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V
Kv^ee^y
HANDBUCH
DKR
BAUSTOFFLEHRE.
ERSTER BAND.
HANDBUCH
DER
BAUSTOFFLEHRE.
FÜR ARCHITEKTEN, INGENIEURE
UND GEWERBETREIBENDE SOWIE FÜR SCHÜLER
TECHNISCHER LEHRANSTALTEN
BEARBKITET
RICHARD KRÜGER.
£N ZWEI BÄNDEN MIT 443 ABBILDUNGEN.
ERSTER BAND.
/
y WIEN. PEST. LEIPZIG.
A. HARTLEBENS VERLAG
ALLE BECHTE TOKIIKIUI.TES.
THE NEVv^ Yul :.
103117
T«Lt-cN ' -NÜATlütyiS.
Vorrede.
VORREDE.
Das vorliegende Werk ist das Ergebniss einer dreijährigen, angestrengten-
Arbeit. Zu der Herausgabe der »Baustofflehrec wurde ich durch den
Umstand veranlasst, dass es in der technischen Literatur noch an einem
Werke fehlt, welches die neueren und neuesten Baustoffe ausführlich
behandelt.
Bei meinen an verschiedenen technischen Lehranstalten über »Baustoff-
lehre« gehaltenen Vorträgen, bei den Uebungen und mündlichen Prüfungen
bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass dem Studirenden ein Werk,
in welchem er alles zu finden vermag, was die moderne Technik auf diesem
Gebiete geleistet, zu weiteren Studien in die Hand gegeben werden muss,
weil die im Unterrichtsplane für dieses Fach gewährte Zeit auch nicht an-
nähernd genügt.
In Anbetracht der gewaltigen Fortschritte der Technik und der Natur-
wissenschaften ist ohne Zweifel ein fortgesetztes Studium dieses wichtigen Zweiges,
der Bauwissenschaft dringend erforderlich. In den letzten 15 Jahren — seit
dem Erscheinen der letzten Auflage des anerkannt vortrefflichen Gottgetreu-
schen Werkes über Baustoffe — hat die Zahl der künstlichen Baustoffe in
überraschender Weise zugenommen und es haben viele von ihnen eine sehr
weite Verbreitung gefunden, so dass sich der Techniker mit den Eigen-
schaften und der zweckmässigsten Verwendung dieser Stoffe, auch mit der-
Herstellungsweise und Bearbeitung derselben vertraut machen muss, wenn
er nicht in seinen Kenntnissen hinter der Zeit zurückbleiben und sich vor
Schaden bewahren will.
Das vorliegende Werk behandelt neben den natürlichen Baustoffen
(Stein, Holz u. s. w.) alle wichtigeren künstlichen und unter diesen sehr ein-
gehend auch die in neuerer und in jüngster Zeit erfundenen. Um den Preis-
des Werkes nicht zu hoch zu gestalten und dadurch das Buch unverkäuflich
zu machen, musste der Umfang desselben auf zwei Bände beschränkt werden ;
ich konnte daher über die Bearbeitung der Baustoffe nur das Nothwendigste
bringen.
Bei der Beurtheilung der Güte der Baustoffe musste ich mich, sofern
mir nicht eigene Erfahrungen zu Gebote standen, auf das Urtheil angesehener
Techniker und auf die Ergebnisse der von staatlichen Prüfungsstationen für
Baustofie angestellten Untersuchungen stützen. In allen denjenigen Fällen, ia>
VI
Vorrede.
welchen ich eine unparteiische Auskunft trotz aller Bemühungen nicht erhalten
konnte, musste ich mich an die Patentschriften und an die Broschüren der
Erfinder halten ; der aufmerksame Leser wird aus der Form meines Referates
leicht erkennen, bei welchen Baustoffen dies nothwendig gewesen.
Ein so umfangreiches und schwieriges Gebiet zweckentsprechend zu
bearbeiten, übersteigt die Kraft und die Kenntnisse des Einzelnen und
erfordert die Unterstützung von Fachgenossen. Und diese Hilfe ist mir hi
reichstem Masse zutheil geworden. Nicht nur hat mir eine grosse Zahl von
Fabrikanten die erbetene Auskunft bereitwilligst ertheilt und mir Zeichnungen
oder Clich^s zur Verfügung gestellt, sondern es waren auch einige Fach-
genossen so gütig, mir mit Rath und That treu zur Seite zu stehen und
einzelne Capitel meines Werkes vor der Drucklegung einer Durchsicht zu
unterziehen. Alle Herren, mit denen ich des Buches wegen in brieflichem
Verkehre gestanden, hier namhaft zu machen, verbietet die sehr grosse Zahl
derselben; ich verfehle jedoch nicht, ihnen allen nochmals an dieser Stelle
meinen herzUchsten Dank auszusprechen!
Zu besonderem Danke bin ich dem Chemiker Herrn Dr. phil. Peter
Knudsen in Bremen verpflichtet, welcher die in meinem Werke besprochenen
chemischen Vorgänge auf das Sorgfältigste prüfte, sowie den Herren Maschinen-
ingenieuren Max Li Ige und Hermann Wilda, beide in Bremen, die mir
beim Correcturenlesen behilflich waren.
Erleichtert wurde mir die Ausarbeitung des Buches auch noch dadurch,
dass mir die reichhaltige, von Herrn Dr. phil. Monke in Görlitz gelieferte
Baustoffsammlung des Technikums der freien Hansestadt Bremen zur Ver-
fügung stand.
Die Specialwerke, Broschüren, Zeitschriften, welche ich bei der Aus-
Inhalts-Verzeichniss des ersten Bandes. VII
Iiihalts-Verzeichniss des ersten Bandes.
ERSTER THEIL.
Die Hauptstoffe.
Erstes Capitel.
Die natürlichen Gesteine und die Erden.
A. JSinleitung^.
Seite
§ 1. Eintheilung der Baustoffe 1
^ 2. Die wichtigsten chemischen Bestandtheile der Gesteine 2
§ 3. Die wichtigsten Mineralien 3
/?. Einige Eigenschaften der Mineralien^ beziehungsweise der natürlichen Gesteine.
^ 4. Das absolute und speciüsche Gewicht 5
i^ 5. Die Härte 7
5^ 6. Die Spaltbarkeit 8
iii 7. Der Bruch 8
f^ 8. Die Durchsichtigkeit 9
§ 9. Der Glanz 9
i^ 10. Farbe und Strich 9
f> 11. Die Porosität (Wärmeleitungsfähigkeit, Luftdurchlässigkeit) 10
5j 12. Die Ausdehnung bei Wärme . 12
j^ 13. Die Elasticität 18
^"14. Die Dehnbarkeit, Sprödigkeit und Zähigkeit 14
C. Eintheilung^ Structur^ Absonderungen^ Schichtungen und Uebergdnge der natür-
lichen Gesteine.
«j 15. Eintheilung der natürlichen Gesteine 15
^ 16. Die Gebirgsformationen 16
^ 17. Die Structur (Textur) 17
§ 18. Die Absonderungen und Schichtungen 19
§ 19. Uebergänge der natürlichen Gesteine 21
D. Die Arten der natürlichen Gesteine.
I. Einfache krystallinische Gesteine.
§ 20. Der Quarzit (Quarzfels) 22
^ 21. Der Gyps 23
ij 22. Der Kalkstein 23
§ 23. Der Dolomit 27
§ 24. Der Mergel 28
§ 25. Der Horablendefels und Hornblendeschiefer 29
§ 26. Der Topfstein (Talkschiefer) 29
§ 27. Der Serpentin (Serpentinfels, Schlangenstein) 30
VIII
Inhalts- Verzeichniss des ersten Bandes.
Seite
II. Gemengte krystallinische Gesteine.
A. Plutonische und metamorphische.
1. Orthoklasgesteine.
^ 28. Der Granit 31
§ 29. Der Granulit ... 83
§ 30. Der Felsitporphyr (Quarzporphyr) 33
§ 31. Der Syenit 34
2. Plagioklasgesteine.
§ 32. Der Diorit 3.5
I 33. Der Diabas 36
§ 34. Der Porphyrit 37
§ 35. Der Melaphyr 37
§ 36. Der Gabbro 3>5
3. Glimmergesteine.
§ 37. Der Gneis 39
§ 38. Der Glimmerschiefer 40
§ 39. Der Thonglimmerschiefer 41*
4. Feldspath- und glimmerfreie Gesteine.
§ 40. Der Eklogit 42
§ 41. Der Turmalinfels und Turmalinschiefer 42
B, Vulkanische, krystallinische Gesteine.
1. Trachytgesteine.
§ 42. Der eigentliche Trachyt und der Trachytporphyr 42
§ 43. Der Phonolith (Klingstein) 43
§ 44. Der Pechstein 44
^ 45. Der Perlstein (Perlit) 45
§ 46. Der Obsidian 45
^ 47. Der Bimsstein 46
2. Basaltgesteine.
§ 48. Der Dolerit 46
§ 49. Der Basalt 47
^§ 50. Die Lava 49
III. Klastische Gesteine oder Trümmergesteine.
Inhalts- Verzeichniss des ersten Bandes. IX
Seite
§ 67. Die Fonnbarkcit 87
I 68. Die Politurfähigkcit 88
§ 69. Die Bnichfeuchtigkeit und Frostbeständigkeit 89
I 70. Die Dauerhaftigkeit 90
I 71. Die Abnützbarkeit 94
§ 72. Die Feuerbestandigkeit 94
G. Die Bearbeitung und Haltbarmachung.
§ 73. Allgemeines 95
§ 74. Das Bossiren und die Herstellung der Schläge 96
§ 75. Die Herstellung gespitzter, gckrönelter, gestockter, scharrirter, gezähnelter und
glatter Steinflächen 97
§ 76. Das Schleifen und Poliren 99
§ 77. Die Steinsägen ... 101
§ 78. Die Herstellung der Platten 103
§ 79. Die Herstellung der Profilirungen mittelst Hand- und Maschinenarbeit . . . 105
§ 80. Die Herstellung von Säulen 106
§ 81. Die Herstellung von Verzierungen u. s. w. mittelst Sandstrahlgebläses und
Aetzung 106
§ 82. Das Färben, Anstreichen und Vergolden 107
§ 83. Die Erhaltung 108
Zweites Capitel.
Die künstlichen Steine.
A. Die gebrannten künstlichen Steine.
§ 84. Die Haupteigenschaften der Thone 110
§ H5. Die Verunreinigungen des Thones 115
^ 86. Untersuchung der Thonmasse 118
§ 87. Die Gewinnung der Ziegelthone 126
§ H'^. Die Vorbereitung der Thonmasse 129
§ 89. Das Formen der Ziegel mittelst Hand- und Maschinenarbeit 151
^ IK). Das Trocknen der von Hand oder mittelst Maschine geformten Thonwaren . 183
§ in. Die Transporteinrichtungen auf Ziegeleien 196
§ 92. Das Brennen der Thonwaren 198
§ 93. Färben, Glasiren und Mustern der Thonwaren 218
§ i»4. Die verschiedenen Thonwaren • 224
B. Die ungebrannten künstlichen Steine.
§ 95. Lehmsteine, Lehmpatzen 252
5* 96. Steine aus Bimssand, Kalk und Sand, Schlacken 2r>4
5} 1)7. Künstliche Sand- und Kalksteine • 258
§ 98. Das Xylolith oder Steinholz 260
§ 99. Bausteine aus Korkmasse • . . . , 261
§ 100. Verschiedene andere künstliche, gebrannte und ungebrannte Bausteine . . 264
Drittes Capitel.
Die Hölzer.
A. Anatomischer BaUy chemische Zusammensetzung, Asche- und Wassergehalt, A/ier,
Krankheiten und Fehler des Holzes.
§ 101. Anatomischer Bau 267
$ 102. Chemische Zusammensetzung, Asche- und Wassergehalt der Hölzer .... 282
§ 103. Aller, Krankheiten und Fehler der lebenden Bäume 288
B. Allgemeine Eigenschaften der Hölzer.
% 104. Einleitung. Aeusscre Gestalt 205
S 105. Das specifische Gewicht l^b
X
InhaltS'Verzeichniss des ersten Bandes.
Seite
Härte 298
Spaltbarkeit 299
Elasticität (Federkraft) 300-
Biegsamkeit, Zähigkeit, Sprödigkeit 302
Festigkeit 303
Dauerhaftigkeit 308
Schwinden, Werfen, Reissen 312
Quellen .' . 316
Farbe ... 317
Glanz, Durchsichtigkeit. Geruch .. ...318-
Wärmeeifect, Brennbarkeit, Verdampfüngsfähigkeit, Wärmeleitungsvermögen 319-
C. Die wichtigsten Holzarten und ihre zweckmässigste Verwendung.
I. Die Laubhölzer.
§ 117. Eiche 321
§ 118. Erle (Eller, Else) 324
§ 119. Esche . . 326-
§ 120. Gemeine Buche (Rothbuche) 327
§ 121. Weiss- oder Hainbuche 328
§ 122. Ulme oder Rüster 329-
§ 123. Pappel • 331
§ 124. Linde 332
*^ 125. Ahorn 334
§ 12«. Birke 335
I 127. Weide 337
§ 128. Akazie und Robinie 339
§ 129. Kastanie 340
§ 130. Nussbaum 341
§ 131. Platane 343
§ 132. Obstbäume . . . • 343
§ 133. Verschiedene kleinere Laubbäume und Sträucher 347
§ 134. Exotische Laubhölzer 353
IL Die Nadelhölzer.
S 135. Tanne . . , ..,..,....,.,,*..,,.,,... 365
§ Uill Fichte oder RothUnne , .....,.,,,,... 3B7
§ 137. Wachholder oder Wacholder ......... .368
Inhalts- Verzeichniss des ersten Bandes. XI
Viertes Capitel.
Die Metalle.
§ löT). Einleitun«; 437
/. Kisen und Siahl.
A. Erzeugung des Kiscns und Stahles.
§ 156. Einthcilung der Eisensorten 438
^ 157. Die Rohstoffe 438
*i 158. Vorbereitung der Rohstoffe. Zuschläge 441
§ 159. Erzeugung des Roheisens 442
§ 160. Einthcilung des Roheisens und Eigenschaften desselben 445
j5 161. Erzeugung des Schwcisseisens 448
S 162. Erzeugung des Flusseisens 453
S 163. Andere Stahlsorten 459
B. F"ormgebung des Eisens.
§ 164. Vorbemerkung 460
§ 1^55. Giesserci 461
§ 16<J. Schmieden und Pressen 474
§ 167. Das Walzen, Richten und Drahtziehen 478
8 16S. Herstellung schmiedcei.serner Rohren 483
§ 169. Herstellung der Schrauben 485
§ 170. Weitere Bearbeitung der Eisenwaren 487
§ 171. Verl>indungen der Eiscntheile 49()
§ 172. Rostschutzmittel 492 •
§ 173. Feuerschutzmittcl 499
S 17-1. Eisen- und Stahlwaren 502
§ 175. Eigenschaften der Eisen- und Stahlsorten und Prüfung derselben 515
//. Kupfer,
% 176. Gewinnung des Kupfers 530
ä 177. Eigenschaften des Kupfers und Verwendungen desselben 532
///. Zink.
ji 178. Gewinnung des Zinks 535
§ 17JK Eigenschaften des Zinkes und V'crwendungen desselben 536
IV , Zinn.
§ INI Gewinnung des Zinns 538
§ ISl. Eigenschalten des Zinns und Verwendungen desselben 540
/'. lUei.
^ 1^2. Gewinnung des Bleies 541
§ lJü'3. Eigenschaften des Bleies und Verwendung desselben 543
VI. Aluminium,
§ IHl. Gewinnung des Aluminiums 545
§ 1}^5. Eigenschaften des Aluminiums und Verwendungen desselben 54(5
/ '//. Mckcl.
§ IW». Gewinnung des Nickels 5-18
^ 1^T. Eigenschaften des Nickels und Verwen<iuiigcn desselben 549
^ 188. VIII. Metalll<'<^icruni;en 549
Nachtrag zu § KJO 558
Nachtrag zu § 142 5r>0
ERSTER THEIL.
Die Hauptstoffe.
Erstes Capitel.
Die natürlichen Gesteine und die Erden.*)
A. Einleitung.
§ 1. Eintheilung der Baustoffe.
Die Baustoffe werden eingetheilt in:
I. Hauptstoffe. Zu ihnen gehören die natürlichen und künstlichen
Steine, die Hölzer und die Metalle.
II. Verbindungsstoffe. Zu ihnen rechnet man die Luft- und Wasser-
mörtel, die Kitte und den Asphalt.
III. Nebenstoffe oder Hilfsstoffe. Es sind dies: das Glas, die
Farbstoffe und Firnisse, der Theer, die Dachpappe, der Kautschuk, die
Guttapercha, die Taue, das Rohr und das Moos.
Die Hauptstoffe finden vorzugsweise Verwendung zu tragenden und
raumumschliessenden Constructionen, die Verbindungsstoffe zur innigen Ver-
einigung der Flächen zweier oder mehrerer, zu einer Construction vereinigten
Baustoffe oder zur Herstellung eines Ueberzuges (z. B. eines Putzes zum
55chutze gegen Kälte und Feuchtigkeit) und die Nebenstoffe zum inneren
Ausbau sowie zu mannigfachen nebensächlicheren Arbeiten.
*) Ausführlicheres über diesen Gegenstand findet man in dem Werke des Ver-
fassers: »Die natürlichen Gesteine, ihre chemisch-mineralogische Zu-
sammensetzung, Gewinnung, Prüfung, Bearbeitung und Conservirung.«
A. Hartlcben's Chemisch-technische Bibliothek, Bd. CLXXIV und CLXXV. Wien 1889.
— Benutzt wurden bei der Ausarbeitung dieses Capitels noch folgende Werke:
Gottgetreu, Physische und chemische Beschaffenheit der Baumaterialien u. s. w.
Berlin 1880. a Aufl. Bd. I, S. 1—202.
Handbuch der Architektur. Darmstadt 1895. Th. L Bd. I, S. 65—92.
Dr. Hörn stein, Kleines Lehrbuch der Mineralogie. 1875.
Dr. Herrn. Zwick, Die Natur der Ziegelthone und die Ziegelfabrikation der
Ge^nwart. Wien 1894. 2. Aufl.
Dr. Mothes, ülastrirtes Baulezikon. Leipzig 188B. 4. Aufl.
Venchfoden« (im Text angeführte) Zeitschriften u. s. w.
K r 8 c e r, flaadlwch der Batutofflebre. 1
2 Erster Theil. Die Hauptstoffe.
§ 2. Die wichtigsten chemischen Bestandtheile der Gesteine.
Die natürlichen Gresteine sind anorganische, grösstentheils aus einenci
Gemenge verschiedener Mineralien bestehende Theile der Erdrinde. Sie sind
entweder frei von Versteinerungen oder besitzen Ueberreste von Thier- und
Pflanzenkörpern. Die wichtigsten chemischen Bestandtheile der Mineralien
sind folgende:
1. Der Sauerstoff. Er bildet mit Kiesel (Silicium) den Bergkrystall
(Quarz) und die Kieselsäure, welche mit Kali, Natron, Kalk-, Thon-,
Talkerde u. s. w. verbunden den hauptsächlichsten Bestandtheil der Erd-
rinde darstellt. Sauerstoff mit Kohlenstoff giebt die Kohlensäure, die
in grossen Massen in Verbindung mit Kalkerde, Talkerde und Eisenoxydul
auftritt und mit diesen einen grossen Theil der Kalksteingebirge bildet. Sauer-
stoff und Wasserstoff liefern das Wasser, das z. B. im Gyps und Serpentin
in grösserer Menge und selbst in sehr dichten Gesteinen (als sogenannte
Bergfeuchtigkeit) vorkommt. Sauerstoff und Stickstoff bilden die Salpeter-
säure, welche selbst die festesten Gesteine zerstören kann und z. B. den
gefürchteten Mauerfrass erzeugt. - — Der frei vorkommende und in Ver-
bindungen enthaltene Sauerstoff macht dem Gewichte nach ungefähr ein Drittel
des bekannten Theiles der Erdrinde aus.
2. Der Kohlenstoff. Er bildet im reinen Zustande den Diamant, ist
der Hauptbestandtheil von Graphit, Anthracit, Stein- und Braunkohle, Holz-
kohle und Torf, Bemstehi, Asphalt und kommt in verschiedenen Gesteinen,
z. B. im bituminösen Schiefer vor.
3. Der Schwefel. Er liefert im reinen Zustande den Schwefel (Stangen-
schwefel, Schwefelblumen, Schwefelfäden), in Verbindung mit Metallen den
Schwefelkies (Eisenkies), den Kupferkies, den Bleiglanz, die Zinkblende u. s. w.,
mit Sauerstoff die Schwefelsäure, mit Wasserstoff den Schwefelwasser-
stoff. Er findet sich z. B. im Gyps, Kalkstein und Mergel und beschleunigt
die Verwitterung der Gesteine.
4. Das Kalium und das Natrium. Ersteres findet man z. B. im
Feldspath und im Glimmer, das Natrium im Feldspath und im Kochsalz
(mit Chlor).
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 3
Manganoxyduloxyd, Manganoxyd, Manganhydroxyd und Manganhyperoxyd),
welche hauptsächlich die färbenden Stoffe der Gesteine bilden, aber zum Theil
auch als Erze (z. B. Roth-, Magnet- und Brauneisenstein) vorkommen.
Die übrigen chemischen Grundstoffe haben nur in einem geringeren
Maasse an der Bildung der Gesteine Antheil genommen und können deshalb
unberücksichtigt bleiben.
§ 3. Die wichtigsten Mineralien.
Zu den wichtigsten Mineralien rechnet man:
1. Den Feldspath. Man unterscheidet: Orthoklas oder Kalif eld-
spath (aus Kieselsäure, Thonerde und Kalium bestehend), Albit oder Natron-
feldspath (aus Kieselsäure, Thonerde und Natrium zusammengesetzt) und
Auorthit oder Kalkfeldspath (aus Kieselsäure, Thonerde und Kalk ge-
Mdet). Abarten des Orthoklas: Adular (edler P'eldspath), Eisspath (Mond-
stein), gemeiner Feldspath (Pegmatolith) und Sanidin (glasiger Feldspath), —
^ Albit und Anorthit: Oligoklas (Kalknatronfeldspath), Periklin, Andesin
und Labrador.
Albit und Anorthit (oft auch nur ihre Abarten Oligoklas und Labrador)
werden von den Mineralogen auch zusammen mit Plagioklas bezeichnet.
2. Den Leuzit aus kieselsaurer Thonerde und kieselsaurem Kalium.
3. Den Nephelin mit den Bestandtheilen : Natrium, Kalium, Thonerde
«nd Kieselsäure. Abart: Eläolith.
4. Den Glimmer. Man unterscheidet: Kaliglimmer (weissen
CHmmer) aus Kalium, Thonerde und Kieselsäure, Kalkglimmer (Margarit)
^us Kieselsäure, Thonerde und Kalkerde, Natronglimmer (Paragonit) aus
kieselsaurer Thonerde und kieselsaurem Natrium, Lithionglimmer, einen
Kaliglimmer mit geringem Gehalt an Lithion, Fluor u. s. w., Magnesium-
gJimmer (schwarzen Glimmer) aus Magnesia, Kalium, Thonerde, Eisen-
oxyd und Kieselsäure.
5. Den Quarz (Kieselsäureanhydrit); häufig verunreinigt und gefärbt
durch kleine Beimengungen von Eisenoxyd und anderen Oxyden, auch Kohlen-
stoff u. s. w. Abarten: die Halbedelsteine Bergkrystall, Rauchtopas, Ame-
thyst, Aventurin, Katzenauge, Chalcedon, Achat, ferner der Eisenkiesel (mit
rothem und gelbem Eisenocker), der Stinkquarz (mit Bitumen) u. s. w.
tJ. Die Hornblende (Amphibol), deren chemische Zusammensetzung
sehr schwankend ist. Sie enthält : Kalk, Magnesia, Eisen und Thonerde. Man
unterscheidet aber thonerdehaltige und thonerdefreie Hornblende. Zu der
ersteren rechnet man die gemeine und die basaltische Hornblende. Weitere
Abarten sind: der Strahlstein oder Aktinolith, der Grammatit (Tremolit,
Kalamit), Amphibol- Asbest oder Amiant u. s. w. Der Hornblende verwandt
und von ihr schwer zu unterscheiden ist der Augit; auch Turmalin wird mit
Hornblende leicht verwechselt.
7. Den Turmalin (Schörl), ein aus Thonerde, Eisen- und Mangan-
oxydul, Kalkerde, Magnesia, Kalium, Natrium, Lithium, Fluor, Phosphorsäure,
Kieselsäure, Borsäure und Wasser bestehendes Mineral, dessen chemische
Zusammensetzung eine sehr verwickelte und wechselnde ist.
8. Den Augit (Pyroxen), aus kieselsaurer Kalkerde und kieselsaurer
Magnesia bestehend, statt der Kieselsäure auch Thonerde, Kalkerde oder
1*
4 Erster Theil. Die HauptstofTc
Eisenoxydul führend. Abarten; gemcmer oder thonerdehaltiger Augit und
Kokkolith, thonerdefreier Diopsid, Diallag, Hypersthen, Bronzit, Enstatit.
i). iJeii Chlorit aus kieselsaurer Thonerde niit kieselsaurer Magnesia
oder aus kieselsaurem Eiseuoxydul
10. Den Talk aus Kieselsäure, Magnesia und etwas Wasser bestehend
und statt eines Theiles der Magnesia auch Eisenoxydul oder Thonerde führend,
Abart: Speckstein (dichter Talk),
IL Den Serpentin aus kieselsaurer Magnesia unti Wasser. Abarten:
edler Serpentin, gemeiner Serpentin, Chrysotil (faseriger Serpentin oder Ser-
pentin-Asbest), Pikrolith.
12. Das Kaolin (Por/ellanerde), ein Zersetzungsproduct besonders
des Orthoklas und verwandter Mineralien. Es bildet, gemengt mit mehr oder
weniger Sand uTid Kalk, den Thon, die Lette und den Lehm.
13. Den Dolomitspath (Bitterspath, Braunspath) aus kohlen-
saurem Kalk und kohlensaurer Magnesia besteheuil, häufig auch kohlensaures
Manganoxydul und kohlensaures Eisenoxydul enthaltend. Al>art: Ankerit,
14. Den Kalkspath (Calcit") aus kohlensaurem Kalk, meistens mit ge-
ringen Beimengungen von Magnesia, Eisenoxydul, Manganoxydul und Zinkoxyd.
15. Den Aragnnit (aragonischen Kalkspath) aus kohlensaurem
Kalk, häufig mit Beimengungen von kohlensaurem Strontian, sehener mit
kohlensaurem Blei und kohlensaurer Magnesia. Aragonit ist mit dem Kalk-
spath innig verwandt. Abarten: Sprudelstein, Erbsenstein,
IG. Den Gyps, ein ZerNetznngsproduct \on Kalksali&en (besonders vom
kohlensauren Kalk) durch Schwefelsäure; sehr verbreitet. Abarten: Alabaster»
Marienglas i^Fraueneis), Fasergyps, Schaumgyps.
17. Den Anhydrit aus wasserfreiem, schwefelsaurem Kalk. Durch Auf
nähme voti Wasser verwandelt er .sich in Gyps. Abarten: Vulpinit^ Ge-
krösesteiii.
18. Den Granat, mit sehr schwankender chemischer ZusammenseiÄung,
Nach den metallischen Bestandtheilen unterscheidet man: den Elsenthon-
granat (den edlen Granat^ Almandtn, Karfunkel), den Kalklhongranat
(weissen Granat, Leukogranat, Hessonit, Caneelstein, Grossularl, den Talk-
Thongranat (Pytop oder böhmischen Granat), den Mangan-Thongranat
(Spessartin), den Kalkeisengranat (gemeinen Granat» Melanit), den Kalk-
chromgranat (Uwarowit). Noch zu erwähnen ist der Kolophonit, eine Ver*
bindung des Talkthongranat und des Kalkeisengranat.
19. Den Disthen v^yanit, Rhäticit) aus Thon- und Kieselerde, zu-
weilen mit etwas Eisenoxyd.
20. Das Steinsalz (Edelstein salz, Kochsalz) aus Natrium und
Chlor und mit Beimengungen von Chlormagnesium und Chlorkalinm. (Es ist
sehr verbreitet, bildet Berge, Eelsen, Stöcke und gewaltige l*ager im Erd-
inneren und in Wüsten. Salz fehlt hi keiner Gesteinsformation und in keinem
Wasser, selbst Regen wasser enthält Spuren davon.)
21. Den Schwefelkies (Eisenkies, Pyrit) aus Eisen und Schwefel;
er verwittert leicht zu Eisenvitriol Schwefelkies ist ein sehr verbreitetes
metallisches Mineral.
22. Den Magnetkies (Pyrrhotin) aus Eisen und Schwefel in ver-
schiedener Zusammensetzung, oft auch etwas Nickel enthaltend,
it^. Den Magneteisenstein aus Eisenoxyduloxyd.
^
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 5
24. Den Brauneisenstein aus Eisenoxydhydrat. Letzteres bildet mit
Thon vermengt den braunen Thoneisenstein oder gelben Ocker und das Bohn-
en, femer mit Thon, Sand, Phosphorsäure und Schwefel den Raseneisenstein.
25. Das Rotheisenerz (Hämatit) aus Eisenoxyd, bisweilen mit ge-
ringen Mengen von Titansäure, Thonerde und Kieselerde. Abarten: Eisen-
glanz, Eisenglimmer, rother Glaskopf, Blutstein, Rotheisenocker (Röthel).
26. Die Zinkblende aus Zink und Schwefel.
27. Den Bleiglanz aus Blei und Schwefel, bisweilen auch etwas Silber
enthaltend.
28. Den Graphit aus Kohlenstoff, mehr oder weniger verunreinigt
durch Eisenoxyd, Kieselerde, Thon u. s. w.
21). Den Anthracit (Kohlenblende) aus Kohlenstoff, Wasserstoff,
Sauerstoff und Asche.
Noch zu erwähnen sind: Baryt (Schwerspath), Beryll (Smaragd),
Boracit, Gold, Silber, Kupfer, Zinnober (Quecksilber), Ülivin (Chry-
solith), Platinerz, Flussspath, Apatit, Staurolith, Titanit, Spateisen-
stein und die wichtigen Brennstoffe Steinkohle und Braunkohle.
B. Einige Eigenschaften der Mineralien, beziehungsweise der natür-
lichen Gesteine.
§ 4. Das absolute und specifische Gewicht.
Man .unterscheidet absolutes und specifisches Gewicht (Eigengewicht)
Das absolute Gewicht gibt den Druck an, welchen ein Körper auf
seine Unterlage ausübt ; es wird hervorgerufen durch die auf die Masse des
Körpers einwirkende Schwerkraft.
Unter dem speci fischen Gewichte eines Körpers versteht man das
Verhältniss seines Gewichtes zu dem Gewichte eines- gleichen Volumens
Nasser, das chemisch rein (dcstillirt") ist und eine Temperatur von -|- 4^ C.
(genau: 3'94o® C.) besitzt, bei welcher es seine grösste Dichtigkeit erreicht.
Bezeichnet man mit g das specifische Gewicht des Körpers und mit/
seinen Rauminhalt (in Cubikdecimetern oder Litern), so ist sein absolutes
Gewicht = y ^. Da man das Gewicht von 1 / reinen Wassers (im Maximum
seiner Dichtigkeit) als P'inheit (— - 1 kg) annimmt, so braucht man bei festen
Körpern nur das absolute Gewicht (nach Kilogrammen) durch Wägung und
<Jen Rauminhalt (nach Litern) durch Messung oder Berechnung festzustellen
und das absolute Gewicht durch den Rauminhalt zu theilen, um das speci-
fische Gewicht zu ermitteln.
Man bedient sich aber auch zu dieser Ermittelung einiger Instrumente,
von denen das Pyknometer, das Aräometer und die hydrostatische
^Vaage hervorzuheben sind.
Tabelle der specifischen Gewichte einiger Mineralien, Gesteine, Erden u. s. w.*)
J» Achat 2-50 W. Anthracit 1-4— l?
i^' Alabaster 2-70 7. Antimon ()-71
3- Alann (Kali-) 1*70 8. Antimonglanz 4-G— 4*7
*• Alominium, gehämmert . 2-70 \). Apatit ;M(»— 8*22
"• Alnminium, geschmolzen . 2t)<> 10. Asbest, im Mittel .... 2'b
*) Die specifischen Gewichte der Hölzer sind im dritten, die der Baumetalle im
^^en Capitel dieses Werkes aufgeführt.
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
4
Asphalt 11— 1-2
Basalt 2-88-3-3
BcrgkrysUll 26
Bernstein IK)— 1*1
Bimsstein, fest 0*9—1-65
Bimsstein, gepulvert . . . 2'2— 2*5
Bimssteintuff 1*25
Bittersalz 1*7—1-8
BlätterkoWe 1-2—1-5
Blutlaugensalz (gelbes) . .1-83
Bolus 2*2—2-5
Bor 2-68
Boracit 2-9-30
Borax 1-7—1-8
Borazglas 2*6
Braunkohle 1-2-1*4
Braunstein 4-7-5*0
Buntsandstein 2-4—2-55
Cannelkohle 1-21-1*5
Conglomerate, im Mittel . 2*2
Diabas, im Mittel .... 3-0
Diamant 3'5
Diorit 2-8-3-0
Dolerit 2*56-3-1
Dolomit 2-85-2-95
Erde , lehmige , festge-
stampfte, frisch 2-06
Erde , lehmige , festge-
stampfte, trocken .... 1*63
Erde, mager, trocken . .1-34
Erdpech, elastisch .... 0-8— 1*23
Feldspath 2*53—2*58
Felsitporphyr 1*55—2*793
Feuerstein 2-59—2*61
Flussspath 3*1-3*2
Gabbro 2*7—3*03
Gartenerde, frisch .... 2*05
Gartenerde, trocken . . .1*63
Glauikphle . 1*2— 1'5
70.
71.
72.
73.
74.
75.
76.
77.
78.
79.
80.
81.
82.
as.
84.
85.
86.
87.
88.
89.
90.
91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
99.
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107
Kaolin 2*2
Kies 1-5—1-8
Kochsalz 2-1—2-2
Kohlensandstein .... 2-58—2*85
Kreide, weisse .... 1-8—2-6
Kupferglanz 5*5—5*8
Kupferkies 4*1—4*3
Kupfervitriol 2*2-2*3
Lava 0*7-2*6
Lehm, trocken .... 1*52
Lehm, frisch gegraben . 1*67—2*85
Magnesia ....... 3*20
Magnesium 1*74
Magnetkies 4*54 — 4*64
Malachit 3*7—4*1
Marmor 2*52—2*85
Meerschaum 0*988—1*279
Melaphyr 2*5-2*8
Mennige 8*4- 8*7
Mergel, erdig ... 2-3
Mergel, hart, dicht . . .2*5
Mühlsteinquarz .... 1-25-1-60
Natrium, rein 0*97
Natronsalpeter 2-26
Obsidian 2-3-2*5
Pech 1*07
Pechstein 2*2—2*3
Perlstein 2*36—2*45
Phonolith 2*5—2-7
Platin 21.5
Polierschiefer 2*1
Porphyr 2-4-2-8
Porzellanerde 2*2
Pottasche (kohlensaures
Kalium) 2*264
Quadersandstein,im Mittel 2*15
Quarz 2*5-2*8
guarzit (Quarzfels) . . . 2*5-2*8
uarjEiMiphvr 1-&5— 2.79a
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 7
130. Topfstein (Talkschiefer) . 2-77—302 IM. Trachyt 2-55- 2-68
131. Torf, trocken 0-51 la'). Tuff (Leucit-) 1-5
132. Torf, erdig OlA 13(;. Tuff (Porphyr-, Felsit-) .175-2-2
133. Torf mit Pech . . . . 0"84^ i;]7. Turmali n 2*94— 3-24
§ 5. Die Härte.
Härte nennt man den Widerstand, welchen ein Körper dem Eindringen
eines festen Körpers (durch Druck, Ritzen, Schlagen u. s. w.) entgegensetzt.
Von zwei Körpern ist derjenige der härtere, welcher den anderen mit einer
Kante oder Spitze zu ritzen vermag, ohne von diesem selbst geritzt zu werden.
Professor Mohs hat zehn Mineralien ausgewählt, von denen immer das
folgende härter als das vorhergehende ist. Diese bilden eine Scala von zehn
Härtegraden, die durch Nummern bezeichnet werden.
Härte 1: Talk (mit dem Fingernagel leicht zu ritzen);
Härte 2: Gyps oder Steinsalz (mit dem Fingernagel schwer zu ritzen);
Härte 3: Kalkspath (mit dem Messer leicht zu schaben);
Härte 4: Flussspath (mit dem Messer schwer zu schaben);
Härte 5: Apatit (mit dem Messer fast nicht mehr zu schaben, giebt
am Stahl keine Funken);
Härte 6: Orthoklas (giebt am Stahl einzelne Funken);
Härte 7: Quarz (giebt am Stahl lebhafte Funken);
Härte 8: Topas;
Härte 9: Korund;
Härte 10: Diamant (ritzt alle Körper und wird selbst von keinem
anderen Körper geritzt).
Breithaupt hat eine andere, zwölf Härtegrade umfassende Scala auf-
gestellt, welche lautet:
1. Talk, 2. Gyps, 3. Glimmer, 4. Kalkspath, 5. Flussspath, (5. Apatit,
7- Hornblende, 8. Feldspath, 9. Quarz, 10. Topas, 11. Korund, 12. Diamant.
(Um Irrthümem vorzubeugen, sei bemerkt, dass, wenn in diesem Werke
Angaben über die Härte gemacht werden, sich die Zahlen auf die Mohs'sche
Scala beziehen.)
Die Härte eines Minerals wird dadurch bestimmt, dass man es der
^eihe nach mit obigen Mineralien (z. B. mit dem Diamant angefangen) zu
ritzen versucht. Wird z. B. ein Mineral vom Orthoklas geritzt, und ritzt es.
selbst Apatit, so hat es die Härte 5 — 6, ritzt ein Mineral den Apatit, und
yid es vom Orthoklas nicht geritzt, so hat es die Härte G. Zu beachten
ist hierbei, dass ein und dasselbe Mineral nach verschiedenen
Richtungen (wie z. B. der Gyps) oder auf verschiedenen Flächen
(wie z. B. der Cyanit) verschiedene Härten besitzen kann. Es ist
hiernach nicht gleichgiltig, mit welchen Stellen eines Minerals ein anderes
Mineral geritzt wird.
Die Härte der porösen und aus verschiedenen Mineralien zu-
sammengesetzten Gesteine lässt .sich auf diese Weise nicht bestimmen.
Man ermittelt vielmehr ihren Widerstand gegen Ritzen, Schneiden, Schlag
u. s. w. mittelst eigens zu diesem Zwecke construirter Maschinen. Erwähnens-
werth ist der Bauschinger'sche Schleifapparat*), mit dem der auf seine
•) Eine BeschreibuDg und Abbildung dieses Apparates findet man im 11. Hefte
der »Mittheiinngen aus dem mechanisch-technischen Laboratorium zu
8
Erster Theil. Die Hauptstofie.
Härte zu untersuchende Stein zugleich mit dem Normalstein abgeschliffen
und die Abnutzungstiefe beider gemessen und verglichen wird; die Si eben-
eiche r's che Bohrmaschine*), mit welcher durch einen flachen Kreuz-
bohrer von stets gleicher Form und gleicher Beschaffenheit, gleicher Belastung
und gleicher Fallhöhe ein Loch von bestimmter Tiefe in den Stein gebohrt
und aus der Anzahl der hierzu erforderlich gewesenen Bohrstösse direct die
Verhältnisszahl für die Härte bestimmt wird; die rotirenden Trommeln,
in welche Steinstücke von höchstens G cm Dicke geworfen werden, die in
P*olge der Staubbildung einen Gewichtsverlust erleiden, aus dessen Grösse
sich die Härte feststellen lässt.
Die Härte wächst im Allgemeinen mit Zunahme der Festigkeit und
häufig auch mit zunehmender Austrocknung der Gesteine, und sie ist bei
feinkörnigen Gesteinen in der Regel grösser als bei grobkörnigen.
Bestimmt man die Härte nach der Menge des Strichpulvers bei
einer gleichen Anzahl Feilcnstriche (vergl. § 10), so erhält man nach
Dr. Monke folgende Härtescala: 1. Basalt (am härtesten), 2. Porphyr,
3. Granit, 4. Syenit, f). Sandstein, 6. Gneis, 7. Dolomit, 8. Marmor,
9. Trachyt, 10. Kalkstein, 11. Glimmerschiefer, 12. Thonschiefer
(am weichsten).
Technisch unterscheidet man Bohr- oder Gewinnungshärte (vergl.
§ 62), Arbeitshärte und Abnutzungshärte (vergl. § 71).
§ (). Die Spaltbarkeit.
Die Eigenschaft der Mineralien, sich nach bestimmten Ebenen theilen
zu lassen, nennt man Spaltbarkeit. Diese Eigenschaft besitzen nur krystallisir-
l)are Mineralien. In ihnen ist die Cohäsionskraft (d. h. die Anziehungskraft
zwischen den einzelnen Theilchen [Molecülen] des Körpers) nach einer be-
stimmten Richtung geringer. Man unterscheidet einfache und mehrfache
'Spaltbark ei t, je nachdem sich ein Mineral nur nach einer oder nach
mehreren Richtungen spalten lässt. Die hierdurch gebildeten Stücke heissen
Spalt uuesstücke, die ebenen und tilattcu Flächen Spalt ebenen oder
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 9
muschelig, wenn kugelförmige Erhöhungen mit runden Vertiefungen
abwechseln;
Splitt er ig, wenn die Bruchfläche halb abgelöste Splitter zeigt;
hakig, wenn sie zackige Spitzen oder hakenförmig gebogene Erhöhungen
besiüt;
erdig, wenn die Bruchfläche mit staub- oder sandförmigen Theilchen
bedeckt ist.
Femer unterscheidet man noch den dichten, blätterigen und faserigen
Bruch.
§ 8. Die Durchsichtigkeit.
Bei der Durchsichtigkeit unterscheidet man verschiedene Grade. Es
heisst ein Mineral :
durchsichtig, wenn es das Licht so durchlässt, dass die Gestalt eines
Gegenstandes durch das Mineral in scharfen Umrissen gesehen werden kann;
wasserhell (farblos), wenn es durchsichtig und imgefärbt ist;
halbdurchsichtig, wenn der Gegenstand durch das Mineral nur un-
deutlich zu erkennen ist;
durchscheinend, wenn das Mineral das Licht nur durchschimmern lässt;
an den Kanten durchscheinend, wenn es das Licht nur an den
Kanten oder auch durch ganz dünne Bruchstücke durchschimmern lässt;
undurchsichtig, wenn selbst das Letztere nicht mehr der Fall ist.
Es giebt Mineralien, welche einen verschiedenen Grad der Durchsichtig-
keit besitzen. Die Durchsichtigkeit hängt besonders von der Gleichartigkeit
<*CT Masse des Minerals ab.
§ 9. Der Glanz.
Der Glanz der MineraUen ist abhängig von der Beschaffenheit der
9^rfläche und umso grösser, je ebener die Oberfläche ist und je mehr
^^ sich der Spiegelglätte nähert. Man unterscheidet folgende Grade:
spiegelnd, wenn ein sehr klares Spiegelbild auf der Oberfläche er-
scheint;
starkglänzend, wenn das Spiegelbild scharf begrenzt ist;
glänzend, wenn dasselbe weniger scharf begrenzt ist;
wenig glänzend, wenn das Spiegelbild nur durch einen allgemeinen
Lichtschein vertreten, aber nicht mehr deutlich zu erkennen ist;
schimmernd, wenn sich dieser Lichtschein nur auf einzelnen Stellen zeigt;
matt, werm aller Glanz fehlt.
Man unterscheidet ferner folgende Arten:
Metallglanz, Diamantglanz, Glasglanz (am häufigsten), Wachs-
^^cr Fettglanz, Perlmutterglanz und Seidenglanz.
Kettglanz wird häufig durch eine wellenförmige Beschaffenheit der
Oberfläche, Perlmutterglanz durch zahlreiche dünne, übereinander liegende,
<|"rchscheinende Blättchen, Sei den glänz durch eine faserige Structur (vergl.
>^ l'V hervorgerufen.
§ 10. Farbe und Strich.
Die Farbe ist entweder durch die chemische Zusammensetzung des
Minerals bedingt, oder sie wird durch mikroskopisch kleine, gestaltlose, zu
w
Erster TheiL Die HaupUtoffe.
fällige Bestandtheile des an und für sich farblosen Minerals hervorgerufen.
Besonders sind es Eisen-, Mangan- und Chromverbindungen, aber auch
Vanadin-, Kobalt-, Nickel- und Kupferverbindungen, welche die
Färbung verursachen. Die gelbe, rothe, braune, schwarze und violette Farbe
kann durch Eisen Verbindungen, die violette urid rolhliche durch Mangan-
verbindungen, die rothe, grüne und gelbe durch Chrom Verbindungen, die
grüne durch Vanadinverbindmigcn oder durch äusserst feine Chloritschüppchen,
die graue bis schwarze durch febivertheilten Graphit oder durch Bitumen
erzeugt sein u. s, w.
Man theilt die Farben ein in metallische und nichtmetallische.
Zu den ersteren gehören: silberweiss, zinnweiss, bleigrau, stahlgrau,
licht- und dunkel-eiseuschwarz, ferner speisgelb, goldgelb,'messing-
gelb, bronicfiirben, tonibackbraun ; zu den nichtmetallischen Farben
rechnet man: schnee weiss, aschgrau, sammetschwarz, berlinerblau,
smaragdgrün^ citronengelb, carminroth, kastanienbraun u, s, w. mit
den mannigfaltigsten Abtönungen, welche durch HiJizyfügung der Worter
blass, licht, dunkel, def, hoch u. s, w, bezeichnet werden.
Wird ein Mineral geritzt (ein s Strich-? eingekratz,t) oder auf einer un-
glasirten Porzellanlafcl zerrieben, so bildet sich ein Pulver, das meistens heller
ist wie die Oberfläche des Minerales. Dieses Pulver nennt man Strichpulver
und seine Farbe Strich. Bei wasserhellen und sehr schwach gefärbten
Mineralien ist der Strich weiss, bei spröden mit metallischer Farbe oft un-
metallisch u. s. w. Manche Mineralien geben beim Ritzen oder Schaben kein
Strichpulver, sondern werden glänzend im Strich.
Die Farbenbeständigkeit ist bei den Mineralien und Gesteinen
eine sehr verschiedene. Kiriige Cesteiiie verbleichen unter der Einwirkung
des Sauerstoffes der I.uft allmälig und werden unansehnlicher (z. B. mancher
Dach schiefer") , andere dagegen nehmen nach und nach eine kräftigere,
prächtigere Farbe an (z. B. mancher Bruchsandstein und der Travertin). Zu
den ersteren gehören hauptsächlich diejenigen Gesteine, welche reich an Feld*
Späth sind und Fisenoxyihü besitzen. Einige Mineralien sind mehrfarbig und
besitzen Flecken und Streifen entweder nur auf ihrer Oberfläche oder durch
ihre ganze Masse hindurch; andere zeigen eine andere Färbung im reflec-
tirenden und im durchfallenden Licht ^^sogenannte Fiuorescenz) u. s. w.
Die Flecken und Streifen köimen entweder durch eine dünne Schicht eines
fremden Bestandtheiles oder durch eine beginnende Verwitterung oder Oxydation
hervorgerufen sein,
§ IL Die Porosität (Wärmeleitungsfähigkeit, Luftdurchlässigkeit).
Viele Körper haben die Eigenschaft» den Raum nicht stetig zu erfüllen,
sondern zwischen ihren Theilchen mehr oder minder sichtbare Zwischen-
räume (Poren) zu besitzen, in welche aiidere Körper eindringen können,
ohne dass dadurch eine Vergrösserung des Rauminhaltes eintritt. Bei den
Gesteinen sind namentlich die mit grobkörnigem Gefüge stark porös, die mit
feinköniigem und dichtem Gefiige dagegen nur schwach porös.
Zur Prüfung des Poren ran mes wendet man verschiedene Verfahren
an. Man trockriet den zu untersuchenden Stein bei einer Temperatur von
etwa + UMJ*' C oder auf einer erhitzten Eisenplatte,'' kühlt ihn dann ab
und wiegt ihn. Hierauf bringt man ihn in ein Gefäss mit Wasser, nimmt ihn
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 11
nach etwa rwci Tagen wieder heraus, trocknet seine Überfläche schnell ab
und wiegt ihn von laeoem. Der Gewichtsunterschied (nach Procenten des
Trockengewichtes berechnet) eigidot dann das Maass der Porosität. Oder : man
hängt ein getrocknetes, abgekühltes und gewogenes, etwa 25 g schweres Stück
des Probesteins an einem Faden in ein Gefäss, welches in einem Presstamn
untergebracht ist, füllt diesen Pressraum mit Wasser, verschliesst den Be-
hälter und presst dann mittelst eines Stempels das Wasser bei einem Druck
von etwa drei Atmosphären in den Stein ein, bis sämmtliche Poren sich
mit Wasser gefüllt haben, was häufig schon nach einer Stunde der Fall
ist Dann nimmt man den Stein heraus, trocknet seine Oberfläche schnell
ab und bringt ihn in ein gläsernes Gefäss, das gut verschlossen wird. Das
gefüllte Glas wird nun gewogen, das Gewicht des Glases in Abzug gebracht
und der Unterschied der Gewichte vor und nach der Pressung in Procenten
des Trockengewichtes ausgedrückt. Oder: man presst oder saugt Luft durch
eine dünne Platte des Probeateins und erhält, wenn man von den miteinander
ai vergleichenden Steinen gleich grosse und gleich dicke Platten abtrennt
und unter demselben Druck und in derselben Zeit die Pressung, beziehungs-
weise das Absaugen bewirkt, ein Vergleichsmaass für die Grösse der Porosität.
Bestimmt man die Porosität nach den Wassermengen, welche gleichmässig
getrocknete Steine unter Wasser innerhalb 24 Stunden in 100 cm^ aufnehmen,
so erhält man nach Dr. Monkc folgende Zahlen:
1. Trachyt = 1247 g
2. Sandstein = 609^
3. Kalkstein == 5*7ü ^
4. Thonschiefer = 5*66 g
5. Porphyr = 5*45 g
G. Glimmerschiefer = 2*54 g
Hauenschild und Lang haben für verschiedene Bausteine die Poro
sitätscoefficienten ermittelt.*) Nachstehend führen wir einige Werthe an:
Granit = 004— 061 Serpentin = Ooß
7.
Gneis = 189^
8.
Marmor = 053 g
9.
Syenit = 0-47 g
10.
Granit = 030^
11.
Dolomit = 0-22^
12.
Basalt == 018 g
Syenit = 138
Dachschiefer = 0045— Ol;
Diorit = 0-25
Marmor = 0-22— 0*59
Diabas = 018
Sandstein = (V9 — 25*5
Porphyr = 0-29— 2-75
KalktuflF = 32-2
Basalt = 1-28
Trachyttuff = 25*07
Von der Porosität abhängig ist die Wärmeleitungsfähigkcit und
die Luftdurchlässigkeit.
Die Wärme pflanzt sich in den Mineralien durch Leitung fort, d. h. die
Erwärmung erfolgt von Molecül zu Molccül. Diese T.eitungsfähigkeit nimmt
im Allgemeinen mit wachsender Porosität ab. Porenarme Gesteine (wie z. B. der
ßäsalt) sind daher gute Wärmeleiter, porenreiche (wie z. B. der Bimsstein,
der Kalktuff, der Trachyt und einige Lavagcbilde) schlechte Wärmeleiter.
Je besser ein Mineral die Wärme leitet, desto kälter fühlt es sich an. Gesteine,
QJe gute Wärmeleiter sind, sind auch hygroskopisch, d. h. sie ziehen die
Feuchtigkeit aus der Luft an.
In der nachfolgenden Tabelle ist die mittlere Wärmeleitungsfähigkcit
«niger Gesteine, bezogen auf die des Thonschiefers (= 1), angegeben.
♦) Siehe «Handbuch der Architektur«. 18S»6, Th. I. Bd. I, S. 82.
12
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
1.
Thonschiefer
= 4 Min.
10 See.
2.
Trachyt
= 3
X
42
>
3.
Glimmerschiefer
= 2
»
51
»
4.
Basalt
= 2
»
50
V
5.
Gneis
= 2
»
43
>
6.
Kalkstein
= 2
»
42
»
Wärmeleitungsfähigkeit einiger Gesteine.
Thonschiefer = 1 Sandstein == 1*54 — 1*50 — l'Oo
Rother Gneis = 1-49 Marmor = 213— 1-66— 1 65
Tafelschiefer = 1*22 Serpentin =r 1-44
Granit = ITl— lo2 Basalt = 1-55— 1-47
Bestimmt man die Wärmeleitungsfähigkeit nach der Zeit, während welcher
10 cm^ Quecksilber von -h 70® C. auf + 40*^ C. abgekühlt werden, bei
einer angeschliffenen kreisförmigen Berührungsfläche von 3 cm Durchmesser,
so erhält man nach Dr. Monke folgende Zahlen:
7. Marmor = 2 Min. 41 See.
8. Porphyr = 2 » 40 >
9. Sandstein = 2 » 38 »
10. Granit = 2 > 36 »
11. Syenit =2 » 34 >
12. Dolomit = 2 » 12 >
Die Luftdurchlässigkeit (Permeabilität) ist bei porösen Gesteinen
grösser als bei solchen mit feinkörnigem oder dichtem Gefüge und wächst
mit dem Grade der Trockenheit. Wasser vermindert z. B. die Durchlässig-
keit beim Sandstein um etwa SO^o- Bruchfeucht vermauerte, fein-
körnige und dichte Werksteine sind wenig luftdurchlässig und
geben deshalb ungesunde Wohnräume.
§ 12. Die Ausdehnung bei Wärme.
Der Rauminhalt eines jeden Körpers, also auch eines Gesteins, ändert
sich mit dem Wechsel der Temperatur; er wird, von einigen Ausnahmen
abgesehen, grösser beim Erwärmen und kleiner beim Abkühlen. Ist das Gestein
ohne Krystallform und von gleichartiger Beschaffenheit, nicht nach einer Richtung
dichter als nach der anderen, so dehnt es sich nach allen Richtungen gleich-
massig aus. Krystalle, d. h. Körper mit einer von ebenen Flächen begrenzten
Gestalt, können sich nach verschiedenen Richtungen ungleich ausdehnen, ja
in einzelnen Fällen sogar beim Erwärmen zusammengezogen, beim Abkühlen
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 13
höheren Temperaturen zeigt sich dagegen eine grössere Ungleichmässigkeit
in der Ausdehnung.
Die Vermehrung des Rauminhaltes bei einer Temperaturerhöhung des
Körpers um P C, wird cubischer Ausdehnungscoefficient genannt
Dieser Coefficient ist für verschiedene Gesteine und Mineralien durch physi-
kalische Untersuchungen sorgfältig bestimmt worden; er beträgt z. B.
beim Hussspath = 0 000062 beim Kalkspath = 0*000018
> Schwerspath =0-000058 '^ Orthoklas =0000026
. Quarz =0000039—0000042 > Granit =0000026
* Basalt =0-00003 » Sandstein =0000038
> Dolomit = 0-000035 v dichten Gyps = 0000028
* Anhydrit =0*00003 » Marmor =0000019
^ Thonschiefer = 000005
Durch die Einwirkung der Wärme kann auch manches Mineral zum
Schmelzen (Flüssigwerden) gebracht werden. Je nach der niederen oder
höheren Temperatur, die hierzu erforderlich ist, nennt man das Mineral:
leicht schmelzbar, schwer schmelzbar, an den Kanten schmelzbar,
unschmelzbar. Unschmelzbar wird in der Mineralogie ein Mineral genannt,
«las in der gewöhnlichen Löthrohrflamme nicht schmilzt.
Die von v. Kobell aufgestellte Schmelzbarkeitsscala lautet:
1. Antimonit 4. Amphibol
:J!, Natrolith 5. Orthoklas
3. Almandin 0. Bronzit
Einige Mineralien werden in höheren Temperaturen schweissbar,
d. h. es lassen sich mehrere Stücke (im weissglühenden Zustande) zu einem
einzigen Stück zusammenhämmem (wie z. B. Eisen und Platin). Ganz reines
Gold ist sogar bei gewöhnlicher Temperatur schweissbar.
§ 13. Die Elasticität.
Eine Ausdehnung, beziehungsweise Zusammenziehung nur nach einer
Abmessung (der Länge) erfolgt bei der Beanspruchung der Körper auf Zug,
Dnick, Biegung u. s. w. in Folge der Elasticität der Körper. Bei den natür-
lichen Gesteinen treten schon bei geringen Beanspruchungen bleibende Form-
verändeningen ein, und es stehen die Längenausdehnungen nicht im gleichen
Verhältnisse zur Zugkraft, jedoch sind die Verkürzungen der Druckkraft bis
inr Bruchgrenze direct proportional. Die Kraft, welche im Stande wäre,
öncn Körper vom Querschnitt = 1 auf das Doppelte seiner l^änge auszu-
dehnen, wenn dies der Körper zuliesse, oder ihn um seine eigene Länge
Wttmmenzudrücken, nennt man den Elasticitätsmodul. Derselbe lässt sich
aus directen Zug- und Druckversuchen oder auch aus Biegungsversuchen
*nnähemd bestimmen. Bauschinger, Kopeke und Wcdgold haben für
onige Steine den Elasticitätsmodul festgestellt, welcher in der nachfolgenden
Tabelle angegeben ist.
14 Erster Thcil. Die Hauptstoffe.
Elasticitätsmodul (für 1 cm^ Querschnittafläche) in Kilogramm,
Gasteiniart
Bauvcbinser
ICSpcke
WcdEold
Mittelkomtger Granit 270.0fH) ^510,000 '
Feinkörniger Granil 120.000-288,000
Dolomit , . . . 4(U(H:K>-ri*>O.00U
Sandstein 8l>JXM3 -578.0O0
Marmor (weisser)
Brau nerPorl bndstein
[ 22Ö.000— 454.000
f im Mittel: 340.000
40.000- 90-0(K)
IPirnacr im Mittel
ÖT.UOÜ)
3*5.000
(weisser Sandsteiny
170,000
58.000
Durch directe Zug-
und Druckversuche
ermittelt
Durch Biegungsversuche ermittelt
Dr. Böhme fand deti Elasticitätstnodul für den dichten, scharßiömigen
Kamenzer Gratiit m 441*. HH)^^.
Die Elasticität hat hei den meisten Kör|iern in verschiedenen Rich-
tungen eine verschiedene (Grösse. So z. B. entwickeln alle Körper mit faseriger
Textur (vergl. § 15) in der Richtung der Fasern die grösste elastische Kraft.
Niur vollkommen gleichartig gebildete Körper zeigen nach allen Richtungen
hin eine gleiche Elasticitat. Je nach dem Grade ilerselben nennt man den
Körper: vollkommen elastisch, elastisch oder unelastisch ; auch unter-
scheidet man noch: elastisch-biegsam, unelastisch-biegsam, spröde,
milde, geschmeidig, dehnbar (streckbar, hämmerbar). (Vergl. den
nächst folgen tlen Paragraphen.)
§ 14* Die Dehnbarkeit, Sprödigkeit und Zähigkeit
Manche Mineralien gestatten, auch wenn sie nicht elastisch sind, eine
mehr oder minder grosse Verschiebung ihrer MoleciÜe, ohne dass dadurch
eine vollstamJige Trennung ihrer Theile stattfindet. Man nennt sie alsdann
geschmeidig- Zerbrechen sie aber bei geringer Formänderung^ so nennt
man sie spröde. Spröde heisscn insbesondere solche Mineralien^ welche bei
der Zerlheilung nach allen Richtungen Risse und Sprünge erhalten m\d grob
oder fein zersplittern. Man unterscheidet noch:
milde Mineralien, die sich in pulver form ige Theilchen trennen lassen;
hämmerbare oder dehnbare, die sich zu dünnen Tafeln hämmern
oder waken lassen;
biegsame, welche sich in dünne Biättchen biegen lassen, ohne zu zer-
brechen, und die gebogene Form beibehalten;
zähe, die <ler Trermtmg ihrer Theile einen grösseren Widerstand
entgegensetzen.
Zur Prüfung der Zähijijkeit empfiehlt Dietrich die Verwendung von
30 rm im Durchmesser haltenden und M cm hohen, sich in geneigter Ebene
drehenden Trommeln, die mit den Probesteinen gefüllt werden und durch
Schlagwirkung und Abschleifung die thatsächliche Beanspruchung von Pflaster-
und Schottermaterial nachahmen sollen.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 15
Die Festigkeit der natürlichen Gesteine wird in dem Abschnitte
Prüfung der Gesteinec näher besprochen werden.
C. Eintheilungy Structur, Absonderungen, Schichtungen und Ueber-
gänge der natürlichen Gesteine.
§ 15. Eintheilung der natürlichen Gesteine.
Die Gesteine werden unterschieden nach der Art und Zeit ihrer Ent-
stehung, nach den Structurverhältnissen und nach ihrer minera-
logischen Zusammensetzung.
Sind die Gesteine gleichzeitig mit ihren mineralogischen Gemeng-
thcüen entstanden, so nennt man sie ursprüngliche Gesteine; bestehen sie
ans zusammengekitteten Trümmern früher vorhanden gewesener Felsarten, so
hassen sie klastische oder Trümmergesteine; sind sie aus anderen Ge-
steinen erst durch allmälige chemische Umwandlung hervorgegangen, so nennt
roan sie metamorphische.
Felsarten, die ursprünglich aus flüssigen Mineralmassen bestanden, aus
dem Erdinnem durch die Kraft der Vulcanc hervorgepresst oder empor-
gttchleudert wurden und dann erstarrten, nennt man Eruptivgesteine und
witerscheidet bei diesen vulcanische und plutonische, je nach der Zeit
Arcr Entstehung. Zu den jüngeren vulcanischen Gesteinen gehören z. B.
<lie Laven. Zu den älteren plutonischen rechnet man diejenigen Gesteine,
▼eiche auf dem im Anfange glühend flüssig gewesenen Erdkörper die erste
starre Decke gebildet haben.
Gesteine, welche durch Ablagerung im Wasser entstanden sind, nennt
num Sediment- oder neptunische Gesteine und, weil sie aus wag
rechten, von oben nach unten aufeinander folgenden Schichten von fort-
während älterer Bildung bestehen, auch geschichtete Gesteine. Im Gegen-
satz hierzu heissen die Eruptivgesteine, welche keine Schichtung (höchstens
one sogenannte Schieferung) zeigen, also von oben nach unten gleichmässig
gebildet sind, Mass engest eine.
Die ursprünglichen und metamorphischen Gesteine bestehen meistens
ganz aus krystallinischen Mineralien; sie heissen deshalb krystallinische
(vergL § 17), und man unterscheidet einfache krystallinische und ge-
mengte krystallinische Gesteine, je nachdem der wesentliche Gemeng-
theil nur aus einem einzigen Mineral oder aus mehreren Mineralien besteht.
Hierbei ist zu beachten, dass die zufälligen, sogenannten accessorischen oder
unwesentlichen Gemengtheile, welche die verschiedenen Abarten eines Gesteins
hüden, hier und da so zahlreich auftreten, dass die wesentlichen Bestandtheile
wicr Hauptgemengtheile des Gesteins mehr zurücktreten.
Eine Eintheilung der natürlichen Gesteine lässt sich in verschiedener
^Veise vornehmen; wir wählen die folgende:*)
L Einfache krystallinische Gesteine.
U. Gemengte krystallinische Gesteine.
A, Plutonische und metamorphische.
1. Orthoklasgesteine.
•) Siehe: Dt. Hörn stein, Kleines Lehrbuch der Mineralogie, Seite 290—303.
Oiiel 1875.
16 Erster Theil. Die Hauptstoffe.
2. Plagioklasgesteine.
3. Glimmergesteine.
4. Feldspath- und glimmerfreie Gesteine.
B, Vulcanische, krystallinische.
1. Trachytgesteine.
2. Basaltgesteine.
III. Klastische Gesteine oder Trümmergesteine.
IV. Lose Gesteine und Erden.
§ 16. Die Gebirgsformationen.
Eine Reihe von Gesteinen, die zu derselben Zeit entstanden sind, bildende-:
eine Formation, mehrere Formationen, welche sich wegen ihrer mineralogischena-a
Zusammensetzung, Lagerung, Versteinerungsführung u. s. w. aneinanderreihen, -ä-
eine Gruppe. Die Zeit, in welcher mehrere verwandte Gesteinsgruppen ent-,^
standen, nennt man Periode.
Man unterscheidet in der Bildungsgeschichtc der Erdrinde vier Perioden»- jk*
Beginnt man mit der ältesten geologischen Periode, so ergiebt sich folgend»-^
aufsteigende Reihe der Formationen, welche zumeist nach den in ihnen voik: -^i
kommenden Hauptgesteinen ihren Namen führen:
I. Azoische (primäre) Periode oder Urzeit der Erde.
L Aeltere Urgneisformation oder bojische (auch laurentinische) Gnei^r~ \
formation.
2. Jüngere oder hercynische Gneisformation.
3. GUmmerschieferformation.
4. Urthonschiefcrformation.
II. Paläozoische Periode oder Alterthum der Erde (Uebergangsperiod^^jL
L Grauwackengruppe.
a) Silurformation (älteres Uebergangsgcbirge, Grauwackengebirge).
h) Devonformation (oberes Ucbergangs- oder Grauwackengebirge).
2. Kohlengruppe.
a) Kohlenkalksteinformation.
h) Steinkohlenformation.
3. Dyas- oder permische Gruppe (Zechsteingruppe, Kupfer—-*^
gebirge).
d) Rothliegendes.
b) Zechsteinformation (Weiss- oder Grauliegendes).
III. Mesozoische Periode oder Mittelalter der Erde (secundäres oder FlOtz^ '
gebirge).
L Triasc^ruppc oder Salzgebirge.
d) Buntsandstciiiformation.
3) Muschclkalkformation.
c) Keuj)erforniation.
d) Rhätischc Formation (Dolomitgebirge).
2. Juragebirge oder Oolithcngcbirgc.
d) Liasformation oder Formation des unteren oder schwarzen Jut^^"^
b) Dogger oder Formation des mittleren oder braunen Jura.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 11
c) Malm oder Formation des oberen oder weissen Jura.
d) Thiton oder Wälderthon-(Wealden-)Formation (Uebergang zur
nächsten Gruppe).
3. Kreidegruppe oder Quadersandsteingebirge.
a) Neokom oder Hils (untere Kreideformation).
ö) Gault (mittlere Kreideformation).
c) Cenoman j
ä) Turon > obere Kreideformation.
e) Senon )
IV. Känozoische Periode oder Neuzeit der Erde.
1. Molassegruppe.
A, Aeltere Tertiärformation oder älteres Braunkohlen-
gebirge.
a) Eocänformation.
d) Oligocänformation.
B, Jüngere Tertiärformation oder Neogenformation oder
jüngeres Braunkohlengebirge.
a) Miocänformation.
ö) Pliocänformation.
2. Quartärgruppe.
a) Diluvium oder älteres Schwemmland (altcjuartäres Gebilde; Eis-
zeit oder ältere Steinzeit der Erde).
3) Alluvium oder jüngeres Schwemmland (jungquartäres Gebilde;
jüngere Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit und historisches Zeitalter
der Erde).
§ 17. Die Structur (Textur).
Die krystallinischen Gesteine theilt man nach der Grösse ihrer minera-
logischen Bestandtheile ein in:
Makrokrystallinische, welche Gemengtheilc von mehr als 1 mm
Durchmesser besitzen;
mikrokry Stallini sehe, deren Gemengtheile eben noch mit freiem
Auge zu unterscheiden sind;
kryptokrystallinische, deren Gemengtheile nur mit der Lupe oder
oiit dem Mikroskop zu erkennen sind.
Die Structur oder Textur (d. h. die Art und Weise der Zusammen-
Ätoing, das innere Gefüge) der krystallinischen und klastischen Gesteine
kann eine sehr verschiedene sein. Sie hängt ab von der Form und Grösse
te Krystalle, von ihrer Lage zu einander, von der Raumausfüllung und von
der Art der Verbindung.
Bei den krystallinischen Gesteinen ist sie:
Kryptokrystallinisch bis dicht; siehe oben (z. B. beim dichten
Kalkstein);
körnig, wenn Krystallkömer nach allen Richtungen hin gleichmässig
ausgebildet und abgelagert sind und keine bestimmte Anordnung erkennen
k»ai (wie z. B. beim Granit). Je nach der Komgrösse unterscheidet man:
gross-y grob-y klein- und feinkörnig;
K r B f e r» Haiidbacb der Banstoflnehrc. ^^
18
tr^itcr 1 heil. Die Hiiuptstoffe,
porphyrisch, wenn in einer dichten, kryptokrystalliuischen oder auch
feiekörnigen Grundmasse einzelne gröSxSere Krystalie oder Krystallkorner und
Krystallblättchcn irgenti eines Minerals so eingebettet sind, dass Hie Gesteins-
masse gefleckt erscheint {z, K beim PekLs|>athpor|>hyr);
schiefer ig, wenn die Ciemengtheile in Blätichenform nach mehr oder
minder parallelen Flächen angeordnet sind, so dass sich das Gestein in dieser
Richtung leichter als in jeder anderen in dickere oder dünnere Platten xer-
spaiten lässt (i. li beim Thonschiefer) ;
lagenförmig oder gebänderi^ wenn ilas Gestein aus einÄelneti
parallelen Lagen verschiedenartig gebildeter oder gefärbter Mineralien besteht
(z. Vt, beim Gneis) ;
schuppig, wenn das (iestein zum grössten Theil aus parallel laufenden
Schüppchen und Blättchen besteht (z. B. beim Chloritschiefer^ ;
blätterig, wenn die Bestaniltheile des Gesteins tlächenförmig nach
^iwei Richtungen ausgebreitet sind (wie z. B. bei der Papierkohle);
flaserig, wenn linsenförmige körnige Gemengtheile von dünnen, schuppig
zusammengesetzten» sich an die Form der Körner anschmiegenden und wellen-
förmigen Lagen parallel durchsetzt werden (wie z, B. beim Gneis vom Kupter-
berg in Böhmen);
oolithisch (Rogensteinstructur'i, wenn das Gestein aus einer ftsch-
rogenartigcn Aneinanderhäufung von kleinen, etwa schrotkorngrosseit^ con-
centrisch-strahligcn oder schaligen» kugelföningen Kömern gebildet ist, welche
durch eine dichlCj gleichartige oder verschiedene Masse zusammengekittet
sind (wie z. B. beim Rogen- und Erbsenstein);
sphäroHthiscb, wenn regelmässig ausgebildete, meistens radial-faserigCi
kleine, einzelne Kügelchcn (SphäroUthen'i oder auch einzelne grössere oder
zu nieren form igen oder t rauben form igen Büscheln gruppirtc, muschelig bis
eben oder splitterig brechende Kugdn auftreten (wie z, B. beim Kugeldiabas);
perl i tisch, wenn die Gesteinsmasse emailartig (auch wohl glasartig)
aus schaiig zusammengesetzten Körnern verschiedener Grösse gebildet ist (wie
2. B. beim Perlit);
mandelsteinartig, wenn im Gestein längliche und etwas verflachte
Hohlräume (sogenannte Mandeln) auftreten, welche ganz oder theilweise mit
fremden Mineralien angefüllt sind (wie z, B. beim Schalstein-Mandelstein) ;
blasig, wenn diese Hohlräume rundlich und leer sind und in geringer
Menge vorkommen (wie z. B. bei der Basaltlava vom Laacher See);
porös, wenTi sie sehr zahlreich, klein und eckig sind (wie z. B, beim
Schaum kalk) ;
zellig (cavernös), wenn die unregelmässig gestalteten Hohlräume eine
grössere Ausdehnung haben (wie z, Jl bei der Rauchwacke, einer Abart des
Dolomites) ;
schlackig, wenn sie gewunden und verengert sind, wie z. B. bei der
L.ava des Vesuvs);
schwammig und schaumig, w^emi sich zwischen den Hohlräumen
nur ganz dünne Wände befinden (wie z, B. beim Bimsstein);
glasartig, wenn das Gestein aus einer krystalllosen Glasmasse besteht
(ww z, B. beim Obsidian);
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 11*
faserig (stengelig), wenn es aus faserigen oder dünnstengeligen, zu-
weilen parallel nebeneinander stehenden Mineraltheilen zusammengesetzt ist
(wie'z. B. beim Onyxmarmor und Asbest);
gestreckt, wenn säulenförmige, langgestreckte Mineraltheile und lang-
gezogene Blasenräume im Gestein vorkommen und alle oder einige nach
einer bestimmten Richtung hin parallel gelagert sind (wie z. B. beim Trachyt).
Bei den klastischen oder Trümmergesteinen ist die Structur:
breccienartig, wenn das Gestein aus grösseren scharfkantigen und
eckigen Bruchstücken und einem thonigen, kalkigen, kieseligen u. s. w. Binde-
mittel zusammengesetzt ist (wie z. B. bei der Porphyrbreccie) ;
conglomeratisch, wenn das Gestein aus zusammengekitteten ab-
gerundeten Rollstücken über Erbsengrösse besteht (wie z. B. beim roth-
liegenden Conglomerat) ;
psammitisch (Sandsteinstructur), wenn das Gestein aus sandartig
feineren, runden (auch eckigen) Körnern so gebildet ist, dass es wie zu-
sammengekitteter Sand aussieht (wie z. B. beim Quadersandstein);
pelitisch (Schlammstructur), wenn das Gestein aus feinen, mit
freiem Auge kaum oder nicht mehr erkennbaren Staubkörnchen und Schüppchen
besteht und sein Gefüge von dem des dichten krystallinischen Gesteins nicht
abweicht Pelitische Gesteine haben die Eigenschaft abzufärben; zu ihnen
gehört z. B. der Thon.
Treten die Trümmergesteine nur als lose Massen auf, so nennt man
sie lose Accumulate und unterscheidet je nach der Grösse der Stücke:
Blöcke (Findlinge oder erratische Blöcke, das sind einzelne, aus fernen
Gegenden stammende, durch urweltliche Gletscher oder schwimmende Eis
berge transportirte Felsstücke), Gerolle, Geschiebe, Gruss, Grand und Sand.
Gesteine, die bald conglomeratische, bald breccienartige, bald psam-
mitische Structur zeigen, und deren Bindemittel aus dem gleichen, äusserst
fein vertheilten Gestein schutt oder aus einer glasartigen Masse besteht, nennt
man Tuffe. Zu ihnen gehören die vulcanischen Trümmergesteine,
welche aus vulcanischem Schlamm (vulcanischer Asche und Wasser) durch
spätere Erhitzung entstanden sind.
§ 18. Die Absonderungen und Schichtungen.
Bei dem Erkalten und Festwerden der ursprünglich feuerflüssigen Mineral-
wassen erfolgten zuerst an der Oberfläche, später im Innern Zusammen-
aehungen, durch welche im Gestein Risse und Spalten erzeugt wurden. Die
anf diese Weise bewirkte Trennung der Felsmassen in bestimmt geformte
ll)egrenzte), kleinere oder grössere Stücke nennt man »Absonderung'-, die
einzelnen Stücke »Absonderungsstücke^: und die für das Auge sichtbaren
Spalten »Absonderungsklüfte«.
Je nach der Form und Grösse der Absonderungsstücke unterscheidet
Tnan unregelmässige und regelmässige Absonderung und theilt erstere
weiter ein in eine:
massige, wenn das Gestein durch Klüfte derart durchzogen ist, dass
anregelmässig begrenzte Stücke von bedeutender Grösse entstehen;
zerklüftete, wenn durch die Klüfte \iele kleine, unregelmässige Stücke
abgetrennt werden;
20
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
wulstige oder knollige, wenn die Klüfte unregelmässig und gekrümmt
gestaltet sind.
Die regelmässige Absonderung wird eingetheilt in eine:
kugelförmige, wenn ei- oder kugelförmige (oft bis 1 »f grosse) Stücke
durch die Klüfte abgetrennt werden, die sich schalenförmig umeinander
lagern oder deren Zwischenräume mit derselben Gesteinsmasse, oft in kleineren
Kugeln abgesondert, ausgefüllt sind. Sie entsteht bei langsamer Erhärtung der
ursprünglich flüssigen Gesteinsmasse und wenn die Erhärtung von einzelnen
Punkten ausgegangen ist, um welche sich dann weitere Schichten schalen-
förmig angelegt haben. Die kugelförmige Absonderung kommt z. B. beim
Diorit vor;
pfeiler- oder säulenförmige, wenn das Gestein durch parallel
laufende, gleich weit entfernte Klüfte in aneinanderstehende sechsseitige, vier-
seitige u. s. w. Prismen (Pfeiler) oder Cylinder (Säulen) zerklüftet ist Die
Prismenform findet sich häufig beim Basalt, die Säulenform beim Trachyt
Sind die Prismen oder Säulen sehr klein, so nennt man die Absonderung
eine stengeiförmige, sind die Prismen vierseitig, so heisst die Absonderung
prismatisch;
platten förmige, wenn ebene und parallele Absonderungsklüfte ver-
hältnissmässig nahe liegen, so dass sie die Felsmasse in dünne Tafeln zer-
theilen. Sie zeigt sich besonders beim Kalkstein und Thonschiefer. Sind die
Trennungsflächen gebogen, so nennt man die Absonderung eine schalige;
bankförmige, wenn die parallelen Klüfte weit von einander entfernt
sind, so dass gewaltige Felsblöcke durch sie abgetrennt werden. Diese Ab-
sonderung kommt z. B. beim Sandstein vor. Man nennt sie cubische, wenn
sich die Klüfte in drei Richtungen schneiden, die aufeinander fast senkrecht
stehen. Eine cubische Absonderung zeigt z. B. der Quadersandstein.
Eine platten förmige Absonderung kommt auch bei den Schicht-
gesteinen vor, welche durch Ablagerung im Wasser allmälig entstanden
sind und aus einer Reihe von übereinander gelagerten Schichten bestehen»
die von zwei parallelen Flächen — den sogenannten Schichtungs flächen
— begrenzt sind. Die Dicke einer solchen Schicht (d. h. den senkrechten
Abstand der Schichtungsflächen) nennt man »Mächtigkeit«, das allmälige
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 21
Verschiebung einzelner Theile einer Schicht stattgefunden, so spricht man
von einer »Verwerfung« und nennt die Rutschfläche die »Verwerfungs-
kluft« und, wenn sie glatt oder geriffelt ist, den »Spiegel«.
Die obere Lage einer Schicht heisst »Dachfläche«, die untere »Sohl-
fläche«. Von zwei übereinander liegenden Schichten heisst die untere »das
Liegende«, die obere »das Hangende«. Mächtige Schichten nennt man
»Bänke«, Schichten, die Erze oder Kohlen führen, »Flötze«, ungleichmässig
mächtige Ausfüllungen kleinerer Gruben »I-,insen«, solche grosser Becken
»Lager«, Lager von geringer Ausdehnung, aber grosser Mächtigkeit »Stöcke«,
Klüfte und Spalten, welche mit anderen Gesteinsarten (z. B. Massengesteinen)
ausgefüllt sind, »Gänge«. Kleine, unzusammenhängende Massen werden mit
»Putzen«, knollige, kugelförmige Massen von geringerem Umfange mit
»Nieren«, erzführende Ablagerungen von durch Wasser fortgeschwemmten
Trümmergesteinen mit »Seifen« bezeichnet.
Die Schichtungsverhältnisse eines Gesteins müssen vor Anlage eines
Steinbruches sorgfältig studirt werden, damit ein zweckmässiger Abbau ein-
gerichtet werden kann. (Vergleiche »Gewinnung der natürlichen Ge-
steine«.)
§ 19. Uebergänge der natürlichen Gesteine.
Sehr häufig finden Uebergänge von einer Gebirgsart in eine andere
statt, die manchmal so allmälig vor sich gehen, dass eine deutliche Grenze
zwischen den Ablagerungsgebieten zweier aneinander stossenden Felsmassen
nicht mehr zu ziehen ist Solche Uebergänge bilden sowohl die krystallini-
schen Gesteine als auch die Trümmergesteine.
Zwischen den krystallinischen Gesteinen werden Uebergänge da-
<iorch vermittelt, dass entweder ein neuer Bestandtheil hinzutritt oder ein
^»onengtheil allmälig zurücktritt und endlich ganz verschwindet, oder ein
wesentlicher Bestandtheil wächst und gleichzeitig ein anderer abnimmt, oder
an Stelle eines allmälig zurücktretenden und endlich ganz verschwindenden
QU neuer Gemengtheil hinzutritt, oder durch Abnahme der Komgrösse aus
Qnem grobkörnigen Gefüge ein dichtes wird, oder durch parallele Lagerung
blättchenförmiger Bestandtheile die kömige Structur sich in eine schiefrige
verwandelt, oder umgekehrt durch Aufhören der parallelen Lagerung und
gleichzeitiger Zunahme der Korngrösse aus der schiefrigen die kömige
Stractur wird, oder endlich durch Zunahme der Komgrösse einiger Bestand-
tbcile und gleichzeitige Verkleinerung anderer die körnige Structur in eine
porphyrische übergeht.
So z. B. wird aus Granit durch fast gänzliches Verschwinden des
Feldspathes Greisen, durch Vermehrung des Glimmers Gneis, durch Auf-
nahme von Hornblende und allmälige Abnahme von Glimmer Syenitgranit
nnd endlich Syenit und — umgekehrt; femer Glimmerschiefer durch Hin-
zutritt von Feldspath zu Gneis und Gneis durch Annahme einer schieferigen
Structur zu Glimmerschiefer, Diorit durch Abnahme der Komgrösse zu
Aphanit, durch Annahme einer schieferigen Structur zu Dio ritschiefer
TL s. w.
Zwischen den klastischen Gesteinen ergeben sich Uebergänge, wenn
lieh die eckigen Bestandtheile abrunden, wenn sich die Grösse der zusammen-
gekitteten Bruchstücke ändert, wenn das Bindemittel wächst, wenn die Neben-
22
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
bestandtheile zu Hauptgemengtheilen werden, wenn die dichte Structur in eine
poröse und cavemöse übergeht u. s. w.
So werden z. B. aus Breccien Conglomerate, aus Conglomeraten
Sandsteine — und umgekehrt; femer aus Conglomeraten mit thonig-
kalkigem Bindemittel Kalkmergel mit einzelnen Rollstücken u. s. w.
Zwischen den krystallinischen und klastischen Gesteinen
kommen ebenfalls einige Uebergänge vor : einige Eruptivgesteine gehen durch
Tuffbildungen in klastische und diese durch eine von anliegenden Eruptiv-
gesteinen während ihres feuerflüssigen Zustandes verursachte Umwandlung in
krystallinische über. So z. B. wird aus Kreide im Contact mit Basalt
Marmor, aus Thonstein Hornfels u. s. w.
Die Gesteinsübergänge sind demnach sehr mannigfaltig und ihre genaue
Bestimmung häufig recht schwierig. Aus ihnen ergibt sich aber der wohl zu
beachtende, oft folgenschwere Umstand, dass die aus einem und dem-
selben Steinbruche gewonnenen Steine aus verschiedenartiger
Mineralmassc bestehen und daher auch eine verschiedene Härte,
Festigkeit, Dauerhaftigkeit, Porosität, Farbe u. s. w. zeigen können.
D. Die Arten der natürlichen Gesteine.
Vorbemerkung: Nur diejenigen natürlichen Gesteine und Erden sollen
in den nachfolgenden Paragraphen besprochen werden, welche für die Technik
von Wichtigkeit sind.
I. Einfach krystallinische Gesteine.
§ 20. Der Quarzit (Quarzfels).
Eigenschaften. Der Quarzfels bildet ein einfach krystallinisches, klein-
feinkörniges bis dichtes und dann grobsplitteriges, häufig sehr deutUch ge-
schichtetes, zuweilen sandsteinähnliches Gestein. Bestandtheile: Quarz mit
Glimmer, Granat, Schwefelkies, Magneteisenerz, Gold u. s. w. als zufällige
Gemcngtheile. Farbe meistens weiss oder grau, seltener blau oder gelb,
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 23
ein schieferiges Gefüge besitzender Quarzfcls), der Kieselschiefer (liefert
die besten Schleifsteine für harten Stahl und gute Probirsteine für Gold und
Silber), der Hornstein, zu welchem der bekannte Feuerstein gehört, der
Jaspis (häufig gestreift und gebändert; ein beUebter Schmuckstein), der
Süsswasserquarz (vorzüglich geeignet für Mühlsteine).
§ 21. Der Gyps.
Eigenschaften. Der Gyps ist ein einfach krystallinisches, körniges bis
dichtes, auch faseriges, schuppiges und erdiges Gestein, welches Glasglanz
und auf den Spaltungsflächen Perlmutter- und Seidenglanz besitzt und einen
kaum wahrnehmbaren flachmuscheligen Bruch hat. Bestandtheile: Schwefel-
saurer Kalk und Krystallwasser (d. i. chemisch gebundenes Wasser). Farbe
verschieden, zumeist weisslichgrau, dunkelgrau oder röthlich. Specifisches
Gewicht: 2*2 — 2"96, (für den gegossenen, trockenen Gyps = Iw — 2).
Härte: 1*5 bis 2. Gyps lässt sich mit dem Fingernagel ritzen. Wärme-
ausdehnung bei einer Temperaturerhöhung von 1^ C. = 0*0<X)028 des
Volumens. Druckfestigkeit für das Quadratcentimeter nur oO — 70 X'^
ifür Gypsmörtel sogar noch weniger). Weiterbeständigkeit des natürlichen
(dichten) Gypssteines eine geringe; über die Dauerhaftigkeit des gebrannten
Gypses (Stuckgypses und Estrichgypses) siehe sj \\)\) (Gypsmörtel).
Vorkommen. Der Gyps bildet meistens linsenförmige oder unregel-
mässige Stöcke, begleitet von Anhydrit, Steinsalz und Thon, kommt aber
auch, in grosser Mächtigkeit und Ausdehnung (z. B. bei Osterode im Harz) vor.
Verwendung. Der gebrannte und gemahlene dichte Gyps dient zur
Herstellung von Decken- und Wandputz, von Estrichen, Stuccaturen, Ab-
güssen und Modellen, zur Bereitung von künstlichem Marmor, Beton, Dielen
^Gypsdielen), Kitten, Glasuren, Mörtel, zu Anstrichen u. s. w. (Näheres hier-
über im § 203—213.)
Abarten: 1. Der Alabaster (^körniger, derber Gyps), ein zuweilen
durchsichtiges, perlmutterglänzendes oder schillerndes Gestein von schnee-
weisser, graulichweisser oder gclblichwcisser Farbe, auch dunkelgefleckt, geädert,
gestreift, geflammt und gewölkt. Er lässt sich leicht schneiden, drechseln und
poliren und wird zur Herstellung von Luxusgegenständen (z. B. von Schalen,
Vasen, Bechern, Leuchtern, Uhrgehäusen u. s. w.), in seinen gröberen Arten
auch als Baustein benutzt. Im Freien kann jedoch Alabaster nicht verwendet
werden, weil er nicht wetterfest ist.
2. Das Marienglas (Frauen eis, Fraucnglas, Gypsspath'), ein gross-
blattcriger, ungemein leicht spaltbarer, wasserheller und ganz durchsichtiger
Gyps mit perlmutterglänzender Spaltungsfläche, aus dem man z. B. Hütchen
für Lampencylinder, Verzierungen für Heiligenbilder fertigt und früher Fenster-
scheiben herstellte.
3. Der Anhydrit, ein wasserfreier Gyps von weissgrauer, grauer, auch
hellbbuer und hellrother Farbe, der sich schön poliren lässt und deshalb
m architektonischen Verzierungen benutzt wird.
§ 22. Der Kalkstein.
Eigenschaften. Der Kalkstein ist ein einfach krystallinisches Gestein mit
kömiger oder dichter Structur. Nur die zu ihm gehörende Kreide hat ein
24
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
feinerdiges, meist lockeres Gefüge und ist nicht krystallinisch. Bestand-
theile: Kohlensaurer Kalk, sehr häufig verunreinigt durch Eisen, Sand, Thon,
Bittererde, Kieselsäure, Kohle und Bitumen. Specifisches Gewicht: 1'5 bis
300. Härte sehr verschieden, schwankend zwischen 3 (kömiger Kalkstein)
und 8 (einige Jurakalke). Wasse rauf nähme: Beim dichten Kalkstein 0*68 bis
238 *'/()» beim körnigen im Mittel ()*25 % des Gewichtes. Farbe: Beim
reinen Kalkstein weiss, beim verunreinigtea (durch Beimengungen von Oxyden
gefärbten) grau oder gelblich, röthlich, bräunlich bis schwärzlich, bei den
kömigen Kalksteinen (Marmorsorten) und einigen dichten Arten auch bunt,
gefleckt, geädert, geflammt, gestreift und wolkig. Kohlensaures Eisenoxydul
und kohlensaures Manganoxydul färben den Kalkstein gelblich bis bräunlich.
Kohle und Bitumen geben ihm eine graue, bläuliche bis schwarze, Chlorit,
Augit und Serpentin eine grüne Farbe. Festigkeit: Wegen der verschieden-
artigen Structur und Härte ist die Festigkeit eine sehr verschiedene. Als
Mittelwerthe kann man für 1 (m^ Querschnitt annehmen: für Druck-
festigkeit beim körnigen Kalkstein 100 k^, beim dichten SOO Jl:gt für Schub-
festigkeit bO ^gj für Biegungsfestigkeit 70 Z",^, für Zugfestigkeit nur *M kg.
Wärmeausdehnung bei einer Temperaturerhöhung von 1®C = 0*000019
des Volumens. Wettcrbeständigkeit beim dichten Kalkstein fast immer
gut, beim körnigen massig, weil derselbe nicht unempfindlich gegen die
Witterungseintlüsse ist, bei den erdigen, weichen, leicht zerreiblicheh,
den jüngeren Gesteinsformationen angehörenden Kalksteinen gering. Die
Dauerhaftigkeit der körnigen Kalksteine lässt sich durch Poliren erhöhen.
Vorkommen. Der Kalkstein ist ungemein verbreitet. Der körnige
bildet regelmässige Lager und unrcgelmässige Stöcke und Gänge von sehr
verschiedener Ausdehimng in der Urgneisformation, im krystallinischen Schiefer-
gebirge, im Uebergangs-Thonschiefer und auch in jüngeren Formationen der
Erdrinde, z. B. in der Juraformation. Der dichte Kalkstein findet sich in
allen Flötzformationen, in denen er häutig im Verein mit Sandstein, Schiefer-
gestein und Mergel mächtige Gebirgsmassen bildet.
Verschiedenes. Kalkstein löst sich in Säuren unter starkem Auf-
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 25
unreinweisser, lichtgelber, bräunlicher, grauer, rothbrauner bis schwarzer Farbe,
aber auch gestreift, gefleckt, geädert, geflammt u. s. w.
Nach dem geognostischen Alter unterscheidet man folgende Haupt-
arten:
a) Den Uebergangs- oder Grauwackenkalkstein, der bei gleich-
massiger Structur und grösserer Härte eine vorzügliche Politur annimmt und
sich im Allgemeinen leicht und gut bearbeiten lässt. Er liefert die bunten
Marmorarten und findet in der Technik eine vielseitige Verwendung.
6) Den Kohlenkalkstein, welcher eine grosse Härte besitzt und sich
leicht schleifen und schön poliren lässt. Er wird, weil häufig schön gezeichnet,
als Marmor verwendet, sowie seiner grossen Festigkeit wegen zu Chaussee-
bauten und Strassenpflasterungen benutzt.
c) Den Muschelkalkstein, der einen ganz vorzüglichen Luftmörtel
liefert, aber auch — wenn thonhaltig — zur Bereitung von Wassermörtel
benutzt werden kann. Die härteren und specifisch schwereren (dichteren^
Muschelkalke verwendet man auch zu Strassenpflasterungen und Chaussirungen.
Die unterste Schicht des Muschelkalksteines bildet der dunkelgefärbte, dichte,
feste und schwer formbare Zechstein, der einen guten Baustein liefert.
d) Den Alpenkalkstein. Er eignet sich als Baustein und wird zur
Herstellung von Kunstgegenständen mannigfacher Art benutzt.
e) Den Liaskalkstein, den man als Baustein und wegen seines Thon-
gehaltes auch zur Bereitung von Wassermörtel verwendet.
/) Den Rogenstein mit runden, hirsekom- bis erbsengrossen Körnern
von concentrisch-schaliger Structur und einem thonig-mergeligen Bindemittel.
& dient zu Bildhauerarbeiten, als Hau- und Bruchstein und wegen seiner
Festigkeit auch zur Anfertigung von Trottoir- und Tischplatten, ja selbst zu
Strassenpflasterungen und Chaussirungen und endlich zur Bereitung von Mörtel.
^) Den Jurakalkstein. Er üefert einen sehr widerstandsfähigen Hau-
end Bruchstein und wird benutzt zu Bildhauerarbeiten, Treppenstufen, Säulen,
2tt fein- und scharfprofilirten Ornamenten und zu Strassenpflasterungen und
Beschotterungen. Zu ihm gehört der lithographische Stein von Solnhofen
in Bayern, welcher sehr eben geschichtet, äusserst dicht und feinkörnig, etwas
thonhaltig und in Platten von 15 bis 30 cm zwischen dünnspaltigen, zum
Theil schieferigen Schichten gelagert ist. Die harten, dichten, bläuUchgrauen
Platten von gleichmässiger Farbe und gleichmässigem Gefüge sind zu jeder
Art lithographischen Druckes vprzüglich geeignet, aber auch sehr selten und
<lannach sehr theuer. Neben grosser Gleichmässigkeit in Structur und Farbe
«od einer nicht zu geringen Härte soll ein guter Steindruckkalkstein noch
<fc Eigenschaft besitzen, in trockenem Zustande einen aufgegossenen \Vasser-
tropfen schnell einzusaugen und ihn vor seiner Verdunstung längere Zeit
«uückzuhalten.
h) Die Kreide mit feinerdigem, meist lockerem Gefüge. Sie ist leicht
iCTreiblich und demnach stark abfärbend, im reinsten Zustande schnee weiss
und von sehr geringer Härte (= 1), durch Thon oder Eisenoxyd grau oder
gelblich gefärbt, und dann von grösserer Härte. Die Kreide ist durch Ab-
lagerung mikroskopisch kleiner Panzerthierchen (sogenannter Foraminiferen) im
Meer entstanden; die Form dieser Thicrchen kann bei ;U)Ofacher Vergrösse-
nmg deutlich erkannt werden. Man verwendet die weisse Kreide, welche
^orderlichenfalls durch Schlämmen gereinigt wird, als Schreibstoff auf Holz
26
Erster Theil. Die Hauptstoffe,
unrl Schiefer, als Farbe und Verflickungsmittel verschietiener Farbstoffe, zur
Bereitung von (ilaserkitt, bei der Herstellung von (iUs mid Cement, als
Polir- und PutKmittel für Metalle und Alabaster, zum Kalkbrennen u. s. w.
Man kann sie politurfähig machen untl ihre Festigkeit erhöhen, wenn man
sie in Wasserglas legt; sie verwandelt *iich dann in kieselsauren Kalk, Die
härteren und festeren Kreidearten kann man auch als Hau- und Bruchsleine
verwenden, doch ist zu beachten» dass Kreide im Allgemeinen stark hygro-
skopisch ist, ~— Sehr geschätzt ist die Champagner -Kreide wegen ihrer
Reinheit und Zartheit.
Zur Kreide gehört noch der Flänerkalk, ein feinerdiger, harter, thoniger
oder sandiger Kalkstein, uml die Tuffkreide von Mastricht, die sehr
sandig, leicht zerreiblich uml lucker ist.
0 Den Grob kalk iSüsswasserkalk», welcher zu allerlei Bauarbeiten
und zur Mdrtclhercitung benutzt wird.
X') Den Ruinenmarmor, der ein mergeliger, spröder, dünngeschichteter,
üchtgelbUchgrauer, durcb Eisen rostfarbig gefleckter, kurzmuschelig brechender
Kalkstein ist, welcher als Bau- und Decorationsstein Verwendung tindet-
/) Den Kieselkalk stein i^Granit-Marmor) mit einem hohen Gehalte
an ausgeschiedener Kieselsäure, Man benut/t ihn (besonders aber seine Abart,
den Neubeuner Marmor, <kT sehr hart, wetterbeständig und politurfähig
ist) zu Hochbauten, Grabmoutimenten, Tisch-, frottoir- und t Xenplatten, Kunst-
gegenständen u. s. w*
m) Den Kalktuff mit feinerdigem bis fast dichtem, aber auch sehr
porösem, blasigem oder schvvamtnigcni Gefüge, ?^r bildet eine zusammen-
gesinterte, gelblichgraue, gelblichw eisse oder hellbraune Masse von kohlen-
saurem Kalk und Thon. Zu ihm gehört der l'ravertin, der unverwüstHche
Baustein der :ilten Römer, der aber noch heute in Italien sehr viel zu Bauten
und ausserdem zu Gartengrotten, Beeteintassungen u, s. w. verwendet wird,
der Karlsbader Sprudelstein und der marmorartige, polilurfähige Almaser
Stein (vom Granergebirge in Ungarn). — Der Kaiktuff wird wegen seiner
Porosität, laiftdurchlässigkcit, lAirbtigkeit, Dauerhaftigkeit und Festigkeit,
welche an <ler Luft noch allmälig wächst, gern zu Wohnhausbauten benutzt,
trotz seines rauhen uml löcherigen Aussehens, ileini er liefert trockene und
gesunde Räume. (Vergl. § TirK)
Zu erwähnen sind endlich noch der b lütter ige und der faserige Kalk-
stein, die für die Technik nur eine untergeordnete Bedeutung haben,
Verwendung. Aus dem M »Iget heilten geht hervor, rlass ilie Verwendung
der Kalksteine eine sehr mannigfaltige ist. Als Quader-^ Hau- untl Bruch-
steine un<l als Material für Strassen pHasterungen und Chaussirungen eignen
sich besonders die folgenden Arten: Marmor (körniger Kalkstehi), Ueber-
gangs- oder Grauwackenkalk, Alpenkalk, Jurakalk, Muschelkalk und Grobkalk
— zum Kalkbrennen ausser den vorgenannten noch: Kaiktuff, Kreide mid
Rogenstein — - für BiMhauerarbciten, Innendecorationen, Kunstgegenstande
aller Art, für t'einprotilirte und scharfe Ornamente u, s, w. alle Marmorarten,
Alpen kalk und Jurakalk.
Mauer frass. Kalkhaltige Steine (auch Kalkmörtel) erzeugen, wenn sie
mit stickstoffhaltigen, verwesenden und organischen Stoffen in unmittelbare
Berührung kommen, salpetersauren Kalk (Kalksaipetcr\ welcher aus der Luft
Feuchtigkeit anzieht, zerfliesst und allmälig eine vollständige Zerstörung des*
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 27
Mauerwerkes herbeiführt. Auch wenn Kalkstein (oder Kalkmörtel) mit vegeta-
bilischer (Garten- oder Damm-) Erde sich berührt, sind Zerstörungen zu be-
fürchten, denn der kohlensaure Kalk erzeugt mit dem in solcher Erde stets
vorhandenen Chlomatrium (Kochsalz) neben kohlensaurem Natron auch Chlor-
calcium. Ersteres wittert aus und ist unschädlich, letzteres aber wird schnell
feucht, zerfliesst und bildet auf dem Mauerwerke einen schmutzig-weissen,
schmierigen, die Steine nässenden und erweichenden Uebcrzug. (Vergl. § 61.)
Man nennt diesen Vorgang Mauerfrass oder Salpeterfrass. Gegen ihn
schützt man Kalksteinmauerwerk dadurch, dass man es nicht an solchen
Stellen verwendet, wo derartige Stoffe an dasselbe gelangen können, also
z, B. nicht an Aborten und Düngerstätten oder zu Grundmauern in Gärten,
Wiesen, Dämmen und Deichen u. s. w., oder dadurch, dass mau es mit ver-
dünnter Schwefelsäure überstreicht, um die Bildung von trockenen Salzen
'.schwefelsauren AlkaÜen) und von schwefelsaurem Kalk (,Gyps) herbeizuführen,
die weder »Ausblühungen« noch Nässe im Mauerwerk hervorrufen, weil sie
nicht Feuchtigkeit anziehen. — Man kann Mauerfrass vertreiben dadurch,
dass man den Putz abschlägt, die Fugen auskratzt, die Mauerfläche nach
gehöriger Austrocknung mit heissem Theer oder besser mit heissem Asphalt
tränkt und auf diesen Anstrich einen Cementputz aufbringt oder (nach Mothes)
dadurch, dass man nach Beseitigung des Putzes und Austrocknen des Mauer-
werkes die Steine mit einer Mischung aus heissem Leinöl (500 g)) Pech (250 g)
und Wachs ((>4^) überzieht und darüber einen Putz, am besten aus einem
Gemenge von 2 Theilen Ziegelmehl, 2 Theilen pulverisirten Steinkohlen-
schlacken, 1 Theil Hammerschlag und 27* Theilen ungelöschtem, mögUchst
frischem Kalk und Wasser aufbringt. Ist der Mauerfrass schon ziemlich weit
vorgeschritten, so ist es am besten, das von ihm ergriffene Mauerwerk zu
beseitigen und durch neues, aus nicht kalkhaltigen Steinen (oder mit Schwefel-
säure behandelten Kalksteinen) zu ersetzen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass einige Kalksteinarten dem Mauer-
frasse besser widerstehen als andere, und dass besonders mergelige Kalk-
steine derartigen Zerstörungen unter\vorfen sind.
§ 23. Der Dolomit.
Eigenschaften. Der Dolomit ist ein krystallinisch grob- bis feinkörniges
oder dichtes, theils deutlich geschichtetes, theils massiges Mineral, das bei
kömiger Structur im Bruch Perlmutter- bis Glasglanz besitzt und an den
Kanten mehr oder weniger durchscheinend ist.
Bestandtheile: Dolomit besteht aus einer chemischen Verbindung von
kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Magnesia und führt als Nebenbestand-
thcile meistens etwas Eisen- und Manganoxydul, der körnige Dolomit ausserdem
noch häufig Glimmer, Quarz, Kalkspath, Talk, Schwefelkies u. s. w. Speci-
fisches Gewicht: 2*85 — 2'95. Wasseraufnahme in 125 Stunden =
l'i^Vo des Trockengewichtes. Härte: ;Vb — 4*5 (^bei einigen Dolomiten sogar
^f — il). Wärmeausdehnung bei einer Temperaturerhöhung von 1" C. =
(KXK)03r> des Volumens. Farbe gelblich weiss, braun oder grau, seltener
weiss, rosenroth und schwarz. Festigkeit: Gegen Druck 450 bis 1800/'^,
gegen Schub 48 — 90^^, gegen Biegung 05 — 180 kg, gegen Zug 10
bis 3ti^^ für 1 f«* Querschnitt. Wetterbeständigkeit: Beim körnigen
28
Erster The iL [)ic Hauplstoffe,
Dolomit im Allt^emcinen sehr gross, nur wird er ilurrh tue im Steinkohlen-
rauch vorhandene schwefeUge Säure ant^egriffen, so dass mau ihn in Fabrik-
städten nicht ^ui als Haustein verwenden kann; beim dichten Dolomit, der
meistens mehr zerklüftet ist^ im Allgemeinen massig.
Vorkommen. Der Dolomit ist weit verbreitet nnd bildet Lager und
Stöcke in anderen Gebirf(smassen, z. B. im (ineis, (ilimmerschiefer, Thon*
schiefer u. s. w., auch findet er sich in Adern, in Drusenräumen» auf Klüften
und auf Erzgängen.
Verwendung. Der krystallinisch körnige, politurfähige ufid oft marmor-
artige Dolomit wird zu Hoch-, Briicken-, Wasser- und Ttinnelbauten , zu
SteinmetÄarbeiten aller Art, zu Säulen, Oniamcntcn, Denkmälern u. s. w. ver-
wemiet und gleifh den übrigen Dolnmitarten zur Mörtelbereituiig benutzt.
Verschiedenes* Dolomit zeigt beim iiegiessen mit kalten Säuren
meistens nur ein ganz schwaches Aufbrausen ; er muss pulverisirt, erwärmt
und dann mit Säuren begossen werden, wenn man ihn auflösen will Er
phosphorescirt, namentlich beim Reiben und Erwärmen, und leuchtet auf,
wenn man gegen ihn mit einem Hammer in schräger Richtung schlägt. Der
dichte Dolomit ist dem dichten Kalkstein sehr ähnlich, jedoch härter und
schwerer; der körnige Dolomit ist zuckerartiger und poröser als der körnige
Kalkstein*
Eintheilung. Ausser dem körnigen und dem dichten Dolomit sind
noch zu nennen :
die Rauchwacke (Rauchkalk), ein caveniöser Dolomit mit feinem
Korn und theils fester, theils lockerer Masse;
der Dolomitsand (Dolotnitasche\ erdig und staubartig;
der dolomitische Kalk, mit freiem kohlensauren Kalk;
der Wellendolomit, mit wellenförmig gebogenen Schichtungsflächen;
der Flammendolomit^ buntgeileckt oder geflammt
§ 24 Der Mergel
Eigenschaften. Mergel bildet ein inniges Gemenge von kohlensaurem
Kalk oder Dolomit und Thon, Kr enthält auch häufig in grösserer oder
geringerer Menge feinen (^uarzsand und feine Glimmerblättcheni auch Schwefel-
kiesp Manganoxydul u. s. w,, und ist hin und wieder bituminös. Sein Gefüge
ist locker oder dicht, erdig oder schiefrig, steogelig oder kugclförmigsc haiig.
Speci fisch es Gewicht: 2'rt (erdiger Mergelt bis 2*5 (harter und dichter
Mergel). Härte verschieden, gewöhnlich = 3. Mergel ist im Allgemeinen
weicher als Kalkstein.
Vorkommen. Mergel ist in allen geschichteten Gebirgsformationen vor-
handen; er bildet dort neben dem Sandstein und Kalkstein das wichtigste
Gestein und tritt bisweilen in bedeutender Mächtigkeit auf.
Eintheilung. Man Iheüt die Mergelgebilde in der Regel ein, in:
1. Kalkmergel, mit vorherrschendem Kalkgehalt (im Mittel 75%) n
er dient zur Bereitung von Luft- imd Wassermörtcl
2. Thonmergel^ mit vorwaltendem Thongehalt (bis 85%); er gieb-
eineti guten Was.sennörtel und winl zum Dichten von Wasserbehältern unci^
Rohrleitungen benützt
3. Dolomitmergel, mit starkem Magnesiagehalt (bis 407o); er wir*
hauptsächlich zur Herstellung von Wassermörtel verwendet.
Erste» GapilcL Die natürltcben Gesteine und die Errlen,
29
4. J^andmergcl (l.ehinmergei), mit starker Beimischung von Qüarz-
sand {bis 75%); er zerfällt in der Luft allmälig zu Mergclerde.
5. Bituminöser Mergel (Sliiikmergel).
Ferner unterscheidet man noch :
6. Stcinmergel, welcher sehr dicht, fest, hart, kalkrcich iiml hin und
wieder politurlähig ist; er eignet sich zur Herstellung von Bruchsteinmauer-
werk und Cement.
7. Mergelschiefer, der grauschwarz und bituminös ist und reichlich
Kupferente (daher auch Kupferschiefer genannt), aber auch andere Metalle
(wie z. B. Silber und Bleiglanz) führt und han|)tsachlich zur Gewinnung vou
Kupfer dient i^bedeutendster Steinbruch im Mansfeldi sehen).
8. Mergelerde, mit losem Bruch; sie wird vorzugsweise als Dünger
mittel benützt.
y* MergeUuff, welcher porös und löcherig ist urnl in manchen Gegenden
als Baustein Verwendung findet.
Feinkörnige und quarzreiche Mergel mit äusserst dichter und gleich-
massiger Beschaffenheit liefern vorzügliche Wetz- und vSchleifsteine. (Vcrgl
auch g 60.)
§ 2ö> Der Hornblendefels und Hornblcndeschiefer.
Eigenschaften, Der Hnrnblendefels stellt ein krystalUnisch körniges
Gemenge von dunkelgrüner bis schwarzer Hornblende dar, das häufig Oligoklas
und als unwesentliche Bestandtheile Quarz, dunklen GÜmmcr, Granat, Magnet*
eisen, Schwefelkies u. s. w, fuhrt Der Hornblendeschiefer liildet ein meist
dickschieferiges Hornblendegcsicin, welches gewöhnlich dieselben unwesentUchea
Gtrmengtheile und dieselbe Farbe wie der HornblendelV'ls besitzt. Bei reich-
Uchem Oligoklasgehalt ist letzteres Gestein leicht mit Dioritschiefer zu ver*
wechseln. Mit diesem Gestein und mit Syenit bildet es Uebcrgänge. Specifi-
sches Gewicht der Hornblendegesteine: S'Ul— ,H'ir>; Härte: 5~li;
LÜruckfestigkeit für das Qua d rate entimeter im Durchschnitt 740 ^'j^»
Vorkommen. Die Hornblendegcsteine kommen meistens nur als wenig
ausgedehnte Einlagerungen iStöcke und Gange) im (ineis, im Cilimmer-, Chlorit-
Umi Urthonschiefer vor und gehören zu den ältesten Gebirgsarten.
Verwendung. Der Ho rn bleu de f eis liefert einen guten Stoff für
Koch* und Strassenbauten und, wenn er Kalks] >athadern einschliesst, auch für
X)ecorationen. Der Hornblendeschiefer wird zu Trottoir- und Flurplatteni
tu Treppenstufen, hier un<l da auch als Dachschieferst ein, sowie seiner Leicht-
äüssigkeit wegen als Zuschlag beim Finschmelzen, zur Bereitung von Stein-
(jtur Anfertigung von Knöpfen u. s. w.), bei der Glasfabrikation u. s. w.
fCTwcndet Zu Dacheindeckungen eignet sich besonders der norwegische dünn-
geschichtete Homblenfleschicfer.
Abart: Der Strahlstein oder der Aktinolithschiefer
§ 26* Der Topfstein (Talkschiefer).
Eigenschaften. Der Topfstein (Lavezstein) bildet ein sehr weiches, fettig
^tifuhletides, perlniutterartig glänzendes, dichtes und dickschieferiges Gestein
nii cm bis imebencm Brych und eine Abart des reinen Talkgesteins
Ä>
Krstcr Thcil. Die Haupistoffe.
Be>:.iTiih heile: Kr Lesteht aus schuppigen Talkmassen mit Chlorit
U'a: As": es: unr. fuhn als /.ufalliire Bcstaniliheiie häufig Glimmer, Magneteisen,
S^hwefc'.kio v.. >. w. Speci fisch es (Gewicht: 2'77 — 3*02. Härte: 1— -2.
¥^r: e crjr/.ich^Tai:. V e r s c h i e « i en e <. I Vr Topfsiein ist ganz unschmelzbar
UTu: ieich; zi: bearbeiten.
Vorkommen. Per To]»fstein ist mit Talkschiefer und Chlorit verge-
seUschrifici i:tu! lüdet oft mächtij:e I^srer im Thonschiefer : er ist in den
AiPen sehr verbreitet und kommt unter Anderem auch bei Erbendorf in
Bayern vor.
Verwenihms:. Man verwendet das Gestein seiner Feuerbeständigkeit
wegen z-^r Herstellung von Kochgeschirren, indem man hierzu eine Art von
Schneidemühle benutzt, ferner als Gestellstein für Hochöfen und zu Ofenplatten.
^ 27- Per Serpentin Serpentinfels. Schlangenstein\
Eigenschaften. Her Serpentinstein ist ein krj-stallinischer, unvollkommen
bläneriger. faseriger und körniger bis dichter Fels mit schwachem Fettglanz,
muscheligem bis unebenem, auch erdigem Bruch und an den Kanten durch-
scheinend bis undurchsichtig. Be stand t heile: Das Mineral Serpentin, ein Um-
wandlungsproduct verschiedener krystallinischer Gesteine, besonders der Olivin-
gesieine, und einige zulallige Gemengtheile, wie z. R Olivin, Magneteisen,
Honiblende, Glimmer. Quarz, Asln^si u.s. w. Specifisches Gewicht: 2*5 2i*!
Härte: 3 — i des frischgebrochenen Gesteins =2-5". Druckfestigkeit für
das Quadratcentimeter im Durchschnitt i^AOkg. Wetterfestigkeit sehr
gross. Wassergehalt tles frischgebrochenen Gesteins im Durchschnitt 12"89*/ ,
mit wachsendem Alter abnehmend. Farbe meist dunkelbuchgrün, auch wachs-
gelb, schwefelgelb, hellgrün, roth, braun, grau und häufig scUangenartig ge-
fleckt daher sein Name oder geädert. Porositätscoefficient: 0-56.
Vorkommen. Serpentin bildet ausgedehnte l^ager, Stöcke und Gänge
namentlich im krystalliiiischen Schiefergebirge, findet sich aber auch eingesprengt
in Trümmern anderer Gesteine und tritt gewöhnlich mit Gabbro auf.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 31
II. Gemengte krystallinische Gesteine.
A. Plutonische und metamorphische.
/. Orthoklasgesieine,
g 28. Der Granit.
Eigenschaften. Der Granit bildet ein fein- bis grobkörniges, gemengt
krystallinisches Gestein ohne Schichtbildung und ohne Versteinerungen. Bestand-
t heile: Feldspath (hauptsächlich Orthoklas), Quarz und Glimmer. Als un-
wesentliche Gemengtheile führt der Granit Hornblende, Turmalin, Granat,
Magneteisenstein, Schwefelkies u. s. w. Specifisches Gewicht: 2*55 — 3*02.
Farbe gelblich oder röthlich, aber auch weiss, grau oder grünlich und ab-
hängig von den Bestandtheilen. Der Hauptbestandtheil Feldspath tritt im
Granit weiss-, grau-, gelb-, roth- oder grüngefärbt, der Quarz weiss- oder
graugefärbt, der Glimmer grau-, seltener schwarz- oder grüngefärbt auf.
Härte: 6 — 7, auch 7 — 8, also bedeutend. Wasseraufnahme (Porositäts-
coefficient): im Mittel 0*61% beim feinkörnigen, 0*45% ^^i"^ grob-
kömigen Granit Wärmeausdehnung bei einer Temperaturerhöhung
von \^ C, durchschnittlich 0000026 des Volumens. Festigkeit. Sie ist
bei quarzreichen Arten grösser als bei feldspath- und glimmerreichen und
beträgt im Mittel für Druck: Vi^kg (grösster Werth Ti^kg\ für Zug:
yd kg (grösster Werth 4S)kg\ für Schub: %^kg (grösster Werth 127 /t^), für
Biegung: 140^^ (grösster Werth 2\^kg) für das Quadratcentimeter. Wetter-
beständigkeit ausserordentlich hoch, wenn das Gestein aus gesunden Lagern
stammt.
Vorkommen. Der Granit gehört zu den verbreite tsten Gesteinen, denn
er findet sich in den meisten Gebirgen der Erde vor; er bildet dort \del-
fach die Centralmasse der höchsten Berge und ist ein Hauptglied des Ur-
gebirges. Man findet ihn in grossen, stockförmigen Massen oder Gängen
(namentlich im Thonschiefer) und in Lagern.
Verwendung. Der Granit gilt für den vornehmsten Stein der Monu
mentalarchitektur. Man braucht ihn seiner grossen Dauerhaftigkeit, Festigkeit,
Härte u. s. w. wegen zur Herstellung von Fundamenten, Sockeln, Mauern
und Pfeilern ; weil er sich — wenn auch nur schwer — poliren lässt, auch
zu Säulen, Gesimsen, Wandbekleidungen, Thür- und Fenstergewänden, sodann
zu Treppenstufen, Trottoirplatten, Schwellen, Pflasterungen, Beschotterungen,
Bordschwellen (Randsteinen), femer zu Brücken, Ufermauern, Brunnenschalen,
Denkmälern u. s. w.
Verschiedenes. Die Güte des Granites hängt ab: von der Korn-
grösse (mittelfeinköraige werden im Allgemeinen mehr geschätzt als fein-
und grobkörnige Arten), von der chemisch-mineralogischen Beschaffen-
heit (quarzreiche Sorten [mit weissem Orthoklas] werden den feldspathreichen
vorgezogen, weil sie dauerhafter sind, denn feldspathreiche Granite verwittern
leicht\ von der Farbenschönheit und Farbenbeständigkeit (eine
gelbliche, rostartige Farbe des Glimmers deutet auf eine begiimende oder
bereits vorhandene Verwitterung hin), von der Frostbeständigkeit (Granite
mit Rissen, selbst wenn dieselben mit blossem Auge kaum sichtbar sind,
werden leicht durch Frost zerstört, weil in die Risse das Wasser eindringen
und beim Gefrieren in Folge seiner hierbei eintretenden Volumenvergrösserung
32
Erster Theil. Die HauptstofTe.
den Stein sprengen kann), von der Lage im Steinbruch (die unmittelbar"
unter dem Abraum, der sogenannten Schwarte, liegenden Granitmassen sind,
häufig > angefault« d. h. in Verwitterung begriffen; die in der Nähe von Ver—
werfungsklüften liegenden sind oft rissig, die neben anderen Felsmassen.
gelagerten haben oft ein etwas schieferiges Gefüge u. s. w.), von der Druck-
festigkeit u. s. w.
Wegen der grossen Härte und Festigkeit ist Granit schwer zu be-
arbeiten. Bei der Bearbeitung ist wegen seines Quarzgehaltes ein Ausspringea
der Kanten zu befürchten. Zum Schleifen und Poliren eignen sich besonders
die quarzreichen und glimmerarmen Arten, zu Bildhauerarbeiten die fein-
kömigen, die eine sehr feine Politur annehmen, zu Strassenpflasterungen die
härteren und festeren u. s. w. Das Poliren macht insofern Schwierigkeiten,
als der Feldspath erst rauh geschliffen erscheint, wenn der Quarz bereits
Politurglanz zeigt und der Glimmer schon ausgerieben oder wenigstens schon
blind geworden ist. Um eine schöne PoUtur zu erhalten, werden die Glimmer-
vertiefungen nach dem Foliren durch Abreiben des Steines mit S{>eckstein
oder venetianischem Talk ausgefüllt ; hierdurch erhält der Stein einen schwachen
Silberglanz, der haftengebliebene Glimmer aber wird grau. Es empfiehlt sich,
Ornamente beim Granit zu vermeiden und zu Gesimsen, Treppenstufen u. s. w.
nur einfache, nicht zu kleine Profile mit rechten oder stumpfen Winkeln zu
wählen.
Noch zu erwähnen ist, dass durch die Zersetzung des Orthoklas aus
dem Granit Kaolin (Porzellanerde, Thon) entsteht.
Abarten. Ausser dem sogenannten Normalgranit, aus vorherrschend
weissem Orthoklas, wenig Oligoklas, reichlichen Mengen Quarz und weissem
und schwarzem Ghmmer, unterscheidet man noch die folgenden Arten:
1. Riese ngranit mit einzelnen Körnern von mehr als Erbsengrösse.
2. Porphyrartiger Granit mit feinkörniger Grundmasse, in welcher
einzelne grosse Orthoklaskrystalle eingebettet sind;
;\. Gneis granit und Alpengranit, mit wenig schiefrigem Gefüge;
4. Schrift granit mit grossen Orthoklasindividuen, wenig Glimmer und
stengcligen, parallelstehen den Quarzprismen, die das Gestein so durchwachsen
haben, dass auf den Bruchflächen senkrecht zu den Quarzprismen schrift-
I
f
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. SS
12. Granitit aus rothem Orthoklas, reichlichen Mengen Oligoklas,
wenig Quarz und geringen Mengen von schwärzlich-grünem Magnesiaglimmer ;
13. Grüner Granit mit apfelgrünem Feldspath;
14. Greisen mit grauem Quarz, grünem Glimmer ;ind ohne oder nur
mit ganz geringen Mengen Feldspath u. s. w.
§ 29. Der Granulit.
Eigenschaften. Der Granulit ist ein mittelkleinkömiges, krystallinisch-
schiefriges, regelmässig geschichtetes Gestein mit kleinsplitterigem Bruch.
Bestandtheile: Feinkörniger bis dichter Orthoklas, Quarz in sehr dünnen,
platten Körnern und eingestreute hirsekomgrosse, rothe Granaten oder an
Stelle derselben Glimmer. Specifisches Gewicht: 200 — 2*67. Farbe
/lauptsächlich weiss oder weisslichgrau, aber auch (durch Eisenoxydul?) hell-
gelb, hellroth u. s. w. Wetterbeständigkeit: Granulit ist im Allgemeinen
der Verwitterung leicht unterworfen, stets aber von geringerer Dauer als der
Granit wegen des geringeren Quarzgehaltes. Härte ähnlich der des Granites.
Vorkomm en. Granulit bildet in älteren krystallinischen Gesteinen
(im Gneis, Granit, Serpentin u. s. w.) gangartige, grössere oder kleinere Ab-
lagerungen.
Verwendung. Da sich das Gestein wegen seiner gleichmässigen
Schichtung leicht und in meist ebenflächige Platten spalten und frischgebrochen
sich gut poliren lässt, so eignet es sich zur Herstellung von Fensterbänken,
Trottoirplatten, Tischplatten, Treppenstufen u. s. w. Auch für rohe Mauern
(Fundamente) und für Chausseebauten (Unterbettungen) liefert es einen recht
brauchbaren Stoff, dagegen lässt es wegen seiner Härte, und weil es in
dünnen Platten bricht, eine weitere Bearbeitung nicht zu.
Abarten: Glimmergranulit (schiefriger Granulit), sehr glimmer-
reich und mit dünn- oder dickschaligem Gefüge, Hornblen(legranulit, mit
Hornblende, Gneisgranulit, mit vielem Glimmer und einem flaserigen, dick-
schief erigen Gefüge, Diallaggranuli t (Trappgranulit) aus Diallag, Plagioklas,
Quarz, Granat, auch Hornblende, Orthoklas, Augit u. s. w., gefleckter
Granulit oder Forellenstein, mit dunklen, von Hornblende herrührenden
Flecken.
§ 30. Der Felsitporphyr (Quarzporphyr).
Eigenschaften. Der Felsit- oder Quarz])orphyr bildet ein gemengt-
krystallinisches Gestein mit einem dichten oder feinkörnigen, schiefrigen,
kugeligen, lockeren, erdigen u. s. w. Gefüge und einem splitterig-muscheligen
oder matten, unebenen u. s. w. Bruch. Bestandtheile: Die Grundmasse,
Felsit genannt, besteht aus einem sehr feinen und innigen Gemenge von
Feldspath und zarten Quarzkömchen und enthält eingesprengt grosse Orthoklas-
krystalle, Quarz in hirsekom- bis erbsengrossen runden Körnern oder gut
ausgebildeten Krystallen, Glimmer u. s. w. Sie zeigt nicht nur in ihrem
Gefüge, sondern auch in dem Mengenverhältnisse ihrer Bestandtheile eine
grosse Mannigfaltigkeit, denn sie ist entweder dicht, sehr hart und splitterig
oder feinkörnig, zähe und weich oder matt, rauh, locker, weniger fest und
leicht zersprengbar oder auch erdig u. s. w. und besitzt manchmal eine
lagenförmigey schiefrige oder gebänderte Structur (schiefriger Porphyr)
oder eine dnisenfönnige (Mtihlsteinporphyr) oder eine schalige, kugelige,
K r 9 f • r, Haiiiiharh der Battttofflebre. Z
Sk
Erster Theil. Die HauptstofTe.
sphärolithische (Kugelporphyr) u. s. w. Farbe sehr verschieden, meistens
röthlich, grünlich, gelblich und grau. Specifisches Gewicht: 1'55 — 2*793.
Härte meistens sehr gross, bei einigen Arten (siehe unten) auch gering.
Wasseraufnahme in 125 Stunde'n durchschnittlich 0'657o- Druck-
festigkeit für das Quadratcentimeter im Mittel 1300 /^g (höchster
Werth 27(X) ^g). VVetterbeständigkeit im Allgemeinen bedeutend.
Vorkommen. Der Felsitporphyr bildet mächtige Lager und Gänge,
auch grosse Bergmassen und gewaltige Decken im Rothliegenden, im Bunt-
sandstein, im Zechstein u. s. w.
Verschiedenes. Einige Arten lassen sich ihrer grossen Härte wegen
nur schwer bearbeiten, nehmen aber eine vorzügliche Politur an und sind
ausserordentlich fest; andere Arten (wie z. B. der Thonporphyr) haben dagegen
eine geringe Tragfähigkeit, sind leichter zu bearbeiten und nicht politurfähig.
Der Felsitporphyr bildet Uebergänge einerseits in Granit, anderseits in Pech-
steinporphyr. Wegen der vorherrschenden rothen Farbe wird der Felsit-
porphyr meistens * rother Porphyr« genannt.
Verwendung. Wegen ihrer grossen Dauerhaftigkeit, hohen Festigkeit,
wirkungsvollen Farbe und ausgezeichneten Politurfähigkeit werden die härteren
Arten zur Herstellung von Säulen, Sockeln, Denkmälern, Skulpturen, zu
Quadersteinen für die Monumentalarchitektur, auch zu Treppenstufen, Pflaste-
rungen und Chaussirungen u. s. w. verwendet.
Eintheilung. Man unterscheidet vornehmlich folgende Arten:
1. Den Hornsteinporphyr, ein vollkommen dichtes, sehr sprödes
und sehr hartes Gestein mit splitterig-muschehgem Bruch, dessen Grund-
masse aus grösseren Mengen Orthoklaskrystallen besteht und viele glasige
Bestandtheilc enthält.
2. Den Feldsteinporphyr (eigentlichen Felsitporphyr), ein fein-
kömiges, sehr zähes und hartes Gestein mit mattem, unebenem Bruch, dessen
Grundmasse wenig (^uarzkörner, aber sehr viele Orthoklaskrystalle besitzt.
3. Den Thonstcinporphyr, ein durch begonnene Verwitterung bereits
weich gewordenes Ge.stein.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 35
Wasseraufnahme in 125 Stunden: durchschnittlich 0*48 7o- Porenraum:
im Mittel 1*3 7o- We tterbes tändig k ei t sehr gross. (Syenit übertrifft an
Dauerhaftigkeit selbst den Granit.)
Vorkommen. Man findet den Syenit in mächtigen, stark zerklüfteten
Massen in den ältesten Formationen. Er bildet aber auch Gänge und Stöcke,
ist häufig von Granitgängen durchzogen und von Gneis, Glimmer- und Thon-
schiefer, krystallinischem Kalkstein u. s. w. umschlossen.
Verschiedenes. Die alten Aegypter bezogen den Stein, aus welchem
sie Obelisken, Pyramiden, Tempel u. s. w. herstellten, aus der Stadt Syena
{dem heutigen Assuan in der Lapdschaft Thebais). Von diesem Orte führt
das Gestein seinen Namen. Besitzt der Syenit eine Streckung, d. h. stehen
die Homblendesäulen parallel, so ist er schwerer zu bearbeiten; haben die
Orthoklaskrystalle eine parallele Lagerung, so lässt sich das Gestein in
Platten abbauen.
Verwendung. Da das Gestein eine hohe Festigkeit, Dauerhaftigkeit,
Farbenschönheit und Politurfähigkeit besitzt, eignet es sich besonders zur
Herstellimg von Sockeln, Denkmälern und als Baustein für Prachtbauten,
femer zu Brückenpfeilern, Strassenpflasterungen (das Pflaster von Dresden
besteht aus rothem Syenit), Chaussirungen u. s. w.
Eintheilung. Man theilt die Syenite und ihre Uebergänge ein in:
1. Den echten Syenit oder Hornblendesyenit, meistens ohne
jeden Quarzgehalt;
2. Den Syenitporphyr (Orthoklasporphyr), einen quarzfreien Syenit
mit grösseren Orthoklaskrystallen und einem porphyrartigen Gefuge;
3. Den Glimmersyenit, der statt der Hornblende Plagioklas und
grünen Magnesiaglimmer enthält;
4. Den Syenitgranit oder Hornblendegranit, mit Hornblende,
Plagioklas, grünem MagnesiagUmmer und Quarz.
5. Den Syenitgneis oder Syenitschiefer, welcher eine faserige oder
schiefrige Structur zeigt;
6. Den Zirkonsyenit, mit Orthoklas, wenig Hornblende und reichen
Mengen von Zirkonkrystallen und Eläolith oder Nephelin;
7. Den Monzonit, mit Orthoklas, Plagioklas, Biotit und grossen
Mengen Hornblende oder Augit.
2. Plagioklas gesteine.
§ 32. Der Diorit.
Eigenschaften. Der Diorit oder Hornblendegrünstein besteht aus
einem innigen krystallinischen Gemenge mit grob- bis feinkörnigem, auch
dichtem, porphyrischem, kugeligem oder schiefrigem Gefüge. Bestandtheile:
Schwärzlichgrüne bis grünlichschwarze Hornblende in Körnern und Nadeln
und weisser, gelblicher oder grünlicher Plagioklas (Oligoklas oder Andesin).
Hierzu treten zuweilen noch weissgraue, fettglänzende und meistens grobe
Quarzkömer und hellrothe Augitkömer sowie als zufällige Gemengtheile
Schwefelkies, Chlorit und Glimmer. Farbe meistens schwarzgrün. Specifi-
sches Gewicht: 2*8 — 3*0. Härte durchschnittlich 5—6. Druckfestigkeit
für das Quadratcentimeter im Mittel W^kg (höchster Werth 2780^^).
Wasseraufnahme höchstens 0*5 %. Porositätscoefficient: 0*25. Wetter-
86
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
beständigkeit ausserordentlich gross, wenn nicht grössere Mengen von
Schwefelkies im Gestein vorhanden sind.
Vorkommen. Der Diorit bildet meistens ein unregeUnässig zerklüftetes»
seltener in Kugeln oder Säulen abgesondertes Gestein ohne grosse Ver-
breitung. Man findet ihn im Gerolle und Geschiebe, als gang- und stockartige
Lager, als Begleiter von Erzlagern und besonders im Gebiete des krystallini-
sehen Schiefergebirges, aber auch im Gneis, Syenit, Kalkstein, in der Grau-
wacke u. s. w.
Verschiedenes. Diorit ist wegen seiner grossen Zähigkeit sehr schwer
zu sprengen und zu bearbeiten, jedoch kann man ihm — allerdings nur
unter Aufwendung vieler Mühe — eine sehr schöne und haltbare Politur geben.
Verwendung. Der Fels eignet sich ausgezeichnet zu Pflasterungen
und Chaussirungen, kann aber auch zu Quadersteinen, Säulen, Denkmälern»
und — wenn er Schieferstructur besitzt — zu Platten sowie bei sphäro-
lithischem Gefüge (wie auf Corsika) in Platten zugeschnitten als Decorations-
stein verwendet werden.
Eintheilung. Man unterscheidet:
1. den gewöhnlichen oder Normaldiorit mit fein- bis grobkörnigem
Gefüge;
2. den Diorit-Aphanit (dichten Grünstein) mit sehr feinkörnigem»
kryptokrystallinischem Gefüge ;
3. den Glimmerdiorit mit reichen Mengen von schwarzem oder
braunem Glimmer;
4. den Quarzdiorit mit starkem Quarzgehalt;
5. den Dioritporphyr mit ausgeschiedenen grösseren Krystallen von
hellgrünem Oligoklas und Hornblende und mit porphyrischem Grefi^e (vorzugs*
weise Glimmerdiorit);
6. den Dioritschiefer mit unvollkommen schiefriger Structur, durch
parallele Lagerung der Homblendesäulen hervorgerufen;
7. den Kugel diorit (Corsit) mit sphärolithischer Structur.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 37
Verwendung. Im grossen Ganzen ist die Verwendung des Diabas die
gleiche wie die des Diorit, nur können bereits in der Verwitterung begriffene
Steine nicht zu Strassenpflasterungen und Chaussirungen benutzt werden.
Eintheilung. Nach dem Gefüge unterscheidet man:
1. den körnigen Diabas mit deutlich erkennbaren Gemengtheilen;
2. den Diabasaphanit mit kryptokrystallinischer Structur und starkem
Chloritgehalt;
3. den Diabasporphyr mit feinkörniger bis dichter Grundmasse, aus
welcher grosse Labradorkrystalle (Labradorporphyr) oder Augitkrystalle
(Augitporphyr) hervortreten;
4. den Diabasschiefer (Grünsteinschiefer),- ein feinkörniges bis
dichtes, sehr chloritreiches Gestein mit mehr oder weniger vollkommener
Schieferstnictur ;
5. den Diabasmandelstein (Grünmandelstein, Blatterstein) mit
Mandeln von Kalkspath;
6. den Kalkaphanit mit feinvertheilten Kalkspathkömem und oft
schiefriger Structur (Kalkaphanitschiefer, Kalkdiabasschiefer);
7. die Diabaswacke, ein weiches Gestein, das zu Bruchsteinen Ver-
wendung findet.
§ 34. Der Porphyrit.
Eigenschaften. Der Porphyrit ist ein gemengtes krystallinisches Gestein
mit porphyrischem Gefiige, das zu den Porphyrgesteinen gehört. Bestand-
theile: Eine aus Pkigioklas und Hornblende oder Glimmer bestehende, sehr
feinkörnige bis dichte Grundmasse, aus welcher Orthoklaskrystalle (Ortho-
klasporphyr), Oligoklaskrystalle (Oligoklasporphyr) oder Hornblende-
krystalle (Hornblendeporphyr) hervorragen, oder brauner bis schwarzer
Glimmer (Glimmerporphyr) ausgeschieden ist, und die selten Quarzkömer
enthält. Farbe verschieden; gewöhnlich braunroth, dunkelgrau oder bläulich-
grau. — Härte, specifisches Gewicht, Festigkeit, Wetterbeständig-
keit, Verwendung u. s. w. ähnlich der des Felsitporphyrs. (Siehe § 29.)
Vorkommen. Porphyrit bildet mächtige Gänge, Stöcke und Lager,
namentlich im Gebiete des Granit und Syenit.
§ 35, Der Melaphyr.
Eigenschaften. Der Melaphyr oder schwarze Porphyr (Basaltit)
ist ein feinkörniges bis dichtes, häufig mandelsteinartiges, aber auch por-
ph)nrisches Eruptivgestein. Bestandtheile: In einer glasigen (basaltischen)
Grundmasse, welche hauptsächlich aus Labrador und einem noch nicht genau
bestimmten Silicate (Augit, Hornblende oder Pyroxen.^*) besteht, sind Plagio-
klas (seltener Orthoklas), Augit, Olivin, Apatit u. s. w. ausgeschieden. Als
zufällige Bestandtheile führt der Melaphyr: Schwefelkies, Magneteisenstein,
Kupfer, Silber, Quarz, Glimmer, Hornblende u. s. w. Farbe dunkelgrau,
dunkelgrün, schmutzigroth oder schwarz. Härte ziemlich gross. Specifi-
sches Gewicht: 2*5 — 2*8. Druckfestigkeit für das Quadratcentimeter
durchschnittlich 1200 kg (höchster Werth 1160 kg). Wetterbeständigkeit
im Allgemeinen massig; Melaphyr kann deshalb als Baustein nicht ohne Be«
denken verwerthet werden. Wasseraufnahme sehr gering.
88
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Vorkommen. Der Melaphyr kommt in mächtigen Lagern, G&ngen,
Stöcken, Decken und Kuppen mit platten- oder bankförmigeni audi Säulen*
oder kugelförmigen Absonderungen im Gebiete der Steinkohle, des Roth-
liegenden und des unteren 2^chstein vor.
Verschiedenes. Melaphyr ist oft verwittert und zeigt dann eine
erdige Structur und eine grüne, bei weiter vorgeschrittener Zersetzung gelb-
lichgrüne bis braune Farbe. Angewitterter Melaphyr riecht nach Thon, braust
mit Säuren auf, ist schmelzbar und lässt sich mit dem Messer ritzen.
Verwendung. Aus unverwittertem Melaphyr stellt man Strassenpflaste-
rungen und Chaussirungen und, weil er Politur annimmt, auch Grabdenk*
mäler her. Das Gestein wird durch den Strassenverkehr weniger glatt als der
ihm ähnliche Basalt. Die in Paris, Berlin, München u. s. w. mit ihm bei
Pflasterungen gemachten Erfahrungen waren jedoch wenig befriedigend. Zer»
setzter Melaphyr liefert einen fruchtbaren Ackerboden.
Abarten: 1. Melaphyrporphyr mit feinkörniger bis dichter Grund*
masse, aus welcher Labrador- oder Glimmer-, auch Hornblende- und Augit-
krystalle hervortreten;
2. Melaphyrmandelstein mit Blasenräumen, welche mit Mandeln
aus Kalk- und Brauiispath, Quarz (Bergkrystall), Jaspis, Achat, Amethyst,
Silber, Kupfer u. s. w. ausgefüllt sind, sowie mit grösseren, nach innen offenen
Höhlungen, die zum Theile mit Kalkspath, Quarz u. s. w. angefüllt sind;
3. Palatinit mit Diallaggehalt.
§ 36. Der Gabbro.
Eigenschaften. Der Gabbro (Urgrünstein, Zobtenfels) bildet ein
meist granitartig grob- bis feinkörniges, regellos verwachsenes krystallinisches
Gemenge. Bestandtheile vorherrschend I^brador oder Saussurit mit Diallag
(Diallaggabbro) oder Smaragdit (Smaragditgabbro). Als zuf^Ülige Ge-
mengtheilc sind zu nennen: Olivin (Olivin gabbro), Quarz, Hornblende,
Talk, Glimmer, Granat, Magnetkies, Magneteisen, Schwefelkies u. s. w. Farbe
gewöhnlich dunkelgrün. Härte: 6 — 7 auch 7 — 8. Specifisches Gewicht:
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 39
Ornamenten, Wandbelag- und Tischplatten, kleinen Säulen u. s. w. verwendet,
jedoch auch als Baustein und zu Mühlsteinen, Strassenpflasterungen und
Chaussirungen.
5. Glimmergesteine.
§ 37. Der Gneis.
Eigenschaften. Der Gneis (Gneiss, Gneus, Gneuss) ist ein krystallinisch-
kömiges, flaseriges bis schiefriges Gestein, das sich nur durch seine Structur
vom Granit unterscheidet. Bestandtheile: Dieselben wie beim Granit, näm-
lich Orthoklas (zum Theile auch Oligoklas), Quarz und Kali- oder Magnesia-
glimmer, von denen zumeist der Glimmer vorherrscht (Glimmergneis), der
Quarz aber mehr zurücktritt. Der Glimmer ist manchmal theilweise durch
Hornblende (Hornblendegneis), Talk (Protogin- oder Talkgneis),
Chlorit (Chloritgneis) oder Graphit (Graphitgneis) vertreten; ausserdem
führt das Gestein auch Eisenglimmer (Eisenglimmergneis), Plagioklas
u. s. w. Farbe je nach den Gemengtheilen verschieden, meistens schwärzlich
oder röthlichgrau, aber auch blau, violett und weiss gesprenkelt. Specifisches
Gewicht: 24— 2*9.
Härte: Fast dieselbe, wie die des Granit. Druckfestigkeit für das
Quadratcentimeter im Mittel etwa 1700 kg. Wetterbeständigkeit:
Beim quarzreichen, dickbankigen, lagenförmigen Gneis dieselbe wie beim
Granit, beim glimmerreichen, eisenhaltigen, dünngeschichteten Gneis dagegen
geringer, so dass solche Gesteinsarten nur mit Vorsicht zu verwenden sind.
Wasseraufnahme gering.
Vorkommen. Gneis gehört zu den weitverbreitetsten und ältesten
Gesteinen der Erde; er bildet die unterste aller bekannten Ablagerungen und
hat meistens eine kolossale Mächtigkeit (nach S tu der von 10 — 20.000 w).
Man findet ihn in fast allen grösseren Gebirgen der Erde, wo er häufig
mit Glimmer-, Hornblende-, Chlorit- und (iraphit-Schiefersteinen, mit Quarziten,
Serpentinsteinen, Kalksteinen, Granitgneisen u. s. w. abwechslungsreiche
Schichtenreihen bildet und stellenweise gang- und stockförmig von Erzen
durchsetzt ist.
Verschiedenes. Durch Verlust des schiefrigen Gefüges und Hervor-
treten der kömigen Structur geht der Gneis in Granit, durch Ueberhand
nehmen des Glimmers und Abnahme des Feldspathes in Glimmerschiefer,
durch Abnahme des Glimmers in Granulit über. Gneis ist leichter zu spalten
wie Granit und wird durch Verwitterung zu einem morschen, weichen Grus.
Sind seine Feldspath- und Glimmerbestandtheile zersetzt, so bildet er eine
thonige Masse, die einen fruchtbaren Ackerboden liefert und auch gut
zur Herstellung von Ziegeln geeignet ist.
Verwendung. Man benützt den dickbankigen, lagenförmigen und
quarzreichen Gneis zu Quader- und Bruchsteinen, Treppenstufen, Trottoir-
platten, auch zu Pflasterungen (besonders für steilere Strassen, weil er
weniger Glätte wie der Granit besitzt), den dünnschiefrigen zu Dachein-
deckungen, Fensterbänken u. s. w., den glimmerreichen zu Gestellsteinen u. s. w.
Eintheilung. Nach der Structur und Schichtung, die von der Menge
der blättrigen Bestandtheile und der Art ihrer Einlagerung abhängen, unter-
scheidet man folgende Arten:
40
Erster Theil. Die Hauptsloffe.
1. den Normalgneis mit gleichmässig vertheilten, die Lagen des
kömigen Feldspath-Quarz-Gemenges trennenden, meist parallelen, schuppigen
Glimmerlamellen ;
2. den Flasergneis mit langgezogenen, flaserigen, parallelen, dünnen
Glimmerlamellen, welche das kömige Gemenge des Feldspath und Quarz in
unregelmässige, linsenförmige Partien theilt;
3. den Schiefergneis mit dünnen, parallelen Glimmerblättchen, die
eine zusammenhängende, ebenflächige, ausgedehnte Lage zwischen dem kömigen
Feldspath-Quarz-Gemenge bilden ;
4. den Lagengneis, einen Schiefergneis mit abwechselnd glimmer-
reichen und glimmerarmen Lamellen;
5. den Holz- und Stengelgneis, bei welchem alle Bestandtheile des
Gesteins stengelig angeordnet, d. h. gestreckt sind, so dass häufig eine
faserige Structur erscheint;
6. den Augengneis mit kugel- oder linsenförmigen, grossen, aus der
Schiefermasse hervortretenden Orthoklaskrystallen zwischen wellenförmig ge-
bogenen Glimmerblättchen.
§ 38. Der Glimmerschiefer.
Eigenschaften. Der Glimmerschiefer ist ein krystallinisches, je nach
der Beschaffenheit seiner Gcmengtheile dünn- oder dickschiefriges, eben- oder
kmmmschiefriges, wellenförmig-, auch kurzschiefriges, grob- und feingefältetes
Gestein. Bestandtheile: Kaliglimmer (heller Glimmerschiefer) oder
Magnesiaglimmer (dunkler Glimmerschiefer), seltener Natronglimmer,
Paragonit (Paragonitschiefer) oder Muskowit, Biotit, zwischen denen lagen-
weise Quarz eingebettet ist. Zuweilen tritt der Glimmer in solcher Menge auf,
dass ein reines Glimm crgestein entsteht; oft aber nimmt der Quarz
überhand und es bildet sich Quarzschiefer. Als zufällige Bestandtheile
treten im Gestein auf: Granat (selten fehlend), Turmalin, Feldspath, Chlorit,
Talk. Kalkspath, Hombk'iKlL% (iiaphit, Kisenglimmer, auch Schwefelkies,
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 41
und Fussbodenplatten u. s. w., den dünngeschichteten zu Dacheindeckungen,
Fensterbänken u. s. w.
Abarten: 1. Lagenglimmerschiefer, wenn dünnschiefrige Glimmer-
lamellen mit Quarzlagen abwechseln;
2. Graphitschiefer, wenn Graphit den GUmmer vertritt;
3. Kalktalk-, Kalkchlorit- und Kalkthonschiefer, wenn der
Glimmer theilweise oder ganz durch Kalk und Talk oder Kalk und Chlorit
oder Kalk und Thonschiefer ersetzt ist;
4. Chlorit-, Talk-, Turmalin-, Kalk-, Hornblende- und Eisen-
glimmerschiefer, wenn grössere Mengen von Chlorit, Talk, Turmalin,
Kalkspath, Hornblende oder Eisenglimmer im Gestein vorhanden sind;
5. Gneisglimmerschiefer, wenn Feldspath (Orthoklas) hinzutritt;
6. Falten- und Wulstglimmerschiefer, wenn die Bestandtheile
linear gestreckt und die GUmmerblättchen auf den Spaltungsflächen zart und
parallel gefaltet erscheinen;
7. Garbenschiefer, wenn das Gestein, Concretionen (d. h. unregel-
mässige, durch Vereinigung verschiedener Mineralien entstandene Krystall-
gruppen) von büschel- oder garbenförmiger Gestalt besitzt;
8. Fruchtschiefer, wenn diese Concretionen die Gestalt von Getreide-
körnem haben.
§ 39. Der Thonglimmerschiefer.
Eigenschaften. Der Thonglimmerschiefer (Urthonschiefer,
Pliyllit) bildet ein sehr schiefriges, spaltbares, kryptokrystallinisches oder
auch deutlich feinkörniges, auf den Spaltungsflächen seiden- oder perlmutter-
^g, auch halbmetallisch glänzendes, zuweilen parallel gefaltetes Gemenge.
Bestandtheile: Sehr feine, mitunter parallel gestellte Glimmertheilchen mit
etwas Quarz, Chlorit und Feldspath. Häufig sind Magneteisen, Rotheisenstein
und Schwefelkies im Gestein abgelagert und als zufällige Bestandtheile Chia-
stolith, Staurolith, Granat, TurmaUn, u. s. w. vorhanden. Farbe dunkelgrau,
*uch grünlich und schwärzhchblau, seltener weiss, violett und roth. Spe-
cifisches Gewicht: 2-67— 3-50. Härte: 1—2.
Vorkommen. Den Thonglimmerschiefer findet man im krystallinischen
Schiefergebirge meistens mit Gneis, Glimmer- und Chloritschiefer im Verband
^d Wechsellagerung, aber auch als Unterlage des Uebergangsgebirges
(Uebergangs-Thonschiefer) mit Grauwacke und an der Grenze der
krystallinischen Massengesteine (metamorphischer Schiefer) in weiter
Verbreitung.
Verwendung. Man benutzt den Phyllit zur Herstellung von Tisch-
end Fussbodenplatten, Billardtafeln, Kamineinfassungen, Dacheindeckungen
und verwendet ihn lackirt als Marmor-Imitation.
Abarten: 1. der dunkelgefärbte Chiastolithschiefer, mit sehr vielen
^ulenförmigen Chiastolith- oder Hohlspathkrystallen ;
2. der graue Staurolithschiefer, sehr glimmerreich und mit säulen-
förmigen Staurolith- (Kreuzstein-) Kry stallen;
3. der Knotenschiefer mit dunklen Concretionen von hirsekom-
grossen Knoten;
4. der Fleckschiefer mit dunklen runden, auch länglichen oder
zackenförmig aneinandergereihten Concretionen;
42
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
5. der Sericitschiefer (Taunusschiefer), welcher Sericit statt
Glimmer führt und den Uebergang vom Glimmerschiefer zum Thonschiefcr
bildet.
4. Feldspath" und gUmmerfreie Gesteine,
§ 40. Der Eklogit.
Eigenschaften. Der Eklogit (Omphacitfels, Smaragditfels) be-
steht aus einem grob- bis feinkörnigen, porphyrähnlichen Gemenge. Bestand-
t heile: Grasgrüner, auch grauer Smaragdit und rother, porphyrisch einge-
betteter Granat, oft auch noch himmelblaue bis dunkelblaue Cyanitsäuten.
Die zufälligen Bestandtheile sind ziemlich zahbreich; hervorzuheben sind:
Disthen, Eisenkies, Quarz, Hornblende, auch Glimmer u. s. w.
Vorkommen. Eklogit bildet stockartige Einlagerungen im Gneis,
Glimmer- und Dioritschiefer, kommt meistens mit Serpentin vor, ist selten,
und niemals von grösserer Ausdehnung.
Verschiedenes. Das Gestein besitzt eine grosse Farbenschönheit und
nimmt — wenn auch nur schwer — eine vorzügliche Politur an. Eis ist sehr
zähe und daher schwer zu sprengen und zu bearbeiten.
Verwendung. Man benützt den Eklogit vorzugsweise zu kleineren
Bildhauerarbeiten und zu Denkmälern.
§ 41. Der Turmalinfels und Turmalinschiefer.
Eigenschaften. Die Turmalingesteine bilden ein kömiges, scheinbar
dichtes oder krystallinisch schiefriges Gemenge. Bestandtheile: Schwaner
Turmahn (Schörl, Aschenzieher) und grauer kömiger Quarz. Farbe sehr
mannigfach, jedoch meistens schwarz.
Vorkommen. In Comwall, in Sachsen (Eibenstock, Geyer u. s. w.)
u. s. w.
Verschiedenes. Sind Schörl und Quarz lagen weise angeordnet, so
entsteht der Turmalinschiefer. Derselbe zeigt häufig eine abwechselnd
weisse und schwarze Bänderung.
Verwendung hauptsächlich zu Schmucksachen.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 43
thdle noch Magneteisen, Titanit, Granat u. s. w. Ist der Trachvt reich an
Sanidin, so nennt man ihn Sanidinit oder Sanidintrachyt; fehlt in dem
Gestein die Hornblende oder kommt sie nur in ganz geringer Menge vor,
so heisst das Gestein Trachytporphyr. Man unterscheidet quarz-
führenden und quarzfreien Trachytporphyr; ersterer besitzt in seiner
glänzenden bis matten Grundmasse Krystalle von Sanidin, Glimmer und
wasserhellem bis rauchgrauem Quarz, letzterer in derselben Grundmasse
Krystalle und Kömer von Feldspath und GUmmer. Farbe: Die Grundmasse
zeigt eine weiss- oder aschgraue, ins Röthliche oder Bräunliche, auch ins
Schwarze gehende Farbe. Specifisches Gewicht: 2*25 — 268. Härte ver-
schieden, bei den quarzreichen Trachy ten bis 6. Festigkeit fürdasQuadrat-
centimeter für Druck im Mittel 1200— 1300 >t^, für Schub 20— 30>t^, für
Bi^;ung 100 — 120 Hig. VVasseraufnahme in 125 Stunden im Mittel 37o-
Wetterbeständigkeit bei den feldspatharmen Trachyten gut, bei den
feldspathr eichen massig.
Vorkommen. Da der Trachy t zu den Eruptivgesteinen gehört, so wirä
er in der Nähe von noch thätigen oder bereits erloschenen Vulcanen
gefunden, wo er kuppel- oder domförmige, alleinstehende Bergmassen oder
Gänge, Ströme und Decken bildet. Besonders geschätzt sind die Stenzel-
berger, Wolkenburger und Berkumer Gesteine.
Verschiedenes. Der frische, plagioklasarme, feinkörnige Trachy t gilt
als der werthvollste ; er verbindet sich gut mit Mörtel und lässt sich leicht
bearbeiten. Weiche, zerreibUche, erdige Trachy te (sogen. Domite) und solche
mit Feldspathkrystallen von mehreren Centimeteni Grösse verwittern leicht
und sind für Bauten untauglich. — Der eigentliche Trachy t bildet durch
Annahme eines dichten Gefüges und Aufnahme von Zeolithen (d. h. wasser-
haltigen krystallisirten SiHcaten von gewissen Leichtmetallen und Aluminium)
den Uebergang in Phonolith, durch Verglasung in Obsidian und Bimsstein,
durch Entglasung in Perlstein.
Verwendung. Trachy t aus gesunden Steinbrüchen wird wegen seiner
Rauhigkeit gern zu Treppenstufen, aber auch zu Fensterbänken, Ornamenten,
Säulen, Quadersteinen (Köhier Dom), Fassadenverblendungen, Pflasterungen,
(Pflaster zu Budapest) und bei geringerer Härte zuweilen zu Gewölbsteinen
benützt Den porösen und quarzfuhren den Trachyt verwendet man auch zu
Mühlsteinen (Mühlsteinporphyr).
§ 43. Der Phonolith (Klingstein).
Eigenschaften. Der PhonoUth oder Klingstein bildet ein schwach fett-
glänzendes, an den Kanten durchscheinendes Trachy tgestein mit sehr dicht
erscheinendem, öfters etwas porphyrartigem Gefüge und mit splitterig-unebenem,
flachmuscheligem und scharfkantigem Bruch. Bestandtheile: Die Grundmasse
besteht aus Sanidintafeln und sechsseitigen Nephelinsäulen, daneben auch
aus winzigen Leucitkrystallen, Homblendenädelchen, Augitkrystallen, Magnet-
eisenkömem u. s. w. In dieser Grundmasse sind porphyrisch ausgeschieden:
Sanidin, Nephelin, Hornblende, Oligoklas, Augit, Titanit, Nosean, mitunter
auch Glimmer, Pyrit, Eisenglanz u. s. w. Farbe dunkelgrünlichgrau, bräunlich
oder schwArzlich. Specifisches Gewicht: 2o — 2*7. Festigkeit ungefähr
die gleiche wie beun Trachytporphyr. Wetterbeständigkeit sehr hoch.
u
Erster Theil. Die Hauptstofte.
Vorkommen. Der Phonolith bildet gewöhnlich dorn- oder glocken-
förmige Kuppen oder plattenförmige Gänge oder Ströme von durchschnittlich,
geringer Mächtigkeit. Man findet ihn häufig in Gesellschaft oder in unmittel-
barer Nachbarschaft des Basalt und des eigentlichen Trachyt.
Verschiedenes. Das Gestein liefert in Folge seiner Neigung zu dünn-
plattenförmiger Structur sehr lagerhafte Steine, die sich auch mit Mörtel gut
verbinden. Es bildet Uebergänge in Trachyt und Perlstein.
Verwendung. Man braucht den Phonolith zum Häuserbau (viele alte
Burgen und Schlösser im böhmischen Mittelgebirge sind aus ihm erbaut
worden), zu Strassenpflasterungen und, wenn dünn spaltbar, auch zu Dach-
eindeckungen (z. B. in der Auvergne). Phonolith liefert auch einen brauch-
baren Rohstoff für ordinäre Glaswaaren (Flaschen) und einen fruchtbarea
Ackerboden.
• Eintheilung. Man unterscheidet:
1. Den gewöhnlichen oder schieferigen Phonolith mit deutlich,
plattenförmiger Absonderung. Er lässt sich leicht in dünne, parallelflächige
Tafeln spalten, die aneinandergeschlagen hell klingen (daher die Bezeichnung^
> Klingstein«).
2. Den porphyrischen Phonolith, ein massiges, meist vielfach zer-
klüftetes Gestein mit hervortretenden grösseren Krystallen.
3. Den trachytartigen Phonolith mit rauher, etwas poröser, erdiger,
lichtgrauer Grundmasse mit zeoUthischen Beimengungen.
4. Den Noseanphonolith mit aus Nosean und Leucit bestehender
Grundmasse mit Krystallen von Nosean, Sanidin und Leucit.
§ 44. Der Pechstein.
Eigenschaften. Der Pechstein (Resinit Stigmit) bildet ein natürliches
wasserhaltiges Glas, ein Schmelzproduct von Quarz und Feldspath, mit starkem
Harz-, auch wohl Glasglanz und unvollkommen muscheligem bis unebenem, an
den Kanten durchscheinendem Bruch. Bestandtheilerln der glasigen Grund-
masse liegen eingebettet kleine Krystalle von Orthoklas, Plagioklas, Quarz
und schwarzem Glimmer, auch befinden sich in ihr zahlreiche Glaseinschlüsse,
Erstes Capitcl. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 45
Wirkung von Luft und Wasser erhält der Pechstein an seiner Oberfläche
Risse und Sprünge, es lösen sich schalige Stücke von ihm ab, seine Farbe
wird heller (verbleicht) und endlich zerfällt er in eine plastisch-thonige, nicht
fruchtbare Erdmasse.
Verwendung. Da Pechstein meistens regellos bricht, so kann er nur
zu Bruchsteinmauerwerk, Strassenpflasterungen oder Chaussirungen verwendet
werden; für letztere ist er besonders gut geeignet.
§ 45. Der Perlstein (Perlit).
Eigenschaften. Der Perlstein oder Perlit bildet eine emailartige,
fett- bis perlmutterglänzende, muschelig brechende, spröde, sehr leicht zer-
sprengbare, wasserhaltige Glasmasse, welche ein Schmelzproduct verschiedener
Feldspathe und Kieselerde darstellt. In dieser, aus hirsekorn- bis erbsengrossen,
concentrisch-schaligen häufig um ein Feldspathkrystall entstandenen, aber
auch hohlen Körnern bestehenden Masse befinden sich Einschlüsse von
Magnesiaglimmer, Granat, Jaspis, Quarz, u. s. w. Farbe perlgrau oder
röthlichbraun, auch schwarz. Specifisches Gewicht: 2*36 — 2*45. Härte: 6.
Vorkommen. Perlstein kommt häufig in Gängen und Strömen vor und
bildet in Tokai in Ungarn ein 12 Quadratmeilen grosses, mächtiges Lager.
Verschiedenes. Ist die Grundmasse kömig-schalig, enthält sie Krystalle
von Sanidin und Glimmer und besitzt sie eine porphyrische Structur, so nennt
man das Gestein Perlitporphyr. Besitzt die Grundmassee viele radialfaserige
Kügelchen, oder SphäroUthe, so heisst das Gestein sphärolithischerPerlstein;
herrschen diese Kügelchen vor, so geht der Perlstein in Sphärolithfels (siehe
§ 44) über.
§ 46. Der Obsidian.
Eigenschaften. Obsidian ist durch schnelle Abkühlung geschmolzener
feldspathreicher, trachytischer Gesteine entstanden und bildet ein stark
glänzendes, sprödes, vulcanisches Glas mit ausgezeichnet muscheligem Bruch
und sehr scharfen, schneidenden, durchscheinenden Kanten. Bestandtheile:
Die Masse besteht aus Kieselerde (60 — 70%), Thonerde, Kali, Natron, Kalk
und Magnesia; die letztgenannten Bestandtheile kommen nur in geringen
Mengen vor. In der Masse befinden sich zahlreiche kleine, eiförmige Gas-
oder Dampfporen (reiner Obsidian), radial-faserige Sphärolithe (sphäro-
lithischer Obsidian), langgestreckte und parallel gelagerte Blasenräume
(blasiger Obsidian) oder ausgeschiedene Sanidin-Krystalle oder -Kömer
(porphyrischer Obsidian). Specifisches Gewicht: 2*3 — 2*5. Härte:
6 — 7. Farbe grau bis sammtschwarz, aber auch flaschengrün (Bouteillen-
glas aus Böhmen), blau, roth und gelb.
Vorkommen. Obsidian bildet ganze Ströme oder lose, klumpen- oder
kugelförmige Auswürflinge verschiedener Grösse und findet sich bei noch
thätigen oder bereits erloschenen Vulcanen, doch fehlt er am Vesuv und
am Aetna.
Verschiedenes. Das Gestein bildet durch Blasigwerden den Bims-
stein und Uebergänge in Pechstein, Perlstein und in krystallinisch-körnige Laven.
Verwendung. Im Alterthume verwendete man das Gestein, das sich
schleifen und poliren lässt, zur Herstellung von Wandspiegeln, Kunstgegen-
4B
Erster Theil. Die Haaptstoffe.
Ständen, Pfeilspitzen, Messern und anderen scharfschneidenden Werkzeugen,
Geschirren u. s. w. ; in der Jetztzeit fertigt man aus ihm Trauerschmucksachen,
Knöpfe, Dosen, Schalen, Vasen u. s. w. und schneidet aus ihm Gemmen. Im
Handel kommt der Obsidian vor unter dem Namen Glasachat, isländischer
Achat, schwarze Glaslava, vulcanisches Glas und Marekanit.
§ 47. Der Bimsstein.
Eigenschaften. Der Bimsstein bildet eine seidenglänzende, schaumige,
blasige, schwammige, stark poröse oder schlackige Ausbildung anderer
Trachytgesteine, besonders des Obsidian. Er ist beim Erstarren des zähen
Schaumes einer glühend flüssigen Trachytlava entstanden. Oft enthält er
langgestreckte Poren und Hohlräume, die durch dünne Wände von einander
getrennt sind und ihm ein faseriges Aussehen verleihen. Hin und wieder
fuhrt er ausser den Bestand theilen des Obsidians noch Chlor, Eisenoxydul,
Spuren von Manganoxydul und chemisch gebundenes Wasser. Enthält er Krystalle
von blasigem Feldspath, so bekommt er oft ein porphyrisches Aussehen (sogen.
Bimsstein-Porphyr). Farbe hellblau, auch hellgelb. Specifisches Ge-
wicht des festen Steines 0*9 — 1*65, des Bimssteinpulvers 2'2 — 2*5. Härte
meistens nicht bedeutend. Druckfestigkeit für das Quadratcentimeter
durchschnittlich 42 kg.
Vorkommen. Den Bimsstein findet man in vulcanischen Gegenden
als weitverbreiteten, oft mächtigen (6 — 17 m dicken) Strom in Verbindung
mit Obsidian- und Perlsteinströmen, aber auch einzeln als Auswürfling.
Verschiedenes. Bimsstein bläht sich im Feuer auf.
Verwendung. Seiner grossen Leichtigkeit und guten Verbindung mit
Mörtel wegen benutzt man den Bimsstein zu Gewölbeconstructionen (Kuppel
der Sophienkirche zu Constantinopel) und weil er ein schlechter Wärmeleiter
ist, im Sommer kühle, im Winter warme Räume liefert, zum Bau von Trocken-
räumen, Wohnhäusern und Ställen (die Stadt Lipari ist ganz aus Bimsstein
erbaut). Für Feuerungsanlagen und Mauern, die starke Erschüttenmgen er-
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 47
1282 i^i?). Härte sehr gross. Wasseraufnahme gering. Wetterbeständig-
keit geringer als beim Basalt.
Vorkommen. In Thüringen (Eisenach), in Hessen (am Meissner bei
Lauterbach), in der Eifel (am Brinkenköpfchen), im Breisgau (am Kaiserstuhl),
in der Oberlausitz (am Löbauer Berg), im Siebengebirge (Löwenburg), in
Nassau (Oberbrechen), in Nord-Irland (am Riesen dämm), in Schottland, auf
Island u. s. w.
Verschiedenes. Dolerit ist deutlich magnetisch, braust mit Säuren
auf und wird zum Theil zersetzt. Er besitzt eine grosse Härte und Sprödigkeit
und kann daher zu feinprofilirten Arbeiten nicht benützt werden, ebenso-
wenig zu Feuerungsanlagen, weil er in grosser Hitze rissig wird, ja selbst
schmilzt Angehaucht riecht er brandig. Treten aus seinem Gemenge einzelne
Augit- oder Feldspathkry stalle hervor, so besitzt das Gestein eine porphy-
rische Structur, hat es Blasenräume, angefüllt mit zeolithischen Mineralien, so
ist sein Gefiige ein mandelsteinartiges.
Verwendung. Zu Fundamentmauerwerk, Treppenstufen, Strassen- und
Wasserbauten, auch zu einfachprofilirten Fensterbänken und Thürge wänden u. s. w,
Abart Der Anamesit, ein dem Basalt sehr ähnliches, sehr feinkörniges
und schimmerndes Gestein von grünlicher, grauer oder bräunlich-schwarzer
Farbe und dem specifischen Gewichte 2*7 — 2*8. Es bildet den Uebergang
vom Dolerit zum Basalt.
§ 49. Der Basalt
Eigenschaften. Der Basalt ist ein sehr feinkörniges, scheinbar dichtes
vulcanisches Gestein mit flachmuschelig unvollkommenem, ins Feinsplitterige
bis Unebene übergehendem Bruch. Bestandtheile: Mikroskopische Krystalle
von gestreiftem Plagioklas (Labrador), Augit (häufig mit Glaseinschlüssen),
grünlich-grauer, glasglänzender, trapezförmig kömiger Olivin und schwarz-
kömiges Magnet- oder auch Titaneisen (Feldspathbasalt) oder statt des
Feldspathes farbloser ungestreifter Nephelin (Nephelinbasalt), auch lange,
farblose Apatitnadeln, seltener Glimmer (Glimmerbasalt) und Leucit
(Leucitbasalt). Diese Gemengtheile befinden sich in einer rein glasigen,
halbglasigen oder auch entglasten und dann mit feinen Krystallnadeln oder
haarförmigen Gebilden (sogenannten Trichiten) angefüllten Masse, Basalt-
magma genannt. Als zufällige Bestandtheile treten im Basalt auf: Faser-
zeolith in Adern und Drusen, Hornblende, Bronzit, Zirkon, Magnetkies,
Saphir u. s. w. und häufig Trümmer der verschiedensten Gesteine, die er
bei seiner Eruption umschlossen. — Farbe dunkelgrau bis schwarz.
Specifisches Gewicht: 2*88 — 3*3. Härte: 6 und 7 — 8. Festigkeit für
das Quadratcentimeter: für Druck 1000 — 3700 kg^ für Biegung im
Mittel 200kg, Porositätscoefficient durchschnittlich Ol). Wärmeaus-
dehnung bei 1®6' Temperaturerhöhung: 000003 des Volumens. VVetter-
beständigkeit beim Säulenbasalt vorzüglich, bei anderen Arten weniger
gross. Wasseraufnahme: Basalt saugt aus der Atmosphäre begierig Wasser
auf und verwittert dann trotz seiner Härte und Festigkeit; es tritt hierbei
eine Art Auslaugung ein, wodurch die erdige, milde und weiche, grüngraue
oder schwarzbraune, beim Anhauchen nach Thon riechende Basaltwacke
(ein basaltisches Trümmergestein mit thonigem Bindemittel) entsteht. Bei
weiterem Fortschreiten des Auslaugungsprocesses werden einzelne Theile von
48
Erster Thcil. Die HauptstofTe.
Kalkerde, Magnesia, Kali und Natron, Eisenoxydul und Kieselsäure, welche
zur chemischen Zusammensetzung des Basaltes gehören, ausgeschieden und
fortgeführt, und es entsteht schliesslich ein wasserhaltiges Thonerdesilicat,
nämlich der aus Thonerde und Wasser bestehende basaltische Thoa
oder Wackenthon, welcher einen dunklen, fetten, sehr fruchtbaren Acker-
boden liefert und in der Landwirthschaft auch als Dünger Verwerthung findet.
Vorkommen. Der Basalt tritt in isolirten Bergkegeln, Gängen und
Strömen, seltener in zusammenhängenden Gebirgsmassen auf und hat eine
sehr grosse Verbreitung; er durchsetzt fast alle Formationen.
Verschiedenes. Die meisten Feldspathbasalte brausen mit Säuren
auf, ein Zeichen, dass sie Kalk enthalten. Der Fels wirkt seines Magneteisen-
gehaltes wegen auf den Magnet ein. Der Basalt liefert einen sehr harten^
zähen, ungemein festen Baustoff, der jedoch nicht feuerbeständig ist imd
sich mit Mörtel fast gar nicht verbindet. Grössere Blöcke können aus ihm
wegen seiner Absonderungsformen nicht gewonnen werden, doch lässt sich
der Säulenbasalt mit einem flachen Hammer in regelmässige Stücke sprengen,
auch können einzelne Basaltsäulen zu Eckpfosten, Prellsteinen, Greländer-
pfosten u. s. w. unmittelbar benutzt werden.
Eintheilung. Nach dem Gefüge unterscheidet man:
1. den gemeinen oder dichten Basalt, der gar keine oder nur
wenige Einschlüsse von Krystallen, Körnern u. s. w. besitzt;
2. den porphyrartigen Basalt (Basaltporphyr) mit porphyrisch
eingesprengten Körnern und Krystallen von Plagioklas, Augit, Magneteisenerz,
Hornblende und besonders von Olivin;
3. den blasigen oder schlackigen Basalt (Basaltlava) eine
schaumartig poröse oder schlackige Masse mit zahlreichen leeren Blasen-
räumen (vergl. § 50);
4. den mandelsteinartigen Basalt (Basaltmandelstein) mit
unregelmässigen, blasenartigen Hohlräumen, die zum Theile oder ganz ange-
füllt sind mit Zeolithen, Kalkspath, Grünerde, Quarz u. s. w.;
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 49
Verwendung. Die technische Verwendbarkeit des Basaltes ist eine
sehr umfangreiche. Man benützt das Gestein, obwohl es sich — wie bemerkt
— mit Mörtel fast gar nicht verbindet und seiner bedeutenden Wärme-
leitimgsfähigkeit und hygroskopischen Eigenschaft wegen kaltfeuchte Mauern
i^durch Niederschlag von Wasserdünsten) giebt, als Baustein für Hoch-
bauten, besonders als Einlage in rothen Sandstein- und Trachytmauerwerken,
zu starken Aussen- und Fundamentmauem, sodann auch zu Thür- und
Fenstergewänden, Treppenstufen u. s. w. Im Tiefbau verwendet man den
Basalt (besonders den Säulenbasalt) vielfach zu Strassenpflasterungen und
Chaussirungen, doch ist hervorzuheben, dass es sich empfiehlt, möglichst
schmale Pflastersteine aus dem Basalt herzustellen, weil der Fels leicht glatt
wird. Im Wasserbau findet der Basalt Verwendung zu Brücken-, Wehr-
und Schleusenbauten, zur Herstellung von Quaimauern u. s. w., im Festungs-
bau zu Mauerwerk aller Art; in der Bildhauerei zur Herstellung von
Grabdenkmälern, Säulen, Monumentsockeln u. s. w. — Aus Basaltmandel-
stein und verschlacktem Basalt fertigt man Mühlsteine. Ferner benützt
man den Basalt als Flussmittel bei der Eisenverhüttung, in der Glasfabrikation
»zur Herstellung von grünem Flaschenglas), in der Cementfabrikation, endlich
— gepulvert und mit Kalkbrei vermischt — als Wassermörtel.
§ 50. Die Lava.
Eigeoschaften. Die bei Eruptionen aus den Vulcanen quillende, feuer-
flüssige Mineralmasse, Lava genannt, bildet nach ihrer Erstarrung entweder
eine zusammenhängende, weitverbreitete Decke (Strom) oder, wenn sie
«lurch gleichzeitig bei der Eruption ausgestossene Dampfmassen zerrissen
worden ist, einzelne halb oder ganz geschmolzene Blöcke von oft mehr
als 1»! Durchmesser oder runde bis kopfgrosse Bomben oder nussgrosse,
unregelmässig gestaltete Lapille oder sandkomgrossen vulcanischen Sand
oder staubkleine vulcanische Asche. Die langsam erstarrten Laven sind
krystallinisch-kömig, auch porphyrartig und an ihrer Oberfläche mehr oder
minder porös und schlackig; die rasch erstarrten bilden fast durchgängig
eine sehr poröse, schwammige und schaumige Masse. Ist die Lava ver-
wittert, so stellt sie eine erdige Masse mit unebenem, erdigem Bruch
^. Bestandtheile: Die chemische Beschaffenheit entspricht entweder dem
Kasalt (Basaltlava mit Augit und Olivinkrystallen und häufig säulenförmiger
Absonderung, Doleritlava mit reichen Mengen Labrador, Augit und Magnet-
eisenstein, Leucitlava mit vorherrschendem Leucit) oder dem Trachyt
(Trachytlava mit Körnern von glasigem Feldspath, poröse Phonolithlava,
Obsidianlava, Bimssteinlava). Farbe: Die Basaltlava hat eine dunkle,
oft schwarze, in schlackigem Zustande häufig braunrothe Farbe, die Trachyt-
lava eine helle, meist graue, ins Röthliche gehende. Härte sehr verschieden.
•Specifisches Gewicht: 0*7 — 2'ü. Druckfesti.c^keit für das Quadrat-
ccntimeter 160 (weiche Lava) bis 670 Xv»' (dichte Lava\ Wasser auf-
nähme in 125 Stunden bis ö^o- Wetterbeständigkeit sehr hoch.
Vorkommen. Man findet die Lava nur in der Nähe von thätigen
oder bereits erloschenen Vulcanen.
Verschiedenes. Lava ist ein sehr schlechter Wärmeleiter. Sie ver-
bindet sich gut mit Mörtel, lässt sich bei dichtem Gefüge poliren und kann
K r G K c r, Handbuch der Bauttofflohrr. "^
50
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
auch zu profilirten Arbeiten benutzt werden, nur ist den Profilen eine der
porösen Beschaffenheit der Lava entsprechende Grösse .zu geben.
Verwendung. Man benutzt die dichte, am Vesuv sich vorfindende
Basaltlava (mit Leucit- und Olivinkrystallen) zur Herstellung von Aussen-
mauem, Fundamenten und Sockeln, Fassadenverblendungen und Gesimsen,
Brückenbauten, femer zu Trottoir- und Fussbodenplatten, zu Pflastersteinen
(Pflaster von Neapel, Padua, Venedig u. s. w.) — die poröse Lava zum
Häuserbau und zu leichten Gewölbedecken, die feste und harte Nephelin-
lava (von Mayen und Niedermendig in der Rheinprovinz) zu Trottoirplatten,
Treppenstufen, Mühlsteinen und als Zusatz zum Cementmörtel, — die
dichte Lava mit grobsplitterigem, ins Muschelige gehendem Bruch zu
Schmucksachen, Vasen, Schalen, Briefbeschwerern, kleinen Statuen u. s. w.,
— die dichte Lava von Sorent zur Herstellung von Thür- und Fenster-
gewänden, Treppenstufen u. s. w., — die Basaltlava des Eifelgebirges
zu profilirten Arbeiten (Masswerke des Kölner Domes) u. s. w.
IIL Klastische Gesteine oder Trümmergesteine.
§ 5L Der Sandstein.
Bestandtheile. Der Sandstein (Quarzpsammit) besteht aus scharf-
eckigen oder abgerundeten, zuweilen auch krystallinischen, mikroskopisch
kleinen bis erbsengrossen Quarzkörnem, welche durch ein verschieden zu-
sammengesetztes, bald vorherrschendes, bald jedoch in sehr geringer Menge
vorkommendes, mineralisches Bindemittel zu einem mehr oder weniger
festen Gestein verkittet sind. Der Sandstein ist reich an organischen Ueber-
resten und Pflanzenabdrücken und besitzt häufig Einlagerungen von Kalkspath,
Feldspathkörnem, Glimmerblättchen, Glaukonitkömem, Brauneisenerz, Blei-
und Kupfererzen, ferner rundliche Einschlüsse von rothem oder grünem
Thou (sogenannte Thongallen), Concretionen von Homstein, Kugeln von
Schwefelkies u. s. w.
Verschiedenes. Die Sandsteine sind meistens sehr deutlich geschichtet
Erstes Capitel. Die natürlicheD Gesteine und die Erden. 51
Bearbeitung. Die Sandsteine sind meistens Strand-, aber auch Süsswasser-
bildungen.
Eintheilungen. Die Sandsteine werden einmal nach der Beschaffen-
heit des Bindemittels und der Art der Gemengtheile, sodann aber auch
nach dem geognostischen Alter eingetheilt. Nach dem Bindemittel unter-
scheidet man:
a) Den kieseligen oder quarzigen Sandstein (Kieselsandstein),
der sich in der Braunkohlenformation (besonders im Oligocän), aber auch in
der Kreideformation in Bänken oder losen Blöcken vorfindet, weiss, grau
oder braun gefärbt, sehr fest, ziemlich hart und dauerhaft ist und ein sehr
sparsam vorhandenes, sehr festes, kieseliges oder homsteinartiges Bindemittel
besitzt. Zu ihm gehört der krystallinische Quarzsandstein oder
Krystallsandstein mit krystallinischen Quarzkömem, bisweilen auch mit
vollständig ausgebildeten Quarzkrystallen und mit sehr spärlichem kieseUgen
Bindemittel. Bei Abnahme desselben wird aus dem Kieselsandstein Quarzit
oder loser Sand. Wächst die Grösse des Kornes, so entstehen Conglomerate
oder Breccien (siehe § 53 und 54).
d) Den eisenschüssigen Sandstein mit einem ziemlich festen und
dauerhaften Bindemittel aus Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat oder aus beiden
mit etwas Thon und Kalk. Dieses Grestein ist dunkelgelb, roth oder braun
gefärbt, zuweilen reich an Eisen und Glimmer und kommt in allen Flötz-
formationen, namentlich im Devon, im Rothliegenden, im Buntsandstein
und im Keuper vor.
c) Den kalkigen Sandstein, mit Säure aufbrausend und bei Zunahme
des Bindemittels den Uebergang zum Kalkstein bildend. Das Gestein hat
ein ziemhch weiches, aber festes und dauerhaftes, meist spärlich vorhandenes
Bindemittel aus krystallinischem abgelagerten Kalk oder grobblätterigem
Kalkspath oder Dolomit und Eisenbraunkalk und ist weiss, gelb, grau oder
grünlich gefärbt. Es ist sehr verbreitet und kommt z. B. im unteren Lias vor.
Enthält das Bindemittel neben kohlensaurem Kalk auch noch Dolomit, so
nennt man das Gestein »dolomitischer Sandstein«. — Der Kalksand-
stein wird durch Einwirkung von Salzsäure und schwefeliger Säure zersetzt
und kann daher in Fabrikstädten, in denen grosse Massen von Steinkohlen
verbrannt werden, und an der Seeküste als Baustein nicht verwendet werden.
d) Den thonigen Sandstein (am meisten vorkommend) mit einem
wenig festen und wenig wetterbeständigen, thonigen, auch Eisen enthaltenden
Bindemittel. Dieser verschieden harte, meist feinkörnige Thonsandstein hat
eine graue, gelbe oder rothe Farbe, kommt aber auch gefleckt, gestreift und
gewölkt vor und ist reich an Thongallen. Zu ihm gehören die bisweilen
erzreichen Buntsandsteine der Dyas-, Trias- und Steinkohlenformation.
Bei Zunahme des Bindemittels geht der Thonsandstein in Thon über.
e) Den kaolinischen Sandstein mit einem aus verwittertem Feld-
spath herrührenden kaolinartigen, meist stark vorhandenen Bindemittel. Dieses
Gestein ist gewöhnlich mürbe und wenig wetterfest und kommt in der Stein-
kohlenformation Böhmens, sowie im Rothliegenden vor. Tritt das Bindemittel
in grosser Menge auf, so wird es abgeschwemmt als Porzellanthon verwendet.
/) Den mergeligen Sandstein mit einem meistens weichen und
wenig dauerhaften, reichlich vorhandenen, grauen oder weisslichen, kalkig-
thonigen BindemitteL Der Mergelsandstein kommt hauptsächlich im Grau-
52
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
liegen^ en (der Zechsteinformation) aber auch in der Tertiärfonnation
(Molassesandstein) vor und bildet bei Zunahme des Bindemittels den
Uebergang zum Mergel.
g) den glaukonitischen Sandstein, Grünsandstein oder Green-
sand mit einem mergeligen, aber auch kalkigen oder thonigen Bindemittel
und einer grösseren oder geringeren Beimengung von hirsekorngrossen, schiess-
pulverähnlichen, arsen- bis dunkellauchgrünen Glaukonitkömem. Das Gestein
ist in der Kreideformation sehr verbreitet, kommt aber auch in der Tertiär-
formation vor. (Molassesandstein der Schweiz.)
h) Den gypsischen Sandstein mit Ausscheidungen von Gyps (so-
genannten Gypsgallen), im oberen Bundsandstein vorkommend.
/) Den sideritischen Sandstein mit kohlensaurem Eisenoxydul als
Bindemittel, in der Steinkohlenformation auftretend. Das Gestein ist graulich-
weiss und wird durch Verwitterung röthlich.
k) Den barytischen Sandstein, in der Tertiärformation bei Kreuz-
nach und bei Münzenberg (Hessen) vorkommend.
/) Den Glimmersandstein mit Glimmerblättchen angefüllt, welche
bei reichlichem Vorhandensein dem Gestein eine schieferige Structur ver-
leihen (Sandstein schiefer). Man findet ihn in der Tertiärformation.
m) Den apali tischen Sandstein mit fossilen Knochen, bei Kursk
in Russland vorkommend. Das Gestein ist ziemlich hart und besitzt eine
graubraune Farbe.
n) Den bituminösen Sandstein mit einem Bindemittel aus bituminösem
Thon, Kalk oder Asphalt.
Nach dem geognostischen Alter unterscheidet man:
1. Die Grauwacke, ein sehr festes, meist körniges, deutlich geschichtetes,
zuweilen dickschieferiges, gewöhnlich dunkelgrau gefärbtes, aber auch weisses,
gelbes, rothbraunes oder graues oder auch roth und grün geflecktes, gestreiftes,
gewölktes Gestein aus einem Gemenge von scharfkantigen oder runden Quarz-,
Kiesel schiefer- oder Thonschief erbrocken und einem meist spärlich vorhan-
denen, zähen, kieseligthonigen oder kieseligen, häufig durch fein vertheilten
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 53
Specifisches Gewicht: 2*5 — 2*77. Härte: G bis 7 — 8. Festigkeit
für das Quadratcentimeter: für Druck 600 — 3000kg, für Schub durch-
schnittlich 100 kg, Wasseraufnahme in 125 Stunden: 0*7 — l'Ol %.
Wetterbeständigkeit sehr hoch bei kieseligem, gut bei kalkigem und
eisenschüssigem, massig bei thonigem und kaolinischem Bindemittel.
Verschiedenes. Da Grauwacke mit zahlreichen Absonderungen und
zumeist in dünnen Schichten auftritt, so können aus ihr grosse Quader nicht
gewonnen werden. Feuerbeständige Steine, die zu Feuerungsanlagen und
besonders zu Hochöfen-Gestellsteinen benutzt werden können, entstammen
der Mittel-Devonformation.
Verwendung. Besitzt der Grauwackensandstein ein k i e s e 1 i g e s Binde-
mittel, so eignet er sich vorzüglich zur Herstellung von Quadersteinen, Säulen,
Gesimsen u. s. w., femer zu Grund- und Wasserbauten, Pflasterungen und
Chaussinmgen. Die quarzreichen Arten verwendet man zur HersteUung von
Mühlsteinen (rheinische Mühlsteine), die conglomeratähnlichen zu
Fundamenten und Strassenbauten, die mit thonigem Bindemittel zu Bruch-
steinen, Fussbodenplatten, Wetzsteinen, die schief er igen zu Trottoir- und
Deckplatten u. s. w.
2. Den Kohleosandstein, ein klein- bis feinkörniges, oft conglomerat-
artiges, regelmässig geschichtetes, aus Quarzkömern und einem vorherrschend
thonigen, glimmerhaltigen Bindemittel bestehendes Gestein von meist hell-
grauer Farbe. Specifisches Gewicht: 2*58 — 2*85. Härte: 6 — 8. Druck-
festigkeit für das Quadratcentimeter: 500 — 1200 kg. Wasserauf-
nahme in 125 Stunden: 1*4 — 1*9 7ü- Wetterbeständigkeit im Allge-
meinen nur massig.
Vorkommen. Der Kohlensandstein bildet starke Flötze in der Stein-
kohlenformation.
Verwendung. Die conglomeratartigen Kohlensandsteine werden zu
Mühlsteinen, die aus der Nahegegend stammenden zu Quadersteinen, Steine
aus einigen Brüchen im Ottweiler Kreise zu Feuerungsanlagen, die festeren
und härteren Arten zu Strassenpflasterungen (z. B. in Berlin, Hamburg,
Magdeburg, Leipzig u. s. w.) verwendet.
3. Den Dyassandstein (Sandstein des Rothliegenden, Weiss-
liegenden und Grauliegenden), ein aus scharfkantigen, verschieden grossen
(staubfeinen bis conglomeratartigen) Körnern von Quarz, Hornstein und
Kieselschiefer, auch aus eckigen Feldspath- oder Kaolinkömern bestehendes,
mehr oder weniger mächtig und deutlich geschichtetes Gestein mit thonigem
oder eisenschüssigem, seltener kalkigem oder kaolinartigem, sehr selten kiese-
ligem Bindemittel; meistens roth oder röthlichbraun, bisweilen auch grünlich,
gelb, weiss und grau gefärbt. Härte sehr verschieden, denn es giebt Dyas-
sandsteine, die sich leicht zerreiben lassen, und solche, die eine ganz
bedeutende Härte besitzen. Festigkeit sehr verschieden, am grössten bei
den feinkörnigen, roth gefärbten Arten. Wetterbeständigkeit im Allgemeinen
sehr hoch.
Vorkommen. Das Gestein ist in der Dyasformation sehr verbreitet;
es geht häufig in Schieferthon über.
Verschiedenes. Der Dyassandstein lässt sich sehr schwer bearbeiten.
Zu ihm gehört der an Kupfererzen reiche Kupfersandstein, welcher in der
Dyasformation Russlands vorkommt.
54
Erster Theil. Die Hauptsloffe.
Verwendung. Man benutzt die festen und harten Arten zu
Quaderstcinerii Deckplatten, Grund- und Wasserbauten, Pflasterungen und
Chaussiruugeo, die Conglomerate und Dyasfiantistcine mit kieseligem
Bindemittel zu Mühl- und Schleifsteinen. Die Dyasfonnation besitzt auch
feuerbeständige Sandsteine, die am Kornberge bei Kassel, im Kreise
Schmalkalden, bei Vilbel im Grossherzogthume Hessen u. s, \v. gefunden
werden,
4. Den BuntsandsteJn (rothen Sandstein), ein meist sehr feinkörniges
und sehr gleichmässig gebildetes, mehr oder minder deutlich geschichtetes
Gestein mit kieseligem, thonigem oder eisenschüssigem Bindemittel und von
verschiedener Farbe, auch mit Flecken und Streifen. "Weiss ist der Buntsand-
stein gefärbt, wenn die dichte, aus winzigen Rollstucken oder auch aus mehr
oder weniger vollkommen ausgebildeten Krystallen bestehende Quarxmasse mit
einem weissen^ thonigen Bindemittel, ziegelroth und rothbraun, wenn sie mit
Eisenoxydulj gelb und braun, wenn sie mit Eisenoxydhydrat verkittet ist. Der
Buntsandstctn ist häufig reich an unwesentlichen Bestand theilen z. B, an Kalk-
spath, Braunspath, Baryt, Quarz^ Kupfer- und F^isenerzen, auch an Glimmer-
blättchen, bei deren massenhaftem Auftreten das Gestein dünnschieferig wird
und in Sandsteinschiefer übergeht, und er umschliesst Thoogalien i^ runde
oder eckige Concretionen von Thon). Specifisches (Jewicht: 24 — 2'bh*
Härte: 4 — -5, auch bis 7 — 8. Festigkeit für das Quadratcentimeter:
für Druck 200— 140U^^, für Schub 10— 1*X>>1:^, für Biegung 32— 115 X-^, für
Zug \{\—*Al kg. Wasseraufnahme in 125 Stunden: 2'2— 3'7 %. Wetter-
beständigkeit gewöhnlich sehr hoch.
Vorkommen. Der Buntsandstein ist in der Tertiärformation sehr ver-
breitet. In den unteren Lagen derselben findet man am häufigsten kieselige^
grobkörnigere, härtere, oft an Porzellanerde sehr reiche und durch Mangan
schwarzgefleckte Steine, zu denen der Tigersandstein des Schwarzwaldes
gehört, sowie der weisse Buntsandstein des Thüringcrwaldes und Werrathales,
welcher das Kaolin für die zahlreichen und theilweisc recht bedeutenden
Porzellanfabriken dieser Gegend liefert In der mittleren und oberen Lage
kommen Buntsandsteine vor, die als Bausteine besonders geschätzt sind.
Verschiedenes. Frisch gebrochcFi ist der Buntsandstein weich und
leicht zu bearbeiten; beim Austrocknen wird er aümälig härter und fesler
und nimmt im Laufe der Zeit eine herrliche goldbraune, grünlich untermischte
Patina an. In bruch feuchtem Zustande gestattet er die Herstellung der
feinsten und schärfsten Gliederungen und Ornamente.
Verwendung. Hauptsächlich zu Monumentalbauten (Fas.saden^ Säulen
u. s. w.); die Dome zu Mainz, Worms und Speyer, die Miinster zu Strassburg
im Elsass, Freiburg im l^reisgau und Basel, das Schloss zu Heidellierg und
viele andere hervorragende Bauwerke sind aus Buntsandsteinen aufgefiihrt.
Die härteren Arten benutzt man zur Herstellung von Mühl- und Schleif-
steineuj die plattenförmig geschichteten (Sollinger Fliesen, Höxtersteine^
zu Wandbekleidimgen, Flurpiatten und Daeheindeckungen. Weniger geeignet
erscheint dieses Gestein für Trottoirplatten und Ptiasterungen, weil es sich
ungleichmässig abnutzt.
5- Den Keupersandsteio, ein meist feinkörniges Gestein mit thonigem
und mergehgem Bindemittel und von grauer, grünlicher oder röthücher Farbe.
Die Härte der festesten Arten hegt zwischen 7—8 und 8 — 9. Festigkeit
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 55
für das Quadratcentimeter im Mittel: für Druck bei den feinkörnigen
Steinen 1000 it^, bei den mittelgrobkömigen 300^^, bei den grobkörnigen
150 i^, für Schub 44 kg, für Biegung 30^^, für Zug nur 4*5^^. Wasser-
aufnahme in 125 Stunden: 0-6 — 2*4%. Wetterbeständigkeit im All-
gemeinen vorzüglich.
Vorkommen. In der Trias-(Keuper-)Formation.
Abarten: a) Lettenkohlen- oder unterer Keupersandstein, sehr
feinkörnig, fast dicht, gewöhnlich gelblichgrau gefärbt, mehr oder weniger
mächtig geschichtet, mittelhart und reich an Pflanzenabdrücken und Kohlen-
putzen.
ö) Schilf- oder mittlerer Keupersandstein (Stuttgarter Sand-
stein, Stubensandstein), ein thoniger Stein mit gleichmässigem feinen
Korn, reich an Pflanzenresten, meistens grünlich- oder gelblichgrau, auch
wohl roth gefärbt und dann mit eigenthümlichen Flecken und Streifen.
c) Rhätischer oder oberer Keupersandstein, grob- oder fein-
und scharfkömig, hell gefärbt, reich an Ueberresten von Fischen und Sauriern,
fest, hart und quarzitreich bei kieseligem, oft weich und zerreiblich bei
thonigem Bindemittel, aber auch mit einem kalkigen Bindemittel ausgestattet
und nicht selten mit scharfkantigen, röthlichen Feldspathkömem angefüllt.
Verschiedenes. Der Keupersandstein lässt sich gewöhnlich leicht
bearbeiten und gestattet bei seinen feinkörnigeren Arten die Herstellung
einer feinen und scharfen Gliederung und Ornamentirung.
Verwendung. Man benutzt die kieseligen Arten zu Pflasterungen,
Chaussirungen, Mühl- und Schleifsteinen; den Lettenkohlen- und Schilfsand-
siein, sofern dieselben in mächtigen Bänken auftreten, zu Quader- und Bruch-
steinen; die dünngeschichteten und platten förmigen Schilfsandsteine zu Fuss-
bodenbelägen und Dacheindeckungen; die weichen als Stubensand (Würtem-
berg); den Keupersandstein von Esslingen und Heilbronn zum Bau von Oefen
zu metallurgischen Zwecken u. s. w.
6. Den Jurasandstein. Man unterscheidet folgende Arten:
a) Sandstein des schwarzen Jura oder Lias, zumeist feinkörnig,
fest, oft glimmerreich und dann dünnplattig, weiss, hellgelb oder gelblichgrau
gefärbt, mit eisenschüssig-thonigem, oft spärlich vorhandenem Bindemittel. Er
liefert vorzügliche Quader- und Bruchsteine.
d) Sandstein des braunen Jura oder Dogger, meistens feinkörnig
und weich, gewöhnlich eisenschüssig, hellgelb, braungelb, braunroth, braun,
auch dunkelgrau gefärbt und mit thonigem oder mergeligem Bindemittel. Die
helleren und härteren Arten enthalten oftmals kohlensauren Kalk und gehen
allmälig in Kalkstein über. Der Stein ist für Bauzwecke nur wenig geeignet.
c) Sandstein des weissen Jura oder Malm, gewöhnlich reich an
Glaukonitkömem und dann fast saftgrün gefärbt, auch mit vielen Con-
cretionen von Homstein. Als Baustein ohne Bedeutung.
d) Sandstein der Wealdenformation (Deistersandstein), mittel-
feinkömig, lichtgelb oder grau, in dickeren Schichten abgelagert, sehr fest
und dauerhaft, vorzüglich geeignet zu Hau- und Bruchsteinen, Schleif- und
Mühlsteinen. Der Deistersandstein wird vorzugsweise in der Provinz Hannover
zu Monumentalbauten u. s. w. verwendet.
Die Jurasandsteine des Teutoburger Waldes, des Deistcrgebirges und
der Bückeburger Berge (des Wesergebirges) haben ein specifisches Gc-
56
Erster Tbeü. Die Hauptsloffc.
wicht von 2 17 — 2'4, eine Druckfestigkeit von 3(NJ — 1318^^ für das
Quadmtcentimeter, eine Härte von 7 — -8 und nehmen in 125 Stunden 4*2 bis
6'8 % des Trockengewichtes an ^V'asser auf.
7. Den Quadersandstein, ein feinkörniger oder grobkörniger, zuweilen
krystallinischer, auch confjlomeratartiger, mehr oder minder mächtig und
gewöhnlich wagrecht ge.schichtetcr, weisser, gelber oder brauner, seltener
grüner, sehr selten rother Stein mit thonigem oder mergeligem, kieseligern,
auch eisenschüssigem Bindemittel, iheils ganx frei, theils reich an organischen
Ueberresten, mit Hornstcin-, Chakedon- und Brauneisenerz-Iieimengungen»
häufig von senkrechten Klüften durchsetzt und dann quaderförmig oder
pfeilerartig abgesondert. — Specifisches Gewicht im Mittel 2*15. Druck-
festigkeit für das Qnadratcentimeter dyrchschnittlich 500 kg. Härte
verschieden. Wetterbeständigkeit bei den Steinen mit kieseligem Binde-
mittel vorzüglich, mit thonigem Bindemittel im Allgemeinen massig.
Vorkommen. Der Quadersandstein ist in der Kreideformation sehr
verbreitet.
Verschiedenes. Quader.sandsteine mit kieseligem Bindemittel sind
geschätzt, sie sind sehr fest und unc^emein dauerhaft, lassen sich mit
immer und Säge leicht bearbeiten und gestatten eine vielfache Verwendung,
Quadersteine mit thonigem Bindemittel widerstehen den Witterungseinfliissen
wenig und können daher nur zu binendecorationen verwendet werden, da sie
aber feuerbeständig sind, so benutzt man sie aoch zu Hochofen-Gest eilst einen.
Sind die (^uadersand-steine mit Eisenerzadern durchzogen, so können sie zu
Trotloirplatten und Treppenstufen nicht gut verwendet werden, weil sich die
Steinparlien schneller abnutzen als die Eisenerzadem und letztere deshalb
vorstehen und die Schuhsohlen zerreissen,
Verwenflung. Die feinkörnigen und gleichmässig gefärbten Quadersand-
steine werden für die feineren Arbeiten des Bildhauers und Steinmetzen, also
ÄU Gesimsen, architektonischen Gliederungen und Ornamenten, Säulen, Grab-
denkmälern. Statuen u. s. w, verwendet, die rauhen, scharfköndgen und gleich*
massig gel*ildeten zu Mühl- und Schleifsteinen, die grobkörnigen zu Quader-
bauten, Grund bauten, Brücken-, Wehr- und Schleusenbautcn, Futter- und
Ufermauern, Festungsbauten, Treppenstufen, Thür- und Fenstergewänden u*s. w,,
die dünngescliichteten und |>laltenförmigen zu Wandbekleidungen, Balkon-
platten, Deckplatten, Trottoirplalten und Fussbodenbelägen. Zu Monumental-
bauten benutzt man vielfach den ?3lb Sandstein (von Pirna, Schandau
u. s. w.) in den sächsischen Grossstädten untl in Berlin, Magdeburg, Ham-
burg u, s. w., i\Qn Wesersandstein (von Rinteln und Umgegend) in
Hannover, Bremen, Oldenburg u. s. w., den Wiener- oder Karpathen-
Sandstein (mit vorherrschend kalkigem und mergeligem Bindemittel) in den
Grosssiätlten Oesterreichs, Ungarns und Galiziens, den Flyschsandstciu
oder Fuküidensandstein der bayerischen Alpen in den bayerischen Gross-
städten (der Stein hat ein vorherrschend kicseliges Bindemittel und wird
auch zu Mühlsteinen verarbeitet), den Plan er Sandstein oder Prager Bau-
stein (mit kalkigem Bindemittel) in den böhmischen Städten.
8. Den Grünsandstein der Kreideformalion. (Siehe unter g). Festig*
keit für das Qua<lratcentimeter: für Druck 188 — 524 4[f, für Schub
17—32 ^.^, für Biegung 45—75 ^^, fiir Zug 13—17 kg.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 57
Verwendung. Da der Grünsandstein eine feine, scharfe Profilirung
zulässt, dauerhaft und fest ist, so verwendet man ihn zu Quadern, Gesimsen,
Säulen, Ornamenten, Statuen und Grabdenkmälern (München: Residenz-
schloss, Allerheiligenkirche, Centralbahnhof und Pinakotheken ; Regensburg:
Dom und einige Donaubrücken).
Abarten: a) Galtgrünstein der bayerischen Alpen, glaukonithaltig,
zu Pflastersteinen vorzüglich geeignet;
b) Burgberger Grünsandstein aus unterirdischen Steinbrüchen bei
Sonthofen, dicht, zumeist hart, mit Mergel verkittet und gute Bau- und Schleif-
steine liefernd.
9. Den Hilssandstein, weisslich oder gelblich, wenig glaukonithaltig,
dickgeschichtet, in der Neokomformation vorkommend. Er liefert gute Bau-
steine und auch feuerbeständige Steine (z. B. bei Büke und Schwanei im Regie-
nmgsbezirk Minden und bei Beckerode im Regierungsbezirk Osnabrück).
10. Den Nummulitensaodstein, dunkelgrün bis schwärzlich, fein- bis
grobkörnig, entweder stark kalkhaltig oder mit groben Quarzkömem erfüllt,
mit zahlreichen Schalen der Münzmuschel (Nummulina), auch mit Eisenerz-
kömem und mit einem kalkig-eisenhaltigen Bindemittel.
Vorkommen: In der unteren Tertiärformation (dem Eocän), und zwar
in den Voralpen bei Tölz.
Verwendung: Zu Hau- und Bruchsteinen für Hoch- und Wasserbauten,
zu Trottoirplatten, Pflaster- und Mühlsteinen sowie — wenn sehr feinkörnig
— auch zu Schleifsteinen.
Abart: Haberkornstein.
11. Den Molassesandstein, die jüngste Sandsteinbildung aus eckigen,
mit einem kieseligen oder kalkig-mergeligen, oft auch thonigen Bindemittel
verkitteten Quarzkömem, denen häufig Glimmerblättchen beigemengt sind.
Farbe grau, seltener gelblich oder grünlich. Härte verschieden. Festig-
keit für das Quadratcentimeter: 510— 1470 >t^ für Druck, 20— 150 >{'^
Schub, 24 — 87 J^g für Biegung. Wetterbeständigkeit meistens sehr hoch.
Vorkommen: In der Molasse-(Tertiär-)Formation.
Verwendung. Die Molassesandsteine mit kieseligem Bindemittel
verwendet man ihrer grossen Härte und bedeutenden Festigkeit wegen
hauptsächlich zu Strassenpflasterungen, die mit kalkig-mergeligem Binde-
mittel zu Quadersteinen, Treppenstufen, Grabdenkmälern u. s. w., vor-
zugsweise in den Schweizer Städten, die mit vorherrschend thonigem
Bmdemittel, wenn sie feuerbeständig sind, zu Feuerungsanlagen; für Bau-
zwecke sind die Letzteven sonst nicht zu gebrauchen, weil sie im Wasser
erweichen und in feuchtem Zustande vom Froste leicht zerstört werden.
Zu erwähnen sind noch folgende, der Tertiärformation angehörenden
Sandsteine: Blättersandstein von Kempten im Mainzer Becken, Muschel-
sandstein von Südbayem und der Schweiz, Sandstein von Fontaine-
bleau in Frankreich (gut geeignet zu Strassenpflasterungen und Chaus-
sirungcn), Sandstein von Münzeberg bei Giessen, von Sternberg in
Mecklenburg-Strelitz (Sternberger Kuchen genannt), Feldspath-Sand-
«tein von Waldshut (guter Baustein) und Kalksandstein von Weissenbach
in Niederösterreich (dauerhafter und fester Baustein).
Schlussbemerkungen. Sandsteine mit kieseligem Bindemittel und
weisse Sandsteine mit scharfkantigen Quarzstückchen und spärlich vorhandenem
58
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Bindemittel sind die festesten und dauerhaftesten, solche mit thonigem Bmde-
mittel sind hygroskopisch und nicht frostbeständig, aber wie die Kieselsand-
steine meistens feuerbeständig. Sandsteine mit kalkigem und mergeligem Binde-
mittel werden vom Feuer und auch durch Salzsäure zerstört Nester von Thon-
eiscnstein oder Schwefelkies vermindern die Dauerhaftigkeit des Sandsteines,
weil sie sich an der Luft zersetzen. Eisenockerige Sandsteine mit eisen-
schüssigem Bindemittel werden durch Salzsäure zerstört, sind leicht zerreib-
lich, stark hygroskopisch und zerblättern leicht. Kieselige und sehr feinkörnige
Sandsteine bleiben lange Zeit bruchfeucht und müssen vor ihrer Verwendung
längere Zeit an luftigen und trockenen Orten aufbewahrt werden, damit sie
den grössten Theil ihrer Feuchtigkeit verlieren können; sie müssen fast
trocken sein, ehe man sie mit Putz bewerfen kann. Bruchfeuchte und im
Winter vermauerte Sandsteine sind in der Regel von geringerer Wetter-
beständigkeit. Man muss die Sandsteine stets in ihrer Schichtung verwenden
(auf ihr natürliches Lager bringen), weil sie sonst vom Froste leicht zer-
bröckelt werden.
Sandsteine mit scharfeckigem Korn und spärlichem Bindemittel sind
wenig, solche mit rundlichem Korn und vorherrschendem Bindemittel ge-
wöhnlich stark porös. Die Grösse des Porenraumes schwankt zwischen 4 und
27 7() ; si^' beträgt z. B.
beim Sandstein vom Solling bei Höxter ca. 6
•^ > von Nebra » 25 — 27
> ^ ^ Kreuznach » 17 »
^ Grünsandstein der Schweiz » 7 ^
^ Quadersandstein von Welschhusen » 15 >
» Wienersandstein von Rekawinkel v 4 »
» Kalksandstein von Weissenbach » 4*5 »
Fast vollständig wasserundurchlässig kann man den Sandstein dadurch
machen, dass mau ihn einige Zeit in Kalkwasser liegen lässt. Das Kalkwasser
darf keine milchige Trübung zeigen, weil sonst die Sandsteinoberfläche nicht
klar bleibt.
Vo
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 59
Druckfestigkeit für das Quadratcentimeter: 600 — 950 it^. Härte ge-
wöhnlich = 3. Wasseraufnahme in 125 Stunden: 0*5 — 0*7 ^j^,. Poro-
sitätscoefficient: Beim rheinischen Dachschiefer Ol 5, beim französischen
0045, beim englischen (rothen) 0*11 im Mittel. Wärmeaus dehn ung bei
1" C Temperaturerhöhung: 0*00005 des Volumens. Wetterbeständig-
keit bei einigen Arten ungemein hoch, wie die auf einigen Kirchendächem
liegenden, sehr alten Platten beweisen.
Vorkommen. Der Thonschiefer tritt hauptsächlich in der Silur- und
Devonformation, seltener in der Steinkohlenformation auf und ganz ausnahms-
weise auch in jüngeren Gesteinsformationen, z. B. im Tertiär des Glarus. Er
bildet den Uebergang einerseits in den krystallinischen Glimmerschiefer, an-
dererseits in den klastischen Grauwackenschiefer und somit die Zwischenstufe
zwischen zwei ganz verschiedenen Gesteinsbildungen.
Eintheilung. Man unterscheidet folgende Arten:
1. Den gemeinen Thonschiefer, mit unregelmässiger Schieferung,
reich an unwesentlichen Gemengtheilen und mit Quarzwulsten durchsetzt. Er
ist blau, grau, auch grünlich oder röthlich gefärbt, fettglänzend und bildet
den Uebergang in Glimmerschiefer. Hauptverwendung zu Bruchsteinen (zu
Quadern nicht geeignet).
2. Den Grauwackenschiefer, meist erhärteter Thon, sehr feinkörnig
bis dicht, dunkelgrau oder roth gefärbt. Er bildet theilweise eine schieferige,
theilweise eine glimmerreiche Abart der Grauwacke und den Uebergang vom
gemeinen Thonschiefer zum Grauwackensandstein durch Zunahme des Quarz-
gehaltes. Hauptverwendung zu Bruchsteinen und Fussbodenbelägen.
8. Den Dachschiefer, frei von sandigen Theilen, in dünne, glatte und
grosse Tafeln leicht spaltbar und sehr ebenschieferig, mit gleichmässigem
Korn, von grauer, bläulicher bis schwärzlicher Farbe und auf den Spaltungs-
flächen seidenglänzend. Hauptverwendung zu Dacheindeckungen.
4. Den Tafelschiefer, in dünnen und dicken Tafeln spaltbar, sehr
ebenschieferig, reich an Kalkgehalt und von schwarzer Farbe. Hauptverwen-
dung: Die dünnen Platten werden zu Schultafeln, die dicken zu Tisch- und
Billardplatten, Fussbodenbelägen, Fensterdeckplatten, Pissoir-Scheidewänden
u. s. w. benutzt.
5. Den Griffelschiefer, weich, rein und in lange dünne Stengelchen
spaltbar infolge gleichzeitiger wahrer und falscher Schieferung. Er bildet zu-
weilen I^ger im Dachschiefer. Hauptverwendung: Zu Schreibstiften für Schiefer-
tafeln, entweder roh verarbeitet oder geschlämmt, mit Gummiwasser geknetet
und geformt.
ö. Den Wetzschiefer, die härteste Thonschieferart (Härte: 4 — o\
äusserst feinkörnig, sehr reich an Quarzkörnern, meist gelblich- oder grünlich-
weLss, aber auch gräulich-grau oder hellgrau gefärbt, mit splitterigem Bruch.
Er kommt nur in dünnen I^gen zwischen andern Thonschicferarteii vor.
Hauptverwendung zu Wetz- und Schleifsteinen.
7. Den Zeichenschiefer, sehr weich, feinerdig, mit feinen Kohlen-
oder Graphittheilchen innig gemengt, schwarz und abfärbend. Hauptverwen-
dung als schwarze Kreide (für Maler\
8. Den Alaunschiefer, durch kohlige Stoffe schwärzlich gefärbt, mit
fein eingesprengtem Schwefelkies, welcher die Bildung von Alaun und P2isen-
vitriol veranlasst Er verwittert leicht an der Luft und erhält dann einen, von
GO
Erster Theil. Die HauptstofTe.
Alaun herrührenden, weissen Ausschlag. Hauptverwendung: zur Gewinnung
von Alaun.
9. Den Schalsteinschiefer mit zahlreichen versteinerten Zweischalem
(Posidonomyenschiefer), Schalenkrebsen (Cypridinenschiefer) u. s. w., mit
Hornblende und Chlorit. Hauptverwendung als roher Baustein.
10. Den Kohlenschiefer oder Schieferthoa mit kohligen und
bituminösen Stoffen. Sind diese Stoffe in grosser Menge vorhanden, so kann
der Stein als Brennstoff Verwendung finden und wird dann Brandschiefer
genannt.
Verschiedenes. Ein guter und brauchbarer Dachschiefer hat
folgende Eigenschaften:
1. dunkle (violettschwarze) Farbe und Farbenbeständigkeit (leicht ver-
witternde Thonschieferplatten werden bald hellgrau und schliesslich weiss),
2. vollkommene Glattschiefrigkeit und möglichst dichten Querbruch;
3. leichte Spaltbarkeit in dünne, durchaus ebene Tafeln;
4. leichte Bohrung (ist der Festnagelung wegen nöthig);
5. hellen Klang beim Anschlagen mit einem Hammer. (Dumpfklingende
Schieferplatten besitzen feine Haarrisse, in welche das Wasser eindringt, das
dann bei seinem Gefrieren den Stein zersprengt);
6. Wasserundurchlässigkeit (poröse Schiefer leiden durch den Frost;
über die Untersuchung der Porosität vergleiche das im § 11 Mitgetheilte);
7. keine Festigkeitsabnahme, wenn der Schiefer in einem verschlossenen
Glase über Schwefelsäure aufgehangen ist (Prüfungsmethode des Professor
Fresenius in Wiesbaden);
8. möglichst geringe (am besten gar keine) Beimengung von Schwefelkies,
kohlensaurem Kalk, Manganoxydul, Eisenoxydul, eingesprengten Quarzkömem
und Kohlentheilchen, weil alle diese Bestandtheile die Dauerhaftigkeit des Dach-
schiefers bein trächtigen. Besitzt der Schiefer kohlensauren Kalk, so braust
er, mit Säuren begossen, auf, enthält er Schwefelkies, so entsteht bei
seinem (jrlühen zwischen Kohlen ein stechender Geruch nach schwefeliger
Säure, ist sein Eisengehalt ein grösserer, so wird er durch Säuren stark
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 61
finden. Eintheilung. Nach den Mineralien oder Felsarten, deren Trümmer
das Conglomerat bilden, unterscheidet man: Quarz-, Basalt-, Grünstein-,
Bimsstein- u. s. w. Conglomerat und nach dem geognostischen Alter
Grauwackenconglomera t, Conglomerat des Rothliegenden u. s. w.
Hervorzuheben ist die Nag elf lue, welche sowohl der älteren als auch
der jüngeren Molasse-Formation angehört und ein gemengtes Conglomerat
aus eigrossen Rollstücken von Juralkalksteinen und Sandsteinen zwischen
solchen aus Quarz, Granit, Gneis, Grauwacke, Kieselschiefer, Serpentin,
Gabbro u. s. w. und mit einem weisslichen, gelblichen oder röthlichen,
mergeligen, zuweilen eisenschüssigen und sandsteinartigen Bindemittel darstellt.
Specifisches Gewicht: 2*2. Druckfestigkeit für das Quadratcenti-
meter im Mittel 400 kg. Wasseraufnahme in 125 Stunden bis 207o-
Wetterbeständigkeit meistens gut.
Verwendung. Die Nagelflue wird in Süddeutschland, in Tirol und
in der Schweiz (z. B. in den Orten am Vierwaldstätter See) zu Quader- und
Bruchsteinen, Grundmauern, Sockeln, Treppenstufen, Pfeilern, Säulen u. s. w.,
femer zu Brücken und Ufermauem, zu Pflasterungen und Chaussirungen, ja
selbst zu Mühlsteinen (z. B. in Berchtesgaden) verwendet.
§ 54. Die Breccien.
EigenschafteiL Die Breccien sind Trümmergesteine, die entweder durch
Ablagerung zusammengeschwemmter und durch chemische oder mechanische
.Absätze im Wasser verkitteter Gesteinsbruchstücke (Zusammenschwem-
mungsbreccien) oder dadurch entstanden sind, dass aus Vulcanen empor-
steigende flüssige Gesteinsmassen von einem festen Gestein Bruchstücke
ablösten (abrieben) imd umschlossen (Reibungsbreccien). Die Zusammen-
schwemmungsbreccien gehen durch Abrundung ihrer scharfer Ecken und
Kanten in die ihnen verwandten Conglomerate über. Bestandtheile: Die
in den Breccien vorkommenden scharfkantigen oder eckigen Bruchstücke
gehören einer einzigen oder mehreren Felsarten an und sind durch ein
kieseliges, thoniges, kalkiges mergeliges, eisenschüssiges oder aus feinem
Gesteinsschutt bestehendes Bindemittel zusammengekittet. Nach diesen Fels-
arten unterscheidet man: Quarzit- oder Kiesel-, Grünstein-, Porphyr-, Trachyt-,
Kalkstein-, Dolomit- u. s. w. Breccien. Hervorzuheben ist der sogenannte
Trümmermarmor aus eckigen, verschieden gefärbten Kalkstein- (und theil-
weise anderen) Trümmern und mit einem sehr festen, kalkigen Bindemittel.
Vorkommen. Die Breccien sind weniger verbreitet als die Con-
glomerate und gewöhnlich von geringer Mächtigkeit.
Verwendung. Besitzt das Bindemittel eine hinreichende Festigkeit,
so kann man die Breccien als Bausteine verwenden. Manche Arten, wie z. B.
der Trümmermarmor, lassen sich schleifen und poliren, auch sind sie vielfach
schön gezeichnet; sie eignen sich dann zur Herstellung von mannigfachen
Schmucksachen und Kunstgegenständen und werden im Baufach zu Zieraten
ven^-endet.
§ 55. Die Tuffgesteine.
Allgemeines. Die Tuffgesteine bilden ein lockeres, mürbes, mehr oder
weniger feinkörniges, zum Theil sehr deutlich geschichtetes Gemenge aus
vnlcanischen Aschen, Sanden, Bomben und grösseren Trümmergesteinen, die
62
Erster Theil. Die HaiuptstoflFe.
durch Gewässer zusammengeschwemmt, als festes Gestein abgelagert,
geschichtet und im Laufe der Zeit theilweise durch Verwitterung zersetzt
sind. Bestandtheile: Die Grundmasse besteht aus Porphyr, Diabas, kohlen-
saurem Kalk, Trachyt, Phonolith, Bimsstein, Basalt, Leucit u. s. w.
Eintheilung: Nach der Grundmasse unterscheidet man folgende Arten :
1. Porphyrtuff oder Felsittuff aus feinsandigem oder staubartigem
Porphyrschutt, dicht und sandsteinähnlich, aber auch löcherig, 2:ellig, erdig
oder kömig, meistens deutlich geschichtet, mit Pflanzenabdrücken und von
bunter Farbe, aber auch mannigfaltig gefleckt und geädert Speci fisch es
Gewicht: 1*75 — 2*2. Härte im Allgemeinen gering, bei einigen Arten
jedoch auch ziemlich bedeutend. Druckfestigkeit für das Quadratcenti-
meter im Mittel 300 — 400 kg. Wasse rauf nähme verschieden gross.
Wetterbeständigkeit gut. Verwendung: Zu Hau- und Bruchsteinen für
Wohn- und Brückenbauten, wenn die Grundmasse durch eine spätere Um-
krystallisirung wieder dicht und halbkrystallinisch geworden ist.
2. Grünsteint uff oder Diabastuff aus feinem, sand- oder staub-
artigem Diabasschutt von meistens schmutziggrüner Farbe, regelmässig
geschichtet und häufig schiefrig, von kohlensaurem Kalk innig durchsetzt,
mit feinkörnigem, erdigem bis dichtem Bruch, sowie zuweilen reich an
organischen Ueberresten. Ist der Grün stein tuff sehr dicht, so wird er leicht
mit Aphanit verwechselt; nehmen seine thonigen Bestandtheile überhand, so
bildet er den Ücbergang zum Grauwackenschiefer. Zu ihm gehört der
schiefrige Schalstein aus Bruchstücken von Thonschiefer, aus Kalkspathkömem
und geringen Mengen Feldspathkrystallen- oder Körnern und eingebettet in
eine erdige, von kohlensaurem Kalk und theilweise auch von Chlorit-
schüppchen durchsetzte, vorwiegend grüne, graue oder gelbliche Diabasmasse,
welche von Kalkspathadcrn netzartig durchzogen ist.
H. Kalktuff oder Travcrtin, siehe § 22. Festigkeit für das
Quadratcentimeter im Mittel *M)0 kg für Druck, 30 — 36 >^^ für Schub,
1)5 kg für Biegung. Porositätscoefficient sehr hoch, bis 32.
4. Trachyt tu ff oder Backofenstein aus zerkleinerten, theilweise
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 68
den Römern viel verwendet (Via Appia, Unterbau des Capitols, Carcer
Tuüanus u. s. w.)
d) der Bröckeltuff oder die Puzzolanerde, gelb und roth, weich,
leicht zerreiblich, sehr dauerhaft Er wird mit Kalkbrei vermischt als Wasser-
mörtel verwendet und diente den alten Römern zur Herstellung von Gewölben
(Thermen des Caracalla in Rom) u. s. w.;
c) der Peperino oder Pfefferstein vom Albanergebirge u. s. w.,
dunkelaschgrau, feinerdig, weich, mächtig und vielgeschichtet, dessen roth-
braune bis graue Grundmasse mit Leucit- und Augitkrystallen, schwarzen
Glimmerblättchen, feinen Magneteisenkömem sowie mit eckigen Bruchstücken
von kömigem Kalk, Dolomit, Basalt und Leucitporphyr angefüllt ist. Ver-
wendung: In Neapel u. s. w. zum Häuserbau, obwohl er nicht immer
wetterbeständig ist;
d) der Trass oder Duckstein vorzugsweise von den Schieferge-
birgen des Rheines und der Trierer Umgegend, gelblichgrau bis bräunlich,
ercüg, meistens porös und locker, rauh, matt aussehend, mit einem Bindemittel
aus feingeriebenem Bimsstein und mit eckigen oder runden, schrotkom- bis
faustgrossen, gelblichweissen und glanzlosen Bimssteinstücken, ferner mit
Trümmern fremder Felsarten und mit Krystallen von Sanidin, Leucit, Horn-
blende, Glimmer u. s. w. sowie oft mit verkohlten Baumüberresten. — Der
Trass ist leicht zu bearbeiten, sehr dauerhaft und ziemlich feuerbeständig.
Verwendung hauptsächlich zur Herstellung von Wassermörtel, sodann zum
Häuserbau, zur Ausmauerung von Fachwerkswänden, zu Feuerungsanlagen
u. s. w. Aus Trass bestehen viele Burgen, Schlösser und Kirchen der Rhein-
gegend (z. B. die Gereonskirche zu Köln a. Rh. und zwei Kuppeln des
Domes zu Worms).
6. Basalt- oder Trapptuff, in allen Basaltgegenden vorkommend,
dicht oder erdig, bisweilen deutlich horizontal geschichtet, von schmutzig-
grauer, auch brauner und schwärzlicher Farbe und aus fein zerriebenem,
mehr oder weniger zersetztem Basalt, Dolerit oder Wacke, welcher eckige
oder runde Basaltstücke, Krystalle von Augit, Olivin, Hornblende, Glimmer
und Magneteisen, femer Nester, Trümmer und Adern von Kalkspath oder
Aragonit und Zeolith, sowie organische Ueberreste umschliesst. Verwendung:
Zu Bausteinen, und wenn er feuerbeständig ist, auch zur Herstellung von Herd-
mauem u. s. w. Verwitterter Basalttuff liefert einen sehr fruchtbaren Lehmboden.
7. Leucittuff vom Laacher See u. s. w., gelblichgrau, wenig hart, mit
vielen verwitterten weissen Leucitkörnem, zum Theil sehr feinerdig bis
porös, ziemlich feuerbeständig und dem Trass sehr ähnlich. Specifisches
Gewicht: 1*5. Druckfestigkeit für das Quadratcentimeter im Mittel
I50i^. Wasseraufnahme in 125 Stunden bis 25% . Wetterbeständig-
keit gut. Verwendung hauptsächlich zu Fassadenverblendungen in Berlin
und am Rhein. Leucittuff liefert einen guten Quaderstein.
Die übrigen Tuffe sind für die Technik ohne Bedeutunj^.
Schlussbemerkung. Die Tuffgesteine besitzen gewöhnUch ein gleich-
massiges Kom, eine schöne Farbe, grosse Leichtigkeit, gute Wetterbestän-
digkeit und leichte Formbarkeit; sie zeichnen sich vor anderen Felsarten
auch dadurch aus, dass sie sich weniger leicht mit Flechten und Moosen
überziehen. Ausser den bei den einzelnen Arten angegebenen Zwecken ver-
<>4
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
wendet man die Tuffgesteine zum Aufbau von Grotten und Ruheplätzen in
Gärten und auf Promenaden, sowie in Aquarien.
IV. Lose Gesteine und Erden.
§ 56. Die erratischen Blöcke oder Findlinge.
Allgemeines. Die erratischen Blöcke oder Findlinge bestehen aus
Trümmern von mechanisch zerkleinerten, verwitterten und zersetzten Gesteins-
massen (Granit, Gneis, Diorit, Syenit, Hornblendeschiefer, Porphyr, Quarzit,
Kalkstein u. s. w.) und finden sich einzeln vor. Sie sind von den Fels-
abhängen losgerissen und entweder nur ins Thal gerollt oder während der
Eiszeit auf dem Rücken der Gletscher und schwimmender Eisberge nach
ferneren Gegenden transportirt worden. Die erratischen Blöcke haben oft
einen bedeutenden Inhalt (bis 20.000 m^) sind fast durchweg äusserst dauer-
haft und liefern — namentlich für gebirgslose Gegenden (z. B. für Holland)
— vorzügliche Bausteine.
Verwendung: Zu Fundamentmauern, Brückenpfeilern, Wassermauera,
Wehr- und Schleusenbauten, Festungsbauten, auch zu Pflasterungen und Chaussi-
rungen u. s. w. Aus Findlingen sind auch mannigfache Kunstwerke hergestellt
worden, z. B. aus dem sogenannten Markgrafenstein von den Rauenschen
Bergen in der Mark Brandenburg die 75.000 ig schwere Granitvase vor dem
neuen Museum zu Berlin und aus einem anderen Findling der Mark die
Friedenssäule auf dem Bellealliance-Platze zu Berlin.
§ 57. Gerolle und Geschiebe.
Allgemeines. Wenn die abgelösten Felsstücke durch Wasser oder
Gletschereis vorwärts gerollt oder vorwärts geschoben werden, so schleifen
sich ihre Ecken und Kanten, sowie ihre Erhöhungen ab und es entstehen
im ersten Falle abgerundete Gesteinstrümmer, Gerolle, im anderen abge-
plattete und tafelförmige Geschiebe, deren Grösse sehr verschieden und
l
Erstes Capitel. Die naitürlichen Gesteine und die Erden. 65
Geschiebe in bedeutender Menge übereinander gehäuft (Felsenmeere und
Geschiebebänke) und zuweilen durch ein Bindemittel zu Conglomeraten
vereinigt.
Verwendung. Wenn die Gerolle und Geschiebe mehr quarziger
Xatur sind, so besitzen sie eine vorzügliche Dauerhaftigkeit und eignen
sich zur Herstellung von Pflasterungen und Chaussirungen, die grösseren
Stücke auch zu Bruchsteinmauern und Fundamenten. Bestehen die Gesteins-
stücke ausschliessUch aus Kalk (Isargerölle), so verwendet man sie zum
Kalkbrennen. Grant und Kies mit vorherrschendem Quarzgehalt werden zu
Decklagen auf Chausseen, zum Planiren von Fuss- und Reitwegen^ zur
Bereitung von Mörtel und Beton, zum Filtriren u. s. w. benutzt. Die Ver-
wendung des Sandes ist im nächsten Paragraphen angegeben.
Trockener Kies hat ein specifisches Gewicht von 1*525.
§. 58. Der Sand.
Allgemeines. Unter Sand versteht man lose Anhäufungen von runden
und eckigen, O'l — 3 mm Durchmesser besitzenden Gesteinskömem. Nach den
Hauptbestandtheilen unterscheidet man folgende Arten:
1. Quarzsand, am meisten vorkommend und zwar in der Tertiär-
formxition und im Diluvium, aus mehr oder weniger abgerundeten Quarz-
kömem, oft auch noch mit Beimengungen von Feldspath-, Granat-, Magnet-
eisen- und Glaukonitkömem, von Glimmerblättchen, auch Muscheln und
Knochen. Quarzsand ist im reinsten Zustande farblos, sonst aber je nach
seinen Nebenbestandtheilen röthlich, gelblich, grauweiss und weiss gefärbt.
Er ist durch Zertrümmerung von Granit, Gneis, Glimmerschiefer, Grauwacke
und anderen Sandsteinarten entstanden und lagert sich noch jetzt in Bächen,
Flüssen und am Meeresstrande ab.
2. Glaukonit- oder Grünsand, in der Kreideformation massenhaft
auftretend, aus Glaukonit- und Quarzkömeni bestehend und von grünlicher Farbe.
3. Muschelsand, aus lauter runden Stückchen von Molluskenschalen
gebildet.
4. Vulcanischer Sand, aus kleinen Schlacken und Lavakömem, zu-
weilen auch mit Krystallen von Leucit und Augit, mit Glimmerblättchen u. s. w.,
von schwarzer Farbe und ziemlich schwer.
5. Magneteisensand (Titansand, sandiges Magneteisen) durch
Verwitterung von Magneteisenerz entstanden.
ß. Dolomitsand, am Fusse der Dolomitgebirge vorkommend.
Femer unterscheidet man nach der Komgrössc und den Fundorten:
a) Grubensand (Bergsand, Grabsand), welcher im Alluvium, Dilu-
vium und in der Braunkohlenformation vorkommt, häufig mit Thon- und
HumusstofTen verunreinigt ist und eine verschiedene Korngrösse besitzt. Nach
«liescr theilt man den Grubensand ein in :
OL) Flugsand, äusserst feinkörnig, i)ulver- bis staubförmig und daher
für technische Zwecke wenig geeignet;
^) Triebsand, feinkörnig und z. B. zu Tüncherarbeiteii verwendbar;
Y) Perlsand, grobkörnig, mit perlen- oder hanfkonigrossen Körnern;
5) Scheuer- und Streusand, meistens feinkörnig, weiss, thon- und
kalkhaltig.
K r a f e r» Handbuch der Bauttoflriehrc. T)
66
Erster Theil. Die Hauplstoffe.
Flug-, Trieb- und Perlsand sind durch Eisenoxyd und Lehm meistens
schmutziggelb gefärbt und saugen wegen des Lehmüberzuges ihrer Kömer
wenig Kalkhydrat an.
b) Flusssand (Alluvialsand, angeschwemmter Sand), in den
Flussbetten vorkommend und gewöhnlich sehr rein.
c) Meeressand (Dünensand), mit salzigen Bestandtheilen.
Verschiedenes. Der zur Mörtelbereitung zu verwendende Sand soll
am besten mittelgrobkömig, scharfkantig und rauh, sowie möglichst frei von
Lehm, Thon und Humus sein. Ist er stark verunreinigt, so muss er gewaschen
(geschlämmt) werden ; besitzen seine Kömer eine verschiedene Grösse, so ist
er zu sieben. Lässt Sand, wenn man ihn zwischen den Händen reibt, keine
erdigen Bestandtheile zurück, so ist er für Bauten tauglich ; ist er aber reich
an salzigen oder vegetabilischen Stoffen, so kann man ihn als Bausand nicht
verwenden, weil er Salpeterfrass und Hausschwamm zu erzeugen vermag.
Als bester Bausand gilt der mittelgrobkömige, scharfkantige Quarz-
sand mit 5 — 107o granitischen oder feldspathartigen Gesteinsbmchstücken.
Kalk- und Dolomitsand ist weniger gut und wird zweckmässig mit Quarzsand
oder mit ganz klein geschlagenen Feldspath- oder auch Homblendegesteinen
vermischt. (Vergl. § 196).
Verwendung. Ausser zur Mörtel- und Betonbereitung benützt man den
Sand als Form-, Scheuer- und Streusand, als Schleif- und Putzmittel, zur Dar-
stellung von Glas, Glasuren und Porzellan (besonders den reinen Quarzsand),
als Filtrirstoff u. s. w.
Das speci fische Gewicht beträgt im Mittel: für feinen und trockenen
Sand 1'40 — 105, für feinen und feuchten 190 — 2*05, für groben 1-4: — 1*5.
Demnach kann man das Gewicht von \m^ trockenem Sand durchschnittlich
zu 1500 kg und von \. m^ nassem Sand im Mittel zu 2000 kg annehmen.
g. 59. Kieseiguhr (Infusorienerde).
Allgemeines. Kieseiguhr, (Kieselmehl, Bergmehl, Bergguhr, Infu-
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 67
die Kieseiguhr sogar in früheren Jahrhunderten in Zeiten der Hungersnoth
gegessen wurde.
§ 60. Thon und Lehm.
Allgemeines. Thon bildet ein Zersetzungsproduct von feldspathhaltigen
Gesteinen, namentlich von Granit, Gneis, Porphyr, Trachyt, Glimmerschiefer,
Thonschiefer, Diorit, Melaphyr, Basalt u. s. w. Die kieselsäurereichen
Feldspathe liefern bei ihrer Verwitterung als unlöslichen Rückstand Por-
zellanerde, feuerfesten Thon, auch kalk- und eisenhaltigen Thon; die kiesel-
säurearmen Feldspathe kalk- und eisenhaltige, sowie magere, leicht zu
Mehl zerfallende Thone; die Glimmergesteine eisenschüssigen Thon von
ockergelber oder rothbrauner Farbe; die Hornblende- und Augitgesteine
ockergelben oder graugrünen mageren Thon und Lehm, sowie lederbraunen,
kalkhaltigen Eisenthon und mergeligen Lehm.*)
Man unterscheidet primären und secundären (sedimentären oder
aufgeschwemmten) Thon. Befindet sich der Thon auf der ursprünglichen
Bildungsstätte, d. h. an dem Orte, wo das Gestein oder seine Trümmer sich
vor ihrer Zersetzimg befanden, so nennt man den Thon einen primären;
wurde der Thon jedoch durch Wasser fortgerissen und an anderer Stelle
abgelagert, so heisst er secundär. Der primäre Thon zeichnet sich meist
durch eine grosse Reinheit aus; zu ihm gehört der reinste Thon, nämlich
Kaolin oder Porzellanthon, welcher mit Wasser eine nur sehr wenig
plastische Masse liefert. Zu den secundären Thonen, die auf dem
Transportwege mit Stoffen der verschiedensten Beschaffenheit und Menge
vermischt wurden und demgemäss mehr oder weniger verunreinigt sind,
rechnet man alle Thone, vom feuerfesten Pfeifen- oder Töpferthon an bis
herunter zum Thonmergel und sandigen Lehm, welche angenässt plastisch
werden.
Bestand th eile. Thon besteht aus einem wechselnden Gemenge von
Thonsubstanz, Quarz (Sand), unverwitterten Feldspathresten und anderem
äusserst feinen Mineralstaub, femer von kohlensaurem Kalk, Eisen (Eisen-
oxydhydrat oder Eisenoxyduloxyd), Magnesia, Kali, Natron, Bitumen, auch
von Schwefelkies, Manganoxyd, Gypskrystallen u. s. w. und enthält ausserdem
noch häufig Versteinerungen (Muscheln, Korallen), Pflanzen- und Thier-
reste u. s. w. Die Hauptbestandtheile eines jeden Thones sind T honerde
und Kieselsäure; die übrigen Gemengtheile treten hauptsächlich nur bei
den geringeren Thonarten und zwar in verschiedener Menge und Zahl auf.
Die Thonsubstanz ist flaserig und besteht aus zarten Blättcheii oder
Schüppchen, welche in ebenen, parallelen Schichten abgelagert sind. Der
Sand kommt nach Grösse, Form und Farbe in allen den im § nH auf-
);'eführten Arten vor; der Mineralstaub besteht aus abgerundeten oder tafel-
förmigen Quarz-, Glimmer- oder Feldspaththeilchen oder auch aus den Panzern
der Infusorien. Das ganze Gemenge zeigt ein vollständig pelitisches oder mehr
oder minder feinkörniges Gefüge.
Specifisches Gewicht: 1*8 — 2'(), gewöhnlich = 2*2.
♦) Siehe: Dr. Hermann Zwick »Die Natur der Ziegelthoiic und die Zicgel-
fabrikation der Gegenwart.« Wien, A. Hartlebens Verlag, 1H94. 2. Auflage, S. 18.
68
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Eintheilung. Man kann die Thone in sehr verschiedener Weise ein-
theilen.
F. Senf t (>Fels und Erdbodens S. 277) und Zwick (a. a. O., S. 65 — 69)
unterscheiden Thone, welche mit Säuren betropft, nicht aufschäumen und
daher keinen kohlensauren Kalk enthalten, und solche, welche bei Behandlung
mit Säuren mehr oder weniger stark aufschäumen. Zu den Ersteren gehören:
A. Fette Thone, welche in trockenem Zustande harte Massen bilden,
die sich, mit dem Fingernagel gerieben, glätten und dann glänzen, in feuchtem
Zustande aber zähe, klebrig, teigartig, sehr fein walz- und streckbar, auch
biegsam sind, ohne zu bersten. Die fetten Thone führen geringere Mengen
durch AetzkaH ausziehbare Kieselsäure, 2 — 20% Eisenoxydhydrat, dem sie
ihre Farbe verdanken, auch wohl kohlige Stoffe, die sie rauchgrau und schwarz-
grau färben, und die verschiedensten Beimischungen von Gesteinstrümmem,
mitunter auch Kochsalz, Glaubersalz, Gyps, Schwefelkies u. s. w. Man rechnet
zu ihnen:
d) den gemeinen Thon, Klay oder Töpferthon;
h) den Eisenthon oder eisenschüssigen Thon;
r) den bituminösen Thon oder Schieferletten.
B. Magere Thone, welche in trockenem Zustande mürbe, bröckelige
Massen bilden, die sich, mit dem Fingernagel gerieben, wenig oder nicht
glätten, in feuchtem Zustande krümlig, wenig klebrig, wenig walz- und
streckbar, nicht biegsam sind. Die mageren Thone fiihren mindestens 20%
nur durch Kahlauge ausziehbare Kieselsäure, ausserdem wenig oder viel
abschlämmbaren Sand, ferner 7 — 10% Eisenoxydhydrat, dem sie ihre Farbe
verdanken, sowie Gesteinstrümmer.
Zu ihnen rechnet man den Lehm (Lehmthon, Grundlehm).
Zu den kohlensauren Kalk enthaltenden Thonen gehören:
C. Die Mcrgelarten, welche innige, gleichmässige Mischungen von
kohlensaurem Kalk oder Dolomit mit Thon oder Lehm darstellen, so dass
eine Trennung beider durch Abschlämmen nicht möglich ist. Hierdurch unter-
scheiden sie sich von den anderen Thonarten, welchen, wenn sie kalkhaltig
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 69
Nach dem Verhältniss zwischen Thonerde und Kieselsäure, nach dem
Grade der Reinheit des Gemenges und der damit zusammenhängenden Ver-
wendbarkeit unterscheidet man:
1. Kaolin oder Porzellanerde, eine kryptokrystallinische, aus mikro-
skopisch kleinen, glimmerartigen Krystallblättchen zusammengesetzte, feste
oder lockere Masse von erdiger Beschaffenheit und mit unebenem, feinerdigem
Bruch. Das Kaolin ist milde, leicht zerreiblich, in gereinigtem Zustande rein
weiss und bei Verunreinigungen röthlich, gelblich oder grünlichweiss gefärbt,
von mattem Aussehen und undurchsichtig. Trockenes Kaolin hat einen eigen-
thümlich erdigen Geruch beim Anhauchen, bleibt kaum an der Zunge hängen
uml fühlt sich mager an, durchfeuchtetes ist wenig plastisch und fühlt
sich fett an. Kaolin ist im Ofenfeuer unschmelzbar und leicht löslich in Kali-
lauge und Schwefelsäure, dagegen wenig löslich in Salz- und Salpetersäure.
In sehr reinem Zustande vermag es bis 70®/o Wasser in sich aufzunehmen.
Beim Brennen wird Kaolin dicht, hart, klingend und erhält eine weisse
Farbe; im Knallgasgebläse entsteht aus ihm ein farbloses Glas.
Das Kaolin bildet hauptsächlich ein Zersetzungsproduct des Orthoklas
^Kalifeldspath) sowie des Granit, Gneis und Porphyr, und besteht nach
Forchhammer aus 47-037o Kieselsäure, 39-237o Thonerde und 13*74%
chemisch gebundenem Wasser.
Härte = 1. Specifisches Gewicht = 2*2.
Vorkommen. Kaolin findet sich auf Trümmern des Urgebirges, auf
Xestem, Lagern und Klüften feldspathhaltiger Gesteine und mit Quarz, auch
mit Glimmer u. s. w. vermischt. Bekannte Fundorte sind:
Morl und Trotha bei Halle; Kaolin aus zersetztem Porphyr, in der
königl. Porzelbnfabrik zu Berlin verarbeitet;
Seilitz bei Meissen; aus Porphyr entstandenes Kaolin, von der berühmten
Meissner Porzellanfabrik verwendet;
Wegscheid in Niederbayem; durch Verwitterung von Gneis ent-
standenes Kaolin; in der Porzellanfabrik zu Nymphenburg benutzt; soge-
nannte Passauer Porzellanerde;
St. Yrieux bei Limoges in Frankreich; Kaolin aus zersetztem Gneisj
St. Austle in Comwall (England); Kaolin aus verwittertem Granit;
Tregoning-Hill bei Heistone; sogenannter cornish stone aus halb
verwittertem Pegmatit, u. s. w.
Verschiedenes. Kaolin ist der wichtigste Thon; er ist meistens ohne
fremde Beimischungen, führt aber zuweilen einen geringen Gehalt Eisenoxyd,
Kalk, Magnesia, Kali u. s. w. F2r bildet auch ein Bindemittel von Sandsteinen,
den sogenannten Kaolinsandsteinen.
Verwendung. Die ganz reinen Sorten dienen zur Herstellung von
Porzellan, die verunreinigten zur Fabrikation von F'ayence und anderen
feineren Thonwaaren, auch wird Kaolin zur Bereitung von Ultramarin ver-
wendet. Wegen seiner Aufsaugefähigkeit eignet es sich zur Vertilgung von
Fettflecken. Das durch Eisenoxydhydrat gelb gefärbte Kaolin wird unter
dem Namen Gelberde zu Anstrichen benutzt. Aus den stärker verun-
reinigten Sorten werden Kapseln für Porzellanfabrikcn, Ausfütterungen von
I*nddel- und Schweissöfen u. s. w. hergestellt.
2. plastischen Thon, ein durch F^isen- oder Manganoxydulhydrat,
Eisenoxydul, kohlensauren Kalk, kohlen- und kieselsaure Magnesia und organische
70
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Stoffe verunreinigtes Kaolin oder ein Zersetzungsproduct von Gesteinen, denen
die vorgenannten Stoffe beigemengt waren. Plastischer Thon ist meistens derb,
grob- oder feinerdig, zerreiblich und angenässt geschmeidig, knet- und formbar,
auch biegsam, ohne zu brechen. Er fühlt sich fettig an und wird auf dem
Strich glänzend. Seine Härte ist eine geringe, seine Farbe eine sehr ver-
schiedene, nämlich weiss, grau bis schwarz, auch gelb, blau, grün, roth und
violett, femer bunt gefleckt, gestreift, geädert und geflammt.
Verschiedenes. Mit Zunahme der Verunreinigungen wächst die
Schmelzbarkeit des plastischen Thones. Er hängt sich in trockenem Zustande
mehr oder minder fest an die Zunge und verliert erhitzt das chemisch
gebundene Wasser sowie seine liildsamkeit. Mit Wasser angerührt vermehrt
er oft bedeutend sein Volumen (quillt auf), beim Trocknen vermindert er
dasselbe (schwindet), wobei er häufig Risse und Sprünge erhält. Das
Schwindmass ist abhängig vom Sandgehalt; Thon, welcher mehr als um 10%
schwindet, ist zu fett.
Eintheilung. Man unterscheidet beim plastischen Thon folgende Arten:
a) Pfeifen thon, welcher nur sehr wenig fremde Bestandtheile besitzt,
fast ganz frei von Eisenoxyd, sehr plastisch, sehr zähe, weiss oder hellgrau
und nach dem Brennen fast schnecweiss ist. Man benutzt ihn zur Herstellung
von Thonpfeifen (daher sein Name), von Steingut, Fayence, Porzellan-
kapseln u. s. w.
d) Feuerfesten (richtiger: feuerbeständigen) Thon, einen wenig
verunreinigten Thon von weisser, gelber oder schwarzer Farbe, der sehr zähe,
sehr plastisch und umso feuerbeständiger ist, je weniger er mit Sand,
kohlensaurem Kalk, Eisen- und Manganoxydhydrat u. s. w. verunreinigt ist.
Feuerfester Thon ist jedoch im Porzellanofenfeuer niemals schmelzbar.
Bestandtheile. Die englischen und schottischen feuerfesten Thone
l>estehen im Mittel aus: 4() — G5^V«» Kieselsäure, 22 — 40% Thonerde, 0 — 1*5%
kohlensaurem Kalk, 0 —2% Magnesia, 0 — 5% Eisenoxyd, 0 — 0*2% Kali,
;] — U^% Wasser und 0—2% organischen Stoffen oder Sand. Die deutschen
feuerfesten Thone cDthaUen im Mittel: H5 — 04% Kicüvlsäurc, 2<>^35*5%
Erstes Capitel. Die naitürlichen Gesteine und die Erden. 71
f
d) Schieferlette, stark mit Eisenoxyd uud Eisenoxydhydrat verun-
reinigt und deshalb gelb und roth gefärbt, aber auch mit grünlichen Flecken
und Streifen. Die Schieferlette kommt immer nur in sehr dünnen Schichten
und häufig mit Beimengungen von kohlensaurem Kalk vor; in nassem Zustande
bildet sie eine sehr fette und zähe Masse, in trockenem ist sie jedoch mager
und leicht zu zerbröckeln. Man verwendet sie hauptsächlich zur Herstellung
von Ziegelsteinen.
e) T Opfer thon (Klay), immer Eisenoxydhydrat, häufig auch kohlen-
sauren Kalk, Gyps, Spuren von Magnesia und Kali, Kochsalz, Glaubersalz,
Schwefelkies, Gesteinstrümmer und Sand enthaltend. Er besteht im Mittel aus :
33—62% Kieselsäure, 22—34% Thonerde, 0—2% kohlensaurem Kalk,
0— 0-8% Magnesia, 2—6% Eisenoxydhydrat, 0— 2-5% Kali, 6-4— 13'6%
Wasser und 0 — 30*5% Sand. Töpferthon fühlt sich meist weich an, ist oft
stark gefärbt (grau, grün, gelb bis braun), bildet mit Wasser eine ziemlich zähe
Masse und schmilzt wegen seines Gehaltes an Kalk und Eisen oxyd je nach
der Menge dieser Beimischungen leichter oder schwerer bei höherer Tempe-
ratur zu einer dunkelgefärbten Schlacke. Töpferthon kann jedoch bei geringerer
Verunreinigung eine ziemlich grosse Hitze ertragen, ohne zu schmelzen, ver-
liert jedoch bei hoher Temperatur stets an Härte. Beim Brennen erhält er
eine gelbliche, röthliche oder bräunliche Farbe.
Vorkommen hauptsächlich in den jüngsten Gebilden der Erdrinde,
z. B. in der Kreideformation.
Verwendung: Zur Herstellung von Töpferwaaren aller Art, von Thon-
röhren, Verblendziegeln, Ofenkacheln, Terracotten u. s. w.
Der plastische Thon dient auch zur Herstellung von Modellen, zur
Fabrikation von Portlandcement und, weil er durchfeuchtet das Wasser
begierig festhält und neues nicht aufnimmt, auch zum Dichten von Wasser-
behältern und Gruben sowie zum Schutze von Kellern und Mauern gegen
Wasserandrang, femer zum Abdämmen, zur Entfernung von Fettflecken, weil
er Oele und Fette begierig aufsaugt u. s. w.
3. Ziegelerde oder Ziegelthon. Sie besteht aus einem verschieden-
artigen Gemenge von Thon, Sand, Eisenoxyd, Eisenoxydhyrat und Wasser
und enthält häufig kohlensauren Kalk, Kali und Natron, Magnesia, Schwefel-
kies, Gyps, Pflanzenreste u. s. w. Man rechnet zu ihr:
a) den Thonmergel, mit 75—85% Thon, 10—20% kohlensaurem
Kalk, grösseren oder geringeren Mengen Sand und meistens mit Eisenoxyd
und Magnesia. Thonmergel zerfällt in Wasser zu Pulver und bildet eine
teigartige, unzusammenhängende Masse. Er ist leicht schmelzbar und schäumt,
mit Säure begossen, stark auf, wobei oft über die Hälfte seiner Masse auf-
gelöst wird. Aus ihm fertigt man hauptsächlich Töpferwaaren, die nur massig
gebrannt werden.
Zu ihm gehört der Kalkmergel, welcher grössere Mengen Kalk als
Thon besitzt und namentlich als Zusatz zu kalkarmer oder kalkfreier Ziegel-
erde verwendet wird, der Lehmmergel (mit 15 — 25% Kalk, 20 — 50%
Thon und 25 — 75% Sand) und der Sandmergel (mit 50 — 75% Sand).
(Vergl, auch § 24.)
b) den Löss und Lehm (Lehmen, Leimen, Lette u. s. w.); am
verbreitetsten. Mit Löss bezeichnet man gewöhnlich die ältere, mit Lehm die
jüngere aus Thon, Kieselerde (Quarzsand), Eisenocker, Kalk und Wasser
72
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
bestehende Ziegelerde, welche meistens noch Alkalien, Magnesia, auch
Schwefelkies, Gyps, GHmmerblättchen, organische Ueberreste u. s. w. enthält
und eine gelbe oder bräunliche, auch graue Farbe besitzt, die beim Brennen
mehr oder minder in Roth übergeht. In der Praxis versteht man unter Lehm
gewöhnlich alle Ziegelthone, welche mehr als 60% Quarzsand enthalten, der
durch Schlämmen entfernt werden kann. Der Lehm bildet angenässt nur eine
wenig plastische Masse und besitzt eine massige Feuerbeständigkeit.
Specifisches Gewicht: Trocken = r52, frisch gegraben = 1*67 — 2*85.
Eigenschaften. Löss und Lehm sind magerer als Thon; sie können
in durchfeuchtetem Zustande 40 — 50% Wasser aufnehmen, ohne schlammig
zu werden. Nach dem Brennen ist ihre Farbe umso gelblicher, je mehr
Thon sie enthalten, und umso röther, je grösser ihr Eisenoxydgehalt. In
hoher Temperatur verwandelt sich das Eisenoxyd in Eisenoxydul, und es be-
kommt der Lehm hierdurch eine bläulichrothe, auch grünliche oder schwärzliche
Farbe; in sehr hohen Hitzegraden schmilzt er zu einer glasartigen, blau-
grauen bis schwärzlichen Schlacke zusammen, d. h. es tritt (durch das Eisen-
oxyd) eine Sinterung ein. Aber auch durch einen Zusatz von kohlensaurem
Kalk kann man eine schnelle Sinterung der Lehmmasse erzielen.
Verwendung. Löss und Lehm sind zur Ziegelfabrikation gut geeignet,
wenn sie nicht mehr als ca. 15% kohlensauren Kalk besitzen, wenn sie mit
VV^asser angerührt einen knet- oder formbaren Teig bilden, welcher keine
Risse oder Sprünge erhält, sobald er getrocknet wird, wenn sie keine
vegetabilischen Stofte, wenig Alkalien, wenig Schwefelkies, wenig Magnesia,
wenig Gyps und keine Kiesbestandtheile führen und nicht zu fett, aber auch
nicht zu mager sind. Ausser zur Herstellung von Ziegeln benützt man sie
auch zur Bereitung von Mörtel und Estrichen (vergl. § 191), von I^ehm-
steinen (Lehmpatzen, vergl. § 95), zur Herstellung von Lehmwänden (Lehm-
pis^bauten, vergl. § 191), zum Ausfüllen von Zwischendecken, zum Mörtel
für Feuerungsanlagen (Brandmauern) u. s. w. Nicht geeignet ist Lehm zum
Dichten von Fangedämmen u. s. w., weil er das Wasser durchsickern lässt
VnrkoinmejL Im Diluvium und Alluvium bis zti einer Mächtit'keit von
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 73
§ 61. Die Garten-, Humus-, Acker-, Wald- und Dammerde.
Allgemeines. Mit Erde bezeichnet man die mehr oder weniger mit
organischen Beimengungen behafteten Verwitterungs- und Zersetzungsproducte
der Gesteine oder auch die durch die Verwesung thierischer und pflanzHcher
Organismen entstandenen, häufig auch künstHch bereiteten, lockeren Massen
• z. B. Humus-, Laub- und Torferde, Moorboden u. s. w.), welche den Pflanzen
zur Wohnung und Nahrung dienen.
Mauerfrass. Die vegetabilische Erde nennt man gewöhnlich Garten-
oder Dammerde. Sie enthält stets Kochsalz (Chlomatrium), das mit kohlen-
saurem Kalk (Kalkstein oder Kalkmörtel) unmittelbar in Berührung kommend,
kohlensaures Natrium und Chlorcalcium erzeugt. Das kohlensaure Natrium
blüht aus, während das Chlorcalcium begierig Wasser aufsaugt und auf dem
Mauerwerke einen schleimigen, weisslichgrauen Ueberzug (den Mauerfrass)
bildet, welcher die Steine erweicht. Diese weich gewordenen Theile werden
durch den Frost abgelöst und durch oftmalige Wiederholung dieses Vor-
ganges die Steine endlich ganz zerstört. Es ist daher stets dafür zu sorgen,
dass sich Dammerde nicht mit Mauerwerk aus Kalksteinen oder mit Kalk-
mörtel unmittelbar berührt.
Verschiedenes. Magere Garten- oder Dammerde darf niemals zur
Ausfüllung unter Holzfussböden verwendet werden, weil sonst leicht Holz-
oder Hausschwamm entsteht (vergl. § 153), auch wird man zur Her-
stellung von Zwischendecken fettige oder lehmige Gartenerde oder sandige
Erde nur im Nothfall und dann auch nur in Vermischung mit Düngesalz
verwenden. Düngesalz ist das ordinärste Salz, welches von den Gradirreisem
abgeklopft und deshalb auch Domasche genannt wird; es bildet einen wirk*
Samen Schutz gegen Holzschwamm.
Specifisches Gewicht: Bei lehmiger und festgestampfter Erde,
wenn dieselbe ganz frisch gegraben = 2'06 und wenn sie trocken = 1 '93,
bei magerer und trockener Erde = 1*34, bei Gartenerde, wenn sie frisch
gegraben =^ 2*05 und wenn sie trocken = 1 '03. Im Durchschnitt kann man
das specifische Gewicht der Erdmassen zu ca. 18 annehmen.
Durch das Aufgraben wird der Cubikinhalt der Erdmasse oft bis auf
das Anderthalbfache gesteigert, so dass frisch gegrabene Erde sich wieder
bis zu '/j des Auftrages setzt, ehe sie abgelagert ist.
E. Die Gewinnung.*)
§ 62. Die offenen und unterirdischen Steinbrüche.
Die Bausteine werden entweder in einem offenen Steinbruch, im »Tage-
bau«, oder unter der Erde und dann regelrecht bergmännisch gewonnen
•Grubenbau). Liegt das abzubauende Gestein an der Erdoberfläche oder in
massiger Tiefe unter derselben, oder ist bei grösserer Tiefenlage die Beseitigung
des Abraumes oder der Schwarte, d. h. der über dem Gestein lagernden
Erdmassen, sowie der obersten, halb verwitterten (angefaulten, unreifen^ Stein-
schichten leicht und billig auszuführen und kommt der Fels in dicken Bänken
vor, so erfolgt der Abbau am billigsten und be([uemsten unter offenem
Himmel, »zu Tagec. Befindet sich das nutzbare Gestein dagegen in grösserer
♦) Näheret hierüber findet man in dem bereits erwähnten Werke des Verfassers
»Die natarlichen Gesteine« Bd. II, S. 1— 78.
Erster Theil. Die Hauptetoffe.
Tiefe unter der Erdoberfläche und bereitet das Fortschafifen der über dem
Gestein lagernden unbrauchbaren Massen grössere Schwierigkeiten und er-
heblichere Kosten, oder kommt das Gestein nur in dünnen Bänken oder in
vereinzelten guten Adern vor, die auf grössere Tiefe zu verfolgen sind, so
wird sich der unterirdische Abbau trotz des Grubenausbaues zur Verhütung
des Zusammensturzes der Stollen und Schächte billiger stellen und daher
vorgezogen werden müssen.
Schiefer, Sandstein, Kalkstein, Granit, Basalt, wie überhaupt alle un-
geschichteten Massengesteine und horizontal gelagerten Schichtgesteine können
gewöhnlich in offenen Steinbrüchen gewonnen werden, weil bei ihnen die
Abbauverhältnisse meistens günstig liegen.
Da die Güte des Gesteins in der Regel nach dem Inneren
seines Lagers wächst und der Fels gewöhnlich umso fester und
dauerhafter erscheint, je höher der Abraum ist, so wird man aus
unterirdischen Steinbrüchen im Allgemeinen bessere Steinqualitäten erzielen
als durch offene. Trotzdem ist der unterirdische Abbau bei Bausteinen sehr
selten. Dem Verfasser dieses Buches sind nur zwei Grubenbauten dieser
Art in Deutschland bekannt, nämlich der zur Gewinnung der Basaltlava in
Niedermendig am Rhein betriebene und der Sonthofener Steinbruch
(vergl. § 51, 8 b).
Bei den offenen Steinbrüchen erfolgt der Abbau, wenn das Gestein
von steilen Bergrändern gebrochen werden soll, beliebig von der steilen
Wand senkrecht herunter, wobei man, um recht viele freie Flächen und
dadurch recht viele Angriffsstellen zu erhalten, mit der Herstellung von
Nischen in der Felswand beginnt. Man nennt dies den Abbau in Pfeilern
und, wenn letztere eine geringere Höhe erhalten, den Abbau in Bänken.
Wird bei weiterem Eindringen in das Gestein die Felswand sehr hoch, so
stellt man in Entfernungen von 5 — 10 m übereinander mehrere wagrechtc
oder schwach geneigte Etagen (Strossen, Bänke), d. h. eine Terrasse her
und legt von dieser aus die Abbaupfeiler an. Liegt das Gestein in einem
sanft ansteigenden Terrain, so muss man, falls sich am Fusse des Höhen-
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 75
dem Gesteinsabfall, Schutt u. s. w. wieder ausgefüllt werden, oder ohne Berge-
versatz, indem die geschaffenen Hohlräume hohl bleiben. Zu der ersten
Abbauart gehört der Firsten-, Strossen-, Quer- und Strebebau, zum
Abbau ohne Bergeversatz der Pfeiler-, Stockwerks- und Bruchbau. Es
wrde zu weit fuhren, hier auf die einzelnen Abbauarten näher einzugehen;
es sei daher nur noch bemerkt, dass bei unterirdischen Steinbrüchen der
Querbau am gebräuchlichsten ist, bei welchem von einem im Nebengestein
hergestellten (> abgeteuften c) Förderschachte aus eine Strecke (Förderstrecke)
im Streichen am Liegenden der Lagerstätte (vergl. § 18) getrieben, das aus-
zuarbeitende Quartier (das sogenannte Bergmittel) in mehrere, wagrecht
übereinanderliegende Stöcke getheilt und hierauf der Abbau abtheilungsweise
und zwar von unten nach oben bewirkt wird, indem man rechtwinkelig von
der Förderstrecke nach dem Hangenden der I>agerstätte Strecken (Quer-
strossen oder Oerter) von 1*9 — 2*8 m Breite herstellt.
Als Kennzeichen für das ^Vorhandensein von Steinbrüchen in
Gegenden, in denen Felsmassen nicht »zu Tage« gehen, führt O. Mothes*)
folgende auf:
»Tannenwälder auf Abhängen — Quellen, die höher liegen als der
nächste Fluss — feinsandiger Boden im nassen Grunde — Thon und Sand
vermischt im nassen Grunde — Mergelboden — kalkhaltige Erde — Salz-
quellen oder metallhaltige Quellen — sehr gekrümmte Flüsse — Strom-
schnellen — Einsickerung fliessenden Wassers — Erdbeben — blätteriger,
rauher Boden — seichte Flüsse, die sich bei starkem Gefalle doch sehr aus-
breiten u. s. w.
An Stellen, wo eines dieser Anzeichen vorhanden ist, schlägt man eine
spitze eiserne Stange in den Boden; wenn sie nach einiger Zeit durchaus
nicht weiter hineingeht, ist Wahrscheinlichkeit für Auffindung von Steinen da,
und man geht nun mit dem Bergbohrer an die eigentliche Untersuchungc
Bei dem Ankauf eines Steinbruches ist zu beachten, dass der Ab-
fall mindestens ein Drittel beträgt, selbst wenn sich noch kleinere Steine
iz. B. zu Schotterbahnen) verwenden lassen. Können aus einem Steinbruche
Quadersteine gewonnen werden, so darf man nur auf zwei Drittel Quader-
steine und ein Drittel gewöhnliche Bruchsteine (für Fundamentmauem u. s. w.)
rechnen. Auch sind bei der Berechnung der Rentabilität eines Steinbruches
die Kosten für die Beseitigung des Abraumes zu berücksichtigen, die von
der Höhe und Beschaffenheit desselben abhängen.
§ 63. Die Gewinnungsarbeiten.
Man kann die Gewinnungsarbeiten eintheilen in : Wegfullarbeit, Kcil-
hauenarbeit, Schlägel- und Eisenarbeit, Hereintreibearbeit, Arbeit mit Feuer-
setzen u- s. w.. Spreng- oder Bohr- und Schiessarbeit und Maschinenarbeit.
1. Die Wegfüllarbeit. Sic umfasst die gewöhnliche Erdarbeit, das Ge-
winnen von stechbarem Boden, die ganze oder theilweise Beseitigung^ des
Abraumes. Man benützt bei dieser Arbeit als »(jczähec : Schaufel, Schii)pe,
Spaten, Kratze, Bergtrog, Gabel, Kräl u. s. w. Gartenerde, feiner Sand, Damm-
erde, Moorboden, lockerer Lehm und ähnliche Bodenarten werden mit der
Schaufel (Fig. 1) gelöst, stark mit Lehm vermischter, jedoch nicht stcini«j;er
*) ninstrirtes Baulezikon, 4. Aufl., Bd. IV, S. 2(>1.
76
Erster Theil. Die Haaptstoffe.
Boden (sogenannter Stichboden) und sehr verwurzelter Boden mit dem
Spaten oder Grabscheit (Fig. 2) oder mit der schlesischen Schippe
(Fig. 3) gestochen, hohe Wände, auch Kies, sandiger Lehm und Thon mit
hölzernen runden Keilen gelockert, schlammige Bodenarten durch die
Schlamm- oder Fangschaufel beseitigt.
2. Die KeUhauenarbeit Zur Herstellung rinnförmiger Vertiefungen, von
Kerben und Schlitzen in weichem und mildem Gestein, zum Auflockern
und Lostrennen der Massen benutzt man die Platt-, Keil- oder Spitzhaue,
den Schrämhammer und Schrämspiess. Fetter, theilweise erhärteter Lehm
und Thon, Schotter, nicht zu nasser Thonboden werden mit der Platt-
oder Breithacke (Fig. 4) gelöst, Bergschutt, grober Schotter, Steingerölle,
erhärtete Lehmerde, feuchte Thonerde mit der Kreuz- oder Keilhaue
(Fig. 5) gelockert, dieselben Bodenarten und feinzerklüftetes, verwittertes
Gestein mit der Spitzhaue abgetrennt. Figur 6 stellt eine Spitzhaue mit
abnehmbarem Blatt dar; der Theil A B C D sitzt fest auf dem Stiel, das
Blatt ist mit einem Zapfen eingeschoben und hinten mit einem Keil fest an-
geschlossen. Die Schlitze und Einkerbungen (der sogenannten Schräm an der
Sohle der Wand oder in einer gewissen Höhe derselben und die Seiten-
schlitze) werden in festerem Gestein mit dem Schrämhammer (Fig. 7) her-
gestellt, während das Abstossen und Lostrennen von Wänden u. s. w. mittelst
des gewöhnlichen Schrämspie sses (Fig. 8), das Ausstechen von weicher
Masse zwischen festem Gestein mittelst des lanzettförmig endigenden Schräm-
spiesses (Fig. 9) ausgeführt wird.
3. Die Schlägel- und Eisenarbeit. Sie wird angewendet zur Herstellung
der oftmals sehr tiefen Schräme und Schlitze in weicheren Kalk- imd Sand-
steinen, Kupferschiefer, festem Gyps, Schieferthon, verwittertem und weichem
Granit, Gneis, Porphyr, Thonstein und manchen Thonschiefergesteinen, femer
zum streifenweisen Absprengen dieser Gesteinsmassen, zum Glätten und Weg-
spitzen der Quader u. s. w. Man verwendet hierbei als Gezähe das Eisen-
oder Bergeisen (Fig. 10), welches mit dem Schlägel oder Fäustel (Fig. 11)
eingetrieben wird, in neuerer Zeit aber auch Schräm- und Schlitz-
maschinen mit schneidendem oder hauendem Arbeitszeuge u. s. w. (VergL 7.)
4. Die Hereintreibearbeit. Sie umfasst das Abbrechen, Zertrümmern
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine nnd die Erden. 77
bis zur vollständigen Tränkung begiesst, durch Ansatz von Schrauben,
indem man in die Bohrlöcher Holzcylinder einsetzt, welche in der Mitte
durchbohrt sind, und in diese Löcher kegelförmige Stahlschrauben mit Hilfe
eines langen Hebels einschraubt, wodurch ein Absprengen der Felsstücke
bewirkt wird, durch Eintreiben von sogenannten Fimmeln (Fig. 16),
durch Aufhieb mit der Spitzhaue u. s. w. (Vergl. 7.)
5. Die Arbeit mit Feuersetzen u. s. w. Bei sehr festem, grossen
Zusammenhang und wenig Zerklüftungen besitzendem Gestein, das beim
Sprengen in kurze Stücke zerspringt und dem Eindringen scharfer Werk-
zeuge einen sehr grossen Widerstand entgegensetzt, wie z. B. Quarz, fester
Granit, Syenit, Basalt, Grünstein u. s. w., lässt sich die Arbeit mit Feuer-
setzen empfehlen, besonders aber beim Niederbringen überhängender Fels-
massen. Sie besitzt den Nachtheil, dass sie die Festigkeit des Gesteins
wesenthch vermindert. Durch das Erhitzen, das durch einen Gebläseapparat
noch bedeutend gesteigert werden kann, werden in dem Gestein nach einer
Seite hin ungleiche Spannungen erzeugt und das in den Zwischenräumen
etwa vorhandene Wasser verdampft, wodurch das Felsstück schliesslich zer-
springt. Zur Erhöhung und Beschleunigung der Rissebildung wird der erhitzte
Fels gewöhnlich durch kräftige Hammerschläge, durch plötzliche Abkühlung
mittelst Zuführung von kaltem Wasser und durch Brechstangen gelockert.
Soll das Absprengen zur Gewinnung regelmässig gestalteter Blöcke nach
einer bestimmten Linie erfolgen, so schnellt man nach dieser eine nasse
Bogensehne.
Auch das Absprengen mittelst Kalk wird hie und da angewendet.
Wird gebrannter Kalk mit Wasser begossen, so dehnt er sich unter lebhafter
Entwicklung von Dampf aus, welcher eine bedeutende Spannung besitzt. Diese
Kräfte genügen, um selbst den festesten Fels auseinanderzusprengen. Nach dem
Verfahren von Smith und Moore wird der gebrannte Kalk in Stangenform
gepresst, in einen I^einwandbeutel eingeschlossen und dieser in das ent-
sprechend weite Bohrloch, das später durch eingestampften Lehm geschlossen
wird, eingeschoben. Durch eine enge, zum Theil im Kalk sitzende und aus
der Bohrlochmündung noch ein Stück herausragende, mit einem Längen-
schlitze und zahlreichen Löchern versehene Schmiedeisenröhre wird das
Wasser an den Kalk geleitet. Dieses Verfahren ist billig, gefahrlos und zu
jeder Jahreszeit anwendbar.
Für Sprengungen im Winter (bei Frostwetter) empfiehlt es sich auch,
in künstlich hergestellte Löcher oder in die natürlichen Risse und Klüfte
Wasser einzugiessen oder Schnee einzustampfen, welche beim Gefrieren ihr
Volumen um etwa '/,, vergrösscm und hierbei nach Braun eine mechanische
Arbeit von 33'68 Meterkilogramm verrichten.
6. Die Sprengarbeit, Bohr- und Schiessarbeit. Sollen Felsmassen
durch Sprengstoffe z. B. durch Pulver, Dynamit Sprenggelatine, l )ualin u. s. w.
gelöst werden, so werden zunächst mittelst Meis sei-, Kronen-, Stern- oder
Kreuz- und Stossbohrer (Figuren 17 — 2\) oder Bohrmaschinen Löcher
und zwar im zähen Gestein weite, im spröden enge von entsprechender Tiefe
und in entsprechender Entfernung und Stellung (Neigung) in das Gestein
eingetrieben und es wird in diese Bohrlöcher die Ladung nebst Zündpatronc
eingesetzt, die im Durchschnitt ein Drittel der Bohrlochtiefe ausfüllt. Hierauf
werden die Bohrlöcher verdämmt d. h. bis zur halben Höhe mit feinem
78
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Sand, Bohrmehl u. dergl. (sogenannter loser Besatz), darüber bis zur Bohr-
lochmündung durch eingestampften Lehm (fester Besatz) geschlossen und
aussen mit nasser Lette (unreinem Thon) überdeckt. Durch einen feinen,
mittelst der sogenannten Räumnadel beim Einbringen des Besatzes her-
zustellenden, bis zur Mitte der Zündpatrone reichenden Canal wird ein mit
feinem Pulver gefülltes Schilfröhrchen oder ein Zündfaden (am besten der
Bickford'sche) oder bei Zündung mittelst des elektrischen Funkens ein
Funken- oder Spaltzünder (bei hohen Spannungen) oder ein Glühdrahtzünder
(bei schwachen Spannungen) in den Sprengstoff eingeführt. Durch die bei
der Explosion des Sprengstoffes entstehenden Gase wird das Gestein zer-
trümmert. Zur elektrischen Zündung benützt man in der Regel den
Siemens'schen Magnetinductor oder den ihm ähnlichen Markus'schen
Minenzünder oder eine Elektrisirmaschine. Die elektrische Zündung gewährt
den Vortheil, dass man die Explosion aus beliebiger Entfernung und in
einem beliebigen Zeitpunkt sicher bewirken und bei Anlage von Minen (statt
der Bohrlöcher) und geschickter Verbindung, sowie gleichzeitiger Entzündung
und Explosion derselben bedeutende Felsmassen in kürzester Zeit nieder-
bringen kann.
7. Die Maschinenarbeit. In neuerer Zeit ist auf einzelnen, namentlich
amerikanischen Steinbrüchen die Herstellung von Schrämen und Schlitzen,
die Abtrennung von Blöcken, ja sogar das Herausschneiden von Quadern
und keilförmigen Steinen aus der Gebirgsmasse durch Maschinenarbeit ver-
sucht worden. Man hat hierzu Maschinen benützt, die entweder eine Nach-
ahmung des Meisseis oder der Keilhaue bilden oder deren Construction auf
dem Principe der Kreissäge beruht. Von den ersteren, mit schneidendem
Arbeitszeuge, d. h. mit einem System von Meissein ausgestatteten Maschinen
sind die von Wardwell, Corrett Marshall & Comp., Gillot und Copley,
Rothery, P'rederic Hurd & Comp., Gledhill u. A. mit mehr oder
weniger Erfolg verwendet worden, von den Maschinen mit hauendem, keil-
hauenartigem Arbeitszeuge besonders die von Firth und Douisthorpe und
Graf ton Jones, von denen des dritten Systems mit Scheiben, welche an
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden.
79
Die Kosten des Steinbrechens hängen ab von der Härte und
Zähigkeit des Gesteins, von seinen Schichtungsverhältnissen, von der Grösse
seiner Abgänge u. s. w. Das Brechen von 1 «* Bruchsteine und
Quader erfordert nach Professor Sapper*) in Stuttgart die in nachstehender
Tabelle verzeichneten Tagesschichten.
Gesteinsart
FBr Im*
|4g
3 3 5
k
SS
11
Für weiches Ge-
stein,das grössten-
tbeils mit derSpitz-
haue und dem
Brecheisen gcwon- i
nen werden kann, I
wie s. B. weiche '
Sandsteine , weiche
Kalksteine, Thon-
schiefer o. s. w.
Bmchstein
0-75/
015/
005«
012/
006/
1-3/
Quader
10/
012/
80-4-92/
I*-
Flir mittelhmrtes
Gestein, das theil-
weise mit Pulver
und Dynamit xu
lösen ist, wie z. B.
harter Sandstein,
fester Kalkstein,
Marmor , mittel-
fester Granit und
Gneis n. s. w.
Bruchstein
l-2-ia5/
016/
005/
012/
009/
Quader
45/
0-25/
012/
0-87/
1-88-208/
7 Ol/
' Bruchstein
1-65— 210 t
019/
0-88/
s. F3r sehr hartes 1
Gestein, wie Gra- |_
nit, Basalt, Dioht, ;.
Porphyr u. s. w. I
('
Quader
bis 9 9/
bis
1-77/
bis 14 0/
in c
St
Si
•Oeo
|c
M f
Zu dieser Tabelle bemerkt Professor Sapper noch Folgendes:
>Bei Feststellung des Preises ist auf die Güte der Steine und nament-
lich auch auf deren Form, sowie darauf Rücksicht zu nehmen, ob solche
auf allen Seiten bearbeitet werden sollen oder nicht.
Wird der Preis von 1 m^ Hausteine kleineren Inhaltes (Ol — 0'5 m^)
L U. = l'O gesetzt, so kann man den Preis für Steine von Oo — 1*25/«^
Inhalt = 1*25, für Steine von 1,25 — 2"25w-*== 1*50, für Steine von 2*25 bis
'^m^ = 200 annehmen.
Für das Aufladen der Quader kann man durchschnittlich 0'2r) /, der
Bruchsteine 0*106/ in Rechnung setzen.
Die allgemeinen Unkosten müssen stets für den einzelnen Fall berechnet
werden. Sind Zufuhrwege vorhanden, oder liegt der Bruch an einer öftent-
*) Siehe Rheinhard's Ingenieur-Kalender für Strassen-, Wasserbau- und Cultur-
Ingeoieure, 1890. Seite 61.
8()
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
liehen Strasse, so verringern sich die Unkosten, umgekehrt vermehren sich
dieselben, wenn Strassenbauten, besondere Ladevorrichtungen, Gerüste, Krahnen
nothwendig werden. Ist man ohne besondere Anhaltspunkte, so kann man
die allgemeinen Unkosten gleich der Hälfte der Kosten für das Ab-
räumen in Rechnung stellen.«
F. Die Prüfung der natürlichen Gesteine.
§ 05. Einleitung.
Die Prüfung der natürlichen Gesteine erstreckt sich je nach der Art
der Verwendung und der demgemäss an die Steine zu stellenden Anforde-
rungen auf die Festigkeit d. h. den Widerstand, den die Gesteine der
gewaltsamen Trennung ihrer Theile entgegensetzen, auf die Dauerhaftigkeit
(Frostbeständigkeit), Formbarkeit und Politurfähigkeit, Luftdurch-
lässigkeit, Wärmeleitungsfähigkeit, Bruchfeuchtigkeit (Trockenheits-
zustand) und Feuerbeständigkeit, wenn es sich aber um eine Erkennung
oder Unterscheidung der Steine handelt, auf die chemisch-mineralogische
Zusammensetzung, Härte, Durchsichtigkeit, Glanz und Farbe,
Structur, auf das specifische Gewicht u. s. w.
Von diesen Eigenschaften haben wir einige bereits in den Paragraphen
4 — 14 und 17, sowie bei den einzelnen Gesteinsarten besprochen, über die
Festigkeit, Dauerhaftigkeit, Frostbeständigkeit, Formbarkeit, Politurfähigkeit
und Feuerbeständigkeit müssen wir jedoch in diesem Abschnitte noch das
für den Techniker Wisscnswertheste mittheilen.
§ G6. Die Druck-, Zug-, Schub- und Biegungsfestigkeit.
Die Festigkeit der Gesteine ist abhängig von der mineralogischen Zu-
sammensetzung, von dem Bindemittel, von der Gleichartigkeit der Gesteins-
masse und von der Porosität, unabhängig jedoch von dem si>ecifischen
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine and die Erden. 81
flache den grössten Widerstand dem Zerdrücken entgegensetzen, solche mit
quadratischer weniger widerstandsfähig sind und Steine mit rechteckiger
Grundfläche (bei gleicher Grösse der gedrückten Flächen) am leichtesten
zerdrückt werden, und dass sich die Widerstände beim Kreis, Quadrat und
Rechteck zu einander verhalten wie 917 zu 806 zu 703.
Weiter ist die Festigkeit abhängig von der Art und Weise der Bearbeitung
der Steine. Erfahrungsgemäss besitzen roh behauene Bruchsteine eine geringere
Druckfestigkeit als sauber bearbeitete oder geschliffene von gleichem Querschnitte
und gleichem cubischen Inhalte. Auch die Verwendungsart beeinfiusst die Festig-
keit in hohem Grade, denn Steine, die auf ihr natürliches Lager d. h. so
verl^ werden, wie sie im Steinbruche lagen, können einen grösseren Druck
ertragen als solche, bei denen der Druck parallel zum natürlichen Lager wirkt.
Die Prüfung auf Festigkeit erfolgt an Probekörpem, deren Gestalt,
Grösse und Anzahl von den staatlichen Prüfungsanstalten für Baustoffe (in
Charlottenburg, Chemnitz, Dresden, München, Petersburg, Prag, Stuttgart,
Wien, Zürich u. s. w.) vorgeschrieben sind, mit Hilfe von Festigkeitsmaschinen
der verschiedensten Construction. Zur Prüfung auf Druckfestigkeit benützt
man in neuester Zeit fast nur noch hydraulische Pressen. Eine weite
Verbreitung haben die von der Maschinenfabrik von Brinck und
Hüb n er in Mannheim gebauten Pressen gefunden, welche für einen Druck
von 10.000, 60.000, 100.000 und 150.000 >t^ construirt werden. (Siehe
Figur 392 und 393 im § 221.) Die Prüfung auf Druck (Zerknicken),
Zug, Biegung, Schub und Verdrehung wird auf vielen Prüfungsanstalten
mittelst der, von der Maschinenbau -Actiengesellschaft Nürnberg (vormals
Klett & Comp.) gebauten Werder'schen Universal-Festigkeitsmaschine
bewirkt, welche im Wesentlichen aus einer hydraulischen Presse besteht, die
einen Druck von 100.000^^ auszuüben vermag. (Eine ausführlichere Beschreibung
und Abbildungen von dieser Maschine findet man in dem Werke des Ver-
fassers »Die natürlichen Gesteinec, Bd. II, S. 90 — 105.)
Auf die Ergebnisse der Prüfung ist nicht nur die Construction der
Festigkeitsmaschinen von grossem Einflüsse, sondern auch die Art der Auf-
lagerung der Probesteine in den Maschinen und die Art der Ausführung der
Untersuchung, ob z. B. die Zunahme des Druckes vollständig gleichmässig
oder nur ruckweise erfolgt, ob der Druck senkrecht oder parallel der Lager-
fläche gerichtet ist u. s. w. Die von verschiedenen Beobachtern mit ver-
schiedenen Festigkeitsmaschinen an verschieden gestalteten und beschaffenen
Probesteinen ermittelten Festigkeitscoefficienten müssen naturgemäss ganz
bedeutend von einander abweichen und es werden die aus den Prüfungen
sich ergebenden 2^len erst dann für die Technik von grossem Werthe und
mit einander vergleichbar sein, wenn für alle Steinuntersuchungen auf allen
Prüfungsstationen genau die gleiche Grösse, Gestalt und Bearbeitung der
Probestücke verlangt und Maschinen gleicher Construction benutzt werden,
und wenn die Ausführung der Prüfung in der gleichen Weise erfolgt. Es ist
anzuerkennen, dass die staatlichen Prüfungsanstalten in neuester Zeit eine
Verständigung hierüber angebahnt haben. Dann wird es möglich sein, für die
einzelnen Gesteinsarten zuverlässige Mittelwerthe anzugeben, aber auch nur
solche, weil selbst bei einem Gestein aus demselben Bruche die Mineralien
in Grösse, Menge, Beschaffenheit, Anordnung u. s. w. variiren und sich
die Porositfttsverhältnisse schon auf geringe Entfernungen ändern können.
Kric^rp Haadlwch der Bttnstofflehre. 6
82
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
A, Druckfestigkeit, Durch den Verband deutscher Architekten- und
Ingenieur- Vereine ist die nachfolgende Classification der nattlrlichen Gesteine
aufgestellt worden. Die für jede Qualitätsciasse angegebenen Zahlen sind
M i n i m al-Druckfestigkeits-Coefficienten.
1. Versteinerungslose Felsarten: Granit, Diorit, Grünstein, Syenit, Syenit-
Granit, Glimmerschiefer u. s. w.
I. Qualität. Mit dem Meissel schwer oder nicht be-
arbeitbar; nur für Strassenpflasterungen
geignet = 1600 kg f. d. cm^
IL V Ziemlich schwer bearbeitbar, aber doch
schon zu Säulen u. s. w. verwendbar ....== 1200 > > »
•III. ^ Gut bearbeitbar und vorzüglich zu Hau-
stein-Mauerwerk geeignet = 1000 > > »
IV. 9 Für geringere Sorten Bausteine = 800 > > >
2. Kalksteine, als: Marmor, Dolomit, Muschelkalk, Nummuliten-Kalk u.s.w.
I. Qualität. Bei den älteren Muschelkalken, die sehr
schwer zu bearbeiten und daher hauptsächlich
nur zu Strassenschotter zu verwenden sind,
steigt die Druckfestigkeit bis 1600 >^^ für
das Quadratcentimeter und darüber, als Mi-
nimaldruckfestigkeit ist anzunehmen = 1000 kg f. d. ctn^
IL V = 800 :s^ > >
III. ■> Weichere Kalksteine jüngerer und jüngster
Formation, die zum Theil noch recht gute
Bausteine geben, aber wegen der vor-
kommenden meist sehr grossen Unter-
schiede in Festigkeit und Beständigkeit
mit Vorsicht auszuwählen und sorgfaltig
zu prüfen sind = 500 » » >
S. Sandsteine.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden.
m
In der auf Seite 84 abgedruckten Tabelle sind die Minimal-, Maximal-
and Mittelwerthe der Druckfestigkeit der wichtigsten natürlichen Gesteine auf-
geführt und bei Zusammenstellung derselben (und der unten folgenden Festigkeits-
tabellen) alle Prüfungsergebnisse berücksichtigt worden, die dem Verfasser
dieses Werkes aus den Mittheilungen der verschiedenen staatlichen und
privaten Prüfungsanstalten, aus Aufsätzen in technischen Zeitschriften, aus
Werken über Baustoffe u. s. w. bekannt oder von ihm selbst ermittelt
worden sind. Die in Spalte UI aufgeführten Mittelwerthe stellen nicht
das arithmetische Mittel aus dem Minimal- und Maximalwerth, sondern das
abgerundete Mittel aus allen veröffentlichten Festigkeitscoefficienten dar.
Nach den »Mittheilungen der Kgl. techn. Versuchsanstalt zu Charlotten-
burgc (Jahrgang 1897, Heft 1) sind die mittleren Druckfestigkeiten aus den
von 1884 — 1895 in vollständiger Form ausgeführten Festigkeitsprüfungen
der wichtigsten Bausteine und der Einfiuss des aufgenommenen Wassers und
einmaligen Gefrierens auf die Festigkeit der Steine in folgender Tabelle zu-
sammengestellt.
Mittlere Druckfestigkeit für das Quadratcentimeter
Querschnittsfläche in kg-
Geste insart
Anzahl der
Versuche
lufttrocken
wassersatt
nach einmaliger
Frostbeanspruohung
an der Luft
unter
Wasser
1. Granit 5530
2. Hornblendegesteine und 1
Ophiolithe (Grünsteio, Dia- 1!
bas, Diorit) !| 320
3. Porphyre ', 1000
•L Angitgesteine (Basalt) . . , 680
5. Kalkstein (Marmor) ... 1 800
6. Sandsteine I' 3960
7. Grauwacke 600
2206
2757
2631
3616
1028
922
2393
2078
! 2037
2640 , 2566
2519 2491
3513 3478
972 955
850 826
2301 jj 2202
2037
2553
2488
3458
932
825
2148
Nach dieser Tabelle werden im Allgemeinen durch Wasser Sandsteine,
Granite und Kalksteine, durch Frost Sandsteine, Grauwacke und Kalksteine,
wie es scheint, am ungünstigsten in ihren Festigkeiten beeinflusst. (Siehe
auch: »Schweizer Bauzeitung c vom 21. August 1897.)
Die für die Praxis zulässige Inanspruchnahme der Gesteine auf
Druck soll sicherheitshalber betragen:
bei definitiven Constructionen unter den günstigsten Umständen etwa ^'j^,;
bei Constructionen, die geringen Erschütterungen ausgesetzt sind,
etwa VsoJ
bei solchen, die starke Erschütterungen zu erleiden haben und bei
dünnen Pfeilern und Säulen etwa Y40 ^^^^ ^^^ ^" nachstehender Tabelle
angeführten Mittelwerthen.
Die Bauabtheilung des Berliner Polizei-Präsidiums schreibt als zulässige
Druckbeanspruchung (^ 1 cm* vor beim:
Basalt = 75 ig, Granit = 45 Jdgf Muschelkalkstein = 25 kg^ rothen Sand-
stein = 15 itgf hellen Sandstein = 30 kg, Tuffstein =-- (j kg und Marmor
= Ukg.
84 Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Druckfestigkeit in Kilogramm für i cn^ QuerschnittsflSche.
GcAtcinAit t
1
Werth
II
GvöttUrr
in
A. anfache kryitaHinische G^siein^.
Oüarzit fOüflrifels'i .............
1 6S5
17Tt
1300
Gyps .................
1 50
70
60
KomSg'krystalliniscIier Kalk (Marmor) ......
1 440
1125
650
Mtischelkalk
1 412
1600
700
Liaskalk ,,..,.,..
600
' 270
:^oo
1200
13*58
400
900
450
820
350
Kohleukalk . ... ^ .....
Dfiatsfher Ootilhkiilk ...,.,.
Fransösiachcr OoUthkalk . . , ^ . . , . . . . .
RogeasteiD ..................
Jurakalk
634
9Ö6
800
Grobkalk .
65
450
1115
laoQ
590
870
Dolomit ..................
HorBblendeichiefer . . .
740
Serpentin . , ,,,,,,,,,
—
—
840
B. Gemengte krystaltimsche Gesteifte,
Granit .... * , , . .
460
525
2348
3700
1600
1670
FelsitDorDhvr (OuarEDorDhiT) * .
Syenii
773
1880
1300
Dlorit
733
628
2780
2757
1760
2000
1900
1200
Diaban *,-.. ^ ^ ........... .
Melaphyr . . , . . . .
Gabbrtii # - ,•......
690
870
780
2356
2600
1040
1040
1700
910
*
Gneis . . ^
GlitDmer&chicfcr , ...............
Trachyt ^
380
1542
1300
Bimsätem ............ ^ .,. ^ .
-^
* —
42
Dolcrit , , .
343
lOUO
1282
3700
813
2350
Basalt .....,.,....,
'Lskvii . . . - .
160
670
500
^H
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 85
Beträgt die Höhe einer Steinsäule oder eines Steinpfeilers
veniger als das zwölffache der kleinsten Querschnittsfläche,
so kann man 1 cm*, ohne dass die Gefahr des Zerdrückens eintritt,
belasten beim:
Basalt mit 200 kg, harten Granit mit 70 J^g, gewöhnlichen Granit
mit 40 kg, harten Marmor mit 100 kg, weissen und geäderten Marmor
mit 30 kg, harten Sandstein mit 90 kg, weichen Sandstein mit 40 kg, sehr
harten Kalkstein mit 50 kg, gewöhnlichen Kalkstein mit 30 kg und Alabaster
mit 6 ig.
B. Zugfestigkeit,
Im Baufache sucht man eine Beanspruchung der natürlichen Steine
auf Zugfestigkeit möglichst zu vermeiden, weil die Zugfestigkeit durchweg
eine geringe (im Vergleich zur Druckfestigkeit) ist. Man verwendet deshalb
die Steine möglichst so, dass sie nur einer pressenden oder biegenden, auch
wohl abscheerenden Kraft widerstehen müssen. Ueber die Zugfestigkeit liegen
nur wenig Prüfungsergebnisse vor, welche weiter unten zusammengestellt sind.
Das Verhältniss zwischen der Druckfestigkeit und der Zugfestigkeit
wächst im Allgemeinen mit Zunahme der Sprödigkeit und mit Abnahme der
Zähigkeit des Gesteins; zähe Steine besitzen eine grössere Zugfestigkeit als
spröde. Aber auch der Trockenheitszustand ist hierbei von grossem Einfluss,
denn nasse Steine haben stets eine geringere Zugfestigkeit als trockene.
Besitzen Gesteine ein Bindemittel, welches im Wasser erweicht, so können
sie in der Nässe ihren Zusammenhang ganz verlieren. (Vergl. § 69.)
Die von dem Verfasser des Werkes mittelst des Dr. Michaelis'schen
Zugfestigkeitsapparates festgesetzten Zugfestigkeitscoefficienten für einige
Sandsteinarten sind in nachfolgender Tabelle mitgetheilt. Es sei bemerkt,
dass die wassergesättigten Probesteine 8 Tage lang unter Wasser gelegen
hatten, während die trockenen nur an der Luft (in einem ungeheizten Vor
saal) aufbewahrt waren.
lufttrocken wassersatt
Rother Miltenberger (Main-) Sandstein 27 kg 9 kgf.d.cm^
Oberkirchener (Weser-) Sandstein 25 » 22*5 v » »
Rehburger Sandstein 37o ^ 34 ■> * »
Kottaer Sandstein 28 » 7*5 v ^ v
Portaer (W^eser-) Sandstein 19 » 75 > ^ ^
(Eine wassersatte Probe des Kottaer Sandsteins zerriss bereits im
Apparate, als eben mit dem Einschütten der Schrotköm er begonnen war.)
Nach der auf Seite 86 abgedruckten Tabelle schwankt das Verhältniss der
Zug- zur Druckfestigkeit zwischen ^12 "^^ Vßs» wenn man vom Grauwacken-
und Keupersandstein ganz absieht, deren Festigkeitscoefficienten offenbar aus
nassen Proben bestimmt wurden, während zu den übrigen Untersuchungen
lufttrockene Steine Verwendung fanden. Als Mittel wcrth kann Yso ^"'
genommen werden (Bausch inger fand = '/jg). Die für die Praxis zulässige
Inanspruchnahme darf Yio ^^^ Mittelwerthes nicht überschreiten.
C, Biegungsfestigkeit,
Auf Biegungs- oder Bruchfestigkeit werden freitragende Treppenstufen,
Werkstücke über Oefihungen, Balcon- und Podestplatten, Consolsteine u. s. w.
beansprucht Die Grösse derselben und ihr Verhältniss zur Druckfestigkeit ist
in der auf Seite 86 abgedruckten Tabelle für einige Gesteine angegeben.
86 Erster Theil. Die Haaptstoffe.
Zugfestigkeit in Kilogramm für i cm* Querschnittsfläohe.
Gesteins Art
Kleinster
Werth
I
Granit
Diorit und Diabas
Dolomit .....
Grauwackensandstein
Keupersandstein . .
j Buntsandstein . .
I Grünsandstein . .
Marmor (Carrara) .
Muschelkalk . . .
Dichte Kalksteine
I 19
10
4
16
12-5
40
Grösster
Werth
45
36
6{?)
37-5
17
100
Mittelwert!)
30
50
20
14
ö(?)
22
15
56
27
70
Verhältniss der Zug-
cur Druckfestigkeit
(abgerundet)
(?)
ao _ 1
HK» ■" 58
50 _ j1?_ _
1900 S000"~
ao 1
870 "~44
1800 129 ^ '
5^1
650 "■ 180
22 1
630 ** 2»
495 88
_^= L
650 12
*L J_
700 "*'26
70 _1_
900 "° 18
1|
I
Biegungs- oder Bruchfestigkeit in Kilogramm für 1 cm* Querschnittsfläche.
G«itpin«art
1 Kkmat#r
1 "•"
Grä&Ktßr
Werth
1 (»bgcrajidet)
Granit ,.,,,.,......
Trätchyt . . , . . .
Basalt . .
1 .
' 1:^0
210
2M
140 *
118
-200
140 1
I9ö0~ii
m 1
isrto^ii
ÄOO 1
SA60~1S
^H
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden.
87
D. Schub' oder Scheerfesiigkeii.
Auf diese Festigkeit werden z. B. wenig ausladende Consolsteine
berechnet. In nachfolgender Tabelle sind die Festigkeitscoefficienten der
Hauptgesteine zusammengestellt.
Schub- oder Scheerfestigkeit in Kilogrammen fQr 1 cm^ Querschnittsflache.
Getteintart
Kleinster
Werth
GrJSsstcr
Werth
Mittelwertb
"Verhältnis« der
Schub- z. Druck-
festigkeit (abge-
rundet)
Granit
Grünstein (Diorit) . . . .
Syenit
Trach3rt
Muschelkalk
, Jurakalk
Körniger Kalk (Marmor) .
I Dolomit
, Graawackensandstein . . ,
I Bnntsandstein . .
I
I Keupersandstein
I Grünsandstein
Molassesandstein
Kalktnff . . . .
28
47
67
48
11
13
17
20
127
65
100
90
100
75
32
150
36
80
94
165
28
60
80
62
75
102
50
40
25
80
33
80 ^2.
im so
94 _ 1
jooo""«!
165 _J_
1800"" 8
28 l_
lÄJÖ*^*?
60 1^
700 '^Xt
80 I
800 ~ 10
68 J_
650 '^ 11
75 1
870 ■" 12
m 1
1800"* 18
50 J_
680 ■" 15
40 1
660
25 _
495 ^20
80 J_
' 18
1
800 ■" 9
17
1
990
88
Das Verhältniss der Schub- zur Druckfestigkeit schwankt demnach
zwischen '/g und ^^^ und kann im Durchschnitt zu etwa ^/,g angenommen
werden (Bauschinger fand als Mittel werth ca. Yw)- ^^^ praktischen
Berechnungen darf auch hier höchstens nur ^/jq des Mittelwerthes gewählt
werden.
§ 07. Die Formbarkeit.
' Die Formbarkeit der Bausteine hängt ab von der Härte und Festigkeit,
der Zähigkeit und Sprödigkeit, der Porosität und Structur. Um ein Ver-
gleichsmass zu erhalten, werden die Steine mittelst eines Fallapparates oder
einer Drehbohrmaschine auf Bohr fest ig kcit untersucht, oder es wenlcn
ihre Flächen und Kanten probeweise bearbeitet und der Zeit- und
Arbeitsaufwand für 1 «* Fläche oder 1 m Kante (Profil u. s. w.) bestimmt.
Die Formbarkeit ist im Allgemeinen eine
leichte: beim echten Marmor, Alabaster, frischgebrochenen Serpentin,
bruchfeuchten Sand- und Kalkstein;
mittelschwere: bei porösen Gesteinen, besonders solchen mit kleinen
Foren, also bei den meisten lufttrockenen Kalk- und Sandsteinen, auch bei
88
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
einigen Tuffen (z. B. beim Karlsbader Sprudelstein und Bimssteintuff), bis zu
einem gewissen Grade auch bei spröden Gesteinen, weil sich von ihnen
durch Schlag und Stoss grössere Stücke abtrennen lassen;
schwere: bei zähen, harten und dichten Gesteinen, z. B. bei den
feinkörnigen und regelmässig mittelkömigen granitischen und einigen
porphyrischen Gesteinen, beim Syenit mit parallel gelagerten Orthoklas-
krystallen u. s. w. ;
sehr schwere: bei allen Gesteinen von bedeutender Härte, Zähigkeit
und Festigkeit z. B. bei den Homblendegesteinen, bei der Grauwacke, beim
Basalt, Diorit, Quarzfels, Eklogit, Syenit mit parallel gelagerten Homblende-
säulen u. s. w. Diese Felsarten lassen sich häufig nur schneiden und drechseln
oder können überhaupt nicht mehr bearbeitet werden, so dass man sie nur
zu Bruchsteinmauerwerk und Schotterstrassen benutzen kann.
Eine beliebige Formgebung gestatten die massigen und kömigen
Silicatgesteine und die mächtigen Schichtgesteine, falls ihre Harte und
Zähigkeit nicht zu gross sind, während Quader sich auch aus schiefiigen
Silicatgesteinen (z. B. quarzreichem Glimmerschiefer) herstellen lassen, doch
ist ihre Höhe durch die Höhe der Schichtung begrenzt.
Dünngeschichtete, blätterig-schiefrige Gesteine (z. B. Thonschiefer) sind
nur nach den Spaltungsrichtungen theilbar und eignen sich deshalb nur zur
Herstellung von Platten; Gesteine mit linearer Parallelstructur (z. B. manche
Granite, Granulite, Syenite und Gneisarten) können nach dem Hauptbruche
und Querbruche leicht gespalten werden, nach dem Längsbruche jedoch nicht.
Für feine Profilirungen und Ornamente eignen sich nur feinkörnige
Gesteine von sehr gleichmässiger Beschaffenheit, für eine derbe, massige
Wirkung hauptsächlich grobkörnige. Eine feine Profilirung gestatten die
meisten Sandsteinarten, Marmor und einige krystallinisch-kömige Kalksteine,
auch Alabaster; grobe und einfache Profile müssen bei porösen Steinen und
allen sehr schwer zu bearbeitenden Gesteinen, wie z. B. Granit und Syenit
angewendet werden zur Verhütung eines Abspringens der Kanten. Basalt
lässt sich zu profilirten Arbeiten überhaupt nicht benutzen, weil er zu hart
ist und muschelig bricht
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 89
Glanz: es glänzen die härteren, schwerer polirbaren Bestandtheile stärker als
die weicheren, leichter zu polirenden.
Die Prüfling auf Politurfahigkeit kann nur durch Probiren nach voran-
gegangenem Abschleifen erfolgen.
Politur fähige Gesteine sind: alle Marmorarten, feinkörniger und
dichter Kalkstein, weisser krystallinisch-kömiger Dolomit, Syenit, nichtver-
witterter Porphyr, Serpentin, Alabaster, Eklogit, Diorit, nicht bruchfeuchter
Granulit, dichte Lava, Pechstein, zum Theil auch Travertin (z. B. der Almaser
Stein), nichtverwitterter Granit, Gabbro, Diabas (nimmt nur schwer Politur
an) und einige Breccien.
Durch die Politur wird sowohl das Gefiige als auch die Farben-
schönheit des Gesteins zur vollen Wirkung gebracht und häufig die Dauer-
haftigkeit nicht unwesentlich erhöht.
§ 69. Die Bruchfeuchtigkeit und Frostbeständigkeit.
Die Bruch- oder Bergfeuchtigkeit ist häufig auf die Formarbeit,
Festigkeit und Dauerhaftigkeit der Bausteine von nicht zu unterschätzendem
Einflüsse. Bruchfeuchte Steine, insbesondere frischgebrochene poröse Sand-
und Kalksteine, sind oftmals so weich, dass man sie sehr leicht bearbeiten
kann. Mit zunehmender Trockenheit werden alle Gesteine in mehr oder
weniger hohem Grade härter und dadurch schwieriger bearbeitbar; sie
gewinnen an Festigkeit und verringern ihr Volumen. In wassersattem Zustande
büssen die Steine an Festigkeit ein und zwar beträgt die Festigkeitsver-
minderung bei absolut frostbeständigen Gesteinen nur wenige Procente,
während sie bei solchen, die leicht vom Frost zerstört werden, recht bedeutend
ist Nach den »Mittheilungen über die Wegbaumaterialien der
Provinz Hannoverc (Hannover 1884) verlieren in wassersattem Zustande:
Basalt 2%, Grauwacke 4%, Quarzite 2%, krystallinische Kalke 0%, Sand-
steine bester Sorte 3%, Granite 87o> Grünstein 10%, klastische Gesteine
mit mergeligem oder erdigem Kalkbindemittel (z. B. manche Sandsteine und
Oolithe) 50^—60% der Trockenfestigkeit. (Vergl. auch § 66, Zugfestigkeit.)
Aber auch die Dauerhaftigkeit wächst mit abnehmender Bruchfeuchtigkeit.
Hierzu bemerkt Hauenschild (Baumaterialien, Theil I., S. 194) folgendes:
»Die Erfahrung hat gelehrt, dass Sandsteine und poröse weiche Kalksteine,
bruch feucht vermauert, weit eher zu Grunde gehen, als vorher aus-
getrocknete. Sie haben einen extremen Temperaturunterschied zwischen der
.\ussen- und Innenseite der Mauer, besonders bei rasch wechsehidem Frost-
und Thauwetter und damit eine beständige Spannung unter Wanderung des
Porenwassers nach den unteren und äusseren Partien zu erleiden. Man sollte
gebrochene Steine vor dem Versetzen öfter umkanten, um alle Flächen aus-
zutrocknen, und könnte sie dann viel eher und sicherer verwenden, ^c
Sinkt die Temperatur unter 0^ so werden im Inneren des wasser-
getränkten Gesteines einmal durch die Zusammenziehung des Steines in Folge
der Temperaturemiederung, sodann durch die Sprengkraft des gefrierenden
und sich hierbei ausdehnenden Wassers und endlich auch dadurch, dass die
sich bildenden Eiskrystalle die benachbarten Wassertropfen mit grosser Kraft
an sich ziehen, Spannungen erzeugt, die neue Risse und Sprünge im Stein
hervorrufen und vorhandene erweitem, wodurch endlich ein Zerfall des
Steines herbeigeführt wird.
90
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Man kann annehmen, dass im Allgemeinen frostbeständig sein
werden :
stark poröse und weiche Steine, solche mit in ihrer Masse ziemlich
gleich vertheilten Hohlräumen (z. B. Kalktuflfe) und Steine mit grosser
Zugfestigkeit ;
dass dagegen wenig Frostbeständigkeit besitzen werden:
spröde Gesteine mit feinen Poren, namentlich, wenn die Poren nach
einseitiger Hauptrichtung orientirt sind, weiche und wenig tragfähige Gesteine,
welche mit schweren und grossen Werkzeugen bearbeitet wurden, so dass sie
feine Risse erhielten und ihre dicht an der Oberfläche liegenden Partien
gelitten haben, und Steine in wassersattem oder bereits >angefaultem€
Zustande.
Auf der internationalen Conferenz zur Feststellung einheitlicher Unter-
suchungsmethoden bei der Prüfung von Baustoffen, wurde nach den Mit-
theilungen von Bauschinger (München 1893) folgendes Prüfungsverfahren
auf Frostbeständigkeit angenommen, das bereits als amtliche. Norm mittelst
Circular vom 26. Juni 1891 in Russland eingeführt worden ist.
Die Frostprobe besteht:
1. In der Ermittelung der Druckfestigkeit der mit destillirtem Wasser
von 15 — 20^ C, gesättigten Steine (von 7 cm Kantenlänge) und deren Ver-
gleichung mit der Trockenfestigkeit;
2. in der Ermittlung der Druckfestigkeit der wieder getrockneten
Steine nach 25maligem Gefrieren (4 Stunden lang bei — 10® bis — 15® C.) und
Wiederaufthauen (in destillirtem Wasser von 15 bis 20® C.) und deren Ver-
gleichung mit der Trockenfestigkeit;
3. in der Ermittelung des Gewichtsverlustes der 25mal gefrorenen
Steine, wobei die durch das Gefrieren mechanisch abgetrennten und die
in einer bestimmten Menge Wasser löslichen Bestandtheile zu berück-
sichtigen sind;
4. in der Besichtigung der gefrorenen Steine unter Zuhilfenahme der
Lupe, wobei besonders zu beachten ist, ob Risse oder Absplitterungen
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 91
in Manganoxyd u. s. w. und ruft hierdurch Farben Veränderungen hervor, welche
zwar nicht immer mit einer wahrnehmbaren Zerstörung des Steines verknüpft
sind, meistens jedoch den Beginn der Verwitterung anzeigen. Gesteine, welche
Eisenoxyd, Magneteisenstein, Schwefelkies u. s. w. in grösseren Mengen besitzen,
sind einer Verwitterung durch Einwirkung von Sauerstoff und Wasser besonders
leicht unterworfen, weil sich das Volumen der veränderten Metallbestandtheile
vergrössert und hierdurch der Zusammenhang in der Steinmasse aufgehoben
wird. Solche Steine sind häufig schon an ihrer Farbe zu erkennen, denn
die rothe Farbe weist oft auf das Vorhandensein von Eisenoxyd, die roth-
braune auf Eisenoxydhydrat u. s. w. hin. Enthält ein Stein Eisen, so bildet
sich auf seiner Oberfläche beim Beginn der Verwitterung eine, durch Eisen-
oxydhydrat hervorgerufene, dünne, ockerbraune, erdige Kruste, die leicht ab-
blättert und später vom Regen wasser fortgespült wird. Hierdurch wird eine
frische Fläche des Steines blossgelegt, die ebenfalls diesen Ueberzug erhält,
und so setzt sich dies fort, bis endlich der ganze Stein zerfallen ist. Besitzt
ein Stein Schwefelkies, d. h. Schwefeleisen, so wird das Metall zunächst
durch den Sauerstoff der Luft in schwefelsaures Eisenoxydul (Eisenvitriol)
umgewandelt, das durch weitere Oxydation in schwefelsaures Eisenoxyd
übergeht, welches »ausblüht«, das Gestein mürbe macht und endlich zum
Zerfall bringt. Auf dieselbe VV^eise entsteht das Ausblühen von Gyps, Bittersalz
und Alaun. Reines Wasser löst Gyps, Steinsalz und Anhydrit unmittelbar
auf und kann auch Kalksteine und Dolomite zerstören. Die mit dem Wasser
verbundene und auch in der Luft vorkommende Kohlensäure wirkt noch
schädlicher als der Sauerstoff auf die Gesteine ein. Kohlensäurehaltiges Wasser
vermag Kalkstein und Dolomite allmälig gänzlich aufzulösen, aus Gesteinen
mit kali- oder natronhaltigen Mineralien (z. B. Feldspath) nach und nach
eine lösliche Verbindung von Alkali und Kieselerde auszuziehen und diese
Gesteine endlich in eine weiche, thonige Masse (Kaolin) umzuwandeln, sowie
Hornblende, Augit, Olivin und Leucit unter Abscheidung von Kieselsäure
zu zersetzen. Gesteine, weiche die vorgenannten Mineralien als Hauptbestand-
theile besitzen, wie z. B. Granit, Felsit- und Leucitporphyr, Syenit, Diorit und
Diabas, Basalt und Dolerit u. s. w. sind daher durch kohlensäurereiches
Wasser leicht zu zerstören.
Auch das auf den festen Gesteinen sich entwickelnde, durch Staub-
ablagerung begünstigte Pflanzenleben gefährdet den Stein. Die Wurzeln
dringen selbst in die feinsten Ritzen ein, erweitern dieselben durch ihr
Wachsthum und wirken wie ein Keil auseinandertreibend. Auch die von den
Pflanzen ausgeschiedenen Humussäuren können verschiedene Bestandtheile
der Gesteine (z. B. kohlensauren Kalk) zersetzen und auflösen.
Die Dauerhaftigkeit eines Bausteines hängt nicht nur von .seiner
chemisch-mineralogischen Zusammensetzung und von dem Trockcnheitszustand
(vergl. § G9) ab, sondern auch von der Structur und der Porosität, ferner
von dem Orte der Gewinnung, sowie dem Orte und der Art der Ver-
wendung des Steines. Im Allgemeinen werden Steine mit gleichmässig fein-
kömigem oder dichtem Gefüge widerstandsfähiger gegen die Witterungs-
etnflüsse sein als solche mit grobkörnigem und porenreichem. Eine schieferige
oder schalige Structur ist insofern ungünstig, als sie dem Sauerstoff, der
Kohlensäure und dem Wasser die chemische und mechanische Einwirkung
erleichtert.
92
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Der Ort der Gewinnung hat ebenfalls einen Einfluss auf die Dauer-
haftigkeit, denn es gehen Steine, welche der Oberfläche oder Lagerstätten
entstammen, die Schichtenstörungen (Spaltungen, Verwerfungen, Faltelungen,
Biegungen u. s. w.) zeigen, weit eher zu Grunde als frische, d. h. unver-
witterte, aus dem Innern der Gebirge oder aus mächtigen, gleichmässig ab-
gelagerten Gesteinsmassen stammende.
Wichtig ist auch der Ort der Verwendung, weil Steine, die einem
mehrmaligen schroffen Uebergange von Hitze zur Kälte (z. B. bei Feuerungs-
anlagen) und einem häufigen Wechsel von Trockenheit und Durchfeuchtung
(z. B. bei Wasserbauten an der Wassergrenze) ausgesetzt sind, eher zerstört
werden als solche, die sich in einer gleichmässig ungünstigen Lage befinden.
Kalksteine und Dolomite verwittern auf dem Lande weniger leicht als z. B.
in Fabrikstädten, weil sie in letzteren durch die schweflige Säure aus der
durch Steinkohlenrauch oft in hohem Grade verunreinigten Luft stark angegriffen
werden. Steine, welche im südlichen oder nördlichen Klima eine vorzügliche
Wetterbeständigkeit besitzen, verwittern oftmals leicht in unserem gemässigten
Klima. Auf diesen Umstand wird bei der Auswahl von Steinen häufig nicht
genügend Rücksicht genommen.
Endlich muss auch die Art der Verwendung in Betracht gezogen
werden. Hierzu bemerkt Gottgetreu (Lehrbuch der Hochbaukunde, I. Th.,
S. 67, Berlin 1880) Folgendes: »Von grosser Wichtigkeit ist es, dass jedes
Werkstück aufs Bruchlager versetzt wird, anderenfalls wird es leicht durch
die Witterung zerstört, auch würde ein mit seinen Schichtungsflächen senk-
recht gestellter Quader durch eine darauf gebrachte Last vollständig zerklüftet
werden; ebenso müssen Decksteine, Belagsplatten-, Fenster- und Thür-
bänke auf ihr Bruchlagcr verlegt werden. Auch bei allen vorspringenden
Gesimsen, die im Aeusseren einer Fa^adc sich befinden, dürfen keine
gestellten Steine verwendet werden; nur unbelastete Verkleidungsplatten
stellt man, um Kosten zu ersparen, aufs Haupt. Bei den Thür- und Fenster-
einfassungen muss das Lager nach Aussen in die Flucht der Mauerfläche
gebracht werden; dann bildet das Haupt die Leibung und erscheint mehr
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 93
weisen lassen, ist der fertige Stein unter ^^ Atmosphäre Ueberdruck 3 Stunden
lang in einem Papin'schen Topf zu kochen und dann auf Sprünge und Ab-
blätterungen zu untersuchen.
(Vergl. »Handbuch der Architekturc, Thl. L, Bd. L, S. 81, 2. Aufl. 1895.)
Am sichersten lässt sich die Dauerhaftigkeit eines Bausteines an älteren
Bauwerken prüfen, bei welchen er Verwendung fand.
Im Grossen und Ganzen ist die Wetterbeständigkeit
sehr gross: bei allen Gesteinen, deren Hauptbestandtheil Kieselsäure
ist, z. B. beim Quarz, Quarzit, Grauwackenschiefer, quarzreichen Granit
(besonders mit weissem Orthoklas), quarzreichen, dickbankigen und lagen-
förmigen Gneis, Sandstein mit spärlichem kieseligen Bindemittel und scharf-
kantigen Quarzbestandtheilen, GeröUe und Geschiebe mit vielem Quarz-
gehalt, — bei glimmerhaltigen Gesteinen, wenn der Glimmer eine grössere
Menge Kalium enthält, — bei manchen Silicaten, namentlich Kalkerde- und
magnesiahaltigen, z. B. bei Kalifeldspath, Hornblende, Augit, Diorit ohne
Schwefelkies und beim Syenit, — bei Gesteinen mit dichtem Gefiige, grosser
Härte, grosser Tragfähigkeit und grossem specifischen Gewichte, auch solchen
mit gleichmässig tief gefärbten Gemengtheilen, z. B. beim Säulenbasalt, Phonolith,
Gabbro mit wenigem Labradorgehalte u. s. w.;
gross: bei manchen Tuffgesteinen (vergl. § 55) schlackigen Laven und
Silicaten mit kieselsaurem Natron (z. B. Natronfeldspath), beim grobkörnigen,
glimmer- und feldspatharmen Granit, beim Thonschiefer mit reichem Gehalt
an Kieselerde und ohne Schwefelkies, Mangan- und Eisenoxydul u. s. w., beim
glinunerreichen und dünngeschichteten Gneis, beim Kalkstein mit grossem
Gehalt an kohlensaurer Magnesia und von grosser Dichtigkeit, bei Gyps
und Kreide an der Luft, beim körnigen Dolomit, Marmor ohne eisenschüssige
Adern, Basalt ohne oder mit wenigem Gehalt an Eisenoxydul, Pechstein,
feldspatharmen Trachyt u. s. w.;
massig: bei Silicaten mit kieselsaurem Kalium, z. B. Kalkfeldspath oder
I^brador (als Hauptbestandtheil vieler Porphyre, Melaphyre und Trachyte),
bei erdigen, weichen, leicht zerreiblichen und den jüngeren Gesteins formationen
angehörenden Kalksteinen, bei Sandsteinen mit mergeligem, thonhaltigem
oder kalkreichem Bindemittel, femer beim grobkörnigen, feldspath- und
glimmerreichen, eisenoxydhaltigen Granit, beim Basalt mit grösserem Gehalt
an Eisenoxyd, beim Diorit mit Schwefelkies, beim Diabas, labradorreichen
Ciabbro, gÜmmerreichen Glimmerschiefer, beim Augit, Felsit- und Leucit-
porphyr, beim feldspathreichen Trachyt u. s. w.;
gering: bei Gesteinen mit kiesel- und kohlensaurem Eisenoxydul, mit
vielem Schwefelkies, mit Glimmer, wenn derselbe viel Eisenoxydul enthält,
femer bei porösen, weichen, wenig festen und leichten Gesteinen, bei
schieferigen, faserigen, kömigen, erdigen und blätterigen, wenn ihr Zusammen-
hang ein recht lockerer ist und sie viele Zwischenräume besitzen, also bei Sand-
steinen mit Nestern von Thoneisenstein und mit Schwefelkies, bei weichen,
erdigen und leicht zerreiblichen Trachyten, bei Kalksteinen mit Eisenoxydul
und unter Wasser sowie in Rauchgasen, bei thonhaltigen Kalksteinen, beim
Marmor mit eisenschüssigen Adem, bei Gyps und Anhydrit unter Wasser,
beim Alabaster im Freien und unter Wasser, beim Mergel, beim Thonschiefer
mit Schwefelkies, Mangan- und Eisenoxydul, beim Alaunschiefer, beim Glimmer-
schiefer mit hohem Schwefelkiesgehalt u. s. w.
i>4
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
§ 71. Die Abnützbarkeit.
Bei der Auswahl von Steinen für Strassenpflasterungen, Trottoirplatten,
Treppenstufen u. s. w. ist in erster Linie die Abnützbarkeit (Abnützungshärte,
Abnützungsfestigkeit) zu berücksichtigen. Dieselbe hängt von der mineralogischen
Härte, Sprödigkeit und Zähigkeit, von der Gleichmässigkeit des Zusammen-
hanges der einzelnen Bestandtheile und auch von der Festigkeit und dem
Gefüge ab und ist in der Regel umso grösser, je weicher und spröder der
Stein und je grobkörniger sein Gefüge. Besitzen gemengte Steine überwiegend
weichere und sprödere Bestandtheile, so werden sie einen geringeren Grad
von Widerstand gegen Reibung, Stoss und Schlag besitzen, als solche, die
vorwaltend härtere und zähere Gemengtheile enthalten. Man wird daher
z. B. zu Strassenpflasterungen am besten harte und zähe Gesteine verwenden,
damit das Pflaster nicht durch Pferdehufe und Wagenräder zerstört werden kann.
Die Prüfung aufAbnützbarkeit wird mittelst der von Bauschinger
construirten Abschleifmaschine vorgenommen, welche eine grosse, wagrechte
Gusseisenscheibe besitzt, die mit einer Geschwindigkeit von 20 Touren in
der Minute um eine lothrechte Achse rotirt. (Eine Beschreibung und
Abbildung dieser Maschine findet man u. A. in dem Werke des Verfassers.
»Die natürlichen Gesteine u. s. w.«. Band IL, S. 114 — 116) Das Abschleifen
erfolgt unter Verwendung von Schmirgelpulver Nr. 3 (für je 20 Touren 40
Gramm), das auf die rotirende Scheibe gestreut wird. Der Stein wird durch
einen Hebel mit einer Belastung von 20 — 30^^ gegen die Schleifscheibe
gedrückt und sein Gewichtsverlust nach je 10 Minuten (200 Touren) gewogen.
Dieser Gewichtsverlust beträgt nach Hauenschild (Handbuch der Architektur,
Bd. L, S. 75) bei Graniten, Porphyr, Basalt u. s. w. auf öOfw* Fläche 8 bis
20 Gramm, bei weicheren Steinsorten, Kalksteinen und Sandsteinen, 20 bis
80 Gramm, ja sogar 100 Gramm.
§ 72. Die Feuerbeständigkeit.
Von den natürlichen Gesteinen sind hauptsächlich folgende feuer-
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 95
hierauf ist bei Berechnungen der Tragfähigkeit der Steine Rücksicht
zu nehmen.
Die Prüfung auf Feuerbeständigkeit erfolgt am einfachsten da-
durch, dass man die Steine mehrere Stunden lang einem starken Feuer
aussetzt und sie nachher in einem warmen Ofen allmälig abkühlt, oder
dadurch (nach dem Verfahren von Dr. Böhme), dass man sie 2 Stunden
lang einem Gasfeuer unter Einwirkung kalter Luft oder nach vollständiger
Tränkung mit Wasser eine Stunde lang einer Weissglühhitze aussetzt und
sie hierauf im Wasser ablöscht. Die Steine dürfen bei diesen Proben ihren
Zusanynenhang nicht verlieren. In der Weissglühhitze wird jedoch selbst ein
feuerbeständiger Stein leicht rissig.
G. Die Bearbeitung und Haltbarmachung.
§ 73. Allgemeines.
Die Bausteine werden entweder vom Felsen in der gewünschten Form
und Grösse abgesprengt oder, wenn dies nicht möglich ist, durch eiserne
Keile oder Steinsägen erforderlichenfalls in kleinere getheilt und diese mit
geeigneten Werkzeugen in eine meistens annähernd parallelepipedische Form
gebracht, welche nach jeder der drei Abmessungen, je nach Härte und
Kostbarkeit des Gesteins 20 — 30 »»»i grösser sein muss. (Werk-, Bruch-,
Arbeits- oder Steinmetzzoll), als das aus ihr herzustellende Werkstück.
Einfache Steinkörper, wie z. B. Pflastersteine, Bordschwellen und
Treppenstufen ohne oder mit einfachen Profilen werden gewöhnlich schon
im Steinbruche, Steine mit kräftigen Profilen und einfachen Ornamenten
meistens auf dem Werk- oder Bauplatz, solche mit feinen Profilirungen und
reicheren Ornamenten am besten nach dem Versetzen an Ort und Stelle fertig-
gestellt. Nicht empfehlenswerth ist es, architektonisch verzierte Bausteine im
Steinbruch vollenden zu lassen, weil der Architekt die Bearbeitung nicht zu
überwachen vermag und nicht davor geschützt ist, geflickte Steine zu
erhalten, weil femer die Steine auf dem Transport vom Bruche zur Baustelle
leicht beschädigt werden und weil endlich häufig eine Verzögerung in der
Steinlieferung eintritt.
Das Brechen der Steine erfolgt am besten in der Zeit vom April bis
November, weil die Wetterbeständigkeit der im Winter gebrochenen Steine,
sehr oft geringer ist. Aus diesem Grunde ist der Betrieb in den meisten
Steinbrüchen während des Winters geschlossen. Dagegen werden die in der
wärmeren Jahreszeit gebrochenen Steine häufig im Winter auf dem Werkplatz
der Steinmetze zugerichtet.
Man theilt die Bausteine ein in:
1. gewöhnliche Bruchsteine, welche die beim Absprengen vom
Fels erlangte zufallige Gestalt behalten oder nur von den, die Verwendung
erschwerenden oder hindernden Zacken u. s. w. mit dem Hammer
l)cfreit werden;
2. lagerrecht bearbeitete Bruchsteine (Grundstücke, Hurzchr,
deren Fuss- und Kopffläche bearbeitet sind;
3. Schichtsteine (Möllons), die an der Stirn (dem Haupt, der
Ansichtsfläche) und dem vorderen Theil der Lager- und Stossfugenfliichen
bearbeitet sind;
%
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
4. Werkstücke (Werksteine, Schnittsteine, Hausteine, Quader), deren
Ansichts-, Kopf-, Fuss- und Stossfugenflächen zugeschnitten (gesägt), zu-
gehauen, zugespitzt u. s. w. sind.
Was die Abmessungen der Steine anlangt, so richtet sich dieselbe
nach dem specifischen Gewichte und der Art der Versitzung, nach der Art
der Verwendung und nach der Mächtigkeit der Schichtung. Steine, welche
von Hand (durch 2 Mann) versetzt werden sollen, erhalten nicht mehr als
etwa 60 cm Länge, 30 cm Höhe und 30 bis 60 cm Breite, Bruch- und
Schichtsteine nicht mehr als etwa 25 cm Höhe u. s. w. Zum Versetzen grösserer
und schwererer Blöcke sind Flaschenzüge, Winden, Krahne u. s. w. erfor-
derlich, von deren Tragfähigkeit die Steingrösse abhängt.
Die Berechnung erfolgt in der Regel:
nach Cubikmeter, wenn die Steine in allen 3 Abmessungen länger
als 30 cm sind (z. B. Quader, Pfeiler, Sockel) wobei immer das den vollendeten
Stein umschriebene kleinste Prisma zu wählen ist;
nach Quadratmeter, wenn die Steine nur eine Dimension unter
30 cm besitzen und sich diese nicht verändert (z. B. Verblendsteine, Pflaster-
steine, Platten);
nach laufendem Meter, wenn die Steine zwei Abmessungen imter
30 cm haben und sich ihr Querschnitt nicht ändert (z. B. Treppenstufen,
Rinnen, Bordsteine);
nach Stück, wenn die Steine nicht umfangreich und besonders
schwierig zu bearbeiten sind (z. B. Säulencapitäle).
§ 74. Das Bossiren und die Herstellung der Schläge.
Das rohe Behauen der Bausteine, Bossiren, erfolgt schon im Steine
bruch mittelst des Spitzeisens (Fig. 22) bei härteren und festeren, schwerer
zu bearbeitenden Steinen und mittelt des Zweispitzes (Fig. 23) bei weichen
und mittelharten Steinen. Als Hammer zum Treiben des von oben in die
»Bosse« eindringenden Eisens und zum Absprengen vorstehender Kanten
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 97
behandelt. Der neue Schlag muss mit dem der ersten Fläche genau einen
rechten Winkel bilden; dieser wird mit Hilfe des Winkeleisens bestimmt.
Alsdann wird die dritte Fläche zur ersten und zweiten rechtwinkelig abge-
ebnet, von der durch die drei bearbeiteten Flächen gebildeten körperlichen
Ecke aus iJinge, Breite und Höhe des Werkstückes abgetragen und endlich
die Bearbeitung der übrigen Flächen vorgenommen. Damit die Steine genau
aufeinander passen, müssen die Lagerflächen genau eben bearbeitet sein.
Bei harten und mittelharten Steinen benutzt man zur Herstellung der
Schläge das flachbahnige Schlageisen (Fig. 28), bei weichen, auch wohl den
breitbahnigen Zahnmcissel (Fig. 29); beide Werkzeuge werden mit eisernen
Handfäusteln oder hölzernen Schlägeln getrieben.
§ 75. Die Herstellung gespitzter, gekrönelter, gestockter, schar-
rirter, gezähnelter und glatter Steinflächen.
A, Durch Handarbeit.
Der zwischen den Schlägen liegende Theil der Steinoberfläche, häufig
. Posten € oder »Bosten« genannt, wird nicht weiter bearbeitet, wenn aus
dem Steine sogenanntes Rustikamauerwerk hergestellt werden soll. Andern-
falls wird er bei harten Steinen mit dem Spitzeisen und Bossirhammer,
bei weicheren mit dem Zweispitz und Schlägel im Gröbsten abgearbeitet
d. h. gespitzt. Sollen die Flächen eine grössere Ebenheit erhalten, so
werden sie bei grösserer Gestein.shärte mit dem Zahn- oder Krönel-
hammer (Fig. 30) und weiter mit dem Stock- oder Kraushammer
iFig. 31) oder auch mit der Picke oder Bille (Fig. 32) die auch z. B.
zum Schärfen von Mühlsteinen benutzt wird, bearbeitet, während man sich
bei weicheren Steinen hierzu des Kröneleisens (Fig. 33) bedient. Man
erhält hierdurch >gekrönelte«, ^^gekörnte«: oder »gestockte« Flächen.
Behaut man solche Flächen hierauf mit dem Scharrireiscn (Fig. 34) oder
Halbeisen (Fig. 35) oder Flachhammer (Fig. 3G), die mit dem Holz-
schlägel getrieben werden, so erhält man scharrirte Flächen mit schmalen
parallelen Streifen (Schlägen). Bei harten Steinen benutzt man oft den Zahn-
meissel, der mit eisernem Handfaustel zu treiben ist. So bearbeitete
Flächen nennt man »gezähnelte«. Glattere Flächen erhält man durch das
Feinscharriren und Aufschlagen mittelst Scharrireiscn von verschiedener
Breite, Breiteisen genannt, nachdem man die Flächen vorher in gewöhn-
licher Weise scharrirt und dann rauh abgeschliffen hat.
Es sei nochmals hervorgehoben, dass weiche und wenig haltbare
Steine (z. B. manche Sandsteinarten) nicht mit schweren Werkzeugen, z. B.
nicht mit dem Stockhammer, bearbeitet werden dürfen, weil hierunter ihre
Wetterbeständigkeit leiden kann.
Besitzen die Gemengtheile des Steines verschiedene Härte, ist das
<iefüge und die Sprödigkeit ungleichmässig oder durchsetzen Adern oder
Nester von Thoncisenstein u. s. w. den Stein, so ist es sehr schwierig, eine
vollkommen ebene, »reine* Oberfläche zu erzielen.
B, Durch Maschinenarbeit,
Tmx Herstellung von ebenen, aber auch gekrümmten und gebroclienen
Flächen werden meist Steinhobelmaschinen verwendet. Die Bearbeitung
K r & r e r, Handlrach der BaoftofFlehre. 7
98
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
der Steine erfolgt bei ihnen entweder durch Werkzeuge, die durch schiefen
Stoss auf die Steinfläche wirken, oder durch rotirende Spitzmeissel, Flach-
meissel u. s. w. oder durch abscheerend wirkende Schneidewerkzeuge.
Zum ersten System gehört die Steinbearbeitungsmaschine von R. Gir*
wo od, welche hauptsächlich zur Herstellung von ebenen Flächen dient. (Fig. 37.)
Sie besitzt eiserne Meissel M^ die zu je vier in Doppelgehängen G durch
eine Klemmvorrichtung K gehalten und durch die auf den Armen B
befestigten, entweder durch Hebedaumen oder kleine Dampfkolben mit Hilfe
kleiner Zugstangen Z bewegten Schlägel A getrieben und durch die Schraube S
und die Schraubhülsen H in die, für die betreffende Gesteinsart günstigste,
Neigung gebracht werden. Durch eine Stellvorrichtung V lässt sich der Auf-
hängungspunkt P so drehen und feststellen, dass die kurze Meisselbahn der
Graden möglichst nahe kommt. Der auf einem Schlitten ruhende Stein W
wird durch eine hydraulische Presse oder durch eine, mittelst eines ver-
stellbaren Excenters betriebene. Pumpe mit der erforderlichen Geschwindigkeit
vorwärts bewegt.
Ferner gehören zu diesem Systeme: die Steinbearbeitungsmaschine
von Holmes in Mold (England), welche zur Herstellung von ebenen, hohlen
und gewölbten Flächen, von Thür- und Fenstergewänden, Gesimsen u. s. w.
benutzt werden kann (siehe »Maschinenbauer« 1869, S. 146), die von
Andrew, Atchinson in Boston, James Fogg, Henry Newton, Lloyd
(siehe » Maschinenbauer '•: 1870, S. 385) von E. v. Buhle r (siehe »Deutscher
Steinbildhauer < 1892, S, 367) u. A.
Zum zweiten Systeme gehören: die Steinbearbeitungsmaschine »Mastodon
Stone dresser < von R. O. Anderson in (^uincy (Illinois), die besonders zum
Ebnen von Marmor-, Kalk- und Sandsteinblöcken dient und Aehnlichkeit mit
einer Metallhobehnaschine besitzt (siehe ^Scientific Amerikan« 1871, Bd. XXV,
S. 223 und »Maschinenbauer« 1872, S. 20Umd die von Brunton und Trier
in London (Fig. 38). Diese letztere Maschine ist so eingerichtet, dass ihre
kreisrunden Messer eine eigene, ihrem Abrollen auf der Steinfläche ent-
sprechende Umfangsgeschwindi^^keit erhalten und jeder Stoss vermieden wird.
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 99
^lesser durch eine schwingende Welle in Umdrehung versetzt (siehe
»Deutscher Steinbildhauer«, 1891, S. 341), bei der Sectoren-Hobelmaschine
von Alb. Dittmer kreissectorenförmige und mit Diamanten besetzte Werk-
zeuge, einzeln oder zu mehreren vereinigt, schwingend bewegt. Letztere
Maschine gehört wie die von der Chemnitzer Maschinenfabrik con-
struirte (siehe »Deutscher Steinbildhauer«, 1892, Nr. 10) zu den neuesten
Steinbearbeitungsmaschinen. Zu erwähnen sind noch die ebenfalls zu dem
zweiten Systeme gehörenden Maschinen von M. C. Donald, Keller und
Watzstein, Ransome in London und G. Stacy, Hoe & Comp, in New-
York. Die von den Letztgenannten fabricirten Maschinen bilden eine Ver-
einigung des ersten und zweiten Systems (siehe: Engineer, 1874).
Steinbearbeitungsmaschinen mit abschecrend wirkenden Werk-
zeugen (drittes System) haben Johnson & Ellington in ehester (siehe
> Maschinenbauer« 1884, S. 89), Robinson & Sohn in Rochdale (siehe »Iron«,
Bd. XIV, S. 549), J. Coulter & H. Harpin, Brearly & Marsden u. s. w.
in den Handel gebracht.
Mit einigen von den vorgenannten Steinbearbeitungsmaschinen (z. B.
der von Johnson & Ellington und Brearly & Marsden) können auch Profi-
lirungen (Kamiese, Rundstäbe u. s. w.) und Cannelirungcn ohne weiteres her-
gestellt werden, mit einigen anderen (z B. der Stacy'schen) jedoch erst,
wenn sie mit entsprechenden Abänderungen versehen werden.
Die Leistungsfähigkeit der neueren Steinbearbeitungsmaschinen ist im
Allgemeinen eine recht zufriedenstellende; trotzdem haben diese Maschinen
bislang nur eine geringe Verbreitung gefunden. Die Verwendung von
Maschinen empfiehlt sich meistens nur für die Bearbeitung gerader oder
gekrümmter Flächen und bei wenigen, gleichartig gebildeten (iesteinen, denn
die maschinelle Bearbeitung harter und spröder Gesteine, namentlich solcher
mit ungleichmässiger Härte und mit verschiedenartig spröden Partien,
verursacht ganz besondere Schwierigkeiten. Ausserdem haben die Stein-
bcarbeitungsmaschinen den Nachtheil, dass sich ihre Werkzeuge (Mcissel,
Messer u. s. w.) in der Regel schnell abnützen und daher häufigen Aus-
besserungen unterworfen sind, dass ferner die von ihnen erzeugte Arbeit oft
weniger sauber ist als die von der Hand eines geschickten Steinmetzen
gelieferte, und dass endlich sich wegen der hohen Anschaffungs-, Bctriebs-
und Unterhaltungskosten der Maschinen trotz der Zeitersparniss die Maschinen-
arbeit vielfach theurer stellt als die Handarbeit.
Sind härtere Ge.steinsstücke mit einem weicheren Bindemittel verkittet
oder haben die Steine ein krystallinisches (iefüge und spalten Theilchen in
verschiedenen Richtungen verschieden leicht ab, so kann man (nach Karmarsch)
die Gefahr des Ausbröckeins kleinerer Stücke oder Splitter dadurch ver-
mindern, dass man die Steine vorübergehend mit Wasser tränkt, wodurch
ihr Gefuge gefestigt wird. (Siehe: Prechtl, Tcchnol. Encyklopädie IHÖO, Bd. 16,
S. 319.)
§ 76. Das Schleifen und Poliren.
Sollen die Werksteine eine möglichst ebene und glatte Oberfläche und
scharfe Kanten erhalten, oder soll die Schönheit ihrer Farbe und Structur
mehr zur Geltung gebracht werden, so werden die Steine geschliffen. Das
Abschleifen beginnt in der Regel mit grobkörnigen Schleifmitteln, welche
7*
1031 17
100
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
die grösseren Rauheiten der Oberfläche beseitigen (Rauhschleifen), und wird
mit stufenweise feineren Schleifmitteln fortgesetzt (Feinschleifen) und schliesslich
mit den allerfeinsten Schleifpulvern beendet (Glanzschleifen oder Poliren).
Zum nächst feineren Schleifmittel wird man gewöhnlich erst dann greifen,
wenn das gröbere unwirksam wird d. h. trotz reichlicher Wasserzufuhr an
der Steinfläche haften bleibt
Zum Schleifen von Steinen benützt man vorzugsweise Schmirgel (besonders
für Hartsteine), Sandstein mit feinem, gleichmässigem, scharfkantigem und nicht
zu hartem (kieseligem) Bindemittel, sehr feinkörnigem Schieferstein, Bimsstein
(besonders zum Nachschleifen), granulirte Gussstahlmasse, gehärtete Stahl-
kugeln (vom Erfinder E. Offenbacher »Diamantin« genannt), Granatpulver und
Quarzsand, der bei härteren Steinen ein feineres, bei weicheren ein gröberes
Korn besitzen soll u. s. w. Man richtet die Flächen der Schleifsteine am
besten so zu, dass sie sich der Gestalt der zu schleifenden Steinfläche
möglichst anschmiegen.
Das Schleifen kleiner Werkstücke geschieht meistens von Hand mittelst
kleiner Schleifsteine, bei grösseren Steinen und bei Verwendung von Schleif-
pulvern und Quarzsand mittelst Schleifmaschinen, welche im Wesentlichen
aus wagrecht (seltener senkrecht) gestellten Schleifscheiben bestehen, die für
härtere Gesteine aus weichem Stahl oder Gusseisen, für weichere auch wohl
aus Kupfer oder Blei hergestellt sind und entweder das Schleifmittel über
die Steinfläche hin und her führen, wobei sie sich kreis- oder ellipsen-
förmig, auch wohl kreuzförmig bewegen, oder den Stein tragen und ihn
langsam hin und her bewegen oder lothrecht arbeiten, wobei der Stein unter
einem bestimmten Druck selbstthätig hin und her geschoben wird. Statt der
Schleifscheiben hat man auch einfache Klötze benützt, welche durch Stangen
und Charnierc mit einer Exccnterwelle lose verbunden sind, oder Metallwalzen.
Beim Schleifen wird aus einer rcgulirbaren Leitung Wasser auf die Stein-
flächc geführt.
Empfehlenswerthe Schleifmaschinen liefern: Emil Offenbacher in
Markt Redwitz, M. Hirschbeck in T.andsberg a. T.. (Siehe: Krüger, »Natürliche
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 101
einer Bleiplatte über die Steinfläche hin und her geführt werden; es wird
fortgesetzt und vollendet mit stufenweise weicheren Polirmitteln, die man
mit belederten oder befllzten u. s. w. Holzscheiben schnell unter starkem
Druck auf die Steinfläche reibt. Je stärker dieser Druck, desto grösser die
Reibung und desto tiefer und dauerhafter die Politur. Das Poliren geschieht
mit der Hand oder mittelst Maschinen, die wie die Schleifmaschinen con-
struirt sind. Von den Polirmaschinen haben namentlich die von Emil Offen-
bacher gebauten eine weitere Verbreitung gefunden. Fig. 43 stellt einen
Offenbacher'schen Schleif- und Polirapparat mit Handflihrung dar, welcher unter
Anderem auch den Vorzug hat, dass die Maschine während des Betriebes durch
die Kurbel d an der Säule a in der Höhe verschiebbar ist, was besonders
bei der Bearbeitung verschieden hoher Stücke eine grosse Zeiterspamiss gewährt.
Zum Poliren benützt man namentlich Schmirgelpulver (Schlämmschmirgel),
femer geglühtes, geschlämmtes und sehr fein gemahlenes Eisenoxyd, Krokus-
Stahlglanz (d. i. scharfgeglühtes Eisenoxyd mit Bimsstein-Schlämmpulver und
etwas Zinnasche) auch feingeschlämmte Zinnasche allein (z. B. für Marmor),
sehr feines Bleipulver, feingepulverten und gesiebten Marmor, Alabaster,
Speckstein (für Serpentin), Bimssteinstaub, feingepulverte Kreide, Perlmutter-
pulver, Schwefelblume (für Marmor), Korkkohle, Tripel (Polirschiefer) und
Kohle von Hollunder-, IJnden-, Ulmen- und Weidenholz (für Alabaster).
(Bewährte Recepte für das Schleifen und Poliren von natürlichen
Steinen findet man in G. K. Strott's v Baumaterialien«, 1883 und in dem
Werke des Verfassers »Die natürlichen (Gesteine«, Bd. II, S. 204 — 206.)
Bei Hornblende-Gesteinen und gemengten Feldspath-Gesteinen kann (nach
Hauenschild) durch einige Tropfen Salpeter- oder Schwefelsäure das Poliren
beschleunigt werden.
Falsche Politur (Lacküberzug) und echte Politur (Spiegelung) lassen
sich (nach demselben Fachmann) sehr leicht von einander unterscheiden,
wenn man Alkohol und Aether auf die Steinfläche aufreibt. (Siehe i» Handbuch
der Architektur c, Bd. I., S. 105 und 100.)
§ 77. Die Steinsägen.
Um Steinblöcke mit möglichst wenig Stoffvcrlust in kleinere (z. B. in
Platten) zu zertheilen oder unregelmässige Steine mit rauher Oberfläche in
regelmässig gestaltete Werkstücke mit ebenen Flächen und scharfen Kanten
durch Fortnahme dünner Schichten umzuwandeln, benutzt man mit Vortheil
Steinsägen.
Die einfachsten Steinsägen — die Hand sägen — besitzen immer ein
gerades Blatt, das nur für weichere Steine mit Zähnen versehen und von
zwei Arbeitern in der Schnittfuge des Steines hin und her gezoi^en wird.
\Virk.samer sind die Steinsägemaschinen, die in der Form von
I'and-, Gatter- oder Kreissägen in den Handel kommen.
Von den Bandsägen, die entweder durch blosse l'nidrchunsj; von Stahl-
draht mit Schleif- (Schmirgel-) Masse oder mit lothrcchtem oder senkrechtem
Band mit oder ohne Diamantenbesatz und mit oder ohne S(Mileifmasse arbeiten,
ist die Stahldrahtsäge des Amerikaners Violette (siehe ^Scientific American«;,
Supplement 1884, S. 7096) die mit Diamanten besetzte Bandsäge von Gerard
(siehe »Deutscher Steinbildhauer«, \><\)'A, Nr. 4) und die von Kmil Offen-
102
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
bacher für ganz weiche Kalksteine construirte Bandsäge besonders hen^or-
zuheben. Letztere ist in Figur 44 dargestellt. Auch die Bandschneidmaschine
von Armand Auguste und die Seilschneidmaschine von Gay sind erwähnens-
werth (Siehe »Public, industrielle«, 1877—1878, Bd. XXXI, S. 243.)
Die mit geraden Sägeblättern ausgestatteten Sägemaschinen — Gatter-
sägen — sind sehr verbreitet. Das zahnlose Blatt besitzt gewöhnlich eine
Länge von 4 m und darüber, eine Breite von 60 — 70 cm und eine Dicke
von 2 — 3 mm und vollführt meistens und am besten eine wagrechte Schnitt-
bewegung, wobei es von oben in den Stein eindringt. Zu nennen sind die
Gattersägen mit selbstthätigcr Gewichts- und Schraubensenkung, mit automati-
scher Sand- und Wasseraufgabe, mit beliebig vielen Blättern und einem An-
triebe durch eine oder zwei Kurbelstangen von Emil Offen bacher für harte
Steine (Granit und Syenit, Fig. 45 und 46), femer von Darby in Depford (siehe
Engineer, Bd, XLIL, S. 357 und »Polytechn. Journal«, Bd. CCXXIV,
S. 158), von Pfaff in Chemnitz, E. P. Bastin in London (siehe »Building
news«, Bd. XLIV, S. 4), von J. Sutclife Gabriel in London, Pomble in
Paris u. s. w. In neuerer Zeit verwendet man auch — besonders in Amerika
— Sägen, deren Blätter abwechselnd rechts und links mit schwarzen Diamanten
(sogenannten carbons) besetzt sind, die sich wegen ihrer grossen Härte und
Festigkeit besonders zum Schneiden von sehr harten Steinen eignen und
deren Leistungsfähigkeit gegenüber den gewöhnlichen Steinsägen mehr als
das Zehnfache betragen soll. Solche Diamantsägen fabriciren A. V. Newton
in London, Hough Young in New- York, Arnold & Comp, in Strassburg i. K,
Theodor Lange in Brieg, W. R. Lake in London und Emmerson, Ford
& Comp, in Bcaver Falls (Pennsylvanien).
Auch Kreissägen werden zum Schneiden von Steinen, besonders aber
zum Säumen, Vierkanten und Nuthcn und zum Bearbeiten kleinerer Stein-
flächen sehr häufig benützt. Sie arbeiten entweder an wagrechter Welle be-
festigt mit lothrechtem Schnitt und besitzen dann meistens mehrere, auf einer
Welle verstellbar gekupi)elte Sägen, so dass mit ihnen z. B. Thür- und Fenster-
gewände von verschiedener Dicke geschnitten werden können, oder an loth-
£rstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 103
maschine von Graziosi, die ohne Stoss und Schlag und oh^e Bruchspalten
im Gestein zu erzeugen arbeitet und sich für gleichmässige Gesteinsarten sehr
*r\it eignet, für ungleichmässig harte und spröde jedoch nicht brauchbar ist.
Figur 50 stellt diese Maschine dar. Die Furchensäge A verrichtet die Längen-
schnitte im Gestein, die Säge B schneidet, je nachdem die Steinstücke eine
parallelepipedische oder keilförmige Gestalt erhalten sollen, lothrecht oder
schräg, während die beiden kleinen Sägen C C wagrecht schneiden und zur
vollständigen Abtrennung der Blöcke dienen; ihr Abstand richtet sich nach
der Quaderhöhe. (Näheres über diese Maschine findet man im »Maschinen-
bauer« 1874, S. 229 f in der »Allgem. polytechn. Zeitung« 1874 und in den
*Natürl. Gesteinen«, Bd. II, S. 219 — 221.) Diese Maschine soll in einer Stunde
2*5 m^ vollkommen regelmässige Steine aus dem F'els herausschneiden können.
Um die Schnittfläche zu vergrössern, die Steinfläche möglichst zu
glätten imd ein Nacharbeiten derselben nach der Trennung überflüssig zu
machen, wird in die Schnittfuge gesiebter Kiessand, Schmirgeli)ulver, Glas-
j)ulver, pulverisirter Feuerstein, Blei- oder Zinnabgang, glasharter Gussstahl
oder abgeschrecktes Gusseisen in Kügelchen von 06 — 0*7 mm Durch-
messer u. s. w. mit Wasser eingebracht.
§ 78. Die Herstellung der Platten.
Man kann die Platten unmittelbar vom Felsen durch »Spalten«, d. h. durch
Abtreiben senkrecht zur natürlichen Lagerfläche des Gesteins oder durch
^Reissen«, d. h. durch Abkeilen parallel zur Lagerfläche ablösen oder aus
abgesprengten grösseren Steinblöcken mittelst Abkeilen oder durch Steinsägen ge-
winnen. Nur das Spalten von Schieferblöcken zur Gewinnung dünner Tafeln
erfolgt mit Hilfe eines sehr dünnen, etwas biegsamen, schmalen und in einen
«[uadratischen Stiel nach oben übergehenden Meisseis (Spalteisens, F'ig. 51)
und eines Holz- oder Eisenhammers. Das Spalteisen besitzt im Mittel eine
<) cm breite, 20 cm lange Klinge mit Handgriff"; zum Spalten grösserer Blöcke
werden jedoch grössere Spalteisen verwendet. Der Block hat gewöhnlich
eine Höhe und Breite von 20 — 30 cm und eine Länge von 100 — 200 cm.
Grosse und dicke Platten (z. B. für Billards und Pissoirwände) werden
<lagegen meistens durch Kreissägen, deren Blätter eine grosse Stärke besitzen
und am Umfange etwas dicker sind als in der Mitte, zerschnitten und
nothigenfalls mit dem Spitzhammer in kleinere getheilt. Bei der Herstellung
dünner Platten spaltet man den Block zunächst in 2 — 3 cm dicke Platten,
um das Brechen derselben während des Spaltens nach Möglichkeit zu ver-
hindern; diese spaltet man noch zweimal, so dass man 3 — 7 mm dicke
Tafeln erhält.
Die dünnen, für Dacheindeckungen und Wandbekleidungen (zum Schutze
gegen Nässe) dienenden Tafeln können mit Hilfe des Haumessers (Schiefer-
hammers, Fig. 52) in regelmässige F'ormen gebracht und dann geschabt werden,
wobei man sie auf den sogenannten Ambos (Haueisen, Dachbrücke, Fig. r)3)
legt, oder sie werden mittelst der, einer Hlechscheere ähnehiden, Schieferschcere
<Fig. 54) nach Blechschablonen ausgeschnitten. Das letztere Verfahren ist
vorzuziehen, weil man schärfere Kanten erzielt. Die dickeren Platten werden
auf Hobelmaschinen zugerichtet, die gleichzeitig mit mehreren Schneide-
stählen arbeiten. Das Durchlochen (für die Aufnagelung) erfolgt mittelst der
Spitze des Haumessers oder der Schecre.
104
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
In der nachfolgenden Tabelle sind die üblichen Formate recht-
eckiger Dachschiefertafeln aufgeführt und gleichzeitig der Bedarf an
Schiefer, Latten und Nägel bei bestimmter Lattenweite und einer Ueber-
deckung der Tafeln von Sem, für 10 w* Dachfläche angegeben worden.
Format
cm
Latten-
weite
cm
Bedarf für 10 m* Dach-
fläche
Schiefer { Latten
Stück m
Latt-
nägel
Stück
Format
cm
Latten-
weite
cnt
Bedarf für 10 m* Dach-
flädie
Schiefer
Stück
Latten
Latt-
nägel
Stück
66/41
66/38
61/36
61/31
56/31
56/28
51/25
46/25
46/23
41/25
41/23
31
31
29
29
21-5;
21-5
19 1
19 :
80
88
100
115
26-5 125
26-5 140
24 I! 175
190
210
220
240
32
32
35
35
38
38
42
46
46
53
53
34
34
37
37
41
41
45
50
50
58
58
41/20
36/31
36/25
36/20
36/18
33 25
33/18
31/20
31/15
28/14
25/20
19
16-5
16-5
16-5
16-5
15
15
14
14
12-5
10
275
205
255
320
355
280
390
375
500
600
475
53
60
61
61
61
67
67
72
72
80
100
68
66
66
66
66
73
73
78
78
90
110
Die folgende Tabelle giebt Höhe und Breite der Schablonen- und
Schuppenschiefer, sowie den Bedarf für 1 m^ Dachfläche an.
cm
Ureltc
cm
ripd.iTf für
BtUck
Hühe
4m
Brrit«
cm
Bedarf für 1 i»* Datb-
flächf-,
t-^ cm QWnloppeU.
Stück
SickstcM^e Schablon^schiefer.
Schup^mchitfer.
42
27
25
22 ,
12 1
100
as*
26
2t
24 1
15 '
93
m
M
:^i !
9d
t^t
fiQ
^H
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 105
der Kopffiäche abwärts mit letzterer rechte Winkel bilden und in dieser
Breite mit dem Stockhammer beziehungsweise Spitzeisen ebenfalls voll-
kommen rein bearbeitet sein, damit zwischen je 2 verlegten Platten nur
ein schmaler, 1 — 1'6 cm breiter Zwischenraum entsteht.
Die Stärke, die Grösse und das Format der Platten und Fliesen aus
natürlichen Steinen ist abhängig von der Verwendungsart. Die Dicke beträgt
bei Granit- und anderen Hartstein-Trottoirplatten 7*5 — Ibcm (und mehr),
bei Marmor-, Schiefer-, Sand- und Kalksteinplatten gewöhnlich 3 — 7 cm.
Ueber die Grösse und das Format macht das »Handbuch der Baukunde«
im Band I, S. 13, folgende Angaben (für 1—3):
1. Marmorplatten ^und Schieferfliesen: Format quadratisch mit
Seitenlängen von 20— 31 b cm; beliebt 2GI26 cm;
2. Kalksteinplatten (Solnhofer Platten) nach dem Preisverzeichniss
des > Solnhofer Actien-Vereines« : Format quadratisch mit den Seitenlängen
22, 24-3, 26-8, 29*2, 31-6, 328, 36p, 395, 438, 474 und bS'4cm;
3. Sandsteinplatten (Weserplatten) nach dem Preisverzeichniss der
> Administration der Sollinger Sandsteinbrüche in Holzminden a.W.«: Format
quadratisch mit den Seitenlängen 20, 22, 24, 26, 29, 34, 41, 50, 58 und
65 f« oder rechteckig von 29/08 und 58/725 f»i; von der Firma Wenck in
Karlshafen bezogen: Format quadratisch mit 25, 30, 35, 40, 45, 50, 55 und
CiOcm Seitenlänge; — von der Firma Rothschild in Stadoldendorf bezogen:
Format (quadratisch mit 20, 22, 24, 26, 29, 34, 41, 50 und 58 cm Seiten-
lange oder rechteckig von bS/12'bcm;
4. Granitplatten: Format quadratisch von 30 — 70cm Seitenlange
oder rechteckig von 80 — 1 25 cm Länge und einer der ganzen oder halben
Trottoirbreite entsprechenden Breite, von etwa 100 r»i;
5. Saumschwellen und Bordsteine: Höhe 30^/», Stärke 7 — IScm;
6. Trottoirrinncn aus Sandstein: Weite 10 — *dO cm.
§ 79. Die Herstellung der Profilirungen mittelst Hand- und
Maschinenarbeit.
Die Profilirungen der Gesimse, Consolsteine, Treppenstufen u. s. w. und
<iie Ornamente werden mit Hilfe von Schablonen oder Lehren (Bretungen)
aus Blech, Pappe oder Holz in natürlicher Grösse auf den Querschnitt des
Werkstückes aufgetragen oder nach einem Modell ausgemeisselt, wobei man
sich zum Abmessen und Fixiren der Abstände einer zirkclartigen Schmiege
bedient Zu hohlen und runden Profileu und zu Kröpfstücken benutzt man
sogenannte Einhaltsschabloncn, aus welchen der das Querprofil der
Oliederung bildende Theil ausgeschnitten ist. Diese Arbeiten werden von
Hand mittelst verschieden gestalteter Nutheiscn mit schmaler Bahn und einem
Hohleisen mit gekrümmter Schneide oder durch Hobelmaschinen aus-
geführt. Ausser den, bereits im § 75 erwähnten Maschinen eii;nen sich für
«liese Arbeiten noch die folgenden: für einfache Profile in weicheren Steinen
die Maschinen von Birell und Rotheroe in London (siehe Kngincor,
Bd. XXV, S. 114), für weichere und härtere Steine die Profil- und Kanten-
schleifmaschine von Emil Offenbacher in Markt Redwitz, zur Ausarbeitung
von Gesimsen, zum Canneliren von Säulen u. s. w. die Eastmann'sche
Hobelmaschine, die Maschine von Western & Comp, in London, die
106
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Planir- und Gesimsmaschine von Georg Hunter (siehe »Maschinenbauer«,
1871, S. 253), zum Copiren eines Modells in gleicher Grösse oder in einem
kleineren Massstabe in Marmor die von M. Dutel und M. Valet erfundene
Copirmaschine (siehe »Publication industrielle par Armengand«, Bd. X, S. 29),
zur Herstellung von Figuren, Ornamenten und Reliefs in Marmor und weichem
Sandstein die Wenzel'sche Copirmaschine (siehe »Deutscher Steinbildhauer«,
1893, Nr. 18, S. 471), mit welcher gleichzeitig vier Copien gefertigt werden
können, und die den weiteren Vortheil gewährt, dass die Arbeit des Punktirens
ganz und die des Bildhauers grösstentheils erspart wird, und endlich die vom
Baumeister G. J. Schmidt in Berlin construirte Steinbearbeitungsmaschine
(siehe »Maschinenbauer«, 1878, S. 227), mit welcher Granitblöcke zu Quadern,
Treppenstufen, Säulen, Gesimsen, Platten, ja sogar zu Canalröhren bearbeitet
werden können; diese Maschine wird wegen ihrer sauberen, schnellen und
dabei billigen Arbeit von verschiedenen Seiten recht gelobt.
§ 80. Die Herstellung von Säulen.
Die Herstellung von Säulen mittelst Meissel und Hammer (Handarbeit)
ist eine recht mühevolle und zeitraubende: aus dem parallelepipedischen
Steinblock wird zunächst durch Abfasen (Abschlagen der Kanten) ein acht-
seitiges Prima, aus diesem ein sechzehnseitiges u. s. w. gefertigt, bis man
allmälig die Cylinderform erreicht hat. Ist die Säule mit Schwellung oder
Verjüngung herzustellen, so benützt man bei der Bearbeitung entsprechend
gestaltete Richtscheite oder Lehren.
Weit schneller erreicht man die Fertigstellung der Säulen bei Benutzung
von Drehbänken, die mit Fuss- oder Maschinenbetrieb eingerichtet und
nach Art der Metalldrehbänke construirt sind. Sie arbeiten in ähnlicher Weise
wie diese mit starkem Druck und unter stetiger oder ruckweiser Umdrehung
des Werkstückes. Hervorzuheben sind die von Emil Offenbacher con-
struirten Drehbänke, welche das dem Abdrehen, beziehungsweise dem feinen
Stocken folgende Schleifen und Poliren der Säule ebenfalls vollfuhren, femer
die Diamant-Kern -Bohrmaschinen, die namentlich in Amerika zur Her-
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 107
Das Sandstrahlgebläse findet zweckmässig nur bei gleichmässig harten
und spröden Steinen Anwendung, weil bei ungleichmässig gearteten Steinen
die Verzierungen ungleichmässig werden. Das Verfahren besteht darin, dass
durch einen Luftstrom oder Dampfstrahl feiner scharfkantiger Quarzsand in
einem dünnen Strahle mit einer Geschwindigkeit von 25 /w in der Secunde
gegen die Steinoberfläche geschleudert wird, wodurch kleine Theilchen der-
tselben abgelöst werden. Die Steinoberfläche wird mit einem elastischen Stoffe
(Kautschuk, Pappe, Staniol, Zinkblech u. dgl.) bedeckt, aus welchem ähnlich
wie bei den Wäscheschablonen die gewünschte Zeichnung u. s. w. aus-
geschnitten ist, oder es werden die nicht zu verzierenden Stellen mit einer
zähen Masse (sogenanntem Deckgrund) gegen die Einwirkung des Quarzsandes
ireschützt. In den meisten Fällen ist schon in 5 — 10 Minuten die Gravirung
vollendet
Das Sandstrahlgebläse wurde auch in neuester Zeit mit Erfolg zum
Reinigen und zum Abschleifen von Haustein fagadcn benutzt, deren Steine
bereits in Verwitterung begriffen waren.
Das Aetz verfahren wird namentlich bei Mamorsteinen, Kalksteinen
• lithographischen Steinen), Perlmutter, Gyps und Alabaster, aber auch bei
anderen Gesteinsarten angewendet. Die Aetzung geschieht meistens in folgender
Weise: Nachdem die Steinoberfläche von allen etwa vorhandenen fettigen
Bestandtheilen mittelst Schlämmkreide oder Aetzkalk und Weingeist gesäubert
und mit reinem Wasser abgespült, sowie mit einem leinenen Lappen abge-
trocknet worden ist, wird ein aus 6 Theilcn Wachs, 2 Theilen Harz, 2 Theilen
dickem Terpentin und 1 Theil Ultramarin (für weisse Steine) oder 1 Theil
hellem Chromgelb (für farbige Steine) in Kamphin u. s. w. bestehender Aetz-
oder Deckgrund heiss aufgetragen. Nachdem derselbe getrocknet ist, wird
<iie Zeichnung mittelst Nadeln oder Stahlgriffeln ausradirt und die Steinfläche
mit einem erhöhten Rande von Wachs versehen. Hierauf wird auf den Stein
Schwefel-, Salz- oder Salpetersäure u. s. w. (bei Marmor und Dolomit ver-
dünnte Schwefelsäure, bei Kalkstein uud Perlmutter verdünntes Scheidewasser,
bei Gyps destillirtes W^asser, bei Granit, Diorit, Syenit und ähnlichen Gesteinen
roncentrirte Kieselfluorwasserstoffsäure u. s. w.) etwa 1*5 cm hoch aufgegossen
und nach 17j bis 2 Stunden (je nach der gewünschten Tiefe) wieder vor-
sichtig abgegossen.
Sollen einzelne Theile der Zeichnung eine grössere Tiefe erhalten, so
wird die Aetzung unterbrochen, sobald die zarten Theile der Zeichnung voll
endet sind. Dieselben werden dann mit in Terpentin aufgelöstem Deckgrund
übeq)inselt und nach dem Trocknen des Letzteren wird das Verfahren von
Neuem begonnen und so oft wiederholt, bis alle Abstufungen (Töne) der
Zeichnung erreicht sind. Schliesslich wird der Deckgrund mit Terpentin ab-
sre waschen.
Soll die Zeichnung erhaben erscheinen, so wird sie mit Dcckfirniss
oder mit Kamphinlösung auf die Steinfläche aufgetragen und letztere geätzt.
§ 82. Das Färben, Anstreichen und Vergolden.
Ein Färben empflehlt sich nur bei Gesteinen mit gleichmiissigem porösen
Gefüge und gleichmässiger Härte und besonders bei hellfarbigen homogenen
Marrnorsteinen und porösen Sandsteinen; bei Gesteinen anderer Art und
108
Erster Thcil. Die Hauptstoffe.
namentlich streifigen ist eine gleichmässige Färbung nur sehr selten zu er-
zielen, weil nur in den Poren der Farbstoff liegen bleibt Soli eine Stein-
fläche gefärbt werden, so wird sie soweit fertiggestellt, dass sie nach dem
Färben nur noch polirt zu werden braucht ; alle schadhaften Stellen (Sprünge,
Löcher) werden vor dem Schleifen ausgekittet und zwar bei Marmorsteinen
am besten mit einem Brei aus Kreide und Wasserglaslösung.
Einen haltbaren gelben Farbenton auf weissem Marmor und Sand-
stein erhält man nach dem prämiirten Verfahren von Professor Dr. R. Weber
in Berlin durch, in 85 — 90procentigem Alkohol aufgelöstes, eingedampftes,
neutrales Eisenchlorid, das auf die erwärmte Steinfläche mittelst Pinsel oder
Spritzflasche aufgetragen oder aufgegossen wird. (Siehe »Deutsche Industrie-
zeitungc 1870, S. 496.)
Fioraventi giebt Marmorsteinen eine beliebige Färbung dadurch, dass
er sie in einem Wasserbade bis 120® C erhitzt und zuerst mit Eisenvitriol-
lösung, darauf mit Blutlaugensalzlösung behandelt, sodann mit Alaun beizt
und sie hierauf mit einem Farbstoff tränkt. Der Farbenton wird mit Gummigut
gelb, mit einer Asphaltlösung braun, mit Drachenblut roth, mit Asphalt
und Drachenblut violett, mit Aloe und Terpentin grün. Dass die Steinfläche
härter und die Färbung haltbarer wird, wenn man auf den Stein noch eine
Wasscrglaslösung und Chlorcalcium aufträgt, wie Fioraventi behauptet, muss
bei porenarmen Marmorsorten nach den in Berlin gemachten Erfahrungen
bezweifelt werden. (Vergl. »Handbuch der Architektur«, Theil I, Bd. I, S. 165).
Vorzüglich bewährt hat sich die Färbung der Steine mittelst der Kessler'schen
Farbfluate. (Vergl. § 83.)
Kunstgegenstände, Säulencapitäle und Ornamente werden häufig ganz
oder theilweise vergoldet. Man verwendet hierzu eine Goldchloridlösung,
welche unmittelbar auf den Stein aufgetragen wird, oder ganz dünnes, quadra-
tisches Blattgold, das mittelst eines flachen und feinen Haarpinsels aufgelegt
und mit einem Baumwollenballcn leicht und gleichmässig angedrückt wird, nach-
dem die zu vergoldenden Stellen des Steines mit einem düimen gleichmässigen
Ueberzug versehen worden sind, welcher aus 2 Theilen Bleiweiss, 1 Theil
Erstes Capitel. Die natürlichen Gesteine und die Erden. 109
oder mit einer Mischung von Kautschuck, Leinöl, Terpentinöl und Kolo-
phonium (besonders bei weichen Sandsteinen), auch mit Asphaltlack, mit
Email-, Milch- und Käsefarben (z. B. bei Kalksteinen und Gyps) u. s. w. wurde
zuweilen ein genügender Schutz, wenn auch meistens nur auf kürzere Zeit,
erzielt. Wirksamer ist bei Sandsteinen die Verwendung einer I-,ösung von
schwefelsaurer Thonerde und nach dem Trocknen derselben die Benutzung einer
Wasserglaslösung, oder eine Tränkung mit Wasserglas und dann eine Tränkung
mit einer Chlorcalciumlösung oder mit Barytwasser, bei Sandsteinen und Marmor
die Tränkung mit einer Mischung aus weissem Schellack und Holzgeist, bei
Dolomit, Kalkstein, Marmor und Kreide ein Ueberzug mit oxalsaurer Thon-
erde. Man hat aber auch bei thonreichem Sandstein mit einigem Erfolge
kochend heisses Leinöl, bei manchen porösen Steinen auch heissen Stein-
kohlentheer odet Holztheer oder in Theer gelösten Asphalt verwendet. Aber
alle diese Schutzmittel können wegen der verschiedenen Ausdehnung des
Ueberzuges und des Steines bei schroffem Temperaturwechsel unter Um-
ständen mehr Schaden als Nutzen bringen und günstigstenfalls nur für eine
kurze Reihe von Jahren wirksam bleiben. Wasserglasanstriche lassen in
die Steinporen nicht nur Kieselsäure, sondern auch kohlensaure Alkalien
\^Kali- imd Natronsalze) eindringen, die das Gestein hygroskopisch machen.
Ausblühungen hervorrufen und Ueberzüge (Anstriche) angreifen. Bei zu starker
und zu häufiger Wiederholung des Wasserglasanslriches entsteht häufig ein
spröder, sich leicht abblätternder Ueberzug, auch können mit Wasserglas-
anstrichen versehene Steine bei Frost leicht abschülfcm. Bei Steinen mit
dichtem Gefüge (z. B. Marmor) sind Wasserglasanstriche fast ohne Wirkung.
^Vergl. § 250.)
Allein vorzüglich bewährt hat sich bislang nur eine Tränkung der
porösen und weichen Steine, namentlich der Kalksteine, des Marmors, des
Gypses, des Tuffsteines, der Sandsteine mit kalkigem Bindemittel, auch des
Cementes, der Terracotten u. s. w., mit den von L. Kessler in Clermont-
Ferrand erfundenen und ihm patentirten Fluo- Silicaten. Dies sollen Lösungen
von MetalWuoriden in Kieselflusssäure sein, welche kohlensauren Kalk oder
jjclöschten Kalk in Fluorcalcium verwandeln, wobei Kohlensäure entweicht.
Nach einer anderen Erklärung sollen die Fluate im Wesentlichen aus kiesel-
tlusssauren Salzen bestehen, die sich mit dem Kalk oder der Thonerde der
Mauer zu äusserst festen, dichten und wetterbeständigen Doppelsilicatcn um-
setzen sollen. (Vergl. Dr. G. Bomemann, die Wetterbeständigkeit unserer
Bauten, Leipzig 181«, S. 21 und 22.)
Am meisten werden die Fluate von Aluminium, Magnesium, Zink und
Hlei verwendet.
Nach Hauen Schild*) dringt die Fluatlösung in den Stein ein und
wird selbst schnell zu einer vollkommen dichten Steinmasse, indem sich
hierbei hauptsächlich Flussspath und feste Kieselsubstanz bilden inid j^lcich-
zeitig alle vorher im Steine vorhanden gewesenen löslichen Kcstandthcile in
eine unlösliche Form übergeführt werden. Hierdurch wird ein sehr hoher
Gra«! von Wetterbeständigkeit und namentlich Krostbestiindigkcit erzielt, das
Schwarzwerden durch Flechten- und Moosbildungen verhindert, weil die
*) Ausführliches über Natur, Wirkungsweise und Bedeutung der Fluate findet
man in dem Werke: »Die Kessler*schcn Fluate« von Professor Hans Hauenschild. Berlin
IM^, sweite Auflage.
110
Erster Theil. Die Hauptstoffe,
Fluate gegen die Mikroorganismen sehr giftig wirken, die Festigkeit (besonders
die Zugfestigkeit), sowie die Härte und der Widerstand gegen Abnützung
vermehrt, ohne dass durch die wasserklaren dünnflüssigen Lösungen eine
dem Auge wahrnehmbare Aendening der Farbe und Structur der fluatirten
Steinflächen herbeigeführt wird. Durch Versuche von Tetmajer, Hauen-
Schild und Bauschinger wurde festgestellt, dass die Härtezunahme nach
dem Fluatiren umso grösser ist, je weicher der Stein ist, und dass die Ab-
nützungshärte bei allen geprüften Steinen nahezu die gleiche ist und durch-
schnitthch (bei hundert Umdrehungen einer mit Naxosschmirgel Nr. 3 be-
streuten und das Probestück abschleifenden Gusseisenscheibe) 2'23 tnm bei
fluatirten Steinflächen, jedoch durchschnittlich 3*33 mm bei nicht fluatirten
Flächen beträgt, die also eine Mehrabnützung von beinahe ÖO^q erleiden.
(Siehe »Handbuch der Architektur«, Bd. I, S. 116.) •
Durch Verwendung der von Kessler eigens zu diesem Zwecke präparirten
Färb fluate ist es auch möglich, dem Stein eine beliebige haltbare Färbung
zu geben, ja sogar die weichsten und porösesten Kalksteine in vorzügliche
Marmorimitationen umzuwandeln. Solche Kalksteine werden dann in dünne
Platten geschliffen, die Oberflächen mit einem aus dem Schleifstaub des
Kalksteines und hydraulischem Kalke gemischten Brei überschliffen und
dadurch die Poren geschlossen und nach dem Trocknen das Ganze mit einer
Fluo-Silicatlösung getränkt und dadurch politurfähig gemacht. (Siehe »Hand-
buch der Architektur«, IM. I, S. 104.)
Endlich dient dieses Mittel auch zur Erhaltung und Reinigung ver-
witterter Fagaden aus Kalkstein, Marmor und Sandstein mit kalkigem Binde-
mittel, welche durch das specicll hierfür präparirte Putzfluat ihre natürliche
Farbe wiedererlangen.
Fagaden aus denselben und anderen Steinmassen können auch von den
Vegetabilien u. s. w. gereinigt werden durch scharfes Bürsten mit einer starken
Auflösung von Kochsalz in Wasser oder mit stark verdünnter Salzsäure
(1 Theil Salzsäure auf 4 — 10 Theile Wasser).
Für Sandsteine, Backsteine und Cementarbeiten lässt sich auch
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 111
physikalische und chemische Eigenschaften des Thones an dieser Stelle näher
zu betrachten.*)
Der Thon besteht hauptsächlich aus den drei Stoffen : Thonerde, Sand und
Mineralstaub (Schluff). Diese Bestandtheile finden sich bei den einzelnen Thon-
arten in den verschiedensten Mischungen. Oft ist die Zusammensetzung des
Thones eine füi eine bestimmte Ver\vendung völlig ungeeignete, so dass ent-
sprechende Zusätze gemacht werden müssen.
Von der grössten Wichtigkeit für die Verwendung ist es, dass die
Thonmasse eine vollständig gleichmässige Beschaffenheit (Homogenität) besitzt,
dass sich an jeder Stelle eine gleiche Mischung von Thon, Sand, Mineral-
staub u. s. w. befindet, also nicht ein Theil der Masse fetter als ein anderer
ist Femer soll die Thonmasse gleichmässig gefärbt sein und nicht marmorirt
erscheinen, auch soll sie keine Structur, Schichtung, Absonderung u. s. w.
besitzen. Um Homogenität zu erreichen, ist die Thonmasse in geeigneter
Weise zu bearbeiten, wovon noch im § 88 die Rede sein wird.
Der Thon vermag W^asser anzuziehen, in seine Poren aufzunehmen und
festzuhalten; diese Fähigkeit ist eine grössere beim angefeuchteten Thon als
beim trockenen. Die im Wasser gelösten, sowie färbende Stoffe bleiben nach
Verdunstung des Wassers mit solcher Kraft am Thon hängen, dass es nicht
möglich ist, sie auf mechanischem Wege wieder zu entfernen. Auch Gase
\L. B. Kohlenrauch, der den Thon schwärzt), Oele, Salze, Säuren sowie
pulverförmige und grobkörnige Stoffe können von dem angefeuchteten Thon
angesaugt werden. Die Grösse des Absorptionsvermögens ist vom Wasser-
gehalt der Thonmasse abhängig; es ist gering, wenn der Thon einen
fein vertheilten, vollständig von Wasser durchzogenen Schlamm bildet, und
wird erhöht beim Vorhandensein von Eisenoxydhydrat, weil dieses selbst
Wasser und Lösungen aufzusaugen vermag. Das Wasseraufsaugevermögen ist
auch beim fetten (möglichst reinen) Thon ein grösseres als beim mageren.
In sehr reinem Zustande kann z. B. durchfeuchtetes Kaolin bis 70% Wasser
aufnehmen, ohne zu tropfen, während magerer Thon und Lehm, sofern ihr
Sandgehalt kein zu hoher ist, etwa 40 — 50% Wasser absorbiren können, ohne
schlammig oder klebrig zu werden. Auch vermögen die mageren Thone das
Wasser nicht so stark festzuhalten als die fetten Nach Zwick verdunsteten
von den 70^q Wasser beim sand- und kalkfreien Thon in vier Stunden
bei 15** C Wärme nur 32%. »Der grössere Sand- und Kieselmehlgehalt,«
schreibt Zwick (a. a. O. S. 86), »macht die mageren Thone lockerer,
poröser, der Luft und somit der Verdunstung zugänglicher. Lehm trocknet
also leichter aus, andererseits hat er aber auch grössere Fähigkeit, atmo-
sphärische Niederschläge (Thau) durch seine Poren einzulassen, weshalb er nie
so stark austrocknen kann als der Thon. Wird die Thonmasse durch Pressung
verdichtet, so erfolgt natürlich die Wasserverdunstung um so langsamer.« —
♦^f Ausführliche Angaben enthalten die nachfolgenden, zu diesem Abschnitte
hauptsächlich benützten Werke:
R. Gottgetreu, »Physikalische und chemische Beschaffenheit der Baumaterialien
o. s. w.<. Berlinl880, Bd. I.
Dr. H. Zwick, »Die Natur der Ziegelthone und die Ziegelfabrikation der Gegen-
wart«. Wien 1894, II. Aufl.
Dr. C. Bischof, »Die feuerfesten Thone u. s. w.«. Leipzig 1890, II. Autl.
O. Bock, »Die Ziegelfabrikation«. Weimar 1894.
112
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Das Absorptionsvermögen des Lehmes für Gase ist dagegen ein grösseres
als das des Thones.
Sehr viele fette Thone besitzen, wenn sie mit einer bestimmten Wasser-
menge versetzt sind, die Eigenschaft, weitere Wassermassen entweder gar
nicht oder doch nur sehr schwer aufzunehmen ; man nennt diese Eigenschaft
in der Praxis »Wassersteife« ; sie macht den fetten Thon geeignet zur Ver-
wendung als Dichtungsmittel.
Vermengt man den Thon mit Wasser, so wird er plastisch, d. h.
bildsam, formbar, dehnbar und geschmeidig. Thonmassen, welche eine grosse
Bildsamkeit besitzen, nennt man fett, die wenig plastischen mager. Der
Grad der Plasticität hängt nicht nur von dem Gehalt des Thones an Sand,
Mineralstaub u. s. w. ab, sondern auch von der Wassermenge, denn ein sehr
dickflüssiger oder ein sehr dünnflüssiger Thonbrei lässt sich weniger leicht
formen und kneten. Nach Türrschmiedt vertragen die Ziegelthone eine um
so grössere Wassermenge, um einen bestimmten Grad der Weichheit und
Plasticität zu erlangen, je mehr Thonsubstanz sie enthalten.
Die Plasticität ist von allen Eigenschaften des Thones unstreitbar die
wichtigste; von ihr hängt hauptsächlich die Verwendbarkeit des Thones ab,
auch stehen mit ihr andere Eigenschaften des Thones (z. B. Schwinden,
Bindevermögen, Cohäsion) im Zusammenhang. Um den richtigen Grad der
Plasticität zu erlangen, muss die Thonmassc, wenn ihr Thonerdebestandtheil
zu hoch ist, durch geeignete und richtig zu bemessende Zusätze (z. B. durch
Sand oder gebrannten und gemahlenen Thon) gemagert werden. Durch diese
Magerung werden aber Schwindung, Wasseraufsaugevermögen und Bindekraft ver-
mindert.
Ist die Thonmassc zu mager, so muss sie zur Erhöhung ihrer Bildsamkeit
von ihren Verunreinigungen (Sand, Schluff, Kalk u. s. w.) durch Schlämmen u. s. w.
befreit werden. Am meisten wird die Plasticität beeinträchtigt durch Sand,
weniger durch Kalk und am geringsten durch Eisenoxyd. Nach Bieder-
mann verliert der Thon seine Biklsamkeit bei einer höheren Temperatur als
etwa 400*^ C. Noch zu erwähnen ist, dass sich i)lastische Thone schneller
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 113
Seiten hat, und es bilden sich bei den fetteren Thonen keine grösseren oder
mehr Poren als bei den mageren.
Die Schwindung hört nicht etwa erst auf, wenn aus der Thonmasse
sämmtliches Wasser durch Verdunsten entfernt ist, sondern schon früher vor
vollständiger Austrocknung. Die vielfach verbreitete Ansicht, dass die Schwin-
dung beim Austrocknen in einem geraden Verhältnisse zur Fettigkeit desThones
stehe, wurde durch die Untersuchungen von Aron (»lieber die Wirksamkeit
der Magerungsmittel in den Thonen«, »Deutsches Jahrbuch der Baugewerbe«,
1«74, S. 160) und von Seger (Notizblatt, 1875, S. 333) widerlegt.
Aron fand, dass eine Magerung des Thones mit Sand bis zu einem
gewissen Punkte, nämlich bis zur grössten Dichtigkeit der Masse, eine grössere
Schwindung und Porosität hervorrief als beim reinen Thon, dass jedoch, wenn
dieser Punkt, der selbstverständlich bei jedem Thon und jedem Magerungs-
mittel ein anderer ist, durch weitere Magerung überschritten wird, sich bei
gleichem Wassergehalte in Raumtheilen eine Abnahme der Schwindung und
eine Zunahme der Porosität zeigte. Ferner fand Aron, dass Thon, welcher
mit Quarzsand vermischt wurde, von einem gewissen Punkte der Magerung
an beim Brennen keine Zunahme der Dichtigkeit erlangte, sondern poröser
wurde, und dass diese Porosität sich mit Zunahme der Brenntemperatur ver-
grösserte. Endlich ermittelte derselbe, dass ein Thon bei einem bestimmten
Quarzsandgehalte bei derselben Brenntemperatur eine umso grössere Schwindung
zeigte, je kleiner die Körner des Sandes waren, auch dass kohlensaurer Kalk,
in einer bestimmten Menge in feinem Korn der Thonmasse beigemengt, die
Schwindung im Ofenfeuer bedeutend verminderte. Nach Bischof schwinden
Mischungen von fetten feuerfesten Thonen und Kreide am wenigsten, wenn
der Kreidezusatz 257o beträgt.
Wird dem Thon eine so grosse Sandmenge hinzugesetzt, dass deren
Kömer von den Thonkügelchen nicht mehr vollständig umhüllt werden können,
so erlangt die Mischung bei Wasserzusatz keine Bildsamkeit.
Die Porosität einer Thonmasse vermindert sich in der Regel mit zu-
nehmender Schwindung, d. h. mit zunehmender Brenntemperatur, und sie lässt
sich herabsetzen durch Vermehrung des Magerungsmittels, wobei die Kom-
grössc oder Feinheit des letzteren eine Rolle spielt. (Siehe Bischof, a. a. O.
S. 29.)
Was das Verhalten des Thones in der Hitze anlangt, so ist zu-
nächst zu bemerken, dass der getrocknete Thon beim Erwärmen auf etwa
300** C. sein chemisch gebundenes Wasser und andere flüssige Körper ver-
liert, dass beim Brennen eine Oxydation der metallischen Verbindungen und
eine Vernichtung der organischen Stoffe eintritt, sodann sich eine Ver-
thonung, bei wqlcher die Masse porös, leicht zerreiblich, an der Zunge
klebend und wasseraufnahmefähig wird und endlich bei höherer Brenn-
temperatur eine vollständige Verglas ung (Klinkerung) bildet, wobei die
einzelnen Bestandtheile der Thonmischung mehr oder weniger in Fluss ge-
rathen. Die Zusammensinterung lässt sich durch geeignete Flussmittel (z. B.
Alkalien, Kalk, Magnesia, Eisen- und Manganoxyd, Kieselsäure, Feldspath
u. s. w.) erheblich befördern. Nach Dr. Bischof und Richters üben äqui-
valente Mengen dieser Flussmittel auf die Schmelzbarkeit eines Thones den-
selben Einfluss aus, sofern sämmtliche Basen und die Thonerde bereits mit
der Kieselsäure chemisch gebunden oder zu deren lUldung genügend lange
K r B f e r« Budboek der Banttofflehre. 8
114
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
und entsprechend hoch genug erhitzt worden. sind. Demnach sind gleich-
wirkend: 20 Gewichtstheile Magnesia, 28 Theile Kalk, 31 Theile Natron,
36 Theile Eisenoxydul, 40 Theile Eisenoxyd und 47 Theile Kali. (Siehe
Bischof, a. a. O., S. 64 und 65.)
Bei einem Gehalte an Eisenoxyd und Kalk erfolgt der Garbrand
einer Thonmasse schon bei einer geringeren Ofenhitze, beziehungsweise
schneller, als wenn diese Bestandtheile fehlen. Reine Thonsub stanz ist
selbst im stärksten Ofenfeuer unschmelzbar, und sie verwandelt sich in künst-
lich erzeugter bedeutender Hitze nicht in eine Glasmasse, sondern nur in
eine zusammengefrittete, steinharte Masse. Diese hohe Feuerfestigkeit des
reinen Thones wird durch Zusatz der oben genannten Flussmittel erheblich
herabgemindert.
Bischof nimmt als Massstab zur Beurtheilung des pyrometrischen
Werthes eines feuerfesten Thones an, wie viel Thonerde auf 1 Theil Fluss-
mittel und zugleich wie viel Kieselsäure auf 1 Theil ITionerde kommt ; je mehr
Thonerde eine Thonmasse auf 1 Theil Flussmittel besitzt, desto grösser ist
ihre Schwcrschmelzbarkeit, je mehr Kieselsäure sie auf I Theil Thonerde
führt, desto leichter ist sie schmelzbar. Von zwei Thonen ist hiemach derjenige
der strengflüssigere, welcher eine grössere Menge Thonerde und zugleich eine
geringere Menge Kieselsäure besitzt, und derjenige der feuerfestere, welcher
ärmer an Thonerde und zugleich reicher an Kieselsäure ist. (VergL auch
Zwick, Baugcwerkszeitung, 1877, S. 30.)
Hat man aus der Gesammtanalyse einer Thonmasse ermittelt, wie viel
Thonerde auf 1 Aequivalent Flussmittel (Flussmittelverhältniss) und wie viel
Kieselsäure auf 1 Aecjuivalent Thonerde (Kieselsäureverhältniss) kommt, und
theilt man den Flussmittelwerth durch den Kieselsäurewerth, so ist der
Quotient nach Bischof (a. a. O., S. 67 ff".) der Feuerfestigkeit proportional.
Bei den besten feuerfesten Thonen ist dieser Quotient 10 — 14 (auch darüber),
bei den nicht feuerfesten (Ziegelthonen) unter 1.
E. Richters ist der Ansicht, dass die Schmelzbarkeit eines Thones
den Gewich tsmeiigen und Verhältnissen abhänge, in denen einerseits
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 115
zwischen Klinkerung und eigentlicher Schmelzung kann, wie seine Brenn-
versuche mit Thon und Chamotte von Grünstadt (Rheinpfalz) ergaben, ein
sehr grosser Temperaturunterschied bestehen.
Je reiner die Thonmassen sind, desto heller werden sie nach dem
Brennen; im Allgemeinen ist die Farbe des gebrannten Ziegels eine rothe,
wenn der Thon Eisenoxyd besitzt, eine gelbe beim Vorhandensein von
Magnesia, eine weissliche bei einem Kalkgehalt des Thones und eine grün-
liche oder schwärzliche bei vorhandenem Eisenoxydul. (Vergl. auch § 85.)
Eigenthümlich ist die Eigenschaft des Thones, mit Wasser zu einem
dünnen Brei angemacht, eine weit geringere Temperatur zu besitzen als die
ihn umgebende Luft und erst nach fast vollständiger Verdunstung seiner
VVassermasse wieder so warm wie die Luft zu werden. (Siehe Dr. F. Senft,
>Die Thonsubstanzen«, Berlin 1879, S. 46.)
Ist der Thon getrocknet und haben sich seine Theilchen fest aneinander
angeschlossen, so vermag er leicht Wärme in sich aufzunehmen und umso
länger zu binden, je heller seine Farbe ist. Jedoch besitzt gebrannter Thon
ein geringes Wärmeleitungsvermögen; deshalb wird empfohlen, weissen
Thon (Kaolin) zur Umhüllung von Dampfkesseln und Dampfrohren zu ver-
wenden.
Ueber die Einwirkung von Säuren auf den Thon ist Folgendes zu be-
merken. Reiner Thon wird von verdünnter Salz- und Salpetersäure gar nicht
gelöst, von concentrirter Schwefelsäure (bei 250 — 3(K)^ C.) und von Fluss-
säure sowie bei anhaltendem Kochen in Kalilauge dagegen zersetzt.
Vom Frost werden die Theilchen des nassen Thones so gelockert,
dass bei Eintritt von Thauwetter die Thonmasse in lauter Krümel zerfällt.
§ 85. Die Verunreinigungen des Thones.
Zu den Beimengungen des Thones gehören: kohlensaurer Kalk, Gyps,
Eisen, Alkalien, Schwefelkies, Magnesia, organische Stoffe, Kohle, Kies u. s. w.,
welche zum Theil erwünscht sind, zum Theil aber auch die Verwendbarkeit
der Thonmasse sehr beeinträchtigen.
Fast alle Thonarten enthalten kohlensauren Kalk, der oft mit der
Thonmasse innig vermischt und in ihr aufs Feinste vertheilt ist, oft aber
auch in wenigen grösseren Stücken oder gröberen Kömern in der Thon-
masse vorkommt. Seine Gegenwart vermindert die Bildsamkeit und erhöht
die Schmelzbarkeit ; sie beeinträchtigt die Wetterbeständigkeit des gebrannten
Ziegels, sofern der Kalkgehalt ein grösserer ist, und verleiht demselben eine
gelbliche Farbe, sie erleichtert das Verarbeiten der Thonmasse und liefert
einen wenig schwindenden und wenig dichten Stein.
Beim Brennen des kalkhaltigen Thones verliert der Kalk seine Kohlen-
säure, und es bildet sich Aetzkalk (Calciumoxyd), der sich bei Zutritt von
Feuchtigkeit in Calciumoxydhydrat (gelöschten Kalk) verwandelt und hierbei
sein Volumen vergrössert. Ein grosser Kalkgehalt wird daher die gebrannten
Ziegel, sobald sie der Witterung ausgesetzt werden, rissig machen und endlich
zum Zerfallen bringen. Diese Gefahr liegt namentlich vor, wenn der Kalk im
Thon in grösseren Stücken, Knollen, Knoten u. s. w., vorkommt. Man nimmt
allgemein an, dass ein Kalkgehalt unter 20% dem Stein nicht schadet, so-
fern der Kalk im Thon gleichmässig vertheilt ist, dass aber ein Kalkgehalt
8*
116
Erster Theil. Die Haaptstoffe.
von 25^/0 und darüber die Thonmasse zur Fabrikation von Ziegeln meistens
untauglich macht. Einen durchaus wetterfesten Stein erhält man nach Seger
noch aus einer Thonmasse, deren Gehalt an kohlensaurem Kalk 10 — 15%
nicht überschreitet. Gewöhnlich enthält der Thon nur 2 — 3% kohlensauren
Kalk und ist dann zur Herstellung von Klinkern gut geeignet, weil beim
Brennen ein wetterbeständigeres Kalk-Thonerde-Silicat entsteht. Aus kalkreichen
Thonen lassen sich jedoch nur sehr schwer Klinker fabriciren, weil Klinkerungs-
und Schmelzpunkt bei solchen Massen sehr nahe beieinander liegen und leicht
die richtige Temperatur, bei welcher die Klinkerung eben eintritt, verpasst
wird. Daher geben solche Thonmassen selten gerade und vollkantige Klinker.
Kalkhaltige Steine lassen sich dadurch wetterfester machen, dass man
sie scharf brennt und nach dem Austragen aus dem Ziegelofen sofort unter
Wasser bringt; hierdurch bildet sich Kalkhydrat, das sich mit der durch den
Brand aufgeschlossenen Kieselsäure zu einer erhärtenden Masse verbindet
Derartige Steine können auch zu Aussenmauem verwendet werden.
Nicht geeignet ist kalkhaltiger Thon zur Herstellung feuerfester Steine,
weil dieselben einen Wärmewechscl nicht ertragen können.
Gyps (schwefelsaurer Kalk) ist nur dann von Nachtheil, wenn dem-
selben beim Brennen nur sein Krystallwasser entzogen wird; in diesem Falle
nimmt er später aus der feuchten Luft u. s. w. wieder Wasser auf, vergrössert
hierbei sein Volumen und sprengt den Ziegel auseinander. Gypshaltiger Thon
ist deshalb bei starker Hitze zu brennen, damit der Gypsbestandtheil auch
seine Schwefelsäure verliert und später nicht auf dem Steine Ausblühungen
(Efflorescenzen) entstehen. An denjenigen Stellen der Ziegel, wo sich solche Aus-
blühungen von schwefelsaurem oder kohlensaurem Kalk zeigen, setzen sich häufig
Pilze an, welche auf der Steinoberfläche als schwarze Punkte erscheinen.
Ein Eisengehalt im Thon in Form von Eisenoxyd und Eisen-
oxydul ruft die Färbung, Verfärbung und Missfärbung in der Thonmasse
hervor und befördert beim Brennen das Sintern derselben, so dass die Waare
bei niedrigerer Temperatur gargebrannt werden kann. Schon sehr geringe
Mengen Eisenoxyd können den Stein roth färben. Jedoch können die Steine
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 117
Besitzt der Thon neben Eisenoxyd auch noch kohlensauren Kalk, so
wird er bei schwachem Brande ebenfalls roth, bei beginnender Sinterung
fleischrodi, weisslich bis dunkelgelb (durch Bildung eines gelblichen, basischen
Silicates von Kalk und Eisenoxyd), bei vollständiger Verglasung grün bis
schwarz. Gelb gefärbt wird noch die Thonmasse, wenn dieselbe auf je 1®/q
in ihr enthaltendes Eisenoxyd mindestens 3 — 3*5^/0 kohlensauren Kalk besitzt,
und bei um so niederer Brenntemperatur und um so schneller, je mehr der
Kalkgehalt dieses Mindestmass überschreitet. (Siehe Jahresbericht über die
Fortschritte der chemischen Technologie, 1891. S. 782.)
Durch Kali und Natron wird zwar die Schmelzbarkeit der Thon-
masse erhöht, andererseits aber auch die Wetterbeständigkeit der gebrannten
Ziegel vermindert. Brennt man eine alkalienreiche Thonmasse mit einer
schwefelhaltigen Kohle, so kann leicht schwefelsaures Kali oder schwefel-
saures Natron entstehen, welche später den berüchtigten, die Ziegel bald zer-
störenden Mauerfrass hervorrufen können. Dieser Mauerfrass (Mauersalpeter)
bildet auf der Oberfläche der Ziegel einen schmutzigweissen, schmierigen
Ueberzug, der durch Auswitterungen des Salpeters entsteht.
Besitzt die Thonmasse Magnesia (Bitter er de), so ist sie in höherer
Temperatur leicht schmelzbar, weil Magnesia das kräftigste Flussmittel dar-
stellt. Magnesia verleiht dem gebrannten Stein eine mehr gelbliche P'arbe und
ist im Allgemeinen nicht nachtheilig. Wird jedoch magnesiareicher Thon mit
sehr schwefelhaltiger Steinkohle gebrannt, so entsteht schwefelsaure Magnesia,
welche ebenfalls ausblüht und die Dauerhaftigkeit der Ziegel erheblich ver-
mindert.
Ein Schwefelkiesgehalt ist immer recht schädlich. Man findet Schwefel-
kies meistens in grauen Thonen. Beim Brennen entwickelt dieser Bestandtheil
schweflige Säure, durch welche die Glasur der Steine rauh und glanzlos wird.
An der Luft verwittern schwefelkieshaltige l'hone sehr leicht, wobei aus dem
Schwefelkies Schwefelsäure entsteht und diese mit im 'J'hon vorhandenem
Eisenoxydul, Kalk, Magnesia, Thonerde und Alkalien schwefelsaure Salze bildet,
welche die Masse mürbe machen. Man kann den Schwefelkies durch starkes
Glühen aus der Thonmasse entfernen; er wird durch die Hitze vollständig
zersetzt, und es bildet sich, indem sich die schweflige Säure verflüchtigt,
Eisenoxyd; hierbei erfolgt allerdings häufig ein Zerspringen des gebrannten
Steines. Bei schwächerem Brande geht der Schwefelkies in schwefligsaures Eisen-
oxydul über, und es entsteht bei Einwirkung der Luft Eisenvitriol, das aus-
wittert und den Stein in seiner Oberfläche ganz zerstört. Enthält die Thon-
masse aus.ser Schwefelkies noch Kochsalz (Chlornatrium\ so bilden sich beim
scharfen Brennen Chlorwasserstoff" und leicht lösliches Eisenchlorid, welche
sehr nachtheilig auf den Ziegel einwirken.
Kiesbestandthcile zersprengen den Stein beim Breinien, weil sich
durch «lie Erhitzung ihr Volumen vergrössert, während sich das der Thon-
masse verkleinert. Organische Stoffe (Pflanzenreste, Wurzelknollen, Schnecken
u. s. w.'t vermindern die Festigkeit und Tragfähigkeit der Ziegel und ver-
schlechtem das Aussehen derselben, weil sie im Ziegelofen verbreiuien und
dann Höhlungen in der Thonmasse erzeugen. Durch organische Stoffe wird
letztere gewöhnlich grau, graublau, blau, braun oder s(^hwär/lich gefärbt;
beim Brennen unter genügendem Luftzutritt verwandeln sich diese Farben,
wenn sie nur von organischen Stoffen erzeugt sind, in Weiss. Ein Gehalt
118
Erster Thcil. Die Hauptotoffe.
an Kohle vermindert die Bildsamkeit des Thones und erhöht die Porosität
der gebrannten Waare; ist der Kohlengehalt ein grosser, so tritt beim Gar-
brennen eine sehr erhebliche Schwindung der Ziegel ein. Bitumen verleiht
der Thonmasse eine dunkle Farbe und wird im Ofenfeuer vollständig zersetzt
Zu den selteneren Beimischungen gehören (nach Bischof): Mangan,
Vanadin, Cer, Titan, Chrom, Kobalt, Molybdän, auch Blei, Gold
u. s. w., von denen einige auf die Thonmasse nachtheilig einwirken. So z. B.
erzeugt Vanadin die unerwünschten gelblichen und grünlichen Färbungen der
Ziegel und Chrom grüne Ausschläge auf der Oberfläche hellfarbiger Steine.
§ 86. Untersuchung der Thonmasse.
Eine sorgfältige Untersuchung der Thonmasse ist vor der Einrichtung
einer Ziegelei, einer Porzellanfabrik u. s. w. dringend nothwendig, denn oft
können in dem Thone kleine und mit dem Auge nicht mehr wahrnehmbare
Mengen schädlicher Verunreinigungen (wie z. B. Spuren von Schwefelkies,
Chlomatrium, schwefelsaurem Kalk u. s. w.) vorhanden sein, welche die Güte
der fertiggestellten Waare sehr beeinträchtigen, unter Umständen sogar die
Fabrikation ganz in Frage stellen. Durch die Untersuchung muss demnach
festgestellt werden, ob sich die fragliche Thonmasse für den beabsichtigten
Zweck eignet oder nicht, und wenn letzteres der Fall ist, welche Zusätze
zu machen oder welche Bestandtheilp zu entfernen sind, um einen brauch-
baren Rohstoff zu erhalten. Freilich lässt sich auch durch längeres Probiren
die Beschaffenheit der Thonmasse und ihre zweckmässigste Verwendung er-
mitteln, aber dieses Verfahren ist meistens recht zeitraubend und kostspielig
und daher weniger zu empfehlen.
Die Untersuchung hat sich nicht nur auf die chemische Zusammen-
setzung der Thonmasse nach Art und Menge zu erstrecken, weil sich nach
der chemischen Analyse allein die Güte und Brauchbarkeit des Thones nicht
beurtheilen lässt, sondern auch auf die physikalischen Eigenschaften der Thon-
masse selbst und ihrer einzelnen Gemengtheile, also auf die Bindekraft,
Plasticität, Schwindung, Porosität u. s. w., sowie auf das Verhalten der Thon-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 119
Dem Thonlager wird eme Durchschnittsprobe von 50 — 100^ Gewicht
entnommen, an der Luft getrocknet, darauf in einem Achatmörser zerkleinert
und schliesslich von den gröberen Bestandtheilen durch Sieben befreit. Aus
diesem Pulver werden zur chemischen Untersuchung 5 — G Portionen ge-
nommen, deren jede nur ein Gewicht von 1 — 2 g besitzt.
Den Gehalt der Thonmasse an hygroskopischem Wasser be-
stimmt man dadurch, dass man eine Portion in lufttrockenem Zustande wiegt
und dann bei einer Temperatur bis zu 120® C vorsichtig und so lange trocknet,
bis zwei eine Stunde auseinanderlicgende Wägungen übereinstimmen. Die
Gewichtsdifferenz zwischen der lufttrockenen und der künstlich getrockneten
Thonmasse ergiebt die Grösse des Wassergehaltes.
Die Wasseraufsaugekraft des Thones findet man, wenn man diese
getrocknete Probe unter einer Glocke in eine feuchte Atmosphäre bringt und
nach 8 — 10 Tagen wiederholt wiegt, bis der grösste Werth der Gewichts-
zunahme erreicht ist.
Zur Feststellung des Gesammtglühverlustes (Wasser, organische
Bestandtheile, Kohlensäure) wird die Probe stärker oder (bei grösserem Kohlen-
gehalt) wiederholt und unter Zuführung von Sauerstoff geglüht, bis sich ihr
Gewicht nicht mehr verändert. Wäre die Beziehung zwischen Thonerde und
chemisch gebundenem Wasser (bei Berücksichtigung des Eisens) eine stetig
gesetzmässige, was noch nicht festgestellt ist, so würde man aus dem Ge-
sammtglühverlust den Gehalt an organischen Bestandtheilen (Kohle) berechnen
können. Enthält die Thonmasse sehr viel Kohle, so wird die Probe mit
Schwefel- und Chromsäure im Kolben verbrannt und die sich bildende Kohlen-
säure gewogen.
Den Kieselsäuregehalt bestimmt man an einer neuen, scharf ge-
trockneten Probe, indem man letztere mit der 8 — lOfachen Menge trockenen
und reinen kohlensauren Natrons innigst vermischt und diese Mischung durch
Glühen in einem Platin tiegel allmälig (in etwa einer Stunde) zum vollständigen,
gleichmässigen Schmelzen bringt, dann die Schmelze in Wasser aufweicht,
mit Salzsäure versetzt, in einem Wasserbade vollständig eindampft, hierauf
in einem Luftbade unter gelegentlichem Umrühren bei 110® C. 20 — 30 Minuten
lang erhitzt, dann mit massig concentrirter Salzsäure vollständig durchtränkt,
etwa eine halbe Stunde lang ruhig stehen lässt, darauf auf dem Wasserbade
erH'ärmt, mit Wasser verdünnt, 4 — 5mal digerirt und decantirt, zu der zurück-
bleibenden Kieselsäure 2 — 3mal einige Tropfen nichtconcentrirter Salzsäure
gicsst, die Kieselsäure endlich auf ein Filter bringt und mit heissem Wasser
so lange auswäscht, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf einem Uhrglase keinen
oder keinen grösseren Rückstand als das destillirte Wasser zeigt. Die Kiesel-
säure wird getrocknet und mit dem Filter vorsichtig erhitzt. Die Temperatur
steigert man erst nach beendeter Verkohlung; den heisseu Tiegel kühlt man
ab und wiegt ihn. Schliesslich behandelt man die Kieselsäure noch mit reiner
Flusssäure, um festzustellen, ob die Kieselsäure rein ist oder noch ein Rest
(z. B. von Feldspath oder Mineraltrümmern) übrig bleibt, der noch besonders
zu bestimmen ist Diese Behandlung der Kieselsäure mit Flusssäurc muss bei
vorher stark erhitzten, besonders bei sehr heftig gebrannten feuerfesten Thonen
immer geschehen, weil alsdann die Aufschliessung mittelst kohlensauren Alkalis
nicht vollständig erfolgt und die Menge der Thonerde um mehrere Procente
zu gering ermittelt wird.
120
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Das Filtrat von der Kieselsäure wird mit etwas Chlorwasser aufgekocht
und aus demselben noch heiss die Thonerde und das Eisenoxyd durch
Zusatz von Ammoniak und Uebersättigung mit Essigsäure gefällt, dann wird
die Flüssigkeit längere Zeit siedend gehalten, bis aller Geruch nach Ammoniak
verschwunden ist, und mit siedendem, mit etwas essigsaurem Ammon ver-
setztem Wasser ohne Unterbrechung bis zur 20.000fachen Verdünnung decantirt.
Das Waschwasser wird vollständig durchs Filter gegossen, schliesslich der
Thonerdeniederschlag daraufgespült und mit kochendem Wasser bis etwa zum
12fachen Volumen des ersteren ausgewaschen, bis das Waschwasser frei
von Chlorsalzen ist. Die Thonerde wird nun getrocknet, in genügend starker
Oxydationsflamme geglüht und wiederholt gewogen.
Zur Controle der Reinheit der Thonerde löst Bisch af dieselbe in
einem Kolben in dem reichlich überschüssigen Gemisch von 8 Gewichts-
theilen concentrirter Schwefelsäure und 3 Theilen Wasser auf, wobei er auf
1^ Thonerde mindestens 16^ Schwefelsäure nimmt. Wenn sich hierbei wollige
Flöckchen von Kieselsäure ausscheiden, so wird dieselbe abfiltrirt, ausgewaschen
und gewogen und deren Gewicht, wenn sie sich bei der Behandlung mit
Flusssäure als rein erweist, von dem der Thonerde und des Eisenoxyds ab-
gezogen. Die Kieselsäure kann auch von Ammoniak herstammen.
Zur Bestimmung des Eisengehaltes wird aus dem Filtrat der
grösste Theil der Thonerde mittelst Kali abgeschieden, das Eisen nochmals
in Schwefelsäure gelöst, die Lösung mittelst eisenfreien Zinkes reducirt und
mit Chamäleon titrirt. (Die Filter müssen mit verdünnter heisser Salzsäure
vorher ausgewaschen werden, damit sie möglichst eisenfrei sind.)
In dem etwas eingeengten Filtrate von der Thonerde + Eisenoxyd
^vird durch Einrühren von Brom in die vollständig erkaltete, schwach essig-
saure Lösung und durch Ucbersättigen mit stark concentrirtem Ammoniak
etwa vorhandenes Mangan (als Dioxyd) gefällt und nach raschem Kochen
sogleich abfiltrirt.
Die nun vorzunehmende Fällung der Erden geschieht nach Bischof
in folgender Weise. Die Flüssigkeit, welche eingeengt und übersättigt mit
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 121
Wasser aus; hierauf wird der ungelöst bleibende Sand in eine Porzellan-
schale abgespritzt, mit Salzsäure ausgekocht, filtrirt, ausgewaschen und gewogen.
Sind die Alkalien in grösserer Menge vorhanden oder will man sie
getrennt bestimmen, so wird eine neue Portion mit Salzsäure und gasförmiger
Flusssäure aufgeschlossen und dann mit Schwefelsäure zur Trockene ver-
dampft, wobei kein oder höchstens ein kohliger, keinesfalls aber knirschender
Rückstand bei nachheriger Lösung in Salzsäure verbleiben darf Hierauf
werden mit reiner, wenig überschüssiger Aetzbarytlösung die Schwefelsäure,
Thonerde, Eisenoxyd und Magnesia abgeschieden, und es wird das Filtrat
der Fällungen mit kohlensaurem Ammoniak bei gelinder Wärme behandelt.
Nach dem Abfiltriren des neuen Niederschlages wird die angesäuerte Flüssig-
keit eingedampft, der Salmiak bei gelindem Glühen vertrieben, dann der
gelöste Rückstand nochmals mit kohlensaurem Ammoniak ebenso behandelt,
bis die Chloralkalien rein erhalten werden, worin dann das Kali mittelst
Platinchlorid abgeschieden und bestimmt wird.
Ist die Anwesenheit von Titansäure zu erkennen, so wird nach Zer-
setzung des Thories mittelst Schwefelsäure die Titansäure aus der erhaltenen
schwefelsauren Lösung nach starkem Verdünnen und Zusatz von schwefliger
Säure durch anhaltendes Kochen in einem Kolben aus gutem böhmischen
Glase bei wiederholtem Zusatz von concentrirter Lösung der schwefligen
Säure gefällt. Die schweflige Säure muss das Eisenoxyd zu Eisenoxydul redu-
ciren und so erhalten, sonst fällt leicht Eisenoxyd mit nieder.
Der Schwefelgehalt ergiebt sich, wenn man eine neue Portion Thon
von mindestens 5 g Gewicht mit pulverisirtem chlorsauren Kali unter all-
mäligem Zusatz von massig concentrirter Salpetersäure gelinde digerirt, dann
unter wiederholtem Zusatz von Salzsäure bis zur Austreibung des Chlor
kocht und nach Verdampfen des Salzsäureüberschusses die entstandene Schwefel-
säure in der hinreichend verdünnten Flüssigkeit durch Chlorbaryum fällt.
Die freie Thonerde erhält man durch Schmelzen des Thones mit
kohlensaurem Natron, Auslaugen mit Wasser, Abdampfen zur Trockene,
Losen in Salzsäure und Fällen mit Ammoniak.
Die freie Kieselsäure (Kieselsäureanhydrit) ergiebt sich, wenn ca. b g
Thon wiederholt mit einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Natron
ausgekocht werden.
Dies die Bischofsche Methode zur chemischen quantitativen Analyse
der Thonmassen. Aus der Beschreibung derselben geht hervor, dass die
chemische Untersuchung eine recht mühsame ist und von einem Laien über-
haupt nicht au.sgeführt werden kann, sondern dass hierzu vielmehr ein er-
fahrener technischer Chemiker und ein wohleingerichtetes Laboratorium
gehören. Es empfiehlt sich, derartige Untersuchungen nur von Fachleuten
anstellen zu lassen, welche mit solchen Arbeiten fast täglich beschäftigt sind.
Zu den bekanntesten, sich mit chemischen Untersuchungen von Thonmassen
hefasscnden Instituten gehören: das Laboratorium der Töpfer- und
Ziegler-Zeitung zu Berlin N., Kesselstrasse 7, das chemische Labora-
torium der Thonindustrie-Zeitung, ebendaselbst, Kruppstrasse (>, und
das Laboratorium für Ziegel-, Kalk- und Cementindustrie von
W. Olchewsky, ebendaselbst, Kesselstrasse ;M. Auch übernimmt Doctor
C. Bischof zu Wiesbaden die Untersuchung von Thonen, aus denen nament-
lich feuerfeste Waaren hergestellt werden sollen.
122
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Bei der mechanischen Untersuchung werden die einzelnen Bestand-
theile der Thonmasse (das wasserhaltige Thonerdesilicat, der Quarzsand,
die Reste der nicht vollständig verwitterten Mineralien u. s. w.) bis zu einem
gewissen Grade von einander getrennt und dann jeder einzelne für sich
untersucht. Die Trennung kann auf trockenem oder auf nassem Wege
erfolgen.
Bei dem trockenen Verfahren werden die gröberen Theile der Thon-
masse von den feineren durch Sieben abgesondert, wobei mit weitmaschigen
Sieben begonnen und schliesslich ein feines Haarsieb angewendet wird. Da das
Sieben nur bis zu Körnern von 0'2 mm Durchmesser fortgesetzt werden kann
und sich durch dasselbe kleinere Theilchen (Thonsubstanz, Schluflf, Staub-
und Streusand) nicht mehr trennen lassen, so kann man durch dieses Ver-
fahren keine zuverlässigen Resultate erlangen und muss zur weiteren Tren-
nung das Schlämmverfahren anwenden. Hierzu kann man stillstehendes
oder bewegtes Wasser benutzen. Hiemach unterscheidet man Sedimenta
tion und eigentlichen Schlämmprocess.
In der Regel wird die Thonmasse vor dem Schlämmen mittelst Siebe
mit 0*2 mm weiten Oeffnungen gesiebt, um die gröberen Bestandtheile vor-
läufig abzusondern, und vor dem Sieben noch 7, — 1 Stunde lang mit wenig
Wasser unter Umrühren gekocht, um organische Stoffe und kohlensauren
Kalk nach Möglichkeit zu entfernen. Dann werden etwa 30 g der Masse in
ein Champagnerglas von ca. 25 cm Höhe und 7 cm oberer Breite geschüttet,
auf das Glas wird hierauf ein 50 cm langer, oben 7*5 cm und unten nur
2 mm weiter Trichter so aufgesetzt, dass sein unteres Ende bis auf den
Boden des Glases reicht, und in denselben so lange Wasser gegossen, bis
das ablaufende Wasser ganz klar ist. Der verbleibende Rückstand (Sand)
wird dann getrocknet und gewogen. Die abgeschlämmte Masse schüttet man,
nachdem sie sich im Wasser abgesetzt hat, nochmals in das Glas und setzt
sie der Einwirkung eines Wasserstrahles bei einer Druckhöhe von 3*5 cm so
lange aus, bis Theilchen nicht mehr abgeschlämmt werden. Der im Glase
zurückbleibende Rest ergiebt den Sc hl uff, welcher ebenfalls getrocknet
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 123
schwereren Bestandtheile, weiterhin die leichteren und feineren ab. (Siehe
Bischof, a. a. O., S. 235.)
Auf diese Weise lassen sich die drei Hauptbestandtheile der Thon-
masse (Thonsubstanz, Schluff und Sand) leicht von einander trennen, weil
sie verschiedene specifische Gewichte besitzen; der im Gemenge etwa vor-
handene kohlensaure Kalk kann jedoch durch das Schlämmverfahren nicht
bestimmt werden, vielmehr hat diese Ermittlung auf chemischem Wege (wie
oben beschrieben) zu geschehen. Die Stoffe Thonerde, Schluff und Sand
lagern sich im Wasser über- oder nebeneinander ab, und zwar liegt gewöhn-
lich der Quarzsand als der schwerste (specifisches Gewicht = 2*6) zu unterst
und die Thonsubstanz als die leichteste (specifisches Gewicht = 2*2) zu
Oberst, jedoch gehen diese Stoffe an der Grenze dieser Schichten allmälig
in einander über, so dass sie nicht scharf von einander getrennt werden
können. (Siehe Zwick, a. a. O., S. 136.)
Durch den Schlämmprocess kann demnach eine absolute Trennung der
Thonbestandtheile nicht erreicht werden.
Bei dem eigentlichen Schlämmverfahren verwendet man, wie bemerkt,
fliessendes Wasser und benutzt vielfach den Schlämmapparat von E.
Schöne*), eine Combination der Apparate von Schulze und Benningsen-
Förder, aber auch den Schul ze'schen Apparat, und zwar letzteren haupt-
sächlich für mechanische Untersuchungen von Ackererde (hierzu von Fresenius
empfohlen). Endlich hat auch Bischof ein Schlämmverfahren für feuerfeste
Thone in zweckmässigster Weise erweitert. Näheres über dieses und andere
Verfahren findet man in dem Werke von Bischof »Die feuerfesten Thone«,
ü. Aufl., S. 76 ff.
Nach Seger (Notizblatt IX, S. 397 ff.) ist als Thonsubstanz zu
bezeichnen, was mittelst des Schöne'schen Schlämmapparates bei einer Ge-
schwindigkeit des Wasserstromes von nur 0*18 w/// in der Secunde fortgeführt
wird; mit Schluff, das bei dieser geringsten Stromgeschwindigkeit nicht vom
Thon zu Trennende, demnach Alles, was eine Korngrösse von 0*01 — 0'02 mm
besitzt und bei einer Stromgeschwindigkeit von 048 mm in der Secunde ab-
geschlämmt wird; mit Staubsand sind alle Stoffe zu bezeichnen, die eine
Korngrösse von 0025 — 0'04 mm haben und bei einer Stromgeschwindigkeit
von l'b mm in der Secunde fortgeführt werden, und alle gröberen Stoffe mit
grobem Sand.
Zur Untersuchung der Bindefähigkeit (Bindekraft), d. h. der Eigen
Schaft des Thones, andere pulver- oder grobkörnige Körper in grösserer oder
geringerer Menge in sich aufzunehmen und nach dem Zusammentrocknen als
einen Körper von einer gewissen mechanischen Festigkeit darzustellen, kann
man verschiedene Methoden anwenden. Am einfachsten dürfte folgendes Ver-
fahren sein : Man trocknet eine Thonprobe von 20 — 25 g Gewicht so lange
über Schwefelsäure, bis sich kein Gewichtsverlust mehr crgiebt, schüttet dann
die Masse in ein vorher gewogenes Becherglas und übergiesst sie mit dcstil-
lirtem Wasser. Nach 12 Stunden zieht man das von der Thonmasse auf-
gesaugte Wasser vorsichtig wieder ab und wiegt es, nachdem es eine Stunde
lang über Schwefelsäure gestanden hat. Je mehr Wasser der Thon hierbei
aufgenommen hat, desto grösser ist sein Bindevermögen, denn man kann
*) £. Schone, »lieber Schlämxnanalpe und einen neuen Schlämmapparat«, Berlin 1876.
124
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
dasselbe der Wasseraufnahme proportional annehmen. (Siehe Zwick, a. a. O.,
S. 184.)
Die Bindekraft lässt sich aber auch aus der Bruchfestigkeit getrockneter
Stäbe aus Mischungen von Thon und Quarzsand bestimmen. Hierzu kann man
den im § 221 näher beschriebenen Dr. Michaelis'schen Zugfestigkeitsapparat
benützen. (Siehe auch am Schluss dieses Paragraphen.)
Zur Bestimmung der Plasticität formt man aus der angefeuchteten
und gut durchgekneteten Thonmasse Kugeln verschiedenen Durchmessers,
drückt dieselben bis auf die Hälfte ihres Durchmessers zu einem flachen Kuchen
zusammen und beobachtet den Grad und die Art des Schwindens. Bei grösserer
Bildsamkeit werden sich am Umfange der Kuchen weder Risse noch Sprünge
zeigen. Oder man formt aus der Masse ein cylindrisches Stück und legt das-
selbe zu einem Ringe zusammen, wobei es weder auseinanderreissen, noch
Sprünge bekommen darf, auch soll sich ein fingerdicker Cylinder wiederholt
nach verschiedenen Seiten durchbiegen lassen, ohne zu zerreissen. Um die
Plasticität zweier Thonarten zu vergleichen, macht man Proben gleichen In-
haltes mit der gleichen Masse Wasser an und formt aus ihnen mittelst der
Henkelpresse gleich dicke Fäden, lässt dieselben frei herabhängen und misst
ihre Länge, bei welcher sie durch ihr eigenes Gewicht abreissen. Um unter
zwei sonst sehr gleichartigen Thonen den fetteren (thonerdereicheren, sand-
ärmeren) zu ermitteln, schlägt Bischof (a. a. O., S. 92) vor, die Wasser-
mengen zu messen, welche nothwendig sind, um aus einer bestimmten, ab-
gemessenen Menge der beiden Thone eine gleich formbare Masse herstellen
zu können ; die fettere Masse erfordert einen grösseren Wasserzusatz als die
magere.
Die Schwindung untersucht Aron (siehe sein Werk »Plasticität, Schwin-
dung und andere Fundamentalcigenschaften des Thones*), indem er den Thon
mittelst des Schön e'schen Schlämmapparates bei einer Geschwindigkeit des
Wassers von nur 0008 min in der Secunde abschlämmt, dann bis zur Annahme
einer Teigdicke eintrcTcknet, hierauf die Masse in einer Gypsform auf einem
nassen Tuch zu einer massig dicken, cylindrischen Scheibe formt, dieselbe
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 125
trocknet und endlich von Neuem wiegt. Die Gewichtsdifferenz ergiebt die
Porosität, doch ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Thonmasse ausser den
eigentlichen Poren auch noch natürliche Hohlräume und Luftblasen enthalten
kann. Die Porosität eines gebrannten Steines kann man auch dadurch prüfen,
dass man auf verschiedene Stellen seiner Oberfläche Wassertropfen fallen lässt
und beobachtet, in welcher Zeit das Wasser vom Stein eingesaugt wird. Für
ungebrannten Thon wendet Olchewsky Toluol an, durch welches der
Thon nicht angegriffen wird. Endlich kann man auch zur Ermittlung der
Porosität das in § 221 beschriebene Volumenometer benutzen, wobei aus
dem ermittelten Volumen und dem (Gewichte das specifische Gewicht berechnet
wird.
Empirisch kann man die Untersuchung einer Thonmasse in der Weise
führen, dass man die Thonmasse sowohl unvcrmischt als auch mit verschiedenen
Mengen reinen Quarzsandes vermengt den Einwirkungen des Ofenfeuers aus
setzt. Diese Proben werden bei verschiedenen Temperaturen gebrannt, be-
ziehungsweise geglüht und auf ihre Schwindung, Schmelzbarkeit, Farbe u. s. w.
nach den verschiedenen Stadien des Brandes untersucht.
Da selbst die sorgfaltigste chemische Untersuchung nicht immer einen
sicheren Aufschluss über das Verhalten der Thonmasse im Feuer gibt, so
muss noch eine pyrometrische Untersuchung vorgenommen werden. Es handelt
sich hierbei um die Feststellung, ob eine Thonmasse leicht oder schwer
schmelzbar ist, bei welcher Temperatur sie sintert und bei welcher sie
schmilzt. Um zuverlässige Resultate zu erhalten, muss die ganze Thonmasse
gleichmässig geglüht und die Schmelztemperatur mit möglichster Genauig-
keit gemessen werden. Zu dieser Messung benutzt man vielfach das Pyro-
meter, obwohl man mit demselben die Schmelztemperatur nur annähernd
richtig erhält, auch das Pyroskop (den sogenannten Schmelzanzciger), ferner
die Gussstahl-, Schmiedeeisen- und Platinschmelzhitzc, wobei man jedoch nur
feststellen kann, ob die Thonmasse bei einer dieser Temperaturen oder darüber
oder darunter zum Schmelzen gebracht wird. Ein gleichmässiges Durchglühen
der ganzen Thonmasse während einer bestimmten Zeit kann nur in einem
Schmelzapparat erzielt werden, in dem sich alle Verbrennungsvorgänge be-
obachten lassen imd die Verbrennung sorgfältig geregelt werden kann. Solche
Apparate sind z. B. die Gebläseöfen von Sefström und D<$ville. (Eine
genaue Beschreibung des D^ville'schen Ofens ftndet man u. A. im »Handbuch
der chemischen Technologie« von Dr. F. Fischer, Leipzig 18ü3, S. 787.)
Ferner ist zur richtigen Ermittelung der Feuerfestigkeit einer Thon-
masse festzustellen, in welchem Augenblick die Schmelzung beginnt,
diese Ermittlung ist sehr schwierig, weil einige Thonarten bei ihrer Er-
weichung nur eine glasige Rinde erhalten, andere sich hierbei aufblähen,
blasig und .schlackig werden, wieder andere zu einer Glasmasse oder zu einer
glänzenden Emaille zerfliessen u. s. w. Zur Kennzeichnung der Schmelzung
vergleicht C. Bischof (a. a. O. S. 129 und 130) den Bruch der geglühten
'llionmasse mit dem Bruch des Porzellans und der Fayence. Die Bruchfläche
des Porzellans ist halbglasig, wasserdicht und klebt nicht an der Zunge,
während diejenige der Fayence keine Verglasung zeigt, sondern erdig er-
scheint, an der feuchten Lippe hängen bleibt und Wasser ansaugt. Ferner
las6t sich Fayence feilen, wobei ein dumpfes Geräusch entsteht, während
Porzellan nur schwer von der Feile angegriffen und beim Feilen desselben
126
Erster Theil. Die HauptstofTe.
ein helles Knirschen erzeugt wird. Zieht man mit einer mit Tinte oder einer
anderen gefärbten Flüssigkeit gefüllten Schreibfeder einen Strich auf die
Bruchfläche des Porzellans, so erscheint die Linie scharf markirt, auch wird
die Flüssigkeit nicht eingesaugt, während sie an der Bruchfläche der Fayence
sofort einzieht und der Strich unrein und blass gefärbt aussieht. Mittelst
dieser einfachen Methode lässt sich leicht feststellen, ob die Thonmasse bei
einer bestimmten Temperatur geschmolzen ist oder nicht.
In den meisten Fällen genügt es, den auf seine Feuerfestigkeit zu
prüfenden Thon mit einem Norm alt hon, d. h. mit einem für den beab-
sichtigten Zweck als brauchbar erkannten Thon zu vergleichen, nachdem man
beide bei derselben Temperatur und während derselben Zeit geglüht hat.
Durch die pyrometrische Untersuchung soll auch häufig festgestellt
werden, inwieweit sich die Thonsubstanz an der Schmelzbarkeit betheiligt
Diese Ermittlung bereitet grosse Schwierigkeiten, besonders bei Ziegelthonen.
Ausführliche Angaben hierüber sowie über die Normalthone und überhaupt
über die pyrometrische Untersuchung findet man in dem wiederholt ange-
führten Werke von Dr. C. Bischof: »Die feuerfesten Thonec, ü. Aufl.,
S. 118—142.
Ein einfaches Verfahren, um einen Thon vor dem Brennen zu prüfen,
ob er noch mit Quarzsand vermengt werden kann, ohne seine Strengflüssigkeit
zu verlieren, mag zum Schluss noch erwähnt werden. Man trocknet die mit
Sand vermischte Thonmasse und streicht sie mit dem Zeigefinger; wenn sie
dabei abstäubt oder wenn sie, mit dem Finger gerieben, an demselben keine
Spuren hinterlässt, so ist die Grenze des Quarzzusatzes erreicht. Ein derartig
vermischter Thon würde sich bei Gussstahlschmelzhitze nur mit einer flachen
Flussrinde vollständig überziehen.
Die Untersuchung der gebrannten Steine (Ziegel) wird später er-
läutert werden. (Siehe § 94.)
§ 87. Die Gewinnung der Ziegelthone.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 127
lange sich haltende Wasseransammlungen (weil dieselben durch thonigen Boden
am Eindringen gehindert werden).
Die Gewinnung des Thones aus den Gruben erfolgt am besten im
Sommer oder Herbst, weil dann die Thonmasse gewöhnlich eine geringere
Feuchtigkeit und eine geringere Schwere besitzt und sich demnach die
Förderungskosten niedriger stellen als im Winter, wo die Lösung der hart-
gefrorenen Thonmassen grössere Schwierigkeiten bereitet. Trotzdem geschieht
der Abbau auch vielfach im Winter wegen der niedrigeren Arbeitslöhne und
weil die Thonmasse durch die Einwirkung von Frost, Feuchtigkeit und Wind
sehr gut vorbereitet und aufgeschlossen wird. Um dann die Schwierigkeit
des Loshauens möglichst zu verringern, werden die Arbeitsstellen mit Stroh-
matten u. dgl. bedeckt imd dadurch die Thonmassen gegen eine zu starke
Frosteinwirkung geschützt
Bei der Anlage eines Tagebaues werden zunächst die Abraummassen,
d. h. die über dem Thonlager liegenden Humus-, Sand- und Geröllmassen
u. s. w. abgeschaufelt und in einer solchen Entfernung von der Förderstelle
gelagert, dass eine Verunreinigung des Ziegelthons durch sie ausgeschlossen
ist Soll die abgegrabene Fläche später wieder als Ackerstück benützt werden,
so hat man die Ackerkrume in der Weise zu lagern, dass eine Wieder-
bedeckung der Fläche mit ihr leicht und billig zu bewirken ist.
Auch die oberste Schicht des Thonlagers wird fortgeworfen oder zur
Herstellung minderwerthiger Waaren verwendet.
Nach ihrer Beseitigung wird der Thon mittelst der Platt- oder Breit-
hacke (siehe Fig. 4), der Kreuz- oder Keilhaue (siehe Fig. 5) oder der
Spitzhaue (siehe Fig. 6) oder der Schippe (bei lockereren Thonarten) in regel-
mässige, rechteckige oder quadratische Stücke von gleicher Dicke und nahezu
gleichem Gewicht lagenweise abgestochen, wobei der Abbau nach der Vor-
schrift der deutschen Ziegelei-Berufsgenossenschaft in Strossen
oder Terrassen vorzunehmen ist Weiter schreibt diese Berufsgenossenschaft
vor, dass die Höhe der Absätze der Beschaffenheit des Rohstoffes und der Lager-
statte entsprechend eingerichtet und erhalten werden soll, sich jedoch diese Höhe
zur Breite des Absatzes wie 1 : 3 verhalten muss, ferner, dass ein Unterhöhlen,
Unterschrämen und Fällen der Arbeitsstösse zu verbieten und nur ausnahms-
weise bei festem Thon und bei Frost unter strenger Aufsicht oder Anwendung
grosster Vorsicht zu gestatten ist, dass jedoch dann der Aushieb oder die
l'nterhöhlung nur eine Tiefe bis zu ÖO cm und der Arbeitsstoss eine Höhe
bis zu l'öm erhalten und sich während des Niedertreibens oder Fällens der
Wand kein Arbeiter in der Nähe derselben aufhalten darf. Endlich ver-
bietet die Berufsgenossenschaft das Unterschrämen und Fällen der Thonwände
ohne besondere Aufsicht und das Unterschrämen loser, lockerer Massen.
Bei der Gewinnung werden die Thonmassen von allen gröberen Ver-
onreinigungen, Steinen, Mergelknollen u. s. w. befreit und entweder in pris-
matische Haufen (sogenannte Halden) aufgeschichtet, um sie überwintern zu
las.sen, oder der directen Vorbereitung und Verarbeitung mit Maschinen über-
leben. Der Transport geschieht mittelst Schub- und Hand kippkarren oder
<lurchFörderwagen(Kippwaggons) mit Pferde- oder Dampf- (Locomotiv-)
Betrieb und auf eisernen Schienen (sogenannten F'eldeisenbahnen). Bei sehr
coupirtem Terrain, auf dem Schienen nicht verlegt werden können, hat man
in neuerer Zeit auch den Seilbetrieb (Drahtseilbahnen) eingeführt.
u-i
Erster TheiL Die Hauptstoffe.
Dil l'hünschichten, wie bereits im § 85 hervorgehoben wurde, je nach
iluii Pliistioität mehr oder minder wasserundurchlässig sind, sobald sie die
V W asscrstcife« erreicht haben, so sammelt sich über ihnen Wasser an, das
l»inn Abbau möglichst rasch und vollkommen abgeleitet werden muss, um
ilu- (Icw Innung des Thons nicht zu erschw^eren. Kann man die Wassermassen
hu ht durch Rinnen oder Röhren nach einer Sammelgrube leiten, so hat
man Wusscrhebemaschinen zu benützen. Die Verwendung von Kolben-
)iun»i>cn i^hölzernen Kastenpumpen oder einfachen Blechpumpen) empfiehlt
^ii\\ hierbei weniger wegen der vielfachen Betriebsstörungen und der starken
Abnutzung des Kolbens bei Abführung des immer sandigen und schlammigen
Wavsi'rs. Weit besser geeignet sind Wasserschnecken (archimedische
\Vii.sMrhi'!\raubcn\ die bis ca. G m Förderhöhe verwendbar sind. Man unter-
•.iluiiUl otVene und geschlossene Wasserschnecken; erstere besitzen eine
Si Inui kinlunge von nicht über 12 m; sie werden unter einem Winkel von
hin tiMirns iU)'^ zur Wagrechten aufgestellt und durch Hand-, Pferde- oder
htunplkratt, abrr auch durch Wasser- oder Windkraft so schnell in Um-
du'luui); versetzt, dass sie in der Minute 70 — 80 Touren machen. Die
S* ininkt'uUingc der Mantel Schnecken beträgt nicht über 10 m, ihr Neigungs-
sv nikrl nicht mehr als 45^ und ihre Tourenzahl ca. 50. Die Wasserschnecken
(Uli Im nur bis zur Hälfte oder höchstens bis zu zwei Drittel ihrer Länge
\\\\W\ Wasser liegen, um einen möglichst grossen Nutzeffect zu erlangen; sie
\>iidi'h nut ihrem unteren (unter Wasser liegenden) Ende an einem Haspel
.uili'ihauKl, mit welchem die Lage der Schnecke nach dem veränderlichen
\\.ri<in>ilandr geregelt werden kann. Empfehlenswerth sind auch ihres ziemlich
hiihih Nul/.e!leetes wegen Centrifugal- oder Kreiselpumpen, die bei
hndri hohen l»is zu \)m benützt werden können und am besten durch Dampfkraft
l«MHrl»iMi werden, ferner Pulsometer (sogenannte kolbenlose Zweikammer-
I »»un|»l|»un»pen) für Druekhöhen von 5 — 25 w, sodann die Heladay'sche Wind-
» .ul|»uh»pe und endlich die Membranpumpe von Hausmann in Magdeburg.
/m (Jewinnung des Thones aus Lagern, die ganz unter Wasser (Flüssen,
1 lictfcu, werden Trockcnbai^eer verwendet, welche jedoch
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 129
Tnem von verschiedener Länge, Breite und Höhe angelegt und ebenfalls ver-
zimmert werden.
§ 88. Die Vorbereitung der Thonmasse.
Allgemeines. Auf die Wichtigkeit der Homogenisirung der Thon-
masse, d. h. auf die gleichartige Vertheilung und Mischung aller ihrer Bc-
standtheile nach Menge und Beschaffenheit wurde bereits im § 84 hin-
gewiesen. Von ihr hängt wesentlich die Güte der fertigen Waare ab, und sie
vermehrt oder vermindert sich in dem gleichen Verhältniss, in welchem die
Homogenität zu- oder abnimmt.
Da die natürUche Thonmasse nur sehr selten eine solche Zusammen-
seuung und Mischung besitzt, dass sie unmittelbar verarbeitet werden kann und
gebrannt Steine u. s. w. von gutem Aussehen liefert, so ist fast immer eine
sorgfältige Vorbereitung nothwendig, durch welche alle gröberen und feineren
Verunreinigungen (wie z. B. Thonklumpen, Kalk- und Mergelknollen, Stein-
brocken, Geröllstücke, Wurzeln u. s. w.) zu beseitigen oder, falls dies nicht
angängig ist, möglichst fein zu zerkleinem und gleichmässig zu vertheilen,
Structur imd Schichtungen (Absonderungen, Streifungen, verschiedenartige
Färbungen u. s. w.) zu zerstören und die Hauptbestandtheile (Thon, Schluff
und Sand) innig zu mischen und nöthigenfalls mit entsprechenden Zusätzen
zu versehen sind, oder durch welche ein Ueberschuss des einen oder anderen
Bestandtheiles zu entfernen, sowie auch die Thonmasse aufzulockern und zur
Wasseraufnahme geeignet zu machen ist.
Diese Homogenisirung und Mischung kann auf nassem oder auf
trockenem W^e erfolgen.
I. Homogenisirung auf nassem Wege. Um Ziegelthon streichgerecht
und formbar zu machen, wurde derselbe bis vor wenigen Jahren in Deutsch-
land fast ganz allgemein, aber auch in anderen Ländern sehr häufig nur aus-
gewintert, eingesumpft und dann mittelst Menschen- oder thierischer Kraft
durchgearbeitet (getreten), bevor er auf den Streichtisch gebracht wurde. Da
dieses Verfahren auch noch heutzutage vielfach, besonders im Kleinbetriebe,
angewendet wird, soll es hier in Kürze beschrieben werden.
a) Auswintern. Man gräbt den Thon im Herbst aus und schichtet
ihn etwa 60 — ^0 cm hoch in sogenannte Halden auf, die nach Zwick am
besten in der Richtung der kältesten Winde, also von Nordost nach Süd-
ost, und dammartig (nach oben spitz zulaufend) angelegt werden. Diese
Halden macht man gewöhnlich 2 — 3*5 m breit und trennt sie durch schmale
Gänge von einander; ihre Länge kann beliebig gewählt werden. Hier bleibt
die Thonmasse nun zumeist während des ganzen Winters liegen, so dass
Frost, Nässe und Wind auf sie gehörig einwirken können, wodurch ihre
Theilchen aufgelockert und gleichmässig durchfeuchtet und lösliche Ver-
bindungen ausgewaschen (ausgelaugt) oder in feste umgewandelt werden.
Damit der Frost die Thonmasse leicht und vollständig durchdringen kann,
schichtet man die letztere nicht nur massig hoch auf, sondern sticht sie auch
während des Winters wiederholt um, wodurch neue Berührungs- oder An-
griffsflächen geschaffien werden, auch tränkt man sie gehörig mit Wasser,
damit die Masse beim Gefrieren desselben möglichst kräftig zersprengt und
beim Eintritt des Thaitwetters gleichmässig aufgelockert werde. Die Wirkung
KrBg*r, Baadback dw BwMtofflelira. 9
130
Erster Thcil, Die Hauptotoffe.
des Auswintems ist je nach der natürlichen Beschaffenheit der Thonmasse,
ob dieselbe fett oder mager, fest oder bröckelig ist, naturgemäss eine ganz
verschiedene. Der Erfolg ist ein umso grösserer, je mehr Wasser der Thon
enthält und je öfter ein Durchfrieren und Wiederaufthauen desselben eintritt.
Daher ist er in regenreichen und strengen Wintern grösser als in r^enarmen
und milden.
Beim Auswittern wird Schwefelkies in schwefelsaures Eisenoxydul ver-
wandelt, welches mit etwa im Thon vorhandenem kohlensauren Kalk kohlen-
saures Eisenoxydul und Gyps (schwefelsauren Kalk) bildet; durch diese
Umwandelungen wird die Thonmasse weiter aufgelockert. Ein Theil dieser
schwefelsauren Verbindungen wird durch Regenwasser ausgelaugt, ein anderer
beim späteren Brennen der Thonmasse zersetzt. Die im Thon stets vor-
kommenden organischen Bestandtheile verwesen durch Feuchtigkeit und Wärme
und reduciren die Eisenoxydverbindungen, so dass gleichfalls lösliche Eisen-
oxydulsalze entstehen.
b) Aussommern und Dörren. Sehr bröckeligen, fetten, ungleichartig
gemengten Thon, der durch das Auswintern meistens nicht genügend vor-
bereitet werden kann, lässt man noch aussommem, d. h. durch die Ein-
wirkung von Sonne und warmer Luft knochenhart werden. Er wird dann am
besten auf Hürden oder Lattenböden 15 — 2Q cm hoch aufgeschichtet, damit
ihn die warme Luft allseitig bestreichen kann. Eine so ausgetrocknete Masse
saugt sehr begierig Wasser auf, verliert durch diese starke Wasseraufnahme
seine ursprüngliche Form vollständig, zerfällt und wird durchaus homogen.
Da diese starke Austrocknung im nassen Sommer nicht zu erreichen ist, so
empfiehlt sich eine künstliche Austrocknung solcher Thonmassen in Darr-
kammern. Der an der Sonne oder künstlich getrocknete Thon darf jedoch
nicht an feuchter Luft gelagert werden, weil er dann Nässe aufsaugt imd
schwerer einzusumpfen ist; er ist vielmehr gleich mit so viel Wasser zu be-
giessen, als er aufzunehmen vermag. Das Aussommem wird von Thürr-
schmiedt auf das Wärmste empfohlen.
c) Sumpfen. Im folgenden Frühjahr wird der gut ausgewinterte Thon
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 131
Thon mit Sand, Farbenlehm u. s. w. zu vermengen, so bringt man diese
Magerungsmittel, sofern sie nicht schon beim Auswintern der Thonmasse zu-
geführt wurden, mit in den Sumpf, und zwar mit dem Thon in abwechselnden
dünnen Schichten ein. In diesem Falle ist der Thon später beim Entleeren
des Sumpfes senkrecht abzustechen, um hierbei schon eine Vermischung der
Massen herbeizuführen.
Die Sumpfgruben erhalten gewöhnlich eine Länge von 3 — 4»i, eine
Breite von 1*2 — 2fn und eine Tiefe von 1*0 — Ibm; ihre Zahl richtet sich
nach der erforderlichen Zeit des Sumpfens und der Grösse des Betriebes
(dem Inhalte der täglich zu formenden Masse). Gewöhnlich legt man deren
drei an, so dass dann die erste leer gearbeitet werden kann, während die
zweite gefüllt bleibt und die dritte mit Thonmasse gefüllt wird. Die Gruben
sind wasserdicht, am besten aus Mauerwerk in Cementmörtel, herzustellen
und li^en zweckmässig unter einem Dach. In ihnen soll der Thon min-
destens 24 Stunden lang liegen bleiben, bevor er abgestochen wird. Der
Thon ist gar, wenn herausgenommene Stückchen bis zur Mitte gleichmässig
durchnässt erscheinen imd sich mit den Fingern leicht formen lassen. Bringt
man zu grosse Stücke in zu viel Wasser, so behalten sie einen harten Kern
und werden von ganz weichem Schlicker umgeben; man nennt dann den
Thon lersäuftc.
Der gare Thon wird, falls er nicht mit Sand u. s. w. in der Grube
vermischt wurde, am besten in der Weise aus dem Sumpf herausgeschafft,
dass man sich zunächst einen Stand bis auf die Sohle hinunterarbeitet und
dann die unteren Partien zuerst fortnimmt; dann stürzen die oberen nach,
wobei sie sich nochmals vermischen. Beim Entleeren des Sumpfes sind ungare
Thontheile auszusondern und in die Grube zu schaffen, welche gerade
beschickt wird.
Die gesumpfte Thonmasse wird in den Thonschneider, manchmal auch
unmittelbar auf den Streichtisch gebracht, zuweilen auch noch durch Treten
oder Befahren weiter homogenisirt.
In neuerer Zeit hat man auch mit Erfolg zum Einsumpfen die archi-
medische Schnecke sowie Wasserdampf benützt; Näheres hierüber findet
man in der iTöpfer- und Ziegler-Zeitung«, 1886, Nr. 38 und im »Leit-
roeritzer Centralanzeigerc, 1887, Nr. 3.
d) Treten und Befahren. Der am besten unter einem Dach anzu-
l^ende Tretplatz (Trettenne) wird mit einer niedrigen Mauer umgeben oder
mit einer Holzwand eingefasst sowie gedielt; seine Grundfläche ist meistens
mid bei Anwendung von Fahrrädern immer kreisförmig. Auf ihr lässt man
den Thon entweder von Arbeitern mit blossen Füssen oder auch, wiewohl
heutzutage nur noch sehr selten, von Thieren (namentlich Ochsen) treten
oder durch Fahr- oder Karrmaschinen und Radbahnen durchkneten.
Die Fahr- oder Karrmaschinen bestehen gewöhnlich aus einem, mit
Steinen belasteten Karren, welcher mit 2 breiten, gleich oder ungleich hohen
Rädern oder mit Mühlsteinen ausgestattet und an einem, mit einer gekämmten
cisemcn Schiene versehenen und sich um eine, in der Mitte der kreisrunden
Fahrbahn aufgestellte^ feste Welle drehenden Langbaum befestigt ist. Die Bc-
wcgong des Karrens geschieht in der Regel mit Hilfe eines Pferdegöpels.
Die auf dem langhanm befestigte Schiene dient dazu, um den Wagen nach
ZurücklegUDg einer Tour mittelst einer Winde oder eines Zahnrades um
132
Erster Theil. Die Hauptstoife.
einen Kamm verschieben und somit den Radius verändern zu können. Die
Räder arbeiten die Thonmasse kräftig durch und zerquetschen die gröberen
Beimengungen (Steine, Mergelknollen, Wurzeln u. s. w.), so dass also durch
sie die Arbeit des Thonschneiders unter Umständen ersetzt werden kann.
Empfehlenswerth ist die Verwendung des Apparates von Olchewsky,
bei welchem die Veränderung des Radius für das rotirende Rad selbst-
thätig und ununterbrochen erfolgt; dieser Apparat wird von der Maschinen-
fabrik von Knövenagel in Hannover gebaut. Von ähnlicher Construction
ist der Apparat von C lausen in Broager (Schleswig).
Da magerer Thon eine geringere Bildsamkeit besitzt als fetter, so braucht
er auf der Trettenne meistens nicht so lange und auch nicht so kräftig
durchgearbeitet zu werden als dieser. Beim Treten, beziehungsweise Befahren,
muss der Thon, sobald er zu steif wird, allmälig und gleichmässig mit
Wasser besprengt werden; man benutzt hierzu eine Giesskanne mit Brause.
Handelt es sich nicht um die Herstellung von Ziegeln, sondern um die
von feineren Thonwaaren, so reicht die Homogenisirung mittelst Tretens
und Befahrens nicht aus; aber auch bei Ziegelthonen bildet das Kneten mit
Händen und Füssen immer ein sehr kostspieliges Vorbereitungsverfahren. Bei
Dachziegeln wird die Thonmasse zur Erhöhung ihrer Geschmeidigkeit mit-
unter durch ein starkes Sieb getreten, wobei dann die gröberen Verunreini-
gungen auf dem Sieb liegen bleiben.
Nach dem ersten Treten oder Befahren darf man den Thon nicht so-
gleich formen, sondern muss ihn, zu einem Haufen geschichtet, noch mindestens
24 Stunden lang unter möglichstem Luftabschluss (z. B. in einer aus Luft-
ziegeln oder Lehm errichteten, gepflasterten und mit Lehmdecke versehenen
Trockenkammer in einer Scheune, Trockenschuppen u. dergL) quellen oder
faulen (mauken) lassen. Hierdurch erspart man sich sehr viel Arbeit beim
späteren Formen der Masse, weil durch das Faulen der Thon plastischer,
gleichmässiger, dichter und luftfreier, auch feuerfester wird, und zwar umso
mehr, je länger man ihn trocken lagern lässt.
Nach dem Faulen wird der Thon, wenn erforderlich, nochmals durch-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 133
Man erhält demnach bei Anwendung dieses Verfahrens einen sehr gleich-
artig gebildeten und durchaus gleichwerthigen, sowie gut gereinigten Rohstoff.
Da das Schlämmen nicht nur recht umständlich, sondern auch recht
kostspielig ist und ausserdem die Anlage der Schlämmbassins einen ziemlich
grossen Platz und der geschlämmte Thon einen Thonschneider erfordert, so
findet dasselbe gewöhnlich nur dann Anwendung, wenn es sich um die Her-
stellung besserer Thonwaaren handelt und ein Thon homogenisirt werden
muss, der nicht genügend fett ist und namentlich Kalk- oder Mergelknollcn
enthält.
In welcher Weise die Thonmasse beim Schlämmen in seine einzelnen
Bestandtheile zerlegt wird, ist bereits im § 86 erläutert worden. Es erübrigt
noch, hier den Schlämmvorgang selbst näher zu besprechen. Zunächst muss
noch hervorgehoben werden, dass sich die ausgewinterte Thonmasse leichter
im Wasser auflösen lässt als die unmittelbar aus der Grube kommende rohe,
und dass erstere in trockenem Zustande wieder leichter zu schlämmen ist als
in feuchtem, femer, dass man die Thonmasse mit warmem oder heissem
Wasser besser erweichen kann als mit kaltem.
Sollen nur die gröberen Verunreinigungen aus dem Thon entfernt
werden, so genügt es, denselben zu zerkleinem und in einem Behälter mittelst
Wasser aufzulösen, wobei die schwereren Bestandtheile zu Boden fallen. Der
flüssige Schlamm wird in einen zweiten Behälter geleitet, in welchem sich
dann die Thonmasse ablagert. Letztere wird an der Luft oder künstlich ge-
trocknet oder auch dadurch, dass man ihr feinst gemahlenen, möglichst
trockenen Thon oder Ziegelmehl u. s. w. zusetzt. Die Trocknung darf nur bis
zu dem Grade erfolgen, dass die Thonmasse noch die für ihre Weiter-
verarbeitung nothwendige Steifigkeit behält.
Ist eine grössere Reinigung und Homogenisirung erforderlich, so bedient
man sich der Schlämmmaschinen. Dieselben bestehen aus den Rühr-
werken, welche den erweichten Thon zerkleinem und soweit mit Wasser
vermischen sollen, dass Thonmilch (sogenannte Schlampe) entsteht, und aus
den tiefer gelegenen Schlämmbassins, in denen sich die Thonmasse durch
Ablagerung wieder vom Wasser trennen soll. Ausserdem besitzen die Schlämm-
apparate noch Vorrichtungen (Gitter, Siebe, Separatoren) zur Absonderung
aller derjenigen gröberen Beimengungen des Thonschlammcs, welche in den
Rührbassins nicht zur Ablagemng gekommen sind. Ferner erfordert die An-
lage von Schlämmvorrichtungen noch Pumpen und Wasserleitungen zur Her-
beischaffung des Schlämmwassers, Rinnen zur Fortleitung des Thonschlammcs
nach den Schlämmgruben, sowie Pferdegöpel, Dampfmaschinen oder Wasser-
räder zum Betriebe der Rührwerke.
Schlämmapparate für den Handbetrieb (Menschenkraft) sind nur
für ganz kleine Betriebe ausreichend; sie bestehen zumeist aus Fässern oder
Tonnen, in denen der Thon durch Arbeiter einfach durchgeknetet wird.
Die Schlämmgruben werden am besten auf einem wasserdurch-
lässigen, sandigen Untergrund angelegt, damit das Schlämmwasser möglichst
schnell versickern kann, indessen werden sie auch häufig mit gepflasterter oder
mit Bohlen gedichteter Sohle hergestellt, die dann mit Sand bestreut wird,
um die Thonmasse besser abheben zu können. Um ein möglichst schnelles
Trocknen der Thonmasse zu erzielen, wird eine Drain irung der Sohle
empfohlen. Die Wände bestehen wegen des besseren Wasserabzuges am besten
134
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
aus Erdwällen, werden aber auch dicht aus Steinmauern oder Bohlwerken
gefertigt, wobei man dann wenigstens an einer Wand in verschiedenen Höhen
über der Sohle Löcher anbringt und dieselben so lange mittelst Stöpsel oder
Schieber verschlossen hält, bis sich das Schlämmwasser abgeklärt hat.
Bei den Rührwerken unterscheidet man: beständige und mit Unter-
brechung arbeitende und bei letzteren rotirende oder schaukelnde.
Die rotirenden theil t man weiter ein in stehende und liegende (Schlag-
werke). Erstere eignen sich besonders für mageren Thon, letztere mehr für
fetteren. Die Leistung der Schlagwerke ist eine grössere als die der stehenden
Rührwerke.
Da sich die schwereren Stoffe im Rührbassin ablagern, so müssen
letztere von Zeit zu Zeit ausgebaggert werden; hierbei geht neben Zeit auch
viel brauchbarer Stoff verloren. Es ist dies ein Uebelstand, der nahezu allen
Schlämmapparaten anhaftet; die weiter unten besprochene L. Schmelzer'sche
Maschine soll jedoch diesen Nachtheü nicht besitzen.
Die Construction der stehenden Rührwerke ist gewöhnlich folgende:
Auf einer kreisrunden ummauerten Fläche ist eine stehende Welle angebracht
und mit zwei oder mehreren wagrechten, sich unter gleichen Winkeln
kreuzenden Balken ausgestattet, an denen Ketten hängen, welche die zur
Zerkleinerung und Mischung der angenässten Thonmasse dienenden Apparate
tragen, oder an denen auch nur durchgehende, stark construirte Zähne sitzen.
Die Rührapparate bestehen je nach der Art des Rohstoffes und nach seinem
Verhalten im Wasser aus gewöhnlichen Eggen, hohlen Walzen, nahe an-
einander liegenden Eisenstäben u. s. w. Verwendet man eggenartige Rühr-
werkzeuge, so hat man an gewissen Stellen feststehende Zinken anzuordnen,
die ein, die Schlämmwirkung abschwächendes Herumkreisen der Thonmasse
verhindern sollen. Werden Eisenstäbe benützt, so ist deren Achse in einem
Rahmen zu befestigen, der mittelst zweier Gliederketten hinter einem Arm
oder Backen herabhängt. An den Enden der Rührarme werden bei Göpel-
betrieb die Zugthiere angespannt oder Räder angebracht, welche auf der
Umfassungsmauer des Bassins laufen.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 135
göpel oder einer Dampfmaschine betrieben wird. Bei c befindet sich eine
eiserne, durchlochte Scheidewand zur Einführung des Wassers; zum Abfluss
des Thonschlammes dienen die Röhren/.
Von den vielen praktischen Constructionen, die in den Handel kommen,
möge hier noch eine näher besprochen werden, welche eine grössere Ver-
breitung gefunden hat, nämlich die Schlämmmaschine von Louis
Schmelzer in Magdeburg. (Fig. 58.)
Ein aus starken Bohlen gezimmerter Kasten ist in 2 Kammern getheilt,
nämlich in eine Aufschlusskammer und in eine Schlämmkammer mit Stein-
fänger. Durch den Kasten geht eine wagrechte, auf einem Bock gelagerte
Welle, an deren einem Ende sich Antrieb, Vorgelege und Riemenscheibe
befinden, während das andere ein geschlossenes Cylindersieb trägt. Die
Thonmasse wird in kleinen Portionen in die Aufschlusskammer geschaufelt,
wo sie unter Zufluss von Wasser gut eingesumpft und mittelst Thonschneide-
messer innig gemengt wird. Durch eine Oeffnung wird die dickflüssige
Masse in die Schlämmkammer gedrückt und in dieser unter abermaligem
Zufluss von Wasser und weiterer Bearbeitung mittelst Rührmesser in Thon-
milch (Schlampe) verwandelt, wobei die im Wasser löslichen Theile voll-
ständig aufgelöst werden, die unlöslichen und groben aber ausgeschieden
und Steine, Sand u. s. w. in dem Stein fanger aufgefangen werden, aus welchem
sie durch eine verschliessbare Oeffnung entfernt werden. Der nach Bedarf
verdünnte Thonschlamm fliesst aus der Schlämmkammer über einen Steg in
das Cylindersieb, durch welches die feineren Thontheilchen hindurch gehen,
während die gröberen aus dem Siebe herausgeworfen, in Karren gesammelt
und über die Halde gebracht werden. Die das Sieb passirt habenden
Schlammtheilchen fliessen nach den Schlämmgruben.
Als Vortheile dieses Schlämmapparates werden aufgeführt: günstige
Vorbereitung der Thonmasse für schnelle Auflösung im Wasser durch massige
Aufweichung und Verarbeitung — beliebige Verdünnung des fertigen
Schlammes und dadurch Vermeidung einer Verstopfung und demgemäss eines
ünwirksamwerdens des Siebes, so dass immer eine vollständige Trennung
der gelösten, feinen Bestandtheile von den ungelösten, groben erreicht wird,
— selbstthätige Ausscheidung der groben unlöslichen Theile (Steine, Kalk-
knollen, Wurzel u. s. w.) und ununterbrochener Betrieb. Letzterer erfordert
die Bedienung von nur einem Arbeiter, welcher den Thon in die Aufschluss-
kammer einzuschaufeln, deren Wasserzufluss zu regeln und überhaupt den
Betrieb zu überwachen hat.
Viel verwendet wird auch, besonders im Grossbetriebe, die Schlämm-
maschine von F. L. Smidth in Kopenhagen, bei welcher die Rührapparate
in der Weise befestigt sind, dass sie sich über die steife Mas^c heben
können, wodurch an Betriebskraft gespart wird, femer die von der Maschinen-
fabrik von Möller und Hollberg in Grabow bei Stettin gebaute Kägler'sche
Maschine, welche eine bewegliche Schlämmtrommel besitzt, die sich in ent-
g<^engesetzter Richtung wie ihre armirte Welle dreht, sodann die Schlämm-
maschine von Jul. Lüdicke in Werder a. H. die einem Kollergang ähnelt,
endlich die Maschine von Schiffer und Kircher in Grünstadt (Rheinpfalz)
von Gebr. Sachsenberg in Rosslau u. A.
Sind einem, durch Schlämmen von Kalk- und Mergellknollen befreiten,
fetten Thon noch vor seiner weiteren Verarbeitung Magerungsmittel (Sand,
136
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Chamotte u. s. w.) beizumengen, so geschieht dies am besten in der Schlämm-
grube und zwar dann, wenn sich auf dem Thon kein Wasser mehr absetzt.
Es werden die Magerungsmittel fein gesiebt und in genau berechneter und
abgemessener Menge auf dem Thon gleichmässig ausgebreitet, dann wird
die ganze Masse mittelst Krücken bis zur vollständigen Mischung durch-
gearbeitet.
Noch zu erwähnen ist die Luft schlämmung mittelst sogenannter
Windseparatoren. Hierbei wird die getrocknete pulverförmige oder feinst
gemahlene Thonmasse durch bewegte Luft dem specifischen Gewichte nach
oder auch nach der Komgrösse getrennt. Näheres hierüber findet man in
der »Thonindustriezeitung« 1883, Nr. 25 und in der »Töpfer- und Ziegler-
Zeitungc 1890, Nr. 2.
f) Thonschneider. Der sorgfaltig vorbereitete (ausgewinterte und
gesumpfte oder geschlämmte) Thon wird schliesslich in den Thonschneider
gebracht, um in demselben seine Homogenisirung zu vollenden. Häufig
benutzt man auch den Thonschneider zum Zerschneiden, Durchkneten und
Mischen von nur ausgewintertem oder unmittelbar der Grube entnommenem
Thon, was sich jedoch nur bei von Natur gutem imd reinem Rohstoff"
empfiehlt. Denn dieser Apparat bewirkt nur eine mechanische Bearbeitung
der Thonmasse, eine letzte Reinigung derselben von Steinen, Wurzeln, Ver-
ballungen u. s. w., also eine Streichrechtmachung, dagegen kann man durch
ihn eine Veränderung der Thonbestandtheile nicht erzielen. Die Homogeni-
sirung geschieht am besten und billigsten durch einen Thonschneider bei
einer reinen, nicht knotigen und ziemlich steifen Thonmasse. Ist dieselbe
steinig, knotig, sehr schwer, frisch gegraben, so ist die Verwendung von
Walzwerken entschieden vorzuziehen.
Schon im vorigen Jahrhundert wurde der Thonschneider in Holland
in der Zicgelfabrikation benutzt, und er gilt noch heute als einer der
wichtigsten Vorbereitungsapparate, durch welchen das früher so beliebte
Treten und Befahren der Thonmasse fast ganz verdrängt worden ist. Im
Laufe der Zeit hat seine Construction ganz wesentliche Verbesserungen er-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 137
leicht vornehmen zu können, und besitzt die AustrittsöflFhung für den Thon
am einen Ende.
Die Welle wird nur mit einer massigen Geschwindigkeit gedreht und
diese Umdrehungsgeschwindigkeit darf eine bestimmte, von der Beschaffen-
heit des Thones abhängige Grenze nicht überschreiten. Die Welle wird zu-
meist aus massivem Eisen gefertigt und zweckmässig nur an den Enden
rund, im Uebrigen aber, soweit an ihr Messer u. s. w. sitzen, viereckig gestaltet;
ihre Dicke beträgt gewöhnlich 10 — Ib cm. Die Messer bestehen am besten
aus Gusseisen wegen der geringeren Rostbildung. Handelt es sich um die
Verarbeitung von quarzhaltigen Stoffen, so sind nach Bischof (a. a. O. S. 226)
eiserne Thonschneider zu verwerfen, weil sich dieselben sehr stark abnützen
und dadurch in die Masse Eisenflecke bringen.
Als Schneidewerkzeuge verwendet man glatte Messer mit oder ohne
Querzinken, Flügelwellen, schraubensegmentförmige Messer, eine volle archi-
medische Schnecke u. s. w. Glatte Messer erfordern die geringste Betriebs-
kraft und homogenisiren recht gut, weil die Thonmasse längere Zeit im
Thonschneider verbleibt und daher weit öfter von den Messern durchschnitten
wird; schraubensegmentförmige Messer zerschneiden, drücken und
mischen die Thonmasse und schieben sie langsam und gleichmässig weiter;
sie erfordern eine grössere Betriebskraft, verarbeiten aber in einer bestimmten
Zeit eine grössere Menge Thon; die archimedische Schnecke zerschneidet
den Thon in einzelne, durch die Gänge der Schnecke bestimmte Streifen,
die beim Rundgang zerrieben, gemischt und gleichzeitig auch fortgeschoben
werden. (Siehe Zwick, a. a. O., S. 258 und Bis^chof, a. a. O., S. 222.)
Stehende Thonschneider gewähren vor den liegenden den Vorzug,
dass man sie leichter montiren und mit einer schwächeren Welle aus-
statten kann, und dass ihre Leistungsfähigkeit bei schneller Durch-
arbeitung weicher Thonmassen eine grössere ist; dagegen besitzen sie den
Nachtheil, dass ihre obere Füllöffnung, wenn die armirte Welle am oberen
Ende betrieben wird, durch das Vorgelege verengt und letzteres durch die
Thonmasse leicht verunreinigt wird, und dass sich der Behälter bei seiner
Höhe nicht ohne Schwierigkeiten beschicken lässt. Die liegenden Thon-
schneider arbeiten die Masse besser durch, weil das Kneten bei ihnen längere
Zeit dauert, jedoch erfordern sie zu ihrem Betriebe eine grössere Kraft und
zu ihrer Aufstellung eine grössere Fläche und besitzen den Uebelstand, dass
sich die auf den Fülltrichter aufgegebene Thonmasse leicht gewölbeartig
über demselben festsetzt, also nicht gleichmässig in den Behälter fällt, wo-
durch die I-,eistung beeinträchtigt wird. Um diesen Uebelstand zu beseitigen,
stattet man die liegenden Thonschneider neuerdings mit sogenannten
Speisewalzen aus, durch welche der Thon mit einer, von der Umdrehungs-
geschwindigkeit der Messerwelle abhängigen (Geschwindigkeit gleichmässig in
den Rehälter hineingedrückt wird. C. Schlickeysen in Berlin benützt hierzu
eine glatte Walze, die sich parallel der Schnecke gegen diese mit gleicher
Geschwindigkeit dreht und ebenso lang wie der PHilltrichter, jedoch nur
etwa zwei Drittel so breit wie der Schneckendurchmesser ist. (Siehe Fig. üO.)
Da durch die Messer des Thonschneiders gröbere Verunreinigungen
wie Steine, Knollen u. s. w. nicht zermalmt werden können und solche Stoffe
sehr häufig in dem zu verarbeitenden Thon noch vorkommen, so hat man
die Thonschneider mit ein Paar Quetschwalzen combinirt, die vor dem
138
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Apparat angelegt werden und, mit verschiedener Geschwindigkeit rotirend,
den Thon zerkleinem, durchkneten, mischen und dem Thonschneider ununter-
brochen zuführen. Haben die Steine eine grössere Dicke oder sind sie
besonders hart, so vermag zur Vermeidung eines Maschinenbruches wenigstens
eine der beiden Walzen, weil sie beweglich gelagert ist, von selbst auszu-
rücken. Angebrachte Siebvorrichtungen bewirken eine Absonderung der Thon-
masse von nicht zerkleinerten Steinen. Femer werden die Thonschneider
häufig direct mit Ziegelpressen verbunden, wovon noch im nächsten
Paragraphen die Rede sein wird.
Von den vielen empfehlenswerthen Constructionen sollen hier noch drei
besprochen werden, weil dieselben vielfache Verbreitung gefunden haben
und von einer Firma gebaut werden, welche auf diesem Gebiete ganz er-
hebliche Verbessemngen gemacht hat; es ist dies die Maschinenfabrik von
C. Schlickeysen in Berlin.
Fig. 59 stellt den Durchschnitt eines Schlickeysen'schen stehenden
Thonschneiders dar. Ein durch den Boden d geschlossener, oben trichter-
förmig erweiterter und mit offenem cylindrischen Aufeatz c versehener
Cylinder besitzt in der Mitte eine, in Lagem drehbare, Welle d, an der
sich in spiralförmiger Stellung Messer e in Gestalt von Schraubensegmenten
befinden, die Theüe einer archimedischen Schnecke sind und ein Viertel bis
ein Drittel des Kreisumfanges umfassen. Die Messer sind am Umfange
15 mm stark und werden nach der Mitte zu allmälig dicker, so dass sie
an der Welle eine Dicke von 30 mm besitzen. Das oberste Messer ist mit
einem Schaber s versehen zum Abstreifen des anhaftenden Thones. Die
Messer sind in der Weise an der Welle befestigt, dass ihre äussere Be-
grenzungslinie nicht eine ununterbrochen fortlaufende Schraubenlinie bildet,
sondern dass in senkrechter Richtung der Beginn der Schraubenfläche eines
Messers von dem umlaufenden Ende des nächst höheren Messers um ein
Achtel bis ein Sechstel des Kreisdurchmessers absteht und dadurch in wag-
rechter Richtung das untere Messer von dem oberen um ebenso viel über-
deckt wird. Hierdurch üben die Messer eine Fortschiebung, beziehungsweise
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 139
Öffnung mit Verschlussplatte und davor eine conisch ausgedrehte eiserne
Pressröhre. Der Cylinder H besteht aus zwei Hälften, deren obere um zwei
Chamire C drehbar ist, so dass die Maschine, wenn der über beide
Cylinderhälften geschobene Vorcylinder V mit Pressröhre abgezogen ist,
leicht gereinigt werden kann. Mit ca. 1 Pferdekraft können in der Stunde
-ungefähr 0*3 m^ Thonmasse mit dieser Maschine bei einmaligem Durchgang
gut durchgearbeitet werden.
Handelt es sich um allerfeinste Mischung verschiedener Thone oder
um Mischung der Thone mit Farbstoff, so empfiehlt sich die Verwendung
der in den Figuren 62 — 65 dargestellten, von derselben Firma construirten
Misch- und Homogenschnecke. An der Rückwand des Cylinders ist auf
der Messerwelle ein stählernes Doppehnesser H befestigt, das an der inneren
Gefasswand auf jedem Flügel je ein der Welle paralleles Messer H^ trägt,
welche beide ununterbrochen von der durch die Speisewabsen zugeführten
Thonmasse schmale Plättchen abschlagen und nach innen drücken. Innerhalb
dieser Messer H^ ist im Cylinder ein dreiarmiger Messerkörper befestigt,
dessen stillstehende Schneide / die von H^ nach innen gedrückten Thon-
plattchen nochmals zertheilt nach innen befördert, wo wieder zwei
Messer AT' K** dieselben aufnehmen und dem Doppelmesser G zuführen,
welche die ganze Thonmasse aufnehmen und nach der Austrittsöffnung
drücken. Es folgt nun ein Doppelmesser F von solcher Construction, dass
der eine Flügel den Thon vorschiebend beständig nach innen, der andere
vorschiebend nach aussen an die Cylinderwand drückt. Der nun folgende
erweiterte Presskopf B zwingt den Thon auseinanderzugehen und dadurch
alle Structur zu verlieren; dass Doppelmesser E in demselben presst den
Thon zugleich nach innen und nach vor. (Aus der Broschüre des Fabrikanten.)
Wenn die Thonmasse nach einmaligem Durchgang durch den Thon-
schneider noch nicht die zur Formung erforderliche Homogenität erreicht
hat, so ist sie zum zweiten Male zu bearbeiten, nachdem sie mindestens
*1\ Stunden lang gelagert hat.
Weicher Thon lässt sich lange nicht so innig durcharbeiten wie steifer,
weil auf letzteren die Messer kräftiger einwirken als auf erstercn, der sich
wegen seiner grösseren Beweglichkeit den Angriffen der Messer leicht ent-
ziehen kann. Jedoch darf der Thon nicht so steif sein, dass die Messerschnitte
erhalten bleiben.
Noch zu erwähnen ist, dass sowohl beim Durchgang durch die W'alzen
aK auch beim Durchgang durch den Thonschneider sich die Thonmassen je
nach ihrer Beschaffenheit mehr oder weniger erwärmen, wodurch ihre Bild-
samkeit erhöht wird; nach Daubr^e kann diese Kr wärmung bis zu 30^ C,
betragen; es erwärmen sich magere (körnige) Massen schneller und mehr als
plastische.
II. Homogenisirung auf trockenem Wege. Müssen Schieferthone und
Schieferletten zur Herstellung von Ziegeln und anderen Thonwaaren ver-
wendet werden, so kann man sie nicht auf nassem Wege homogenisiren,
weil sie jahrelang auswintern müssten, bevor sie plastisch verarbeitet werden
könnten. Solche Thone müssen daher auf trockenem Wege, d. h. mittelst
sogenannter Homogenisirungsmaschinen für den Thonschneider und die Ziegel-
presse vorbereitet werden. Bei Anwendung dieses Verfahrens ist also ein Aus-
wmtem, Einsumpfen oder Schlämmen des Thones nicht erforderlich, sondern
140
Erster Theil. Die HanptBtoffe.
es genügt eine gute Austrocknung desselben in freier Luft, beziehungsweise
in gut gelüfteten Räumen oder unter Benützung der Gase, die aus den Brenn
Öfen abziehen. Der Thon wird dann in Zerkleinerungsapparaten der verschie-
densten Construction möglichst bis zur Pulverfeinheit gemahlen und dieses
Pulver, nachdem es gesiebt und gehörig angenässt worden, in den Thon-
schneider gebracht und hier in eine plastische, streichrechte Masse verwandelt
Sind Magerungs- oder Flussmittel dem Thon beizumengen, so werden auch
diese in geeigneten Maschinen zerkleinert und in Pulverform zugesetzt.
Die Homogenisirung auf trockenem Wege erfolgt hauptsächlich bei
Thonen, aus denen feuerfeste Waaren, gesinterte Platten u. dgL hergestellt
werden sollen, und in der gewöhnlichen Ziegelfabrikation nur dann, wenn
sich der zur Verftlgung stehende Thon auf nassem Wege nicht plastisch
verarbeiten lässt.
Zu den Homogenisirungsapparaten gehören neben dem Thonschneider
noch die folgenden:
1. Stampf- und Pochwerke. Dieselben bestehen aus mehreren neben
einander gestellten hölzernen und mit schwerem eisernen oder stählernen
Schuh ausgestatteten oder ganz aus Eisen gefertigten Stampfen (Pochstempeln),
welche von einer durch Wasser- oder Dampfkraft gedrehten, wagrechten
Welle mittelst auf derselben befestigter Daumen gehoben und gleichzeitig
etwas gedreht werden. Diese Stampfen fallen frei herab, wobei sie durch Schlag
den Thon zertrümmern. Der Thon liegt auf einer aus schweren Eichenbalken
mit darauf befestigter Eisenplatte bestehenden oder rostartig aus eisernen oder
stählernen Stäben gebildeten Sohle.
Da nur die Pochstempel gehoben zu werden brauchen, so erfordern
die Stampfwerke nur eine verhältnissmässig geringe Betriebskraft; es ist dies
aber nahezu der einzige Vortheil, den sie gewähren, während sie viele Nach-
theile besitzen, wegen deren sie neuerdings in der Ziegel- und Thonwaaren-
industrie nur noch sehr selten Verwendung finden. Zu diesen Nachtheilen
gehört die Erzeugung starken Geräusches, heftiger Erschütterungen und gewal-
tiger Staubmassen, femer die starke Abnützung der Stempelschuhe und in
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 141
fester Tischplatte schlecht zum Mahlen von feuchtem (lufttrockenem) Thon,
weil ihre Leistungsfähigkeit durch unvermeidliche Kuchenbildung sehr beein-
trächtigt wird.
Boden- und I-Äufersteine werden entweder aus hartem Sandstein oder
aus Gusseisen hergestellt, und zwar verwendet man erstere, wenn z. B. Feld-
spath und sonstige Bestandtheile einer rein weissen Porzellamnasse zu zer-
kleinem sind, imd gusseiserne, wenn es sich um die Zerkleinerung solcher
Stoffe handelt, die zu einer nicht völlig farblosen Waare verwendet werden sollen
und daher auch durch die abgeriebenen Eiscntheilchen ohne Nachtheil verun-
reinigt werden können. (Siehe C. Bischof, a. a. O., S. 224.)
Bei den Kollergängen mit drehbarer Tischplatte drehen sich die Läufer,
^ie bemerkt, nur um sich selbst, ohne eine fortschreitende Bewegung zu haben,
und sitzen bei den neueren Constructionen nicht auf einer gemeinschaft-
lichen Achse, wie dies früher allgemein der Fall war, sondern auf zwei von
einander unabhängigen Achsen, so dass sich jeder I^ufer beim Unterschieben
grösserer Stücke heben kann, ohne dass der andere davon berührt wird.
Durch diese Anordnung erreicht man einen gleichmässigeren Druck auf den
Thon, eine Verminderung der Reibung und eine grössere Leistungsfähigkeit.
Letztere kann noch dadurch gesteigert werden, dass man für eine baldige
Entfernung der fertig gemahlenen Thonmasse sorgt, damit nur die gröberen
Stücke den Einwirkungen der Läufer ausgesetzt werden. Eine rasche Ent-
fernung des Mahlgutes kann man dadurch erzielen, dass man den überhöhten
Rand der Tischplatte siebartig und so fein durchlöchert, dass durch die
liöcher nur Thonpulver von genügender Feinheit fallen kann, und dass man
auf dem Boden Apparate sich bewegen lässt, die das feine Thonpulver an
das Sieb, die gröberen Stücke von dem Siebe fort wieder unter die Läufer
schieben. Eine andere Einrichtung besteht darin, dass das Mahlgut durch
einen Elevator nach einem Siebe geschafft wird, welches nur das genügend
feine Thonpulver ausscheidet, während das gröbere wieder auf den Koller-
gang zurückfällt. (Siehe Bock, a. a. O., S. 68 und 69.) Bei anderen Koller-
gangen Lst die untere Bodenplatte durchlocht und es fällt der von den Läufern
durch das Sieb gepresste Thon auf eine auf derselben Welle befestigte Teller-
scheibe, von der er durch einen feststehenden Abstreicher entfernt wird.
Eiserne, an der senkrechten Welle befestigte und den Läufern folgende
Spatel schieben während des Betriebes ununterbrochen den zu mahlenden
Thon in die Bahn der Läufer und schaufeiförmige Abstreicher entfernen die
am Umfange der Läufer hängen gebliebenen Thontheilchen.
Zur Verhütung einer starken Abnützung hat man die Spurlager der
Kollergänge auf das Sorgfältigste vor Staub zu schützen. Die Kollergänge
eignen sich nur zur Zerkleinerung magerer Thonsorten oder Schieferthone ;
für plastische Thone kann man sie nicht verwenden, weil die Läufer diese
nur platt drücken und sich die Thontheilchen, stark angefeuchtet, an die
lüufer hängen, wodurch der Gang der Maschine sehr erschwert wird (siehe
Zwick, a. a. O., S. 275). Der aufgegebene Thon kann trocken oder halb-
trocken sein. Kollergänge verwendet man hauptsächlich tlort, wo es nicht
darauf ankommt, ob der Thon zerdrückt oder zerrieben wird ; sie pulvcrisiren
nicht nur den Thon gut, sondern kneten und mischen ihn auch. Ein weiterer
Vorzug ist ihre dauerhafte Construction, dagegen besitzen sie den Nachtheil,
dass ihre Anschaffung recht viel kostet, ihre Aufstellung einen ziemlich
U2
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
grossen Raum erfordert und ihre Leistungsfähigkeit im Vergleich zu anderen
Zerkleinerungsmaschinen nur massig ist und zudem durch die beim Ent-
leeren und Füllen der Maschine eintretenden Unterbrechimgen noch sehr
beeinträchtigt wird.
Einen Kollergang mit rotirendem Teller der Maschinenfabrik von
Ed. Laeis & Comp, in Trier zeigt Figur 66. Die nur um ihre eigene
Achse rotirenden Läufer liegen unabhängig von einander innerhalb eines an
Ständern befestigten Rahmens, in welchem sich die Läuferachsen so führen,
dass sich jeder Läufer für sich allein heben und senken kann. Der mit vor-
stehendem Rand ausgestattete Teller dreht sich um eine senkrechte Welle
(den Königsbaum), die ihren Antrieb entweder, wie in der Abbildung zu
sehen ist, von unten oder auch von oben erhält. Bei grösseren Maschinen
wird der Teller noch am Rande durch Laufrollen gestützt, während bei den
kleineren, die hauptsächlich in der Thonwaarenindustrie Verwendung finden,
diese Rollen fehlen. Die Fabrik fertigt diese Kollergänge mit Läufern von
je 800 — 3000 kg Gewicht. Ein Kollergang mit Läufern von je 1500 mm Durch-
messer, 270 mm Breite und 1500 kg Gewicht vermag in 10 Stunden je nach
der verlangten Feinheit bis 10.000^^ lufttrockenen Thon zu verarbeiten.
Ein der Firma Villeroy&Boch in Mettlach patentirter Kollergang,
der vielfache Verbreitung gefunden hat, ist im § 200 beschrieben. Dortselbst
findet man auch die Beschreibung und Abbildung des Kugelkollerwerkes
von E. Villeroy. (D. R. R Nr. 31804.) Auch die im § 196 (Mörtel-
bereitung) beschriebene und dargestellte Mörtelmischmaschine kann zur
Zerkleinerung von lufttrockenem Thon benützt werden. Bewährte Constructionen
liefert auch die Kölnische Maschinenbau- Actiengesellschaft, femer die Maschinen-
bau-Actiengesellschaft »Humboldt« in Kalk bei Deutz, sodann Jannot u. A.
3. Desintegratoren oder Schleudermühlen, bei welchen der
Thon durch die Wirkung des Wurfes zerkleinert wird.
Der Desintegrator besteht zumeist aus 2 — 6 ineinander gesteckten
Trommeln, deren cylindrische Umfassungswände aus schmiedeeisernen oder,
wenn ein besonders harter Stoff zu verarbeiten ist, aus stählernen, mehr oder
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 143
Stücke weiter zertrümmern, und so fort, bis die Thonmasse aus der letzten
Trommel in Pulverform ausgeworfen wird. Man sammelt dieses Pulver in
ontergehängten Säcken.
Auch bei diesem Zerkleinerungsapparat müssen die Achsenlagcr vor
Staub und Schmutz sorgfältigst geschützt werden, was durch einen dichten
Verschluss zu erreichen ist, auch ist eine gute selbstthätige Schmiervorrich-
tung anzubringen. Die Grösse und Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommeln,
die Stärke und Entfernung der Stäbe sowie ihre Anordnung richtet sich ein-
mal nach der Beschaffenheit (Härte und Festigkeit) des zu zerkleinernden
Stoffes, sodann nach der verlangten Feinheit des Pulvers und endlich nach
der in einer bestimmten Zeit zu verarbeitenden Stoffmenge.
Desintegratoren von lOw Durchmesser haben zu ihrem Betriebe eine Kraft
von sieben Pferdestärken nöthig und liefern in der Stunde etwa 7000^^ Thonpulver.
Einen von der Maschinenbau- Actiengesellschaft »Humboldt« in Kalk
bei Deutz gebauten Desintegrator findet man im § 219 näher beschrieben.
Während in England diese Schleudcrmühlen vielfach benutzt werden,
ist bei uns bis jetzt ihre Anwendung noch eine beschränkte, und zwar haupt-
sächlich aus dem Grunde, weil diese Maschinen eine grosse Betriebskraft
erfordern, einer starken Abnützung unterliegen, für härtere Stoffe nicht genügen,
Steine aus dem Thon nicht entfernen oder hinreichend zertrümmern und trotz
des Schutzgehäuses meistens viel Staub verursachen. Sie eignen sich nament-
lich zur Zerkleinerung kalksteinh altiger Thone, weü sie die Kalksteine
so fein zerkleinem und mit dem Thonpulver so innig mischen, dass diese
Beimengungen die Güte der Thonmasse nur wenig beeinträchtigen, dagegen
sind sie nicht brauchbar für grubenfeuchten fetten Thon, weil dieser durch
sie nicht genügend fein zerkleinert wird, sich im Mantel festballt und schliess-
lich den Gang der Maschine ganz stört. Magere Thone und Schieferthone
können dagegen auch im erdfeuchten Zustande durch einen Desintegrator
jnilverisirt werden. Im Allgemeinen empfiehlt sich die Verwendung von Schleuder*
mühlen, wenn es sich darum handelt, grosse Thonmassen auf einem verhält-
nissmässig kleinen Raum trocken zu homogenisiren. Hotop hält den Des-
integrator für den besten Apparat zum Mahlen und gleichzeitigen innigen
Mischen von Thonen mit oder ohne Sandzusatz und zur Erzielung verschie^
dcner Farbentöne in der Verblendsteiiifabrikation. (Siehe »Töpferzeitung«,
1881. Nr. 17.)
Für feuchte Thonmassen hat Stephan Quast eine Schleudermühle
construirt, deren cylindrische Umfassungswände aus gefalzten, sich über-
deckenden und an beiden Enden mit Kettengliedern ancinandergehängten
Querstreifen besteht, die durch Leitrollen an die Seitenwände angeschlossen
and mittelst Riemenscheibe und Räder um die Schleudertrommeln gedreht
werden. An einer geeigneten Stelle befindet sich eine Schneckenmulde mit
Abstreicher, an welchem die Plattenkette vorbeigeführt wird, so dass die an
derselben hängen gebliebenen Thontheilchen abgestrichen und in die Schnecken-
mulde befördert werden, sofern sie nicht schon durch die Biegung der Platten-
kctte von selbst abfallen. Die Plattenkette wird durch eine frei bewegliche,
innen über sie hinwegrollende Walze stets gespannt gehalten. Aus der Schncckcn-
mulde gelangt der abgestrichene Thon in eine unterhalb der Plattenkctte
gelegene Schnecke, in welche auch der an der oberen Schnecke vorbeige-
schlenderte Thon fiOlt (Siehe Bock, a. a. O., S. 72.)
144
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Empfehlenswerthe Constructionen sind auch die Apparate der Maschinen-
fabrik von Jos. Fallenberg in Mannheim (siehe »Notizblatt«, IX, S. 48), von
Seibach und Deiters ebendaselbst (siehe »Maschinenbauer«, 1876, S. 281),
von Carter and Brother in London (siehe »Dingler'sPolyt. Joum.«, Nr. 214,
S. 18), der Zerkleinerungsapparat von Vapart, gebaut von Mehler in Aachen
(siehe »Thonindustrie-Zeitung«, 1883, Nr. 22) u. s. w.
Die Leistungsfähigkeit der Schleudermühlen ist je nach der Feuchtig-
keit des zu verarbeitenden Stoffes eine verschiedene, im Allgemeinen abei
eine sehr grosse.
4. Walzwerke. Durch dieselben werden sowohl die kleineren Ver-
unreinigungen des Thones (wie z. B. harte Thonstücke, Gesteinstrümmer,
Kalk- und Mergelknollen u. s. w.) sehr fein zerkleinert und dadurch unschäd-
lich gemacht, als auch die einzelnen Thonbestandtheile gut mit einander
vermischt. Am besten eignen sich diese Zerkleinerungsmaschinen zur trockenen
Homogenisirung von recht zähem und festem sowie mit kleineren Steinen
vermengtem Thon.
Man verwendet glatte, geriflfelte oder gestachelte Walzen von cylin-
drischer oder kegelstumpf förmiger Gestalt. Durchmesser, Länge, Gestalt und
Oberfläche sowie Umdrehungsgeschwindigkeit der Walzen richten sich nach
der natürlichen Beschaflfenheit des Thones. Da Walzen mit einem kleineren
Durchmesser als etwa 450 mm den Thon schlecht einziehen, so empfiehlt es
sich, dickere Walzen zu wählen.
Die Leistungsfähigkeit hängt ab von der Umdrehungsgeschwindigkeit
der Walzen, ihrem Abstände von einander, der Härte, Festigkeit imd Grösse
der Thonstücke und von der mehr oder minder grossen Sorgfalt bei Be
dienung der Maschine. Ueberschüttungen sind möglichst zu vermeiden. Ver-
wendet man Walzen geringeren Durchmessers, so sind kleinere Thonstücke
aufzugeben, denn mit der Abnahme des Durchmessers vermindert sich dei
Einfallraum zwischen den beiden Walzen.
Die Walzen werden am besten aus Hartguss gefertigt, denn solche aus
einem weicheren Stofif werden durch die Angriffe der im Thon oft reichlich
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 145
zweites Feinwalzwerk gehen, auch hat man dafür zu sorgen, dass das Thon-
pulver nicht nachträglich noch durch Thon mit Kalksteinstücken verunreinigt
werde. Schwefelkieshaltigen Thon kann man nicht auf trockenem Wege
homogenisiren, sondern muss denselben durch Schlämmen reinigen.
Die Verwendung von zwei übereinander gestellten Walzenpaaren (Doppel-
walzwerk) ist auch sonst recht empfehlenswerth; dann wird der Thon von
dem oberen mit grösserem Zwischenspalt eingestellten Walzenpaare grob-
stückig zerkleinert, während das untere, ganz eng gestellte die weitere Zer-
kleinerung besorgt.
Konische Walzen empfiehlt Schlickeysen zur Verarbeitung von
Uhm und Thon mit grösseren Klumpen, wie überhaupt zu ungleich geartetem
Thon, weil diese Walzen den Stoff besser einziehen als cylindrische. Auch
sollen konische Walzen empfehlenswerther sein, wenn Steine aus dem Thon zu
entfernen sind, weil sie immer geneigt sind, die Steine seitlich herauszuschieljen.
Cylinderwalzen mit gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit zerdrücken nur
den Thon, während solche mit verschiedenen Geschwindigkeiten denselben
gleichzeitig zerreissen und zerreiben. Ein Nachtheil der ungleich schnell
rotirenden Walzen ist die stärkere Abnützung der schneller laufenden Walze
and der grössere Kraftaufwand zum Betriebe der Maschine, der mit Zunahme
des Geschwindigkeitsunterschiedes wächst. Eine Krafterspamiss und eine
gleichmässige Abnützung beider Walzen erzielt man bei konischer Gestalt
derselben, und wenn man die Walzen so lagert, dass dem dickeren Ende
der einen das dünnere der anderen gegenüberliegt, dann ist die Geschwindig-
keit an jeder Stelle eine andere. Ein weiterer Vorzug der konischen
^Vaizen ist der, dass sie sich besser rund halten als cylindrische.
Geriffelte Walzen eignen sich nach Schlickeysen besonders zum
Zertrümmern von mittel- oder ganz harten Thonstücken, von Thon mit
ip'össeren Steinen, von Thonschiefer-, Ziegel-, Chamottestücken u. dgl. Die
Riffelwalzen erhalten je nach Erforderniss kurze oder lange Greifzacken.
Riffelwalzwerke werden mit einem oder auch mit zwei Feinwalzwerken ver-
bunden, um die zertrümmerten harten Stoffe mit dem Thon fein auszuwalzen
inid innig zu vermischen.
Stachelwalzen werden hauptsächlich nur dann benützt, wenn fetter,
fester, oberflächlich angenässter Thon verarbeitet werden muss, welchen Stachel-
walzen besser einziehen als glatte oder geriffelte. Auch Walzen mit ab-
nehmbaren Mänteln sind verwendet worden. Die sich beim Durchgang
durch die Walzen an deren Oberfläche festsetzenden Thontheilchen werden
durch Abstreicher oder Schaber entfernt, die durch Federn, Schrauben oder
Gewichte an die untere Mantelfläche angedrückt werden. Diese Vorrichtung
erhöht die Leistungsfähigkeit der Walzwerke.
Zur Sicherung der Standfestigkeit bei den wiederholten heftigen Stössen
»ind sonstigen Angriffen lagert man die Walzen auf einem sehr kräftig con-
<truirten Gestell und zur Abschwächung der durch grössere Hartsteinc u. s. w.
verursachten Stösse bringt man auch wohl an dem einen Lager Gummipuffer
oder starke Federn an, welche eine Vergrösscrung des Zwischenspaltcs ge-
statten. Auch bei den Walzwerken sind die Lager vor Staub nach Möglich-
keit zu schützen.
Der Antrieb der Walzen erfolgt am besten durch ein besonderes
Räderpaar, und es erhalten die Maschinen eine Fest- und Leerscheibe, sowie
Krüger, Umadbnch der Baustuff lehre. 10
146
Erster Theil. Die Hauptstoi
L
einen leicht zugänglichen Ausrücker mit Vorrichtung zum selbstthätigen Fest-
stellen, um eingeklemmte harte Gegenstände ohne Gefahr entfernen zu können.
Fig. 67 stellt ein auf einem eisernen Gestell montirtes Hand Walz-
werk der Nienburger Eisengiesserei und Maschinenfabrik zu Nienburg an
der Saale dar, Figur 68 ein konisches Walzwerk, mit welchem je nach der
Grösse der Walzen in der Stunde 1000 — 4000 kg Thon verarbeitet werden
können, und Figur 69 ein D o p p e 1 w a 1 z w e r k, dessen Walzwerk 320 — 480 mm
Durchmesser und 520 — 780 mm Länge besitzen und in der Stunde 1200
bis 3000 kg Thon zerkleinem. Bei letzterem können natürlich statt der
oberen glatten und cylindrischen Walzen auch konische oder geriffelte ver-
wendet werden. Diese beiden letzten Walzwerke baut C. Schlickeysen in
Berlin. Sie näher zu beschreiben dürfte nach den vorstehenden allgemeinen
Angaben überflüssig sein.
Eine Zerkleinerung der Thonstücke vor ihrem Eintritt in die Walzen
lässt sich durch die von L. Ramdohr empfohlene und in der Praxis bereits
mit Erfolg verwendete Maschine erzielen, welche in Figur 70 abgebildet ist.
Dieselbe besteht aus einem gusseisemen, mit seiner Mittelachse senkrecht über
der Achse der einen Walze liegenden Trichter A, in welchem sich zwei
Wellen in entgegengesetzter Richtung drehen, die mit eigenthümlich ge-
stalteten Messern armirt sind. Diese Messer arbeiten aus der Mitte heraus
nach aussen, so dass die grösseren Thonstücke zwischen Messer und schräger
Trichterwand zerdrückt werden. Die Messer sitzen in gerader Linie und so
auf den Wellen, dass sie bei ihrer Rotation gegenseitig ihre Lücken passiren.
(Vergl. Bischof, a. a. O., S. 246 und 247, sowie »Thonwaarenindustrie-
Zeitung«, 1877, Nr. 313.)
5. Steinbrechmaschinen. Man verwendet sie vortheilhaft zum Zer-
kleinem harter Stoffe (z. B. Chamotte), um denselben eine solche Komgrösse
zu geben, dass sie in den anderen Zerkleinerungsmaschinen weiter verarbeitet
werden können. Denn Steinbrecher sind nur zur Zerkleinerung bis zur
Haselnussgrösse geeignet, ein feines Korn oder Pulver vermögen sie allein
nicht zu liefem, vielmehr muss man sie dann mit einem Walzwerk und Sieb-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 147
können, weil sie einer starken Abnutzung unterworfen sind. Man stellt auch
beide Brechbacken beweglich her oder stattet die Steinbrecher mit einer
einzigen, jedoch doppelt wirkenden Backe aus u. s. w.
Ueber die Grösse und Leistungsfähigkeit der Steinbrechmaschinen und
über die zu ihrem Betriebe erforderliche Kraft u. s. w. sind im § 200 (Brennen
des Gypses) nähere Angaben gemacht worden; dortselbst findet man auch
eiöe von Eduard Laeis und Comp, in Trier gebaute Steinbrechmaschine
abgebildet und beschrieben und noch andere Bezugsquellen angegeben. Praktisch
bewährte Constructionen sind auch die Steinbrecher von Marsden (siehe
„Dingler's Polyt. Journal", Nr. 194, S. 197), von Cameroux (ebend. Nr. 198,
S. 196) und von Archer (ebend. Nr. 204, S, 364).
Endlich ist noch das von Baxter in Leeds construirte Feinbrech-
werk zu erwähnen, mit dem es möglich sein soll, Thonstücke von 40 mm
(irösse in kurzer Zeit bis zur Pulverfeinheit zu zerkleinem. Bei dieser Maschine
ist ein Brechbacken an einem, durch einen excentrischen Zapfen auf- und
niederzubew^enden Hebel befestigt, während die andere durch eine Walze
gebildet wird, deren Welle von der Antriebswelle aus gedreht wird. Der
Hebel der ersten Backe wird durch ein Kniestück gegen die letztere gepresst.
.\uch hier kann das Brechmaul verstellt werden. (Siehe Zwick, a. a. O., S. 282,
sowie „Thonindustrie-Zeitung", 1885).
(5. Kugeltrommeln oder Kugelmühlen. Zur Zerkleinerung des Thones
dienen bei diesen Apparaten Kugeln aus Hartguss oder Stahl, auch aus
Rothguss, Porzellan oder Quarz, welche bei Rotation der Trommel hin- und
hergeschleudert werden, wobei sie den Thon zermalmen und zerreiben. Eiserne
Kugeln kann man nur dann benutzen, wenn eine Verunreinigung des Thon-
pulvers durch Eisen zulässig ist. Kugelmühlen eignen sich vornehmlich zur
Verarbeitimg von trockenem und magerem Thon; trockener, fetter Thon kann
mittelst dieser Apparate meistens nicht zerkleinert werden.
Die Kugelmühlen besitzen den Vorzug, dass sie den Thon staubfrei
mahlen und wenig Staub erzeugen, jedoch den Nachtheil, dass zu ihrem Be-
triebe eine im Verhältniss zu ihrer Leistungsfähigkeit recht grosse Kraft er-
forderlich ist.
Vielfache Verwendung hat wegen ihrer grossen I Leistungsfähigkeit die
vom Grusonwerk zu Magdeburg-Buckau gebaute Kugelmühle mit selbst-
thätigem Ein- und Auslauf des Thones gefunden (D. R. P. Nr. 795). Diese
Mühle besteht aus einer in einem staubdichten Gehäuse liegenden Doppcl-
trommel, deren innere cylindrische Mantelfläche aus rostartig nebeneinander-
gestellten Stäben b (Fig. 71 und 72) besteht, während die äussere mit einem
Metallsieb c überzogen ist. Der durch einen seitlich angeordneten Fülltrichter a
geworfene Thon gelangt in die innere Trommel, in welcher sich eine Anzahl
Kugeln befindet, und wird hier bei der Rotation der Trommel durch die
Kugeln zerschlagen und zerrieben, und dann durch die Zwischenräume der
Roststäbe b gegen das Sieb c geschleudert, durch welches die staubfreien
Theilchen hindurchgehen, während die gröberen zurückbleiben und durch die
Schlitze g am Siebe c und die Spalten e wieder in das Innere der Trommel
und somit nochmals auf die Kugeln gelangen. Das Thonmehl sammelt sich
im untersten Theile des Gehäuses, dem Auslauftrichter/, welcher einen durch
einen Schieber vcrschliessbaren Sackstutzen besitzt, um Säcke zur Aufnahme
des Thonpulvers anhängen zu können.
10*
148
Eister Theil. Die HauptstofTe.
Um in das Trommelinnere gelangen zu können, ist das Gehäuse mit
einer OefFnung / und die Stirnwand der Trommel mit einer entsprechend
liegenden Oeffnung m versehen.
Die Leistungsfähigkeit dieser Kugelmühle ist hauptsächlich abhängig
von der Feinheit des Siebes r, also von der verlangten Feinheit des Thon-
pulvers. Ein Apparat mittlerer Grösse vermag bei einem Siebe mit 20 Maschen
(auf den englischen Zoll) lo50^^ Chamotte und bei einem Siebe von 40 Maschen
825 kg Thonschiefer in der Stunde zu pulverisiren. Zum Betriebe der Kugel-
mühlen ist je nach ihrer Grösse eine Kraft von 2*/, — 11 Pferdestärken er-
forderlich.
Empfohlen wird auch die Kugel fall mühle, Patent Jenisch, die von
der Maschinenfabrik von Herm. Löhnert in Bromberg gebaut wird, femer
die Kugelkippmühle von Brink & Hübner in Mannheim, die horizontale
Kugelmühle mit selbstthätiger Sichtung und Aspiration (siehe Notiz-
blatt 1894, S. 28) u. s. w.
7. Mörsermühlen. Dieselben ersetzen Steinbrechmaschinen und Walz-
werk, eignen sich aber nicht zur Verarbeitung harter Stoffe, weil dann ihre
Abnutzung eine ausserordentlich starke ist. Man unterscheidet bei ihnen
zwei Arten, deren eine der Construction einer Kaffeemühle ähnelt, deren
andere mechanisch dasselbe ausführt, was eine durch die Hand bewegte
Keule im Mörser verrichtet.
Bei der ersten Art dreht sich ein geriffelter, kegelstumpfförmiger Hart-
gusskörper in einer inwendig geriffelten Hartgussglocke, und man erhält ein
umso feineres Pulver, je tiefer ersterer in die Glocke eingesteckt wird. (Siehe
Bischof, a. a. O., S. 252.) Bei der zweiten Art bewegt sich eine mittelst
Excentric und Zahnradübersetzung in Schwingung versetzte und am unteren
Ende auf einem beweglichen Zapfen sitzende Reibekeule innerhalb eines
Mörsers in der Weise, dass sie sich bei ihrer Umdrehung abwechselnd von
der Wand des letzteren entfernt und sich ihr wieder nähert, wobei sie die
sich dazwischen befindenden Thonstücke zertrümmert. Aus einer Oeffnung
im Mörser fällt das Thonpulver heraus. Dessen Feinheit hängt von der
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 149
liegen, befestigte und durch Uebersetzungen in Umdrehung versetzte Riffcl-
walzen in die Mahlkammer eingeführt. Letztere besitzt Lufteintrittsöffnungen
mit Flügelklappen. Die beiden getrennt eingebrachten Theile des Mahlgutes,
welches so kleinstückig sein muss, dass es vom Wirbelwind mit fortgerissen
werden kann, prallen in Folge der entgegengesetzten Richtungen, die sie an
nehmen müssen, heftig aneinander, wobei sie sich gegenseitig zermahlcn, und
zwar bis zu einem unfühlbaren Pulver. Durch einen regulirbaren Ventilator
werden die gemahlenen Stoffe in, an die Mahlkammer gereihte, Niederschlags-
;;efässe geführt, welche je nach dem Stoff und dessen Feinheit verschiedene
Grösse besitzen. In diesen Gefässen lagern sich die Stoffe nach dem Mass-
stabe ihrer Feinheit und Dichtigkeit ab, so dass sie weder gesiebt noch
gebeutelt zu werden brauchen.
Mit dem >Cyklon« können Stoffe mit einem Wassergehalte bis zu 20 %
verarbeitet werden, weil dieselben durch die heftige Luftbewegung sehr
schnell trocknen. Als Vorzüge dieser Maschine werden auch angeführt, dass
sich dieselbe sehr wenig abnützt, weil die zu mahlenden Stoffe mit den
Flügeln gar nicht in Berührung kommen, vielmehr durch den Wirbelwind
von ihnen weg und stets nach der Mitte der Mahlkammer geschleudert
werden, femer dass sie keinen Staub und somit auch keinen Stoffverlust
erzeugt, zur Bedienung nur eines einzigen Arbeiters und zur Aufstellung nur
eines kleinen Raumes bedarf und sowohl die härtesten und schwersten, als
auch die weichesten und leichtesten Stoffe (ausser Thon z. B. Cement, Hoch-
ofenschlacken, Mineralien u. s. w.) gleich gut zermahlt. Die Maschine liefert
je nach ihrer Grösse und nach der Beschaffenheit des Mahlgutes in der
Stunde bis 4000 >t^ unfühlbares Pulver.
G. Blockmühlen und Schleppmühlen. Zum Mahlen sehr harter
•Stoffe (wie z. B. Quarz, Feuerstein, Feldspath u. s. w.) benutzt man vielfach
Blockmühlen, die aus einem Bodenstein bestehen, durch dessen Auge eine
Welle geht, welche an ihrem oberen Ende drei wagrechte hölzerne oder
eiserne Balken besitzt, an denen sich senkrechte Arme befinden, die eine
Anzahl schwerer Blöcke aus Basalt, Porphyr, Granit, Homstein oder Quarz
bei der Umdrehung der Welle im Kreise herumschieben. Das Mahlgut wird
trocken oder angenässt auf den Bodenstein geschüttet und durch diesen ein-
fachen Apparat auf das Feinste gemahlen und innigst vermischt. Die Leistungs-
fähigkeit dieser sich wenig abnutzenden und wenig Ueberwachung bedürfenden
Mühlen ist jedoch eine sehr massige, da ein Theil des Mahlgutes zu fein
gemahlen und dadurch Arbeit vergeudet und ein anderer unnöthig mit
herumgeschleppt wird. (Siehe Bischof, a. a. O., S .251).) Zur Vermeidung dieses
Uebelstandes wird ein zeitweises Schlämmen des Mahlgutes empfohlen. Eine
grössere Leistung soll man erzielen, wenn man das Mahlgut trocken aufbringt.
Nicht so empfehlenswerth sind die Schlepp mühlen, bei denen die
Steinblöcke mittelst Ketten herumgezogen werden, wodurch leicht eine Ver-
unreinigung des Mahlgutes durch abgeriebene Eisentheilchen hervorgerufen wird.
»Näheres über diese Mühlen findet man hi dem Werke von Kerl, Thonwaaren-
industrie, &. 157.)
Schliesslich mögen noch als geeignet zur trockenen Homogenisirung des
ITiones die folgenden Maschinen angeführt werden:
Der Separator von Siehmon und Rost, gebaut von der Nienburger
Maschinenfabrik zu Nienburg a. S.; dieser Apparat soll sich gut eignen zur
150
Erster Theil. Die Hauptetoffe.
Zerkleinerung des Lehms bis zu einer krümligen Masse und zur Befreiung
desselben von Kalkknollen, Kieselsteinen u. s. w. (siehe »Thonindustrie-Zeitung«,
1876, S. 38) — der Zerkleinerungs- und Separirapparat von W. Hess in
Würzburg für trockenen Thon (siehe R. Gottgetreu, »Physische und chemische
Beschaffenheit der Baumaterialien«, Bd. I, S. 204) — die Ritting ersehe
Schleudermühle zur Zerkleinerung von Schieferthon und Kohlenschiefer
(siehe Zwick, a. a. O., S. 277 und 278, und Bischof, a. a. O., S. 241 und 241^
— die Kugelmühle von Hanctin und Sachsenberg (siehe Olchewsky,
»Katechismus der Ziegelfabrikation«, S. 89 und 90) — das Schlagrad von
Albert in Biebrich a. Rh. zum Mahlen und Mischen von feuchten, aber
nicht sehr harten Stoffen (D. R. P. Nr. 1119) — der Schlagapparat von
Durand und Chapitel in Paris für Steine und andere harte Stoffe (siehe
»Maschinenbauer«, 1879, S. 413) u. s. w.
Sieben. Enthält der gemahlene Thon u. s. w. noch Bestand theile, die
gar nicht oder nur ungenügend pulverisirt sind, oder besitzt er Kömer von
verschiedener Grösse, oder ist die Thonmilch mit Stroh-, Holz- u. s. w.
Theilchen verunreinigt, so muss die Masse noch gesiebt werden. Man be-
nutzt hierzu entweder Geflechte aus Eisen- oder Messingdrähten, die
beim Sieben von Thon bis 200 Maschen auf den Quadratcentimeter und beim
Sieben von Quarz 3 — 4, beim Sieben von Chamotte und Sandstein aber nur
2 — 3 Drähte auf einen Centimeter erhalten, oder, weil sich diese Drahtgewebe
sehr schnell abnützen, besser fein durchlochte (sogenannte perforirte) Metall-
bleche.
Man unterscheidet Flachsiebe, Handsiebe, Wurfsiebe, Schüttel-
siebe, Trommelsiebe u. s. w. Die Wurfsiebe, durch welche der zu sortirende
Stoff mittelst Schaufeln geworfen wird, werden in geneigter Stellung benutzt,
Stoss- oder Schüttelsiebe mit den Zerkleinerungsmaschinen gleichzeitig
bewegt, Trommelsiebe ebenfalls mit letzteren verbunden und in Umdrehung
versetzt. Die Trommeln erhalten die Gestalt eines Cylinders oder eines sechs-
kantigen Prismas.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 151
§ 89. Das Formen der Ziegel mittelst Hand- und Maschinenarbeit.
Einleitung. Das Formen der Ziegel geschieht entweder von Hand
oder mittelst Maschinen verschiedener Construction.
Die Handformerei ist für kleinere Betriebe und namentlich für solche,
die während des Winters geschlossen sind, empfehlenswerther; für den Gross-
betrieb dagegen und bei ununterbrochener Fabrikation während des ganzen
Jahres stellt sich die Maschinenformerei trotz der hohen Anschaffungs- und
Betriebskosten der Maschinen billiger, und sie ist stets einzurichten, wenn es
sich darum handelt, eine sehr grosse Anzahl Ziegel in möglichst kurzer Zeit
fertigzustellen, wenn es an tüchtigen Ziegeistreichem fehlt oder solche nur
g^en sehr hohen Taglohn zu haben sind, oder wenn man sich überhaupt vom
Arbeitspersonal möglichst unabhängig machen will. In einzelnen Fällen, so z. B.
bei der Fabrikation von Hohlsteinen, können Maschinen kaum entbehrt werden.
Die Ansicht der Fachleute, welcher Herstellungsart der Vorzug zu geben
ist, geht sehr auseinander. Während Einige die Handstrichziegel für besser
halten, sind Andere der Meinung, dass Maschinenziegel den gleichen Werth
besitzen, und wieder Andere, dass Maschinenziegel vor den Handstrich-
aegeln den Vorzug verdienen. Für die Hand formerei dürfte der Umstand
sprechen, dass man bei ihr, wenn eine nicht vollständig homogenisirte Thon-
masse zu formen ist, leicht eine Verbesserung des Ziegelgutes vornehmen
kann, indem man z. B. Steiuchen und nicht aufgeweichte Thonstücke aus ihm
mit der Hand entfernt, bei nicht genügender Bildsamkeit Wasser hinzusetzt
und die Masse nochmals mit den Händen durchknetet, bei zu grosser Bild-
samkeit Sand oder andere Magerungsmittel beimengt, bei grösserer Steifigkeit
einen stärkeren Druck beim Einschlagen in die Form anwendet u. s. w. Auch
lassen sich kleinere, beim Abstreichen und Entfernen entstandene Fehler an
den Seitenflächen, Ecken und Kanten des Steines leicht durch die geübte
Hand eines erfahrenen Ziegelstreichers ausbessern. Alles dies lässt sich durch
Maschinen nicht ausführen, sodann sind dieselben noch sehr der Verbesserung
fähig, auch ist es bis heute der Technik noch nicht gelungen, eine Maschine
2u bauen, welche sich für jede Thonart gleich gut eignet. Man muss sich
daher aus den vielen, im Handel vorkommenden Maschinen die für das vor-
liegende Ziegelgut geeignetste auswählen, wobei häufig Missgriffe gethan
werden. Hat man aber (z-. B. nach mehreren missglückten Versuchen) eine
wirklich brauchbare Maschine für seinen Rohstoff gefunden, so kann dieselbe
nur dann auf die Dauer sicher functioniren und gute Waare liefern, wenn
die Thonmasse stets von der gleichen Beschaffenheit bleibt und die Maschine
gut in Stand gehalten und sachgemäss bedient wird ; durch jede wesentliche
Veränderung des Rohstoffes oder bei einer falschen Behandlung wird die
Maschine stets geschädigt werden oder nicht richtig functioniren.
Maschinenziegel sind dichter wie Handstrichziegel, weil bei ihrem Formen
eine grössere Kraft angewendet wird, sie sind demgemäss schwerer und er-
fordern zu ihrer Herstellung eine grössere Thonmenge, andererseits besitzen
sie eine grössere Festigkeit, auch schwinden sie um etwa zwei Drittel weniger
beim Austrocknen und Brennen. Um ihr (iewicht zu vermindern, versieht
man sie mit Hohlräumen. Häufig hört man die Klage, dass die mit der
Strangpresse hergestellten Ziegel sich schwerer und schlechter mit dem Hammer
behauen lassen als Handstrichziegcl, weil sie eine mehr oder minder deut-
liche Structur besitzen. Dieselbe entsteht dadurch, dass die Kanten des
152
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Thonstranges beim Passiren des Mundstückes einen grösseren Reibungswider-
stand zu überwinden haben als der Kern desselben, dass demnach letzterer
vorauseilt und nicht so stark gedichtet wird. Da die Geschwindigkeit der
einzelnen Thontheilchen von der Mitte des Thonstranges nach den Aussen-
flächen abnimmt, so entstehen ringförmige Thonschichten. Diese Structur ist
bei sehr plastischem, steif gepresstem Thon stärker als bei gemagertem und
weich gepresstem. Durch die Structur kann aber auch die Festigkeit und
Dauerhaftigkeit der Ziegel sehr beeinträchtigt werden. Um die Festigkeit
solcher Steine zu erhöhen, müssen die Ziegel bis zur eingetretenen Sinterung
(Klinkerung) gebrannt werden. Endlich ist die Austrocknung des ungleich
dichten und Structur besitzenden Maschinenzicgels eine ungleichmässige, denn
es trocknet der dichtere Kern langsamer als die weniger dichte Oberfläche.
Ein Vortheil der Maschinenformerei ist darin zu erblicken, dass die
Ziegel so steif hergestellt werden können, dass man sie sofort aus den Formen
herausnehmen und in den Trockengestellen ohne weiteres übereinander auf-
stellen kann und dass man bei Benutzung von Trockenpressen jede Trocken-
anlage erspart, weil man die trocken gepressten Steine nach ihrem Formen
sogleich in den Ziegelofen einsetzen kann.
A. Handformerei.
a) Streichen oder Schlagen der Ziegel. Hierzu verwendet man
einfache oder doppelte Formen aus Holz oder Gusseisen. Letztere sind die
besseren. Die hölzernen Formen werden in Gestalt eines Rahmens hergestellt,
dessen oberer Rand mit einer schwachen Eisenschiene beschlagen wird, damit
die Form durch das Abstreichen mit dem Streichbrett nicht abgenutzt und
mit der Zeit nicht niedriger wird. Der Rahmen besteht aus 1*5 — 2 cm starken
gehobelten Buchen-, Aepfel- oder Bimbaumholz-Brettem und erhält meistens
keinen Boden; er wird an den Schmalseiten mit Handgriffen versehen. (Fig. 73.)
Die Grösse der Form richtet sich nach dem Schwindmass des Ziegelgutes,
welches durch ein Probetrockneu und einen Probebrand festzustellen ist. Um
eine immer gleichbleibende Schwindung zu erzielen, muss beim Einsumpfen
und bei der weiteren \ L-rarijuitung der Thoiimassc stets die gleiche Menge
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 153
drückt die Thonmasse an den Seiten und in den Ecken fest an und streicht
nun mit den Händen oder besser mit dem, aus dem mit Wasser gefüllten
Behälter herausgenommenen, 45 cm langen, 7 — 8 cm breiten und 15 cm dicken
Lineal (Streichbrett oder Streichholz) den Thonüberschuss ab, wobei er das
Holz in solcher Neigung fuhrt, dass es mehr eindrückend als schabend wirkt.
Dieses Streichbrett muss täglich untersucht werden, weil es sich auf dem
Eisenbeschlag der Form schnell abnutzt, wodurch dann ungleiche Ziegel ent-
stehen. Um die Form möglichst vollständig mit Thonmasse auszufüllen, kann
man sie auf ein Brettchen stellen, mit diesem nach geschehener Füllung aufheben
xmd mit aller zu Gebote stehenden Kraft gegen den Streichtisch schlagen.
Die abgestrichene Masse darf nicht auf die übrige Thonmasse geworfen
werden, weil sonst bald zu viel Sand in die letztere gelangen und dadurch
die Güte der Waare beeinträchtigt werden würde ; die Abstrichmasse ist viel-
mehr in den Sumpf zurückzubringen.
Die gefüllte Form zieht der Abträger an sich, kantet sie auf und trägt
sie in dieser Stellung nach dem Trockengerüst; hier setzt er sie auf die
Kante und kippt sie dann schnell um, indem er sie gleichzeitig in die Höhe
hebt, wobei der Stein leicht aus der Form herausgleitet. Die leere Form
bringt er zum Streichtisch zurück, bestreut sie inwendig mit Sand und über-
reicht sie dem Ziegelstreicher, von dem er die inzwischen gefüllte neue Form
empfangt.
Wird noch ein dritter Arbeiter zum Zutragen der homogenisirten Thon-
masse eingestellt, so kann ein geübter Former täglich bis etwa 3000 Ziegel formen,
und diese Leistung steigert sich noch bei Verwendung von Doppelformen.
Um bei eingetretener Abnutzung nicht die ganze Tischplatte abhobeln
zu müssen, wird häufig auf den Streichtisch ein Brett von solcher Grösse
au^enagdt, dass die aufgesetzte Form es nur zum Theil bedeckt; ein solches
Brett lässt sich leicht erneuern. Arbeiten zwei, sich einander gegenüberstehende
Former an einem Streichtisch, so nagelt man zwei Bretter auf zwei benach-
barte Tischecken auf und stellt einen etwa 60 cm langen, mit Wasser gefüllten
Trog zum Benetzen der Formen zwischen sie.
Beim Formen von fettem Thon empfiehlt es sich, um den Stein
besser vom Streichtisch abziehen zu können, letzteren dünn mit feingesiebtem
trockenen Sand zu bestreuen und die Form in diesen einzurütteln.
Beim Nass formen wird in gleicher Weise wie beim Sandformen ver-
fiahren, nur werden, wie bemerkt, weder die Formen noch die Thonmasse
mit Sand bestreut, sondern mit Wasser benetzt.
b) Nachpressen. Verblender, Fussbodenplatten,Chamottesteine,
Dachziegel u. s. w. müssen mit völlig scharfen Kanten und Ecken und
geraden, glatten Oberflächen hergestellt werden und ein gleichmässiges Format
eriialten. Zu diesem Zwecke werden diese Thonwaaren, nachdem sie in der
beschriebenen Weise geformt und darauf bis etwa zur Lederhärte getrocknet
sind, in eine am besten metallene Form mit polirten und eingeölten Innen-
flachen ' gelegt und auf einer Hand- oder Maschinenpresse nachgeprcsst.
Um beim Pressen keine bedeutende Kraft anwenden zu müssen, dürfen die
geformten Steine und Platten nur massig getrocknet werden, so dass sie noch
bildsam und namentUch ohne harte Kanten sind. Bei zu weichen Waaren ist
der Erfolg des Nachpressens ein sehr geringer. Es empfiehlt sich, Mauer-
steine lederhait, Dachziegel u. s. w. etwas weicher zu pressen. Durch das
IW
Erster Theil. Die HanptstofTe.
Nachpressen werden die Waaren dichter, schwerer und haltbarer und erhalten
ein mehr faseriges Gefüge. Zum Pressen benutzt man Handpressen mit
langem Hebelarm oder mit Kniehebel oder mit flxcenter (z. B. die von der
Nienburger Maschinenfabrik gebauten Handpressen) oder endlich mit einer
Schraube und, wenn besonders harte Steine (z. B. künstliche Pflastersteine)
nachgepresst werden sollen, hydraulische Pressen (z. B. die von Brink
und Hübner in Mannheim gebauten), femer Dampf pressen (z. B. die von
Daelen construirten, siehe» Dingler's Polyt. Journal«, Bd. CCXIV, S. 285)
u. s. w. Bewährte Nachpressen lieferte auch C. Schlickeysen in Berlin
(siehe »Thonindustrie-Zeitung«, 1879, S. 301), Morkramer (siehe »Dingler's
Polyt. Journal«, Bd. CLXIX, S. 109), Jordan in Darmstadt, Koller, Jäger
(siehe »Dingler's Polyt. Journal«, Bd. CLXXVm, S. 180), Dr. Bernhardi
Sohn (G. E. Draenert) in Eilenburg bei Leipzig u. s. w.
Die Handpressen zeichnen sich durch eine einfache Construction,
durch leichten Transport und durch verhältnissmässige Billigkeit aus. Eine
sehr empfehlenswerthe, fahrbare Handpresse liefert die Nienburger Eisen-
giesserei und Maschinenfabrik in Nienburg a. d. Saale, Figur 74. Mit
derselben können Steine von verschiedener I^nge, Breite und Höhe nach-
gepresst werden, weil man bei ihr Formkästen von verschiedenen Abmessungen
anwenden und leicht auswechseln, sowie die den oberen Pressstempel tragende
Traverse in der Höhe verstellen kann. Durch Drehen am Schwungrad ynid
die Pressung des Steines sowie der Verschluss und das OefFnen der Form
selbstthätig vollzogen. Beim Arbeitsbeginn ist darauf zu achten, dass die Luft-
löcher im oberen Pressstempel nicht durch Thonmasse u. s. w. verstopft sind.
Form und Stempel sind von Zeit zu Zeit mit Fuselöl u. dergl. einzufetten.
Der zu j)ressendc Stein wird auf den unteren Pressstempel gelegt und dann
das Schwungrad kräftig gedreht, wodurch die Form geschlossen und der Stein
zwischen Ober- und Unterstempel kräftig zusammengedrückt wird. Gewöhnlich
genügt ein kräftiger Schlag mit dem Schwungrad, manchmal sind jedoch
zwei Schläge zur richtigen Pressung nothwendig.
Um saubere Steine zu erhalten und durch das Nachpressen eine werth-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 155
constniirte eiserne oder bronzene Formen mit polirten und eingeölten Innen-
flächen und eine auf das Sorgfältigste homogenisirte und mit möglichst wenig
Wasser angemachte Thonmasse. Das benützte üel muss recht fett und femer
so beschaffen sein, dass es im Ziegelofen vollständig verbrennt und auf dem
Stein keine Missfärbung erzeugt. Die Oelsteine sind sehr fest zu formen,
damit sie ihre Form beim Trocknen nicht verändern.
d) Beschneiden. Scharfe Kanten und saubere Flächen lassen sich
auch durch Beschneiden der Steine erzeugen. Auch dann werden die letzteren
aus einer sehr sorgfältig vorbereiteten und möglichst steifen Thonmasse ge-
formt und bis zur Lederhärte getrocknet. Nach dem Trocknen legt man die
Steine in eine offene, winkelrechte Form, die etwas grösser als das Stein-
fonxiat und sowohl oben als auch an den Winkelseiten mit Eisenblech be-
schlagen ist, und klemmt sie in derselben mit einem Keil fest, sodann be-
schneidet man die einzelnen Steinfiächen der Reihe nach mit scharfen, 25 bis
30 cm langen Messern, und zwar mit Hilfe eiserner Schablonen oder Modelle.
Alle Unebenheiten der Flächen werden mit den sich ergebenden Thonabfällen
durch Streichen mit einem breiten Messer beseitigt. Damit das Steinformat
auch nach dem Beschneiden der vorgeschriebenen Grösse entspricht, wird
der Stein von vornherein entsprechend grösser hergestellt. Der beschnittene
Stein muss vorsichtig und yollständig getrocknet werden, ehe er in den
Brennofen kommt, damit er nicht sein Format ändert.
Auf die gleiche Weise verbessert man keilförmige oder kreisförmige
Steine für Gewölbe und Brunnenmauerwerk, mitunter auch Gesimssteine, Form-
and Profilsteine u. s. w., nachdem man sie in entsprechend gestalteten Formen
gepresst hat.
Sollen bei Fagadenverblendungen die Verblendsteine an der Aussenseite
der Mauer scharf aufeinandersitzen und die Strecker in die vertieften Schichten
des Hauptmauerwerkes eingreifen, so müssen die Verblender keilförmig ge-
schnitten werden, so dass auch die sämmtlichen Lagerfugen eine keilförmige
Gestalt erhalten. Dadurch wird eine Trennung der vorgeblendeten Mauer von
der Hauptmauer verhindert, die entstehen würde, wenn sich erstere noch
setzt, nachdem im Hauptmauerwerk längst Ruhe eingetreten.
e) Kngobiren. Es empfiehlt sich, die durch Xachpressen oder Be-
schneiden geglättete Oberfläche der Steine (z. K. der Verblender) mit einem
fkrbigen oder weis.sen (sich roth oder weiss brennenden) dickflüssigen Thoii-
schlamm glcichmässig zu überziehen, d. h. zu engobiren. Dieser Ueberzug
trocknet sehr schnell und wird glänzend, wenn man ihn nach dem Trocknen
mit einem breiten PoHrmesser glättet. Kngobirte Steine ])esitzen eine grossere
Wetterfestigkeit als gewöhnliche, auch haftet an ihnen nicht so leicht der
Staub. Durch Auftragen verschieden gefärbter dickflüssiger Thonniassen und
mit Benutzung von Schablonen lassen sich die Steinoberflächen in beliebiger
Weise farbig mustern und z. H. mosaikartige Steine erzeugen.
Nicht farbige Muster stellt man auf den Steinoberflächen, wie oben
bemerkt wurde, durch Pressen unter Benützung von gemusterten Kinlege-
plattcn her.
/^ Herstellung von Form- und Profilsteinen. Sollen Formsteine
ein einfaches, durch ihre ganze Dicke gehendes Profil erhalten, so streicht
man die Thonmasse in entsprechend gestaltete, stark construirte, eichene oder
besser eiserne Formen, welche inwendig mit Oel bestrichen und auf einen
156
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
glatt gehobelten und mit Leinwand bedeckten Eichenklotz gelegt werden.
Die Thonmenge wird so gewählt, dass der Thon nach dem vollständigen
Ausfüllen der Form noch um einige Centimeter übersteht. Auf die über-
stehende Masse wird Leinwand gelegt und dieselbe mit einer 7 — 8 cm dicken,
festen Bohle bedeckt. Dann schlägt der Ziegelstreicher mit einem schweren
Hammer oder einer kleinen Handramme kräftig auf die Bohle, um die Thon-
masse zu verdichten, entfernt hierauf Bohle und Leinwand, beseitigt mit dem
Streichbrett die überflüssige Masse, kehrt die Form um und legt den Stein
auf das mit Sand bestreute Trockenbrett. (Siehe Mothes, »Illustrirtes Bau-
lexikon«, 1882, Bd. II, S. 363.)
Bei der Herstellung von Profilsteinen für Thür- und Fenstereinfassungen
wählt man nach Bock (a. a. O., S. 84) eine aus 6 — IQ mm starkem Flach-
eisen (bei geringerem Bedarf an Profilsteinen auch aus gutem, festem Holz)
und ohne Profilirung hergestellte Form (Fig. 75), welche mit einem etwa
3 cm grossen Vorsprung an der einen Langseite a für den Anschlag des
Thür- oder Fensterrahmens versehen ist. Das nach einem Holzmodell in Gyps
geformte und mit einer aus Blei und Antimon bestehenden Mischung (Schrift-
giessermetall) abgegossene Profil wird mit zwei kleinen versenkten Schrauben
an der einen, etwas stärkeren Ecke b befestigt, in welcher sich schwalbea-
schwanzförmige Einschnitte r zum festeren Einsetzen der Profilform befinden.
Dieselbe Form lässt sich, nur mit anderen Einsätzen versehen, zu den ver-
schiedensten profilirten Steinen benutzen.
Der Ziegelstreicher drückt zunächst die Thonmasse in die einzelnen
Glieder des Profiles ein und schlägt dann den übrigen Theil der Form mit
Thon aus, so dass letzterer noch in einer Höhe von etwa 5 cm die Form
überragt; hierauf dichtet er die Masse mit einer kleinen Handramme, streicht
dann das Ueberflüssige sorgfältig ab, bestreut den Stein auf beiden Seiten
mit Sand, bringt die Form auf ein Brett, welches das gleiche Profil und die-
selbe Grundfläche wie der Stein besitzt und in der Mitte mit einem Stiel
versehen ist, und drückt den Stein mittelst dieses Brettes vorsichtig aus der
Form heraus, dann putzt er denselben mit einem Messer nach, reinicrt ihn
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 157
seiner Ausipauerung. An den Winkelseiten dieser Form befestigt man durch
Dübel die gegliederten, an den Winkeln auf Gehrung stumpf zusammen-
gestossenen Einsatzfutter. Sollen die Ecksteine an der oberen Seite abge-
schrägt werden, so bringt man an dieser Seite ein mit den für diese Ab-
wässerung nöthigen keilförmigen Futterstücken versehenes Bodenbrett an, auf
welchem 2 cm starke Leisten befestigt sind, um die auf dieses Bodenbrett
zwischen die Futterstücke gelegte Mutterform richrig einsetzen und gegen
Verschiebungen sichern zu können. Diese Form wird hiemach von der dem
Bodenbrett entgegengesetzten Seite aus gefüllt. Damit sich die Profile nicht
verdrücken, wird der geformte Stein auf die der Gliederung entgegengesetzte
Seite gelegt. Gesimswinkelsteine werden in gleicher Weise geformt.
Der Formkasten wird an einem kühlen Orte aufbewahrt, damit der
Stein langsam austrocknen kann. Sobald letzterer genügend getrocknet ist, so
dass man eine Veränderung seiner Gestalt nach Beseitigung des Formkastens
nicht mehr zu befürchten braucht, wird die Form auseinandergenommen.
Beim Herausnehmen des Steines ist das Bodenbrett zuerst abzuheben, dann
(las Seiten stück, auf dem der Stein liegt, durch einen Schlitz herauszuziehen
und der Stein auf das Trockenbrett zu legen. Besitzen die Steine ein grösseres
Format, so wird auf das Trockenbrett eine (bis b cm hohe) Sandschicht auf-
gebracht. Der Stein bleibt auf dem Trockengestell bis zu seiner vollständigen
Austrocknung liegen, bevor man ihn in den Brennofen bringt.
Man kann auch die Profile aus dem bis zur Lederhärte getrockneten
Stein mit verschieden gestalteten Messern herausschneiden; dies geschieht
ndfach bei grossen, aus gut homogenisirtem Thon geformten Steinen, die
<iann zwischen Lehren eingespannt werden, an denen die gewünschten Gliede-
nmgen ausgeschnitten sind. Nach der fertigen Bearbeitung kann man die
Steine noch mit einem feinen Thonschlamm überziehen (engobiren) und endlich
mit einem breiten Polirmesser glätten und glänzend machen. (Siehe O. Bock,
\ a. a. O., S. 87.)
h) Formen von feuerfesten Steinen (Hochofengestellsteinen
u. s. w.). Feuerfeste Steine von grösserer Schwere formt man in eisen-
beschlagenen Holzformen oder in Formen aus Eisenblech oder aus Gusseisen.
Eiserne Formen sind empfehlenswerther, weil haltbarer.
Fig. 76 zeigt einen Formkasten, welcher aus einem 6 mm starken Eisen-
blechrahmen besteht, der durch quadratische, 1 8 — 2'4 cm starke Eisenstäbe b
verstärkt und mit Handhaben c ausgestattet ist. Den Boden der Form bildet
ein ebenfalls 6 mm starkes Eisenblech, das durch Klötze e in der Mitte unter-
stützt ist und auf den unteren Eisenstäben liegt. (Siehe C. Bischof, a. a. O.,
S. 33L) — Um das Formen zu beschleunigen, benutzt man auch Doppel-
fonnen, die nur durch ein Eisenblech von einander getrennt sind.
Der Ziegelslreicher wirft zunächst nur so viel Thonmasse in die Form,
dass er die Ecken damit gut ausdrücken kann, dann füllt er den übrigen
Raum der Form entweder auf einmal oder besser lagenweise mit Thon aus.
^Vendet man das letztere Verfahren an, so muss man nach jeder Schicht die
Oberfläche derselben mit einem Kratzer aufrauhen, damit sich die folt^ende
Uge mit dieser besser verbindet. Die Thonmasse wird in solcher Menge
eingebracht, dass nach dem Dichten derselben mit einer ctvva 2-2b kg schweren
fUndnunme noch ein Ueberschuss vorhanden ist, und letzterer schliesslich
nit dem Streichmesser entfernt. Hierauf glättet man die Oberfläche mit dem
158
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Spatel und bestreut sie mit trockenem und fein pulverisirtem Quarz oder besser
mit Chamottemehl. Sodann stürzt man den Stein aus der Form heraus und
auf ein mit Sand bestreutes Brett. Nachdem man den Stein nochmals über-
putzt hat, bringt man ihn mit dem Brett auf das Trockengestell oder, um
sein Austrocknen, das bei seiner Grösse längere Zeit beanspruchen würde,
zu beschleunigen, auf die mittelst einer Canalheizung massig erwärmte Sohle
des Formraumes, woselbst man ihn einige Tage stehen lässt, ehe man ihn
an der Luft weiter austrocknen lässt. Das Herausstürzen des Steines aus der
Form bereitet keine Schwierigkeiten, wenn man die letztere am oberen Rande
etwa 3 mm länger und breiter macht.
Zur Herstellung von Pressziegeln benutzt man die in Figur 77 ab-
gebildete Form. Dieselbe besteht aus einem vollkommen dichten, porenlosen
und festen Gusseisenkörper a mit gehobelten und polirten Innenflächen und
Stossflächen, welcher mit zwei heiss aufgetriebenen schmiedeeisernen Ringen b
verstärkt und mit Handhaben c sowie mit Rillen d für den Austritt der
Feuchtigkeit versehen ist. Auf dem oberen Rand des Gusseisenkörpers sitzt
ein Ring e von 8 — 9 mm Höhe. Den Boden der Form bildet eine, genau in
die Form passende Eisenplatte von 7 mm Dicke. (Siehe C. Bischof, a. a. O.,
S. 333.) — Die Füllung der Form erfolgt, wie oben beschrieben wurde,
lagenweise, dann wird auf die Thonmasse eine Gussstahlplatte von etwa
2ö cm Dicke aufgelegt, das Ganze unter eine Presse gebracht u. s. w.
Andere empfehlenswerthe Formen haben Kerpely und Kühne con-
struirt.
/*) Das Formen von Dachziegeln. Mit der Hand werden heutzutage
wohl nur noch gewöhnliche Bieberschwänze, Hohlziegel, Pfannen
und sogenannte Krämpziegel geformt. Dieselben stellt man aus einer besseren,
sorgfältiger homogcnisirten, zäheren und steiferen Thonmasse her als wie ge-
wöhnliche Mauersteine.
Bei der Handformerei von Dachziegeln werden verschiedene Verfahren
angewendet, von denen wir hier nur die gebräuchlichsten kurz beschreiben
wollen. Handelt es sich um die Herstellung von Flachziegeln (Bieber-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 159
Stück Nussbaumholz hergestellten, möglichst leichten Form gebracht. Die
dünnen Blätter müssen soviel Steifigkeit und Zusammenhang besitzen, dass
man sie ohne Unterlage aufheben kann, und dass sie ihre neue Gestalt un-
verändert beibehalten.
Die in Figur 79 abgebildete, mit Füssen d und Handhabe h versehene
Form für Dachpfannen enthält bei a eine Vertiefung für die Nase und ist
bei b zur Bildung der Schlusskrempe abgerundet, die gegen die vorspringende
Leiste angestossen wird. Damit sich der Dachziegel der oberen Reihe beim
Eindecken besser anlegen kann, ist die Ecke bei b abgeschrägt. Die Länge
der Form entspricht am besten genau der Ziegellänge, die Tiefe der Aus-
höhlung dagegen wird etwas grösser gewählt, als die des Ziegels betragen
soll; Kopf- und Seitenwände kann man der grösseren Haltbarkeit wegen mit
Eisenschienen bekleiden. (Siehe O. Bock, a. a. ü., S. 90 und Tafel 1, Fig. 18.)
Zum Absetzen der Ziegel benutzt man ein aus leichtem Erlen- oder
Lindenholz hergestelltes, in der Mitte seines Rückens etwa 3 cm dickes und
nach dem einen Ende schmäler und dünner auslaufendes Werkzeug von der-
selben Länge, aber kürzerer Breite wie der Ziegel. (Figur 80.)
B. Maschinenformerei.
Das Formen der Steine erfolgt hier mit Benutzung von verschieden
constniirten Pressen. Die Maschinenziegel können sowohl aus nassem als
auch aus massig angefeuchtetem oder aus lufttrockenem Thon erzeugt werden.
Hiemach unterscheidet man drei Arten von Formmaschinen, nämlich: Nass-
pressen, Halbtrockenpressen und Trockenpressen.
/. Nasspressen, Die Nasspressen lassen sich in folgende Gruppen ein-
theilen :
1. Maschinen, welche die Handformerei nachahmen. Sie besitzen ge-
wöhnlich einen beweglichen gusseisemen Formrahmen. Hierher gehören die
Stempelpressmaschinen, welche die aus dem Thonschneider kommende
Thonmasse mittelst Stempel in einzelne hölzerne oder eiserne Formen drücken,
die wie die Druckfläche der Pressstempel angenässt und mit Sand bestreut
oder, wenn die Formen aus Eisen bestehen, eingeölt werden, um ein zu
starkes Anhaften der Thonmasse zu verhüten. Solche Maschinen liefern gut
aussehende Steine von gleichmässiger Structur, jedoch von unvollkommener
Fomi. Eine vielfach, besonders in Nordamerika und England, benutzte Maschine
dieser Art ist die sogenannte canadische Presse von Hall. (Näheres siehe
> Notizblatt €, 1874, S. 234.) Zu dieser Gruppe gehören auch die Maschinen
von Carville, Gonin, Henry, Platt u. s. w.
2. Maschinen, deren Formen sich auf einer wagrechten, um eine senk-
rechte Achse sich beständig oder ruckweise drehenden Tischplatte befinden
nnd einen beweglichen Boden in Gestalt eines Stempels besitzen, mit welchem
auch der Stein aus der Form herausgehoben werden kann. (Siehe » Notiz-
blatt t, 1874, S. 236.) Die Füllung dieser Formen erfolgt aus dem Thon-
schneider oder durch besondere Stempel oder durch Druckwalzen bei tiefster
Lage des Bodenstempels, die Zusammenpressung der Thonmasse unter einer
Druckplatte mittelst des Bodenstempels. Diese Maschinen vollbringen das
Pressen ziemlich vollkommen, das Formen aber nur unvollkommen. Oder man
ordnet die Formen auf der gekrümmten, äusseren oder inneren Fläche eines
nm eine wagrechte Achse sich beständig oder ruckweise drehenden Cylinders,
itich wohl auf einer feststdienden Tischplatte an. Stempelmaschinen dieser
160
Erster Thcil. Die HaaptstofTe.
zweiten Gruppe wurden von S. Bawden und Comp, in London (canadische
Presse; siehe »Notizblatt«, 1872, S. 126), Dubay, Jones, Holmes, Julienne,
Longley u. s. w. gebaut.
3. Maschinen mit einer Form zum Ausstechen der Ziegel aus einer
maschinell erzeugten, plattenförmigen Thonmasse. Man benützt diese Maschine
hauptsächlich, wenn es sich um Erzeugung von Verzierungen an den Steinen
handelt.
4. Maschinen, die durch Pressen oder Walzen u. s. w. einen zusammen-
hängenden, fortlaufenden Thonstrang erzeugen, welcher die Ziegellänge zur
Breite besitzt, sich auf einer wagrechten beweglichen Unterlage fortbewegt
und mit Hilfe eines straff gespannten Drahtes in einzelne Steine von dem
gewünschten Formate zerschnitten wird. Hierher gehören die Schnecken-,
Walzen- und Kolbenpressen. Derartige Maschinen sind von Clayton, Sachsen-
berg, Hertel, Schlickeysen u. s. w. construirt worden.
Da die Maschinen ad 1 — 3 heute nur noch selten benutzt werden, so
wird von einer weiteren Besprechung hier Abstand genommen.
Die Maschinen der letzten Gruppe (Strangpressen) bestehen aus einer
Thonknet- und Mischmaschine, einer Presse und einer Formmaschine und
besitzen bei den älteren Constructionen eine senkrechte, bei den neueren
eine wagrechte Arbeitswelle.
Zu den besten Constructionen dieser Art gehört die von der Firma
Clayton Son and Howlett, Atlas Work Harrowroad, London, ge-
baute Ziegelpresse (Figuren 81 — 82), welche fast ausschliesslich in England
benutzt wird. In einem Gusseisengehäuse A befindet sich ein Walzenpaar B,
welches die mittelst Karren herangeschaffte und in den Rumpf des Gehäuses
eingeschüttete, sowie durch eine sich drehende und mit Armen ausgestattete
Welle C über die beiden Walzen vertheilte Thonmasse zerdrückt und die-
selbe durch einen, aus einer mit 16 Messern armirten Welle jE^ bestehenden,
horizontal liegenden Thonschneider einer viereckigen, gusseisemen Kolben-
presse ^ zuführt, deren Kolben zwei fortlaufende Kolbenstränge abwechselnd
rechts und links aus zwei dort angebrachten Mundstücken herauspresst. Diese
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 161
(lUsseisengest eilen a a und werden durch die Stirnräder r c mit einer gleichen
(leschwindigkeit gedreht. Die Stirnräder erhalten ihre Bewegung durch Riemen-
scheiben d und kräftig construirte Rädervorgelege e f g h. An dem Gestell
sitzt vor den Presswalzen ein starker Gusseisenkasten K, vor dem das der
gewünschten Ziegelform entsprechend gestaltete Mundstück / befestigt ist.
Unmittelbar an das sorgfaltig bearbeitete Mundstück schliesst sich ein mit
Rollen m «r, welche mit Filz oder sogenanntem englischen Leder überzogen
sind, versehener Tisch an, auf dem sich ein sinnreich construirter Abschneide-
apparat 0 leicht hin- und herbewegen lässt. lieber dem Walzenpaar steht ein
<.in Fig. 83 nicht dargestellter) Thonschneider von gewöhnlicher Construction.
In diesen wird die genügend vorbereitete Thonmasse oben eingeworfen und
gelangt, gehörig geknetet, aus demselben, nachdem sie» gewöhnlich noch einen
Zerkleinerungsapparat passirt hat und von diesem in dünne Stücke zerschnitten
worden ist, in den Rumpf / des Gusseisengestelles und von dort auf die
Walzen, welche die Thonmasse erfassen, einziehen und in den Kasten K
drücken, aus dessen Mundstück sie als ein zusammenhängender, fortlaufender
Strang vom Querschnitt des zu formenden Ziegels heraustritt und bei ihrer
allmäligen Vorwärtsbewegung über die Rollen in der Tischplatte bis an den
Al>schneideapparat o gelangt, auf dessen leicht beweglichen Wagen sie sich auf-
legt. Bei weiterem Vorrücken des Thonstranges nimmt derselbe diesen Wagen
mit seiner eigenen Geschwindigkeit mit, so dass es möglich ist, den Strang
stets winkelrecht zu zerschneiden, ohne den Betrieb zu unterbrechen. An
diesem Wagen ist ein Rahmen q angebracht, welcher sich oben und unten
führt und einen dünnen, straff gespaimten Stahldraht besitzt, mit dem vom
Strang ein Stück abgeschnitten wird, das die Gesammtdicke von drei Ziegebi
zur I^iinge hat und sich auf einen zweiten, zum ersten wagrecht verschieb-
baren Rahmen legt Dieses Stück wird dann durch zwei am Wagen o be-
festigte und zwischen einem Gestell genau parallel eingespannte Stahldrähte / /,
f^egen die es gedrückt wird, schnell in drei gleiche Theile zerlegt. Sobald
dies geschehen ist, schiebt man den Wagen gegen den Thonstrang zurück
und vollfuhrt in gleicher Weise einen neuen Abschnitt u. s. w. Ein Stoff-
verlust tritt also bei diesem Abschneideverfahren nicht ein.
Mittelst der Sachsenberg'schen Ziegelpresse lassen sich sowohl fette wie
magere, gemengte wie mit Sand vermischte Thonmassen gleich gut verarbeiten.
Der starke Druck der Maschine erzeugt eine sehr sorgfältige Mischung und
die Abschneidevorrichtung Steine mit durchaus scharfen Kanten und rechten
Winkeln. Diese Maschine vermag in einer Stunde 1200 — 1500 Ziegel fertig-
zustellen und erfordert zu ihrem Betrieb eine ß — Spferdige Dampfmaschine.
Eine neuere Maschine, durch welche der 'rhon gut homogenisirt,
fseformt und gleichzeitig getrocknet wird, ist die von Hertel & Comp, con-
struirte, welche in den Figuren H(i — 93 mit ihren P^inzelhciten dargestellt ist.
Figur 8C5 zeigt einen Längenschnitt der Formmaschine mit der Ansicht des
Mischcylinders und des über demselben angeordneten Walzwerkes, Figur 87
eine Aufsicht auf letzteres, Figur S8 eine Seitenansicht der ganzen Maschine
und den Wärme- und Mischcylinder im halben Durchschnitt, Figur 89 den
Crundriss, Figur 90 den Querschnitt der Abschneidevorrichlung, Figur 91
einen theilwcisen Längenschnitt desselben, Figur 92 das Profil eines Voll-
steines von gewöhnlicher Stärke und Figur 9.H das Proül eines keilförmigen
Steines. (Siehe Zwick, a. a. O., S. 327 ff. und Fig. 31—38.)
K r S f e r, HuidiMch der Baiutofflehre. IV
162
Erster Theil. Die Hauptstojfc.
Der frisch gegrabene und ausgewinterte Thon wird in einen, über
einem Walzwerk liegenden Trichter geschüttet und gelangt von dort auf die
Walzen A und A \ von denen erstere mittelst Gummipuffer (aus abwechselnden
Gummi- und Eisenplattenlagen bestehend) und darauf wirkender Schraube b je
nach der Beschaffenheit der zu verarbeitenden Thonmasse eingestellt werden
kann und durch die Kuppelräder R in Umdrehung versetzt wird, während
die andere Walze A^^ die zum besseren Haften der Thonmasse auf ihrer
Mantelfläche mit drei spiralförmigen Nuthen ausgestattet, fest gelagert ist und
durch das Vorgelege V getrieben wird. Die Thonmasse verlässt das Walz-
werk in der Gestalt einer dünnen Platte, sammelt sich in einem, unter dem
Walzwerk liegenden Trichter und gelangt dann in den horizontal liegenden
Wärme- und Mischcylinder, welcher eine zum Mengen und Fortbewegen der
Thonmasse nach dem Presscylinder bestimmte und mit Messern besetzte Welle
trägt. Nur wenn der Thon steinig ist, passirt er vorher noch ein zweites,
kleineres, mit 2'5facher Geschwindigkeit gegen die oberen Walzen arbeitendes
Walzenpaar, in welchem eine weitere Verarbeitung der Masse vorgenommen
und z. B. Thon- und Mergelknollen zu einem sehr feinen Faden ausgezogen
werden.
Der Thon wird in dem Wärme- und Mischcylinder durch das am
hinteren Ende des Presscylinders einmündende Dampfablassrohr der Maschine
erwärmt, plastischer und leichter formbar gemacht.
Die ebenfalls wagrecht angeordnete Ziegelformmaschine, in welche die
Thonmasse aus dem Mischcylinder gelangt, ist auch mit einer stählernen
Messerwelle c c ausgestattet, welche in Lagern des Deckels B und des Balkens S
ruht und durch ein doppeltes Rädervorgelege mit fester und loser Riemenscheibe
ihren Antrieb erhält. Durch diese Messerwelle wird die Thonmasse nochmals
verarbeitet und hierauf durch die schraubenförmig auf der gusseisemen Nabe e e
befestigten Doppelschaufeln d d nach dem Ausgangskopfstück E geschoben,
das mit einer Reinigungsöffnung auf jeder Seite versehen ist und in seinem
unteren Falz das oben mit zwei Klammem / befestigte Mundstück D trägt.
Die ThonmaSHC gelangt aus letzterem in Form eines fortlaufenden Stranges
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 163
mittelst der Gelenkstücke s s^ einander genähert werden, indem sich diese
auf den Führungsstangen ^ parallel verschieben; hierdurch findet ein festes
Zusammenpressen der (} Thonstreifen statt. Während der weiteren Fortbe-
bewegung des Thonstranges und Wagens wird der, mit ehiem eingespannten
Draht versehene Rahmen A^ hindurchgezogen, so dass der Draht zwischen
die Klemmplatten v und v^ hindurchgleitet und die richtige I^nge vom
Strang abschneidet, ohne die Kanten der Steine zu verletzen. Sobald dies
geschehen ist, wird der Hebel M niedergedrückt, wodurch sich die 4 Form-
stempel auf der Steinoberkante abdrücken. Diese Stempel hebt eine Feder
wieder ab, sowie Hebel Af losgelassen wird. Drückt man nun den Hebel L
nieder, so hört das Zusammenpressen des Thonstranges auf und die abge-
schnittenen Steine gehen, wenn die Klappe F um \)0^ gedreht wird, hinten
durch, indem der Wagen zv festgehalten wird. Die abgeschnittenen Steine
gelangen dann auf das Trockengestell. Endlich wird die in beiden Endstel-
lungen durch Federklinken festgehaltene Klappe F wieder in ihre ursprüngliche
• vcrticale) Stellung gebracht, der Wagen näher an das Mundstück herange-
fahren und das Verfahren wiederholt. (Siehe Zwick, a. a. ()., S. 332.)
Bei der neuesten Hertel'schen Maschine wird der Thonstrang durch
eine andere Abschneidevorrichtung quer durchgeschnitten, so dass keine
Abfälle mehr entstehen.
Da man die Stahldrähte beliebig einstellen und verschieden geformte
Mundstücke in den Presskopf einsetzen kann, so lassen sich mit dieser
Maschine Steine in allen möglichen Formen (Voll- und Hohlsteine, Gewölbe-
und Keilsteine, Gesimse- und Formsteine, auch Drainröhren u. s. w.)
herstellen.
Zum Betriebe der Hertel'schen Ziegelpresse, die in der Stunde etwa
1000 Steine liefert, ist eine 10 — 12 pferdige Dampfmaschine erforderlich.
Die in Figur iW dargestellte stehende Dampfziegelpresse wird von
C. Schlick eysen in Berlin gebaut. Die Thonma.sse wird dem (bereits im
§ 88 näher beschriebenen) stehenden, mittelst einer Dampfmaschine be-
triebenen Thonschneider durch einen Elevator zugeführt, durch die langsam
rotirende (und sich daher wenig abnutzende) Messerwelle gut verarbeitet
und dann gleichzeitig aus zwei sich diametral gegenüberliegenden Mund-
stücken horizontal in einem fortlaufenden Strang ausgepresst, so dass die
etwa von den treibenden Flügeln erzeugte Structur zerstört wird. Der Thon-
strang gelangt nach dem Verlassen des Mundstückes auf einen Rollentisch
und dann unter die Abschneidevorrichtung. Alle Räder und Riemenscheiben
sind unter dem Fussboden angeordnet, damit der Raum um die Maschine
gänzlich frei bleibt und der Betrieb möglichst wenig Cieräusch verursacht,
auch die zur Bedienung nothwendigen Arbeiter keine (Jefahr laufen.
Die grösste, von C. Schlickeysen gebaute Maschine dieser Art liefert
bei einer Betriebskraft von 20—25 Pferdestärken 4000— 60(K) Ziegel in
einer Stunde.
Bei allen Nasspressen ist das Mundstück, dessen (Jrösse nach der
beim Trocknen und Brennen des Steines eintretenden Schwindung zu be-
messen ist, auswechselbar, damit man mit einer und derselben Presse ver-
schiedene Steinformate erzeugen kann, und es ist deshalb mit dem Thon-
schneider nur durch Schrauben oder Knebel- und Klinkvorrichtungen
verbunden. Das Mundstück besteht meistens aus mehreren, schablonenartig
11*
164
Erster Theil. Die Hauptitoffe.
ausgeschnittenen, auf einer Eiscnplatte aufgeschraubten Holzplatten, die innen
mit Zinkblech oder »englischem Ledere bekleidet sind, oder aus inwendig
polirtem Stahl oder aus Bronze und wird beständig mit reinem Wasser oder
mit Seifenwasscr angenässt oder eingeölt, um einen glatten und scharf-
kantigen Thonstrang zu ermöglichen und die Reibung an den Wänden und
Ecken möglichst zu vermindern. Der Zufluss dieser Schmiermittel erfolgt in
der Regel durch kleine Löcher, die sich jedoch leicht mit Thonmasse ver-
stopfen. Dieser Uebelstand wird bei der von C. Schlickeysen erfundenen,
sehr sinnreichen Construction vermieden. Ueber dieselbe theilt der Erfinder
in seinem Prospecte Folgendes mit:
»Bei der älteren Construction besteht die Form aus starken Bohlen
weichen, wasseransaugenden Holzes in Gestalt einer konischen Röhre ent-
sprechenden Querschnittes, die im Inneren mit Wasserzufluss- und Umlauf-
canälen versehen ist. Von der Thoneindringung an sind alle dem Thon zu-
gekehrten Flächen mit dünnen, sich schuppenartig folgenden und an das
Holz genagelten Blechen verdeckt, um die Wassercanäle zu schützen und
aus denselben und dem nassen Holze durch die Schuppen eine schwache,
aber möglichst gleichmässige Befeuchtung des an den Schuppen hingleitenden
Thonstranges zu erzielen. Ein Nachtheil dieser Construction ist darin zu er-
blicken, dass das im Gebrauch stets feucht zu haltende Holz sich leicht ver-
zieht, reisst und fault, dass sich die Formen wegen Unzugänglichkeit der
Wasserrinnen schwer reinigen und nicht anders ausbessern lassen, als dass
man die Schuppen herausreisst und durch neue ersetzt, und endlich, dass
die Befeuchtung des Thonstranges sehr leicht bald zu stark, bald zu
schwach ist.
Die neuere Pressform besteht ganz aus Eisen und zwar ist die Um-
hüllung jeder einzelnen Strangöffnung ganz aus verzinktem Gusseisen ge-
fertigt und im Inneren mit eingegossenen Wasserrinnen versehen« Die
Schuppenfiitterung ist ein zusammenhängendes Ganzes mit Kopfjplatte; von
dieser angefangen sind alle Blechstreifen schuppenförmig aneinander ge-
löthel oder genietet, so dass sie ^um Gebrauch als eine einzige Röhre iu
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 1()5
drückende oder ziehende Verbindung des fahrbaren Schneidebügels mit dem
feststehenden Untersatze zum Stillstehen gebracht, beim Herunterdrücken des
Bügels aber wieder frei, so dass er mit dem Thonstrang vorgeht. Nach
Ausführung des Schnittes wird der Wagen wieder durch die Schluss-
bew^ung des Bügels in die Anfangsstellung zurückgeschoben. Durch
diese selbstthätigen Bewegungen wird eine Kraft- und Zeiterspamiss erzielt.
Der Schneidewagen für Vollziegel trägt zwischen Pressform und Schneide-
drähten einen besondem Rahmen mit Rollen, welcher nur bis nach geschehenem
Schnitt mit dem Thonstrang zugleich vorgeht, dann aber stehen bleibt, bis
der Wagen mit den abgeschnittenen Ziegeln behufs Abheben derselben schnell
vorgezogen und dann schnell wieder zurückgeschoben ist. Dadurch wird
eine wesentliche Schonung der, auf den Rollen dieses Rahmens laufenden
Unterfläche des Thonstranges und weiter eine nicht unbedeutende Kraft-
erspamiss erreicht.
Noch erwähnt werden mag, dass derselbe Fabrikant auch einen
Ürcieinschnitt-Ziegel-Schneidetisch baut zur Erzielung von drei grad-
freien Verblendziegelkanten.
Weitere empfehlenswerthe Ziegel-Strangpressen liefern Gebrüder
Schmerber in Tagolsheim (siehe Zwick, a. a. O., S. 340) Murray (eben-
daselbst, S. 343), die Nienburger Eisengiesserci und Maschinen-
fabrik zu Nienburg a. d. Saale, Eduard Laeis & Comp, zu Trier,
Groke, Raupach, Gebrüder Chambers in Philadelphia, die Jordan'sche
Maschinenfabrik in Darmstadt u. s. w.
Man hat in neuerer Zeit auch Versuche mit Mundstücken aus
Hartglas gemacht, die ergeben haben sollen, dass man mit solchen Mund-
stücken aus magerer Thonmasse einen sehr schönen Strang erzeugen kann
and dass sich die Innenflächen dieser Hartglasrahmen weit weniger abnutzen
als die der Metallrahmen.
Handelt es sich um die Herstellung von Lochziegeln oder
Drainröhren, so werden eiserne Dome an einem eisernen, weit in den
Presskopf hineinreichenden Bügel an der iimeren Mundstückplatte befestigt.
Die Tiefe, mit welcher der Bügel und daher auch die Stifte in den Press-
kopf hineinreichen muss, richtet sich nach der Beschaffenheit der Thonmasse
nnd sie ist so gross zu wählen, dass Zeit und Raum für die Wieder\'er-
cinigimg der durch den Bügel getheilten Thonma.sse vorhanden ist, weil sonst
die Steine oft schon beim Austrocknen, jedenfalls aber beim Brennen rissig
werden würden. Durch den Bügel wird auch die Drehbewegung aufgehoben
and die Structurbildung des Thonstranges vermindert, was durch Aufhauen
des Bügeleisens, sowie durch quer über der Mundstücköffnung in kurzen
Entfernungen angeordnete, festgeschraubte Eisenspitzen mit aufgehackten
Kanten noch erhöht werden kann. (Siehe O. Bock, a. a. O., S. 115.)
//. Halb irockenpr essen und Trockenpressen,
Müssen solche Thonmassen geformt werden, welche sich im Wasser
nicht genügend zertheilen, oder die durch Bearbeitung mittelst Walzwerke
Bild Thonschneider nicht hinreichend knetbar werden oder zu ihrer Aus-
witiening eine zu lange Zeit bedürfen oder so fest sind, dass sie sich für
du Nasspressen nicht eignen und mittelst Drähte nicht zerschnitten werden
166
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
können, oder steinig, schiefrig, kieshaltig sind und nicht geschlämmt werden
sollen oder können, so verwendet man Trockenpressen oder Halb-
trockenpressen, je nachdem die Massen trocken oder massig angefeuchtet
geformt werden sollen. Letztere arbeiten mit einem niedrigeren Druck; denn
je weniger feucht im Allgemeinen die zu formende Masse ist, ein umso
höherer Druck ist anzuwenden, um eine hinreichend feste Waare zu erzielen.
Besonders benützt man diese Maschine zum Formen von wenig bindendem,
steinhartem Schiefcrthon, sowie von erdfeuchtem, magerem Lehm, der sich
auf nassem Wege zu einem brauchbaren Stein nicht formen lässt. Beim
Halbtrockenverfahren ist eine sehr gleichmässige Vertheilung der Feuchtig-
keit in der Thonmasse besonders zu erstreben.
Sehr umfangreiche Untersuchungen mit Nass- und Trockenpressen hat
Liedtke angestellt, indem er die verschiedensten Rohstoffe hierzu benützte.
Die Ergebnisse seiner Versuche hat derselbe im »Notizblatt des Zi^ler-
und Kalkbrenner-Vereines c, 1891» veröffentlicht. Wir entnehmen seinen Mit-
theilungen Folgendes:
»Alle Thone und Lehme lassen sich in gepulvertem Zustande bei
geeignetem Wassergehalt und unter Berücksichtigung ihrer physikalischen
Eigenschaften mittelst Trockenpressen geeigneter Construction fehlerfrei
formen. Haupterfordemisse der Verbreitung der Rohstoffe behufs Trocken-
pressung sind folgende:
1. gleichmässige und feine Körnung;
2. innige und gleichmässige Vertheilung des Anfeuchtewassers;
3. geeignete Magerung.
Werden diese Bedingungen erfüllt, so erhält man bei verständiger
Brandführung tadellose und structurfreie Steine.
Die Versuche haben gelehrt, dass die Zusammenpressbarkeit des luft-
trockenen Thones bei Zusatz von Wasser bis zu einem gewissen Procentsatz
zu- und von da mit erhöhtem Wasserzusatz abnimmt. Für alle Thone ist ein
Wasserzusatz von 4 — Q^/q geeignet.
Die längere Einwirkung des Druckes liefert nicht nur festere, sondern
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 167
Wird das beigemischte Wasser bei trocken gepressten Steinen zu
schnell ausgetrocknet, so werden die einzeln aneinander gelagerten Theilchen
leicht gelockert, ja auch trockene Steine werden, wenn sie zu schnell in
Glut gebracht werden, noch möglicherweise leiden, da das sogenannte
chemisch gebundene W'asser und die Gase, die durch Verbrennung der in
den Thonen enthaltenen organischen Stoffe sich entwickeln, zu schnell aus-
getrieben werden.
Es ist daher bei trocken gepressten Steinen ein langsam durch allmälig
gesteigerte Temperatur bewirktes Ausschmauchen erforderlich, bevor die-
selben der Gluth übergeben werden dürfen, ebenso darf die Abkühlung der
fertig gebrannten Waare nicht zu schnell erfolgen.
Der Brennstoffverbrauch wird bei trocken gepressten Steinen gegenüber
den nass geformten in den allermeisten Fällen ein höherer sein. Dieser
Mehrverbrauch ist bedingt durch die etwas grössere Menge des nöthigen
Rohstoffes und durch die weniger gleichmässige und weniger feine Zerthei-
lung der Thonmasse. Diese beiden Factoren werden durch die mittelst
hohen Druckes hervorgerufene enge Aneinanderlagerung der Massentheilchen
nicht aufgehoben. Bei den nass geformten Steinen muss zwar diese enge
Aneinanderlagerung der Massentheilchen erst durch Feuer bewirkt werden,
doch sind die so hergestellten Steine auch poröser. In Folge dessen kann
das Feuer sie schneller durchstreichen und hat eine innigere Berührung mit
den Massentheilchen; es kann deshalb auch eine schnellere Wirkung aus-
üben. Die Verkittung der einzelnen Theilchen ist beim Nasspressverfahren
auch inniger, trotz des grösseren Porenraumes, der durch das Trocknen
entstanden ist.
Der Mehrverbrauch an Brennstoff bei trocken gepressten Steinen gegen-
über den nassgeformten wird selbstredend bei den verschiedenen Thonen
verschieden sein und wird etwa bis 10% schwanken. Gleiche Mengen von
Brennstoffen werden bei trocken- und nassgeformten Steinen nur da verbraucht,
wo der Rohstoff grössere Mengen Flussmittel besitzt.
Die Vortheile der Trockenpressung sind: Erspamiss grosser
Trockenanlagen sowie des Transportes der Ziegel in die Trockengerüste und
aus denselben heraus, Unabhängigkeit von der Witterung (also auch von der
Jahreszeit — d. Verf.), structurlose Steine, tadellose Form, gerade Flächen
und Kanten, hohe Druckfestigkeit der gut gebrannten Steine.
Nachtheile gegenüber der Nasspressung sind: Mehrverbrauch an Roh-
stoff, höheres Gewicht der Steine (specifisches Gewicht bis 2*3, bei nass-
gepressten nur r87 — 2*0 — d. Verf.), Mehrverbrauch an Brennstoff, geringere
Wetterbeständigkeit der nicht bis zur Sinterung gebrannten Waare.
Wenn auch nicht alle, so ist doch ein Theil der nassgeformten Steine
als Mittelbrand schon wetterbeständig, dagegen sind die durch Trockenpressung
hergestelten Waaren nur wetterbeständig, wenn dieselben bis zur Sinterung
gebrannt sind.«
Ergänzend zu diesen T.iedtke 'scheu Auslassungen seien als weitere
Vortheile der Trockenpressen gegenüber den Nasspressen hervorgehoben:
kein Anhaften der Thonmasse an Formen und Stemj>el, ein um mehr als
507o geringerer Kraftbedarf bei Herstellung der gleichen Anzahl Ziegel un<l
eine um etwa 337o billigere Waare bei Massenfabrikation, geringeres Anlage-
capitaly weil alle Homogenisirungsapparate und Trockenanstalten ganz entbehrt
168
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
werden, grössere Leistungsfähigkeit. Auch die beim Nasspressen durch die
Abschneidevorrichtung und das Fortbewegen des Thonstrages auf dem Roll-
tisch am Stein so häufig eintretenden Beschädigungen der Oberflächen, Ecken
und Kanten werden bei Benützung von Trockenpressen gänzlich vermieden.
Als ein Nachtheil ist zu bezeichnen das Mitpressen der im Thonpulver
enthaltenen Luft, durch welches unzählige kleine, feine Risse in der Stein-
masse erzeugt werden. Man muss deshalb dafür sorgen, dass die eingeschlossene
Luft beim Pressen entweichen kann; dies erreicht man durch eine feine
Durchlochung der Formenwände, durch wiederholtes Pressen des Steines
mit stets zunehmendem Druck und auf verschiedenen Steinflächen, durch
Erwärmung der Thonmassen u. s. w.
Der Thon wird in Kollergängen, Desintegratoren u. s. w. sorgfaltig
gepulvert, so dass gröbere Kömer in der Masse nicht mehr vorkommen,
dann wird das Thonpulver sofort oder (bei Anwendung des Halbtrocken-
verfahrens) nachdem es in einem Mischcylinder mit einer ganz geringen
Menge Wasser vermengt worden, in Formen mittelst Stempel gepresst. Der
geformte Stein w^ird unmittelbar in den Ziegelofen gebracht, in demselben vor-
sichtig geschmaucht und dann bis zur Sinterung gebrannt. Die Herstellung
der Ziegel ist also bei diesem Verfahren eine sehr schnelle; es empfiehlt
sich deshalb die Anwendung des letzteren ganz besonders, wenn es darauf
ankommt, in kürzester Zeit eine möglichst grosse Zahl von Ziegeln fertigzu-
stellen.
Während die Trockenpressung in Nordamerika und England schnell
Eingang gefunden hat und heutzutage in vielen Ziegeleibetrieben dieser
linder eingeführt ist, hat sie bei uns erst recht wenig Verwendung gefunden.
Schumacher erklärt in der »Naumburger Töpferzeitung c, 1893, Nr. 15 diese
auffallende Thatsache dadurch, dass die bei uns benützten Maschinen trotz
der verschiedenen Systeme bisher noch zu wenig leistungsfähig seien und
dass sie eines übermässigen Kraftaufwandes und häufiger Ausbesserungen
bedürften.
Als eine vorzügliche Trockenpresse gilt die von Isaac Gregg in
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. IGf)
drei Viertel ihres Umfanges abwechselnd nach rechts und nach links gedreht. An
beiden Enden des langen gusseisemen Tisches// befinden sich je sieben Formen/,
deren Boden unten mit Rollen versehene Stahlstempel bilden, welche sich,
nach unten verlängert, auf einer nach aussen bis zur Rolle s ansteigenden
stählernen Bahn r bewegen. Der Tisch // wird mit seinen gefüllten Formen
von der Haupttransmissionswelle aus durch Kurbel und Treibstange auf
dieser schiefen Bahn entsprechend der Drehung der Presswalze P hin und
her bewegt, wobei die Steine nochmals von unten her gepresst und darauf
in den Formen aufgelockert werden. Hierauf gelangen die gefüllten Formen
auf die Hebelstange «, welche dieselben, nachdem sich alle Formen auf ihr
befinden, gleichzeitig und in paralleler Richtung emporhebt und die Steine
aus den Formen herausdrückt. Die Steine werden durch eine selbstthätig
wirkende Vorrichtung / auf ein bereitstehendes Brett gehoben, das von dem
Abträger fortgenommen und sogleich durch ein neues ersetzt wird. Gleich-
zeitig wird von dieser Abstreichvorrichtung eine eingefettete Walze xx mit-
genommen, welche über die Stahlstempel gleitet und dieselben dabei etwas
einölt Die zusammengehörigen Formen füllen sich unter dem Fülltroge mit einem
Male, während die anderen gleichzeitig entleert werden. Die Maschine wird
durch Riemenscheiben angetrieben. Zur Verminderung der Stosswirkungen
ist in der Haupttransmissionswelle chie Reibungskuppelung eingeschaltet.
Mittelst dieser Presse können nicht nur Vollziegel, sondern auch unter
Benützung anderer Formen Gesimssteine u. s. w. hergestellt werden, auch
HohLd^el mit nicht durchgehenden Löchern, welche auf fünf Seiten wellig,
glatt und eben sind; die Höhlungen sind so angeordnet, dass ein Mehrauf-
wand an Mörtel nicht stattfinden kann. Die Maschine liefert bei einer
Beniebskraft von 15 — 16 Pferdestärken mindestens 3500 Steine in der
Sttinde. (Siehe Zwick, a. a. ü., S. 361, und Gottgetreu, a. a. O., S. 264.)
Weiter sind als bekannte Trocken- beziehungsweise Halbtrockenpressen
anzuführen:
Die Presse von Durand-Marais; sie besteht im Wesentlichen aus
einer, auf einen wagrecht sich bewegenden Randkolben wirkenden Excenter-
wellc und einem oben offenen, von dem Kopfende zeitweise verschliessbaren
Presskasten, in welchen der Randkolben dringt und über welchem unmittelbar
der Fülltrichter angeordnet ist. Sie besitzt keinen weiteren Homogenisirungs-
apparat und liefert vollkommen rechteckige Steine mit glatten Oberflächen
'.siehe Zwick, a. a. O., S. 352 und *Töpfer- und Ziegler-Zeitung c, 1876);
Die Presse von Platt Brothers in Oldham (Lancashire). Leistungs-
fähigkeit: 1800 Steine in der Stunde (siehe Gottgetreu, a. a. O., S. 257);
die Presse von R. A. Douglas in Chicago, eine unwesentliche Ab-
änderung der Platt 'sehen. Leistungsfähigkeit: bis 7500 Steine in der Stunde {})
(die Presse stellt 16 Ziegel auf einmal fertig; siehe Gottgetreu, a. a. O., S. 267);
die Halbtrockenpresse mit Hebeldruck von Bradley und Grawe n
Wakefield (Yorkshire); sie besteht aus einem Mischapparat, Thonschneidcr,
drehbaren runden Formtisch und einer Presse, mit welcher das Thonpulvcr
dreimal hintereinander mit drei verschiedenen Kolben gepresst wirtl, um
alle Luft aus dem Thon zu entfernen. Diese Presse ist behufs Erziclung
einer möglichst gleichmässigen Pressung mit einem Umwendeapparat aus-
gestattet, so dass man die Steine beim zweiten Druck auf der entgegen-
gesetzten Seite pressen kann. Leistungsfähigkeit: stündlich 1800 — 2000
170
Krster Theil. Die Hauptstoffe.
Steine. Betriebskraft: 10—12 Pferdestärken (siehe > Töpferzeitung c, 1890,
Nr. 48, Gottgetreu, a. a. ü., S. 253 und Zwick, a. a. O., S. 355);
die Presse der Dorstener Eisengiesserei und Maschinenfabrik,
eine Hammerpresse, die den Stein durch einen dreimaligen Schlag presst.
Leistungsfähigkeit: etwa 2800 Steine in der Stunde; Betriebskraft: gering,
(siehe O. Bock, a. a. O., S. 131);
die Halbtrockenpresse von Whittacker in Accrington (England); in
derselben erfolgt die Pressung durch vier Stempel, zwei obere und zwei untere.
Sie besitzt einen Presstisch mit zwei eingelagerten Formen. Stündliche
Leistung etwa 1400 Steine (siehe »Töpfer- und Ziegler-Zeitung c, 1889,
Nr. 18, und »Töpferzeitung«, 1884, Nr. 47);
die Halbtrockenpresse von Quast, gebaut von der Nienburger Eisen-
giesserei und Maschinenfabrik zu Nienburg a. d. Saale; sie besteht aus einer
mit einer Mischschnecke verbundenen, eigenthümlich construirten, kräftigen
Kurbelpresse, mit welcher der Stein durch einen Stempel und durch einen
mittelst Federdruck belasteten Gegenstempel in nur einer Richtung zu-
sammengepresst wird. Die Schnecke drückt die Thonmasse fest in Formen und
treibt hierbei die eingeschlossene Luft grösstentheils aus. Diese Presse hat
sich zur Verarbeitung von Schiefem sehr gut bewährt (siehe »Thonindustrie-
zeitung«, 1890, Nr. 15 und O. Bock, a. a. O., S. 132);
die Trockenpresse von Otto Rost in Budapest; die Pressform besitzt
seitliche Zwischenräume zum schnellen Entweichen der in der Thonmasse
eingeschlossenen Luft. Der Druck erfolgt auf die kleineren Flächen des
Steines und die zu pressende Masse wird, obwohl nur ein Pressstempel
bewegt wird, von beiden Seiten gepresst (siehe » Töpferzeitung c, 1884,
Nr. 47);
die Presse von Clayton; dieselbe ist mit einem Kollergang zum
Pulverisiren des trockenen Thones verbunden und mit einem Elevator (Pater-
nosterwerk) zur Beschickung des Einfülltrichters versehen. Die Pressung des
Steines geschieht mittelst eines horizontalen Kolbens in einer viereckigen,
mit beweglichem Boden ausgestatteten Form. Der Boden der Form entfernt
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 171
Formen ausgestatteten Presstisch, der nach jeder Pressung nur um ein Sechstel
seines Umfanges gedreht wird. In dem Untergestell dieser Presse befinden
sich zwei Doppelpresscylinder, zwei Ausstosspressen und zwei Schieber-
ventile, in der oberen Traverse ebenfalls zwei Doppelpresscylinder, sowie
Welle, Zahnrad und Excenter. Die Pressung der Steine erfolgt demnach
durch .4 Doppelpresscylinder und zwar gleichzeitig von oben und von unten und
mittelst hydraulischen Druckes unter Benutzung eines Accumulators. Jeder
Stein wfrd zweimal gepresst, zuerst mit einem schwächeren Druck behufs
Entfernung der sich in der Thonmasse befindenden Luft und sodann mit
einem stärkeren Druck (bis zu 3500 /tg' für einen Normalziegel); hierdurch
wird eine sehr vollkommene Pressung erzielt. Von den 6 Paar Formkästen
befinden sich stets 2 Paar unter der Presse, 2 Paar werden gefüllt und aus
den übrigen die fertigen Steine ausgestossen. Die Formkästen können sehr
leicht ausgewechselt werden, so dass man die Presse zur Herstellung von
verschiedenen Thonwaaren benützen kann.
Der Druck lässt sich beschleunigen und verlangsamen sowie den Eigen-
schaften der zu pressenden Thonmasse genau anpassen. Das Ziegelgut wird
der Presse mittelst eines Elevators zugeführt. Zum Betriebe der Presse, der
während des ganzen Jahres stattfinden kann, sind 8 — 10 Pferdekräfte noth-
wendig; sie liefert stündlich 1400 — 2000 Steine, arbeitet vollständig selbst-
thätig und dient zur Verarbeitung einer vollkommen trockenen Thon-
masse. Nach einer Mittheilung des Erfinders sollen sich völlig trockene fette
Thonmassen mittelst dieser Presse besser verarbeiten lassen als magere. Man
benutzt sie* zur Herstellung von Ziegeln aller Art, zum Formen von Chamotte-
steinen, Dolomit- und Magnesitziegeln, Dinassteinen, Mettlacher Riesen, Düsen,
ZinkmufTeln u. s. w. (Siehe >Thonindustriezeitung«, 1887, Nr. 21 und Notiz-
blatt 1888, S. 141.)
C. Das Formen der Dachziegel miiteht Maschinen.
Zur Herstellung von Dachziegeln eignet sich am besten ein nicht zu
fetter, gleichmässiger, auf nassem oder besser auf trockenem Wege möglichst
gut homogenisirter Thon; nicht verwendbar hierzu ist magerer Lehm.
Bei der Maschinenformerei von Dachziegeln kann man zwei Verfahren
anwenden: entweder presst man die Thonmasse in einzelne, entsprechend
gestaltete Formen, oder man schneidet von einem, durch ein Mundstück
vom Querschnitt des Dachziegels gepressten Thonstrang die einzelnen Ziegel
in der gewünschten Länge mittelst Stahldraht ab. Das letztere Verfahren ist
jetzt das üblichere; es liefert sogenannte Strangfalzziegel, d. h. verbesserte
Biberschwänze, gewöhnliche Dachpfannen u. s. w.
Der Querschnitt des Mundstückes wird so gestaltet, dass ent^'cder der
Strang das Profil A (Fig. 99) oder B (Fig. 100) erhält. Im ersteren Falle
wird von dem ganzen, sich in der Plattenmitte befindenden Nasenstrang das
überflüssige Ende abgetrennt, im letzteren kann man den ganzen vorstehenden
Rand am oberen Ende des Ziegels wegen des besseren Aufhängens des
letzteren auf die Latte unverkürzt lassen. Die Platten werden gewöhnlich an
ihrem unteren Ende segmentförmig gestaltet und müssen von einem geübten
Arbeiter sorgfältig nachgeputzt werden.
Einen für die Herstellung von Biberschwänzen recht empfehlens-
werthen sinnreichen Abschneideapparat hat A. Haus ding construirt; mit
172
Erster Theil. Die Hauptatoffe.
demselben wird der Thonstrang in Stücke von gleicher Länge zerschnitten,
den einzelnen Stücken am unteren Ende die Segmentform gegeben und der
Nasenstrang, soweit erforderlich, entfernt und zwar geschieht dieser dreifache
Schnitt zu gleicher Zeit durch Querschnitts-, Bogenschnitts- und Nasen-
schnittsdrähte, die durch einen Schneidebügel gleichzeitig bewegt werden.
(Näheres über diesen Apparat findet man im »Notizblatt des Vereins der
Ziegler«, 1876, S. 232.)
Einen zu jeder Ziegelpresse verwendbaren Abschrieidetisch nebst Press-
form für Dachziegel (Biberschwänze) hat C. Schlickeysen in Berlin in
neuerer Zeit in den Handel gebracht, mit dem bei jedem Hin- und jedem
Zurückschieben des Schneiderahmens ein vollständiger Dachziegel fertig-
gestellt wird, auch hat derselbe Fabrikant einen neuen Abschneidetisch für
Dachpfannen construirt; ersterer eignet sich für Ziegelstrangpressen von
160—250 mm Weite und liefert stündlich 300—800 Biberschwänze, letzterer
ist für Thonschneidepressen von 200 — 300 ww Lichtweite verwendbar und
liefert in der Stunde bis 500 Dachpfannen.
Auch bei dem zweiten Verfahren zur Herstellung von Falzziegeln
presst man die Thonmasse mit einer Schneckenpresse aus dem Mundstück
der Ziegelstrangmaschine in Form eines zusammenhängenden fortlaufenden
Stranges heraus, schneidet denselben in Platten, deren Länge, Breite und
Dicke so gewählt werden, dass sich aus dem Stück gerade ein Falzziegel
formen lässt, bringt die Platten unter Druckpressen, deren Stempel nach
der Falzziegelform gestaltet sind und presst sie mittelst starken Druckes in
Formen, welche aus Eisen oder aus einem anderen Metall oder aas Modellir-
gyps hergestellt werden.
Metallene Formen besitzen den Vorzug, dass man in ihnen einen steifer
angemachten Thon pressen kann, aus dem sich leichter Steine mit glatter
Oberfläche herstellen lassen, sie haben aber den Nachtheil, dass an ihnen der
Thon leicht anhaftet und sich dann von der Form nicht ablösen lässt; sie
müssen daher innen mit feinem Sand bestreut oder angenässt oder mit Oel
eingefettet werden. Durch das Einölen der Formen erhalten die in ihnen
Zyttitts CapiteL Die knnstlicheo Steine.
in
Kack der Pressung konimt der Fakziegel auf sogenannte Trocken-
nrhen und wird tlurch Nachputzen von allen Mängeln (z, B. von etwa
^chl atge*tchnittenen Rändemi befreit. Dann bringt man ihn auf das Trocken-
rath und nach vollständiger Austrocknung in den Brennofen.
Die Falz Ziegelpressen sind für Hand- und Dampfbetrieb eingerichtet
entweder Schraubenpressen odor solche, deren Stempel durch Kurbel und
vegt werden. Ihre Construction ist eine recht mannigfaltige. Zu
inensten Maschinen dieser Art gehören die Revolverpressen
(er Gebruder Schmerber in Tagolsheim bei Altkirch^ deren neueste Con-
n (0, R. K Nr. 84Ö71» vom ö. Mai 1896) die Figuren 101 und 102
I i. Nach der Patentschrift eignet sich diese Revolverpresse nicht nur
nersiellung von Falzziegeln, sondern auch von Biberschwänzen, Dach-
und anderen, aus plastischen Stoffen durch Pressung gcfonnten
Die Pressung geschieht zwischen einer oberen Form, die sich auf-
^ niederbewegt, und untereti Formen, welche in einer Anzahl von fünf und
r\ehr auf einer prismatischen Trommel angebracht sind. Nach jedem Druck
(führt die Trommel, sobald sich die oböre Form in der oberen Stellung be-
»det, eine Theildrehung aus, um eine folgende Unterfonn unter die obere
stellen, und bleibt dann so lange stehen, bis der folgende Druckgratle
Itiecodet und die obere Form wieder gehoben ist. Während diese-s Stillstandes
trd ein gepresster Ziegel abgenommen und ein neuer Thonkuchen aufgelegt.
Im oberen Theil des Gestelles A ist der obere Pressstcmpel B in senk-
chten Fiihrimgeu genau geleitet. Die mit einer Welle D fest verbundene
Fonncntrommel C, auf der die unteren Formen angeschraubt sind, liegt unter
Pressstempel B* Die Trommelwelle D wird auf beiden Seiten in deti
Hten. Die hin- und hergehende Bewegung und der Druck des
ijiels werden auf folgentle Weise bewirkt: Auf jedem Ende
(lier 1 rommeiweile ausserhalb der Gestelle sitzt je ein Zahnrad F gleichen
iJurrhmessers lose. Diese Räder werden gleichzeitig durch zwei, fest auf der
etriebs welle G sitzende und durch eine Riemenscheibe ff bewegte Rädchen F
so dass sie sich in bestandiger Umdrehung befinden. An dem
rexsstemi*el sind ausserhalb des Gestelles zwei Zapfen angebracht,
sich zwei Rollen drehen, die in die Höhlung des Zahnrades £
gttätoL Diese Höhlungen besitzen excentrische Führungen, zwischen denen
diese Rollen laufen; die Ftthnmgen sind so eingerichtet, dass sie die noth-
vciidigcn Geschwindigkeiten zum Auf- und Niederfahren des Formenhalters
oder l*re?iii«tempels sowie den augenblicklichen Stillsland desselben bewirken,
um ' Tumel die richtige Zeit zu ihrer Drehung zu lassen, Bewegung
and u der Formentrommel geschieht durch ein sogenanntes Maltheser-
hf«U2.
Der in Figur 103 dargestellte Apparat von C Schlickeysen dient zur
ülliig von hohlen Strangfalzziegeln. Diese Ziegel sind, wie
101 bei i zeigt, lang durchlocht. Die Löcher werden an beiden
bis auf einen schmalen Schlitz nachträglich zugedrückt, damit Schnee
'h die Hohlräume in die Dachräume eindringen können,
-el gewähren den weiteren Vortheil einer guten Isolirung
n IVockenhaltens der Dachräume, Bei grosser Bildsamkeit
.ajen die Hohlräume sehr hoch, die Wände des Ziegels sehr
gestftliet werden; dadurch wird das Gewicht des Steines sehr ver-
lU
Erster Theil. Die Haaptstoffe.
mindert, zugleich aber auch kann man die seitlichen Falze hoch und gut
deckend machen. Einai aum Verschieben auf die vordere Drehklappe und
zum Ablegen von dieser auf das Trockenbrett fertigen Strangfalzziegel erhält
man durch Zerschneiden des Thonsizanges, indem man den Schneiderahmen
von der einen Seite des Schneidetisches svr anderen schiebt. Mittelst dieses
Apparates ist es möglich, in der Stunde 400 — 600 Ziegeln zu formen. Man
kann hierzu Ziegelpressen stehender oder liegender Construction ven^'enden;
am besten haben sich solche von 200 — 300 mm Lichtweite bewährt ; kleinere
können nicht benützt werden, grössere sind nicht empfehlenswtrth, weil sie
eine grössere Betriebskraft beanspruchen, ohne grössere LeistungsßÜugkeit zu
besitzen. Für eine Presse von 250 mm Lichtweite genügt eine Betriebskraft
von 6 — 8 Pferdestärken.
Femer baut C. Schlickeysen Falzziegelpressen für Hand- oder Dampf-
betrieb, mit denen die in Figur 105 und 106 abgebildeten Ziegel hergestellt
werden können, sowie einen Schneide- und Drucktisch (Fig. 107) zur An-
fertigung von Strangfakziegeln (Fig. 108).
Sehr bewährt haben sich auch die Schlagtische (Schlagpressen) von
Dr. Bernhardi Sohn (G. E. Draenert) in Eilenburg bei Leipzig, mit denen
man Dachziegel aller Art, glatte und gefalzte, aus Thon, Lehm, Cement u. s. w.
erzeugen kann. Abbildung und Beschreibung dieser Maschinen findet man
im § 227 dieses Werkes.
D. Herstellung von Drain- und Muffenröhren mittelst Maschinen^
Hierzu benutzt man sowohl Strangpressen als auch Kolbenpressen mit
Hand- oder Dampfbetrieb.
Zur Herstellung von Thonröhren ist jeder nicht zu fette und keinen zu
grossen Kalkgehalt besitzende, steinfreie Thon geeignet. Benützt man eine
zu fette Thonmasse, so erhalten die Drainröhren beim Pressen leicht Risse,
auch ist ihre Schwindung beim Brennen eine zu grosse ; enthält der Rohstoff
zu viel Kalk, so ist die Wetterbeständigkeit der Röhren eine geringe (ver-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 175
Die in Figur 109 abgebildete Handröhrenpresse mit Stempel-
druck von C Schlickeysen besitzt einen ovalen, im Lichten QS cm langen,
39 cm breiten und 23 cm hohen, senkrecht stehenden Cylinder, welcher nach
seiner Füllung mit Thonmasse um 90® gedreht wird. Das Auspressen des
Thones durch ein Mundstück mit einem, an einem nach hinten aus-
ladenden Bügel befestigten Dom (Kern) erfolgt mit einer Kraft von 10 >^^
an der Kurbel. Ist der Cylinder leer gepresst, so fallt er von selbst durch
ein Zurückschlagen der ihn festhaltenden Klinke in die senkrechte Richtung
mit dem Fülltrichter nach oben zurück. Der Rohrstrang gelangt auf einen
Rolltisch und wird mittelst, am einen Ende eines Bügels verschiebbar be-
festigter, Stahldrähte in entsprechenden Längen zerschnitten. Mit einer Gabel,
deren Zinken in die Röhre passen, werden die einzelnen Rohrstücke abge-
hoben und, wenn sie eine Lichtweite von weniger als etwa 80 cm besitzen,
liegend, sonst stehend getrocknet; würde man grössere Röhren liegend
trocknen, so würden sie zusammenfallen.
Ein geübter Arbeiter vermag mit dieser Handröhrenpresse stündlich
bis zu 12 Pressungen auszuführen. Presscylindcr, Formen, Zahnstange,
Wellen, Füsse u. s. w^. sind aus Schmiedeeisen oder Stahl gefertigt. Diese
Pressen kommen in zwei Grössen in den Handel; die kleinere Presse liefert
täglich bis 3500 Stück Röhren von 3'75 <;// Innenweite und solche bis 14 cm
inneren Durchmesser, die grössere täglich bis 5000 Röhren von 3*75 r;;/
Innendurchmesser und solche bis 15 r;;/ Innenweite. Erstere kann auch zu
Hohlstein-I^ufem und Simsen benützt werden, letztere ausserdem noch zu
Streckern, Platten für Falzziegel, Biberschwänzen, Fussbodenplatten u. s. w.
Mit gewöhnlichen Röhrenpressen lassen sich auch Röhren von grösserer
Licht^-eite herstellen, wenn man ein kegelstumpfförmiges Mundstück ver-
wendet, deren breiteres Ende den Mundstückring mit dem Dom (Kern)
titgt, während das schmälere nur eine einfache Oeffnung besitzt und mit
seinem Einfassungskreuz an der Presse befestigt wird. Um ein Zusammen-
fallen des Rohres beim Austritt aus dem Mundstück zu verhüten, erhält der
Kern vom einen vorstehenden Zapfen, auf den man beim Austritt des
Rohres einen hölzernen, mit Handgriff versehenen, sowie mit Zinkblech be-
kleideten und durch irgend ein Schmiermittel schlüpfrig gemachten Cylinder
steckt, auf welchen sich der Rohrstrang aufschiebt. Sobald das Rohr in der
gewünschten Länge aus dem Mundstück herausgetreten ist, wird es mittelst
Stahldraht vom Strang abgeschnitten und mit dem Cylinder nach dem
Trockengerüst geschafft und dort senkrecht aufgestellt. (Siehe O. Bock,
a. a. O., S. 153.)
Müssen Rohre, um einen vollständig gleichmässigen Hohlcylinder zu er-
halten, gerollt werden, so geschieht dies, sobald die Thonmasse bis etwa
zur Lederhärte getrocknet ist, und zwar mit einer hölzernen Walze von
etwas kleinerem Durchmesser als das Rohr und mit einem festen, etwas
vorstehendem Rande an dem einen und einem losen Rande an dem
anderen Ende.
Grössere Thonröhren erhalten Muffen und werden meistens innen
und aussen glasirt Die lichte Weite der glasirten Muffenröhren schwankt
zwischen 5 und 60 cm, doch kommen auch noch grössere Röhren ausnahms-
weise xur Verwendung. Die Muffenröhren werden ebenfalls mittelst Pressen,
seltener und bei besQnderen Weiten durch Handarbeit hergestellt. Auch die
176
Erster Theil. Die Haaptstoffe.
Muffenrohrpressen besitzen die verschiedenste Constniction. Sehr gebräuchlich
ist das System von Williams und Whitehead, das von mehreren
Fabrikanten für ihre Pressen benützt worden ist.
Eine vielverwendete Muffenrohrpresse zeigt Figur 110. Dieselbe
wird von Eduard Laeis & Comp, in Trier gebaut. Ueber die Constniction
dieser Maschine und über die Herstellung der Röhren theilen die Fabrikanten
in ihrer Broschüre Folgendes mit:
»Aus dem Mundstück der Presse tritt das Rohr senkrecht aus, damit
die Oberflächen nicht durch Aufliegen oder Schieben über Unterstützungen
beschädigt werden. Allgemein sind für diesen Zweck Walzenpressen im
Gebrauch, weil allein diese dichte und blasenlose Wandungen ergeben. Die
Walzenpresse ist ein Walzwerk mit dicht an die Walzen schliessendem
Kasten und an diesem angeschraubtem nmden Ansatz, an welchen Mund-
stücke verschiedener Grössen befestigt werden können. Der ganze Apparat
ruht auf Balken innerhalb 4 senkrechter Pfosten und ist darunter ein Tisch
mit Zahnstangen angebracht, der sich zwischen jenen durch Rollen führt.
Der Tisch ist genau ausbalancirt, wozu an zwei entgegengesetzten Stellen
desselben Ketten befestigt sind, die über Rollen gelegt sind und an ihren
anderen Enden Gegengewichte tragen; diese Vorrichtung bewirkt, dass das
Rohr vom Anfang bis Ende unter gleichmässigem Druck gepresst wird. Vor
den Zahnstangen liegt eine horizontale, in gleicher Richtung verschiebbare
Welle, welche jenen gegenüber zwei Stirnräder trägt; das eine Ende reicht
durch ein zwischen Lagern schliessend sitzendes conisches Rad, so dass sich
die Welle in demselben, ohne dass letzteres es mitthut, verschieben kann; sie
muss jedoch mit ihm rotiren, wenn es sich dreht. Das conische Rad zahnt
in ein auf einer verticalen Welle sitzendes Triebrad; diese ist in einem Block
gelagert und trägt am oberen Ende eine Kurbel mit Sperrklinke, welche in
ein, an jenem befestigtes Sperrrad eingreift. Die zuletzt beschriebenen Theile
bilden eine Winde, mit der man, wenn die Stirnräder in die Zahnstangen
greifen, was durch einen mit der Welle verbundenen Ausrücker zu bewirken
ist, den Tisch auf und ab bewegen und an beliebigen Punkten feststellen
Zweites Capitel. Die kfinstlichen Steine. 177
so stellt man wieder still, windet den Tisch nieder und liimmt die
Scheibe für das Formen der Muffe weg, um jenen alsdann wieder hoch zu
heben und leicht gegen die aus dem Mundstück vorstehende Mufife anzu-
drücken. Hierauf werden die Stirnräder durch Verschiebung ihrer Achse aus
den Zahnstangen gerückt, so dass der Tisch nur durch Ausbalancirung seine
Stelle behauptet, und das Walzwerk von neuem in Thätigkeit gesetzt. Der
Thon tritt nun gerade durch die, dem Durchmesser des Rohres ent-
sprechende, ringförmige Oeffnung aus und bildet, indem er den Tisch nieder-
drückt, dieses selbst; hat es die nöthige Länge erreicht, so unterbricht man
den Betrieb des Walzwerkes, schneidet die Röhre durch Verschieben des
Abschneiders ab, rückt die Stirnräder in die Zahnstange, windet den Tisch
so weit wie möglich nieder und stellt ihn durch die Sperrklinke fest; dann
kann das Rohr bequem abgenommen werden, c
Diese Muflfenrohrpressen werden von der Fabrik in drei Grössen
gebaut; mit ihnen kann man Röhren von 10 m Länge herstellen.
Die kleinste Presse liefert in der Stunde bis 80 Röhren von 100 mm
und bis 40 Röhren von 200 mm Lichtweite, die nächstgrössere bis 30 Röhren
von 300 mm und bis 24 Röhren von 400 mm Lichtweite und die grösste
bis 14 Röhren von 500 mm und bis 1 1 Röhren von 600 mm Lichtweite.
Durch Einschrauben von Einsätzen kann man mit der kleinsten Nummer
Röhren bis 400 mm, mit der zweiten Nummer solche bis 600 mm und mit
der ersten solche bis 1000 mm Lichtweite herstellen.
Noch erwähnt werden mag die Drainrohr- und Muffenrohrpresse
mit hydraulischem Betrieb von Dinger Söhne in Gumbinnen, welche
eine grössere Verbreitung gefunden hat, sowie die Muffenrohrpresse
von C. Schlickeysen in Berlin.
Muffenrohre von mehr als etwa 14 cm Innendurchmesser stellt man
aus sogenanntem Steinzeug (vergl. § 94) her, wenn sie einem massigen Druck
yz. B. als Wasserleitungsröhren) widerstehen sollen.
E. Herstellung von Verb lends leinen y Klinkern^ Trottoir- und Wandplatten^ Terra--
cotten u, s. w. mittelst Maschinen,
Verblendsteine werden aus vorzüglich homogenisirtem, durch auf
«las Feinste zu vertheilendes Eisen oder Kalk gefärbtem Thon hergestellt.
Nach Bock sind die wichtigsten Rohstoffe für die Verblendsteinfabrikation:
die eisen- und kalkhaltigen Thone des Alluviums und Diluviums und die
sogenannten Braunkohlenthone, und es erfordern die kalkhaltigen Thone eine
Brenntemperatur bis 950^ C, die eisenhaltigen bis 1100^ C und die Braun-
kohlenthone von 1100 — 1300^ C; letztere liefeni alle Farben von gelb
bis dunkelroth.
Diese Thone werden mittelst eines Thonschneiders und Walzwerkes
auf das Beste vorbereitet, hierauf den Schnecken- oder besser Walzenpressen
zugeführt und von diesen als Lochsteine geformt, sodann mit einer mehr-
zinkigen Gabel, dessen Zinken genau in die Hohlräume des Steines passen,
vom Formtisch abgehoben, damit man nicht die Aussenfiächen des Ver-
blenders mit den Händen zu berühren braucht, hierauf zunächst bis etwa
zur Lederhärte getrocknet, sodann mittelst einfacher Holzspatel oder Holz-
schienen nachgeputzt, wenn nöthig auch nachgeschnitten, hierauf vollständig
K r fi c e r, Haadbuch der Baustoff lehre. 12
178
Erster Theil. Die HanpUtofFe.
getrocknet und endlich im Brennofen geschmaucht und gebrannt. Zum Nach-
schneiden empfiehlt sich die Benützung des von Hielscher construirten
Apparates, den Bock (a. a. O., S. 142) näher beschreibt. Ein Nachschneiden
ist meistens nur bei Verwendung von sehr magerem Thon, welcher leicht
Steine mit unsauberen Kanten ergiebt, nothwendig.
Die Verbl ender erhalten möglichst weite Durchlochungen, damit zu
ihrer Herstellung möglichst wenig von dem, durch die sorgfältige Homo-
genisirung werthvoll gewordenen Rohstoff erforderlich ist; aus demselben
Grunde fertigt man auch Terracotten nur mit 3 — ^cm starken Wandungen.
Sind Profilsteine mit Verzierungen auszustatten, Ecksteine oder
Terracotten herzustellen, so benutzt man behufs Erzielung möglichst scharfer
und genauer Conturen Gyps formen, zu deren Bereitung Holz-, Thon- oder
Gypsmodelle benützt werden. Näheres hierüber findet man im »Notizblatt
des Ziegler- und Kalkbrenner-Vereins«, 1886, Heft 2, S. 235.
Zum Ziehen geradliniger Gegenstände dienen Schablonen aus Buchen-
holz, die man als Mundstücke über die Thonmasse fortbewegt, zur Er-
zeugung kreisrunder oder ovaler Gegenstände, Medaillonrahmen u. dgl. eben-
falls Schablonen, die an einer sogenannten Leier befestigt sind und um
einen Mittelpunkt gedreht werden, beziehungsweise eigens zu diesem Zwecke
construirte Ovalmaschinen. Zum Drehen von Rotationskörpern dient eine, aus
einer wagrechten, in zwei Lagern mittelst Kurbel drehbaren, eisernen, etiÄ'as
conischen Welle bestehende Leier. Zur Anfertigung des Modelles nimmt man
dünnflüssigen Gyps, den man auf die sich drehende Welle aufträgt. Bewegt
man diese an der, in entsprechender Entfernung angebrachten, Schablone
vorbei, so werden die Conturen derselben an dem entstehenden Körper
ausgearbeitet. (Siehe Bock, a. a. O., S. 114.) Zu reich omamentirten Gegen-
ständen benützt man Thonmodelle, die mit Gyps abgegossen werden. Näheres
hierüber findet man im § 205 dieses Werkes.
In Gypsformen wird der Thon mit den Händen fest eingedrückt,
wobei man überall einen möglichst gleichen Druck ausüben muss, um eine
Zweitei Capitel. Die künstlichen Steine,
17t*
Wandplatten werden gewöhnlich aus Steingutinasse (vergl. § 94)
ttetxgt] Mosaikplatten (z, B, Mettlacher) stellt man auf ihrer Oberseite
einer dünnen Schicht sich farbig brennender oder gefärbter Thonmassen
r, welche auf einer aus einfarbigem^ weniger werth vollem Thon bestehenden
ruht. Beide l'honarten müssen jedoch mit geeigneten Sintcrungs-
*i solcher Auswahl und Menge vermischt werden, dass die Thone ein
\\€% Schwindmass und einen gleichen Sinterungsgrad besitzen. Man erhält
ne Farben und einen dichten harten Stein» wenn man diese Platten aus luft-
keoem Thonpulver herstellt, das unter einem hohetr Druck gepresst wird,
Das Formen von Wand- und Mosaikplatten erfolgt am besten
dtielst hydraulischer Pressen, und zwar solcher mit Maschinenbetrieb;
netpressen erzeugen einen zu geringen Druck und besitzen eine geringere
cistungsfähigkeit. Die Pumpen wirken entweder unmittelbar auf die Pressen
Hier CS «ind zwischen beiden Accumulatoreii eingeschaltet. Der Accumulatoren-
rieb empfiehlt sich nach T>aeis besonders bei gleichzeitiger Arbeit
Hehrerer Pressen, weil alle diese dann von einer einzigen Pumpe aus be*
riebet! werden können; iler Betrieb von nur einer Presse mittelst Accu-
nulatoren stellt sich theurer^ jedoch ist die Leistungsfähigkeit der Presse
bm ein Drittel höher, auch ist man von der Gewissenhaftigkeit des Arbeiters,
beim fehlen der Accumulatoren den Druck der Presse zu regeln hat,
ibhlngigi denn beim Accumulatorenbetrieb erfolgt die nöthige Pressung
beim Oeffiien der Ventile, ohne dass der Arbeiter eine Aenderung
fieu kann.
Bline sehr cmpfehlenswerthc hydraulische Presse mit Pumpwerk
tif Acconiulatorenbetrieb liefert Kduard Laeis & Comp, in Trier, Die
Firma beschreibt ihre Construction in ihrer Broschüre wie folgt:
»Die hydraulische Handpresse besteht aus einem Presscylinder
frit Fujts^ in dem nach unten ein abgetüchteter Kolben steckt, dessen freies
Ende in eine Traverse übergeht; zwei ZugstaTigen reichen von dieser in die
und »ind über dem Presstisch, der die obere Fläche des Cylinders
durch eine zweite verbunden. Die Zugstangen führen sich senkrecht
axü Presscylinder befestigten, Oesen. Auf einer Hülse, die an den Press-
geschraubt ist und eine der Zugstangen umhüllt, steckt ein zweiter,
ner <!rehbarer Tisch, der drei Formen mit Ober- und Unterstempel so
liass, wenn sich der Mittelpunkt emer Formöffnung unter dem der
Traverse befitidet, eine zweite genau über dem Ausstossstempcl steht.
xlcrcr ist durch ein Gewicht beschwert und führt sich in Lagern, die
pTöscylinder sitzen. Der Ausstossstempel ruht auf dem Finde eines
Bcbcb, der ihn hebt und dadurch die vorher gepresste Piatte ausstösst,
an der Prcsskolben beim Pressen einer zweiten das andere Ende nieder-
»ckt, V/ ' ' in einer der drei Formen eine Platte gepresst, aus der
»«rtm C3 ausgestossen wird, kann *lie rlritte mit Thonpulver gefüllt
Tdcfi- i>ns k'ttisüen geschieht vermittelst einer kleinen Handpumpe, die
^cinerii Reservoir am Presscylinder angeschraubt und so eingerichtet ist,
ach beim höchsten Druck von 150 Atmos]>hären, der einem Gesammt-
26.Ü(>Ü ^ entspricht, sowohl ein Sicherheitsventil hebt, wie auch
fcfitil durch ein Hcbelwerk hoch gehoben wird und sind dadurch
%• - Durch einen Klinkhebel wird der rotirende Tisch mit
ii n, wenn Pressen und Ausstossen erfolgt, und durch ein
12^*
IHO
Erster Ttieil. Die Hauptstoffe«
heiin ersteren zu schliessendes Ventil, das Wasser in das Reservoir, aus
dem es entnommen, zurückgelassen, wenn der Druck erfolgt ist. Die
Presse liefert mit drei geübten Arbeitern 70 — 80 einfarbige Platten iu
der Stunde,
Das Pumpwerk zum directen Betrieb einer hydraulischen Presse
wird stehend angeordnet, damit es wenig Platz einnimmt und zur Erleichte-
rung der Bedienung so nahe wie möglich an jene gestellt werden kann, fön
Ständer trägt eine dopf*eU gekröpfte Kurbelwelle mit fester und loser
Riemenscheibe von HO cm Durchmesser und 17 rm Breite, welche in der
Minute 90 Umdrehungen machen soll, und es werden durch Flügelstangeii
von ihr zwei darunter befestigte Pumpen angetrieben, eine für den Hoch
druck» die andere für den Niederdruck. Beide Pumpen sind durch ein
gemeinschaftliches Rohr mit der Presse verbunden; es sitzen in demselben
zwei Sicherheits- und ein Ablassventil; von den ersteren ist eine^ dem
Hoch-, das andere dem Niederdruck entsprechend beschwert Der Belastungs-
hebel des letzteren wirkt auf ein Hebelwerk, das in einem vor dem Pump-
werk befindlichen Reservoir angebracht ist, in das die Saugrohre und das
Abwasserrohr von tler Presse münden, und setzt durch Hebel des Saug-
ventils die Niederdruckpumpe ausser Thätigkeit, wenn der Niederdruck er-
reicht ist; es arbeitet dann bis zur Erzielung der nöthigen Pressung nur
mehr mit Hochdruck, Das Abwasserv^entil wird durch einen belasteten Hebel
im Ruhezustand offen gehalten und es strömt daher das von den stets
thäligen Pumpen gelieferte Wasser so lange durch die Fresse in das
Reservoir zurück, bis der Presser jenen anzieht, damit das Ventil schliesst
und es dadurch, weil ihm der Ausweg gewehrt, zwingt, den Kolben in
heben und durch Anpressen der auf ihm stehenden Form gegen ein gegen-
überliegendes Druckstück die in derselben befindliche Platte zu formen; ist
dies mit dem nöthigen Druck, den ein Manometer anzeigt, geschehen, sa
lässt er wieder los, das Ventil öffnet sich, und der Kolben kann, weil nun-
mehr das Wasser ins Reservoir fliesst, in seine tiefste Stelle zurück&iiiken*
Die Ucberschreitung des nöthigen Druckes verhindert das Sicherheitsventil
für den Hochdruck, Zum Betriebe der Pumpe sind bei einem höchsterv
Arbeitsdruck von 250 Atmosphären 8 Pferdekräfte nöthig.
Das Pumpw^erk für Accumulatoren betrieb (Fig. 111) ist liegend
angeordnet und vereint in demselben Körper eine Niederdruckpumpe fuf
50 und eine Hochdruckpumpe für 250 Atmosphären Druck; beide besitze»
behufs Erzielung eines ruhigen Ganges und einer geringen Abnützung je zwei
ySaug- und Druckventile, Der Pumpenkörper hangt frei über einem Reservoir an-
'einem Gestell mit der Führung der Kolben und zwei Lagern für die Kurbel
achse; letztere ist zur Aufnahme der Antriebsscheiben einseitig verlängert
und zum dritten Male gelagert. Eine Flügelstange verbhidet Kurbelachse und;
Gradfülirung, an w^elchcr der Hochdruckkolben befestigt ist. Der Niederdruck-
kolbcn trägt eine Traverse, die mit zwei an der Gradführung angebrachten
und im Flansch des Gestelles geführten Zugstangen verschruubt ist. Aus dem
teservoir ragen die Enden zweier Hcbelwerkc, durch welche die Saugventile
gehoben und der Betrieb der Pumpen unterbrochen werden karm; diese«
Bewirken die später beschriebenen Accumulatoren, wenn sie, mit W*asscr
^:gefüllt, ihre höchste Stellung erreichen; jeder lüftet dann einen Hebel, von dem
über Rollen eine Kette zum betreffenden Hebelwerk der Saugventile läufL
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine.
181
Der AccumulsLtor ist ein Reservoir für gespannies Wasser, bestehend
snem aufrecht stehenden^ unten geschlossenen und mit Fuss versehenen
in dem sich ein Kolben befindet, der bei seinem Austritt durch eine
abgedichtet ist. Das obere Ende des Kolbens trägt an drci-
Traverse einen Tisch (Fig. 112), welcher sich in einer Oeffnung
«einer Mitte am Cylinder führt. Durch Belastung des Tisches erzielt man
^nöthige Wasserspannung, Unten am Cylinder ist in der zur Pumpe
[ideu Rohrleitung ein Rückschlagventil mit Sicherheitsventil angebracht
letzteres der nöthigen Spannung entsprechend belastet; es öffnet sich
'nicht nur durch Ueberschreitung dieser, sondeni auch durch eine am
fische befestigte Zugstange, wenn der Cylinder mit Wasser gefüllt ist, also der
lolben seinen höchsten Stand erreicht hat; es dient also neben der früher
^'hriebenen Auslösung der Saugventile der Pumpe, als weitere Sicherung
fcegen das Herauswerfen des Kolbens aus dem Cylinder. Eine dritte besteht
einer verticalen Anbohrung des unleren Kolbenendes, auf die in gewisser
iöhc eine horizontale mündet; steigt der Kolben so hoch, das letztere über
Sic Stopfbüchse tritt^ so fliesst das Wasser so lange aus dem Cylinder ab^
sie wieder hinter jener verschwindet Zu jeder Pumpe gehört ein Nieder-
fiel ein Hochdruck-Accumulator.
Die hydraulische Presse (Fig, 113) besteht aus einem unten ge-
ft&cnen Cylinder mit zwei Oesen. In jeder Oese sitzt eine Säule, die
am oberen Ende durch eine Traverse verbunden sind. Im Cylinder
ckt ein durch I.edermanschette abgedichteter Kolben mit Tisch, der sich
^cn den Säulen führt und mit zwei parallelen Leisten auf seiner Ober-
versehen ist. Die Entfernung zwischen den Leisten ist gleich der
te des Schlittens der Form, während ihre Höhe etwas kleiner ist. Vor
der Presse ist ein zweiter Tisch befestigt, genau so hoch wie der Kolben-
lisch in seiner tiefsten Stellung; die Leisten <les letzteren sind auf den
^enteren hin verlängert, liiklen jedoch dort Hohlkörper; jeder besitzt innen
Hebel werk. Auf dem einen Ende des letzteren ruht ein die Oberfläche
entsjirech enden Leiste durchbrechendes Prisma, die beiden anderen ver-
bindet eine mit Handgriff versehene Achse, In Ruhestellung bilden die
r^ ' ' ' der Prismen und Leisten eine Ebene; durch Anziehen des
Verden erstcre mit etwa da raufliegen den Fonnenrahmen über die
t toteren gehoben. Zwei mit Vortisch und l'raversc verschraubte Ständer
Mdeu die Führungen eines Druckstückes, das durch ein mit dem Kolben
Verbindung stehendes Hebelsystem auf- und niederbewegt werden kann.
Spcrrbock nennt man drei in einem Körper vereinigte Ventile, die
dn-es Haniigriffes und eines Hebelwerkes geöffnet und geschlossen
i; sie vermitteln die Verbindung des Presscylinders mit Abwasserrohr,
rdnick- und Hochdruck-Accumulator.
Die Form /.um Pressen der Platten besteht aus einem «Schlitten
zwei l-iandgriffen, einem Formenrahmen, dessen Oeffimng der Grösse der
und dessen Höhe ihrer Dicke in ungepresstem Zustande entspricht,
' '* rt^mpel und für Mosaikplatten einer m die Formöffnung passenden
ic EJTie gecigTicte Vorrichtung verhindert das Vorrücken des
' : Schlitten. Man arbeitet mit der Presse wie folgt:
I wird auf den Schlitten gelegt, seine Oeffnung bei
Hersceltung einfarbiger Platten mit Thonpulver angefüllt und
182
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
dessen Oberfläche mit einem Brett gerade gestrichen. Bei Mosaikplatten
wird zuerst die dem Muster entsprechende Blechschablone in die Form-
öffnung gebracht, deren einzelnen Geßicher mit den verschiedenfarbigen
Thonpulvem etwa Smm hoch gefüllt, dieselben g^en die Wände etwas
angedrückt und dann jene wieder herausgezogen; dann wird die Form-
öffnung mit einfarbigem Thonmehl ganz gefüllt, abgestrichen und mit dem
Oberstempel bedeckt. Ein Arbeiter bringt nun die Form auf den Kolben-
tisch zwischen die Leisten und zieht den Handhebel des Sperrbockes
langsam hin und her und bewirkt dadurch der Reihe nach das Vorpresseii
der Platte durch den Niederdruck, das Ablassen von etwas Wasser aus dem
Cylinder und dadurch das entsprechende Sinken des Kolbens und Entlüften
der Thonmasse, femer das Fertigpressen durch Nieder- und Hochdruck und
das vollständige Entleeren des Presscylinders, beziehungsweise Verbringen des
Kolbens auf den niedrigsten Stand. Ein zweiter Arbeiter zieht hierauf die
Form auf den Vortisch unter das Druckstück, hebt die Prismen und damit
den Formen rahmen mit Oberstempel, zieht den Schlitten darunter weg, lässt
jene wieder auf die Leisten sinken und hält unter die Rahmenöffnung, in
der sich die gepresste Platte befindet, ein mit Filz beschlagenes Brett. In-
zwischen hat der erste Arbeiter eine zweite gefüllte Form auf den Kolben-
tisch geschoben und es wird beim Pressen dieser durch das Aufgehen des
Kolbens das Druekstück niedergedrückt und der Oberstempel ganz in die
Oeffnung des Formenrahmens gedrückt, wodurch die fertige Platte auf den
Filz fäUt.
Die Pressen erhalten gewöhnlich einen Kolben von 2b0mm Durch-
messer und 40 mm Hub, welcher zum Pressen einer Platte genügt. W^ill man
deren zwei durch einen Druck erzeugen, so erhält der Kolben einen Durch-
messer von 335 ffim. Der Druck auf den Kolben beträgt bei 50 Atmosphären
Niederdruck für die Presse von 2b0 mm Durchmesser 24.500 >&^ und für
denjenigen von 335 ?nm Durchmesser 44.000 kg und beim Hochdruck von
250 Atmosphären 122.700 beziehungsweise 220.000 >fe^.
Beim Accumulatorenbetrieb können mit einer Presse bei Verwendung
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 183
Waaren gut geeignet Die Gegengewichts-Hebelvorrichtung liegt unter dem
Presstischy wodurch die Handhabung des Hebels sehr erleichtert wird. Die
Presskniee sind so miteinander verbunden, dass die Bolzen nur als Binde-,
nicht aber als Zug- oder Druckcylinder in Anspruch genommen werden. Die
Plattenstärke lässt sich leicht ändern, der Antriebshebel leicht verstellen und
dadurch die Antriebskraft fast verdoppeln. — Ausser Kniehebelpressen mit
Handbetrieb baut die genannte Firma auch solche mit Maschinenbetrieb,
bei welchen sowohl die Pressung als auch die Umdrehung des runden
Tisches sowie das Ausstossen des fertigen Steines völlig selbstthätig erfolgt,
so dass zur Bedienung einer vier Pferdekräfte erfordernden Presse nur ein
Arbeiter zum Füllen des Trichters und ein Arbeiter zum Fortnehmen der
fertiggepressten Waare nothwendig ist. Wird eine Mischmaschine zur Vor-
bereitung des Pressgutes benützt und dieselbe so aufgestellt, dass die Roh-
stof&nasse immittelbar in den Formtrichter fällt, so erfordert der ganze Betrieb
der Presse nur einen einzigen Arbeiter. Figur 114.
Die Druckkraft wächst allmälig bis zu einer bedeutenden Stärke. Die
Maschine ist sehr kräftig gebaut; die Wellen sind aus Gussstahl gefertigt und
laufen in Metalllagem; auch sämmtliche Triebräder bestehen aus Gussstahl.
In der Praxis bewährt haben sich auch die Spindelpressen für
Hand- und Maschinenbetrieb der Nienburger Eisengiesserei und
Maschinenfabrik zu Nienburg a. S., die Universal-Stempeldruck-
pressen zum Hand- und Dampfbetrieb von C. Schlickeysen in Berlin
und die von demselben Fabrikanten in den Handel gebrachten Dreikasten-
pressen mit Hebeldruck.
§ 1*0. Das Trocknen der von Hand oder mittelst Maschine ge-
forYnten Thonwaaren
Die nass geformten Thonwaaren müssen, bevor sie in den Brennofen
gelangen, möglichst vollständig getrocknet werden, wozu eine verschieden
lange Zeit erforderlich ist, welche abhängt von dem Wassergehalt und der
Beschaffenheit der Thonmasse (ob dieselbe fett oder mager ist), von der
Gestalt der Oberfläche und ihrer Grösse im Verhältniss zum Volumen, so-
dann von der Temperatur, dem Feuchtigkeitsgrade und der Menge der Luft,
welche in einer bestimmten Zeit über die zu trocknende Thonmasse hin-
wegstreicht u. s. w.
Die Austrocknung des Thonkörpers beginnt an der Überfläche und
schreitet von dieser nach innen fort; es bleibt demnach der Keni am längsten
feucht Die mit der Aussenflächc in Berühmng kommende Luft nimmt aus
der obersten Schicht der Thonmasse Wasser auf und trocknet sie dadurch;
in diese Schicht steigt (nach dem Capillaritätsgesetz) aus der nächst tiefer
gelegenen Feuchtigkeit auf, die sodann wieder von der Luft aufgesogen wird,
und dies wiederholt sich so lange, bis endlich auch der Kern sein Ver-
dunstungswasser verloren hat. Die Menge des letzteren beträgt bei einer
nass geformten Thonmasse im Mittel etwa 25^0- ^^^^ ^^ lufttrockenen Stein
^nickbleibende, zum Theil mechanisch, zum Theil chemisch gebundene,
etwa 3 — 4% des Trockengewichtes der Thonmasse betragende Wassermenge
lässt sich nur durch künstliche Wärme (z. B. Schmauchen im Brennofen)
entfernen.
Erster llieil Die HaaptstoflTe.
Im gleichen VerhältnLss zur Wasserabgabe erfolgt die Schwind utig
der Thonmasse, wobei die (nach Aron) kugelförmigen Thontheilchen sich
einander bis zu einem gewissen, die Porosität nicht aufhebenden Orade
nahem. Trocknet die Thonmasse auf allen Seiten gleichmässig aus, so geht
auch die Schwindung allseitig gleichmässig vor sich» so dass der Körper
seine äussere Form, nur verkleinert, beibehält. Erfolgt die Austrocknung aber
ungleichmässig, z. B. dadurch, dass eine Fläche des Thonkörpers einem
starken Luftzuge oder der unmittelbaren Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist und
daher schneller trocknet, so ist auch die Schwindung eine ungleichmlssige
und an dieser Stelle eine grössere; hierdurch wird im Thonkörper eine
Spannung und dadurch ein Verziehen oder Reissen erzeugt. Ersteres tritt
hauptsächlich bei dünnen Dachziegeln, Platten und anderen dünnwandigen
Thonwaaren, letzteres namentlich bei Vollsteinen und dickwandigen Thon*
waaren ein. Eine gleichmässige Wasserverdunstung auf der ganzen Oberfläche
und durch die ganze Masse eines Thonkörpers ist daher sehr wichtig, und sie
kann nur erzielt werden^ wenn <lie Thonmasse überall eine gleiche Dichtig-
keit und Stnictur besitzt Da Maschinenziegel im Inneren dichter sind
als aussen und ihre Structur eine un gleichmässige ist (vergl § 89), so wird
ihre Oberfläche schneller trocken als ihr Inneres. Bei zu schnellem Trocknen
<ier Oberfläche wird dieselbe zu dicht und hart und beeinträchtigt in diesem
Zustande die Austrocknung des Kerns. Es kann sich dann das eingeschlossene
Wasser bei Einwirkung einer grösseren Wärme in Dampf verwandeln und
zahlreiche Risse und Sprünge, ja unter Umständen sogar ein gänzliche*
Bersten und Zerfallen des Steines hervorrufeUt Diese Gefahr liegt z. B. vor,
wenn die Steine bei dem vor dem Brennen stattfindenden Schmauchen einer
ZU starken Hitze ausgesetzt werden.
Im Allgemeinen trocknen nass geformte Steine schneller als massig
feuchte. Je fetter der Thon ist, desto langsamer trocknet er, desto grösser
m seine Schwindung, und desto leichter erhält er Risse und Sprünge bei
ungleich massiger Austrocknung, Durch trockene Magerungs mittel (Sand,
Ziegelmehl u. s, w.) wird nicht nur die Trockenzeit verkürzt, weil der Thon
dann poröser ist und durch die zahlreicheren Poren eine schnellere Ver-
tUmstung des Wassers eintritt, sondern es vermindert sich auch die Gefahr
des Verziehens und Reissens der Thonmasse. Eine gleichmässige Wasser-
Verdunstung wird bei einer gleich dichten und dieselbe Structur besitzenden
Masse nur dann erreicht, wenn die über die Aussenflächen der letzteren
streichende Luft eine gleichmässige Wärme besitzt und auch an allen Stellen
^dcr Steinoberfläche die Temperatur dieselbe ist. Streicht die Luft über Steine
:)n verschiedener Wärme oder über lange Reihen frisch gefüllter Troeken-
Pfüste hinweg, oder werden die Ziegel an einer Seite unmittelbar von der Soiuic
bestrahlt, beziehungsweise von der Gluth eines Ofens in künstlich erwärmten
Trockenräumen getroffen, so wird niemals eine gleichmässige Wasservcr»
dunstimg erzielt. Letztere ist bei ruhiger Luft weit geringer als bei bewegter;
in starker Luftzug bringt jedoch der ^Fhonmasse Schaden, tlaher empfiehlt
sich, das Austrocknen durch massig bewegte Luft bewirken zu h^^*-^^
was man durch Regulirung der Luftklappen u, s, w. erreichen kann.
Die Fähigkeit der Luft, Wasser aus den Steinen aufzusaugen, ver-
schwindet, sobald sie sich mit Wasserdampf gesättigt hat; die Menge des
Ictuteren ist von der Temperatur der Luft abhängig. Die Wa.sscrmcnge* welche
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 185
1 «' Luft im Maximum erhalten kann, beträgt, wenn man den Barometer-
stand als constanl (= IQOmm) annimmt, nach Regnault und v. Magnus:
bei 0** Temperatur b'4 g für das Cubikmeter Luft
50
7-3 >
10«
9-2*
150
12-8»
20«
17-3.
25^
22-5»
30«
30-2»
40«
50-9.
50«
82-3 >
60«
1291 >
70«
195-8 >
80«
290-2 >
100«
589-5 V
Hiemach lässt sich die Luftmenge, welche durch Lüftungseinrichtungen
de« Trockenraum in einer bestimmten Zeit zugeführt werden muss, berechnen
und aus derselben die Grösse der Lüftungsanlage ermitteln.
Das Trocknen der Thonwaaren kann vorgenommen werden:
1. auf freier Erde,
2. in freistehenden, unverschlossenen Trockengerüsten,
3. in verschliessbaren Trockenscheunen,
4. in geschlossenen Räumen neben oder über dem Brennofen, unter
Benützung der Abhitze desselben,
5. in eigens zu diesem Zwecke erbauten, künstlich erwärmten Trocken-
kammern.
A. Trocknen auf freier Erde. Sollen die Ziegel auf freier Erde
getrocknet werden, so muss man hierzu einen schattigen, gegen starken Luftzug
geschützten Ort aussuchen, daselbst den Erdboden einebnen, stampfen und
mit feinem Sande, der vor jedem neuen Belegen zu erneuern ist, bestreuen.
Ist Lehmboden vorhanden, so genügt es, seine rauhe Decke zu entfernen.
Die gewöhnlichen Mauersteine werden auf den so vorbereiteten Erdboden
hochkantig und mit Zwischenräumen von 3 — 0 cm in Reihen aufgestellt,
während bessere Ziegel auf Trockenbrettchen flach nebeneinander gelegt
werden. Sobald Regen oder Nachtfrost zu befürchten ist, bedeckt man die
Ziegel mit Strohmatten oder mit einem leicht zu transportirenden Bretter-
dach. Vor Sonne und Wind schützt man die Ziegel durch Bestreuen mit
Sand oder fein gesiebter Asche. Sind die Steine soweit getrocknet, dass
man sie ohne Nachtheil für ihre Form übereinander stellen kann, so stapelt
man sie mauerförmig auf.
B. Trocknen in Trockengerüsten. Da beim Trocknen auf freier
Erde grosse Verluste nicht zu vermeiden sind und man bei anhaltend nasser
Witterung nicht rechtzeitig die für einen Brand erforderliche Anzahl luft-
trockener Steine erhalten kann, so lässt man die Ziegel besser hi einzelnen
Trockengerüsten lagern, welche aus Pfosten mit angenagelten Holzlatten be-
stehen und mit einem weit vorspringenden Dach zum Schutze gegen Regen
bedeckt sind (Fig. 115). In solchen freistehenden und unverschlossenen
Trockengerüsten ist jedoch der Ziegel nicht genügend gegen Sonne und
^m
£rster TkeiL Die Hauptstoß«.
Wind geschützt; deshalb beuulzt niaji lieber Trockenschcuneit mit etil-
sprechenden Schutzvorrichtungen.
C Trocknen in Trockenscheunen. Diese Trockenscheunen stielli
man mit Rücksicht auf die bei uns vorherrschende Windrichtung am besten
so auf, dass ihre Langseiten im Osten und Westen Uegeni und wähh ihre I-age
derart, dass die Trockenscheune von der Ziegelpresse und dem Brennofen
nicht zu weit entfernt hegt und der Transport der Steine möglichst wenig
Kraft erfordert. Diese Gebäude müssen einen völlig trockenen Untergrund
besitzen und auf einem der Sonne und dem Wind zugängHchen Platze er-
richtet werden. Entweder stellt man allseitig ein gemauertes Fundament mit
Sockel her oder fuhrt besser einzelne Pfeiler auf, um der I.uft einen freieren
Durchzug unten zu gewähren. Auf diesem Fundament, beziehungsweise denPfeileni,
errichtet mau Fachwerkswände, die entweder voll ausgemauert oder mit über-
einander gelegten, kurzen Thonr ohrstücken oder mit durchbrochener Ziegel»
niauer ausgefüllt oder mit Lattengittem u, s. w. bekleidet werden, damit die
Luft durch das Gebäude massig hindurchsl reichen kann, und versieht die-
selben mit hölzernen Klappläden oder mit grossen Fenstern mit Glasjalousien
und dergleichen, die auf der Windseite geschlossen, an der gegenüber-
liegenden Seite aber bei günstiger W itterung geöffnet werden. Bei nasser und
kalter Witterung schliesst man diese grösseren Oeffnungen sämmthch. Die
Trockenscheunc wnrd mit einem weit vorstehenden Dach überdeckt, da.^
mit Lüftungseinrichtungen und Dachrinne ausgestattet wird; fehlt letztere, so
muss auf der Erdoberfläche unter den T rauf kanten eine gepflasterte Rinne
hergestellt werden, und zwar am besten aus theerge tränkten Ziegelsteinen,
welche das Eindringen der Nässe in den zweckmässig erhöht anzulegenden
Fussboden der Scheune verhindert.
Die Trockengerüste kann man parallel zu den Langseiten oder xu den
Giebelseiten der Trockenscheune anordnen. Ihre Länge wählt man nicht
gern über 6 m. Die Entfernung der Gerustständer beträgt etwa 2 m und die
Breite der aus 2 oder ?t Ständern gebildeten Gerüstleitern 70 — 80 o//. Die
Entfernung der ziemlich starken, scharfkantig geschnittenen, am besten flach
gelegten und an beiden Enden an die kurzen Querhölzer der Pfosten ge-
nagelten Gerüstlatten wählt man in der Höhe von 20 — 25 rw, so dass man be-
nuem einen Backstein hochkantig auf die Latten stellen kann. Die unterste
Latte muss mindestens 40 cm über dem Fussboden liegen, die oberste zweck-
massig nicht über 2'30 w, um Laufbahn oder Trittbretter zu ersparen.
Die Laufbahn besteht aus einer schräg angeordneten, am oberen Ende
unterstützten und mit aufgenagelten Leisten versehenen Diele. Sie ist immer
anzulegen, wenn der Trockenschuppen, wie die Figuren 11*3 und 117 zeigen,
zweigeschossig gebaut ist. Man hat auch die hölzernen Latten ilurch Tele-
graphendrähte ersetzt, jedoch hat sich dies nicht bewährt, weil sich die
Drähte reckten und häufig nachgespannt werden mussten. Jedenfalls können
dieselben nur zum Trocknen leichterer Thonwaaren (z. B* von Dachziegeln^
benützt werden.
Die Trockengerüste werden durch Gänge von iX) — 120 an Breite von
einander getrermt. Sind Karrwege anzulegen, so erhalten dieselben eine Brette
VOD 1*5 — int] ein Streichgang erfordert eine Breite von 25 — -3 /w* Letzterer
wird bei Scheunen unter 12 m Breite ausserhalb, bei breiteren Scheunen
jedoch am besten in der Mittelachse angeordnet Besitzt das Trockengerast
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 187
acht übereinander liegende Gerüstlatten, so kann man auf 1 m^ Grundfläche
dieser Gerüste im Durchschnitt 150 flach gelegte Ziegel einschliesslich der
nöthigen Zwischenräume lagern. Für die Gänge u. s. w. ist eine Grundfläche
von vier Drittel der Grundfläche sämmtlicher Trockengerüste zu rechnen.
Nach vorstehenden Angaben lässt sich die Grösse der Trockenscheunen
einer Ziegelei leicht berechnen, sobald man die durchschnittliche Trocken-
zeit der Thonmasse und die Anzahl der in dieser Zeit zu trocknenden
Ziegel ermittelt hat.
Bei guter Witterung trocknen die Ziegel meistens schon in 24 Stunden
so weit, dass man sie ohne Bedenken hochkantig aufstellen kann; nach
weiteren 48 Stunden lassen sie sich oft schon luftig aufstapeln; nach 12 bis
14 Tagen (nach ihrem Streichen) können sie häufig schon in den Brenn-
ofen gebracht werden, jedoch dauert das Austrocknen manchmal vier Wochen
iin<l sogar noch länger, namentlich bei Formsteinen grösseren Formats.
l-«tztere trocknen in ungeheizten Trockenscheunen, in denen ihnen durch
Thüren und Fenster (Luken u. s. w.) die nöthige Luftmenge zugeführt wird,
stets ungleichmässig, weil die den Luftöffhungen näher liegenden Flächen
schneller austrocknen als die entgegengesetzt liegenden. Am schwierigsten
trocknet die auflagernde Fläche, weil sie von der Luft gar nicht berührt
wird, da der Stein auf einem Trockenbrettchen ruht. Deshalb bestreut man
(las letztere gleichmässig stark mit nicht zu feinem Sand, der das Schwinden
der unteren Steinfläche während des Trocknens erleichtert.
Da die frisch geformten Steine ein ziemlich grosses Gewicht besitzen,
so bringt man sie gewöhnlich zunächst auf die unteren Latten und, sobald
sie soweit getrocknet sind, dass sie hochkantig gestellt werden können, auf
die oberen. In der Nähe der Luken finden zweckmässig die trockeneren
Steine ihren Platz, weiter entfernt die nasseren, damit die über die Stein-
ilächen streichende Luft nicht schon kurz nach ihrem Eintritt in die Trocken-
scheune stark mit Wasser gesättigt wird. Die letzte Austrocknung der Ziegel
u. s. w. erfolgt, wenn dieselben bereits eine bleiche Farbe angenommen haben,
auf einem geschützten Platze innerhalb des Trockenschuppens oder in dem
Räume neben oder über dem Brennofen, oder in besonderen Schuppen, indem
man die Ziegel mit mindestens 2*5 cm weiten Zwischenräumen aufstapelt.
Durch diese Anordnung werden die Trockengerüste in der Scheune für die
frisch gestrichenen Ziegel frei.
Die Trockenheit prüft man durch Zerbrechen eines Ziegels und Unter-
suchung seiner Bruchfläche; zeigt dieselbe durchweg eine helle Farbe, so
ist der Ziegel genügend ausgetrocknet und zum Brennen (Schmauchen) reif;
man nimmt dann an, dass alle die anderen Steine, welche zu derselben Zeit
geformt wurden, gebrannt werden können.
Dachziegel lockert man von Zeit zu Zeit während ihres Austrocknens
auf dem Trockenbrettchen auf und wendet sie um, damit sie sich nicht
kramm ziehen; unregelmässig geformte Thonwaaren schützt man gegen
einen zu starken Luftzug zweckmässig durch ;) — 0 cm starke Thonplatten, die
seitlich von ihnen und über ihnen verlegt werden. Zur Entfernung des im
lufttrockenen Stein noch vorhandenen, chemisch und mechanisch gebundenen
H'assers wird der Stein nach seinem Einsetzen in den Brennofen zunächst
I>ci massiger Hitze einem Schmauchprocess unterworfen, welcher bei magerem
Ilion in der Regel 2 — 3 Tage, bei fettem 5 — G Tage und auch länger währt.
188
Erster Theil. Die Hawptstoifc.
Auch die nicht heizbaren Trockenscheunen gewähren keinen genügende»
Schutz gegen Schäden, welche durch Frühjahrs- und Herbstfröste, lang-
auhalteiKie nasse Witterung u. s. w* verursacht werden, und eignen sich des-
halb nicht zum Trocknen von Thonwaaren im Winter.
D. Trocknen in geschlossenen Räumen über oder neben dem
Brennofen, Um sich von der Witterung mögHchst unabhängig machen, die
Thonwaaren gegen Frost schützen und dieselben während des ganzen Jahres
formen und trocknen zu können, auch um die Trockenzeit abzukürzen, hat man
geschlossene und mit ausreichenden Lüftungsanlagen ausgestattete Räume
neben oder besser über dem Brennofen (Ringofen) angelegt und zu ihrer
Krwännung die überschüssige, sonst nutzlos verloren gehende» durch Leitung
oder Strahlung freiwerdende Wärme des Ofens benutzt, auch die Leistungs-
fähigkeit solcher Trockenanlagen durch Benutzung einer zweiten, sehr er-
giebigen Wärmequelle, nämlich durch eine Dampfheizung noch erhöht, die
man leicht anlegen kann, wenn ma» eine ständig betriebene Hochdruck-
dampfmaschine zur Verfügung hat Eine üampfheizung ist bei Einrichtung
lies Winterbetriebes nicht zu entbehren, denn die strahlende W'ärme des
Ringofens allein genügt nicht, um die feuchten Ziegel gegen Erfrieren zt/
schützen.
Befinden sich die sämmtlichen, zu einem Ziegeleibetriebe nothwendigeit
Räume nebst dem Ringofen in einem einzigen GebäudCi wie dies bei neueren
Anlagen vielfach der Fall ist, so spart man bedeutend an Grundfläche,
Arbeitskraft und Transportlänge, femer wird die ganze Anlage übersichr-
lieber und man erhält eine recht gute und billige Trockenanlage durch
zweckmässige Ausnützung der Über und neben dem Brennofen gelegenen
Räume.
L Trockenanlage von Bock. Die Figuren 118 — 119 zeigen Trockeu-
anlagen über einem Ringofen, wie solche von O. Bock mehrfach ausgeführt
worden sind (siehe den Prospect desselben vom JuU 1896» S. 35 und 36)«
Bei dem in Figur 118 abgebildeten kleineren Ringofen befindet sich in Ofcö*
kantenhöhe eine Balkenlage und über dem Ofen eine zweite, die Trocken-
gerüste tragende. Diese Anordnung behindert den Raum um den Ofen in
keiner Weise, und sie ermöglicht eine gute Vertheilung der von dem Ofen
ununterbrochen ausstrahlenden Wärme; letztere wird so gemildert, dass die
rhonwaaren gleichmässig und rissefrei austrocknen. In Figur 111.1 ist die
Trockenanlage aus vier Stockwerken gebildet; ihre Grösse und LeistuDgs^
fähigkeit entspricht derjenigen des betreffenden Ringofens.
Den Haupt Verkehrs weg in den oberen Stockwerken derartiger Trocken-
anlagen ordnet miin am besten in der Mitte und parallel zur längeren Seite
des Gebäudes an und rechtwinklig hierzu die beiderseits durch schmale
Gänge gctretmten Trockengerüste, Das r>ach trägl eine mit Oberlicht und
verstellbaren Klappen versehene Laterne (Dachreiter)^ durch welche die feucht«?
I^uft entweichen kann.
Ein über einem Ringofen angelegter Trockenraum kann nach Bock
monatlich durchschnittlich zweimal, also im Jahre etwa 24mal und bei leicht
trocknenden Thonwaaren sogar noch öfter belegt werden, also je nach tief
Witterung zwei- bis dreimal so oft als ein offener Trockcoschuppen währen ^^
einer ganzen Sommercampagne.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine.
im
2. Trockenanlage von Cohrs, In ähnlicher Weise wie die Bock sehe
Trockenanlage ist die von Cohrs in Hamburg über Ring- und Langöfen
elegL Bei dieser Anlage befinden sich die Trockengerüste zu beiden
cn des Ofens und sind in Entfernungen von 5 — 7 m von einander
Ichte mit schlitzförmigen Oeffiiuiigen angeordnet, durch welche die
rite, aber beÄlandig erneuerte Luft von oben nach unten langsam und
Q unter brochcTi gesaugt wird. Diese Luftschächte haben die Breite des
keuraumes zur Länge und ein Sechstel derselben zur Breite. Die
rrockenkainniem sind mit doppeltem Fussboden versehen, von denen der
Tc durchbrochen ist ; die warme Luft wird über die Thonwaaren gezogen
unten, mit Wasserdampf gesättigt, nach dem Schornstein geleitet Diese
Anordnung wird von Fachleuten sehr empfohlen; ihre Leistungsfähigkeit soll
lie der gewöhnlichen Trockenscheune um mehr als das Doppelte übertr^en.
ne genaue Beschreibung mit Abbildung der Cohrs'schen Trockenanlage
Dian u. A. im >Leitm. Central- Anzeiger c 1887, Nr. 7.)
3* Trockenanlage von Rühne. Zu ihrer Erwärmung dient wenig,
sehr stark erhitzte Luft, die von unten nach oben (also umgekehrt wie
f^er vorigen Anlage) die Ziegel durchstreicht. Die kleinen, dichten
laminem liegen unmittelbar über dem Gewölbe des Ringofens und es folgt
Trockenvorgang dem Feuer des letzteren, so dass nur die mit Brennstoff
beschickenden und in Gluth stehenden Kammern nicht besetzt sind. Die
rrockenräume besitzen aussen verstellbare Klappen zum Eintritt der Luft
werden an den Enden durch bewegliche Wände abgeschlossen. Sie haben
rr das Dach reichende Schlote zur Ableitung der mit Feuchtigkeit ge-
Luft. (Siehe »Thonindustriezeitungc 1889, Nr, 22.)
4. Trockenkammern von F. Ho ff mann (dem Erfinder des Ring-
$). Die Kammern liegen gallerieartig in dem Umbau des Ringofens, um
verhüten, dass die vom Ofen ausstrahlende, oft zu starke Hitze die frische
welche sich über den in Ciluth stehenden Ofenkammern bei An-
der Trockenkammern unmittelbar über dem Ofen befinden, beschädigt,
osser Nachtheil dieser Anlage besteht in dem hohen Verlust von
sowie in der geringen Leistungsfähigkeit und in den hohen Her-
^osten. — - Eine andere Anordnung hat Hoflfmann in der Weise
dfiea, dass die vom Ofen ausstrahlende und^bis zum Dach emp>orsteigende
mc mittelst trichterförmiger Saugröhren nach unten geführt und unter-
nach einigen Canaltrockenöfen geleitet wird, die in einem besonderen
ade stehen, in welchem die Austrocknung der Thonwaaren vorgenommen
Nach Ohle erfordert aber diese Anlage und jede ihr ähnliche, bei
letcher ilie warme Luft eine wideniatürliche niedergehende Bewegung zu
ben hat, einen grossen Kraftaufwand und arbeitet demnach theuen (Siehe
). Bock, a. a. O., S. 174.)
Zu dieser Gruppe von Trocltenanlugen bemerkt Dr, G, Moll er- Berlin
Folgende« :
» Bcjichrlnkt man sich auf die, auf Ziegeleien fast immer kostenlos vor-
ittadcne Wät u, die strahlende Wärme des Ringofens und den Ab-
npf der N % so treten folgende Uebelstände naturnoth wendig ein.
tm Verfügung stehenden Wärmemengen genügen, wenn die Luft keine
^i -.i-,»v 1 ^ jtjtj^ also kalt und wassergesättigt ist, auch nicht annähernd
Jjkr ^ darf zur Trocknung; €lie Folge muss sein, dass in solchen
VMi
Erster TheiL Die Hauptstoffe,
Fällen nicht mehr von der Trockenanlage die erforderliche Menge an trockenen
Ziegeln regelmässig geliefert wird, dass die Leistung schliesslich ganz auf-
hört« ja es nicht einmal immer gelingt, die feuchten Ziegel vor Frosteinwirkung
iii schützen. Es soll hiermit nicht ein Urthcii gegen alle diese Trocken-
einrichtungen gesprochen, sondern nur klar gesagt werden, dass diese Ein-
richtungen in der Hauptsache durch die Aussenluft trocknen^ von dieser im
hohen Masse abhängig sind und infolgedessen natürlich regelmässig gleiche
Mengen trockener Ziegel nicht liefern können, jedenfalls auch nicht regel-
mässigen Sommer- und Winterbetrieb mit Sicherheit ermöglichen. Nimmt man
eine bei ungünstigerer W^itterung verminderte Leistung in den Kauf, richtet
hiemach die ganze Trockenanlage ein, begnügt sich mit dem zweifellosen
Vortheil, die Fabrikationszeit ausdehnen zu können, ohne volle Winterfabri-
kation zu verlangen, so ist gegen solche Anlagen nichts einzuwenden. Eine
Berechnung in jedem einzelnen Falle wird festzustellen haben, ob die Vor-
theile solcher Einrichtungen die kostspielige Anlage und die nöthigai
maschinellen Vorrichtungen zum Heben der nassen und Senken der trockenen
Ziegel bei Anlagen in Etagen neben und über dem Ringofen rechtfertigen.
Da auch bei allen diesen Anlagen die Steine in die Trockenge Kiste gcsetit
imd aus diesen wieder entfenit werden müssen, dürfte auch gegenüber
zweckmässigen alteti Anlagen mit Trockenschuppen im Freien, wenn anders
die IVansportmittel vollkommen, eine erhebliche Erspamiss an Arbeitslöhnen
nicht zu erzielen sein. Keine der oben genannten Anlagen ermöglicht es, das
hygroskopische Wasser aus den Ziegeln zu entfernen.«
E. Trocknen in eigenen, künstlich erwärmten Trocken-
kammern. Für feinere Thonwaaren (Verblendsteine, Terracotten, Statuen
u. s. w.), aber auch für gewöhnliche Mauersteine hat man Trockenkammern
der verschiedensten Construction angelegt und dieselben in der verschiedensten
Weise erwärmt, so z. B, durch gemauerte und bis zur schwachen Rothgluth
erhitzte Oefen, die an verschiedenen Stellen des Trockenraumes aufgestellt
wurden, und deren 0—12 c^» weite Abzugsröhren fast bis unter das Dach
gingeUj oder durch die Abhitze von Brennöfen oder durch den Ab«^
vou Dampfmaschinen, den man in Röhren durch den Trockenraum U
oder durch Oefen, die ausserhalb der Trockenkammeni aufgestellt wurden
und Anlage einer I^uftheizung oder durch Züge und Canäle, welche unter
dem Fussboden angelegt und mit Chamotte- oder Eisenplatten bedeckt
wurden u. s. w. Diese Räume werden» um ein Reissen der Thonwaaren zu
verhüten, anfänglich schwach, dann stärker geheizt» und mit Ventilatoren
(Exhaustoren) oder Schornstein u. s, w, versehen, damit die mit W^asserdampf
gesättigte Luft schnell entweichen und frische Luft betiuem zugeführt werden
kann. Durch einen Schornstein kann man jedoch nach Zwick die abzuführende
Luftmenge nur dann bewältigen, wenn die lemperatur im Trocken räum
mindestens 40** C beträgt; bei schwächerer Heizung ist ein Exhaustor tu
benutzen.
Um 1 Jkg W'asser von 0** Temperatur zu verdampfen, sind 63(i Wänne-
einheiten (Calorien) erforderlich. Nimmt man ilen Wassergehalt eines <^
schnittlich 4*0^^ schweren Ziegels (im feuchten Zustande) im Mittel zu ^
an, so enthalten 1000 Ziegel etwa lOOi} Jkg Wasser, zu deren Verdunsiung
demnach t»30.00ü Wärmeeinheiten oder, da 1 ßtg Steinkohle im Mittel 5400
Wärmeeinheiten zu erzeugen verntag, etwa 115 ^^ Steinkohle erforderlich sind».
Zwdtes Capitel. Die küciitltchen Sterne.
191
^ach Seger ergiebt sich für die künstliche Trocknung von 1000 Stück
Maschinenziq^eln mit 225% Wasser theoretisch ein Verbrauch von
10» kg bester Steinkohle von 7500 Wärmeeinheiten bei einer Aossentemperatur
fou 4- 4'5** C und En^ärnning des Trockenraumes auf + 20'' C), Da von
I h Steinkohlen erzeugten Wärme praktisch ein grosser Theil nicht
/t werden kann, so ist der Brennstofifaufwand bei künstlicher
Jlrocknung noch weit grösser und demnach ein recht bedeutender, auch
fielfach grösser als der Kohlenverbrauch für das Brennen derselben Anzahl
Zicgd im Brennofen.
Seger hat berechnet, dass zur Entfernung der in 1000 Mauersteinen
atrenden Wassermasse:
bei 20*^ C Erwärmung d0,952w?^ Luft
30" C
m.mi w»
40» C
1(5.940/«»
öOo C
10,090 m»
CO« c
ß.340 ra*
10° c
4.117«»
80" C
2.757 m»
InmhweotUg sind, also selbst bei höherer Temperatur immer noch eine recht
MrichlUche Menge, Nach dieser ist die Lüftungsanlage zu bestimmen.
Zu dieser Classe von künstlichen Trockeneinrichtungen rechnet man:
L den Canalofen von Bock, Auf Schienen laufende, mit Thon-
rwaarr * V lene Wagen werden durch einen Canal gezogen, welcher durch
' fine 1 izung erwärmt wird, deren Röhren von dem Eintritt der frischen
^'aarr nach dem Austritt der getrockneten, also von einem Canalende bis
«nderen, an Zahl zunehmen, so dass in den verschiedenen Abtheilungen
Trockeiiraumcs verschiedene Temperaturen herrschen und die durch-
chende, sich mehr und mehr mit Feuchtigkeit sättigende Luft in immer
«inner ircrdcndc Gebiete eintritt, wodurch sie ganz erhebh'ch an Aufnahme*
i^ki^ctc für Feuchtigkeit gewinnt. Dieser Canal kann auch mit Ofen-
ngimg ttn<i mit Gasheizung verschen werden. (Siehe O. Bock, n. a, O,^
174 und 8 92.) Zu dieser Trockenanlage bemerkt Dr. G, Möller Folgendes:
kDa&& dieser Apparat, wie es scheint, vom Erfinder selbst nicht mehr an-
wendet wird, hat jedenfalls seinen Grund darin, dass die technische
igkeit, die steigenden Temperaturen im Trockencanal an jeder Stelle
m erzeugen» sehr gross ist, Uebcrdies ist auch sicher, dass die von
seit»! angegebene Abdampfheizung seines Canais bei weitem nicht die
Wärme liefern kann.*
2. Den Canalofen von Fellner und Ziegler in Frankfurt a. M.
*^^"* ist AhnHch dem Bock'schen construirt, jedoch ist hier das Princip
»Stromes in Anwendung gebracht, das gegenüber dem Gleichstrom-
iics »ier Rock'sche Canalofen besitzt, einen grosseren Aufwand
r- verlangt. Die Luft wird mittelst eines Ventilators am einen
Canales eingeblasen und zum Theil unter den Rost der Feuerung,
unmittelbar in eine Mischkummer getrieben, m welcher sie sich mit
der Feuerung strömenden Verbrennungsgasen vermischt und dann
* *^' f^rmigei %*erste11- und verschliessbare Oeffnungcn in den Trocken-
Die *rhonwaaren werden mittelst Wagen dem Luftstrom vom
Jll i^.
1112
Erster Tkeil. Die Hauptstoffc.
anderen Ende des Canals aus entgegengeführt, so dass sie erwärmt werden«
bevor sie von ganz heisser und trockener Luft bestrichen werden* (Siehe
j>Thonindustriezeitung« 1889, S. 2160
3. Die Trockenanlage von Schaaf. Auch hier beruht das Trocken-
verfahren auf dem Princip des Gegenstromes. In geneigte Kamraem, die
aus einer Anzahl neben-, über- und untereinander liegender, nur durch
Wandungen getrennter und einen geringen Querschnitt besitzender Zellen
bestehen, werden die nassen Steine oben auf Trockenbrettchen oder Rähmcheu
eingesetzt; sie gleiten mit diesen auf seitlichen Führungsleisten herab und
werden unten, vollständig getrocknet, herausgenommen. Die Steine sind in
der Weise gelagert, dass sie von der Trockenluft allseitig umspült werden
können, so dass ein ungleichmässiges Austrocknen vermieden wird. Die äuj
Erhitzung der Luft erforderliche Wärme wird den Zellen durch Röhren
unten zugeführt; durch diese Röhren wird Dampf (directer oder RückdampQ
u, s. w- geleitet, wobei man auch mit Vortheil die Abhitze des Ringofens
mitbenutzen kann. Die Luft erwännt sich, indem sie diese Röhren umspült
und entweicht nach ihrem Durchzug durch die Zellen ins Freie; sie zieht
demnach den zu trocknenden Steinen entgegen, berührt zunächst mit hoher
Temperatur die trockenste Waare und dann immer feuchtere Waare, wobei
sie sich mehr und mehr mit \Vasserdampf sättigt, so dass sie bei ihrem
Austritt aus den Zellen ihre Frocketikraft fast ganz eingebusst hat. Hiemach
erhält also die nasse und emptindlichste Waare die schwächste, die Dahczu
getrocknete die stärkste Hitze, Diese Anlage gestattet ein sehr schnelles,
vollständiges und auch billiges Trocknen. (Näheres hierüber hndet man u. Ä*
in dem Werke von U. Bock: »Die Ziegelfabnkation«, S, 180 C)
Zu diesen drei Trockenein richtungen, die bei Anwendung directer Heizung
auch die Beseitigung des mechanisch und chemisch beigemengten Wassers
bewirken, macht Dr, G. Möller folgende beachtenswerthe Bemerkungen; >Bei
diesen Einrichtungen, die nach der bisherigen Kenntniss allein regelma^^it^'-n
Sommer- und Winterbetrieb ermöglichen, tritt folgende grosse Schwn
auf: Hat die Aussenluft grosse trocknende Kraft, so wäre es wirthschaitiicu
nöthig, die zugeführtc Wärmemenge möglichst zu verringern ; bei nasser, kalter
Luft dagegen müssen die bekannten sehr grossen Wärmemengen /.ugefiihrt
werden ; dadurch wird der Betrieb ein sehr schwieriger und bei ungünstiger Witte*
rmig ein sehr kostspieliger. Zumeist sind überdies diese Einrichtungen, da sie bei
ungünstigen Wittcrungsverhältnissen mit künstlichen Wärmequellen stark arbeiten
müssen, nicht so eingerichtet, dass sie bei grosser Trockenkraft der Luft diese vöU
ausnützen können. Gewisse von den zu erstrebenden Zielen allerdings noch
weit abliegende Vortheile sind auch durch diese Trockeneinrichtungen zu
erlangen. Im Besonderen möchte ich die Einrichtungen von Schaaf nennen,
welche neben den Canaltrockenapparateu von Bock und F'ellner und
Ziegler, was Erspamiss an Arbeitslohn betrifft, einen sehr bedeutendoi
Fortschritt bezeichnen.«
Weiter haben R, Mensing in Zwickau (siehe O. Bock, a« a. O,, S. 173)i
Weigelin (siehe »Thomndustriezeitung*, 1892, Nr. 8 — 14), Bührer und
Hamel (siehe Gottgetreu, a.a. O., Bd L>S. 260), Ho top t^siehe »Deutsche Töpfer*
und Zicgler-Zeitungc 1893, Nr, IIJ) a s. w. Trockenanlagen für Ziegel ei waare«
empfohlen, deren Beschreibung hier zu weit führen würde. Dagi^en wollen
wir die neueste Erfindung auf diesem Gebiete, nämlich die Trockenanlage
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 193
von Dr. G. Möller (Berlin) und Professor P. Pfeifer (Braunschweig)
hier eingehender besprechen, weil dieselbe unseres Erachtens eine grosse Zu-
kunft besitzt Wir benützen zu unserer Beschreibung einen Vortrag, welchen
Dr. G. Möller in der 32. Generalversammlung des »Deutschen Vereins für
Fabrikation von Ziegeln u. s. w.« gehalten hat und dessen Wortlaut in der
»Thonindustrie-Zeitung», 1896 Nr. 10 und 12 veröffentlicht ist, sowie Mit-
theilungen, die uns vom Erfinder selbst zugegangen sind.
Dieser Trockenanlage liegt das physikalische Gesetz zu Grunde, dass
Wasserdampf bei seinem Uebergang in den flüssigen Aggregat-
zustand genau diejenige Wärmemenge wieder abgiebt, welche zu
seiner Bildung nothwendig war. Das Trocknen (von Ziegeln, Verblend-
steinen, Biberschwänzen, Falzziegeln und geziegelter Rohcementmasse) erfolgt
in einem gemauerten geraden Canal, durch welchen die frisch geformten
Waaren auf Etagenwagen, die auf Schienensträngen laufen, hindurch bewegt
werden. In diesem continuirlich betriebenen Canal liegen die Geleise neben-
einander, so dass derselbe also ständig — je nach der Canalleistung — mit
drei bis vier Reihen beladener Wagen gefüllt ist. Man legt ihn am besten
parallel zum Brennofen und so an, dass sein Eingang unmittelbar an der
Ziegelpresse, beziehungsweise dem Streichtisch, und sein Ausgang am Ring-
ofen sich befindet. Am einen Ende (dem Ausgang) besitzt der Canal eine
directe, von aussen zu bedienende Feuerung / (Feuerluftheizung oder Dampf-
heizung mit Dampf von etwa 8 Atmosphären Spannung, um eine Temperatur
über 100** C zu erzielen); dieses Ende ist durch eine, mit Gegengewicht
ausbalancirte Hubthür h (Fig. 120) verschlossen, während das andere offen
gehalten oder nur durch Segeltuch (während des Winters) geschlossen werden
kann. Statt der Hubthüren werden auch einfache aus Holz roh gezimmerte
Klappthüren empfohlen. Das auf dem Rost r (Fig. 122) erzeugte Feuer
streicht durch die mit Rippen ausgestatteten Caloriferen c und seine Gase ge-
langen in den Schornstein, ohne mit dem Trockengut in Berührung gekommen
zu sein. Ausserdem ist der Canal in seiner ganzen Längenausdehnung mit
Heizkörpern (gerippten Gusseisen röhren g) ausgestattet, welche dadurch Wärme
abgeben, dass durch sie der dem Trockengut entzogene Wasserdampf ge-
führt wird. Endlich befinden sich in der Längen richtimg des Canales Venti-
latoren r, welche weder Luft einführen, noch ableiten, sondern lediglich nur
zur Uebertragung der Wärme von den Heizkörpern auf die zu trocknende
Waare dienen; sie bewegen die im Canal befindliche Luft senkrecht zur
I^gsachse desselben von der Heizung durch die erste Wagenreihe, dann
durch die zweite Heizvorrichtung und zweite Wagenreihe, hierauf durch die
dritte Heizvorrichtung und die dritte Wagenreihe u. s. w., alsdann in den
Schacht neben den Ventilatoren nach unten, hierauf durch die Sohlcanäle
wieder zur ersten Heizung und so fort. (Vergl. Fig. 125.)
Je nach Ablauf einer halben bis einer ganzen Stunde wird am heissen
Kndc des Canales nach Oefthen der Hubthür oder Klappthür von jedem
Schienenstrang ein Wagen mit trockenen Ziegeln gezogen und in den Ring-
ofen hineingeschoben, die Thür wieder geschlossen, dann mittelst Windewerk w
\Fig. 123) der ganze Canalinhalt um eine Wagenlänge vorgeschoben und
gleichzeitig am kalten Ende auf jeden Schienenstrang ein mit frischer Waare
beladener Wagen nachgeschoben. Die frisch mit Steinen beladenen Wagen
werden stet» dicht hintereinander an den Trockencanal herangefahren.
K r 0 f r r, Handbach der Baattofflehrr. 13
194
Erster Theil. Die HauptÄtofFc.
Die Condensationsheizkörperjg^ münden an beiden Enden in Sammelgeß
lue zur Aufnahme des Condensationswassers dienen. Von denjenigen Samniel-
gefässen, die in t!er Nähe der Caloriferen liegen, fuhrt ein über der Decke des
eigendichen Trocken räum es liegender Canal k (Fig* 120) nach dem heissen
Ende und durch hier in der Decke angebrachte Oeffnungeo nach dem Innen-
rauni .selbst. Die am entgegengesetzten Ende stehenden Sammelgefässe sind
durch eine Rohrleitung / (Fig, 121) mit einem kleinen Exhaustor e verbunden.
Da die ganze Leitung vom Exhaustor e bis zum Canal k (durch die Sammel-
gefässe und Rippen röhre) dicht geschlossen ist» so muss die gelinde saugende
Wirkung tles Exhaustors bewirken, dass die am heissen Ende des Canales
sich befindenden Gase, I^uft und ^Vasserdämpfe» durch die Oeflhungen in der
Decke, den Canal k^ tue Sammelgefässe unil Rippen röhre gezogen werden.
Da ferner der Trockencanal am heissen Ende durch die Hubthür h ver*
schlössen ist, so können die hier unter Einfluss des Exhaustors mitgenommenen
Gase nur dadurch ersetzt werden^ dass vom kalten offenen Ende des Canales
her mit dem Wagen zugleich und in derselben Richtung Luft in den Trockcn-
canal eintritt. Diese Luft zieht in ganz langsamem Strom ein und wird auf
ihrem Wege bis zum heissen Ende durch die Ventilatoren beständig in
kräftiger Quercirculatioii erhalten;: sie erhitzt sich beim Durchgang zwischen
den Condensationsheizkörpeni und ward regelmässig wärmer; sie nimmt beim
DurchZrUg durch die frisch eingefahrene Waare aus dieser Wasser auf und
erwärmt sie zugleich; sie gelangt mit Wasserdampf übersättigt an das heisse
Ende des Canales, wo sie durch die Caloriferen ihre höchste Temperatur
und hierdurch gleichzeitig ihre grösste Wasseraufnahmefähigkeit erreicht, und
entzieht den zum grössten Theile bereits ausgetrockneten, an dieser SteUe
sich befindenden Steinen den letzten Rest ihres Wassers. Die auf diese Weise
stark erhitzte und stark mit 'Wasser gesättigte Luft zieht nun durch das
Innere der Condensaloren hindurch zmn kalten Ende hin, wobei sie immer
mehr und mehr allmälig abgekühlt wird, weil die Condensatoren von aussen
her von einer immer kälter werdenden Luft umspült werden. Die Luft wini
hierbei ihres Wasserdampfes beraubt, welcher condensirt, lyid schliesslich mit
einer, die Eintrittstemperatur nur um wenige Grade übersteigenden Temperatur
durch den Exhaustor entfernt. Sobald sich die Wasserdampfe verflüssige«,
wird die latente Wanne derselben frei und zugleich an die, die Condeo-
satoren umspülende, Luft übertragen, so dass diese Wasseraufnahmefähigkeit
erlangt und aus dem Trockengut Wasser in Dampfform aufnimmt. Und so
wiederholt sich dieser Vorgang bestandig. Das sich im Innern der Heizrohre
bildende Condensationswasser tliesst aus den Sammelgefassen durch eine, im
unteren Theile aTigebrachte Rohrleitung mit Wasserverschluss in ständigem
Strome ab>
Dass diese geistvoll erdachte Trockeneinrichtung vor allen den anderen,
hier besprochenen, mannigfache Vorzüge besitzt, kann von Niemandem l>^
stritten werden. Zunächst wird bei ihrer Anlage eine erhebliche Ersparniss
an Arbeitslöhnen erzielt, weil der frisch geformte Ziegel unmittelbar auf den
Wagen gesetzt und ohne Menschenkraft durch den Trockencanal zum Ring-
ofen bewegt wirdp sodann ist man vollkommen unabhängig von der
Witterung, weil nur ganz kleine Mengen Aüssenluft in den Trockenapparai
eingelassen werden; man kann daher auch selbst bei einer Kalte von — 16
bis 20^ C das Trocknen bewirken; ferner ist die Trockenzeit eine schi
Zweites CÄpitel Die künstlichen Steine.
195
^nrze, da die Ziegel während ihres Austrocknens einer unbeclingt regel-
sig steigenden Temperatur (bis über IW) bei ebenso regelmässig steigender
niüfnahmefahigkeit der sie umgebenden Luft ausgesetzt sind, sodann
man eine vollständige Austrocknung der Ziegel, so dass der
jtnie Schmauchprocess im Ringofen, der, wie wir noch später ausführlich
rortem werden, mannigfache Schwierigkeiten und Schäden verursacht, ent-
iich winl, und endlich ist der Brennstoffaufwand für die directe
mg, welche nur dazu dient, die in der Praxis unvemi eidlichen Wärme-
rliiste durch Strahlung und kleine Undichtigkeiten zu ersetzen, ein sehr
I und gleichzeitig wird wegen des Fortfalles des Schmauchprocesses
|\. rieiss In den Ringofen gelangenden Ziegel auch Brennstoff im Ring-
licii und Zeit (30 — 50%) erspart. Einen weiteren Vortheil möchten wir
erwähnen nicht unterlassen, der darin besteht, dass das Condensationswasser
Hin Sjjeisen des Dampfkessels verwendet werden kann. Da die Ursachen
Verßirbungen vieler Steine bei diesem Trockenverfahren beseitigt werden,
luim man im Ringofen vollständig reinfarbige Waare erzielen.
Als normale Temperaturen befinden sich in der Trockenanlage solche
vtm 30 — 120^ C, vom kalten nach dem heissen Ende hin allmaUg steigend.
Trockenzeit beträgt, je nach der Beschaffenheit der Waare, durchschnitt-
Ich nur etwa 20 Stunden in dieser Anlage. Der BrennstofFaufwand ergab
bei einem im Betriebe befindlichen Trockenap parat zu 25 — 30 Pfg, filr
lOOO Stück Ziegel; er vermindert sich mit wachsender Tagesproduction.
Die Inbetriebsetzung wird in der W'eise vorgenommen, dass nach Er-
Aufstellung des Trockencanales. sowie der Apparate desselben
PF len leicht angeheizt und die Ventilatoren in Betrieb gesetzt werden.
eine Dampfheizung eingerichtet, so wird dieselbe in Betrieb genommen,
das Mauerwerk genügend ausgetrocknet ist, wird der Trockencanal
oft vollständig mit beladenen Wagen besetzt, die Ziehzeit jedoch zu-
st sehr gross genommen; sie erfolgt bei den ersten Wagen erst nach
tsmz sechs Stunden und wird während der nächsten zwei oder drei Tage
mehr verkürzt, bis sie auf die normale, der Leistung des Canales ent*
Kcnde zurückgefiihrt ist Während der Inbetriebnahme ist dem verschiedenen
iTaiiAlten des Thones entsprechend mitunter die Windgeschwindigkeit in der
srichtung des Canales abzuändern, die Grösse der Luftmenge, welche in
Catial von aussen her eingeführt wird, zu vermehren oder zu vermindern,
^'indgesrh windigkeit in der fjuerrichtung zu beschleunigen oder zu ver-
imcTi, je nachdem der Thon mehr oder weniger empfindlich ist, bezüg-
drr Schnelligkeit der Wasser entzie hu ng.
Der Betrieb während der Nacht ist der gleiche; die von der Ziegel-
^rührend des Tages mehr hergestellten Steine werden auf Wagen
xt ond diese auf ein Reservegeleise aufgefahren; während der Nacht
diese Reserve wagen zur Ergänzung des Einsatzes im Trockenofen ;
c Einsetzen der den Trockencanal heiss verlassenden Steine in
(I ist vortheilhaft auch während der Nacht zu bewirken.
Die grössten Canäle, welche bislang erbaut worden sind, besitzen eine
Ti^caileiitung von 20*000 — 23.000 Steine ; bei grösserem Bedarf an getrockneter
fmart ist die Anwendung mehrerer Canäle empfehlenswerther, weil sonst die
?rlUÜlnis$e zu schwierig und der Betrieb verhälnissmässig umstand-
J^
196 Erster Theil. Die HaupUtoffe.
§ 91. Die Transporteinrichtungen auf Ziegeleien.
Der Transport der Thonmasse von den Gruben nach den Halden,
Sümpfen und Homogenisirungsmaschinen und von diesen nach dem Streich-
tisch oder nach den Ziegelpressen, der frisch geformten Steine von den
Formplätzen nach den Trockenanlagen, der lufttrockenen Steine von letzteren
nach dem Brennofen und der gebrannten Waare vom Ofen nach den Lager-
plätzen erfordert mehr als die Hälfte aller im Ziegeleibetriebe noth wendigen
Ausgaben. Mit Abnahme der Transportkosten wächst die Rentabilität der
Ziegelei und es ist daher letztere stets so anzulegen, dass die Summe der
Transportwege möglichst klein wird. Dies erreicht man in vollkommenster
Weise durch Unterbringung sämmtlicher Arbeits-, Maschinen-, Trockenräume
und des Brennofens in einem einzigen, in möglichster Nähe der Thongniben
zu errichtenden Gebäude.
Die Transporteinrichtungen müssen einen sicheren, regelmässigen und
ununterbrochenen Betrieb ermöglichen. Man unterscheidet den wag rechten
Transport, den senkrechten und den auf schiefer Ebene.
Der Horizontaltransport wird, wenn es sich um die Bewegung kleinerer
Massen auf kürzeren Wegen (bis etwa 120^ Länge) handelt, am billigsten
durch einrädrige Handschubkarren aus Holz oder Eisen bewirkt, welche
noch bei einem Längengefälle des Weges bis 1 : lü benützt werden können
und auf hölzernen, eisernen oder steinernen Bahnen bewegt werden. Bei
Transportirung grösserer Thonmassen auf grössere Entfernungen verwendet
man zwei-, drei- oder vierrädrige grössere Transportwagen (Kipp-
wagen, Lowrys) mit Pferdebetrieb bei Transportlängen bis zu 1800 m und
vierrädrige Kippwagen mit Locomotivbetrieb bei grösseren Transportlängen;
die Pferdekippkarren werden auf befestigten Wegen oder auf schmalspurigen,
festliegenden oder transportablen Schienengeleisen (Feldbahnen) bewegt, die
mit Dampfkraft betriebenen natürlich nur auf Eisenbahnschienen. Oder man
verwendet zwei- oder dreictagige Wagen mit drei oder vier Rädern, je
nachdem man dieselben auf dem befestigten Fussboden oder auf einem
Zweites Capitel. Die kanstlichen Steine. 197
»Die Wagen werden auf den fortwährend zu passirenden Hauptstrecken
hängend gefahren, während sie in den Querwegen zwischen den einzelnen
Trockengerüsten auf ihren eigenen Rädern auf dem Fussboden laufen. Die
in etwa über Mannshöhe angebrachte Hängebahnschiene fährt um den Ele-
vator herum oder, wenn ein solcher fehlt, an dem Abschneideapparat der
Ziegelpresse vorbei. Die Wagen schweben einige Centimeter über dem Fuss-
boden und hängen in zwei Zapfen, nach allen Seiten frei pendelnd, in einem
mit zwei Hängebahnrädem versehenen Bügel.
Auf die Hängebahnschiene wird eine lose Kletterweiche aufgelegt, die
auf einer Stelle, entweder in der Mitte oder am Ende, etwas nach unten
gebogen ist. Der ankommende Wagen hebt sich bei Auffahrt auf die Weichen-
spitze so viel, dass der Radkranz über die Schiene hinwegfahren kann; der
Wagen bewegt sich auf der schiefen Ebene der Weiche hinunter, so dass
er, an der tiefsten Stelle angekommen, auf seinen eigenen drei Rädern zu
stehen kommt und sich die Zapfen vom Bügel lösen. Hierauf wird der Wagen
in den Gerüstweg hineingeschoben und entladen, während der Bügel auf der
tiefsten Stelle der Weiche hängen bleibt. Ein leerer Wagen wird nun unter
den Bügel gebracht und mit diesem zusammen die schiefe Ebene hinauf-
geschoben. Hierdurch fasst der Zügel zunächst die Zapfen, wonach der
Wagen sich über den Fussboden hebt und schwebend nach der Beladestelle
zurückgefahren wird. — Beim Befahren des Hauptverkehrsweges wird eine
transportable Weiche benutzt, die unterhalb eines Gestelles montirt ist, welches
auf drei Rädern ruht, die auf den parallelen Hängebahngeleisen laufen. Durch
abwechselndes Auflegen der einen oder der anderen Weichenspitze ist es
möglich, dass das eine Hängebahngeleise für die Hinfahrt der beladenen
Wagen, das andere für die Rückfahrt der leeren Wagen benutzt wird, und
war in einem Hauptverkehrswege von nur 2 m Breite.«
Beim Verticaltransport benutzt man Aufzüge oder Elevatoren, die
in der verschiedensten Construction im Handel vorkommen; man stellt die-
selben aus einem Hanfgurt ohne Ende her oder aus Brettchen oder Eisen-
platlchen, welche an jedem Ende in eine über Rollen laufende, langgliederige
Kette ohne Ende eingefügt werden. Die in Fig. 94 dargestellte Schlickeyse n'sche
Dampfzi^elpresse besitzt einen Elevator, welcher die Thonmasse zum senk-
recht stehenden Thonschneider in schräger Richtung führt.
Zum Heben der gepressten Ziegel in höher gelegene Trockenräume
labricirt Schlickeysen Elevatoren, welche aus senkrecht aufgehängten, in
sich geschlossenen Gliederketten bestehen, in deren Achse frei schwebende
Schalen hängen, auf die man entweder je ein Brett mit zwei bis drei darauf-
gestellten Ziegeln legt oder letztere auch unmittelbar vom Abschneidetisch abstellt.
Diese Elevatoren besitzen Vorrichtungen zur Vermeidung von Schwankungen
des Aufzuges und dadurch leicht henorgerufenen Unfällen, sowie zur Ver-
hütung des Herabsinkens der beladenen Seite bei plötzlichem Stillstand des
Elevators und des Herunterfallens des ganzen Apparates beim uner\v'arteten
Reissen eines Kettengliedes, endlich auch solche, die ein Ein- und Ausrücken
an jeder beliebigen Stelle der ganzen Höhe gestatten.
Auf tchiillg ansteigender Bahn benutzt man Aufzüge, welche entweder
mittelst Wellen bewegt werden, die eine oder zwei Seiltrommeln mit je
einem Drahtseil tragen und abwechselnd einen beladenen, am Drahtseilende
befestigten Wagen hinauf- und einen leeren herabziehen, oder mittelst Kette
198
Erster Theil. Die HaupUtoffe.
ohne Ende betrieben werden, die auf der einen Seite den herangeschobenen
beladenen Wagen selbstthätig greift, emporzieht und oben stehen lässt und
gleichzeitig auf der anderen Seite einen leeren Wagen greift, herabzieht und
unten stehen lässt. Derartige Thonaufzüge werden ebenfalls von C. Schlick-
eysen geliefert.
Sind getrocknete Steine nach unten zu befördern, so verwendet man
wiederum Elevatoren oder Bremswerke mit Gegengewichten oder aus
einem schräg gestellten Bodenbrett und zwei schräggestellten Seitenbrettem
bestehende Rinnen oder Rutschen, in denen die Ziegel selbstthätig von
oben nach unten gleiten. Letztere Einrichtung empfiehlt sich nur beim Ab-
wärtstransport von lufttrockenen, genügend festen Mauersteinen, deren Ecken
und Kanten bei dem Herabrutschen nicht leicht beschädigt werden können.
Besitzt das Terrain ein für die Anlage einer Geleisbahn ungünstiges
Gefalle, so legt man mit Vortheil die leicht herzustellenden und billigen, von
der Beschaffenheit der Erdoberfläche ganz unabhängigen Drahtseilbahnen
an. Man hat hierbei verschiedene Systeme, hauptsächlich aber die beiden
folgenden angewendet. Ein festgespanntes, an beiden Enden verankertes und
an (meistens hölzernen), in Abständen von 20 — 50 m aufgestellten Zwischen-
stützen aufgehängtes Drahtseil von 3 — 5 cm Durchmesser wird als Laufs eil
für einen mit zwei Rollen laufenden, das Fördergefass an Ketten tragenden
Wagen benutzt, während ein zweites, mit letzteren fest verbundenes, Von
einer durch eine Dampfmaschine getriebenen Winde in Bewegung gesetztes
Drahtseil als Zugseil dient. Oder ein einziges endloses Drahtseil, das die
Fördergefässe in einem mit ihm fest verbundenen Bügel trägt, wird an beiden
Enden über Seilrollen geführt, durch dieselben gespannt gehalten imd durch
Drehung einer derselben mit Hilfe einer stationären Dampfmaschine in Be-
wegung gesetzt; der eine Seilstrang dient für die beladenen, der andere fiir
die leeren Fördergefässe. Die erste Einrichtung (mit festem Lauf- und beweg-
lichem Zugseil) gewährt den Vortheil einer Verminderung der Betriebskraft,
sowie der Reibung und demgemäss auch der Seilabnützung.
Zweites Capitel. Die küostlichen Steine. 199
zunächst in einer Höhe von 28 hochkantig gestellten Steinen aufgeführt und
mit zwei Schichten flachkantig verlegter Steine abgedeckt. Der Bauplatz er-
hält zweckmässig eine kleine Vertiefung von den beiden Längsseiten nach
der Mitte zu und wird dann festgestampft und mit den lufttrockenen Steinen
bepackt, indem man dieselben in gehörigem Verbände einsturzsicher zu einem
pyramidenstumpfförmigen Haufen zusammenstellt, wie dies Fig. 1 28 zeigt. Es em-
I^ehlt sich, die unterste Schicht aus bereits gebrannten und hochkantig gestellten
Steinen zu bilden ; stehen solche nicht zur Verfugung, so sind die lufttrockenen
Steine dieser Schicht mit Kohlenklein (Grus) zu bestreuen. Ueber dieser
ersten Schicht werden in Entfernungen von je drei Steinlängen Luftzüge aa
angelegt, deren Querschnitt der Steingrundfläche entspricht; darüber bildet
man in Entfernungen von je zweieinhalb Steinlängen Schürgassen oder Feuer-
canäle 33, die unten eine Breite von einer, oben jedoch nur eine solche von
einer halben Steinlänge (durch Vorkragen zweier Ziegel) sowie eine Höhe
von dreieinhalb hochkantig gestellten Steinen erhalten. Diese Schürgassen
füllt man ganz mit Steinkohlen aus, und zwar so, dass unten grosse, oben
kleine Stücke liegen. Ueber die Schichten kommen abwechslungsweise
Schichten von Ziegeln und Kohlenklein; die Brennstoffschichten erhalten
eine Höhe von etwa Ibmm. Behufs gleichmässiger Verbreitung des Feuers
setzt man die Steine über den Schürgassen etwas weiter von einander entfernt,
so dass schmale Fugen entstehen, die ebenfalls mit Steinkohlenstückchen
ausgefüllt werden. Die Steinpyramide wird aussen mit einer dünnen l^hm-
sdiicht bekleidet, welche man zur Vermeidung von Wärmeverlusten und
Störungen des Brennprocesses möglichst dicht zu halten hat; man muss
daher alle während des Brandes entstehenden Risse dieser Schutzdecke sofort
mit frischem Lehmmörtel verkitten. Den fertiggestellten Ofen setzt man durch
Entzündung der an den Mündungen der Schürgassen lagernden Brennstoft-
massen mittelst eingeschobener, brennender Reisigbündel oder Holzspähne
in Brand. Nach einigen Stunden verschliesst man die Feuercanäle so weit,
dass nur noch eine für den Luftzug bestimmte Oeffnung von etwa 60 — 70 cm*
Querschnitt verbleibt. Gegen starken Wind schützt man die betreffende Seite
des Ofens durch vorgehängte Strohmatten, auch verschliesst man, wenn dies
nöthig wird, auf dieser Seite sämmtliche Zuglöcher. In etwa acht bis zehn
Tagen steigt die Glut bis zur Decke ; letztere wird dann mit trockener Erde
beschüttet. Nach vollendetem Brande lässt man den Meiler noch zehn bis
Wcrzehn Tage lang stehen, ehe man mit dem Abtragen beginnt, damit die
gebrannten Steine sich genügend abkühlen können. Ein solcher Feldofen
braucht für 1000 Ziegel 1-5— 2*0 i-^ Kohlenklein (Grus) und 7^ kg Steinkohle,
wenn der Brennprocess durch einen erfahrenen Ziegelmeistcr sorgfältig über-
wacht wird. Ein grosser Theil der vom Brennstoff erzeugten Wärme geht
jedoch selbst bei bester Bedienung des Ofens nutzlos verloren, so dass die
Brennkosten (nach Zwick) allein die Hälfte bis drei Viertel sämmtlicher
Herstellungskosten der Ziegel betragen. Sodann hat der Feldofen den Nach-
theil, dass die Steine in ihm ungleich gebrannt werden ; denn die im Inneren
des Ofens lagernden, der grössten Glut ausgesetzten Steine werden hart-
gebrannt, ja sogar theilweise geschmolzen, während die an den Aussenseiten
liegenden zu schwach gebrannt werden und ungar bleiben, so dass sie gar
nicht oder höchstens nur zur Aufführung von Zwischenwänden benutzt werden
können. Femer ist wegen der in den einzelnen Theilen des Ofens ver-
200
Erster Theil. Die HaupUtoffe.
schiedenen Glut die Schwindung der einzelnen Steine eine verschiedene;
man erhält also beim Feldbrand stets Steine verschiedenen Formates. Sodann
setzt sich der Meiler in der Mitte, wo die grösste Glut herrscht imd daher
die Steine am meisten schwinden, mehr als an den Seiten, wodurch viel
Bruch entsteht. Endlich treten auch noch Verluste durch den Druck der
oberen Steine auf die unteren ein. Den Gesammtverlust kann man zu
10— 20^/0 annehmen.
Eine etwas bessere Ware liefern Feldöfen mit einem aus Bruchsteinen
und Lehmmörtel hergestellten Fundamente und mit Lehmpis^mauem oder mit
Wänden aus ungebrannten Steinen in Lehmmörtel auf den Langseiten des-
selben.
Das Fundament wird etwa 30 cm über Terrainoberfläche aufgeführt
und die Stärke der Längswände zu 10 — Vbm angenommen. Letztere werden
durch den Brand bald zu einer festen, harten, zusammenhängenden Masse;
Risse derselben beseitigt man durch Verstrich mit Lehmmörtel. Die Mauern
erhalten in geeigneter Höhe 30 cm breite und 47 cm hohe, in Entfernungen
von circa 60 cm von einander angeordnete Oef&iungen, die als Mündungen
der Schürgassen dienen. Die Wände bieten den äusseren Steinen Schutz
gegen Lufteinwirkung, gewähren ein besseres Durchbrennen der Waare, er-
möglichen die Anordnung eines Daches zum Schutze der aus lufttrockenen
Steinen gebildeten Ofendecke gegen Regen, erleichtem das Einsetzen der
Ziegel und vermindern den Bruch. Solche Feldöfen, die sich den ständigen
offenen Brennöfen nähern, empfehlen sich jedoch nur dann, wenn das Thon-
lager so ergiebig ist, dass seine Ausbeute eine Reihe von Jahren erfordert
b) Offener Ziegelofen. Einen Querschnitt desselben zeigt Figur 129.
Der Brennraum ist allseitig mit Wänden umschlossen, oben aber offen oder
mit einem festen oder nur transportablen Dach mit Oeffnungen für den
Rauchabzug überdeckt. In der abzupflasternden Ofensohle werden 0'25 bis
030 w breite Schürgasscii theilweise ausgespart, theilweise aus lufttrockenen
Ziegeln, mitunter auch ganz aus letzteren gebildet. Die zwischen den Schür-
gassen liegenden, 0'60 — 0*90 ;// breiten Bänke werden ebenfalls aus un-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 201
Die offenen Ziegelöfen .erhalten, wenn die Schürgassen nur auf einer
Seite liegen, je nach der Wahl des Brennstoffes eine Breite von 25 — 3*5 m ;
befinden sich die Schürgassen jedoch an beiden Langseiten, so wählt man
die Ofenbreite doppelt so gross. Die Ofenhöhe beträgt 30 — 4*5 w, die Anzahl
der Schüren bis sechs; die Ofenlänge richtet sich nach der Zahl der auf
einmal zu brennenden Ziegel. Gewöhnlich giebt man dem Ofenraum solche
Abmessungen, dass er zum Brennen von 30.000 — 50.000 Steinen ausreicht.
Theilt man ihn durch eine Mittelmauer in zwei Theile, so erreicht man den
Vortheil, dass der eine ITieil mit frischer Waare beschickt werden kann,
während sich der andere noch in Brand befindet; auch bleibt dann die
Trennungswand während des ganzen Betriebes warm und giebt Wärme an
die entleerte Ofenabtheilung ab.
In einem offenen Ofen wird die vom Brennstoff erzeugte Wärme nur
mangelhaft ausgenutzt, der Brand wird also theucr ; femer büssen die untersten
Steinschichten, die nicht nur der grössten Hitze und den unmittelbaren Angriffen
des Feuers ausgesetzt sind, sondern auch noch den grössten Druck von den
über ihnen lagernden Steinen zu erleiden haben, ihre regelmässige Gestalt
ein, und endlich werden, wenn das Feuer bei ungünstigem Winde nach der
einen Seite getrieben wird, die hier liegenden Steine leicht zum Schmelzen
gebracht, während die auf der entgegengesetzten Seite lagernden ungar bleiben.
Ein offener Ofen kann daher zu Neuanlagen nicht empfohlen werden; er
wird jedoch noch heute vielfach in kleineren Ziegeleien benutzt.
c) Geschlossener Ziegelofen. Derselbe ist dem vorigen ähnlich, nur
ist der Brennraum durch ein schräg abgepflastertes Gewölbe überdeckt,
welches zur Abfuhrung der Rauchgase schlitzartige Oeffnungen besitzt. Figur 130
leigt den Querschnitt eines solchen, durch eine Mittelwand in zwei gleiche
Theile getheilten Ofens. Das Einsetzen der Steine und die Befeuerung des
Ofens erfolgt in gleicher Weise wie beim offenen Ofen, auch gelten hier
dieselben Maasse für die Schürgassen sowie für die Länge, Breite und Höhe
des Brennraumes. Die Luft tritt bei diesem Ofen auch vom Aschenfall aus
durch die mit Oeffnungen versehene Sohle in den Brennraum ein. Der ge-
schlossene Ofen gewährt vor dem offenen den Vortheil des besseren Zu-
sammmenhaltens der Flamme, so dass sich der Brand um mindestens ein
Viertel billiger stellt.
if) Ziegelofen mit unter Zwang gestellter (überschlagender)
Flamme. Figur 131. Bei dieser Construction wird der Brennstoff ausserhalb
des Ofens auf Rostanlagen verbrannt, welche durch senkrechte Wände vom
eigentlichen Brennraum getrennt sind. Die in die Höhe gestiegenen Ver-
brennungsgase werden durch den mit der Ofenanlage verbundenen Schonistein
gezwungen, von oben nach unten hin den Einsatz zu durchstreichen; sie
ziehen durch einen in der Ofensohle liegenden und zum Schornstein führenden
Canal ab. Dieser Ofen besitzt vor dem vorigen mannigfache Vorzüge: zu-
nächst wird eine unmittelbare Berührung des Einsatzes mit der Stichflamme
vermieden, sodann erhalten die obersten Steinschichten, welche der grössten
Hitze ausgesetzt sind, keinen Druck von überlagernden Ziegchi, so dass sie
ihre Form beibehalten, femer lässt sich der I Aiftzutritt zum Feuer gut regeln
und endlich liefert der. Ofen bei sachgemässer Bedienung eine gute Waare.
Als Xachtheil ist anzuführen : die Ungleichmässigkeit des Brandes bei grossen
Einzelöfen und die ziemliche Kostspieligkeit desselben.
202
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
e) Kasseler Ziegelflammofen. Dieser viel verbreitete Ofen wird
meistens als Doppelofen mit gemeinschaftlichem Schornstein erbaut. Die
Figuren 132 — 138 stellen einen derartigen Ofen im Grundriss, Längenschnitt,
Aufriss und Querschnitt dar. An der einen Schmalseite des langgestreckten
Ofens befindet sich der Feuerraum a j, welcher die ganze Ofenbreite ein-
nimmt und für jede Ofenabtheilung zwei oder drei Schüröffnungen erhält.
Die Rostfläche d d reicht noch in letztere hinein ; ihre Grösse wird nach dem
Inhalte und der Grundfläche des Ofens, nach der Beschaffenheit des Brenn-
gutes und des Brennstoffes, sowie nach der Brenntemperatur bemessen. Von
der Rostgrösse hängt der Querschnitt der Feuerzüge und des Schornsteins ab ;
der Schomsteinquerschnitt soll gleich der Summe der Rostspalten-Querschnitte
sein. Der Rost wird durch die Schürlöcher b b beschickt, die durch einfache
Schiebethüren verschlossen werden (Fig. 138), welche einen eisernen, mit
hochkantig gestellten Ziegeln ausgemauerten und zur Verhütung der Durch-
biegung mit zwei durchlaufenden Splinten ausgestatteten Rahmen besitzen.
Die Splinte sind oben mit Oesen zur Aufnahme der Aufzugsketten versehen;
die Ketten bewegen sich über einen Mauerhaken; zur Seitwärtsbewegung
dient ein am unteren Rahmenstück angeschmiedeter Haken. Sobald der Ofen
voll mit Steinen ausgesetzt ist, werden die Thüröffnungen vermauert (Siehe
Zwick, a. a. O., S. 428.)
Die Roste, auf denen das Feuer entzündet wird, erhalten die zur Ver-
brennung nöthige Luft aus eigenen, regulirbar eingerichteten Luftschächten cc^
die mit dem Aschenfall in Verbindung stehen (siehe Fig. 133 und 135). Der
Aschenraum wird oftmals so hoch angelegt, dass man eine Karre in den-
selben hineinfahren und mittelst derselben die Asche bequem entfernen kann;
zu diesem Zwecke erstreckt sich der Aschenraum auf die ganze Breite des
Ofens und erhält nach einer Seite eine schräge Ausfahrt. Der Feuerherd
ist vom Brennraum durch eine, gewöhnlich aus feuerfesten Steinen aufgeführte
und mit Oeffnungen versehene Mauer ee getrennt, die zur Verhüttmg eines
Umkantens beim Brennen unten 1 V2 Stein, in der Mitte 1 Stein stark und
oben Vj Stein stark gemacht wir*!» so dasii ihr Schwerpitiikt ziemlich tief
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 203
und zur Beschleunigung der Abkühlung der gebrannten Waare dienen.
Der Ofen erhält eine Breite von 3*2 — 3'8w, eine Höhe bis 34 wi und
dne Länge von 5 — 7 m ; in der Nähe des Schornsteins wird der Brennraum
durch Einziehen der Seitenwände und Senken des Gewölbes verengt. Der
Schornstein ist meistens in einer Höhe von 8 — 10 w ausreichend. Das auf-
gehende Mauerwerk der Wände wird innen mit 1 Vj Stein starken, scharf-
gebrannten Ziegelsteinen in einem guten Verbände in Lehmmörtel aufgeführt
und zwischen dem äusseren und inneren Mauerwerk eine Isolirschicht ange-
legt; ausserdem wird die Ofenwand gewöhnlich noch durch Strebepfeiler
gestützt. In den beiden Längswänden werden in der Nähe des Schornsteines
Oeffnungen gg zum Ein- und Auskarren der Ziegel gelassen, welche man
nach dem Beschicken des Ofens bis auf eine kleine Oeffnung zur Beob-
achtung des Feuers vermauert ; letztere wird während des Brandes mit einem
Stein geschlossen gehalten.
Das Einsetzen der Steine erfolgt am besten nach dem Stromschichten-
verband, so dass sich die einzelnen Steinschichten spitzwinkelig schneiden;
die Ziegel werden mit den für den Durchzug der Verbrennungsgase noth-
wendigen Zwischenräumen verlegt. Auf der Ofensohle werden aus den zu
brennenden Steinen mehrere Canäle hergestellt. Der dem Feuerraume, be-
ziehungsweise der durchlochten Feuerwand am nächsten liegende, also der
stärksten Glut ausgesetzte Einsatz wird schärfer gebrannt als der in der
Nähe des Schornsteines liegende, weil es trotz der Verkleinerung des Ofen-
(^uerschnittes nach dem Schornstein hin nicht zu erzielen ist, dass im ganzen
Brennraum eine gleichmässige Hitze herrscht. Aus diesem Grunde ist es zu
empfehlen, den Einsatz so zu ordnen, dass in der Nähe der Feuermauer die
Klinker, in der Mitte des Brennraumes die gewöhnlichen Mauersteine und
in der Nähe des Rauchabzuges nur dünnwandige Waaren (z. B. Dachziegel
oder Drainröhren) lagern.
Die Vortheile des Kasseler Flammofens bestehen in der Möglichkeit,
die verschiedensten Brennstoffe verwenden zu können, in der Verhinderung
cmer Beschädigung des Einsatzes durch schnellen Temperaturwechsel und einer
Verunreinigung der Steine durch Asche und Schlacken, in der Verminderung des
Verlustes an brauchbarer Waare, in der Ersparung an Brennstoff wegen der
Möglichkeit einer guten Regelung des Luftzuges u. s. w. Als Nachtheile sind
anzuführen: die Unmöglichkeit eines ununterbrochenen Betriebes, die Um-
ständlichkeit in der Bedienung (wegen des Oeffnens und Schliessens der vielen
kleinen Löcher im Gewölbe u. s. w.) und die Unmöglichkeit eines gleich-
massigen Brennens des ganzen Einsatzes. Immerhin muss man den Kasseler
Flammofen zu den besten periodischen Brennöfen rechnen.
f) Englischer Röhrenofen. Das Brennen der Drainröhren kann
zwar in jedem Ziegelofen (z. B. in dem Kasseler Ziegelflammofen) vorge-
nommen werden, jedoch lässt sich eine Erspamiss an Brennstoff erzielen,
wenn man für ihren Brand eigene Oefen benutzt. Einen recht empfehlens-
wenhen Röhrenofen hat Parkes construirt. Dieser sogenannte englische
Röhrenofen, dessen Grundriss Figur 139 und dessen Querschnitt Figur 140
zeigt, ist kreisrund ; er besitzt einen Durchmesser von 4 w, eine Wandhöhe
von 2*20 m und eine Gewölbehöhe von 2*50 m. Die Roste der Feuerungen a
sind aus feuerfesten Stoffen gebildet und mit Aschenfällen b versehen. Das
Gewölbe besitzt mehrere Zuglöcher / und im Scheitel eine grössere Oeffnung g
204
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
von welcher aus die letzten Röhren eingesetzt werden. Lietztere werden auf
einer aus Ziegelsteinen aufgeführten Unterlage Z aufgebaut und zwar derart,
dass die weiteren Röhren unten, die engeren oben stehen. Das Einsetzen
der Röhren geschieht durch eine seitliche Oeffnung in der Ofenwand, die
nach dem Beschicken des Ofens vermauert wird. Der BrennstofT wird durch
die Oeffnungen c eingeführt und auf den Rosten entzündet Die Ofenwand
wird zur Erhöhung ihrer Haltbarkeit mit starken Eisenreifen e gebunden und
durch Strebepfeiler d gestützt. Dieser Ofen kann 12.000 Röhren verschiedener
Weite und iJlnge fassen und bedarf zum Brennen derselben etwa 2700 kg
Kohlen; der Brand dauert 2 — 2\ Tage.
Noch zu erwähnen ist die von L. Derbsch empfohlene Verbesserung
des Kasseler Ziegelflammofens durch Anordnung eines Vorschmauchcanals in
der Mitte der Stirnwand (siehe Wagners »Jahrbuch« 1890, S. 813 und Patent-
schrift Nr. 41.272), sodann der Etagen ofen (siehe Försters »Bauzeitung«
1850, S. 251), ferner der Ofen mit überschlagender Flamme von
Ramdohr in Gotha (siehe »Thonindustriezeitung« 1885, Nr. 46), weiter der
Flammziegelofen mit Heizkammern von Höniger in Neustadt a. S.
(siehe Neumann, »Bau der Ziegelbrennöfen«, Berlin 1866), sodann der Ofen
mit überschlagender Flamme von Mensing in Zwickau sowie von
Augustin in Lauban, endlich der Gilly'sche Torf ofen (siehe Mothes,
»Illustrirtes Baulexikon«, 1884, Bd. IV., S. 605) und der Grossmann 'sehe
Patentofen.
//. Continuirlich betriebene Brennöfen,
Die Ziegelöfen mit ununterbrochenem Brande finden ihrer vielen Vor-
züge wegen immer mehr und mehr Verbreitung. Bahnbrechend waren die
Constructionen von Ho ff mann und Licht. Der von Frd. Hofhnann im
Jahre 1858 erfundene Ringofen galt lange Zeit trotz mancher Nachtheile
als der vollkommenste Brennofen und wurde allein in Deutschland auf mehr
als 3000 Ziegeleien erbaut. Heutzutage, nachdem es gelungen ist, ihn wesent-
lich zu verbessern, wird er in seiner ursprünglichen Construction bei Neu-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 205
schlössen, werden femer alle Eingangsthüren, mit Ausnahme der in Ab-
dieüung 1, und alle Rauchcanäle, mit Ausnahme des in Abtheilung 12, ge-
schlossen und denkt man sich im Schornstein eine aufsteigende Luftsäule,
so wird ein Luftzug entstehen, welcher aus der Atmosphäre von aussen
durch die geöffnete Thür in den Brenncanal tritt, diesen in seiner ganzen
Länge von Abtheilimg 1 — 12 durchstreicht und durch den geöffneten Rauch-
canal der Kammer 12 in den Fuchs und aus diesem in den Schornstein
gelangt Ist nun der ganze Brenncanal mit Steinen besetzt und nimmt man
an, dass in den Abtheilungen 1 — 6 bereits fertig gebrannte und in der Ab-
kühlung begriffene Ziegel lagern, in Abtheilung 7 gerade der Garbrand voll-
zogen wird und in den Abtheilungen 8 — 12 sich die noch ungebrannte,
dem Schmauchprocess unterworfene Waare befindet, so streicht die in Ab-
theilung l eingetretene kalte Luft über die warmen Steine der Kammern
1 — 6 hin, wobei sie dem Einsatz Wärme entzieht und selbst erwärmt wird,
gelangt dann genügend vorgewärmt nach Kammer 7, speist hier das Feuer,
durchzieht hierauf die Kammern 8 — 12, giebt an die noch ungebrannten Steine
ihre Wärme allmälig wieder ab, so dass die Steine von dem in ihnen mecha-
nisch oder chemisch gebundenen Wasser gänzlich befreit und gut vorgewärmt
werden, und entweicht durch den off^enen Rauchcanal in den Schornstein.
Der ununterbrochene Betrieb des Ringofens ist folgender. Die
Kammer 1, in welcher sich die genügend abgekühlten, gargebrannten Steine
befinden, wird entleert und hierauf mit frischer Waare besetzt. Sobald dies
geschehen ist, schliesst man die Thür dieser Kammer, öffnet die Thür der
Kammer 2, setzt zwischen beide Kammern den Schieber ein, öffnet den
Rauchcanal der Kammer 1 und schliesst den der Kammer 1'2. Die Vor-
wärmung der Steine beginnt dann in Kammer 1, der Garbrand rückt um
eine Kammer, nämlich von 7 nach 8 vor, die Steine in den Kammern 7 — 2
werden abgekühlt. Hierauf wird Kammer 2 entleert und neu beschickt, sodann
ihre Thür geschlossen, Thür 3 geöffnet, zwischen 2 und 3 ein Schieber ein-
gesetzt, der Rauchcanal 1 geschlossen und der der Kammer 2 geöffnet. Der
Garbrand erfolgt dann in Kammer 9, die Vorwärmung beginnt in Kammer 2,
die Abkühlung endigt in Kammer 3 — und so schreitet der Brand von
Kammer zu Kammer durch den ganzen Ringcanal fort. Es befindet sich also
eine Kammer in der Entleerung, beziehungsweise Beschickung, eine Kammer
im Garbrand, eine Reihe von Kammern in der Vorwärmung und der Rest
in der Abkühlung.
Durch diese Einrichtung werden mannigfache Vortheile erreicht.
Zunächst wird dadurch, dass die zur Verbrennung nothwendige Luftmenge
vorgewärmt zum Feuer gelangt, eine vollkommene Verbrennung und eine
grössere Hitze erzielt und an Brennstoff erheblich gespart, und zwar beträgt
diese Erspamiss 7f — V» gegenüber dem Brennstoffverbrauch der periodischen
Oefen. Sodann erfolgt die Entfernung der Feuchtigkeit aus den lufttrockenen
Steinen ohne besondere Feuerung durch die abziehenden Verbrennungsgase;
CS wird also die Wärme möglichst vollständig ausgenutzt. Femer kann man
jeden beliebigen, also auch minderwerthigen Brennstoff" zur Feuerung benutzen.
Weiter werden die Steine durch die Verbrennungsgase vorgewärmt und voll-
ständig ausgetrocknet und dadurch gegen Entstehung von Rissen und Sprüngen
durch Dampfbüdung und gegen ungleichmässiges Schwinden geschützt, wenn
sie der Glut ausgesetzt werden.
20«i
Erster TheiL Die HauptstoB^.
Endlich ist der Betrieb ein sehr einfacher^ weil dieselbe Arbeit regel-
mässig wiederkehrt, und ein ununterbrochener, weil Einsetzen^ Schmauchen»
Vorwärmen, Brennen, Abkühlen und Auskarren gleichzeitig stattftndeti, auch
ist die Befeuerung, die in sehr kurzen Zwischenräumen und regelmässig er-
folgt, leicht zu bewirken. Demnach stellt der Ringofen gegenüber allen
vorher besprochenen Brennöfen eine gewaltige Verbesserung dar*
Der Ringofen wird auf möglichst trockenem Untergrunde erbaut und
durch eine IsoUrschicht n (Fig. 143) gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeil sorg-
fäldg geschützt, weil sonst die Verbrennung auf der Sohle eine sehr mangel*
hafte sein würde. Die Construction der Isohrschicht richtet sich nach der
Beschaffenheit des Erdbodens. Die früher viel verwendeten Isolirungen mit
Asphalt-, Cement-, Glas- oder Mctallplatten habe« sich nicht bewährt, denn
sie besassen keine Haltbarkeit. Gut bewährt hat sich ein Netz von Canalen,
die auf einer Sandschicht angelegt und mit dem gewöhnlichen Ofenpflaster
überdeckt sowie mit dem Schonistein verbunden werden. Um das ganze
Ofenfundament legt man zweckmässig einen, mindestens 1 m liefen, atis
Ziegeln gemauerten Canal zur Abführung des Tagewassers an. Ein Vcr
senken des ganzen Ringofens in die Erde, um an Baukosten zu sparen, em-
pfiehlt sich nicht, weil der Betrieb durch Grundwasser beeinträchtigt werden
kann und das Einsetzen und Ausziehen der Steine, das dann durch Oeff-
nungen des Ofengewölbes erfolgen muss, recht unbequem ist.
Die als Slütxe für das Gewölbe und die Innenmauer dienende, min-
destens einen Stein starke Ausscnmauer (Futtermauer) wird zweckmässig ge-
böscht (unter einem Winkel von 20—30'*) und mit senkrecht zur Böschung
laufenden Steinsciiichten angelegt. In derselben Richtung setzen sich die
Steinschichten in den sogenannten Strebezungen fort, die ebenfalls mindestens
einen Stein stark hergestellt und in Entfernungen von 1 — ^l'öm mit der
Aussenmauer in Verband gemauert werden, sowie senkrecht auf die Aussen*
wand des Brenncanales, von der sie durch Trockenfugen getrennt werden»
stossen und zwischen sich eine Isolirung oß (Fig. 142) besitzen, die aus
trockenem, in dünnen Lagen eingebrachten und festgestampften Sand oder
Asche besteht. Die zum Rauchsammelcanal d führenden Rauchabzüge (Füchse)
S erhalten nur 7i Stein starke Seiten wände und werden mit '/, Stein starken
Tonnengewölben überdeckt» die mit Sand überschüttet oder besser regelrecht
hintermauert werden. Geschieht letzteres, so wählt man die Widerlagsmaueni
etwas stärker. (Siehe den Aufsatz von Eckart im »Notizblatt des deutschen
Vereines für Fabrikanten von Ziegeln u»s. w.«, 1876, Heft IV.) Die Aussenmauem
werden durch drei eiserne oder hölzerne Ringe s verankert und die Innen-
wände mit feuerfesten Steinen verblendet. Damit die Mauer in ihrer vollen
Stärke dem Seitenschub des Ofengewölbes widerstehen kann, reicht die
Isolirschicht, welche gegen Verlust durch ausstrahlende VVärme, gegen Riss*
bildungen und gegen Eindringen von Nebenluft in den Rrcnncanal möglichst
schützen soll, nur bis etwa 30 rm unter das Gewölbe. Zur Vermeidung
von Rissen werden auch noch Trockenfugen an geeigneten Stellen im Mauer-
werk angelegt. Gewölbe. Heizschächte und Rauchcanäle stellt man gewöhnlich
aus Formsteinen her
Die Kammern a macht man gewöhnlich nur 2'5 fri im Lichten hoch,
so dass das Einsetzen leichter ist als bei periodisch betriebenen Brennöfen, Die
Länge des Brenncanales beträgt bei den kleineren Ringöfen etwa 40 m (10 hb
I
Zweiies Capitel. Die kÜDstlichcn St eine . S07
12 Rammera von je 3 — 4 m Lange) ; besser sind Oefen mit zwölf und mehr
Karnmern von je 4 — -5 m Länge^ weil sich die Brennkosten bei einem längeren
Ofeocanai billiger stellen als bei einem kiirzeren und der längere Canal auch
das Einsetzen von nicht vollständig lufttrockenen Steinen gestattet
Der am zweckmassigsten aus Formsteinen und mit kreisförmigem Quer-
schnitt zu erbauende Schornstein / wird bei kreisförmigen Ringöfen in die
Mitte gestellt, bei länglich gestalteten ausserhalb derselben oder in die Mitte
ihrer Längsachse; letztere Stellung ist die bessere^ weil das Herabziehen der
Verbrennungsgase bis unter die Üfensohle nur mit einem recht beträchtlichen
Verluste an Zugkraft bewirkt werden kann. (Siehe Bock, a. a. (>., S* 282.)
Zur Erzeugung des erforderlichen starken Zuges ist ein hoher Schornstein
nothwendig; bei kleineren Ringöfen genügt meistens eine Schornsteinhöhe
votj etwa 30 m. Um einen sehr hohen Schornstein zu vermeiden und mit
eiQcr möglichst geringen Höhe auszukommen, wird der Schornstein mit
l>oppelwänden versehen, die fast bis zum Kopf reichen und den Schornstein
gegen Abkühlung (durch die isolirende Luftschicht) besser schützen. Hat der
ein noch die Verbrennungsgase einer Dampfkesselfeuerung aufzu-
so wird von letzterer nach dem Schornstein ein Canal g angelegt,
Icher unter der Ofcnsohle entlang geführt wird und in den Rauchsammel-
rjtnal einmündet, Mit dem Schonistein ist der Rauchsammelcanal d durch
vier CanaJe verbunden. Letzterer erhält eine Breite von 1 — ^2 m und eine
LC von 1*5— LT m, um ihn behufs Reinigung und Vornahme von Äus-
serungen an den Glockenventilen begehen zu können. In diesen Rauch-
ler, welcher durch ein mit eisernem Deckel oder mit einer Sandstein-
plaltc gut verschlossenes und durch Sand noch beson<lers gedichtetes Mann-
loch A von oben her von Flugasche u. s, w. gereinigt werden kann, mündet
SUIS j«?der Ofenkammer ein Rauchabzugscanal (Fuchs) d von 0*30 — OliO m
Brdte und etwa O'HO m Höhe, welcher nach unten um etwa 0 90 m geneigt
und dann wieder nach aufwärts ansteigend angelegt wird. An der tiefsten
Stelle findet dann die Ansammlung des Condensationswassers statt, welches
von hier leicht entfernen lässt Der Rauchabzugscanal d wird vom Rauch-
Icr ä durch ein gusseisemes, 0 50 — ^0-70 m hohes, kegelförmiges, durch
Saukdschüttung gedichtetes Glockenventil (Rauchglocke) e (Fig. 147) möglichst
hxfidicbt abgeschlossen, dessen Stange, die durch eine Führung in der Decke
des Rauchsammelcanales aufragt, mittelst Hebezeug senkrecht auf- und nieder-
beweg:! werden kann. Es lässt sich also jede Kammer mit dem Schornstein
verbtüden oder von ihm absperren. Ein grosser Nachtheil dieser Glocken-
Ventile ist ihre geringe Haltbarkeit und die Schwierigkeit, sie dauernd dicht
halten 2U können.
Zur Beseitigung des letzteren üebelstandes wurden mancherlei Vor-
scUflge gemacht und z, B, von Th. Link in Ueckermünde ein einfacher
ApfMiraa zum Eindichten der Rauchglocken empfohlen, mit welchem man
mf jeden Glockcnteller nach Belieben Sand bringen kann, ohne den Rauch-
sammelcanal betreten zu müssen. Näheres über diesen Apparat findet man
in tZiegel und Cemeni«, 1801, Nr. 1. Mit einer Undichtigkeit der Glocken
stml grosse Verluste an Brennstoff verknüpft; man vermeidet dieselben am
besten, wenn man eine ganz andere Einrichtung beim Ringofen trifft, nämlich
den oberen Rauchabxug der Rauchgase einführt, von dem noch weiter unten
die Rede sein wird.
■
208 Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Jede Ofenkammer besitzt eine etwa 1 m hohe und Vb m breite Thtir T
mit doppeltem Verschluss; dieselbe besteht nach innen aus einer mit Lehm-
mörtel gedichteten Chamotteplatte, nach aussen aus einem schmiedeeisernen
Blech (Fig. 144). Gut bewährt haben sich zwei gemauerte, in einem genü-
genden Abstände aufgeführte (also mit Luftisolirung versehene) Wände; die
äussere wird dann erst aufgeführt, wenn die innere genügend ausgetrocknet
und wieder nachgestrichen ist; entsteht in der äusseren Wand ein Riss, so
ist derselbe sofort mit Lehmmörtel zu verkitten. Die Ofendecke erhält, wenn
sich die aufgebrachte Sandschicht genügend gesetzt hat, ein Steinpflaster.
Ueber dem Ofen wird, wenn derselbe nur während der wärmeren Jahreszeit
im Betrieb ist, ein meistens mit Pappe belegtes, weit überstehendes Dach
angeordnet, bei Sommer- und Winterbetrieb dagegen stellt man einen voll-
ständig geschlossenen, zum Trocknen der Steine zu benutzenden Ueberbau
her. (Fig. 149 und 150.)
Die Beheizung der Ofenkammem erfolgt von oben durch die im Ofen-
gewölbe in etwa 1 m Entfernung reihenweise angeordneten Löcher /, die in
neuerer Zeit aus, nach der Bogenlinie des Gewölbes geformten, Chamotte-
stücken gebildet und mit gusseisemen Deckeln (Fig. 145) verschlossen
werden, welche über ein ebenfalls gusseisemes, in das Heizloch eingesetztes
Rohr gestülpt und mit Sand abgedichtet werden. Eine andere Constniction
zeigt Figur 146; ein zur Aufnahme des Sandes bestimmter Kasten und ein
Heizrohr sind aus einem einzigen Stück gegossen und so tief in das Ofen-
gewölbe eingelassen, dass der Deckel die Ofenoberfläche nicht überragt.
Diese Constniction bietet den Vortheil, dass die Ofendecke ungehindert
begangen und befahren werden kann, auch erspart man die beim gemauerten
Sandkasten häufig nothwendig werdenden Ausbesserungen. (Siehe: Zwick,
a. a. O., S. 444.) Unter den Heizjöchem / ist aus den zu brennenden Steinen
ein von der inneren Gewölbelaibung bis zur Ofensohle reichender und mit
den auf letzterer entlang geführten, ebenfalls aus dem Einsatz hergestellten
Canälen verbundener Heizschacht zu bilden, und zwar in der Weise, dass
beim Hineinschütten des kleinstückig zu wählenden Brennstoffes der grössere
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 209
aus, bedeckt sie mit Rosten und versieht sie mit Schiebern, die ausserhalb
verstellt werden können.
Der Abschluss des Ofencanales hinter dem Abzüge der Verbrennungs-
gase, also die Trennung einer Ofenkammer von der anderen, erfolgt durch
Schieber. Früher wurden hierzu Eisenblechschieber benutzt, welche zum
Schutze gegen die oxydirende Wirkung der Hitze einen Asphalt- oder Stein-
kohlentheeranstrich erhielten und von oben, durch im Gewölbe ausgesparte
Schlitze mittelst Ketten in Falze der Seitenmauem eingelassen wurden. Da
aber durch die Bewegungen des Mauerwerkes Schlitze und Falze verschoben
und verdrückt wurden und sich das Einlassen und Wiederaufwinden der
Schieber dann sehr schwierig gestaltete, so stellte man diese Blechschieber
aus mehreren, in Falze aufeinander passenden Theilen her, die durch die Ein-
karrthür bequem in die Ofenkammer geschafft werden konnten; der obere Theil
wurde mittelst Ketten, die durch zwei im Ofengewölbe hergestellte Oeffnungen
gingen, emporgehoben und der untere in ein oder zwei Stücke von keilförmiger
Gestalt eingeschoben, worauf man dann den oberen Thcil wieder
herunterliess; unter dem Gewölbe war gewöhnlich ein Gurtbogen
angeordnet, gegen den sich der obere Schiebertheil lehnen konnte (Siehe:
O. Bock, a. a. O., S. 281). Sodann hat man auch in neuerer Zeit mit Blech
bekleidete, und mit Zinkstreifen versehene Holzschieber benutzt, welche vor den
Blechschiebem den Vorzug grösserer Haltbarkeit besitzen, und endlich so-
genannte Papier schieb er, d. h. Stücke von geeignetem und billigem
Rollenpapier, welche meistens mit Lehm an die Wand oder an das Gewölbe
oder auch an den Einsatz angeklebt und demnächst mit Haken zerrissen
werden, um die Verbrennungsgase in die Kammer enitreten zu lassen, durch
welche sie dann verbrannt werden. Sollen die frisch eingesetzten Steine für
sich allein geschmaucht werden, so wird die betreffende Kammer durch zwei
Schieber von den beiden benachbarten Kammern abgeschlossen.
An dem Hoffmann-Licht'schen Ringofen sind von Hoffmann
selbst und anderen Fachleuten die mannigfaltigsten Abänderungen vorgenommen
worden, welche Verbesserungen in der Form, an dem Ofencanal und allen seinen
Einzelheiten (Gewölbe, Sohle, Heizlöchern, Schiebern u. s. w.), am Rauchsammel-
canal, Schmauchcanal, Rauchabzugscanal, Schornstein, Mauerwerk und Iso-
lirung, Trockenschuppen über und neben dem Ringofen u. s. w. erstrebten.
Einige dieser Verbesserungen sind bereits in den vorstehenden Zeilen er-
wähnt worden, andere mögen nunmehr noch besprochen werden.
Ursprünglich wurden die Ringöfen kreisförmig gestaltet. Diese Grund-
rissform ist für kleinere Oefen die zweckmässigsle; sie gestattet eine gleich -
massige Ableitung der Heizgase, bietet aber im Bau und im Betrieb mannig-
fache Schwierigkeiten. Bei grösseren Anlagen werden jetzt allgemein die
länglichen Oefen mit zwei parallelen und zwei halbkreisfönnigen oder viel-
eckigen Seiten bevorzugt. Solche Oefen sind z. B. von Paul Loeff mehrfach
erbaut worden. Es kommen aber auch rechteckige, cjuad ratische und elliptische
Oefen vor, femer doppelte kreisrunde Oefen, welche einen zweiten,
;;;ewöhnlich zum Kalkbrennen benutzten Brenncanal in dem Raum zwischen
Schornstein und Ofencanal besitzen, der von oben her beschickt werden
muss; diese Anordnung besitzt den Nachtheil, dass das Feuer zu schnell in
den inneren Brenncanal streicht und eine zu hohe Glut erzeugt wird. Auch Oefen
mit drei concentrischen Brcnncanälen sind zur Ausführung gekommen, femer
K r fl f e r» HandlNidi der Bftnttofflehre. 1 4
210
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Doppelöfen mit zwei hintereinander liegenden Kammern in einem einzigen
Ofencanal u. s. w.
Statt des Schornsteines benutzt man in England vielfach zur Be-
schaffung der zur Verbrennung erforderlichen Luftmenge einen Exhaustor
oder ein Gebläse.
Früher stellte man die Wände des Brenncanales senkrecht her und
bedeckte dieselben mit einem halbkreisförmigen Gewölbe. Da sich solche
Wände aber fast immer durchbogen und vielfache Ausbesserungen bean-
spruchten, so bildet man neuerdings den Brenncanal tunnelförmig, wie dies
Figur 149 zeigt.
Da bei Ausdehnungen des Mauerwerkes leicht Risse an den runden
Kopfenden des Ofens entstehen, so empfiehlt es sich, die Uebergänge von
der einen Langseite des Ofens zur andern eckig zu gestalten.
Die neueren Ringöfen besitzen Heizlöcher in grösserer Zahl, jedoch
von geringerem Querschnitt als früher; hierdurch wird eine bessere Ver-
theilung des Brennstoffes und in Folge dessen auch ein gleichmässigerer Brand
erzielt.
Die sich auf ihrem Wege von der in Glut befindlichen Kammer bis
zu der frisch beschickten beim Trocknen der Steine mit Wasserdampf
sättigende Luft schlägt letzteren auf die noch kalten Steine grösstentheils
nieder, auf deren Oberfläche sich der Wasserdampf condensirt. Dieses Wasser
wird wieder verdampft und fortgeführt, wenn beim Vorrücken der Glut im
Brenncanal heissere Feuergase auf den Einsatz einwirken, und es bleibt ein
feinver theil ter Niederschlag der in den Verbrennungsgasen vorhandenen
mineralischen Bestandtheile zurück und erzeugt einen weisslichen oder mehr
schmutzigen Anflug (die gefürchtete Anschmauchung und Verfärbung), der
umso stärker auftritt, je aschenreicher der Brennstoff ist. Wurde dieser
Uebelstand nicht beseitigt, so Hess sich durch den Ringofen zwar ein billiger
Brand, keinenfalls aber eine bessere Waare erzeugen. Das Niederschlagen
der Wasser dämpfe suchte man durch genügende Luftzufuhrung zu verhindern,
indem man den frischen Einsatz in einer, mit 2 Schiebern vom übrigen Brenn-
Zweites Capitel« Die künstlichen Steine. 211
Rauchgase, sondern durch erwärmte reine Luft ausgetrocknet werden. Früher
legte man den Schmauchcanal oben zwischen den Hintermauerungen des
Brenncanales und Rauchsammlergewölbes an als einen in sich selbst zurück-
kehrenden Canal, in neuerer Zeit dagegen wird derselbe als einfacher Canal
unmittelbar über dem Rauchsammler in der Mittelwand hergestellt. Der
Schmauchcanal erhält so viele Klappen von der in Figur 148 dargestellten Form,
als der Ringofen Kammern besitzt, und wird mit den einzelnen, durch zwei
Schieber abgetrennten Kammern durch halbrunde, an den Enden geschlossene,
je eine Reihe von Heizlöchem sowie eine entsprechende Oeffnung im Schmauch-
canal bedeckende Blechkästen verbunden, so dass die warme Luft aus der
in Abkühlung begriffenen Abtheilung des Brenncanales vom Ofengewölbe
durch den Schmauchcanal nach der abzuschmauchenden Kammer gelangen
kann ; dieselbe durchstreicht dann den Einsatz und entweicht durch den Fuchs
u. s. w. nach dem Schornstein. Durch den oberen Schmauchcanal allein lässt
sich bei Oefen mit grösserem Brenncanal nicht immer und besonders nicht
in den unteren Theilen des Ofens ein gleichmässiges Austrocknen und Vor-
wärmen des ganzen Einsatzes erreichen, deshalb ordnet man häufig noch einen
zweiten Schmauchcanal unten zwischen den Fundamenten der äusseren Ofen-
wand und denen der Futtermauer, bei bereits stehenden Ringöfen auch ausserhalb
derselben an oder benutzt neben dem oberen Schmauchcanal noch Schmauch-
feuer in den Thüröffhungen. Hierdurch lässt sich die Schmauchkammer gleich-
massig erwärmen und das Abschmauchen des Einsatzes ohne Erzeugung von
Schmauchanflügen oder ohne sonstige Uebelstände bewirken. Bei Vorhanden-
sein von Grundwasser kann aber der untere Schmauchcanal nicht angelegt
werden; es würden dann Wasserdämpfe statt Wärme in die Schmauch-
kammer eintreten. Wegen dieses Umstandes, und weil die Anlage von
Schmauchfeuem in den Thüren die Arbeit des Betriebes vermehrt und den
Brennstoffaufwand vergrössert, sowie aus anderen Gründen (z. B. wegen des
schweren Dichthaltens der Glockenventile in den Rauchabzugscanälen) hat
man neuerdings einen ganz anderen Betrieb beim Ringofen eingeführt. Man
hat nämlich die Ringöfen so eingerichtet, dass der Abzug der Rauchgase
nicht, wie beim alten Betriebe, naturwidrig im unteren Ofentheil, sondern
naturgemäss im oberen erfolgt.
b) Ringofen mit oberem Rauchabzug. Ein solcher wurde zuerst
von Siehmon und Rost im Jahre 1879 erbaut. Als Vorzüge dieses Ring-
ofens gegenüber dem mit unterem Abzug der Rauchgase führt O. Bock
(a. a. O., S. 317) folgende an: »vollständiges, jede Condensation aus-
schliessendes Ausschmauchen und hieraus hervorgehende nicht unbedeutende
Kohlenersparniss, ein dem Vorrücken des Feuers genau entsprechendes,
gleichmässiges Fortschreiten des Schmauchprocesses durch die
jedesmalige Hinzunahme nur einer Heizlochreihe, ein Abziehen der Ver-
brennungsproducte ohne Berührung mit den frisch eingesetzten Waarcn,
eine grössere Haltbarkeit des Ofens und gleichzeitige Ermässigung
<ler Baukosten.« Somit stellt diese Construction ohne Frage die
hervorragendste Verbesserung des Hoffmann'schcn Ringofens dar.
Figur 151 zeigt einen Siehmon und Rost'schen Ringofen in iso-
metrischer Darstellung. Derselbe wird meistens mit 12 — IG Kammern erbaut,
deren jede die täglich zu brennende Waare (;M)()0 — 20000 Stück gewöhn-
liche Mauersteine oder eine entsprechende Zahl Dachziegel, Drainröhren
14*
:?W
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
vt s. w."^ tu fassen vermag. Es erhält deshalb der Brenncanal bei den kleineren
VVtVu eine lünge von mindestens 50 m und bei den grösseren eine solche
wti S(V -UX>Jw. Sind täglich mehr als 20.000 Steine fertig zu brennen, so ist
es UÄch Bock, welcher diese Oefen baut, empfehlenswerth, mehrere Ringöfen
KHler einen einzigen Ofen mit mehreren Feuerungen und ebenso vielen
gt^treunten Betrieben zu benutzen. Beträgt die Tagesleistung weniger als 30üü
Steine, so verwendet man mit Vortheil periodische oder halbcontinuirliche
rartiül-Ringöfen (siehe <).
IWi diesen Ringöfen mit oberem Rauchabzug sind alle Glocken, Ventile,
S<*hni«uchcanÄle, Regulirungsklappen u. s. w. überflüssig und es besteht der
i>fen nur aus zwei jyarallellaufenden, an den Kopfenden sich vereinigenden
UrrunCÄUÄlen und einem, in der Mittelwand liegenden, von allen Seiten mit
Siiud isoUrton und an dem einen Ende mit dem Schornstein in Verbindung
Meheudcn Rauchsammler. In der Ofenbreite sind drei Heizlöcher und auf
dem iMVn vier bis sechs transportable Eisenblechröhren angeordnet, welche die
oin#ehien Ueiilochreihen mit dem Rauchsammelcanal verbinden und mit den
HeuUvhoru iwx Abführung der Rauch- und Schmauchgase dienen. Wird ein
MvJ\ he* Al»*ugsrv>hr fortgenommen, so wird an der betreffenden Stelle eine
w^UMÄUili^UV Trennung zwischen Brenncanal und Rauchsammler herbeigeführt.
IVin IWtrieb des Ringofens schliesst sich die von O. Bock erfundene
Melh\HK^ ^'«"5* Rückwärtsschmauchens genau an. Der Erfinder theilt
KhmuWi in seiner Broschüre (vom Juli ISDü, S. 3) Folgendes mit: »Das
^tts^ikV^ÄHssehnmuchen beruht darauf, dass die Rauch- und Schmauchgase
lU^i^h^ wie bisher in unmittelbarer Nähe des Papierschiebers abgezogen werden,
!vv»msMh vIa5^^ «wischen letzterem und dem Rauchabzuge zwei bis drei der frisch
V'ij^vviiv^^^t^i^ Abtheilungen sich im Schmauchen befinden. Die durch Flugasche
M»jKt w'^^iMiit' Verbivnnungsproducte verunreinigten Rauchgase werden also
uivt^( stunh vleu feuchten Einsatz hindurchgezogen, sondern verlassen den
V»>l^u v^K^ ^^^i^ unvollständig ausgetrockneter Waare in Berührung gekommen
\cak v^v^lwrt^h ^Ih' Entstehung von Schmauchanfiug vermieden wird. Auch
LTiieii VV asserdänipfe
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 213
jeder Stelle quer über den ganzen Ofen hinweg die Rauch- und Schmauch-
gase absaugen kannc
In Figur 151 ist auch ein Theil der über dem Ringofen angeordneten
Trockenanlage sichtbar, wobei die Balken über dem Ofen und sämmtliche
Trockengerüste fortgelassen sind.
r) Partial-Ringöfen. Handelt es sich um die Neuanlage einer Ziegelei,
die im Anfange auf einen starken Absatz ihrer Waaren nicht rechnen kann,
oder ist der Betrieb einer Ziegelei ein so kleiner, dass ein ganzer Ringofen
mit zwölf und mehr Kammern nicht voll besetzt werden kann, so empfiehlt
sich die Benutzung eines Partial-Ringofens mit wenigen Kammern. Figuren
152 und 153 zeigen einen solchen von O. Bock mehrfach ausgeführten Ofen,
welcher an einem Ende eine Heizmauer mit Rostfeuerung, am anderen eine
Schlusswand mit Sohlöffnungen besitzt, hinter denen der Abzug der Ver-
brennungsproducte nach dem Schornstein erfolgt. Dieser Ofen ist nicht zur
Vergrösserung bestimmt. Das Einsetzen der zu brennenden Waaren geschieht
in gleicher Weise wie beim Ringofen und das Brennen anfangs von der Rost-
feuening aus, später, wenn die Glut genügend weit vorgeschritten ist, durch
Heizlöcher in der Decke des Ofens wie in jedem gewöhnlichen Ringofen.
Figur 154 stellt den Grund riss eines doppelten Partialofens dar,
welcher später nach Zunahme des Absatzes zu einem vollständigen Ringofen
ausgebaut werden kann. Er unterscheidet sich von dem ersteren hauptsäch-
lich durch die Anordnung einer Mittelwand, in welcher sich der Rauch-
sammler befindet, und durch den zwischen den Rostfeuerungen beider Brenn-
canäle angelegten, verschliessbaren Verbindungscanal, durch den die Wärme
aus der gargebrannten Ofenabtheilung in die frisch beschickte eingeführt
wird. Auch derartige Oefen wurden von O. Bock wiederholt gebaut. Bei
ihnen werden also beide Brenncanäle abwechselnd gebrannt, so dass ein
halbcontinuirlicher Betrieb entsteht. Man benutzt sie mit Vortheil zum
Brennen von Dachziegeln, Drainröhren und anderen besseren Thonwaaren.
Einen anderen Partialringofen für den Kleinbetrieb hat J. F. Rühne
construirt, welcher gewissermassen eine Vereinigung des Kasseler Ziegel-
tiammofens und des Ringofens darstellt. Näheres über diesen Ofen findet
man in dem Werke von Zwick »Die Ziegelfabrikation der Gegenwart c,
S. 460 ff., sowie in der »Baugewerkszeitung« 1875, S. 757.
d) Ringofen mit Unterfeuerung. Ringöfen, welche durch Ein-
schütten des Brennstoffes von oben durch die Heizlöcher in der Ofendecke
befeuert werden, besitzen, wie wir bereits früher hervorhoben, den Uebel-
stand, dass der Einsatz durch Aschen- und Schlackentheile sowie durch un-
mittelbare Berührung mit der Flamme verunreinigt und verfärbt wird. Um
nun die Ringöfen auch zum Brennen von besseren Waaren (Verblendem,
Falzziegeln, Formsteinen, Drainröhren u. s. w.) gut geeignet zu machen, hat
man dieselben mit Unter feuerung hergestellt. Bei dem von Bock empfoh-
lenen Ringofen mit oberem Rauchabzug und mit Unterfeuerung
sind in der Sohle jeder Kammer drei von aussen zugängliche Rostfeuemngen
angelegt, auch ist die Ofensohle selbst derart gebaut, dass eine gleichmässige
Vertheilung der Flamme vor ihrem Eintritt in den Einsatz stattfinden muss.
Der Brennstoffaufwand ist bei diesen Oefen, weil kalte Luft unter den Rosten
zugeführt wird, etwa doppelt so gross als bei den gewöhnlichen Ringöfen.
I>er Aufbau von Heizschächten aus dem Einsatz fällt ganz fort; das Ab-
Erster TheiL Die HauplsiofTe«
schmauchen der frisch eingesetzten Waare wird in bester Weise bewirkt.
Dieser Ofen, welcher zuerst von Gilardoni in AUkirch (Oberelsass) ausge-
fiihrt wurde, dient hauptsächlich zum Brennen von Falzziegeln, natur-
farbigen oder glasirten; nur zur Herstellung der Canäle auf der Ofensohlc
werden gewöhnliche Mauersteine mit eingesetzt. Näheres über diese Con-
struction findet man in der Broschüre von O. Bock vom Juli 1896, S, 12.
e) Ringofen mit überschlagender Flamme von Diesener
(D, R.-P, Nr. 62847). Denselben Zweck (Schutz des Finsatzes gegen Ver-
unreinigungen und Verfärbungen) sucht Diesener dadurch zu erreichen, dass
er unter den beiden äusseren Heizlochreihen Heizschächte einbaut und inner-
halb derselben aus Cham ot testeinen Rostfeuerungen bildet» unter denen er
gleichzeitig als Aschenf:ill dienende Luftzuftihrungscanäle anordnet, in die
seitlich rechts und links die gilterförmigen Sohlcanale einmünden. Die Flamme
steigt ausserhalb des Einsatzes hinter den sogenannten Feuerständen bis zum
Gewölbe empor, wird hier mittelst des Schonisteinzuges durch die zu bren-
nende Waare gezogen, durchzieht dieselbe fallend und verlässt die in Gar-
brand befindliche Abtheilung durch die gitterförmigen Sohlencanäle, um in
der nächsten wieder nach oben zu steigen.
/) Ringofen mit besonderen Heizwänden von Hädrich (D. R.-P.
Nr. 64543). Man kümi auch gewöhnliche Ringöfen zum Brennen besserer
Thonwaaren dadurch gut geeignet machen, dass man unter den Heizlöchem,
in etwa 2 m Entfernung von einander, je zwei Wände einbaut, welche aus
je einem halben Stein starken Maueni aus Chamo ttesteinen bestehen, zwischen
denen ein Treppenrost angelegt ist. Auf diesem Treppenrost werden die
Steinkohlen verbrannt, so dass Asche und Schlacken in dem engen Zwischen-
raum zwischen beiden Querwänden zurückbleiben. Die heisse Verbreimungs-
luft strömt durch die Oeffnungen der zweiten Querwand in die zu befeuernde
Kammer, umspült dort den Einsatz, zieht dann durch die thürartige Oeöhung
der ersten ^V^and der nächsten Feuerstelle in den Breniiraum hinein, be-
streicht den ganzen auf dem Treppenrost liegenden Brennstoff» tritt dann
durch die Oeffnungen der zweiten Wand in die nächste Kammer und so fort
Bei VerAvendung der Hädrich*schen Heizwände findet also kein Durchstreichen
der Feuergase zwischen den Thonwaaren, sondern nur ein Umspülen des
ganzen Einsatzes statt, wobei letzterer durchaus farbenrein und gleichmässig
gebrannt wird. Fast der ganze Einsatz kann aus besseren Thonwaaren, so-
wohl unglasirten als auch glasirten, bestehen, weil nur die auf der Ofensohle
herzustellenden Canäle aus gewöhnlichen Mauersteinen gebildet werden. Die
Figuren 155—158 zeigen eine solche Heizwand in Ansicht und Grun^l
g) Canalofen von O, Bock (Fig, 159—103). Ein 50— tiO w Liü.
geradliniger, 10 — 1*5 m breiter und 10 — 1*4 m hoher, aus Bruchstein- oder
Ziegelmauerwerk aufgeführter und innen mit feuerfesten Steinen verblendeter
Canal wird von einer, ungefähr in seiner Mitte angeordneten Feuerstelle aus
erhitzt. In diesen Canal werden mittelst schmiede eiserner Rollwagen (guss-
eisenie haben sich nicht bewährt) die zu brennenden Waaren eingefahren
und tlurch denselben so hindurchgezogen, dass sie allmälig getrocknet (ab*
geschmaucht) und vorgewärmt, darui an der Feuerstclle gargebrannt un<l
schliesslich abgekühlt werden, so dass me, wenn sie am anderen Ende den
Canales angelangt, unmittelbar verwendbar sind. Das Vorrücken der einzelneu
Wagen erfolgt alle 1^2 Stünden, und zwar in der Weise* dass am einen
Zweites Csipitel. Die känstUchen Steioe.
n
I
Eotle des Canales ein frisch beladener Wagen hineingeschoben wird, wenn
am anderen ein mit gargebrannter und abgekühlter Waare beladener den
Canal vcrlässt Die Bewegung der Wagen erfolgt mittelst einer durch Hand,
Güpd oder Dampfkraft betriebenen Schraube oder durch einen Flaschenzug
oder endlich und am besten mittelst einer hydraulischen l*resse. Der Betrieb
ist *lso ein immerwährender, weil die Wagen mit Nutheti o und Federn n
(Fig, lG2l sowne mit Lehmverstrich luftdicht verbunden sind und aneinander-
gcschlossen den Ofen in seiner ganzen Länge ausfüllen. Den Verschluss des
Ofens bilden zwei an den Canalenden angeordnete, auf Radeni und Schienen
laufende Thüren, Die an der Ausfahrtsoffnung angebrachte Thür erhält eine
durch Schieber verstellbare Oeffnung zur Regelung des Luftzutrittes» Die
itreiende Luft erwärmt sich auf ihrem Wege zur Feuerstelle an der bereits
ebrannten und in der Abkühlung begriffenen Waare ziemlich bedeutend,
so dass sie hochtemperirt in den Feuerungsraum gelangt, wodurch eine er-
hebliche Brennstofferspamiss erzielt wnrd.
Im Querschnitt (F"ig. 1*33) ist der Canal nach unten hin mit treppen-
förmigen Absatzen versehen; die oberen tragen gusseiseme Rinnen a, die
onteren dagegen Schienen d, welche durch Schiebebühnen gg^ aussen mit
dem Geleise e verbunden sind. Die Ränder d am Rollwagen greifen in die
mit Santl gefüllten Gusseisenrinnen a ein und trennen dadurch den ganzen
Ofen luftdicht in zwei Theile, deren oberer als Brenncana!» deren unterer m
als Trockenraum für den Brennstoff (Kohle) dieirt. Die Plattform der \V*agen
wird £ar Erhöhung ihrer Dauerhaftigkeit mit zwei Schichten Ziegelsteinen
übemaDcrt Zur Unterhaltung des Feuers wird durch die in tler Decke des
CauAles angebrachten schlitzförmigen Oeffnungen Brennstoff in die glühende,
ttn Brennraum lagernde Masse geschüttet. Diese Heizlöcher treffen stets auf
dm Zwischenraum zweier aufeinander folgenden Wagen.
Zur Verhütung einer Condensation der Wasserdämpfe bei Berührung
dertelhen mit kälteren Thonwaaren sowie zur Verhindi^rung des Anhaftens
von Flügasche an letzteren ist der Canal in einer gew^issen Entfernung von
der Einfahrt verbreitert; diese neue Breite behält der Canal bis zu den
Schomsteincanälen bei; die ursprüngliche geht aber ebenfalls bis zur Ofen-
emfahrt {Fig, IGO) und ist nur an der Erweiterungsstelle durch eine abge-
sclirä^e Oeffnung i durchbrochen. Ineinandergeschobene Etsenplatteu i bilden
die geradlinige Fortsetzung der beiden Seitenwände des Canales und mit den
^urückspringetiden Mauern schmale Canälc, welche durch seitlich angeordnete
Raurhcaniile Ä' mit dem Schornstein in Verbindung stehen» In erstere treten
durch die Oeffnungen i die Verbrennungsgase sowie die Flugasche ein und
gcbngen vnn hier aus durch den Schorn stein zu g ins Freie. Beim Durch-
ftr diese kleinen Canäle wird tlen Feuergasen viel Wärme von
dLi- . ^ cn r entzogen und von letzteren an den Einsatz abgegeben,
aUo warn Austrocknen desselben benutzt. Die sich hierbei bildenden Wasser-
dämpfe werden genöthigl rückwärts zu streichen, passiren demnach den
bcisscstcfi Theil des Ofens (die Mitte), erwärmen sich hierbei stark und
kontien deshalb nicht zur Condensation gelangen. Um sie schneller zu ent-
fernen, \::inn man durch Seitenöffiiungen des Ofens erwärmte Luft in den
Cksa] * (Siehe Zwick, a. a. O., S. 474.)
A.^ . ,;heüc des Bock'schen Canalofens, der früher viel zur Ausführung
gekommen ist^ werdcti atigcfilhrt: «ehr schnelles Abschmauchen und Abkühlen
— MlBi^Mii ^BflMir
216
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
des Einsatzes, geringer Brennstoffaufwand, billige Herstellung, bequemes Be-
schicken und Entleeren, sowie die Möglichkeit, in dem Ofen auch Kalk zu
brennen (dann werden die Seitenwände zweckmässig geböscht angelegt). Die
Leistungsfähigkeit ist eine nicht unbedeutende, da man je nach der Länge
des Canales 7000 — 12.000 Ziegel pro Tag in diesem Ofen brennen kann.
Die Ansicht über den Werth des Canalofens ist bei den Praktikern eine sehr
verschiedene; einige haben mit dem Ofen sehr gute, andere jedoch sehr
schlechte Erfahrungen gemacht. Zwick führt als grössten Uebelstand des
Canalofens die Füllung der Sandrinne a mit Kohlenstückchen und Schlacken
an, wodurch die Reibungswiderstände der Wagen und die zu ihrer Bewegung
nöthige Kraft wesentlich erhöht, die Beschaffenheit der Ziegel (durch heisse
Kohlen- und Aschenreste) beeinträchtigt und die Abkühlung der gebrannten
Waare verzögert wird. Dieser Uebelstand lässt sich durch Gasfeuerung
beseitigen, welche eine rauchlose Verbrennung, sowie eine schnelle und ge-
naue Regelung der Temperatur ermöglicht. Es mag noch erwähnt werden,
dass Friedrich Siemens in Dresden sich einen »continuirlichen Tunnel
ofen mit Gasfeuerung« hat patentiren lassen, welcher Aehnlichkeit mit
dem Bock 'sehen Canalofen besitzt. Ueber den letzteren theilt der Erfinder
selbst in seinem hier mehrfach citirten Werke »Die Ziegelfabrikation« sowie
in seinem Prospecte merkwürdigerweise nichts mit.
6. Gaskammerofen von Georg Mendheim in München. Die
Figuren 164 — 166 zeigen diese Construction im Grundriss, Quer- und Längen-
schnitt. Den Ofen bilden zwei parallele, durch den Rauchsammelcanal K ge-
trennte und an beiden Enden durch Canäle ä, und h^ verbundene Brenn-
canäle von je neun Kammern. Das Gas wird von zwei ausserhalb des Ofens
liegenden Schachtgeneratoren a erzeugt, strömt durch die Ventile b in den
gemauerten Canal r, aus diesem, je nachdem das Ventil d^ oder d^ geöffnet
und das andere geschlossen ist, in den Canal e^ oder e^ und dann nach
Oeffnen des betreffenden Ventiles / in diejenige Ofenkammer, deren Einsatz
gargebrannt werden soll. In der Sohle einer jeden Kammer befinden sich
viele kleine Ocffnungen, durch welche ein Theil des Gases in den mit Waare
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 217
Kammern 9, 10, 11 und 12 des zweiten Brenncanales, deren Einsatz dem-
nach vorgewärmt wird. Die letzte Kammer ist durch kleine Blechschieber
von Nr. 13 getrennt; dadurch werden die Feuergase genöthigt, durch das
geöffnete Rauchventil i in den Rauchsammler K zu treten, von welchem sie
dem Schornstein / zugeführt werden. Ist der Einsatz von Kammer 6 gar-
gebrannt, so wird ihr Gasv^ntil geschlossen und das von Kammer 7 geöffnet
und so fort. Der Betrieb dieses Gaskammerofens ist also derselbe wie beim
Kingofen. Befindet sich Kammer 6 im Garbrand, so wird Kammer 13 neu
beschickt und Kammer 14 entleert.
Entwickelt der angewendete Brennstoff oder die Thonmasse viel Wasser-
<iampf, so ist ein Schmauchcanal anzulegen, der jede Kammer des Ofens
mit jeder beliebigen anderen mittelst verschliessbarer Zweigcanäle verbinden
kann. Durch diese Canäle lässt man aus den in der Abkühlung befindlichen
Kammern heisse Luft in die frisch mit Einsatz versehene Ofenabtheilung
eintreten und das Rauchventil nur w^enig offen stehen, dann wird die Tem-
peratur etwa auf den Siedepunkt des Wassers gebracht, bevor die mit
AVasserdampf gesättigten Verbrennungsgase den frischen Einsatz bestreichen.
Ein grosser Vorzug dieses Ofens besteht in dem vollständigen Schutz
<ler zu brennenden Waare gegen Verunreinigungen durch Asche u. s. w., so
dass der Ofen zum Brennen besserer Thonwaaren (z. B. Chamottesteinen)
gut geeignet ist, in der völlig kostenlosen Erwärmung der über dem Ofen
angelegten Trockenräume, in der immerwährenden Zuführung des Brennstoffes
^Gases) und der damit verbundenen gleichmässigen Erwärmung der Kammern,
in der Möglichkeit, durch geeignete Einrichtungen (so dass die Flamme aus
den vier Ecken des Brennraumes eintritt, emporsteigt, von oben nach unten
den Einsatz durchstreicht und durch Abzugsöffnungen in der Ofensohle in
die zur nächsten Kammer führenden Canäle gelangt) Klinkerwaaren ohne
Aendening ihrer Form erzeugen zu können und in der Verwendung fast
jeden Brennstoffes, das Kohlenwasserstoffgas entwickelt.
Die Mendheim'schen Gaskammeröfen werden, je nach der Beschaffen-
heit der zu brennenden Waare, mit 10 — -18 Kammern von 4*5 — 75 m^ In-
halt gebaut; nur bei kleineren Betrieben ist die Zahl der Kammern eine
geringere (6 — 8); solche periodische Oefen werden dann wie die Partialring-
öfen so angelegt, dass sie allmälig zu continuirlichen Oefen erweitert werden
können. Die Leistungsfähigkeit lässt sich bei einem Gaskammerofen mit be-
stimmtem Inhalte dadurch verdoppeln, dass man die Zahl der Kammern ver-
doppelt und zwei getrennte Feuer von zwei entgegengesetzt liegenden Stellen
aus den Ofen durchstreichen lässt. (Siehe Bock, a. a. O., S. 326.)
7. Gasringofen mit Regenerativfeuerung von H. Escherich in
Schwandorf. (Fig. 167.) Dieser Ofen besteht aus einem rechteckigen Raum,
welcher durch eine die beiden Gascanälc a und den Rauchsammelcanal b
enthaltende Mittelmauer in zwei Brenncanäle gethcilt ist. Das in den
(ieneratoren erzeugte Gas strömt in denjenigen Canal, welcher zu der im
Brand befindlichen Ofenabtheilung gehört, am einen Ende ein und aus dem-
selben durch eiserne Röhren f, welche durch Klappen verstellbar sind, von
oben in die aus feuerfesten Thonröhren gebildeten sogenannten Pfeifen d,
aas denen es durch zahlreiche, seitlich angebrachte, 5 — 20 mm weite Oeff-
nungen in den Brennraum eintritt, wobei es durch die von den fertig ge-
brannten und in der Abkühlung begriffenen Waaren erhitzte und den Ofen
218
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
in seiner Längsrichtung durchstreichende Luft zu einer 3 — 20 cm langen
Flamme entzündet wird. Hierdurch wird erreicht, dass der Einsatz mit der
Flamme gar nicht in Berührung kommt und die Zusammensetzung der Gase
im ganzen Brenncanalquerschnitt die gleiche ist, so dass man leicht iaAta-
reine Brände erzielen kann. Die Feuergase ziehen seitlidi 4I0KI1 den Canal e,
welcher durch ein Glockenventil / gescküamtm wKidkii Icann, in den Rauch-
«Miimfilraim] i tmd von 4ieatm in den Schornstein. Zwischen je zwei Pfeifen-
reihen befinden sich in der Ofendecke Schaulöcher g, durch welche der
Brennprocess bequem beobachtet werden kann.
Dieser Gasringofen wird vorzugsweise zum Brennen von Chamotte-
steinen und von Cement benutzt und soll sich für beide Waaren gut be-
währt haben. Nach dem Brennen von Cement wird das Gas abgestellt und
in die Pfeifen durch ein besonderes Eisenrohr Wasser, Dampf oder kalte
Luft in den Brennraum eingeführt, um die zusammengesinterten Cementmassen
zu zersprengen und schneller abzukühlen, sowie etwa vorhandenes Schwefel-
calcium, das die Güte des Cementes beeinträchtigt, zu zerstören.
Seit dem im Jahre 1881 erfolgten Tode des Erfinders wird der Ofen
von Hoffmann ausgeführt.
Noch zu erwähnen ist:
8. Der Ofen mit auf- und absteigendem Brenncanal und mit Gas-
feuerung von W. Sonnet in Beckum (siehe Zwick, a. a. O., S. 488).
9. Der Gasringofen von C. Emmel in Horde (siehe ebendaselbst S. 489).
10. Der Brennofen mit directer Gasfeuerung von Ferd. Stein mann
(siehe Gottgetreu, a. a. O., L, S. 342).
11. Der Gasbrennofen von C. Nehse (siehe ebendaselbst S. 347).
12. Der verkürzte Brennofen von Bührer (siehe ebendaselbst S. 351).
Femer zum Brennen von feineren Thonwaaren (Verblendem, Chamotte-
steinen, Terracotten u. s. w.) :
13. Der Kammerofen von Rob. Burghardtin Merseburg a. S. (mit über-
schlagender Flamme und oberem Rauchabzug; siehe Bock, a. a. O., S. 327).
14. Der gekuppelte Brennofen von C. Kulmiz in Saarau (aus mehreren
jL9ftiies Capitel. Die künstlichen Steine.
21 J*
feuerfesten Thon), bei Magnesiagehalt gelb ist und dass ein Gehalt an
Uscnoxytl und Kalk dco Thon bei Schwachbrand roth bis fleischroth»
Haitbrand gelblichweiss bis schwefelgelb, bei Klinkerung gelbgrün bis
und bei vollständiger Verglasung sdiwar« färbt Man ersieht hieraus,
der Thon je nach seiner Zusammensetzung, je nadi semen physikalischen
[Eigenschaften und je nach der beim Brennen angewandten Tempcrainr aüe
Farben in allen Abstufungen annehmen kann.
Gewöhnlich jeigt der gebrannte Thon die Farben Gelb und Roth in
nigfaltigsten Nuancen. Bei tadelloser Waare sind diese Farben durch
blasse gleichmässig vertheilt. Zeigt die Oberfläche der Ziegel u. s, w»
edocb eine ganz ungleichmässige Färbung, so ist dies immer ein Zeichen
von fehlerhafter Fabrikation. Diese Verschiedenheit der Farbe kann von den
'beim Trocknen, Schmauchen und Brennen auf die Steinoberflächen gelangten
oder aus dem Inneren der Thonmasse herausgetretenen fremden Stoffen her-
^führen oder durch äussere Einflüsse (Verwitterungen u. s, w.) auf der fertigen
^Bll\raare entstanden sein*
^" Aber nicht nur die Beschaffenheit der Thonmasse, sondeni auch die
Bescha^ffenheit des beim Brennen benutzten Heizstoffes und die Zusammen -
et£UDg der von ihm erzeugten Gase beeinflusst die Färbung der gebrannten
Steine in hohem Masse, Die Feuergase enthalten Kohlensäure, Kohlenoxyd,
Tasserdampf, Kohlenwasserstoffe, Wasserstoff, Ammoniak, Stickstoff und Saiier-
itoflT tmd häufig noch (als z.ufällige Bestandtheile) Schwefeldampf, Schwefel-
stoff, Schwefelkohlenstoff und schwefUge Säure, namentlich bei Ver-
rendoog schwefelhaltiger Steinkohle. Dass die letzteren Bestandtheile bei
Vorhandecisein von Kali und Natron in der Thonmasse den berüchtigten
l^fauerfrass erzeugen kötuien, wurde bereits im § 85 hervorgehoben.
Darcb die oxydirenden und reducirenden Einwirkungen der Feuergase,
rie durch Flugasche können, wie wir bereits wnederholt in den vorher-
^cndcti Paragraphen dieses Werkes bemerkt haben, Verfärbungeti der ver-
^ledcnsten Art (z, B. Anflüge, Ausblühungen, rothe und rothbraune Flecke,
raue und braune Ueberzüge u, s. w.) hervorgerufen werden, welche
bei hellgelben Steinen leicht entstehen, weil dieselben einen
grOsscrai Gehalt an Kalk besitzen, der auf die Feuergase stark einwirkt
ibcr gerade bei diesen hellen Steinen sind derartige Verfärbungen sehr un-
nscht. Bei den kalkärmeren, durch Eisenoxyd roth gefärbten Thonen ist
Verfärbung seltener; sie entsteht hauptsächHch durch Aufsaugung von
^kalidiUnpfen und hierdurch erzeugte Sinterung und Verglasung oder durch
von schwarzem Eisenoxydul-Silicat. (Siehe Zwick, a. a. O., S. 540.)
eil Eiuwirkung der Feuergase auf die in Roihglut sich betnulenden
Bvaarcn entstehenden Färbungen hat Seger an Thonen von verschiedener
Eisctzung untersucht und die Ergebnisse seiner Untersuchung in der
'ieseitiingc (1870, S. 21) verdffentUcht, auf die hiermit verwiesen
Um den Thonwaaren ein gutes Aussehen zu geben und sie wider-
ndsfähiger gegen Witterungseinfliisse zu machen, versieht man sie mit einer
lur.
Die einfachste Glasur (z. B. im Thonröhren) erzeugt man durch Ein-
von Sab in den glühenden Ofen; es bilden sich dann sofort SaU-
kfnpfr, welche auf den freien Oberflächen der Thonwaaren einen dünnen,
JM^
220
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
dichten, harten, mattglänzenden, gelblichen bis bräunlichen, unverwitterbaren
Ueberzug bilden. Hierauf schliesst man sämmtliche Oeffnungen des Ofens,
damit die glasirte Waare langsam abkühlt; bei schneller Abkühlung würde
die Glasur Risse und Sprünge erhalten. Lässt man durch den Ofen während
des letzten Theiles der Brennzeit Luft in überschüssiger Menge ziehen, so
erhält man (nach Gottgetreu) eine perlgraue Glasur; wirft man aber
auf die Feuerungen frische Kohlen auf und schliesst man sämmtliche Schür-
öffnungen des Ofens, bevor die Kohlen vollständig in Glut gerathen sind, so
wird auf der Oberfläche des Einsatzes durch Verwandlung des Eisenoxyds
in Eisenoxydul und unterstützt von den Salzdämpfen eine mehrere Millimeter
tiefe schwarze Glasur erzeugt.
Dachziegel, Fliesen und auch gewöhnliche Mauersteine erhalten
einen grauen bis schwarzen Ueberzug, wenn man alle Schürlöcher des
Ofens, sobald sich derselbe in grösster Glut befindet und der Einsatz gar-
gebrannt, beziehungsweise gesintert ist, mit möglichst vielen, belaubten Erlen-
zweigen, so grün und feucht, wie sie vom Baum kommen, füllt und hierauf
sofort sämmtliche Zug- und Schürlöcher des Ofens schliesst. Es entsteht
dann ein dichter Qualm, welcher Holzkohle in den Poren der glühenden Waare
ablagert, und gleichzeitig findet eine Reduction der roth färbenden Eisenoxyd-
verbindungen in schwarzfärbende Eisenoxydulverbindungen statt, durch welche
die Schwarzfärbung hervorgerufen wird. Sobald Luft in den Ofen vor seiner
vollständigen Abkühlung von aussen eindringt, verwandelt sich das Eisen-
oxydul wieder in Eisenoxyd, es verliert der Einsatz seine schwarze Farbe und
erhält ein schmutziggraues Aussehen. Um dies zu verhindern, wird entweder
Wasser in feinen Strahlen in den Ofen eingespritzt oder Wasserdampf in ihn
geleitet.
Die Falzziegel erhalten ein schieferähnliches Aussehen, wenn
man sie in dem O. Bock'schen Blaudämpfungsofen brennt, den die
Figuren 168 und 169 im Schnitt und Grundriss darstellen. Dieser Ofen be-
sitzt an jedem Giebelende je zwei Rostfeuerungen und wird vollständig dicht-
schliessend hergestellt, um ein Eindringen von Luft in denselben während
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 221
Ueberzüge schützen zwar die Steine gegen das Eindringen von Feuchtigkeit,
werden aber bald bei Einwirkung von Sonnenstrahlen unansehnlich grau,
auch hängt sich an sie leicht Staub fest an.
Die farblosen Glasuren theilt man ein in:
1. Erdglasuren, welche sehr strengflüssige, durchsichtige, aus Kiesel-
säure (Feuersteinpulver), Thonerde (Kaolin oder Porzellanscherben) und
Alkalien bestehende Massen darstellen und gewöhnlich erst in der Hitze des
Garbrandes der Thonwaaren schmelzen. Man benutzt sie hauptsächlich zum
Ueberziehen von Porzellan. Da,3 Meissener Porzellan besitzt eine Glasur,
welche aus 37 Theilen Quarz, 37 Theilen Kaolin, 17*5 Theilen Kalk und
8'5 Theilen Porzellanscherben besteht, während die Glasur des Berliner
Porzellans aus 43 Theilen Quarzsand, 31 Theilen Kaolin, 14 Theilen Gyps
und 12 Theilen Porzellanscherben zusammengesetzt ist. Diese Stoffe werden
fein gemahlen und mit Wasser zu einem dünnen Schlamm angerührt; in
diese Flüssigkeit wird das Porzellan, nachdem es schwach gebrannt und
dadurch fest und porös geworden ist, eingetaucht; hierbei wird ein Theil
des Wassers von der porösen Masse schnell aufgesogen und es bleibt auf
der Oberfläche des Porzellans das Glasurmehl in einer dünnen und gleich-
massigen Schicht zurück. Die Erdglasuren zeichnen sich durch grosse Härte,
Glätte und Glanz, sowie auch dadurch aus, dass sie sehr fest haften und
nicht leicht Risse bekommen. Für feine Fayence wird folgende Glasur
empfohlen: 48 Theile Kaolin, 6 Theile Porzellanmehl, 20 Theile gebrannter
weisser Kies und 6 Theile Feldspath.
2. Bleiglasuren, die leichtflüssige, durchsichtige, bleihaltige (auch
borsäurehaltige) Massen darstellen und in der Regel bei einer niedrigeren
Temperatur, als zum Garbrennen der Thonwaaren erforderlich ist, zum
Schmelzen kommen. Solche Glasuren werden gewöhnlich bei gröberen Thon-
waaren (gewöhnlicher Fayence, Töpferwaaren u. s. w.^ angewendet. Ent^'eder
bestäubt man die frisch geformte und noch feuchte Waare mit Bleiglätte
oder Mennige oder nur mit Bleiglanzpulver, welche das Bleioxyd geben,
während die Thonwaare die zur Bildung der Glasur nothwendigen Stoffe,
Kieselsäure und Thonerde liefert, oder man bereitet aus den Glasurstoffen
und Wasser eine dünnflüssige Masse und giesst dieselbe auf die unporöse
Thonwaare mittelst eines hölzernen Löff"els, wobei man sie durch Schwenken
gleichmässig zu vertheilen sucht.
Bewährt haben sich folgende Mischungen:
a) Für gewöhnliche Fayence: 77 Theile Bleioxyd und 23 Theile
Zinnoxyd oder 77 Theile Bleioxyd und 17 Theile Zinnoxyd; erstere Mischung
gicbt eine harte, letztere eine weiche Glasur; von ersterer schmilzt man
45 Theile mit 45 Theilen Quarz, 2 Theilen Mennige, 5 Theilen Kochsalz und
3 Theilen calcinirter Soda, von letzterer 45 Theile mit 3 Theilen Soda und
7 Theilen Kochsalz zusammen. (Nach Mothes.)
h) Für gewöhnliche Töpferwaaren: 4 Theile Bleiglätte, 1 Theil
l.ehm und 1 Theil Sand,
oder: 2 Theile Bleiglätte, 4 Theile Lehm und 1 Theil Sand,
oder: 5 Theile Zinkblende, 22 Theile Glaubersalz und 20 Theile Sand.
Ess- und Kochgeschirre dürfen keine mit Bleioxyd übersättigten Glasuren
erhalten, um Bleivei]^tungen vorzubeugen; solche Glasuren geben Bleioxyd
an Essig, Fett und Salz ab, wenn diese Stoffe längere Zeit in den Geschirren
222
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
verbleiben. Empfehlenswerther sind deshalb für derartige Thonwaaren ganz
bleifreie Glasuren, die man aus Wasserglas (vergl. § 250) oder aus einer
Mischung aus Calciumborax und Wasserglas herstellt
3. Emailglasuren, welche leicht schmelzen, weiss oder gefärbt, un
durchsichtig und zinnoxydhaltig sind und z. B. zum Ueberziehen von Ofen-
kacheln dienen. Die Kacheln werden vor dem Glasiren auf einem sich wag-
recht drehenden Sandstein glatt geschliffen und dann mit einem dünnflüssigen,
z. B. aus 23 Theilen Bleioxyd, 15 Theilen Zinnoxyd, 43 Theilen Kieselerde,
Vg Theil Eisenoxyd, 3 Theilen Kalk und Wasser bestehenden, eine weisse
Glasur liefernden Gemenge überzogen.
4. Erdalkaliglasuren (Lüster), welche auf Thonwaaren einen äusserst
dünnen, nebelartigen Ueberzug bilden. Man erhält diese Glasuren, wenn man
(z. B. beim Steinzeug) die Kapseln, in denen die Thonwaaren gebrannt
werden, innen mit einem Gemisch von Chlorcalcium, Chlorblei und Thon
überzieht und in die Kapseln kleine Gefässe mit gewissen Metalloxyden
(z. B. Kobaltoxyd) stellt. Beim Brennen verwandelt sich dann das Metall-
oxyd in Chlormetall, dieses verflüchtigt und bildet auf der Thonwaare einen
hauchartigen Ueberzug. Oder man kleidet die Innenfläche der Kapseln mit
einem Gemenge von 60 Theilen Kochsalz, 28 Theüen Pottasche und 5 Theüen
Bleioxyd aus; dann entwickeln sich beim Brennen aus dem Kochsalz und
Chlorblei Dämpfe, die sich auf die Thonwaaren niederschlagen und eine sehr
dünne Glasurschicht bilden. Auch durch das oben beschriebene Verfahren,
Salz in den glühenden Ofen zu streuen, wird eine Lüsterglasur erzeugt
Für Steinzeug wird auch eine Glasur von folgender Zusammensetzung
empfohlen: 61-8 (Go'l)"/, Kieselsäure, 13*5 (13-7)7o Kalk, lO'S (13-l)7o Thon-
erde, IM (7*2)% Alkalien und 0*8 (0-9)7o Eisenoxyd.
Eine empfchlenswerthe schwarzbraune Glasur (z. B. für Dachziegel)
besteht nach E. Cramer aus 58-87o Kieselsäure, S'L^Vo Thonerde, 7*987o
Eisenoxyd, 9-367o Kalk, ()-37o Alkalien (8-397o Glühverlust). Eine voll-
ständig schwarze Glasur wird nach Mothes aus einer Mischung von
50 Gewichtstheilen Bleierz, 3 Gewichtstheilen Braunstein und */^ — 1 Gewichts-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 223
Eisenpräparat, eine regenbogenfarbige Glasur durch Verrühren von
Ammoniakgold oder blausaures Gold, Quecksilber, Goldjodür oder Gold-
tinctur mit Terpentinöl zu einem Teig, Trocknen desselben, Verreiben mit
Lavendelöl und Vermischung von 1 Theil des Gemenges mit 1 — 10 Theilen
Flussmittel und Ueberziehen der Thonwaare nach erfolgter Glasirung mit
Uranlösung. Die Thonwaaren sind vor dem Glasiren zu brennen, um sie porös
zu machen und nach dem Glasiren nochmals zu brennen, damit die Glasur
schmelze.
Sollen Thonwaaren bronzirt werden, so überstreicht man ihre Ober-
fläche, nachdem sie von Staub gereinigt worden, mit Leim und trägt die
Bronze färben (siehe § 265) mit trockenem l^sel auf oder man fimisst
die Oberfläche und streut auf dieselbe das Farbpulver.
Farbige Dachziegel erhält man nach Gottgetreu durch Herstellung
der Platten aus 3 Theilen gewöhnlichem, sich roth brennenden Thon, 1 Theil
kalkiger Lette und 1 Theil Quarzsand und Ueberziehen der getrockneten und
stark gebrannten Waare mit einer Glasurmasse aus 5 kg Villacher Blei und
O'O kg Bankazinn, die in Töpfen zu Asche calcinirt werden ; diese Glasur
wird durch nochmaliges starkes Brennen der Ziegel zum Schmelzen gebracht.
Als Grund für farbige Glasuren empfiehlt Gottgetreu (Bd. I, S. 385)
eine Mischung aus 5*5 kg Blei- und Zinnasche, 2 kg reinem Quarzsand, 1 kg
Porzellanerde, 1'5 kg Kochsalz, 1 kg weissem Glas, 1 kg kohlensaurem Kali
und 0'5 kg Salpeter, welche in Schmelztiegcln, die vorher mit einem Gemenge
von 1 Theil Kalk und 2 Theilen Quarz und Wasser ausgegossen wurden,
im Ofen zu Glas geschmolzen, dann im kalten Wasser abgelöscht, zerstossen
und fein gemahlen >vird. Diese Glasur besitzt eine weisse Farbe. Um nun
eine blaue Glasur zu erhalten, benutzt man ein Gemenge von 3 kg dieser
Glasur, 0125 ^^ Kobalt und einer Spur von Braunstein; eine grüne Glasur
erhält man aus einer Mischung von 3^^ der weissen Glasur, Ol 25^^ Smalte
und etwas Kupferasche, eine gelbe aus einem Gemenge von 1*5^^ weisser
Glasur und 0*125 kg schwarzgebranntem Antimon, eine braune aus einer
Mischung von ^kg weisser Glasur und Ol kg Braunstein. Alle diese Gemenge
werden auf der Glasurmühle aufs Feinste gemahlen und mit Wasser zu einem
dünnflüssigen Teig angerührt. Man benutzt sie zum Ueberziehen von Dach-
ziegeln und Backsteinen.
Fussbodenplatten können nicht glasirt werden, weil der Platten-
belag zu glatt und die Glasur leicht rissig werden würde. Um eine farbige
Oberfläche zu erhalten, werden die Conturen des gewünschten Musters mittelst
Pressen einige Millimeter tief auf die Platte eingedrückt, wie dies im g 89
näher beschrieben wurde, oder nur eingeritzt, dann wird die Platte gebrannt,
hierauf die farbige Glasur in die Vcrtiefungcti eingebracht und endlich die
Matte behufs Schmelzung der Glasur nochmals gebrannt. Oder man stellt
die Platten, wie dies bei der Herstellung der berühmten Mettlachcr Fliesen
der Fall ist (vergl. § 89), aus zwei Schichten her, einer dünnen, aus ge-
färbtem Thon und einer dicken, aus einfarbigem 'l'hon ; beide Thonmasseti
müssen dasselbe Schwindmass und den gleichen Sinterungsgrad besitzen, was
durch richtig gewählten Zusatz geeigneter Sinterungsmittel erreicht wird.
Zum Färben der Oberfläche verwendet man nach Gottgetreu (Bd. I, S. 390):
Zu Dunkelbraun: '/^ rothe Thonerde und ^4 Fisenocker (sogenanntes
Wiesenerz) ;
224
Erster TheiL Die Hauptstoffe.
zu Schwarz: ^5 rothe Thonerde und '/^ Eisenocker;
zu Grün: Vj weisse Thonerde und Ys Chromgrün (Chromalaun);
zu Roth: 75 weisse Thonerde und *L Caput mortuum (Todtenkopf ) ;
zu Gelb: '/g weisse Thonerde und 75 Uranoxyd.
Diese Mischungen werden ebenfalls auf der Glasurmühle zu Staub ge-
mahlen und mit Wasser angerührt; sobald letzteres wieder verdunstet ist,
wird die Masse vor dem Gebrauche tüchtig durcheinander gemengt.
In ähnlicher Weise färbt man Dachziegel, indem man sie mit
einem Gemenge von ^/j geschlämmter Thonerde und Ys Eisenocker in luft-
trockenem Zustande überzieht und dann brennt. Solche Anstriche sollen nach
Gottgetreu den Ziegeln ein gutes Aussehen verleihen und sie sehr wider-
standsfähig gegen Verwitterung machen.
Näheres über das Färben und Glasiren von Thonwaaren findet man
in dem von uns zu vorstehenden Mittheilungen mitbenutzten Werke : »Hand-
buch der chemischen Technologie« von Dr. Ferdinand Fischer (1893,
S. 777 ff.).
§ 94. 'Die verschiedenen Thonwaaren.*)
Eintheilung. Man kann die Thonwaaren unterscheiden in dichte
und poröse. Die dichten zeigen eine durch Scharf brand erzeugte, halbver-
glaste Masse (Scherben), deren Bruchfläche glasartig erscheint, und die wasser-
undurchlässig, durchscheinend und so hart ist, dass sie am Stahl Funken
giebt und von einer Feile gar nicht oder doch nur sehr schwer angegriffen
wird. Die porösen Thonwaaren, welche bei einer geringeren Hitze gebrannt
sind, besitzen eine unverglaste, zerreibliche Masse, deren Bruchfläche erdig
erscheint und die in unglasirtem Zustande an der Zunge klebt, also für
Flüssigkeiten durchlässig ist und keine grosse Härte besitzt
A. Dichte Thonwaaren.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 225
Feldspath und 25% Quarz). Die Porzellanmasse besitzt eine ausserordentliche
Plasticität, d. h. die Fähigkeit, in feuchtem Zustande in jede beliebige Gestalt
gebracht werden zu können, die nach dem Erhärten durch den Brand er-
halten bleibt. Sie stellt den edelsten Stoff der keramischen Kunst dar.
Herstellung. Die Porzellanwaaren kreisförmigen Querschnittes werden
auf der Töpferdrehscheibe, alle übrigen in Gypsformen geformt, und zwar ver-
wendet man entweder nur wenig angefeuchtetes Porzellanmassepulver (mit
7 — 12% Wasser) und presst dasselbe mittelst Halbtrockenpressen in die
Form hmein, oder man benutzt eine breiartige Masse, die man in die Formen
giesst. Blumen, Verzierungen u. s. w. werden aus freier Hand mit Hilfe des
Bossirgrüfels hergestellt, Henkel besonders gepresst und später mit dünnem
Porzellanbrei, sogenanntem Schlick er, angesetzt. Figuren werden aus vielen
einzelnen gegossenen und gepressten Stücken hergestellt, die später auf das
Sorgfältigste mit Schlicker aneinander geklebt werden. Die geformte, an der
Luft getrocknete Masse wird zunächst bei einer Temperatur von circa 1000^ C,
gebrannt (verglüht), um alles Wasser auszutreiben, dann wird der dadurch
gewonnene poröse und feste Scherben, der im Stande ist, Flüssigkeiten auf-
zusaugen, ohne dabei zu erweichen, glasirt und endlich in Oefen geeigneter
Construction (z. B. in dem in Fig. 164 abgebildeten Mendheim'schen Gas-
kammerofen oder in runden Etagenöfen mit Holz- oder Steinkohlenfeuerung)
in feuerfesten Thonkapseln innerhalb 12 Stunden gar gebrannt, wozu eine
hohe Temperatur (1600 — 2000^ C.) erforderlich ist. Beim Brennen schwindet
die Porzellanmasse um 8 — 25 7o ^"^ umso weniger, je mehr ihr Quarz
zugesetzt wird. Häuüg ist noch ein Nacharbeiten durch Schleifen und Poliren
nothwendig, um Unebenheiten, in der Glasur festgebrannte Kömchen aus der
Kapselmasse u. s. w. zu beseitigen. Der Garbrand hat zweimal zu erfolgen;
weil beim ersten diejenigen Stellen, auf denen das Stück ruht, roh bleiben.
Die zum Garbrand nöthige Hitze ist im Brennofen erreicht, wenn kleine,
vor den Kapseln aufgestellte Quarzkegel zu schmelzen beginnen.
Eigenschaften. Das echte Porzellan besitzt eine gleichmässig ge-
flossene, durchscheinende, weisse, hellklingende, strengflüssige, stahlharte Masse
mit starkglänzender, bleifreier, harter Glasur. Seine Widerstandsfähigkeit gegen
schroffen Temperaturwechsel ist nicht gross, denn es zerspringt leicht, wenn
es stark erhitzt und dann schnell abgekühlt wird. Es verleiht der decorativen
Malerei einen eigenthümlichen Farbenschmelz.
Bemalen. Zum Bemalen des Porzellans werden entweder sogenannte
Scharffeuerfarben benutzt, d. h. färbende Metalloxyde von mindestens
solcher Feuerbeständigkeit, dass sie der Hitze des (iarbrandes ohne Schaden
ausgesetzt werden können, oder sogenannte Muffel färben verwendet, welche
diese Feuerbeständigkeit nicht besitzen. Erstere werden auf das Porzellan
vor seinem Glasiren aufgetragen und mit der Glasur beim Garbrand innig
verschmolzen, so dass sie nur mit dieser zugleich zerstört werden können,
während die Muffelfarben sich über der Glasur befinden, also erhaben er-
scheinen und daher einer ziemlich schnellen Abnutzung unterworfen sind.
Die Muflfelfarben werden bei massiger Hitze unter Benutzung von sogenannten
Muffeln aus feuerfestem Thon mit grösserem Zusätze von gemahlenen
Porzellankapselscherben im Muffelofen bei einer Temperatur von etwa
HOO*^ C. eingebrannt Zu ihnen gehören alle weichen Bleigläser. Naturgcmäss
gicbt CS nur wenige Metalloxyde, welche als Scharffeuerfarben benutzt werden
K r Q c e r, Handboch der Baiutofnehrr . 1 T)
226
Erster Theil. Die HauptstoflFe.
können, nämlich nur: Uranoxyd (schwarz), Kobaltoxyd (blau; Meissener
Zwiebelmuster), Chromoxyd (grün), Mangan- und Eisenoxyd (braun und
schwarz), Titanoxyd (gelb), Nickeloxyd (olivengrün), Gold (rosa), Iridium und
Platinoxyd (schwarz und grau). Diese Stoffe werden fein gemahlen, mit einem
geeigneten Bindemittel (meistens Terpentinöl) versetzt und mittelst Malerpinsel
auf die Porzellanwaare aufgetragen. Einige dieser Farbstoffe erlangen erst
die gewünschte Farbe beim Zusammenschmelzen mit dem Flussmittel, andere
bei durch Fritten erzeugtes Halbverglasen vor ihrer Verwendung.
Abarten. Lässt man das echte Porzellan unglasirt, so erhält man
das sogenannte Statuenporzellan oder Bisquit, ein matt aussehendes, halb-
glasiges, bis zum vollständigen Fritten gebranntes, oberflächlich rauhes Por-
zellan, das zu Kunstgegenständen mannigfacher Art (z. B. Schalen, Vasen,
Statuen) Verwendung findet und sich durch eine ungemein grosse Härte und
Festigkeit auszeichnet. Nach Dr. Michaelis beträgt die Druckfestigkeit
4364—13.933 (!) kg, die Zugfestigkeit 227—266^^ pro cm\ Ein PorzeUan
von grösserem Durchscheinen und elfenbeinartiger Farbe ist das von Pro-
fessor Seger erfundene und in der königlichen Porzellanmanufactur zu Berlin
dargestellte sogenannte Seger-Porzellan. Dasselbe kann mit einer leicht-
flüssigeren Glasur versehen werden und erfordert zu seinem Garbrande eine
geringere Hitze, so dass die Zahl der für das Bemalen dieses Porzellans
verwendbaren Scharffeuerfarben eine weit grössere ist als beim Hartporzellan.
Aus diesem Porzellan werden nicht nur die schönsten Ziergefasse mit den
herrlichsten Farben hergestellt, sondern auch 1 cm dicke, vollständig gefrittete
Fliesen mit teppichartig rauher Oberfläche. Das Seger-Porzellan hat Aehn-
lichkeit mit dem japanischen und steht mit diesem sowie mit dem chine-
sischen Porzellan in der Mitte zwischen dem Hart- und Weichporzellan.
2. Weiches PorzeUan {leichtflüssiges Friiten-, Glas-, Shtres-Porullan), Mit vor-
liegendem Quarz- und Feldspathgehalt.
Man unterscheidet:
Zweites CapiteU Die künstlichen Steine. 227
kalien. Dieses Gemenge wird in Kapseln gebrannt, dann glasirt und hierauf
zum zweiten Male gebrannt. Die Glasur besteht nach F. Fischer aus Comish-
stone, Kreide, Feuerstein, Borax und Bleioxyd. Das englische Porzellan besitzt
eine geringere Haltbarkeit als echtes Porzellan und ist weicher wie dieses;
seine leichtflüssige Glasur wird leicht rissig; seine Masse ist aber weit
plastischer und verzieht sich weniger, weil die Brenntemperatur eine niedrigere
sein kann; es kann daher die Scherbenstärke schwächer gewählt werden.
Hauptverwendung zu Geschirren.
c) Parisches Porzellan (Parian), ein dem englischen ähnliches Por-
zellan von sehr verschiedener Zusammensetzung, das jedoch ein strengflüssigeres
Flussmittel in geringerer Menge und Kieselsäure in grösserer Menge enthält
und bisweilen phosphorsauren Kalk oder kieselsauren Baryt oder nur Kaolin
oder Thon und Feldspath besitzt. Diese Masse erhält keine Glasur und dient
hauptsächlich zur Herstellung von kleinen Statuen. Sie besitzt eine wachs-
artige, schwach fettglänzende, gelbUche Oberfläche.
d) Carrara, ein etwas schwächer als Parian durchscheinendes, aber
weisseres Porzellan, welches den Uebergang von Parian zum Steinzeug bildet.
Aus seiner mit Salzsäure gereinigten und mit Knochenasche vermischten
Masse (Feldspathpulver) fertigt man Porzellan knöpfe, die durch Pressen
verziert und durch Zusatz von Metalloxyden gefärbt werden.
5. Sieinzeug (nicht zu verwechseln mit dem weiter unten beschriebenen
Steingut).
Diese Thonwaare stellt eine dichte, klingende, feinkörnige, wasser-
undurchlässige (nicht an der Zunge klebende), halb verglaste, an den Kanten
nur wenig oder auch gar nicht durchscheinende, gegen Temperaturwechsel
recht empfindliche, jedoch recht feste und gegen Einwirkung von Säuren u. s. w.
widerstandsfähige Masse dar. Diese Masse besitzt eine grosse Bildsamkeit,
so dass man aus ihr verschiedenartig geformte Gegenstände grösseren Um-
fanges herstellen kann. Sie wird zunächst in Kapseln scharf gebrannt, dann
giasirt und endlich nochmals bis zum Schmelzen der Glasur gebrannt, wozu
nur eine massige Hitze erforderlich ist.
Man unterscheidet:
d) Feines, weisses Steinzeug (unechtes Porzellan), das sich vom
echten Porzellan durch den Mangel an Durchscheinen unterscheidet. Man
stellt dasselbe aus plastischem, sich weiss brennenden, wenig feuerbeständigen
Thon und Kaolin und einem, gewöhnlich mehr als die Hälfte des Gewichtes
der Masse betragenden Flussmittel aus Feuerstein und Comishstone her, so
dass zum Brennen eine niedrigere Temperatur ausreicht. Die Glasur ist durch-
sichtig und enthält Bleioxyd und Borax (vergl. § 93). Hauptverwendung zu
Geschirren.
b) Weisses oder gefärbtes, unglasirtes Steinzeui? (Wed^ewood),
aus plastischem, eisenfreiem, wenig feuerbeständigem Thon, Kaolin, Feuerstein
und Comishstone. Auch bei dieser Masse beträgt das Flussmittel mehr als die
Hälfte des Gewichtes der ganzen Masse. Dieses Steinzeug ist leichtflüssiger als
echtes Porzellan und erfordert daher zum Garbrand eine geringere Hitze. Oft
wird dasselbe durch einen Zusatz von sehr kleinen Mengeti starkförbender
Metalloxyde gefärbt, und zwar enti^-eder in der ganzen Masse, wobei man dann
15»
^28
Erster Theil. Die Hauptstofie.
bisweilen farblose oder gefärbte Verzierungen auf der Oberfläche herstellt
oder nur oberflächlich, indem man den Gegenstand mit einem dünnen
Ueberzug aus einem dicken Schlamm farbigen, besonders blaugrünen Thones
versieht, denselben trocknet und die Oberfläche abdreht. Um braunes Stein-
zeug zu erhalten, setzt man dem Gemenge als Flussmittel Ocker und Braun-
stein zu.
Zu dieser Steinzeugart gehören:
a) Bamboo, röhr- oder strohfarbig;
ß) Aegyptian, schwarz;
7) Basaltgut, aus eisenhaltigem Thon, Feuerstein, Gyps und Braun-
stein; ohne Glasur, dauerhaft, sehr hart und sehr politurfähig;
8) Jaspis, feinweiss, durch Metalloxyde gefärbt; dient zu Lampen,
Medaillons u. s. w.;
e) Chromolith, dem Aegyptian ähnlich.
c) Gemeines (ordinäres) Steinzeug, aus plastischem, eisenhaltigem
Thon ohne Zusatz von Flussmittebi, jedoch mit Beimengungen von Sand oder
gemahlenen Scherben gebrannten Steinzeuges, um ein starkes Schwinden der
Waare beim Garbrand zu verhüten. Dieses Steinzeug hat eine graue, gelbliche,
röthliche oder bläuliche Farbe. Sein Rohstoff wird nicht geschlämmt, sondern
nur eingesumpft und das Gemenge im Kasseler Ziegelflammofen u. s. w. ge-
brannt und mit Salzglasur (durch Einwerfen von Kochsalz in den glühenden
Brennofen) versehen (vergl. § 93). Ordinäres Steinzeug besitzt eine grosse
Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung, und da auch seine
Festigkeit eine sehr hohe ist, so eignet es sich vorzüglich zur Herstellung
von Röhren für Abort-, Canal- und Dunstleitungen, von Schomsteinaufsätzen,
Aborts- und Ausgussbecken, Fliesen für Bürgersteige und zu Wandbeklei-
dungen, Falzziegeln, Abdeckplatten für Kamine und freistehende Mauern u. s. w.,
ausserdem wegen seiner grossen Widerstandsfähigkeit gegen Säuren u. s. w.
zu chemischen Apparaten, zu Säure- und Mineralwasserkrügen u. s. w., sodann
stellt man aus ordinärem Steinzeug Geschirre aller Art her, fertigt aus ihm
Wassertröge (englische Filter) u. a. m.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 221)
(bis zu 15 Atmosphären) und werden von Mineralsäuren und Ammoniak nur
wenig angegriffen, wenn ihre Thonmasse weder Schwefelkies noch Schwefel-
eisen enthält.
Steinzeug fliesen werden aus einem Gemenge von Pfeifen thon und
Kies hergestellt und erhalten eine Salzglasur; sie sind wenig frostbeständig
und können einen schroffen Temperaturwechsel nicht ertragen ; bei schneller
Abkühlung zerspringen sie.
£/)Terralith und Siderolith. Diese aus weissem oder gefärbtem
Thon gefertigten, scharf gebrannten, bemalten und mit starkem Bemstein-
fimiss oder auch gefärbtem oder bronzirtem Fimiss lackirten und unglasirten
Thonwaaren bilden den Uebergang vom Steinzeug zu den porösen Thon-
waaren. Man fabricirt Terralith und Siderolith inMettlach (Villeroy & Boch),
im Thüringerwald, in Dresden, in Mainz, im nördlichen Böhmen u. s. w.
4* Klinker.
Unter Klinker versteht man die bis zur durchgehenden Verglasung
(Versinterung), also sehr scharf gebrannten, unglasirten Mauersteine aus farbig
gebranntem, leicht sinterndem (z. B. glimmerhaltigem) Thon oder aus *^ Theilen
kalkigem, schmelzbarem Thon und 1 Theil Quarzsand. Man bezeichnet aber
auch mit Klinkern die beim Brennen von gewöhnlichen Mauersteinen sich
ergebenden, besonders scharf gebrannten Ziegel, welche in der Nähe der
Feuerungen gestanden haben und somit der grössten Hitze ausgesetzt waren.
Kennzeichen der Güte. Die Klinker müssen eine grosse Härte und
Dichtigkeit haben und völlig wasserundurchlässig sein, sie dürfen keine Blasen
oder Risse besitzen und nicht krumme oder windschiefe Flächen zeigen, sie
müssen ohne grossen Eisengehalt sein (weil sie sonst zu spröde werden und
eine schlackenartige Verbindung zeigen), auch ohne Kalk- oder Feuerstein-
knollen über Erbsengrösse (weil dieselben beim Scharfbrand Blasen und
Sprünge erzeugen); endlich sollen sie möglichst kantige Formen haben.
Format. Die Klinker werden entweder im deutschen Normalformat
(25 X 12 X 6-5 fwi) oder kleiner (z. B. 21 X 10 X h'b—^cm) hergestellt.
In Berlin und Umgegend verwendet man zumeist Klinker von 24 f/« Länge,
11*5 r» Breite und 5*5 cm Dicke, in Oldenburg solche von 22 — 23 cm Länge,
10*5 — Wo cm Breite und b'ö cm Dicke.
Aus der gleichen Masse werden auch Trottoirplatten, Flursteine, EstriCh-
plattcn, Rand- oder Bordsteine u. s. w. gefertigt.
Einige gebräuchliche Formen und Abmessungen sind nach dem »Hand-
buch der Architekturc (Abth. I, Bd. I, S. 97) folgende:
Trottoirplatten: 5*6 — T cm dick, 20 cm lang und 20 fw breit, scharf-
kantig oder abgefast; Gewicht: 40, 4*8 und b'bkf!.
Flur- oder Einfahrtsplatten: 6 — 1cm dick, 20cm lang und 20 cm
breit, viertheilig oder in concentrischen Ringen, gerieft und abgefast; Ge-
wicht: 4-8— 5-5 Xf^.
Stallsteine: 7 — ^cm dick, 10 cm breit und 20 cm lang, abgefast;
Gewicht: %'2kg.
Strassenpflastersteine: leichte und schwere, 10 — \b cm dick, 10 rw
brdt und 20 r« lang, abgefast; Gewicht: 42 — 6'2 kg,
Randsteine zu Trottoireinfassungen: 12 ^/w dick, 1 8 fw breit und
Alm lang; Gewicht: 22^.
230
Erster Theil. Die Hauptetoffe.
Festigkeit. Nach der Classification durch den Verband deutscher
Architekten- und Ingenieurvereine soll die Minimal druckfestigkeit der Klinker
bei erster Qualität 200 kg, bei zweiter Qualität 160 kg für das Quadratcenti-
meter betragen. Bauschinger fand die Maxi mal druckfestigkeit der Gross-
Hesseloher Klinker zu 1^ kg für das Quadratcentimeter. Im Durchschnitt
nimmt man die Maximaldruckfestigkeit zu 300 — 500 kg für das Quadrat-
centimeter an.
Specifisches Gewicht: 1-52— 229.
Verwendung: Zu Strassenpflasterungen (namentlich in Oldenburg, der
Provinz Hannover und in Holland), zum Befestigen der Bürgersteige, zu
Pflastenmgen von Einfahrten, Höfen und Ställen, zu Wasserbauten (ihrer
Wasserundurchlässigkeit wegen), zu Rinnen und flachen Schüsseln für den
Ausguss der Gossen, zu Brunnenkränzen u. s. w. Die feineren Thonfliesen
sind weiter unten beschrieben.
B. Poröse Thonwaaren.
Zu diesen rechnet man die Fayence (Steingut), die ordinäre Töpfer-
waare, die gewöhnlichen Mauersteine und Verblender (Hohlsteine, poröse
Steine u. s. w.), die Dachziegel, die Terracotten und die feuerfesten Steine.
/. Fayence {Steingut , Majolika),
Die aus plastischem Thon, oft mit einem geringen Zusatz von gewöhn-
lichem Töpferthon, zuweilen auch mit Beimengungen von Kreide, Quarzsand,
Glasfritte, Gyps, Knochenasche u. s. w. versehene Masse ist dichterdig, nicht
durchscheinend, nicht wasserundurchlässig (an der Zunge klebend), zum Theü
feuerbeständig oder doch wenigstens sehr schwer schmelzbar, zum Theil jedoch
schon bei massiger Hitze brennbar. Sie erhält eine durchsichtige oder un-
durchsichtige Bleiglasur. Diese Glasur besitzt den Nachtheil, dass sie leicht
Risse bekommt, sich durch ein Messer ritzen lässt und bisweilen abblättert;
in die Risse vermögen dann gefärbte Flüssigkeiten und Fette einzuziehen,
Zweites Capilel. Die künstlichen Steine. 231
Berührung durch feinspitzige Thonpinnen verhütet. Die feine Fayence wird
stark gebrannt, dann bemalt oder bedruckt, hierauf glasirt und endlich noch-
mals schwach gebrannt behufs Schmelzung der Glasur.
6) Ordinäre, emaillirte Fayence (Steingut). T3ie Masse besteht
aus einem plastischen Thon mit 2 — 47o Eisengehalt und Mergel oder Quarz-
sand oder aus gewöhnlichem Töpferthon mit diesen Zusätzen oder auch aus
Thonmergel und wird bei einer so schwachen Hitze gebrannt, dass eine Zer-
setzung des im Mergel vorhandenen kohlensauren Kalkes nicht eintreten und
nur ein Thdl der Kohlensäure entweichen kann. Demgcmäss besitzt dieses
Steingut noch Kalk (circa 15 — 25%) und braust, mit Säuren Übergossen,
auf, wodurch man es leicht von anderen Thonwaaren unterscheiden kann.
Die ordinäre Fayence hat ein lockeres, erdiges Gefüge und eine durch den
Eisengehalt hervorgerufene stark gelbe Farbe; sie besitzt nur eine geringe
Festigkeit und erhält beim Erhitzen leicht Sprünge, so dass sie zur Her-
stellung von Kochgeschirren nicht verwendet werden kann. Die unschöne
Farbe des Steingutes wird durch eine undurchsichtige, weisse oder durch
Metalloxyde gefärbte Glasur (Email) verdeckt. Diese Glasur besteht zumeist
aus einer Mischung von Sand, Aescher (Gemenge von Zinn- und Bleioxyd)
und Kochsalz oder Soda. Bessere Steingutgefässe werden auf der Innenfläche
mit einer aus 40 Theilen weissem Thon, 15 Theilen feinem Kies, 15 Theilen
feingemahlenen Porzellanscherben mit 20 'l'heilen Feldspathpulver bestehenden
Angussmasse überzogen und erhalten auf der Ausscnfläche nur eine braune
Glasur. Letztere wird aufgetragen, wenn das Gefäss beim Trocknen Leder-
harte angenommen hat, und die Innenfläche weiss ausgegossen, sobald die
Äussenglasur getrocknet ist. Hierauf wird das Steingut verglüht (schwach
gebrannt) und dann die Innenfläche, sowie der obere Rand mit einer aus
11 Theilen Feldspath, 15 Theilen gebranntem Kies, II Theilen Porzellan-
scherben, 9 Theilen kohlensaurem Kalk und ;V5 Theilen gebranntem Kaolin
bestehenden Ghisur versehen. Dann wird die Waare in Kapseln zum zweiten
Male gebrannt. (Siehe Dr. F. Fischer, a. a. O., S. 805.) Der Boden der
Steingutgefässe bleibt unglasirt. Eine billige porzellanähnliche Waare mit
hrauner Aussenglasur erhält man nach Fischer aus einem Gemenge von
4h Theilen Kaolin, ö Theilen Porzellanmehl, 20 Theilen gebranntem weissen
Kies und G Theilen Feldspath. Bei dieser Mischung ist eine weisse Anguss-
masse für die Innenfläche nicht nöthig, weil die Masse schon eine weisse
Farbe besitzt. Meistens nur die Innenfläche erhält die oben angeführte, weisse
und durchsichtige Glasur, die Ausscnfläche dagegen wird mit einer braunen
und undurchsichtigen Glasur versehen.
Die deutsche Fayence zeigt in der Regel eine weisse, die französische
und englische (Nockingham) eine braune Farbe; letztere besitzen eine braune
Bleiglasur, doch kommen auch in England gelbe Fayencen mit strohgelber
Bleiglasur in den Handel.
Sehr oft wird die ordinäre Fayence bemalt oder bedruckt. Das
Hemalen erfolgt entweder auf oder unter der Glasur und hauptsächlich nur
mit Kobaltoxyd (blau), Pinkcolour (roth^ culer einem (Jemenge von Hammer-
schlag, Braunstein und Kobaltoxyd (schwarz, dient als Dnickerfarbe für
Kupferdnick). Diese Stoffe werden fein gemahlen und mit gekochtem Leinöl
angerieben. Um verschiedene blaue Farbentöne zu erhalten, wir das Kobalt-
oxyd mit Feuerstein- oder Schwerspathpulver in grösserer oder geringerer
232 Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Menge versetzt, dann wird das Gemenge gefrittet, hierauf gemahlen und end-
lich mit einem Flussmittel aus gleichen Theilen Flintglas und Feuerstein ver-
sehen. Um Fayence zu bedrucken, wird mit Leinsamenschleim getränktes
und mit dem gewünschten Bilde bedrucktes, feines, weisses Papier auf die
schwach gebrannte Waare aufgelegt und mit einem Schwamm oder Filzstück
vorsichtig aufgedrückt, dann bleibt die farbige Zeichnung auf der Fayence
zurück. Beliebt sind Verzierungen mit dunkelblauem Flowing colours oder
Gold-, Platin- oder Silberlüstern, welche aus einer Mischung von Metall-
resinaten und Lawendel- oder Baldrianöl erzeugt werden. Hierher gehört die
aus dem XVII. Jahrhundert stammende und neuerdings wieder vielfach nach-
geahmte holländische Delft waare.
Aus ordinärer Fayence fertigt man:
a) Ofenkacheln. Dieselben erhalten an der Rückseite einen vor-
stehenden Rand (Hals oder Rumpf) mit Durchlochungen, durch welche Draht
zur Verbindung der Kacheln gezogen wird. Der Raum zwischen den Hälsen
wird beim Aufbau des Kachelofens mit Lehmmörtel ausgefüllt. Die Masse
wird durchgeschliffen, darf sich beim Brennen weder krumm ziehen noch
eine windschiefe Oberfläche erhalten und muss mit einer Glasur (vergl. § 93)
versehen werden, welche dasselbe Schwindmass wie der Thon besitzt, damit
beim Brennen keine Haarrisse entstehen. Die Kacheln müssen eine überein-
stimmende Grösse haben, damit man die einzelnen Schichten in gerader
Linie in Verband herstellen kann. Bei den weissen Kacheln unterscheidet
man (nach dem »Berliner Baumarkt«) drei Qualitäten, nämlich:
Erste Qualität: Kacheln mit vollständig rissefreier Glasur, mit gleich-
massiger Farbe und tadellosem Glanz und aus reiner Masse.
Zweite Qualität: Kacheln mit einer durch geringen Zinngehalt nicht
so vorzüglichen Glasur mit unbedeutenden Haarrissen, mit möglichst guter,
wenn auch nicht vollständig gleichmäsiger Farbe, mit mittelstarkem Glanz und
möglichst wenig farbigen Pünktchen.
Dritte Qualität: Kacheln mit einer kaum auffallenden Verschiedenheit
der Farbe, mit nicht zu vielen Haarrissen, mit mattem Glanz und mit nur
Zweites CapiteL Die künstlichen Steine. 233
vorausgesetzt wird hierbei, dass der betreffende Raum auf drei Seiten ein-
gebaut und nur eine gegen das Freie liegende Wand besitzt, sonst sind die
angeführten Rauminhalte kleiner.
ß) Majolika (nach den von den Mauren auf der Insel Majorka her-
gestellten Thonwaaren so benannt). Man versteht hierunter verschiedene Arten
ordinärer Fayence, welche mit einer rohen Steingutglasur und mit ein-
gebrannten Malereien aus feuerbeständigen Scharffeuerfarben versehen sind
oder eine farbige oder eine opake (d. h. dunkle, undurchsichtige, email-
artige) Glasur besitzen und meistens Nachahmungen von durch italienische
Künstler des XV. Jahrhunderts (z. B. durch Rafael) ausgeführten Thon-
gegenständen u. s. w. darstellen. Femer bezeichnet man mit Majolika Stein-
gutwaaren mit durchscheinender weisser Glasur auf einer den röthlichen Thon
überdeckenden Lage farbigen Thons, auch Waaren mit verschieden gefärbten
Thonlagen und durchsichtiger Glasur (wie z. B. die Schweizer Majoliken).
Die in der Schweiz und Frankreich hergestellten Majoliken dienen als
Gebrauchsgegenstände, während die italienischen (Lucca-della-Robbia) Luxus-
und Schaustücke mit reichstem figürlichen und ornamentalen Schmuck bilden.
7) Thonpfeifen aus weissem und sich weiss brennendem, nicht eisen-
haltigem Pfeifenthon, Sand und Calciumcarbonat. Die Pfeifen werden mittelst
Pressen geformt, dann mittelst Glas- oder Achatstangen geglättet, hierauf ge-
trocknet und endlich in länglichen Kapseln bei reducirender Flamme ge-
brannt Thonpfeifen werden hauptsächlich in Holland (Gouda) und in der
Umgegend von Koblenz fabricirt.
5) Thon fliesen (Estrichziegel, Flurziegel, Pflastersteine, Wandfliesen).
Man theilt dieselben ein in:
1. enkaustische, welche entweder in der Weise hergestellt werden,
dass man zuerst das Ornament aus farbigem Thon in eine vertiefte Form
presst, darauf den aus plastischem Thon zu fertigenden Grund aufbringt,
mittelst hydraulischer Pressen dichtet und mit der Oberschicht vereinigt
(englische Methode) — oder welche in umgekehrter Weise fabricirt werden,
indem man zuerst den Grund herstellt und auf denselben das vertieft aus-
gesparte Ornament aus fast trockenem, gefärbtem Thonpulver aufpresst (deutsche
Methode).
Zu diesen Fliesen gehören die berühmten Mettlacher, von Villeroy
and Boch fabricirten, deren Bruchfläche ein vollständig scharf kömiges und
äusserst gleichmässiges Gefüge besitzt, und die aus gefritteter, porzellanartiger,
mit Feuerstein- oder Feldspathpulver zur Erreichung der grössten Dichtigkeit
gemagerter Thonmasse bestehen, welche scharf bis zur Sinterung gebrannt wird
und so hart ist, dass sie mit dem Stahl geschlagen Funken gibt. Die Mettlacher
Fliesen, deren Herstellung wir im § 81) ausführlich beschrieben haben, nehmen,
in kochendes Wasser getaucht, keine Feuchtigkeit an und sind äusserst wetter-
beständig und fest. Böhme fand die Druckfestigkeit normal zur Lagerfläche
im Mittel zu 1332 i"^ und parallel zur Lagerfläche (^hochkantig) zu 890 X*^,
sowie die Bruchfestigkeit im Mittel zu 255 kg für das Quadratcentimeter.
Die Mettlacher Fliesen werden für Trottoirpflastcrungen gerippt her-
gestellt oder mit gekreuzten Fugen versehen, damit das Regenwasser ab-
laufen kann; diese Fliesen sind quadratisch gestaltet mit 1 (5 -/^ fw Seitenlange
und besitzen eine Dicke von 3*3 cm. Die meist mit sehr reichen Mustern
versehenen Fussbodenfliesen sind glatt, (juadratisch mit 14*4 rm Seiten-
234
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
länge und 2 cm dick. Ein Nachtheil der Mettlacher Fliesen ist die schwierige
und theuere Ausbesserung; auch ist die Waare recht kostspielig.
Aehnliche Eigenschaften besitzen die Fliesen der Sinziger Mosaik-
plattenfabrik, welche entweder ein Quadrat von \1 cm Seitenlänge oder
ein Achteck von verschiedener Grösse (bis zu 20 r/n Höhe und Breite) dar-
stellen.
Viel verwendet werden auch die Saargemünder Fliesen von Utz-
schneider undjaunez, welche folgende Formen und Abmessungen besitzen :
Quadrat mit 16 und 20 cm Seitenlänge ;
Achteck von 20 cm Höhe und Breite mit quadratischen Einsatzstücken
von Q'bcm Seite;
Sechseck, glatt, von 10 r»i Seitenlänge (17 r/w Breite und 20 cm Höhe);
Sechseck, geriffelt, von 9'2 cm Seitenlänge, 16 cm Breite und 18'5 cm
Höhe.
In München, sowie in anderen bayerischen Städten sind die Plättchen
der Grosshesseloher Thonwaarenfabrik, in Wien und Umgegend die Fliesen
der Wienerberger Gesellschaft in Inzersdorf bei Wien, in Berlin u. s. w.
die Fliesen der Thonwaarenfabrik von Ernst March Söhne in Charlotten-
burg, in England die Fliesen von Minton, Hollins & Comp, in Stoke upon
Trent u. s. w. sehr beliebt.
2. Mosaikfliesen, die aus kleinen, stark gepressten, scharfkantigen,
verschieden gefärbten Thonprismen nach einem Muster trocken zusammen-
gestellt und mit einem Kitt (z. B. Portlandcement) verbunden, häufig auch
noch glasirt werden.
3. Relief fliesen, die in ähnlicher Weise wie die enkaustischen Fliesen
hergestellt werden, nur mit dem Unterschiede, dass die Fliesen nach schwachem
Brennen an den erhabenen Stellen ihrer Oberfläche eine sehr leichtflüssige,
gefärbte, durchscheinende Glasur erhalten, welche nach dem Einbrennen durch
Schattenerzeugung sehr gut wirkt.
4. Fayence-Majolika-Fliesen aus weissem Thon oder mit weisser
Engobe und undurchsichtiger Zinn-Blei-Glasur, unter oder über welcher Ver-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 235
gebrannt wird. Aus feuerbeständigem Thon (Brauntöpferei) besteht z. B. das
bekannte Bunzlauer Geschirr.
jj. Backsteine {Mauersieine^ Ziegel, Barnsteine),
Rohstoff. Die zur Herstellung der Backsteine zu verwendenden Thone
^Ziegelerden) dürfen keine Kiesgerölle enthalten, weil dieselben beim Brennen
ihr Volumen vergrössem und dabei die beim Garbrand sich verkleinernde
Thonmasse zersprengen; sie müssen auch frei von gröberen Stücken kohlen-
sauren Kalkes und von Gypskrystallen sein, weil Kalknieren und Gypskry-
stalle beim Brennen ihr Volumen vermindern, später durch Aufnahme von
Wasser und Kohlensäure wieder vergrössem und dadurch eine Zerstörung
des Backsteines herbeiführen. Ein Schwefelkiesgehalt wirkt ebenfalls sehr
nachtheilig, indem sich der Schwefelkies beim gewöhnlichen (massig-starken)
Brennen in schwefliges Eisenoxydul verwandelt, und dieses an der Luft in
Eisenvitriol übergeht, das allmälig auswittert und den Stein an seiner Ober-
fläche ganz zerstört. Besitzt die Thonmasse Magnesia und Gyps, so bildet
sich beim Brennen schwefelsaure Magnesia, die ebenfalls ausblüht und die
Haltbarkeit des Backsteines wesentlich beeinträchtigt. Ein Kalkgehalt macht
die Thonmasse leichtflüssiger und bewirkt ein Garbrennen des Ziegels bei
niedrigerer Temperatur ; Glimmer, Eisenoxyd und Feldspath wirken als Fluss-
mittel und erleichtem demnach das Zusammensintern der Thonmasse (Ver-
gleiche § 85.)
Kennzeichen der Güte. Ein guter Backstein soll einen hellen Klang
besitzen, welcher ein Zeichen von vollkommenem Brand und Risselosigkeit
ist; seine Masse soll ziemlich porös, möglichst gleichmässig, ohne Kalk- oder
Kieselbrocken sein und eine matte, kömige, nicht geflossene Bruchfläche be-
sitzen; sie soll nicht mehr als ^/j^ ihres Gewichtes Wasser einsaugen und
angenässt schnell wieder trocken werden; denn nimmt sie begierig und viel
Wasser auf, so besitzt sie keine genügende Widerstandsfähigkeit gegen
Feuchtigkeit und wird, von dieser durchdrungen, leicht von Frost zerstört.
Der Stein darf weder Risse, noch Sprünge besitzen und auch solche nicht
erhalten, wenn man ihn glüht und dann sofort in Wasser taucht. Er darf
weder abblättern, noch zerbröckeln, erweichen oder sein Volumen verändern,
wenn er längere Zeit den Einwirkungen von Frost und Nässe oder einem
starken Wittemngswechsel ausgesetzt ist ; er darf auch nicht im Feuer bersten.
Das Gewicht des Backsteines soll nicht zu gross und seine Masse von solcher
Härte und Gleichmässigkeit sein, dass sich der Stein leicht und gut mit dem
Maurerhammer theilen lässt. Der Stein soll möglichst ebene Lagerflächen ohne
Vertiefungen und möglichst scharfe Kanten besitzen, sich mit dem Mörtel
gut verbinden und ein schönes, regelmässiges Aussehen haben.
Format. Um einen guten Verband in der Mauer herstellen zu können,
wählt man das Format der Backsteine so, dass seine Länge gleich der
klöppelten Breite +10 bis 15 ww (für die Mörtelfuge) ist. Die Dicke wird
gewöhnlich gleich der halben Breite oder etwas kleiner oder etwas grösser
als diese genommen.
Das Format ist in den einzelnen lündem ein verschiedenes. In
Preussen ist für Staatsbauten (laut Ministerialerlass vom 13. üctober 1870)
als sogenanntes Normalformat vorgeschrieben: /^^2o0otw, b^^\2Qmm
286 Erster TheiL Die HaapUtoffe.
und Ä = 65 mm. Dieses Format ist auch in anderen deutschen Staaten ein-
geführt worden, doch bestehen neben demselben noch andere Formate. So
z. B. werden in Holstein Ziegel von 230 X HO X 50 — bbrnm, in Ham-
burg und Umgegend von 200 X 200 X 50 oder 215 X 95 X 53 oder
220 X 105 X 56 ww, an der unteren Weser von 230 X HO X 52 oder
230—240 X 115—120 X 49— 55ot»i, in Ostfriesland von 235—250 X
X 112 — 120 X 50 — 54 w« verwendet u. s. w. In Bayern sollen bei Staats-
bauten die Mauerstärken ohne Einrechnung des Verputzes von 0'145 bis
0*30 »I gewählt werden und bei grösserer Stärke die Zunahme je 0'145»f
betragen; das Steinformat ist 320—340 X 160—162 X 60— 67 w«. In
anderen Ländern haben die Backsteine folgende Abmessungen:
in Württemberg: 298 X 143 X 72 (gewöhnliche Backsteine) und
298 X 97 X 72 mm (Glucker oder Kaminsteine) ;
in Baden: 270 X 135 X 60 (gewöhnliche Backsteine) und 270 X 90 X
X 60 (Kaminsteine für weite Kamine) und 270 X 90 X 90 mm (für so-
genannte Kaminklötzchen) ;
in Oesterreich (Wiener Bauordnung vom 17. Jänner 1883): 290 X
X 140 X 65, auch 300 X 150 X 67 ww ;
in England, im nördlichen Theil: 236 X 115 X 76otw;
im südlichen Theil: 254 X 124 X 76 ww;
in Staffordshire: 229 X 109 X 65w«;
in London und Umgegend: 228*6 X 114*3 X 63*5 »iot;
in Italien: verschiedene Formate, 220—330 X 110—170 X 50—70,
häufig 300 X 150 y.bOmm]
in Frankreich, Bourgogne: 220 X 107 X bbmm\
Montereau und Solins : 220 X 107 X 48 — 50 mm ;
Sarcelles : 210 X 95 X 50 mm ;
Paris: 220 X 107 X 44— 45 ww ;
in Belgien und Niederlande, Mercilbrecks und Brabanter: 220 X
X 105—110 X b^)—&Qmm]
Derdelings: 150 X 73 X 38 »i»i;
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 237
Babylonischer Ziegel: 350 X 350 X 90«/«;
Griechischer Ziegel: 296 X 296 X 148 oder 592 X 592 X 592
oder 740X740X740««;
Römischer Ziegel (dreieckig oder quadratisch): 600x600x60
oder 450 X 450 X 50 oder 200 X 200 X 40 oder 457 X 305 X 44 mm;
Aegypten: 410 X 200 X 100— 130 »i«;
Ziegel vonLanguedoc (Xlll.bisXV. Jahrhundert): 330 X 250 X 60mm ;
Ziegel von Bourbonnes (XV. Jahrhundert) : 340 X 120 X 34««.
Die Backsteine kommen in folgenden Stücken zur Verwendung:
1. ganze Steine (volle Länge, Breite und Dicke);
2. Dreiquartiere (volle Breite und Dicke und ^/^ Länge);
3. Zweiquartiere oder halbe Steine (volle Breite und Dicke und 7« Länge) ;
4. Quartiere oder Einquartiere (volle Breite und Dicke und Vi Länge) ;
5. Kopfistücke, Längsquartiere oder Riemchen (volle Länge und halbe
Breite).
Specifisches Gewicht: je nach dem Porositätsgrade schwankend
zwischen 1-46 und 1*6.
Festigkeit. Böhme fand die mittlere Druckfestigkeit der ge-
wöhnlichen Hintermauerungsziegel zu 206 kg, der Mittelbrandzicgel zu 258 kg,
der gewöhnUchen Hohlsteine zu 194 J^g für das Quadratcentimeter ; Bau-
schinger ermittelte die Druckfestigkeit der gewöhnlichen Handstrichziegel
zu 158 — 236^^9 der gewöhnlichen Maschinenziegel zu 205 — 230^^, der
gewöhnlichen Verblendsteine zu 183, der nachgepressten Verblendsteine zu
195 — 230^^ (je nachdem dieselben roth- oder gelbgechlämmt waren), der
gdbgeschlämmten und nicht nachgepressten Verblender zu 205 ^^^5^, der roth-
geschlämmten und nicht nachgepressten Verblender zu 200^^, der hohlen
Maschinenziegel mit drei Löchern zu 150^^ für das Quadratcentimeter.
Nach der Classification durch den Verband deutscher Architekten- und
Ingenieurvereine soll die Minimaldruckfestigkeit der Ziegel 120 kg für
das Quadratcentimeter betragen
Eintheilung. Man unterscheidet folgende Backsteinarten:
a) Gewöhnliche Hintermauerungssteine (Feldbacksteine,
Russensteine), meistens schwach gebrannte, poröse Steine, die namentlich
an solchen Stellen vermauert werden, welche gegen die Einwirkungen der
Witterung, besonders der Nässe genügend geschützt sind. Diese ordinären
Backsteine besitzen keine Gleichrnässigkeit und sollten deshalb auf der Bau-
stelle stets sortirt werden. Die härter gebrannten benutzt man zweckmässig
ror Aufführung von der Feuchtigkeit ausgesetzten oder stark belasteten
Mauern (z. B. Grundmauern, Kellermauem, Sockeln und Pfeileni), die mittel-
stark gebrannten am besten zu Umfassungsmauern, balkentragenden Wänden,
(«ewölben und Bögen, Brandmauern u. s. w. und die schwach gebrannten zu
nicht balkentragenden Zwischenmauern, Ausmauerungen von Fachwerken sowie
zu allen solchen Mauerkörpem, welche gegen Nässe genügend geschützt sind
nnd nur schwach belastet werden. Die Hintermauerungssteine erhalten die
oben angegebenen Abmessungen.
^)Verblendsteine(Verblender,Verkleidungssteine,Blend-,Klopf-,
Presssteine). Die Verblendsteine werden, wie wir bereits bei Besprechung
ihrer Herstellnng im § 89 hervorgehoben haben, aus sor^^fältig homo^fcnisirtem
Thon bereitet und nach ihrem Formen in lederhartem Zustand nachgepresst
238 Erster Theil. Die Hauptstoffe.
und beschnitten, um Steine mit durchaus scharfen Kanten und ebenen Flächen
zu erhalten. Sie stellen demnach die saubersten Ziegel dar. Verblender sollen
eine gleichmässige reine Farbe, gleiche Grösse und, weil sie an den Aussen-
flächen der Häuser verwendet werden, grosse Wetterbeständigkeit besitzen
und nach der Farbe ausgesucht werden. Man stellt sie voll oder, um an
dem werthvollen Rohstoff zu sparen, hohl sowie ebenso gross wie die Hinter-
mauerungsziegel oder besser etwas grösser her, damit man die Verblendung
mit engeren Fugen ausfuhren kann. Auf der 15. Generalversammlung des
»Deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln u. s. w.c im Jahre 1879
wurde beschlossen, das Format der Verblendsteine zur Herstellung feinerer
Rohbauten so gegenüber dem deutschen Normalformat zu vergrössem, dass
Lager- und Stossfugen eine gleichmässige Breite von 8 mm erhalten, also den
Verblenden! eine Länge von 252 mm, eine Breite von 122 mm und eine
Dicke von 69 mm zu geben. (Will man noch engere Fugen, z. B. 5 mm breite
erhalten, so ist das Format der Verblender 255 X 125 X 10 mm zu wählen.)
Bei feinen Verblendem sollen (nach dem Vereinsbeschluss) die Abweichungen
in den Abmessungen der Steine untereinahder 1 mm nicht überschreiten ;
die Wandstärken sollen bei äusseren Verblendsteinen nicht weniger als 20 mm
betragen; die Löcher müssen bei senkrecht gelochten Steinen (Eck-, Profil-
und Bogensteinen) zur Vermeidung von Mörtelverlust und starkem Setzen des
Mauerwerkes nicht grösser sein als von \bmm Durchmesser.
Die Verblendsteine werden als */^-, 'Z^-, */«•» V<"» '/a ^^^ sogar Vg
Steine hergestellt. Die Langloch- Verblender erhalten gewöhnlich zwei Ver-
blendflächen, werden aber nur nach einer ausgesucht Die an den Mauer-
werken, Pfeilern u. s. w. nothwendigen Ecksteine besitzen zwei aneinander
grenzende Verblendflächen und müssen daher, wenn hohl, rechtwinklig zur
Lagerfläche stehende Durchlochungen erhalten. (Vergleiche Hohlsteine
und Formsteine.)
V. Hagen empfiehlt Verblendsteine mit 1 cm grossen Abfasungen an
den Kanten (Fig. 171), um letztere gegen Beschädigungen zu schützen und
die Steine dauerhafter zu machen.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 239
ZU 3"8 — 7*5 kg für das Quadratcentimeter, Bauschinger fand die Druck-
festigkeit der Tuffziegel zu nur "iVbkg für das Quadratcentimeter, Hauen-
schild giebt die Festigkeitsverminderung gegenüber gewöhnlichen Hinter-
maueningsziegeln zu 60 — 80% ^^ Steinen mit 507.» Hohlräumen und darüber
an. Ein weiterer Nachtheil besteht nach Hauenschild (siehe »Handbuch
der Architekturc, Abth. I, Bd. I, S. 94) darin, »dass die Asche der Gemeng-
thefle bei scharfem Brand häufig mit der Thonmasse Schmelz giebt und
dadurch den Zusammenhang gefährdet, und dass solche Steine, der Witte-
rung ausgesetzt, gewöhnlich Ausblühungen von Alkali-Carbonat zeigen, welches
der Dauerhaftigkeit sehr abträglich ist«. Man kann sie deshalb auch nicht zu
Aussenmauem verwenden, wenn man sie nicht durch einen Cementputz oder
durch Verblendung mit guten Hohlsteinen u. s. w. gegen Feuchtigkeit schützt.
Da sie aber schlechte Wärmeleiter sind, so eignen sie sich recht gut zu Fach-
werksausmauerungen, zur Herstellung von leichten Gewölben (namentlich von
Kuppelgewölben), zur Aufführung von standfestem Mauerwerk von grosser
Leichtigkeit, das nur eine massige Tragfähigkeit zu besitzen braucht, u. s. w.
d) Hohlsteine. Zu diesen gehören sowohl die gewöhnlichen Hinter-
mauerungssteine wie die Verblender, denn die Hohlsteine stellen Ziegel von
gewöhnlichem Formate und derselben Thonmasse, sowie von der gleichen
Herstellungsweise wie jene dar, nur dass sie mit Durchlochungen versehen
sind. Die Oeffhungen sind viereckig (quadratisch oder rechteckig) oder kreis-
rund; ihre Zahl ist verschieden. Entweder besitzen die Hohlsteine nur eine
einzige grosse Oefinung, so dass sie einen an beiden Enden offenen Kasten
darstellen, oder sie sind mit mehreren Durchlochungen versehen, welche
entweder parallel der Länge (Hohlziegel mit Längslöchem) oder parallel der
Breite (Hohlziegel mit Querlöchem) oder lothrecht zur Lagerfläche des Steines
(Locbsteine) angeordnet sind und Wandungen von gleicher Stärke (gewöhnlich
von 1-5 — 2'bcm) übrig lassen. Hohlziegel mit Längslöchem können nur als
Läufer benutzt werden, solche mit Querlöchem dienen als Binder und die
sogenannten Lochsteine als Eckziegel (besonders in England). In neuerer
Zeit werden auch mit Hilfe der von Becherer & Kessler in Greifs wald
construirten Einsatzformen für Ziegelpressen Jungs- und Querhohlsteine in
der Weise hergestellt, dass die Löcher nicht vom einen Ende bis zum anderen
reichen, dass also die Steine fünf volle Seiten haben und auch als Eck-
steine benutzt werden können. Diese Ecksteine sind den Steinen mit loth-
recht durchbohrten Wänden vorzuziehen, weil bei letzteren die wagrechten
Mörtelfugen sich nur schwer ausführen lassen und solche Steine viel Mörtel
schlucken, auch sich in ihre Höhlungen Mörtel eindrückt, wodurch ein stärkeres
Setzen des Mauerwerkes herbeigeführt wird.
Theilstücke der durchlochten Steine werden am besten von den Ziege-
leien bezogen, können aber auch durch Behauen mit dem Maurerhaninier
gewonnen werden. Um das Theilen von Verblcndsteinen zu erleichtern und
auf dem Bauplatz nicht zu viele Theilstücke lagern zu lassen, hat Rühiie
Xormalverblender (sogenannte Universalsteine) fabricirt, welche sich bequem
zerschlagen lassen. (Fig. 172.)
Für die Wände werden halbe und für <lie ICckcn ^/^-Sleiue hergestellt,
welche mit einem Spaltschlitz zwischen zwei Hohlräumen uml mit einer
entsprechenden Nut auf einer Seite ausgestattet sind, so dass beim Drei-
quartier durch einen Schlag mit dem Maurerhamnier ein halber und ^'4 -Stein,
240
Erster Theil. Die Hauptstofie.
beim Zweiquartier zwei Vi'Steine gewonnen werden können. (Bezugsquelle:
Helmstedter Thonwerke.)
Je plastischer die Thonmasse ist, desto mehr Hohlräume kann der
Stein erhalten; die Zahl der Löcher schwankt zwischen 1 und 9, die Zahl
der Lochreihen zwischen 1 und 3. Hohlsteine mit kreisrunden Löchern sind
tragfähiger als solche mit viereckigen. Einige Hohlsteine zeigen die Figuren
173—177.
Die Hohlsteine besitzen vor den Vollziegeln folgende Vorzüge: sie
sind leichter, trocknen schneller und gleichmässiger, brauchen zum Garbrand
eine geringere Hitze und brennen sich bei gleicher Hitze gleichmässiger und
schärfer, sie lassen sich schneller formen und leichter transportiren, gebrauchen
zu ihrer Herstellung weniger Thonmasse, trocknen vermauert schneller aus,
sind schlechte Wärme- und Schallleiter, nehmen weniger Wasser auf und
besitzen nach Tetmajer in Folge grösserer Verdichtung ihrer Masse und
gleichmässigeren Durchbrennens eine grössere Festigkeit
Dickwandige Hohlsteine im deutschen Normalformat wiegen 1200 ig',
dünnwandige nur lliSO Jtg pro Cubikmeter.
Die Hohlsteine benutzt man zur Aufführung hohler, trockener Mauern,
zum Verblenden von Vollziegelmauerwerk als Schutzmittel gegen Feuchtigkeit,
zum Ausmauern von abgesprengten Fachwerkswänden, zur Herstellung von
Gewölben (namentlich preussischer Kappen) u. s. w. Die horizontal gelochten
Verblendsteine werden auf der Lagerfläche mit Rillen (Riefen) versehen, um
bei den engen Fugen des Verblendmauerwerkes einen grösseren Raum für
den Mörtel zu erhalten und einen besseren Zusammenhang des Mauerwerkes
zu erzielen (Fig. 178); oft ordnet man auch grössere Vertiefungen an (Fig. 179).
Zur Herstellung von Zwischendecken (Ausfüllung von Balkenfachen) hat
man Hohlsteine mit Nut und Feder geformt, so dass die Steine ineinander-
greifen (Fig. 1 80), femer hat man für Stalldeckenconstructionen eigenthünüich
gestaltete Hohlsteine fabricirt (Figuren 181 — 183). Derartige Decken ver-
hindern das Aufsteigen der Dünste in die über dem Stalle liegenden Räume.
Sodann hat Jennings in England Hohlsteine aus Steingutmasse eingeführt
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 241.
>E^ ist wünschenswerth und der Verbreitung des Backstein rohbaues
förderlich, wenn auf den Ziegeleien neben den gewöhnlichen Verblendsteinen,
Dreiquartiren u. s. w. auch eine Anzahl einfacher und häufig wiederkehrender
Profilsteine vorräthig gehalten wird. Die Steine sind auf allen Ziegeleien
als Normalsteine mit denselben fortlaufenden Nummern zu bezeichnen, welche
sich nur auf das Profil beziehen, wogegen Steine desselben Profils, jedoch
in abweichenden Jungen, keilförmig u. s. w. durch hinzugefügte Buchstaben
zu bezeichnen sind, also z. B. 4<7, 43 u. s. w. Behufs leichterer Einbürgerung
solcher Normalformen sind davon nur 12 aufzunehmen (Fig. 185):
Nr. 1: Kleiner Schmiegestein, IST mm lang (Schmiege 10 mm lang);
Nr. 2: Grosser Schmiegestein, 252 ww lang (Schmiege 110 mm lang);
Nr. 3: Achteckstein wie Nr. 2 (jedoch mit rechteckiger Stossfuge);
Nr. 4 — 7 : Einfache Profilsteine, in der Grösse eines Dreiquartiers
(187 «iw lang);
Nr. 8 — 12: Einfache Gesimssteine, 252X122X69 w«, das Profil an
der langen Seite (Nr. 8 : Abwässerung, 9 : Rundkant, 10 : Hohlkant, 1 1 : Wulst,
1'2: Wassemase).
Zu den Steinen Nr. 8 — 12 sind möglichst auch Ecksteine (im rechten
Winkel) 123 mm und in den Seiten so lang vorräthig zu halten, dass nach
Abzug des Profils */« beziehungsweise ^/^ Stein von der Ecke aus übrig
bleibte
Ausser diesen Formsteinen sind in neuerer Zeit auch Schrägsteine
unter der Bezeichnung A, B und C von demselben Verein angenommen worden
'Fig. 186), sowie eine Abänderung des Formsteines Nr. 8 (Fig. 187). Alle
diese Formsteine werden gewöhnlich mit entsprechenden Durchlochungen her-
gestellt.
In Oesterreich wurden am 14. April 1883 vom Oesterreichischen
Ingenieur- und Architektenverein die in den Figuren 188 und 189 darge-
stellten Normalien angenommen, deren Abmessungen auf dem österreichischen
Normalformate (290 X 140 X 05 mm) beruhen. Diese Normalien enthalten
neben den, mit römischen Ziffern bezeichneten 12 Profilsteinen (7 aus der
Steindicke gebildeten Sockel- und Gesimsgliederungen, 4 aus der Stein-
breite geschnittenen Eckprofilen für Pfeiler und Fenstergewände, 1 der Stein-
breite entsprechenden Consolstein), 13 Supplementarformen. Zu den Gesims-
formen gehören femer äussere und innere, beziehungsweise rechte und linke
Kekstücke, zu den Kanten.steinen Anfangssteine und Steine mit doppeltem
Profil (Siehe »Zeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur- und Architektcn-
vercinesc 1883 und »Deutsche Bauzeitung^ 1883.)
In Wien kommen Gesimssteine zu Verwendung, welche 474 — (j*A2 mm
lang, 158— 210-7 ww breit und 92— 118-0 ww dick sind.
Die Profilsteine werden (wie die Vcrblender") an ihren Aussenflächen
häufig engobirt oder glasirt. Ucber das Formen der Profilsteine ver-
gleiche 8 8{>.
Gewölbsteine (Keil steinet sind entweder nach der lanq^en oder
nach der schmalen Seite verjüngte (keilförmige^ und nach einem Krcisboi^en
von gewöhnlich 4—4*5 m Durchmesser geformte Steine, welche zur Herstellung
von Gewölben und Bögen dienen {Vig, IW). Für 1 Stein starke Gewölbe
wählt man häufig Keilsteine von 270 — 290 ww Länge, 130— 150 wm Breite,
1(30 mm oberer und 70iivm unterer Dicke. In Wien finden hierzu Steine
K r B f e r, Handbodi der Banttofflehre. 16
242
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
von 237 mm Länge, 158 mm Breite und 65*8 mm grösster Dicke Verwendung,
deren Keilform nach dem Halbmesser der Wölbung besonders bestimmt
wird. Für halbsteinstarke Bögen benutzt man Steine, deren Schmalseite die
Trapezform besitzt. Steine von nur 3*5 — 4*5 cm keilförmiger Dicke dienen
zum Einsetzen zwischen die Gewölbsteine, wenn das Gewölbe eine falsche
Form anzunehmen droht. Die Verwendung von Keilsteinen zu Gewölben
und Bögen statt der gewöhnlichen Mauersteine ist sehr zu empfehlen, weil
die gewöhnlichen Steine häufig erst mit dem Maurerhammer zurechtgehauen
werden müssen, wobei sie an Tragfähigkeit erheblich einbüssen.
Brunnensteine werden meistens nach einem Durchmesser von 1*5 — 2 « ,
der Weite des Brunnens entsprechend, am inneren Haupt abgenmdet, so
dass sie, zu einem Ringe (Kranze) zusammengelegt, einen vollen Kreisbogen
bilden, ausserdem werden sie keilförmig gestaltet (Fig. 191). Man stellt diese
Steine meist nur in zwei Grössen her : mit 300 mm Länge, 140 mm mittlerer
Breite und 60 mm Dicke oder 2bOmm Länge, 110 mm mittlerer Breite und
60 mm Dicke.
Kaminsteine dienen zum Aufmauem sogenannter russischer Röhren
von 10 — 30cm Lichtweite und kreisrunder Dampfschornsteine. Be-
sonders geformte Kaminsteine empfehlen sich aber nur zu nichtgezogenen (senk-
recht stehenden) Schornsteinen. Diese Steine werden für jeden Durchmesser
besonders geformt. Figur 192 stellt die beiden Schichten einer, aus Form-
steinen gebildeten, russischen Röhre dar. In Figur 193 ist ein Doppel-
schomstein aus Formsteinen abgebildet. Figur 194 zeigt hohle, vom Ziegelei-
besitzer Winter in Karlsruhe fabricirte Kaminsteine, welche ihrer schlechten
Wärmeleitungsfähigkeit wegen sich ganz besonders gut zur Herstellung von
Rauchröhren eignen.
Auch beim Verband runder Pfeiler kommen besonders geformte
Steine zur Verwendung. Der Verband ist in der Weise auszuführen, dass
die Stossfugen normal zur Tangente des Bogens gerichtet sind und bei zwei
unmittelbar aufeinander folgenden Schichten nicht in die gleiche lothrechte
Ebene fallen. Figur 195 zeigt den Querschnitt eines kreisrunden, im Kreuz-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 243
liehst nur auf der Mitte der Ziegel zum Ablauf zu bringen. Am anderen Schmäl-
ende, in der Mitte, besitzen sie einen Haken (^Nase) von etwa 2cpi^ Querschnitt
und 2 cm Vorsprung oder einen aufgebogenen Rand zum Anhängen an die Dach-
latten. (Vergl. Fig. 99 und § 89). Die Biberschwänze müssen so gut gebrannt sein,
dass ihre Porosität nicht mehr als etwa 167o beträgt. Ihre Oberfläche soll
möglichst eben sein; man versieht sie häufig mit kleinen Rinnen (Rillen)
zur Ableitung des Regenwassers. Format: 360 X 150 X 12— lö mm (ge-
bräuchliches Mittelmaass) oder 365 X 155 X 12 mm (deutsches Normalmaass),
auch grösser: bis 480 X 180 X 15 «w. Am Anfang und am Ende der
Dachfläche (am Ort oder den Giebelkanten) sind halbe Biberschwänze für
den Verband nothwendig, welche gewöhnlich die halbe, aber auch nur ein
Drittel der Breite der ganzen Ziegel besitzen (Ort-, Schnitt- oder Anziegel),
für die Walme Ziegel, die unten breiter, und für die Kehlen solche, die
unten schmäler sind, wenn man nicht Hohlziegel zum Eindecken der Walme
und Kehlen benutzt. Figur 200 zeigt einen sogenannten Schwenkziegel-
biberschwanz, der zum Eindecken von Walm- und Kegeldächem dient,
und Figur 201 einen Spaltbiberschwanz, der sich in Vg, V4 und '^
spalten lässt (Kodersdorfer Fabrik).
ß) Hohlziegel (Pfannen, Krämpziegel u. s. w.). Dieselben kommen
in verschiedenen Gestalten zur Verwendung. Die zur Bildung des Hohl-
liegel- oder Rinnendaches dienenden Steine haben die Form eines halben,
nach seiner Achse durchgeschnittenen, hohlen, abgestumpften Kegels und
besitzen an der convexen Seite des dickeren Endes eine Nase, mit der sie an
die Dachplatten gehängt werden. Man überdeckt sie mit einer umgekehrt
liegenden Ziegelreihe, welche Nasen an der äusseren Mantelfläche des schmäleren
Endes und oft noch (namentlich bei steilen Dächern) ein Nagelloch über
der Nase besitzen. Die unten liegenden Hohlziegel nennt man » Nonnen «^,
die oben liegenden > Mönche« (Fig. 202). Jeder obere Mönch stützt sich
gegen die Nase des tieferliegenden. Die Eindeckung der Dachfirst geschieht
am besten mit besonderen Firstziegeln, welche seitlich mit Muffenansätzen
zur Aufnahme der obersten Deckziegelreihe ausgestattet sind. Die Hohlziegel
werden meistens 400 mm lang, im Mittel 200 mm breit und IS mm dick
gewählt.
Zur Eindeckung der First bei Biberschwanzdächern benutzt
man Hohlziegel gleicher Gestalt (Fig. 203), welche 370 — 410 mm lang, am
einen Ende 120-- 160 wi», am anderen 170 — 200 mm breit und Ibmm dick
sind. Dieselben Ziegel dienen auch zur Eindeckung der Grate solcher
Dächer; man kehrt sie dann mit dem weiteren Ende nach unten und nagelt,
wenn der Grat sehr steil ist, jeden zweiten bis vierten Ziegel auf die Unterlage,
so dass der Nagelkopf vom nächsten Hohlziegel überdeckt ist. Die Kehlen
werden ebenfalls durch diese Hohlziegel gebildet, indem man die Steine mit
der Höhlung nach oben verlegt, so dass sie eine Rinne büden; die Ränder
dieser Hohlziegel werden durch die benachbarten Biberschwänze überdeckt.
Bei der Herstellung der Hohlzicgeldächer kann man auch statt der
»Nonnen« trapezförmig gestaltete Thonplatten mit aufgebogenen
Rändern verwenden und dieselben mit Hohlziegeln überdecken (italieni-
sches Dach). Erstere erhalten eine Länge von 4U0 — 420 mm, eine obere
Breite von 340 und eine untere von 260 mm , während die Deckziegel von
derselben Länge, aber oben 170 und unten 22b mm breit gewählt werden.
1 *
244
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Diese Eindeckung ist auch bei flacheren Dächern anwendbar und leichter
als die gewöhnliche Eindeckung mit » Nonnen c und » Mönchen c (Fig. 204).
Viel verwendet wurden früher in Deutschland und Holland die auch
heutzutage noch für Gebäude auf dem Lande benutzten Pfannen oder
holländischen Pfannen, welche im Querschnitt wellenförmig (nach einem
liegenden S) gestaltet und bis 400 mm lang, 300 — 320 «w breit und 12 — \%mm
dick gewählt werden und meistens eine trapezförmige Form erhalten, um
ein festeres Uebereinanderschieben der Ziegel zu ermöglichen (Fig. 205).
Zur Eindeckung der First benutzt man auch bei den Pfannendächem Hohl-
ziegel von der in Figur 203 abgebildeten Gestalt.
Zu erwähnen ist auch der Krämpziegel (Fig. 206), welcher an der
einen Langseite einen Rand, an der anderen zwei entgegengesetzt umge-
bogene Ränder besitzt, meistens 340 mm lang, 200 mm breit und 13 tnm dick
und mit einer Nase am oberen Ende der Innenseite versehen ist. In die auf-
wärts gebogene Wasserkrämpe greift die abwärts gebogene Schlusskrämpe
ein. Die Krampen haben eine Dicke von 2 cm. Der mittlere Theil der
Krämpziegel ist flach.
Die Figuren 207 — 213 zeigen einige, von der »Schlesischen Dach-
falzziegel-, Chamotte- und Schornsteinklinker-Fabrik Koders-
dorf< fabricirte Dachziegel und zwar stellt Figur 207 einen profilirten First-
ziegel für gewöhnliche Dächer dar, Figur 208 einen solchen für steile (z. B.
Kirchen-) Dächer, Figur 209 einen Firstanfänger und -Ender mit Löwenkopf,
Figur 210 einen verzierten First und Gratziegel, Figur 211 eine First- und
Gratblume, die mittelst Zapfen auf First- und Gratziegel befestigt wird,
Figur 212 eine Firstkreuzung, Figur 213 eine Walmkappe.
Zur Beleuchtung des Dachraumes benutzt man sogenannte Licht-
ziegel, welche mit einem Ausschnitt und Falz zur Aufnahme der Glasscheibe
versehen werden.
7) Falzziegel. Dieselben finden in neuerer Zeit wegen ihrer Vorzüge
immer mehr Verbreitung. Die Falzziegeldächer vermögen Stürmen zu wider-
stehen, lassen sich vollständig wasserdicht herstellen (was bei den Biber-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 245
der Ziegel beim Brennen eintritt. Man unterscheidet bei den Falzziegeln
zwei Formate : das grössere Format hat 320 — 340 mm Länge und 200 — 215 mm
Breite, das kleinere 225 — 245 mm Länge und 190 — 200 mm Breite.
Die Falzziegel werden mit einem einfachen oder doppelten Falz versehen
und massiv oder mit Hohlräumen hergestellt. Die Doppel falzzie gel sind den
einfachen Falzziegeln vorzuziehen, weil der zweite (innere) Falz ein Vor-
dringen von Regen und Schnee, die durch Wind über den ersten Falz gejagt
wurden, verhindert.
Die einfachste Form eines Falzziegels stellen die Quadratziegel (Fig. 214)
dar. Dieselben besitzen eine Seitenlänge von 21 — 2G fw, eine Dicke von 25 cm
und zwei aufwärts, sowie zwei abwärts gehende Falze. Sie werden mittelst
einer, in der oberen Ecke des Quadrates angeordneten, Nase in diagonaler
Richtung auf die Latten gehängt. Ein Quadratziegel von 21 cm Seitenlänge
wiegt trocken 1*21^^, wassersatt etwa ^ kg.
Einen gebräuchlichen Falzziegel mit einem Falz zeigt Figur 215; die Nasen b
dienen dem Ziegel auch am unteren Ende als Stützpunkte und in die Vertiefungen a
greifen die Nasen des überdeckenden Ziegels ein; gleichzeitig gewähren die
Nasen einen Schutz gegen das Hineintreiben von Regen. Aehnlich ist der
Falzziegel in Figur 216 gestaltet. Beide Falzziegelarten eignen sich besonders
zu Dachflächen, welche dem Winde stark ausgesetzt sind. In Figur 217 ist
die Eindeckung mit Falzziegeln von Wald mann in Hottingen bei Zürich
im Maasstabe 1 : 30 dargestellt; diese Ziegel besitzen ebenfalls nur einen
Falz und werden auch in Cement, Gusseisen und Glas mit entsprechenden
Abänderungen angefertigt oder in der Mitte eben gestaltet und dann mit
einem Ausschnitt zur Aufnahme einer Glasplatte versehen, um den Dachraum
zu beleuchten. Einen sogenannten Mulden falzziegel der Kodersdorfer
Fabrik zeigt Figur 218; zur Beleuchtung der Bodenräume werden an geeig-
neten Stellen Ziegel gleicher Form aus Glas eingedeckt. Zwei Schlick-
eysen'sche Falzziegel wurden bereits früher (in den Figuren 105 und 106)
im Bilde vorgeführt. Ein Doppel falzziegel guter Form ist in Figur 219
in der Ober- und Unteransicht, sowie in den Schnitten abgebildet. Solche
Ziegel wiegen pro Stück 2*67 kg und werden im Wasser etwa um 0*5 kg
schwerer. Der in Figur 220 dargestellte M. Duniont'sche Falzziegel findet
besonders im nördlichen Frankreich vielfache Verwendung; diese Ziegel
sollen selbst bei einem Neigungswinkel des Daches von 20 — 25® nicht vom
^Vinde abgehoben werden können und sehr gut schliessen.
Einen Falzziegel mit Wasserverschlussfalzen hat Ch. Lesmeister
in Aachen construirt (Figuren 221 und 2'i^. Beim Zusammenlegen der
Ziegel schieben sich die Falze ineinander, so dass ein Eintreiben von
Wasser und Schnee vollständig verhindert wird. Die Deckung zweier Falz-
ziegelreihen ist aus Fig. 222 ersichtlich; die Ziegel haben am oberen Ende
eine Rinne a zur Ansammlung und Abführung des Dunstwassers.
Der von Eustach Neumann in Berlin erfundene verbesserte Mulden-
falzziegel (Fig. 223 — 228) zeichnet sich durch die doppelten und drei-
fachen Falze an Kopf und Seiten aus. Figur 225 zeigt (len Doi)pelschluss
am Kopfe, Figur 228 den dreifachen Schluss am Kopfe, Figur 224 den
DoppelscÜuss der Falze.
Einen Schuppenfalzziegel stellen die Figuren 22ü und 230 in der
Ober- und Unteransicht dar; die am oberen Ende der Rückseite ange*
246
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
brachten Vertiefungen sind für das Ineinandergreifen der Ziegel nicht erfor-
derlich und werden nur mit Rücksicht auf eine gleichmässige Vertheilung
der Masse hergestellt.
In neuerer Zeit werden von vielen Ziegeleien sogenannte Strangfalz-
ziegel fabricirt, die eigentlich nur eine Verbesseuung des Biberschwanzes
darstellen und nicht alle die guten Eigenschaften der eigentlichen Falzziegel
besitzen. Wir haben bereits im § 89 näher beschrieben, wie diese Ziegel
aus einem aus der Schneckenpresse heraustretenden Thonstrang gefertigt
werden, und zwei Schlickeysen'sche Strangfalzziegel in den Figuren
104 und 108 gezeigt. Weitere Formen stellen die Figuren 231 — 234 dar,
und zwar zeigt Figur 231 den Strangfalzziegel von Schmid-Kerez,
Figur 232 den Hohlstrangfalzziegel von Egg i mann, Figur 233 das Koders-
dorferModell eines solchen, Figur 234 einen Hohlstrangziegel der Fr i e d r i c h s-
ruher Thonwerke zu Reinbeck bei Hamburg.
Endlich muss noch der Schuppen falzziegel der Kodersdorfer Fabrik
(A. Dannenberg) erwähnt werden, welcher zum Eindecken von Kegeldächem
kleinerer runder Thiirme, Wasserthürme, Locomotivschuppen u. s. w. dient
(Fig. 235).
Sehr zahlreich sind die Modelle für Hohlziegel, Falzziegel, Doppelfalz-
ziegel, Strangziegel und Hohlstrangziegel, da fast jede Dachziegelfabrik ihre
eigenen Formen besitzt. Es würde hier viel zu weit führen, näher auf diese
Thonwaaren einzugehen; wir müssen uns daher mit obigen Angaben be-
gnügen und Interessenten auf die Specialliteratur verweisen.
Als Kennzeichen guter Dachziegel sind anzuführen: gleichmässige,
feinkörnige Bruchfläche ohne eingesprengte Kalkstückchen, genügende Festig-
keit (durch Schlag auf den hohl gelegten Ziegel zu ermitteln), schnelle Ab-
trocknung nach stattgehabtem Annässen, heller Klang (als Zeichen grösserer
Dichtigkeit), glänzendes Aussehen (als Zeichen grösserer Härte), glatte Ober-
fläche (eine rauhe Oberfläche behindert den schnellen Regenwasserablauf und
begünstigt das Ansetzen von Moos, durch dessen feine Wurzeln die oberste Schicht
der Ziegel gelockert wird, daher Glasur empfehlenswerth), kein Zerspringen
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 247
bestehende Form abgenommen, und das Stück von einem Bildhauer oder
Modelleur nachgebessert und geebnet. Dann erfolgt das Austrocknen in einer
Trockenkammer, deren Temperatur allmälig gesteigert wird, und endlich das
Brennen. Letzteres wird behufs Erzielung eines reinen Farbentones und Ver-
hütung eines Aschenanfluges am besten in einem Ofen mit Gasfeuerung vor-
genommen. Benutzt man zum Brennen periodische Oefen mit Steinkohlen-
u. s. w. Feuerung, so muss das Stück in Thonkapseln gebrannt oder mit
ordinären Thonwaaren umbaut (eingekastelt) werden. Zur Erzeugung einer
möglichst grossen Wetterbeständigkeit ist ein scharfer Brand nothwendig.
Damit kein Verziehen und kein ungleichmässiges Schwinden beim Brennen
eintritt, muss das Stück eine möglichst gleiche Dicke erhalten, auch sind
die nicht flächenförmigen Terracotten hohl herzustellen. Man spart hierbei
auch an Masse, die ihrer sorgfältigen Herstellung wegen einen ziemlichen
Werth besitzt. Um möglichst viel von dieser Terracottamasse zu ersparen,
hat man auch die Stücke aus einem Kern von gewöhnlichem Töpferthon mit
einer Aussenschicht aus Terracottamasse hergestellt.
Die Terracotten werden nach ihrer Austrocknung meistens mit ver-
schieden gefärbtem Thonschlamm (weissem, gelbem oder rothem in allen
Xuancen) engobirt ; man versieht sie auch zuweilen mit Verzierungen, dagegen
eihalten sie niemals eine Glasur. Vor den natürlichen Steinen zeichnen sie sich
durch ihre grössere Leichtigkeit und leichte Formgebung aus, auch dadurch,
dass man ein Originalstück mit Leichtigkeit vervielfältigen kann. Die Festig-
keit der Terracotten ist eine ziemlich grosse; Pul harn fand die Trag-
fähigkeit guter englischer Waarc im Mittel zu 430 kg für das Quadratcenti-
meter. Die Untersuchungen mit Stücken aus der berühmten Thonwaarenfabrik
von Ernst March Söhne in Charlottenburg bei Berlin ergaben Folgendes:
eine 39 cm hohe Console mit 2 nn Wandstärke und ü() cm freier Ausladung
zerbrach erst bei einer Belastung von \^)^h kg, die in der Mitte angeordnet
war, eine Unterconsole von 21 cm Höhe und 38 cm Ausladung bei 725 kg^
eine Oberconsole von 32 cm Höhe und 52 cm Ausladung bei 2027*5 kgy
Unter- und Oberconsole dieser Abmessungen miteinander verbunden erst bei
5353 >^; die Gesimsconsolcn waren dabei mit einer IVg Stein starken Mauer
fest vermauert und nach der ganzen Ausladung noch mit Ziegeln in Gypsmörtel
übermauert. Ein 2^ cm hohes, 110 rw langes Architravstück mit fast ([uadrati-
schem, kastenförmigem Querschnitt, brach bei 3513^^ bei freier Auflagerung
seiner Enden und Belastung in der Mitte. (Vergl. »Handbuch der Archi-
tekturc, 1895, 1. Th., Bd. I, S. 121.)
Verwendung: Zu Kapitalen, Säulenschäften (bis G"5 m Höhe), ver-
zierten Gesimsgliedem, Voluten-Consolen, Statuen (bis 5 m Höhe\ Karyatiden
bis 2*5 w), Portalverzierungen, Kreuzblumen, Thurmspitzcn, Spitzbogenfensteni,
Rosetten, Medaillons, Trophäen, Denkmälern (z. B. Kriegerdenkmal in Kiel),
Wappenschilder u. s. w.
Zum Härten und zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit schwach gebrannter
Terracotten empfiehlt Kessler Thonfluat. (Vcrgl. J? 54.)
h) Feuerfeste Steine. Zu ihrer Herstellung benutzt man einen an
Kieselsäure und Thonerde reichen, aber an Kalk, Eisen und Alkalien armen,
sorgfältig zubereiteten Thon, der zur Erhöhung der Strengflüssigkeit (l'euer-
beständigkeit) und zur Verhütung des zu starken Schwindens und Reisscns
beim Brennen mit stark gebranntem, pulverisirtem Thon (Chaniotte) oder mit
248
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
unverglasten, gemahlenen Porzellankapselscherben oder mit Sand, Kohle,
Coaks, Steinzeugscherben, Serpentin, Talk, Graphit vermischt wird.
Man unterscheidet folgende Arten:
a) Dinassteine (Quarzziegel, Flintshiresteine, Dinabricks).
Dieselben werden zumeist (und in England stets) aus dem groben Pulver
eines hellgrauen, der Silurformation entstammenden Sandsteines bereitet,
welcher vom Dinafelsen im Vale of Neath in Glamorganshire bezogen wird
und nach Weston etwa 97—98% Kieselsäure, 1— 2^/0 Thonerde, 0-2— O'öVo
Eisenoxydul, 0'47o Kalkerde, Kali und Natron enthält und somit fast reinen
Quarz darstellt. Das grobe Gesteinspulver, welches man durch Mahlen dieses,
ziemlich leicht zu Sand zerfallenden Sandsteines zwischen eisernen Quetsch-
walzen oder in Kollergängen u. s.. w. gewinnt, wird mit 1 — 2% Kalk und
Wasser zu einem steifen Brei verarbeitet. Der verwendete Kalk soll sich rein
weiss brennen und beim Löschen keinen Rückstand ergeben; man setzt ihn
in Form von Kalkmilch, Kalkwasser oder Aetzkalk als Bindemittel zu. Statt
Kalk hat man auch Eisenoxyd gewählt, doch empfiehlt sich dieser Ersatz
nicht, weil er die Festigkeit des Steines vermindert. Eine französische Firma
(Mousset, Bedin u. Comp.) formt diese feuerfesten Steine mit Wasser und
Roggenmehl oder Leim, österreichische Fabriken wenden Kalk und Thon
(1 — 2'57o) vereinigt an oder benutzen als Bindemittel Magnesia. Auch ein
Zusatz von Schwefelsäure ist empfohlen worden, damit sich schwefelsaurer
Kalk bilde, der das Formen erleichtert, dem geformten Steine einen grösseren
Zusammenhang verleiht und beim Glühen, indem er sich zersetzt, die Schmelz-
barkeit befördert. (Vergl. C. Bischof, a. a. O., S. 347 und 348.)
Die sorgfältig getrocknete Masse wird in eiserne Formen mittelst Hand-
pressen gedrückt, dann auf eisernen Unterlagen in geheizten Kammern ge-
trocknet, hierauf sieben Tage lang bei bedeutender Hitze bis zur Sinterung,
die durch den beigemengten Kalk, die Alkalien u. s. w. befördert wird, im
Ofen gebrannt und schliesslich sieben Tage lang abgekühlt. Beim Brennen
schwindet die Masse um etwa 107o-
Statt des Dinassandstein benutzt man auch Quarzsand oder gemahlenen
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 249
versehener Grundmasse, in der gröbere, bis zur halben Erbsengrösse messende,
auch einige grössere Sandsteinstückchen von weisser oder grauer Farbe ein
gebettet liegen.
Man benutzt sie zum Bau von Stahl-, Schweiss-, Flamm-, Glas- und
Porzellanöfen, besonders zu Glasofenkappen, Wannenblöcken, Gewölben in
sogenannten Martinsöfen (zur Stahlgewinnung) u. s. w. Als Mörtel dient so-
genannter Dinascement aus reinem Quarzmehl oder pulverisirtem Dinas-
sandstein bester Beschaffenheit und Wasser.
Da diese feuerfesten Steine, wie bemerkt, sehr hygroskopisch sind,
so bat man sie in trockenen Räumen aufzubewahren und vor ihrer Ver-
wendung behufs Beseitigung der Feuchtigkeit anzuwärmen.
b) Chamottesteine. Dieselben werden aus rohem feuerfesten Thon und
Chamotte (das heisst vorher gebranntem und zerkleinertem feuerfesten Thon
oder durchgebrannten Abfällen von Kapselscherben u. s. w.) hergestellt. Die
schwer schmelzbaren und dauerhaften Chamottesteine. der Königlichen
Porzellan manufactur zu Berlin bestehen aus Halle'schem Kaolin und
Porzellankapselscherben, einige belgische Steine aus 1 Masstheil rohem
Thon und 1 Masstheil gebranntem, die Chamottesteine der Stettiner
Chamottefabrik A. G. (vormals Didier) aus gebranntem Schiefer, sehr
wenig Kaolin (aus Bomholm) und etwas bestem fetten Thon, die englischen
Garnkirksteine aus 3 Theilen rohem (verwittertem) Schicferthon und
1 Theil gebranntem Thon, die Steine von Stourbridge nur aus ungebranntem
Schieferthon u. s. w.
Die Chamottesteine schwinden beim Brennen umso stärker, je mehr
Thonerde sie besitzen, das heisst je feuerfester sie sind ; das lineare Schwind-
mass beträgt bei fetten Thonen 7 — 107o> ^^i fetten und zugleich kohlehaltigen
bis 12'57o (u^d mehr). Der Komdurchmesser wird meistens zu 2 — 3 nwi,
seltener grösser (bis 7 mm) gewählt. Empfohlen wird von C. Bischof zu
1 Theil sehr feingemahlenem Thon 1 — 2 Theile eines Gemenges von wenig
mittelfeinem und viel grobem pfefferkorngrossen Chamottepulver zuzusetzen.
Mit zunehmender Komgrösse wächst der Verbrauch an Bindethon zum Ein-
hüllen der Kömer und der Widerstand gegen Temperatun^'echsel auch ver-
mindert sich die Festigkeit, Dichtigkeit, Gleichmässigkeit und Wärmeleitungs-
fahigkeit.
Chamottesteine besitzen eine grosse Zähigkeit gegen Stösse und lassen
sich in allen möglichen Formen, selbst in den grössten Abmessungen her-
stellen. Sie brennen sich nicht mürbe und werden von einer basischen Schlacke
wenig, von einer sauren jedoch stärker angegriffen. Besondere Widerstands-
fähigkeit gegen basische Schlacken (namentlich Hochofenschlacken) besitzen
die reinen Chamottesteine, welche, wenn sie eine für den bestimmten Zweck
hinreichende Schwerschmelzbarkeit besitzen, zu den besten feuerfesten Steinen
gerechnet werden müssen. Gegen Temperaturwechsel sind dieselben im Allge-
meinen weniger empfindlich.
Ihre Herstellung erfolgt wie bei den Dinassteinen, doch werden sie
zum llieü zweimal gebrannt (so z. B. in belgischen Werken). Sie sollen
sauber gearbeitet und hartgebrannt sein, auch scharfe Kanten und glatte Ober-
flächen besitsen, um die Mörtelfugen möglichst eng gestalten zu können und
dem Feuer mögKcbst wenig Angriffsflächen zu bieten.
250
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Man benutzt sie zu Ausmauerungen von Stubenöfen und Küchenherden,
zur Aufführung von Backöfen, zu Flammöfen mit directer Feuerung, zu Hoch
Öfen, Glasschmelzöfen, als Rost in Gasretortenöfen, in Kalk-, Cement-, Glüh-
und Calciniröfen, in Zucker- und Oelgasöfen u. s. w. und stellt aus ihnen Blöcke
und Rohre für Heizschächte und Heizcanäle, Ringe für Rauchverbrennung
in den Locomotiven u. a. m. her. Ihre Haltbarkeit kann man durch Kühl-
vorrichtungen, indem man Luft oder Wasser hinter, unter oder im Inneren
der Steine circuliren lässt, wesentUch vermehren. (Vergl. C. Bischof, a. a. O.,
S. 340—346).
c) Gemischte Quarzsteine. Dieselben besitzen einen geringeren
Kieselsäuregehalt als Quarzziegel oder Dinassteine und werden aus 1 Mass-
theil Thon und 1 — 2 Masstheilen gewaschenem Sand oder Quarz, pulverisirtem
Sandstein, Quarzit, Hornstein oder Feuerstein oder aus einem Gemenge von
1 Theil Thon, 2 Theilen Ziegelmehl und 3 — 5 Theilen Quarzpulver oder,
wenn die Steine eine sehr grosse Feuerbeständigkeit erhalten sollen, aus
1 Theil Thon und 8 — IG Theilen Quarzpulver bereitet. Je feiner letzteres
gewählt wird, desto schneller erfolgt das Schmelzen und desto empfindlicher
sind die Steine gegen Temperaturwechsel. Das Gemenge wird nur mit wenig
Wasser vermischt, so dass die Masse wie feuchte Erde erscheint, dann wird
die Masse sehr kräftig in die Formen eingeschlagen, hierauf in erwärmten
Trockenkammern getrocknet und endUch gebrannt, wobei man das Anfeuern
sehr langsam vorzunehmen hat.
Diese Steine können einer stark sauren Schlacke länger als irgend ein
anderer feuerfester Stein widerstehen und eine sehr starke sogenannte trockene
Hitze lange Zeit ertragen; sie sind porös und in Folge dessen schlechte
Wärmeleiter und ziemlich leicht. Bei häufigem Erhitzen und Wiederabkühlen
reissen sie leicht, auch brennen sie sich locker und vertragen nur wenig das
Anbacken von Kohle oder Coaks. In Flammöfen mit directer Feuerung
können sie nicht verwendet werden, weil eine alkalireiche oder stark basische
Flugasche sie stark angreift, dagegen benutzt man sie mit Vortheil zur Her-
stellung von Sohlcanälen in Coaksöfen, zu Gewölben in Feuerungsanlagen,
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 251
Bauxitsteine besitzen nach C. Bischof eine grosse Haltbarkeit in
Oefen, in denen sie nur mit schmelzenden Metallen und deren Oxyden oder
mit basischen SchmelzstofFen in Berührung kommen, wie z. B. in Blei-
raffinerien. Ihre Verwendung ist demgemäss eine beschränkte.
Bauxit wird auch als Zusatz zu sogenannten basischen Steinen und
basischem Futter für Bessemer-Converter (vergl. § 162) benutzt.
Den Bauxitsteinen ähnlich ist auch der sogenannte Dracenitziegel,
welcher (nach »Leitm. Centralanzeiger« 1888, Nr. 15) aus 60'47o Thonerde,
33-7 7o Kieselsäure, 5-47o Eisenoxyd und O'P/o Titansäure besteht und
namentlich in Südfrankreich fabricirt wird.
i) Dolomitsteine. Man bereitet sie aus stark gebranntem, zum Theil
gefritteten Dolomit mit einem Zusatz von 57o Thon oder von 7*^/q (und
mehr) wasserfreiem Theer oder von 15 — 25"/o Magnesia. Die Haltbarkeit
dieser Steine wächst mit Zunahme der Brenntemperatur, die Güte der Masse
mit Abnahme des Kalkgehaltes; kalkreiche Dolomitsteine besitzen einen
geringen Werth. Bei höchster Weissgluth schwinden die Dolomitsteine, sofern
sie nicht zu stark mit die Schmelzbarkeit befördernden Stoffen verunreinigt
sind, um etwa 24^0» wobei sie leicht reissen und ihre regelmässige Gestalt
verlieren. Die Steine werden mittelst hohen hydraulischen Druckes in Formen
gepresst und im Mendheim'schen Gaskammerofen (siehe Fig. 104 und
§ 92) oder in einem ähnlichen Ofen nach ihrem vollständigen Austrocknen
äusserst stark gebrannt und dann sehr langsam abgekühlt. In etwa Schmiede-
eisen-Schmelzhitze schmelzen sie und besonders leicht bei Berührung mit
kieselsäurereichen Stoffen. Sie werden von den bei der Eisengewinnung sich
bildenden Schlacken sehr stark angegriffen und finden deshalb nur wenig
Verwendung. Man benutzt sie hauptsächlich zum Ausfüttern von Convertern
beim basischen Verfahren der Gewinnung von Schmiedeeisen, wobei man die
Masse oft mit wenig Wasserglas vermischt.
fj Chromitsteine aus gebranntem und gemahlenem Chromit und
einer Mischung aus Gyps und schwefelsaurer Thonerde oder schwefelsaurer
Magnesia. Man benutzt sie besonders zur Trennung der Magnesiaziegel und
Dinassteine im Siemens-Martin-Ofen.
gj Magnesiasteine. Zu ihrer Herstellung verwendet man namentlich
steirischen Magnesit (Veitschthalcr Magnesitspath) oder solchen von der Insel
Euböa, welcher bei starker Weissglühhitze wiederholt durchgebrannt und
vollständig todtgebrannt wird, wobei er in der Länge etwa 257o zusammen-
schrumpft.
Diese stark gebrannte und dadurch steinhart gewordene Magnesia
wird zerrieben und mit 10 — 157ü (auch mehr") Thon oder wasserfreiem und
dickflüssigem Theer, auch mit Soda, Kieselsäure, Kssig, einer Mischung von
Carbolsäure und Alkalien oder alkalischen Erden vermengt. Die Masse wird
mittelst hydraulischer Pressen geformt, getrocknet und im Mendheim'schen
Gaskammerofen oder Flammofen, der mit pulverisirter Magnesia ausgestanii)ft
oder mit Magnesiasteinen innen verblendet ist, möglichst stark und gleich-
massig gebrannt und dann langsam al)gekühlt.
Magnesiasteine sind widerstandsfähiger gegen Schlacken als Dolomit-
steine und dienen zur Ausfütterung von Kalk-, Cemcnt- und Strontian-Brcnn-
öfen, von Convertern beim Entphosphorungsprocess in den Eisenhütten u. s. w.
Sie sind theurer als Chamottesteine, vermögen aber in den meisten Fällen
252
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
eine Platinschmelzhitze zu ertragen, ohne zu schmelzen oder ihre scharfen
Kanten einzubüssen.
h) Graphit- und Kohlenstoffsteine. Zum Ausmauern von Bleiöfen
und zur Aufführung von Ziegelbrennöfen-Wänden werden Coakssteine
empfohlen, welche aus einer Mischung von Coaksklein und Lehmwasser be-
reitet werden. Diese Ziegel sind billig, sehr feuerbeständig, schlecht Wärme
leitend und leicht (spec. Gewicht == 1*51), sie besitzen eine dichte, homogene,
feinkörnige Structur und bilden mit der Beschickung keine Schlacke.
Auch Steine aus gesiebtem, möglichst aschenreinem Coaksklein und
20% Theer, die bei vollständigem Luftabschluss gebrannt werden, oder aus
Holzkohlenklein und Thon werden zur Ausfütterung der Oefen mit Vortheil
benutzt. Als Mörtel verwendet man eine Mischung von 2 Theilen Kohlen-
staub und ^4 — 1 Theil Thon. Die Festigkeit der Kohlenstoffsteine ist eine
geringe, jedoch können dieselben einen schroffen Temperaturwechsel gut
ertragen. Statt Coaks und Holzkohlen verwendet man auch Graphit.
/) Ganistersteine. Dieselben haben im Allgemeinen dieselben Eigen-
schaften wie Dinassteine und werden zum Auskleiden Von Bessemerbirnen,
Puddelöfen u. s. w. verwendet. Man fertigt sie aus dem in der Gegend von
Wales, Sheffield u. s. w. gefundenen Mineral Ganister, einem dichten, kieseligen
Gestein, das pulverisirt und mit wasserfreiem Theer vermischt wird.
k) Schmelztiegel. Man unterscheidet:
a) Chamottetiegel aus 1 Gewichtstheil feinstem (belgischen) Thon
und 2 Gewichtstheilen grobgestossener Chamotte.
ß) Hessische Tiegel aus 1 Theil Thon (bestehend aus 7l7o Kiesel-
säure, 257o Thonerde und 47o Eisenoxyd) und V3— V» Theil Quarzsand;
dieselben widerstehen nicht den Alkalien.
7) Ipser- oder Passauer-Tiegel aus 1 Theil feuerbeständigem Thon
und 2 (auch 3 — 4) Theilen Graphit ; sie vertragen einen schroffen Temperatur-
wechsel und schwinden in der Hitze höchst selten.
S) Reine Kohlentiegel aus Coaks, Holz- oder Steinkohlenklein oder
Graphit und wasserfreiem Theer.
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 253
gnügt man sich damit, die Lehmmasse auf der Trettenne durchzuarbeiten,
dies ist jedoch nicht zu empfehlen, vielmehr ist ein möglichst langes Sumpfen,
durch welches die Masse sehr gleichmässig wird, anzurathen. Die Lehmsteine
werden an der Luft auf einem schattigen Platze monatelang getrocknet, ehe
man sie verwendet; besitzen die Steine beim Vermauern noch Feuchtigkeit,
so werden die aus ihnen hergestellten Wände nur schwer trocken und er-
halten Senkungen. Beim Austrocknen schwinden die Lehmsteine um etwa
7,0 der Länge.
Vort heile: billige Herstellung, Feuerbeständigkeit, Dauerhaftigkeit bei
genügendem Schutz gegen Feuchtigkeit, warme und gesunde Räume liefernd.
Nachtheile: widerstehen nicht der Nässe und besitzen eine geringere
Festigkeit als gebrannte Ziegel.
Format: 300 X 140 X 80—100 mm oder 260 X 125 X 80 mm. Erstere
Steine wiegen pro Stück 5 — 7 kg und erfordern zu ihrer Herstellung
4-6 — 4-8. w» Lehm pro 1000 Stück; z\x \ m^ Mauerwerk sind 295—220
Stück nöthig. Die kleineren Steine wiegen pro Stück nur 4 — 4*5 kg und
erfordern pro 1000 Stück 3*8 m^ Lehm; zu \ m^ Mauerwerk braucht man
390 Stück.
Verwendung. Man benutzt die Lehmsteine zu Innenmauem, nament-
lich zu Ausmauerungen von Fachwerken, zu landwirthschaftlichen Bauten und
zum Bau einstöckiger Häuser. Gegen die Witterungseinflüsse sind die zu
Aussenmauem verwendeten Steine durch weit überstehende Dächer, Putz-
oder Backsteinverblendung u. s. w. und gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit
durch hohe Sockelmauem und Isolirungen zu schützen. Die Steine werden
mit Lehmmörtel gefugt und beim Verlegen nicht angenässt. Dienen die
Lehmsteinmauem zum Tragen von Balkenlagen, so deckt man sie zweck-
mässig mit einigen Schichten gebrannter und in Kalkmörtel verlegter Back-
steine ab. I^hmsteinwände werden meistens nur mit Lehmmörtel verputzt.
Will man einen Kalkputz aufbringen, so müssen die Wände vorher sorgfältig
mit heissem Theer bestrichen oder in die Fugen kleine Dachziegelstücke
eingedrückt oder dem Kalkmörtel Sägespäne beigemengt werden u. s. w.
Cementputz bleibt zwar auf Lehmsteinwänden haften, wird aber bei dem
meist starken Setzen der Wände leicht rissig und fällt dann ab. Vor Auf-
bringung des Putzes müssen die Lehmsteinmauem gut ausgetrocknet sein;
da aber Lehm sehr hygroskopisch ist, so müssen die Mauern beim Auf-
tragen des Putzes stark angenässt werden. In Gebäuden, die starken Er-
schütterungen ausgesetzt sind, können Lehmsteine keine Verwendung finden.
Erhalten die Lehmsteinmauem eine Backsteinverblendung, so werden die Lehm-
steine im Format der Backsteine hergestellt und auch die gebrannten Ziegel
mit Lehmmörtel aufgemauert; ein derartiger Schutz gegen Nässe empfiehlt
sich jedoch nicht, weil sich die beiden Mauerkörper verschieden setzen.
Unter Lehmpatzen versteht man grosse, quaderähnliche Steine aus
Lehm und 10 — 20% Strohabfällen, Häcksel, Flachsscheben, Hanf u. s. w.
Diese Beimischungen begünstigen das Austrocknen, vermindern aber die
Festigkeit der Masse. Lehmpatzeu sind noch stärker hygroskopisch als Lehm-
steine, weil die beigemengten Pflanzenstoffc begierig Wasser aufsaugen; es
sind deshalb auch die Lehmpatzen gegen Feuchtigkeit sorgfältig zu schützen.
Sie besitzen vor den Lehmsteinen den Vorzug, dass auf ihnen ein Putz besser
haftet Ihre Verwendung ist im Allgemeinen dieselbe
1:54
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Format. Grosses Format: 390 X 200 X 160 wiw (Gewicht : 18-5*^»
auf 1 ni^ Mauerwerk gehen 81 Stück).
Mittleres Format : 300 X 140 X 140 mm (wird selten verwendet).
Kleines Format: 270 X 150 X 160 ww (Gewicht: 9—9-0*^; Im*
Mauerwerk erfordert 154 Stück).
1000 Stück des kleinen Formates benöthigen zu ihrer Herstellung
Sm^ frischen Lehm, 10 Bunde Stroh oder 2*2 ä/ Flachs- oder Hanfscheben.
§ 96. Steine aus Bimssand, Kalk und Sand, Schlacken.
1. Bimssandsteine oder rheinische Schwemmsteine. Man fertigt
dieselben aus 90 Gewichtstheilen Bimssteinsand, welcher hauptsächlich am
Rhein (im »Neuwieder Becken«) gefunden wird, und aus 40 — 70*^/q Kieselsäure
besteht, sowie aus 10 Gewichtstheilen Trierer Kalk, der in Form von Kalkmilch
beigemengt wird. Die gut durcheinander gemischte Masse wird in Formen fest
eingeschlagen oder gepresst und 4 — 6 Monate lang getrocknet, bevor man
die Steine verwendet. Als Mörtel benutzt man Trierer Kalk mit Bimssand
(statt Quarzsand).
Format. Die Schwemmsteine werden gewöhnlich im deutschen Normal-
format (250 X 120 X 65 mm) hergestellt, doch finden auch Steine von
250 X 160 X 120 mm und 250 X 160 X 140 mm vielfach (und namentüch
am Rhein) Verwendung. Die als Hintermauerungssteine bei Verblendbauten
benutzten Steine werden 250 X 120 X 80 oder 250 X 120 X 100 mm gross
gewählt. Man fertigt auch Achtecksteine für Schomsteinröhren (russische
Röhren).
Vorzüge und Nachtheile. Da Bimssand sehr leicht und sehr porös
ist, so besitzen die Schwemmsteine ein geringes Gewicht und eine hohe Isolir-
fähigkeit. Sie sind wetterbeständig und, weil der Bimssand vulcanischen
Ursprunges ist, auch feuerbeständig. Ihre Tragfähigkeit ist eine massige ; ihre
Druckfestigkeit beträgt nur ca. 18 ^g für das Quadratcentimeter. Ihre Oberflächen
sind rauh, weil der Bimssand ein mittelgrobkömiges, kiesartiges Gerolle aus
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 255
Formen von 250 X 120 X 65 oder 250 X 250 X 50 mm Grösse gepresst.
Die Steine besitzen eine wasserundurchlässige, glatte Seite, welche durch
einen aus (Dement und Kieseiguhr bestehenden Ueberzug erlangt wird. Mit
dieser Seite werden sie in Sand oder Kies eingebettet. Damit die Erd-
feuchtigkeit nicht durch die Fugen emporsteigen kann, werden letztere mit
Cementmörtel gedichtet. Auf die Bimssteine kommt eine Lage von Mettlacher
Fliesen oder anderen Plättchen, deren Fugen mit einem, aus 1 Theil Cement
und 1 Ys — 2 Theilen Sand bestehenden Mörtel wasserdicht verschlossen werden,
oder eine Cementmörtelschicht. Durch diese Anordnung wird eine gute
Isolirung erzielt.
Man kann den Isolirbimsstein, welcher sich wie Holz schneiden lässt,
natürlich auch zu Isolirungen von Dampfkesseln (an Stelle der Korksteine),
zu Trockenkammern, Eis- und Bierkellern, Geldschränken u. s. w. verwenden.
Die Wärmedurchlässigkeit einer 6*5 cm dicken Platte beträgt (nach Ingenieur
.1. A. Müller der Gesellschaft für Linde'sche Eismaschinen) nur 1*1 Wärme-
einheiten, entspricht also der Wärmedurchlässigkeit einer zwei Stein starken
Backsteinmauer oder einer 1 m starken Sandschicht.
3. Kalksandsteine.*) Dieselben wurden zuerst und vor etwa 50 Jahren
von Dr. A. Bernhardi sen., dem Begründer der Firma Dr. Bemhardi Sohn
(G. K Draenert) in Eilenburg bei Leipzig, hergestellt und haben seitdem ihrer
vielen Vorzüge wegen eine vielfache Verwendung, insbesondere zu landwirth-
schaftlichen Bauten gefunden. Diese Kalksandziegel werden aus 8 — 9 Maass-
theilen scharfem reinen Quarzsand, 1 Masstheil frisch gelöschtem Kalk und
wenig Wasser bereitet. Der Kalk wird in Form von Kalkmilch oder trockenem
Kalkpulver, das Wasser mittelst Giesskanne zugesetzt. Die Mischung ist in
geeigneten Maschinen vorzunehmen, damit sie möglichst gleichmässig und
vollkommen erfolgt, und dann in Formen mittelst Kniehebelpressen (siehe
Fig. 114 und § 89) zu formen. Vor dem Formen lässt man die Masse zweck-
mässig einen Tag oder besser noch länger auf dem Haufen hegen. Durch
Benutzung entsprechender Presskasten, Presspl^ten und Einlagen können
Steine von beUebiger Gestalt geformt werden, so z. B. ausser den parallel-
epipedischen Bausteinen (in Normalformat u. s. w.) auch Brunnenziegel mit
bogenförmigen Begrenzungen, Steine mit Ausschnitten an den Ecken, um
Thürfalze zu bilden u. s. w. Das starke Pressen der Masse ist unbedingt
nothwendig, um die einzelnen Sandkörner dicht aneinander zu lagern, so
dass nur dünne Kalkschichten sich als Bindemittel zwischen ihnen befinden,
wodurch die Festigkeit der Steine wesentlich erhöht wird.
Der Sand muss grob, scharf und rein sein; lehm- oder erdehaltiger
Sand giebt wetterunbeständige Ziegel. Es empfiehlt sich, eine Mischung von
Kies und Sand zu wählen; dann werden die vom Kies gebildeten Zwischen-
räume durch den Sand gut ausgefüllt. Um die Herstellungskosten zu ver-
mindern, kann ein Theil des Sandes durch Steinkohlenasche, Torfasche,
Hochofenschlacken, Bimssand u. dgl. ersetzt werden. Ein Zusatz von Hoch-
ofenschlackenpulver oder granulirter Hochofenschlacke (etwa V4 l'heil) ver-
grössert die Festigkeit und Dauerhaftigkeit, eine Tränkung des vollständig
getrockneten Steines mit einer Wasserglaslösung (von 2^ Beaumö) die Härte.
^ Mit Benattimg der Broschüre «Die Kalkziegelfabrikation und der Kalkziegcl-
bftm« Too Dr. A. Bmiliftidi. (Halle a. S., 1873, 4. Auflage.)
256
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
An Stelle des Kalkes wird auch Gyps (Gypssteine) oder Cement (Cement-
ziegel) genommen. Ein kleiner Zusatz von Portlandcement zum Kalk und
Sand macht die Kalksandziegel fester. Als Wasser benutzt man Brunnen-,
Fluss- oder Regenwasser; nicht geeignet ist Seewasser. Zur Herstellung von
1000 Steinen sind etwa 4 m^ Sand und Yj w* ungelöschter Kalk erforderlich.
Zu wenig Kalkzusatz giebt wenig haltbare Steine.
Die geformten Ziegel werden entweder nur durch Sonne und Luft ge-
trocknet und dann auf Trockengestelle, die gegen Regen genügend geschützt
sind, gebracht oder in geheizten Trockenkammern entwässert; letzteres ist
jedoch nicht zu empfehlen, weil die Steine bei künstlicher Austrocknung
eine geringere Festigkeit erhalten. Beim Trocknen nimmt der Aetzkalk aus
der Luft Kohlensäure auf und verwandelt sich zum Theil in kohlensauren Kalk.
Auf den Trockengestellen bleiben die Steine so lange liegen, bis sie
einen metallischen Klang beim Anschlagen mit dem Fingerknöchel geben,
dann werden sie in Haufen so zusammengestellt, dass sie die Luft allseitig
bestreichen kann. Wird zur Mischung nur so viel Wasser verwendet, dass die
Masse beim Drücken in der Hand nur wenige Wassertropfen absondert, und
ist die Witterung eine gute, so kann man die Ziegel schon 6 — 10 Tage nach
ihrem Formen zu Bauten verwenden.
Der frisch gepresste Kalksandziegel ist so weich, dass man ihn mit der
Hand zerdrücken kann. Es empfiehlt sich, weil die Ziegel erst mit Karren
transportirt werden können, wenn sie einige W^ochen alt sind, die Fabrikation
auf der Baustelle selbst vorzunehmen.
Vorzüge und Nachtheile. Kalksandziegel lassen sich leichter und
schneller herstellen wie gebrannte Mauersteine und sind bedeutend billiger
(Ersparniss 40 — 50%) ; sie besitzen aber eine grössere Sprödigkeit und sind
nicht widerstandsfähig genug gegen Schlag und Stoss, auch lassen sie sich
nicht so sicher behauen, so dass Theilsteine besonders geformt werden müssen.
Ihre Druckfestigkeit ist eine geringe; Dr. Böhme ermittelte die zulässige
Beanspruchung der Bemhardi'schen Ziegel im Formate 280 X 130 X 80 mm
und aus einer Mischung von 8 Theilen Sand und 1 Theil Kalk zu 4*2 *^
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 257
zu Aussenmauem nur dann benutzt werden, wenn man sie mit einem Mörtel-
bewurf versieht.
Verwendung: Hauptsächlich zu landwirthschaftlichen Bauten, aber auch
zu Wohnhäusern und Fabrikgebäuden in thonarmen Gegenden, sowie zu
Innenmauem. Die Kalksandziegel werden mit engen Fugen vermauert und
mit dünnem, steinfreiem Kalkmörtel miteinander verbunden. Beim Vermauern
ist ein Annässen der Steine unnöthig; wenn aber ein solches vorgenommen
wird, so empfiehlt es sich, hierzu kalkhaltiges Wasser zu wählen. Ein Fest-
klopfen mit dem Maurerhammer ist zu vermeiden, weil der sehr spröde Stein
hierdurch leicht zertrümmert wird.
Man kann auch farbige Steine herstellen, indem man die Masse mit
im Wasser verrührtem, feinem Glanzruss oder Frankfurter Schwarz oder
Ziegelmehl oder rother, gelber, grüner u. s. w. Erdfarbe vermischt.
4. Schlackensteine. Diese Steine werden in gleicher Weise wie die
Kalksandziegel hergestellt, doch wird statt Quarzsand zu ihrer Anfertigung
granulirte Hochofenschlacke in Kiesgrösse gewählt. Verwendet man keine
granulirten Hochofenschlacken (vergl. § 215), so müssen die Schlacken durch
Quetsch Walzwerke oder Kollergänge auf die erforderliche Korngrösse ge-
bracht werden.
Die Hochofenschlackensteine wurden zuerst von der »Georgs-Marien-
hütte« in Osnabrück fabricirt. Heutzutage stellt man sie an vielen Orten her;
sehr gelobt werden die Steine von Meyer & Comp, in Osnabrück.
Die Mischung (4 Theile Schlacken, 1 Theil Kalk und Wasser) wird am
besten in geeigneten Maschinen vorgenommen und die Masse mittelst Hand-
oder Dampfpressen geformt. Die geformten Steine müssen etwa sechs Monate
lang getrocknet werden, ehe man sie vermauern kann. Sie sind zuerst leicht
zerbrechlich, werden aber mit der Zeit sehr hart, und zwar dadurch, dass
die Hochofenschlacke mit dem Kalk sich chemisch verbindet und durch Auf-
nahme von Kohlensäure kohlensaurer Kalk entsteht. Nachdem sie etwa zwei
Tage lang auf Trockengestellen gelegen, werden sie zu grossen Haufen
zusammengesetzt und bis zu ihrer Verwendung der Witterung preisgegeben,
denn die Steine werden umso fester, je öfter sie angenässt und wieder
trocken werden. Ihre Widerstandsfähigkeit wird umso grösser, je weniger
man mit dem Kalk spart.
Vorzüge. Die Schlackensteine, welche eine feine lichtgraue Farbe be-
sitzen, die sich durch Abwaschen mit verdünnter Schwefelsäure etwas ver-
ändern lässt, sind wetterbeständig und so fest wie gebrannte Mauersteine,
besitzen eine sehr grosse Porosität und verbinden sich mit einem aus Kalk
tmd Schlackenkies bereiteten Mörtel zu einer monolithen Masse, welche nach
und nach fester wird. Das aus ihnen gefertigte Mauerwerk trocknet sehr
schnell aus, so dass die Bauten sogleich nach ihrer Vollendung bezogen
werden können, ohne dass eine Gefahr für die Gesundheit der Bewohner
entsteht. Das Mauerwerk liefert warme und trockene Wohnräume, wenn zu
seiner Aufführung vollständig getrocknete Schlackensteine verwendet werden.
Schlackensteine sind weit billiger wie gebrannte Ziegel.
Nach Hauen Schild zeigten die mittelst Handpressen geformten
Schlackensteine bei einer Belastung von 31 ^^ und die mittelst Dampfpressen
gefertigten bei einer solchen von 92*4^^ für das Quadratccntimeter Risse;
emerc wurden bei einem Drucke von 32* 1 kg, letztere bei einem Drucke von
K r II g« r, HandiMKh der BAiutofflehre. 1 <
258
Erster Theil. Die HaupUtoffe.
110*5^^ für das Quadratcentimeter zerstört Nach Böhme beträgt die zu-
lässige Beanspruchung auf Druck 4*5 — 9*0^^ für das Quadratcentimeter bei
zehnfacher Sicherheit.
Verwendung: Dieselbe wie bei guten Backsteinen, vor denen die
Schlackensteine den Vorzug grösserer Luftdurchlässigkeit besitzen ; ausserdem
zu grösseren Baustücken und Gesimsen, Canalisationen u. s. w.
Statt der Hochofenschlacken nimmt man auch Braunkohlen- oder
Steinkohlenasche, die mit der gleichen Menge Kalk wie Schlackensteine
und Kalksandziegel vermischt werden. Solche Steine sind sehr leicht, aber
wenig tragfahig ; ihre Druckfestigkeit wird durch einen Zusatz von Quarzsand
erhöht und kann bei sorgfältiger Herstellung 16 kg für das Quadratcenti-
meter erreichen. Man verwendet diese Steine hauptsächlich zu Innenmauem
und Fachwerksausmauerungen.
§ 97. Künstliche Sand- und Kalksteine.
Für die Bereitung von künstlichen Sandsteinen haben sich die
folgenden Recepte bewährt:
1. Eine innige Mischung von Kalk und Sand wird mit ungelöstem,
pulverisirtem Wasserglas gleichmässig vermengt und letzteres durch Wasser-
zusatz aufgelöst. Es verbindet sich dann das Wasserglas mit dem Kalk zu
kieselsaurem Kalk, der die ganze Masse durchzieht und so die einzelnen
Sandkörner gleichmässig und innig miteinander verkittet. (Patentirtes Ver-
fahren von Schulte im Hofe in Gelsenkirchen.)
2. Aetzkalkpulver und gewaschener Sand (oder andere kieselerdehaltigen
Stoffe) werden trocken zusammengemischt und dann in Formen eingedrückt.
Vor dem Schliessen der Formen wird entweder schnell Wasser hinzugesetzt
oder durch die Fugen oder kleinen Oeffnungen der Form Wasser oder Dampf
von etwa drei Atmosphären Spannung eingelassen. Das hierdurch zum
Löschen gebrachte Kalkpulver quillt auf und übt dabei auf die in der Form
eingeschlossene Masse einen starken Druck aus, wodurch ein fester Stein
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 259
leicht bearbeiten kann. Nach weiteren zwei Tagen ist sie so weit erhärtet,
dass sie sich nur noch mit Steinmetzwerkzeugen bearbeiten lässt. Die aus
dieser Masse gefertigten Steine sind ebenso schwer wie natürliche Sandsteine.
Die weiss, gelb, grau oder roth gefärbte Masse wird wie Cement in Fässern
von Möhle's Bau-Patent-Gesellschaft in Frankfurt am Main versandt.
4. Ein Gemenge von 1 — 5 Theilen Sand, 1 Theil Staubkalk und 1 Theil
Cement wird mit wenig Wasser vermischt und schichtweise in Formen sorg-
faltig eingestampft. Die geformten Steine werden an der Luft getrocknet und
hierauf 2 — 3 Tage lang in verdünntes Wasserglas gelegt. Diese Steine erlangen
nach ihrer Austrocknung eine sehr grosse Festigkeit. (Nach Gottgetreu.)
5. Man vermischt 7 Raumtheile Sand, Kies und Gerolle mit 3 Theilen
fettem ungebrannten Thon und 1 Theil frisch gebranntem ungelöschten Kalk
oder 8 Theile Sand u. s. w. mit 1 Theil gebrannter und gepochter Lehm
erde, 1 Theil pulverisirter Steinkohlenschlacke und 1'5 Theilen fettem oder
hydraulischem nicht zerfallenen Kalk, mahlt das Gemenge recht fein, versetzt
es mit etwas Cement und formt es trocken mittelst Pressen.
Die Festigkeit der Kunstsandsteine beträgt nach Professor A. Harnisch
in Wien im Mittel 23 kg für Zug und 214^^ für Druck für das Quadrat-
centimeter.
Für künstliche Kalksteine werden folgende Mischungen empfohlen:
1. Ein Gemenge von 10 Gewichtstheilen gemahlenen Muscheln, 5 Ge-
wichtstheilen Kalk und 3 Gewichtstheilen gemahlener Torfasche wird mit
Wasser zu einem giessbaren Brei angerührt, in Formen gegossen und
getrocknet. (Nach Mothes.)
2. Hydrokalkstein von Prof. Hans Hauenschild in Berlin.
(D. R. F., Nr. 83.321).
Abfälle von Kalkstein oder Marmor, auch Kalk- oder Dolomitsande
werden so zerkleinert, beziehungsweise sortirt, dass sie eine dem beabsichtigten
Zweck entsprechende, gemischte Sandkorngrösse erlangen. 80 — 92 Gewichts-
theile dieser Masse vermischt man dann (am besten mittelst geeigneter Ma-
schinen) mit 8 — 20 Gewichtstheilen zu Staub gelöschtem Kalk oder Kalk-
brei so, dass eine inögUchst wenig poröse, eben noch plastische Masse ent-
steht Diese Mischung presst man in Formen und trocknet die an der Luft
sofort erhärtende geformte Masse in verschlossenen Gefässen oder Räumen
unter längerer Erhitzung; hierbei bildet sich eine hydraulische Modification
von krystalHnischem Kalkhydrat und es beginnt die Bildung von basisch-
kohlensaurem Kalk. Um diesen Carbonisirungsprocess zu beschleunigen,
empfiehlt es sich, der Masse während ihrer Mischung und vor ihrer Krhitzung
kohlensaures Ammon hinzuzusetzen, und zwar in solcher Menge, dass etwa
ein Drittel bis die Hälfte des vorhandenen Kalkhydrates durch die Kohlen-
säure des Ammon gesättigt wird. Hierbei zersetzt sich das letztere und es
lässt sich das Ammoniak durch gewisse Mittel wiedergewinnen. Eine Hydro-
silicatbildung tritt also bei diesem Verfahren nicht ein, weil Silicate in der
Masse nicht vorhanden oder unwesentlich sind, sondern es findet eine Rück-
bildung von krystallinischem Kalkcarbonat statt. Hydrokalkstein vermag der
Emwirkung einer mit 12 kg belasteten Vicat'schen Nadel (von 1 mm^ Quer-
schnitt, vergl. § 221) zu widerstehen und ist härter wie Hydrosandstcin,
welcher schon bei einer Belastung von 5 kg von der Nadel durchbrochen
wird. Die Druckfestigkeit des frisch gekochten Hydrokalksteincs (mit
17*
260
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Laboratoriumsproben vorgenommen) ergab 80 kg für das Quadrat-
centimeter und für Stücke aus dem Innern eines klingend erhärteten,
aber stark porösen, circa 100 kg schweren Blockes 110 ^^ für das
Quadratcentimeter nach mehrtägigem Kochen. Die Hydrokalksteine be-
sitzen schon nach 8 Tagen eine Härte, welche die des französischen
weichen Savonniersteines übersteigt. (Nach Mittheilungen des Erfinders).
Es ist zu erwarten, dass der Hydrokalkstein im Baufache noch eine grosse
Verwendung seiner mannigfachen Vorzüge und Billigkeit wegen finden wird.
Vergl auch § 100.
§ 98. Das Xylolith oder Steinholz.
Unter dem Namen Xylolith oder Steinholz wird von der Firma
Otto Sening & Comp, in Potschappel bei Dresden eine vom Ingenieur
S. G. Cohnfeld in Dresden erfundene Masse in den Handel gebracht,
welche ihrer vielen vorzüglichen Eigenschaften wegen eine immer grössere
Verbreitung findet. Diese Masse besteht aus Sägespänen und Mineralien und
wird auf folgende Weise bereitet.
Euböischer Magnesit wird bei etwa 1800® C geglüht, dann . mittelst
Desintegrator fein zerkleinert und gesiebt und hierauf in einem Rührwerke
mit einer Chlormagnesiumlösung sehr innig vermischt und zugleich gefärbt.
In diese Mischung werden so viele, vorher besonders präparirte Sägespänne
hineingeschüttet, dass die Masse ganz trocken erscheint. Die Masse wird in
grossen, schweren Gussstahlformen geformt, indem man je nach der Dicke
der Xylolithplatten 20 — 50, durch starke Stahlbleche von einander getrennte
Platten in der Form gleichzeitig unter einer sehr kräftig construirten hydrau-
lischen Presse, welche einen Druck von 400 Atmosphären auszuüben vermag,
presst.
Unter der Presse bleiben die Platten so lange, bis ihre Masse voll
ständig abgebunden hat, was nach 24 — 30 Stunden der Fall zu sein pflegt.
Beim Abbinden erfolgt eine starke Wärmeentwicklung; es sind daher ciic
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 261
Festigkeit Nach Mittheilung der königlichen Prüfungsstelle für
Baustoffe in Berlin besitzt das Xylolith folgende Festigkeiten:
a) gegen Bruch: 412 kg für das Quadratcentimeter.
b) gegen Zug: 162 kg (in wassersattem Zustande) bis 276 kg für das
Quadratcentimeter (wenn mit Leinölfimiss gesättigt und getrocknet).
c) gegen Druck: 749 kg (in wassersattem Zustande) bis 902/:^ für das
Quadratcentimeter (wenn mit Leinöl getränkt und getrocknet).
Die Festigkeit des Steinholzes gegen Bruch und Zug wird von keinem
natürlichen Gestein erreicht, die Druckfestigkeit entspricht der eines
guten Sandsteines.
Die Abnutzbarkeit betrug (nach denselben Mittheilungen) unter An-
wendung eines Druckes von 30 kg für 50 cm^ Schleiffläche bei 450 Umgängen
der Schleifscheibe unter Anwendung von 20 g Naxosschmirgel Nr. 3 auf je
22 Scheibenumgänge bei einem Schleifradius von 20 cm und einem Eigen-
gewicht der Schleifstücke von 568 g nur 7*65 r;w', während sie z. B. beim
Granit (aus 88 Versuchen) zu 8*3 cm^ ermittelt wurde.
Verwendung. Steinholz kann sowohl auf Holzunterlagen (auch auf
schadhaftem BUndboden) als auch auf Backsteinpflasterung, Betonunterlagen,
Moniermassen u. s. w. verlegt werden und giebt einen warmen und sehr halt-
baren Fussboden. Zum Verkitten der Fugen bei Holzunterlagen wird eine Mischung
aus Quark, gesiebtem Luftkalk und Quarzpulver, beim Verlegen auf Stein-
unterlagen Fimisskitt, Asphalt und Cementmörtel benutzt und die Platten-
stärke mindestens 15 — 17 mm sowie die Grösse der Platte nur gering
gewählt. Auch als Belag für Treppenstufen hat sich das XyloHth bestens
bewährt. Man stellt aus ihm femer Zwischenwände, ja sogar ganze Häuser
(z. B. Krankenbaracken) her; hierbei gewähren sie den Vortheil, dass die
Gebäude sofort nach Fertigstellung bezogen werden können, weil der Bau-
stoff völlig trocken ist. Steinholzgebäude besitzen im Sommer kühle, im
Winter warme Räume wegen der schlechten Wärmeleitung der Wände. In
Bremen benutzte man Xylolithklötze zur Befestigung der kupfernen Hafter
an den Thürmen des Domes. Im Schifll)au verwendet man Steinholz an
Stelle des Holzplankenbelages auf eisernen Decks. Es eignet sich auch zu
Tischplatten in Laboratorien, zu Schaltbrettern für elektrische Anlagen u. s. w.
und bildet einen vorzüglichen (feuersicheren) Stoff" für Dacheindeckungen.
§ 99. Bausteine aus Korkmasse.
Korksteine werden von den Firmen Grünzweig u. Hartmann in
Ludwigshafen a. Rh., A. Haacke u. Comp, in Celle u. A. hergestellt. Sie
werden der Hauptsache nach aus zerkleinerten, erbsen- oder bohnengrossen
Korkabfallstücken und einem dünnen Brei aus Luftkalk und Thon bereitet.
Die innig gemischte Masse wird in Formen gepresst und in einem Trocken-
ofen bei einer Temperatur von 120 — 150® C, getrocknet. Sie kommen als
Bausteine im deutschen Normalformate (250 X 120 X 65 mm) oder als
Platten von 30 — 60 mm Dicke, 250 mm Breite und 300 — 900 mm Länge
in den Handel, werden aber auch in anderen Formen (z. B. Halbkreis-
Schalen und Segmenten) und anderen Grössen fabricirt.
Eigenschaften. Die Korksteine besitzen eine sehr grosse Porosität und
sind demgemäss sehr leicht; das specifische Gewicht ist 0*3; ein Stein im
262
Erster Theil. Die Hauptstofie.
Normalformate wiegt daher nur etwa 600 g. Somit stellen die Korksteine
die leichtesten Bausteine dar. Trotz ihrer vielen Poren nehmen die Kork-
steine verhältnissmässig wenig Wasser auf, denn es beträgt die Wasserauf-
nahme von 1 kg Masse nach 12stündigem Liegen unter Wasser nur 33'47o»
nach 125stündigem dagegen etwa 69*27o' ^^ Wärm eleitungs vermögen
ist sehr gering und geringer als bei irgend einem anderen Baustoff; es ist
nur wenig höher als beim Kork selbst Korksteine widerstehen einer Hitze
bis 180® C, ohne sich zu verziehen oder zu zerreissen. Erwärmt man sie
96 Stunden lang bei 75® C, so schwinden sie nur um 0*1 ^/o- Sie sind, wie
die Versuche der Berliner Feuerwehr ergeben haben, nicht feuergefährlich;
sie brennen nicht mit heller Flamme, sondern schwelen nur imd überziehen
sich hierbei sehr bald mit einer schwammigen Russschicht, die eine schnelle
Ausbreitung des Feuers verhindert; die im Brand befindliche Korkmasse
erlischt sofort, wenn die Flamme von ihr entfernt wird, ein Fortglimmen
findet also nicht statt. Die Korksteine sind der Fäulniss nicht unterworfen,
man muss sie jedoch vor Nässe schützen. Dies geschieht am besten durch
einen Putzüberzug aus Kalkmörtel mit Gypszusatz oder durch Tränken mit
heissem Theer; Mörtel und Putz nehmen die Korksteine sehr gut an. Die
Korkmasse gestattet eine beliebige Formgebung, lässt sich mit dem scharfen
Maurerhammer behauen, femer zerschneiden und zersägen, nageln und mit
Schrauben befestigen.
Festigkeit. Die Druckfestigkeit beträgt 17 kgy die zulässige Druck-
beanspruchung 2*8 kgy die Bruchfestigkeit bei Korksteinen 7*21 kg und bei
den schwarzen, wasserdichten, elastischen Korkplatten 38 kg flir das Quadrat-
centimeter.
Wasserdichte Korksteine kann man durch folgendes Verfahren
erzeugen. Feines Korkmehl wird mit einer concentrirten (oder nahezu con-
centrirten) Fettseifenlösung mit Wasser Übergossen und das Gemenge so
lange durcheinander gemischt, bis das Seifenwasser die ganze Korkmasse
durchdrungen hat. Dann wird die Masse getrocknet, hierauf mit Kalkmilch
vermischt und abermals getrocknet. Dieser Masse wird nun an der Luft
zerfallener Kalk innig beigemengt und die Mischung sodann mit einer Wasser-
Zweites Cöpitd. Die knßsüichen Steine.
263
icplÄtte, welche letztere bilden soll, wird in ein Bad aus einer Mischung
[von 2 Theileri concentrirter Schwefelsäure und 1 Theil Wasser gelegt und
darin bis zu ihrer vollständigen Durchdringung mit dieser Flüssigkeit
g;elassen, dann wird die Platte in reinem Wasser ausgewaschen, gespült und
getrocknet. Hierauf wird die Korkplatte in derselben Weise, wie oben
chrieben wurde, wasserdicht gemacht, dann auf den zu schützenden Kork-
törper aufgelegt und endlich mit diesem zugleich in derselben heissen Form
st^ wobei sich durch die Wärme die Bindemasse auflöst. Nach dem
aehmen aus der Form und nach völligem Erkalten bilden beide
Theile eine fest zusammenhängende Masse. (Vergl. »Centralblatt der Bau-
l^vcrwaltungc, 1885,)
Die Korkformstücke werden nach dem D. R,-P. Nr. 23.765 (Itir
rrünzweig und Hart mann) folgendemiassen bereitet: 63 kg gemahlene
Corkabfälie werden mit einem kochend heissen Kleister aus 3 kg Stärkemehl
nd 25 kg Wasser innig vermengt, dann sofort in geeigneten Fomien gepresst
die geformten Stücke in Trockenkammeni bei etwa 100^ C getrocknet,
ziemlich lange Zeit in Anspruch nimmt. Die Widerstandsfähigkeit der
kann durch einen kleinen Zusatz von Leinöl oder Theer erhöht
len.
Korkisolirmasse besteht aus einem Gemenge von sehr feinem Korkmehl,
lAsbest und Gyps oder Cement. Dasselbe wird mit W^asser zu einem brei-
[Artigen Mörtel angerührt und mittelst der Maurerkelle auf die zu isoUrenden
iGegcnstände aufgetragen,
Verwendung. Wegen ihrer vielen vorzüglichen Eigenschaften werden
Idic aus Korkmasse gefertigten Gegenstände zu mannigfachen Ausfühnuigen
Ibenutjtt. Zunächst bilden die Korksteine einen ausgezeichneten Stoff zur
[Herstellung von nicht unterstützten Zwischenwänden in Wohnhäusern,
richeni u. s. w.; eine aus Nonnalsteinen aufgeführte Zwischenwand besitzt
pputzt nur eine Stärke von 6*5 cm, geputzt eine solche von 10 cm. Sie
mit Luftkalkmörtel, dem des schnelleren Trocknens wegen Gyps hinzu-
geseUl wird, oder auch ganz mit Gypsmörtel verputzt, auch mit Tapeten beklebt
oder nur mit einem Anstrich versehen werden. Sodann eignen sich die Kork-
I >teinc vorzüglich zur Herstellung unbelasteter Gewölbe, als Ersatz der Staakung
I l*ct geraden Balkendecken, wo man sie z. B* in Form kleiner, auf ange*
[nagelten Latten ruhender Kappen verwendet, femer zu Verkleidungen kalter
] Zimmerwände, namentlich dünner Fensterbrüstungsmauem, zur IsoHrung von
I Speisekammern, Eis- und Bierkelleni, Heiz- und Trockenkammern, Desinfections-
ibnd Kesselräumen u. s, w. Für solche Verkleidungen genügen schon Kork-
rplattcti von 2'5— 3*0 cm Stärke, Dieselben werden mit Gypsmörtel dicht an
Jilic Wand geklebt, und zwar wählt man dieses Bindemittel, weil es rasch
I trocknet und somit ein Ablösen der Korkplatten und die Bildung von Hohl-
seo verhütet.
Ferner verwendet man die Korksteine, beziehungsweise die Kork-
ru Isolirungen von Dächern, z, B. von Sheddächem über Fabrik-
|i Wcrkstattrilumen, um letztere im Sommer kühl, im Winter warm zu halten,
zxir Herstellung von Fussbodenbe lägen, zur Abdeckung von TrägerwelU
<Jrrkim, jtu Unjmantelungen von Schomsteinröhren, von Warmluftcanälen
Luftiteizungen u, s. w., von Dampfmaschinen und Dampfkesseln (empfohlen
i\ iiit.- \9'^ tiitii Vinhr T?..llschicht aus Korksteinen mit einem Uebcrzug aus
■jm^
264
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Isolirmasse oder Lehm), von Dampf- und Wasserleitungsröhren (Korkschalen
mit Kartoffel- oder Stärkekleister als Bindemittel) u. s. w. auch zur Auf-
führung ganzer Gebäude (z. B. Baracken).
Siehe auch § 274, Korkplatten.
§ lUO. Verschiedene andere künstliche, gebrannte und unge-
brannte Bausteine.
1. Leichte Bausteine von E. Murjahn in Hamburg.
Diese feuerfesten Steine bestehen aus einem Gemenge von Thon, Torf
und Asbest. Es werden sandfreier fetter Thon und Torfmoor im Verhältniss
von 5:5 bis 1:5 gemischt, gleichmässig zerkleinert und mit 1 — 5 Gewichts-
procenten pulverisirtem Asbest innig vermengt. Dieses Gemenge wird mit
wenig Wasser zu einem gleichförmigen Brei angemacht, der von allen gröberen
Bestandtheilen befreit und in Formen mittelst hydraulischer Pressen gedrückt
wird. Der geformte Stein wird gut ausgetrocknet und dann gebrannt. Das
Eigengewicht vermindert sich mit Zunahme des Torfzusatzes. Die Steine,
welche sich zerschneiden, nageln und auch hobeln lassen, werden zur Her-
stellung feuersicherer Decken und zu Zwischenwänden empfohlen.
2. Steine aus Infusorienerde. (Paten tirtes Verfahren).
Infusorienerde wird mit etwas Thon vermischt und die Mischung in
hölzernen Rahmen eingeknetet, dann getrocknet und gebrannt. Diese festen
und harten Steine sind so leicht, dass sie auf dem Wasser schwimmen.
3. Bausteine aus Gerbereiabfällen.
1 — 2 Masstheile Haarkalk oder gewöhnlicher Aetzkalk werden mit
1 — 3 Theilen zerkleinerten Lederabfällen der Weissgerbereien und 4 — 10
Theilen Wasser vermischt. Das Gemenge wird leicht in Formen gepresst,
die das Wasser ablaufen lassen, und dann an der Luft getrocknet.
4. Dachziegelersatz von R. v. Urbanitzky in Linz. (D. R.-P.
Nr. 18.158).
Hadern, Hanf, Stroh, Holz, Papierabfälle und zerkleinerte Thierhaare
werden mit hydraulischem Kalk und Wasser zu einer steifen Masse ge-
Zweites Capitel. Die künstlichen Steine. 265
6. Kunstziegel von Kleber in St. Johann — Saarbrücken.
Diese Kunststeine stellen verbesserte Kalksandziegel dar (vergl. § 96).
Zu ihrer Herstellung wird Kalk durch Behandlung mit verdünnter Chlor-
wasserstofTsäure vollständig zum Löschen gebracht, so dass ein nachträgliches
Löschen bei Berührung mit feuchter Luft und somit eine hierdurch hervor-
gerufene Zerstörung des Steines vermieden wird, und dann maschinell mit
Sand oder gemahlenen Kies-, Granit- und anderen Quarzgesteinsstücken, auch
mit kleinen Mengen Steinkohlenasche und Farbstoffen vermischt, wobei die
Masse mit verdünnten Chemikalien berieselt wird. Die innig gemischte Masse
knetet man in Formen ein und bringt die so erhaltenen Steine, Ornamente
u. s. w., welche in beliebiger Grösse hergestellt werden können, in grosse
Kessel, auf deren Boden sehr stark verdünnte Säure gegossen ist. Nachdem
der Kessel dampfdicht geschlossen ist, wird die Flüssigkeit erhitzt, bis im
Kessel eine Temperatur von IGO — 170^ C. herrscht. Bei dieser Erhitzung
tritt kein Schwinden der geformten Stücke ein. Je länger man dieselben
erhitzt, desto härter werden sie; man hat es demnach ganz in der Hand,
Steine von verschiedenen Härtegraden je nach dem Zweck ihrer Verwendung
anzufertigen. Nachdem die Steine einige Stunden im Kessel erhitzt worden
sind, haben sie eine solche Beschaffenheit erlangt, dass sie ins Freie gebracht
und sofort verwendet werden können. Härte und Festigkeit wachsen allmälig
durch die Einwirkung der Kohlensäure der Luft und der Feuchtigkeit.
Durch die Chlorwasserstoffsäure wird ein Theil des Kalkes zu Chlor-
calcium umgewandelt, auch werden die in den Sand- oder Gesteinsmassen
vorhandenen Oxyde und Silicate unter Bildung der Chloride von Thonerde,
Eisenoxyd, Magnesia u. s. w. und unter Abscheidung von gallertartiger Kiesel-
saure zersetzt.
Wird ein entsprechendes Mischungsverhältniss von Kalk und Sand ge-
wählt, so kann man die pulverisirten Steine, mit Wasser vermengt, als hydrauli-
schen Mörtel verwenden.
Die Kleber sehen Kunstziegel, welche homogene, harte Klinker mit
scharfen Kanten darstellen, können eine ziemlich hohe Temperatur ertragen,
so dass man sie zu Feuerungsanlagen (z. B. zu Schomsteinbauten) benutzen
^n; sie verbinden sich sehr gut mit Kalk- und Cementmörtel, lassen sich
leicht bearbeiten und nageln, wirken desinficirend (Schutz gegen Ungeziefer)
und kosten verhältnissmässig wenig.
7. Lavamasse von Frangois Gillet in Paris.
Sie besteht aus 2 Theilen pulverisirter natürlicher Lava, 1 Theil Fluss-
mittel (Fritte) und l Theil plastischem Thon. Man kaim sie beliebig färben
ond in mannigfache Formen bringen, da sie plastisch ist, auch lässt sich
die Masse leicht beschneiden und abdrehen.
8. Künstlicher Baustein aus Rückständen der Sodafabri-
kation. Patentirtes Verfahren von Wilhelm Schleunig in Berlin.
Ausgelaugter Leblanc'scher Sodarückstand wird in einen halbtrockenen
Zustand gebracht, so dass er das Aussehen von feuchter Erde besitzt, dann
pulverisirt und hierauf um '/s — Via seines Volumens mit einer innigen
^lischung aus frischem Blut und überschüssig gelöschtem Kalk im gallert-
artigen Zustand vermehrt, welche nach ihrem Festwerden umgeschaufelt und
'Jach mehreren Tagen mit Wasser ausgezogen wird. Die innig gemengte
Masse wird mittelst hydraulischer Pressen in geeignete Formen gepresst und
266
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
dann an der Luft getrocknet, wobei sie erhärtet. Will man ihre Wasser-
undurchlässigkeit erhöhen, so setzt man der Mischung noch 6 — 8 Gewichts-
procente Cement oder 10 Gewichtsprocente hydraulischen Kalk hinzu. Der-
artige Steine werden zweckmässig noch nach ihrer Pressung 2 — 3 Tage lang
unter Wasser aufbewahrt. Da bei nicht vollständiger Auslaugung der Soda-
rückstände nachträglich schwefelsaure Salze aus den Steinen auswittern und
Risse bilden, so setzt man in zweifelhaften Fällen 5 — 6 Gewichtsprocente
feinst gemahlenen ungeglühten Schwefelkies hinzu, welcher allmälig in basisch-
schwefelsaures Eisenoxyd bei Einwirkung von Feuchtigkeit übergeht, wobei
sich im Verein mit dem in der Masse vorhandenen Kalk Eisensulfat bildet.
9. Terracotta-Imitation. Patentirtes Verfahren von Doctor
W. Reissig in München.
Abfälle von gebranntem Thon (Porzellanscherben, Chamottepulver,
Ziegelmehl) werden, wenn nöthig, geschlämmt und dann mit Ocker, Graphit
u. s. w. gefärbt. Von dieser pulverförmigen Mischung werden 60 Gewichts-
theile mit 20 (30 oder 15) Gewichtstheilen gebranntem Gyps und 20 (10
oder 30) Gewichtstheilen gebranntem und gelöschtem Kalk innig vermengt,
mit Wasser zu einer giessbaren Masse angemacht, geformt, in den Formen
bis zur Erhärtung gelassen und dann getrocknet. Zur Erhöhung der Härte
wird das Formstück mit einer Lösung aus kieselsaurem Kali überpinselt oder
getränkt, die man dadurch erhält, dass man überschüssige, gefällte Kiesel-
säure in 10®/o Aetzkali enthaltendes, kochendes Wasser bringt und sich in
demselben absetzen lässt. Schliesslich wird das Formstück noch mit einer,
aus gleichen Theilen Kali Wasserglas (von 66^ Beaum^) und Wasser bestehenden
Mischung so lange getränkt, bis nichts mehr eingesaugt wird. Aus dieser
Masse gefertigte Gegenstände sollen sich durch scharfe Conturen und grosse
Wetterbeständigkeit auszeichnen. Zu ihrer Herstellung kann man neben Gyps-
formeii auch solche aus Leimmasse benutzen.
10. Kunsttuffstein von Dr. L. Grote in Uelzen.
Dieser Kunsttuflfstein wird aus Kieseiguhr (Infusorienerde) hergestellt und
bildet eine Masse mit unzähligen kleinen Luftzellen (von der Porosität eines
groben Badeschwammes bis zur feinen Porosität der Knochenkohle). Das
Drittes Capitcl. Die Holzer. 267
Spreutafeln und Holzseilbretter im § 211.
Gypsdrahtbau (Rabitzwände) im § 212.
Tripolith im § 213.
Cementplatten und Cementfliesen im § 227.
Cementdachplatten im § 227.
Cementdielen und Cementstaaken im § 228.
Bausteine und Ornamente aus Cement im § 229
Cementröhren im § 230.
Monier-Bauten im § 231.
Bausteine u. s. w. aus Beton im § 235.
Drittes Capitel.
Die Hölzer *j
A. Anatomischer Bau, chemische Zusammensetzung, Asche- und
Wassergehalt, Alter, Krankheiten und Fehler des Holzes.
§ 101. Anatomischer Bau.
Erklärung. Im technischen Sinne versteht man unter Holz die unter
der Rinde liegende Masse der Stämme, Aeste und Wurzeln von Bäumen und
Stiäuchem, im wissenschaftlichen Sinne den Bestandtheil der Gefass-
bündel der Pflanzen.
Holzzellen. Das Holz bildet sich aus verschieden gestalteten, regel-
mässig rundlichen oder eiförmigen, schlauchförmigen, polyedrischen u. s. w.
und verschieden grossen, einen Durchmesser von etwa 0*001 — 0*5 mm be-
sitzenden Zellen, welche im jugendlichen Alter ganz mit Protoplasma
(Zellstoff) erfüllt sind. Dieses Protoplasma besteht hauptsächlich aus ver-
schiedenen Eiweisskörpem, Wasser und geringen Mengen unverbrennlicher
Bestandtheile (Asche) und stellt eine schleimige bis gallertartige, homogene,
tublose, durchsichtige oder durch Fetttröpfchen und Kömchen von Stärke
oder kohlensaurem Kalk getrübte, seiner Consistenz nach zähe, steife oder
fast flüssige Masse, niemals aber eine eigentliche Flüssigkeit dar. Es ist von
einer sehr dünnen und zarten Haut umgeben, die mit zunehmendem Alter
<lcr Zelle wächst Das Volumen des Protoplasma nimmt beim Wachsen der
ZcUc nicht in dem gleichen Maasse zu wie der Zellenumfang und es ent-
stehen dadurch in seinem Inneren, zunächst zerstreut liegende, kleine und
durch ein zartes Häutchen begrenzte Hohlräume (Vakuolen), die bei weiterem
•) Be nutete Werke: Ch. Luerssen, »Grundiüge der Botanik«, 4. Auflage,
Leipsig 1885. — Prantl's «Lehrbuch der Botanik«, herausgegeben von Fax, 9. Auf-
lage, Berlin 1894. — Walther Lange, »Das Holz als Baumaterial«, Holzminden 1879.
Gottgetreu, »Bmumaterialien«, 3. Auflage, Bd. L, S. 412-568, Berlin 1888. — »Hand-
bvch der Architektur«, Th. I, Bd. I, S. 187—213, DannsUdt 1896. — Mothes,
»Illuttrirtef Baalezikon«, Bd. I und III, 4. Auflage. Leipzig 1881—1883 — £. Hoyer,
»Lehrbuch der vergleichenden mechanischen Technologie«, 2. Auflage, Wiesbaden 1888.
— Brelow, Dammer und Hoyer, »Technologisches Lexikon«, Bd. I, Leipzig 1883. —
Einer und La aboeck» »Das Biegen des Holzes«, 3. Auflage, Weimar 1893. —
TL Krauth und F. S. Meyer, »Die Bau- und Kunstzimmerei«, Leipzig 1893.
270
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
mit Zellhäuten umkleiden ; enthält das Protoplasma der Mutterzelle nur einen
einzigen Kern, so beginnt die Zellentheilung mit der Theilung des Kernes,
besitzt es aber mehrere Kerne, so steht die Zellentheilung mit der fortwährend
stattfindenden Zweitheilung dieser Kerne in keinerlei Beziehung und es ver-
theilen sich die Kerne auf die Tochterzellen nach Massgabe ihrer augen-
blicklichen Lage.
Einen besonderen Fall der freien Zellbildung stellt die Verjüngung
oder Vollzellbildung dar, bei welcher die gesammte Protoplasmamasse
der Mutterzelle sich zu einer einzigen Tochterzelle neu gestaltet, und zu der
Zellentheilung gehört die Absprossung oder Schnürung, bei welcher
sich an der Mutterzelle eine kleine blasige Ausstülpung bildet, die mit ihr
nur durch einen ganz engen Canal verbunden und mit einem Theile des
Protoplasmas der Mutterzelle erfüllt ist; in diesem Canal entsteht eine Scheide-
wand, durch welche die Abtrennung der Tochterzelle von der Mutterzelle
bewirkt wird.
Bildung der Zellgewebe. Nur einige der niedersten Gewächse bestehen
aus einer einzigen Zelle, alle höher organisirten dagegen aus mehreren, meist
zahlreichen Zellen, die ein Gewebe bilden. Unter Gewebe versteht man
also eine Vereinigung von Zellen, die von gemeinsamen Wachsthumsgesetzen
beherrscht wird. Am häufigsten bestehen die Gewebe aus Zellen, welche durch
oft wiederholte Zweitheilung aus einer oder wenigen Mutterzellen entstanden
und von Anfang an in Verbindung geblieben sind. Seltener entstehen die
Gewebe durch Verwachsen anfänglich freier, isolirter Zellen, die mit ihren
Wänden sich aneinander legen, zu einem mehr- oder vielzelligen Körper
oder durch Vereinigung zahlreicher durcheinandergeflochtener, aus Zellen-
reihen bestehender Fäden (Filzgewebe).
Die einzelnen Zellen verbinden sich zu einem Zellen faden (Zellenreihe)
oder einer Zellenschicht (Zellenfläche) von der Dicke einer einzigen Zelle
oder zu einem Zellenkörper, je nachdem sie nur mit zwei gegenüber-
liegenden Endflächen oder nach zwei Richtungen des Raumes oder nach
allen drei Richtungen desselben aneinanderstossen. Die zwischen zwei oder
Drittes Capitel. Die Hölzer. 269
späteren Alter der Zelle die Membran der Tüpfel aufgelöst (resorbirt), so
bilden sich zwischen zwei benachbarten Zellen Porencanäle.
Mit dem Alter und dem Dickwerden der Zellhaut erleidet die Cellulose
an manchen äusseren und inneren, schalenartig übereinander gelagerten Theilen
Veränderungen: entweder bildet sich eine verkorkte (cuticularisirte),
von Flüssigkeiten nur schwer durchdringbare Zellhaut oder eine verholzte,
harte, für Wasser leicht durchdrin^bare, jedoch wenig aufquellende Zellwand
oder eine verschleimte, in trockenem Zustande harte und homartige, sehr
^•iel Wasser aufsaugende und dabei sehr stark aufquellende, gallertartig und
schleimig werdende Membran. Diese Veränderungen treten einzeln oder
vereint in den verschiedenen Schichten der Zellwand auf. Die meisten Zell-
häute enthalten, oft schon im jugendlichen Alter, Einlagerungen von unver-
brennlichen Bestandtheilen, namentlich von kohlensaurem Kalk, oxalsaurem
Kalk und Kieselerde.
Im Protoplasma eingebettet liegen flach scheibenförmige Kömer (Chloro-
phyllkömer), welche einen fein vertheilten grünen Farbstoff (Chlorophyll oder
Blattgrün) in geringer Menge enthalten, durch Einlagerungen wachsen und sich
durch Theilung vermehren. Das Chlorophyll ist für das Leben der Pflanze inso-
fern von hoher Bedeutung, als es unter dem Einfluss des Sonnenlichtes den für
die Ernährung durchaus erforderlichen Kohlenstoff durch Zerlegung der Kohlen-
säure der Luft beschafft. Gleichzeitig wird Wasserstoff durch Zersetzung eines
Theiles des in die chlorophyllhaltigen Zellen getretenen Wassers gewonnen,
welches mit dem Kohlenstoff organische Verbindungen bildet. Diesen Vor-
gang nennt man Assimilation. In den Chlorophyllkörnem bilden sich bei
der Assimilation Stärkekörner (Assimilationsstärke) und Fetttropfen. Die
Stärke wird in ein lösliches Kohlehydrat übergeführt und nach den wachsenden
Pflanzentheilen befördert und die in einer Vegetationsperiode nicht verbrauchte
Stärkemasse im Samen oder in Reservestoffbehältem aufgespeichert (Reserve-
stärke), um in der darauffolgenden Wachsthuinsperiode als Baustoff Verwen-
dung zu finden. Die eirunden, linsenförmigen, polyedrischcn oder knochen-
fönnigen Stärkekömer sind anfangs sehr klein, sie wachsen aber durch In-
tussusception oft so stark, dass die Chlorophyllkommasse um sie nur noch
eine ausserordentlich dünne Haut bildet.
Die Zellen entstehen auf mannigfache Weise, niemals aber unmittelbar
aus den zu ihrer Bildung nothwendigen chemischen Verbindungen, sondeni
stets aus vorhandenen Zellen (Multerzellen), indem sich das Protoplasma der-
selben ganz oder theilweise neu gestaltet. Man unterscheidet hauptsächlich
drei verschiedene Typen der Zellenbildung: die Zellenverschmelzung (Con-
jtigation), die freie Zellenbildung und die Zellentheilung. Bei der Zellen-
^'erschmelzung vereinigen sich je zwei oder mehrere Zellen zu einer ein-
zigen. Hie sich dann mit einer Membran umhüllt; bei der freien Zellen-
Bildung dagegen tritt eine Zellenvermehrung ein, indem nur ein Theil des
^otoplasmas der Mutterzelle zur Bildung von zwei oder mehreren, mitunter
sogar zahlreichen Tochterzellen ver^vendet wird, so dass letztere in dem Rest
des Protoplasmas der Mutterzelle eingebettet liegen; bei der Zellentheilung
^rd immer das gesammte Protoplasma der Mutterzelle zur Bildung von zwei,
seltener von mehreren Tochterzellen verbraucht, indem sich im Inneren der
Mutterzelle eine Scheidewand oder gleichzeitig mehrere l)ildcn (Fächerung
der Zellen) und die so entstandenen einzelnen Theile des Protoplasmas sich
272
Erster Theil. Die Haaptstoffe.
Wandungen wasserdicht sind. Diese Korkschicht ist meistens sehr dünn, doch
erreicht sie bei einigen Bäumen ^^z. B. bei der Korkeiche^ eine Dicke bis zu
20 cm. Alle ausserhalb des Periderms gelegenen Rindenschichten, welche
wegen der Undurchlässigkeit der Korkzellen für Wasser vertrocknen, sowie
die Epidermis selbst und die an der Luft allmälig verwitternden äusseren
Korkschichten werden in späteren Vegetationsperioden abgestossen und die
Korklagen durch neue nach aussen geschobene ersetzt. Bei Bäumen von
höherem Alter wird dabei in tieferen Schichten der Rinde und zuletzt
im Bast stets ein neues Phellogen erzeugt, das neue Korkschichten bildet
und später mit allen ausserhalb derselben liegenden Gewebe abstirbt. Auf diese
Weise entsteht die Borke, welche also aus abwechselnden Lagen von Kork
und abgestorbenen Rinden- und Bastgewebestücken besteht. Die äussersten
Borkeschichten werden durch die Dickenzunahme der Kork-, Bast- und Holz-
gewebe gedehnt und zunächst an einzelnen, später an vielen Stellen zerrissen,
und dann oft in grossen Schuppen (Schuppenborke) oder in sich ablösenden
Ringen (Ringelborke) abgeworfen.
Im Periderm von einjährigen Zweigen vieler Pflanzen findet man
Rindenporen (Lenticellen), welche (wie die Spaltöffnungen der Epidermis)
den Zutritt der Atmosphärenluft zu dem lebenden Rindengewebe vermitteln
und bei sehr mächtiger Korkschicht tiefe, mit Zellenmassen ausgefüllte Canäle
bilden. An diesen Rindenporen, die in den meisten P'ällen unter den Spalt-
öffnungen entstehen, sind die Korkzellen durch Intercellularräume von
einander getrennt (Füllzellen).
Werden Gewebeschichten durch Verwundung blosgelegt, so bildet sich
häufig, früher oder später, aus den äussersten, nicht verletzten und wachs-
thumfähigen Zellen eine Korkschicht (Wundkork), welche die Wunde nach
Aussen hin abschliesst.
Das Leitungs- oder Gefässbündelsystem besteht aus fadenförmigen,
strangartigen Gefäss- oder Leitbündeln (Fibrovasalbündeln oder
Fibrovasalsträngen), welche das Gewebe der höher organisirten Pflanzen
skelettartig durchziehen und gewöhnlich verholzt und fester sind als das
Drittes Capitel. Die Hölzer. 273
welche stets behofte Tüpfel und zwischen diesen oft spiralförmige Ver-
dickungen besitzen. Die Libriformfasern oder bastartigen Holzzellen
haben meistens eine bedeutende Länge und sind dickwandiger wie die
Tracheiden; ihre Wände besitzen kleine, auch behöfte Tüpfel und sind ge-
wöhnlich einfach und geschlossen, jedoch kommen auch gefächerte Libri-
formfasern vor. Sodann enthält das Xylem Holzparenchym, welches sich
von den Holzzellen durch dünnere Wände mit einfachen Tüpfeln und
protoplasmatischen Inhalt unterscheiden und meist aus langgestreckten, ver-
holzten oder unverholzten, oft Gerbstoff, Oxalsäuren Kalk oder Chlorophyll
und im Winter stets Stärke führenden Zellen besteht, die durch wiederholte
Quertheilung von Kambiumzellen vor deren Wandverdickung entstehen.
Aehnlich sind die das Holzparenchym begleitenden, mitunter auch ersetzenden
Ersatz fasern gebildet, die unmittelbar durch Kambiumzellen ohne Quer-
theilung erzeugt werden.
Im Phloem (Siebtheil) findet man Siebröhren (Bastgefässe) aus
der Länge nach aneinandergereihten, offen miteinander verbundenen Gliedern
und angefüllt mit einem zähen, von Protoplasma (j>) mit ausserordentlich
kleinen Stärkekömem umhüllten Schleim sowie ausgestattet mit weichen,
unverholzten, meistens zarten Seiten wänden (Fig. 241), Die horizontalen oder
schief gestellten Querwände (oft auch die Seitenwände) der Siebröhren be-
sitzen einzelne oder mehrere nebeneinander liegende und dann durch Knoten
von einander getrennte, von mehr oder weniger zahlreichen, dicht aneinander
gereihten, offenen, engen Tüpfeln durchbohrte Wandstellen (j) (Siebplatten
beziehungsweise Siebfelder), welche die offene Verbindung zweier
übereinanderstehenden Glieder bilden. Häufig übertrifft die Breite der Quer-
wand die Länge des Querdurchmessers der Siebröhre und es erscheint dann
letztere an ihren Fanden fussförmig aufgetrieben. Im vollkommensten Zustand
besitzt das Phloem femer langgestreckte, gewöhnlich sehr dickwandige,
meistens stark verholzte, mit Luft erfüllte, prosenchymatische, mit einfachen
und in der Regel engen Tüpfeln versehene, zähe und geschmeidig bleibende,
meist bündelweise gelagerte Bastzellen oder Bastfasern, welche sich mit
ihren spitzen Enden fest ineinander einkeilen und den Holzzellen des Xylems
entsprechen. Sodann enthält das Phloem Bastparenchym, das aus dünn-
wandigen, unverholzten, ungetüpfelten, protoplasmareichen 2^llen besteht und
«iem Holzparenchym des Xylems entspricht. Sind die Zellen besonders lang-
gestreckt und sehr dünnwandig, so nennt man sie Kambiformz eilen. Das
Bastparenchym, beziehungsweise die Kambiformzellen und die Siebröhren,
bilden den Weichbast, die Bastfasern den Hartbast oder kurzweg Bast.
Das Xylem dient hauptsächlich zur Leitung des Wassers
nach den Verbrauchsstellen und das Phloem besonders zur
Leitung der Eiweissstoffe.
Die nicht zum Haut- oder Leitungsgewebe gehörenden Gewebemassen
bilden das bald parenchymatisch, bald prosenchymatisch entwickelte Grund-
gewebe. Das prosenchymatische Grundgewebe, dessen Zellen häufig den
Bastfasern gleich gebildet sind, wird von den Botanikern jetzt meistens mit
Bast bezeichnet; es bildet nach neuerer Auffassung mit den echten Bast-
zellen und den Libriformfasern zusammen das mechanische System, dessen
Festigkeit und Widerstandsfähigkeit eine bedeutend grossere ist als bei den
übrigen Gewebeelementen. Das parenchymatisch e Grundgewebe besteht
K r ü s e r, Handbacb der BMutofftehre. 18
274
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
gewöhnlich aus dünnwandigen, saftreichen, häufig chlorophyllführenden Zellen,
die meistens Intercellularräume zwischen sich lassen. Bei kreisförmiger An-
ordnung der Gefassbündel theilt sich das Grundgewebe in das central
gelegene Mark und in das Rindenparenchym (primäre Rinde), welches
das Mark mantelförmig umschliesst. Zwischen beiden werden die parallel
zur Längsachse gestreckten Holz- und Bastelemente durch radial verlaufende
Reihen aus parenchymatischen, in Richtung des Halbmessers gestreckten
Zellen durchsetzt. Diese Zellreihen werden Markstrahlen und im Gefäss-
theile Xylemstrahlen, im Siebtheile Phloemstrahlen genannt. Die zur
Stoffleitung dienenden Zellen des Mark und Rindengewebes sind oft lang-
gestreckt und bilden dann Längsreihen. Führt dass in grossen Massen ent-
wickelte Grundgewebe (Füllgewebe) Chlorophyll (wie z. B. in den Laub-
blättern), so nennt man es Blattparenchym oder Mesophyll; dient es im
Winter vorübergehend zur Aufspeicherung von Stärke u. s. w., so heisst es
Speichergewebe, ist es reichlich mit einer wässerigen Rüssigkeit
oder einem dünnen Schleim angefüllt, so bezeichnet man es mit
Wassergewebe. Gewisse Zellen oder Zellschichten des Grundgewebes
dienen auch zur Verstärkung des Hautgewebes, zur Bildung von Secret-
behältem u. s. w. Gegen die Gefassbündel wird das Grundgewebe sehr oft
durch die Endodermis (Schutz- oder Gefässbündelscheide) abgegrenzt,
deren Zellen lückenlos aneinanderschliessen, an den tangentialen und radialen
Wänden verkorkt und wenig wasserdurchlässig sind.
Wachsthum. Bei unseren einheimischen Laubhölzem und den Nadel-
hölzern wird das Dickenwachsthum, wie bereits oben bemerkt wurde, durch
das eine schmale Gruppe von Zellen zwischen dem Holz- und Basttheile
bildende, theilungs- oder bildungsfähige Kambium bewirkt. Dieses Kam-
bium scheidet sich bei den Gefasspfianzen aus dem Urmeristem aus, einem
Gewebe, dessen Zellen sich in einer lebhaften Vermehrung befinden, welche
durch wiederholte Theilung zu Stande kommt, und aus dem die Organe der
höheren Pflanzen anfanglich bestehen. Das sich stets im Inneren der Pflanzen-
theile befindende Kambium ist von Folgemeristem, das sich aus dem
Drittes Capitel. Die Hölxer. 275
bei grösserer Entfernung der primären (schon vorher ohne Mithilfe des
Kambium entstandenen) Stränge — die Holzkörper der letzteren bogen-
förmig in das Mark vor und bilden die sogenannten Markkrone oder
Markscheide. (Vergl. Fig. 244.)
Die Elemente des secundären Holzkörpers stimmen im Allgemeinen mit
denen des primären Xylems überein und sind in mannigfachster Weise im
Stanmie vertheilt. Die Nadelhölzer enthalten nur im ersten Jahresring
Gefässe und bilden in den folgenden Vegetationsperioden aus dem Kambium
nur noch Tracheiden, die auf der Radialseite durch einen, seltener durch
zwei behöfte Tüpfel ausgezeichnet sind (Fig. 242); im secundären Holz der
Laubhölzer bilden meistens die Libri form fasern die Grundmasse, in
welcher die Gefässe und Holzparenchymzellen so eingebettet liegen,
dass die gleichartigen Gewebeelemente sich zu einem zusammenhängenden
Gewebe vereinigen und die Gefässe stets unmittelbar an das Hobsparenchym
angrenzen.
Das Längenwachsthum der Pflanzen theile wird durch das Spitzen-
wachsthum im Verein mit dem intercalaren Wachsthum hervorgerufen. An
bestimmten, aus Meristem bestehenden Stellen, den sogenannten Vegetations-
punkten, die an den Wurzeln nahe ihrer Spitze, an den Sprossen am
Scheitel liegen, findet gewöhnlich ein lang andauerndes und sehr lebhaftes
\Vachsen durch Bildung neuer theilungsfahiger Zellen statt, Spitzen- oder
Scheitelwachsthum, durch welches der betreffende Pflanzentheil verlängert
und gleichzeitig eine normale Anlegung neuer Glieder (Blätter und Zweige)
hervorgerufen wird. Die so erzeugten neuen Theile werden durch ein anfangs
gewöhnlich sehr lebhaftes, bald aber ganz erlöschendes Wachsthum, inter-
calares Wachsthum, vergrössert und \\ieiter ausgebildet.
Von einem Flächen- oder Breitenwachsthum spricht man, wenn
das Wachsthum in einer Ebene, welche die Längsachse aufnimmt, zu beiden
Seiten der letzteren am stärksten stattfindet, während nur ein schwaches
Dickenwachsthum senkrecht auf diese Ebene erfolgt. Flächenwachsthum
besitzen demnach z. B. die Blätter.
Figur 243 zeigt den etwas schcmatisirten Querschnitt durch Holz- und
Basttheil (Gefass und Siebtheil) eines einjährigen Zweiges von Cytisus
Laburnum, Ende Mai des nächsten Jahres, in etwa 200facher Vergrösserung
■nach Luerssen), bei welchem der beigesetzte Pfeil die Richtung von
Innen nach Aussen angiebt. Wir sehen aussen ein lockeres Zellengewebe (r),
welches das innerste Rindenparenchym darstellt, und ein Bündel von
Bastzellen (b) umgiebt. Neben den Bastzellen befinden sich einige Stein-
zellen (j/) mit stark verdickten, verholzten, deutlich geschichteten und
durch rundliche, meistens verzweigte Tüpfel durchzogenen Membranen ; diese
Steinzellen gehören zu dem sogenannten mechanischen Gewebe, das
den Pflanzentheilen Festigkeit verleiht. Auf das Rindenparenchym folgt das
Kambium (f), hinter welchem diesjähriges Holz [n //) und vorjähriges (tf /t)
sich findet, g bezeichnet Gefässe, h die Holzzellen (Libri form) und
Tracheiden, hp Holzparenchym. Die radial verlaufenden, die Holz- und
Bastelemente durchsetzenden Zellreihen w stellen die Markstrahlen dar.
In Figur 244 ist das Dickenwachsthum am Querschnitt eines ein-
jährigen Dikotylenstammes in etwa sechsfacher Vergrösserung schematisch
veranschaulicht. Von der Oberhaut (0) ist ein grosszelliges Gewebe (^, / und
18*
276
Elster TheiL Die Hauptstoffc.
m) eingeschlossen, in welchem eine Anzahl von Gefö.ssbündeln einen Kreis
bilden; der äussere, aus Bastzellen (t) bestehende Theil dieser Gefässe ist
von dem inneren Theile, dem Holzkörper {f)^ durch das Bildungsgewebe
(den Kambiimiring) d gelrennt, welcher einen, durch alle Gefässbündel sich
ziehenden, geschlossenen Kreis darstellt. Bei weiterem Dickenwachsthum des
Stammes bilden die Theile a, ^ und c die Rinde, die Gefässbündel e das
Holz und das Zellgewebe / das Mark desselben. Die in Richtung des Halb*
messers zwischen den Ciefässbündeln sich erstreckenden Theile m des Gewebes
sind die Markstrahlen.
Im zweiten Jahre des Wachsthums schiebt sich zwischen die Holzkörper ^
und die mit der Rinde verbundene Bastschicht c ein neuer Kreis von Gefäss-
bündeln ein» im dritten Jahre abermals ein neuer Gefässbündelkreis zwischen
Bastschicht und Holzkörper des zweiten Kreises und so fort, so dass der
Stamm in jeder Vegetationsperiode um je einen Gefässbündelkreis wächst
Diese auf dem Querschnitt meist deutlich erkennbaren, concentrischen Ringe
werden Holz ringe oder Jahresringe genannt.
Mark. Jahresringe, Markstrahlen. Um über den inneren Bau des
Holzes Au fschluss zu erhalten, sind drei Schnitte durch den Stamm zu ftihren
und zwar senkrecht zur Längsachse, durch die Längsachse und
parallel derselben. Der Schnitt senkrecht zur Längsachse des Stammes
wird Horizontal', Quer- oder Hirnschnitt, der Schnitt parallel zu
derselben Längenschnitt, und, weim er in Richtung eines Halbmessers
gefuhrt wird, also durch die Stammachse geht. Radial-, Spiegel- oder
Spaltschnitt, wenn er jedoch in Richtung einer Sehne verläuft, Tangen tial>
Sehnen- oder Fladerschnitt genannt.
Inmitten des fast immer kreisförmigen Querschnittes eines in dem gemäs-
sigten Klima gewachsenen Baumes hegt das Mark^ welches durch die Jahresringe
von Jahr zu Jahr mehr und mehr eingeschnürt wird, bald eintrocknet und
zusammenschrumpft und schliessUch einen, nur mit eingetrockneten Zellhauteo
ausgefüllten Raum, die Mark röhre, bildet, ja bei alten Bäumen sogar gaiut
fehlt (Fig. 245, a). Zwischen dem Mark unti dem ersten Jahresring befindet
sich die Markscheide (Fig, 245, /).
Die Breite der um das Mark liegenden Holz- oder Jahresringe nimmt
bei ganz regchnässigem Verlauf des Wachsthums mit dem Alter des Baumes
anfangs zu, später allmalig ab. Aus der Zahl dieser Ringe kann das Alter des
Stammes berechnet werden, denn in der Regel bildet sich in jedem Jahre während
der Vegetationszeit (Anfang Mai bis Ende August) nur ein solcher Ring.
Diese Bestimmung des Baumalters ist jedoch nicht ganz sicher, weil aus-
nahmsweise in einem Jahre zwei Ringe entstehen können und bei vielen
auch einzelne Ringe nicht den ganzen Stamm umgrenzen.
Im Frühjahre werden bei den einheimischen Laubhölzern vom Bil-
dungsgewebe zahlreiche weite, einzeln oder in Gruppen stehende Geisse
(Fig. 245, ^) und zwischen diesen wenige, gewöhnlich weite tmd dünnwandige
Holzzellen nebst Holzparenchym gebildet, mit fortschreitender Entwicklung
des Jahresringes erfolgt meistens eine bedeutende Abnahme der Gefässe an
Zahl und Weite und eine Zunahme der Holzzellen, welche in der Regel
dickwandiger und allmähg auch enger werden. Mit diesen Holzzellen (i),
die mitunter auch mit Holzparenchym vermischt sind, schliesst die Bildung
des Jahresringes ab. In der nächsten Vegetationsperiode schliesst sich an das
Drittes Capitel. Die Hölzer. 277
dichte und festere Herbstholz das lockere Frühjahrsholz des neuen Ringes
an, so dass zwischen beiden meistens schon mit blossem Auge eine scharfe
Grenze, Jahresgrenze genannt, zu erkennen ist. Erfolgt die Abnahme
der Zahl und Grösse der Gefässe in jedem Jahresringe allmälig, so nennt
man das Laubholz zerstreutporig (z. B, Buche, Linde und Ahorn), findet
sich aber im Frtihjahrsholz ein Ring von auffallend grossen Gefässen und
kommen im Sommer- oder Herbstholz nur viel kleinere Gefässe vor, so heisst
das Laubholz ringporig (z. B. Eiche, Ulme und Esche). Fig. 245.
Beim Nadelholz zeigt das Frühjahrsholz der Jahresringe weite und
verhältnissmässig dünnwandige Tracheiden; bei weiterer Holzbildung werden
diese nach aussen zu allmälig enger und dickwandiger und dabei häufig auch
tangential gestreckt, so dass ihr Hohlraum auf dem Querschnitt bisweilen
nur eine schmale Spalte darstellt. Man kann also auch hier die einzelnen
Jahresringe meistens sehr deutlich von einander unterscheiden. Die Trennung
der einzelnen Ringe wird dadurch noch häufig eine schärfere, dass die
Wände durch verschiedene Einlagerungen verschiedene Färbungen besitzen.
Da in jedem Jahre der Baum auch in die Höhe wächst, so bilden die
Jahresringe langgestreckte, hohlkegelförmige Körper, die von den in den
späteren Vegetationsperioden gebildeten ganz überdeckt, beziehungsweise ein-
geschlossen werden.
Die Breite der Jahresringe ist nicht nur bei der gleichen Holzart,
sondern oft auch bei demselben Stamm sehr verschieden. Von Einfluss auf
die Ausbildung der Jahresringe sind die Witterungseinflüsse (das Klima), die
Laubmenge des Baumes, der Standort, die Astbildung, die Menge der durch
die Wurzeln und Blätter (Nadeln) zugeführten Nahrungsstoffe u. s. w. Feuchte,
fruchtbare Jahre liefern breitere Jahresringe als trockene, unfruchtbare ; Früh-
jahrsfröste beeinträchtigen die Entwicklungen; Entlaubung des Baumes durch
Raupenfrass ruft sehr schmale Ringe hervor. Steht der Baum im geschlossenen
Revier oder* allseitig frei, so entwickeln sich die Jahresringe überall gleich-
massig um den Stamm; befindet er sich am Rande eines Waldes, so bilden
sich breitere Ringe auf der freien Seite als auf der von Bäumen um-
schlossenen, weil die Wurzeln dem Stamm mehr Nahrungsstoffe aus dem
angrenzenden fruchtbaren Boden zuführen und sich die Aeste auf dieser Seite
stärker entwickeln; dasselbe ist der Fall, wenn der Baum vor einer hohen
Wand oder dergleichen steht. Ist die Rinde an einer Seite aufgerissen oder
durch Hagelschlag verletzt, so werden die Jahresringe an dieser Stelle, weil
hier der Rindendruck aufhört, breiter. Häufig zeigt der Stamm auf seiner
Südseite breitere Jahresringe als auf seiner Xordseite und mitunter, z. B.
beim Schiefstehen, excentrische Ringe oder wellenförmige.
Nach Karmarsch beträgt die Anzahl der Jahresringe auf 24 mm in
Richtung des Halbmessers bei der Esche 2 — 14, der Tanne 5 — 9, der
Urche 5—30, der Kiefer 18—25, der Erle G— 12, der Buche (5—37 und
der Eiche 9—21.
Holz mit schmalen Jahresringen heisst fein jähr ig, solches mit
breiten grobjährig; ersteres ist gewöhnlich schwerer (z. B. bei den Nadel-
hölzern). Holz mit gleichmässig ausgebildeten Jahresringen besitzt in der
Regel einen höheren Werth als solches mit abwechselnd schmalen und breiten
Ringen.
278
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Die in den Tropen wachsenden Bäume bilden in einem Jahre mehrere
Ringe oder lassen im Querschnitt überhaupt keine Ringe erkennen, weil sie
oft ununterbrochen wachsen.
Auf dem Radialschnitt erscheinen die Ringe als nahezu parallele,
gerade Streifen (Fig. 245), im Tangentialschnitt dagegen stellen sie un-
regelmässige Ellipsen, Wellenlinien u. s. w. dar, die man als Fla dem oder
Masern bezeichnet.
Auf dem Querschnitt des Stammes bemerkt man weiter, entweder
schon mit blossem Auge (z. B. bei den Laubhölzem) oder erst unter der
Lupe (z. B. bei den Nadelhölzern), vom Mark oder in einiger Entfernung von
demselben strahlenförmig (gleich den Halbmessern eines Kreises) bis zum
Umfange verlaufende, grobe oder feine, schwach glänzende Linien, Mark-
strahlen oder Spiegelfasern, welche auf dem Radialschnitt als radiale,
glatte, glänzende, auch anders wie die angrenzende Holzmasse gefärbte Bänder
(Spiegel) von geringer Höhe und verschiedener Länge (Fig. 245, c) imd
auf dem Tangentialschnitt als elliptische Nester oder kleine, kurze Striche
erscheinen (i) und ganz oder zum Theil aus meistens radial sehr lang ge-
streckten, in tangentialer oder verticaler Richtung jedoch sehr kurzen Parenchym-
zellen bestehen. Nur bei einigen Nadelhölzern (z. B. Kiefern und Lärchen)
sind neben diesen Parenchymzellen auch noch radial gestreckte Trachei'den
vorhanden. Diejenigen Markstrahlen, welche vom Mark bis zur primären
Rinde reichen (h), werden Primär- oder Hauptstrahlen genannt; sie ent-
stehen mit dem Beginn des Dicken wachsthums. Secundär- oder Neben-
strahlen heissen die sich erst später bildenden, nicht bis zum Mark
reichenden, sondern inmitten des Stammes endigenden Markstrahlen (k). Die
Markstrahlen speichern im Winter Vorrathsstoffe, namentlich Stärkemehl, auf,
und man kann daher das im Winter geschlagene Holz von dem im Sommer
gefällten leicht durch seinen Stärkegehalt unterscheiden.
Die Dicke der Markstrahlen wird in Richtung der Jahresringe, die
Breite in Richtung der Fasern und die Länge in Richtung des Stamm-
halbmessers gemessen. Grösse, Gestalt und Lage der Markstrahlen sind sehr ver-
Drittes Capitel. Die Hölzer. 279
Kernholz, Schnittholz^ Reifholz. Die dem Mark des Baumstammes
zunächst liegenden, die älteren Jahresringe umfassenden Theile werden Kern
oder Herz, die äusseren und jüngeren Splint und die den Uebergang zwischen
beiden bildenden junges Holz genannt.
Bei zahlreichen stärkeren Bäumen ist das Kernholz dunkler (gelb, roth,
braun oder schwarz) gefärbt in Folge Einlagerungen von Farbstoffen, Harzen
u. s. w. in die Wandungen und theilweise auch in die Safträume der Zellen,
auch ist es häufig dichter in Folge der vom Splintholz auf ihn ausgeübten
starken Pressung, schwerer und trockener, weil seine sämmtlichen Holz-
parenchym- und Markstrahlenzellen abgestorben sind und in ihnen die Wasser-
bewegung aufgehoben ist, femer fester und härter sowie widerstandsfähiger
gegen Fäulniss. Mitunter zeigen die Bäume (z. B. Buchen) falsche oder
kranke Kernbildung, hervorgerufen durch lösliche, von aussen in den
Kern gelangte Zersetzungsproducte und beginnende Zersetzung des Kernes,
zuweilen auch helle, splintartige Ringe (Wand ringe, sogenannten falschen
Splint).
Lässt sich der Kern vom Splint durch seine Färbung deutlich unter-
scheiden, so nennt man den Baum Kernholzbaum (z. B. Eiche, Ulme,
Esche, Kiefer, Lärche, Pappel, Weide u. s. w.); ist das Kernholz stark aus-
getrocknet (also saftärmer als das Splintholz) und ebenso hart sowie gleich
(oder nahezu gleich), gefärbt wie letzteres, so bezeichnet man den Baum als
Reifholzbaum (z. B. Fichte, Tanne, Rothbuche u. s. w.); führt der Baum
durch seinen ganzen Holzkörper eine gleiche Menge Saft und zeigen Kem-
und Splintholz keinen Farbenunterschied, so heisst der Baum Splintholz-
baum (z. B. Birke, Linde, Weissbuche, Erle, Ahorn, Espe u. s. w.); enthält
der Baum zwischen Keni und Splint eine Reifholzschicht, so nennt man
ihn Reifholzkernbaum. Alter und Standort des Baumes beeinflussen die
Kern- und Reifholzbildung in hohem Grade, denn ältere, auf fruchtbarem
Boden gewachsene Stämme besitzen in der Regel mehr Kern- und Reifholz
als junge Bäume, die ihren Standort auf magerem Boden haben. Das Reif-
holz zeigt häufig eine grössere Schwere, Härte und Dauerhaftigkeit als
Splintholz.
Textur. Die Textur oder das Gefüge des Holzes wird von den soge-
nannten Holzfasern (Holzzellen) und den Poren (den Querschnitten der
Holzgefässe) gebildet; von ihr hängt die technische Verwendung des Holzes
in hohem Masse ab.
Sind auf dem durchschnittenen Stannn mit blossem Auge die Einzel-
heiten des anatomischen Baues des Holzes gar nicht oder nur unvollkommen
wahrnehmbar, so nennt man das Holz fein, lässt sich aber der Bau deutlich
erkennen, und zeigt das Holz auffallend dicke und breite Markstrahlen, so
heisst es grob. Die Feinheit einer und derselben Holzart ist im Allgemeinen
eine bestimmte, jedoch kann sie in Folge verschiedener Wachsthumsvcrhältnisse
mancherlei Abweichungen zeigen; die absolute Grosse der Zellen beeinflusst
die Feinheit nur wenig, denn es giebt feine Hölzer (z. B. Linde\ welche
grobe Holzzellen besitzen. Bei den feinen Hölzern sind die Holzelemente
aufs innigste mit einander verbunden (z. B. Buchsbaum) und es ergeben sich
beim Abhobeln dünne und gleichförmige Späne, auch werden die Flächen
solcher Hölzer schon durch das Abhobeln sehr glatt, so dass sie sich leicht
und sauber poliren lassen (z. B. Mahagoni); grobe Hölzer dagegen (z. B.
280
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Eiche und Ulme) erhalten erst durch das Poliren glatte Flächen. Je gröber
das Holz ist, desto deutlicher ist der Unterschied zwischen dem Frühjahrs-
und Herbstholze der Jahresringe und desto mehr treten die Poren und Mark-
strahlen hervor. Feine, dicht gebaute Hölzer (besonders die schweren, in den
Tropen gewachsenen) besitzen im Allgemeinen einen höheren Werth als die
porösen und groben.
Der Verlauf der Holzfasern ist ein mannigfaltiger und, wie bemerkt,
von der Länge und Breite der Markstrahlen abhängig. Besitzt ein Stamm
viele schmale und lange Markstrahlen, so verlaufen seine Fasern gerade und
parallel mit der Markröhre. Solche Hölzer (z. B. Nadelhölzer) lassen sich in
der Richtung der Markslrahlen leicht und glatt spalten und sicher bearbeiten.
Auch alle Hölzer mit grossen, kräftigen Markstrahlen sind in der Regel
leicht spaltbar und bereiten der Bearbeitung keine Schwierigkeiten, während
Hölzer mit kurzen, breiten und bauchigen Markstrahlen schwer zu spalten
und zu bearbeiten sind. Die Holzfasern verlaufen häufig wellenartig oder
bilden (z. B. bei starken Verletzungen, Abbrechen dickerer Aeste oder Ver-
krüppelungen) verworrene Verschlingungen oder schlanke Schraubenlinien
Hölzer mit sogenanntem wimmerigen Wuchs, d. h. mit krummen oder ge-
schlängelt verlaufenden Fasern sind sehr schwierig zu bearbeiten, weil aus
ihnen bei der Bearbeitung leicht Stücke herausspringen. Solche Hölzer zeigen
auf der Durchschnittsfläche oft sehr verwickelte Zeichnungen, Masern, die
nach dem Poliren meistens verschieden gefärbt erscheinen und zum Theü
grosse Schönheit besitzen. Obwohl maseriges, geflammtes, wimmeriges Holz
zu Bauten nicht verwendbar ist, besitzt es doch meistens einen hohen Werth,
und besonders dann, wenn es schöne Asteinwüchse zeigt. Man fertigt aus
ihm Fourniere für Möbel u. s. w. Manchen Holzarten ist ein wimmeriger
Wuchs eigenthümlich, so z. B. der ungarischen Esche, dem Nussbaum, der
Birke, Eiche und Ulme, dem Ahorn, dem Mahagoniholz u. s. w., die oft
sehr schöne Maserungen besitzen. Bei normalem Wachsthum sind die Zeich-
nungen des Stammes einfache, man nennt sie Fl ädern.
Wie schon oben bemerkt wurde, wird Holz mit feinen Poren und
Drittes Capilel. Die Hölxcr.
281
er Regel zahlreich vorhanden sind, bei den Laubhölzern dagegen ganx
Wird daü Holz in der Faserrichtung geschnitten, so nennt man es
igholz und die Sehnittebene selbst Aderseite; erfolgt der Schnitt da-
in senkrecht zur Faserrichtung, so heisst das Holz Querholz; steht die
ttebene senkrecht zur Faserebene oder Aderseite, so wird das Holz
holz genannt.
Ernährung des Baumes. Als Nahrungsstofife der Pflanzen dienen vor-
weise Wasser. Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff sowne Mineral-
fe; aus diesen Stofifen werden mit Hilfe chemischer^ im Pflanzenkötper
findender Processe neue Organe gebildet, wie noch im nächsten Paragraphen
erlautet werden wird. Die Bildung der organischen, aus Kohlenstoff,
erstoffi Sauerstoff und Stickstoff bestehenden Substanz findet in den
ophyllhaltigen Zellen, hauptsächlich also in den Blättern und Nadeln,
li Assimilation (siehe oben), d. h. durch Aufnahme von Kohlenstoff
der Kohlensäure iler Atmosphärenluft (bei Wasserpflanzen aus der im
T sich vorfindenden Kohlensäure), welche Ijei einer gewissen Temperatur
unter Mitwirkung des TJchtes zersetzt ward, durch Aufnahme von Sauer-
{ aus der Kohlensäure der Luft und dem Wasser (auch aus Sauerstoff
des Bodens'i, durch Aufnahme von Wasserstoff aus dem in den
rophyllhaltigen Zellen zersetzten Wasser und endlich durch Aufnahme
Stickstoff aus Ammoniak- und Salpetersäuren Salzen des Bodens. Die
lahme des Wassers mit den un verbrenn liehen Bestandtheilen des Bodens
den Stickstoffverbindungen erfolgt durch die Wurzeln. Die aus dem
n aufgenommenen Nahrungsstoffe (schwefelsaure und phosj:>horsaure Kali-,
, Magnesia- und Eisensalze sowie Stickstoff) werden in dem, im Holz-
T aufsteigenden Wasser in gelöster Form den über der Erde liegenden
izcntheilen zugeführt, welche, sofern sie nicht von einer dicken Kork-
ht bedeckt sind, beständig Wasser verdunsten, wodurch das Aufsteigen
Wassers veranlasst wird, da das bei der Verdunstung verloren gehende
er durch neue Wassermengen ersetzt w*erden muss. Am stärksten erfolgt
Wasserverdunstung aus den Zellen des Blattgewebes gegen die lüft-
enden Intercellularräume hin; diese Verdunstung wird durch die mit der
^nluft verbundenen, durch verschiedene äussere Einflüsse (Schatten und
) bald enger, bald weiter werdenden Spaltöfl'nungen geregelt. Sind die-
fen geöffnet, so ist die VVasser\'erdunstung eine vollständige, weil sich die
;nluft mit der Aussenluft ausgleichen und niemals vollständig mit Wasser-
if sättigen kann; sind die Spahöifnungen aber geschlossen, so findet nur
unvollkommene Wasserverdunstung statt, weil sich die Binnenluft bald
Wasserdampf sättigt.
Als erstes Assimilationsproduct erscheint in den Chlorophyllkömem die
kc oder ein lösliches Kohlehydrat (Glykose); ^\q Stärke %vird
T aufgclÖJst (in Traubenzucker übergeführt) unrl aus den Chlorophyll-
TU nach den Vcrbrauchsorlcn fortgeführt, an denen sie weitere chemische
andlungcfi erfahrt Das Kohlhydrat bildet sich aus der bei der Alhmung
l^ebcnen KohJen&äure und wird durch die Thätigkeit des Protoplasmas
rt
Da die PAanzen sauerstoffärmer sind als die Stoffe, aus denen sie ent-
i)i so tntoen sie einen Theil des Sauerstoffes an die Atmosphäre ab-
282
Enter Theil. Die Hauptstofie.
geben; diese Ausscheidung findet nur in den chlorophyllhaltigen Zellen un.
unter Mitwirkung des Lichtes, also nur bei Tage, statt; andererseits nehme
alle Pflanzentheile sowohl während des Tages als auch während der Nact
aus der Atmosphärenluft Sauerstoff auf, um dafür Kohlensäure an die Atme
Sphäre abzugeben; diesen Vorgang nennt man Athmung.
Wie das Wasser, so ist auch der Sauerstoff für jede Pflanze unea
behrlich; ersteres dient als Lösungsmittel fast aller Baustoffe der Pflanze un
liefert durch seine Zersetzung Wasserstoff" und Sauerstoff^ die zur Bildun
der Pflanzenorgane beitragen; der Sauerstoff" veranlasst in deh Pflanze
Oxydationsprocesse und die Bewegungen (Circulation und Rotation) des Protc
plasmas. Entzieht man der Pflanze vollständig das Wasser, oder bringt mai
sie in eine sauerstofffreie Atmosphäre, so tritt ihr Tod ein.
§ 102. Chemische Zusammensetzung, Asche- und Wassergehalt dei
Hölzer.
Die Zellhaut besteht im jugendlichen Alter aus reiner Cellulose, die
ein Kohlehydrat ist und sich aus Stärke, Zucker, Inulin und Fetten bildet
Die reine Cellulose ist farblos und wird durch Jod und nachfolgeoder
Schwefelsäure sowie durch Chlorzink-Jodlösung blau gefärbt, durch Wasser,
Alkohol, Aether, verschiedene Säuren und verdünnte Alkalien nicht gelöst,
durch Kupferoxyd - Ammoniak und concentrirte Schwefelsäure dagegen ge-
löst, durch Chlorzink in einen stärkeartigen Stoff, durch concentrirte Schwefel-
säure in Zucker und durch eine Mischung von Salpeter und Schwefelsäure
in Schiessbaumwolle (Nitrocellulose) verwandelt, die mit Aether und Al-
kohol vermischt Collodium liefert. Durch Bildung von Cutin oder Sulerin
wird die Membran verkorkt; sie färbt sich dann durch Behandlung mit
Jod und Schwefelsäure nicht mehr blau, sondern gelb, braim, schmutziggiün,
braungrün u. s. w. und wird von Kupferoxyd-Ammoniak und concentrirter
Schwefelsäure nicht mehr gelöst. Eine Verholzung der Zellhaut bewirkt
Lignin, welches an Kohlenstoff reicher und an Sauerstoff" ärmer als reine
Cellulose ist; denn letztere besteht, wie früher erwähnt wurde, aus 44*4%
Drittes Capitel. Die Hölzer. 283
Die Chlorophyllkörner besitzen eine an sich farblose protoplasma
I Grundmasse, in welcher sich eine geringe Menge grünen Farbstoflfes
rc^hyll oder Blattgrün) vorfindet, der sich fast immer nur bei Ein-
ng des Sonnenlichtes und stets nur bei einer bestimmten Wärme sowie
Drhandensein von Eisen entwickelt und sich durch Aether, Alkohol u. s. w.
en Chlorophyllkömem ausziehen lässt.
Die chemisch reine Holzfaser und die im Holze, beziehungsweise in
tt Safte sich vorfindenden Stoffe Zucker, Gummi, Stärke, Dextrin
r. bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, einige Oele nur
ohlenstoff und Wasser, die anorganischen Stoffe (Aschebestandtheile)
nmer aus Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Schwefel und Phosphor
;nthalten häufig auch noch Chlor, Natrium und Silicium. Das Kalium
: das Wachsthum der Pflanze insofern von Bedeutung, als ohne Chlor-
1 oder auch salpetersaures Kali sich in den Chlorophyllkömem keine
) bildet und letztere bei alleiniger Zufuhr von phosphorsaurem oder
feisaurem Kali später nicht gelöst und in Traubenzucker u. s. w. über-
t wird. Calcium und Magnesium werden als phosphor-, Salpeter- oder
feisaure Salze oder als Chloride von der Pflanze aufgenommen und
wie durch Versuche erwiesen wurde, für das Gedeihen der Pflanze
zu entbehren. Femer findet man in einigen Pflanzen (namentlich Meeres-
en) die Elemente Brom und Jod, mitunter auch, wenn der Boden sie
ich besitzt, Mangan, Lithium, Kupfer, Zink, Aluminium, Kobalt, Nickel,
tium, Baryiun und Rubidium.
Hiemach sind die Hauptnahrungsstoffe der Pflanzen: Kohlenstoff,
erstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor, Kalium,
;um. Magnesium und Eisen.
Dr. F. Fischer veröffentlicht in seinem »Handbuch der chemischen
lologie« (Leipzig 1893), S. 11, folgende Analysen für die chemische
imensetzung verschiedener Bauhölzer:
ich
Jnter-
ingen
on
Holzart
Cbemiscbe Zusammensetzung bei ll.V» C.
Kohlenstoff' Sauerstoff Stickstoff .Wasserstoff Asche
P r o c e n t
ich
intz
Eiche
Esche . . . . .
Hagebuche . . .
IdOjährige Buche
6(}jährige Buche
Birke
Tanne
Fichte
Eiche '!
Buche i
Birke
Alter Kieferstamm '
Jung. Kieferstamm i
5022
49-77
49-48
49-03
49-14
48-88
50-36
5(>31_
48-94
4f)02
48-89
49-87
50-62
43-42
48-37
43-77
44-36
44-07
44-67
43-39
J3<)8_
43-09
46-94
44-93
4.3-41
42-58
009
0-07
0-06
0-11
009
0-10
0-05
0-04
5-99
6-26
6-17
6-06
6-16
606
5-92
6-20
5-94
5-86
6-19
6-09
6-27
0-28
0-58
0-52
0-44
0-54
0-29
0-28
0-37
I
2-03
1-18
0-i)9 I
0-63 I
0-53 I
Nach W. Lange (a. a. O. S. 38 und 39) hat das Stamm-, Zweig- und
Iz einiger Hölzer folgende chemische Zusammensetzung:
284
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Kohlenstoff
Sauerstoff
Stickstoff
P r o c e n t
Wasserstoff
Buche
Eiche
Birke
Espe
Weide
Tanne
Buche
Eiche
Birke
Espe
Weide
Tanne
Kiefer
49-89
Ö064
Ö0-61
50-31
61-75
51-39
5008
50-89
51-93
51-02
54-03
52-07
52-15
a) Stammholz.
43-11
42-05
42-04
42-39
41-08
41-56
0-93
1-28
1-12
0-98
0-98
0-94
b) Zweigholz,
41-61
41-94
40-69
41-65
37-93
1-08
101
107
105
1-48
c) Astholz,
40-74
41-09
1-1-2
0-58
6-07
6-03
6-23
6-32
6-19
611
6-23
616
6-31
6-28
6-66
6-07
6-18
\
Aus diesen Tabellen ist ersichtlich, dass die verschiedenen Hölzer ^^
ihrer chemischen Zusammensetzung nur wenig von einander abweichen. ^^
kohlenstoffreichsten sind ihres Harzgehaltes wegen die Nadelhölzer und v^^^
den Laubhölzem: Eiche und Weide. Als mittlere chemische Zusammensetzu^^
des lufttrockenen Holzes kann man annehmen:
39-60% Kohlenstoff, 48% Wasserstoff, 34-80% Sauerstoff und Stick-
stoff, 0-8% Asche und 20% Wasser; der Stickstoffgehalt schwankt bei den
verschiedenen Holzarten zwischen 0-5 und 1*5%.
Drittes Capilel. Die Hölzer.
285
o 1 z a r t
h
o «
II
i
1
1
1
j»
P r
o c e
n t
iholz
Ol
03
0-3
09
02
3-1
06
6-0
holz . .
Ol
0-3
Ol
Of>
02
3-7
04
5-0
bolz
0-2
Ol
03
02
1-5
02
2-6
iholz ....
Ol
0-1
02
04
02
1-2
Ol
2-4
iholz . ...
0-1
0-1
Ol
Ol
06
1-0
Ol
2-1
iholz
0-1
0-2
04
03
Ol
1-3
02
2-6
irinde ....
O-ö
07
2-3
03
2-3
09
19-6
08
28-1
irinde . . .
0-2
0-6
3-8
Ol
1-3
1-0
14-9
11
23-9
irinde .
0-1
1-4
5-3
—
05
02
7-5
02
17-1
irtig fand bei der chemischen Untersuchung der Holzasche folgende
heile:
Host&ndtheile
Buchen-
holz
Buchcn-
rindc
Tannen-
holz
Tannen-
rinde
Tannen-
nadeln
P r o c e n t
he
elsaures Natron . . . . '
itrium I
isaarer Kalk ...
»ia
orsaarer Kalk
orsanre Magnesia . .
orsanres Eisenoxyd . .
orsaures Aluminiumoxyd
orsanres Manganoxyd . .
äure
11-72
12-37
3-49
013
49-54
7-74
3-32
2-92
076
1-51
1-59
2-46
3-02
3-02
3-02
64^76
16-90
2-71
066
046
084
9-04
11-30
7-42
5094
5-60
4-43
2-90
1-04
1-75
13-37
2-95
2-95
2-95
2-95
64-98
093
6-03
4-18
1-04
2-42
17-78
29-09
29-09
29-09
29-09
15-41
3-89
38-36
38-36
38-36
38-36
18-36
:ss der Standort das Mengenverhältniss der einzelnen Aschen-
leile beeinflusst, ergiebt folgende, dem »Technologischen Lexikonc
ene Tabelle, in welcher die Aschenbestandtheile des Buchenholzes
;n sind:
testandtheile
Lsaures Kali .
isaures Natron
elsaures Kali
itrinm . .
isaurer Kalk
(ia .
lorsäaresalze
Äure . . .
Kalksu^inboilen
Gypsboden
Sandsteinboden
P r o c e n t
«-7
11-0
44
07
27-4
17-7
15-6
16-9
14-6
14-6
3-4
Spuren
309
12-2
9-7
28-7
4-7
3-2
23-3
5-0
25-1
12-6
109
12-4
286 Emer TheiL Die Hauptstoffc,
Die in der Holzasche vorhandenen kohlensauren Alkalien begrÜDd^i
die Benutzung der Asche zur Gewinnung von Pottasche und Soda und die
Verwendung ihrer Laugen in der Bleicherei, Färberei und Seifensiederei. Im
Wasser löst sich das kohlen-, kiesel- und schwefelsaure Kali und Natron der
Holzasche auf, während kiesel-, kohlen* und phosphorsaurer Kalk und Magnesia
sowie Eisen- und Manganoxyd luigelöst bleiben ; der wässerige Auszug der
Holzasche reagirt immer stark alkalisch. Man verwendet die Holzasche femer
zur Herstellung poröser Herde fiir Hüttenprocesse, in der Fabrikation von Glas
lind Fayence, wegen ihrer schlechten Wärmeleitungsfähigkeit zur AusfulluBg
von Geldschränken u. s. w. und zu anderen Isolirungen, auch als Dünger
u. s, w. und die Asche von Seetang zur Gewiimung von Jod und AlkalisaUen,
Wenn Holz einer Temj^eratur von über 150*^ C ausgesetzt wird, so
entweichen A\ asser, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe, Methyl*
alkohol, Essigsäure u. s, w., und es wird also das Holz entgast; der Rück-
stand ist umso kohle nstoftrei eher» je stärker die Erhitzung erfolgt Bei trockener
Destillation des Holzes gewinnt man Essige Theer, Kohle, Gas and Oel, und
zwar in grösseren Mengen beim Laubholz als beim Nadelholz; beim Stammholi
ist die Ausbeute grösser als beim Astholz, beim gesunden Holz grosser als
beim kranken und beim Kern- und Schnittholz grösser als bei der Riode.
Die Menge der, den Pflanzensaft bildenden, flüssigen Nahrtingsstofie,
die sich thcils in rohem Zustande, theils in der Umbildung begriffen in den
Pflanzen vorfinden und aus Wasser und den in demselben gelösten oder vep
theilten organischen oder unorganischen Stoffen bestehen, ist nicht nur bei
den verschiedenen Hölzern, sondern auch bei einer und derselben Holzart-
ja sogar in den einzelnen Theilen eines jeden Baumes und in den einzelnen
Jahreszeiten verschieden und wird beeinflusst vom Standort des Baumes, ob
der Boden nass oder trocken ist, und von der Witterung, weil das Holz bei
anhaltendem Regenwetter grössere Wassermengeu aufnimmt als bei andauernder
Trockenheil. Gewöhnlich nimmt die Saftmenge von der Wurzel nach deio
Wipfe! und von dem Mark nach der Rinde hin zu und ist beim KcmhoU
gerniger als beim Schnittholz, bei alten Stämmen geringer als bei jungen.
Früher war die Ansicht weit verbreitet, dass unsere Bäume im Wint^f
am saftärmsten und im Frühling am saftreichsten seien; dass diese AnsicW
eine irrige war, und dass unsere Bäume gerade im Winter fast immer dcT^i
grössten U assergehalt besitzen, geht aus nachfolgender, von Hart ig aufgestellt^
Tabelle hen^or:
Saftgehalt von 16jähngen Stämmen in Procenten des Gewichtes.
H u 1 2 a r t
u
a) Harte Hölzer (Ahorn, Birke,
Eiche , Hainbuche » Roth-
bucbc, Sticickhc, Ulme) , 41 38
h) W e i c h e H ö 1 £ e r { Erle, Espe,
Linde, Rosskastanien, Weide,
Pappel) . , '53 5^
c) N 11 delhölzcr(Fichte, Lärche, |
Kiefer) - m ÖH
36
48
4T
54
3t>
47
m
a5
47
39
50
m
38
47
58
34
45
f ^ Im Durchschnitt . . . /,\ bl"Ä\^ 4^.Hy, 4TÜ^ 4ti 3[ 4H'G| 47*j[ 41^-6] 476
Drittes Capitel. Die Hölzer.
287
Nicht aufgeführt ist in dieser Tabelle das Tannenholz, weil dasselbe
die einzige Ausnahme macht, indem es im Frühjahr am saftreichsten und im
Winter am saftärmsten ist, wie folgende Tabelle zeigt:
1«
<
1. Gewöhnliche Tanne
2. RothUnne ....
51
58
42
57
hh
45
50
48
59
52
53
54
54
56
49
54
Durchschnittlich kann man die Wassermenge eines lebenden Baumes
gleich seinem halben Gewicht und die eines frischgefällten Stammes der:
Hainbuche zu 1 8*6 Gewichtsprocent
Esche » 240 >
Birke » SO'S >
Traubeneiche » 34*7 »
Stieleiche > 35*4 >
Tanne » 371 »
Kiefer » 377 ^
Rothbuche » 39*7 »
Linde » 41*1 »
Erle » 41-6 »
Espe » 43-7 »
Ulme » 44*5 »
Fichte » 452 »
Lärche » 48*6 »
Pappel » 51*0 »
Weide » 600 »
annehmen (nach Hartig, Karmarsch, Neuffer, Nördlinger, Reissig,
^chübler u. s. w.).
Nördlinger classificirt die Bäume nach dem Saftgehalt wie folgt:
sehr saftreich: Bäume mit 50 — 56% Wasser (verschiedene Pappel-
^*ten, Edelkastanie u. s. w.) ;
saftreich: Bäume mit 40 — 497o ^Vasser (Tanne, Erle, Weide, Linde,
*^osskastanie, Espe, Nussbaum u. s. w.) ;
ziemlich saftreich: Bäume mit 39 — 40% W'asser (Kiefer, Lärche,
^irke, Fichte, Ulme, Hainbuche, Eiche, Ahorn u. s. w.);
saftarm: Bäume mit 20 — 29% Wasser (Buchsbaum, Rothbuche, Akazie,
£sche, Kiefer u. s. w.) ;
sehr saftarm: Bäume mit 17 — 197o Wasser (Eibe).
Wird das Holz nach dem Fällen an der Luft, geschützt gegen Regen
und Schnee, getrocknet, so verliert es einen grossen Theil seines Wassers
durch Verdunstung (Imbitionswasser) und wird lufttrocken, es behält
aber immer noch eine beträchtliche Menge Wasser (hygroskopisches
Wasser) zurück, die sich nur durch starke Erhitzung (Dörren, vergl. § 151)
288
Erster Theil, Die HauptstoÄe.
beseitigen lässt. Die Austrocknung an der Luft erfolgt bei dichtem, harteni
Holz langsamer als bei lockerem und weichem, bei dicken Stämmen lang-
samer als bei dünnen, bei Kloben langsamer als bei Dielen und BrctteriL
Der Feuchtigkeitsgehalt des ein Jahr an der Luft und unter Dach ge-
legenen gefälhen Holzes beträgt noch immer im Durchschnitt 20 — 25%,
nach drei- und mehrjährigem Trocknen geht derselbe auf etwa 10 — 15%
und bei lang andauernder Einwirkung einer Wärme von drca 20^ C. beim
Laubholz durchschnittlich auf H^j\^ und beim Nadelbolz durchschnittlich aiif
10% herab. Stämme von 20 — 80 im Durchmesser und entsprechend dicke
Stücke gespaltenen Holzes gelten erst nach einjährigem Trockenliegen als
lufttrocken. Holzj welches zu Tischlerarbeiten verwendet werden soll, müss
behufs Vermeidung eines zu starken Schwindens der Möbel u. s. w., 3 bis
4 Jahre lang und Schiffbauholz sogar 6 — 7 Jahre lang vor seiner Verwendimg
trocken gelegen haben.
Beim Austrocknen tritt eine Gewichtsverminderung ein, nach welcher
der Wassergehalt des lufttrockenen Holzes bestimmt wird; dieser Gewieher-
Verlust beträgt nach 4— bjähriger Austrocknung etwa 16 — lT7o und nach
erfolgter künsthcher Austrocknung im Darrofen etwa 20 — 33 '/j**/^; gleich-
zeitig veranlasst der Wasserverlust ein Schwinden des Holzes (vergL § 1121
Wird getrocknetes Holz feuchter Luft oder dem Regen und Schnee aus-
gesetzt oder unter Wasser gebracht, so nimmt es Wasser in solchem Masse
auf, dass es schon nach Verlauf von 6 — 8 Wochen sein ursprüngliches Volumen
^neder erreicht hat. Bd dieser Wasse raufnahm e tritt ein Quellen des Holmes
ein. Häufig saugt das Holz während weiterer 2 — 3 Jahre noch 'Wasser auf»
ohne indessen sein Volumen zu vergrössem; da das lufttrockene Holz aber
specifisch leichter ist als Wasser, so vergrössert sich mit Zunahme de
Wassergehaltes sein Gewicht.
§ 103. Alter, Krankheiten und Fehler der lebenden Bäume.
Unter sehr günstigen Umständen und namentlich in den Tropen er-
reichen manche Baumarten ein sehr hohes Alten Von unseren einheimischen
Bäumen werden Eichen lUOO— 1500 (und mehr) Jahre» Linden über 1000 Jahre,
Fichten und Tannen zuweilen ebenso alt, Buchen etwa 400 Jahre, Kiefern
nur bis 2U0 Jahre und von den ausländischen die Affenbrotbäume auf der
Insel des grünen Vorgebirges 5000 — 6000 Jahre, die Mammuthbäume (Rieben-
tannen, Weliinglonia giganlea) Kaliforniens 3000 Jahre, die australischdi
Gummibäume, die Cypressen in den sumpfigen Urwäldern Amerikas, die Cedcro
und die in den Tropen gewachsenen Platanen mitunter 2000 (und mehj'
Jahre alt.
Besonders erwähnenswerth ist :
Die Eiche bei Körtlingshausen im Regierungsbezirke Arnsberg, welche
einen Umfang von circa 12 m hat und deren Alter auf 1400 — 2000 Ja^
geschätzt wird;
die Linde zu Nürnberg mit einem Umfang von 12'5 m und einem Altff
von mehr als lOiMJ Jahren;
die Linde zu Neustadt am Kocher, ebenfalls über lOOO Jahre alt;
eine im Böhmenvald im Jahre 1 856 gefälhe Fichte von 3 m Durcb-
messer (in einer Höhe von VI m über der Wurzel), welche ein Alter von
nahezu 1300 Jahren erreicht hatte;
DHtits CapiteU Die HriUer.
I
der Rosensiock am Dome m Hilclesheim mit einem Aller von mehr
als 1000 Jahren ;
der Kastanienbaum am Aetna mit fast 20 m Dwrchmcüser untl viele Jalir-
hutsclerte alt ter ist der dickste Baum der Knie!);
ein durch Sturm im Jahre 18i»8 zerstörter, mehrere Jahrhunderte alter
rachenbaum auf Teneriffa von ca, \b m Durchmesser;
ein Mammuihbaum von 100 m Höhe, IW m Durchmesser (ohne Rinde
2 m über dem Boden) und ca, 1 /// dicker Rinde, welcher in der cali-
n Grafschaft Calaverns auf der Sierra Nevada 150U w liber dem
jiegel steht und etwa HO(K> Jahre alt ist, — u. s. w.
^Siehe Gottgetreu, a, a. Ö., S. 4.S9 und 44f).i
Die grössie Eiche Deutschlands befand sich zu Plei schwitz bei
sie hatte einen nurchmesser von nahexu o m und brach im Jahre
zusammen.
Solche Riesen und Veteranen cler l*Hanzenwelt gehören nur zu den
Seltenheiten und in den weitaus meisten Fällen liehen die Bäume viel früher
jtugTunde, <ia %\t von vielen Krankheiten heimgesucht werden.
Die Hauptkrankheit der lebenden Baume ist die Fäuluiss, Bis vor
Itirser Zeit betrachtete man dieselbe als einen chemischen Process, nach
neueren Untersuchungen jedoch wird ilie Fäulniss immer tlurch Wucherung
inikr< * her Spaltpilze (Bakterienl eingeleitet, deren Keime otler Sporen
in <i fnungen der Rmdenoberhaut eindringen oder auch unmittelbar die
iveriet/.teii Membrane der Kpidermis/,ellen tlurrhbohren otler endlich an
unden Stellen i\t^ Baumes in dessen Inneres gelangen können* Diese Pilze
Igen entweder nur eine Erkrankung des Baumes an einer Stelle oder
Zerstörung eines grosseren Theiles des Baumes» indem sie sich von den
eilen ernähren. Die Folge dieser Zerstörung ist das Verschwinden von
lÄrke untl Chlorophyll aus den Zellen, die braune Färbung und das Zusammen-
hnimpfcn tles etwa verbliebenen Restes an Protoplasma, das Schlaft'werden»
osammensinken und Vertrocknen der Zellwände und endlich das Vertrocknen
ier — bei feuchter Umgebung - die Fäulniss des ganzen, von dieser
rankheit befallenen, farblos oder gelb oder braun werdenden Baumtheiles.
Pilze sind aber auch im Stande, die festen Membrane und in Folge
wen schliesslich ganxe Gewebe be/iehungsw*eise Organe zu zerstören oder
den befallenen Ptlanxentheil einen eigenthümlichen Reiz auszuüben und
lurh denselben eine überreiche Zufuhr von Nahrungsstoffen an cler betreffenden
zu l>ewirken, so dass an dieser eine stark vermehrte Zellbildung untl
lureh eine aussergewöhnliche Vergrösserung des Organes, sogenannte Pilz-
llenbildung, hervorgerufen wird. (Siehe Luerssen, a. a. O., S, 208.)
Die Ansicht, dass Pilze die Veranlassung von Fäulniss sind» iheilen
'ittige Fachleute nicht ; nach ihrer Meinung ist <he F^ntstehung der Pilze nur
ie Folge der Fänlniss,
Ztir Entstehung und zum normalen Fortgang der Fäulniss ist eine be*
mtc Temperatur erfortlerlich, welche zwischen + 10" und +40" C
Wankt; ausserlmlb diener Wärmegrade wird die Weiterentwicklung iler
'lulniss behindert und bei Frost oder Siedetemperatur vollständig aufgelioben.
ohne Hinzutritt von F*euchtigkeit ist Fäulniss rrichl i lenkbar,
trocknctes Flolz vermag der Fäulniss sehr kräftig zu wiilerstehen. Der
tritt fron Atinosphärenluft ist wenigstens zum Entstehen der Fäulniss
TTjRtfburU iSi'T BAltvtaflf^cfllr'
111
290
Erster Theil. Die HauptstölTe.
liothwcndig ; wenn leutere sich aber un Holz gebildet hat, so wird ihr Fort-
gang durch Abschluss der Luft nicht gestört.
Fäulnissfähig sind hauptsachlich die stickstoffhaltigen Bestandtheik
des Holzes, also die Eiweissstoffe i^auch Leim u. s. w.), welche den Pilsen
2ur Nahrung dienen; an und für sich nicht fäulnissfähig sind die chemisch
reine Holzfaser, die Zellsaftstoffe Zucker, Gummi, Stärke, Dextrin und die
Farbstoffe, weil dieselben keinen Stickstoffgehalt bcsitjten, auch nicht die
Gerbstoffe, Harze und ätherischen Oele, die im Gegentheil das Holz wider-
standsfähiger gegen Fäulniss machen, indem die (jcrbsänre mit den fäulniss-
fähigen Eivveissstofl'cn unlösliche Verbindungen bilden und die Harze und
Oele den Wasserzu tritt erschweren. Das HoU verliert die Fähigkeit itu faulen,
wenn man ihm die Eiweissstoffe entzieht; es beruhen deshalb alle Mittel
zum Schutze cles Holzes gegen Fäulniss auf der Entfernung dieser Xahrungs-
Stoffe tler Pil/e,
Nach der Stelle des IJaumes, von welcher die Fäulniss ausgeht^ oder
welche sie hauptsächlich befällt, unterscheidet man Stock-, Kern-, Spliot-»
Ring* und Ast faule.
Die Stock faule tritt meistens beim Absterben des Afutterstockes (der
Pfahlwurzel) und letzteres bei zu flachem Boden ein.
Die das ältere HoU umfassende Kern faule ist äusserlich nicht er-
kennbar, dagegen zeigen sich bei Vorhandensein von Splint faule, die
schliesslich auf den Kern übergeht, tiefer liegende Streifen der Rinde.
Die Ringfaule umfasst einen oder mehrere fahresringe (Mondringe)
und tritt besonders bei auf magerem Boden stehenden Eichen auf. l>ie von
dieser Krankheit befallenen Holzringc zeigen eine gelbe, später eine weisse
Farbe und saugen begierig Wasser auf. Mit Ringfäule behaftetes Hob vft
zwar ebenso tragfähig, aber biegsamer als gesundes Holz, besitzt ein
schwammiges Gefüge und bekommt beim Austrocknen kreisförmige» zwischen
den JahreJ^ringen auftretende Risse, — Nicht zu verwechseln mit der Ring-
faule ist der durch Frost hervorgerufene sogenannte falsche Mondring,
der einen scharf begrenzten, heller oder dunkler als das benachbarte Holt
gefärbten, stark hygroskopischen Jahresring darstellt. Die Bildung eines falschen
Mondringes schädigt i\\^n Kaum nicht» wenn der auf ihn folgende Jahresring
die normale Hreiie besitzt ; bei aussergevvöhnlicher Breite ist der Baum jedoch
stark beschädigt.
Die Ast faule entsteht an den, durch Abbrechen starker Zweige er»
zeugten, wunden Stellen, wenn ilieselben sehr stark den Witterungseindüssen
ausgesetzt und mit stagnirendem Wasser gefüllt sind. Werden solche Wunden
überwallt, das heisst mit einem sogenannten Wund kork verschlossen,
der sich aus den äussersten, unverletzt gebliebenen, wachsthumsfähigen Zellen
bildet, so tritt Astfäule nicht ein. Diese Krankheit, welche auf den Stamm
übergreift tmd schliesslich ein Hohlwerden desselben hervorruft, ist bei Eichen
und Buchen sehr häufig anzutrefifen.
Femer unterscheidet man bei der Fäulniss Roth- und Wei&sfäule,
Die Roth- oder Nassfäule ist eine langsam verlaufende, durch
Wucherung des Rothtaulepüzes (Polyporus) erzeugte Krankheit, von welcher
namcntHch id)erständige lalle) Bäume befallen werden, die aber auch junge
Bäume heimsucht und dann aus der Stnckfäule hervorgeht. Das rothfaule
Holz zeigt eine rothe bis braune Farbe uml hat ein geringeres Gewicht^ sowie
binc geringere Härte, Spalt bar keit, Elast ici tat und Festigkeit als gesundes
ioU; es saugt begierig Wasser auf, schwindet wenig und zerfällt schliesslich
pach Auflösung der Zeilwände in eine leicht zerreibliche Masse. Warme und
euchtc Luft beschleunigt ihren Verlauf wesentlich, da bei ihrer Einwirkung
die Pike sich ungemein schnell vennehren. Man tiiulet die Rothfäule nament-
lich ei Eichen, Edelkastanien und Fichten; sie entsteht hauptsächlich
am ^ ock und im unteren Theile des Kernes. Erkennungszeichen:
dumpfer Klang beim Anschhigen an den unteren Theii des Stammes und
[meistens, eine an den Wurzeln haftende braune Modererde.
Weit gefähdicher als die Rothfäule ist die Weiss faule, weil diese
Irankheil weit schneller verläuft. Die Weissfäule erzeugt meistens eine weisse
•■«rbe des von ihr befallenen Holzes und hat ihren Sitz in der Mitte des
^ und namentlich im jüngeren Holze, Diese Krankheit tritt aus*
ich nur in Laubhülzern auf. In milden Sommernachten zeigt sich
in eigenthümliches Leuchten (Phosphoresciren) des in der Zersetzung be-
j[riffeuen Holzes, das von mikroskopischen Pilzen erzeugt wird und nach
dem Absterben derselben verschwindet.
Unter den Krankheiten und Fehlern des lebenden Baumes sind femer
bcmcrkenswerth :
L der Brand, welcher sowohl am Stamme als auch am Wiu-zelende
riirxelbrand) entsteht und sich leicht bildet bei Verletzung (Quetschung)
ict Rinde oder bei Frostein Wirkung auf der Sonnenseite oder beim Freiliegen
Lockerung) der Wurzeln oder bei Bäumen, die im geschlossenen Revier
[geschützt standen und «Uirch das Fällen der Nachbarbäume freigestellt wurden.
)ic^c Krankheit» hervorgerufen durch da.s Ehidringen und die Vermehrung
ron sogenatmten Bramlpilzen, nimmt einen schnellen Verlauf, schreitet von
Jrr Rinde clurch den Bast in clen Splint vor und bewirkt ein Absterben des
Eine Abart des Brandes ist:
^. der Grind, der nur die Epidermis der Rinde befäUt und auf ietzcrer
kleine Warzen und Schui»pen bildet,
3. der Krebs oder Kropf, welcher Aussackuuf^en des Holzes und
clor Rinde am Grunde von Aesten darstellt, die meistens mit einer sehr stark
fietjtaitig xerrissenen Rinde bedeckt sind. Bei dieser Krankheit, die sich
Kuweilen Über flen grössten Theil tles Stammes ausdehnt, gehen die Säfte ailmälig
FAülniss tiber, wodurch schliessHch der ganze Baum zerstört wird. Die
tri ' ' ' Keit der Buchen, Apfelbäume und Fichten wird durch Kernpilzc
tjei . Ji; sie entsteht aus ähnlichen Ursachen wie iler Brand in Foli^e
rii feuchten Bodens, zu rauhen Klimas, zu grosser Saftfülle und bei Tannen
Hiihg durch Ansammlungen von Harz unter der Rinde und erzeugt scliliessUch
Benlen, Zersetzen und Abbröckeln der Rinde.
4- der Thau, welcher zum Theil ganz unschädlich ist. Man unler-
bddei: den Harz hon igt hau, eine krankhafte^ die BlattoberÜäche klebrig
liwitzung von harzigen Stotfen, den Pilzmehlthau» durch
vu'kung der Atmosphärenluft auf Blättern erzeugt, den Mehl-
Ibaa, einen weissen, die Pflanzen leicht krank machenden Ueberzug. den Haut-
^eblthmu aus den abgestreiften Häuten der Blattläuse und den Honigt hau
|»CM den Auswurfs tu flen dieser Thierchen bestehend. Unter Homgthau versteht
man ibcr auch eine klebrige und siissÜche Ausschwitzung der Kernpil/L
PJ»
292
Ejslcr TheiL Die HauptstofTc.
5. die Zopftrockenheit (das Absterben der Baumkrone), welche in
Folge zn hohen Alters oder Raupenfrasses entsteht und an dem Moos erkannt
werden kann, das sich, namentlich bei Eichen, auf der Mitte des Stamme
und auf den Aesten bihlet. Zopftrockenheit ist gewöhnlich ein Zeichen von
verdorbenen Säften, In dem abgestorbenen Wipfel der Nadelhölzer findet
oft eine starke Ablai^erung von Harz statt ; ein solcher Wipfel führt den
Namen Kienzopf*
6. die Baum darre (Trockniss), bei unfruchtbarem, zu hartein
Boden entstehend und mit Entfärljung der Blätter beginnend. Diese Krank-
heit bringt den Baum umso schneller zum Absterben, wenn, wie dies oft der
Fall ist, Wurm- oder Raupen frass hinzukommt.
7. die Brüchigkeit, Holz mit sehr breiten, aus dünnwandigen, weichen
Zellen bestehenden Jahresringen uml einem sehr schwanmiigen Gefuge heisst
brüchig (auch brausch, morsch oder sprokig\ wenn es beim Hobeln
keine Späne giebt, sondern bröckelt und sich leicht zersetzt. Derartiges HoU
saugt stark W'asser auf, trocknet aber nach stattgefundener J^urchfeuchttmg
sehr bald wieder. Leicht brüchig wird Eiche, wenn dieselbe auf einem
sehr fetten Boden oder auf tiefem Sandboden oder inmitten von Tannen-
waklungen aufgewachsen ist ; brüchiges Eichenholz besitzt eine dunkelbraune,
häufig uugleichmässig matte Farbe und eine geringe Festigkeit.
H. den Drehwuchs oder die Dreh so cht- Diesen Fehler besitzt ein
Baum, dessen Fasern in schraubenförmigen W'indungen um die Achse des
Stammes verlaufen. I )rehwüchsiges Holz zeigt eine mit gewundenen l^ngs
rissen versehene Rinde, wirft sich stark und reisst leicht, so dass man aus
ihm nicht Bretter schneiden kann, und besitzt eine geringe Tragfähigkeit;
trotzdem kann man es, sofern seine Mark röhre keinen Drehwuchs zeigt, lU
Pfosten und Säuien unbedenklich verwenden. Man trifft Drehwuchs häufig
bei Eichen, Rosskastanien und Kiefern, auch bei Buchen, Pappeln, Ulmen
u. s, w, an. Dieser Fehler entsteht zum Theil durch eine schiefe Theilui\g
der Zellen, zum Theil durch das Eängenwachsthum derselben in beschränktem
Räume. Drehungen werden auch durch Rostpilze hervorgerufen^ so z. B. dff
Drehrost der Kiefern. Im Zusammenhange mit dem Drehwuchse findet lici
rannen und Fichten eine sogenannte Verwerfung der Jahresringe »talU
bei welcher die Ringe auf der einen Seite sehr schmal und auf der anderen
sehr breit erscheinen ; dieser Fehler ist oftmals in ganzen Beständen zu finden.
(TJeber die, durch venvickelte Verschlingungen der Holzfasern entstehenden
Masern ist bereits im g KU das Nothwcndigste mitgetheilt worden.)
9. die Kernrisse (Spiegelklüfte) und die Strahlenrisse; erstere
verlaufen vom Kern nach <lem Splint (Fig, 24 (H, letztere vom Sphnt nach
dem Kern (Fig, 241\ beide in radialer Richtung und mit abnehmender Breite,
Diese den Stamm in seiner Länge durchziehenden Risse entstehen durch
Zusammenschrumpfen des Holzes, indem das ivass er reichere Splintholz sich
stärker zusammenzieht als das saftarme Kern* oder Reifholz, wodurch zunächst
eine Spannung im Holze und schliesslich eine l'retmung seines Zusammenhanges
erfolgen muss; letztere tritt manchmal erst beim Fällen, Zersägen oder Vm-
biegen des Stammes ein und entsteht dann plötzlich unter Erzeugung eine
heftigen Knalles; in diesem Falle befand sich das Holz vor der Rissbildung
im Zustande äusserster Spannung. Bäume, welche auf einer Seite fiei (z. B. an
*ler Waldesgrenze) stehen, zeigen häufig diese Waldrisse, ohne krank m
Drilles CapUel Die Hölzer,
^3
Kiiu Oftmals lassen sieh aus Stämmen mit Kernrisseu gute Bretter und
Hohlen gewimten. (Ver;L(l J} ll^.)
10. tlic Windklüftc, welche bei starken, durch Sturme veranlassten Be-
we^un^en des Baumes v^ahrend der Vegetalions|>enode entstehen und eine con-
^»triscbe *rreniuing der Holzringe darstellen, die bei weiterem Wachsen des
Flaumes nicht wieder beseitigt wird. Da Bäume mit Windklüften leicht stocken
lind faulen, so ist dieser Fehler von grosser Bedeutung.
IL die Kr ostrisse und Eisklüfte, <|uer durch den Kern gehende,
jtdoch nicht in Richtung der Markstrahlen verlaufende Spalten, welche durch
starke Zusanvmenziehung und Keissen der Rinde bei plötzlich eintretendem
wigen Frostwetter oder dadurch entstehen^ dass das in wunden Stellen
'^»KesanimcUe Wassijr gefriert und durch die bei der Volumenvergrösserung
l'te» in den festen Zustand übergehenden Wassers auftretende Kraft die Rinde
*rBprengt wird. Zuweilen findet eine l'eberwachsung dieser Spalten statt und
«ei<(t dann der Baumstamm auf der Rinde längliche Wulste.
12. die Astknoten, welche sich an solchen Acsten bilden, die all
"ig in den durch Dickenwachsthum stärker werdenden Baumstamm ein-
*^^a.chsen sind und wiegen Wachsthumstörungen (z. B. in F^olge vojt Licht-
*^**j;^el) stets schmäler werdeinle Hol/.ringe erhalten haben. Man findet diese
^s^ktiotcn hauptsächlich bei Buchen und Eichen, aber auch bei anderen Laub-
^'^Om, und bei den NadelhöUern besonders bei Fichten uml Tannen. Bei
F^^teren werden die Astknoten in Folge vermehrten Harzgehaltes oft so hart,
P^^ bei der Bearbeitung dieser Stelle oft scharfe Werkzeuge ausbrechen.
»crcJen aus dem mit Astknuten behafteten Holze Bretter geschnitten, so
*ileti aus diesen die Acste leicht heraus und es entstehen Astlöcher.
13. die Kernschäle (Ringschäle, Ringklüfte), welche in einer voll-
^«iigen oder theihvciscn Abtrennung zweier oder mehrerer Jahresringe be-
^^e«, sich namentlich bei Eichen, Weiden, Edelkastanien u. s. \\\ findet
^*J durch Unregelmässigkeit im Wachsthum, hervnrgenifeTi durch Frost,
^'^»^ticnbrand oder äussere Verletzungen, entsteht und namentlich, wenn auf
*"mÄlc Jahresringe breite folgen. Zuweilen wird der abgesonderte Jahres-
durch Frost ganx getödtet und es geht dann der Ring in Fäulniss über,
^f*^ sich weiter ausbreitet und schliesslich das ganze Stamminnere zersetzt,
f^^fkifi kann die Rinde unverletzt Ijleiben oder auch sie wird durch den
• ''Ost getödtet; im letzteren Falle bildet sich unter der abgestorbenen Rinde
"^^^ neue. Man spricht dann, wenn der Jahresring bereits angefault ist, von
"ncTj^ Baum seh lag und, wenn das Holz noch gesund ist, von einem Bork-
te ^^g- Di<? Kernschäle ist von aussen sehen zu erkennen; sie vermindert
Festigkeil des Holzes und beeinträchtigt seine Verwendbarkeit.
14. die Rindenschäle, bei welcher die Rinde stellen weise abfällt;
15. der doppelte Splint, welcher entsteht, wenn ein Jahresring vor
'-*i»tritt des Winters an der Verholzung seiner Zellen gehindert war und sich
<^lic^K nnrcdc Holz im folgenden Frühling eine neue Lage unreifen Holzes
W\v^* '^opjjelsplmtiges Holz, das durch Frost, nassen Boden oder spätes
|^V^eh*;thufn erzeugt wird, geht leicht in Verwesung über, trocknet schnell
liö?i m,|| [0^^ jjjj>.j^ dann vom guten Holz ab.
UJ. der Wurm- und Raupenfrass. Her Wumifrass, welcher stets ein
^^vrheii eines kranken Zuslandes des lebenden Baumes ist, findet sich haiipt-
"^«Hch bei frischem, saftreichem imd weichem, aber auch bei stackigem
29*
EralLT Tbcil, Dit H^optstoffc.
Holz untl dringt eutwedcr nur bis mr Kambiumschicht oder bis tief in das
SpUnlholz ein. Die Insecten gehen nicht den Zellen, sondern nur dem Safte
nach und bohren sich jtahl reiche gerade oder gewundene Gänge von Aussen
nach Innen in das Holz^ indem sie letÄteres in feines Mehl ver^vandehi. Harit-
reiches oder von ätherischen (Jelen durchzogenes I lok wird selten vom Wurm-
frass heimgesucht. Durch Raupen fräs s wird in der Regel nur die Belaubung
des Baumes zerstört, doch bohren sich auch Raupen oft in das weiche Holz
ein. Zu den holzzerstörenden Insecten gehören vorzugsweise <ler Borken»
käfer {Bosirychus\ welcher nur die Rinde und die Bastschicht befallt» das
Hauskäferchen oder die Todtcnuhr {Anoönis pertmax Zj, der Bock-
käfer {drambyx^ und die Raupen vom Fichten spinn er oder der Nonne
{Liparts monacfia^, vom Kieferspinner (Gjj/r(?^jrAj ^ijii Z.)» vom Weiden-
bohrer (Coisus iigniptrdü) uud von der Riesenholzwespe {Sirtx gigat L,\,
Wird das vom Borkenkäfer heimgesuchte Holz rechtzeitig gefällt und datiu
sogleich seiner Rimle beraubt, so kann man es, wenn splintfrei, ohne Be-
denken zu Bauzwecken benützen, Wurmfrass erkennt man sehr leicht an der
wie von Schrottkörneni durchbohrten Rinde sowie an den Harztropfen, welche
sich perlartig am Stamm, beziehungsweise an der Rinde ansetzen. NVurrosdchige
Bäume werden gern von Spechten aufgesucht,
Kennzeichen der Güte eines lebenden Baumes.'^) Ist bei jungen Bäumen
die Rinde fein, glatt und von der Wurzel bis zu den Aesten gleichmässig
gefärbt, bei älteren mit gleichmässigen Rissen und Runzeln versehen und
t»hne Flechten und Moose, bei Kiefern an den erhabenen Stellen zwischen
den Runzeln grau gefärbt und mit lebhaft röthlichen, mit Grau vermischten
Vertiefungen ausgestattet, bei Buchen glatt und aschgrau, jedoch nicht weiss-
lich oder rötblich, so kann man im Allgemeinen annehmen, dass die Bäume
gesund sind; lässt sich dagegen eine runzliche, zusammengetrocknrte und
mit Querrissen versehene Rinde von den Wurzeln leicht ablösen und zeigt
sie dann angefressenes Holz oder ist die Rinde mit langen, strangförmigen
Wülsten, mit Narben, mit weissen oder rothen Flecken, Schwämmen, Flechten,
Moosen, Schürf, Harztropfen bedeckt, so ist der Baum gewöhnlich krank.
Auch aus dem Wüchse des Stammes lässt sich die (iltte des Baumes leichl
beurtheilen, denn ein schlanker und gerader Stamm bei Nadelhölzern und
ein nur schwach gekriimmter und nach dem Wipfel zu allmälig sich ver-
jungender bei Laubhölzem lässt auf eine gute, ein mit Beulen und Aus-
sackungen versehener auf eine schlechte Beschaffenheit des Holzes schliessen.
Als weitere KeTuizeichen eines brauchbaren Holzes gehen: ein hoher, frisch
und dicht belaubter Wipfel, lebhaft grün gefärbtes, frisches Laub, das erst spät
im Herbst abfällt, gleiche Blattausbildung, frische, starke Triebe mit glänzender
Schale, leichte Biegsamkeit abgehauener Zweige und Aeste, frische, saftige
VVnrzeln ohne Knollen uud viele Ausläufer, heller Ton beim Anschlagen mit
einem Holzschlägel an eine auf der Südseite des Stammes gelegene und ent-
rindete Stelle u, s, \\\
In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich eine Anbohrung des Stammes bis
zum Mark und eine Untersuchung der Bohrspäne; damit der Stamm hierbei
keinen Schaden erleidet, ist das Bohrloch mit einem Holzkeil wie<ier sorg.
flUtig zu verschliesseTh
•) Nach Mothes. •innslrirtes pAulcxikon«« Leipcitf IHÖl* fi<L L S. 290.
Drittes Capitcl. Die Hölzer. 295
B. Allgemeine Eigenschaften der Hölzer.
§ 104. Einleitung. Aeussere Gestalt.
Die Eigenschaften der Hölzer sind abhängig vom Gefüge, vom Wachs-
thum, vom Standort, vom Alter, von den Krankheiten und Fehlem der
Bäume u. s. w. und daher nicht nur bei Hölzern verschiedener Art, sondern
auch bei einer und derselben Holzart, ja selbst bei den einzehien Theilen
eines und desselben Baumes (zwischen dem Splint- und Kernholz, dem unteren
und oberen Theil des Stammes, den Aesten und Wurzeln) sehr verschieden,
so dass man zuverlässige Angaben über sie kaum machen kann.
Zu den wichtigeren Eigenschaften der Hölzer, die in den nachstehenden
Paragraphen besprochen werden sollen, gehören : das specifische Gewicht
(die Dichtigkeit), die Härte, die Spaltbarkeit, die Elasticität, die Zug-,
Druck-, Scheer-, Biegungs- und Dehungsfestigkeit, die Dauerhaftigkeit,
das Verhalten zum Wasser (Quellen und Schwinden), die Farbe, der
Glanz, die Durchsichtigkeit, der Geruch und die Brenn- oder Heiz-
kraft.
Aber für die .Verwendbarkeit des Holzes zu Bauzwecken ist auch die
äussere Form und die Zahl der Aeste des Baumstammes nicht ohne
Bedeutung, denn man wird in vielen Fällen einen geraden Stamm einem
krummen, einen mehr cylinderförmigen Stamm einem mehr kegelförmigen
und z. B. für manche Arbeiten des inneren Ausbaues (^z. B. für Fenster,
Thtiren, Treppen und Fussböden) bei denen eine möglichst grosse Astrein-
heit zum mindesten erwünscht ist, einen astfreien Stamm einem astreichen
vorziehen. Da Nadelhölzer (besonders Tannen und Fichten) meistens einen
geraden, fast cylinderförmigen und ziemlich astreinen Stamm besitzen, so
werden sie für manche technischen Zwecke brauchbarer sein als Laubhölzer.
§ 105. Das specifische Gewicht.
Das specifische Gewicht der Hölzer ist von der \Veite der Holzzellen
und Gefässe sowie von der Dicke ihrer Wandungen abhängig ; es steht daher
mit manchen anderen, ebenfalls von der Porosität der Holzmasse beinflussten
Eigenschaften, z. B. mit der Festigkeit, Härte und Dauerhaftigkeit, mehr oder
weniger auch mit dem Schwinden und Quellen des Holzes u. s. w. in Be-
ziehung und schwankt bei den einzelnen Holzarten zwischen ziemlich weiten
Grenzen. Gewöhnlich ist das specifische Gewicht sehr gross bei Nadelhölzern
mit sehr schmalen Jahresringen, insbesondere bei Kiefern, welche im Norden
oder auf rauhen Höhen langsam gewachsen sind, ferner bei ringporigen
Laubhölzem mit breiten Jahresringen und bei Bäumen, welche in tropischen
Gegenden heimisch sind. Im Allgemeinen besitzen Bäume von der Nord-
seite eines Reviers eine grössere Schwere als solche von der Südseite des-
selben, auch ist gewöhnlich das specifische Gewicht grösser bei Bäumen von
einem trockenen Standort als bei solchen von einem nassen, bei langsam ge-
wachsenen Bäumen grösser als bei solchen mit üppigem ^^'achsthum, bei im
Winter gefüllten und demnach mit Reserve-Nah rungs Stoffen gefällten Stämmen
grösser als bei den im Sommer geschlagenen u. s. w. Im letzteren Falle
beträgt unter sonst gleichen Verhältnissen die Gewichtszunahme bei Laub-
hökem 8 — 9% und bei Nadelhölzern durchschnittlich lO^^,-
"2^
Erster Theil. Die HauptstofFe.
Man unterscheidet :
a) Das Grüngewicht, d. h. das Gewicht, des etwa 457o Wasser ent-
haltenen frisch gefällten Holzes;
d) das Lufttrockengewicht, d. h. das Gewicht des Holzes nach der
Austrocknung, also bei einem Wassergehalt von 10 — 157o»
c) das Darrgewicht, d. h. das Gewicht des künstlich (bei 110'^ C.)
getrockneten (gedörrten) Holzes.
Aus dem (irünge wicht erfährt man nur, ob in dem gewogenen Stamm
viel oder wenig Luft eingeschlossen ist, dagegen giebt dasselbe darüber keinen
Aufschluss, wieviel Wasser und wieviel festen Holzstoff der Stamm besitzt;
aus dem Trockengewicht jedoch, noch mehr aber aus dem Darrgewicht,
das nur vom specifischen Gewicht der festen Holzmasse abhängt, lässt sich
die Porosität des Holzes erkennen, weil das specifische Gewicht des (porenlos
gedachten") Holzstoffes bei den verschiedenen Holzarten nur wenig Unter-
schied zeigt; dasselbe beträgt z. B. beim Eichenholz 1*534, Buchenholz 1*528,
Ulmenholz 1*519, Linden-, Birken- und Pappelholz 1*485, Tannenholz 1*462,.
Ahornholz 1*460 u. s. w. und kann im Durchschnitte zu 1*5 angenommen
werden.
In den nachfolgenden Tabtülen sind die Grün-, Trocken- und Darr-
gewichte der wichtigsten Bauhölzer zusammengestellt worden.
A. Grüngewicht.
H u 1 iE a r i
Nach Karmirsch
i Nach Nürdline^r (N)
jNacbMonkf.
s
1 ÜTPniwcrthc
Miitl^lwOTtllC
Mittclw^rtbe
1
jMlttplwBrthe
A. Laubhöiz^^r.
1 1 1'
1
1
^M
Drittes Capitel. Die Hölzer.
B. Lufttrockengewicht.
2y7
Holzart
Nach Kannarsch
Grenzwcrthe Mittelwcrthe
Nach Nördhuger (N),
Geyer (G) und König (K)
Nach Monke
Mittelwcrthe
Mittelwcrthe
A, Laubhölzer.
Ahorn
Birke
Eiche <
, Erle ...
Esche
' Linde
Pappel ....
1 Rothbuche . . .
Ulme ....
", Weissbuche . . .
B. Nadelhölzer,
Fichte (Rothtanne)
Kiefer
1 Lärche
' Weisstanne . . .
0-530-
I0-510-
-0-810
•0-770
0-530-1030
Ö-430
b-540
p-320
0-353
0-590
0-560
p-620
0-B80
0-940
0-604
0-702
0-909
0-a54
0-902
,0-350—0-600
0-310-0-828
;0-440-0-800
0-370 -0-746
0-670
0-640
0-780
0-550
0-740
0-462
0-527
0-748
0-707
0-722
0-475
0-569
0-620
0-558
0-678 (K)
0-697 (K)
0-86 (N)
[Traubeneiche : 0'745]
0-540 (N)
0-681 (K)
0-534 (K)
0-745 (N)
0-690 (N)
0-757 (K)
0-470 (N)
0-520 (N)
0-566 (K)
0-480 (G)
0-637
0-804
0-771
0-505
0-747
0-635
0-487
0-678
0-607
C. Darrgewicht.
Holzart
A. Laübhölzer.
\ Ahorn ,
Birke
1 Eiche (Stiel-) ...
. « (Trauben-) . ,
: Hrle ....... ,
I Esche
Linde
Rappel
• Rothbuche
! Ubnc
1 ^Veissbuche . . .
B. Nadelhölzer,
Eichte (Rothtanne) .
Kiefer
Lärche
^Veisstanne
I'
Nach Wcrneck
Nach Pfeil
0-605-0-618
0-592-0-607
0-628-0-644
0-659—0-673
0-421-0-430
0-608— 0-619 !
0-413 j
0-346 I
0-555-0-569 '
0-508-0-518
0-686-0-702 ;
0-421-0-443
0.473«0-494
0-441
0-487-0-505
/
0-659
0-629
0-697
0-455
0-644
0-439
0-394
0-591
0-55;J
0-773
0-470
0-553
0-4a')
0-501
I 0-604
766
Nach Monke
gedörrt
I-
0-746
0-484
0-700
0-595
0-457
0-662
0-560
verkohlt
0-247
[ 0-387
0-371
0-240
0-319
0-284
0-193
0-351
0-238
Nach dem durchschnittlichen 1 .ufttrockengewicht kann man die Hölzer
^»»»Aeilen in:
1. sehr leichte, deren specifisches Gewicht unter 0*5 beträgt (Linde
und Fichte);
2. leichte mit einem specifischen Gewichte zwischen O'ö und O'i)
(trlc, Pappel, Kiefer und Tanne);
2Ö8
Erster TTieil. Die JlauplMofTe
3. mittclschwereT speeifisches Gewicht zwischen Oll mul 07 (Ahorn,
Birke und Lärcht^);
4. schwere^ speeifisches Gewicht zwischen üV um\ 08 (Esche, Ulme*
Roth- und Weissbuche) ;
5. sehr schwere» speeifisches Gewicht über 0*8 (Eiche und einige
ausländische Hölzer wie i. \l rnckholz, Eisenholz, EbenholzX
Die Gewichtszunahme i^eirockneter Hölzer beim Lagern an feuchter Luit
(H.ler im Regen und Schnee beträgt Ijci der Weissbuche 607«» Eiche iJO bis
\n%. Rothburhc ()H— 997u, Fichte 10 ~IW%,, Erle latj— llj:)«/^ und
Pappel 2H";o^
Noch zu erwähnen ist, dass Maserhol/. häufig um etwa ein Drittel
schwerer ist als nicht gemasertes Holz derselben Art und Kernholz schwerer
als Splintholz.
§. UM Härte.
Sehr wichtig für die Bearbeitung und demgemäss auch für die Ver-
wendung des Holzes ist seine Härte, d. h. der von ihin deni Eindringen
eines Werkzeuges entgegengesetzte Widerstand, welcher von der Dichtigkeit,
von dem Verlauf der Holzfasern, von den Witterungsverhältnissen inasses
Holz Uisst sich besser c!urc hsägen als trockenes, gefrorenes Holz ist starr und
fest), vom Saftgehalt u. s. w. abhängt und mit dem specifischeu Gewicht in
Verbindung steht. Die Härte lässt sich mittelst Axt, Messer, Säge, Feüc
u, s. w, nur schwer bestimmen, denn das leichtere oder schwerere Eindringeii
der Axt in das Holz wird nicht allein von dem Grade der Härte, sondern
auch von dem der Spaltbarkeit abhängen, lieini Zersägen wird die Härte
tlurch <iie Gnhäsion, Spaltbarkeit und Verschietlenheit des Gefüges stark
beeinllusst werden; dem Angrift' mit der Feile wird nicht nur die Härte<, sondern
auch die Spaltbarkeit, Zähigkeit und Grösse des Harzgehaltes und dem
Hobeln in Richtung der Fasern wird hauptsächlich ilie Spallbarkeit und
Zähigkeit entgegenwirken.
bi Richtung der Fasern ist die Härte im Allgemeinen beun lang-
faserigen Holz grösser als beim knrzfaserigen und beim Holz mit welleth
förmig verlaufenden Fasern grösser als !>cim langfaserigen, beim HerbsihoU
der Jahresringe grösser als beim Frühjahrsholz, beim Kernholz (nainendich
wenn dasselbe dunkler gefärbt ist) grösser als beim S]jlintholz, bei dichte»
und schweren Hökern grösser als bei lockeren uiul leichten, bei langsam
gewachsenen Hölzern grösser als bei üppig gewachsenen» bei Hölzern der
Tropen grösser als bei denen des gemässigten Klimas u. s. w. Die Härte des
Holzes ist in der Regel am gleichmässigstenj wenn seine Fasern am gleich-
massigsten zusammenstehen, un<l sie wird nicht, wie vielfach noch angenommen
wird, durch clie Feinheit <les Gefiiges beeintlusst, denn es besitzen t. B, di«?
grobporigen Eichen, Ulmen und Eschen eine ziemlich grosse Härte, Bei da»
im heissen Klima gewachsenen Hölzern (z. K den Eisenhökem) erreicht
die Härte oft einen so hohen Grad, dass sich die Hölzer mir im frischen
Zustande, oder iiach*lem sie in Wasser gekocht sind, mit Stahl werkieügfti
bearbeiten lassen; solche steinharten Hölzer besitzen eine so grosse Schwert,
dass sie im Wasser sofort untersinken.
Nördlinger unterscheidet acht Härteclassen, nämlich:
Briite^ Capitel. Die Häker.
sm»
Classe 1, Steinhart (Pockholz, Ebenholz, Teakholz).
> 2. Knochenhart (Bnchsbaiim u. s. vv,).
*^. Sehr hart i^Weiss- nnd Schwarzilom u. s. w.).
4r Hart (Ahorn, Rothbuche^ E*iche u. s. w.).
5. Ziemlich hart (Legföhre, amerikanische Rotheiche, Ulme
u. s* w,).
6. Etwas hart (Silberahom, Kdelkastanie, Stieleiche, Trauben-
eiche u. s. w.}.
7« Weich (Fichte, Tanne, Krle^ Birke, Lärche, Kiefer, Weide
IL s. w,).
s 8. Sehr weich (verschiedene Pappelarten, Espe, Linde u. s. w.).
Untersuchungen der Härte von trockenem Holze mittelst der Säge
ergaben (nach Gottgetreu) folgende aufsteigende Reihe : Eichte, Erle, Birke,
Kiche, Weissbuche, Rothbuche, Ahorn, Ebetdiolz, und heim feucht
gewordenen Holz die aufsteigende Reihe: Fichte, Eiche, Erle, Birke, Weiss-
Gliche, Rothbuche, Ahorn und Ebenhol/,
In der Technik unterscheiilet man bezügUch der Härte nur zwei
Classen, nämlich:
L Weiche Hölzer (Nadelhölzer, Lintle, Pappel, Espe, Weide, Erle,
Birke u. s. w.), welche hauptsächlich zu Zimmermannsarbeiten (Balken, Dach-
hölzern u. s. w.) ver^vendet werden;
2. harte Hölzer (Ahorn, Buche, Fliehe, Kastanie, Buchsbaum u. s, w.),
welche hauptsächlich zu Constructionen des inneren Ausbaues (Fenstern,
Thtiren, Treppen u, s. w.) sowie zu Drechslerarbeiten benutzt werden.
^
g 107, Spaltbarkeit.
Unter Spaltbarkcit versteht man die Fähigkeit des Holzes, in Richtung
des Faserlaufes beim Eindringen eines entsprechend wirkenden, keilförmigen
Werkzeuges zu zerklüften; den Widerstand des Holzes gegen eine seitliche,
in Richtung tler Längsachse erfolgende Trennung seiner Fasern nennt man
Spaltfestigkeit. Man unterscheidet eine Spallbarkeit in radialer Richtung
d, h. in Richtung der Markstrahlen oder Spiegel und eine Spaltbarkeit
in Richtung der Sehne d. h. in Richtung der Jahresringe. In der
Richtung normal zur Baumachse lässt sich Holz nicht spalten. Die Spall-
barkeit des Holzes in radialer Richtung ist um das Doppelte bis Dreifache
Össer als die in Richtung der Sehne, weil die das Holz vom Mark bis
zviT Rinde durchsetzenden Markstrahlen die einzelnen Faserbündel von
einander trennen. Ohne Eintluss auf rJie Spaltbarkeit ist jedoch die Länge
der Spiegel, denn es lassen sich Hölzer mit kleinen Spiegeln (z. B. Ahorn-
und Buchenholz) ebenso leicht spalten, w^ie solche mit starken Spiegeln
(x. B, Eichenholz). Auch mit wachsender Zahl der Spiegel nimmt die Leicht-
$paltij!keit nicht zu, denn beispielsweise lässt sich die spiegelreiche Kork-
eiche nur sehr schwer spalten.
Auch die Spaltbarkeit wird von anderen Eigenschaften des Holzes
Htark beeinflusst, so z. B. von lIq! Härte und von der Elasticität. Sehr
harte Hölzer sind schwer zu spalten, weil sie dem Eindringen des Spaltwerk-
zeuges einen grossen Widerstand entgegensetzen; aber auch sehr weiche
Hölzer sind schwer zu spalten, weil sich in sie das ^\'erkzeug versenkt,
300
Erster Thcil Die Hauptstöße.
ohne eine Kluft zu erzeugen. Daher wächst die l^eichtspaUigkeit nicht m
dem Grade, wie die Härte abnimmt. In der Regel lassen sich mittelharte
HüUer am leichtesten spalten,
ist ein HoU sehr elastisch» so lässt es sich gewöhnlich gut spalten»
denn iler durch das Werkzeug hervorgerufene Spalt er>veitert sich d^nn
leicht, weil die Spaltflächen vcmiöge der Elasticität bestrebt sind, sich wieder
gerade zu richten.
Von Einfluss auf die Spaltbarkeit ist auch der Feuchtigkeitsgrad des
Hokes und Frostwetter Grünes, saftreiches Holz setzt dem Spähen einen
geringeren Widerstand entgegen als altes und ausgetrocknetes, und Frost ver-
mintlert die Spaltbarkeit. Soll aus einem Stamm sogenannte Spalrw'aare
hergestellt werden, so empfiehlt es sich, ihn in der Saftzeit zu fallen uncf
nach dem Fällen sofort zu spalten.
Sodann ist die S[yaltbarkeit abhängig von dem Vcdaiif der Hol/,- und
Gefässbündcl ; Hol/ mit gerade verlaufenden Fasern lässt sich leichter spalten
als solches mit gewundenen Fasern, und je mehr Drehwüchsigkeit der Stamm
besitzt, desto grösser ist im Allgemeinen seine Schwerspaltliarkeit. Als Icicht-
spaltig gelten glatte und runde Stämme mit senkrecht verlaufenden Rissen
in der Rinde, als schwerspaltig maserige, astreiche und rindenbrüchige, sowie
krumme und ungleichmässig dicke Stämme.
Man unterscheidet folgende acht Grade der Spahbarkeit:
1. äusserst schwerspaltig: Buchsbaum, Platane;
2. sehr schwerspaltig: gemeine Birke, Weissbuche, Akazie^ Uhne;
3. schwerspaltig: Ahorn, Esche;
4. raittelschwerspaltig: Schwarzföhre, Steinbuche;
b, ziemlich leiehtspaltig: Nussbaum, Lärche, Edelkastanie,
6. I ei chtsp altig: Erle, Kiefer, Espe, Stiel- und Traubeneichc, W^eide.
Linde;
7. sehrleichtspaltig: Tanne, Fichte, Weymuthsföhre, gemeine Bn che .
8. äusserst leichtspaltig : Pappel,
W'ichtig ist die Spaltbarkcit für die Erzeugung von Spaltwaarci*, v, k
z. B. von Fas&dauben, Weinpfählen, Dachschindeln, Resonanzholzmuseln u. s. w.
Ueber die Spalt f es tigkeit findet man im § HO Angaben*
S 108. Elasticität (Federkraft),
Mit Elasticität bezeichnet man das Bestreben der Korijer, ihre unter
Einwirkung einer Kraft veränderte Gestalt nach Beseitigung der Kraft wneder
anzunehmen. Die früher allgemein, aber auch heute noch ziemlich weil ver-
breitete Ansicht, dass eine bleibende Formveränderung des Körpers erst
dann eintritt, wenn die Beanspruchung eine gewisse Grosse erreicht und die
durch sie hervorgerufene Verlängerung oder Verkürzung ein gewisses Maas.s
Überschritten hat, ist eine irrige» denn die von Hodgkinson, Clarke,
Bauschi nger u. A. angestellten Versuche haben ergeben, dass schon bleibcmk»
FoTTnveränderungen des Körpers ilurrh kleine Beanspruchungen hervorgerufen
werden können. Diejenige Beanspnichung, unter welcher man bleiben muss,.
wenn die Fomiveränderung keinen für den bcal>sirhtigtcn Zweck unzulässigen
Grad erreichen soll, nennt man Elasticitatsgrenze, auch ProportionaHtäts*
grcnjcc» weil unterhalb dieser Beanspruchung die Verlängerungen aiier Ver»
Drittes Capitel. Die Hölzer.
801
kürzungen als proportional den erzeugenden Kräften angenommen werden
können und der Elast icitätsmodul nahezu constant bleibt. Unter Elasticitäts-
modul versteht man diejenige Kraft, welche erforderlich sein würde, um
einen Körper vom Querschnitt = 1 auf das Doppelte seiner Länge auszu-
dehnen, oder ihn um seine eigene Länge zusammenzudrücken, wenn dies sein
Gefüge zuliesse; da dies nicht der Fall ist, so lässt sich der Elasticitätsmodul
nur annäherungsweise ermitteln.
Die Elasticität oder Federkraft des Holzes hängt vom anatomischen
Bau desselben ab und wird auch vom Klima, von der Bodenbeschaffenheit
(dem Standort) und vom Wassergehalt des Holzes beeinflusst. Die Elasticität
besitzt selbst bei einem und demselben Stamm einen verschiedenen Grad, je
nachdem nämlich das Holz nach seiner Faserrichtung oder senkrecht auf
diese im Sinne des Halbmessers oder im Sinne der Sehne in den Jahres-
ringen beansprucht wird. Beim Holz steht die Elasticität in der Regel im
geraden Verhältniss zu seinem specifischen Gewichte, und sie erreicht bei
biegsamen und zähen Hölzern, also bei Nadelhölzern, einen ziemlich hohen
Werth.
Der Wassergehalt hat auf den Elasticitätsmodul nur einen geringen,
auf die Elasticitätsgrenze dagegen einen grossen Einfiuss, denn beim stark
gedörrten Holze liegt diese nahe der Bruch grenze, bei welcher eine Zer-
störung, Zerreissen, Zerdrücken u. s. w. des Körpers eintritt. Bei luftrockenen
Hölzern wird nach Karmarsch die Elasticitätsgrenze schon bei einer
^nspruchung von Y^ — ^8 ^^^ Bruchkraft erreicht.
Bei der Tanne nimmt (nach Lange) die Elasticität mit abnehmender
breite der Jahresringe zu; bei gleicher Breite der Jahresringe ist das Splint-
holz der Tanne elastischer als das Kernholz. Ringporiges auf der Nord-, Nord-
west- und Nordostseite eines Bestandes gewachsenes, geradfaseriges Holz
P^itzt meistens eine grosse Elasticität, schwammiges (nicht ringporiges) Holz
ist unelastischer als engporiges, in der Zersetzung begriffenes Holz unelastischer
^ gesundes, altes Holz unelastischer als junges, astreiches Holz unelastischer
^Is astfreies, grünes Holz unelastischer als lufttrockenes, beschlagenes Holz
'"»elastischer als rundes, unbeschlagenes u. s. w.
Karmarsch hat die Elasticitätsgrenze durch Beanspruchung prismatischer
Stäbe von 1 mm^ Querschnittsfiäche für verschiedene Holzarten ermittelt. Er
erbielt folgende Werthe:
1
Holzart |
^;. §rJtfS,^'.n.« Dabei eintretende
''%^J^4?*pr:Sf"" Verlängerung
Buche
Eiche
Esche
Fichte
163
272
252
252 1
142 1
249
220 1
1
1:570
1:430
1:385
1 -470
Lärche
1:510
Tanne
1:500
Ulme .
1:414
Nach den Ermittelungen anderer Fachleute ist die nachfolgende Tabelle
zosaimneiigestellt worden.
3^y2
Erster Theil. Die HaupUtoffc.
H fj 1 1 a I' t
KUatictt^l
ag^r^^czc pa,rallrl
zur Faser
' für Zug tilr Druck für Birjjunf
in KOo^«nm fOr das QuodratcCatiniFt^r 1
Eiche (Stiel-)
350
1 282
1 203
209
172
170
24i>
235
147
222
209
180
240
260
24t*
190
155
271
177.
ISO
157
797
198
14,H
15(;
» <Trauhco-) ..... .
Esche *........
Fichte
Lärche .
Kiefer
Rothbuche .
Tanne ....... ....
1 Ulme
Für den I^iasticitätsinodul wurde» folgende Durchschnittswerthe
Kilogramm für das Quadratcentimeter) ermittelt:
H -
V\\t Zug
l>rurW
Für Bi^guii;
Kacli
Eiche I 108.0Ü0
Buche 180.(XX)
KicfcrD-Kenibok . , . » | 54,(X)0
K i e fem-Spl in Ih ol £
Fichtcn-Kcrnholz
FichteQ*SplinthoU
121.000
6L000
i2aüoo
ia^.000
169.000
84.000
108.000
89.000
100.000
lüO.OOO
128.000
loaoou
Ul.OOO
V, Tetmaief
■ <
B«i aschin ger
Als Mittel wert he kann man annehmen:
aj Für die Elasticitätsgrcnzc
bei Zugbeanspruchung: 240 ^^, bei Drurkbeanspruchung: 220 ^^, bei Biegung*^
V>eanspruchung: 170 kg für das Quadratcentimeter
^) für den Elasticitätsmodul
bei Zugbeanspruchung: 12ü.00ü Ji:g, bei Druckbeanspruchung: 114.00tJ ^»
bei Biegungsbeanspruchung: 11 2.000 ß:g für das (Quadratcentimeter,
Nürdlinger unterscheidet sechs Klasticiiatsgrade, nämlich:
1, äusserst elastisch: Ebenholz, Teakhob;
2. sehr elastisch: gemeine Akazie, Silberahom;
5. elastisch: Birke, Espe, Linde, Nussbaum, Urne;
4. ziemlich elastisch: gemeiner Ahorn, Buche, Eiche, Esche, Fichic.
5. schwach elastisch: Erle, Hainbuche, Lärche, Tanne;
ti sehr schwach elastisch: eschenblätteriger Ahorn, F>le» Kiefcft
Pappel.
§ 109. Biegsamkeiti Zähigkeit, Sprodigkeit.
Mit der Elasticität steht die Biegsamkeit in Beziehung, denn biegsame
Hölzer sind gewöhnlich auch elastisch. Ein Holz ist biegsam, wenn es sich,
ohne zu zerbrechen, bis zu einem gewissen Grade krümmen und in dieser
gekrümmten Lage nachher erhalten lässt. Die Kraft, welche eine derarrigr
bleibende Form Veränderung hervorzubringen vermag, liegt demnach zwischen
Drittes Capitcl. Die Hölzer. 303
der Elasticitäts- und Bruchgrenze und vernichtet einen Theil der Elasticität.
Da sich bei künstlich gebogenen Hölzern die Fasern bereits immerdar in
Spannung befinden, so dürfen solche Hölzer (z. B. bei Holzbogenbrücken)
nicht so stark beansprucht werden wie nicht gekrümmte Hölzer.
Die Biegsamkeit ist bei den einzelnen Holzarten, auch bei den ein-
zelnen Theilen eines Baumes, verschieden gross. Im Allgemeinen ist Wurzel-
holz biegsamer als Stammholz, und letzteres biegsamer als Wipfelholz. Sehr
oft besitzt Kernholz eine grössere Biegsamkeit als Splintholz, und immer ist
die Biegsamkeit beim frisch gefällten, jungen und mit Wasser durchtränkten
Holz grösser als beim lufttrockenen und bei letzterem grösser als beim ge-
dörrten; es hängt daher der Grad der Biegsamkeit vom Feuchtig-
^eitsgrad des Holzes wesentlich ab. Die Biegsamkeit lässt sich durch
^J^ärmen des Holzes (durch Behandlung mit Wasserdampf oder mit heissem
^^ asser), aber auch dadurch bedeutend erhöhen, dass man die obere Fläche
^es zu krümmenden Holzes mit Wasser begiesst und die untere durch ein
^ohlenfeuer erwärmt (vergl. auch § 112).
Buchen- und Eichenholz sind bedeutend biegsamer als Tannen- und
f^jchtenholz, wie aus den folgenden Verhältnisszahlen ersichtlich ist, welche
^"^ Gewichtseinheiten angeben, durch die Stäbe von gleicher Länge und
demselben Querschnitt um das gleiche Mass gekrümmt werden :
Eichenholz 62 — 84, Buchenholz 67, Tannenholz 90, Fichten-
*^olz 100.
Einen hohen Grad von Biegsamkeit nennt man Zähigkeit, einen
nie eieren Sprödigkeit. Um die Zähigkeit der Hölzer festzustellen, werden
dieselben so lange hin und her gebogen, bis sie zerbrechen. Setzt man die
Zähigkeit des Eichenholzes = 100, so erhält man folgende Verhältnisszahlen :
Weide 108, Fichte 104, Eiche 100, Buche und Tanne 97;
nimmt man aber (nach Pfeil) die Zähigkeit des Ulmenholzes =r 100
*^' so ist die Reihe folgende:
Ulme 100, Lärche und Hainbuche 80, Eiche 77, Kiefer 75,
^^'^idenstamm 75, Fichte 75.
Zu den zähesten Hölzern gehören die jungen Stämme und Schöss-
"*^&e von Weiden (Flechtweiden), Haselnussbäumen, Birken, Ulmen, Hain-
I^^^Hen, sowie die Fichtenäste und Kiefern wurzeln ; sehr zähe sind auch
jung^ Stämme von Eichen-, Erlen-, Eschen-, Feldahombäumen und Mass-
"oUi^rn; spröde sind die alten Eichen, Erlen, Rothbuchen u. s. w. Sehr
^^^ Hölzer benutzt man zu Maschinen- und Stellmacherarbeiten (z. B. zu
gebogenen Radreifen aus einem Stück), zu Flechtwerken, feinem Spaltholz
'^- 1^. zu Dachschindeln), gebogenen Möbeln, gekrümmten Spänen zu Schachteln,
gebogenen Schiffbauhölzern u. s. w.
§ 110. Festigkeit.
Unter Festigkeit des Holzes versteht man den Widerstand desselben
K^^gcn eine Trennung seiner Holzfasern durch eine in Richtung der Faseni
oder senkrecht auf diese (radial oder tangential) wirkende, zerreissende, zu-
sammendrückende, biegende (brechende), abschecrende oder verdrehende Kraft.
Die Festigkeit des Holzes ist vom Gefüge und dem specifischen Gewichte
abhängig, d. h. von der Masse der Fasern, ihrer mehr oder weniger innigen
304
Erster Thcil. Die Hauplstoffe.
Verflechtung und Verbindung und ihrer Länge. Da das Gefiige nicht nur
bei den einzelnen Holzarten, sondern auch bei den einzelnen Theilen des-
selben Baumes, oft sogar an zwei Stellen eines einzigen Stückes sehr ver-
schieden ist, so schwankt die Festigkeit im grossen Ganzen zwischen ziem-
lich weiten Grenzen. Im Allgemeinen ist Kernholz fester als Splintholz,
trockenes Holz fester als feuchtes, langsam gewachsenes fester als üppig ge-
wachsenes, schweres fester als leichtes, unbeschlagenes fester als beschlagenes,
in kälteren Gegenden gewachsenes Nadelholz fester als das in wärmeren
Gegenden gewachsene, aus den Tropen stammendes Holz fester als das im
gemässigten Klima gewachsene u. s. w.
Die von vielen hervorragenden Fachleuten, z. B. von Rondelet, Kar-
marsch, Redtenbacher, Nördlinger, Mikolaschek, Bauschinger,
Böhme u. s. w., angestellten Untersuchungen der Festigkeit von Hölzern
haben Zahlen ergeben, welche zum Theil sehr weit von einander abweichen.
Dies kann nicht befremden, wenn man bedenkt, dass die Festigkeit von sehr
vielen Factoren abhängt, dass selbst Versuchshölzer derselben Art trotz sorg-
faltigster Auswahl in Bezug auf Faserung (Gefüge und Dichtigkeit), Trockenheit,.
Bearbeitung (Beschlagen), Alter u. s. w. oft ganz verschiedene Festigkeiten
zeigen, und dass z. B. ein Langholz, in drei bis vier gleiche Theile geschnitten,,
mitunter in jedem einzelnen Stücke eine andere Festigkeit besitzt.
In den nachfolgenden Tabellen bedeuten die Zahlen die An-
zahl von Kilogrammen, durch welche ein prismatischer Stab von
1 cm^ Querschnittsfläche zum Bruch gebracht wird.
A. Zugfestigkeit (absolute Festigkeit).
aj Die Kraft wirkt in Richtung der Fasern.
""'•»'' ] K^ch
Nach
Cbevatidier ö.
Ahorn « . . . ^ - - > .
991—1286
_
jTki-T -11 OEJ l
^H
Drittes Capitel. Die Hölzer.
305
b) Die Kraft wirkt quer tur Faserrichtung (Querfestigkeit, Spaltfestigkeit.)
Nach Karmarsch:
Ahorn 37— 72
Birke 62—106
Eiche 44— 61
Erle 17— 33
Esche 22— 41
Espe 17— 41
Hainbuche 77—101
Kiefer 15— 59
Rothbuche 65—122
Tanne 12— 41
Ulme 34— 37
Nach Rondelet:
Eiche 50
Buche 73
Kiefer 48
Setzt man die mittlere Zugfestigkeit in der Längsrichtung der Fasern = 1 ,
so ist nach Nördlinger die mittlere Zugfestigkeit nach der Richtung der
Markstrahlen (radial) =01 und die nach dem Umfange der Tangente = 009.
Nach Chevandier und Wertheim u. A. ist die Querzugfestigkeit:
a) im Sinne des Halbmessers t) im Sinne der Tang:ente
beim Eichenholz 582 40*6
1 Eschenholz 21*1 408
» Kiefernholz 190 400
1 Rothbuchenholz 88*5 75*2
» Tannenholz 220 29*7
1 Uhnenholz : 34*5 36*6
B. Druckfestigkeit (rückwirkende Festigkeit).
a) Die Kraft wirkt in Richtung der Fasern,
I z a
Esche . . .
Fichte . . .
Kiefer . . .
Lärche
Rothbnche .
Stieleiche . .
Tanne . . .
Tranbeneiche
Ulme . . .
Nach
Mikolaschek
297
302
320
38<>
364
312
258
23C
Amerikanische Kiefer: 477 (nach Hodgkinson).
Nach
Heinzerling
Nach
Nürdlinjfcr
\
V,
^
^ l£
*/.
i*-^
. ■
? EU
Vi
3
\
^>JB,
<o \j
~—
X
439
29(J-448
444
40G— 625
612
511
425
439
h) Die Kraft wirkt senkrecht zur Faserrichtung.
Buche 350 Esche 350 Eiche 350 Kiefer 220
K r i c« r, Haadhocb der Baastofflebre.
20
306
Erster Theil. Die Hauptstoflfe.
C. Biegungsfesügkeil (relative Festigkeit).
Die Kraft 'mirkt st fik recht zur Faserrichtung,
Vi u \ ^ i, t \
Xiirdlinjjcr
j Ahorn, gemeiner . * .
n Silber- ....
Birke . . ... *
Buche (RolH ....
Eiche (Tratiben-) , . .
' » (Stiel-) , . . .
Erle ......
Esche t I
Espe ......*.,;
Fichte . . ..... I
Ktefefi gemeine . - . . |
» (Weymoylhsföhre)
Lärche .......
Liode .......
Pappel, gemeine . . .
w Silber- , - .
Tanne .......
Ulme .,.,.*..
H>i6
TTf>
1(M1
1JT3
1 15.1
1169
\m>
715-8Ö8
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747-^02
TltJ
1073 ^n*i3
acbrk
im*
453
618
4^5
32T
WA
430
437
ÜAfloW
TTcdgold
657
62^1
855
68f>
443-46H
483
427
835^1292
r^3
671 -fm)
a32
4118-800
414
588^736
(^83
Hur th sehn Ltt9^
werth*?
[nach La.ii£e][
%7
776
876
071
800
800
771
*>8;^
744
623
618
663
715
622
716
566
826
Mabügoni 12(K* (nach Morin);
PockhoU 1>40 (nach Barlow) j
Kanadische Eiche 745 (nach Barlow) ;
TeakhoU 1039 (nach Barlow)» llOiJ (nach Morin).
\
D. Schub-, Scheer-, Gleitungsfcstigkeit.
Drittes Capitel. Die Höker,
aoT
E. Verdrehungü-, Windungs-, Torsionsfestigkeit.
Parallel Radiril fäntfentia
Eiche , .... 280 28W BOüO
Fichte,.. ..,...- IHüO 1800
Kiefer 2000 2000
Tanne . 240 — —
F. Schnittfestigkeit.
Widerstand gegen Zerschneiden, Zersägen, Hobeln — gleichbedeutend
mit Härte (siehe g 106).
In nachfolgender Tabelle ist die zulässige Druck beanspruchnn^
in Kilogrammen für das Quadratcentimeter Querschnittbfläche für folgende
FäMe angegeben:
tf> die Länge des Stabes beträgt nicht mehr als das zwölffache der
kleinsten Querschnittsfläche, oder es ist der Stab gegen Durchbiegung durch
w^itl^rhe Stützen gesichert;
b\ die I>ange des ganz freistehenden Stabes verhält sich i^x kleinsten
i^»vierschnittsfläche unter 24: 1;
r) die Länge des ganz freistehenden Stabes ist geringer als das 48 fache
tier kleinsten Querschnittsfläche.
G. Zulassige Belastung pro t crn- Oucr^iclmittsn-khc,
Starke Eiche
' SchvTAChc Eiche
. Fichte
\ Weisstanne
Im Allgemeinen rechnet man als zulässige Inanspruchnahme der
lölzer den zehnten Theil der den Bruch herbeiführenden Kraft.
In <!er »Denkschrift über die K in r i ch tu ng von l^rüfungs- und
Versuchsanstalten von Baumaterialien, sowie über die Einführung
einer staatlich anerkannten Classification der let/.teren< heisst es:
iAls Bauholz wird im weitaus überwiegenden Maasse Fichten- und Kiefern*
holz verwendet. Deshalb soll vorläufig nur dieses, mit dem gemeinsamen
Namen »weiches Holz« bezeichnet, in die Classification aufgenommen
werden* Die Art der Inanspruchnahme des Holzes ist in den meisten Fällen
dir Biegung» die auch beim Angriff auf Zerknicken bei Pfosten, Säulen
u. 5i. w, mit ins Spiel kommt. Deshalb liegt es nahe, die Classification des
Batiholxes auf seine Biegungsfestigkeit zu gründen. Zu dem Zweck werden
l*robcstÜcke mit quadratischem oder nahezu quadratischem Querschnitt von
etwa YZrm Seite und von Vhm Länge hergestellt und abgebrochen, indem
nie, mit beiden Knden frei aufliegend, durch eine in der Mitte concentrirte
Kraft mehr unil mehr durchgebogen werden. Nach den gewöhnlichen
Htrrfm jr^formcln ist hieraus die beim Bruch in den äussersten Faseni statt*
Biegungssparmung oder die Biegungsfestigkeit zu berechnen <,<
^-..., at 1: Minimalbiegungsfähigkeit 450 kg für dns Quadratcentimeter
~~ 11: . ' ^ 300 ^
d06
Eriter ThciK Die HaapUtoffc,
§ IIK Dauerhaftigkeit
Die Dauerhaftigkeit des Holzes hängt ab:
1. vom Gefüge und dem Saftgehalt Grosse Dauerhaftigkeit be
sitzt im Allgemeinen dichtes^ festes Kernholz mit engen Jahresringen, femer
Holz mit kräftig entwickeltem Herbstholz der Jahresringe, engporiges Tannen-
und Fichtenholz mit genügendem Harzgehalt und Holz, das reich ist
fetten und flüchtigen Oelen (z. B. Terpentin). Kernholz ist am haltbarst
bei mittelstarken Bäumen; bei überständigen (alten) geht der Kern oft schon
auf dem Stand in Fäulniss über und besonders, wenn der Stamm durch Frost-
einwirküng gelitten, also Frostrisse erhalten hat, oder durch abgebrochene
Aeste beschädigt int oder eingewachsene Aeste besitzt; aber auch sonst
zeigt überständiges Holz meistens schon Spuren beginnender Ven^^esung.
Dichtes, schweres Holz widersteht den Einflüssen der atmosphärischen Luft
besser als stark poröses und schwammiges, Holz älterer Bäume besser als
solches von jungen Stämmen; Holz mit Mondringen, beziehungs-i^^eise doppeltem
oder falschem Splint besitzt keine Haltbarkeit. Von grossem Einfluss auf die
Dauerhaftigkeit ist der Saftgehalt des Holzes» denn saftreiche Hölzer (z. B,
Erle, Weide, Birke, Buche, Eichenholzsplint u, s, w,) sind besonders leicht
dem Wurmfrass, der Fäulniss und dem Schwamm ausgesetzt; sie werfen sich,
schwinden und reissen stark und lassen durch die Risse leicht Nasse in ihr
Inneres eindringen; saftarmes (ausgetrocknetes) Holz dagegen hat im All»
gemeinen eine grosse Dauerhaftif^'keit, und wird man deshalb zweckmässig
nur solches zu Bauten verwenden. Am saftreichsten ist das SpHntholz (na-
mentlich von Eichen» Kussbäumen u» s, w.)i auch ist dasselbe stark hygro-
skopisch ; es wird leicht vom Wurmfrass zerstört oder geht durch Ver
moderung zugrunde ; daher ist splintanncs Holz dauerhafter als splintreiches.
W'enn man Holz l>ei warmer Witterung fällt und es mit der Rinde am
Boden liegen lässt, so gehen die gährungs- und fäulniss fähigen, eiweiss- und
stickstoffhaltigen Saftbestandtheile sehr bald in Zersetzung über, wodurch die
jüngeren, saftreichen Holzbestandthede erstickt werden (anlaufen). Man
erkennt diese Zersetzung an der dunkleren Farbe (Anlauffarbe), die das
Splintholz einnimmt; so z, B. läuft der Splint der Nadelhölzer grünlichbbu,
der Splint der Esche bräunlich und der Splint der Eiche braun an. Ersticktes
Holz ist für Bauzwecke noch brauchbar» d. h. besitzt noch eine genügende
Dauerhaftigkeit, wenn es schnell ausgetrocknet und im Trockenen verwendet
wird, wenn es keine helleren oder dunkleren Flecke zeigt, und wenn es nicht
nach Schimmel riecht, sich also nicht im Zustand beginnender Fäulniss
befindet.
Um eine gute, aber langsame Austrocknuug zu erzielen, wird der ge-
fällte Stamm nur in schraubenförmigen Streifen entrindet» auch lässt man
den im Laub geschlagenen Stamm liegen, bis das Laub verwelkt ist, und im
Frühjahr gefälltes Holz so lange, bis es ausgeschlagen ist und dadurch an
schädlichen Saftbestand t heilen verloren hat. Eichenholz kann unentriniiet längere
tZeit im Walde liegen bleiben, ohne dass ein Ersticken desselben eintritt,
■dagegen sind Ahorn, Rothbuche und Birke, die leicht stockig werden, baltl
zu entrinden. Empfohlen wird auch, die noch lebenden Bäume theilweise zu
schälen^ damit sie schon vor dem Fällen langsam austi'ockncn um] ihi Splinu
holz vom Regen ausgewaschen (ausgelaugt) werden kttnn«
2* vom Standort des Baumes, Hob, das im freien Stande gewachsen
ist und demnach allseitig der Einwirkung des Lichte ^ ausgesetzt w*ar, besitzt
reicher entwickeltes Herbstholz und ist demnach dauerhafter als das im ge-
schlossenen Re\4er aufgewachsene. Ein zu fruchtbarer (fetter) Boden ver-
anlasst ein üppiges VV^achsthum des Baumes^ bei Laubhölzem leicht Saftfäule,
bei Nadelhölzern leicht Kern- und Rothfäule und beeinträchtigt daher die
Haltbarkeit Ein trockener Standort liefert im Allgemeinen ein besseres,
haltbareres Holz als ein nasser. Nadelhölzer, die auf rauhen Höhen oder
im Norden langsam aufgewachsen sind, besitzen eine grössere Dauerhaftigkeit
als solche aus Tieflagen, denn ein kälteres Klima erzeugt engere Jahresringe
tti ihnen. Auch sonst beeinflusst das Klima die Haltbarkeit, denn durch
Frost gereiftes Holz ist fast immer w^enig dauerhaft^ und Bäume, die auf
fremdem Boden aufgewachsen sind, liefern weniger hakbares Holz als die
auf heimatlichem Boden gediehenen gleicher Art,
3* vom specifischen Gewichte (der Massigkeit), Von zwei
Hölzern derselben Art ist gewöhnlich das specifisch schwerere das dauer-
haftere, dagegen hängt die Dauerhaftigkeit verschiedener Holzarten nicht
vom specifischen Gewichte ab, denn es besitzen z, B. die schwereren Buchen ,
Ahorn* und Birkenhölzer eine geringere Haltbarkeit als die leichten Nadel-
hölzer; erstere gehen namentlich im Freien und unter ^\'asser leicht zu-
grande.
(Nicht abhängig ist die Dauerhaftigkeit, wie hier noch erwähnt sein
m:k^t von der Härte.)
4. von der Fällzeit. Ueber den Einfluss der Fällzeit auf die Dauer-
luil%keit des Holzes ist viel hin und her gestritten worden; einige Fäch-
le 1 der Ansicht, dass das im Winter gefällte Holz eine grössere
JH. f besitzt als das im Sommer geschlagene, während andere einen
rexiiliLhen Unterschied zwischen dem Sommerhob und dem Winterholz in
ug auf Dauerhaftigkeit nicht anerkennen wollen, und wieder andere be-
haupten, es sei bei Ivaubhölzern die Fällzeit belanglos, bei Nadelhölzern
«la^Cgen von Bedeutung, indem das im Winter gefällte Nadelholz wegen
^oes eingedickten Sattes gegen Fäuhiiss und Wurmfrass mehr geschützt sei.
Jedenfalls wird von keiner Seite bestritten werden köntien, dass Holz, welches
lÄDgere Zeit in tier Rinde im Walde liegen bleiben muss, und solches,
welches leicht erstickt (wie z, B. das Holz der Rosskaütanie, der Esche und
tle» Ahorns), im Winter gefällt werden muss, weil es im Sommer leichter
enüttckt äU im Winter, Gegen das \\ interholz spricht der Umstand, dass es
von Insectcn leichter angegangen wird als Sommerholz, weil ersteres mit
Siarkctnchl u. s. w. angefüllt ist, (Vergl. auch § 141.)
b. vom <-)rt der Verwendung. Im nassen oder glcichmässig feuchten
SatwK Lehm- unci l'honboden halt sich Holz sehr lange, im trockenen Sand-
boden kürzere Zeit, im Kalkboden, dessen Feuchtigkeitsgrad häufig wechselt,
nnd de^isen Kalkbestaiidtheil zerstörend auf die Holzfaser einwirkt, sowie im
Abwechselnd feuchten und trockenen Sandboden sehr schlecht. Nach Pfeil
: uzt die Dauerhaftigkeit des Holzes im letzteren P'allt- imr etwa ein Viertel
le*r des Holzes im Thonbodeii. Ueber die Haltbarkeit von Eisenbahn-
f»chi%eUen, tlie theilwcisc im Boden liegen und nicht durch Impi en
a *. w. dauerhafter gemacht sind, hntlet man im aOrgan für die 1 rtc
fies Ktflcnbahnwesen«c folgende Angabai;*cs halten Schwellen aus
310
Erster Tbeil. Bie HauptÄtoffc.
Eichenholz , 14 — 16 Jahre fang
Lärchenholz . , , 9 — 10
Kiefernholz , 7— H
Tannen- und Fichtenholz o — 6
Buchenholz . . .2'Ö — 3
L liier Wasser oder in imnicrwalircnder Feuchtigkeit ist die Dauer
haftigkeit im Allgemeinen und besonders beim Weissbuchen-, Eichen^
Ulmen-, Erlen-, Kiefern- und Lärchenholz eine hohe. Man erklärt sich dies
aus der gleichmässig kühlen Temperatur des Wassers, aus der statthndendeu
Auslaugung der fäulniss- und zersetzuiigs fähigen Holzbestan*ltheile und aus der
durch den Druck des Wassers alhnälig herbeigeführten Verdichtung des
Holzes, wobei vorhandene, ausgeschlämmte oder aufgelöste Mineralstoffe u\
die Poren des Holzes eindringen und letzteres nach und nach verkieseltj.
Es gibt aber einige Holzarten, die »ich im Wasser vollständig auflösen; zu
diesen gehören Ahorn, Birke, Esche, Linde und Weide. Im Meeres-
wasser stehende Hölzer werden äusserst leicht vom Wurmfrass heijngesucht
und die im sumpfigen W' asser stehenden von Fäulniss. Nach Pfeil erlangen
Eiche, Erle und Kiefer unter Wasser in Folge starker Zusammenziehung ihrer
Fasen) eine grosse Härte, auch nimmt Eichenholz allmalig eine schwarze
Farbe an, so dass es dem Ebenholz ähnelt; Nördlinger fand dagegen ein
aus dem W' asser gezogenes Eichenholzstuck so weich, dass man es wie
Speck zerschneiden konnte, nach deni Austrocknen wurde dasselbe aber sehr
hart und spröde.
In immerwährender Trockenheit ist die Haltbarkeit der Hölater
eine fast unbegrenzte und im Innern von Gel>äuden sowie an solchen Orten,
wo die Hölzer gegen Feuchtigkeit (Regen und Schnee'^ genügend geschützt
sind, im Allgemeinen eine grosse, jedoch büssen die meisten Hölzer au
Festigkeit ein, ohne dass eine beginnende Zersetzung bemerkbar wird, utn]
werden allmalig spröder, auch 'vvird selbst das Kernholz vom W'urmfrass xer-
stört; freilich tritt dies meistens erst nach Hunderten von Jahren ein.
Ist Holz der directen Sonnenbestrahlung ausgesetzt, so erhiUt
es zahlreiche Risse; da in diese leicht Nässe eindringen und dann Schwamm
erzeugen kann, so empfiehlt es sich, hiergegen geeignete Schutzm.issregeln zu
treffen, von denen später noch die Rede sein wird.
In feuchten Kellern, Ställen, auch Küchen u. s. w., in welchen das Holz
nicht auszutrocknen vermag, und zu denen frische Luft nicht treten kann, oder
an solchen Orten, wo das Holz nicht gegen die Euiwirkungen von feuchter
Luft und Nässe genügend geschützt und demnach abwechselnder Nässe
und Trockenheit oder (bei Wasserbauten) der Ebbe und Fluth aus-
gesetzt ist, geht es gewöhnlich schon nach kurzer Zeit zugruntle* Hartig.
Nördlinger, Pfeil u, A. haben über die Dauerhaftigkeit der Bauhölzer
sehr sorgfältige Untersuchungen angestellt, deren Ergebnisse in nachfolgender
Tabelle zusammengestellt sind:
Drittes Capitel. Die Hölzer.
311
Holzart
Im Freien
gfeschUtzt
(nach
Nördlinjfer
und Pfeil)
Im Freien
ungegchützt
(nach
Nördlingren
und Pfeil)
Unter
Wasser
Im Boden (nach Hartijf)
Ahorn- . . |
Birke . . . {
Bnche . . .
Eiche. . . .
Erle ....
Esche . . .
Fichte . . .
Kiefer (Föhre)
Lärche . . .
Linde . . . jl
Pappel . . . I
Tanne. . . {
Ulme. . .
Weide . .
ziemlich
gross
20-38 j
15-95
100
25-38
30-95
50—75
90-95*)
90-95
ziemlich
gross
25-35
ziemlich
gross
80-100
35-40
sehr
gering
15-40 {
10-60
100
20-40
15-64
40-67
40-85
40-85
sehr
gering
20-^40
ziemlich
gross
60-90
30
iunhaltbarj
unhaltbar]
70-100
100
100
unhaltbar
50
80
80
[unhaltbar
unhaltbar
ziemlich
gross
90
unhaltbar
nach a Jahren (A. platanoVdes), bezw.
8 Jahren (A.pseudopl.)an der Erde abgefault '
nach 6 Jahren (gemeine Hirke), bezw.
8 Jahren (alba var.) an der Krdc abgefault
nach 5 Jahren an der Erde abgefault
nach 10 Jahren im Splint abgefault
nach 5 Jahren an der Erde abgefault
nach 8 Jahren an der Erde abgefault
nach 10 Jahren im Splint abgefault
nach 10 Jahren im Splint abgefault }
nach 10 Jahren nnverHndert
\ nach 5 Jahren an der Erde abgefault
nach 5 Jahren an der Erde abgefault
I nach 10 Jahren im Splint abgefault
nach 8 Jahren an der Erde abgefault
*) Junge Kiefer 1.5— fiO.
In der folgenden, von Mothes veröffentlichten Tabelle ist die gross te
Dauer nach einzelnen Beispielen angegeben:
Grösste Dauer.
Holzart
Ahorn ....
Birke ....
Buche (Weiss-)
» (Roth-)
Eiche . . .
Erle
Esche ....
Fichte . . .
Kiefer (harzige)
Lärche ....
Pappel ....
Tanne ....
Uhne ....
Weide ....
In iqimer-
währender
Nässe
20
10
750
10
700
800
10
60
500
600
10
70
1000
20
In wechselnder Nässe und
Trockenheit
an der Luft
abgeschlossen
von der Luft
10
5
80
20
120
5
20
45
80
90
3
50
100
5
5
8
130
5
200
2
3
20
120
150
1
25
180
4
In immer-
währender
Trockenheit
1000
500
1000
800
1800
400
500
900
1000
1800
500
900
1500
000
Allgemeinen zu den dauer-
und Kiefer, zu den weniger
zu den unhaltbaren: Birke,
Nach diesen Tabellen gehören im
haftesten Hölzern: Eiche, Ulme, Lärche
haltbaren: Buche, Erle und Esche und
Pappel und Weide.
6. von der Temperatur, denn Fäulniss entsteht und verbreitet sich
nur bei einer mittleren Temperatur und wird sowohl durch Frost als auch
durch eine dem Siedepunkt des Wassers nahekommende Temperatur, bei
welcher eine starke Wasserverdunstung stattfindet, zerstört.
ni2
Erster TheiL Die HsiupUto^.
Diu- Daycrhaftigkeit lässt sich durch geeignete, in den §§ 151 — 154
näher besprochene Mittel wesentlich erhöhen.
§ 112* Schwinden, Werfen, Reissen*
4
Nach dem Fällen beginnt die Austrocknung des Stammes, wenn der
"selbe der Luft ausgesetzt und gegen ^.uströmende Nässe (Regen und Schnee)
geschützt ist. Die Austrorknung erfolgt, wie bereits im § 102 bemerkt wurde,
bei dichten, schweren und harten Hölzern (mit Ausnahme des schweren
Pockholzcs) langsamer als bei weitporigen, leichten und weichen» bei ganzen
Stämmen langfiamer ab bei gethetlten, bei unentrindeten langsamer als bei
iheilweisc oder ganu entrindeten, bei entrindeten an der Wölbfläche lang*
samer als an der Hirnseitc, und an der Spiegelfläche langsamer als an der
Wölbfläche, beim Kernholz eines Stammes langsamer als beim Splintholz,
beim Herbstholz eines Jahresringes langsamer als beim Herbstholz u. s. w.
Iinti erzeugt eine Volumenvermindcrung des Holzes (Schwinden) in Folge
fcnsammen Ziehung der Fasern, Dieses Schwinden beginnt an der zuerst am-
trocknetnlen Stelle, also an der Oberfläche, Die Grösse des Schwind-
masses hängt ab*
L vom Saft ge halt Je saftreicher das Holz ist, umso mehr schwindet
es; daher schwindet junges Holz mehr wie altes, Splintholz mehr wie Kern-
holz, U'ititerho!/ mehr wie Sommtirholz;
2. von der Geschwindigkeit, mit welcher die Austrocknung
vor sich geht. Langsam ausgetrocknetes Holz schwindet weniger wie^
ausgetrocknetes;
H. von der Richtung, nach welcher das Holz geschnittl
Am stärksten schwindet das Holz in Richtung der Jahresringe (in
Dicke der Markstrahlen), wenig in Richtung des Stammhalbmcssers (in
T^ngc der Spiegel) un<l am geringsten in Richtung der Fasern (in
Breite der Spiegel). In letzterem Falle ist das Schwinden so minimal, dass
man es bei Holzverbindungen ganz unberücksichtigt lassen kann; das
bedeutende Schwinden in Richtung der Jahresringe dagegen muss bei
Verarbeitung der Hölzer sehr wohl beachtet werden. Am stärksten schwinij
die Markslrahlen, und es entstehen an iliren Stellen Vertiefungen (Rinn
sowie in unmittelbarer Nähe der Spiegel Schwindungsrisse;
4, von localen Verhältnissen. Knoten, verwachsene Aeste, win
riger Wuchs u, s. w. treten dem Schwinden sehr kräftig entgegen; Ki
biltlungen vermindern und Bastge^'cbe vermehren dasselbe; Ueberwallungsste
schwinden sehr stark u, s. w.
Ueber die Grösse des Seh wind masses geben die auf Seile
abgedruckten Tabellen Aufschluss,
Line Folge de^ ungleichmässigen Schwindens ist das Werfen oder Sil
verziehen des Holzes, Bei dem Holz eines allseitig freistehenden Stam^
liegt der Kern nicht in der Mitte des Querschnittes, sondern mehr nach (
Nordseitc hin, un<l es besitzen die Jahresrii^ge auf der Südseite in F<|
lebhafterer Circulation der Säfte nach der von der Sonne am stärksten]
wärmten Seite eine grossere Breite (Fig. 24S\ Heim Au&trocktien schwin
die auf der Südseite liegenden, lockeren HoUschichten auch in der Läii
richlung mehr als die dichteren, festeren Holzschichten der Nordseitc;
i
tmmfigj
st^H
e sW
Drittes Capitel. Die Holzer.
313
durch wird der vor dem Fällen gerade gewesene Stamm auf der Nordseite
nach aussen gekrümmt und demnach ein Werfen des ganzen Stammes
herbeigeführt
A. Grösse des Schwindmasses nach Dr. Monke.
Holzart
Radial
ausgetrocknet
in Procent
Radial dOrr
in Procent
Achsial
ausgetrocknet
in Procent
Achsial dürr
in Procent
Buche
£liche
^^sche
Hlape.
^F*ichte
XCiefer
X^rche
X^inde
XJlme
1-7
4-3
31
4-3
3-8
3-1
3-4
3-4
5-7
3-4
4-5
7-5
6-8
8-6
61
5-7
6-9
5-2
8-8
5-9
minimal
0-4
minimal
0-2
minimal
()-3
Im Mittel
3-6
6-6
(WJ
minimal
0-2
minimal
03
0-3
0-2
0-4
Ol
0-1
0-16
B. Nach NördUnger.
In Richtung
I der
Fasern
in Procent
In Richtung
des
Spiegels
in Procent
, In Richtung
der
Jahresringe
in Procent
-^liorn . . . .
» (Feld-) .
Ä^che (Weiss-)
» (Roth-) .
^iche
^»le . . . .
^aiche
-spe
J'^ichtc . . . .
*-"ohre (Kiefer)
^indc . . . .
• ^«Älwcide .
Oll
0-OG
0-50
0-21
0-20
003
O30
0-26
006
009
0-01
010
0-05
005
206
203
305
6-82
5-25
2-65
316
5a^)
3-97
2-08
2-49
5-73
2-07
3-85
413
2-97
319
8-00
703
413
4-15
6-90
3-33
2-62
2-87
7-17
1-90
410
Im Mittel
0-14
3-61
4-46
Theilt man einen Baumstamm durch parallele Sägeschnitte in Bretter,
icdoch so, dass ein Sägeschnitt nicht durch den Mittelpunkt des Stamm-
^l^^rschnittes geht (Fig, 249), so schwindet beim Austrocknen das Mittel-
^r^tt A am meisten in der Dicke, am wenigsten in der Breite und zieht
sich an den Enden zusammen, ohne sich zu werfen, weil in ihm die
Spannungen allseitig gleich gross sind und sich daher gegenseitig aufheben;
alle übrigen Bretter dagegen, bei denen sich an den Breitseiten eine Ver-
schiedenheit in der I^age der Jahresringe zeigt, ziehen sich auf beiden Seiten
verschieden zusammen, und zwar krümmt sich die dem Kern zunächst
/
314
Erster rbeil. Die HautHstoffe«
Hegende Seite convex, tVw andtfre concav, iJas Ausseiibrett ß verkleinert
sich am meisten in tler Üreile tuid am geringsten in der Dicke, und seine
dem Keni zugekehrte Seite wird concav. Geht der Sägesrhnitt genau durch
den Mittelpunkt des Baumes^ so werfen sich sänimt liehe Bretter und bilden
eine flache Rinne von umso grösserer Tiefe, je mehr junges Holz iu ihnen
vorhanden ist (Fig. 2<')0V
Tritt wegen der ungleichen Ilauart des HoUes längs der (>bei fläche
ein ungleiches Schwinden nntl demgemüss ein ungleichmassiges Kmmmen,
ein Werfen nach der Länge ein, so nennt man den Holzkörper wind-
schief. Die mittelst gerader Schnitte aus Stämmen gewonnenen Bretter und
Bohlen werden windschief, weil der Baum keine ebenen, sondern nach einer
sehr flachen Schraubenlinie gekrümmte Spaltflächen besitzt. Runde (ab-
gedrehte") Holzsachen werden beim Schwinden oval, weil tlie Zusaramen-
ziehung nach den verschiedenen Seiten des Querschnittes in venichieilenem
(irade erfolgt; Holzscheiben mit sehr stark vorherrschendem SplinlhoU und
stark schwindendem Kern ziehen sich kegelfömn'g; Himflächen zeigen nach
dem Schwinden eine gewölbte Überfläche.
Werden Bretter oder Bohlen auf einer Breitseite angeiiasst oder den
Einwirkungen feuchter Luft ausgesetzt, auf der entgegengesetzten Seite da-
gegen voT) trockener, warmer LuJt bestrichen otler ül>er einem Kohlenfeuer
erwärmt, so ziehen sie sich rund, werden auf der feuchten Seite convex
und auf der trockenen concav; man benutzt dies, um Bretter zu krümmen*
Bretter ocJer Bohlen, welche abwechsehul der Nässe und dem Luftzug aus-
gesetzt werden, erhalten eine convexe Kernseite, weil der dichtere Kern
weniger schwindet als iüe dem Splint näher stehenden Theile der Jahres-
ringe (Fig. 251). üanzen Brettern mit dem Kern in tler Mitie sind nach
Mothes (a, a. O,, L, S. 293) zwei im Kern gespaltene, mit dem Kern nach
entgegengesetzter Richtung aneinandergefügte und auf der Fuge geleimte
Bretter vorzuziehen i^Fig. 2Ö2)*
Erfolgt die Austrocknui^g an einer Stelle des Hokes stärker als an
einer anderen und können die anderen Theile dem schnellen Schwinden
nicht folgen, so findet eine Trennung des Zusammenhanges der Fasern, ein
Keissen, statt. Diese Risse bilden sich, weil die L>ichtigkeit im Holze vom
Kern nach der Rinde ab- und der Tmfang der Jahresringe nach aussen zu*
nimmt und diese Zunahme mit der Dichtigkeit im umgekehrten Verhältnisse
steht. Bei starkem Schwinden des Splinlholzes vermag letzteres den darunter
liegenden Jahresring nicht mehr allseitig zu tiberdecken und es reisst daher
<las Splintholz zuerst an der am stärksten ausgetrockneten Stelle, An der-
i>elben Stelle erfolgt bei weiterem Fortschreiten der Austrocknung ein Reissen
des nächsten Jahresringes, und so setzt sich dies fort, bis <ier Riss zuletzt
vom Splint bis zum Keni geht und also ein Kernriss oder eine Trocken-
spalte entsteht.
Diese Risse ziehen sich, wenn das Holz wieder nass wird (z. B. bei
Wasserbauten) und in Folge dessen aufiiuillt» wieder zusammen, schaden aber
der Brauchbarkeit <lcs Holzes immer, weil sie dessen Widcrstandsfithigkeit
vermindern.
lilsst man gefällte Baumstämme von grüsherer Dicke mit ihrer Rinde
an einem schattigen Orte im Walde liegen, so ziehen sie sich wegen der
sehr langsam erfolgenden Austrocknung nahezu gleichförmig zus^atnmen.
Drittes Capitel. Die HoUer.
315
vchwüulcn sehr wenig und bleiben auch rissefrei, sofern die Rinde nicht
wahrctjd des Austrocknens platzt; tritt letzteres aber ein, so entstehen starke
Kcmns&c. Bei sofort nach dem Fällen cntrintleten Stämmen trocknen die
.tusser«! Schichten zu schnell aus, und es können die inneren Schichten
dieser starken Austrocknung nicht folgen; die Stämme reissen flaher sehr
sthacll und sehr stark auf. Bei regelmässig gewachsenen utid ein festes Holz
besitzenden entrindeten Stämmen wird dem Reissen manchmal mit Erfolg
^or^ebeugtt vvenn man sie an einem schattieren Urte auflagert, wo der Luftzug
ein glcichmässiges Austrocknen befördert; sicherer ist jedoch ein sofortiges
Au&kugen, (Vcrgl § 151.)
Wird ein berindeter Stamm der Länge nach in zwei Theile zerschnitten,
SV bleiben die entstehenden Halbhölzer meistens rissefrei, oder es entstehen
nur einige schwache Kemrissc (Fig. 2oi^) und bei sehr starkem Schwinden
•Ics Kcmes sowie geringem Widersland der Rinde kurze Strahlenrisse; mit-
nntcr aber bildet sich auch eine Strahleiikluft, durch welche das Halbholü
nathmals getheilt werden kann. Beim sogenannten falschen Halbholz,
*ias stärker als die Hälfte des Stammes ist, entstehen an der Kernseite
'femgc kurze, aber starke Risse, während (Äe entgegengesetzte Seite entweder
STioz ohne Risse bleibt oder nur unbedeutend reisst. Halbholz wird nicht
Idcht windschief, dagegen wölbt sich seine Schnittfläche,
Wird ein griiner Holzstamm behufs Verwendung als Wasserleitungs-
öJ^ Brunnen röhre ausgebohrt, so bleibt der Ring entweder vollständig risse-
frei, oder CS bilden sich nur am Umfange ganz kleine Risse, denn der Ring
Wul m seinem Bestreben, sich zusammenzuziehen, nicht durch das weniger
' schwindende Kernholz behindert, weil letzteres entfernt ist. (Fig. 254.)
Bei dem auf der SpHntseite berindeten Viertel holz entstehen beim
AuÄtrocknen noch weniger Risse als beim Halbholz, weil sich dasselbe noch
[ mehr alg das Halbholz nach seinem Bedürfniss zusammenziehen kann ; meistens
finlden sich nur im Splint einige sehr unbedeutende Risse, dagegen krümmt
pich das Viertelholz in der iJingenrichtung sehr leicht auseinander, weil das
üngere Holz, oft noch durch die Rinde verstärkt, kräftiger arbeitet als das
Jtcfc Holz (Fig, 25i\)
Kantholz zeigt im Allgemeinen ein geringeres Reissen als entrindetes
lundholz, weil bei ihm ein grosser Theil des sich am stärksten zusammen-
gehenden und daher am meisten zum Reissen neigenden jüngeren Holzes
thlt (Fig. 25Ö), und zwar ist ein quadratischer Balken, welcher ein
^clmässigeres Holz besitzt, mehr gegen Risse gesichert als ein recht
Ick ige r, bei welchem auf den Schmalseiten sich mehr junges Holz befindet
auf den anderen und sich zumeist nur auf den Schmalseiten Risse bilden,
Dti hier der Cohäsionswiderstand ein geringerer ist.
Liegt der Baumkern ausserhalb des Qnerschnittsniittclpunktes,
cnti»tchen in der Regel auf tien dem Kern zunächst liegenden Seiten
»ige »t^rke, sich gegen cJen Mittelpunkt auskeilende Risse, während sich
den umleren Seiten nur schwächere Risse bilden (Fig. 257). Liegt der
littel(iunkt den Baumes gerade auf einer Kcke des Querschnittes,
bleibcti die beiden diese Ecken bildenden Seiten meistens rissefrei,
irend die beiden anderen Risse erhalten (Fig, 258). Liegt der Baiim-
|erfi ausserhalb des Balkenquerschnittes aber nahe einer Seite des
»o cfitiitehcn entweder an der dem Haummittclpunkt zunächst liegenden
316
Erster Tlieil. Die Httiptatoüe*
Seite oder auf der Spliiitseite Risse, je nachdem ob das jüngere oder ältere
Holz vorherrscht und je nach der Grösse der Cohäsion zwischen Fasern im
alleren oder jüngeren Holze (Fig. 259 und 260).
Auf der Hirn fläche, auf welcher eine besonders starke Verdunstung
des Wassers statlfindet, bilden sich zuerst strahlenförmige, häufig aber auch
sehr zahlreiche stark klagende Risse, die sich später wieder etwas zusammen*
ziehen oder aber auch in Folge des Längenschwindens im jüngeren Hobte
offen bleiben.
Figur 261 zeigt ein Mittelbrett, welches sich nach dem »Saum« ge-
worfen und dadurch eine Kernspaltung erhalten hat,
(Siehe Gottgetreu, a. a. 0„ S, 487— 4l>0, Lange, a. a, O., a 138—142,
Mothes, a. a. O., L, S. 292 und 293.)
Mittel gegen das Schwinden sind im § 151 zu finden.
S 113. Quellen.
Am Schluss des § 102 wurde schon darauf hingewiesen, dass trockenes
Holz Feuchtigkeit aus der Luft ut s. w. ansaugt und dabei sein Volumen bis
zu einem gewissen Grade vergrösseit, d. h. cjuült. Die meist grosse Porosität
des Holzes und die bei der Verdunstungstemj3eratur sich nicht verflucht igetideu,
sondern den Rückstand des Holzsaftes bildenden, stark hygroskopischen
Alkalien (unter ihnen besonders das kohlensaure Kali) sind die Ursache
dieser Eigenschaft des Holzes. Die Wasseraufnahme wird demnach bei stark
porösen und alkalireichen Hölzern oder Holztheilen (z. B. Zweigen) eine
grössere sein als bei dichten und an Alkalien armen; sie wächst aber auch
mit dem Trockenheitsgrade des Holzes und ist demgemäss beim ge-
dörrteil Holze am grössten. Der Wassergehalt des Holzes wechselt mit dem
der Atmosphärenluft, daher wird im Freien ungeschützt verwendetes Bauholz
bald trocken, bald feucht sein und beständig »arbeilen c (abwechselnd schwinden
und quellen). Im Allgemeinen ist Zweigholz hygroskopischer als Sphntholz
und letzteres hygroskopischer als Kernholz, und es entspricht die Feuchtig*
keitsaufnahme ziemlieh genau der Wasserabgabe beim Austrocknen, jedoch ist
sie bei einigen Holzarten verschieden gross, je nachdem dieselben sich in
einem luftigen oder in einem dumpfen Raum befinden; Eichenholz z, B. saugt
in luftigen Räumen mehr Wasser auf als in dumpfen, während beim Kiefern*
holze das Umgekehrte der Fall ist.
Wie beim Schwinden, so ist auch beim Quellen das Mass nach ver-
schiedenen Richtungen des Holzes hii^ verschieden gross, und zwar in R ichtung
der Sehne iim grössten, in Richtung des Halbmessers geringer und in
Richtung der Längenachse am kleinsten, wie aus der auf Seite 31 ü ab
gedruckten Tabelle ^nach Laves) hervorgeht.
Auf das Quellen ist bei Bauconstructionen (^Fussböden, ThÜren u, s, w.^
Rücksicht zu nehmen und dafür zu sorgen, dass dan Holz in allen seinen
Theilen ungehindert arbeiten kann. Im Allgemeinen quillt altes Holz weniger
als junges, ausgelaugtes weniger als lufttrockenes, Durch das Quellen erhält
das Holz nahezu dieselben Eigenschaften wieder, welche es im frisch ge-
fällten Zustande besessen hat. Das ArlKnten <les Holzes (Schwinden, Werfen,
Reissen, Quellen) wird auf da« geringste Mass beschränkt, wenn mau das
Holz nur so weit aujitrockuet, dass sein Feuchtigkeitsgehalt dem der Luft
Drittes CapiteL Die Holtcr.
317
entspricht, deren Einwirkung der fertige Gegenstand später ausgesetzt
werden soll
Grösste Ausdehnung der Länge
= 1.
■1
A«*dphnuTi(f 1
1
AiiMd«hnung
AiiKij(*hnuf]|i^
^K H M t t .^ r 1
\n Kicbtung d« t
in Kichtufl^ d»%
inRtchtun^d<*r
■
Halbnieaers
Sehne
H Ahorn
1
1 1)007*2
H>335
1'06Ö9
^1 BQc)ie iKolh-)
1U02(X>
1U5<:>3
; imm
^Hj Eichf Waller Stamm « , .
1-00810
l-02ßG
1 1-06ÖH
^B Esche (de^g-leiclirn 1 ...
1-W187
10384
1 1-0702
■ ;Fidite .
l-OütHJl
1-0241
1'0B18
■'Kiefer
i'Oorjo 1
1-0304
' 1'0Ö72
^ Ufthe
1IKX)75
10217
1002
Linde ,
lMM>2tlo
1077il
11150
^ Pwe»
imi2b ,
l*f»259
1-oao
tam.e.
100124 1
l'0:iII4
1-0622
^■i Im Mittel . . .
iCKjiri
10368
l'OGOi;
Von der Eigenschaft des Hobces, bei VVasserauf nähme zu quellen, macht
|ian Gebrauch, um krumm gewordene Breiter und Bohlen wieder gerade zu
^hitn^ imjem man sie auf der concaven Seite annässi, um Steine mittelst
aoUkeile zu sprengen (siehe § 6^i), indem man die Keile stark trocknet und
*<^h tiem Einsetzen ins Gestein mit Wasser tränkt, um Fassdauben m
nmen, indem man dieselben auf der einen Seite annässt tmd auf der
ö^gegengcsetzteti, nach welcher sie sich krümmeii sollen, über einem Feuer
^ünrit, um Risse und Sprünge zu srhliessen. um eingeschlagene Zimmcr-
•mus^eichen und sonstige mechanische Eindrücke verschwinden zu lassen
Empfehlenswerthe Mittel gegen das Quellen findet man im
151
§ 114, Farbe,
Die Farbe der Hölzer ist eine sehr mannigfache, denn es kommen bei
linen fajst alle Abstufungen von Grün, Gelb, Braun, Roth und Schwarz vor;
wird durch Einlagerungen von Farbstoffen, Harz u. s. w. in Zellwände
fifl Saftraum hervorgerufen; die chemisch reine Holzfaser ist farblos. Obwohl
•'l** Holsuirt eine mehr oder weniger charakteristische Farbe besitzt, so dass
r^ icn Holzarten meist schon durch sie gut von einander unterschieden
ufinen, so bewirken <]och mancherlei Umstände verschiedene Ab-
^chungcn. Zunächst wird die Farbe vom Wassergehalt beeinflusst, denn
nc» HoU besitzt eine andere Farbe (Grünholzfarbe) als lufttrockenes, ge-
»t» Hob eine andere als ungeflosstes, sodann von der Einwirkung
P«f Almosiiharenluft und des Sonnenlichtes, die bei manchen Hökern
Veitx kurze Zeit nach dem Fällen eine Farbenveränderung hen^orruft; so
^ B. irird das fleischrothe Erlenholz, wenn es nur etwa 30 Minuten lang der
tft ansgcsctzt ist, tief gclbroth und <las bräunlichgelbe Eschenhok violett.
tielcn Fällen findet ein Nachdunkeln des Holzes statt; die feuerrothe,
318
Erster Theil. Die Hauptatoffc.
ins Gelbliche spielende Farbe den Mahagoniholzes wird im Laufe der Zeit]
unter dem Einfiuss der Luft imd des lichtes schwarzbraun ; Tannenholz-
fussboden w^ird grau, ebenso ein Tannenholz-Schindeldach; die an den Aussen- j
seilen von Gebäuden verblendeten Nadelhölzer nehmen in regenreichen
Gegenden eine tief rothbraunc Farbe an, u. s, w. Ferner ist die Farbe ab-
hänf(ig vom Aller des Baumes» denn das Hol/, älterer Stämme ist gc*\
wohnlich dunkler als das jünf^^crer. Auch der Standort und das Klima
beeinrtnssen die Farbe : ein fetter Boden Hefert meistens dunkles, ein magerer
helles Holz ; ein im geschlossenen Revier stehender Baum besitzt gewöhnlich
ein dunkleres Holz als ein im freien Stand gewachsener derselben Art; m
^gemässigten und kalten Klima gediehene HöUer haben in der Regel eine
matte und ziemlich unbestimmte Farbe, die Höker der Tropen dagegen eine
sehr schöne und lebhafte, u. s. w. Auch die Holzbestandtheile eines und
desselben Baumes zeigen oftmals eine verschiedene Farbe, denn bei zahl*
reichen stärkeren Stämmen (Kemholzbaumenl ist der Kern dunkler aU
der Splint.
Die Farbe ist nicht nur ein gutes Unterscheidungsmerkmal der einzelnen
Holzarten, sondern auch ein charakteristisches Erkennungszeichen für (üc
<JQte des Holzes. Im Allgemeinen deutet eitie frische, lebhafte und gleicb^
massige Farbe auf eine gute Beschaffenheit des Holzes hin und es gilt eine
kupfergrtinc, dunkle Farbe in Form kleiner Flecken in der Nähe des Marke»
(z. B. beim Ahorn) oder am Kenium fange (z. B. bei der Llmei als cm
Zeichen vorhandener Zersetzung, eine rothe bis braune Farbe oft als da
Zeichen von Rothfäule, eine wcissliche Farbe meistens als ein Zeichen von
\\'eissfäule, eine fahle Farbe als ein Zeichen eines aligcstorbenen, eine ms
Bläuliche spielende als ein Zeichen eines erstickten Baumes u. s, w.
Beim Fliehen holz gilt eine gelblichweisse, bräunlichgelbe oder röthlich«
braune Farbe mit einem Stich ins Grüne als ein Zeichen der Güte^ wenn
zugleich der Kern schnell ablTOcknct, eine unfreundliche braune GriinhoU-
färbe als Zeichen eines w^eniger guten Holzes, eine bläulichrothe Farbe ai>
Zeichen eines schlechten Holzes und eine rothblaue F"arbe als Zeichen einö
für technische Zwecke völlig unbrauchbaren Holzes,
Fichen-, Weissbuchen-, Edelkastanien- u, s. w. Holz wird bei Bcrührutif
mit Eisen (einer Säge oder Axt^ ganz schwarz.
In den §§ 1 17 —140 sind bei iicn einzelnen Holzarten die charakte-
ristischen Färbungen angegeben.
§ 115. Glanz, Durchsichtigkeit, Geruch.
Spaltet man Holz in der Richtung des Halbmessers, so erhält man W
vielen Holzarten mehr oder minder stark glänzende Flächen (sogenannt I
Spiegelflächen, weil sie das einfallende lacht spiegelartig reflectiren)» *lfff'*
Glanz durch Glatthobeln und Poliren oft noch erheblich vergrössert werdet
kann. BesoTidcrs schöne SpicgclHächcn besitzen Ahorn und Esche; wcrilcn
die Spaltflächen dieser Hölzer gehobelt und polirti so erhalten sie ei«^
seidenstotfartigen Glanz und erscheinen moireeartig gewässert. Schon glinici^"
sind auch die radialen SpaltHächcn der Akazie, Edelkastanie, Espe, Kic^*^'
Kiefer, Lärche, Fai^pel und Ulme; einen dem Scidenstofl' ähnlichen Gla^^
zeigen auch die Spiegelflächen der Pappeln.
Drittes Capitcl. Die Hol /.er.
31»
Bei manchen Holzarten besitzt nicht die ganze Spakfläche Glanz, sondern
iflänjteii nur die auf der Siialtflärhe erstheinenden Markstrahlen und besonders,
^cnu sie verhäUnissmassig grosse Bänder bilden ; so z. B. zeigt die Roth-
uchc auf dem Radialschnitt bei unter gewissem Winkel einfallendem Lichte
' izende Streifen von brauner Farbe, In anderen Fällen ist ein Durch-
11 der ganzen Holzmasse zu beobachten, wie z. B. beim Götterbaum
Mimi/ius gianduhsa)^ dessen Holz messingartig glänzt
Ferner zeigen die meisten Hölzer in grünem (saftreichen) Zustande,
der wenn sie mit Wasser getränkt werden (Kiefernholz auch, wenn es sehr
«reich ist) ein ziemlich starkes Durchscheinen. Aber auch trockenes
?oU besltÄt diese Eigenschaft in einem höheren Grade, als man gewöhnlich
imimmi, denn beispielsweise schimmert das Licht einer Kerze noch durch
fint! lingerdickc Scheibe aus Fichtenhirriholz roth durch, wenn man die Kerze
wncm gewiiisen Abstände voii der Holzscheibe aufstellt (Siehe Gottgel reu,
Grünes» frisches Holz besitzt häufig auch einen mehr oder weniger
^m, ganz eigenthümlichen Geruch, welcher nur von gewissen Inhalts-
Koffen der Holzzellen, z. B. von den Harzen, Balsamen, GcrbstofTen u. s, w,
(firuhri, tb die chemisch reine Holzfaser vollständig geruchlos ist, und
Ifrichcr oftmals ganz beim Trocknen, beziehungsweise Dörren des Holzes
J^TSchwindct So z* B, riecht das Nadelholz nach Harz und Terpentin, der
dkcnsbaum {Thuja) nach Kampher, die Weichselkirsche nach Waldmeister
MJWöfi«)^ das Eichenholz nach (ierbsäure, da.s Balsam-Pappelholz nach
icrhtem Leder u. s. w.
Man kann nach der Stärke und dem Charakter des Geruches mitunter
ft't HolzVieschaftenheit beurtheilen, denn gutes Eichenholz besitzt (nach
ring) einen sehr starken Geruch und das Hobt eines auf magerem Boden
"f&rh&cnen Stammes einen dumpfen und stockigen u. s. w.
IIH. W ärmeeffect, Brennbarkeit, Verdampfungsfähigkeit, Wärme-
lei tungs vermögen.
Der Vollständigkeit halber lassen wir noch einige kurze Angaben über
|K' in der Ueberschrift aufgeführten Eigenschaften der Hölzer folgen.
linier Wärmeeinheit oder Calorie versteht man die Wärmemenge,
Wthc 1 kg Wasser von 0** auf PC erwärmt, und unter specifischer
^irme eines Körpers die Anzahl Wärmeeinheiten, welche die Temperatur
^"^ \ kg dieses Koq^ers um l'*C, zu erhöhen vermag. Setzt man die speci-
K<^he Harme des \\ assers =^ 1, so ist die der Laubholzer im Mittel 0'565
M die ricr Natlelhölzer im Mittel 01550 (z. B. beim Eichenhok ^^ 0'57Ö
beim Tannenholz = 0'ß54.)
I)cr absolute Wärmeeffect oder die Brennkrafl, d. h. die Anzahl
•Kalorien, welche von 1 kg Brennstoff bei seiner Verbrennung erzeugt
"^«^oi, wurde von Petersen und Schädler für versehiedcne Holzarten
zieren chemischer Zusammensetzung berechnet; sie erhielten hierbei fol-
ViVidH-:
'^ .4263 Calorien Erle IL55 Calorien
.4142 EscIk \\V^
4140 Fichte. l3i)T >
880
Erster Thcil. Die Hauptstoffe,
Linde 4307 Calorien LUme .4355 Qilorien
Pappel. _ 4252 » Weide ...,.., .4200
Rothbuche . , . .4045 » Weissbuche. . . ,4l0<j
Tanne .4258 »
Zieht man aus diesen Werthen das arithmetische Mittel, so eiMlt i
4200 Calorien; andere fanden im Mittel nur 3Ö00 Calorien,
Der pyrome tri sehe Wärmeeffect, d. h. die beim Verbrennen eine
Brennstoffes bei einer Anfangstemperatur von 0** erzeugte Temperatur» ifi
beim Holze von der Trockenheit und der Härte desselben abhängig, denn |
trockener ein Brennstofif ist, umso weniger treten WärmeverUiste durch Damp^
bildung ein, und je compacter er ist, umso mehr kann man von ihm i
demselben Räume verbrennen. Der Hitzegrad hängt aber auch von da
Menge der zugeführten Luft und der Temperatur derselben ab, denn es wir*
durch Ueberschuss an Luft sehr viel Wärme fortgeführt und bei unvollstäf
diger Verbrennung (wenn nämlich nur etwa die Hälfte des Kohlenstoffe
in Kohlensäure, die andere in Kohlenoxyd venvandelt wird) eine höher
Temperatur erzeugt, auch durch dem Verb rennungs räum /ugeführte erhitzt
Luft. Erfolgt die Verbrennung des Holzes unter Zuführung einer geratL
zur vollständigen Verbrennung ausreichenden Luftmenge (sogenannten thcc
retischen Luft menge), welche nach Fielet beim vollkommen trockenem
Holze 6*07 w^ und beim lufttrockenen 4*05/«' pro 1kg Brennstoff beltäg^
so ist der pyrometrische Wärmeeffect beim wasserfreien Hob 1660'^ C uni
bei Holz mit 20**^ Wasser L^2U^'C; wird aber dem Verbrennungsraum, un
eine innigere Vermischung der Luft mit den Verbrennungsgasen zu erzielen
eine Luftmenge gleich der doppelten theoretischen zugeführt, w\c dies it
der Praxis meistens geschieht» so ent^n'ckelt das gedörrte Hfilz nur 1200
und das lufttrockene nur 1150'^ C
Die Brennbarkeit (Entzündbarkeil) ist abhängig von der Porci
sität und dem Wasserstoffgehalt und beim weichen, besonders harzreichci
Holz (z. B. Kicfemhol/j grösser als beim harten und schweren; die Flamm
barkeit (d. h. die Fähigkeit mit mehr oder weniger grosser Flamme z(
verbrennen) hängt ab von der Entwicklung brennbarer Gase und Da;
und demnach von dem Gehalt an freiem (überschüssigen) AV asserstoff.
Die Verdampfungsfähigkeit ermittelte Brix fiir \ m^ Holl
mittlerem Wassergehalt zu 1340 — llhi} lg Wasser von 0^ und zwar:
beim BirkenhoU , zu 1560 J^g
? Eichenhok 1 750 •
: Erlenholz 1340 »
» Kiefernholz , äu 14;iü -1660 »
> Rothbuchenholz zu \i)\K) >
VVeissbuchenhoU . , 1700 -
\m Durchschnitt kann man thc m iler Fraxis zu erzielende
dampfungskraft zu 10"2 i'g bei 1 Jl:g haritcichcm und zu \H] kg beij
gewöhnlichem Holze annehmen.
Die Wärmeleitungsfähigkcit des Holzes ist eine geringe;
nach Professor Knoblauch -Halle in Richtung der Fasern grösser
der Querrichtung und beträgt z. B. beim Kiefernholz längs 0*C*22
(HXJr»6.
Die wichtigsten Holzarten und ihre zweckmässigste Verwendung
§ 117. Eiche.
Die Eiche ist ein Kerüholzbaum. llire wichtigsten Arten sirul ful-
gt3ide!
tft Stiel« oder Sommereiche {Quenux ptdunculata EhrhX
Kennjseichen: oberseits dunkelgrüne, unterseits blaulichgiiine, meistens
-verkehrt -ei form ige, bucht ig gelappte, kahle Blätter, welche an Stielen
deren I-änge die halbe Breite des BlattgnuHles nicht erreicht; männ-
hellgrüne, fadenförmig längliche, büschelweise am Ende vorjähriger Triebe
de Blüthen, und lockere, gestreckte, weibliche, einzeln ofler zu 2^ — ^3
enstehende, anOrw/ la? igen Stielen sitzende Kätzchen; lünglich-eifönnige^
rmige, von kurzen Bechern umschlossene, Ende October reif werdende
ichte (Eicheirvi an langen und *licken Stielen und gewöhnlich zu 2 — o bei-
e«; rÖthUchei», gelblich- bis schwärzlich-braunes Kernholz, hellgelbes
uthoU, grosse Poren im Fnihjahrsholz und glänzentle, breite Markstrahlen ;
toe an (ierbsäure reiche Rinde.
Vorkommen: in fast ganz Europa, bis zum 55. Grad nördlicher Breite,
ich in Niedeningeri, Kliissauen und irn Hügelgelände. Die Sommer-
eiht am besten auf einem sandigen, mit Dammenle und Lehm ver-
hten Boden und bildet an manchen grösseren Flüssen (z. B. an der Klbe
Donau) herrliche, zum Theil noch im Urzustände sich befindende W'al-
^ungcii, kommt aber aurh vereinzelt in anderen Wäldern vor.
Aller der Reife- IGO— 200 Jahre. Höhe: bis zu A\S m, Durch-
tiscr: bis zu ä w.
Abarten: Pyramidenciche {Q. pyramidalh Gmd\ im Wüchse der
hen Pappel ähnelnd; Trauereiche {Q, pendula Hosi) mit herab-
ctulen, dünnen Zweigen.
h) Traubea-, Winter- oder Steineiche {Quercus sessißara Sm, oder
Kennzeichen: oberseits dunkelgrüne, unterseits hellgrüne bis gelblichep
tkehrt eiförmige, buchtig gelappte Blätter, welche auf der unteren Seite
^^^l mit w*eichen, später mit kurzen, strafiTanliegcnden Härchen besetzt sinil
^l *echÄeIweise auf Stielen sitzen, deren Länge grösser ist als die halbe
ite des BiaUgrundes; männliche, zu 2—1 zusammenstehende, mehr als
lange» herabhängende, gelbe Kätzchen und weibliche, gedrungene, purpur-
Oihc Knospen bildende, dicht an den Blattwinkeln sitzende Blüthen ; im
irbüt meijitens volistäntiig reife, kurze, mehr runde als eiförmige Eicheln
2 — 4, auch (5—12 traubenförmig an sehr kurzen Stielen sitzend ; eine bei
Stämmen und an den Zweigen hellgrüne, bei dickeren Bäumen gräuliche,
rdtldichb raune und bei sehr alten Stämmen mit einer starken, tiefrissigen
bedeckte Rinde; rostgelbes, poröses, brüchiges Holz^ das nicht so
aber härter als das der Sommereiche ist (daher der Name: Stein-
«)
Vork om m<?n : fast nur in Mitteleuropa (bis zum 02* Grad nördh'cher Breitc\
Elienen inler noch mehr in (iel«irgen, jedoch in Deutschland tvicht höher
A etwa tiöO m über dem Meeresspiegel Die Traubeneiche liebt einen
S32
Erster Thcil. Die Hatiplstoffe.
trockenen, festen, aber ziemlich fruchtbaren Boden und gedeiht am besten
auf einem mit Lehm vermischten Sandboden.
Alter der Reife: 2CM> — 250 Jahre. Höhe: bis 60 m, Durch-
messer: bis Th f/L
e) Weichhaarige oder Fil zeiche {Q. pubescens Willd,) mit der Trauben-
eiche nahe verwandt,
Kennzeichen: kurzgesticUe, verkehrt eiförmige, buchtig gelappte, im
Frühjahr sammctartig filzige, später unterseits tlaumige oder zuletzt kahle,
fast lederartige Blätter und kargestielte, zu 2 — 3 beisammen stehende Eicheln,
sehr brüchiges und lockeres Holz.
Vorkommen: besonders im Süden Europas, vereinzelt auch in Mittd-
deutschland, Niederösterrcith, Böhmen, > fähren u. s. w,
(f) Genaeine ImmergrQneiche oder eigentliche Steineiche, auch Stcch-
cichc {Quer* US Hex L).
Kennzeichen: 10 — 20 ^w hoher Strauch oder Baum mit eiförmiger
Krone und immergrünen, kleinen, elliptischen oder eirunden, stark gewellten,
ungetheilten, zugespitzten, ganzrandigen oder domig gezähnten Blättern, sowie
mit kleinen, eiförmigen, sehr kurz gestielten essbaren Eicheln. Das Holz ist
sehr schwer und hart (das schwerste und härteste Eichenholz Europas!),
elastisch imd nicht leicht faulend.
Vorkommen: in allen Mittelmeerländern. Durchmesser bis 30 cm.
e) Zerreiche, österreichische oder burgundische Eiche {Q. cerris L.)*
Kennzeichen: verkehrt eiförmige oder längliche, buchtige oder fieder-
spaldge, flaumige oder unlerseits graufilzige, stachclspilzlappige Blätter und
fadenförmige Nebenblätter ; grosse, längliche, in halbrunden, stachelig-schuppigen
Bccheni sitzentle Eicheln; dicke, schwärzliche, gerbsäurereiche Rinde, schlanker
^\\ich.s; sehr hartes^ dickes uufl festes Holz (iron oak),
Vorkommen: auf waliligen Gebirgen der Schweiz, in Südtirol, Nieder-
österreich, Untersteiermark, Krain, Ungarn, im Littorale, in Italien, Spanien,
Frankreich und auch im Orient. Die Zerreiche bildet im ungarischen Hügd-
lande sowie am nordwestlichen Rande des Jura reine Bestände.
/] Galläpfelcichc {Q, infutona Oliv,)\ 6 — 20 m hoher Baum oder
Strauch m Portugal, Mittel- oder Südspanien, Griechenland, in der Türkei,
in Kleinasien, Persien, Nordafnka u. s. w. Liefert Galläpfel
g) Kermes- oder Scharlacheiche i:^^. cocdferra Z.); medrige, strauch-
artige Fliehe mit kleinen, eimnden, unzertheilten, dornig gezähnten, sehr kurt
gestielten, immergrünen Blättern und kurzen, aber dicken und grossen Eicheln.
Sic dient der Kcrmesschildlaus als Nahrung (vergl § 25ti) ; ihre Heimat sind
die Länder am Mittelmeere. — Es giebt auch eine amerikanische Schar-
lacheiche ((?. toctitua L\ deren Holz von Kanada aus vielfach versendet wird.
A'i Rotheichc {Q. rubra L,).
Kennzeichen: verkehrt eirunde, kahle, schwach eingeschnittene, untcr-
seits hellgrüne, im Herbste blutrothe Blätter,
Vorkommen: in Nordamerika; in Europa (namentlich in Deutschland)
hier und da in Wäldern angepflanzt.
Alter der Reife: 120 150 Jahre (die Rotheiche ist also schnell*
wüchsig). H ö h f : bis 25 w. Durchmesser: bis etwa 1 *0 m,
i) Lcbenseiche {Q. vireus L.)\ in Nordamerika heimisch, dortsdbst am
meisten geschätzt und sehr viel als Bau- und Nutzholz verwendet.
Drines Capitcl. Die Höker.
aoa
k) Sumpfeiche, mit kleinen^ laug Uch-verkehrt-eiförm igen, in den Ader-
Achsen bärtigen, tieffiederspaltigen, im Herbste scharlachrothen Blättern;
Nordamerika wachsend, in Europa auch vereinzelt in Parkanlagen vor-
liommend.
/) Kastanieneiche (^. prinus Z.), mit vielnervigen, geschweift gezähnten
BUttcni und mit rostgelbem, porösem, ;sähem, festem und dauerhaftem Holz.
iSic bildet in Nordamerika grosse \S'älder, Alter der Reife: dO — ^llK) Jahre,
iohe: bis 24 m. Durchmesser: bis 90 tw.
m) Grossfrüchttge Eiche {Q. macroearpa Mchx,) mit ungleich fieder-
Jjoltigen Blättern und etwa 5 an langen Eichehh Heimat : Nordamerika,
n) Weisseicbe {Q. alba L.\
Kennzeichen: stumpflappige» auf der Unterseite weiss flaumige, im
Ücrbte sich violett färbende Blätter, weisse Rinde, weisses, schwammiges Holz,
Vorkommen: Die Weisseiche bildet in Nordamerika umfangreiche
Waldungen und erreicht eine Höhe bis ca. 25 w; eine andere Art, deren
Hob viel xum Bootbau verwendet wird und nur 5 — 6 vi Höhe erreicht,
»achst auf der Norfolkinsel
6) Färbereichc {Q. titutoria Willd.),
Rennzeichen: Länglich-verkehrt-eiförmige, auf der Unterseite hellgriine»
l%«chhaarige, schwach ausgeschweifte untl gezähnelte Blätter,
Vorkommen: in Nordamerika.
Bemerkung. Die Färbereiche giebt die beste Lohe; ihre unter dem
pamen Quercitron (vergl. 255, 9) in den Handel kommende Rinde wird
liuui Gelbfärben benutzt»
p) Korkeiche {Q. suber L.),
Kennzeichen: kleine, ei rund- längliche, unzertheilte, gesägte, sehr kurjE
licllc, immergrüne Blätter; kurz gestielte, lange Eicheln; dicke^ schwammige
feinde mit itahlreichen und tiefen Rissen; sehr festes Holz.
Vorkommen: in den Mittelmeerländem. Höhe: bis 12 w, Durch-
öeucr; bis ^ cm,
Bemerkung. Liefert den Kork, welcher alle H^IO Jahre bis auf die
^ikstschicht abgeschält werden kann. Es giebt eine westeuropäische Kork-
richc {Q. ocadeniaiis Gay)j welche im westlichen Frankreich, in Nordspanieij
Jund iu Portugal wächst, u. s> w.
Verwendimg des Eichenholzes, Das sehr schwere, harte, feste, zähe,
WjiMcr fast unverwüstliche, im Trockenen ungemein lange haltbare, aber
ch im Wechsel von Trockenheit und Nässe recht dauerhafte, polirbare
/ gilt, wenn unttT günstigen Verhältnissen und im freien Stande
itsen, als das beste Bauholz. Wegen seiner grossen Tragfähigkeit
lUüüUt man es hauptsächlich zu Streben, Ständern und Hängesäulen, wegen
iiier ausscrordentUch hohen Dauerhaftigkeit unter Wasser zu Constructions-
älen fiir den Erd- und Wasserbau, für Schiffbauten, zur Herstellung von
™Ä55crrä<!em, Fassen», Bottichen, ferner im Maschinenbau z. B. zu \VeUen,
btiia. oder Karomräderkränzen, zu Tischlerarbeiten (Möbeln, Parkettfuss-
^«V Treppenstufen, Thüren und Fenstern, Lattcibretteni u. s, w.), zu
J^tweilen bei Fachwerksbauten, zu Fournieren, Dachschindeln, Eisenbahn-
fWcHcn IL s. w,, endhch als Brenn- und Kohlholz. Seine Rinde dient zum
tcrtcn von Fellen, seine Frucht zur Schweinemast und geröstet als Kaffee*
uiTDgsit, i«eitie Korkschicht zur Herstellung von Fla^chensiöpsehi, Korksteinen,
Erster TliciL Die HaupUloffe,
Linoleum u, s. w. Weniger geeignet ist es fiir Unterzüge und weitgesprengte?
Balkenlagen wegen seines hohen specifischen Gewichtes» auch nicht zu Brunnen—»
und AV'asserleitungsröhren, weil es dem \Vasser einen eigen thümlichen Bei-
geschmack verleiht. Eichenholz besitzt auch den Nachtheil, dass es mit ihm
eng verbundene Eisen theile (z, B. Bolzen) schnell zum Rosten bringt und
dann in seinen das Eisen umschliessenden Theüen mürbe wird. Um ein
Reissen und Werfen des Eichenholzes nach Möglichkeit zu verhüten, ist eine \
lange AiLstrockoung des Holzes vor seiner Verwendung nothwendig*
Eichensplintholz ist für technische Zwecke unbrauchbar^ weil es sehr
weich ist und vom Wurmfrass leicht befallen wird,
Erstclassiges Eichenholz ist solches mit mittelbreiten, gleichmässigen
Jahresringen, feinen Poren, gleichmassiger, mehr heller wie dunkler Farbe
und langen Fasern.
US- j
§ 118. Erle (Euer, Else).
Die Erle ist ein Splintholz bäum. Man kennt von ihr bis jetzt 14 A
deren w^ichtigsten die folgenden sind :
a) Gemeine Erle, Schwarzcde, Rothcrle {Ahns gluitnosa Gaertn,
Kennzeichen: oberseits glänzend dunkelgrüne, nntcrseits matt
grüne, rundhche oder rundlich-verkehrt-eiförmige, meist gestutzte oder aus
gerandete, am Grunde ganzrandige, oberseits klebrige und kahle, unterseil
in den Aderwinkeln braunbärtige, sonst gleichfalls kahle Blätter; gestielt
stiunpfe, röthliche Knospen und violettbraune, b — J] cm lange Kätzchen ;
weiblichen Kätzchen verwandeln sich nach der Blüthezeit in 10—13 mm lange,
eiförmige, mit verkehrt-eiförmigen 2^3 mm langen Nüsschen (Samen) an-
gefüllte iintl mit klebrigem, goldgelbem Wachsharz überzogene, holzige Zapfen;
eine in der Jugend dunkelolivgrüne, regelmassig w^eissdrüsig punktirte. glatte,
später dunkeigraubraune, fast schwarze imd im Alter rissige, sich tafelförmig
ablösende, durch Schorfmoose weisslich getleckte Rinde; unbehaarte, in der
Jugend klebrige Zweige; grobfaseriges, weiches, im nicht zu hohen Alter
leichtspaltiges, leichtbrüchiges, frisch gefällt röthlichweisses, an der Luft jedodi
bald orangegelb und röther werdendes Holz mit breiten Jahresringen,
reichen Markstrahlcn und ziemlich grossen braunen Spiegeln.
Vo r k o m m e n : in ganz Europa bis zum 60* Grad nördl. Breite, namentlich in
Schleswig- Holstein, Hannover, Ost- und Westpreussen u, s, w. ; die Erle st
im Harz bis »500 m, in den Südalpen bis 1200 w (vereinzelt auch bis 1300
in Norwegen jedoch nur bis 300 m hoch über den Meeresspiegel und w^äcl
auch im nördlichen Afrika und Asien. Sie liebt einen feuchten, moorij
oder sumpfigen Boden und findet sich an Bächen und Flüssen^ Teichen
auf nassen Wiesen ^^Erlenbruch)»
Alter der Reife: 00 Jahre. Höhe: im Alter von 40 — 50 Jahren
20-^25 m. Durchmesser: bis ci rca 65 cm,
h) Wcjsserlc, Grauerle, nordische Eric (Ainus incana DC),
Kennzeichen: eifürmig-limgltche, spitze oder kurz zugespitzte,
Grunde abgerundete, ganzrandige. im ürbrigen scharf einfach oder dop;
gesägte, nicht klebrige^ oberseits dunkelgrüne und kahle, unterseits blaug]
meist kurzhaarige oder fast filzige, später mitunter kahle Blätter, gewöhnlich ol
Haarbüschel in den Adcrwinkeln ; Zapfen höchstens 1 cm lang ; Rinde grau
Dritte« Capitel. Die HoUer.
0
und glaii, im Alter jedoch etwas rissig ; Zweige niemals klebrig ; Holz stärker
glänzend als das der SchwarzerlCp heller, bleigrau oder weisslich gefärbt,
feiner und dichter
Vorkommen: in ganz Europa, namentlich aber in Preussen, Schweden,
Finnland und Lappland u. s. w\, auch in West-» Nord- und Ostasien» Nord-
I amerika u. s. w. Die Weisserle liebt einen feuchten, nicht moorigen ^ leichten
Boden und wächst am besten an den Ufern und in den feuchten Auen der
I ^ebirgTibäche ; man fimlet sie noch in Höhen von 1200 w über dem Meeres-
I Spiegel
Alter: sehr niedrig, denn die Weisserle geht schon im SO. Jahre ein.
Hohe: bis 22 w. Durchmesser: bis ÖO cni.
^) Bastardcrie {Alnus puhtsctns Tausch,)
Diese, eine Abart der Schwarz- und Weisserle darstellende Erle bildet
<^nen Grossstrauch, kommt im Norden Europas, in Deutschland, 0 est erreich
tL s, w. vor und wird auch im Kaukasus angetroffen.
d) Grüncrle, Alpeneric, Birkeneric, Drossel {Ähus viridis DC oder
<!/«. aipina Borkh)^
Kennzeichen: eiförmige, spitze, scharf doppelt gezähnte oder gesägte,
leits dunkelgrüne, unterseits hellgrüne, kahle, nur an den Nervten be*
e, anfan!4:s klebrit^e IJlätter; weisses, zähes, ziemlich hartes Holz; Gross-
f«tiauch.
Höhe: 2'ö — 5 ^w. Durchmesser: 10— löcw.
Vorkommen: hauptsächlich in der K ni eh olz regio n der Alpen, wo sie
l*is über 2t)00 m Meereshöhe steigt, ferner auf der nördlichen Halbkugel der
^*fc im gemässigten und kalten Klima, jedoch trifft man sie in Norddeutsch
l»nd vom Harz nordlich, sowie in Schweden und Norwegen nicht an.
Noch zu crw^ähnen ist die Ahns var, imisa mit fiederspaltigen, spitzlappigen
nlj^tleni und die A. var, lactniata^ eine Abart der Schwarzerle, mit mehr-
'*ppig gespaltenen Blätteni, beide in Parkanlagen häufig anzutreffen, sowie
A^'^A. iitfulaia^ welche in Nordamerika heimisch isL und in Nordböhmen im
I *tnrildcrtcn Zustande angetroffen w^ird; ihre Blätter sind feingesägt.
Verwendung des Erlenholzes. Das w egen seiner grossen Geschmeidig-
*<^''l leicht und gut zu bearbeitende, schön schw^arz zu beizende, in beständig
i 'Puchtcm Hoden und unter Wasser ausserordentlich dauerhafte und im Wasser
, "^Warz und steinhart werdende, in der Trockenheit dagegen leicht dem
^^unnfyass unterworfene, im Wechsel von Trockenheit und Nässe keine
^I^Hbarkcit I - Holz der Schwarzerle eignet sich besonders zu
^»ninil. und \ itten, zu Brunnen- und Wasserleitungsröhren, Viehtrögen,
niwlXVdcn in Viehställcn und wird auch zu Tischler- und Drechsl erarbeiten, zw
^^hiiitzwaaren \jl. B. Holzschuhen), zu Foumicren, weil es oft gewässert maserig
^ VI Möbeln, weü es durch Folireu dem Mahagoniholz ähnlich wird, femer
^^ Hcritenung von Cigarrenkisien, in der Glasfabrikation als Formholz zum
Glitten von Tafelglas u, s. w. beimtzt. Als Brennholz hat die Schwarzerle
"Uf einen massigen Werth; seine Rinde dient zum Gerben und Färben und
»wicht das I.eder kastanienbrann. Das Weisserlcnhv)!z wird hauptsächlich
n» TUchlcrarbeiten verwendet
^m
Erster TheiL Die HaupUtofTe.
§ IHK Esche.
Die Esche ist ein Kernreifholzbaum; man findet sie auf der Erde
in etwa 30 Arten; die wichtigsten derselben sind:
a) Die gemeine oder Edelesche {Fraxinus txcthior Z.).
Kennzeichen: gegenständige, unpaarig gefiederte, gestielte, aus 7 hi»
15 lanzettförmigen, zugespitzten, ungleich scharf gesägten, dunkelgrünen BLattchen
zusammengesetzte Blätter ; dunkelschwarzbrayne Knospen ; getiügelte Schliessi*
fnjcht ; Rinde bis zum 40, Jahre grünhchgrau und feinrissig, im höheren
Alter rauhborkig mit breiten I^ngs- und scharfen Querrissen; Holz in der
Jugend gelblichweiss oder grauiveiss, später bräunlichgelb, im Kern fast
braun, auch gelbUch geflammt, im schrägen Anschnitt gefiadert^ an der Wurzel
dem Olivenholz ähnlich, bunt geflammt, mit breitem Sphnt, grosser Mark-
röhre, kaum wahrnehmbaren» 05 mm hohen Markstrahlen, breiten Jahresringcti
mit feinporigem Sommer- und grobporigem Herbstholz, schwier, hart, schwer-
spaltig, zähe, elastisch, seidenartig glänzend, fest und etwas grobfaserig:
schöner schlanker Stamm.
Vorkommen: in fast ganz Europa bis zum 62. Grad nördl. Breite und
im Kaukasus. Die gemeine Esche gedeiht am besten in feuchten, viel Dammerde
cnthahenden Niederungen und Flussauen, kommt aber auch im Gebirge a:ut
Höhen bis etwa 1200w über dem Meeresspiegel vor,
Alter der Reife: 100— 120 Jahre. Höhe: bis B2 w. Durchmesser:
bis 1*5 m.
Verwendung. Das Eschenholz lässt sich gut bearbeiten und besitzt,
wenn es im Winter gefällt, sofort geschnitten und getrocknet wird, eine
grosse Haltbarkeit, auch reisst es dann nicht. Im Trockenen ist seine Dauer-
haftigkeit im Allgemeinen eine grosse, in der Nässe und im Wechsel vou
Trockenheit und Nässe eine geringe; es wird leicht vom Wurmfrass befalltftt
Als bestes Eschenholz gilt das ungarische, sofern der Stamm auf steinigem
Boden gewachsen ist und schön gewundene Fasern besitzt. Wegen seiner
grossen Biegsamkeit ist es zu Constructionstheilen wenig tauglich und deshalb
kein eigentliches Bauholz, dagegen eignet es sich gut zu Tischler-, Stell-
macher- und Drechslerarbeiten, z. B. zur Herstellung von Wagen, Pflügen.
Leitern, Turngeräthen, Rudern, Lanzenschäften, Peitschenstielen, musikalischer»
Instrumenten, ferner wegen seiner schönen Maserung zu Foumieren, sodan» iu
Werkzeug- und Maschinentheileo u. s. w. Als Brennholz steht es dem Buchen-
holz an Güte weit nach. Eschenrinde dient zum Gerben und Gelbßlrben vm
Leder.
Abarten: h) ein fach b 1 ä t tcri gc Esche ( Fraxin us mon ophyUa Desf. oder
stmplici/öiia Willd.) mit einfach eiförmigen, also ungefiederten Blättern.
c) Trauer- oder Hängeesche {F, var. pmduh) mit herabhängenden IJiWf
trieben und Aesten.
d) Goldesche {F. var, aurea) mit röthlichgelb berindeten Zweigen.
e) krausblättrige Esche {F. var. crispa) mit schwärzlichgriinen, am
Rande gekräuselten Fiederblättchen.
Endlich sind noch zu erwähnen :
/) die amerikanische oder weisse Eeche {F. americana Z.) mit weiss-
röthlichem Holze von grosser Härte und Elasticität; mit den Almrteii:
Drittes Capitel, Die HnUcr.
^7
blaue Esche (F. quadrüngulata Mchx.\ rothe Esche {F, pmnsyhanüa
HafsL) und schwarze Esche {F, nigra Marsh.),
g) die Blumen- oder Mannaesche \,F, omus Z.), ein in Südeuropa
uimI im Orient wachsender, meist zur Gattung Ksche gerechneter Baum»
aux dessen Einschnitten ein zuck erreicher, an der Luft erstarrentler Saft,
Manna, austhessi.
§ 120. Gemeine Buche (Rothbuche),
Die Buche ist ein Reifholzbaum, meistens ohne Kern mit geradem,
nimlcm Stamm, Die hauptsächlichsten Arten sind folgende;
a) Rothbuche, gcnieine Buche, Mastbuche [Fagus syhaika L,).
Kennzeichen: glatte, lebhaft glänzende, grüne, weiche, am Rande
tbchbuchlige und zottig gcwimperte, eirunde, schwach gezähnte, kurzgestiehe,
«u schwachröthlichen Zweigen sitzende, meistens zu drei wechselweise gegen-
überstehende Blätter; im Spätherbste reif werdende und abfallende, vier-
spaliige, mit borstenförmigen Schuppen bedeckte und mit /,wei (seltener mit
dfei^ dreikantigen Nüssen (Bucheckern) angefüllte Frucht; männliche^ an
J^lielen in den unteren Eaubbkttachseln diesjähriger l'riebe sitzende, fast kugel-
lörruigc Hlüthenkätzchen, die im Mai traubenweise erscheinen, und weibliche,
a^ aufrechten Stielen in der Achse je eines Laubblattes an diesjährigen Gipfel-
iriebcn sitzende, röthliche Fruchtknoten bildende Blüthenstantle ; weissgraue,
P*uc oder graugrüne, glatte^ rissefreie, im Alter mitimter versteinte, rauhe
will rissige Rinde; rundliche, dichte, aus mittelstarken Aesten und dünnen
Zweigen gebildete Krone; mittelschweres, hartes, festes, dirht- und fein-
^riges, sehr leichtspaltiges, sprödes, wenig elastisches» in der Jugend, wenn
auf freiem Stande gewachsen, weisses, später lichtröthlichbrauiies oder rüiti-
li^he« Holz mit starken, dunklen, bmm hohen Markstrahlen, deren Spiegel
**tf tlem Hirn- und Querholz hell, auf dem Langholz dunkel erscheinen, mit
«Iftitlicben, aber nicht sehr breiten Jahresringen und mit sehr dünnem Mark.
V^orkommen; hauptsächlich in Mitteleuropa (Deutschland, Oesterreich,
l^fankrcich und in der Schweiz) und in Norwegen bis zum 1>(J. Grad, aber auch
^ südlichen Schweden, England und lrlan<b Mittelspanien, Portugal, Apulien
^n*;! Sicilicn, im Kaukasus, in Griechenland, Persien \h s. w, Sie steigt in den
Alpen bis 1540 f»t, in Sicilien bis 2000 w über den Meeresspiegel; sie ge-
^ht am besten auf einem kalk-, lehm-, dammerde*, sand- oder kieshaUigen,
*'ockenen, nahrhaften Boden und in feuchter Luft; sie liebt sowohl Ebenen
^d Thller als auch geschützt liegende Gebirgshänge.
Aller der Reife: 100 — 120 Jahre. Höhe: im freien Stande bis 2t> iw,
im ge^hlossenen und auf fruchtbarem Hoden bis 33 w. Durchmesser;
bi« 10 1«.
Verwendung, Buchenholz besitzt im Trockenen und unter Wasser eine
J^otsc, im Wechsel von IVockenheit und Nässe eine geringe Haltbarkeit und
^ircl im Freien leicht stockig (Erkennungszeichen: gelbe Flecket; es schwindet
quillt, wirft sich und ist dem Wurmfrass itehr stark unter^vorfen ;
au kami es daher zu Constructionstheilen des Hochbaues nicht verwenden,
geeignet ist es dagegen zu Grund- und Wasserbauten, StraÄsen|»flasterungen
nd Brückcnbebgen, eu nicht polirten Tischlerarbeiten (Fussboden, Treppen-
Ifufai« Stuhllehiien, gebogeuen Slölieln nach dem System Thonet^ vergl g I4t>),
328
Erster Theil. Die Hauplsloffe.
ZU Stellmacherarlieiten (landwirthschaftlichen Geräthen, Radfelgen u. s. w.) und
Maschhieiitheilen (z. 1^. Radkränzen für Mühlenräder), ferner zu Rudern und
Schiflfskielen, zu Hausgeräthen, zu Eisenbahnschwelleri, falls das HoU mit Metall-
salzen oder Kreosot imprägnirt wird, zu Schrauben, Stampfen, Rollen, SchmU*
waaren [z. B. HoUschuhenl, Fässern u. s. w. Buchenholz lasst sich gut und glatt
bearbeiten und durch Beizen mahagoiiiholzartig färben. Es ist das beste Brenn-
holz und heferl beim Verbrennen eine sehr kalireichc Asche, some einen an
Kreosot sehr reichen l*hecr. Seine Rinde wird zum (ierbeii benutzt.
d) Blutbuchc [Fiigtis purpurnd Ait,]\ Abart der Rothbuche, mit brauch
rothen BlatleoK Heimat: Mitteleuropa u. s. w.
i) Fagus antarctica, mit immerwährend braunen Blättern. Heimat:
Pat;igonien und Feuerland,
r/i ReuHbuche (F. proctra), Heimat: das mittlere Südamerika.
€) Fagus Cunninghami inalwe myriie\ mit sehr hartem, politurfähigon
Holz, Heimat: in der gemässigten Zone Australiens,
J) Fagus ferruginea Ait. Mit grossen rostfarbigen Blättern und rötherem
Holze. Heimat: Nordamerika.
g) Roble Coignebaum {F. Dornhtyi)^ deren HoU der Feuchtigkeit gut
widersteht und viel als Bauholz, sowie zu Kahnbauten benutzt wird. (Elfi
ausgehöhlter Stamm soll 6 — 7 Mann tragen können.) Nicht selten ist der
schnuf gerade Stamm bis ^0 w/ Höhe über dem Erdboden astfrei. Heimat: Chile
h) Fagus argentea, javaniea, Tungurrent. Heimat : Java,
t) Fagus Sieboldi Endl. und japonica Max. Heimat : Japan.
k) Fagus incisa^ asplenifolia, aristata ii, s. w, mit hederlappigem^
schmal- oder sj^itzlappigen, auch anders gestalteten Blättern.
S 121. Weiss- oder Hainbuche.
Die Weissburhe, ein Splint holz bäum, gehört nicht zu den eigent-
lichen Buchen, sondern zur Familie der Kupuliferen. Als wichtigste Arten
gelten :
a) Geoieiner Hornbaum, Hainbuiche, Hagebuche, Jochbuchc, Heister
u. s, w. {Carpinus belutus L,'\,
Kennzeichen: ei- oder länglich-eiförmige, zugespitzte, scharf doppelt-
gesägte, längs der Scitennerven faltige Blätter, männliche, walzenförmige, an
der Spitze diesjähriger IViebe sitzende Kätzchen; weibliche, einen unier-
ständigen Fruchtknoten bildende Blüthen ; einsamige, von flügelförmigcn
Deckblättern begleitete Frucht; weisse oder weissgraue und weiss-gefleckte
sowie gewöhnlich grünbemooste, glatte, an sehr allen Stämmen erwa^
längsrissige Rinde; dunkelrothe oder dunkelviolette junge Zweige mit feinen
weissen Drüsenpunkten ; dunkelgraucj wxnssgrau marmorirte oder puaktirtf
dickere Aeste; zottige, kurze Blattstiele; uurunder, aus- und eingcbuchtetcft
spann rück iger, drchwüchsiger Stamm; sehr hartes, ungemein festes und jiato
schweres, schwerspaltiges, feinporiges, kurzfaseriges, weisses oder grauweissei*
auch grünlichen Anflug besitzendes, etwas glänzendes, im Alter im Kern
bräunlich gestreiftes Holz mit undeutlichen, meistens wellig verlaufetidc"
Jahresringen, sehr vielen, oft handhohen Markstrahlen und dunkelbraunei'i
dicken, gekrümmten Spiegeln.
Alter der Reife: etwa 80 Jahre. Hohe: meistens U — 12 »^t ii«^-
nahmsweise bis 25 w. Durchmesser: selten über 50 cm.
Drittes O^pitel. Dit: Hoher.
329
Vorkommen: in gan« Europa bis zum 56.*' nördl Breite, jedoch nicht
Hn Griechenland und Italien ; vorzugsweise im Tief- und Hügellande ; im Geliirge
ITiiemaLs hochsteigend (im Harz bis 400 vi^ ™ bayerischen Wald bis 700 w,
IJD den Vogesen bis 800 w, in den Alpen 900—1100 m hoch). Der Hom-
Daum stellt in Deutschland die einzige Weissbuchenart dar; er Hebt einen
llockcren, dammerdehaltigen Boden,
Verwendung: Hornbaumholz schwindet und reisst wenig, besitzt im
■Trockenen eine grosse Haltbarkeit, vermag aber dem Witterungswechsel nicht
|Unge m widerstehen. Es wird am besten sofort nach dem Fällen in die
»olhweiidigen Fonnen geschnitten, weil es nach erfolgter (übrigens lange
Xeii beanspruchender) Austrocknung so hart ist, dass man es mit Säge oder
LAxi kaum bearbeiten kann. Als Bauholz ist es schon seines schlechten
[Wuchses und seiner meist geringen Abmessungen wegen nicht gut geeignet,
Nagegcü findet es zur Herstellung von Maschinentheilen, z, H. von Schrauben,
[l^ochstempeln, Zapfenlagern, Kamm rädern, ferner zu Hebeln, Walzen, Mass-
aben, Axt- und Hammerstielen, Heften, Hobelgestellen, Zwingen, Stellmacher*
Hrt)eiten, Geräthen, Schuhleisten, Schuhmacherstiften u, s, w. vielfach Ver-
[wendung. Es nimmt eine gute Politur an. Als Brennholz kommt es dem Roth-
nholz ziemlich nahe,
S) Amerikanische Weissbuche {Carpinus americand)^ eine Abart des
ndncn Honvbaumes. Heimat : Nordamerika.
<] Morgenländischer Hornbaum [C. orün/alis), mit hartem, sehr ge-
trhiuiem Holz, kleineren, nicht zugespitzten Blättern, kleineren Früchten,
Ipieser, den kältesten VV'inter gut überstehende, oft strauchartige Baum
»ommi m Ungarn, Krain und im Österreichischen Littorale vor, sowie in der
lUflfci und in Vorderasien,
(f\ Hopfenbuche yC, osirya), mit braunerefn Holz von ausserordentlicher
fwiigkcit. Heimat! Südeuropa, Nordamerika.
§ 122. Ulme oder Rüster.
Die L^lnie ist ein Kernreifholzbaum, Man kennt von ihr IH Arten;
^^^ wichtigsten sind :
til Gemeine Ulme, Rüster, Fcldulme u. s. w, il/imus campestris Z.)
Kennzeichen: Grosse, sich rauh anfühlende, oberseits kahle oder fast
*tiW» untrrseit,s in den Bliittaderwinkcln feinbehiiarte, dunkelgrüne, ovale,
iöTx iugespitzte, grob ilopi>eltgesägte, kurzgestieke, wechsehvcise sitzende und
Blätter ; in von Knospenschuppen umgebenden Knäueln
Blüthen in den Blattachseln vorjähriger Triebe; einsamige,
eil» gctiü^dte Früchte; an jungen Trieben steif behaarte, korkige, helb
An den Aestcn glatte, an alten Stämmen dicke, tiefgefurchte, fein
ölgcnsscfie, dunkelbraune, sich nicht abschuppende Borke bildende Rinde;
' Kern roihlichbraunes, im Splint und an jungen Stammert gelblich weisses,
"tmpnriifet. dichtlaüeriges Holz mit schmalen Jahresringen, welche ein gross-
- mIz und ein mit dunklen Querstrichen versehenes Herbst-
I ^ icr nnl sehr kleinen, auf der SchniliHache als braune Punkte
hcn erscheinenden Sj>iegeln, meistens schön gemasert ^gefleckt,
j : ^utlammt), ausserordcntli« h /:ih(\ hart, si luvL'KiKiltfrr, sehr srhwor,
ziemlich ninder Stamm,
330
Erster Tlicil. Die Hauptsloffe.
k
Vorkommen: in ganz Europa bis zum 03." ngrdl Breite. Die Ulme
liebt etwas feuchte Niederungen.
Alter der Reife: 70 Jahre. Höhe: bis etwa 33 w. Durchmesser:
bis etwa l m.
d) FlatteruJinc {C//mus effusa WiüdX
Kennzeichen: langgestielte, hangende, am Grunde meist sehr schief
herzförmige, oberseits glatte und kahle, unterseits weisshaange, langgestidtc»
lockere» büschelförmige, hängende Bliithen; kleine ovale Früchte, deren Rem
inmitten des /,ottig gewümperten Flügels liegt ; helleres, nicht so feines, wenii;fr
gemasertes, al*er härteres und festeres Holz als das der gemeinen llmc.
öach- und tlünnstückig abblätlernde Rinde,
Vorkommen: Mitteleuropa, in Wäldern und Gebüschen.
c) Bergulme {l/imus monfana WM.).
Kennzeichen: auf beiden Seiten scharf behaarte» dünne, meist grosse,
länger zugespitzte lllätter; halbkugelförmige (^büschelförmige^ dichte BlütlienL
längliche Früchte, deren Keni inmitten des nicht gewimperten Flügels liegt;
langrissige Rinde an alten Stämmen ; Holz ähnlich dem der Flatterulme.
Vorkommen: in ganz Mitteleuropa und in einem grossen Theile \0o
Nonvcgen.
d) Amenkanisehe Ulme (6^ amerirana)^ mit braunem, zähem, dem
Witterungswechsel nicht gut widerstehendem Holze, Heimai: Nordameriki
(von Neuschottland bis Louisiana).
e) Waldülme [Ulm, scaha AfilL), mit scharf <luppeltgezähnten, langen»
zugespitzten BlättenL Heimat: Mittel- und Nordeuropa.
/) Haynulme, mit hartem, zähem, etwas grobfaserigem, grauem Holz,
mit *lunklen (^»uersl riehen, schön gewellt, an <ler Luft heller werdend, an
der Wurzel oft schön bunt gemasert.
g) Korkiilme (U. mbtrosa Ehrh\ mit korkig gertügehen Aesten, s^clb*
lieh braunem^ röthlich geflecktem und geädertem, zähem Holz und dicker, auf*
gesprungener Korkrinde. Sie wächst langsamer als tÜe gemeine Ulme uml
hat einen schwächeren Stamm. Heimat: Kurojja.
Verwendung. Das schwer, aber spiegelglatt zu bearbeitende, in inimci-
währender rrnckenheit und Nässe sehr dauerhafte, meistens auch dctn
U itterungswechsel gut widerstehende, ausgetrocknet sich nicht leicht werfende
dem Wurmfrass wenig unterworfene, starke Erschütterungen, ohne zu xö-
splittern, ertragencle L'lmenholz wirrl hauptsächlich zu Wasser- und Gnmd*
bauten sowie als Schiffbauholz (atv Stelle des Eichenholzes) verwendet, ferner
zur Herstellung von IViühl wellen, Wasserrädern, Achsen, Felgen, Stellmachet-
arbeiten (landwirlhschaftlichen (jeräthco), Glockenstühlen u. s. w., sodann la
Tischlerarbeiten, weil es zumeist schöne Masem besitzt und durch Bciien
dem Mahagoniholz ähnlich wird. Das Holz der Flatterulme dient vorzugs-
weise zu Parkettfussböiieo, das schön gemaserte der 'Fraubenulme zu Tischler-
und Drechsierarbeiten, das der Haynulmc zu eingelegten Arbeiten (Iriv
(ias der Waldulme zu Wagen- imd Lafettentheilen sowie zu GewehrM
das der Korkulme zu Tischler-, Drechsler- und Stellmacherarbeiten und lur
Korkgewinnung, Vlmenholz gilt auch als gutes Hreimholz. das dem Rotlv
buchenholz nur wenig nachsieht.
Dnlles Capitel. Die HiUseer.
8«l
g 123. Pappel
Von den 18 Arten ist nur riie Zitterpappel ein Spliulbaum, alle
en Pappeln sind Kernholzbäume.
¥iir die Technik komnnen hauptsächlich folgende Arten in Betracht:
ü) Zitterpappel, Aspe oder Espe {Populus inmula L).
Kennzeichen: fast kreisrunde^ ausgeschweifte, grobgexähnte, anfangs
iclenhaarig-iottige» zuletzt kahle, im leisesten Winde sich bewegende Blätter ;
Zweige und Knospen wenigstens anfänglich behaart; fingerig-eingeschmttene»
zoTÜggewimperte Kätzchenschuppen; weiches, glattes, leichtes, sehr gerad-
tpaliiges, gut bearbeitbares, festes, zähes und elastisches Holz mit zumeist
dichtem und gleichmässigem Gefüge, kleinen Spiegelfasern und dicken Jahres-
•fbgen* in der Wurzel schön gemasert, im Stamm weiss, mitunter gelblich
Oller bräunlich und mit geflammten Adeni ; sperrige, wenig schöne Krone,
Alter der Reife: 70—90 Jahre. Höhe: 20—22 m, Durchmesser:
etwa 90 rm.
Vorkommen: in Europa, Nordamerika und Nordasien. Die Espe
tkhsi auf jedem Boden.
Verwendung: zu Tischler-, Drechsler-, Schnitzer- und Modellirarbeiten,
oamenilich zu Parkeitfussböden, Blindböden, Vertäfelungen, Tischplatten, Tritt-
Stufen, fenier zur Herstellung von Sparren, sogenannten schwedischen Zünd-
köUcm, in Livland auch zu leichten Booten u. s. w. Aus Espenholz wird
iucb der Holzstoff zur Papierfabrikation erzeugt. Als Brennholz hat die Espe
^ur einen geringen Werth.
h) Scbwarzpappel {Populus nigra LX
Kennzeichen: fast dreieckige, an langen, meist seitlich zusammen-
•flhickten Stielen hängende, am Rande stunipfgezähntc, glänzende, wohl-
unten hellgrüne Blätter mit zahnloser Spitze ; völlig unbehaarte, mit
I, zähem, goldgelbem Wachs überzogene, stark riechende, bitter
''fcTiuende, gewürzartig schmeckende Knospen ; weiches, brüchiges, fast schwam-
iniges, wenig dauerhaftes, poröses, unter dem Hobel leicht faserndes, sich
^enig werfendes und nicht leicht reissendes, weisses, nach dem Kern zu
'auncT werdende^s, graugeflammtes Holz mit deutlichen Jahresringen, welches
^ich, wenn auf dem Stamm geschalt, gut poliren lasst und eine ziemlich
ssc Festigkeit erreicht, und das unter der Erde allmalig eine grüne Farbe
"nimmt; gewelltes und geflammtes, maseriges, durch Beizen tlem Ebenholz
lieh weniendes Wurzelholz; tiiinne, durchsichtige Krone,
Alter der Reife: 36—40 Jahre. Höhe: 20— 2;") m, Durchmesser:
1 m.
V'orkommen: im grössten Theile von Europa, sowie in Nord- und
itteUiaeii. Die Schwarzpappel liebt feuchte Orte und findet sich demgemäss
^»tl an den üfem von Flüssen und Seen.
t Verwendung: hauptsächlich zu Mulden und Backtrögen, zu Telleni
L6flebt; schlechtes Brennholz,
n Wcisspappel, Silberpappel {Populus alba Z.).
Kenn /eichen: loftf^'iresielic, nm dl ich-ei förmige, buchtig-gelappte, ober-
p its schnecwcissfilziKe Blätter; kurze, dicke, nickende
ir^ unen, wenig gewimperlen Deckschuppen; weisslich-
Jf^tie, in der Jugcnt! glatte, im Alter rissige Rinde; zähes, feinfaseriges,
332
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
weiches, leicht und glatt spaltbares, nicht sehr dauerhaftes, weisses, im Alter
braunes, gut polirbares, sich wenig werfendes und nicht reissendes Holz; ge-
flammtes und gemasertes Wurzelholz; stattliche volle Krone.
Alter der Reife: etwa 50 Jahre. Höhe: bis 23 m, Durchmesser:
bis 90 cm.
Vorkommen: in Mittel- und Südeuropa. Die Silberpappel findet man
vorzugsweise in. feuchten Wäldern und an den Ufern von Flüssen und Seen.
d) Kanadische Pappel, Waldpappel {Populus canandensis Mnch).
Verwendung: zu Tischler-, Drechler und Schnitzarbeiten.
Kennzeichen: dreieckig-eiförmige oder rhombische, am Rande kahle
oder anliegend behaarte Blätter; herrliche volle Krone.
Vorkommen: Nordamerika.
e) Italienische Pappel, Chaussee- oder Pyramidenpappel (Populus
Pyramidalis Mnch,),
Kennzeichen: rautenförmig zugespitzte, hackig gesägte, unbehaarte
Blätter ; cylinderförmige, lockere, gekrümmte Blüthenkätzchen mit rostbraunen
Deckschuppen ; nahezu senkrecht stehende, angedrückte Aeste ; sehr biegsames,
sehr weiches, im Trockenen dauerhaftes Holz von atlasartig glänzender grauer
Farbe und mit schöner Faserzeichnung.
Alter der Reife: 36 — 40 Jahre. Höhe: bis 30 m. Durchmesser:
bis 1-20 m.
Vorkommen: in Italien und im Orient; in Deutschland u. s. w. als
Chausseebaum.
Verwendung. Das sehr schwer glatt zu verarbeitende, weil immer
eine faserige Oberfläche behaltende und durch eindringende Feuchtigkeit rauh
werdende Holz der italienischen Pappel findet im Baufach keine Verwendung,
sondern wird hauptsächlich als Brennholz benutzt.
f) Balsampappel {Populus balsamifera Z.).
Kennzeichen: herzförmige oder ovale, nicht gelappte, unterseits weiss-
liehe, oberseits grüne, stark balsamisch riechende Blätter mit kahlen, kurzen,
rundlichen Stielen; wenig kantige, braunrothe, klebrige Zweige; klebrige
Drilles Capilel» Die HoUer.
lige Nüsse ; gerader, runder Stamm mit glatter, im Alter flachrissig-borkiger
[ide ; weiches, gut aber nicht eben spaltbares, leichtes, gleichförmiges, dichtes,
iras grobfaseriges, massig festes und zähes, leicht und glatt bearbeitbares
^hnitzbares), sehr geschmeidiges, röthlich gelbes oder graues Holz mit breitem
risset! Splint, dünnem Mark» wenig sichtbaren, feinen Jahresringen, zahl-
ichen, 5 mm hohen Markstrahlen und mit wanzenartigem Geruch.
Alter der Reife: 150—200 Jahre, Höhe: 20—25 m. Durchmesser:
1*70 m.
Vorkommen: in Mittel-, Ost* und Nordeuropa. Die Steinlinde liebt
[ige und mehr trockene Lage; sie steigt im Böhmerwald bis 700 /'/, in
ol einzeln bis 1200 m ]Meereshöhe. Sie ist die gewöhnliche Dorf- und
nde imd war den alten Deutschen heilig.
b) Sommer-, Wasser- oder grossblättrige Linde {Tib'a grandifoUa
Kennzeichen: etwas grössere, herz form ig-ruüdlic he, schief zugespitzte,
eits blass-grasgriine, oberseits graugrüne, weichhaarige Blätter mit helleren
rtchen in den Achseln der Adeni; et^vas grossere hellgelbe Blüthen und
ge Nüsse mit holziger Schale; röthlichweisses, feines, gleichmässiges,
erigCÄ , sehr geschmeidiges , leichtes ^ gut und gktt bcarbeitbares,
^dem Wurmixass unterworfenes Holz mit zahlreichen Markstrahlen.
Alter der Reife; 100 Jahre, Höhe: 25—30 w. Durchmesser:
0-yO €m.
Vorkommen: namentlich in Südeuropa, aber auch in Nord- und
rtdeuropa. Die Sommerlinde steigt im Böhmerwalde bis l OüO w, in Tirol
bis 1200 m^ in den bayerischen Alpen bis 1000 m Meereshöhe und
uen lehmigen, frischen, etwas fetten Boden, gedeiht aber auch auf
'anderen Boden,
Schwarzlinde {Tilia nigra), mit beiderseits grünen, kahlen, unterseits
eudich bebärteten Blättern, vielhlüthigen Trugdolden, schwarzer oder dunkel-
er Rinde, Heimat: Nordamerika.
<ff Morgenländische Süberlindc {Tiha argeniea Z>C), mit oberseits fast
JUhlen. ittiterseits silberweissen Blattern, wenigblüthigen hellgelben Trugdolden,
Izigen Zweigen und Knospen. Heimat: in Ungarn und im Orient.
fe Art {Tilia alba Art,) wächst in Nordamerika.
i) Ganeine Linde {Tilia vulgaris Haynt\ Tilia inttrvudia DC,)t mit
telgrossen, beiderseits kahlen Blätteni mit graugrünen Bärtchen in den
In der Adern. Vorkommen: Mittel- und Nordeuropa.
Noch zu erwähnen : Titia pubescens mit grossen, weiss haarigen Blättern,
}ia amtrirana mit kahlen, beiderseits grünen Blättern, kanarische Linde
"mil wcisscin, übelriechendem, rothsaftigem Holze u. s. w» Diese Arten sind
Imerika heimisch,
Vcrwcndungdes Lindenholzes. Das Lindenholz besitzt im Trockenen
grofse Dauerhaftigkeit, dagegen verwest es unter Wasser und im Freien
bal&L Wegen dieser genügen Haltbarkeit und auch wegen seiner grossen
Ichheit iäl es als Constructiotisholz nicht verwendbar.
Dagegen wird es \^elfach zu Bildhauer-, Modellir- und Vergolder-
fcmcr, weil es sich wenig wirft und nicht reisst, zu Tisehler-
Hi Blindböden bei Fournicren, Reissbrettern u. s. w. verwendet. Aus dem
fertigt man Flerhtwerke (Matten^ Seile, Taue), auch benutzt man
Mi
Erster Theil Die HauptstofTe.
ihn zum Binden. Eine Art, die Ttiia corchorus, liefert die als Jute bekannten
Gespinnstfasern, Aus Liudensamen gewinnt man Gel; die Lindenbluther*
liefern einen schweisstreibeuden Thee* Die Linde hat als Brennholz nur eü
massigen VVerth; ihre Kohle wird zur Pulverfabrikation und als Zeichenkd
fReisskohle) verwendet.
§ 125. Ahorn.
Von dem Ahorn, einem SpUnlbaum, kennt man einige 70, grösi
theils nordamerikanische oder mittelasiatische, in Deutschland und Oeste:
nur sechs Arten; die wichtigsten sind:
d\ Weisser oder gemeiner Ahorn, Bergahom, stumpfblättriger Ahi
u, s. w» {Aier pseudoplatanus).
Kennzeichen: grosse, oberseits dunkelgrüne, Unterseite blaugriinc,
unbehaarte, an den Rändern grobsägezähnige, an langen rothen Stielen
sitzende Blätter mit fünf stumpfen läppen und Buchten ; grüngelbe, hängende,
langgestielte Blüthentrauben ; lanzettförmig - geflügelter, im reifen Zusi
bräunhchgelber Samen; grünlichbraune, glatte Rinde, welche die sieh s;
bildende Borke in Platten abstösst; schön weisses, oft schön geflammtes
geädertes, seidenartig glänzendes, sehr hartes, festes, zähes, ziemlich schweres,
bei sehr alten Bäumen oft schwammiges Holz mit feinen^ gleichmassigen
Fasern, 1 mm hohen Markstrahlcn und zahlreichen bräunlichen Spiegeln.
Älter der Reife: 80^1(X> Jahre. Höhe: bis 33 w. Durchmesser:
bis r5 w.
Vorkommen: in fast allen VVektheilen zwischen dem 35. und HÜ. Grid
nördlicher Breite. Der gemeine Ahorn Hebt einen kalkigen , basalten
Boden und kühle, luftige, feuchte Orte und Berggipfel; er steigt im Har;.
und Erzgebirge bis 6W iw, in den bayerischen Alpen bis 1500 m Äleereshohc
Verwendung. Das im Trockenen grosse Dauerhaftigkeit besitzende,
im Witterungswechsel wenig haltbare, dem Wurmfrass leicht untcrworiVnt*
Holz lässt sich gut glatthobeln und schön poUren, auch leicht und fest
(nach Art des Mahagoniholzes) beizen; es wirft sich wenig und reisst nicht
leicht, wetm gut ausgetrocknet. Von allen Ahomarten besitzt der gemeint*
Ahoni das feinste und weisseste Holz. Letzteres hat als Bauholz keine Be'
dentung, dagegen ist es ein begehrtes Holz für Tischler-, Drechsler- uii^
Bildhauerarbeiten. Man fertigt aiLs ihm Treppenstufen, Parkettfussböden, Mc
Foumiere, musikahsche Instrumente, Masch in entheile, Zeichenge rät hscl
<Reissschienen und Winkel) u, s. w. Als Brennholz besitzt es fast den glei*
Werth wie Rothbuchenholz.
b) Feldahorn oder Massholder \Acer camfiestre L,),
Kennzeichen: kleine, drei- oder fünfstumpf lappige, ganzrandige,
seits weichhaarige Blätter; aufrechte Doldeutrauben ; röthlich- weisses,
Kern dunkleres, an der Wurzel braungeflammies, hartes, etwas glänzein
sehr schwer spaltbares» zähes Holz; weiche» hcUfarbigc, korkige Rinde.
Höhe: selten bis 15 m^ mcistcfis nur geritig (Strauch). Durch nies
bis 30 cm.
Vorkommen: in ganz Eurojia und in Nordasien, tu Ebenen um
Hugellande. Der Feldahorn steigt in den bayerischen Alv^'^- i«»^ x^
Meereshöhe» fehlt aber vollständig in den Schweizer Alpen.
r- uii«l
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Dritie^t Capitcl Die Hölzer*-
sm
Verwendung. Das im Trockenen sehr dauerhafte, oftmals schon gc-
Holz wird vorzugsweise zu Drechslerarbeiten, ferner zu Flintensc haften,
aiischen Instrumenten, Pfeifenköpfen, Dosen u. s. w, verAvendet ; aus den
pwcigenden werden Peitschenstiele geflochten. Der Feldahorn ist ein beliebter
Heckenstrauch in Deutschland.
c) Spitzahorn, spitzblättriger Ahorn, Lenne {Acer plaianaiäes L),
Kennzeichen: grosse, fünf- bis siebenlappige, langspitzig verlaufende,
^jtähnte, stumpfbuchtige, unterseits kahle^ paarweise auf langen Stielen
Itzende BUtter, welche abgerissen einen weissen Saft von sich geben ; in
wfrechten Trugdolden stehende Blüthen ; gelblichweisses, grobfaseriges, dichtes,
Äitcs» zähes, schweres, schönspaltiges, im Trockenen massig dauerhaftes, leicht
kuiendcs und erstickendes Holz ; 20 — 30 m hoher Stamm.
Vorkommen: im nördlichen Europa. Der Spitzahorn gedeiht selbst
morastigen Niederungen (z. W, in den russischen Ostseeprovinzen).
d) Eschenblättriger Ahorn oder Negundo-Ahorn {Acer aceroides Moenrh
xlcr Acer mgundo L,\ mit gefiederten, weissgelben oder weissgescheckten
cm und ziemlich feinem, glänzendem, hellgelbem, sehr porösem, festem,
n, schwerem, schönspaltigem Holz. Vorkommen: in Nordamerika als
tierbaum.
i) Sslberahom {Acer dasycarpum Ehrh\ mit ziemlich feinem, leicht-
(jahigenit etwas hartem, feinadrigem, gut beizbarem, leicht zu tränkendem Holz
RH weitmaschigem Gewebe, sehr breitem weissen Splint und braunem Kern,
leimat: Westamerika (am Ohio)»
/) Zuckerahorn {Acer saccharmni), mit ziemlich festem, glänzendem,
t^thlichem oder weisslichem, hartem, schwerem, schönspaltigem, leicht zu im-
^Jignirendem Holz. Vorkommen: Nordamerika. Verwendung: vorzugs-
fc'«isc ^\x Flintenschäften und zur Pottaschengewinnung. Aus dem Saft des
«kcrahotns wird in den Hinterländern Nordamerikas Zucker gewonnen.
g) Gestreifter Ahorn {Acer striatum L\ mit ziemlich feinem, hartem,
thMrerem, festem, zähem, schönspaitigem Holz mit undeutlicher Grenze zwischen
gelben Kern und dem weissen Splint, oft schön geflammt und gut zu
ölircn. Dieser mit schöner, weissgestreifter Rinde ausgestattete Baum wächst
Xordamerika.
h) Tartarischer, herzblättenger oder russischer Ahorn {Acer tartari-
*w 1,), mit ganzen Blätteni und mit feinem, glänzendem, weniger zähem^
* Splint röthlichweisscm, im Kern braunem Holz mit deudichen Jahresringen*
im Splint leicht zu tränkende, feste, harte, schwerspaltige Holz wider-
dcn Wilterungseinflüssen sehr lange. Heimat: Russland; — u, s. w.
§ 126. Birke,
l)ie Birke ist ein Splint bäum, sie kommt fast in allen WeUtheilen
^or, .\tan kennt von ihr 36 Arten un<l unterscheidet Baum- und Strauch-
fwkcn. In Kuropa giebt es nur zwei Baumbirken, nämlich:
iC\ Die gemeine Birke oder Weissbirke {Betuia alba L.).
Kennzeichen: ran ren förmig - dreieckige, zugespitzte, doppelgcsagte.
wachsen unbehaarte, langgestieltc Blätter mit zahlreichen, wohlriechendes
Tt ausÄchei<lenilen, w^dssen Drüsen und an zierlichen, bei älteren
Den gewöhnlich herabhängenden, langen Zweigen; männliche, waUen-
3%
Erster Theil. Die Hauptstoffe»
förmig längliche, hängende, j>aarweise beisammenstehende und weibliche, auf
gerichteiet einzelne BUuhenkätzrhen ; geflügelte Fracht (Flügel doppelt so
breit als das Nüsschen selbst) ; junge Stämme mit glatter, gelbbrauner Rinde,
stärkere Stämme mit weisser, der Quere nach bandförmig sich abrollender
Korkrinde; alte Bäume mit längs- und tiuerrissigcr schwärzlicher Rinde;
junges Holz leicht, weich, fein und weiss, älteres gelbhch oder röthlichgrau,
ziemlich hart, sehr zähe, gut spaltbar, ziemlich schwer, an den Stammenden
und Wurzelstöcken hau hg gemasert, mit zahlreichen U'5 mm hohen Mark-
strahlen, breiten Jahresringen und sehr feinen Spiegeln.
Alter der Reife: etwa ÜO Jahre. Höhe: bis 24»/» Stammdurch-
messer: bis 60 cm.
Vorkommen: hauptsächlich in Nord- und Osteuropa, im norddeutschen
Tiefland, in tlen baltischen Ländern, in Norwegen und Schottland, auch in
der 'l'ürkei, Itahen, Syrien u, s. w. — Die gemeine Birke wächst selbst auf
dem magersten und trockensten Boden und liebt einen mit Lehm vermischten
Sandboden.
V^er wen düng: Das Weissbirkenholz ist umso fester, je nördlicher der
Standort fies Baumes. Es besitzt im Freien keine Haltbarkeit, sondern wird
in feuchter Luft meistens schon nach Jahresfrist morsch. Es arbeitet sehr stark,
wirft sich bedeutend nnd quillt sehr stark auf, ist .schwer auszutrocknen und
dem Wurmfrass leicht unterworfen. Als Bauholz ist es daher nicht tauglich,
man verwendet es zu Constnictionstheilen nur dann, wenn es in grosser
Menge vorhanden ist; es ist dann im Saft zu hauen, auszulaugen oder aus-
zuräuchern, in einzelnen Fällen auch zu imprägniren u. s. w. Hauptsächlich
tiient das Weissbirkenholz zu Drechsler-, Tischler- und Stellmach erarbeite«;
man fertigt aus ihm Wagendeichseln und, falls gemasert, Pfeifenköpfe, Dosen,
Schalen, Löffeln u. s. w. Aus dem Birken reis ig stellt man Besen, Körbe, Zäune
und Stickwände für landwirthschaftliche Gebäude her. Die Birkenkohle
dient zu chemischen Versuchen u. s. w. ; der Russ als Buchdruck erschwärzt
Aus dem süssen, im Frühjahr in reichlicher Menge aufsteigenden und aus
Wimden des Stammes austliessenden Saft bereitet man in einigen Gegendeo
Wein (Birkenwein, Birkenwasser), aus den Blättern Schuttgelb i^siehe
S 255, 12). Die wasserdichte, der Verwesung lange Zeit widerstehend^
Rinde dient in Schweden zum Eindecken der Dächer (man nagelt sie ati* i
und bedeckt sie mit Rasenstücken); femer benutzt man die Rinde als Unter- 1j
läge für Schwellen und Balken, um von diesen die Feuchtigkeit fernzuhalten »<j
sodann gewiimt man aus ihr in Russland Theer (Birkentheer), welcher a^l^l
Wagenschmiere und zur Bereitung des Juchtenleders dient, dem es der»
eigen thümlichen Geruch verleiht. Aus dem Birken theer erhält man dur^J^
Destillation das farblose Birken öl, welches zur Bereitung von Parfimieri«^ 1
und Fruchtäthem benutzt wird. Endlich dient die Rinde zum Gerben, sow^^ 1
zum Gelb- und Braunfärben von Leder und zur Herstellung von Tabaksdose^
Das Holz der gemeinen Birke ist auch als Brennholz sehr gut brauchbar.
Bemerkung, Besitzt die gemeine Birke herabhängende Zweige, ^
nennt man sie auch Trauer- oder Hängebirke {Beiula pendula Roth).
b) Die Haar*« Ruch-, Moor- oder Moschusbirke {Beiuia puUic(^^
Ehrh, oder B, odorata B eckst,),
Kennzeichen: eiförmige oder rhombisch-eiförmige, an den Seitenecken
abgerundete, kurzgesdelte, in der Jugend in den Aderwinkeln behaarte, imincf
Drittes Capitcl. Die Höhten
337
lebrige, weiche^ angenehm balsamisch riechende, oberseits glänzend-graue,
ils gelbgnine Blätter ohne Harzwarzen iDrüsen); bf haarte junge Zweige;
tVte Frucht (Flügel ebenso breit als das Nüsschen) ; rothbramie^ weiüs-
ktirte Rinde.
Vorkomnien: auf moorigem und feuchtem Boden in l>eut*»rhknd>
tuisktid und Nordeuropa. Die Haarbirke wächst sehr langsam und meist
mig.
'Verwendung: dieselbe wie bei der gemeinen Birke,
Abart: Schw*arzbirke {Bttuia puiescms var. nigra), mit dunkler
nhbrauner) Rinde.
In Nordamerika sind folgende Birkeuarten heimisch:
Papterbirke {B. papyracea\ viel ven^^endet; aus dicken Stammen fertigen
Kt bchitner leichte Boote,
Pappelbirke {ß. popolifoiia Aif,), unter Wasser allgemein haltbar und
viel zu Schiftstheilen benutzt, welche unter Wasser liegen ; das Holz
ifd huhcr geschätzt als das der europäischen Birken.
Zihc Birke {B, ienia L,\ mit glatter» sich nicht ablösender, dunkel-
wex Rinde.
Hohe Birke, ZuckerbJrke {B, ixnUa L.\ mit gelblicher Rinde; Holz
geschätzt.
Gelbe Birke {ß. lutea Mchw oder ytlhw hirk\ mit gelber Rinde,
Ulmenblättrtge Birke {B, utmi/olia Süh. d Zun.); — u, s. w.
In Oslasien und Sibirien wächst die Ermann's Birke {B. Ermann f),
(Torfmooren der Hochgebirge und in der Polarzone die Zwcrgbirkc
nana /,) mit niedergestrecktem, nicht über bO rm hohem Stämmchen
1 am Boden liegenden Zweigen, deren Spitze oft nur aus dem Moos hervor-
'agöit und mit kleinen, runden Blättern und aufrechtstcheMdeii, länglichen
"Tnichtühren,
Vorkommen: in Deutschland, Schwetlen und Norwegen, Sibirien und
Noch erv^'ähnenswerth sind: die etwa l'f> m hoch werdende Alpcnbirke
(^* inUtmtdia Thümiu) un<l flie 0'5 — 2 m hohe, in Norddeutschland vor-
iomtnendc Strauchbirke {B. humtiis Schrank oder ß, frutnosa Pali.).
§ 127. Weide.
Wegen der sehr xaliU-eichen Bastarde ist die Bestimmung der Arten
frierig- Nach Andersson giebt es 160 Weidenarten und 68 Bastarde. Die
Hli^iai sind:
ä) Weiss* oder Silberweide iSaltx alba Lx
Kennzeichen: lanzettfönnige, gezähnte, kurzgestielte, seidenartig glän-
le, obenteitji hlaugrüne, unterseits gelbliche, weiss-schimmemde Blätter;
ge Ka|iselfrucht mit vielen kleinen, mit einem Büschel seidenartig
ler Haare versehenen Samenkörnern; an jungen Stämmen braungraue,
ir»c, an g,inz alten gelblichbraune und längsrissige Rinde;
kurzen nl/igen Stielen sitzende Bluthcnkäizchen ; ziemlich
^vcichcs, ctiv.is glan^fiendes, in der Jugend elastisches, im Kern
•^■niiU-^ ., irn Siilubt ^Vi'issfH IImI/ nnt /:ihlri"irbrn f» "/W liohen Alark*
tcuhlem
Uiatiit^rL
LaukI«aOcbif.
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Ersler Theil* Die Hauptstoffc,
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Alter der Reife: 40^50 Jahre. Höhe: bis 24 m. Stammdurcl
m csser: bis 1*20 ///.
Vorkomm eti! in ganz Europa, besonders an den Ufern von
Flüssen und Sümpfen. Die Silberweide gedeiht auf jedem genügend feuchten 1
Verwendung: Das wenig dauerhafte, im Wasser aufweichaide,
Wurmfrass sehr stark unterw^orfene, schwierig zu bearbeitende Holz eignl
sich nicht als Bauholz. Man fertigt aus den Zweigen der Silberweide Fa^
reifen und Faschinen und benutzt ihre Rinde zum Gerben und Färb
des dänischen Handschuhleders, Als Brennholz ist das Weidenhok ron|
geringem W erth.
6) Sahl* oder Sohl weide (Salüv caßrea Z.).
Kennzeichen: eiförmige oder verkehrt-eiförmige, unterseits grauBl2!||!
welkig gekerbte Blätter; seitliche, anfangs sitzende, später gestielte Aehrca
fein aufgerissene, grüulichgraue Rinde an älteren Aesten und breit aq
rissene, hellgraue an älteren Stämmen.
Höhe: bis 12»/ (Grossslrauch),
Vorkommen: in ganz Kuropa. Die Sahlweide liebt feuchte Orte.
Verwendung: zu Korbflechtereien und Schachteln; als Bauholz
jede Bedeutung; als Brennholz gcringwerthig ; ihre Kohle dient zum Zeichne
und zur Herstelhuig von Schiesspulver; ihre Rinde zum ("»erben und Farbei
des dänischen Hvindschuhledcrs,
c) Korb- oder Flechtwclde (Sttlix vimmalis L.),
Kennzeichen: lanzettförmige, 15 — 18 t'm lange, schwachgez
Blätter mit seidenweichen Haaren auf der Unterseite; lange, ruthenar
biegsame, schnellwachsende, grüngelblirhe Zweige; graubehaarte Rinde Oi
jungen Stämmen; zähes und weiches Holz.
Vorkommen: in ganz Europa; die Korbweide Hebt einen sonn
Ort und einen feuchten Boden ; man findet sie daher hauptsächlich an ]
Ufern von fliessenden und stehenden Gewässern,
Verwendung: zu Körben und Flechtwerken aller Art, souie zm\
festigung von Ufern.
d) Bruch weide {Salix fragilis /.,\ mit sehr zähen« biegsamen Zwe
Verwendung: dieselbe wie Korbweide.
Noch zu erwähnen :
die gelbe Band- oder Dottcn^xide (& vitdina\ mit lanzettförmij
feinzugespitzten, gezähnten, am Rande gegen die Spitze feindrüsigen Blalj
und schön gelb berindeten, langen Zweigen;
die aus dem Orient stammende Trauer- oder Napoleonsw«
hahylonica L, oder S, pendula Momch), mit ruthen artigen, hängenden Zwei|
die Werftweide {S. arumtnata)^ mit eiförmig-ÄUgc&pitztenp ausgefran
Blättern ;
die Mandelwcide {S* amygdalina L.\ mit grossen» breiten, eiför
7.ugespitzten, starkädrigen, feingezackten, oberseits dunkelgrünen und unten
weissen Blättern;
die Lorbeerw*cidc (S, ptntrandii) mit ellipsenförmigen, glatten, gl
den, knorpelig-gezähnten Blattem;
die Roth-, Purpur-, Reif-, Brcch-, Rasmarin-, Atpen-, Zwergweide u.{
Die meisten der zuletzt aufgeführten Weidennrten eigntf ^^i^^^
stclhmg von Flechtwcrk und dienen zum Uferschutz.
reide]
Drittes Capitel. Die Höker.
33^
§ 128. Akazie und Robinie.
Die cchtca Akazien stellen dornige Bäume und Sträucher dar,
Irdche iti mehr als 4(X> Arten in der heissen Zone heimisch sind ; sie besitzen
gefiederte Blätter oder blattartig ausgebreitete Blattstiele und poly-
che, Köpfchen oder .\ ehren bildende^ einzeln oder zu mehreren in den
Blauachseln stehende Blüthen, Viele von ihnen liefern Gummi urabicum^
Bablah (>feb-Neb, Garrat)» gutes Nutzholz u. s. w. Hervorzuheben sind:
fl) Ätacia arahüa Willd., welche in Arabien, Aegypten und Ostindien
|lnmisch ist, ein hellrothes, in der Kunsttischlerei vielfach verwendetes, sowie
I Färben geeignetes Holz, eine gerbstoffreiche Rinde, sowie gerbstoft reiche
flülscTjfrüchte (Bablah) besitzt, welche zum Gerben und Schwarzfärben be-
N^^erdcn,
b) Aauia nihfüa DtLy in Senegambien und Oberägypten vorkommend,
rfm Gummi arabicum und ebenfalls gerbstoffreiche Hülsen 1^14 — 20%).
t) Aciuia Famtsiana^ an der Westküste von Amerika (von Chile bis
'Jestiko und Texas) heimisch, mit schwarzer Rinde, zahlreichen Domen,
ifohlricch enden, paarweise den Blattachseln entspringenden, langgestielten,
ii^:elfömugen, gelben Blüthenköpfchen und knoblauchartig-riechcn<ler AWirzel
^ic Bluthcn, von denen in Südfrankreich allein jährlich^ lÜ.000—2aUO() /-^
'cwoonen werden, dienen zur Bereitung von Parfumerien und Lii)ueuren, sowie
Thee, die Wurzeln zum Gerben und Färben. Auch diese Akazienart
t Bablah.
d) Aidtiü Aditnsonii Guill. et Pirrot, rot her Senegal-Gummibaum,
'Ausflüsse des Senegal wachsend, liefert das sogenannte Senegalgummi, ebenso :
t) Acacia Verek GuUi, et Perrot, in AV'estafrika heimisch.
f) Arada caiechu Witid., Katechu- Akazie, in Ostindien wachsend.
Aus ihrem Holze gewinnt man durch Auskochen und Eindicken die Drogue
utechu; Üire Rinde dient zum Gerben.
g) Aiiuia mihtnoxyion R, ßr,^ in Deutschland als Zierpflanze bekannt^
'fcrt ein sehr festes und schweres Holz i Black wood), welches in der Kunst-
^hlerci viel verwendet wtrtl. Aus ihrer Rinde gewinnt man einen dem
«tcchu ahnlichen Stoff.
h) Aracia Libbek W.^ in Ostindien heimisch, mit sehr dichtem und hartem
, daÄ in der Tischlerei und namentlich zur Herstellung von \\*erkzeug-
flfcn beuüUt wird.
i^ Arada komaiaphyUa^ mit hartem» schwerem, unpolirt stark vcilchen-
hendem Hol«, aus welchem Drechslerarbeiten, eingelegte Arbeiten,
h- und Taschentücherkilsten u. s. w. hergestellt werden; — u, s, w.
Die falsche Akazie oder Robinie {Robinia pseudacada L*\ ein Kern-
•Ubaum, bildet nur wenige Arten in Nordamerika. Sie ist auch in Europa,
^»1 iwar in ganz Mitteleuropa bis nach Sudspanien hin verbreitet, vermag
^orh im nördlichen und nordöstlichen Kuropa dem Khma nicht zu wider-
Wthcn. Man findet sie in Ebenen und auf Hügeln, auf trockenem, nahrhaftem,
üdigem Boden und verwittertem vulcanischen Erdreich, Die Robinie liebt
freien, somiigen, windstillen Ort. l%t der Boden zu mager, so bleibt
^i^ Robtoie im Wacl^thum sehr zurück und wird leicht hohl.
Kennzeichen: hcllgrtinc, mipaarig gefiederte Blätter, mit 11—15
«Qen, ellipsenförmigen Blättchen; weisse oder rothe, schön duftende
i^2♦
Schmetterlingsblüthen in reich blüthigen, locker hängenden Trauben; glÄtte
schwärzliche Hülsenfrüchte mit 6 — 8 nierenförmigen, braunen Samenkörnern I
lange, leichtbrüchige, bedomle Zweige; ziemlich gerader und runder Stani in;
schon bei jungen Stämmen rissige, bei alten sehr dicke, stark langsrissig»?
Rinde; schöne, ziemlich offene Krone; schweres und hartes, sehr zähes und
elastisches, schwerspaltiges, schwierig zu bearbeitendes, jedoch leicht ab^u*
drehendes, verschiedenartig gefärbtes, oft ]>urpurroth geädertes, atlasarog
glänzendes Holz, welches fester ist als Eichenholz,
Alter der Reife: 50 Jahre. Höhe: bis25w: Slammdurchmesse r
bis 1 m,
Verwendung. Das Robinienholz besitzt bei üppigem Wachsthum eine^"
breiten, bei langsamem einen schmalen Splint, ist ungemein dauerhaft, sell>Ät
im Wechsel von Trockenheit und Nässe, widersteht sehr lange der FäuhiiS"*
und wird auch nicht von Würmern angegangen. Es lässt sich gut hobele
und nimmt eine schöne Politur an. Daher stellt es ein sehr gutes Bauhol*
dar, das weit mehr als Eicherdiolz verwendet werden würde, wenn es i'*
grösserer Menge vorkäme. Man benutzt es hauptsächlich im Grund- ur»**
Wasserbau, zu Maschincntheilcn, Tischler-, Drechsler- und Stellmacherarbeite <t>»
Schiflfstheilen (namentlich Schiffsnägeln) u. s. w. In Nordamerika hält m^^*^
das rothbraune Robinienholz für das beste, das grüngelbe für mittelgut uim«^I
das wcissliche für gerin gw^crthig. Weil die Robinie sehr lange Wurzeln besiti^*^
und selbst auf magerem Sandboden gedeiht, so benutzt man sie zur Bcfesci'
gung des Flugsandes an den Ufern der Flüsse und Bäche in sandigen G^^
genden nnd, weil sie Domen trägt» als Heckenbaum, Als Brennholz besit:^^
sie, namentlich im Alter von 20-^30 Jahren, fast den gleichen Werth wi*^
Rothbuchenhoiz. Endlich findet ihr Holz auch zum Gclbfärben vielfach VeJT*
Wendung.
Abarten: Kugclakazie {Mobinia incmns\ mit hoher, kugelförmige
ßlätterkrone, ohne Domen und ohne Blüthenbildung ; rothe Akazi^
{R. hispida L.) mit rothen Blüthen; klebrige Akazie {JR, vtstosa Vmt. oder^^
glutinosa Sms.\ mit klebrigen, stachellosen Zweigen mid rothen Blüther«^
trauben u. s. w.
§ 129. Kastanie,
ä
Den Namen »Kastanie* führen zwei verschiedene Kernholzbäum^^
filmHch:
a) Die Edelkastanie oder cssbare Kastanie {Casianea vulgaris Z. ode^
CJvesra Gaerin*)y welche zur Familie der Kupuliferen gehört.
Kennzeichen: grosse, bis etv^'a IM) cm lange, breit- lanzettförmige, glatte«^
lang zugespitzte, ungeiheik gezähnte, kurz gestielte, wechselweise an den Zweigen
stehende, lederartige, glänzende, hellgrüne Blätter; mäniüiche, in langen
Schetnähren geknäucUe und weibliche, von einer vierspaltigen Hülle um-
schlossene, derbstachelige Blüthen ; stachelige Früchte mit 2- — 3 lederfarbigen,
essbaren Nüssen (Maronen); an jungen Stammen braunrolhe und ^reisä-
gefleckte, lange Zeit glattbleibende, an alten Stämmen schwarzbraune, streifen»
förmig flach aufgerissene, borkige und an den Streuen weissliche Rinde; ali-
stehende, dichtbelaubte Aeste; runder, gerader Stamm; schweresi harte«,
elastiaehes, Gerbstoff enthaltendes, sehr feinfaseriges, ungemein geschmeidig
Drittes Capitd. Die Hi>Uer.
Ml
^fhön weisses oder hellbraunes Holz mit sehr vielen 0'5 mm hohen Mark-
Alter der Reife: GO Jahre. Höhe bis 35 w?, Stammdurchmesser:
oft xehr bedeutend (im Alter von 00 Jahren etwa 70 rm).
Vorkommen: in ganz Südeüropa wild wachsend, vereinEclt auch in
Südfleutschland (Rheinpfalz, Bergstrasse\ sehr selten in Norddeutschland zu
Wen; im Mtttclmeergebict prachtvolle Wälder bildend. Die Edelkastanie
liebt einen kräftigen^ tiefgründigen, aus Sand, Lehm und Uammerde be-
htehrtiden Boden und eine trockene» geschützte Lage. Sie stammt aus
fKieinasien*
Verwendung. Dais im Trockenen und in beständiger Nässe sich sehr
fl«t haltende, im Wechsel von Trockenheit und Nässe jedoch wenig dauer-
Ibafie, dem Eichenholz ähnelnde Holz Uefert ein brauchbares Bauholz, wird
|»ba hauptsächlich zu Stühlen, Geräthen, Weinfässern und Fassreifen (Frank-
«ch), zu Schiffbauten (England und Frankreich) u. s, w. benutzt. Die Rinde
'limr zum Gerben und Braunfärben; das oftmals sehr schön gemaserte Wurzel-
nnlz zu eingelegten Arbeiten u, s» w. Die essbaren Früchte werden von den
I B<'wohnem Italiens, Süd frank reichs und der Schweiz vielfach als Haupt-
'«ahrungHmittel benutzt.
^1 die Rosskastanie otler wilde Kastanie {Aesculus Hippocastanum Z,),
welche zur Familie der Sapindacetrn gehört.
Kennzeichen: keilförmige, kurz zugespitzte, gezähnte, gefingerte, lang-
I gestielte, gegenständige, dunkelgrüne Blätter; grosse, lebhaft gefärbte Blüthen
l'u ^raüssähnlichen Rispen; glänzend braune, in stachligen Kapseln sitzende,
, migmiessbare, den echten Kastanien ähnliche Früchte; rissige, braungraue
Wmle; feines, dichtes, langfaseriges, zartes, weiches, fast schwammige.% leichtes,
f J(t^lhlichweisses, zuweilen graubraun geflammtes Holz mit \\h mm hohen
t Markstiahlen.
Vorkommen. Die wilde Kastanie ist im Orient, im nördlichen Persien
Itmd Tibet heimisch und in Deutschland, auch in Nordamerika, Mexico
1 ^ ». w. vielfach angepflanzt Sie steigt in den Alpen bis 1200 m hoch.
Verwendung. Das im Trockenen dauerhafte, im Wasser leicht faulende,
*ltm Wurmfrass nicht ausgesetzte Holz fijidet vorzugsweise zu Tischler- und
l*iltlhaucrarl>eiten Verwendung. Die Rinde benutzt man zum Gerben, die
'^tüchte zur Thierfütterung, Die Rinde von 4 — fSjährigen Aesten enthält
»^cskulin oder Schillerstoff und wird als Ersatz der Chinarinde gebraucht,
Abarten: die rothblühende Vüi\\^ [A, pavia L,), mit rothen, giftigen
[Blättern, nicht klebrigen Knospen und mehr eiförmigen als runden, giftigen,
^ *^^iM itachellosen Früchten, die roth blüh ende Rosskastanie {A, carnea
^^H); u. s. w.
S 1;50. Nussbaum.
^ Vom Nussbaum, einem Kernholzbaiim, sind die folgenden Arten die
f '^chtigsten :
j) Walnussbaum {Juglans ngia /.)
Kennzeichen: grns?ie, hellgrüne, länglich-eiförmige, unpaarig gefiederte,
|i am Grunde ungleich gezähnte, wohlriechende» an einem gemeinsamen, in eiti
^^KBiatt mdigendeti Stiel sitzende Blätter; hängende» dicke, walzenförmige, grün-
Erster Theil, Die Hauptsloifc.
Hebe Kätzchen mit mämilichen Blütheti und kleine, rölhliche, einzcin oder
2U mehreren beisammenstehende, weibliche Blüthen; kugelförmige, ölreichc,
rifikemigc, im reifen Zustande essbare Steinfrucht (Walnuss) in fleischig-
Irdcrartigcr, uni^eniessbarer Schale; frühzeitig feinrissige, borkige, graue oder
bräunlichweisse Rinde; grosse, runde, dichtbelaubte Krone; oft in der Äfitte
etwa« eingezogener und bis <} m Höhe über dem Erdboden astfreier Stamm ;
braune Zweige; im Splint grauweisses und weiches, im Kern röthlich-gcibcs«
PO«tgelbeK, olivengrünes, grau- oder schwarzbraunes Holz, das zuweilen ge-
dämmt und fein gemaserl, stets fest, zähe, fein, dicht- und kurzfaserig, mittel-
lieh wer und hart ist.
Höhe: bis 2b m. Stammdurchmesser: bis Vhm,
Vorkommen: im Orient, im nördlich-gemässigten Asien (Japan, Nord-
ehina} heimisch, im südlichen Europa (z. B. Griechenland) und ajn kaspi*
ichen Meere vielfach angepflanzt und in Europa bis zum 50. Breitengrade
fortkommend. Der Walnussbaum steigt in Itahen bis 1300 w, auf der Süd-
weite der Alpen bis 1150^/'» auf der Nordseite derselben bis 1 000 w» und in
den Vogesen bis 650 m Meereshöhe und liebt einen massig festen, humus-
reichen, tiefgründigen, nicht zu feuchten Boden und eine milde Lage.
Verwendung. Das im Trockenen sehr dauerhafte, jedoch stark
•chwindende und im Splint leicht dem Wurmfrass unterworfene, leicht zu
ficarbeitrnde Holz findet neben dem Eichenholz in der Möbeltischlerei die
meiste Verwendung; man benutzt es vorzugsweise zu den feinsten Foumier-
«rbritcn, ferner zu Wand- und Deckentäfelungen, Treppenausstattungeti,
HchnitÄer- und J>rechslerarbeiten, auch zu Maschinentheilen. Als Bauhok wird
m, »cbon seiner Kostspieligkeit wegen, nicht verwendet. Sehr geschätzt ist
dmi französische (sogenannte Franzenholz) sowie das italienische und spanische
NuhHbiiumhölz. Die Walnüsse werden in reifem Zustande als Obst gegessert,
in unreifem candirt. Aus dem Samen wird Oel (Nussöl) gewonnen»
h) Schwarzer Walnussbaum oder Buttemussbaum {/ngians nigra Lx
K e n n z e i c h en : länglich-lanzettförmige, untersei ts behaarte, kurzgestielte,
getilgte Ficderljlättchen des Blattes; kugelförmige, schwarzschalige, in reifem
/,upktandc cssbarc Fruchte; sehr schönes, hartes, dunkelbraunes Holz; schlanker,
\m XVSm hoher Stamm.
Vorkommen: in den östUchen Staaten Nordamerikas und Texas
hdminch, in Europa angepflanzt.
Verwendung. Das Holz, welches im Trockenen äusserst dauerhaft
m\iX gegen Fäiilniss und Wunnfrass geschützt ist, wird in Amerika sehr gc-
•Chützt und als Nutzholz verwendet
<) Cirauer Walnussbaum oder Oelnussbaum {Juglans cinerea L.).
Kennzeichen: gesägte, beiderseits behaarte Blättchen; eiförmig-läng-
liche, zugespitzte Früchte; schön schwarzbraune, an alten Stämmen fast
»chwarze Rinde; schön gertammles, bisweilen hell- und dunkel geadertr,,
fein zu polirendes Holz und schön gemasertes Wurzelhok.
Vorkommen: im östlichen und nördlichen Theile von Nordamcuka,
nammtlich Canada; in Europa angepflanzt.
Vcrwentlung. Das schön gezeichnete Holz dient als Nutzholz. Aus
dem bei Verwundungen des Stammes ausfliessenden Satt wird in Massachusetts
Zscker bereitet.
Man unterscheidet bei der Platane fünf Arten, von denen vier in Nord-
amerika und eine im Orient sowie in Griechenland heimisch sind. Somit
erhält man xwei Hauplarten^ nämlich:
a) Die abendländische Platane, Sykomore oder Wasserbuche {^Piatanus
^tidmlalit Z.).
Kennzeichen: bis 30 tw lange und breite, handfcirmrg gelappte, scharf-
gezähnte, lang gestielte, am Grunde herz- oder keilförmige, ahoniähuliche,
oberseits dunkelgrüne, unterseits mattgrüne und weisstikige Blätter an weiss-
^jugeu Blattstielen; männliche Kätzchen aus keilförmigen, fleischigen, auf
einer kugelförmigen Spindel sitzenden Schuppen; eine an jungen Zweigen
aschgraue oder olivengrüne, mit weissen, warzenähnlichen Querpunkten ver-
ne un*:l eine an alteren Stämmen dünne, weissliche, in grossen dünnen
tten und Schuppen sich abblätternde Rinde, unter welcher sich eine neue
gelbbraune Rinde bildet; länglicher, zugespitzter, am Grunde langhaariger
Samen; einsamiges Nusschen als Frucht; weissem, ziemlich leichtes, elastisches,
festes, schön zu poHrendes, sehr hartes, sehlechtspaltiges, im Schnenschnitl
gefladertes Holz mit sehr vielen 0'2 mm hohen Markstrahlen und schönen
Spiegeln.
Höhe: bis 25 w. Stammdurchmesser: bis 3*0 »*.
Vorkommen: in Nordamerika heimisch, in Europa vielfach angepflanzt.
Die Sykomore liebt einen lockeren, fetten und feuchten Boden.
Verwendung. Das dem Ahomholz ähnelnde Hol/, hat nur im Trockenen
Iftngere Haltbarkeit, es wirft sich leicht und stark und wird hauptsächlich
jra Tischler' und Drechslerarbeiten benutzt,
li\ Die morgenländische Platane {Plaianus oritnialis Z.) .
Kennzeichen: kleine, tiefausgeschnittene, fünflappige, tiefgezähnte,
HLva Grunde meist keilförmige, steife, wohlriechende Blätter an röthlichen
Blattstielen; glatte, graue, sich fast alljährlich erneuernde Rinde; schnur-
gerader Stamm; röthlichweisses, braungeailertes, zähes, festes, sehr hartes,
leichtes, feines Holz.
Vorkommen: in ganz Südeuropa, namentlich in den Laudem am
IMtttelmerre uml an Wegen, sowie in Gärten oft anzutreffen; in Mittel- und
Korildeutschland nicht fortkommend.
Verwendung. Das ebenfalls <leni Ahomholz ähnelnde, wegen seiner
jpDssrti Hürte sehr schwer zu bearbeitende, sich leicht und stark werfende,
■■e schöne Politur annehmende Holz findet zu Tischler- uml Zimmerarbeiten,
^p mustkahschen Instrumenten, Schifiibauten, Schrauben u. s. w% Venvendung.
Bemerkung. Die im Frühjahre in grosser Menge abfallenden Stem-
haanf «ler jungen Ülätter Atx Platane üben auf die Athmungsorgane einen
staxkeu Reiz aus und erzeugen Schnupfen (sogenannten Platanenschnupfen);
äits diesem Grunde werden tliese schöner» Bäume heutzutage viel weniger
als früher als Allecbäume angepflanzt.
^ i:52. Obstbäume
X* Klrsclibattm.
Von den vielen Arten sind für <üe Technik die wichtigsten:
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344
Elrster 1 heiL Die Haupistoff«.
a) Mahalebkirschc, Steinweichsel, türkische Weichsel, St* Lucicn-
oder St. Georgsholz {Prunur mahaUb LX
Kennzeichen: eiförmige, feingexahnte, wohlriechende, am Kande
drüsige Blätter; zahlreiche, weisse, schön riechende, in kurzg est leiten Dolden-
trauben vereinigte BUithen; schwärzliche, crbsengrosse Frucht; wohlriechendes,
röthHchcK, sehr hartes HoU mit sehr zahlreichen 0*2 mm hohen Markstrahlen.
Höhe: meistetis nur bis 2'4 w (Strauch), in einigen Ausnahmefällen
bis 12 m.
Vorkommen: in Mittel* imd Südeuropa heimisch. Die Steinweichsel
Hebt gebirgige (hegenden.
Verwendung. Das schöne Politur annehmende, durch Beizen dem
Magahoniholz ähnlich werdende Holz dient vorzugsweise zu feinen Tischler-
und Drcchslcrarbeiten. Aus den jungen, dünnen und geraden Schossen werden
Pfeifenrohre (Weichselrohre) hergestellt.
h) Sauerkirsche, Weichselkirsche {Fntntis cerasm L.).
Kennzeichen: steif abstehende, elliptisch lanzettförmige, glatte, ungleich
gebahnte, zugespitzte, dunkelgrüne Blätter, deren Blattstiele nur in seltenen
Fällen mit Drüsen besetzt sind; einzelne Dolden mit kleinen Blättern; weisse
Blüthen; nmde Fruchte mit rothem, färbendem, säuerlichem Saft und rundem
Stein ohne scharfe Kanten; kleiner, meistens gerader Stamm; verstreut
stehende, dünne, häufig hängende Zweige; röthlichbraunes, festes, hartes,
feinfaseriges, grobspaltiges, feingeadertes, kleinjahriges, wenig kernästiges HoU.
Höhe: bis 8 ot, Stamnidurchmesser: bis 30 cw.
Vorkommen: in Kleinasien heimisch^ in Europa vielfach verwildert
vorkommend. Die Sauerkirsche gedeiht am besten auf einem tiefgründigen,
nahrhaften, leichten, nicht zu feuchten Boden und besitzt viele Abaxten {z. B.
Süss weich sei, filaskirsche u. s. \v.)
Verwendung. Das sehr dauerhafte, glatt zu hobelnde, vorzügliche
Politur annehmende, durch Beizen mahagOTiiartig werdende Holz wird als
Massivholz und Foumierhulz in der Tischlerei verwendet, femer zu Drechsler-
arbeilen und besomlers zu Pfeifenrohren (echtes Weichselholz).
f) Vogelkirschc, Wildkirschc, Süss- oder Holzkirschbaum (Prunus
avium Z.),
Kennzeichen: grosse, länglich-eiförmige, diinnc, schlaffe, oft über-
hängende, drüsig gezähnte, etwas runzelige, unterseits ilaumige Blätter, an
deren Blattstielen sich zwei oder mehrere Drüsen befinden; weisse Blüthen
in sitzenden Dolden; schwarze oder rothe Früchte mit süssem Saft und
rundem Stein ohne scharfe Kanten; gerader, hoher Stamm mit quirlförmig
gestellten Aesten; gelbes oder gelblichrothes, fein geädertes, gestreiftes und
geflammtes, grobes, glänzendes, ziemlich hartes, schwerspaltiges, festes Holz
mit sehr vielen Ol mm hohen Markstrahlen und deutlichen Jahresringen,
Hohe: bis iSm. Stammdurchmesser: l'Oiw.
Vorkommen: in fast ganz Kuropa, Die Vogelkirsche liebt einen fre^v*
Stand und gedeiht auf jedem, nicht zu feuchtem Boden,
V'erwendung. Das leicht zu bearbeitende, gut zu polirende, maha^oc
artig zu beizende Holz der älteren Stämme wird vorzugsweise zu Tisch!«
und Drechslerarbeiten und zu musikalischen Instrumenten benutzt,
Abarten: Trauerkirsf he, .^efülltblühende Kirsche, zeschlit/tbläftrig
Kirsche u, h. w.
Drittes Capiiel. Die Hölzer,
U5
Noch envähnenswerth sind:
d\ Traubenkirsche, Apfelkirschbaum, Elexenbaum (Prunus padus LX
Kennzeichen: eirtuuUanzettfonnige, spitze, tloppeltgesagte Blätter;
langgestiehe, stark duftende, weisse, in zahlreichen niederhängenden Trauben
stehende Blüthen; bräunliche, weissgefleckte Zweige; Höhe Ins hm.
t) Strauchweichsel {Prunus aaWa Dum.), mit steifabstehenden Blättern
nd dünnen, herabhängenden Zweigen.
/) Allerhciligenkirsche (Prunus scmpcrfloretu Ekrh,\ welche bis in den
lerbst hinein Hlüthen trägt,
g) Zwergkirsche {Prunus fruiinosa PaiL) .'
k) Virginischer Kirschbautn {Prunus Virginia)^ im südlichen Theilc
|Ton Nordamerika heimisch; Höhe bis 30 m; Holz sehr geschätzt und als
«i'utxholz vielfach benutzt,
IL Birnbaum.
Der gemeine Birnbaum iPyrus tommums) besitzt wild domspitzige
Kurztriebe, cultivirt meistens Triebe ohne Dornen. l*ie Blätter sind ziemlich lang-
gestreckt, rundlich oder eiförmig, kurz zugespitzt» am Rande scharf gezähnt,
[gewöhnlich beiderseits kahl, auf der Oberseite glänzend grün, selten grau-
iljcig und eben so lang wne ihr Stiel. Die grossen und weissen Bliithen
ktchen an ilen Zweigs] »itzen in langges liehen Dol den t rauben. Die Früchte
Bind klein, länglich, holzig und sauer und werden bei Frosteinwirkung mürbe
iolz- oder Knölellnmen). Das Holz ist sehr dicht, massig hart, schwer,
glatt, gut spaltbar, zähe und beim wilden Birnbaum fester und dauerhafter
lls beim cultivirten. Es besitzt wenig hervortretende, etwas wellenförmig
jrerlaufcnde Jahresringe und viele 0*3 mm hohe Markstrahlen, ein gleichmassig
bräunlichrothes, zuweilen geflammtes Kernholz und ein weisses, im Quer-
chnitt rundes Mark von 1^2 ww Durchmesser. Die Rinde ist dunkelgefärbt
und langrissig.
Höhe: bis »30 w* .Stammdurchmesser: bis VO m.
Vorkommen: in fast ganz Europa, auch im Orient, in wildem oder
venigstens verwildertem Zustande, als Strauch oder als Baum mit pyramtden-
Jförmiger Krone, Der Birnbaum steigt bis I20fl?w Meereshöhe und liebt einen
[mehr leichten wie nährstoftrcichen, tiefgniniligen Boden, eine sonnige, freie
1 l.nge und ein massig warmes Klima.
Verwendung. Das Birnbaumholz ist im Freien wenig haltbar und dem
Wurmfrass sehr leicht unterworfen, es hält sich aber im Trockenen gut,
»fhwindct tmd wirft sich wenig, nimmt eine gute Politur an und lässt sich
*cHi^n schwarz beizen (unechtes Ebenholz). P^s ist wegen seines gleich-
•W«igen Gefiiges nach allen Richtungen gut zu bearbeiten und glatt zu
•»'»belli. Man benutzt es zur Herstellung von physikalischen Instrumenten,
Hnl/Mchnitten, Formen fllr Zeug- und Tapetendruck, Modelleti, Reissschienen
Und anderen Tischler- beziehungsweise Drechslcrarlicitcn» auch zu Stampfer>
in Pochwerken, zu Radkämmcn u. s. w. Seine Rinde dient zum Gerben und
^«^IbfÄrben; aus seinem Samen presst man Gel Der Birnbaum liefert auch
^^^ gutes Breimholz, dessen Brennwerth etwa vier Fünftel von dem des
^ötbhuchenholzcs bei ragt .
Abarten: Ho* m \P. pynasUr), Felsenbimbaum oder Mispel
\^ üwuhmchiir)^ her/ jcr Birnbavmi {P, fordaia) mit sogenannten Blut-
^itncn {Sanguinen])i ölbaumblätteriger Birnbaum {P. eloiagnifölia Pa/L) u, s. w.
Erster TbeiL Die HaupUtoffe*
III. Pflaumenbaum.
Von den vielen Arten sind hervorzuhebai:
d) der Zwetschenbaum {Prunus domesiica LX
Kennzeichen: elliptische, rurKlliLhe, kerbig gesägte, anfange beider-
seits behaarte, zuletzt fast kahle Hlätter; grünliche Blüthen, welche zu iw^ci
bis drei aus einer Knospe kommen und auf behaarten Stielen siUen; liiig-
liehe, violettblaue Früchte; ziemlich sperriger Wuchs; sehr hartes, brnm-
rothes, auch violettes Kernholz und gelblichweiss geädertes und geflanuntes
Splintholz. Das Holz ist ferner schwerspaltig und besitzt oft versteckte Ring-
und Strahlenrisse und sehr viele ü2 mm hohe Markstrahlen; es ist leich:
zu iränken, trocknet sehr langsam ans und wird mit der Zeit dunkler uiüi
härter.
Höhe: Ij— B w. Stamm durchmess er: nach etwa hundert Jahren 30*».
Vorkommen. Der Zwetschenbaum stammt aus dem Orient (von Tut*
kesian und dem südlichen Altai) und wächst im gemässigten Europa, iiametit'
lieh in Dentschlaml^ wild; in dem österreichisch-türkischen Grenzgebiet,
besonders in den Ländern südlich von der Donau, wird er sehr viel culiivin
Er gedeiht auf fast je<leni, genügend feuchtem und genügend nährstoffreichem
Botlen nn<! wächst namentlich in Niederungen» steigt aber auch auf Hergcu
bis 9tM) m Meereshöbe. Im trockenen Erdreich verkümmert er.
Verwendung. Das Zwetschen baumholz wird namentlich z\x feiocö
Drechslerarbeiten bemitzt und zur Herstellung von Mobehi. Es ist theurer
als Kirschbaumholz und besitzt als Hrennholz fast denselben Brennwerth. Dit
Früchte liefern ein vorzügHches Obst» um! aus den Samenkemen kanu nua
Blausäure und Hittennandelöl gewinnen,
b) Kriechenbaum, Spilling, Haferschlehe {Prunus insiiüia L,),
Kennzeichen: breit-ellipltschc, beiderseits stark behaarte, kurzgesticltc
mattgrüne, gesägte oder doppeltgesägte Hlätter; paarweise stehende Hluthoi,
runde» schwarzblaue, an behaarten Stielen hängende Früchte mit fest am
Stein anhaftendem Fleisch ; schön buntgeschecktes, roth geädertes und gc-
streift es, allmälig bräunlicher werdendes, hartes, dichtes und feinjähriges HoU»
niedriger, oft domiger Baum.
Vorkommen: aus dem Orient stammend, in ganz. Pluropa eultivirt
(J ohan n is pfla u m e) .
Verwendung: zu Tischler- und Drechslerarbeiten, sowie als Brennholz
c) Schwarz dorn, Schlehendorn {Prunus spinosa L,),
Kennzeichen: zahlreiche, einzelne, weisse Blüthen auf kurzen, ^daiuir
Stielen, nmilliche, blaue, aufrecht siehende Früchte; sperriger Strauch mit
theilweise dornigen Zweigen; festes, zähes, bräunliches, gut polirbares Holt
Vorkommen: in Europa und Asien.
Verwendung: als NutÄhclx; die Zweige werden zu den Gradirwcricn
der Salinen benutzt.
Noch zu erwähnen sind: die Reineklaude {P. italua BorkhX nsA
tief und meistens tiopjieltgesägten Blättern, weissen und auf glatten Stidtii
sitzenden Blüthen, rundlicher, gelblicher, grünlicher oder röthlicher, '^^^^
violettblauer Frucht mit grünlichem Fleisch; — die Kirschpflaume {P. ^^^
varicata Ledet,\ liefert die als Mirabellen bekannten Früchte; — die «^yn^
s'che Pflaume (Damaszene, P. syrtaca BorkkJ) u. s. w.
Driltcs Capitel. Die Kolter.
317
nr* Apfelbaum {Pyrus malus LX
Kciitiz eichen: ovale, stumpfgesägte, kurzgespiute, oberseits kahle,
iterseits filzige Blätter; grosse^ röthliche (selten fast weisse), langgestielte, zu
Irei bis sechs in doldenartigen Büscheln stehende Blüthen ; kleine, nindliche,
abgestützte» beim verwilderten Apfelbaume herbe oder fade-süsslich schmeckende,
veredelten sehr wohlschmeckende Früchte; rauhe, sich tafelförmig ab-
de, an jüngeren Zweigen herbe und scharf bitter schmeckende Rinde;
Itens unregelmässig gebaute Krone mit domspitzigen Zweigen und weiten
testen; röthlichweisses, im Rem hellbrau nrothes, geflammtes und geädertes,
hr hartes und festes, sehr schwerspaltiges Holz mit feinem, dichtem Gefüge
td \ielen, 0*5 mm hohen Markstrahlen.
Höhe: bis 12 w, Alter: bis lOÖ Jahre.
Vorkommen: wahrscheinlich in SVestasien heimisch; in Mittel- und
Siideuropa, namentlich in Südrusslan<l häufig als Strauch oder Baum in den
*^ äldeni wild wachsend; in der nördlichen, gemässigten Zone Europas viel*
Ifach rultivirt. Der Apfelbaum liebt einen tiefgründigen, nahrhaften, mittel-
iMrhweren Lehmboden und eine gegen rauhe Winde geschützte Lage; er steigt
jÄuf Bergen bis 9üO m Meereshöhe.
Verwendung, Das eine vorzügliche Politur annehmende, im Trockenen
I *chr dauerhafte, aber leicht aufreissende und sich stark werfende, sehr glatt
m\\ gut zM bearbeitende sowie gut (schwarz) zu beizende Holz wird na-
nvcnllich zu Tischler-, Drechsler- und Schnitzarbeiten verwendet* Das beste
Holz ist das zähe Holz der Stammenden und Wurzeln,
Bemerkung. Vom Apfelbaum giebt es sehr zahlreiche Varietäten, die
fw>ch immer vermehrt werden.
§ 133, Verschiedene kleinere Laubbäume und Sträucher,
1. Bucbsbaum {Buxus semptrvirtm L\
Kennzeichen: immergrüne, eirunde, feste Blätter; braune, harte Rinde;
*^Hön blassgelbes, ausserordentlich i.lichtes und ein gleichförmiges Gefüge be-
'ilxcndei, hartes, festes, feinfaseriges, schön gemasertes, gut zu poHrendes und
^hr hallbares Holz mit wenig her\^ortretenden, eng aneinanderliegenden
)ahiesringen.
Vorkommen: Spanien, Süd frank reich, Griechenland, Italien und im
*^cnt iPersien, Kleinasien u. s. w.),
VerwenduTjg: Das Buchsbaumholz, das schwerste von allen europäi-
schen Hölzern, wird zur Herstellung von Holzschnitten, chirurgischen und
*^ptischai Instrumenten, Massstäben, Blasinstrumenten (Pfeifen, Flöten, Hoboen
^^' ». w.\ Messergriffen, Löffeln und Gabeln, Zahnstochern^ Dosen, Büchsen,
Wölben, Druckwalzen u. s. w. verwendet. Die beste, hauptsächlich zur Her-
•^lluijg von Holzschnitten benutzte Sorte kommt aus Persien und Kleinasien;
ua« Kvestindische Buchsbaumholz ist etwas dunkler gefärbt»
Abarten: hochstämmiger Buchs bäum iß, arhörtscms Z,), mit
*^"»«m Stamm von %—\^m Höhe und bis 6(1 f»i Durchmesser; Zwergbuchs-
"*um {B. var. suffruiicosa), nur bis öO n» hoch werdend und hauptsächhch
I ^ Btetcinfassungen dienend.
2, Bcrberisstj-auch, Berberitze, Sauerdorn \Btrheris vulgaris L.\
Keimjt eichen, einfache, meist büschelfürmig gestellte, ganze, gewimpcrt-
lK<2^tr oder ganzramlige Blütter; gelbe, in hängenden Trauben stehende
1
318 Erster Tlicil. Die Hauptstoffe.
Blüthen; längliche, zwei- bis achtsamige, sehr saure, rothe Beeren; junges
Hob lichtgelb, altes das gel beste aller europäischen Hölzer, oft geflammt,
sehr hart, fein, spröde und schöt; zu poliren; Stamm bis 2 m hoch.
Verwendung* Das Holz dient zur Herstellung von kleineren Tischler-
arbeiten» Foumieren und eingelegten (Mosaik-) Arbeiterif zu Zahnstochern
u. s. w. Der Bast der Wurzel, iles Stammes und der Aeste wird zum Gelb-
färben benutzt (ungarisches Gelb holz); aus der Wurzel wird Berberin gc^
Wonnen; die Heeren werden wie t'reissel beeren ^Kronsbeeren) eingemacht und
der Saft derselben als Ersatz für Citronensaft benutzt.
3. Bohnenbaum, Hirschholder, Goldregen [Cj/isus lahumum Z..).
Kennzeichen: schöne grüne, unlerseits behaarte und seidenglänzendc
Blätter; grosse, goldgelbe, lang herabhängende Blüthen trauben; bitter
schmeckender, giftiger, Cytisin enthaltender Samen; schöngelbes, im Keni
dunkelbraunes bis schwarzes, äusserst hartes, schweres, sehr feines und festes,
sowie dichtes, gut |>alirbares Holz (falsches Kbenholz).
Vorkommen: Oberitalien, Schweiz, Ocsterreich, Provence u, s, w,
Höhe: bis bm,
Verwendung: zu musikalischen Instrumenten und kleineren Gcgeo-
ständen, die eine grosse Festigkeit beanspruchen.
4. Cornus.
a) Kornelkirsehe, Herlitzenstrauch, Judenkirsche {Cornus (lw^
cuia Z.)-
Kennzeichen: eirund-zugespitzte, kurzgestielte Blätter; goldgelbe, i»
kleinen Dolden stehende Blüthen; glänzend hochrothe, angenehm schmeckende
Früchte von mehr als 2'5 cm Länge ; meistens gekrümmter Stamm von 6 bis
Hm Höhe und bis 30 fw Durchmesser; gelbweisses oder bräunliches, im Kern
braunrothes, sehr dichtes und feinfaseriges, äusserst festes, schweres, hartem
schwerspakiges und dauerhattes Holz.
Vo r k o m m c n : Mitteleuropa.
Verwendung, Aus dem Holz werden Tischler- und Drechslerarbeiten*
Radkämme, Walzen, Pressen, musikalische Instrumente, die Räder von Wanii^
uhren u. s. w., aus geraden, jungen vStämmen die bekannten Ziegenhaiuef
Stöcke hergestellt, aus den jungen Blättern wird Thee bereitet und die Riiidf
zum Gerben benutzt*
6) Grossblüthige Kornelkirsche {Cornus fleridd)^ auch ¥"irginischc
Hunds beere genannt.
Kennzeichen! gelbgrünliche Blüthen in grosser, weisser BlüthenhüUe,
scharlachrothe Früchte; choco laden farbiges, schweres, hartes, sehr schon z«
poHrendes Holz; röthlichgrüne Wurzelrinde, welche Condn enthält.
Vorkommen: im östlichen Nordamerika. Höhe: bis 12^1.
Verwendung, Das Holz wird vorzugsweise zu Drechslerarbeitea «Ü*
Rinde der Wurzel als Mittel gegen Fieber benutzt,
0 Hartriegel Hornstrauch (Corrtus sanguünm L*),
Kennzeichen: Blätter ähnlich der Kornelkirsche geformt; weisse, in
Trugdolden stehende Blüthen; schwarze, runde, erbsengrosse Steinfrüchte mit
schlecht schmeckendem Fleisch; im Herbst und Winter blutrothe Aesl«;.
grünlichgelbes, im Kern Heischrothes, sehr schw^eres, äusserst schw*erspaltigc>
Holz. — Vorkommen: Europa.
Verwendung: zu Drechslerarbeiten, Peitschenstielen, Pfeifenrohren,
Drilles CapiLel. Die Holzi^
Mi)
5* Hagedom, Weissdorn, Mehlbeerstrauch iCraiaegus oxyacantha und
C monogyna Z.); beide Arten in Europa verbreitet.
Kennzeichen: keilförmig-verkehrt-eirunde Blätter; drei-, selten fiinf-
tjipige» kahle BUithen stiele; weisses, hartes, sehr zähes, feinfaseriges, bei
llercn Stämmen gelbliches und braun oder röthlich geädertes, schön zu
olirendcs und zu beizendes Holz von sehr grosser Festigkeil, die nur von
wenigeii HoUem libertrofFen wird.
Verwendung: zu Maschincnth eilen, Drechslerarbeiten, Hammerstielen,
l'HeMjäumen u. s. w.,* die jungen Triebe zu Spazierstöcken ; das Reisig zu
Tifadirhäuseni der Salinen,
6. Eberesche.
Mit vielen Untergattungen, von denen hauptsächlich die beiden fol-
icndcn für die Technik in Betracht kommen:
a) Gemeine Eberesche, Vogelbeerbaum, Eibische {Sorbus anct4-
Pma £,).
Kennzeichen: unpaarig gefiederte, zu 11 — ^15 an einem Hauptstiel
iHUende, ungleiche und am Grunde ganzrandige, sonst dojipeUgesägte, unter-
llcih woUig behaarte Blätter; weisse Blüthen in zusammengesetzten, rispigen
TBoldenirauben; glatte, kugelförmige, erbsengrosse, im Herbste scharlachrothe
rrüchte (zum Anlocken und Fangen von Drosseln und anderen Vögeln be*
ützi); röthlichweisses, im Keni rothbraunes, nach dem Mark zu oft dunkel
|eflammtes, fein- und langfaseriges, eigenthümlich riechendes, mittelhartes,
[ichwcres, zähes Hobt,
Höhe: bis 20 m. Stammdurchmesser: bis GO cm.
Vorkommen: in fast ganz Europa und in Nordasien.
Verwendung. Das im Freien und in der Nässe wenig haltbare Holz lässt
ßt*h leicht bearbeiten und gut poliren und wird vorzugsweise zu Tischler-,
wdisler- und Stellmacherarbeiten benutzt. Die Frucht verwendet man zur
^reitung von Branntwein und Essig, die Wurzel u. a. als Mittel zur Ver-
ÖgcTung des Erhärtens von Gypsbrei. (Vergl § liOl.)
i) Atlasbeerbaum, Elsebeerbaum (Sorbus lorminalia Z.).
Kennzeichen: nicht gefiederte, grosse, langgestielte, tief und ungleich
^ajiptc. ungleich scharf gesägte, unl)ehaarte Blätter; weisse, in filzigen
öldentrauben stehende Blüthen; elüpsoidische, 15»«^ lange, im Herbst grau-
auöe und weisspunklirte, unbehaarte, wohlschmeckende P'rüchte; im Splint
bliches, im Kern röthliches oder rothbraunes, vielfach geädertes und ge-
nintcs, festes, hartes, feines, gleichförmig dichtes Holz.
Höhe: bis 20 w. Stammdurchmesscr; bis bk} im.
Vorkommen: in Mitteleura[)a (bis nördlich zum Harz),
Verwendung, Das politurfähige, schön glatt und gut bearbeitbare» sich
gleicht werfende und dauerhafte Holz findet als Werkholz, namendich
chl erarbeiten, Verwendung,
7t Gemeiner, spanischer, türkischer Flieder» türkischer Holunder
^ninga vulgaris Z.),
Kennzeichen: herzförmige, eirunde Blätter; röthliche, blaue oder
Blüthen; gelbliches oder grauweisses, bei alten Sträucheni schön roth-
ntes, an d^x Wurzel gemasertes, mittelhartes^ schweres, zähes und
sici HoLe.
.nfto
Erster Thcil. Die HaapUtoffe.
Vorkommen: in Ost- und Mitteleuropa und im gemässigten Asieti. —
Zahlreiche Varietäten.
Verwendung: bei dickerem Stammdurchmesser zu eingelegten Arbeiten
und ZVL Drechslerarbeiten.
8, Holunder, Holder, Flieder \ßambucus nigra Z*).
Kennzeichen: xwcipaarig gefiederte, gegenständige, eirunde, lang zu-
gespitzte, ungleich gesägte Blätter; weisse oder gelblichweisse, in tlachen,
zusammengesetzten Doldenrispen stehende, stark duftende Blüthen; schwarz-
violette, süsssäuerlich schmeckende, ätherisches Gel enthaltende, drei- bis
fünfsam ige Beeren fruchte; weisses, stark entwickeltes Mark; sehr hartes, schön
gelbes, feines, dichtes, zähes, festes, an der Wurzel schön gemasertes Holi.
Vorkommen: fast in ganz Europa.
Verwendung. Das Holz wird zu kleineren Gegenständen, das Mark
zur Anfertigung von Spielsachen, von Kugelchen und Figuren zu elektrischen
Experimenten, zum Einklemmen und Festhalten kleiner Gegenstände u» s. w.,
die Blülhen zur Bereitung eines schweisstreibenden Thees, die Beeren als
Farbstoff für Speisen und Wein, sowie als arin- und schwetsstreibendes Mittel
benutzt.
9. Haselnussbaum, Hasel {Corylus avtUana L.).
Kennzeichen: kurzgestielte, rundUche bis längUch-verkehrt-eifÖrraige,
am Grunde herzförmige Blätter; offene, glockenförmige Fmchthülle; essbarer
Samen; graue, in der Jugend drüsig- rauhhaarige Zw^eige; zähes, biegsames,
ledergelbes Holz.
Vorkommen: in ganz Europa, Nordamerika und im nördhchen Orient.
Verwendung. Das dem Weissbuchenholzc ähnelnde, geringe Dauer-
haftigkeit besitzende Holz wird als Bandholz, zu Reifen und Flechtwerk,
Recbenstielen, Spazierstöcken u. s, w, sowie als Brennholz verwendet. Das
Wurzelholz lässt sich gut biegen und nimmt eine schöne Politur an.
10. Kreuzdom, Wcgedorn {Rhamnus cathartica Z.).
Kennzeichen: eirund-lanzettförmige, gezähnte, gegenständige Blitter;
fdbgrüne, gebüscbelte Blüthen; schwarze, erbsengrosse Beeren; domspiizigc
weige; weisses oder gelbliches, im Kern braunrothes, feines, dichtes, zähes,
festes, sehr hartes Holz von schönem, seidenartigem Ansehen und mit schön
gemaserter Wurzel
Vorkommen: im grössten Theile von Europa.
Verwendung, Das dauerhafte, leicht und glatt s[>altbare, beim Polircii
eine sehr schöne Farbe annehmende Holz wird zu eingelegten Arbeiten,
Schuhstiften u, s. w., die Kohle zur Bereitung von Schiesspulver, die Rinde
zum Gelb' und Braunfarben, das Reisig zu Gradirhäusern der Salinen be-
nutzt. Die Blätter und Wurzeln dienen zum Gerben, und aus den Beeren
wird Saftgrün oder Schüttgclb bereitet,
Abart: Faulbaum, Pulverholz {Rhamus frangula Z*); die KoM^
dient zur Piilverfabrikation.
11, Liguster, Rain weide, spanische Weide {Ligusirum vuigare).
Kennzeichen: eirund-lanzettförmige, glatte, abfallende Blätter; weisse»
selten hellgelbe, starkriechende, rispige Blüthen; schwarze, selten weisse, gelbc^
oder graue, erbsengrosse, bittere Beeren (sogenannte Hundsbeeren); wets»-^
liches, im Kern violcttbrauwes, sehr hartes und zähes HoU,
Höhe des Strauches: 1*5—2*5 m.
Drittes Capild. Die HöUer.
361
Vorkomnien: hauptsächlich in der nördlichen gemässigten Zone
Verwendung: Das Holz älterer Stämme wird seiner Feinheit wegen
atu feinen Schnitxereieii und kleinen Drechslerarbeiten» auch zur Her-
ing von Schumacherstiften u. s. w. benutzt. Die Beeren dienen zum
Hlau- und Schwarz färben. Die Kohle findet zum Zeichnen und als
KktzCT Farbstoff Verv^entlung,
12. Mispel {Mespilus germanica L).
Kennzeichen: oberseits dunkelgrtinc, untcrseits tilzig-bcharrtc Blätter;
Ine, ziemlich grossCi weisse Blüthen; kurz- und langgestielte Apfdfrüchtc;
und feinfaseriges, weisses oder weisslich-gelbes, im Kern bräunliches,
zähes und bei geradem Wuchs leicht zu hobelndes Holz.
Vorkommen: in Süddcutschland und in der Südschweiz.
Verwendung: zu Drechslerarhcitcn und im Mühlenbau,
13. Spindel bäum, Spillbaanip Pfaffenhütchen u. s. w. {Evdn^fmus
Kennzeichen: längliche Blätter; canninrothe, vierkantige Kapselfrüchtc
renhütchen) mit weissem Samen; vierkantige» fast glatte Aeste; sehr festes,
t, feinfaseriges, gelbliches, dem Buchsbaumholz ähnelndas, jedoch weicheres
weniger sprödes Holz,
Vorkommen: in fast ganz Europa. Hohe: bis ü m (Strauch).
Verwendung: Das nicht leicht reissende und springende, schön spalt-
und leicht zu sclmeidende, jedoch wenig haltbare Holz findet besonders
•mgelegtcn Arbeiten, zu Drechslerarbeiten, zur Herstellung von Zahn-
icm und zu feinen Schnitzarbeiten Verwendung. Die Kohle wird zum
men und zur Bereitung von Schiesspulver benutzt.
14. Stechpalme, Stecheiche {/lex aegui/oiium).
Kennzeichen: harte, glänzende, immergrüne Blätter mit stechenden
ten und Zähntm; weisse Blüthen; erbscngrossc, scharlachrothe Früchte;
ichweisses, leicht hellbraun werdendes, feinfaseriges, dichtes, sehr hartes
sehr zähes Holz.
Vorkommen: hauptsächlich in den Küstenländern Mitteleuropas (von
rnem bis Portugal), auch in Amerika uml Ja|>an.
Verwendung: Das nach dem Trocknen eine schöne Politur annehmende
wird zu Foumiercn und Drcchslerarbciten, die Rinde zur Bereitung von
Heim benutzt.
15. Götterbaum \AilaHlus giandulosa Des/.)
Kennzeichen: unpaarig gefiederte Blätter mit wechselständigen, ei-
ligen bis länglichen, am Grunde herzfönnigen, zugespitzten, ganzrandigen
buchlig gezahnten, unterseits blassgrüncn Fiedeni; gelblichwelsse,
Inderähnlich riechende Blüthen in reichverzweigten Rispen und am Ende der
gc stehend; messingglänzendes, sehr schöne Politur annehmendes Holz,
Vorkommen: hauptsächlich in Japan, China und Ostindien heimisch,
ch in Europa vielfach rultivirt*
Verwendung: Das Holz ist ein sehr geschätztes Tischlerholz. Der
n selbst wird nni Vortheil auf Flugsand angepflanzt, um diesen zu
»tigcn* Die wris^- Wurzelrinde soll ein gutes Heilmittel gegen Br^^'b-
^fall fein.
^fe
3f>'i
Erster TheiL Die Hatt
!6. Zürgelbaum oder Zürgelstrauch {Celiis),
Von diesem Baum oder Strauch giebt es im heissen und gemässigten
Klima etwa 50 Arten. Die beiden wichtigsten sind:
a) Ceitis australis L.
Kenn^eichea: länglich-eiförmige, ganze, am Gniiide schiefe, oben
zugespitzte, unterseits kurzbehaarte Blätter; einzelne oder gebüschelt stehende
Bliithcn; in reifem Zustande schwarze, süsse, wohlschmeckende, einsamige,
beerenfürmige Steinfrüchte; äusserst zähes, sehr dichtes, schweres, festes, sehr
biegsames, weissliches oder bräunliches, auch schwärzliches Holz.
Vorkommen: in Südeuropa heimisch^ in Deutschland an geschützten
Orten gut fortkommend. Höhe bis 12 ffL
Verwendung: Das gut zu bearbeitende, sauber zu polirende, fein-
faserige Holz (Triester Holz genannt), welches von allen Hölzern das
Zäheste ist und von keinem Wurm angegangen wird, lässt sich zu allerlei
Hausgeräthen, Rudern, Peitschenstielen. Ladestöcken, Blasinstrumenten, Wagen-
deichseln, Spazierstöcken. Bildhauerarbeiten u. s, w. verwenden. Die schwanten
Wurzeln dienen zur Herstellung von MessergrifTen. Aus dem Samen wird
Oel gepresst- Der Baum selbst wird auf terrassirten und bewässerten Ab-
hängen zum Schutze gegen Abrutschen vielfach angepflanzt.
6) Ctliis oiddeniaiis L.
Kennzeichen: oberseits etwas rauhe^ Unterseite in den Aderwinkeln
kurzbehaartc Blätter; ein- bis drciblüthige kleine Trugdolden.
Vorkommen: Nordamerika.
Verwendung: vorzugswei.se zu Stellmacheraibeiten.
17. Oiivenbauniy Oelbaum*
Von den vielen Arten sind her\'orzuhebcn :
a) Echter oder gemeiner üelbaum {Oim iurüpata Z,).
Kennzeichen: lanzettförmige, immergrüne, lederartige, oberseits dunkel-
grüne, unterseits weissgraue, den AVeidenblättern ähnliche Blätter; ölreiche,
länglichrunde, schwammiges Fleisch besitzende Steinfrüchte; graubräunliche
Rinde; glatte, grauweissliche Aeste; sehr festes, schweres, wohlriechendes,
grünlichgelbes, braunroth oder schwarz geädertes und geflammtes, an der
Wurzel vorzüglich gemasertes und in den Zeichnungen dem Florentiner
Marnior ähnelndes Holz.
Höhe: in wildem Zustande gering (Strauch), cultivirt bis 14 w. Stamnh
durchmesser: bis 1 m.
Vorkommen: w^ahrscheinlich aus Asien stammend, in Südeuropa und
Nordafrika überall angepflanzt Der echte Oelbaum liebt einen kalkigen Boden
und die Nähe des Meeres.
Verwendung. Das sehr dauerhafte, nicht wurmstichig werdende, schön
zu polirende, schön gezeichnete Holz wird hauptsächlich zu Drechsler- und
Kunsttischlerarbeiten benutzt; aus den Früchten gewinnt man das vielfach
verwendete Olivenöl
i) Amerikanischer Oelbaum {0ha amtricana Mich) mit schönen
wohlriechenden Hlüthen und essbaren Früchten. Sein sehr hartes Holz {^Dml-
wood\ wird in Amerika vorzugsweise zu Drechslerarbeiten verwendet. Heimelt'
Florida und Carolina.
i') Roth er Oelbaum* in Brasilien heimisch, liefert sehr dauerhaftes,
schön rothgefürbtes Nutzholz.
Drittes CapiteL Die Hölzer.
a53
il) Wohl^tailciider Oelbaum {OUa fn
ragrans Thb)^ mit immergrünen,
schön duftenden Blättern» wdehe zum Parfümiren des Thees benutzt werden,
Heimat! China, Kotscbinchina und Japan* Höhe: bis 2 m.
t) C apischer Oelbanm, vom Cap der guten Hoffnung, mit schön
geflammtem Wurzelholz. Das Holz kommt in H5 nn breiten Brettern in l*!uropa
in dtn Handel.
yl Ostiiidischer Oelbaum {ßassia longifolia Z,\ in Ostindien heimisch,
liefert ein sehr hartes und sehr haUbares Nutzholz.
g) Wilder Oelbaum, falscher oder böhmischer Oelbaum^
Oleaster, P a r a d i e s b a u m ( Elaeagnus angusiifoUa Z. ), in Südeuropa heimisch^
mit citronenartig riechenden, gelben Rlüthcn, länglichen, silbergrauen, ess-
baren PVüchten, lanzettförmigen, unterseits silbergrauen Blättern. Das Holz
wird zu Drechslerarbeiten und zum Braun färben benutzt* Höhe: bis 5 m*
— u* s. \v.
IS. Bruyerehoiz, das Warzelhok der Baom Heide {Erica arh&rea Z\
eines im Mittelmeergebiet wachsenden, 2 — H w hohen Strauches mit sehr
schmalen Blättern, >veissen oder fleischfarbenen Glockenblüthen, dicht filzigen
Zweigen und fleisch- bis ziegelrothem, hartem, wegen seines hohen Kiesel-
säuregehaltes schwer verbrennlichem und wegen seines Maser Wuchses nicht
I springendem Holz.
I Verwendung. Das Wurzelholz der Baumheide wird zu feinen Drechsler-
^f und Schnitzereiarbeiten, namentlich al>er zur Herstellung von Tabakspfeifen
^berwendet. Das Holz kommt hauptsächlich von Spanien, Südfrankreich und
^HCorstka aus in den Handel.
^H g. 134. Exotische Laubhölzer.
^B 1. Agatholz.
^^ Diese Bezeichnung führt ein aus Cluinea in den Handel kommendes
W Rothholz. Das sehr harte, dichte, feine, dunkelrothe und dem Mahagotu
ähnliche Holz ^ndet zu musikalischen Instrumenten und Luxussachen
Verwendung.
2. Amarantholz, Purpurholz, Luftholz, Violettholz, blaues Ebenholz.
Mit dieseti Nameti bezeichnet man das Holz des in Westindien und
Südamerika t namentlich Brasilien) wachsenden Baumes Coßat/ent hrackata
3enih„ welcher sich durch eine pfirsichblüthenrothc Ins schwarzrothe Krone
auszeichnet. Das Amarantholz zeigt im Kern auf frischem Schnitt eine
röthlichgraue Farbe, wird aber an der Luft allmälig dunkelblutroth mit
Meinem Stich ins Violette; sein Splint zeigt die gewöhnliche helle Holzfarbe.
^Bklarkstrahlen, Parenchymzellen, mitimter auch die (lefässe enthalten ein blut-
^■rothes Harz, und es zeigen die Zell wände die Farbe der Phrsichblüthc. Das
BIRoIz i.st schwer, mittelhart, gut spaltbar, sehr biegsam und besitzt ein feines,
jirleichmässiges, etwas poröses Gefüge. Polirt wird es rothbraun und dem
Palisander, sowie dem Mahagoniholze, mit denen es oft verwechselt wird,
^nlich. Erkennungszeichen: in kochendes Wasser gelegt, färbt es dasselbe
nicht; mit Salmiakgeist behandelt wird es schmutziggrün.
Verwendung: zu feinen Kunsttischlcrarbeiten und Mosaiken; in
Frankreich stellt man aus ihm kostbare Möbel her.
3. Ambraholz, gelbes und weisses Sandelholz (Santelholz), Citrin*
hol2 u. s. w.
K r Q g^er* Handbuch der Bflustijfflehr«. 23
354
Erster Thcll. Die HauptstofTe.
Echtes gelbes Sandelholz ist das Kernholz von Saft/a/am
(Ostindien, Malabar, Java, Timor u. s. w.) oder S, freycinetiiinum, S, panicu
iaium, S, persnarium^ S. ianceolaium u, s. w., welche auf den Südseeinseln
(SandwichsinselD) heimisch sind. Von der Insel Timor werden allein jährlich
etwa eine halbe Million Kilogramme gelben Sandelholzes versandt Alle diese
Bäume sind mänsig hot h, werden elwa bis 1 m click und besitzen einen w*eisseii
und geruchlosen Splint. Ihr Kernholz ist hell- oder dunkelgelb, mitunter
roth geädert, sowie mittelhart, niittelschwer, ausserordentlich feinfaserig,
wohlriecliend, politurfähig und gut bearbeitbar. Der beim Zerschneiden de?*
Ambraholzes sich verbreitende rosenartige Geruch ist beim dunkelgefärbten
Hohe stärker als beim hellgefärbten*
Verwendung: zu Schnitzarbeiten aller Art, Founiieren werthvoUer
Kunsttischlerari>eiten u. s. w. In China und Arabien benutzt man das Holz
als Rauche rmittel, in Indien zur Herstelkmg buddhistischer Götterbilder.
Das weisse Sandelholz ist entweder das Splintholz des ostindtschen
Baumes Santalum album oder stammt von Santalum myrtifolium. Das Hok
des letzteren Baumes hat Aehnlichkeit mit dem Kastanienholz^ besitzt aber
ein feineres Gefüge und eine grössere Härte, auch lässt es sich besser
poliren; seine Farbe Ist gelblich weiss. Auch aus Westindien kommt ein
hartes und schweres, weisses Sandelholz in den Handel, welches von Rutaceeii
Venezuela's stammt und beim Erwärmen und Rcil)en angenehm riecht Man
benutzt es zur Bereitung von rarfümerico und das aus ihm gewonnene Od
in der Arzneikunde,
Erwähnenswerth ist auch das blaue Sandelholz» auch Grieshok
genannt, welches von der in Mexiko wachsenden Guilandta fnonnga L
stammen soll und hauj^tsächlich in der Medizin Verwendung findet.
Das rothe Sandelholz oder BrasiUenholz ist unter Nr. 7 aufgeführt.
Falsches Sandelholz ist das Kernholz von der auf den griechische!»
Inseln heimischen Planern abelica : es ähnelt unserem Ulmenholz^ ist gewün-
haft und woMriechend.
4. AtlasholZj Seidenholz, Satinholz, Fcrolienholz.
Den Namen Atlas- oder Seiden holz führen mehrere Holzarten^ welck
polirt einen seidenartigen Glanz besitzen; hau|>tsächlich aber bezeichnet man
hiermit das Hok der auf den Antillen und in Brasilien u. s, w, wachsenden
Firolia guianmsis und von der in Ostindien heimischen Chhroxyl^
switienia D. C
Das Holz dieser Baume ist sehr dicht, schwier, hart, stark atlasgläiuead,
(in Folge der zwischen den Fasern liegenden glänzenden Harztheilchcn), sdu"
gut bearbeitbar» politurfähig und dem Nussbaumholz ähnlich. Es besitzt sehr
schmale Jahresringe, eine kanariengelbe oder hellgelbe Farbe, seltener txxA
purpurrothe mit wellig verlaufenden braunen Adern, auch eine kastanienbrian^
und fast ohne Adern und endlich eine hellbraune mit schwarzen Aden]
Verwendung: zu Prachtmöbeln (besonders in England), zu eingelcigtc»
Arbeiten u. s. w*
Noch zu erwälxnen ist:
Das Atlascedernholz von Cedrus atlantica Manetii^ wddlCS
Algerien versandt wird und eine rothe Farbe besitzt, sehr feinfaserig,
schwer und wohlriechend ist^ sich gut bearbeiten, leicht biegen und schdo
Drilles CapiteL Die Hota^r^
B^
oUren lässt und dem VVurmfrass nicht \mterworfen ist. Man verwendet es
[ hauptsächlich in der Kunsttischlerei. (V'ergl § 13^, 2).
5. Bitterholz, Quasstenholz, FUegcnholz.
Man unterscheidet zwei Arten, nämlich:
tf) das echte oder surinamische Quassienholz von Quassia
am^ra L, oder Quassia simantba^ einem hohen, in Surinam und einigen
anderen Gegenden Südamerikas heimischen Strauch, Das Holz ist leicht, weich,
conceturisch geschichtet, gut spaltbar, im Sphnt hellgelb, \m Keni griinbraun
und hesit/t einen starken, rein bitteren Geschmuck. Man bringt es m Knüppeln
oder geraspelt in den Handel und verwendet es als Arzneimittel, FHegengilt,
l^edauerUcheTwcise auch als Hopfensurrogat.
h) das jamaikanische oder dicke Quassienholz von Stmaruba
rr^Isa D, C,f das dem vorigen ähnlich ist und in gleicher Weise benutzt
^trd, Heimat: Jamaika,
6. Blau-, Blut-, Kampeche- oder Jamaikaholz.
Mit diesen verschiedenen Namen wird das Kernholz von Hüfmatoxyhn
^*^ß{ckianum L. bezeichnet, einem ziemlich dicken, dornigen, in der Kam-
-He- und Hondurasbai heimischen, auf Cuba^ Jamaika und Haiti cultivirten,
'16 m hohen Baum mit silbergrauem oder weissem Splintholz, Das leh-
i^it blutrnthe, allmälige schwärzHch werdende, grobfaserige, sehr schwere
P<i harte Holz riecht frisch geschnitten schwach nach Veilchen und wird
^^ Behandlung mit Ammoniak schwarz^iolett. Es besitzt eine grosse P'e.stigkeit,
it sich schön pohren, wird nicht wunnstichig^ hat aber in feuchter Luft
li^iiie lange Dauer. Das Blauholz enthält einen braunrothen Gerbstoff und
m«^ blutrothen Farbstoff {HaefnaiQxyhn)\ letzterer wird durch Behandlung
j"^*^ zerschnittenen oder zerkeilten und dann gerasjjelten oder gemahlenen
l^ol«es mit siedendem Wasser gewonnen und dient zum Blau-, Violett-» Grau-
pnd Schwarzfärben von Wolle und Leder. Man verwendet auch den Blau-
jboLce.\tract in der Tintenfabrikatioii uml als Desinfcctionsmittel für Wunden,
Das Bläuholz konmit in grossen, splintfreien, aussen blauschwarzen,
TOthbraunen Blöcken in den Handel nnd ist ein kostbares Holz.
I Welches zu feinen Tischler- und Drechslerarbeiten verwendet wird* Man
ünicrK:heidet ; spanisches Blau holz (wird in einseitig zugespitzten Blocken
vtrsundt und stammt hauptsächlich aus Vucatan), englisches undAntillcm
O^ö^aika-, St, Domingo* u, s. w.) Blauholz; letzteres besitzt einen geringen Werth.
7. Brasilienholz, Fernambukholz (rothes Sandelholz u, s* w.)»
Man unterscheidet:
a) echtes Fernambukholz von der in Brasilien heimischen Caesafpina
<w#tf; kommt von Fernambuko aus in den Handel. Dieses Holz ist innen
gclbroih und meist geädert, aussen roth; an der 1-uft wird es allmälig
dunkler, jedoch nicht schwarz. Es ist schwerer wie \\asser, mittelhart, sehr
'öt und sehr politurfähig. Man gewinnt aus ihm einen gelbrothen Farbstoff
^ ein surk äthensches ÜeJ.
Als beste Sorte gilt das grau- oder oHvenartig geäderte und weilen-
föRnig jichatürle Holz.
Verwendung: zu Möbeln, Foumieren, Kegelkugeln u. s. w., femer
»^^ ' für Wolle und Seide (färbt wenig* echt orangeroth bis roth),
»' ' «Jer Tinicnlabrikation und endlich zur Bereitung von Kugel- oder
RoihhoUlack.
2a*
Erster Theil. Die Hauptstoflc
h) Allerheiligenholz, Lamourer- oder Liamoner-Brasilienholz
von Catsüipina hrasilünsis, aus Brasilien stammend. Das Holz besitzt eine
tiefrothe Farbe, die an der Luft nachdunkelt, ist sehr fest» schwer und
gut bearbeitbar. Färb- und Nutzholz
c) St. Marthenholz, Nicaragua- oder Limaholz, Rothholz von
Caesalpina echinaia ; wird von der Antillcninsel St. Martha aus versandt. Das
Holz hat eine schmutzig-dunkelrothe Farbe, eine meist tiefgefivrchle Rinde
und gefurchten Splint und ist reich an Farbstoff. Hauptsachlich wird es
zum Färben benutzt
d) B r a s i l e t h o 1 z, B a h a m a h o 1 z von Caesalpina vesicaria \ von den Antillen
in den Handel kommend. Das röthliche, harte^ splintreiche, oft gewundene,
feine Politur annehmende Holz gilt als das schlechteste aller Brasihenhölzer.
f) Sappan- oder Japanholz, ostindisches Rothholz, rolhcs
Sandelholz von Catsaipina sappan mid PUrocarpus santalinus; kommt
von Siani» China, Java, Ceylon u, s. w. als sogenanntes Kaliaturholz in
den Handel. Das Holz ist im Splint weiss, im Kern lebhaft roth gefärbt,
änner an Farbstoff wie die vorigen Hölzer, aber schwerer und feiner; es
wird an der Luft allmälig bräun lichroth bis schwärzlich-braunroth und
enthält 14 — lü% Farbstoff; mit Ammoniak behandelt, nimmt es eine
dunkelrothe Farbe an. Man unterscheidet:
Slam -Sappan, Scharlach roth; beste Sorte;
Bima-Sappan, hochroth; Mittelsorte;
Java- und China-Sappan; desgleichen;
Padang-Sappan, schlechteste Sorte.
Verwendung: in der Kunsttischlcrei, zur Bereitung von farbigen
Lacken und Polituren, zum Färben von Wolle tmd Baumwolle u. s. w. Das
Sappanholz lässt sich sehr gut bearbeiten.
/) Gelbes Brasilienholz, Gelbholz, alter Fustik vom Färber*
maulbeerbaum {Morus Hnctoria oder Maclura aurantiaca). Dieses aus West«
indien und Südamerika stammende Holz findet hauptsächlich in der Färberei,
aber auch zur Herstellung von Luxussachen Verwendung; es färbt vorzüglich
hellgellx
g) Weisses Brasil ietiholz. Man versteht hierunter das Splintholi
des Sappanbaumes.
h) Unechtes Brasilienholz von Comocladia acuUaia und Trichik
spondioüks. Heimat: Antilleninseln und Ostindien,
Verwendung: Als Farbhok (färbt scbmutzigroth).
8. Ccdertanne, spanische Ccder, Ccdrobaum,
Man unterscheidet mehrere Arten, von tlencn für die Technik in
Betracht kommen:
a) Die wohlriechende Ceder oder Jamaikaceder {Cedrtlü ^
rata), mit immergrünen, paarig gefiederten, schlecht riechenden und bitter
schmeckenden Blättern, traubenartig angeordneten, sehr kleinen, glockeiJ-
fönnigen, weissen Blüthen, fünffächcriger, mehrsamiger Kapselfrucht und wob!*
riechendem, bitter schmeckendem, hellbraunem oder rothem, leichtem, g^^
spaltbarem Hob: mit breiten, hellen Jahresringen und erfüllt mit braunem Hafi-
Höhe: bis 25 m. Vorkommen: in Südamerika und Ostindien.
Verwendung: zu Hausgeräthen, Cigarren- und Zuckerkisten, ßlöstift*
fassungcn u. s. w.; auch zu Möbeln, weil das Holz nicht wurmstichig wird.
l'He Tndtancrr «rtellen aus den stärkeren StämiTieTi durch Aushöhlen derselben
[leichte Kithne ^sogenannte Piroguen) her» welche las 50 Personen fassen
[können. Die Blüthen dienen als Mittel gegen Krän^pfe. (Vergl auch Nr. 15.)
b) Die ostindische Ccder iCeärda Tnana Roxb.), mit mahagoni-
I artigem, leichtem Holz und wohlriechender Rinde. Heimat: Ostindien. Das
' Holz wird zu Cigarrenkisten und lileistiftfassungen, die Rinde als Fieber-
mittel verwendet
r) Die f i e b c r w i d r i g e C e d e r ( Cairtla fehrifuga ) ; de r vo rigen ähi dich ;
iVerwcndung dieselbe. Die Rinde (China von Ostindien, China von Giava,
Ccdrelarinde, Surenrinde) wird in der Arzneikunde auch als Mittel gegen
Jiajrliöen benutzt.
d\ Die brasilianische Ceder( Cedrela itrasiliinsts) ; Heimat : Brasilien»
l'^er Wendung: zu Cigaircn- und Zuckerkisten, sowie zu Bleisliftfassungen.
t) Die Bergceder {^Cedrela vwntana Karst). Heimat: Caracas, Ver-
idung: dieselbe.
Bemerkung: Nicht zu verwechseln ist das Holz der verschiedenen
tclreia-Arten mit dem echten Cedernholz; letzteres ist im § 139 beschrieben,
9, Ebenholz {Ehe na Ugnum).
Mit diesem Namen bezeichnet man verschiedene exotische, äusserst
te und dichte, mehr oder weniger schwere, schwarze, werthvolle Holzer.
Hauptsächlich unterscheidet man folgende Arten:
ö) Echtes oder schwarzes Ebenholz oder indisches, Bombay-,
p5yloTi> Siam -Eben holz. Dieses Holz stammt von Dtospyros- (Battel-
>>Umenhaum-l und ilAi/tf- Arten, namentlich von Diospyros ebenum Rdz,^
bwiem auf Ceylon u, s. w. wachsenden, bis 12 m hohen Baum mit eiförmigen,
Wiorariigen Blättern, weissen Blüthen, graubraunen olivenarti^en Früchten
^*J dunkclschwarzer Rinde, ferner von Diospyros ebenasttr Reiz, und Dios-
^>^oi mtlanoxylon Roxb.^ die beide in Indien und auf den indischen Inseln
;imisch sind Diese drei Bäume liefern die beste Sorte Ebenhobi, ein sehr
^cs, äusserst hartes, etwas briichiges, tiefschwarzes Holz, welches schwerer
wie Wasser, kaum sichtbare Jahresringe besitzt, eine vorzügliche Politur
ifiuin^jnl und beim Verbrennen einen VV^ohlgeruch verbreitet. Das Splintholz
tt'»^st-r Diospyros-Arten ist weiss und also nur das Rernholz schwarz. Bei
lö cm starken Stämmen ist der Kern enva auf 5 cm Dicke schwarz, alle
l&Uitie dagegen besitzen nur einen fingerbreiten weissen Splint, der vor dem
|^*^*BamU des Holzes sorgfältig abgetrennt wird.
Diesem edelsten Ebenholz kommt das Manila- Ehen holz von Bios-
l/)^ox Mahaio Wild, an Güte ziemlich nahe; es wnrd von den Philippinen
Iruä in ^^i^ Handel gebracht* Auch das Kernholz von Diospyros Blancoi
ü^wi hfala ebmus besitzt einen hohen \\'eTth. Ferner unterscheidet man im
Htndel:
Ebenholz von Madagaskar, blauschwarz und mit feinem Gefüge;
^ Stämmen von l — 2 m Länge und 10— tO cm Durchmesser zum Versandt
brnmend;
Ceylon-Ebcnholr., dem madagassischen ähnlich, aber zäher; in
Sömtncm von 4 — i\ m Länge und 15 — -40 cm Durchmesser versandt;
Sansibar- oder afrikanisches Ebenholz, leichter, weniger fest,
[mtnderweithig; in Stämmen von 0 3 — 1 m Länge und 10 — 20 cm Durch-
r im Handel vorkommend;
Erster Theil, Die HauptstofEb.
L
Mangkassar -Ebenholz, braunschwarz mit grauen Streifen und mit
gröberem Gefüge;
Kamerun- u. s. w, Ebenholz, grauschwarz; in Stämmen von 10 — 15 rm
Durchmesser versandt;
Gabuon-^ Old Calabar- und Lagos- Eben holz von Diospyros Dmio\
Mauritius- Ebenholz von Dtospvros reit fu lata und /?. tesselarta^ u. s.w.
Verwendung: Das echte Ebenholz gilt als das kostbarste Möbelhoiz
und als ein vorziigliches Drcchslerholz; man benutzt es namentlich *u
Mosaik- und eingelegen Arbeiteoj Fournicren, Claviaturen» Flöten und anderen
musikalischen Instrumenten^ Messergriffen, Handgrift'en für Metallgefässe,
Spazier- und Schirmstdcken, Pfeifenrohren u. s* w, — Das Auslegen von
Kunsttischler-( Gegenständen mit Ebenholz nennt man Ebeniren, den Kunst-
tischler selbvst Ebcnist.
b\ Buntes Ebenholz, und zwar:
weisses Ebenholz Dwipyros meianiäa w. s. w., welches von Mauritius
und den Philippinen bezogen wird;
Kalamander* oder Koromandel-Ebenholz \'on Diospyros AirnUa^
buntgestreift, von Ceylon stammend;
C am agoor- Eben bolz von Diospyros eanomoi\
grünes oder ostindisches P!^benho!z von Diospyros thenus und
Diospyros chioroxyion ;
grünes italienisches Ebenholz von Diospyros lotus\
Clreenhart-Ebenholz oder Bastard-Guajakholz, ein sehr hartes
imd dauerhaftes, nicht dem Wurmfrass unterworfenes, gut bearbeitbares.
schwarzbraunes bis schwärzliches Holz mit grünem Auflug, das aus Surinam
und Westindien bezogen und besonders zu Schiffs wänden und Tischler*
arbeiten Ijcnutzt wird;
rothes Ebenholz von Diospyros rubra (Mauritius) oder Ehtnum
crttica. Das Holz des letzteren Baumes hat eine schöne rothhraune Farbe
und ist dunkelgeßammt oder dunkel gestreift, sehr fein, gleichfönTtig dicbt,
sehr hart umi schwer, jedoch ziemBch spröde tvergl. auch Cirenadillhoh'.
Rebhuhn-, Tiger-, Leopard- oder Schlangen-Ebenholz von
Piratinera ^manensis (Südamerika);
gestreiftes oder marmorirtes Ebenholz von Diospyros montanä
oder Diospyros UucometaSj schwarz mit weissen Flecken und Streifen;
grünlichbraunes oder amerikanisches (westindisches) Eben-
holz, auch schwarzes Grenadillholz genannt, von £rya ehtnus^
australisches Ebenholz von Acaaa meianüxylon'y
blaues Ebenholz, aus Guyana stammend, frisch geschnitten gruiiT
an der Luft nach und nach violett werdend, häufig auch buntgeaderi; be-
sitzt wenig Hahbarkeit. (Vergl auch Nr. 2, Amarantholz.) — U. s. w.
c) Falsches Ebenholz.
Hierunter versteht man das Stammholz des Bohnenbaumes oder GolfJ*
regens [Laburnum vulgare Grit seh. oder Cytisus iaburnum L.)^ der m ist^ti*
europa heimisch ist
ä) Künstliches Ebenholz.
Dasselbe wird aus sehr hartem, billigerem Holz (z. B, Bim-, Pflaumen.
Hainbuchenholz, auch Eichen-, Nussbaum-, Buchsbaumholz) durch )ku^
erzetigL Zu diesem Zwecke wird das Holz glatt gehobelt, mit Bimsstein unß
Drittes Cipiiet Die HoIüct.
erauf mit Schachtelhalmen abgeschlifFen. sodann mit einer Beize aus
ampcchc-Absud, schwarzen Galläpfeln, gebranntem Eisenvitriol, Grünspan-
kr) stallen, arabischem Gummi u, s. w. behandelt und endlich nach dem
Trocknen derselben mit Wachsleinwand oder Zwiebelschalen polirt oder
arjch lackirt.
Unterscheidungsmerkmale. Echtes Ebenholz riecht beim Verbrennen
iingenehm und hinterlässt eine an oxalsaurem Kalk reiche Asche. Behandelt
ßian die I*1äche des L^ngenschnittes mit Salpetersäure und chlorsaurem
Kali, so zeigen sich auf den dicken braunen Zellwänden kleine Tüpfel,
»eiche die Gefässe des Holzes darstellen. Echtes Ebenholz lässt sich wegen
seiner grossen Dichtigkeit nur schwierig leimen. Künstliches Ebenholz besitzt
ileullich wahrnehmbare Jahresringe, die bald heller werden.
10* Eisenholz.
Diesen Namen führen verschiedene» sehr harte und schwere Holzarten,
welche sich mit den gewöhnlichen Werkzeugen nicht bearbeiten lassen.
Man unter scheitlet:
a) sogenanntes echtes Eisenholz oder Molukkenholz vom
' 3um yMeärosideros vera und M, Polymorpha\y mit anfangs weichem,
iirtigem Splintholz, rostgelbcm Kernholz und von Südasien stammend.
l>as Holz ist nur in frisch gefälltem Zustande oder nach Behandlung mit
Bhw.sseni Wasser bearbeitbar, sehr schwer und äusserst dauerhaft.
f h) madagassisches Eisenholz von Sidtrodtndron trifhrum (Mada-
|»sVat\ mit (dunkelbraunem, grünschimmerndem» schwerem HoUe;
(} Eisenholz von Ca \ tone oder Panakokoholz» das Stammholz
von Robima panacoca AuhL (Südamerika),
^_^ d) ceylonisches oder ostindisches Eisenholz von Maua fcrrera
H^ — y. s. w,
^B Ferner bezeichnet man mit Eisenholz das Stammholz von Stadtmannia
^M0pmiifolia (Isle de France), von Oita mtduiata (Cap der guten Hoffnung),
^B^li Sidfrexvion tenax\ Casuanna tquisttifolia \x. s. w.
^M Verwendung: Man benutzt das Eisenholx zu Drechslerarbeiteti und
^^ Herstellung von Werkzeugen, Walzen, Ankern, Rudern, Stöcken u. s. w.
11. Grenadill- oder GranadiJlholz.
Das echte Grenadillhok stammt muthmasslich von der auf den Antillen
f»ciiih*ch auf Cuba) wachsenden Brya fhenus DC. Es ist sehr hart und
j'"eht, leirhter wie Wasser, zähe und besitzt eine kaflfeebraune Farbe mit
jvioleitcn Flecken. Man verwendet es namentlich zu Blasinstmmenten (Flöten
V^^ i:iarinelten).
Das schwarze oder brasilianische Grenadillholz ist fast ein
el schwerer wie Wasser und ähnelt dem schwarzen Ebenholz, das rothe
''^cnjidillholz (auch rothes Ebenholz genannt) ist ebenfalls schwerer
P'^ HiiÄser und stammt von der Insel Mauritius,
Mu dem Namen Grcna<lillhoIz w^ird auch häufig das echte Ebenholz
|bczcichnet.
12, Guajakholz, Pockholz, Franzosenhol? f {^'uum cr>f.?i.j.i öder
DflÄ echte Guajakhol/ stammt von Gtittjhfftim \'jjii :rhUs /.., einem
«IHM mit zweipaarig geriederten Blättern, einzelnen langgesüelten Doldcn-
nindlichcn Früchten und einer Stammhöhe bis 14 m. Der echte
Erster Theü. Die Hauplstoffe.
Guajakbaum wächst auf den westindischen Inseln, namentlich auf Jamaika,
Hallig Domingo und St. Thomas, aber auch in Sudamerika (Venezuela und
Columbia). Das Kernholz ist g:rünHchbraun und mit gelblichschwarzen
Streifen, das Splintholz hellgelblich. Echtes Guajakholz ist ein Drittel schwerci
wie Wasser^ sehr hart, fest^ brüchig, schwerspaltig, schwierig zu bearbeiten,
sehr dauerhaft und harzreich (gegen 20%). Es riecht beim Reiben und
Verbrennen nach Gewürz und schmeckt scharf aromatisch. In den Handel
gelangt es in starken Acsten oder in grossen, oft cen tu er schweren StuckciL
Verwendung: zu Achsenlagem, Walzen und Rollen für Maschinen^
Flaschenzügen, Keilen, Hammern, Kegelkugeln, rhürgriffen und anderen
Drechslerwaaren. Man benutzt es auch in der Arzneikunde als Holzthee
gegen Syphilis, Rheumatismus, Gicht u. s. w. Das aus dein Holz gewonnene
dunkell>raune bis graugrüne Harz ^(iuajakharz) findet als Heilmittel und
vereinzelt auch zur Bereitung von Lacken Verwendung»
Remerkung: Man kann das Holz (nach Goltgetreu, a. a. CX Bd. I,
S. 471) dadurch bleichen, dass man es auf einige Stunden in eine nicht zv
starke Natronlauge legt, ilann abspült und hierauf in ein Bad von 1 Theil Salz-
säure und 8 Theilen Wasser bringt, in welchem tj Theile unterschwefligsaures
Natron gelöst ist. Nach 24 Stunden zeigt das Holz an der Oberfläche eine
hellgelbe Farbe. Wird es gewaschen ynd getrocknet, so lässt es sich sehr
schön poliren.
Abarten: J a m a i k a - G u a j a k h o 1 z (G, jamaicensf Tausch.), dem vorigCD
ähnUch; — weisses Pockholz oder Heiligen holz {G, sancium L.\ von
einem auf Puerto Rico und in Florida wachsenden Baum mit vielpaarigco
Blättern, vierkantiger Frucht und weissem oder hellgelbem Holz; — mastix-
blättriges Guajakholz von einem in Brasilien und Westindien heimischen
Baum; u, s. w,
13. Hickoryholz,
Dieses Holz liefern mehrere amerikanische W'alnussbäume von der
Gattung Carya. Am meisten findet in der Technik Verwendung das Holz vom:
a) weissen Hickory (Carytr a/^i Afükv,)^ mit grossen, b'2 cm \mgcR
Blättern, essbaren und wohlschmeckenden sowie ölreichen, an beiden Fjiden
zugespitzten und mit ungeniessbarer tleischiger Aussenhülle versehenen Nüssen
(Hickory nüsseti oder auch Vexinnissen, weil . der Kern nur sehr schwer
herauszulösen ist), ferner mit im Splint weissem, im Kern röthlichbraunemt
ausserordendich zähem, schwerem, leichtspaltigem, dauerhaftem, jedoch stark
schwindendem und sich leicht werfendem Holz und mit einem bis 2*2 w hohen
Stamm. Vorkommen: in Nordamerika, namentlich in Maryland und Carolina.
^) o 1 i v e n b 1 ä 1 1 r i g e n Hickory { Carya oinfiteformis A'uil. \ , mit sehr
wohlschmeckenden, viel Oel enthaltend eil, schwach vierseitigen Früchteti
(Illinois- oder Fekannüssen, die einen wichtigen Handelsartikel bilden), mit
grauer Rinde und sehr dauerhaftem, zähem und hartem Holz, sowie mA
einem bis 24 m hohen Stamm. Vorkommen: am Ohio und Mississippi,
sowie in Louisiana.
Verwendung: Das Hickory holz gilt als das beste WerkzeughoUi
es findet auch zu Mobein und in der Stellmacherei (z. B, in Amerika ^
Herstellung leichter und dauerhafter, zweirädriger Wagen) vielfach Verwendung.
Aus dem Samen der Hickory bäume wird Oel gewonnen, das im Haüshall
und in der Medicin benutzt wird.
a.
Driltes Capttcl, Die Holder.
361
14. Königsholz (Lignum regnt).
Diesen Namen führen mehrere Hoharten, z. B. das Holz, von Ebtnum
^riÜcHm (Südamerika )j von Fugrae peregrina L, (Sumatra), von einer zur
Familie der Leguminosen gehörenden Dalbergia (China, Pemambiico, Cay-
enne, Madagaskar) u. s. w.
Das Holz dieser Bäume ist dunkel braun violett bis schwaribraun, auch
J hellröthlich gestreift, mitunter marmorirt und zeichnet sich aus durch ein
[xcKr feines Gefüge, Dichtigkeit, Schwere, grosse Härte uud lange Haltbarkeit»
laji verwendet es hauptsächlich zu Drechsler und KuuiSttischlerarbeiten.
15. Mahagoniholz.
Das echte Mahagoniholz stammt von Swülenia mahagoni Z., einem
jiiT St. Domingo, Cuba, Curat;ao und Mexico (^an der Küste des Atlantischen
r^^ans), Nicaragua, Britisch-Honduras, sowie in Südamerika (namentlich in
Pr^u^kilien) wachsenden Baum, der eine bedeutende Hohe unil Dicke erreicht,
P*i^s^ Hulz dieses Baumes ist in frischem Zustande gelbroth, wird aber an der
LuTt und beim PoUren mit Oel und Wachs nach und nach liunkler, so dass
zuletzt dunkeibraunroth, mitunter sogar fast schwarz erscheint. Es giebt
^r auch Mahagonihölzer, welche gewässert, marmorirt, braun geädert, bis-
weilen auch gemasert sind. Die Jahresringe sind schmal und wenig bemerkbar,
Itlvcr xithlreichen Markstrahlen fehl und hell, die kleinen Spiegel deutlich er-
[Ver^iibar und atlasglänzend, die Poren ofl'en oder gefüllt, kurz und sichtbar.
Das un regelmässig concentrisch gezeichnete Holz ist ungemein fest uml hart,
scKwer, schw^rspaltig und sehr dauerhaft, da es jede Lage und W'ilterung,
Hi täte und Kälte gut verträgt und niemals von Insecten heimgesucht w^ird; e-s
!<cKwindet nicht, wirft sich wenig und nimmt eine vorzügliche, spiegelglatte
l^olilur an. Je älter es ist, desto dunklere Färbung, grössere Festigkeit und
^gcre Haltbarkeit besitzt es.
Man verwentlet dieses sehr werthvolle Holz seit dem Jahre 1724 zur
Herstellung von Möbeln und Fournieren, ferner zu SchiAliauten, L;igcni von
Maschinen und Maschinentheilen u. s. w.
Es giebt verschiedene Sorten, welche sowohl in der Güte als auch in
w Farbe mannigfach von einander abweichen. Her\'orzuheben sind:
ä) Mahagoni- Pyramiden holz, das werthvollste Holz der Swütema
^ahu^ont, welches gemasert ist und erhalten wird, wenn man den .Stamm so
*Cöchncidet, dass der Schnitt durch zwei gegenüberliegende Aeste gehl,
h) Haiti-, St. Domingo-, Hispaniola-Mahagoni, nach dem Pyra-
^deiiholz die nächstbeste Sorte; feurig gelbroth, später kastanienbraun; von
'^^U und St. Domingo in den Handel kommend.
f) Jamaika* Mahagoni von der Insel Jamaika; rolh, später fast schwarz j
weitl^c&tc Sorte.
i) Cuba-Mahagoni von der Insel Cuba; dunkclblutroth und hellgeadert
**<Jcr hdlgcflammt; drittbeste Sorte,
€) Honduras Mahagoni von Britiscb-Honduras; minderwerthig.
/) Providence-Mahagoni; schlechteste Sorte.
Zu den unechten Mahagonihölzern gehören:
f ) N e u h o 1 1 ä n d i s c h e s M a h a g o u i h o 1 z von einer Myrthenart ( Eucalyptus
uhuta oder Eucalyptm glohulus) stammend, welche auf den Südseeinseln
fwamixch ist ; brsunroth und veilchenartig riechend, sowie von ziemlich grosser
Harte und Festigkeit,
Erster Theil. Die HaypmofTe,
h) Weisses Mahagoniholz vom westindischen und südamerikanisdien
Nierenbnum oder Elefantenlausbauni (Anarcardium ocadefifaU); wenig weith-
voll, weil voller Knoten und Risse. Dieses harte Holz kommt auch (wie das
echte Mahagoniholz) unter der Bezeichnung Acajouholz in den Handel
i) Weibliches oder Madeira-Mahagoniholz vom Lorbeerbaum
{Persea indtca) oder von der Jamaika-Ceder {Cedreia odoraia L.y vergl. Nr, 8);
röthlich gefärbt, leicht^ porös und sehr weich, sowie mit sichtbaren Jahres-
ringen und angenehmem Genich.
k) Ca p ländisches Mahagoniholz von Pkroxyhn utile oder Curiim
fagima^ vom Cap der guten Hoffnung; roth gefärbt, hart und mit grobem
Gefüge,
/) Afrikanisches Mahagoniholz oder Bastard-MahagonihoU
von der Khaya zemgalensis^ Senegambien und Sierra Leone; dem echten
Mahagoniholz sehr ähnlich; — u. s. w.
16. Palisander- (fälschlich Polisander-), Polixander- oder Jacaranda-
holz.
Mit Fall San der bezeichnet man im Handel eine grosse Zahl verschiedener
Holzarten (z. B. das Königsholz, Amarantholz, Pockholz, Rosenhobt u. s. w,).
Das echte Palisanderholz stammt von der Bignonia öraitliana Lam, oder
Jacaranda brastiiana Pers., der Zuckertanne, welche in Brasilien heimisch
ist, ferner von der Jacaranda obiusi/olia H. et ß., dem stumpfblättrigeo
Jacarandabaum» der in Südamerika wächst, auch von Jacaranda ovalijolia B, R
u. s. w.
Das Palisanderholz oder Jacarandaholz ist dunkelbraun mit helleren,
zum Theil sehr lebhaften Streifen, auch schwärzlich carraoi sin roth und schwan
geädert u. s. w,. femer angenehnn duftend, sehr fein^ fest, hart und zähe,
sehr schwerspaltig und mit undeutlichen Jahresringen^ hellen Mark strahlen
und eigenthümlich gestalteten Poren. Das Splintholz der Jacarandabäume
ist weiss.
Das Holz kommt im Handel in verschiedenen Sorten vor; als beste
Sorte gilt das aus Rio de Janeiro versandte, schwärzlich oder bräunlich gt*"
färbte und dunkel gestreifte oder geäderte Holz, als mittelgute das aus Kahia
und als üchlerhte das aus Ostindien stammende Holz. Im Geschäftsleben bc^
zeichnet man mit Palisanderholz gcwöhnlirh das eine kirsdirothe Politur ed-
nehmemle Holz obiger Bäume und mit Jacarandaholz dasjenige, welches nach
dem Poliren braun gefärbt erscheint.
Verw en d u n g: als Fournierholz für Möbel und zur Herstellung musikalischer
Instrumente (namentlich zu Zithern).
17. Palmenholz.
In der Technik findet das aussen gewöhnlich sehr harte, innen ^^^
gtgtn meistens lockere, mitunter auch sehr weiche Holz verschiedener Palmeu
mannigfache Verwendung. Bemerk enswerth sind die folgenden Arten:
<j) Cocosbaum oder Cocospalme ( Cocos nucifera L,\ im tropischen
Südamerika heimisch, aber durch Aniiflanzungen jetzt auf der ösdichen Hall^
kugei sehr verbreitet. Sein Holz, Siachelschweinholz genannt, besteht aus
schwarzen, ungemein harten, mclir oder weniger zerstreut liegenden GeTaäS'
bündeln, welche in einer gelbbraunen, weichen Markmasse liegen. Das HoU
besitzt keine Jahresringe, lässt sich nicht beizen und wird zu Drechsler-
arbeiten mannigfacher Art, zu Bechern, Dosen, Schatullen, Arbeitskästen.
Drittes Capitcl. Die Hölzer.
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Uiflfcln» Messergriffen, Stocken u. s, w. benutzt. Die Fasern rles Mesokarps
(Cocojsfasem) dienen zur Herstellung von MatteJi, die Früchte (Cocosnüsse)
^s Nahrungsmittel oder zur Verarbeitung zu Kopra. Aus dein Holze wird
Zucker, Oel, Gummi, Arrac u. s. w, gewonnen.
ä) Fächer palme oder Palmyra {Horassus flabeUiförmis)^ in Arabien^
Ostindien, Neu-Guinea u. s. w, wachsend. Ihr im Aher steinhartes Holz wird
m jenen Tandem zum Hrtuscrbau benutzt; im üebrigen dient das Holz zur
Herstellung von Drechslerwaaren, von Spazier- und Schirmstöcken u. s. w.
€) Wachs* oder Karnaubapalme {Corypha cenf<ra\ in Brasilien
nisch. Verwendung: zu Wasser- und Häuserbauten.
d^ Gemeine Kohlpa Im e oder Palmito {EitUrpe oieraced)^ in Brasilien
»wachsend. Das Holz wurde früher vielfach zum Hau von Pidlisaden benutzt
(diklier der Name Pallisa den holz) und dient heutzutage namentlich zu Dach-
coTfcstruction en .
f) Gemeine Dattelpalme {Phoenix dactyii/era Z.), in Arabien heimisch.
Da» die Farbe von altem Eichenholz besitzende Dattelpalmenholz kann nur
als nindes Stammholz verwendet werden^ weil es sich nicht zu Brettern zer-
scHrieirien lässt; man benutzt es zu mancherlei technischen Zwecken,
f\ Schilfpalme o<lcr Rotang {Cahtmus), im tropischen Afrika und
Siidasien wachsend. Sie liefert das zu Stuhlt! echterer en u. s. w. dienende
Ip ^tusche Rohr und ein zum Färben des Weingeistes und Terpentinfimisses
benfitzlcs Harz (Drachen blut).
g) Kaiser-, Hermelin-, Blumenpalme, auf den malaiischen Inseln
^c-hsend, Ihr mit prachtvollen Zetchntmgen versehenes Holz findet zu Kunst-
^ÄC!lilcrarbeiten Verwendung.
Noch zu en^^ähnen ist, dass das harte Holz der Diplothemium tanjescens
Häuserbau, das steinharte Holz der Manican'a sard/era hauptsächlich zu
^<>ckcn, das Holz der Brennpalme (Carya/a) zu Pfeil erbauten^ die Zwerg-
^tme {Chamaerops humiin L.) zu Besen, Matten und anderen Flechlwerken
**ititzt wird.
18. Teakholz, Tik- oder Tekholz, indische Eiche {Tectona grandh L.),
Kennzeichen: eirunde, \\im lange Blätter; 5 — t>spaltige, tra üben form ige,
''^ssc Blüthen, haselnussgrosse, vierfacherige Steinfrucht; starkriechendes,
Btiriltflhraones, in frischem Zustande licbtbraunes, dichtes, schweres Holz mit
B'»iJ cutlichen Jahresringen, in denen die Gefässe als schwärzliche, glänzende
Mroifcn wahrnehmbar shid; bis 2{} m hoher Stamm.
Vorkommen: Üsdndien. Die umfangreichsten Waldungen befinden sich
^cgn, Tenasserim, Assam und Malabar,
Verwendung: Da^ unserem Eichenholz ähnelnde, sehr dauerhafte und
t«^lvi Wnrmfrass nicht leicht untcnvorfene Holz enthält ein Oel, welches das
|Kosten cv^vTUi^T Bolzen im Holze verhindert. Es besitzt einen hohen Werth,
«t^Ut <i^s beliebieste Holz Ostindiens dar, gilt überall als das vorzüglichste
^Hiffbauholz und kann gleich frisch verarbeitet werden.
Das beste Teakholz stammt aus Bangkok in Siam, Gewöhnlich kommt
w Holz zehnjähriger Stamme zum Versandt. Wiegen seines Gehaltes an
«Kciithümlich bitteren Saften soll das Holz die Fähigkeit besitzen, schlechtes
Wasser geniessbar xü machen; man fertigt deshalb aus Teakholz Wasser-
gcfn'-^rv ni ^ Plittrr dfcnen zum Purpurfärben von Seiden- und Baumwollen-
st».!;
nu
Erster Theii. Die HaupLstoffe,
19« Rosenholz oder Rhodiserholz {Lignum Rhüdii),
Rosetiiiolü liefern mehrere Baum* und Straucharten, so z. B. ein auf
den canarischeii Inseln wachsender, schmalblättriger, windenartiger Strauch
C&nvolvulus sco/>artus, ferner Cordt a gerascanlhus und sehest ina (Westindien),
Physöcaiymna floribundum (Bahia), Amyn's halsamifera (Jamaika, Guyana), Cordia
myxa (Ostindien), Acacta exceisa (Australien), Tn'M/ia ß^lnnäulosa (Neu*Süd*
Wales) u. s. w. Von diesen Bäumen kommt hauptsächlich das Wurzelhok ab
Rosenholz in den Handel , das Stanmihok besitzt einen etwas gerincjeren
Werth.
Das meistens in cylindrischen, gekrümmten, dicken und mit weissgraucr,
rissiger Rinde bedeckten Stücken käufliche Holz ist sehr dicht, schwer und
fest, besitzt eine gelbliche, rosenroth bis braunroth geflammte, in der Mitte
oft röthliche Farlm und riecht beim Reiben oder Schaben nach Rosen.
Verwendung: Das sehr dauerhafte westindische Rosenholz Hefen
ein brauchbares Bauholz, wird aber auch, wie alle übrigen Rosenhölzer, xa
Tischler- und Drechslerarlieiten, eingelegten Arbeiten u. s. w, verwendet. Aus
dem Holz gewinnt man durch Destillation Oel^ mit dem das echte und sehr
theurc, aus Rosenblüthenblättcrn bereitete Rosenöl verfälscht wird
20. Sassafras- oder Fenchelholz.
Man bezeichnet hiermit das Wurzelholz der im Süden der Verein igt eo
Staaten wachsenden Sassa/nu o/fit inaiis Ä\ ab. Es, Dieses Holz ist weich,
schwammig, leicht, grobfaserig, glänzend und schmutziggelb, auch röthlichr
braun gefärbt; es riecht stark nach Fenchelthee, schmeckt scharf und süssüch,
enthält Harze und ätherisches Oel, ist tlem Wurmfrass nicht unterworfen
und schwindet stark, wenn nicht vollständig ausgetrocknet Das Holz, welches
in etwa armdicken, unregelmässig gebogenen, knotigen Stücken versandt
wird, findet zu Kunsttischlerarbeiten Verwendung. Man gewinnt aus dem
Holz ein als Heilmittel gegen Haut- und Nervenkrankheiten ilienendes Od
(Sassafrasol).
2L Schlangenholz, Buchstaben- oder Lette rnholz.
Man unterscheidet hau|)tsächlich folgende Arten:
a) Echtes Schlangeiriiolz vom Hrechnuss- oder Krähenaugenbauro
{Sirychnos nux vomna L,), welcher auf den Molukken und auf Ceylon heimisch
ist Das Holz ist sehr dicht, fest und schwer, hat eine bräunliche Farbe uo*3
schöne Zeichnungen, schmeckt recht bitter und besitzt sehr dicke, keillbrmig
zugespitzte Markstrahlen. Man benutzt es auf Ceylon gegen Schlangenbisse und
fertigt aus ihm Drechslerwaaren, Seine sehr bittere und giftige Rinde kommt
als falsche Angosturarinde in den Handel; die Nüsse (Brechnüsse oder Krähen*
äugen) enthalten Strychriin.
b) Unechtes Schlangenholz^ Buchstaben- oder l.etiernholz von
Ophwxylon serpmiinutn (Ceylon). Das sehr harte und schwere, braunroth ge-
färbte Holz besitzt kleine, schwärzliche, Buchstaben gleichende Flecke* Es
nimmt eine schone l'ohtur an, ist leichtspaltig, jedoch schwer bearbeitbar. Mm
benutzt es zu eingelegten Arbeiten, KuiLSttischlergegenständen, zum ClavierUau
u, s, w. Zum Versandt gelangt es aus Surinam und Giiyana.
c) Muskatholz tauch Letternholz genannt), das Kemhob von
Piratinera guianinsis oder Brosimum guianensis Auhi,^ ein sehr schweres,
hartes, jedoch elastisches, braunrothes, dunkeigeflecktes oder getigertes, auch
wellig gestreiftes Holz, welches von Südamerika (Surinam) bezogen wird &
Drittes Cupitel* Die Hokcr.
365
^T)ic
wird zu Violinbögen, Spannbögen für Annbrilste, Spaxierstöcken und zu Kunst-
sachen verarbeitet.
22. Veilchenholz .
Man bezeichnet mit diesem Namen das veilchenartig riechende Blan-
der Blutholz (vergl Nr. H)» sowie das Holz von Eucalyptus glohulus DC^
lem auf Vandiemensland wachsenden Baum, der eine gewaltige Höhe und
icke erreicht. Verwendung: zu Drechsler- und Kunsttischlerarbeiten.
23. Zebraholz.
Diesen Namen fiihrt das braune, schwarzgestreifte^ harte und politur-
e Holz mehrerer Palmen (wie z, B, der südamerikanischen (brasilianischen]
rludovira palmata R, et Pav. und der indischen Zucker- oder Kitoolpaime
enga tacchanfera), femer das hellbraune und dunkelgestreifle Holz des
aianischen Nabel Strauches {Omphalobium Lambert ii Schombi) und endlich das
T * kte Holz von Guettarda. Verwendung: hauptsächlich zu feinen
jbeiten, auch zur Anfertigung von Knöpfen.
//. Die Nadelhölzer.
§ 135, Tanne,
Von der Tanne, einem Reifholzbaum mit breitem Splint und deutlich
nehmbaren Jahresringen, giebt es in der nördlichen gemässigten Zone
^hr 20 Arten. Die wichtigste ist:
a) die Weiss-» Edel-, Silber- oder Masttanne {Abies pectinata DCy
^nui picea Z., Pinus abies Du Roi u. s. w."»
Kennzeichen; kleine, 1^ — 2 cm lange, 2 — 3 mm breite, kämm förmig
lAbstehcnde, an den unteren Aestcn an der Spitze ausgerandete und ab-
[K<^niiidete, an den oberen (WipfeM Aesten fast spitzige, immergrüne, bieg-
|*^nit», kurzgeslielte, zweischneidige, unterseits blassgrüne und mit zwei bläulich-
I weisser» Langsstreifen versehene, auf beiden Seiten der Zweige eingedrehte
jwier gewunden eingeführte Nadeln; bis %) mm lange männliche, eiförmige,
lEnliiliche Blüthen m der Achsel einer Nadel auf der Unterseite vorjähriger
pdlentriebe der Krone; 2C^^ — VA) mm lange weibliche, walzenförmige, gelb-
IlTUue Blüthen aufrecht auf der Oberseite unterhallj der Spitze vorjähriger
|»fiel)c der obersten Aeste; 14^20 r/// lange, walzenförmige, hellgrün-braune,
pufrccht stehende, im Herbst reif werdende und sich dann von der Spindel
iw>srhuppende Zapfen; quirlartig fast rechtwinklig gestellte, rauhe, ungleich
l**iigc, sehr dünne, in schön geschwungenen Linien herabhängende Aeste
W^ dichten Bestände von geringer Zahl\; anfänglich glatte, grünlich braune
llimj fuu Harzbeulen bedeckte, später weissgraue, im Alter rissige und spröde,
l*ö ^tonnen Schuppen abblätternde Rinde; in der Jugend pyramidenförmigej^
|]J" späteren Alter fast cy lindrische, oben abgeplattete Krone; schnurgerader
nm; weisses, etwas gelblich oder röthlich schimmerndes (bei auf feuchtem
gewachsenen Tannen blassröthliches), weiches, harzarmes und daher
c*fhtcs, lang- und feinfaseriges, sehr elastisches, schön glatt und sehr A^kiiw
bareü Holz mit vielen 0'5 mm hohen Markstrahlen uufl einem ungleich-
ÄHigcn Gefüge, weil jeder Jahresring im Herbst ein schwammigeres Holz
itnsM/t als im Frühjahre,
Hohe: meistens bis 40 w, ausnahmsweise bis tiö /w.
SiÄKimdurchmcsscrr bis 2:\m,
3B6 Erster Theil. Die HauptstofTe.
Alter der Reife: etwa 130 Jahre.
Vorkommen: hauptsächlich in den Gebirgsländem des mittlere^
südlichen Euro|>a (Thüringer Wald, Böhoierwald, Sudeten, Karj>athen, Schwarz-
wald, Franken wald, Vogesen» Tirol, Schweiz, Pyrenäen, Kaukasiis u. s. w.).
Die Weisstanne liebt einen tiefgründigen, kräftigen, etwas feuchten, kies-,
sand- oder danimerdehaltigeii Boden und steigt im wärmeren Klima bis etwa
2000 w (im Schwarzwald bis 1050 7«, im Riesengebirge bis 800 ot, in den
bayerischen Aljien bis 1400 m, im Jura bis 1500 m, in i\^n Vogeseu bis
12(X)/?/| in den Pyrenäen bis 1950 w u. s. w.) über Meereshöhe. Sie kommt
im Norden auch in Ebenen vor; man findet sie in Sibirien bis zum 51. Grad
und in Norwegen bis Äum 67. Grad n. Br.
Verwendu!ig: üas im Trocknen ausserordentlich und unter Wasser
ziemlich dauerhafte^ im Wechsel von Trockenheit und Nässe jedoch wegen
ihres geringen Harzgehaltes wenig haltbare, gut bearbeitbare Holz wird m
Zimmerarbeiten (Unterzügen, Balkenlagen, Dachconstructionen u. s. w.), ferner
zu Fussboden (weiss und astrein 1, Fiühnen und Resonanzböden, Drechsler-
und Böttcherarbeiten, Schachteln untl Dachschindeln, sodann zu Telegraphen-
stangen, Mastbäumen, Mühl wellen und endlich als Brennholz iBrennwertii
etwa ^10^— ItO^/q geringer als der des Buchenholzes) verwendet. Aus dem SameD
wird der sogenannte Strass burger Terpentin gewonnen.
h) Abarten.
1. Abifs AWdmanniana Link, mit seh warzgrau befind et era, bis 30 »
hohem Stamm, vielen, fast vom Erdboden an gewachsenen Aesten, stark ver-
harzten, eiförmigen Zapfen und mit an jungen Trielicn mehrreihigen» ati
älteren zweizeilig abstehenden Nadeln. Heimat: Kaukasus und Krim.
2. Aöüs cephaionka Loud.^ mit spitzen Nadeln, Heimat: Griechenbnd.
Mit mehreren Varietäten,
3. Abies Pimopo Boiss.^ mit spitzen, gewöhnlich allseitig abstehendt'Ti
Nadeln, etwas an der Spitze eingedrückten Zapfen, schwarzlichgrau K"
rindetem, bis 25/?/ hohem Stamm. Heimai: Südspanien und Nordafrika.
4. Aliies hahamta L. (Balsam tan ne), mit kurzen, meist sichelförmig
aufwärts gebogenen, unterseits bläulichweiss gestreiften, an der Spitze aas-
gerandeten, balsamisch riechenden Nadeln, kurzen violetten Zapfen, schwärzlich-
grau berindetem, bis 15 ni hohem Stamm mit pyramidenförmiger Krone.
Heimat: usthches Nordamerika; in Europa in Gärten cultivirl. Aus den Harz-
beulen der Rinde wird in Amerika ein sehr feiner Terpentin gewonnen,
welcher unter dem Namen »Canadabalsam« in den Handel kommt.
5. Ahies vmusta D&ugL, mit zugespitzten Nadeln, braunberindetem. Ins
30 OT hohem Stamm, dessen untere Zweige schlaff herabhängen. Heimat
Califomien,
0. Aifies amahilis DottgLy mit zuletzt beiderseits grünen Nadeln und bb
60 m hohem Stamm. Heimat: westbches Nordamerika.]
7. Abits nobilis LindL (amerikanische Edeltanne), mit aufwlrts
gekrümmten, nahezu kreisförmig gestelken Nadeln, ltj—18 cvi langen Zapfe«
und kastanienbraun berindetem, bis 70 w» hohem Stamm. Heimat: CaÜfonüci^
U. S, W, 'v
illes Capite
§ 136. Fichte oder Rothtanne,
Vfm der Fichte, einem Reifholzbautn mit mittelharten, deutlich wahr-
j nehinbaren Jahresringen und sHirnnli-m Splint, kennt man zwölf Arten- Hervnr-
lasubeben siad:
tf I die gemeine Fichte. Kothtichte, Fichttanne oder Roth-, Schwarz-»,
Pech-, Kreuztanne u. s. w. {Adüs exrehti DC, Picta vulgaris Link),
Kennzeichen: 12—17 mm lange und 1 mm breite, steife» kurz
Äachelspitzige, anfangs hellgrüne* später dunkelgrüne, lebhaft glänzende, im
Querschnitt rautenförmige, spiralig und allseitig abstehende, auf kleinen
lockern siizcnde, immergrüne Nadeln; rothe, nahe den Zweigsintzcn sitzende,
-27 mm lange, erdbeerähnliche, männliche Blüthen; kamiinrothe, an der
>it£e vorjähriger Triebe im oberen Theile der Krone, anfangs aufrecht
-hende, nach der Befruchtung hängen de^ 30 — 40 mm lange, weibliche
Ifithen; 10 — 16 cm lange und 2 — 2*5 cm dicke, etwas herabhängende und
Lter ganz abfallende, hellrothe bis braune, walzenförmige Zapfen; glatte,
ürlartig und in der Mitte der Krone fast rechtwinklig stehende, am unteren
leil v\cs Stammes jedtK'h etwas überhängende Aeste; schnurgerader, kegel-
^Titiiger Stamm mit jn'ramidal-kegel förmiger Krone und anfänglich glatter,
*Uroth4)rauner, im Alter rissiger, schuppig abblätternder, rothbrauner, grau-
tuncr bis grauer Kinde; blassröthliches, nach der Mitte zu geädertes, harz-
rtcjjcs und schwach nach Harz riechendes, glänzendes, weiches, sehr elastisches,
ichtspaltiges Holz mit vielen 0"5 mm hohen Markstrahlen, zahb-cichen Ast*
fc^llen und senkrechten, sowie wagerechten Harzgängen,
Alter der Reife: 80^ — 100 Jahre. Höhe: gewöhnlich bis l^) m^ aus-
»hmswcise noch etwas grösser. Stammdurchmesser: bis THO m.
Vorkommen: hauptsächUch in Mitteleuropa; im Süden noch in den
tiirgen Italiens und in den Pyrenäen, im Norden Europas (Finnland) bis xum
Grail, in Nordasien bis zum 60. Grad. Die Fichte Uebt einen frischen,
litunüsreichen Boden und eine feuchte Atmosphäre, Sie liefert das beste Holz
rauheiv, nördlichen Lagen, das schlechteste (schw^ammiges, roth- und kern-
^alcs Hobi bei zu fettem Boden oder in sonnigen, tiefen Lagen, weil sie
in zu schnell wächst. Die Fichte steigt im Gebirge bis 18U0 m Meeres*
!Jhe und kommt selbst auf Felsblöckcn mit schwacher Erddecke fort»
Vcrw^endnng: Das im Trockenen sehr haltbare, unter Wasser aus^str-
'^'äcntUch dauerhafte, im Witterungswechsel leicht stockende Holz ist gut
rbeitbar und lässt sich mit der Säge im Querschnitt leicht, im Längcn-
^Hnitt dagegen schwieriger zerschneiden. Man benutzt es im Baufach zu
\t% Holzfachwerken, Thuren, Treppen, Fussböden, Dachschindeln u. s. w*.,
^ruer als Schififbauhobt, sodann zu Brunnenröhren, Mastbäumen, Zündhölzern,
ppiekacbcn, weiter als Parkett* und Möbel-Blindholz, zu Getäfel, zu Resonanz-
Ibödcn für Instrumentenriracher (wichtiger Handelsartikel im BöhmerwaUl),
ländlich ixxv Herstellung von Holzstoff und Cellulose für die Papier-
1 Fabrikation und als Brennholz (Brennwcrth etwa 757o von dem des
L^hcnhobcs).
Die Fichte liefert Harz, aus welchem das gemeine gelbe Pech
SchmeUcn gewonnen wird; ihre Rinde dient zum Gerben, sowie als
IHrcfmütoff und das aus ihr (bei alten Bäumen) herausquellende, oft goldgelbe,
der Luft nachdunkelnde Harz (gemeiner Weihrauch genannt) zur
Erster Theil. Die Hauplstoffe.
Bereitung von Salben und Pflastern. Holz und Nadeln werden zur Bereitung
von sogenannter Wald wolle (Holzwolle) benutzt, welche zu Polsterungen
von Möbeln, als Verpackungsstoff und in der Heilkunde zum anti septischen
Verband verwentlet wird Die Fichtennadeln dienen auch zur Bereitung
heilkräftiger Bäder und als Stallstreu. Endlich gewinnt man aus der Fichte
durch Abschaben der Kambiumschicht der im F^rühsommer gefällten Stämme
einen Saft, aus welchem Vanillin hergestellt wird.
d) die Schlangenflchte {Ptft^i vünitjahs AbstrS) mit wenig oder nichl
verzweigten, häufig sehr langen, schlangenartig gebogenen, nuirlartig stehenden
Aesten. Heimat: Schweden; in Deutschland cultivirt. — Hierher ge-
hört auch:
c) die Hängeßchte {Picea peniiula\ mit lang herabhängenden Aesten.
d) die Welssfichte (Picea alba Link\ mit stumpfen, grau- oder blau-
grünen, nicht sehr dicht stehenden, {\ — 14 mm langen Nadeln und hellbraunen,
2"5 — 4 cm latigen Zapfen. Heimat: Canada bis Rarolina. Die \V eiss ficht e
des Böhmerwaldes, auch Hasclnussfirhte genannt, besitzt ein auf dem
Radial* und Sehnenschnitt geflammtes HoU in Folge der wellenfönnig
verlaufenden Jahresringe.
€) die morgenländischc Fichte {Picea orietiiaüs LtnL)^ mit kurzen,
sehr dicht gestelllen, dunklen Nadeln. Heimat: Kaukasus und die Gebirge
Kleinasicns. — Die aus den Zweigspitzen herausdringenden Harztropfen
kommen unter dem Namen ♦Sapindusthränen< in den Handel
/) die Schwarzfichte (Picea nigra Link.\ mit dicht stehenden, unterseiu
schwarzgrünen, oberseils Ijläulichen Nadeln^ 3 cm langen braunrothen Zapfen,
schwärzlicher Rinde. Heimat : das östliche Nordamerika. — Das weisse HoU
wird in Amerika vielfach zur Herstellung von Raaenstangen benutzt und aus
den jungen Trieben das sogenannte Sprucebeer bereitet.
g) die Hothfichte (Pirea rithm Link.), mit kurzen, nur 1—1*5 cm langen,
oberseits mehr oder weniger blangrüuen Nadeln, 5—8 cm langen Zapfeo
und röthlich gefärbtem^ sehr dauerhaftem Holz* Heimat: Neuschottland und
Neufundland,
/;) Picea obavata Ledeb., mit kleinen breitschuppigen Zapfen. Heimat:
das nordöstliche Europa und Sibirien. — Diese Fichte bildet im Altai-
gebirge ausgedehnte Wähler; — u. s. w.
§ l*n. Wachholder oder Wacholder,
Man unterscheidet hauptsächlich folgende Arten :
a) den gemeinen Wachholder, Knirk-, Steck-, Kranawttts-, Feuer*
bäum u. s. w. {Juni per us commitnis Z,).
Kennzeichen: \2 mm lange, schmale, stechende, am Grunde gegliederte
Nadeln^ welche quirlartig zu je drei an den dreikantigen Aesten sitzen»
kleine vielblüthigej eirunde männliche urui dreiblüthige, umenförmige, weibliche
Blüthenkätzchen; blauschwarze, weiss bereifte Beeren (Wachholder-, Quackcl-
oder Krammetsbeeren); gelbröthliches oder gelbbraunes, oft braungeadertcs,
im Splint weissliches oder graues, in irischem Zustande ziemlich hartes,
dichtes, schweres, elastisches, wohlriechendes Holz, welches eine grosse Dauer-
haftigkeit besitzt und fast nie von Insecten heimgesucht wird.
Höhe: bis 10 wi (meistens niedriger). Staramdurchmesser: bisSO^-
äpftei:
Vorkommen: in Europa, Mittel- und Nordasien, und zwar haupt-
Schlich auf Haiden und in Kiefernwaldungen. Der Wachholder liebt gebirgige
jcgcnden.
Verwendung: Das schwer zu bearbeitende und oft einreissende Holz
wird bei grösserer Stärke zu Tischler- und Drechslerarbeiten benutzt, namcnt-
llich zur Herstellung von Prunkmöbeln, eingelegten Arbeiten, Wand- und
iBcckentafelungen, auch zu Maschinentheilen und in der Medicin als Holzthee,
Aus den oft knorrigen Wurzeln und Stammen fertigt man Gartenmobel und
Stöcke; Holz, W^urzeln und Beeren dienen getrocknet zum Räuchern, letztere
Buch als Arznei und zur Bereitung von Wachholderbranntwein (Gen^vre).
)a5 bisweilen unter der Rinde anzutreffende Harz kam Imhcr als deutscher
{diädarak in den Handel;
^) den stinkenden Wachholder, Sadc-, Sage- oder Sevenbaum {Junh
xahina Z.), mit kurzgestielten, kugelförmigen, rothen Scheinäliren und
stein, langfaserigem, röthlich gefärbtem Holz. — Heimat: Südeuropa
id Orient.
Verwendung: Das Stammholz dient zu Tischler- und Drechsler-
>ntcn und die getrockneten, ein ätherisches Gel cTithaitenden Zweige werden
der Medicin als stark erhitzendes und bluttreibendes Mittel benutzt,
c) den spanischen oder griechischen Wachholder oder die Wach-
holderceder {Juniperux o,\ycednt.K L.)^ mit kugel türm igen, rothen Scheinahren
riti einem dem echten Cedcrholz ähnelnden Holze. Heimat: Istrien.
Verw^endung: Aus dem Hulze wurden im Alterthum Götterbilder
iiand Tcmpclverzierungen j^eschnitzt; heutzutage fertigt man aus ihm Tischler-
Ittnd Ürechslcrarbeiten und benutzt es auch zur Gewinnung eines ätherischen
M>eles [Oitfum cadtnum\ welches z. B, als Heilmittel gegen die Räude der
1 Schafe benutzt wird und schlecht riecht.
d) den virginischcn Wachholdcr oder die virginische oder rothe Ccdcr
[Juniperus virginiana L,\ einem geraden, bis 16 w hohen, zur Gruppe der
Siitlenbäume gehörenden Baum mit eiförmigen hiTiggestielten Scheinähren,
*chwar/ blauen Beeren, wohlriechenden, rautenförmig länglichen, in zwei-
:i Quirlen stehenden Nadeln und karmoisinröfhlichcm, oft dunkel-
iL-m, im Splint weissgelbem, fein- und langfaserigem, festem^ wohl-
"^hcndem Holz; der Stamm besitzt sogenannte Cedcräpfel, welche durch
'ftscttcnstich erzeugt werden, — Heimat: Nordamerika,
Verwendung: Das im Freien, unter Wasser und in der Knie sehr
'^tjcrhafte und dem Wurmfrasse nicht unterworfene Holz wird zu Bleistift-
wsiingcn, Cigarrenkisten, VV'and- und Deckentäfelungen, Fussboden, Tischen
^^' s* w, benutzt und häufig als echtes Cederholz verkauft. Die getrockneten
finden in der Medicin Verwendung;
f) den Bermuda- Wachhol der oder die Bermudaceder {Junipttut
4ianQ LX mit röthbchem, leichtem, wohlriechendem Holz, welches als
[lOthcs Cedcrholz in den Handel kommt und wie das Holz der virginischcn
|C«der verwendet wird, Heimat: die Bermudasinseln.
§ 138. Kiefer. — Pitschpine, — Yellowpine.
L F-uropäische Arten.
«) Gemeine Kiefer, Föhre, Weisskiefer, Kienbaum u. s, w\ {Finus
370
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Kennzeichen: Kemhokbaum mit sehr breitem Splint, dünnem Mark,
sehr deutlichen, etw'as w eilen ftjrm igen Jahresringen mit scharfer Grenie
zwischen Frühjahr- und Sommerholz; 40 — 50 mm lange, im Querschaitt
halbkreisförmige, tinterseits etwas hohle und bläulich- oder graugrüne, auf
der convexeri Seite dunkelgrüne, paanveise in einer Scheide und spiralig um
ütn Zweig stehende, immergrüne Nadeln; B — 7 mm lange, eiförmige, kurz-
gestielte, strohgelbe» männliche Kätzchen, strauss- oder büschelförmig
zusammengedrückt an der Spitze vorjähriger Triebe; kleinere, runde, gestielte,
röthliche, weibliche Blüthen einzeln zu 2—5 an frischen Trieben desselben
Jahres; 4 — 7 cm lange, kurzgestieltc, hängende, eikegelförmige, glanzlose,
anfangs grüne, nach Jahresfrist graubraune Zapfen; gerader, im Alter bis vo
stark abgewülbten bis schirmfümiigen Krone astfreier, cylindrischer Stamm
mit weit herausragenden quirlartig gestellten, um einen Jahrestrieb von
einander entfernten Aesten; leuchtend gelbrothe Rinde bei jungen Stämmen;
graugelbe oder olivengrüne Rinde an tlen Zweigen junger Triebe; mit aussen
graubrauner, innen rothbrauner, sehr dicker, stark aufgerissener Borke
bedeckte Rinde bei alten Stämmen; im Sphnt gelbliches oder röthlichw^eisses,
im Keni geU>lichrÖihHches oder bräunlichrothes, an der Luft allmälig dunkler
werdendes, glänzendes, im Kern wohlriechendes, grobes, langfaseriges, mittel-
hartes, massig schweres, harzreiches Holz mit zahlreichen \}'b mm hohen
Markstrahlen.
Alter der Reife: etwa 120 Jahre. Höhe: 33— 50 m. Stammdurch'
messer: bis 1 m.
Vorkommen: in fast ganz Europa (bis zum 70* Grad n, Br.) und im
grÖssten Theile von Nordasien, besonders aber in Preussen ausgedehnte
\\'älder bildend. Die Kiefer steigt in den Alpen Ijis 20(X) m Meereshöhe
und liebt einen tiefgründigen, humusreicheti Boden; sie gedeiht aber auch auf
sumpfigem und moorigem Boden, ja selbst auf dem magersten Flugsand und
ist daher für den Anbau von Dünen sehr wächtig.
Bemerkung: Das Holz der auf ebenem, sandigem, humosem Bpden
gewachsenen Kiefer ist besser, nämlich /.äher, dauerhafter imd w^eniger xur
Kemfäule geneigt als das Holz der auf sumphgera oder moorigem Boden
gediehenen; das kemreichere Holz älterer Stämme ist werthvoller als cUs
splintreiche jüngerer; letzteres ist weniger dauerhaft und besitzt einen gcringtn
Brennwerth. Das Holz aus dem unteren Theile des Stammes ist das schwerste»
härteste; bei excentrischemi unter dem Einflüsse ständiger Windströmungen
entstandenem Wuchs ist das härteste Holz das auf der Schmalseite liegende.
Das beste Kiefernholz wächst in Preussen zwischen Oder und Weichsel,
dasselbe besitzt eine durchschnittliche Druckfestigkeit von 500 kg für dis
Quadratcentimeter und das specilische Gewicht 0'5 in trockenem Zustaüde.
bi jungen Jahren wird die Kiefer häutig von einer Krankheit, Schütte
genannt, befallen, welche sich im Absterben der Nadeln äussert und schliess-
lich den Baum tödtet; die Ursache dieser Krankheit ist noch nicht völlig
aufgeklärt.
Verwendung: Das schwierig zu bearbeitende, selbst nach dem Ab-
hobeln rauh bleibende und unter dem Hobel leicht reissende Holz besitzt selbst
im Freien ^Ine lange Dauer und ist als Bau-, Nutz- und Werkholz sehr gut
geeignet* Das Kiefernholz ist das gesuchteste Holz für grosse Schiffsmasten
und wird auch sonst im Schiffbau viel betiutzt. Man verwendet es gern «o
Drittes Capitel. Die Höber. 871
Wasser- und Grundbauten, Brückenrosten, Eisenbahnschwellen, Brunnen- und
Wasserleitungsröhren, femer im Hochbau zu niedrigen Pfosten, kleineren
Verbandhölzem, Blindböden, auch zu Fenstern und Thüren, Möbeln u. s. w. ;
endlich gilt das Kiefernholz als das beste Brennholz von allen Nadelhölzern.
Die Wurzeln dienen zu Kienspänen und zur Theer-, Pech- und Kienruss-
bereitung, die Nadeln zu heilkräftigen Bädern, zur Bereitung von Waldwolle
und als Stallstreu ; die Rinde benutzt man zum Gerben u. s. w. Zu weit-
tragenden Balken und Dachconstructionen ist Kiefernholz weniger geeignet
als Tannen- und Fichtenholz. Wird Kiefernholz von Insecten angegriffen, so
scliwitzt es Harz aus; Wurmfrass tritt leicht ein, wenn das Holz
trocken steht.
Abart: Rigakiefer, mit schlankerem Wuchs ; ihr Holz wird besonders
zu Schiffsmasten verwendet.
b) Schwarzkiefer, österreichische oder corsische Kiefer (Ptnus austriaca
Iföss,^ P, nigricans Host.y P, laricio Poir, u. s. w.).
Kennzeichen: 8 — 13 cm lange, paarweise in einer Scheide sitzende,
gleichfarbige, jedoch dunklere Nadeln; gelbe männliche und rothe weibliche
Bltithen; kegelförmige, gelbbraune, bis 8 cm lange, sitzende Zapfen; dunklere
Rinde; ziemlich feines, im Korn gelblich- oder röthlich weisses, äusserst harz-
reiches Holz.
Vorkommen: im südlichen Europa, aber auch in Oesterreich und
Tirol Die Schwarzkiefer liebt einen kalkigen Boden.
Verwendung: im Allgemeinen dieselbe wie bei a). Die Schwarzkiefer,
^er harzreichste Nadelbaum Europas, ist besonders für die Harz-
gewinnung von Wichtigkeit.
c) Zürbelkiefer oder Arve (Pinus cemhra L.).
Kennzeichen: 8 — 10 cm lange, unterseits mit zwei bläulich-weissen
Längsstreifen versehene und zu fünf in einer Scheide sitzende Nadeln; ess-
^e, sehr schmackhafte, dreikantige Nüsse (Zürbelnüsse) in 8 cm langen,
schmutzig violetten Zapfen; grauschwärzliche, rissige und gefurchte Rinde;
pyramidenförmige Krone; braunwollige Zweige; sehr hartes, gehobelt seiden-
gjänzendes, weisses Holz mit sehr wenig ausgebildeten Jahresringen und mit
«inem Wohlgeruch, den die Motten scheuen.
Strauch oder Baum bis 15 m Höhe.
Vorkommen: hauptsächlich in den Gebirgen der Schweiz und Tirols,
^ber auch in den Karpathen und im Altaigebirge. Die Zürbelkiefer steigt bis
etwa 2500 m Meereshöhe.
Verwendung: Das sehr gleichmässig ausgebildete Holz wird zu
Schnitzereien und zur Herstellung von Resonanzböden verwendet.
d) Krummholz-, Berg-, oder Zwergkiefer, auch Leg- oder Alpen«
flJhrc, Latsche u. s. w. (Pinus montana),
Kennzeichen: paarweise aus einer Scheide kommende, gleichfarbige
Nadeln; meist sitzende und wagerecht abstehende Zapfen; violette oder
bläuliche weibliche Blüthen; dunkle Rinde; sehr lange (oft mehr als 10 m
lange), am Boden hinkriechende Aeste; feines, wenig glänzendes, schwer-
spaltiges, gelbrothes Kernholz.
Vorkommen: in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas bis zu
2000 m Höhe.
24*
372
Erster Thcü. Die HauptstoBFev
Verwendung, Dsw sehr dauerhafte Holz wird au SchTiitzereien, aber
auch als Brennholz benutzt; das Harz kommt als Krummholzöl in den
Handel.
Abarten: Hakenkiefer (Pmus necinata Rani, et D. C,\ KniehoU-
k i e f e r {Pt'nus pumilio Haenke\ M u g o k i e f e r ( Pinn^ mughus ScopS). Alle diese
Kiefern (sowie die Krummholzkiefer) lieben Torfboden und bilden meistens
nnr einen niedrigen (bis 2 m hohen) Strauch.
i) StrandkJefer^ Seekiefer, IgelfÖhre. {Pinus mariiima D, C\, P,
pinasUr So/,)
Kennzeichen: 13^ — 18 cm lange, kurz stachelspitz e^ lebhaft grüne
Nadeln; 18 cm lange, sehr kurz gestiehc^ zimmetbraune Zapfen; dunkel-
braune Rinde ; pyramidenförmige Krone. — Die Strandkiefer ist der Sehwarz-
kiefer sehr ähnlich.
Vorkommen: auf Gebirgen des südwestlichen Europa und Algeriens,
namentlich an den Küsten Spatiiens, Portugals und Frankreichs; in Deutsch-
land nur am Rhein.
Verwendung, Das Holz findet im Allgemeinen dieselbe Verwendung,
wie das der gemeinen Kiefer. Aus dem Baum gewinnt man Terpentin und
Colophoniiim.
/) Aleppokiefcr {Pinus halepensis Mi/L)
Kennzeichen: paar^^eise in einer Scheide sitzende, 8 cm lange, sehr
dünne, zarte, oberseits blaugrüne Nadeln; graubraune bis schwärzliche Rinde ;
breite Krone.
Vorkommen: in den Ländern am Mittelmeer.
Verwendung, Das Holz dient zu Tischler- und Schnitzarbeiten; die
Rinde (Snobarrinde oder Scorza rossa) zum Gerben.
^) Stemklefer, Pinie, Pinolienktefer {Pinus pinea L,).
Kennzeichen: paarweise in einer Scheide sitzende, 13^20 ^m
lange, kurz stachelspitze, hellgrüne Nadeln; H—lb cm lange, eiförmig-kuge-
lige, glänzende Zapfen; Rinde aussen mit graubrauner, innen mit lebhaft
rothbrauner Borke ; essbarer, nach Mandeln schmeckender, feinharziger Samen
(sogenannte Piniennüsse oder Pignolen'i
Vorkommen: hauptsächlich in den Landern am Mittelmeere.
Verwendung: als Nutzholz.
2. Aussereuropäische Arten:
aj Weymouthskiefer oder Strobc (Piftris sirobus L.)
Kennzeichen: zu je fünf in einer Scheide sitzende, bis 10 cm lange,
biegsame, dünne und zarte, auf der convexen Seite hellgrüne, an der inneren»
ebenen Fläche bläulichweiss gestreifte Nadeln; hängende, cybnder form ige,
nicht abfallende Zapfen: gerader Stamm mit glatter, weissgntuer Rinde;
leichtes, weniger festes, weiches, harzreiches Holz mit zahlreichen Markstrahlen
und breiten Splintringen,
Höhe: bis 60 m. Stammdurchmesser: bis L5w.
Vorkommen: in Nordamerika, in Europa im Jahre 1705 eingeführt
und seitdem vielfach angepflanzt. Die in Europa wachsenden Bäume erreichen
nur eine Höhe bis 25 m.
Verwendung: hauptsächlich zu Mübeliu
&J Weihrauchskiefer, ameHkaaische Tcrpcntinkiefcr, Fackclhaum
{Pmus iaeda L.).
Drittes Capitel, Die Höker.
373
Kennzeichen: zu je drei in einer Scheide shzendCi dunkelgrüne,
12 — 20 <m lange Nadeln; ovale, gelbbraune, 8 — 10 (fn lange Zapfen;
[schlanker Stamm mit tiefgefurchter Rinde; harzreiches, wohlriechendes Holz
K^o» grosser Haltbarkeit.
Vorkommen: in Virginia, Carolina und Canada,
Verwendung: als Nutzholz und zur Gewinnung von Colophonium,
Äiacrh werden in Amerika aus dem Holze P ackeln hergestellt.
c) Lambertskiefer, Zucker- oder Riescnkiefer {Pinus iambertiana
/^d«^A\ mit 8—13 cm langen, dunkelgrünen Nadeln, 30 rm langen, dunkel-
^^Ä"€i.unen Zapfen und bis 00 m hohem Stamm. Heimat: vom Columbiafluss
^wLs> Mexico. — Aus den angebrannten Stämmen schwitzt ein süsser Stofi^
^K 51. lifornia-Manna genannt, aus, welchen die Indianer als Zucker benutzen.
B d) AmGrikanische gelbe Kiefer oder Yellow-Pinc {Pinus mi/ü Jlfir/t*).
Kennzeichen: sehr grosse, dunkle Harzporen; sehr dichte, meistens
fein wellenförmige Jahresringe; schlanker Stamm mit nahezu splintfreiem,
isLst astreinen), sehr festem, schön hellgelbem, undurchscheinendem Holz.
Vorkommen: Nordamerika.
Verwendung: Das eine schöne Politur annehmende, gut anzustreichende
id sehr dauerhafte Holz wird besonders zu Fussböden verwendet, die stark
*f57ingen werden, also in Kasernen, Schulen, Amts- und Gerichtsgebäuden,
"nn^haUen, Wartesälen, ResLaurationsräumen, femer zu Thüren, Fenstern
1*1 Aussenverschalungen.
Bemerkung! Yellow-Fine nennt man auch die in Nordamerika und
^lifomien heimische Ptnus ponderosa DougL^ welche drei lange, dunkel-
^üue Nadeln in je einer Scheide besitzt
i) Besenkiefer, Pitschpine {Pinus ausiralis Mich, oder P, palustris).
Abart der Terpentinkiefer,
Kennzeichen: 2*5 — 3*5 cm lange, zu je drd in einer Scheibe sitzende
»J^cJcln; 15 — 20 cm lange cylindrische Zapfen; schweres, ungemein hartes,
*cs, dichtes, grobfaseriges und sehr harzreiches, schön gelbliches oder
'lT>rothes, gegen das Licht gehalten rothÜrh durrhscheinehdes Kernholz
aufj weisses, schweres Splintholz,
Vorkommen: in Nord- und SüdcaroÜna und Georgia. Die Besen-
•WsCcr liebt einen sumpfigen Bodt-n.
~ Alter der Reife: 150 — 200 Jahre. Höhe: bis 30 w. Stammdurch-
-i^ser: bis 1*2 w.
Verwendung: Das Pitschpine-Holz gilt in Amerika als das beste
■kob und wird auch in neuerer Zeit in Europa an Stelle des Eichen-
tu s, w, sehr viel angewendet. Es besitzt eine sehr grosse Tragfähig-
äl und Dauerhaftigkeit, ist sehr elastisch, widersteht der FäuUms sehr
UHijc und wirft sich wenig. Man benutzt es namentlich zu den Arbeiten des
nwieren Ausbaues (Fussböden, Treppen, Thüren und Fenstern, Wand- und
l^tckcntAfelungcn), ferner im Wasser- und Brückenbau, zu Wasserleitutigs-
r^ihren, StTa»sen-, Stall- und Hofpflasterungen, sodann im Schiffbau zu Raaen
umi Zwisrh> ' -linken u. s. w,, auch zu Eisenbahnschwellen, Telegraphen-
Älange«, Rti _:en, Bühnen u, s, w. Die Besenkiefer dient endlich auch
zar Cewinnimg vun Terjjeiitin und Colophonium.
Bemerkung: Im Handel wird unter Pitschpine*Holz nicht nur das
Ibib VOD Finut amtraiis^ sondern auch das von Pinus cubmsis Gn^ Pinus
1
374
Erster TheU. Die HauptÄtoffc.
taeäa iw*, Ptnus mtüs Mich, verstanden. In Amerika selbst nennt mau Pitsch-
pme das dortselbst nur als Brennholz Verwendung findende Holz der Pe
k i e f e r ( Ptn us rigida MüL ) .
§ 139. Lärche. — Ceder. — Cypresse.
1, Die Lärche oder Lärchentanne {Larix eurofiaea /?. oder Pinm /arix\
Dieser Kernholzbaum kommt in acht Arten in der nördlichen
mässigten Zone vor. Er besitzt einen verschieden breiten Spünt, deutlit;
fein wellen förmige Jahresringe mit scharfer, breiter, dunkler Grenze zwisc
dem Frühjahr- und Sommerholz und sehr dünnes Mark. Als weitere K€
zeichen gelten : zarte, flache, weiche, 10 — 30 mm lange» hellgrünei in Büscfc
bis zu ^30 Stück in einer Scheide sitzende und um die Zweige verthefl
Nadeln, welche unterseits eine erhabene Rippe besitzen, im Herbst welk
werden und im November eines jeden Jahres abfallen; ovale, erbsengroa
zuerst grüne, später weissgelbe, mit Stiel 5 — 10 mm lange, männli
Blüthenkätzchen ; rundliche, mit Nadeln umgebene, anfangs grüne, sp
purpurrotlae, ohne Stiel 10—15 mm lange, weibliche Hluthen; eiförmi
2^2'b cm lange, anfangs grüne, später dunkelbraune Zapfen; schla
häufig gekrümmter Stamm mit in der Jugend ledergelber und glatter Rini
im Alter mit innen rothbrauner, aussen graubrauner, Ungsrissiger, dicker
Borke bedeckt; pyramidenförmige Krone mit meist kurzen Aesten; dun
weit ausladende, etwas überhängende, vertheilt stehende Aeste; im Sj;
gelblichweisses, im Kerne rothes oder rothbraunes, bei alten Stämmen
unter dunkelgeflammtes, grobes, glänzendes, gleichmässig von Harz duB
drungenes, hartes, sehr zähes, elastisches, leichtspaltiges, wohlriechendes
mit ziemlich vielen 0^5 mm hohen Markstrahlen.
Alter der Reife: 80— lÜO Jahre. Höhe: gewöhnlich bis 33 m,
nahmsweise bis 50 m, Stammdurchmesser: gewöhnlich bis 1'2 w,
nahm s weise grossen
Vorkommen: in den mittel- und südeuropäischen Gebirgen zwis
500 und 20(XT m Höhe, aber auch anderwärts (z. B, in Ni^rddeutschl
und Russland) angepflanzt. Die Lärche liebt einen lockeren, kalkhaltig
nicht zu feuchten und nicht 7u fetten Boden ; auf nassem und sehr m
haftem Boden wird sie leicht rothfaul
Verwendung, Das im Wasser steinhart werdende und unter
selben sowie in der Erde fast unverwesUche, aber auch im Witterungswcch
sehr dauerhafte, dem Wurm fraise nicht unterworfene Holz, dessen HaltB
keit mit Zunahme des Harzgehaltes wachst, liefert ein vorzügliches
und Nutzholz, Man verwendet es zu Balken, Bohlen, Dachconstructif
(bei mittelalterlichen Kirchen oft zu finden I, Tischlerarbeiten (Möb^
Fenstern, Thüren, Parkettboden, Getäfel und Lambris); femer zu Wasa
Bnicken- und Grundbauten, VVasserrinnen, Eisenbahnschwellen! Mühlrad^
Schiffbauten u. s. w. Das Lärchenholz wirft sich wenig, lässt sich Ic
bearbeiten, gut und scharfkantig behauen und gilt als das werthvoll^
unserer einbeimischen Nadelhölzer. Das Holz <ler in den Niederungen
wachsenen Stämme ist weiss, leicht, porös und für technische Zwecke, sc
als Brennholz von geringem Wcrlhc, Aus dem Lärchenbaum wird der sc
nannte venetianische Terpentin gewonnen, aus den Blättern
Knospen das sogenannte Lärchenmanna oder Manna von Brians
Drittes CapitcL Die Hölzer,
375
era«
Abarten: Liirix sibirica LtiUb^y bildet im nordöstlichen Russland
(Sibirien) grosse Wälder;
Lartx äahurüa Turcz,^ im nordöstlichen Sibirien, Kamtschatka und
Taurien heimisch;
Larijc UptöUpis Skb tt Zucc.^ in Japan wachsend;
Larix Griffähii HooL^ in Mittelasien vorkommend;
Lan'x microcarpa Poir und Larix pendula Salüb.^ beide in Canada und
'''^'gi^iiitfn heimisch; u. s. w.
Das Holz aller dieser l*ärchenarten besitzt im Allgemeinen dieselben
"£%eT» Schäften wie die europäische Lärche und hndet auch die gleiche
Ven^r^nduug,
2, Die Ccdcr.
Man unterscheidet drei Arten, nämlich:
a) Die Ceder des Libanon oder den weissen Lärchenbaum {Larix
^idrm^^ Miil,^ oder C€drus Uhamtua Lk),
Kennzeichen! 2 — 3 cm lange, gewöhnlich zu etw^a 30 in einem
^Ü5crl>el vereinigte, dunkelgrüne, dicht um die Zweige gestellte Nadeln;
"Xd {tu lange, bis 8 (ff* dicke, eiförmig-kugelige^ dunkelbraune Zapfen;
"-^ier Stamm mit mächtiger schirmförmiger Krone, deren Aeste fast recht-
irinfcTig vom Stamme abstehen und bis ^ m lang werden; fein- und lang-
^^es, leichtes, festes, glänzendes, harzreiches, wohlriechendes, braunröth*
^st Holz.
Hohe: bis 40 ffi, Stammdurchmesser: bis 3 m.
Vorkommen: auf den Gebirgen Kleinasiens in Höhen von
120O- — 2100 m^ auch im Taurusgebirge und auf Cypern heimisch; in Deutsch-
and ^uid England vereinzelt angepflanzt. Von den berühmten Cedem des
Liba^T^4>rj^ von denen viele Stämme zum Tempelbau in Jerusalem von König
iSaloT^o verwendet wurden, sind heutzutage nur noch etwa 4(H1 Stück
Verwendung, Das weder dem Wurmfrass noch der Fäulniss ausge-
fCtj^to Holz dient hauptsächlich zu feineren Tischlerarbeiten, zur Herstellung
von Schmuckkästchen, Bleistiftfassungen u, s- w. und im Orient als Raucher-
initleL Im Alterthume fand das Cederholz z. B. auch zum Bau des Tempels
der T>iana in Flphcsus Verwendung und aus Cederholz bestanden auch die
tinutcn Thiiren am Lateran zu Rom, Man benutzt das wohlriechende, helle
und durchsichtige Harz zum Einbalsamiren von Leichen. — Aus der Ceder
ICC^innt man Oel (Cedcrnöl) und aus den Nadeln einen siissen Stoff (Cedern-
h) Die Deodora Ceder oder indische Ccder {Cedrus Diodora Lmid,\
Kennzeichen: längere, dunklere, zartere Nadeln als die der Libanon-
ccder, graciöser Stumm,
Vorkommen: auf dem Himalaya und anderen asiatischen Gebirgen
i^i Höhen von 1300—3700 w grosse Waldungen bildend und im feuchten
Klima gut aufhaltend, daher auch in England fortkommend,
€) Die Silberccder {Cedrus aUantica Mandti),
Kennzeichen, steifere, stecheTide, spitze, etwas silbergrau schimmenide^
nieergriliie Nadeln; mehr cyliiulerförmigc, an der Spitze abgeplattete Zapfen,
Varkomtnen: auf dem Atlas in Algerien schöne Wälder bildend.
Verwendung: in der Kunsttischlerei, (VergL: Atlascederholz, § 134, 4»)
i
87&
Krstcr TLeil. Die Hauptstofic,
3. Die Cyprcsse.
Von der Cypresse kennt man 12 Arten; die wichtigsten suü
a) Die gemeine oder immergrüne Cypresse { Cupressus sempervirtnt L*
Kennzeichen: stumpfe,' gekielte, dmikelgrüne Nadeln; eifötmil
'kugelige, bis 3 cm lange Zapfen mit 8 — -10 Schildern; spitzkegelförmige. meis
sehr dichtästige Krone; schlanker Wuchs; aufrechtstehende vierkantige^
Zweige; weissgelbliches oder röthliches, feinfaseriges» ungemein festes, wohf
riechendes Holz.
Höhe: bis 20 m, Stammdurchmesser: bis 90 cm, Alter bii
2000 Jahre.
Vorkommen: in Südeuropa, namentlich in Griechenland, femer IE
Kleinasien, Persicn und Nordafrika.
\'erwendung» Das sehr dauerhafte und unter Wasser fast unve
liehe Holz wird in der l.evante zu Ziinmer- und Tischlerarbeiten, ferne
zur Herstellung mancherlei Geräthe, zu Bleisliftfassungen u, s, w. verwendet
Das balsamisch riechende Harz wird in der Mediciii benutzt, ebenso das
dem Holze destillirte ätherische üel, die Rinde, die Früchte und Zapfen
Die Cypresse gilt ihres düsteren Aussehens wegen als ein Sinnbild der Traue
und wird daher auf Friedhöfen vielfach angepflanzt. In Aegyptcn w^unlcn
im Alterthum aus ihrem Höhte Cröttcrbilder geschnitzt und Mumiensärge ge
fertigt, in Griechenland Tempeldecken hergestellt u. s. w. Die früheren awi
Cypressenholz gefertigten Thürcn der Peterskirche zu Rom stammten von
der alten Basilica des Constantin ond wurden erst nach 550jähriger Be-J
nutzung durch andere Thürcn ersetzt,
Abarten:
1, ostindische Cypresse oder portugiesische Ceder, aucn
Ceder von Goa benannt {Cupressus giauca Lamk.\ mit mächtiger Krön«
und graugrüner Rinde. Heimat : Südspanien, Portugal, Brasilien und Ostindien^
"2, chinesische Trauer cypresse {Cupressus pendula SUrunL), mit
hängenden Zweigen. Vorkommen: China, Japan und im nordlichen üstindic
5. weisse Cypresse oder weisse Ceder (Cupressus Ihvoida Z,)J
Vorkommen: In Sümpfen Canadas und Nordcarolinas. — Verwendung: dXi
Bauholz (sehr geschätzt), kommt als weisses Cederholz in den Haiidct
Im Aherthume wurde das Holz vielfach (z. B, von den Phöniziern'» xM
Schiffbauten, femer zur Herstellung kostbarer Truhen, Tenipelthüren, Götter
bilder u. s, w. benutzt;
4* Cupressus torulosa Don, — Heimat: Himalaya;
5. Cupressus Lawsoniana A. Murr, — Heimat: CaUfomieiu
^) die Sumpfcy presse, Sumpfceder oder virginischc Cypresse
\Taxodium distühum LX
Kennzeichen: Zweizeilig stehende, zarte, liiLsen förmige, heUgriine, ir
Herbst abfallende, den Zweigen angepresste Nadeln ; ovale Zapfen ; schlanke
Stamm mit fast eirunder Krone; harz- und ölreiches, völlig ast- und S|jUnt<J
freies, feingefügtes, leichtes und hartes Holz von schöner, reiner, rötlllictl|
oder weissUchgelber Farbe, mitunter auch mit schöner Maserung.
Höhe: nahezu bis 40 m. Stammdurchmesser: bis 4 m, Alter: bc
deutend; die Cypresse des Montezuma in der Nähe tler mexicanischcn SUmIj
Oaxaca wird auf ein AUer von etwa GOOO Jahren (?) geschätzt.
Drittes Capitel. Die Hokcr.
377
Vorkommen: im Süden der vereinigten Staaten von Delaware und
pr^ia bis Florida und Mexico, auch in Califoraien. Der Baum Uebt
nen sumpfigen Boden.
Verwendung: in Amerika zur Herstellung von Dachschindeln, Haus-
ßräthen, Fässern u. s. w., femer zu Fenstern^ Thüren, Täfelungen, profillrten
eisten, Möbeln u, s. w. Das Holz wird auch in neuerer Zeit in Europa zu-
St zu Tischlerarbeiten vielfach verwendet und führt wie das der Cuprassus
%yoidis den Kamen »weisses Cederholz«, Es lässt sich in trockenem
l^itstande glatt bearbeiten, nimmt eine gute Politur an und besitzt eine
grosse Dauerhaftigkeit. Auch das Holz der in Mexiko wachsenden Taxodium
nufnmaium Ten, wird sehr geschätzt.
§ 140. Eibe oder Taxus.
Der Eibenbaum, gemeine Taxus^ Ybe {Taxujt ^accafa) besitzt fein
PA^'cspitzle, flache, ziemlich weiche und biegsame, glatte, oberseits glänzend
liiunkelgprüne, unterseits matt hellgrüne, giftige, immergrüne Nadeln, welche
I kammartig an den Zweigen sitzen, ferner eichclartige, in reifem Zustande
[Tothe Früchte und ein im Splint gelbweisses, im Keni orangerothes Holz
Jaiit schönen ungeraden Adern in verschiedenen Schattirungen der Farbe.
T>as Holz ist harzarm und ohne Harzporen, schwer, elastisch, zähe und sehr
[daurrhaft.
Höhe: bis 17 w (als Strauch cultivirt bis 2*5 m). Stammdurch-
otsser: bis 60 cm, Alter: bis etwa 3000 Jahre.
Vorkommen: in fast ganz Europa in Ebenen und auf Gebirgen, auch
|lti Algerien, Armenien und auf den Azoren.
Verwendung: Das sehr feine, dicht faserige, fast unverwesliche und
"it sehr schmalen Jahresringen ausgestattete Holz wurde in früherer Zeit
|vid zur Herstellung von Bogen und Armbrüsten verwendet und dient
' zu feinen Tischler-, Drechsler- und Schnitzerarbeiten, auch zu
raheilen u, s. w. Es besitzt von allen europäischen Nadel-
Uyliern die grosste Härte, Festigkeit und Schwere, lässt sich gut
l>chwarz beizen und wird dann dem schwarzen Ebenholz sehr ähnlich; da-
p<?gen nimmt es eine Scheliackpolitur nur schwer an,
Abart: Canadische Eibe {Taxtds canadmsis Wtlid.),
D, Die Bearbeitung der Hölzer.
§ 141. Das Fällen der Bäume,
Es wurde bereits im § 111, 4 bemerkt, dass die Frage: »Welche
phrc5L7cii hkt die gcignetste für das Fällen der Bäume?« von den Fachleuten
II beantwortet wird. Wir ergänzen die dortigen Mittheilungen
" ivlgende:
Von Alters her gelten die Wintermonate November bis Februar
bcittc Fällzeit des Holzes und namentUch die Zeit vom 15. December
_^üm 15. Januar. Obwohl nach den neueren Untersuchungen {'£. B. von
tiinger) der Qualitätsunterschied zwischen dem im Sommer und dem
linier gefällten Holze nur ein geringer ist, sofern ersteres im Zustande
komioi^ier Trockenheit verwendet wird, spricht für den Winter der
378
Erster Thcil, Die Hauptsloffe.
Umstand, dass in dieser Jahreszeit die Tagelöhne billiger und die fest-
gefrorenen oder beschneiten Waldwege besser befahrbar sind, und dass das
Hol/ nicht sofort nach dem Fällen entrindet zu werden braucht, weil es im
Winter nicht so leicht erstickt und nicht von Insecten angegangen wird. Eä
können aber Umstände eintreten, die das Fällen der Bäume im Sommer
mindestens wünschenswerth erscheinen lassen, wie z. B. starke Schnee-
fälle im Hochgebirge, welche das Fällen sehr erschweren, unter Um-
ständen sogar unmöglich machen» oder anhaltendes Frostwetter, weil
efrorenes Holz eine grosse Sprödigkeit besitzt und befürchtet werden muss,
tiass der Stamm beim Aufschlagen auf den harten Boden Waldrisse erhälr
oder zerschellt, und weil auch die zum Fällen benutzten Werkzeuge (Axt
und Säge^ sehr leicht stumpf werden, oder heftige Winde, welche die
Bäume umwerfen, bevor sie genügend eingekerbt sind, wodurch ein 2er*
splittern der Stämme herbeigcfülirt werden kann, u, s, w. Auch andere
Rücksichten, z. B. die Verwüstimgen durch Insecten (im Schwarzwald und
in den Vogesen durch den Borkenkäfer), machen das Fällen im Sommer oft
nothwendig. In einigen Gegenden (z. B. in Uatalonien und Neapel) gilt der
Sommer JuH und August^ für die beste Hiebzeit; in England fälh man
das für <len Schitfbuu bestimmte Eichenholz im Sommer; auch EschcD-
holz wird vielfach im Sommer gefällt, weil man gefunden haben will, dass
es dann eine längere Dauer besitzt und weniger dem Wurmfrass unter-
worfen ist. Nach Rondelet soll man Spalthölzer im Sommer fällen, wd
sie sich dann leichter spalten und reissen lassen, ebenso alle diejenigen
Laubholzer, deren Rinde einen Handelsartikel bildet (wie z. B. Korkeiche,
Eller, Esche und Birke), weil sich alsdann die Kimle leichter abschälen lässL
Die früher weit verbreitete Ansicht» dass die Laubbäume bei ab-
nehmendem Monde, Esche und Nadelhölzer aber bei zunehmendem
Monde gefällt werden müssten^ wird heutzutage wohl von Niemandem
mehr getheilt.
Man kann das im Winter gefällte H0I2 von dem im Sommer gescbU-
genen nach PrÜlieux durch die Jodprobe leicht unterscheiden. Bchandell
man nämlich den Querschnitt des Holzes mit einer JodUisung, so erschomco
bei dem im Winter gefällten, mit Stärkemehl erfüllten Holze die M;irk-
strahlen und gewisse Stellen des Holzparenchyms als blauschwarze Luden
auf dem hellen Grunde der Zellwände, Fasern und Gefässe, während bei
dem im Sommer gefällten Holze die Markstrahlen etwas heller gelb geßtfbl
als der Grund erscheinen.
Zum Fällen der Bäume benutzt man eine langgestielte Axt iF iIHhT
oder eine grosse Säge. Beim Fällen mit der Axt (Stämmen oder Sclinitrr
wird der Daum zunächst auf der Seite, nach welcher er fallen soll, w^ar^rahi
eingekerbt, so dass sich der Einschnitt 30—45 ^m (bei dicken StainnKU
auch noch höher) über dem Erdboden befindet und etwas über die Sramm-
mitte hinausreicht; letzteres ist iiothwendig, um ein Aufreissen des Holxes
beim Sturz zu verhüten. Auf der entgegengesetzten Seite, jedoch etwas höher
und in schräger, abwärts führender Richtung wird eine zweite Kerbe ein-
gehauen (Fig. 262) oder ein Sägeschnitt geführt und schliesslich der Baunt'
stamm mit Hilfe von Keilen u. s* w, umgeworfen. Dasselbe Verfahren wird
beim Fällen mit der Säge (Abtrummen) eingeschlagen; den ersten Einschnitt
kann man dann erheblich tiefer, ja mitunter sogar dicht über dem Erdbodeo
Drittes CapiteL Die Hölzer,
379
«fiihren (Fig. 263). Es ist üblich dickere Stäminc (mit mehr als 25 cm
orchmesser) mit der Axt^ schwächere Stämme mit der Säge zu fälleTi.
Eine dritte Fällmethode ist das Ausroden; hierbei wird der Baum
Ülmälig untergraben^ dann sein Stamm vom Wurzelwerk getrennt und
kieuuf der Sturz mit Hilfe einer Hebdade herbeigeführt. Man wendet das
^-nsrodcn hauptsächhch bei solchen Käumcn an, welche wenig verzweigte
w^enig tic'J'gehende Wurzeln besitzen und im unteren Theil ihres
nmes ein besonders werthvolles Kernhok liefern oder ein so leicht-
paltiges Holz haben, dass ein Aufschlitzen desselben bei Anwendung der
aden anderen Fällmethoden zu befürchten ist.
In Amerika hat man schon vor Jahren versucht, die Bäume mittelst
rlatin drahte» welche durch elektrische Batterien zum Glühen gebracht
Irurden» zu fällen, und behauptet, dass bei diesem Verfahren die Fällung nicht
ptir sehr schnell» sondern auch ohne jeden Holzverlust erfolge. Da diese
lllethode eine weitere Verbreitung nicht gefunden hat, so darf man wohl
ehroen, dass bei weiteren Versuchen die Ergebnisse nicht befriedigt
abcn. Femer hat man in Amerika Sägern aschinen construirt, von denen
neiitlich die Folding Sawing Machine, welche in Chicago gebaut wird,
hr gelobt wnrd. Diese zusammenlegbare Maschine soll nur 18 ^^ wiegen,
einen Mann zur Bedienung verlangen und so aufgestellt werden können,
4i&s nmn den Baum entweder dicht über dem Erdboden oder in etwa
' m Höhe über demselben fällen oder den gefällten Stamm in Bretter
en kann. Auch die von A. Ransome in London gebaute Sagemaschine
ird empfohlen; Näheres über dieselbe findet man in >Dingler*s polytechn.
oumaU, 1878. —
Die Seite, nach welcher der Stamm fallen soll, muss so gewählt
N^tJcn, dass der Stamm selbst und die benachbarten Bäume möglichst
chont werden und der gefällte Stamm leicht abgefahren werden kann,
' Wagen, auf dessen Vordergestell *las Stammende ruht, also nicht gedreht
werden braucht. Es empfiehlt sich, den Stamm gegen den Berg fallen
lasi»en, die Wucht des Sturzes durch Ausbreiten von Reisig auf dem
den zu mildem, weit ausladende Aeste des Baumes vor dem Fällen zum
«"huUc der Nachbarbäume zu entfernen und mit Hilfe von an der Krone
Baumes befestigten Seilen den Sturz nach der gewünschten Richtung
lenken und zu beschleunigen und endlich dafür zu sorgen» dass der Baum
ichl auf Felsblöcke oder Wurzelstöcke falle» weil dadurch Waldrisse im
nme hervorgerufen werden können.
Nach dem Fällen werden die Laubhülzer, je nachdem sie mehr otler
^rni^rr zum Ersticken neigen, sogleich oder später, ganz tider theilweise
ftcnförmigcn Streifen) entrindet, damit das weiche und dem Wurm-
ut ausgesetzte Splintholz gut austrocknen kann- Dass diese Aus-
nung nicht zu schnell erfolgen darf, weil dann leicht ein Reissen des
oltes eintritt, wurde bereits früher bemerkt, Nadelhölzer lässt man meistens
IC Zeil in dtfr Rinde liegen, um starke Ausschwitzungen von Harz zu
ho <üe Dauer und Elasticitat des Holzes vermindern würden.
gefällte Bäume sollen zweckmässig so lange liegen bleiben,
tic neue Triebe angesetzt haben^ weil hierdurch schädliche Saftbcstand-
ao^ dem Holze entfernt werden* Wird ein Baum im Sommer gefällt,
lässt raan seine Blätter vor dem Entrinden abwelken, weil sie das Aus-
380
Erster TkeiL Die Hauptstoffe.
trocknen begünstigen. Man legt auch Mufig den Stamm sofort auf Hobt-
stücke oder Steine» weil seine Austrocknung beim Liegen auf feuchtem Boden
behindert wird, und wählt dabei gern eine geneigte Lage, so dass das Zopf*
oder Wipfelende niedriger Hegt als das Stamm- oder Wurzelendc^ weil bei
dieser Lage das Ausfliessen des Saftes befördert w^rd, Selbstverständlicb
müssen aus dem Stamm vor dem Austrocknen alle faulen und ungesundeti
Stellen, an denen die GährungspTOcessc beginnen, beseitigt werden. Nicht
ausgetrocknet zu werden braucht Holz, welches zu Grundbauten Ver
Wendung linden soll.
Vor dem Transporte müssen alle Aesle und derjenige Thefl der
Krone, welcher als Bauholz nicht brauchbar ist, abgehauen werden; häufig
wird auch zur Erleichterung des Transportes der Stamm vierkantig b<>
hauen (bewaldrechtet^ Fig. 204\ indessen ist dieses Verfahren nicht a»
empfehlen.
Der Transport aus dem Walde erfolgt entweder auf schmalspurigen,
aus zwei verschieden hohen Gestellen bestehenden und mit sehr breiten Rad*
feigen versehenen, sogenannten Block wagen oder auf Schlitten und bei
steilen (lebirgsabhängen auch auf sogenannten Rutschen (Holzleitungcni,
weiter werden die Stämme am besten auf dem W^asserwege mittelst Flössen
transfiortirt.
Die Frachtkosten verhalten sich nach B. Kässner bei einer Trani»
portweite von fö Kilometern und gleichem Gewicht wie folgt:
Gespann
1
Eisenbahn
0-216
Schiff
0132
Flössen
0121
und wenn man bei den drei letztgenannten Beförderungsarten noch d«
Rollgeld für An- und Abfuhr hinzurechnet und eine Entfernung von drei
Kilometern vom Lagerplatz bis zur Abfuhrstelle annimmt, folgendermasscn:
Gespann
1
Eisenbahn
0*298
Schiff
0262
Flössen
0200
§ 142. Eintheilung des Holzes*)
Man unterscheidet: Bauholz, Werk- oder Nutzholz, BrennboU
und Strauchholz.
Das Bauholz, welches hauptsächlich vom Zimmermann bearbeitet und
zur Herstellung von Balkenlagen^ Dachconsiructionen^ Fachwerkswänden,
u. s. w. verw^endet wird, theill man ein in :
1. Rundholz oder unlieschlagenes Holz, das mit oder ohne
Rinde und ohne Jede Bearbeitung mit der Axt geliefert wird. Nach Langt
und Stärke unterscheidet man bei demselben:
ii) extrastarkes übcrgriffiges Bauholz, 14— IG ff» lang, 34-^36 ^
Zopfstärke und 48 ^rrt Stammenden-Durchmesser ;
if) starkes griffiges oder ordinärstarkes Bauholz, 12—14 *
lang, 29 — 34 cm Zopfstärke und 42 cm Stammenden-Durchmesser;
•) Nncli: Th. Krauth und F. S. Mcyer^ »Die Bau- und KuLastzimmcrei*» B<LIr
S. 74— 7e, — nHatidbuch der Baukunde«, Abth, I. Bd. L S. 19 und m - Gott*
getreu, a. a, O., S. 47l*-484, — u, A.
Drittes Capitel. Die HöUcr.
381
r) Mittelbau- oder Riegelholz, 9 — 12 m lang, 20^26 cm Zopf
stärke und durchschnittlich 36 cm Stamm enden -Durchmesser;
i) Kleinbau- oder Sparrholz, 9 — 11 m lang, 15—20 cm Zopf-
c;
i) Bohlstamine, 7 — 9 m lang, 12^ — 14 cm Zopfstärke.
f) Lallstamme, 6 — 7 m lang, 8 — 11 cm Zopfstärke.
g) Schwamm bau- oder rindschaÜges Holit, 9—12 m lang, 21 bis
cm Zopfsttärke.
h) Sägeblöcke oder Sägeklötze (Langholz-Abschnitte) 5 — 8 m
ag, 3li — 47 cm Zopfstärke.
Die Zopfstärke der Rundhölzer wird nach dem Durchmesser von 2
2 fm in geraden Zahlen ausgedrückt und die Länge nach Abstufungen
öti 20 zw 20 cm festgesetzt, wobei eine übrigbleibende Länge unler 2<J cm
nbemcUsichtigt bleibt. Bei Bearbeitung von Rundholz in der Forst wird
Beu Blöcken ein Aufmaass von 10 rw, den I^nghölzem ein s<ilc he*? von
m gewährt,
2. Kantholz oder bearbeitetes Holz, welches mit der Axt oder
Tleil (Zimmermanns- oder Bundaxt, Quer- und Zwerchaxt, Stoss- oder
chaxt, Breit-, Dünn- oder Zimmerbeil oder Handbeil) bearbeitet oder
mit der Säge zugeschnitten wird* Man theilt dasselbe ein in:
a) Ganzholz (Fig. 265), w^enn aus dem Stamm nur ein Stück, dessen
ticrschnilt sich zwischen dem quadratischen und demjenigen grösster
Tragfähigkeit (Breite: Höhe = 5 : 7, genauer = 1 : ^2) bewegt, ge-
ichnitien wird,
h) Halb holz (Fig. 2G6), wenn aus dem Stamm zwei gleich grosse
Stücke geschnitten werden, deren Breiten sich zu den Höhen verhalten wie
VT bis 5:10.
t\ Kreuzholz (Fig. 267 und 268), wenn aus dem Stamm vier Stücke
«^htiilten werden.
Auch bei der Berechnung der Länge von Kanthölzern gilt die beim
R-utidholz angegebene Regel.
Beim Verbandholz sind folgende Stärken gangbar:
8/8, 8/10, KVIÖ, 10/12, 12/12 (für Fachwerkswände), 12/15, 13/16,
J3/I8, 13/21, 13/24, 13/26, 15/15, 15/18, 15/21, 15/24, 15/26, 18/lH,
NjSl, 18/24, 18/26, 21/21, 21/24, 21/26, 21/28, 24/24, 24/26, 24/28 und
ÖQl an,
3. Schnittholz, welches durch Zersägen der Sägeblöcke oder Säge-
utne auf den Sagemühlen oder mittelst der sogenannten Schrotsäge erhallen
Jtl Letztere wird von zwei oder mehreren Arbeitern geführt und der
entweder über Sagegruben oder auf Sägegerüste gelegt, die sich etwa
nashohe über dem F^rdbodcn bclinden. Die Benutzung von Sägegerüsten
nigcr xu empfehlen, weil der Stamm auf sie gehoben werden muss.
Ba$ Schnittholz theilt man ein in :
^ü) Bohlen (Planken oder Fleck l mg e) von 5 — 13 tm Stärke, Die
sten Stärken sind: 50, 6*5, 8'0, 10'5 und 13 cm,
Ü) Dielen von 3—5 cm Stärke. Im Besonderen nennt man Schleif-
Peleii, welche namentlich in Holland viel venvendei werden, solche von
cm Starke, 29 cm Breite «nd 4'56 m Länge, Die gangbare l*änge der
882 Erster TheiL Die Hauptstoffc.
Dielen ist 4*5 m, gangbare Breiten sind 14-5, 17, 19, 21-5, 24, 26*5, 29,
31-5 und 34 cm^ gangbare Stärken: 3'0, 35 (oder 3*6), 40 und 4-8 cm,
c) Bretter oder Borde von 0*6 bis 3*5 cm Stärke. Bretter von
weniger als 2 cm Stärke werden als schwache Sorten bezeichnet. Sattel-
bretter oder Brettseiten sind Bretter von 3 cm Stärke. Die Brettlänge ist
in den einzelnen Ländern eine verschiedene; sie beträgt in den östlichen
Provinzen Preussens und in Schlesien Tb m, im Elbholzhandel 3'5, 4, 4*5,
5 und 5*5 m^ am Rhein und Main 3*4 und 4"5 w, in Oberbayem 4'7 und
5*8 m u. s. w.
Die gangbarsten Brettstärken sind: 1*3, 1'7, 20, 2*6 und 3*3 cm.
Für ungehobelte Bretter, Dielen und Bohlen sind die angegebenen
Stärken nominelle; die wirklichen Stärken werden 3*5 mm grösser geliefert
als diese, ebenso auch die wirklichen Längen um 5 — 8 cm grösser als die
nominellen. Alle Masse gelten für genügend getrocknetes Holz.
Die Bohlen, Dielen und Bretter kommen entweder ungesäumt (Baden,
Schweiz u. s. w.) oder gesäumt (z.B. in Norddeutschland) in den Handel;
im letzteren Falle sind die Baumkanten an den Enden abgeschnitten. Man
unterscheidet:
reine oder ganz reine Waare, welche ohne Aeste ist und ein
gleichfarbiges, sauberes und schlichtes Holz besitzen;
halbreine Waare mit wenigen kleinen und gut verwachsenen Aesten;
ordinäre Waare mit losen, schwarzen, etwas grösseren Aesten; beste
Sorte führt auch den Namen »halbgeschlachtc.
Schal- und Kistenbretter, auch Brennbord genannt, mit groben
Aesten und zerrissenen Theilen ohne Fehlen eines Theiles;
Ausschusswaare, minder werthige Waare.
d) Latten. Man unterscheidet:
starke Latten oder Doppellatten, 8 cm breit und 4 — 5 cm hoch;
schwache Latten oder Dachlatten, 6'5 cm breit und 4 cm hoch;
Spalierlatten, 4 cm breit und 2 — 4 cm hoch.
Die I^ange cler i^attcn beträgt meistc?ns 4'5 m.
Drittes CupiteL Die Höbi
che glatter, gleichmässiger und biUiger sind als die gespaltene Waarc,
doch leichter reissen und sich mehr werfen. Die in holzreichen Gebirgs-
gendeu sehr veibrciteten Schindeldächer werden durch aufgelegte schwere
De gegen Sturm gesichert.
Das Werk- oder Nutzholz wird von Tischlern, Drechslern, Stellmachem,
Öltchem» Instrument enmacheni^ Maschinenbauern n, s, w, verarbeitet und
Helll im Allgemeinen das Höh harter Haumarten dar Man stellt aus ihm
i'5— 3^0 cm starke Bretter, Rahmen schenke! von etwa 4'5 cm Stärke^
V5— (J rnrn dicke, zum Belegen von Möbeln, Kästen und zu Decorations-
[rbcitcn dienende Foumiere u. s, w. hen
Das Holz, welches weder als BauhoU noch als Nutzholz verwendet
den kann, wird als Brennholz benutzt und kommt in Scheiten otler
Uoben, als Knüppel- oder Prüf^elholz, Stockholz oder Reisig in
den Handel Beim Scheitholz beiragt die reine Holzmasse nur etwa 707o»
*«!iin Knüppelholz circa 60*^/(, und beim Reisig sogar nur 50^/^.
Strauch* oder FaschJnenliolZf welches im Wasser- und Schanzenbau
Verwendung findet in Form von verschieden dicken und verschieden langen,
«tielst W'einbänder zusammengehaltenen Bündeln, liefert das gerade, nicht
spröde Reisig der Weide, Birke, Erle, Fichte, Tanne u. s, \\\
Berechnung des Holzes, Es ist üblich Rundholz, Verbandholz,
B»ilktTi, Doppellallen und Bohlen nach Cubikmetern, Bretter nach Schock
451» m Länge oder auch nach Cubikmetern und schwache Latten nach
5cbak 2u 450 m Länge zu berechnen.
Der Preis des Schnittholzes richtet sich nach der Güte und der
ke der Waare und es stellen sich dickere Schnitthölzer vcrhältnissmässig
billiger als dünnere, weil bei letzteren durch die zahlreicheren Sägefugen ein
grosserer Holzverlust eintritt und die Kosten des Zersägens sich erhöhen»
g 143, Beschlagen und Beschneiden (Zersägen).
Der gefällte Baumstamm wird durch Beschlagen oder Beschneiden
<!ie gewünschte Gestalt gebracht. Vor Beginn dieser Arbeit werden die
^dcn Enden des Stammes mittelst der Quersäge normal zur Achse
|tbgc«chnitten. Diese Säge besitzt ein in der Mitte 12 — 17 cm^ an den
tiden Enden nur 9 — U3 rm breites, L33 — 1'68 w langes und 1*5 — 2 mm
lickes Blatt mit spitzwinkelig-dreieckigen oder M-förmigen Zähnen; Gestalt
nd Zahnbildung sind demuarh bei diesem Werkzeug so gewählt, dass das
nicht durch Abnutzung inmitten concav w^erden und nach beiden
n schneiden kann. Auf den beiden Himholzflächen wird die Quer-
jihgur (Quadrat^ Rechteck u, s. w.) aufgezeichnet, und es werden von
Querschnitt zum anderen auf der Oberfläche des Stammes diejenigen
nie« aufgeschnürt, nach denen das rohe FIolz abgearbeitet werden soll.
Auf- und Abschnüren benutzt man eine mit Kreide, Kohle oder einem
crcn Farbstoff bestrichene Schnur, welche straff angezogen, dann in der
fttle etwas in die Hohe gehobeti und wieder fallen gelassen wird, wobei sie
dem Holz einen geraden farbigen Strich erzeugt.
Beim rechtwinkeligen Beschlagen legt man den Stamm auf Hau-
der ZimmerbÖckc oder auf eine andere geneigt liegende, hölzerne Unter-
bfe und liefesttigt ihn darauf mit eisernen Klammem. Hierauf stellt der
384
Eriter TheÜ* Die Hauptstoffe,
Zimmermann mit der etwa 30 an langen und einen 90 — -100 tw langen Stiel
besitzenden Axt (Bundaxt, Bandhackc), deren gerade Schneide etwa 8^5 — IOyw
lang ist, in Abständen von circa 1 m rinnenfürmige Querkerbe bis zur unge-
fähren Tiefe der Seitenfläche des Kantholzes her und haut dann mit dieser
Axt oder dem Hatidbeil (mit einseitig zugeschliffenem Meissel mit etwa
32 tm langer, in der Kegel etwas gekrümmter Schneide) die zwischen den
Stichen stehen bleibenden Theile ab. Schliesslich werden die entstandenen
Flächen mit diesem Breit heil geglättet (abgebeilt).
Da bei diesem Verfahren Gestalt und Maass des Querschnittes von der
Geschicklichkeit des Zimmermanns abhängen, saubere Flächen nicht erzielt
werden können und meistens Holz verschwendet wird, so kommt dasselbe
immer mehr und mehr ausser Gebrauch. Weit empfehlenswerther ist das
billigere Beschneiden der Stämme (Sägeblöcke), welches mit Handsägeu
oder mit Sägemaschinen (auf Schneidemühlen) ausgeführt wird.
Beim Beschneiden aus freier Hand benutzt man die sogenannte
Schrotsäge, deren Blatt eine Lange von 160 — ^1*75 tn (in England auch
bis 2'44 w), eine obere Breite von 16— 17 'b cm ^ eine untere von 10 —V2 cffi,
eine Dicke von 2 — 2'4 mm und dreieckige Zähne oder sogenainite Wolfszalnic
besitzt, deren Spitzenlinie etwas gegen die Verticale geneigt ist. Diese Säge,
welche nur beim Niedergang schneidet, wird an HandgriÖen von zwei Arbeitern
geführt, von denen der eine auf dem Gerüst oder über der Sägegrubö steht
und das Sägeblatt nach dem Schmirschlage leitet.
Zum Zersägen grösserer Klötze aus wer th vollem HoUe in möglichst
dünne Platten (Fourniere'f dient die Kl ob* oder Fourniersage, welche eben-
falls von zwei Mann geführt wird und nur beim Niedergange schneidet und
aus einem starken, rechteckigen Holzrahmen von etwa 6Ö tm Breite ufi*i
1*4 — 1'5 m Höhe besteht, in dessen Mitte das 10 — 12 an breite und »tir
0*5 — U'8 mm dicke» mit stumpfwinkelig- oder rechtwinkelig dreieckigen Zähnen»
mitunter auch mit Wolfszähnen ausgestattete Sägcljlatt von einem QuerhoU
zum anderen mittelst Schraube eingespannt ist.
Bedeutend grössere Leistimgsfahigkeit besitzen die Sägemas chincu?
die in den verschiedensten Constructionen in den Handel kommen. Man
theilt diese Maschinen ein in:
1. Rahmensägemaschinen (Gattersägen» Säge- oder Schneide^
mühlen). Sie bestehen aus einem viereckigen» hölxemen oder eiserne«
Rahmen, dessen Längsseiten (Gatterschenkel) an Leitstangen (GattersäuleDl
gewöhnlich geradlinig geführt werden. Man unterscheidet Vertical- und
Horizontal gatter Erstere besitzen entweder ein Sägeblatt in der Mitte
(Mittel- oder Blockgatter) oder an der Seite (Sehwarten- oder einfache
Saum-Gatter) oder zwei Sägeblätter an den Seilen (^Doppel- oder Saum-
gatter) oder bis 1 H symmetrisch zur Mitte des Gatters und verstellbar eingerichtete
Sägeblätter (Bund- oder Vollgatter), welche fast in senkrechter Richtung
schneiden und Wolfszähne oder rechtwinkelig-gleichschenkelige Dreieckzähnc
oder spit^winkelig-gleichs^henkclige Drcieckzähne oder backen/;' " ^ ha
u. s, w, Zähne besitzen. Bezeichnet man mit 2 die Anzahl der *:T,
so erfordert das Verticalgatter zu seinem Betriebe eine Kraft von iV = 4-r "1$ «
Pferdestärken. Die Anzahl der Doppelhübe beträgt 1 80 — 250 in der Minute^
die Hubhöhe 40^100 cm, die Geschwindigkeit für einfache imd leichte
Bfittes CapiteL Die Holaer.
386
5atter 3*5 — 4 w, für Bund- und schwere Gatter 2*5—3*1 w in der Secunde,
Klotxvorschub 0^ — 6 mm für jeden Schnitt.
Da Verlicalgatter zu ihrer AufsteUung eine bedeutende Höhe und
nen schweren Bau verlangen, auch bei ihnen der Kraftverbrauch ein weit
rösserer ist» so zieht man oft Horizontalgatter vor, namentlich aber,
renn es sich darum handelt» werthvoUe Hölzer zu Founiieren oder Halb-
Dumicren zu zerschneiden. Diese Gatter erhalten meistens nur ein Blatt,
reiches beim Hin- und Rückgang des C^atters schneidet, so dass der Säge-
block stetig vorgeschoben werden kann. Das Blatt wird mit einer so grossen
iGcÄch windigkeit bewegt, dass es in der Minute 300 — -tiOO Schnitte macht.
)er Hub beträgt 52^68 cm^ der Klotzvorschub 1 — 65 mm pro Doppel*
chnitt, der Kraftverbrauch 2*5 — 5 Pferdestärken. Horizontalgatter besitzen
änen sicheren Gang. Sie können auch statt des Sägeblattes ein Messer
rhalten, welches einen ziehcntlen Schnitt ausführt, durch welchen sehr
[lalte Holzdächen erzeugt werden, die nicht nachgehobelt zu werden brauchen.
Sollen aus dem Sägcblock Breiter geschnitten werden, so erhält das
lUtt eine Länge von 1*2 — 2*2 ///, eine Breite von 12-ö'^ — 25 rm und eine
►icke von 1*25— 3'0 mm^ sollen aber aus dem Klotz Fournierblättei gewonnen
erden, so wählt man ein Blatt von 1'5 — 2'5 m Länge, 10 — 90 cm Breite
nur 0*3^ 11 mm Dicke.
Das Sägegatter wird durch Wasser-, Dampf- oder Wjndkraft in eine
lin- und hergehende Bewegung versetzt. Der Sägeblock ruht auf einem
Dgenannten Klotz- oder Blockwagen oder auf einem Schlitten, welcher auf
vci horizontalen Balken (Strassbäumen) durch ein Schaltwerk gegen das
(alter vorgeschoben wird, oder besser auf Schienen laufenden eisernen Karren
1er endlich nur auf Rollen.
Die besten Foumiergattcr Uefeni aus einem 2'5 cm dicken Brett 16 — -18
5ätlchen,
2* Band Sägemaschinen. Dieselben besitzen ein 5 — -9 nt langes, sehr
Ünnes und sehr biegsames, 2*5 — 10 </« breites Band mit sämmtlich nach
r Richtung stehenden, rechtwinkeligen oder stumpfwinkeligen Dreieckzähnen,
an beiden Enden schwalbenschwanzförmig aneinandergefügt und hart
Jölbel ist Dieses Band ist treibriemenartig über zwei (mitunter auch 3)
übereinander gelagerten, mit Leder oder Gummi überzogenen, oberhalb
Dd unterhalb des Schnittes durch verstellbare Hul/klötze seitlich und im
Rücken geführten Rollen von 65—125 im Durchmesser gelegt, welche
Umdrehung versetzt werden, und zwar mit einer Geschwindigkeit von
m beim Hand* oder Fussbetrieb und mit einer Geschwindigkeit von
20 m in der Secmide beim Maschinenbetrieb. Die obere Rolie wird
liehst leicht hergestellt und so gelagert, dass man das Blatt mittelst
dcni, Gumnübulfer oder Gegengewichte stets in gleicher Spannung
allen kann* Der von Hand oder selbstthätig bewirkte Vorschub des
bbckcs beträgt etwa 40 — ^48 tnm in der Secunde, wenn der Block etwa
fm Hohe besitzt, Bantlsägenmschincn besitzen eine grössere Leistungs-
Itrit als Gattersägen, w^cÜ ihre Säge niemals leer geht, eine grössere
llwindigkcit bcnitzt un<l an zwei Stellen ununterbrochen schneidet.
Der Kiaflvcrbraueh beträgt bis zu 6 Pferdestärken.
3. Kreissägen (Zirkelsägen, rotircnde Sägen). Das Blatt ist eine
rechtwinkeligen oder stumpfwinkeligen Dreieckzähnen (bei grossen Sägen
' r , tlAluniitch tioT BAiititti0)AHr9. sb
m;
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
atich mit Wolfszähnen) ausgestattete, kreisrunde Stahlscheibe von 0
Durchmesser und 0*5^ — 3'5 rrtm Dicke, welche um eine horizon
mit einer Umfangsgeschwindigkeit von 40 — 5U m in der Secunde
kreissägen und ,von etwa 3() m in der Secunde bei Querkreissäg|
Menschen- oder Maschinenkraft gedreht wird, wobei sie ohiie Unft
schneidet, weshalb der Sägeblock in einer ununterbrochenen ti
massigen, von Hand oder selbstthätig durch Taue, Ketten, VV'i
Wagen bewirkten Bewegung an die Sage herangefiihrt werden mu'
Vorschub erfolgt mit einer Geschwindigkeit von l:50ü bis 1:50
Umfangsgeschwindigkeit, je nach Stärke und Art des zu schneidenden
den F 0 um i er kr eis sägen beträgt die Umfangsgeschwindigkeit 21
der Secunde, der Vorschub = 1 : 800 derselben, der Kraft verbrauch 4
stärken; bei den gewöhnlichen Kreissägen steigert sich der Ktä
bis zu 20 Pferdestärken.
Mit Hilfe der Kreissägen lassen sich nur Hölzer schneidi
dünner sind als der Halbmesser des Sägeblattes. Man verwendet <
hauptsächHch zum Schneiden von dünnen Brettern und Foumieren,
Säumen von Brettern; man kann sie aber auch zur Ausarbeitung i^
benutzen, wxnn man die Ebene des Blattes etwas gegen die Ac
derartige Sägen führen den Namen Taumel sägen, die Breite
hängt von der Schiefstellung des Blattes ab. Selten w^erden mchl
Sägeblätter nebeneinander verwendet.
4. Schweifsägen (Decoupier-, Ausschneide- oder Wii
mit welchen aus Holzplatten (Foumieren) nach Zeichnungen Figurei
legte Arbeiten ausgeschnitten werden. Hulihöhe: 90^ — 180 mm.
Hübe: 600—900 in der Minute, Kraftverbrauch etwa '/j Pferdesl
Für feine Einlegearbeiten benutzt man auch Laubsägem
mit eingespanntem Blatt, das seine Bewegung durch eine an einö
hebel angreifende Schubkurbel erhält.
5. Cy lindersägen, welche zum Rundschneiden von B<
Brettern dienen, die auf einer im Kreise sich drehenden Unterl
Zum Zersägen, zur Herstellung von Zapfen und Zinken u.
Ausschneiden von Laubwerk, zu eingelegten Arbeiten u. s. w. vn
Hand sägen benutzt, von denen als die wichtigsten anzuführen si
1. der Fuchsschwanz, eine breite, kurze, mit sehr kleim
winkelig- oder rechtwinkelig-dreieckigen Zähnen ausgestattete und
Handgriff versehene, meistens vom Griff bis zum Ende schmäler
Säge von im Mittel 3'8 — 10*8 an Breite, 0'75— 1'» mm Dicke und
Länge, Ihr Rücken ist zur Erhöhung der Steifigkeit gewöhnlich
eisenien oder messingenen Fassung verstärkt (Rückeusäge). Mj
sie hauptsächlich da, wo man mit einer gewöhnlichen Säge
kommen kann.
2, die St ich säge (Spitz* oder Lochsäge), ein Fuchsschwatt
Ende 0 — ^6 ww, am Griff 7^30 mm breitem, 0'9 — l'ö mm dickem unc
langem Blatt, dessen Zähne ungeschränkt sind, um dem Blatte ein
Steifigkeit zu verleihen. Man venvendet sie zur Ausführung krumm
Ausschweifungen, Durchbrechungen sowie runder und anderer i
deren Herstellung der gewöhnliche Fuchsschwanz nicht benutzt w«
Drittes Capiiel. Die Hölzer.
S87
3. die Gratsäge mit einem etwa 17 cm langen, oft das Stuck einer
Drochenen Säge darstellentlcn Blatt» welches in einen hölzernen Griff so
figeliifi&en ist, dass es auf seiner ganzen Länge nur um die beabsichtigte
Schnimiefe aus dem Holzstück vorsteht und die Zähne mit der Brust
letzterem zugekehrt sind. Mit dieser Säge stellt man schräge Schnitte her,
irelche die Seiten eines Grates bilden sollen, sowie solche Schnitte, die nur
ETheil in das Höbe reichen sollen.
4. die Zapfen säge (Fourniersäge), deren Blatt mittelst Schrauben auf
ebenen Unterfiäche eines passend geformten Holzgriffes von 10 rw Länge
5 tm Breite so befestigt ist, dass Griff und Blatt im Querschnitt die
Tiestalt eines Winkeleisens besitzen (Griff' senkrechter, Blatt wagrechter
schenke! desselben). Dieses, meist zweischneidig eingerichtete Blatt liegt, auf
iie Arbeitsfläche gelegt, etwa 10 — ^lö mm frei und dient zum Abschneiden
Hp aus der Überfläche des Arbeitsstückes hervorragenden Theilen (z. B.
^B Zapfenendenf heraustretenden Fourniertheilen u. s. w.).
^B 5. die Absetzsäge, welche einem N'uthhobel ähnlich eingerichtet und
HR Anschlag versehen ist und zum Absetzen von Zapfen, zum Zinken u. s. w\
verwendet wird. Ist der Ans< hlag beweglich angeordnet, so nennt man die
tC^uadriersäge, Die doppelte Absetzsäge besteht aus zwei
ir eingerichteten und mit Schrauben zusammengehaltenen Absetz-
vägen^ deren Blätter mit den Zähnen einander zugekehrt sind und in einer
etie liegen. Diese Säge führt auch den Namen doppelte Zapfen-
istsägc.
^Ö. die doppelte Zapfen- oder Schlitzsäge mit zwei parallel zu
angeordneten Sägen und im Uebrigen einem Federhobel ähnlich
ngerichtet,
7* die Oertersäge. Diese grösste Handspannsäge der Holzarbeiter,
che zum Zersägen aller dickeren Holzstücke dient, besteht aus einem,
► zusammenlegbar eingerichteten, Gestell aus zwei Armen (Hümem) sowie
pm Querholz und einem 78 — ^85 cm langen, 4'8 — hb rm breiten und
-0*7 WM dicken Blatt mit stumpfwinkelig- oder rechtwinkelig- dreieckigen
weil die Säge nur auf Stoss gebraucht wird. Jeder Arm besitzt am
Ende ein Loch, in dem ein Holzgriff steckt, worin die Angel des
eblattes befestigt ist, un*l ist am anderen Ende mit dem anderen Arm
ch eine starke Hanfschnur verbunden, in welcher ein Holzstück (Knebel)
das mit seinem anderen Ende sich gegen das Querholz anlegt. Mit
Knebel kann die Schnur gedreht und dadurch das Sägeblatt gespantit
ien. Statt der Hanfschnur benutzt man mitunter auch zum Anspannen
Blattes einen durch die Arme gesteckten und mit einer Schraube fest
rzogenen starken Draht.
Kleinere Oertersägen heisscn Schlicsssägen*
8» die Seh weif säge mit 2*5 — 15 mm breitem und 0'4^1'0 mm dickem
von 15— fiO fm Länge. Man benutzt sie zur Ausführung von krummen
mitten. Sollen mit dicker Säge auch Löcher inmitten des Arbeitsstuckes
^eMtellt werden, so wird das eine Ende des Blattes aushängbar enigerichtet,
cm man es nui einem Loch auf einen Haken des Backetis hängt. Eine
rtigc Säge ftihrt den Namen Aushängesäge,
y. Bogensäge (Laubsäge) mit einem eisernen, bogenförmigen Gestell
ctnem nur 0*ü — }i mm breiten, O'ö mm dünnen, gewohnlich aus Uhr-
25*
len.
388
Erster Theil. Die Hauptstoffc,
federn hergestelllen Blatt init sehr feinen Zähnen, die mittelst Meissel cingc-
hiiuen werden. Das Blatt wird durch eine Schraube angespannt. Diese Säge
dient namentlich zum Aussägen des Laubwerkes für eingelegte Arbeiten.
10. die Kronsäge mit kreisrund gebogenem Blatt Sie wird züm
Ausschneiden kreisrunder Stiicke verwendet; — u. s. w,
Noch zu erwähnen ist die Holz Spaltemaschine (Holzzerkleinemngs-
maschine)» mit welcher Brennholz zerkleinert wird. Derartige Maschinen baut
u. A. die Chemnitzer Werkzeug-Maschinenfabrik.
Wohl zu beachten ist, dass nasses Holz leichter zerschnitten werden
kann als trockenes. Als Verhältnisszahlen führt die >Hütte< an: für nasses
Holz 2tj, feuchtes 21, lufttrockenes 30 und ganz trockenes 32* —
Um einwerfender Fournie r holze r zu verhüten und die Foumierhob*
bohlen bis auf den letzten Rest zerschneiden zu köimen, werden letztere auf
andere, aus gewöhnlichem Holze bestehende Bohlen mit einer der Breitmachen
aufgeleimt. — Zum T r o c k n e n der F o u r n i e r b r e 1 1 e r bedient man sich mit
Vortheil einer, im »Maschinenbauerc (1878, S. 156) näher beschriebenen
Dampf presse, welche das Holz innerhalb 2 — 20 Minuten vollständig aus-
trocknen soll.
Beim Zersägen von Baumstämmen zu Dielen und Brettern kann tnan
in verschiedener Weise vorgehen, wie die Figuren 269 — ^275 zeigen. Ent-
weder zerlegt man den Stamm ohne Rücksicht auf die Jahresringe u. s. w,
durch Parallelschnitle nach Figur 269, wobei man zwei Schwarten und lauter
ungesäumte Bretter erhält, oder man schneidet zunächst zwei Schwarten alv
kantet dann den Stamm um und zersägt ihn, wie dies Figur 271 zeigt,
wobei man vier Schwarten und lauter gesäumte Bretter erhält. Handelt &
sich um die Herstellung von sogenannten Riemcnbretlern, die in neuerer Zeit
sehr viel zu Fussboden verwendet werden, meist 12 — 15 rm breit und, ein-
seitig abgehobelt, 3 tw dick sind» so muss der Baumstamm so zerschnitten
werden, dass diese Bretter senkrechte Jahresringe besitzen, wodurch ihre
Dauerhaftigkeit erhöht wird. Der Verschnitt erfolgt nach den Figuren
273—275 und isl, wie leicht erkennbar^ thcurer als der gewöhnliche V^e^
schnitt. Von sehr starken Stämmen werden ausser den Schwarten noch zwei
äussere Bretter abgesägt, bevor man sie umkaiitet und weiter zerlegt. (Fig. 272.)
(Siehe Krauth u. Meyer, iu a. Ü., S. 70.)
In Amerika wurde eine Säge patentirt, mit der nicht nur Kisten-
bretter, sondern auch Dachschindeln geschnitten werden können; es
wird behauptet, dass diese Säge in zehn Arbeitsstunden aus Kadelhöbem
30.0CK)—1Ö.(K)0 Stück und aus harten Hökern 12.0CM:>— 15.000 Stück Schindeln
herzustellen vermag. (Gottgetreu, a. a. O., I,, S. 501.)
§ 144. Herstellung von Vertiefungen, runden und eckigen Löchern
u. s. w.
Zur Ausarbeitung von ringsum begrenzten Vertiefungen, Rinnen, burchfu,
Löchern, Verzierungen u. s. w, sowie zum Wegstemmen hervorstehender
Theile dienen das Stemm* oder Stechzeug, beziehungsweise die Siemm-
und Fräsmaschinen, Bohrer und Bohrmaschinen.
Der Holznicisscl*) besteht aus einer eisernen, am miteren Ende mit
dnem Stahlstück belegten Klinge, welche unten mit einer Schneide, deren
♦; Jf oyer, a. a. O.» S. 231 ff.
Drittes CapiUL Die Hölzer.
Winkel 18^35** beträgt, ausgestattet und oben zur Aufnahme eines hölzernen
Helles verschieden gestaltet ist. Die Zuschärfuiig ist nur auf einer oder auf
beiden Seiten. Man unterscheidet hauptsächlich fnlgemle Arten:
L den Stechbeitel, mit 3—75 mm (für Formschneider 1'5 — ^6 mm,
für Schiffszimmerleute 127—510 mm) breiter, 12 — 2ä r/// langer, unter 18 — 35^
unten zugeschärfter Kbnge, deren Schneide geradlinig ist und zur Werkzeugs-
[ achse rechtwinkelig steht,
I 2* den Lochbeitel, einen Stechbeitel mit lo — -25 mm breiter, sehr
dicker Klinge, und einem Ziischärfungswinkel von 25—35**;
3. den Rantbeitel, einen von W^agenbaueril viel benutzten und als
Loch bei tel in tiefen, schmalen Öeffnungen dienenden M eissei mit niedriger
Rippe auf der Znschärfungsseite.
4. das Stemmeisen, mit einer zweiseitig zugeschärften, von ebenen oder
' schwachconcavcn Flächen begrenzten, durch Aus*ichleifen der lieiden FSreit-
Iseiten gebildeten^ geraden Schneide und 12 — 36 mm breiter Klinge, Steht
Wie Schneide nicht recht winkelig zur Achse, sondern unter einem Winkel von
ijBO — 4<>^, so führt das Stemmeisen den Namen Ealleisen, Dreh- oder
Schi ich tmeissel und dient dann vorzugsweise zur Erzeugung scharfer Kanten
in der Holzdrechslerei zur Herstellung sehr glatter Oberflächen.
5. das Flach eisen, mit einer geraden oder aufgeworfenen (am Ende
faufgebrochenen) Sehneide. Es (henl zur weiteren Ausarbeitung von Ver-
liefungen und wird namentlich von Holzbildhanem viel gebraucht.
6. das Schlageisen, ein kurzes Stemmeisen ohne Heft, das von
Tormschneidem zur Erzeugung von Furchen benutzt wird
7. das Grund- oder Fei tiereisen, mit kleiner, flachschau fei förmiger
Klinge an einem gekröpften Stiel. Man verwendet es zum Ebnen des Grundes
zwischen den Erhabenheiten hölzerner Tapeten-, Kattun- u* s. w. Druckformen.
8. das Anschlageisen oder den Kreuzmeissel, mit 13 — 15 on
Bingem Eisenstiel, an dessen Ende ca» 36 mm lange und 6 mm breite Meissel
sitzen, die sich rechtwinkelig kreuzen. Man beontüt ilieses Werkzeug zum Ein-
stemmen der Locher in Thüren u. s. w., in welche sogenannte Einsteck-
schlösser eingelassen werden sollen.
II 9. das Hohleisen. Dasselbe stellt einen mit rimien förmiger Schneide
Sausgestatteten nnrl zur Herstellung von Vertiefungen, Rinnen und dergleichen
Sdienenden Stechbeitcl dar. Man benutzt es auch in der Drechslerei unter
^em Namen Röhre, Drehröhre, Hohl- oder Schrotmeissel zum Ab-
drehen von Holzstücken aus dem Groben (Schroten) und unterscheidet
deutsche Röhren, die von innen nach aussen^ und englische, die von
aussen nach innen zugeschärft sind, femer krumme und gebogene, sow^ie
aufgeworfene (am Ende aufgebogene) und übergeworfene (am Ende stark
abwärts gekrümmte) Höh Im eis sei
10. den Geissfuss, mit zwei Schneiden, welche in einer rechtwinkelig
oder schiefwmkelig zur Achse des Werkzeuges stehenden Ebene unter 40,
OO oder t)U^ gegeneinander geneigt sind. Man benutzt den Geissfuss zur
Herstellung winkeliger Höhlungen, Furchen u, s. w., sowie zur Ausarbeitung
yjes vertieften Ganges einer hölzernen Schraube.
IL das Vi er eisen, mit einer \ [-förmigen Schneide und zum Ab-
temmen viereckiger Löcher dienend.
zw
I
i
8d0
Erster Theil, Die Hauptstoffe.
12. das Dippel- oder Dübeleisen» ein kegelförmiges, stahlemes
oder ein an der Schneide verstähl tes eisernes, in der Längenrichtung cyliudrisch
hohles und am Ende angeschärftes Werkzeug» mit welchem aus roh vor-
bereiteten HolzsttJcken Dlibe! angefertigt werden, mdem man die HöUer
von oben her durchschlägt Das Dübeleisen wird namentUch von Böltrh-'n»
viel benutzt.
13. das Schnitzer-, Zug- oder Ziehmesser, einem TischmosstT
gleichend, jedoch kürzer, bedeutend stärker und mit grösserem Schneidwinkel
ausgestattet, mit gerader oder gebogener Klinge zum Abschaben gerader oder
gekrümmter (concaver oder convexer) Flächen. Das Schabeisen (der
Rund seh aber) der Böttcher dient zur Entfernung vorstehender Kanten an
den Dauben im Inneren der Fässer u, s. w,
M eissei, welche mit eisernem Hammer oder schwerem Holzschlägel ins
Holz hineingetrieben werden» gehören zum Stemmzeug, solche, die nur
durch den Druck der Hand oder mit leichtem Eisenhammer oder HoU-
Schlägel geführt werden, zum Stechzeug. Das Heft des Werkzeuges wird
oval otler achteckig gestaltet» weil diese Formen fester in der Hand liegen.
Zur Herstellung von Zapfenlöchern und Nutben benutzt man auch Stemm-
maschtnen, welche die Arbeit des Holzsiemmens nachahmen und entweder
horizontal oder vertical und meistens auf Querholz arbeiten und mit Hand-
oder Fiissbetrieb oder mir mechanischem Betrieb eingerichtet sind, Ge-
w^Öhnlich wnrd ein der Weite des Zapfenloches entsprechendes cyUndri.srhcs
Loch entsprechend vorgebohrt, weil dann die Arheit wesentlich erleichtert
wird. Daher besitzen die meisten Stemmmaschinen eine Bohrspindel, welche
sich gewöhnlich dicht neben dem Meissel (Stemmeisen) befindet. Im Handel
kommen aber auch Stemmmaschinen vor, die mit Langbohrmaschinen ver-
einigt sind. Der als Vierkanteisen conslruirte, m semer Führung drehbar
eingesetzte Meissel dringt rechtwinklig gegen die Arbeitsfläche vor und wird,
wenn das Ende des Loches erreicht ist, um 180** gedreht, wodurch scharfe
Begrenzungsflärhen des Zapfenloches erzielt werden. Das Arbeitsstück ruht
auf einem höher oder liefer, auch schräg einstellbaren Tisch.
Zur Ausarbeitung von Kehlun gen, Nuthen und Federn, Zapfenlöchern
u, s, w. werden mit Vortheil die Fräsmaschinen benutzt, welche den Hok-
hobelmaschinen nahe verwandt sind. Sie besitzen stahlenje Schneidewerk-
zeuge, die am Umfiinge mit 2 — i^ Schneiden oder Zähnen versehen sind und
an einer meist verticalen über oder unter dem Arbeitstisch angeordneten,
mitunter auch horizontalen Spindel sitzen, welche mittelst Handrad höher
oder tiefer eingestellt werden kann und durch Wellen in eine rasche Um-
drehung i^^OOO bis 4(M)() Touren in der Minute) versetzt winl. Die Fräse
hat einen Durchmesser von nur H — 10 rm, besteht entweder aus eiticm
einzigen Stück oder l^bei grösseren Maschinen) aus einem Scheiben- oder
cylinderförmigen Kopf, in welchem verschiedenartig profilirte Messer eing«^
setzt sind, und nimmt bei ihrer Umdrehung um ihre Achse vom Arbeits-
stück kleine Späne ab. Die Messer sind in der Spindel mittelst Druckschrauben
fest eingespannt. Das Arbeitsstück wird meistens mit der Hand unter, liber
oder neben der Fräse vorbeigeschoben* Um gewisse Arbeiten mit «ier Fräs-
maschine verrichten zu können, wird letztere so eingeri(*htet, dass sich die
Umdrehungsrichtung der Fräse ändern lässt Zur Ausarbeitmjg von Zapfen-
löchern u. dergl. benutzt man gcwöbnUch S-förmige, am besicu aus St;ihl-
Drittes CApitel. Die Hoher.
S91
' blech hergesiellte Fräsen mit zugeschärften Schneiden. Fräsmaschinen mit
IJiofiajonial gelagerter Spindel dienen zur Btarbeitmig von Hökern (Leisten),
sjchc nach zwei Seiten hin gekrumnit sind»
Noch zu erwähnen ist die Universalfräsmaschine von E. Kirch-
& Comp, in Leipzig, die eine mit Oberfräse vereinigte Tischfräse be-
lltet und zur Herstellung von Kehlen, geraden und geschweiften Leisten,
Ruthen und Federn, Abplatten von Füllungen, zum Schlitzen, Falzen, Zinken
w. ven^'endet werden kann.
Runde L« icher werden am besten mittelst Bohrer oder Bohrmaschinen
' erzeugt. Erstere bestehen im Wesent liehen aus einem Stahlstab oder verstählten
Eisenstab, der am einen Ende mit einer oder (seltener) zwei Schneiden
versehen ist und am anderen Ende eine Dreh Vorrichtung besitzt. Die Schneide
hat einen Zuschärfungswinkel von 30 — 50**. Die I^age der Schneiden ist fast
immer eine derartige, das heim Bohren mir eine Schneide angreift. Beim
Bohren in der Längenrichtung der Fasern laufen die Schneiden ganz oder
iiaiiezu parallel mit der Bohrachse, damit sie stets zwischen die Fasern
greifen, beim Bohren auf Querholz müssen die Schneiden zur Bohrachse
einen rechten Winkel bilden; häufig Hegt auch der Anfang der Schneiden in
der Achse. Hiemach kann man unterscheiden: l'arallel-, Spitz* und
Cenlrumbohrer, Die Parallelbohrer besitzen eine bogenfömiige Schneide,
Jie zur Verhutung des Festklemmens an einer Endkante einen scharf-
;chneidenilen Zahn erhalt oder löfTelartig abgeschlos.sen ist, um die Holz*
scm quer durchschneiden zu können (Hohlbohrer mit Zahn oder
^öffcl bohre r). Beim Spitzbohrer läuft die bogenförmige Schneide in eine
ipitze aus : beim Centnimb ohrer ist neben der eigen dichen Bohrschneide
^och ein sogenannter Vorschneidezahn vorhanden, welcher den Umfang des
|>,oches vorschneidet und gleichzeitig die Wandung glättet, also ein Au.sreissen
ier Fasern verhütet; der Centrumbohrer besitzt in der Mitte eine vorstehende
ISpitze, die zuerst in das Holz eindringt; hieniach kommt der Vorschneiclezahu
zur Wirkung und zuletzt hebt die messerartige Schneide die Späne aus dem
»runde des Loches aus. Es giebt auch Centrumbohrer mit einer senk-
;chi zur Achse verstellbaren Schneide, so dass man die Bohrer zur
lerstellung von Lochern verschiedener Durchmesser benutzen kann.
Schnecken Ijoh rcr (steirische Schneckenbohrer) sind gewundene Spitz-
ihrer mit sehr scharfen Schnei<len, die in einer Schraubenlinie liegen, welche
Äch der Spitze zu so vorläuft, dass der Neigungswinkel gegen die Werk-
Kcugsachse immer grösser wird. Schraub enb ohrer oder gewundene
Bohrer besitzen eine schief aufsteigende (meistens Schrauben-"! Fläche» an
reicher sich die abgetrennten Holzspäne in die Hohe schieben. Spirab
irer bestehen aus einem cylindrischen Schaft mit zwei eingefrästen steilen
rttubtnfurthen, in denen die Bohrspäne selbstthätig aus dem Bohrioche
sgeschaltfl wenlen, Erw^eiierungs- oder Zapfenbohrer, welche zur
Irischen Erweiterung am oberen Rande eines vorgebohrten engeren Loches
icncn, besitzen in der Mitte einen kleinen cylindrischen Zapfen zur sicheren
t'hsialen Führung* Bohrer, mit denen man eine unten ebene Begrenzung
l^ochest herstellen will, werden mit zwei senkrecht zur Achse gestellten
eiden auHgeslattet und erhalten zAvcckmässig in der Mitte eine kleine
nidrnförmige Spitze zur be.sseren Mittchührung. Der Hübn ersehe
Fatentbahrer hat eine kegelförmige, messerarlig wirkende Spitze und einen
392
Erster Theil, Die Hauptttoffc.
cyiindrischen Schaft; er erzeugt sehr genaue Löcher, Der zum Ausbohren von
Spundlöchern vom Böttcher viel benutzte Ballbohrer besitzet einen kegel-
förmigen Schaft, m welchem eine etwas vorstehende Stahlschneide einge^
schraubt ist, neben der sich eine Rinne zum Emporsteigen der Bohrspäne
befindet.
Die Bohrer werden entweder mit der Hand (Handbohrer) oder
mittelst eines Geräthes (Geräthebohrer) oder mittelst einer maschinellen
Vorrichtung (Bohrmaschinen) bewegt.
Zu den Handbohrern gehören der Nagelbohr er, der Zapfen-
bohrer der Böttcher, der Spuntlbohrcr (Ballbohrer), der Ausreiber (ein
schlanker Hohlbohrer zum Nacharbeiten der Höhlungen in hölzernen Blas
Instrumenten) u. s, w., welche mit einem Querheft zum Anfassen versehen sind.
Zu den Gerätheb ohrern rechnet man hauptsächlich:
1. den Rollenbohrer (Bohr rolle). Auf der Bohrspindel sitzt eine
Rolle mit ringsurnlaufender Furche und über die Rolle ist eine in einen
Bügel eingespannte Schnur (auch Schnur aus Aalhaut) oder ein schmaler
Lederriemen oder eine Darmsaite oder ein Pferdehaar geschlungen. Durch
Hin- und Herziehen des aus Fischbein, Stuhlrohr oder Stahl gefertigten
Bügels (Fiedelbogcns) wird eine schnelle, und zwar w^echselnde Drehung des
Bohrers hervorgerufen.
2. den Drillbohrer oder archimedischen Bohren Er besteht
gewöhnlich aus einem Triebdraht aus Stahl, der um die Achse so gewunden
ist, dass steile Schraubengänge mit einem Steigungswinkel von etwa 70^
entstehen. Diese Spindel trägt am einen Knde den Bohrer, am anderen einen
Knopf, in welchem sie sich ilrehen lässt, untl femer eine Mutter, die mit
der Hand hin und hergeschoben wird» wodurch eine schnelle, wechselnde
Drehung des Bohrers erzielt wird. Der Knopf wird gewöhnlitli mit der
Brust gegen das Arbeitsstück gedrückt.
3. den Dreh bohr er oder die Brustleier (Bohrwimlc;. Uic aus
Holz oder Eisen bestehemle Spindel ist C-förmig gestaltet (ausgekrupft) und
besitzt am oberen Ende einen breiten Knopf oder eine Eisen platte, die gegen
die Brust des Arbeiters gestützt w^ird, um einen genügentl starken Druck
auf die Bohrspitze ausüben zu können. In der Spindel sitzt lose die xum
Drehen bestimmte Handhabe (Kurbel). Der Bohrer wird mit ihr einseitig
gedreht.
4. die Bohrkurbel, eine stärkere Brustleier zur Herstellung grösserer
Löcher, Am Ende eines an der Wand oder auf einem Tisch meistens dreh-
bar und verstellbar befestigten Armes sitzt eine Schraube, welche durch
einen Handgriff oder ein Handrad nachgestellt w*erden kann und zur Er-
zeugung iles nöthigen Druckes dient,
5. die Bohrratsche oder Bohrknarre. Ein langer, gabelfömng
endigender Hebel ist mit der Bohrspindel um deren Achse drehbar ver-
bunden. Auf der Bohrspindel sitzt innerhalb der Gabel ein Sperrrad, das in
Verbindung mit einem am Hebel sitzenden Sperrkegel den Bohrer drehL
Beim Bohren wird der Hebel in eine schwingende Bewegung versetz! und
dadurch ein ruckweises Arbeiten des Bohrers herbeigeführt. Die "^ st
mittelst Schraube nachstellbar» deren Spitze sich gegen einen v<»i -fi
oder zu diesem Zweck besonders angebrachteti festen Gegenstand druckt.
Drittes Czipitel. Di<r HöUer,
393
6. den Ecken- oder Winkelbohrer» eine Abart der Bmstleier mit
[seiti*ürts angebrachtem Drehapparat zur Ausarbeitung von Vertiefungen oder
[Löchern dienend, bei der ein Herumgehen der Leier nicht gestattet ist
%ine seitlich angebrachte Handkurbel überträgt die Bewegung auf die Bohr-
Ispindel mittelst zweier Kegelräder, welche auswechselbar sind, so dass man
nm Stande ist, je nach dem tu üben^indenden Widerstände eine grössere
öder kleinere Geschwindigkeit oder eine erhöhte Kraftleistung zu erzielen.
7. den Schlangenbohrer An einer langen, eng gewickelten, in einem
biegsamen Leder- oder Gummischlauch sitzenden Spiralfeder befindet sich
Iam einen Ende der Bohrer, am anderen eine Kurbel oder eine andere Dreh-
[Vorrichtung. Die Umdrehung der Kurbel u. s, w. pflanzt sich durch die
Spiralfeder bis zur Bohrspitze fort. Der Schlangenbohrer bietet den Vorlheil,
dass die Bohrspitze nach allen Richtungen hin frei bewegt werden kann,
und eignet sich zur Herstellung von Löcheni an solchen schwer 7ugänglichen
Stellen, an die man mit allen anderen Bohrern nicht gelangen kann.
I Die Holzbohrmaschinen können durch Handarbeit oder durch
Elementarkraft betrieben werden. Die Spindeln, an deren Ende ein Hohl-,
JBchnecken-, Centmm- oder gewundener Bohrer sitzt, liegen vertical oder
horizontal und erhallen sowohl eine Drehbewegung (gewöhnlich durch Zahn-
räderi mitunter auch durch Riemenscheiben) als auch eine Längsverschiebung
(durch Leitschraube, Hebelapparat oder Zahnstange) entweder durch die
Arbeiterhand oder selbstthätig. Die Umfangsgeschwindigkeit des Bohrers be-
trägt für weiches Holz 50Ü — 5000 mm und für hartes Holz 2<X>— 250 ww,
der Vorschub 0'25 — LG mm für eine Umdrehung des Bohrers. Die Zu-
Schiebung des Bohrers erfolgt wegen der Weichheit des Arbeitsstückes ge-
wöhnlirh nicht von der Maschine selbst, sondern durch den Arbeiter mittelst
eines Fusstrittes oder durch Handgriffe. Die Bohrmaschinen kommen in ver-
Hfchledenen Constructionen in den Handel, deren Beschreibung hier viel zu
"^weit führen würde. Sehr oft wird die Holzbohrmaschine als Stemmmaschine
gebaut, indem man statt des Stemmeisens einen Bohrer in den Stössel einsetzt.
14f>. Das Flbnen, (ilaucn, Profiliren i^Hobeln, Abschleifen,
PoUren u, s. w,).
Zur Herstellung ebener Flächen oder solcher mit einfacher, concaver
\er convexer Krümmung von nicht zu kleinem Halbmesser, zur Ausarbeitung
>n Nuthen und Federn, zur Anfertigung von Leisten und Gesimsen, die
■US architektonischen (jliederungen zusammengesetzt sind, bedient man sich
Iri' Hobel und Hobelmaschinen.*)
Die Holiel bestehen aus einem, aus Hartholz (namentlich Weissbuchen-
jk) oder Eisen gefertigten Kasten (Hobelkasten), in welchem ein schmied-
nca und mit Stahl belegtes oder auch ganz aus Stahl bestehendes, ver-
phlcden gestaltetes Messer (Hobeleisen) mittelst Holzkeil befestigt ist. Dieses
"sen ist unten einseilig unter einem Winkel von ;10— ,H5^ zugesehärft und
am Zweck des günstigsten EiiLsthneidens zur Hobelsohle unter einem
Kinkel von 45^* (liei sehr harten Hölzern unter einem grosseren Winkel)
Diese schiefe Stellung des Hobeleisens ermöglicht es, sowohl Längs-
Ifr.^r
4, O.. S. 239-*256,
394
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
holz als auch Querholz abhobeln zu können. Senkrecht steht das Hobeleisen
nur beim Zahnhobel, welcher ein mit gezähnter Schneide ausgestattetes
Hobeleisen besitzt und dazu dient, glatt bearbeitete Flächen, welche nach-
träglich zusammengeleimt werden sollen, wieder aufzurauhen, damit die Ver-
bindung besser hält, oder sehr hartes und sehr unregelmässig gewachsenes
Holz (z. B. Maserholz) zu ebnen.
Das Hobeleisen steht aus der Kastensohle nur um die Dicke des ab-
zunehmenden Spanes vor. Der Kasten dient nicht allein zur sicheren Führung
des Eisens, sondern auch zur Ausübung eines Druckes auf das Arbeitsstück
vor dem Eisen, um ein Aufreissen von Holztheilen zu verhüten. Das Arbeits-
stück wird gewöhnlich auf der Hobelbank eingespannt.
Die wichtigsten Hobel sind:
1. Schrubb-, Schrot- oder Schärfhobel, zum Abhobeln aus dem
(iröbsten, nicht aber zur Erzeugung glatter Flächen dienend. Das 24 — 36 mm
breite Hobeleisen mit bogenförmiger (schwach convexer) Schneide sitzt in
einem etwa 26 cm langen Kasten mit ebener Sohle und dringt tief in das
Arbeitsstück ein, nimmt also dicke Späne ab.
2. Schlichthobel und Rauhbank. Man benutzt dieses Werkzeug
zum Ebnen von Flächen, auch zum Abhobeln schwachgekrümmter Flächen
und zum Hestossen und Abfasen von Kanten. Man unterscheidet:
a) den groben Schlichthobel mit einfachem Eisen, dessen Schneide
sehr schwach konvex gekrümmt ist.
ö) den feinen Schlichthobel mit einfachem Eisen, dessen 48 — bO mm
breite Schneide geradlinig und nur an den Ecken zur Vermeidung von
Furchenrcissen abgerundet ist und nur wenig aus der ebenen Sohle des
25 — I'W cm langen Kastens herausragt.
c) den Doppelhobel oder Putzhobel mit einfachem Eisen, auf
dcKKcn Vorderfläche eine Deckplatte (Deckel, Kappe) liegt, welche eine solche
Lage besitzt, dass der Span beim Entstehen dagegen stösst, sogleich geknickt
und f;ist rechtwinklig zur Hobelsohle abgeführt wird, wodurch ein Einreissen
des Holzes selbst bei verwachsenen Hölzern vermieden und eine sehr glatte
Dri(te& CapiteL Die HBUcr.
f\ 4. Sims- oder Gesimshobel von 25 — -30 cm Länge luul meistens
12—40 wm Breite, sowie mit einem Hobeleisen, das an der Schneide etwas
breiter ist als der Hobelkasten. Man benutzt diesen Hobel zur Bearbeitung
abgesetzter Flächen, welche durch aufrecht stehende Kanten begrenzt sind,
und unterscheidet je nach Art und Stellung des Eisens einfachen oder
Doppelsimshobel, geraden, steilen oder schrägen SimshobeL
5. Falzhübel zum Aushobelo viereckiger Kasteneinschnitte (Falze)
z, B. des Kittfalzes an Fenster- und Bilderrahmen zum Einlegen des Glases.
Der Falzhobel unterscheidet sich vom Simshobel nur dadurch, dass er an
der einen Kante der Sohle eine nach unten vorspringende Leiste i^ Anschlag
oder Backen) zur Führung besitzt. Dieser Anschlag ist auch verschiebbar
und verstellbar eingerichtet (steU barer Falzhobel).
♦5. \Van<l- Oller Wangen ho bei zur Erweiterung, sowie zum Glätten
von Falzen und Nuthen. Er stellt einen seitwartsschneidenden Sims- und Falz-
hobel dar, dessen Eisen entweder seitwärts aus dem schmalen, jedoch hohen
Hobelkasten vorsteht oder mit der breiten, tltinnen, meist aus Eisen ge-
fertigt cti Kastensohle ein JL biktet. Steht das Eisen schräg, so nennt man
ilen Hobel schrägen Wandhobel; ist der Hobel mit einem Doppeleisen
versehen, so heisst er doppelter Wangen ho bei
7. Nuthhobel zum Aushobeln von Nuthen verschiedener Breite und
Tiefe, F> besitzt gewöhnlich zwei verstellbare Führungen, deren eine die
Tiefe des Eindringens begrenzt» wahrend die andere die Entfern ung der
Nuthe von der Kante des Arbeitsstückes beslimmt. An der Kastensohle be-
lindet sich zur Unterstützung und Führung des Hobeleisens eine Eisenschiene
mit einer Unterbrechung zum Durchbringen des Eisens.
8. Feeder ho bei zur Herstellung der zu den Nuthen gehörenden Fedenu
Er passt zu dem Nuthhobel, besitzt jedoch ein gabelförmig gespaltenes Eisen
und nimmt von den Kantenecken rechtwinkelig so viel fort, dass in der Mitte
des Brettrandes die F'eder stehen bleibt.
9. Spundhobel, eine Vereinigung des Nuth- und Federhobels.
10. Grathobel zur Herstellung spitzwinkeliger Falze und schwalben-
Schwan zförmiger Nuthe (Cirate). F>r besitzt einen Hobelkasten, dessen Sohle
gegen die Seite um den betreffenden Winkel abgedacht ist^ und zum Arbeiten
auf Querholz einen Vor seh neide zahn, welcher die Fasern rechtwinkelig
durchschneidet, bevor das Eisen den Span abnimmt; auch hat er meistens
einen oft verstellbar eingerichteten Anschlag, Zur Erzeugung Schwalben-
schwanz förmiger Nuthe erhält er ein entsprechend gestaltetes Grat eisen.
IL Platteuhobel, Plattbank zum Bearbeiten von Flachen, die
stumpfwinkelig gegen andere Plächen stossen (z, B. zum Abholieln der breiten
keilfönnigen Räntler für Thürfüllungen). Der Kasten dieses Falzhobels besitzt
eine unter stumpfem Winkel gegen die Seite gestellte Sohle. Das Eindringen
des schräg gestellten Eisens wird durch einen, oft verstellbar eingerichteten,
an der Seite des Hobelkastens sitzenden Anlauf geregelt. Auch dieser Hobel
besitzt einen Vorschneidezahn, weil mit ihm viel auf Querholz gearbeitet wird.
12. Grundhobel mit L-artig gekröpftem, um die Ixichtiefe aus der
Kastensuhle her\'orstehendem Grundeisen. Er dient zum Ebnen des Grundes
ausgestemmter Vertiefungen, an welchen man mit Simshobeln u* s. w. nicht
gelangen kann.
396
Erster Theil. Die HaupUtofie.
13. Schiffhobcl mit gekrümmter Sohle und zur Erzeugung muldcn*
förmiger Flächen dienend. Dieser Hobel i^Hrd im Schif!T>au, Wagenbau und
in der Rüferei viel vervs^endet. In neuerer Zeit hat man verstellbare
Schiffhobel in den Handel gebracht, deren Sohle aus einem dünnen
Stahlblatt besteht und mittelst Schrauben beliebig stark, convex und concav,
gekrümmt werden kann.
14. Profil- oder Fagonhobel zur Ausarbeitung schmalrinnen-
förmiger Flächen, z. B. architektonischer Glredertingen. Kastensohle und
Schneide des Eisens sind genau nach den Umrissen der gewünschten Rinnen
profilirt.
15. Schi ff Profilhobel, nach Art der Schiff hobel mit krummer Sohle
ausgestattet und dem Profilhobel gleich eingerichtet. Er dient zur Ausarbeitung
rinnenförmiger Vertiefungen auf flach concaven Flächen,
10- Kehl- oder Leisteohobcl, welcher zur Erzeugung von archi-
tektonischen Gliederungen, wie Stäbchen, Wülsten, Kehlen u. s. w. dient Er
stellt eineri Proftlhobe! dar, dessen Eisen an seiner Schneide dem gewiinschten
Profile entsprechend zugeschärft oder durch Schmieden in Gesenken 'auf 40
bis 60 mm profilirt ist und einfach so schräg angeschliffen wird, dass die
Prohlseitc die Schneide bildet. Zum Kehl/ eng gehören:
• ü) Stabhobel, dessen Sohle und Eisen concav gekrümmt sind und
zwar für den Rundstab halbkreisförmig, für den Viertelstab oder Wulst
quadratförmig, für den gedrückten oder französischen Stab gedrückt bogen-
förmig.
&) Hohlkehlen hobel zur Herstellung von Hohlkehlen, Sohle und
Eisen convex bogenförmig gestaltet.
c) Karnieshobel mit ooförmiger Sohle und gleichgestaltetcra Eisöu
d) Fenstersprossenhobel, dessen Sohle und Eisen dem Profil der
Fenstersprossen umgekehrt congruent sind.
e) Stabzeug vom Böttcher zur Erzeugung von Leistenwerk atif grösseren
F'assbÖden benutzt. Femer dient dem Böttcher der:
/) Blöchelhobel zum Bestossen der Fugkanten an den Dauben.
g) Gärbhobel zum Ausarbeiten der inneren Gefässwände.
h) Schabhobel zum äusseren Bearbeiten des Bodens.
f) Backen hobel, ein Wangcnhobel mit gekrümmter Sohle, ^ur Be-
arbeitung der Dauben am Fassboden.
k) Band hobel zum glattai Abziehen der zum Binden der Passer
dienenden Weidenruthen,
/) Boden- oder Frosrhbramschnitthohel mit schiff hobelartig
gekrümmter Sohle, zum Zuspitzen des äusseren Bodenumfanges behufs
besseren Eingrcifetis desselben in die Kimmen der Dauben, welche mit dem
Kimm hobel hergestellt werden.
m) Kranzhobel mit einem in der l^nge gebogenen Kasten, der a»
einem Lineal (Feder) im Kreise herumgeführt wird; zur Erzeugung kreis*
förmiger Kehlungen in den Fassböden. Die Seitenflächen des Kastens sind
concentrische Cylindertiächen,
Femer sind anzuführen:
n) Rundhobel, aus zwei quercylindrisch ausgehöhlten Hobeln be-
stehend, die stets die Sohle einander zukehren, durch zwei Schrauben beliebt^
gegen das zwischengespannte Arbeitsstück gespannt werden und dufCb
Drittes Capitel. Die Hähett
39T
Drdien dessen Oberfläche cylindrisch abarbeiten. Man benutzt den Rund-
hobel namentlich zur Herstellung von Holzzapfen an Radspeichen.
^_^ ö) Speichen- oder Schabhobel zum Abschaben schmaler, ebener
^vder gewölbter Flächen oder zum Glätten durch Wegschneiden dünner
^Bpäne. Dieses dem Bandhobe) der Böttcher entsprechende Werkzeug wird
^^^esonders von Wagenbauern viel benutzt.
" /} Zlindhülzchenhobel mit gerader Sohle und einem, aus mehreren
kleinen kreisförmigen oder quadratischen Dübeleisen bestehenden Hobeleisen,
pBeim Verschieben auf Langholz erzeugt dieser Hobel den Querschnitten des
iisetts entsprechende, lange und dünne Holzstäbchen, welche man zur An-
trtigung von Holzjaiousien, zu Zündhölzchen u. s. w. benutzt.
*/) Schachtel h ob el zur Erzeugung gleichmässig breiter, dicker Späne,
' denen z. B. Zündholz-Schachteln hergestellt werden.
Noch zu erw'ähnen sind: der Wagenkasteninacherhobel, der
Eiserne Flach ho bei mit ebener Sohle von eiförmigem Umrisse imd einem
iiscn mit geradliniger Schneide, der Ausarbeithobel mit einer der Länge
Imd Breite nach gewölbten Sohle und dieser entsprechend bogenförmig
jestalteten Schneide des Eisens, zur Ausarbeitung vertiefter Wölbungen und
Ifeifungen dienend, der Rohrhobel, ein dem Kehlhobel ähnlicher
scnmachcrhobel zum Ctlätten der Rinnen im Gewehrlauf, tler Spalzen-
lobcl» bei dem das Eisen am Vorderende des Hobelkastens sitzt, — u. s. w. —
Eine etwa zehnmal grossere Leistungsfähigkeit gegenüber den von
Hand geführten Hobehi besitzen die in verscliiedenen Constructionen im
Handel vorkommenden Hobelmaschinen, mit denen man glatte Flächen
r^eugen, Rauten von Brettern und Pfosten abfasen, Kchlungen, Nuthe, Feder-
Falze iL s. w, herstellen kann. Als Hauptarten sind anzuführen :
1. die Langhobelmaschinen mit rotirendem Schneidezeug (Messer),
reiches entweder auf einem Prisma oder auf einem Cylinder auf den zwei
jer drei angehobelten geraden Flächen oder spiralförmig mn einen Cylinderi
11 den Vortheil des schrägen Angriffs zu erhalten, so befestigt ist, dass es
lieh kreisförmig in einer zur anzugreifenden Holztläche parallelen Ebene
cwegeu kann. Man benutzt diese Maschinen zum Glatthobeln von Brettern
und Bi^hlen und nennt sie deswegen auch wohl Planhobelmaschinen. Je
(lach der Breite des Arbeitsstückes erhalten die Messer eine verschiedene,
oft bedeutenile Länge; sie ähneln den Hohleisen oder Seh lichtliobel eisen,
gegen die Holzoberfläche geneigt gestellt und werden in einer Zahl
2 — 8 (ausnahmsweise bis 3<f) ver^ven<let. Das Arbeitsstück wird über
mit einer Geschwindigkeit von 1*2 — 3'5 m pro Minute
schoben, so dass Holz in unbegrenzter Länge gehobelt
irrdcn kann. l>ic Messer beherrschen stets die ganze zu hobelnde Breite,
dass eine Schaltbewegung unnöthig wird, und ihre Walzen sind bei den
iropaischen Maschinen meistens mit der Welle aus einem Stück (Stahl),
t bei den amerikanischen die Messerköpfe bis zu 30 cm Länge
j-h aus Gussstahl hergestellt, auf Wellen von 3'5 — i cm Durehmesser
^uigcäL hoben und mittelst einer auf der Welle angebrachten Mutter befestigt
and. Die Messerköpfe werden zweckmässig so gestaltet, dass sie die Messer
^is fast an den Rand der Schneide unterstützen, dass also die Messer wie
'Hobel wirken und ein Aussplittem des Holzes vermieden wird, Man
|1 die Messer an den Messerwalzen mittelst Kopfsrhraubcn oder vor-
398
Erster Theil. Die Hauplsroffc,
theilhafter mit in schwalbenschwanzförmigen Schlitzen eingeschobenen
Schrauben mit Muttern,
Bringt man zwei Messerwalzen parallel übereinander an, so kann m^in
gleichzeitig zwei Flächen, die obere und untere des zwischen den beiden
Walzen hindurchzuziehenden Arbeitsstückes, abhobeln. Bei Anordnung von
zwei verticalen und zwei horizontalen Walzen lassen sich alle Seiten eines
vierkantigen Hokstückes gleichzeitig bearbeiten. Ordnet man zwei oder
aehrere gerade Messer in gewissem Abstände von einander auf der Wabe
B, so kann man die Hobelmaschine zum Schneiden von Zapfen (Zapfen-
ich neidemasch ine), sowie zur Herstellung von Federn und bei Anbringung
eines schmalen Messers auch zum Nuthen benutzen (Nuthmaschine, Spund-
maschin e\ Die dreiseitigen Hobelmaschinen mit einer horizontalen und
zwei verticalen Messenvalzen dienen dazu, Bretter beim Durchgang oben
glatt zu hobeln und seitlich mit Nuth und Feder zu versehen.
Zur Massenfabrikation von prafilirten Stäben und Leisten zu Fenstenii
Thüren, Möbeln, Bildcrrahmen u. s. w. benutzt man sogenatmle Kehl-
maschinen, welche Profileisen und gewöhnlich statt einer langen W^aJze
einen vorstehenden kurzen Messerkopf besitzen und daher den Uebergang
zu den eigentlichen Fräsmaschinen bilden. Man hat auch drei- und vier-
seitige Kehlmaschinen gebaut, die man wie drei- und vierseitige Hobel-
maschinen, jedoch auch zur Herstellung von Kchlungeu benutzen kann.
Zur Erzeugung von Rundstäben zu Rouleaux Stangen, Blumenstäbew,
Spazier- und Schirmstöcken, Besenstielen, Zeltstäben u, s. w. dient die
Rund Stabhobelmaschine. Deren Werkzeug bildet eine mit einem Messer*
köpf versehene, schnell rotirende hohle Welle. Vor dem Messerkopf befindet
sich eine verstellbare Gabel zur Führung des vierkandgen Arbeitsstiickes^
um ein Drehen desselben beim Hobeln zu verhüten» Für jeden Stabdiirch-
messer ist ein besonderer Messerkopf nothwendig. Es giebt ctjdlich auch
Hobelmaschinen, bei denen das ArbeitsstUck über feststehende Me.sser hin-
weggezogen wird.
Bei den Langholzhobclmaschinen beschreiben die Messerschneiden
einen Kreis von 15 — -35 rm Ihirchmesser; die Umfangsgeschwindigkeit be-
trägt in der Secande 15—20 w (l^ourenzahl = 12W— 2000), der HoU-
vorschub r65 — 8*25 fffm, so dass auf einen Meter 80t*— 2700 Schnitte
fallen, wenn die Walze zwei Messer besitzt.
2. Die Querhobelmaschinen (Abrichtmaschinen), Dieselben diet\eti
namentlich zum AVirichten iSchrupoen) von Bauholz, sowie zum Vorarbeiten
für die Laughabelmaschinen. Die Messer sitzen in horizontalen oder vcrti-
kalen, ebenen oder schwachkegelförmigen Scheiben (Scheibenhobel-
maschinen), welche bei kleineren Maschinen einen Durchmesser von 15 bis
30 cm, bei grösseren von 1*0—3*5 m besitzen und auf einer verticalen, bei
seidicher Bearbeitung des Holzes auf einer horizontalen Spindel mit grosser
Geschwindigkeit (400^2500 Touren pro Minute je nach dem Scheibcndurcb-
messer) gedreht werden. Die Geschwindigkeit richtet sich nach <ler Holzart
und der Breite des Arbeitsstückes und beträgt pro Secunde 17 — -30 w;
die Zuschiebung des Arbeitsstückes wird so liemesscn» dass auf 2 m Um-
fangsbewegung 3 ntm Vorschub erfolgt. Als Schneidewerkzeug benutzt man am
besten cylindrische Stahlrohren, die von aussen so angeschliftcn sind* das«
die Schneide einen Ring bildet. Diese Röhren setzt man schrdg in die
^JaÄai
Drittes Capit«L Die Hober,
I Scheiben ein, damit man ein stumpf gewordenes Stück der Schneide durch
iDrehung der Scheibe um die Achse durch ein scharfes ersetzen kann. Ist
Her ganze Ring abgestumpft, so wird er auf der Drehbank neu angeschhÖfen.
I Bei den Querhobelmaschinen kann das Holz nur von drei Seiten gleich-
zeitig bearbeitet werden, weil die vierte Seite zur Befestigung dient; in der
Äegcl wird das Holz nur auf zwei Seiten zugleich fertiggestellt.
Die Querhobelmaschinen kommen in mannigfachen Constructionen in
den Handel, So z. B. giebt es Maschinen mit zwei Messerscheiben, deren
Spindel in der Regel horizontal in zwei besonderen Docken gelagert sind»
welche sich auf dem Brette verschieben und der Breite des Arbeitssttickes
entsprechend gegeneinander verstellen lassen. Solche Maschinen^ bei denen
^Kich das Arbeitsstück zwischen den Messerscheiben fortschiebt, eignen sich
^^ur Bearbeitung von zwei parallelen Flächen an einem Holzsttick.
' Femer giebt es Combinationen der Hobel- und Sägemaschinen, bei
denen eine horizontal- und platlUegende Säge von einem starken Bohlenstück
Foumierbretter abschneidet und ein mit zwei Messern ausgestatteter Schneide-
^opf die Oberfläche der Bretter glatt hobelt.
Um in Werkstätten, welche eine motorische Kraft nicht besitzen, Ge-
hm sl eisten aus hartem Holz herstellen zu können, benutzt man an Stelle
Jer Kehlhobcl bei Masscnproduction mit V'ortheil eine Ziehbank^ deren
fesser aus einer etwa 3 ww dicken, gehärteten Stahlplatte besteht, welche
[lit den entsprechenden Einschnitten versehen, an einem verticalen Ständer
erstellbar befestigt und normal zur Arbeitsfläche gerichtet ist. Die zu
kehlenden Leisten werden aus freier Hand vorgearbeitet^ dann eingespannt
and durch Drehen einer Handkurbel gegen die Schneide des Messers gc-
irt, welche von tler Holzoberfläche Späne gewissermaassen abschabt^ dann
irird die Leiste zurückgezogen, das Messer um die Spandicke heral »gestellt
ad das Verfahren so lange wiederholt, bis das ganze Profil scharf und
ein ausgearbeitet ist. Zur Herstellung runder Holzstäbe (z. B. hölzerner
Stricknadeln, Pinselstiele, Federhalter u, s. w.) benutzt man eine Ziehbank
lit einem Messer, welches scharfkantige Löcher besitzt, durch welche die
lit Feile oder Schaber vorliereiteten Holzstücke mittelst hölzerner oder
risener Zange u. s. w. gezogen werden. Sollen diese Stäbe Cannelirurigen
rhaltcn» so wird das Loch des Messers entsprechend gestaltet, sollen diese
anncUrungen langgestreckte Schraubenlinien darstellen» so wird der Hok-
blab beim Durchziehen durch das Messer langsam gedreht.
Zur Beseitigung der letzten Spuren des Hobels (oder der Raspel) be-
\xtzi man 5 cm breite, 10 — 20 cm lange Schaber (Ziehklingcn) aus etwa
Ki — 1 mr/i cückem, mit scharf rechtwinkehgen Kanten ausgestattetem, ge-
bärtctcm und violett angelassenem Stahlblech, welche schräg und mit dem
kleineren Neigungswinkel der Bewegungsrichtung zugekehrt und so auf das
lolz aufgesetzt werden, dass die Kante die Holzfaser etwas kreuzt, wodurch
rin Einrei»»en des Holzes vermieden wird. Die bald eintretende Abrundung
Jcr Slahlblechkanten wird mittelst eines etwa lO cm langen, oval i)der rund
Querschnitt gestalteten, glatten, glasharten Stahlstäbchcn (Ziehklingen-
^tahl) bcsrUigt, indem man mit diesem Werkzeug die Kanten kräftig bestreicht.
Zum Schleifen und Glätten von fertigen Holzarbeiten kann man die
Bdpapienxiaschinc verwenden, deren Werkzeug eine mit Sand, Bimsstein,
>üitnant- oder Gbspulver besitreute oder überzogene, rasch rotirende Scheibe
4(MJ
Erster TbeiL Die Hauptstoffc,
oder Trommel oder ein endloses Band darstellt Unrmide Gegenstände, wfc
Speichen, Schuhleisten u, s. w., werden mit Sandpapiermaschinen geschlüfcn,
welche mit Schleifriemeu ausgestattet sind, indem man diese Gegenstände
einfach mit der Hand gegen den Schleirriemen drückt. Grössere geliobelie
Flächen glättet man mit Sandpapiermaschinen^ die an einem gelenkigen Ann
einen in der Höhe verstellbaren, schnell rotirenden Schleifkojif besilien,
welcher eine aus Sandpapier oder künstlichen Sandsteinen gebildete Schleif*
Scheibe trägt und mittelst des Armes in jeder Richtmig über eine der
Armlänge entsprechend grosse Tischtläche geführt werden kann.
Sind Holzgegenstände, welche mit der Ziehklinge bearbeitet w^urdcn,
zur Vollendung ihrer Oberfläche noch zn schleifen und steht eine Sand-
papiermaschine nicht zur Verfügung, so bearbeitet man dieselben mit der
Hand mit Bimsstein^ Fischhaut, Schachtelhalmen, Schmirgelpapier, Sand- und
Glaspapier oder mit Schleif leinwand, welche mit Feuerstein-, Schmirgel- oder
Glaspulver beklebt ist. Zum Schleifen lackirtcr Holzwaaren dient je nach der
Lackart feinpulverisirtes Hirschhorn oder gelbes, levantinisches Tripelpulver
oder feingeriebene und von allen härteren Theilen befreite Bimssteinmasse.
Mahagoniarbeiten werden nach dem Abschleifen mit Sandpapier oder nach dem
Abschaben mittelst Ziehklinge mit Polieröl überstrichen, nach etwa xwölf Stunden
mit sehr feinem Ziegel pulver gepudert und schliesslich mit einem in ein
Stück Teppich gewickelten Eisen- oder Bleigewicht so lange vor- und rück-
wärts gerieben, bis sie den gewünschten Glanz erhalten haben. Durch dieses
Verfahren mrd das Mahagoniholz jedoch dunkler. Weiche Mahagonihöhter
und andere poröse Holzarten befeuchtet man nach dem Abschleifen mittelst
Ziehklinge oder Sandpapier mit einem nassen Schwamm und schleift sie mit
feinem, weichem Bimssteitipulver nach dem Strich des Holzes.
Einen hohen Glanz erhält das Holz durch Polieren. Man füllt die
Poren der Oberfiäche und alle Vertiefungen hierbei mit einem Stoff aus,
welcher Glanz besitzt. Solche Stoffe sind Harze, Gummi und Wachs, nament-
lich Schellack» Sandarak, Mastix und Benzoe, die in Weingeist, seltener in
einer Boraxlösung oder Ammoniak aufgelöst werden, also in Flüssigkcite«,
welche leicht verdunsten und die harzigen Stofl'e auf der HolzoberHarhc alfi
dünne Decke zurücklassen.
Die am meisten zur Verwendung gelangende Tisch lerpolitur besteht
aus 1 Theil Schellack und 7 — ^8 Theilen Weingeist (von etwa ÜO*Vo Tralles),
Zur Verringerung der Härte des Ucberzuges empfiehlt es sich, dem Schellack
noch andere Harze hinzuzusetzen. Bewährte Mischungen sind die folgenden:
70 Theile Schellack, 4 Theile Mastix, 4 Theile Sandarak
750 Theile Weingeist;
6 Theile Schellak, 3 Theile Sandarak und 100 Theile Weingeist;
60 i' BenzocS 15 g Sandarak und l / Weingeist, Auflösung durchg
seiht und dann mit etwas Mohnöl versetzt; fast wasserdichte Politur;
60 g Schellak in 180 ^ Weingeist hei gclmder Wanne aufgelöst un€
mit einer Auflösung von Ib g Copalpulver, 75 ij fcingeschliumnier, voll-
ständig trockener Kreide und ()0 t^ des starkiiten Weingeistes vermischt;
diese Politur erträgt starke Erwärmung, ohne glanzlos zu werden, und be-
sitzt eine grosse Haltbarkeit;
30 ^ Kömcrlack, HO g durchsichtiges Har/ nn«l ' / Wrnnr^.ist
feinere Hobarbeiten, namentlich HoliSschnitÄcrcien
Drittes Capitel. Die Hölzer. 401
Zum Poliren hellfarbiger Hölzer benutzt man gebleichten Schellack;
zum Färben der Politur setzt man derselben für roth: Carmin, Orseille
oder Santelholz, für schwarz: Kienruss, für blau: Indigo, für rothbraun:
Catechu hinzu.
Einen massigen Glanz erzeugt eine Wachspolitur aus 10 Theilen Wachs,
4 — 7 Theilen Terpentinöl und 2 Theilen Weingeist oder Wachsseife, welche
aus 5 Theilen gelbem Wachs, 8 Theilen gekochtem Regenwasser mit 2 Theilen,
in 4 Theilen Wasser gelöster Pottasche bereitet wird.
Vor dem Poliren wird die Holzfläche mit Schachtelhalm abgerieben
(geschachtelt) oder mit Bimssteinpulver unter Zusatz von Leinöl fein abge-
schliffen. Dann wird die Politur mit einem kleinen Stück feinlöcherigen Bade-
schwammes oder einem alten Gardinen-, Strumpf-, Baimiwollen-, Werg- u. s. w.
Stück aufgetragen, welches mit der Politur getränkt und mit einem Läppchen
feiner, ziemlich abgenutzter Leinwand umhüllt wird, um einen weichen,
elastischen Ball zu erhalten. Dieser Ball wird wiederholt mit wenig Leinöl
benetzt, um die Polirfläche schlüpfrig zu machen und ein Ankleben des
Balles auf derselben zu verhüten, und mit leichtem Druck auf der Polir-
fläche in geraden und krummen Linien herumgeführt, wobei die Harzauflösung
langsam durch die Leinwand hindurchschwitzt und sich auf der Holzober-
fläche äusserst dünn und gleichmässig vertheilt. Die Politur trocknet sehr
schnell ein wegen der grossen Flüchtigkeit des Weingeistes, und wird deshalb
sehr bald klebrig. Um das Poliren nicht zu erschweren, ist daher eine recht-
zeitige Benetzung des Balles mit Leinöl nothwendig. Wird das beim Ab-
schleifen verwendete Oel vor dem Poliren nicht sorgfältig entfernt, so erzeugt
dasselbe, indem es durch die Politur durchschlägt, nach einiger Zeit auf der
Holzoberfläche matte Flecke, welche man nur durch nochmaliges Poliren
wieder entfernen kann.
Matt gewordene Politur lässt sich dadurch wieder glänzend machen,
dass man dco Holz mit einer zusammengeschmolzenen Mischung aus 2 Theilen
Stearinsäure und l\ Theilen Terpentinöl in etwas passender Farbe mit einem
Seidenläppchen tüchtig abreibt.
Zum sogenannten Bohnen hölzerner Fussböden (namentlich Parkett-
fussböden) benutzt man die oben erwähnte Wachspolitur oder die Wachs-
seife, die man mit dem Pinsel aufträgt und mit Bürsten oder Lappen reibt,
bis sie glänzend wird. Oder man bestreut die mit Eisenfeilspänen gut abge-
riebenen Fussböden mit geschabtem Wachs, das man durch Ueberfahren mit
einem heissen Eisen zum Schmelzen und Eindringen in das Holz bringt,
worauf man die Fläche mit einer durch Metall beschwerten, harten Bürste
oder mittelst zweier Bürsten, welche der Arbeiter an die P'üssc schnallt, bis
zur Entstehung eines gleichmässigen Glanzes reibt, den man noch durch Ab-
reiben mit einem wollenen Lappen erhöhen kann. Das Auftragen der Politur
hat alljährlich mindestens eiinnal zu geschehen, das Abreiben mit Bürsten
und Lappen stets dann, wenn der P'ussboden den Glanz verloren hat. (jC-
bohnte Fussböden kann man durch AVaschen mit warmer verdünnter Seifen-
lauge und Nachwaschen mit reinem Wasser reinigen. Will man andere
Farben töne erhalten, so setzt man der Wachsseife etwa lO^n Satinober,
Eisenocker oder Umbra, mit wenig \\'asser angerührt, hinzu und der Wachs-
politur geringe Mengen anderer Harze und Erdfarben.
KrOger, Handbuch der Baustofflchre. 26
402
Erster Thtil. Die Htuptsloffe.
Praktischer sind aber ohne Frage Anstriche mit Fussbodenlack (Recqa
siehe § 266)*
§ 146, Feilen, Raspeln, Abdrehen, Biegen,
Zur Formgebung und Glättung des Hokes werden Feilen nur
sehr sehen benutzti weil sie sich sehr leicht verschmieren, wenn der Fcilenhieb
fein ist. Dagegen dienen den Bildhanem, Drechslern» Büchsenmachern u. s. w.
feilenartige, aus gehärtetem Stahl gefertigte Werkzeuge, Raspeln genannt,
vielfach zur Ausarbeitung unregelmässiger Vertiefungen und Er-
höhungen durch Fortnahme kleiner und dünner Späne. Die Raspeln unter-
scheiden ijich von den Feilen durch eine weitläufigere Stellung und ab-
weichende Herstellungsart der Zähne; erstere ist nothwendig, um das Hob
in jeder Richtung zu den Fasern bearbeiten zu können. Die Raspelzähne
stellen kleine Pyramiden dar, welche durch Einhauen mit dem Spiizeiseo
hergestellt werden und durchschnittlich zu 12 — <50 Stück auf l fm^ sitxeik
Die Raspeln wirken wie die Feilen nur auf den Stoss, besitzen eine Länge von
7 '5 — 45 cm und werden in verschiedenen Querschnitten (dreieckig, quadra-
tisch, rund, halbrund u. s. w.) gefertigt. Man hat auch Raspelmaschinen
nach Art der Drehbank gebaut, welche statt der Spindel eine eiserne Achse
besitzen, auf der dicht nebeneinander zwei^ mit raspelartig gehauenem Stahl-
ring umkleidete, kreisrunde Scheiben befestigt sind, die durch die Achse in
Umdrehung versetzt werden.
Zur Erzeugung von Umdrehungskörpern mit Hilfe schneidender
Werkzeuge dient die Drechsler- oder Drehbank, die aus einem hölzernen
oder gusseisemen Gestell oder Rahmen (Drehbanksbett) besteht, welcher
die zur Befestigung und Bewegung des Arbeitsstückes und zur Unterstützung
des Schneidwerkzeuges bestimmten Theile trägt. Am linken Ende des Rahmens
befindet sich das Lager (Spindel docke oder Spindel stock) der da*
Arbeitsstück drehenden Welle (Drehbank spindel), deren anderes Ende
aus der Spindcklocke herausragt und eine eingeschraubte, kegelförmige Stahl-
spitze besitzt Am rechten Ende des Rahmens, der Spindeldocke gegenüber,
ist verstellbar der Reit stock angebracht, welcher einen mittelst Schraube
und Handrad horizontal verschiebbaren und an dem der Spindeldocke zuge-
kehrten Ende eine Stahl spitze besitzenden Stab (Reitnagel oder Pinne)
trägt. Die Drehbank wird bei kleineren Abmessungen mit dem Fuss, bei
grösseren durch Riemen, die über eine auf der Spindel sitzende Scheibe
gelegt werden, von einer Dampf- oder anderen Kraftmaschine aus bewegt. Der
Fussbetrieb besteht meistens aus einer gekröpften Kurbelwelle mit Schwungrad,
welche von einem auf- und niedersteigenden Trittbrett durch eine Lenkstange
in Umdrehung versetzt wird. Diese Bewegung wird durch eine Lederschnur
oder Darmseite vom Ringe des Schwungrades aus auf die Schnurscheibc
der Spindel übertragen. Als Werkzeug (F> rehstahl, DrehmeisseU Dreh*
röhre) benutzt man, wenn mögUchst viel Holz beim Abdrehen fortgenomroen
werden soll, einen rinnenariig hohlen Schrotmeisscl ( Schruppstahl >, tm
Erzeugung einer glatten Oberfläche einen sehn rt^^chn ei d igen Schlirhtmeisßel,
zum Abtrennen des fertigen Gegenstandes einen sogenannten Abstechstahl,
zur Herstellung von Fa^onstücken (Säulen, Stuhl- und Tischbeinen u, s. w.)
einen sogenannten Fa^'on stahl, dessaci Sdmeide der hervorzubringenden
Drittes Capitel. Die Hölzer. 403
'onn entsprechend gebildet ist. Der Meissel erhält einen Zuschärfungswinkel
on nur 20 — 30® und einen Ans tellungs wink el von 15—20®. Das Werkzeug
rird entweder von dem Arbeiter frei geführt, wobei es auf einer ver-
teilbar eingerichteten, aus einem T-förmigen Stück bestehenden Auflage
uht (Handdrehbank), oder es wird mit Hilfe eines aus mehreren gegen
inander verstellbaren Theilen bestehenden Werkzeugträgers (Support) zwang-
iufig bewegt, welcher durch die Hand des Arbeiters oder mittelst maschineller
Vorrichtung (selbstthätig) eine Verschiebung des in ihm fest eingespannten
Verkzeuges veranlasst. Der Support gestattet sowohl eine Bewegung des
Verkzeuges parallel zur Spindelachse, als auch senkrecht auf diese Richtung
md eine geradlinige Verschiebung des Werkzeuges schief zur Spindelachse
Supportdrehbank).
Die Schnittgeschwindigkeit beträgt bei Bearbeitung harten Holzes
— 2 m, bei weichem Holze über 2 w, der Vorschub 0'2" — 1 mm pro
Umdrehung, der Kraftbedarf, je nach der Grösse der Drehbank, 0*4 bis
Pferdestärken.
Das Arbeitsstück wird zwischen den genau in einer wagrechten Linie
egenden Spitzen der Spindeldocke und des Reitstockes eingespannt. Da
ber die Reibung an der Spitze der sich drehenden Spindel für die Mit-
ahme des Arbeitsstückes nicht genügt, so schraubt man auf den Kopf der
pindel eine Scheibe (Mitnehmerscheibe) mit einem Stift (Mitnehmer)
uf, welcher beim Drehen der Scheibe sich hinter einen Vorsprung des
»^rbeitsstückes legt. Oft begnügt man sich auch mit einer meisselartigen
chneide, die quer am vorderen Spindelende sitzt, und auf welche das Arbeits-
^ck aufgetrieben wird. Auch bedient man sich zur Verbindung des Arbeits-
^ckes mit der Spindel des sogenannten Futters, das in einfachster Weise
üs einem auf dem Spindelkopf aufgeschraubten Holzcylinder besteht, in
^ssen hervorstehendes Ende das Arbeitsstück eingetrieben oder eingesteckt
"^d entweder mit eingeschlagenen Holzkeilen (Klemm futt er) oder mit
chrauben, welche in Richtung des Halbmessers durch die Wand des Hohl-
ylinders gehen, befestigt wird (Schraubenfutter).
Hohle Arbeitsstücke (Röhren) erhalten zur leichteren Verbindung mit
^^J" Spindel einen Dorn, welcher in das Futter gesteckt oder durch den
'Mitnehmer gedreht wird. Zur Verhinderung des Durchbiegens sehr langer
^^d verhältnissmässig dünner Arbeitsstücke benutzt man eine zwischen
^pindeldocke und Reitstock eingeschaltete Hilfsdocke (Lün et te oder Brille),
die gewöhnlich aus einem verticalen Rahmen besteht, zu welchem mehrere
"^Ibnind ausgeschnittene, das Arbeitsstück zwischen sich nehmende Backen
gehören.
Das Arbeitsstück erhält eine Cylinder fläche, wenn sich der Dreh*
stahl parallel zur Drehungsachse des Arbeitsstückes bewegt (^Cyl in drisch
drehen). Hierzu gehört auch das Ausdrehen oder Ausbohren, bei
«welchem nicht die äusseren, sondcni die inneren Flächen des (hohlen) Arbeits-
itückes durch Runddrehen mit Hilfe eines hakenförmigen Drehstahles be-
rbeitet werden. Zum Conisch drehen (zur Erzeugung einer Kreiskegelfläche)
nxd das Werkzeug in einer die Drehungsachse des Arbeitssückes schneidenden
leraden bewegt. Um einen Umdrehungskörper zu erhalten, führt man den
h-ehstahl nach einer beliebigen, mit der Drehungsachse in einer und derselben
bene liegenden Linie. Zur Erzeugung einer ebenen Fläche i^Plan drehen)
20*
404
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
erfolgt die fortschreitende Bewegung des Werkzeuges senkrecht zur Um-
drehungsachse. In allen diesen Fällen ist die Drehungsachse des Werkzeuges
ihrer Lage nach unveränderlich. Liegt dieselbe jedoch nicht fest, sondern
wird sie während der Umdrehung entweder in ihrer Längenrichtung hin
und her bewegt oder erfolgt ihre Bewegung senkrecht auf ihre Längen-
richtung oder lässt sich bei fest liegender Drehungsachse während einer
Umdrehung der Abstand des Drehstahles von der Drehungsachse verändern,
so kann man ovale (elliptische) und unrunde Formen (z. B. Bilderrahmen,
Schuhleisten, Gewehrschäfte u. s. w.) erzeugen (Ovaldrehen, Passigdrehen).
Die Drehbank lässt sich auch zum Fräsen benutzen, wenn man das
Arbeitsstück auf dem Support befestigt und das Werkzeug von der Dreh-
bankspindel drehen lässt. Femer lassen sich die Drehbänke zum Bohren
(Cylinderbohrmaschinen), zum Schneiden von Schrauben u. s. w. ein-
richten. —
Zur fabrikmässigen Herstellung unrunder Gegenstände, wie z. B. Stuhl-
und Tischbeine, Hammerstiele, Holzschuhe, Gewehrkolben u. s. w., und zum
Copiren von Holzschnitzereien benutzt man in neuerer Zeit vielfach soge-
nannte Copirmaschinen (Copirdrehbänke, Fagonniermaschinen),
welche eine Vereinigung der Drehbank mit der Fräsmaschine darstellen. Bei
diesen Maschinen sind das Modell und das zum Copiren nöthige Arbeits-
stück in Richtung ihrer Mittellinien (Drehachsen) eingespannt und werden zu
gleicher Zeit und mit gleicher Geschwindigkeit (langsam) gedreht. Gegen
das Modell lehnt sich mit dem einen Ende ein Rahmen, welcher am anderen
Ende eine Fräse oder einen Bohrer trägt und die Bewegung des Werkzeuges
so becinflusst, dass dasselbe nach der Form des Modelles mehr oder weniger
tief in dan Arbeitsstück eindringt und vor- und mckwärts bewegt wird, m
welchem Zweck der Rahmen eine Längen- utid Qu er\^er Schiebung erhält-
Eine andere Einrichtung besteht darin, dass mau das W'erkzeug feststellt und
das Arbeitsstück in eine von der Bewegung des Modelles abhängige Be-
wegung versetzt. Sollen von einem Modell nielirere (4 — -6) Copien angefertigt
werdcTi, so ordnet man auf einem, auf einem schweren Untergestell ruhendeiit
Drittes Capitel. Die Hölzer. 405
von T hon et) verwendet man als Rohstoff fast ausschliesslich das harte
Holz der Rothbuche. Der astfreie Abschnitt eines gerade gewachsenen Roth-
buchenstammes wird auf einem Vollgatter zu Pfosten oder Brettern und
diese auf Kreissägen zu quadratischen, entsprechend starken Stäben zer-
schnitten. Diese Stäbe werden auf der Drehbank zugerichtet, sodann 1 — 2
Stunden lang (je nach ihrer Dicke) in einer aus einzelnen Röhren bestehenden
Dampfkammer der Wirkung nassen Wasserdampfes ausgesetzt, hierauf auf
ien Flächen, welche nach der Biegung die convexen Seiten bilden sollen,
mit aufgeschraubten Blechstreifen oder Stahlschienen armirt, so dass sich
hre Fasern beim Biegen nicht mehr verlängern können als diese, und
endlich mit oder ohne Hilfe von Maschinen gebogen und in gusseiserne
Formen (Biegeformen) gelegt. Das Biegen mit der Hand erfolgt gewöhnlich
n der Weise, dass die der Gestalt der Möbeltheile entsprechende Biegeform
n unverrückbarer Lage gehalten und das armirte Arbeitsstück von Hand
lus in die Form eingelegt und hierauf gebogen wird.
Die Construction und Wirkungsweise der Holzbiegemaschinen
-ichtet sich ganz nach der Art des anzufertigenden Gegenstandes. Im Wesent-
lichen bestehen die Maschinen aus einem starkgebauten Gestell, welches die
Biegeform trägt. Im geringen Abstände von der äussersten Kante der Form
sind zwei Schienen mit dem einen ihrer Enden drehbar gelagert, an dem
inderen mit Keilen ausgestattet oder mit Ketten umschlungen, welche mittelst
Winde angezogen werden können. Beim Anziehen der Keile oder Ketten
werden die Schienen der Biegeform genähert. Zwischen Form und Schienen
vrird das Arbeitsstück eingespannt. Von den im Handel vorkommenden Holz-
biegemaschinen sind zu nennen:
die Biegemaschine von Thonet zum Biegen von kreisförmig ge-
stalteten Fussreifen; sie wird mittelst Handbetrieb bewegt;
die Thonet'sche Sitzschlussbackenmaschine;
die amerikanische Maschine zur Herstellung doppelt gekrümmter
Stuhl- und Tischfüsse;
die Maschine von Jos. & Jak. Kohn in Wien, mit welcher in der
Stunde 50 Stück runde Sitzringe für Sessel hergestellt werden können;
die Biegemaschine von Richon, Lenoir und Petitjean zum
Biegen von Bohlen (Planken) zur Bekleidung krummer und windschiefer
Flächen des Schiffsrumpfes;
die Biegemaschine von Davidson in New-York, sowie die von
Edwin Kilburn in Vermont (^Nordamerika) zum Biegen schwacher und
starker Bauhölzer;
die Morris-Patentbiegemaschine von J. A. Fay & Comp, in
Cincinnati (Ohio) und die Maschinen der Defiance Machine Works in
Defiance (Ohio) zur fabrikmässigen Herstellung von allen in der Stellmacherei
erforderlichen Bestandtheilen, wie z. B. Radfelgen, Deichselstangen, Deichsel-
gestellen, Pflugschar-Handhebel u. s. w., beziehungsweise zur Herstellung
einzelner Wagenbestandtheile ;
die Daubenbiegemaschine von Edward & Britain Holmes in
BufTalo (Amerika), von M. B. Bodenheim in Cassel, von H. Schloss-
macher in Düsseldorf, von J. Hawley & S. Lord in Liverpool u. s. w.,
zur Krümmung der Fassdauben; letztere Maschine dient gleichzeitig auch
zum Trocknen der Dauben;
406
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
der Apparat von Hilken & Comp, in Altendorf-Holzminden zur An-
fertigung von im Querschnitt trapezförmigen Tonnenbändem aus Hasel-,
Birken-, Eichen-, Eschen-, Rothbuchen- oder Weidenholz;
die Maschine von Bahse & Händel in Chemnitz zur Herstellung von
Siebrändem, Siebzargen oder Siebläufen aus völlig astreinem Fichten-,
Tannen- und Rothbuchenholz;
die Maschine von Johann Schubert in Wien zur Anfertigung von
Holzschachteln, Kistchen und Fässchen;
der Apparat von W. Danger field zum Biegen von hölzernen Schirm-
und Stockgriffen ; — u. s. w.
Alle diese Maschinen sind in dem Werke W. F. Exner, »Das Biegen
des Holzes« (Weimar 1893, III. Auflage), ausführlich beschrieben und ab-
gebildet.
§. 147. Das Leimen.
Zum Leimen von Holzarbeiten ver\vendet man einen aus Hautabfallen
der Gerbereien oder aus Knochen gewonnenen Stoff (Leder- oder Knochen-
leim). Dieser Leim soll fleckenlos, durchscheinend, glänzend, hart und spröde,
auf dem Bruch glasartig sein, im kalten Wasser selbst nach 48 Stunden nur
aufquellen, nicht aber zerfliessen und sich im heissen Wasser nur langsam
auflösen. Um eine brauchbare Flüssigkeit zu erhalten, wird der Leim zunächst
in kaltes Wasser gelegt und in demselben gelassen, bis er vollständig er-
weicht ist, was je nach der Dicke der Leimstücke oft schon nach wenigen
Stunden, oft aber erst nach einem Tage oder noch später eintritt. Beim
Aufquellen nimmt der Leim je nach seiner Güte und Trockenheit das 4- bis
iGfache seines Gewichtes Wasser auf. Der aufgeweichte Leim wird in einem
Gefäss (Leimtiegel), das man über glühende Kohlen oder besser in
kochendes Wasser stellt, bei einer Temperatur von weniger als 100^ C.
geschmolzen, weil bei grösserer Hitze sich die Güte des I^eimes vermindert.
Die so gewonnene Leimlösung muss eine gewisse Consistenz und Elasticität
Drittes Capitel. Die Hölzer.
407
Um Wickelung mit Gurten an. Meistens können die Press Werkzeuge schon
nach 3 — 4 Stunden wieder entfernt werden.
Grosse Flächen weichen Holzes können mit einer schwächeren Leim-
lösung verbunden werden, als solche harten Holzes oder kleinere Flächen.
Da harte Hölzer nur wenig Leimmasse einsaugen, so rauht man sie vor dem
Leimen mittelst Zahnhobel auf. Poröse Hölzer und Himholzflächen sind vor
dem Aufpinseln der Leimmasse mit Leimwasser zu tränken, um sie unporöser
zu machen ; geschieht dies nicht, so saugen sie unnöthig viel Leimmasse auf,
und es bleibt nur ein kleiner Theil derselben auf der Oberfläche der Hölzer
liegen, so dass die Verbindung nicht fest genug wird. Es empfiehlt sich
beim Zusammenleimen von Himflächen, zwischen dieselben ein Stückchen
Gaze zu legen. Fettflecke sind vor dem Leimen von den Holzflächen sorg-
faltig zu entfernen.
Zur Beschleunigung des Anhaftens der Leimmasse dient ein Zusatz
von Spiritus zur Leimlösung oder ein Abreiben der Holzflächen mit Knob-
lauch, zur Erhöhung der Haltbarkeit und Festigkeit der Verbindung ein
Zusatz von Schlämmkreide, Asche u, s. w., zur Verhütung der Fäulniss ein
sehr geringer Zusatz von Creosot oder Carbolöl, zur Erzielung von Wasser-
dichtigkeit ein Zusatz von Leinölfimiss, concentrirtem klaren Galläpfelauszug,
Alaun oder doppeltkohlensaurem Kali (bewährte Mischung : 1 Leim, 4 Wasser,
1 Leinölfimiss), zum Leimen von Metall auf Holz (zu eingelegten Arbeiten)
ein Zusatz von Schwerspath, Bleiweiss oder Zinkweiss.
Die Festigkeit der Leimung hängt ab von der Holzart, von der
Fasemlage, von der Beschaffenheit des Leimes, von der Erhärtungsdauer,
von der Zubereitung des Leimes, von der Art der Inanspruchnahme u. s. w.,
und sie ist grösser beim Zusammenleimen von Hirnholz mit Hirnholz als
bei dem von Langholz mit Langholz, wie aus folgender von Kar marsch
aufgestellten Tabelle hervorgeht, in welcher die zum Zerreissen erforderliche
mittlere Kraft auf l cm'^ und rechtwinkelig gegen die Leimfläche ange-
geben ist.
Beim
Roth-
buchenholz
Wei?s-
bucbenholz
Hirnholz an Hirnholz . . . ! 15()
Langholz an Langholz . . . :, 78
Eichenholz
Tannenholz
Ahomhnlz
Kilogramm
101
79
122
55
105
100
Bauschinger theilt im »Bayerischen Industrie- und Gewerbe-Blatt«,
1884, S. 1, über die Bindekraft die auf Seite 408 abgedruckte Tabelle mit:
19
ä2
17
20
20
20
32
23
29
26
M
U
23
m
37
Ueber das Kitten des Holzes vergleiche § 238.
g 14h. Anstreichen» Beizen, Fournieren und Einbrennen,
Da in den JJ§ 2n9 — !?(i5 dieses Werkes die verschiedenen Anstriche
der Hölzer eingehend behiindelt worden sind, so begnügen wir uns hier mit
einigen wenigen Angaben, die zum Theile jene iMiitheilurigen ergänzen.
Will man das Gefüge tles Holzes nicht vcnlecken, also z. 0. Fass-
böden oder Constructionstheile aus ausgesuchtem, ansehnlichem, fehlerfreiem,
gut gehobeltem Holz (Gebälk, Veranden, Holztäfelungen im Inneren u. s. w.
durch einen Anstrich nur dauerhafter und mit Wasser abwaschbar machen,
so wendet man einen Austrieb mit gekochtem Leinöl oder Leinöl*
firniss an. Das zu ölende Holz wird vorher rein abgew^aschen und mus>
möglichst trocken sein. Das Gel wird kochend heiss mit einem Borstenpinsel
aufgetragen. Je trockener das HoIä und je heisser das Oel ist, desto mehr
dringt von dem letzteren in das Holz ein, desto haltbarer wird der Anstrich,
aber auch desto mehr kostet er. Man rechnet gewöhnlich für den ersten
Anstrich für 1 m- Holzfläche eine Oelmenge im Gewichte von 150 ^.
Etwa 24 Stunden nach dem ersten üelen wenden alle etwa vor-
handenen Lücken und eingeschlagenen Stellen verstrichen. Sobald der enic
Anstrich hinreichend trocken geworden ist, d. h, nicht mehr klebt, W3*
unter Umstäiulcn erst nach 2 — 3 l'agen eintreten kann, wird von "^
kochend heisses Oel aufgetragen und nachher ebenfalls sorgfältig versir
Zum dritten und gewöhnlich letzten Anstrich verwendet man am besten gaa*
dünnflüssiges Leinöl, das aber nicht zu lange gekocht haben darf. Nach
etwa 14 Tagen, während welcher Zeit der Oelanstrich vollständig zu trockoo
prtegt, wird die Holztläche, sofern sie noch klebrig ist, mit lam\
Seifenwasser abgewaschen. Nach erfolgter Abnutzung des Anstriches
meistens ein einmaliges Auftragen von Leinölfinn'ss.
Drittes CapileL Die Höker.
40D
ei
I Cf»
Nur selten, vveiiii nämlich das Holz nur gegen Danifife uml feuchte
l^utt geschützt werden und der Anstrich möglichst biUig sein soll, benutzt
man für <leniidben Leimfarben. Soll das Holz einen Anstrich mit Deck-
farben (Gel färben) erhalten, so wird es selten mit Leinöl grundirt, sondern
man begnügt sich gewöhnlich mit einem Ueberstrich der harzigen Stclleti
(Aeste) mittelst Schellacklösung. Zum ersten Anstrich benutzt man zweck-
mässig eine ziemlich fette, d. h. farbstofifarme und dünnflüssige Uelfarbe.
Sobald der erste Anstrich getrocknet ist, werden alle Schrauben, Nagelköpfe
u, s. w, mit einem aus Firniss, Bleiweiss und Kreide bereiteten Kitt sauber
und sorgfältig eingekittet, die eisernen Beschläge von Schmutz und Rost
gereinigt und mit Mennige grundirt und die Holzf^ächen mit trockenem
Bimsstein abgerieben behufs Beseitigung aller Unreinlirhkeiten, Tropfen,
Blasen u, % w» r>en zweiten Anstrich trägt man mit ehier mageren (farb-
t»toflfreichen^ Oelfarbe auf und reibt nach dem Trocknen desselben die Holz-
fläche mit Cdaspapier ab. Zum dritten un<l meistens letzten Anstrich verwendet
man eine ziemlich fette^ oft zur Erhöhung des Glanzes mit dick eingekochtem
Leinöl (Glanzöllack) versetzte Üelfirrbe und nur bei maserirten Arbeiten
eine magere.
Am besten haben sich für Holzanstriche Erdfarben bewährt; jeden-
Falls darf man zum letzten Anstrich niemals Bleiweiss verwenden, weil das-
selbe in schwefelwasserstotThahiger Luft vergilbt, auch weil alle Bleiweiss
enthaltenden Farbkurper wenig Härte besitzen und daher leicht abgetreten
erden. Zu weissen Anstrichen empfiehlt sich vielmehr die Verwendung von
Zinkweis.s oder, werm dieselben Glanz erhalten sollen, das Lackiren mittelst
Dammarlackes. Wenn die Holztläche mit Cojmllack, Bernstehdack u. s. w.
schliesslich liestrichen werden soll, so begnügt man sich gewöhnlich mit
ZT^ei Oelfiirbenanstrichen. Die Hohtlächen müssen vor dem Anstrich möglichst
trocken sein, weil feuchtes Holz Blasenbildungen hervorruft, indem die Feuchtig*
»keit unter Wärmeeinwirkung verdampft und die tlünne Farbdecke aufhebt.
Auch muss das Holz von allen etwaigen Fettflecken vor dem Anstreichen
gesäubert werden.
Die zum Schutze des Holzes gegen die Gefahr der Entzündung
empfohlenen Anstriche sind im § \l>4, die Anstriche gegen Wurmfrass im
I § 152, gegen Hausschwamm im S lö»^ gegen Nässe im § L'>1 angegeben.
^m Handmalereien auf Holzgegenständen frischplatten, Kästchen u, s. w.)
^Mverdeo in AquareU- oder Deckfarben ausgeführt. Das Holz (am besten
Ahornholz) wird zunächst mit einer Gummi-j Schellack* oder Leimlösung
impragnirt und dann mit Glaspapier abgerieben, hierauf wird auf den Grund
die Zeichnung aufgepaust» die Malerei ausgeführt und endlich zum Schutze
derselben über die Fläche farbloser Lack gestrichen.
Zum Färben des Holzes, entweder durch cüe ganze Masse (wie z. B. bei
dünnen Fournierbrettern) oder nur oberflächlich (wie z. B, bei verarbeiteten
Hölzern, Möbeln u. s. w.), um hellem, unschönem Holze ein dunkleres Aus*
sehen zu geben, wenn dasselbe mit dunklerem derselben Art zu einem Stück
verarbeitet werden soll, oder um dem Holz eine in der Natur selten otler
gar nicht vorkommende (grüne, blaue, violette u. s. w.) Farbe zu verleihen,
femer um einheimischen, billig zu erstehen*len Hölzern das Aussehen fremder,
kostbarer Hölzer zu geben, benutzt man Beizen, d. h, Abkochungen von
Farbhölzeni oder Auflösungen von Farbstoffen oder ätzende Flüs^\^V.e\\?Tv^
410
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
wie z. B. Salpetersäure, auch Lösungen von übermangansaurem Kali in
Wasser, Salmiakgeist u. s. w.
Durch das Beizen wird das Gefiige des Holzes nicht verdeckt, sondern
im Gegentheil schärfer hervorgehoben. Ist das Gefiige ein dichtes, so erfolgt
die Aufnahme der Beize langsam und schwer; Hölzer mit schwanmiigem
oder porösem Gefiige lassen sich dagegen schnell und leicht beizen und
werden daher auch meistens dunkler gefärbt als solche mit dichtem Gefiige.
Am schnellsten und leichtesten lässt sich über Hirn geschnittenes Holz
färben, weil es die Beize sehr begierig aufsaugt. Ganz gleichmässig färben
lassen sich nur Hölzer mit feinem und sehr gleichmässigem Gefüge, sowie
namentlich solche ohne grosse und stark glänzende Spiegel.
Gebeizte dünne Bretter bereiten in Folge der Aufnahme von Salzen
u. s. w. der Bearbeitung mehr Schwierigkeiten als ungeheizte, auch verziehen
sie sich leicht. Sollen Hölzer durch ihre ganze Masse gefärbt werden, so müssen
dieselben in besonderen Beiz Öfen lange Zeit mit der Färbefiüssigkeit
gekocht werden. Deshalb kann man zusammengeleimte Stücke nur ober-
flächlich färben, denn durch Hitze- und Dampfeinwirkung würde sich die
Leimung lösen und dann das Stück zerfallen. Erfolgt die oberflächliche
Färbung mit wasserhaltiger Beize, so tritt ebenfalls leicht ein Verziehen des
Holzes und ein Loslösen der zusammengeleimten Theile ein, so dass also
auch hierbei mit grosser Vorsicht verfahren werden muss.
Vor dem Beizen werden die Hölzer mittelst Hobel, Raspel, Ziehklinge
u. s. w. geglättet oder nur flüchtig abgeschliffen und dann P/g — 2 Tage
lang bei einer Temperatur von etwa 40^ C. getrocknet. Um eine gute
Färbung zu erzielen, empfiehlt es sich, das Holz vor dem Beizen etwas
anzuwärmen, damit die Holzporen geöffnet sind und die Beize schneller und
leichter eindringt.
Wird die Farbstoff brühe warm verwendet, so erhält man eine ge-
sättigtere und haltbarere Färbung. Ein geflammtes Aussehen kann man
dem Holze geben, wenn man vor dem Beizen einzelne Theile mittelst halb-
scharfer Ziehklinge quer gegen die Fasern abzieht; solche rauhe Stellen
Drittes Capttel. Die Hülwr.
411
i der Flüssigkeit), essigsaure Eisenoxydlösung (aus in heissem Essig auf-
K gelosten Eisenfeilspänen)» Zinnsoliition (Zinn und Salzsäure) u. s. w*
" Die Beiztincturen verändern häufig den Farbenton, Manche rothe Farbe
wird z. B. durch Schwefelsäure in Violett, manche andere in ein höheres
Roth verwandelt; Pottaschentinctur verwandelt die rothe Farbe des FemaTubuk-
holzes in eine puq:iurrothe> AlauniöKung in eine carmoisinrothe; Kiipfcrwasser
macht die Indigofarbe feuriger; Salmiakgeist verwandelt das Carmin- oder
[Cochenil!eroth in ein Carmoisinroth, u. s. w.
Einige bewährte Receptc zum Färben von Hölzern sind folgende;
1. Für Schwarz (Ebenholznachahmung):
8 Theile Blauholzextract mit 512 Theilen Wasser vermischt und der
Mischung gelbes chromsaures Kali hinzugesetzt;
Blauholzextract mit Wasser, dem etwas Alaun hinzugefügt, gekocht,
Eiossene Brühe heiss aufgetragen» nach dem Trocknen Hohfläche mit
lurer Eisenoxydlösung, Eisenchlond oder chromsaurem Kali behandelt;
Holz mit Galläpfelabkochung getränkt, dann mit in Spiritus oder Wasser
^slichcm Nigrosin (Anilinschwarz) behandelt.
2. Für Braun (Nachahmung von Mahagoni- und NussbaumhoU"):
Auflösung von übermangansaurem Kali (färbt alle Hölzer braun);
Salmiakgeist (färbt Eichenholz schön braun);
64 g Drachenblut in 1 ^j^ i gereinigtem' Spiritus gelöst (färbt Buchenholz
^oniartig) ;
doppeltchromsaures Kali (färbt Buchenholz braun);
»Anbeizung mit Katechulösung in sodahaltigem Wasser und nachfolgende
Behandlung mit einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali in Wasser;
Abkochung von echten Mahagoni spänen (färbt Nussbaum- und Ulmen-
holz m all agoni artig) ;
starke Abkockung von Wallnussschalen in Wasser (färbt schön braun;
»ein kleiner Zusatz von Orlean und Pottasche erzeugt einen rothlichen Ton).
3» Für Roth (in den verschiedenen Tönen):
16 j^^ feinpulverisirte Cochenille mit Ü4 i^ Cremor tartari und 200 g
Zinnsolution giebt Scharlachroth, mit Salmiakgeist versetzt Rosa^ Pfirsicbbluthen-
I j'oth oder Fleischroth, je nach Menge d€:% Zusatzes; das Holz wird in dieser
Jrühc gekocht;
16 g feinster Carmin mit filtrirtem Regenwasser etwa 5 Minuten lang
cht, dann etw^as Salmiak zugesetzt und das Ganze nochmals ii — 3 Minuten
gekocht, giebt Scharlachroth;
1 Theil Cochenille in löO Theilen Wasser mit 4 Theilen Weinstein;
5 Theile Krappwurzel mit 4 Theilen W' asser in einem in kochendem
rasser stehenden Gefäss digerirt;
Lösungen von Anilinroth (Fuchsin) färben mehr carmoisinroth»
Anbeizung mit Zinnchlorifl, dann Behandlung mit einer Abkochung von
Tlieilen Fcrnambukholz und 1 Theil Alaun;
130 g Weinstein, 120 g gestossener Alaun, 80 g Galläpfelpulver in
/ Wasser gekocht, Holz in dieser Brühe gekocht, dann HU ^ rnit Essig
tid ALaun abgeriebene Cochenille hinzugefügt und Holz von Neuem gebeizt
^ärbt cannoisinroth und mit Sahniak versetzt purpurroth);
lOOtJ g Kampechcholz und 5U0 g Fcrnambukholz mit 8 kg Wasser
itldestens 60 Minuten lang gekocht, dann mit dieser BrUhe Holz gefärbt
412
Erster Theil. Die HauptstofTe.
und nach dem Trocknen mit einer Lösung von 16 ^ Pottasche in 500 g
Regen wasser bestrichen.
4. Für Gelb:
Salpetersäure (färbt alle Hölzer gelb);
Zinnauflösung (giebt weissen Hölzern eine goldgelbe Farbe);
Anbeizung mit Alaun oder Zinnsalz (Zinnchlorid), dann Holz mit einer
Gelbholz-, Quercitron- oder Curcuma- Abkochung bestrichen;
Anbeizung mit einer Lösung von 3 Theilen essigsaurem Bleioxyd in
100 Theilen Wasser, dann Behandlung des Holzes mit einer Auflösung von
l Theil doppeltchromsaurem Kali in 100 Theilen Wasser (lässt sich durch
Essig- oder Pottaschen-Zusatz beliebig von Kanariengelb bis Roth abtönen;
giftig);
32 g Krapp mit saurem Geist übergössen, so dass letzterer 5 cm über-
steht, Holz nach 24 Stunden in diese Flüssigkeit gelegt und in derselben 3 — 4
Tage lang gelassen;
Apfelbaumrinde oder Birkenlaub in Alaunwasser gekocht.
5. Für Blau:
Käuflicher Indigoextract oder Indigocarmin mit der nöthigen Wasser-
menge verdünnt und Holz in diese Flüssigkeit eingelegt;
Anilinblau ebenso behandelt (hat geringe Haltbarkeit);
70 — 95^ Blauspäne mit ^2 ^.^ at)gekochter guter Pottaschen- oder Buchen-
holzaschenlauge in einem Messinggefässe gekocht, Brühe durchgeseiht und mit
33 g zart zerstossenem Vitriol versetzt ; soll der Ton kälter und feiner werden,
so setzt man der Flüssigkeit noch 5 — 8 g Grünspan hinzu;
130 ^ Lackmus mit 4'/2 / Kalkwasser gekocht und Holz damit
bestrichen ;
Anbeizung mit dünner P^isenoxyd- oder Eisenchloridlösung, darauf
Behandlung des Holzes mit Blutlaugensalzlösung.
6. Für Grün:
Holz erst gelb gebeizt, dann in blaue Beize gelegt — oder umgekehrt ;
mit Essig abgeriebener Grünspan mit Schwefelsäure gekocht (färbt
Drittes Capitcl. Die Hölzer. 413
rothe Farbe und werden durch eine Krappabkochung gleichförmig kastanien-
braun gefärbt. Eine Gummiguttilösung verleiht dem Akazienholz eine dunkel-
citronengelbe, dem Pappelholz eine wachsgelbe, dem Nussbaum- und Bim-
baumholz eine schöne braune und dem Kastanienholz eine mahagoniartig
rothbraune Farbe. Safranlösung in Wasser färbt Nussbaum- unil Bimbaumholz
dunkler als Eschen- und Kastanienholz. Alle mit Pottasche zubereiteten Beizen
erblassen stark, alle mit Säuren hergestellten besitzen dagegen meistens eine
grosse Haltbarkeit.
Femer ist noch zu erwähnen, dass sich Lindenholz und Ahornholz
mit Theerfarbstoffen weit schöner färben lassen als Tannen- und Fichtenholz,
dass letzteres sowie Ahornholz durch eine Lösung von doppeltchromsaurcm
Kali in Wasser eine gelbe Färbung annehmen und dass Eichenholz durch
diese Beize in Folge seines Gerbstoffgehaltes dunkelbraun wird.
Statt billigen inländischen Hölzern mittelst Beizen das Ansehen von
kostbaren ausländischen zu geben, belegt man sie mit ganz dünnen (1 — 3 mm
dicken) Platten (Foumierblättern), welche aus 2 — 8 m langen Bohlen edlen
Holzes mittelst Handsägen (Foumiersägen) oder Fouraierschneidemaschinen
geschnitten oder zur Vermeidung jeden Verlustes durch Spanbildung mit
einem breiten, hobelartigen Werkzeug gespalten oder auf einer Drehbank
mittelst Messer von gleicher Länge wie das Holz durch einen spiralförmigen
Schnitt in Form sehr langer Blätter geschnitten werden. Im letzteren Falle
muss die Holzfaser vorher durch mehrstündiges Kochen erweicht und un-
mittelbar nach dem Kochen im heissen Zustande verarbeitet werden.
Das Fournieren gewährt gegenüber dem Beizen den Vortheil, dass
sich die Holzgegenstände weniger leicht werfen; ausserdem besitzen foumierte
Gegenstände stets eine grössere Haltbarkeit als massive von derselben Holzart.
Zum Fournieren wählt man solche Hölzer, welche sich entweder durch
eine schöne Färbung oder durch eine prachtvolle Zeichnung, beziehungsweise
Maserung auszeichnen, namentlich Mahagoni-, Palisander-, Jakaranda-,
Nussbaum-, Eben-, Rosen-, Buchsbaum-, Cedern- und Eichenholz
und als Blindholz solche Hölzer, die sich nach dem Trocknen möglichst
wenig verziehen, also besonders Linden-, Pappel- und Tannenholz, auch
mit Vortheil astfreies, schlichtes Eichenholz, weil dasselbe sehr fest
ist und den Leim gut aufnimmt.
Die einzelnen Fournierblätter werden auf dem Blindholz so neben-
einander angeordnet, dass ihre Adern und Flammen hübsche, symmetrische
Zeichnungen bilden; zum Fournieren ovaler, runder und vieleckiger Flächen
wählt man mit Vorliebe einen Steni aus keilförmig zugeschnittenen Blättern,
u. s. w.
Die Fournierblätter werden auf ihrer Unterfläche mit dem Fournier-
hobel (Zahnhobel) aufgerauht (gezähnt\ damit die Leimung besser hält,
und vor ihrer Verwendung gut ausgetrocknet. Um ein Krummziehen der
Blätter beim Trocknen zu verhüte», benutzt man — namentlich bei sehr
maserigen Stücken — heissc Zulagen, zwischen die man die Blätter legt.
Sind ebene Flächen zu fournieren, so bestreicht man sie gleichmässig
mit einem nicht zu schwachen, gleichmässig starken Leim, legt die Fournier-
blätter, welche keinen Leimanstrich erhalten, auf und presst das Ganze fest
zusammen, indem man zuerst die in der Mitte der Tafel angesetzte
Leimzwinge anzieht, um den überflüssigen Leim nach den Kanten hin
414
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
zu drängen. Man benutzt beim Pressen Zulagen; dieselben dürfen
keine Feuchtigkeit zur Vermeidung von Blasenbildung enthalten. Handelt es
sich um das Foumieren schmaler Flächen, so verwendet man zum Pressen
keine Leimzwingen, sondern reibt die Foumierblätter bis zu ihrem festen
Anhaften auf dem Blindholz mit einem angewärmten Foumierhammer. Um
ein Rissigwerden gänzlich zu vermeiden, empfiehlt es sich, auf das Blind-
holz erst ein Eichenholzfoumier und nach dem Trocknen desselben darüber
das werthvolle Aussenfoumier aufzuleimen.
Bei Karniessen und anderen Gliedern foumiert man jedes zwischen
zwei Kanten liegende Glied für sich und benutzt zum Anpressen eine dem
Glied entsprechend ausgekehlte Zulage, welche dasselbe wie eine Form bedeckt.
Das Foumier wird auf der Oberseite mit starkem Papier beklebt, auf der
Unterseite mittelst Hobel gezahnt (verdünnt), um es recht biegsam zu machen,
dann auf das geleimte Blindholz gelegt, mit der Zulage bedeckt und gepresst,
indem man die Leimzwingen nach und nach fester schraubt. Ist das Foumier
getrocknet, so wäscht man das aufgeklebte Papier mit lauwarmem Wasser ab.
Ein anderes Verfahren besteht darin, dass man das Blindholz mit Seife, das
Foumier mit Leim bestreicht, das Ganze zusammenpasst, die abgeputzte
Fläche des Foumiers mit dünnem, geleimtem Papier beklebt, dann das Foumier
vom Blindholz wieder ablöst, beide Theile reinigt und darauf das Foumier
endgiltig aufleimt. (Siehe: Mothes, a. a. O., Bd. II, S. 367.)
Säulen und andere runde Holzgegenstände werden mit ver-
dünnten Foumierblättem belegt, welche eine grössere Fläche besitzen, als
der Umfang erfordert. Die Blätter werden schwach gekrümmt, indem man
sie mit ihrer Unterseite über ein Feuer von Hobelspänen hält, dann werden
sie auf das geleimte Blindholz gelegt, mit entsprechend gestalteten Zulagen
bedeckt und gepresst oder mit Schnüren spiralförmig umwunden, wobei man
sich oft besonderer Maschinen (Fourniermaschinen) bedient.
Zum Foumieren benutzt man auch Blätter von verschiedener Farbe
(bunte Fournierung), indem man aus denselben mittelst Schnitzers oder
einer scharfen Reissahle, eines Stemmeisens, einer Laubsäge oder bei kreis-
Knie bunte Foumiening erhält man auch dadurch, dass man zwei
rschieden gefärbte Blätter aufeinander legt, das oberste mit Papier beklebt,
iif dasselbe das gewünschte Muster aufpaust, nach der Zeichnung mittelst
aubsäge aus freier Hand oder mittelst Decoupirsage beide Blätter gleich-
titig ausschneidet und die aus dem einen Blaft herausfallenden Stücke in
lic entsprechenden Durchbrcchtmgen des anderen einlegt; man erhält auf
Jiese Weise gleichzeitig ^wei verschiedene, aber vollständig fertige Muster
ohne wesentlichen Stoflfverlust
Mittelst Holzmosaik lassen sich auf den Holzplatten u, s. w. ausser
>metrischen Mustern und Ornamenten auch Figuren, bildliche Darstellungen,
ifixe I^nd Schäften, Architekturen u, s. w, herstellen. Berühmt sind die
arbeiten von David Röntgen in Neuwied am Rhein,
Haben alte foumierte HoUarbeitcn Blasen u. s. w. erhalten, so dass die
Abnahme der Founiierblätter erwünscht erscheint, so wäscht man ihre Ober-
che mit kochend heissem Wasser und einem groben Tuch sorgfältig ab,
rlrmt sie (z. B. mit einem Plätteisen), reibt sie dann mit Leinöl ab,
rärmt sie nochmals, damit das Oel das ganze Foumier durchdringe, und
löst dann das Blatt mit aller Vorsicht ab; hierauf entfernt man den alten
rim vom Blindholz, streicht neuen sehr gl eich massig auf. legt das Blatt wieder
uf und presst es bis zum Festhaften.
Diiime Foumierblätter benutzt man auch zum Bekleben von Bücher-
lüeckeln, sowie zur Herstellung von Besuchskarten, Tapeten (siehe § 275} u. s. w.
Zu den eingelegten Arbeiten verwendet man auch Gold, Silber
[und andere Metalle, Perlmutter, Schildplatt, Elfenbein (namentlich
J«uf Ebenholz), schön gefärbte geschliffene Steine [me z. B, Lasurstein und
lAlalachits gefärbtes Glas u. s. w. Die Stücke w^erden in entsprechend
Igeiftalteie Vertiefungen eingedrückt oder eingeklopft oder mit Hilfe von Leim,
P'miss u. s. w, mit den HolzHächen fest verbunden.
Verjiierungen lassen sich auf der Holzoberfläcbe durch Einbrennen
fügen; entweder benutzt man hierzu erhitzte eisenie Formen, die man
^i das Holz presst, so dass die gebrannten Stellen mehr oder w^eniger
^te'iisiv braun erscheinen, und hobelt dann die Holzfläche bis zum Ver-
*^QMrindeu der Vertiefungen ab, so dass die Figuren wie getuscht aussehen,
**»CT man verwendet einen glühenden, mit freier Hand über die Linien der
^^^^ezeichneten Figuren, Ornamente u, s, w. geführten, aus Platin oder Stahl
gefertigten Stift (elektrischen oder Benzin-Brennsrift), wobei man sich mit
|*^>nheil des Krempelhuber sehen Glühapparates mit Benzinfüllung bedient,
|üdcr man benutzt die von Bernhard Lui!w*ig in Wien eigens für diesen
JAWfck construirte Brennmaschine. Man nennt diese Kunst Holzbrand-
••■fhriik <ji|tr Pyrographic.
:^ ill». Holzwolle und Holzstoff (Holzschliff und HolzcelluloseU
Unter Holzwolle versteht man feine, schmale, gekräuselte Hobelspäne,
l^clcljc in bcMjnderen Maschinen — z. B. in der Holzwollmaschine der
LMeiüscner Eiscngiesserei und Maschinenbauanstalt (vormals
\\ L II. M J a k o b i) in Meissen, von C L. P* F 1 e c k S ö h n e in Berlin , von A n t h o n
^Ohtie in Flensburg» von Kirchner ^: Comp* in Leipzig-Sellerhausen, von
'— ]-:* r t'ebersdorf (Böhmen) u. s, w. — hergestellt werden, bei
m
Erster Theil. Die HaupUtoffc.
denen das Holz gegen ein hin- und hergehendes Messer oder gegen eine
mit Messern amiirte rotirende Scheibe angedrückt wird. Die Holzwolle dienT
als Verpack ungS' und Polstcrstoff, zum Frottiren, als Viehstreu, als Verbawl-
mittel an Stelle der Charpiewolle u. s. w., und gefärbt zur Herstellung von
Matten sowie zum Flechten von ^Feppichen.
Der Holzstoff (Holzzeug, HolzschUfT, Ccllulosc) slclU eine aus /.«*
fasertem Holz bestehende Masse dar, welche hauptsächlich in der Papier-
fabrikation als Ersatzstoff der Hadernfaser dient, aber auch zu antlereu,
weiter unten angeführten Zwecken benutzt wird. Man gewinnt diese Masse
auf mechanischem otler chemischem Wege aus den europäischen Nadel-
hölzern Fichte, Tanne, Kiefer und Lärche) sowie aus einigen LaubhüUeni
tnamentlieh Espe und Erle, seltener Pappel, Linde, Birke oder Buche). Von
den Nadelhölzern eignet sich für diese Verarbeitung am besten die Fichte,
von den Laubhölzem die Espe. Nadelhölzer liefern einen härteren, gelblichcti,
LaLibhölÄer einen weicheren, weissUchen Holzstoff. Es empfiehlt sich, heim
mechanischen Zerfasern des Holzes nicht zu alte Stämme zu verwenden, weil
deren Hulzzellen zu stark verhärtete In cru Stationen (Lignin) besitzen, aber
auch nicht frisch gefällte Stämme zu benutzen, weil die Incrustationen leicht deo
Schleifstein verschmieren. Zweckmässig wählt man Stamme von lU — *Jb fm
Durchmesser, die nach dem Fällen mehrere Monate lang gelagert haben,
und solche mit schwammig gewachsenem Holz, das reich an reiner Ccllulo»e
und arm an Incrustationen ist.
Man entfernt zunächst von den Stämmen die Rinde, wobei man sich
zweigriffiger Messer oder einer Rinden Schälmaschine (z. B. der von
VV-, Kapp in Düsseldorf construirten) bedient, die hauptsächlich aus ciocr
sich in verticaler Ebene drehendai sowie mit wenig vorstehenden Messern
besetzten Scheibe und einem flachen Tische oder geriffehen Walzen besrehi,
auf denen der Stamm den mit geraden oder gekrümmten Schneitlen vei^
sehenen Messern entgegengeführt wird. Hierauf zertheilt man den Stamm
mittelst Pendel- oder Kreissäge in der Breite des Schleifsteines in entsi^rechend
lange Stücke, beseitigt durch Herausbohren oder Herausschlagen die Acste,
sowie die kranken und faulenden Theile und spaltet die Stücke in Richtung
der Fasern entweder mit von Hand geführtem Messer oder mittelst einer
Holzspalt- oder Hackmaschine, die aus einem Gusseisengestell besteht,
an welchem in verticaler Richtung ein am unteren Ende mit scharfen Messen)
ausgestatteter Schlitten durch Kurbel und Kurbelstange auf und nieder be-
bewegt wird, wobei er das auf dem Tisch des Gestelles ruhende Hob
spaltet. Das zerkleinerte Holz wird nunmehr auf einem^ mit einer Umfangs-
geschwindigkeit von höchstens In m in wagrechter Ebene auf senkrechter
Achse oder in senkrechter El>ene auf wagrechter Achse rotirenden und aus grobem,
gleichförmigem Sandstein bestehentlen Schleifstein von mindestens 1*3 m
Durchmesser und rrö m Dicke geschliffen, indem man es mittelst mechanischer
Vorrichtungen ununtcrl>rochen an diesen Stein so andruckt, dass seine Fasern
parallel zur Achse liegen, und durch kräftiges Bespritzen mit Wasser oder
dadurch, dass man den horizontal angeordneten Stein unter Wasser sctct
und also das Zerfasern unter Wasser vornimmt, eine Verunreinigimg der
Sehleifflüche des Steines durch Holzfasern vcrhhiderL Zum Zerfasern benutzt
man auch eigens construirte Holzschliff- oder DefibrcurmaschineTi,
z. B. die nach dem System Vdltcr erbaute.
Drittes Capilet« Die Hölzer«
41T
Von dem Schleifstein oder der M.ischine fliessen die mit Wasser ge-
mengten Holzfasern dem Sortirapparat (Epurateur) zu, in welchem die un-
gleich grossen Theile von einander getrennt werden. Man benutzt hierzu
entweder cylinderförmige und um eine Achse rotirende Siebe (Dreh- oder
Cy linder siebe) oder mit Schüttel Vorrichtung versehene und in Rahmen
angeordnete Siebflächen (Rahmen- oder Schüttelsiebe), welche Draht-
gewebe mit dinglichen Maschenoffnungen besitzen. Gewohnlich sortirt man die
Holzfasern in sechs Numnieni und erhält dann : Splitter, zu grobe Fasern,
grobe, feine und feinste Fasern und unbrauchbares Holzpulver. Zu benutzen
sind nur die groben, fenien und feinsten Fasern; erstere werden weiter zer-
fasert, und zwar im Raffineur, der ehie Art Mahlgang mit zwei scharfen,
übereinander gelegten Steinen darstellt, dessen oberer Stein rotirt, während
der untere festliegt.
Die Hokfasern werden, sofern sie die erforderliche Feinheit besitzen,
den übrigen Nacharbeiten zugeführtp welche aus dem Entwässern und
Bleichen der Masse bestehen. Die Entwässerung der Masse wird in der
Regel nur soweit vorgenommen, dass ilas Holzzeug noch etwa 40 — tiO^Vo
F'euchtigkeit enthält. Man benutzt hierzu entweder hydraulische oder Spinilel-
pres&en oder Cylinder- und Langsiebmaschinen oder Schleudermaschinen
oder Abtropfkästen und erhält dadurch entweder sogenannten gepressten
Kuchen oder Pappe oder Schabstoff. Eine weitergehende Entwässerung
ifmpfiehh sich nicht, weil darm — besonders bei Verwendung von Nadel-
höizcm — das Harz die Fasern so stark zusammenklebt, dass euie s[iätere
Trennung der Faseni grosse Schwierigkeiten bereitet. Das Bleichen des
Holzzeuges erfolgt durch liehantüung mit doppeltschwetligsaurem Kalk oder
doppeltschweßigsaurem Natron.
Bei diesem mechanischen Process werden die dem Holze die
estigkeir und Härte verleihenden Incnistatitmen der Holzzellen fast gar
nicht angegriffen, daher besitzt der auf diesem Wege erzeugte Holzstoff
Sprödigkeit und kann deswegen all ein lur Papier fabrikation nicht benutzt
werden, denn das aus ihm hergestellte Papier würde keine grosse Haltbarkeit
besitzen. Beim chemischen Process dagegen werden diese Incruslationen,
auch Harz, ätherisches Üel u. s. w. beseitigt, sowie clie Holzfascni freigelegt
und man erhält sehr lange, elastische, leicht vtrhlzungsfähige Fasern, die
ohne Lumpenzusatz zu Papier verarbeitet werden können. Der chemische
Procc-ss liefert also einen werthvoUeren Holzstoff; derselbe wird Holze eil u-
lose genannt, während der auf mechanischem Wege gewonnene gewöhnlich
mit dem Namen Holzschliff bezeichnet wird.
Beim chemischen Verfahren werden die auf dieselbe >Veise, wie oben
beschrieben wurde, zerkleinerten Holzstücke (^dicken Späne) entweder in Aetz-
natronlauge von 12^ B, in eisernen Cy lindem gekocht, wobei man dann die
sogenannte Natronceüulose erhält, oder man kocht (nach dem Verfahren
von Tilghman in Nurdamerika oder von R. u. A. Mitscherlich in
Deutschland) die Späne in Lauge von schwefligsaurem und in schwefliger
Saure gelöstem Kalk oder Magnesia (Calciumbisulfitlösung oder Mag-
nesiumbisultitlösung) in grossen Kochkesseln, wobei sogenannte Sulfitcellu-
lose oder Sulfitstoff entsteht, oder man benutzt eine Calcium-Magnesium-Sulfit-
lösung oder auch verflüssigtes Schwefligsäureanhydnd.
Kräder, Handbuch der ÜAu&tofHebrr. 27
418
Erster Theil, Die HanpUtoffe«
Das Kochen erfolgt unter einem Druck von 4 — 8 Atmosphären und
erfordert eine «lange Zeit^ deren Dauer vom Inhalt des Kochgefässes ab-
hängt. Nach dem Kochen wird der bräunlich gefärbt erscheinende weiche
Holzstoff im Holländer gewaschen und soweit aufgelöst, dass man ihn auf
einer Cylinder- oder Langsiebmaschine in Pappe umwandeln kann. Häufig
wird die HolzceUulose auch vor ihrer Verwendung wie der Holzschliff noch
weiter gebleicht.
Verwendungen des Holzstoffes.
1. Herstellung von Papier und Papiermache. Holzstoffhaltiges
Papier wird unter der Einwirkung der Luft und des Sonnenlichtes leicht
gelb und brüchig.
2?. Künstliches Holz,
ij) Verfahren von Wiederhold.
Getrocknetes Holzzeug wird mit einer dünnen Leimlösung getränkt
oder selbst aus einer Leimlösung gepresst. Die gepressten Gegenstände er-
halten nach dem Trocknen einen Anstrich mit besonders dick eingekochtem
Leinölümiss, der heiss aufgetragen wird. Durch mehrrr.alige Wiederholung
dieses Anstriches weiden die Gegenstände wasserdicht. Man kann sie nach
dem Trocknen schleifen und poliren oder mit Oelfarben bestreichen und
dann lackiren. Die Masse lässt sich auch beliebig färben ; das Beizen ist jedoch
vor der Imprägnirung mit Leinölfirnis s, am besten sogar vor dem Pressen
in die Fonnen vorzunehmen.
&) Verfahren von Grünert
Gefärbtes Holzzeug (Holzschliff oder Holzcellulose) wird mit S^rup oder
Glycerin» auch mit Wasserglas, wenn das künstliche Holz Wasserdichtigkeit
besitzen soll, und mit Leim oder Fimiss vermengt, so dass eine consistente
Masse entsteht. Letztere wird in Formen gepresst, die aus einzelnen, der
Zeichnung entsprechenden Abtheilungen bestehen, deren jede mit einer anders
gefärbten Masse gefüllt wird. Hierauf wird die gepresste Masse aus der
Form heraus in einen Umfassungsrahmen gestossen, und es werden die
schmalen, die Massentheiie trennenden Furchen durch Breitdrücken der
Masse mittelst starker hydraulischer Presse ausgefüllt, so dass eine zusammen-
hängende Platte entsteht.
r) Verfahren von B. Harras in Bohlen,
Gewöhnliche Holzcellulose wird mit Wasser behandelt und, nachdem
das letztere zum Abtropfen gebracht ist, mit Stärke oder einem kleberreichen
Mehl (z. B. Weizenmehl) innig vermengt und hierauf gekocht. Ks entsteht dadurch
eine zähe und faserige Klebemasse. Dieselbe wird nun mit einer gleich
grossen Menge Sägespäne vermischt, darauf in eiserne oder stählerne Formen
oder solche aus Rothguss, die auf etwa 120^ C. erwärmt sind, geschüttet,
sodann mit einem Druck von etwa 700 J^g für das Quadratcentimeter t^also
mittelst hydrauhscher Presse) comprimirt, hierauf heiss ans der Form heraus-
genommen und endlich langsam abgekühlt. Auf diese W^eise erhält mau
einen «lern Holz ähnlichen, elastischen, mit der Zeit knochenhart werdenden
Stoff, welcher sich wie Holz bearbeiten» auch färben, poliren, leimen u. s. w.
und mit einem Foumier aus Naturholz überziehen lässt.
«/) Anderes Verfahren*
Das Holzzeug wird mit Thon, Gyps, Leinsamenpulver, Blut u* s.
vermischt, in warme Metallformcn geschüttet^ gepresst und langsam abgekl)
Drittes C^pUcl. Die Hoher.
419
Aus solchem künstlichen Holz lassen sich einfache und gegliederte
»ten, Eckverzierungen, Schlilsselschilder, Reliefs, Capitäle, Köpfe, reich
mentirte Aufsätze, Spiegel- und Bilderrahmen, Uhrgehäuse, Nippsachen,
tfnucksachen u. s, w, herstellen.
3. Holzfilzplatten, aus Holzschliff (auch gemengt mit Holzcellulose)
gestellte Platten mit lockerem Gefüge, welche als Bierglasuntersätze und
h als schlechte WärmeWiter vielfach verwendet werden.
4* Holz pappe» entweder ganz aus (gewöhnlich braunem) Holzschliff
aus solchem und Holzcellulose hergestellt Sie besitzt eine Verhältnisse
isig geringe Feütigkeit; — u. s. w.
§ läO. Verschiedenes (Holzersatzstoffe),
Zur Herstellung von künstlichem Holz benutzt man neben dem
zzeug hauptsächlich Sägespäne oder Sägemehl, das mit irgend einem
demittel versehen und in Formen gepresst wird. Von den vielen,
tens durch Patent geschützten Verfahren mögen hier einige kurz be-
tKhen werden, die sich gut bewährt haben sollen.
1, Terracottaholz von Gillmann (amerikanisches Patent).
1 — 3 Theile Sägespäne harzreicher Hölzer werden mit 1 Theil ge*
ämmtem Caolin vermischt, die Mischung wird mit Wasser angerührt und
II in Stahlcy linder geschüttet, hierauf mit Stahlstempeln zu Blöcken ge-
Dt, sodann in einem Trockenofen getrocknet und endlich in einem Brenn-
bis zur Weissglühhitze gebrannt. Die Blöcke lassen sich wie NaturhoU be-
bten und besitzen vor demselben den Vorzug grösserer VViderstandsfähig-
und ziemlicher Feuerbeständigkeit,
^ 2* Künstliches Holz iBois durci). Diese bildsame, widerstandsfähige
Hft|>esteht aus fein pulverisirten Sägespänen harzreicher Holzarten und
JpBindemittel aus Blutalbumin, Leimlösung oder anderen Klehestoffen,
Mischung wird in angewärmte, zumeist gravirte Metallformcn geschüttet
in denselben mittelst starker hydraulischer Pressen comprimirt. Die ge-
ten Gegenstände lassen sich wie Naturholz bearbeiten, sägen, schneiden,
ren, leimen, poliren, lackiren, vergolden, bronziren u. s. w., widerstehen gut
W;irme, so das» man sie ohne Schaden auf heisse Eisenplatten legen
I, und bilden bis zu einem gewissen Grade einen Ersatz für theure Holz-
ilzereien. Man fertigt aus der Masse Reliefverzierungen aller Art,
Iratbildnisse, Luxusgegenstände, Möbel, Spiegel- und Bilderrahmen, Album-
d u. s, w. und bekleidet sie auch häufig mit einem P'oumier aus Natur-
L Hervorragend sind die aus dieser Masse hergestellten Gegenstände
Firma M, G. Junge in Berlin.
3. Holzcement oder Sciffarin.
, Der Hölzcement besteht aus einer Mischung von Sägespänen, Hanffascm,
ftnchi, Gallerte und Mineralstoflfcn. Man benutzt diese Masse zur Her-
ung von LuxusgegenstäTuien,
4* Kunstebenholzmasite von Gottschalk.
Feingesiebte Sägespäne harter Holzarten werden mit einer Beize aus
icilen Ulnuholzcxtract, 10 Thcilen Wasser und V| Theil Alaun 10 Stunden
gekocht, dann in ein Bad aus Ib Theilen Wasser und l Theil Kupfer-
0l gelegt und iJi ilcmsclben ü Stunden lang liegen gelassen, hierauf
27*
u^£L.
im
Erster Thcil. Die Hauptstöße.
getrocknet, mit Bkitalbumin vermischt und endlich in erhitzten Metatlformen
mittelst Schlagpressen cornjirimirt.
b, Rlc tz ins ki sehe Holzpaste,
lOli Gewichtstheile Sägemehl (am besten von weichen Holzarten) werden
mit einer Auflösung von 100 Gewichtstheilen schwefelsaurer Thonerde und
der nothwendigen VVassernicngc tüchtig gekocht, nach dem Erkalten mit
einer aus 50 Theileu Leim und 100 Theilen Wasser durch Sieden erhaltenen
Losung sorgfältigst gemischt, innig durchgeknetet, in Pressmatten gerollt und
unter Anwendung eines möglichst starken Druckes gepresst. Die anfangs
leicht zerbrechlichen gepressten Gegenstände erreichen an der Luft allmälig
eine grosse Festigkeit. Sobald sie fest genug geworden sind, bestreicht man
sie 3- bis nmal mit einer fiinfprocentigen Pottaschenauflösung (in Wa^sser)
und Irocknet sie alsdann, l^m farbige Gegenstände zu erhalten, werden der
schwefelsaureti Thonerde beliebige Farbstoffe zugesetzt. Die Thonerde tnacht
die Masse wasserdicht, währetul ^ler Leim ihr grosse Bildsamkeit verleiht.
0. Parketttafeln von M, Hurtig in Berlin.
b — 'M^ / feine Sägespäne beliebiger Holzarten werden mit ij'l — 0*5 /
concentrirter Losung einer beliebig zusammengesetzten Fettseife getränkt,
dann gut getrocknet, hierauf mit Kalkmilch \^gelöschtem Kalk und Wasser)
behandelt, nochmals getrocknet, sodann mit 3- — 8 / einer Mischung aus
Casein und gebranntem, ati der Luft zerfallenem Kalk vermengt uml endlich
an der Luft getroeknel. Diese Masse eignet sich zur Herstellung von
Flachreliefs. Für Hochreliefs nimmt man 10—30 / der fertigen, be-
ziehungsweise hydraulisirten Sägespäne und fügt denselben eine aus Ih bis
40 / zerstampften und zerriebet\en, in der Schale gedämpften Kartoffeln,
1 — 5 / Infusorienerde und 0'5 — 2 b l gemahlenem Burgunderharz bestehende
Mischung hinzu. Mati erhält dann einen biegsameren, leichteren und anfäng*
lieh nachgiebigeren Stoff, der selbst bei V'erwendung stärker erhitzter
Metall fonnen hell bleibt und daher mit Metallfarben sich beliebig färben lässt.
Das Sägespänepulver wird imn in heissen Formen mittelst Druckes
einer hydraulischen Presse zu einem festen Körper vereinigt. Will man
letzteren mit einem I^'ournter aus Naturholz bekleiden, so bestreicht man ihn
mit einer heissen Mischung aus 2 Gewichtstheilen aufgetjuollenem Leim,
1 Gewichislheii Leinöltirniss und 1 Gewichistheil in W eingeisl, dem D'öGewichts-
theil Terpentin zugesetzt ist, aufgelöstem Colophonium, die durch Zus;immen-
schmelzen dieser Stoffe im Wasserbade erhaltet^ wird. Dieser Anstrich er-
härtet zu einer festen Kruste* Das Foumierblatt wird in ein Bad aus
2 Theilerj concentrirter Schw^efelsäure und 1 Theil Wasser gelegt, nach
vollständiger Durchtränkung mit theser Flüssigkeit mit reinem Wasser
ausgewaschen, abgespült, getrocknet, dann auf den geformten imd bestrichenen
Körper aufgelegt und mit demselben in der fniheren, nnrliinnk erwarmUn
Form gepresst.
7. Kunstholz von M. E. Villeroy in Schrambeit:,
Feinfaserige Holzwolle wird mit einem Bindemittel vermischt, in ent-
sprechend gestaltete Formen geschütlel, in denselben unter Anwendung hohen
Druckes gepresst, getrocknet und nochmals gciircsst, wobei man einen
möglichst starken Druck ausübt. Hierdurch wird die Masse so fest^ dass
man sie at)drehen und beliebig bearbeiten kann; sie soll auch grosse Wider-
standsfähigkeit gegen Hitze und Nässe besitzen und sich zur Herstellung von
Drittes Capitel. Die Hölzer. 421
Walzen, Verzierungen aller Art, Ornamenten, Nachahmungen von Holz-
schnitzereien gut eignen.
8. Holzmasse für plastische Verzierungen.
J. Höfer (Fabrikation künstlicher plastischer Massen, Wien 1887) und
E. Hubbar d (Verwerthung von Holzabfällen, Wien 1887) theilen folgende
vier, zur Herstellung plastischer Verzierungen aus künstlichem Holz bewährte
Verfahren mit:
a) Sägespäne weicher Hölzer werden mit Leimlösung und Wasserglas
gekocht und denselben noch nachträglich so viele Sägespäne innig bei-
gemengt, dass eine teigartige, geschmeidige Masse entsteht. Diese wird zwischen
Eisenplatten gepresst, getrocknet, geschliffen und, wenn man sie zu Fuss-
bodenbelägen u. s. w. verwenden will, gefärbt. Man erhält auf diese Weise
beliebig grosse und dicke Platten von grosser Festigkeit und Widerstands-
fähigkeit gegen Nässe.
b) 7 kg feingesiebte Sägespäne werden mit 1 kg gepulvertem Colo-
phonium vermischt, die Masse wird auf eine mit Papier belegte Eisenplatte
gelegt, welche mit einem der Dicke der anzufertigenden Tafel entsprechend
hohen Rand versehen ist, dann mit Papier bedeckt, darüber eine heisse
Platte gelegt und das Ganze mittelst hydraulischer Presse einem hohen
Druck ausgesetzt.
c) Scharf getrocknete, gesiebte Sägespäne werden in kochend heisser
Leimlösung aus 5 kg gutem, hellem Leim, 1 kg Hausenblase und Wasser
mit oder ohne Zusatz von etwas Tragant oder Kreidepulver zu einer
genügend consistenten Masse verarbeitet, dann in Metall-, Gyps-, Schwefel-
u. s. w. Formen nach gehöriger EinÖlung derselben eingefüllt, mit einer
grösseren Platte bedeckt und dadurch gepresst, dass man diese Platte noch
beschwert. Die gepresste Masse ist langsam zu trocknen und dann gegen
Werfen und Krummziehen gesichert, dagegen vermag sie Feuchtigkeit nicht
zu ertragen. Um recht gute Platten zu erhalten, wird die gepresste Masse
mit einem breiten und dünnen Messer nachgeschnitten und geebnet. Wiegen
des starken Zusammenziehens der Masse erhalten die Gegenstände keine
scharfen Contouren; man kann sie aber lackiren, vergolden u. s. w. und
überhaupt wie aus Holz geschnittene Verzierungen behandeln.
d) 10 Theile feine Sägespäne, 1 Theil Gyps, 10 Theile Leim (in
Wasser geschmolzen), 4 Theile gemahlene Bleiglätte und 8 Theile Bleiweiss
w^erden innig miteinander vermengt, dann wird diese Mischung in zwei-
theilige, eingeölte Formen geschüttet und nach dem Erkalten herausgenommen.
Hierauf kann man sie mit Oelfarbe anstreichen oder vergolden, auch bronziren
u. s. w. Man benutzt diese Masse hauptsächlich zur Herstellung von Bilder
und Spiegelrahmen.
Ueber die Herstellung von Holzersatzstoffen findet man ausser in den
beiden oben genannten Büchern auch noch in dem Werke von Dr. Theod.
Koller: »Künstliche Baumaterialien, ihre Herstellung und Verwendung«:
(Frankfurt a. M. 1894) weitere Recepte mitgetheilt.
Das Xylolith (Steinholz) ist im § 98 näher beschrieben worden.
Erster Thel!* Die Hauptstöße.
£• Mittel gegen Schwinden, Quellen, Faulniss, Wurmfrass, Schwamm
und Entflammung.*)
§ 151. Mittel gegen Schwinden und Quellen.
Um das Arbeiten des Holzes auf ein möglichst geringes Maass zu
beschränken, das Werfen und Reissen zu verhindern, hat man verschiedene
Mittel in Vorschlag gebracht, durch welche entweder die Ursache des
Schwindens und Quellens beseitigt oder die Wirkung *iieser Ursache gcwalt-
San« verhindert werden soll. Diese, bald mit grösserem, bald mit geringerem
Erfolge angewendeten Mittel sind: eine zweckmässige Austrocknung dca
Holnes, ein äusserer Schutz gegen Feuchtigkeit, ein Entfernen der die
Feuchtigkeit beglinstigenden Stoffe und eine zweckmässige Bearbeitimg, Ver-
wendung, Verbindung, Theilung des Holzes unter Berücksichtigung der
Langen- und Querrichtung, der Spiegelfasem, des Kernes und des Splintes.
1. Austrocknen. Der Feuchtigkeitsgrad des Holzes richtet sich nach
dem der Luft, welche das Holz umgiebt. Wird daher das Holz vor seiner
Venvendung soweit getrocknet, dass seine Feuchtigkeit dem der Luftfeuchtigkeit
entsj)richt, so wird das Schwinden und Quellen sich innerhalb einer gewissen
Grenze halten lassen. Das Austrocknen darf zur Vermeidung von Risse-
bildungen nicht TM rasch und nicht zu ungleichmassig erfolgen; es ist aber
auch nicht zu langsam vorzunehmen, damit das Holz nicht stockig und
schimmelig wird. Empfohlen wird, den Raum stamm vor dem Fällen im Früh-
jahre von den Aesten bis zu den A\'urzeln ganz zu entrinden oder die
Rinde von ihm nur theil weise, am besten in spiralförmigen Gängen, abzu-
lösen und so den Baum bis zur Fällzeit (bis zum Winter) stehen zu lassen-
Wirksamer ist eine Austrocknung des gefällten und ganz oder theilweise
entrindeten Stammes an der Luft. Hierbei wird zur Verhütung von Kera-
rissen die Hirnseite mit Papier beklebt oder mit Oelfarbe, Theer, Firniss
u. s. w. bestrichen. Da sich dünne Stücke weit schneller und gleichmässigcr
austrocknen lassen als dicke» so empfiehlt es sich, den gefällten Stamm in
möglichst dünne, der späteren Verwendung des Holzes jedoch entsprechende
Stücke zu theilen und dieselben, damit sie die Luft allseitig bestreichen
kann, durch Unterlagen (Zwischenstücke) von einander zu trennen, sowie vor
Berührung mit der Erde zu schützen, femer über dem Stupel ein Schutxdach
anzuordnen und den ganzen Stoss von Zeit zu Zeit und namentlich bei an-
haltend feuchter Witterung umzusetzen, damit auch die früher versteckt
gelegenen Holztheilc dem Luftzuge ausgesetzt werden* Die Benutzimg von
besonderen Trockenschuppen, die nach Art der zum Trocknen von Thon-
waaren dienenden construirt werden, wird nur in besonderen Fällen noth-
wendig sein.
Da das Austrocknen des Holzes au der Luft Monate, mitunter auch
Jahre erfordert, so wird man, um Zeit und Zinsen zu ersparen, eine
♦) Mit Benutjtung von: Dl n gier* s »Pölytechaischcöi Joum*!». — Bureach,
«Schutx des Holxcs gegen Ftiultiiss«, Ü, Aufl., Dreftdcn 1880. -* Hcinifierling, »Con*
%ervirung des HdUxs«. Halle 1885. — Gottgeircu, »Baumalcrultcn«, B<t l, S. 400 ff*»
:l Aufl.. Berlin 188C). — I.angrc *Das Uoh als Bauraaterml-, S. 155 m, Holi*
minden 1879. — O. Luegcr, »I.exikon der gedämmten Technik und ihrer Hilfswisücn-
Schäften», Bd. \% S, '220 ff,, Sluttgarl 1807, — K. Hoycr. »Mcchaniscbe Technologie«,
J, Aufl.. Bd. I. S. 42-4(1 und 4?5-478, Wiesbaden 1888, — «. i. w.
Drittes Capitel. Die Holten
423
In Stil che Äusirocknung iii geeigneten Apparaten vorziehen müssen,
leinere Stücke kann man durch Umhüllung mit bis auf etw^a 65'^ C er-
öirmtem Sand oder auf einem Stubenofen oder in einem Küchenherd
trocknen, bei grösseren benutzt man luftdicht verschliessbare Eisengefässe,
welche mit einem Dampfmantel umgeben und allmälig bis auf 100** C
erhitzt werden, auch mit einer Luftpumpe (mit 50—75 mm Vacuum) aus-
Bstattet werden, um die Wasser\' er dunstung zu beschleunigen. Auch eiserne
I^Under, in die man überhitzten Dampf eintreten lässt» werden zum künst-
chen Austrocknen — zum Dörren des Holzes — benutzt. Von den
slcn» für diesen Zweck empfohlenen Trockenapparaten mögen hier kurz
«rähnt werden: die R. Napier'sche Trockenkammer, in welcher das Holz
den Verbrennungsgasen unmittelbar in Berührung kommt, — der
chwitzkasten von A, Brommler in Memmingen, welcher einen gemauerten
ier aus Thonröhren gebildeten, von der Feuerung durch den Trockenraum
ad zurück bis zum Schornstein geführten Heizcanal besitzt, — der
iibert'sche Trockenapparat, bei welchem erwärmte Luft über das Holz
reicht, — der Zappert'sche Apparat, in dem das Holz mit auf HÜ** C
rarmter Luft behandelt wird, welche ein Exhaustor durch den Trocken-
am saugt, und weiter täglich dreimal 15—20 Minuten lang gedämpft
- — der Apparat der Haskin Wood Vulcanising Company, ein
liedeisenier Kessel, in welchem das Holz zunächst einem Druck von
-14 Atmosphären ausgesetzt, dann mittelst Dampfschlangen auf 120 bis
(-'. erhitzt wird, wodurch seine Druckfestigkeit um 2t3'3%, seine Zug-
tigkeit um *?1 '*' vergrössert und durch den Druck ein Reissen verhütet
erden soll.
Um da->f Tuinc dem Boden der Trockenkammer liegende Holz vor
Hasse diu^ch niederschlagende Wasserdämpfc zu schützen, muss für den
!>thigen Luftzug gesorgt werden ; ferner ist eine regelbare Heizung einzu-
chten, damit das Austrocknen nicht zu schnell erfolgt und die Bildung von
|Lissen vermieden wird, und endlich darf dem Holz nicht alle Feuchtigkeit
stzogeu werden, weil es sonst Icicht brüchig wird und seine Cohasion verliert.
Einen Trockenofen, der zum Trocknen von Eisenbahnschwellen vor
id nach dem Kreosotiren gute Dienste geleistet haben soll, zeigen die
figuren 276 und 277. (Siehe Gottgetreu, a. a. O., S. 492.) Der Apparat
teht aus einem überwölbten und mit eiserner Thür {B) abgeschlossenen,
besten 7*5 m langen und 2't) m hohen, sowie 2'6 m breiten Raum
f), in welchen das auszutrocknende Holz auf niedrigen Wagen eingeschoben
Jer in welchem es in zweckmässiger Weise aufgestapelt wird. Dieser Raum
von einem Mauerwerke {C) so umschlossen, dass zwischen beiden Mauer-
ein hohler Raum {D) verbleibt» durch welchen die Brenngase einer
/ ( jT) geleitet werden, um dann in den Schornstein [F\ zu gelangen.
I ini mif jede ],angseite eine Feuerung angelegt, so kann man im Trocken
lum A eine Temperatur bis etwa 120** C erzeugen. Das Absaugen des
lUtehenden Wasserdampfes geschieht durch eine mittelst Schieber ver-
icUbare Oeffnung [G] über dem Boden, die mit dem Schornstein in Ver-
:idung steht Eine Oeffnung in der eisernen Thür {B) dient zum Eintritt
r kalten Luft in die Trockenkammer. Je nach der Grösse der HolzslÜckc
nd nach der Temperatur im Trockenraum schwankt die Zeit des Aus-
cknens iiwischen einem halben Tag und drei Wochen,
424
Erster Theil, Die Haüplstoff^
Beim Reu^' sehen Aus trocknungs verfahren wird das HoU der
Einwirkimg voi» (aus dem Sauerstoff mit Hilfe des elektrischen Stromes
dargesK-lkem) Ozon längere Zeit ausgesetzt. Hierdurch soll die Resonanz
i]qs HoUes verbessert und letzteres namentlich zum Piano forte- Bau geeignet
gemacht werden. Für die Wirksamkeit dieses Verfahrens spricht die That-
Sache, dass Höh, welches lan^je Zeit den Eintlüssen der Luft ausgesetzt
gewesen^ viel besser einem plöUilichen Temperaturwechsel widersteht.
Gedörrtes Holz kann unmittelbar m 7'ischlerarbeiten verwendet
werden, die in trockenen Räumen zur Aufslelhing gelangen; es muss auch
vor seiner Verarbeitung an ganz trockenen Orten gelagert werden» darait
nicht von neuem Feuchtigkeit in das Holz kommt, Soll das gedörrte Hok
in feuchten Räumen autliewahrt oder verwendet werden, so hat man es
sofort nach dem Herausnehmen aus der Trockenkammer mit solchen Stoffen
zu überziehen, welche die Feuchtigkeit vom Holze fenizuhalten un<i die
durch das Austrocknen geöffneten Poren gut zu verschliessen vermögen.
Man kann in einzelnen Fällen das Holz mit Blech (namentlich mit Blei*
blech) oder mit Thon umhüllen, oder sich mit einfachen Isolirschichten
aus Metallplatten, Cement, Asphalt u. s. w. begnügeti, besser aber schützen
ilas Holz gegen die Einflüsse der äusseren Feuchtigkeit Anstriche mit
gut deckender und gut haftender Üelfarbe, der auch kalt aufgelöstes
VVachs zugesetzt werden kann, mit Leinölfirniss, mit Steinkohlentheer,
dem zweckmässig Colophonium beigemengt wird, mit Asphalt, mit Auf-
lösungen von Harzen und harzähnlichen Stoffen in Benzin, mit
Carbolineum u. s. w., femer Tränkungen mit Talg, Wachs» Paraffin
und in Oe! gelösten Harzen, indem man die Hölzer in diese, bis auf
200*' C. erhitzten Stoffe einlegt, Nicht zu empfehlen ist ein Anstrich mit
Wasserglaslösung, weil die aufgelöste Kieselerde nach dem Austrocknen
keinen zusammenhängenden Ueberzug bildet und daher die Feuchtigkeit
leicht in die nicht bedeckten Theile der Holzobertläche einzudringen ver-
mag. Die Anstriche müssen, um dauernd einen lückenlosen Ueberzug auf
dem Holze zu erhalten, von Zeit zu Zeit ertieuert werden, was nach der
Verwendung des Holzes nicht an allen Stellen mögbch ist, daher bieten
Anstriche keineswegs einen dauernden Schutz gegen Feuchtigkeit,
Duch das Dörren wird zwar die Dauerhaftigkeit des Holzes erhöht,
aber es werden dadurch die festen Theile des Holzsaftes nicht be-
seitigt
Diese Saftbestandrheile können bei Verwendung des Holzes im Trocki
nen oder bei genügendem Schutz desselben gegen Feuchligkeitseinflüss
durch Anstriche und Tränkungen nicht oder erst nach Verlauf einer langen
Zeit zersetzt werden» Da sie aber hygroskopische Kigenschaften besitzen, so
empfiehlt es sich, in allen den Fällen, wo ein Zutritt der Feuchtigkeit zum
Holze befürchtet werden muss, diese Saftbestandtheile ganz zu entfernen,
um ein Quellen des Holzes zu verhüten.
Alan hat zu diesem Zweck vorgeschlagen, das Holz in dünne Bretter
zu zertheilen, dieselben glatt zu hobeln und dann einige Male durch Metall-
walzen gehen zu lassen, welche allmälig etwas näher gestellt werden und
«Udurch auf das Holz einen allmälig wachsenden Druck ausüben, oder
— nach der Methode von Barlow — in «las Holz einseitig hcisse oder
kalte comprimirte Luft einzupumpen und durch dieselbe den Saft hcrau&zu«
Drittes CapilcL Die HoUer.
425
P
clr^DgeB« aber wirksamer ist eine Auslaug ung mit kaltem oder warmem
Wasser oder mit Dampf,
2. Auslaugen. Selir einfach und biilig ist die Auslaugung mit
kaltem Wasser; der Baum wird hierbei tmtcr Wasser, am besten stark
ttiessendem^ versenkt, Und zwar so^ dass sein Wurzelende gegen den Strom
liegt. Im Wasser bleibt das Hok je nach der Grösse seiner Poren und je
tiach der Menge seines Saftes l—^ Jahre (Eichenholz "J Jahre, andere
Harte Hölzer I Jahr, weiche Hölzer wahrend des ganzen Sommers) liegen.
Die Auslaugezeit richtet sich aber auch nach der Zeit, während welcher
das Holz ohne Schaden unter Wasser gehalten werden kann. Nach ilcm
^^uslaugen wird das Holz an einem überdeckten, gegen Sonnenstrahlen ge-
schützten, dem Luftzüge stark ausgesetzten Orte langsam ausgetrocknet und
dann mitunter auch noch gedörrt. ?-in geringes Auslaugen des Saftes findet
schon beim Flössen statt, so <lass zum Transporte des Holzes der
W'asserwcg stets der vortheilhafteste ist.
Beim Auslaugen mit kochendem Wasser, tlas nur hei kleinen
HolzÄiücken angewendet werden kann, l>enutzt man meistens gewöhnliche,
eingemauerte Kessel oder viereckige, aus Bohlen gezimmerte Kästen mit
Deckel und erwärmt das Wasser am besten mittelst Dampf, Dieses Auskochen
Tiimmt eine ziemlich lange Zeit in Anspruch, weil das heisse Wasser nur
langsam in die Hol anlasse eindringt; man rechnet je nach der Stärke der
Holzstücke i>— 12 Stunden.
Am vortheilhaflesten ist das Auslaugen mit Dampf, weil Wasser-
dampf am schnellsten und tiefsten in das Holz eindringt und auf die Saft-
bestantltheile sehr energisch auflösend wirkt, also die Auslaugung sehr voll-
kommen ausführt. Man benutzt hierzu einen dünnwandigen Dampfkessel, in
welchem Dampf von nur 100^^ C erzeugt werden muss, weil Dampf von
höhe^rer Temperatur die Holzfasser schwächt und verändert. FJiesen Kessel
verbindet man durch ein kupfernes Dampfrohr mit Regulirungshahn mit dem
aus Holz oder aus Metall angefertigten Auslaugegefäss, dessen Grösse sich
nach der Grösse der auszulaugenden Holzstücke richtet und nach Karmarsch
ftrmer so bemessen wird, dass 4t > m^ Gefässinhalt auf 1 w- Feuertläche des
l>ampfkes.sels entfallen. In dem Auslaugegefäss stapelt man das Holz mit
kleinen Zwischenräumen und so auf, dass der Dampf mögbchst allseitig
an däB Holz gelangen kann. Hei Verwendung von cyhnd tischen Auslauge*
kesseln werden die Hölzer zweckmässig auf einen Wagen gepackt, dessen
drei und Gestell der Kesselgesiall angepasst sind, und es wird dieser auf
Itidnen, im Kessel liegenden Schienen in den letzteren eingescholien und
darauf der Kessel mit einem Deckel verschlossen. Das Holz wird dadurch
1 erwärmt, dass man den Dampf allmälig in den Kessel eintreten
• dass das Auslaugegefäss erst nath etwa 12 — 15 Stunden den
vuilcii Dampf empfangl. Die Dümi^feinwirkung auf das Holz wird so lansje
^fortgesetzt, bis durch den Al)laufhahn ganz klares Wasser aus dem Auslauge-
eßfcswi abfliesst, was bei iHckcn Hölzern in der Regel ßO — HO Stuntlen nach
lefinn der Dampfzuleitung eintritt.
Nach dem Dämpfen wird «las Holz entweder an der Luft oder besser
fjcr Trockenkammer vorsichtig ausgettocknel. Das mit Dam}>f ausge-
c Holz ist um 5 — lO"/*» l<^i<^'blcr als das ungedämpfte, besitzt einen
i^Drrcfi KUng, eine dunklere, gleichmässig durch die ganze Masse verlheilte
Erster Theil. Die Hauptstoflfe.
Färbung, eine grössere Festigkeit und leichtere Biegsamkeit, jedoch eine ge*
ringere EUsticität; es wirft sich nicht, hat ein geringes Wasseraufsaugcver
mögen und trocknet schneller als gewöhnliches Holz. Gedämpftes Holz kann
beliebig gebogen werden und behält auch nach der Abkühlung und Aus-
trocknung die gcbogenene Form bei.
Die leeren Poren des gedämpften, beziehungsweise kalt oder warm
ausgelaugten oder getrockneten Holzes müssen durch Anstriche geschlossen
werden, um das Eindringen von Feuchtigkeit aus der Luft u, s. w. in das
Holz zu verhüten. Man benut^t als Ueberzug erwärmten Talg und andere
Fette, Harz- und Faraffinlösungen in Benzin, heissaufgctragcnes
Paraffin (namentlich zu Kellereigeräthen, Holzbottichen u. s. w.) oder wendet
zwei Salzlosungen an, welche durch Wechselwirkung einen unlöslichen
Niederschlag in den Holzporen bilden, z. B, Zinkvitriol und Seifen lös ung,
aus denen unlösliche Zinkseife entsteht, oder Kupfersulfat und Schwefcl-
kalcium, die Schwefelkupfcr und Gyps niederschlagen, oder Wasserglas-
lösung und eine Säure, die Kieselsäure abscheiden und das Holz ver-
steinern u. s. w. Alle diese Anstriche aber vermögen die Luft nicht sicher
abzuschliessen, weil sie auf der Obertiäche des Holzes nur eine ganz dütme
Schicht bilden. Nicht viel wirksamer ist das sogenannte Sandeln, bei welchem
das Holz mit dickem Leinölfiniiss, fetter Oelfarbe, Holz- oder Steinkohlen-
theer bestrichen, dann mit scharfem Quarzsand beworfen, zum zweiten Male
angestrichen, dann jedoch nicht gesandelt, hierauf zum dritten Male ange-
strichen und nochmals gesandelt wird.
t-). Zweckmässige Verwendung (Bearbeitung und Verbindung)
der Hölzer, Das Schwinden, Krummziehen, W^erfen u. s. w. des HoUes
lässt sich sehr einschränken, wenn man letzleres mit Rücksicht auf das
Längen-, Radial- und Sehnenschv^^nden^ auf das verschiedene Schwindungs-
vennögen von Kern- und Splintholz u. s, w. bearbeitet und verwendet. Man
beachte hierbei Folgendes:
Das nach dem Spiegel geschnittene Holz schwindet weniger als das
nach den Jahresringen zert heilte. Balken, welche auf der einen Seite mehr
Kernholz, auf der anderen mehr Splinthok besitzen, krümmen sich mit dem
Kern nach oben ; man wird sie deshalb mit dieser Seite nach oben verlegen
müssen, damit die Schwere des Holzes und die Belastung der Krümmung
entgegen wirkt. Bei Ven^-endung des Holzes im ganzen Stamm wird man
deshalb zu dem gleichen Zweck die Nordseite, auf welcher die Jahresringe
enger stehen, nach oben zu legen haben. Alle senkrecht oder geneigt stehenden
Verbandhölzer sind mit ihrem Kern nach der Druckrichtung zu legen und
ganze Hölzer mit ihrer Südseite nach der Seite, von welcher der Druck
kommt. Erhalten stehende Höker {l. B. Bollwerkpfäble) einen Seitendriick
(z, B, durch hinterfiillte Erde), so müssen sie ihre Kernseite diesem Drucke
entgegenstellen* Freistehenden Holzsäulen glebt man am besten einen kreis-
runden oder vielcckigen (z, B, achteckigen) (Querschnitt, weil dann das
Splintholz auf allen Seiten gleichmässig vertheilt ist und nur geringe Krüm^
mungen entstehen können. Zu Fussbüden soll man möglichst schmale Bretter
(sogenaimte Riemen), m Parkettböden möglichst kleine Tafehi vcrwcndeiu
wcU sich dann beim Schwinden nur kleine Fugen bilden können, die weniger
auffallen und schaden. Grosse Tafeln sind zu verdoppeln und beide 'l'hexle
so aufeinander zn legen, das» sich ihre Faseni rechtwinkelig kreuzen, tuler
, ^ie sind (z. B. bei Thüren, Tischen, Reissbrettern u. s. w.) mit schwalben-
bwan^förniigen, aufgeschobenen oder eingesetzten Grat- und Himleisteti
versehen oder als Rahmwerk mit Füllutigeti und Nuthen in construiren,
wobei der Rahmen nur aus Langholz herzustellen ist. Wegen des ver-
schiedenen SchA^^ndens des Lang- und Querholzes soll man stets Hirnholz
auf Hirnholz stossen.
Theiit man ein Holzstück durch Sägeschnitte in zwei oder mehrere T heile
und leimt man diese Stücke wieder so zusammen, dass das Ganze dem ur-
sprünglichen Stücke gleicht, so hat dieser aus mehreren Theilen zusammen-
gesetzte Körper ein geringeres Schwindungs- und Quellungsvermögen als jener. Es
ist daher stets zu empfehlen, einen Holzgegenstand aus möglichst vielen
Theilen zusammenzusetzen und hierbei auf die Faserrichtung Rücksicht zu
nehmen, also bei Langholzverlnndungen dafür zu sorgen, dass sich bei den
verschiedenen Holzlagen übereinander die Fasern kreuzen, weil sich dann
die einzelnen Theile durch ihr verschiedenes Schwinden entgegenarbeiten,
Dbei ein Ausgleich (das heisst eine Aufhebung der Wirkungen) eintritt
Auch durch die Befestigung von genügend starken eisernen Schienen,
PUtteti u. s. w, an entsprechenden Stellen der Holzstücke lässt sich eine
Form Veränderung auf ein geringes Maass beschränken.
§ 152, Mittel gegen Fäulniss und Wurmfrass (Conservirungsmittel),
Um die fäulnissfahigen (eiweisshaltigen) Stoffe des HoLzsaftes unschädlich
zu machen und das Holz auch gegen die Angrifife von später hinzutretenden,
die Fäulniss hervorrufenden oder begünstigenden Mikroorganismen, sowie
gegen die Zerstörung durch Insecten zu schützeti, behandelt man das Holz
mir verschiedenen Metall salzen (Eisenvitriol, holzessigsaurem Eisenoxydul,
Zink Vitriol, Zinkchlorid, Kupfervitriol und Quecksilberchlorid), welche mit
den Eiweissstoffen unlösliche Verbindungen bilden, die durch Nässe und
Feuchtigkeit nicht beeinflusst werden, oder mit anderen antiseptisch
wirkenden Stoffen (Kreosot, Paraffm, Naphtalin, Carbolsäure u. s. w.),
die nicht an der Luft verdunsten, nicht im \\'asser auswaschbar sein und
nicht die Holzfasern angreifen dürfen. Mit diesen Flüssigkeiten wird das
Holz entw*eder nur bestriehen oder besser getränkt, gekocht oder gedämpft,
auch wird der Conservirungsstoff in das Holz hineingepresst. Das letztere
Verfahren ist das beste, weil wirksamste; beim Anstreichen, Kochen und
Träiikcn erhält man auf der Holz Oberfläche nur einen dünnen Ueberzug»
beatiehungs weise einen schwachen, gegen Fäulniss geschütxten Rand, weil die
Flüssigkeit nur wenig tief in das Holz eindringt, wobei die Poren entweder
unmittelbar durch die Flüssigkeit selbst oder dadurch geschlossen werden,
dass der Holzsaft durch Berührung mit dem Conserviningsstoff gerinnt. Zum
Dämpfen des Holzes kann man nur flüssige Stoffe, wie z. B. Thecr und Kreosot,
verwenden.
Da das Imprägniren verhältnissmässig theuer ist, so beschränkt man
CS hauptsächlich auf solche Hölzer, welche nach ihrer Verwendung den Ein-
flüssen der Witterung, des Meeres wassers u. s. w. ausgesetzt sind, also auf
Eisenbahnschwellen, Telegraphenstangen, Hölzer für Strassenpflasterungen, für
Grund- und Wasserbauten u, s, w. Zweckmässig werden die zu imprägnirenden
Hölzer vorher ausgelaugt oder mit gespanntem W\isserdampf behandelt, weil
tie dmin die Impragnirungsflüssigkeit leichter aufnehmen*
428
Erster Theil Die HaDputoffc!.
Man unterscheidet beim Imprägnircn verschiedene Verfahren» welche
man i^nach den Erfindern) mit Kyanisiren» Paynisiren, Boucherisiren,
Burnettiren und fenicr mit Kreosotiren bezeichnet
1. Kyanisiren (erfunden vom Engländer Ryan im Jahre 1832). Das
lufttrockene Holz wird etwa 10 Tage lang in einer, in einem Holzgcfäss
sich befindenden Flüssigkeit aus 1 Theil Quecksilberchlorid und 150 Theilen
Wasser liegen gelassen, dann herausgenommen und 2 — 3 Tage lang getrocknet.
Dieses Verfahren ist wcgeti der Kostspieligkeit des Quecksillicrchlorids sehr
theuer und liesitzt auch den weiteren Uebelstand, dass es auf Hölzer, die zum
Bau von Wohnhäusern, Ställen u, s. \\\ benutzt wenlen sollen, wegen der
grossen Giftigkeit des Sublimates nicht angewendet werden kann. Haufit-
sächlich wird es von den suddeutschen Eisenbahnen /,ur Erhöhung der
Dauerhaftigkeit von Eisenbahnschwellen benutzt, die durch diese Behandlung
eine Haltbarkeit von 18—20 Jahren bei Eichenholz und von 10—12 Jahren
bei Kiefern- und Buchenholz erlangen,
2. Paynisiren (erfunden vom Engländer Payne im Jahre 1841V Das
Holz wird zuerst in eine Eisenvitriollösung und datm in eine Kalklösung
gelegt und hierdurch eine Ablagerung von Eisenoxyd in den Poren veran-
lasst, Dass Verfahren kann nur bei kleineren Stücken angewendet werden,
3. Houcherisiren (erfunden vom Franzosen Boucherie im Jahre 1841).
Der frischgefällie, nicht entrindete Baumstamm wird schräg aufgestellt und
sein unteres Hirnende mit einer luftdicht schliessenden, aus verzinntem Eisen-
blech bestehenden Kappe bedeckt, welche mit einem Kupferrohr oder Gumtni-
schlauch mit einem lÜ — 12 m höher stehenden Bottich verbunden wird, in
dem sich eine zehnprocentige Kupfervitriollösung befindet. Diese Flüssigkeit
tritt demgemäss unter einem Druck von etwa einer Atmosphäre in die Hirn-
fläche ein und schiebt den Holzsaft so lange vor sich her, bis sie selbst ani
anderen Himende heraustritt. Das Verfahren gilt als beendet, w^nn die
heraustretende Flüssigkeit dieselbe C'oncentration wie die eintretende zeigt;
dies ist beim F>ichenholz in Schwcllenlange in etwa 100 und beim Buchen-
holz in etwa 48 Stunden der Falb Um das Eindringen der Kupferlösung Jtu
unterstützen, hat Pfister die Venvendung einer Druckpumpe vorgeschlagen.
Das Boucherisiren w^ird auch mittelst Kupfersulfat, Kupferchlorid und anderer
Ku|>fersalze vorgenommen, doch besitzen alle Kupferlösungen nicht dieselbe
Wirksamkeit als das beim Kyanisiren venv endete Sublimat. Auf Eichen-
holz ist das Boucherisiren kaum anwendbar, w^eil nur der Splint vollkommen
imprägnirt wird, der Kern aber den grössten Theil seines Saftes behält ;
jedenfalls darf man derardg getränktes Eichenholz später nicht seines Splint-
holzes berauben, weil dann das nicht geschützte Kernholz blosgelegt werden
würde. Aber auch andere Holzarten werden nur selten gleichmässig von der
Kupferlösung durchdrungen. _
Durch das Boucherisiren erhallen Eisenliahnsch wellen aus Kiefemholl
eine Dauer von etwa 14 Jahren, solche aus Buchenholz von etwa 10 Jähret
und es nimmt Eichenhob um etwa 25 kg^ Kiefernholz um etwa 57 J^gf Buchen-
holz um etw^a *J5 Jtg für das Cubikmeter an Gewicht zu.
4. Burnettiren < Bunietlisiren ; erfunilen von Burnett im Jalire 1840),
Als Imprägnlrmigsflüssigkeit dient eine Mischung von 1 Thetl Zinkchlorici
und 59 Theilen Wasser. Diese Flüssigkeit besitzt geringere antisei^tischc lugei:
Schäften als Sublimat und Kupfersalze, gehört aber lu den billigsten Impräg-
Drittes CapitcL Die Höher.
429
P
nur
li. seil
■ (Sic
I
nirungsstoflfcn und wird deshalb vielfach, namentlich aber von den preussi-
sehen Staatseisenbahnen, zum Consen^ren von Schwellen u. s. w. benutzt»
A. Schmidt, Eiseubahndirector in Strassburg i. E., hält das Zink-
chlorid für ein besseres Conservirungsmittel als Quecksilbersubliniat und
Kupferv^itriol. Nach seiner Ansicht besitzt Zinkchlorid nicht die Nachtheile
der let/tercn, sowie anderer MeUiUsalze, sofern die Lösungen frei sind von
S' it*n Verunreiniguni^en, z. H. von freier Salzsäure und von g^rosscren
M^ , iscnsalz, welche Holz zum Zerfall bringen. Wird Holz durch auf-
steigendes Grundwasser oder durch Ueberschwemmungen oder durch Nieder-
schlage ausgelaugt, so schützt eine Tränkung mit Zinkchlorid nur wenig,
weil Chlorzink leicht löslich ist und im Holze nicht chemisch gebunden
wird; bei Nässe wird daher ein Theil der Zinksalze an die Holzoberliäche
geführt und dann vom Regen fori gespült.
Nach dreijährigem Liegen besitzen nach Schmidt Eichenholzschwellen
nur noch 3^ — 5% (seltener bis lö'^/^,) ihres ursprünglichen Zinkchloridgehaltes,
Buchen und Kiefernholzschwellen durchschnittlich lö%. Während beim
Tränken mit Zinkchlorid das Buchenholz von der Conservirungstiüssigkeit
vollständig durchzogen wird^ dringt letztere beim Eichen- und Kiefernholz
nur etwa 2 cm tief in die Oberfläche ein. Gegen Auslaugen ist Kielernholz
seines Harzgehaltes wegen mehr geschützt, weil Harz wasserabweisend ist,
(Siebe: »Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens u, s. w.«, J897#
ft 4 — 6, sowie »Gesundheits-ingenieur* vom 30. September 1897.)
Beim Bumettiren wird meistens folgendes Verfahren angewendet: Die
fölzer werden der beabsichtigten Verwendung gemäss zugeschnitten, dann auf
kleine, auf Schienen laufende Wagen gepackt und mit diesen in einen horizon-
Uilen starkwandigen Cylinderkessel geschafft, welcher mit einer Luftpumpe und
ciücr Druckpumpe ausgestattet und mit einem Dampfkessel, sowie mit dem
die [mprägTurungsflüssigkeit enthaltenden Gefäss verbunden ist Die Hölzer
wertlen zunächst in diesem Kessel mit Dampf von 3 — i Atmosphären
Druck ausgelaugt, wobei der Kessel zeitweise geöffnet wird, um die Luft
jtuni Entweichen und den ausgeflossenen Saft zum Abfluss zu bringen.
Hierauf wird die Luftpumpe in l'hätigkeit gesetzt und mit derselben eine
fnöglichst weitgehende Luftverdünnung erzeugt» um aus den Hölzern den Rest
de« Wft.'ssers und Holzsaftes abzusaugen. Sodann wird die auf W — G5*^ C>
erwitmTte ImprägnirungsBüssigkeit in den Kessel gelassen, die Luftpumpe
ausser Thätigkeit gesetzt und mittelst der Druckpumpe auf die Dauer von
1 — 3 Stunden ein Druck von 7—8 Atmosj^hären ausgeübt, durch welchen
die Zinkchloridlüsung in die Hölzer eingepresst wird. Die imprägnirten
Holzer werden vor ihrer Verwendung 6 — 12 Wochen lang gelagert, um sie
gehörig auszutrocknen. Eine vollständige Austrocknung tritt bei den von
Ziiikchlorid ilurchdrungenen Hölzern niemals ein, so dass letztere stets
etwas geschmeidig bleiben. Femer haben derartig imprägnirtc Hölzer die
gute Eigenschaft, dass auf ihnen ein Oelfarbenanslrich gut haftet^ während
die mit anderen Salzen getränkten Hölzer denselben abwerfen; man kann
daher auch Thür- und Fensterhölzer, die leicht faulen« durch Zinkchlorid con-
«ervircti.
Beim Bumettiren nimmt das Gewicht der Eichenholzschwellen um
i>-^lÖ7ot da* der Kiefern- und Bucheiiholzschwcllen um HO — 4570 ^^*i ^^^^
es beträgt die Dauer beim Kichenholz 19 — 20, beim Kiefernholz 14 — 10,
430
Erster TheiL Die Hauptstoffe.
beim Buchenholz 15 — 18 Jahre, d, h, etwa doppelt so viel als bei nicht
iraprägnirten Hölzern.
Statt des Zinkchlorid hat man auch schwefelsaures oder holz-
eßs ig saures Zink verwendet^ die beide sehr föulnisswidrige Eigeöschaften
besitzen.
5* Kreosotiren (nach dem Erfinder Bethell auch Bethelliren genannt).
In Frankreich, England und Russland bevorzugt man eine Tränkung der Hölzer
mit dem bei der Destillation von Holz sich ergebenden The er, welcher
eine grosse Menge antiseptischer Stoffe, z, B. Kreosot, enthält, oder mit
den bei der Destilladon von Torf, Braunkohle und Steinkohle gewonnenen
Stoffen: Carbolsäure, welche auf gelöste Eiweissstoffe gerinnend einwirkt
und dadurch in hohem Grade fäulnisswidrig wirkt, Paraffin, Na ph talin u.s. w.
Diese T heeröle sollen ein specifisches Gewicht von 1*045^1-055 be-
sitzen, bei einer Temperatur von -|- 4** C. kein Naphtalin absetzen und
&7o I'henol cnthahen und es sollen bei der Destillation bis 335" 90 bis
lOU Theile übergehen; dies verlangen wenigstens einige englische Gesell-
Schäften. Statt der Theeröle werden auch in neuerer Zeit Theerdämpfe
benutzt, namendich die Nebenerzeugnisse der Petroleumrafllnerie u. s, w,,
welche man in tlampfförmigem Aggregatzustande oder mechanisch vom Dampf
mitgerissen verwendet. Hölzer, welche auf oder in feuchtem Hoden oder
unter Wasser verwendet werden sollen, imprägnirt man zweckmässig mit
Paraffin oder Naphtalin; nicht geeignet hierzu ist das Phenol (Carbol-
säure), weil dasselbe im Wasser löslich ist.
Die aus dem Holztheer gewonnenen kreosothaltigen Oele, sowie die
aus dem Steinkohlentheer beim Ueberdesrilliren (bei Wärmegraden unter
200" C.) übergehenden Oele bilden nach A. Schmidt (siehe oben) einen
sehr guten Schutz gegen Hutpilze, sind aber nur kurze Zeit wirksam,
weÜ sie sehr flüchtig sind und weil im Hoke chemische Vorgänge durch sie
nicht zurückgehalten werden. Die in England zum Conserviren von Eisen-
bahnschwellen hauptsächlich verwendeten schweren Oele, welche durch
Ueberdestilliren des Steinkohlentheers bei Wärmegraden von 250 — 1(X*'* C.
gewonnen werden, sind nach Schmidt wegen ihres Gehaltes an Carbolölen
(Theersäuren, Phenol, Kresol und deren Homologe) sehr wirksam gegen Pilz-
wucherung; sie verharzen in den Holzporen in wenigen Tagen so stark, dass
ihre Säuren weder ausgelaugt noch verflüchtigt werden können, und gewähren
daher einen dauernden Schutz, Es sollen diese Oele jedoch nur so viel
Naphtalin enthalten, dass bei 15** C noch kein Auskrysiallisiren stattfindet;
anderenfalls be\i4rken die Kry stalle eine Verstopfung der Holzporen, wodurch
das Eindringen der Imprägnirungsflüssigkeit in eine genügende Tiefe ver-
hindert wird.
Die Kreosotirung wird in derselben Weise ausgeführt wie das Bur-
nettiren, nur mit dem Unterschiede, dass statt des Dämpfens ein Dörren
des Holzes nothwendig wird, weil die Theeröle sich nicht mit dem nassen
Zellsafie vermischen lassen. In dem mit Holz gefüllten Kessel wird nach tiem
Dörren wiederum mittelst der Luftpumpe ein bedeutendes Vacuum erzeugt,
dann dan auf ^-^0—40" C\ erwärmte Theeröl eingelassen und schliesslich
mittelst Druckpumpe eine Pressung von 7 — -H Atmosphären ausgeül)t Aue
kann man das Kok, nachdem es in einer Trockenkammer gedörrt worde
aofort in heisses Kreosot u. s, w. eintauchen oder mit Carbolsäure sorgfältig bc-
%
streichen, oder es mit dieser Flüssigkeit in einem Behälter begiessen, dann
bis auf lOO** C, erwärmen, hierauf langsam abkühlen und endlich noch mit
verdünnter ?Iisen vi tri Öllösung bestreichen. Femer hat man das Belhelliren
dadurch zu verbessern gesucht^ dass man als Imprägnirungsflüssigkeit eine
Mischung von Chlor^inklauge mit carbolsäurehaltigem Theeröl ver-
wendete. Nachdem Blyt besehen und de Paradis^schen Verfahren lasst man
auf das Holz ein Gemenge von überhitztem Wasserdampf und Theeröl-
dampfen ü — 20 Stunden lang einwirken, bei dem Rütger'schen wird das
Bumettiren mit dem Kreosoiiren vereinigt, indem der Zinkchloridlösung massige
Mctigen schweren Theeröles sorgfähig beigemischt werden. Nach
A. Schmidt wird durch diese Mischung bei richtig gewähltem Gehalt der
Imprägniningsflussigkeit an Theeröl eine Verstopfung der äusseren Poren des
Holzes herbeigeführt und dadurch letzteres wasserabweisend gemacht, d» h.
ror dem Auslaugen geschützt; ausserdem wird die Wirksamkeit der Zink-
salze durch die sich im Chiorzinkwasser lösenden Theersäuren wesentlich
erhöhl.
Endlich hat man auch als Conservirungsmittel : Kochsalz, Kochs alz-
mutterlauge, Harzöle, Harzkreosotseife, Carbolineum ^roh oder
gechlort), Chloraluminium, Antinonnin <Dinitro-o-Kresol, siehe § 153)»
Arsen- und Eisenverbindungen u, s, w. vorgeschlagen.
Durch das Kreosotiren, welches den Nachiheil leichter Verbrennlich-
keit und unangenehmen Geruches, auch ziemlicher Kostspieligkeit besitzt,
wird das Holz gegen das Eindringen von Feuchtigkeit und Nässe im All-
gemeinen in hohem Maasse geschützt ; man rechnet beim Kiefernholz auf eine
Dauer von etwa 15 — 20 Jahren, beim Buchenholz auf eine solche von 25 — 30
Jahren und beim Eichenholz auf eine solche von 20 — 25 Jahren, wenn die
Schwellen im Geleise liegen und zu ihrer Tränkung schwere Theeröle Ver-
wendung gefunden haben. Nach dieser Zeit gehen Eisenbahnschwellen weniger
durch Fäulniss, als durch die mechanische Beanspruchung zu Grunde. Für
Hölzer, die im Hafenbau Ven^^endung finden sollen, ist die Kreotisirung
sehr zu empfehlen, weil die Seethiere an derartig imprägnirte Hölzer nicht
gehen. Wegen des hohen Preises empfiehlt A. Schmidt, nur Eichenhölzer
mit schweren Theerölen zu imprägniren, dagegen alles geschützt liegende
Bolzwerk mit Zinkchlorid-Lösungen zu behandeln.
Beim Imprägniren hat man es in der Hand, verschiedene Grade
von Trocknung und Durchtränkung zu erzielen. Hölzer, welche in feuchter
Erde, auf feuchtem Boden, im Wasser Verwendung finden sollen, müssen
stark durchtränkt werden, brauchen aber nicht vollkommen trocken zu
sein, wahrend Hölzer, aus denen Bautischlerarbeiten gefertigt werden sollen,
nur schwach durchtränkt zu sein brauchen, jedoch knochentrocken sein
müssen, weil sie in Gebäuden weniger der Fäulniss ausgesetzt und mehr
gegen Schwinden und Werfen zu schützen sind.
Pfähle, Teiegraphenstangen u^ s, w,, deren Enden in die Erde
einzusetzen sind und dort mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, werden
an diesem Ende etwa 2 mm dick, entweder durch einfaches Anbrennen oder
bequemer und besser unter Benutzung eines Gebläses und eigenen Apparates
(t, B, des Apparates von de Lapparent), angekohlt,*) weil fäulnissfähige
•^ K*rhoniMT«n(j5;ipparate fimict mim u. A. in Diagler*» »Polyt, Jonroul«»
IGf». S. 237. uud 181. S. 42 und 4f>r», hesrluicbt-n.
*
4:i2
Ensler ThciL Die Hüuptstoü
Stoffe und fäulnisserregemle Organismen durch eine starke Erhiuung 2er»tört
werden, die Kohle bis zu einem gewissen Grade die von aussen ein-
dringenden faulen Stoffe verdichtet, durch das Verkohlen ein Trocknen
des Hohes erzielt wird und beim Verkohlen sich kreosothaitige Dämpfe
bilden, die in das Holz aufsteigen. Da die Kohle aber sehr [»orös ist und
deshalb bald Feuchtigkeit und XäÄse in das Hok eindringt, da ferner beim
Verkohlen Risse und Spaltungen im Hül/.e erzeugt werden und die Festig-
keit vermindert wird, so kann man das Karboriisiren nur .ils ein s< InvuLhcs
Conservirungs mittel ansehen.
Um die angekohlten Stellen unporöser zu mailk^.i. ^^ l^'.o. -üi^ciMcij
auch häufig mir heissem Holz- oder Steinkohlentheer satt bestrichen. St^en
die Pfähle in einem lockeren Boden, so kann man sie auch gegen Feuchtig-
keit durch eine feste l'mdämmvTng mit Thon schützen. Femer kann man ili^
dem Witterungswechsel am meisten ausgesetzte Stelle (unmittelbar über und
unter der Hrde) mit einem Blechmantel umgeben.
Noch erwähnt werden mag, dass man zur Conservining der HoUcr
auch einen vollständigen Gerbeprocess vorgeschlagai hat.
Einen Schutz gegen Faulniss und Stocken bietet schliesslich eine xweck*
massige Au tbe Wahrung der Hölzer, die so zu erfolgen hat, dass jedes HobstÜck
möglichst allseitig dem Luftzug ausgesetzt und durch Bedachungen (oder in
gedeckten Schuppen) gegen Regen und Sonnenstrahlen geschützt ist. Man
wird also, wie schon bei dem Austrocknen der Hölxer erwähnt wurde, die
einzelnen Hobstticke (Bretter, Bohlen, Balken) auf einer trockenen Unter-
lage so aufzustajK'ln haben, dass sie nicht mit ihren Flachen aufeinander
liegen, sondern viehnehr durch Zwischenstücke von einander getrennt sind,
und wird den ganzen Sloss — namentlich bei anhallend feuchter Witterung —
wiederholt umsetzen müssen, damit die vorher dem l-uftzuge weniger aus-
gesetzten Holztheiie eine freie Lage erhalten,
§ 153. Mittel gegen Hausschvvamm,*) ^H
Der gefahrlichste Feintl des Holzes ist der Haus schwamm i^Holx^i
Thränen- oder Aderschwamm, MiruHux /acrimans Si/tm/iJ)j ein nicht
giftiger, zur Familie der Polyporei gehöriger Pilz, Bei seiner Entstehung
zeigen sich am Holze kleine, weisse Flecken, die sich nach und nach ver-
grossen» und ein silber-, schimmel-p spinngewebeartiges Netz {Afya/itdm) bilden,
welches das Holz überzieht, in dasselbe eindringt und seine ( )berflächc feucht
häh. Dieses nach Champignon oder Morcheln riechende Gesjiinnst ver^vandelt
sich allmalig in em aschgraues, seidenartig glänzendes, saftiges Fase rgeü echt,
das viele, mit anfangs wasserhellem, s[)äter milchigem, schlecht schmeckendem,
beizendem Saft angeftülte Poren besitzt. Der aus cliesem (Jetiecht in Troijfen
^Thräiien) auf und in das HoIä gelangende Saft bereitet eine schnelle Ver-
breitung des Schwämme» von Von der Seitenkantc des Geflechtes gehea
mit blossen» Auge unsichtbare Fä<len aus, welche liie Ritzen und Fugen
des Mauerwerkes und die Zwischendeckenfullungen der Wohnhäuser xu
durchdringen verniugen und <len Schwamm von einem Gcbäudetheil auf den
anderen übertragen.
^) Quclko: R. Hart ig, »Der echte Hausscbwami««, Berlin 1885* — E. Dtetrlclii
•Die H»u^schw}imtnfrage vom bnuterbnischcn Sutulpuuktcf» Berlin 1B95. — Krautli
und Meyer, »Üie Bau* und Kunstzimmcrci», Lcipdg lHIi3, — u. A-
Drittes Capitel Die Hölzt;r.
433
All feuchten und dunklen Orten (z, B. unter FussbÖden) entsteht aus
iem Fasergeflecht ein nur etwa 4 mm dicker, häutiger» blattnarbiger Stoff,
welcher nach vollständigem Aussaugen der v^on ihm überzogenen organischen
Stoffe zu einer schmierigen >fasse zusammentrocknet. Auf Brettern, die auf
der Erde liegen, bildet der Schwamm lappenartig sich ausbreitende, ii — '2'5 cm
dicke, bandartige Streifen mit vielen Pilzfäden. Tritt der Schwamm durch
irgend einen Riss, eine Spalte oder Fuge ins Freie, so entwickelt sich unter
dem Einfluss des Lichtes ein schwammig-fleischiger, sich weit ausbreitender,
hautähnlicher, brauner, violettliräunlicher oder gelber, am Rande und untcr-
seits fdzig aussehender Fruchtkörper, dessen Fruchtschicht auf wurmförmig
gekrümmten Falten von rot hli eher oder rostbrauner Farbe sitzt. Im Flächen-
mittelpunkt entstehen keulenförmige Sporenträger (Basidien), auf deren Spitze
sich gewöhnlich vier rostbraune, ungleichseitig^eiförmige, 0*01 mm lange
Sporen entwickeln, welche nach erfolgter Reife mit ziemlicher Kraft als
Pulver umhergestreut werden und zu keimen vermögen, wenn sie auf feuchtes,
alkalisch reagirendes Holz gelangen. Nach der Sporenbildung stirbt der Frucht-
körper ab und verfault meistens unter reichlicher Schimmelbildung, wobei
er Gase erzeugt, die einen betäubenden, ekelhaften Modergeruch verbreiten.
Dass diese Ausdünstung des Hausschw^ammes gesundheitsschädlich ist, wird
in neuester Zeit von ärztlicher Seite bestritten.
Häufig ward von Laien der Hausschwamm mit anderen, in Gebäuden
oft massenhaft auftretenden Filzen (z, B, Schleim- und Schimmelpilzen i ver*
wechselt, die aber wesentlich andere Eigenschaften besitzen und weit weniger
gefährlich sind. Es erscheint deshalb geboten, hier einige Erkennungs-
I zeichen des echten Hausschwammes anzuführen:
1. bei un angestrichenem Holze: kleine, schwarze, hier und da
f verstreute Pimkte mit schimmelartigem Anflug.
2. bei mit Leimfarbe bestrichenem Holze: pelzartiges Vorstehen
einzelner Farbetheilchen, welche gewöhnlich gegen die anderen etwas gelblich
[geüurbt erscheinen*
3. bei mit Oelfarbe, Theer oder Firniss angestrichenem
Holjte: nur bei vorgeschrittener Schwammw^ucherung, weil die Mycelium-
Fäden durch diese Anstriche nieTnals durchdringen, am dumpfen Klang beim
Anschlagen mit dem Fingerknöchel oder einem Schlüssel und an dem Nach-
geben oder kurzem Einbiegen beim Aufdrücken oder Auftreten.
4. bei geputzten Hokflachen: wie bei 3.
5. bei Dielen: gewölbte Oberfläche, leichtes Ausziehen der Nägel aus
den bereits vom Schwamm ergriffenen Lagern, aussergewöhnliches Schwinden,
grosse, offene Fugen.
tj. allgemein; übler, modriger, faulig-pf eifriger Geruch in geschlossenen
I Rlumen.
Der Hausschwamm entwickelt sich nicht von selbst, sondern nur durch
lUtbcrtnigung von Schwammsporen oder Schwammtheilen. Der Ansicht von
Ipoleck u. A., dass sich die Sporen nur auf dem im Frühjahre gefällten
[lloiz entwickeln, weil diesem» die beiden Haupt n^hrungsstofife des Schwammes,
[Kalium und Phosphorsiiure, in grösserer Menge enthält als das im Winter
jene Holz, tritt R. Hurtig entgegen, indem er behauptet, dass der
Min das im Winler und Frühjahr gefällte Holz in gleiciiem Maasse
|heimsutht und xemort, wenn das Holz nur genügend feucht und reich an
434
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
alkalischen Stoffen ist. Die bisher allgemeine Annahme, dass der Haus-
schwamm niemals am lebenden Baume vorkomme, sondern nur von todtem
Holz auf todtes verschleppt werde (durch Bauschutt u. s. w.), ist auch eine
irrige, denn Hennings fand vor einigen Jahren den Schwamm an einer
lebenden Kiefer im Grunewalde bei Berlin, so dass die Befürchtung, das
Mycelium gelange schon aus dem Walde in die Bauten, nahe liegt
Als Lebenselemente des Holzschwammes gelten: Wärme und ge-
schlossene, feuchte Luft. Bei Temperaturen unter — 5^ und über -f- 50*^ C.
stirbt der Pilz ab, und auf trockenem Holz in trockener, offener Lage ver-
mag er sich nicht zu entwickeln. Der Hausschwamm befällt nach Dietrich
hauptsächlich die Balkenenden, weil dieselben aus dem Mauerwerke Feuch-
tigkeit erhalten, und die Ortbalken, wenn sie dicht an der Mauer liegen,
femer die Kellerbalkenlage bei unvollkommener Lüftung der unter ihr
liegenden Kellerräume, sodann das Holz werk in der Nähe der Oefen,
wenn der Töpfer beim Ofensetzen Holz und Füllstoff stark angenässt hat,
auch unterwölbte Treppenpodeste und eingemauerte Treppen-
wangen, ferner die Dielen vor den Ausgussbecken der Küchen, unter
Eisschränken, in Badezimmern, in Bildhauerwerkstätten (hervor-
gerufen durch den nassen Thon und durch das Bespritzen der Thonmodelle),
die Balkenlage über Waschküchen und Pferdeställen u. s. w. Häufig
wurde die Entwickelung des Schwammes herbeigeführt durch zu frühes
Belegen der Fussböden mit Linoleum, durch Bedecken derselben
mit Blechen, durch eine Abdeckung der Balken mit Fliesen und
Gypsestrichen, durch Leitungen von Bierkühlapparaten, welche durch
die Balkenlage geführt wurden und die an den kalten Röhren sich nieder-
schlagende Feuchtigkeit der Luft dem Holzwerke zuführten, u. s. w. Die
Schwammbildung wird begünstigt durch vorhandene Alkalien, Ammoniak,'
durch Dunkelheit, durch zu frühes Beziehen des Hauses und starkes Heizen
nasser Wohnungen u. s. w., und sie ist stets zu befürchten bei Verwendung
nassen Holzes.
Der Hausschwamm entzieht dem Holze die in demselben noch vor-
Dnllts CapileL Die Hölzer.
435
2. Lagerung der Balken und Lagerhölzer auf Steinunterlagen und Ver-
meidung von dunklen, dem Luftzuge nicht zugänglichen Stellen überall da,
wo die Feuchtigkeit nicht ferngehalten werden kann.
3. Ersatz des Holzes durch Eisen an denjenigen Stellen, wo die
Bedingurgen der Schwammbildung vorhanden sind und nicht beseitigt
werden können.
4. Verhütung einer Verschleppung der Schwammsporen durch Bau-
schutt, altes BauhoU, VV'erkzeuge, Kleider u, s. w., oder durch Zusammen-
gcra gesunden Holzes mit vom Schwamm ergriffenen.
5. Vermeidung hölzerner Thürgerüste in dumpfen und feuchten Räumen
(s. B, in Kellern).
6. Ausschluss von verdächtigem Füllstoff für die Zwischendecken (Stein-
kohlenjösche, Asche, Humuserde» Sägespäne, Pflanzenreste u- s, w.) und Ver-
wendung von reinem, gewaschenem, erhitztem Sand oder frischen Schlacken,
Kieseiguhr u. s. w,
7. Verhütung der Verunreinigung der Baustoffe durch die Arbeiter
während des Baues» weil Urin und Excremente Alkalien oder Ammoniak in
den Neubau bringen.
8* Möglichste Vermeidung geschlossener, feuchter I^uft durch Anordnung
einer Lüftungsvorrichtung u. s. w., namenthch aber Herstellung eines kräftigen
Luftumlaufes unter den Fussbödeii durch Verbindung des freien Luftraumes
/^wischen den Lagerhölzern oder Balken mit der äusseren oder inneren Luft
und wcnti möglich auch mit dem Heiikörper (Circulations- und Ventilations-
Ofen u, s. w,),
ü Verhütung der Durchnässung der Fussböden durch Waschen und
Baden in den Zimmern,
U), Vermeithmg zu frühen Anstreichens des Holzwerkes mit luftdichter
Farbe (Oelfarbe), weil durch solchen Anstrich das Austrocknen des Holzes
verzögert wird.
IL Gutes Austrocknen des ganzen Baues, Ueberwintern des Neubaues
bei offenen oder nur theilweise geschlossenen Fenstern, Schutz des Mauer*
werkelt gegen Bodenfeuchtigkeit durch Isolirung mit Asphalt» Bleiplatten,
gutem Cement u. s. w.
AU Mittel zur Beseitigung des Hausschwammes werden
empfohlen :
L Sofortige sorgfältigste Beseitigung allen vom Schwamm ergriffenen
Hokwcrkes, Entfernung auch des anscheinend gesunden Holzes bis auf
etw^ 1 fft vom verpilzten Holze und Vernichtung dieser Hölzer durch Feuer.
2. Beseitigung des ganzen Füllstoffes und des Mauerbewurfes, Aus-
kratXAfu der Fugen, Trocknen aller frei liegenden Mauertlächen, Abwaschen
de* Mauerwerkes mit Kreosotöl oder verdünnter Salzsäure, Verputzen mit
Cement u. s. w.
r-J. Verwendung von vollständig trockenem Holze zur Erneuerung uml
Aostrich, beziehungsweise Tränken desselben mit geeigneten Flüssigkeiten
vor <lcr Verbindung, damit fllle Holztlächen, namentlich die Hlniholztlächen,
gehörig getränkt werden können.
Als Imprägnirungsnüssigkeiten dienen:
a) Quecksilberchlorid mit lüO Gewich tstheilen Kalkwasser firiftit? und
lifther nur in unbewohnten Räumen anwendbar)»
436
Erster TheiL Die Hauptstoffe.
&) Chlorzink (vergl § 152, 4).
r) Kreosotöl, Petroleum, Cassiaöl. Diese Flüssigkeiten wirken nicht
nachhaltig genug.
d) Steinkohlentheer und heisse Kochsalzlösung, beide nur auf kurze
Zeit wirksam. - — Heringslake.
/) Antinonnin von F. Bayer & Comp, in Elberfeld. Dieses Mittel stellt
das Kaliumsak des Dinitro-Orthokresols, eines antiseptisch wirkenden Bestand-
theiles des Steinkohlentheeröles, dar und wird in Form einer orangegelben,
in Wasser löslichen Paste verkauft. Schon in schwacher Dosis lödtet es In-
sekten und Bakterien. Es besitzt einen sehr bitteren Geschmack und färbt
das Holzwerk u, s. w. intensiv gelb ; es lässt sich bequem verwenden und ist
nicht theuer (1 k^ kostet zur Zeit etwa 5 Mark). Beim Gebrauch wird das
Antinonnin mit Wasser sehr stark verdünnt, so dass letzteres nur 0*2 — 5 **/u
Antinonnin enthält, und mit dieser Flüssigkeit das Hob auf das Sorgfältigste
getränkt (Vergl. Lueger, »Lexikon der gesammten Technik*, Band \)
f) Zerener's Antimerulion (aus Infusorienerde, Kochsalz und Borsäure,
wenn trocken, oder aus Wasserglas mit Zusatz von 3% Borsäure und 6%
Kochsalz, wenn flüssig, bestehend).
g) Mykothanaton von Vilani & Comp, (aus mit Schwefelsäure versetzter
Kochsalzlösung, die durch Lackmus roth gefärbt ist ; 1 / Mykothanaton soll
187 ^ Schwefelsäure und 250 g Kochsalz enthalten).
h) Carbolineum Avenarius, hauptsächlich aus den im St einkohl enthetir
enthaltenen Stoffen bestehend, die bei der Darstellung des Anthracens
gewonnen werden- Das Carbolineum wird bei harten Hölzern und bei warmer
Wittenmg kalt, sonst erhitzt aufgetragen; es färbt das Holz nussbraun und
verbreitet einen üblen Geruch- Nachbildungen dieses Stoffes bestehen
namentlich aus Kreosotöl.
s) das Kastner'sche Mittel 200 / Torfasche, 2ü / Kochsalz, Oo kg
Salmiak werden mit kochendem Wasser bis zur Sättigung vemnscht und zu
einem Brei angerührt.
k) Mischung von G kg Kupfervitriol, 0*5 kg Salzsäure und 0'5 kg
Schwefelsäure, — u. s. w.
4. Einrichtung einer guten Lüftung.
5. Im Uebrigen ist so zu verfahren, wie oben bei den Mittehi zur
Verhütung von Schwammbildung angegeben wurde.
Die Ausrottung des Hausschwammes ist demnach eine sehr schwierige
und meist recht kostspielige Arbeit und wenn dieselbe nicht mit der pein*
liebsten Sorgfalt ausgeführt wird, so kann es leicht eintreten, dass über
Jahresfrist sich der Schwamm von neuem einstelltt Noch sei en^^ähnt, dass
man auch das zur Entfernung der verpÜzten Stoffe benutzte Fuhrwerk auf
das Sorgfältigste zu reinigen hat
§ 154* Mittel gegen Feuen
Eine Unverbrennlichkeit des Holzes lässt sich durch kein einiiges
Mittel erzielen, wohl aber vermag man Holz schwerer entzündlich am m ■ V
und ihm die Eigenschaft zu nehmen, mit heller Flamme zu vcrbn
Anstriche mit unvcrbrcnnlirhen, Mhlecht wärmeleitenden, m der Hitze nicht
abfallenden Stoffen ge^*ahren nur einen bedingten Schutz, besser sind
Imprägnirungen mit solchen Stoffen,
Viertes Capitel. Die Metalle. 437
Folgende Mittel sind mit mehr oder weniger Erfolg zur Anwendung
gelangt:
1. Wasserglaslösung mit Zusatz von etwas Kreide, geschlämmtem Thon
oder Knochenasche (mindestens fünfmaliger Anstrich erforderlich).
2. Heisse, gesättigte Lösung von H Theilen Alaun und 1 Theil Eisen-
vitriol zweimal aufgetragen ; zum dritten Anstrich wird verdünnte Eisenvitriol-
lösung gewählt, die zur Erhaltung einer gut streichbaren Flüssigkeit mit
einer genügenden Menge Töpferthon vermischt wird.
3. Holz in einer Lösung von schwefelsaurem Kalium gekocht, nach
dem Trocknen mit einem Gemenge aus Steinkohlentheer und thonigen Zu-
schlägen erhitzt, dann Anstrich mit Asbest und feuerfestem Thon, der durch
einen Dampfprocess haltbar gemacht wird.
4. Flüssiges, neutrales Chlorcalcium mit Kalkhydrat (Kalkbrei) zu
gleichen Gewichttheilen gemengt, oder gebrannter Kalk in einer Chlorcalcium-
lösung gelöscht.
5. Mittel von Dr. Winkelmann in Augsburg: Lösung von 33^
Manganchlorür, 20^ Orthophosphorsäure, V2 g Magnesiumcarbonat, 10^.
Borsäure und 25 g Salmiak in 1 / Wasser.
6. Mittel von Moore: Holz nach scharfem Trocknen in einen mit
Kalkmilch angefüllten Kessel gebracht und unter starkem Druck schweflige
Säure eingepresst. (Die Poren des Holzes füllen sich dann mit einer Lösung
von schwefligsaurem Kalk, aus welcher sich später Gypskrystalle bilden.)
Femer werden empfohlen: Ammoniumphosphat, Natriumwolframat, Borax,
Bittersalz u s. w., auch die im § löl erwähnte Behandlung mit zwei auf-
einander wirkenden Salzlösungen. Ein Anstrich mit Kalkmilch ist nahezu
unwirksam.
Viertes CapiteL
Die Metalle.*)
§ 155. Einleitung.
Von den Metallen haben nur Eisen, Kupfer, Zink, Zinn, Blei und
Aluminium einen besonderen bautechnischen Werth, auch die aus Kupfer,
Zink, Zinn, Blei u. s. w. hergestellten Legierungen, während Gold, Silber,
Platin und Nickel nur von geringer, die übrigen Metalle von gar keiner
Bedeutung für die Bautechnik sind.
*) Benutzte Werke: G. M ehrten s, »Eisen und Eisenconstructionen«, Hand-
buch der Baukunde, Bd. II, Heft 1. Berlin 1887. — »Handbuch der Architektur«,
Tbcil I, Bd. I, S. 213-275, 2. Auflage, Darmstadt 1895. — Gott getreu, »Bau-
materialien«. Bd II, S. l-22a, 3. Auflage. Berlin 1881. — E. Hoyer. »Lehrbuch der
vergleichenden mechanischen Technologie«, Bd. I, S. 6 ff. 2. Auflage. Wiesbaden 1888.
— Wedding, »Handbjich der Eisenhüttenkunde«, 2. Auflage. Braunschweig. — Lueger,
■ Lexikon der gesammten Technik«, Bd. IL, S. 582—586 und 614— (>H5. Stuttgart 1896.
— V. Roll, »Encyklopädie des gesammten Eisenbahnwesens«, Bd. III, S. 1346—1358.
Wien 1891 — u. A.
438
Erster Thcil. Die Hauptstoffe.
I. Eisen und Stahl.
A, Erzeugung des Eisens und Stahles,
§ 156. Eintheilung der Eisensorten.
Das wichtigste und verbreitetste aller Metalle ist unbestreitbar da^^
Eisen, das wegen seiner Wohlfeilheit und seiner vorzüglichen Eigenschafter^»^
auch in der Bautechnik mannigfache Verwendung findet. Hauptsächlich nach»
dem Gehalt des Eisens an Kohlenstoff wurden lange Zeit die drei Arten
unterschieden :
Roheisen oder Gusseisen mit 2 — 5% Kohlenstoff, leicht schmelzbar,
nicht schmiedbar, nicht schweissbar;
Schmiedeeisen oder Stabeisen mit 0*05 — 0*5% Kohlenstoff, schwer
schmelzbar, nicht härtbar, aber schmied- und schweissbar;
Stahl mit 0*5 — 2^0 Kohlenstoff, schweissbar, schmiedbar, schmelzbar,
härtbar.
Die beiden letzteren Arten lassen sich aber in ihren physikalischen
Eigenschaften und in ihrer chemischen Zusammensetzung nicht scharf von
einander trenneni Auf erstere hat nicht nur der Gehalt an Kohlenstoff,
sondern auch der an Silicium und Mangan einen grossen Einfluss. Mitunter
zeigen Eisensorten von ähnlicher chemischer Zusammensetzung ein ganz ver-
schiedenes Verhalten. Seit Erfindung des Bessemerprocesses wurden aus ver-
schiedenen Processen hervorgegangene Producte von ganz verschiedenem
Kohlenstoffgehalt und einerlei, ob sie härtbar waren oder nicht, namentlich
in England und Nordamerika »Stahl« genannt, wobei man höchstens »harten«
und »weichen« (nicht härtbaren) Stahl unterschied. Um diese Unklarheit in
der Bezeichnung der Eisensorten zu beseitigen, wurde auf einem bei Gelegen-
heit der Weltausstellung in Philadelphia 1?576 abgehaltenen internationalen
Congress hervorragender Fachleute folgende Nomenclatur empfohlen, die in
Deutschland gebräuchlich, aber nicht überall heimisch geworden ist.
Technisch verwerthetes, kohlenstoffhaltiges Eisen
"meteorisches (aus dem WeUenraume stiammendes'i Eisen vor» dagegen
Jindet man es als Bestandtheil fnst aller Mineralien. Enthalten Mineralien
^Has Eisen in so grosser Menge» dass man sie mit Vortheil zur Eisengewinnung
Hpenutien kann, so nennt man sie Erze. Mineralien mit weniger als etwa
jBi>** j, Eisen werden gewöhnlich nicht mehr verhüttet ; zeigt ihre Gangart aber
eine für die Schlackenbildung giinstige Zusammensetzung, so lassen sie sich
an Stelle der sogenannten eisenhaltigen Zuschläge (mit bis 15% Eisengehalt),
2.U denen sie den Uebergang bilden, mit Nutzen verwenden. Die Eisenerze
stehen fast alle aus Oxyden, Hydroxyden oder Carbonaten des Eisens.
)5e wichtigsten Erze sind:
1. Magneteisenstein ^^Magneteisenerz» Magnetit), Eisenoxydul-
fcxyd, mit 40 — 72% Eisengehalt» dem specifischen Gewichte 4'}< — -O^ und
1er Harte 5o — 15'5. Dieses F^z ist schwer schmelzbar, in Salzsaure löslich,
crhwarz oder grünlichschwarz gefärbt ; es besitzt meistens magnetische Eigcn-
chaften, einen muscheligen bis unebenen Bruch und einen schwarzen Strich;
nan kann es leicht verarbeiten und oft ohne Zuschlag schmelzen, weil es
oft alle 2ur Schlackeiibildung nothwendigen Stoffe bereits enthält. Grosse
■^^ger, beziehungsweise Gruben dieses Minerales befinden sich in Schweden
^Bind Norw^egen (Danemora, Falun, Gellivara, Taberg bei Jönköping, Arendal,
^H^resberg u. s, w.), im Uralgebirgc, in Mexiko (Cerro del Mercado), in Nord-
^Rmerika (Lake Champlain und Lake superior), in Neuseeland» auch in Deutsch-
land (Schmiedeberg in Schlesien) u, s. w.
Abart: Franklinit, mit 45*' ^^ Eisen, 2P„ Zink und
Mangan.
Fundort zwischen Franklin
y Eisengehalt, dem spe-
Dieses Erz ist schwer
VMan kann es auf Eisen und auf Zink verhütten.
und Ogdensburg im Staate New-Versey.
2. Rotheisenstein (Eisenoxyd), mit 80 — 70*^
fccifischen Gewichte bis 5*3 und der Härte 3 — 0*5.
i" schmelzbar, in Salzsäure langsam löslich, schwarz und magnetisch vor dem
Löthrohr, von rother bis röthlich-schwarzer Farbe und besitzt einen ruthen
Strich und einen grauen bis schwarzen Eisenglanz.
Arten: a) Eisenglanz (krystallisirtcs Eisenoxydul), in stahlgrauen bis
•schwarzen, metidlglän /.enden, häutig irisirenden Krystallen. Man findet dieses
^l'lnc in Schweden und Lappland» in Nordamerika lam Oberen See, Michigan-
^Bec wnd am Missouri), auf der Insel Elba u. s. w.
^H //) Rother Glaskopf (Hämatit), in kugeligen und nie renförm igen
^Hlbsonderungcn mit strahligem Gefüge, Hauptfundorte in Lancashire, Cumber-
Bland und Forest of Dean in England
y r) Eiscngl immer (Eisen rahm), in blättrig-schuppigen Kry stallen,
Ahart des Eisenglanzes.
ä) Eisenocker, dicht, erdig oder mulmig, Hatiptfundorie: am Irrgange
Platten in Böhmen, in Deutschland im Lahngebiete in der Gegend von
^ies^en, Wetzlar, Nassau und Siegen.
H- Brauneisenstein i Eisenoxydhydrat i , mit 20 — 60% Eisengehalt»
" ifischcn (jewichte 394 — 102 und der Harte 4'5. Das Mineral ist
r rcducirbar und leicht rtussig, von brauner, gelblichbrauner oder
rkergelber Farbe und unvollkommen metallglänzend, besitzt nadcl-, haar-
lex traubenfürmtge Formen und ist auch derb und erdig,
Arten: u) Brauner Glaskopf, in nierenförmigen oder stalaktitischen
Juntn^ Idcht schmelzbar, Lraun bis schwarz gefärbt, sehr rein. Man findet
440
Erster Theil, Die Hauptsloffe,
ihn in fler Gegend von Siegen, im Nassauischen, in Oberschlesien* Böhroeti,
Kärnten und Steiermark, im Fichtelgel »irge, Schwarzwald und Thiiringerwald,
in England (bei Aiston- Moore und Durham), in Spanien (Pyrenäen), in den
baskischen Provinzen und Sibirien, in Brasih'en, Nordamerika, Algier u. s, w,
b'\ Bohnen er ze (unlithische Erze), in kugehgen Komem mit con-
cenlrisch schaliger Absonderung, die oft durch kohlensauren Kalk, Quarz
oder eisenschlissigen Thon miteinander verbunden sind, mit gelbbraunem
Strich. Hauptfundorte : Peine bei Hannover, in Württemberg, Frankreich u. s. w*
c) Minette*Erz, ein phosphorhaltiger, kalkiger Brauneisenstein. Man
unterscheidet: graue Mtnette» welche eisenarmer, aber kalkreich, und rothe
Minettc, welche eisenreich, aber kalkäi-mer ist. Hauptfundort: Luxemburg und
Lothringen,
d) Gelbeisenstein, ein Brauneisenstein mit rein gelbem Strich und
meist mit Thon verbunden. Man fmdet ihn in fast allen neptunischen Ge-
birgsarten-
i) Gewöhnlicher oder gemeiner Brauneisenstein. Fundorte in
Oberschlesien, bei Osnabrück, im Siegener Land, in Nassau u, s. w.
/) Brauner Thoneisenstein, ein mit Kieselthon vermengter Braun-
eisenstein-
ji^) Rasenerz, Morast- oder VViesenerz, See-Krz, knollige oder
schlammige Massen von brauner oder schwar2cr Farbe, aus Eisciioxyd,
EisenoxyduUiydrat, Manganoxyd, Phosphorsäure, organischen Stoffen und SaniJ
bestehend, Hauptfinulorte in Belgien und Holland, Meist auf Gusseisen ver-
arbeitet, weil das daraus hergestellte Eisen diinnflüssig ist und die Formen
gut ausfüllt.
4. Spateisenstein oder Stahls rein (kohlensaures Eisenoxydul), mit
25 — 48*^, ,t Eisengehalt, dem specifi sehen Gewichte 3G--3'1* und der Härte
iVb—A'b, Dieses Erz ist leicht schmelzbar, von gelblicher bis gelblich-grauer
Farbe, die an der Luft allmälig in eine blauschwarze oder dunkelblaue
übergeht, glas- oder perlmutterglanzcnd und mit muscheligem bis unebenem
Bruch. Man findet es im Harz, im Siegener Land, in der l'mgegend von
Coblenx, in Westphalen, Schmaikalden, Nassau, im Thüringerwald, in Kärnten,
Steiermark, Oberungarn u. s. w.
Abarten: a) Strahl st ein (Eisenkalk), in Krystallen oder in krystal*
linisch-blätterigen oder strabligen Massen vorkommend, derli-, grob- oder
feinkörnig, von gelblicher, röthlicher, grünlicher oder grauer, an der Luft
nachdutikelnder Farbe. Hauptfundorte: Freiberg in Sachsen, l^obenslein in
Reuss, Klausthal, Eisenerz in Steiermark, Hüttenberg in Kärnten, Musen bei
Siegen u, s. w.
h) Sphärosiderit oder Thoneisenslein, kohlensaures Eisenoxyd, in
kugeligen, nieren- oder trauben förmigen Stücken mit strahligem Gefüge vor-
kommend, oft mit Thon uml Mergel vcrmengl und von gelber, grauer oder
bräunlicher Farbe. Hauptfundorte: an der Weser, in der Grafschaft Schaumburg,
bei Minden und Osnabrück, |jei Steinheim, bei Hanau und Drausbcrg hei
(»Öttingen, ferner in England, Frankreich, Nordamenka u, s, w. Hierher gehört
auch der sogenannte Clayband, welcher ein inniges Gemeitge von Spat-
eisenstein mit Thonmtneralien darsiellt.
€) Kohleneisenstein (Blackband), ein mit Kohle vermengter Thon-
eisenslein mit ii4— 4!**(j Eisen, 20— 26*'„ Kohle und 10^^15**,,, Thon, voa
Vierles CapiteL Die Metalle,
441
schwarxer Farbe und ohne Glanz. Fundorte in Westphalen, Belgien, England,
Schottland, Banat u. s. w.
Auch Schwefelkies- oder Pyritabb fände der Schwefelsäurefabriken
werden nach Entfernung ihres Silber-, Kupfer- und Zinkgehaltes auf nassem
Wege zumeist auf graues Roheisen verschmolaen oder auf Schnricdeeisen verhüttet.
§ 158. Vorbereitung der Rohstoffe. Zuschläge.
Die Gewinnung der Erxe geschieht bergmännisch in derselben Weise,
wie dies in ilen §^ G2 und 03 dieses Buches beschrieben worden ist.
Bevor die Erze in den Hochofen gebracht wertJen, müssen sie auf-
bereitet, d. h. bis auf die Grösse eines Tauben- oder Hühnereies durch
Handarbeit mittelst Handfäustel oder durch Pochhämmer, Pochwerke mit
eisernen Stempeln t^siehe g ^^h H, 1), Steinbrechmaschinen ^siehe § Si\ II, 5),
Qaetschwakwerke (siehe § 8*^ II, 4) oder Mahlwerke (siehe g 86» 11, U) zer-
kleinert und ilurch Sieben und Waschen oder Schlammen von den bei-
gemengten erdigen Bestandtheilen (Gangarten) befreit werden. Mitunter werden
die Erze auch mit wäs^sfriger schwefliger Säure digerirt, um aus ihnen den
phosphorsauren Kalk, welcher ein vorzügHchc-s Düngemittel darstellt, zu ent-
fernen. Eine weitere Art der Aufl^ereitung ist das Rösten, d. h. die Erhitzung
der Erte bei Luftzutritt und bis zu einer Temperatur, welche den Schmelzpunkt
nicht erreicht. Durch das Rösten wird eine Auflockerung des Rohstoffes
und damit eine Erleichterung der Reduction (des Schmelzens) erzieh, fenier
werden flüchtige Bestandtheile (Wasser und Kohlensäure "i entfernt und Bitumen
sowie ein Theil des Schwefels und Arsens u. s. w. ausgetrieben. Das Rösten
erfolgt entweder in Meilern i Kohleneisensteine i, indem man auf einer trockenen
Sohle eine dünne Schicht grober Erzstücke ausbreitet, darüber eine Lage kreuzweis
geschichteter Holzstücke und auf diese Reisig oder Kohle aufbringt, dann
Erzslücke und Firennstoff in mehreren abwechselnden Schichten auflegt, den
Xfeilcr unten anzündet und ihn je nach seiner Grösse 1^ — 4 Wochen lang in
Brand hält, oder sie geschieht in Stadeln (mulmige und schwefelhaltige Erze)^
die aus einem von vier Mauern eingefassten, gepflasterten, oben meist offenen
Raum bestehen und Aehulichkeit mit dem im § ^32 beschriebenen und in
Figur 129 abgebildeten > offenen Ziegelofen« besitzen, oder man benutzt
xuin Rösten Flammöfen mit geneigter Sohle, auf welcher die Erze herab-
rutHchen» oder Schachtöfen, in denen entweder der zur Erhitzung nöthige
Brcnnstaflr mit den Erzen in abwechselnden Schichten aufgegeben oder zweck-
ma&äig die aus Eisenhochöfen abgeleiteten, brennbares Kohlenoxydgas ent-
I hallenden Gichtgase zwischen den Erzen verbrannt werden (Gasröstöfen).
Geröstet werden stets Spat-, Thon- und Kohlcneisenerze behufs Um-
VAndlung dersellien in Eisenoxyd oder Entfernung des Schwefels, auch Magnet-
cimcncnet um eine höhere Oxydation und Auflockenmg zu erzielen, sodann
rfle für <len Hochofen bestimmten Zuschlagskalksteine, ausnahmsweise tÜe
^Ih* tmd Braüneisenerze zum Austreiben des Schwefels oder um Mürbigkeit
xtJ cnreiche Schlacken, wenn sie im Hochofen emgeschmolzen
wer ir Mchrtcns, a. a, O,, S, 59.) Die gerösteten Erze werden
liiochnials zerkleinert.
Nur wenige Erze (!<ogenatinte selbstgeh ende Erze) besitzen ein der-
ajti{(es Verhältnis« von nicht eisenhaltigen Beslaiultheilen (Gangarten), dass
I
442
Erster Theil. Die HauptstofTe.
sie für sich allein auf Roheisen verschmolzen werden können. Solche Erze
haben eine derartige Zusammensetzung, dass beim Schmelzen eine Schlacke
entsteht, deren Sclmielzpunkt dem des Roheisens entspricht. In den meisten
Fällen muss man, um ein richtiges Verhältniss zwischen Thonerde, Kalk und
Kieselsäure zu erhalten, entweder verschiedene Eisenerze miteinander ver-
mischen (gattiren) oder fremde Stoffe (Zuschläge) hinzufügen. Als Zu-
schläge dienen gebrannter und ungebranntejr Kalk, Magnesia,
Kieselsäure und Thonerde, Thonschiefer, Grauwacke und, falls eine
vermehrte Schlackenbildung erwünscht ist, Hornblende, Augit, Feld-
spath u. s. w., mitunter auch Mergel, Flussspath u. s. w. Manganhaltige
Zuschläge erzeugen Streng flüssigk ei t, magnesiahaltige Leichtflüssigkeit.
Kalk- und magnesiahaltige Zuschläge (Kalk und Dolomit) erhalten kieselsäure-
und thonerdereiche Erze. Ausnahmsweise sind kalkhaltigen Erzen Zuschläge
von Thonerde zu geben. Man rechnet auf 1 Theil Erz 0*5 — 2 Theile Zu-
schlag und bestimmt das Gemenge, welches Möllerung genannt wird, so,
dass dasselbe 30 — 50^0 Eisen enthält.
Um die richtige Zusammensetzung der Beschickung (Gattirung oder
Möllerung sammt der zugehörigen Brennstoffmenge) zu erproben, entnimmt
man den Erzen Probestücke im Gesammtgewichte von 1 — 2 kg, pocht die-
selben fein, trocknet das Mehl bei 100® C, vermengt es mit den Zuschlägen
und schmilzt es. Besitzt die vollständig geflossene Schlacke eine graue, gelb-
liche oder violette Farbe, eine emailartige Beschaffenheit und einen musche-
ligen Bruch, so war die Mischung eine gute; ist sie aber glasig, mehr oder
minder vollständig durchsichtig, leicht zerbrechlich, von muscheligem Bruch
und scharfkantig, sowie von grüner Farbe, so war in dem Gemenge ein zu
hoher Kieselsäuregehalt; besitzt letztere Schlacke aber keine grüne Farbe, so
war die Mischung noch eine richtige; ist die Schlacke steinig, erdig, grau,
gelb oder braun gefärbt und zeigt sie einen rauhen Bruch, so enthielt die
Mischung einen zu grossen Gehalt an Basen; zerfällt die Schlacke bei der
Berührung zu Pulver, so war in der Mischung zu viel Kalkerde. (Siehe Mus-
pmtt, > Technische Chemie^, 5. Aüüa^e. II, S. 508).
Viertes CapitcL Die MeUUc.
443
^
^
»
werden^ wahrend im unteren Theile Wind, d. h, gepressle Atmospharenluft,
eingeführt wird, die den Kohlenstoff des Brennstoffes in Kohlenoxyd um-
wandelt, dass sie einen ans feuerfesten Steinen aufgeführten Schacht (Kem-
schacht) besitzen, der durch zwei mit ihren Grundflächen aufeinander ge-
setzte Kegelstumpfe gebildet wird, dass die erzeugte Schlacke beständig aus-
tliesst, das Roheisen aber nur zeitweilig abgestochen wird, u. s» w. Viel
verwendet wird der sogenannte neuere rheinische Coakshochofen, welchen
(lie Figuren 278 und 271) im Schnitt und Grundriss darstellen. Die obere
kreisförmige Oeffnung J, Gicht genannt, ist mit einem eisernen Mantel
iGichtmantel) N versehen, durch dessen Oefiimngen die Beschickungi das
Eintragen der Erze, der Zuschläge und des Brennstoffes bewirkt wird. Sie
trägst einai Blechcylinder 0, den Gichtgas fang, hinter welchem sich bei der
Beschickung, die den Gichtgasen Widerstand leistet^ letztere ansammeln und
dann durch Canäle fi und /, zur weiteren Verwendung abgeführt werden.
Sollen die Gase nicht mit der Atmosphärenluft in Berührung kommen, so
wird die Gicht in den Zeiten, zu welchen nicht aufgegeben wird, verschlossen.
Der Gichtboden (Gichtplateau) ist mit einer Gallerie umgeben, auf welche
die Bescluckung meistens mittelst Aufzüge (Wasserdruck- oder Luftdruck-
aufzUge oder Dampfmaschinen nach Art der Fördermaschinen) gebracht wird.
Von der Gicht abwärts erweitert sich der Schacht bis zum Kohlen sack
oder Bauch //» wo beide Kegel zusammenstossen, zieht sich dann, die
Rast bildend, zusammen und endigt über einem cylindrischen (mitunter
auch pnsmati sehen) Hohlraum C D^ Gestell genannt, welches mit drei so-
nannten Formen F zum Einbkisen des Windes versehen ist.
An das Gestell schliesst sich der Herd Z> an, der aus grossen feuer-
festen Steinen gebildet wird und zur Ansammlung des geschmolzenen Eisens
dient Der innere Schacht (Kernschacht) E ist ebenfalls aus feuerfesten
Steinen aufgeführt und ruht auf einem eisernen Ringe a und vier Säulen 7';
er wird von einem aus gewöhnlichem Mauerwerk hergestellten Mantel G
(Rauhschachli umgeben, in dessen unlerem Theile Arbeitsgewölbe A' und
Fonngewölbe / ausgespart und nach oben hin durch Trageiscn /f begrenzt
Mnd In den Formgewülben befinden sich Oetinungen (Form enjy^ durchweiche
die Düsen (die äu&sersten Enden der Windzuleitungsröhren) bis in den Herd
eintreten. Zur Bewegung des Ringes, der den Raum zwischen Düse und
Farm verschlicsst, dient das Rad m. Bei den schottischen Hochöfen
utngiebt den Kenischacht statt des Rauhschachtes ein aus Eisenplatten
zusammengenieteter Mantel; da dieser aber die Zugänglichkeit des Schachtes
wahrend des Betriebes erschwert u, s. w,, so baut man in neuerer Zeit auch
Hochöfen mit vollständig freistehendem, aus feuerfesten Steinen aufgeführtem
and durch omgelcgtc Anker sorgfältig armirtem Schacht,
Der Zwischenraum zwischen Kern- und Rauhschacht wird mit einem
»chlechtrn Wärmeleiter (z, B, Asche) ausgefülh; er gestaltet eine ungehinderte
Aundehnmig des Kernschachles beim Erhitzen und verhindert die Wiirmc-
ausiütrahlung. In den vier Ecken de,s Rauhschachtes befinden sich enge, im
Mauerwerk ausgesparte Canäle c iFig* 219\ die von der Feuerung L bis
zum Gichtbüden führen und dazu dienen, die Heizgase durch das Mauer-
werk zu leiten» um letzteres vor der Inbetriebsetzung gehörig auszutrocknen.
Der Herd /> ist beim rhemischtai Coakshochofen nach der Arbeitsoffnung /C hin
durch den Wall- oder Dammslein ^ abgeschlossen, der auf seiner Vorder-
isa-r-
444
Erster TbeiL Die Hauputoffe.
Seite eine Eisen platte (Wall st ein platte) besitzt, welche durch den Luft-
canai // gekühlt wird. Auf der entgegengesetzten Seite ist der Herd vom
Rückstein / und seitlich von den Backensteinen oder dem Futter be*
grenzt. In dem Wallstein befindet sich an einer Seite ein Schlitz mit einer
St ich Öffnung, die gewöhnlich mit thonhaltigem^ feuerfestem Sand ver-
schlossen ist und nur dann geöflfnet wird» wenn das geschmolzene Roheisen
aus dem Herd abgestochen werden soll. In einer gewissen Höhe über dem Sohl*
stein (^Bodenstein) e endigt die vordere Gestellwand in den Tümpel-
steJTi n^ welcher an seiner Vorderseite durch ein Eisenblech (Tümpel-
blcch) geschützt ist und auf einem Eisen (Tümpeleisen) ruht. Der zwischen
Wall- und Tümpelstein verbleibende Raum, Vorherd genannt» gestattet den
Zutritt zum Ofen. Solche Oefen nennt man üefen mit offener Brust. Es
giebt aber auch Oefen, bei denen der Kemschacht auf allen Seiten des Ge-
stelles gleichmässig niedergeführt (Oefen mit geschlossener Brust oder
Tiegel Öfen) und nur unten eine kleine Ocffnung zum Schlack enabfl uns und
darunter eine zum zeitweiligen Ablassen des flüssigen Roheisens gelassen ist;
solche Oefen halten die Hitze im Gestell besser zusammen, vermindern die
Entstehung von Ansätzen im Herd und stören das Schmelzen weniger, so
dass sie von manchen Hütten vorgezogen werden.
Üeber dem Dammstein ^ tliesst die Schlacke auf der aus Tbon und
Kohlenlösche gebildeten Schlackentrift Af ununterbrochen ab; diese Trift
ist freilich durch die gusseiserne Schlackenseite F begrenzt.
Die Arbeit im Hochofen ist eine ununterbrochene und dauert in der
Regel so langCj als der Ofen hält (Campagne, Ofen- oder Hütten reise).
Die Länge einer Ofenreise ist namentlich abhängig von der Haltbarkeit der
Rast und des Gestelles, welche am meisten der Zerstörung ausgesetit
sind. Meistens ist der Kernschacht schon nach 3— 4jähngcm Betrieb 2U
erneuern, doch kommen auch Ofenreisen von mehr als 20 Jahren vor.
Um das Durchbrennen der Rast, des Gestelles und des Sohlsteines ^u
verhüten, bespült man unmittelbar das Mauerwerk mit Wasser (Berieselungs-
methode) oder führt es unter Druck durch eiserne, eingemauerte Leitungen
(Circulationsmethode). Stets werden die eisernen Hülsen der Wind-
zu führungs Öffnungen gekühlt. Das Abkühlen des Mauerwerks wird nur so weit
erforderlich vorgenommen, um Wärmeverluste möglichst zu vermcideti, Ist
der Ofen nicht mehr betriebsfähig, so wird er ausgeblasen» indem maji
zuletzt nur Kohle statt Erz aufgiebt und damit den Ofen erkalten lässt.
Bei der Beschickung des Hochofens, die in mehreren Sätzen i,C bargen,
Wagenladungen) bis zu lOOU X'^ Möllerung abwechselnd mit 1000— 250U^
Brennstoff erfolgt, werden gleichzeitig die Gebläse in Thätigkeit gesetzt. Ein
Coakshochofen liefert tägUch 50.000 — ^100.000 4:c Roheisen; soll derselbe in
24 Stunden ♦lO.OOiJ ^g Roheisen erzeugen, so ist er in dieser Zeit mit etwa
lOCJJtOO Ji:g Kohle, 68,000 k^ Kalkstein und 150.0(J0 Ag Eisenerz zu beschicken.
Um die chemischen Vorgänge im Hochofen veranschaulichen zu k<innen,
sind (nach Sc heerer) in Figur 27 H verschiedene Zonen abgetheilt
In der Zone I— H, der Vorwärmzone, werden die Erze u, s, w* voll-
ständig ausgetrocknet, vorgewärmt und aufgelockert.
In 11— ill, der Abscheid\ingszone» erfolgt die Reducirung der Krse
zu metallischem Eisen, das eme poröse, kohlenstoftfreie^ fast unschmelzbare
Masjie, den Ei»en schwamm, bildet. Die reducirenden Stoffe sind Kohlen*
Viertes Capiiel. I>Jc Melalk
m
oxyd, Kohlenwasserstoff ond Cyanverbindungen* In dieser Zone verlieren
Zuschlagkalk und rothe Spateisensteine den grössten Theil ihrer Kohlensäure
und die Brennstoffe etwa vorhandenen Schwefel, der dann in das metal-
t lische Eisen übergeht.
In III— IV, der Kohlungszone, nimmt das Eisen Kohlenstoff auf
\ (hauptsächlich aus den Dämpfen der Alkalicyanide), wodurch es schmelzbar
wird. Diese Aufnahme erfolgt um so vollständiger, je langsamer die Be-
schickimg niedersinkt. Bei unvollständiger Kohlung wird vom Eisen eine
grössere Menge Silicium, Schwefel und Phosphor aufgenommen als bei voll-
ständiger.
In IV — ^V, der Schmelzzone, gelangt das Eisen zum Schmelzen bei
Aufnahme des vollen Kohlenstoffgehaltes des Roheisens. Dabei reducirt ein
Theil seines Kohlenstoffes Kalk, Phosphorsäure u. s* w,, so dass das Eisen
die reducirten Stoffe, Aluminium, Mangan, Calcium, Phosphor und Silicium,
aufnimmt. Auch die Zuschläge kommen hier -eum Schmelzen, und die Schlacke
umhüllt <bs Prisen, so dass es in der nächsten Zone V — VI, der Ver-
brennungs- oder Oxydationszone» in welcher die Hitze bei Coakshoch-
I Öfen bis auf 2*350** C gesteigert werden kann, gegen Verbrennung geschützt
[ist. In dieser Zone findet eine lebhafte Verbrennung des Kohlenstoffes und
die Vollendung der Reducdon der ursprüngHch gebildeten Kohlensäure zu
[ Kohlenoxydgas statt, unter Mitwirkung der aus den Düsen eintretenden Luft
Das geschmolzene Eisen sammelt sich im Herd an und bleibt dort der
hohen Temperatur wegen flüssig. Es wird in der Regel zwei- bis sechsmal
t täglich abgestochen, wobei man des ruhigeren Abflusses wegen das Gebläse
[ausser Thätigkcit setzt.
Die zur Verbrennung nöthige Luft (Wind) wird durch Gebläsemaschinen
[mit VVindkessel an die Düse mit einem Druck von 20lJ — 50(*X/r für das
* Quadratcentimeter gepresst. Um Wärmeverlusie beim Schmelzprocess zu ver-
meiden, erhitzt man diese Luft vor Flintritt in den Hochofen mit Hilfe be-
sonderer Winderhitzungsapparate. Die letzteren sind entweder Rührenapparatei
bei denen der Wind durch die von aussen erwärmten Rohre geleitet wird^
oder es sind Regeneratoren. Diese Apparate, welche mit feuerfesten Steinen
I ifitierarrig ausgesetzt sind, gelangen paarweise zur Anwentlung und werden
I so lange durch die Flamme eines Brennstoffes (gewöhnlich Gichtgase) durch-
fjitromt, bis die Steine stark erhitzt sind, A\'ährend die Verbrennungsgase den
I zweiten Apparat erhitzen, leitet man den Wind durch den ersten und erhöht
I die Temperatur desselben auf 500— 800^ C Nach Abkühlung der Steine
^ werden Wind- und Gassf rom umgeschaltet.
Die Schlacke wird entweder in heissem Zustande im Schlackenwagen
I ^uf die Halde gefahren oder sie wird granulirt (vergl g 215i und zur
HefHtcllung von Steinen (vergL § W), vun Cement ivergl. § IJIH), von
[ SchUckrnwollr oder in der Glasfabrikation zur Herstellung grüner Flaschen
V \s ^ "TUltZt.
IGO. Linthcilung des Roheisens und Eigenschaften desselben.
Nach dem Abstich ^ird das Roheisen entweder in eisenien Formen
l(fQr weisse») oder in Sandformen i^fur graues Roheisen) aufgefangen» die
Idurch Rinnen mit einem grösseren, vom Stichloch ausgehenden Graben
Hill B^SlüM
448
Erster Thcil. Die Hauptsioffe.
geschreckten Gussflächen nicht nur die Farbe, sondern auch die Härte des
weissen Roheisens hervorgemfen (Hartguss), Durch anhaltendes Glühen
wird graues Roheisen mürbe (weich\ durch wiederholtes Schmelzen mangan-
und siliciurnämier.
Entzieht man dem grauen Roheisen durch Schmelzen bei reichlichem
Luftzutritt den Siliciuml)estandtheil, so erstarrt es, selbst bei langsamer Abküh-
lung, ohne Ciraphitausscheiilung und wird so zu weissem Roheisen,
Phosphor bis 1 '7^^ macht das Roheisen dünnflüssig, also für Kirnst-
guss geeignet, erhöht jedoch über l % ^He Sproiligkcit derart, dass das Roh-
eisen für Giessereizweckc untauglich wird. Ein Schwefelgehalt macht das
Eisen strengflüssig; steigt er jedoch über 0*1 **/„, so neigt das Eisen zum
Weiss werden und wird hart und spröde.
Nach der Herstellungsweise unterscheidet man:
a^ Holzkohlen-Roheisen, welches sich durch Reinheit und Festig*
keit auszeichnet, so dass es als Qualitatseiscn bei der Hartgussfabrikation,
sowie beim Frischen Venvendung findet. Man theilt es ein in graues, schwach
halbirtes und stark halbirtes Roheisen.
!f) Coaks-Roh eisen, welches hauptsächlich in der Giesserei Verw^en-
dung findet. Man theilt es ein nach Farbe und Korn in:
Ol) schwarzes Roheisen, welches nur als Zusatzeisen verwendet wird
ß) graues Roheisen I, grobkörniges und sehr graphitreiches Giesserei-
roheisen.
Y) graues Roheisen II, feinkörniges, Ersatz für Brucheisen.
^) halbirtes Roheisen. Es bildet den Uebergang zwischen dem
weissen und dem grauen Roheisen und wird in der Hartgussfabrikation und
beim Frischen verwendet.
= ) Bessemer-Roheiscn mit 3 — '3'5% Graphit, 2^3% Silicium und
nicht mehr als 0*1 '*/,, Phosphor oder Schwefel; dient zur Darstellung des
Flusseisens oder Flussstahles nach dem Bessem er -V^ erfahren.
{) Ferrosilicium oder Silicium- Eisen mit mehr als 10 % Sili*
cium; dient als Zusatzeisen, und zwar in der Giesserei bei Anwendung von
weissem Eisen und bei der Darstellung von Flusseisen und Flussstahl zum
Rückkohlen.
§ 161. Erzeugung des Schweisseisens.
I
Das älteste Verfahren, schmiedbares Eisen unmittelbar aus den Erzen
herzustellen, die sogenannte Renn arbeit, wird heute wiegen des bedeutenden
Verlustes an Eisen, des grossen Bedarfes an Brennstoff und des erheblichen
Aufwandes an Arbeit nur äusserst selten und nur zur Erzeugung kleiner
Mengen angewendet. Bei der Rennarbeit werden reine und leicht reducirbare
Erze in kastenförmigen Vertiefungen (Rennfeuer, Luppenhertlen) unter Mit-
wirkung eines Gebläses mit Holzkohlen niedergeschmoben, wobei das Eisen zu
einem Klumpen (Luppe) zusammengeballt, dann ausgehämmert und gestreckt
wird. Dieses Verfahren wurde von William Siemens verbessert, welcher einen
rotirenden Ofen ^Rotator) construirte, iti dem das zerkleinerte und mit ent-
sprechenden Zuschlägen gemischte Erz in einem cylindrischen, beiderseits konisch
verengten, mit feuerfesten Stoffen ausgefütterten Behälter bei hcUcr Rothgluth
mittelst Regenerativfeuerung llüssig gemacht utul dabei das abgeschiedene
Viertes CapiteL Die Metalle*
44d
Benoxyd in der flüssigen erdehaltigen Schlacke abgeschieden wird^ worauf
i Steinkohlenklein zusetzt und den Behälter durch einen Zahnradmechanismus
schnelle Umdrehung versetzt. Die Kohle reducirt das Eisenoxyd und es
awcissen die ausgeschiedenen Eisentheile zu einer Luppe zusammen. Aber
ch dieses Verfahren hat tiur beschränkte Anwendung gefunden.
Der mittelst der Rennarbeit erzeugte Stahl fuhrt die Namen Renn*
"stahl, Wolfsstahl u. s. w.
In der Regel wird das schmiedbare Eisen aus Roheisen erzeugt,
welches man durch oxydirendes Schmelzen entkohlt. Dieses Verfahren nennt man
fischen. Die Verminderung des Kohlenstoffes im Roheisen durch Verbrennung
telst Sauerstoff wird entweder dadurch erreicht, dass man atmosphärische
ft über das Eisen leitet, wobei man sich eines offenen Herdes {Herd-
isch en) oder eines ges^lossencn Flammofens (Flammofenfrischen oder
iddeln) bedient, oder dadurch, dass man die Luft durch das geschmolzene
Ben hindurchtreibt (Windfrischen oder Bessemern). Durch das letztere
fahren erhält man Flusseisen,
L Das Herdfrischen. Hierzu benutzt man einen kleinen, viereckigen
tieften, mit Gusseisenplatten (Zacken) ausgefütterten und von Mauerwerk
^umschlossenen Herd, dessen Bodenplatte gewöhnlich von unten gekühlt und
über dessen einen Rand die Gebläseluft geführt wird. Der Herd wird mit
Holzkohlen gefüllt, tlann werden dieselben entzündet und durch den mittelst
aeigter Form eingeblasenen Windstrom zur lebhaften Verbrennung gebracht*
Roheisenstücke werden hierauf von der dem Gebläse gegenüberliegenden
rbeitsöflfhung aus auf den Rand des Herdes geschoben unti tropfenweise
Bgeschmolzen, wobei nicht nur ein Theil des Kohlenstoffes unmittelbar
rbrannt, sondern auch Eisenoxyd erzeugt wird, das an den noch vor-
rideuen Kohlenstoff Sauerstoff abgicbt und dadurch einen weiteren Theil
Kohlenstoffes in Kohlenoxyd verwandelt, das entweicht. Gleichzeitig
durch den Sauerstoff Silicium, Mangan, Phosphor und andere
nengungen des Roheisens oxydirt, aus denen sich eine Schlacke (Frisch-
ke) bildet. Das auf dem Boden des Herdes sich ansammelnde teig-
tig«» Eisen wird mittelst Brechstangen herausgehoben (Rohauf brechen)^
'!en die Reste der verbrannten Kohle entfernt, hierauf wird neuer
t aufgeschüttet und das Verfahren wiederholt. Nach dem dritten
ledcrschmeben ist der Process in der Regel beendet. Das beim Garein-
imelzen entstandene gefrischte Eisen wird als Klumpen (Luppe) aus
Herd genommen (Garaufbrechen). Dieser Klumpen besitzt eine
It^e Beschaffenheit und ist ganz von Schlacke durchzogen. Letztere
h Zangen, d, h, mittelst Hämmer (Dampfhämmer, Stielhämmer,
Unmer, Aufwerf hämmer, Schwanzhämmer) oder mittelst Quetschen
quetschen) oder mittelst Walzen (Luppenmühlen) herau.sgequetscht
Ekd gleichzeitig dadurch das schwammige Gefüge des Eisens entfernt. Es
steht hierbei ein homogenes Eisenstück, welches weiter zu Stabeisen zu*
ncngeselvweisst und ausgeschmiedet wird.
Verwendet man beim Herdfrischen graues Roheisen, so wird dasselbe
beim ersten Niederschmelzen gefeint, d. h, das Silicium durch Oxydation
Ktfcmt und gleichzeitig der Graphit in gebundenen Kohlenstoff verwandelt.
ich 6cm zweiten Niederschmclzen (Rohfrischen) entsteht Stahl und erst
luurh dem tlritten (Garfrischen) Schmiedeeisen. Man nennt den ganzen
erden
450
Eriter Tbeil. Die HaupUtotfe.
Process deutsche Frischarbeit oder DreimalscihmelzcreL Bei Ver-
wendung von gefeintem, d. h. in einem Feineisenfeuer aufCoaks gesr ' * ra
und unter starker Einwirkung des Gebläses tropfenweise niedergesc: i , .\:\,
sUiciumarmem und nur gebundenen Kohlenstoff enthaltendem Eisen \¥tiii'
eisen) oder von siliciumarmem, aber kohlenstoftreichem, weissem Roheiicn
bildet sich schon nach dem zweiten Niederschmelzen Schmiedeeisen (Zwei-
mals chmelzerei oder Wall on schmiede). Benutzt man ein siUcium- und
kohlenstoffarmes, also stahlartiges Roheisen, so genügt zur Erzeugung von
Schmiedeeisen ein einmaliges Niederschmelzen (Ein malschmelze rci oder
Seh Will arbeit).
Soll Stahl (Herd frischstahl) erzeugt werden, so fällt das Gai-
einschmelzen fort, da dann dem Roheisen nicht so viel Kohlenstoff cDt-
zogen werden darf. %
Die beim Roh- und Garfrischen sich bildende Schlacke wird Ga^
schlacke genannt; sie ist umso >garerc, je mehr Eisenoxyduloxyd sie enthüll.
Wie schon oben bemerkt wurde, wird beim Herdfrischen (aber auch
beim Puddelverfahren und bei der Rennarbeit) eine Enlphosphorung
des Eisens (bis auf 807« «les ursprünglichen Gehaltes) erzielt. JJies erfolgt
durch die niedrige Temperatur und die lange Dauer des Processes, jedoch
nur dann^ wenn der Herd, beziehungsweise die Wände des Ofens aus Eisen
hergestellt und mit Eisenoxyd besetzt werden und wenn die anfangs gebildete
kieselsäurereiche Schlacke entfernt wird; es 6ndet dann durch Einwirkung
des Eisenoxyd eine Ueberführung des Phosphors als Phosphorsäure in die
Schlacke statt. (Vergl Mehrtens, a, a* O.^ S. 47.)
2. Das Flammofenfrischen oder Paddeln, Da das Herdfrischen eine
grosse Menge theueren Bremistoffes (Holzkohle oder gedörrten Holzes) erfordert
und eine geringe Ausbeute giebt, so wird dasselbe immer mehr und mehr
verlassen und durch das Paddeln ersetzt, bei welchem das Roheisen nicht
in unmittelbare Berührung mit dem Brennstoff gelangt^ so dass man minder-
werthige Steinkohlen, die ihres Schwefelgehaltes wegen beim Herdfrischen nicht
benutzt werden können, auch Braunkohle oder Torf zur Feuerung verwenden kann.
Das EinschmeUen des Roheisens und das Frischen wird hier auf dem
Herde eines Flamm- oder Puddelofens vorgenommen, dessen gebräuchlichste
Construction die Figuren 280 und 281 im Schnitt und Grundriss verau*
schaulichen. Die eiserne Sohle des meistens 1*2 — 2 ^ft langen, mit feuerfestem
Tonnengewölbe überdeckten Herdes dieses Ofens wird durch Oeffnungen x
mit Luft gekühlt Auf dem Herde wird eine in der Mitte etwa 5 cm hohe
^Schicht zäliäüssiger, schwer schmelzbarer Garschlacke // muldenförmig aus-
^breitet Und auf diese werden die Roheisenstücke (2&0 — ^300 kg) aufgebracht.
r ist der Planrost für die Feuerung, an dessen Stelle auch mitunter ein
Treppen r OS t gewählt wird, wenn man nicht eine Gasfeuerung unter An-
wendung von Siemenu'schen Regeneratoren vontieht. Der Rost ist vom Herd
.durch die Feuerbrücke i getrennt, die ebenso wie die Fuchsbrücke ä aus
einem mit feuerfesten Steinen umkleideten, hohlen Gusseisen kasien vHcrd-
^ei^n, Legeisen) besteht, in dem asur Kühlung Luft oder Wasser circuUrt.
f- Zum Einbringen des Brennstoffes dient das SchUrloch s; u ist der
Aschenfall Die Verbrennungsgase isiehen durch den Fuchs / in den Sdicim-
stein #. Ueber die Fuchsbrücke vermögen die Schlacken in den Fuchs / iti
Ireteüi an den sich die Schlackenplatte g aiischliessU Von dcr^ durch einen
Viertes Capitd. Die Metalle,
451
iiebcr verschlicssbaren Arbeitsöflfhung o aus \\nrd das Umrühren (Puddeln)
geschmolzenen blasse bewirkt, bis dec gewünschte Entkohlungsgrad er»
cht ist. Das Ofengemäuer Ist mit Eisenplätten umkleidet und mit eisernen
Ankern p aussen armirt. Der Schornstein wird von vier gusseisemen Stützen /
getragen. Das Tonnengewölbe senkt sich nach der Fuchsbrücke zu» um die
Flammen auf das zu schmelzende und zu frischende Roheisen im Herde
hexabzu drü ck en .
Die über das schmelzende Roheisen ziehenden Verbrennungsgase, welche
Bferschüssigen Sauerstoff enthalten, bewirken die Oxydation; es verbrennen
■icinm und Eisen und es wird durch das Eisenoxyduloxyd der Schlacken
sowie durch einen etwaigen Schlackenzusatz die Abscheid ung des Kohlen-
sioffes beschleunigt. Um eine möglichst kräftige Einwirkung der Feuergase
und des Schlacken-Eisenoxyduloxydes zu erzielen, wird das Roheisen nach
■inem Flüssigwerden mit angewänntcn Krücken (Kratzen) tüchtig umgerührt,
diese Handarbeit des Rührens recht beschwerlich ist, so hat man
chanische, durch Dampfkraft bewegte Puddelstangen constniirt, auch
rende Puddelöfen erfunden, die aus einem liegenden» mit einer feuerfesten
sse von geeigneter Zusammensetzung ausgekleideten Cylinder bestehen»
Icher durch eine Dampfmaschine und ein Zahnradgetriebe vor einer Rost-
erung um seine Achse gedreht wird. (Puddelofen von Danks u. A.)
Sobald an der Oberfläche der geschmolzenen Masse weissglühende
lotsen des sich bildenden Stabeisens erscheinen (Steigen des Eisens)» wird
dem Umrühren aufgehört und unter beständigem Wenden der teigartigen
das Eisen mittelst Brechstangen durchgearbeitet, der ganze Salz in
:ionen von 30—50 kg getheilt^ aus diesen Theilen eine Luppe zusammen-
ballt und diese mittelst Hammer, Quetsch- oder Walzwerke von einge*
tlossener Schlacke befreit (gezängt).
Um ein gleichmässig entkohltes, von fremden Bestandtheilen freies
iiweisscisen zu erhalten» muss die Temperatur niedrig gehalten werden,
3I ein dickflüssiger Zustand die en^^ünschte Mischung von Schlacke und
ICH mehr fördert als ein dünnflüssiger; auch muss dabei die Dauer der
schuug möglichst verlängert werden. Zum Puddeln kann man sowohl
;isses als auch graues Roheisen benutzen. Da letzteres sich — namentlich
aes Mangan- und Siliciumgehaltes wegen — nur langsam entkohlen lässl,
ist weisses Roheisen vorzuziehen. Man kann aber auch graues Roh-
to für den Frischprocess vorbereiten, indem man es in besonderen Herden
Oefcn mit Gebläse bei Coaksfeuerung unter öftcrem Umrühren der
schmilzt und das geschmolzene Eisen in feuchte Sandformeti oder
xeisenformen leitet. Diese Vorbereitung, die schon beim Herdfrischen er-
bnt wurde, nennt man Feinen oder Läutern.
Zur Erleichtenmg der Phosphor- ond Sc^awefelabscheidung werden
^dircnd wirkende oder die basische Beschaft'enheit der Schlacke erhöhende
zugleich die Sclimelztemperatur derselben erniedrigende Zuschlage
>raucht (*. B. Braunstein oder Bieiglätte gemeiigt mit Kochsalz und Thon).
Man unterscheidet das Puddeln auf Sehne und das Puddeln auf
>rfi; bei beiden verläuft der chemische Vorgang im allgemeinai in gleicher
, jc«1 dt man im ersten Falle nicht härtbares Eisen mit sehnigem
(jgc ii Schmiedeeisen genannt) und im zweiten Falte hart-
Schwcisseisen mit. kömigem Bruch, 2u dem das sogenannte. Fein*
20*
ASS
Erstef TheiL Die Hauptstöße.
korneisen und der Puddelstahl gehören. Beim Paddeln auf Seh«
wird das Roheisen im Herde in 6—12 kg schweren Stucken pjTamiden"
förmig aufgeschichtet und bei verschlossener Arbeitsöfifhung langsam
eingeschmolzen und weiter, wie oben beschrieben, behandeh. Beim Puddeln
auf Korn wird als Rohstoff ein mc^lichst phosphor- und schwefelfreie
manganreiches Roheisen (am besten Spiegeleisen oder reines graues Ro
eisen) benützt, dieses schneller eingeschmolzen und das Garen unter
Schlacke vorgenommen, um eine zu schnelle Entkohlung zu verhüten.
Stahl erzeugt werden, so ist die Arbeit zu unterbrechen^ wenn die Ent~
kohlung bis zu einem gewissen Grade fortgeschritten ist.
Der Abbrand (Eisen verlust) wird durch die im voraus beigegebc
Schlacken menge zwar vermindert, beträgt aber trotzdem noch 9 — 16% uo
ist beim Puddeln auf Kom am stärksten.
Der Betrieb des Puddelofens wird nur alle 8 oder 14 Tage untc
brochen, um beschädigte Ofentheile auszubessern. Zur Bedienung des Ofe
sind 2—3 Mann erforderlich. r)er Puddelprocess dauert im Ganzen etwa
l*/j-^2 Stunden (beim Stahlpuddeln noch länger» weil die Arbeit ums
mehr verzögert werden muss, je kohlenstoff reicher das Product ausfallen soll
Beim Zangen findet ein allmäliges Zusammensch weissen statt rnifl
es entsteht nach und nach ein Block in Gestalt eines vierseitigen Prismas mit
abgestumpften Kanten Ist das Eisen gleichmässig entkohlti so ist es leicht
schweissbar; rohe Stellen aber, die sich durch das Auftreten blauer FI ämmchen
daselbst als .solche kenntlich machen, schweissen schlecht Fällt die Luppe
beim Zangen auseinander, so muss sie nochmals einem Puddelprocess unter-
worfen werden, doch erhält man hierdurch nietnals ein ganz tadelloses Eisen.
Die noch glühende Luppe wird in einem Luppen walzwerk als Rol
schiene ausgewalzt. Die Rohschienen, welche gewöhnlich FlacheiscnslüB
darstellen, müssen auf einer gusseisemen Richtplatte mit Holzhämmern gera<^
gestreckt werden. Sie besitzen ein rauhes, schuppiges, ungleichmässiges A«
sehen, sind rissig, unganz und reich an Schlacken, so dass man sie niclU
unmittelbar verwenden kann. Man bricht sie nach dem Erkalten unter ein^
Presse in gleich lange Stücke, sortirt dieselben nach der Beschaffenhi
des Bruches (ob sehnig, fein, grobkörnig oder gemischt), verbindet
sortirten Stücke mit Hilfe von Bandeisen zu einem länglich-viereckig
Packet, bringt dasselbe in einen Schweissofen (Flammofen mit ebeneij
am Quarzsand gebildetem Herd) zur Weissglühhitze, verschweisst es da
unter einem Dampfhammer, streckt es unmittelbar darauf in Walzwerken
(oder lässt das schweissheisse Packet sogleich durch Walzen gehen) und
presst datlurch noch viel Schlacke heraus, dichtet die Masse und macht sie
gleichförmigen Diese Arbeit nennt man Raffiniren des Eisens,
In gleicher Weise wird der rohe Puddelstahl verfeinert und man
dadurch den sogenannten Gärbstahl, welcher zu Sensen, Sicheln, Messe
Federn, gröberen Werkzeugen, auch zu Tuch* und Schafscheren (daher
Name »Scheren stähle) u* s, w. verwendet wird. Man kann aber auch
Schweissstahl dadurch veredeln, dass man ihn in Tiegeln umschmikt und
Gussstahl umwandelt (vergl. g 1*>3).
3. Cemcntstahl. Unter Cementstahl versteht man den aus remfl
Herdfrischeisen oder aus kohlenstoffarmem, möglichst schlacken freiem Pudcj
ci«cn durch Glühen mit grobem Holzkahlenpuiver in einem Thonkasteni
Viertei CapiteL Die Metalle.
4^3
einem langen Flammofen (sogenannten Cementirofen) etw^a 8^—10 Tage
im Glühen erhalten bleibt, unter Luftabschluss hergestellten Stahl. Beim
Ptihen gehen die entstehenden Kohlcnwasserstoflfgase in die geöffneten Poren
Eisens über und lageni in ihnen Kohlenstoff ab. Der so erzeugte Stall!
igt eine von Gasen herrührende blasige Oberfläche (Blasenstahl), sowie
^f der Bruchfläche ein grossblätteriges, strahlig angeordnetes Gefüge. Er
st sicii in diesem Zustande nicht verwenden, sondern muss erst wie der
bhweissstahl durch Gärben oder besser durch Umschmelzen gedichtet werden.
Den vorzüglichsten Cementstahl erhält man aus dem schwetUsrhen Danemora-
eisen, dessen feinste Marke w^eniger als 0*01 7o Phosphor enthält. Man
benutzt den raffmirten Cementstahl, weil er theurer als Schweiss- und Fluss-
stahl ist, hauptsächlich nur zur Herstcüung feinerer Werkzeuge, Feilen u. s. w.
Man kann auch fertige Schmietieeisenstücke in gleicher Weise nur auf
öe gewisse Tiefe cementiren oder bei Eisenbahnschienen nur den Kopf
tnentiren, während der in Sand gepackte Steg und Fuss die Schweisseisen-
ßchaffenheit behalten, u, s. w; Dieses Verfahren nennt man EinseUen.
nkomeisen lässt sich leichter cementiren als sehniges Schmiedeeisen,
§ 162, Erzeugung des Flusseisens.
Unter Flnsseisen versteht man das aus dem Roheisen durch Schmelzung
Entkohlung auf dem Wege des Bessern er-, Thomas- oder Martin-
fahrcns gewonnene Product vom niedrigsten Kohlenstoft'gehalt. Das
Rsem erverfahr en nennt man auch das saure, das Thomasverfahren das
tische.
l. Das Bessemerverfahren. Das möglichst schwcfel- und phosphorfrete
pheiaen wird zunächst (gewöhnlich in einem Kupolofen) geschmolzen und
im geschmolzenen Zustand in eine sogenannte Birne (Converter)
bgelasscn. Diese Birne (Figuren 282 und 283) besteht aus dickem Eisen-
tch, beziehungsweise aus Gusseisen, und ist aus 2 Theilen zusammengesetzt,
ir untere Theil ßf, ein gusseisernes, beckenförmiges, mit feuerfestem Thon
B. mit Thon versetztem Ganister oder Dinasstein, also mit einem sauren
licat, vergl g 94) ausgekleidetes Gefäss, enthält die Düsen (Windeinströmungs-
nungen) und den Windkasten und wird mittelst hydraulischer Presse
ittclst des Kolbens C) an den untern Rand der aus Eisenblech gefertigten
id mit derselben feuerfesten Masse ausgekleideten Retorte A angedrückt,
Kauf mit den Eisenringen a und ^, die durch den Bolzen c unter Benutzung
tic-H geeigneten Kittes fest aneinantler gepressi wertlen, ein fester Verschluss
wirkt wird. Um den Retortenboden leicht verschieben zu können, sind die
er Ji nach allen Seiten beweglich angeordnet. Die bÖOÖ — 80CMJ ^g Roh-
fassende Birne ist in zwei auf einem Gestell E ruhenden Zapfen auf-
kgt, um w^clche sie mittelst eines Zahnrades // gedreht werden kann,
eine von dem Kolben einer hydraulischen Presse / beivegte Zalm-
/ eingreift.
Die Gebläseluft strömt aus dem Windleitungsrohr L durch die Röhren o
defi Raum, welcher deu Zapfen d umgiebt, und tritt durch € in den
l^iudkastcn M^ aus welchem sie durch 49 — 84 Düsen von je 9— 12 mm
rchmcsscr in dünnen Strahlen in den Converter geleitet wird. Die den
icn ä umgebende Hülse m ruht auf dem Ständer S und ist durch eine
454
Erster TheiL Die HtuptstoflTe,
Stopfbüchse mit der Röhre o gut schliessend verbunden. Das obere Elnde B
des Converters hat die Gestalt eines schiefen Kegelstumpfes und wird Hals
genannt.
Beim Einfüllen des geschmolzenen Roheisens wird die durch ein Coaks-
feuer bis zur Rothglut erhitzte Birne um etwas mehr als 90** gedreht,
so dass das flüssige Eisen nicht in die Düsenöflfnungen im Boden ein-
treten und diese Verstopfen kann. Nach beendeter Füllung wird die Binie
aufgerichtet und der Wind angelassen, welcher durch eine Gebläscmaschinc
von 200 — ^250 Pferdestärken so stark eingepresst wird» dass er dem in die Düsen-
öffnungen eindringenden Eisen genügenden Widerstand leistet und sich üi
dem Metallbade in feinen Strahlen vertheilt. Durch diese Presslufl wird das
flüssige Eisen bald in eine wallende Bewegung gebracht und in der ersten
Periode (der Fein- oder Vcrschlackungsperiode) Silicium, Mangan und
ein Theil des Eisens oxydirt^ der Graphit in chemisch gebundenen Kohlenstoff
übergeführt, ohne dass viel davon verbrennt, und eine aus Eisen- und
Manganoxydulsilicat bestehende Schlacke gebildet. Das verbrennende Stlicium
ruft im Metallbade eine bedeutende Temperaturerhöhung hervor (gegen
21)00*' C.)y so dass das Metall flüssig bleibt. Ist die erste Periode beendet
(nach 5 — 0 Minuten), so zeigt sich am Bimenhalse eine spitze, orangegelbe,
blaugestreifte und blaugesäumte, leuchtende Flamme. In der zweiten Periode,
der Eruptions-^ Koch- oder Stahlbildungsperiode, wird aus der flussigen
Eisenmasse der Kohlenstoff durch das Eisenoxyduloxyd der Schlacke zu
Kohlenoxyd verbrannt und durch die heftige und reichliche Kohlen oxydgas-
bildung die Masse xum Aufsteigen (Kochen) gebracht, wobei Schlacken-
massen und Eisentheilcheii aus dem Halse geschleudert werden, die
Flamme allmälig heller (lichter) und länger wird und im Spectrum grüne
Streifen zeigt. Diese Periode dauert 0 — 8 Minuten. In der nun folgenden
letzten Periode, Gar frisch- und Entkohl ungsperio de, wird das Metallbad
ruhiger, die Eruptionen hören auf, die Flamme wird hell und kleiner und
zeigt an den Rändern eine violette, grünliche und bläuliche Färbung, der
noch rückständige Kohlenstoff wird verbrannt und es stellt sich ein leb-
haftes Funkensprühen ein, hen^orgerufen durch eine Verbrennung des Eisens.
Sobald der Funkenregen aufhört und die Flamme erlischt, was nach etwa
18—20 Minuten vom Beginne des Processes an einzutreten pflegt, ist
Schmiedeeisen gebildet. Will man Stahl darstellen, so wird der Wind
abgestellt, die Birne geneigt, durch ihren Hals in besonderem Ofen geschmol*
scenes Spiegeleisen oder Ferromangan (5 — \2^j^) eingelassen, dann die Birne
wieder aufgerichtet und des besseren Mischens wegen einige Secunden lang
Wind durchgeleitet. Durch den Zuschlag von Spiegeleisen oder Ferromangan
erhält das Metall den zur Bildung von Stahl erforderlichen Kohlenstoff-
gehalt und es wird durch das leicht oxydirbare Mangan dem verbrannten
Eisen der Sauerstoff entzogen. Dieses Verfahren nennt man Rückkohlung
oder englisches. Bei dem schwedischen Verfahren (der älteren Methode)
wird mit der Entkohlung in einem genau abzupassenden Augenblick (also
vor Beendigung der dritten Periode) aufgehört.
Das Ausgiessen der Birne erfolgt behufs Entfernung von Gasen
erst einige Minuten nach beendetem Process und in eine, im Coaksfeuer
vorher glühend gemachte Giesspfanne, aus deren im Boden angebrachtem
Abstichloch das Flusseisen in die in der Giessgrube stehenden, vier-, acht-
Peckigen oder besser runden Eisenforroen (Coqtiillen) fliesst, in welchen es
zu Blöcken (Ingots) von 90 — 700^^ Gewicht erstarrt» Diese meist mit
zahlreichen Blasenräumen angefüllten Blöcke werden mittelst Hämmer oder
Walzen gedichtet-
Das Bessemerverfahren hat vor dem Herdfrischen und Puddeln den
.Vorzug grosser Kürze, denn während 10.000^^ Roheisen durch Herd-
IXrischen in etwa drei Wochen, durch Puddeln in etwa drei Tagen in schmied-
[bares Eisen übergeführt werden, kann man durch Bessemern dies schon in
15—20 Minuten erreichen.
Es erzeugt 1% verbrennendes Silicium eine Temperaturerhöhung von
etwa 300** C Bei grossem Süiciumgehalt des Roheisens steigt demnach die
Temperatur in der Birne sehr schnell und veranlasst die Verbrennung des
i Kohlenstoffes, Beträgt der Süiciumgehalt mehr als S^'/^j, so entsteht eine zu
[grosse Ditnnflüssigkeit, ein sogenannter heisser Gang, und das Silicium
Iwird nicht genügend entfernt; denn sobald der Kohlenstoff verbrennt» tritt
[eine Verzögerung der Verbrennung des Silicium und Mangan wegen ihrer
[geringeren Affinität zum Sauerstoff ein. Ein zu geringer Siliciumgchalt
{er»eugt Dickflüssigkeit, einen sogenannten todten Gang. Um dann eine
f Verbrennung des Kohlenstoffes zu erreichen, muss eine die Schmelztemperatur
des Roheisens (etwa ISCM^* C) überschreitende Anfangstemperatur (etwa
1300** C) gewählt werden, damit durch den Wärmeeffect des verbrennenden
|Silicium noch diejenige Temperatur (etwa 1400 C.) erzielt wird, bei welcher
|eine Verbrennung des Kohlenstoffes eintritt. Die Ungleichheit des Silicium
st sich daher durch die richtige Wahl der Anfangstemperatur ausgleichen.
Man unterscheidet ein englisches, deutsches und schwedisches
Bessemerverfahren, Bei dem oben besprochenen englischen Verfahren wir<l
ein siliciumreiches Roheisen (mit mindestens 1'8 — 2% Silicium) bei einer
.niedrigen Anfangstemperatur verarbeitet, beim deutschen ein Roheisen mit
11 '3 — 2% Silicium und 1 — ^3^/o Mangan bei einer hohen Anfangstemperatur,
ISO dass die Feinperiode wegfällt oder nur kurze Zeit beansprucht, beim
[schwedischen ein siliciumarmes Roheisen (mit OB — '1'2% Silicium und
(0*6—1% Mangan) bei hoher Anfangstemperatur, so dass die Entkohlungs-
iode in Wegfall kommt. Auch die amerikanischen Stahlwerke ver-
öden ein siliciumarmes Roheisen. In neuerer Zeit wird mitunter ein zwischen
deutschen und dem schwedischen stehendes Verfahren angewendet, bei
welchem mit dem Blasen vor vollständiger Entkohlung aufgehört und vor
ficfo Ausgiessen dem Metallbade 1 — ^2% Ferromangan zugesetzt wird,
2. Das Thomas verfahren. Beim sauren Verfahren lässt sich nur ein
IsiHciumhaltiges und phosphorrcincs (saures) Roheisen zu Flusseisen verarbeiten,
[weil man des Silicums als Hitzeerzeuger bedarf, und weil wegen der kiesel-
■«lurerdchen, sauren Ausfütterung des Converters der Phosphor beim Bessemern
»icht ausgeschieden wird. Durch die Thomas sehe Erfindung, die sich im
[Wesentlichen von der Bessemer sehen dadurch unterscheidet, dass das Roh-
in einer mit basischem Futter versehenen, das heisst mit einem Gemisch
tvon gebranntem Dolomit und Thcer ausgekleideten Birne unter Kalk/usatz
^Izen wird, ist es möglich geworden, selbst aus einem geririgwerthigen,
jrhaltigen Roheisen phosphorfreies Flusseisen (Tjczw, Stahl) zu er-
gen* Der Process verläuft beim basischen Verfahren im Allgemeinen ebenso
'^wir beim snuren, In die erhitzte Birne werden 14 — 167o ^^^ Roheisenein-
Erster Theil, Die HauptitolTe.
Satzes Kalkzixschläge gebracht, dann wird das geschmokeae, meist 1*5 — ^3^/>
Phosphor, 0 — l'Ö'Yo Silicium und bis 2U 4% Mangan enthaltende Rrr
eingegossen und nach dem Aufkippen der Bime das Geblase in Thai,.; ._
gesetzt. Wegen des geringen Siliciumgehaltes des Roheisens muss mit einer
hohen Temperatur (etwa 1400** C.) begonnen werden, bei welcher der Kohlen-
stoff sofort verbrennt. Ist die Entkohlung beendet (die Flamme über dem
Birnenhalse verschwunden), so beginnt die beim Bessemerprocess fehlaide Em-
phosphorungs- Periode. In dieser Periode verschwindet das Silicimn (aU
vollständig, während Mangan und Schwefel nur langsam und in geringe
Menge entweichen. An Stelle desSiliciums tritt der Phosphor als Hitxeeixeu
dessen Wärmeeffect sich zu dem des Silicium (nach Ehrenwert h) wie
etwa 5 : 8 verhält, so dass unter sonst gleichen Umstanden ein Roheisen mit
etwa 2*4% Hiosphor hinsichtlich der VVärmeent^^icklimg ebenso gut ztL
vcrarl>eiten ist, als ein phosphorfreies Roheisen mit etwa 1*5*7,, ^ihciu
Nach Beendigung der Garfrischperiode wird weiter geblasen (>übergeblase
und iladurch eine Verschlackung des Phosphors herbeigeführt.
Der Zusatz von Furromangan (auf 12.000 ^^^ Roheisen etwa 60-^801
Ferromangan mit 80% Mangan) darf erst erfolgen, nachdem aus der timg
kippten Bime die in grosser Menge vorhandene Schlacke abgegossen wordST
ist Würde man den Zusatz vor Entfernung der Schlacke machen, so
würde der Phosphor in das Melallbad zurückgeführt werden. Nach etwa
8 Minuten wird das Metali in die Gicsspfanne abgelassen und ihm sodann
etwa 107o inanganhaltiges Spiegeleisen zugesetzt. Das ganze Verfahren nimmt
durchschnittlich etwa 18 Minuten in Anspruch,
Die Schlacke (Thomasschlackcl enthält 30 — 37% phosphorsauren
Kalk und stellt ein vorzügliches Düngemittel dar, welches demgemäss
der Land wir thschaft ausgedehnte Verwendung findet.
Durch die sich bildenden starken SchlackeTiansaüce, die abgestos
werden müssen, leidet die Ausfütterung der Bime namentlich an der Sc
die sich beim Umkippen unten befindet. Um die Haltbarkeit des Futt^
XU erhöhen» wird diese Seite besonders sorgfältig mit theerreicher basisclj
Masse ausj>estampfi oder mangan reiches Roheisen zur Flusseisen darstelk
benutzt, otler es wird eine Ausbesserung der schadhaften (abgestossenen) Ste
des Futters mit Ralkthecr vorgenommen.
F2n%^ähnt mag noch werdeUi dass A. Krupp in Essen sich ein ande
Entphosphorungsverfahren hat patentiren lassen, bei welchem das geschmol
Roheisen in einen mit Eisen- und Manganoxyden ausgefütterten,
drehenden Tellerofen geleitet und dort vor EiiUritt der Entkohlungsperic
von seüiem Silicium- und Phosphorgchalt befreit wird. Die auf die.se Wi
entkieselte und entphosphorte Masse wird daim im richtigen Augenblick
gcstossen und in den Converter zur vollständigen Enlkohlung gebrac
3, Das Martin-Sicmcns-Vcrfahrcn. Zur Erzeugung von schweissbar
Flusseisen oder Flussstahl aus geeigi^eten flüssigen Roheisen- und Schmieg
eisenzusätzen nach dem Verfahren von Martin dient der Siemens'
Flammofen mit Regenerativ-Gasfeuerung, dessen neueste Constuct
die Figuren 284 — 288 zeigen. Dieser Ofen besitzt zwei VV'echselstrom-L
generatoren A und A^^ über welchen der Generator B angeordnet ist, /*
F^ sind die Füllkästen für die Steinkohlen und A'' und A'^ die Roste.
Ofenraum £ liegt in nächster Nähe des Generators auf dem Fundamc
Viertes Capilcl. Piq MeLallc.
457
(oder über einer Grobe). Durch die Canäle C u«d C*, die durch die Ven-
tile D und D^ ganz geschlossen werden können, werden die Brenngase dem
Ofenraum zugeführt. Die Ventile sind auf einem Hebel so befestigt, dass
das eine beim Oeffnen des anderen geschlossen und das Gas auf diese
Weise durch eine der EiiitrittsöiTnungen G oder G^ dem Ofenraum E zu-
geführt wird- H und H^ shid die Eintrittsöfinungen für die Verbrennungs-
luft, welche durch die Canäle K und A'* mit den Regeneratoren A und A^
in Verbindung stehen. / und /* sind Dampfstralilgebläse, die in die
Oefl&iungen L und U eingebaut sind und einen ThcÜ der Abgase aus dem
Ofen unter die Roste bringen. J ist ein Wechselyentil üiir Umsteuerung d^r
Luft durch einen der Regeneratoren zum Ofeoraum und der Abgase durch
den anderen Regenerator zum Schornstein. Durch die Drehklappen O und
O^ wird der Durchgang der Verbren nuiigsproducte vom Ofenraum zum
Generator verhindert und vermittelt. Diese Drchklappen wirken selbstthätig
durch Verbindung mit dem Hebel der Ventile, so dass durch dieselbe
Bewegung, durch welche D (oder D^) geschlossen wird, O (oder 0^) sich
Öflfnet Q und (J^ sind Oeffnungen tmn Reinigen der Roste.
Der Betrieb des Ofens ist folgender: Das Gas vom Generator B geht
durch den Canal C^^ das Ventil D^ und die üelTnung G^ ni den Ver-
brennimgsraum h^ g^'^ die Verbrennungsluft geht durch den Regenerator ^4',
den Canal Ä^^ und die Oeftnung H'^ in denselben Verbrennungsraum, w^o
sie das aus dem Generator kommende Gas trifft, und die Verbrennung er-
folgt. Die Hufeisenflamme durchzieht den Ofenraum E und die Abgase ent-
weichen zum Theil durch den anderen Verbrennungsraum // g und gehen
weiter, nachdem sie H und K passirt, durch den Regenerator A und das
Ventil / zum Schornstein, zum Theil abwärts durch die Oeffnung G^ w^ohin
sie das Dampfstrahlgebläse / absaugt^ und weiter durch L unter die Roste
des Generators B^ wo sie wieder in brennbare Gxse verwandelt werden. In
gewissen Zwischenräumen wirti die Flammenrichtung im Ofenraum durch
Umstellung der Ventile D und D^ und durch das Wechselveniil / in der
bei regenerativen Gasöfen gewöhnlichen Weise umgekehrt. Ein Hilfsdampf-
Strahlgebläse ist ausserdem unter den Rosten angeordnet, um bei Auf-
nahme des Ofenbetriebes dem Generator die nöLliige Luft zuzuführen.*)
Der erste Siemens-Martin-Stahlschmelzofen dieser neuen Construction
ist seit October 1890 in Turin in Betrieb und befriedigt in jeder Beziehung;
er verbraucht für lOCJO kg erzeugten Stahl 425 — 450 kg englische Stein-
kohle, während ein Ofen der älteren Construction für die gleiche Leistung
750— 8lK) kg verbrauchte.
Gewohnlich wird in den Ofen zuerst das Roheisen eingesetzt und
geschmolzen, dann werden in kleinen Portionen bei einer die Schmelz-
temperatur des schmiedbaren Eisens übersteigenden Temperatur vorgewärmte
Schmiedeeisenstücke dem Metallbade zugeführt, und es wird dabei letzteres
jedes Mal mit eisernen Stangen kräftig umgerührt. Käufig macht man auch
noch einen Zusatz von oxydirend wirkenden Erzen, und in England lienutzt
man zuweilen bei der Darstellung des ^Lartin-Siemens-Verfahrens nur Roh-
eiseiii sowie möglichst phospbor- und schwefelfreie Erze; man nennt dann das
f ^ Siehe: Prof* Hcmpel, »Der neue Siemens-Ofen mit RegeneriruDg der Abhitze
tiod Abgase«« Vortrag, gehalten im »Verein znr Beförderung des Gewcrbcflcisses« am
2- Februar 189L
!
Enter Th^il. Di« Hmupcstoffe.
VflAllurcfi tjindofe*<Proeess, wdl es zuerst auf den LsLodore^Werken
Ri^tniHl ifeur AtiaAlhrun^ j^ekommen ist Beim Landore-Processs "mtd gcm
tili iKMrUAttikÄumhes Rotheiscncrz (Moctaerz) mit 62% Eisengehalt ver
Alki^^il^t Um eine nachtrÄglichc Abkühlung des Metallbades zu verhüten,
wi " - ^*h eisen* und Schmiedeeisenstücke in richtiger Mischung
^\x Ucn, nie Roheisenmenge schwankt zwischen |0 und 607©
iJi 'S je n;ich der Oxydations Wirkung des Ofens, der chani-
i\i< it der KinsatzslofiTe und der gewünschten BeschafTcnheit
ikit KiÄrugimHex. (Saubeispiel: IbOO kg Roheisen, 2000 >^ Schrott, 40001^
lfeihU*nHiciuleu und 1500 Jkg BlechschnitzeL) Während des ganzen Proc^ses
«iill die Sc'hluekc die Überfläche des Metallbades stets in massiger Stärke
b^lWkcn: dadurch wird eine zu reiche Bildung von Oxyden, beziehungsweise
Avifliiihmc in ilas Bad vermieden. Die Schlacke bleibt nach Abtluss der
MiMiilhn*»tisv* auf der Herdsohle zurück und wird nacliträglich abgezogen.
Mmi Vcrwcnilrl %\c vielfach für die Hochofcn-MöUerung.
Der rhcmiische Vorgang beim Martin-Siemens- Verfahren besteht haupt-
»li<iWi< h nur in einer Auflösung des kohlenstoflfarmeren Schmiedeeisens in
di'Ui krihlenslcrlYreichen Roheisenp wobei nur eine geringe Oxydation eintritt.
\U ciUi\^l auch hier eine so starke Entkohlung, dass man dem vollkommen
dltuurtllHüig gewordenen Flussmetall, sobald es die gewünschte Beschaffenhqt
l!jlungt hat, wovon man sich durch eine Schöpfprobe überzeugt, vorher
hltiilcf* l'-erromangan oder Spiegeleisen (zuweilen auch Siliciumeisen)
«rUi*ti liat, um tlen verlangten Kohlenstoffgeh alt und eine Desoxydirung
#r/.ieUMi. \hi\m wird das Eisen abgestochen, wobei man das Luftventil er
iiehlit'w'»ti diuuit die Flamme weniger oxydirend wirkt Das Metall wird
rincr Sammelj>fanrie aufgcfangai und von dieser in die Gussformen geleift
Das Verfahren liefert in kurzer Zeit sehr grosse Massen schmiedba
KiftfUi, tlÄ der F-insatz sehr gross (bis 25.000 J^g) gewählt werden kann;
Int ihruerer als tlas Bessemerverfahren, gewährt aber den Vortheil, d^ss
Oileri* l*r«jberi crttnehmen und daher mit grosser Sicherheit Eisen von vi
Kt?ii('hriebenetn, beliebigem Kohlenstoffgebalt darstellen, durch Zusatz von
Kr/en die Schwcissbarkeit des Eisens erhöhen und als Schmiedeeisenzu
MuHttrinen* und Stahlabfälle aller Art (Ausschussstücke von Walzen, Alteial
oilrr Schrott, ausrangirte Eisenbahnschienen, Blechabfälle u. s, w,) verwend
kaun* AuN.serdem ist das Martin-Siemens-Eisen besser als das Bessemer-
'lllcimuHcisen für den Stahl-Formguss geeignet, weil die aus ihm heF"
^eilelllen OuBSstucke dicht, hart und zähe sind, während die aus den anderea
FUiüiiinctnllcn gefertigten sehr reich an Hohlräumen (Blasen) sind und sel^
nach <lcm sogenannten Dichten unter Hämmern oder Walzen stete ungan
mit Gasen (herrührend von der eingepressten Luft) gefüllte Stellen besitzen.
Die Dauer des Martin-Siemens- Verfahrens beträgt einschliesslich aller
Nrtien- uml Ausbesseningsarbeiten 8 — -10 Stunden, der Abbrand 6 — 9^
(tri Krzjeusatz weniger).
Man kann auch mittelst dieses Verfahrens aus phosphorreichem RiJ
piicii gutcjt Hchweissbares Flusseisen (beziehungsweise Stahl) herstellen, w«
iiiaii den Ofen mit einem basischen Futter versieht; jedoch stellen si^
liiülbei die Betriebsergebnisse wegen des grösst^ren K ilkzusatzes und
grClMHerofi Ausbesserungsarbeiten ungünstiger.
Vierte« Capitei Die Metalle,
459
§ 163. Andere Stahlsorten.
Ausser (.lern Renn-, Herdfrisch», Puddel-, Gärb-, Cement- und Flussstahl,
ren Erzeugung im Vorhergehenden erörtert worden ist, sind noch die
Igendeu Stahlsorten bemerkenswerth:
1. Uchatiusstahl, durch Zusammenschmelzen von ICH} Theilen granu-
au5 Magneteisenerz dargestelltem Roheisen, 24 Theilen geröstetem
pateisenstein und l^g Theilen Braunstein in Graphittiegeln gewonnen, und
rar unter Abschluss der Luft, weil nur der Sauerstoff der Eisenoxyde auf
Kohlenstoff des Roheisens wirken soll. Dieses Verfahren wird neuerdings
ttöch in Schweden angewendet.
)stindischer Damast- oder WootzstahL Man benutzt hierzu
Rennarbeit erhaltenes, schwach gekohltes Schmiedeeisen, welches
hauptsächhch aus Cabul in Afghanistan bezogen wird. Die Eingeborenen
slindiens erzeugen diesen Stahl aus Stücken jenes zu Stangen ausge*
liedeten Eisens, welche sie mit lO^o Holz oder Blätter kalireicher Pflanzen
kleinen Tiegeln aus ungebranntem Thon, die nach der Füllung oben durch
agestampften Thon verschlossen werden, etwa 2'/j Stunden lang in einem
fen bei möglichst niedriger Temperatur erhitzen. Der so erhaltene Stahl
ud vor dem Ausschmieden nochmals erhitzt. Bebandelt man die ge-
schmiedeten Gegenstände, welche sich durch grosse Zähigkeit und Biegsam-
st auszeichnen, jedoch eine ungleichmässige Stahlbildung besitzen, mit Säuren»
zeigen sie auf der Oberfiäche ungleichförmige Adern (Damaszirung), weil
; kohlenstoffreichercu Partien von der Säure weniger angegriffen werden
die kohlenstoftarmeren. Diese Eigenschaft behält der Damaststahl auch
ti nochmaligem Umscbmelzen, Man benutzt diesen Stahl hauptsächhch zur
Erstellung von Säbelklingen und Flintenläufen.
Unechten Damaststahl erzeugt man durch Zusammenschweissen von
^htniedeeisen und Stahl in dünnen Lamellen, die nach dem Schweissen
arch Recken, Winden, Drehen, nochmaliges Zusammenschweissen u. s. w.
eselben eigenthümlichen Figuren auf der Oberfläche erhalten wie beim
!n Damaststahl nach dem Aetzen mit Säure. Auch durch Zusammen-
aelzen von Schmiedeeisen mit 2**/q Kohle erhält man künstlichen
tstahl
_ 3. Wolfram stahl, durch Zusammenschmelzen von Stahl- und Wolfram-
Sen oder aus grauem Roheisen und Wolframsäure oder gereinigtem
folframmincral dargestellt Er besitzt 1— 3^/{, (auch mehr) Wolfram, ist
bsserordenilich hart und zähe, widersteht den Angriffen einer guten
llgUschen Feile und dient besonders zur Herstellung von Werkzeugen für
Bearbeitung harter Metalle, zur Anfertigung von Magneten für die Tele-
aphie u* s. w.
4. Chromstahl. Zu seiner Erzeugung wurd Chromeisenstein durch
rhttzen mit Kohle im Tiegel reducirt und diese Chromeisenlegirung (Ferro-
iiromj mit Schmiedeeisen oder Stahl im Siemens sehen Ofen eingeschmolzen.
leset Stahl ist sehr elastisch und sehr fest und wird ebenfalls zu Werk-
mit denen sehr harte Gegenstände bearbeitet werden sollen, ver-
tidct, sowie zu Sicherheitsplatten und Sicherheitstäben (z. B. Gefängniss-
n), die aus Schmiedeeisen und Chromstahl bestehen und weder zersägt
zerbrochen werden können, femer zu Messerklingen u. s. w. Zu Werk-
im
Er«ter Theil. Die HÄupUtoffe,
zeugen wählt man meistens einen ChromstaJil mit 0'3 — 0'5% Chrom mi<l
1% Kohlenstoff.
5. Silbcrstahl, Stahl mit 02 "^/q Silber zusammengeschmohcen; haupt-
sächlich zu Messerklingen verarbeitet
6. Nickel- oder Meteor stahl, eine Legierung von Stahl und Nickel
7. GnssstahL Dieser homogenste und festeste, daher theuerste
und feinste Stalil wird durch Umschmeken der vorzüglichsten, phosphor-
und schwefelfreien Rohstoffe hergestellt. Mau benutzt zu seiner Erzeugung
namentlich Herdfrisch- oder Puddelstahl^ auch wohl mit Zusätzen von
Bessemer- und Martinstahl-Abfällen, um dieselbai mit Nutzen ven^-erthen zu
können. Sollen aus dem Gussstahl später sehr feine Werkzeuge (Feilen
u, s. w.) hergestellt werden, so wählt man auch als Rohstoff den theuren
Cementstahl um dichte Güsse zu erzielen, setzt man dem Stahl Ferromaugan,
Spiegeleisen oder Silic um eisen zu, und um eine grosse Härte und Festigkeit
zu erhalten, Wolfram- oder Chronieisen-Legicrungen, Das Umschmelzen erfolgt
in 39^-42 cm hohen Tiegeln, welche, aus einem Gemenge von feuerfestem
l'hon, Chamottemehl und Graphit auf einer Töpferscheibe von Hand oder
durch Preisen in Formen hergestellt, bis zur lichten Rothglut in einem
Glühofen erhitzt^ dann in einen Schmelzofen (Schachtofen mit Coaksfeucrung
oder Flammofen mit Gasfeuerung) gesetzt, mit den Rohstoffen mit Flilfe
eines Eisenblechtrichters gefüllt und hierauf mit einem Deckel verschlossen
werden, der eine kleine Oeffnung zum Durchstecken eines Eisen drahtes
besitzt, mit welchem während des Schmelzprocesses der Zustand des Metall-
bades untersucht wird. Das Einsetzen und Füllen der Tiegel, das Um-
schmelzen des Stahles und das Herausnehmen der Tiegel erfordert bei
Schachtöfen mit Coaksfeuerung 5 — 6 Stunden, bei Flammöfen mit Gas-
feuerung etwa 4 Stunden Zeit. Hat die Gasentwicklung aufgehört — ein
Zeichen, dass die Sclunelzung vollendet ist — so lässt man die Tiegel im
Schmelzofen noch einige Zeit lang > abstehen t, um vor dem Gusse aüc
Oxyde und Gase zu reduciren, beziehungsweise abzuscheiden, dann giesst
man den Inhalt mehrerer Tiegel in eine Giesspfanne und aus dieser in die
Formen zu Gebrauchsgegenständen (Stahlfav'onguss) oder zu Blöcken
(Ingots) von achteckigem oder viereckigem Querschnitt. Die Gussstah^ '
werden, um sie in die Stabform zu bringen, nach dem Erstarren v
hellrothglühend gemacht und dann unter Hämmcni oder Walzen ausgereckt.
Derartig bearbeiteter Stahl führt den Namen »raffinirter Gussslahl«. —
Man benutzt den Gussstahl zur Herstellung von Kanonen, Panzerplatten,
Panzer thürmen, Glocken, Schienen, Kisenbahnradrcifen (Bandagen, Tyresi,
Achsen und anderen Theilen von Locomotiven, ferner zu Anken), Pumpen-
Stangen, Flintenläufen, Werkzeugen u, s. w*
B, Farmgibun^ des Eisens,
§ 164. Vorbemerkung.
Die Roheisen harren werden durch Umschmelzen und Gicsscn in Formen
in Gusseisen, die Rohstahlstücke auf dieselbe \Veisc in (iussstahlwaarc ver-
wandelt, die Schmiedeeisen-Luppen und -Blöcke nach dem Zangen durch
Schweissen, beziehungsweise Schmieden, Walzen oder Drahlziehen in die Fe
von Stabeisen, Blech oder Draht gebracht oder durch Schweissen, Schmic«
Viertel CapitcL Die Metalle.
461
Pressen zu Schmiede- und Pressstücken verschiedener Gestalt (Schrauben,
era, Nieten, Ketten ti. s. w.) verarbeitet.
§. 165. üiesserel
Die Giesserei umfasst:
1. das Schmelzen des Metalles,
2. die Herstellung der Gussformen^
3. die Ausführung des Gusses.
Man unterscheidet zwei Betriebsmethoden: den Hochofenguss und
Um schmelz betrieb. Das aus dem Hochofen fliessende Roheisen kann
dann unmittelbar zu Gusswaaren verwendet werden, wenn es die für
gewünschten Gegenstand erforderlichen Kigen sc haften besitzt. Da aber
:hiedene Waare verschiedenes Eisen verlangt, so bildet der Hochofen-
die Ausnahme, der Umschmelzbetrieb die Regel, denn bei letzterem
man die für jede Eisenwaaren-Gattung entsprechende Eisenqualität
ichen, erforderlichenfalls verschiedene Eisensorten miteinander vermischen
tiren), auch phospihorreiches Eisen zum Guss verwenden, indem man es
phosphorfreiem vermengt, altes Brucheisen verarbeiten u. s. w.
Zur Erzeugung von Gusswaaren verw^endet man in der Regel graues
fr lichtgraues) Roheisen, das bei einem Kohlenstoffgehah von 3 — 3"5%
:ener 4%) verhältnissmässig leicht — nämlich bei 1150—1250^ C —
dg zu machen, wegen des grösseren Siliciumgehaltes dünnflüssig, femer
ig spröde und mit Schneide Werkzeugen leicht zu bearbeiten ist^ eine
ise Widerstandsfähigkeit gegen Druck besitzt, sich beim Erkalten ausdehnt
daher Gusse mit scharfen Contouren erzeugt. Weisses Roheisen, welches
;n seiner Dickflüssigkeit und weil es sich im Augenblick des Erstarrens
il ausdehnt, weniger scharfe Abgüsse liefert, sich auch mit gewöhnlichen
eidewerkzeugen nicht bearbeiten lässt, da es sehr hart und spröde ist,
endet man nur zu Gussstücken, die eine grosse Härte erhalten sollen
B, zu Hart walzen und Kanonenkugeln). Das dünnflüssige phosphorhaltige
leisen eignet sich zur Herstellung von ordinärem Kunstguss, von dünn-
idigen Gussstücken (sogenanntem Potterieguss) und zu Gegenständen,
keine grosse Festigkeit zu besitzen brauchen.
Im Allgemeinen ist für Giessereiz wecke ein Roheisen gut geeignet,
ICQ Phosphorgehalt unter 1**/^, dessen Schwefelgehalt unter 0"06**/or dessen
tgangchalt unter P/^,, dessen Siliciumgehalt bis etwa 2% "^^ dessen
ilcnstoffgehalt etwa 3*5^/o beträgt. Für Hartguss empfiehlt sich die Ver-
idong eines Roheisens mit 21 — 3'2% Kohlenstoff, l*'/,j Mangan und
^1^ Süicium, für schmiedbaren Guss eine Mischung von weissem und
Hem Eisen oder halbirtes Roheisen. Werden dem Roheisen beim Schmelzen
riegeln 10 — 257a Schmiedeeisen- oder Stahlspäne hinzugesetzt, so erhält
slahlartigcn Guss.
L Das Schmelzen des Metalles.
Das Umschmelzen des Roheisens erfolgt entweder in Tiegeln (Tiegel-
n) oder in Flammöfen oder in Kupolöfen,
Tiegel verwendet man zum Schmelzen kleinerer Metallmengen oder
IhvoUer Metalle, namcndich wenn Bijouteriewaaren, schmiedbare Guss*
;e ti* s. w. hergestellt werden sollen oder wenn das Eisen möglichst
462
Erster Theil Die Ilauptitoffe.
unverändert bleiben soll. Da die Tiegel bedeckt werden, so schüuen sie
das Metall gegen Verunreinigungen und gegen Oxydation durch die Luft
Die Chamotte- oder Graphittiegel werden in besonders construirten Oefcn
einer hohen Temperatur ausgesetzt. Mit Vortheil verwendet man zur Er-
zeugung der Glühhitze eine Gasfeuerung mit Regeneratoren. Die gewöhnlichen»
mit Holzkohle oder Coaks erhitzten Tiegelöfen bestehen in der Regel aus
einem mit Deckel verschlossenen Schacht A (Fig. 289), auf dessen Rost 7?
der Tiegel T mit einem Untersatz aufgesetzt und mit dem glühenden Brennstofi^
umhüllt wird. Die Verbrennungsgase werden durch einen wagrechten Fuchs F
in den Schornstein 5" geleitet. Der unter dem Rost liegende Aschenraum ist
von einer mit durchbrochener Gussplatte überdeckten Einsteigeöffnung P aus
zugänglich, durch welche gleichzeitig die zur Verbrennung nothwendige Lud-
menge zum Rost gelangt. Um das Einsetzen und Ausheben der Tiegel zu
erleichtern^ befindet sich der Rost unter dem Boden der Giesslialle und dis
obere Schachtende nur wenig darüber.
Sollen grössere Metallmassen gleichzeitig in Tiegehi umgeschmolzcn
werden, so stellt man 4^8 (und mehr) Tiegel auf den Herd eines mit
abnehmbarer Decke eingerichteten Flammofens (Tiegel herdofens). Durch
Aneinanderreihung mehrerer Oefen lasst sich die Zahl der Tiegel fast
beliebig vermehren.
Der Verlust an Eisen beträgt bei dieser Schmelzung durchsclinitt*
lieh iqVo- —
Flammöfen verwendet man nur zum Einschmelzen grosser, schwer
zu zerkleinernder Stücke (Kanonenrohre, ^Valzen u, dergl.) oder weiui mau
das Eisen absichtlich verändern (z. B, bis zu einem gewissen Grade enl*
kohlen) will. Sie verbrauchen viel Brennstoff (50 — 90**/q Steinkohlen oder
100— 1307o Holz). Ein fernerer Nachtheil der Flammöfen ist die lange
Dauer des Umschmelzens und der grosse Verlust an Eisen t durchschnittlich
t4^/y)- Sodann lasst sich bei Flammöfen ein ununterbrochener Betrieb nicht
einrichten, weil man in ihnen nur ganz bestimmte Eisenmengen auf einmal
niederschmelzen kann. Einen Flammofen wird man zweckmässig nur da
benutzen, wo roher Brennstoff sehr billig zu erstehen ist; er gewährt den
Vortheil, dass das MetaJl nur mit der Flamme in Berührung kommt, nicht
aber mit dem Brennstoff selbst. Die Flammöfen stellen Herdöfen dar,
deren Construction im Allgemeinen die in Figur 290 dargestellte ist, jedoch
je nach der Menge und Gattung der zu schmelzenden Metalle in raanchei
Beziehung — so namentlich in der Bildung des Herdes und in der Lage
des Abstichloches — Aenderungen erleidet
Der skizzirte Flammofen besteht aus einem Feuerraum A, atif dessen
Kost der Brennstoff (Stein- oder Braunkohle, Holz oder Torf u, s. w.) durch
eine Seitenthür oder durch einen mit Schieber s versehenen Trichter li
aufgegeben wird. Die Flamme streicht über die Feuerbrücke a m
Arbeitsraum B B^^ unter der Decke ^ entlang nach dem Fuchs /*,
welchem die Brenngase in den Schornstein E entweichen; das auf
Herde B^ liegende Metall, welches durch eine Seitenthür cingebraclil wut
kommt durch Einwirkung der Flamme zum Schmelzen, und die flti
>lasse sammelt sich in einem Sumpf B^ welcher im vordereii Theile
Arbeit^aumes augeordnet ist und an seiner tiefsten Stelle die Abst
üffriung besitzt, die nach der einen Seite hin ausläuft. Die sich etwa btldcd
Viertes Capitel. Die Metatlc.
463
blacke fliesst Über den schrägen Fuchs F nach dem (12 — 25 m hohen)
^omstein E ab, wo sie entfernt werden kann. Zur Beobachtung des
Licrs dient die Oeffhung o^ zur Beobachtung des Sclimelzprocesses die
[jung /, zur Beobachtung der Temperatur die Oeflfnung ä. Die zur Ver-
finang nöthige Luftmenge wird durch den Zug des Schornsteines» mitunter
ch durch Exhaustoren oder Ventilatoren, entweder durch den Rost
ein oder auch noch durch eine Oeffnung über dem Feuer dem Brennstoft*
geführt.
In neuerer Zeit wxrden auch Flainmöfen mit Gasfeuerung zum
Umschmelzen des Roheisens benutzt; das Gas wird hierbei entweder in
Siemens sehen Generatoren erzeugt oder vom Hochofen u. s, w. abgefangen
häufig in Regeneratoren vorgewärmt.
Kupolöfen werden am meisten gebraucht, weil sie sich continuirlich
reiben lassen, den Schmelzprocess am billigsten gestalten, im Durchschnitt
8% Eisenverlust ergeben und einen einfachen Betrieb besitzen. Diese
haben jedoch den Nachtheil, dass in das Eisen beim Schmelzen
ädliche Bestandtheile (z. B. Schwefel) aus dem Brennstoff gelangen
nen. Als Brennstoff dient vorzugsweise Coaks oder Holzkohle; von
gebraucht man auf 100 kg Eisen etwa 10 — ^15 kg^ von letzterer
10 kg.
Der in Figur 291 dargestellte Irel and 'sehe Kupolofen besteht
aus einem, aus feuerfesten Steifen hergestellten, mit eisernem, cylindrischcm
oder vieleckigem Mantel umhüllten, 0'47 — i'83 nt weiten und meist 2 — ^3 w
tieu, in der Windzone etwas zusammengezogenen Schacht A mit einer
JS zum Eintragen der Roheisenstücke und des Brennstofi'es und einem
(7, auf dem sich das geschmolzene Metall ansammelt und durch das
Joch / zum Ab flu SS gelangt. Der Schacht ruht auf einer Guss platte P^
auf einem gemauerten Fundament gelagert ist und so hoch liegt,
ein Gefäss untergestellt werden kann. Der Wind wird durch ein Rohr
nd den Windkasten c m die Düsen d und ^ mittelst Gebläses (Venti-
s) gepresst und erzeugt kurz über der oberen Düsenreihe die grösste
Bei der Inbetriebsetzung werden bei geöffnetem Stichloch zunächst
ende Kohlen eingeschüttet und durrh das angelassene Gebläse in Brand
Icn, hierauf werden Roheisen und Brennstoff in abwechselnden Schichten
&ben und endlich wird das Stichloch mit Lehm verschlossen, sobald
demselben die ersten Metalltropfen zeigen, Soll das geschmolzene
abgestochen werden, so wird das Stichloch mit einer spitzen Eiscn-
oge geöffnet.
In Figur 292 ist die neueste Consiruction des Krigar'schen Kupol-
tns veranschaulicht, welche sich von der vorenvähnten hauptsächlich
ich die Anlage eines besonderen Sammelbehälters A unterscheidet und aus-
tinct. Der Ofenboden / liegt hier frei und ist in Scharnieren drehbar.
volltfndeter Schmelzung wird er durch Zurückziehen der Riegel so
dass die Asche u. s. w. in ein untergestelltes Gcfäss (Wagen) fallen
; Die geschmolzene Metallmasse fliesst bis zum Schlitze ^, gelangt durch
La den Sammelbehälter A und durch das Stichloch e zum AbHuss,
ch die Schlacke in verschiedener Höhe durch die Stiche c c ent-
Zur Beobachtung und Reinigung des Schlitzes ö dient die
iiiing ä. Die Gebläseluft tritt in einen Windring w ein, wird in dtm-
bCir
blche
ßtjJI
kippt.
AU
Erster Tbcil, Die Hsiaptstoffe«
selben etwas vorgewärmt und tritt durch breite Schlitze tf d in den
Schachtfuss.
Noch zu erwähnen ist der Herbertz'sche Kupolofen, bei welchem
die Gase durch ein Dampfstrahlgebläse abgesaugt werden und dadurch die
Luft unten durch einen offenen Schlitz in den Schacht gesaugt wird*
2. Die Herstellung der Gussformen (Formerei).*)
Nach dem Stoff, aus welchem die Gussformen bestehen, unterscheidet
man: Sandguss, Masseguss, Lehmguss und Hart- oder SchalengusSi
nach der Einrichtung der Formen: Guss in offenen und in geschlosseneo
Formen.
Zur Herstellung der Formen ist wegen der hohen Temperatur des
einfliessenden Metalles ein feuerbeständiger» gegen Druck und gegen Treiben
des Metalles genügend widerstandsfähiger, femer ein gut bildsamer und
Gase sowie Feuchtigkeit leicht durchlassender (poröser) Stoff zu wählen,
welcher mindestens einen Guss auszuhaken vermag, die Form scharf wieder-
giebt untl ein geringes Wärmeleitungsvermögen besitzt (einige Fälle, z. K
Hartguss, ausgenommen). Als geeigneter Stoff gilt Quarzsand mit 5— 10**/j
Thon (magerer und grüner Sand), Masse (d. i. Quarzsand mit 15 und
mehr Procent Thon), Lehm (unreiner, sandiger Thon) und für Hartgus«
Guss eisen. Magerer Sand besitzt nur im leicht angefeuchteten und fest-
gestampften Zustande eine genügende Bildsamkeit und Festigkeit; bei zu
stark angefeuchteten Formen wird das Fisen abgeschreckt und erhält in
Folge schnellen Erstarrens einer dünnen Kruste an der feuchten Formwand
eine harte Gusshaut, welche erst mit dem Meissel beseitigt werden muss, uro
das Gussstuck mit einer Feile bearbeiten zu können. Will man ein möglichst
weiches Gussstück erhalten, so verwendet man zur Herstellung der Formen
fetten (stark thonhaltigen) Sand (»Massec), der nur in vollkommen trockenem
Zustande fest und plastisch ist. Solche Formen müssen jedoch vor dem Ein-
giessen des Eisens in besonderen Trockenkammern getrocknet werden. Die
Masse wird vor dem Gebrauch gebrannt, gepocht, gesiebt und angefeuchtet
Für grosse Gussstücke benutzt man Formen aus Lehm. Da der Lehm beim
Austrocknen rissig wird, so vermengt man ihn mit Pferdedünger oder besser
mit Kuhmist oder gehackten Kälberhaaren, auch wohl der Billigkeit halber
mit Torfmehl, Gerberlohe oder Spreu; diese organischen Stoffe werden schon
beim Scharftrocknen der Fonn stark zerstört und es bilden sich dadurch in
der Lehmmasse zahlreiche Poren, durch welche die beim Giessen sich ent-
wickelnden Gase und Dämpfe entweichen können.
Der Formsand wird auf Kollergängen, Pochwerken oder Mahlgängen
gefeint, mittelst Siebe sortirt, dann angenässt und hierauf mit 10— 12**^
Kohlenmehl (Steinkohlen-, Graphit*, Holzkohlen- oder Coakspulver) sorgfaltig
vermischt, um die Form möglichst durchlässig zu gestalten und das An-
backen des Sandes an das Eisen zu verhindern. Zu dem gleichen Zwecke
überzieht man die Form auch noch mit einem Graphitbrei oder bepudert
sie mit Graphitstaub*
Die aus solchen plastischen Stoffen gebildeten Formen nennt man
einmalige oder verlorene, weil sie nur einmal verwendet werden können*
Mehrfach benutzbare, beständige oder bleibende Formen fertigt man m
der Eisengiesserei aus Metall
*) Siehe Hoycr, a. a, O., S. 85—111.
•aii-'n
Viertes CapileJ. Die MetaDe.
4a&
För Gusswaaren rait sehr harter (abgeschreckter) Oberfläche (Hart-
fuss) werden meistens gusseiserne, aber auch kupferne Formen benutzt
SfSchalen oder Caquillen). Für gewisse Zwecke kommen auch Formen
zur Verwendung, die aus einer Vereinigung von verlorenen und bleibenden
Forroen bestehen.
Die Formen werden meistens nach (gewöhnlich zerlegbaren) Modellen
lus Hol« (namentlich Nadelholz, Erlen-, Rosskastanien- oder Mahagoniholz)
jer aus Metall i^Eisen, Bronze, Messing, Zink und Hartblei) hergestellt oder
lit hölzernen und meist mit Eisen beschlaj^enen oder ganz aus Eisen
gefertigten, dem gewünschten Profil entsprechend ausgeschnittenen, um eine
Ichse drehbar eingerichteten und Drehungsflächen bildenden Schablonen
angefertigt, wenn nämlich das Gussstück einen Umdrehimgskörper darstellen
>der so gebildet werden soll» dass man seine Gestalt durch Führung der
■'rofillinie an einer Leitcur\'e entlang entwickeln kann. Figur 293 veran-
chaulicht eine Schablone, mit welcher man im Herd formen kann. In einer
tief unter der Herdfläche verankerten Gnmdplatle a ist die Achse (Spindel)
rehbar angeordnet, welche den Schablonenhalter c trägt, dessen Höhenlage
Jurch den Ring d und die Schraube ^ geregelt werden kann. Die Schablone ^
St mit mehreren Schraubbolzen an einem Schlitten / befestigt, der auf der
bberen Führung des Scbablonenhalters gleitet Um eine unbeabsichtigte
Verschiebung nach erfolgtem Einstellen zu verhüten, wird noch die am
chlittcn sitzende Klemmschraube angezogen« Beim Formen von Rädern wird
ar genauen Verlegung der erforderlichen Kerne noch eine Theilschraube
^gebracht. Zunächst wird im Sand des Unterkastens das Modell für den
)ber kästen hergestellt, dann der Oberkasten daraufgestellt und vollgeformt,
hierauf werden Oberkasten und Sandmodell entfenit und endlich wnrd die
Jnterhälfte der Form unmittelbar im Lehm oder Sand ausgedreht.
Um den Modellen eine möglichst glatte Oberfläche zu geben imd das
inhaften von Sand beim Herausnehmen der Model! e aus demselben zu
rerhiilen,, werden sie mit einem Schellacküberzug versehen. Die Metallmodelle
werden nach einem Holz-, Gyps- oder WachsmodelJ gegossen oder, um ihr
ewicht möglichst zu verringern, aus Blech getrieben, gestanzt und auf
der Drehbank gedrückt, sowie sauber abgefeilt, geschliffen, ciselirt u. s. w,
Etwaige Verzierungen (Namen, Zahlen u. s, w,) werden besonders
iirefertt^t und auf die Modelle aufgeTuigelt oder aufgeschraubt. Um bei
i ein Werfen nach MögHchkeit zu verhindern, werden dieselben
II Stücken derart zusammengesetzt, dass die Richtung der Holz-
iser müghchst oft wechselt, jedoch thunlichst mit der Hauptabmessung des
lodcllcs zusammenfällt. (VergL Hoyer, a. a. O., S. H^ und 87»)
Damit sich das Modell aus dem Sand bequem herausnehmen lässt,
[luss es mehrthcilig gemacht werden. Für die Dauer der Bearbeitung des
lodclle« wird beim Zusammenleimen der einzelnen Stücke zwischen dieselben
Rapier gelegt, welches nach F'ertigstellung des Modelles durch Eintreiben
Stechbeitels aufgerissen wird, wodurch die Trennung der Modelltheile
algL
• setzte Modelle lassen sich leicht dvircli Spalten in
lie ci r trennen. Zur Verhütung der Verschiebung emzeiner
bcun Eintonnen benutzt man kleine, unregebnässig versetzte Dübel.
ItOsvf» llnatlbiiiK iler ßikU*tofflrKr(>, SO
466
Erster Tlieil, Bie HauptatoflTe.
Soll das Gussstück Hohlräume erhalten, so werden in die Fonn Kern-
stücke eingesetzt, welche in besonderen Kernkäsien angefertigt werden, (Siehe
weiter unten.)
Die Form kann ausschliesslich durch Handarbeit hergestellt werdeQ,
jedoch hat man auch besondere Formmaschinen gebaut, von denen spater
noch die Rede sein wird.
Man unterscheidet offene und geschlossene Formen. Erstere be-
stehen gewöhnlich nur aus einem einzigen Stück und liegen mit ihrer oberen
Seite frei. Die geschlossenen Formen besitzen oben nur kleine OctTnungeii
zum Eingiessen des Metalls (Eiiiguss) und zum Entweichen der Luft und
Gase (Windpfeifen); s^ie werden aus zwei oder mehreren The ilen zusammen-
gesetzt und in besonderen, meist gusseisernen und in mehrere Theile zerleg-
baren Fonnk ästen hergestellt. Kleinere Masse- und Lehmformen, die trans-
portirt werden können^ trocknet man in Trockenkammern (Darren), grössere
an Ort und Stelle des Gusses mittelst besonderer Heiz\'orrichtungen,
Damit der fertige Gegenstand die gewünschte Gestalt erhält, r
die Abmessungen des hohlen Raumes der Form ifm das Schwindmaa ^
Gussmetalles grösser gewählt werden als die verlangten. Das lineare Schwind-
maass beträgt beim Gusseisen im Durchschnitt ^j^j und beim Gussstahl
Vöo — ^tit't das kubische Schwindmaass kann genau genug gleich dem DrOr
fachen des linearen angenommen werden. Da im Gussslück die Ma_ssen oft
sehr ungleich vertheilt sind, so tritt auch beim Erstarren des Eisens oft eio
ungleichförmiges Schwinden ein, welches eine Gestaltsveränderung, ein Werfen
und Verziehen, oft sogar auch ein Reissen einzelner Theile (z. B. ii^r geraden
Arme einer Riemenscheibe) hervorruft. Durch Freilegung der dickeren Theile
des Gussstückes, unmittelbar nach dem Erstarren, lassen sich oft die durch
ungleiches Schwinden auftretenden Spannungen im Gussstück verringern.
a) Sandformtrei.
Das Formen in magerem Sand ist billig und schnell ausführbar, weil
das Austrocknen der Form wegfällt. Man theUt die Sandfoniierei ein in;
Herd-, Rasten* und vereinigte Herd- und Kasten*Formcrei.
a) Herdformerei. Sie ist nur für flache Gegenstande anwendbar.
Bei der Herstellung offener Formen wird der Boden der Giesshtitte
aufgelockert und mit Formsand etwa 2 — 3 cm hoch besiebt, Die Obertiächc
des letzteren wird mittelst Richtscheites und Wasserwage eingeebnet, dann
das Modell aufgelegt, mit einem Holzhammer eingeklopft, so dass seine Ober*
fläche wagerecht liegt, und mit Hilfe verschiedener eiserner Stampfen cnil
Sand fest umstampft* Nach dem Herausnehmen des Modelles werden etwa
nothwendig gewordene Ausbesserungen vorgenommen und mittelst Streich-
brettchen wird die Oberfläche der Form geglättet. Dieses Verfahren ist
jedoch nur bei dünnen oder gitterartig durchbrochenen Modellen anwendbiu.
bei denen der verdrängte Sand zur Seite ausweichen kann; dickere» undnrcli-
brochene Modelle werden zur Erhaltung der Durchlässigkeit des Sandes und
zur Vermeidung von Blasen in dem Gussstück imr zur Hälfte in den Sund
eingeklopft und dann wieder herausgenommen, worauf man den Sand dem
Abdruck entsprechend herausgräbt. Nun wird das Modell ganz eingt^nickl,
um die volle Höhe der Form zu erhalten. Oder man dämmt das nur halb
eingedrückte Modell seitUch mit Sand ein. V^on einer oder mehreren StcUcn
der Fonn aus stellt man im Saud eine Rinne her, die das geschTookcnr
Viertes Capitcl. Die Metalle.
467
(etall der Form Euführt (Einguss), Nach VoMendung der Form wird der
ßuss vorgenommen. Das Gussstück zeigt bei Anwendimg offener Formen
seiner Oberfläche ein runzeliges, rauhes und löcheriges Aussehen und
rk abgerundete Kanten. Solche Herdformen eignen sich deshalb nur zur
lerstellung ganz roher Baugusswaare (z. B. Ofenplatten),
um eine glatte Oberfläche des Gussstückes zu erhalten, wird die Herd-
Ibrm mit einer unter«v'ärts mit Lehm bestrichenen Gusseiscnplatte g bedeckt,
iie auf ausserhalb im Sand eingebetteten (in Fii^. 294 durch punktirte
uinien dargestellten) Leisten / aufruht und zur Verhinderung des Abhebens
beim Eingiessen mit Etsenbarren if belastet wird. Die Leisten *i, welche im
iixssstück Falze erzeugen, bestehen aus mit Lehmwasser oder Graphit über*
koi^enen Schmiedeeisenstäben. Das geschmolzene Metall wird in e eingegossen j
ist der Canal zur Abführung der Gase und Dämpfe» L^m letztere besser
|iim Entweichen zu bringen und einen blasigen Guss zu vermeiden, wird mit
*nger (gerader oder krummer) Nadel n von allen Seiten her in die Form
ingestochen ; mitunter werden auch unter der Form Strohseile so durch-
ezogen, dass ihre Enden seitlich aus dem Sand heraus ragen.
Soll das Gussstück Vertiefungen oder kleine Löcher erhalten, so muss
nan, um ein Abbrechen der Sandtheilchen an diesen Stellen der Form beim
Abheben des Modelles oder beim Vergiessen des Metalles zu verhüten,
tntsprechend gestaltete Kernstücke aus fettem Sande oder aus Eisenstiften,
äic mit Lehm des Ablösens wegen bestrichen werden, in die Form einsetzen.
►ie Stellen, an welchen die Kerne anzubringen sind, werden im Modell durch
irhcihungen (Kern marken) bezeichnet, die sich in den Sand eindrücken,
Iqt Bildung von Nuten, Falzen und anderen Vertiefungen auf der Oberseite
ics Gussstückes werden bei offenem Herdguss die Kernstücke mit den
vnden auf die Ränder der Form gelegt (Leisteisen), mitunter werden sie
auch auf eine Stange aufgespiesst und in der Schwelle gehalten.
ß) Kasten form erei. Dieselbe ist sowohl für flache als auch für runde
}ussstücke anwendbar.
Die Sandform wird hier in einem metallenen oder hölzernen Form-
kÄSten (Flasche oder Lade) von mei,st viereckiger Gestalt hergestellt
(Hölzerne Formkästen sind gegen Werfen und Verziehen durch eingeschobene
Leisten u. s, w, zu schützen.) Die Formkästen bestehen selbst bei flachen
Gussxtücken aus zwei Theilen, einem Ober- und LTnterkasten, die auf-
"^riöandergesetzt und mit aussen angebrachten Zapfen mit leisten, drehbaren
Haken und Ringen, Vorreibem oder Schraubzwingen fest und unverrückbar
ingehalten werrlen. Besitzen die Gegenstände eine complicirtere
i so wird der Kasten aus drei oder mehreren Theilen zusammengesetzt.
llHc iheile besitzen keinen festen Boden, stellen %'ielmehr oben und unten
loffene Rahmen dar, damit der Sand auf das Modell gedrückt werden kann,
|l!)ic9C Rahmen müssen beim Einformen zeitweilig durch Deckel (Eorm-
jrcttcf) verschlo<isen werden. Die Formkästen erhalten an ihren Innen-
weiten %*orspringende Rippen (Sandleisten) oder Aushöhlungen, bei grösseren
it nuch noch Längen- und Querrippen, die .luf die Sandleisten
fest sitzend ai^geordnet werden; diese Vorrichtungen sind noth-
liiig, um die Sandform mit dem Kasten transportiren zu können. Kleinere
«kästen werden vom Arbeiter getragen, grössere mittelst Ketten und
ihoes U* s, w, bewegt und zu diesem Zweck mit Hängen a> s, w. zum
ÜLJL.
46^
Erster Thdi Bie Hauputo^e.
Ebhaken der Ketten versehen. Die zwischen dem Formkasten und dem
Motlell verbleibende Sandschicht soll an ihrer dünnsten Stelle etwa 4 *tw
messen ; hiernach sind die Abmessungen des Fonnk asten s zu bestimmen. Um
Formsand zu sparen und mögHchst schnell einformen zu können, empfiehlt
es sich die Formkästen dem Gussstück entsprechend so zu gesta.lten» dass
die Sandschicht an allen Stellen dieselbe Dicke besitzt. Das Einformen wird
auf einem meist drehbar eingerichteten Tisch und nur bei sehr grossen
Formen unmittelbar auf der Hüttensohle vorgenommen. Die Eingussöfliiung
des Kastens wird durch einen Canal (Giessloch) mit der Form verbunden,
und es werden zur Aufnahme der Windcanäle noch kleine Oeffnungen —
am besten an den Berührungspunkten zweier Kastentheile — hergestellt. Ist
der Einguss in der Fuge des Formkastens angeordnet, so wird der Kasten
hochkantig mit seiner Eingussöffnung nach oben gestellt, damit sich das ein-
iliessende Metall vertical verbreiten und durch sein Gewicht eine bessere
Ausfüllung der Form bewirken kann.
Sind flache Gegenstände in Kästen zu formen, so wird das Modell M
(Fig. 2!l*ö) mit seiner Ilachen Seite auf das Formbrett B gelegt, das auf
seinen Leisten auf dem Formtische ruht, der Unterkasten 1/ ÜbeTgesttilpl,
mit Sand gefüllt, das Modell mit diesem sorgfältig umstampft, die überflüssige
Sandmasse abgestrichen, dann auf den Unterkasten ein Formbrett gelegt, der
Kasten umgekehrt, das Formbrett ß fortgenommen, der Oberkasten O auf-
gesetzt, mit Sand gefüllt, dann wieder abgehoben und das Modell heraus-
genommen; hierauf wird die Form, wenn nöthig, ausgebessert und dann mit
Kohlenstaub geschwärzt, endlich wird der mit Einguss und Windpfeifen aiLs-
gestattete Überkasten wieder aufgesetzt, worauf der Guss vorgenommen werden
kann. Um ein Anhaften der beiden Sandmassen des Ober- und Unterkaste
beim Abheben des ersteren zu verhindern, wird die Ol>errtäche der Sandmasi
des Unterkastens mit Ziegel oder trockenem Scheidesand (rundkönngem Se
sand) gepudert. Das beschriebene Verfahren wird angewandt zur Herstell Uli
von Stirn- und Kegelrädern, Riemenscheiben mit Durchbrechungen zwisc
den Speichen und in der Nabe, zu Gegenständen, die auf einer oder
beiden Seiten flach vertieft oder durchbrochen sind u» s. w.
Beim Einformen von runden Gegenständen, die keine Höhlung!
oder Vertiefungen besitzen, wird der erste Theil des zerschnittcnij
Modelles mit der Schnittfläche auf das Formbrett gelegt, der dazu passend
Kastentheil übergestülpt, mit Sand gefüllt, mit dem Modell umgekehrt, cl
nächstfolgende Modelltheil aufgesetzt, mittelst Dübel genau gerichtet,
zweiter Formkasten darübergesetzt, mit Sand gefüllt, und so fort, bis samt
liehe Modelllheile eingefonnt sind. Man braucht also so viele Formkäst€
lüs Modelhhede vorhanden sind. In Figur 29*5 ist das Einfnrmcn eim
massiven Kugel veranschaulicht, \r\ dieser Weise werden alle massiven Üb
drehungskörper (z, B. auch Ringe) und alle prismatischen und pyramid«:
förmigen Gegenstände mit ebenen Begrenzungsflächen eingeformt Bei d(
Umdrehungskörpem geht der Schnitt durch die Achse, bei den übrigen
weder durch zwei passende Kanten oder durch eine Kante imd eine Flu
Zeigen die Gegenstände reicher entwickelte Formen (wie z. B, Stotnen» Figtir
so werden von einzelnen Modelltheilen besonclere Abdrücke (falsche K<
oder Kernstücke) aus fettem S;ind oder Lehm angelertigt und diese in
Form eingesetzt. Selbst bei sorgfältigstem Einfomien lassen sich Verletzung^
Vieneü CaptteL Die Metalle.
469
ler scharfen Ränder durch Abbröckeln von Sand nicht vermeiden; daher
erhält das Gussstiick sogenannte Gussnähtef welche später beseitigt werden
oilssen.
Besitzt ein Modell derartige Höhlungen oder Vertiefungen,
lass der dieselben ausfüllende Sandkörper beim Herausnehmen
Ics Mode lies abgerissen wird, so hat man für die Höhlungen u. s. w,
besondere Kerne herzustellen und diese an den entsprechenden Stellen der
^vForm einzuschalten. Beim Einformen von runden hohlen Gegenständen be»
^hiöthigt man also einer Hohl form für die äussere Gestalt der Gussstücke,
^nnd einer Vollform leines Kernes) für die innere Gestalt derselben. Letztere
^Pwird meistens aus Lehm und oft hohl hergestellt, um Trockenrisse möglichst
zu vermeiden.
Um Sandformen herzustellen, benutitt man Formmaschinen verschiedener
tonstruction, wenn es sich um die Anfertigung einer grossen Zahl gleicher
iossstücke handelt, z. B. um Röhren, Zahnräder u. s. w* oder um Gegenstände
lür Massenproduction (Schlüssel, Thürdrücker c. s. w). Diese Form masch inen
prsetzen entweder die Handarbeit des San eist ein Stampfens und des Modell-
lushcbens oder sie ersetzen das Modell, indem sie die Form mit Hilfe einer
chablone erzeugen. Eine vielfach verwendete Formmaschine stellt Figur 297
IT, Die ziveiseitige, im Rahmen n eingelassene Modellplatte ist in Zapfen
ehbar, deren Lager von Spintlcln 6 getragen werden, welche sich in den
Säulen < c auf- und niederbewegen lassen, mittelst des Handhebels d, <lurch
len die Welle € und das Schneckenrarl / gedreht werden. Beim Einformen
Fwinl die Modellplatte genau wagerecht eingestellt und durch Anziehen von
lern m seh rauben in dieser Lage festgehalten, dann wird auf sie ein Form-
kasten F aufgesetzt und dieser mit ihr durch Splinlbolzen und Vorrciber fest
Ircrbundcn. Nachdem der Formkasten mit Sand vollgestampft Lst, wird die
fodellpktte durch Drehung des Hebels mit dem Kasten in die Höhe ge-
hoben» um beim Umwenden des Kastens nirgends anzustossen, dann werden
iic Klemmschrauben gelöst, hierauf der Kasten umgekehrt und so lange
Bje-senkt, bis seine Rückenfläche auf dem Tisch h ruht, alsdann werden die
sUen gelöst, darauf mittelst Hebels die Formplatte wieder in tlie Höhe
gehoben und der Tisch h mit dem Formkasten auf / seitlich verschoben,
mbdann die Form platte horizontal fest eingespannt, der zweite Formkasten
anlgcsetzt und das Verfahren wiederholt.
ü) Mause former ei,
Sie wird ganz in derselben Weise wie die Sandformerei ausgefilhrt und
besonders bei Kunstguss angewendet. Da die Formen in Trockenkammern
getrocknet werden müssen, so können die Formkästen nicht aus Holz her-
gestellt werden.
Grosse Gussstückc (z. B. Röhren, Kanonen, Gebläsecy linder u. s. w.)
Jen gewöhnlich in einer Vertiefung des Herdes (Damm grübe, Giess-
rrube) geformt, und es wird diese zum Austrocknen eingerichtet, indem man
B. in sie kleine Gitteröfen aufstellt und mit Coaksfeuenmg versieht oder
ne Luft ein bläst.
r) Lehmformeret,
Die Lehmformerei verursacht grosse Kosten« Aus diesem Grunde bc^
Inkt mnn sie gewohnlich auf die Herstellung sehr grosser hohler Guss-
kcj^wie t, K Dampf* und Geblasecylinder, Pumpen, Glocken, Kessel,
470
Erster Theil. Die Hauptstöße»
Statuen); für massive Gegenstände wird die Lehmformerei fast niemals an-
gewendet Zur Erläuterting des hierbei einzuschlagenden Verfahrens möge
(nach Hoyer, a. a. O,, S, 107) das Einformen eincü grossen Cylinders ^Pig. 29ö)
besprochen werden. Auf einer Gusseisenplatte G wird der Kern K aus
Ziegelmauerwerk oder l.ehmpise, der Gestalt des Gussstückes annähernd ent-
sprechend, jedoch kleiner, aufgeführt und auf die äussere Seite desselben
Lehm (^vermischt mit Kälberhaaren, Kuh- oder Pferdemist u. s. w.) schichte
weise aufgetragen, wobei jede Schicht austrocknen muss. Die letzte Schicht
wird mit Hilfe einer, um eine im Ständer H gelagerte Stange ä sich drehenden
Schablone B abgedreht, worauf die VoUform für die innere Gestalt des
Cylinders vollendet ist. Nunmehr wird die Hohl form für die äussere Ge-
stalt des Cylinders, das sogenannte Hemd, angefertigt, und zwar in der Weist.*,
dass zunächst die KeniobeHläche mit einer Scheidemasse (gesiebte Holz- oder
Torfasche mit Was^^er oder feiner Sand, Zicgelmehl, Kohlenpulver u. s. w.) über-
zogen und dann schichtweise Lehm bis zu solcher L^icke aufgetragen wird, dasj
nach dem Abdrehen der letzten Schicht mittelst einer zweiien Schablone £
das Hemd der Grösse und Form des Gussstückes entspricht. Nachdem
Hemd ebenfalls mit Scheidemasse bestrichen worden ist, wird über demsell _
der sogenannte Mantel hergestellt, indem man wiederum das Hemd schicht-
weise mit Lehm bis zu einer Stärke von 3 — 5 cm überzieht. LTm de^ für
das Eingiessen des Metalles erforderlichen Hohlraum zu erhalten, muss nach
dem Austrocknen des Mantels das Hemd beseitigt werden, was durch Zcr-
schneiden des Mantels mit scharfem Messer und seitliches Abnehmen oder
Ausheben des Mantels, sowie durch Zerschneiden und stückweises Hera
nehmen de^ Hemdes geschiebt. Nachdem der Mantel wieder in die Foii
eingesetzt und nöthigenfalls durch herumgelegte eiserne Bänder gegen
reissen und Abheben während des Gusses geschützt worden ist, wird
Ganze bei etwa 250** C. in einer Darrkammer getrocknet, dann die De
mit den Windpfeifen O und dem Einguss R hergestellt und die ganze Fe
mittelst Eisenreifen u. s. w. armirt. Dann ist die Form zum Guss fertig.
Das hier geschilderte Verfahren erfährt je nach der äusseren Gest
mannigfache Abänderungen, deren Besprechung hier zu weit führen wiird
erwähnt mag aber werden, dass man bei Glocken den Mantel in einem Stti
abheben und bei sehr grossen Gussstücken oft die Anfertigung des Hemd
ersparen kann, wenn sich nämlich der Mantel von innen her darstellen
der für sich geformte Kern in den Mantel einsenken lässt.
Zur Vermeidung eines sogenannten Kaltgusses (vergl Eingiesse
sowie der Verunreinigung des Gussstückes mit Schlacken, wendet man
Voll- und Hohlcylindem den Tangentialguss an, d. h. man führt net
der Form eine Gussröhre R (Fig. 298) nach abwärts und lässt sie an
tiefsten Stelle der Form einmünden, damit das ein fliessende Metall in
Form von unten auf in die Höhe steigen^ Schlacken- und Aschentheile
sich her und durch Wirbelbewegung nach der Mitte treiben kann und aß?
Verunreinigungen sich auf dem Giesskopf ansammeln,
d) Hart' odtr Schaimguss ; bltib^ndt Fornun.
Die Ausführung des Hartgusses erfolgt in metallenen (gusseiscTüeo^
kupfernen u. s. w,) Schalen (Coquillen), welche die Wärme schnell ableiten
und die äussere Schicht des Gussstückes also schnell abkühlen, wodurch
weiss und hart wird (Schalcnguss), Da diese Metallformcn eine grosise Z
Vierte« Capitel. Die Metalle.
471
■Abgüssen aushalten können» so gehören sie zu den sogenannten
[eibeuden Formen.
Die einfachste Metallform, welche zum Giessen von Stäben und Platten
ent, nennt man Einguss, Der Stabeinguss besteht aus eiuem quadrati-
len Eisenstab, dessen Oberfläche eine rinnen förmige, jedoch an beiden
nlen verschlossene Vertiefung besitzt (offener Einguss\ oder aus einer
senröhre mit kreisrundem» quadratischem ^ rechteckigem oder vieleckigem
jerschnitt mit einer trichterförmigen Erweiterung am einen Ende» einer
tiwachen Verjüngung der ganzen Länge nach, und einem mittelst Eisen-
i>psel bewirkten Verschluss am anderen Ende (Rohreinguss), während
tr Platteneinguss aus zwei, während des Gusses durch Schrauben zu-
firaengehaJtenen Eisenplatten gebildet wird, die um die Dicke der zu er-
Ligenden Platte von emaiider entfernt sind und durch drei Stäbchen oder
durch ein U-Eisen in diesem Abstände gehalten werden.
^ Runde, hohle Gegenstände werden in mehrtheüigen Formen ge-
ssen, deren Theile sich leicht ab- tmd ausheben lassen. Figur 299 zeigt
eine solche Form, die zum Giessen eines schalenförmigen Gefässes bestimmt
isL Dieselbe besteht aus einer Fussplatte a mit einer Erhöhung in der Mitte
die Höhlung im Fuss, aus den mit Handgriffen versehenen beiden
bellen Sd (Hobel), die in eine Kreisnuth der Fussplatte eingesetzt sind,
aus dem ebenfalls einen Handgriff besitzenden Deckel (Kern) f, welcher
Hobel oben ebenfalls durch eine Nuth zusammenhält und zur Verringe-
ig des Gewichtes nicht massiv hergestellt ist.
^Mit dem Schalenguss verwandt» jedoch in der Eisengiesserei nicht zur
erwendung kommend, ist der sogenannte Schwenkguss, bei welchem das
schmolzene Metall in die mehrtheilige, fest zusammengefügte, gut vor-
i^ärmtc eiserne Form gegossen, in derselben einen Augenblick gelassen
ad »iann durch Umstürzen (Schwenken) der Form wieder ausgegossen wird,
robei nur ein sehr dünnwandiges Gussstück entsteht» indem sich an den
Formwandungen nur eine Kruste in Folge schneller Abkühlung bildet.)
Noch zu en\^ähnen ist der sogenannte Centrifugalguss, bei dem
ts geschmolzene Eisen in eine rotirende» eiserne Form gegossen wird, deren
aenfläche eine Um drehungs fläche darstellt. Durch die in Richttmg des
ilbmessers nach aussen wirkende Pressung bei der Umdrehung der Form
rd die äussere Schicht des Gussstückes härter und dichter. Man wendet
ses Verfahren mitunter zur Herstellung von Röhren, paraboloidischen
ihlgefäscn, Gussstahlrädem und Radbandagen an.
3. Die Ausführung des Gusses.*)
Damit das Gussstück möglichst scharfe Contouren erhält, muss das
letall gehörig dünnflüssig sein und unter einem entsprechend hohen Druck
:ifliessen, es muss also die Eingussstelle noch etwas höher liegen, als der
ochste Punkt der Formhöhlung, Femer hat man dafür zu sorgen, dass die
ift ?;chncll aus der Form entweichen kann, um einen löcherigen Guss zu
fcrmeidcn und einen dichten zu erzeugen. Das im Einguss befindliche ^fetall
yngm», Giesskopf) dient als Behälter, aus welchem beim Zusammenziehen
der Form Metall nachsinkt. Zur Herstellung eines möglichst dichten
iis^sttk-kcH wird zuweilen auch das Metall mittelst einer Giesspumpe u, dgl.
♦l Si«hc: Hoyer. a, a, O.. S, Ul— Ua
Wit}^,'
472
Erster Tbcil, Die HauptJtoife.
in die Form gewaltsam eingepresst oder die Luft künstlich abg^aiigt. Da
durch die Hitze nicht nur das Wasser des Formstofifes verdampft, sondeni
auch das Kohlenpulver vergast wird, so hat man die Form xur Verhütuiifj;
des Auseinandertreibens durch explodirende Gase mit Scliraubenpressen fest
2usammenj£upressen oder mit Roheisenbarren, Gewjchtsttickeu u, s. w. m
belasten. (Vergl Fig, 294») Zur Verhütung einer Explosion der sich beim
Vergiessen bildenden brennbaren Gase werden dieselben bei ihrem Austritt
aus den Windpfeifen u, s. w, entzündet.
Das Eingiessen soll ohne Unterbrechung erfolgen, denn das Eisen bc-
kommt in der Form einen Oxydüberzug, welcher bei einer Unterbrechung
des Gusses die Vereinigung dieser Eisenmasse mit der neu ^ufliessenden ver-
hindern kami, wenn letztere die Oxydschicht der ersteren nicht zu durch-
brechen vermag, also nicht heiss (tiüssig) genug ist. Auf diese Weise ent-
steht der gefährliche Ivaltguss, welcher erst bei der späteren Bearbeitung
des Gussstückes entdeckt wird. Einen löcherigen, unganzen Gtiss erhält
man bei starker Oxydation des Metalles, bei Verunreinigung desselben durdi
Schlacke und beim Eindringen von Luft in die Masse, wenn das Eingiessen
zu heftig erfolgt. Die Schlacke muss deshalb vor dem Eingiessen mittelst
einer Holzkrücke u. s, w. von der Oberfläche des Metalles abgestreift
werden.
Benutzt man zum Schmelzen de5 Metalles Tiegel, so bringt man die-
jlben mittelst Zangen an die Gussform, schmilzt man das Eisen aber in
Flamm* oder Schachtöfen, so kann man die flüssige Mctallmasse entweder in
Rinnen zur Form leiten oder in Gefässen dorthin schaffen. Der Inhalt dieser
(iefässe ist so zu bemessen, dass die Metalhnasse gerade zur Ausfüllung dei
Form ausreicht. Als Gefässe benutzt man grosse Löffel (Giess kellen)
25 — 35 kg' Inhalt oder cylindrische, beziehungsweise k egelstumpf formi
Gabelpfannen mit ltM3^200 kg Inhalt, die von 2 — 5 Arbeitern getrag
und deshalb mit zwei gegenüberstehenden Stielen von 2 — 2*5 m Länge
gestattet werden und an einem Stiel eine Gabel erhalten, mittelst welch
ein Arbeiter die gefüllte Pfanne kipi>en kann, oder man verwendet Kral
pfannen von gleicher Gestalt, aber mit einem Inhalte bis zu 7500 ^^,
ebenso wie die Giesskellen und Gabclpfannen mit Lehm gefüttert, jede
mittelst mechanischer Vorrichtungen gekippt werden, in Figur 300 ist
Krahnpfanne mit Kippvorrichtung dargestellt; die letztere besteht aus
Schnecken rade d, der im Lager d sidi drehenden imd in d eingrcifen<i
Schnecke r und dem Handrade/; das Zahnrad sitzt auf dem durch
Bügel gellenden Drehzapfen a. Diese Gefässe werden unter das Stichle
des Schmelzofens gebracht oder beim Hochofenguss aus einem vor tlem O
stehenden Sammelbehälter gefüllt Um die Schlacke abzuhalten, empfic
es sich, die Pfannen mit einer bis fast zum Boden reichenden W:ith1
auszustatten.
Sind mehrere Gefässe zur Füllung einer Fonn zu leeren, so wird zwcij
massig die ganze Masse erst in einem sehr grossen, mit versclihessL
Giessloch versehenen Tiegel (Hafen\ oder in eine in die Erde geg
Vertiefung (Sumpf) gegossen. Bei Anlage eines Sumpfes, die sichl
Dammgruben- und HcrdgUÄS empfiehlt, ist vom Sumpf nach der Form
Canal vMasselgraben) herzustellen, durch welchen das Metall *'^' '*-
geleitet wird,
Viertes Capitel. Die Metalle,
473
Die Gussstücke werden gewöhnlich erst nach vollständiger Abkühlung
der Form genommen. Sind sie bei der Herausnahme noch glühend oder
rden sie in offenem Hcrdguss hergestellt, so bestreut man ihre Über-
sehe zur Verhütung einer Oxydation und zu schneller Abkühlung mit Kohlen-
Jver.
Schliesslich sind die Gussstücke noch einer mechanischen Bearbeitung
zu unterziehen ; es sind die Angüsse, Windpfeifen, Gussnähte u. s. w. mittelst
Jeisel, Feile, Schleifstein u, s. w. zu entfernen, anhaftender Formsand
ad Kohlenstaub mit von Hand- oder durch Maschinenkraft bewegten, oft
biegsamen Wellen sitzenden Drahtbürsten oder mittelst Sandstein zu bc-
itigen, und verzogene Stücke (Platten, Gitter) durch Belastung mit Ge-
ichten oder durch Klopfen mit Holzhämmern, nachdem man sie nochmals
zum Glühen erhitzt hat, zu richten. Um das Gussstück zu reinigen, lässt
auf seine Oberfläche auch wohl ein Sandstrahlgebläse (hinwirken
rgl. § 81) oder man legt dasselbe, sofern es nicht zu gross ist, in eine
^lindrische oder achteckige, um eine wagrechte Achse drehbare Siebtrommel
:heuertrommelX in welcher sich scharfkantiger, grober Sand oder kleine
rfel-, Pyramiden- oder oktaederförmige Gussstücke befinden.
Da die Gussstücke in Folge zu schneller Abkülilung oft eine so be-
llende Härte und Sprödigkeit an ihrer Oberfiäche erhalten, dass man
giere mit W^erkzeugen nicht oder doch nur sehr schwer bearbeiten kann,
werden solche Gussstücke durch Tempern (Anlassen oder Adouzieren)
fich gemacht. Hierbei erhitzt man sie längere Zeit bei Rothgluthitze unter
luss der Atmosphärenluft, wobei man sie in Thon-, Eisenblech- oder
sseisengefässe legt und mit Holzkohlen- oder Coakspulvcr zur Vermeidung
ner Oxydation umhüllt, die Gefässe je nach ihrer Grösse in Windöfen oder
Klammöfen mit Gasfeuerung, die dicht verschmiert werden, stellt und in
iselben nach beendetem Glühen sehr langsam erkalten lässt. Hierdurch
rd das Eisen in graues, grobkörniges, weiches Eisen verwandelt.
Um sogenannten seh mied- und hämmerbaren Guss zu erhalten,
weisses, kohlenstoffarmes, mangan-, silicium- und phosphorfreies und
ist zu Gusswaaren nicht verwendbares Roheisen, das den Kohlenstoff leicht
nUilssi, meist in Tiegeln bei hoher Schmelztemperatur (weil dieses Eisen
iwerer flüssig wird) geschmolzen, wobei man ihm gerne Abfälle von St»ihl
Schmiedeisen (Dreh- oder Hobelspäne) zusetzt, und dann schnell in die
osscn, um dieselbe gut auszufüllen. Nach dem Erkalten werden die
kc von den Angüssen befreit und hierauf mit Kohlenstoff oxydiren den
>ticn <,Cementirpulver), von denen das natürlich vorkommende Eisenoxyd
ilverisiirter und möglichst quarzfreier Rotheisenstein) sich am besten eignet, in
gel eingesetzt und geglüht. Man erhält auf diese Weise ein weiches, entkohltes
i.^scisen, aus dem man eine Menge kleiner, dünner Gegenstände sehr billig
trNtcllcn kann, die früher geschmiedet werden mussten, wie z, B. Nägel, Haken,
phlüssel, Schnallen, kleine Maschinentheile, Handwerkzeug, Wagen beschläge
. w., deren Form man ganz oder thcilweise unter dem Hammer verändern kaim.
rch Einitatzhärtung kann man schmiedeeisenie Gegenstände an ihrer Ober-
vcrslählen. Zu diesem Zwecke reinigt man sie mit Schmirgel, schichtet
dann mit einem kohlenstoffreichen Cementirpulver in Gefässe ein und bringt
in cincni Windofen ohne Gebläse u, s. w. zum Glühen, Es ver-
&d<rit tich dann das Eisen an der Oberfläche in Stahl, wenn man dasselbe
474
Erster TbeiL Die Hauptstolfe*
in glühendem Zustande ntit Blutlaugensalzpulver oder mit einem Gemenge
von Thon und Boraxpulver bestreut. Man erhält dadurch so hartes Eisen,
dass man aus ihm Scheren, Rasirmesser u. s. w: herstellen kann, die sid
von den stählernen kaum unterscheiden lassen.
Getemperten Stahlgus s, der eine bedeutend grössere Festigkeit unä
Zähigkeit als schmiedbarer Eisenguss besitzt und sich billiger herstellen lässt,
aber häufig wenig dicht ist, erhält man durch Schmelzen kleiner Stticke von
altem Stahl oder Stahlabfällen mit Coaks im Kupolofen, Vergiessen in sdiwa
getrockneten Sandformen und nachträgliches Tempern in feuerfesten
in denen sie mit Rotheisenpulver umhiillt werden. Aus getempertem St
guss stellt man in einigen Ländern (namendich in Belgien) l.aufräder
Gruben wagen her.
§ 166. Schmieden und Pressen.
Für die weitere Verwendung bedarf das schmiedbare Eisen noch einer
Bearbeitung durch Schmieden, Pressen, Walzen u. s. w,
Soll Schmiedeeisen oder Stahl geschmiedet werden, so wird das Stück
in einem durch ein Gebläse verstärkten Holzkohlen-, Steinkohlen- oder Coaks-
feuer im Schmiedefeuer (Schmiedeherd), oder wenn es sehr gross ist od
wenn es mit dem Brennstoflf nicht unmittelbar in Berührung kommen s4
in einem Flammofen (Glüh- oder Schweissofen) rothglühend oder schwl
weissglühend, und falls ein Schweissen beabsichtigt wird, hell weissgluho
(schweisswarm) gemacht. Wird der Gebläsewind auf 200 — SOC^ C erhitzt, IT
spart man beim Schmiedefeuer an Brennstoff und verhindert zugleich das
Ansetzen der Schmiedefeuerschlackcn an das Eisen, weil die Schlacken durch
die erzeugte höhere Temperatur in einen flüssigeren Zustand versetzt werden.
Die Flammöfen werden mit Kohlen-» Coaks- oder Gasfeuerung eingerichtet,
wobei man oft die Heizgase von Dampfkesseln benutzt, Von den neue
Conslructionen hat sich der Siemens'sche Regenerativ- Gasofen we|
seiner vielen Vorzüge mehr und mehr Eingang verschafft.
Sobald das Schmiedestück bei der Bearbeitung dunkclrothglühend
worden ist, muss es, sofern es die gewünschte Form noch nicht erlangt
von Neuem erhitzt werden.
Das glühende Stück wird mit der Schmiedezange gcfasst und
einen Ambos gelegt, welcher aus Schmiedeeisen gefertigt und mit verstäli
Oberfläche (Bahn) versehen oder aus Gusseisen, dessen Oberlläche gehä
wird, oder ganz aus Gussstahl hergestellt und oft mit einem sogenannteif' '
Honi ausgestattet wird. Bevor nun mit dem Schmieden begonnen wird, ist
der beim jedesmaligen Erhitzen des Arbeitsstückes sich bildende Glühspaß
(Hammerschlag, Eisenoxydul) zu entfernen. Das Schmieden kleinerer Stticke
wird von einem einzigen Mann vorgenommen, das grösserer Stücke von
einem Schmied iMeister) und einem oder mehreren Gehilfen (Zuschlägei;
Der Meister dreht und wendet das Arbeitsstück mit der Zange und det
mit einem 1 — ^3 ^^ schweren Schmiedehammer diejenigen Stellen an,
welche alle Schläge der von den Zuschlagern mit beiden Händen
schwungenen 3 — 10^^ schweren Zuschlaghämmer fallen sollen. Bei
Zuschlaghämmem unterscheidet man Vorschlaghämmer und Kret
schlage; bei ersteren liegt die Finne (der keilförmig zugespitzte Kopf des
Viertes CapileL Diif MeUUe,
475
ammers) senkrecht, bei letzteren parallel zu dem aus möglichst zähem Holze
(jungem Eichenholze, Weissdorn- oder Hickoryholze) hergestellten Stiel.
Ist ein grösseres Hammergewicht erforderlich, als es die schwersten,
It der Hand geführten Zuschlaghämmcr besitzen, so müssen die Hämmer
rch Wasser- oder Dampfkraft u. s. w, getrieben werden. Die Dampf-
Ina m er werden meistens nach dem System Nasmyth ausgeführt, bei
itlchem der in der senkrechten Führung des Gestelles auf- und nieder-
tiende Bär mit der Kolbenstange eines über ihm fest gelagerten Dampf-
inders verbunden ist Je nach dem Fallgewicht, der Hubhöhe und der
(nzahl der Hübe in der Minute theilt man die Dampfhämmer ein in: Schnell-
^ammer» grosse Schmiedehämmer, Luppenhämmer und Hämmer
^m Schweissen und Verdichten, und unterscheidet Vertical- und
»rizontalhämmer; bei ersteren fällt der Bär, bei letzteren werden zwei
Rollen geführte Hammerklötze gegen einander bewegt. Die Vertical-
^mmer theilt man wneder ein in: einfach wirkende, bei denen der
impf das Fallgewicht auf die erforderliche Höhe hebt, dann entweicht und
Bär durch sein eigenes Gewicht herabfällt, und doppelt wirkende
(iämmer mit Oberdampf), bei denen der Dampf das Fallgewicht hebt und
den Bär beim Niederfallen drückt, so däss ein stärkerer Schlag und eine
ssere Fallgeschwindigkeit erzielt wird.
Ausser Nasmyth haben Daelen, Cnndiö, Morrison, Keller-
mning (Wagner <^ Comp, in Dortmund), Seilers u. A, Hammersysteme
jnden. Den grössten Dampfhammer der Welt besitzen Schneider ik. Comp.
Creusot; dieser Hammer hat ein Fallgewicht von 80.000^^ und eine
ibhöhe von n m.
Die mit W*asser- oder Dampf kraft betriebenen Schwanzhämmer, sowie
Luft- und Federhämmer (z. B. der Lufthammer von Schmidt in
krich) werden nur für leichtere Schmiedearbeiten und den Kleinbetrieb be-
tt Robertson hat .sich einen Gashammer patcntiren lassen, bei welchem
Explosionsgemisch sich über dem Kolben bildet und der Hammer durch
titrn in die Höhe gehoben wird; eine weitere Verbreitung hat dieser
Eimer nicht gefunden.
Die Arbeiten des Schmiedes sind folgende:
L Das Strecken, d. h. eine starke Län genau sdehnimg des Arbeits-
^ckes ohne wesentliche Vergrösserung der Breite. Die Oberfläche des zu
rekenden Stückes wird mit der Finne eingekerbt und dann mit der Bahn
«n stumpfen Kopf des Hammers mit glatter Endfläche) geglättet und ge-
aet (geschHchtet).
2» Das Stauchen, d. h. ein Zusammendrücken in der Längenrichtung. Kurze
Jcke stellt man senkrecht auf den Ambos und schlägt mit dem Hammer
rauf, längere stösst man glühend gegen den Amboss oder gegen den Erd-
icn.
3. Das Treiben, um Hohlgefässe anzufertigen oder Platten und Stäbe
krümmen. Mit einem Treibhammer, dessen Bahn kugelig gewölbt ist,
rdcü zahlreiche kleine Beulen in gewisser Reihenfolge neben einander ge-
t, wodurch allmälig die ^gewünschte Krümmung erzielt wird. (Aus einem
pismnden Blech erzeugt man eine kreisförmige Schale (Mulde), wenn man
Hammer so führt, dass seine Finne stets rechtwinkelig zum Durch-
auflrifft)
416 Erster Theü. Die Hauptsloffc.
4, Das Sc h weissen, d h, die Vereimgung zweier weissglühender
Stücke unter Hammerschlägen (oder durch inniges Zusammen presseo).
Die beiden Arbeitsstücke werden in der Regel keilartig ausgesctimiedet
(abgefinnt) oder es wird das eine Stück gabelförmig aufgehauen, das andere
keilartig ausgeschmiedet und in den Spalt des ersteren eingefügt o
werden beide Enden, falls sie stumpf aneinandergeschweisst werden m
in der Längenrichtung der Stäbe gestaucht, um die Schweissflächen üu ver-
grössem und dadurch eine innigere Verbindung in erreichen. Eine voll*
kommene Vereinigung erfolgt nur dann, wenn die zusammenzuschweissenden
Emlen der Arbeitsstücke metallisch reine Oberflächen besitzen. Um den
Glühspan (Hammerschlag) zu entfernen, werden die crhitÄten Schweissflächea
mit Schweisssand (feinem Quarzsand) bestreut.
5, Das Ansetzen, d. h. die Erzeugung eines vorspringenden Ansatzes
durch Niederhämmern der umgebenden Theile. Man benutzt hierzu einen
Setzhammer, auf dessen Kopf ein Schmiedehammer aufschlägt; als Unterlage
dient ein sogenanntes Stock chen, das in den Amboss gesteckt wird
6, Das Abhauen (Abschroten, Durchschroten, Schroten). Man entfernt
einzelne Theile mit dem Schrotmeissel, dem als Unterlage der im Ambos«
befestigte Abschrol dient.
7* Das Lochen (Heraushauen einzelner Theile)* Hierzu benutzt man
den stählernen Durchschlag und als Unterlage den Lochring, in welchen der
Durchschlag bequem hineinpasst. Das herausgeschlagene Stück heisst »Putzen«»
Um ein Loch zu erweitern otlcr in eine beliebige eckige Form zu bringen^
wird es mit einem Dorn, einem kegelförmigen Eisen* oder Stahlstab,
bearbeitet. Zum Lochen benutzt man aber auch besondere Maschinen
(Lochmaschinen).
8. Das Aufhauen. Beim Lochen wird der Eisenrjuerschnilt um den
Putzen geschwächt. Man kann aber auch ohne eine derartige Schwächung
im Arbeitsstück ein Loch herstellen, indem man das Eisen mittelst Schrot-
meissel aufschlitzt (aufhaut) und diesen Schlitz aufdornt, wobei eine Stauchung
des Metalls rings um dus Loch eintritt.
9. Das Biegen. Das Arbeitsstück wird über das kegel- oder pyramidcn-
förmige Hom des Ambosses oder Sperrhonis (eines Ambosses mit «wci
Hörnern) oder um einen in den Amboss gesteckten Dom gelegt und die frei
überstehende, nicht unterstützte Stelle des Arbeitsstückes mit dem Hammer
bearbeitet. Scharfeckige Biegungen erhalt man, wenn man das Arbeitsstück
anschliessend um die Kante des Ambosses herumhämmert Sind grössere
Gegenstande zu biegen, so benutzt man eigene Biegemaschinen oder Pressen
oder man hämmert sie über besondere Formen.
10. Das Schlichten (Glätten, Ebnen). Hierzu verwendet man Setz-
häminer oder eigene SchÜchlhämmer.
IL Das Schmieden in Gesenken. Zum Ausschmieden cylindrischcr
oder prismatischer Arbeitsstücke benutzt man gusscisemc oder gussstähleme
(seltener schmiedeeiserne) Hohlformen, die man Gesenke nennt. Man unter-
scheidet einfache Gesenke, deren offene Fläche durch die Hammerbahn
geschlossen wird, und doppelte Gesenke, die aus einem an einem Stiel
gehaltenen Obergesenk und aus einem mit seinem V ierk an t- Ansatz in den
Amboss gesteckten Untergesenk bestehen, Auf den Gesenke bertheil werden bei
seiner Verwendung Schlage mit dem Vorschlaghammer gegeben.
Viertes Capitel. Die Metalle.
477
12. Das Anschmieden eines Kopfes an ein Eisenstück. Man benutzt
trzu ein Nagelcisen, auf dessen Loch man das Arbeitsstück steckt; das
erstehende Ende des letzteren wird aufgestaucht und zu einem Kopf aus-
geschmiedet» dem man mit einem Schelleisen, welches an der Unterseite die
Bolzen- oder Schraubenkopfforra ausgearbeitet trägt, die entsprechende
form giebt.
^ft Bei Massenherstellung gleicher und einfach geformter Stücke (z. B, von
^Bet- und Schraubenbolzen, Schraubenmuttern» Nägeln), zum Strecken und
^■aucben runder Gegenstände, zum Einziehen von Rohren u. s, w. verwendet
Hmn Schmiedemaschinen, die im Aligemeinen folgen dermassen eingerichtet
sind: Ein kräftiges Gusseisengestell trägt mehrere Ambosse, welche mittelst
phraubcn und hölzerner Zwischenlagen elastisch befestigt sind. Im Ober-
til des Gestelles lagert eine Antriebswelle mit Schwungrädem und Riemen-
beiben, welche die Obertheile der Hämmer lagerartig übergreifende Excenter
rt. In die Ambosse und Hämmer sind Gesenke oder sonstige form-
fnde Werkzeuge aus Stahl eingesetzt, und es können die Untergesenke
ittelst Handräder und Zahradübersetzung in der Höhe beliebig verstellt
werden,
Häufig befindet sich noch unter den Gesenken eine Abschneide- oder
Abschervorrichtung für kurze Arbeitsstücke. Durch aufeinanderfolgende Be-
nutzung der Gesenke wird die gewünschte Form hergestellt.
Um grosse Schmiedestücke von zusammengesetzter Form (z. B, Kurbeln,
Kreuzköpfe, Dampfkolben, Achsbüchsen, Locomotiv- und Tenderradsteme
u, s, w.) mit einem einzigen kräftigen Druck oder in wenigen Hüben fertig zu
tUcn, benutzt man Schmiedepressen, welche durch Schrauben (Spindel),
iccnter, AVasser oder Dampf bewegt und für einen Druck bis 40(KJOyO kg
ngerichtet werden.
Die formgebenden Werkzeuge der Pressen sind Stempel, Patrize,
Bbergesenk) und Matrize (Untergesenk). Sehr verbreitet ist die Haswell-
tie Presse mit zwei PresscylindenL Schrauben- oder Spindelpressen
|t beweglicher oder festliegender Spindel) verwendet man hauptsächlich
HerÄteilung von Nägeln, Schrauben, Muttern, Nieten und anderen in
3ssen Mengen verbrauchten Schmiedestücken y E x c e n t e r - P r e s s e n ,
icntlich zum Lochen und Ausstanzen, zum Schneiden von Platten und
insen und zum Kaltrichten oder Kaltbiegen von Fonneisen, indem man zum
lebten und Biegen einfache gusseiseme Stützen oder Unterlagen benutzt, von
rien zwei in einiger Entfernung von einander am Gestell gelagert sind und
»c dritte üV>er diesen am Schlitten befestigt und seitlich verstellbar ein-
lebtet ist, tim jede beliebige Durchbiegung erzielen zu können. Als Werk-
gc zum Lochen dienen Stempel und Lochring, zum Schneiden zwei am
reglichen Schlitten, beziehungsweise am Gestell befestigte Scherblätter, Zum
^imcn von Unterlagsplalten, Wellblech und Trägerwellblech werden eben-
ils besondere Pressen benutzt, zur Beseitigung von Nähten, Rändern, über-
xrfen Kaulen oder dergl sogenannte Abgratpressen, welche den gewöhn-
j Lochmaschinen ähneln.
Die Schmiede pressen haben vor den grossen Dampfhämmern den Vor-
dskss sie fast geräuschlos und stossfrei arbeiten und schwächere Funda-
[itc verlangen*
478 Eister TheiL Die Hanplstoffc,
§ 167. Das Walzen, Richten und Drahtziehen,
Walzen. Um ein Metallstück in Länge und Breite auszudehnen (zu
strecken und zu breiten)» führt man es durch ein Walziverk, das aus zwei
(oder mehreren) horizontal übereinander angeordneten, aus Hartguss oder
gehärtetem Stahl bestehenden, glatten oder gefurchten Cylindem besteht, die
in einem eisernen Gestell (Ständergerüst) so angebracht sind, dass nmi
ihren Zwischenraum (Spielraum, Anstellung) beliebig verändern kann. Beim
Einführen des Metallstückes ergreifen die in entgegengesetzter Richtung
mittelst Dampf- oder Wasserkraft gedrehten Waken zunächst das Stück in-
folge der Reibung an ihren Oberflächen und ziehen es dann zwischen sich
hindurch. Hierbei wird das Metallstück um soviel zusammengedrückt, als
seine Dicke grösser ist wie der W'alzenzwischenraum,
Je grösser der Walzendurchmesser und je langsamer die Drehung, ums«
stärker der I>ruck auf das Metall, umso grösser die Ausdehnung in die
Breite und umso geringer die Streckung, Daher giebt man den \\alzen ftir
Schweisseisen und Stahl den grössten und denen für Draht den kleinsten
Durchmesser. Der Metallquerschnitt darf durch das ^\'al^en höchstens bi»
zur Hälfte verkleinert werden, weil sonst ein Zerreissen zu befürchten ist,
und es darf der Walzenabstand zur Verhütung des Gleitens nicht raehr aU
den zwanzigsten Theil des Walzen durchmcssers betragen.
Glatte Walzen, die nach allen Seiten einen offenen Zwnschcnrauni
Inldeuj liefern Platten und Bleche von unregelmässiger Seitenbegrenzung. ücn
das Walzstück seitlich in seiner Ausdehnung zu begrenzen und dadurch
gerade Kanten zu erhalten, schliesst man den Zwischenraum durch sich In>
rührende Wülste ab ; hierdurch entsteht ein Druck, welcher ebenfalls xar
Längenveränderung beiträgt.
Eisenbleche werden in glühendem Zustande gewalzt und in der Regel
mehrere Male durch die Walzen geführt; nach jedem Durchgange sind die
Walzen näher zu stellen und die Bleche von Neuem zu gliihen* Dagegen
werden alle Stabeisensorten gewöhnlich in einer Hitze fertiggewalzt. Sehr
dünne Bleche werden^ hauptsächUch zur Erreichung einer grösseren Gl eich-
mässigkeit, in grösserer Zahl aufciTianderliegend gleichzeitig Ljewakt.
Soll Forme isun erzeugt werden, so sind die Wal/en Oberflächen mit
Furchungen (Calibern) zu versehen (Cal iberwalzcn), von denen je zwei
benachbarte Caliber durch Ringe (Ränder) von einander getrennt sind
Greifen vorstehende Ränder der Oberwalze in entsprechende Vertiefungen
der Unterwalze, so nennt man die Caliber geschlossene (Fig, 301), liegen
die Caliljer aber übereinander, so heissen sie offene (Fig. 302).
Je nach der Fomi tlcr Caliber unterscheidet man: Flach-, Quadrat-,
Polygon-, Rund-, Oval-, Spitz- und Fagon-Caliber Das erste Caliber,
welches das Metallstück passirt, ist das Vorcaliber, das letzte das Fertig-
caliber.
Sind mehrere Walzenpaare so miteinander verbunden, doss sie gem<^
sam angetrieben werden können, so nennt man das Walzw^erk eine Walxcn-
strassc oder VV*alzens trecke. Die Betriebsmaschiene heisst Walzenzug
maschine. In der Regel wird nur die untere Walze mit der Betriebskraft
verbunden, indem man sie mit einer Dampfmaschine, einem Wasserrade u. s. ii*
lösbar kuppelt. Die Bewegung der Oberwaben wird durch Zahnräder (Kraus eloV
Viertes Capitel. Difi^j
«d
K
bewirkt Walzen, welche ihre Bewegung nicht durch Getriebe, sondern nur
durch die Reibung des von der ersten Walze mitgenommeneo Walzstückes
erhalten, nennt man Schlepp walzen.
Bei den Walzen unterscheidet man:
i/) Zange walzen, durch welche die Schlacke aus den gehämmerten
Luppen (Masseln) gepresst wird. Sie enthalten mehrere halbelliptische Caliber
von abnehmender Breite, deren Anordnung so getroffen ist, dass die Caliber
beider V\'alzen eUiptische Oeffnungcn bilden, durch welche die Eisenstangen
gereckt werden, indem man sie zunächst durch die weiteste Oeffnung hin-
-durchwalzt, dann in die nächstgrösste Oeffnung einführt u. s. f.
ä) Luppen- oder Rohschienenwalzen zum Auswalzen des gezängten
'Eisens zu Rohschienen.
c) Sehn eil walzen zur Erzeugung von Draht, Nageleisen, feinem Band-
und Rundeisen (Walzendurchmesser 210 mm, Tourenzahl pro Minute 300—500).
d) Fein walzen zur Herstellung von Band- und Flacheisen bis 5Ü /ww,
von Rund- und Vierkanteisen bis 33 ät^w, und von kleinem Fagoneisen (Walzen-
durchmesser 240 — 260 mm, Tourenzahl 150—200).
^) Mittel walzen für Band- und Flacheisen von 50 — ibO mm^ Rund-
und Vierkanteisen von 33—75 mm, mittlere Fa<;on- und Schmiedeeisen
( Walzend urc hm ess er 370 — 420 w;w, Tourenzahl 75 — ^120).
/) Schienen walzen für Schienen, Runtleisen von 75—150 mm, Vier-
anteisen von 75—130 mm, Flacheisen von 150 — 470 ///w, Winkeieisen
össerer Abmessungen und T^*^^^^^ ^^^ 180 mm Höhe (Walzendurchmesser
-520 mm, Tourenzahl 50—120).
g) Grob walzen für Rundeisen von 150 — 250 mm, breites Flacheisen
und schwerstes Fa^oneisen (Walzendurchmesser 580 — 710 mm, Tourenzahl
50—80).
h) Kessel blech walzen für Kesselblech (Walzendurchmesser 580 bis
i30 mm, Tourenzahl 40 — 70).
f) Sturzblech walzen für Sturzbleche von 2*5 — *^b kg Gewicht für
las Quadratmeter ( Walzen du rchmesser 500—520 mm^ Tourenzahl 30 — ^60).
ergl Hoyer, a, a. O.» S. 177.)
Ferner theilt man die Walzwerke ein in: Zwillings- oder Duo-
Walzwerke, Revtrsir- oder Kehrwalzwerke, Drillings- oder Trio*
Walzwerke, Universahvalzwerke, Staffelwalzwerke u. s. w.
Beim Zwillings- oder Duo walz werk muss das Arbeitsstuck nach
dem jedesmaligen Durchgang durch die beiden Walzen gehoben und über
e Oberwalze hinweg auf die Einführungsstelle gebracht werden» was
i grossen Walzslücken nur mittelst mechanischer Vorrichtungen lElevator
u. s. w.) ausführbar ist und bei kleinen einen grossen Warmeverlust erzeugt.
Um diesen Nachtheil zu beseitigen, hat man das Walzwerk so eingerichtet,
dass die Walzen sofort nach dem Durchgange des Arbeitsstückes in die
entgegengesetzte Drehbewegung versetzt (umgesteuert) werden können, so
dass der Rückweg des Walzstückes ausgenutzt werden kann und die Hebtmg
vermieden wird Solche Walzweilte nennt man Revers ir- oder Kehrwalz-
werke; man verwendet sie hauptsächlich zur F>zeugung schwerer Platten iz, B,
Panzerplatten). Denselben V^ortheil erreicht man dadurch, dass man drei Walzen
übereinander legt und die Ober- und Unterw^alze im gleichen, der Bewegung der
ttelwalze entgegengesetzten Sinne dreht. Dann ist es nur nöthi^, das ^mv
4S0
Erster Tlieil* Die Haaptstoffe.
tretende Arbeitsstück vor die andere Walzeneintrittsstelle zu bringeOt wobei
auf dem Rückweg zur ersten Eintrittsstelle das VValzstück weiter 't
wird. Derartige Trio-Walzwerke (Fig. 303) dienen namentlich zur ^
von Blechen, Zuweilen ordnet man auch zwei Paare Walzen in verschi
Höhe, jedoch hintereinanderliegend an und giebt ihnen eine entgegengc^^.» -
Drehbcwegungj dann ist nur eine Aufhebung für zwei Durchgänge DOth-
wendig.
Um verschiedene Querschnittformen mit einem einzigen W^alzenpjiare
von geringer Länge anfertigen zu können, hat man die Walzen aus einer
Anzahl Cylinder von verschiedenen Durchmessern gebildet. Solche WaUen
führen den Namen Staffel- oder Stufenwalzen (Fig. 304); sie sind ver-
stellbar eingerichtet.
Einen wesenthchen Fortschritt in der Calibrirung erzielte R. Da eleu
durch Erfindung des sogenannten Universalwalzwerkcs, weil durch das-
selbe die verschiedenen Caliberformen imi gangen werden und das Walzen
sehr vereinfacht wird. Dieses Walzwerk besteht entweder aus zwei grösserca
horizontalen Walzen a a (Fig. 30Ö) und zwei kleineren verticalen Walzen b ^,
welche einen viereckigen Raum bilden^ der durch Hebung oder Senkung der
Oberwalze höher oder niedriger und durch Verschiebung der Walzen h /
breiter oder schmäler gestaltet werden kann, oder es besteht nuj aus einem
VV'älzenpaar, dessen Walzen mit einem Ringe auf dem Bunde versehen sind,
der in eine entsprechende Vertiefung der Gegenwalze passt, und dessen Ober-
walze vertical imd horizontal verstellbar eingerichtet ist, so dass der Raum
zwischen Walzen und Ringen beliebig vergrössert oder verkleinert werden kann.
Um beim Zwillingswalzwerke das Umwickeln des Arbeitsstückes um die
Oberwalze zu vermeiden, das durch die grosse Reibung herv^orgerufen werden
würtle, wählt man den Durchmesser der Oberwalze etwas grösser als den der
Unterwalze; dadiu^rh wird eine Streckung nach unten bewirkt. Das Umlegen
des durchgewalztcn Eisens um die Unterwalze wird durch eine scharf an die
Walze anschliessende Platte mit zugeschärftem Ende (Abstreichm eissei) ver-
mieden, die an der Ausgangsstelle vor der Unterwalze angeordnet wird.
Dieser Platte gegenüber, auf der entgegengesetzten Seite der W^alzen, befindet
sich zur leichteren Einführung des Arbeitsstückes in die W^alzen ein Walzeti*
tisch (Walzenbank). Abstreichmeissel und Walzentisch finden in Nutheu
des ^V^1lzenstände^s ihre Befestigung, Um das durchgewalzte Eisen von
Schlacken zu befreien, sind an den Walzen Schlacken bürsten angebracht.
Der sich beim Glühen und W'aken auf den Blechen bildende Glühspan
(Hammerschlag) wird vor jedem neuen Durchgang durch Abkehren mit
Besen entfernt.
Soll Schweisseisen gewalzt werden, so werden die Rohschienen zu
sogenannten Packeten zusammengeschweis&t, deren Anordnung und Grösse
sich nach dem Zweck des Fertigproductes richtet. Die Packete haben meistens
einen rechteckigen Querschnitt. Sind aus ihnen Bleche oder schwere Form-
eisen herzustellen, so werden sie vor dem Walzen erst unter dem Hamm«
vorgeschmiedet; bei anderen Erzeugnissen gehen sie unmittelbar vom Schweiss-
ofen durch die WaUen. Da die Rohschienen, beziehungsweise Stabeisen stets
noch Schlacke enthalten, so lassen sie sich leicht und vollkommen - on,
weil die Schlacke in der Schweisshiue die Eisenoxyde und Eiseno uf-
löst, so dass metallisch reine Oberflächen entstehen*
Viertes Capilcl. Die Metalle.
481
Bei weichem Schweisseisen kann man durch das Walzen eine Aus-
breitung der Eisenkömcr und dadurch Sehnenbildung (hauptsächlich in
der Walzrichtung) erzielen.
Die Ausbildung der Sehnenrichtimg ist je nach der Art der Packetirung»
>b nämlich sämmtliche Rohschienen in einer und derselben Richtung oder
ttretuweise zusammengeschweisst werden, eine verschiedene. Bei den aus kreuz-
ireiae geschichteten Packeten hergestellten Blechen bildet sich die Sehne
3wohl nach der Längen- wie nach der Querrichtung, weil die Packete ab-
^-^echselnd nach diesen beiden Richtungen gewalzt werden. Von dem Ver-
lltniss der Länge zur Breite des Bleches hängt der Unterschied der Festig-
keiten nach beiden Richtungen ab. Formeisen und Flacheisen besitzen quer
Bur Walzrichtung eine geringere Festigkeit, weil ihre Länge bedeutend grösser
st als ihre Breite,
Beim Walzen von Flusseisen blocken wird gewöhnlich keine Sehne
^gebildet; man erklärt sich dies aus dem fehlenden Schlackengehalt. Daher
ird die Walzrichtung die Festigkeit des Arbeitsstückes wenig beeinflussen
and es wird die Festigkeit quer zur Walzrichtung nur wenig von der in
derselben abweichen. Man kann daher Flusseisenstücke nach beiden Rich-
imgen mit fast demselben Erfolge biegen, was beim Schweisseisen nicht tler
r'all ist. Die in den Flusseisenblöcken stets vorhandenen, durch Casaus-
Scheidungen entstandenen Blasen räume werden durch das Walzen niemals
%^t\z entfernt, sondern nur geciuetscht oder gezogen, denn es tritt wegen
jfehlenden Schlackengehaltes niemals Schweissung ein.
Panzerplatten werden aus vorzüglich sehnigem Eisen hergestellt, indem
Bin dasselbe zu einer Platte von etw^a 780 mm Länge, 510 mm Breite und
26 mm Dicke ausreckt, fünf bis sechs solcher Platten zu einem Packet zu-
Isammenschwcisst, dasselbe zu einer Platte von 125w Länge und Breite in
l^incm schweren Kehrwalzwerk auswalzt, fünf bis sechs solcher Platten packctirt,
BUS denselben durch Walzen eine Platte von 2*51 m Länge, 1'41 m Breite,
B5 mm Dicke und etwa L^iOO ^^^ Gewicht herstellt und mehrere solcher
Platten nach Frhitzen in besonderen Oefen und Zu sammensch weissen zu einer
12-OOn— LäOOO >t^ schweren Platte auswalzt
Bei sogenannten Verbund- oder Compoundplatten fertigt man
säuerst eine Schwcisscisenplatte von etwa 3/// Länge, VH m Breite und dO mm
Dicke an» bringt daniber, unter Benutzung von verschraubten Saumleisten, in
einem Alhstande von etwa 125 mm eine 50 mm starke, aus weichem Martin-
Hasneis^en gewalzte Deckplatte, stellt das Ganze senkrecht in eine entsprechend
ihete Gussform und füllt den Hohlraum, nachdem die Platien hcllroth
iid gemacht, mit Martin-Flussstahl aus; schliesslich walzt man das Ganze
iuf die gcwünschlen Abmessungen aus, wobei man Vorwalzen von etwa
U) ^tri und Fcrtigwalzen von etwa liiO cm Durchmesser benutzt, die in der
mnute 20, beziehungsweise 10 — 12 Umdrehungen machen.
Wellbleche und Träger Wellbleche werden, wie schon im vorigen
Pafagraphen bemerkt wurde, in der Regel in Schmiedepressen hergestellt,
Joch erzeugt man sie auch in Walzen. Häufig wird hierbei das eigens für
tescn Zweck construirte Reversir Walzwerk von R. Daelen benutzt.
Grob eisen walzt man gewöhuHch im Zwillingswalzwerk mit einem
Streckwalz- und einem Schlichtwal zgerüsl* Die Caliber der Vor walze erhalten
srrOftserc Fackctc rechteckigei im Uebrigen spitzbogcnfürmigc Gestalt.
482
Erster Theil. Die ilaupUtoife.
Sind in den Rohschienenpacketen die Lagen so angeordnet, dass lüchi Fuire
auf Fuge fällt, so dunhluufen die Packete gewöhnlich in einer Hit
Calibcr der Vor- und Fertigwalze. Scharfkantige Flach eisen erzeug
in Walzwerken mit 2—3 Vorcalibern und mehreren Fertigcalibem, woba
man den Eisenstab nach jedein Durchgange um ISO^' dreht, Flacheiscn, ilk-
keine scharfen Kanten zu besitzen brauchen, werden in StaflfelwÄljwerkni
hergestellt. Quadrat- und Rundeisen walzt man in Walzen mit offetani
Cahbem ; der Eisenstab durchläuft 2^ — 3 Caliber der Vonvabien imd wtn1
dann bei mehrmahgem Durchgange und entsprechender Drehung !
gewalzt. Winkeleisen werden ebenfalls vorgewalzt^ worauf der rechte ^>
in weiteren Caliberwalzen allmälig ausgebildet wird. I-Eisen walzt man
liegend, und zwar am besten in einem üniversalwalzwerk ; das eine Walzen-
paar bildet dann den Steg, das andere die Flanschen (Füsse). T-Eiseu
werden in theils liegenden, theils stehenden Calibcm hergestellt, wobei man
das Eisenstück vor jedem neuen Caliberdurchgang um 90^' dreht, Fe in eisen
wird in '^rio-^^'alzwcrken von grosser Umfangsgeschwindigkeit (etwa 2i)0 Touren
in der Minute) und kleinem Durchmesser (25 — 30 cm) aus Grobeisenstückcn
dargestellt,
Eisenbahnschienen stellt man entweder in zwei Hitzen mit HÜfc
eines schweren Blockwalzwerkes oder ohne letzteres in einer Hitze m
DriDings walz werk her. Das Blockwalzwerk ist ein Kehrwalzwerk mit Wallen
von 75 — lOU tm Durchmesser und b — ß Trapezfurchen. Der Block wird zwei-
bis sechsmal durch jedes Calibcr geführt und nach jedem Durchgange um 9U'*
gedrehL Das Schienenwalzwerk besitzt meistens ein Vor- und Fertig^aU-
genist und Drillings walzen mit 11 — 17 Furchen. Wird die Schiene in einer
Hitze hergestellt, so muss sie das Fertigcaliber noch hellrothglühend ver
lassen, damit tn ihr keine schädlichen Spannungen entstehen; daher erh;dten
die Walzen eine möglichst grosse Umfangsgeschwindigkeit (etwa 3 — 4 w).
Gemusterte Eisen und Ziereisen walzt man in Furchen» welche die
Verzierung, je nachdem dieselbe erhaben oder vertieft erscheinen soll, als
Vertiefungen oder Erhöhungen besitzen.
Zum Bewegen der Rohschienenpackete und Gussei senblöckc von
zu Caliber unci schliesslich vom Walzwerk zur Sage bedient man sich mech
scher Vorrichtungen,
Richten und Biegen. l>ie gewalzten Bleche und Formeisen müssen
ihrer Verwendung von allen Unebenheiten befreit werden. Dies geschieht
Richtplatten durch Handarbeit oder auf der Richtroaschiae durch Wak
Im ersleren Falle w^erden die Stücke sofort nach dem Fertigwalzen im ro^
glühenden Zustande auf einer geraden Gusseisenplatte in der Hüttensohle mit
Holzhämmern oder bei schwereren Stücken (Platten! durch Hinüberrollen einer
eisernen Walze geebnet Zum Richten von Formeisen benutzt man vielfach
Walzenpresscn und bei schw^e^ige^en Formen eigene gusseiserne Lehren
(Matrizen, Gesenke), über welche man häufig belastete, nach der äussere
Form des zu richtenden Stückes genau abgedrehte Walzen mittelst Ketten»ff
Dampf- oder Wasserkraft hinüberführt. Zum Walzen cylin drischer Roll
muss man das eine Lager abnehmbar einrichten, und alle Arbeitsvorrichtuni^
auf eine Seite legen, damit man die Rohre in der f iiUuig von
Walze ziehen kann. Werden stärkere Formeisen geraii i, so krümr
sie sich beim Erkalten nach einer von der Gestalt des Querschnittes
Viertes CapitcL Die Metalle,
483
^^e
w
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ngendeti Richtung; um tliesem Uebclstande zu begegnen, werden solche
isen im warmen Zustande im entgegengesetjtten Sinne gekrümmt^ wobei man
ich prassender Unterlagen und zum Andrücken der Daumen oder Rollen
ledieni. Auch beim Kaltrichien in der Werkstatt benutzt man Walzen-
pressen, beziehungsweise Schraul Heupressen. Zum Biegen verwendet man Biege-
mascbinen, die gewohnlich mit drei Walzen ausgestattet sind, von denen die
leidcn nebeneinander angeordneten Unter walzen den Antrieb erhalten,
ährend die über- oder Biegewalze als Schleppwake eingerichtet ist.
Drabtztehen. Zur Herstellutig von Draht verwendet man ein zähes,
hniges, festes Eisen und für Stahldraht häufig zähen Tiegelgussstahl Starkeren
raht (bis 4 tffm Dicke abw^ärts) erzeugt man auf Walzwerken, und zwar in
er Regel auf Triowalzwerken mit Rundcalibern, feineren dagegen
adurch, dass man Walzdraht durch eine Anzahl Löcher zieht^ welche sich
harten, meistens aus Stahl, seltener aus Hartguss gefertigten Scheiben
i eh Scheiben) befinden und deren Durchmesser sich nach den üblichen
rahtnummem (Drahtdirken) richten, die den Drahtlehren (vergl. § 174) enl-
iprechen. Der Walzdraht wird zuerst durch ein Loch gezogen» dessen Durch-
messer etwas kleiner ist als der des Drahtes, dann tlurch das nebcnliegende»
was schmälere und so fort, so dass der Draht allmälig verdünnt wird. Um
ie Zugkraft möglichst zu vermindern, muss das Ziehloch glatt und daher
t geschmiert sein ; auch wird es, da die Querschnittsverkleinerung nicht
lötzÜch erfolgen und kein Abschaben des Drahtes eintreten darf, allmälig
chterformig verengt und mit abgerundeten Kanten hergestellt (Figur 30ü).
a beim Ziehen nicht nur die Festigkeit, sondern auch die Härte des
letalles vermehrt wird, so muss der Draht später wieder geglüht werden.
er Draht wird mittelst einer Zange (Schleppzange) verschiedener Con-
iction durch das Ziehloch gezogen, wobei die Zange durch eine sich um
ine drehende Walze oder Trommel aufwickelnde Kette (Schnur, Riemen,
urt) gezogen ward, oder man benutzt hierzu eine sogenannte Scheiben-
ziehbank (Fig. 307). Der vorher ausgeglühte Draht wird auf die Haspcl //
gelegt, das eine etwas zugespitzte Ende des Drahtes durch ein Loch des
Zieheisens A gezogen und auf der Trommel (Scheibe, Rolle, Hut) K be-
festigt. Letztere wird durch die Kegelräder a und ^ um seine verticale Aclise
cdreht und zieht hierbei den übrigen Draht durch A hindurch. An der-
Iben Welle siezt eine längliche Scheibe (in der Figur nicht sichtbar), die
wei radiale Vertiefungen an der Oberfläche besitzt und als Mitnehmer für
die Trommel K dient. Das Mitnehmen wird dadurch bewirkt, dass eine in Ä'
sitzende Stange l>eim Niederdrücken in eine der Vertiefungen eintritt und
vir durch die infolge des Druckes entstehende Reibung gehalten wird. Hört
iescr Druck (nach vollständiger Abwickelung des Drahtes von If) auf, so
rückt eine Spiralfeder die Stange nach oben und bewirkt dadurch eine
u&rUckung (ein Aufhören der Drehbewegung) der Trommel
Zum Abkneipen des Drahtes dient die Beiss- oder Kneipzange.
§ 168. Herstellung schmiedeeiserner Röhren,
Bei den Schmiedeeisenröhren unterscheidet man gezogene, gewalzte
ind nahtlose.
Zur Herstellung gezogener Ruhren werden Flacheisenstreifen oder
Jlcch-stücke von der Länge der Röhre und von der Breite gleich dem
$1#
4&i
Erster Theil. Die HauptstoJT
Rührenumfange durch Ziehen durch einen sogenannten Seckenzugf, wdrhrr
aus zwei in einem Gestell verschiebbar gelagerten, umgekehrt n
(concav und convex gekrümmten) Backen besteht, deren Abstand ,.
mittelst Schrauben vergrössert oder vermindert werden kann, oder durch
Eindrücken in ein Gesenk oder mit Hilfe des sogenannten Krokodile s,
einer Zange, welche aus einem festliegenden, halbrund ausgehöhlten, etwa
1'75 m langen Eisenblock (Backen) als Untergesenk und einem mittelst
starken Hebels auf und nieder zu bewegenden, dem Untergesenk ent-
sprechend gestalteten Obergesenk besteht, der Quere nach zusammengebogen,
hierauf in einem Glühofen w eissglühend (seh wei sswarm) gemacht und danu
unmittelbar nach dem Austritt aus dem Ofen durch ein Zicheisen gejcogetj,
dessen Lochdurchmesser der Weite des herzustellenden Rohres entspricht,
wobei eine Schleppzange an dem ehien Ende anfasst (Röhrenziehbankl
Man benutzt hierbei zur Vermeidung des Eindrückens und Einknickens des
Rohres einen sehr glatten, parabolisch endigenden Stahl- oder Gusseisei^
korper (Dorn), welcher an einer entsprechend langen Stange in das Ziehlo
hineinreicht, so dass in letzterem nur eine ringförmige Oeflfnung für die Roh
wand frei bleibt. Beim Durchgang durch das Ziehloch werden die Rand
der Rohren kräftig aneinander gepresst, wodurch sie sich durch Schweissu
verbinden.
Das Walzen der Röhren geschieht in gleicher Weise wie das Wal
massiver Stäbe zwischen Caliberwalzen (Röhren walz werk), nur hat
die Röhren gegen Knickung durch eine Ausfüllung mit Quarzsand ;Asche, ]
oder, wenn sich die iimere Oeffnung nicht vcmiindcni soll, durch einen fest!
Dorn zu schützen. V^iel verv^'cndet wird das Rohrwalzwerk von Bro\
bei welchem eine Anzahl kurzer, nur je mit einem Cahber ausgestalte
Walzen paare abwechselnd liegend und stehend angeordnet sind, wobei
aufeinanderfolgenden Caliber kleiner werden, so dass sich das Auswalzen 1
einem einzigen Durchzuge vollenden lässt. Zur Aufnahme des Walzendruckes i
zur Bestimmung der Wandstärke der Rohren ist durch die Caliber ein düni^
Dom geschoben, der innerhalb jeden Calibers eine dem Innendurchmcssj
der Röhre entsprechende Verdickung trägt.
Man kann auch die Bleche auf einer Biegemaschine zu einer RöH
zusammenbiegen, letztere an den Rändeni durch eine LöthrohrstichflamB
glühend machen und dann mittelst Hammer schlagen zusammenschweis&d
Endlich kann man auch die Längsnaht der Röhren durch Löthcn, Niet«
Schrauben oder Falzen schliessen.
Röhren, welche keinen grossen Druck auszuhalten haben (wie z, B. Gij
röhren), erhalten einen flachviereckigen Querschnitt von überall gleicher Dicfc
Ihre Kanten werden dem gemäss stumpf gegen einander gebogen und dur
den Druck einer hinübergeführten Rolle zusammengcschweisst. Solche Röhr
können keine starken Biegungen ertragen. Bei Röhren für höheren Dr
(36. B. Dampfröhren) werden die Längskanten schräg abgehobelt (zugcschär
die Ränder übe rein andergelegt ^überlappt) und dann zusnmmengeschweid
Zum Abschrägen der Kanten benutzt man eine lange Ziehbank, m\i wel
der Flacheisenstreifcn im kalten Zustande durch einen mit
versehenen festen Block gezogen wird, wobei man das V\n^
einer Kette ohne Ende in eine Zange einhängt
Cotiische^^^^^Hhi werden durch Waken hergestellt, Stahlrohren
die S chm iedlSieMKiren durch Ziehen oder Walzen; da das Schweissen
bei Stahlrohren grosse Schwierigkeiten bereitet, so können auch gegossene,
durch Schneiden über dem Dom sorgfältig gedichtete und gestreckte, hohle
CylLnder weiter gezogen und gewalzt werden.
Um Röhren aus Flusseisen, Flussstahl, auch Kupfer oder Messing in
den verschiedensten Durchmessern und \V andstärken aus einem weissglühenden
massiven Stabe zu walzen» haben die Gebrüder Mannes mann ein Schräg-
walzwerk construirt, bei welchem die Achsen der beiden conischen, nach
derselben Richtung rotirenden StahUvalzen sich unter einem spitzen W*inkel
kreuzen. Wird ein Arbeitssück in der Richtung der Halbirungslinie dieses
Kreuzungs wink eis den Walzen zugeführt, so erhält es neben einer Längs-
bewegung noch eine gewaltsame Drehung und macht also eine Schrauben-
bewegung. Die Umfangsgeschwindigkeit der Walzen ist an der Eintrittsstelle
des Arbeitsstückes kleiner und wird wegen der conischen Gestalt der Walzen
gegen die Austrittsstelle immer grösser, dadurch wird zwischen Ein- und
Austrittsstelle die Oberfläche des Arbeitsstückes in der Richtung der Schrauben- 1
bewegung gedehnt und bis zu einer gewissen Tiefe über den langsamer
fortschreitenden Kern hinweggestreift und es entsteht ein Rohr mit glatter Ober*
fluche und rauher Innenfläche. Um eine glatte Innenfläche und damit eine
gleichmässige Wandstärke zu erzielen, walzt man das Rohr über einen glatten
Dom, welcher der Bewegungsrichtung entgegengehalten wird. Auch lässt sich
durch Hin wegschieben der fertigen Röhre über einen Dom eine Erft'eiterung
und damit eine Vermehrung der Festigkeit der Röhre erzielen.
Bei dem Mannesmann sehen Röhren walzverfahren kann man
auch Röhren mit abseitig geschlossenem Hohlraum aus einem in seiner Länge
I ungleich dicken Stabe herstellen, weil die Bildung des Rohres vom Ver-
hällniss der Dicke des Stabes zur Stellung der Walzen abhängt.
Diese nahtlosen Röhren besitzen eine fünf- bis sechsmal grössere W^ider-
liigkeit gegen Innendruck als die geschweissien und haben eine Zug-
i 1 von 8iK>l)-^S600 ^g für das Quadratcentimeter bei 24—17%
l Dehnung. Man verwendet sie zur Herstellung von Fahrrädern, als Locomotiv-
Kesselrohre, als Rohre für Bohrgestänge und üevvehrmäntel u* s, Wp, ferner
atur Entcugung von Flaschen für sehr hohen Innen druck («, B. für ver-
dichtete oder verHüssigte Gase).
Das Ablängen der Schmiedelsen röhren erfolgt durch Kreissägen in
itiem Zustande, das Richten durch Rollen auf einem ebenen guss- .
Tisch oder zwischen zwei eisernen Platten, deren obere be-i
schwen wird-
g 16LK Herstellung der Schrauben.
Die ;:^chrauben dienen entweder zur Befestigung von Ei.senthciicn '^Be-
festigwngsschrauben') oder zur Uebertragung der Bewegung (Bewegungs-
ich rauben). Jede Schraube besteht aus der Schraubenspindel oiler dem
Lcrn^ einem Cyhnder mit {iewindc% d, h, mit einer in einer Schraubenlinie
lumbufendcn Erhöhung, und der Schraubenmutter, einer dem Kern ent-
^pfcchcniien Hohlform*
Bei de« Befestigungsschrauben dient gewöhnlich eine zweite Mutter
^Gegenmutter) als Schutz gegen das Eosdrehen. Die Schrauben besitzen
486
Erster Tbeil. Die HaupUtoffc.
scharfgängige oder flachgängige Gewinde; bei ersterem ist der Qt3«?r
schnitt des über den Kern vorstehenden Ganges ein gleichschenkeligcs, mit
seiner Basis auf dem Kern aufsitzendes Dreieck mit einem Spitzenwiiikel
von 55** (beim Whitworth*schen Schraubensystem) oder ein gleichseitiges
Dreieck (l^eini Sellers'schen Schraubensystem), bei letzterem ein mit einer
Seite auf dem Kern aufsitzendes Quadrat oder Rechteck. Je nach der
Richtung der Gewinde unterscheidet man rechtsgängige und link^-
gängige Sclirauben; erstere sind die üblicheren. Ausser den scharf- und
flachgängigen Schrauben giebt es auch rundgängige, bei denen die hohen
und vertieften Gänge einer flachgängigen Schraube nach Kreisabschnitten
oder Halbkreisen abgerundet sind.
Femer giebt es ausser den einfachen Schrauben auch doppelte
und mehrfache, welche zwei oder mehrere um denselben Cy linder gelegte
Gewinde besitzen.
Die Schraubenspindel hat oben einen Kopf, welcher durch Anstauchcn
(bei dünneren Spindeln vielfach mittelst der sogenannten Kopf presse) oder
durch Aufsehweissen gebildet wird. Dieser Kopf wird gerändelt oder mit
lappenförmigen Ansätzen versehen, wenn die Schraube mit der Hand gedieht
werden soll ; er erhält einen Einschnitt oder eine Durchbohrung, wenn zar
Umdrehung der Schraube ein scharfkantiger Gegenstand als Hebel benutxt
werden soll ; man giebt ihm die Gestalt eines vier* oder sechsseitigen Prismas»
wenn /,ur Drehung Schraubenschlüssel dienen sollen, und eine kegelförmige
Gestalt, wenn sich der Kopf in eine entsprechende Vertiefung einlegen soll
(versenkte Schrauben). Zum Drehen der Schraubenmutter benutzt man
meistens einen Schraubenschlüssel (Mutterschlüssel), der mit einer Höhlung
(Schrauben- oder Schneidbacke) über die vier- oder sechseckige Mutter ge-
steckt und dann gedreht wird. Um mit Ihm verschiedene Muttern anziehen
und lüften zu können, wird der Schraubenschlüssel mit einem verstellbaren
Theil ausgestattet (üniversal-Schraubenschlüssel oder englischer
Schraubenschlüssel).
Die Schraubenspindel wird aus Draht- oder Rundeisenstücken gebildet^
seltener aus Gus^elsen (durch Giessen) hergestellt, und wenn nöthig auf Fn
maschinen oder Drehbänken nachgearbeitet; sie wird am einen Knde elV
zugespitzt, um tlie Gewindeschneidwerkzeuge leichter einführen zu können. Zum
Gewindeschneiden benutzt man bei kleinen Schrauben eine gehärtete Stahl-
platte (Schratibenschneideisen) mit mehreren Löchern von verschiedener
Weite und mit Muttergewinden von verschiedener Feinheit. Die Spindel
in einen Schraubstock eingespmnnt, dann die Platte mit einem entsprechend
Loch auf die Spindel aufgesetzt und schliesslich die Drehung bewirkt Od
man benutzt zum Gewindeschneiden eine Drehbank und sclineidei da
die Gänge mittelst des Schneidestahles (Schraubstahles) ein, wek^
längs der Spindel wiederholt sclbstthätig geführt wird; hierbei dreht
gewöhnlich die Spindel, während der Stahl die fortschreitende Beweg«
macht (Leitspindelbank) oder es verschiebt sich auch die Spindel
ihrer Drehung und der Stahl liegt fest (Patronenbank). Handell es
um Massenherstellung von Schrauben, so benutzt man besondere Schraub^
Schneidmaschinen (z. B. die von Seilers constniirie). Bei grö^sci
Schrauben verwendet man get heilte schneidende Muttergewinde»
Viertes Capitel. Die Metmlle.
487
beBe (Schraubenbacken) meine Schraubenschneidklwppe eingespannt
ind nnd allmälig einander geiiahert werden»
Man kann auch die Schraubengewinde durch Schmieden, durch Auf-
lluthen eines nach der Schraubenlime um den Kern gewundenen Stäbchens»
durch Ein feilen oder Einmetsseln von Kerben längs einer um den Kern
heruni vorgezeichneten Schraubenhnie herstellen oder die Schrauben mit
tiren Gewinilen in (kissformen erzeugen, doch gehören alle dicbe Verfahren
|bei eisernen Schrauben zu den Ausnahmen.
Die Schraubenmuttern werden zumeist aus \Her- oder sechseckigen
chmiedeeisenslücken gebildet, in welchen man zunächst mit einem ge-
wöhnlichen Bohrer eine kreisrunde Oeflfnung herstellt (Yorbohrung) und in
lllie man dann einen Schrauben- oder Gewindebohrer mit dem Feilkloben
>der einem kleinen Heft oder mit dem Wendeisen (einer zur Aufi>ahme
ies Bohrerhalses mit viereckigen Löchern versehenen und mit äwci Stielen
lusgestaltetcn Platte) absatzweise nach untl nach hineindreht, und zwar zuerst
len sogenannten Vorbohrer mit der grössten, durch Abfeilen auf drei
^der vier Seiten erzeugten Unterbrechung des Gewindes, sodann den Nach-
Kchn eider mit geringerer und endlich (bei tiefem Gewinde) den Normal-
johrer mit sehr geringer Unterbrechung des Gewindes. Man benutzt aber
fcuch zum Gewindeschneiden der Muttern die Drehbank oder besondere
Maschinen, welche nach Art der Schmiede- und Lochmaschinen con-
irt sind.
g 170» Weitere Bearbeitung der Eisenwaaren.
Zertheilen und Beschneiden der Arbeitsstücke. Zum Zerschneiden
Jer Rohschienen, zum Beschneiden der immer unvollständig ausgebildeten
Fnden und Ränder von Blechen und Stäben nach dem Walzen und zum
Eertheden der gewöhnlich in mehrfachen Längen gewaUten Formeisen
B. F^isenbahnschienen) benutzt man Scheren oder Sägen.
Mittelst Scheren lassen sich nur schwache Arbeitsstücke mit einfachem
ucrschnitt zerschneiden, also Bleche bis etwa 30 mm und Stabeisen bis
ftwa 70 ww Stärke: erstere können in rohwarmem oder kaltem Zustande
geschnitten werden, während letztere zur Verminderung des Widerstandes
jthglüliend gemacht werden müssen. Die Scheren theilt man ein in:
L Hebelscheren, die nach Art des zweiarmigen, einarmigen oder
Winkclhebcls construirt sind. Für die schwächsten Bleche und die dünnsten
Slabei&en verwendet man H. an dhebel scheren mit einer Schneidlänge bis
mm und einer Grifl'litnge i^leiclj dem 4 ^5-lachcn der Schneidlange. Ist
bin grösserer Widerstand zu überwinden, so benutzt man Stock- oder
iock sehe reu mit längerem Obergriff und abwärts gebogenem Untergrift^
lit welchem die Scheren im Srhraubstork eingespannt oder in einem Block
^efcÄtigi werden, oder Knie he beischeren, deren Kraftarm im rechten
|Vinkcl zur Schneide (dem Blatt) steht, oder Schermaschinen (Wasser-
ier Dampfscheren)» deren unteres Blatt fest lictil, während das andere um
ine wagrechtc Achse schwingt. Mit letzteren kann man Rohschienen und
infache Stabcisen zerschneitlen.
2. Kreisschcren (Grcularschcrcn), welche aus zwei übereinander
liegenden, nich entgegengesetzt drehenden, kreisförmigen, stählernen oder
488
Efsler TlieiL Die Hauptstoffe.
nur an den Schneiden verstählten, eisernen Scheiben bestehen, die am Umfange
scherenartig zugeschärft sind und an der Beruh rnngsstelle wie die Schneiden
einer Schere liegen. Sie haben gegenüber der Hebelschere den Vortheil der
t ontinuirlicheii Bewegung» des constanten Schneidewinkels und der schnelleren
Arbeit, da sie je nach der Grösse des Blattdurchmessers eine Schnittge-
schwindigkeit von etwa 24^ — 48 m in der Minute besiUen ; femer kann roaji
mit ihnen kreisförmige Blechscheiben herstellen, wenn man das zwischen
die Kreisschere gebrachte Stück an einem Punkt festhält und sich dadurch
um diesen Punkt drehen lässt (Rund Schneidemaschine). Oft ordnet man
bei diesen Rundschneidemaschinen noch ein Oval werk stum Schneiden
elliptischer Blechscheibcn an. Versieht man zwei parallele Wellen mit
mehreren Schneidscheiben und ordnet man letztere so an, dass je eine
Scheibe der einen Welle zwischen zwei Scheiben der anderen greift^ so kann
man ein eingeschobenes Blech gleichzeitig in so viele Streifen zerschneiden^
als Scheiben vorhanden sind. Kreisscheren lassen sich nur für schwache
Bleche verwenden, weil der Scheibendurchmesser mindestens 5^)mal sc
gross als die Blcchdicke sein muss und sich sehr grosse Scheiben nicht
gut herstellen lassen.
3* Parallel scheren (Rahmen- oder (iuillotinscheren), bei denen eine
Schneide festliegt, die andere in geradliniger Richtung, meist durch Rahmen
fithrung geleitet, auf- und niederbewegt wird. Sie besitzen den Vortheil d&
constanten Schneidewinkels und lassen sich beliebig lang ^Schneidlänge bis 3 m}
herstellen, so dass man mit ihnen sehr breite Bleche zerschneiden kann.
4. Fagon scheren (Drahtscheren) zum Abschneiden von Rundeisen,
Draht u. s. \\\ Sie bestehen aus zwei mit correspondirenden Löchern vef-
sehenen drehbaren Scheiben. Durch ein passendes Loch wird das Rund
eisen u- s. w. gesteckt, dann wird die eine Scheibe gegen die andere mittelst
Hebel verdreht und so das Eisen durchgeschnitten.
Zum Zertheilcn schwerer Form eisen und starker Platten benutzt
man Sägen^ und zwar vorzugsweise Kreissägen (Circularsägen) mit 3 — 6 mm
starker, gezahnter Eisen- ofler Stahlscheibe von O'S— 1"5 m (ausnahrasweisr
von 2'0 m) Durchmesser, die eine Umfangsgeschwindigkeit von IjO — 8(> »
in der Secuntle erhält. Das Arbeitsstück wird im glühenden oder im kalteo
Zustande zerschnitten; hiernach unterscheidet man Hciss- und Kaltsägcnr
erstere erhalten einen grijsseren Durchmesser und arbeilen daher schneller,
sie sind eint^m geringeren Widerstand ausgesetzt.
Bearbeitung der Flächen. Die Endflächen werden auf Kreissägen
oder mittelst gewöhnlicher Drehbänke oder Fräsmaschinen bearbeitet
Bei den Drehbänken liegt das Arbeitsstück fest eingespannt imd es bewegt
sich der auf tlcr Planschcibe in einem radial verschiel>baren Support be-
festigte Drehstahl kreisförmig; bei den Fräsmaschinen macht entweder dw
Arbeitsstück oder der Fräskopf die Seitenbewegung.
Zum Abschroten der Metalloberfläche, zum Abtrennen einzelner Snicke
und zur Erzeugung von Einschnitten, Oeff^nungen, Rinnen u. s, w, dienen
M eis sei (Flach-, Kreuz-, Sttel-p Blockmeissel u. s. w.), zum Ebnen von
MetallstückL-n, sowie zum Pnliren (Glanzschleifen) Schleifmaschinen mit
naiürlichen Schleifsteinen aus Sandstein, Schiefer oder Quarz oder bcsset
mit kunstlichen Schleifscheiben (sogenannten Schmirgelscheiben), zur Hci
Viertes CsipiteL Die Metalle.
4öd
i^teUtmg von einfachen oder spiraligen Nuthen Lang lochbohrmasch inen
>der Nuthmaschinen,
Abdrehen. Zum Abdrehen der Metalle (namentlich der Gassstücke)
benutzt man Hand stähle, imd zwar den Grabstichel mit quadratischem
Juerschnitt, den Schruppstahl mit runder, bogenförmiger Schneide, den
Schlichthta hl mit gerader Schneide, den Aus dreh stahl zum Glattaus-
Idrehcn tiefer Löcher^ den Hakenstahl zum Ausdrehen hohler Gegen-
Iftlände u. s. w. Zum Abdrehen der Laufräder dienen besondere Rade r dreh-
Ibänke» zum Abdrehen von Kaliber- und Glattwalzen für Eisen waUwerke
[Walzen drehb an ke. Zur Massenherstellung von Fa(,onstiften u, dergL benutzt
m Revolverdrehbänke.
Hobeln. Die Seitenflächen breiter Flacheisen werden genau parallel
and in richtiger Breite durch Hobeln hergestellt. Bei der Handarbeit benutzt
Iman gewöhnlich Hobel mit eisernen Kästen und steil gestellten starken
lEisen (Zahn- oder Schruppeisen) mit einem Zuschärfungswinkel von
ItjO — 75*^; bei der Maschinenarbeit Schlichthobelmaschinen, Hobel-
Innaschinen mit ruhendem Arbeitstisch, Shaping- oder Feilmaschinen
Itind Beslossmaschinen. Das Holieln der Blech- und Flacheisenkanten gc-
l schiebt gewöhnlich auf Schlichthobelmaschinen oder auf Blechkanten-Hobel-
[maschinen.
Feilen* Für gelinge Nacharbeiten oder für die Beseitigung der beim
^Schneiden» Sägen, Abmeisseln an den Kanten entstehenden Grate
lUtJtt man Feilen, Man unterscheidet einhieb ige Feilen mit einer Reihe
[von Hieben, die einen Winkel von etwa Tü*^ zur Feilenachse bilden, und
jxwei hiebige PVilen mit zwei Reihen sich kreuzender Hiebe; erstere ver-
jwcndet man bei sehr weichem Metall, letztere bei härteren Arbeitssiücken. Je
Inach Grö^e und Abstand der Zähne, sowie nach dem Querschnitt der Feilen
I unterscheidet man ferner: Grob-, Vor- und Seh licht feilen, Dreikanl-, Vier-
Ikant-, Flach-, Säge-, Rund- und Halbrundfeilen, Vogelzimgen u, s. w.
Räderfräsmaschinen oder Universalfräsraaschinen dienen zur
Icrstellung von Stirn*, Kegel- und Schneckenrädern.
Lochen. Um Löcher in Metall herzustellen, benutzt man den Durch-
schlag (Hand- oder Stieldurchschlag) mit Lochscheibe als Unterlage» den
tohlmeissel, den Aufhauer oder Stielmeissel nebst Dorn, die Fräse,
ieu Bohrer (Spilzbohrer, Centrumbohrer) mit einem Zuschärfungswinkel
fc^on 50 — 80** und einem Aufstcllungswinkel von 4 — 5** (auf Schmiedeeisern
itn besten mit einem Schneide winkel von 54** und auf Gusseisen mit einem
von 55")» femer Bohrmaschinen (feststehende oder verstellbare
lit-Bohrmaschineü, Krahn- oder Radial-Bohrmaschinen, VVagrechi-Buhr-
fiaschinen» Multiplex- Bohrmaschinen, Cylinder- Bohrmaschinen, Zugstangen-Bohr-
aÄ&chinen) mvd Lochmaschinen, deren Durchschlag (Lochstempel) ge-
röhnlich mittelst Hebel bewegt wird und die häufig mit einer Parallelschere
|(auch wohl mit einer Hebclschere) vereinigt sinil. Um gebohrte Löcher durch
;«'\lmaliine dünner Spänchen auf die richtige Weite zu bringen, genau zu rumlen
ind JEU glätten, benutzt man eckige oder runde Reibahlen, deren Schneide-
rinkel grosser ist als W,
Drücken, Um Blcchgefässe herzustellen, wird das Arbeitsstück über
ine Form (_ Futter, Motlell) gespannt und das Ganze auf einer Drehbank in
Imdrchuni; versetzt, daim wird das Metall durch polrrte und gehärtete
490 Erster Thcil. Die Hauptstoffc.
Stahlköq)er (Driickstähle) an das Modell oder in dasselbe gedrückt. Die
Modelle bestehen entweder aus hartem Holz oder aus Metall.
Bunziren. Erhabene oder vertiefte Figuren (Zahlen, Buchstaben iL s. w)
werden mittelst runder, hohler» eckiger, 5 — \Ocm langer StaKlstäbchen(B un 2 en
oder Punzen) hergestellt, die an einem Ende, der Aufsetzfiäche, die Figuren
eingravirt oder erhaben erhalten und mit dem Bunzetihammcr in das Metall
getrieben werden. Die einfachsten Bunzen sind Körner und Durchschläge,
Grössere Bunzen, die mit ihrer Aufsetzfläche die ganze Arbeitsfläche odef
wenigstens einen grossen Theil derselben bedecken, nennt man Stempel
Besitzt der Stempel eine viereckige Aufsetzt^äche, so dass mit ihm recht-
winkelige Vertiefungen oder Ansätze erzeugt werden können, und ist er mit
einem Stiel versehen, so nennt man ihn Setzhammer. Rund ausgeschweifte
Ansätze werden mit dem rut^den Setzhammer hervorgebracht, dessen Aul-
setzfläche ein CyUnderabschnitt ist. Als Unterlage für die Stempel dient bd
der Bearbeitung des Arbeitsstückes im kalten Zustande die Stanze (^latriie"'
Soll nur eine Seite des Arbeitsstückes Formveränderungen erleiden, so genügt
zur Bearbeitung allein die entsprechend gestaltete Stanze, in allen anderen
Fällen sind Stempel und Stanze anzuwenden. Werden diese Formen zur
Bearbeitimg glühend gemachten Eisens benutzt, so heissen sie Gesenke
(vergL § 166). Das Eindrücken iler Stempel geschieht mittelst Fallwerkcs.
Stosswerkcs oder Presse; benutzt man zum Schlagen den Handhamraer, st>
erhalten die Formen eine sichere Führung (z. B. durch ein Schlagwerk 1.
Wenn ein Blech Eindrücke erhalten soll, die auf der anderen Seite erhaben
erscheinen sollen, so trägt man auf das Blech eine Mischung von Pech und
Ziegelmehl (Treibpech) auf oder legt es auf eine weiche Blei unterläge. Um
das Arbeitsstück allseitig wenden zu können, legt man das Arber
mit dem Treibpech auf eine in einen Ring gelegte Metall-Ha
(Treibkugel).
§ 171. Verbindungen der Eisentheile.
Eisentheile können verbunden werden:
1- Durch Seh weissen* Die Eisenstücke werden im Schweissofcu
gehörig erhitzt und dann ilurch Hämmern, unter Pressen oder mittels:
Walzen oder besonderer Seh weissmaschincn mit einander vereinigt. (Vergl. § ItW
2. Durch Löthen. Man unterscheidet Weich- und Hart loth; erstcrd
besteht aus einer Legierung von 2 — 10 Theilen Zinn, 1 — 4 Theilen Blei
und 1 Theil Wismuth oder nur aus einer Legierung von 10 Theilen Zinn und
4 — 20 Theilen Blei ; es schmilzt schnell, ist weich und besitzt eine weissr
P'arbe. Das Hart loth besteht aus .-i— 7 Theilen Messingblechabfall und I Thd
uuch 2 — 5 Theilen) Zink; es schmilzt schwer und ist so hart, dass 0
kräftigen Hammerschlägen zu widerstehen vermag, — Vor dem Lötheo
sind die Lothflächen durch Feilen, Schaben, Kratzen oder Beizen zu reinigco
und bei Verwendung von Weich loth durch Lothwasser (eine Auflösufi^
von Zink in Salzsäure) gegen Oxydation zu schützen, wodurch gleichzeitig
das Loth flüssiger gemacht wird, oder zu diesem Zweck nnt Chlor^ink-
Ammonium, in Wasser aufgelöst, zu begiesscn, bei Benutzung von Hart-
lot h dagegen mit B o r a x oder p h o s p h o r s a u r e m Natron zu behandeln,
welche die Oxyde auflösen und einen glasartigen Ueberzug bilden. Al>
Werkzeug benutzt man den Löthkolben (Hammer- und Spitzkolben),
Viertes CapiteK Die Metalle.
491
3. Darch Vernietungen. Die Niete sind cylindrische (selten prisma-
sehe) Stifte, welche schon vor ihrem Gebrauch mit einem Kopf (Setzkopf)
ersehen werden, während der zweite zum Schliessen der Nietung bestimmte
topf (Schliesskopf) erst nach dem Einziehen des Nietes in das Nietloch
ebildet werden kann. Die Nietbolzen werden aus kurzen Drahtstücken oder^
kräftigere Stifte erforderlich sind, aus Rundstangenabschnitten in der
itze durch Anstauchen des einen Endes mittelst Hammerschläge oder
ressen hergestellt, indem man das Drahtstück hierbei in einen kleinen
chraubstock oder in eine besondere Kluppe (Nietkluppe) so einspannt,
ein zur Bildung des Setzkopfes genügend langes Stück aus den Backen
erausragt, das dann breitgeklopfl oder gepresst wird, und das Stangen-
lick in einem Nageleisen oder in einem Nietamboss festhält und dann
sts vorstehende Ende mit einem Feder- oder Tritthammer bearbeitet,
landelt es sich um Massenherstellung von Nietbolzen, so benutzt man
sondere Ni et m aschinen, die als Werkzeug einen Nietstempel mit einem
lagcleisen besitzen, dessen Bewegung durch Hebel, Excenter, Kniehebel,
chraube oder Wasserkraft bewirkt wird. Zum Säuben^ der Nielköpfe (z. B,
an dem sich bildenden Grat) kann man besondere Nietputzma seh inen
^it scherenartig wirkendem Hohlcy linder verwenden, durch welchen man das
fiet, nachdem man es sorgfältig centrirt hat, hindurchdrückt.
Das Vernieten kann mit der Hand oder mittelst Maschinen geschehen,
ei der Handnieterei wird das Niet — zumeist in hellrothwarmem Zu-
mde — durch zwei entsprechend durchbohrte Metallstücke» nachdem
die Nietlöcher gut gereinigt hat, so eingesteckt, dass sein Setzkapf sich
t\:is untere Stück anlehnt, dann wird der Setzkopf entweder durch einen
unter gehaltenen Hammer oder durch eine nach der Kopfform vertiefte
rietpfanae oder durch einen Amboss oder endhch durch einen an einer
[ette hängenden oder durch einen verstellbaren Bock unterstützten Ver-
sal ter t^Setzhammer oder Keule), unterstützt und schliesslich das aus dem
lietloch herausragende Ende des Bolzens mittelst Hammerschläge oder
nittelsi Nietsteropels (Schelleisens), dessen Aufsetzfläche die umgekehrte
lorm des Nietkopfes enthält, und der entweder mit der Hand Ofler mit
nem Stiel gehaUen wird, kegel- oder kugelförmig zu einem Schliesskopf
iltct. Vor dem Nieten werden die Metallstücke (Bleche) durch den
Hetcnxieher, einen Stempel, welcher mit seiner am unteren Ende befind-
chen Vertiefung über den bereits eingesteckten Nietbnlzen gesteckt und
iirch Hammerschläge angetrieben wird, scharf aufeinander gepresst, — Bei
?r Maschi nennieterei verwendet man Nietpressen oder Niet-
lasch inen, bei welchen ein Stempel feststeht und die Stelle der Niet-
^Tauine oder des Vorhalters vertritt, indem sich der Setzkopf gegen ihn
[ticgt, während der andere Stempel beweglich angeordnet ist und durch
Buchung den Schliesskopf bildet. Zur Bewegung dieses Stempels dient ein
Icbel, Kniehebel» Excenter oder eine Schraube, oder man treibt den Stempel
il comprimirter Luft oder mit Dampf- oder Wasserkraft Die hydraulischen
fiii.Mrhincn können trag- und fahrbar eingerichtet werden. Mit solchen
linen lassen sich in der Stunde 120—130 Niete von 18 bis 2l> mm
irchtne^er schliessen»
Sobald der Nictbolzen erkaltet, zieht er die Bleche fester aneinander.
ie Vernietung ist so auszuführen, dass nach der Stauchung die Löclv^t
'-mk-^m:.
i'J2
Erster Theil» Die HaupUtoHe.
durch die Niete vollständig ausgefülH sind. Soll die Nietung wasser* tmd
dampfdicht gemacht werden, so werden die Bleche an den Nietstellen
geschärt t und mittelst stumpfen Meisseis und Haramers eng zusamniengetricl
(verstemmt). Zum Dichten der Fugen benutzt man auch einen steifea K.itl
aus Bleiweiss und Leiiiölfimiss,
4 Durch Zusammenschrauben mit Befestigungsschrauben (Äfutter-
schraubenN Auch die Schraubenlöcher sind durch Bohrung herÄUSteUcxt
Das Eindrehen der Schrauben erfolgt mittelst Schraubenziehers oder
Schraubenschlüssels (vergL g 169).
5. Durch Zusammen kitten (vergl. § 238).
6. Durch Zusammen falzen (nur bei dünnem Blech ausführbar). Mm
unterscheidet den einfachen und den doppelten Falz und bei k i ~
den stehenden und den liegenden. Beim einfachen Falz sind die
ränder einmal hakenartig umgebogen und werden durch einfache- K, i -
und Andrücken verbunden; beim doppelten Falz sind die Hic iirani
zweimal umgebogen und daher gegen Aushaken vollständig gesichert
Endlich kann man auch die hakenförmig gebogenen Ränder zweier Bleche
mit einem üb er geschobenen Falzstreifen versehen, der an beiden Räiulen
eingebogen ist; durch diese Anordnung wird ebenfalls ein Aushaken uo-
möglich gemacht. Zur Erzeugung der Falze benutzt man die Falz bohlt,
die Falzzange, das Schalleisen oder Biege-, Falz- und Zudrück*
rnaschinen.
7. Durch Zusammenkeilen*
§ 172. Rostschutzmittel.
Rost. In vollkommen trockener (wasserfreier) Luft und im Waiicr,
das keinen Sauerstoff gelöst enthält, bleibt die Oberfläche des Eisens unver-
ändert. Wirken aber Sauerstoff und Wasser gleichzeitig auf das Eisen {t. B
wenn es sich im Freien befindet und vom Regen getroffen wird), so bildet
sich auf der Oberfläche des Eisens zunächst kohlensaures EisenoxyiluL
welches dann durch den Sauerstoff in Eisenoxydhydrat umgewandelt wird»
das einen braunen Üeberzug darstellt und Rost genannt wird. Durch
kohlensäurehaltigcs Wasser wird Eisen aufgelöst; es bildet sich Eiseru:
welches an der Luft zerfällt und Eisenoxydhydrat erzeugt. Durch b-
irasserstoff, Chlor, Salzsäure und Essigsäure wird die Rostbildung begünstigt
•iäurch Alkalien und Kalkwasser verhindert. Besonders stark erfolgt ^Isti
Rosten, wenn Luft und Salzwasser (Wasser mit Chlormagnesium, Kochstli»
Salmiak, Chlorkalium oder Chlorcalcium) auf das Eisen gleichzeitig ein-
wirken. Der Rostüberzug bietet gegen weitere Angriffe der Luft und da
Wassers kehicn Schutz» da er eine poröse« luft- und wasserdurch]
Masse bildet, die beim Benetzen srhwammartig Wasser ansammelt und
festhält. Daher setzt sich, falls keine Vorkehrungen dagegen gctroflcn wcrdoi^
die Rostbildung ohne Unterbrechung und so lange fort, bis ctic ^SMC
Metallmasse durchrostet ist. Der Rost vermindert die Festigkeit und Ziiu^
keit (Tragfähigkeit), sowie die Dauerhaftigkeit des Eisens und mms daher
durch geeignete Schutzmittel nach Möglichkeit verhütet werden*
Als Schutiinnttel dienen:
1. Anstriche. Da die Anstriche in den §§ 259 — 265 diescji Werk«
ausführlich behandelt worden sind, so sollen hier, um Wiedcrholtiofco
Viertes Capitel. Die Metalle.
ABS
öglichst zu vermeiden, hauptsächlich nur ergänzende Mittheilungen gemacht
erden.
Bevor der erste Anstrich (die Grundirung) auf das Eisen aufgetragen
rd, ist letzteres sorgfältig von anhaftendem Rost, von etwaigen Resten
lerer Anstriche, sowie von Schmutz» Staub u. s. w. zu reinigen- Das
isen wird zu diesem Zwecke mit Bürsten bearbeitet, dann in ein Bad von
verdiinnter Salzsäure gelegt, hierauf mit kaltem Wasser abgespült, sodarm
it reinem heissem Wasser behandelt und schliesslich getrocknet. Unmittelbar
arauf erfolgt die Grundinmg (im Freien nur bei trockenem Wetter, sonst
geschlossenen Räumen) mit einem nicht zu dickflüssigen Leinöl firniss,
welchem eine Mineralfarbe — am zweckmässigsten Bleimennige —
bgerieben ist, oder mit Spiritus-Lackfiroiss (Harz in Spiritus aufgelöst
nd oft mit Eisenmennige vermischt). Diese Farbe wird in tliinner Schicht
ufge tragen, damit sie möglichst schnell trockne. Da sich abends bei Wärme-
bnahme leicht Wasser auf das stark abkühlende Eisen niederschlägt und
ich mit dem noch nicht genügend getrockneten Anstrich emulsionsarrig
ischt, wodurch die Haltbarkeit der Grundirung sehr vermindert wird, so
uss man einen möglichst schnell trocknenden Firniss verwenden. Wird die
nstreichmasse zu dickfliissig gewählt, so lassen sich nicht alle Unebenheiten
ler MetaiWächen treffen und ausfüllen, auch bilden sich dann Luftblasen
Anstrich, welche in Folge der Verlängerungen oder Verkürzungen des
isctis bei zunehmender oder abnehmender Temperatur ein Zerreissen der
arbdecke veranlassen.
Nachdem der erste Anstrich gut getrocknet ist, folgt der Deck-
anstrich, zu welchem man Oelfarben aus Leintil- oder Spiritus-Lack firniss,
m besten mit Bleiweiss oder mit Zinkstaub (feinstgepulvertem, mctalli-
hem Zink) mit Kreidezusatz, Graphit mit Kreidezusatz, Eisenmennige
wenn dieselbe weniger als 20 ^/^ Thon enthält, andernfalls zieht sie Wasser
n und bleibt weich), mit Rathjen's Patentcomposition (einer mit
piritus angemachten Farbe), mit Zinksulfid färbe (Griffith's Weiss oder
ithopon, einem Gemenge von Zinkoxyd mit Zinksulfid'» u s. w. ver-
endet.
Anstriche mit Steinkohlen- oder Holzkohl entheer (mit oder ohne
usatz von Kalkstaub und Terpentinöl) empfehlen sich aus den am Schlüsse
es § 252 angeführten Gründen hauptsächlich nur zu Gas- und W^asser-
ieitungsr Öhren,
Asphalt- oder Eisenlackanstriche (vergl § 2H7) bilden
ritien sehr guten Schutz gegen den Rost, sind aber iheuer und besitzen
^einc grosse Sprödigkeit, Dasselbe gilt von Wasserglasanstrichen (sogen,
üicÄtanstrichcn, vergb § 250). Anstriche aus mit Wasser oder besser mit
ahmter Milch angerührtem, feinst gepulvertem, langsam bin<lendem
orllandcemcnt haben sich sehr gut bewährt; sie haften auf dem Eisen
ut und bilden einen sicheren, dauerhaften Schutz, sofern sie nicht zu dünn
ufgctragen werden; mit der Zeit nimmt aber ihre Sprödigkeit so zu, dass
;ic bei starken Erschütterungen leicht abspringen. Sehr empfehlensvvcrth ist
ir Eisenwaaren, die unter Wasser Verwendung finden sollen, ein Anstrich
it einer Lösung von Kautschuk in flussigen Oelen ^Marincleim,
aulschukÖl von I)r Beckers) oder mit einer dünnen Lösung von
uUapercha in lieruin.
Iriifra
iiJ4
Erster Tbeü. Die HiLuptstolfe.
2, Einreibungen mit Fett, Graphit u. s. w.*) Ein Fettüberzug liiltjet
eine luft- und wasserdichte Decke und verhindert deshalb RostbÜcJutig* Ini
Freien ist jetloch ein solcher Ueberzug nicht anwendbar» weil ex m dci
Sonne abschmüzt und vom Schlagrcgen abgelöst wird. Da eine Fettschicht
beständig weich und klebrig bleibt, so wird man nicht fertige Eisen-
constructionen, sondern nur Eisentheile einfetten» um sie rostsicher auf-
bewahren oder zur Montage versenden zu können. Das Einfetten ge
mit ungesalzenem geräucherten Speck» mit Talg» mit Vaseline, \vc
Paraffin, mit einer Mischung von gelbem Wachs und Unschlitt, roii
einer Lösung von Wachs, Terpentinöl und Colophonium U. s, w, Tale
ist nicht zu empfehlen, weil er an der Luft ranzig wird, und weil die frn
werdenden Fettsäuren das Eisen angreifen und Eisenseife bilden, die emt
schmierige, rothbraune, roslähnliche Masse darstellt Vaseline» Paraffiu
und Ceres in dagegen erleiden an der Luft keine Veränderungen uml
greifen das Eisen nicht an. Empfohlen wird auch das von Müller titid
Mann in Charlotten bürg fabricirte Mannocitin, ein mineraUsches, in
Terpentinöl u. s. w. aufgelöstes Fett, und das von Rosenzweig ä: Bau-
mann in Cassel in den Handel gebrachte Ferronat, welches aus einer
ähnlichen, jedoch mit fein pulverisirtcr weisser oder gebraimter M-
vermengten Masse besteht, sich aber besser streichen lässt und einen ic
Ueberzug bildet.
Einreibungen mit Graphit sind nur dann wirksam, wenn das
Metall vorher polirt wird, so dass sich auf seiner Oberfläche nirgends Ver-
tiefungen vorfinden. Auf unpolirtcm Metall setzen sich die sehr feine«
Graph ittheilchen nur in die Vertiefungen ein, während die Erhöhungen in
der Metalloberfläche unbedeckt bleiben und daher leicht rosten,
3, Ueberzug mit anderen Metallen, Zum Ueberziehen von Eisen
benutzt man hauptsächlich Zink und Zinn, aber auch Blei und Kupfer,
in einzelnen Fällen auch Nickel, Silber, Gold und brouceartige
Legierungen.
Den wirksamsten Schutz gegen Rost bildet ein Zinküberzug, weil
sich das Zink mit dem Eisen legiert und letzteres auch nicht rostet, wenn
der Zinküberzug stellenweise brüchig und abblätternd geworden ist, cb au
diesen Stellen die Eisenobertläche immer noch eine Zink-Eisen-Legierung dar«
stellt. Das Verzinken wird hauptsächlich bei Draht und Blech angewendet,
doch kann man auch Eisenconstructionstheile bis 5 m Lange und 3 m Breite
(Und darüber) mit Zink überziehen. Das Eisenstück wird zuerst in eine
Mischung von 2Üprocentiger Salzsäure und Wasser eingelegt, um seine
Oberfläche von anhaftendem Glühspan, von Schlacken u. s. w, zu säubern,
dann wird es in einer Salmiaklosung abgespült, in einem geheiztem Raum
getrocknet, vorgewärmt und in ein hcisses Zinkbad (aus geschmolzenexa
Rohzink vom spec. Gewichte = G'9 und einem Schmelzpunkte von 360** C)
eingetaucht. Nachdem man das Eisen zur Vermeidung unreiner Anhaftungen
in dem Zink bade einige Male hin und her bewegt hat, nimmt man es au»
der Pfanne heraus, reibt es mit Besen und Bürsten ab und trocknet es. Der
Zinküberzug wird meistens ()'07 — 0'12 mm dick gewählt.
*) Mit BentitzuQg des Aufsntses von J. Specinrath: »Chemisclie und physi*
kaiische Untersuchung der gebräüchlicUen Eiacnanslrifh«« in den »VethAndlungea 4/t»
Vereines zür Förderung des Gewcrbefleissci«, lti*.*5, Heft VI.
Viertes CapiteL Die Metalle.
4m
Einen doppelten Rostschutz erhält man durch Verbleien des ver-
tnkten Eisens. Solche verbleit-verzinkte Bleche linden überall da mit
rortheil Verwendung, wo schweflige Säure oder Salzsäure, denen Zink nicht
zu widerstehen vermag, auf die Bleche einwirken (also z. B, zu Eindeckungen
der Dächer von chemischen Fabriken, Gasanstalten u. s, w,).
_ Eine Verbleiung allein ist nicht zu empfehlen, weil sie kostspielig
und weil das Blei mit dem Eisen keine so feste Verbindung eingeht
le das Zink. Beim Schadhaft werden des Bleiüberzuges ist demnach ein
losten des Eisens zu befürchten. Ein Bleiüberzug bildet aber einen wirk-
eimcn Schutz gegen Schwefelsäure- und Dampf säure dämpfe. Man stellt den-
elben durch Eintauchen des Eisens in ein Bleibad oder durch Aufgiessen
Dn geschmolzenem Blei auf das gereinigte und erhitzte Eisen her. (Siehe:
I Handbuch der Architektur«, Th. 1, Bd. I, S. 262:)
Verzinnte Eisenbleche (Weissbleche) sind für Bauconstructionen
licht veni'endbar, weil der Zinnüberzug nur in sehr dünner Schicht und nur
nechanisrh am Eisen hängt und leicht schadhaft wird. Wird der Zinnüberzug'
Verletzt, so fangen die frei gewordenen Stellen des Eisens stärker zu rosten
1, Dies erklärt sich daraus, dass Zinn und Eisen, wenn sie mit Wasser in
^erühnmg kommen, eine galvanische Kette bilden (Zinn wird negativ elek-
risch, Eisen positiv elektrisch), und dass sich bei der Wasserzersetzung der
aucrstoff des Wassers mit dem positiven Element verbindet. Beim ver-
linkten Eisen ist gerade das Umgekehrte der Fall: das Zink ist positiv
jind wird allein oxydirt, während selbst das an schadhaften Stellen des Zink-
Jbergusses bloss hegende Eisen unversehrt bleibt.
Soll Eisenblech verzinnt werden, so wird dasselbe in Salzsäure ab-
it, hierauf geglüht und nach dem Erkalten mit Holzhämmern vom Glüh-
befreit, dann kalt gewalzt und durch wiederholtes Behandeln mit ver-
schiedenen Beizmitteln, sowie durch Abscheuem mit feinenn Sand und Wasser
allem Rost gesäubert, hierauf getrocknet, sodann in einer Pfanne mit
eissem Talg angewärmt, in ein Bad von stark erhitztem unreinem Zinn,
%ui welchem flüssiger Talg schwimmt, gebracht und in demselben bis zur
Bildung eines genügend starken Ueberzuges gelassen, hierauf herausgenommen
iind auf einem Gestell zum Abtropfen gebracht, alsdann in ein ganz reines,
flit einer Talgschicht bedecktes Zinnbad gelegt, herausgenommen, nochmals
eingelegt, wieder herausgenommen, zum Abtropfen gebracht, abgekühlt und
fidlich mit dem unteren Rande in eine mit heissem Talg angefüllte Abtropf-
[>fanne gestellt, um den Saum (die Abtropfkante) zu beseitigen. Schliesslich
k^ird diis Blech mit Kleie und Kreide weiss gewischt und mit Lumpen vom
Staube gereinigt, worauf es verpackt wird,
Schmied eiserne Gefässe werden an der zu verzinnenden Ober-
cbc durch Schaben oder durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure, sowie
Scheuem mit Sand und Wasser blank geputzt, dann auf einem
Lohlenfeuer erwärmt, hierauf mit Colophonium mid Salmiak bestrichen und
idlich mit geschmolzenem Zinn begossen, welches mit einem an einen Stock
aen Wergbüschel auseinander gerieben wird; das überflüssige Zinn
gegossen.
Das Verzinnen des Gusseisens, namentlich des grauen, bereitet
Schwierigkeiten, Man hat deshalb empfohlen, die Oberfläche des
;uiiseUen,s vorher durch Glühen mit Eisenoxyd zu entkohlen oder in
H4-ft
.M-
496
Erster Theil. Die HaupUloffe.
schmiedbaren Guss zu verwandeln. Das Gusseisen wird abgedreht oder durch
Beizen sehr blank geputzt, dann wird das Zinn mit Werg und Salmiak auf
dem Eisen verrieben und das vorher erhitzte Eisen schnell zum Erkalten
gebracht, um das VViederablaufen des Zinnes zu verhüten.
In Deutschland benutzt man zum Verzinnen der Wohlfeilheit und auch
der leichteren Arbeit wegen gleiche Theile Zinn und Hlei oder auch auf
5 Theile Zinn 3 Theile Blei. Weisser und glänzender (aber leider auch
leichtflüssiger) wird die Verzinnung, wenn man dem Zinn Wismuth hinzusetzt
Um verzinnten Blechen das Ansehen von gewässertem Seidenband
(Moiree) zu geben, erwärmt man sie (nach R. Böttger) auf fast 228'' C,
damit das Zinn eben flüssig wird, und wirft sie dann sofort in eine Mischung
von 2 Gcwichtstheilen Zinnchlorür, 4 Theilen Wasser, 1 Theil gewöhnhcher
Salpetersäure und 2 Theilen Salzsäure; dadurch wird das in den Zwischen-
räumen der Zinnkry stalle sich befindende amorphe Zinn beseitigt und es
erscheinen eigenthümlich schillernde, sehr feine Krystalle an der ganzen
Oberfläche, die besonders glänzend hervortreten, wenn man die Bleche nach
dem Trocknen mit einer Lösung aus Schellack, Spiritus und Anilinfarben
überzieht. (Vergl Gott getreu, a. a. O,, Bd. II, S. 96.)
Das üelierzieheo von Eisen oder Stahl mit Kupfer erfolgt ohne oder
mit Anwendung tles elektrischen Stromes. Im ersteren Falle wird das blank
gebeizte Metall in eine Auflösung von Kupfen'itriol» Weinstein und Schwefel-
säure in Wasser gelegt oder, nachdem es auf die Temperatur des ge-
schmolzenen Kupfers gebracht ist, in ein Bad von geschmolzenem Kupfer
eingetaucht, dessen Oberfläche mit einem aus Kryolith und Phosphorsäure
bestehenden Fluss überdeckt ist. Bei der Verkupferung auf galvanischem
Wege wird das metallische reine Eisen zunächst mit Mennige bestrichen,
nach dem Trocknen des Anstriches mit Graphit eingerieben und dann in
eine Kupfervitriol losung gelegt, die zum besseren Anhaften des Metallüber-
zuges und damit das Metall nicht angegriffen wird, einen Zusatz von
C^yankalium erhalt; man verwendet aber auch organische Alkali-Kupfer-
Doppelsalze. Das Eisen wird hierauf mit dem negativen Pol der Kette %*cr*
bunden^ es entsieht alsdann binnen 4 — 5 Tagen auf der Eisenoberfläche ein
etwa 1 mm starker Kupfcruberzug. Dieser dünne Niederschlag vermag da$
Eisen nicht genügend gegen Verrosten zw schüUsen» wenn dasselbe im Freien
einer nassen Witterung längere Zeit ausgesetzt ist, Aus diesem Grunde wird
eine Verkupferung zweckmässig nur bei Stahldrähten ausgeführt, welche als
Spiralfedern (elastische Federn) in Sophas und Matratzen Verwendung finden
sollen*
Das Vernickeln wird in der Regel auf galvanischem Wege bewirkt,
Als Bad benutzt man am besten schwefelsaures Nickelammoniak mit einem
Zusatz von Benzoesäure oder Borsäure. Ohne Benutzung einer galvanischen
Batterie verfährt man folgendermaassen: In einem Kupferkessel wird eine
Chlorzinklüsung erhitzt, derselben Salzsäure und Zinkslaub zugesetzt, so dass
das Kupfer einen Zinküljcrzug erhält, hierauf so viel Nickclchlorür hinxu*
gefügt, bis die Lösung deutlich grau erscheint, sodann das zu v- de
Metallstück unter Beifügung von Zinkblechstücken in die Lösurr ht
und mit derselben etwa eine Viertelstunde lang gckorhl, hierauf das Metall-
stück herausgenommen, mit Wasser abgewaschen und schliesslich mit Schlümin-
kreide geputzt. Da« Venückehi ist ziemlich kostspielig, und bildet nur dann
viertes Capitel, Die ^^letalle.
497
der
PSäss
inen wirksaracn Schutz gegen Rostbildung» wenn der Nickelüberzug minde-
Itens 0*5 mm Dicke besitzt.
Fleitmann stellt nickelplattirte Eisenbleche und Eisendrähte her,
adem er in der Weissglühhitze das durch einen Zusatz von etwa 0*1 7ü
lagnesium schwoissbar gemachte Nickel mit dem Eisen oder Stahl zusammen-
chweisst. Solches auf einer oder auf beiden Seiten nickelplattirte Eisen lä&st
"sich bis zu den dünnsten Blechen auswalzen, ohne dass eine Abtrennung
der beiden Metalle stattfindet
4- Emailliren. Ein vorzügliches Rostschutzmittel und das einzig zuver-
ssige Schutzmittel tür Eisen gegen die Einwirkung ammoniakhaltiger Dämpfe
bildet das Emailliren. Dasselbe wird vorzugsweise bei Gussstücken {z. B.
leschirren, Aborts- und Ausgussschüsseln, Wasserleitungsgegenständen) an-
ewendet, und zwar in folgender Weise: Man beizt den zu emailHrenden
Gegenstand mit verdünnter Schwefelsäure^ scheuert ihn mit scharfem Sand
mittelst Drahtbürste, spült ihn mit heissem Wasser ab, trocknet ihn und überzieht
m hierauf mit einer Grundmasse (Grundemail), welche durch Zusammen-
nelzen von Quarz, Borax, Feldsp^ath oder Kryolith, Pulvern und Mischen
ait Thon und Magnesia, sowie Mahlen des Gemenges auf einer Glasurmühle
gewonnen und mit Wasser dickflüssig angemacht wird. Diese Masse trägt man
Entweder mit einem Pinsel auf oder giesst sie in, beziehungsweise auf den
erwärmten Gegenstand und vertheilt sie durch geschicktes Wenden und
chwenken gleichmässig; den Uebcrschuss giesst man ab. Hierauf trocknet man
den erwärmten Gegenstand schnell in einem Trockenofen und überzieht ihn dann
in gleicher Weise mit einer zweiten Emailschicht (Deckemail), zu welcher man
ein leichter schmelzbares Email wählt, das man auf folgende Weise herstellt:
Man schmilzt Quarz, Borax, Zinnoxyd, Soda, Salpeter und Magnesia zu-
I sammen, pulverisirt die Schmelzmasse, schmilzt sie nochmals zusammen,
^fcpulverisirt sie von Neuem und so fort, bis in der Masse keine Blasen mehr
^Bvorhanden sind. Dann vermischt man das Pulver mit Quarz, Soda, Zinn-
^HE>xyd und Magnesia und mahlt das Gemenge auf der Glasurmühle, (Das
^*l>eckcmail des sogenannten französischen glasirten Eisens besteht aus
130 Thcilen FUntglaspulver, 20*5 Theilen Soda und 12 Theilen Borsäure.)
^ Das Einbrennen des Emails geschieht bei hellrother Glühhitze in einem
^^luffdofen; hierbei geräth das Deckemail vollständig in Fluss. Durch die
Grundmasse wird ein Reiüsen und Abspringen der Deckschicht bei remperalur-
wechsel vermieden, das ohne dieselbe eintreten würde, weil sich Eisen und
Email verschieden ausdehnen.
Die Güte der Emaillirung lässt sich am einfachsten dadurch prüfen,
dass man den ernaülirten (jef^enstand auf lOO'^C. erhitzt und dann unmittelbar
mit kaltem Wasser in Berührung bringt; hierbei darf das Email, selbst wenn
(las Verfahren mehrere Male wiederholt w^ird, weder Sprüns^e noch Abblätte*
;ingen xrigen. Die Emaillirung lässt sich mittelst Melalloxyden in allen
riögUclien Farben herstellen. Sie empfiehlt sich zur Anwendung auf Eisen
luch dann, wenn letzteres durch Sonnenstrahlen weniger stark erhitzt werden
jII, weil das emailhrte Eisen den Warmeeinflussen weniger zugänglich ist.
(Handbuch der Architektur, Th. I, Bd. I. S. 2G4.)
5» Brünircn (Bräunen). Durch das Brütiiren wird auf der Metallober-
iächc ein dünner, fest anhaitctvder, dichter Rost Überzug hergestellt, welcher
^ Metall je »ach seiner Dicke und Stetigkeit mehr oder minder vollständig
IM Rn..nf..fi^m»fr"
41»^
Erster ThelL Di« Hauptstoife,
und auf die Dauer gegen Kost schützt. Die Erzeugung dieses Ueberxugcs
geschieht in der verschiedensten Weise. Einige erprobte Verfahren mögen
hier in Kürze beschrieben werden .*)
L Man vermischt 2^ Chlorantimon (Spiessglanzbutter, engUsches Bninir-
salz) mit 8 — 10 Tropfen Lein- oder Olivenöl, reibt diese Flüssigkeit mit
einem wollenen Lappen wiederholt auf das schwach angewärmte Eisen ein,
indem man es nach jeder Einreibung, je nach der Witterung, kürzere oder
längere Zeit der Einwirkung der Luft aussetzt, reinigt dann das Eisen,
w^äscht es mit Wasser gut ab, trocknet es und glättet seine Oberfläche mit
dem Polirstahl oder reibt w^eisses Wachs ein oder überzieht die Oberfläche
mit einer Lösung von 70^ Schellak, 13 ^^ Drachenblut und 3 / AlkohoL
2. Das Eisen wird gut polirt, dann in einem verschlossenen Geßissc
der Einwirkung von Salzsäure- und Salpetersäuredämpfen ausgesetzt Ofler
dreimal mit verdünnter Salzsäure (1 Theil Salzsäure auf IfO Theile Wasser)
Übergossen, hierauf an der Luft und Sonne getrocknet und endlich mittelst
Drahtbürsten von dem lose anhaftenden Rost befreit. Man kann den schön-
braunen Ueberzug dadurch dunkler machen, dass man das Eisen mit einer
Li^sung von 1 Theil Höllenstein und 500 T heilen destill irtem Wasser ciil
oder mehrere Male beizt. Nach dem Abputzen überzieht man die Metall-
obertläche mit Wachs oder Schellack ftraiss,
3. Das mit Kalk abgeriebene Eisen wird mit einer Lösung von 3 TheiJen
Kupfervitriol, 1 Theil Salpetersäure, 1 Theil versüsstem Salpetergeisl, 2 Theücn
Weingeist und 64 Theilen Regenwasser, der 2 Theile Eiseuchlorid vom
specifischen Gewichte = T5 hinzugesetzt werden, bestrichen und nach dem
Antrocknen dieser Flüssigkeit mit Drahtbürsten gut abgerieben ; hierauf
wird dieses Verfahren noch mehrere Male wiederholt^ dann das Eisen mit
heissem Wasser abgewaschen, getrocknet und endlich mit Polirstahl ge-
glättet.
4. Auf das gereinigte Eisen wird eine Mischung von 2 Theilen Eisen-
chlorid, 2 Theilen Chlorantimon, 1 Theil Gallussäure und 4- — 5 Theilen Wasser mit
einem Schwamm aufgetragen, dann wird das Eisen mit Wasser abgespült,
getrocknet und mit Leinöl abgerieben. Man erhält auf diese Weise eine
schöne, mattgraue Brünirung.
5. Das gut entfettete Eisen wird mit einer Quecksilberchloridlösuog
bestrichen, nach dem Trocknen derselben mit Hammerschlngpulver ab-
gerieben, dann gut abgewaschen, hierauf in gleicher Weise zum zweiten Male
behandelt, sodann mehrere Male mit einer Lösung \*on Eisenchlorid, Kupfer-
vitriol, Salpetersäure und Weingeist bestrichen, wobei man nach jedem An-
strich das Eisen trocknet und mit Hammcrschlagpulver einreibt, hierauf mit
einer Lösung von Eisenchlorid und Eisenchlorür, gemischt mit Alkohol und
Salpetersäure, angestrichen, nach dem Trocknen 10 Minuten lang in kochendes
Wasser getaucht, abgewaschen, noch mehrere Male mit derselben Flüssigkeit
behandelt, dann einmal mit sehr verdünnter Schwefelkaliumlösung bestricheOi
getrocknet, nochmals in heisses Wasser getaucht, wiederholt mit der letJ^teFCA
Flüssigkeit, die stufenweise mehr mit Wasser verdünnt wird, behandelt, ge«
trocknet, mit etwas Olivenöl überwischt, in Wasser von 00** C eingetaucht,
mit Wolle kräftig abgerieben und schliesslich schwach eingeölt.
*) Siehe »Tecliiiologische« Lenikoo « von Brclow, Dammer und H o y e r , Leipzig
1883, S. 140 und 14L
Vierl«s Capitd. Die Metalle.
^m
Einen schützenden Ueberzug von Magneteisen stellt Arthur durch
Rehandhmg des Eisens mit überhitztem Dampf und Kohlenwasserstofl'eu, und
ie Meriten s dadurch her, dass er das Eisen in ein Wasserbad von 7Ü bis
)** C, legt und längere Zeit der Wirkung des elektrischen Stromes aussetzt;
iiieTdurch erfolgt eine Zersetzung des Wassers und es verbindet sich der
Sauerstoff desselben mit der Eisenobcrtl:iche und erÄeugt auf letzterer einen
L^cberzugvon B^isenoxyduloxyd. (Siehe: »Stahl und Eisen*, IHHÜ, S, 628.)
Nach dem Barff-Bower'schen sogenannten Inoxydationsver-
fahren wird auf der Eisenoberfläche ein Eisenoxyduloxydüberzug dadurch
hervorgerufen! dass man das Eisenstück zunächst in cmem Flammofen mit
»etieratorfeuening auf 600 — 6bO^ C\ erhitzt und dann der Einwirkung eines
Gajistromes aussetzt, wobei die mit erhitzter Luft vermischten (»ase in Folge
ihres Sauerstoffgehaltes auf der Eisenoberfläche eine ruthe Eisenoxydschicht
erzeugen. Hierauf lässt man auf das Eisen die unvermischten und unver-
^brannten Generatorgase einwirken, welche durch ihren Kohlenoxyd- und
lohlenwasserstoflfgehalt das Eisenoxyd xu blauem Eisenoxyduloxyd reduciren.
Jm bei stark entkohltem Schmiedeeisen diese Reductinn zu verstärken, wird
[lachträglich auf das Eisen Wasserdrlmpf von 700'' (\ geleitet. Damit der
/eberzug einen guten Rostschutz gewährt, muss seine Stärke mindestens
)*1 mm (bis 0*5 mm) betragen; man hat daher das Verfahren so oft zu
wiederholen, bis die gewünschte Dicke erzielt ist. Da der Ueberzug wenig
Biegsamkeit besitzt, so kann man das In oxydationsverfahren bei Eisenstücken,
lie nachträghch noch bearbeitet werden sollen, nicht anwenden. (Siehe:
lehriens, a. a. ()., S. 439*)
§ 173. Feuerschützmittel*)
Nach den Ergebnissen der von Kollmann in Oberhausen angestellten
/'ersuche wird die Festigkeit des Eisens bei einer Envärmung von 300*^ C\
luf etwa 907(,, von 500" C auf etwa liy% und bei UK)^ <\ auf etwa 20%
lindert. Da bei Eisenconstructionen eine 4 — Öfachc Sicherheit ange-
wird, so bildet eine Erhitzung von 700" C, die Grenze der Haltbar-
keit. Diese Temperatur wird bei Bränden in Gebäuden» die nicht grössere
iengen leicht brennbarer Stoffe enthakcni kaum überschritten, so dass man
in Wohngebäuden, Kirchen, Schulen u* s. w, bei Eisenrnnstructionen be-
eondcre Feuerschutzmittel nicht anzuwenden braucht. In Speichern, Bibliotheken,
Uchivcn u, s. w, dagegen, in denen sich grosse Massen brennbarer Stoffe
den, sowie in allen Gebäuden und Räumen, die zur Aufbewahrung
1,'efährlichcr Stoffe (Oel, Petroleum, Benzin u* s, w.) dienen, ist bei
inem Brande eine bedeutend stärkere Hitze zu erwarten, und es sind daher
Eisenconstmcrifmen in ihnen» damit sie im Stande sind, ihre Lasten zu
ügen, mit schlechten Wärmeleitern m bekleiden. Als Feuerschutzmittel
irurdcn empff*hlen :
1, Ummanlelungen mit Ccmentputz oder Beton. Gusseiserne
(äulcü vemcht mau mit einem Drahtnetzmantel, der an angegossenen Ngjsen
♦i Siehe: •VcTTiuchc über das Verhalten gus.scisemer Stützen ira Fcücr*,
|nmt?r>]'' B.iu^eituög-, 1HI)7, S. 282—234 und 242—248, »Deutsche Bauzcitting«. iH'K'i»
'^♦* — Brcymann, Tiinuonstnictioncn, 1890, 5. Aufl.» Tb, l\\ S. 11
er KsiBVcrWalniüi;», l.HKi, S. 2,%. u. A.
32»
_-i^
500
Erster Theil. Die Hauptstoffe»
des Säulenschaftcs mittelst Stiftschrauben so befestigt wird, dass zwisclreii
Säule und Drahtnetz ein schmaler Zwischenraum verbleibt, in w^ekhem die
Luft circulircn kann. Auf dieses Drahtnetz bringt man dann den CementpüU
auf. Bei Verwendung von Beton umgiebt man die Säule mit einem aus 2wci
Stücken zusammengeschraubten Eisenblechmantel und stampft zwischen ihtn
und Säulenschaft den Beton ein ; nachdem derselbe genügend erhärtet ist,
kann der Mantel wieder abgenommen werden. Bei Eisenträgern zwischen
Kappenge wölben werden die unteren Flansche mit Draht umwickelt» und es
wird dieser zum 1 Vagen des Cementputzes benutzt; bei Eisenträgem zwisthen
Betongewollien umhüllt man die unteren Flansche mit Beton. Abgebundener
Cementputz vermag einer sehr starken Erhitzung jedoch nicht zu widerstehcr»
(vergl. § 222), sondern wird tlurch sie in frischen Cement zurück verwandelt,
wobei freier Aetzkalk während der Erhitzung auf die Sihcate des CemcnteJ
aufschliesscnd wirkt und sich die lösliche Kieselsäure auf das Doppelte bn
Dreifache vermehrt. (Siehe: ^Deutsche Bauzeitung«» 1897, S. 243.)
2. Umhüllung mit Steinen. Sie kommt nur bei Eisenträgern j&wiächet»
Kappen zur Anwendung. Man benutzt hierzu sogenannte Widerlagerfonn-
steine, z. B. die der Muldensteiner Werke bei Bitterfeld, die mit einer
Schrägfläche unter den IVägerflansch greifen ; die verbleibende Oeffnmig wird
durch eine kleine Ziegelplatte so verschlossen, dass zwischen dieser und den:
Eisen eine Euftschicht verbleibt, oder mit Ceinentbeton ausgeftilU,
3. Ummantelung mit Monierconstruction (vergl, § 231). M^..
stellt entweder eine abnehmbare, aus mehreren etwa 4 rw starken Monier-
schalen gebildete Ummantelung her, welche durch eine 2 — 3 cm starke Luft-
schicht von dem Eisenstücke entfernt und durch umgelegte eiserne Schellen
zusammengehalten wird, oder eine nicht abnehmbare, indem man am
besten einen Blechmantel als Formkasten benutzt.
4. Ummantelung mit patcntirten Korksteinen (vergl. § U9). Die
gepressten, 4 — 5 cm starken Korkstelnsegmenie werden um die Stütze herum*
gelegt und die Fugen mit einer besonderen Masse verstrichen; die Um-
hüllung wird mit einem Blechmantel umkleidet. Empfohlen wird auch ein
4 t'm starker Korksteinmantel, dessen innere Hälfte aus einem Gemenge von
zerkleniertem Tuffstein, Asbestfasern und Kieseiguhr besteht Auch hat man
einen 5 t-m starken Korksteinmantel mit äusserem und innerem BlechtnAUtel
und Luftschicht statt der letzteren Anordnung mit gleich gutem Erfolge
angewendet Femer hat sich bei den Versuchen der Hamburger Bau-
commission eine Ummantelung aus 4 cm Korkstein und 1 cm Cementputz
mit dazwischen hegendem Drahtnetz und Ueberdeckung des Mantels mit
Blech gut bewährt. (Siehe > Deutsche Bauzeilung«, IH97, S. 244.)
5. Abnehmbare Ummaiitelung mit Asbest-Kieselguhr (vergl
§ 225, 19) aus zwei zusammengenähten Matten aus reinem Asbest mit
einer Einlage aus 75 7o Asbcstfasem und 25 % calcinirtem Kieseiguhr {ah
Isolirungsstoff). Dieser Schutz hat sich bei den genannten Versuchen ausser-
ordentlich bewährt Nach sicbenstündiger Er\^*ärmung bei 12(X) — ^1250**
Tem^peratur war die Tragfähigkeit der Saide noch nicht erschöpft. Der
Mantel hatte eine Dicke von 5 cm. Auch ein 4 cm starker Mantel, welcher
was zwei Schalenpaaren derselben Masse, jedoch in Papfieform, und einem
2 mm starken Blechmantel bestand, gewährte bei den Versuchen einen
giitcn Schutz. (Siehe »Deutsche Bauzeitung« » ebendaselbst.)
Viertes Capitel. Die Metalle,
501
6i Abnehmbare Umniantelung mit Asbestcement (vergl. § 225,
D» Zum Zusainmenhalten des 4 cm starken Mantels ist eine Eisenconstruc-
[>n erforderlich, die innerhalb oder ausserhalb des Mantels angeordnet
erden kann.
Zum feuersicheren Abschluss von VVandöffnungen dienen
doppel wandige Eisenbleehthüren mit einer Einlage von Asbest, Schlacken-
^olle, Asche oder einem anderen geeigneten^ schlecht wanneleitcnden Stoff
1er eiserne Rahmen, deren Füllflächen mit Rabitzputz (vergl. § 212) ver-
sehen werden, oder endhch auch Thüren aus möglichst hartem Holz und
it Eisenblechbekleidung.
Die auf Veranlassung des Hamburger Senates von einer Commission
chnischer Beamten des Hamburger Staates unter dem Vorsitze des Ober-
k|;^enieurs F. Andreas Meyer in den Jahren 1892 und IHUri mit schmiede-
isemen und im Jahre 1895 mit gusseisemcn Stützen angestellten Versuche^
pi denen die unter 3 — ü aufgeführten Schutzmittel zur Anwendung gelangten,
rgaben folgende Resultate (nach dem Vortrage von H. Schüler, gehalten
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg am 19. Februar 1897):
»Schmiedeeiserne Stützen mit offenem Querschnitt büssten nach
irzer Zeit bei Einwirkung einer Temperatur von GOO^^ C, und einer Be-
Btung vorj lüOO kg für das Quadratccntimetcr ihre Tragfähigkeit ein, guss-
iserne Stützen verloren sie bei centrischer Einspannung und 500 kg Be-
stung für das Quadratcentimeter je nach Starke der Wärmesteigerung nach
J— 59 (meistens in 35) Minuten bei einer Eigenwärme von circa 800** C
ad bei excentrischer Belastung mit 390 kg Maximaldruck und 20 kg Zug
das Quadratcentimeter nach 37— **9 Minuten bei etwa 850** C Ofenwarme.
Die Deformation^ beziehungsweise die Zerstörung der gusseisernen Stütze
>llzDg sich je nach der Wärmesteigerung vtrschieden schnell und bei um-
mantelten Stützen bedeutend langsamer als bei nicht ummantelten. Das
Lnspritzen schadete den Stützen im Allgemeinen erst nach Eintritt ihrer Trag*
afähigkcit (also bei etwa SüO'^ C Eigen wärme^i durch Eildung von Rissen
m\ Enveiterung vorhandener Risse zum Bruch.
Den w^eitaus besten Wärmeschutz gew^ährten die Ummantelungen aus
^sbest-Kieself^uhr, dann folgten die mit Lufldurchzug durch die Stütze
ageordnete Ummantelungen, Combinationen von Korkmasse mit Tuffmasse
kd Cementputz» Asbcstcement, Monier-Construction und Korkstein ohne
tmentput/..
Die Anordnung von Luftschichten hat sich nicht bewährt, während
rh der UuftdurrliÄUg durch das Innere der Säule als wirksam erwiesen
it. Die Anordnung tler Luftschicht vermindert die Wi<lerstandsfähigkeit des
Inntets gegen mechanische Eintiusse (z. B. gegen das Anspritzen mit kaltem
pHser), beansprucht einen grosseren Raum und ist unconstructiv.
Die ahnchmliaren Ummantelungen haben weder in Bezug auf ihr Wärme-
k'erm<">gen, noch auf ihre constructive Haltbarkeit sich von den nicht
iibarcn unterschieden; doch musste bei fester Monier-Constnjction
ttmuf geachtet werden, dass der Beton in einer Lage dem Gerijipc ein-
tfügt wird, da sonst Schichien ctilstehen, die sich im Feuer sehr leicht von
ri^ndcr lösen können. Eine Blcchummantelung ist stets zu empfehlen und
cineni Speicher kaum zu entbehren, weil keine von alten Ummamelungen
ine Blcchmunte! allen Anforderungen genügte.
"ifFvM.
502
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Am billigsten stellen sich zur Zeit die abnehmbaren Korkum-
mantelungen, dann folgen feste Monier-Ummantelungen, feste Asbestcement-
ummantelungen und am theuersten, aber auch am wirksamsten sind
abnehmbare oder feste Ummantelungen mit Asbest-Kieselguhr.
Bei ganz aus Schmiedeeisen construirten Speichern u. s. w. sind der
Constructionssicherheit wegen abnehmbare Ummantelungen erwünscht, um
stets die Nieten und Schrauben untersuchen zu können.«
Bei allen Eisenconstructionen ist ausserdem dafür zu sorgen, dass sich
das Eisen in der Hitze ungehindert ausdehnen kann.
§ 174. Eisen- und Stahlwaren.
/. Gusswaren,
Aus Gusseisen werden hergestellt:
Flanschen- und Muffenröhren für Dampf, Gas, Wasser und Ah-
fallstoffe nebst den zugehörigen Fagonstücken, Schiebern, Hähnen und Ventilen.
Die Wasserleitungsröhren erhalten einen Durchmesser von 4 — 100 cm,
eine W^andstärke von 8 — 24 ww, eine Baulänge von 3 vi (4 und 5 cm weite
Röhren von 2 ni) und werden auf einen Druck von 6 — 7 Atmosphären
geprüft; Gasleitungsröhren werden mit 3*8 — 91*4 cm Durchmesser und
in Längen von 1*8 — 3 m (je nach der Röhrenweite) hergestellt; Dampf-
leitungsröhren mit einem Durchmesser bis zu etwa 20 cm bei einer Dampf-
spannung bis zu G Atmosphären. Die Röhren werden am besten in senk-
rechtstehenden Formen gegossen.
Säulen, und zwar gusseiseme Vollsäulen kreisförmigen Querschnittes
mit glatter oder cannelirter Oberfläche und mit Durchmessern von 5 — 30 cm,
gusseiserne Hohlsäulen in demselben Querschnitt, ebenfalls mit glatter oder
cannelirter Oberfläche und mit Durchmessern von 8 — 50 C7n, beide in Längen
bis etwa 7 7n. Bei den Hohlsäulen soll die Wandstärke mindestens 10 mm^
höchstens 35 /;//;/ betragen. Auch Säulen werden am besten stehend ge-
^(üsseri, weil die Verschiebung: des Gusskernes bei stehend gegossenen Säulen
Viertes Capitel. Die Metalle. 503
Consolen.
Volle oder durchbrochene Abdeckplatten von 7*5 — 40 tnm
Dicke, 300 — 600 mm Breite und bis 1000 mm Länge.
Schuhe für hölzerne Sparren und Streben (z. B. bei Holzeisenbindem,
Hänge- und Sprengwerken u. s. w.).
Druckstreben mit kreis- oder kreuzförmigem Querschnitt für Holz-
eisenbinder.
Dachrinnen von 130 — 210 mm lichter Weite und 110 — 22b mm Höhe.
Dachfenster von 400— 800 ww Höhe und 350— 500 /ww Weite.
Dachziegel mit oder ohne Emailüberzug, z. B. Facettenziegel
vom Eisenwerk Gröditz bei Riesa (Sachsen), die mit einem Asphalt-
anstrich oder einem verschiedenfarbigen Emailüberzug versehen werden, eine
Grösse von 30 auf 30 cm und eine Dicke von 2*3 mm erhalten und pro
Stück 1*5 kg wiegen (Fig. 308). Jeder Facettenziegel wird mittelst dreier Draht-
nägel auf die Latten befestigt (die Nagelköpfe werden von den sie über-
deckenden Nachbarplatten gegen Rost geschützt). Für Traufe, First, Ort,
Walmkanten und Kehlen werden besondere Gusseisenziegel und zur Beleuchtung
des Dachbodens passende Fenster vom Eisenwerk geliefert.
Oefen und Ofenbestandtheile, glatte, gerippte und ornamen-
tirte Platten, Herdplatten u. s. w., Kohlenkästen, Kessel und Koch-
g eschirre, Heizthüren für Dampfkessel, Roste, Aschenkasten, Heiz-
körper für Sammelheizungen u. s. w.
Ornamente (Rosetten, Löwenköpfe u. dergl.), Gitter und Figuren
(Statuen, Büsten, Trophäen u. s. w.).
Gartenmöbel, Brunnenschalen, emaillirte Schüsseln für Wasser-
leitungen, Pissoirs und Closets, Brunnenstöcke.
Wendeltreppen, auch gerade Treppen.
Candelaber und Laternenarme.
Stallkrippen, Raufen u. s. w.
//. Siabeisen,
A. Stangeneisen. Man unterscheidet Grobeisen und Fein eisen; nach
Karmarsch hegt die Grenze bei etwa 1 cm^ Querschnittsfläche. Die Normal-
länge des Stangeneisens beträgt 3 w.
Rund- und Vierkant- (Quadrat-) Eisen von 5 — 250 mm Durch
messer oder 5 — HO mm Seitenlänge. Die Durchmesser oder Dicken steigen:
beim deutschen Rund- und Quadrateisen:
zwischen 5 mm bis 30 mm um je 1 mtn
» 31 :» » 80 )» » » 2 »
über 80 » » » 5 »
beim österreichisch-ungarischen Rund- und Quadrateisen:
zwischen 5 mm und 20 mm um je 1 mm
» 20 » » 50 » » » 2 »
» 50 » » 100 » » > 5 »
beim englischen Rundeisen:
zwischen Vo Zoll (3*2 mm) und 2 V4 Zoll (57*2 mm) um je V^g Zoll (LG mm)
2% » (60-3 » ) * 4'U > (108-0 O » * Vs * (-'^•2 * )
» 47, 1 (114-3 O » 7 > (177-8 O » » V4 * {6"i: » )
504
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
beim englischen Quadrateisen:
zwischen V^ Zoll (6'4mm) und 2 Zoll (bO'8 mm) um je Vi g Zoll {l'6mm)
2% » (54-0 » ) » 4 » (101-6 O » »78 » (3*2 > )
B. Flacheisen von 4 — 100 (und mehr) mm Breite und 3 — 7 (und
mehr) mm Dicke. Grösste Dicke gleich der halben Breite, geringste Dicke
gleich Y»4 der Breite. Die Breiten steigen:
in Deutschland:
von 14 — 40 mm um je 2 mm ; geringste Dicke 3 mm
> 42— 70 > » » 2od.4 > > > 4 »
» 72—100 » » > 5 » » > 5 »
über 100 » » » 5 » > » 7 »
in Oesterreich-Ungam:
von 10 — 20 mm um je 1 mm
> 20— 50 » > > 2 »
> 50 — 100 » » » 5 >
In England hat das Flacheisen bei einer Dicke von:
eine Breite von Y, Zoll (12*7 mm)
7^ » (19-2
1
IV4
1V4
2
2V.
2Vs
2V4
3
C. Bandeisen. Die deutsche Bandeisenlehre ist folgende:
Nummer: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
2-75 2'bmm
V4 Zoll (6-4«»»]
Vb '
- (9-6 » )
V, '
► (12-8 »)
% '
► (16-0 » )
% '
. (19-2 » ]
Vs '
► (22-2 » )
1 .
► (25-4 » )
IVs >
. (28-6 » )
i'A =
> (31-8 » )
IVs ■
► (35-0 » )
17, .
> (38-2 » )
(25-4
(31-8
(38-1
(44-6
(50-8
(57-2
(63-5
(70.0
(76-2
nm) bis 6 Zoll (152-9 mm)
» ) » 9 » (228-6 1
» ) » 12 > (304-8 1
» ) » 15 » (381-0 >
» ) » 16 » (406-4 =
» ) » 14 » (355-6 :
» ) » 15 » (381-0 •
» ) » 13 » (330-2
> ) » 12 » (304-8 ^
» ) » 11 > (279-4
» ) » 10 » (254-0
Viertes Capitd, Die Metalle,
505
c) Nieteisen, besonders xähes Rundeisen von 10—26 mm Durchmesser.
d) Kelteneisen, desgleichen, bis bOmm Durchmesser.
i) Mattereisen^ Flacheisen zu Schraubenmuttern.
/) Sechs- und Achtkanteisen, :£ut Herstellung von Schrauben-
nuttem u. s. w.
Stangeneisen wird in der Regel in Bündeln von i)0 ^g in den Handel
gebracht,
^_^ B. Formeisen (Fa9oncisen).
^B a) Halbrundeisen mit halbkreisförmigem (Fig. 309) oder kreissegment*
^fermigem Querschnitt (Fig. 310). Mindestdicke 10 mm (bei den schmälsten
^Bisen) ;
^m 6) Reifeneisen (Fig. 311, a—c);
^m, Ö Fenstereisen (Sprosseneisen) zur Herstellung schmiedeeisener
^Venster, Glasveranden, Treib- und Palmcnhäusern, Dcckenlichtcni u, s. w. oder
^^iir Anfertigung einzelner Sprossen bei sonst aus Holz hergestellten Fenstern
und Thüren. Man unterscheidet halbe {a) und ganze (6) Fenstereisen. V'on
den sehr zahlrt-ichen Profilen zeigen Figuren ^112^ — ^318 einige der gebräuch-
lichsten. In neuester Zeit benutzt man auch hierzu profilirte Zinkblechstäbe
mit oder ohne F^isenkern;
</) Ovaleisen {Fig, 319);
r) Gel an de reisen flir Treppen, Balkone, Terrassen u. s* w., und zwar
»Handleisteneisen (Fig. 320) von 40 — 120 mm Breite (i?) und 18 — b^kmm
Höhe {h) bei einer Dicke [d) von 0'2 der Breite, abgeflachte Ruodeisen
(Fig. 321, a — c), hohle und abgeplattete Ringsegmcnt-Profile(Fig. 322,
a und ^) u. s. w ;
Nf) Dreikanteisen (Fig. 323) und Keileisen (Fig. 324);
g) Hohlkantetsen (Fig. 325, a und 6);
Ä) Zierleisteneisen zu Decorationen mit den verschiedensten Pro-
filirungen, meistens 18/8 — 2SjU}mm Querschnitt (Fig. 320, a—^), auch Ge-
.simssiäbe mit den verschiedensten Verzierungen (Blättern, Ranken, Band
:^ctlechten, Perlen, Rosetten, Mäanderzügen u. s, w.) mit 2 — 5 mm Wandstärke
und bis 25 cm Breite,
0 Gittereisen (Fig. 327, aund^);
i) Rinneneisen (Fig. 328» aund^);
/) Kreuz eisen (F1g. 329, ö — <)',
m) gewundenes Säulen- oder Kreuzeisen (Fig. 330); — u, s, w.,
E. Profileisen (zu den Formeisen gehörend).
d) Deutsche Normalprofile.
1. Doppel 1"^=r oder I- Eisen von 80—500 mm Höhe. Die Breite b
^1 es Flanschen bcträirt hei einer Hohe // bis 2ÖU ww : b ^=iyAh -{- \{) mm und
[.|»ei einer Hohe über *Jr\Omm: if =^ U'i] A-^-Sb mm. Die Dicke des Steges i/ be*
ragt im erstercn Falle r/--0 0'W*-}- 1 5 ww und im letzteren Falle <:/ = 0"036^;
lie Neigung der inneren Flanschflächcn \V% , der Halbmesser M ^= d und
U'ü^/jFig. 331).
2. L'Eisen von 30 — lOOww Hühe. Es beträgt die Breite der
che h *^ 0'25 h t- 30 mm, die Dicke des Steges d =^ 0 035 ^ + 3 mm
ch auf halbe Millimeter abgerundet), die Dicke des Flansches /= 005//
3 mfft, der Halbmenser i? =r / und r= ^ (Fig. 332),
506
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
3. I I - E i s e n von 30 — 300 mm Höhe. Flanschenbreite ö = 0*2oh + 20 mm]
Neigung der inneren Ranschflächen 8% ; ^ = / und r = ~ (Fig. 333).
4. Hochstegiges"]"-Eisen von 20 — 140 mm Höhe und gleicher Breite
(3 = h). Stegdicke und Flanschdicke d = 0'l h-\- l mm ; Neigung im Fuss
und auf jeder Seite des Steges 27o J Halbmesser R = d^ r-
(Fig. 334).
5. Breitfüssiges "["-Eisen von 30 — 100 mm Höhe und doppelter
Breite (60 — 2^ mm). Steg- und Flanschdicke d = 0'\b h -\-\mm\ Neigung
im Fuss 27o> an jeder Seite des Steges 47o; Halbmesser R = d, r = -
r,=-^ (Fig. 335).
6. Gleichschenkeliges Winkeleisen. Länge der Schenkel: 15 — 160ww
Dicke: 3 — \9mm\ Profile Nr. 1^2 — 3V« werden in 2, alle übrigen Profil-
nummern in 3 Stärken hergestellt. Mindeststärke für Winkeleisen bis 100 ww
Schenkellänge ^ = 0*1 3, für Winkeleisen über 100 mm Schenkellänge d=^b,
Halbmesser R = :^ {d min. + d max.) ; r = ^ (Fig. 336).
7. Ungleichschenkeliges Winkeleisen. 2 Sorten; bei der einen
Sorte verhalten sich die Schenkellängen wie 1 :1V2> ^^^ ^^^ anderen wie
1:2. Der kürzere Schenkel hat eine Länge von 20 — 100 mm und eine Dicke
von 3 — 14 (beziehungsweise 16) w/w ; diese Dicke beträgt bei beiden Sorten:
d min. = — Jj- (jedoch mit geringen Abweichungen), der Halbmesser R^=\
{d min. + d max.) und ^ = -^ (Fig. 337).
8. Belageisen (Zor^seisen) von 50 — WO mm Höhe (A) und 120 bis
240 mm Breite {b). Obere Breite a schwankt zwischen 33 und 63 mm, Fuss-
breite c zwischen 21 und 39 mm. Die Fussdicke / (zugleich auch der Halb-
messer R und Ty) beträgt 5, 6, 7, 8 und 9 mm, die Dicke d (auch der Halb
messer r^ ) 3, 3*5, 4, 4*5 und 5 mm, der Halbmesser r^==d — 0*5 mm und
r^ = 0-6 ^ + 1-3 mm (Fig. 338).
9. Quadranteisen von 500 — If^Omm Halbmesser (/?). Die Dicke«/
Viertes Capitel. Die Metalle. 507
Femer sind zu erwähnen die Bulbeisen (Fig. 344), die stumpfwinkeligen
und aussergewöhnlichen Winkeleisen (Fig. 345, a — ^), die ausserge-
wöhnlichen I-Eisen, deren unterer Flansch länger ist als der obere, die
eckigen Belageisen (Fig. 346), das Lindsay'sche Formeisen, welches
dem Belageisen ähnelt, aus drei Theilen genietet ist und auch wellblechartig
benutzt werden kann (siehe: Engineering, 1884, II, S. 214); u. s. w. —
F. Bleche.
a) Schwarzbleche oder Sturzbleche. Für die Dicke dieser Bleche
dienen die in den einzelnen Ländern festgestellten Blechlehren. In nach-
folgender Tabelle ist die Dillinger- oder ältere deutsche Blechlehre, die Kraft'sche
oder neue deutsche Blechlehre, die englische und die französische Blech-
lehre, die sämmtlich auch für Draht und Bandeisen gelten, zusammen-
gestellt oder in Beziehung gebracht.
.5 ii 4, -a o
^.S »o -2 -g Dillinger Lehre Englische Lehre Französische Lehre
cg •=
10 Nr. 100 Nr.— Nr.2/0 Nr 28
9-4
8-8
8-2
7-6
7-0
6-5
60
5-5
50
4-6
4-2
3-8
3-4
31
2-8
2-5
2-2
20
1-8
1-6
1-4
1-3
1-2
11
10
0-9
0-8
0-7
0-6
94
88 » — »0 »27
82 » — »1 »26
76 » — » — » —
70 » — »2 »25
65 » — » — (Nr. 3: 6-58 »«»i) » —
60 » — »4 »24
55 » 1 »5 »23
50 » 2 » G » —
46 » — »7 »22
. fNr.3:4-5 mm\
42 » — I , 4:4-25 » | * ^ * ^^
38 » — ( » 5:4-00 » ) » 9 »20
34 » — ( » 6:3-75 » ) » 10 »19
31 » — (» 7:3-2o » ) » 11 »18 (Nr.l7:3-0w«)
28 » — ( » 8:3-00 » ) » — » —
25 >ll{:iU:IS:| »12 »16
22 » — ( » 12:2-25 » ) » 13 »15
20 » 13 »14 »14
18 » — (»14:1-75 » ) » 15 » 13
16 »—(»15:1-50») »16 » 12 (Nr. ll:l-6»m)
14 » — (»16:1-37 » ) » 17 » 10(1-5«/«)
13 » — ( »17:1-25 » ) » — »9
12 » — (»18:1-12 » ) » 18 » )S
11 » — »19 »7
10 » 19 »20 »6
9 » — (»20:0-87 » ) » 21 »5
8 » — (»21:0-75 » ) » 22 »4
7 » — (»22:0-62 » ) » 23 (Nr.24:0-56ww) » 3
6 » — »25 »2
508
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
u in
Dillinger Lehre
Englische Lehre
= 2 -o
0-55 Nr. 5/5
Nr.—
Nr.—
0-5 » 5
> 23 und 24
> 26
0-45 » 4/5
> —
Nr. 25: 0-44 /ww
» 27
0-4 » 4
> —
» 28
0-37 » 3/7
»26
» 29
0-34 » 3/4
t
» 30
0-31 > 3/1
»
» 31
0-28 » 2/8
»
» 32
0-26 » 2/6
»
» 33
0-24 » 2/4
»
» 34
0-22 » 2/2
»
» 35
0-2 » 2
»
» 36
Französische Lehre
Nr. 1
Man unterscheidet:
ganze Tafeln von 1000 rnm Länge und 650 mm Breite (Normalmaasse),
lange halbe Tafeln von 1000 mm Länge und d2bmm Breite,
breite halbe Tafeln von 500 mm Länge und 650 mm Breite,
Röhrenbleche von 1000 mm Länge und 330, ü50, 370 und 390 »i/s?
Breite oder Normalbreite.
Bei den Blechabmessungen sind Abweichungen von + 5 mm gestattet.
Die Bleche kommen in Bündeln von 50 und 25/*^ in den Handd.
Die Maximallängen betragen je nach der Blechdicke 1600 — 4500 wm,
die Maximalbreiten lUOO — IbOOmm] beide bedingen Ueberpreise.
Die feinste Sorte ist das Holzkohlenblech (Siegener Qualität), die
zweite Sorte das sehr geschmeidige und besonders zu Bieg- und Falzarbeiten
geeignete Coaksblech. In neuerer Zeit wird das Schwarzblech auch aus
Flusseisen hergestellt.
Die SchwarzbLeche von 5 — 20 mm Dicke nennt man meistens Kc
Viertes CapileU Die Metalle.
^^inc
Stärken von 0*14^ — -7*62 mtn in 36 Nummern und in Grössen von 0'46 X
"'525wi, 0 51 X 1675/w und OlH X Vm m vor.
c) Weissbleche (verzinnte Eisenbleche),
Normalabmessungen : Einfachforinat (Kleinformat) von 265 mm Breite
340 //w Länge;
tDoppelformat von 340 mm Breite und 530 mm Länge ;
Hochfolioformat von 265 ww Breite und 680 mw Länge;
Vierfachformat von 530 mm Breite und G8Ü mm Länge ;
Rinnblechformat von lUimm Länge und 320, 370» 420, 470 und
20 mm Breite,
Die Weissblecbe werden in Holzkisten versantlt, die 300 Tafeln Einfach-
►rmat (lK)>t^ Netta-Normalgewicht) oder L">0 'Fafcln Doppelformat oder
[ochfolioformat (90 kj^) oder 75 Tafeln Vierfachformat oder Rinnenblech
yM kg) enthalten. Der Preis wird für eine Riste oder für lOÜ kg Nettoge-
wicht bestimmt.
Als aussergewöhniiche Formate kommen vor 0'45 X l'3w, 0^65 X 1*3 /w,
0-915 X 2^13 m und 0-45 X 3 w.
Weissbleeh verwendet man im Baufach sehr wenig, und zwar hier und
da nur zu Dacheindeckungen, Dachtraufen und Gossen (Abfallrohreu), mit-
unter auch ftir Klappen u. s, w. Seine Stärke schwankt zwischen 016 und T15 mm,
^H d) Verzinkte Eisenbleche (galvanisirte Bleche).
^H Verzinktes Eisenblech ist dauerhafter als Schwarzblech, wiegt pro
^■^^^^J'^^iT^^^^r etwa 1 kg mehr als letzteres und ist für diese Grösse um
^^&wa 0*6 Mark theurer. Man benutzt es an Stelle des Zinkbleches (auch
^HVeissbleches) hauptsächlich zu Dacheindeckungen ; ist dasselbe (z. B. wenn
^es zur Eindeckung von Bahnsteighallen, Hüttenwerken, chemischen Fabriken
u, s* w. verwendet wurde) säurehaltigen Dämpfen ausgesetzt, so muss es einen
mehrmaligen Oelfarben- oder Asphaltanstrich erhalten.
kMan stellt das verzinkte Eisenblech in allen Stärken und Formaten
rie das Schwarzblech und Weissblech, auch vernickelt und polirt^ in Stärken
oo OT— L6 mm (und mehr) her, aber auch in Tafeln von 1000 X 2000 mm
nd in Längen bis zu 4 m. Vor den Zinkblechen haben sie den Vorzug
grösserer Billigkeit, grösserer Tragfähigkeit und geringerer Längenveränderung
TemperaturwechscL
f) Gewöhnliche oder flache WeUblcche (Fig. 347).
Man benutzt sie zu Dacheindeckungen, Decken- und Wandbekleidungen>
[Thoren, Thilren und anderen beweglichen Verschlüssen, Treppen u. s. w,
liid verwendet sie un verzinkt oder verzinkt Sie werden in Dicken (d) von
Vb- — 6 mm mit Wellenhöhen {h) von 12 — ^75 w/w, mit Wellenbreiteu {b) von
140—230 mm (Wellenhöhe kleiner als halbe Wellenbreite) und in Tafeln von 0"6a
)is 0'95 m Breite und bis 4 m Länge hergestellt Das zu Thor, Thiir-,
iTand- imd Fahrstuhl-Bekleidungen, Roüjalousien, Fensterläden u, s, w, dienende
Jalousie- Wellblech kommt in Blechstärken von 0*3 — -1 mm^ in Längen
Iron 2—3 m und mit W ellenhohen von 15—30 mm bei 40 — ^60 mm Wellen*
Kcite in <len Handel und wird aus P^isenblech oder Stahlblech hergestellt
■ alvanisirtes Wellblech, d. h. verzinktes Wellblech auf galvanischem
k'cgc bergest elU, wird in Deutschland der meist zu dünnen Ziukschicht
Vi^cii »clten verwendet.
/) Trägerwellblech (Fig. 348).
jMl.
510
Erster TheiL Die HÄUptstolTe.
Man fertigt es aus Schweiss- oder Russeisenblechen in Stärken
1 — 5 ffim^ in Längen bis im 6 m (gewöhnliche Länge 3 — A m\ in L^
0'45^-0*8o m je nach Profilhöhe und Blechstärke, Wellenhöhe w ■
gleich oder grösser wie die halbe Wellenbreite; erstere beträgt 15 — 140 i
und die Wellenbreite 30 — 150 mm. Bombirtes (gewölbtes) Trägerwellble
erhält eine Stichhöhe von Vi 4^" Vi o* ^^^^ benutzt das gewöhnliche,
der Regel verzinkte Trägerwellblech in seinen geringeren Dicken (bis 3 mt
zu Dach-, Wand- und Deckcnconstructionen, in seinen stärkeren Dickd
(3 — 5 mm) hauptsächlich zu Brückenabdeekungen und wenn es sich
grosse Belastungen handelt, Bombirtes Trägerwellblech dient zu Abdeckung
zwischen I-Trägern, zur Herstellung gewölbter, freitragender Wellblechdäcb
ohne Unterconstruction u. s. w.; es besitzt bei ruhender, glcichtnässig
Belastung die 8 — lOfache, bei beweglicher und einseitiger Belastung
4 — Gfache Tragfähigkeit des geraden Wellbleches.
g) Tonnen bleche (^gebogene Bleche).
Länge und Breite verschieden, erstere bis etwa 2 w; Blechstärke A—WmA
Grösse bis 4 w^ Pfeilhöhe ^j^^—^l^ Spannweite.
Verwendung: zu Deckcnconstructionen (meistens zwischen ^^Ttäg^z
h) Buckelplatten (Fig. 349).
Man erzeugt sie aus Schweiss- oder Flusseisenblechen und giebt ihn
eine quadratische oder rechteckige (auch trapezförmige) Gestalt mit einem
Buckel, d. h, mit einer sich kiigelsegmentförmig nach den flachen Rändeni
hin verflachenden Erhöhung. Die Blechdicke beträgt 6 — 10 tnm^ die Blech-
breite 500 — 1490 mm, die Blechiänge meistens ebenso viel oder etw«^
weniger, die PfeÜhÖhe des Buckels 21 — 130 mm^ die Breite des eb
Randes 27 — 80 mm. Lieg! die Buckelplatte am Rande ringsum auf, so trägt si(
bei 7 mm Stärke, 40 mm Pfeilhöhe und 950 mm Länge und Br
eine gleichmässig vert heilte Belastung von 4800 kg\
bei 8 mm Stärke, bO mm Pfeilhöhe und 1400 mtn Länge und Brej
eine in ihrer Mitte concentrirte Belastung von 7500 kg\
bei 8 mm Stärke, 120 mm Pfeil hohe und 1400 mm Länge und Br
eine in ihrer Mitte concentrirte Belastung von 10.000 f^g\
bei 7 mm Stärke, 70 mm Pfeil höhe und 1250 mm Länge und BreS
eine in ihrer Mitte concentrirte und auf euier etwa 100 mm starken Bete
Schicht angebrachte Last von 11.750 kg — bei Erreichung der ElasticitäO
grenze. Liegt die Platte nur an zwei Seiten auf, so ist ihre Tragfähigkc
eine geringere (im Durchschnitt etwa ^/^ der vorstehenden),
i) Gerippte (gepresste) und gelochte Bleche.
Für Treppenstufen und zum Belegen von Fussböden in Maschin«
räumen, Gewächshäusern, auf Baikonen u, s. w, werden vielfach Bleche
gcpressten, sich kreuzenden Rippen verwendet^ die in Stärken von ü — ^Jü
(einschliesslich Rippe), in Längen bis zu H m und in Breiten bis tu 0-9
hergestellt werden. An Stelle der Drahtgitter benutzt man als Kellerfens
verschlusse, auch für Setzstufen, lüftende Decken u. s, w. gelochte Eis
bleche von 1 — b mm Dicke, verschiedener Lange und Breite und m
verschiedensten Mustern.
k) Schmiedeeiserne Dachziegel.
Zum Kindecken von Dächcni dienen ausser tlen SchwÄr«blcch-, Wefa
blech-, verzinkten Eisenblech-, Wellblech- und TrägerKvcUblcch^l^afcln
agenannte Pfannenbleche aus verzinktem Eisenblech, welche von Jakob
lilgers in Rheinbrohl fabricirt werden. Die Pfannen bleche sind 0"68 — 1'25 mm
äick, bis 0*75 tn breit und bis 2 tn lang; sie besitzen in der Mitte, sowie
in den beiden Längsseiten halbk reis form ige Krümmungen von 20 mm
laibmesser. Bei der Eindeckung werden die Bleche so im Verband verlegt,
iass sich die gekrümmten Stellen überdecken. Dieselbe Firma stellt auch
mittelst Pressen Dachpfannen aus verzinktem Eisenblech her von
|8l*3 an Länge und 45 rm Breite, von denen 3 Stück 1 rn^ eindecken,
•igur 350 zeigt eine ganze, Figur 351 eine halbe Pfanne oder Ortpfanne
und Figur 352 ein Firstblech. Ferner sind zur Eindeckung von Dächern
lÄcrd ach platten empfohlen worden, die F, A. Reichel in Leipzig
ificirt Diese Platten werden aus Eisenblech getrieben und zum Schutze
gegen Rost emaillirt. Zur Eindeckung sind erforderlich volle Platten a von
}1 nw Seitenlänge, 44 cm Höhe und 37 '5 tm Breite, von denen 14 Stück
m' eindecken und zusammen nur circa 7 kg wiegen, dreieckige Oberschluss-
platten //, dreieckige Fussplatten r, dreieckige Seitenschlussplatten d, halbe
eitenschlusspliitten t^ rechteckige Einfassungsplaiten / von 31 cm Lange
und 18*5 cm Breite und Firstplatten von 1 m Länge und 12'5 cm Schenkel-
:>reitc (Fig, 353), Ein Stück Dachfläche in geometrischer Ansicht zeigt
^igur 354.
G. Draht.
Zum inneren Ausbau (2. B. zu Deckenconstructionen), Drahtgeflechten
>rahtzäunen) u, s, w. benutzt man rohen oder verzinnten, beziehungsweise
verzinkten Draht aus Schweisseisen, zu Telegraphenleitungen verzinkten
lind geglühten Draht aus F'lusseisen, zu Telephonleitungen verzinkten
T?aht aus Flussstnhl, zu Drahtseilen schwedischen Holzkohleneisendraht
>der Patent-Gussstahldraht mit einem Ueberzug aus in Talg gekochtem
irapbit oder aus mit Holztheer vermischtem Leinöl oder aus einer Mischung
Ivori 35 / gelöschtem Kalk und 50- — 60 l mineralischem oder vegetabilischem
Theer, die gekocht wird. Ferner benutzt man Draht zur Herstellung von Ketten
und von Drahtbürsten zum Gussputzen.
Der Eisendraht kommt zur Zeit in 42 verschiedenen Sorten im Handel
Ivar in Dicken von ü'2 — 10 mm (siehe oben >Neue deutsche Drahtlehrec),
|Man unterscheidet Walzdraht, den gröberen auf Walzen erzeugten Draht
von 10 \m etwa 5*0 mm (ausnahmsweise 4 und 38 mm) Stärke, und
IgCÄOgenen Draht, den feineren, mittelst Zieheisen hergestellten Draht von
h2 bis etwa 3'8 mm Stärke, ferner runden Draht mit kreisförmigem Quer-
chnitt, Fav^on-, Dessin- oder Formdraht mit quadratischem, flachem»
ltra[>e/iürmigem, dreieckigem oder halbrundem Querschnitt, verzinkten Stachel-
Iflraht i^Zaundraht) mit Stacheln (Fig. 355) und verzinkte Stahldraht-
litjseii (wie Stacheldraht, jedoch ohne Stacheln) für Einfriedigungen aller Art.
l>er Kcltcndraht wird in Stärken von ö'Ö^ — ^14 mm angefertigt. Die Draht-
seile erhalten einen Durchmesser von 7 — 37 rnmy die Telegraphen<irähte von
•7 — 5 mm^ die Telephondrähte von 1'6 — '2'5 mm. Die Drahtgeflechte werden
WildgatteT, VValdeinzäunungen und Spaliere mit 180, 130 und lUO mm
iMaschenweite und in Stärken von LS- — 4*2 mm^ fiir Hasen und Baumschulen
att 75 mm MoNchenweite und in Stärken von Vij — 3'1 mm^ für Fischteiche
p&m\ Schutze gegen Fischottern) mit 60 mm Nfaschenwcite und in Stärken
I'4 — ^2'8 mm, für Hühner- und Taubetihäuser mit r»0 und 50 mm
^1:2
Erster Thcil. Die Hauptstoffie.
Masclienweite und in Starken von V4— 2'8 mmy für Küken, Kiinincheii,
Fasanerien mit 40 und 30 mm Maschenweite und in Stärken von 1*2 — 2'bmm^
für Schneefanggitter mit 2b mm Maschenweite und in Starken von 1*2^ — '2'2w>»t
für Vogelkäfige, Fenstergitier und Kornspeicher mit 20 mm Maschenweile
und in Stärken von 11 — 2 mm^ für Volieren und Kirchenfenstex mit
15 ffim Maschenweite und in Stärken von 1 — 1*8 mm und für Durchwürfc
(Siebe) mit 10 ff^m Maschen weite und in Stärken von 1 — 1*8 wr^^ hergestellt,
der Rahmen wird aus b — 10 mm starkem Rundeisen gebildet.
Das Binden des Drahtes erfolgt je nach der Drahtdicke in Bunden
von 2, 5, 10, 25 und öO k^^,
H. Drahtstifte und geschmiedete u. s. w. Nägel.
Drahtstifte werden aus hart gezogenem, nicht geglühtem, rundem
oder quadratischem iJraht gefertigt, und zw^ar fast ausschUesshch mit Draht-
Stiftmaschinen, die je nach der Grösse der Stifte in der Stunde SOiMI
bis 20.000 Slück liefern. Die Länge der Stifte wird in Millimeteni, die Dicke
in den Nummern der neuen deutschen Drahtlehre angegeben. Man
unterscheidet :
a) Bau- und Schreinerstiftc mit flachkegelförmigem Kopf 1^
Seitenrippen, aufgerauhtem Hals und meist vierkantig pyramidenförmiger
Spitze. Damit sie fester sitzen, werden sie auch in ihrer anderweitigen
Länge aufgerauht, und es beträgt dann diese Aufrauhung etwas mehr
als die untere Hälfte der Stiftlänge. Dicke von Nr, 2 — 24, Länge je nach
der Dicke 6 — 245 mm.
b) Wagne reifte mit versenkten Köpfen und gerauhtem Hals, I>icke
von Nr. 8— IT, Länge je nach der Dicke 26— SH/wwi; oder mit gestauchten
Köpfen und gerauhtem Hals in Dicken von Nr. 8^-lö und in Längen von
26 — 70 mm,
n Tischlerstifte mit rundem Kopf und aufgerauhtem Hals in Dicken
von Nr. 5—12 und in Längen von 12 — 53 mm,
d) Schieferdach- und Dach pappenstifte mit runden flachen Köpfen
und aufgerauhtem Hals in Dicken von Nr, 14^17 und in Längen von
35 — ^53 mm,
e) Gurt- und Tapeziererstiftc mit nuiden breiten Köpfen und auf-
gerauhtem Hals in Dicken von Nr 9 — 15 und in Längen von 15^ — 35 mm.
/) Rohrstifte mit einem Flügel, glatt oder ganz geraulit, in Dicken
von Nr, 13 und 14 und in Länge von 44 mm.
g) Polsterstifte mit halbkugelförmigen hohlen Blechköpfen in Dicken
von Nn lii und 17 und in Längen von \iS — 23 w///,
h) Glaser stifte ohne Kopf in Dicken von Nr 12 — 15 und in Länge»
von 14 — 37 mm.
Gerippte Köpfe sind den glatten wegen besseren Haftens der Hammer*
schlage vorzuziehen; vierkantige Stifte haften besser als runde, schrauben*
artig gedrehte noch besser als vierkantige. Um ein festeres Sitzen zu crxielen,
kann man die glatten Stifte auch durch Einlegen in Schwefelsäure vor dem
Einschlagen rauh beizen.
Geschmiedete eiserne Nägel besitzen eine grössere Haltkraft ab
Drahtstifte. Sie werden m Nagelschmieden oder in Nagt-lfahriken gefertigt,
und zwar die grössten auf Washcrhänunen», die kleineren durch Handarbeit
aus vierkantigem Stabeisen (hauptsächlich Krauseisea) und aus gewalzti^m,
Viertes Capttcl. Die Metnlle.
in Streifen zerschnittenem Eisen (Schmiedeeisen), Sehr grosse Nägel werden
nuf einem oben durchlochten, an der Seite mit einer Rinne versehenen Eisen
mittelst Hämmer mit flacher quadratischer Bahn geschmiedet. Gewalzte
eiserne Nägel erzeugt man mittelst Nacrelmaschitien, die aus zwei über-
einander liegenden Walzen bestehen, in denen je eine Hälfte der Nagelform
reihenweise eingegraben ist. Ausserdem giebt es noch Maschinennägel
(geschnittene Nägel), welche mittelst starker, durch Wasser- oder Dampf kraft
getriebener Scheren keilförmig aus geschmiedeten und gewalzten Blechstreifen
oder Schienen ausgeschnitten, dann ausgeglüht^ geputzt und mittelst Pressen
oder Hämmer mit einem Kopf versehen werden. Diese Maschinennägel sind
weniger sauber als die geschmiedeten und besitzen ausserdem den Nachtheil,
dass die kalt angeschlagenen Köpfe beim Eintreiben der Nägel sehr oft ab-
springen. Mittelst der Blechnägelmaschine der Wickersham-Nail Comp*
in Boston kann man Nägel mit Köpfen und Spitzen fast ohne Abfall aus
Blechtafeln schneiden. Endlich stellt man auch Nägel aus Guss eisen her,
indem man das geschmolzene Eisen in zweitheilige Sandformen giesst
und die Gussstücke dann adoucirt oder tempert; trotzdem besitzen diese
gegossenen Nägel eine grosse Sprödigkeit und sind daher wenig brauchbar.
Bei den geschmiedeten Nägeln unterscheidet man :
ü) Schiffsnägel, Mühlennägel^ Sparrennägel, quadratisch oder
ich, mit pyramidenförmigen Köpfen, 120 — ^300 wot lang, 10 — 20 mm dick*
b) Boden nage 1 (für hölzerne Fussbödeo), quadratisch oder flach, mit
lyrami den förmigen Köpfen, Flachkopfen, Querköpfen (die mit dem Nagel-
rhaft die Form eines ~ bilden und aus zwei ovalen Flachkopf-Flügeln
fstehen) oder Dückern (kleinen, dicken, abgedachten oder flachen, leicht
das Holz einzusenkenden Köpfen). Man unterscheidet: extrastarke Boden-
igel von 11 '5 an Länge (13 kg Gewicht pro 1000 Stück)^ doppelte von
10 cm Länge (9 '3 kg Gewicht pro 1000 Stück) und einfache von *d cm Länge
•ö kg Gewicht pro 1000 Stück).
c) Lattennägel, ganze 8 cm lang (5 kg Gewicht pro 1000 Stück),
dbe etwa 7 an lang; Gestalt dieselbe wie bei den Bodennägeln.
(i) Brettnägel, Spundnägel, Dielennägel, Verschlagnägel, flach
ler quadratisch, mit pyramidenförmigen Köpfen, Flachköpfen, Querköpfen
ler Dückern; ganze (j*ö cm lang (4 kg Gewicht pro 1000 Stück), halbe
€m lang (2*5 kg Gewicht pro 1000 Stück).
e) Schindelnägel, quadratisch, Kopf aus dem dicken, auf etwa Q mm
Länge flachgcschlagenen Ende gebildet, das sich beim Einschlagen in- die
Schindel umbiegt; 5—7*5 an lang (1'5 — 2v> kg Gewicht pro 1000 Stück).
f) Schlossnägel, quadratisch, mit Flachköpfen oder Dückern; ganze
4 cm lang (14 kg Gewicht pro 1000 Stück), halbe 2*7 cm lang (OB kg
Gewicht pro lOOO Stück),
g) R o h r n äg e 1, 1' ü n c h e r n age 1, wie Schlossnägel gestaltet, 2'7 cm lang
(l kg Gewicht pro 1000 Stück).
^1 Verzinkte eiserne Schiefernägel (zum Aufnageln von Schiefer-
tafeln), quadratisch und mit Querköpfen, 4 cm lang (2"25 kg Gewicht pro
KXlO Stück). Ohne Zinküberzug 3 cm lang (15 4^ Gewicht pro 1000 Stück).
0 Pliesternägel, 3 cm lang (0*9 kg Gewicht pro KM* Stück).
Die Nägel werden in Facketen nach dem Gewicht unter gleichzeitiger
ungefährer Angabe der Stückzahl verkauft.
Krüger, Handbuch det Haustoff Ichie
^
J
Erster TheiL Die Httuptstoffe.
Sehr zu empfehlen ist es» die Nägel oder die zu ihrer Herstellung
dienenden Eisenstäbe so zu drehen, <lass die Kanten Schraubenlinien bilden,
weil derartig gestaltete Nägel fester sitzen als solche mit geraden Kanten,
Nach Mathe s lieträgt die Haltbarkeit eines gedrehten Nagels für dasi
Quadratcentimetcr seiner in das Holz eingedrungenen Oberfläclie in kg:
van der Him&eltr quer gegen die Fasern
oliigeschUgen
in Eichenholz. , 125 Jtg 162 kg
V Weissbuchenholz .. .100 * 140 >
^ Rothbuchenholz ... 83 ^ 1 29 >
> Lindenholz - , 41 » Q2 *
> Tannenholz ...,.,. 40 " 75 »
Nägelschrauben sind Nägel mit Gewinde von widerhakenartigem
Querschnitt; man fertigt sie in Längen von lU -150 mm,
Wellblech nage 1 (wellenartig gestaltet) dienen als Verbindungsstific
filr Hölzer und als Ersatz für Zapfen und Schraubbolzen. Ihre Höhe schwankt
zwischen 0 und 25 w/w, ihre Wellenanzahl zwischen 2 und 5.
L Niete und Schrauben,
Die Niete werden aus Schweisseisen oder Flusseisen mit geschelk
(kugelförmigem) Kopf für feste und dichte Verbindungen, halb oder
versenktem Kopf und gehämmertem (kegelförmigem) Kopf, mit Durclmic
von 10 — 26 mm und in Längen von ilü — lUO mm (zwischen den Niet-
köpfen) hergestellt. Schrauben erhalten eijien runden, vier- oder sechskantigen
Kopf unil eine meistens sechskantige Mutter. Die Bolzenstärke schwankt
zwischen ß und 25 mm, die Länge (ohne Kopf gemessen) zwischen 20
und 160 mm.
K. Schmiedeeiserne Röhren für Wasser- und Dampfieittingen.
Gas- und Wasserleitungsröhren werden mit Gewinden und MutTen an-
gefertigt und entweder stumpfgeschweisst oder patentgeschweisst geliefert
Die stumpfgeschweissteo Röhren kommen in bebten Weiten von 6*25
bis 50'8 mm (^^ ^2 Zoll englisch) und mit Wandstürken von lV8"^3Vf ^^*
schwarz oder verzinkt, die patentgeschweissten in lichten Weiten von
40'25— 10L5 mm (1^/g — 4 Zoll englisch) und mit Wandstärken von 375
bis 6*25 mm in den Handel, und zwar mit allen erforderlichen Verbindungs-
stücken (Kniestücken, "j"-Stückpn, Kreuzstücken, Bogenslücken u. s. w.).
Patentgeschweisste Schmiedeeisenröhren für Dampfkessel und
Dampfleitungen erhalten einen Aussendurchmesser von 32 — 305 mm
(IV4— 12 Zoll englisch) und eine Wandstärke von 2'25 — 7"5 mm, hart
gelöthete und m it bearbeiteten gusseisernen Flanschen ausgestattete
Dampfleitungsröhren (auf 1 0 Atmosi>hären geprüft und mit 4 m Normal-
lange) eine lichte Weite von 60 — 4(X) mm und eine Wandstärke von 2'2
bis 3 W/7/, Perkins'Röhren mit Rechts- und Linksgewinde und
Muffen für Heissw^asserheizungen einen Innendurchmesser von 23 mm
(Va Zoll englisch) und eine Wandstärke von 475 mm, Röhren für hohen
Druck (für Manometer, hydrauhsche Pressen u. s. w.) einen Innendurch*
messer von 6—508 mm (V4 — 2 Zoll englisch) und eine Wandstärke voe
2 — ^9 mm, Brunnen- und Bohr röhren mit langem Gewinde und tonnen«
förmigen Muffen einen Aussendurchmesser von 33— 318 /////i und eine Wand-
stärke von 4^ — 8 mm^ schmiedeeiserne geschweissie Rohren för
)ampf- und Wasserleitungen mit schmiedeeisernen, drehbaren oder
1 11 fgelöt hüten, festen Flanschen einen Aussendurchmesser von 38 — I9imm
|17t — 7Vf ^11 englisch) und eine Wandstärke von 2'25 — 5*5 mm, spiral-
jeschweisste Schmiedeeisenröhren aus Siemens*Martin-Flusseisen
ider Schweisseisen (bis 20 m Baulänge) mit Flanschen Verbindung und
Isphaltirt einen äusseren Durchmesser von 157- — (322 mm und eine Wand*
fclärke von 2 — <i mm, gezogene Schmiedeeisenröhren mit elektro-
iy tische m Kupferüberzug einen äusseren Durchmesser von 80 — 314 mm
ad eine Wandstärke von 05^^ — 6 ww, schmiedeeiserne verzinnte Dampf-
leixungsröhren in Längen von 3 m aus einem Stück, genietet und
pelöthet, eme lichte Weite von 65 — 27Ü mm^ verzinkte Eisen blech-
röhrcu für Wind-, Lüftungs- u. s.w. Leitungen einen Rohrdurchmesser
fcfon 100 — 1500 mm uml eine Wandstärke von 0*5 — 15 ww, patcntirte
jcbmiedeeiserne geschweisste Röhren mit angewalzter Muffe für
jas- und Wasserleitungen einen Durchmesser von 400^1600 mm und eine
Wandstärke von 6^35 mm, Mannesmann'sche Röhren» Stahlröhren mit
»oppelbördel- Flanschverbindung und nahthlos eine lichte Weite
^on 50 — 216 mm und eine Wandstärke von 3 — 'S mm, Mann es mann' sehe
Muffen-Stahl röhren eine lichte Weite von 40 — 175 mm und eine Wand-
tärke von 3 — 6 ///w, Mannesmann sehe nahtlose Stahlröhren mit
»e windemuffen für Wasser-» Gas- und Dampfleitungen u. s. w. einen
[mendurchmesser von 25 — ^152 mm (1 — 6 Zoll englisch), nahtlose Mannes-
lann'sche Stahlsiederöhren zu Röhren kesseln, Dampfleitungen, Heizungs-
inlagen, Saft- und Säureleitungen u* s, w. einen Aussendurchmesser von 32
^is 229 mm (1 V^ — 9 Zoll englisch) und eine Wandstärke von 2*25 — 5'5 mm^
Manucsmann'sche Stahlröhren für Fahrräder einen Aussendurch-
ncsser von 5 — -40 mm und eine Wandstärke von 05 — 2'5 mm^ nahtlose,
llank und schwarz gezogene Stahlröhren einen Aussendurchmesser
on 6 — 51 mm und eine Wandstärke von 0"5— 4 mm\ — u, s. w.
^§ 175. Eigenschaften der Eisen- und Stahlsorten und Prüfung
derselben**)
I. Roheisen.
Die Eigenschaften desselben sind bereits im § 160 erläutert worden.
IL Gu SS eisen.
Kohlenstoffgehalt: 2 — 57o-— Specifisches Gewicht: 700— 7'5
(im Mittel 7'25) ; es wächst mit dem Gehalt an Kohlenstoff und an fremden
wörpem* — Längenausdehnung bei P C. Temperaturerhöhung ^
>'0()00lü75. ^ Gusseisen schwindet beim Abkühlen um 7o5 — 'Vt»7 ^'^ *^^''
Länge, V4n '^ ^^^ Fläche und Vsa ^^ Körper; hierauf ist bei Anfertigung
Jer Zeichnungen für gusseiserne Bautheile Rücksicht zu nehmen. Schmelz*
lunkt: zwischen 1100 und 1200*' C.
Festigkeit: auf Druck 5700—9400 kg, im Durchschnitt 7500 kg
Lir das Quadratcentimeier (nach Mehrtens für gewöhnliches Gusseisen
»000 *kg^ für das beste lOOOO kg für das QuadratcentiiDeter), auch nimmt
♦) Siehe: Mehrten«, Eiäen und Kiscncoostruciionen u. s. w., Haridbuch der
mkundc, Abth. I. Bd, n, Heft 1; Berlin IÖ87. — Handbuch der Architekiur, Xh. l,
U ^ 313-^60; u, A.
33^
516
Erster Hl eil. Die HauplsiofFc,
man die Druckfestigkeit gleich dem 3- bis 4-fachen der Zugfestigkeit an) ;
Zug 660—2410 kg, im Mittel 1200 kg für das Quadratcentimeter {na^
Mehrtens für sehr unreines Gusseisen 450 kg, für gewöhnliches Gusseis
mit 1-5—2^0 Silicium, 3— 3"57o Kohlenstoff, OD— 1*2% Phosphor und 1^
Mangan 1210^^, für das vorzüglichste Gusseisen 2000^^ i^^ das Quadr
centimeter); auf Abscherung im Durchschnitt \bO^^ hg für das Quadratcciiti-
meter; auf Biegung je nach der Querschnittsform verschieden, nach Winkler
bei rechteckigem Querschnitt im Mittel 2800 kg und bei unsymmetrischem
I- Querschnitt, je nachdem der Bruch durch Zerreissen oder Zerdrücken
eintreten soll, im Mittel 2100, beziehungsweise 53ÜO ^^^ für das Quadrat-
centimeter; nach Mehrtens für gewöhnliches Gusseisen 2550 kg^ für vor-
zügliches 5000 kg für das Quadratcentimeter.
Elasticitätsgrenxe. Da zuverlässige Versuche zur Bestimmung der
selben fehlen, so lassen sich bestimmte Werthc nicht angeben ; man schätzt
die Elasticitätsgrenze für Zug auf 440 — 750 kg und für Druck auf
1330—1940 kg und kann als Mittelw^erthe für Zug etwa 600 kg und
Druck etwa 1500 kg für das Quadratcentimeter annehmen,
Elasticitätsmodul: für Zug und Druck 672fK)0—l 730000 kg,
Mittel 1000000^^, für Abscherung im Mittel 4(M)00>t^ für das Quadr
centimeter.
Zulässige Inanspruchnahme für das Quadratcentimeter: na
der Vorschrift der Berliner Baupolizei für Druck 500 kg, für Zug 250
und für Abscherung 200 kg, — Ist das Gusseisen von vorzüglicher
schaffen hei t, und sind Gussspannungen nicht zu befürchten, so wird
eine höhere Inanspruchnahme für zulässig erachten können.
Die Festigkeil wird vermehrt durch einen geringen Gehalt des Guä
eisens an gebundenem Kohlenstoff (bis etwM 1%)^ sowie durch mehrmaliges
Um schmelzen (bis um 10%, auch mehr) und sie w^ird vermindert durch
einen grossen Kohlenstoffgehalt, durch Erw^ärmung und durch strenge Kähe ;
bei letzterer büsst das Gusseisen etw^a 3**/o an Biegungsfestigkeit und etwa
16% 3-n Elasticität ein und widersteht Stoss Wirkungen weniger gut. Die Zahig*
keit des Gusseisens wird durch einen geringen Gehalt an gebundenem
Kohlenstoff, durch einen grossen Gehalt an nicht gebundenem Kohlenst
durch einen Phosphorgehalt vermindert, während ein geringer Schwefelget
sie nicht beeinflusst
Die Härte wird durch einen Phosphor- und Schwefelgehalt nur wenig,
durch Mangangehalt und starken Siliciumgehalt, sowie durch rasche Abkühlung
dagegen in hohem Grade vermehrt, Ledebur unterscheidet folgende Härte-
grade des Gusseisens :
1. Geringste Härte besitzen die graphit reichsten, mant;anarmen Sor
mit 2—3% Silicium und weniger als 1% Mangan; sie sind mit Schnei^
Werkzeugen am leichtesten zu bearbeiten.
2, Härter und daher auch schwerer bearbeilbar sind diejenigen Sortd
welche unter 2% und über 3% Silicium enthalten,
3. Grosse Härte zeigen die Sorten mit 1 — 27o Mangangehalt.
4, Die gross te Härte besitzen Sorten mit 4— 57o Mang angehalt,
dass sie sich mit der Feile nur schwer bearbeiten lassen,
Rost* Mit Zunahme der Dichtigkeit und Glätte der Oberfläche wäc
der Widerstand des Gussdsens %^gen Rosten. In feuchter Luft verlien G«
Viertes Cöpitel. Die McUlle.
517
sen (nach Gruner) innerhalb 20 Tagen an Gewicht etwa l g ü^ das
^uadratdecimeter Oberfläche. Das Gusseisen wird durch angesäuertes Wasser
lufgelöst. Es rostet weniger leicht als Schmiedeeisen und Stahl.
Vorschriften und Prüfungen. Nach dem preussischen Ministerial-
erlass vom 25. November 1891 über Anfertigung, Lieferung und
Aufstellung grosser Einsenconstnictionen sollen Gussstücke, wenn
nicht Hartguss oder besondere Gattungen ausdrücklich vorgeschrieben sind,
aus grauemi weichem Eisen sauber und fehlerfrei hergestellt sein. Der vor-
geschriebene Flächeninhalt eines Querschnittes muss überall voll vorhanden
sein; der Unterschied der Wanddicken darf bei gusseisernen Säulen bis
lu 400 mm mittlerem äusseren Durchmesser und 40 m Länge die Grösse
ron 5 mm nicht überschreiten. Bei Säulen von grösseren Abmessungen wird
ier zulässige Unterschied (ür je 100 mm Mehrdurchmesser und für jedes
Meter Mehrlänge um je 0'5 mm erhöht. Die Wandstärke soll jedoch in
iteinem Falle weniger wie 10 mm betragen. — - Die Zugfestigkeit des Guss-
tisens soll mindestens 1200 J^g für das Quadratccntimetcr betragen. Ein
anbearbei teter quadratischer Stab von 30 mm Seite, auf zwei 1 m von
Leinander entfernten Stützen liegend, muss eine allmälig bis zu 450 kg zu*
achmende Belastung in der Mitte auftiehmen können, bevor er bricht. (Hierbei
Roll der Stab nach Woehler bei gewöhnlichem Gusseisen eine bleibende
>urchbiegung von 2 — 4 mm und eine volle Durchbiegung von 15 — 20 mm,
bei vorzüghchem Gusseisen von 4^5 mm^ be2iehungs\^'eise 20—26 mm und
ci sprödem Gusseisen von 0 — 2 mm, beziehungsweise 0 — 15 Pim zeigen,)
LS muss möglich sein, mittelst eines gegen eine rechtwinkelige Kante des Guss-
l^tückes mit dem Hammer geführten Schlages einen Eindruck zu erzielen,
ahne dass die Kante aljspringt.
Dieselben Bestimmungen enthalten die »Normen des Vereines
deutscher Eisenhüttenleute 1889 für Bau- und Maschinengusst,
^^usserdem schreiben dieselben* vor, dass das Eisen feinkörnig und zähe sein
^Bttnd sich mit Meissel und Feile bearbeiten lassen muss.
^H Ausser den obenerwähnten Prüfungsmethoden wendet man zuweilen
^Hiuch die sogenannte Schlagprobe an, indem man auf die Mitte einer in
^FSand gebetteten quadratischen Probeplatte ein Gewicht aus allmälig grösserer
^Lllohc so lange fallen lässt, bis die Platte zerbricht
^H Die Wandstärke gusseiserner Säulen prüft man durch Anbohren
^™ mittelst dünnen Bohrers, die Tragfähigkeit derselben durch eine Probe-
belastung mittelst hydraulischer Pressen; die Säulen müssen hierbei, ohne
Bt'schädigungcn zu erhalten, mindestens das Doppelte ihrer späteren Be-
liiAlung aushalten können.
Gewöhnliche Gussstücke werden meistens nur sorgfältig besichtigt.
)tc Gussstucke sollen nach Mehrtens eine glatte überüächc haben, frei
rem Löchern, Blasen, sichtbaren Poren und sonstigen Fehlem sein, reine
Canien, scJiarf ausgeprägte Verzierungen, feine Gussnähte und eine saubere,
ni*"hl windschiefe oder verworfene Form zeigen und einen kernigen, grau-
' Bruch besitzen. Aus letzterem lässt bich ein Gehalt an Phosphor
1 wenig Mangan jedoch nicht erkennen.
Ab Prüfungsmaschinen für Gusseisen werden empfohlen: die
ragbare Probirmaschine der Konigl Eisengiessererei zu Gleiwitz (D; R. P.
in 7189), die Maschine von Erdmann Kircheis (D. R, P. Nr. 32778). die
i
518
Erster TÜcil. Die Hauptstoffe.
Maschine von Hansen (siehe »Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieurec,
1886, S. 126) u. a.
III. Schmiedeeisen.
Kohlenstoffgehalt: 0*05 — 0*5 7o- — Specifisches Gewicht:
7'8-^7*9, im Mittel 7"79 (nach dem preussischen Ministerialerlass vom
25. November 1891 soll l m^ Schweisseisen 7800 kg und 1 «' Flusseisen
ISbOkg wiegen). Lineare Ausdehnung bei 1® C Temperaturerhöhung:
nach Heinzerling O'OOOOUÖ (nach Mehrtens 00000118 der ursprüng-
lichen Länge). Schmelzpunkt: für Schweisseisen 1800— 2250^ für Fluss-
eisen 1300— 1800^ C.
Festigkeit Dieselbe ist wegen des faserigen Gefüges des Schmiede-
eisens in Richtung der Fasern grösser als normal dazu. Flusseisen besitzt
in der Regel eine höhere Festigkeit als Schweisseisen. Es beträgt die Zug-
festigkeit a) nach Wink 1er: beim gewalzten Stabeisen im Mittel 3800*^,
beim Eisenblech in der Walzrichtung im Mittel 3600 kg und senkrecht zu
derselben 3100 kg für das Quadratcentimeter; d) nach Mehrtens:
für die geringste Sorte von Schweisseisen 2500 kg für das Quadratcentimeter
* > > > > Flusseisen . . 3500 » » > >
» Stab- und Formeisen 3800 » » » »
» sehr gutes Schweisseisen, Flusseisen,
Feinkomeisen (Niete u. Schrauben) 4000 > » » »
> bestes, zähhartes Flusseisen 4500 » » » >
> beste Bleche in der Längsrichtung . 3800 » > )> »
» > > > > Querrichtung . . 3600 > > > »
» bessere Bleche in der Längsrichtung . 3600 > > » »
» > » > > Querrichtung. . 3300 » » » >
» gewöhnliche Bleche in der I^ängs-
richtung 3400 » » » »
> gewöhnliche Bleche in der Quer- *
richtung 3000 » » » »
» Kastenbleche in der Längsrichtung . 3200 » » > >
Yiertes CapiteL Bie Metalk.
519
lechen in der Längsrichtung 25% und in der Querrichtung 18%, bei
tseren Blechen in der Längsrichtung 14*7^ und in der (Juerrichtung 8%,
i gewöhnlichen Blechen in der Längsrichtung 10% und in der Quer
ichtung 5%, bei Kastenblechen in der Längsrichtung 6*'/^, und in der Quer-
ichtung 3% der urspninglichcn I.änge nach erfolgtem Bruche beträgt.
rleichieitig erleidet ein in seiner Langenrichtung auf Zug beanspruchter
isenstab eine Querschnittsverminderung, und es zeigt sich bei grosser Zug-
t an einer bestimmten Stelle eine auffällige Einschnürung (Contraction),
'eiche ihr Höchstmaass kurz vor dem Zerrcissen erreicht. In der Classification
Eisens nach dem * Vereine der Techniker deutscher Eisenbahnen*; soll
die verhältnissmässige Zusammenziehung des Querschnittes beim Zerreissea
getragen: beim Stabeisen L Qualität 40%, 2, Qualität 25%^ beim Eisen-
Älech 1. Qualität in der Walzrichtung 257o» ^^^^ ^^^^^ l''>7o' ^^^ Qualität in
Her Walzrichtung L^7o ""*^ Q^^^ dazu 9"/,^ des ursprünglichen Querschnittes.
y Nach der Grösse der Dehnung und Einschnürung wird die Zähigkeit
des Schmiedeeisens beurtheilt. Die Zäliigkeit wächst nicht mit der Grösse
Jer Festigkeit, da sehr zähes Eisen nur eine mittlere Festigkeit und sehr
tstes Eisen nur eine massige Zähigkeit besitzt, sondern sie nimmt mit
m Grade der Reinheit des Eisens zu. Die Zähigkeit ist sehr gering beim
rtiosphorh altigen Eisen, sie ist beim Schweisseisen wegen des sehnigen Ge-
iges in der Regel grösser als beim Flusseisen, bei welchem in Folge des
ömigen Gefüges der Bruch stets plötzlich eintritt. Die Zähigkeit wird bei
Irwärmung des Eisens bis auf etwa 500" C. grösser, bei stärkerer Erhitzung
ieder kleiner; in der Kälte ist das Schmiedeeisen spröder als wie bei ge-
öhnlicher Temperatur.
Die Druckfestigkeit ist nach Tetmajer beim Schweisseisen gleich
T Zugfestigkeit desselben, beim Flusseisen um 5% geringer als dieselbe,
ch Mehrtens beim Schweisseisen um 2%% und beim Flusseisen um
4"o geringer als die Zugfestigkeit,
Die Biegungsfestigkeit ist bei I-Trägem nach Win kl er gleich der
iigfestigkeit anzunehmen, und sie beträgt nach Kirkaldy 810—1350 kg,
Mittel 1080 ^g für das Quadratcentimcter,
Die Abscherungsfestigkeit ermittelte Kirkaldy zu 3190 — 5500 ^^»
Mittel 4510 ^g für das (^uadratcentimeter, und Winkler fand dieselbe
nahezu gleich % der Zugfestigkeit
Die zulässige Inanspruchnahme für das (>uadratcentimeter
U nach der Berliner Baupolizei betragen :
für ZuK iJtucW
beim Stabeisen , . , , , 750 750
> Eisenblech _ . . 750 750
i bombirtcn Eiscnwe 11 blech 500 500
» Eisendraht ,. 1200 —
AUicIierunif
COO kg
Besonders gute Eisensorten können jedoch eine weit stärkere zulässige
Mnsprurhung erhalten; es ist vorgeschlagen worden, bei Hochbaucon-
Iructinnen für Zug und Druck baupohzcilich lOCK) — 1200 X-^g^ Beanspruchung
Ir das Quadratcentimeter zu gestatten.
Die Festigkeit ist beim geschmiedeten Eisen grösser als beim ge-
lUteti derselbeo Sorte, bei schwachen Stücken meist grösser als bei
Erstcf Tbeil. Die Hauplstoffe.
starken, bei niederen Temperaturen grösser als bei höheren (vergl § 173 Keuer*
Schutzmittel) und an den Schwe issstellen um etwa 3 — 4% geringer.
Die Zugfestigkeit wird erhöht durch kalte Bearbeitung, durch wriedcr-
holte Bearbeitung in warmem Zustande und durch Ablöschen des glütiemt
gemachten Eisens, sie wird vermiindert durch Ausgliihen und langsamem
Abkühlen, Fagoneisen besitzt umso geringere Festigkeit, je ungleicher die
Geschwindigkeit der durch die Walzen gehenden Profilßächentheile ist,
T- und I-Eisen, besonders solche mit breiten Flanschen, sind am ungiinsiiü*
stcn, L-Eisen besitzen eine um etwa 4% geringere Festigkeit als Fla«!
und letztere eine um etwa 4^/^ geringere als Rund- und Vierkant
(Siehe »Handbuch der Baukunde«, Th. I, Bd. I, 1885, S. 612 iL 613v)
Nach den Versuchen von Fairbairn, Wo hier u. A, zerbricht bei
wiederholter Beanspnichung ein Stab endlich bei einer geringeren Spannung
als derjenigen, die bei ruhender Belastung seinen Bruch herbeigeführt haben
würde. Findet die wiederholte Beanspruchung innerhalb der gebräuchlichen
Sicherheitsgrenzen statt, so wird die Festigkeit dadurch nicht vermindert
Durch fnrlgesetxte Stosswirkungen wird (nach den Untersuchungen von J o hnsor
nicht, wie früher vielfach angenommen wurde, das Gefüge des Eisens vcranc
Das Schwcisseisen lässt sich schmieden, seh weissen, walzen,
Draht ausziehen, leicht feilen, mit Meissel und Drehstahl gut bearbeiti
kalt biegen und hämmern. Bei letzterer Bearbeitung wird es härter; soUj
seine ursprüngliche Weichheit wieder erlangen, so glüht man es aus, Se
Schweissbarkeit wächst mit Abnahme des Kohlenstofigehaltes, gleichzeS
vermindert sich dabei seine Härte. Ein kohlenstoffarmes Schmiedeeisen lässt :
nicht härten. Nach dem preussischen Ministe rialerlass vom 25. Noveni^
1891 soll das Schwcisseisen dicht, gut stauchbar, gut schweissbar
weder kalt- noch rothbrüchig sein; es soll keine Längsrisse, offene Schw(
nähte, Kantenrisse oder sonstige unganze Stellen aufweisen.
Das Flusse isen lässt sich ebenfalls schmieden» schweissen, wal
pressen u. s. w. Beim Schweissen büsst es an Festigkeit ein, beim Wal;
und Pressen vergrössert sich dieselbe, beim Schmieden mit zu leicht!
Hämmern wird es verdorben. Flusseisen hat eine geringere Schweissbark
als Schwcisseisen, ist aber fester und dehnbarer und kann daher höh
beansprucht werden. Festigkeit und Härte vermindern sich mit Abtvalij
des Kohlenfstofl'g eh altes; knhlenstofi armes Flusseisen ist rnthbrüchig. Na
dem p r e u s s i s c h e n M i n i s t e r i a 1 e r l a s s vom 25, November 1 S^U soll F tusseis
glatt gewalzt, ohne Schieferung und Blasen sein und darf weder Kantenrü
noch unganze Stellen haben. Die Schweissbarkeit des Schmiedeisens wj
durch einen Gehalt desselben an Kupfer, Antimon, Arsen und Silicium
ringert und durch einen Phosphorgehalt vergrössert.
Behufs Feststellung der Festigkeit und sonstigen Beschaffen heil
Schmiedeisens schreibt der preussische Ministerialerlass im g
Folgendes vor: Ais Proben kommen in Betracht:
L Proben mit ungetheiUen GcbrauclisstUcken. Kaltproben: 1. Auss
besieh tigung, 2, Biegeprobe*
IL Proben mit abgetrennten Siücken.
ü) Kalt|»roben: L Gewöhnliche Biegeprobe, 2* Biegeprobe dur
wiederholtes Hin- und Herbiegen, 3. Lochprobe, 4* Bruchprobe, 5. Zer|
probe» Ü. Verwind ungsprobc.
•Viertes Capitel. Die Metalle.
m
f) Warmproben: 1. Biegeprobe, 2. Härtungsbiegeprobe, 3> Lochprobe,
. Ausbreit- (Schmiede-) Probe, 5. Stauchprobe, 6. Schweissprobe.
Bei der Vorbereitung der Probestücke und Vornahme der Proben
sind im Allgemeinen folgende Vorschriften z\x beachten: Die Probestücke,
welche zerrissen, ausgedehnt oder gebogen werden sollen, müssen der
Prüfung thunlichst in demselben Zustande unterworfen werden, in welchem
das betreffende Stück zur Verv\'^endung gelangt. Es ist daher bei der Ab-
trennung der Probestücke von dem zu untersuchenden Erzeugniss jede Ein-
wirkung auf das Gefüge zu vermeiden. Ausglühen ist, wenn das Stück nicht
ebenfalls vor seiner Verwendung oder im Gebrauche ausgeglüht wird,
möglichst zu vermeiden. Sofern ein Geraderichten der Probestreifen er-
forderhch ist, sollen dieselben nur bis zu einem das Gefüge des Stoffes
nicht verändernden Hitzegrad massig angewärmt und in diesem Zustande
mittelst Hammerschlägen oder unter einer Presse geradegerichtet und alsdann
ieichmassig und allmälig abgekühlt werden. — Alle Kaltproben sollen bei
iner Temperatur von nicht unter 10^ C vorgenommen werden.
Die Bearbeitung der Probestäbe muss eine solche sein, dass die
Wirkung des Scherenschnittes, Auslochens oder Aushauens zuverlässig be
iiigt wird. Nicht makellose Stäbe dürfen in keinem Falle zu Probestäben
erwendet werden. Im Besonderen ist noch zu beachten:
Bei den Biegeproben: Es sind die Längskanten mit der Feile vor-
ichtig abzurunden, — Wenn möglich, sind die Probestreifen 400 mm !ang
nti riO — 50 mm breit zu nehmen. Es wird die Anwendung von Pressen
er ähnlichen Vorrichtungen empfohlen, welche das Ergebniss von der
(sclucklichkeit oder dem guten Willen der Arbeiter unabhängig machen.
Alfi Biegewinkel, welchen ein Schenkel bei der Biegung zu durchlaufen
lat, ist stets der Winkel a (Figur 356) zu betrachten.
Bei der Härtungsbiegeprobe: Die Härtung wird derart bewirkt,
SS die Probestreifen schwach rothglühend in Wasser von etwa 28"* C.
geschreckt werden.
Bei den Zerre issproben: Die Zurichtung der Zerreissproben in
altem Zustand darf nur mit genau arbeitenden Maschinen und durch
eübte Arbeiter geschehen. Die Form der Probestäbe ist so zu wählen, dass
er Tbeil u (^Figuren 3Ö7 u, 358), welcher den zu prüfenden Querschnitt
t^ 200 wm (Gebrauchslänge) lang ist. Rundsläbe sollen je nach Bedarf
und Möglichkeit auf der Gebrauchslänge a einen Durchmesser ä von lü,
5, 20 oder 2n m*n erhalten, Flachstäbe sollen auf der Gebrauchs länge
ncn Querschnitt von 300 — ^ÜOO mm- haben; die Breite 6 soll dabei
cnigstens 30 mm betragen. — Es empfiehlt sich, den auf der Gebrauchs-
jtgi^ a hergcrichtelen Querschnitt nach jeder Seite noch um mindestens
U mm weiter zu führen und erst von da ab die Verstärkungen für die
inspannuugen beginnen zu lassen. Wenn ein Probestab in Folge von deut-
erkennbaren Bearbcitungs- oder Stofffehlcm oder in Folge von nach-
ci&sbar vmrichtigcr Einspannung eine ungenügende Zerreissprobe liefert, so
t |rr??tere nicht massgebend für die Beurtheilung der Festigkcits- und
1 sse. Wenn der liruch ausserhalb des mittleren Drittels der
tige .stattfindet, so ist die Probe zwar für die Fcstigkeits-, aber
cht für die Dehnungsgrösse massgebend* Wenn dabei die Dehnungsgrösse
522
Erster Thcil. Die Hauptstoffe.
als eine ungenügende erscheint, so ist zur richtigen Bestimmung derselben
eine neue im mittleren Drittel zum Bruch gelangende Probe zu machen.
Zerreissmaschinen von bestimmter Bauart werden nicht vor-
geschrieben, für deren Brauchbarkeit jedoch folgende Grundsätze aufgestellt:
Die Belastung des Probestückes darf nicht stossweise erfolgen, sondern muss
stetig und langsam vor sich gehen können. Die Einspannvorrichtimg muss
so beschaffen sein, dass die Mittelachse des Versuchsstabes genau mit der
Zugrichtung zusammenfallt. Die Maschine muss leicht und sicher auf ihre
Richtigkeit geprüft werden können.
Für die einzelnen Stoffe wird im Uebrigen bezüglich der Art und der
Ausführung der Proben folgendes vorgeschrieben:
I. Schweisseisen.
A. Herrichtung und Anzahl der Proben.
Das zu prüfende Stück darf nicht ausgeglüht werden. Von je 100 Stück
Stäben oder Platten können drei Proben, und zwar nach Möglichkeit aus
den Abfall-Enden, entnommen werden. Wenn dieselben den gestellten Vor-
schriften genügen, so gelten diese 100 Stäbe oder Platten als angenommen.
Genügt eine dieser drei Proben nicht, so darf dafür aus der betreffenden
Stoffmenge eine neue entnommen werden. Entspricht diese auch nicht den
Anforderungen, so kann das Ganze verworfen werden.
B. Zerreiss- und Dehnungsproben.
Die Mindestbeträge der Zugfestigkeit sind so zu verstehen, dass die
Versuchsstücke die angegebenen Belastungen für die Dauer von zwei
Minuten tragen müssen; die Mindestbeträge der Dehnung so, dass die
Versuchstücke sich um den angegebenen Bruchtheil der Länge von 200 mm
ausdehnen müssen, wobei die Messung nach erfolgtem Bruche vorzunehmen ist
C. Sonstige Proben.
1. Bei Flach-, Winkel-, Rund- und Vierkanteisen, Blechen und
Trägereisen.
a) Biegeproben; ausgeschnittene Längsstreifen von 30 — 35 mm Breite
Viertes Capitel. Die Metalle.
52a
d) Stauchproben. Ein Stück Nieteisen, dessen Länge gleich dem
[doppelten Durchmesser ist, soll sich in warmem, der Verwendung ent-
Bprechendem Zustande bis auf ein Drittel dieser Länge xusaramenstauchen
assen, ohne Risse zu «eigen,
11. Flussetsen.
A. Herrichtung und Anzahl der Proben,
Das zu prüfende Eisen darf nicht besonders ausgeglüht werden. Es
sind daher auch die Versuchsstücke von dem zu untersuchenden Eisen kalt
abzutrennen und kalt zu bearbeiten. Es können von je 100 Stück Stäben
oder Platten 5 Prolien, und zwar nach Möglichkeit aus den Abfall-Enden
entnommen werden. Wenn dieselben den gestellten Vorschriften genügen,
so gelten diese 100 Stück Stäbe oder Platten als angenommen. Genügt eine
dieser Proben nicht, so darf dafür aus der betreffenden Eisenmenge eine
neue entnommen werden. Entspricht diese auch nicht den Anforderungen,
[eo können die 100 Stück venvorfen werden.
B, Zcrreiss- und Dehnungsproben.
Die Zugfestigkeit soll mindestens 37 J^^ und höchstens 44 kj^ auf das
iiadratmillimeter, und zwar in der langen- und Querrichtung, die Dehnung
lindestens 2iy% iiir Längs- und Querrichtung betragen. Die Zerreissproben
>llcn in der Regel 30 l — QOO a/////'* Querschnitt haben und die Beob-
ichtungen auf einer Länge von 900 mm vorgenommen werden. Die Mindest-
Beträge der Zerreissfestigkeit sind so zu verstehen, dass die Versuchsstücke
ich um den angegebenen Bruchtheil der Länge vori 200 mm ausdehnen
niissen, wobei dte Messung nach erfolgtem Bruche vorzmiehmen ist
C Sonstige Proben.
Bei Flach-, Winkel-, Rund- und Vierkanteisen, Blechen und Trägereisen.
a) Biegeprobe. Streifen von 30 — 50 mm Breite mit abgefeilten runden
Tanten oder Rund- oder Vierkanteisen sollen kalt gebogen eine Schleife
lit einem lichten Durchmesser gleich der halben Dicke des Versuchsstückes
>il<len können» ohne irgend welche Risse zu zeigen. Eine versuchte Härtung
darf das Ergebniss der Biegeprobe nicht ungünstig beeinflussen.
it) S lauchproben. Ein Stück Rundeisen, dessen Länge gleich dem
( doppelten Durchmesser ist, soll sich in warmem, der Verwendung ent-
sprechendem Zustande bis auf ein Drittel dieser Länge zusammenstauchen
scn, ohne Risse zu zeigen.
Anmerkung. Bei den Warmproben ist der schwarzwarme Zustand zu
Ifcrmeiden, weil die Bearbeitung in diesem Zustande schädlich wirkt. —
Ueber die Festigkeit und Dehnung des Schweisseisens schreibt
1er prcussische Ministerialerlass Folgendes vor:
1. Rund-, Quadrat-, Flach- und Winkeleisen, Bleche.
Zugfestigkeit bei einer Dicke von:
5 — 10 mm einschhesslich = 36 ^-tr für das QuadralmilUmeter
Über 10—15 j > ^ 3n • » > *
lö— 25 > 5 ^^ 34 » > t »
Dehnung in allen Fällen 127o*
Für Bleche gelten die vorstehenden Werthe nur, wenn die Bleche im
ViSttmtlirheii in der Längsrichtung beansprucht werden. Bei Blechen mit
rcuhener Längsrichtung, welche vorwiegend Biegungsspannungen auf-
11 haben (z. B, Stegbleche von Blechträgern, Kragträgerii, Fx,Vx^\-
524
Erster Theil. Die Hauptstoffe.
Steifungen) soll die Zugfestigkeit in der Längsrichtung 35 kg fiir das Quadrat-
millimeter und die Dehnung lO^o» i^ ^^^ Querrichtung die Zugfestigkeit
28 kg für das Quadratmillimeter und die Dehnung 37o betragen. Bleche
ohne ausgesprochene Längsrichtung, welche vorwiegend durch Spannungen
in verschiedenen Richtungen beansprucht werden (z. B. Anschlussbleche),
sollen in der Hauptwalzrichtung eine Zugfestigkeit von 35 kg fiir das Quadrat-
millimeter und eine Dehnung von lO^o» i^ ^^^ Querrichtung eine Zugfestig-
keit von 30 kg für das Quadratmillimeter und eine Dehnung von A%
besitzen.
Bei Wellblechen kann von Festigkeits- und Dehnungsproben abgesehen
werden, weil diese Bleche bei der Formgebung schon sehr grossen Ansprüchen
genügen müssen. Wegen der Schwierigkeit der Herstellung aus Schweisseisen
werden sie (namentlich die Trägerwellbleche) fast ausschliesslich aus Russ-
eisen angefertigt
2. Niete.
Für Niete, die auf Abscheren beansprucht werden, bis zu 25 tnm
Durchmesser: Zugfestigkeit = 28 kg für das Quadratmillimeter, Dehnung 18%;
von 25 — 40 mm Durchmesser: Zugfestigkeit = 36 kg für das Quadratmilli-
meter, Dehnung 15^/q.
3. Schrauben.
Wenn dieselben auf Abscheren beansprucht werden, wie bei den
Nieten.
4. T-Träger« | ^-Eisen, | -Eisen, I -Träger.
a) Für Flanschen : Zugfestigkeit in der Längsrichtung, wenn die Dicke
beträgt :
bis 10 mm einschliesslich = 36 kg für das Quadratmillimeter
mehr als 10 — 15 > » =35>»» »
» » 15 — 25 » > = 34 » » » >
Dehnung in allen Fällen 12®/o.
b) Für Stege: Zugfestigkeit in der Längsrichtung, bei einer Dicke
bis 10 mm einschliesslich = 35 kg für das Quadratmillimeter
VicrlcB Capitcl. Die Metalle,
Ö2&
Draht von 5 4 3 2*5 2 1*7 mm Durchmesser
soll aushalten 15 18 21 25 27 30 Windungen.
Nach der Berliner Baupolizei^Vorschrift darf die zulässige Beanspruchung
des aus Schweisseisen bestehenden Drahtes 1200 kg für das Quadrat-
entimeter betragen.
Ausser den oben besprochenen Prüfungsmethoden werden beim Schmiede-
"eisen noch die folgenden angewendet:
1. Die Besichtigungsprobe, Um das Innere des Eisens besichtigen
zu können, kerbt man das Stück am zweckmässigsten mittelst Feile ringsum
^^tn, so dass es sich mit einem einzigen kräftigen Schlag über dem Amboss
^Mn dieser Stelle zerbrechen lässt.
^B Das Eisen niuss an der Bruchfläche ein feinkörniges Gefüge zeigen.
^HVird der Stab nur an einer Seite mittelst Meissel eingekerbt und dann durch
^Bsuigsames Umbiegen so zerbrochen, dass die Fasern an der Kerbstelle aus-
P^edehnt und an der gegenüberliegenden Seite des Stabes zusammengedrückt
werden, so muss das Eisen an der Bruchstelle der Länge nach ein sehniges
faseriges Gefüge zeigen, und es wird im Allgemeinen von iimso besserer
schafTenheit sein, je feiner und seidenartiger seine Fasern erscheinen.
2. Schmiedeprobe. Zur Prüfung der Schmiedbarkeit wird das Probe-
ck rothglühend gemacht, dann geschmiedet, gestreckt, gelocht und ge-
; hierbei bekommt rothbrüchiges Eisen Risse.
3. Wurf- und Schlagprobe. Zur Ermittelung der Zähigkeit des Eisens
fid der Widerstandsfähigkeit desselben gegen Stösse wird das Probestück
aller Kraft wagrecht mit seiner Mitte auf einen scharfrückigen Amboss
vorfen, hierbei zerbricht kaltbrüchiges und schlecht zusamraengcschweisstes
Lisen. Oder es wird der Stab mit seinen beiden Enden frei aufgelegt
fid dann auf seine Mitte aus gewisser Höhe ein Gewicht fallen gelassen
1er ein kräftiger Schlag ausgeübt. Auch Ramm- und Fall werke verschie-
euer Constniction werden zu diesen Proben benutzt.
4. Aetzprobe, Um unsichtbare Hohlräume, Schweissfugen, Schlacken-
kücke u. s. w. ermitteln zu können, wird das Probestück vollständig glatt gefeilt
id dann in ein Bad aus sehr stark mit Wasser verdünnter Salzsäure auf einige
linuten gelegt. Die Säure erweitert die Risse, macht die Schweissfugen
rhibar und treibt die Schlacken aus; fenier werden dichtere Stellen
chwächer geätzt als lockere, und härtere (namentlich kohlenstoffreichere),
chwächer als weichere (meist kohlensto ff ärmere) ; schlechtes phosphorhaltiges
chmicdcisen erscheint schwarz und porös. Nach dem Aetzen wird die
lalxsäure mit Wasser abgespült» das Wasser mit Alkohol und der Alkohol
fiit A et her wieder entfernt, auch wohl das Probestück mittelst Bürsten ge-
trintgL Man kann die Aetzprobe auch bei Gussstiicken anwendcTi.
5. Härtungsprobe, siehe: Prüfung des Stahles.
6. Probebearbeitung durch geübte Arbeiter mittelst Meissel, Dreh-
^ll und Feile; gutes Eisen Hefert auch beim Abhobeln lange und zähe
ar» tmd auf der bearbeiteten Oberfläche werden vorhandene unganze
Stellen oder ' harte Stellen deutlich sichtbar.
AU Vt h aschinen sind im Gebrauche:
die Werder sehe Maschine i\n lOO.üOOX'ji^ Druck; zur Bestimmung
Ztig-, Druck-, Biegungs*, Abscherungs- und Verdrehungsfestigkeit
MnÄchiuenbaU'Actiengesellschaft Nürnberg, vormals Klett & Comp,);
elfe%.w
526
Erjster Theil. Die Hauptstoffe.
die Maschine von Mohr & Federhaff für bO. 000 Jl:g Druck (siehe:
»Annalen für Gewerbe und Bauwesen«, 1884, I, S. 141);
die Maschine von Maillard (Maschinenfabrik und Eisengiesserei
Fourchambault zu Ni^vre);
die Maschine von Pohlmeyer für 100.000^^ Druck (siehe: »Stahl und
Eisen*, 1881, S. 236);
die Maschine von Fairbanks & Comp, (siehe »Americ. Inst, of Mining
Engin«, Februar 1884);
zur Messung der Dehnung: die Bauschinger'sche Spiegelvorrichtung;
zur Vornahme von Biegeproben: die Biegepresse von Mohr&Federhaff;
zur Prüfung von Draht auf Zug- und Verdrehungsfestigkeit: die Car-
rington'sche Maschine, die Maschine von Mohr & Federhaff u. s. w.
(Vergl. auch Roth-, Kalt-, Blau- und Schwarzbrüchigkeit am Schlüsse
dieses Paragraphen.)
III. Stahl.
Kohlenstoffgehalt: 0*5 — 2 7^. Specifisches Gewicht: 7-4— 81,
im Durchschnitt 7*7 (nach dem »Deutschen Bauhandbuch« für Cement-
stahl 7-26 — 7-8, Frischstahl 7-5— 7*8, Gussstahl 7*8 — 7*9; nach Mehrtens
Td — 8*0; nach dem preussischen Ministerialerlass vom 2ö. November
1891: 7*85). Das specifische Gewicht des ungehärteten Stahles ist grösser
als das des gehärteten. Längenausdehnung bei 1® C. Temperatur-
erhöhung: nach Heinzerling = 0*0000135, nach Mehrtens um 8^0
grösser als beim Schmiedeeisen. Schmelzpunkt: 1300 — 1800® C
Festigkeit: a) Zugfestigkeit. Nach Winkler im Mittel bei hartem
Stahl 6500 itgy bei mittelhartem 5500 kg, bei weichem 4500 kg für das
Quadratcentimeter ; nach Mehrtens bei dem weichsten Flussstahl 4bO0 kg,
bei weichem Flussstahl 5000^^, bei mittelhartem 5500'^^, bei hartem
6000 kg, bei sehr hartem 6500 kg, bei den verschiedenen Sorten des Tiegel-
gussstahles 4500— 14000 >t^ und beim Gussstahldraht 8000— 25000 >&^ für
das Quadratcentimeter.
Viertes CapiteL Die MctiUIe.
527
»'
igfcstigkeit bei nicht ubergeschn^iedetem Stahl von 45 — QO ig für das
uadratmilUmeler und eine Dchnimg von mindestens 8—10 % verlangen.
Die Zugfestigkeit des Manganstahlcs (mit 14 ^'/^ Mangan und 1 '^/^j
ohlenstoff) beträgt etwa lü.OüO ig für das Quadratcentimetcr und die
ungobX*
3) Druckfestigkeit: nach Hein» erlin g etwa = % der Zugfestigkeit.
r) Biegung« festigkeit: abhängig von der Gestalt des Querschnittes,
für I-Träger nach Winkler = der Zugfestigkeit.
ä) Abscherungsfestigkeit: etwa = ^/^ der Zugfestigkeit.
Elasticitätsgrenze für Zug und Druck schwankend zwischen 1400
und 7000 ig nach Winkler im Mittel 3500 ig auf das Quadratcentimcter.
Elasticitätsmodul ftir Zug und Druck schwankend zwischen
428000 und 2740000 ife^, im Mittel (nach Winkler) 22üi lüUO ^t^s für Ab-
hening schwankend zwischen 860000 und IV20000 kg, im Mittel lOÜOOOO ^^
ULT da-s Quadratcentimetcr.
Zulassige Inanspruchnahme für das Quadratcentimetcr nach
Vorschrift der Berliner Baupolizei bei gehärtetem Gussstahl für Druck
1000 X;^, für Zug 3000^ und für Abscherung 2200 >t^. Für Gussslabl-
raht beträgt dieselbe 400 iir i^Bruchbelastung 4(X)0^^ — i50(U;^).
Verzinkter Telephondraht (Flussstahl) soll nach den Normen des
Vereines deutscher Eisenhüttenlcutet, 1889, eine Zugfestigkeit von 13^ bis
40 ig für das QuadratmilUmeter und eine Dehnung von 5 *% an einer ein-
pannten und bis zum Zerreissen belasteten Drahtlänge von 500 mm be*
itzea.
Drahl von . , * ♦ 2*5 22 2 1*8 VGmm Durchmesser
soll aushalten . , 4 6 7 8 10 Biegungen.
Stahl steht nach seinem Kohlenstoffgehalt zwischen dem Guss- und
Ichmiedeeisen, und besitzt daher theils die Eigenschaften des Gusscisens,
ietls die des Schmiedeeisens; er lässt sich giessen, schmieden, schweissen,
It Feile, Melssel und Drehstahl noch gut bearbeiten, sofern er weniger
0*6 "/j, Kohlenstoff cnthilU, besitzt eine bedeutende Festigkeit, Zähig-
;eit und Elasticität, eine sehr feinkörnige, gleichmässige, hellgrauweisse,
mmtartig glänzende Bruchtläche und eine sehr grosse Härte; er rostet
ichter als (iusseisen und schwerer als Schmiedeeisen. Nach den Ver*
eben von Grüner verlieren Platten aus gewöhnlichem Stahl bei Ein-
irkung feuchter Luft .innerhalb 20 Tagen etwa 1*5 — 2 g für das Quadrat
lecimeter Oberfläche an Gewicht. Das Rosten erfolgt beim Chromstahl
ichter ab beim gewöhnlichen Stahl, bei letzterem leichter als beim Wolfram-
ahl Platten aus gewöhnhchem Stahl verlieren bei Einwirkung von See-
asser 0*5 — 1 ^, aus Bessemerstahl 1.75^ für das Quadratdecimeter Ober-
che an Gewicht, und es wird gehärteter Stahl weniger als zweimal ge-
glühter, weicher Stahl weniger als Chromstahl, Wolfram stahl weniger als ge-
öhnlichcr Stahl angegriffen. Durch angesäuertes Wasser wird Stahl nicht
leicht aufgelöst wie Gusseisen,
Herten des Stahles. Die grosse Härte des Stahles wird noch er-
äht, werm drr im Schmiedefeuer oder im Muffelofen geglühte Stahl in
ksilber \; falls eine sehr grosse Härte erzielt werden soll) oder
1^, Tnlgf Kalk- und Seifenwasser, Wachs, leicht schmelzbare
etadlbäder \l ». w, mit dem dickeren Thcile voran eingetaucht wird, so dass sich
528
Erster Theil. Die HÄuptstoffe.
alle Theile möglichst gleichmässig abkühlen können. Hierdurch wird der Stahl
glashart und erreicht eine so bedeutende Sprödigkeit, dass man ihn fast
nicht verwenden kann. Wird der Stahl abgelöscht, bevor er glühend ge-
worden ist, so wird er nicht härter, sondern Wel weicher. Man macht von
dieser Eigenschaft des Stahles Gebrauch, wenn man geschmiedete Stahl-
gegenstände ohne Schwierigkeit abfeilen will. Um die für die Verwendung
gewünschte Härte zu erreichen, wird der abgelöschte Stahl wieder ange-
lassen (getempert), d. h. auf eine bestimmte Temperatur erhitzt und «knn
schnell abgekühlt; je mehr man ihn erhitzt, desto weicher wird er wieder.
Beim Erhitzen überzieht sich der Stahl mit den sogenannten Anlauffarben,
welche sich nach der Dicke der auf der blanken Oberfläche entsteheuden
Oxyd schiebt ändern und durch welche man die verlangte Temperatur er-
kennen kann, wie folgende Zusammenstellung zeigt:
220^ blassgelb, Stahl hart und spröde, für chirurgische Instrumente
geeignet ;
230'* gold-gelb, Stahl schneidet Gusseisen; für Rasirmesser, Grab-
stichel und zu Werkzeugen für Metallbearbeitung;
243^ dunkelgelb, Stahl für Federmesser und Metallbearbeitungs-
Werkzeuge;
255^ morgenroth, Stahl schneidet Guss- und Schmiedeeisen; fürMeis&el,
Scheren u. s, w.;
266^ purpurrothj für Holzbearbeitungswerkzeuge (Aexte, Hobel-
eisen u. s, w.) und für Taschenmesser;
277*^ violett, für Tischmesser;
288^ hellblau, für Säbelklingen, Uhrfedeni;
293** dunkelblau, für Sägen, Bohrer, Dolche u. s. w.;
316** schwarz- blau, für Hand- und Stichsägen,
Erhitzt man den Stahl über 3(»ü", so erreicht er die Härte wieder, welche
er vor dem Abschrecken besass. Wird Stahl längere Zeit wiederholt bei
Luftzutritt erhitzt, so verbrennt er, wird kohlenstoflfärmer und somit mürbe
und grobkörnig. Derartigen Stahl kann man durch Glühen mit Kohlenstoff
enthaltenden Stoffen wieder verwendbar machen.
Mit zunehmender Härte wachst die Magnettsirbarkeit des Stahles,
deshalb fertigt man die Magnete am besten aus dem sehr harten
Wolframstahl.
Härtungsprobe, Die Brüchigkeit des Flussstahles und Werkzeug-
Stahles (auch des Flusseisens) wird durch die Härtungsprobe ermittelt, die
darin besteht» dass man das geglühte Probestück in Wasser von 20"^ C,
Wärme eintaucht. Hierbei soll ein massig harter Stahl nicht zerreissen; je
mehr Risse der härtere Stahl nach dieser Prol)e zeigt, desto geringere
Widerstandsfähigkeit besitzt er. Bei der Härtungsprobe u*r,irn Rundstübe
im Allgemeinen weniger rissig als Vierkantstäbe,
Der Stahl ist umso weicher, je weniger vollständig tr nach dem Er-
kalten und Abtrocknen den Glülispan verliert» Harter Stahl lässt sich mit
der Feile nicht bearbeiten und zerbricht beim ersten Schlage über der
Kante des Ambosses, während weicher Stahl selbst nach mehreren Scldägcn
noch nicht zerspringt, (Nach Mchrtens.)
Beim Cemeni stahl tmtcrscheidct man sechs Härtegrade, nämlich Nr l
Federstahl mit 0*5 7^ Kohlenstoff, Nr. 2 Handcisslahl mit 0 625 % Kohlen-
Viertes Capflcl, Bie Metalle.
529
fXo% Nr. 3 Schweissstahl mit 0'75 **, ^ Kohlenstoff, Nr. 4 Doppelschweissstahl
lit 1-0 **/o Kohlenstoff, Nr. 5 Werkzeugstahl mit L25 % Kohlenstoff, Nr. 6
teilenstahl mit lü ^(^y Kohlenstoff.
Mit dem Kohlenstoffgehalt wächst die Härtbarkeil und Schmelzbarkeit,
and es vermindert sich die Schweissbarkeit. Gehärteter Stahl besitzt, wie
enierkt, eine grosse Sprödigkeit und lässt sich in kaltem Zustande weder
chmieden noch biegen; er hat eine grössere Festigkeit als der ungehärtete.
Per angelassene Stahl ist zäher als der gehärtete, (iussstahl ist weniger fest
Js Flussstahl und gewalzter oder geschmiedeter Stahl Raffinirter Stahl be*
ätzt ein sehr feines Korn. Aus dem Kom sind Arbeitsfehler sehr leicht er-
kennbar,
Roth-, Kalt-, Roh-, Faul-, Blau- und Schwarzbrüchigkeit des
schmiedbaren Eisens.
Rothbriichig ist das Schweisseisen, wenn es mehr als 0'04 %
Schwefelstoff besitzt, und das Russeisen bei grösserem Schwefelgehalt als
etwa Ol ^/i^; auch ein grösserer Sauerstoffgehalt als etwa Ol 7o vermag
Roth brüchigkeit zu erzeugen. Rothbrüchiges Eisen lässt sich zwar in der
Weissgluthhitze gut schmieden, in dunkler Rothgluthhitze dagegen weder
biegen noch lochen ; beim Schmieden erhält es in diesem Zustande Risse und
Iterbröckelt auch oft unter dem Hammer oder unter den Walzen. Roth-
ibrüchiges Eisen besitzt einen dunkelgrauen, schwach glänzenden Bruch und
leine sehnige Textur; bei starkem Rothbruch zeigt es grobe, graue, glanzlose
ehtie. Die Eisenstäbe zeigen keine scharlen Kanten; sie besitzen Kanten-
risse und, wenn sie stark rothbrüchig sind, auch Längsrisse. Ist das Eisen
|manganreich, so schadet selbst ein grösserer Schwefelgehalt nicht.
Kaitbrüchig nennt man Eisen, welches sich zwar in glühendem Zustande
bearbeiten und auch sehr gut schweissen lässt, in kaltem Zustande aber
Hämmern leicht springt und bricht, Kaitbrüchig ist Eisen bei einem
sphorgehalt bis etwa 0'75 % (Bessemereisen schon bei Ol ^y^j, Puddel*
risen bei 0*25 ^q, Stahl bereits bei 006 7,^). Derartiges Eisen ist hart und
spröde, besitzt stets ein grobes Korn mit glänzenden, schiefrigen, faserigen
ydcT blätterigen Krystallen und eine hellweisse Farbe mit starkem Glanz,
^Feinkomeisen hat zwar auch einen glänzenden Bruch, aber mehr eine silber-
aelle bis bleiartige Farbe und ein feines, gleichmässiges Kom ; sehr reines,
tohlcnstoffsaures Eisen besitzt oft auch ein grobes Kom, glänzt aber nicht.)
Rohbrüchig heisst Eisen, dessen Zusammenhang durch eingeschlossene
chlackcn und Roheiscntheile gestört ist. Solches Eisen besitzt ein grob-
körniges Gefüge von weisser Farbe, abwechselnd mit einem feinkörnigen von
dunkler Farbe,
^K Faul brüchig nennt man das Eisen, wenn es in F'olge eines Silictum-
^H^chaltes hart und mürbe ist. Faulbrüchiges Eisen zeigt ein unglcichmässiges
^HSefüge, ein kömiges und ein faseriges neben einander liegend.
^B Blau- oder schwarzbrüchig ist Flisen, wenn es beim F.rhitzen auf
^■?5(X— 4ü0* C\ bei dem es eine blaue Anlauffarbe erhält, plötzlich hart und
^K « wird, Diese Eigenschaft findet man beim Flusseisen mehr als beim
^1 r eisen.
" Nach zu erwähnen ist, dass ein Calciumgehalt das Stabeisen h adrig,
d. h. ttiiÄchw eissbar macht, und dass verbranntes Eisen ein grobkömig-
tigcs oder bUttterigen, stark glünrcndes Gefüge zeigt. (Vergl auch § 16M.\
^T.jftilbiich 4l**r fJ*ijitöfflrhr*>
^
530
Erster TheiK Die Hanplsto^e.
n. Kupfer,*)
§ 176, Gewinnung des Kupfers,
Kupfererze, Kupfer findet sich zwar auch gediegen vor (2. B. in
grösseren Mengen am Oberensee in Nordamerika^ in Chile, Bolivia, Peru u. s. w,\
wird aber fast immer aus Erzen gewonnen. Zu den Kupfererzen gehören
Rothkupfererz (Kupferoxydul) mit 88*8% Kupfer» Malachit mit '"
und Kupferlasur oder Azurit mit Ö5'l% Kupfer (beide basisch- l
saures Kupferoxyd mit Wasser\ Dioptas mit 39*9% und Kupfergrün
mit 3ö'77ö Kupfer (beide kieselsaures Kupferoxyd)» Atakamit oder SaU-
kupfererz (basisches Kupferchlorid) mit 567o Kupfer, Kupferglau?
(Schwefelkupfer) mit 79'77o Kupfer, Buntkupfererz mit 55*t>7o "«'^
Kupferkies mit 34'5**/y Kupfer jbeide Schwcfelkupfer mit Scbwefeleiscn':
Fahlerz mit 15 — iS % Kupfer, Enargit mit 48'3% Kupfer, Kupfer-
schiefer (bituminöser Mergclschiefer mit eingesprengtem Kupferglanz, Kupfer
kieSi Buntkupfererz) u. s. w.
Die Gewinnung des Kupfers aus seinen Erzen erfolgt entweder
trockenem oder auf nassem Wege.
Gewinnung auf trockenem Wege. Der trockene Weg wird
gewendet, wenn das Kupfererz einen verhältnissmässig hohen Kupfergehalt besili
(wie z. B. Kupferkies) und ein billiger Brennstoff zur Verfügung steht. Hei dieseni
Verfahren werden die kiesigen Erze in freien Haufen (Meilern), in Stadeln oder
in geschlossenen Oefen (Schacht* oder Flammöfen) geröstet Benutzt man
hierzu Oefen (z. B. die Schachtöfen von Gerstcnhöfer, von Stetefeld, von
Kerpely^ Hasenclever-Helbig, die sogenannten Kilns, die Calcinir
flammöfen u. s. w,), so müssen die Erze zerkleinert, in Graupen- oder Griesfomi
oder Schliegforro gebracht werden; man spart dann bedeutend an Zeil und
kann die Abgase zur Schwefelfabrikation verwenden. Durch das Rösten bei
Luftzutritt wird ein Theil des in den Erzen enthaltenen Schwefels, Arsens,
Antimons, Bitumens u. s. w, ausgetrieben, ferner werden die fremden Schwefel-
metalle unter EntwHckelung von schwefliger Säure und Verflüchtigung des;
Schwefels in Metalloxyd und Sulfate übergeführt, und endlich wird daü
Kupfer thcilweisc in Kupferoxyd umgewandelt. Beim Rösten darf zur Vcr-
meidung von späteren Verlusten an Kupfer nicht zu viel Schwefel cntfer
werden. Die gerösteten Erze werden, wenn nöthig, zerkleinert, mit Reductic
mittein und schlackcnbildenden Stoffen (Kieselsaure [Sand] oder Sihcat«
vermischt und in Schachtöfen (z. B. in den schwedischen oder mansfeld sehen)
niedergeschmolzen (Roh- oder Erzschmelzen), wobei das Kupferoxyd im
nietallischem Kupfer und das Eisenoxyd zu Eisenoxydul reducin, fcmcr die
schwefelsauren Metallsalze wieder in Schwefelmetalle verwandelt werden
mit dem Kupfer, sowie mit den unzersetzt gebliebenen Schwefel metallen
neue kupferrcichere Schwefelung (Kohstein, Kupfer stein) bilden, wahrend
die vorhandenen antimon- und arsensauren Metalloxyde durch Reductil
*) Siehe Gottgetreu, 1. Baumaterialien*, Bd. H. S. 107—12*2, — Hoyl
»Mechanische lecbnoloijic«. 2. Aufl., J888» S. IH. — ■Hüodbuch üer Archttekta
Th. I, Bd. I, S. 270— *272, —F. Fischer, •Hür*4buch der chemischen Techno'
181)3, S. 245 ff. - »Teobnologisches Lexikon» von Drclow, Dummer und Hoyer^j
S. 440—443; 0, A, — Dicselbcu Werke würden auch hei der Ausaibeitu
§§ 17B-18« beoumt.
kntiniOTi- tind Arsenmetalle (Speise) erzeugen* Die übrig:cn Metalloxyde
^namentlich Eisenoxydul) verschlacken (Roh- oder Erzschlackei.
Der Rohstein, welcher im Mittel 32\ Kupfer enthält, wird zcr-
Itleinert und, um seinen Kupfergehalt zn steigern, nochmals in Kilns oder
Flammöfen geröstet, wodurch ein Theil des Schwefels vertiüchtigt wird und
remde Metalle durch Oxydation auf Verscblackung vorbereitet werden. Das
lösten wird in der Weise vorgenommen, dass noch alles Kupfer und ein
rheil des Eisens an Schwefel gebunden bleibt. Der geröstete Rohstein wird
l^nter Zusiitz saurer Schlacken geschmolzen (Concentrationsschmelzen),
robei das Eisenoxyd zum grössten Theil in die Schlacke übergeht und ein
kupferreicherer Stein (Concentrationsstein) gewonnen wird. Dieser Stein
nrd 3sum zweitenmale geschmolzen, wenn man einen noch kupferreicheren
jnd reineren Stein (Spurstein) erhalten will. Den Concentrationsstein oder
5purstein erhitzt man nunmehr im Rösttlammofen stark, um nach der Be-
citigung des Arsens und Antimons hauptsächlich n\ir Kupferoxyd, Eisenoxydul
id Eisenoxyd neben geringen Mengen von Sulfaten zu erhalten. Das
schwarzrothe Röstproduct wird hierauf der reducirenden Schwarzkupfer-
tchmelze unterzogen, indem man es mit entsprechendem Zusatz von Kohlen-
;)u!ver im Flammoien bis zum Schmelzen erhitzt. Hierbei tritt eine Ver-
chlackung der Oxyde (mit Ausnahme des Kupferoxyds) mit den zugesetzten
auren Zuschlägen und eine Reducining des noch vorhandenen Sulfats zu
Sulfid ein, und es entsteht, je nach der Concentration des Spursteines, ein
odir oder weniger mit fremden Metallen verunreinigtes Kupfer (Rohkupfer,
Jchwarzkupfer) von blasiger, brüchiger Beschaftenhcit und mit 70 — 98%
Lupfex und nebenbei, weil das Röstgut Schwefel enthielt, etwas Kupfer-
oder Dünnstein (Lech), der sich über dem Schwarzkupfer befindet,
Scheiben abgehoben und wie Roh- oder Spurstein weiter verarbeitet
rerdcn kann,
Das Schwarz kupfer wird behufs Gewinnung von reinem Kupfer
Surch ein oxydirendes Schmelzen (Rohgarmachen) von den fremden Bei-
ncngungen befreit, indem die noch vorhandenen fremden Metalle oxydirt werden;
Üerbei geht eine gewisse Menge Kupfer in Kupferoxydul über. Zu diesem
^cess benutzte man früher den Gar her d oder Sj^leissofen, während
neuerdings den Flammofen vorzieht. Dem entstehenden Garkupfer
schliesslich durch schnelles reducirendes Schmelzen, durch Umschmelzen
^wuHcben Kohlen auf einem Herde der Sauerstofif wieder entzogen, es wird
Kupferoxydul reducirt, und man erhält ein geschmeidiges (hammer-
Lupfer. Die Oberfläche desselben reinigt man von Schlacken und
Sohlen; dann spritzt man Wasser auf dieselbe, worauf die obere Schicht erstarrt
und abgehoben werden kann iRosettenkupfer, Scheiben kupfer). Das
Wmtseraufgiessen wird fortgesetzt, so lange noch genügend viel Kupfer im
rde vorhanden int; der Rest wird ausgeschöpft.
Die leichter als Kupfer oxydirbaren FremdstofFe, besonders Schwefel,
trscn und Eisen, entfernt man aus dem Kupferslein in neuerer Zeit durch
einen Besscmerprncess (vergl. § 1G2) und benutzt dazu Converter von
Biwa 1*8 m Höhe und 15 m Durchmesser*
Gediegenes Kupfer wird unmittelbar raffinirt und oxydische Erze
werden, wenn sie reich an Kupfer und rein sind, zunächst auf Schwarzkupfer
soctunn auf Raffinatkupfer verschmolzen, oder sie werden, mit Kiesen
34»
532
Erster Theil* Die Hauptstoffe,
vermischti zu Stein verarbeitet, oder es wird aus ihnen, wenn sie sum an
Kupfer sind und sich in kieseliger Gangart befinden, das Kupfer auf nassem
Wege gewonnen.
Gewinnung auf nassem Wege, Oxydische oder geschwefelte
Erze lässt man zunächst an der Luft durch längeres Liegen bei öfterem
Umschaufeln verwittern, um schwefelsaures Kupferoxyd zu erzeugen, oder
man behandelt sie mit Eisenchlorid oder röstet sie im Flammofen bei
Luftzutritt oder (z. B, kupferarme abgerostete Schwefelkiese von der Schwefel*
säurefabrikation) bei niedriger Temperatur und mit Kochsalz vermischt,
wobei man Kupferchlorid erhält, das sich mit Wasser auslaugen lässt
Wasser kann man als Lösungsmittel nur bei solchen Erzen anwenden, welche
Kupfersulfat enthalten; in allen anderen Fällen benutzt man zur Lösung ver-
dünnte Salzsäure und Schwefelsäure oder eine Eisenchlorürlösung. Die er-
haltene Kupferlüsung (Cementwasser) lässt man am besten bei etwas er-
höhter Temperatur und Luftabschluss über Eisenabfälle fliessen, wobei
metallisches Kupfer (Cementkupfer) gefällt, schwefelsaures EisenoxyduJ
oder Eisenchlonir gelöst wird. Das gefällte Kupfer wird gesiebt, gewaschen^
getrocknet und auf Schwarzkupfer verschmolzen. Man kann aber auch die
Kupferlösung von der Decke einer geschlossenen Kammer, in die Schwefel-
wasserstoff geleitet wird, herabtropfeu lassen, um das Kupfer auszuscheiden.
Dieses Schwefelkupfer wird dann auf Kupferstein oder nach dem Rösten
auf Schwarzkupfer verschmolzen.
In neuester Zeit wird das Kupfer sehr rein auf elektrolytischcro
Wege gefällt.
Hängt man Schwarzkupferplatten abwechselnd mit Platten aus reinem
Kupfer in eine saure Lösung von Kupfer\ntriol ein, und wird der elek-
trische Strom unter fortwährendem Umrühren der Flüssigkeit in der Richtung
vom Schwarzkupfer zum Reinkupfer durchgeführt, so wird bei Innehaltung
der zweckmässigsten Stromstärke und Concentrationsvcrhaltnisse auf letzterem,
der Kathode, nur reines Kupfer niederschlagen, während die fremden Bestand-
theile des Schwarzkupfers zum Theil (z. B. die Edelmetalle) ungelöst bleiben
und als schlammartige Masse zu Boden fallen oder als leicht abwischbares
Pulver an der Anode hängen bleiben, zum Theil in Lösung übergehen, ohne
an der Kathode gefällt zu werden. Statt der Schwarzkupferanode benutzt
man auch vielfach eine Kupfersteinanode.
§ 177. Eigenschaften des Kupfers und Verwendungen desselben.
Eigenschaften. Specifisches Gewicht: je nach der Bearbeitung
schwankend zwischen 8*56 und 9; beim gegossenen Kupfer 8'8, beim ge-
walzten 8'9, beim Kupferblech im Mittel 8*8. (Nach dem prcussischen
Ministerialerlass vom 20. November 3 891 soll 1 m^ Kupfer 8900 k^
wiegen.)
Längenausdehnung bei 1** C. Temperaturerhöhung: 0*0O0O1643,
— Schmelzpunkt: 1000— 1100<* C,
Festigkeit, a) Zugfestigkeit (nach Karmarsch) 1300—2600 äg
für gegossenes Kupier, 1800^ — 2tjrK) /;^ für gehämmertes und gewalztes Kupfe?r,
2700^^5 lOO Jtg für das Quadratrentimeter für gezogeneu Kupferdraht. Bei
einer Temperatur über 150*^ C nimmt die Zugiestigkeit alhnahg ab,
Viertes Capitel Die Metalle*
538
d) Elasticitätsmodul: IIOCWOO kg für gehämmertes Kupferblech,
IHCKXMXI V für Kupferdraht, und zwar für Zug und Druck, 44(X)00, be-
ziehungsweise 480000 J^g für das Quadratcentimeter für Abscherung, Elastici-
^ätsgrenze; für geglühtes Kupferblech, 200 — 300 >i'^, für gehämmertes Kupfer-
blech 1050 — 1400 kg^y für Kupferdraht 1200 kg für das Quadratcentimeter.
c) Druckfestigkeit; für geglühtes Kupferblech im Mittel 40(X) kg
das Quadratcentimeter.
d) Schubfestigkeit: nach Tresca 1873 kg für das Quadrat-
centimeter.
/) Zulässige Inanspruchnahme für das Quadratcentimeter:
bei geglühtem Blech für Zug 250 kg, für Druck 200 kg, für Schub 150 kg
» gehämmertem > > i 900 > > t 700 » > * 500 >
»» Kupferdraht » > 700 >» » — >> > — >
Die Festigkeit des Kupfers vermindert sich bei zunehmender Temperatur
chneiler als die des Schmiedeeisens.
Handelswaare: In den Handel kommt das Kupfer als:
a) Rosettenkupfer, Gar- oder Scheibenkupfer in Kuchen von
30 — 60 cm Durchmesser und von verschiedener Dicke. Die Scheiben sind
^Btmso dünner» je reiner das Kupfer ist und je weniger Oxydul es enthält;
^Bbei bester Beschaffenheit des Kupfers beträgt die Dicke nur etwa zwei
Millimeter.
t^) Barren- oder Plattenkupfer in Barren und Blöcken von etwa
ö cm Länge, 8 — 30 cm Breite und 7^-8 cm Dicke.
f) Gran allen, in Pulver- und Körnerform, meist zu Legierungen
erwendet.
Das Handelskupfer ist mehr oder weniger durch Sauerstoff, Schwefel,
lisen, Antimon, Arsen, Blei, Zink, Zinn» Nickel u. s. w. verunreinigt. Ent-
tiält es Kupferoxydul, so ist es kaltbrüchig und zeigt eine ziegelrothe
-oder gar braunrothe Farbe, sowie einen sehr feinkörnigen, matten Bruch;
siUl es Kohlenstoff, so ist es rothbrüchig, zeigt eine gelblichrothe
■'arbc und einen grobzackigen, auffallend stark glänzenden Bruch. Auch
Schwefel sowie Q^G^Iq Zink und 0-257o ^i"" machen das Kupfer rothbrüchig,
'Blei erhöht die Walzfähigkeit und Eisen die Härte und Brüchigkeit; Nickel
^macht das Kupfer spröde, ein geringer Zusatz ('/looo) ^'^" Wismut oder
Irseii vermindert seine Dehnbarkeit,
Chemisch reines Kupfer wird aus reiner Kupfervitriollösung durch
Jen galvanischen Strom oder durch reines Zink gefällt.
Das reine Kupfer besitzt eine fast rosenrothe Farbe, durch Beimengung
^on Kupferoxyrlul wird dieselbe dunkler. Das Kupfer ist stark glänzend und
dt cmen feinkörnigen bis zackigen Bruch. Gewabtes Kupfer zeigt einen
scrigen, gehämmertes einen undeutlich sehnigen Bruch. Das Kupfer zeichnet
ach aus durch eine hohe Politurfahigkeit und grosse Dehnbarkeit, so dass
an CS zu sehr dünnem Blech und zu Draht verarbeiten kann ; es ist fest,
chwcissbar, ein vorzüglicher Leiter der Wärme und Elektricität und weicher
%h Schmiedeeisen- Seine Härte ist umso geringer, je reiner es ist.
Wird Kupfer geschmolzen, so absorbirt es Gase, welche beim Erkalten
tlcs Kupfern wieder entweichen und das Metall zum Steigen bringen; giesst
das gCAcbmolzcne Kupfer in Formen, so wird es demgemäss porös und
Mao kann daher Kupfer zn Gusswaaren nicht benutzen, jedoch
534
Erster TheU. Die Hauptstoffc.
werden Nägel für Schiffsbeschläge, Bolzen zu Nieten und Röhren häufig
gegossen.
In trockener reiner Luft bleibt Kupfer bei gewöhnlicher Temperatur
unverändert, in feuchter Luft dagegen überzieht es sich mit einer grünen Schicht
von basisch-kohlensaurem Kupferoxyd (Patina, edler Grünspan\ dio,
wenn die Bildung allmälig vor sich geht, eine glänzende» schöne Farbe erhlll.
Dieser Ueberzug schützt das Kupfer vor weiterer Oxydation. KünstHchc
Patina wird mittelst salpetersauren Kupferoxydules unter Zusatz von Koch-
salz und darauf mittelst Kleesalz und Salmiak erzeugt; dieser Ueberzug muss
aber durch Wachs oder ähnliche Schutzmittel den sanften Glanz der echten
Patina erhalten.
Wird Kupfer an der Luft erhitzt, so überzieht es sich zunächst mit
rothbraöneni Kupferoxydul, und darauf mit schwarzem Ktipferoxyd, welches
beim Hämmern und Biegen abspringt (Xupfer hammerschlag, Glühspan
Bei höherer Temperatur und bei Luftzutritt verbrennt das Kupfer mit
grünner Flamme.
Verdünnte Salz- und Schwefelsäure greifen das Kupfer nur bei ;.«.
zutritt an, Salpetersäure und heisse concentrirte Schwefelsäure lösen es auf,
Schwefelwasserstoff schwärzt es, Kochsalz und Ammoniaksalze vermögen es
zu zerstören.
Verwendung. Man stellt aus dem Kupfer allerlei Geräthe {t, B, Ab-
dampfpfanneni Kessel, Blasen, Kühlapparate u. s. w.), ferner Schiffslieschlage,
Münzen und Metalllegierungen (vergl. § 188), Kupferstichplatten, Waliai
für Zeugdruck, Zündhütchen und Patronen, Bleche und Draht, Rohre,
Nägel u. s. w. her und benutzt das Kupfer zur Darstellung von Kupfer-
vitriol, von Grünspan und von vielen Farben,
Blank polirtes Kuper (cuivre poH) dient zu Dccorationszweckd
ebenso Kupfer mit Bronzierungspatina von rothbrauner Farbe, welche du
Bildung von Kupferoxydul oder mechanisch durch Blutstein- oder Reissl
pulver hervorgerufen wird. Durch Schwefelme lalle, die an der OberÖäc
erzeugt werden, kann man auf dem Kupfer die schönsten Mclall-Lus
Farben in verschiedenen Tönen hervorbringen. (»Handbuch der Architektur»,
a, a, O., S, 272.) Einen widerstandsfähigen Firniss für Kupfer liefi
eine Mischung aus 1 Theil Schwefelkohlenstoff, 1 Theil Benzin, 1 Th
Terpentinöl, 1 Theil hartem Copai und 2 Theilen Methylalkohol ;
Mischung wird am besten mehrere Male aufgetragen.
Die Verwendung des Kupfers ist älter als die des Eisens; die W^aj
der ältesten Völker waren aus Kupfer gefertigt
in der Technik verwendet man aus Kupfer:
ij) Rund- oder Vierkantstangen von 025 — 50 mm Stärke,
6) Bleche von 0'75 — 2'5 m Breite und 2 — 5 m Länge (gangbar
Sorten: 0'75 — 1 m breit und 1*5—2 m lang). Die Dicke der Bleche ist
nach der Verwendungsart verschieden; man wählt Rinnblech 0'7ö
Dachblech 0*5 — L7 mm, Flick- oder Rollkupfer 0'3— O'ö
Schlauchblech r23 mm, Schiffsblech 0'6 ww^ Brau pfannenblecli
bis ü'25 mm dick; Kesselblerhe haben versrhiedtMic Dicke,
^) Platten von 1 — lo mm Stärke,
<i) Draht von 21'9 — 0'21 mm Durchmesser, in 62 Nunimtrn vörk.itnmeml
und in Ringen von U'5 — 12*5 i^ tvtm Verkauf gelangend.
Viertes CapiteL Die MeiaUc»
635
e) Röhren ohne Naht von 1 — 5 mm Wandstärke und 10^^250 mm
Durchmesser, mit Naht von 1 — 5 mm Wandstärke und 40—300 mm Durch-
nesser, Feder und Knieröhre von 2*5 — 4 mm Wandstärke und 4*^ — rW> mm
>urchmcsser.
Die Röhren sind entweder gelöthete oder gejEjossene und dann ^L^e/ogene
Jer gehämmerte; die letzteren besitzen eine grosse Zähigkeit und Festigkeit*
HL Zink.
§ 178. Gewinnung des Zinks*
'/tzc. Zink kommt in der Natur niemals gediegen vor, sondern muss
Erxen gewonnen werden. Als die wichtigsten Zinkerze sind zu nennen:
link blende (Schwefelzink) mit ti7"/o ^''*^ ^^^ »^*i% Schwefel, Galmei
ider Zinkspath i kohlensaures Zink) mit 657» "^^^^ ^^^ ^^"/i) Kohlen-
ilure oder nur mit 62^ j^ Zink und mit Beimengungen von Bleioxyd, Mangan»
tiseooxydul, Kalk, Magnesia u- s, w,, Kieselzinkcrz (kieselsaures Zinkoxyd
der Kieselgalmei) mit 53*8*7o 2ink und Rothzinkerz, ein durch Mangan*
nd Eisenoxyd röthlich gefärbtes Zinkoxyd.
Gewinnung. Metallisches Zink erhält man aus dem Roth zinker 2,
irenn man dasselbe mit Kohlen vermischt im Schachtofen brennt, wobei eine
teduction des Zinkoxyds eintritt. Auch Kiesel zinkerz wird bei hoher
Temperatur durch Kohle allein, leichter aber, wenn man Kalk als Zuschlag
prw*endct, reducirt. Galmei muss in Schacht- oder Flammöfen gebrannt
jid dadurch von seinem Kohlensäure- und Wassergehalt befreit, Zinkblende
>r der Reduction tlurch Rösten enlschwefelt und in Zinkoxyd verwandelt
Iferden, wobei man das Erz erst schwach, dann allmälig stärker erhitzt
iter Luftzutritt), und während des Processes fortwährend durchrührt. Wird
Röstung sorgfältig vorgenommen, so entweicht aller Schwefel in Form
>n schw^efliger Saure bis auf 1 — 27o-
Das gebrannte oder geröstete oder rohe Erz winl auf Walz- oder
Lietschwerken, m Kollergängen oder Schleudermiihlcn zerkleinert, mit fein-
tpulvcrter Kohle innig vermischt und, weil das Zink in der Hitze flüchtig
1, in verschlossenen Oefen (sogenannten Zink d est illiröfen) in Muffeln aus
iion (schlesische Methode) oder in thönemen Röhren (Retorten), die an
lem Ende geschlossen sind i belgische Methode), geschmolzen, und es
^erden die sich bildenden Zinkdämpfe in eine Thonvorlage geleitet, in welcher
»ich flüssig niederschlagen.
Das l!üssige Zink wird mit eisernen Löffeln ausgekellt und in Formen
tgossen Man erhält auf diese Weise das sogenannte Werkzink, welches
>cii Beimengungen ( Zinkoxyd, Erzstaub, Blei u. s.w.) besitzt, von denen es
arch Umjschmclzen \Raffiniren^ befreit werden muss. Dieses Umschmelzen
!rd in neuerer Zeit in Flammöfen vorgenommen» die einen geneigten und
^it einem Sumpf aujtge.statleten Herd besilzen, in dessen Vcrtiefutig sich das
tschmolzcne Zink ansammelt. Man lässt das Zink it» gcschmtdzcnem Zu-
andc im Sumpfe liegen, damit sich der schwerere, bleireichcrc Theil von
tm leichteren, bleiärmcren absondexn und zu Boden sinken kann. Die sich
der reincrm Zink^chicht bildende, Unrcinigkeiten enthaltende, oxydische
rätxe wird mit Salmiak durchgerührt und dann abgejtogen, hierauf wird
536
Erster TheiL Die Hauptsioflfe,
der bleifreie Theil des Zinkes ausgekellt und in Platten zum Auswab
gegossen.
Zinkgewinnung durch Elektricität, Nach dem Verfahren vo
L. L Strange wird Zinkblende durch Rösten bei niedriger Temperatui
in schwefelsaures Zink übergeführt, dann mit Wasser ausgelaugt und die
Lösung in Zersetzungskasten geleitet Nach dem Verfahren von M. KiLiani
wird dagegen Galmei, Zinkasche u. s, w, mit einer ammoniumcarbon
haltigen Ammoniaklösung behandelt und diese I^sung den Zersetzung
kästen zugeführt. Das Zink lagert sich auf der aus dünnem Zinkblech,
polirtem Kupfer oder Messing bestehenden Kathode ab, von der es leicht
abgehoben werden kann, und es entwickelt sich an der aus Kohle^ Platin
oder Blei bestehenden Anode Sauerstoff- Die durch die Ausscheidung vc
Zink sauer gewordene Lauge, die beständig zum Abtluss gelangt, kann zu
Lösen von zinkoxydhaltigen Massen von Neuem benutzt werden. Das
wonnene Zink wird durch Umschmelzen gereinigt.
Ganz reines Zink erhält man aus reinem Zinkoxyd durch Reducti0
desselben mittelst Kohle oder Wasserstoff.
§ 179- Eigenschaften des Zinkes und Verwendungen desselben
Eigenschaften- Specifisches Gewicht: gegossenes Zink = 6*q
valztes und gehämmertes = 7*2- — Längenausdehnung bei l**
Temperaturerhöhung: 0l)O0ü2942, für gegossenes und (>OÜ0U31ü8
gehämmertes Zink. (Zink dehnt sich \'on allen technisch wichtigen Met:tJ
am meisten aus.)
Schmelzpunkt: bei etwa 412'* C,
Festigkeit: a) Zugfestigkeit: nach Karmarsch beim Gusszii^
mit dem speci fischen Gewichte 6*85 ^^198 ^^, beim Zinkblech und Zinkdra
mit dem speciiischcn Gewichte 7*3 = 131 fi — L560 ^g» nach Rank ine ga
allgemein 490^560 ^g für das Quadratcentimeter.
6) Schubfestigkeit: nachTresca 90U ^^^ für das Quadratcentimcicff
Elasticität: sehr gering; nach Thurston treten beim Zink schon
bei kleinen Spannungen bleibende Formve ränderungen ein.
Das reine Zink hat eine blaulich-weisse Farbe, einen starken Meta
glänz» emen blätterig-krystallinischen Bruch und ist härter wie Silber» ab
weicher wie Kupfer- Bei gewöhnlicher Temperatur besitzt das Zmk
Ziemliche Sprodigkeit, lässt sich nur wenig biegen, zerbricht leicht, kann ab
mit Hämmern bearbeitet werden. Bei einer Temperatur von 100—151*''
wird es so weich, dass man es 7a» dünnem Blech (ZinkfoUe)» selbst wc
es mit anderen Metallen verunreinigt ist, auswaren kann. Ucber 150^
verringert sich die Geschmeidigkeit des Zinkes und bei 200^' C ist es
spröde, dass man es im Mörser zu feinem Pulver zerstampfen kann.
etwa 412^ C schmiUt es, bei öOD^ verbrennt es an der Luft mit grtinUch
hellleuchtender Flamme zu Zinkoxyd (Zinkweiss), bei 104 '** C. kommt es
wallendem Sieden, so ilass es sich leicht destilüren lässt (im Vacuum destill
es schon bei 184^ CX
Die Geschmeidigkeit des Zinkes lässt sich durch einen 1
etwa O'0% erhöhen; man fügt deshalb xuwcilcn ilem Zink er hin
wenn man Zinkbleche herstellen will. Zink mit BleixusaU kann aljer
Vienes CapitoL Die Mctalic,
537
fabrikation von Messing nicht benutzt werden, weil der Bleigehalt (schon
f*2o**/^) die Festigkeit des Messings sehr vermindert. Enthält Zink einen
rösseren Gehalt an Eisen, so ist es spröde und brüchig.
Ganz reines Zink wird von starker wässeriger Säure nur langsam und
feter Entvinckelung von Wasserstoff, sowie unter Bildung von Zinkchlorid
ier Zinksulfat aufgelöst, und sehr leicht, wenn es mit etwas Platin, Gold
1er Kupfer in Berührung oder wenn es nicht rein ist; auch heisse Kali-
ftd Natronlauge vermögen Zink aufzulösen, wobei sich alkalische Zink-
erbindungen bilden, ferner Salpetersäure unter Bildung von Zinknitrat.
An feuchter Luft oxydirt Zink, es überzieht sich mit einer dünnen
rhicht von basisch kohlensaurem Zinkoxyd, die sehr fest haftet und die
ateren Theile sehr energisch gegen das Weiterein drin gen der Zerstörung
^hütxt; bei dieser Oxydation verliert das Zink seinen Metallglanz und färbt
ch weisslich-grau. Immerwährend unter Wasser oxydirt es sehr langsam,
^it Eisen in Berührung, schützt es dieses vor Rost. Durch aus Schornsteinen
trabfaliende Kohlentheilchen, sowie durch frischen Kalk-, Gyjjs- und Cement-
au& kann Zink zerstört werden.
Zink besitzt eine ausserordentliche Gussfahigkeit, es fallt die
rönnen sehr gut aus und liefert sehr feine Abgüsse, Geschmolzenes
Zink erlangt die grösste Gussfähigkeit und ist am dichtesten bei niedrigen
emperaturen» bei höheren Temperaturen wird es porös, aucli oft durch
pnkoxyd verunreinigt und dann sehr spröde und brüchig. Man schmilzt es
eingemauerten gusseisernen Kesseln, schöpft es aus diesen mittelst eiserner
Joffel aus und giesst es in Formen aus Sand oder Lehm oder in gehörig
ttge wärmte Formen aus Bronze, Messing oder Eisen. Um eine Oxydation
Jes Zinks zu vermeiden, ist das Eingiessen mit besonderer Vorsicht vorzu-
aehmen, und um die Temperatur zu ermässigen, pflegt man wohl dem flüssigen
letall einige Stücke ungeschmolzenen Zinks hinzuzufügen, Comi>licirte Gegen-
ande steht man aus einzelnen, für sich gegossenen Theilen her, die man
(äter zusammenlöthet.
Verwendungen. Ausser zu Gusswaaren (z. B. zu Statuen, Vasen,
mdelabern, Kronleuchtern, Ornamenten, Säulen-Capitälen und -Füssen, Be-
tonungen, Gitterwerken, Schildern u, s. w.) und zu getriebenen Arbeiten
B, zu Gesimsen, Balustern, Dach- und Thurmspitzen u. s. w/) benutzt man
IS Zink zur Herstellung von Blechen, glatten und wellenförmigen, auch
jmbirlen, d. h. gewölbten, wellenförmigen, rohen, vernickelten und poÜrten,
glatte rohe Blech wird in lüü Nummern angefertigt, und zwar in Stärken
bn O'l— 2'68 mvi und in Grössen von t>65 X 2 oder U'8 X i? oder 10 X :?
Jcr l'O X 2'5 w; auf Bestellung auch stärker und grösser hergestellt (grösste
ftcke 30 mm, grösste Breite lllöm, grösste Länge 6*0 w)i das vernickelte
ul jiolirte Zinkblech in Stärken von Ol — 1'6 mm t^und mehr), das Zink*
Wellblech in a Profilen mit einer \Velk»nbreite von 117—20 mm, einer
fcllenhühr von 20 — G '»"^ und einer Blcchdicke von 0"4— L21 otw, das
»mbirtc Zink Wellblech mit 117 m^t Wellenhöhe, 55 mm VVellenbreite,
-11)2 mm Blechdicke und einem kleinsten ßoml>irungshalbmesser von
l*D «. Man benutzt Zinkblech zur Herstellung von durchbrochenen Gegen-
idcn, Swhcu, Käfigen, Fenstervorsätzcn (die Nummern 1 bis 8\ von
Memen und Lampen, zu Wandbekleitiungen leuchtcr Zimmer (die Nummern
t und 10), zu Hausgeräthen, Eimern, Wasserkübeln, Wasserrinnen, Gies«-
538
Erster Thcil. Die Hauptstoffe.
kannen (die Nummern 11 — 13), zu Dacheindeckungen (Nr. 14), zu Bade-
wannen, SchifFsbeschlägen (Nr. 15 und 16), zu Wasserkisten (Nr. 17), zu
Pumpenröhren, grossen Wasserbehältern u. s. w. (Nr. 18 — 26). Für Dach-
rinnen nnd Abfallrohre verwendet man die Nummern 9 — 12.
Zu Dacheindeckungen werden nicht nur die glatten oder (namentlich
l)ei Eisendächem) die wellenförmigen Blechtafeln benutzt, sondern auch
Schindel, Ziegel, Rauten und Schuppen aus Zinkblech, die verschieden-
artig angestrichen, auch bronzirt u. s. w. sind. Zum Befestigen der Zink-
tafeln auf Latten oder Schalung dienen Zinknägel, welche entweder aas
schmalen Blechstreifen oder aus Zinkdraht hergestellt werden und pro tausend
Stück 2*5 — 2*75 kg wiegen.
Femer stellt man aus dem Zink Draht her und benutzt denselben zn
Metallflechtwerken, zum Anbinden von Bäumen u. s. w.; der Zinkdraht hat
vor dem Eisendraht den Vorzug, dass er nicht so schnell oxydirt, sich löthcn
lässt und billiger ist.
Endlich dient das Zink zum Verzinken von Eisen (siehe § 172), zur
Herstellung von Metalllegierungen (§ 188), von Zinkweiss und Zinkvitriol, zum
Entsilbem des Werkbleies, zum Fällen des Kupfers, Silbers, Bleies u. s. w.
aus ihren Lösungen, zur Herstellung von Platten und Cylindem für galvanische
Apparate, als positives Element galvanischer Batterien u. s. w.
Das zu Gusswaren dienende Zink kommt unter der Bezeichnung
Kauf zink oder Gusszink in Platten von etwa 25 mm Dicke in den Handel,
das schlesische oder belgische Schmelzzink in Platten von etwa Aicm Stärke.
Zum Schutze des Zinks und gleichzeitig um demselben ein besseres
Aussehen zu geben, wendet man Sy dramin- und Silicat- Farbenanstriche,
auch Lackanstriche an oder man bronzirt das Zink, indem man es in
ein Bad aus Kupfervitriol, Cyankalium und Zinkvitriol*) einlegt und dann
eine galvanische Batterie benutzt.
Einen schönen schwarzen Ueberzug erhält man, wenn man das Zink
mit Quarzsand und verdünnter Schwefelsäure blank scheuert, darauf in eine
Lösung von 4 Theilen schwefelsaurem Nikeloxydulammoniak, 40 Theilen
Viertes Capitel, Die MeUüle,
53»
Gewinnung. Für die Gewinnung des Zinns kommt allein nur der
Rinnstein (mit 78*6% Zinn) in Betracht» bei welchem man das Seifen-
Mnnerz i Waschzinnerz, Zinnsand, Bariila u. s, w.) und das Bergzinnerz
[ilerscheidet. Ersteres giebt ein reineres Zinn und wird nach dem Zerkleinern
atweder unmittelbar oder, nachdem die vorhandenen Nebenbestaudtheile
Jurch Schlämmen beseitigt worden sind, mit Kohle im Flammofen bei starker
iUihhitze reducirt. Elas Bergzinnerz dagegen wird, wenn es mtlrbe ist,
>fort, wenn es hart ist, erst nach vorhergehendem Ghihen gepocht, dann
geschlämmt und verw^aschen (Zinn was che), um die leichteren Fremdstoffe
fon <lem specifisch schwereti Zinnstein abzusondern, hierauf behufs Zer*
Hzung des Schwefel- und Arsenkies und Umwandlung der damit verbundenen
fetalle in specifisch leichtere Oxyde geröstet und endlich geschlämmt, um
chwefel' und kupferhaltige Krze auszulaugen und Kupfervitriol als Neben-
PToduct zu erhalten. Der beim Rösten sich verliiichtigende Arsenik wird in
Jiftfängen gesammelt.
Das KÖstgutp Schlich genannt, wird im niedrigen Schachtofen (in
Sachsen und Böhmen gebräuchlich) mit Kohlen vermischt oder im Flamm-
^fCD (in England gebräuchlith) ausgeschmolzen. Bei Anwendung eines Flamm-
ofens wird der Zinnstein mit ^/. Anthracit klein gemacht und mit Zuschlägen
ietwas gelöschtem Kalk und Flussspath) versehen, um die Nebenbestandtheile
les Schlichs leichter zu verschlacken. Beim Verschmelzen des Schlichs im
chachlofen bestehen diese Zuschläge nur aiLs Schlacken, welche von einem
leren gleichen Schmelzprocess herrühren.
Das gewonnene, noch unreine Zinn wird in Blöcke gegossen und
unn zum zweiten Male geschmolzen (raffinirt tmd gesaigert). Die Reinigung
ies Zinnes von Arsen, Eisen, Kupfer, Wolfram u. s, w. geschieht in Sachsen
und Böhmen durch das sogenannte Pauschen, indem man das geschmolzene
Zinn auf eine 24^ — 30 cm hohe glühende Kohlenlage bringt, wobei das
fmtie Zinn abfliesst, während eine strengflüssige Legierung des Zinnes
lit den dasselbe begleitenden Metallen (Dörner) zunickbleibt, und sie er-
[>lgt in England durch ilas sogenannte Polen, indem man das Zinn im
rUmmofcn zunächst durch Sa i gern von den meisten fremden Metallen befreit,
jiiTin in gusseiserne Kessel fliessen lässt und hierauf in die flüssige Masse
ae grüne Holzstatige eindrückt, wodurch ein Aufwallen der Zinnmasse hervor-
l^eruicn und durch die damit bewirkte energische Einwirkung der atmo-
|>hänschen Luft eine Oxydation der fremden Metalle herbeigeführt wird. Diese
letalloxyde ^^Krätzc) sammeln sich über dem »lüssigen Zinn an und werden
^on dort abgezogen. Das reine Zinn lässt man bis zu einer gewissen Tem-
eratur erkalten, dann schöpft man es aus, giesst es auf eine Kupferplattc
Bf)d rollt es nach dem Erkalten zusammen (Rollen oder Ballenzinn)
bdcr giesst es zu Stangen oder Blöcken (Block zinn). Bei dem englischen
Verfahren liefert die oberste Schicht das reinste Zinn. Ein anderes, eben*
llls in England gebräuchliches Verfahren zum Raffiniren des Zinns (der
ögenannte Tossingprocess) besteht darin, dass man aus einer Kelle
Kcs Zinn aus beträchtlicher Hohe in ein Zinnbad fallen lässt, wodurch
irkrs Schäumen erzeugt wird. Nach etwa drei Stunden hört man mit
Eingiessen auf und lässt sich das Zinn ruhig absetzen; dasselbe bildet
drei Schichten, deren oberste da» reinste un<l deren unterer» Jms am
iJU^k&ten mit fremden Mclallen verunreinigte Zinn enthält.
MO
Erster ThciL Die Haiiptstoffc.
Die beim Verschmelzen des Schlichs sich bildende, aus Kieselsäure,
Erden und fremden Metalloxyden bestehende Schlacke enthält oft 15 — W%
Zinn. Um dieses Zinn zu erhalten^ wird entweder die Srhlacke nach ihrer
Zerkleinerung verwaschen oder im Schachtofen geschmolzen, so dass Zinn
(Schlackenzinn) und eine reinere Schlacke gewonnen wird.
Werden Blöcke aus reinem Zinn bis zu einem gewissen Grade erhlUl,
und lässt man sie dann aus beträchtlicher Höhe auf einen harten Boden
fallen, so zersplittern sie in kleine rundliche Stücke, die Körnerztnn oder
Zinnkorn er genannt werden.
Das reinste Zinn des Handels ist das Bankazinn, welches in Banec
von 20 — 65 J^g Gewicht verkauft wird, sowne das Malakkazinn, das in vier-
kantigen Blöcken von 05 — 1 ^^ Gewicht vorkommt; beide w^enlen aus dan
Zinnstein des aufgeschwemmten Landes namentlich in Hinterindien gewonnen.
Das schlechteste Zinn ist das Parazinn. Das englische Zinn ist meisteuä
eisen-, das sächsische wismuihaltig.
§ 181. Eigenschaften des Zinns und Verw^endungen desselben.
Eigenschaften. Specifisches Gewicht: 7*28 — 7'29; in Blöcke»
wiegt Zinn für das Cubikmeter 7300 X'^, in Stangen lU.IXJO^^. — ^ Längeu-
ausdehnung bei V* Cl Temperaturerhöhung: 0'0(M)02173. — Schmel^
punkt: 228*^ C.
Das Zinn besitzt eine fast silberweisse Farbe, einen vollkommenen MetaüV
glänz, ein krystallinisches Gefüge, grosse Weichheit (Härte zwischen Gold und
Blei), Geschmeidigkeit, Hämmer* und Streckbarkeit, Gussfähigkeit und giebt
beim Biegen einen knirschenden Ton von sich, der umso stärker ist, je reiner
das Metall ist. Das Zinn lässt sich zu sehr dünnen Blechen (Staniol, Zinn-
folie) auswalzen, beziehungsweise mittelst Hämmer ausschlagen und bei
100** C zu Draht ausziehen. Bei 200** C wird es sehr mürbe, so dass man
es pulverisiren kann; in der Weissgluhhitze verfluchtet es; beim SchmeUeo
an der Luft überzieht es sich mit einer grauen Oxydschicht (ZinnkräUeJ
und verwandelt sich endlich in Zinnoxyd (Zinnasche); bei sehr niedriger
Temperatur zerfällt es in körnig-krystallinische Stücke oder in ein grobes
Pulver; an der I.ufl büsst das Zinn nach und nach seinen Glanz ein \snii
oxydirt sich sehr wenig. Schwächere Säuren greifen das Zinn wenig« con-'
centrirte Schwefelsäure und Salpetersäure sehr stark an; Saksäure, Königs-
wasser imd Kalilauge lösen das Zinn leicht auf, Kochsalz, Salmiak, Weifi-
geist und Alaun lösen nur geringe Mengen auf. Wird Zinn geätzt, so erhlU
seine Oberfläche eishlumenartige Figuren (Moir^ metallique); man wendet
dies Verfahren häufig an, um Weissbleche (verziimte Eisenbleche) zu vcr*
zieren. Beim Reiben mit dem Finger erzeugt das Zinn an letzterem einen
cigenthümlichen, lange andauernden Geruch.
Verwendung. Man benutzt das Zinn zu (iuss waren, wobei man
es zur besseren Ausfüllung der Formen mit einem geringen Bleixusatje vcr-
sieht Die Formen werden aus Sand, Metall, weichem Stein^ mitunter auch
aus Gyps, Holz, Pappe und Flanell gefertigt. r>ie Metall-» Stein- und Gyps-
formen werden vor dem Gusse gehörig angewärmt und mit einem Ueberzu^
versehen, der das Anhaften des Zinns verhütet Zu tlicsem l el»cTZUg nimnU
mao Russ, Thon oder (bei Stein- und Pai)p(ormen) Kreidewasser, Das Em*
Viertes Capitel. Die Metalle.
541
en geschiehi mit Schöpflöffeln, und zwar heiss oder kalt. Beim Heiss-
f essen wird das Zinn fast bis zur Rothg^luth erhitzt, dann in die vor-
v^äimte Form gegosseo und hierauf sofort durch Umschlagen nasser Lappen
die Form abgekühlt; beim Kaltgiessen wird das Zinn nur bis fast zur
Sitstehiing von Anlauffarben erhitzt und dann in die Form gegossen. Zu
(irk erhitztes Zinn erscheint nach dem Erkalten auf der Oberfläche gestreift
^d rothbruchig, zu schwach erhitztes matt und kaltbrüchig. Aus Zinnguss
^rden Haus- und Tischgeschirre, Spielwaren \z. B, Zinnsoldaten) u. s, w,
rgestellt, ferner Abdampfpfannen für Apotheker, Destillirhelme, Kühlapparate,
esj^el für Färber und Laboratorien u, s. w. Sodann verwendet man das Zinn
Anfertigung von Röhren mit 2 — 3 mm Wandstärke und 4 — 50 mm
chtweite, die häufig mit einem Bleimantel versehen werden, zu Metall-
ierungen (siehe § 188), zum Verzinnen von Eisen, Kupfer und Zink
ehe § 172), zum Löthen von Fensterblei. Das Staniol dient zum Bekleiden
achter VVäntle, als Isolirmittel zwischen Fundament und aufgehendem Mauer-
irk, in Form von Zinnamalgam zum Belegen von Spiegeln, in gefärbtem
^Stande zu Verzierungen aller Art; ferner benutzt man das dünne Staniol zum
asfüttem von Büchsen und Kästen, zum Einwickeln von Chocolade, Seife,
se, Cigarren u. s. w. Aus dem reinsten Zinn stellt man Orgelpfeifen her
^er auch aus einer Legierung von 96 Theilen Blei und 4 Theilen Zinn.
V. Blei.
§ 182- Gewinnung des Bleies.
Erze. Das Blei kommt sehr selten gediegen vor und muss daher aus
eihakigcn Erzen gewonnen werden. Das wichtigste Bleierz ist der Blei-
in z i^Schwefelblei), welcher aus 86*5^/o Blei und ISö^o Schwefel besteht;
liger wichtig für die Bleigewinnung ist das Weissbleierz (Cerussit, Blei-
ithi mit 83"57o Bleioxyd und lGo7o Kohlensäure, das Grünbleierz (Blei-
ilosphat), das Vitriolbleierz (schwefelsaures Bleioxyd), der Bournonit
das Rothbleierz,
Gewinnung, Zur Gewinnung des Bleies im Grossen dient haupitsächlich
Blei glänz* Je nach der Beschaffenheit und Menge der im Bleiglanz
' fi Nebenbestandtheile ist die Verhüttung eine verschiedene. Der
iie nach unterscheidet man hierbei drei Methoden: die Röstarbeit,
Rostreductionsarbeit und die Niederschlagsarbeit; hierzu kommt
ch die elektrische Bleigewinnung.
a) Röstarbeit Man wendet dieselbe hauptsächlich bei einem Erz mit
larzarmer Gangart an, weil die Masse bei Gegenwart von Kieselsäure
mell schmilzt und sich bei der grossen Verwandtschaft der Kieselsäure
Bleioxyd schnell hleireiche Schlacken bilden,
iJer Blcigianz wird in einem Flammofen mit einer in der Mitte ver-
tftm Hcrdsohle (oder — wiewohl seltener— in einem offenen Herde) unter
adigein Umrühren bei Zutritt der Luft so geröstet, dass die Masse nicht
Cht; hierbei v<?^vvandelt sich ein Theil des Bleiglanzes in Bleioxyd und
iilfar Hierauf werden alle Arbeitsöffnungen des Flammofens geschlossen,
|ld es wird das Feuer verstärkt (Kcactionsperiode) ; es hefert dann das
dox^rd und das schwefelsaure Bleioxyd mit dem unzersetzt gebliebenen
542
Erster Tbeil. Die Haapt5toffe,
Bleiglanz metallisches Blei, welches sich in der Vertiefung des Herdes im»
samtnelt, sowie schwefelige Säure.
Der nach dem Abfliessen des Bleies verbleibende oxydische Rück-
stand wird im Schachtofen mit Kohle verschmolzen i^Rückstandspct i
//i Röstreductionsarbeit. Enthält der Bleiglanz viel fremde Scd
metalle (namentlich Schwefelkies, Arsenik kies und Zinkblende, die nebenher
verhüttet werden sollen) und quarxreiche Gangart, so wird er zunächst ^^
rüstet, um einen Theil Schwefel und Arsen zu entfernen und die Schwefel
metalle in Metalloxyde und schwefelsaure Salze zu verwandeln; dann wird
das RüStgut unter Zusatz von Kohle und Flussmittel (Schlacke") im Schacht
ofen bei einer nicht zu hohen Temperatur niedergeschmolzen, wobei da>
Bleioxyd zu meiallischera Blei reducirt wird und die übrigea Oxyde ver
schlacken.
f) Niederschlagsarbeit. Bleiglanz mit einem grösseren Riesel-^j^ür^
gehalt (Erden) und mit fremden Metallen wird mit Eisen «oder auch mit
Eisen frischschlacken, Eisenerzen u, dergl.) im Schachtofen unter F
von Gebläseluft niedergeschmolzen, wobei sich Schwefeleisen und n
Blei bilden.
Das auf die eine oder andere W eise erhaltene Blei (Werkblci) enthilt
noch kleine Mengen von Kupfer, Eisen, Antimon, Arsenik, Zink und liautig
Silber (0*01— 0*03 '^/o, ausnahmsweise 0^5 — V%)t es muss daher noch gcfeiriigT
oder, wenn sich die Gewinnung lohnt, entsilbert werden. Zum Raffiniren de*
Werkbleies genügt häufig ein einfaches Umschmelzen bei niedriger Temi'
wobei das leichtflüssige Blei aussaigert, während sich die fremden >i
oxydiren und auf dem Blei ablagern (Krätze), so dass sie leicht abge«
zogen werden können, Ist das Werkblei aber starker verunreinigt, so muss
man es im Flammofen umschmelzen, hierbei ihm Luft oder überhitzteti
Wasserdampf zufuhren, es mit oxydiren den Stoffen (z. B, Bleiglätte, Sal*
peier u. s. w.) kräftig verrühren oder in die geschmolzene Masse eine saftige
Holzstange eindrücken, um erstere in eine heftige aufw^allende Bewegung zu
versetzen (vergK § 180) u. s. w. Bei diesem Umschmelzen werden allr
Beimengungen mit Ausnahme des Silbers ausgeschieden.
Beim Entsilbern w^endet man vorzugsweise zwei Methoden ...i. k.^-,
Abtreiben und das Enlsilbern mittelst Zink, Das Abtreiben ge*
schiebt auf dem kreisrunden, kcsselförmig vertieften Herde eines kr< en
Gebläseofens (^Treibofens), auf wx*lchem das Werkblei unter Zuti ..m
Gebläseluft geschmolzen wird. Hierbei entsteht auf der Oberfläche des Bieies
beim Anlassen des Gebläses eine schaumige schwarze Masse ^schwarxe
Glätte), später eine grünlichbraune, schlackige und dichte Masse (mittlerer
Abstrich) und schliessHch reines Bleioxyd (Bleiglälte). Die BlctgtÜtte
fliesst ab oder wird von der porösen Herdsohle aufgesogen, und an der
tiefsten Stelle des Herdes sammelt sich eine an edlem Silber bei fortgesetzter
Schmelzung und Zuführung der Gebläseluft immer reicher werdende Le-
gierung, Zuletzt ist das Silber nur noch von einer dünnen, regenbogenfarbigen
Oxydschirht bedeckt, und wenn letztere entfernt wird, zeigt sich die glänzende,
spiegelklare übertiäche des reinen Silbers (Silberblick), Die entsUnden«
Bleiglätte wird, sofern sie nicht als solche technisch verwendet werden
soll, durch Einschmelzen mit Kohle im Hamniofen zu metallischem Blei
(Frischblei) reducirt. Dieses Frischblei ist in reinem Zustande als Handels-
Viertes Capttd. Die Melalk,
513
TC verwendbar, cjj wird aber meistens noch raffinirt und weiter entsilbert.
r mittlere Abstrich liefert ein unreines, 14—44% Antimon enthaltendes,
ch mit Kupfer, Eisen, Arsen und Schwefel vermengtes Blei, Hartblei
der Antimo nialblei, das zum Schrotguss, Schrift^uss u. s. w, verwendet,
er auch raftiiuri wird, um Weichblei zu erhalten. In neuerer Zeit wird
tt des Abtreibens weit häufiger das Entsilbern mittelst Zink ausgeführt.
i dieser Methode wird das Blei mit Zink zusammengeschmolzen und die
geschmolzene Masse tüchtig durchgerühri; hierbei entzieht das Zink dem Blei
es Silber, steigt mit demselben, weil es sich mit dem Blei nicht vermischt,
lei langsamer Abkühlung der flüssigen Masse an die Oberfläche des Metall-
bades, erstarrt dort und wirrl von dem flüssigen Blei abgehoben. Die Tren*
ng des Zinks von dem Silber geschieht m der Regel durch Oxydation
t überhitztem Wasserdampt
Elektrische Bleigewinnung nach dem Verfahren von Blas
d MiesL Der Bleiglanz wird so zerkleinert, dass seine KorngrÖsse etwa
mm betragt, dann werden diese Körner in Metallfurmen unter einem
ck von UK) Atmosphären zu Platten gepresst, diese Platten in einem Ofen auf
u ü(K)^ C erhitzt, in heissem Zustande nochmals gepresst und hierauf rasch
»gekühlt, um das Entleeren zu erleichtern. Diese Platten werden dann als
iOde in ein Bleinitrat- Bad gehängt.
g 183. Eigenschaften des Bleies und Verwendung desselben.
Eigenschaften. Specifisches Gewicht des Bleies: je nach der
inheit 11*25 — ^11'445« — Längenausdehnung bei 1'* C Temperatur-
^höhung: i)-00002848. — Schmelzpunkt: etwa 334<> 6V
Festigkeit, n) Zugfestigkeit: nach Karmarsch beim gegossenen
ftei 95 J^gt beim gewalzten 83 — 173 k^, beim Bleidraht 213- — 232 kg für
Quadrntcentimeter. — if) Druckfestigkeit: nach Rennie 540 kg für
das Quadralcentimeter ^ — c) Abscherungsfestigkeit: nach Treca 120^^
das Quadratcentimeter. — d) Elasticitätsmodul: nach Rankine
L62Ü kg für das Quadratcentimeter.
Reines Blei ist von allen unedlen Metallen das weichste und schwerste,
besitzt in reinem Zustande eine leichte Schmelzbarkeil, leichte Form-
fkeit, leichte Hämmer- und Walzbarkeit, lässt sich erwärmt zu Röhren
Jensen und zu dickem Draht ausziehen, mit der Raspel, aber nicht mit der
eile^ die es leicht verschmiert, bearbeiten, mit dem Messer zerschneiden und
zu Gusswaaren gut geeignet. Das Blei hat eine eigcmhümlich hchtgraue
und zeigt auf der Bruchfläche ein geschmolzenes, homogenes Aussehen ;
ist frisch geschnitten glänzend, verliert aber diesen Glanz an der Luft
tiT bald
Nach Knorre'ü Untersuchung (siehe >Deutsche Bauzeitungt, 1887,
45) besitzt Blei, wenn es sich in grösseren Massen an der Luft befindet,
fiftst unbegrenzte Dauerhaftigkeit, während es in feiner Verlheilung durch
tind Feuchtigkeit sehr schnell oxydirt wird. In trockener l^uft und im
freien Wasj^er tritt eine Oxydation nicht ein ; dieselbe wird auch verhinder!
die Anwesenheit r Mengen von Kohlensäure und doppeltkohlen-
rem Kalk, dagegen i durch faulende organische Stofie, sowie durch
äoT und SÄlpelcraäurc» Sdbst kleine Mengen von s;ilpeier- oder schwele!*
Slrster Theil. Die Hauptstöße.
sauren Salzen, sowie Aetzkalk zerstören das Blei bei Luftzutritt sehr schnell,
und Essi^^äure beschleunigt bei Gegenwart von Luft die Oxydation da
Bleies ausserordentlich, so dass man Blei oder Bleiglasur zu Koch- und Ess*
geschirren nicht verwenden darf.
Der Ueberzug, welcher sich auf dem blanken Blei an feuchter Luft
bildet und aus Bleisuboxyd besteht, schützt das Innere vor weiterer Oxydation*
Weiches Wasser, namentUch Regenwasser, bildet mit dem Blei Bleioxydhydrit,
welches im Wasser etwas lösUch ist ; daher ist die Gefahr vorhanden, dass zu
Wasserleitungen benutzte Röhren das Wasser vergiften. Enthält das ^^
jedoch (wie z, B, Brunnen- und Flusswasser) etwas Kohlensäure, külilu
oder schwefelsaure Salze, so entsteht kohlensaures, beziehungsweise schwekl-
saures Bleioxyd, das im Wasser fast ganz unlöslich ist und einen festen» die
weitere Oxydation des Bleies verhindernden Ueberzug bildet* Zum SchuU
gegen Bleivergiftungen kann man die Innenwandung der Bleiröhrcn für Wasser-
leitungen verzinken oder (nach dem Vorschlage von Dr, Schwartz) mit einer
Schwcfclnatriumlösung behandeln, um im Inneren der Röhre eine Schwefel-
bleischicht zu erzeugen. Besser aber ist es» sogenannte Mantelröhren lu
Wasserleitungen zu verwenden, deren Innenwandung aus einem etwa 0*5 ««
starken Zinncylincler und deren Ausscnwandung aus einem stärkeren Biet«
mantel besteht.
Beim Schmelzen des Bleies entsteht eine Schlacke von gelbUch-graucin
Bleisuboxyd, die .sich bei fortgesetztem Erhitzen in gelbes Bleioxyd. lum
Theil auch in Bleisuperoxyd verwandelt Bis fast zum Schmelzen < ^'
wird das Blei spröde und lässt sich dann durch Hämmern in Stücke i
In der Rothglühhitze beginnt es zu verdampfen, in der Weissgliihhitic «u
kochen, wobei sich sehr giftige Dämpfe entwickeliK
An den Händen, auf Papier und auf Leinenzeug färbt das Blei
stark ab. Blei ist ein guter Leiter der Wärme und der Elektricität. —
Verwendung. Aus Blei stellt man Platten, Bleche, Draht, gegossene
oder gepresste Röhren u. s, w. her, femer benutzt man gezogenes Blei in
Fensterverglasungcn, Bleiguss zur Erzeugung von Ornamenten, Statuen, Kugeln,
Schrot, Plomben, Buchdnickerlettern (gewöhnhch aus Hartblei) u. s. w., starke
Bleiplatten zur Herstellung von Siedepfannen fiir Alaun, Vitriol und Schwefel-
säure, von Bleikammem der Schwefelsäurefabriken, Bleche zu Dachciih
deckungen (namentlich in Frankreich), zum Belegen von Balkons, Ter-
rassen u. s, w,, dünne Platten zum Isoliren von feuchtem Untergrund, hovnt
als Zwi.schenlagen in Steinfugen und Holzverbindungen, dünne Bleche mm
Verpacken (besonders von l'abak, der aber Iciclit bleihaltig werden kann).
Sodann dient das Blei zur Herstellung von Metalllegieruugcn (vergl. g 188),
zum Vergiessen von EisenthcÜen, die in Stein befestigt werden sollen,
z. B, Klammem, Haken, Geländer otlcr Gitterpfosten und endlich zur Dar-
stellung von Blcipräparaten, wie z, B. Bleiwciss, Blcigelb, Mennige u. s. w» tmd
bei hüttenmännischen Processen zum Ausbringen von Silber und Gold.
Sollen aus Blei Gusswaaren hergestellt werden, so schmilzt num
dasselbe in einem eingemauerten Kessel und benutzt als Formhtoff zu PlattL-n
Sand oder Stein, zu Kugeln, Plomben u. s. w. Eisen,
Als Kugelforra benutzt man eine Art Zange, deren Ahiultluchcti mi.
Höhlung der halben Kugel besit^teu* Zur Herstellung von Flintenüchrot vtt-
wendet man Blei mit 0'3 — 0*8 ^,0 Arsen, schmilzt es, lässt es durch » i
Viertcf Capitd. Die MetaHe.
545
glätte bedecktes Sieb tropfenweise aus 30 — 36 m Höhe herabfallen, wobei
lieh abrundet und abkühlt, und fangt es in einem Gefäss auf, das mit
Sser gefüllt ist, dem etwas Schwefelnatrium beigefügt ist, um einen dünnen
)erzug von Schwefelblei zu erzeugen, welcher die Schrotkörner vor Oxy-
ion an der Luft schützt- Durch Siebe werden die Schrotkörner sortirt
in Trommeln mittelst Reissblei pohrt.
Im Handel kommt das Blei vor in Form von:
Blechen in 18 Nummern in Breiten von l'O — 2'45 m, Längen von
seziehungsweise 10 w und in Dicken von 1 — W mm. (Hartbleibleche
den in Dicken von 3 mm und darüber geliefert.)
Platten zu Isolirungszwecken von Ol— 1*U ot Breite und verschiedener
e,
Röhren. Bei ihnen unterscheidet man:
a) Bleiröhren für Gasleitungen von 4 — 2^ mm Lichtweite und 1*5 bis
m Wandstärke.
d) ^Veichbleiröhren für Wasserleitungen von 10^^ — 80 mm Lichtweite,
•—7 "5 mm Wandstärke, und je nach der Weite von 5 — 30 m Länge» un-
rinnt oder innen verzinnt,
^) Bleiabflussröhren von 30— 150 mm Lichtweite, 2 — 7^5 mm Wand*
ke und 2 — 4 m Länge*
d) Hartbleiröhren von 15 — 200mm Lichtweite; unverzinnt oder innen
aussen verzinnt oder innen und aussen verzinnt,
e) Mantelrohren (siehe P^tgensehaften des Bleies).
Draht von ]—lbmm Durchmesser.
Tapeten- oder Blumenblei, sehr dünne Bleche.
Walzblei von 0'5 — O'lbmm Dicke; — u, s. w.
VL Aluminium.
§ 184. Gewinnung des Aluminiums.
l
HHppiiiiium findet man nicht gediegen, sondern in Form von Thon^
P^fAliiminiumoxyd), Aluminium enthält der Thon, der Lehm, der Mergel,
p Ackerkrume u. s, w,, so dass dieses Metall zu den verbreitetsten
Ben auf der Erdoberfläche gehört,
' Bis vor wenigen Jahren stellte man das Aluminium durch Zersetzen
l Chloraluminiumnatrium mittelst Natrium dar, während jetzt bei der Ge-
nung des Aluminiums im Grossen nur noch das elektrolytische Ver-
ircn angewendet wird.
Von der »Aluminium-Industriegesellschaft« in Neuhaus a. Rh.,
rJc von der Fabrik in Troyes bei Grdnoble ist das L'H^rault'sche
fahren gewählt worden, das im Wesentlichen folgendes ist: In einem
twandigen, viereckigen, mit Holzkohle ausgefütterten, isolirt aufgestellten
imelzliegcl ist als Boden eine Metallplatte angebracht, welche als negative
ktrodc dient, oder es ist dieser Tiegel durch eine Umhüllung von Eisen-
Jtcn mit dem negativen Pol der Dynamomaschine verbunden. Durch den
^el flcs Tiegels geht die aus einem Bündel von Kohlenplatten oder aus
^m Kohlenbiock bestehende positive Elektrode, welche mit Hilfe eines
Ichensugei« oder eine^ Handrades mit Schraube verstellt werden kann,
u.,r..iu.,. I. .r^. ii ,M
35
lauptsto
ins Innere des Tiegels. Im Boden befindet sich an seiner tiefsten Sil
seitlicher Canal, der mit einem Kohlenstab verschliessbar ist. BeiJJi
der Arbeit füllt man je nach der gewünschten Legierung zerkleinertes 1
oder Eisen in den Tiegel, bringt diesem Metall die positive Elektroii
Kohlenbündel oder den Kohlenstab) entgegen, leitet den von einer durch ^'^
kraft u. s. w. betriebenen Dynamomaschine erzeugten elektrischen Sliom
durch das Kupfer oder Eisen und bringt dasselbe dadurch zum Schmel/.etu
Hierauf wird durch Oeffnungen des Deckels Thonerde eingebracht und die
positive Elektrode et^^^as höher gestellt; der Strom geht dann durch die
Thonerde, schmilzt und zersetzt sie. Das Aluminium vereinigt sich mit den»
Kupfer, beziehungsweise Eisen, während der frei gewordene S:^
die Kohle des positiven Poles geht und dieselbe verbrennt, so il
Oxyd ent^veicht. Die Aluminiumlegierung sammelt sich am Boden des Tiegcis
an und wird von Zeit zu Zeit durch den Seitencanal abgelassen und in eine
mit Kohle ausgefütterte Form gefüllt, während durch den Deckel Kupfer,
beziehungsweise Eisen und Thonerde nachgebracht und das Verfahren fort-
gesetzt wird.
Nach diesem Verfahren lässt sich nur eine Aluminiumlegierung (Alumi-
niumbronze) gewinnen, weil sich das reine Aluminium sofort mit Kohle
verbindet und von dieser nicht befreit werden kann. Der Neuhauser Fabrik
ist es aber gelungen, auch reines Aluminium elektrolytisch darzustellen^
jedoch wird von ihr das Verfahren geheim gehalten.
Aehnlich dem L'H^rault'schen Verfahren ist das auf dem Co wies
Works in Milton bei Stoke on Trent und in Lockport (New-York) aIlg^
wendete, nur w*ird bei demselben der elektrische Strom durch ein Gemenge
von Kupfer- oder Eisengranalien, Korund und Holzkohlenstücken geleitet, (!^
über einer Schicht aus gepulverter und mit Kalkmflch getränkter Kohle auf
dem Boden des Ofens liegt.
§ 185« Eigenschaften des Aluminiums und Verwendungen desselben.
Eigenschaften, Specifisches Gewicht: 2'ö6j durch Bearbeitting
(Hämmern u. s. w.) ward es bis auf 2*67 erhöht (Aluminium ist also dreimal
leichter als Kupfer und viermal leichter als Silber). Zugfestigkeit: ge-
gossenes Aluminium im Mittel 1200 A^^ geschmiedetes 2300 — 2700 igt
getempertes 800 — 1000^^ für das Quadratcentimeter. Schmelzpunkt: etwa
700*» a
Aluminium hat eine bläuUch- weisse Farbe, einen hohen Glaiu^ einen
starken Klang und auf der Bruchfläche eine krystalUnische Structur; letztere
ist beim gegossenen Aluminium groblaserig^ beim geschmiedeten, gewahten
oder gezogenen feinfaserig oder feinkörnig. Das Aluminium ist härter als
Zirm, weicher als Zink und Kupfer. Es lässt sich giessen, schmieden, wabeo»
zu Draht ausziehen, prägen u* s, w. Beim Abdrehen, Hobeln und FcPen
verschmiert es in Folge seiner Weichheit leicht die Werkzeuge und stumpft
die Schneide des Stahles ab, indem sich Aluminlumtheilchen an dieselbe
ansetzen* Durch wiederholtes Bestreichen des Aluminiums und Stalilcs mit
Od lässt sich dieser Uebelstand vermeiden und ein Verschmieren dadurclli
dass man auf einmal nur kurze Späne abnimmt. Mit dem Grabstichel lässt sich
das Aluminium nur dann bearbeiten, wenn man es mit einem Gemisch von
Viertes Capilel. Die Metalle.
64?
f llicilen Terpentiiiöl und 1 TheÜ Stearinsäure, oder von Olivenöl und Rum
netzt, anderenfalls gleitet der Grabstichel ab. Zum Zerschneiden des
letalles kann man eine gut geschränkte, eingeölte Kreirisäge benutzen; zum
abtrennen einzelner Theile von einem grösseren Stücke verwendet man am
&teti die Fräse,
Zum Schleifen von Aluminium dient Bimsstein mit Olivenöl, mm PoUren
in eine Mischung von Baumol und Rum getauchter Polirstein, zum Putzen
besten Benzin.
Aluminium ist ein guter Leiter der Wärme und der Elektricitat; es
sich vergolden und versilbern^ aber nur schwer plattiren. Gegen VVitte-
inflüsse ist es bei gewöhnlicher Temperatur sehr widerstandsfähig;
chirch Wasser und verdünnte Säuren (namentlich Essig, Schwefel- und Sal-
^etersäurei wird es fast gar nicht, durch Kochen mit verdünnten Säuren
fchwach, durch Salzsäure und Natronlauge sehr stark angegrilTen; Schwefcl-
lasserstoff übt auf Aluminium gar keinen Eintiuss aus. Aluminium lässt sich
Ibst bei Luftzutritt schmelzen, ohne zu oxydiren. Eine ganz dünne, kaum
tmerkbare Oxydschicht auf der Oberfläche bietet auch bei hoher Tempe-
ktur einen Schutz gegen weitere Oxydation.
Die Härte des Aluminiums lässt sich durch einen Zusatz von Nickel
Ws 27i>) vermehren, ebenso die Elasticität, während durch einen Nickel*
Ifsatz das Aluminium leichter schmelzbar wird. Das Metall wird durch einen
alz von mehr als 1 — 2 % Eisen hart und brüchig und krystalÜsirt mit
% Eben zu Nadeln. Ein Zusatz von Viomi Wismuth macht das Aluminium
pröde» ein Zusatz von Yi« Oold nimmt ihm seine Dehnbarkeit. Aluminium ver-
adelt beim Giessen den im Eisen enthaltenen Kohlenstoflf in Graphit, der im
lugenblick des Erstarrens ausscheidet, reducirt die im Roheisen enthaltenen
ityde und zersetzt die gasartigen und festen Verbindungen des Kohlenstoffes
ih Sauerstoff und Wasserstoff; es erzeugt dichte und blasen freie Gusse,
ttzi rnan dem Gusseisen 15 7u Aluminium hinzu und giesst man es in
Dquillen, so erhält es eine krystaUinische Structur und wird so hart, dass
an es nicht mit einer Feile bearbeiten kann. Die Härte des Stahles wird
einem Zusatz von 7 *^/q Aluminium und 1 ^j^ Mangan so bedeutend, dass
man mit dem Stahl fast Glas ritzen kann. Ein Zusatz von Aluminium zum
^upferguss verhindert ein Treiben desselben und l>efreit das Kupfer voll-
adig von Oxydulverbindungen ; Vioao — Vsooo -^1^"^^^*""^ g^^üg^j ^^ selbst
Itcs Messing und Metallabfälle zu reinigen, u. s. w.
Verwendung: Aus Aluminium fertigt man: Bleche von 0*25 — b mm
^Icc» Röhren von 1 mw Wandstärke an und mit 10 — (yO mm Durchmesser,
>raht von 0*ö — b mm Stärke, Thürgriffe, Schlüssel, Khngeln, Haus- und
tüchengeräthe, Leuchter, Truppenausrüstungsgegenstände, Schmucksachen,
eine Gewichte u. s. w.; femer stellt man aus ihm wissenschafthche Instm-
ate hex, Balken von Präcisionswaagen, Röhren grösserer Teleskope, Spiegel-
B.ntcn, Indicatoren, Anemometer, Fassungen für Magnetsysteme, Bein-
liicnen, Canülcn u. s. w., und benutzt es zum Bau von Schiffen^ zu Metall-
gerungen (vcrgl § 188), in der Zahntechnik u, s. w.
Wahrend der Preis von 1^^ Aluminium im Jahre 1855 fast lOlK) Mark
^betrug, ist derselbe seitdem immer mehr uncl mehr cresTinken ; jetzt wird 1 kg
548
Eratcr Theil. Die Hauptsloffe.
VIL NickeK
§ 186. Gewinnung des Nickels,
Erze. Nickel kommt in der Natur nicht gediegen vor und rouss daher
aus nickelhalrigcn Erzen gewonnen werden. Die wichtigsten Nickelerze sind:
Rothnickelkies (^Kupfernickel) mit 44 7o Nickel» Antimonnickel mit
31*4% Nickel, Weissnickelkies mit 2^% Nickel, Haarkies, Nickcl-
antimonglanz mit 26'H % Nickel, und Garnierit (Nicke I -Magnesium- Hy«iro-
Silicat) mit 11 — 16 *'/j, Nickel; fenier kommt das Nickel in manchen Schwefel-
und Magnetkiesen vor. Verhüttet werden vorzugsweise Rothnickelkies, Schwefel«
nickel uud Garnierit.
Gewinnung, Da Nickelerze gewöhnlich mit anderen Erzen oder
Gangarten vermengt sind, so wird meistens ein ein- oder mehrmalige
Schmelzen (ConcentrationsschmeUen) nothwendig, um die Ansammlung
des Nickels der Erze in einen Stein oder in Speise herbeizuführen. Als
Concentrationsmittel dient bei Erzen, in denen das Nickel als Schwefelmetall
vorkommt, Schwefeleisen, bei Erzen dagegen, welche Nickel neben Arsen
enthalten, Arsen; im ersteren Falle erhält man Stein mit 35**/,, Nickel, im
letzteren Speise mit 40 — 55% Nickel Zuweilen kommt als nickelhalnges
Product noch Schwarzkupfer hinzu. Die Ausscheidung des Nickels aus
diesen Producten des Concentrationsschmelzens erfolgt meistens aufnassctn,
sehr selten auf trockenem Wege, Bei letzterem Verfahren wird aus der
Arsen- oder Schwefelverbindung (Speise oder Stein) durch mehrmaliges Rüsten
und reducirende Vorgänge schliesslich metallisches Nickel gewonnen.
Bei der Nickelausscheidung auf nassem Wege wird der Stein eben-
falls geröstet, um das vorhandene Eisen in Eisenoxyd zu verwandeln und
Nickel, Kupfer und Kobalt als Sulfide oder Chloride in W'asser löslich la
machen. Beim Auslaugen mit ^Vasser wird der grösste Theil des Nickels
und Kobaltes, sowie eine geringe Menge Kupfersulfat ausgezogen. Der Rück-
stand wird mit Schwefelsäure behandelt, wobei Kupfer- und Nickelaxyd aus-
gezogen werden, während hauptsächlich Eisenoxyd zurückbleibt Die Speise
wird nach dem Rösten, wobei ein Theil des Arsens sich verflüchtigt, mit
einem Gemenge von Natronsalpeter und Soda oder mit Natriumcarbonat und
Schwefel geschmolzen und das entstandene Natriumarsenat mit Wasser aus-
gelaugt; die zurückgebliebenen Oxyde werden geglüht und dann ebenfalls
ausgelaugt Aus den beiden Lösungen werden zunächst Eisen und Arsen, dann
Kupfer durch Kreide und schliesslich das Nickel durch eisenfreie Kalkmilch aus-
geschieden. Das entstandene Nickcloxydulhydrat w^ird filtrirt, gepresst,
getrocknet, geglüht, dann mit Wasser gemahlen und hierauf mit stark ver-
dünnter Säure bis zur Beseitigung allen Gvpses gewaschen. Das reine Nickel*
oxydul wird mit Roggenmehl und Melasse zu einem steifen Teig vermischt,
eingestampft und in kleine Würfel von Tö — 3^« per Seite zerschnitten. Nach
schnellem Trocknen werden die Wtirfcl mit Kohlenstaub in Tiegcb oder
stehenden Thoncylindem geglüht, wobei die Reduction von aussen nach innen
fortschreitet. Von Zeit zu Zeit zieht man unten das reducirte Metall ab tmd
beschickt die Tiegel oder Thonröhren oben mit neuem Oxyd > ilt
auf diese W^cise Würfel nickel mit 94—99^/,, Nickel nebst K ff
und geringen Mengen Kobalt, Kupfer und Eisoa. das in kleinen.
Viertes Csipitel. Die Metalle.
M^
iinregelmässigerj Würfeln von etwa 1 cm Seitenlänge in den Handel kommt.*)
Oft wird auch für die Neusilberindustrie eine K ti p fer nicke 11 egierung
dargestdlt, die wie das Rosettenkupfer zu Scheiben gerissen werden kann»
187- Eigenschaften des Nickels und Verwendungen desselben.
Eigenschaften, Specifisches Gewicht: 8'97^ — 9*2^6. Farbe: fast
Idlberweiss mit einem schwachen Stich ins Gelbliche,
Nickel ist strengflüssig und schmilzt bei etwas niedrigerer Temperatur
ie Eisen, Es besitzt eine ziemliche Härte» ist in reinem Zustande sehr
hiehnbar, hämmerbar und w^alzbar, hat starken Metallglanz und lässt sich
leicht poUren. In der Weissglilhhitze kann man Nickel mit Eisen und Stahl
asammensch weissen, auch kann man Nickel giessen und zu Draht ausziehen.
)ie Dehnbarkeit <les geschmolzenen Nickels ist eine geringe, man kann sie
iber durch Umschmelzen des Metalles unter Zusatz von etwa Ol % Magne-
riuni oder Mangan vergrössem. Nickel widersteht den Einwirkungen von
^uft und Wasser sehr kräftig, ist in verdünnter Salz- und Schwefelsäure
ngsam löslich nnd wird von Salpetersäure unter Wasserstoffen twickelung
icht aufgelöst. In seinem magnetischen Verhalten gleicht es dem Eisen; in
äer Telegraphie werden Nickelmagnete an Stelle der Eisenmagnete vielfach
benutzt.
Verwendung. Man stellt aus Nickel Tiegel für Laboratorien, Koch-
nnd Essgeschirrc, Guss-, Schmiede- und Drahtwaren her und benutzt das
Metall zum Vernickeln von Eisen und Stahl (vergb § 172} und zur Her-
tellung von Metalllegierungen (z. B. von Nickelmünzen; vergleiche den folgenden
Paragraphen).
§ 188. VIIL Metalllegierungen.
Erklärungen. Legierungen stellen durch Zusammenschmelzen
Erhaltene Verbindungen zweier oder mehrerer Metalle mit einander dar, Ver*
t>indungen des Quecksilbers mit anderen Metallen nennt man jedoch Amal-
rame. Der praktische Werth der Legierungen besteht darin, dass man
[cwisse Eigenschaften eines Metalles oft schon durch einen kleinen Zusatz
üderer Metalle nach Bedürfniss abändern und dadurch die Verwendbarkeit
Jcs Metalles erhöhen kann. Zu manchen Verwendungen sind die einfachen
Metalle oft nicht brauchbar, so z. B. kann Kupfer nicht gegossen werden,
reil es poröse und blasige Gussstücke liefert.
Femer giebt es auch einige Metalle, die sich in reinem Zustande
fthe^u gar nicht technisch verwenden lassen, sondern fast immer mit
Metallen legiert werden mtissen, wie z, B* Gold, Silber, Nickel,
I, Wismuth u. s. w.
Die Legierungen sind nicht immer reine Metalle, sondern zum Theil
lacb chemische Verbindungen der Metalle, welche aus letzteren heraus-
taUlKiren und die Homogenität der Legierung zerstören.
Eine Entmischung kann auch eintreten, wenn die zusammengeschmolzenen
Ictalle eine sehr verschiedene Schmekbarkeit besitzen und das leichtflüssigere
^ Si«ba F. Fisclier, iHwidbücb der chemischen Techoologic«, I8li3, S. 243.
5f>0
Erster TbeiL Die Hnuptstoffe.
Metall überwiegt; letzteres fliesst nämlich bei langsamer Abkilhlung Mufig
Zürn grössten Theile ab, so dass nur eine kleine Menge von ihm zurückbleibt
und -sich mit dem strengflüssigen Metalle verbindet. Diese Eigenthümlichkcit
benutzt man zum Entsilbern des Bleies und zum Reinigen des Zinns. Eine
Entmischung ist bei Kupferzinnlegienmgen von Nachtheil; es bilden sich
dann im Inneren des Bronzegussstückes Zinndecken, d. h. Krystalle von
grösserem Zinngchalte; man vermeidet diese Bildung nur, wenn man den
Guss schnell aliktüilt. Ein fluchtiges Metall lässt sich aus einer Legierung lum
grossen Theile, jedoch nicht gaiu, durch starkes imd längere Zeit währendes
Erhitzen heraustreiben.
Darstellung derLegierun gen. Man schmilzt zuerst das strengflüssigere
Metall, lässt es fast bis zum ?>starren erkalten und setzt dann das l'i
schmelzbare hinzu, wobei man das Schmelzgut mit einem gedörrten HoL
tüchtig umrührt und nach jedem Zusätze die Schmelztemperatur erhöhl. Um
beim Zusammenschmelzen den Zutritt der Luft möglichst zu verhindern und
die Biltlung von Oxyd zu vermeiden, nimmt man das Einschmelzen tmter
einer Kohlendecke (auch wohl Sanddecke) vor. Sind mehrere leicht scluneU-
bare Metalle mit einem schwer schmelzbaren zu vermischen, so schmilzt man
die leichtflüssigen für sich zusammen und setzt diese Legierung dem ^
flüssigen Metalle hinzu. Zum Schmelzen benutzt man hauptsächlich gcr
liehe, mit Steinkohlenfeuerung eingerichtete Schmelzöfen (Elammöfen), doch
werden auch Tiegelöfen für Glüh- oder Flammenfeuerung verwendet.
Eigenschaften der Legierungen, Die Eigenschaften der Legierung
weichen von denen der einzelnen Metalle meistens ganz erheblich ab. Di
Schmelzpunkt tlcr Legierungen ist in der Regel niedriger als das arilh-
metische Mittel aus den Schmelzpunkten der gemischten Metalle» die Guss-
fähigkeit dagegen meistens grösser als die der einzchien Metalle. Die
Sprödigkeit ist grösser als die des weichsten der hinzugemischten Metalle,
und es vermindert sich die Sprödigkeit eines Metalles niemals durch Legieren
mit einem noch spröderen Metalle. Die Härte i.st gewöhnlich grösser al»
die des weichsten Metalles der Bcstandtheile und die Streckbarkeit und
Dehnbarkeit meistens geringer als die des streckbarsten und dehnbarsten
der gemischten Metalle. Die Politurfähigkeit ist in der Regel bedeutender
als die der Einzelmetalle, das Lei tungs vermögen für Wärme und Elek*
tricität dagegen geringer. Das speci fische Gewicht liegt zum Theile über,
zum Theile unter dem arithmetischen Mittel der Gewichte der Einzel metalle;
eine Zunahme des specitischen Gewichtes ergiebt sich bei Rupfer und Zink,
Kupfer und Zinn, Blei und Antimon; eine Abnahme bei Gold und '-
Gold und Kupfer, Silber und Kupfer, Zinn und Blei» Zinn und Aiiti
Den Einflüssen der Witterung vermögen die Legierungen gewöhnli^
besser zu widerstehen als die emzelnen Metalle.
Die wichtigsten Legierungen*) sind:
A. Legierungen von Kupfer und Zink.
L Rothcs Tombak: 978 Theile Kupfer, 2 2 Theile Zink.
2. Pinschbeak: 93'6 Theile Kupfer, tV4 Theile Zink,
3. Chrvsochalk: 900 Theile Kupfer, 7 9 Theile Zink, 16 Theile Bb
«) Siehe H oy e r. »Meclianisehe TediQologie«, 2. Aufl., 1888. B4* I, S. 29 u. 30l o.
Viertes Capiiel, Die Melalle.
m
4. Oreide, auch SimOor: 90*0 Theile Kupfer, 100 Theile Zink.
5. Gusstombak: 870 Theile Kupfer, 130 Theile Zitik.
6. Tombak zur Vergoldung I Talmi): 86*0 Theile Kupfer, 14'Ü Theile Zink.
7. Desgleichen: 82*3 Theile Kupfer, 177 Theile Zink.
K Desgleichen: 78'0 Theile Kupfer, \&0 Theile Zink, 2 Theile Zinn,
Theile Blei.
y. Wakmessing: 70 1 Theile Kupfer, 2l:»"9 Theile Zink,
10. Chrysorin: 72U Theile Kupfer, 28'0 Theile Zink.
IL Messing zum V^ergolden: 7096 Theile Kupfer^ 24*05 Theile Zink,
^2 Theile Zinn, 3üö Theile lilei.
12, Messing zum Schiffsbeschlag: 76*0 Theile Kupfer, 24*0 Theile Zink.
la Messingblech: 68' l Theile Kupfer, 31*9 Theile Zink.
14. Desgleichen: 63'6 Theile Kupfer, 3:tU2 Theile Zink, 2'52 Theile Blei.
15. Sterrometall, auch Gussmcssing: 60 66 Theile Kupfer, 36*88 Theile
IZink» 1-35 Theile Zinn. (Siehe auch unter £, 7.)
16. Schmiedbares Messing: 65'0 Theile Kupfer, 351) Theile Zink.
17. Bathmetall: 55 0 Theile Kupfer, 450 Theile Zink.
18. Weissmessing (Piatina): 430 Theile Kupfer, 57'0 Theile Zink.
j 19. Maximummetall: 5511 Theile Kupfer^ 430 Theile Zink, 2 Theile Zinn.
k 20. Lüdenscheider Knopfmetall: 20 0 Theile Kupfer, 80 0 Theile Zink.
2L Deutsche Reichskupfermünzen: 95*0 Theile Kupfer, 1 Theil Zink,
4 Theile Zinn.
Mit wachsendem Zinkgehalt wird das Tombak und Messing im AlL
gemeinen heller (gelblich), härter, spröder und schmelzbarer^ mit wachsendem
Kupfergehalte dunkler (röthlichgelb), weicher, feinkörniger, dehnbarer Die Farbe
der Kupfer- Zink -Legierung ist schöner als die des reinen Kupfers. Messing oxydirt
an der I^uft schwerer als Kupfer, ist härter, las st sich im kalten Zustande
hämmern, strecken, walzen, 2U Draht ausziehen und giessen. Es ist im ge-
L schmokenen Zustande w*eit dünnHüssiger als Kupfer und wird beim Erstarren
K^icht wie dieses blasig und porös. Messing mit einem geringen Bleizusatze
^'kann auch auf der Drehbank bearbeitet werden. Gegossenes Messing besitzt
eine krystallinische Bruchtlächc und ist daher sehr spröde; durch Glühen
und Erkaltenlassen, sowie durch Bearbeitung unter Hämmern, Walzen u. s. w.
j lässt sich eine feinkörnige bis faserige Structur und damit eine grosse Ge-
H «chmeidigkeit erzielen.
^ Kupfer-Zink-Legierungen mit hohem Kupfergehalte werden Vorzugspreise zu
I Schmucksachen (z. B. Uhrketten, Brochen u. s. w.), mit mittlerem zu Blech-
waren, mit geringem zu Gusswaren verwendet Aus gegossenem Messing
stellt man Thor- und Thürschilder her» femer Drücker, Oliven, Rollen, Knöpfe,
Gas* and Wasserleitungshähne, Ventile u. s. w., aus gewalztem, gehämmertem
oder getriebenem Messing Aufsalz- und Gelenkbänder, Ofenthüren, Be-
schläge u. s, w.
^» Das Messingblech kommt als Rollmessingblech (Bugmessingblech)
^Rimd als Tafelmessingblech in den Handel. Das Rolle nraessing, das seiner
"Lange nach zusammengerollt wird, ist in Stärken von 0*12 — i)'4 mm, in
Breiten von 0*46^'0T2 m (die dünnsten Bleche haben die grösste Breite)
und in einer durchschnittlichen Länge von 6*0 ^ erhältlich, das Bugmessing
^e nach seiner Dicke verschieden oft in flache Tafeln zusammengebogen,
und zwar die dünnsten Bleche am meisten) in Stärken von 0-^ — ^^1 mm, xw
J
552
Erster Tbeü. Die Haijptstoffc.
Breiten von 0"18— 0*20 w und in Längen von 1 — b'b m, das Tafelmessing
{nicht gerollt und nicht gebogen) in Stärken von 1 — 17 mm^ in Breiten von
0*3— 0't55/w und in verschiedenen Längen, Das dünnste Messingblech ist das
geschlagene Messing (Rausch- oder unechtes Filattgolü); dasselbe besitzt
nur eine Stärke von ^l^^fnm. Messingdraht, geglüht und mit Schwefelsäure
gereinigt licht weich, ungeglüht licht hart genannt» ist in Stärken von
1Ü'1S^0"41) mm käuflich. Man theiit die MessingdräKte ein in Muster-
drahte (his etwa l'h mm Dicke und in 40 — i 8 Nummern vorkommend) und
Scheibendrähte (über Vb mm Dicke und in 18 Nummern vorkommend).
Für Blitzableiter wirtl meistens ein 2 mm starker und siebenfach iusammeth
gedrehter Messingdraht (Nr, 5) genommen.
Messingschrauben werden in Dicken von 3'5^^'5 mm hcrgestdlt
Schmelzpunkt etwa 920^ C, Speci fisch es Gewicht (nach Kar-
marsch) für Messingblech 8'52— 8'62, für Messingdraht H'4Ö— 8'73, für
Gussmessing Über 8'7, für Tombakblech 8'788, für Gusstombak 8'ÜOO, fiir
Tömbakdraht 90(1
Zugfestigkeit (nach Rankinc) für Gussmessing 1270)^^, für A[essin|-
drabt 3450^^ für das Quadratcentimeter. — Druckfestigkeit: ftir Guss-
messing 12b kg für das Quadratccntimeten — Elasticitätsmodul: für
Gussmessing (550000 kg, für Messingdraht lOOOOOO kg für Zug und Druck
unfl 2l)0000| beiiehimgsweise 394800 kg für Schub für das Quadrat ccntnneier»
— Ela stielt ätsgrenze: für Gussmessing 480 X*^', für Messingdraht 1300 4^
für das Quadratcentimeter — Zulässige Inanspruchnahme für das
Quadratcentimeter: für Gussmessing 2b(} kg, für Messingdraht 700,1^ bd
Zug und 200, beziehungsweise 500 kg bei Schub. Maximummetall besit«l
eine Zugfestigkeit von etwa 12000 kg für das Quadratcentimeter bei 47 — b\\
Dehnung,
Zum Poliren des Messings benutzt man ein Gemenge von Kreide tmd
Schwefel oder eine Mischung von Wasser und Ochsengalle oder Weinstein,
zum Mattiren Alaun oder Weinstein in kochender Losung oder Salmiak-
geist, zur Erzeugung eines dunkelgrauen Tones eine Losung von arseniger
Säure in Salzsäure oder von Aetzsublimat und Essig, in welche man das
Messing eintaucht, oder Graphit, mit dem man das Metall einreibt, zum
Färben eine Lösimg von Bleioxyd, Kali und rothem BlutlaugensaJz; im
kalten Zustande giebt diese Lösung dem eingetauchten Messing eine Gold-
farbe^ auf 40 — 50" C erwärmt eine dunkelbraune Farbe, Intarsi ' ' he
F'iguren werden auf Messingflächen erzeugt, wenn man die Za :n
mittelst irgend einer Fettfarbe aufträgt, dann mittelst einer entsprc eilenden
Lösung auf dem freien Metalle eine Plathi- oder Silbenschicht herstellt, die
Farbe entfernt, das Messing in ein Bad von Eisenchlorid oder Kupferchlorid
bringt, nach Vollendung der Aetzung imd Färbung das Messing dem Sonnen*
lichte aussetzt, um einen möglichst intensiv matten Farbenton zu erhalten,
endlich die Platin- oder Silberschicht mittelst Schmirgel abreibt, \S\\\ man
eine blanke Zeichnung auf dunklem Grunde erhallen, so wird das Aetzen
gleich nach dem Auftragen i\QT Farbe vorgenommen und nachher die Farbe
entfernt. (Siehe Gotigetreu, »Baumaterialien«. 1881, Bd. II, S. 153 u. \hi.)
Zum Schutze gegen Grünspan erhält da^ Gussmessing einen Anstrich
mit Lack, Firni^s oder Lasurfarbe, auch kann man dasselbe vcrgoldeni vc^
silbern, verzinnen oder vernickeln.
VieTtes CftpUel. Die Metall
553
^Cgteruntren von Kupfer und Zinn, sowie von Kupfer, Zinn
und Zink u, s, w.
L Glockenbronae für Hausglocken: 70 Theile Kupfer 20 Theile Zinn.
2. Desgleichen für Tburmsrlocken: 78 Theile Ktiijfer, 22 Theile Zinn.
3* Desgleichen für Uhrglocken: 7Ö Theile Kupfer, 25 Theile Zinn.
4. Gong-GoniT. (Tarn- ram-) Metall : 80 Theile Kupfer, 20 Theile Zinn.
5. Desgleichen; 78 Theile Kupfer, 22 Theile Zinn.
6. Kanonenmetall: 91 Theile Kupfer, 9 Theile Zinn.
7. Desgleichen: 90 Theile Kupfer, 10 Theile Zinn.
8» Statuenbronxe: 93 Theile Kupfer. 4 Theile Zinn, 1 Theil Zink,
?ile Blei-
9. Desgleichen: 86 Theile Kujifer, 4 Theile Zinn. 10 Theile Zink.
10. Desgleichen: 84 Theile Kupfer, 2 Theile Zinti, 11 'Hieile Zink,
iile Blei.
11. Desgleichen: 75 Theile Kupfer, 3 Theile Zinn, 20 Theile Zink,
yle Blei.
12. Desgleichen: 73 Theile Kupfer, 8*8 Theile Zinn, 18"2 Theile Zink*
13. Bronze zu Schiffsjjlech: V^55 Theile Kupfer, 4f* Theile Zinn.
14. Desgleichen: 94'5 Theile Kupfer, 5'5 Theile Zinn.
15- Spiegelmetall: ()5*4 Theile Kupfer. 32' 6 Theile Zinn, 2 Theile Nickel.
lÖ. Desgleichen: 654 Theile Kupfer, 32'6 Theile Zinn, 2 Theile Arsen.
17. Mei^laillenbronze: VM> Theile Kupfer» 10 Theile Zinn.
18- Desgleichen: 98 Theile Kupfer, 2 Theile Zinn.
19. Desgleichen: 95 Theile Kupfer, 5 Theile Zinn.
20* Maschinenbronze: 85 Theile Kupfer, 13 Theile Zinn, 2 Theile Zink.
21. Desgleichen: 84 Theile Kupfer, 8 Theile Zinn. 4 Theile Zink,
?ne Blei.
22. Desgleichen: 90 Theile Kupfer, 4 Theile Zinn, 6 Theile Zink.
23. Desgleichen: 88'5 i^heile Kupfer, 2a l'heile Zinn, 9 Theile Zink.
24- Nonnalmassstabe: 82 Theile Kupfer, 13 l'heile Zinn, 5 Theile Zink,
2b. Phosphorbronze: 9025 Theile Kupfer, 9 Theile Zinn, 075 Theile
ihor (im Mittel),
26, Antike Bronze: 18 Theile Kupfer, 12 Theile Zinn (auch 4 Theile
pfer und 1 Theil Zinn).
27» Französische Fünf- und Zehn*Centimes-Stücke : 95 Theile Kupfer
Theile Zinn, l Theil Zink.
Bronze ist härter als Kupfer» politurfähiger und leichter schmelzbar; sie
[itxl eine ausgezeichnete Gussfähigkeit, gxosse Dehnbarkeit und eine rothgelbe
weisse Farbe. Die Härte wächst mit zunehmender Zinnmenge» die Zähig-
mit abnehmender Kupfermenge Die Härte wird bei einem Zinngehalte
SfS^/t, so bedeutend, dass das Metall von einer Feile nicht mehr an-
prifi'en wird. Die Dehnbarkeit ist bei einem Zinngehalte von weniger als
noch sehr hoch, nimmt mit wachsendem Zinngehalt allmälig ab, erreicht
50% ^iw" ihren geringsten Werth und steigt von da ab wieder. Wird
bende Bronze in kaltes Wasser getaucht, so wird sie geschtneidiger und
imerbar. Bei langsamer Abkühlung findet (wie oben bemerkt) eine Ent-
chung 5tatt, indem sich eine zinnärmere und schwer schmelzbare Masse
einer sinnreicheren absondert. Gute Bronze hat eiTNew t^svevt ¥A^tv^^
&54
Erster THeil. Die Haoplstoffe.
einen femköniigen Bruch, ist dünnflüssig und dringt in die feinsten Ycr-
tiefungen der Form ein; sie besitzt eine grosse Festigkeit und nimmt» der Luft
und Feuchtigkeit ausgesetzt, allmälig eine schön grünfarbige Kruste (Palini)
an, welche das Metall gegen weitere Oxydation schützt. Eine künstlicb«
Patina kann man auf Bronze dadurch erzeugen^ dass man das Metall mit
Ammoniak Wasser wäscht, trocknet, mit Dampf erwärmt und mit Fett über-
zieht. Den durch Rauch von Kohlenfeuerungen hervorgerufenen schwanen
Ueberzug der Bronzedenkmäler (namentlich in Fabrikstadten) beseitigt man
durch sorgfaltige Behandlung der Bronze mit Kalilauge, Dieses Verfahren ist
alle zwei bis fünf Jahre zu wiederholen, doch wird hierdurch das Metall mit
der Zeit angegriffen.
Zum Putzen der Bronze braucht man Seifensiederlaugc; nach dem
Abwaschet! vnid dann die Bronze mit Kleie oder Sägespänen trocken
gerieben.
Man verwendet die Bronze, wie aus obenstehender Tabelle ersichtlich
ist, zur Herstellung von Glocken, Kanonen, Statuen, Medaillen, Maschinen-
theilen u. s, w., ferner zu Trepi)engeländem, freitragenden Treppenstufen,
Säulen und Kandelabern, Brunnen und Denkmälern, Bolzen untl Ankern,
Telephon- und Telegraphenleitungen (Drähte von 0*9 — 4'5 mm Stärke) u. s, w.
Schmelzpunkt: 1:^110 — 1300^' C — Specifisches Gewicht: Glockoh
metall 8'7 — 9'1, Kanonenmetall 8'8, Medaillenbronze 8'78, Spiegelmetall K'6.
^ Zugfestigkeit: 2250 — 3785 4'^, bei alter Bronze (aus 4 Theilen Kupfer
und 1 Theil Zinn) 3340 ^.j^ für das Quadratcentimeter — £lasticitäts-
modul: beim Glockenmetall 320000 ^j?-, beim Kanonenmetall ti96lXK) /t^ für
das Quadratcentimeter für Zug und Druck. — Zulässige Inansjjruch-
nahme für das Quadratcentimeter: etwa 300 ^^ auf Zug,
Die durch grosse Härte, Festigkeit, Elasticität, Giessbarkeit u. >, «-
sich auszeichnende Phosphorbronze hat einen stahlartigen Bruch, schmilrt
bei 800—1300" C und besitzt eine Zugfestigkeit von 3300— 5000 it^e im
gegossenen Zustande und als ungeglühter Draht eine solche von ÖÜOO— 8000
(nach Kirkaldy bis 112tK))^^ für das Quadratcentimeter. Der F^lasticitäls-
modul beträgt für Zug und Druck 95000t U^ und für Schub 38001 K> ^- für
das Quadratcentimeter; die Elasticitätsgrenze 1300 ^^ für das Quadrat-
centimeter lur Zug; die zulässige Inansiiruchnahme für Zug bei der
gegossenen Bronze 750 kg^ beim geglühten Draht 1800 ^'g für das Quadrat-
centimeter. Durch Höherlegen der Elasticitätsgrenze durch mechanische Mittel
lässt sich die zulässige Inanspruchnahme auf das Doppelte bringen.
Die von Uchatius erfundene und hauptsächlich zu Geschützen in
Oesterreich-Ungam benutzte Stahlbronze besteht aus Kanonenmetall, das
m eine dickwandige, gusseisenie Coquille gegossen, dadurch schnell abgekühlt
und dann kalt durch Walzen gestreckt wird, wodurch es dieselben vorzüg-
lichen Eigenschaften wie Phosphorbronze, d. h. eine dem Stahl ähnliche
Festigkeit, F^lasticität und Härte erlangt.
Zu Telephon- und Telegraphcnlcitungen dient für grosse Entfemiiogen
Bronzedraht (mit öU — 98% der Leitungsfähigkeit des Kupfers und je
nach der Stärke mit einer Zugfestigkeit von 4000— 7 1 00 ^^f für das Quadrat-
centimeter), für Stadtleitungeiv und auch aU Seele für Tiefseekabel, Siliciuin-
bronzedraht (mit 30 — 40% der Leitunt^sfähigkeit des Kupfers und einer
Zugfestigkeit von 6500 — 8500^^ filr das Quadratcentimeter), Doiipelbronze
Viertes CapiteK Die Metalle.
555
draht aus einer Alumini um bronzeseele mit KupfenimhüUung (mit 69**/o der
Leitungsfähigkeit des Kupfers und 7000 ^^ Zugfestie^keit für das Quadrat-
^ntimeter) und Compounddraht aus einer Stahlseete mit Bronzeiunbüilung»
w der Herstellung der Bronze wird zuerst das Kupfer geschmolzen, dann
Zinn und von letzterem dem Kupfer etwas mehr zugesetzt, als in der
tigen Legierung enthalten sein soll.
Bronzefarben siehe § '^6b.
C Legierungen von Kupfer, Zink und Nickel
L Gewöhnliches Neusilber: 55 Theüe Kupfer, 25 Theile Zink, 20 Theile
Sckd.
2. Chinesisches Neusilber: 26"4 Theile Kupfer, 36*8 Theile Zink,
r8 Theile Nickel
d. Chinesisches Gussneusilber: 45*7 Theile Kupfer, 36'9 Theile Zink,
17*4 Theile Nickel
14. Berliner Neusilber, beste Sorte: 52 Theile Kupfer, 26 Theile Zink,
i Theile Nickel
5. Berliner Neusilber, mittlere Sorte: 59 Theile Kupfer, 30 Theile
uk, 11 Theile Nickel
6. Berliner Neusilber, dritte Sorte: 63 Theile Kupfer, 31 Theile Zink,
A Theile Nickel.
H 7, Wiener Alfenide: 50 Theile Kupfer, 25 Theile Zink, 25 Theile Nickel
■ 8. Wiener Alpaka: 60 Theile Kupfer, 20 Theile Zink, 20 Theile Nickel
■ 9. Alfenide: ÖO Theile Kupfer, 25 Theile Zink, 25 Theile Nickel,
1 Theil Eisen,
10. AUenide: 60 Theile Kupfer, 30 Theile Zink, 9-5 Theile Nickel
Diese Legierungen sind gegen die Einwirkungen von Luft und Wasser,
^urie von Säuren widerstandsfähiger als Messing und Tombak und bleiben
icr längere Zeit als diese glänzend, auch ist ihre Härte etwas grösser.
sind dehnbar, ausgezeichnet politurfähig und bei einem Nickelgehalt von
va 25% silberwciss. Galvanisch versilbert oder mit Silber plattirt, kann
%n sie von echtem Silber kaum unterscheiden. Man stellt aus ihnen ausser
tifJeln, Messern und Gabeln auch Gusswaren mannigfacher Art, getriebene
rbciten, Bleche u. s. w. her. Beim Zusammenschmelzen der Metalle wird oben
unten etwas Kupfer ausgebreitet, auf das Metallbad Kohlenpulver gestreut,
Masse der Weissglühhitze ausgesetzt, während des Schmelzens tüchtig
ngerührt und schliesslich zwischen erwärmte Eisenplattcn gegossen.
Specifisches Gewicht: H'4 — 8'7. Zugfestigkeit: für das gegossene
i?tall 5150 kg, flir hart gezogenen Draht 7200— «000 kg, fUr ausgeglühten
raht 5200 kg für das Quadratcentimeten
D. Legierungen von Zinn mit Blei, Antimon und dergleichen,
L Vierstempelig: 32 Theile Zinu, I TheÜ Blei.
2. Drei.stempelig: 5 Theile Zmn, 1 Theil Blei.
a Fünfpfüudig: 4 Theile Zinn, 1 Theil Blei.
4- V'ierpfÜjidig: 3 Theüe Zinn, 1 Theil Blei.
5, Zwcistempelig; 2 Theile Zinn, 1 Theil Blei.
l
556
Erster Theil. Die Hauptstoffc.
6. Zweipfündig: 1 Theil Zinn, 1 Theil Blei.
7. Zinnbrillanten (Fahluner Diamanten): 60 Theile Zinn, 40 Theile Blei
8. Britanniametall: 85-6 Theile Zinn, 10-4 Theile Antimon, 1 Theil
Kupfer, 3 Theile Zink.
9. Britanniametall: 91 Theile Zinn, 7 Theile Antimon, l'ö Theile Kupfer,
0-5 Theile Nickel.
10. Britanniametall: 85*5 Theile Zinn, 14"5 Theile Antimon.
11. Britanniametall zu Theekannen, Löffeln u. s. w.: 67*53 Theile Zinn,
17 Theile Antimon, 3*26 Theile Kupfer, 8*94 Theile Zink.
12. Weissguss für Zapfenlager: 83*5 Theile Zinn, 16*5 Antimon.
13. Weissguss für Zapfenlager: 42 Theile Zinn, 42 Theile Blei,
16 Theile Antimon.
14. Weissguss für Locomotivachsenlager: 83 Theile Zinn, 11 Theile
Antimon, 6 Theile Kupfer.
15. Weissguss für Kolbenringe: 78 Theile Zinn, 16 Theile Antimon,
6 Theile Kupfer.
16. Weissguss für Percussionszündröhren: 52 Theile Zinn, 38 Theile
Blei, 10 Theile Antimon.
17. Pewter: 50 Theile Zinn, 4 Theile Antimon,
1 Theil Wismuth. ^
18. Kattundruckformen: 33*3 Theile Zinn, 15*98 Theile
Theile Wismuth.
Das Britanniametall besitzt eine grössere Härte wie Zinn, eine sehr
hohe Politurfähigkeit, eine bläulich-weisse Farbe, liefert sehr scharfe Abgüsse
und wird zu Gusswaren (z. B. Tischglocken) und zu Blechen (Platten)
verarbeitet, sowie oftmals galvanisch versilbert. Sein specifisches Gewicht ist
7-32— 7-36.
Um Zinn geschmeidiger, giessfähiger und billiger zu machen, wird es
stets mit Blei legiert. Für Teller und Speiseschüsseln darf der Bleizusatz nicht
zu gross gewählt werden (unter 307o)» ^^'^^^ sonst Bleivergiftungen hervor-
gerufen werden können.
1 Theil Kupfer,
Blei, 33*3
Viertes CapiieL Die Melalle,
557
färbe, eine Zugfestigkeit von 5130 kg (nach Anderson), eine Druckfestigkeit
9280 kg für das Quadrate entimet er, die grösste Widerstandsfähigkeit
^en Oxydation von allen Legierungen, ist ein schlechter Leiter der Elektricität,
st sich leicht walzen, ziehen und im kalten Zustande schmieden und wird
Herstellung von Kanonen, Panzeq^latten, Kesselblech, Lagern u, s. w»,
sowie in Cellulose- und Papierfabriken zu allen Theilen der Sulfitkesseln,
Holländer u- s. w. vcn\^endet Es besitzt im Allgemeinen die Arbeits
Kenschaften des Messings und liefert von allen Legierungen die besten
5. Deltametall aus Kupfer, Zink und wenig (etwa 17^%) i^
tiendem Zink aufgelöstem Eisen. Dcltametall besitzt die Zähigkeit des
thmiedeeisens, die Festigkeit des Stahles und eine dem Gold ähnliche Farbe*
Uefert vorzügliche Güsse, widersteht sehr kräftig den Angriffen der Säuren
und überzieht sich weder mit Rost, noch mit Grünspan. Es dient zur Herstellung
an Schiftsbeschlägen, Schiffsschrauben, Maschinentheilen, Drähten, auch zu
ausgeräthen und Werkzeugen, zu Wassermessem u. s. w, und ist in allen
j Fällen mit Vortheil zu verwenden, wo Eisen und Stahl wegen
iier Einwirkungen nicht benutzt werden können. Man kann es heiss
ad kalt walzen, zu Draht ausziehen, in der Dunkel rothglühhitze leicht
lieden, ausstanzen und pressen.
Schmelzpunkt: 950^ C — Specifisches Gewicht: 8'6. —Zugfestigkeit:
gegossenen DeUametall 3400 — 3600 kg, beim gewalzten 5fi00 — 6500 kg^
eini Draht i*8C)0 kg für das Quadratcentimeter ; Druckfestigkeit: 9540 kg
für das Quadratcentimeter; Dehnimg: 12*5%; Querschnittsverminderung beim
Zcrreissen: 17 '4%; Elasticitätsgrenze : bis 2220 kg für das Quadrat-
centimeter.
6. Doppelmetall (Bimetall), eine Legierung von Kupfer und Stahl,
welche l^/^mal grössere Festigkeit als Kupferblech besitzt, sich treiben,
inzen, punzen, drehen, hobeln, feilen und bis zur Papierdünne aus-
sen lässt.
7. Sterrometall aus 54 Theilen Kupfer, 40 Theilen Zink und 6 Theilen
^mangan, (Siehe auch unter A^ 15.)
8. Cupromangan (von L. Biermann in Hannover) aus 74'5 Theilen
tüpfeJi 25 Theilen Mangan und 0*5 Theilen Zinn. W^enn man von dieser
[ierung S^/a^/o einer gewöhnUchen Bronze hinzumischt, so erhält man eine
ir feste, zähe und harte, in Rothglühhitze schmiedbare, zu Stäben und
Sechen auswalzbare, zur Herstellung von Röhren und Draht gut geeignete
fanganbronze von sehr feinkörniger und sehr gl e ich m äs siger Besc haften heit
9. Kupferamalgam (Metallkitt) aus 30 Theilen Kupfer und
Theilen Quecksilber; eine weiche, nach einigen Stunden erhärtende, zum
(itten von Metallen und Zähnen verwendete Masse.
10. Sickerloth aus 63 Theilen Zinn und 37 Theilen Blei,
11. Weich loth (Schnellolh) für leicht schmelzbares, bleihaltiges Zinn,
1^ — 4 Theilen Zü>n» 1 — 4 Theilen Bki und l — 2 (auch 8) Theilen
rismuth (\^'isinuthloth),
12* W'cichlolh für verzinntes Eisenblech, Kupfer, Messing, Zinn, Zink,
a. 8» w^ aus 1^3 Theilen Zinn und 1^ — 3 Theilen Blei,
55ö
Erster Theil. Die HauptstoHe.
18. Hartloth (Strengloth» Schlagloth) für Messing, Kupfer, Eisen
und Stahl aus Zintt, Zink, Messing und auch Kupfer in verschiedeneö
Mischungen, z. B. aus 1 Theil Zinn, 4 — 7 Theilcn Zink und 1^ Theilcn
Messing^ oder aus 10 Theilen Zinn, 4 Theilen Messing und 6 Theilen Kupfer
u. s. w.
14. Nickelmünzen aus 75 Theilcn Kupfer und 25 Theilen Nickel
15. Silbermünzen aus 90 Theilen Silber und 10 Theilen Kupfer.
16. Goldmünzen aus 90 Theilen Gold und 10 Theilen Kupfer,
(Bemerkung: In den vorstehenden Aufzälilungen der verschiedenen
Legierungen bedeuten die Theile stets Gewichtst heile.)
Nachtrag zu § lüO.
Nach vollendetem Druck dieses Bandes gingen dem Verfasser noch
mehrere Beschreibungen und Gutachten über neue, erst kürzlich durch Patente
geschützte Verfahren zur Herstellung künstlicher Bausteine zu. Es
würde zu weit führen, alle diese Verfahren hier zu beschreiben; der Ver-
fasser begnügt sich daher mit dem Referate über drei Baustoffe, welche d&s
Interesse der Fachleute sicherlich erw^ ecken iv erden,
IL Papyrolith von Paul Becker in Löbtau-Dresdcn und
C und E. Mahla in Nürnberg.
Dieser Stoff besteht aus einer chemischen Zusammensetzung voa
Mineralien (Magnesiacement) und Sägemehl Er kommt in pulverförmigem
Zustande in den Handel oder in Form von naturfarbenen oder parkettartig
gemusterten oder bunten Platten, die aus der Mischung unter einem sehr
hohen Druck mittelst hydraulischer Presse und in Grössen bis m eincfn
Quadratmeter hergestellt werden.
Die Papyrolithmasse erhärtet durch natürliche Verbindung mit dem
Sauerstoff der Luft. Sie soll widerstandsfähig gegen die Einwirkung vcm
Nässe, feuerbeständig, schalldämpfend, zähe und elastisch sein und — nach
der Versicherung der Fabnkanten — binnen 4 — 5 Tagen ohne künstliches
Trocknen eine so grosse Festigkeit und Widerstandsfähigkeit erlangen, dass
sie sogar befahren werden kann.
Papyrolith wird zum Belegen von Fussböden empfohlen, die stark
begangen werden oder dem Einflüsse der Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Bei
der Herstellung des Fussbodenbelages wird die in verschiedenen Farben.-
tönen erhältliche pulverförmige Masse an Ort und Stelle für den Gebrauch
fertiggestellt imd etwa 15 — 20 mm hoch auf die Holzunterlage (beziehungs-
weise auf das Ziegelpflaster oder auf die Betondecke u, s. w.) aufgetragen
und wie Gips- oder Cementestrich weiter verarbeitet Man soll dann
einen fusswarmen, staubfreien, schwanunsicheren, wasserundun ' ' n und
elastischen Fussböden erhalten» in welchem sich weder Ur noch
Bakterien festsetzen können. Wegen dieser guten Eigenschafleu uitd wegcu
seiner Fugenlosigkeit kann der Papyrolithbelag etwa mit dem Linoleuml'tlai:
auf eine gleiche Stufe gestellt werden. Vor dem Austrocknen, bczit
weise vor der Erhärtung muss die frisch aufgetragene Masse vor f
und Schnee geschützt werden. Da PapyroUth mit dem seillichen Maui
Viertes CapUeL Die MeUlle.
55$
fernen vollständig dichten Abschluss bilden soll, so lässt sich diese Masse
kuch zur Herstellung von Wandbekleidungen verwenden.
Sowohl Rir Fussböden als auch zum Belegen von Treppenstufen und
[IVandcn u. s. w, werden auch die Fapyrolith-Platten empfohlen, welche
iieselben Eigenschaften wie die pulver förmige Masse besitzen, vor dieser
iber den Vorzug haben, dass man die aus ihnen hergestellten Beläge sofort
liach ihrer Fertigstellung in Benutzung nehmen kann; freilich liefern sie
Iceinen fugenlosen Belag.
12. Kunststeinmasse Papyristit (Papierstein) von Fritz Gehre
In Zürich 11^ Lavaterstrasse 6,
Eine ähnliche Masse w*ie Papyrolith stellt der aus vegetabilisch -minerali-
dhcn Stoffen bereitete Papicrstcin dar» welcher in Pulverform oder als
lüssigkeit zum Versandt kommt und ebenfalls zu fugenlosen Fussböden,
Vändcn und Dächern (unter Benutzung von Eisenconstructionen oder Ccment-
iielen) empfohlen wird. Papyristit besitzt dieselben Eigenschaften wie Papyrolith,
)ie Papiersteinmasse ist sehr leicht, da sie nur 18—25 kg für das Quadrat-
[leter wiegt, und soll volumenbeständig sein. Bestätigt sich dies, so würde
Papyristit einen verbesserten Magnesiacement darstellen. Dieser Stoff
[)U weder durch grosse Hitze (z. B. bei Verwendung in den Tropen)» noch
iurch starken Frost angegriffen werden; kurz vor Eintritt des F'rostwetters
"öass gewordene Papyristil-Dächer sollen keine Risse erhalten haben.
|r>ie Masse wird wie Cement aufgetragen und nach ihrer Erhärtung
(wie Terrazzoboden) und durch ( )elen oder Bohnen (wie
1 »den) in Stand gehalten. Zur Reinhaltung des Belages genügt
^n Abwaschen desselben mit feuchten Lappen.
I Papyristit soll allen basischen Säuren widerstehen und von mineralischen
iSätiren concentririer Form nur langsam stark angegriffen werden. Petroleum
und Oel sollen den Belag nach beendetem Schleifen nicht mehr ungünstig
, beeinflussen,
^B Für 10 — 12 Quadratmeter Boden-, Wand- oder Dachfläche sind etwa
^■^00 i^ Masse erforderlich, wenn dieselbe etwa 10 mm dick aufgetragen
^Krird. Das Verlegen des Papyristit geschieht sehr schnell, da ein geschickter
^"Arbeiter täglich 10 — 15 Quadratmeter Belag fertigzustellen vermag.
13- Kunststein und künstlicher Marmor von L. A. Garchey
in Dcmi-Lune bei Lyon,
Glas» welches möglichst viel Soda und Kalk enthält, wird pulverisirt
and mit (vom Erfinder verheimlichten) Stoffen innig gemischt, die in beliebiger
k'cise geÜLrbt w^erden können. Dieses Gemenge wird in einer mit Sand, Kalk
s. w. ausgekleideten, dem gewünschten Steinformat entsprechend gestalteten,
fcisertjen Form, deren bew*eglicher Boden einem starken Druck zu widerstehen
^-crmag, zunächst langsam erhitzt, bis fast der Schmelzpunkt des fjlases
reicht und letzteres entglast ist. Dann wird die Erhitzimg bis zum Flüssig-
werden der Glasmasse forlgesetzt und hierauf die dickflüssige Masse mittelst
rtner hydraulischen Presse xu einer festen Masse umgewandelt Der Stern
nun aus der Form herausgenommen und endlich zum zweiten Male
til. Er soll dann eine grosse Festigkeit und Widerstandsfähigkeit besitzen.
Soll künstlicher Marmor hergestellt werden, so streut man auf die
Masse, nachdem sie durch langsame Erhit/.uug entglast worden ist, Glasstücke^
welche der gewünschten Marmorining entsprechend gefärbt sind. Bei der
560
Erster The iL Die Haüpt^toffe.
weiteren ErhitxuTig der Steinmasse kommen diese Gla.sstücke zum Schmelzen
und fliessen dann auf der Oberfläche des Steines hin und her, hierbei die
Adern, Streifen und Wolken des Marmors erzeugend.
Nachtrag zu § 142.
Seitens des geschäftsführenden Ausschusses des Innungsverbandes
Deutscher Baugewerksmeister ist am 30, April 1898 an die Hok-
industriellen Deutschlands ein Schreiben versandt worden, in welchem auf
die von den Behörden der meisten Bundesstaaten kürzlich genehmigte Ein-
führung der Normalprofile für Bauhölzer hingewiesen wird. Für letztere
sind die nachfolgenden Tabellen massgebend,
Tabeüe für Normalprofile in Centimetern,
10
12
U
m
ib
2Ü
22
24
28
30
8/8
8/10
10/10
10/12
12/12
10/14
12/U
14/14
12/16
14/16
16/16
14/18
16/18
18/18
14/20
16/20
18/5Ä)
20/20
16/22
18/22
20/22
lS/24
20^24
Ußi
20/26 I 22/^^ ■ 2i!m
24/26
26/26
Tabelle für Schnitthölzer,
(Bretter^ Bohlen, Pfosten, Latten,)
In Längen von: 3-50, 4-00, 4^50, 5-00, 5^50, 6'00, 7 '00 und 8"00 Metern
In Stärken von: 15, 20, 2b, 30, 35, 40, 45, 60, 60, 70, 80, 90, 100, m
und 150 Millimetern.
Besäumte Bretter in Breiten von Centimeter zu Centimeter steigend*
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Fig. 17.
Fig, 1.^, Fig. 19. Fig. 2U. Fig. 22, Fig. 2b.
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Fig. sa.
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HANDBUCH
DER
BAUSTOFFLEHRE.
ZWEITER BAND.
HANDBUCH
DER
BAUSTOFFLEHRE.
FÜR ARCHITEKTEN, INGENIEURE
UND GEWERBETREIBENDE SOWIE FÜR SCHÜLER
TECHNISCHER LEHRANSTALTEN
BEARBEITET
RICHARD KRÜGER.
IN ZWEI BÄNDEN MIT 443 ABBILDUNGEN.
ZWEITER BAND.
WIEN. PEST. LEIPZIG.
A. HARTLEBEN'S VERLAG
1899.
(ALLE RECIITK VUKHEHAi.TKN.)
THE
NEW YORK
PUP.
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Inhalts- Verzeichniss des zweiten Bandes.
Inhalts-Verzeichniss des zweiten Bandes.
ZWEITER THEIL.
Die Verbindungsstoffe.
Seite
Erklärung 1
Erstes Capitel.
Die Mörtel.
Eintheilung 1
A, Die Luftmörtel.
I. Der Lehmmörtel 2
Der Kalkmörtel.
Einleitung .... . . 4
Das Brennen des Kalkes 5
Eigenschaften des gebrannten Kalkes (Aetzkalkes) 11
Löschen des gebrannten Kalkes 12
Die Mörtelbereitung 15
Erhärtung und Festigkeit des Kalkmörtels. — Mauerfrass 20
Weitere Verwendungen des gebrannten Kalkes 22
. Der Gypsmörtel.
Einleitung. — Eigenschaften des Gypses 25
Das Brennen des Gypses 26
Beschleunigung und Verzögerung des Erhärtens 31
Verschiedenes 33
rwendungen des Gypses.
Gypsmörtel und Gypsputz 33
Gypsbeton, Gypsgussmauerwerk, Gypsgesimsc, künstliche Steine 35
Gypsstuck 36
Gypsmarmor (künstlicher Marmor) 41
Gypsguss mit oder ohne Rohrgewebe-Einlagen 42
Marmorcement 44
Gyps-Estrich 44
Gypsdielen oder Schilfbretter 46
Spreutafeln und Holzseilbretter 50
Kabitzwändc 51
Verschiedenes 52
B, Die WassermörteL
Einleitung 52
Kalkmörtel mit hydraulischen Zuschlägen 59
Hydraulischer Kalk 66
Der Romancement *\Ä
VI
Inhalts-VerEcicfmiss des £weitcn Bande».
§ 218. Der ScblAcken- oder PuEEOlanccmcnt ,-,,.....*..,. ^*
9 219. Der Portbadcemeot .*.,,. ^6
§ 22*). Prüfung des Porti aridccraenles ..,',..,,,.,.,.,,... Bfl
§ 22L Prüfunjjs-Gcrälhschäflen * . . ^
§ 292. Eigen schuften des Portlandceineatcs . . ♦ * ,...-. S*^
5 223, Mörtelbereitung ... .,,.....,,...,.. , - . ■ 1<*1
ä 224. Der Ceraent'Kalk-Möftel ....,....*......,.. 1®
§ 225. Verschiedene andere Cemente .*....,.,,,, * 1^
Verwcndtingen der liydraulischen BindemitteL
g 22ß. Portlandcementmcirtel %Mm. Vermauern üjid VerpUlÄca ,*...► » ^J
g 2Jl2?. Herstellung von Estriclien, Platten und Fliesen »^ • ' ' ^11
^ 228. Cementdiclcn und Ccmentsts^ken ...< ^ ».,,.•«. ^^
^ 529. Künsiliclie Bausteine und Orßantentc ......,*, ^, u 1*^
§ 23IJ. CcmeBtrfibrcD , , . 1^
§ 231* Monier's Bauweise * . . . , . , . , , 1^^
g 232, Verschiedene weitere Anwendangeo ,...*..,...,, I*^
Selon (Grobmörtel» Concrei).
§ 233, Bestandtheile, MischungsvcrliaUnissc, Festigkeiten *.*._.* . , 1^
§ 234. Bereitung des Betoos ..,,,,. - ■ ^ |
% 235, Verwendungen des Betons ,.*,.,,.... .,.*.... ^^
§ 236. Feuerfetter Mörtel .............. ,.....,,,. 1**
Zweites CsipiteL
Asphalt und Kitte,
§ 237.
§ 238.
Der Asphalt
Die Kitte .
DRITTER THEIL,
Die Neben- oder HilfestoITe*
Erstes Capitcl.
Das Glas und das Wasserglas.
Inhalts- Verzeichniss des zweiten Bandes. Vll
Seite
Bie Farbstoffe (Pigmente).
3. Einthcilung 218
4. Mineralfarben (Erd- und Metallfarben) 219
5. Pflanzen- und Saftfarben 236
►6. Thierische Farbstoffe 245
n, Theerfarbstoffe 248
Anstriche.
8. Allgemeines 249
9. Oelfarbenanstriche 250
0. Leimfarbenanstriche 266
il. Wasserfarbenanstriche 258
'2. Kalk-, Kasein- und Blutfarbenanstriche 259
3. Wachsfarben- und Wachsleimfarbenanstrichc ...... 260
4. Sonstige Anstriche 261
5. Bronziren, Vergolden u. s. w 265
^6. Die Firnisse 268
Drittes Capitel.
Kautschuk und Guttapercha.
)7. Das Kautschuk 274
)8. Die Guttapercha 278
Viertes Capitel.
:hpappe, Holzcement, Wasserdichte Leinwand, Linoleum, Korkplatten,
Asbestgewebe, Unterlagsiilzplatten, Tapeten.
59. Die Dach- und Steinpappe und ihre Ersatzstoffe 281
fO. Asbestpapier, Asbestleinen Asbestplatten mit Metalleinlagc 287
?1. Unterlagsfilzplatten 290
12. Der Holzcement 290
?3. Wasserdichte Leinwand und ähnliche Stoffe 291
f4. Linoleum und Korkplalten 293
fo. Tapeten 297
Fünftes Capitel.
Hanf, Taue, Seile, Stricke, Stroh, Rohr und Moos.
'6. Hanf, Taue, Seile und Stricke 301
7. Stroh, Rohr und Moos 306
rcgister 311
:kfchlerverzeichniss 337
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe. — Erstes Capitel. Die Mörtel.
ZWEITER THEIL.
Die Verbindungsstoffe.
§ 189. Erklärung.
Unter Verbindungsstoffen versteht man teigartige, knetbare, in kürzerer
tT längerer Zeit erhärtende Massen, welche die Fähigkeiten besitzen, an
genständen fest zu haften und einzelne Körper gleicher oder verschiedener
t, theils durch ihre Adhäsionskraft, theils auch dadurch, dass sie mit
1 Körpern eine chemische Verbindung eingehen, zu einem Ganzen zu
einigen.
In der Technik rechnet man zu den Verbindungsstoifen : die Mörtel,
1 Asphalt und die Kitte.
In den nachfolgenden Paragraphen sollen nicht nur diese, sondern
-h diejenigen künstlichen Baustoffe besprochen werden, welche der Haupt-
he nach aus diesen Verbindungsstoffen hergestellt werden und nicht
*eits im Vorhergehenden zur Besprechung gelangten.
Erstes Capitel.
Die Mörtel.*)
§ 190. Eintheilung.
Die Mörtel dienen als Bindemittel bei Herstellung von Mauerwerk und
ti Verputzen, sowie zur Bereitung künstlicher Baustoffe.
Man imterscheidet hauptsächlich zwei Arten von Mörteln, nämlich
ft- und Wassermörtel. Die Luftmörtel erhärten nur an der Luft, nicht
•r unter Wasser. Zu ihnen gehören: Lehmmörtel, Kalkmörtel und
*) Benutzte Werke: Gottpjetreu, »Baumaterialien«, Berlin 1881, 3. Aufl.
II, S. 227 — 387. — F. Fischer, »Handbuch der chemischen Technologie«,
P«ig 1883. — W. Michaelis, »Die hydraulischen Mörtel u. s. w.«, Leipzig 1869.
I>erselbe, »Zur Beurtheilung des Cementes«, Berlin 187<>. — »Handbuch der
chitcktur«, Dannstadt 1895, Th. I, Bd. I, S. 12G— 187. — F. Neumann, »Kalk,
^s, Cement«, Weimar 1886, 5. Aufl. — Hüttmann, »Der Gypser als Cementirer,
'eher und Stuccateur«, Weimar 1886. — Dr. Mothes, »Illustrirtes Baulexikon«,
Pzig 1883, 4. Aufl. — Ed. Uhlenhuth, »Anleitung zum Formen und Giessen«,
^u 1886, 2. Aufl. — »Der Portlandccment und seine Anwendung im
Q Wesen«, Berlin 1892. (Im Auftrage des »Vereines Deutscher Portlandcement-
>iikantenc bearbeitet). — Viele Zeitschriften (im Text vermerkt), Patentschriften und
^Schüren von Fabrikanten, — u. s. w.
KrSger, Handbuch dn- BaustofHehrc. Band II. ^
Iä Zweiler Theil. Die Vcrblndunpstoffe,
Gypsmörtel. I>k Wassermörte! dagegen besitzen die Fähigkeit, sow^oiil an
der Luft^ als auch unter Wasser fest zu werden. Man rechnet ^u ihneot den
Kalkmörtel mit hydraulischen Zuschlägen, den Mörtel aus hydrau-
lischen Kalken, den Schlacken-, Roman- und Portlandcement usid
den gemischten Cement.
Als einzigen feuerbeständigen Mörtel hat man d^i sogenannteiJ
Chamottemörtel mit seinen Abarten.
A. Die LuftmörteL
§ 19L
/- Dir LehmmörttL
Bestand t heile. Zur Bereitung von Lehmmörtel verwendet man eioot
mittelfetten Lehm, welcher sich mit Wasser leicht zu einem massig dickn»
nnd glcichmässigen Brei verarbeiten las st. Zu fetter Lehm (plastischer Thoa)
ist hierzu weniger geeignet ^ weil er sich schwerer bearbeiten lässtj langsamer
austrocknet und nach seiner Erhärtung Risse bekommt; zu magerer Leha
besitzt eine ungenügende Bindekraft.
Des besseren Zusammenhanges wegen vermengt man den Lehmbre
%M verschiedenen technischen Ausführungen mit kleingeschnittenem Stroh
(Häcksel), Heu, Moos, oder mit den beim Brechen des Flachses abfallendai
bolzigen Theilen (Flachsschäbe oder Ange), auch mit Kälberhaaren u. s. w.
und tränkt ihn mit Theergallc, dem beim Theerschwelen zuerst abfltessendefl
Wasser, oder mit RindsbluL Enthält der Lehmbrei die zuerst genannten Stoffe,
so wird er mit Strohlehm bezeichnet
Eigenschaften. Lehmmörtel wird vom Wasser aufgeweicht, wide^
steht aber dem Feuer. Er ist ein schlechter W^ärmeleiter imd besitzt nar
eine geringe Druckfestigkeit.
Verwendung. Man benützt den Lehm, namentlich den gereinigtffit
geschlämmten und erforderlichenfalls entfetteten, wegen seiner Büligeit gem
als Mörtel zu Feuerungsankgen (Herden, Oefen, Schornsteinen) an Stelle
£ntes Cupltcl. Die MofteL
3
1^ meistens dreieckigen Nuthen versehen und in dieselben etwa 5 cm
e, beiderseits zugespitzte Hölzer geschoben^ welche entweder vorher oder
dem Einstecken mit Strohlehra umwickelt oder in geringen Abständen
einander angeordnet mit Strohlchm beiderseits verkleidet oder in
iseren Abständen gesetzt mit Weidenruthen oder etwa S'/j cm dicken
^n durchflochten und dann mit Strohlehm verstrichen werden.
2. Zm Dacheindeckungen in Form von Lehmschindeln.
3. Zur Bereitung von Lehmziegeln und Lehmpatzen (siehe § 95).
4. Zu Estrichen (besonders für Scheunentennen), indem man den
ihlehra mit Theergalle oder Rindsblut (1 Eimer auf etwa 5 w*
the) tränkt, auch mit Hammerschlag vermischt 40 — 45 cm hoch
hüttet, einebnet, gut zusammenstampft und alle entstehenden Risse zu-
ägt. Derartige Estriche werden sehr hart, sind dauerhaft, widerstehen
Itender Nässe und sind so fest, dass schwerbeladene Fuhrwerke auf
a keine Spuren hinterlassen.
5. Zu Stampf bauten (Pis ^mauern). Man fertigt dieselben meistens
blgender Weise, Auf ein entsprechend hergestelltes Fundament, welches
Lehmwand gegen die Einwirkung aufsteigender (Grund-) Feuchtigkeit
itzen soll und deswegen zweckmässig mit einer Isolirschicht oben abzu-
en ist, stellt man starke Bohlen auf, die durch Quemegel in ihrer Lage
äten werden. Zwischen diese Bohlen wirft man dann die, am besten mit
vermengte, breiartige Lehmmasse und stampft sie oder tritt sie mit
ten Füssen fest Zum Schutze gegen Schlagregen erhalten diese Wände
1 Putzüberzug oder eine Verkleidung mit Backsteinen oder Dachpappe,
jhe auf eingelegte Holzdübel befestigt wird, u. s. w., auch ordnet man
überstehende Dächer an. Lehm-Pis6wände sind feuersicher, dauerhaft,
Ifeil, sehr schnell und einfach herzustellen und eignen sich besonders für
ne ländliche Wirthschafts* und Wohngebäude, weniger jedoch für Stallungen,
Noch zu erwähnen ist der Lehm-Sirup-Mörtel, eine aus Lehm (oder
Hl) und Zuckerrübensirup (Melasse) zusammengesetzte Masse, die sich
einer Mittheilung der > Deutschen Töpfer- und Ziegler-Zeitung c (Jahx-
1887) sowohl für Feuerungsanlagen als auch zur L^mhüllung von
pfleitungsröhren gut bewährt haben soll. Beim Glühen des Lehm-Sirup-
rlels erfolgt zunächst eine Verkohlung des in ihm entlialtenen Zuckers,
allmalige Verbrennung des Kohlenstoffes und endlich Sintenmg des
mes durch die sich in der Melasse vorfindenden Salze (Kali, Natronsalze,
i^alze u, s. w.). Der Mörtel wird aus pulverisirtem oder doch möglichst
zerkleinertem Lehm (oder Thon) und Sirup bereitet, der zu einem Drittel
' Äur Hälfte mit heissem Wasser innig vermischt wird. Die Umhüllung
Dampfrohrleitungeu geschieht am besten in der Weise, dass man ge-
itene Strohseile durch einen ziemlich steifen Lehm-Sirup*Mörtel zieht
mit demselben möglichst gut imprägnirt und sie darauf sofort um die
pre legt. Durch Einlassen des Dampfes in die Leitung wird ein schnelles
knen der Mörtelmasse erzielt. Ueber die Strohseüe bringt man nach
Trocknen 1 — 3 Ueberzüge von Lehmsirup und, sobald der letzte ge-
Itnet ist, noch einen oder mehrere Anstriche von verdünntem Sirup.
th die Hitze fies Dampfes wird eine allmalige Verkohlung des Strohes
Mrigeftüirt, durch welche in der Rohrumhüllung kleine Hohlräume ent-
- welche als schlechte Wänneleiter wirken.
Zweiter TheiL Die Vcrl>TniIungs$ioffc.
//. Dir Kaikmorleh
§ 192. Einleitung.
Bestandtheile, Man erhält Kalkmörtel, wenn man kohlea'swreo
Kalk brennt, in Wasser löscht und mit Sand vermiseht.
Beschaffenheit der Kalksteine, Zur Mörtelbereitung ks&cn sich
alle krystallinisch-kömigen, dichten oder porösen Kalksteine verwci»'
beim Löschen unter Wärmeentwickelung und Volumen vermehruii
mehlartigen Pulver zerfallen. Vorzugsweise benutzt man Kalkstemc aus iiei
Muschelforroation (z. B. den harzer und den wcstphälischcu Sehaumkalk, <Iei
Muschelkalk von Rüdersdorf bei Berlin, die thüringischen, rheinischen»
schlesischen u. s. w, Muschelkalksteine), ferner aus der Liasfonnatioö tnid
Jurafonnation {z, B. die Kalksteine aus süddeutschen Gebirgen), au* 4ff
Kreideformation (z. B. den braunschweigischenj sächsischen und ^
Plänerkalk^ die weisse Kreide von der Insel Rügen, den Grobkai k
Mainzer Becken und aus böhmischen Gebirgen u. s. w.), auch i
und Wiesenkalk und endich (z. B. in Holland) Schalen von Mi
Austern und anderen Konchylien, Der aus Muschelschalen u. s. w, ge',^
Kalk enthält zwar etwas Phosphorsäure, die jedoch die Güte des ^
nicht beeinträchtigt. Zu den mageren Kalken, die auch hydrauli
Schäften besitzen, gehört der schwarze Kalk, welcher aus thnjihaln-;cJ»^
bituminösem Kalkstein besteht und clienfalls zur Mörtelbereitung V^erwenrinni;
findet. Marmor und Kalk spathkry stalle werden ihrer Kostbarkeit wegen wff
dann gebrannt, wenn man ganz reinen Kalk (Calciumoxyd, bestehcnt! an«
100 Thcilen Calcium und *6S^'>^^ Theilen Sauerstoff) erhalten will.
Besitzen die Kalksteine mehr als l*07o kohlensauren Kalk, so sind iu
zur Mörtelbereitung vorzüglich geeignet; sie geben einen sehr fetten Kall
und zerfallen beim Löschen in ein zartes Pulver, Noch gut brauchbar jjwI
Kalksteine mit ca. 80% kohlensaurem Kalk; sie liefern den sogenannte
mageren Kalk. Ist der Gehalt an kohlensaurem Kalk aber geringer, entJiah
ein Kalkstein in ungebranntem Zustande bei gleichmässig feiner Slructur
mehr als etwa 187ü in Salzsäure unlösliche Bestandtheile^ so ist er m
Bereitung von Luftmörtel nicht tauglich^ man kann ihn jedoch noch zMi Hei^
Stellung von Cementen verwenden. Solche, mit Thon, Sand u. s. w. starii
verunreinigten Kalksteine löschen sich gebrannt nicht mehr zu Pulver liU i' t
ein Kalkstein Eisen, Mangan, Magnesia und Alkalien in grösseren Mtt^fu,
so ist er zur Luftmörtel-Bercitung ebenfalls nicht brauchbar; ein gerinqrr
Gehalt an diesen Stoffen schadet jedoch nicht.
Um den Gehalt eines Kalksteines an kohlensaurem Kalk» Eisenoxyd
und Magnesia zu ermitteln, löst man zunächst kleine Stücke des Steines in
verdünnter und en^^ärmter Salpetersäure auf. Man erhält dann bei den «ur
Mörtelbereitung geeigneten Kalksteinen nur einen genügen Rüclc^ttand. Die
erhaltene Lösung dampft man hierauf ein, nimmt in ^^asse^ auf, versclrt
mit Salmiak und fallt aus der heissen Lösung das Eisen durch Ammoniak
heraus. Wird nun diese amraoniakalische und von P'iscnoxyd durcl
befreite Lösung weiter mit oxalsaurem Ammoniak behandelt, so ti
Niederschlag oxalsaurer Kalk. Derselbe wird abfiUrirt, gut gewaschen, j^c-
trocknet, geglüht und als Calciumoxyd gewogen. Behandelt man cndlirli «^if
Lösung mit phosphorsaurem Natron, so wird dadurch die Magnesia
Allgeincines. Beim Brennen verliert iler kohiensaure Kalk zunächst
chemisch gebundene und das von seiner natürHchen Bruchfeuchtigkeit
(»errührende Wasser; bei einer Temperatur von (>00 — 800** C giebt er die
Kohlensäure ab vmd wird dadurch zu Actzkalk (Calciumoxyd) reducirt.
Entweicht die Kohlensäure nicht vollständig, so entsteht ein halb kohlen-
lau rer Kalk, welcher beim Begiessen mit Wasser nicht zu Pulver zerfällt,
Dndern im Gegeniheil an Härte zunimmt und selbst durch wiederholtes
Iramcn nicht die Fähigkeit erlangt, bei Einwirkung des Wassers zu
frfallen.
Wird ein durch Thon, Kieselerde, Eisen, Magnesia, Bitumeni Kohle u, s. w.
eninreinigter Kalkstein gebrannt, so verliert er dadurch seine organischen
eslandtheile (z. B, Bitumen und Kohle), während das in ihm enthaltene
tisenoxydul in Blisonoxyd, das Manganoxydul in Manganoxyd ver\vandelt,
Magnesia und der Kalk der Kohlensäure beraubt und der hierdurch
atstehende Aetzkalk bei genügender Brennhitze mit der vorhandenen Kiesel-
lare chemisch verbunden wird. Oder aber es wirkt der Aetzkalk zersetzend
af die kieselsaure Thonerde ein und bildet mit dieser ein zusammen-
Intenides und bei noch höherer Temperatur schmelzendes Dnppelsilicat.
Snd jedoch Kieselsaure, Thonerde und Alkalien in einem ganz bestimmten
rocentsatze im Kalksteine vorhanden, so erhält man beim Brennen des
^t^ttcren Ceinent (^siehe daselbst). —
Damit ein leichteres Durchbrennen des Kalksteines erzielt wird und
Seht im Inneren kohlensaurer Kalk zurückbleibt, muss der Stein in Stücke
>n 10—15 cm Dicke zerschlagen werden. Zu kleine Stücke lassen sich m
Brennofen nicht so aufeinanderpacken, dass genügende Zwischenräume
den Durchzug der Flamme verbleiben. Poröse Steine brennen sich
ächter als dichte und kry stallin ische, ferner unmittelbar ans dem Steinbruch
>mmende, also noch bruchfeuchtc, leichter als ausgetrocknete. Gottgetreu
ipfitrhlt desshall), l>eim Brennen von trockenen Kalksteinen die Aschen-
\\\c mit Wasser zu füllen, das dann zum Theil durch die Ofenglut, zum
leil durcli hineinfallende glühende Asche verdampft und vom Zuge in den
^icxi geführt wird. Andere schlagen vor, zur Erleichterung des Brennens
^'asscrdämpfe über den erhitzten Kalk zu leiten oder mit nicht vollständig
2kcncm Holze zu feuern, beziehungsweise ^iq Steinkohle vor dem Brande
»atun^ssen u, s. w. Jedenfalls dürfte es sich empfehlen, den Kalkstein vor
Brennen längere Zeit zu lagern und anzunassen.
Wenn das Brennen bei einer zu hohen Temperatur erfolgt, so tritt
ie Sinterung des Kalkes ein, besonders bei vorhandener Verunreinigung
l?SÄcIl»cn mit Thon; der Kalk wird todtgebrannt und löscht dann mit
ifasser nttr sehr schwer oder gar nicht, auch enthält er in seinem Inneren
cb häufig kohlensauren Kalk, weil die Kohlensäure durch die bei der
üicrung .sich bildende harte Rin<le am Entweichen gehindert winl Nur
rhr reiner Kalk (wie z, 11 weisser Marmor), auch solcher, der nur durch
[ihlcn&aure Magnesia verunreinigt ist, kaim stark geglüht werden, ohne doÄS
sdiitcrtt schmilzt oder todtbrcnnt.
Ist die Temperatur eine zu niedrige oder werden zu dicke Kalkstein-
^*i^\,^ rr..r,iiiht .„^ > Uf jof ^yg {fj^ OfcH uicht SO stvktV, dass die frH
Z weitet Theil, Die VerbijidTiiigssloffe-
werdende Kohlensäure ungehindert fortgeführt wird, so bleibt im Inuercn
des Kalks temstück es kohlensaurer Kalk tibrig, der nicht mit Wasser gelöscht
werden kann. Derartiger un garer Kalk ist ebenfalliä zur Mörtelbemtong
nicht verwendbar.
Es empfiehlt sich, das Brennen bei geringerer Temperatur zu befinnen
und die Hitze allmälig zti steigern, weil dann die Kohlensäure am voll-
kommensten aus den Steinen entfernt wird.
Meiler, Gruben, Feldöfen. Das Brennen geschieht in Meüen,
Gruben, Feldöfen oder Kalk Öfen der verschiedensten Construction,
Die Meiler werden auf einem ebenen und trockenen Platze oft hi dtf
Weise angelegt, dass man eine etwa 1 m tiefe, meistens cylindrischei als
Heizcanal dienende Grube aushebt, dieselbe mit grösseren Kalkst einsttlcfc^
so überwölbt, dass die Flamme frei durchspielen kann, und darüber äb>
wechselnde Lagen von Kalkstein und Brennstoff (gewöhnlich Steinkohlenkiewi
aufschichtet, so dass ein Kegel entsteht Dieser wird aussen mit einer La^
feuchten Lehmes bekleidet.
In ähnlicher Weise werden die Gruben hergestellt Man gräbt sie in
verschiedenen Abmessungen aus einem Hügel abhänge aus und bekleidet ihit
Wände mit Lehm oder feuerbeständigen (Chamotte-)Steinen. Auf ihrem Bodefi
bildet man dann in ganzer Tiefe einen 30—60 cm breiten und ebenso hohec
Heizcanal aus grösseren Kalksteinstücken und überwölbt denselben locker
mit Kalksteinen* Dann werden die übrigen Kalksteinstücke mit für deo
Durchzug der Flamme genügenden Zwischenräumen aufgeschichtet, mit klein-
geschlagenen Steinkohlen oder Coaks bedeckt u, s. w.
Bei beiden Einrichtungen, Meilern wie Gruben, erfolgt das Anfeuent
mit klein gespaltenem Holz oder Reisig, Bei den Gruben wird meisieo»
Holz als Brennstoff verwendet. Man feuert anfangs gelinde, dann stärkeft
und unterhält das Feuer so lange, bis der Kalk gargebrannt ist, was g^
wohnlich nach 3—4 Tagen der Fall zu sem pflegt \\ahrend des Betrielies
werden an der Windseile Strohmatten aufgestellt, um eine Störung des Brande
zu verhüten*
Der Feldofcn besteht gewöhnlich ans einem, in eben Hüi^cl m-
Erstes CapikL Dk Mrirlcl.
TSteren wird nach beendetem Brand und erfolgter Abkühlung der gebrannte
Lalk ganz entfernt und die Beschiekung sofort oder nach einiger Zeit
rneuert, während bei den Oefen mit ununterbrochenem Betrieb von Zeit zu
Eeit eine theilweise Entleerung ütatttindet, worauf jedesmal elsenso viel
dgebrannter Kalk aufgegeben wird. Ferner unterscheidet man Oefen mit
turzer Flamme, in welche die Kalksteinstücke und der Brennstoff in
Itbwechselnden Schichten eingebracht werilen, und solche mit langer
Hamme, in denen der Kalk nur mit den Verbrennungsgasen, nicht aber
31 1 dem Brennstoff selbst in Berührung kommt. Als Brennstoff verwendet
aan Torf» Holz, Steinkohle, C'oak.s und Gas.
F^ür periodischen Betrieb eignen sich namentlich liegende Kalk-
^fen, Figur 359 — 361 (aus Gottgetreu, a. a, O., S. 241). Sie erhalten einen
iereckigen Grundriss von 8 — 4 m Breite und 5 — 4i m Länge, sowie eine
lohe von 3 — 37s ^ ^^^1 werden aus Bnich- oder Ziegelsteinen erbaut, im
mem jedoch mit feuerbeständigen (Charnotte*)Steinen bekleidet. Der Ofen-
lum A ist mit einem dachen Chamottesleingew6ll>e B überdeckt, in dem
ich eine Anzahl Zuglöcher in gleichen Abständen bchnden, welche ^ur
Legelung des Feuers tlurch Thonplatten ganz oder theilweise geschlossen
rerden können. Ueber dem flachen Gewölbe befindet sich noch ein halb*
reisförmiges Gewölbe, welches zur Abführung von Rauch, Dämpfen und
»äsen (Kohlensäure) einen Schornstein C trägt. Auch die Feuercanäle sind
lus feuerbeständigen Steinen hergestellt. Gewöhnlich legt man zwei Kärntnern
aebeneinander an und giebt ihnen dann eine gemeinschaftliche Schürkammer. Die
ächüröffnungen (gewöhnlich drei an der Zahl) erhalten einen Rost und Aschen-
a; von ihnen aus werden durch die ganze Tiefe des üfens kleine Ge-
wölbe aus Kalksteinstücken angelegt. Der Schürkammer gegenüber liegt die
Jeflfnung d zum Beschicken und F^ntleeren des Ofens, die während des
Jrandes mit Chamo ttesteinen geschlossen gehalten wirtl. Von seitwärts ange-
t>Tachten Oel^nungen r aus, die vor Beginn der Feuerung ebenfalls zu ver-
pchliessen sind» werden die Kalksteinstücke auf tlic kleinen Gewölbe auf*
|epackt bis zur vollständigen Füllung des Ofenraumes. In diesem Ofen
auert ein Brand in der Regel 1 ^/^ — 2 Tage.
Einen anderen Kalkofen für periodischen Betrieb und mit
kurzer Flamme zeigen die Figuren 3<)2 und 31)3. Dieser Ofen, Kessel-,
richter-, Schneller- oder Fixofen genaimt* hat eine grosse Verbreitung
Pfunden und ist in den verschiedensten Abmessungen erbaut worcien. Er
»itzt einen ellipsoidischen Schacht aus feuerbeständigen Steinen, welcher
it Bruch- oder Ziegelsteinen ummauert und meistens auch noch durch eine
den Schachtmantel gelegte Aschenschicht u. dcrgl isolirt wird. Unter
-*^ Schacht befindet sich bei Steinkohlen- oder Coaksfeuerung ein Rost C
*<i Aschenfall E\ bei Holz- oder Torffeuerung sind dieselben entbehrlich.
Feuern erfolgt vom Vorräume A aus durch die Schüroffnung ß. Ueber
-**^ Rost wird ein kleines Gewölbe mit Kalksteinstücken hergestellt und auf
^selbe von der Gicht (K) aus die 'zu brennenden Kalksleine mit dem
f Jurist off e in abwechselnden Lagen eingebracht. In die Mitte des Ofens
^^ häufig eine Holzstange eingesetzt, um nach dem Verbrennen derselben
^^ ^uie Zugöffnung zu erhalten.
Man kann diese Oefen auch mit langer Flamme einrichten, wie dies
-istens im Harz geschieht, und ihren Betrieb zu einem ununterbrochenen
8
Zweiter TbeiL Die ^rerbinduDgs&to^e.
machen durch zeitweiliges Abüiehen der unteren gar gebrannten Schicht am!
Aufbringen einer neuen Schicht an der Gicht.
Für periodischen Betrieb dient auch der vielfach im GrossheTsoglhinn
Hessen ausgeführte Ofen von Fink in Darmstadt, der einen eiförmigen Schach!
mit sattelförmiger Sohle aus Backsteinen besit2t^ welche Oeffnungen für
den Durchgang des Feuers enthält. Unter dieser Bohle liegen die Feuenmgen
mit Rost und Aschenfall Durch den Satte! wird der Aufliau eines Feu«^
gewölbes aus ungebrannten Kalkstein stücken über dem Rost erspart und die
Arbeit der Beschickung des Ofens wesentlich erleichtert. Der Zug im Üfeo
wird durch einen an Ketten hängenden, auf- und niederzulassenden Deckd
von Eisenblech geregelt. Ist der Brand beendet, so wird dieser Deckel gsm
niedergelassen und mit Sand gedichtet.
Noch zn erwähnen ist der periodische Ofen von Heeren, welcher vier
Feuerungen enthält, die gleichmässig um den Ofen, und zwar ausserhalb des
bim form igen Schachtes in gleicher Höhe mit dessen Sohle vertheilt sind
Der Schacht ist oben mit einem Gewölbe überdeckt, welches Zugöffhungcn
besitzt, und über demselben ein spitz zulaufender Mantel angeordnet.
Für continuirlichen Betrieb eignet sich vorzugsweise der Schactn-
ofen von Otto Bock in Berhn, der Rüdersdorfer Kalkofen, der Ofen
von Dietsch (D, R. P, Nr. 239111), der bereits im g 92 eingehend b<-
sprochene Ringofen von Ho ff mann und Licht, der Oten von J. Hoff mann
in Döbeln u. s. w.
Der Bock'sche Schachtofen ist für kleinere Leistungen (fiir circa
200<i-^30CM) ^g gebrannten Kalk pro Tag) sehr empfehlenswerth. Der Haupt-
voraug desselben gegenüber den anderen continuirlichen Oefen besteht datin,
dass sich die Arbeiter nicht in heissen Räumen aufzuhalten brauchen, weil
sowohl das Einbringen des Kalksteines, als auch das Abziehen der gax-
gebrannten Ware von aussen geschieht. Femer braucht der Ofen während
der ganzen Nacht keine Bedienung, sondern brennt, wenn er abends gefüllt
ist, zwölf Stunden ohne Störung weiter. Endlich lassen sich sehr gering
wcrthige Firennstofle^ z. B. der Kohlenabfall von Locomotiven, verwendöti.
Steht ein derartiger Brennstoff nicht zur VerfÜFims, so wählt man zweck-
Erstes Cupilcl. Die Mörtel-
Rüdersdorfer Ralkofcn zeichnet sich durch geringen Wärme'
mich und grosse LeistungsfäJiigkeit aus; seine Herstellung ist aber sehr
^ielig imd deshalb nur da zu empfehlen, wo es sich darum handelt,
tende Kalkmassen in möglichst kurzer Zeit garzubrennen. Die Figuren
und 3t>8 zeigen diesen Ofen im Grundriss und Querschnitt. Der Schacht
Ofens ist kreisförmig. Derselbe misst von der Gicht £ bis zu den
rungen /5 1 2 w und von diesen bis zur Sohle C 2*2 w. Kr ist oben
///, an der Einmündung fler Fcucrcanäle 2'i) m und an der Sohle wieder
m weit, verengt sich also nach oben (zur Gicht) und nach unten (zur
D) und stellt demnach einen Doppel-Kegelstumpf dar. Bis zu 10 m
f über der Sohle ist der Schacht innen mit Chamottesteinen ausgekleidet.
ichen der innersten Mauer und der aus Bruchsteinen (auf den königlichen
iwerken zu Rüdersdorf bei Berlin aus rohen Kalksteinen) bestehenden
iassungswand ist ein Zwischenraum, welcher mit einem schlechten Warme-
(Asche) ausgefüllt, angeordnet, damit bei der ungleichen Ausdehnung
Sciiacht- und Umfassungsmauer Risse und Sprünge in diesem vermieden
en und die Wärme besser zusammengehalten wird. Den sechsseitigen Kalk-
umgiebt ein sechsseitiges Umfassungsgebäude mit vier Geschossen, die durch
^engewulbe überdeckt sind. Die im untersten Geschosse liegenden Räume
n zum Al)ziehen des gargebrannten Kalkes und zur Aufbewahnmg des-
II. Das Entleeren i\^s Ofenschachtes erfolgt durch die Oefifnungen a^
le eine geneigte Bodenfläche besitzen, um das Nachnitschen des Kalkes
leichtern, und während des Brandes mit eisernen ThÜren verschlossen
llen werden. In gleicher Weise ist der Raum i\ aus welchem die vom
fallende Asche zu beseitigen ist, mit abschüssigem Boden versehen,
über den Abziehöffnungen angeordnete Luftschacht ni dient zum Ab-
n der erhitzten Luft nach oben; hierdurch werden die Arbeiter beim
iisziehcn des gebrannten Kalkes durch die heisse Luft weniger belästigt.
lärhstfolgenden Geschosse befinden sich drei Feuerungen b, welche den
höfthungen a gegenüberliegen und mit feuerbeständigen Steinen be-
ct^ mit einem Gewölbe aus Chamottesteinen überdeckt und mit einer
Uen Thüre verschliessbar sind. Der Brennstoff wird auf einem Thonrost
annt und unter demselben durch einen Canal h die zur Verbrennung
i^cndige Luftmenge zugeführt. Ausserdem besitzt dieses Geschoss Räume
Aufbewahrung des Brennstoffes. Im dritten Geschosse befinden sich
ifkammem für die Arbeiter, im vierten ist der ganze Raum mit schlechten
heleitem angefüllt, welche den Ofenschacht gegen Abkühlung nach
ta schützen. Bei der Inbetriebsetzung wird zunächst nur der Raum D
den Feuerungen bis zur Sohle) mit rohen Kalksteinen angefüllt, ein
feucr in ilen Abzichöfihungen a angemacht und der Kalk gargebrannt.
wird von der Gicht aus roher Kalkstein» der bei der grossen Schacht-
nicht herabgeworfen werden darf, sondern in Kübeln herabgelassen
m miisji, eingebracht, bis der ganze Schacht gefüllt ist; auch bildet man
»uf der Gicht einen Kegel von Kalksteinstücken. In den Feuerungen wird
^f mit Torf gefeuert un<l «lie Holzfeuerung in den Abziehöffnungen ein-
«II t- In neuerer Zeil benutzt man statt Torf als Brennstoff Braunkohle
Steinkohle, Sobald der obere Kalk gargebrannt ist, wird der untere
^cn, dann neuer roher Kalkstein aufgegeben und so fort. Ein solcher
:bikrigier Ofen liefert pro Tag gegen 90t )(> kg gebrannten Kalk, während
10
Zweiter TheiL Dk Verbii^dtingsBioffe.
in einem vierschürigen, entsprechend grösser gestalteten über 11000 if
und m einem fünfschürigen bis 13000 k^ gebrannter Kalk pro Tag g^
worrnen wird.
Der in den Figuren B69 und B70 dargestellte Kammerofen von
Otto Bock in Berlin kann sowohl zum Brennen von Kalk, skk auch von
Klinkern, Cement und feuerfesten VVareii verwendet werden. Er besteht aus
abschlicssbaren KEmmem, die tiach erfolgtem Garbrand einzeln aus dem
Betriebe ausgeschaltet werden können. Die BehetÄung dieses Ofens erfolgt
von aussen mittelst drei, in jeder einzelnen Kammer befindlichen Km-
feuerungen.
Diese Feuerungen liegen fast unmittelbar unter der Ofeasohle, so (kss
die Flamme die zu brennende Ware unmittelbar bestreicht. Die Rauchgase
werden oben abgezogen. Zwischen je zwei Kammern liegt eine Trennungswand,
die in ihrem unteren Theiie mit einer Anzahl Durcfagangsöffnungen versdieQ
ist. Diese Oeffnungen bleiben, so lange in der betreffenden Kammer ge-
brannt wird, offen und werden nach beendetem Garbrennen mittelst besondere
construirter Schieberplatten geschlossen, so dass die Nachglut beliebig langt
auf die Ware einwirken kann* Der Betrieb der übrigen^ nicht ausgeschalteteü
Kammern geht dann ohne Verwendung der Wärme aus den kühlentlaj
Kammern wie in einem gewöhnlichen Ringofen vor sieb. Der Aufwand an
Brennstoff ist et^va doppelt so gross als in einem gewöhnlichen RingöfeD
in Folge der Verwendung kalter Speiseluft und des Verzichtleistens auf di«
in der gebrannten Ware aufgespeicherte Wärme, die jedoch für Trocken^
zwecke vortheilhaft ausgenutzt werden kann* Ftir stark schwindende W aif*
auch für das Brennen von Wiesenkalk soll sich dieser Ofen bewährt hibea
Die Schwindung des Wiesenkalkes betrug z. B. bei einem 2'3 m hohen Ofen
ein ganzes Meter. Zum continuirlichen Brennen von Kalk sind nur secb
Kammern erforderlich. Der Kalk kommt nicht mit dem Bremistoff in Be-
ruhrung, sondern wird nur von der Flamme bestrichen, —
Will man den Kalk rein von Asche und Schlacke erhalten oder die
entweichende Kohlensäure frei von Rauch (z. B. in Zuckerfabriken, wekh«
nach dem Carbonisirungs verfahren arbeiten) auffangen, so empfiehlt es sich
Erstes Capitel. Die Mörtel. 11
kommende, ein Canalsystem (Zweig- und Ringkanäle) passirende, durch eine
besondere Einrichtung von Theer, Ammoniak und Wasser grösstentheils be-
freite Gas in den Ofen führen, wo es sich mit der Verbrennungsluft vermischt,
die aus dem in der Rast liegenden Kalke Wärme aufnimmt und gleichzeitig
dem Kalk die hohe Temperatur entzieht, so dass derselbe sofort gezogen werden
kann. — Ein kreisförmiger Basteiofen von 1*57 m Durchmesser vermag
pro Tag 5000 kg gebrannten Kalk zu liefern, doch kann der Ofen, ähnlich
wie der Hoffinann-Licht'sche Ringofen, ohne wesentliche Abändenmg in der
Grösse gebaut werden, dass binnen 24 Stunden bis 75000^^ Aetzkalk ge-
wonnen werden. (Eine ausführliche Beschreibung des Steinmann'schen Kalk-
ofens nebst Abbildungen desselben bringt »Dingler's polytechnisches Journal«
im 220. Bande).
Andere empfehlenswerthe Kalköfen mit Gasfeuerung baut Ver-
konteren in Amsterdam, E. Ziegler in Heilbronn, G. Mendheim in
München, Escherich in Schwandorf u. s. w.
Es giebt auch Oefen zum gemeinschaftlichen Brennen von Kalk und
Ziegeln. Dieselben sind entweder offene oder gewölbte und für periodischen
Betrieb eingerichtet. Sie gestatten eine bessere Ausnützung der Wärme als
Kalköfen allein, bei denen der Ueberschuss an Hitze durch die Gicht voll-
ständig verloren geht. Der Kalk füllt hier gewöhnlich nur den Raum zwischen
den Feuergewölben aus, wo die grösste Hitze herrscht, höchstens ist er
noch 40 — 50 cm höher als die Gewölbe aufgeschichtet. Gewöhnlich stellt
man wie bei den Feldöfen und Meilern aus grösseren Kalksteinstücken die
Wölbung selbst und die Feuergassen her, wobei man für die erforder-
liche 2^hl von Zuglöchern Sorge zu tragen hat, und setzt auf dieses Gewölbe
beziehungsweise auf die Kalkschicht unmittelbar die getrockneten rohen
Ziegel hochkantig auf, deren Masse aus einer solchen Mischung besteht, dass
sie zu ihrem Garbrennen eine geringere Temperatur als der Kalk bedarf.
Besser jedoch ist es, Kalk und Ziegel durch eine kleine Mauer zu trennen,
in welcher gewölbartige Oeffnungen für den Durchgang der Flammen ange-
bracht sind. Denn da der Kalk beim Brennen sein Volumen vermindert
und die Ziegel den verschiedenen Bewegungen desselben folgen, so brechen
sie sehr oft beim Senken.
Einen recht zweckmässigen gemeinschaftlichen Kalk- und Ziegel-
brennofen haben Fikentscher in Zwickau und Schlickeysen in Berlin
erbaut. Auch die im § 92 besprochenen sogenannten Kasseler Ziegelöfen
können zum gemeinschaftlichen Brennen von Kalk und Ziegeln benutzt
werden.
§ 194. Eigenschaften des gebrannten Kalkes (Aetzkalkes).
Der reine kohlensaure Kalkstein besteht aus 56*3 Theilen Calciumoxyd
und 43*7 Theilen Kohlensäure; daher geben 100 Gewichtstheile reiner roher
Kalk 56'3 Gewichtstheile gebrannten. Da jedoch der gewöhnliche Kalkstein
ausser Kalk und Kohlensäure noch andere Bestandtheile enthält, so ist das
praktische Ergebniss ein anderes, und man kann annehmen, dass die besten
Kalksteine 56 — 69 Gewichtsprocente, mittlere 66 und schlechte bis 70 Gewichts-
procente gebrannten Kalk ergeben; der Ueberschuss über h^Vi^\^ stellt die
Verunreinigungen des Kalksteins dar.
12
Zweiter TheiL Die Verbindungsstoffe.
Gebrannter Kalk ist in reinem Zustande weiss, bei VorkandenseiD von
Eisenoxyd, Thon, Alkalien u. s- w. meistens graugelblich. Reiner gebraimtfr
Kalk ist tinschmehbar und bleibt selbst in der höchsten Temperatur utivei-
ändert. Gebrannter Kalk ist nur etwa halb so schwer als roher und zeigt
gewöhnlich eine Volumenvemiinderyng bis lO^pi in seltenen Fällen bis 20%]
nach neueren wiederholten Versuchen soll es jedoch auch vorkommen, d*5s
beim Kalk eine Volumen Vermehrung von 7% (nach Dorlhac und Sann in
sogar bis 10%) durch das Brennen erzeugt wird. Gebramiter Kalk ist m
siedendem Wasser schwerer als im kalten löslich, und zwar köimen in
100 Theilen Wasser bei + J5" C. 0127 Theile, bei -h 100** C, nur
n-06 Theile Kalk aufgelöst werden.
Wenn man pulverisirten Aetzkalk in eine mit nadelfeinen Locheni
versehene Röhre einstampft und letztere, nachdem man ihre Mündung ver-
schlossen hatj unter Wasser taucht, so dass das Wasser nur durch die Locher
an den Kalk gelangen kann, und wenn man darauf die Kalkmasse iii da
Röhre in kohlensäurefreier Luft trocknet und dann in kohlcnsäurehaltigf
Luft bringt, so nimmt sie aus dieser die Kohlensäure begierig auf und liefert
endlich einen kiinsthchen, sehr harten Kalkstein,
Wird pulverisirter Aetzkalk trocken mit Sand vermischt und auf das
Gemenge Wasser gegossen, so erhält man keinen bindenden Mörtel
weil die Mischung nicht »gedeiht«. In wasserfreiem Zustande rerbiadet
sich der Aetzkalk nicht mit der Kohlensäure; wenn derselbe aber aus der
Luft Feuchtigkeit aufgenommen und sich zu Kalkhydrat umgewandelt hat
so saugt er begierig Kohlensäure aus der Luft an und zerfällt ^u Pulver.
Man muss daher den gebrannten Kalk frisch verbrauchen oder ihn gut ver^
schlössen halten und gegen die Feuchtigkeit der Luft, gegen Regen und
Schnee schützen.
§ 195. Löschen des gebrannten Kalkes.
Besprengt man gebrannten Kalk mit soviel Wasser als zur Hydrst-
[^rstea
itpitit.
föflel.
It, beträchtlich erschwert, Quellwasser, das Salze mit sich fuhrt, Mcer-
irasser^ das Chlomatriuni (Kochsalz) besitzt, Soolwasser und Wasser mit
aem bedeutenden Gehalt an Chlormetallen, Säuren, kohlensauren Salzen
bnd Ammoniakverbindungen sind zum Kalklöschen untauglich.
Wenn dem gebrannten Kalk nicht allmälig die zu seiner Erhitzung
■öthige Wassermenge vollständig zugeführt wird, so verbrennt er. Ver-
brannter Kalk fühlt sich kömig und sandig an; er ist weniger tauglich, denn
vertheill sich schlecht im Wasser. Erhält der gebrannte Kalk gleich bei
^inn des Löschens zu viel Wasser, so ersäuft er und wird ebenfalls
reuiger brauchbar. Mau nimmt gewöhnlich an, dass zum Löschen von
Gewichtstheil Actzkalk 5 — 4 Theile Wasser erforderlich sind.
Wird dem Kalkbrei weiter Wasser zugesetzt, so erhält man Kalk-
lilch, die zu Anstrichen Verwendung findet (siehe § 2G2), wobei sie mit
eliebigen Erdfarben vermischt werden kann. Die sich aus dem Kalkbrei
icr der Kalkmilch absondernde, gesättigte Kalklösung nennt man Kalk-
rasser; sie enthält auf 7üO l'heile 1 Theil Kalk,
Die reinsten Kalksteine geben den fettesten Aetzkalk, welcher gelöscht
nd eingesumpft sich äusserst zart und fett anfühlt und eine schneeweisse
^arbe besitzt; verunreinigte Kalksteine liefern mageren Kalk, der sich rauh
nd sandig anfühlt und grau aussieht.
Zu den mageren Kalken gehört demnach auch der hydraulische.
Siehe § 216). — Gebrannter Kalk darf nicht mehr als \b%f Kalkbrei
^chl mehr als 5 — ^^6"/o erdige Bcstandtheile enthalten.
1 Cubikmeter fetter Kalk liefert 2 — 3 Cubikroeier steifen Kalkbrei
braucht zum Zerfallen viel W^asser; er entwickelt beim Löschen eine
starke Hitze. 1 Cubikmeter magerer Kalk giebt 1 — 2 Cubikmeter
fleifen Kalkbrei und löscht mit wenig Wasser unter geringer \^'ärmeentwickeT
ag* Man rechnet auf l h/ gebrannten Kalk durchschnittlich i"6ö — 1S5 hl
^löschten Kalk.
Das Löschen wird beim fetten Kalk in der Regel in viereckigen
stcn aus 3—4 cm starken Brettern vorgenommen. Solche Kalkkästen
tnd meistens 1'5 — 19 cm lang, 0*8 — 09 w breit und 0"5^)'5r> tfi hoch und
sitzen am Kopfende eine mit einem Schieber vcrschliessbare Üefiiiung.
►ic Kalkstücke werden flach nebeneinander gelegt und mit soviel Wasser
Ejossen, als sie aufzunehnien vermögen. Sobald die Steine zerplatzen untl
knistern anfangen, erhalten sie einen weiteren Wasserzusatz und werden
ittelst Kalkkrücken so lange fleissig durcheinander gearbeitet und mit
^'asscr begossen, bis ein ganz gleichmässigcr dünner Brei entstanden ist.
fenn dieser nicht mehr schäumt» wird er durch eine Oeffnung des Kalk-
tens in eine Grube geleitet, welche zuweilen ausgemauert oder mit Brettern
trschalt wird, damit der Kalk nicht zu viel Wasser an das die Grube um-
Erdreirh abgiebt, was nachthetlig wäre. Sind Grubenwände und
hie ihirchlässig, so versickern aber auch die im Wasser gelösten
I , wt-Jche sonst AusbUihungcn und nasse SteVlcTi auf der Putz-
er.ewigen können; aus diesem Grunde Jässt man die Grube im Inneren
eisten» unbekleidet In der Grube verdickt sich die Masse allmälig zu
dem steifen Brei, ohne sich jedoch zu setzen, weil sich erst nachträglich
^le Kalktheilchen lösen, und es entstehtauf ihrer Oberfläche eine stark ätzende
Flttosigkeit* Verdunstet dieselbe nicht, so muss sie abgeschöpft werden,
14
Zweiter TlieiL Die VerbinduDgsslofTcp
denn der gelöschte Kalk darf nicht längere Zeit mit Wasser bedeckt bleibei,
weil das Kalkwasser Kohlensäure aus der Laft aufnimmt und sich mit einem
Häutchen von kohlensaurem Kalk bedeckt, dass bei gewisser Schwere als
einfach kohlensaurer Kalk niedersinkt und den übrigen gelöschten Kalk ver-
unreinigt. Dieser Vorgang wiederholt sich bis zur vollständigen Verdunstung
der Flüssigkeit Am besten ist es, den Kalkbrei (Weisskalk) mit frischem
Sand 20 — '30 cm hoch in der Grube zu bedecken, damit nicht ein Thal
durch Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft wieder su kohlensaurem
Kalk umgewandelt wird, wodurch eine nicht geringe Volumenvermindermig
eintritt und dadurch weite Risse und Sprünge entstehen.
Würde man den gelöschten Kalk sofort verwenden, ohne ihn >ein-
xusumpfen«, so könnten sich die beim Löschen des Kalkes noch unatit*
geschlossen gebheben en Theilchen nicht nachträglich vollständig losen und
würden im fertigen Mörtel n achquellen und dadurch Treiben trnd Zerstörungen
erzeugen. In der Grube bleibt der Kalk mindestens acht Tage lang stehen [tirt
gesumpft), wenn er später zur Bereitung von Mauerwerksmörtel dienen soU,
und mindestens 20 Tage langj wenn aus ihm Putzmörtel bereitet werden
soll Jedenfalls darf der Kalk nicht eher Verwendung finden^ als bis id
seiner Oberfläche Trockenrisse entstanden sind. Er muss in wagerechien
Schichten abgestochen werden^ damit man die freigelegte Oberfläche sofort
wieder mit Sand bedecken kann.
Sehr empfehlenswerth ist die Benutzung der Patent-Löschbank rm
H. Hilke in Freienwalde (Fig. 371), welche die Venvendung von warmOT
Wasser zum Löschen gestattet. Sie besteht aus einem HoUkasteti, in welchem
ein auf eisernen Stützen ruhendes Elsengefäss A derart befestigt ist, dass der
Zwischenraum zwischen beiden oben einen wasserdichten Abschluss erhält.
Das Lösch Wasser wird durch den Canal e unter den eisernen Kasten geleitet,
durch die Hitze des sich löschenden Kalkes vorgewärmt, mm Anfsteigai
gebracht und durch kleine Löcher nahe am oberen Rande des Eisenkastect
in diesen und auf den hier lagernden Kalk geführt, wodurch das Löschen
gleichmässig und schnell bewirkt wird. Durch den mit Schieber versehenen
apitel. Bie
§ 196. Die Mörtelbereitung.
Zur Bereitung des Luftmörtels wird der eingesumpfte Kalk mit Sand
Wasser innig vermischt, so tlass ein vollständig gleichmässiges Gemenge
gleicher Färbung und Dichtigkeit entsteht» Das Durchkneten wird ent-
r durch die Hand des Arbeiters (meistens von Jungen) oder be*iser
ih Mörtel masch inen besorgt. Durch letztere erzielt man auf billigere
►e (durch Erspamiss an Arbeitslohn und Kalk) eine innige Mischung der
telstofiTe.
Von den vielen empfehlenswerthen Constructionen mögen hier zwei —
lieh die Mörtelmaschine von C. Schlickeysen in Berlin und die von
Laeis & Comp, in Trier ^ — besprochen werden. Die Schlickeysen'sche
^Imaschine ist ähnlich wie die wagerecht liegenden Thonschneider (vergl.
) eingerichtet und besitzt im Inneren eine liegende Schneckenschraube, durch
he die Mischung vorgenommen und der Mörtel nach vom geschoben
Eine Maschine für Hand-, Göpel- und Dampfbetrieb (mit Schwungrad
Riemenscheibe) stellt Figur 372 dar; mit dieser Maschine vermag ein
n am Schwungrade in der Stunde l m^ gut gemischten, nassen oder
Kenen Mörtel herzustellen. Wird diese Maschine durch einen einpferdigen
i oder durch Dampf betrieben, so kann man in einer Stunde S m^
tel bereiten. Die Firma bringt Mörtelmaschinen für Kalk- und Cement-
ei in den Handel, welche bis SO m^ Mörtel in einer Stunde bei einer
iebskraft von 10 — 12 Pferdestärken hefem können, und baut auch jetzt
telmaschinen in Verbindung mit einem Elevator, die gleichzeitig
Bereitung von Beton dienen. (Siehe § 234 und Fig. 415).
Die Mörtelmischmaschine von Ed. Laeis & Comp.» welche
373 darstellt, ist ein Kollergang mit rotirendem Teller und unterem
rieb. Die Läufer haben einen Durchmesser von je 15O0 mm und eine
te von je 370 mm; ihr Gewicht beträgt je 1500 kg. Bei grösseren Ma-
wird der Heller am Rande durch Laufrollen gestützt. Die Läufer
tn unabhängig von einander innerhalb eines an Ständern befestigten Rahmens,
reichem sich die Läuferachsen so führen, dass jeder der ersten sich beim
rrschieben grösserer Stücke (bei der beim Mahlen feuchter Stoffe
rmeidlichen Kuchenbildung) heben kann» ohne dass der andere dadurch
hrt wird. Derartige Maschinen sind nicht zur Bereitung von Kalkmörtel,
?m auch zur Mischung von Trassmörtel, sowie zum Zerkleinern von luft-
ennn Thon gut geeignet ; bei Zuführung von Trassstucken in Nussgrösse
m sie pro 10 Stunden bis 24 m^ Mörtel und je nach der verlangten
icit bis lOOOlJ Jtg lufttrockenen Thon.
In grösseren Städten sind auch Mörtelfabriken eingerichtet worden,
p^lcben ein Mörtel in vorzüghchster Mischung unmittelbar bis zur Baustelle
fcns zu diesem Zweck construirten Fuhrwerken (z. B. mit Mörtel-Trans*
agcn von H. Hilke in Freienwalde, siehe »Thonindustrie-Zeitung 1878<
37) geliefert wird. Auch hat Bodländer in Breslau sich eine Mörtel-
Sport- und Mischtrommel gegen Nachahmung schützen lassen, (D. R, G. M.
lil7Ülh, welche auf einem Rädergestell ruht und im Inneren Mischflügcl
' rild die MörtelstofTe in die Trommel geschüttet sind, wird der Karren
i gesetzt und vom Kutscher vom Bocke aus eine Kuppelung ein-
:klf Worauf die Mischung beginnt, die nach einer Fahrzeit von etwa einer
in
Zweilct Theil. Di<; Verbindungsstoflc.
Viertelstunde beendet ist — ^ Viel benutzt wird in neuerer Zeit auch die stcl«i«lt
kegelförmige Mörtelmaschine von Gau he, Gockel & Comp, in Übe '
stein a, Rhein, femer die Mörtelmaschine mit senkrechtem C>li"d(
Art der Thonmühlen I von der Maschinenfabrik von W. Job. S
Köln a. RL, sodann die wagerechte Mörtelmaschine (mit Kii
2 Knetachsen und abwechselnden Messern) von der Georgs*MaricnhUlte
bei Osnabrück, der Kollergang (mit zwei schweren eisemm Achsen) wn
Grothe in Luxemburg u. s, w.
(Näheres über Mörtelmaschinen findet man im ^Hart
Ingenieurwissenschaften*, Bd» IV,, Abthl. 3, Lief. 4, Cap. XV. Lt i
Je nach der Beschaffenheit des Kalkes wird ein Gewichts theil lir
mit 1 — 5 Gewichtstheilen Sand vermischt. Es wird angenommen, d;
Sand mit soviel Kalkbrei vermischen lässt, als er ohne Volumen;« i
aufnehmen kann. Dann sind sämmtÜche Zwischenräume der dir! *
Sandkörner eben noch mit Kalkbrei ausgefülU, Fetter Kalk v*
grössere Menge Sand aufzunehmen als magerer, und zwar beträgt dit
etwa das sechsfache des Kalkgewichles» Wegen des grösseren ^
giebt fetler Kalk demnach auch eine grössere Mörtelmasse als magerer,
Professor Manger empfiehlt in seinem »Hiifsburh ^m» Anfcrtiguog
von Bauanschlägen * :
Für Ziegelmauerwerk über der Erde im Durcnsriuutt 1 H '
Kalk mit 3 Theilen Sand, im höchsten Falle 1 Iheil Kalk mit 1 */a J
Sand, zum mindesten l Theil Kalk mit 4 Theilen Sand,
Für Ziegelmauerwerk unter der Erde im Mittel 1 Theil Kalk üöt
4 Theilen Sand, im höchsten Falle 1 Theil Kalk mit 3 Theilen Sand, sm
mindesten 1 Theil Kalk mit 5 Theilen Sand,
Nach Versuchen von Professor Hauenschild erhärtet Kalkmörtel in
1 Theil Kalk und 5 Theilen Sand bei Grundbauten energischer als - '
aus 1 Theil Kalk mit 3 Theilen Sand, weil er der Kohlensäureant
günstiger ist. Auch Professor Manger hält bei Grundbauten einen sta
Sandzusatz für zulässig, weil die Kohlensäure dej Luft an den unit;i J^
F>de liegenden Kalkmörtel weit spärlicher und langsamer gelangt, und wo!
der meist betleutende Druck der auflagernden Mauerschichten die Erhiiriuii?
des Mörteln befördert, indem derselbe die Sandkörner inniger unter mdi
verbindet und besser an die Steine andrückt. Der Mörtel bleibt unto^
Erde lange genug weich, um jedem Druck nachzugeben. Selbst ein " i
aus 1 Theil Kalk mit 9 — 14 Theilen Sand erhält noch eine geti
Festigkeit^ wenn er durch starken Druck gedichtet wird. Aus demselben i*.
verwendet man zu Mauerwerk aus dichten und sehr grossen Bruc
zweckmässig einen magereren Mörtel als zu Mauerwerk aus Backstemm
porösen Bruchsteinen; *lcnn grosse Steine drücken schon durch ihr ei^i
Gewicht stärker auf den Mörtel, und bei dichten Sieineu gelangt die Kol
säure der Luft nur durch die Fugen an deri Mörtel
Zur Herstellung von PuU5, zn welchem die Luft ungehindert gcla
kann, muss ein fetter Mörtel aus 1 Theil Kalk und 2 Theilen Ä
gcwäiilt werden, damit ein zu schnelles Austrocknen verhindert wird ud*I
der Putz nicht zu viele Poren erhält. Nimmt man jedoch
fett, so wird er leicht rissig und erhält keine genügende I
letzterer wächst aber die Dauerhaftigkeit de^ Putzeii.
ÄpteT
lortel
Reiner Kalkbrei (ohne SaiuJ/AisaU') kann als Mörtel nur in ganz
engen Fugen Verwendung finden, so dass beide Steinflächen nur vom Kalk
berührt werden* Würde man mit ihm breite Fugen füllen oder Mauerwerk
so würden sich in Folge xu langsamen Trocknens des Breies Risse
runge bilden, in welche der Regen und Schnee eindrint^am und eine
. e Zerstörung des Putzes, beziehungsweise eine Auswaschung der Fugen
i^L ihren kann. Dasselbe, nur in schwächerem Maasse, würde eintreten,
^■n man Mörtel mit ru geringem Sand;!usat/. verwendete. Ist der Sandzusatz
PR>ch ein so grosser, dass nicht alle Sandkörner von dem Kalkbrei um-
i^üUl und durch ihn verbunden wenlen, so ist das Gemenge als Mörtel nicht
jBlchbar.
^m Bei Bruchstem- und Klinkermauerw^erk empfiehlt Hauenschild die
^■utzung eines möglichst steifen Kalkmörtels, >weü sonst durch den Druck
Hp Steine unmittelbar Wasser ausgcpresst, die Reibung an den Beruhrungs-
lachen dadurch sehr vermindert und die Steine selbst dadurch beweglich
Kirimmend) würden«. Bei gewöhnlichem Ziegelmauerwerk und Mauerwerk
porösen Sandsteinen hält er die Verwendung eines satten, nicht flüssigen,
leicht beweglichen Mörtels für gut, i» damit das Porenwasser unter
iiit nähme von Kalkmilch in die Poren der Steine langsam eindringt und
H|arch Vergrösserung der Adhäsion, ohne Entziehung der Plasticität, bewirkt«.
■^: »Handbuch der Architektur«, 18^15, Bd. I, Y Hälfte, S. 139,)
^B Suid* Der Bausand soll möglichst scharfkantig und eckig, frei von
flmius (Torf), Schlamm, Staub, crdöl- oder asphaltreicher Durch tränkunL'.
rhon M. s. w, sein und nicht zu kleines^ am besten gemischtes Korn besitzet i
^cTgl § 58.) Mittelgrober, scharfkantiger Sand, namentlich solcher mit
> — 10*7(> granitischen oder feldspathartigen Geschieberesten eignet sich zur
Mörtelbereitung am besten. Feinkörniger aljgeschlifTencr Sand ist nicht so gut,
[cdoch wählt man zum Putzmörtel einen etwas feinkönugeren Sand, um eine
jlaltere Fläche zu erhalten. Runde Sandkörner haben im Vcrhältniss zu
brem Inhalt eine kleinere Oberfläche als scharfkantige und erfordern des-
sen zu ihrer Umhüllung weniger Kalkbreimasse, dagegen schieben sich
I scharfkantigen Sandkörner inniger ineinander.
Sand mit organischen Beimengungen oder Zusätzen von Häcksel,
berhaaren, Sägesp^änen u. s. w, ist ganz unbrauchbar, denn diese Stoffe
Jen durch Einwirkung des Kalkes zu dem auf den Mörtel sehr schädlich
rirkcndcn Humus umgewandelt (vergl § 6] >. Durch reinen Sand (Fluss-
1) dagegen wird die Festigkeit dem Mörtels wesentlich erhöht. Steht
«olcher nicht zur V'erfiigung, so empfiehlt es sich, den Sand durcli
chen von allen thonigen und schlammigen Bcstandtheilen zu befreien.
Zum Sand waschen (Schlämmen) verwendet man neuerdings und mit
eigens construirte Maschinen, von denen die von Gressly-Ruge
weitere Verbreitung gefunden hat. (Siehe »Schweizer Bauzeitung«, I88ö,
lan ^ ri Sand für rein, wenn er — in reines Wasser geschüttet
Bell I kkt, ohne eine merkliche Trübung des Wassers zu bewirken,
Muss man den aus krystallinischen Kalk- oder Dolomitsteinen durch
porl oder Zerfrieren entstanilenen Sand »Kalk»antl, Dolomitsand) vüt-
SO mischt man demselben, nach Gott getreu, zweckmässig grob-
^igcn Quarzsand oder Geschieb ereslc von fcldspathhaltigen, gratii tischen,
^ fit HCl, HumUrntJ] drr Biut>toin«^L(ri«. Bnml IL S
IS
Zweiter Theil, Die VcrTjiniintigsstöffe,
syeiiitischen u. s. w. Gesteinen bei. Weniger brauchbar ist der von glimmerUalüg«.
oder homblendcreichen Gesteinen herrührende, aus leicht spaltenti
bestehende Sand- Zur Mörtelbereitung kann man aber auch H
graiiulirte und gepulverte Hochafenschlacke und zerstampfte 1
Ziegelsteine nehmen» ferner Räumasche, d. i. der Rückstand der „.
und gut ausgebrannte Steinkohlen- oder Braunkohlenasche u, s. w.; soldje
Beimengungen verleihen dem Mörtel die Eigenschaft, unter Wasser zu tt
härten. Die Hochofenschlacke besteht im Mittel aus 40'127o Kieselcnk,
15-37% Thonerde. :i6'027,, Kalkerde und lO^o Manganow
üxydul u, s. w., stellt also ein Kalk-Thonerde-Silicat dar. Wird •
beim Ausfliessen aus dem Hochofen granulirt, d. h. durch eine Rci
oder einen Durchschlag in kaltes Wasser gegossen, so erhält sie <.... ^-^
artiges Korn. Häufig wird die granulirte Hochofenschlacke noch zu Saod
gemahlen fSchlackensand). Einen guten Luftniörtel erhält ir
1 riicil Kalkbrei, 2 Theilen feinem und 1 ^^ Theilen grobem Schlat 1
(Vergl § 21 n, Kalkmörtel mit hydraulischen Zuschlägen,)
Zur Pnifnng von Kalk- imd Cementmörtel benutzt man sogcnanntöi
Normalsand aus Freienwalde (bei Berlin), welcher vom LabomtoritaB
der Thonindustriezeitung in Berlin bezogen und unter der Controle 4ci
Vorstandes des »Deutschen Cement-Fabrikanten-Vereines« Äubereitet irird
Dieser Sand wird durch Waschen, Trocknen, Grob- und Feinsieben (
Siebe mit iM) und 120 Maschen für das Quadratcentimeter) von mögli
reinem Quarzsande gewonnen und hat das Einheits-Gewicht von 2l)ä
1 Liter lose eingefiillten Sandes von 1'5^^ Gewicht befinden sich 56' •
feste Masse und 440 rm^ Hohlräume und in 1 / feslgerüttelten Sandes 900
feste Masse und K'K) cm^ Hohlräume, so dass der Normalsand um Ifl
schwindet, (Siehe v?landbuch der Architektur«, 18115» Bd I^ l. HiÜf», |
S, I3L)
Man erhält (nach Mothes) einen guten Mörtel, wenn bei nindkörnic^-
magerem Sand 12^0» ^*^i scharf körn igem, magerem Sand l4**/(,, t-
körnigem, aber mit Thon untermischtem Sand 15 — Itj^o» ^^^ scharfk-
lehmigem Sand 18^20% Kalkerdehydrat nothwendig werden, N'ici:
man jedoch Sand verwenden, der mehr als 4^/q Thon besitzt, tk
selbe vermindert die Bindefähigkeit des Mörtels; bei grossem Th*
kann die Bindekraft des Kalkes vollständig aufgehoben werden. Die
Baupolizei schreibt deshalb mit Recht vor: »Die Ver^vendung von
murtel zum Bauen, in welchem ausser Kalk und Sand der Masse nach nifi» l
als 4** Q andere Bestandtheile iz, B. Thon, Lehm, Humus u. s. w.) oder de» I
Gewichte nach mehr als 2*67o solcher Bestandtheile enthalten sind, hl r^l
boten. e Mörtelmischungen mit solchen schädlichen Stoffen filhren den Kam» |
SparkalL
Der Thongehalt lässt sich nach dem Ton Dr Ziurek
und von Mothes etwas abgeänderten Verfahren ohne eigentlitiiL
Analyse in folgender Weise annähernd feststellen: Man füllt ein ü it w hö
und 8 5^7// weites, auf 02 m Höhe genau 200 ^w* Inhalt besitjcendcju, cy\i
förmiges Glasrohr mit 100.^ des zu prüfenden Mörtels, Derselbe wird
seiner Erhärtung und mit wenig,
stark verdünnter v :,ei angerührt ui^
die.'^er schwachsäuerhchen Mischung iicgossen. IMese Müssigkett woä •»'^|
apIteL
Minuten wieder behutsam abgegossen und das Begiessen so oft wieder*
bis das Wasser klar abläuft
Auf den im Glase befindlichen Mörtel ist so viel Wasser zu giessen, dass die
ire bis auf 0'2 m Höhe gefüllt ist. Bis zu dieser Höhe ist das Glasrohr mit
mer lOOtheiligen Scala versehen, so dass jeder Grad 2 ^m^ Inhalt anzeigt
fach etwa 24 Stunden hat sich der Thon am Boden des Glasgefässes ab-
gert; an der Scala liest man die Höhe der Thonschicht ab; entspricht die-
11* — 20 cm^f so war der Thongehalt im Mörtel gleich 5 Gewichtsprocenten
trockenen Mörtelmasse, bei 25--26 Grad 7V//o. bei 30—32 Grad
^g, bei 3^—37 Grad 12^/,%, bei 40—42 Grad 15% u. s. w. Ist der
tel feucht^ so muss man ihn erst auf seinen Wassergehalt prüfen und
leinentsprechend mehr als 100 ^^ in die Glasröhre schütten. Meistens enthält
ämlich frischer Mörtel etwa 20^ j^ und ziemlich trockener Bausand 3^ — ü7o
El Gewichte nach) Wasser,
Einen sehr guten Mörtel ohne Sand soll man (nach Gottgetreu)
Iten, wenn man 100 Theile zu Pulver gelöschten Kalk und 200 Theile
Torf-, Steinkohlen- oder Braunkohlenasche^ die durch ein feines Drahtsieb
;eschlagen, mit Wasser vermischt und dem dicken Brei 1 Theil, in etw^a
LTheilen Wasser aufgelöstes ^Vasserglas (von 33*^ Be\) hinzusetzt und das
H^e durcharbeitet. Man kann dieser Mischung auch lUO Theile reinen
Pkrzsand beimengen, ohne seine Güte zu beeinträchtigen. Beide Mörtel-
nischuTigcn erhärten in etwa einer Woche und eignen sich sowohl zur Ver-
ircndung an der Luft als auch unter Wasser.
Neumann (a. a, O.» S. 125) empfiehlt für schnellbindenden Mörtel
adcs Recept: In ein Gefäss mit Wasser werden einige Stücke un-
schten Kalkes hineingeworfen, so dass Kalkwasser entsteht Dann werden
tre Kalkstücke mit Wasser besprengt, bis sie zu Pulver zerfallen. Von
tm Pulver, das durchgesiebt wird, mengt man 2 Theile mit 2 Theilen
lelmehl und 3 Theüen Sand trocken und innig mit einander, bis das
?emenge überall dieselbe Farbe zeigte besprengt dasselbe mit dem Kalkwasser
Liid rührt das Ganze so lange sorgfältig durch, bis es die Steifheit des
irltirtcls erlangt hat Ein so zubereiteter Mörtel soll fast ebenso schnell wie
Imds abbinden,
H In ähnlicher Weise wird der Loriot'sc he Mörtel hergestellt Derselbe
H^ehl aus 2 — 3 Theilen durchgesiebtem Ziegelmehl, 2 Theilen Kalkbrei
|RI 3 Theilen Flusssand, welcher Mischung 2 Theile frischgebrannten
ind ungelöschten Kalkes in Mehlform beigemengt werden. Ein solcher Mörtel
Jet ebenfalls sehr rasch ab und erhält bald eine sehr grosse Zugfestigkeit,
ch Hauenschild soll man dem fertiggestellten Kalkmörtel soviel AeUkalk-
rcr hinzusetzen, wie das Gewicht des Gehaltes des Mörtels an Aetzkalk
ragt, also bei einer Mischung von 1 Theil Kalkbrei und 3 Theilen Sand
% Theil Aettkalkpulver.
Man kann auch Sand, Ziegelmehl, ungelöschtes Kalkpulver und Kohlen-
il] trocken zusammenmischen und kurz vor dem Gebrauche mit gelöschtem
und Wasser vermengen und kräftig durcharbeiten.
Die verschiedenen Volumen- und Gewichtsänderungen nach der Zu-
iienstcUung von Dr. Ziurek zeigt die nachfolgende Tabelle; hierbei ist
spectßsche Gewicht des halbtrockenen Sandes zu 1'15 angenom^nv^vw.
20
Zweiter Theil. Die VerbindungsstofFe.
Mörtel aus:
1 Theil Kalkbrei und
3 Theilen Sand.
1 Theil Kalkbrei und
2Vi Theilen Sand. j
1 Theil Kalkbrei und
2 Theilen Sand.
1 hl Kalkbrei wiegt 131 hg und enthält 80 kg Wasser und
51 kg Kalkerdehydrat.
3 hl halbtrockener Bausand
wiegen 344*5 kg^ enthalten
329 kg trockenen Sand und
15*5 kg Wasser.
1 hl Kalkbrei, 3 hl Sand
und ä-5 kg Wasser gebea
2'6 hl == 47B kg DaSÄCD
Mörtel.
478 kg nasser Mörtel geben
372*84 kg trockenen Mörtel.
373-84 kg trockener Mörtel
enthalten 51 kg Kalkerde*
hydrat; der Mörtel enthält
mithin 13'7 % Kalkerdc-
hydrat.
2*5 hl halbtrockener Sand
wiegen 287 kg^ enthalten
274 kg trockenen Sand und
13 kg Wasser.
lA/Kalkbrci, 2-5 Ä/ Sand
und ^1 kg Wasser geben
2-2 kl = m^ kg nassen
Mörtel.
420if nasser Mörtel geben
327-8*^ trPckeDen Mörtel.
2 hl halbtrockener Sand
wiegen 229*6 kg^ enthalten
219*3 kg trockenen Sand
und 10*3 kg Wasser.
327-8 i-^ trockener Mörtel
enthalten 51 kg Kalkcrde-
hydrat; der Mörtel enthalt
roitbin 15*5 % Kalkerde-
hydrat.
\ hl Kalfcbrei, 2 hl %ml
und 1*5 kg Wasser gi:bca
1-88 Ai= 35*»^4 *^- nassefl
Mörtel,
359' 4 kg nasser Mörtel
geben 280^3 kg irockcnem
Mclrtel.
280-3 kg troi^kencr Mörtel
enthalten öl kg Kalkerde-
hydrat ; der Mörtel enthält
mithin 18^3 */^ Kalkerdc-
hydrat.
1
Nach Mothes enthält frkcher, aus frbch gelöschtem Kalk bereitefer
Mörtel an chemisch unverändertem Kalkerdehydrat etwa 80— OO^o der u^
sprünglich v^wendeten Menge, nach einem Jahre noch 28— Sö^o, nach itdm
Jahren noch 24 — 287«» n^^h. zwanzig Jahren noch 18^227o» nach dreissig
Jahren noch 12 — 167ü "• s, w.; der übrige Theil hat sich bereits vx
kohlensaurem Kalk umgewandelt und als solcher an dea Steinen und Sand-
körnern sich angelegt.
Capitd. Die Ml
trScKenen^poT^ii Mauersteine zu verhindern, müssen die Steine bei
weisser, trockener Witterung tüchtig angenässt werden.
K Eine Beschleunigung der Erhärtung wird erreicht: durch Ver*
P©sserung der Mörteloberfläche und dadurch beförderte Flinwirkung der
Cohlensäure, durch Vermehrung des Sandzusatzes und dadurch bewirkte
Tergrösserung der Zwischenräume, durch Beförderung der Wasserverdunstung
mittelst Luftzuges oder künstlicher Austrocknung) und durch Vermehrung des
Kick es auf den Mörtel Die Erhärtung wird verzögert durch dichte, un-
Öse Steintiächen. durch geringen Sandzusatz und dadurch bewirkte
lichtere Lagerung der Kalktheilchen (also Verminderung der Zwischen-
e ), durch Verhinderung des Austrocknens (also in der Feuchtigkeit oder
Luftabschluss) und durch Frosteinwirkung. Zum Härten von Kalkmörtel-
empfiehlt Kessler Magnesia fluat, (Vergl § 54,)
Eine künstliche Austrocknung von Kalkputzwänden mittelst
ikskörben ist nach den Michaelis'schen Untersuchungen vortheilhaft,
pm die Temperatur lÜO*- C nicht überschreitet Die Untersuchung ergab
er anderem, dass ein Mörtel aus 1 Theil Kalk und 3 Theilen Sand, in der
ie getrocknet, nach vier Wochen eine Zugfestigkeit von Hm kg besass,
rend derselbe Mörtel, nur an der Luft erhärtet, in demselben Zeiträume
Zugfestigkeit von nur 1-95 kg erreichte.
Der Frost vermag nicht nur die Erhärtung des Mörtels zu verzögern,
[öndern auch eine Zerstörung desselben herbeizuführen, indem das Mörtel-
ser gefriert. Ein Zerfrieren ist namentlich bei Putzmörtel zu befürchten.
der Kalkputz miter dem Frost nicht leiden, so muss er nach seiner
tigstellung etwa einen halben Tag lang vor Frosteinwirkung bewahrt
ibeii. Winl Mörtel in starkem Frost verbraucht, so besitzt er keine Halt-
keit. Sobald die Temperatur unter 0'' sinkt, überziehen sich die Mauer-
ne mit einer Eiskruste, welche das Eindringen des Mörtels in die Stein-
en verhindert Das beim Thauen des Eises entstehende Wasser verbindet
mit dem bereits abgebundenen Mörtel nicht mehr, sondern bewirkt ein
l^tossen des Mörtels von der Steinoberfläche. Muss man bei Frostwetter
lucm, so empfiehlt es sich, sehr trockene, poröse Steine zu vexwemieu,
^eil dieselben das Mörtelwasser und mit ihm Kalkerdehydrat begierig ein-
igen, bevor sich eine Eiskruste auf ihnen bilden und ihre Poren ver-
Bbie^sen kann. In Petersburg benutzt man bei Frostwetter vorgewärmtes
fCJ^Izencs Wasser zum Anmachen des Mörtels und beim Versetzen von
jsteinen Spiritus mit Seifenzusatz statt Wasser. Der Salzzusatz bewirkt
:iaJ eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen Zerfrieren, sodann aber auch
starkes Aufsaugen des W'assers bei dem Krystallisiren des Kochsalzes,
zwar ist diese letztere Wirkung um so grösser, je geringer die Tempe-
Bir. Hierdurch wird ein Gefrieren des Mörtels verhindert. Es empfiehlt
b, auf 10 / Wasser 1 /ig Kochsalz zu nehmen. Für Hochbauten besteht
E>ch nadi Königes Beobachtungen in dem Salzzusatz zum Mörtel der
ththeil, dass die Wände niemals trocken werden. — In Norwegen
ifl bei Verwendung von frischgebranntem Kalk und warmem Wasser noch
einer Kälte von 12*" C gemauert, ohne dass sich Schäden zeigen.
iJlsst man tlen Kalkmörtel längere Zeit im Kalkkasten oder in den
crmoUcn liegen, so erhärtet er durch Verdunstung eines Theiles seines
Bscrs und Kohlensäurcaufnahme. Aus diesem Grunde soll man nicht
22
ZueUcr IJicii,
mehr Mörtel bereiten, als man in einem Tage vermauern Iciinn; h\c '
Schluss der Arbeit noch Mörtel übrig, so hat man deaselhcn di
decken mit feuchten Tüchern gegen Austrocknung nach Möglichkeil zu s
Sobald der Kalk aus dem teigartigen Zustande in den starrem uici
geht, heisst er »angezogen«. Das Anziehen beginnt (nach Hauenschild)
hei einem Wassergehalt unter 607o ^^^ i^^ (nach Vicat) ei'
eine Nadel von 1 mm'^ Querschnitt bei lothrechter Stellung
lastung nicht mehr in den Mörtel einzudringen vermag.
Gewöhnliche Mörtclfugen erhalten an der Luft nach fünf Tä^^'^ i^^^
volle Oberflächenerhärtung, In diesem Zustande tragt die Mörtelol
2^e Vicat 'sehe Nadel mit 2000 g Belastung. Ist die Mörtelmasse voli-
härtet, so durchdringt die Vicat'sche Nadel sie erst bei einer Bt 1 > i :
von etwa 7500 — lOtHK) g* Nach Hauenschild trägt ein vollständig et
Mörtel aus 1 Theü Kalk und 5 1'heilen Sand die Nadel mit h
während ein solcher aus 1 Theil Kalk und 3 Theilen Sand schon bei aner
Belastung der Nadel von etwa 75(X) g zerstört ^vird; die Erhärtung des
mageren Mörtels ist demnach eine weit energischere, als die eines Moncis
mit geringerem Sandzusatze.
Früher war man der Ansicht, dass zu der Bildung von kohlen^atßtw
Kalk noch eine schwache Ausschliessung des Quarzsandes unter I
Silicaten bei der Erliartung hinzuträte, und glaubte in alten M_ i
lösliche Kieselerde gefunden zu haben. Nach den genauen Untcrsu» f
des chemischen Laboratoriums von Seger und Cramer in Berlin i<
Annahme jedoch eine irrige. Selbst bei ÜOO Jahre altem Mörtel aus 1^ ;
dorfer Kalk konnte eine Kalksilicatbildung nicht nachgewiesen werden, ^Sithc
»Thonindustriezeitung«, 1894, S. 2l*6.)
Festigkeit des Kalkmörtels. Nach Dr. Böhmens EiTniti' '
betrug beim Lengericher Fettkalkmörtel aus 1 Theil Kalk und L5 1 hu.t-
Normalsand die Zugfestigkeit bei Lufterhärtung nach 7 Tagen 2'74 ig^ nadi
28 Tagen 4*82 kg, und die Druckfestigkeit nach 7 Tagen ll3"53 äg^ nach
28 Tagen 21' 18 kg für das Quadratcentimeter Fläche.
Ein Gemenge aus 1 Gewichtstheil Staubhydrat und ü Gcwichb
Sand besass nach vier Wochen eine Zugfestigkeit von 45 kg und n;^
Wochen eine solche von 695 kg für das Quadratcentimeter.
Mauerfrass, Es wurde bereits im § Gl darauf hingewiesen, dass
Kalkmörtel, welcher sich mit Garten- oder Ackererde unmittelbar l)erühn,
mit dem in dieser stets vorkommenden Chlomatrium (Kochsalz) nv'
saurem Natrium auch Chlorcalcium bildet und dass dadurch dei
Mauerfrass erzeugt wird. Auch ist schon im § 22 hervorgehoben ^ot
dass man Kalkmörtel nicht an solchen Stellen (z. B. an Aborten oder I>üti
litten) verwenden darf, wo er mit stickstoffhaltigen, verwebenden und or
mischen Stoffen in unmittelbare Berührung kommt, weil sich dann sal[»ctcJ'
saurer Kalk bildet, der durch Aufnahme von Feuchtigkeit zum Zcrfür^^ni
gebracht wird und allmälig das Mauerwerk zerstört.
§ 198. Weitere Verwendungen des gebrannten Kalkes.
Ausser zum Luftmörtcl und zum Putz verwendet man den gebrairtite«
Kalk auch xur Herstellung von Stuck (RcUcCitiick, Stucco lostro)» vt)"
M
Ersles Oipitel. Die Mürtch
23
?Sana-, H^-drosand-, Hydrokalk-, Kunstsandstei neu, Schlackeii-
ncTJ, Korksteinen u. s. w, und zum Stampfbau (Pi5<l4)au),
Den Stuck bereitet man aus dem feinsten Fettkalkmortel und etwas
(auf 2—3 / Fettkalk 1 / Gyps). Der Gypszusatz beschleunigt die Er-
mxg des Mörtels und befördert die Geschmeidigkeit desselben. Diese
e widersteht den Witterungseinflüssen» sobald sie vollständig ausgetrocknet
I mit Oelfarbe angesttichen ist, und ist deshalb auch zu äusseren Ver-
ngen (Gesimsen, Fenstergewänden u. s, w,) brauchbar.
Wenn man X Theil alten, abgelagerten, steifen Fettkalk mit 2 *rheilen
btem Marmorstaub und mit Wasser vermengt und sorgfältig durchknetet,
Srhält man einen lange Zeit plastisch bleibenden Teig, welcher sich zum
Iren von Reliefstuck gut eignet
Dieselbe Masse benutzt man als Grund- und Rohputz bei Herstellung
künstUchem Marmor, Slucco lustro genannt. Sie wird auf die Stein-
ie etwa 5 mm dick mit dem Reilibrettehen aufgetragen, hierauf mit dem
verrieben und entÜich mit polirter Kelle geglättet. Auf diesen noch nassen
werden die Adern ^ Flocken und Wolken mit einer Masse aus feinstem»
uliüssigem Mörtel, welcher Farbstoffe nebst Ochsengalle und Kaseinlösung
^mischt werdeiii so aufgetragen, dass die Farben nicht einander
en. Sind die Farben so weit eingesaugt, dass sie beim Ueberreiben mit
Finger nicht mehr abfärben, so wird auf den Putz eine Politur aus
' Mischung von 2 / Wasser mit 40 — 50 g Seife, 20 — 25 g Pottasche
r weinsteinsaurem Ammoniak, Sal tartari) und 90 — 1 10 ^ Wachs mittelst
} wollenen Lappens heiss aufgetragen und dann heiss glatt gebügelt,
ich auf dieselbe noch ein Ueberzug aus in Spiritus aufgelöstem Wachs
^bracht und mit trockenem Lappen abgerieben. (Nach diesem Recepte
den die Marmorimitationen im Wiener Reichsrathshause ausgeführt.)
Die Fabrikation von Kalksandziegeln wurtle bereits im j:f 90 aus-
Jch besprochen, die der Hydrosand steine im g 97, der Hyd ro-
tsteine im § 97, der Kunstsandsteine im § 100, der Schlacken-
ne im § 90 und der Korksteine im § 99.
Zur Herstellung von Kalksandstampfbauten (Fis^bauten) und
sböden benutzt man eine Mischung von 15 Theilen gelöschtem,
■anniem Kalk, 0 5 Theilen lehmfreiem Sand und S Theilen grobgesiebter,
ausgebrannter Steinkohlen- oder Braunkohlenasche. Diese Masse mrd
wenig Wasser zu einem steifen Brei verarbeitet und bei Fussböden in
t Lagen von zusammen 12— lOrm Höhe aufgetragen, festgestampft und
der Maurerkelle geglättet. In Ställen nimmt man die Fussbodenhöhe
IS grösser an und überstreicht die Masse, nachdem sie gehörig aus-
öcknct ist, zweimal mit Thcer und Oelfarbe, Diesen Anstrich kann man
I mit Seifen Wasser ahw;» sehen, ohne dass die Feuchtigkeit in den FusS'
en einflringt. Diese M;\sj>e ilX R P. Nr. 19808 für J. Lehmann) eignet
auch für Dächer tiber gewölbten Gebäuden, l^erartigc Dächer werden
einer Sem hohen Mörtellage gebildet und mm Schutz gegen Feuchtig-
mit Oelfarbe angestrichetL
Zum Kalksandstampfliau vet^endet man aber auch einen Mörtel
1 Tlicil fettem, gut gelöschtem Kalk und S — 12 Theilen reinem Sand.
r Mischung ist sorgfältig und so gleichinässig durchzuarbeiten, diiss sie
Ansehen von frisi h ueL-ndjcntT, Tnat'tTLr narttMit-rdt- erlulU, Sie ilarf
24
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoflfe.
nicht zu feucht sein, weil sich sonst der Mörtel nicht stampfen lässt Zur
Herstellung der Grundmauer empfiehlt F. Engel eine Mischung von 1 Thal
Luftkalk, 1 Theil Portlandcement und 6 — 8 Theilen Sand oder von 2 Theilen
Mergelkalk, 1 Theil Portlandcement und 8 — 9 Theilen Sand. Der Mörtel
wird in hölzernen Formkästen gleichmässig 6 — \0 cm hoch ausgebreitet und
mittelst Stampfer, deren dreieckige oder viereckige Gnmdfläche mit Blecb
beschlagen ist, um das Anhaften des Mörtels möglichst zu verhüten, so
lange gestampft, bis der Stampfer beim Aufschlagen zurückspringt und einen
metallähnlichen Klang erzeugt. Sobald die Formkästen gefüllt sind, können
die Bretter abgenommen werden. Bei sauberer Arbeit ist ein Putz unnöthig
und ein Anstrich genügend.
Erwähnenswerth ist auch der Aschenstampfbau oder Cedrinbau,
welchen man seit etwa Mitte dieses Jahrhunderts in der Gegend von Lyon
vielfach verwendet hat, und den Dr. Küchenmeister und C. Bernd t in
Deutschland, und zwar in Sachsen, zuerst ausgeführt und in Deuben zum
Bau von Fabriken angeblich mit grossem Erfolge benutzt haben. Zu diesai,
äusserst billigen Bauten, die auch in Westphalen und Braunschweig in neuerer
Zeit hier und da aufgeführt wurden, benutzte man ein Gemisch, das vorzugsweise
aus 1 Theil Staubkalk und 5 Theilen Steinkohlenasche oder aus 4 Theilen
Steinkohlenasche und 1 Theil Fettkalk oder aus zu Staub zerfallenem, ge-
wöhnlichem oder hydraulischem Kalk und ausgewitterter Steinkohlenasche mit
Strassenschlamm (im Verhältniss von 3:1) besteht. Diese Stoffe wurden
trocken innig zusammengemengt und darauf nur mit so viel Wasser be-
gossen, (lass eine feuchte, sich mit der Hand zu festen Klumpen knetbare
(plastische) Masse entstand. Die Herstellung der Mauer aus Aschen stampf-
masse geschah ebenso wie beim Erdstampfl^au, und zwar in Schichten von
etwa 12 cm und unter Benutzung von Formkästen. (Näheres hierüber findet
man in: »Der Ascheu- und Erdstampfbau« von C. Berndt und A. Geb-
hardt, Leipzig 1875, 2. Aufl., und »Der Aschenstampfbau und die Woh-
nungsiioth« von Dr. Küchenmeister.)
Aschenmörtel (aus Asche und lO^o Kalk) leistet nach seinem Ab-
Srste« CapiteL
flöftel.
Siehr m CosUn soll mit Erfolg eine Mischung von 1 Theil Cement,
Thcilcn Kalk, 2 Tbeilen Sägespänen und 3 Theilen scharfem Sand zu
Putxarbeiien verwendet haben ; derartiger Putj; soll auch auf der Wetterseite
frei von Haarrissen bleiben, (Siehe »Neueste Erfiiidung:en und Erfahrungen c,
Wien, Bd. IIL)
///, Der GypsmMeL
§ 1Ö9. Einleitung. — Eigenschaften [des Gypses.
Einleitung, Gyps ist wasserhaltiger, schwefelsaurer Kalk und besteht
faus 32'5(57ö Kalk» 46*51 7o Schwefelsäure und 2U'93% chemisch gebundenem
lANasser* An Verunreinigungen enthalt Gyps hauptsächlich kohlensauren Kalk-
iDie Menge desselben lässt sich am einfachsten dadurch bestimmen, dass
[lau pulverisirtcn Gyps mit verdünnter Salzsäure begiesst, in welcher sich
Ider kohlensaure Kalk auflöst, dann die Lösung filtrirt, das FÜtrat ammonia-
taiisch macht und den Kalk mittelst oxalsaurem Ammoniak fällt. Weitere
i^'erunreinigungen des Gypses sind Thon und Bitumen. Wird Chlorcakium mit
k^erdünnter Schwefelsäure gefällt oder kohlensaurer Kalk mit dieser Säure ver-
setzt, so erhält man künstlichen Gyps. Der nach letzterem Verfahren dar-
Igestelltc Gyps wird wegen seiner grossen Haltbarkeit neuerdings zu Dach-
rpappanstrichen verwendet,
Eigenschaften.*) Wenn man Gyps auf 120 — ISO*^ C, erhitzt» so
1^ verliert er einen Theil (etwa 18"/ii) seines Krystallwassers. Der bei dieser
Temperatur gebrannte Gyps zieht, wenn er mit Wasser zu einem Brei ange-
\\xX wird, bereits in 5 — 10 Minuten an und bindet in etwa 30 Minuten
Ivollständig ab, wobei er Wärme entwickelt und das überschüssig zugesetzte
|Wasser chemisch bindet, sowie sein Volumen vergrössert (^treibt). Den Witte-
Lingseinfiüssen und der Feuchtigkeit vermag ein derartig gebrannter,
>röser und loser Gyps nur wenig zu widerstehen, auch sind Härte und
Festigkeit desselben weit geringer als die des rohen Gypssteines. Deshalb
itann man diesen Gyps nur zu Stuckarbeiten im Innern von Gebäuden,
tum Putz von Innenwänden, zur Herstellung von Kabilzwänden
{siehe §21^) und Gypsdielen (siehe §210) u, s, w. verwenden; er ist jedoch
licht brauchbar zu solchen Constructionen, von denen eine grössere Festig-
^kcit verlangt wird, oder die dem Wetter ausgesetzt sind. Man nennt ihn
Stuck- oder Bildhaucrgyps, auch wohl Schnellgyps.
Erfolgt die Erhitzung des CJypses bei einer etwas höheren Temperatur, so
erhält miin aus ihm bei Zugabe von Wasser einen ungemein schnell abbindenden
irei, der oft schon während des sofortigen Vergiessens erstarrt und sich hierbei
^o Äiark erhitzt, dass häufig die Leimformen zu schmelzen beginnen, Der-
irtiger »hitzig« werdender Gyps ist als Baustoff nicht verwendbar.
Wählt man eine noch höhere Brenntemperatur (etwa 204 '^ C), so wird
äer Gyps todtgebrannt; er sintert zusammen und liefert bei W^asserzusatz
aiir eine schmierige, niemals erhärtende Masse; er ist also für Bauzwecke
^nverwerthbar, dagegen verwendet man ihn, fein gemahlen und geschlämmi,
^nier dem Namen Annalin in der Papierfabrikation al» Zusatz zum
'aitict/eug.
Mit BeouUxing der Abhandlungea von A. McicT in der tDetitfchen Bjm*
toitoftg*, 1881*, Nr. *»ri, uml XmX Nr. 25,
Eweiter
duns
Brennt man jedoch den Gyps bei voller Rothglutb (400—500* C),
so verliert er vollständig sein Krystallwasser, wird dichter und schwerer.
Solchen Gyps nennt mau Estrichboden- oder Mauergyps, auch wohl Gyps-
kalk oder hydraulischeti Gyps. Kr bindet mit wenig Wasser äusserst langsxiu
ab, und erlangt seine vollständige Erhärtung erst nach Wochen, auch erstarrt
er 2U einer sehr harten Masse^ wenn er vor Austrocknung geschützt wird
Estrichgyps wird ausserordentlich fest, ist wetterbeständig, besitzt hydraö-
lische Eigenschaften» haftet sehr fest an Mauersteinen und treibt fast gv
nicht während seiner Erhärtung, Geglühter Gyps eignet sich dieser vonräg-
liehen Eigenschaften wegen zu Estrichen, aber auch, weil er sich bchebig
färben lässt, zur Bereitung von Kunststeinen, von Falzziegeln > -«*-
mauerwerk; er liefert sehr trockene Räume, wenn die aus ihrn h. cn
Wände gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit gut isolirt werden.
Gyps lost sich bei W C in 445 Theilen. bei 20-5** C in 420 The
Wasser auf,
§ 200, Das Brennen des Gypses.
Die rohen Gypssteine werden zunächst zerkleinert. Dies geschi
entweder durch Handarbeit mittelst Hämmer oder durch Maschinenarbeit
mittelst Stampfwerke, Walzwerke oder Steinbrechmaschinen, Hand-
arbeit wird heutzutage, weil zu theuer, nur noch selten angewendet, Stampf-
werke werden dagegen noch immer zu diesem Zwecke benutzt, obwohl st
den Ucbelstand haben, dass sie sehr starke Erschüttenmgen hervorrufen,
Walzwerke besitzen diesen Nachtheil nicht, und haben den weiteren Vorthcil
grösserer Leistungsfähigkeit, Steinbrechmaschiuen finden in neuerer Zeit aoch
in Gypsbrennereien vielfache Ven^•endung und sind sehr zweckmässig.
Die Stampfwerke arbeiten mit senkrecht stehenden, aus gut auf-
getrocknetem Ahorn-, Weissbuchen- oder Eichenholz gefertigten Stempeln,
die durch an den Säulen oder dem Gestell des Stanipfwerkes befestigte
Scheiden geführt, mit gusseisemem Schuh an ihrem unteren Ende ;■ ici
und durch eine Daumen weile gehoben werden, worauf sie wieder i, :u.
Die Stempel stehen in einem aus mehreren Eichenholzstücken gctcrügtcn,
innen mit gusseisemen Platten verkleideten Stampftrog (Grubenstock'), dessen
Boden nach einer Seite hin geneigt ist. Der zerkleinerte Gyps schiebt nidh
nach und nach bis zu dem tiefer gelegenen Boden theil hin und fällt hier iö
ein Sortirsieb. Oder es erhält der Boden des Troges einen gusseisemefi
Rost, durch dessen Oeflfnungen der gestampfte Gyps hin durchfällt, um darauf
mittelst einer unterhalb gelagerten Transportschraube nach dem Sortirsicbr
befördert zu werden. (Vergl. § 88.)
Die Walzwerke werden in der verschiedensten Weise constmii; ;.,..
recht empfehlcnswerthes Walzwerk für Gypssteine fabricirt die Maschin<aibaii-
anstalt und Eisengiesserei von Eduard Laeis Ar Comp, zu Trier. Dicic
mit Riemeuvantrieb eingerichtete Walzenmühle zeigt Figur 374. Recht
empfchlenswerth sind auch die von der N ien bürge r Maschinenfabrik
in Nienburg a, S. gebauten Wakwerke, die zum Zerkleinem von (»yps viel
Verwendung gefunden haben, sowie die Walzwerke von C Schlickeyscn
IV, P.Mrlin (vergl § 88) u. s. w.
Die Steinbrechmaschinen werden mit Handbetrieb (l>ci den kldneicn
iNunmiern) oder mit Riemenantrieb, sowie auch mit unmittelbaren Dampfbeirich
öiteT
3le Mörtel«
ebaut. Die kteinsten Maschinen erhallen ein Brechmaul von 100 mm Länge
ad 50 mm Breite ; sie Hefern bei einer Spaltrweite von 25 mm m der Stunde
I kg und bei einer solchen von 50 mm 100 kg zerkleinerten Stoff und
rdem zu ihrem Betriebe 1 — 2 Mann. Die grösseren, mit Riemenantrieb
ifestatteten St ein brechm aschinen besitzen gewöhnlich ein Brechmaul von
'800 mm Länge und von \()i) — -500 mm Breite und brauchen bei
BOO Umdrehungen der Antriebswelle in der Minute eine Betriebskraft von
\ — 20 Pferdestärken; sie liefern bei 2b mm Spaluveite lOüO^^ — 8000 X-^, bei
\ mm Spaltweite 2000 — \iM}(^ kg Stoff. Die Maschint^n mit unmittelbarem
)ampfbetrieb haben zumeist ein Brechmaul von 320 oder 500 mm Länge unil
0 oder ^2Ümm Breite, brauchen bei 200 Umdrehungen in der Minute 6,
C2iehungsweise l»j Pferdestärken und liefern in der Stunde bei 25 fnm Spalt-
reite 2000, beziehungsweise 5000 kg^ bei 50 mm Spalrv^'eite 4000, beziehungs-
weise lUO(>0 kg zerkleinerten Stoft", Die kleineren Steinbrechmaschinen mit
landbetrieb werden von den Fabriken auch fahrbar, die Dampfsteinbrecher
luch locomobil mit Kessel geliefert.
Die zu zerkleinernden Stücke werdeia zwischen zwei, unter einem
[Winkel von etw^a 20 — 27** zu einander geneigten, aus Hartguss oder Stabi-
les hergestelhen und häutig mit Furchen kandgen oder wellenförmigen Quer-
chnittes versehenen, durch einen geeigneten Mechanismus in Schwuigung
irersetzten, sogenannten Brechbacken zermalmt, l>ie Theilstücke verlassen das
Jrechmaul, d. h. den Raum zwischen den beiden Brechbacken an der
amersten, engsten Stelle, dessen Spaltweite demnach die Maximalgrösse der
rheilstücke bestimmt.
Grössere Verbreitung haben die Steinbrechmaschinen der Georgs-
tarienhütte bei Osnabrück, der Maschinenbau-Actiengesellschaft * Hum-
boldt« in Kalk bei Köln a, Rh., von L. Schwarzkopff in Berlin, vom
Lrupp-Grusonwerk in Buckau-Magdeburg, von Ed. Laeis & Comp, in
frier u. s. w. gefunden.
Bei der Steinbrechmaschine von Laeis (Fig, 375) erfolgt das Zer-
brechen zwischen zwei geriffelten Hartgussplatten, deren erste senkrecht in
pinem die Maschine tragenden Rahmen sitzt, während die andere an dem-
jielben ihr gegetmber am oberen Ende so aufgehangen »st, dass beide mit
jioch zwei Platten, die den Rahmen gegen Abnutzung schützen, einen
rrichler büden. Schwingt das untere Ende der aufgehangenen Hartguss-
platte, so wird der in den Trichter geworfene Stoff zerdrückt und fällt
lurch den unteren Spalt ab. Um ein gröberes oder feineres Kom zu
erhalten, lasst sich der Spalt, auch während des Betriebes, erweitern oder
irerengem. Die Hartgussplatten können umgedreht werden, wenn sie am
unteren Ende, und ausgewechselt werden, wenn sie ganz abgenutzt sind. Das
Schwingen der einen veranlasst ein auf der Betriebswelle sitzendes Excenter,
3as auf Kniehebel wirkt* Die Figur 375 zeigt eine grosse Steinbrech-
laschine mit unmittelbarem Dampfbetrieb; dieselbe wird auch fahrbar mit
Lejssel ausgeführt. Die Maschinen von Ed. Laeis iS: Comp, in Trier haben ein
Jrechmaul von 200 — 040 mm Länge und 100—400 mm Breite, machen
BOO oder 100 Umdrehungen in der Minute, erfordern je nach ihrer Grösse
^nen Kraftverbrauch von 2 — 20 Pferdekräften und zerkleinem pro Stunde
10000 kg Stoff. (Weitere Mittheilungen über St ein brechm aschinen findet
im g 88.)
28
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Gypsbrennöfen. In einfachster Weise erfolgt das Brennen des zer-
kleinerten rohen Gypssteines — wie beim Kalk — in Gruben und MeilerxL
Gemahlenen Gyps brennt man auch bei geringerem Bedarf in Kesseln mit
doppelten Böden und Dunstabzug oder in flachen Pfannen, wobei man das
Brenngut beständig umrührt. Bessere Ergebnisse erzielt man jedoch beim
Brennen in eigens construirten Oefen. Die nach Art der Kalköfen con-
struirten Gypsbrennöfen werden aus Ziegelsteinen in Form eines Kegelstumpfes
von etwa 3*5 — 4 m Höhe und 3 — 3*5 m unterem Durchmesser und möglichst
an einem Bergabhange so gebaut, dass sich die Gicht in gleicher Höhe mit
der Erdoberfläche befindet und man bequem zu dem unteren, etwa 56 m
breiten und 80 cm hohen Schürloch gelangen kann. Vor dem Beschicken
des Ofens bildet man, wie bei den Kalköfen ähnlicher Construction, ein am
Schürloch beginnendes und durch den ganzen Boden des Ofens gehendes
Gewölbe, auf welches abwechselnde Schichten aus Brennstoff (Holz) imd
Gypsstücken aufgepackt werden, die man über der Gicht mit einem kegel-
förmigen Haufen von kleineren Gypsstücken bedeckt. Derartige Oefen ver-
langen eine 12 — 18 Stunden währende Feuerung.
Eine andere Construction, nämlich den Gypsofen von Min n ich, zeigen
die Figuren 376 und 377 (aus Mothes' »Illustrirtes Baulexikonc, 1883, Bd. II,
S. 456). Auf der Langseite des Ofens befindet sich das Schürloch a für die
Feuerung (den Rost) 3, deren Flammen und Verbrennungsproducte den aus
Eisenblech gefertigten, in den Ofen eingemauerten Cylinder c umziehen mid
dadurch das Krystallwasser aus dem Gyps austreiben, dessen Dämpfe durch
ein besonderes Rohr h entweichen. In den Eisenblechcylinder werden durch
den Schacht d die zerkleinerten rohen Gypsstücke eingeschüttet. Durch das
Rad / und die Kurbel e (oder durch Riemenbetrieb) wird eine im Innern
des Cylinders angeordnete archimedische Schraube gedreht, wobei der Gyps
von einem Ende nach dem anderen bewegt wird. Der gebrannte Gyps ßdlt
bei /* heraus. Die Rauchgase entweichen bei g. Ein Nachtheil dieses Ofens
ist, dass sich der Eisenblechcylinder im Feuer leicht wirft und dann Be-
wegungsstörungen der archimedischen Schraube herbeigeführt werden; auch
las st sich die Teirmcrtitur im Cyiinder-Innercn schwer bt:stimmen, so dass
Erstes Gipilel. Dio MorttL
2Ö
geschichtet, und es wird dann die Thüre geschlossen uiid an ihren Rändern
fiit Lehm gedichtet. Die Wasserdämpfe werden durch eine mit einem
Schieber verschliessbare Oeffnung abgeleitet^ die anfangs offen i^ehalten, später
siber verschlossen wird. Der Ofen muss, sofern er erkaltet ist, vier bis fünf
Stunden lang gefeuert werden; war er jedoch noch vom vorhergehcntlen
brande warm, so genügt eine Befeuerung von etwa drei Stunden, Sobald
tin durch das Mundloch des Ofens in den Brennraum eingeschobenes» kaltes
fetallstück nicht mehr nass wird, ist der Brand des Gypscs vollendet. Bevor
lex Gyps herausgezogen wird, hält man den Ofen nach Beendigung der
Neuerung noch längere, durch Probiren zu bestimmende Zeit geschlossen.
Solche Flachöfen haben sich gut bewährt; sie Uefern eine tadellose Gyps-
masse, weil dieselbe weder mit der Flamme, noch mit dem Brennstoff in
Berührung kommt.
Noch empfehlenswerther ist derGypsofen von Otto Bock in Berlin,
welcher sich ganz besonders zum Brennen von Stuck* und Formengyps
eignet. Je nach Bedarf besteht derselbe aus zwei oder mehreren, in einer
leihe nebeneinander gebauten und durch Wände von einander geschiedenen
)efen. Die Figuren 37 8 — 380 stellen zwei mit einander verbundene
)efen dar. Die rohen Gypsstücke werden auf einzelne Horden gelegt,
iie wieder auf eiserne Wagen gestellt werden, von denen immer je zwei
gemeinschaftlich in jeden Ofen eingefahren werden. Die Rauchgase kommen
tauch hier mit dem Brenngut nicht in Berührung, sondern umspielen den
Jrennraum durch die in Figur 378 sichtbaren Canäle* lieber dem Brenn-
aum befindet sich ein backofenähnhcher Raum, den man zum Brennen von
imderwerthigem Gyps für Mauerungen (sogenannten Sparkalk) benutzen kann.
)ie wirkliche Brennzeit beträgt nur drei bis vier Stunden. Sobald die dem
betreffenden Gypssteine genau entsprechende und von aussen an einem
Thermometer ablesbare Temperatxir erreicht ist, bleibt der Ofen behufs
^ertheilung der Wärme 80^^36 Stunden lang stehen, nach welcher Zeit
Jer ganze Einsatz vollständig gleich massig gebrannt ist. Jeder Ofen kann in
1er Woche dreimal geleert werden und liefert dann etwa 8üün — UÜUÜ^^Gyps
und etwa 1500 kg Sparkalk, Findet ein so schneller W^echsel der Wagen
Blatt, dass eine Abkühlung des Ofens bis zum Wiederanheizen nicht eintritt,
braucht man zu einer Füllung nur etwa 3r)0 kg Steinkohlen, im anderen
Falle steigt der Verbrauch bis auf 500 kg.
Zum continuirlichen Brennen von Gyps hat man auch Oefen mit
'ortheil benutzt, welche nach dem Princip der Rüdersdorfer KalkÖfen,
Sedoch in weit geringeren Abmessungen, constniirt waren. Auch der im
y2 beschriebene Bock'sche Ringofen eignet sich zum Gypsbrennen sehr
it. Andere bewährte Ofenconstructionen sind die von Scanegatty, Dus-
icnil, Ramdohr u, A,, in denen der Feuerraum vom Brennraum durch ein
üe wölbe getrennt, also der Gyps gegen die unmittelbare Einwirkung des
Feuers geschützt ist und demgemäss weit gleichmässiger gebrannt wird.
Un» vollständig weissen Gyps zu erhalten, der frei ist von aUem
tohlcnstaub, benutzt Violet zum Brennen von pulverisirtem Gyps über-
tlit/.ten Wasserdampf. Der in einem Dampfkessel erzeugte Dampf von
P;^ Atmosphäre Spannung wird zunächst durch ein Röhrensystem, m welchem
bis auf etwa 4- 2tK)" C. erhitzt wird, und dann durch den Gypsofen
geleitet, wobei er dem Gyps das chemisch gebundene W'asser cnttieKt, Kvä
30
Zweiter TheiL Die Verbind ungsstoflc.
dem Öfen, welcher aus zwei eiförmigen Behältern besteht, die mit dem
Dampfkessel so verbunden werden können, dass erst der eine» dann i\a
andere als Vorwärmer dient, gelangt der Dampf ins Freie oder wiid zu
anderweitiger Verwendung fortgeleitet Znm Brennen von \ m^ rohem Gyps
gebraucht man nur etwa 350 X'^ Dampf oder bei zweckmässiger Üampfkcjisel-
feuerung höchstens etwa 50 ^g Steinkohle.
Wird G3^s mit Kohle geglüht, so entsteht auf seiner Oberfläche
Sc h w e fei ca 1 ciu m «
Zerkleinern und Mahlen des gebrannten Gypses. Der gebrannt«
Gyps wird wie der rohe durch Handhämmer oder mittelst der brrrit?
beschriebenen Stampfw^erke oder Walzwerke zerkleinert und durch DmK
von 2 — 4 ww Maschenweite sortirt. Hierauf wird er in Kollergängen o,.-
Glockenmühlen, d.h. entweder zwischen stehenden Steinen oder j^wisdien
liegenden Steinen oder in Mühlen^ die nach Art der Kaffeemühlen oder der ^
gewöhnlichen Mahlmühlen für Getreide construirt sind, oder in drehbaren
Trommeln, in denen Metallkugeln liegen, gemahlen und schliesslich lof
PI an sieben, die eine rüttelnde Bewegung erhalten, oder auf rotirenden
Siebmaschinen gesiebt oder gebeutelt»
Einen Kollergang nach dem Patent von Villeroy & Hoch ia
Mettlach zeigt Figur B81. Dieser besitzt zu beiden Seiten der Läuler
I^gerungen, die durch einen Rahmen vom Königsbaum gehalten werden;
der Rahmen umfasst die Läufer, welche leicht auswechselbare Ringe atü
Hartguss haben und sich in einem Teller aus demselben Stoff bewegen*
Durch besondere Apparate wird der Gyps unter die Läufer gebracht und
das Aufkratzen desselben besorgt. Der Antrieb erfolgt von oben. Diese
Kollergänge zeichnen sich durch eine grosse Leistungsfähigkeit aus, weil man
die Läufer rasch in Umdrehung versetzen kann, fenier durch Vemiindening
der durch Abnutzung veranlassten Ausbesserungskosten und durch grössere
Betriebssicherheit, da der erwähnte Rahmen das Abrollen der Läufer vom
Teller bei Achsbrüchen verhindert. Die Läufer erhalten einen Durchmesser
von 10 — L8 mj eine Breite von 0*3 — 1)45 m und ein Gewicht voü
1000 — 5000 kg. Die Riemenscheiben machen 70 — ^100 Umdrehungen in d»
Minute und die Bewegung der Läufer erfordert je nach der Grosse derscibco
5 — 15 Pferdestärken,
Ed. La eis & Comp, in Trier baut auch Kollergänge mit
rotirendem Teller und unterem oder oberem Antrieb zum Zer»
kleinem von feuchten Stoflfen, für welche die vorbesprochenc Construction
nicht verwendbar ist, weil ihre Leistungsfähigkeit durch unvermeidliche
Kuchenbüdung sehr beeinträchtigt wird. Bei den Laeisschen Kollergängen
liegen die Läufer unabhängig von einander iimerhalb eines an Ständern be-
festigten Rahmens, in welchem sich die Läuferachsenlager so führen, tiass
jeder der ersten sich beim Unterschieben grösserer Stücke heben kann, ohne
dass der andere dadurch berührt wird, (Siehe Fig, 37;^»,)
Sehr empfehlenswerth sind endlich die Kugelk oller werke» die 8ich
auch für feuchtes Mahlgut eignen, wenig Kraft zu ihrem Betriebe erfordern
und wenig Ausbesserungskosten veranlassen. In Figur 382 ist ein Kugel koller-
werk von E. Villeroy (D. R. P. Nr. 3I804'> dargestellt; dasselbe besteht
in der Hauptsache aus der Grundplatte mit Köuigsbaum, den TragroUcn fltr
den Teller und zwei Lagern für die Yorlegeaclise, dem mit Zalinkraos und
Erstes Capftef. Die MorteK
m
Bchabcm versehenen und mit Sieb umspannten Teller, der Kugel mit Sicherheits*
ang und den an letzterer angebrachten Zu- und Abstreifern^ femer aus
unter dem Sieb angebrachten Sammelteller und einer Vorgelegewelle
ßit conischem Trieb, Stellringen, sowie fester und loser Riemenscheibe von
i){) mm Durchmesser, 130 '«''' Breite und mit einer Tourenzahl von 120
)To Minute. Die Kugel erhält einen Durchmesser von 830 mm und ein
Jewicht von lÜOO — 2200 /fc^; der Kraftbedarf beträgt im Mittel 5 Pferde*
ktarken bei der schwersten Kugel
Kennzeichnen der Güte des gebrannten Gypses. Gut gebrannter
Syps lässt sich leicht pulverisircn, zeigt etwas Fettigkeit und fühlt sich, in
3er Hand gedrückt und gerieben, etwas feucht an; schlechter Gyps
^egen erscheint rauh und trocken und bleibt zum Theil an den Fingern
llängen, wenn man ihn in die Hand nimmt und zusammendrückt Gyps, der
ere Zeit an feuchter Luft gelegen hat (abgestanden ist), besitzt nur eine
nge Bindekraft, und falls er bereits vor dem Brennen gemahlen wurde,
so verdirbt er, der Feuchtigkeit ausgesetzt, besonders leicht
Wenn man einen bereits vollständig erhärteten Mörtel aus gutem Gyps
id Wasser pulverisirt und dieses Pulver mit Wasser zu einem Teige an*
rührt, so erhärtet die Masse zum zweiten Male. Dieses Verfahren lässt sich
im so Öfter wiederholen, je besser der Gyps ist
Gewicht und Festigkeit 1 /tl roher Gyps wiegt 130 — 140 %, 1 A/
gebrannter und gemahlener Gyps lose 2(j— 120 J^g und fest zusammengedrückt
)is 14Q /tg, i hi gegossener Gyps frisch 135 ^^ und getrocknet 104 ^^f. Beiden
schweizerischen Gi^^ssorten schwankte (nach den Untersuchungen von Prof.
'etmajer) das Gewacht des gebrannten Gypses für das HektoUter zwischen
14 — 88 kg bei loser und zwischen 114 — 167 kg bei zusammengerüttelter
Masse. Das specilische Gewicht betrug Ü"55— 2"87, die Bindezeit 4^'3^20
Minuten, die zur Herstellung eines Breies von Normalconsistenz nothwendige
IVassermenge 48 — ^72^/q und die Temperaturerhöhung beim Anmachen 7 3 bis
Die Zugfestigkeit des erhärteten Schweizer Gypses fand Tetmajer
Durchschnitt nach 7 Tagen zu 11*8 kg^ nach 28 Tagen zu 193 kg und
nach 84 Tagen zu 23*1 kg^ die mittlere Druckfestigkeit nach 7 Tagen
^u OÖ'ö kg, nach 28 Tagen zu 83'2 kg uml nach 84 Tagen zu 127 kg für
Quadratcentimeter.
§ 201. Beschleunigung und Verzögerung des Erhärtens,
Als Mittel zur schnelleren Erhärtung des Gypsmörtels zur
yrhöhung seiner Dauerhaftigkeit und Vermehrung seiner Härte
werden die folgenden empfohlen :
L Tränkung des gebrannten Gypses mit einer Lösung von 1 Theil
Uaun in 12— 13 Theilen Wasser, nach dem Trocknen nochmaliges Brennen
[)ci Kothgluthhitze und Anrühren des Gypspulvers mit einer gleich starken
^iaunlusung. Die aus dieser Masse gefertigten Gegenstände lassen sich mit
Iciichter Leinwand poUren. Man nennt diese Masse in England Keene's
MÄrmorccment.
2. Eintauchen in Alaunlösung und nachheriges Trocknen in der Wärme
)iaics Mittel besitzt den Nachtheil, dass der Gyps (Stuck") fleckig und sehr
bygroskopisch wird.
32
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
3. Tränkung mit sehr dünner Kalkmilch und spätere Behandlung mit
den im § 83 näher beschriebenen Kessler'schen Fluo-Silicaten.
4. Anmachen des Gypsmehles mit saurer Milch oder Sauerkleesalz.
5. Tränkung des gebrannten Gypses mit stark verdünnter Schwefel-
säure (1 Theil Schwefelsäure mit 10 — 12 Theilen Wasser) und nochmaliges
Brennen bei Rothgluthhitze.
6. Zusatz von 10% Kalk; erhöht die Wetterbeständigkeit.
7. Zusatz von 6% Alaun und 6% Salmiak; diese Beimengungen ver-
mehren die Härte des Gypses.
8. Mehrmaliges Eintauchen in Wasser sogleich nach der Erstarrung
des Gypses; vergrössert ebenfalls die Härte.
9. Anmachen des Gypspulvers mit weinsaurem Natronkali oder mit
Seignettesalz.
10. Tränkung mit Gummi arabicum.
Als Mittel zur Verzögerung des Abbindens dienen die folgenden:
1. Eine Mischung von 8 Raumtheilen Gyps mit 5 Raum theilen dünnem
warmem Leimwasser verzögert den Beginn des Abbindens um 20 Minuten,
das Erhärten um 30 — 40 Minuten. Nach 10 Stunden ist diese Masse
(Leim gyps) noch so weich, dass sie sich mit dem Messer schneiden lässt
Nach 11 Stunden kann man sie noch mit der Feile bearbeiten. Später
erreicht sie jedoch eine grosse Härte. Ein Zusatz von Leim zum Anmache-
wasser bewirkt eine dichte Lagerung des Gypses, es ist daher für Leimgyps
eine grössere Menge Gypspulver (ungefähr die doppelte) erforderlich ak für
dasselbe Volumen gewöhnlichen Gypsmörtels.
2. Eine Mischung von 1 Raumtheil concentrirter Boraxlösung, 12 Theilen
Wasser und 24 Theilen Gypspulver verzögert die Erhärtung um etwa 15
Minuten. Nimmt man 1 Vj Raumtheile Boraxlösung, so beträgt die Verzögerung
50 Minuten, bei Zugabe von 3 Raumtheilen 3 — 5 Stunden, bei 6 Theüen
7_10 Stunden und bei 12 Theilen 10—12 Stunden.
3. Anmachen des Gypspulvers mit Wasser, dem 2 — 2*5 % Alkohol zu-
gesetzt sind. Die aus dieser Masse gefertigten Abgüsse besitzen eine grosse
Erstes Capflel. Bk Mörtel.
6. Zusatz von Kalkwasser; dasselbe verursacht eine lockere Lagerung
^es Gypses,
Kessler empfiehlt zum Härten von frischen Gypsgegenständen die
Behandlung derselben mittels Gypsfluat, welches die Farbe des Gypses nicht
Irerändert und beim späteren Anstrich der Gypssachen mit Oelfarbe den
sten Anstrich unnöthig macht. (Vergl. § 83.)
fr
§ 202. Verschiedenes.
Wenn Gypsbrei im Abbinden begriffen ist, darf ihin Wasser nicht mehr
gesetzt werden, weil er dann nicht weiter abbinden würde.
Solchen Gyps nennt man todt.
Um aus irdenen Gefassen, die zum Anmachen von Gypsbrei gedient
ben, die erhärtete Gypsmasse wieder zu entfernen, giesst man in dieselben
e schwache Salzsäurelösung und lässt dieselbe einige Stunden auf den
yps einwirken. Letzterer löst sich dann in der Säure so weit auf, dass er
on den Wänden des Gefässes von selbst abfällt oder doch wenigstens mit
•eichtigkeit abzuheben ist. Auch löst sich erhärteter Gyps in Kochsalzlösung.
Ein Zusatz von Wasserglaslusung zu schwach gebranntem (Stuck*) Gyps
zeugt Stocken und beim Austrocknen starke Auswitterung von Kali- oder
Katriumsulfat, eignet sich also nicht zur Impragnirung solcher Gyps-
gcgenstände.
Bei stark gebranntem (Estrich-) Gyps oder wasserfreiem Gyps
nhydrid) hat man jedoch Wasserglas bereits mit einigem Erfolge ver-
namentlich bei Benutzung einer Mischung von Kali Wasserglas mit
einkali, durch welche eine grössere Härte des G>*pses erzielt wird.
Vermischt man Gyps mit Cement, so erhält man zwar zunächst eine
cht feste Masse, aber sehr bald entstehen in Folge Einwirkung der Schwefel-
iire des Gypses auf die kieselsauren Verbindungen des Cements, vielleicht
uch durch das starke Quellen des Gypses, viele Risse.
Ungebrannter G>^s ^Marienglas) mit der gleichen Menge neutralen
hwcfelsauren Kalis vermischt und dann mit Wasser zu einem Brei an
rt» erhärtet schneller uls gebrannter Gyps mit Wasser.
Venvendungm des Gypus,
% 203. Gypsmörtel und Gypsputz.
Ungebrannter pulverisirter Gj^s wird in der Landwirthschaft zum
Ingen verwendet. Behandelt man denselben mit Kohle oder schwefelsaurem
^isenoxyd, schwefelsaurem Eisenoxydul und etwas freier Schwefelsäure, so
rhält man ein gutes DesinfectiousmitteL (Desinfectionsniittel von Lüder und
Leidloff in Dresden.)
Aus gebramitcra Gyps mit Wasser und mit oder ohne andere Stoffe
freitet man Mörtel, Putz, Beton, künstliche Steine, Stuck, Kunstmarmor,
iche, Gyjisdielen (Schüfbretter), Rabitzwände, Spreutafeln u. s. w.
a) Gypsmörtel und Gypsputz. Fein gemahlenes Gypspulver kann
Mörtelbildung nicht verwendet werden, weil es beim Anrühren mit Wasser
fast sofort erhärtet. Am geeignetsten erscheint ein Gypspulver mit einem
Kern von der ungefähren Grösse der im groben Bausande vorkomitv^vtds^
S4
Zweiter ThcIL Die Verbindungsstoffe.
Quarzstückchen. Um eine ungleichmässige Wasseraufhahme imd die Büdtuig
von Luftblasen zu vermeiden, ist das Wasser unter ruhigem ^ ' 'h*
raässigeoi Umrühren des Gypspulvers und nur in solcher Mt j.ij-
zusetzen, als zur Bildung eines möglichst gleichmässigen, nicht ztx dtuuien
Teiges unbedingt erforderlich ist. Erfolgt das Anmachen des Gypsmdrtdit
mit einer grösseren Wassermenge, so wird die Masse nach ihrer Erhartinig
poröser und weniger fest, weil sie nach dem Verdunsten des Wassers ihi
Volumen nicht verändert. Nimmt man zur Mörtelbereitung eine geringert
Wassermenge, so wird zwar der Mörtel fester, jedoch erhärtet er sdineller
und wird dadurch für manche Arbeiten unverwendbar oder wenigsUm
unbequem.
Man erhält einen dickflüssigen Mörtel aus 8 Theilen Gyps und 5 Theilcn
Wasser und einen dünnlhissigen aus 8 Theüen Gyps und 1 1 TheDcn Wasser;
erster es Gemenge giebt 6 Theile Mörtel.
Der Gypsmörtel ist möglichst schnell nach dem »Anmachen« und ?or
Beginn des Abbindens zu verwenden; es empfiehlt sich daher, ihn in kleinen
Meißen zu bereiten und sofort zu benutzen,
Gypsmörtel las st sich noch bei einer Kälte von etwa 10^ C oHoc
Schaden verarbeiten. Man benutzt ihn allein oder mit Kalk, Sand oder
feingemahlener Hochofenschlacke vermischt zum Mauern und, weü er scluidl
abbindet und rasch trocknet, namentlich zur Aufführung von Gewölben,
Bewährt hat sich hierzu ein Gemenge aus 1 Theil Gyps und ^/^ Theü Kalk-
laörtel» welcher mit feinem Sand zubereitet ist.
Die Verwendung des Gypses zum Aufmauem von Wänden u. s, w* ist
rine sehr alte; die seit dem Jahre 1350 in Trümmern liegende Btarg btt
Osterode im Harz ist nur in Gypsmörtel erbaut worden, und noch heute
haften die Steine durch den Mörtel so fest aneinander, dass sie nur schwer
mit dem Hammer von einander zu trennen sind.
Weit häufiger aber ist die Verwendung des GypsmÖrtels zum Wan<i'
und Deckenputz. Für ersteren wählt man gern eine Mischung von
3 Raum theilen Kalk, 1 Theil Gyps und 4Vf Theilen feinem, weissem Sand
(Gypskalk) und für Deckenputz ein Gemenge aus 2 Raumtheilen Gyps mit
1 Theil Sand (ohne Kalk). Man erhält glatte Wandflächen und Decken, wenn
man die mit Gyps und Leimwasser geputzte Fläche erst mit Bimsstein, darin
mit feinem Sandstein, hierauf mit Tripel und dem Filzstöckchen und endlich
mit Leinwand abreibt, auch wohl unter Benutzung von Seifenwasscr ab-
schleift. Das PoHeren erfolgt mit Hilfe eines mit Oel oder Wachslösung ge-
tränkten wollenen Lappens,
Eine glänzende Wandflächc wird auch durch Anwendung de« so-
genannten Weissstuck putz es erzielt Nachdem die Fläche mit gewöhn-
lichem Kalkmörtel abgeputzt worden und letzterer vollständig getrocknet isl,
wird eine aus feingesiebtem Kalk unter Zusatz von 10% feinem Sand oder
Marmorstaub und Gypsbrei bestehende Masse zw^ci- bis dreimal in einer
Stärke von je 1 mm mittelst einer stählernen Reibeplatte aufgetragen. gl»tt
gerieben und unter Benetzen mit Wasser abgespachtelt, dann von dem an*
haftenden Schlamme gereinigt und entweder so gelafisen oder nach voll-
ständiger Austrocknung bemalt oder mit Leimwasser getränkt und mit \^
politur verschen. (Siehe Hüttmann, »Der Gypser als Cemeniirer, Tur
und StuccateuT«, Weimar 1886.)
Erstes Capitel. Die Mörtel,
35
Zur Befestigung des Gypsmörtels an die Decken benutzt man entweder
eine aus losen Rohrstcngeln, geglühtem Draht und Drahtstiften hergestellte
Bcrohrung, in deren Vertiefungen sich der Putz leicht fest anhängt^ oder
besser ein matten artiges, aus parallel nebeneinanderliegenden Rohrstengeln
und Draht gefertigtes Gewebe (siehe § 277), oder 2^ 5 cm dicke, nach oben
etw^as abgeschrägte Latten (Pliesterlatten), die in Zwischenräumen von 2*/^ cm
an die untere Seite der Deckenbalken genagelt werden, oder dünne Lättchen
(Spalierlättchen), die über stärkere Latten (Coutrelatten) gestreckt und an
die Balken befestigt werden.
Nicht anwendbar ist Gypsputz auf feuchten Wänden und Decken,
^eil er dann niemals trocken wird, sondern »ersäuft« und allmälig seine
Jindekraft einbüsst.
Kommt Gypsmörtel mit Eisen (Drähten, Nägeln, Schrauben u. s. w.) in
erühnmg, so findet durch die Einwirkung der im Gy ps noch vorhandenen
chwefelsäure eine Oxydlrung des Eisens statt, welche bis zu einem gewissen
»rade zwar erwünscht ist^ jedoch, wenn sie zu weit geht, eine vollständige
Eerstörung des Metalles herbeiführt. Letztere ist namentlich dann zu befürchten,
jrerm der Gyps nicht schnell trocknen kann.
204- Gypsbeton, Gypsgussmauerwerk, Gypsgesimse, künstliche
Steine,
h) Gypsbeton (Gypspisöbau, Gypsmauerwerk). Eine aus scharf
ebranntem und gemahlenem Gyps (am besten Osteroder), reinem, scharf-
lömigem Sand oder Grand oder Flusskiesel und anderen erdefreien Steinen^
Iruchsteinabfällen, kleingeschlagencn, hartgebrannten Ziegelsteinen u. s. w. und
Tasser bereitete Masse verwendet man nicht nur ^ur Herstellung einzelner,
oller oder auch hohler Wände, (Zwischenwände und Einfriedigungsmauem),
andern auch zum Bau vollständiger Häuser, Dampfschomsleine u. s, w., und
rar besonders im Harz und in der LTmgegend von Paris.
Das Bauen geschieht gewöhnlich in der Weise, dass man die (feste
1er bewegliche) Form zuerst mit den Steinstücken füllt und dann die
twischenräume mit einer Mischung aus 2 Theilen Gyps, 1 Theil Sand und
]^/i Theilen Fluss- oder Regenwasser ausgiesst. Bei Verwendung von beweg*
tchen Formen drückt man nach ihrer Ausfüllung mit Gypsbeton grössere
IteinstUcke in die noch weiche Masse, so dass die Steine zur Hälfte vor-
ben. Hierdurch erhält man eine gute Verbindung mit der nächstfolgenden
Schicht Bei Schornsteinen empfiehlt sich die Anordnung eines Back-
iitters, bei Sockeln und Einfriedigungsmaueni eine Abdeckung mit
Segeln oder Sandsteinen. Die Gypsbetonmauern müssen durch eine gute
>lirung gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit sorgfältig geschützt werden. Das
fundament wird zweckmässig aus Bruchsteinen in hydraulischem Mörtel oder
uns Cementbeton hergestellt.
Derartiges Gussmauerwerk (auch Annalith genannt) zeichnet sich
iTch grosse Wetterbeständigkeit und Haltbarkeit aus.
c) Künstliche Steine. Man kann auch Gypsbeton benutzen zur
lerstellung von grösseren, profilirten oder unprofiHrten Werkstücken, z. B.
adcnii Fenstersohlbänken, Thür- und Fenstergewänden, Gesimsen, Sockeln
s. w*, auch von kleineren Steinen im Formate od^t Do^'^^iorcsv^X-t ^^x
86
Zweiter Tlieil. Die YerVindungsstofTc«
el, indem man die Masse in entsprechend construirte Formen gicsj«.
alche Steine besitzen eine ziemlich grosse Festigkeit und Dauerhaftigkeit,
sie können mit Erdfarben beliebig und selbst in den zartesten T6növ
gefärbt werden, weil sich der Gyps gegen solche Farbstoflfe vollständig neutrtl
verhält lind eine rein weisse Farbe besitzt.
Um sehr harte und wetterbeständige Gypssteine zu erhalten, empfielih
Fissot, die Quader aus rohem Gypsstein zu formen und zu brennen, oach
dem Brennen und Abkühlen 30 Secunden lang in Wasser zu legen, dÄim
einige Secunden der Luft auszusetzen, nochmals 1 — 2 Mmutcn lang in Wasser
zu tauchen und endlich an der Luft zu trocknen.
Dusmenil fertigt künsthche Steine (auch Hohlsteine) und Platten an»
Gyps mit einem Zusatz von wenig Kalk, Alaun und Leim. Dieselben bssen
sich in beliebiger Weise färben. W'ird dieser Mischung noch Sand hinzage-
setzt, so erhält man einen guten Mörtel
Erwähnenswerth sind ferner die sogenannten Platras. Dies sind
Trümmerstücke von alten, aus gutem Gyps hergestellten Mauern und werden
z. B. in Frankreich wegen ihrer Leichtigkeit zum Ausmauern von Fachwcrks-
wänden oder zum Bau von wenig belasteten, der Feuchtigkeit nicht ausg^
setzten Mauern benutzt, femer zur Herstellung von Fliesen, die in Pins
eine Länge von 48 cmt eine Breite von 32 cm und eine Dicke von 5 — 16 f"
(meistens jedoch von 8 cm) erhalten, u. s. w. Die Fliesen werden aus dfletn
Brei von Gypsmörtel und Platras in Formen bereitet.
Aus einem Gemenge von 7» Gyps und */^ Ziegelmehl stellt man «i
einigen Gegenden Frankreichs u. s. w. quadratische Ziegeln von 33^ — 4U «
Seitenlänge, sowie mit Falz und Nuth am Rande her und verbindet diesclba
mit Gypsmörtel, der in den Falz eingestrichen wird. Auch hohle Fliesen hzx
man aus Gypsmörtel bereitet und zum Ausmauern von Sc beide wimdöi
benutzt; neben grosser Leichtigkeit besitzen sie noch den Vorzug «tafl»
lieber S c halls icher hei t und geringer Wärme du rchlässigkeit.
d) Gypsgesimse. Kleinere Gesimse werden vollständig aus Gypsmörtel
hergestellt und mit einer Schablone gezogen. Ist die Ausladung aber eine
grössere, so wird das Gesims mit Ziegeln vorgemauert, oder es wird ein
Hokkern an der Mauer angebracht und berohrt oder ein Rohrbündel durch
grosse Nägel an der Wand befestigt und auf die Unterlage zunächst grober
Kalkmörtel, dann feiner, aus Kalk und Gyps bereiteter Mörtel und endlich
reiner Gyi)smörtel aufgebracht und mit einer Schablone ausgezogen.
Zu glatten Gesimsen wählt man meistens eine Mischung von 1 Thal
Gyps und 1 Theil Kalk (ohne Sandzusatz).
€) Eingypsen von Haken und Bolzen, Zur Befestigung voo
Haken und Bolzen im Mauerw^erk wird Gypsmörtel ebenfalls mit Vorthcil
verwendet
§ 205. Gypsstuck,
/) Gypsstuck. Zu Stückarbeiten ist Gyps vorztiglich geeignet, nicht
niur dringt derselbe in dünnflüssigem Zustande in die feinsten Vertiefungen
der Formen ein, sondern füllt dieselben auch gut aus, weil er siel
Erhärten durchschnittlich um etwa y., Procent der Länge ausdehnt {>trt
sodann bleibt der Gyps, weil er beim Verdunsten des Wassers sein Volume«
ste» OipileT.
Aort^L
pcht vermindert, nach dein Trocknen frei von Rissen, und endlich gestattet
feine weisse Grundfarbe eine beliebige Färbung.
Man wählt zu Stucksachen am besten einen schwach gebrannten,
ischen, rein weissen» lockeren und feingemahlenen Gyps und nimmt gewöhn-
zh auf 1 Gewichtstheil Gypsmehl 27^ Gewichtstheile Wasser, In grösserer
Menge wird das Wasser zugesetzt, wenn man das Treiben vermindern will,
jyas übrigens auch durch einen kleinen Zusatz von Aetzkalk erreicht werden
^nnn, oder falls man den Gypsbrei zum Abgiessen kleiner Gegenstände ver-
^wenden will, und in geringerer Menge, wenn es sich um den Abguss eines
^össeren Gegenstandes handelt.
Der Gyps ist vor seiner Verwendung zu prüfen, um das Verderben
kostbarer Modelle und Formen zu verhüten. Nach Uhlenhuth*) ist ein
^fcyps zu Abgüssen geeignet, wenn er beim Einrühren nicht schwer zu
Hoden fällt und sich das Wasser nicht abscheidet; der Gyps soll vielmehr
Hps Wasser ganz langsam und allmälig anziehen und binden, sich dabei
^■equem streichen und bewegen lassen und nach dem Erstarren nicht kalt
^perden, sondern sich vielmehr deutlich erwärmen. Die Erhitzung beim Ab-
binden ist nämlich ein sicheres Zeichen der Frische und Güte des Gypses
_und der einzig sichere Beweis, dass der Gyps die richtige Wassermenge
bemisch gebunden hat; sie Ist umso stärker, je dicker der Gypsbrei ange-
icht wurde. Schlechtgebrannter Gyps und solcher, der längere Zeit an der
Ijft gelegen und dabei schon Wasser angezogen hat^ besitzt eine geringe
Sndekraft, erhitzt sich nicht und ist zu Stuckarbeiten nicht brauchbar.
Die Modelle zu diesen Stucksachen werden aus Thon, Gyps (häufig
it geringem Kalkzusatz), Holz, Metall, Wachs u. s* w, hergestellt und mit
kel, Schellacklösung, Seife u. s. w. vor dem Abguss bestrichen oder auch
ar angefeuchtet, damit der zum Abformen verwendete Gyps nicht an ihnen
Saften bleibt. Die Flächen der Modelle dürfen nicht porös sein, w^eil sie
sonst das im Gypsbrei enthaltene Wasser ansaugen und dadurch Luftblasen
Gyps erzeugen,
Soll ein Modell nur einseitig abgeformt, also z. B. eine Reliefplatte her-
stellt werdet», so legt man dasselbe mit der Rückseite auf eine feste Unter-
ste (z, B, auf ein Brett oder eine Metallplatte) und umgiebt es mit einem
Thon gefertigten erhöhten Rande ; dann wird der Gypsbrei übergegossen,
elcher nach seiner Erhärtung die Form für den späteren Abguss darstellt.
jbald der Gyps erstarrt ist, kann man die Unterlage entfernen und das
lodell herausnehmen. Ist ein Modell allseitig abzuformen, so muss der
psüberüug nach seiner Erhärtung an geeigneten Stellen zerschnitten werden,
einen Theil der Form aufheben und datm da»s Motlell herausnehmen
können, oder man formt nacheinander stückweise alle Theile des
Ifodellcs ab und vereinigt die einzelnen Stücke mittelst eines Gypsmantels.
ic Formen werden innen angenässt oder eingeölt. Wird Gyps in eine ein-
tfeltetc Form gegossen, so erhält die Oberfläche des Abgusses eine Fett-
^ifenschicht von grauer Farbe und schmutzigem Ansehen, und es bildet der
f'ps mit dem Oel eine Kalk seife, die allmälig eine ziemlich grosse Härte
liangt und das Nacharbeiten der Oberfläche, das Abreiben mit feinem Sand-
^ £d. Uhlcnhuth, »Vollständige AElettung stim Formcxi und Giess«n u* s. w.<,
l Aufl., S. 8 AT, — Wien, A. Hartkben's VcrUg,
38
Zweiter Theil, Die Verbindungsstijffe.
päpier u. s, w. recht erschwert oder sogar ganz unmughcli
vollständig reine Oberfläche erhält man aber bei Anwendung des sogeuannljco
AVassergusses, d. h. wenn man Gyps in eine tropfnasse Gypsform giesst
Ist nur ein Abguss erforderlich, so wird die Forra durch Zerbrechen
abgelöst; man nennt sie dann eine »verlorene Forme.
Will man jedoch mit derselben Form mehrere Abgüsse anfertigtii, 3,^
wird sie entweder vor oder nach dem Herausnehmen des Modelles» zuweilea
sogar erst nach Fertigstellung des ersten Abgusses vorsichtig in mehrere
Stücke getheilt, deren Anzahl, Grösse und Gestalt so zu bestimmen ist, dass
diese Stücke leicht abgenommen werden können und eine Verschiebung der-
selben nicht stattfindet. Meistens erhalten diese Stücke die Gestalt eines
Kegels; man nennt sie Keil formen. Die einzelnen Stücke steckt man »1
eine, ebenfalls aus Gyps gefertigte, jedoch nur aus wenigen Theilen bestehende
Kapsel, die Formkappe genannt wird, Soll die Form jetloch aus etnein
Stücke bestehet], so verwendet man verkohlbare Modelle und übergicsst
dieselben mit einem Brei von Gypsmehl, feingemahlenem Ziegelstein und Thon
und glüht dann das Ganze, bis das Modell ganz verbrannt ist.
Ausser aus Gyps stellt man die Formen auch aus Leimmassc.
Schwefel, Guttapercha oder aus einem Gemenge von 6 Theikn
Wachs, 2 Theilen Stearin, 2 Theilen Asphalt und 1 Theil Talg,
sowie aus Metall u. s. w. her. Leim gilt nach dem Gyps als die beste
Formmasse, weil er alle Einzelnheiten des Modelles mit aller Scliärfc iintl
sogar den Glanz der Fläche wiedergiebt und wiederholt ven^^endet wenlcti
kann. Man benutzt Leimformen zur Herstellung reich omamentirter Stuck-
Sachen^ wie Kapitale, Friese, Console, Rosetten, Gesimsstücke u, s, ^
Schwefelformen liefern ebenfalls scharfe Abgüsse und besitzen eine grosse
Dauer, so dass man bei sorgfälliger Behandlung mittelst einer einzigen ¥om
80 — 100 Abgüsse herstellen kann.
Harz formen aus der obigen Mischung geben z, B. die feinsten Schlaf*
firungen gravirter Platten wieder und widerstehen gut den Säuren der gal-
vanischen Bäder, Metall formen benutzt man gern zur Erzeuginig von »dir
flach erhabenen Stuckgegenständen. Sehr scharfe Contouren werden ••:^*^
erzielt, wenn man den Formgyps mit Schwefel vermengt.
Aeusserst harte und politurfähige Gegenstande erhält man
(nach dem Verfahren von Abate), wenn man den gebrannten Gyps in einer
um ihre Achse drehbaren Trommel mit Wasserdampf sättigt, ihn dann in
die Formen füllt und die Masse mit einer hydraulischen Presse kräftig
zusammendrückt. Durch die Wasser dampfauf nähme wird das Gewicht des
Gypses nach und nach imi etwa 28% vergrbssert.
Als Schutzmittel gegen die Witterungseinflüsse wird empfohlen,
die erwärmten Gypsstücke mit einer heissen Mischung von 3 Theilen Leinöl-
fimissun<l 1 Theil weissem Wachs zu überziehen, oder sie mit heissem Leinöl
zu tränken und darauf mit Oelfarbe anzustreichen und diesen Anstrich von
Zeit zu Zeit zu erneuem, oder sie mit Schwefelbalsam, welcher aus fetten
und flüchtigen Oelen, in denen Schwefel aufgelöst ist (z. B. aus 160** warmem
Leinöl und etw^a lO^o Schwefel), bereitet wird, zu imprägniren, oder sie zu
bronziren {siehe § 2(35), oder dem Gypsbrei Eisenfeilspäne (etwa |/j,-,— V^. von
dem Gewichte des Gypses) hinzuzusetzen. Einen rein weissen An> 11
aus weisser Oelfarbe mit Firniss oder durch Auftragen von Zi» st
Stärkelcleisters auf die vorher mit Milch getränkte Gypsfläche, einen matten
Oelanstrich mittelst einer Fi rniss färbe, der wenig in Terpentinöl gelöstes
Wachs beigemengt wird, eine perlmutterartig schillernde, atlasglänzende
Oberfläche, wenn man 1 Theil Gypspulver mit einer Mischung aus 1 Gewichts-
theil schwefelsaurem Kali und 2 Gewichts theilen Wasser anrührt und in die
Formen giesst; es bildet sich dann auf der Oberfläche eine Kruste von
schwefelsaurem Kali.
Kessler empfiehlt zur Erlangung von Wasserdichtigkeit ein
Fluatiren der Gypsmasse mit Impermeabilisateur, welche Masse kalt mit
Pinsel oder Schwamm aufgetragen wird,
Gypsabgüsse soll man (nach Dn W. Reisig in Darmstadt) durch Be-
handlung mit Barytwasser oder mit kieselsaurer Kalilösung, oder durch einen
Ueberzug mit einer Lösung von Kautschuk in Benzol, Petroleumäther oder
Schwefelkohlenstoff waschbar machen können. (Siehe > Verhandlungen des
Vereines zur Beförderung des Gewerbefleisses«, 1877, S» 306). Dr. Dechend
hält diese Behandlung für unzureichend und empfiehlt sein patentirtes Ver-
fahren (D. R, R Nr, 3203), das darin besteht, die Gypsabgüsse zuerst mit
Baryt und Seifenlauge zu imprägniren, dann mit einer warm gesättigten und
hierauf heiss gemachten Boraxlösung zu überstreichen, ferner mit einer
heiss gemachten Chlorbaryumlösung zu überziehen und endlich mit einer
Seifenlösung zu behandeln. (Siehe > Deutsche Industriezeitungt, 1878, S. 513,
und 1880, S. 110.)
Das Aussehen von Alabaster erhalten die Gypsabgüsse, wenn man
sie nach dem Verfahren von Boschan zunächst mit dickem, weissem Damar*
fimiss überzieht und dann mit Glasmehl bestäubt. Wird die so behandelte
Masse nochmals mit Fimiss überzogen^ darauf mittelst einer zarten, leicht
aufzutragenden Lasurfarbe geädert und endlich mit griesförmig zerkleinertem
Marienglas leicht bestreut, so erhält man nach dem Trocknen eine gute
Carrara-Marmorimitation. (Siehe »Industrieblätter«, chemisch-technisches
Rerpertorium, 1889, II, 1.)
Will man Gypsabgüsse m einem kleineren Maassstabe herstellen, als
[ie Form ergiebt, so muss man einen Brei aus 1 Theil gut gebranntem,
ein gesiebtem Gyps, 2—3 Theilen Wasser und 1 Theil 90procentigem
Alkohol benutzen und den Abguss aus der gut einzufettenden Originalform
herausnehmen, wenn er eben erstarrt ist ; der Abguss zieht sich dann nach dem
Trocknen um etwa Yj^ seiner Abmessungen zusammen. Verwendet man nun
den verkleinerten Abguss weiter als Form und benutzt man dieselbe Mischung,
so erhält man wieder einen kleineren Abguss. Dieses Verfahren kann wicder-
boU angewendet werden, ohne dass die Abgüsse ihre grosse Schärfe einbüsseiL
Mischungen, Empfehlenswerthe Recepte zur Herstellung verschiedener
Iptuckarten sind (nach Mothes) folgende:
~ </) für Ornamente: 1 Theil Gypsmörtel und 1 Theil Kalk, oder;
4 Theile Gyps, 3 ITieile Weisskalk und 1 Theil feiner Sand, oder: ein
emenge von Gyps, feingemahlener Kreide, feinem Marmorkalk und Leim-
ser. Bei letzterem Gemenge wird zuerst der Kalk mit Leimwasser gc
"tit, dann der Gyps hinzugerührt und zuletzt die Kreide beigemengt.
6) für Weissstuck: 1 Theil feiner Gypsmörtel, 2 Theile Weias-
ilk und eine geringe Menge von Leimwasser, Man kann dieser Mischung
beliebige Erdfarben hinausctzen.
I
Zweiter
>ie Verbf ndiing»5tofl>
c) für Graüstuck: ein Gemenge von Gyps und feinem Steinkohlen*
staub. Graustuck besitzt eine ziemlich grosse Haltbarkeit, jedoch g^^^* ^" '"''
feuchten Zustande dem Frostwetter ausgesetzt, zu Grunde.
d) für Leinölstuck: Die Wand wird zuerst mit grobem Gyi
dann mit feingemahlenem und mit Leimwasser angerührtem Gyps
hierauf mit Bimsstein abgeschliffen, sodann mit Gyps, der mit starkem Ltrinr
Wasser angemacht ist, abgerieben, nach vollständiger Trockenheit mit Lcinf^l
mittelst einer Bürste getränkt und endlich mit Tripel und einem Leinwantl-
ballen poliert.
e) für mo thesischen Stuck: ein Gemenge von Gyps und Eisen-
feilspänen. Dieser Stuck besitzt eine grosse Festigkeit.
/) Gypsstuck für Fagaden: ein Gemenge von Gyps und Kalk-
mörtel. Der Gypsstuck wird vorsichtig mit Haken, oder bei grösseren Stückcü
mit Bankeisen befestigt, mit Alaunlösung gehärtet und mit Oelfarbe angr-
strichen. Da dieser Anstrich öfters erneuert werden muss, so werden die
feineren Contouren mit der Zeit veniichtet. Man hat deshalb nur eine Trin '
mit reinem, heissem Leinöl empfohlen, doch erzeugt dieselbe eine sehr:
gelbe Farbe,
^) für Elfenbeinmasse, welche man zur Herstellung von Kunit-
gegenständen mannigfacher Art benutzt, wird das sogenannte Enkaustiren,
d. h. Tränken mit Paraffin oder Stearinsäure angewendet, und zwar meisten«
in folgender Weise: Die aus feinstem Gyps, am besten aus gebrannten
Alabaster ab fällen oder aus sogenanntem Kölner oder Pariser Gyps
Abgüsse werden sorgfältig getrocknet und erwärmt, sodann 3-^ i
lang in geschmolzener Stearinsäure oder Paraffin, welche zur Erziel ung eiu«>
wärmeren Tones mit Gummigutti oder Drachenblut vermischt werden, ein-
getaucht und endlich mit einer weichen BiLrste bearbeitet oder mit Flanell
abgerieben. Die Erwärmung der Abgüsse soll bei Verwendung von Steann^
säure etwa 80—88^ und bei Benutzung von Paraffin 60— -öö" C. betragen.
Gereinigt wird die Elfenbeinmasse mit Seifenwasser, dem etwas Spinltis
zugesetzt wird. Wählt man nicht die reinsten Gypssorten, so erhalten die
Abgüsse nach dem Enkaustircn meistens eine höchst unansehnliche graue
Färbung, weil bei diesem Verfahren alle Verunreinigungen des Gypses (wie
Staub und Kohlentheile vom Brennen her) erst hervortreten und durch die
Fetttränkung die geringsten Flecke sichtbar werden.
Um den Gypsabgüssen ein schöneres Aussehen zu verleihen, tränkt man
sie auch mit einer, durch Kochen von Lauge mit Seife oder Str
erhaltenen Flüssigkeit und reibt sie nach dem Trocknen mit Li
einer weichen Bürste ab, oder man überzieht sie mit einer Lösimg von
geschmolzenem, weissem Wachs in Schwefelkohlenstoff.
Einen guten Schutz gegen die Wittcrungseinflüssc soll ein Anstrich des
ausgetrockneten Gypsstuckes mit einer Mischung von 3 Theilen gekochtem
Leinöl, 7ö ^'*^"^ Gewichte des Leinöls Silberglätte (Bleioxyd) und 1 Theil
Wachs bilden. Einen dauerhaften Kalkfarbenanstrich soll man erhalten, wenn
man den Stuck zuerst mit Seifenlösimg und dann zweimal mit einer, imiT
Fimiss angemachten Kalkfarbe (auf 1 Eimer etwa */^ kg Fimiss) bestreici
(Siehe »Deutsches Baugewerksblatts 1885, S. 96.)
Noch zu erwähnen ist der sogenannte Trocken«, St äff- oder Stein*
stuck, welcher folgendermaasäen hergestellt wird: In die T,cimfonn wird eil
Erstel Capjtcl. Die Mörtel,
II
lünne Lage Gypsbrei gegossen, der mit Leim oder Alaun oder Borax ange-
[lacht ist. Auf diese Lage werden etwa 2 cm breite Metall st reifen so gelegt,
iass sie etwa 2 cm weit über den Rand der Form vorstehen ; mit diesen
folgt die spätere Befestigung des Stuckes durch Annagelung, beziehungs-
weise Versch raubung. Auf die noch weiche Gypsmasse wird hierauf ein weit-
aaschiges Nesselgewebe ausgebreitet und dann mit einer zweiten Lage Gyps-
brei überdeckt Nachdem das Ganze eine zähe und feste Masse geworden^
lann seine Vorderseite bemalt oder vergoldet werden, (Siehe Hiittmann,
bDer Gypser als Cementirer, Tilncher und Stuccateur«, Weimar 1886.)
§ 206. Gypsmarmor (künstlicher Marmor^.
h) Künstlicher Marmor. Gypsmarmor stellt ein Gemenge aus sehr
fein gesiebtem und gebeuteltem Gyps, Leimwasser und Farbstoff dar. Zur
Färbung kann man Meniüge, Zinnober, Chromgelb» Indigo, Gummigutti,
;mbra,Kienruss, Eisen- und Kupfervitriol, Abkochungen von Farbholzcm u. s. w,
Verwenden. Leim ist nur in sehr geringer Menge hinzuzusetzen, und zwar so viel,
die Masse in etwa 30 Minuten erhärtet Aus dem Gemenge formt man
Lugeln von verschiedener Grösse und färbt dieselben in verschiedener Weise,
dass man hellgefärbte und dunkelgefarbte zur Verfügung hat In dieselben
Ickt man weisse Gypsstückchen ein, um weisse Flecke zu erzeugen, oder man
iestreut sie zu diesem Zwecke mit feinem Gypspulver. Dann legt man sie
ifeinander, presst sie zu einem Würfel zusammen und walzt denselben zu
(hier ebenen Platte aus. Diese Platte begiesst man mit der Farbe, in welcher
lan die Marmoraderung zu erhalten wünscht, dann knetet man sie wieder
jsanimen, schneidet aus ihr mit Draht dünne Scheiben, taucht dieselben in
Vasser und bringt sie dann mit einer KeUe auf die Wandflächc, die vorher
inen Gypsbewurf (oder Kalkputz) erhalten hat, der vor dem Aufbringen des
Sypsmarmors gehörig anzunasscn ist. Nach der Erhärtung der Fläche wird
lieselbe abgehobelt, mit plangcschliffenen Bimssteinstücken abgeschliffen, dann
lochmals mit Gypsbrei, der mit sehr starkem Leimwasser angemacht ist, dünn
überzogen, um sämmtliche Poren zu schliessen, hierauf mit fein pulverisirtem
Tripel und einem Leinwandballen pohert und endhch mit einer, mit Olivenöl
feicht benetzten Bürste überfahren. Eine sehr glänzende Politur soll man
rhalten, wenn man die Wandfläche mit Leinöl tränkt und dann mit einem
roMcncn Lappen abreibt. Empfohlen wird auch, die Wandfläche mit einem
rollcnen Lappen abzureiben, auf welchen eine Lösung von Wachs in
fcrpentinöl aufgestrichen ist.
Leon van der Steene in Laeken (Belgien) bereitet künstlichen
[armor aus Gypspulver, starker Leim- und Harzlösung und Farbstoff, und
ivar in folgender Weise: Dem Anmachewasser des Gypscs wird in Wasser
jfgelöstcr Leim und in warmem Terpentin aufgelöstes Harz beigemengt,
mn das Gypspulver eingerührt und die Masse mit den zur Erzeugung der
twünschten Marmonrung nothwendigen mineralischen oder vegetabilischen
irben vermischt. Bei Herstellung von ebenen oder gekrümmten Platten
\e%%i man diese Masse in einer Stärke von 4 mm auf ebene, beziehungsweise
Mte Stein- oder Glasflächen, bei Herstellung von Reliefplatten in ent-
l gestaltete Gummi-, Gyps- oder Cementformen aus und bestreut
mittelst eines Siebes mit trockenem Gypspulver. Nachdem letzteres durch
das in der gefärbten Gypsmasse im Ueberschuss vorhandene Wasser gut
durchfeuchtet ist, wird eine dünne Lage von sorgfältig angerührtem, UIlg^
färbtem Gypsbrei aufgebracht und mit einem Tuch oder einer Schicht rohen
Hanfes bedeckt Endlich wird in einer^ von der gewünschten Plattcndicke
abhängigen Stärke noch eine Lage ungefärbten Gypsbreies, dem zerkleinerte
Steine beigemengt sind, darüber gebreitet. Sobald die Masse genügend abg^
bunden, was nach 6 — 8 Stunden der Fall zu sein pflegt, wird sie von der
Unterlage fortgenommen (beziehungsweise aus der Form heraasgehabcn)^
vorsichtig abgebürstet und nach Ausfüllung aller etwa entstandenen Poren
mittelst eines, der Grundfarbe der Masse entsprechend gefärbten Gypsbreics
durch Tränkung der Oberfläche mit Kai »Wasserglas wasserdicht gemacht und
endlich, sobald die Masse gut getrocknet ist, poliert. Als Politur benutzt van
der Steene zur Erzeugung heller Marraorimitationen ein Gemenge voo
1 kg gebleichtem Gummilack, Q / SOprocentigem Alkohol und 250 g (audj
mehr oder weniger) fein gemahlenem Gyps, und zur Herstellung von
dunklem, künstlichem Marmor statt des gebleichten Gummilackes dne gleiche
Menge Orange-Gummilack.
Vor dem Auftragen dieser Mischung wird die Gypsmasse mit Hüft
ein^ mit 80procentigem Weingeist angefeuchteten Ballens gerieben und aacb
dem Auftragen dieses Reiben so lange fortgesetzt, bis eine vollständig gleich-
massige Politur erreicht ist, wobei man den, den Ballen umhüllenden, wciclww
Lappen von Zeit zu Zeit mit etwas Oliven- oder Mohnöl benetzt Wird eine
schwarze Marmorimitation gewünscht, so trägt man auf den Lappen etwi*
Nigrosin oder Anilinschwarz auf, (Siehe > Industrieblätter«, chemisch-techniscte
Repertorium, 1889, ü, L)
Marmorähnliche Steine soll man nach dem Patente von Majewski
(D. R. P. Nr, 09527) durch Eintauchen des erwännten Gypssteines zuerst in
eine concentrirte Lösung von Kaliumsuliit (^basisch- schwefligsaurem Kall) vml
dann in eine Lösung eines mit Gyps eine Doppel Verbindung gebenden
Salzes erhalten. Durch das Kaliumsulfit soll vermieden werden > dass die vtr-
wendete Salzlösung schon an der Oberfläche krystallisirt und nicht in dft»
Innere des Steines eindringt; es dient also als Leichtflüssigkeit für die Sali-
lösung in das Innere des Gypssteines, während die Salzlösung dem Stcuw
eine grössere Härte verleihen soll Die Färbung geschieht mittelst organischer
Farbstoffe.
§ 207. Gypsguss mit oder ohne RohrgeM*ebeeinlagen.
i) Gypswände mit Rohrgewcbeeinlagen von Baumeister Swiccici
in Bromberg. Es werden Winkeleisen, senkrecht und um 45" gedreht, Öl
1*8 — 2*5 m Abstand (je nach der Wandhöhe) aufgestellt und mit ihrem Fuss-
und Kopfende mittelst 8 cm langer Schmiedeeisennägel befestigt^ sowie gut
abgespreizt. Zwischen die Ständer spannt man ein gut verdrahtetes Rohr-
gewebe mittelst Haken und ausgeglühten Drahtes fest ein, stellt dann 3fw
starke, mit 2 — 3 Querleisten versehene Brettformen von 70 ^m Höhe und
60 — IbOcm Länge beiderseits vom Rohrgewebe auf und verbindet dieselben
mit L5 nw starken Bolzen, Zwischen Bretterwand und Rohrgewebe lässt man
einen kleinen Zwischenraum und füllt denselben mit einer Mischung von
1 Theil StuckgypSf 3 Thcilen Estrichgyps und 2 Theilcn Kohlengrus and
Erstes CapiteL Die Marlel.
43
, vollständig aus, (Fig. 383.) Zwei aneinander zu stellende Bretter
:ian durch einen Rudcrverschluss, nodiwendige Oeflfnungeo schneidet
man aus dem Rohrgewebe mittelst Schere aus und sichert diese Schnitt-
stellen mittelst Draht. Nachdem eine Reihe fertiggestellt ist^ wird die dar*
über Hegende in Angriff genommen.
k) Giessbare Massen. Die »Neuesten Erfindungen und Erfahrungen«
bringen im Jahrgang 1891 über giessbare Massen ausführliche Mittheilungen,
denen Folgendes entnommen werden mag. Gypspulver wird mit Leim (und
xwar Raninchenleim oder Gelatine), Kreide, Papier, Korkmehl oder Schiefer-
niehl in verschiedener Weise und je nach dem Umfang der Gegenstände
vermischt» jedoch in der Regel so, dass zu 1 k^ Leim je 8 / Wasser und
dem mit Leim angerührten Gypsbrei nicht mehr als 7, Papierbrei zugefügt
werden. Bei stärkerem Leimzusatz tritt leicht ein Schwinden der Masse ein,
desgleichen, wenn man andere Leimsorten als die genannten verwendet.
Die Gemengtheile werden sorgfältig mit einander verarbeitet und dann
K:rdünnt. Empfohlen werden folgende Mischungen:
a) Für ganz schwache, leicht austrocknende Gegenstände: 30 Gemeng-
eile Gypsbrei und 15 Theile Papier, Die Masse erhält nach dem Erstarren
die Härte von weichem Holz, lässt sich ähnlich wie dieses bearbeiten und
besitzt dieselbe Schwere wie Wasser,
fi) Für schwache Sachen: 30 Gemengtheile Gyps, 10 Theile Papier
tind 5 Theile Schiefermehl oder Kreide. Giebt eine ziemlich harte Masse.
Y) Für mittlere Sachen: 30 Gemengtheile Gyps, 5 Theile Papier und
10 Theile Schiefermehl oder Kreide.
Z) Für stärkere Sachen: 40 Gemengtheüe Gyps und 5 Theile Papier.
) Diese Masse wird schnell trocken; sie ist nicht leicht zerbrechlich und
^■esitzt immer noch die Härte von Holz.
^B Durch den Leimzusatz wird der Masse eine gewisse Härte verliehen,
^^brch den Zusatz von Papier oder Korkmehl ein geringeres Gewicht und
^TOi grösserer innerer Zusammenhang» so dass sie gegen Zerreissen und Brechen
ziemlich geschützt ist; Schiefermehl macht die Masse härter und etwas
[\werer; Kreide wird nur bei der sogenannten Vergolder*Gussmasse
vendet, die aus Gyi>s, Leim und Kreide bereitet wird.
Die Herstellung der giessbaren Masse ist folgende: Das Papier
eidcnpapier oder ungeleimtes Druckpapier) wird in kurze Stücke zerrissen»
1 heissem Wasser eingeweicht und dann mit einem Holzstück zerstampft» bis es
in zertheilt ist. Hierauf wird das Gypspulver in den wanrren Leim ziemlich
ck eingerührt, die Papiermasse zugesetzt und das Ganze tüchtig mit einem
lolzstabe durcheinandergearbeitet. Schliesslich wird die Masse mittelst Leim-
itz leichtflüssig und giessbar gemacht und dann in die mit Leinül be-
richenen, aus Gyps oder besser aus Leim (Kaninchenleim oder Gelatine)
fertigten oder aus fingerdick starkem Leim und Gypsummantelung be-
fhcnden Formen, deren Anfertigung in der oben genannten Zeitschrift
sführlich beschrieben ist, gegossen, worauf schwache Sachen in 5 bis
Minuten, stärkere in 1^ — 2 Stunden soweit erhärtet sind, dass sie aus
den Formen herausgenommen werden können. Die Massen können auch
clicbig gefärbt werden. (Siehe auch Theodor Koller, »Künstliche Bau-
iierialien, ihre Herstellung und Verwendung<, Frankfurt a, M 18t)4| S, 5(J
bd 57.)
Z Vetter Theil- Ble Verbind uogs»t Affe.
§ 208. Marmorcemcnt
/) Keene's Marmorcement, Parian -Cement, Scagliola, dc^i
Marmorcement. Marmorcement, eine hauptsächlich aus G>'ps best*.,,.. -^
Masse, zeichnet sich durch grosse Dichtigkeit, Härte, gleichmässigc Stnictur,
Festigkeit und Dauerhaftigkeit aus, bindet sehr langsam ab %mil Ut dakf
bequem /ai verarbeiten. Der Cement lässt sich leicht und vollkommeTi poli^refi
haftet selbst in dünnen Schichten auf fast jeder Unterlage sehr fest, bei
Haarrisse, gestattet wegen seiner weissen Grundfarbe jedwede i
Erdfarben, ohne viel an Bindekraft einzubüssen, und bildet gewissemiaasscn tk
Mitte zwischen Portlandcement und gewöhnhchem Stuckgyps. Wiegen dieser
Eigenschaften eignet sich Marmorcement zur Herstellung von Ornamcuien,
Kunstmarmor, künstlichen Steinen (Nachahmungen vieler Gesteinsarten) u. i», w..
auch /Aim Ausbessern von Marmorbeklcidungcn und Steinomamenier»» süw
zum Ausfugen, wenn man für edle Steinmassen sehr feste^ bestimmt gefärbte
Fugen erhahen will.
Keene's Cement oder weisser englischer Cement ist ein langsam
bindender Alaungyps. Man stellt ihn aus rein w^eissem Gyps her, der ntdi
di^m Brennen mit Alaun getränkt, dann zum zweiten Male bei Rothgluth
gebrannt, fein gemahlen und mit einer Alaunlösung atigemacht wird. Rührt
man ihn mit 20*^/„ Wasser an, so erreicht er nach den Untersuchungen toö
Prof. Hart ig nach vier Wochen eine Zugfestigkeit von 36'9 kff md dne
Druckfestigkeit von 411 k^ für das Quadratcentiroeten
Parian -Cement oder Boraxgyps wird aus 44 — 45 Tlidleii Gjt»-
mehl und 1 Theil calcinirtem Borax in der Weise hergestellt, dass man d»
Gyps mit der Boraxlösung tränkt und dann nochmals bei Rothgluih bicnnt
Er ist ebenfalls langsam bindend und trocknet in 4 — b Stunden. Mau kajin
ihn sowohl für Innenstuck als auch zu gewöhnlichem Afauerputz verwcndöi
und nach dem Trocknen bemalen oder mit Tapeten bekleben. Er ist inil
möglichst wenig Wasser anzumachen und darf nicht mit frischem Kalk in
unmittelbare Berührung kommen.
Scagliola stellt ein Gemisch von feint m gebrannten Gyps und gr
mahlenem Gypsspath (Frauen eis) mit Leimwasser oder Hauscnblasenlüsung
dar. Architekt Beine in Bochum fertigt aus dieser Masse Bautafeln, die «o
\\ andconstructionen Venivendung finden.
Deutscher Marmorcement wird wie der Keene'sche bereitet»
besitzt aber eine grössere Festigkeit wie dieser. Denn nach Hartig's Untö-
suchungen beträgt die Zugfestigkeit der deutschen Ware nach vier Wochen
47 H ^g und die Druckfestigkeit 42il ^i' für das Quadratcentimcter, wenii
die Masse ebenfalls mit 2ü^/„ Wasser angemacht wird. Der deutsche Marmor
cement ist meistens auch an Aussen fahnden verwendbar, muss jedoch auf
der Wetterseite gegen Schlagregen durch einen Firnissanstrich geschützt
%verden. In anerkannter Güte liefert ihn u. A. die Walkenricder Gyp^fabrik
(A. Meier & Comp,) zu Walkenried am Haxx*
§ 209. Gyps-Estrich,
m) Gyps-Estrich- Der klumpenfrei und ziemlich steif zuzubcrvi^«.ii-^v
Gypsmörtei, am besten aus grob gemahlenem, stark gebranntem» langsam
" ndendcm Gyp« (nicht Stuckgyps) und ohne Sand- oder KohlenÄSchenxusMiti
Erstes CapiteL Die Mörtel.
45
hergestellt, wird entweder auf eine gut eingeebnete Unterlage von Kies, Sand
ier Kohlenasche oder auf ein Ziegelpflaster oder Ziegelgewölbe, oder bei
Iken decken auf eine abgeglichene Lage reinen Flusssandes, die auf einem,
^e Baikenfelder bedeckenden Lchnischlage ruht» 3 — 5 i/n hoch aufgegossen,
ttd zwar sicherheitshalber in der Weise, dass der Estrich etwas von der
[Tand absteht, damit bei etwaigem »Treibent des Gypses sich letzterer
|igchindert ausdehnen kann. Sind sehr grosse Fussbodenflächen mit einer
usdecke zu versehen, so empfiehlt es sich, für das Treiben einen sehmalen
lum durch Einlegen von Querleisten auszusparen. Bei Verwendung von
j-ichtig geglühtem Gyps sind diese Vorsichtsmaassregehi kanni erforderlich,
reil ein solcher Gyps, wie bereits im § 199 hervorgehoben wurde, fast gar
cht treibt.
Estrichgyps erstarrt nur dann zu einer sehr harten Masse, wenn letztere vor
lustrocknung geschützt wird. Die Unterlage ist deshalb gehörig anzunässen, damit
dem Gypsbrei das Wasser nicht vorzeitig entzieht und Risse veranlasst. ^)
reten solche Risse bei sehr heisser Witterung oder wegen ungenügender
jrchnässung der Unterlage in der Gypsdecke vor ihrem Festwerden ein,
so muss man den Estrich stark mit Wasser begiessen und die Risse in dem
noch weichen Gyps schliessen. Nach einigen 0A% 12) Stunden erfolgt das
Schlagen, Stampfen oder Klopfen des ziemlich fest gewordenen Gypses mit
em Schlagholze, wodurch die Härte und Dichtigkeit des Estriches noch
rhöht wird, und endlich das Abglätten mit der Maurerkelle.
G>'ps-Estrich bildet eine vorzügliche Unterlage für I^inoleum und eignet
sich auch als unmittelbar zu begehender Fussboden für Dachboden, Speicher,
Kornböden, Fabrik- und Lagerräume und braungefärbt auch für Küchen,
Badezimmer, Krankensäle u. s. w.
Zur Erhöhung der Härte und Haltbarkeit wird oft ein kleiner Zusatz
on Cemcnt empfohlen; dass eine solche Beimengung nicht rathsam ist,
iirde bereits früher nachgewiesen. Auch mit Zusätzen von Sand oder Stein-
kohlenasche soll man vorsichtig sein; kann man aus Sparsamkeitsrücksichten
reinen Gyps, was immer das Beste ist, nicht verwenden, so empfiehlt es sich,
den dritten Theil eines reinen Quarzsandes oder guter Kohlenasche beizu-
mengen. Ein Cubikmeter gegossener Gyps wiegt etwa 970 ^g.
Man kann auch in den Gyps-Estrich Platten aus natürlichen oder künst-
lichen Steinen oder farbige Marmorstückchen u. dergl musterartig einlegen
id erhält dadurch einen sehr haltbaren Fussbodenbelag, der eine grosse
crhünheit zeigt, wenn man ihn mit feinem Sand oder Sandstein^ darauf mit
a&stein und Wasser abschleift, hierauf mit in Ter[)entin aufgelöstem Wachs
treibt und endlich mit scharfer Bürste bohnt.
n) Mack'scher Cementgyps. Derselbe besteht aus hydraulischem
i, (Estrich-) Gyps, dem 0"4% schwefelsaures Kali oder calcinirtes Glaubersalz
^■igesetzt ist. Dieser ungemein hart werdende untl wetterbeständige Cement-
^^ps eignet sich besonders zum Legen von Estrichen und bietet in Folge
seines schnellen F'rhäitens den Vortheil, dass er auch auf trockene Unterlagen
egoäsen und die Masse fast sofort nach dem Ausgiessen geklopft und ab-
glättet werden kann, wodurch ihre Härte wesaitlich erhöht wird. Ferner
man den Cementgyps im limercn der Gebäude zur Herstellung von
*) Mh Benuuung 4er von der Walkenried er Gypsfabrik aufjgestelUcn »An*
diuiig «ur Herstellung* eines i;uten Gyp^-Kstricbes«.
Zweiter TheiL Die Verbindungsstoffe,
Rabitzwänden, Decken, Gewölben u. s. w. verwenden und mit Sand oder
Schlacken mischen. Sodann liefert Cementgyps einen sehr harten Putz, der wegen
seiner geringen Porosität wenig Farbstoff zum Anstrich benöthigt. Endlich
kann man ihn auch zur Herstellung von Beton benutzen,
§ 210. Gypsdielen oder Schilfbretten
o) Hartgypsdielen oder Schilfbretter Dieselben werden von ?cr
schiedenen Fabriken nach verschiedenen (durch Patente geschützten) V^
fahren hergestellt, so z, B. von der >Actiengesellschaft für MonterbauteOi
vorm. G. A. Wayss & Comp, e in Berlin (nach dem Patente von A» Ä: O, Mld
in Ludwigsburg), von W. Klemm in Hochhausen am Neckar (nach de«
Patente von Giraudi in Stadtbach, Bern), von der »Rheinischen Gy ps in dustrie«
[W, Köster) zu Heidelberg, von F. Donath & Comp, zu Berlin^ von der
AValkenriedcr Gypsfabrik« (A, Meier & Comp.) zu Walkenried am Harz u. s. w.
Die Mac k' sehen Hartgypsdielen bestehen (nach Angabc «te
Broschüre obgenannter Gesellschaft) aus einer besonders zubereiteten G)'p»-
masse, welche durch Beimischung von geringen und festbindenden StofTfO
grosse Leichtigkeit und Zähigkeit erhält und durch ein besonderes Vc^
fahren gehärtet wird. Durch Einlage von Rohr, BambuSg Schilfliündel (bei
anderen Fabriken auch dünne Holzstäbchen und allerlei leichte organische
Abfallstofife, auch Beimengungen von Kalk) wird nicht nur die Leichtigkcil
und Zähigkeit vermehrt, sondern auch die Biegsamkeit vergrössert, so dass
die Gypsdielen verhältnissmässig grosse Lasten tragen können und nich
Beseitigung der Belastung wieder in ihre ursprungliche Lage zurückkehfcn,
ohne dauernd durchgebogen zu bleiben. Femer erhalten sie durch diese
Einlagen eine gute Versteifung und eine ziemlich grosse innere Zy iL
Diese Hartgypsdielen zeichnen sich durch Billigkeit, Trockeiih a-
Sicherheit und Unverbrennlichkeit aus» femer durch ein geringes Gewicht,
leichte und vielfache Verw^endbarkeit, Schalldämpfung und schlechte Wäiroc-
leitung. Da sie — vollständig ausgetrocknet verwendet — auch kein Faukm
und Stocken des Holzes (bei Zwischenböden und Fachwerkswänden), keine
Schwammbildung, keine gesundheitsschädlichen Ausdünstungen erzeugen, in
ihnen sich weder Spaltpilze noch Ungeziefer, deren Athmungswerkzeuge der
feine Gypsstaub zerstört, weiter verbreiten können (vergl Schlusssatz in diesem
Paragraphen) und sie sich in jede beliebige Länge zersägen und wie Hob*
dielen nageln lassen, so liefern sie ohne Frage einen recht brauchbaren
Baustoff. Jedoch ist Verfasser der Ansicht, dass die Hartgypsdielen sorg-
fältig gegen Nässe zu schützen sind, weil die organischen Beimengungen
nach seinen Erfahrungen leicht verfaulen, und dass es grosse Schwierigkeiten
bereitet, Nägel und Haken an ihnen zu befestigen.
Die Stärke der Mack*schen Hartgypsdielen beträgt 2'5 — 8 a»i, jedodl
fertigt auch die Fabrik Hartgypsdielen mit Hohlräumen in Stärken von
10 und 12 cm. Mit Ausnahme der schwächsten, 2*5 rw dicken, werden die
Dielen mit Nuth und Falz, genau ineinandt^rpas^end, versehen, so dass man z\3f
Bildung einer Wand nur nöthig hat, die Dielen in Verband aufeinander zu
stellen und zwischen die Falze etwas dünnen Gysmörtel zu streichen. Üit
Länge beträgt L80, beziehungsweise 2'50 m, die Breite 0'25 m. Um die
Dielen gegen Feuchtigkeit zu schützen, werden «ic mit A.sphaltpappe ül»cr
zogen; Sir Itmcnwändc ist dieser Schutz jedoch In der Rc>rcl nicht erfordcr-
Ervtes CapiteL Die Mörtel.
47
lieh. Das Gewicht für das Quadratmeter schwankt zwischen 22 kg (bei
2'5 cm dicken Dielen) und 65 kg (bei 8 cm starken) und beträgt bei Hohl-
^ypsdielen von 10 cm Stärke 70 kg und von 12 cm Stärke 75 kg. Die
Tragfähigkeit ist eine sehr grosse. Von Berliner Baubeamten im Jahre
t8tK) in dem Neubau »Unter den Linden Nn 69' in Berlin unternommene
ielastungsversuche ergaben, dass eine 8 cm starke Diele 4250 kg ertragen
Lonnte, ohne dass Risse, noch sonstige Loslösungen, Abblätterungen oder
lergleicheu zu bemerkei^ waren, und dass ein Gewicht von 55 kg^ aus einer
flöhe von 2 m frei auf die Mitte einer Hartgypsdiele fallen gelassen, niur
jine etwa 5 mm tiefe Einpressung in der oberen Hartgypsdiellage erzeugte,
HTobei die getroffene Diele an der Unterseite stellenweise rissig wurde,
während die untere Hartgj^psdiellage völlig unverändert blieb,
Die Fabrik hat über die Tragfähigkeit der Hartgyps dielen die nach-
blgenden Tabellen aufgestellt,
JelastungsfShigkeit von Gypsdiclen und Hohlgypsdielen mit Nuth und Falz bei
zehnfacher Sicherheit.
Entfernung der StfiUpunkte und Gypsdi«tefilän|fe in Metern
0*75
1*00 1-25 1 1^50 1-T5 j 200 2-25 2'50
GleiclmiässfK vcit)icilte Nttteliwl in Kitt»Kraram für dA« QoEdratmeter
» cm
80
m
4 .
155
72
34
5 . , .
255
VM
m
1 ^ ...
486
274
175
122
80
10 -
922
520
a32
2^J2
\m
130
IUI
12 .
12f]0
710 '
4M
317
2ai
177
138 1
113
R Dieser Tabelle ist eine Bruchfestigkeit der Gypsdielen und Hohlgyps-
eii von 40 — 50 kg im das Quadratcentimeter zu Gruntk' gt^egt,
ktastungsfäbigkeit von Constructionen aus Gypsdielen und Hohlg>psdielen mit
Nuth und Falx hei zehnfacher Sicherheit,
C o u > l r tj
Entfernung der Stutzpunkte und
Clyptdieleulange in Metern
0*7o 100 1 25 I 1-50
GtetcHni:tc»ig vtrt Heilte Nutzl4tt
In Kilaj^amm fttr da» Quadr^lincier
\^m it*rke Gypsdielen mit 3 cm Fortlandcementbctoii
j üod 2 t'm Glattstrich , , . ' . . ,
fem starke GypHdiclcn mit bcm Portlandcemenlbeton
tind 2 cm Glattstrich ...»».
\cm starke Hohl^Typsdielen mit 3 cm PortUndccracöt-
beton . , . ..,,..*,♦. I
) cm stnrke Hohlgypsdielen mit 3 cm Portlaadceraeni-
I bclon und 2 cm Glattstrich , - ♦
\ cm starke Hohltjypsdiclen mit b cm Portlandcement*
\ beton und 2 cm Glüttstrich , ♦ . *
\ cm starke HohJ^ ])sdielen mit 5 cm PortUndcement-
1 beton , , .
1200
670
430
1480 j
830
535
1200
670
430
i:i20
750
480
1G70
\vm
640
lii70
1000
1^40
Zweiter Thcil. Die VerblndungssloJfe.
Die Ha rtgyps dielen haben gewöhnlich eine glatte oder mit Asphali'
pappe belegte Rückseite und eine rauhe Vorderseite; sie werden bei Decken
und Wandbekleidungen mit der rauhen Seite nach unten, beziehungsweise
nach innen genommen; bei Aussenmauem kommt stets die rauhe Seite nacfa
aussen. Dieselbe dient dazu, dem aufzubringenden Putz einen festen Hah xii
gewähren. Dieser Putz besteht bei Decken und Innenwänden am besten zm^
reinem Gypsmörtel; bei Aussenwänden und solchen Zwischenwänden» die,
wie z. B. in Küchen, Ställen und Kellern, feuchten Dünsten und Dämpfen
ausgesetzt sind, werden die rauhen Flächen entweder mit ganz dunocni
Weisskalkmörtel mit '/^ Gyps bespritzt und dann mit dickerem Weisskafi:-
mörtel ohneGypszusatz abgeputzt oder mit einem zweiten Bewurf aus dünnem
^^eisskalkmörtel ohne Gypszusatz versehen und dann mit dickerem Weiss-
kalkmörlel mit Y^ Portlandcement abgeputzt oder mit ganz dünnem Mörtd
aus hydraulischem Kalk bespritzt und dann mit dickerem Mörtel aus hydrau-
lischem Kalk abgeputzt. Der Putz erhält eine Stärke von höchstens 1 cm
Die Befestigung der Dielen geschieht mittelst breitköpfigcr, verzinkter
Nägel von mindestens doppelter I^nge der Dielenstärke, und zwar benutzt roio
zu Wandbekleidungen Drahtstifte und zu Deckenverkleidungen geschmiedete
Nägel Man verwendet die Hartgyps dielen zur Errichtung von Scheide»
wänden an Stelle der Holzfach werkswände, indem man 5 oder 7 cm stxAx
Dielen hochkantig mit wechselnden Stössen in Gypsmörtel aufsetzt, ohne
Zwischenpfosten irgend welcher Art, femer zur Verkleidung von Aussen-
wänden, indem man an Holz- oder Eisenpfosten aussen 4 — 5 cm stärkt
und innen 2^j^ — 4 i:m starke Hartgypsdielen befestigt, zu Zwischendecken
an Stelle der Staakung und des Lehm -Est riches, zu Decken an Stelle der
Berührung und Schalimg, zu Fussböden an Stelle der Holzdielai» tu
Isolirungen von Shed- und anderen Dächern, sowie von kalten und feucbien
Wänden u. s. w. Es sei erwähnt, dass sowohl für den Bau des Hygienische«
Institutes des Geheimrath Professor Dr. Robert Koch in Berlin, aJs^
auch für den des Kaiserlichen Verwaltungsgebäudes in Kamerun die
Mack'schen Hartgypsdielen Ver^vendung gefunden haben.
Die jiActiengesellschaft für Monierbauten t fabricirt auch Hartgyi^sdiekn
mit beiderseits glatten Flächen, und zwar für solche W^ändc, bei denen
ein feiner Putz zur Erzielung einer ganz glatten Fläche nicht erforderlich
ist, sondern ein zw^eimaliger Gel färben ans trieb auf einer, mittelst b
Leinölfimiss ausgeführten Grundirung genügt» sowie für Wände, die
tapezirt werden sollen. Sodann fertigt sie Gyps dielen mit Cemcnt-
überzug für Aussenwände und zur Trockenlegung feuchter Wände. Der Cemcnt-
Überzug besteht aus einer Mischung von 1 Theil Portlandcement und
1 Theil Sand, welche auf die noch feuchte Gypsdiele gestreut und mit
flachem Hammer eingeklopft wird. Durch diesen Ueberzug, der die Asphall»
pappschicht ersetzen soll, erhält die I^iclc eine sehr harte, gt -s«
unempfindliche Oberfläche, wie Versuche festgestellt haben ; es win^ uh
eine aus solchen Hartgypsdielen zusammengesetzte Wand ein Jahr lang miX
Dampf behandelt, ohne Schaden zu erleiden, —
Näheres über die mit Mack'schen Hartgypsdielen ausführbaren
Constructionen findet man in der Broschüre der Fabrik, Siehe auch: »Die
Hartgyps-Dielen. Ein neues Baumaterial«, Vortrag des Stadtbaurathes Gaul
im Blirgerverein zu Quedlinburg, 1891.
Ersles CapIUL Die Mörtel,
49
Die »Rheinische Gypsindustrie* zu Heidelberg stellt Gypsdielen
Schilfbretter durch Maschinen her» welche durch die Deutschen Reichs-
nte Nr. 68024 (Qasse 80} und Ül»87(5 (Classe 86) geschützt sind,
irünghch wurden die Schilfbretier in der Weise fabricirt» dass man über
oder ovale Stäbe Schnüre aufwickelte, dann das Ganze in den Modell-
Bti legte, mit Gypsbrei umgoss und nach erfolgter Erhärtung die Schnüre
er herauszog. In neuester Zeit benutzt aber die Fabrik zur Herstellung
Gypsdielen verbesserte Giessbänke und RohrfiechtmaschineUj durch welche
[ grosse Gleichmässigkeit der Ware erzielt wird. Bei Verwendung zu
ickenbauten werden die Schilf brctter mit einer Santonnflüssigkeit getränkt
dadurch^ nach Versicherung der Fabrik, gehärtet und antiseptisch
icht. Die aus diesem Baustoff hergestellten Wände werden zuerst mit
lerem, dann mit dickerem Schwarzkalkmurtel abgeputzt und schliesslich
mal mit Oelfarbe gestrichen. (Yergl Walt her Lange, »Der Barackenbau c,
ixig 1895, S. 58 ff.)
Die Schilfbretter von W. Clemm in Hochhausen am Neckar bestehen
präparirtem Gyps und ausgesuchtem Schilfrohr, Sie erhalten eme Stärke
2*5 — 12 cm, wiegen für das Quadratmeter 20 — 84 kg^ besitzen je
Quadratmeter Grösse und kommen mit oder ohne Asphaltüberzug in den
del Die Befestigung an Holz erfolgt mittelst verzinkter Nägel, welche
lestens 3 cm länger zu nehmen sind^ als die Schilf brett dicke betragt.
StossHächen der stets horizontal und hochkantig zu versetzenden Schilf-
ter sollen niemals trocken unter sich und an vorhandenem Mauerwerk
bracht, sondern stets vorher mit Gypsbrei bestrichen werden. Die Bretter
in Verband zu versetzen; etwaiger Putz ist am besten aus reinem Gyps-
kel herzustellen. Trockenes Anbringen der Schilfbretter unter sich kann
im Putz hervorrufen.
Zum Verfugen wird mit Leimwasser angemachter Gyps verwendet. Um
e Risse und Sprünge zu vermeiden, müssen die SchiIR>retter solide an
[Mauerwerk angeschlossen werden; falls kein Auflager vorhanden ist,
ein solches etwa 2 cm tief im Mauerw^erk hergestellt und sauber aus-
lachen werden, damit der an der Stossfläche des satt einzusetzenden
fbrettes aufgetragene Gypsbrei gut abbindet; hierauf ist erst die Fest-
lung des Brettes vorzunehmen.
Im Uebrigen gilt von den Eigenschaften dieses Baustoffes dasselbe, was
Ich Mack'schen Ciypsdielen gesagt wurde.
Ucber die Verwendung dieser Schilfbretter zu Decken, Streif-, Zwischen-
Fehlböden» Wänden, Isolirungen u. s, w* sei auf die Broschüre des
ikantcn verwiesen.
Die Hohldielen der Walkenrieder Gypsfabfik (A.Meier&Comp.),
e ebenfalls zur Consiructiou von Wänden» Decken, Dächern u. s. w.
n, haben keine Einlagen von vergänglichen organischen Stoffen, sondern
then aus reinem, sehr hartem Gyps und sind im Innern mit weiten
Irischen Canälen versehen. Nur wenn sie zum Tragen grösserer Lasten
nmt sind, erhalten sie eine Annirung mittelst l>rahtes. Diese Dielen
ttien sich durch Widerstandsfähigkeit, Feuersicherheit, Trockenheit und
tigkeil aus und sind wenig leitend für Sehall und Wanne; sie werden
ürken von 7, 10 und 14 rm und in Längen von l und V2f\m geliefert,
in Breiten von 20, 35 und 40 €m ; der Durchmesser dcx Hck\^x"äL\3Äcvit
üC>
Zweiter Theil* Die Verbindungsstoffe
beträgt 5, 7 und 10 cm und das Gewicht für das Quadratmeter 55^ 80 1
102 kg.
Diese Hohldielen vermögen sehr viel Feuchtigkeit aufzusaugen, ohne
zu erweichen oder an Festigkeit einzubüssen. Ihre Tragfähigkeit ist eine «ehr
grosse; eine an beiden Enden frei aufgelegte Hohldiele von 14 cm Didcc
und 40 cm Breite zeigte z. B. für das Quadratmeter eine Bruchbelastung foo
etwa 4(X)0 kg, während eine 7 cm starke und 20 cm breite Diele bei ctno
Belastung von etw^a 1000 kg für das (Quadratmeter zerbrach.
Schliesslich muss noch auf eine Mittheilung von Schindler-Escher
(im zweiten Hefte von »Mein und Dein«, 1887» S. 11) hingewiesen werdest
nach welcher Schilfbretter das Einschlagen von Nägeln nicht vertragen
sollen, und auf einen Artikel im ^Deutschen Baugewerksblait«, IS^Si,
S. 24, nach welchem die Höhlungen der Schilfbretter kleinem Ungeiiefö
und gesundheitsschädlichen Stoffen gute Unterkunft gewähren soUau
Diesen Ansichten widersprechen jedoch die im letzten Jahrzehnt von
verschiedenen Technikern und Aerzten (z. B. in Baracken) gemachten Er-
fahrungen.
§ 211. Spreutafeln und Holzseilbretter,
o) Spreutafeln (D. R. R Nr. 52725). Dn A. Katz in Waiblingea
(Württemberg) stellt Hohltafeln von 67 cm Länge, 30 cm Breite und 10.
beziehungsweise 13 cm Dicke aus einer Mischung von Gyps, Kalk u. S. w.
einerseits und Spreu (Schutt von ausgedroschenem Stroh), Sägespänen, Kork,
Lohe, thierischen Haaren andererseits dar, welche unter Verwendung von
Leimwasser in eigens construirten Maschinen innig gemischt und in MctiH*
formen zu Tafeln gegossen werden. Die Hohlräume (in der Längsrichtung
angeordnete vierseitige Canäle) betragen 35*yo ^^s Volumens, das Gewicht
ist für das Cubikmeter etwa 500 kg oder bei 10 cm starken Tafeln 50 V»
bei \^ cvi starken 60 — 65 kg für das Quadratmeter. Die mittlere Bruch-
belastung wurde von Prof C. v. Bach in Stuttgart zu 25'7 kg für das QuadIa^
centimeter ermittelt.
Diese Spreutafeln sind trocken, feuerbeständig, leicht, schalldämpfend,
schlecht wärmeleitend, leicht ven^^endbar zu jeder Jahreszeit, können mit
einer gewohnlichen Handsäge beliebig zerschnitten werden und entsprechen allö»
hygienischen Anforderungen, welche man an einen guten Baustolt stellea
kann. Sie liefern demgemäss einen guten Bau- und Isolirstoff für Zwischen-
decken, für leichte Wände (S preng wände , Fachwerkswändc , schalldichte
Doppelscheidewände), für Shed- und andere Därher, Baracken, Gewölbe u. s, w.,
eignen sich aber nicht zur Verwendmig an solchen Orten, die den Ein-
wirkungen des Wassers oder feuchten Dämpfen ausgesetzt sind, doch können
sie durch Imprägniren gegen die Einflüsse der Nässe widerstandsfähig gemacht
werden. Gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit sind besonders die nicht im*
prägnirten Spreutafcln auf das Sorgfältigste durch Isoliruugen zxl jU^hülsciL
Die Spreutafcln sind auf beiden Seiten mit glcichmässig und natürlich
gerauhten Flächen ausgestattet, an welchen der l'utz vorzuglich haftet. Der
in einer Stärke von höchstens 8 mm aufzutragende VxiU wird am besten aus
reinem Gypsmöriel hergestellt. Die Tafeln werden im Verband vemritiLf!
tmd vorher an den beiden Lang- und Schmal«eiten leichi mit einer in v
Erstes CapiieL Die Mörtel.
M
^
w
getauchten Bürste (oder Pinsel) angefeuchtet; als Bindemittel dient entweder
Ifeiner Gypsmörtel oder Kalkmörtel mit 15—20 Raumtheilen Gyps,
(Näheres über die mit Spreutafeln ausgeführten Constnictionen findet
man in der Broschüre des Fabrikanten.)
P) Holzseilbretter (D. R. P. Nr. 53883)- Die vom Maurermeister
Emil Veit el in Bautzen fabricirtcn Holzseilbretter bestehen aus in der Längs-
ichtung der Bretter dicht nebeneinander in Gypsbrei eingebetteten^ mit flüssigem
(Wasserglas impragnirten Holzwoll seilen und werden in Längen bis 25 w, in
einer Breite von 40 mt und in Stärken von 2*5-^ — 10 cm geliefert. Ihr Gewicht
XT das Quadratmeter schwankt zwischen Ib kg (bei 2 6 cm starken Brettern)
and 51 kg^ (l>ei 9 cm starken Brettern), Das Fabrikat soll eine grosse Festig-
keit besitzen und dem Schwinden, Reissen und Werfen nicht unterworfen
E^in. Die Holzseilbretter leiten Wärme und Schall in Folge ihrer grossen
Porosität schlecht» sind feuerbeständig, lassen sich zersägen, nageln und
bobein und werden vom Erfinder empfohlen zu Deckenverschalungen (zu-
gleich als Putzträger), Zwischendecken (Einschub), auch zu Fussböden, wenn
iieselben nachher mit Linoleum- oder Gypsestrich belegt werden, zu Dach-
boden-Isolirungen, als Füllstoff, zur Bekleidung von leichten Wänden mit
usen- oder Holzconstructionen und zu Dachconstnictionen, wobei sie einen
Isphaltaufstrich in einer Stärke von 1 — 1*5 cm erhalten.
§ 212. Rabitzwände,
g) Rabitzwände (Patent des Hofmaurermeisters Rabitz in
erlin), Gypsmörtel, bestehend aus gebranntem und gemahlenem Gyps,
Leim Wasser, Kuhhaaren, Kalk und Sand, dient als Llmhüllung eines aus
1 — ^l'l mm starken, meist verzinkten Eisendrähten mit etwa'2rw Maschen-
weite gebildeten Gewebes, welches durch Winkeleisen oder 1 cm dicke Rund-
isenstäbe an allen Seiten festgehalten und nöthigenfalls (bei grossen Wand*
lachen) noch durch lothrecht eingesetzte Rundeisenstäbe oder durch Diagonal-
stäbe versteift wird. Auf den erhärteten Gypsmörtel wird beiderseits ein aus
emem Gemenge von Gyps, Kalk, feinem, gewaschenem Kies und Leimwasser
hergestellter Putz aufgebracht.
Diese Construction, auch Gypsdrahtbau genannt, wird zur Aus-
führung feuersicherer, der Unterstützung nicht bedürftiger Zwischenwände
verwendet, sodann zur Herstellung von feuersicheren Putzdecken, Gesimsen,
Verkleidungen u. s. w
Die Rabitzwände besitzen ausser der vollständigen Feuersicherheit
och den Vorzug, dass sie Wäm^e, Luft und Schall schlecht leiten, keine
issc und Sprünge erhalten» leicht herzustellen sind und eine geringe Dicke
esitzen. Denn die einfachen Wände haben nur 5 cm Stärke, die doppelten
aus zwei einseitig geputzten, je 3 nw starken Wänden bestehenden —
injschliesslich eines Luftraumes von 5 cm Breite nur 11 cm Stärke. Sie eignen
ich deswegen auch besonders bei Anlage von Thüren, welche in Wand-
hlitze eingeschoben werden sollen. Ihr Nachtheil liegt in ihrer geringen
iderstandsfähigkeit gegen Nässe; zum Schutze gegen Fl- ' ' it dienen
nslriche (z, B. mit Emailfarbe von Mainz &: Heck in li a. M.)
id Imprägnirungjen mit geeigneten Stoffen.
An den Mauer- und Thüröffnungen werden Drahtgewebe mit stärkeren
iVinkcleisen verwendet, welche an stememen Wänden entweder mittelst Haken
62
Zweiter Thcd. Die VcrliindungsslofTc.
oder an eingegypsten schwalbenschwamsförmigeti HokklÖUen mittelst Holi
schraubet! befestigt werden. Auch an die hokenieii Thürzargen werdiai die
Gewebe angeschraubt oder 5 cm starke, durch W'inkeleisen befestigte HoU-
zargen venvendet, die aussen eine halbnmdc Nuth zur Aufnahme eines vom
Fussboden bis zur Decke reichenden, 8 ww dicken Rundeisens erlialtoTL wu
welches die Drahtgewebe mittelst Draht angebunden werden. Feuer
Thürcn (für Brandmauern) erhält man bei Anordnung eiserner, aus \hiikli
eisen geliildeten Zargen und Thürrahmen, an welche die aus Rabitti>latttn
bestehenden ThiLren mittelst eingenieteter Haken befestigt werden. Die An-
lagen votj Rauch-, Heizungs- und Lüftungsrohren bereiten bei Verwendung
von Rabitzwänden keine Schwierigkeiten,
(Siehe auch >Handbuch der Architektur?, Th. UIj Bd % Heft L
S. 334 u, 335, sowie ^Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-
Vereines zu Hannover«, 1880, S. 380.)
§ 213. Verschiedenes.
r) Holz gyp strecken stuck von Adler in Leipzig-Eutritzsch, ein au»
Gyps, Papier und Holzstoff bestehendes Gemenge.
s) Tripolith von B. v. Schenk in Heidelberg, ein ErsatÄStoff für Gypi»
bestehend aus einer Mischung von Gyps und Kalk, Magnesiumca r i "1
Sand, welche mit ^\^^ Gewichtstheilen Kohle oder Coaks mässt:_ nt
wird* Tripolith liefert gemahlen ein graues Pulver, ist weicher und tejn«,
weniger hygroskopisch und daher im Breizustande und nach der Krhartmijj
leichter wie Gyps, obwohl er dasselbe Gewicht wie dieser besitzt; er bindel
ebenso schnell wie Gyps, ist frostbeständig und sehr fest, kann mit Laog^
und Seife abgewaschen werden, verträgt eine ziemliche Hitze und treibt «mr
wenig. Man verwendet ihn zu Stucksachen, zum Putz (mit einem gleich grossen
Zusatz von Gru!>ensand oder der doppelten Menge von Flusssand) und w
chirurgischen Verbänden.
/) Ersatz für Gypsstuck. Aus einer Mischung von aufgcweichteill
Papier, Thon, Schlämmkreide und Leimwasscr oder Leinöl bereitet man eine
weiche, knetbare Masse und drückt dieselbe in Gypsformen ein. Man erhall
auf diese Weise sogenannte Steinpappe {corion pierri\ welche sich etwa um
die Hälfte theurer stellt als Gypsstuck und selten scharfe Kanten besitzt, xo
dass die geformten Gegenstände meistens mit der Hand nachgearbeitet werden
müssen. Diese Gegenstände widerstehen nicht den Witterungsein Aussen und
kömien daher niu- im Inneren der Gebäude verwendet werden. Aus Steirr [^••'^'^
stellt man Bilderrahmen, Decorationsmöbel, Kronleuchter, Hohlkehlen ftir Zs
decken u. s. w, her. Bei den Hohlkehlen werden die Ober- und Untergheikr
aus Holzleisten, die eigentlichen Kehlen dagegen aus Pappe gebildet.
Einen anderen Ersatzstoff für G)^psstuck liefert das Papiermache»
welches aus Papierbrei um! Gyps (oder Kreide) bereitet und in Fonneii
gepresst, oder besser aus übereinander geklebten Papierblättcm gebildet
wird, Papiermache tst weicher tmd leichter wie Steinpappc und dahrr *"
Deckendecorationen besser geeignet, jedoch tlicurer.
ti) Kokos-Gypsdiclen (Kokolithplatten) von Franz SchmcKsscx
(fabricirt von E, SüÄsmilch in Leipzig). Diese Dielen bestehen aus eineiu
Gemenge voa Gypsbrei und Cocosfasern utid besitzen im AUgemeinen dic^
Ht9 Capittl,
[selben Eigen schafteti wie die ^fack'schen Hartg)'ps dielen. Die reichlich
fbeigemengten Cocosfasern durchziehen wie ein festes Gewebe den Gyps
iDach allen Seiten und verleihen den Platten Festigkeil und einen gewissen
[Grad von Elasticität Die Platten kommen in Stärken von P/^ — b im in den
[Handel und werden in derselben Weise verwendet wie die Hartgypsdiclen.
B. Die Wassermörtel.
§ 214, Einleitung.
Wassermörtel oder hydraulische Mörtel haben die Fähigkeit, sowohl an
[der Luft als auch unter Wasser (ohne Einwirkung der Kohlensäure) voll-
Iständig zu erhärten, sofern ihre Bestandtheile eine genügend dichte Lagerung
El>e^itzen. Kein hydraulisches Bindemittel» in zerkleinertem Zustande unter
I Wasser gebracht, vennag sich jedoch in bewegtem Wasser zu einer festen,
[xusammenhängendcn Masse zu verbinden. Der zertheilenden Kraft des Wassers
[wird ein hydraulischer Mörtel umso besser widerstehen, je grösser das
I Eigengewicht seiner Bestandtheile, also je dichter seine Lagerung ist; eine
[dichtere Lagerung kann aber auch durch Knetdruck erzieh werden-
Nach den Beschlüssen der Confcrenzen des > internationalen Verbandes
tltir die Materialprüfung der Technik« in München vom Jahre 1884 un<l in
I Dresden vom Jahre 1886 (über einheitliche Untersuchungsnietboden bei der
[Prüfung von Bau- n, s, w. MaterialiL-n auf ihre mechanischen Eigenschaften),
IsoUen die hydraulischen Bindemittel folgendermaassen classificirt werden:*}
L Hydraulische Zuschläge sind natürliche oder künstliche Stoffe»
l-welche im Allgemeinen nicht selbständig, sondern in Verbindung mit Aetz*
Ikalk hydraulisch erhärten, z. B. Puzzolanerde, Santorinerde, ein aus geeignetem
Ivnilkanischen TufiF(Trassstein) erzeugter Trass, Hochofenschlacken, gebrannter
iThon u. s, w.
2. Puzzolan-Cementesind Erzeugnisse, weiche durch innige Mischung
Ipulverförmigcr Kalkhydrate mit staubfein zerkleinerten hydraulischen Zuschlägen
• gewonnen werden.
3. Hydraulische Kalke sind l'lrzeugnisse, welche durch Brennen
von mehr oder weniger thon- (oder kieselsaure-) haltigen Kalksteinen
l^ewonnen werden und, mit Wasser genetzt, sich mitunter ganz (d. h. brei-
artig), in der Regel aber zu Pulver löschen. Nach örtlichen Verhältnissen
werden dieselben entweder in Stückform oder hydratisirt in Mehlform in
ilen Handel gebracht.
4. Romancemcnte (oder Cementkalke) sind Kalke von hohem Kiesel-
üuregehalt und Erzeugnisse, welche aus thonreichcn Kalkmergeln durch
brennen unterhalb der Sintergrenze gewonnen werden und bei Netzung mit
JW asser nicht löschen, sondern durch mechanische Zerkleinerung in Mehl-
gebracht werden müssen. Sie haben von allen hydraulischen Binde-
litteln die kürzeste Bindezeit,
5- Portlandcemente sind Erzeugnisse, welche aus natürlichen Kalk-
rjergeln oder künstlichen Mischungen thon- oder kalkhaltiger Stoffe durch
kennen bis zur Sinterung (auf circa lüOO*^ C) und darauf folgender Zer-
CooferenzbescliliifiM mud im Bucblittadcl b«i Tliei)d<»f Ack«rssi|1l ia
54
Zweiter Thcil. Die Verbindungsstoffe.
kleinerung bis zur Mehlfeinheit gewonnen werden und auf einen Gewichts-
theil Hydraul-Farctoren (Kieselsäure, Thonerde, Eisenoxyd) mindestens 1*7,
höchstens 2 Gewichtstheile Kalkerde als wesentlichste Bestandtheile enthalten.
Zur Regelung technisch wichtiger Eigenschaften ist ein Zusatz fremder Stoffe
bis zu 27o ^cs Gewichtes ohne Aenderung des Namens zulässig.
6. Gemischte Cemente sind Erzeugnisse, welche durch innige Mischung
fertiger Cemente mit geeigneten Zuschlägen gewonnen werden; derartige
Bindemittel sind nach dem Grundstoff und der Angabe des Zuschlages aus-
drücklich als »gemischte Cemente« zu brennen.
Bevor mit der Besprechung der verschiedenen hydraulischen Bindemittel
begonnen wird, sollen noch die zur Beurtheilung und einheitlichen Prüfung
der hydraulischen Bindemittel auf der letzten Wiener Conferenz gefassten
Beschlüsse hier mitgetheilt werden. (Aus dem Handbuch der Architektur,
Th. I, Bd. I, S. 143 ff.)
A. Allgemeines.
1. Wenn es sich um die Verwendung hydraulischer Bindemittel zu
einem bestimmten Zwecke handelt, so muss bei Prüfung derjenigen derselben,
unter denen die Auswahl getroffen werden soll, diesem Verwendungszwecke
und den zur Verfügung stehenden Zuschlagsstoffen (Sand, Kies, Schlacken
u. s. w.) Rechnung getragen werden, d. h. die Proben sind im engsten An-
schluss an den Verwendungszweck und mit den zur Verfügung stehenden
Zuschlagsstoffen auszuführen. Solche Proben sind durch die sogenannten
Normenproben nicht zu ersetzen. (Canaldeckel und Röhren sollen nach der
Methode von Prof. Bauschinger geprüft werden; siehe »Mittheilungen aus
dem mechanisch-technischen Laboratorium der Königlich polytechnischen
Schule in München«, Heft 7, München 1877.)
2. Die Zug- und Druckfestigkeit des Cementmörtels, so wie sie jetzt
normengemäss bestimmt wird (siehe § 220), ist für die Dauerhaftigkeit der Bauten
nicht allein maassgebend; es kommen vielmehr noch mehrere wichtige
Momente in Betracht, beispielsweise Wetterbeständigkeit, Sprödigkeit,
Wasserundurchlässigkeit, Adhäsionsfestigkeit, Volumenbeständigkeit der Mörtel,
Erstes CapiteL Die Mörtel,
55
2- Feinheit der Mahlung. Die Feinheit der Mahlung hydraulischer
Bindemittel ist mittelst Siebe von 900 und 4900 Maschen für das Quadrat-
Jcentimeter für Port lande ement und von 900 und 2500 Maschen für das
Juadratcentimcter für die übrigen hydraulischen Bindemittel zu bestimmen
^ind dabei tu jeder Probe die Menge von 100 g zu verwenden. Die Draht-
stärken jener Siebe sollen sein:
bei 4il00 2bOÖ 900 Maschen für das Quadratcentimeter
0-05 0-07 0*1 mm,
iund wird empfohlen, die Siebe von nur einer Quelle zu beziehen.
3. Abbindeverhältnisse:
a) Für alle hydraulischen Bindemittel mit Ausnahme der Fuzzolane
(Trass):
^ d) Die Abbinde Verhältnisse sind immer bei einer Temperatur von
1& — 18^ C zu untersuchen.
ä) Sie sind zu ermitteln an einem Brei von Normale onsistenz. Zur
Feststellung derselben dient der mit Normahiadel zu vereinigende Consistenz-
messer, bestehend aus einem Schaft mit 301) g Gewicht und 1 cm Durch-
^Mmesser und einer cylindrischen Dose von 4 trm Höhe und 8 cm Weite aus
^Beinern wasserundurchlässigen, schlechten Wärmeleiter (am besten Hartgummi).
^^ Zur Bestimmung der Normalconsistcnz rühre man 400 g des hydraulischen
Bindemittels mit einer angenommenen Wassermenge zu einem steifen Brei,
arbeite diesen mittelst eines löffelartigen Spatels, und zwar bei Langsam-
^^bindern genau S Minuten lang, bei Raschbindem 1 Minute lang, durch und
^Hfulle, ohne zu rütteln, die Dose des Consistenzmessers, Nach erfolgtem
^^Abstrich der Breioberiläche wird der Schaft des Consistenzmessers behutsam
I in den Brei herabgelassen,
^K Die Breiconsistenz eines hydraulischen Bindemittels ist als normal an-
^Kuseben, wenn der Schaft des Consistenzmessers in einer Höhe von 6 mm
^Blber der Bodenfläche der Dose stecken bleibt.
^" c) Die Abb in de Verhältnisse sind zu ermitteln mittelst einer 300 g schweren
Normalnadel mit 1 mm^ kreisförmigen Querschnittfläche und derselben Dose
wie vorhin.
Man rühre 400 g des hydraulischen Bindemittels mit der unter p)
bestimmten Wassermenge zu einem Brei an, indem man bei Langsambindem
3 Minuten, bei Raschbindern 1 Minute lang umrührt» und fülle damit die
Dose eben.
Der Erhärtungsbeginn ist eingetreten, wenn die Nadel den Kuchen
nicht mehr gänzlich durchdringt. Er kann bei Raschbindem auch mittelst des
lermometers bestimmt werden.
Um die Binde^eit zu bestimmen, kehrt man die Dose um. Jedes hydrau-
lische Bindemittel kann als abgebuntien bezeichnet werden, sobald die Er-
iiärtung so weit vorgeschritten ist, dass die Normalnadel am Kuchen keinen
Eindruck mehr hinterlässt. Die hierzu erforderhche Zeit heisst Bindezeit
Ob ein hydraulisches Bindemittel als rasch oder langsam bindend za
bezeichnen sei, entscheidet der Erhärtungsanfang,
</) Als Vorprobe für die Bestimmung der Bindezeit kann auch die
[uchenprobc gemacht werden. Dabei werden UM} g des zu prüfenden
"einenic» mit ^\ asser e\i einem Brei von Normalconsistenz bei Langsam*
gl Raschbindi^^Ulinute lang angerührt und daraus auf ebener
56
Zweiter Theil. Die Vcrbindung^stoffr
Glasplatte ein Kuchen von etwa 2 cm Dicke gefonnl. Derselbe
gebunden, wenn er einem leichten Druck mit dem Fingernagel
€) Zusatz: Es ist wünschenswerth, dass, von der Normalconsi&tetus
ausgehend, Abbindungsversuche auch mit höheren Wasserzusätzen gemacht
werden,
ß) Für Puzzolane (Trass\
Die feingepulverte, bei 100 — 110** C\ getrocknete Puzzolane wird auf
den Glühverlust (gebundenes Wasser) und mittelst der 300 ^ schweren
Ncrmalnadel mit 1 mm^ kreisförmigem Querschnitt auf die AnfangserliiirtUTii;
unter Wasser möghchst bei 15^ C, jedenfalls unter Berücksichtigung dtr
Temperatur» in einer Mischung von 2 Gcwichtstheilen Puzzolane ^Tras&l,
l Gewichtstheil Kalkhydratpulver und 1 Gewichtstheil Wasser geprüft*
Der in die Dose eingefülUe und glatt abgestrichene Mörtel soll sofort
unter Wasser gebracht und nach 2, 3, 4 und 5 Tagen in der Weise r^^' '^ '*
werden, dass ermittelt wird, mit welcher Belastung die obige NonuL^
den Mörtel durchdringt, wobei die angewendete Dose jedoch nicht Über 4 .n
hoch sein darf.
4, Volumenbeständigkeit.
ot) Portlandccment,
a) Zur Gewinnung eines rascheren Urtheiles über «lie Volume«*
beständigkeit von Portlandcement bei Erhärtung in Wasser oder im vor
Austrocknung geschützten Zustande wird die einfache Darrkuchenprobe
empföhlen, iv eiche w^ie folgt auszuführen ist:
Der Cemcnt wnrd mit Wasser zu einem Brei von Momialconsisteiu
angerührt und auf einer ebenen, dünnen Glasplatte zu Kuchen von 8-^10 ^'»
Durchmesser und etwa 2 cm Dicke ausgegossen. Zwei dieser Kuchen, welche
zur Vermeidung von Schwindrissen vor Austrocknung zu schützen sind,
werden nach 24 Stunden, jedenfalls aber erst nach erfolgtem Abbinden, mtl
ihrer ebenen Fläche auf einer ebenen Metallplatte ruhend, einer Temperatur
von 110 — 12Ö** C. so lange (mindestens aber 1 Stunde lang) ausgesetzt, bij«
keine Wasserdämpfe mehr entweichen. Zeigen die Kuchen nach dieser Be-
handlung weder Krümmungen noch Kantenrisse, so ist das betreffende Binde-
mittel als volumenbeständig zu betrachten; im anderen Falle ist das Rt
der jetzt allgemein gebräuchlichen Kuchenprobe auf Glasplatten abzuu.
welche als entscheidend gilt
Bei Anwesenheit von mehr als 3**/o wasserfreiem schwefelsaurem Kalk
(oder entsprechendem Gehalt an ungebuntlenem Gyps) ist die Üarqirobc
nicht maassgebend.
S) Die entscheidende Probe auf Volumenbeständigkeit ist die Kuch^
probe auf Glasplatten (Plattenprobe), welche folgend crmaassen auszuführen ist ;
lOO ^ des zu prüfenden Ccmentes werden mit Waüser zu einem Hrci
von Normalconsistenz angerührt und daraus auf einer ebenen Glasplatte ein
Kuchen von etw^a 2 cm Dicke geformt. Zwei dieser Kuchen, welche zur
Vermeidung von Schw*indrissen vor Austrocknung geschützt wurden, werden
nach 24 Stunden, jedenfalls aber erst nach erfolgtem Abbinden, unter Was&cr
aufbewahrt, und es gilt das Bindemittel als volumenbeständig, wenn die
Kuchen nach Verlauf von 28 Tageo keinerlei Krümmungen oder Kanten-
risse zeigen,
Erstes CapHel. Di> Mörtel.
c) die Korhprobe ist als unbedingt zuverlässigste und schnellste Probe
'^2ür Enuittelung der VolumenbestantUgkeit Ivir Partlaiidcemenl, Schlacken-
cem ent und "IVass anzusehen.
IDie nachstehend be5?chri ebene Ausführung der Kochprobe wurde der
Subcommission lur Prüfung und seiner^citigen Berichterstattung zugewiesen.
50 g des zu prüfenden Cementes werden in annähernd Normakonsistenz,
il, h. mit 13 — 15 g Wasser, eine Minute lang durchgearbeitet und zu den
bekannten Glasplatten-Kuchen (1 cm in der Mitte dick, nach den Rändern
dünn auslaufend) angemacht, in einem mit VVasserdampf gesättigten bedeckten
I Räume 24 Stunden der Erhärtung überlassen, sodann entweder von der Glas-
platte gelöst oder auch mit der Glasplatte in ein kaltes Wasserbad gebracht,
welches langsam, d.h. in etwa 10 Minuten, zum Sieden gebracht wird, zweck-
mässig bei aufgelegtem Deckel zur Beschränkung der Wasserverdampfung, Der
Kuchen soll ganz im kochenden Wasser sich befmdeti; im Falle Wasser
nachzugeben ist, soll dieses in kleinen Portionen geschehen, so tlass das
Wasser immer alsbald wieder auf den Kochpunkt kommt.
Der ständigen Commission wird ferner empfohlen, bei Prüfung der
Methoden zur Ermittelung der Volumenbeständigkeit auch die Cement-Sand-
Mischung zu benick sichtigen. Es hatte sich bei von Bausch inger ange-
stellten Versuchen gezeigt» dass Cemente, welche die »NormabKuchenproben«
vollständig bestanden hatten (und zwar nicht bloss nach 28 Tagen, sondern
auch nach einem halben und einem ganzen Jahre), in Prismen von 5 crft^
Querschnitt und 12 cm Länge, hergestellt im Mischungsverhältnisse 1:3, im
Bauschinger'schen Apparate nach einem halben Jahre und später schon bei
Besichtigen mit blossem Auge deutliches und starkes Treiben zeigten.
»p) Hydraulische Kalke und Romancemente ;
fl) für dieselben wird die unter a, 6 angeführte Plattenprobe unter
Wasser anempfohlen;
6) die Würdigung der Kochprobe für diese hydraulischen Bindemittel
wird der ständigen Ojmmission anheimgegeben,
Tf) Puzzolane (Trass);
a) für dieselben wird die folgende Methode empfohlen:
Eine Mischung von 2 Gewichtstheilen Puzzolane (Trass), 1 Gewichts-
thcil Kalkhydratpulver und 1 Gewichistheil Wasser wird in eine oben offene,
fuach unten sich etwas verjüngetule, stark wand ige Metalldose (verzhiktes
Eisenblech) von 3 — 4 cm Höhe und 6 — H cm oberer Weite eingefüllt, glatt
labgestrichen und sofort in ein mit Wasser gefülltes Gefäss gesetzt, so dass
das Wasser 2 cm hoch über dem oberen Rande der Dose steht* Der
erhärtende Mörtel darf weder über den Rand der Dose hervorstehen, noch
pich wölben. Die Dose muss einen festen Boden haben, damit der Mörtel
sich nur nach oben hin ausdehnen kann.
6) Die Kochprobe ist als unbedingt zuverlässigste und schnellste
robe zur Ermittelung der Volumenbeständigkeit auch für Trass anzusehen,
5» Festigkeitsproben.
ot) Für alle hydraulischen Bindemittel mit Ausnahme der Puzzolane (Trass't.
a) Die Festigkeitsproben sollen an Mischungen von 1 Gewichtstheil
ies Bindemittels mit 3 Gewtchtstheifen Sand gemacht werden. Es ist jedoch
irünschenswerth, dass auch Proben mit höherem Sandzuschlag ausgeführt
58
Zweiter Theil. Die Verbiodungsstoffe.
h) Der zu verwendende Sand soll Normalsand (vergl § 220) sein, zu
erzeugen aus möglichst reinem Quarzsande. Den anderen Ländern, ausser
Preussen, soll es überlassen bleiben, sich ihren Normalsand zu beschaffen,
und zwar wo möglich derart, dass er mit jenem Normalsand von gleicher
Wirkung in Bezug auf die erzielten Festigkeitsresultate sein soll. Ist dieses
nicht zu ermöglichen, so sollen zweckmässige Vergleichs-Coefficienten zu
ermitteln gesucht werden.
c) Die Drahtstärken der Sandsiebe sollen sein beim
60- 120-Maschensiebe
0-38 0.32 Millimeter.
d) Vom Normalsande ist das Volumengewicht mittelst des Normal-
Litergefasses im eingesiebten Zustande festzustellen.
e) Die maassgebende, werthbestimmende Festigkeitsprobe ist die
Druckprobe; sie wird an Würfeln mit 50 cm^ Querschnittsfläche vorge-
nommen.
/) Die gewöhnliche Qualitätsprobe (Controlprobe für die abzuliefernde
Ware) ist die Zugprobe, vorgenommen mittelst des deutschen Normal-
apparates an Probekörpem von der deutschen Normalform mit h cm^ Bruch-
querschnitt. (Siehe § 220, Normen.)
^) Die Bestimmung der Normal-Mörtelconsistenz und die Aufsuchung
einer zweckmässigen maschinellen Herstellung der Probekörper, insbesondere
der Bedingungen, durch welche gleiche Dichte der Zug- und Druckkörper
erzielt wird, bleibt der ständigen Commission überwiesen. Bis auf Weiteres
können Zug- und Druckkörper von Hand hergestellt werden, und zwar von
möglichst gleicher Dicke.
K) Zur Erhebung der Zug- und Druckfestigkeit sind für jede Alters-
classe je sechs Probekörper nöthig. Das arithmetische Mittel aus den vier
höchsten der gewonnenen Zahlen ist als maassgebend anzusehen.
i) Sämmtliche Probekörper müssen die ersten 24 Stunden in einem
mit Wasserdampf gesättigten Raum in der Luft, die übrige Zeit bis
unmittelbar zur Vornahme der Probe unter Wasser von der Temperatur
15—18^' C. aufbewahrt werden, das alle 7 Tage zu erneuern ist.
Eirstes Capitol.
fteh
Quaxzsand ^u sein* Zur Prüfung der Druckfestigkeit sind Pracisionsmaschinen
(verwenden.
6. Adhäsionsfestigkeit.
Die Ermittelung genügender Prüfungsmethoden, bei denen womöglich
r deutsche Normal-Zugfestigkeitsapparat (siehe § 221) verwendet werden
il, bleibt der ständigen Comniission Überkissen-
7. Ausgiebigkeit verschiedener hydraulischer Bindemittel
bei der Mörtelbereitung.
Die Ausgiebigkeit des Mörtels wird entweder mittelst des bekannten
MörteUVolumenometers ermittelt oder rechnungsmässig nach Stahls Methode.
In Bezug auf letztere muss auf das XIV, Heft der * Mittheilungen ans dem
■ mechanisch-technischen Laboratorium der technischen Hochschule zu München t,
^^ 2Ö2 — 270, München 1886, verwiesen werden.
^* 8- Einwirkung von Meerwasser auf hydraulische Bindemittel.
Der ständigen Commission wurde die Aufgabe gestellt, Ermittelungen
über die Einwirkung des Meerwassers auf hydraulische Bindemittel anzu-
stellen. Bei den Versuchen sollen auch hochmagere Feinsand-Mischungen
berücksichtigt werden. —
§ 215. Kalkmörtel mit hydraulischen Zuschlägen.
Ul Schon im Alterlhume bereitete man Wassermörtcl aus gelöschtem,
^Teltem Kalk, staubfreien, zerkleinerten hydranUschen Zuschlägen und Wasser;
so z. B, benutzten die alten Römer vielfach eine Mischung von Aetzkalk,
^tuzzolanerde und Wasser im Herstellung von Wasserbauten. Als hydraulische
^ftuschläge (cementirende Stoffe) verwendet man heut7.utage Puzzolanerde,
Santorinerde, vulkanischen Tufstein (Duckstein oder Trass), gebrannten Thon
(Ziegelmebl), basische Hochofenschlacken, Kohlenasche u. s. w., femer auch
zerkleinerte feldspathhaltige, beziehungsweise thonerdehaltige Gesteine (z. B.
Basalt, Porphyr, Trachyt) an Stelle des Sandes, Alle diese Zuschläge besitzen
leicht au fschli essbare .Süicate von Thonerde, Eisenoxyd, Magnesia, Kalkerde
und Alkalien. Die Bcslandthcile Kieselerde und Thonerde sind in den von
^J/ulcanen stammenden Gesteinen (Puz^olane, Santorin, Trass) schon durch
^He vulkanische Hitze aufgeschlossen, so dass diese Gesteine zur Mörtel*
^Bereitung unmittelbar verwendet werden können, währentl l)ci den anderen
Hpuschlägen diese Stoffe erst künstlich durch Feuer (Brennen oder Schmelzen
^äer Masse) aufgeschlossen werden müssen.
Die Erhärtung des Kalkmörtels mit hydraulischen Zuschlägen, bei
«reicher sich Kalk mit Kieselerde und Kalk mit Thonerde oder Eisenoxyd
iter Eintritt von Wasser verbindet, geht sehr langsam vor sich, erreicht
allmälig einen hohen Grad,
a) Puzsolane iPuzzuolane), von Puzzuoli bei Neapel, ist ein der Haupt-
ehe nach aus Kalk, Kieselsäure, Thonerde und Eisenoxyd bestehender,
ijger, poröser, wenig homogener, zerreibUchcr v^ulkanischer Tuff und bildet
fiahlen ein weiches, braunrothes oder aschgraues, zuweilen auch schwarzes,
lUzIoscs, gemischtkörniges Pulver, tlessen hydraulische Eigenschaften um
grösser sind, je feinere und je mehr in Salzsäure löshche Stoffe es ent-
II, Nach Bert hier besteht die italienische Puzzolanerdc aus 44'5% Kiescl-
lurc. lb% Thonerde, H'H^ Kalk, 47 7^ Magnesia, VV% Kali, 4'1% Natron.
60
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
127o Eisenoxyd und 9*27o Wasser. Ihr specifisches Gewicht ist 2*4, und es
wiegt ein Hektoliter gesiebter und loser Puzzolanerde 88 kg.
Künstliche Puzzolane stellt man aus einem Gemenge von 1 Ge-
wichtstheil fettem Kalkbrei, 4 Theilen Thon und '/^ Theil Sand her, indem
man diese Masse zu Ziegeln formt, trocknet, brennt und dann pulverisirt.
Puzzolanmörtel wird entweder in der Weise bereitet, dass man den
fertigen Kalkbrei mit der Puzzolanerde (mit oder ohne Sandzusatz) innig
vermischt, oder bei Verwendung ungelöschten gebrannten Kalkes in der
Weise, dass man den letzteren mit Puzzolanerde und Sand bedeckt, diese
Decke mit Wasser besprengt, um ein Löschen des Kalkes unter ihr herbeizu-
führen, dann die Masse sehr sorgfälltig durcharbeitet und behufs Erzidung
einer möglichst grossen Geschmeidigkeit schlägt, auch wohl knetet.
Das Mischungsverhältniss ist abhängig von dem Zwecke der Ver-
wendung; meistens wird dasselbe so gewählt, dass die Zwischenräume der
Puzzolanerde (und des Sandes) mit Kalkbrei gut ausgefüllt sind. Gewöhn-
liche Mischungen sind:
1 Gewichtstheil Kalk, 2 Gewichtstheile Sand, 3 Gewichtstheile Puzzolane,
oder: 1 Gewichtstheil Kalk, 3 Gewichtstheile Sand, 3 Gewichtstheile
Puzzolane,
oder: 1 Gewichtstheil Kalk, 1 — 2 Gewichtstheile Puzzolane,
oder: 3 Gewichtstheile Kalk, 4 Gewichtstheile Sand, 4 Gewichtstheile
Puzzolane
mit dem nöthigen Wasserzusatze.
In einem Artikel der »Gazette des Architects«, 1883, S. 87, wird
als Mörtel eine Mischung von:
15 Gewich tstheilen gelöschtem Kalk und 85 Gewichtstheilen Puzzolane
für Bruchsteinmauerwerk;
30 Gewichtstheilen gelöschtem Kalk und 70 Gewichtstheilen Puzzolane
für Ziegelmauerwerk;
40 Gewichtstheilen gelöschtem Kalk und 60 Gewichtstheilen Puzzolane
für Putzarbeiten empfohlen.
Erttes DipHel. Die M5rte!.
ei
bereitete Mörtel seine unter Wasser erlangte Härte an der Luft wieder
liert, namentlich aber durch Einwirkung der Sonnenstrahlen mürbe und
ickclig wird. Aus letzterem Grunde darf Santoriiimörtel nur für Bauten
(sndet werden, die stets unter Wasser bleiben.
Viel benutzt wurde Santorinmörtel zu den Wasserbauten am adriatischen
e (Triest, Venedig, Fiume u. s. w.) und in Aegypten.
Nach den Versuchen von Boemches am Triester Hafenbau erreicht
itorinmörtel binnen Jahresfrist im Mecn^'asscr, dem er schon nach wenigen
1 widersiand, eine grössere Festigkeit als Portlandcement-Mörtel.
Bewährt haben sich Mörtel aus Tä^SÜ^o Sautoriiierde und 30 — 2d%
ibrei ohne weiteren Wasserzusalz.
c) Trass oder Duckstein stellt einen auf dem Bruch erdigenp meistens
len, zuweilen aber auch dichten vulkanischen Tuff von bläulicher oder
er, auch schmutziggelber Farbe dar. (Siehe § 55,) Der beste Trass
mmt von den alten Vuleanen der Eifel und besteht nach Gottgetreu
rchschnittlich aus 57^^ Kieselsäure, IG'H^^ l^honerde, 2-67o Kalk, V% Mag^
^ia» I^Jq Kali, 1% Natron, ö^p Fisen- und Titanoxyd und 9<>7o Wasser,
»rziiglich ist auch der aus dem Nettethale stammende^ sogenannte
Ldernacber Trass, mit etwa 197o löslicher Kieselsäure, 7*5% löslicher
fcierde, und 2G7u "* Salzsäure löslichen Alkalien. Früher lieferte das
ohlthal bei Andernach a. Rh, den besten Trass; da die guten Lager
:r dortselbst nahezu erschöpft sind, so erhält man jet/.t aus dem Brohlthale
isiens nur noch einen minderwerthigcn, aus Tuffasche bestehenden Trass
1 gelbhcher Farbe (Berg trag, wilden Trass). Trassähnliche Gesteine
Jet man auch in Bayern, bei Mannheim, in den Karpaüien, ni Irland
w.
Der echte Trass kommt in Stücken in den Handel untl wird in fein-
lüilenem Zustande zu Wasser- und Festungsbauten, namentlich in Deutsch-
verwendet. Der in gepochtem oder gemahlenem Zustande käufliche
ist häufig verfälscht, indem minder werthige Sorten ^wilder Trass), auch
mit guten Sorten (echtem Trass) vermischt werden; deshalb empfiehlt
h, den Trass stets in Stücken zu beziehen und ihn selbst auf der Bau-
zu mahlen. Die Trassstücke müssen scharfkantig sein, auch muss sich
Trassmehl scharf anfühlen. Die Güte des Trass kann man ferner bei
Glüh probe erkennen, denn der Gehalt an Glüh wasser wächst mit der
tat Nach Herfeldt soll jeder echte Trass wenigstens 7% Hydratwasser
cverlust geben, und es soll die Vicat sehe Normalnadel ein Gemenge von
nchtslheilen Trass, 1 Gewichtstheil Kalkhydratpulver und 1 Gewichts-
Wasser, sofort unter Wasser von lö" C, Wärme gebracht, nach
igen bei einer Belastung von 330 g^ nach 3 Tagen bei einer solchen von
gf nach 4 Tagen bei 910 g Belastung und nach 5 Tagen bei 1200 g
tung nicht mehr durchdringen.
Hat das Aufbewahrungswasser eine andere Temperatur, so ist auch die
igserhärtung eine andere, und zwar wirkt der Wärmegrad auf die Er-
ng ungefähr im quadratischen Verhältniss ein. Ein ferneres Unterschei-
imcrkmal bildet das Gewicht; es wiegt der beste blaue Trass etwa
, der gute gelbe 89 iig, der Brohlthaler 85 J^g und der wilde Trass nur
* für das Hektoliter, es wächst demnach das Gewicht des Trass mit der
Bei diesen Gewichten soll der gemahlene Trass, durch ein Sieb von
62
Zweiter Theil. Die Verbindangsstoffe.
530 Maschen für das Quadratcentimeter geworfen, keinen grösseren Rück-
stand als 117o ergeben. Weiters soll gemahlener Trass, in ein mit Wasser
gefülltes Glas geschüttet und in demselben umgerührt, sich aus dem Wasser
wieder vollständig absetzen und hierbei keine verschiedene Schichtung an-
nehmen.
In Amsterdam wird künstlicher Trass aus stark gebraimtem, dem
Meeresboden entnommenem Thon hergestellt. Zu erwähnen ist auch noch der
künstliche Trass von C. Heintzel in Lüneburg; dieser Trass (vom Fabri-
kanten Neutrass genannt) wird aus einer Mischung von gebranntem, durch
Eintauchen in Wasser in staubfeines, trockenes Kalkhydratpulver verwandeltem
Kalk und geschlämmter, getrockneter, schwach geglühter und gemahlener
Infusorienerde bereitet. Die Mischung besteht aus gleichen Gewichtstheüen
Kalk und Infusorienerde, wenn der Neutrass zu Bauten unter Wasser ver-
wendet werden soll, anderenfalls aus 1 Gewichtstheil Infusorienerde und
2 Gewichtstheilen Kalkhydrat. Nach der »Deutschen Industriezeitungc,
1879, S. 180, betrug die Zugfestigkeit eines Mörtels aus 1 Gewichtstheil
Infusorienerde, 1 Gewichtstheil Kalkhydrat und 6 Gewichtstheilen Sand nach
7tägiger Erhärtung an der Luft und 21tägiger unter Wasser 2*7 >^ für das
Quadratcentimeter.
Von der Conferenz zur Bestimmung einheitlicher Prüfungsmethoden
wurde im Jahre 1886 in Dresden festgesetzt, dass bei Prüfungen von Trass-
mörtel ein Trassmehl von solcher Feinheit gewählt werden soll, dass von
ihm 75% durch ein 900-Maschensieb und 50®/o durch ein 4900-Maschensieb
gehen; man soll bei der Zerkleinerung des Trasssteines die gröberen Theüc
nicht aussieben und fortwerfen, sondern die Pulverisirung so lange fortsetzen,
bis die ganze Masse die vorerwähnte Feinheit besitzt.
Dieses Trassmehl soll darauf mit nur reinem Luftkalk (Marmorkalk)
vermischt und so viel als möglich eine Wärme von 15 — 18® C. sowohl für
das Anmachewasser als auch für das Aufbewahrungswasser inne gehaltCD
werden. Zur Prüfung sind Mischunsren aus 2 Gewichtstheüen Trassmehl,
1 Gcwirhtstht-il KalkhydratpuUck, ;.i ^icwichtsth eilen Normalsand und 1 Ge-
Erstes Capitel. Die Mörtel.
63
kg für das Quadratcentimeter, endlich bei einer Mischung von 1 Raum-
Trass, 1 Y4 Raumtheilen Fettkalk und 4 Raumtheilen Sand zu 97*28 kg
das Quadratcentimeter. Aus diesen Ermittlungen geht hen'or, dass die
igkeit des Trassmörtels sich bei wachsendem Sandzusatz nur wenig
;rt. Der Sandzusatz kann umso grösser gewählt werden, je fetter der
: ist. Im Rheinland bereitet man Trassmörtel aus Fettkalk von 95 — 97%
aus Wasserkalk mit 80 und mehr Procenten Kalkgehalt.
Die bei Bremer Hafenbauten mit Trassmörtel angestellten Festig-
luntersuchimgen ergaben für ein Gemenge aus 1 Theil bestem Nettethaler
5S, 1 Theil Lengericher Kalk und 1 Theil Normalsand nach vier Wochen
Zugfestigkeit von 14 — 17 kg und eine Druckfestigkeit von 77 — 101 kg
das Quadratcentimeter.
Die Zugfestigkeit des Trassmörtels ist abhängig von der Feinheit
Trassmehles, wie aus folgender, von Stahl (im »Wochenblatt für Bau-
iec, 1877) veröffentlichten Tabelle ersichtlich ist.*)
Mittlirre
Zufff«tis.
IcFit in kff
Nr.
R^ckftftnd jtwlicbep dem
MucbenstPb
ilk
.--_..„ J
Sand
1
11
111 1 rv
V
1
1
1
1
r
1-85
3-51
6-70
9-65
1215
1 =
n =
III =
IV =
eo-120
120-900 ,
900-2500 !
2500-5000
Durch das ÖGOO-Maschen«
sieb gegwiEftii
Her fei dt**) empfiehlt folgende Mischungen:
1 Raum theil Sand
2 » »
3 » »
4 » ^
1 Raumtheil Trass, ^2 Raumtheil Fettkalk,
1 » » 3/^ » >
1 » »1 » »
1 » » 17^ »
Als starker Trassmörtel gilt eine Mischung von 1 Gewichtstheil Trass
2 Gewichtstheilen gelöschtem Kalk, als Bastard-Trassmörtel z. B.
Gemenge von 1 Gewichtstheil Trass, 2^2 Gewichtstheilen gelöschtem
k und 1 — 3 Gewichtstheilen Sand.
Zur Bereitung von \ m^ Trassmörtel sind nach Hauenschild erforder-
bei einer Mischung von:
2 Raumtheilen Trass, 1 Raumtheil Kalk, 0 Raumtheil Sand = 930/
SS, 470/ Kalk, 0/ Sand;
1 Raumtheil Trass, »/, Raumtheil Kalk, 1 Raumtheil Sand = 590 /
SS, 290/ Kalk, 590/ Sand;
1 Raumtheil Trass, »/^ Raumtheil Kalk, 2 Raumtheilen Sand = 400 /
SS, 300/ Kalk, 790/ Sand;
*) Ueber das Mahlen von Tuffstein findet man Näheres im »Wochenblatt für
kande«, 1883, S. 151.
♦♦) Siehe G. Herfeldt, »Miltheilungen über Trassmörtel«, Andernach 1880.
64
Zweiter Theil. Die Verbindungssloffc.
1 Raumtheil Trass, 1 Raumtheil Kalk, 3 Raumtheilen Sand = 310 /
Trass, 310/ Kalk, 900/ Sand;
1 Raumtheil Trass, 1 ^g Raumtheile Kalk, 4 Raumtheilen Sand = 250 /
Trass, 280 / Kalk, 1000 / Sand.
Die Festigkeit ist bei allen diesen Trassmörtelmischungen nahezu
die gleiche.
Trassmörtel liefert einen vorzüglichen Wassermörtel; seine Festigkeit ist
eine ziemlich hohe; er härtet sehr kräftig nach, ist billiger wie Portland-
cement und bildet bei sofortigem Versenken unter Wasser weniger Schlamm
wie dieser; femer wird sein Abbinden (nach Sigle) bei gelindem Frost nicht
gestört, sondern nur unterbrochen, auch kann man ihn meistens an der Luft
längere Zeit lagern lassen, ohne dass seine Güte darunter leidet Seine Qualität
wird noch durch einen Zusatz von hydraulischem Kalk statt gewöhnlichem
Kalk wesentlich verbessert. Nach den bei den Arbeiten der Unterwescr-
Correction in Bremen gemachten Erfahrungen hat sich ein Mörtel ans 1 Theü
Trass, 1 Theil Kalk und 3 Theilen Sand als dicht erwiesen; diese Mischung
zeigte sich gegen Seewasser vollständig unempfindlich, denn eine Untersuchung
nach Verlauf von 4 — 5 Jahren ergab keinerlei Beschädigung des Mörtels
fdurch Seewasser.
In jüngster Zeit hat man Versuche mit Trass-Portlandcement-
mörtel gemacht, welche zu überraschenden Ergebnissen geführt haben. Der
Portlandcement leidet fast immer an einem Ueberschuss von Kalk, welcher
die vorzüglichen Eigenschaften des Cementes beeinträchtigt. Durch einen
Zusatz von Trass wird der überschüssige Kalk unschädlich ge-
macht, die Festigkeit des Portlandcementmörtels wesentlich er-
höht und seine Widerstandsfähigkeit gegen Säuren, Seewasser,
Witterungseinflüsse u. s. w. gesteigert, auch wird der Mörtel billiger,
weil Trassmehl weniger kostet als Portlandcement.
Empfohlen wird eine Mischung von:
7s Gewicbtstheilen Portlandcement, V» Gewichtstheil Trass und 3 Ge-
wichtstheilen Sand.
Erstes CapitcL Die Mörtel.
65
e) Hochofenschlacken entstehen beiim Schmelzen von Erzen in Hochöfen
liind stellen ein Kalk-Thonerdesilicat dar; sie besitzen neben Kieselsäure erdige
I Theile der Erze^ Zuschläge nebst Metalloxyden, oft auch etwas Schwefel, Phosphor-
J säure u. s, w, in vielfach wechselnder Menge und haben das specifische Gewicht
1 2*ö — 3'0. Aufgeschlossene kieselsaure T hon erde ist in den Schlacken sehr reichlich
[vorhanden, wenn letztere, mit Chlon^-^aiiserstofirsäure oder reiner Salzsäure
(begossen, geUtiniren, d. h. gallertartig und durchsichtig werden. Man benutzt
[sie fein gemahlen und gesiebt an Stelle des Sandes zur K al km ort elbe reitung,
ferner zur Herstellung von künstlichem Cemcnt (siehe § 218, Schlackencement)^
ton (siehe JJ 233) und künstlichen Steinen (siehe § 96» Schlackensteine),
Um die Schlacken leichter zerstampfen und mahlen zu können, bläst
[lan in die noch düssige Masse einen Dampfstrom ein, der die Schlacken
lange und dünne Fäden zertheilt, welche mit dem Namen »Seh lacken-
rolle* bezeichnet werden. Eine grosse Festigkeit, Härte und Widerstands-
fähigkeit erhält die Schlacke, wenn man sie tempert oder basaltirt, d. h.
I unter einer Kohlenlöschdecke langsam abkühlen lässt, wobei sie steinig wird.
Durch dieses einfache Verfahren wird sie besonders zur Mörtelbercitung geeignet.
Eine bewährte Mischung soll (nach einer Mittheilung der »Zeitschrift
des Vereines deutscher Ingenieure«, 1868, S. 31) ein Gemenge aus T Gewichts-
theil Kalk und Ö Gewichtstheile Schlackensand sein; diese als Wasser- und
Luftmörtel gleich gut geeignete Mischung soll eine Festigkeit erlangen, welche
fast */j<j von der des reinen Portlandcementes beträgt. (Vergl auch § 196,
Kalkmörtelbereitung.)
/) Die vollständig ausgebrannten Aschen von Steinkohlen, Braun-
kohlen und Torf, sowie die bei der Zinkdestillation sich ergebenden, mit
Kohlenasche vermengten Rückstände (sogenannte Räumasche) liefern, mit
L gebranntem und gelöschtem Kalk vermengt, ebenfalls VVassermörtel, Bei
I Verwendung von Räumasche empfiehlt es sich, für Bruchsteinmauerwerk
|xiemlich grob gemahlene, für Ziegelmaucni\'erk feiner gesiebte Asche zu nehmen.
Empfohlen werden folgende Mischungen:
1. 1 Gewichtstheil zu Pulver gelöschter Kalk, 1 — 2 Gewichtstheile
iSteinkohlen-, Braunkohlen- oder Torfasche und Wasser.
2. 50 kg zu Pulver gelöschter Kalk und 50 kg geschlagene und gesiebte
jvXsche werden mit Wasser zu eitiem steifen Teig angemacht, dem hierauf
ll^a ^^ Kaliwasserglas (von 33**^ BtK), mit Ih kg Wasser verdünnt, beigemengt
iwird, worauf man das Ganze sorgfältig durcharbeitet. Dieses Gemenge
Isoll nach »Dinglcr's polytechnischem Journal* (Bd, CLIV) sehr wetter-
{beständig sein, geschliffen und polirt werden können und sich auch als
[Fussbodenbelag eignen,
3. 50 kg zu !*ulver gelöschter Kalk, 50 kg reiner Quarzsand, 100 kg
[grob gesiebte Steinkohlen- u. s. w. Asche, gleichfalls mit 0*5 kg Kaliwasser-
Ighis auf 1*5 kg WtLSser vermischt und sorgfältig durchgearbeitet. Diese
[Mischung kann nach Gottgetreu auch zur Herstellung von Wasserbehältern,
I Deckplatten u. s. w. verwendet werden.
g) DiorU» oder Diabasgesteine sind nach Balling ebenfalls gut
J rcmcntircnde StoffCt Djcsc Gesteine werden zerkleinert und dem dick ange-
iTnachten Kalkhrei in gleicher Gewichtsmenge zugesetzt, dann werden aus
liescr Masse Kugeln geformt, gebrannt und [>ulverisirt. Das Pulver wird mit
ad und Wasser vermischt als Wasser- und Luflmörtel benutzt.
Zweiter Theil, Die Verbindungsstoffc
Geeignet als Zusätze zum Kalkmörtel, um demselben h^ ht
Eigenschaften z\x verleihen, sind femer pulverisirter Trachyt^ 1 li,
Bimsstein, calcinirter Basalt, Basalt- und Trachyttuff» gebrannter
und gemahlener Alaunschiefer, Lava u. s. w.
Aus gebranntem Chalcedon, einer Abart des Quarzes, einem gleicKeti
Volumen Kalkbrei und 2 Volumen weissem Sand erhält man eine cemeni-
artige Masse (Chalcedoncement genannt)» welche verputzt glänzend %veifis
erscheint und dem geschliffenen Marmor ähnelt
§ 216. Hydraulischer Kalk,
Rohstoffe. Die hydraulischen Kalke bestehen aus einem Gemenge^
Calciumcarbonat, Kieselsaure und einem Silicat (meistens Thoncrdesilical);
sie hinterlassen, wenn sie in Salzsäure aufgelöst werden» einen unlöslichen,
thonigen Rückstand, den sogenannten Kieselthon.
Zur Bereitung von Wassermörtel eignen sich besonders magere Kalk-
steine, die einen grösseren Gehalt an Kieselthon besitzen als etwa 20*',V
Man verwendet vorzugsweise Mergel kalke oder Bittermergelkalke (also
bunten oder Keupermergel^ dolomitischen Steinmergel, Liasmergel, Mergel-
schiefer, Wiesenmergel u, s, w.), auch ihon reiche Muschelkalke, Gerbgen
Werth besitzen die aus dolomitischen Kalken mit grossem Magnesiagchailt
gebrannten -hydraulischen Kalke. Nach Vicat's Untersuchungen gewinnt mafi
aus Mergelkalken mit 20% Kieselthon einen gut brauchbaren und mit 25%
einen vorzüglichen hydraulischen Kalk. Besitzt der kohlensaure Kalk mehr
als 50^/q Thon, so gilt derselbe als Cement im engeren Sinne.
Das Brennen. Die natürlichen hydraulischen Kalksteine werden meistcnjf
nur bei massiger, jedoch längere Zeit andauernder Rothgluthhitze gebrannt,
so dass eine Sinterung iFnttimg) nicht eintreten kann. Das Brennen wird tQ
gewöhnlichen Kalk ölen, beziehungsweise Schachtöfen (vergL § 193) vo^
genommen, in welche die Kalkstücke und der Brennstoff in abwechselnde«
Schichten eingebracht werden. Beim Brennen entweicht der grösste Thcil der
Kohlensäure und wird der Thon aufgeschlossen, so dass er die Fähigkeit
erlangt, unter Wasser zu erhärten, wobei sich ein basisches Kalkhydrosilicat
bildet. Brennt man den hydraulischen Kalkstein bei einer zu hohen Tenipe*
ratur, so sintert er, wird klingend, lodtgebrannt und zur Bcreitttng rtm
Wassermörtel unbrauchbar.
Durch das Brennen erhalten die Kalksteinstücke einen erdigen Brück
Ist der hydraulische Kalk reich an Alkalien und Eisenoxydul» so l: ^
Thon vor dem Entweichen der Kohlensäure in Fiuss und es entsteheii
bläschen und eine blätterige Structur; im anderen Falle, wenn n
Thon erst nach dem Entweichen der Kohlensäure schmilzt, zeigt der
Kalk nach dem Mahlen die Kugclform und besitzt eine geringe Dichi
Nach Kühl mann soll man die Güte des hydraulischen Kalkes d,
erhöhen können» dass man demselben beim Brennen Poltasche hin-
auch soll es vortheilhaft sein, dem Kalksteine vor dem Brennen, und nacnikw
man ihn durch schwaches Erhitzen einsaugend gemacht hat, mit einer
Lösung von kohlensaurem Natron zu tränken.
Je geringer die Temperatur beim Brennen der hydraulischen Kalksteine
ist, desto schneller tritt die Erhärtung des aus Hnien bereiteten Mörtels
cm ', man kann sich daher durch richtige Wahl dos Erhitxxmgsgrade» bdictni?
apileU Die MartcU
angsam oder schnell erhärtenden Mörtel erzeugen. Wird jedoch die Brenti-
emperatur zu niedrig bemessen^ so brennen sich die Kalksteine nicht gar;
lie vollständig gargebrannten Stücke erkennt man an ihrer gleichmässigen,
elblichröthlichen Farbe, die ungaren enthalten einen Kern von meist grauer
arbe.
Schwach gebrannter hydraulischer Kalk erhitzt sich stärker als der bis
zur Sinterung gebrannte, auch gibt er einen Mörtel von geringerer Festigkeit,
benso liefern lockere, leichte hydraulische Kalksteine einen weniger festen
lörtel als dichte und schwere.
Nach dem Brennen werden die Kalk stein stücke am besten sogleich
kleinert, gemahlen und gesiebt. Dieser Staubkalk kann dann wie gewöhn-
licher gelöschter Kalk sofort tlurch Vermischen mit der erforderlichen Sand-
enge und Wasser als Mörtel verwendet werden. Mörtel aus hydraulischem
taubkaik ^eichnet sich durch eine grosse Gleichmässigkeit aus; er enthält
eine sogenannten Krebse oder Käme und eignet sich deshalb besonders
ium Mauerputz,
Das Löschen von StückkalL Wird dagegen der gebrannte hydrau-
ischc Kalk in Stücken bezogen, so kann man ihn entweder durch Be-
prengeu mit Wasser oder Eintauchen unter Wasser, niemals jedoch, oder
igstcns nur sehr schwer, auf nassem Wege wie gewöhnlichen Kalk zum
1 bringen und entweder noch w*ährend des Ablöschens Mörtel aus ihm
bereiten, ihn activ verwenden, wobei er unter Wärmeent Wickelung schnell,
und zw^ar von innen nach aussen abbindet, oder ihn, nachdem er vollständig
Pulver gelöscht ist, zur Mörtelbereitung benutzen, ihn passiv ver-
enden, wobei er ohne Erwärmen und nur langsam erhärtet. (Siehe »Hantl-
uch der Architektur*, 1895, Tbl 1, Bd. I, S. 147/) Im ersteren Falle
chichtet man die Stücke zu einem niedrigen, runden Haufen auf und um-
iebt denselben mit der zur Mörtelbereitung nothwendigen, nach dem Inhalte
les Haufens berechneten Sandmasse, Hierauf begiesst man die Kalkstücke
it der zum Ablöschen erforderlichen Menge Wasser und vermengt sie noch
ährend des Ablöschens mit dem Sande, wobei man nur wenig W^asser
achgicsst. Die Mischung ist sorgfältig durchzuarbeiten und möglichst schnell,
h, noch warm zu verwenden,
Soll der gebrannte hydraulische Kalk jedoch passiv ven**cndet w^erden,
;o kann man das Löschen in verschiedener Weise vornehmen. Vielfach
erden die Stücke nur minutenlang unter Wasser getaucht, wobei man sich
leiner grobmaschiger Drahtkörbe und W^inden bedient, dann zu Haufen oder
uch in Cefässe geschüttet und dieselben, um das sich entwickelnde Gas
nd auch die entstehende Wärme zusammenzuhalten, mit Sand oder grober
einwand, auch mit Strohmatten bedeckt.
In Norddeutschland ist es üblich, die xerkleinerten Kalkstücke in Kalk-
iiisten 10—15 rm hoch aufzuschütten, sie dann mittelst einer Giesskanne
it Wasser zu besprengen, nach Verlauf einer Stunde nochmals zu liegiessen
nd nach weiterem Verlaufe von 1—1 Vj Stunden, in welcher Zeit gut
cbrannter Kalk zu Pulver zerfällt, mit einer 10 — 15 cni hohen Sandschicht
bedecken. Diese Decke wird nach einem Tage wieder beseitigt und
lann <las Kalkpulver gesiebt. Bei dem in Süddeutschland und Oesterreich
iblichen Verfahren wird der Kalkhaufen mit Wasser besprengt und dieses
anfeuchten von Zeit zu Zeil und so oft wiederholt, bis der Haufen ao
5*
68
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
seiner Oberfläche staubförmig wird; dann wird der ganze Haufen um-
geschaufelt, wobei man ihn beständig mit Wasser benetzt, uni die ganze
Masse in Staubkalk umzubilden. In Frankreich und in der Schweiz werden
die zerkleinerten Kalkstücke in den Kalkkästen nur 5 — 6 cm hoch auf-
geschichtet, dann mit Wasser besprengt, hierauf mit einer neuen, gleich
hohen Lage Kalkstücken bedeckt, dieselben ebenfalls angefeuchtet und diese
Aufschichtung so lange fortgesetzt, bis der Haufen eine Höhe von 2 m und
darüber erlangt hat.
Hydraulischer Kalk nimmt beim Löschen meistens nur wenig, und zwar
gewöhnlich nur um die Hälfte an Volumen zu.
Nach Hauenschild benöthigt \m^ westphälischer hydraulischer Kalk in
faustgrossen Stücken und von 900 kg Gewicht bei dem norddeutschen Lösch-
verfahren 34 7o Wasser und liefert 2 m^ Staubkalk von 630 kg Gewicht fiir
das Cubikmeter. Tetmajer berechnet den Wasserbedarf für das Ablöschen
zu 30 — 50 7o dßs Kalkgewichtes, Andere nehmen das 0*5^1 'Ofache vom
Volumen des Kalkes an. Wird das Ablöschen mit einer zu grossen Wasser-
menge bewirkt, so ersäuft der hydraulische Kalk und es bleiben in ihm
viele ungelöschte Theile zurück. Aber auch bei sorgfaltigstem Löschen
zerfallt nicht immer die ganze Kalkmasse zu Staub, denn es löschen sich
nur diejenigen hydraulischen Kalksteine gut, welche wenig hydraulische Eigen-
schaften besitzen.
Deshalb und weil das Löschverfahren recht umständlich und das ihm
folgende Sieben wegen der grossen Staubentwicklung sehr lästig ist, empfiehlt
es sich, von dem Fabrikanten nur Staubkalk zu beziehen.
Man unterscheidet hierbei nach Hauenschild (siehe »Handbuch der
Architektur«, 1895, Thl. I, Bd. I, S. 149):
a) leichten, welcher von Kalkmergeln stammt, die sich nach dem
Brennen noch fast ganz zu Pulver löschen, oder den durch Absieben
gewonnenen Theil von nicht vollständig zu Mehl löschendem Mergel dar-
stellt. Solcher Kalk findet namentlich zu Luftmörtel Verwendung, weil er
den Uebergang vom hydraulischen Kalkstein zum gewöhnlichen Mager-
kalk bildet>
Erstes CapiteU Die Martel.
m
IZusarnmenhang verHeren und unwirksam werden kann, so ist es nöthig,
|solchen iMönel stets vorher abbinden zu lassen, ehe man ihn der zertheilenden
raft des Wassers aussetzt
Mörtelmischungen. Auf die Dichtigkeit des Mörtels hat die Menge
les zugesetzten Sandes einen grossen Kinfluss. Der Sand/usatz kann um so
grösser sein, je weniger hydraulisrhe Eigenschaften der hydraulische Kalk
besitzt. Muss auf Dichtigkeit des Mörtels Werth gelegt werden, weil es sich
B, um Femhalten von Feuchtigkeit handelt, so vermischt man 1 Raum-
theil Kalk mit 1—2 Raumtheilen Sand, andernfalls kann der Sandzusatz
-^erheblich grösser genommen werden, jedoch pflegt man über das Mischungs-
verhältnisse 1 : 5 (z* B. für Fundamentmauem) nicht hinauszugehen. Bei dem
Mischungsverhältniss 1 :2*Ö und tüchtiger Durcharbeitung des Mörtels werden
iie Hohlräume des Sandes gerade noch vom hydraulischen Kalk ausgefüllt
Von der Menge des Sandzusatzes ist die Ausgiebigkeit des hydraulischen
Lalkes abhängig. Bei Wasserbauten werden vielfach die folgenden beiden
lischungen verwendet:
1 Theil hydraulischer Kalk, 2 Theile Sand, oder l Theil hydraulischer
Lilk und 3 Theile Sand,
erstere giebt 2'4, letztere 3 Theile Mörtel.
Hydraulischer Mörtel, welcher nur einem geringen Druck widerstehen
koll und daher einen grösseren Sandzusatz erhält, wird zweckmässig mit
lelzkalk vermischt, weil er durch diesen Zusatz eine grössere Bindekxaft
tind Festigkeit erreicht und sich auch inniger mit den Bausteinen verbindet
Joch stark hydraulisch wirkt ein Mörtel aus 1 Raum theil hydraulischem
kalk, YiJ — 1 Raumtheil Aetzkalk und 5—6 Raumtheilen Sand.
Bei der Bereitung von Mörtel ist ein zu grosser Wasserzusatz schädlich,
lenn das Wasser kann den Kalk und Sand, weil dieselben ein verschiedenes
jpecihsches Gewicht besitzen, von einander trennen und eine gleichmässige
'^ erraischung beider verhindern.
Festigkeit Die für Festigkeitsuntersuchungen vorgeschriebene Normal-
Donsistenz erhält man, wenn man bei einem Misch ungsverhältniss von 1:3
k>ei Proben, deren Zugfestigkeit ermittelt werden soll, 127© und bei solchen,
deren Druckfestigkeit bestimmt werden soll, 10% Wasser (in Gewichts-
procenten der trockenen Gesammtmischung) verwendet
Nach den schweizerischen Normen soll hydraulischer Kalkmörtel im
lischüngsvcrhältniss von 1 : 3, der 3 Tage an der Luft und 2n Tage unter
^Vasscr gelegen hat:
bei leichtem hydraulischen Kalk eine Zugfestigkeit von 6 k^ und eine
Druck fesdgk ei t von 30 i^,
bei schwerem hydraulischen Kalk eine Zugfestigkeit von 8 ^g und eine
Druckfestigkeit von 50 ig
das Quadratcentimeter besitzen, wenn zu seiner Bereitung 12^^ Wasser
tcrw endet wird und wenn der Kalk so fein gemahlen ist, dass der Rückstand
dem l^OO-Maschensicb nicht mehr als 20%, beträgt
Nach den Ermittlungen der königlichen Prüfungssiation zu Charlotten-
^*Bcrlin erlangte Wasser kalk von Lengerich bei einem Mischungs-
erhältniss von 1 : 17» ^lach 28 Tagen bei Wasserproben nur 3*11 i^f
tugfe«iligkcit und 1398 i'g Druckfestigkeit und bei Luftproben 3*58 J^ Zug-
stigkcil and \&i)2 ig Druckfestigkeit für das Quadratcentimeter.
70
Zweiter Theil. Die VerbinduDgsstofie.
Verwendung. Der hydraulische Kalkmörtel ist zu Hoch- und Tief
bauten geeignet, auch zur Bereitung von billigem Beton; er wird jedoch in
Deutschland meistens durch verlängerten Cementmörtel ersetzt, obwohl er
ein trockenes Mauerwerk und einen frostbeständigen Putzmörtel liefert.
Nach Vicat soll auch fetter Kalk zur Bereitung von Wassermörtel
tauglich werden, wenn man ihn der Selbstlöschung an der Luft an über-
deckten und vor Wind geschützten Orten überlässt.
§ 217. Der Romancement
Cementsteine. Zur Bereitung von Romancement werden thonreiche
Kalkmergel oder kalkige Thonnieren von bestimmter Zusammensetzung (z. B.
sogenannte Septarien, d. h. mergelige Kalksteinknollen in thonigen SchichteD"!
unterhalb der Sintergrenze gebrannt und darauf bis zur Mehlfeinheit
mechanisch zerkleinert. Besitzen die Romancementsteine einen grösseren
Gehalt an Magnesia, so dürfen sie nicht zu stark gebrannt werden. (Vergl
Magnesiacement, § 225.)
James Parker errichtete in Nordfleet (England) im Jahre 1796 die
erste Romancement-Fabrik, in welcher er den an den Ufern der unteren
Themse in Thonlagem vorkommenden Sheppeystein verarbeitete. Aus
diesem Gestein wird noch heute in England Romancement hergestellt Der
Sheppeystein besteht nach Berthier aus 05*7 % kohlensaurem Kalk, 0*5%
Magnesia, 67o Eisenoxydul, l'ß^o Manganoxydul, IS^o Kieselerde, 6*67o
Thonerde und 1'2^Iq Wasser; er erhält durch das Brennen eine dunkel
i)raunrothe Farbe. Ferner verwendet man in England Kalksteinnieren (Thon-
nieren) von den Inseln Wight und Thanet und von den Küsten der
Grafschaften Kent, Sommerset und Yorkshire, die eine ähnliche chemische
Zusammensetzung wie der Sheppeystein besitzen.
In Deutschland findet man geeignete Steine an mehreren Orten; so
z. B. benutzt man zur Bereitung von Romancement einen aus dem Teuto-
burger Walde stammenden dunkelgrauen Kalkstein, welcher nach Manger
15447ü Kaikerde, Ü"i^77ö Magnesia, 2U277ü rhoneriie, 54'7r'/^ Kieselerat:,
Erstes QipiteL Die Mörtel.
n
erden, (VergL den vorigen Paragraphen.) Frisch gebrannter und mit Wasser
ngerührter reiner Romancement bindet in der Regel sehr schnell ab, und
war sowohl an der Luft, als auch unter Wasser. Es giebt aber auch mittel*
ngsam bindenden» welcher in einer Zeit von 8 — 15 Minuten, und langsam
bindenden» welcher erst nach Verlauf einer Viertelstunde abbindet Beim
iibinden tritt meistens nur eine geringe Erwärmung und eine massige
rolumenvergrösserung ein, und es ist das Abbinden vollendet, sobald die
Temperaturerhöhung aufliört. Die Erhärtung nimmt bei richtig (d. h. in der
logenannten Kalkbrenntemperatur) gebranntem und gleichmässigem Roman*
:ement stetig zu» wahrend bei schlecht gebranntem und ungleichmässigem
:hon wnederholt eine Abnahme seiner Cohäsion und Zugfestigkeit kurze
.eit nach seiner Erhärtung und sodann eine weitere Zunahme derselben
tach einiger Zeit beobachtet worden ist. Solcher minderw^erthiger Cement
t m Gussarbeiten, namentlich aber zur Herstellung von Röhren nicht
fecigitet. Wird der Cementstein bis zur theilweisen Sinterung gebrannt, so
er unschädliche Einlagerungen blaugrauer bis grünlicher Streifen erkennen,
Romancementmörtel ohne oder mit nur geringem Sandzusatze erreicht
iie Gtitc des Portlandcementmörtels gleicher Mischung nicht, solcher mit
lOhem Sandzusatze kommt dagegen magerem Portlandcementmörtel ziemlich nahe.
Da Romancemcnt schwächer gebrannt ist als Portlandcement und eine
fj ^ Dichtigkeit besitzt, so w^ird er w^eniger fest. Eine möglichst grosse
cstigkeit kann man durch eine sehr schnelle Verarbeitung des Roman-
:emcntmÖrtels erzielen. Es empfiehlt sich ilaher, den Mörtel nur in so geringer
lasse zu bereiten, dass dieselbe ein Arbeiter in 5 — 10 Minuten verbrauchen
;anii. Auch wird der Mörtel um so fester, je geringer die Menge seines An-
lachewassers genommen wird und umgekehrt. Romancement besitzt die Eigen-
:haft, eine grössere Menge Wasser einsaugen zu können, ohne dadurch viel
:er zu werden oder schwerer abzubinden und hierbei das Wasser ab-
idem; letzteres verdunstet bei Lufterhärtung grösstentheils oder bleibt
lIs Porenwasser zunick; in beiden Fällen tritt eine Verminderung der
'cstigkeit des Mörtels ein, und es ist daher unbedingt erforderlich, den
.omancement, wie bereits bemerkt wurde, activ zu vermauern,
Romancement enthält entweder gar kein oder nur sehr w^enig Hydrat-
asscr (höchstens 5**/,^) und unterscheidet sich dadurch vom hydraulischen Kalk.
Normen, Pur die einheitliche Prüfung und Liefenmg von Romancement
lind in Deutschland Normen bislang nicht aufgestellt worden, dagegen besitzen
liehe Ocsterreich und die Schweiz, Die vom österreichischen Ingenieur- und
rchiieklen verein am 12. April 1890 angenommenen Bestimmungen lauten
Auszuge wie folgt:
1. Verpackung und (iewicht.
Romancement soll in Normalfässeni mit 250 kg brutto oder in Säcken
it 60 V brutto verpackt wxrdcn, Das Gewicht der Packung darf bei Fässern
licht mehr als 5%, bei Säcken höchstens Id^jq betragen.
(l Sack von 50 kg^ Gewicht enthält etwa 47 /, ein solcher von 75 ^J^
Gewicht etwa 71 / Romancement, 1 h/ Romancement lose geschüttet wiegt
iO— 105 ^A'i.
2t Abbindeverhältnissc,
Die Romancemcnie sind schnell, mittel oder langsam bindend. Unter
bmdcnden Romanccmcnten sind diejenigen zu verstehen, dettxv ^x-
72
Zweiter Theil. Die VerbindungsstofTe.
härtungsbeginn an der Luft ohne Sandzusatz, vom Augenblick der Wasser-
zugabe an gerechnet, innerhalb 7 Minuten eintritt. Fällt der Erhärtungsbeginn
eines Romancementes über 1 5 Minuten hinaus, so ist der Cement als langsam
bindend zu bezeichnen. Zwischen den rasch und langsam bindenden Roman-
cementen werden die mittelbindenden eingereiht.
Zur Bestimmung des Erhärtungsbeginnes dient die Normalnadel in
Verbindung mit dem Consistenzmesser. (Siehe § 214 unter 3, d.)
3. Volumenbeständigkeit.
Romancement soll sowohl an der Luft als auch unter Wasser voliunen-
beständig sein. Die Prüfung an der Luft und unter Wasser geschieht durch
Beobachtung von Kuchen aus reinem Romancement. (Siehe § 214 unter 4, ß.)
4. Feinheit der Mahlung.
Dieselbe ist mittelst eines Siebes von 2Ö00 Maschen für das Quadrat-
centimeter und 0*07 fnm Drahtstärke und eines solchen von 900 Maschen
ftir das Quadratcentimeter und 0*10 mm Drahtstärke zu prüfen. Der Sieb-
rückstand darf auf ersterem keineswegs mehr als 36 7o ^^^ ^"^ letzterem
nicht mehr als IS^o betragen.
5. Bindekraft.
Wie beim Portlandcement. (Siehe § 220.)
6. Zug- und Druckfestigkeit.
In Normalmörtelmischung (1:3) soll langsam und mittelbindender
Romancement nach 28 Tagen Erhärtung (1 Tag an der Luft und 27 Tage
unter Wasser) eine Minimalzugfestigkeit von 10 ig für das Quadratcentimeter,
nach 7 Tagen Erhärtung (1 Tag an der Luft und 6 Tage unter Wasser^
eine Minimalzugfestigkeit von 5 kg für das Quadratcentimeter aufweisen,
rasch bindender Romancement im ersteren Falle eine Minimaldruckfestigkeit
von 60 kg und eine Minimalzugfestigkeit von 8 kg^ im zweiten Falle eine
solche von 4 kg für das Quadratcentimeter erreichen.
Als Wasserzusatz bei Zug- und Druckproben mit 3 Theilen Normal-
sand werden in Oesterreich 12^0 (vom Gewichte der Trockenmischung) für
schnell und langsam bindenden Romancement vorgeschrieben und in der
Erttcf Capitcl. Die Mörtel.
73
Nach Tfäßjger Erhärtung , Nach 2&t;'igiger ErliUrtung
kleinster
Wcnh
Wcrth
Mittel*
Wertli
klolfitter
Werth
|[r£ssteT
Werth
Miltel-
Wcrtb
Zugfestigkeit für, das Quadrat-
cenlimcter . , , ,
Druckfestigkeit für das Quadrat-
ccntimeter ♦.,...
89 234 I 188
125-6 166-2 ! 1471
Mörtelbereitung. Der mehlfein gemahlene Romancement wird mit
äer gewählten Sandmenge auf das Sorgfältigste vermengt und diese Mischung
Inf einen Bretterboden oder in einen Kalkkasten zu einem Haufen geschüttet,
>ie.ser Haufen wird in der Mitte so tief ausgehöhlt, dass die zur Erzielung eines
pieifen Breies eben noth wendige Wassermenge bequem in der Vertiefung
i^latz findet. Nachdem das Anmache wasser, welches bei kaller Wittenmg
i'eckmässig etwas angewärmt udrd, in die Mischung gegossen worden ist,
irird das Ganze sofort und möglichst schnell kräftig durchgearbeitet und
ierauf möglichst schnell verbraucht Es sei nochmals hervorgehoben, dass
äer Mörtel nur in kleinen Portionen angemacht werden darf, weil schon in
ier Erhärtung begriffener Romancementmörtel nur langsam abbindet» ohne
ire^entlich zu erhärten, und Schwindrisse bekommt, wenn man ihn durch
reiterc Wasserzugabe nochmals erweichen muss.
Reiner Romancement bindet in der Regel fast augenblicklich ab uiid
rird deshalb nur angewendet, wenn es sich um Dichten von Quellen» um
rrockenlegungen oder um Bereitung von Cementomamenten u. s. \\\ handelt.
Durch einen Sandzusatz wird die Abbindezeit gewöhnlich nur um wenige
nuten verlängert, desgleichen durch eine niedrige Temperatur ; Wärme und
poröse Unterlage beschleunigen dieselbe; letztere bewirkt eine plötzliche
tusammenziehung und Erstarrung des Mörtels an der Berührungsfläche und
ermtndert die Haltbarkeit desselben. Man soll deshalb die Mauersteine
it annässen, bevor man sie mit Romancementmörtel vermauert, beziehungs-
reise verputzL Cementputz ist ntir auf einer reinen, aus wetterbeständigen
Steinen bestehenden Mauerfläche haltbar und muss zur Vermeidung von
iaarrissen noch einige 1 age nach seiner Ausführung feucht gehalten werden,
find zwar besonders in den Sommermonaten, wenn er den Sonnenstrahlen
rjd einem trocknenden F.uftzuge ausgesetzt ist; es empfiehlt sich, die Putz-
iche von Zeit zu Zeit mit Wasser zu bespritzen oder feucht zu erhaltende
Tücher oder Matten vorzuhängen. Mehr als glatter Wandputz sind Cement-
simse gefährdet, die man am besten mit feuchtem Lehm bedeckt.
Die gebräuchlichsten Mischungen sind folgende:
1 Raumtheil Romancement und 1 Raumtheil Sand (^Örtelmasse =
ra 1*6 Raumtheile).
1 Raumtheil Romancement und 2 Raumtheile Sand (Mörtelmasse =^ etwa
!*3 Raumtheile).
1 Raumtheil Romancement und 3 Raumtheile Sand (Mörtelmasse =^ etwa
Raumtheile).
Zur Herstellung wasserdichter Mörtel ist der Sandzu&atz so zu wählen,
dass alle seine Zwischenräume tnit Cementbrei j^ut ausgefüllt sind^ und (nach
74
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Hauenschild) in der Regel auf 40 — 45 Raumtheile Cement 55 — 60 Raum-
theile Sand zu nehmen. Solcher Mörtel wird am besten mit Feinsand ver-
mischt und erhält zweckmässig einen kleinen Zusatz von Aetzkalk (etwa */g — */^
Raum theil Kalk auf 1 Raum theil Romancement).
Für Mauerwerk, welches im nassen Boden steht, und Putzarbeiten,
empfiehlt Gottgetreu eine Mischung von 6 Theilen Cement und 4Theilen
Sand, für Stuccatur-Arbeiten eine solche von 1 Theil Cement und 6 — 8
Theilen Sand.
Künstlicher Romancement. Künstlich ist Romancement aus einem
innigen Gemenge von gleichen Theilen Kalk und Thon und 1 — 3 Gewichts-
procenten Kochsalz hergestellt worden, das geformt, getrocknet, bei Roth
gluthhitze gebrannt, dann gemahlen und gesiebt wurde.
Ueber die Verwendung des Romancementes zu Gussarbeiten (Röhren,
künstlichen Steinen u. s. w.) siehe § 227 ff.
§ 218. Der Schlacken- oder Puzzolancement.
Herstellung. Zur Bereitung von Schlacken- oder Puzzolancement eignet
sich nur eine stärker basische, kalkreiche, granulirte (d. h. in dünnflüssigem Zu-
stande plötzlich abgeschreckte) Hochofenschlacke, wie sie z. B. bei der Verhüttung
eines Eisenerzes auf Graueisen mit Coaks gewonnen wird. Dass pulverisirte
granulirte Hochofenschlacke, mit Kalkbrei vermengt, zu einer festen und
steinharten Masse erhärtet, wurde bereits im § 96 erwähnt. Nach N. Müller,
welcher eingehende Untersuchungen mit Hochofenschlacken angestellt hat
(siehe »Zeitschrift für angewandte Chemie«), erhärtet aber das zur Herstellung
von hydraulischem Mörtel geeignete Schlackenmehl auch ohne Kalkzusatz,
wenn auch nur langsam. Ferner fand derselbe, dass das Schlackenpulver
unter nicht unbedeutender Erhärtung eine grössere Menge Wasser aufnimmt,
dass diese Wasseraufnahme sehr langsam erfolgt und sich auch noch nach
eingetretener Erhärtung vollzieht.
Die Hochofenschlacke ist mehlfein zu mahlen, so dass auf dem 900-
Maschinensieb nur tHwa 1% Rückstand bleibt, und mit i^u Staub gelöschtem
Erstes CapiteL Die Mörtel.
75
sacht leicht eine Entmischung« indem sich der Sand vom Cement trennt
\xm\ seiner grösseren Schwere wegen nach unten sinkt, während das Schlacken-
^M die obere Lage einnimmt; eine solche Entmischung tritt besonders leicht
beim Vergiessen von tieferen Quaderfugen ein und wenn der Schlackencement
Bur Bereitung von Beton ven^^endct wirti, welcher beim Schütten eine grössere
lohe 2U durchfallen hat.
Für manche Gebrauchszwecke muss der Schlackencement als minder-
^werthig angesehen werden, so z. B. zur Verwendung zu Constructionen, die
einer Abnutzung unterworfen sind, weil reiner Schlackencement äusseren
iiechanischen Einwirkungen auf die Dauer nicht zu widerstehen vermag, ferner
tili Verwendung als Mörtel zu Hochbauten, weil er nicht selten die unan-
Bfenehme Eigenschaft besitzt, dass der aus ihm bereitete Mörtel zwar anfangs
recht gut erhärtet, später aber an der Luft einen Theil seiner Festigkeit
rieder einbüsst. Es empfiehlt sich daher, Schlackencement nur zu Funda-
nentirungen und Betonirungen unter Wasser, sowie als Mörtel nur zu solchen
iautheilcn zu verwenden, welche dem Luftzutritt nicht ausgesetzt sind, sondern
lieh in feuchter Atmosphäre befinden. Verwendet man ihn zu Luftbauten, so
Bt er mindestens 14 Tage lang möglichst glcichmässig feucht zu halten.
^Vird dem Schlackencementmörtel daü im Ucberscbuss vorhandene Wasser
iurch poröse Unterlagen (Absaugend entzogen, so vermag er nicht mehr
Kräftig zu erharten. Nicht erwünscht für manche Verwendungszwecke ist auch
beine meist geringe Anfangsfesiigkeit Bei Frostwetter kann Schlacken*
fcfraent nicht verarbeitet werden, weil der Frost frische Schlackencem ent-
häuten zu zerstören vermag.
Festigkeit, Guter Schlackencementmörtel, welcher mit 20 — 30% ^^^asser
jigemacht ist, erhärtet nach 15^20 Stunden zu einer festen Masse. Nach
len in der Schweiz geltenden Normen soll eine Mischung von 1 Theil Cement
ind 1\ Theilen Sand mit lü7o ^^'^a^sser nach 28tägiger Erhärtung eine
'keit von 16 ig und eine Druckfestigkeit von 150^^ für das Quadrat-
icr besitzen,
Ausgiebigkeii. Nach Prot Tetmajer (»Der Schlackencement t,
'^otizbktt des Ziegl und Kalkbr.-Vcr. 1887, S, 79) sind zur Bereitung von
A ffi'^ Schlackencementmörtel erforderlich bei einer Mischung von:
1 Raum theil Sthlackencemeni
Ucment und 780 / Sand.
1 Raumtheil Schlackencement und P/^ Raumtheilen Sand
"Cement und 88Ü / Sand.
1 Raumtheil Schlackencement
Tvt und 1010 / Sand.
1 Raumtheil Schlackencement
/ Sand.
Schlackencement
emcnt und 1080
1 Raumtheil
und 1 Raumtheil Sand = 000 kg
600 kg
und 2 Raumtheilen Sand = 552 kg
Raumtheilen Sand = 437 kg
Raumtheilen Sand =^ 400 kg
und 2\'3
und 3
i^cuienl und 1170 / Sand.
Verwendung. Ausser zum Mörtel fiir Tief- und Wasserbauten und zur
Bereitung von Heton veru^endet man den Schlackencement auch zur Her-
teilung von künstlichen Steinen, namentlich von Platten und Fliesen, weil
sieb gut färben und schön poliren lässt.
76
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoife.
§ 219. Der Portlandcement
Rohstoffe. Portlandcement wird aus thonreichen Kalkmergeln (Thon-
mergeln) oder Mischungen von am besten weichem, reinem KsJkstein
(z. B. Kreide oder muhnigem Süsswasserkalk) hergestellt, auch aus kiesd-
säurereichem, möglichst sand- und steinfreiem Thon (auch Töpfergeschirr-
und Porzellankapsel-Scherben). Der Thon muss ausserdem reich an. Fluss-
mitteln (Kalk, Eisenoxydulsalzen, Alkalien) sein. Enthält der Thon Eisenoxyd
und Magnesia, so wird dadurch zwar seine Schmelzbarkeit erhöht, ein za
hoher Eisengehalt jedoch vermindert die hydraulischen Eigenschaften des
Cementes und ein zu hoher Magnesiagehalt die Festigkeit und Volumen-
beständigkeit desselben. Harte Kalksteine erschweren ihr Zerkleinem und
vertheuem wegen der nothwendig werdenden grösseren Betriebskraft der
Steinbrechmaschinen u. s. w. die Fabrikation des Cementes.
Ist der zur ^Verwendung gelangende Kalkstein stark hydraulisch d. L
besitzt er einen zu hohen Thongehalt, so braucht man ihn mit einem weiterai
Thonzusatz nicht zu versehen. Nach einer Mittheilung von Dr. Michaelis in
der »Thonindustrie-Zeitung« (1883, Nr. 49) findet man in den Ausläufern des
Kaukasus bei Noworossisk einen Natur-Portlandcementstein, welcher einen
so vollendeten gemischten Rohstoff bildet, dass Schichten, die um 80%
kohlensauren Kalk besitzen, einem Cement mit 2*4 Gewichtstheilen Kalk auf
1 Gewichtstheil Silicat entsprechen und bei normaler Sinterung einen voll-
kommenen volumenbeständigen Cement liefern.
Sehr selten ist ein Kalkstein so überaus thonreich, dass er zwecks
Verwendung zur Cementbereitung noch einen Zusatz von reinem kohlen-
sauren Kalk erhalten muss. — Reine Kreide erfordert gewöhnlich einen
Thonzusatz von 30 und mehr Procenten.
Die Mischung soll auf 1 Gewichtstheil Hydraulefactoren (Thonerde,
Eisenoxyd, Kieselsäure) 1*7 — 2*4 Gewichtstheile Kalkerde enthalten; häufig
besteht sie aus 2 Gewichtstheilen Thon und 5 — 6 Gewichtstheilen Kalk.
Die chemische Zusammensetzung des deutschen Portlandcementes
ist die folgende: bH22^ljbW% Kiilk, lU^Ü— 2li457o KicselsaiLTg,
77
Für französische und ausländische Cemeiite hat E. Candlot (Etüde
^ratique sur le Ciment de Pordand, Paris 1HS6) folgende chemische
Zusammensetzung ermittelt: ö8^677o Kalk, 20 — 26% Kieselsäure, 5^107©
Thonerde, 2— 67o Eisenoxyd, 0"5' — 3% Magnesia und 0*5 — 27o Schwefelsäure.
Zu der viel verbreiteten Ansicht, dass selbst bei richtig aiusammen-
gesetztem Portlandcement (aus 1 Silicat auf etwa 2 Kalkerde) ein grösserer
Gehalt an Magnesia Volumen -Unbeständigkeiten herbeifiihrt, bemerkt
Dr. Michaelis in der *Baugewerkszeitung'i (1888, Nr. 91), dass nach seinen
Beobachtungen selbst ein Gehalt von 10 — ^157« Magnesia im Portlandcement
unter Wasser keinerlei Treiberscheinungen verursache, dass dagegen bei
Lufterhärtung eine Schwindung bei Platten, die einen hohen Procentsatz von
gebrannter Magnesia enthielten, im gleichem Maasse wie bei Cementen mit
hohen Kalk Zusätzen einträte,
i Mischen der Rohstoffe, Die Rohstoffe (Kalk und Thon) werden je
lach ihrer Beschaffenheit entweder trocken oder nass zusammengemischt
md zwar bedient man sich in der Regel des trockenen Verfahrens bei
ilicatreichen (^stark hydraulischen) Kalksteinen und kalkreichen Thonsteinen
Thonmergeln), auch bei härteren Rohstoffen, während man bei weichen
z. B. Kreide! das nasse Verfahren bevorzugt
Bei Anwendung des trockenen Verfahrens werden die Kalk-
^steine meistens mittelst Brechmaschinen, die Thonsteine mittelst Walzwerke,
reide und Wiesenmergel in Kollergängen oder in Mühlen d, h. in horizon-
ailen Mahlgängen mit schweren Mühlsteinen oder Hartgussscheiben zerkleinert
und gemahlen und dann in Siebmaschinen gesiebt. Die trockenen kalkigen
und thonigen Pulver werden hierauf in einem solchen Verhältiiiss miteinander
ircrmischt, dass das Gemenge nach dem Brennen einen Gehalt von 32 — 3ö7o
rhonbestandtheile enthält. Das (Gemenge wird hierauf angefeuchtet und in
lischmaschinen d, h. in Thonschneidem (siehe § 88) auf das Innigste ver-
dacht. Aus dieser blasse werden hierauf mit der Hand oder mittelst Ziegel-
pressen (siehe § 89) Steine geformt, welche in Trockenschuppen, auch wohl
Ofengebäude selbst oder auf Darren oder in dem, im § 90 näher be-
krhriebenen Trockenapparaten von Dr, Möller und Professor Pfeifer
Jctrocknet, sodann im Ganzen oder, nachdem sie in faustgrosse Stücke zer-
chlagen sind, in Schachtöfen u. s. w. gebrannt, hierauf in Steinbrechmaschinen
s. w, zerkleinert und endlich auf gewöhnlichen Mahlgängen u. dergl in
ner den »Normen« entsprechenden Feinheit gemahlen. Oder man benutzt
Lim Formen der Cemcnlsteine Trockenpressen (siehe § 89), die den
/'ortheil gewähren, dass man die Steine ohne vorherige Trocknung unmittelbar
den Ofen brmgen kann.
Bei Anwendung des nassen Verfahrens reinigt man durch
chlämmen (mit Wasser) die Rohstoffe Kalk und Thün von dem ihnen bei-
mengten Sand, Kies u. s. w. und benutzt hierzu Behälter, welche eine
taagrechte Welle mit sich in senkrechter Richtung drehenden Rührannen
eine senkrechte Welle mit waagrechten, eggenartig mit Zähnen oder
besetzten, auch mit Ketten behängten Rührarmen besitzen, F. Neu-
mann empfiehlt als Schlammapparat die bei der mechanischen Aufbereitung
irofi Erzen und Steinkohlen, so^'ie bei der Wiedergew 'mnung von Coaks aus
Jer Stcinkohienasche bei grösseren FeuerungsanUgcn benutzte Setzmaschine
B. die von der Maschinenfabrik von Sicvcrs & Comp, in Kalk bei
78
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Köln a. Rh. gebaute) ; bei der Umwandlung der Rohstoffe in einen flüssigen
Brei (Schlampe) fällt der etwa in ihnen vorhandene Sand durch das Sieb
der Maschine, während etwaige Steine auf dem Boden desselben li^en
bleiben.
Der Schlanun wird von den Schlämmapparaten aus durch hölzerne
Rinnen in Gruben mit ausgemauerten oder mit aus Pfahlwerk und Bohlen
bestehenden oder mit rasenbedeckten Wänden und einer mit reinem Quaiz-
sand u. s. w. oben abgeglichenen Sohle geleitet. Um einen ununterbrochenen
Betrieb einrichten zu können, werden mehrere Gruben, zuweilen terrassen-
artig unter einander angelegt und dieselben der Reihe nach benutzt.
Nachdem der Schlamm einige Tage in der Grube gelegen hat, wird
das über ihm stehende Wasser abgelassen. Die Masse bleibt so lange ein-
gesumpft, bis sie die erforderliche Steifigkeit zur weiteren Verarbeitung erlangt
hat. Dann kommt sie in noch feuchtem Zustande in die Thonschneide-
maschine und wird weiter in derselben Weise, wie beim trockenen Verfahren
beschrieben wurde, behandelt. (Vergl. § 8H, Schlämmen).
Besitzen die Rohstoffe Thon und Kalk sehr verschiedene specifische
Gewichte, so sondern sie sich beide beim Einsumpfen leicht in Schichten
ab. Da hierdurch die weitere Verarbeitung recht erschwert wird, so empfiehlt
es sich bei Verwendung derartiger Stoffe das trockene Verfahiren anzuwenden.
Wird Kreide zur Cementbereitung gewählt, so verwandelt man dieselbe
durch Schlämmen in eine milchartige Flüssigkeit und leitet dieselbe in die
Gruben; auf dem Wege dorthin gelangen dann etwa vorhandene sandige
Bestandtheile am Boden der Rinne zur Ablagerung.
Um die trockenen Rohstoffe in eine plastische Masse zu verwandeto,
sind nach Lipowitz etwa 30 — 35 Gewichtsprocente Wasser erforderlich.
Nicht selten wird das gemischte (halbnasse) Verfahren ange-
wendet, indem man den Kalk schlämmt und die wieder entwässerte Masse
mit künstlich getrocknetem, auf das Feinste gemahlenem Thon vermengt
oder nach Bedürfniss den Thon vermengt oder nach Bedürfhiss den Thon
schlämmt und demselben feines Kalksteinpulver trocken hinzusetzt.
Kapitel. Die Mörtel,
79
Mitunter wird auch das Formen der Cemetit^Rohmasse zu Ziegeln
I unterlassen und es werden aus den Gruben Stücke in geeigneter Grösse aus»
feestochen, getrocknet und gebrannt
r Zum Zerkleinern, Mahlen, Mischen und Formen hat man auch hier
lind da mit Vortheil eine einzige» aus VV'alzwerk, Knetcy linder und Schneide-
Rpparat bestehende und mittelst einer Dampfmaschine betriebene Maschine
luigewendet. Derartige Maschinen liefern u. A. die Nienburger Maschiuen-
labrik zu Nienburg a. S,, sowie Jordan Sohn in Darmstadt.
Das Brennen, Nachdem die Ceraentsteine (oder Cementstücke)
genügend ausgetrocknet sind, werden sie im Ofen mit oder ohne Rostanlage
bis zur Weissgluth d- h- bis zur Sinterung ihres Thonbestandtheiles gebrannt ;
man bringt sie mit Coaks in abwechselnden Schichten in den Ofen oder
^■brennt sie mit Steinkohle; durch das Brennen wird die Kohlensäure aus dem
^nCalk getrieben und es w^erden die den Thon bildenden Stoffe (Kieselsäure,
Thonertle, Eisenoxyd) vollständig aufgeschlossen d. h. löslich gemacht.
Als Oefen benutzt man Schachtöfen (von etwa 15 m Höhe und
B m grösster Innnenweite), welche wie die Kalk- oder Gypsbrennöfen con-
Btruirt sind, Ringöfen (z. B. von Dr. Michaelis, Hoffmann, Otto Bock u. s, w\),
iie ähnlich den Ziegel-Ringöfen sind. Etagenöfen (z, B. von Dietsch),
reiche eine Abart der Schlachtöfen darstellen, und Oefen mit Gas-
leu erung {£. B, von J. Bührer in Constanz, Meiser-Escherich in Schw^andorf,
imel in Horde u. s. wX
Von den Schachiöfen-Constructionen ist die von F. Kawalewski
md L. du Pasquier erfundene von besonderem Interesse. Dieser Cement-
brennofen (Fig, 384) besteht aus zwei nebeneinander hegenden Schachtöfen,
ri>n denen jeder einen Vorwärmer E, einen Schmelzraum B mit Gewölbe />
and mit OetTnungen P und 0, sowie einen Kühlraum A mit Rostkegel /?
besitzt. Die Schachtöfen sind in der VVeise mit einander verbunden, dass die
"iasc, welche beim Aufschütten von Brennstoff aus dem einen Ofen unbenutzt
itwcichen würden, durch die mittelst Schieber Z und M verstellbaren
anale A' und O in den Schmelzraum des anderen Ofens geführt werden,
ae sie in den gemeinschaftlichen Camin F gelangen. — Der Brennstoff-
rcrbrauch stellt sich bei diesem Ofen auf etwa 18 >5?^ Kohle pro lOÖX;^,' Cement.
Gut bewährt hat sich der Dietsch'sche Etagenofen (Fig. S^bl
ur besitzt einen Vorwärmer A^ mit welchem durch einen überwölbten
Tanal B der Schmelzraum C verbunden ist. Die Rohmasse, sowie das
Während des Betriebes angesammelte Ungare wird durcli Fülltrichter E in
ien Vorwärmer gebracht, rollt auf dem Canal B vor und wird mittelst
Schaufeln von der Oeffnung F aus w^eiter in den Schmelzraum befördert. In
Jen Wanden des letzteren befinden sich Oeffnungen 6?, von denen aus etwa
den V\änden hängen gebliebene Klinker losgebrochen werden, die dann
den Kuhlraum D hioabfallen. Der Verbrauch an Steinkohlen schwankt
ei diesem Ofen» je nach der Gute des Brennstoffes und nach der mehr
ler weniger grossen Sorgfalt bei üeberw^achung des Brandes für 100 ^g
Pemcnt« zwischen 9 und lll kg. Dieser Ofen wird zum continuirlirhen
irennrn von Portlandcement vielfach benutzt, ist aber auch bei Vornahme
ttcr Aendcruiigen mm Brennen von Kalk u. s, w. nutjsbar zu machen.
Bei nurmalero Betriebe dauert iicT Brand in diesem und in ähnlich
stroirten Schachtöfen in der Regel nur 3 Tage. Die gebrannte Cement-
80
Zweiter Theil. Die Verbinduiigsstoffe.
masse ist gewöhnlich nach weiteren 8 Tagen so weit abgekühlt, dass sie
aus dem Ofen gezogen und weiter verarbeitet werden kann.
Der Dietsch'sche Etagenofen wurde von A. Schöfer und Zeitler ver-
bessert. Näheres über diese Verbesserungen findet man u. A. in den »Jahres-
berichten über die Fortschritte der chemischen Technologie c , 1890 und 1891.
Müssen grosse Cementmassen in möglichst kurzer Zeit gebrannt werden,
so benutzt man meistens einen Ringofen, auch wenn leicht zerbröckelnde,
weiche Cementmassen zu brennen sind, welche im Schachtofen bei ihrem
Zerfallen die für den Durchzug der Flammen nothwendigen Zwischenräume
verstopfen und den Brand dadurch stören würden. Der Ringofen besitzt vor
dem Schachtofen den Vorzug, dass man einen ununterbrochenen Betrieb
einrichten kann, jedoch den Nachtheil, dass er grössere Mengen zerfallenen
Cementes liefert, dass die Arbeiter beim Auskarren der häufig noch glühenden
Cementmasse durch die Hitze stark belästigt werden und dass beim Los-
brechen der, besonders an den Gurtbögen, in grossen Klumpen zusammen-
gesinterten Schlacken Beschädigungen der Ofentheile hervorgerufen werden,
so dass namentlich die Gurtbögen nicht lange halten.
Eine empfehlenswerthe Construction nach dem System Siehmon und
Rost zeigen die Figuren 386 und 387. Dieser Ringofen wird von Otto Bock
in Berlin N.W. gebaut; seine Construction ist im Grossen und Ganzen
dieselbe, wie die der Bock'schen Ringöfen zum Brennen von Ziegelsteinen,
die wir im § 193 eingehend besprochen haben. Demgemäss besitzt dieser
Ringofen, der sich übrigens auch zum Brennen von Kalk eignet, im all-
gemeinen dieselben Vorzüge wie jene. Auch er ist mit oberem Abzug der
Rauchgase eingerichtet und zwar in der Weise, dass aus dem oberen Theile
des Ofens Kohlensäure und Rauchgase gemeinschaftlich zum Abzug gelangen,
was sehr vortheilhaft ist, weil der Garbrand um so leichter erfolgt, je
schneller die Kohlensäure entweicht. Denn in einer mit Kohlensäure geschwän«
gerten Luft werden selbst bei den höchsten Temperaturen weitere Mengen
von Kohlensäure nicht mehr ausgeschieden. Beachtenswerth ist, was Otto Bock
in seiner, im Juli 1896 herausgegebenen Broschüre S. 28 über das Brennen
von Cement u. s. w. bemerkt. Es heisst dortselbst: »Das Brennen von
Erstes Capitd. Dt« MörteL
81
Für die Massenfabriltation wird im Allgemeinen der Ringofen bevorzugt»
Itroudem die erforderliche höhere Brenniemperatur eine sehr solide Bauart
und eine Ausfütterung des ganzen Üfeninneren mit guten feuerfesten Steinen
iriothwendig macht, und ausserdem das Arbeiten in den heissen Räumen»
|besonders im Sommer, sehr lästig wird.«
Für eine tägliche Leistung von löOOO kg gebranntem Kalk oder etwa
[10000^^ Fortlandcement erhält der oben beschriebene Ringofen eine äussere
^änge von 33'GO ?7/, eine äussere Breite von 11 00 w, eine Gesammthöhe
^ön S'OUwr» fcnier der Brenncanal eine Länge von {*A^{JÜm, eine Breite von
iliO m und eine Höhe von 2*50 m, endlich der Schornstein eine Höhe von 3S m.
Mehrfach verwendet wurde auch der Gasringofen mit Regenerati v-
leueruQg von IL Escherich in Schwandorf, Melcher in Fig. 107 dar-
gestellt und im § *d'i beschrieben worden ist.
Sürtiren des gebrannten Ceraentes, Nach genügender Abkühlung
ier Cementmasse erfolgt eine Sortirung, d. h, es werden die ungargebrannten
und etvva geschmolzenen (verglasten) Stücke von den normal gebrannten
abgesondert Erstere werden baldmöglichst, weil ein längeres Lagern der-
iKelben an der Luft nicht gut ist, nochmals gebrannt; die geschmolzenen
Stücke dagegen sind zur weiteren Verwendung nicht geeignet und werden*
jfortgeworfen.
Kennzeichen der Güte. Die von der Beschaffenheit der Rohstoffe
jnd ihrem Mischungsverhältnisse, sowie von der angewendeten Brenntemperatur
abhängige Gute des gebrannten Cementes lässt sich zum Theile schon nach
_der Farbe beurtheilen. Richtig gebrannter, normaler Cement zeigt eine
Linlichgraue oder grünlich-schwarzbraune (verarbeitet dunkelgrün graue) Farbe,
i'elche von dunkelbraamem Eisenoxydkalk und grünem mangansaurem Salz
aerrührt. Die ungargt^b rannten Stücke sind dagegen hellgelbbraun, die über
U'eissgluth gebrannten, todigebrannten oder geschmolzenen Steine blaugrau
>der weissgrau. Auch einzelne lebhaft rothe (durch Fluor herv^orgerufene)
•"lecken gelten als Zeichen einer fehlerhaften Beschaffenheit des Cementes.
Weitere Erkennungszeichen sind folgende: guter Fortlandcement wird bei
Behandlung mit Salzsäure stark gallertartig, besitzt eine aus lauter eckigen
Siattchen oder Schieferplättchen bestehende, in diümen Lagen farblos, in
lickeren grün, theilweise auch violett erscheinende Structur, ein specifisches
gewicht von über 3'1, schwankend je nach dem Grade des Brandes und
3cm Kalkgehalte zwischen ü*12 und b'25, das von keinem anderen hydrau-
ischen Bindemittel erreicht wird und das einzige Mittel zur Feststellung der
Sinterung des Cementes ist, femer einen Glühverlust von weniger als 2% ; er ist frei
fon Asche, Thon, Sand oder Schlacke, bildet fein gemahlen ein gleichmässiges,
charf anzufühlendes Pulver von grauer Farbe mit einem Stich ins Grüne,
erwärnii sich, mit Wasser angemacht, nur äusserst wenig, wenn er langsam
l>indend ist, zerfällt nicht an der Luft und zeigt beim Erhärten weder ein
Treiben noch ein Aufquellen.
Zu schwach, d. h* bei Rothgluth gebrannter Cement ist wenig er-
rtungsfähig und wenig fest, auch erhitzt er sich bei Wasserzusatz stark
zerfällt an der Luft wie gewöhnlicher Aetzkalk. Desgleichen neigt xti
' rannter Cement zum Zerfallen. Bis zur Verglasung, d. h. bis zur
l^ - Verbindung aller Alkali- und Erdmetalle gebrannter Cement
te^it^t kciuc hydraulischen Eigenschaften tmd ist deshalb zur Bereitung vo^
^Md
Zweiter Thcil* Die Verlnndüngsstoffe
Wassennörtel nicht tauglich. Hierzu bemerkt Dn Michaelis in der iTTsoi-
industrie-Zeitimg*, 1892 und 1893, dass nach seinen Untersuchungca ge-
schmolzener pulverisirter Portlandcement ebenso energisch erhärte, als nur
bis zur Sinterung gebrannter, dass jedoch der geschmolzene Cement in Folgt
seiner geschlossenen Structur und seines geringen Gehaltes an Alkalien«
welche sich beim Schmelzprocesse in weit höherem Maasse verflüchtigcti. im
Allgemeinen etwas langsamer abbände; die Hitze verdürbe nur dann den
Portlandcement, wenn sie anhaltend auf ihn einwirke, deshalb sei schnelles
Brennen und Abkühlen von der grössten Wichtigkeit
Bei utirichtiger Zusammenmischung der Rohstoffe, meistens bd zu
hohem Thongehalt, erhält man einen Cement, welcher zerfällt, treibt und
aufquillt. Enthält die Cementrohmasse schwefelsauren Kalk, so bildet steh
beim Brennen Gyps, welcher, in grosserer Menge vorhanden, den Cement xa
zerstören vermag, indem der Gyps allmälig krystalUsirt, Wasser ansaugt und
ein ungleichmässiges Erhärten veranlasst In kleineren Mengen bis zu 2^1
wirkt jedoch der Gyps vortheilhaft, indem er die Festigkeit von rasch
bindendem Cement erhöht und dessen Abbinden verlangsamt
Feinmahlen. Nach dem Sortiren werden die brauchbaren Stücke m
Stein brechma sc hin en (siehe g 200) oder in Walzwerken mit geriffelten
Hartguss- oder Stahlwalzen für grobes Korn oder in Mörsermühlen bis
zur Erbsen- oder höchstens Haselnussgrösse zerkleinert und endlich lu
feinstem Pulver gemahlen. Das Feinmahlen kann ebenfalls auf Mörser-
mühlen oder mittelst Walzwerke für Feinkorn, deren Walzen eine
glatte Oberfläche besitzen und sehr nahe aneinander gesteUt sind, auch aof
Kollergängen und Kugelmühlen (siehe § 8^) bewirkt werden, gew*öhnlich
aber benutzt man hierzu Mahlgänge mit schweren, harten^ porösen Quarz*
steinen, deren einzelne Stücke nicht mit Gyps, sondern mit Cementmörtel xu
einem Ganzen vereinigt werden. Um ein besseres Einziehen des Mahlgutes
zu erreichen^ wird der Abstand des Obersteins oder Läufers vom Bodenstein
an seiner Achse (dem Läuferauge) etwas grösser gewählt als am äusseren
Umfange. Ein Mahlgang mit Llo m im Durchmesser haltendem, sich in der
Minute 150mal umdrehendem Läufer stein vermag stündUch 500 — 600 ^^<
zu mahlen; hierzu ist eine Betriebskraft von 3'/j — 4 Pferdestärken erfortit.MVii
Zum Feinmahlen verwendet man auch mit V ortheil Desintegratoren
oder Schleudermühlen, in denen die Zertrümmerung der Cement-
durch schnell rotirende, in einem durch die Slückgiösse bedingten AI
angeordnete, aus kräftigen Eisen- oder Stahlstangen gebildete und auf guss»
eisernen Platten befestigte cylindrische Schlagkörbe bewirkt wird. Der in
Figur 388 abgebildete, von der Maschinenbauanstalt »Humboldts in Kilk
bei Köln a, Rh, gebaute Desintegrator besteht aus vier Schlagkorben, von
denen der erste (innerste) und dritte, so^ne der zweite und vierte mit einer
anderen Welle (Platte) zu einem zusammenhängenden Ganzen verbunden sind
Die w*agrechten, durch Riemenvorgelege angetriebenen Wellen, an denco
die Platten befestigt sind, drehen sich mit grosser Geschwindigkeit nacb
entgegengesetzten Richtungen und haben eine solche Stellung zu ein-^r"^^*-
dass die einzelnen Schlagkörbe sie concen irisch umhüllen. Die SchlaL
sind mit einem eisernen Mantel umgeben, der seitlich ^nen Tnchier -:um
Aufgeben der Cementstücke und unten eine Oeffnung zum Austragen de»
Pulvers besitzt. Die Cementstücke fallen zunächst in den innersten Schlage
Erstes Capitel. Die MSrteL
m
korb, werden hier in grosse Geschwindigkeit versetzt und bei ihrem Anstritt
|durch die Stäbe des sich in entgegengesetzter Richtung bewegenden zweiten
Korbes zum ersten Male zerkleinert^ fallen dann in den zweiten Korb und
werden hierauf durch die Stäbe des dritten zum zweiten Male zertrümmert
und so fort| bis sie den äussersten Schlagkorb vollständig zu Pulver gemahlen
verlassen tind durch die untere Mantelöffnung aus der Schleudermuhle
^^h^^tisfallen.
^H Die beste Leistung wird erzielt, wenn das Aufgeben der Cementstücke
^^regelmässig vor sich geht. Da beim Uebergange des zu zerkleinernden
Stoffes aus einem Schlagkorb in den anderen dasselbe hin- und hergeschleudert
w4rd, so ergiebt sich, dass, wonn verschiedene Stoffe aufgegeben werden,
^—^diese sich innig mischen und dass also auch der Desintegrator als ein vor-
^■^üglicher Mischapparat angesehen werden kann»
^H Weniger geeignet ist diese Maschine zum Zerkleinem sehr harter Steine,
^^iveÜ dann in Folge starker Abnutzung der Stahlstäbe kostspielige Aus-
^^besserungen häufig erforderlich w^erdcn.
Besitzt der grösste Schlagkorb einen Durchmesser von 1 m und macht
lerselbe in der Minute G40 Umdrehungen, so kann man mit der Schleuder-
itihle stündlich bis 5000 J^g Cementsteine pulverisiren; die hierzu noth-
irendige Betriebskraft beträgt durchschnittlich 10 Pferdestärken.
Aus den ^Mahlgängen oder Schleudermühlen geht das Cement]>ulver
aweilen noch durch Siebcylinder, die einen Durchmesser von 85 bis
(00 cm erhalten, mit sehr engmaschigen Stahl- oder Messingdrahtgeweben
aberzogen sind und in der Minute 15 — 25 Umdrehungen machen, oder es
mt das Pulver unmittelbar in Säcke oder in Packfässer, welch' letztere zur
UTerhütung des Eindringens von Feuchtigkeit innen mit Packpapier ganz aus-
geschlagen werden. Um eine feste Verpackung zu erzielen, werden diese Fässer
iurch eine mechanische Vorrichtung in eine schüttelnde Bewegung versetzt
Für vortheilhaft wird es gehalten, das Pulver vor dem Verpacken noch
inige Zeit trocken lagern zu lassen; es wird dadurch ein langsameres Ab-
binden, eine grössere Feinheit (durch Zerftdlen gröberer Kömchen), eine
rüssere Volumenbeständigkeit und eine grössere Festigkeit erzielt. Durch
ingercs Lagern in der Feuchtigkeit dagegen wird das Cementpulver
knollig und stückig, kommt zum Theil zum Abbinden und wird schliesslich
Unbrauchbar. Abgelagerten Cement kann man jedoch durch Ausglühen nahezu
k'ieder in den ursprünglichen Zustand versetzen.
Um Cemente von gleichmässiger Güte, d. h. von derselben Erhärtungs-
igkeit, Festigkeit, Volumenbeständigkeit u, s. w, zu erhalten, empfiehlt
»r. Michaelis das Vermischen von Cementpulvem, die^ verschiedenen
iränden entstammen.
§ 220. Prüfung des Portlandceinciucii.
Um Portlandcemcnte in ihrem Werthe mit einander vergleichen zu
önnen, ist es nöthig, ihre Bindezeit, Volumenbeständigkeit, Feinheit der
lahlung, 7-*ng- und Druckfestigkeit zu prüfen. Diese Prüfung hat nach ein-
[leitlichen Methoden, auch mit denselben Apparaten zu erfolgen, wenn man
ich über den Werth eines Cementcs ein richtiges Urtheil bilden will Vom
erlincr Architekten-Vereine, dem Vereine »Berliner Baumarkt« und dem
(Verein deutscher Cemcntfabrikantcn« wurden im Jahre 1877 5 Normen für
84
Zweiter Theil. Die VerbindungsstofFc.
einheitliche Prüfung und Lieferung von Portlandcement« aufgestellt, welche
vom preussischen Minister für öffentliche Arbeiten mittelst Erlass vom
10. November 1878 in Preussen eingeführt und später auch von den übrigen
preussischen Ministerien und den übrigen deutschen Staaten angenommen
wurden und das Vorbild für die Normenprüfungen in Oesterreich, der
Schweiz, Russland u. s. w. bildeten. Nach mehrjähriger Benutzung dieser
Normen erschien eine Abänderung derselben nothwendig. Der »Verein
deutscher Cementfabrikanten« nahm die Umarbeitung vor und reichte dieselbe
zur Genehmigung dem preussischen Ministerium für öffentliche Arbeiten im
Jahre 1886 ein. Diese revidirten Normen wurden von verschiedenen Be-
hörden begutachtet und mit wenigen Abänderungen mittelst Erlass vom
28. Juli 1 887 vom Minister der öffentlichen Arbeiten eingeführt. Ihr Wortlaut
ist folgender: *)
Normen für einheitliche Lieferung und Prüfung von Portlandcement.
Begriffserklärung von Portlandcement.
Portlandcement ist ein Product, entstanden durch Brennen einer innigen
Mischung von kalk- und thonhaltigen Stoffen als wesentlichsten Bestand-
theilen bis zur Sinterung und darauffolgende Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit
I. Verpackung und Gewicht.
In der Regel soll Portlandcement in Normalfässern von 180 kg (Oester-
reich: 200^^) brutto und etwa 170^^ netto, sowie in halben Normalfässern
von 90 kg brutto und etwa 83 i^^ netto verpackt werden. Das Bruttogewicht
soll auf den Fässern verzeichnet sein.
Wird der Cement in Fässern von anderem Gewichte oder in Säcken
verlangt, so muss das Bruttogewicht auf diesen Verpackungen ebenfalls durch
deutUche Aufschrift kenntlich gemacht werden. (Oesterreich : Säcke 60 kg)
Streuverlust, sowie etwaige Schwankungen im Einzelgewicht können bis
zu 27o nicht beanstandet werden.
Erstes Capitel. Die Mörtd. 85
Erläuterungen zu II.
Um die Bindezeit eines Cementes zu ermitteln, rühre man den reinen,
langsam bindenden Cement drei Minuten, den rasch bindenden eine Minute
lang mit Wasser zu einem steifen Brei an und bilde auf einer Glasplatte
durch nur einmaliges Aufgeben einen etwa 1'5 cm dicken, nach den Rändern
hin dünn auslaufenden Kuchen. Die zur Herstellung dieses Kuchens erforderliche
Dickflüssigkeit des Cementbreies soll so beschaffen sein, dass der mit einem
Spatel auf die Glasplatte gebrachte Brei erst durch mehrmaliges Aufstossen
der Glasplatte nach den Rändern hin ausläuft, wozu in den meisten Fällen
27 — 307o Anmachewasser genügen. Sobald der Kuchen so weit erstarrt ist,
dass derselbe einem leichten Druck mit dem Fingernagel widersteht, ist der
Cement als abgebunden zu betrachten.
Für genaue Ermittlung der Bindezeit und zur Feststellung des Beginnes
des Abbindens, welche (da der Cement vor dem Beginn des Abbindens ver-
arbeitet sein muss) bei rasch bindenden Cementen von Wichtigkeit ist,
bedient man sich einer Normalnadel von 300 g Gewicht, welche einen
cylindrischen Querschnitt von 1 mm^ Fläche hat und senkrecht zur Achse
abgeschnitten ist. Man füllt einen auf eine Glasplatte gesetzten Metallring von
4 cm Höhe und 8 cm lichtem Durchmesser mit dem Cementbrei von der oben
angegebenen Dickflüssigkeit und bringt denselben unter die Nadel. Der Zeit-
punkt, in welchem die Normalnadel den Cementkuchen nicht mehr gänzlich
zu durchdringen vermag, gilt als der »Beginn des Abbindens« (Oesterreich :
Erhärtungsbeginn). Die Zeit, welche verfliesst, bis die Normalnadel auf dem
erstarrten Kuchen keinen merklichen Eindruck mehr hinterlässt, ist die
»Bindezeit«. (Oesterreich: Prüfung wie beim Romancement; siehe daselbst.)
Da das Abbinden von Cement durch die' Temperatur der Luft und
des zur Verwendung gelangenden Wassers beeinflusst wird, insofern hohe
Temperatur dasselbe beschleunigt, niedrige Temperatur es dagegen verzögert,
so empfiehlt es sich, die Versuche, um zu übereinstimmenden Ergebnissen
zu gelangen, bei einer mittleren Temperatur des Wassers und der Luft von
15 — 18^ C, vorzunehmen. Während des Abbindens darf langsam bindender
Cement sich nicht wesentlich erwärmen, wohingegen rasch bindende Cemente
eine merkliche Wärmeerhöhung aufweisen können.
Portlandcement wird durch längeres Lagern langsamer bindend und
gewinnt bei trockener, zugfreier Aufbewahrung an Bindekraft. Die noch viel-
fach herrschende Meinung, dass Portlandcement bei längerem Lagern an
Güte verliere, ist daher eine irrige, und es sollten Vertragsbestimmungen,
welche nur frische Waare vorschreiben, in Wegfall kommen.
III. Volumenbeständigkeit.
Portlandcement soll volumenbeständig sein. Als entscheidende Probe soll
gelten, dass ein auf einer Glasplatte hergestellter und vor Austrocknung ge-
schützter Kuchen aus reinem Cement nach 24 Stunden unter Wasser gelegt,
auch nach längerer Beobachtungszeit keine Verkrümmungen oder Kantenrisse
zeigen darf.
Erläuterungen zu III.
Zur Ausführung der Probe wird der zur Bestimmung der Bindezeit
angefertigte Kuchen, bei langsam bindendem Cement nach 24 Stunden, jeden-
8d
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
falls aber erst nach erfolgtem Abbinden, unter Wasser gelegt Bei rasch
bindendem Cement kann dies schon nach kürzerer Frist geschehen.
Die Kuchen, namentlich von langsam bindendem Cement, müssen bis
nach erfolgtem Abbinden vor Zugluft und Sonnenschein geschützt werden,
am besten durch Aufbewahren in einem bedeckten Kasten oder auch unter
nassen Tüchern. Es wird hierdurch die Entstehung von Schwindrissen ver-
mieden, welche in der Regel in der Mitte des Kuchens entstehen und von
Unkundigen für Treibrisse gehalten werden können.
Zeigen sich bei der Erhärtung unter Wasser Verkrümmungen oder
Kantenrisse, so deutet dies unzweifelhaft »Treiben« des Cementes an, d. h.
es findet in Folge einer Volumenvermehrung ein Zerklüften des Cementes
unter allmäliger Lockerung des zuerst gewonnenen Zusammenhanges statt,
welches bis zum gänzlichen Zerfallen des Cementes führen kann. Die Er-
scheinungen des Treibens zeigen sich an den Kuchen in der Regel bereits
nach 3 Tagen; jedenfalls genügt eine Beobachtung bis zu 28 Tagen.
IV. Feinheit der Mahlung.
Portlandcement soll so fein gemahlen sein, dass eine Probe desselben
auf einem Siebe von 900 Maschen (Oesterreich: 4900 und 900 Maschen)
für das Quadratcentimeter höchstens 107o (Oesterreich: 3'5, beziehungsweise
107o) Rückstand hinterlässt. Die Drahtstärke des Siebes soll die Hälfte der
Maschenweite (Oesterreich: 0*05, beziehungsweise 0*10 ;///«) betragen.
Begründung und Erläuterungen zu IV.
Zu jeder einzelnen Siebprobe sind 100^ Cement zu verwenden.
Da Cement fast nur mit Sand, in vielen Fällen sogar mit hohem Sand-
zusatz verarbeitet wird, die Festigkeit eines Mörtels aber umso grösser ist,
je feiner der dazu verwendete Cement gemahlen war (weil dann mehr
Theile des Cementes zur Wirkung kommen), so ist die feine Mahlung des
Cementes von nicht zu unterschätzendem Werthe. Es scheint daher ange-
zeigt, die Fehiheit des Kornes durch ein feines Sieb von obiger Maschen-
Die Zerreissungsproben sind an Probekörpem von 5 cm^ Querschnitt
'Bnichfläche, die Druckproben an Wurfein von 50 cm^ Fläche vorzu-
nehmen.
Begründung zu V.
Da man erfahningsc^emäss aus den mit Cement ohne Sandzusatz ge-
ronnenen Festigkeitsergebnissen nicht einheitlich auf die Bindefähigkeit zu
Sand schlicssen kann, namentlich, wenn es sich um Vergleichung von Port-
eindcementen aus verschiedenen Fabriken handelt, so ist es geboten, die
Prüfung von Portlandcement auf Bindekraft mittelst Sawdzusatz vorzunehmen.
Die Prüfung des Cementes ohne Sandzusatz empfiehlt sich nament-
ich dann, wenn es sich um den Vergleich von Portlandcementen mit ge-
mischten Cementen und anderen hydraulischen Bindemitteln handelt, weil
iurch die Selbst fest igkeit die höhere Güte, beziehungsweise die besonderen
Mgenschaften des Portlandcementes, welche den übrigen hydraulischen
Bindemitteln abgehen, besser zum Ausdrucke gelangen, als durch die Probe
lit Sand,
Obgleich das Verhälmiss der Druckfestigkeit zur Zugfestigkeit bei den
Ivdraulischen Bindemitieln ein verschiedenes ist, so wird doch vielfach nur
iie Zugfestigkeit als Werthmesser für verschiedene hydraulische Bindemittel
genutzt. Dies führt jedoch zu einer unrichtigen Beurthcilung der letzteren,
)a femer die Mörtel in der Praxis in erster Linie auf Druckfestigkeit in
Anspruch genommen werden, so kann die maassgebende Festigkeitsprobe nur
Iie Druck probe sein.
Um die erforderliche Einheitlichkeit bei den Prüfungen zu wahren,
rird empfohlen, derartige Apparate und Gcräthe zu benutzen, wie sie bei
äcr königlichen Prüfungsstation in Charlottenburg-Berlin in Gebrauch sind.
VI. Zug' und Druckfestigkeit.
Langsam i^Ucsterreieh: langsam oder mittel und rasch) bindender Port-
idcement soll bei der Probe mit 3 Gewich tstheilen Normalsand auf
(1 Gcwichtstheil Cement nach 28 lagen Erhärtung — l Tag an der Luft
and 27 Tage unter Wasser — eine ^linimalzugfestigkcit von IG J^g (Oesterreich:
15, beziehungsweise ^2 Jftg) für das Quadratcentimeter haben. Die Druck-
jfestigkeit soll mindestens 160^^^ (Oesterreich: 150, beziehungsweise 12Üir^)
ir das Quadratcentimeter betragen.
Bei schnell bindenden Portlandcementen ist die Festigkeit nach
2ö Tagen im Allgemeiueti eine geringere als die oben angegebene. Es soll des-
lalb bei Nennung von Fcstigkcitszahlen stets auch die Bindexeit aufgeführt
den,
Begründung und Erläuterungen.
Da verschiedene Cemente hinsichtlich ihrer Bindekraft z\i Sand,
rorauf es bei ihrer Verwendung vorzugsweise ankommt, sich sehr ver-
schieden verhalten können, so ist insbesondere beim Vergleich mehrerer
LVmentc eine Prüfung mit hohem Sandzusatz unbedingt erforderlich. Als
geeignete?! Verhäitniss wird angenommen: 3 Gcwichtstheile Sand auf 1 Ge-
richlstheil Cement, da mit 3 Theilen Sand tler Grad der Bindefähigkeit bei
irer»chiedenen Cementen in hinreichendem Maasse Äum Ausdruck gelangt
88
Zweiter Theil. Die VerbindungsstofFe.
Cement, welcher eine höhere Zug-, beziehungsweise Druckfestigkeit
zeigt, gestattet in vielen Fällen einen grösseren Sandzusatz und hat von diesem
Gesichtspunkte betrachtet, sowie oft schon wegen seiner grösseren Festigkeit
bei gleichem Sandzusatz, Anrecht auf einen entsprechend höheren Preis.
Die maassgebende Festigkeitsprobe ist die Druckprobe nach 28 Tagen,
weil in kürzerer Zeit, beim Vergleich verschiedener Cemente, die Bindekraft
nicht genügend zu erkennen ist. So können z. B. die Festigkeitsergebnisse
verschiedener Cemente bei der 28-Tageprobe einander gleich sein, während
sie bei einer Prüfung nach sieben Tagen noch wesentliche Unterschiede
zeigen.
Als Controlprobe für die abgelieferte Ware dient die Zugprobe nach
28 Tagen. Will man jedoch die Prüfung schon nach sieben Tagen vor-
nehmen, so kann dies durch eine Vorprobe geschehen, wenn man das Ver-
hältniss der Zugfestigkeit nach sieben Tagen zur 28-Tagefestigkeit an dem
betreffenden Cement ermittelt hat. Auch kann diese Vorprobe mit reinem
Cement ausgeführt werden, wenn man das Verhältniss der Festigkeit des
reinen Cementes» zur 28-Tagefestigkeit bei 3 Theilen Sand festgestellt hat
Es empfiehlt sich, überall da, wo dies zu ermöglichen ist, die Festig-
keitsproben an zu diesem Zwecke vorräthig angefertigten Probekörpem auf
längere Zeit auszudehnen, um das Verhalten verschiedener Cemente auch bei
längerer Erhärtungsdauer kennen zu lernen.
Um zu übereinstimmenden Ergebnissen zu gelangen, muss man überall
Sand von gleicher Komgrösse und gleicher Beschaffenheit benutzen. Dieser
Normalsand wird dadurch gewonnen, dass man möglichst reinen Quarzsand
wäscht, trocknet, durch ein Sieb von GO Maschen für das Quadratcentimeter
siebt, dadurch die gröbsten Theile ausscheidet und aus dem so erhaltenen
Sande mittelst eines Siebes von 120 Maschen für das Quadratcentimeter
noch die feinsten Theile entfernt. Die Drahtstärke der Siebe soll 0'38 ««,
beziehungsweise 0*32 mm betragen.
Da nicht alle Quarzsande bei der gleichen Behandlungsweise die
gleiche Festigkeit ergeben, so hat man sich zu überzeugen, ob der zur
Ent« CnpÜtl, Wt MÖTtfrl;
ii) HaTularbeit Man legt auf eine zur Anfertigung der Proben dienende
Metall- oder starke Glasplatte fünf mit Wasser getränkte Blättchen Fliess-
papier und seut auf diese fünf tnit Wasser an genetzte Formen. Man wieget
250 ,e i Oesterreich : 150^) Cement und 750^ (Öesterreich: 45U/1 trockenen
^Cormalsand ab und mischt beides in einer Schüssel gut durcheinander.
■Gerauf bringt man lOÖ cm^ =^ ITO .^ (Üesterreirh : GÜ^) reines, süsses
^vasser hinzu und arbeitet die ganze Masse fünf Mitmten lang tiichtig durch.
Mit dem so erhaltenen Mörtel werden alle Formen unter Eindrücken auf
einmal so hoch angefüllt, dass sie stark gewölbt voll werden. Man schlägt
nun mittelst eines eisernen Spatels von o auf H ^m Fläche, 35 cm Länge und
im Gewichte von etwa 250^ (Oesterreich : 1^50;^^) den überstehenden Mörtel
anfangs schwach und von der Seite her, dann immer stärker^ so lange in
die Form ein, bis derselbe elastisch wird und an seiner Oberfläche sich
jy asser zeigt. Ein bis zu diesem Zeitpunkt fortgesetztes Einschlafen von
H^a einer Minute pro Form ist unbedingt erforderlich. Ein nachträgliches
^Aufbringen und Einschlagen von Mörtel ist nicht statthaft, weil die Probe-
körper aus demselben Cement an verschiedenen Versuchsstellen gleiche
Dichten erhalten sollen. Man streicht nun das die Form Ueberragende mit
einem Messer ab und glättet mit demselben die Überfläche. Man löst die
Form vorsichtig ab und setzt die Frobekörper in einen mit Zink aus-
geschlagenen Kasten, der mit einem Deckel zu bedecken ist, um imgleich»
massiges Austrocknen zu verhindern. 24 Stunden nach der Anfertigung
feden die Probekörper unter Wasser gebracht, und man hat nur darauf zu
ten, dass dieselben während der ganzen Erhärtungsdauer vom Wasser
Dcueckt bleiben.
Ä) Maschinenmässige Anfertigung. Nachdem die mit dem Füll-
kästen versehene Form auf der Unterlagsplatte durch zwei Stellschrauben
'• -schraubt ist, werden für jede Probe IHÜ,^ des wie in a) hergestellten
Is in die Form gebracht und wird der eiserne Formkern eingesetzt.
Pn giebt nun mittelst des Srhlagapparates von Dr. Böhme mit dem Hammer
i 2 *^ 150 Schläge auf den Kern.
Nach Entfenjung des Füllkastens und des Kernes wird der Probe-
körper abgestrichen und geglättet, sammt der Form von der ünterlagsplatte
abgezogen und im Uebrigen behandelt wie unter a).
Bei genauer Einhaltung der gegebenen Vorschriften geben Handarbeit
l maschinenmässige Anfertigung gut übereinstimmende Ergebnisse. In strittigen
lllen ist jedoch die mascliinenmässige Anfertigung die moassgebende.
Druckproben.
Um bei Druckproben an verschiedenen Versuchsstellcn zu überein-
timenden Ergebnissen 2U gelangen, ist maschinenmässige Anfertigung er-
^derlich.
Man wiegt 400 j^ Cement und 1200 ,e trockenen Normalsand ab,
seht beides in einer Schüssel gut durcheinander, bringt IfiU fw' ^ KM) ff
isser hinzu und arbeitet den Mörtel fünf Minuten lang tüchtig durch.
diesem Mörtel füllt man 860^ in die mit Füllkasien versehene und
die Unterlagsplatte aufgeschraubte Würfelform. Man sctxt den eisernen
in ilic Form ein und giebt auf denselben mittelst des Schlagapparatcs
Dr, Böhme mit dem Hammer von 2^*^ 150 SchlÄge.
90
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Nach Entfernung des Füllkastens und des Kernes wird der Probekörper
abgestrichen und geglättet, mit der Form von der Unterlagsplatte abgezogen
und im Uebrigen behandelt wie unter a).
Anfertigung der Proben aus reinem Cement.
Man ölt die Formen auf der Innenseite etwas ein und setzt dieselben
auf eine Metall- oder Glasplatte (ohne Fliesspapier unterzulegen). Man wi^
nun 1000^ (Oesterreich: 600^) Cement ab, bringt 200 ^ = 200 f»'
(Oesterreich : 120 cm^) Wasser hinzu und arbeitet die Masse (am besten mit
einem Pistill) fünf Minuten lang durch, füllt die Formen stark gewölbt voll
und verfährt wie unter a). Die Formen kann man jedoch erst dann ablösen,
wenn der Cement genügend erhärtet ist.
Da beim Einschlagen des reinen Cementes Probekörper von gleicher
Consistenz erzielt werden sollen, so ist bei sehr feinem oder bei rasch
bindendem Cement der Wasserzusatz entsprechend zu erhöhen.
Der angewandte Wasserzusatz ist bei Nennung der Festigkeitszahlen
stets anzugeben.
Behandlung der Proben bei der Prüfung.
Alle Proben werden sofort bei der Entnahme aus dem Wasser geprüft.
Da die Zerreissungsdauer von Einfluss auf das Ergebniss ist, so soll bei der
Prüfung auf Zug die Zunahme der Belastung während des Zerreissens 100^
für die Secunde betragen. Das Mittel aus den zehn Zugproben soll als die
maassgebende Zugfestigkeit gelten.
Bei der Prüfung der Druckproben soll, um einheitliche Ergebnisse zn
wahren, der Druck stets auf zwei Seitenflächen der Würfel ausgeübt werden,
nicht aber auf die Bodenflächen und die bearbeitete obere Fläche. Das
Mittel aus den zehn Proben soll als die maassgebende Druckfestigkeit gelten.
So weit die Bestimmungen. Man vergleiche mit ihnen die bereits im
§ 214 abgedruckten Beschlüsse der letzten Wiener Conferenz über die ein-
heitliche Prüfung von hydraulischen Bindemitteln.
Ente» CapiteL
föfteL
üe obere Oeffnung der Messröhre a wieder mit dem Stopfen verschlossen,
"iach einigen Minuten, während welcher Zeit ein Absetzen und Klären der
Füllung eintritt, nimmt man den Apparat hoch und stösst ihn mehrere Male
Iforsichtig auf den Arbeitstisch auf, wodurch sämmtHche Luftbläschen auf-
steigen und alle etwaigen Aufstaviungen des Cementes in der Messröhre
[beseitigt werden. Hierauf wird an der Scala die Ablesung vorgenommen und
specihsciie Gewicht dadurch bestimmt, dass man den Inhalt [cm^) der
terd rängt en Flüssigkeit in die angewendeten 100^ dividirt. Das so gefundene
pecifiische Gewicht ist aber genau genommen etwas niedriger» als in
arklichkeit, weil sich nicht alle Luft aus dem Cementpulver verdrängen
sst; dieser Fehler wird aber et^'as ausgeglichen durch nicht zu ver-
neidenden V^erlust, durch Verstäubung des Cementes und durch Verdunstung
Ser verwendeten Flüssigkeit. Die Prüfung ist bei einer Zimmertemperatur
ron 15—18^ C. vorzunehmen und der Apparat vor Sonne oder anderer
trahlender Wärme sorgfältig zu schützen; geschieht dies nichts so kann man
ir das specifischc Gewicht einen zu hohen Werth erhalten.
Um die Abbin dungsverhältnisse zu ermitteln, bedient man sich
iiner 300 g schweren Normalnadel von 1 mm' Querschnittfläche; ihre
Anwendung ist in den g§ 214 und 2!20 näher beschrieben.
Als Normalapparat zur Bestimmung der Zuijfestigkeit wird
|er von Dr, Michaelis construirte, in Figur 390 abgebildete, allgemein
:»utzt Dieser Zugfesügkeitsapparat {A) beruht auf dem Doppelhebelsystem.
Ulf einer massiven Säule von etwa Y.t ^ Höhe sind zwei mit einander ver-
|iundene Hebel — der obere {a} von zehnfacher, der untere {d) von fünf-
ichcr Uebersetzung — angeordnet. Die obere Klammer {c), m welche der
jtcrreissende Probekörper eingespannt wird, hängt auf einem Dom, die
alcre (</) ist mittelst Kugelgelenkes an einer Schraubenspindel mit Stellrad
efestigt* Diese Klammem sind so construirt. dass sie ein sicheres Angreifen
IcT Zugkraft in vier Funkten gewährleisteUt Ein Gegengewicht ((>) dient zur
enuuen Ausbalancirung des ganzen Hebelsystems und zur Einstellung in die
Jleicligewichtsiage, wobei die Ebenen, welche man sich durch die Schneide-
kanten gelegt denkt, horizontale sind.
Dem oberen Hebel des im Gleichgewichts zustande betindlichen Doppel-
ebelsystems setzt man an seinem das Bügelgehänge tragenden (freien) Ende
jincn etwa 30 AT schweren Reiter auf; sodann hebt man mittelst des Stell-
ides die untere Klammer, etwa bis auf 5 mm Entfernung von der oberen,
rgreift mit der Rechten den Frobekörper {g) und schiebt denselben, die
^bere Klammer mit der Linken niederziehend und festhaltend, in die Klammem
fin* Mittelst des Stellrades wird darauf die unter der Belastung durch den
teiter hinreichend in Schluss bleibende genaue Einspannung vorgenommen*
)ann wird der den Bclastungsstoti' (Schrot) aufnehmende Eimer (C) so ein-
dass er G — 8 an über dem Arbeitstische hängt Das Schrotauslauf-
V; wird so gestellt, dass sein Auslauf möglichst bis in die Mitte des
jtemiers liincinragt. Den Verschluss des Sehrotauslaufes bildet entweder
[^cderschlauch, welcher im Augenblick des Bruches ein wenig aufwärts
sogen wird, oder ein selbsithätig wirkender Schieber.
Der nur xur Feststellung des Probekörpers in den Klammem bis zum
Augenblick der Eimereinhängung in den Bügel dienende Reiter wird jetzt
atfcmt und durch Niciierscnkcn des Schlauches oder beim selbstthätlg<ü.\
92
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Schrotauslauf durch Aufheben des Sperrschiebers, das Auslaufen des Schrotes
bewirkt. Letzteres soll möglichst 1 00 ^ für die Secunde betragen.
Nach erfolgtem Bruch wird der Schroteimer ausgelöst und auf dner
Federwaage gewogen. Da die Hebelübersetzung eine fünfzigfache und der
Querschnitt des Probekörpers b cm^ ist, so stellt das angewendete Bnich-
gewicht ^/go des wirklichen Bruchgewichtes dar; es ist mithin die an der
Federwaage abgelesene Zahl mit 10 zu multipliciren, um das Bruchgewicht
für das Quadratcentimeter zu erhalten.
Will man auf dem Apparat selbst das Bruchgewicht ermitteln, so hangt
man den Eimer mit dem Schrot in den Haken, welcher sich unten an der
beide Hebel verbindenden Zugstange (bei e) befindet und hängt am Bügel
des oberen Hebels ein kleines Messingschälchen (/) von etwa 1 UO ^ Gewicht
zur Aufnahme der Gewichtsstücke ein; man legt in dieses Schälchen so viele
Gewichte, bis das Hebelsystem wieder ins Gleichgewicht gebracht ist Das
angewendete Bruchgewicht, der Schroteimer mit dem Schrot, ist auf diese
Weise nochmals decimal ausgewogen. Die verwendeten Gramme, zuzüglich
des Gewichtes des Messingschälchens, stellen demgemäss ^i^oo ^^ wahren
Bruchgewichtes für die Querschnittseinheit dar; daraus ergiebt sich die
einfache Regel: man erhält mit dem Festigkeitsapparat selbst das Bruch-
gewicht in Kilogrammen für das Quadratcentimeter, indem man von dem
Gewichte in Grammen die letzte Stelle abschneidet (das Komma um eine
Stelle nach links rückt).
Derselbe Apparat dient auch zur Ermittlung der Adhäsion s- (Haft-)
Festigkeit. Die gewöhnlichen Klammem werden dann durch besondere, für
diesen Zweck construirte Klammem ausgewechselt.*)
Die Formen für Zugprobekörper, die durch Handarbeit hergestellt
werden sollen, erhalten die in Figur 390 A dargestellte Einrichtung. Sie
bestehen aus zwei Theilen, welche mit Führungsstiften an den Flanschen
ausgestattet sind und durch einen starken federnden Bügel fest zusammen-
gehalten werden. Sollen die Probekörper mittelst des Hammerapparates
von Dr. Böhme erzeugt werden, so wird die Mörtelmasse in einen in zwei
Ersles Capilcl. Die MortcL
er herausgeuommen und durch einen neuen Schwanz erseUt werden kann.
Jie Lagerblücke b tragen eine Achse mit einem Daumenrad, das zehn Zähne
besitzt und durch ein auf derselben Achse, aber ausserhalb der Lagerblöcke
befindliches Vurgelege h getrieben wird. Zur Bewegimg des Vorgeleges dient
ein mittelst der Kurbel k nebst Welle in Drehung versetztes Getriebe /,
Durch das Daumenrad wird der Hammer so gehoben» dass er in angemessenen
Zwischenräumen auf die Platte G fällt. In den Böcken c c ist die Welle
der Kurbel gelagert Zwischen diesen Böcken befindet sich die Sperrklinke m,
welche auf der Kurbelwelle drehbar und auf der linken Seite schwerer als
auf der rechten ist, so dass sie gegen die Scheibe n angedrückt wird, die
Btst auf einer vom Lagerbock b getragenen Achse und an der hinleren Seite
^Bes vorderen Bockes sitzt. Die Drehung der Scheibe n erfolgt mittelst einer auf
derselben Achse sitzenden kleinen Kurbel c?» und zwar vor Inbetriebsetzung des
Apparates, so weit, dass die Kurbel o an den Stift / anschlägt Die Scheibe n
hat einen kleinen Ausschnitt und ist mit Stiften versehen, %velche von einem
auf der Nabe des Daumenrades sit/xnden Mitnehmer q in der Weise gefasst
^werden, dass bei einer vollen L^mdrehung des Daumen rades die Scheibe n
^hi einen Stift vorgeschoben wird. Da das Daumenrad zehn Daumen besitzt,
^1 werden bei jeder Umdrehung desselben zehn Hammerschläge ausgeführt
Bei 15 Umdrehungen oder 150 Hammerschlägen ist n so weit herumgedreht»
dass die Sperrklinke m in den Ausschnitt von n einfällt und gleichzeitig
einen Daumen des Daumenrades festhält. Dann wird die Unterlagsplatte B
mit Formkasten und Aufsatz aus dem Apparat herausgenommen, hierauf der
Aufsatzkasten E vorsichtig nach oben abgejiogen, die Platte G fortgenommen,
indem man sie horizontal abzieht, der Mörtel abgeschnitten und geglättet
und endlich die Form mit dem Probekörper abgezogen. (Weitere Abbildungen
dieses Schlagapparates und der zu ihm gehörenden Formen bringt u. A. das
eits mehrfach erwähnte Werk: :*Der Porüandcement und seine An*
idungen im Bauwesen«, Berlin 1892, S. 45—47, das auch von uns zu
Erstehenden Erläuterungen benutzt wurde.)
Statt dieses Hammerapparates werden in neuerer Zeit zur masclünen-
sigcn Anfertigung gern Fallhammer-Constructionen benutitt, weil
mit diesen die Rammarbeit ziffernmassig ausdrücken lässt. Solche
Ipparate bauen Nagel & Kaemp in Hamburg und Klebe in München.
Zur Bestimmung der Druckfestigkeit dient entweder eine hydr an-
sehe Presse oder der von Professor v. Tetmajer in Zürich erdachte und
Professor Amsler-Laffon in Schaffhausen ausgeführte schweizerische
>rmaiapparat
Eine bereits von einer grossen Zahl staatlicher und privater Früfungs-
stalten benutzte hydrauUsche Presse baut die Maschinenfabrik von
Irink & Hübner in Mannheim in vier verschiedenen Grössen, und zwar
einen Druck von lÜOOO, t>OÜi)0, 1 201)0(1 und 150000^^. Diese in
Figuren 392 und 393 in Vorder- und Seitenansicht dargestellte Presse
Kehl aus zwei durch einen Canal mit einander verbimdenen und mit
ircerin gefüllten Cylindenu Beide Cylinder sind mit entsprechenden Kolben
ehcn, wxlchc auf sehr einfache, sichere Weise abgedichtet sind und von
nen der grössere senkrechte die viereckige Pressplatte a trägt Die obere
si»platte if hängt in einem Kugelgelenke an einer Schraube und ist in der
(he verstellbar. Zwischen diesen beiden Platten wird nun der zu u*cv\,^x-
94 Zweiter TheiL Die Verbindaugsstoffei
suchende Körper eingespannt, wobei der horizontale Kolben ganz hcnus-
geschraubt sein muss. Durch langsames Eindrehen des kleinen Kolbens in
seinen Cylinder wird die in letzterem enthaltene Flüssigkeit (Glycerin; ver-
drängt und unter den grossen Kolben gepresst; letätterer überträgt mm den
erzeugten Druck auf das Probestück. Der Druck erfolgt ganz langsam uod
allmälig ohne jeden Stoss und wird durch drei Quecksilbermanometer an-
gezeigt, die ebenfalls mit der Glycerinfüllung der Cylinder in Verbmdmig
Stehen. Das eine Manometer ist abstellbar und hat eine besonders groöc
Theilung zum Ablesen des Druckes bis etwa 50 Atmosphären; das xwctie
Manometer zeigt bis 300 Atmosphären; das dritte, mittlere, dient lediglich
zur Controle. Alle Manometer besitzen Maximum zeiger, welche stehen bleiben,
sobald der Probekörper nur im Geringsten durch den auf ihn ausgeübl«
Druck verletzt i\^rd, auch wenn eine solche Verletzung durch das Auge noch
nicht erkennbar ist. Der Durchmesser des grossen Kolbens ist so gewüJüt,
dass eine Umrechnung des Atmosphärendruckes in absolute Belastung dc^
Probestückes, ausgedrückt in Kilogramm, sehr bequem ist Diese Maschine
liefert sehr rasche und genügend genaue Ergebnisse. Für Cementprüfungoi
genügt meistens eine Presse mit einem Maximaldruck von öÜOOO ^^.
Vielfach im Gebrauch ist auch die Presse von Such i er in Fraiik-
fürt a. M., sowie die Hebelpresse von H. Sc h ick er t in Dresden.
Der schweizerische Normalapparat von J. Amsler-I^affon zur
Prüfung der Druckfestigkeit hydraulischer Bindemittel (Fig. 3W
u. 305) stellt eine hydraulische Presse dar, deren Flüssigkeitsdruck durcb
ein System von Kolben so weit herabgesetzt wird, dass er mit dem Gegen-
druck einer Quecksilbersäule von bequemer Höhe gemessen werden kann.
In Figur 394 bezeichnet A den Druckkolben; B und C sind die Kolben»
welche im Herabsetzung des unter A herrschenden Druckes dienen ; D stdlt
das Quecksiibermancmeter dar, eine oben ofi'ene, unten mit dem unter
Kolben C liegendem Räume verbundene Glasröhre. J^ und G sind die beiden
Druckplatten, zwischen denen der Probekörper ^ Hegt; F ruht mit ein«
Halbkugelfläche auf Aj so dass sich diese Druckplatte selbst einstellen knnn
G hängt am unteren, Ende der Schraube // und kann mittelst des Hand-
rades / in passende Höhe gebracht werden. Der Cylinder A'i in dem sich
der Kolben A bewegt, ist mit Ricinusol gefüllt. Wird die Stange Z in A*
hineingepresst, so wird auf das Oel ein Druck ausgeübt und durch dicsea
A gehoben und ß abwärts gedrückt; der Kolben B drückt wicdcniro aiti
den grösseren Kolben C und dieser auf eine darunter liegende, den unteres
Theil des Cylinders Af und die nach der Glasröhre führende RohrleiliM
ausfüllende Quecksilbermasse, über welcher sich behufs Dichtung des Kolben*
eine Schicht dünnflüssigen, nicht harzenden Maschinenöles bchndel. Durch
diesen Druck steigt das QuecksÜber im Glasrohr auf, bis es dem Druck das
Gleichgewicht hält Der vom Kolben A auf £ ausgeübte Gesamintdruck wird
(in Tonnen ä 1000 ^g) an der rechts neben dem Glasrohr angebracht«»
Scala und der Druck (in Kilogramm^ welche^ 1 tm^ des Probekörpcn
erleidet, an der links angeoidncten Sc; scn. In der Rcf^el wird der
Probekörper mit lern Seitenlänge jit-. Einem MaximaUlruck von
30U0O ^g auf Kolben A entspricht eine Quecksilbersavilin Höhe von ctira
140 ^/w. Die zu einer Probe nöthige Zeit ist von der Festigkeit des Probe*
körpers abhängig und schwankt zwischen 1 und P/i Minuten. Zu diC«f
J
Erstes Capttel. Die Mortet
^
ehr empfehlenswerthen, die Prüfung auf Druckfestigkeit ungemein einfach
gestaltenden Maschine wird von der Firma ein Controlap parat geliefert,
irelcher aus zwei entgegengesetzt angeordneten, symmetrisch zur Achse gegen
die Druckplatte der Druckschraube gestützten Hebeln besteht. (Näheres über
den schweizerischen Normalapparat und seinen Controlapparat findet man in
der [auch hier benutzten] Beschreibung, welche seitens der Fabrik versandt
wird, und in dem Werke »Der Portlandcement und seine Anwendungen im
Bauwesen«, Berlin 1892, S. 54—57.)
Noch zu erwähnen ist der Apparat zum Ent formen von Cement-
Zugprobekörpern von Dr* \V, Michaelis in Berlin (beschrieben und
abgebildet in der »Thonindustrie*Zeitung*, ISiU» Nr. 19) und der
iauschinger'sche Taster. Letzterer ist ein Präcisions-Fühlhebel, mit welchem
an Stäben von 100 mm Länge noch Längenandeningen von 0'(KJ5 mm
messen vermag; er dient zur ziffermässigen Bestimmung der Volumen-
Veränderungen von Porüandcement-Stäben.
§ 222. Eigenschaften des Portlandcementes.
Von allen hydraulischen Bindemitteln wird der scharf gebrannte Port-
Uindcement seiner vielen vorzüglichen Eigenschaften wegen am meisten geschätzt,
Festigkeit. Seine Festigkeit ist ungefähr doppelt so gross als die
eines guten hydraulischen Kalkes und Romancementes. Sie wächst mit zu-
nehmender Feinheit der Mahlung des Cementpulvers und mit zunehmender
rbärtung, sofern dem PortlandcementmÖrtel nicht etwa durch poröse Unter-
jen Wasser entzogen wird. Die Festigkeitszunahme erfolgt in dm ersten
Seit am schnellsten, später jedoch langsamer. Die Festigkeit ist bereits zu
infang der Erhärtung (nach Verlauf einer Woche) ziemlich gross, erreicht
edoch ihren grössten Werth erst nach Verlauf mehrerer Jahre. Die Anfangs-
lest igke it des Portlandcementmörtels ist bei Erhärtung desselben in der Zimmer-
aft^ nachdem der Mörtel 1 oder 2 Tage im Wasser gelegen hat, grösser als bei
Erhärtung im Freien oder unter Wasser, wie aus folgender Tabelle'^) hervorgeht»
r h a r t
Zugfestigkeit in kg pro rm^
Im Wasser 17 5 2P0
An der offeocn Luft itn Zimmer 17*5* 22*7
1 Ti*\* im WjLsser, dann an der offcoca Luft im ,,
Zimmer . . , , IST | Sä'i
8 Tag« im WasseT» dann an der oJTenoD Luft im i |
Zimmer , . , . I| l^*t 26'9
4 Wochen im Wasser, dann ftn der ofTeoeo Luft || ,
im Zimmer « . . , J — ' 21*S
Im Freien *...»♦. 1^*1 27 '6
l Woche im Wasser, dann im Freien • 17*6 22*1
22*7 26*2 32*9
264 I 32-4 35-G
2S-3 I H'l
ai'5 38*1
84*9 412
25-6 I 35'4
42-9
43*5
3ü*a 38» h^*l
*) Attfl dem «Handbuch der chemischen T<fchnologie« von Dr. Ferd. Fischer,
Ip^iß 18113. S. $82,
i)6
Zweiler Theil. Die VerbindungsstofFe.
Vorbemerkung zu umstehender Tabelle: Als Mörtel wurde eine
Mischung von 1 Theil Cement und 3 Theilen Sand mit dem nothwendigen
Wasserzusatz angewendet, und es wurden alle Proben während der ersten
24 Stunden normengemäss in einem feuchten Räume aufbewahrt.
An der Luft erhärteter Cementmörtel büsst zunächst an Festigkeit
ein, wenn er unter Wasser gebracht oder vom Regen durchnässt wird;
bald jedoch nimmt seine Festigkeit wieder zu. Die Nachhärtungsfestigkeit
ist sehr gross, wenn man den Cementmörtel anfangs unter Wasser, später an
der Luft erhärten lässt, und sie erreicht (nach umstehender Tabelle) den höchsten
Werth, wenn der Mörtel eine Woche im Wasser gelegen hat, bevor er der
Luft ausgesetzt wurde; sie vermindert sich jedoch wieder, sobald man den
nachgehärteten Mörtel wieder unter Wasser bringt.
=
j Siobnict-
1 PrüceTitän
i^ustand, in weltheM *tch 4er
900 ÖOOÜ
liindexeu
^jS : Zug'
1?
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PTöbeceratiit; lipfjinr!
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£
Frisch gemahlen * . . .
1-8
299
1
~z
4-I5
144
17^8
201
'3Ö^S
44-8 S7f
2n Tage in Säcken jjelager
1-6
27-4
1 ^
45
4'50
15-7
lS-8
219 1 34*2
43 2, 361
^0 Tage aa der Luft aus-
1
1
gebreitet .....
14
23*1
2 1
15
2-35
10-7
lö'8
1 1 6 30-4
36-9 3^
7 Tage in trockener kohlen^
1
1
säurefreier Luft
1^6
2S^>
7
15
4-25
U-6
18-7
206 1 36-6
45 4 37€
23 Tage i n trocken^jr kohle o-
säurefreier Luft . ,
1-5
27-3
1 3
30
250
U-2
18-3
205
342
42-6 361
7 Tage i^ trockener Koh^
i
lensäur« . , . . .
1-2
28-8
7
45
4^50
U-5
180
205
36-51
45-6 3{8
28 Tage in trockener Koh
leuäiare . .
1-6 '26-4
g
*-.
4*50
IS'9
19-6
222
36-8
44-9 397
7 Tage in feuchier kohlen
■
i
^H
pile
Ditel.
Fenier tritt eine Festif^keitsvermiiidening ein, wenn das Cementpulver
agere Zeit an feuchter Luft gelagert hat, wie die vorstehende Tabelle
Eigt, welche die Ergebnisse der von Tom ei vorgenommenen Untersuchungen
Enthält.*)
Nimmt Portlandcement Wasser und Kohlensäure aus der Luft auf, so
verringert sich auch sein specifisches Gewicht; dasselbe kann bei längerem
igcrn im Feuchten unter 31 herabgeheji.
Weiter tritt eine Verminderung der Festigkeit des Poitlandcement-
:iörtels durch einen grösseren Farbenzusatz ein, namentlich wenn zur Färbung
Ockerarten benutzt werden; nur ein Zusarz von Ultramarin schadet der
I ' ^igkeit nicht, weil dasselbe hydraulische Eigenschaften besitzt und wie
i jient erhärtet. Nach einer Mittheilung in den »Jahresberichten über die Forl-
chritte der chemischen Technologie« 0^*^*«^^ ^' 448) verdarb ein Zusatz
ron 17"',j rother,
Ü2"/„
Schwefelsaure entlialtender Farbe den Cement
vollständig.
Auch ein zu grosser oder ein zu geringer Wasserzusatz zum Cement-
nörtel wirkt auf die Festigkeit nachtheilig ein, wie noch im folgenden l^ara-
raphen näher erläutert werden wird; ferner erleidet die Festigkeit eine Ein-
güsse, wenn der Ceinentmörtel nicht schnell genug und erst nach seinem
iieilweisen Abbinden verarbeitet wird. Die Festigkeit ist beim rasch bindenden
?ortlandcement geringer als beim langsam biridenden, sie vennindert sich mit
pt'achsendem Schwefelcalciumgehalt (vergl. Tabelle auf S. 9G)i bei längerer
unwirkung trockener Hitze und mit Zunahme der Magerkeit des Mörtels. Mit
Jcm Wachsen des Sandzusatzes vermindert sich aber auch die Schnelligkeit
des Flrhärtens, die Dichtigkeit und die Bindekraft. Nach Grant's Untersuchung
beträgt nach Jahresfrist die Festigkeit bei einem Gemenge:
aus 1 Theil Portlandcement und 1 Theil Sand etwa 75**/o
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pfon der Festigkeit des reinen Poitlandcementmörtels.
Ziemlich bedeutend ist die Abnutzungsfestigkeit oder Aussenhärte;
Jeshalb ist Pordandcement gut zu solchen Constnictionen verwendbar, welche
ucr mechanischen Abnutzung unterworfen sind, Dr. Hohme fand diese Ab-
lingsfestigkeit beim reinen Porllandcementmörtel geringer als bei einem
el aus 1 Theil Cement und 1—-2 Theilen Sand; für einen 7 Tage lang
pter Wasser erhärteten Mörtel im Mischungsverhältniss 1:3 ermittelte der-
trlbe die Abnutzung mittelst der Bauschinger' sehen Ab Schleifmaschine (bei
BoO Umdrehungen der Gusseisenscheibe pro Minute) zu L8H rm^f d. i.
als wie beim Granit. Die Härte lässt sich durch Fluatirung (mit
\l t schem Magnesiafluat) wesetalich vergrössem. i Vergl § 54.)
Die Vcrkittungsfestigkeit oder Adhäsion ist ebenfalls eine sehr
iohc, denn man kann die mit Ccmentmörtel verlegten Steine beim Abbruch
icr Wand leichter zerstören^ als den Mörtel vom Steine trennen.
•) Sir)it- n Handbuch tler chemiÄchco Technologie • von Dr. Ferd, Fischer»
Zweiter Thell. Die Verbindutjgsstoffe,
Frostbeständigkeit. PortlandcementtBörtel ist selbst bei hohem Sud-
Äusatz schon kurze Zeit nach seinem Abbinden frostbeständig, auch vennag
er bei Frostwetter, ja selbst im gefrorenen Zustande zu erhärten^ jedoch jjcht
diese Erhärtung nur langsam und wenig kräftig vor sich, auch ist ^1 :y
festigkeit des Mörtels eine geritigere; spater jedoch erreicht der a'>
selbe Festigkeit wie der bei warmer Witterung verarbeitete. Man kann dö^
halb Portlandcementmörtel auch bei herrschender Kälte vermauern, nur soU
man ihn dann mit möglichst wenig und erwärmtem Wasser anmachen, sowk
mit erwärmtem Sand vermengen. Wird dem Mörtel zu viel Wasser hiaiQ-
gesetzt, so kann man das Gefrieren des überschüssigen Wassers durch einen
Zusatz von Kochsalz verhüten; ein solcher Zusatz aber giebt häufig m
späteren Ausblühungen (Efflorescenzen) Veranlassung und erzeugt feucbie
Wände, Solche Aus blüh un gen entstehen gewöhnlich durch schwefelsaure und
kohlensaure Salze^ welche beim Brennen aus der Asche oder beim Atmiacboi
aus dem Wasser, mitunter auch aus den Ziegelsteinen in den Cement gclangfiL
Diese Ausblülmngen zeigen sich besonders im ersten Jahre, und soll mm
deshalb Oclfarben anstriche, welche durch sie zerstört werden, erst nach Vcr
lauf eines Jahres oder noch später auf mit Cementmörtel geputzte Fläcbtu
aufbringen und erst nach Behandlung der Putzflächen mit einer schwach«)
Säure oder mit einer Eisenvitriol- oder kohlensauren Ammoniaklosimg oder
mit Kesslerscheti Fluaten und folgendem sorgfältigen Abspülen mit reinem
Wasser. Nach Hauenschild werden die Alkalien durch möglichst tiefes Tränken
der Cementputzfläche mit Kessler sc hem Magnesia* oder Aluminiuo)*
Fluat in unlösliche Verbindungen übergeführt, und ist daher eine solche
Tränkung vor dem Anstrich mit Oelfarbe sehr zu empfehlen; das überschüjfisi|!e
Fluat wird abgewaschen und nach dem Trocknen der Öelfarbenaiislrith
aufgebracht.
Dichtigkeit, Vor dem Romancemcnt zeichnet sich Po rtland cement
durch seine grossere Dichtigkeit aus; letzterer liefert deshalb einen festeren
und dichteren Mörtel und bedarf zur Bereitung eines Mörtels von Normil-
consistenz eines geringeren Wasserzusatzes, auch zieht er weniger Feuchtigkeit
und Kohlensäure aus der Luft an. Die Kohlensäureaufnahme soll OÄCh
Fresenius bei gutem Portlandcement nicht mehr als 0 06% betragen,
Widerstand gegen Wärmeeinwirkung. Vollständig erhärteter Port*
landcement vermag sowohl im reinen Zustande als auch bei Sandzusatz eine
Hitze von etwa 150*^ C, ohne Festigkeitseinbusse zu ertragen; er kann dai-
halb auch zu Behältern für kochendes A\'asser, zu Maschinentundamenten,
Schomsteinbauten u, s. w. verwendet weTden. Bei längerer Einwirkung daer
grösseren Hitze als circa 150" 0, tritt jedoch eine FcstigkcitsverminderuDf
ein, die sich indessen dadurch wieder beseitigen lassen soll, dass mati den
Mörtel unter Wasser bringt und während einiger Wochen darin hegen la^xt
oder ihn längere Zeit durch wiederholtes Annässen in einem feuchten Zii
erhält. Wird die Hitze bis zur Rothgluth gesteigert, so wird der Cc:
mörtel vollständig mürbe» Abgebundener Cement wird, wie Versuche dcf
Hamburger Baubehörde ergeben h^ib^n, ilnrrh lu^rhgradigc Erhiuung in
frischen Cement zurUckvcrwandclt
Wasser dichtigkeit Guter rtinci i uru.uitiLcincnt ist nach dem &
härten wasserdichti sofern das VV asser nicht unter einem starken I>ruck auf
iim einwirkt» tm anderen Falle ist eine Durchlässigkeit schwach wuhrnetraibar.
Erstes Capftel. Die MörlcL
m
er Cement eignet sich deshalb vorzügUch 7ai Isoh runden von Mauern gegen
ufsteigende Erdfeuchtigkeit und wird zu diesem Zweck auch vielfach an
teile anderer Isoliruiigsstoffe benutzt.
Verhalten gegen Säuren undOele, Durch starke Säuren (namentlich
Salpeter- und Essigsäure), welche sich mit dem Kalk des Cementes zu
Öslichen Kalksalzen verbinden, wird Portlandccment zersetzt; als unschädlich
erden Flüssigkeiten gehalten, welche weniger als 0*25% freie Säure besitzen.
m den Cement säurefest zu machen» wird empfohlen^ ihn mit Asbestfarbe^
h. mit einer intugen Mischung von reinetn, pulverisirtem Asbest und
pdicker Sodasilicatlösung, die durch Zusatz von Fimiss oder Terpentinöl
reichrechl gemacht w^ird, zwei- bis dreimal anzustreichen. Eine grössere
iderstandsfähigkeit gegen saure, gährende und ätzende Flüssigkeit erlangen die
ementwaren, wenn man sie mit Kessle r'schem Magncsiafluat tränkt,
Fette Gele erweichen namentlich mageren Cementmurtel, indem sich
ie Fettsäure mit dem Kalk zu Kalkseife verbindet; auch Gerbsäure greift
,en Cement an. Die Einwirkung von Seewasser ist gleichfalls nachtheilig, und
ist deshalb geboten, zu Bauten am Meeresstrande sorgfältig hergestellten,
enig gemagerten Mörtel zu verwenden, dessen dichtes Gefüge ein tieferes
rindringen des Seew^assers verhindert.
V o l u m e n b e s t ä n d i g k e i l. Guter Portlandcem ent ist v o l u m e n b e st ä n d i g,
h. er treibt (wächst) nicht während und nach seiner Erhärtung. Eni hält
AS Cementpulver jedoch Kalk, Gyps oder Magnesia in grösseren Mengen
[vergl. § 211*) oder concentrirte Chlorcalciumlosungen, Chlonnagnesium oder
uor\'erbindungen, so tritt leicht ein Treiben, besonders bei Lufterhärtung,
n. Lässt man Portlandcement längere Zeit vor seiner Verwendung an der
Aift lagern, so findet durch Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Luft ein
erfallen der gröberen Kömer, also eine Verfeinerung statt, und es vermindert
ich die Neigung des Cementes zum Treiben.
Ein gefährlicher Feind und Zerstörer des Portlandcement ist nach
t. Michaelis das unter der Einwirkung von Meerwasser oder schwefel-
ure haltiger Lösungen (z, B, Gypswasser) sich bildende Doppelsalz, welches
s Kalkerde, Thoucrde, Schwefelsäure und Kry stall wasser besteht. Die
schädliche Grenze des Gypszusatzes fand Dr. Michaelis bei manchen
'ortlandcementen bis zu 4 Gewichtsprocenten Gyps, beziehungsweise 2 Ge-
chisprocenten Schwefelsäure.
Seh wind-und Treibrisse. Die beim erstarrten Gern entkuchen häufig
lirnehmbaren Risse können Schwindrisse oder Treibrisse sein. Die
losen S c h w i n d r i s s e entstehen hauptsächlich zu Anfang der Erhärtung»
sogar schon während des Abbintiens und namentlich leicht bei sehr
ßsam bindendem, dünnflüssigem, der Zugluft und den Sonnenstrahlen aus-
^^tztem Cementkuchen, und zwar in Folge der Zusammenziehung des Kuchens
^irii Austrocknen. Da dieses Zusammenziehen an der Oberfläche stärker als
^3^ Kern stattfindet, so bilden sich di^^ Schwindrisse hauptsächlich an der
^ «Verflache. Sie sind in der Mitte des Kuchens breiter als am äusseren LTm-
L^^e desselben, haben gewöhnlich eine unregelmässige Richtung und bilden
^^-^fig in sich zunick laufende Curven oder netzartige Kreuzungen; Cement-
p^^hen mit Schwindungsrissen besitzen immer eine ebene Lagertläche. —
^^ Treibrisse dagegen entstehen erst nach vollständiger Erhärtung» oft
■-"'^t nach Jahren, und beim Erhärten unter Wasser früher als an der Luft;
* 10311S
uv^
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
NU^ haben meistens eine radiale Richtung, sind in der Regel am Rande des
Kvu hous am weitesten und verengen sich nach der Mitte zu, auch treten sie
u\o\Ntous mit einer Verkrümmung des Kuchens auf. Durch diese Treibrisse
wiul eine Zerstörung des Kuchens von innen heraus herbeigeführt, sowie
omo thoilweise Aufhebung des Zusammenhanges der einzelnen Theilchen, die
tns 4um Zerbröckeln führen kann.
Abbinden. Man erhält in der Regel durch thonerde- und alkalireiche
K\^hsti»rte sowie durch einen schwachen Brand einen rascher bindenden
Tenteut. iluroh kieselreiche Rohstoffe und einen scharfen Brand einen lang-
x.uuer bimlenden Cement, jedoch ist dies nicht immer der Fall, weil es auch
Koh^lotVe v;iebt, die gerade beim schärfsten Brande einen sehr schnell bindenden
TcnuMit liefern.
Si'hnell bindender Cement vermag grössere Wassermassen in sich fest
n\ uuu'hen (in seine Poren einzuhüllen) und liefert nach seiner Erhärtung
oine poi'iisere Masse als langsam bindender, welcher beim Beginn des Abbindens
loiu\lii'li Wasser ausstösst und selbst bei grösserem Wasserzusatz dicht wird:
aueh erfordert der schnell bindende Cement zum Anmachen eines Teiges
\\»u normengemässer Dickflüssigkeit eine grössere Menge Wasser. Wird die
iMhartiuiii lies schnell bindenden Cementes durch fleissiges Umrühren gestört
N\» gelingt es oft, den bereits halberstarrten Mörtel wieder flüssig zu machen.
I >uieh dieses Verfahren — »Verrühren« genannt — erreicht man ein langsameres
\bbihdoi\ lies Mörtels. Da derselbe längere Zeit weich bleibt und nur eine
mMUi^ere Härte erlangt, so ist es nothwcndig, schnell bindenden Cement noch
\or ilem Krhärtungsbeginn zu verarbeiten.
iMist'her Cement bindet schneller ab als abgelagerter, ein mit warmem
\\ .i>st'i angemachter und ein dickflüssiger PortlandcementmÖrtel schneller
als ein mit kaltem Wasser bereiteter und ein dünnflüssiger. Das Abbinden
lasst sieh i>ft verzögern durch einen geringen Zusatz von schwefelsaurem
Kalk luler Cyps (höchstens bis 2^/(j), durch Zusatz von doppeltkohlensauren
\\\n\ schwefelsauren Salzen, welche Actzkalk zu binden vermögen, und durch
\ti Wendung von hartem Anmachewasser, sowie Seewasser, in denen solche
ElilerTapilei.
101
Durch welchen Vorgang die Erhärtung des Cenientes bewirkt wird,
[äst noch nicht genügend auf^^eklärt, obwohl sich viele hervorragende Spe-
tcialisten (z. B. L. Erdmenger, Fuchs^ Kawalewski, A. Winkler, Feichtinger,
/"icat» Ribot, Chatenay, Huck, Hauenschild, Dr. Michaelis, Petteiikofer u. A.)
lil dieser Frage eingehend beschäftigt haben. Die Ansicht dieser Fachmänner
ist theiUveise eine sehr verschiedene, jedoch wird allgemein als richtig
ngenommen, dass beim Brennen der Cementrohmasse eine Aufschliessung des
lones erfolgt und dabei ein Silicat von Kalk und Thonerde entsteht,
welches die Fähigkeit besitzt, Wasser chemisch zu binden, ferner dass der
[dement beim Erhärten unter Wasser eine geringe Menge seiner Bestandtheile
|(tiämlich die Alkalien und etAvas Kalk und Kieselsäure'^ an das Wasser
ibgiebt und endlich dass ein grosser Theil des Kalkes bei Lufterhartung
kohlensauren Kalk umgewandelt, also Kalkhydrat ausgeschieden wird.
Fulverisirter erhärteter l^ortlandcement erhärtet, mit Wasser angerührt,
^on neuem, jedoch weniger kräftig.
Nach Dr. Michaelis tritt die maassgebende Erhärtung nach 7 Tagen
i; nach dieser ist die Güte des Cemeiites zu l>eurtheilen. In den ersten
Irei Monaten nimmt die Erhärtung noch wesenthch äu, dann wird die
Zunahme eine geringere und nach etwa einem Jahre ist die Erhärtung soweit
geendet» dass sich von da ah bis nach Verlauf eines weiteren Jahres eine
icitere Zunahme nicht mehr mit Sicherheit nachweisen lässt.
Für die Erhärtung des Fortlandcementes ist erforderhch: Ruhe
Fahrend des Abbindens, denn Cementmdrtel erhärtet nicht oder doch
^ur sehr mangelhaft in bewegtem Wasser, Schutz gegen zu schnelles
Ilus trocknen und W asser entziehung (z, B. durch poröse Unterlagen)
Jurch Annässen der fertigen C^ementarbeit während der ersten Tage und durch
Innässen der Steine vor dem Vermauern, denn Cement erlangt niemals seine
tolle Härte, wenn ihm schon im Anfange seiner Erhärtung das zu dieser
!ithige Wasser entzogen wird.
Gewicht. Es wiegt 1 hi Portlandcement lose im Mittel 140^^ (Gewicht
>ii IV l durchschnittlich lOü kg) und fest gepackt im Mittel 185 kg,
§ 223. Mörtelbereitung.
Reiner Cementmörtel, d. h. solcher, welcher nur aus Porllandcement
d Wasser besteht, wird nur tlann verwendet, wenn der Mörtel dauernd
t.er Wasser oder in feuchtem Boden oder in geschlossenen Räumen ver-
gibt und wenn ein sehr rasches Erhärten und eine äusserst dichte, harte
^'^ <d feinkörnige Masse nothwendig ist, also z. B. zum Verstopfen von Quellen»
^^^^^ Herstellung von möglichst harten, festen» wasserdichten Kunststeinen,
*^^l.che unter Wasser oder in einem feuchten Klima (z. B. an der Meeresküste)
|^^^:»i*'endung finden sollen, zu Cementarbeiten, welche eine besonders grosse
^*^^tte besitzen sollen u. s. w., auch werden noch feuchte Putzflächen, um
^'^ W^asserdichtigkeit zu erhöhen^ mit reinem Cement abgerieben und
Klättet, Nicht geeignet ist reiner Portlandcementmörtel zur Verwendung
einem trockenen Klima und an Orten, wo er den Sonnenstrahlen und
^:»i Zugwinde ausgesetzt istj weil er dann keine Haltbarkeit besitzt und
^^^tientlich leicht Schwindrisse erhält.
^^ In den meisten Fällen also muss der Mörtel aus einem Gemenge von
H^^enr, Sand und Wasser bereitet werden.
102
Zweiter ThelL Die Verbindungsatoffe.
Wasser. Das Atjroachewasser darf nicht trübe und schlamnug $tm
und nicht organische Stoffe und solche Salze aufgelöst enihaken, welche die
Festigkeit des Cementes vermindern können (vergl den vorigen Paragraphcü)^
Die Wassermenge soll nicht zu gering, aber auch nicht zu gross genrahlt
werden, weil bei zu geringem Wasserzusatz die Festigkeit des M6rte!sy
nachdem sie schnell einen grossen Werth erreicht hat, wieder allin^ig jib
nimmt und oft nach 2 Jahren nur noch halb so gross ist als diejenige,
die nach Verlauf derselben Zeit ein mit richtiger Wassermenge angemachter
Mörtel erreicht, und weil bei zu grossem Wasserzusatz das AI ef-
zögert^ ein Theü des Mörtels zu schnell zerlegt, ausgelaugt und i \cP
geschwemmt, die Porosität des Mörtels, weil das im Ueberschuss zugesetite
Wasser nach seiner Verdunstung viele Poren hinterlässt, vergrössert und die
Festigkeit vermindert wird; denn die Kittkraft des Cementes ist zwischen
den entfeniter gelagerten Theilchen des lockeren Mörtels eine geringere als
zwischen den näher gelagerten Theilrhen des dichten Mörtels,
Nach Tctmajer sind zur Erreichung eines Mörtels von nonaen-
gemässer Dickflüssigkeit bei einem Mischungsverhältniss von 1:3 (in Gewichts-
procenten der gemischten trockenen Masse) für die Normenpriifungen lof
Zug 8—10%, für Druck 8— 97« Wasser nothwendig. im Uc! - Y^
demselben Mischungsverhälinisse und zur Erzielung von Norm r«
22— 28*^/,j Wasser. Man kann annehmen, dass 20 Gewich isproceutc \Vi.»iCf
einen feuchten, sich ballenden und 40 Gewichtsprocente einen zwar diino-
flüssigen, aber zum Vergiessen noch geeigneten Mörtel ergeben. Sadi
Fried. Neumann braucht man der Mischung von Cement und Sand nur so
viel Wasser hinzuzusetzen, dass ein verarbeitungsfähiger steifer Brei entsteht,
dass beim Schlagen oder Pressen oder fortgesetzten Durcharbeiten noch ein
gewisser plastischer Zustand eintritt und sich an der Oberfläche ein^
Wassertropfen bilden, ein Zeichen, dass sämmtiiche Zwischenräume mit
Wasser ausgefüllt sind. Bei trockener und hcisser W itterung ist ein grösserer
Wasserzusatz nöthig als bei feuchtem und kaltem Wetter, bei Ver^vendung
von schnell bindendem Cement mehr Wasser als bei Benutzung von lüng-
sam bindendem, bei Mörtel, welcher zum Vermauern dienen soll, mehr
Wasser als bei Gussstücken, die in Formen hergestellt werden. Gusssltickc
aus einem wie feuchter Sand erscheinenden Mörtel besitzen eine grosse
Dichtigkeit und sind iVei von Luftblasen, welche sich sehr leicht beim Ver
giessen von dünnflüssiger Masse bilden. Der zum Vermauern bestimmte Mörtd
muss eine breiartige Consistenz erhalten» weil die Steine, auch wenn sie vor
ihrer Verlegung angenässt werden, aus dem Mörtel noch Wasser aufsaugau
Cemenle, welche zur Bereitung eines genügend steifen Breies weniger Wasser
erfordern, liefern einen dichteren und festeren Mörtek
Nach dem Erhärten enthält der Mörtel noch etwa 10% chemisch
gobundenes Wasser und besitzt nach Lipowitz ein specifisches Gewicht
von 2-60— 2-67.
Sand. Der Sand soll scharfkantig und rein, namentlich aber ohne
grössere Humus- und Thonbestandtheile und nicht zu fein sein.
Nach Lieven soll eine Beimengung von 4 — b^% Humus oder Torf
zum Sand die Erhärtung des Portlandcemenimöriels verhindenu Die Festig-
keit des Mörtels ist eine grössere bei Venvcndung von grobem, scharfem
Sand mit rauher Oberfläche ab bei Benutzung von feinkörnigem Sand mit
Erstes Capitel. Die Mortem!,
108
vorwiegend runden Kurnem und glatter Oberfläche ; nicht geeignet ist Streu-
sand, bevorzugt wird gemischtkömiger Sand, weil derselbe die wenigsten
Hohlräume besitzt. Reiner Quarzsand und Sand mit dichten und harten
lalkkörnern gilt als der beste^ nicht so gut ist Sand mit porösen Bestand-
iieilen [yfic z. B, Tuff) oder mit Theilen, di^ eine blättrige Structur besitzen
Iwie z, B. Glimmer» Feldspatli u, dergl.). Zu Normenprüfungen wird der
^genannte Normalsand (vergl. § 196) verwendet; gut geeignet zur Mörtel-
Bereitung ist grober Flusssand. Es empfiehlt sich, zu Putzarbeiten einen
lieineren Sand zu nehmen als zum Verniauem. Sind die Sandkörner von
einer lehmigen oder ihonigen Masse fest umhülltj so muss der Sand gewaschen
geschlämmt) werden ; hierzu benutzt man mit Vorthcil die schon früher
' crM ahnte Sandwaschmaschine von Gresly-Ruge» welche z, B. in der
> Schweizer Bauzeitung« (1886, Nr. 20) abgebildet und besclirieben ist
Pesitzt der Sand jedoch Lehm und Thon in sehr geringer Menge lose bei-
miischt, so ist eine Reinigung nicht noth wendig, auch nicht einmal erwünscht,
eil diese Stoffe die Dichtigkeit und Festigkeit des Mörtels vermehren.
Mörtelmischungen. Guter Portlatulcement verträgt einen hohen Sand-
zusatz, jedoch geht man beim Mörtel, welcher zum Vermauern dienen soll,
^^icht gern über das vierfache Volumen Sand hinaus, weil mit wachsendem
^Kandzusatz nicht nur, wie bemerkt, das Abbinden verzögert, sondern auch
^clie FesUgkeit und Dichtigkeit des Mörtels vermindert wird, (Siehe die unten*
stehende Tabelle.)
Um eine gleichmässige Festigkeit der ganzen Mörtelmasse zu erzielen,
darf man dem Cement nur so viel Sand beimengen, dass sämmtbche
Zwischenräume des Sandes mit Cement ausgefüllt und alle Sandkörner von
Cement umhüllt sind. Bei feinem, reingewaschenem Sand kann man die
I Zwischenräume zu etwa 4(>7o ^^^ ganzen Masse annehmen und somit 1 Theil
Cement mit ^2^j^ Theilen Sand vermischen, ohne befürchten zu müssen, dass
biazelne Zwischenräume unausgeiüllt bleiben und an diesen Stellen die
Festigkeit des Mörtels eine geringere ist,
I Prof Manger empfiehlt folgende Mischungen:
I ö)l Cement und 4 Sand: zu Bankett- und Fundamentmauerwerk
Im Trockenen oder unter Wasser, sowie für Plinthenmauerwerk einstöckiger
Gebäude, femer zu 1 Stein starken Scheidemauem in mehrstöckigen Ge-
bäudeii und endlich zu Hintermauerungen starker Futtermauem.
i) 1 Cement und 3 Sand: zu Bankett- und Fundamentmauerwerk
[^mehrst uckiger Gebäude, zu Kellerwänden, Widerlagspfeüem und Tonnen-
[gcwölben, deren Pfeilhöhe V4 — Vs der Spannweite beträgt, femer zu Bogen-
piittclpfeilem, deren Stärke nicht weniger als '/g — */,(, der Bogenspannweite
nisst, zum inneren Wandputz, wxnn die Wände Räume umschlicssen, die
nöghchst bald bewohnt werden sollen, und endlich zu Cement- Es trieben*
c) 1 Cement und 2 Sand: zum Vermauern von Steinschichten, die
rom Wasser bespült werden, zum Aufmauem von Widerlagern, welche
jioht die für Luftmörtel nothwendige Stärke besitzen, zum Wölben von
pirdbogen und anderen stark belasteten Bögen, femer zum Mauern von
lachen Gewölben, zum Ziehen und Putzen von Gesimsen, endlich zum
^ussenputz von auf der Wetterseite hegenden Wandflächen und von mit
r'cuchtigkcit durchzogenem Plinthenmauerwerk.
104
Zweiter Thcih Die Verbinden gaslolfe.
d) 1 Cemcnt und Vf^ — 2 Sand: au Betonschichten in sehr queUigcn,
pressbaren Fundamentgräben, zum Vermauern von den Einwirkungen des
Eisganges ausgesetzten Steinschichten, zur Ausführung schwacher Schci<le-
mauern und schwacher Gewölbemittelpfeiler, zum Wölben schwacher Kippen
mit Ziegehi auf flacher Seite, femer zum Aussenputz von sehr nass liegendem
PUnthenmauerwcrk, zum Abdecken von Gesimsen und Wasserschlägen, zm
Gefässen für allerhand Flüssigkeiten, zum Vermauern der inneren Schichtet)
von Abortgrubeti und endlich zur Herstellung von allerlei künstlichen
Steinen (Dachziegeln, Treppenstufen, Thür- und Fenstereinfassungen, Gral»-
steinen, Rinnsteinen, Fussboden- und Trottoirplatten u, s. w,).
In dem, im Auftrage des * Vereines deutscher Portlandcement-FabH-
kanten« bearbeiteten Werke >Der Portlandcement und seine Anwen-
dungen im Bauwesene (Berlin 1892) wird als Anhalt fiir die Mischungs-
verhältnisse Folgendes (auf S. 61 u. Ö2) angegeben:
1 — 2 T heile Sand auf 1 Tb eil Cement werden nur da angewandt,
wo es auf sehr hohe Festigkeit, namentUch nach kurzer Zeit, ankommt
und wo man grosse Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung (Ueberzug
auf Fussböden u. dergl) oder Wasserdichtigkeit verliuigt.
3- — 4 Theile Sand auf 1 Thcil Cement nimmt man für Mauer-
werk, Fundamente, Kunststeine» Betonirungen und ähnliche Arbdten.
Wo die Festigkeit von fünf und mehr Teilen Sand auf 1 Thell
Cement genügt, wendet man am besten Cement-KalkmÖrtcl an. (Vergl düii
nächsten Paragraphen.)
Mörtelbereitung. Die Herstellung von Portlandcementmörtel kann auf
zweifache Weise erfolgen: entweder vermischt man den Cement zunächst mit
der nothwendigen Wassermenge, setzt dann den Sand hinzu und arbeitet d^*i
Ganze, bis es geschmeidig wird, tüchtig durch — oder man mengt den Cement
mit dem Sand trocken zusammen und setzt dann unter tleissigem Umrühren
das Wasser hinzu. Das letztere Verfahren lässt sich mit Vortheil nur bei
vollständig trockenem Sande anwenden.
Auf die Bereitung ist die grösste Sorgfalt anzuwenden, da von ihr
die Güte des Portlandcementmörtels wesentlich abhängt- Der benutzte Mörtel-
kasten ist vor jeder neuen Mischung von allen bereits abgebundenen
Mörtelresten zu reinigen, weil durch diese die Festigkeit des neuen MÖrteb
vermindert werden würde. Um einen recht geschmeidigen, kräftig l>indcndeu
und gut erhärtenden Mörtel zu erhalten, ist ein fleissiges Durcharbeiten und
Schlagen der Masse noth wendig.
Auch hierbei kann man sich, wie bei der Kalkmörtelbcreitung, mit
Vortheil Mörtelmischmaschinen (z. B* der von C. Schlickeysen in Heiliilf
Joh. Schuhmacher in Köln a. Rh., Möller und Blum in Berlin consmiirten)
bedienen. Eine nach Art eines Kollerganges eingerichtete Mörtelmaschinc
liefert z. B. täghch 0() — 60 m^ Mörtel, eine solche nach Art der Thonschneider
construirte, z, B. bei einer Betriebskraft von 1—2 Pferdestärken und bei
dner Bedienung durch 2 — 3 Mann täglich 2()— 30 m\ ein Mischtrog bei
3 Pferdestärken und 14 Mann Bedienung etwa HO m^, bei 5 Pferd estArkca
und 25 Mann Bedienung etwa IbO m^ Mörtel, wenn man die Trans]^K>rtweitt?
der einzelnen Rohstoffe zu etwa 50 m antummt
Ueber die Ausgiebigkeit von Portlandcementmörtel hat Docior
Michaelis die nachfolgende Tabelle zusammengestellt:
Erstes Capitet. Die Mörtel.
105
Cfwcnt
SAiid
\Vas»«r ÄIürlelnuAAM?
'
HektoJJter H<»ktolit«r
1-tier Hektoliter
DtclitfKiceit
1
53
1-07
201-65
'2
7B
2(i6
iBnm
3
107
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^m'!)l}
4
132
4-71
IHTAb
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5-70
18740
6
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7
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9
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1»'(;8
18i;*05
10
3ÜÜ
UH\3
imob
' Zur Bereitung von l m^ Mörtel sind erforderlich:
1^ bei cioem M1*cbiingjverliEUnU» von: ^*^*"* ^7*^
H 1 Cement and 1 Sand 9^ 6f>7
353
■ 1 ^ > 2 » ..62-^ 8SH
333
■ 1 .3 > 467 lOOü
327
r 1
» 4
» 568
1053
329
■ (Siehe * Der Portlandcement und seine Anwpndnng im Bauwesen«, S, 04.)
I Verschiedenes, K« sei nochmals hervorgehoben, dass Portkndcement*
■tiürtel möglichst schnell, jedenfalls aber vor dem Erhärtungsbeginn ver-
ptrbeitet werden muss. Bindci der Mörtel wahrend der Verarbeitung ab, so
werfe man ihn fort, denn durch einen erneuten Wasserzusatz lässt sich der-
selbe nicht wieder verwendbar machen, w^eil er niemals so hart wird wie
richtig verarbeiteter Mörtel Man darf daher den Mörtel nur in so grossen
Massen berstcllen, dass man dieselben leicht verarbeiten kann und kein
Rückstand bleibt, weil derselbe verdirbt und unbrauchbar für weitere Ver*
i'cndung wird. Ist der Mörtel abgebunden, so schütze man ihn — besonders
den Sommemtonaten — noch einige Tage lang durch wiederholtes An-
oder durch Vorhängen nasser Tücher oder nasser Strohmatten gegen
rbnollc Austrocknung.
g 224. Der Cement-Kalk-Mörtel
Vorzüge. Ein stark gemagert er Portlandcementmörtel besitzt zwar
Ir manche technische Zwecke noch eine genügende Festigkeit, lässt sich
ibcr nur schwer verarbeiten und haftet am Stein nur wenig. Schon durch
tinen geringen Zusatz von Fettkalk werden Geschmeidigkeit (Yerarbeitungsfähig-
kcit), Dichtigkeit, Festigkeit und Adhäsionskraft des Portlandcementmörtels mit
hohem Sandzusatz vermehrt und die Herstellungskosten vermindert. Ein
lolcbcr Cement-Kalk-Mörtel kann selbst bei Frostwetter vermauert werden
ötjd erhärtet an der Luft und im Wasser schneller wie Mörtel aus Trass
jdcT hydraulischen Kalken, vor denen er deshalb unbedingt den Vorzug
jrerdicnt. Unter den Luftmörteln gilt der Cement-Kalk-Mörtel als der beste;
tr Jtcichnct sich ferner aus durch schnelle Erhärtungsfähigkeit^ grosse Volumen-
ndigkcit, Haltbarkeit und hohe hydraulische Eigenschaften.
Festigkeit. R, Dyckerhoff hat mit verschiedenen Cement-Kalk-
föitelmi«chungen eingeliendc Untersuchungen angestellt und über die ¥«;öl\%'
106
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
keit und Preise einiger Mischungen die nachfolgende (von uns dem Rhein-
hard'schen »Kalender für Strassenbau-, Wasserbau- und Culturingenieurec
entnommene) Tabelle aufgestellt:
Festigkeit nach 28 Tagen
in Kilogramm für
das Qoadratcentimeter
Mischung in Gewichtsthcilen
4 Wochen
im Wasser
erhärtet
1 Woche
im Wasser,
S Wochen
an der Luft
erh'drtet
Zu 1 Cubikmeter Mörtel
sind erforderlich
1 Cement*), 5 Rheinsand,
V4 hydraulischer Kalk Ij 17*6
1 Cement*), 6 Rheinsand, ||
Va hydraulischer Kalk ' IT'l
1 Cement*), 8 Rheinsand, |
»/^ hydraulischer Kalk 10*7
!l
1 Cement, 10 Rheinsand, ,
1 hydraulischer Kalk 9-2
160-8
152-0
97-0
67-0
31-4
24-3
10-8
291-0'
226-Oi
285*^ Cement, 1425*^
(= 1020 /) Sand und
71 kg Kalkhydrat . .
233 >&^ Cement, 1400 >t^
(= 1000 /) Sand und
116 kg Kalkhydrat . .
182 kg Cement, 1456 kg
16-7 154-0" (= 1040 l) Sand und
. 136 kg Kalkhydrat . .
\ 148 kg Cement, 1480 kg
94-0' (= 1060 /) Sand und
II 148 kg Kalkhydrat . .
5 ««ÄS
Ulis
15-02
13-56
11-92
10-79
*) Der zu diesen Proben benutzte Cement wies 20*8 kg Normen-Zugfestigkeit
nach 28 Tagen Erhärtung auf.
Femer ermittelte R. Dyckerhoff die Zugfestigkeit eines Mörtels aus
1 Cement, 1 Kalk, 7 Sand nach 28 Tagen zu 41 kg, und die eines Mörtels
von demselben Sandzusatz, jedoch ohne Kalkzusatz nach derselben Zeit m
nur B 0 % lur das (^^^^^'^^ratcentimctcr ; die Druckfestigkeit der erbieroi
Erstes Capitel. Ble Mörtel.
107
Im AUgeineinen kann man annehmen, dass sich die Druckfestigkeit
"des Cement-Kalk-Mörtels zur Zugfestigkeit nahezu wie 10:1 verhält
t Die hohen hydraulischen Eigenschaften des Cement-Kalk-Mörtels sind durch
^fcahlreiche Versuche ermittelt worden; so %, B. hielt sich ein Putz aus einer
^niischung von 1 Cement, 1 Kalk und 5 — 7 Sand und in einer Stärke von
^K^ — 3 cm selbst unter der Einwirkung von Hochwasser mehrere Jahre^ und
^^s vermochte ein Mörtel aus 1 Cement, 1 Kalk und 6 Sand bereits zwei
Stunden nach seinem Abbinden dem Wasser zu widerstehen, während ein
solcher aus 1 Cement und G Sand erst nach zwölf Stunden im Wasser hielt.
kUm das Adhäsionsvermögen des Cement-Kalk-Mörtels mit dem des
ortlandcementes vergleichen zu können, legte Dyckerhoff zwei Backsteine
Magweise übereinander, so dass eine 144 cm^ grosse Kiltflaehe entstand,
IP verband die Steine einmal mit einem Mörtel aus 1 Cement, :) Sand,
as andere Mal mit einem Mörtel aus 1 Cement, ö Sand und drittens mit einem
Mörtel aus 1 Cement, 1 Kalk, 7 Sand. Kr stellte hierauf die folgenden
Tragfähigkeiten bis zur Rissbildung fest;
bei 1 Cement, 3 Sand nach der ersten Woche 64 kg^ nach drei
^Vochen 90'5^^^;
bei 1 Cement, 5 Sand nach der ersten Woche 1 8*8 kg^ nach drei
^\^ochen 28 3>t^;
bei 1 Cement, 1 Kalk, 7 Sand nach der ersten Woche 62'2 kg^ nach
Irei Wochen 84*7 kg.
Hauenschild ermittelte die Tragfähigkeit für eine gleich grosse Kitt-
läche bei Verw'endung eines Mörtels aus 1 Cement, 1 Kalk und 5 Sand zu
[10*2% nach einer Woche und zu 1653% nach vier Wochen, ohne dass
Dei dieser sich stets gleich bleibenden Belastung eine Rissbildung erfolgte;
?ine 'I'rennung trat erst bei einer Belastung von 11>V*%, und zwar mitten in
ier Fuge ein, während sie bei den meisten Proben mit einer Mischung von
1 Cement, 3 Sand schon bei einer Durchschnittsbelastung von 150 kg für
^_das Quadratcentimeter nach vier Wochen, und zwar am Backstein und unter
^Älitnahmc einiger Ziegelsphtter erfolgte. (Siehe ^Handbuch der Architektur«,
H. Thcil. Bd. 1, S, 163.)
^y Mörtelmischungen. Für Mauerwerk im trockenen Erdreich oder an
P der Luft sollen sich die folgenden Mischungen gut bewährt haben:
Gewichtslheil Cement, 2}\^ Gewichtstheile Kalkteig oder hydrau*
t scher Kalk, G— 9 Gewichtstheile Sand;
1 Gewichtstheil Cement, 2 Gewichtstheile Kalkteig oder hydraulischer
Lalk, 6 — 9 Gewichtstheile Sand;
1 */j Gewichtstheile Cement, 1 7j Gewichtstheile Kalkteig oder hydrau-
scher Kalk, G — U GewichtstheÜe Sand;
2 Gewichtstheile Cement, 1 Gewichtstheil Kalkteig oder hydraulischer
:alk, 6—9 Gewichtstheile Sand,
Als zweckmässigstc Mischungen empfiehlt das Werk »Der Portland-
ement und seine Anwendungen im Bauwesen« (S. 6l>) die folgenden:
1 Thcil Cement, 5 Theüe Sand, */, Theil Kalkteig oder hydrauli-
scher Kalk;
1 Theil Cement, 6 — 7 Thcilc Sand. 1 Thcil Kalkteig oder hydrauli-
cher Külk;
108
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffc.
1 Theil Cement, 8 Theile Sand, V/^ Theile Kalkteig oder hydrauli-
scher Kalk;
1 Theil Cement, 10 Theile Sand, 2 Theile Kalkteig oder hydrauH-
scher Kalk.
Bei diesen Mischungen ist die Ausbeute, wenn man Cement, Kalk-
teig und Sand zu 140^^ für das Hektoliter annimmt, die folgende:
Mischung in Hektolitern
1
1 Cubikmeter Mörtel erfordert |
Oment
Sand
Kalkteig | Wasser
!
Ausbeute
1
Cement 1 Sand i Kalk
KUognmni , Ljter 1 Liter
I
Wasser
Liter
5
6
7
8
10
0-5 1-30
1-0 1-35
10 1-60
1-5 1-60
2-0 1-70
4-90
, 6-00
1 6-80 1
, 7-80 1
; 9-45
1
286 1 1020 102
233 • 1000 1 167
206 1 1029 I 147
182 1 1040 195
148 ! 1055 1 212
1
265
225
235
205
180
Mörtelbereitung. Die Bereitung des Cement-Kalk-Mörtels erfolgt
gewöhnlich in der Weise, dass man den Kalkbrei mit Wasser in Kalkmilch
verwandelt und in dieselbe unter beständigem Umrühren die vorher fertig-
gestellte trockene Mischung von Portlandcement und Sand einmengt. Wird
statt Kalkbrei Staubhydrat, d. h. zu Pulver gelöschter, gesiebter oder ge-
mahlener hydraulischer Kalk verwendet, so mischt man dieses mit dem
Cement und Sand trocken und so innig zusammen, dass ein vollständig
gleichmässiges Gemenge entsteht, und setzt dieser Mischung die nothwendige
Wassermenge unter fleissigem Umrühren hinzu.
Auch bei diesem Mörtel hängt sehr viel von der Sorgfalt bei seiner
Zubereitung ab.
§ 225. Verschiedene andere Cemente.
Erstes Capild. Die Mörtel.
109
Cementfabrikalion aufs Tiefste schädigen würden und die Zulassung auch
nur eines solcher Zusätze einer Verfälschung des Cementei» Thür und Thor
flftien müsste; nur solche Beimengungen, welche dem Forilandcemente
ewisse Eigenschaften zu verleihen vermögen» wie z. B, Gyps, seien nichl
als Verfälschungen anzusehen, wenn sie nicht mehr als höchstens 2% des
'Gewichtes der Masse betrügen.
Die ConfercnÄ *über einheitliche Untersuchungsmethoden bei der Prüfung
Oll Baustoffen auf ihre mechanischen Eigenschaften^ hat sich dieser Ansicht
geschlossen und bestimmt, dass der Name »Portlandcementc nicht geändert
;u werden brauche, wenn zur Regelung technisch wichtiger Eigenschaften
Zusatz fremder Stofte nur bis zu 2*^,,^ des Gewichtes stattgefunden habe,
IS aber in allen anderen Fällen derartige Bindemittel nach dem Grund-
toflfe und der Angabe des Zuschlages ausdrücklich als gemischte Cementc
benennen seien.
Die gemischten Cemente werden häufig als fertige Trockenmörtel,
h. als im richtigen Verhältnisse gemischte, aus Cement, Zusatz und
and bestehende Pulver von den Fabriken versandt; diese Pulver brauchen
;ur Bereitung eines Mörtels nur noch mit der uöthigen Wassermenge an-
emacht zu werden.
2. Magncsiacement.
Man unterscheidet reinen Magnesiacement oder Sorerschen Cement und
agne^ia-Kalk-Cement,
Der Sorel'sche Cement wird entweder durch Mischen von gebranntem,
,oq>hem Magnesit (natürlich vorkommende kohlensaure Magnesia) und Chlor*
gnesiumlüsung von SjU — 30^^ ßtf. oder dadurch gewonnen, dass man ge-
xTT^Ählenen Magnesit mit 10 — 20^/^ Salzsäure und der nöthigen VVasseiTnenge
a&«-^ einem plastischen Teig anmacht, aus diesem Ziegel furnit, dieselben
c^cknet, sodaim stark brennt und endlich auf das Feinste mahlt. Remer
«igtiesiacement zeichnet sich durch eine bedeutende Kittkraft aus, die von
«nem anderen Bindemittel übertrofiten wird, femer durch eine grosse Er-
tungsfahigkcit und Dauerhaftigkeit an der Luft, sowie durch grosse Härte,
stigkeit, Zähigkeit und Dichtigkeit. Weitere Vorzüge sind seine maltweisse
be, welche eine beliebige Färbung gestattet, und seine Politurfähigkeit.
Nachtheile sind anzuführen: Ausschwitzen, Erweichen unter Wasser oder
feuchter Luft und Treiben; letzteres tritt oft erst längere Zeit nach der
;^riartung des Cementes und namentlich bei schlechter Zubereitung desselben
Man benutzt den Magnesiacement hauptsächlich zur Herstellung künst-
er Decorationsstücke.
Wird Alagnesit vorsichtig gebrannt und mit einem geringen Wasser-
tz versehen, so erhält man einen Cementmörtel, welcher schon nach etwa
ölf Stunden eine Härte imd Widerstandskraft gegen Wasser erreicht, die
^^t^cr Portlandcement besitzt.
Zur Herstellung künstlicher Steine verwendet O. Terpin zu Hannover
=^*rfc
Efc^
Gemenge von gebranntem Magnesit (mit oder ohne Zusatz von Marmor-
i^-^J^tl, Sand, Erdfarben und Füllstoffen) und einer aus 64 Theilen gesättigter
^5*lonnagnesiumlösung, H3 Theilen gesättigter Chlorcalciumlösung, l Theil
5-- "^lorwasser und 2 Theilen Sabisäure bestehenden Flüssigkeit. Nach ihrer
---^'^^ärtung wird die Masse in eine aus gleichen Theilen einer gesättigten
JJ?^onnagnesium- und Chlorcalciumiösung bestehende Flüssigkeit gelegt, dann
110
Zweiter TheU, Die Verbfndniigsstcifre.
getrocknet und schliesslich mit Paraffinöl (oder anderen Oelen) getränkt.
Eiehungsweise tüchtig abgerieben»
Magnesiacement mit Fettkalk vermischt (Magnesia-Kalk-Ceinent)
wird an Stelle des hydraulischen Kalkes und, weil er einen hohen Sandxus^U
ohne wesentliche Einbusse an Adhäsionskraft vertragen kann, auch als magerer
Luftmörtel verwendet.
3. Medinacement (Dolomitcement, Weisscement).
Dolomite, d. h. natürliche Gemenge von kohlensaurem Kalk und kohlen-
saurer Magnesia, oder dolomitische Mergel, bestehend aus kohlens:: k,
MagTiesia, Eisenoxyd, Thonerde, Kieselsäure u. s. w., oder Zechst it,
bestehend aus kohlensaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia und Thon, Udcm
gebrannt und fein gemahlen ein hydraulisches Bindemittel von grosser W'M-
feilheit. Die Brenntemperatur wählt man bei Dolomiten, welche wenig Thoih
erde und Kieselsäure besitzen, am besten unter 400** C, damit nur die
Magnesia die Kohlensäure verliert und dadurch hydraulisch wird, Atr
krystallinische Kalk sie jedoch behält und nur in amorphen Kalk verwandelt
wird. Besitzen die Dolomite dagegen einen hohen Gehalt an Thonerde und
Kieselsäure, so kann man sie auch bis zur Sinterung oder bis xur voll-
ständigen Aetzkalkbildung brennen; es verliert alsdann die todtgebranmt
Magnesia zwar die Fähigkeit, unter Wasser zu erhärten, jedoch bildet steh
bei Wasserzusalz Kieselsäurehydrat, welches sich mit der Magnesia verbindet
Ein solcher DolomitccmeiU besitzt nur geringe hydraulische Eigenschaften
und wird deshalb hauptsächlich als magerer Luftmörtel verwendet,
Medinacement besitzt eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen die
Einwirkungen von Seewasser als Porti an dcement und kann, ohne seine Kitt-
kraft einzubüssen, mit der sechsfachen Sandmenge vermengt werden. Er
erfordert zur Herstellung eines steifen Teiges etwa 50 Gewichtsproccntc
Wasser. Man benutzt ihn hauptsächlich in England und Frankreich, und
zwar zu Hafen- und Schutzdämmen am Meere, auch zur Bereitung von Betoo.
Der Medinacement von Francis Brothers in London besieht
nach Mang er aus: 45'7S% Kalkerde, 5*28% Magnesia, 9'747(» Thonerde,
1681% Kieselsäure, 8'677o Eisenoxyd, 1*55% Kali, 0*527o Natron,
5'437o Kohlensäure, 4*3 P/o Mangan, Phosphor, Schwefelspuren und l'43*,'t
Wasser,
Nach Glasenapp lassen sich aus einer Mischung von 100 Thdlcn
feingemahlenem, durch Brennen kohlensäurefrei gemachtem Dolomit und
70 Theilen Wasser Abgüsse erzielen, welche besser sind als Gypsabgiisse
4. Bituraelith.
Ein Gemenge aus Magnesiacement und Asphaltpulver, das wegen dir
Gefahr des Treibens nur mit Vorsicht zu verwenden ist,
5. Albolith von Riemann in Breslau.
Zerkleinerter Magnesit wird gebrannt, fein gemahlen und gesiebt, hierauf
mit einer entsprechenden Menge amorpher Kieselsäure vermischt und endUth
mit Wasser zu einer breiartigen Masse angemacht. Diese wie Gyp.smörtd
aussehende Masse eignet sich besonders zur Herstellung von Ornamenlcn,
die im Inneren der Gebäude angebracht werden.
Wird Albolith mit einer stark gesättigten Lösung von « 'im
und Wasserglas vermischt, so erhält man eine sehr harte in *i^
fähige Masse, die nameiktlich tmr Anfertigung von Gussstucken empioHkn
Etstes CapfteL Die Mörtel.
111
werden kann, weil sie die Formen sehr scharf ausfüllt. Aus solcher Masse
wurden bereits Säulen capitäle, omamcntirte Friese, Tisch- und Fussboden-
platteui auch Billardbälle u, s. w, hergestellt. Man kann sie auch zu Ueber*
Zügen von Gypsgegen standen verwenden, um diesen eine möglichst harte
Oberfläche zu geben, ferner zu Anstrichen von Stein und Holz^ um letztere
wasserdicht zu machen^ auch tum Verkitten von Fässern» zur Ausbesserung
schadhafter Stellen an natürlichen Steinen u. s. w,
6. Scoit'scher Cement (Selenitraörtel).
Man gewinnt den Scott 'sehen Cement oder Seleniimortel entweder
dadurch, dass man die Dämpfe von brennendem Schwefel auf gebratmten
glühenden Kalk einwirken lässt oder, nach Fr. Schott, einfacher durch
Zusammenschmelzen von Aetzkalk mit gebranntem schwefelsaurem Calcium
(z. B. mit Gyps oder mit gut verwitterten, sich beim Auslaugen der Soda
ergebenden Rückständen) oder endlich dadurch, dass man gebrannten Kalk
mit Gj'pswasser (d. h. Wasser mit 2 — 3** ^^ Gyps) ablöscht.
Derartig gelöschter Kalk vermag mindestens die doppelte Sandmenge
zu binden wie gewöhnbcher Fettkalk.
Selenitmörtel besitzt eine grössere Festigkeit und Härte als gewöhn-
licher Kalkmörtel; er bindet in etwa zwölf Stunden ab und erlangt bei
Wassererhärtung die Härte eines mittelguten hydraulischen Kalkmörtels.
Nach Landrin erhält man einen guten Cement durch Brennen eines
natürlichen, kohlensauren Kalk besitzenden Gypssteines. Je grösser der Kalk-
gehalt dieses Steines ist, desto grösser muss auch die Brenntemperatur gewählt
werden und sie muss eine so hohe sein, dass etwa 10*7^ l^^lk in Aetzkalk
umgewandelt werden.
Gute hydraulische Massen soll man auch durch innige und gleich-
massige Mischungen von 7Ö^/q Kalk und 25 ^/q Gyps erhalten, wenn sie bei
VVeissgluth gebrannt werden. Diese Cemente dürfen nicht mit einer zu grossen
Wasf^ermenge angemacht werden und müssen nach ihrem Abbinden durch
en in Wasser oder besser durch längeres Feuchthalten zum Erhärten
., . _ cht werden. Legt man den abgebimdenen Mörtel in ein Wasserbad, so
versäume man nicht, ihn rechtzeitig — nämlich wenn er seine volle Erhärtung
erreicht hat — wieder herauszunehmen^ weil ein längeres Verbleiben im
Wasser für den Mörtel nachtheilig ist. (Vergl F. Neumann, »Kalk, Gyps,
Cement«, Weimar lfc«H6, 5. Auflage, S* 1^5.)
Die aus Gyps und Kalk gewonnenen Cemente eignen sich recht gut
Kr Herstellung von Stucksachen wegen ihrer Festigkeit, Politurfähigkeit und
chten Färbung, auch zu Uebcrzügen von Gypsgegenständen, um denselben
eine harte Oberfläche zu geben. Derartige Üeberzüge werden nur dünn, etwa
2 mm stark, aufgetragen; sie haften am Gyps sehr fest und blättern niemals ab,
7* Ransome's Cement.
^1 Gut geschLtramter, gemahlener und mit einer bestimmten Menge Kaolin,
Biirie mit oder ohne Farbstoff (Ocker, Eisenoxyd u. s. w.) vermischter Thon
winl in Retorten gebrannt, um eine unmittelbare Einwirkung der Verbreimungs-
producte auf die Masse zu verhüten. Mit Wasser angemacht, nimmt die
gebrannte Masse schon nach wenigen Stunden eine grosse Härte an und
dem Marmor sehr ähnlich. Eine Verbesserung soll man durch Bei-
Bcbung von löslicher Kieselerde erhalten; empfohlen wird ein Gemenge
60 Thcilcö Kalkp 12 Theilcn Thonerde und 22 Theilcu Kieselerde.
112
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Auch eine bei massiger Hitze gebrannte Mischung von gleichen Theilen
granulirter, gemahlener Hochofenschlacke und pulverisirter Kreide oder von
1 Theil Kreide und 2 Theilen Schlacke liefert einen sehr billigen, für manche
technische Zwecke vollkommen genügenden, schneller wie Portlandcement
erhärtenden Cement von gelblichweisser Farbe.
8. Kiseritcement.
Ein aus Kiserit (schwefelsaurer Magnesia), Kalkhydrat und Wasser
gebildetes Gemenge wird nach seiner Erhärtung sehr stark geglüht und dann
pulverisirt. Kiseritcement bildet, mit Wasser angemacht, eine zur Herstellung
von künstlichen Steinen (Ornamenten, Platten u. s. w.), die im Inneren der
Gebäude Verwendung finden sollen, recht geeignete und marmorähnliche
Masse, die bis zu einem gewissen Grade der Nässe widersteht
(Kiseritt tritt in grossen Massen zu Stassfurt als Abfall auf und liefert
demgemäss einen sehr billigen Rohstoflf.)
9. Keene's Cement (siehe § 208).
10. Parian-Cement (siehe § 208).
11. Loriot'scher Cement.
Dieser Cement besteht aus einem Gemenge von 1 Theil Ziegelmehl,
2 Theilen reinem Sand und so viel gelöschtem Kalk, wie zur Bereitung eines
gewöhnlichen Kalkmörtels erforderlich ist.
12. Lowitz'scher Cement.
Ein Gemenge aus 65 Theilen Kreide, 34 Theilen Colophonium und
1 Theil Terpentinöl wird geschmolzen und dann mit 8 Theilen Stein-
kohlentheer und 200 Theilen Sand vermischt. Mit Wasser angemacht,
giebt diese Masse einen sehr hart werdenden Mörtel, der namentlich
zum Ueberziehen von Stein und Holz verwendbar ist, um dieselben wetter-
fest zu machen.
13. W^eisser Cement von O. Fahnejelm.
Es werden 75 Theile geschlämmte reine Kreide mit 25 Theilen ge-
schlämmtem Kaolin vermischt, dann wird die Masse bei Rothgluth gebrannt,
gemahlen und gesiebt. Man fertigt aus ihr künstliche Steine (namentlich
Errtes Cupitet. Die MSncL
118
17. Asbestcement (Asbestkitt),
Unter der Bezeichnung *Asbestcement Kühlewein« wird ein durchaus
feuerfester, rauchsicherer, wetterbeständiger, schalldämpfender, sehr schlecht
wärmeleitender Baustoff von Ingenieur A. Kühlewein in BerUn, be^iehungs-
1 weise von H. J. N. Kroger in Hamburg, in Platten von 1*5 cm Stärke an oder in
Pulverform in den Handel gebracht, aus welchem sich nagelfähige, zu hobelnde,
pu sägende und zu schneidende CoTistructionstheile, wie Decken und Fuss-
böden, ThÜrcn u. s. w^ herstellen lassen, und der sich auch zu Traiismissions-
schächten^ Kisten und Schränken für Geld und Acten» Bekleidungen von
Heizungs- und Lüftungsanlagen, Treppen unters ichten, Ummantclungen von
Säulen und Trägem u, s, w. gut eignet. Thüren und Wände von 2 — 3*5 cm
^^picke und Bekleidungen von 1 b cm Dicke vermögen selbst einem andauernden
^H^euer einen grossen Widerstand entgegenzusetzen, ohne an Festigkeit wesent-
^^ch einzubussen, wie verschiedene Brennproben (z, B. bei der Altonaer Feuer-
wehr) bewiesen haben.
Einen Asbestkitt (auch Asbestcement genannt) erhält man aus einem
^<jemenge von Asbestfascm und gemahlener Mennige, das mit wenig Leuiöl
^Bu einem sehr dickflüssigen Teig angemacht und durch Stossen in einem
^■irlörser oder durch Schlagen tüchtig durchgearbeitet wird. Seine Güte
^wächst mit der Sorgfalt der Bereitung und der Abnahme des Oelzusatzes,
^T!)ieser Kitt dient vorzugsweise zu Dichtungen (z. B. von Gasretorten)
I IH, Cement aus Infusorienerde.
^H Nach H. Krätzer (»Wasserglas und Infusoriener de >) werden 25 Theile
^fcisenfreie Infusorienerde und 75 Theile Kreide mit einer Lösung von 2*5 Theilen
Soda oder Pottasche angemacht, zu Ziegeln geformt, getrockneti in Weissgluth
Kebrannt und gemahlen.
19. Cement aus Asbest-Kieselguhr von der Mannheimer
»uromi-, Guttapercha- und Asbest-Fabrik.
Zu Ummantehmgen von gusseisemen Säulen u. dergl haben sich bei
den von der Hamburger Baubehörde mit verschiedenen feuersicheren Stoffen
rorgenommenen Untersuchungen Asbestmatten mit einer Einlage aus 75%
Übest und 25 '''^ calcinirtem Kieselguhr weitaus am besten bewährt. (Siehe
)cut8che Bauzeitung*, 1897, Nr. 39.)
2(>. Terranova von C. A. Kapfercr & Schleuning in Freihung
jayerische OberpfaU),
Ein pulverförmiger Baustoff zur Mdrtelbereitung für wetterfeste Pütz-
Und Zicharbeiten» Spritz- ^Besen) Bewurf, Nachahmungen von Quader- und
Siegel Verblendungen und Estrichen für Linoleumbelag; er ist in drei ver-
chicdencn Ziegelfarben und vier verschiedenen Sandstein färben erhältlich und
sitift ein hydraulisches Bindemittel. Zur Herstellung eines guten Flachen-
putzes wini zunärhst ein Untergrund aus gutem Kalkmörtel oder aus einem
ycmenge von 1 1'heil Terranova und etwa 2 Theilen scharfem Sand her-
i^stellt, derselbe ausgetrocknet, dann stark mit Wasser benetzt und mit
uner Mischung aus reiner Terranova und w*enig Wasser etwa 3 mm> (bd
»Nachahmungen von Verblendungen der Fugentiefe wegen mindestens ö mm)
koch liedcrkt, die mitteUt angefeuchteter Holz- oder Filzscheiben verrieben
rir<L Zu Gesimsen, Quaderputz u. s. w, benutzt man ein Gemenge aus etwa
Theilen Terranova» 3—4 Theilen Sand und wenig Wasser» dem des
Abbindens wegen 1 'l'hril sogenanntes Zugapplicat (eine tascK
ii^«..n..i. ). .1*
r,.tn-t..^ I t u ...
%
114
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
bindende Kalkverbindung) zugesetzt wird. Beim vorletzten Zug wird eine
sandfreie, beim letzten eine Mischung aus reiner Terranova und Wasser
(ohne Zugapplicat) verwendet. — Terranova-Arbeiten sollen nicht aus-
blühen, mit reinem (kaltem oder warmem) Wasser abwaschbar sein, von
aussen nach innen nachhärten und allmälig fast cementhart werden, sdir fest
am Untergrunde haften (n i c ht jedoch auf einem Cementputz), frostbeständig
sein und ihre Farbe im Laufe der Zeit nicht verändern, so diass ein späterer
Anstrich entbehrt werden kann.
Verwendungen der hydraulischen Bindemittel.
§ 226. Portlandcementmörtel zum Vermauern und Verputzen.
Die mit Portlandcementmörtel zu vermauernden Steine müssen sorg-
faltig von Staub und allem Schmutz befreit werden. Staubfrei erhält man die
Steine durch Eintauchen in Wasser ; von etwaigen Mörtelresten und Schmntx
befreit man sie durch Behandlung mit einer schwachen Salzsäurelösung. Je
schlechter die Backsteine gebrannt sind, desto schwächer muss diese Lösimg
gewählt werden; in den meisten Fällen wird eine Mischung aus 1 Theil
Salzsäure und 100 Theilen Wasser verwendet, auch bei natürlichen Steinen.
Die Steine sind nach beendigter Reinigung sorgfältig mit reinem Wasser
wieder abzuwaschen, weil sie durch Salzsäure stets angegriflfen werden. Bei
Verwendung von natürlichen Steinen sind weiche und mtlrbe, bei Benutzung
von Backsteinen schlecht gebrannte, wenig wetterbeständige und Auswitte-
rungen veranlassende Steine auszuschliessen.
Die Steine müssen tüchtig angenässt werden (am besten durch Ein-
tauchen in Wasser), damit dem Mörtel nicht die zu seiner Erhärtung noA-
wendige Wassermenge durch Absaugen entzogen wird.
Sofern die Mauern Wasserdichtigkeit besitzen sollen, verwendet
man einen fetteren, also dichter werdenden Mörtel und trägt denselben in
dickerer Schicht auf, auch magert man ihn mit Feinsand und setzt ihm
etwas Kalk, und ^war am besten hydraulischen Kalk^ zu. Nach R. Dyckc^
£rat^ Capitel. Dte Mörtel*
lt5
natürlichen Steinen bestehende oder künstlich hergestellte und
geDrannte» namentlich hellfarbige Platten und Fliesen soll man nicht mit
Portlandcementmörtel, sondern mit hellfarbigem hydraulischen Kalkmörtel
fugen, weil ersterer schmutzige Ränder an den Steinen erzeugt, indem seine
^J\.lkalien in die Gesteinsmasse übergehen. Dagegen empfiehlt es sich, solche
^Vlatten auf einer Cementgussdecke zu verlegen.
^B Backsteinmauem, welche in Kalkmörtel aufgeführt werden, sind zweck-
^Knässig mit einem verlängerten Cementmörtel (Kalkmörtel mit geringem
f^Cementzusatz) auszufugen; ^-lirde man hierzu Porti an dcementmörtel benutzen,
so würden sich ebenfalls auf den Steinen schmutzige Ränder bilden, femer
irden durch Rissigwerden des Cementmörtels leicht die Kanten der Steine
ibgesprengt werden, und endlich würde wegen der grossen Dichtigkeit dieses
lörtels die Luft zu dem im Innern des Mauerwerkes sich befindenden
kmörtel nicht gelangen können, so dass letzterer nur unvollständig
ten oder seine volle Härte erst nach sehr langer Zeit erreichen würde.
Ganz verkehrt würde es sein, zum Ausfugen reinen Portland cementmörtel zu
nehmen, weil derselbe im Freien sehr rissig wird und keine Haltbarkeit besitzt.
Sind die Fugen von Quadern u. dgl zu vergiessen, so darf man hierzu
keinen dünnflüssig» Cementmörtel verwenden, weil bei diesem leicht ein
Entmischen eintritt; hierauf wurde bereits beim Schlackencement hingewiesen
^■fvergl § 218). Wie zu verfahren ist, wenn Cementmörtel bei Frostwetter
^^ermauert werden muss, ist schon im § 222 angegeben worden.
^ Bei Verwendung des Portlandcementmörtels zu Putzarbeiten hat
man dasselbe zu beachten, was über die Reinheit der Steine und ihr An-
lässen oben bemerkt wurde; auf schmutzigen, wasserabsaugenden, frost-
U^nbeständigcn und auswitternden Steinilächen besitzt Cementputz keine
^Hbauerhaftigkeit und wird leicht rissig. Bevor man den Putz aufbringt, sind
^^auch alte Mörtelfugen — etwa \brm tief — auszukratzen.
(Reiner Portlandcementmörtel kann auch zu Putz arbeiten nicht
erwendet werden, weil er seines Schwindens wegen Haarrisse bekommt Da
lit zunehmendem Sandzusatz sich die Gefahr des Rissigwerdens der Ueber-
üge vermindert, so empfiehlt sich die Verwendung eines möglichst mageren
rlörtels, dem zur Erhöhung der Verarbeitungsfähigkeit und Geschwindigkeit
rwas Fettkalk hin zuzusetzen ist.
Wenn ein aus gutem Portlandcementmörtel ausgeführter Putz nicht an
der Steinfläche haften bleibt, sondern nach einiger Zeit abblättert oder blasig
und buckelig wird, so ist anzunehmen, dass der Putz nicht richtig hergestellt
Verden oder zu schnell ausgetrocknet ist. Gegen einen derartigen Schaden
schützt man sich, wenn man den 1 — 2*5 «-w (meistens 13 — \b mm) dicken
^emcntputz sogleich in seiner ganzen Stärke aufträgt oder, wenn dies aus
Irgend einem Grunde nicht thunlich ist, die zweite Schicht aufbringt, so
ange die erste noch nass ist, wenn man femer den Putz nicht stark reibt,
%d namentlich nicht mit der StahlkcUe anhaltend glättet, sondern ihn nur
glatt verstreicht oder mit der Filzscheibe abreibt, utid endlich, wenn man
len Putz nach seiner Fertigstellung noch et^^a acht Tage lang gegen grössere
^VÄ^meein Wirkung, besonders gegen unmittelbare Bestrahlung der Sonne und
gegen Zugluft — also j^egen zu schnelles Austrocknen — in der bereits angege-
benen Weise schlitzt. Letzteres ist namentlich in den Sommermonaten dringend
[loihwendig, während man das Feuchthalten im Frühjahr und Herbst bei
116
Zweiter Theil. Die Verbin dungsstoffe.
kühler und feuchter Witterung gewöhnlich unterlassen kann; es etnpfichU
sich deshalb» Cementputzarbeiten möglichst nicht im Sommer ausztiführcn.
Besteht der Ceraentputz aus mehreren dünnen Schichten und die
äusserste Schicht aus einem fetteren Mörtel, so entstehen häufig Risse xmd
Abblätterungen.
Innenwände in Wohnhäusern sollte man nicht mit Cementmörtel ver
putzen wegen der oftmals eintretenden Auswitterungen, wegen des schlechten
Haftens der Tapeten auf Cementpütz und wiegen der Schwierigkeit, lelztcrea
zu bemalen.
Gegen aufsteigende Feuchtigkeit ist die Mauer durch eine gute Isoli-
rung zu schützen, weil die Nässe im Winter ein Gefrieren und Absprengen
des Cementes veranlasst. Mehr noch als der glatte Wandputz sind die aus
Portlandcementmörtel gezogenen Gesimse gegen zu schnelle Auströcknung
zu schützen; dies geschieht am bebten durch Bedecken der (t nt
feucht zu erhallendem Lehm; auch empfiehlt es sich, zum Ge- -n
Cementkalkmörtel (aus 1 Cement, 1 Kalk und 4 — 5 Sand) zu venvcndcn.
Nach R, Dyckerhoff kann man auch Lehm- und Enlstampfwänd«;
mit einem Cementpütz ausstatten; er empfiehlt hierzu einen Mörtel am
1 Cement, 4 Sand. Sind die Wände aus Lehmsteinen (Lul'tziegeln'l f ' ' rt,
so sind vor dem Aufbringen des Putzes die Fugen lö cm tief au jj;
bestehen die Wände aber aus Stampfwerk, so sind zum besseren H^ueu (ies
Putzes fugenartige Vertiefungen in der Masse herzustellen.
Zu beachten ist schliesslich, dass Blei und Zink, wenn sie sich imt
Cement unmittelbar berühren» zerstört werden; das Blei wird in pulvcr-
förmiges Bleio.xyd verwandelt, ^während das Zink durch die Einwirkung de«
Cements löcherig wird. Es sind daher Bleirohre für W^asserleitn ui
Zinktafeln für Gesimsabdeckungen durch mehrere Lagen Papier, ; .y
weise Filz oder Dachpappe, vom Cement zu trennen.
Eine derartige Zwischenlage ist bei Zink und Cement auch wegen def
sehr verschiedenen Ausdehnung beider Stoffe bei Temperaturwechsel noth»
wendig.
lieber den Anstrich von Cementflächen mit Oel färbe ist im § "JS^
das Erfordern che mitgetheilt worden ; ergänzend sei hier noch cns «
man zu vorläufigen Anstrichen auf frischem Cement Wass n
(z. B, Kalk, Kreide» Milch, Ocker u. s, w,) nehmen kann. Für stcrco*
chrome Bemalung des Cementes haben Dr. G. v. Koch und DrAdumi
in Darmstadt ein Verfahren erfunden und sich patentiren lassen» durch
welches man unbedingt w^etterfeste Anstriche erhält. Dieses Verfahren tlient
Hauptsächlich zum Bemalen von in Formen hergestellten Guss*itürken aus
Cementmörtel» lässt sich aber auch mit Erfolg auf Cement] n aus-
führen, weswegen es an dieser Steile kurz besprochen wer i Die
Form für das Gussst^ick wir<l mit einer Mischung von 30 — -DU Grv
procenten reinem Sand und 70^—50 Gewichtsprocenten fein gemaiilv-v..
Bimsstemsand 2 — 3 mm dick ausgestrichen und dann in sie die Cement*
mörtelmasse eingegossen. Nachdem das Gussstück getrocknet ist, wtni c*
mit einer verdünnten Salzsäurelosung abgewaschen und darA^f mit mcr
Wassc" 12: getränkt. Hierauf erfolgt die Bem^lungi v^ ^n
mit M i>en, welche schliesslich durch eine Wasserglas I ^ '.-n,
DtL misslungene Stellen sich leicht wieder beseitigen lassen und rttu gemalt
Erstes Capitel. Die MorteL
IM
werden können, so lässt sich durch dieses Verfahren eine tadellose Decori-
rung des Gussstückes erzielen.
Man kann frischen Cementputz sofort mit dauerhaftem Oelfarben-
anstrich versehen, wenn man ihn mit Kessler'schem Fluociment, einem
scharf saurem Fluat, beizt ; hierdurch wird gleichzeitig die Erhärtung befördert.
1.
227- Herstellung von Estrichen, Platten und Fliesen.
Cement-Estrich. Derselbe eignet sich wegen seiner Harte und
^BWasserdichtigkeit für Waschküchen, Badezimmer und andere Räume, die
^Hder Nässe ausgesetzt sind, und %vegen seiner Feuerbeständigkeit und
^■seines Schutzes gegen Ungeziefer für Küchen u, s. w, Cement-Estrich ist
billiger wie Asphalt-Estrich und schneller als dieser herstellbar Er ist zum
^^Schutze gegen Rissbildungen auf einer möglichst festen, unwandelbaren
^■Unterlage [z. B, auf einem Backstein ptlaster oder einer 6- — 10 cm hohen Beton-
^^ Schicht aus 1 Cement, 6 Kiessand und 8 Schotter) zu verlegen. Wird ein
Cement-Estrich unmittelbar auf einer Holzbalkendecke hergestellt, so hat er
keine Haltbarkeit ; die grosse Elasticität deV Balken erzeugt Risse in der
"ementdecke.
Man kann die letztere dadurch schützen, dass man auf die Balken
iretter nagelt, deren Fugen mit Lehm dichtet und auf die Bretter als Unterlage
die Cementdecke eine Ries- oder Sandschicht aufbringt und einebnet.
Gewöhnlich verwendet man zu diesen Estrichen eine Mischung aus
Theil gutem^ langsam bindendem Portlandcement und 1 — l'j, Theilen
^charfem Sand oder feinem Kies. Der Wasserzusatz ist auf das Noth wendigste
tu beschränken. Die Dicke des Estriches wählt mau meistens lo — 20 cm,
Cachdem der Mörtel auf der Unterlage ausgebreitet ist, wird seine Ober-
lache entweder abgewalzt oder mittelst Glätteisen massig abgerieben und
Ciach dem Abbinden des Cementes mit einer etwa lOrw hohen Sandschicht
bedeckt, welche von Zeit zu Zeit anzunässen und etwa !S Tage lar>g auf
1cm Estrich zu belassen ist; nach Fortnahme der Sanddecke kann dann der
ich sofort in Benutzung genommen werden.
Der Estrich wird entweder aus einer einzigen, zusammenhängenden
)ecke gebildet, oder man fertigt ihn aus einzelnen, quadratischen, etwa
►*4 m* grossen Stücken, die nach dem Vorschlage von SchiUinger durch
pine elastische Zwischenlage (z, B, durch dicke Theerpappe oder 7— H mm
lickc Wcichholzstäbchen) getrennt werden, damit sich die einzelnen Theile
ier Decke bei Temjjeralurwechsel ausdehnen, beziehungsweise zusammen-
liebeu können, ohne Schwindrisse zu erhallen.
Auch wird der Ccmenlfussboden häuhg gerippt hergestellt; zur An-
riigung dieser Rijjjpcn hat O. Willner in Oßenbach a, M. ein eigenes
Wcrkxeug erfunden.
Ah besondere Arten sind zu erwähnen:
a) Der französische Estrich. Er wird aus drei Lagen hergestellt,
alich Ulis einer unteren, aus einer Mischung von Hartsteinen, Kalkmörtel
irnmerschlag und Eisenschlacken, einer mittleren aus einem Gemenge von
Ulkmörtcl (aus 2 'Ilieilen Kalk und 1 Theil Sand) mit Kiesel- und Bruch-
kleinen, und einer oberen aus einer Mischung von gleichen Theilen Cemcnt,
Lalk und gemahlenem Mamuir.
118
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
^)DerTrass-Estrich. Er besteht aus einer Mischung von 8 Theilen
Trass, 3 Theilen Kalk und G Theilen Kohlenasche, die in einer Stärke von
25 cm aufgetragen und durch Stampfen bis auf \h cm Höhe zusammen-
gepresst wird ; auf die Oberfläche werden Eisenfeilspäne und Kalkstaub gestreut
2. Terrazzo (italienischer oder venetianischer Estrich.) Für
Hausflure, Gänge, Küchen, Badezimmer, Veranden, Balkone u. s. w. bildet
Terrazzo wegen seiner grossen Dauerhaftigkeit, seines guten Aussehens und
seiner Wohlfeilheit im Verhältniss zu anderen, gleich guten Belägen einen
ausgezeichneten Fussbodenbelag. Er wird gewöhnlich auf einer Stampf-
beton-Unterlage von 5 — ü cm Dicke und aus farbigen Steinstückchen und
langsam bindendem Cement meistens in folgender Weise hergestellt Auf die
Betonschicht (bei unwandelbarem Boden auch auf ein flachseitiges Backstein-
pflaster) wird der Cementmörtel aufgetragen und eingeebnet, dann werden
in die noch weiche Masse Stücke aus Jaspis, Basalt, Serpentin, Marmor,
Porphyr, Granit, Syenit und anderen Natursteinen, auch aus gebranntem
Thon, Porzellan, Glas u. s. w., welche oben 5 — 12 mm und unten eine etwas
geringere Seiten länge besitzen, mittelst einer Handramme vorsichtig ein-
gedrückt oder auch eingewalzt, und es wird hierauf die Masse mit einem
knieförmigen Schlägel festgeklopft. Nachdem die Masse vollständig erhärtet ist,
was in der Regel nach 10 — 12 Tagen der Fall zu sein pflegt, wird ihre Ober-
fläche zuerst mit einem gröberen, dann mit einem feineren Sandstein und
zuletzt mit Bimsstein geschliff"en, wobei die abgeschliffene Masse von Zeit zu
Zeit abzuwaschen ist, nach vollendetem Schliff" mit einer beliebigen flüssigen
Farbe bestrichen, mittelst der Polirkelle glänzend gemacht und endlich mit
sehr heissem Leinöl ein- oder zweimal getränkt und polirt. Diese Tränkung
ist von Zeit zu Zeit zur Verhütung eines »Stumpfwerdens« des Terrazzo zu
erneuern.
Werden die Marmor- u. s. w. Stückchen in den weichen Cementmörtd
nach einem bestimmten Muster eingesetzt, so erhält man den sogenannten
»Mosaikterrazzo«, einen durch ein besonders schönes Aussehen sich aus-
zeichnenden Fussbodenbelag.
spitel,
Ein anderes Verfahren besteht darin^ dass man Ceraentmörtel färbt
jUnd farbige Steinstückchen einstreut oder einsetzt, wobei man sich ebenfalls
itsprechender Formen bedient und die Masse durch Schlagen oder Pressen
lichtet. Nach einem dntten Verfahren werden entweder farbige, auf einer
ik'laschirie in gleicher Grösse geschnittene Cementmörtelwurfel oder solche
lus gebranntem Thon^ aus Poricllan, Marmor, Glas u. s. w. mit Hilfe von
Schablonen oder Cartons in eine gefärbte oder auch ungefärbte Cement-
riörtelunterlage eingedrückt, und zwar entweder so dicht, dass die ganze
Unterlage bedeckt ist, otler mit kleinen Zwischenräumen, so dass die Mörtel-
aasse die einzelnen Würfel trennt. Die Plattengrösse beträgt 2'b — 5 i^m ; die
Grundfläche bei den viereckigen Fliesen meistens 30X30 oder 40X40 r^»,
I Die Form der Fliesen ist das Quadrat, Sechseck oder Achteck. Es sei noch
^Bbemerkt, dass Mosaikliiesen weder geschlitfen noch poUrt w^erden,
^H 4. Cement platten. Dieselben eignen sich nicht nur zur Herstellung
^Hon Keller- u. s. w. Fussböden, sondern auch zum Belegen von Fusswegen
^"ünd werden zu diesem Zweck in neuerer Zeit in den Städten an Stelle der
Platten aus natürlichen Steinen, der Khnkerpflastenmgen und Asphaltbelage
viel benutzt. Man fertigt sie an ihrer Oberfläche aus einer Mischung von
1 Theü Cement und 1 Theil Sand, um sie möglichst widerstandsfähig gegen
Abnutzung zu machen, im Ucbrigen aber aus einer Mischung von 1 Theil
^^lement und 4 — 8 l^heilen Sand.
^H Der Cement muss langsam bindend, der Sand grobkörnig und scharf-
^Hantig sein. An Stelle des Sandes kann man auch eine J^lischung von nicht zu
^pgrobkömigem, gesiebtem und am besten gewaschenem Kies und grobkörnigem,
scharfem Sand verwenden. Das Gemenge wird mit wenig Wasser zu einer
wie feuchte Erde erscheinenden Masse angemacht und diese in Formkästen
gebracht, welche auf einer mit Sand bestreuten Sandsteinplatte oder» wenn
sich um die Herstellung sehr feiner Platten handelt, auf einer mit Oel
[eingefetteten, geschhftenen Spiegelglasplatte ruht. Die Formen sind meistens
riereckig und besitzen eine Innenfläche von 20 — 80 cm Seitenlänge; sie
werden am besten aus Eisen gefertigt und zerlegbar eingerichtet.
Formapparate von bewahrter Construction liefert die Maschinenfabrik
fon C, Schlickeysen in Berlin. Diese Apparate bestehen aus cm er Grund-
platte mit Mittelstück und rundem Aufsatz darauf, einem Streichrahmen mit
Handgriffen, einer starken Bodenplatte mit 4 Ausschnitten» zwei Boden-
klechen und einem Abstrichstahle. Sollen die Cementplatten nicht mit der
land geformt, sondern geprcsst werden, so kommt noch zur Ausrüstung
per Apparate ein in den Streichrahmen passender Pressdeckel hinzu. Die
Itärkere Bodenplatte mit den Ausschnitten dient zum Schutze des Boden-
pleches gegen starken Druck und um letzteres von unten abheben zu kömien,
bhne die untere stärkere Platte berühren zu müssen. Figur 396 stellt diese
rormapparate dar, und zwar in den aufeinanderfolgenden drei Stadien der
Platten-Fabrikation,*}
L Vor Beginn der Arbeit: Der Streichrahmen ruht auf dem Fuss
^es Apparates,
IL Der Streichrahmen ist auf das Mittelstuck des Apparates gehoben
nd ura Yg K.reis gedreht^ bereit die Bodenbleche in sich aufiunehmen^ um
dem dadurch entstehenden Formkasten eine Platte zu formen.
♦) Aus *Wr vom F^riküntea versandten Benchreibung.
120
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
III. Die Platte ist fertig gestrichen und mit dem Streichrahmen und
Bodenblech soweit gedreht, dass ersterer wieder auf den Fuss herabgezogoi
werden konnte, so dass nur das obere vollkantige Bodenblech mit der
fertiggestellten Platte auf dem runden Aufsatze ziun Abheben bereit liegt
Die in die Formen gebrachte Masse wird durch Schlagen odo
schwaches Stampfen gedichtet ; letzteres empfiehlt sich bei Platten von 5 und
mehr Centimeter Dicke. Auch kann man zur Verdichtung der Masse hydrau-
lische oder Spindelpressen benutzen, doch beachte man wohl, dass ein zu
starker Druck nachtheilig ist, und dass man nicht etwa durch eine
beliebige Steigerung des Druckes eine beliebige grössere Festigkeit der
Cementmasse erreichen kann, weil sich diese plastische Masse nur bis zum
Eintritt ihrer grössten Dichtigkeit, jedoch nicht weiter zusammenpressen
lässt. Empfohlen wird die in Figur 397 abgebildete, ebenfalls von C Schlick-
eysen gebaute Spindelpresse; auch die in § 89 beschriebenen Pressen
sind zur Herstellung der Platten gut geeignet.
Die Platten werden glatt, geriffelt oder gerippt, und in allen mög-
lichen Farbentönen, auch mit Inschriften versehen und gemustert hergestellt
Zur Erlangung von Wasserdichtigkeit sind sie Platten mit Kessler-
schem Magnesia fluat zu behandeln, wodurch sie auch eine grössere Festigkeit
erlangen.
Um farbige Platten zu erhalten, giesst man in die Formen zunächst
eine dünne Lage von reinem, mit dem nöthigen Farbenzusatz versehenem
Cement, so dass der Boden der Form gerade gleichmässig bedeckt ist Das
sich über dieser Cementschicht bildende Wasser sättigt man durch Aufstreuen
von trockenem Cementpulver. Dann wird die Form mit dem halbweich her-
zustellenden Cementmörtel ausgefüllt und das Ueberstehende abgestrichen.
Sobald die Platten erhärtet sind, werden sie aus den Formen herausgenommen
und einige Tage in ein Wasserbad gelegt.
Als Farbstoff für die erste reine Cementschicht wird verwendet:
für Blau 5% Ultramarinblau, für Roth: G% Pariserroth oder Caputmor-
tuum (Englischroth, Eisenroth), für Schwarz: 12^0 Braunstein oder Kupfer-
Hrstes Cmpitel, Die MörteL
Sehr dauerhafte Färbungen erhält man durch eine Mischung aus
Igleichen Theilen cementechtem Farbstoff und äusserst fein gemahlenem,
I vorher geglühtem und abgelöschtem Chalcedon oder Feuerstein mit Kalk-
milch und etw'as Wasserglaslösung. Diese Mischung wird mit einem Pinsel
auf die noch frische Cementoberfläche aufgetragen. Der Zusatz von Wasser-
glaslösung erhöht die Adhäsionskraft des Anstriches.
Wenn man, wie dies oftmals geschieht, zur Erzielung eines hellen Farben-
tones den FarbslofiT mit Kalkasche, d. h. mit dem Abfall von Kalk-Brenn-
Öfen vermischt, so ist bei nicht vollständigem Ablöschen und Absieben
dieses Stofles zu befürchten, dass ungelöschte Stücke gröberen Kornes in die
Cementmasse gelangen und ein » Treiben < derselben, oft erst nach längerer
Zeit, herbeiführen.
Gemusterte Platten erhält man, wenn man kleinere Cementmörtel-
massen verschieden färbt und dieselben mittelst Zink blech Schablonen nach
geometrischen Mustern auf dem Boden der Formen zusammenstellt, und
marmorirte Platten, wenn man diese gefärbten Mörtelmassen im geeigneten
Verhältniss auf eine mit Oel eingefettete und geschliffene Spiegelglasscheibe
^esst, das Ganze mit einem Stäbchen nur so hinge umrührt, bis die Masse
norähnliche Färbung (Streifen, Flecken und Adern) zeigt, und dann in
ie Formen schüttet, — oder wenn man nach dem palentirten Verfahren
üon O. F. Jonath in Ruhrort a. Rh. Cement und Farbstoff trocken mischt,
ait möglichst wenig Wasser zu einem steifen Brei verarbeitet, für jede ein-
eine Farbe einen besonderen Teig bereitet, die verschiedenen Teige lagen-
treise in verschieden dicken Schichten übereinanderlegt, die ganze Masse
scitig zusammenklopft und mehr oder weniger breit schlägt, so dass eine
susaromenhängende, je nach der Bearbeitung dickere oder dünnere Ademng
(itsteht, dann die Masse so in Scheiben schneidet, dass die Schnittfläche
*^^durch die gefärbten Lagen geht, hierauf die Scheiben in Formen presst,
nach 1—2 Tagen die fertigen Platten aus den Formen herausnimmt und sie,
nachdem sie unter beständigem Feuchthalten vollständig erhärtet sind, schleift
nd endhch mit Benutzung von Wasserglas polirt.
Ueber die Dicke, das Gewicht u. s, w, der Cementplatten, Cement-
aen und Bt^rdsteine giebt folgende Zusammenstellung Aufschluss:
K Cementplatten:
3 4 i> fi ow dick (Fläche verschieden gross).
65 85 105 I2bkg für das Quadratmeter schwer,
2. Abdeckplatten für Giebel, Mauern, Pfeiler u. s. w.:
1 r5 2 Stein starke Mauer
65 105
3. Trottoirrinnen :
15 20
1 50 J^g für das laufende Meter schwer,
30 cm \Vaite
25 35 45 kg für das laufende Meter schwer.
4. Trottoirplatten : 6— öV» ^'^^ stark, \1 cm Seitenlänge, gekerbt oder
|ehppt| für das Quadratmeter 145 ^g schwer.
5. Bordsteine: etwa 25X13 fw» (ybkg ttlr das laufende Meterschwer.
Die Cementplatten werden bei grosserer Dicke auf Sand- oder Ries*
Rettung oder auf zerkleinertem Coaks und bei geringerer Dicke auf einer
l^icgelflachschicht oder Stampfbetonunierlage verlegt. Die Fugen werden mit
122
\ Zweiter Theil. Die Verbindungsstofie.
Cementmörtel vergossen, bei wandelbarem Untergrund jedoch offen gelassen
oder durch dicke Theerpappenstreifen oder 7 — 8 mm dicke Weichholzstäbchen
zum Schutze gegen Kantenabsprengungen geschlossen. Eis empfiehlt sich, die
Platten vor ihrer Verwendung längere Zeit an einem feuchten Orte lagern
zu lassen, weil sich dadurch ihre Beschaffenheit verbessert. Erwähnt mag
noch werden, dass man Cementplatten in England auch an Stelle des Kupfer-
bleches zum Bekleiden hölzerner Schiffswände mit Erfolg verwendet hat Auf
solchen Ueberzügen sollen sich Muscheln und Korallen nicht festsetzen.
5. Cementdachplatten. Sie werden von einigen Cementfabriken in ver-
schiedener Gestalt und Grösse hergestellt und zwar entweder ganz glatt
(wie Schiefertafeln) oder in Gestalt der Dachpfannen oder ähnlich den Hohl-
ziegeln oder wie die Falz- und Doppelfalzziegel u. s. w.
Die weiteste Verbreitung fanden die noch heute zu Dacheindeckungoi
viel benutzten Staudacher Cementdachplatten, welche aus einer Mischung
von 1 Theil sehr fein gemahlenem, langsam bindendem Staudacher Roman-
cement, 1 oder 2 Theilen Sand, beziehungsweise Hochofenschlacke oder aus
3 Theilen Romancement, 2 Theilen Sand und wenig Wasser gefertigt werden.
Das Mischen und Durcharbeiten der erdfeuchten Masse erfolgt in einem
Thonschneider, das Einschlagen in entsprechend gestaltete stählerne Formen,
sowie das Verdichten der Masse mittelst der Hand, letzteres jedoch auch
mittelst Pressen. Die Platten sind in 2 — 3 Wochen erhärtet und erreichen nach
etwa Jahresfrist die grösste Festigkeit. Sie zeichnen sich durch eine genaue
Form, grosse Wasserdichtigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Hagelschlag, Feuer-
sicherheit und geringes Gewicht aus. Wegen ihrer geringen Wasseraufnahme sind
sie besonders zur Eindeckung schwach geneigter Dächer zu empfehlen. Die
Ipste Dachneigung ist 1 : 4, die geringste — bei Verwendung von Cement-
pfannen — 2:i).
Ein mit 13 mm starken Staudacher Cementdachplatten eingedecktes
Dach ist bei trockenem Wetter um etwa 40%, bei nassem sogar um etwa
70% leichter als ein Ziegeldach.
Die üblichen Formen dieser Platten zeigen die Figuren 398 und 399.
'Enttt Dipitel. Die Mörtel.
1J8
Standbild errichtet worden ist, welcher das Aussehen eines sehr feinkömigen»
vcissgraueu Sandsteines besitzt und sich bislang gut gehalten hat).
, Zur Herstellung von Cementdachplatten hat Dn Bernhardi Sohn
^HG. E. Draenert) in Eilenburg bei Leipzig eigene Schlagtische (Schlag-
^|br essen) constniirt, die, weil sie eine grössere Verbreitung gefunden haben,
^Knd weil sie, entsprechend eingerichtet, zur Anfertigung aller Arten von
^^^achziegeln (glatten und gefalzten^i benutzt werden können, an dieser Stelle
naher beschrieben werden sollen.
Die Figuren 400 — -407 zeigen eine patentirte Schlagpresse für die
eliebten rautenförmigen Dachfalzziegel in allen ihren Einzelheiten. Mit diesem
Schlagtisch können zwei Grössen dieser Ziegel erzeugt werden, und zwar
ane, wovon auf das Quadratmeter 11 Stück und eine» wovon auf das
Quadratmeter 13 Stück gehen. Der Fabrikant beschreibt diesen Apparat
ie folgt:
»Die Maschine wird je nach Wunsch mit Holztisch oder ganz aus
•lisen construirt geliefert. Sie besitzt eine Vorrichtung, welche es ermöglicht,
ie Falze a auf der Ziegeloberseite, welche die Dichtung der Ziegel von
chaar zu Schaar bewirken, von genau gleicher Höhe und tadelloser Be-
chaffenheit herzustellen. Die Presse (Fig. 4W) besteht aus einem Tische,
luf dessen entsprechend ausgeschnittener Platte der im Horizontalschnitt die
Jestalt des anzufertigenden Ziegels besitzende Rahmen 2? befestigt ist. Durch
iiesen Rahmen tritt der Stempel 3 mit dem Holzen 4 behufs Auswerfens
"des fertigen Ziegels aus der Form hindurch ; die Bolzen 4 drücken zu diesem
^^Zweck auf einen beweglichen Boden 2 des Rahmens, dessen < »berseite ent-
^fcprechend der Unterseite des Dachziegels geformt ist. Die Auf- und Ab-
^■oewegung des Stempels 3 geschieht durch Vermittlung der Stange 5 durch
den Tritthebel 6.
^« Auf der Platte des Tisches / sind mittelst eines Charnieres 7 zwei
^^Rahmen 8 und 9 so befestigt, dass sie sowohl^ der eine (9) auf dem anderen
^■(8) liegend, auf den oberen Rand des Form rah mens 2 hinauf- als auch
Hseithch ^in Fig. 40ü) nach links hinweggeklappt werden können. Auf der
Oberseite des Rahmens 8 ist ein Schieber 10 verschiebbar gelagert
^^Pig. 402), der sich einerseits in den Leisten des Rahmens 8, sowie mittelst
^Rieiner Schlitze 10 an in den Rahmen 8 eingezogenen Schrauben 11 führt,
^l)ieser Schieber 10 kann nun in der Richtung der Pfeile / so auf dem
I Rahmen verschoben werden, dass man damit einen im Rahmen vorgesehenen,
hakenförmigen Schlitz 12 bilden kann» welcher in seiner Lage und Gestalt
(dem auf der Oberseite des Ziegels (Fig, 401) herzustellenden Falz a entspricht.
per Rahmen 9 besitzt einen hakenförmigen Rand 13, der so auf der Unter-
seite des Rahmens 9 angeordnet ist, dass er» wenn die Rahmen 8 und 9
übereinanderliegend auf den Formrahmen 2 herabgeklappt wxrden, bis zu
einer bestimmten Tiefe in den Schütz 12 eindringt Das Maass des Eindringens
Iwird durch emen am Rand 9 vorgesehenen Anschlag 9 bestimmt, der gleich-
zeitig, ebenso wie der Lappen H des Rahmens H^ als Handhabe behufs
J^urUck klappen s des Rahmens dient. Die Wirkungsweise ist durch Figur 403
l>is 407 dargestellt, welche den Apparat im Längsschnitt in seiner besonderen
Arbeilsstcllung veranschaulichen .
t Zunächst wird der Formrahmen 2 geöffnet* d, h. es werden die Rahmen
8 und 9 in die in tigur 401 und 403 gezeichnete Lage zurückgeschlagen
Sweiler
3te VerbioduagsttofTe.
und der Rahmen 2 bis zu seinenri oberen Rande mit dem Formgiil di
Einstampfen, beziehungsweise Schlagen ausgefüllt und glatt abgestrichoL
Sodann klappt man den Rahmen 8 mit geöffnetem Schieber 10 auf den
Formrahmen 2 herab {¥ig. 404), füllt den Schlitz 12 gleichfalls mit dem
Formgut aus und zieht den Schieber 10 an seiner Handhabe 10'* i^or, so
dass er über den Schlitz 12 hinweggleitet und überschüssiges Formgut ab
schneidet. (Fig. 405), Hierdurch ist ein Dachziegel von der in Figur ^01
dargestellten Gestalt, in der Form liegend, fertig gestellt, dessen Fake « 0*
wohl eine genaue Höhe als auch eine geradlinige Gestalt besitzen.
Um nun das Herausnehmen dieses Ziegels zu ermöglichen, ohne beim
Auf- und Zurückklappen des Rahmens 8 eine Beschädigung oder gar cso
Anreissen des Falzes a befürchten zu müssen, ist der Rahmen 9 vorges^ot
Dieser Rahmen wird jetzt herabgeklappt, so dass er sich mit seinem Rande tS
auf a auflegt (Fig. 406); man drückt, indem man den Rahmen 8 langsam
aufhebt, den Anschlag 9' mit dem Lappen ^" fest zusammeu. In Folgt
dessen schiebt der Rand 13 nach Maassgabe des Hebens des Rahmens 8 den
Falz a des Ziegels langsam und ohne ihn zu beschädigen aus dem Schlitz
12 heraus, worauf beide Rahmen ^v und If ohne Nachtheil ganz von dem
Formrahmen 2 zurückgeklappt werden können. Ein Druck auf den Tritt 6
endlich hebt die Bodenplatte 8' mit dem fertigen Ziegel aus dem Fonih
rahmen 2 heraus (Fig. 407) und der Ziegel kann nun zum Trockengcnisl
getragen werden.
Mit dieser Schlagpresse vermag l Arbeiter taglich etwa 400 ungefitrbtc
und etH'a 30r> gefärbte Rautenziegel ^herzustellen.
Das Färben der Ziegel ist sehr empfehlcnswerth, weil dadurch die
Oberfläche gedichtet und sehr gehärtet wird. Die hierzu verwendeten Farben
werden mit Cement und einem Stoflf, welcher zur Erhaltung der FarlHin-
lebhaftigkeit dient, innigst vermischt und dann trocken benutzt; zum Mischen
benutzt man vortheilhaft Kugelmühlen, Durch Verwendung verschiedenartig
gefärbter Ziegel lassen sich die herrlichsten Mosaikdächer htTStellciu
Zur Erzeugung von Firstziegeln hat die Firma eine einfache und
leistungsfähige Vorrichtung construirt, mittelst welcher man taglich, bei Zuhilfe-
nahme einer entsprechenden Anzahl Bleclie je nach der Form der Firsuiegtl
bis 4(X) Stück herstellen kann. Diese Einrichtung besteht aus der Form, m
welche tlie mit Handgritfen versehenen Bleche, gelegt werden. Durch eine
Klappeinrichtung werden die Bleche festgehalten. Nachdem auf letztere Masse
geworfen ist, klopft man mittelst eines entsprechend geformten Hammers den
Firstziegel und glättet denselben nachher durch einen sogenannten GlatthobeL«
6. Cementplatten von Peter Jantzen in Elbing. Figur 400-
Diese Platten sind 41 rm lang, 31*5 cm breit, 13 mm dick und doppelt
völbt mit einem Stich von 13 mm; sie sij^d mit 2 Nasen (zum Aufhängen)
versehen und wiegen pro Stuck 5*Ö J^fg- Die günstigste Dachneigung filf
diese Platten ist 1 : 3.
Die in Figur 40[* dargestellten, von derselben Firma a: *-Q
Cementplatten sind irapexförmig gestaltet, besitzen aufgebogen^ ^er»
haben eine Lange von 56 cnt, eine mittlere Breite von 31 an, dw
Dicke von 1 2 mm und werden in kleineren Abstanden von einander an dir
Latten gehängt; ihre Zwischenräume werden mit entsprechend gestalteten,
ebenso dicken Platten Überdeckt. Die Platten werden Äur ErhÖhutiK Üa&
Erstes CapJtel. Die Mörtel.
/asserdichtigkeit mit Theer oder einem anderen hierzu geeigneten Stoff
jetTänkt. Für die Firste, Kehlen und Giebel benutzt man besondere Platten.
Tür diese Eindeck ungsart empfiehlt sich eine Dachneigung von höchstens 1 : 8.
Noch zu erwähnen sind die Platten der >Gesellschaft für Cement-
fabrikation A. Sad^e u. Comp.' in Oberkassel, von Burchard in
5wiuemünde an der Ostsee, von Thomann u. Comp, in Oberkassel, von
[aring in Braunschweig^ von Wilk Klement in Teterow in Mecklenburg,
j^on Jörge nsen u. Rahland in Wedel in Holstein^ von der »Deutschen
lentindustrie-Actien gesellschaft' in Bremen, von der Cement-
Itik Germersdorf bei Guben (DoppelfaLcdegel, Patent Wuttke), von
M. F. Siegers in Dortmund u, A.
7. Asbestcementplatten von Kühlewcin u. Comp, in Berlin S.
Die Asbestcementplatten bestehen aus einem Gemenge von Rohasbest,
dement und einem Bindemittel. Ihre Stärke beträgt 1*5 — bcm. — Als Vorzüge
rerden von den Fabrikanten angegeben : absolute Feuerbeständigkeit» Wetter-
stigkeit, leichte Nagelung, leichtes Hobeln, Zersägen und Zerschneiden der
lasse, schlechte Wärme- und SchalUeitung, PoHturfähigkeit u. s. w. Diese Platten
rerden, weil sie sich gut bemalen, lackiren und tapeziren lassen sollen, zur
iersteUung von Wänden empfohlen, zu Decken- und Fussbodenconstructionen,
zur Anfertigung feuer- und rauchsicherer Thüren (in Starken von 2 — 2'5 cm),
ii Eisenummantelungen \l s. w. Bei den Wandconstructionen stellt man
olz- oder Eisengerüstc auf und bekleidet dieselben beiderseits mit diesen
sbestcementplatten ; die Fugen werden mit einem Asbestcementmörtel
lohtet.
^P § 228» Cementdielen und Cementstaaken.
H L Cementdielen von Otto Böklen in Lauffen a. N, Figur 4UK
Diese Cementdielen werden aus einer unter einem Kotlergang vor-
genommenen Mischung von 1 Theil Cement und »d Theilen Normalsand
(Quarzsand") oder Bimssteinsand gefertigt. Die mit Quarzsand hergestellten
)ielen lassen sich nur mit dem Meisscl bearbeiten, während man die
imssteinsand-Cementdielen wie Holz sägen, nagebi u* s. w. kann. Die Cement-
Selen sind auf der Unterseite glatt, auf der Oberseite dagegen in verschiedener
^cise gerippt, so z. B. bienenzellenartig gemustert. Ihre Länge beträgt 100 rm,
%Te Breite 30 oder öÜ cm und ihre Dicke ij — -14 cm. Die Zugfestigkeit
?r lufttrockenen Platten wurde bei einem specifischen Gewichte von 1 9Ö6
47'2 ^^, der wassersatten zu 44' 13 J^gy der an der Luft ausgefrorenen zu
P85 ^^f der unter Wasser ausgefrorenen zu 31 -25 ^g für das Quadrat-
üttmeter von der königlichen Prüfungsstation fiir Baumaterialien zu Berlin-
^larlottcnburg ermittelt, femer die Druckfestigkeit bei einem specifischen
ewirhte der Masse von 2' 16 — 2'20 zwischen 22 und 45 ^g für das Quadrat-
itimeter von der Prüfungsanstalt der königlichen technischen Hochschule
Stuttgart bestimmt. Die Abnutzung betrag bei einem Probestück von
P cm* Schlciffläche und 883, beziehungsweise 9443 1' Gewicht 18*5, be-
ehungswcise l&Orm^ Masse bei 3Ü kg Belastung des Probestückes, 450 Um-
phungen (und zwar 22 in der Minute) der Schleifscheibe, einem Schlcif-
]iu« von 22 cm und unter Verwendung von 20 g Naxosschmirgel Nr, 3
tid die Wasseraufnahme nach 12 Stunden ö'2%r nach 125 Stunden
%^ wobei das Eigengewicht von 016 kg bis auf Ol 62 kg stieg.
126
Zweiter Theil. Die VerbindungsstoiTe.
Man verwendet die Cementdielen hauptsächlich zur Herstellung von
Wänden; es werden zu diesem Zwecke die Dielen mit den gerippten Seiten
so aneinander gestellt, dass ein kleiner Zwischenraum verbleibt, welcher mit
geeignetem Füllstoff auszufüllen ist ; die Wand wird im Backsteinverband mit
oder ohne Holz- oder Eisengerüst aufgeführt und meistens noch mit einem
glatten Putz versehen. Einzelne Dielen sind mittelst Eisenklammem zusammen-
zuhalten. Zu Gewölben benutzt man entsprechend gekrümmte Dielen.
2. Stegcementdielen von Paul Stolte in Genthin, Figur 411
und 412.
Dieselben werden aus der gleichen Mischung wie die vorigen her-
gestellt, ihre Gestalt ist jedoch eine andere, denn sie besitzen Nuth und Falz
und im Inneren Hohlräume von grösserer Höhe als Breite, wodurch eine
günstige Stoffvertheilung erzielt wird. Man stellt aus ihnen Wände, namentlich
Scheidewände, aber auch Decken her. Für Scheidewände nimmt man 5 — 12 cm
starke Dielen, stellt dieselben hochkantig und im Verband auf einander und
dichtet ihre Fugen mit Cementmörtel. Bei Verwendung von mit Bimssteinsand
gefertigten Dielen (oft auch bei Benutzung von Quarzsand-Cementdiden)
erhält die Wand einen glatten Putz. Für Deckenconstructionen benutzt man
rhomboidisch gestaltete Dielen, welche sich bequem zwischen die eisernen
Träger schieben lassen, und stattet dieselben zur Erhöhung ihrer Tragfähig-
keit mit einer Bandeiseneinlage oder einem Drahtgewebe im Inneren aus.
Bei einer von der königlichen Prüfungsstation für Baumaterialien ta
Berlin-Charlottenburg vorgenommenen Probebelastung wurden 33 kg^ schwere,
105 cm lange, 25 rm breite und 7 cm dicke Dielen verwendet, von denen
eine jede 0 Luftcanäle und 3 Bandeiseneinlagen von je 1*4X23 mm Quer-
schnitt besass. Die aus diesen Dielen und I-Trägem gebildete Decke zeigte
bei einer Belastung von 5000 ^g auf einer Fläche von 125 auf 80 rm in der
Mitte eine Einsenkung, bei 6000 kg Belastung einen Querriss, bei 6722 ig
Belastung eine dauernde Einsenkung von 2*75 cm.
Die Quarzsand-Cementdielen besitzen bei einer Stärke
von 5 7 10 12 mm
Erstes Cispftel. Bic Mörtel.
IST
nageb und haben nahezu die I-Form, Ihr Gewicht beträgt für das Quadrat-
meter 65 — 75 kg, ihre Länge 45— 9U cm und mehr, ihre Höhe A = 1 6 oder
18 cm, ihre Breite ^ ^ 12 und 13'5 cm und ihre Dicke ßf == 4^ 4*5 und
5*5 cm. Sie werden zwischen Holzbalken oder I -Trägem verlegt. Ihre Trag»
^ßihigkeit ist eine grosse; bei einer Probebelastung konnte ein Stück einer
>ecke von 1^0 cm Lange und 100 cm Breite mit vier Wochen alten Staaken
^tind bei einer freitragenden Länge von 94 cm 2000 k^ tragen, ohne durch-
gebogen zu werden.
§ 229, KtinstUche Bausteine und Ornamente.
^1 Säuleni Capiläle, Gesimsstücke, Gliederungen aller Art, Rosetten, Me-
' daillons, Statuen, Grabsteine, auch Wasserbehälter, Trö2:c und Krippen,
j Grottensteine, Bänke und Tische für Gärten und dtfentlirhe Anlagen, Anschlags-
lulen (2. B. in Berlin) u. s. w, werden in neuerer Zeit vielfach aus gemagertem
>mentmÖrtel unter Benutzung von Formen hergestellt. Zu diesen Gegen-
idcn verwendet man einen sehr feingemahlenen, möglichst gleichmässig
rbten, langsam bindenden, sehr volumenbeständigen und möglichst ab-
werten Cement, sowie (bei besseren Cementsachen) einen fein- und srharf-
k^migen, gewaschenen Sand. Dieser Mischung wird nur so viel Wasser bei-
gemengt, als zur Bildung einer wie feuchte Gartenerde erscheinenden Masse
gerade nothwendig ist Der Mörtel wird in Formen gegossen und festgeklopft
^Mder festgestampft, auch wohl durch Pressen gedichtet, um eine möglichst
^■grosse Festigkeil der fertigen Ware zu erzielen,
^^ Zu den Formen verwendet man vielfach eine durch einen Zusatz von
Glycerin gegen Austrocknung, Zusammenziehung, Einschrumpfen der Kanten
und Faulen geschützte Leimmasse, welche man über das Modell giesst.*) Die
Leimform wird innen mit einem gut trocknenden LeinÖlfimiss tiberzogen und
nach dem Trocknen desselben mit Petroleum, Rüböl oder Kalkseife (Leinöl
tind Kalk Wasser) eingefettet Dann wird zunächst eine dünne Lage einer aus
\\ Theil Cement und 1- — 2 Theilen möglichst feinem Sande und Wasser
bestehenden Masse in die Form gegossen und über alle Theile der Innenfläche
lit einem nassen Pinsel ausgebreitet; man nennt diese Arbeit den *Vor*
^ussc. Hierauf wird der erdfeuchte, aus 1 Theil Cement und H- — 6 Theilen
^d oder mit Sand untermischtem Kies zusammengesetzte Mörtel in die
Form gebracht und letztere mit dieser Masse vollständig ausgefüllt. Die
fCementmasse wird alsdann mit der Hand oder kleinen Holzstempeln fest
Laogedruckt und das sich hierbei bildende Wasser durch Aufstreuen von
rockenem, reinem Cementpulver gesättigt; <lie überstehende Masse wird mit
einem Messer abgestrichen. Die Form lässt man bis zum Erhärten ihrer
Fällung, also etwa 24 — 3*.> Stunden lang, ruhig stehen und nimmt sie dann
ib. Bei zu frühem Abheben werden leicht die Kanten des Stückes beschädigt
fid seine Flächen abgestumpft. Die Gussstücke müssen bis zu ihrer voll-
Ffttandigen Erhärtung feucht gehalten werden. — Solche Leimformen können
^ei sorgfältiger Behandlung mehrere Male benutzt werden; sind sie un-
Ijrauchbar geworden, so kann man die Leirmnasse umschmelzen und zur Her-
Itellung neuer Formen wieder verwenden.
■) Sieb« Ed. UHUtihtttU »Pornie& und Gie«s«n<t Wie» 1886* ^A, Hartleben*!
128
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Will man zur Erzielung einer grösseren Dichtigkeit und Festigkeit und
eines geringeren Cementverbrauches die Masse in die Formen einstampfen
oder einpressen, so kann man Leimformen ihrer geringen Widerstandsfähigkeit
wegen nicht verwenden, sondern muss hölzerne oder Gyps- Formen, die
mit Eisen gut armirt sind, benutzen; erstere empfehlen sich zur Anfertigung
von einfach gestalteten Gegenständen, letztere zur Herstellung von complicirter
geformten Gussstticken. Auch verwendet man wohl eiserne oder stählerne
Formen.
Uhlenhuth schlägt vor, statt der Leimformen solche aus einem sehr
fetten und weichen, also sandfreien Thon zu verwenden, welche im Uebrigcn
wie erstere zum Guss vorbereitet werden sollen.
Als Schutzmittel gegen Kantenbruch, sowie zur Verminderung der
Porosität und als bestes Mittel gegen das > Nachlassen c empfiehlt Hauen-
schild die Behandlung der Cementgussstücke mit den im § 83 näher be-
schriebenen Kessler'schen Fluaten.
Cement-Bauomamente sind weit billiger als solche aus natiurlichen
Steinen, auch schneller und leichter herzustellen; sie. besitzen bei guter Aus-
führung grosse Dauerhaftigkeit und sind z. B. frostbeständiger als Sandstein;
sie werden bald steinhart und sind wasserundurchlässiger als Gypsomamente.
Fertigt man sie jedoch, wie dies früher häufig geschah, aus ganz reinem oder
nur mit wenig Sand vermengtem Cement, so erhalten sie auf ihrer Oberfläche
bei Einwirkung der Witterung leicht Haarrisse.
Statt des Portlandcementes nimmt man auch zur Herstellung künstlicher
Steine Romancement oder zur Erhöhung der Festigkeit und Regelung der
Abbindezeit eine Mischung von 75 — 80 Gewichtsprocenten Romancement
und 25 — :20 Gewichtsprocenten Portlandcement.
Besondere Arten von Kunststeinen sind folgende:
1. Victoria-Kunststeine.
Man fertigt dieselben aus einer Mischung von l Theil Cement, 4 Theilcn
Granitbruchstücken und wenig Wasser. Nach dem Erhärten werden diese
Steine in eine Natronwasserglaslösung gelegt und in derselben etwa zwölf
Srttes €iipl%e1i
örlel.
Steine sollen sich ganz besonders zu Bauornamenten eignen, welche den
ÄViiterungseinfliissen stark ausgesetzt sind, und wegen ihrer grossen Härte
luch zu Miihl' und Schleifsteinen verwendbar sein. Da die Masse sehr
'schnell erhärtet und grosse Bindekraft besitzt, so dient sie auch zum Kitten von
I patürlichen Bausteinen.
^b S.KünstlicheSteine aus hydraulischem Kalk und Kohlenpulver.
^B Diese Mischung wird zu Ziegeln geformt, gebrannt, zerstampft und
^■jgemahlen, hierauf mit Sand und Wasser zu einem dickflüssigen Teig au-
fgemacht, in Formen gebracht und gepresst.
4. Similipierre, Similimarbre.
Man stellt nach Neumann (siehe »Kalk, Gyps, Cement«, Weimar I88(>,
Aufl,, S, 217) diese Masse aus einem Gemenge von Cement, gehacktem
Flachs, Leinöl und verschiedenen pulverisirten natürlichen Steinen her. Dasselbe
viTÖ mit einer Lösung von schwefelsaurem Natron Übergossen, deren Menge
|ewöhnlich ^/^ des Gesammtgewichtes beträgt, jedoch grösser zu nehmen ist,
renn die Masse möglichst schnell erhärten soll. Die Masse wird dann geklopft
Bnd gestampft, bis ein steifer Brei entsteht, und endlich in Formen gepresst
»der mit rler Hand verarbeitet. Diese Masse soll sehr leicht^ dicht und hart
in, sich abdrehen, mit dem Meissel bearbeiten und polieren lassen und die
Festigkeit eines guten Kalksteines besitzen.
5. Künstlicher Granit von Max Friedrich & Comp, in Leipzig-
Plagwitz.
Man verwendet zu seiner Bereitung hauptsächlich die beim Silber-
rgwerksbetriebe zurückbleibenden Steine, die sogenannten Natur-Gerupen,
Jie pulverisirt und mit Cement sorgfältig gemischt werden. Die Mischung
rd mit Wasser zu einem Teige von genügender Steifigkeit angemacht und
Formen gestampft oder gepresst Dieser künstliche Granit besitzt eine
jleichmässige Beschaffenheit und soll sich wie der natürliche Granit he-
rbe iten lassen.
6. Cementmarmor, künstlicher Breccienmarmor u. s. w.
Zu Wandbekleidungen verwendet man eine Masse aus Cement, Marraor-
nehl, Marmor- oder Breccien-Bruchstückcn und Wasser, die nach ihrer Er*
irtung geschliffen und poliert wird — Vergleiche auch: Beton, § 235.
§ 230. Cementröhren.
Bninnenr Öhren, Wasserleitungs- und Canalröhren, auch Drainröhren,
Unnen u, s, w, w* erden mit kreisförmigem oder eirmidem Querschnitt aus
pinem innigen Gemenge von Portland-, Roman- oder Schlack encement und
reinem, ziemlich trockenem Sand oder mit Sand untermischtem Kies her-
jcsteUt, welches zunächst nur mit einer, den vierten Theil seines Gesammt-
jewichtes betragetAden Wassermenge angemacht und so sorgfältig durch
gearbeitet wird, dass die Masse klumpenfrei erscheint. Diese fast trockene
lasse erhält hierauf einen weiteren Wasserzusatz, so dass ein steifer
lirci entsteht. Würde man die ganze Wassermenge auf einmal hinzusetzen,
wäre dies fehlerhaft. Der Mörtel wird in den zwischen dem eisernen
Itm und dem Mantel der Form verbleibenden Zwischenraum eingeschüttet
nd stark gepresst. Nach ihrer Erhärtung werden die Röhren noch zur
rhöhung ihrer W'iderstandsfähigkeit in eine Kiesebäurelösung gelegt. Man
pertigt sie mit oder ohne Muffen und giebt ihnen bei grösseren Lichtweiten
130
Zweiter Theil. Die Verbindangsstoffe.
eine Einlage von Eisendrahtgewebe (Monier-Constniction; siehe den folgenden
Paragraphen). Die Mindestwandstärke soll wegen der nicht zu vermeidenden
Erschütterungen bei den Röhren grösseren Durchmessers 5 cm betragen.
Die Verbindung der Rohrstücke geschieht durch Vergiessen der Fugen mit
Cementmörtel, wobei man sich (nach Neu mann) gern eines der Röhren-
grösse entsprechend breiten, an der Innenfläche mit Wülsten trapezförmigen
Querschnittes, an der Aussenfläche mit aufgenieteten eisernen Spangen aus-
gestatteten Ledergurtes bedient, welcher um die zusammenstossenden Rohr-
enden gelegt wird.*)
Vor den Thonröhren haben die Cementröhren folgende Vorzüge:
1. sind sie bei grösseren Lichtweiten billiger (bei kleineren etwa
ebenso theuer);
2. besitzen sie eine genauere Form;
3. können sie einen Druck bis 10 Atmosphären ertragen;
4. besitzen sie ihrer grösseren Wandstärke wegen eine grössere Wider-
standsfähigkeit gegen Stoss Wirkungen und werden deshalb bei wenig tiefer
Lage unter der Strassenoberfläche oder bei Lagerung auf bewegHchem Unter-
grunde nicht so leicht zerstört wie Thonröhren.
Baulänge, Lichtweite, Querschnitt und Gewicht der kreis- und eirunden
Cementröhren ist aus der nachfolgenden Tabelle zu ersehen.
—
<ji KrinHi-dTicj*- Frsrm
h\ Eirund« Form
•
GewicM In
ci*wiciit iw
LicMweitc
Qut^TicbnLu
Bftullnge
KUoi^asiin
Lichtwdte
Qupoclifiiti
Baullneit
KiLoframtfl
MlUimeter
QuAdrAt-
Meter
pro 1 Meler
MiJlilDeter
Qu^idi^t'
Meter
prolMffSß!
c«ntinjeter
Län^e
crDtimcter
1
75
44
0*8
17
200/300
4^9
1^
96
10(1
78
\m '
ai'5
250/375
717
10
190
120
113
HJ
2G
300/450
1032
1-0
158
150
17Ü
1-0
36
:i5' 1/025
140Ö
10
218
175
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40U/fi(^0
183G
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4SÜ;^)75
23l^3
10
i1 t»
ms \
^H
Erstes Cftpitel.
lortfL
töhre entsprechend gestalteten Kern (aus Holz) tragen, zu einem Formkasten
kbschlicsst, den Zwischenraum mit Cementmörtel gut ausfüllt und letzteren
ilopft oder stampft. Diese Formkästen können nach fertiggestelltem Rohr-
:ück zur Herstellung des nächsten Stückes wieder verwendet werden.
Eine grössere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen saure, gährende
und ätzende Flüssigkeiten erlangen die Cementröhren durch Behandlung mit
^—^essler'schem Magnesia fluat, eine grössere Wasser die htigkeit durch
^■Beizen mit Kesslcr'schem Encaastique ä la cire,
^B § 231. Monier's Bauweise,
^^ Die Monier'sche Construction stellt eine Verbindung von Cement und Eisen
dar, nämlich ein Eisengerippc, welches mit Cementmörtel oder Cementbeton
rohüllt ist Der Querschnitt der Eisenstäbe wird nach ihrer Inanspruchnahme
estimmt, und es werden starke Drähte bei geringer, Rundeisen bei grösserer
und Protileisen bei sehr grosser Beanspruchung gewählt. In den meisten Fällen
nügt ein Eisengerippe aus Rundeisenstäben von 5 — 25 mm Durchmesser,
eiche gewöhnUch in 70 mm weiten Abständen angeordnet und mit Bindedraht
aneinander gefügt werden, damit sie sich beim Umhüllen mit Cement- oder
JBetonmasse nicht verschieben können. Die Dicke der Umhüllung richtet sich
ch der verlangten Widerstandsfähigkeit und wird für jeden einzelneu Fall
uf Grund statischer Berechnungen bestimmt; sie beträgt z, B. bei Verwendung
er Monicr-Platten zu Scheidewänden nur etwa 3 cm. Die Umhüllung T^nrd
US Cementmörtel (1 Theil Cement und 1—3 Theile Sand) oder aus Ccmeni-
»eton (1 Theil Cement, o Theile Sand und 5 — ij Theile Kies) hergestellt.
Bei Venvendung der Monierconstructionen zu Decken, Wänden u. s. w.
Ömien dieselben durch Last-, Wasser-, Erd- oder Winddruck, je nach ihrer
;e von oben oder seitlich auf Biegungsfestigkeit beansprucht werden;
ierbei soll das eingebettete Eisengerippe die Zugspannungen,
ie CementumhüUung dagegen die Drucksjiannungen übernehmen,
muss sich jedoch das Eisengerippe dann im Plattenquerschnitt genau an
er Stelle (der Zugseite) l)cfinden, wo die Zugspannungen auftreten. Bei diesem
lystem wird also die hohe Zugfestigkeit des Eisens (^ctwa 35U0 J^it^ für das
^uadratcentimcler) und die grosse Druckfestigkeit der Cementmasse (etwa
160 X^ für das Quadratcentimeter) entsprechend ausgenutzt.
Bei Gewölbeconstmctionen enthält die Cementmasse (oder der Beton)
ruck, die Eiseneiulage Zug und Druck, besonders bei einseitiger Belastung
[und sehr schweren Einzellasten (z, B, Säulcndrückcn); bei einfach oder doppelt
ekrümmten Platten {/,. B. cylindrischen Wasserbehältern, Kuppelconstnictionen,
Öhren u. s. w,) erhalten beide Stoffe bei äusserem Druck von der convexen
te Druck, von der concaven Zug,
Durch Versuche und jahrelange Beobachtungen ist festgestellt, dass das
isen durch die anfänglich feuchte Umhüllung nicht zum Rosten ' ' t
ird. Tuid dass es durch die luft- und wasserdichte CementumhüUu , i
Rosten fortdauernd geschützt bleibt, sofern bei der Einbettung
. ndrahtes die grösstc Sorgfalt obwaltet und die Platten nicht lu solchen
Jonstructionen Verwendung fmden, bei denen durch die Belastung leicht in
Jer Cementmasse Risse enlHtehen können. Bilden sich jedoch Risse, ün<l
letangt durch sie Feuchtigkeit an das Eisen, so geht letzteres schneller xu Grunde,
als wecm es ohne Umhüllung den Witlcrungscinflüssen ausgesetzt wäre, we\^
132
Zweiter Tbeil. Die Vcrbindungsitoffc.
sich die Alkalien des Cementes alsdann an der Zerstöning des Ebeni
betheiligen.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Cement ungemein fest üti
Eisen haftet (Bauschinger fand die Adhäsionsfestigkeit zu 40 — 47 ig fm
das Quadratcentimeler), und dass weder durch Zusammenziehung bei Frost
in den Monieq>latten Risse erzeugt^ noch durch Ausdehnungen bd grudäer
Wärme beide Stoffe von einander getrennt werden, weil Portlandcr ne\
und Eisen nahezu denselben Ausdehnungcoefticienten besitzen. Diese 1 ;eit
der Moniercoastructionen im Frost und in der Hitze machen die riaiica fiir
viele technische Zwecke gut verwendbar.
Die Tragfähigkeit der Monierconstructionen ist sehr gross, ebenso auch
die Widerstandsfähigkeit gegen Stoss, wie durdi verschiedene Versuche fesh
gestellt wurde* Bei den vor einigen Jahren in Budapest vorgenommen«
Belastungsproben ergab sich beispielsweise, dass Monierdecken 12nial so viel
wie Decken aus Cementplatten ohne Eiseneinlage und Moniergewolbe 5 ITnal
soviel wie Betongewölbe ohne Eisen ein läge trugen. ^^fl
Als weitere Vorzüge der Monierconstructionen sind anzuführen: grfl^H
Dauerhaftigkeit (namentlich Frostbeständigkeit) und Feuersieh erheit, gros«
AVasser- und Lufldichtigkeity geringes Eigengewicht, erhebliche Erspamii!« ao
Raum und Constructionshöhe (wegen der geringen Dicke der Scheidewände
und Dcckenplatteu), Erspamiss an Widerlager-Verankerungen lc$
geringen Seitenschubes der bogenförmigen Platten), leichte 1 üg,
schnelles Bauen bei Verwendung fertiger Platten (beziehungsweise Huhistcine)
und verhältnissmässige Billigkeit, Schutz gegen Hausschwamm und Ungeziefer.
Als Na cht heil muss erwähnt werden, dass sich Löcher für Nägel und HakOk
nur schwer in Moniernlatten herstellen lassen und dass, wenn man beim Eiii-
schlagen auf einen Eisendraht stosst, grossere Flächen durch die Erschütterungen
zertrümmert werden können, weil die Cementmasse grosse Sprödigkcit bcsiut
— Zu den vorgenannten Vorzügen kommt noch, dass sich die CementflÄche
stereochromatisch bemalen, sowie mit Gyps- und Stuckomamenien bekleideo
lässt, denn dieselben haften sicher auf dem Cement, können aber auch an dem
tragenden Eisengerippe der Monierplatten mittelst Draht befestigt wenko.
Sodann ist zu beachten, dass die Monier-Bauweise die Ausfuhnmg von Con-
structionen ermöglicht, welche einen grossen Widerstand gegen Zug^
beanspruchungen besitzen sollen. Deshalb eignet sich die Monierconstniction
gleich gut zu Hoch- und Ingenieurbauten. Aus Monierconstructionen w^urdoi
bisher nicht nur einzelne Gebäudetheile, me z, B, Fussböden, ebene und
gewölbte Decken, leichte und sich selbst tragende Innenwände, Säulen un<l
Säulenummantelungen, Treppen und Podeste, Dacheindeckungen, Hohlgesinisc,
Heiz- und Eüftungscanäle im Grundwasserboden, FusslxKlenheizmi':
hergestellt, sondern auch ganze Häuser, Brücken (besonders in n
Tunneldiirchlässc, ringförmige Hof'hrcservoirs, Kuppelbauten, ^
Spülbassins, kreisförmige Gasomett-rbehalter, Getreidekellcr, Senk- nt
gruben, Rohrleitungen und Canäle grösseren Querschnittes u, s. w.
geeignet dürfte die Monier-Bauweise zu solchen Constructionen sein, hl.^u.
durch bewegliche Easien grossen Erschütterungen und Stössen ausgesctjjt wnd
Bei der ' ng von Decken in Wohnhiui<Jcrn werden ^^ '^cf'
gekrümmte M*' d rait einem Geflecht aus gewöhnlich 7 ' ^'
Rundeisen und mit 70 mm Ma«chenweite »wischen ^^Trsiger gdcLi
Erat«« Capitcl. Die Mörtel.
i^
»V'änden wird entweder an Ort und Stelle das Eisengeflecht aus wage-
Jrechten und senkrechten, steifen, an den Kreuzungsstellen mittelst Draht
verbundenen starken Eisendrahten oder Profileisen *) hergestellt, wobei an
ien Ecken der Wände ond an ihren freien Enden stärkere lothrecbte Stäbe
inzuordnen sind, und dieses Eisengerippe dann von beiden Seiten mit Cement-
fiörtel beworfen, oder es werden einzelne Ccmentplatten ohne Eiseneinlage
Sils Verkleidungen für dieses Eisengeflecht benutzt, oder es mrd die Wantl aus
Monierhohlsteinen aufgebaut, die in richtigem Verband au feinander gesetzt und
lit Cementmörtel gefugt werden. Das letztere Verfahren empfiehlt sich,
*^enn eine möglichst schnelle Fertigstellung der Wand gewünscht wird.
iandelt es sich um die Ausführung von Umfassungsmauern, so stellt
[lan am zweckmässigsten eine doppelte Wand mit Hohlraum her und wählt
dann die Aussenwsnd stärker als die Innenwand (z, B, G und 4 cm stark),
^ussenwände und Wände in feuchten Käumen werden mit Cementmörtel,
Scheidewände mit Kalkmörtel verputzt,
W. E. Ward empfiehlt zu Umfassungsmaueni für Wohngebäude doppelte
iTände aus Bctonplatlen mit Eiseneinlage, welche einen Zwischenraum von
5 — 25 cm erhalten und in Abständen von OG — Ü"9 m fest mit einander
verbunden werden. Für die Bctonplatten wird von ihm ein Gemenge von Port-
ridcement, Sand und kleingeschlagenen harten Kalksteinen in verschiedenem
R^Iischung verhältn iss vorgeschlagen.
Zu erwähnen ist noch die Koenen^sche Rippendecke, die sich aus
•dementen von der in Figur 414 dargestellten Querschnitts form zusammen-
setzt. Diese Elemente bestehen aus ~-, J_-Eiüen oder einem anderen Profil*
pisen, das mit einem aus 1 Theil Portlandcement, 3 Theilen Sand und
HVasser gefertigten Mörtel eingehüllt ist. Das Eisen nimmt die Zugspannungen,
iie Cementmasse die Druckspannungen auf (wie beim Monier 'sehen System),
>ie Cementmasse bildet die eigentliche Ueberdeckung zwischen den Trägem.
)urch Belastungsversuche wurde ermittelt, dass solche Decken bei grossen
Belastungen nur eine sehr geringe Durchbiegung erleiden und eine grosse
Tragfähigkeit besitzen; auch spart man bei ihrer Verwendung an Constructions-
liöhe und in manchen Fällen gegenüber preussischen Kappengewölben aus
Sacksteinen zwischen [[^-Trägem an Kosten, Eine Verankerung der Eisen*
räger ist nicht erforderlich.
In jüngster Zeit hat sich die >Acticngesellschaft für Beton- und
Monierbau« in Berlin W. eine von Koenen erfundene Voutenplatte
atentiren lassen, die aus demselben Cementmörtel wie die Rippendecke ge-
t>ildet und zwischen "r-Tragern eingespannt wird, welche in 1*5— 0*0 /w Ent-
:iung von einamler angeordnet und an ihren oberen Flanschen mit Flach-
^isen verbunden werden. Eine Voutenplatte von 10 rw Stärke und 3/// Spannweite
l^rgab eine Tragfähigkeit von etwa 14<Jl)0V für das Quadratmeter,
§ 232. Verschiedene weitere Anwendungen.
1. Ccmentgussdach nach dem patentirten Verfahren von Dr.
Drohung.
Auf die Sparren werden Schalbretter genagelt und über dieselben Dach*
ippe gclegti deren einzelne Bahnen sich nicht überdecken, sondern nur
*) Noeii den Erfahrungen des Verfoisers Irnfteti Flach eisen nirti* f<?si genrg
Cement*
134
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
berühren und deren Stösse mit stark getheertem Papier unterlegt und dann
genagelt werden. Die Dachfläche wird hierauf durch 8 — 10 mm hohe Winkel-
bleche aus Zink, welche aufgenagelt werden, in quadratische Felder von
etwa 20 cm Seitenlänge bei steilen und von etwa 50 cm Seitenlänge bei
flachen Dächern getheilt. Die Felder bestreut man dünn mit Sand und füllt
sie dann mit einem steifen, aus 1 Theil Portland- oder Romancement,
2 Theilen Sand und Wasser bestehenden Mörtel aus, der mit dem Schlagholz
oder der Kelle gedichtet wird. Die Dachrinnen werden zuvor in Schalung
vorgebildet, Firstwulste und Bruchgesimse für Mansarddächer auf Papp-
unterlage, nöthigenfalls unter Benutzung grosser, vorher einzuschlagender
Nägel, in Cementmörtel gezogen, wobei die hier etwas breiter zu wählenden
Zink-Winkelbleche als Schablonenlehre dienen.
Die FrühUng'schen Cementgussdächer sollen sich durch grosse Billigkeit
und Wasserdichtigkeit auszeichnen und sich besonders als Ueberzug auf
ältere, nicht mehr ganz dichte Pappdächer eignen. Ihr Gewicht beträgt nur
etwa 24 kg, ihre Wasseraufnahme etwa 2*3 kg für das Quadratmeter.
2. Ausbesserung von Sandsteinstufen.
Hierzu wird ein steifer Brei aus Portlandcement, gestossenen guss-
eisemen Bohr- oder Feilspänen und Wasser empfohlen. Derselbe soll so
hart werden, dass man die Masse nicht mit dem Hammer zerschlagen kann.
3. Cementwürfel für Eisenbahnoberbauten.
Diese in ähnlicher Weise wie die Cementplatten hergestellten Würfel sollen
in Württemberg mit Erfolg zu dem angegebenen Zweck verwendet worden sein.
4. Dichten von Quellen.
Hierzu benutzt man schnellbindenden Portlandcement oder auch
Romancement. Ist der Zufluss und die Geschwindigkeit des Wassers gering
und der Riss nicht zu eng, so genügt zur Dichtung häufig schon blosses
Einstreuen von trockenem, sehr rasch bindendem Cement oder Auflegen eines
genügend grossen Cementklosses auf den Riss; bei stärkerem Wasserandrang
dagegen müssen andere Verfahren eingeschlagen werden, über welche u. A.
das Werk »Der Portlandcement und seine Anwendungen im Bauwesen«
gebrannten, schlack enfreien Backsteinen, Hochofen- und Steinkohlenschlacken,
ähienasche u, s. w.
Die Steins tu cke müssen rein, d h. frei von Staub, Schlamm, Erd-
lieilchcn und Mörtelresten sein und unter Umständen durch Waschen oder
durch Behandlung mit stark verdiinuter Salzsäure gesäubert werden; denn
ron der Grösse der Reinheit hängt die Grösse der Adhäsion des Mörtels ab.
luch sollen sie, damit der Aförtel besser haftet, eine mögUchst rauhe Ober-
Bäche besitzen, femer scharfkantig und eckig sein, damit sie sich in einander
^em, ohne zu viele und zu grosse Hohlräume zu bilden, deren Ausfüllung
rine grössere Mörtelmasse beansprucht, sodann sollen sie nicht mehr als
JO — 50 cm^ messen und mindestens dieselbe Druckfestigkeit wie der erhärtete
Mörtel besitzen. Die Steine werden mittelst Handschlägel oder bei grösserer
Härte des Gesteines mittelst Steinbrechmaschinen zerkleinert.
Wird Kies als Füllmasse verwendet, so beachte man, dass die Festig-
keit des Betons bei scharfkantigem Kies eine grössere ist als bei rundkömigem;
iient Sand allein als Zusatz zum Mörtel (Sand beton), so ist die Festigkeit
ies Betons abhängig von der Komform und von der Komgrösse, und zwar
geringer bei Verwendung %^on sehr feinem Sand (Staubsand) als bei der
^^on grobkörnigem Flusssand, auch geringer bei Benutzung von weichem
Schiefersand und gewöhnUchem rundkörnigen Mauersand als bei Verwendung
ifon scharfem, eckigem Normalsand, wie Suehier's Versuche ergeben haben,
Liner Ausspülung durch Wellenschlag ist jedoch ein magerer Beton mit
•"einsandmischung weniger ausgesetzt als ein solcher mit Grobsandmischung,
eil die Hohlräume des feinkörnigen Sandes kleinere Durchmesser besitzen
ils die des grobkörnigen. Beton, welcher nur aus reinem Cement und Kies
besteht, erlangt eine geringere Festigkeit als der mit einer Mischung vom
Sfeinsten Sande bis zum gröbsten Kies bereitete, bei welcher die Zwischen-
^läume äusserst günstig ausgefüllt werden. (Vergl. Tabelle I.)
Verschiedenes, Die Festigkeit des Betons hängt jedoch nicht nur von der
Beschaffenheit der Füllmasse ab, sondern auch von der Festigkeit des ver-
v'endeten Mörtels ; letztere ist gewöhnlich etwas kleiner als die Betonfesiigkeit.
Die Dichtigkeit ist je nach der Art der Mischung und der Beschaffenheit
ier Füllmasse eine verschiedene und z. B. bei dem mit Steinkohlcnschlacken
and Bücksteinen bereiteten Beton geringer als bei dem mit Kies und manchen
Sinderen natürlichen Gesteinen hergestellten; ersterer liefert eine Masse von
Bjrösserer Luft- und VV^asscrdurcblossigkeit und geringerer Wärmeleitungsfähigkeit
Bnd eignet sich deshalb wenig zur Verwendung bei Grund- und Kell er mauern.
Die Härte wird bei demjenigen Beton am grössten^ dessen Hohlräume
k^oUstäiidig mit Mörtel ausgefüllt sind. Um dies ohne grossen Mörtelzusatz
^u erreichen, wird der Beton gestampft, wodurch das Maass der Hohlräume
am 20 — 25% verringert werden kann. Dieses Stampfen lässt sich jedoch bei
Benutzung von Romancementmörtel wegen des schnellen Abbindens desselben
licht gut ausführen, Verwendet man eine grössere Mörtelmasse, als zar
Uisfüllung der Hohlräume der Füllmasse erforderlich ist, so erreicht man
dadurch nur eine unbedeutende Erhöhung der Betonfestigkeit; je weniger voll-
kommen jedoch diese Ausfüllung ist, desto geringer ist die Festigkeit, Ein
eringes Uebcrmaass an Mörtel (nach Tetmajer 5%, nach Dyckerhoff
lfi7o) ist jedoch zur besseren Verkittung zu empfehlen, besonders bei Beton,
'weldier nicht gestampft werden kann.
186
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe
Die Gesammtgrösse der Hohlräume erhält man genau genug durch den
Inhalt der Wassermenge, welche zur Ausfüllung der Hohlräume der in ein
wasserdichtes Gefäss geschütteten FüUmasse nothwendig ist Grober Eaes
besitzt gewöhnlich 40 — 50% Hohlräume mit einem Durchmesser von ^/g — ^/^
des Kieskomdurchmessers, Rheinkies von 5 — 30 mm Komgrösse (nach
Dyckerhoff) 35^0» gestampfter Steinschlag unter 4 cm Grösse 20 — 35%
u. s. w. Vielfach nimmt man auf 2 Raumtheile Steine 1 Raumtheil Mörtel
Beton, welcher nur an der Luft Verwendung finden soll und deshalb
aus Kalkmörtel oder Cementkalkmörtel und Füllmasse bereitet wird, muss
möglichst porös sein, damit die Kohlensäure der Luft auch in das Innere
der Betonmasse eindringen kann ; er ist deshalb möglichst mager herzustellen
und nur mit so viel Mörtelmasse zu versehen, dass die einzelnen Theilchen
der Füllmasse miteinander verkittet werden; eine vollständige Ausfüllung
aller Hohlräiune mit Mörtel ist also bei Luft beton nicht erforderlich. Bei
Beton jedoch, welcher unter Wasser oder gegen Wasserandrang ver-
wendet werden soll, wählt man die Mörtelmasse mindestens gleich dem
Gesammtinhalt der Hohlräume und bereitet dieselbe aus rasch oder wenigstens
mittelschnell *bindendem Portland- oder Romancement und Wasser.
Mischungsverhältnisse. Nach R. Dyckerhoff erhält man dichte
Betonmassen durch folgende Mischungen:
1 hl Portlandcement, 2 hl gesiebten Rheinsand, 5 hl Rheinkies von
5 — 30 mm Komgrösse.
1 hl Portlandcement,
5 — 30 mm Komgrösse.
1 hl Portlandcement,
5 — 30 mm Komgrösse.
1 hl Portlandcement,
5 — 30 mm Komgrösse.
Femer empfiehlt derselbe:
für Fundamente, Widerlager und Sohlen von Wasser- u. s. w. Behältern :
1 Theil Portlandcement, Vj^ Theile Sand, 77^ Theile Steinschlag;
für Wände, Pfeiler, Gewölbe und sonstige Tragkörper: 1 Theil Portland-
3 hl gesiebten Rheinsand,
4 hl gesiebten Rheinsand,
6 hl gesiebten Rheinsand,
6*5 hl Rheinkies von
8*5 hl Rheinkies von
\2 hl Rheinkies von
Erstes Capitel. Die Mörtel.
137
Weitere empfehlenswerthe Mischungen sind:
1. fürTrassmörtelbeton: 1 Theil Trass, 1 Theil Aetzkalk, l^^ Theile
Sand und 5 Theile Steinschlag oder Schotter;
3 Theile Trass, 2 Theile frisch gebrannter und gelöschter Kalk,
2 Theile quarzige Steinstücke, 2 Theile grob gemahlene Eisenschlacke,
1 Theil Maurersand und 1 Theil gesiebter Kies.
2. für Puzzolancement-Beton: 12 Theile Puzzolanerde, 6 Theile reiner
Sand, 9 Theile hydraulischer oder magerer Kalk, 16 Theile Stein-
schotter;
28 Theile Puzzolanerde, 21 Theile Kalk, 7 Theile Hammerschlag, 14 Theile
Sand und 30 Theile Steingrus (angewandt beim Hafendamm in Toulon).
3. für Santorinmörtel-Beton: 7 Theile Santorinerde, 2^^ Theile Fettkalk,
6 Theile Bruchsteinschotter (früher beim Triester Hafenbau benutzt);
7 Theile Santorinerde, 2 Theile Fettkalk, 7 Theile Bruchsteinschotter
(früher bei Bauten in Venedig verwendet);
4 Theile Santorinerde, 2Vg Theile Fettkalk, 3 Theile Sand.
4. für Beton aus hydraulischem Kalkmörtel: 4Theile hydraulischer
Kalk, 20 Theile Flussand und Kies, 1 Theil Portlandcement (Beton
von Coignet angewandt);
1 Theil hydraulischer Kalk, 1 Theil Trass, 1 Theil Ziegelmehl und
Zusatz von Bruchstücken.
5. für Beton aus gewöhnlichem Kalkmörtel: 19 Theile Aetzkalk,
33 Theile Sand, 33 Theile Kies, 15 Theile Bruchsteingrus (angewandt
bei der Brücke von Ronen durch Ganthey);
14 Theile Aetzkalk, 7 Theile Hammerschlag, 29 Theile Sand, 50 Theile
Kalksteinschotter (angewandt bei der Brücke von Jena in Paris).
Festigkeit. Bei Verwendung von Portlandcement, der nach der
Normenprobe nach einer Bindezeit von einer Stunde 16"3 kg Zugfestigkeit
für das Quadratcentimeter besass, ergaben sich nach Dyckerhoff für
Probewürfel von 10 cm Seitenlänge, die einen Tag an der Luft und 27 Tage
unter Wasser erhärtet waren, die in nachfolgender Tabelle I angegebenen
Druckfestigkeiten.
Tabelle I.
Cement
Kalkteig
Sand
Kies
Druckfestigkeit in
Kilogramm für das
Quadratcentimeter
2
2
2
n
3
3
4
4
4
(;
3
5
5
5
G-5
5
8-5
12
151-8
196-2
170-Ö
69-9
98-8
111-6
108-2
75-2
90-9
86-0
53-5
521
138
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffc.
Aus dieser Tabelle ist zu ersehen;
1. eine verminderte Druckfestigkeit bei fehlendem Sandzusatz;
2. die nahezu gleiche Festigkeit von Cementmörtel und von Beton bei
richtiger Mischung desselben und beim Stampfen;
3. eine geringe Festigkeitszunahme bei Wahl einer geringeren Kiesmaige
als die oben angegebene (aus den Hohlräumen berechnete);
4. dass es unvortheilhaft (unökonomisch) ist, den Kieszusatz zum Beton
zu verringern.
Nach Hauenschild wächst die Festigkeit vom ersten Monate der
Erhärtung an bis nach sieben Monaten, und zwar umsomehr, je magerer
der verwendete Mörtel ist. Die Festigkeitszunahme beträgt z. B. bei einem
Mörtel aus 1 Theil Cement, 3 Theilen Sand etwa 30%, bei 1 Theil Ceijient,
4 Theilen Sand etwa 40% ^^^ ^^^ einem Cement-Kalkmörtel aus 1 Theil
Cement, 1 Theil Kalk und 6 Theilen Sand sogar 857o- (Siehe: »Handbuch
der Architektur«, Th. I, Bd. I, S. 181.)
Von der Versuchsanstalt der Reichseisenbahnen zu Strassburg i. E.
wurden Untersuchungen mit Betonmischungen angestellt, die neben Sand und
Kies auch Basalt-, Kalk- und Sandsteine in Strassenschotter-Grösse und mit
50% Hohlräumen enthielten. Aus diesen Mischungen wurden grössere Blocke
gefertigt und sieben Monate lang im Freien gelagert (der Luft ausgesetzt).
Dann wurden die Blöcke in \yürfel von 20 cm Seitenlänge zersägt imd diese
in nassem Zustande auf Druckfestigkeit geprüft. Die Ergebnisse dieser Prüfung
zeigt Tabelle 11.
Tabelle II.
Au«beuii? dev
Stampftüfitons
In Hektoliter
OMnentv erbrauch
fürdasCubiköiPler
Stampfbeton in
KilDgramm
Druckf«ti«keit
n»cb T Momteä ts
Kilo^amm für du
Quadrätceotimet«
''
Cnatnt
Sand
Kie»
1
1
u
^ il
4-m
320
91 n
iltiii
^H
Erstes Capitel. Die Mörtel.
139
Wie bedeutend die Festigkeitszunahme von Portlandcement-Beton im
Laufe der Zeit ist, wenn der Beton den Witterungsverhältnissen ausgesetzt
ist, zeigt folgende, ebenfalls von R. Dyckerhoff aufgestellte Tabelle III.
Tabelle III.
Betonmischung nach Kauintheilen
Alter des Betons
7 Monate
I 1 Jahr I 10 Jahre
Druckfestiglceit in Kilogramm für das
Quadratcentimetcr
1 Cement, 6 Kiessand, 10 Kalksteinschotter
1 Cement, 7 Kiessand, 11 Sandsteinschotter
1 Cement, 1 Kalkteig, 8 Kiessand, 13 Sand-
steinschotter
121-0
83-0
91-2
165-3
103-2
120-0
2330
158-0
217-0
Der bei diesen Betonmischungen verwendete Portlandcement zeigte bei
der normengemässen Probe eine Zugfestigkeit von 18 ^g für das Quadrat-
centimetcr.
Beton aus 1 Theil Cement, 3 Theilen Sand, 3 Theilen Kies ohne
Einstampfen geformt und sogleich unter Wasser gebracht, hatte nach 28tägiger
Erhärtung eine Druckfestigkeit von 35 kg für das Quadratcentimeter, während
ein B^on aus 1 Theil Cement, 3 Theilen Sand, 6 Theilen Kies, in die
Form eingestampft und 1 Tag an der Luft getrocknet, sowie 27 Tage
unter Wasser erhärtet, etwa das dreifache jener Festigkeit besass; es wird
also durch das Stampfen der Beton wesentlich verbessert.
Die Druckfestigkeit des Betons verhält sich zur Zugfestigkeit wie
9 : 1 — 10 : 1, daher soll man den Beton so verwenden, dass er möglichst nur
Druckspannungen erhält; treten in ihm Zugspannungen auf, so bekommt er
leicht Risse und Sprünge.
Die Scherfestigkeit ist etwa lYs — -IVi^^il grösser als die Zug-
festigkeit, beträgt also nur etwa Y? ^^^ Druckfestigkeit. Die Biegungs-
festigkeit wurde (nach der »Bauge Werkszeitung«, 1889, S. 433) bei Treppen-
stufen aus einer Mischung von 1 Theil Cement, 4 Theilen Sand und einer Höhe
von 17*5 — 18*5 cmy bei einer Breite von 30 — 33 cm und einer freitragenden
Länge von 150 cm untersucht und hierbei gefunden, dass eine auf die Mitte
der Stufe aufgelegte Last von 702 kg einen Bruch herbeiführte.
Von der »Vereinigung der Betonbauer« zu Hamburg ist die nach-
stehende Tabelle für die zulässigen Beanspruchungen von Stampf-
beton-Constructionen aufgestellt worden.
140
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
"
Tabelle IV.
h
Gir:ii>tirce Festigkeit in Kilograiöia für
das QimdratcentLnjeter Querschnitt
1«
, _, ,1 auf reinen j »uf Ab-
MiidiuDEtverliiillQifse in
i
3
auf Dmck } ^^^ | ^cliening
Ben^fkoDC»
Raiuathdlco
nacb einer ErhirtungidaiiQr von
1
1 4 1 SS 1 4 1 la 1 52 II 1 I 4 Gt
WoclMtn Wochen | Wocbro
Geringer Beton:
'
1
Cement EUtü&iid Ziegel brocken
Anwendbar anr fi^
1
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1
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1
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150
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Mittlerer Beton:
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1
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1
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1
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Guter Beton;
AAWendti»r wie
Cement Grub« nkle^-Kiefcl '
1
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1 : 7 ; 7
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G
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3
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13
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i
1-5
5j
O-ö
2
9 1
Bester Beton:
1
1
^H
Srstes Capnel.
Ausgiebigkeit Hauenschild (siehe ^^ Handbuch der Architektur«,
la. a. O., S. 182) fand folgenden Bedarf an Bindemittel:
Tubdle V.
Mbcliun^verbAltitiu nach Rjimnt heilen
Ccrnt«nt
Sand
Ki«£
PortUndccioeot Rotnancemcnt Kalk
in Kitogramm für 1 Cubikmeit^r Heton
200
190
im
§ 234. Bereitung des Betons,
Soll Fettkalkbeton (Kalkpis^S) bereitet werden, so stellt man zunächst
ftus Kalkbrei, wenig Wasser und der für den Beton bestimmten Sandmenge
fdurch Hand- oder Maschinenarbeit einen gleichmässigen (gleichfarbigen) Mörtel
ber und vermengt hierauf denselben mit gehörig angenässten Steinbrocken
Dder KieSi oder man schüttet den Mörtel über diese Füllstoffe und arbeitet
'die Masse mit zwei- oder dreizackigen Rechen sorgfältig durch.
Bei Verwendung von Staubkalk, zu Staub gelöschtem hydrau-
lischen, beziehungsweise magerem Kalk^ Trass, Roman- oder Port-
l&ndcement wird das Mörtelpulver trocken mit der erforderlichen Sand-
gfe vermischt, dann die genau bestimmte Wassermenge hinzugesetzt imd
iUch dem auf diese Weise bereiteten Mörtel der angenässte Kies- oder
tein schlag beigemengt, sowie die Mischung gehörig durchgearbeitet und
geknetet.
Bei Herstellung von Cemcntkalkbeton kann man entweder Kalkbrei
lit der für den Cementzusatz nothwendigen Wassermenge (auf 1 Raumthell
portiandcement Vi — \* Raumtheil Wasser» je nach der BeschafTcnheit des
Kalkes, nämlich ob derselbe fett oder mager ist) verdünnen und in den-
ibeu zuerst den Cement und dann den Sand einrühren oder Cement und
trocken mit einander vermischen und dem Gemenge den verdünnten
walkbrci hinzusetzen.
Eine nicht so innig vermischte und gleichmässige Masse erhält man bei
äer unmittelbaren Betonbereitung, bei welcher man sämmüiche Stoffe
{leichzcitig unter allmäligem Wasserzusatz durcharbeitet. Dieses Verfahren
luss angewendet werden bei Benutzung von rasch bindendem Cement, und
empfiehlt sich bei Platzmangel und wxnn bereits eine Mischung von
ad und Kies zur Verfügung steht
Endhch kann man auch bei Herstellung von Betonmauem den fertigen
acnlmortel in Formkästen schütten und die Steinstücke lagenweise ein-
Irtlckcn.
Immer ist der Beton mit einem nur so grossen Wasserzusatz zu be-
it€Op dass die Masse die nothwendige und genügende Formbarkeit und
^ch sorgfältigem Stampfen eine durch die ausgepresste Feuchtigkeit
142
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
glänzende Oberfläche erlangt. Wird der Cement so trocken angemacht, dass
er nur wie feuchte Gartenerde aussieht, so ist ein sehr kräftiges Stampfen
nothwendig, um eine feuchte Oberfläche zu erzielen und eine gleichmässige,
elastische Masse zu erhalten. Erhält der Beton einen so grossen Wasser-
zusatz, dass er schon bei seiner Durcharbeitung feucht glänzt oder gar halb-
flüssig wird, so lässt sich derselbe nicht stampfen und trocknet und erhärtet
nur langsam.
Die Bereitung des Betons erfolgt oftmals auf einem 8 — 10 m langen
und 3 — 4 m breiten, gedielten Boden und in der Weise, dass man an der
einen Schmalseite den Cementmörtel bereitet, indem man den Sand in einer
dünnen, aber gleich hohen Schicht ausbreitet und darüber das Cementpulver
schüttet und einebnet, hierauf diese beiden Stoße zunächst trocken, dann
unter Wasserzusatz (durch Bebrausen) zu einer gleichmässigen, keine hell-
farbigen Streifen zeigenden Masse durcharbeitet imd auf dieselbe den ange-
nässten Kies oder Steinschlag in gleichmässiger Dicke aufbringt, sodann das
Ganze mittelst Rechen bis ans andere Ende des Bretterbodens zieht, wobei
die herabfallende Füllmasse von der Mörtelmasse bedeckt und liegen ge-
bliebene Steine und Mörtelreste wieder auf den Haufen geschüttet werden,
und endlich die ganze Masse noch einmal über den Boden bis ans andere
Ende bewegt. Ein anderes Verfahren besteht darin, dass man auf den
Arbeitsboden zuerst die Steine oder den Kies ausbreitet, über diese Füll-
masse den Mörtel gleichmässig vertheilt und das Ganze mindestens zwei- bis
dreimal durchschaufelt.
Vortheilhaft ist die Verwendung von Mischmaschinen, weil dieselben
eine innige Mischung bei grösster Leistungsfähigkeit gewährleisten. Nach
Sonne soll man, um ökonomisch zu verfahren, solche Maschinen benutzen,
wenn auf längere Zeit täglich mehr als etwa 10 m^ Beton zu bereiten sind
Meistens wird der Mörtel für sich in eigenen Maschinen bereitet und nur
die Vermengung des fertigen Mörtels mit der Füllmasse in Betonmaschinen
mittelst Durcheinanderschütteln bewirkt.
In einfachster Weise besteht eine Betonmaschine aus einem vier- und
mehrseitigen Holzkasten oder einer Holztiommel mit i^utem^ eisernem Ge^
Erstes Capitd. Die MÖTtel.
pch namentlich die von C. Schlick eysen in Berlin construirte BetOB-
laschine mit oder ohne Elevator.
Diese Maschine besteht aus zwei, mit Rechen und Schaufeln ver-
ehenen, oben aufgeschlitzten und mit Rosten, welche das Hineingerathen grosser
Stücke verhindern sollen, ausgestatteten, feststehenden Trommeln, die nach Art
3er Thonschneidcr eine sehr innige, gleichmässige Mischung der Stoffe bewirken.
Mittelst dieser Maschine ist eine sehr schnelle Herstellung des Betons
[löglich, indem vom Einschütten des trockenen Cementpulvers und Sandes
!)is zum Ausschütten des Betons nur etwa eine Minute vergeht und man
^hch bis über 300 m^ Beton zu liefern im Stande ist. Ausserdem kann diese
Maschine auch zur Bereitung eines jeden Bau*Mörtcls benutzt werden. Der
betrieb ist folgender: Sand und Cement werden am besten mittelst kleiner
Jefässe, deren Inhalt dem Mischungsverhältnisse entsprechend gewählt wird,
gleichen Zeilräumen am hinteren Ende des kleineren Mischcylindcrs ein-
geschüttet, dessen Inhalt dann gut gemischt am vorderen Ende des Cylinders,
dtweder trocken oder kurz vorher durch Wasserzufluss angefeuchtet, in den
Tösseren Mischcyhnder ausgeworfen wird; hier wird der Kies oder Stein-
schlag durch Umkippen der Transportge fasse auf das Gitter, gleichfalls in
egelmässigem Tempo, in den Betonmischer gestürzt, durch dessen kräftige
Schaufeln mit dem Mörtel zusammengemischt und das Ganze an das hintere
ade des Cylinders gebracht und hier, wenn kein Elevator vorhanden ist,
ausgeworfen oder, wenn ein solcher mit der Maschine verbunden ist, in die
pinzelnen Kästen desselben geschüttet.
Figur 415 stellt diese Maschine ohne Elevator dar.
§ 235, Verwendungen des Betons,
Gut bereiteter Beton besitzt viele Vorzüge : er ist bei Temperatur- und
»'"ittenings wechseln genügend volumenbeständig, kann eine ziemlich hohe
^'ärme vertragen, ist luft- und wasserdicht, lässt sich in fast jeder Form
|mit Hilfe \on Formkästen) herstellen, besitzt grosse Festigkeit und Dauer-
liaftigkeit, selbst wenn er dem Wellenschlage ausgesetzt ist, und kostet oft-
mals weniger als Steinkörper, Man verw'endet ihn zu Wasserbauten aller Art,
namentlich zu Gründungen unter Wasser für Schleusen, Brückenpfeiler, \Vehren,
[T^uai- und Stützmauern, Trockendocks, Thalspcrren, auch zu Luftdruck- und
Jrunnerigründungen, zu Fundamenten für Maschinen, Dampfhämmer, Dampf-
chornsteine u. s, w,, sodann zur Herstellung von Decken zwischen Eisen-
ägcm, zu Gewölben, tlachen Dächern, Plattformen, Estrichen, künstlichen
Steinen, namcntUch zu Fussboden- und Trottoirplatten, Treppenstufen, Blöcken
ir Hafenbauten (Dämmen, Molen. Wellenbrechern u. s. w,), zu Fangedämmen
am Schutze der Baugruben gegen Uebertiuthungen bei Hochwasser, femer
Ornamenten und Siiulcn, zu Röhren, Canälen, Rinnen (z. B. für Turbinen),
iuch zu Wasserieitungshochbehältern, Fikcranlagcn, Klär- und Kühl-, sowie
lasometerbehältem, endlich zu ganzen Häusern und Brücken (auch schiefen),
^(|Uäducten, Thurmhelmen u. s. w.
Betonbauten über Wasser dürfen während ihrer Erhärtung weder
Jen Einwirkungen von Hitze oder Kälte, noch einer zu schnellen Au,strock-
lung ausgesetzt werden, weil dadurch der Beton Schaden erleidet; sie sind
iclmehr gegen Hitze tind Trockenheit ZMt Vermeidung von Haarrissen durch
144
Zweiter
Anfeuchtung, imd g^en Frost durch Bedecken mit Sand, miDdestais acht
Tage lang zu schützen.
Bei Gründungen in trockenen oder nur feuchten Haugrubeo
wird die fertige Betonmasse eingeschaufelt oder mit Handmulden > ' hL
Die Verwendung von Hand- und Kippkarren empfiehlt sich hier j^r,
weil die Betonmasse beim Schütten eine gewisse Höhe durchtalien muM,
wobei sie sich unter Umständen (namentlich bei Benutzung schwerer Steine
als Füllmasse) entmischen kann. Der eingebrachte Beton wird eingeebnet
und mit höbcmen Handrammen gedichtet Oder es werden etwa 10—20 ig
schwere, lagerhafte, gereinigte und angenässte Steine in das Mörtelbftt
senkrecht zur Druckrichtung eingedrückt, so dass sie beim dar !eii
Stampfen sich nicht in der MörielmasHe drehen können und ein h Ltr
erhalten. Die unterste Schicht erhält hierbei eine Dicke von etwa 30 — 40 n»
und besteht am besten aus einem Mörtel ohne Steinzusatz, l^ie Baugrube hi
auszuschalen, wenn das sie umgebende Erdreich elastisch ist, d, h. dem
Drucke ausweicht, und sie ist bei trockenem Erdreich vor Einbringai d«
Betons anzunässen, auch müssen etwa vorhandene Schalungen aus Holz oda
Steinverkleidungen mit M'asser benetzt werden.
Zu Gründungen ist Beton vorzüglich geeignet, weil er alle Vertiefungta«
der Baugrube ausfüllt und alle Erhöhungen derselben umschliesst, so d^ss
ein tieferes Ausheben der Fundamentgräben überflüssig ist. Bei wenig nacb*
giebigem i^pressbarem) Baugrund vermag eine 1 m hohe Betonschicht einen
Druck von 4—bJ^g für das Quadratcentimeter mit Sicherheit an -n,
bei nachgiebigem Baugrund dagegen nur etwa 25^^ für das (^>i li-
meter. Bei geringer Belastung genügt schon eine Schicht von oü — Mm,
für gewöhnbche Wohnhäuser oft eine solche von 75 — 100 cm Höhe, Es lÄ
gut, das Betonfundament möglichst breit anzulegen, und nothwendig, d€9
verlegten Beton anzunassen.
Wände kann man aus künstlichen Steinen, die aus Betonmasse in Fonn-
kästen erzeugt, festgestampft und zweckmässig nach ihrer Erhärtung wieder-
holt mit verdünntem Wasserglas bestrichen werden, in der Weise herstellen,
dass man diese Steine in richtigem Verbände aufeinandersetzt und ihre Eugcw
mit Cementmörtel dichtet. Eür hohle Mauern empfiehlt sich die Verwendung
der von J, J. Lish erfimdenen Z-förmigen Betonsteine» welche in Figur 411*
im Grundriss dargestellt sind. (Siehe »Building news«, Bd, XXXVll, S.41L)
W^eit häufiger jedoch wendet man Betongussmauer werk an, Eiae
weniger gleichmassige, minder feste Masse erh^ilt man, ivenn man flüssigen
Cementmörtel lagenweise in die Formkästen schüttelt und in jede I^age Stein-
brocken (Schotter, Schlacken u. s. w.) eindrückt. Ist auf diese \Veisc ein«
etwa 60 cm hohe Schicht aus mehreren Mörtcllagen und Steinpackungen er-
reicht, so w^ird die Masse durch leichtes Rammen gedichtet. Die Anwendung
bieses Verfahrens empfiehlt sich nur, wenn möglichst schnell und billig gt*
daut werden soll
Besser ist es jedoch, die Wand aus vorher fei nmasse
herzus teilen. Dies geschieht meistens in folgender \\t, . Lw i m Em*
femungen von etwa luö m 3 — im hohe* am besten eiserne Stitndcr, g&iam
senkrecht und in zwei Reihen in einem der Mauerdickc cntsj " * -co Al^
Stande auf und verbindet dieselben mit durchlochtcn Fb- n tifiil
ßoUen (oder mit durch Röhren gesteckten Boken) und versteili äic i^othidtcrt*
Erstes Capitel. Die Mörtel.
falls mit Streben und Querriegeln, An diesen Leitsiändem befestigt raan in
leicht lösbarer Weise am besten ebenfalls eiserne (aus 2 mm starkem Blech
I bestehende; Formtafeln von 45^ — 65 cm Hohe und schüttet zwischen dieselben
den Beton in nur 10 — *6Q cm hohen Lagen ein, so dass dieselben gut ge-
Mampft werden können.
I Bei der Herstellung von Wänden aus Betonguss hat man ein starkes
Stampfen zu vermeiden, weil dasselbe starke Erschütterungen erzeugt, durch
welche die unteren, bereits abgebundenen Betonschichten in ihrer weiteren
Erhärtung leicht gestört werden können, namentlich, wenn geringe Schichten-
hohen gewählt wurden- Das Schütten und Stampfen des Betons ist mögUchst
[lunterbrochen auszuführen, damit sich die einzelnen Schichten gut mit ein-
ader verbinden. Ist eine Unterbrechung unvermeidbar, so muss die ältere
chichlenstrecke, wenn sie durch erneutes Stampfen nicht wieder elastisch
irird, mit eisernen Rechen oder Drahtbesen aufgekratzt und von allen
ackeren Theilen sorgfältig gesäubert werden; hierdurch erfolgt eine Ver-
mehrung der Adhäsionsflächen.
Em p fehle ns wer th ist es, auf die aufgekratzte und gereinigte Betondecke
vor dem Aufbringen der neuen Betonschicht eine dünne Lage Ceinentmörtel
aufzutragen.
Sobald der Raum zwischen den Formtafeln ganz mit Beton ausgefüllt
st, w^erdcn die Tafeln von den Leitständem abgelöst, gehoben und von
«feuern befestigt, ^vorauf die Schüttung der neuen Betonlage erfolgt. Dies
Mederholt sich so oft, bis die ganze Stockwerkshöhe erreicht ist. Dann
irerden die Leitständer höher gerückt
Zur Baustelle wird der Beton in grossen Eimern oder tragbaren Kästen
gebracht. Um eine möglichst glatte Wandfläche zu erhalten, werden die
Form tafeln auch wohl innen glasirt.
Für die am Gebäude vorkommenden Ecken verwendet man meistens
besondere Winkelplatten, für Maueröffnungen entweder eigene, demnächst
k'ieder zu entfernende und mit den Formtafeln verbundene Brettformen oder
Jmfassungen aus Backsteinen oder Betonquadem, für Schornsteine heraus-
tichbare Blechcy linder, die entweder aus zwei keilförmigen Stücken bestehen
^der gespalten sind und dann durch Bewegung eines Doppelhebels verengert
irerden, worauf man sie lei<ht aus der Betonmasse herausziehen kann. Zur
[Jefestigung der Thür- und l'cnsterfutter werden in die Betonmasse, und zwar
^jdm Schütten derselben, Holzdübel eingesetzt, für die Balkenköpfe, in der
Betonmasse Löcher und fiir weit ausladende Gesimse, welche mit Backsteinen
^orgemauert wer<len müssen, Nuthen durch Einlegen von später wieder zu
bicsciligenden Holzstücken ausgespart. Mitunter versieht man die Betonguss-
vandc noch mit einem 1 0 — 15 mm dicken Cementputz (aus 1 Theil Cement»
l^ — 2 Theilen Sand\ nachdem man sie zuvor gereinigt und aufgerauht hat;
iuTch einen solchen Putz wird die W.isserdichtigkcit der Wand erhöht. Auch
[Sctonwände mit Quader- oder Backsteinverblendung kommen zur Ausführung ;
ierbei mauert man zuerst die Verblcndimgen auf mid füllt dann ihren
Ewischenraura mit Beton masse aus»
Verwendet m.in xtatt der eisernen Ständer und Farmtafeln solche aus HoU»
kann man diej^elben meistens nur einmal mit Vortheil benutzen^ weil sich
lic Hölzer durch Aufnahme von Wasser au» der Betonmasse leicht wcxCjäv,
146
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
jedenfalls besitzen hölzerne Foraigerüste eine geringere Widerstandsfähigkeit
und bedürfen vieler Ausbesserungen.
Wohnhäuser aus Beton sind namentlich in der Umgegend von Berlin,
in Salzburg und Reichenhall, auch in Württemberg (aus Leube's Roman-
cement), in England u. s. w. hergestellt worden. In England besitzen die
Betonhäuser bis zu fünf Geschossen; ihre Aussenmauem sind unten vielfach
nur etwa 54 cm dick und ihre Stärke nimmt nach oben auf 39 und 27 cm
ab. Als Vorzüge der Betonhäuser werden von den Erbauern angeführt:
schnelle Ausführung, Schutz gegen Schlagregen und Feuchtigkeit bei dickeren
Aussenwänden, Feuerbeständigkeit nach vollständiger Erhärtung, grosse Dauer-
haftigkeit bei Verwendung von gutem Cement, sehr geringe Unterhaltungs-
kosten, Schutz gegen Ungeziefer, schnelle Bewohnbarkeit wegen des raschen
Austrocknens der Betonmasse u. s. w. Als Nachtheile dürften gelten: Feuchtig-
keit und Kälte bei zu dünnen Aussenwänden und Verwendung von zu porösem
Beton, geringe Haltbarkeit in Ländern mit sehr heissem und sehr trockenem
Klima (weil Beton Feuchtigkeit zu seinem sicheren Bestände braucht), Noth-
wendigkeit einfacher Grundrissformen (weil sonst die Herstellung zu umständ-
lich und kostspielig wird), schwere Ausführbarkeit späterer Veränderungen
(wegen der ungemein harten und festen Betonmasse), unschönes Aussehen
u. s. w.
Wird zur Betonbereitung ein nicht zu fetter Mörtel verwendet, so
werden die Häuser nicht leicht feucht.
Noch erwähnt mag werden, dass die Porosität des normalen Betons
(nach Lang) 197o beträgt.
(Näheres über die Ausführung von Betonhäusem findet man im »Hand-
buch der Architektur«, III. Theil, 2. Bd., Heft 1, S. 128—145.)
Beton-Estriche werden am zweckmässigsten wie solche aus Cement-
mörtel hergestellt, d. h. man bildet den Belag nicht aus einer einzigen zu-
sammenhängenden Masse, sondern aus 2 — 4 m^ grossen Stücken, die man
durch elastische Stoffe (Theerpappe, Weichholzstäbchen u. s. w.) von einander
trennt, damit sie vor Sprüngen bei Ausdehnungen in der Wärme oder
Erstes Capitcl, Die Mörtel.
t*r
jVitterungseinfItisse z\i schützen, belegt man sie oft noch mit Dcichpapi)e
"oder einem anderen, zur Dacheindeckung geeigneten Baustoff.
ErNVähnenswerlh ist die Bimssand -Beton decke von Karl Luttgen
Aachen, welche auf einer einfachen Js'latten Einschalung aus einer Mischung
ron 1 Theil Cement. 1 Theil Sand und 5 Theilen Bimssand bei geringeren
Spannweiten und aus einer solchen von 1 ' ^ Theilen Cement, 1 '/^ Theilen
and und 3 Theilen Bimssand bei Spannweiten von 2 m und darüber zwischen
"-Trägem herge^itellt werden. Diese Betonmasse enthäU zur Erhöhung der
rntgfähigkeit und Steifigkeit Ehilagen von verzinkten und durchlochten
•lacheisen« welche gewöhnlich 1 mm dick und bÖ mm hoch sind, in Abständen
ron 2(>0 fftm cylindrische Durchlr>chungen von 20 mm Durchmesser besitzen
lind in zwei Lagen übereinander, in einem Abstände von 300 — 5ÖU mm,
kenkrecht stehend und sich unter 90'* kreuzend angeordnet sind; die untere
age steht nonnal und die obere lauft parallel zu den ^-Trägern. Eine
Solche Decke wiegt bei 15 cm Stärke 140 ^^-^ und bei 22 cm Stärke 200 X;^
für das Quadratmeter,
Bei Betonbauten unter Wasser ist die Masse in einer so hohen
rhicht in die Baugrube einzubringen, dass ihr Gewicht dem auf ihre Sohle
irirkcnden Wasserdruck (von unten) gleichkommt. Franzi us halt eine Stärke
iron */^ — */jj der Druckhöhe je nach der Dichtigkeit des Baugrundes fiir aus-
pichend, während Andere eine Stärke von 0'G3 bei Verwendung von Back-
bteinschotter und von 0'50 bei Verwendung von Bruchsteinschotter oder eine
ettere Mörtehnischung für nothw endig erachten.
Während des Schlittens und auch noch 24 Stunden laug nachher soll
nan die Baugrube möglichst trocken halten, um den Beton leicht einbringen
ad feststampfen zu können. Durch das Feststampfen wird eine grössere
Meichmässigkeitp Dichtigkeit und Festigkeit des Betons erreicht, auch eine
billigere Herstellung des Fundamentes erzielt, weil man einen magereren
^eton verwenden kann. Durch einen Zusatz von hydraulischem Kalk zur
etonmischung lässt sich die W*ässerdirhtigkeit erhöhen.
Das aus der Sohle der Baugrube emporsteigende V\'asser ist durch
rainröhren u, s, w. abzuleiten oder auszupumpen; seitlich hervordringende
Quellen müssen durch wasserdichte Leinwand oder mittelst schnell bindenden
;^ement verstopft oder durch aufgesetzte Rohren mit freiem Auslauf entfernt
werden.
Es empfiehlt sich» schnell bindenden Cement und eine Mischung aus
i*/j Theilen Cement, 2^j^ Theilen Sand und 4 Theilen Schotter oder, wenn
äer Beton eine besonders grosse Festigkeit besitzen soll, aus 1 Theil Cement,
Theilen Sand und 2 Theilen Schotter zu verwenden und die erste, etwa
10 rm hoch anzulegende Schicht aus einer noch fetteren Xfasse zu bilden.
>cr Schotter soll aus mÖgUchst gleich grossen und gleich schweren Stein-
btückcn bestehen » weil sich schwerere Steine beim Kiiischtittcn der Betonmasse
leicht ausscheiden und die unterste Lage einnehmen. Innerhalb der Baugrube
itirfen Strom- und Wirbel Wirkungen nicht eintreten; in fliessendem Wasser
cann man nicht betoniren.
Um den Beton gegen Ausspülungen (Entmischungen) in fliessendem
und vor dem Stosse schwimmender Körper zu schützen, hat man die
1 1 L' mit zum mindesten bis zur Höhe des Niedrigwasserstandes reichenden
»pund- oder Bohlwänden oder Fangedämmen zu umschUeasen. In England
in*
Zweiter Thcil. Die VcTbinduttgi*toffe.
hat man zur Verhütung von Auswaschungen beim NassbetoniTen den ziemlidi
trocken angemachten Beton in Kästen geschüttet, fest gestampft und erst versoikt.
nachdem er während einer Zeit von 2 — 5 Stunden erhärtet war (sogenannter
plastischer BetonV Statt durch Spundwände und Fangedanime ist auch
die Baugrube mehrfach durch Segeltuch, welches mit einer .Mischung au»
10 Gewichlstheilen Theer und 1 Gewichtstheü Terpentin wasserdicht gemadit
war» umschlossen worden, endlich hat man frischen und fetter angcmachlcn
Beton in Säcke von 14—30 m'^ Inhalt geschüttet oder mit Segelluch um-
hüillt (sogenannter Sackbeton) und mit diesen Umhüllungen unter Wasicr
versenkt. Letzteres Verfahren wurde besonders bei Ausbesserungen alter Beton-
schüttungen mit Vortheil angewendet.
In den meisten Fällen jedoch wird der Beton mittelst höliemer oder
eiserner Kästen, Körbe, Säcke u. dergh in möglichst grossen Portionen versenkt
und es werden diese Gefässe erst dicht über der zu betonirenden Stelle entleert.
Zum Einbringen kleinerer Massen benutzt man Kästen von etwa 4<> / Inhalt, die
an Stangen herabgelassen werden; mit ihnen können 8 Arbeiter täglich 12—13«^
Betonfundament herstellen. Bei Betonirungsarbeiten in Kiel benutzte man Senk*
kästen von je U'75 w* Inhalt, mit denen pro Stück etwa II m^ Beton unter Wasser
gebracht wurden; bei den Hafenbauten in Dublin und zu Wick wurden Kastea
von 4 m^ Inhalt verwendet. Mit einem Sack (aus starker^ getheertcr Leinwand)
von 150 / Inhalt lassen sich etwa 1 4 w^ Beton tägUch versenken. Man benutzt
auch Blechkübel von je Vj — 1 ^'^ Inhalt, ferner Röhren mit trichterförmigen
Ansätzen, sodann hohe Trichter aus Hok oder Eisen, die den Vorzug haben,
den Beton gegen Auswaschungen z\x schützen, jedoch den Nachthcil emer
weniger dichten Ablagerung des Betons als z. B. bei Kastenschüttung besitzai,
um diesen Uebelstand zu beseitigen, hat man am unteren Ende der l'richlei
ein paar Walzen zum Glätten und Verdichten der Betonoberfläche augebradlL
Die Versenkung des Betons erfolgt in einzelnen Lagen von nicht weniger
als 60 cm Dicke; hierbei ist zu beachten, dass schnell erhärtender Beton in
stärkeren Lagen als langsam erhärtender verlegt werden kann. Vor dem Em»
bringen einer neuen Lage muss der entstandene Belonschlamm durch Sack-
bagger beseitigt werden. Beim CementmÖrtelbeton bildet sich mehr Schlaam
als wie beim Trassmortelbeton. Liegt auf der Sohle der Baugrube eine hötot
Schlammschicht, welche sich nur unter Aufwendung grosser Kosten beseitigeo
lässt, so empfiehlt sich die Anwendung einer SteinschÜttung und dartibei' d^
Aufbau der Mauer mittelst Betonblöcken.
Beton erhärtet unter Wasser viel langsamer als an der Luft; besonder
verzögert sich die Erhärtung, wenn die Temperatur des Wassers ri«^
niedrige i,st,
Betonbauten, welche beständig der Einwirkung von Seewasser ausgcsci;-
sind, werden aus einer Mischung von 1 llieil Cement, 2 Theileu Sand und 3 Thcilcw
Kies oder Schotter hergestellt und durch starkes Stampfen möglichst gut gedichtet.
Bei Hilfenbauten (Molen« Wellenbrechern u, s* w*) benutzt man gern schwere
Betonblöcke von mindestens 2 w* Inhalt (bis 100 w' und sogar darüber),
dieselben müssen vollständig frei von Rissen sein, damit nicht das Meerwasscr
in das Iimere der Betonmas&e eindringen kann, und wenlen xur Erhöhung
ihrer Wasserdichtigkeit an ihren Aussenflächen au» einer fetterer»
hergestellt als in ihrem Kern. Der Bau mittelst Blöcken hat vor v
pis^bau den Vorzug, dass er überall ausfuhrbar uod die Bauzeit diie kurvcrr
ErsUis Cftpittl. D!c Mörtel
1^
st und dass die Betonmasse eine grössere Dichtigkeit und Festigkeit besitzt,
^en den Nachtheil grösserer Kostspieligkeit wegen der theurcn Maschinen
Apparate (z. B. Krahne, Tauchergeräthschaften u. s. w.), die zu seiner
lerstellung benutzt werden müssen. Das Versetzen der Blöcke hat mit der-
rtig construirten Hebezangen oder VV^ölfen zu geschehen, dass durch sie die
äetonmasse nicht zu stark auf Scherfestigkeit beansprucht wird.
Vorzüglich geeignet ist der Beton auch zur Herstellung wasser-
dichter Keller; hierbei hat man für einen möglichst guten und dichten
Anschluss des Beton fussbodens an die Um fassungs wände und etwaiger Pfeiler-
fundamente zu sorgen, der viele Schwierigkeiten bereitet, wenn das Gebäude
auf einem nachgiebigen Baugrund errichtet ist. Auch wasserdichte Unterlagen
für Estriche, Plattenbeläge, Stein-, Asphalt- und Holzpflasterungen u. s, w.
werden aus Beton gefertigt, ferner Röhren und Strassen canäle u. s. w. Die
Betonröhren werden in derselben Weise wie die Cementröhren hergestellt;
sie erhalten zur Erhöhung der \\ idcrstandsfähigkeit gegen nicht zu vermeidende
^F^r Schütterungen bei wenig tiefer Lage unter der Erdoberfläche eine Mindest-
k'andstärke von 5 cm und werden aus einer Mischung von 1 Theil Portland-,
Roman- oder Schlackencement, 2 Theilen Sand und 3 — 4 Theilen Kies von
^ — ^3 cm Komgrösse bereitet. Die Canäle stellt man am besten aus einer
inzigen, zusammenhängenden Masse mittelst verschiebbarer Formen her, doch
Verden dieselben auch vielfach aus einzelnen Stücken eirunden oder kreis-
ingförmigen Querschnittes gebildet, welche man in einander schiebt und mit
Cementmörtel verfugt.
§ 236, Feuerfester Mörtel.
i[ Für Feuerungsanlagen (Schmelzöfen, Brennöfen, Backöfen, Küchenherde,
Btubenöfen, Kesselcinmauerungen u. s. w.) können Kalk- und Cementmörtel
nicht verwendet werden, weil sie nicht feuerbeständig sind, auch Gypsmörtel
eignet sich für diesen Zweck nicht, dagegt^n ist Lehmmörtel für gewisse
Feuerungsanlagen (z. B, Schornsteine, Herde, Stubenöfen, Brandmauern) recht
brauchbar. Weit besser, freilich auch weit theuerer, sind die sogenannten
feuerfesten Cemente, bei denen man natürliche und künsUiche
unterscheidet
Zu den natürlichen feuerfesten Cementen oder Mörteln
jjehoren :
1. Der Klebesand oder Schmierthon, ein Quarzsand mit grösseren
Hder geringeren Beimengungen von stark bindendem Thon, welcher eine
plötzliche Erhitzung vertragen kann, ohne abzuspringen oder rissig xu
ferden. Zu diesem feuerfesten Thon gehören z. B. die hessischen Thone
|roro Mönchsberg, von Grossalmerode u* s. w*
2. Der Ganist er, ein thonhaltiges, kieseliges, graues oder graubraunes,
ach rölhlich gefärbtes natürliches Gestein, das bei Sheffield und Dowlais
England vorkommt und nach Baker aus 94*4% Kieselsäure, 4 21%
rhoncrde, 0"70^/o Eisenoxyd (und O'öO^o Glühverlust) besteht. Um die
Sehmierfähigkeit dieses pulverisirten und mit Wasser zu einem Mörtel an*
ierühttcn Gesteins zu erhöhen, empfiehlt es sich — namentlich bei Benutzung
Bcs Dowlais-Ganisters — etwas feuerfesten Thon (bis 8%) dem Brei
bin?.u/.u«ctzen.
150
Zweiter Theil. Die Verbind ungsstoffe.
3. Der Kratercement vom Herchenberge bei Brohl am Rhein,
ein (vermuthlich durch das Feuer eines Vulkanes) gebrannter sandhaltiger
Thon, welcher nach C.Bischof aus 86*35% Kieselsäure, 6*03 ^o Thonerde,
0'68% Eisenoxyd, 2*38 7o Wasser und 4*57 7o ^icht bestimmbaren Stoffen
besteht.
Zu den künstlichen feuerfesten Cementen rechnet man:
1. Den Chamottemörtel aus einem Gemenge von trockenem, pulveri-
sirtem thonerdereichem Thon oder aus gebranntem gemahlenem Kaolin oder
aus zerstossenen Chamottestein-Bruchstücken oder Porzellankapseln und Binde-
thon mit Wasser. Dieser Mörtel bindet nicht ab ; es besitzt deshalb' das mit
ihm aufgeführte Mauerwerk keine grosse Festigkeit und muss daher mit
möglichst engen Fugen hergestellt werden.
Viel verwendet wird der feuerfeste Mörtel von Kayser in Darmstadt,
welcher aus 30-57o Thonerde, 62* 1% Kieselsäure, 0*07 7o Magnesia, 0*45%
Kalk, 1*61% Eisenoxyd und 1*10^/q Kali zusammengesetzt ist.
2. Den Kaolincement von Haupt & Lange in Brieg. Derselbe
besteht aus scharf (bei Weissgluth) gebranntem schlesischen Schieferthon und
Kaolin, besitzt einen Thonerdegehalt von 43 — 48% und wird mit Wasser
zu einem dünnen Teige angemacht und sorgfältig gemischt.
3. Den Phönix-Chamottecement der Fliesenfabrik zu Eisenberg
in der Rheinpfalz, welcher einen reinen Thonmörtel darstellt.
4. Den Lürmann'schen Mörtel, der aus einem Gemenge von Kalk,
Dolomit, Cement, Hochofenschlacke, Glas u. s. w. besteht, dem Sand, Thon
und Chamotte hinzugesetzt wird. Dieser Mörtel schmilzt schon bei massiger
Erhitzung, ist demnach nicht feuerfest und nur zu Feuerungsanlagen verwendbar,
in denen nur eine geringe Hitze erzeugt wird.
5. Den künstlichen Ganister aus einem Gemenge von zerstossenem
Sandstein oder Quarz und wenig feuerfestem Thon.
6. Das plastische Dynaskry stall, ein feuerfester Kitt aus 87%
Kieselsäure, mehr als 7% eisenhaltiger Thonerde und 1% Kalk. Es stellt
ein schwach gelblichgraues, schweres Pulver dar, das — mit Wasser ange-
Zweites
Ider Stemöl mid enthält *;7— 887^ Kohlenstoff. 7— 107^ Wasserstoff und
— 23*^,0 Sauerstoff. Es wird angenommen, dass Asphalt durch Oxydation
aus Erdöl entstanden sei, und dass letzteres, aus dem — nebenbei bemerkt —
durch Destillation das Petroleum gewonnen wird, sich durch Zersetzung und
Umw^andlung organischer Stoffe gebildet habe. Asphalt kommt in der Natur
nur sehr selten als ein reines bituminöses Harz vor und ist meistens mit
I Sand, Kalk, Thon, Mergel u. s, w. verunreinigt; er bildet mit diesen Stoffen
^■pin Gestein. Er wird meistens aus dem Asphaltsteiu, einem reinen, kalkigen,
^^nit Asphalt gleichmässig imprägnirten Gestein, oder aus einem mit Asphalt
mm Zusammenbacken gebrachten feinen Kalksand durch Auskochen
mit Wasser oder Ausschmelzen gew^onncn. Unter Bitumen versteht man
insbesondere den in äusserst feiner Vertheilung in Schichtgesteinen oder
im Sand vorkommenden, aus dem Stein oder Sand ausgezogenen Asphalt
(Bergtheer, Erdharat), Wird diese Masse durch Ausschmelzen oder mittelst
hwefelkohlenstoff u. s. w. gereinigt oder auch mit geeigneten Stoffen yer-
*t, ^o erhält man den Goudron (Aspalttheer), zu dessen Bereitung
an vorzugsweise gereinigten Trinidad- Asphalt mit Zusatz von dickflüssigen
ücksländen der Pctr oleum raffinerie oder von dmmflüssigerem dunklem
araffmol l)enutzt.
Guter tioudron ist anthracitartig schwarzglänzend, erstarrt bei 10*' (\y wird
üssig bei 40—50", verliert bei einer Temperatur von weniger als 230'^ nur
ie leichteren Kohlenwasserstoffe, ohne sich weiter zu verändern, und ver-
mpft erst bei einer Temperatur von mehr als 250* C
Vorkommen: Asphalt wird hauptsächlich in Kalk- und Sandstein-
birgen verschiedener Formation (namenthch der Zechstein- und Triasforraation)
auf KUiften und Gängen oder lagerartig» auch auf Erzlagerstätten gefunden.
Als bedeutendere Fundorte sind anzuführen in Deutschland: Limmer bei
Hannover (Asphaltslein mit einem Bituraengehalt von 14*307oI ^^ reinem Zu-
stande braunschwarz, fest und etwas elastisch), Vorwohle in Braunschweig
f^tein mit 8 57ö J^i^^^^^^'f^^'^^^^lOf H^'^rg im Harz (auf Nestern von Spat-
n ), L o bsann im Elsass i Stein aus 88 7o eisenhaltigem, kohlensaurem Kalk
und 12^;(^ schwarzem und sehr wenig elastischem Bitumen) — in O est er reich-
Unga/n : bei Spalato auf der Insel Brazza (brauner, ziemUch poröser Asphalt-
»tcin mit wenig glänzendem Bruch), Seefeld in Tirol, in Galizien und im
Banat — in Italien: bei Ragusa auf Sicilicn (Stein aus 91 '0870 kohlen-
saurem Kalk und 8'927ti Bitumen), in der Provinz Casc^rta (Campanien) in
der Nahe von Neapel (Rocca-Secca-Asplialt), Ceprano bei Rom — - in der
Schweiz: im V^al de Travers im Canion Neufchütel (Asphaltstein aus
etwa 8U7o kohlensaurem Kalk und etwa 117ö Bitumen) — in Frankreich:
bei Scyssel im Departement de TAin (Stein aus 91'857q kohlensaurem
Kalk und 8'I57ü hartem, glänzend schwarzem, etwas elastischem Bitumen).
Bastcnaes im Departement des Landes (Kalksand mit ö^l^7o Bitumen),
in der Auvergnc u, s, w. — in Schweden: bei Danneraora ^ in
Russland: bei Baku am Kaspischcn Meer und im Kaukasus — in
Spanien und Portugal — in Amerika: in Mexico und Peru — auf
tlen Inseln Cuba, Barbadoes, Trinidad u, s. w. Auf letzterer befindet sich
ein Pechsee (Pitrh-lakc) von etwa 800 m Länge, 2(X> m Breite und unerforschter
Tiefe, defisen ganze glatte Oberfläche aus eisenhaltigem mid mit 32 — 367o
Asphalt imprägnirtem Sand besteht. Endlich i*t noch das asphaltreiche to dt e
159
cweiter Tlieil. Die VcrB
Meer io Kleinasien zu nennen, von welchem der Asphalt den Namen
Jüdenpech erhalten hat
Eigenschaften, Der Asphalt hat eine dunkelbraune bis pechschwarze
Farbe, fühlt sich milde an, besitzt Fettglanz und riecht schwach biluminöi.
Er besitzt einen muscheligen Bruch, die Härte =^ 2 und das specifischc
Gewicht = 1'07 — 1*16. Asphalt bildet bei gewöhnHcher Temperatur (his
etwa 20** C) eine anscheinend feste, spröde, undurchsichtige Masse, wini
bei einer Temperatur von 20 — ^40" s^he, fadenziehend und etwas plastisch,
schmilzt bei etwa 100** C. und entzündet sich leicht. Er verbrennt mit
leuchtender, stark russender Flamme und verflüchtigt sich bei einer Temperatur
von mehr als 130^. Asphalt liefert bei trockener Destillation ein brenzliches
Oel, das als Heilmittel gegen Lungenschwindsucht und als Schutzniitlel ^egcn
Kesselstein Verblendung gefunden hat, ferner unverbrennliche Gase und Kohle.
Er löst sich in Erdöl, Petroleum, Benzin un<j in fetten ätherischen Oclcn
ganz oder nahezu vollständig auf und hinterlässt, wenn in Alkohol gelost,
einen schwarzen Rückstand (Asphalt in), welcher wieder in Erd- mid
Terpentinöl lösbar ist. Durch Schwefel- und Salzsäure wird Asphalt zersetst
und durch Actzkali oder Aetznatron zum grossen Theil mit schwarzer Farbe
aufgelöst; mit Aetzkalk geht er eine Verbindung ein. Asphalt ist ziemlich
elastisch und leitet die VVärme schlecht; er ist lichtempfindlich, da er, dctn
Lichte längere Zeit ausgesetzt, die Eigenschaft verliert, sich in ätherischen
Oelen aufzulösen. Er gehört zu den zähflüssigen Körpern und tritt in der
Natur bald fest, bald flüssig auf; im letzteren Zustande kann er mit gewöhn-
lichem Theer leicht verwechselt werden.
Wird bituminöser Kalkstein erhitzt, so wird das Bitumen flüssig und die
Cohäsjon des Steines aufgehoben; der Kalkstein zerfällt in einzelne, nur durch
das Bitumen zusammengehaltene, feinkörnige Theilchen, die sich nach ihrer
Abkühlung und wenn sie einem starken Drucke ausgesetzt werden, wieder zu
dem gleichen Gestein von derselben Consistenz und Härte vereinigen. Auf
dieser Eigenschaft des Asphaltsteines beniht seine Verwendung zu Strassen»
bauten (Stampfasphalt). Setzt man dem erhitzten Asphaltstein etwas Bitimicn
hinzu, so erhält man einen dickflüssigen Teig, der nach dem Abkühlen hart
wird. Diese Masse kann mit Sand oder Kies vermischt werden und dient
in dieser Zusammensetzung ebenfalls zu Strassenbauten (Gussasphalt).
Verwendung. Asphalt wird in der Technik in der mannigfachsten
Weise benutzt Die Hauptverwendungsarten für den natürlichen Asphalt
sind folgende:
L Zu Fahrstrassen. Man stellt die Asphaltstrassen entweder aus
Stampfasphalt oder aus Gussasphalt her.
a) Stampfasphalt (Asphalte comprimt*). Hierzu ist der Limmer-
asphalt, weil er zu fett und zu weich ist, und auch der Vorwohler Asphalt
nicht geeignet, dagegen wird der Asphalt aus demVal deTravcrs und aus
Seyssel zu Stampfasphahstrassen mit Vortheil verwendet, Künstlicher
Asphalt aus einer Mischung von möglichst reinem Kalkstein und r
Bitumen wurde hierzu versuchsweise benutzt, hat sich jedoch
sonderlich bewährt
Der natürliche bituminöse Kalkstein (Rohas|>haU) wird in SdileM*1«r-
milhlen pulverisirt, gesiebt und dann in eisernen Trommeln, die
geschlossenem Feuer gedreht werden, auf der Baustelle möglichst schticü lus
Zweites Capitel. Asphalt ntid Ksttt.
im
\n{ etwa 130^ C erhitzt. Diese warme Masse schüttet man auf die Strasseti-
[interlage etwa 8 ^m hoch auf- Die Unterlage, welche möglichst eben und
mit dem nothwendigen Seitengefälle (Wölbung) herzustellen ist, fertigt man
^Kius Cementbeton (vielfach im Mischungsverhältniss von 1 Raumtheil Cement
^■ind 7 — 8 Theilen Grubenkies) in einer Stärke von 10 — 20 cm. Bevor das
^Hibitzte Asphaltpulver aufgebracht wird, muss diese Betonuntcrlage vollständig
^^H^etrocknet sein. Das Asphaltpulver wird nach dem Abebnen durch Hand-
rammen oder Walzen, die zur Verhütung eines Anbackens der Asphaltmasse
Jurch ein angehängtes Kohlenbecken erwärmt werden, und mit erhitztem
5tampfeisen bis auf etwa 5 cm Höhe sorgfältig comprimirt. Dann wird die
Strassen Oberfläche mit erhitzten Glätteisen gebügelt, damit sie durch Schmelzen
3es Bitumens der obersten Asphaltschicht wasserdicht werde. Um eine
möglichst glatte Strassendecke zu erhalten, wird die Fahrbahn oft nochmals
ibgewalzt oder mit ganz dünnem Cem entschlamm überzogen und kann dann
tiach erfolgter Abkühlung sofort dem Verkehre übergeben werden. Durch
Jas Stampfen und Walzen werden die unteren TheÜe der Asphaltdecke nur
gedichtet oder höchstens zum Zusanmien backen gebracht und sind deswegen
jegen aufsteigende Feuchtigkeit nicht geschützt. Aus diesem Grunde ist die
s'asserdichte Unterlage unbedingt erforderlich. Diese Unterlage soll möglichst
bben sein, damit die Asphaltdecke in gleichmässiger Stärke aufgetragen werden
kann* Bei nicht gleichmässigem Rammen und W^alzen entstehen in der Fahrbahn
Senkungen, bei nicht trockener Betonuntcrlage Hebungen, bei Verwendung
iron nicht reinem Asphalt (irübchen und Rinnen.
^) Gussasphalt (Asphalte CO ul<5). Man benutzt hierzu den sogenannten
Lsphallmastix. Zu dessen Bereitung wird gut getrockneter natürlicher
^sphaltstcin bis zu etwa 3 m^ Komgrösse in Mühlen u. s. w. zerkleinert und
nit soviel reinem Bitumen oderGoudron bei einer Temperatur von 175—230"^ C.
geschmolzen, dass der Mastix 15—25% Bitumen enthält (Limmermastix
etwa 24**/(j, Vorwohlemastix 23**/o, I.obsannmastix 24^ — 25^0 » ^'^^ ^^ Travers-
Mastix nur 11 — 12% Bitumen). Zuerst wird das Bitumen bei nur massigem
Teuer (bis 1H()^ C) geschmolzen, dann setzt man dieser Masse portions*
reise so viel Asphaltpulvcr unter tüchtigem Umrühren hinzu, dass die ganze
lasse davon durchdrungen wird. Sobald dies geschehen, vnrd das Feuer
rerstärkt und die Mischung etwa 2 Stunden lang weiter gekocht, um alles
i^asscr aus ihr zu entfernen. Dies ist nöthig, um ein Zerbröckein des Mastix
P>ei Frostwetter zu verhüten. Diese durch das Schmelzen auch von den
leichten Kohlenwasserstoffen befreite Masse wird mit grossen Handkellen
ixis dem Kessel in eiserne, oben und unten offene, auf einer Sand- oder
Isphaltsteinpulverschicht stehende schmiedeeiserne Formen gegossen, deren
inenwände mit dünnem Thonbrei oder mit in Wasser aufgelöster Kreide
bestrichen und mit trockenem Asphaltpulver bestreut werden; auch der
Joden, auf dem sie stehen, wird mit Sand, Thon oder Asphaltpulver bedeckt
)iese Formen haben in den einzelnen Fabriken eine verschiedene Gestalt
|nd liefern Blöcke von 25—30 ^g Gewicht.
Um nun Gussasphalt zu gewinnen, wird dieser Mastix mit einem
Zusatz von 3 — ö^i, CJoudron bei einer Temperatur von 150—170** C.
^^ hcn und dem Gemenge höchstens 50% feiner, reiner, lehm* und
r Kies von etwa 4—tj mm Komgrösse oder gewaschener, thun-
liehet licharfkantiger Sand von etwa Erbsengrösse hinzugesetzt. Diese Zii%il\3Äi
t.H
Zweiter
de Vcrbindangsfioff"
sind erwärmt in den Kessd zu bringen, damit die Temperatur m der ge-
schmoUenen Masse nicht wesentlich vermindert wird, sowie allniülig in
kleinen Mengen und untei' beständigem Umrühren und Durcharbeiten des
Masse, damit dieselbe möglichst gleichmässig wird und weder einen klebrigen»
noch einen trocknen Brei bildet. Diese Masse wdrd mit eisenien Kellen auf
die auch hier anzuordnende Belonunterlage gegossen, möglichiit schnell mil
einem hölzernen Spachtel ausgebreitet und eingeebnet, dann mit femcnt Saud
^1 mm Korn) bestreut und dieser möglichst glcichmässig in die ol^rste
Asphaltschicht ehigerieben» so dass die letztere vollständig mit Sand gesdtQgt
ist. Der hohe Sand-, beziehungsweise Kieszusatz zur geschraolxenen As|ihalt-
masse soll das Weichwerden derselben vermindern ; w-ird jedoch zu viel Sand
oder Kies beigemengt^ so leidet darunter sow ohl die Elasticität als auch die
Cohäsion der As[>haUdecke. Durch einen Zusatz von dickflüssigen Harzolcti
kann das Schmelzen befördert werden. Häufig stellt man die Gusn:!-^^^^ '<
Strasse aus zwei Lagen von etwa 5 und 2 — 3 cm Stärke her.
Als Goudron benutzt man meistens den aus Trinidad-Asphalt, bc^^sct-
Asphalt und aus Asphalt von der Auvergne u. s. w. gewonnenen, als Asph^t*
mastix den aus Limmer, welcher zweckmässig mit dem Vorw^ohler vermischt
wird, sowie den aus Seyssel, aus dem Val de Tra%^ers u. s, w.
Vorzüge und Nachtheile der Asphaltbahnen. Vor den Stein-
ptlasterungen und Chaussirungen haben die Asphaltstrasscn den Vorzu;: ^
sie weder Staub noch Schlamm erzeugen, dass sie leicht (durch cit
Abspülen mit Leitungswasser) gereinigt werden können, dass sie viel Uauti-
hafter, sowie leichter und billiger auszubessern sind, dass sie das Getöse de^
Strassenverkehres ganz ausserordentlich vermindern, die Leichtigkeit der
Fortbewegung erhöhen und somit Pferde und Fuhrwerke schonen. Sic haben
den Nachtheil grösserer Glätte und können daher auf Strassen mit einer
grösseren Steigung als etwa 1:60 nicht angew^cndet werden. Sie emj-v^' '
sich für sehr verkehrsreiche oder vornehme Strassen it\ grösseren ^l
2, Zum Ab flecken von Bürgersteigen, Thoreinfahrten, Hat-
flächen, Bahnsteigen, Terrassen und Flattformcn, Malztenncn,
Stallfussböden \L s, \v.
Auf den geebneten und festgestampften Boden wird entweder eine
Ziegelrollschicht in CementmÖrtel und mit Cementüberzug aufgebraclu,
oder eine doppelte Ziegel nachschiebt in gleicher Weise oder eine t>— V '
(auch höhere) Cementbetonschicht (aus 1 IheilCemenl und öTheilcn »
Kies oder grbbem Sand, auch aus 1 Theil Cement, SH'heilen Sand und 3 1
Steinschlag aus hartgebrannten, kleingeschlagenen Ziegelsteinen oder Bruchst *
mit einem, aus reinem oder nur schwach mit feinem Sande vermengten Cement
bestehenden, dünnen Ueberzuge oder ein Rauhpflaster mit Cementver "^^
der Fugen, Letzleres empfiehlt sich namentlich für Stallfussböden, um dit
fest und gegen den Urin der Thiere undurchdringbar zu machen. Auf Uici^c
Unterlage kommt entweder ein 3 — 5 €m hoher Siampfasphaltbelag, der
auf 1*5 — 3 <-w Starke zusammengepresst wird» oder eui GussasphaUbclag
in zwei Lagen von je 13 — Ib mm Stärke oder *^in A:^l>ll.ilt1ll.Ittrnllr]alI
aus Stampfasphalt und ohne jedes Bindemittek
Bei Stallfussböden begnügt man sich oft imt cmcni i:cwf»iH
Pllaster, das festgestampft und mit As]>halt übergössen wird. Das Vej:
der Fugen eines Pflasters aus Granit oder Hob u, s, w. mit geschmolzciicai
2 weites Capitel. Asplialt nad Kitte,
Isphalaiiasdx wird in neuerer Zeit viel bei städtischem Strassen ausgeführt
id kann nur empfohlen werden, (Vcrgl auch »Asphaltlcitt« weiter unten.)
Die Asphalt platten haben sich recht gut bewährt; sie werden für
pusswege in einer Stärke von 3 cptf für Thore in fahrten und Strassenüber-
iingc in einer Starke von 4'5 — 5 cm verwendet und unmitielbiir auf die Unter-
^e gelegt. Man stellt sie aus rohem, pulverisirtem Asphaltstein her, indem
denselben in rotirendeu, über geschlossenem Feuer angebrachten,
semen Trommeln bis t\x einem gewissen Grade erhitzt, die weiche Masse
Formen gicsst und mittelst hydraulischer Pressen sehr stark presst- Meistens
irerden die Platten 25 rm hing und ebenso breit, glatt oder geriffelt hergestellt.
ie sind sorgfältig in Mürtel einzubetten.
Auch aus entsprechend üusammengesetÄtem Gussasphalt werden
platten von 15 — 45 mm Stärke fabricirt und für Fusswege, Hofe, Lager-
nd Kellerräume, Ställe und Scheunen an Stelle des Gussasphaltes v^erwendet
für ganz leichten Verkehr genügt es, den tragfähigen Boden mit etwas
(Idrtel abzuebnen, für schwereren Verkehr ist als Unterlage eine etwa ^ cm
arke Kalk- oder Ccmentbetonschicht zu wählen. Die Platten werden in
eissem Wasser (oder an der Sonne) etwas erwämit, damit sie sich an ilie
Unterlage gut anschmiegen, und ilire 1 engen) Fugen mit einem Kitt aus in
litumen geschmolzenem Mastix ausgefüllt* —
Bei der Verlegung der Gussasphaltdecke soll man der Fugenbildungen
regen eiserne Lineale nicht benutzen. Lasst sich die Vollendung der Arbeit in
finem Tage nicht erreichen, so hat man bei Fortsetzung der Arbeit die
ganten der Asphaltdecke durch Bedecken mit heisscn Maslixst reifen anzu-
tärmen, damit zwischen der alten und der neuen Asphaltmasse eine gute V^er-
piiidung erzielt wird. Bei Maueranschlüssen ist zur Verhütung des seitlichen
Eindringens von Nässe eine 1 — 2 cm hohe Wasserkante herzustellen, und bei
Fhürschwellen, unter denen sich das Wasser leicht fortziehen und in dem
lebenraum verbreiten kann, zur Abdeckung eine Zinkblechtafel zu benutzen,
Se zw*ischen die beiden Asphaltdecken hineinreicht,
4, Zur Herstellung von Estrichen auf Holzfussböden und
[ber Balkenlagen,
Auf die ausgestakte und aufgefüllte Balkenlage wird ein starker Blind-
aden aufgelegt und mit einer Lage Dachpappe überdeckt, darüber wird
jine Sand' oder Lehmschicht etwa ^ cm hoch und auf dieser der Asphaltguss
zwei Lngen von je 10 — 15 mm Stärke ausgebreitet. Oder: man füllt die
jusgestakte Balkenlage mit festgestampftem Lehm aus, pflastert die Fussbotlen-
liehe mit einer einfachen oder doppelten, in verlängertem Cementraortel zu
erlegenden Ziegelflachschicht oder mit 2'5 — i cm starken Stein- oder Thon-
licscn ab und stellt auf dieser Unterlage den Asphaltbelag aus zwei Lagen
»ussasphalt von zusammen 2 — '^ cm Stärke her. Sind Holzfussböden gegen
lufsteigende Grundfeuchtigkeit zu schützen, so werden die Dielen an
pr Unterseite an den beiden langen Kanten mit schrägen Ausfalzungen
trÄchen und in geschmolzenem Asphalt verlegt. \Fig. 417.) Als Unterlage
Bent aui zweckmässigstcn eine Cemenibetonschicht. Der in die schwalbcn-
chwanzfürmigen Nuthen eindringende Asphalt ersetzt zugleich die Lagerhölzer.
ö. Zur Abdeckung von Gewölben aller Art.
Die Gewölbe erhalten einen Mortelubcrzug und über demselben eine
-25 mm starke Asphaltgussdecke. Die letztere wird noch mit einer Lehm-
156
Zweiter Theü. Die Verbiiidiing»töÄfe.
oder Thonschicht überdeckt, wenn die Gewölbe mit Erde öberschüttct
werden sollen oder wenn sie sich (wie bei Tunnelgewölben) unter Erd- oder
Steinmassen befinden.
6. Zu Isolirungen von Mauern u. s, w, gegen aufsteigende
oder seitlich eindringende Feuchtigkeit.
Ist aufsteigende Grundfeuchtigkeit in Kellern zu befürchten, so wird
zunächst die humushaltige Erde sorgfältig beseitigt und durch trockenen,
reinen Sand oder Kies oder durch eine Lehm- oder Thonschicht crsettt,
über dieser Unterlage ein Belag von Steinplatten oder Ziegelsteinen oder
eine 6 — ^15 an starke Cementbetonschicht hergestellt und darüber ein
Asphaltguss gebreitet» welcher thunlichst mit den, in den Mauern beündlichcn,
wagrechten oder lothrechteti, ebenfalls aus Asphaltguss (häufig im Mischungs-
verhältniss von 5 Gewich tstheilen Asphaltmastix, l'/j— 1 Theil GoudrOD uod
2 Theilen Sand) in einer Stärke von 1 — 2 cm hergestellten IsoUrschichlwi
verbunden wird. (Fig, 418/) Oft wird der Asphalt-Pls trieb zum Sc hu tw? gegen
Beschädigungen noch mit einem Fus&boden (dem sogenannten Arbeitsboden'f
überdeckt. — Zum Schutze gegen seitlich eindringende Nässe wird eine
1—2 cm starke Gussasphaltsrhicht auf die sorgfältig (künstlich mit Coaks-
körben u, s. w.) getrocknete Mauer, deren Anstrich und Putz zu bcseitigiefi
und deren Fugen auszukratzen sind, warm aufgebracht oder es wird oar
Isolirmauer aus in geschmolzenem Asphaltmastix zu verlegenden Ziegelsteinen
(meistens Y^ Stein stark) in geringer Entfernung vor die Aussenmatier ?e^tJl
und der Zwischenraum mit geschmolzenem Asphaltmastix ausgcf. <?r
eine Verkleidung aus hartgebrannten und mit flüssigem Asphalt m -ti
Ziegelsteinen aufgeführt und aussen mit einem Asphaltüberzuge versehen u. s. i*
(Vergl. auch: gewalzter Asphalt und AsphaMlzplatten).
7. Zu Wasser- und luftdichten Wänden, Sohlen und Decken
für Reservoire, Behälter für saure und ätzende FlüssigkeitCDt
Silos, Tunnels u. s. w.*)
Auf den festgestampften und geebneten Boden wird eine Schicht mit
in geschmokenem Asphalt eingetauchten, vorher erwärmten und abgebürstetö»
Ziegelsteinen in Asphaltmörtel aufgebracht; in gleicher Weise werden dfe
Seitenwände aufgeführt und in etwa l cm Entfeniung mit Ziegeln, die gÄBi
in Asphalt verlegt und zweckmässig mit der Ausscnmauer verbunden werden^
hintermauert. Nachdem diese Wände vollständig getrocknet sind, giesst man
ihren Zwischenraum mit geschmolzenem Asphaltmastix aus, dann bringt mao
auf die Ziegelflachschicht eine etwa 3 cm hohe Cementbetonschicht auf»
welche mit einem Cementputz abgeglichen wird, und überzieht dieselbe nach
gehöriger Austrocknung, sowie die Innenfläche der Hintermaucrung, mit Guss»
asphalt. Diese Construcdon empfiehlt sich nicht nur für Wasserleitungi^
Reservoire, sondern auch für Behälter, welche saure oder ätzende
Flüssigkeiten aufnehmen sollen.
Bei unterirdischen Silos (Getreidespeichern) mauert man die Funda*
mente in Kalkmörtel bis Sohlen hohe, bringt auf die festgestampfte Sohle
eine etwa 10 cm hohe Cementbetonschiclu, überzieht dieselbe nebst den
Fundamenten mit Gussasphalt, führt über dieser Schicht die Seitenwände
auf, setzt vor dieselben in geringem Abstände 1 Stein starke, in Asphall-
•) SieKe: Mothfs, »lUustr. BBii1«xikoo«, Bd. I, 1881, S, 167 u* 168.
Zweites Capitel Aspbalt und Kitte.
m
mörtel aufkufübrende Wände, giesst den Zwischenraum mit geschmolzenem
Asphaltraastix aus, der zweckmässig mit einem Spatel fest eingedrückt wird,
Iund überzieht die inneren Wände mit einer Asphaltgussschicht, Dieser
Behälter wird mit einem in Asphaltmörtel auszuführenden Gewölbe über-
peckt und auf dasselbe eine etwa 12 mm starke Asphaltschicht aufgebracht,
nie 8—10 fnt hoch mit Erde überschüttet wird, E>ie in dem Gewölbe her-
zustellende Einsteigeöffnung verschliesst man am besten mit einem einzigen,
$xi der Innenfläche asphaltirten Stein.
Bei Tunnelbauten werden die Steine ebenfalls in Asphaltmastix verlegt
und CS erhält der Gewölberücken einen Asphaltüberzug,
8. Zum Imprägniren poröser Steine, um dieselben wasserundurch-
^lässig und dauerhafter zu machen, auch zur Herstellung von Form-
^Kt einen Tür kalte und feuchte Mauern, indem man (nach dem Vorschlage
^^es Grafen Dundonald) Asphalt mit bituminösem Kalk vermischt und in
Formen giesst.
9. Zur Bereitung von Beton, indem man den auf 180 — 21J0** C.
erhitzten Asphaltmastix mit 50 — -60% (seines Gewichtes) grobkörnigem Kies
»der kleingeschlagenen Bruchsteinen (Kieselsteinen) vermengt und das Ganze
[iter beständigem und kräftigem Umnihren noch einige Zeit kocht. Diese
lischung liefert nach dem Erstarren eine elastische Masse, welche sich
namentlich zu FuncUmenten für Maschinen und Dampfhämmer eignet, weil
de ohne Schaden Erschütterungen ausgesetzt werden kann und gleichzeitig
ien Schall schlecht leitet Auch gewöhnliches Mauerwerk in Asphalt-
lörtel kann für diese Zwecke empfohlen werden.
Die Druckfestigkeit von Beton aus 55 Theilcn Seyssel- Mastix und
kb Theilen Kies (bei 230** C zusammengeschmolzene wurde zu 281 ig und
jron Beton aus 55 Theilen Seyssel*Mastix und 40 Theilen Rhone-Kieselschlag
ei 250" C, zusammengeschmolzen) zu 332 ^ für das Quadratcentimeter (im
Mittel) festgestellt.
10. Zu Dacheindeckungen-
Auf die mit Steinkohientheer oder Carbolineum zur Verhütung des
iTerfens bei Temperaturanderungen impragnirten Schalbretter wird eine dünne
ilkmörteb oder Lehmschicht aufgebracht und dieselbe mit Packleinwand
Iberzogen. Letztere erhält eine in mehreren Lagen aufzubringende und mit
Sand nach VoUenduug jeder Lage zu bestreuende Asphaltdecke von etwa
15^20 mm Dicke. Mit besonderer Sorgfalt sind die Anschlüsse an die
Jmfassungs wände, Schornsteine, Dachlucken, Rinnen u. s. w. mit Zinkblechen
irorzunehmen. Diese Bleche werden zwischen zwei Lagen der aus etwa
Theilen Asphaltmastix, 10 Theilen Goudron und lehmfreiem Sand her-
|eslellten Decke eingeschoben. Derartig construirte Dächer erhalten, weil
lieh die Asphaltdecke in der Kälte zusammenzieht, nach kurzer Zeil Risse
id Sprünge, auch lost sich die Decke leicht vom Mauerwerk ab, an das
[ie dicht anschliessen soll Endlich ist bei nicht genügender Lüftung des
>achbodens ein schnelles Stocken der hölzernen Constructionstheile zu be-
rchtcn, Atis diesen Gründen werden Asphaltdächer in neuerer Zeit nur
Boch sehr selten hergestellt,
Zum Eindecken von Dächern, Abdecken von Terrassen,
Üeidcn von Wänden, Unterlegen von Fussböden u. s. w, benutzt
auch dtlaue Asphaliplatien, welche durch Auswalzen gewonnen werde«.
158
Zweiter Tbcil. Die VcrHuduuEsslülT,
\ind fladurch eine grössere Dichtigkeit, Festigkeit titul Haltbarkeit erhalten
Diese Tafeln sind billiger wie z. B. Zink^ auch weniger reparnt -t;
sie bilden eine feuersichere Decke, weil sie nicht verbrennen, > nui
schmelzen, sind schlechte Wärnieleiter, habetj ein geringes KigeTigcwicht unil
widerstehen gut den Eimvirkungcn der Luft und Feuchtigkeit. (Siehe GiM-
getreu, a. a. O, Bd. II, S. 40S),
IL Zur Herstellung von Dachpappe und AsphaltfiUpLitieü.
Ueber die Asphalt-Dachpappe (Steinpappe") ist im § 2G1* Aus-
fühilicheres mitgetheilt, worauf hier verwiesea sein mag.
Asphalt filzplatten stellen eine, mit einer Mischung von Asphalt innl
Steinkohlenthccr inipragnirte, zusammengepresste Watte von 5 — 10 mm
Dicke dar, die aus den Abfällen der Flachsspinnereien, aus Heede und Weif,
hergestellt wird. Man verwendet diese Platten meistens nur bei PappdächffU
zur LTriterfütterung der Pappe in Kehlen und Rinnen, sowie zu Ausb ^n,
ferner wegen ihrer Steifigkeit zu provisorischen Eindeckungcn ;r
auf Sparren oder Latten und zu Isolirungen an Stelle des Gi s.
Für Dacheindeckungen u. s. w. besitzen die mit Asphalt u;. in
kohlentheer getränkten Platten den LTebelstand, dass die Watte leicht verwest,
wenn der Theerüberzug nicht rechtzeitig erneuert wird. Dann wird näniUdi
die Masse porös, so dass Luft und Nässe in sie leicht eindringen könneo.
Der SauerstofT der Luft zersetzt aber die festen Harzbestandtheile des SteiH'
kohlentheers und verwandelt sie in solche, die im Wasser Idsbch siisd
In Folge dessen bläht sich die Masse auf, verfault und wird unbrauchbar. Man
sollte deshalb Asphaltfilzplatten nur zu Isolirungen verwenden.
Die Asphaltfilzplatten von Büsscher und Hoffmann in Neustadt-
Eberswalde bei Berlin kummen in Rollen von 3 — 4 m Langte und OHl «
Breite in den Handel und bestehen aus Asphaltschichten mit einer zühett, lang-
faserigen Einlage; sie besitzen eine gewisse Biegsamkeit und Dehnb n»
destens 10 %), so dass sie den Bewegungen imMauenvcrkc Folge leist- n.
Man verlegt sie so, dass sich ihre Ränder 5 — 8 cm breit überdecken, imd
verklebt ihre Fugen mit geschmolzenem Asphalt, oder man überdeckt ihre
Stösse mit schmalen Streifen aus Asphaltfilzstoff und dichtet die Fugen mit
heissem Goudron (Steinkohlentheer ist nicht so empfehlenswerth), ßenutit
man die Asphalttilzplatten zu Isolirungen im Mauerwerk, so ist eine Dichtnn?
ihrer Fugen nicht nöthig, weil dieselbe schon durch die Last der '
in vollkommen ausreichender Weise erfolgt. Vor dem Gussasphah Vit
Asphaltfilzplatten den Vortheil, dass sie nicht an den Steinen haften tind bei
Bewegungen des Mauerwerkes nicht zerreissen, dass sie bei jeder Wittenics
angewendet werden können und keine Störungen der Maurerarbeiten bei Her-
stellung der Isolirschicht verursachen, weil sie nicht wie der »"
die vollständige Vollendung einer Mauergleiche gebunden sind
buch der Architekturs IIL Th., Bd. if, S. 417 u. 42il)
Werden die Asphalrfilzplatten zum Bekleiden von Wunden bcnut...,
ist ihr oberer Rand umzubiegen, 3—4 cm breit in eine Mauerfuge emm-
legen und mit Cement einzukitten.
12. Zur Herstellung wasserdichter Röhren für Gas- ao4
Wasserleitungen^ für saure und ätzende Flussifjkeitcn u. s. w.
Endloses Hanfpapier von 2 — Ü^j^ m Breite wird durch gcschraobcivtti
Asphalt hindurchgezogen, darauf auf diier sich drehenden W^ake voo d«r
rireftes Capitet. Asphnit und Kitte.
Dicke des inneren RöhreTitlurchmessers aufgerollt und mittelst einer Prcss-
walze zusammengedrückt. Ihre innere Fläche wird gewöhnlich mit einem
wusscrdichlen Firniss, ihre äussere mit einem mit Kves vermischten Asphalt-
lack überzogen» Solche Röhren bcsit7:en eine sehr dichte und gleichmassige
Wandung und eine ziemlich ^osse Widerstandsfähigkeit; ihre Elasticität ist
eine genügende, um bei Bodensenkungen untl starken Erschütterungen einen
Bruch nicht befurchten zu müssen. T>a sie einen schlechten Wärmeleiter
bilden, so können die in ihnen fortgeleiteten Flüssigkeiten nicht gefrieren,
aber anch nicht zu warm werden, was beides namenth'ch bei Wasserleitungen
gefordert werden muss. Wegen ihrer schlechten J.eitungsfähigkeit der Elek-
tricitat eignen sie sich au(*h zu Umhüllungen von unterirdischen Telegraphen-
leilungen, wo Guttapercha nicht verwendet werden kann, (Siehe ^ Bayerisches
Industrie- und Gewerbeblatt^^, 1872, S. 149.)
klo. Zum Anstrich auf Eisen.
Lösungen von Asphalt in Terpentinöl, Benzin, Theeröl, Petroleum u. s. w.
rden unter dem Namen Asphaltlack oder Eisenlack zum Ueberziehen
n eisenien Gegenstanden aller Art, um dieselben gegen Rost zu schützen,
mit Vortheil benutzt, weil sie den Einwirkungen der Luft, der Säuren und
^AJkaben kräftig widerstehen, zum Theil auch (wie z. B. der aus syrischem
^■sphah hergestellte Lack) in Alkohol unlöslich sind, so dass diese Sorten
^^ich zum Lack Iren der Innenflächen eiserner Spiritusbehälter verwendet
werden können. (Vergl. auch 15.) Derartige Lacke haben den Nachtheil,
W^^ der Kälte spröde zu werden und dann leicht alisuspringen ; auch leiden
^Bie leicht Schaden durch die mechanischen Einwirkungen der bewegten, mit
Staubtheilchen geschwängerten Luft, des Schlagregens, Hagels und Schnees,
mdcm Theilchen des dünnen Ueberzuges durch sie abgelöst werden. Verfälschter
Eificnlack enthält anstatt des natürlichen Asphalts künstlichen, aus St einko bleut heer-
und Pctroleumrückständen bereiteten, und besitzt einen geringeren Werth»
Gnsscisernc Röhren erhalten einen festen, dichten und gegen Rost
i: schützenden Ueberzug dadurch, dass man sie erwärmt in erhitzten
Igen Asphaltmastix eintaucht; schmiedeeiserne Röhren bettet man
Kim Schutze gegen Rost vollständig in Asphalt ein. (VergL auch den Schluss
es § 252, Theeranstrich auf EJsen.)
14* Zu Malereien und Anstrichen auf Wänden, Steinen und
rypsarbeiten.
Wenn man Asphalt mit Alkohol behandelt und dann in Oel auflöst,
erhalt man eine braune Lasurfarbe von schönem, lebhaftem Farbenton
isph alt braun), die in der Malerei vielfach benutzt wird. Mothes (a. a. Ü.,
168) iheilt zur Bereitung dieser Farbe folgendes Recept mit: 60 Theile
ackharx werden in 15 Theilen Terpentin geschmolzen, dann werden der
lischung 90 Theile Asphalt, hierauf 240 Theile fast siedendem Leinöl und
fidUch 30 Theile Wachs hinzugesetzt; hierauf giesst man die Masse auf
nen Stein und reibt sie mit dem Läufer. Diese Farbe trocknet binnen
Stunden. Zum Anstrich auf feuchten oder saljjeterhaltigen Wänden,
deinen und Gypsarbeiten benutzt man (nach derselben Quelle) mit Oel
sta.m[iften Asphalt, welcher mit kochendem, fettem Oel und Leinöl getränkt,
^nn mit dem vierten Theile mit Leinöl geriebenen Bleiweisses und endlich
it einem Zchniheil^lberglätte und ebenso viel Mennige vermischt und so
Imitittssig geoff/jg^fT^^&ss er sich mit dem Pinsel gut streichen lä^iA.,
160
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
15. Zur Bereitung von Kitten und Firnissen,
Zum Verkitten von Fugen und Rissen im Holz verwendet man
mit Vortheil folgende Mischungen: 3 Theile Asphalt und I Theil Mineral-
theerkali — oder: 6—8 Theile Asphalt und 100 Theile pulverisirten Kalk
stein oder Kreide.
Zu Firnissen benutzt man ein Gemenge von 1kg Asphalt, 7« — ^'U^S
Terpentin und Ye ^^ Leinölfimiss mit oder ohne Colophonium und ver-
wendet dasselbe zu schwarzen Lackirungen, als Aetzgrund und Deckgrund
in der Kupferstecherei, zu Anstrichen auf Holz zum Schutze gegen die
Witterungseinflüsse, zu Anstrichen auf Wänden, welche dem Schlagregen aus-
gesetzt sind, zum Dichten der Innenwände von Wasserbehältern, zum Schutze
eiserner (Schornstein-) Röhren (über Dach) u. s. w.
16. Zu dünnen Anstrichen von Mauerwerk, Stein, Holz, Eisen
u. s. w.
Die Herstellung einer sicher haftenden, bequem mit Mauerputz zu
überziehenden Asphaltisolirung gegen Feuchtigkeit und Temperatureinwir-
kungen von vornherein oder die nachträgliche vollständige Trockenlegung
feuchter Mauern, die Herstellung wasserdichter Ueberzüge von Bassins aus
Mauerwerk, von Behältern aller Art (aus Holz, Eisen u. s. w.), die Anwendung
von Mastix als Mörtel anstatt Cement und Kalk zur Herstellung von un-
durchlässigem Mauerwerk, wie auch für Stein- und Plattenpflasterung, soll
durch Haarmann's Patent (D. R. P. Nr. 63437), das in der Anwendung
einer Bitumenlösung in rasch verdunstenden Lösungsmitteln (Schwefelkohlen-
stoff, Benzin, Terpentin u. s. w.) besteht, sicher erreicht werden. Da der
Schwefelkohlenstoff den Arbeitern sehr lästig und Benzin sehr feuergefahr-
lich ist, so dürfte der Terpentin als Lösungsmittel vorzuziehen sein, obwohl
er weniger energisch löst und langsam verflüchtigt.
17. Zur Macadamisirung auf Strassen und Brücken.
Auf die geebnete und festgestampfte Strassenunterbettung wird eine
Steinschüttung gebracht, nach dem gewünschten Querprofil eingeebnet und
festgewalzt und mit einer etwa 2 cm hohen, aus 40 Theilen geschmolzenem
Asphaltmastix urul ('><> Iheilcn grobkörni^rem KJcs oder haselnussgri^s
In neuerer Zeit fertigt man auch Kegelbahnen aus Asphalt und
benutzt den Stanipfasphalt als elastische, stoss- und schalldämpfende
Zwischenschicht bei Fundlrungen schwerer Dampfhämmer, sehn ellkuf ender
grosser Maschinen u. s. w,
I Künstlicher Asphalt.
■ Eine Mischung von Steinkohlentheer (auch H0I2- und Braunkohlentheer),
scharfem^ getrocknetem Sand oder Kies, gemahlener Kreide oder fein pulverisirtem
Kalkstein, zuweilen auch mit Zusätzen von Eisenoxyd, kieselsaurem und
schwefelsaurem Kali, natürlichem Asphalt u. s, w, kommt unter der Bezeichnung
^ künstlicher Asphalt* in den Handel und dient als Ersatzmittel für den
itür liehen Asphalt. Der Steinkohlentheer wird nach dem Abdestüliren von
tin, Anilin, Naphtalin u. s. w. bis zu einer zähen, pechähnlichen Masse
ngcdampft, die et\\*a 70"^ der benutzten Theermenge beträgt Als gute
Üschungen werden die folgenden empfohlen: 15 Theile Bitumen, 35 Theile
Steinkohlentheer, 130 Theile Kalkstcinpulver, 160 Theile feiner Sand
iRecept von M, A, Gobin in Lyon); — erhitzter Steinkohlen- oder Holz*
beer, feingemahlener gebrannter Kalk (in verschiedenem Mischungsverhältniss),
azu 5% Eisenoxyd, kieselsaures Kali und schwefelsaures Kali; — zur Be-
titung von gefälschtem Asphaltmastix und-Goudron: geringe Menge
5n Steinkohlen- oder Braunkohlentheer oder von dickflüssigen Destillationsrück-
aden von der Schieferöl-, Paraffin- oder Petroleumdestillation mit echtem
rrinidad-Asphalt zusammengeschmolzen; — zur Bereitung von gefälschtem
lUssasphalt! geringe Mengen Petroleumtheer mit gereinigtem Trinidad-
phält zusammengeschmolzen und dieser Mischung 80% reiner Sand bei-
ciengt (amerikanisches Verfahren).
Künstlichen Asphalt bereitet man neuerdings auch aus einer Mischung
)n Steinkohlentheer, Schwefel, Chlorkalk und granulirter Hochofenschlacke,
Se man unter starkem Druck in Formen zu Platten zusammenpresst. Diese
lasse soll eine grössere Widerstandsfähigkeit als natürlicher Asphalt besitzen»
Zur Prüfung auf Verfälschungen des natürhchen Asphalts haben
►urand-Claye*) und Hauenschild**) verschiedene Verfahren empfohlen,
ic in Folgendem kurz beschrieben werden sollen.
Der Rückstand einer abfiltrirten und dem Verdunsten ausgesetzten
altlösung in Schwefelkohlenstoff wird vorsichtig so lange erhitzt, bis er
Hch dem Abkühlen brüchig wie Pech geworden ist. Von dieser Masse wird
ra '/,^j g in ein Glasrohr gethan und mit 5 an^ englischer Schwefel-
jlure übergössen. Das verschlossene Glasrohr lässt man darauf etwa einen Tag
•ruhig stehen und behandelt dann seinen Inhalt nach und nach mit 10 cm^
er, das man mittelst eines Hebers in et^^a 15 Minuten unter Umrühren
i^ufügt, wobei man das Glasrohr in einem kalten Wasserbade belässt,
it sich die Mischung vollständig abgekühlt, so wird sie in eine Flasche
Itrirt und noch mit 100 rm^ Wasser verdünnt Die auf diese Weise erhaltene
lüssigkcit ist bei unverfälschtem Bitumen farblos oder nur schwach gelblich,
PI Verfälschungen durch Steinkohlentheer jedoch tiefbraun bis undurch-
cbtig schwarz gefärbt
♦) Siebe »Anmiles des ponts et chftu«i6ea», 1879,
88.— 18«! . lU S. 112.
♦♦) Siebe •HAadbucli der ArcUitcklur«. 18%, Th. T,
1, *i, 278 tt. 279.
162
Zweiter Theil* Die Vcrbindungsitoffc.
Ein anderes, ebenfalls von Durand-Claye angewendetes Vcr
besteht darin, dass man 1 g Asphalt in 5 ^ rectificirtem Benzin auf lütt '
dann 5 — 6 Tropfen von dieser Lösung in ein Glasrohr fihnrt, mit 5^ Bcmiß
verdünnt, hierauf 5 g Alkohol (von 88^ Gay-Lussac) hinstufügt, das Glasrohr
tüchtig schütteh und dann die Mischung sich in demselben absetxen la$st
Sie scheidet sich hierbei in zwei Schichten, in eine obere, stark gefärbte, und
in eine untere, alkoholhaltige^ die nur dann gelb bis dunkelorange gelarbt
erscheint, wenn das Bitumen mit kunstlichen Bestandtheilen vermischt war
Hauenschild benutzt statt des Benzins Alkohol, weil er gefunden hat,
>dass die Beschaffenheit des Benzins leicht eine scharfe Trennung betda
Schichten verwische und damit das Ergebniss beeinflusse«. Er erhitzt ein etwi
1 g schweres Stück Asphalt bis auf etwa SOO** C, kühlt die Masse hieraiif ab,
zerkleinert sie und behandelt sie dann in einem Reagenzglase mit etwa 5ai*
Alkohol (von nicht unter 80^ Gay-Lussac). Es entsteht alsdann schon bei einem
Gehalt von 27ü Braunkohlen- oder Steinkohlenpech eine deudich gelbr
Färbung, die bei grosserem Pechgehalt an Intensität zunimmt und eodlidi
ins Dunkelweingelbe übergeht; gleichzeitig bildet sich eine Fluorescoa,
welche bei schwachem Pechgehalt grün bis blau, bei stärkerem gröitgefii
erscheint.
Verwendung des künstlichen Asphalts. Als Ersatzmittel fiir natür-
lichen Asphalt benutzt man den künstlichen zu Estrichen, wasserdichten
Ueberzügen, Isolirungen, Strassenbauten (Trottoirbelegen, Pechmacadan,
siehe 16) u. s. w,, jedoch meistens mit einem sehr geringen Erfolge. Fcntcf
bereitet man aus ihm Kitte, sodann Lacke und Firnisse (siehe § 266ji
auch Briquetts oder Kohlenziegel (aus möglichst viel Kohlenklein oder
Grus und Sägespänen nebst geschmolzenem künstlichem Asphalt und Pressen
dieser Mischung mittelst Stempel- oder Walzenpressen in entsprechend gc*
staltete Formen), — u. s, w. Vergl. auch § 252: die Theere,
Der Asphaltkitt wird in neuerer Zeit zum Dichten von Rohrleitungen,
zum Ausfugen von Trottoir- und Strassenpflasterungen, auch von Strasseih
Canalmauem u. s. w. viel benutzt, so dass es angezeigt erscheint, über sda«
Eigenschaften und Verwendungen an dieser Stelle das Nothwendigste lni^
zutheilen. Hervorzuheben ist die leichte Schmelzbarkeit des A ' ' ' u^s,
welche es ermöglicht, die mit ihm (und einem Theerstrick) ^ m
Steinzeugröhren ohne Beschädigung der Muffen auseinander zu nehtncu,
indem nur ein Strohfeuer angemacht zu werden braucht, um den Kitt «uro
Ausfliessen zu bringen. Femer ist bemerk enswerth die grosse Widerstaodj-
fähigkeit des Asphaltkittes gegen Säuren und Laugen, so da ^■"
Kitt einen vorzüglichen Dichtungsstoff für solche Rohrleitungen (Canali
röhren, Abortröhren, Röhren aus chemischen P;iljnken u, s. w.) darÄtcllt^
in denen säurehaltige Flüssigkeiten abgeführt werden müssen. Die OicKtif-
keit der mit Asphaltkitt verbundenen Rohrenden oder ausgelugten OumK
mauern u* s, w. ist eine sehr grosse, weil der Kitt im geschm'^l^t^t"*«
Zustande sehr dünnflüssig ist und demgemäss selbst die kleinsten Holi
der Fugen gut auszufüllen vermag. Der Asphaltkitt bleibt nach seiner ErU^uuni.
bis zu einem gewissen Grade elastisch und gicbt dem Druck nach, w^
seine Verwendbarkeit steigert.
Fugt man die zu Trottoirbelügen, Höfen, Fabrik fuÄ.sböden xl derfl
verlegten gebrannten Thonplattefi oder Klinker, «owie die Pfiasterstdtie wA
Zweites Cnpitet. Äspliatt und Kitte.
163
Isphaltkitt aus, so kann sich in den Fugen weniger leicht Staub, Koth und
Nasser festsetzen» als wenn die Fugen nur mit Sand geschlossen werden.
Das Ausgiessen der Pflasterungsfugen mit Asphaltkitt ist besser als das V'er-
t legen der Piastersteine in Kalkmörtel, Cementmörtel oder auf Beton nebst
Ausfugen mit Cementmörtel, weil bei Verwendung von Asphaltkitt eine
elastischere Strasscnoberfläche und damit eine Verminderung des Fahrver-
kehrslärmes erreicht wird, weil sich femer die Schwierigkeiten bei vorzu-
nehmenden Ausbesserungen an den unter der Strassenoberfiäche liegenden
Gas- und Wasserleitungs-Rohrsträngen ermässigen und weil sich endlich
auch die Kosten der Fugen dichtung geringer stellen. — Näheres über den
fcftsphaltkitt findet man u. A. in der auch von uns benutzten Broschüre
^fer Theerproductenfabrik von Mattar und Gassmus in Biebrich am Rhein.
^B Künstlich kann auch S tarn pfasp hall bereitet werden. Nach dem
^verfahren des Prof.E. Dietrich wird reiner oder bituminöser Kalkstein pulverisirt
mit reinem, ebenfalls pulverisirtem Bitumen vermischt und das Gemenge in
rotirenden Trommeln erhit/.t. Oder es wird trockener, pulverisirter Kalk oder
^Asphaltstein unter Zusatz von Kalkmilch durch Erhitzen in eine dünnflüssige
^Hasse verwandelt, dieselbe bei einer Temperatur von etwa 50*^ C. mit ge*
^^chmolzenem und gereinigtem Bitumen vermischt, die heisse Masse dann in
Formen gegossen, getrocknet und in Mahlgängen pulverisirt. Dieses Pulver
rd wie der pulverisirte natürhche bituminöse Kalkstein zu Stampfasphalt-
rassen u. s. w. verwendet (Patentirtes Verfahren der > Deutschen Asphalt-
Icsellschaftc.) (Siehe > Handbuch der Arclütekturc, a. a. O., S. 277.)
Festigkeit des Asphalts, Zur Untersuchung der Festigkeit des
sphalts ist in England durch Rank ine ein Verfahren eingeführt worden,
elches darin besteht, dass man eine Eisenspitze in Gestalt eines vierseitigen
j^ramidenstumpfes mit einer Belastung von etwa 30 ^*g und bei einer
remperatur von 27** C, auf den Asphalt wirken lässt und den Eindruck
misst. Letzterer darf bei gutem Stampfasphalt nur etwa 8 mm^ bei gutem
»ussasphalt nur etwa 5 fnm Tiefe besitzen.
»In Bezug auf Druckfestigkeit ergab sich,« schreibt Hauenschild
a. O*, S. 278)i »dass künstlicher, d. h. aus Steinkohlen- oder Braim-
Dhlenpech mit Mineralstaub hergestellter Asphalt bei ziemlich rascher
itcigerung der Belastung ganz wie spröde Gesteine in parallele Stücke unter
Lrach zerplatzt, während bei der gleichen Temperatur und bei gleicher Art der
elastung natürlicher Asphalt (sowohl Stampf- als Gussasphalt) unter Aus-
luchen, Bersten und Spalten zerfiiesst, und zwar von einem um so niedri-
ren Funkte an, je besseren Ruf die betreffende Asphaltsorte geniesst —
^ie Zugfestigkeit Hess sich auf der Michael is'schen Zerre issungsvor-
chtung (siehe § 221) in den Ccmcnt* Achteck formen nur bei höchstens
1^ C. für natürhche Asphalle bestimmen, und zwar bei rasch steigender
:iiTig. Die Ergebnisse der Versuche sind in nachfolgender Tabelle zu-
ricneestetll. •
164
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
l. Stiimtifaitphalt, Vfi! dtf Travcrs, frisch , ,
£. Nantl£il*^^ Berliner StrauenaipliäiLt vap
d«T BcrUnpr SLäditMulnipectiriD, aJt . . ,
S. Berliner BUrcrrstpii^atpbaLt» Linimer , «
4. Ungarischer Natur-Gui9a£pha,lt, nunna.! .
fl. Derielb** stark nberhitxt , , ,
fl, D^Taelbt, di^^fifle'lclinn . + . . ..,..,
I. KUciidtUchtr As|>halt ati» Steinkolilenpc^cb,
sehr alter SuHbelag ,.....*...
Emdrias^u bei 80 */- BelAftune
und tlrter TemperAtur van
ft» C.
untn- Spalten xerfliets^nd
lirdckfslnd zi<^r0i eisend
hrüekelod terflic«*ei]d
TA%ch bentend
mich bentend
unter Krach brechend
6-1 «■
5^» ,
1-2 .
§ 238. Die Kitte.
Allgemeines. Die Kitte dienen zur Vereinigung zweier ähnlicher
oder von einander verschiedener Gegenstände zu einem festen Ganzen und
bilden eine flüssige oder teigartige Masse. Ein guter Kitt muss fest auf
den Kittflächen haften und darf mit der Zeit weder spröde noch rissig
werden, auch darf er nicht zu langsam erhärten. Als Regel ist festzuhalten,
dass der Kitt in möglichst dünnen Schichten aufzutragen ist, weil die Halt-
barkeit der Verbindung im Allgemeinen mit der Dicke der Kittfuge ab-
nimmt. Die Kittflächen sollen möglichst genau aufeinanderpassen, um thun-
liehst viele Berührungspunkte zu erhalten, und vor dem Kitten von Staub
u. s. w. gereinigt werden. Es empfiehlt sich, die zusammengekitteten Gegen-
stände so lange zusammengepresst oder mit Bindfaden fest umwickelt zu
lassen, bis der Kitt vollständig erhärtet ist.
Eintheilung. Man unterscheidet Leim-, Kalk-, Oel-, Harz-, Guttapercha-
^ipHill
S) 6 Gc\nchtstheUc Kölner Leim werden in klarem Wasser aufgeweicht
and nach Abguss des überstehenden Wassers zu einem Brei verrührt, dem
Gewichtsiheil von in Branntwein gerührter Hausenblase und siedendes
Wasser nach Bedarf, sowie etwas Leinölfimiss zugesetzt werden. Diese Masse
wird durchgeseiht; sie lässt sich auch in der Nässe verwenden,
c) 8 Ge wich tst heile Leim werden mit etwa 30 Thcileu Wasser zu einem
ken Leim gekocht, dann werden 4^/3 Fheile Leinölfimiss hinzugemischt
jind es wird diese Mischung unter kräftigem Umrühren gekocht; sie liefert
►inen wasserdichten Holzleim, Man träj^t sie heiss auf die erwärmten
itlflächen auf.
il) \ l in Wasser aufgeweichten Leims, 35 g Hausen blase, ^/, / vom
esten Essig, innig zusammengemischt. Diese Masse giebi einen stark
bindenden, hellbraunen, durchsichtigen Leim, der sich namentlich zu eingelegter
Ind foumierter Arbeit eignet,
2. Kitt zum Verstreichen der Fugen und Risse in Holzfuss-
löden u. s. w. a) 1 Gewichtstheil Leim wird in 14 Th eilen Wiisser gekocht,
1er halb erstarrten Masse eine Mischung von 1 Theil Sägespäne und 1 Theil
emahlener Kreide bis zu der erforderlichen Dickflüssigkeit hinzugefügt.
b) Leimwasser wird mit so viel (ryj>s vermischt» dass ein dicker Brei
nitsteht. Dieser Kitt ist sofort zu verwenden, weil er schnell erhärtet.
3. Pariser Kitt für Holzwaren: 1 Theil Gummi arabicum» 2 Theile
^'"asser und Stärkemehl
4. Gummikitt, a) 4 Theile Gummi arabicum und 16 Theile feinster,
ircisser, gebrannter Gyps. Man verwendet diesen Kitt für feinere Porzellan-
raren, doch vermag er nicht der Nässe zu widerstehen,
b) Dickflüssiges Gummiwasser mit Gyps und Terpentin in gleichen
Mieden giebt einen auch in der Feuchtigkeit haltbaren Porzellankitt.
5. Hausenblasenkitt, a) Hausenblasc, in Essigsäure gelost und im
Tasserbade bis zu einem dicken Brei eingekocht, liefert einen guten Glas-
iind Porzellankitt» der auch zum Einkitten von Gläsern in schmale Gold- und
>ilberränder mit Vorthed benutzt wird.
b) Hausenblase mit schwachem Branntwein zusa mm engekocht ; dieser Leim
st besser als gewöhnlicher Tischlerleim.
r) Hausenblase mit etwas Salpetersäure dient zum Zusammenkitten kleiner
M^tallblättchen.
6. Diamantkitt (für Glas auf Glas): 2 Theile Hausen blase in 16 Theilen
wässerigem Alkohol aufgelöst und diese heisse Flüssigkeit mit einer Lösung
ron 1 Theil Mastix in 16 Theilen Alkohol vermischt, in der man vorher
Einige Stückchen Ammoniak durch Reiben fein vertheilt hat. Dieser Kitt ist
verschlossenen Gefässen aufzubewahren und warm zu verwenden.
7. Chrom leim, ä) 100 Theile Leim lässt man 12 Stunden lang in
/asser aufquellen; dann schmilzt man den gequollenen Leim im Wasserbade
id setzt ihm 2% Glycerin und 2^0 rothes chrnmsaures Kali hinzu. Dieser
Litt dient zum Verbinden zerrissener Treibriemen.
b) Gelatine und doppeltkohlensaures KaU geben einen guten Glaskitt,
^er auch zum VVasserdichtmachen von Geweben aller An, von Pappe u. s. w*
Verwendung findet,
8. Stärkekitt (Kleister), a) 10 Gewichtstheile Stärkemehl (oder
liUlEemehlrcicher MeWarten), lOO Theifc Wasser, 1% Borax oder Alaon,
166
Zweiler Theil. Die Verbindungsstoffe.
Ein beliebtes Klebemittel für Papier und Pappe, namentlich für Tapeten.
Zu langes Kochen ist nicht gut. Ein Zusatz von Terpentin macht den Kleister
weniger spröde beim Einkochen und widerstandsfähiger gegen Nässe. Kleister
ohne Borax oder Alaun geht schon nach sechs Tagen in Fäulniss über,
während er sich mit diesen Zusätzen wochenlang hält.
b) 100 g Stärke mit Wasser zu einem Kleister gekocht, dann 100 g
in Wasser aufgequollenen Leim und 1 g Borax hinzugefUgt. Diese Masse
klebt wie bester Leim und bleibt wochenlang haltbar; man muss sie vor der
Verwendung erwärmen und umrühren.
IL Kalkkitte.
Die Kalkkitte bestehen hauptsächlich aus Kalk mit Zusätzen von Käse-
stoff, Eiweiss, Leim, auch Quarzsand, Ziegelmehl, gebrannter Magnesia u. s. w.
Sie eignen sich vorzugsweise zu Verbindungen von Steinen, Metallen und
Hölzern. Da sie meistens schnell erhärten, müssen sie sofort nach ihrer Be-
reitung verwendet werden.
1. Käsekitt (Caseinkitt). a) 300 g ungelöschter, an der Luft zer-
fallener Kalk werden mit 250 g weissem, frischem Käse (Quark), von
welchem die Molken abgepresst sind, auf einem Stein innig zusammengerieben
und dann mit Wasser vermischt, bis eine dickbreiige Masse entsteht Dieser
Kitt ist fest, erhärtet schnell an der Luft und liefert ein gutes Bindemittel
für Thon und Holzwaren; man verwendet ihn namentlich zum Zusammen-
fügen von Brettern.
b) 1 Gewichtstheil gut gelöschter Weisskalk, 4 Theile Quark und
etwas feinpulverisirter Borax; Kitt für Glas- und Porzellanwaren.
c) 1 Gewichtstheil ungelöschter und an der Luft zerfallener Kalk,
1 Gewichtstheil trockener Quark, ^/,q Theil Kampher, sehr fein zerrieben
und bei der Verwendung mit wenig Wasser vermengt. Die Masse widersteht
der Hitze und dient als Kitt für Glas und Porzellan:
d) 1 Theil Quark, 3 Theile Cement, 1 Theil pulverisirter und gelöschter
Kalk; Kitt für Holz, Stein, Metalle u. s. w.
e) 1 Gewichtätbeil mögUchsi fetlfrcier Käsestoff mit concentrJrter Wasser-
Zweites CapiteL Asphalt und Kitte»
IC?
2, Eiweisskitt. a) Eiweiss mit Traganthgummi, Kalk und feinem
tiegelmehl; langsam bindender Kitt für Mosaikarbeiten.
S) Eiweiss mit Weizenmehl; Kitt für Dampfröhren.
c) 1 Theil trockenes Eiweiss (oder Blut) und 1 Theil an der Luft
verfallener und gut pulverisirter Kalk mit soviel Wasser, dass sich die Masse
xi streichen lässt; Kitt für Glas auf Hobs,
d) Eiweiss und Bleiweiss oder:
e) Eiweiss und Kreide; Kitt zum Zusammenfügen von Marmorplatten
Iund Ornamenten, widersteht jedoch nicht der Feuchtigkeit
I 3. Biutkitt: 1 Theil zu Pulver zerfallener, gelöschter Kalk, 1 Theil
pulverisirter Röthel (oder Ziegelmehl) und Rindsblut; wasserfester Kitt.
I 4. Sleinkitt a) 4 Gewichtstheile pulverisirter, hydraulischer Kalk,
4 Theile Ziegelmebl, 1 Theil Eisenfeilspäne mit Wasser zu einem dicken
Brei angerührt,
d) 1 Theil hydraulischer Kalk, 2 Theile Ziegelraehl, Vi Theil Eiseii-
feilspäne.
c) 20 Theile gelöschter Kalk, 20 Theile pulverisirter kohlensaurer
Kalk und 1 Theil Wasserglas (vom specifischen Gewichte =^ V2b) ; namentlich
für äussere Steinfugen gut brauchbar.
ä) 25 l'heile gelöschter Kalk, 75 Theile pulverisirte Steinkohlen-
che und 1 Theil Wasserglas ; ebenfalls für äussere Steinfugen empfehlenswerth,
IIL Oelkitte,
Die Oelkitte bestehen aus Leinöl oder Leinölfimiss mit geschlämmter
Lreide oder Bleiweiss, Bleiglätte, Mennige, Zinkweiss, auch Ziegelmehl, Glas-
pulver u. s. w. Dieselben sind vollständig wasserdicht und werden zum Ver-
binden von Steinen in Wasserbehältern, zum Dichten der Fugen von Dampf*
ttnd Wasserlei tungs röhren (indem man Hanf- und Wergschnüre mit ihnen tränkt),
||um Kitten von Glas, Porzellan und Metallen, zum Befestigen von Metallen
^Glas, von Glas auf Holz (Glaserkitt) u. s. w, verwendet.
L Glaserkitt, a) Pub erisirte Schlämmkreide und Leinölfimiss. Benutzt
TnSn ungekochtes Leinöl, so erhärtet der Kitt nur sehr langsam, wird aber
nach Jahren so fest, dass man ihn nur sehr schwer ivieder entfernen kann,
d) 300 g gemahlene Schlämmkreide mit 100 ^ Bleiweiss innig ver-
lischt und so viel Leinölfimiss unter beständigem Umrühren und Kneten
zugefugt, bis der Teig plastisch und geschmeidig geworden ist Dieser Kitt
lient zum Dichten von Glasscheiben u. s. w.
r) 3 Gewichtstheile Schlämmkreide und 3 Theile Bleiweiss mit
Theilen Leinölfimiss zusammengeknetet und dann '/j^ Theil Silberglätte
hinzugefügt
2. Kitt zum Verdichten von Gasrohren, a) 2 Theile Bleiglätte^
Theil zu Pulver zerfallener, gelöschter Kalk, 1 Theil feiner Sand in heissem
^einölfimiss zusammengerührt,
^) Mennige mit Leinölfimiss zu einem dünnen Brei angemacht,
3. Kitt zum Dichten von Wasserbehältern u. s, w,; l Theil
Jieiglätte oder Zinkweiss, 9 Theile Schlämmkreide oder zu Pulver gelöschter
^alk und so viel Leinölfimiss, bis ein dünner Brei entsteht»
4. Kitt für Wasserschläge: 21 Gewichtstheile Kalkhydrat, 9 Theile
siebtes Ziegelmehl, 5 Theile Glaspulver, 6 Theile gekochtes Leinöl zu einem
168
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
Brei angerührt und dieser auf einem Stein mit 2 Theilen Leinöl 1 Tag lang
gerieben. Er erhärtet in 2 — 3 Tagen.
5. Kitt für Steinfugen. A, Ueber Wasser. <i) 25 Gewichtstheile
zu Pulver zerfallener Kalk, 10 Theile feines Ziegelmehl, 1 Theil Glaspulver
und 8 Theile Leinöl.
b) 1 Theil trockenes Ziegelmehl, 1 Theil gemahlene Bleiglätte und
soviel Leinöl, bis ein steifer Brei entsteht.
c) 8 Theile pulverisirte Silberglätte, 3 Theile Ziegehnehl, 1 Theil
Quarz- und Glaspiilver mit Leinöl zu einem steifen Brei angerührt.
d) 20 Theile Kalk, 10 Theile Ziegehnehl, 1 Theü Glaspulver, 8 Theüe
Leinöl und 2 Theile Hammerschlag.
^. Unter Wasser. 3 Gewichtstheile feiner Thon, 2 Theile gesiebte
Asche, 1 Theil feiner Sand, 3 Theile Leinöl (oder Theer) und Wasser.
Bei Verwendung dieser Oelkitte sind die Steinfugen vorher mit heissem
Leinöl zu tränken und die Kitte mit einem Spatel fest einzudrücken.
6. Kitt für Kupfer und Sandstein. 7 Gewichtstheile Bleiweiss,
6 Theile Silberglätte, 6 Theile Bolus, 4 Theile Glaspulver und 4 Theile
Leinölfimiss.
7. Kitt für Wassermauern. 2 Gewichtstheile pulverisirter, frisch
gebrannter Kalk, 1 Theil Ziegelmehl, Ys Theil Hammerschlagpulver, Yi e '^^
Manganoxyd zu steifem Brei angerührt. Die trockenen Fugen sind vorher mit
Leinöl zu bestreichen.
8. Maurischer Kitt zum Verdichten von Wasserbehältern,
Wasserleitungsröhren u. s. w. 1 Theil Chamottemehl, 1 Theil ungelöschter
Kalk, 1 Theil reine Holzkohlenasche, fein gesiebt und innig gemengt, sodann
mit Olivenöl angerührt. Dieser Kitt erhärtet schnell und springt unter Wasser
nicht ab.
9. Holzkitt, d) 1 Theil fein gepulvertes Kalkhydrat, 2 Theile Roggen-
mehl und Leinölfimiss zu einem plastischen Teig angemacht und erforderlichen-
falls mit einem der Holzart entsprechenden Farbzusatze versehen.
h) Sägespäne mit Leinölfimiss.
2'5 kg an der Luft iu Pulver zerfallener Kalk, V^h kg feines Ziestl-
Kapitel. Asphnlt und
Uttü.
50 Minuten lang abgekochtes Leinöl mit Cementpulver eingemengt und das
"Janze tüchtig durchgearbeitet
3) l Theil Sand, 1 Theil zerfallener Kalkstein, 2 Theile Bleiglälte
jind 7 Theile Leinölfirniss.
Der Mastix-Cemcnt dient zur Beseitigung nasser Stellen im Mauerwerk.
Bei seiner VerM-endung verfährt man folgendermaassen : Man schlägt den
nassen Putz herunter» kratzt die Fugen tief aus, trocknet die Mauer mittelst
JoakskOrhen u. s. w. möglichst tief aus, tränkt sie mit Leinöl, trägt dann
[Icn Kitt eti^^a 4 mm hoch auf und streicht ihn glatt
12. Mastix-Serbat 50 Gewichtstheile Zinkoxyd» 50 Theile Schwefel-
aures Bleioxyd und 36 Theile Leinöl werden zusammengeneben, sodann
100 Theile gemahlener Braunstein und 1(X) Theile EngUschroth hinzugemischt,
Ulf wird das Ganze einen Tag lang in einem gusseisemen Mörser
lossen und allmälig mit derselben Menge Braunstein und Englischroth
irermcngt.
13. Kitt für Dampfröhren. 1 Theil Mennige, 27^ Theile Blei weiss,
Theil Thon und gekochtes Leinöl kräftig durcheinandergeriüirt und
jjeschlagen,
14. Kitt für Metall auf Glas. 100 Theile fein pul verisirte Bleiglätte
Eilt 50 Theilen trockenem Bleiweiss innig vermischt und mit 3 Theilen
ekochtem Leinöl und 1 Theil K opallack zu plastischem Brei verarbeitet.
15. Diamantkitt 3 Theile Bleiglätte, 1 Theil Stauhkalk, 2 Theile
chlämmkreide. 10 Theile fein pulverisirtcr Graphit und 20 Theile Leinöl,
)ieser Kitt liefert ein vorzügliches Bindemittel für Metalle.
16. Wasserdichter Steinkitt: Durch Auflösen von Thonerdeseifc
^durch Fällen einer Alaunlösung mit Natronseifc erhalten) in erwärmtem
Leinöl Dieser Kitt lässt sich leicht verstreichen.
17. Kitt für steinerne Wasserrohren: 4 Theile an der lAift /.vi-
fallener Kalk, 20 Theile Hammerschlag, 13 Theile Thonscherben, 13 Theile
^■Ziegelmehl und Leinölfirniss werden zu einer knetbaren Masse durch Stampfen
^^wereinigl. Die zu verkittenden Röhren sind vorher zu erwärmen und zweimal
^Knit heissem Leinölfirniss zu bestreichen; der Kitt iüt kalt aufzutragen und
^^nit einem Spatel fest einzudrücken. Er erhärtet zwar erst in 6 — 8 Wochen,
jedoch können die Röhren sogleich mit Erde überschüttet werden.
18. Stephenson scher Kitt für Dampfröhren: 2 Theile pulveri-
ärte Bleiglätte, 1 Theil zerfallener Kalk, 1 Theil feinster Sand und heisses
nnöl.
19* Graphitccment: 6 Theile Graphit, 3 Theile zu Pulver zerfallener
ik» 3 Theile schwefelsaures Baryt und 3 Theile gekochtes Leinöl
IV, Harzkitte,
Die Harzkitte bestehen hauptsächlich aus Schellack oder Colophomum,
Isphaltmastix, weissem oder gelbem Harz und Pech. Sollen die Kitte weniger
(lart und spröde sein, so vermengt man diese StoftV* mit Wachs, Talg, Terpentin,
$tetnkohlentheer oder Leinölfirniss mit mehr oder weniger Sand, Cement»
yyps, Ziegelmehl, zerfallenem Kalk, pulverisirtem Kalkstein u, s. w.; sollen
^ie dagegen eine möglichst grosse Härte erhalten, so giebt man den Harzen
inen Zusatz von Schwefel Die Harzkitte sind wasserdicht, können aber
keine Hitze ertragen ; man benutzt sie zum Kitten von Steinen, Glas, Porzellan
£W€ft«T
/erbtnoöig^iö
u. s. w., zum Dichten von Mauerwerk, zum Auskitten von Tcrrasseo, zum
Einkitten von Eisen in Stein, zum Befestigen von Stein auf Holz oder Metsü,
von Gabeln und Messerklingen an den Griffen u. s. w. — Die Haltliarkeit
der Harzkitte ist eine grossere^ wenn man die Masse warm auf die gldch-
falls erwärmten Kittflächen aufbringt,
1, Kitt für Glas» PorzeUan, Steingut, gebrannten Thon u, derfl:
a) 1 Theil Schellack in */g Theil Weingeist oder HoUgeisl oder Bonx*
lösung aufgelöst. Man kann diesen Kitt auch für elektrische Apparate
verwenden.
d) 300 g Schellack, 100 g Ziegelmehl, 100 g Bolus und Wasserglas,
c) 9O0 g Fichtenharz, 900 g W^achs und 200 g Schwefelblüüic werden
zusammengeschmolzen und hierbei mit 100 ^ Eisenfeüspänen und 100 /
feinem Sand vermischt, dann wird das Ganze noch a — 10 Minuten kag
erhitzt.
2, Steinkitt:
a) 6 g Mastix und Bleiweiss werden fein pulverisirt und mit 4 ^
Wachs zusammengeschmolzen,
6) 4 Theile gelbes Harz mit 1 Theil Wachs geschmolzen, darauf mit
1 Theil geschlämmtem Ziegelmehl oder Kreide vermengt. Dieser Kitt kauB
auch zum Befestigen von Metall auf Stein benutzt werden.
i) 100 Theile Harz mit 100 Theilen Wachs geschmolzen und 200 Thcik
Ziegelmehl und 200 Theile feiner Sand hinzugerührt;
d) 100 g Schellack mit 100 g Bimssteini>ulver zusammengeschmolicd
Diese Masse ist auch zum Kitten von Atjuarien empfehlenswerth. Die la
verbindenden Steine werden mit einer Schelkcklösung in Weingeist vorte
bestrichen.
t) 48 Theile Colophonium, 0 Theile Wachs, 2 Theile Schellack und
3 Theile Mastix werden geschmolzen und dieser Masse 6 Theile Teq>cntiu,
i\ Theile Schwefel und 16 Theile Ziegelmchl allmalig hinzugesetzt. Gut
verwendbar als Fugenkitt für Wassermauem ; die Fugen sind zu erwärniai
und der Kitt ist heiss einzugiessen.
/) 24 Theile Colophonium oder Pech, 3 Theile Wachs, 2 Theile Ter-
pentin und Ziegelmehl nach Bedarf.
g) 12 Theile Colophonium, 3 Theile venetiani scher Terpentin, 1 Theil
Wachs, 2 Theile Mastix mit etwas Gyps oder Ziegelmehl Diese Masse wird
namentlich für feinere Verkittungen verwendet,
3, Kitt für eiserne Rohren und Platten:
a) 16 Iheile Harz mit 1 Theil Wachs zusammengeschmolzen, dum
16 Theile (duch Erhitzen) getrocknete Schlämmkreide hinzugesetzt;
l) 2 Theile Schwarzpech, 1 Theil Ziegelmehl und Schwefel bis ztOD
Gewichte des Pechs,
4- Kitt zum Befestigen von Messerklingen, Gabeln* Feüeo
u. s. w. mit hölzernen Griffen:
a) 2 Theile Schellack, l Theil Kreide oder feines Ziegelmehl;
d) 20 Theile Colophonium, 5 Theile Schwefel und S Theile Eisai*
feilspäne,
5. Kitt zum Dichten von Fussbodendielen u. ^. *^. -0^ Wachs
mit 5 g Harz geschmolzen und mit 5 g indianischem Roth vermischt Dieser
Kitt erhält die Farbe von Mahagonihok.
Zweites Capitel, Asphalt und Kitte.
171
Kitt zum Ausfüllen von Astlochern, Fugen und Rissen in
Fensterrahmen. 1 kg geglühter und feingeschiämmter Ocker wird nach
dem Erkalten pulverisirt und mit 500 g Colophonium, das geschmoben
Iund mit ÖOO g Terpentin vermischt wird, vermengt. Der Kitt ist wann in
die Fugen u. s, w, zu giessen; die schadhaften Stellen müssen möglichst
brocken sein. Der Kitt wird steinhart; hervortretende Massen können mit
dem M eissei weggestemmt werden.
I 7. Kitt für Knochen (FJfenbein), Hörn und Schildpatt:
a) 200 g weisses Wachs, 400 g Harz^ 250 g Terpentin, bei gelinder
Wärme geschmolzen;
h) SOO g Mastix, 900 g Schellack, 6 g Terpentin, 340 g Spiritus
(von 90 — 92"/,»). Dieser Kitt ist vor der Verwendung flüssig zu machen.
^K 8. Drechslerkitt. 1 g Burgunderpech und 75 g gelbes Wachs zu-
^Psammengeschmolzen, sowie mit 1 kg Schlämmkreide gut vermischt.
9. Kitt zum Befestigen von Metall auf Kautschuk oder
IGuttapercha. 1 Theü pulverisirter Schellack in 10 Theilen Ammoniak gelöst»
I 10. Kitt zum Befestigen von Metall auf Glas: 2 Theile fein-
bulverisirte Silberglätte und 1 Theil trockenes Bleiweiss innig vermischt,
Bann mit gekochtem Lernöi und Copallack (auf 3 Theile Leinöl 1 Theil
tack) zu einem plastischen Teig verarbeitet
j IL Kitt zum Befestigen von Eisen auf Stein oder Holz:
[ a) 500 g Harz mit 125 g Schwefel zusammengeschmolzen und mit
Eisen feilspänen nebst feinem Sand oder Ziegelmehl innig vermischt;
I b) 3 Theile Asphalt, 2 Theile Colophonium, 1 Theil Wachs und
4 Theile Sand oder Ziegehmehl oder pulverisirter Kalkstein,
12. Kitt für Glas, Stein und Eisen: 4 Theile Schwarzpech mit
1 Theil Wachs .zusammengeschmolzen und mit 1 Theil Ziegebnehl oder Kreide
vermengt.
Dieser Kitt ist warm auf die gleichfalls en^^ärmten Kittflächen auf-
zuragen.
13. Feuerkitt: 500 ^ Colophonium oder feines Pech, 125 g Schwefel
pind «-10 g Terpentin werden zusammengeschmolzen, dann werden 500 g
Marmorstaub hinzugesetzt und endlich wird das Ganze über gelindem Feuer
cräftig umgerührt und auf einen nassen Stein gegossen,
14. Wasserdichter Kitt' für Gusseisen- (Wasserleitungs-)
.Öhren: 24 Theile Cement, 8 Theile Bleiweiss, 2 Theile Bleiglätte und
Theil Colophonium werden sorgfältig miteinander vermischt und 2"5 — 3 kg
roD diesem Gemenge mit 2nO g altem Leinöl, in dem 125 g Colophonium
"aufgelöst werden, itusammcngerührt.
15. Kitt, welcher Wärme und Säuren widersteht: 100 Theile
Schwefel, 2 Theile Talg und 2 Theile Har^ werden bis Sirupdicke %\x*
immengeschmolzen und der Masse Glaspulver beigemengt. Dieser Kitt ist
fc'ami aufzutragen, die zu verbindenden Flächen sind vorher anzuwärmen.
16. Kitt für Glas und Metall: 3 Theile Terpentinharz,
Theil Aetznatron und 5 Theile Wasser werden eingekocht und der
Mischung gebrannter Gyps vom halben Gewichte derselben oder auch Zink-
rciÄX, Bleiweiss oder Schlämmkreide hinzugesetzt. Diese Masse dient auch
^utn Verkitten von Messingtlieilen der Petroleumlampen mit dem Glasbehältcft
reü sie durch Petroleum nicht gelöst wird.
172
Zweiter Theil. Die Verbindungsstoffe.
V. Kautschuk- und Guttaperchakitte.
Die Kautschuk- und Guttaperchakitte eignen sich besonders bei
ätzenden Flüssigkeiten und unter Wasser zum Kitten von Hölzern u. s. w.,
zum Kalfatern von Schiffen, zum Verkitten lederner Treibriemen u. s. w.
1. Marineleim:
a) Fester (Seeleim): 1 Theil Kautschuk in 12 Theilen Terpentinöl
gelöst und nach 10 — 12 Tagen mit 2 Theilen Schellack oder Mastix unter
Umrühren in eisernen Tiegeln gekocht, bis die Masse vollständig gleichmässig
geworden ist.
d) Flüssiger: Kautschuk wird in flüssigen Oelen (Steinkohlentheeröl)
aufgelöst und mit einer Asphaltlösung versetzt.
Man verwendet den Marineleim zum Kitten aller dem Wasser aus-
gesetzten Holztheile und zum Kalfatern von Schiffen.
2. Glaskitt: 1 Theil Kautschuk in 60 Theilen Chloroform aufgelöst
und mit 15 Theilen Mastix versetzt. Dieser Kitt ist vor seiner Verwendung
mehrere Tage lang stehen zu lassen.
3. Kitt für Hölzer unter Wasser. 500 g Kautschuk in 18 /
Steinöl gelöst und dann mit 2 Gewichtstheilen Schellack vermischt und das
Ganze gekocht.
4. Kautschukkitt: 200^ Kautschuk werden bei 210® C geschmolzen
und dann mit 100 ^ (oder 300 g) fein pulverisirtem, frisch gelöschtem Kalk
vermischt.
5. Rasch erhärtender Kitt: 1 Theil Kautschuk in 20 Theilen
Schwefelkohlenstoff gelöst.
0. Durchsichtiger, farbloser Kitt für Glas u. s. w.: 75 g klein-
geschnittener Kautschuk in 60 g Chloroform aufgelöst, dann 15 ^ Mastix
hinzugesetzt und 8 Tage lang digerirt, bis auch dieser gelöst ist.
7. Um Kautschuk für Gase und Flüssigkeiten undurchdring-
lich zu machen, wird derselbe mit einer Mischung von 1 Theil Schellack
und 10 Theilen Ammoniak imprägnirt.
8. Kitt für lederne Treibriemen^
Zweites
apffeh Afpbult und
tilte.
VI. Rost- oder Eisenkitte.
Die Hauptbestandtheile der Rost- oder Eisenkitte sind Eisenfeilspäne,
chwefel und Salmiak; Nebenbestandtheile sind Thon, Lehm^ Sand, Kalk,
Siegelmehl u. s. w. Diese Kitte dienen zum Verschmieren eiserner Oefen, zum
)ichtcn der Fugen von gusseisernen und schmiedeeisernen Röhren, Dampf-
und Siedekesseln, Wasserbehältern aus Eisen platten u. s. w., aber auch zum
Sefestigen von Metallen in Stein, zum Verkitten von Stein fugen u. s. w.
l, Kitt für eiserne Wasserleitungs- und Dampfröhren, Dampf-
ind Siedekessel \i. s. w.
a) 60— 1(X> Theilc Eisenfeilspäne, 1—2 Theile Salmiak und 1 Theil
crhwefelblumen werden zusammengemischt und beim Gebrauche mit Wasser
ider schwachem Essig zu einem steifen Brei angerührt un<l unter beständigem
Schlagen in die Fugen eingepresst,
ö) l\} Theile Gusseisenfeilspäne, 2 Theile Salmiak und 1 Theil subli-
lirter Schwefel sind innig zu vermengen und trocken aufzubewahren.
Beim Gebrauche wird 1 Theil dieser Mischung mit 20 Theilen reinen
^isenfeilspänen im Mörser zerstossen und mit Wasser zu einem dicken
Teig angerührt. Man verwendet diesen Kitt namentlich zum Dichten von
Sprüngen und Rissen in gusseisemen Gegenständen, Nach dem Auftragen
ies Kittes ist der (iegenstand zusammenzupressen. Schon nach kurzer Zeit
5t dieser Kitt so hart und fest wie das ^letall
c) Eisenfeilspäne mit Ammoniak ; zum Verstreichen von Gusseisen-
sprüngen,
K 2. Kitt für Feuerröhren:
r a) 4 Theile Eisenfeilspäne, 2 Theile seh wefel freier Töpferthon,
1 Theil Porzellankapselscherben und gesättigte Kochsalzlösung; dieser Kitt
kann Gltihhitze ertragen.
^) 3TO g Eisenfcilspäne, 200 g pulverisirter fetter Thon und 150 g
jfeucrfester Thon werden miteinander innig vermengt und mit Salzwasser zu
tinem Brei angerührt.
d. Rostfeuerkitt. 5 Theile Eisenfeilspäne, 1 Theil feingesiebter
rhon und Weinessig, Die Kittflächen sind vorher mit Essig anzunässen,
4. Wasserdichter Kitt fijr gusseiserne Röhren. 1 Theil ge-
brannter Kalk, 1 Theil römischer Cement, 1 Theil Töpferthon und 1 Theil
ebm werden mit Leinöl zusammengeknetet, das */g des Gesammtge-
richtes besitzt.
5* SorcTs Kitt: aus Zinkoxyd und Chlorzinklösung mit wenig Borax oder
almiak. Er dient zum Einkitten von Eisen und anderen Metallen in Stein.
6. Kitt für Gas- und Dampfleitungsröhren u, s. w,> welcher
ler Nässe und Wärme, jedoch nicht unmittelbarer Einwirkung
les Feuers widersteht, 2 Theile Mennige, 5 Theile Bleiweiss und 4 Theile
rockener Pfeifenthon werden fein gepulvert, innig gemengt und mit Leinöl-
ciiss zu einem steifen Brei verarbeitet,
7. Feuerfester Kitt (besonders für stark zu heizende Oefen).
£in Gemenge aus Lehm, Sand, Eiscnfeilspänen, Salz, Kuhhaaren und Blut
beliebigem Mischungsverhältniss, Dieser Kitt muss langsam austrocknen.
8. Kitt für Kessel u, s* w. 300 g ELsenfeilspäne, 30O g Schwefel-
klumeri, 250 g Ziegelmebl» 200 g gepulverter Salmiak, innig vermengt tind
174
Zweiter Thcil. Die Verbindungsstoffe.
beim Gebrauch mit so viel Salmiakgeist versetzt, dass ein dünner Teig ent-
steht. Der Kessel muss ganz rein und trocken sein.
9. Kitt zum Verstreichen der Fugen eiserner Oefen. 1 Theil
feingesiebte Holzasche, 1 Theil gestossener und gesiebter Lehm und etwas
Salz und Wasser.
Vn. Verschiedene Kitte.
1. Glycerinkitt 50 g Bleiglätte und 5 cm^ Glycerin.
2. Schieferkitt: aus Cement und Steinkohlentheer.
3. Kitt zum Ausbessern von Zinkornamenten. Natronwasserglas-
lösung (von 33® Bd.) mit feiner Schlämmkreide und etwas Zinkstaub innig
vermengt; erhärtet in 6 — 8 Stunden und wird ausserordentlich fest. Polirt
man ihn mit Achatstein, so wird er glänzend weiss wie metallisches ZinL
Dieser Kitt soll auch ebenso fest an Stein und Holz haften.
4. Zahnkitt: b2 g chemisch reines Aetzkali und 48 g wasserfreie
Phosphorsäure. Diese Masse wird in die vorher ausgetrockneten Zahnhöhlen
gedrückt.
5. Wasserglaskitte: siehe § 250.
6. Asbestkitt: siehe § 225, 17 (Asbestcement).
Dritter TbeiL Die Neben- öd, HnfsstöfTe. — Erstes Cap. Das Glas u. d. Wasserglas. 176
DRITTER THEIL.
Die Neben- oder Hilfsstoffe^
Erstes Capitel.
Das Glas und das Wasserglas,*)
§ 239. Bestandtheile des Glases.
Allgemeines. Das Glas stellt eine durch Schmelzung bewirkte che-
rmische Verbindung von kieselsaurem Kali oder Natron und kieselsaurem
'Kalk oder kieselsaurem Blei dar, denen färbende oder entfärbende Metall-
oxyde beigemischt sind. Die Glasmasse ist unkrystallinisch, durchsichtig,
iuTchscheinend oder undurchsichtig, spröde, muschelig brechend^ auf der
)berfläche und den Bruchflachen glänzend» farblos oder gefärbt.
Bestandtheile. Zur Herstellung von Glas benutzt man folgende Stoffe:
L Kieselsäure, und zwar hauptsächlich Quarzsand, welcher durch
^sorgfältiges Schlämmen vollständig thonfrei gemacht sein rouss, wenn es sich
die Erzeugung feinerer Glassachen handelt, oder pulverisirten Feuer-
^tein, namentlich bei der Bereitung von Flintglas» oder fein gemahlenen
(uarz fRosenquarz), auch eisen freien Quarzfels, welcher geglüht und
Wasser abgeschreckt wird, ferner Infusorienerde und zu ordinären
Jlaswaren (Flaschen u, dergl) auch Mergel oder Lehm, w^elcher neben
icr in ihm enthaltenen Kieselerde auch ziemlich viel Alaunerde (Thonerde)
das Glasgemenge bringt. Bei der Herstellung optischer Gläser wird die
Kieselsäure ganz oder theiiweise durch Borsäure ersetzt Die Borsäure
nacht das Glas leichter schmelzbar, erhöht seinen Glänz und verhindert das
"sogenannte Entglasen.
t2. Alkalien, durch welche das Glas leichtflüssig und weich wird.
lan verwendet für ordinäres Glas Holzasche, für besseres die aus der
lokasche gewonnene rohe Pottasche (kohlensaures Kali), für sehr feines
t\3LS gereinigte Pottasche oder schw^efelsaures Kali (KaUumsulfat),
•} Benutzte Werke: Dr. F. Fische r, »Handbuch der cheinischeri Technologie«,
efpjiß 1893, S. 733—777.
Gottgetteu, »BaumatcnalicHM, Bd. U. 3. Aul1.» Bcrlio 1891, S. 413—442
»Handbuch der Architcktvir«, 1895, Th. I, Bd, I, S. 281-ii8Ü. — K
lATSch- Fischer, iHaiidbüch der mccluinischcn Tcchöologic • , Bd. 11, Th. HL
Dt, Mothcs, ■lUusirirtes Baolexikon«, Lcipiip 18H3. 4. Aufl., Bd. H.
VfTschiedeDe ZeitBchriften, PaAeotschnfien u* 9, n
176
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
femer die aus dem Kochsalz (Chloraatrium) gewonnene Soda (kohlensaures
Natrium) oder Glaubersalz (schwefelsaures Natrium), letzteres meistens mit
6 — 8% Kohle, die jedoch dem Glase immer eine durch die gewöhnlichen
Entfärbungsmittel nicht zu beseitigende blaugrüne Farbe, andererseits aber
auch Glanz verleiht und zur Verhütung einer Entglasung bei hoher Hitze
nöthig ist, oder endlich Steinsalz (Kochsalz). — Reine Kali- oder reine
Natrongläser sind (nach R. Weber) depressionsfrei; daher eignen sich die-
selben besonders zur Herstellung von Thermometern ; in solchen wird weder
der Siedepunkt, noch der Gefrierpunkt des Wassers herabgedrückt, wenn
die erwärmten Glasröhren rasch abgekühlt werden.
3. Kalk, der das Glas wetterbeständiger, härter, glänzender, streng-
flüssiger macht. Der Kalk kommt in gebranntem oder an der Luft zerfellenem
oder mit Wasser zu Pulver gelöschtem Zustande zur Verwendung und soll
möglichst wenig Thonerde, Bittererde (Magnesia) und Eisen enthalten. Man
verwendet Kalkstein, Marmor, Kreide, Kalkspath, Kalktuff und
Wollastonit (kieselsauren Kalk) oder statt des Kalkes auch Baryt (Schwer-
spath), der dem Glas eine grössere Härte verleiht als z. B. Blei, endlich
auch Strontian.
4. Mennige und Blei glätte (Bleioxyd), welche die Strengflüssigkeit
der Masse mildem und eine gründliche Mischung fördern sollen, und die
dem Glase eine grosse Durchsichtigkeit, einen lebhaften Glanz, ein sehr
hohes Lichtbrechungsvermögen, eine leichte Schmelzbarkeit, eine geringe
Härte und damit leichte Schleifbarkeit verleihen und deshalb bei der Her-
stellung von Krystallglas, optischen Gläsern und künstlichen Edelsteinen im
Glasgemenge niemals fehlen dürfen. Femer verwendet man Zinnoxyd und
Borax; letzteren namentlich zur Bereitung von Strass (künstlichen Schmuck-
steinen). Ebenso leicht schmelzbar wie Bleiglas kann man auch Kalk-Alkali-
Glas machen durch einen Zusatz von Borsäure oder durch einen Ueber-
schuss von Alkalien, namentlich wenn Thonerde im Gemenge vorhanden ist
5. Glasabfälle, und zwar das Schnittglas, das beim Beschneiden
von Tafel- und Spiegelglas abfällt, Glasscherben (Bmchglas) und Herd-
Erstes Capite
ifts Wasserf Ins.
Das Gemenge, aus welchem das Glas bereitet wird, nennt man Glas-
, Einige empfehlenswerthe Glassätze sind folgende:
Für Fensterglas: 73^4% Kieselsäure, 13'1% Natron, 11'9% Kalk,
Thoiierde, 0'357^ Eisenoxydul, 0-357o Manganoxydul.
FUr halbgrünes Glas: 100 Gewichtstheile Quarzsand, 33 Theile
lische, 115 Theile ausgelaugte Holzasche, 22 Theile Kalk.
Für französisches Spiegelglas: 73% Kieselsäure» ll^o Natron,
Kalk,
Für halb weisses Glas: 55 Gewichtstheile Quarzsand, 20 Theile
Rsche, 11 Theile cakinirtes Glaubersalz, 10 Theile Seifensiederfiuss,
Theile Bruchglas.
Für gewöhnliches Tafelglas: 100 Gewichtstheile Kieselsäure,
Theile Kalk, 40 Theile Soda,
Für weisses Fensterglas: 100 Gewichtstheile Kieselsaure^ 42 Theile
ische, 17-5 Theile Kalk,
Für Bleikrystallglas: 300 Gewichtstheile Kieselsäure, 100 Theile
»sehe, 200 Theile Mennige, 06 Theile Arsenik, 0"45 Theile Braunstein.
Für Spiegelglas: 120 Gewichtstheile Quarz, 80 Theile gereinigte
sehe, 40 Theile Marmor, 8 Theile Salpeter, 2 Theile Arsenik, '/^ Theil
tnstcin, ^le Theile Smalte.
Für Kalihohlglas: 100 Gewichtstheile Kieselsäure, 50 Theile Pottasche,
Theile Kreide, 0*25 Theile Arsenik, 1*5 Theile Kalisalpeter, 1'5 Theile
tnstein.
Für Kalikrystaliglas: 50 Gewichtstheile Quarz, 25 Theile Pottasche,
Theile gelöschter Kalk, ^/^ Theil Arsenik, V» Theil Kalisalpeter,
Für Natronhohlglas: 100 Gewichtstheile Kieselsäure, 22 Theile
40 Theile Glaubersalz, 3 Theile Kohle.
Für deutsches Natronglas: 100 Gewichtstheile weisser Sand,
Theile Glaubersalz, 8 Theile calcinirte Soda, 30 Theile Kalk, 3 Theile
jlenpulvcr.
Für Pressglas: 300 Gewichtstheile Kieselsäure, 60 Theile Pottasche,
Theile Mennige, 70 Theile Soda, 10 Theile Kreide.
Für dunkelgrünes Weinflaschenglas: 20 Gewichtstheile Glauber-
20 Theile ausgelaugte Holzasche, 170 Theile Glasbrocken, 18 Theile
Rnsiederfluss, 38 Theile Herdglas, 45 Theile Basalt,
Für Burgunder Flaschenglas: 56"7*^/o Kieselsäure, l'S^jf^ Natron,
% Pottasche, 9'77o Kalk, 1'4% Kisenoxydui
Für gewöhnliches Flaschenglas: 10 Gewichtstheile Quarzsand,
rheile rohe Soda, 5 Theile Holzasche, 10 Theile Bruchglas,
Für Fl int glas: 100 Gewichtstheile Kieselsäure, 43 Theile Pottasche,
Theile Mennige, — oder: 1 00 Theile Quarz, 30 Theile Soda, 100 Theile
nigc
Für Kronglas (Crownglas): 62*8«'/o Kieselsäure, 221% Kali, 12'b%
2'6*^/j, Thonerde, — oder: 100 Gewichtstheile weisser Sand, 32 Theile
Mche, 17 Theile Soda, 12 Theile Kalk, 1'68 Theile Arsenik.
Für Bontemps'sches Kronglas: 120 Gewichtstheile Kieselsäure,
rheile Pottasche, 20 Theile Soda, 15 Theile Kreide, 1 Theil Arsenik.
Für Faraday*sches Glas: 24 Gewichtstheile Kieselsäure, 104 Theile
ttigc, 24 Theile Borsaure.
VL
t. Ejntlburh drr Kait»tnfn«Un>. Band tl. **
178
Dritler TLeil. Die Nebca- oder Hnfsstoffe.
Für Strass (künstliche Edelsteine): 100 Gewichtstheile pulverisiner
Bergkrystall, 154 Theile Mennige, 0'33 Theüe Arsenik^ 54 Theile AetzkiH
und 6 Theile Borsäure, — oder (französischer Strass): 38*1 7o ^csd-
säure, 7*97o Klali, \% Thonerde, 53^0 Mennige.
Für Forzellanglas (sogenanntes hot-cast porcelain): 100 Gewichts-
theile Sand, 40 Theile Kryolith, 10 Theile Zinkoxyd, — oder: 100 Theile
Sand, 46 Theile Kryolith, 12 Theile Zinkoxyd und 15 Theüe Arsenik.
§ 240* Das Färben und Ueberfangen des Glases.
Als Farbstoffe dienen die Oxyde mehrerer Metalle, welche ia den
geschmolzenen Glase als Silicate gelöst werden. Man benutzt für:
Roth: Goldpurpur (Rubinglas) — Kupferoxydul mit Zinaaschc i^iiir
alle Farbentöne von rosenroth bis scharlachroth ; Kupferrubinglas) — Sdcn
(neues Färbemittel zur Erzeugung von Rosa) — Eisenoxyd {für ordinäres
Roth; Eisenoxyd erzeugt eine unreine und matte Farbe).
Gelb: Silberoxyd — Chlorsilber (bellcitronengelb bis orange i —
Anthracitkohle (goldgelb) — Antimonoxyd (topasgelb) — antimonsaures
Kali — antimonsaures Bleioxyd — Spiessglanzgelb — Schwefel (oaattt
gelbe Farbe) — Kadmiumsulfid (lebhaftes Gelb, Kaisergelb) — üranoxyd
(färbt Bleigläser grünüchgelbf Kalkgläser grün fluorescirend) - — Uranoxyd*
natron (Annagelb) — Eisenoxyd (ordinäres braunrothes Gelb),
Grün: Chromoxyd (grasgrün) — Chromoxyd mit Eisenoxydul (unrdnts»
mattes Grün, hauptsächlich zu Flaschen benutzt) — Antimonoxyd mit Mcß*
nige — Nickeloxyd - — Kupferoxyd (herrliche smaragdgrüne Farbe) —
doppeltchromsaures Kali (frisches Grasgrün).
Blau: Kobaltoxyd (violettes Blau bis Indigoblau) — geröstetes Kobalt-
erz — Zaffer (himmelblau) — Kupferoxyd (himmelblau).
Violett: Manganoxyd mit einem kleinen Zusatz von Braimstcin md
Salpeter oder Goldpurpur — Braunstein allein (blassrosa bis tief violett uud
amethystroth) — Braunstein mit Kobaltoxyd (blauviolett) — Braunstein mit
Eisenoxyd (braun violett) — Nickeloxydul.
Braun: Eisenoxyd und Braunstein,
Schwarz (d. h. sehr dunkel gefärbt): Grössere Mengen von Eiseoo3;|ii
mit einem Zusatz von Kupferoxyd und Braunstein oder Chroraoxyd -^
Iridiumsesquioxyd (sehr theuer, aber ein sehr schönes Schwarz erzcugcndj
— Basalt (für ordinäre Glas waren),
Hyalithglas ifür Medicingläser u. s. w.): Kobaltoxyd roit Kupferoxfd
— Braunstein und Eisenoxyd,
Weiss (Milchglas, Bein glas): 8 — 20 7o weissgebrannle Knochen-
asche (phosphorsaurer Kalk) — Zinnoxyd — Bleioxyd — Guano» {Dii
Milchglas erscheint beim Durchsehen gegen das laicht reinweiss, das Bein-
glas dagegen röthlich opaHsirend).
Opalglas (schiüerades Glas): Silberoxyd und Knochenasche,
Irisiren des (d, h. in allen Regenbogenfarben schiUemdes) Glas: durch
salpetersaures Wismuth als Ueberj;ug oder (nach dem Verfahren von Frciuy^
durch Behandlung des Glases mit Salzsäure unter hohem Druck erzeugt.
Perlmutterglas: zerkleinerter Glimmer,
Zur Herstellung des sehr geschätzten Kupferrubinglases wird in vidcn
Glashütten folgender Satz verwendet: 2000 GcwichtsihcUe Sand, 4ÜüTbölr
E^FStoS
^pltei.
iTassergias.
Mennige, 600 TheÜe Pottasche, l(ß) Theile Kalkstein, 20 Theile phosphorsaurer
Kalk, 20 Theile Weinstein, 20 Theile Borax, 9 Theile Kupferoxydul und
13 Theile Zinnasche,
Im Allgemeinen lassen sich leicht schmelzbare Glasmassen schöner
und mannigfacher färben als schwer schmelzbare; bei letzteren lassen sich
einige Farbentöne entweder überhaupt nicht oder wenigstens nicht mit Vor-
hieil erzeugen-
Eine Glasmasse mit einem Zusatz von Goldpurpur oder Kupferoxydul
st anfangs farblos und erhält erst die rothe Färbung, wenn sie nochmals
schwach geglüht und dann sehr langsam abgekühlt wird. Schnell abgekühltes
ilas mit diesen Farbstoffen bleibt farblos.
Farbloses Glas wird häutig unter der Einwirkung des Sonnenlichtes
nach längerer Zeit farbig, und zwar meistens röthlich oder violett. Diese
öligen thümhchkeit zeigen besonders die gewöhnlichen, durch einen Eisengehalt
arsprünglich grünlich gefärbten, aber durch einen Zusatz von Mangan künstlich
entfärbten Gläser (z, B. ordinäre Fensterscheiben), Diese Verfärbung wird
[iurch höhere Oxydation des Manganoxyduls zu Manganoxyd hervorgerufen
"und kann (nach Pelouze) durch Erhitzen der Glasmasse wieder beseitigt
^^werden.
^H Anstatt die ganze Glasmasse mit einem der oben aufgeführten Färb*
^Bstoffe zu vermischen, kann man eine Färbung auch dadurch erzielen, dass
^Btnan farbloses Glas mit einer ganz dünnen Schicht gefärbten Glases über-
^■Eieht Diese Arbeit nennt man lieber fangen und das auf diese Weise
^^gefkrbte Glas Ueber fangglas. Legt man die farbige Schicht nach aussen,
^^so kann man durch theilweises oder gänÄliches Abschleifen derselben oder
auch durch mehrmaliges Ueberfangen und Abschleifen an einzelnen Stellen
oder auch dadurch, dass man den üeberfang von oben nach unten allmälig
mcT gestaltet, nicht nur hübsche Farbentöne erzielen, sondern auch
aannigfache Muster und Verzierungen erzeugen.
Als Üeberfang benutzt man leicht schmelzbare, gewöhnlich blei- oder
boraxbaltige, mit MetaUoxyden gefärbte, 3^5 cm dicke Glasstangen (Glas-
ipfen). Dieselben werden langsam schwach geglüht, dann wird von ihnen
erforderliche Menge abgetrennt und auf das zu überfangende, mittelst
Jer Glasmacherpfeife schwach aufgeblasene, schwerer schmelzbare Hohlglas
gebracht, auf demselben durch geschicktes Schwenken und Senken der
pfeife in der gewünschten Weise vertheik und dann gleichzeitig mit dem
iohlglase fertiggeblasen. Oder man taucht das an der Pfeife sitzende Hohl-
^las in die geschmolzene farbige Glasmasse und bläst das Ganxe aus. Soll
gefärbte Ueberzug nach innen kommen, so wird gefärbtes Glas an die
feifc genommen und dieses in farbloses Glas eingetaucht.
§ 241. Eintheilung des ungefärbten Glases,
Man unterscheidet:
1. Grünes Glas (Bouteillenglas), welches aus Sand, ordinären Soda-
>rtcn, Holzasche^ Rückständen von der Bereitung der Seifen sied er lauge,
iochofenschlackcn u. s. w. bereitet wird, bleifrei ist, aber sehr viel Eisenoxydul
f*VttJ enthält Es dient zur Fabrikation gewöhnlicher Bier- und Wein-
im
OHttcr Theil, Die Nebeo- od« HUfssioff«.
2. Halbgrünes Glas» ein Kali- oder Natronglas mit 1 — S*,^/^ Eisai
oxyciul, aus welchem ordinäre Fensterscheiben, billigere Hohlglassaelien
(Flaschen, Medicingläser u. s, w.), gegossenes Rohtafelglas u* s, w. her
gestellt werden. Dasselbe ist bedeutend heller als das vorige und in dünnen
Stücken grünlich, in dicken grün erscheinend,
3. Halb weiss es Glas, ein Kali- oder Natronglas mit einein auf dö
Schnittt^äche deutlichen Stich ins Grünliche oder Bläuliche, Man benutxt o
7.U Verglasungen aller Art und zu besseren Hohlglasem.
4 Drciviertelweisses Glas, die weissesten Sorten von häSh
weissem Glas.
5* Weisses Glas» ein Kali- oder Natronglas mit sehr geringem EiscD*
gehalt und aus reinen RohstofTen. Es besitxt einen nur auf der Schnittüacbc
bemerkbaren, sehr schwachen Stich ins Blauliche, Grünliche oder Gelbliche
und wird zu besseren Verglasungen» guten Hohlgläsem, auch schon m
geschliffenen Glassachen (Schleif glas) verwendet
6. Ganz weisses oder ganz farbloses Glas mit einem auf der
Schnittfläche kaum bemerkbaren, äusserst schwachen, farbigen Stich, Man
verNs^endet es zu geschliffenen Glassachen, zu Linsen für optische Instrumöitc
u. s. w. Zu ihm gehört:
a) Das Spiegelglas, ein feines Kali-Natronglas aus den reinsten Roh-
stoffen, meistens mit 1 — 2% Bleioxyd, aber auch ganz bleioxydfrci Mai»
fertigt aus ihm Spiegel (vergl. § 245 B) und Schaufensterverglasungen.
d) Das Krystallglas, ein Glas mit hohem Bleigehalt (28— 87%) tawl
von grosser Schwere, das ein starkes Lichtbrechungsvermögen besitzt^ wtkh
und leicht schleifbar, leicht schmelzbar und demgemäss auch leicht v -' i*har
ist und zu den allerfeinsteii geschliffenen Glassachen und Luxusg. irn
{i, B. zu Kronleuchtern) benutzt wird. Besonders geschätzt ist d*is nal•^
dem Schleifen und Poliren ausserordentlich glänzende böhmische KrystallgUs.
c) Das Kronglas (Crownglas), ein Kaliglas aus besonders reioa
Rohstoffen, das wegen seiner Reinheit und Klarheit vorzugsweise zu opö'
sehen Zwecken Verwendung findet. Sehr reich an Kali und daher selxr weich
ist auch das österreichische Solin glas, aus welchem man Uhrgläser, Thermo^
meter- und BarometerrÖhren n. s. w. fertigt.
«/) Das Flintglasi ein Bleikalisilicat (Bleioxydgehalt ^ 40 44%)» «*
welchem hauptsächlich die Linsen physikalischer Instrumente gefertigt werdoi
Zur Beseitigung dtx farbigen Ränder an optischen Gläsern filr Femrohi«
und Mikroskope wird hinter die stark brechende FüntglasUnse eiw
schwacher lichtbrechende KronglasUnse gestellt, welche zum Theil die
Lichtbrechung der ersten Linse und ganz die Farbenzerstreuung aufhebt
e) Der Strass, ein Glas mit sehr hohem Bki ' ialt (50—63%/.
das leicht schmelzbar, ganz farblos, klar und du -: ist, ein sehr
starkes Lichtbrechungsvemiögcn besitzt und ohne weiteren Zus »^ß
Diamanten (SimiUbrillanten\ sowie die Grun<lla2fe für tlic Hci
lieber Schmucksteine bildet
Die von den Gebrüdern ^to\t!s:indi in Ikemen bei i
kation von FlaschengUs verwendeten Säue sind inach einer %
an den Verfasser) folgende:
Krstes CapiteL Da« Glas nnd das WnsscT|f!as.
Glasj^emengc in Gcwichtstheilun.
181
R olk« t of £e
Halbwetti
Grün
Halbdunkd
Dttokel
Hrnttfi
Oelber Sand —
Weisser Sand * , 5G<i
Gelber Mergel ... —
Kreidemergcl . 142
Weisser Mergel • i ^^
Glaubersah , , 22<)
Flussspalh 2H
Kohle ^
Coaks . . . , 1<>
Braunstein ....... —
Eisenstein . . i —
500
ä38
74
1UM»
KMMJ
KUH)
1000
KXIO
§. 242. Die Abkühlung des Glases.
Im festen Zustande ist (»las spröde und leicht zerbrechHch. Die Sprödig-
jteit niniint ab mit der Dauer der Abkühlung und mit der Dicke des
jlases. Wird Glas schnell abgekühlt, so springt es, oder es entstehen in
keinem Inneren Spannungen, welche bei der kleinsten Verletzung der Ober-
lache ein explosionsartiges Zerplatzen der ganzen Glasmasse hervorrufen»
5eim Abkühlen des Glases bildet sich zunächst aussen eine dünne feste
jide, während die inneren Theilchen der Glasmasse noch ganz weich sind.
Beim Erkalten haben diese, wie alle Körper, das Bestreben, sich ausammen-
LKuziehen und einander zu nähern; hieran werden sie durch die bereits
^Krkaltete äussere Schicht, die sich ihrer Sprödigkeit wegen nicht weiter
^■zusammenziehen kann, verhindert. Beseitigt man dieses Hinilemiss irgendwo,
^■ndem man z. B. ein Stückchen vom Glase abbricht, so nehmen die Glas-
theilchen an dieser Stelle den ihnen zukommenden Raum ein, reissen hierbei
lie benachbarten Theilchen mit sich fort, diese wiederum die ihnen zunächst
Segenden und so weiter, wodurch eine Trennung der einzelnen Atome herbei-
Eeflihrt wird.
Als Beispiele für das Auftreten grosser Spannungen in schnell gekühltem
mögen hier die Glasthränen und die Bologneser Flaschen
tert werden. Lässt man Glastropfen in kaltes Wasser fallen, so ent-
tehen dicke, am einen Ende in einen feinen Faden ausgezogene Glas-
iKlÜmpchen, welche man Glasthränen nennt. Dieselben können auf ihrem
Jickexen Theile ziemlich kräftige Hammerschläge ohne jeden Nachtheil
. während sie sofort explosionsartig zersplittern, wenn man ihre
itze abbricht. Die auf dieselbe Weise plötzHch abgekühlten, sogenannten
Soiugneser Flaschen können ebenfalls einem starken Sloss oder Schlag
iderstehen, aber sie zerspringen mit einem Knall in winzige Stücke, wenn
ihre Innenfläche mit einem spitzen Instrumente berührt oder ein kleinem
)ttar2.kömchen in sie hineinwirft.
Es ist daher ein allmaliges Abkühlen des fertiggestellten Glases in einem
fen, dessen Temperatur anfangs nicht viel unter dem Schmelzpunkt des Glases
Dritter Thell. tHt NcT>cn- oder Hlllsstoffb,
liegen darf, voritunehtneii, uro das Glas widerstandsfähig gegen einen Wcchlrf
der Temperatur zu machen, und dringend geboten, wenn die Glasmasse cbe
verschiedene Dicke besitzt. Kühlt man jedoch schwer schmelzbares Glas
zu langsam ab, oder lässt man es auf längere Zeit im Ofen liegcri, dessen
Temperatur das Glas erweicht, so wird es krystallinisch» undurchsidiltgi
weiss oder milchig, besonders aber wenn das Gemenge viej Kalk, lliODcnic
und andere erdige Basen enthält. Man nennt ein derartiges Glas cot*
glastes, auch Glasporzellan oder (nach seinem Erfinder) R^atimur'schcs
Porzellan,
§ 243. Eigenschaften des Glases,
1, Härte. Wenn man Glas unter Einhaltung gewisser VorsichlsmÄiss-
regehl schnell, aber gleichmässig abkühlt, nachdem es vorher fast bis wm
Erweichen erhitzt worden ist, so erhält man ein sehr elastisches» festes,
gegen Stoss, Schlag u. s. w. besonders widerstandsfähiges, hartes Glas, «Jas
unter dem Namen Hartglas in den Handel gekommen ist. Derartiges Glas
kann stark erhitzt und hierauf mit Wasser bespritzt werden, ohne Sprüii|t
zu erhalten; es bleibt sogar unversehrt, wenn man es nach dem Kintauchen
in Wasser einer Flamme aussetzt; es ist (nach de la Basti e) doppelt wj
elastisch als gewöhnliches Glas, bei 2 wm Dicke l'Ömal, bei 3 mm Dicke
aber 31 mal so widerstandsfähig als 4 rrtm dickes gewöhnliches Glas, in
Starken von 6 — ^13 mm und polirt 3 67mal so fest als gewöhnliches Glas von
gleicher Dicke, im rohen Zustande dagegen 5'33mal so fest als gewöhn-
liches Rohglas. Eine Hartglasplatte von 3 mm Dicke brach erst, nachdffn
man auf sie ein Gewicht von 100 ^ aus 5'75 m Hohe hatte fallen lasseoT
während eine (> mm dicke Platte aus gewöhnlichem Glase unter ABwendons
desselben Gewichtes schon bei einer Fallhöhe von 0'80 m zcrtntmmeii
wurde. Eine Hartglasplatte von 5 mm Dicke hielt den Fall eines Ge-
wichtes von 200 ^Ä/^ aus einer Höhe von 4w aus, während gewöhnliche« Gh*
von gleicher Dicke schon durch ein Gewicht von lOU^ bei einer FallbOhe
von 0'30 — 0'40 m zerbrochen wurde, Grössere Hartglastafeln, welche «
Boden geworfen wurden, bogen sich wie Bleche, ohne zu zerbrecheo, lliui
klangen beim Aufschlagen wie MeUdl
Das Verfahren zur Herstellung von Hartglas ist ein verschiedoiea'
Alfred de la Bastie in Richmont benutzt als Abkühlungsmiitel Härt^
bäder aus Oel, Fett, Wachs, Stearin, harzigen oder bituminösen Stüffen,
Ingenieur Pieper in Dresden Wasserdampf (Vulcanglas), Friedrich
Siemens in Dresden feste Gegenstände, welche Wärme aufzunehmen vermögen*
z. B- Thon- oder Mctallplalten, zwischen denen das rothglühendc Gks
gepresst wird (Presshartglas) u. s. w. Die Temperatur der HärtebÄder
richtet sich nach dem höheren oder niederen Schmelzpunkt der Glxismassc
und wird neuerdings für Bleiglas zu 60 — 120** C, für Natron kalk glas ra.
150—300« C, für Kahkalkglas zu 800"* C und darüber gewühlt.
Das Hartglas hatte früher dieselbe gefährliche Eigenschaft wu .>>
Bologneser Flaschen und die Glasthränen; sie ierspliiterten bei der geringsten
Verletzung, ja zuweilen sogar ohne dass irgend eine Veraiii i^
ermitteln war, doch soll es sowohl Friedrich Siemens durch eine ng
der Herstellungsweise und dem Glastechniker H. Hildebrandt in WiiucüciuO
ad das WassergU
Schlesien) durch eine eigen thümliche chemische Zusaininensetzung des Glas-
itzes gelungen sein, diesen Uebclstand, der auf die bisherige Verbreitung
des Hartglases ausserordentlich hemmend gewirkt hat, zu beseitigen.
Das von Siemens fabricirte Presshartglas und das von Professor
Bauer in Wien im Paraftlnbade gehärtete Glas lassen sich selbst mit dem
Diamanten nicht mehr schneiden, im Uebrigen können Hartgläser nur nach
den schwarzen Linien getheilt werden, die sie im polarisirten Lichte
besitzen.
Zu den Hartgläsern gehört auch das sogenannte Metallglas, welches
von den Technikern der Solm'schen Glashütte, Lubisch und Riede rer,
erfunden wurde.
Die Härte des Glases hängt jedoch nicht nur von dem Abkühlungs*
verfahren ab, sondern auch von dem Gehalt des Glases an Kieselsäure,
I Bleioxyd und Alkalien, Die Härte vermindert sich mit der Abnahme des
Kieselsäuregehaltes und der Zunahme des Gehaltes an Bleioxyd, Kali und
Natron, jedoch ist Natronglas härter als Kaliglas, auch ist die Oberfläche
einer Glasmasse stets härter als das Innere derselben. Mit der Härte wächst
auch der Glanz und die Politurfahigkeit des Glases.
[ 2. Spccifisches Gewicht. L)as specifische Gewicht schwankt beim
Kalkglas zwischen 2 "4 und 2"8| beim Bleiglas zwischen 30 und 4*U und
I beträgt beim Spiegelglas 2*44—2*56, beim Krystallglas 2*80— 3'20, beim
JFaraday' sehen Fiintglas 5'43 und beim O. Schott'schen Glase sogar 0*33,
Glas mit einem höheren .specifischen Gewichte als 2'8 enthält Blei oder
tearyt. Leichtes Glas ist wenig wetterbeständig und von geringem Glänze.
^ 3, Kubischer Ausdehnungsco(£f0ctent. Derselbe schwankt (nach O. Schott)
zwischen OCK)00137 und 0 0000337 und ist bei alkalireichem Glase grösser
als bei alkaharmem. Werden zwei Gläser von möghchst verschiedenen Aus-
^—ciehnungscoefficienten passend ausgewählt und über fangartig mit einander
^Brerbunden, so erhält man ein Glas, welches einem schroffen Wärmewechsel
^zu widerstehen vermag und trotz der — sogar beim langsamen Erkalten —
eintretenden Spannungen, welche im Inneren des Glases Zug-, im Aeusseren
Jruckspannungen sind, eine Verletzung seiner Innenfläche verträgt, ohne
ivic Hartglas sogleich zu zersphttem. Aus solchem, von O. Schott in Jena
erfundenen Glase, Verbundglas genannt, fertigt man Lampency linder,
Wasserstandsgläser für Dampfkessel, Kochwäschen, Abdampfschalen, chemische
Apparate u, s. w. Erhitzt man Verbundglas und besprengt es darauf mit
IVasser, so zerspringt es nicht,
4. Leitung der Warme und Elektricitat. Glas ist ein schlechter Wärme-
leiter; setzt man die Wärmeleitungsfähigkeit des Silbers = lOi), so beträgt
iie des Glases nur 003. Die Elektricität leitet Glas schlecht, wenn es sich
kalten Zustande befindet, aber gut, wenn es erhitzt ist, und zwar schon
ei einer Temperatur von -|- 80" C, an, am besten jedoch im rothglühenden
KZustande,
5, Wärmedurchlässjgkeit. Farbloses Glas von verschiedenartiger Zu-
rjmensetzung, jedoch ohne Eisengehalt, lässt strahlende Wärme hindurch,
eütt man dem Glasgemenge jedoch nur 1\ Eisenoxyd und Reductions-
ciittel hinzu und schmilzt man das Ganze bei hoher Temperatur zusammen,
erhiüt man ein fast wärm eun durchlassiges Glas, welches Schirmglas
'oder Wärraeschirmglas genannt wird, (Erfinder: Richard Zsigmondy/)
184
Drittrr TbeÜ. Die Neben- cmSct Hilfsstoffe.
Während gewöhnliches Spiegelglas von 8 mm Dicke x, B. 58^ — 63"/o ^
strahlenden Wärme eines Argandbrenners hindurchlässt, lässt gleich dickes
Schirmgks nur etwa 0*7 7o <^urch. Das Schirmglas eignet sich deshalb lur
Hersteliung von Lampen- und Ofenschirmen, Glasdachziegeln, Deckglüsem
für Treibhäuser^ Schutzbrillen gegen Feuersglut u. s* w*
6. Lichtbrechuiigsverinögeii. Dasselbe ist schwach beim gewöhnlichen
Glase, stark beim Bleiglase, sehr stark bei einem Glase, das Wismuth anstatt
Blei und Thalliumoxyd anstatt Kali enthält,
7. Elasticität und Festigkeit. Richtig gekühlte Gläser sind elastischer ab
zu schnell oder zu langsam gekühlte, jedoch besitzt das Hartglas eine grossere
Elasticität als gewöhnlich gekühltes Glas. Die Festigkeit ist am gr - m
Hartglas (besonders beim Presshartglas), am geringsten beim enii; .is
(Porzellanglas). Elasticität und Festigkeit hängen aber auch von der Fonn imd
der Dicke des Glases ab. Nach W^ertheim und Chevandicr (siehe »Hand-
buch der Architektur«, Bd. I, S. 284) beträgt der Elasticitätsmodul fiir
1 an^ Fensterglas 791.700 kg, beim Spiegelglas 701 .5Ü0 kg, beim ungefärbten,
bleifreien Krystallglas 689.000 kg und beim weissen und farbigen KrystalJ-
glas 547.700 kg\ die Zugfestigkeit für 1 rw* beim Fensterglas 176'3/^i
beim Spiegelglas 140 kg, beim ungefärbten bleifreien Krystallglas 100*2 V»
beim farbigen und w^eissen Krystallglas ^^b kg und (nach Fairbairn) beim
gekühlten Flintglas 161 — 179 kg, beim grünen Glas 203 kg^ beim Krongbs
179 kg\ — die Druckfestigkeit nach Fairbairn, wenn das Glas •* die
Gestalt eines Cylinders, 6 die Gestalt eines Würfels besitzt, der aus grösseren
Stücken herausgeschnitten und daher schlecht gekühlt ist^ beim gekühlten
Flintglas a 1940 kg\ 6 923 kg, beim grünen Glas a 2241 kg, b 1421 k.
beim Kronglas a 2180 kg, b 1531 kg für das Quadratcentimetcr; — die
Biegungsfestigkeit nach Seh w er in g beim geblasenen Rohglas von »1
bis 5 mm Stärke durchschnittlich 375 kg^ beim gegossenen Rohglas Ab-
nehmend mit wachsender Stärke und zwischen ä = b bis 15 mm sich
berechnend aus der Formel: 2lH) + IG . (15 — <^^ kgf beim PresshartgUf»
etwa 1000 kg für das Quadratcentimeter.
8* Wetterbeständigkeit, Glas, das reich an Kieselsäure ist und nebe»
dieser als Hauptbestandtheile mindestens zwei Metalloxyde^ nämlich ein Oxyd
eines Alkalimetalles und ein Oxyd eines Erdalkalimetalles oder statt des
letzteren Blei-, Zink-, Wismuthoxyd oder Thonerde enthält, widersteht den
Angriffen von Wasser und Säuren ziemlich stark. Schlechtes alkali reich«
Glas wird von Wasser und von anderen Flüssigkeiten leicht angegritfen. und
2war leistet kalireiches Glas einen grösseren Widerstand als natronreichcj».
Derartiges Glas erblindet leicht an der Luft und vermag einen starkes
Wärmewechsel nicht zu ertragen. Bleihaltiges Glas wird je nach der Gros»
des Blcigehaltes mehr oder minder von Salzsäure zersetzt und von Ammoniak
angcgriüen. Hierbei überzieht es sich mit einer ganz dünnen, in allen Regen-
bogenfarben schillernden Haut, d. h. es läuft an oder erbhndet, Dieso
Häutchen besteht aus Kali- und Natronsalzen, denn das Glas verliert Kali
Natron und etwas Kieselsäure und nimmt AVasser auf. Das Erblinden und
Buntanlaufen von Fensterscheiben in Viehställen und Treibhäusern wird mcistöii
durch Ammoniak hervorgerufen. Fluorwasserstoffsäure vermag selbst das festeste
Glas vollständig zu zerstören und wird zum Aetzen des Glases benutxL Sie
dient aber auch dazu, blind gewordene Scheiben wieder kUr zu machen.
Erste« Capitel* Das Gbs tmd das Wasserglas.
im
Die Wetlerbeständigkeit lässt sich am einfachsten durch Kochen eines
iGlasstückchens in concentririer Schwefelsäure otler in Königswasser prüfen:
[gutes Glas bleibt hierbei ganz unverändert; ein frühzeitiges Erblinden lässt
sich aus dem Verhalten des Glases nach der Einwirkung von Salzsäure-
dämpfen auf dasselbe beurtheilen: gutes Glas darf keinen Anflug zeigen^
matt oder rauh erscheinen, nachdem man es 30 Stunden lang diesen Dämpfen
ausgesetzt und hierauf^ vor Staub und Ammoniak geschützt, in einem dicht
schliessenden Behälter 24 Stunden lang aufbewahrt hat.
Die Glasfabrikation«
g 244. Das EinschmeUen.
Das Glas soll möglichst rein, eben, farblos» durchsichtig, blasen-,
'^ wölken-, wellen-, streifen- und klumpenlos, auch nicht gewunden sein, damit
die Gegenstände hinter der Glasscheibe beim Hindurchsehen nicht verzerrt
.erscheinen. Tadelloses Glas erhält man durch Benutzung möglichst reiner
I Rohstoffe und möglichst geringer Massen alkalischer Flussmittel, ferner durch
leiDe möglichst vollkommene Mischung der Gemengtheile im Ofen und durch
leine möglichst hohe Schmelztemperatur. Um den Glassatz gehörig durchzu-
[arbeiten, w*ird er stundenlang mit Krücken umgerührt. Während dieser Arbeit
stösst man mit einem Eisen ein Stück grünes Holz, eine Kartoffel, eine Rübe
u. dergl. bis auf den Boden des Schmelzgefässcs ; durch das schnell ver-
dampfende Wasser dieser PÜanzen wird die Glasmasse ausserordentlich stark
aufgeschäumt und eine Trennung der Glassatztheile nach dem specifischen
bCjewichte vermieden. Man nennt diesen Vorgang das Blasen des Glases.
jBei gewissen Glasmengen, namentlich stark bleioxydhaltigen, verwendet man
[auch Arsenik, das untersinkt und beim Verdampfen gleichfalls die Glasmasse
[in starke Bewegung bringt Aber trotz aller Sorgfalt lassen sich Klumpen,
j Streifen u, s, w. — Schlieren genannt — nicht immer vermeitlen, namentlich
liucht bei einer grossen Glasmenge; ebenso schwierig ist es auch, die Luft-
Iblasen aus der Glasmasse ganz zu entfernen.
Die Rohstoffe werden getrocknet, dann möglichst fein gemahlen, sorg-
tltig vermischt und in offenen oder zum Schutze der Glasmasse gegen Rauch
In, s. w, mit Hauben bedeckten und vom eine Oeffnung (sogenannte Arbeits-
jöfiTnung) besitzenden, kreisrunden oder ovalen, sich nach unten etwas ver-
t jungenden, etwa 60 rm hohen und in den Wandungen 9 — 12 cm starken
iHäfen geschmolzen, die aus feuerfestem und kieselsäurereichem Thon hergestellt
jand vor dem Gebrauche in eigens zu diesem Zwecke construirten, an den
ISchmelzofen angebauten Anwärme- oder Temp er Öfen vorgewärmt, geglüht
[und mit Glasabgängen eingeschmolzen sind. Bei der Fabrikation von Spiegel-
[glas benutzt man auch viereckige Wannen. Als Schmelzofen dienen
Irunde oder eckige, backofenartige, liegende Flammöfen mit Feuerungs-
liaum am einen und Schornstein am anderen Ende, die mit Steinkohlen, in
Icinigen Gegenden (z. B. in Venedig, im Thüringer-, Böhmer- und Bayerischen
|WÄld) mit Holz, seltener mit Torf oder Braunkohle geheizt werden, oder
'aiiTienöfen, bei denen der Herd unmittelbar als Behälter für die schmelzende
iGUstnasse benutzt wird und durch eine Scheidewand in zwei AbtheÜungen
getheitt ist, um in der einen das Schmelzen vornehmen und in der anderen
das zur Verarbeitung fertige Glasgemenge aufbewahien zu können, oder zat
i«e
Dritter Thcil. Die Neben- oder HÜfsstoÜt,
Vermeidung von VeruureinigungeTi des Glassatzes durch Flugasche und mi
besseren Ausnutzung der Wärme Gasöfen, in denen die festen Brenn»
Stoffe zunächst in Gas verwandelt und letzteres mit vorgewärmter Luft tin
eigentlichen Ofenraum zur Verbrennung gebracht wird. Solche (V li-
Öfen mit Gasfeuerung sind für Hafen- und Wannenbetrieb mit | icr
(seltener) oder continuirlicher Feuerung, sowie mit Vorwärmung des Gas«
und der Verbrennungsluft eingerichtet (Regenerativ-Gasfcuerung)» Als
der beste Gasschmelzofen wird zur Zeit der von Friedrich Siemens io
Dresden vor wenigen Jahren construirte hufeisenförmige Wannenofen rail
freier F lammen entfaltung angesehen, bei welchem die Heizkammer einco
grosseren Raum als bei den älteren Schmelzöfen mit Gasfeuerung bildet und
die Flamme des entzündeten Gases frei, fast ohne die Wände der Heiz-
kammer zu berühren, verbrennt, so dass das Glas hauptsächlich durch die
Strahlung der Flamme und des erhitzten Ofengewölbes geschmolzen wird
Dieses Heizverfahren, durch welches eine grosse Brennstofiferspamiss (bis 4^7#)
und die höchstmögliche Wärme erzielt wird, kann aber auch für Hafen-
betrieb angewendet und so eingerichtet werden, dass ein stetiger Arbeiti-
betrieb herrscht, indem in der einen Abtheilung das Glas geschmolzen und
geläutert, in der zweiten das zähflüssige Glas zur Verarbeitung aufbewahrt
und entnommeui in der dritten der neue Glassatz eingetragen und rot*
gewärmt wird.
Den Siemens'schen Regenerativ-Glasschmelzofen mit Hulefl
zeigt Figur 419 im Längendurchschnitt, Figur 420 im Querschnitt ^nd
Figur 421 im Grund riss. Unterhalb des Arbeitsraumes AT Hegen die Re-
generator-Kammern G und Gjj welche mit lose aufgeschichteten feuerfesten
Ziegeln angefüllt sind und abwechselnd von Luft und Heizgasen durdi*
strömt werden. Das Gas tritt durch den Canal M in den Arbeitsraum ein.
Auf der Ofensohlc stehen lü offene Hafen r (auf jeder Längsseite 6), dk
von den in der Längsrichtung strömenden Flammen umspült werden. Vor
jedem Hafen ist ein Arbeitsloch a angeordnet. Von den Oeffnungen ^ am.
welche durch Platten geschlossen werden, kann man die beim Leck werden oder
Zerspringen der Hafen auf die Ofensohle fliessende Glasmasse leicht beseitigen'
Die Figuren 422 — 425 stellen eine continuirlich arbeitende, huf-
eisenförmig gestaltete Glasschmelzwanne mit Schiffchenbctricl*
dar. Die vier Regeneratoren liegen neben einander. An einem Ende eines
jeden Regenerators führt je ein Canal nach oben, unter denen sich die
Flugstaubkammem befinden. Ein jeder dieser vier grossen Canälc ^, /, g^ und /p
bildet einen der vier Gas, bezw. Luft einführenden oder die Verbrennung«-
erzeugnisse abführenden Füchse. Wie die Zeichnungen erkennen laSKUt
münden die Gas- und Luftfüchse über einander verhältnissmässig hoch Über
dem Glasspiegel in den Schmelzraum ein. Dieselben sind entweder bis »ur
Ausmündung getrennt oder vereinigen sich schon etwas vor derselben, wie
bei dem hier dargestellten VVannenofen» Die Flamme kann sich so in de»»
weiten Ofenraumc frei und ungehindert entwickeln und den halbkreisfürmigtii
Raum durchlliessen, ohne auf das Ofengewölbe, auf das eingetragene Gemengt
oder den Glasspiegel aufzuschlagen, noch mit den Zwischenwänden in un-
mittelbare Berührung zu kommen.
Der Grundriss (Fig, 424) zeigt die Form eines Hufeisens, dessen
Durchmesser bezw* Weite die vier Regeneratoren einnehmen, wührend i»
EMt%
i^serfu
der Richtung der Längsachse der Regeneratoren sich die eigentliche Wanne
l^nicht viel über die halbe Gesammtbreite derselben ausdehnt. Ein hohes kugel*
schalenförmiges Gewölbe bildet den oberen Abschluss des Schmelzrauraes.
'In Richtung der Regenerator-Längsachse schliessen sich an den Oberbau
auf der einen Seite zwei Vorbauten für die aus den Regeneratoren aufwärts
steigenden Canäle an, während auf der halbkreisförmigen Seite vertheilt die
I Arbeitsplätze mit der daran liegenden Arbeitsbühne sich befinden. Diese
fVorbauten sind mit mehreren Oeffnungen versehen, um von aussen oder
liach rückwärts das Innere der Füchse, sowohl deren lothrechten wie wag-
srechten Theil, beobachten und ausbessern zu können. Wie aus der Zeichnung
lersichtlich, sind die Vorbauten nicht in oder parallel der Längsachse der
iRegeneratoren errichtet, erheben sich vielmehr über je einem Paare der-
selben derart, dass ihre Mittelachsen der Mitte des Ofens zugewendet sind*
jJDie Vorbauten stehen vol kommen frei, daher gut gekühlt, und sind ohne
[inneren organischen Zusammenhang mit dem übrigen Oberofen als abge-
sonderter Ofentheü erbaut Sie dienen weder als Widerlager des Ofen-
Gewölbes, noch sind sie von dessen Bewegungen irgendwie beeinflusst. Zwischen
ien Vorbauten befinden .sich die Einlegestcllea für das zu schmehende
emenge.
Aus dem Grundrisse ist ferner ersichtlich, dass die eigentliche Wanne
Jurch zwei mit starken Luftkühlungen versehene radiale Zwischenwände in
irei Räume gesondert ist, um die Möglichkeit zu gewinnen, drei verschiedene
Farben Glas gleichzeitig in einem Wannenofen zu erzeugen. Selbstverständhch
steht, je nach der Grösse der Wanne, einer Theilung derselben in mehr als
irei Räume nichts entgegen, und es können vier oder mehr Sorten ver*
schieden farbigen Glases hergestellt werden.
Bank des Ofens, Seiten- und Zwischenwände desselben müssen energisch
^—Äckuhlt sein; es dienen hierzu die auf der Zeichnung auch dargestellten, mit
^Beinern grösseren Schornsteine in Verbindung stehenden Canäle ^j, k^ und f,
^^in <lenen frische Luft hin durchstreicht,*)
Generatorglas und Luft treten, in den Regeneratoren ^, , i?^ vor-
gewärmt, bei a in den Ofen und entweichen bei a, durch die Regneratoren /?^
jud i?| in den Schornstein, Bei Z erfolgt das Einbringen des Glassatzes in
iie Wanne.
Das geläuterte Glas gelangt in fast reinem Zustande nach den Arbeits-
^ffnungen </, woselbst es die zur Verarbeitung nothwendige Zähflüssigkeit durch
rte Luftzufuhr in den Canälen c und bei den Oeffnungen d und dem-
eintretende Abkühlung erhält. Schiffchen .r, die vor den Oeffnungen ä
in die Glasmasse gesetzt werden, dienen dazu, die Läuterung zu vollenden,
>icsc aus Chamotte hergestellten Schiffchen sind leichter als die Glasmasse
fid schwimmen deshalb auf derselben. Ihre Construction zeigen die Figuren 420
(Vcrticalschmtt) und 427 (Horizontalschnitt). Durch eine oder mehrere Ab-
theilungen C erhält die Abtheilung B das Glas aus der VV^anne, indem das
(_'r die Trennungswand Jlicsst. Hierbei wird es nochmals der Hitze
L^t und dadurch weiter geläutert. Aus der Abiheilung A wird das
«las jtur Verarbeitung entnommen.
*) IIlusti^tioDen und BcschreibungcQ dieser Regenerativ • GUsschmeUofen rer-
nketi wir der Direclion der •AclicnifcscUschafl für Glasinduit ric vorm»tf
r ri ed c 1 e h S i e m e D s« ia Dresden, welcher diese vortüglicheii CoDstructlofien pätentin d&d*
ttt
Dritter Thcil, Die NelieiP oder Hilfsstoffe,
Andere Glasschmelzöfen (z.B. der von Schtn£^ Nehse, Pütscbt Boctms
u. A,) haben eine geringere Verbreitung gefunden als die Siecnefi»*sciHn
Glasöfen mit Gasfeuerung.
Die Vorbereitung des Glassatzes (das Calciniren der Pottasche, der
Soda und des Glaubersalzes) erfolgt im sogenannten Calcinirofen, Alc
Herstellung der Fritte (d. h. das Erweichen der Glasmasse bis zum Fest-
kleben der pulverförmigen Glassatztheilchen) in einem backofenartigen tmd mit
dem Schmelzofen unmittelbar verbundenen Frittofen, welcher mit Steinkohlen»
Holz oder Torf gefeuert wird
Uie beim Schmelzen auf der Oberfläche der Glasmasse (bei den frühcrqt _
Schmelzmethoden sehr häufige bei den jetzigen nur selten) sich ansatnmelii^^|
Unreinxgkeiten, welche meistens aus Natrium und Calciumsulfat bestehen oB
Glasgalle (Glasschaum) genannt werden, schöpft man mit eisernen SchaOTJ-
löffeln ab. Im Schmelzofen wird die Schmelztemperatur (etwa 1200—1250*^0
so lange gehalten (d, h. heiss geschürt)» bis die Glasmasse geläutert, d. h, dlUm-
flüssig und klar ist und Glasblasen aus ihr nicht mehr emporsteigen. Da
diese dünnflüssige Masse nicht verarbeitet werden kann <^sie wiirde von der
Glasmacherpfeife abtropfen), so muss sie im Schmelzofen bis auf 700 b»
800" C. abgekühlt werden. Bei dieser Temperatur bildet das Glas eine dick-
flüssige, leicht dehnbare und geschmeidige Masse. Damit der Glasbläser
während der Verarbeitung das durch weitere Abkühlung unformbar gewordeoc
Glas wieder weich, zähe und knetbar machen kann, indem er die Pfeife mit
dem daran hängenden Glasklumpen durch die Arbeitsöffnung in den SchmcU*
ofen schiebt, wird die Temperatur im Ofen so lange gehalten, bis die ganze
Glasmasse verarbeitet ist.
Man rechnet gewöhnlich für das Einschmelzen des Glassaues eine Zdt
von 10 — 12, für das Lautem von 4—6 und für das Verarbeiten rem
10 — 12 Stunden, Die gesammte Schmelzzeit hängt ab von der Bescha^eohcit
des Glasgemenges, der Güte des Ofens und der Grösse der Schmelzgeftsst
Die Verarbeitung ist je nach den Gegenständen, die hergestellt werden
sollen, ganz verschieden. In den nachfolgenden Paragraphen soll die Art unil
Weise der Herstellung der wichtigsten Glassachen kurz besprochen werdai.
§ 245. Das Tafelglas.
A* Das gMasene Tafefglas^
Das Tafelglas wird entweder durch die sogenannte Mondglai-
macherei (ältere Methode), oder durch die Walzenglasmacherei (neü<ft
Methode) erzeugt.
Bei der Herstellung des Mondglases wird mittelst der Glasmacher-
pfeife, einem schmiedeeisernen Blaserohr von T;i— 10^ Länge, 5 — 1mm
lichter Weite, mit hölzernem Mundstück am einen und Knopf am andcröi
Ende, eine kleine Glasmenge aus dem Hafen herausgenommen, durch RoUca
auf dem Marbel, einer glatten gusseisernen Platte, und Blasen zu einer
Kugel gestaltet und diese durch öfteres Eintauchen unter fortwährmdein
Drehen der Pfeife nach und nach zti einem Sphäroid vergrösseri unil
abgeplattet. Hierauf wird von einem zweiten Glasarbeiter ein runder, L5«
langer eiserner Stab (Heft-, Nabel- oder Bindeisen) genau auf den Mittel-
punkt der vorderen abgeplatteten Kreisfläche (dem Ochsenauge) imCtelst
Erstes Capitel. Das Iritis und dna Wasserglas»
feines aus dem Hafen entnommenen Glasklümpchens angeheftet, dann die
pfeife von der Glasmasse abgesprengt und die Oeffnung erweitert. Nachdem
man die Glasglocke durch die aus der Mundung des Auslaufofens heraus-
.schlagende Flamme wieder erweicht hat, breitet man durch rasches Umdrehen
'des Eisens die Glocke zu einer Fläche aus, schneidet dieselbe von dem
Hefteisen ab und bringt sie in den Kühlofen. Der mittlere dickere Theil
der Tafel, an welchem das Hefteisen gesessen hat, wird beseitigt oder stehen
Igelassen. Im letzteren Falle erhält man die sogenannten Butzenscheiben,
filie meistens nur einen Durchmesser von 12—18 cm besitzen.
Bei der Herstellung des Tafelglases mittelst der Walzenglasmacherei
wird an den Knopf der Pfeife eine möglichst grosse Glasmenge {2kg
imd mehr) genommen <,Fig. 428 d) und derselben durch Rollen und Schieben
jauf dem Marbel und durch Blasen erst eine birnförmige (Fig. 428 ^)i sodann
[allmäUg (Fig. 428 c und d)^ eine cylinderförmige Gestalt {e) gegeben. Hierbei
[erfolgt eine so grosse Abkühlung der Glasmasse, dass dieselbe fast erstarrt
[und ihre Form nicht mehr verändert. Der Cyhnder wird hierauf im Schmelz-
f ofen an seinem unteren Theilen erweicht und dann durch Einblasen von
Luft {/) an dieser Stelle durchlöchert, indem man die erweichte Masse zum
Plauen bringt
Diese Oeffnung wird nunmehr bis auf die Weite des CyUiiders (^) gc-
[bracht, indem man die Pfeife dreht, den Cylinder schwenkt und ihn durch
] wiederholtes Anwärmen im Ofen nicht spröde werden lasst, und endlich mit
leiner Schere gerade geschnitten. Hierauf lässt man den Cylinder erkalten.
[legt ihn dann auf eine Unterlage und sprengt die Pfeife, sowie die Haube
I oder Kappe von ihm ab^ indem man ihn an der betreffenden Stelle mittelst
eines rothglühenden Rundsprengeisens erhitzt und durch einige Tropfen
j kalten Wassers rasch abkühlt {h). Endlich sprengt man den Cylinder der Länge
nach auf dieselbe Weise mittelst eines glühenden Langsprengeisens auf,
schiebt ihn in den Streck- oder Platt ofen auf eine an der heissesten Stelle
liegende, aus feuerfestem Thon und Cement hergestellte, gebrannte und
geebnete, mit Kalk bestäubte Streckplatte so, dass der Sprung sich oben
[befindet, öffnet ihn, sobald er erweicht ist, mittelst eines Stabes (S tre ek-
le isens), legt ihn zu einer Tafel auseinander und ebnet ihn (i) mit einem
[Folirholze, indem man mit diesem zur Verhinderung von Beschädigungen
[sanft über die Tafel hin und her fährt, wobei das Polirholz verkohlt. Dann
1 schiebt man die Tafel in den mit dem Streckofen unmittelbar verbundenen
Kiihlofen, stellt sie hier aufrecht an Eisenstabe und lässt sie 4— 5 Tage lang
lallmälig abkühlen. (Es sei noch bemerkt, dass Pilking ton statt der Spreng-
[eisen einen brennenden Kohlenoxydgasstrahl zum Absprengen der Haube, sowie
Oeßhen des Cylinders empfiehlt)
Soll die Tafel geriffelt sein, so wird die Glasmasse in eine mit ent-
ISprechenden Rippen versehene Eisen- oder Messingform eingeblasen oder
lauf einer mit wt^llcnfnrmi^an) Unebenheiten hergestellten Platte gestreckt;
liioll sie eine Hache Wölbung erhalten, um z, B, als Scheibe für runde Balkons
IVerwentlung zu finden, so wird sie im Streckofen auf eine nach der ge-
Iwünschtcn Wölbung abgerundete Eisenplatte gelegt Das geriffelte, geblasene
[Glas wird Schuppenglas oder cannelirtes Glas genamit
Das Mondglas besitzt eine grosse Gleichmässii^keit, einen schönen
^kns, eine grosse Biegsamkeit und wird noch heute In England als Tafel-
190
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
glas gern verwendet, während es auf dem Continent hauptsächlich nur zur
Verglasung von Laternen dient. Zu diesem Zwecke müssen die runden
Scheiben meistens beschnitten werden, um viereckige Stücke zu erhalten;
daher ist der Abfall sehr gross. Die Abmessungen u. s. w. des Mondglases
betragen : ♦)
Dicke 14 mm. Gewicht für das Quadratmeter 3-66 >^, Höhe 790 mm,
Breite 530 /w/w (ordinäres Format);
Dicke 21 mm, Gewicht für das Quadratmeter 5'5 kg, Höhe 860 mm,
Breite A&^mm (hohes Format).
Das Walzenglas (Tafelglas, Cylinderglas, gestreckte Glas)
kommt in Tafeln bis 1'65 m Höhen und 102 m Breite, die bis 15 kg wi^en,
im Handel vor, doch sind die Tafeln meistens nur 4 kg schwer und besitzen
je nach ihrer Dicke verschiedene Höhen und Breiten, und zwar unter-
scheidet man:
dünnes oder '/g"^^^» ^^^ 1'5 ^^ stark. Gewicht für das Quadrat-
meter = etwa 3'6 kg',
ordinäres oder */^-Glas, etwa imm stark (einfaches Glas), Gewicht
für das Quadratmeter = etwa 4'8^^;
*/^-Glas, etwa 2*5 mm stark, Gewicht für das Quadratmeter = etwa
6-0 kg',
**/^-Glas, etwa 3 /w;w stark (anderthalbfaches Glas), Gewicht für das
Quadratmeter = etwa 7 "2 kg',
®/^-Glas, etwa 4 w/w stark (Doppelglas für Oberlichter u. s. w.),
Gewicht für das Quadratmeter = etwa 8'4 kg.
Die Tafelgläser werden nach vier »Wahlen« sortirt, von denen die
erste Qualität (ganz reines, tadelloses Glas) ihres hohen Preises wegen nur
ausnahmsweise verwendet wird. Für bessere Bauten benutzt man Glas der
zweiten oder dritten Wahl, für untergeordnete Gebäude (namenthch Ställe)
auch Glas der vierten Wahl. Die reinsten Sorten des ^4- und ^/^-Glases ver-
wendet man auch als Spiegelscheiben, nachdem man sie geschliflfen und polirt
hat. Dieses geblasene Spiegelglas kommt in zwei Sorten in den Handel,
sH% Cskjiftd. Das 6!as und das Wssserglas.
m
[Zahl angerechnet wird; z. B. werden fUr eine Tafel von 35 und 49 rm
[Seitenlange nicht 84 addirte Centimeter, sondern 36 + 50 = 86 addirle
fCentimeter für die Preisbestimmung angesetzt»
Geblasenes Glas besitzt durchschnittlich eine grössere Festig-
keit als gegossenes von gleicher Stärke.
Einen unzerbrechlichen Ersatz für Fensterglas soll das Tektorium
liefern, das aus einem galvanisirten und mit einer eigenartigen Masse über-
zogenen Drahtgewebe besteht und in Rollen von 60 und 120 cm Breite und
7 m Länge in den Handel kommt Das Tektorium soll zähe und geschmeidig,
[in Wasser unauflöslich und wetterbeständig sein, es soll sich biegen,
(schneiden, nageln und kitten lassen, das Licht durchlassen , die Sonnen-
Istrahlen brechen und daher das Durchsehen verhindern. Es wird für Fabrik
ster und -Oberlichten, Gewächshäuser, Wintergärten, Veranden, Pavillons
St w. empfohlen^ auch zur Herstellung von Fenstervorsetzern, Transparent*
[laternen, Firmenschildern y. s. w. Dieser Ersatzstoff besitzt jedoch den Nach-
Itheil, dass er etwa doppelt so theuer ist als gutes Fensterglas.
B. Das gegossene Tafelglas {Roh* oder Spiegelglas)*
Die geschmolzene Glasmasse wird auf eine Tischplatte gegossen, welche
auf einem festen Gestell, das auf Rollen läuft, ruht und durch Abhobeln
[geebnet, sowie mit zwei parallelen, beliebig verschiebbaren, 6 — 50 mm hohen
eisten, deren Höhe der Glasdicke entspricht, versehen ist. Die aus Gusseisen
3der Bronze bestehende Platte hat 3 — 7 m Länge, 1*8 — 4 m Breite und 10 bis
» cm Dicke; sie wird durch ein Holzkohlenfeuer erwärmt. Die Glasmasse
aus dem Hafen oder der Wanne in Zickzacklinien aufgegossen,
vobei man sich häufig eines Giessereikrahnes bedient, und mittelst einer
JoO— 300 kg schweren, hohlen, oft innen mit Wasser abgekühlten, auf den
^eisten laufenden Metallwake (meistens Bronzewalzei gleichmässig auf den
Tisch vertheilt. Sobald die gegossene Spiegelscheibe einigermaassen erstarrt
t, wird sie in den neben der Auswalztafel stehenden, dunkelroth glühenden
Lühlofen mit Hilfe der Krücke geschoben (eines U-fÖrmigen Eisenstabes, der
tangenartig den kältesten, vom Kühlöfen abgewendeten Rand des Glases um-
^asst) und dort, auf feinem Sand gelagert, langsam abgekühlt, was mitunter
-5 Tage, mitunter aber auch 14 Tage in Anspruch nimmt Hierauf wird
Tafel, wenn wegen vorhandener Blasen, Köm er, Flecken u. s. w. er-
;for*lerlich, mit einem Diamanten In kleinere Stücke geschnitten und, wenn
BIG als Rohglas zur Beleuchtung unterirdischer Räume u. s. w, Verwendung
Snden soll, nicht wieder bearbeitet, wenn sie aber als Spiegelglas zum
/^erglasen von Schaufenstern, zur Herstellung von Spiegeln u. s. w. dienen
all, geschliffen und polirt
Vor dem Schleifen wird die Glasplatte auf einen Steintisch gekittet.
•Is erfolgt zuerst das sogenannte Rauh schleifen, indem man auf die
Glasplatte groben Sand untl Wasser bringt und über sie eine gussciserne
&der schmiedeeiserne, flachrandige Schleifscheibe von 1 bis 4 cm Dicke
ad 13— 45rw Durchmesser, oder eine Stein- oder Glasscheibe hin und
her bewegt, was durch die Hand des Arbeiters oder besser mittelst
besonderer Maschinen — z. B. der Fliegrahmcnmaschinc von James Watt,
Schleifmaschine von Nicholson ik Wadsworth, von Jos. Crosficld,
i9ä
Dritter Theil. Die Ne
von Franz Peters» von Emil Offenbacher u. s. w, — bewirkt wi/iLi
Offenbach ersehen Rundschleifapparat n\it Planetenbewegungl
Schleifscheiben oder Obersteine und fahrbarem Tisch von 5*5 « Du
mcsser xum Schleifen von Spiegelgläsern stellt Figur 429 dar; auf den vi
eckigen Übersteinen aus Marmor können auch Gläser befestigt werden,
(hiss also Glas mit Glas geschUlfen werden kann ; ferner besitzt der App
eine während des Betriebes einstellbare Press- und Entkstungsvomchtm:|
Auf das Rauhschleifen folgt das Klar schleifen oder Douciren untj
Benutzung feineren Sandes oder eines feinen Sandsteines und Wasser, dann
Fcindauciren mit geschlämmtem Schmirgel und endlich das Polireo nwt
fein geschlämmtem Eisenoxyd (Englischroth, caput mortuum) und einer Papp
oder Wcitlcnholzscheibe u. s. w. Das Poliren erfolgt häufig in drei Al
Hfufungen, nämhch in:
c;) Ucbcrreissen mit grobem Polirschlamm, d) Blauen mit feii
Polirschlamm, i^) Abziehen mit Zinnasche und unter Verwendung von Ko
Scheiben oder fikbekleideten Holzscheiben. (Siehe auch § 246 und
Fig. 4,10 und 431,1
WirtI die Auswalxtafel mit wellenförmigen Unebenheiten versehen,
erhält man geriffeltes Rohglas. Stärker geriflfelte Platten haben (n
Schwering) eine grossere Festigkeit als gleich starke Rohgla&plattcn
Riffclung.
Will man aus der Spiegelscheibe einen Spiegel fertigen» so bcl<
mim dieselbe einseitig mit einem Amalgam aus Quecksilber und Zir-
»ilhcr8]negel) oder mit reinem Silber (Süberspiegel) oder mit PI
(Pliilin.spiegel) oder mit einer Legierung aus 34^ — SÖ^'/q Zinn, 63 — M^)q ^^iM
ohne oder mit 1— 27o Antimon, Arsen und Nickel oder endlich mit eia
Legierung aus gleichen Theilen Platin und Stahl. Um Spiegel (auch
Hrhciben) vor dem Erblinden zu schützen oder erblindete wieder kUr
machen» erhitit man 12^ Flussspath^ 12^ Schwefelsaure von 60**, ij
WÄÄner in einer Bleiretorte, welche einen dreimal grösseren Cubikinhalt
die Misi'hung besitzen muss, mit Vorsicht nach und nach den Hals
Retnric unter Wasser eines vorgesetzten Gefasses leitend (1/ auf 12^Fliisar"
Hpalli) und auf das Wasser etwas Terpentin giessend. Nach etwa iwci
Stunden wird mit diesem Wasser die Glasscheibe gewaschen, dann mit
reinem Wasser nachgespült und getrocknet. (Siehe Mothes, >IllusarirtÄ-
liaulcxikont, 1883, Bd. II, S. 462.)
Die Spiegelscheiben werden weiss oder ihre ivHertel weiss und g^"
wohnlich in Stärken von 10 — 20 ff t ff t bis zu 5' 10 /«* Grösse, aber auch dax-
über, angefertigt. Fine Platte von 5*10 w* Fläche vermag eine Belastung vfl
etwa 4r>0 V ^^ ertragen.
Da« Rohglas wird meistens in Stücken von 2m Länge und (hSll
Hmte (^=r62w^ Grösse) und in Stärken von 15 — 38 U7w hergestellt,
wiegen Platten dieser Grösse bei 15 — 16 mm Stärke 6b %, bei 20 — 21 iw*
Silrke S2Jtg, bei 2h mm Stärke 105^^, bei 31 mw Stärke 125^^, bei 3T
bi» 38 mm Stärke ir)() lg. Die für Deckenlichter, Veranden u, s, w. be-
stimmten, mit parallelen oder rautenförmigen Riffeln versehenen, gc-
gosacncn Rohgläser sind durchschnittlich ^ymm stark und bis 17 «^ gro
(Lange 21 w, Dreite 0*81 m); sie wiegen für das Quadratmeter etwa H'b i
Dünne Gläser besitzen häufig in Folge schlechter Kühlung u. s. w.
ad das Wassergift
WB
laarrisse oder imrcgolmässige Sprunge, durch welche die Festigkeit und
^'etterbeständigkeit stark vermindert wird.
Die gegossenen Glasfliesen, welche in Decken Verwendung finden, die
egangen werden, erhalten ebenfalls parallele Rift'elungen oder sich kreuzende
•urchen. Die Stärke der in Paris verwendeten Fliesen beträgt 6~ — 7 cm,
[ire L,änge und Breite je 35 r/w, die Tiefe ihrer Furchen 1 cm ; ihre Farbe
st etwas grünlich. (Siehe »Handbuch der Architektur«, Theil I, Bd I, S, 2S6^)
Die von der »Actiengesellschaft für Glasindustrie, vormals Friedrich
iiemensc in Dresden fabrizirten Glashartguss-Fussbodenplattcn zeigen
verschiedene Riffelungen, sind von quadratischer Grundfläche mit den Seiten-
langen 15. 16-5, 20, 22, 30, 33, 36, 39 und 42 im und von weisser oder
halb weisser Farbe.
Von den geblasenen oder gegossenen Tafelgläsern sind noch folgende
Irten hervorzuheben:
Kathedralglas, ein dickeres Tafelglas mit rauher Oberfläche. Man ver-
wendet es vorzugsweise in Kirchen, weil es das Tageslicht nur gedämpft in
den Innenraum dringen lässt. Man kann es auch durch Ueberziehen mit
pinem Brei aus gleichen Theilen Basaltpulver, Salpeter und calcinirtem Borax
it Wasser, welcher getrocknet und eingebrannt wird, aus gewöhnlichem
»läse herstellen,
Dacheindeckungsziegel. Sie werden in allen möglichen Formen, auch
lls Falzziegel und mit Verstärkungsrippen fabricirt und besitzen vor den aus
Phon gefertigten den Vorzug grösserer Leichtigkeit und längerer Dauer,
ilin Glasziegel, von welchem 13 Stück für das Quadratmeter Dachfläche
forderlich sind, wiegt etwa 25 kg, während ein gleich grosser Thonziegel
in Gewicht von etwa 35 kg besitzt,)
Prismengläser für EinfalUichte. Diese von den Gebrüdem Klcnckc
Hemelingen bei Bremen erzeugten halb prismatischen Gläser bestehen aus
einem, weissem, nach einem besonderen Verfahren gehärtetem Glase. Durch
^e wird das Licht bis weit in das Innere des zu beleuchtenden Raumes,
3wic bis nahe unter die Decke geworfen und bedeutend verstärkt, so dass
der Raum heller wird, als wenn das Licht unmittelbar ohne Glas durch die
^Üeffnung fiele. Diese Gläser, welche in eisernen Rahmen so verlegt werden,
äass die schräge Seite der Prismen der Richtung entgegenliegt, nach welcher
as Licht geworfen werden soll, eignen sich besonders zur Beleuchtung von
kellerräumen und Räumen unter Höfen und Strassen*
Die Festigkeit der Prismengläser ist eine grosse. Ein für den Fuss-
ger\"erkehr angefertigtes Einfalllicht von 1*71 X 0*91 »i Grösse widerstand
tei einer amtlich vorgenommenen Belastungsprobe auf dem Kreuzungspunkte
kweier Sprossen einem 1 »ruck von 2200 kg, ohne zu zerbrechen. Von der
lenanntcn Firma werden auch neuerdings diese Gläser in verschiedenen
formen hergestellt.
Drahtglas. Dasselbe wird von der »Actiengesellschaft für Glasindustrie
jronnals Friedrich Siemens« in Dresden, in der Weise fabricirt, dass ein
li'eitmaschiges, den Durcligang des Lichtes nur wenig beeinträchtigendes
)rahtgcwebe mit einer flüssigen Glasmasse vollständig vimhüllt und das Ganze
llhnlich wie Hartglas weiter verarbeitet wird. Die Glasmasse schützt die Metall-
lUge gegen das Kosten. Drahtglas besitzt eine grosse Widerstandsfähigkeit
Zerstörung^ vermag, ohne 2u xcrspringcn. einen schroffen Wärmcwcchsel
194
Dritter Theil. Die Neben- o«icf Hilfsstoffe,
zu ertragen und hält noch, wenn es erhit2t mit Wasser besprengt wird und
hierbei Sprünge bekommt. Prof. Hart ig in Dresden hat das Drahtglas xüf
seine Festigkeit untersucht (siehe »Civiltngenieur« , Bd, XXXVIII, Heft 3)
and ermittelt, dass seine Biegungsfestigkeit das 1'39 fache von derjenigen
des ohne Drahteinlage versehenen Glases beträgt, und >dass zur vollstondigeti
Zerstörung mittelst eines ohne Stoss durchdringenden Körpers eine 558 faehe
Arbeit gegenüber dem gewöhtdichen Glase erforderlich sein würde» wcroi
es gelänge, die Ränder einer Platte so zu befestigen, dass beim Brechen
des Glaskörpers das Drahtgewebe den Bruchstücken desselben nicht «
folgen vermag.«
Das Drahtglas eignet sich daher besonders zum Verglasen von Decken
und Dächern (Lichthöfen, Bahnhofshallen)» Fussböden und Fabrikfenstern,
sowie zur Herstellung von Wasserstandsgläsern für Dampfkessel»
Die Platten werden (nach der Preistafel der Actiengesellschaft) m
beliebigen Maassen bis zu folgenden Grössen angefertigt:
bei 7 und 8^10 ffim Stärke bis IIb m^ Flächeninhalt, aber nichl
länger wie 2t>0 m und nicht breiter wie l'OO m\
bei 15 mm Stärke bis 1*50 m^ Flächeninhalt, aber nicht länger wie
1*50 m und nicht breiter wie 1*00 m\
bei 20^ — 25 mm Stärke bis 1*30 m' Flächeninhalt, aber nicht Idiiger
wie 1'30 m und nicht breiter wie l'OO m.
Als Lagennaass führt die Fabrik bei Stärken von 7 und 8 — -10 mm
50X100 an und 53x104 cm.
Da sich Drahtglas mit einem Diamanten nicht schneiden lüsst, so ist
es erforderlich, dasselbe in den genauen, benöthigten Maassen ^u basicücn
Glasbausteine. H. Mayer und Comp, (Glashütte Adlerhtitte) io
Penzig (Schlesien), fabriciren nach dem Patente von Falconnicr ius ge*
blasenem Glase feste Glashohl- und Bausteine, die wie gewöhnliche Backstetne
mittelst Mörtel ( Y5 Theil feiner Sand, ^/^ Theil langsam bindender Portlaudcetnent»
7j, Theil schnell erhärtender Romancement) zu Wänden, Decken und Gewöll)eA
zusammengefügt werden können. Durch die in ihnen enthaltene Luft sind
sie gute Isolatoren gegen Kälte, Wanne, Geräusch und Feuchtigkeit, aoci»
sind sie schlechte Leiter der Elcktricität. Weil sie ferner nicht anlaufen und ge-
frieren, weil man Läden oder Vorhänge gegen Sonnenstrahlen bei ihnen cni*
behren kann und weil sie das Licht gut durchlassen, ohne dass man durch die
Glaswand hindurch sehen kann, so können sie recht empfohlen werden. Man
verwendet sie vortheilhaft für Räume, die möglichst viel zerstreutes Licht oder
eine möglichst gleichmässige Temperatur erhalten sollen, also z. B, für Fabrik*
mid Operationssäle, Maler* und photographische Ateliers^ Gewächshäuser und
Wintergärten, Schlachthäuser und Eisfabriken, auch zur Bedeckung von Höfen,
zur Herstellung von Lichtötlhungen in Mauern, in denen Fensteroftnungcn
durch Gesetz verboten sind, u. s. w. — Diese Glasbausteine werden in ver-
schiedener Gestalt und in verschiedenen Farben (weiss, halbwciss, milchwcl^^
blau, grün u, s, w.) sowie als ganze, dreiviertel, halbe und Vicrtclstcine gt
Das Gewicht des Steines Nr. 7 (Fig. 432) beträgt 1*2 kg und fuf ^i*-
Quadratmeter Wand- oder Deckentläche sind 45 Steine erforderlich. Di«
Steine Nr. 8 (F ig, 433) und Nr. 9 lFig434) wiegen je ()7 kg und ]. ' ^'
^bilden zusammengesetzt ein Quadratmeter. Die Zusamroetiset/ ^
?ben Steine zu Glaswänden zeigen die Fi^uien 435 — 437
lErrtes Capitrl, Das Glas und das Wasser jylas.
1^
Glas-Hartguss-Mauersteinc, Sie werden ebenfalls von der >Actien-
l^esellschaft für Glasindustrie vormals Friedrich Siemens'- in Dresden im
^onnalformat der Backsteine (25X1^X65 ^^n«) und hohl oder massiv, sowie
lalbweiss hergestellt. Ihre Verwendung ist dieselbe wie die der Glasbausteine,
t Glas *Hariguss-Waitdbekleidungsp] alten. Diese von derselben Finna
ibricirten Platten besitzen eine quadratische Grundfläche von 22 cm Seiten-
inge und Stärken von 15, 20 und 25 mm, Sie w^erden in weissem oder
albweissem Glase und mit glatter oder geriffelter, auch gemusterter Ober-
äche hergestellt Auch die zum Abschluss dieser Wandbekleidungsplatten
rforderHchen Friese und Gesimse stellt die Fabrik aus derselben Masse her,
Gepresste Glas^Wandbekleidungsptatten von Pieschel und Hoff-
mann in Bemsdorf (Schlesien). Sie haben eine tiuadratiscbe Grundfläche
iron 14*3 nn Seitenlange, eine Stärke von H wwi, eine elfenbeinartige Farbe
dnd sind an der Vorderseile mit Ornamenten verseben.
§ 246. Das Hohlglas.
Aus Hohl glas fertigt man Flaschen, Gläser, Schalen, Urnen, Blumen-
irasen, I*ampency linder, Larapenglocken, chemische Glasgeräthe (^Glasröhren)
s. w. Das Schmelzen des stets bl ei freien Glassatzes erfolgt wie beim
rafelglas, die Verarbeitung mittelst der Glasmacherpfeife in ähnlicher Weise
?ie beim geblasenen Tafelglas, jedoch mit Benutj^ung von zwei- oder drei-
Iheiligcn, hölzernen oder eisernen, thönernen, messingenen Formen, in welche
lie dickflüssige Glasmasse eingeblasen wird.
Das gepresste und gegossene Hohlglas wird in gravirten Messing-
ibrmen hergestellt, indem man die zähflüssige Glasmasse in die eine Hälfte der
form eindrückt und mit der zweiten darauf kräftig mittelst einer Schrauben-
)resse (oder auch Hebelpresse) drückt, wobei die überflüssige Glasmasse aus
Jeitenößhungcn der Form abfliesst. Damit das Glas die scharfen Kanten der
''orm ganz ausfüllt und die fertiggestellte Ware das Aussehen von geschUffenem
jlase erhält, wird dem Glassatzc Baryt und Zink, neuerdings auch Borsäure
und Arsenik beigemengt.
Das Schleifen des Hohlglases erfolgt auf Bänken mit horizontaler
Eider verticaler Schleifscheibe. Eine horizontale Schleifscheibe wird benutzt
itum Ebnen von Bodenflächen, Rändeni u, s. w., eine verticale zur Her*
Stellung von Cannelirungen, von Einschnitten und von sogenanntem Brillant-
crWifT, sowie zum Schleifen von unregelmässig gekrümmten Flächen.
In Figur 430 ist ein horizontaler Schleifapparat dargestellt, bei
pclchera die gusseiseme Schleifscheibe w*ährend des Betriebes durch das
fandrad i in der Verticalnchtung verstellt werden kann. Deshalb findet
iiese Maschine auch Anwendung zum Facetiren (d. h. zum Ausschlcifen der
Randriächen) von grosseren Spiegelscheiben. Figur 431 zeigt da^*^
chleifaf)]iarat mit Verticalschcibe, welche zwei nach hu
ibgckropfte Gusseisenständer a mit den Slahlschrauben by in welchen die
l^crspindel d gelagert ist, besitzt. Die Kuglerspindel ist mit gehärteten
piuen versehen und besitzt Pressscheibe, Gewinde und Mutter xur
Wigung der Schleifscheiben /, sowie einen dreist ufigeti Conus f. Beide
iraie werden von der bereits mehrfach genannten Maschinenfabrik und
agie&Kerei von Emil üffcnbacKcr in Markt-Rcdwliz <Uayem) fabriciri.
VMl
Dritter Thcfl, Bie KcWr- oifer HilfsitofTe.
Das Schleifen von Kryst all glas geschieht mit fetnem Sand imd
i'^asser auf einer schnell rotirenden Scheibe» das (Matten auf einer tia^seo
Steinscheibe» (ias Poliren anfangs auf einer höUemen Scheibe und zmücW
auf einer Burstenscheibe.
§ 247. Die Hersteilung von Glasstangeu^ Glasröhren^ Glasperlen,
Faden- oder Filigranglas^ Eisglas, Glasinkrustationen, Glasseide
und Glaswolle, Glasraosaik, Musselinglas, Alabasterglas ü. s, w,
Glasstangen und Glasröhren. Die mittelst der Glasmacherpfeife am
dem Hafen genommene Glasmenge wird auf dem Marbel zu einem Cylinder
geformt und dieser von zwei Arbeitern, die in entgegengesetzter Kichtimci
gehen, schnell auseinandergezogen, bis die Glasstange die erforderücbe
Dicke erreicht hat. Bei der Herstellung von Glasröhren wird die Glas-
masse zu einem hohlen eiförmigen Ballon aufgeblasen und dann schnell von
zwei Arbeitern in gleicher Weise, jedoch unter vollständig gleichmassigt:
Rotation der Pfeife und des ihr gegenüber angehefteten Eisens gedehm,
wobei sich zunächst der Ballon in der Mitte verengt und dann allmilig
die Form einer Röhre annimmt, die zuletzt 20 — 30 m Lange hat,
Glasperlen. Glasröhren aus weissem oder gefärbtem Glas werden \n
kleine Stücke zerschnitten und in ein mit Kreide und Kohlenstaub oder mil
Gyps und Reissblei gefülltes Gefäss geschüttet, um die Löcher mit dies«
Masse auszufüllen und ein Zusammenbacken zu verhindern. Hierauf werdet
die Glasstückchen in eine eiserne Trommel geschüttet, welche über Feucf
(bei Glühhitze) gedreht wird. Hierdurch werden die scharfen Kanten und
Ränder der Glasstückchen rund verschmolzen. (Venetianische oder
Stick perlen). Die dicken, massiven Perlen erhält man» wenn man einen
zugespitzten Eisenstab In die geschmolzene Glasmasse eintaucht und ihn
hierauf so lange dreht, bis die anhaftende Glasmasse vollständig nin»i
geworden ist. Grössere Perlen (sogenannte Glaskorallen, Lüstersteme
werden dadurch gewonnen, dass man die zähflüssige Glasmasse in Formeri
presst und durchbohrt Schmelz perlen w^erden aus Glasröhrchen von
grösserer I^nge und mit scharfen Rändern hergestellt Hohle Gl.'
gewinnt man aus Glasröhren durch Aufblasen und späteres Ueb«
der Innenfläche mit der sogenannten Perlenessenz, welche aus tku
glänzenden Schuppen des Weissfisches und dünnem I>eimwasser ticrcitct
wird. Bunte Hohlperlen, auch spiegelnde Perlen (sogenannte Marcasit-
perlen) werden in gleicher Weise fabricirt, jedoch mit in Gurami arabicujn
angeriebenen Farben oder leichtflüssigen Metalllegierungen im Innea^i'
überzogen.
Faden- oder Filigranglas. Verschiedenfarbige, meistens jedoch undurch-
sichtig weisse Glasstäbe werden in undurchsichtiges geschmolzenes Gta* gc
taucht und wie Glasstangen zu feinen Fäden ausgezogen. Diese stellt man
an die Innenfläche einer Metall- oder Thonform in Gestalt eines bohlen
Cylinders oder abgestumpften hohlen Kegels eng aneinander und befcsn^'^
sie unten durch weichen Thon. Hierauf werden die Stäbchen mit der Fnrm
so stark erhitzt, dass sie von einer mittelst der Pfeife in «Lic Foi
geblasenen zähflüssigen Glasmenge nicht zum Springen gebracht v
Einneu, sondern sich mit dieser (durchsichtig gewählten) Maj(se vereinigen
ttöd
Faiserfifti,
Usdann wird das (iauze aus der Form gezogen, erhitzt^ auf der Marbei-
platte gerollt, nochmals erhitzt und weiter aufgeblasen. Endlich werden die
}la$fäden) indem man das untere Ende des Gefässes mrt einer Zange asu-
immenziebt, in einem Punkte vereinigt Sobald dieses geschehen ist, wird
las GeßLss fertig geblasen. — Sehr häufig werden auch Gefässe mit dem
Padenglas eng umwunden und durch Erhitzen Gefäss und Faden vereinigt,
inch legt man das Filigranglas in mannigfachen Schraubenwindufigen auf
äem Gefässe übereinander, so dass ein musselinartiges Gewebe entsteht.
Jtelh man zwei Gefässe (z. B. Becher) mit rechts und links gewundenen
Spiralen aus Filigranglas in einander und schmilzt man sie zu einem einzigen
iefösse «usammen, so entstehen» weil sich die (iefässe nur an den erhabenen
stellen berühren, zwischen denselben Luftbläschen, welche dem Ganzen eine
rosse Schönheit verleihen. Man nennt solche Gläser reticulirie und das
jewebe Petinet In ähnhcher Weise werden die berühmten iMillcfiori-
jläser hergestellt, indem man verschiedene^ aus farbigem Filigranglas nach
bestimmter Zeichnung hergestellte Muster mit Krystallglas umhüllt.
Eisglas. Glühendes Glas wird in Wasser getaucht, damit sich auf ihm
unendlich viele Risse bilden. Diese Risse werden durch Anwärmen unschäd-
lich gemacht und durch weiteres Aufblasen des Gefässes wieder geöffnet.
Häufig werden auch zur Erhöhung der Wirkung noch Glasbrocken auf-
^^eschmolzen. Das Aussehen von gefrorenen Fensterscheiben erhält das
^^Clas, wenn man es mit einer concentririen Lösung von Zinkvitriol, die mit
^K)extHn versetzt ist, bestreicht; beim langsamen Verdunsten fler Flüssigkeit
^Jkry stall isirt das Salz (Ei sb lumenglas); durch einen Ueberzug mit helieni
' Fimiss wird diese Krystallisation gegen Abreiben geschlitzt.
Uhrgläser. Man schneidet sie aus dünnen Glaskugeln aus oder stellt
sie durch Pressen in Formen her.
^_ Glasinkrustationen. Wenn man aus undurchsichtiger (ilasmasse oder
^Bus schwachgebrannter, unglasirter, weisser Thon- oder Porzellan masse oder
^aus (iyps 1'hierfiguren, Brustbilder, Bou^juets, Buchstaben u. s. w. herstellt
Iuud dieselben zwischen glühend aufeinander gelegten Krystallglasplatten oder
kugelförmig mit einer durchsichtigen Glasmasse einschliesst, so erhalten diese
blaseinschiüsse einen silberähnlichen Glanz. Nimmt man zur Umschliessung
Blas von passend gewählter gelber Farbe^ so erscheinen die eingeschlossenen
Gegenstände goldglänzend.
Glasseide und Glaswolle. Ein Glasstab (oder eine Glasröhre) wird in
Jer Flamme einer Schmclzlampe ((ilasbläserlampe) erhitzt und von demselben
in nur 0006 — -(^012 mm dicker Faden ausgezogen und an einem Hassel
befestigt. Letzterer wird umgedreht, während der Glasslab in der Lampe
lUmäliw nachrückt Der dünne Faden (Glasseide) wickelt sich hierbei auf
äem Haspel in Form eines Slrähns auf. Die Fadenbildung geht fast ununter-
brochen und so schnell vor sich, dass in der Minute ein etwa IHfK* m langer
Faden entsteht. Dieser ist silberglänzend oder, wenn aus gelljem Glas ge-
wonnen, goldglänzenfl. Die Glasfaden werden wie <lie Seitlcncoconfaden zu
ancm Gewebe vereinigt oder als Einschlag für Seiden zeug benutzt. Man
rtigt aber auch aus ihnen Schleifen, Armbänder, Uhrketten, Cravaften,
amenhüie. geflochtene Gürtel, reiherariige Büsche, Quasten, Netze u. s* w.
ad benutzt sie ferner zu Fadenkreuzen für optische Instrumente, sowie *u
Kratzbürsten für Vergokler und Goldarbeiter. Glasseide zeichnet sich aus:
Vjfi
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe,
durch eine entzückende Schönheit, grosse Leichtigkeit und Haltbarkeit, Un-
eritzündbarkeit, schlechte Wärmeleitung und auch dadurch, dass man sie sehr
leicht und gründlich reinigen kann, jedoch besitzt sie den Nachtheil grosser
Sprödigkcit und Kostspieligkeit. Wird sie mit einem heissen Eisen gekräuselt
und verfilzt, so entsteht aus ihr die sogenannte Glaswolle, welche als
I'iltrirstoflf für stark saure Flüssigkeiten, als Gicht- und Rheumatismuswatte
(ihrer grossen Wärmeerzeugung wegen), als Plüschbesatz u. s. w. Verwendung
findet. (Siehe »Handbuch der mechanischen Technologie von Karmarsch-
Fischer*, Bd. II, Th. III, S. 870/71.)
Glaspapier. Papier wird mit Leim bestrichen und hierauf mit Glas-
|)ulvcr bestreut. Glaspapier dient zum Abschleifen von Holzwaren.
Glasmosaik. Man setzt verschiedenartig gefärbte und undurchsichtige
(Jlasstängelchen, Glasfaden oder Glaswürfel auf ein das Ornament oder
(icmälde darstellendes Musterblatt mit einem festen Klebestoff mit der ge-
schlifllenen Seite nach unten auf und drückt das Ganze in eine gleichmässig
mit Kitt überzogene Platte (z. B. Tischplatte) langsam und vorsichtig hinein,
Ko, (lass das Papier oben ist. Der Kitt durchdringt alle Fugen und hält das
(funzc zusammen. Nach einiger Zeit löst man das Papier mit Wasser langsam
und vorsichtig ab und wäscht das Bild mit Seife und weichem Schwamm
rein. — Oder man stellt die Glas würfelchen auf einer mit weichem Kitt
Überzogenen Platte nach dem Gemälde u. s. w. neben einander, schleift die
Obcrtläche ab, polirt sie und füllt endlich die feinen Fugen mit Wachs aus.
(ilasmosaik zeichnet sich vor dem Marmormosaik durch eine grössere
I laltbarkcit und eine viel mannigfaltigere, leuchtendere Farbe aus. Man hat so
ausserordentlich viele Farbentöne zur Verfügung, dass die zartesten Farben-
(iborgänge und Schattirungen dargestellt werden können.
Musselinglas, marmorirtes Glas. Man erzeugt es durch Aufbrennen
eines aus Hleiweiss und Kalk bestehenden Gemenges oder dadurch, dass man das
( Ilus mit einem (lemenge von Knochenasche, Borax und Kieselsäure überpinselt,
dieses (iemonge eintrocknen lässt, eine mit der ausgeschnittenen Zeichnung
vi'isoheuo Schablone aus Blech oder Pappe darüberlegt, aus den offenen
upiteL D;t£ Glas und
in
|las in Wasser giesst^ dann fein pulverisirt, hierauf bei geringer Hitze ein-
chmüjst und schliesslich entsprechend verarbeitet,
Glaskugeln für Glilhlichtlanipen a, s, w. Man fertigt dieselben in
tigenartig construirten, drehbankartigen Glaskugel-Blasm aschinen. Eine
Abbildung und Beschreibung derselben findet man in 5» Dingler 's polytechnisches
loumaU» 1883. Nr. 247, S. 449 und Nr. 249, S. 93.
Physikalische und chemische G erat h Schäften werden mittelst der be-
its erwähnten Glasblaserlampe hergestellt
§ 248. Die Glasraffinerie.
Unter Glasraffinerie versteht man das Mattiren des Glases^ das Be-
malen, Vergolden, Emailiiren, Graviren, Aetzen u. s. w.
Das Mattiren wird durch Rauhschleifen, durch Aetzen mit Fluor-
verbindungen und mittelst des schon bei der »Bearbeitung der natürlichen
Gesteine« erwähnten Tilghman' sehen Sandstrahlgebläses hervorgerufen.
Das Rauh schleifen wurde bereits im § 245 beschrieben.
Beim Aetzen wird das erwärmte Glas mit einer dünnen Schutzdecke
Iaus Bienenwachs oder aus einem Gemisch von l Theil Asphalt, 1 Theil
Kolophonium und so viel Terpentin, daüs die Flüssigkeit sirupdick wird,
kleichmässig bekleidet. In diesen Ueberzug wird die Zeichnung u, s. w. mit
pLner Nadel oder auch mit der Guillochinnaschine eingeritzt, so dass die
Glasfläche an diesen zu ätzenden Stellen frei liegt, Oder man legt, um eine
feine netzartige Zeichnung zu erhalten, ein mit Fett getränktes Tüligewebe
txkf die sorgfähig gereinigte Glastafel und ätzt letztere nur kurze Zeit,
Zum Aetzen verwendet man gasförmige Flusssäure oder saure
•'luorverbindungen der Alkalimetalle. Ein wässerige Flusssäure er-
keugt auf dem Glase keine Mattirungen, sondern nur Vertiefungen und
j;länzende Flächen, Nach der Aetzung wird der Ueberzug abgekratzt und
IS Glas mit Terpentin abgewaschen. Sollen die geätzten Stellen farbig er-
cheinen^ so werden Harz, Terpentinöl und die gewünschte Farbe zusammen
Vermischt, und es wird diese Mischung erwärmt und dann eingerieben. Zum
ketzen genügt z. 11 ein Bad von 250^ FUiorwasserstoff-Fluorkalium, 1 /
Vasser und 2bOg Salzsälure.
Das Verfahren mit dem Sandstrahlgebläse ist dasselbe, wie es im
81 beschrieben wurde, jedoch ist hier noch zu bemerken, dass der Sand-
irahl rauhe Flächen mit grobem Koni auf dem Glase erzeugt, während die
riusssäure u. s. w. matte Flächen mit feinem Korn hervorbringt, so dass die
\etzung vorzuziehen ist, umsomehr als durch sie mehrere Töne (bis zu fünf)
mielt werden können.
Matt geschliffenes Glas kann man auch durch Bemalen nachahmen.
Man trägt dann mit einem breiten Pinsel eine Mischung von Bleiweiss,
Firnis**, Terpentin, gebranntem weissen Vitriol und Bleizucker auf die Glas-
lache auf, Ist dieser Anstrich zu enieuern, so wird der alte mittelst starker
Lauge oder einem (Jemisch von 2 ^Salzsäure, 2^ Vitriol, 1 ^ schwefelsaurem
Lupfer und 1 g Gummi arabicum vorher entfernt.
Glasmalerei. Um auf Glas mit Oelfarbcn malen zu können, muss eine
arbige, leicht schmelzbare Glasur hergestellt werden, indem man färbende
fetalloxyde zu feinstem Pulver zerreibt und kurz vor der Verwendung mit
200
Dritter Thcil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Oel und verdicktem Terpentin oder auch nur mit Gimmiiwasser auf einer
Glasplatte anreibt und, um das Verbinden der Farben mit dem Glase ru
erleichtem, geeignete Flussmittel hinzusetzt. Die Farbe wird dann mit dem
Pinsel wie bei der Oelmalerei aufgetragen oder mit elastischen Stempeln auf-
gedrückt und darauf in einem Muffelofen bei massiger Hitze eingebrannt,
wobei das Oel oder das Gummiwasser ohne Nachtheil für die Farbe ver-
nichtet wird. Zum Emailliren von Glas benutzt man sogenannte Email-
oder Schmelzfarben.
In der Glasmalerei verwendet man hauptsächlich folgende Stoffe:
a) Als Flussmittel: ein Gemenge von Kieselsäure, Mennige und Borax.
ö) Für Weiss: Zinnoxyd — antimonsaures Kali.
c) Für Schwarz: Iridiumsesquioxyd — Platinoxyd — Kobaltoxyd mit
Manganoxyd.
d) Für Roth: Eisenoxyd — doppelte Silberlasur (siehe »gelbe) —
Goldpurpur — Goldoxyd mit Zinnoxyd und Chlorsilber.
e) Für Braun: Manganoxyd — gelber Ocker — Umbra — Ferro-
chromat.
/) Für Gelb: Neapelgelb (antimonsaures Bleioxyd) — Eisenoxyd mit
Zinnoxyd und Antimonoxyd — Silberlasur: Chlorsilber, Silberoxyd, chrom-
saures Silber oder Schwefelsilber und Schwefelantimon. Für undurchsichtige
Malerei: Bleichromat — Baryumchromat.
g) Für Grün: Chromoxyd — Kupferoxyd.
h) Für Blau: Kobaltoxyd — Kalium-Kobalt-Nitrit.
i) Für Hellblau: Kobaltoxyd mit Zinnoxyd und Thonerde.
k) Für Violett: Braunstein.
(Nach der von Dr. Monke in GörHtz für die Baustoffsammlung des
Technikum der freien Hansestadt Bremen gelieferten Zusammenstellung.)
Da die mit Farbe bemalten Gläser sehr theuer sind (ein mittelgrosses
Kirchenfenster stellt sich auf 30.0(K) bis 50.0(X) Mark), so werden die Glas-
fenster meistens aus bunten Glasstücken zusammengesetzt, die mit Blei
verbunden werden. Man benutzt hierzu ein Stäbchen aus gegossenem Fenster-
rias viiq dns Wnsserf lai.
Schnitt macht und von füesem aus mit der glühenden Spitze der Kohle in
ier Richtung der Theilung über dem Glase hinfährt* Dicke Spiegel-
Kheiben werden auch in neuerer Zeit mittelst des Legrady' sehen Glas*
Schneiders geschnitten, welcher im Wesentlichen aus einem scharfkantigen
f Rädchen aus glashartem Stahle besteht. Glasröhren zertheilt man, indem
man auf ihnen mit einer scharfen dreikantigen Feile einen Einschnitt macht
,und sie dann einfach an dieser Stelle mit den Händen durchbricht. Fenster-
glas wird auch mit der Glasschere geschnitten, welche Aehnlichkeit mit
^iner Handblechschere besitzt
Ein Durchbohren des Glases wird ermöglicht» wetm man die zu
iurchbohrende Stelle mit einer Auflosung von Kampher und Terpentinöl
anfeuchtet und mit der Spitze einer harten Feile, Rennspindel oder eines
lollenbohrers so lange bohrt, bis eine Oeffnung entstanden ist, die dann
t)is zu der gewünschten Weite ausgefeilt wird. Oder man benutzt zum
irchbohren fünf kantige, mit Terpentinöl benetzte Reihahlen oder (bei
'grösserer Weite) einen verjüngten Lindenholzzapfen mit Schmirgel und Oel
in der Drehbank oder eine kupferne Rohre von 1*5 mm Durchmesser und
Schmirgel, welche ebenfalls mittelst einer Drehbank und so eingebohrt wird,
Jass ein Glasscheibchen herausfällt. Zum Ausfeilen verwendet man auch
Schmirgel feilen aus Schellack und Schmirgel, die nur mit \V^ asser benetzt
v'erden, sowie zum Durchbohren das Sandstrahlgebläse,
Ueber das Kitten des Glases siehe § 23H.
§ 250. Die Bereitung und Verwendung des Wasserglases.
Bestand theile. Wasserglas stellt eine Verbindung von Kieselsäure mit
Kali oder Natron, also ein kieselsaures Alkali dar. Man unterscheidet: Kali-,
I^atron-, Doppel- und Fixirungs Wasserglas, welche zumeist aus folgendeti
fcemengen (in Gewichts th eilen angegeben) bereitet werden;
I 1. Kali Wasserglas: 15 Theile möglichst thonfreier Quarzsand oder
buarzpulver, 10 Theile gut gereinigte Pottasche und 1 Theil Hokkohlenpulver.
I 2. Natron Wasserglas: 45 Theile Quarzpulver, 23 Theile Soda (wasser-
Sfreies kohlensaures Natrium) und 3 Theile Holzkohlen pul ver,
oder 8 Theile calcinirte (geglühte) Soda, 1 Theil Holzkohlenpulver und
^^5 Theile Quarzsand,
HT oder 20 Theile calcinirtes (geglühtes) Glaubersalz, 5 — 6 Theile Hob-
^» Itohlenpulver und 15 Theile Quarzsand,
Ioder 10 Theile Pottasche und 15 Theile Quarzsand.
3. Doppelwassergias (eine Mischung von Kali- und Natronwasscr-
las): 100 Theile Quarzpulver und 121 Theile weinsaures Kaliuatron,
oder 100 Theile Quarzpulver, 2S Theile gereinigte Pottasche, 22 Theile
eiltrales, wasserfreies Natrium und 6 Theile Holzkohlenpulver,
oder 3 Theile concentrirtes Kali Wasserglas und 2 Theile conccntrirtes
fatron Wasserglas innig zusammengemischt.
4. Fixirungs Wasserglas (mit höherem Kieselerde- und Kaligehalt):
oncentrirtes und vollständig mit Kieselerde gesättigtes Kali Wasserglas mit
ü — 25 "/ü Natronkieselfeuchtigkeit, zu deren Herstellung 3 Theile reines,
rasserfreies kohlensaures Natrium mit 2 Thcilen Quarzpulver zusammen-
atchmolzen werden.
Kali- und Natron Wasserglas werden auch aus pulverisirtem Feuer-
stein oder geglühter und dadurch von allen organischen Bestand theilen h^
freiter Kiesclguhr (^besonders aus der Infusorienerde von Oberlohe in H«nnavei)
und starker Kali- oder Natronlauge hergestellt, doch zeigen diese Fabrilule
stets eine schwache Färbung.
Die Gemengtheile werden gut vermischt, in gewöhnlichen GUshalcu
8 — 10 Stunden lang bei etwa i200'^ C. geschmolzen, tlann abgekühlt, fdi*
pulverisirt, in etwa 5 Theile siedendes Wasser unter bestandigem üninihrcn
hineingeschüttet, ly — 14 Stunden lang mit diesem Wasser gekocht^ bis da*
ganze Wasserglas aufgelöst und nur ein Bodensatz übrig geblieben ist, uml
endlich durch weiteres Sieden behufs Verdampfen eines Theilcs des Was»eRk
concentrirt (Wasserglasgallerte), sowie erforderlichenfalls (z. B. beim
Fixirungswasserglasl mit reiner Kieselerde (ebenfalls durch Kochen) ge-
sättigt. Bei der Herstellung von Kaliwasserglas wird zur Beseitigung iks
häutig vorhandenen Schwefelkalium zuletzt beim Kochen etwas Kupferoxyd«!
oder Kupferhammerschlag oder ein wenig Bleiglätte hinzugesetzt (ein grosserer
Zusatz von Bleioxyd venirsacht ein Gerinnen des Wasserglases). Wird VVasscr-
glas durch vollständiges Verdampfen des Wassers bei Siedehitze (damit das
Wasserglas keine Kohlensäure auftiehmen umi dadurch gerinnen kann'i zu
einer festen Masse, so bläht es sich wie Bimsstein auf, wird in kaltem
AVasser unlöslich und braust, mit Säuren begossen, auf. Unlöslich gewordene*
Wasserglas kann durch siedendes VV'asser wieder löslich gemacht werden.
Eigenschaften. In festem Zustande hat Wasserglas das Auss«
eines farblosen oder wenig gefärbten, durchsichtigen oder durchscheim
Glases. Es ist an der Luft unveränderlich, hartglas, spröde und muschcS^
brechend. In siedendem Wasser aufgelöst, stellt es eine sirupdickc, klebrige
und sich fettig anfühlende Masse vom specifischen Gewichte 1^24 — ^1'25 difi
welche durch die Kohlensäure der Luft zersetzbar und deshalb in gut ^rtT-
schlossenen Gefässen aufzubewahren ist. Wasserglas wird durch Säuren unter
Abscheidung von Kieselsäure in Form einer gallertarrigen Masse aufgcUitt,
auch durch Salze zersetzt, weshalb als Lösungsmittel nur Regenwasser oAef
destilUrtes Wasser benutzt werden darf Selbst durch kaltes Wasser — - wenn auch
nur äusserst schwer — kann Wasserglas aufgelöst werden, und in kaltem Wassei
ist es nur dann vollständig unlöslich, wenn es einen grossen Gehalt von Kiesel-
säure besitzt oder ihm ein Theil seines Kali-, beziehungsweise Natrongehaltcs cnt*
zogen ist oder endlich, wenn es mit Erden, Metalloxyden u. s. w, vermischt
oder mit ihnen in Berührung gebracht wird, weil diese mit der i~ itc
eine unlösliche Verbindung eingehen, \^'asserglas bildet auf allen - mit
denen es sich nicht chemisch verbindet, also auf Holz, Metall, Papier, Pappe,
Leinwand u, s. w. einen hrnissartigen, fest anhaftenden, nicht leicht i^
springenden, wetterbeständigen, jedoch bei anhaltender Nässe weich wer
Ueberzug, welcher den Stoff gegen Feuer, Fäulniss, Schwamm, Wumurii.^,
Flechten- und Moosbildungen u. s. vf, wirksam schützt Weiche und Irichl wf»
witterbare Steine, namenUich Kalksteine werden durch Behandlung i r*r-
glas härter und dauerhaften Uasserglas bindet mit Erdfarben i ^, llc
Gemälde und verhindert die Zersetzung der Farben, auch liefert es eine
'V'l-ffrcie) Glasur für Töpferwaren-
Verwendung. Für die mebten Zwecke wird das billige NatroiK
Wasserglas benutzt, nur in wenigen Füllen Kaliwasserglas oder Doppel Wasserglas
Erstes Capitcl. Dus Glas und d.is Wassdr^las.
903
in Act Stereochromie F i x i r u n g s w a s s e r g 1 as. Der Preis des Natronvvasser-
Ijlases verhält sich zu ilem des Kaliwasserglases wie 4 : 9. Im Handel ist
jräparirtes Wasserglas, und meistens 33grädigcs (aus 33 Theilen festem
Wasserglas und 67 Theilen Wasser bestehendes), aber auch 40- und 66grädiges
haben. Die Verwendung des Wasserglases ist eine sehr mannigfache, haupt-
^chlich dient dasselbe jedoch zu Anstrichen und Imprägnirungen.
Zu Anstrichen aut Holz wird meistens eine 33grädige Wasserglaslösung
benutzt, welche beim ersten Anstrich mit der doppelten, bei allen folgenden
Anstrichen jedoch mit der gleichen Gewichtsmenge Wasser (Regenwasser oder
lestjUirtcm Wasser) vermischt wird. Bei Verwendung von 40gTädigem Wasser-
glas hat man zuerst die 2 V^ fache, dann die l^^ fache, bei Benutzung von
J6grädigem zuerst die 4fache, alsdann die 2fache Wassermenge hinzuzusetzen*
Jeder Anstrich wird kalt aufgetragen und muss vor dem folgenden mindestens
einen Tag lang trocknen, auch ist zu beachten, dass ein Wasserglasanstrich
Stuf einem frischen Oelfarbenanstrich nicht hält.
Um die Anstriche haltbar zu machen untl sie namentlich gegen Ab-
blättern zu schützen, setzt man dem Wasserglas Erdfarben oder Metalloxyde
^inzUt die gleichzeitig einen farbigen Anstrich erzeugen.
Der Anstrich wird:
weiss: durch einen Ztisatz von Schlämmkreide, Blei-, Zink- oder
Permanent weiss,
grün; durch Chromoxyd, Kobaltgrün oder grünes Ultramarin,
gelb: durch Uran- oder Kadmiumoxyd oder chromsaures Baryt,
blau: durch Ultramarin oder Smalte,
TOth: durch Eisenoxyd oder Chrom roth,
schwarz: durch Kienruss, Graphit, Knochenkohle oder Iridiumschwarz,
Auch verwendet man häufig einen Zusatz von Thon, Glaspulver, ge-
ihlenem Fluss- und Feldspath, pulverisirter Hochofenschlacke u. s. w. Oel-
färben können jedoch nicht Verwendung finden.
Die Farben werden mit einer Mischung aus gleichen l'heilen b\>
gerahmter Milch und Wasser, häufig aber auch mit starkem Wasserglas ab-
gerieben. Es wird meistens zuerst ein Anstrich mit verdünntem Wasserglas,
icm etwa 10% Schlämmkreide zugesetzt ist, und nach dem Trocknen ein
^weiter Anstrich mit Wasserglas gegeben, das einen grösseren Kreidegehalt
sitzt. Nach dem Trocknen werden die Farben aufgetragen und diese
idlich durch einen W;isscrglasan strich fixirt Wird nun weiter abwechselnd
tin Farben- und ein Wasserglasanstrich gegeben, so kann man schliesslich
ier angestrichenen Holzfläche durch Schleifen und Fohren mit Leinöl einen
bohcn Glanz verleihen. Häutig werden auch die mit Wasserglas angestrichenen
lolzflächen noch mit Fluorwasserstoffsäure getränkt,
Durch einen Wasscrglasanstrich wird das Holz an der Oberfläche ver-
glast und unentflammbar gemacht, so dass es im Feuer nur noch verkohlen
an, auch erhält es durch ihn einen wirksamen Schutz gegen Fäulniss,
chwamm und Wunnfrass, wenn es vor dem Anstrich trocken gewesen
It* Das spröde Wasserglas erhält jedoch Risse oder Spnlnge, sobald das
Icht getrocknete Hol/, lici eintretendem Witterungswechsel zu »arbeiten«
\j\fangL
Wände, die mit Kalk geweisst sind, werden durch einen Wasser-
g1as&n,%tridi mit oder .»KtH- Farben dauerhafter und mit Seifenwasser ab-
201
Dritter Thcil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
waschbar, aufgeklebte Tapeten dunkler, glänzender und ebenfalls ab-
waschbar, Metalle, Glas und Porzellan gegen die Einflüsse der Luft und
des Wassers geschützt. Kalksteine, Kreide, Dolomit, Knochenerde,
Zinkoxyd u. s. w., in Wasserglas getaucht, werden dichter, fester, härter
politurfähig und marmorartig, Kalkstein- und Sandsteinwände, Bildsäulen
aus diesen Gesteinen u. s. w. gegen Moos- und Flechtenbildungen geschützt, ge-
härtet und wetterbeständiger.
Hierzu bemerkt H. Hauenschild in seiner Broschüre >Die
Kessler'schen Fluate« (Berlin 1895, 2. Aufl.) etwa Folgendes:
Wasserglasanstriche bewirken das Eindringen von Kieselsäure in die
Steinporen. Diese Kieselsäure ist das hauptsächlich erhärtende Element und
ein wirklicher Stein. Bei der Behandlung der natürlichen Gesteine mit einer
Wasserglaslösung dringen aber auch kohlensaure Alkalien, Kali und Natron-
salze, ein, welche den Stein hygroskopisch machen. Ausblühungen erzeugen
und alles angreifen, was damit in Berührung oder darüber als Ueberzug
kommt (wie z. B. ein Anstrich). Wird bei dem Anstrich eine zu. starke
Wasserglaslösung angewendet, oder werden bei schwächerer Lösung zu >ide
Anstriche übereinander aufgetragen, so entsteht häufig ein sich leicht ab-
blätternder Ueberzug. Es empfiehlt sich daher zu W^asserglasanstrichen zuerst
eine 16grädige und bei den folgenden Anstrichen eine immer stärker con-
centrirte Lösung zu wählen.
Man hat die Beobachtung gemacht, dass mit Wasserglas getränkte
Steine bei Frostwetter leicht abschülfern, und hört hier und da die Ansicht
aussprechen, dass die Steine durch Wasserglasanstrich allmälig zerstört
würden; Hauenschild hält diese Ansicht bis zu einem gewissen Grade für
eine berechtigte.
Um das Publicum zu täuschen und den Glauben zu erwecken, dass
es sich um andere Stofi'e handelt, wird den Wasserglaspräparaten oft ein
anderer, schön khngender Name beigelegt. Mittel wie Silexor, Petrosilcx,
Petrogen u. s. w. enthalten der Hauptsache nach Wasserglas.
Gyps kann mit Wasserglas nicht ohne weiteres imprägnirt werdetit
\v eil er sofort gerjpnt und bei Ven^^endyng von Natron Wasserglas Glaubersali,
"ErstCfS CapiteL Das Glas «ad das Wasserglas,
S05
Zum Anstrich auf Kalkmörtelputz und aufweiche, leicht ver-
dtterbare Steine benutzt man meistens eine 33grädige Wasserglasiösung,
Idie, mit gleichen Gewichtstheilen Regenwasser verdünnt, in der Regel dreimal
aufgetragen wird. Farben werden mit derselben IxJsung angerieben und ge-
v*öhnlich nur zweimal aufgetragen. Auf diesen Farbenanstrich kommt noch
ein farbloser Wasserglasanstrich nur dann, wenn man der Fläche Glanz ver-
eihen wilL
Zur Erhärtung von Steinen nimmt man am besten eine Lösung von
fl Gewichtstheil 33grädigen Wasserglases mit 3 ^Fheilen Wasser, die einen
geringen Zusatz von fein gemahlenem und geschlämmtem Braunstein erhält,
irenn man die Steine braunlich färben will
Auch zur Ant'ertigung künstlicher Steine kann Wasserglas mit
/'ortheil verwendet werden. Man erhält z. B. einen festen Stein, wenn man
gewaschenen und erwärmten Sand mit einer ebenfalls erwärmten Wasserglas-
iösung zu einem dickflüssigen Teig, dem auch kleine Geschiebe beigemengt
werden können» anrührt, denselben in mit Eisen bekleidete oder mit Oel
bestrichene Formen schlägt, ihn in denselben so lange liegen lässt, bis die
Masse consistent geworden ist, und endlich wie Ziegel an einem luftigen,
^gegen Sonne und Regen geschützten Ort trocknet.
Einen hydraulischen Mörtel giebt eine Mischung von 100 Theilen
gebranntem und fettem Kalkpulver und 1 Theil trocknem Wasserglas pul v er.
Eine weitere Verwendung Jindet das Wasserglas zur Herstellung von
Kitten für Steine, Glas, Porzellan und Metallen. Bewährte Recepte
hierfür sind folgende:
Steinkitt zum Ausbessem abgebrochener Stellen: Pulver vom Stein
belbst mit Wasserglas zu einem dickflüssigen Brei angerührt. Zu demselben
^weck» aber auch zum Auskitten von Steinfugen: hydraulischer Kalk mit
Wasserglas (erhärtet sehr schnell und darf deshalb nur in kleinen Mengen
ingemacht werden).
Eisen kitt: Manganoxyd und Wasserglas, dünn aufgetragen (verglast
lieh bei hoher Temperatur), auch ein Gemenge von Wasserglas mit fein ge-
pulvertem Schmirgel oder Eisenoxyd kann, ohne Risse zu erhalten, eine grosse
litze ertragen und wird nach einiger Zeit im Wasser ganz unlöslich.
IGlas- und Porzellankitt: feines Wasserglaspulver mit 3 — 4 Theilen
rhon vermengt (besonders Kitt für Glasretorten), Chinaclay mit einer Lösung
on Aetznatron oder einer concentrirten Sodalösung, auch Aelzkali und Pott-
sche u, s. w. Der zu kittende Gegenstand wird bis auf 100^ C. erwärmt,
lic erwärmte Wasserglaslösung auf beide Kittflächen aufgetragen, der Gegen-
tand fest mit Bindfaden umwickelt und bei massiger Wärme bis zum voll-
tändigen Austrocknen unberührt liegen gelassen.
Fluorcalciumkitt: 1 Theü Glaspulver, 2 Theile Flussspathpulver mit
Vasfserglas zu einem Brei angerührt; als Thon-, Glas*, Porzellan- und Stein-
itt verwendbar.
Farbige Kitte: 33grädiges Natron Wasserglas wird mit feiner Schlämm-
kreide und einem der folgenden Farbstoffe zu einem dickflüssigen Brei sorg-
Ültig angerühr! (nach dem von R. Böttger empfohlenen Verfahren):
weiss: nur Schlämmkreide und VV'asscrglas,
grau: Zinkstein (kann mit Achatstein nachher polirt werden),
gr&u schwarz: staubförmiges Gusseisen,
206
Dritter Thcil. Die Neben- oder Hilfsstoffe
schwarz: fein gesiebtes Schwefelantimon,
hellgrün: kohlensaures Eisenoxydul,
dunkelgrün: Chromoxyd,
blau: Kobaltblau,
roth: Zinnober,
orange: Mennige,
violett: Karmin.
Derartige Kitte erhärten rasch und besitzen eine sehr grosse Festigkeit.
Fertige Anstrichmassen, die hauptsächlich aus Kieselerde bestehen,
sich mit Farben und Oel vermischen lassen und eine grosse Widerstands-
fähigkeit gegen die Einwirkung von Säuren und Hitze besitzen sollen, stellt
die Silicate Paint Compagnie in Liverpool her, und zwar liefert dieselbe:
Griflfiths's Patent-Emailfarbe, Kieselsäure-Versteinerungs-Oelfarbe, Versteine-
rungsflüssigkeit (Kieselerdelösung), künstliche Steinfarben, die auch als Steinkiti
verwendet werden können, und Silicat-Siccativ (Kieselerde-Trockenstoff).
Eine hervorragende Verwendung findet das Wasserglas in der Stereo-
chromie. Wasserglas bildet für Farben nicht nur einen guten, festen und
dauerhaften Untergrund, sondern es bindet auch die Farben gut imd macht
sie wetterbeständig. Das Verfahren hierbei ist im Allgemeinen Folgendes:
Auf die Steinfläche wird zuerst ein gewöhnlicher, nicht zu fetter Kalkmörtel-
putz aufgebracht, der, wenn er gut getrocknet ist, wiederholt mit einer
Lösung von kohlensaurem Ammoniak und hierauf mit einer aus gleichen Theilen
Wasserglas und Wasser bestehenden Kali wasserglaslösung mehrmals getränkt
wird (Natron Wasserglas kann nicht verwendet werden, weil es zu starice
Auswitterungen erzeugt). Auf diesen Untergrund wird aus magerem Kalk,
möglichst scharfkantigem Sande und Regenwasser oder destillirtem Wasser
ein zweiter dünner Putz aufgebracht, mit scharfem Sandsteine zur Erzeugung
einer möglichst gleichmässigen Rauhigkeit der Fläche und Beseitigung der
das Einziehen des Wasserglases aufhaltenden, sich beim Austrocknen bildenden
dünnen Lage kohlensauren Kalkes abgerieben oder mit einer Lage phosphor-
sauren Kalkes durch Aufstreichen von 1 Theil Phosphorsäure und 6 Theilen
ipileL
beer«, Farben, Firntfse itad
Die Stereochromie wurde z. B. von Kaulbach zu vier grossen
Wandgemälden im Treppenhause des neuen Museuros zu Berlin angewendet,
auch zu Gemälden im Kaiserhofe des Residenzschlosses zu München*
Endlich ist noch die Verwendung des W^asserglases zur Herstellung
künstlichen Meerschaumes zu erwähnen, zum Waschen (1 Theil Wasserglas
luf 100 Theile Wasser)^ zur Appretur von Zeugen und zur Conservirung
b'on Eiern.
Zweites CaplteL
Harze, Tlieere, Farben, Firnisse und Lacke.
§251. Die Harze.
Eigenschaften. Die Harze sind vegetabilische Stoffe, die aus gewissen
Pflanzen ausschwitzen oder durch Einschnitte in die Rinde derselben oder
iurch Auskochen des zerkleinerten Holzes oder durch Ausziehen mittelst
Jkohol gewonnen oder in versteinertem Zustande in der Erde oder am
Meeresufer und im Meeresgrunde gefunden werden (fossile Harze). Die
rze kommen hauptsächlich in Nadelhölzern und Balsambäumen vor, und
Iwar in sogenannten Harzgängen oder Harzlücken; sie enthalten meistens
Farbstoffe, ätherische r)ele, Gummi und Pfianzenschleim, sind im rohen Zu-
lande stets unkrystallim'sch und besitzen einen glasig-muscheligen Bruch und
ein geringes specifisches Gewicht. Sie sind geruchlos oder durch ätherische
)elc wohlriechend (Balsame), in Alkohol, Aether, ätherischen Gelen, Chloro-
»nn, Fetten, flüssigen Kohlenwasserstoffen in verschiedenem Grade löslich,
Wasser ganz unlöslich und mehr oder weniger leicht schmelzbar. Bei
[lühercr Temperatur werden sie unter Entwickehmg verschiedener brennbarer
Jase zersetzt; sie verbrennen mit stark leuchtender Flamme, sind indifferent
jlder sauer (Harzsäuren) und bilden alsdann mit wässerigen Alkalilaugen
larzseifen (Resinate), die in der Technik verschiedentlich (z. B. zum
dmen des Papiers) benutzt werden. Die Harze sind Nichtleiter der Elek-
•icitat und werden durch Reiben negativ elektrisch.
Verschiedenes, Das Harz findet sich in unseren Nadelhölzern meistens
ätherischem Terpentinöl gelöst und ist deshalb dickflüssig ; es erhärtet an
ier Luft allmälig, indem das Oel verdunstet. Das Harz wird durch langes
Lochen mit Wasser entölt unrl durch Behandlung mit Alkohol von Gummi
ad Pflanzenschleim befreiu
Haupt Verwendung: zur Bereitung von Firnissen und Lacken, indem
[Hin die Harze in Terjientinöl, Weingeist, Aceton, Pctrolbenzin u. s, w. löst
Einlheilung, Man unterscheidet folgende Arten:
1. Halbharze, welche in Alkohol oder in der Siedehitze nicht 16slich
Ind, wohl aber in Aet^kali und Aeiznatron* Sie haben für die Technik keine
Bedeutung.
2. Hartharzc (eigentliche Harze)« die entw*eder gar kein oder nur
ehr wenig ätherisches Oel enthalten, fest und spröde» gcruch- und geschmacklos
bind un<l nach dem Trocknen pulverisirt wer<ien können. Zu den technisch
chtigsten Hartharzen gehören:
208
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
a) Das Fichtenharz (Pinusharz, Galipot, Scharrharz, Bur-
gunderharz u. s. w.), das durch Verwundung (Anreissen) verschiedener
Nadelhölzer (z. B. der Fichte, Schwarzkiefer, Strandschiefer) gewonnen und
zur Herstellung von Firnissen, Seifen, Siegellack u. s. w. verwendet wird. Aus
ihm erhält man durch längeres Schmelzen das gemeine Pech und, wenn
man beim Schmelzen Wasser einrührt und die geschmolzene Masse durch-
seiht, ein sehr poröses, gelblich-weisses, und bei Anwendung einer höheren
Temperatur gelbes Pech (VVasserpech, Flaschenpech, Burgunderpech, letzteres
besonders rein). Bei trockener Destillation des Fichtenharzes gewinnt man
das Harzöl, das zur Bereitung von Schmiermitteln (Wagenfetten), Drucker-
schwärze, Firnissen u. s. w. dient. Die alkalische, durch Alaun gefällte Lösung
liefert den in der Papierfabrikation zur Verwendung gelangenden Harzleim.
b) Das Kolophonium (siehe Terpentin).
c) Der Lack (Gummi lack) aus einem Gemisch von wachshaltigem
Harz aus verschiedenen, in Ostindien, Siam, Anam und auf den Molukken
wachsenden Bäumen (z. B. Croton, Butea, Ficus^ und einem röthlichen Farb-
stoff, welcher dem Weibchen der Lackschildlaus entstammt. Diese Thierchen
setzen sich an die Astspitzen und jüngeren Zweige, stechen in diese hinein,
und werden mit ihrer Brut von dem hervorquillenden Harze umhüllt, worauf
sie zu einer mit rother Flüssigkeit erfüllten Blase anschwellen und absterben.
Die in jedem Weibchen sich entwickelnden Larven treten nach etwa Jahres-
frist aus den Harzmassen durch selbstgemachte Oeffnungen aus. Die Zweige
der so heimgesuchten Bäume entblättern sich und sterben ab. Auf diese
Weise entsteht der Stocklack, so genannt, weil das von den Bäumen ab-
gelöste Harz in seinem Inneren noch Zweigtheile enthält; er besteht aus
707o Harz, lO^o rothem Farbstoff und 207o wachsartigen Bestandtheilcn.
Wird das Harz von den Zweigen abgeklopft und von allen Holztheilen
befreit, so erhält man den Körnerlack (Saatlack), der in kleinen, erbscn-
grossen, röthUch braunen Körnern in den Handel kommt. Wird dieser Kömcr-
lack durch Kochen mit schwacher Sodalösung von dem rothen Farbstoffe
(Lakdye genannt) befreit und die gelblichbraune Masse geschmoken» durdi^
geseiht und in Formen geg^ossen oder durch Fressen zwischen M
Zweites €a|>itel. HaTJse» Theere, Farben, Firttlsse und Lmclc
reitung einer unzerslörbaren Tinte, indem man den Schellack in Borax auf-
ist und mit Russ versetzt, ^Schellack in Borax aufgelöst dient auch zum
Vasscrdichtmachen von h'ilzhüten.
Als Nebenproduct bei der Schellackgewinnung erhält man durch Aus-
flügen mit Soda und Fällen mit Alaun einen schönen rotben Farbstoff, Lacdye
Kenannt-
SchcUack wird häufig mit billigeren Harzen, namenthch mit Kolophonium
Verfälscht. Um seine Güte prüfen zu können, werden 10 Theile Schellack
nil 5 Theilen Borax in 100 Theilen Wasser gekocht und die auf dem
Boden sich absetzenden ünreinigkeiten getrocknet und nach Procenten berechnet;
beträgt dieser Rückstand mehr als 2^/^^ so ist der Schellack schlecht, zeigt die
lüssigkeit nach dem Abkochen eine milchige Trübung und scheidet sie Flocken
AUS, so liegt eine Verfälschung des Schellackes mit andereti Harzen vor.
Durch Zusammenschmelzen des Kömerlackes und Formen der noch
plastischen Masse mit den Händen u. s, w, zu kleineren, dickeren, knopf-
artigen Stücken entsteht der Knopf lack (Klumpen lack).
f/) Das Gua jakharz (Guajakgummi), vom Guajak- oder Franzosen-
baum Ostindiens u. s. w. durch Auskochen oder Ausschwelen des Holzes
gewonnen, dunkelbraun bis graugrün, mit Holz- und Rindenstücken mehr
öder weniger verunreinigt, sehr leicht schmelzbar (schon bei 85** CX schwerer
vie Wasser (specifisches Gewicht = 1'205 — r230), in Alkohol, Aether und
i^hlorofurm ganz, in Schwefelkohlenstoff und Benzol theilweise, in Terpentinöl
nicht löslich. Es besteht hauptsächlich (zu 70*%) ^.us (iuajakonsäure» Eine
^ösung von Harz und Alkohol wird durch oxy dir ende Stoffe i^Ozon, Salpeter*
iure» Chromsäure, Brom, Jorl, Chlor u. s, w.) blau oder grün gefärbt und
Herstellung scharfer Abdrücke in der Lithographie benutzt, indem man
äie XU vervielfältigende Zeichnung Joddämpfen aussetzt und tlann auf ein
lit einer Lösung von 1 Theil Guajakharz und 30 Theilen Alkohol ange-
strichenes Papier drückt. Man verwendet das Harz auch vereinzelt zur Be-
reitung von Lacken.
/) Der Mastix (Gummi-Mastix), ein feines, erwärmt wohlriechendes,
biassgelbes Harz, das avis der eingeschnittenen Rinde des Mastixbaumes i^der
Mastixpistazie) ausHiesst und von der griechischen Insel Chios in den Handel
ItommL Das Harz ist durchscheinend, bei i)S\^ C\ schmelzbar, durch Kauen
tnelbar und in Alkohol iheilweise löslich; es kommt in erb.s engrossen Stücken
^or und wird zu Kitten, Räucherungen, im Orient auch als Kaumittel ver-
\rendet — Eine gcringwcrthigere Sorte, Bombaymastix genannt, von in
yjghanistan und Belutschistan einheimischen Pistazienarten gewonnen, bildet
bis röthhchbraune Kömer oder Thränen. Mit dem Mastix ist nicht 2U
echseln der Asphaltmastix (siehe § 237).
/) Der Kopal, ein hartes, bem steinartiges, gelbes bis bräunlichrothes,
peruch- untl geschmackloses Harz noch jetzt vorhandener oder bereits aus-
gestorbener Bäume Afrikas und Südamerikas. Kopal ist der wichtigste
^to ff für Firnisse und Lacke; er ist in kaltem Alkohol unlöslich, in
lether, Teriicntia-, Rosmarin- und Kajeputöl dagegen leicht löslich und
chmilzt erst bei einer Temperatur von 1150^ — 340** C, Alan unterscheidet im
landet harte und weiche Kopale. Die härtesten gelten als die besten,
rcr grösseren technischen Verwendbarkeit wegen. Stark erhitzt entwickelt
äcr Kopal aromatisch riechende Dämpfe, welche verdichtet das Kopalül
tCrUiror. ftanilhuch Af>r Ftat;aatf irhre. Itantl II.
u
210
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
bilden, das als ein gutes Lösungsmittel für viele Ropalsorten verwendet wird
Ein wichtiges Erkennungszeichen bildet die Beschaffenheit der Oberfläche,
die warzig, rissig oder glatt sein und einen erdigen oder kreidigen üebcr-
zug besitzen kann. Man unterscheidet folgende Sorten:
1. Den ostafrikanischen (Sansibar- oder Mosambik-) Kopal,
welcher zwischen dem 5. und 15. Grade südlicher Breite in der Erde in
flachen, eckigen Stücken oder in Körnern bis zu 20 cm Durchmesser g^
funden wird und mit einer rauhen, staubigen Kruste bedeckt ist Seine Farbe
ist hellgelb bis röthlichbraun. Er ist der härteste von allen Kopalen, durch-
sichtig und mit Bernstein leicht zu verwechseln. Er schmilzt bei 100® C.
ohne Dämpfe zu entwickeln, und lässt sich in flüssigem Zustande mit Oden
vermischen. Vor dem Schmelzen ist er mit einem Messer von seiner Kruste
zu befreien und zeigt dann eine gänsehautartige Oberfläche.
2. Den westafrikanischen Kopal, welcher von der Westküste Afrikas
in den Handel kommt und dort aus etwa 3 m Tiefe aus Mergel herausgegraben
wird. Er büdet entweder kleine, kieselsteinartige Stücke (Kieselkopal von
Sierra Leone) oder grosse, oft 1 — 2 kg schwere, kugel- oder knollenförmige
Klumpen (Angolakopal), die eine verschiedene Farbe besitzen, nach welcher
sie benannt werden. Zu ihm gehört auch der Benguelakopal.
3. Den Kaurikopal (Kauriharz, Cowdee) von der Dammarfichte
(Yellowpine) Australiens und Neuseelands. Zur Ausfuhr gelangt nicht das
frisch ausgeflossene, sondern das versteinerte (fossile), in der Erde liegende,
harte Harz, das in Klumpen bis zu 50 kg Gewicht ausgegraben wird, wohl-
riechend und wohlschmeckend ist und eine verschiedene Farbe besitzt Das
aus den Bäumen fliessende, weiche Harz wird von den Eingeborenen als
Kaumittel benutzt.
4. Den Manilakopal (Sandaron, Pegnie, Pandum) vom ost-
indischen Kopalbaum (Vateria) und aus Batavia und von den Philippinen m
uns kommend, schmutziggelb und trüb, citronenähnlich riechend und bitter
schmeckend. (Vergl. Kopalgummi).
5. Den südamerikanischen Kopal (Hymenäa-Kopal); er ist der
Zweites OipHel* Hsmc, Thcerc, Farben, Firnisse und Lacke.
211
ftt in kaltem Alkohol und in ätherischen Gelen theilweise löslich, kommt in
Fässern oder Ballen von verschiedener Grösse oder in Blechkanistem von
^7 — ^18 kg Inhalt in den Himdel und wird hauptsächlich zu Firnissen und
icken verwendet, um sie geschmeidiger zu machen. Das Elemiharz wird
ift mit Fichten harz verfälscht,
h) Das S andarakharz, aus der Rinde der gegliederten Cypresse
öordafrikas {Caih'/ns guadrivahis oder articulatä) durch Einschnitte ge-
ronnen und von Algier zu uns kommend. Es bildet längliche, blassgelbe
[>is bräunliche, aussen weiss bestaubte, balsamisch riechende, durchsichtige
Jtucke, ist in Alkohol, Aether und Terpentinöl leicht löslich und dient zur
Jereitung von hellen Weingeistfi missen, Lacken, Polituren und als Radir-
iver, um radirte Stellen des Papiers wieder beschreibbar zu machen, sowie
Lls Räuchermittel Der deutsche Sandarak (Wachholderharz), das
rz des gemeinen Wachholders, wird vorzugsweise als Räuchermittel ver-
jrendei,
f) Das Akaroidharz tErdschellack), ein rothes (Nussharz) oder
gelbes Harz von einigen Xantorrhäa-Artcn Australiens, Ersteres findet zu
icken und Firnissen (^besonders zum Ueberziehen von Metallen) und in der
^Äpier* und Siegellack fabrikation, letzteres auch zur Darstellung von Pikrin-
Biure (durch Behandlung mit Salpetersäure) Verwendung, Ein mit rothem
lare gefärbter Weingeistfirniss verbleicht nicht am Lichte,
li\ Das Drachenblut, ein dunkelbraunes oder braunrothes Harz von
Jen Fruchten des Drachenblut- oder Yukkabaumes der malaischen Inseln
id mehrerer Rotangpalmen Südasiens, das entweder freiwillig zwischen den
Schupyjen der Früchte ausfliesst oder durch Einwirkung heisser Wasser-
impfc zum Austluss gebracht wird. Ersteres wird als Drachenblut in
'hränen in den Handel gebracht und gilt als beste Sorte. Durch Er-
itzen der reifen Früchte über offenem Feuer quillt eine dickflüssige Harz-
oasse aus, welche in Stangen geformt und in Schilfljlätter gewickelt als
>tangen-Drachenblut verkauft wird. Drachenblut ist in Alkohol, Aether,
jtlhemchen Gelen, Alkalien u. s, w. mit schöner rother Farbe löslich und
liese Lösung dient zum Färben und PoUrcn von Holz und Marmor, femer
ir Lack' und Fimissbe reitung und als leuchtend rothe Malerfarbe.
Noch zu erwähnen ist:
/) Das Benzoeharz vom Styrax Benzoin Sumatras, Javas und Siams.
)asselbe kommt entv^^eder in hellen oder rölhlichen Körnern oder Thränen
\Bfnzof in granis) oder in grossen Stücken {ßmzo^ in massii) zur Ausfuhr
jind riecht vanillearlig. Beste Sorte: Mandelbenzoe von Slam uncl Sumatra;
immtartig riechend und Zimmtsäure enthaltend. Aus Benzoeharz gewinnt
die in der Medicin, in der Anilinfarbenfabrikation und zu 1 abaks-
vielfach verwendete Benzoesäure. Benzoeharz dient auch zu Rauche-
agcn.
m) Das Jalappenharz; Abführmittel
I») Das Podophyllin; Abführ- und hautreizendes Mittel.
3. Wcichharzc, Batsame, welche viel ätherisches ücl enthalten und
^alb flussig oder dickflüssig erscheinen und balsamisch riechen, Zu den
richtigsten Balsamen rechnet man :
a) den 7'erpentin, welcher aus verschiedenen Nadelhölzern meistens
larch Einschnitte gewonnen und zur Bereitung von Firnissen, Terpentinöl,
212
Dritter Theil, Die Kebcn- oder Hlir&stoffe.
Kolophonium u. s. w. verwendet wird. Terpentin fliesst auch aus önigen
Bäumen freiwillig aus, so z. B. aus der Edeltanne, durch Platzen der Rinde
oder einer Harzbeulc. Man unterscheidet:
Deutschen oder gemeinen Terpentin (von der Schwarzfdhte oto
Rothkiefer), gelblich, klebrig, dickflüssig, zähe und etwas kömig;
Strassburger (von der Edeltanne), sehr fein und sehr geschätzt;
französischen (von der Strandkiefer) ; beste Sorte: Bordeauic^
terpentin; flüssig; mit gebrannter Magnesia zusammengerieben erhärtend,
venctianischen (vom Lärchenbaum}, klar oder nur wenig triibe,
dickflüssig, gelblich, angenehm aromatisch riechend;
ungarischen (von der Leggföhre);
cyprischen (von der Terpentinpistazie) ; eine der theuersten tmö
feinsten Sorten;
amerikanischen (von der amerikanischen Sumpfkiefer» der Wöh«^
rauchs- oder Weymouthskiefer);
karpathischen (son der Zirbelkiefer);
canadischen Terpentin (^Canadabalsam).
Letzterer stellt die edelste aller Terpentinsorten dar; er ist schwidih
gelblich gefärbt, klar, nach Muskatöl riechend und wird, mit gcbraimier
Magnesia zusammengerieben, sehr fest, so dass man ihn als Kittmittel (u B.
zum Befestigen achromatischer Linsen) verwenden kann. Man gewinnt ihn ©
Nordamerika aus einer Fichte,
Die Ausbeute an Terpentinöl ist selir verschieden; sie beträgt iKsm
deutschen Terpentin 32^0» ^^^^ französischen 257o' beim ajnerikaniscto
177()i beim venetianischen 18 — 25% und beim canadischen 20%- Mafl
erhält Terpentinöl, wenn man Terpentin mit Wasser destillirt; hierbei bldbi
eine etwas öl- und wasserhaltige, harzartige Masse (gekochter Tery^ei^tini
zurück, die, von dem Oel und Wasser gänzlich befreit, das gl ^te,
klare, durchsichtige, fast genich- und geschmacklose, spröde, lei< '^ri^
bare Kolophonium (Geigenharz) liefert, das zum Leimen von Fapiex,
zur Herstellung von Siegellack, Harzseifen, Firnissen, Kitten und, mit andefO
Harzen vermischt, zum Bestreichen der Geigenbogen dient
Das Terpentinöl (Terpentinspiritus) stellt, w^cim es mit D;
und unter Zusatz von etwas Aetzkalk oder auf anderem Wege g(
worden ist, ein farbloses, dünnflüssiges, stark balsamisch riech
Oel von brennendem Geschmack dar, welches ein specifisches Gewicht
0-85— 0*89 besitzt, bei 152—160** C. siedet, bei lö*» C. in Wasser fast t»
löslich, in 8 — 10 Theilen wässerigem Alkohol wenig und in concc- *-—*-'
Essigsäure leicht lösbch ist. Das Terpentinöl kann mit absolutem \
Aether und fetten Säuren in jedem beliebigen Verhältnisse p^
vermag viele Stofle, die im Alkohol und im Wasser nicht a
können, aufzulösen, so namentlich Harze, Schwefel und Phospbor, n
harzt allmäbg an der Luft Man verwendet es zur Bereitvmg von Oc:: ,
zum Auflösen von Harzen in der I^ck- und Firnissfabrikation, als Leuch^
Stoff, indem man es für sich allein oder mit Alkohol vermischt in Lampco
mit starkem Luftzuge brennt, sodann als Arzneimittel u. s. w.
Das kunstliche Terpentinöl wird aus Petroleum durch Dc^'
desselben gewonnen, ist leichter wie das natürliche (specihsches (>
0-73— 0-75) und siedet bei 120— nO<» C
tweite»
»IfeL
farse^ Tbeere, Farbe»,
^) Der Kopaivabalsam von Peru» Mexiko, Brasilien und den Antillen,
reicher zur Bereitung von Lackfimissen und Oelpapier benutzt und häufig
oit Terpentin und Oel verfälscht wird. Am meisten geschätzt ist der
irasilianische; er ist blassgelb und durchsichtig. Der Antillenbalsam ist
ber und dunkler.
c) Der Perubalsam (indische oder peruvianische Balsam), Man
^—Unterscheidet den lerpentinartigen, aus den Früchten der Muroxyhn sanso-
^^Bütense durch Auspressen gewonnenen, weissen und trockenen, sowie den
^■flickflüssigen, dunkelbraunrothen, vanilleartig riechenden, bitter schmeckenden,
^Rus dem Stamme des genannten Baumes durch einen eigenthümhchen
^^Schwelungsprocess erhaltenen und an der Luft nicht eintrocknenden sogenannten
schwarzen Balsam, Der weisse Balsam kommt im europäischen Handel
nicht mehr vor; der schwarze wird zu medicinischen Zwecken, als Par-
^^umeriemittel und als Ersatz der Vanille verwendet Für die Technik ist
^■ler Perubalsam ohne Bedeutung,
^^ d) Der Mekkabalsam (Opobalsam) aus der Rinde des Balsamholzes
gewonnen; arabisches Räuchermittel.
t) Der Tolubalsam, rothbraun, durchscheinend, halbweich, dickflüssig,
in der Handwarme schon erweichend und dann knetbar^ sehr angenehm
riechend und daher als Parfüm erie mittel verwendbar.
f) Der Storax, durch Auspressen oder Auskochen der Rinde des
Storaxbaumes Kleinasiens und Syriens gewonnen, in frischem Zustande
gelbroth, allmälig aber an der Luft braun werdend und dickflüssig wie
Terpentin. Er wird in der Parfüm erie und zur Bereitung von Rauch er-
Bssenzen u, dgl verwendet. tl>ie bekannten Räucherkerzchen bestehen
lus Kohlenpulver, 'lYagantschleim, Benzoe, Storax und Ladanum [CLstusharz] ;
iie rothen enthalten statt Kohlenpulver geraspeltes Sandelholz),
Von den künstlichen Balsamen sind zu erwähnen: Der Opo-
l'eldok, eine weingeistige, freies Ammoniak enthaltende, als Heilmittel Ver-
rendung findende Seifenlösung, ^ der Hoffmann'sche Lebensbalsam,
feine Lösung verschiedener ätherischer Gele in Alkohol, — der Wund-
lalsara, eine Mischung von Myrrhe, Thymianöl, Alkohol, Weinessig u, s. w.,
der Schwefelbalsam, eine Lösung von Schwefel in fettem Gel, u. s. w,
4» Gummi- oder Schletmharze, die ein Gemenge von Gummi und
larz, ätherischem und fettem Gel darstellen, welches sich in eigenen Röhren
oder in den Zwischenräumen der Zellen verschiedener Pflanzen als Milchsaft
^^orfindet, freiwillig oder nach Verwun<lung der Ptlanzen ausfliesst und an der
^Bl«nlt allmälig erhärtet Diese Harze sind weder in Wasser noch in Alkohol
vollkommen löslich.
Als die technisch wichtigsten sind zu nennen:
a) Das Akajougummi vom echten Mahagonibaum Südamerikas und
Stindiens, Es hat Achnlichkeit mit Bernstein und dient als Klebemittel
/'' Das Gummi arabicum aus den, in der heissen Jahreszeit ent-
II Rissen einer in Arabien und (Jbcregypten, Nubien u. s, w.
cn Akazie freiwillig ausflicssend. Im Handel unterscheidet man daB
^gCDttiche Gummi arabicum (levantitnsches» egyptisches Gummi)
ad das Senegalgummi. Erstcres kommt nur in geringeren Mengen aus
ibien (Aden), hauptsächlich aus Egypten, Nubien, Sudan, Timis und
Als bestes gilt das aus Kordofan \ind Senaar. Das arabische
214
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Gummi ist in Wasser leicht, in Alkohol jedoch nicht löslich, geruch- und ge-
schmacklos, kommt in weissgelblichen, bräunlichen oder röthlichen, festen, un-
gleich grossen, rundlichen oder eckigen und rissigen Stücken in den Handel,
welche durchsichtig, spröde und leicht pulverisirbar sind, und ist ein sehr
geschätztes Klebemittel für Papier u. s. w., sowie ein Verdickungsmittel beim
Zeugdruck, ein Färbemittel für Seide und Wolle, auch dient es zu Medica-
menten und in der Tintenfabrikation. Je weisser und klarer die Stücke sind,
desto besser ist die Qualität des Gummi. Das Suakimgummi ist gelb,
mit dunkelrothbraunen Körnern untermischt, das Senegalgummi kugelig
und in grösseren Stücken vorkommend, das australische oder neu-
holländische (Wattle gum) rothbraun und aus halbkugeligen, durch-
scheinenden Stücken bestehend mit einer flachen Seite, mit welcher die
Stücke an den Rinden der Acacta pycnantha haften.
c) Das Kopalgummi (ostindischer Kopal, Gummi-Anime) vom
Kopalbaum Ostindiens, bem steinartig, in grossen kugelförmigen, rauhen,
durchscheinenden, weissen, gelben oder bräunhchrothen Stücken zur Ausfuhr
gelangend und meistens erdige und pflanzliche Stoffe enthaltend. Kopal-
gummi wird in frischem Zustande in südlichen Ländern zu Firnissen benutzt.
d) Das Gummigutti (Gummigut t), der eingedickte, gelbe Milchsaft
des Guttabaumes Siams, Ceylons, Bomeos u. s. w. Es wird in grünlich-
gelben, mattglänzenden Stücken und Röhren versandt und liefert, in Wasser oder
Weingeist aufgelöst, eine schöne, gelbe, nur wenig ins Grünliche stechende,
aber giftige ^lalerfarbe und ein aus Harz und Gummi bestehendes, lebhaft
gelbes Pulver (vergl. auch § 255, 7). In ätzenden Alkalien löst sich
Gummigutti mit rother Farbe.
e) Der Traganth von mehreren, in Persien, Kleinasien und Griechen-
land heimischen Ostragalusarten aus der Familie der Paxilionaceen. Er
besteht aus wurm- und fadenförmigen, ineinander gewundenen, gelblich-
weissen, viel Pflanzenschleim (Bassorin) enthaltenden Stücken, die im Wasser
zu einer schleimartigen Masse aufquillen. Man benutzt den Traganth zur
Appretur von Seidenstoff'en, zum Bedrucken von Kattun u. s. w. Im Handel
Kw«iteft
pu«l.
iftrse«
Färbetr, Firnisse utid Lacke.
theils gebaggert (gefischt }, theils am Strande aufgelesen oder gegraben (bergf
nännisch gewonnen). Jährliche Froductiou in Preussen etwa 100.000 kg.
Sehr geschätzt ist der auf Sicilien (bei Latania am Simeto) aus der
Lrde gegrabene Bernstein.
Das grösste bisher gefundene Stück wiegt 6750 g und hat einen Werth
von etwa 30.000 Mark; es befindet sieh im königlichen Mineraliencabinel
jtu Berlin. Bernstein dient zur Bereitung von Lacken mid Firnissen (vergL § 266),
ron Benisteinsäure (durch Destillation des Bernsteins und längeres Kochen
ait Salpetersäure) und Bcmsteinöl; es wird zu Räucherungen verwendet
und zu Schmucksachen (Broschen^ Perlen^ Cigarren- und Pfeifenspitzen u» s, w,)
Erarbeitet
Künstlicher Bernstein besteht aus Glas» Kopal und Bemsteinabfällen
tiit irgend einem Bindemittel ; derselbe zeigt meistens ein grösseres specitisches
äewicht als der echte und unverfälschte und ist an demselben häufig allein
Lir zu erkennen.
§ 252. Die Theere.
Allgemeines. Theer entsteht bei der trockenen Destillation ver-
chiedener organischer Körper bei Luftabschluss ; z. B. bei- der r>estillation
^on Plolz^ Torf, Braunkohle, Steinkohle^ Knochen und bituminösem Schiefer.
Lr bildet meistens eine braune oder schwarze, mehr oder weniger dick-
iüssige, ölartige Masse von ei«jenthiimlich durchdringendem Geruch, welche
lulnisswidrig, leicht entzündbar und etwas schwerer wie Wasser ist.
Eintheilung, Man unterscheidet:
A, Holztheer, welcher entweder als Nebenproduct bei der Meiler-
^rerkohlung oder durch die Theerschwelerei (Meiler-, Grubentheer- und Ofen-
chwelerei) neben Holzessig oder durch eine trockene Destillation von Holz
eisernen oder thönemen, von aussen mittelst der sich hierbei bildenden
ibaren Gase erhitzten Retorten neben Theerolen u. s, w. gewonnen
Diese letztere (lewmnungsmcthode ist die bei weitem beste, Die
Ichti^jen verdichtbaren Producte werden durch eiserne, mit Wasser ab-
jekühlte Rühren in die (.ondensationsapparate geleitet In ihnen sammelt
lieh zunächst der rohe Holzessig, eine fast klare und aus einer Lösung
fQii Essigsäure, Holzgeisl, Harz, essigsaurem Ammoniak u. s. w. bestehende
Flüssigkeit an, und dann folgt erst der Theer, welchen man von dem
rässcrigen Theile abhebt und zur Gewinnung von KienÖl» Pechöl und
Jrhusterpech weiter vorsichtig destilhrt. w(»bei sich leichte rheeröle
lolÄüle), die etwas Benzin enthalten, und schwerere, aus denen Russ
bereitet wird, bilden. Das später übergehetidc Kreosot wird besonders
aufgefangen. Das letzte sich ausscheidende Destillationsproduct ist ^las
^araifin, der Rückstand das Pech, Durch Behandlung mit AlkaMhydrat
rcrdcn dem Holztheer die aromatischen Alkoholbcstan<ltheile entzogen und
kxis dieser Lösung das echte Kreosot gewonnen, das aus Krebol und
Juajacül bciilebl.
Die Theerausbeute ist bei Nadeihölzem grösser als bei Laubhölzern;
^e beträgt bei crstcren 10 — H^^/^, bei letzteren 8 — lÜ7o* Hervorzuheben
It der Birken theer, welcher in Russlaud durch trockene Destillation der
Itfkcnhnde gewonnen wird und, nochmals destilhrt, das zur Fabrikation des
berühmten Juchtenleders dienende Birkentheerol liefert- Wird har^rei
Holz destillirt, so erhält man einen terpentinölhaltigen Theer, welcher
Wasser schwimmt» während der aus Buchen- und Eichenholz gcwonoene im
Wasser untersinkt
Der Holztheer stellt eine braune bis schwarze, übelricchetide, $eh«xf
und bitter schmeckende^ mit leuchtender und russender Flamme ve -dl^
sich in Alkohol, Aether, ätherischen Gelen u, s, w. auflösende, ' .isc
dar, welche an Wasser Essigsäure und brenzliche Stofte (Theerwassef)
abgiebt. Man benutzt ihn^ weil er seines Kreosotgehaltes wegen fzakäs^
widrig wirkt, zu Anstrichen auf Holz zum Schutze gegen Faulmss und
Wtirmfrass und auf Eisen zum Schutze gegen Rost (siehe ani Schluss
Paragraphen), femer zum Ralfatem der Schiffe, zum Theeren iron Ti
zu wasserdichten Anstrichen für Mauern, zur Bereitung von BrunnetnnachCT-
kitt (aus 1 Gewichtstheil Theer und 3 (rewich ist heilen Ziegelmehl), wb
Schmieren von Wagenrädern, zu Arzneimitteln u. s. w, Holztheer enthält vide
Stoffe; als die wichtigsten sind zu nennen: Benzol, Kresol, Naphtalin md
Paraffin.
B, Steinkohlcnthccr, welcher bei der trockenen Destillaüon der
Steinkohle zur Erzeugung von Leuchtgas und Coaks als Nebenproduct b
reichlicher Menge gewonnen und zum grössten Theile nochmals destillin
wird, um Stoffe zu erhalten, aus denen künstliche Farbstoffe» Desinfection^
mittel, Heilmittel u. s. w. hergestellt werden können. Der Steinkohleoibecr
bildet eine Mischung von flüssigen Kohlenwasserstoffen (z. B. Benzol und
Toluol), von festen Kohlenwasserstoffen (Naphtalin, Anthraceii), von Carlnol'
säure, organischen Basen (z. B, Anilin und Pyridin), Asphak und Naphta« De
auf den Berliner Gasanstalten gewonnene Steinkohlcntheer enthält t. R
Toluol und Benzol 0*80, sonstige wasserhelle Oele Ü"60, cry stall ig irte Carl^ol-
säure 0"20. Kresol u. s. w. 0-30. Naphtalin 370, schwere Oele 24M
Anthracen 0"20, Steinkohlenpech 55'00, Wasser und Verlust 15'2%, Erfolgt
die Gewinnung bei sehr hohen Temperaturen, so enthält der Steinkohlcntheer
im Durchschnitt 10% Benzol, 35% Naphta, 22% Naphtalinöl, 1% .\o-
thraccn, 9"/q Phenol, 3T5"/q Pech. Menge und Beschaffenheit des Stein-
kohlentheers hängen jedoch auch von der Beschaffenheit der zu seiuer Be-
reitung dienenden Kohle ab.
Nur ein geringer Theil des rohen Stein kohlentheers findet zu Anstrichfli
auf Holz, Eisen und Mauerwerk, zum Imprägniren von Holz und Pappe
(siehe § 269) u, s, w. Verwendung, der grösste Theil wird nochmals in
grossen eisernen Kesseln destillirt, wobei zunächst übelriechende Gase ent-
weichen (Vorlauf bis 105** C), dann leichte Theeröle übergehen <bis I70*)i
öei weiterer Temperaturerhöhung (bis 230**) Mittelöl (Carbolöl), ihm
jthweröl (bis 270**) und endlich Anthracenöl (über 270*^) und Pech
ewonnen werden. Die leichten Theeröle bestehen neben anderen Stoffen
aus Benzol, Toluol und Xylol und dienen xur Bereitung des BenxoK
welches statt des Terpentinöls zur Auflosung von Harzen, Fetten, Kautschuk,
Guttapercha, sowie als Schmiermittel und Fleckwasser benutzt und^ mit
Salpetersäure in Nitrobenzoi verwandelt, zur Gewinnung von Anilili
verwendet wird. Letzteres dient «ur Darstellung von Theer- oder
Anilinfarben (siehe § 257). Aus den rohen leichten Thecrölen wird
auch Naphtalin bereitet, welches ebenfalls zur Bereitung von Farben (den
iarze.
Bogenannten Naphtalin färben) Verwendung findet. Aus den schweren,
lus Phenol, Kresol, NaphtaHn, Pyridin u, s. w. bestehenden Theerölen
gewinnt man das Phenol oder das St ein kohle nkreosot, das ein Geraenge
'Von Carbol- oder Phenylsäure und Kresolen darstellt und zur Herstellung
I von Phenyl- (Carbol-) Säure und Pikrinsäure, von Farbstoffen, sowie zum
^■ponserviren von Holz und anatomischen Präparaten benutzt wird. Das sich
^■}ei der Destillation zuletzt bildende Anthracen- oder Grün öl, welches
^Bm Wesentlichen aus Phenanthren, Fluoranthren» Anthracen, Pyren und
|~thrysen zusammengesetzt ist, %vird zur Darstellung von Alizarin benutzt.
Der in den Kesseln bleibende Rückstand liefert Schwarzpech, das als
Iüustlicher Asphalt (siehe § 237) und zur Herstellung von Steinkohlen-
riquetts (d, h. von Ziegeln aus Coaks oder Steinkohlenklein und Pech) Ver-
rendung findet.
Der Steinkohlen theer bildet eine schwarze, durchdringend riechende
lasse, die wegen ihres Carbolsäuregehaltes in hohem Grade fäulnisswidrig
;V Man verwendet den Steinkohlentheer ausser zu den bereits oben ge-
annten Zwecken auch noch zur Conser\irung älterer Bauten, indem man
ijiren Putz entfernt, die Fugen tief auskratzt, das Mauerwerk erhitzt, mit
jnugUchst heissem Steinkohlentheer tränkt und nach dem Erkalten dieses
Ueberzuges von neuem einen Mörtelbewurf aufbringt, den man schliesslich
äurch Wasserglasan strich verkieselt, — femer zum Imprägniren von Dach-
ziegeln, indem man dieselben in Steinkohlentheer kocht, um sie gegen saure
>ämpfe widerstandsfähig zu machen, auch zum Schutze der Schornsteine
^egen diese Däm]>fe, indem man sie innen mit heissem Theer überzieht, —
[>dann zur Herstellung künstlicher Steine (aus 1 Theil Eisenoxyd und Y4 Theil
Theer t, weiter zur Erhöhung der Wetterbeständigkeit von Gy ps, indem man
äenselben in ein Bad geschmolzenen Thecrs von 300—400** C. bringt, femer
Eur Herstellung von Russ, indem man den Theer (oder das Theerpech und
iie schweren Theeröle) bei unzureichendem Luftzutritt verbrennt, u» s. w.
Den künstlichen Asphalt (deutschen Asphalt, Theerpech) benutzt
fian zur Bereitung von Lacken und Firnissen, als Ersatzstoff des echten
Uphalts, zur Herstellung von Isolirschichten auf Gewölben und Cloaken,
tum Belegen von Fussböden u. s. w., jedoch sind die letzteren Verw^endungs-
urten keineswegs empfehlenswerth.
C, Braunkohlentheer, welcher keine aromatischen Kohlenwasserstoffe
nrol ü. s, w.) besitzt, dagegen reich an Paraffin ist, zumal wenn die
pur Destillation benutzte Braunkohle ohne Textur von Pflanzenthcilcn, leicht
^erreiblich, trocken und hellfarbig war. Man gewinnt ihn auch aus Pyro-
rissit (Wachskohlel Braunkohlcntheer ist wachsgelb, buttcrartig und liefert
pusser Paraffin auch brauchbare Mineralöle wie z. B. Photogen und Solaröl
Z>. Torfthccr, welcher auf ähnliche Weise gewonnen wird. Bei seiner
)estillation erhält man leichte, für die Leuchtgasfabrikatton geeignete Kohlen-
wasserstoffe, sodann schwere Gele (Schmieröle), Paraffin und als Rückstand
?ech oder künstlichen Asphalt 100 ^g Torf liefern bei trockener Destillalion
Jzur Gewiimung von Leuchtgas) 3—5 l'g Theer.
S, Schwefel theer, welcher durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen
Schwefel mit 3 Theilen sirupdickem Steinkohlentheer erhalten und zu Anstrichen
Inf Hok, Eisen und Stein benutzt wird.
218
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
F. Theer aus bituminösem Schiefer. Im Jahre 1839 wurde zum ersten
Male aus bituminösem Schiefer Leuchtgas hergestellt. Zur Bereitung von
Theer verwendet man hauptsächlich den Blätterschiefer. Aus diesem Theer
gewinnt man durch Destillation und Behandlung mit Chemikalien ein
Mineralöl, das wie Photogen zu Beleuchtungszwecken verwendet wird.
Verschiedenes. Als Holzanstrichfarben werden folgende Mischungen
empfohlen :
2 Theile Steinkohlentheer, 1 Theil Holztheer, etwas Kolophonium und
4 Theile zu trockenem Pulver gelöschter Kalk, — oder: 2 Theile Alaun,
20 Theile Kalk, 16 Theile Theer, die zusammen bei Abschluss der Luft
geglüht werden.
Ein Steinkohlen - Theeranstrich leistet zwar den Einwirkungen der
Atmosphärenluft und der Alkalien kräftigen Widerstand, er empfiehlt sich
aber als Rostschutzmittel für Schmiedeeisen nicht, weil er Wasser enthält
und daher Rost erzeugt. Der im Holztheer vorhandene Holzessig ruft eben-
falls Rostbildungen hervor und kann deshalb zu Eisenanstrichen auch nicht
empfohlen werden. Ausserdem haben die Theeranstriche den Uebelstand,
dass sie in der Sonne erweichen und dann nicht selten vom Eisen abfliessen
und dasselbe biossiegen. Dagegen eignet sich Theer recht gut zum Schutz von
Gas- und Wasserleitungsröhren. Taucht man diese in heissen Theer ein, der
in Folge der hohen Schmelztemperatur seine wässerigen Bestandtheile verloren
hat, so erhält man einen dichten und fest anhaftenden Ueberzug. Da solche
Röhren aus Gusseisen bestehen, das weniger leicht rostet wie Schmiedeeisen
und Stahl, und unter der Erde gegen Wärmeeinwirkungen geschützt sind,
da ferner in der Erde sich der Rost mit Kohlen- und Kieselsäure verbindet
und dadurch selbst eine Schutzdecke bildet, so fallen hier die oben geltend
gemachten Bedenken fort.*)
Die Farbstoffe (Pigmente).**)
§ 253. Eintheilung.
Man theilt die Farbstoffe oder Pigmente ein:
Zweites CapiteL Harze, Theere, Farben, Firnisse und Lacke. 219
3. Nach dem Bindemittel, mit dem sie an die zu färbenden Gegen-
stände befestigt werden, in Oel-, Wässer-, Leim-, Tempera-, Wachs-,
Harz-, Lack-, Kalk-, Milch-, Käse-, Laugenfarben u. s. w.
4. Nach der Verwendung: in Tusch-, Zeug- (Färberei-) und Maler-
farben.
Femer unterscheidet man noch: Pastellfarben, welche Erd- und
Mineralfarben darstellen, die feinpulverisirt mit Pfeifenthon oder Marmor-
g3rps, Gummi- oder Honigwasser, Seifen oder Fetten u. s. w. zu Farbstiften
geformt, trocken aufgetragen und durch Wischen miteinander vermischt
werden, — Fresco färben (vergl. § 260, Wasserglas), — Email- oder
Schmelz färben, leichtflüssige, in hohen Temperaturen ein besonderes Ver-
halten zeigende, in der Porzellanmalerei, zum Färben von Gläsern u. s. w.
verwendete Farben (siehe § 248), — echte und unechte Farben, je
nachdem dieselben der Einwirkung des Sonnenlichtes, der Atmosphärenluft,
Seifen-, Soda-, Aetznatron-, Chlorkalk- u. s. w. Lösungen, Säuren, Ammoniak-
wasser, Alkohol, Aether u. s. w. gut widerstehen oder nicht.
§ 254. Mineralfarben (Erd- und Metallfarben).
/. Weisse Farben»
1. Barytweiss (Mineral weiss, Neuweiss, Permanentweiss, künst-
liches schwefelsaures Baryum oder Schwerspat), eine durch Zer-
setzung einer verdünnten heissen Chlorbaryumlösung mit verdünnter Schwefel-
säure und Auswaschen des Niederschlages gewonnene, in Wasser ganz unlös-
liche, sehr dauerhafte, den gewöhnlichen Bestandtheilen der Luft, den Säuren,
dem Schwefelwasserstoffe und der Wärme gut widerstehende, schöne, blendend
weisse Farbe, welche billiger wie Bleiweiss, auch nicht giftig ist, jedoch eine
geringere Deckkraft besitzt und als Oelfarbe nicht benutzt werden kann.
Barytweiss kommt in Teigform und meist unter der Bezeichnung Blanc
fixe in den Handel. Es ist als weisse Wasserfarbe sehr geschätzt und wird
besonders in der Tapetenfabrikation verwendet, sowie seiner Unzersetzbarkeit
und seines reinen Tones wegen zu Mischungen mit anderen Farben, um
hellere Nuancen zu erzielen (z. B. Chromgelb), oder deren Stoff" zu ver-
mehren (z. B. Bleiweiss). Eine glänzende schneeweisse Fläche kann man
erhalten, wenn man auf eine mit Kalk- oder Gypsmörtel verputzte Wand
eine Mischung von Barytweiss und dünnem Leimwasser mehrere Male auf-
trägt und nach dem Trocknen mit einer dichten Bürste oder einem Lein-
wandballen abreibt. Der natürlich vorkommende schwefelsaure Baryt oder
Schwerspat wird gemahlen zum Versetzen von Bleiweiss und anderen Farben
benutzt.
2. Bleiweiss aus 83— 867o Bleioxyd, 11 — 15^/o Kohlensäure und
1 — 2% Wasser, demnach basisch-kohlensaures Bleioxyd; dasselbe wird in
verschiedener W^eise im Grossen dargestellt und eingetheilt in:
a) Kremser weiss (Schiefer weiss), ein reines, unvermischtes, in ver-
dünnter Salzsäure sich vollständig und ohne Rückstand auflösendes, in kleinen
Stengelchen im Handel vorkommendes und zu feineren Malereien dienendes
Bleiweiss.
Dritter TheiL Die Neben- oüvr inifsstcifc.
6) Venetianisches Weiss aus gleichen Theileo Bleiwdss und fein
gemahlenem Schwerspath (^Blanc fixe; siehe Barytweiss)*
c) Harn burger- Weiss aus 1 Theil Bleiweiss und 2 Thcilcn
Schwerspath.
ä) Holländer-Weiss aus 1 Theil Bleiweiss und 3 Theilen Schwerspaik
e) Perlweiss^ mit einem geringen Zusatz von Indigo, schwach bbinlich
gefärbtes Bleiweiss.
/) Leim weiss, mit Gummiwasser zu kleinen Tafeln gefonntes Bleiweiss,
^) Oelweiss» mit Mohn-» Lein- oder Terpentinöl mittelst besoiideitr
Maschinen abgeriebenes Bleiweiss.
h) Pattin so n'sches Weiss, Bleioxychloridhydrat (Chlorbleilösung mit
Kalk Wasser)» welches ein durch grosse Deck kraft sich auszeichnendes Enati-
mittel für Bleiweiss bildet, jedoch nicht ganz weiss ist.
Die Güte des Bleiweisses wird nach der Deckkraft bestimmt; diejenige
Bleiweisssorte gilt als die w^erthvoUere, welche mit der grösseren Menge Oel
angerieben werden kann, ohne nach dem Trocknen durchscheinend ai
werden. Bleiweiss liefert eine vorzügliche, jedoch giftige Deckfarbe für Höh,
Metall und Stein, die durchaus haltbar ist, wenn die Luft nicht durch
schädliche Gase, wie z. B> Schwefelwasserstoff, und Säuren stark verunreinigt
ist. Es dient auch zur Herstellung von Kitten, Firnissen und Mennige
Durch Schwefelwasserstoff wird es zunächst braun, dann schwarz gefärbt
indem sich Schwefelblei bildet, und, wenn Luft und Licht nicht genügendem
Zutritt haben, gelb durch Gelbwerden des Oels. Wird dem Bleiweiss Ter-
pentinöl oder eine Mischung von 16 Theilen Sandarak, 4 Theilen venetianischcm
Terpentin und 48 Theilen 90^ — lÖprocentigem Weingeist oder eine Mischong
von Dammarharz und Terpentinöl hinzugesetzt, so erhält man einen blendend
weiss bleibenden Anstrich. Bleiweiss wird oft mit Kreide verfälscht
3. Gyps» der gebrannt und gemahlen ist. Er liefert eine haltbarr«
klare, kein Bindemittel erfordernde, weisse Farbe, die allein oder mit andeito
Farben vermischt Verwendung findet Gyps mit Kreide vermengt wird gcni
zur Grundirung von Holzrahmen u. s, w. benutzt, die vergoldet oder vei*
silbert werden sollen.
4. KaJkweiss (Kalkmilch, Kalk w asser), aus gebranntetn und
gelöschtem w^eissem Kalk und Wasser (Regenwasser), billig» haltbar» auch als
Beize brauchbar und kein Bindemittel erfordernd, Kalkmilch löst den Faib-
Stoff von Farbhölzern stark auf und erhöht zugleich den Farbenton, BesitH
der Kalk mergelige Bestandtheile, so wird er zweckmässig mit etwas MUch
oder abgeriebener Käsemasse vermischt Wird der Kalkmilch eine Ahttm-
lösung hinzugefügt, so wird dadurch eine erheblich grössere Deckkraft erzielt
5» Kreide, die durch Schlämmen gereinigt ist» Sic dient allein oder
mit anderen weissen Farben vermischt hauptsächlich als Leimfarbe und
kommt unter dem Namen Dänisch-, Spanisch-, Wiener-, Marmor^ t^i-=<^
oder Bologneser- oder Champagnerkreide in den Handel
6. Schiefer, der fein gemahlen eine billige, beständige, angencnnj
grauweisse Farbe liefert.
7. Talk, aus Bitter- und Kieselerde bestehend,
eigenthümlich fettig und schlüpfrig anfühlt und ab
Schminke, sowie aU Polirmittel und zum Einstreuen in
"1 \\\ dient» um diese leichter anriehen zu konnm.
der weich ist, sich
weisse Farbe und
Handschuhe, Stiefd
Zweites
»Hir
far«e,
Farben» rirnwse nun
8. Weisser Thon, der zu Grundirungen auf frisch getünchten Wänden,
iie einen anderen Farbenton erhalten sollen, sowie zur Beseitigung von
Fettflecken dient.
9, Zinkwciss^ fem vertheihes Zinkoxyd, am besten aus metallischem
Zink dargestellt. Es ist billiger wie Bleiweiss, nicht giftig, wird in sehvvefel-
wasserstotfhaltiger Luft nicht schwarz, erfordert jedoch mehr Oel, besitzt
eine geringere Deckkraft und ist im Freien nur von geringer Dauer, An
feuchter Luft wird frisch bereitetes und frisch geglühtes Zink durch Auf-
nahme von Kohlensäure in krystallinisches, nicht mehr deckendes unt! nicht
[jchr fein zu mahlendes kohlensaures Zink verwandelt. Trockenes Zinkweiss
verändert sich durch Kinwirkung der Kohlensäure trockener Luft nicht,
laher hat das Zinkweiss in geschlossenen Räumen eine gute Haltbarkeit.
Zu Lackirarbeiten zieht man es dem Bleiweiss vor. Durch Gelbwerden des
^reichlicher vorhandenen Oeles wird es dunkler als Bleiweiss. Wird Zinkoxyd
nit Zinkstaub vermischt, so erhält man Zinkgrau. Eine Zinkvitriollösung,
*init Ammoniumcarbonat versetzt, liefert ebenfalls einen weissen Farbstoflf.
II //. Gelbe Farben, auch Orangefarben,
I L Antimongelb (Neapel gelb), antimonsaures Bleioxyd, eine sehr
haltbare und feuerbeständige, orangegelbe Farbe» die als Oel-, Schmelz- und
JW'asserfarbe benutzt wird, aber sehr theuer und giftig ist. Das erdige
Antimonoxyd (Antimonocker, Spiessglanzocker) liefert eine gelbem
ins GrünUche stechende, matte, kostspielige Farbe,
2. Auripigmcnt (Operment, Rausch-, Königs-, Neugelb), gelber
Schwefelarsenik aus 60'97"/o Arsen und 39*03% Schwefel. Es kommt in der
Natur seltener in deutlich krystallinischen, häutiger in nieren form igen, kugel-
oder tropfsteinartigen, durchscheinenden bis undurchsichtigen, peilmutter-
glanxenden, sehr leicht spaltbaren, citronen- bis orangegelben Massen mit
blätterigem Bruch vor oder wird auf trockenem oder nassem Wege in ver-
I^Jßchiedener Weise künstlich dargestellt. Auripigment ist eine sehr giftige, in
^jKalilauge und Königswasser (einer Mischung von 1 Theil Salpetersäure mit
2 — i Theilen Salzsäure) vollständig lösliche, andere Metallfarben wegen
seines Schwefelgehaltes verändernde (z. B. Bleiweiss schwärzende), in der
Oelmalcrei noch selten benutzte, hauptsächlich zum Färben von Glasflüssen
itind als ein Desoxydationsmittel des Indigo beim Blaufärben dienende Farbe,
[die mit Permanentweiss vermischt zu hellgelben Anstrichen und in Ammoniak
aufgelöst zum Färben weisser Hölzer (behufs Erzeugung einer Buchsbaum*
färbe) verwendet wird,
3, Bar>^gelb (Gelbin, gelbes LTltramarin), chromsaures Baryum,
der Niederschlag aus einer Losung von Chlorbaryum mit neutralem chrom-
l^uretn Kali; eine sehr werthvolle, an der Luft völlig unveränderUche, aber
giftige Malerfarbe.
4, Bleigelb (gelbes Bleioxyd, Massicot, Sandix, Goldglätle),
iurch Erhitzen von Bleiweiss oder salpetersaurem Bleioxyd unter starkem
^uft/.utritt gewonnen. Es wurde früher viel als Malerfarbe ven^^endct und
giftig.
5, Bronzefarben, Mctallpulvcr aus den Abfällen der Metallschlägerei
rch Erhitzen mit etwas Fett dargestellt. Eine hellgelbe Bron/efarbe
rh^It man aus 83 Theilen Kupfer und 17 Thei Jen Zink, eine orangegelbe
ritter
aus 99 Theilen Kupfer und 1 Theil Zink^ eine weisse aus Zino, eine bU|
aus einer weissen Bronzefarbe, die mit einer alkoholischen Lösung von ,
blau Übergossen und bis zum Verdunsten des Alkohols gerührt wird. Abn
verwendet die Bronzefarben zum Bronziren vcn Gyps, Holz, Eisen und Zink-
gusswaren, in der Lackire rei, Buch- und Stein druck er ei, zur WachstleiB*
wand- und 'Fapetenfabrikation u. s. w.
6. Chromgelb iOothaer-, Kölner-, Leipziger-, Zwickaucr-, Pariser-
gelb), neutrales chromsaures Bleioxyd, die schönste gelbe Farbe mit
bedeutender Deckkraft, den Einwirkungen der Luft, des Wassers und
verdünnter Säuren vollständig, alkalischen Laugen und Seifen jedoch nidit
widerstehend, durch Schwefelwasserstoff allmälig braun werdend. Sie wird
von allen gelben FarbstotTen in der Malerei am meisten verwendet und
dient auch zum Lackiren, sowie zum Färben von Zeugstoffen und WoDe
Mit Wasserglas kann dieselbe nicht vermischt werden. Um ihr mehr Körper
zu verleihen, wird sie oft mit Kreide, (jyps, Schwerspath und verschiedcneil
anderen Stoffen vermischt. Aus Chromgelb mit frisch gefälhein Berlioet-
blau erhält man prachtvolle grüne Farben (Chromgrün oder grünen
Zinnober), aus schw^efelsaurem Blei oder Chlorblei und einer wantven
Lösung von Kaliumdichromat ein helles, schwefelsaures Blei cnthaltendts
Chromgelb, aus Kaliumdichromat, Schwefelsäure und einer Bleilösung esoe
schöne, lockere, citronengelbe Chromfarbe von grosser Deckkraft^ und litt
Verwendung einer grösseren Menge Schwefelsäure eine dichte, belle Farbe,
die unter dem Namen Kölnergelb in den Handel kommt, endlich ifls
Chromgelb und Chromroth, oder Chromgelb und Kalkmilch Chrom orange
Chromgelb ist giftig.
7. Gelbcrdic (gelber Thon, Berggelb, Ockergelb, Melinit^
Stritzelgelb, gelbe Hausfarbe u, s» w.), ein Mineral aus der Gruppe der
Silicate, welches aus 33'0^/(j Kieselsäure, 14*57o Thonerde, 38% Kiscn-
oxyd und 14% Wasser besteht und in Lagern in jüngeren Kalkgesteinoi
vorkommt, feinmehlig, sehr \veich und zerreiblich ist, an der Zunge klebt,
sich mager anfühltp wenig glänzenden Strich besitzt, in Wasser tu Pulver
zerfällt und gebrannt eine rothe Farbe annimmt (rother Ocker). Gelberde
dient zu Anstrichen von Holzwerk und zum Färben von Leder (besondezs
Waschleder), ist billig und wird sehr viel verwendet Am meisten geschidl
wird die Gelberde von Amberg (Ambe rger gelb).
8. Jodblci iBleijodid), ein citronengelbes, krystalUnisches Pulver, welches
man durch Fällung einer Lösung von 114 Theilen salpetersaurem oder essi^
saurem Bleioxyd mit KR) Theilen Jodkalium erhält. Dasselbe ist sehr giftig
und schmelzbar; es wird nicht nur als Farbstoff; sondern auch (wiewoM
jetzt selten) als Heilmittel gebraucht.
9, Kadmiiungelb (Brillantgelb, Jaune brillant), Schwefelkadmium,
eine weder von Alkalien und Säuren, noch durch Schwefel ra
verändernde und daher sehr haltbare, nicht giftige, hohe Deckk; le,
prachtvoll gelbe Wasser-, Oel- imd Kalkfarbe von grossem l*eucr, weiche
mit Berliner-Blau und Ultramarin eine schöne grtinc Farbe (Kadmium t^rün'
giebt und sich mit verschiedenen anderen Farben, nur nicht mit Kupfer
vennischen lässt. Man benutzt Kadmium gelb auch zur Bereitung von Blamuuct.
10, Casselergelb (Mineral*, Englisch-, Vcroncser-, Montpellier«^
Patent-, Chemisch- und Turners Gelb), Bleioxychlorid, eine ßoM-
^wellet
f^ttef
FüTDeii, Finii«9e iiita I.a<^ke,
jelbe, kryslallifusche^ ziemlich beständige Gel- und Wasserfarbe, die durch
Eusammenschmelzen von 10 The den Mennige und l Theil Salmiak gewonnen
nrd. Es ist giftig* Turner's Gelb wird aus Bleiglätte und concentrirter
Kochsalzlösung durch Waschen und gelindes Schmelzen der entstehenden
weissen Masse gewonnen.
11. Muschelgold (Malergold, echte Goldbronze), aus Blattgold
gestellt, oder aus einer GohllÖsung, die mit Chlorantimon oder salpeter-
lurem Quccksilbcroxyilul gefällt wird. Es wnrd das feine Goldpulver mit
lummi oder Honig abgerieben und in Muscheln eingetrocknet. Man benutzt
zu Malereien und Vergoldungen,
12* Musivgold (unechtes Muschelgold, unechte Goldbronze,
jmosaisches oder Judengold), Zu seiner Herstellung werden 12 Theile
tinn und 6 Theile Quecksilber mit 7 Theileu Schwefelblumen und 6 Theilen
almiak innig vermengt und dann mehrere Stunden geglüht, wobei der Salmiak
verflüchtet. Die geglühte Masse wird schliesshch mit geringen Mengen Zinn-
>ber und Zinnchlorid vermischt. Das Musivgold erscheint in schönen, gold-
flanzenden, kleinen Krystallen, liefert eine hallbarc gelbe Farbe, welche zu
"unechten Vergoldungen (zum Bronziren), als GoUilack für Trampen und
Lampenfüsse und zu Anstrichen Verwendung findet.
13. Ocker, natürlich vorkommendes, feinerdiges, zerreibliches, abfär-
|>endes, mehr oder weniger mit Thon verunreinigtes Eisenoxydhydrat von
Schtgelber oder bräunlichgelber Farbe^ die durch vorsichtiges Glühen etwas
fbhafter gemacht werden kann. Ocker wird als Oel-, Wasser-, Kalk oder
^eimfarbe und zum Färben von Leder verwendet. Er besitzt eine ausser-
jrdentliche Haltbarkeit. Man trocknet, pulverisirt, siebt und schlämmt ihn.
yuter Ocker fühlt sich fettig an, knirscht nicht beim Zerreiben und wird
ingefeuchtet nicht viel dunkler. Stark geglüht vem^andeU er sich unter Verlust
sines Wassers in rothes Eisenoxyd (rother Ocker). Nach den Farbetönen
die von dem Grade der Erhitzung abhangen, unterscheidet man: Kasseler
roldgelb, Schöngelb, Chinesischgelb, Gelbocker, Lichtocker, Gold-
)cker, Satinocker und Dunkelocker. Gebrannter Ocker zeigt eine feurigere
Farbe als ungeglühter.
Künstlich kann man Ocker bereiten, wenn man Eisenvitriol mit
Kalkmilch vermischt oder Alaun- oder Zinkvitriol- oder Eisenvitriol lösungen
lit Soda fällt, den Niederschlag gut auswäscht, an der Luft trocknet und
im Theil nochmals glüht Dieser künstliche Ocker kommt je nach den
Farbenuanren unter den Bezeichnungen Marsgelb, Marsorange und Mars-
>raun in den Handel und Uefert sehr dauerhafte Farben, die hauptsächlich
feineren MaltTcien Verwendung finden,
14. Stcingelb, gemahlene Zinkblende, eine billige, angenehm Uchtgelbe,
ütbare Farbe, die zu Maueranstrichen viel benutzt wird und, mit Oelfimiss
agerieben, auf Holz einen dauerhaften, hornartigen Ueberzug bildet.
15. Zinkgelb, wasserhaltiges, chromsaures Zinkoxyd, das als citronen-
^elber Niederschlag beim Vermischen eines Alkalimonochroroats mit einer Zink-
pollösung entsteht. Es liefert eine an der Luft unveränderhche Malerfarbe.
///. Biaue Farben.
L Bergblau (Berglasur, Kupferblau, cendres bieues\ neutrales kohlen-
res Kupferoxyd« Es wird aus fein gemahlenem und geschlämmten Lasur-
Itter
d«r
fislofl
stein (sehr theuer) oder künstlich, z, B, als Niederschlag einer kalten, mit
Sodalösung versetzten Kupfervitriollosung gewonnen. Bergblau ist sehr giftigj
wenig haltbar und von geringem Farbevermögen (nur *',ß von dem des
Berhner-Blau). Man verw^endet es hauptsächlich als \Vasserfarl»e. Als I^iW'
färbe wird es bei Einwirkung der Sonne bald grüidich, als Oelfarbe dunkle?
und unschöner.
2. Berliner-Blau (Preussisch-» P^rlanger-, Pariser-Blau u. s. w.\
eine Doppelvcrbindung von Eisencyanür mit Eisencyanid und Wasser; inao
gewinnt es meistens durch Fällung einer Eisenoxydlösung (Eisenchlorid» sal-
petersaures Eisenoxyd u. s. w,) mit einer Auflösung von gelbem Blutlaugensalz,
wobei ersterc im Ucberschuss vorhanden sein mnss. Der tief dunkelblau«
Niederschlag wird durch Auswaschen gereinigt und dann an der Lu6
getrocknet. Er ist leicht zerreiblich, in Wasser unlöslich, dagegen in Klee-
säure und neutralem weinsteinsauren Ammoniak löslich vmd nimmt, wcnu
bei 70 — 80** C. getrocknet, eine blauschwarze Farbe an, wird sehr hart «ad
zeigt einen kupferrothen Strich. Dieses chemisch-reine Berliner-Blau (reinei
Ferriferrocyanid) wird im Handel meistens Paris er- Blau genannt. Die fetnäk
Sorte führt den Namen Stahlblau, Man unterscheidet femer noch neulrÄles
Berliner -Blau, ein wasserhaltiges Eisencyanürcyanid, welches beim Vtf-
mischen einer Eisen oxydullösung mit einer Kaliumeisencyanürlösung erhallen
wird, — basisches Berliner- Blau, eine Verbindung von neutralem Berliner-
Blau mit Eisencyanür, — Tumbu ll's Blau, eine Mischung von einer Eisen-
vitriol lösung mit einer Lösung von rothem Blut laugen salz (giebt eine etiÄis
hellere, ins Violette spielende Farbe, die wie Berliner-Blau in Wasser und
verdünnten Säuren nicht löslich ist), — Williamson s Blau, ein TumbuirsBlau
mit einem Zusatz von wässerigem Chlor oder Salpetersäure, — MilorybUu,
ein Berliner-Blau, das beim Reiben keinen Kupferglanz zeigt, — Raimunds-t
Napoleons-, Kali- oder Marie-Luisen-Blau, das beim Färben von Seide
benutzt wird, — Mineral-, Fingerhut-, Hamburger -Blau, ein mit Schwer
spath, Kreide, Gyps, Thoncrde, Jodstärke, Magnesia u, s, w. verunrcinigto
Berliner-Blau.
Eine himmelblaue Farbe erhält man aus einer Mischung von 1 Thcil
Berhner-Biau mit DO Theilen Zink weiss, eine azurblaue aus 1 Theil 'R^-rllni-t-
Blau und 2(XJ Theilen Weiss.
Das Berliner -Blau befert eine fein lasircnde Wasserfarbe, chk gm
deckende Gel färbe und, in verdünnter Oxalsäure aufgelöst, eine gute, blaue
Tinte; es dient femer zum Färben von Baumwolle, Wolle und Seide, lü
der Kattun- und Tapetendruckerei u. s. w.; ist geruch- und geschmacklos
und nicht giftig, bietet aber dem Lichte nur wenig Widerstand und erbleicht,
indem es Cyan verliert. Im Dunklen wird es wieder tiefblau. Alkalien üiwi
Aetzkalk zersetzen es sehr leicht, so dass es auf frische Kalkwände niAt
aufgestrichen werden kann, bevor dieselben nicht mit Thon oder Kreide
grundirt worden sind; auch dürfen mit Berliner-Blau gefärbte Sioff»* nichl
mit Seife oder Lauge gewaschen werden. In der Färberei und Zc; rd
ist Berliner-Blau in neuerer Zeit durch TlRerfarliSiorTe sUirl jt
worden.
3, Blaueisenerde (blauer Ocku*» haiui . i. 4»r.^ i,^**!,!^, .»i^u,
Eisen blau, Vivianit), w^asserhalliges^ phosphorÄaures Eisenoxyilyloxvd,
eine natürliche, in tertiären und jUngeren Thonen und Torfmooft-r
files CupfteL Harae,
er«.
'ifüfs^e tind
kommende Erde, die frisch aufgegraben häufig weiss ist, aber an der Luft
ilUnäUg lavcndelblau bis tief indigoblau wird und eine nicht giftige, sehr
tialtbare^ glasglänzendc, durchscheinende Wasser* und Oelfarbe liefert, Sie
nrd auch künstlich aus einer EisenWtrioUösang und phosphorsaurem
Patron hergestellt.
4. Blaucrz, ein verwitterter Eisenspat von bläu lichsch warmer Farbe, zu
ilcreicn hin und wieder verwendet,
5. Blauer Carmin (mineralischer Indigo, Molybdänblau)^ molyb-
insaures Molybdänoxyd, ein mehr oder weniger reines, indigoblaues» schwefeb
lures Kali oder Natron, welches durch Fällung einer Lösung von Indigo
'in Schwefelsäure mit Pottasche, Soda und Kochsalz erhalten wird. Farbe von
geringer Bedeutung,
6. Bremer-Blau (Kasseler-, Hamburger-, Kalkblau), aus Kupfer-
ntriol, arseniksaurem Kali und Kalkhydrat bestehend, also wasserhaltiges
wupferoxyd Es ist der Gesundheit schädlich, giebt eine nicht sehr dauer-
afte Farbe und wird bei guter Beschaffenheit in Säuren ohne Brausen voll-
ständig aufgelöst. Fällt man aus dieser Lösung das Kupfer mit Schwefel-
vasserstofif und erhält man durch kohlensaures Natron einen Niederschlag,
BO war das Bremer-Blau mit Kalk, Magnesia oder Thonerde verfälscht Eine
ierartige Mischung nennt man Kalk blau. Bremer- Blau giebt als Wasser-
luud Leimfarbe ein lichtes und feuriges Blau, mit Oel angerieben nach etwa
24 Stunden ein schönes Grün (Bremer-, Magdeburger-, Französisch-
tenglisch'Grün) in Folge einer Verbindung des Kupferoxydes mit Bestand-
Itheilen des Oelcs. Man benutzt das Bremer-Blau und -Grün auch vielfach
6ur Herstellung von Tapeten und buntem Papier.
7* Kobaltblau (Kobaltultramarin, ThcJnard^s Blau, Leithcner-
Wiener-Blau u- s. w,V Man stellt es in verschiedener Weise her, z, B. aus
\1 Theil reinem phosphorsauren Kobaltoxydul mit 5 Theilen verdünnter
rSchwcfelsäure, welche mit einer Lösung von 10 Theilen Alaun in 2*X)
IThcilen Wasser vermischt und mit H Theilen gereinigter Pottasche und
ll> Theilen krystallisirtcr Soda gefällt werden. Der Niederschlag wird gut aus-
faschen, gepresst, getrocknet, in einem bedeckten Tiegel zuerst gelinde» dann
* eine Stunde lang sehr stark geglüht und endlich pulverisirt. Thenard sBlau
ist Kobaltoxydulthonerdc und wird erhalten durch Befeuchten von Thonerde-
Hydrat mit einer Lösung von Kobaltnitrat und Glühen der Masse; Leithener-
loder Wien er- Blau wird aus arsensaurem Kobaltoxy du l und Thonerdehydrat
Ibcreitet. Eine in England viel verwendete Farbe besteht aus zinnsaurem Kobalt-
|oxydul, Zinnoxyd und Gyps. Eine schöne himmelblaue Farbe (für Oel- und
Vquarellmalerei) erhält man durch Glühen von Zinnoxyd mit Kobaltnitrat
a. s. w. Letztere Farbe erscheint bei künstlicher Beleuchtung nicht schmutzig-
iriolett wie die übrigen Kobaltfarben. Als Schmelz- (Email-) Farbe wird
Käufig eine Mischung von 42 Theilen Kobaltblau, 8 Theilen Kobaltoxydul,
[50 Theilen Saiul und 50 Theilen Blcioxyd benutzt. Kobaltblau ist gegen Sauren
[vollständig uncinpfmdlich und liefert eine feurige, ungemcm dauerhafte, luft-
[und fcuerbcstän tilge, jedoch wenig DeckkraU besitzende Wasser- und Oelfarbe;
nie wird auch in der Porzellan- und Sleingutmaleret, sowie in der Zeug-
inickerei viel benutstt.
8, Smaltc (^Schmälte, ZEffcr, Saflor oder Safflor, Aeschel oder
Uchely Künigs- oder KniserbUu u. s. w.), meistens aus wechselnden
22ß
Dritter Thdl. Die Neben- oder HU&sto0lBi
Mengen von Kobaltoxydul oder Kobnltoxyduloxyd mit anderen Mctalloxvdei
bestehend und zum Theile auch Arsen enthaltend. Man gewinnt Smallc uQ
gerösteten Kobalterzcn (häufig Arsenkobalt), tÜe in Tiegeln mit OoariSÄöd
und Pottasche zu Glas zusammcn^eschmoUen, in Wasser al kt^ sof
Pochwerken zerstanijift, auf Mulden mit Wasser fein gemaJt ; durrli
Schlämmen sortirt werden. Die feinste kobaltreichste Sorte wuii unter dtro
Namen Königs-, Gel- oder Sächsisch-Blau^ die gröbste tinter <kr Be-
Zeichnung A esc hei-, Eschel- oder Strenblau» die dunkelste unter der
Bezeichnung Couleur verkauft. Smahe ist eine sehr haltbare, feucrbestiUidi|^
Farbe für die Glas-, Porzellan- und Frescomalerei, die sich mit VVassergks
vermischen lässt und sehr schnell trocknet. Als Oelfarbe vt siic m
der Luft ziemUch stark; zur Kalkfarbe ist sie nicht gnt vc -r, weä
sie dann grünlich und schwarz wird; bei künstlichem Licht sieht ste jcchmati^
aus; ihre Deckkraft ist eine geringe; ihr Faibvemiögen 40mal geringer ak das
von Berliner-Blau, Man benützt sie auch in der Thonwarenindustrie, sowie
zum Färben von Zeugstoflen und Papier, doch ist sie hierbei in ncacrcf Zeit
vom Ultramarin fast ganz verdrängt worden.
9. Ultramarin (Lasurblau, A zu rblaul. Dieser Farbstott' wurde fniher
durch Mahlen und Schlammen des Lasursteines {/apu iatuh^ gewonnen, der citt
Natron-Thonerdesilicat aus 37—40% Kieselerde, 23— 297„ Thonerde, 18 bii
2U7o Natron, 8~137o Schwefel mit Spuren von Eisen, Kalk und Mn • r^ar
stellt. Das künstliche Ultramarin w^ird durch Calciniren eines G« •*
100 Theilen wasserfreiem Kaolin, 80- -100 Theilcn wasserfreiem GUubcrsili
und 17 Theilen Kohle oder aus 100 ThcUen Kaolin, 100 Theilen calrinirter
Soda, 12 Theilen Kohle und 60 Theilen Schwefel gewonnen, indem msL
diese Mischungen in Tiegeln oder Kästen aus feuerfestem Thon bei Ro«h*
gluthitze und unter Luftzutritt erwärmt. Man erhält dann tunächst grUDC^
Ultramarin (bei Luftabschluss ergiebt sich weisses Ultramarin >. Wird
grüne Ultramarin bei geringer Temperatur und unter Luftzutritt mit Seh
geglüht, so dass letzterer zu schweiclij^er Säure verbrtnnen kann, so
man blaues Ultramarin, Bei diesem Glühen wird gleichzeitig etwas Ki
oxydirt, das als schwefelsaures Natron aus dem Ultramarin ausgciwigea wird
In einigen Fabriken stellt man auch sofort blaues Ultramarin durch Erititxn
eines Gemenges von Thon, Soda, Kohle, Schwefel u. s. w. dar. Violette*
Ultramarin wird durch Ueberleiten von Chlorgas in Überhir
Ultramarin und durch weitere Behandlung des Productes mit Wasst i
Ultramarin stellt ein lasurblaues, sich an ilcr Luft und in der llit/.c ruuii
veränderndes, bei Weissgluthitze zu einem gelben (ilase schmelzendes und dohfr
als Schmelzfarbe nicht verwendbares Pulver dar, das gegen Licht, WÄiecf>
Ukohol, Aether, Oel, Seifenlauge, Schwefelwasserstoff und Kalkwaaacr iincm-
j>findhch ist, jedoch durch Säuren, selbst durch sauer rcagirende Salze ii^ K dunÄ
'eine Alaunlösung) unter Enlwickelung von Schwefelwn^
Das Soda-Ultramarin hat %'or dem Glaubersal/,*l .
naimten Sulfatultramaxin) den Vorzug grüSÄcrer Widerstandbfaiwgkeit
Säuren und Alaunlosungcn.
Das IHtramaj-iu wird nass eingemablen und gcschliimroi; je
i hlen ist, desto heller erscheint es, Wcgt*n seiner \^ "- - ^-
[,; i;eit hat es die Kobaltfarben \SmÄlie un*l KobaUblau) i
verdrangt Ultramarin ist eine gleich brauchbare Wasser-, Kalk* eml t Jciiiaix:
rUDC^
i
bcn, Firnisse
227
IT
I
ffiTi benutzt es auch zum Bedrucken von Tapeieu, Wolle, Baumwolle, Lein-
vsLwd, Kattun und Seide^ lerner zum Färben von an sich gelblichem Papier,
iucker und Wäsche, damit dieselben dem Auge schneeweiss erscheinen^
endlich in der Buchdruckerei und Lithographie. Häufig wird es mit Kaolin,
Jyps oder Weizenmehl verfälscht. Es kommt meistens in blauen Kugeln in
äen Handel.
/F. J^o/he Farben.
L Bolus, ein braunrothes oder rothgelbes, im Bruche muscheliges bis
diges Mineral aus Silicaten von Thonerde^ Eisenoxyd und Kalkerde, das
leistens aus 42^0 Kieselsäure, 24 ^/^ Thonerde, 107o Eisenoxyd und 24%
asser besteht und beim Brennen roth wird. Der rothc Bolus von der Insel
emnos (lemnische Erde) und von Siena in Italien {Terra dt Sien a) wird
ebrannt als Oel- und Wasserfarbe und ungebrannt als Fresco- und Stuben -
malerfarbe verwendet. In Deutschland wird der Bolus aus Nürnberg bezogen.
Der rothe Bolus ^^vonSinope) wurde schon im Alterthume zu Malereien
ielfach benutzt (z. B. in Pompeji). Die feinste Sorte desselben, orientali-
cher, armenischer oder morgenländischer Bolus genannt, ist sehr
feinerdig und röthlich-gelb ; sie dient, mit Wasser und Leim angerührt, zum
Grundiren von Holzgegenständen, die vergoldet otler versilbert werden sollen,
auch zur Grundining von Gold- und Silberpapier. Geschlämmter Bolus wird
Is Polirmittel für Metalle und zum Schleifen von Glas benutzt. Endlich
teilt man aus Bolus auch Glasuren für Töpferwaren, sow^ic Rothstifte her,
uch findet derselbe zur Bereitung von Kitten Verwendung.
2, Chromroth, basisch chromsaures Bleiox^d. Man erhält diese giftige
arbe durch Fällen einer Bleizuckerlösung mit einer alkalisch gemachten
lösung von gelbem chromsauren Kali oder durch F^rwarmen von Chromgelb
it Kali- oder Natronlauge u. s, w. Bei sorgfältiger Bereitung besitzt Chrom-
>th eine prächtige Farbe, die noch durch einen Zusatz von etwas Indigo-
anninlösung bedeutend lebhafter wird.
Vermischt man Chromrotli mit Chromgelb, so erhält man eine schöne
rangefarbe (Chrom orange). Eine rothe Anstrichfarbe giebt auch chrom-
aures Zinkoxyd, ferner chromsaures Quecksilberoxydul, das unter den
eichnungen Chromzinnober, österreichischer Zinnober, falscher
»nober und Vandyks roth in den Handel kommt. Alle diese Farben sind
W^asser-, Kalk- und Oelmalerei sehr gut verwendbar und werden auch
der Siegellackfabrikaiion benutzt.
3. Eisenmennige, welche durch Brennen von gewissen thonigen» ge-
ulverten und geschlämmten Eisensteinen erhalten wird und 70 — 90 ^^^ Eisen-
xyd, meistens auch Kieselerde, sowie geringe Mengen Kalk^ Magnesia, 1 honerde
s. w, besitzt. Die Farbe ist je nach tler Höhe der Brenntemperatur roth oder
othbraun und trocknet schnell Fliscnmennige bildet ein Schulzmittel des Eisens
egcn Rost und ist auch als Kill verwendbar. Sie vmd von Sauren nur
hwcr angcgrificn; Schwefel wasserstotT vermag auf sie nicht einzuwirken,
ochendc SaUsaurc nur eine geringe Menge ICisenoxyd aus ihr nusziiziehen.
Das natürliche Eisenoxyd kommt in neuerer Zeit unter dem Namen
chuppenpanzerfarbe von Dr. Graf ^: Comp** m Berlin in den
dessen VontÜge sich mit denen der Eisenmennige decken. Das
Schäften mu.H9.^ikriMfenienhafte Ueber^
228
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
treibung bezeichnet werden. (Vergl. Spennrath, »Chemische und physika-
lische Untersuchung der gebräuchlichsten Eisenanstriche c in den »Verhand-
lungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbefleisses«, 1895, Heft VI.)
4. Englischroth (Engelroth, Eisenroth, Eisenoxyd). Dasselbe wird
auf verschiedene Weise gewonnen. Das gewöhnliche Englischroth bildet
den Rückstand bei der Destillation der Schwefelsäure aus Eisenvitriol; dieser
Rückstand wird mit heissem Wasser ausgewaschen und geschlämmt. Das
Berliner-Roth bereitet man aus Eisenvitriol und Alaun, das Indischroth
durch Zerstampfen sehr reiner Stücke von natürlich vorkommendem Eisen-
oxyd, das Persischroth aus Rotheisenstein oder Blutstein, das capiä
moriuum (Polirroth, Kolkothar, Todtenkopf) künstlich aus dem Rück-
stand bei der Fabrikation von rauchender Schwefelsäure, das Marsroth
durch Glühen von reinem Eisenvitriol mit Zusatz einer geringen Menge
Salpeter, eine braun-violette Farbe durch Glühen von 500 g Eisen-
vitriol und 34 g Salpeter, Auskochen der Masse und nochmaliges Glühen, und
endlich eine prachtvolle rothe Farbe durch Erwärmen von Eisenoxalat
an der Luft u. s. w.
Das Eisen roth wird als Wasser-, Oel-, Kalk- und Leimfarbe, sowie wegen
seiner Härte als Schleif- und Polirmittel verwendet. Im Besonderen benutzt
man das rothe bis rosenrothe Indischroth aus Bengalen zu feineren Malereien,
— das künstlich bereitete und geglühte Eisenoxyd (caput moriuum u. s. w.),
das eine grosse Widerstandsfähigkeit gegen Licht, Luft, Wasser, Schwefel-
wasserstoff u. s. w. und eine gute Deckkraft besitzt, je nach der Glüh-
temperatur verschieden hart und hellziegelroth bis dunkelviolettroth oder
durch Vermischen des Eisenoxyds mit Bleimennige weniger grell gefärbt ist,
zum Poliren von Metallen, besonders von Gold und Silber (hellrothes,
weiches Polir- oder Goldroth), aber auch zu Anstrichen und in seinen
dichteren, dunkleren Sorten zum Poliren von Stahl (Stahlroth) — das am
stärksten (bei anhaltender Weissgluthitze) geglühte Eisenoxyd (Eisen violett)
und das Marsroth zu feineren Malereien. Das geglühte und geschlämmte
Caput mortuum (Kolkothar), welches eine billige, ziemlich gut deckende
Aiisirichfarbe liefert, kommt unter dem Namen Chemisch-^ Berliner-,
Zweites Capitel. Harze, Theere, Farben, Firnisse und Lacke. 229
Lösung von salpetersaurem Kobaltoxydul mit kohlensaurer Magnesia. Kobalt-
roth liefert beim Erhitzen Kobaltviolett und dient hauptsächlich zum
Färben und Bedrucken von Zeugstoffen, zur Herstellung von Tapeten und
als Oelfarbe. Kobaltbronze, ein Kobaltroth mit Ammoniak und Wasser,
findet namentlich in der Tapeten- und Buntpapierfabrikation Verwendung.
7. Mennige (Bleimennige). Ein in der Natur selten vorkommendes
Mineral (rothes Bleioxyd). Mennige wird künstlich durch schwache Er-
hitzung (bei einer kaum bis zur Rothgluthitze gesteigerten Temperatur) von
gelbem Bleioxyd unter Luftzutritt gewonnen und stellt eine Verbindung von
Bleioxyd mit Bleisuperoxyd dar. Die besten Sorten werden unter der Be-
zeichnung Pariser- Roth, Mineralorange, Goldsaturnobe, Saturn-
zinnober, Orangemennige, Bleiroth, Bleizinnober verkauft. Bleimennige
wird in reiner Luft nicht verändert; enthält letztere jedoch Schwefelwasser-
stoff, so entsteht aus Mennige Schwefelblei.
Mennige ist giftig und wird als Wasser- und Oelfarbe verwendet, ferner
zur Herstellung von rothen, rosenrothen und orangefarbigen Tapeten, von
Oelkitt, Bleiglas und Bleiglasur, zum Dichten von Maschinentheilen (nament-
lich Gas- und Dampfröhren) u. s. w. Als Rostschutzmittel kann Mennige
nicht benutzt werden. Sie ist doppelt so theuer wie Eisenmennige und wird
oft mit Ziegelmehl verfälscht. Mennige selbst dient zum Verfälschen von
Zinnober.
8. Purpurcarmin (purpursaures Ammoniak, Murexid), das Am-
xnoniaksalz der Purpursäure, das neben dem Natriumsalz ein Zersetzungs-
product der Harnsäure bildet. Purpurcarmin entsteht bei Eindampfung der
(aus Schlangenexcrementen und Taubenmist abgeschiedenen) Harnsäure mit
Salpetersäure und Neutralisirung mit kohlensaurem Ammoniak. Purpurcarmin
liefert eine prächtige rothe, aber wenig haltbare, durch Luft, Licht, Feuchtig-
keit leicht zerstörbare, von heissem Wasser, Seifen, Säuren, Schweiss, Am-
moniak schnell veränderte Farbe, die sich z. B. in Wasser purpurrot h und
in Kalilauge blau löst. Man benutzte diesen Farbstoff früher viel zum Purpur-
färben; in neuerer Zeit ist Purpurcarmin jedoch durch die Theerfarben fast
ganz verdrängt worden.
9. Rother Ocker (Rotheisenocker, rothe Eisenerde\ ein fast
reines, feinerdiges, durch Verwitterung des Spatsteines entstandenes Eisen-
oxydhydrat oder ein erdiges Gemenge von Brauneisenstein mit Mansranoxyd-
hydrat oder ein Gemenge von Eisenoxydhydrat mit basisch-schwefelsaurem
Eisenoxyd, durch Verwitterung und Oxydation von Strahlkies entstanden.
Ocker wird gemahlen und gesiebt als Wasser-, Kalk-, Leim- und Oelfarbe,
sowie zum Färben von Leder verwendet und geglüht oder gebrannt, wenn
er eine lebhaftere Farbe erhalten soll. Seine Haltbarkeit ist eine sehr grosse.
Man kann ein Zicgelsteinpflaster (Fussboden) schön roth färben, wenn man
die Ziegelsteine mit Seifenwasscr oder Wasser mit ^/^^ Pottasche reinigt,
dann mit einer Mischung von rothem Ocker und Leimwasser überpinselt,
nach dem Trocknen einen zweiten Anstrich mit Leinöllirniss und hierauf
einen dritten mit rother Leimfarbe aufbringt und den Fussboden schliesslich
mit Wachs abreibt.
10. Realgar (Rauschgold, Arsenikrubin, rothe Arscnblende,
Rubinschwefel). Man erhält diesen orangerothen Farbstoff, welcher in der
Oelmalerei und Lackirerei, sowie zur Bereitung von Weissfeuer verwe^dax
230
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
wird, durch Zusammenschmelzen von 30 Theilen Schwefel mit 70 Theüen
Arsenik oder durch Destillation von Schwefelkies und Arsenikkies oder aus
dem Mineral Arsensulfur, das, dem Licht ausgesetzt, zu einem gelblich-rothen
Pulver zerfällt.
11. Röthel (rot he Kreide), ein feinerdiges, abfärbendes Gemenge von
Thon und rothem Eisenocker, das durch Brennen dunkler und härter ge-
macht werden kann. Die feineren Sorten stellt man künstlich aus ge-
schlämmtem, mit Gummi oder Seife zu einem Teige angemachtem Röthel her,
der in Formen gegossen und gepresst und meistens noch mit etwas Zinnober
gefärbt wird. Röthel ist im Wasser unlöslich, saugt aber Wasser auf Man
verwendet ihn zur Fabrikation von Rothstiften, zu Anstrichen, zum Ab-
schnüren von Zimmerarbeiten u. s. w.
12. Spiessglanzzinnober (Antimonzinnober). Derselbe wird erhalten,
wenn man unterschwef ligsaures Natron in geringem Ueberschuss auf eine
wässerige Lösung von Antimonchlorid einwirken lässt, den Niederschlag aus-
wäscht und trocknet. Dieser Farbstoff bildet ein zartes carminrothes Pulver
von sammetähnlichem Aussehen; er ist gegen die Einwirkungen von Licht
und Luft unempfindlich, wird aber durch Kalk und Alkalien zerstört und
kann deshalb nicht auf Kalkwänden (Kalkputz) verwendet werden. Spiess-
glanzzinnober liefert im Uebrigen eine recht brauchbare Wasser-, Leim- und
Oelfarbe.
13. Zinnober. Der natürliche Zinnober ist ein aus 8629% Quecksilber
und 13'71% Schwefel bestehendes Mineral von dunkelcochenille- bis carmin-
rother, auch scharlachrother Farbe. Der natürliche Zinnober wird als Farb-
stoff nicht benutzt, sondern nur der künstliche, welcher durch Sublimation
einer Verbindung von l Theil Schwefel und 5 — 7 Theilen Quecksilber, also
atif trockenem ^V^ege, oder in verschiedener Weise auf nassem Wege her-
gestellt wird, z. B. da durchs dass man durch Erhitzen von Sch^vefel und
Quecksilber oder durch Fällen eines Quecksilheroxydsalzes dargestellte
ximorphes schwarzes Quecksilbersulfid mit Schwefekmmonium digerirt. Ätan
unterscheidet rothen Zinnober, der ehie prächtige hochrothe Malerfarbe von
Kwcite»
farse*
Beere,
Das Berggrün liefert eine zarte, hellgrüne, giftige Farbe, die schlecht
leckt. Ihre Haltbarkeit wird durch einen geringen Zusatz von Bleiweiss eine
äemlich hohe. Für Aquarellmalerei verwendet man ein feines Pulver (Staub*,
Viesen- oder Wasser grün), für Oelmalcrei ein körniges Pulver (Oelgrün);
Leimfarbe ist Berggrün weniger brauchbar,
2. Berlinergrün. Man erhält es durch Versetzung von schwefelsaurem
Lobaltoxydul mit einer Losung von gelbem Blailaugensab. Es ist in feuchtem
tustande hellgrün, getrocknet dunkelgrün und wird an der Luft alhnälig
^thlichgrau. Berliner-Grün ist daher eine schlechte Malerfarbe. Unter dem-
elben Namen wird auch eine grüne Farbe verkauft» welche durch längere
Jehandlung von Berliner-Blau mit Ammoniak oder durch lang andauernde
Einwirkung von Chlor auf gelbes Blutiaugensalz gewonnen wird.
3. Braunschweiger-Grün, ein wasserhaltiges, kohlensaures oder arscnig-
aures Kupferoxyd mit Kreide, Gyps, Schwerspath oder Perm an entweiss. Diese
tellgTüne Farbe ist giftig, hat aber auf die Beschaffenheit der Zimmerluft
keine schädliche Einwirkung. Sie deckt gut, ist ziemlich haltbar und wird
kls Wasser- und Oelfarbe verwendet. Für ( )elmalereien empfiehlt sich eine
Vlischung von 3 Theüen Braunschweiger-(jrün und 5 Theilen Bleiweiss. Das
Jraunschweiger-Grün ist anfänglich blass und mehr bläulich als grün, es
irird aber mit der Zeit dunkler und schöner, indem sich ölsaures Kupfer-
lixyd bildet. Es hält sich im Freien besser als in geschlossenen Räumen.
in{ nasse Kalkwände kann dieser Farbstoff nicht gestrichen werden, weil die
Fajrbe verschwindet.
4. Bremer-Grün (Englisch-» Französisch-, Magdeburger-Grün),
Lupferoxydhydrat; es entsteht, wenn Bremer-Blau mit Gel angerieben wird,
>iesc schöne grüne Farbe kann Hitze nicht vertragen und auf Kalkwänden
icht angewendet werden; sie geht in schwarzbraunes Kupferoxyd über. Man
autzt das Bremer-Grün sonst in gleicher Weise wie Bremer-Blau (siehe daselbst),
5. Chromgrün. Man gewinnt es durch Glühen von chromsaurem Queck-
;ilberoxydul (sehr zart und von flunkelgrüner Farbe) oder durch Glühen eines
Gemenges von gleichen Bestau dt heilen Kaliumdi Chromat und Schwefel (hell-
jriin) oder durch Glühen eines Gemenges von gleichen Bestandtheilen Kalium-
iichromat und .Salmiak oder Kohle (dunkelgrün bis fast schwarz) und Auslaugen,
^wie Auswaschen des unlöslichen Rückstandes. Chromgrün ist vollkommen
iTeuerbeständig und wird daher vorzugsweise mm Färben von Glasflüssen und
itum Bemalen von Porzellan i unter der Glasur) verwendet, femer auch, mit
p'honcrde vermischt, als Lackfarbe, Als (ilastarbe wird besonders smaragd-
grünes Chromoxydhyilrat (Mittlers, Panne tier's, Arnandon's oder Plessy's
JrUn) benutzt, das als schönstes Chromgrün gilt und als Ersatzmittel des
jBchweinfurter-Grün dient. Man erhält auch Chromgrün durch nass bereitete
Mischungen von Chromgelb und Berhncr-Blau, denen oft Schwerspath zuge^tzt
vird; solche Mischungen nennt man auch grünen Zinnober. Alle diese
^arben siml giftig,
6. Elsncr's Grün, aus einer Kupfervitriollösung mit Gelbholz-Leim-
vasser, salzsaurem Zinkoxydul, Kali- oder Natronlauge dargestelll und von
iilaulichgruner Farbe, die durch einen grösseren Gclbholzzusatz gelblicher
pcmacht werden kann. Dieses Grün liefert eine ganz brauchbare, aber giftige
lalerfarbe, Aehnlich ist das Z in nkupf ergrün, ein zinnsaurcs Kupferoxyd,
auf verschiedene Weise bereitet wird und ebenfalls giftig ist
232
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
7. Grünerde (Seladonit), aus etwa 507o Kieselsäure, femer aas
Eisenoxydul, etwas Thonerde, Magnesia, Kali und etwa 7% Wasser be-
stehend. Man unterscheidet: Veroneser-Grün, ein wasserhaltiges Eisensilicat
mit einem bedeutenden Gehalt an Alkalien, von graulich-blaugriiner (seladon-
grüner) Farbe, ohne grosses Färbevermögen und von geringer Deckkraft, sehr
leicht zerreiblich, ziemlich fest und dauerhaft, sowie in Oel gut trocknend, —
französisches Grün (Steingrün oder Seladonit), eine sehr haltbare
Oel-, Wasser- imd Frescofarbe, — zyprische Erde, eine weiche, apfel- bis
spangrüne Farbe, — sächsische, böhmische, polnische Grünerde von
lauchgrüner und mattgrüner Farbe. Wenn man Grünerde vorsichtig glüht, so
erhält man eine haltbare hellbraune Farbe von grosser Schönheit.
8. Grünspan (Span grün), aus Kupferoxyd, Essigsäure und Wasser.
Dieser Farbstoff wird auf verschiedene Weise dargestellt. Den destillirten,
dunkelblaugrün krystallisirenden, in Wasser löslichen Grünspan benutzt man als
Oel- und Aquarellfarbe, sowie zur Darstellung von Schweinfurter-Grün ; den
basischen, sogenannten englischen oder französischen, verwendet man
als Malerfarbe, femer in der Färberei, in der Kattundruckerei, zum Vergolden
und zur Bereitung von anderen Kupferfarben. Grünspan ist sehr giftig.
Er wird stets mit Bleiweiss vermischt, weil er allein zu wenig deckt, und mit
Weinsteinrahm verbunden, wenn man ihn als Leimfarbe verwenden will.
9. Kalkgrün (Erdgrün, grüne Asche, natürliche grüne Kreidet
eine dichte, grüne Kreideart, welche durch Glühen eine rothe Farbe erhält
Man stellt sie künstlich am einfachsten aus Kupfervitriol und saurer arsenig-
saurer Kalkerde her oder aus Kupfervitriol und pulverisirtem Dolomit. Man
verwendet sie als hellgrüne Malerfarbe. (Vergl. 11.)
10. Kobaltgrün (Zinkgrün, Geliert's oder Rinmann's Grün, Kobalt-
zinkoxyd), durch Behandlung von Kobalt mit Scheidewasser oder durch
Glühen von 1 — 1 '/g Theilen reinem Kobaltoxydul mit 1) — 10 Theilen Zinkweiss
gewonnen, haltbar, gut deckend und als Wasser-, Kalk- und Oelfarbe brauchbar.
Durch Glühen von Thonerdehydrat mit Chromhydroxyd und kohlensaurem
Kobaltoxydul oder aus salpetersaurem Kobaltoxydul mit Zinksalz, Pottasche
und Soda erhält man ein anderes Zinkgrün, das den Namen Rinmann's
feuchten Rtiiimen Arsen Wasserstoff, welcher tler Gesundheit sehr schädlich ist
Schwein furter -Grün giebt die prachtvollste griiive Kalk-, Oel- und
'asserfarbe und destülirl oder gereiuigt ein ganz dunkles Griin. Als Oel-
irbe besitzt Schweinfurter-Grün nur eine massige Deckkraft, Es wird meistens
M Schwerspath, (iyps, Chromgelb, schwefelsaurem Bleioxytl u, s, w» vermischt,
lim verschiedene Nuancen zu erzielen, und fuhrt dann die verschieden.sfen
y*amen iz. B, Kirchberger-, Kaiser-, Wiener-, Neu-, Original-, Englisch-,
?atent% Pariser-Grün u. s, w.). Erkennungszeichen: Es riecht nach
Knoblauch, wenn es geglüht wird.
13. Titangrün, aus Titaneiseti (Iserin), saurem schwefelsaurem Kali, Salz-
läure, crmcentrirter Salmiaklosung und einer BlutlaugensaUlÖsung gewonnen.
)iese Farbe ist von geringer Bedeutung,
14. Ultramaringrün; es entsteht bei der Darstellung von blauem
ultramarin i siehe da:selbst) oder beim Vermischen von blauem Ultramann und
chrornsaurem Bleioxyd. Ultrarnaringrün stellt ein glanzloses Pulver dar, das
kalk- und hchtecht, wetterbeständig, giftfrei, gut deckend ist, sich angenehm
Vermischen und gut streichen lässt. Man verwendet es als Kalk-, Silicat- und
Leimfarbe. Echtes Ultramaringrün ])ehält beim Erhitzen seine Farbe, während
[inechtes (Kalkgrün u, s. w.) hierbei schnell zerstört wird und einen grauen
ler rothbraunen Rückstand hinterlässt.
FA ßramu Farben,
1. Asphalt (^siehe g 237)- Der als Farbstoff zu verwendende Asphalt
Duss fest, brüchig und gUnicnd kohlschw^arz sein, eine glatte Überdache und
feinen muscheligen Bruch besitzen. Für die Oelmalcrei lost man Asphalt in
Ukohol auf und schlägt den Farbstoff mit Wasser nieder. Als Wasser tarbe
rird er mit Weingeist abgerieben, Asphalt lässt sich leicht auftragen, dringt
er nach dem Trocknen an die Obertläche, deshalb kann Asphalt nicht
Lim Untermalen benutzt und mit anderen Farben vermischt werden. Man ver-
rendct ihn vorzugsweise in der Üclmalerei als dunkelbraune Lasur färbe, und
var seiner vollkommenen Durchsichtigkeit wegen.
2. Berliner-Braun (Freuss ischbraun), aut» Eisenoxyd und Kohlcn-
loflfeisen bestehend. Es wird durch Glühen von Berliner* oder Pariser-Blau
t>ei Luftzutritt oder durch Ausziehen des blauen Farbstoffes aus Berliner-Blau
aittelst einer alkalischen Lauge dargestellt. Berliner- Braun ist durchsichtig,
ehr wclterbeütändig, als Wasser-, Kalk- und Öeltarbe gut verwendbar und
rocknet schnell. Es besitzt den Uebelstand» dass man einen stets gleichen
Farben ton nur sehr schwer erzielen kann*
3. Braune Nelkenfarhe, aus Zinn, Salpetersäure, chromsaurem Kali,
kVasser, Kreide und (^uarz bereitet. Wenig verwendet,
4. Kobaltbraun, durch (ilühen von mit Ammoniakalaun und Eisenchlorid
feusammengeriebenem Kobaltoxydhydrat gewonnen. Giebt eine dauerhafte,
phocoladenfarbige bis rcinbraune Malerfarbe.
5. Kölnt-r-ßraun (kölnische Erde, kölnische Umbra, Spanisch-
iraun, Kasseler- Braun, Ke^selbraun), fein zerreibliche, erdige Braun-
kohle aus der Umgegeml von Köln und Kassel. Sic wird zerrieben und
lurch Schlammen gereinigt, sowie in Tafeln oder Würfeln geformt. Wenn man
tic Erde in einem gut verschlossenen Tiegel bei verschiedenen ^rcmperaturcn
rlühi, so erhält man vcTSchiedene braune Farbentöne und bei sehr starker Hitze
234
Dritter Theil. Die Neben- oder HUfsstofife.
ein prächtiges Tief braun. Kölner -Braun hat eine geringe Deckkraft und
wenig Haltbarkeit. In Ammoniak aufgelöst, dient es als Wasser-, Kalk- und
Oelfarbe. Wird Kölner -Braun in starker Lauge mit concentrirter Zucker-
auflösung versetzt, so erhält man den braunen Carmin, der mit wenig
Wasser löslich ist. Mit Zusatz von Pottasche giebt Kölner-Braun eine gute
braune Tuschsorte. Man benutzt Kölner-Braun auch zum Färben von Leder.
6. Manganbraun (Mineralbister, Wad), ein natürliches wasserhaltiges
Manganoxyd (rothbraune Erde, Wad genannt), von hervorragender Deckkraft
oder künstlich dargestellt, z. B. aus Chlorbereitungsrückständen (Chlormangan
mit Kali und Natron u. s. w.). Man verwendet Manganbraun hauptsächlich als
Oelfarbe.
7. Umbra, ein lederbraunes bis kastanienbraunes Mineral, das mit Eisen-
oder Manganhydroxyd vermengte Thonerde darstellt. Sie wird künstlich
aus Braunkohle und Aetzlauge oder aus Glanzruss, Seifensiederlauge und
Eisenvitriol (Ulm in) bereitet. Die sehr feinerdige Umbra erhält nach dem
Brennen eine lebhaftere und wärmere, röthlich-braune Farbe und die Eigen-
schaft, in Oel schnell zu trocknen. Umbra liefert eine sehr dauerhafte, aber nicht
stark deckende, nussbaumholzfarbige Wasser-, Leim- und Oelfarbe; sie dient auch
zur Herstellung von Firnissen, zum Färben, als Vergoldergrund, zum Braun-
beizen von Holz u. s. w. und besitzt die Eigenschaft, begierig Wasser auf-
zusaugen. Deshalb benutzt man sie auch zum Probiren von Wasserfarben, um
den Farbenton nach dem Trocknen des Anstriches festzustellen. Die beste
Sorte kommt von Cypern und von der Levante in den Handel.
VII. Schwarze Farben,
L Antimonschwarz (Eisenschwarz), ein fein vertheiltes metaUisches,
meistens aus Antimonsalzen durch Fällung mittelst Zink gewonnenes Antimon.
Es dient zum Bronziren von Gypssachen, um ihnen das Aussehen von polirtem
grauem Gusseisen zu geben.
2. Graphit (reiner Kohlenstoff), meistens mit etwas Eisen und häufig
auch durch Kieselsäure, Kalk und andere Stoffe verunreinigt. Graphit liefert
Zweite« Caspftel, flarz^, Thecre, Forl>cn, Firnisse und Lacke.
935
4. Mmcralschwarz (schwarze Kreide, Schiefersehwarz, Oel-
ichwarx)« eine femerdige, init Kohle innig gemengte, weiche Thonschiefer-
nasse, welche fein pulverisirt und mit Gummiwasser zu Stängelchen geformt
vird. Man benutzt diesen Farbstoff zum Zeichnen, aber auch in der Oel-
rialerei,
Mineralschwarz hält sich selbst auf Kalkwänden gut. Die besten Sorten
kommen aus Italien, Spanien und Frankreich; auch Thüringen und die Um-
egend von Osnabrück Hefem gute Sorten. Mineralschwarz kann nur sehr schwer
ein zerrieben werden. Es wird künstlich aus einem innigen Gemenge von
uenruss^ Kreide und Thon mit Gummiwasser bereitet; diese Mischung führt
Jen Namen Pariser^Kreide oder künstliche schwarze Kreide.
5. Schwefel blci, das zum Schwarzfärben von Holz und zu Eisen*
instrichen dient. Man gewinnt es aus 100 Thellen Lcinölhmiss, 15Theilen
^leiglätte oder Mennige und I \', Thcilen Srhwefelblumen und macht es mit
rerpcntinöl rlüssig.
Keine,
S 255. Pflanzen- und Saftfarben,
/. IVfisse Farbin,
IL Gdbe Farlten*
!♦ Berberitzenwurzel (Sauerdorn^ Essigdorn, ungarisches Gelb-
lol»). Aus den Aesten, Blättern und Wurzeln (^vorzugsweise aus deren Bast)
er Berberis wird mittelst Weingeist ein goldgelber Farbstoff (Berberin)
iisgezogcn, der weiter behandelt in der Färberei Verwendung findet.
2, Ccrctsholz vom Judas- oder Salatbaum Südeuropas oder vom Cercis-
baum Canadiens; ein gelbes, grün- und schwarzgeadertes» zum Gelb- und
Sraunlärbcn benutztes Holz.
3. Ctircuma (Gelb würz, gelber Ingwer) von Ostindien, Java und
I^Südchina hefert in seinen Wurzeln einen schönen, sich aber auf Zeugstoffen
^Aicht hakenden, nicht ganz echten, gold- und orangegelben Farbstoff (Cui^
^Bumin), der durch Abkochung der Wurzeln mit VVasser unter Zusatz von
^fttwas Alaun gewonnen wird. Färbemittel für Zeuge, Papier, Leder u. s, w»,
^Piauptsärhhch aber für Zuckerwerk, Liquen re, Spielwaren u. s. w.
^r 4. Gelbbecren lAvignonkurner, persische Beeren, Kreuzbeeren\
die erbsengrossen Beeren des Färber-Kreuzdorns, des Stein-Kreuzdoms oder
Jes persischen ölbaiim blätterigen Wegdorns, Sie werden in unreifem Zustande
^jetrocknet und ohne weitere Behandlung verwendet, oder es wird aus ihnen
in Farbextract oder Lack i;Schüttgelb) bereitet. Man verwendet diesen
ritenHiv gelben, aber nicht sehr echten FarbstolT (Rhamnatin) zum Färben
►an Garnen, Geweben, I^der, Papier u* s. w. Werden Gelbbeeren unter Zu-
xii. von Zinnsolution abgekocht, so erhält man Gelb beeren- oder Ornnge-
lack.. Die farbreichsten Sorten kommen aus Persien.
5. Gelbholz (westindisches oder gelbes Brasilienholz, Cuba-
\oW, alter Fustik\ ilas Holz iles Färbermaulbeerbaumes, der Bahama-
F* ' rc, des westln<li*4dien Gelbholzbaumes oder des hohen Safranholz-
\\ II. Ä. w. Die besten Sorten kommen in feinen Spänen von Cuba
Ha^di dann von Portorico, San Domingo, Cartagena, Costa Rica^
236
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Maracaibo, Tabasco, Tampico, Corinto u. s. w. in den Handel. Aus Cuba-
holz wird ein dickflüssiger oder fester, dunkelölivgrüner Gelbholzextract
oder ein reiner, hellolivgrüner Gelbholzlack (Cubalack) bereitet Ungari-
sches Gelbholz (Fisettholz oder neues Fustikholz) ist das grüngelbe,
braungestreifte, rindenfreie Kernholz des oberen Stammes des südeuroj>äischen
Gerber- oder Perrückenbaumes, das einen eigen thümlichen Farbstoff (Mak-
lurin) besitzt, der Morin oder Morin-Gerbsäure enthält und zum Färben
von Wolle und Leder dient. Gelbholz ist ein geschätztes Färbemittel für
Wolle und Seide, wird aber auch zur Bereitung von Lackfarben und Misch-
farben verwendet. Es gehört zu den echten Farbstoffen.
6. Ginster (Färbeginster, gelbe Scharte, Färberscharte). Aus
ihm (besonders aus seinen Blüthen und Zweigspitzen) gewinnt man einen
gelben Farbstoff, der auch zur Bereitung von Schüttgelb benutzt wird.
7. Gummigutti (siehe § 251). Es löst sich in Alkohol bis zu *l^ auf
und ist als Oelfarbe nicht brauchbar. Die gereinigte Sorte des Gummigutti
wird unter dem Namen Indisch gelb aus China bezogen und stellt im
Wesentlichen euxanthinsaure Magnesia dar. Einen Gummiguttlack erhält
man aus 500 g Gummigutti, 1*5 ^a' Alaun, 8 k^ heissem Wasser, 500 g Sal-
petersäure und etwas Pottasche.
8. Orlean, aus dem rothen Mark der Früchte des amerikanischen,
west- und ostindischen Orleanbaumes {Bixa or eil and) gewonnen und einen
gelben Farbstoff (Orellin\ sowie einen rothen (Bixin) enthaltend. Sehr ge-
schätzt ist der Cayenne-Orlean^ weit weniger der brasilianische. Orlean ist
in Weingeist, Aether, fetten Oelen und in Terpentin leichter als in Wasser
löslich, giebt keine feste und nicht ganz echte Farbe, wird durch einen Zu-
satz von Laugensalz orangegelb und dient zum Färben von Seide, Leinwand,
Firnissen, Papier u. s. w., zum (kundiren von Baumwolle und W'olle, sowie
als Holzbeize. In neuerer Zeit ist Orlean durch die Theerfarbstoffe fast gänz-
lich verdrängt worden. Wird Orlean mit einer Sodalösung gekocht und
sodann mit Alaun und Zinnsalz versetzt, so erhält man Orange- oder
Orleanlack.
237
larthamin als Farbstoffe enthalten. Das volLstandig gereinigte Karthaniin
[wird mit Saflorcarrain bezeichnet. Saflor liefert eine schöne, aber wenig
haltbare (wenig echte) Farbe und wird zum Färben von baumwollenen und
seidenen StofTen, als Malerfarbe u. s. w. sowie als Ersatz für Safran verwendet.
JDie besten Sorten stammen aus Ung^arn, Aegypten und Vorderindien; der
[ägyptische besitzt eine braunrothe Farbe. Karthamin färbt Baumwolle ungebeizi
tii was nur sehr wenige Farbstoffe vermögen.
11. Safran^ die getrockneten Blüthennarben der Safranpflanze. Dieselben
ien mit Wasser zu einem Extract verdampft, und dieser wird mit Spiritus
[ausgekocht. Der Safran enthält 40^ — 5<)Vo Farbstoff (Crocin oder Safrangelb)
jund besitzt eine bedeutende Färbekraft, denn 1 Theil Safran färbt 200000
[Theile Wasser noch deutlich gelb. Da (nach Marquard's Berechnung) fast
120000 Blüthennarben zur Bereitung von 1 kg Safran nothig sind, so ist
[dieser Farbstoff sehr theuer und wird deshalb vielfach mit Saflor verfälscht.
lAian verwendet ihn zum Gelb- und Rothfärben von Seide a. s. w., und nach
Zusatz entsprechender Säuren zum Blau-, Lila- und Grünfarben, ausserdem
als Küchengewürz, zum Gelbbeizen von Holz u, s. w. Als die besten Sorten
Igelten die österreichischen, französischen und spanischen. Die Ausfuhr erfolgt
{besonders aus Spanien und aus dem französischen Arrondissemcnt Pithiviers
[(Gatinais). Mit dem Namen »falscher Safran« bezeichnet man Saflor.
[Echter Safran schwimmt auf dem W^asser und färbt sich mit concentrirter
[Schwefelsäure vorübergehend blau,
12, Schüttgelb (gelber C arm in), eine gelbe Lackfarbe, die man erhält,
|wenn man eine Abkochung von Gelbholz, Avignonkörnem, Kreuzbeeren,
[Quercitron, Birken- und Kastanienblättem, Wau, Curcuma u. s. w. mit Alaun-
llösung versetzt und auf fein geschlämmten weissen Thon oder Schlämmkreide
Igiesst, diese nach einiger Zeit auswäscht und trocknet. Wird durch Kalk
*oder Leim die in der Abkochung vorhandene Gerbsäure ausgeschieden, so
erhält man den sogenannten gelben Lack. Man verwendet das Schüttgelb
auptsächlich zum Anstreichen und Färben von Leder, ( Vergl. 4 und (ki
13* Sumach (Schmack, Rhus, Essigbaum). Das Holz und die Wurzel
Ides Perrück ensu mach (Perrückenbaumes), welches unter der Bezeichnung
iFisettholz oder ungarisches Gelbholz in den Hnndel kommt, liefern
leinen gelben oder rothgelben Farbstoflf, der in der Färberei Verwendung
findet. Die Blätter dieses Baumes, venelianischer Sumach genannt, dienen
icum Gerben. — Die Blätter und Zweige des Gerbersumach oder Essig-
' bäum es kommen gcstossen als Sumach oder Schmack in den Handel
und werden xum Gerben und Schwarz färben, sowie in Spanien hauptsächlich
Eur Bereitung von Saffian- oder Corduanleder benutzt. — Der Saft des
"irnisssumach wird von den Japanern zur Herstellung eines vorztiglichen
Firnisses, der Samen zur Bereitung von Brennöl verwendet; der Saft des
imerikanischen Firnisssumach dient zur Anfertigung eines guten,
Ischwaizen Firnisses und die Beeren des chinesischen Sumach werden
ebenfalls mv Fimissbereitung benutzt.
14, Wau (^Färberwau, Gelbkraul, Färberreseda), ein gelber. Lüte-
> 1 i n genannter Farbstoff vom Kraute, von den Stengeln und besonders von den
üUithcn!.pitzcn des Färberreseda {Restäa luteola). Das Wau dient zum
iGelljfäjbcn von Seide tmd Garn, ist aber durch das Quercitron sehr ver»
Idrängt wurden. Man stellt aus einer mit Kupfervitriollösung versetzten und
238
mit Kalilauge gefärbten Abkochung des Wau einen gelben Waulack vmA
durch Zusatz von Alaun und Schlämmkreide zur Kiq»fervifn<int»tiiTij «m^
Fällen mit Pottasche einen grünen Wau lack dar.
///. Blauü Farhin.
1. Beeren* oder Blüthenblau. Es wird aus dem Safte Vr i^
Beeren (z. B. Heidelbeeren, Johannisbeeren, Ligusterbeeren, schv. td«
beeren) mit einem Zusatz von etwas Weingeist, Alaun und Kupfervilrioi gewonnen,
oder aus zerquetschten blauen Weintraubenhiilsen oder aus Blüthen (z, B. vt»
Veilchen, Koniblumen, Rittersporn), die mit etwas Alaun versetzt werdco,
oder aus Wurzeln verschiedener Pflanzen (z. B. der Pimpemelle, c!« ' * rs)
u. s, w. Die meisten blauen Pflanzen färben (mit Ausnalime des Im; Ica
durch Alkalien grün, durch Säuren roth gefärbt. Man verwendet sie voKugi*
weise in den Färbereien.
2. Blaupnrpur, aus wasserfreiem, doppeltschwefelsaureui Natron, Indigo
und Kochsalz dargestellt. Dieser in heissem Wasser leicht, in kaltem weniger
leicht lösliche Farbstoff erscheint bei Licht roth- Er wird durch verschiedene
Säuren, Chlor und Schwefelwasserstoff zersetzt. Man benutzt ihn zum Färben
von Zeugstoffen-
3. Blutholz (Blauhnlz, Braunhöl^, Kampecheholzblau, Hämato-
xylin, HämateVn), das Holz des in Mittelamerika, Ostindien, auf den
Antillen u, s. w- wachsenden Campeche- oder Hlutholzbaumes {Haemaioxyism
campichianum)^ aus welchem ein anfangs rother, nach und nach aber bUo*
schwarz werdender Farbstoff mittelst Wasser oder Weingeist ausgezogen wird
(Hämatoxylin)- Dieser ist in kaltem Wasser wenig, in heissem ^ ' bol
und Aether besser löslich, widersteht gut verdünnter ScIj \xA
Salzsäure und verwandelt sich bei Einwirkung von Salpetersäure in UxalsäWYi
In Alkalien lost er sich mit violettblauer Farbe; die geringste Spur ym
Ammoniak färbt ihn roth. Durch den Sauerstoff der Luft wird ^sk& WäxssmW
xyhn nicht verändert. Die beste Sorte Campecheholz soll diejenige von dcf
Westküste Vukatans sein, die unter dem Namen spanisches Blau bolz jnr
Ausfuhr gelangt Blutholz dient als Färbereimittel, in der Zeugdruckerd» «ff
Tintenfabrikation u- s. w., ist aber nicht ganz echt.
4. Indigo. Diesen sehr wichtigen Farbstoff erhall man aus dem tu
vielen Pflanzen (je. B. der Indigo- oder Anilpflanze, dem Waid u. Sv w.) irtJf-
kommenden Indican durch einen Gähnmgsprocess unter l.uft^iilritt. El
liefert das Kraut der Indtgofera timloria viel Indigo von uis
Kraut der Indigo/ tra Anil wenig Indigo von besserer Besch. :>
fera psaiäotinctoria den feinsten Indigo. Als die beste Sorte giit ik-r lirngii-
indigo (ostindische Indigo); gute Sorten gelangen von Java unil Madrasf in
den Handel; der westindische stammt au« Guatemala, Neagraoada, Casi-
cas u. s, w.; geringere Sorten liefert Afrilca. Dct durch Gähr- ---i>e
Indigo enthält nicht nur IticUgblau» sondern auch Jndigleim» I i^f*
braun, Mineralstofte u* s, w. Das reine Indigblau gewinnt rh
vorsichtige Sublimation dcß Indigo, sowie auf nassem Wege durch di
des Indigo mit IVaubcnzucker, Weingeist und concentrirter Natroniaugc Un
Indigo besitxt durchschnittlich nur 40 — fjO**/^ reines Indigblau, hat dne
dtmkelblaue, purpurviolette Farbe, ist in Wasser» Alkohol, Aether, tu ?w
dünnten Säuren und Alkalien nicht löslich, dagegen tn rauchender oder con*
^Hel.
latxe.
Firnisse und
centrirter Schwefelsäure löslich und wird durch Salpetersäure» Chlor urtd
concentTLrte Kalilauge zerstört. Bei Gegenwart von Alkalien wird er durch
usen\itnol, Traubenzucker» Zinkstaub u, s, w. in leicht lösliches Indig-
fweiss umgewandelt, das an der Luft sich wieder durch Sauerstoftaufnahme
Indigblau verwandelt. Auf dieser Eigenschaft beruht die Anwendung des
Indigo in der Färberei, weil Indigo nicht unmittelbar auf die Faser über-
ragen werden kann. Da er hi Wasser vollständig unlöslich ist und nicht
unmittelbar von der Faser aufgenommea wird, so muss er erst in Indigweiss
^^verwandelt werden*
^H Wird eine Lösung von Indigblau in concentrirter Schwefelsaure mit
^■Wasser versetzt, so entsteht Indighlauschwefels äure und Indigmono-
^^kulfo säure und, wenn man eri^tere mit Natriumcarbonat fällt, indigblau-
^^Blprefelsaures Natron, das unter dem Namen Indigcarrnin, blauer Ca rm in,
^^Hiemischblau, Wunderblau u, s. w. in den Handel kommt Wenn man
Indigo auf einem Blech erhitzt, so schmilzt er nicht, sondern entwickelt
IherrUche purpurrothe Dämpfe, welche sich zu einem krystallini sehen Sublimat
Jirerdichten, Unter Indiglack versteht man eine Mischung von Indigolösung,
|Schwe feisäure, Alaun und Pottasche, unter Indigpurptir Furpurschwefelsäure
{aus Indigopulver und concentrirter Schwefelsäure^
i Die Güte des Indigo hängt von dem grösseren Gehalte an reinem
indigblau ab ; die besten Sorten enthalten von diesem Farbstoffe 75 — bO%, —
Indigo wird oft mit mineralischen Stoffen (Kalk, Sand, Erde) verfälscht;
^«olche Verfälschungen erkennt man an dem Aschengehalt, wenn man Indigo
^J^erbrennt; bei gutem Indigo beträgt der Aschengehalt nur H — 10"/,,.
^^ Ist Indigo mit Stärke vermischt, so nimmt die durch Chlor entfärbte
^Indigolösung mit Jodkalium eine blaue Färbung an. Die leichtesten, tiefblau
gefärbten, beim Reiben kupfcrroth erglänzenden Sorten gelten als die vor-
züglichsten. Der Indigo zeichnet sich durch eine ausserordentliche Haltbar-
keit, Echtheit und Schönheit aus und wird vorzugsweise zum Färben (von
Llfenbein, Holz, Leder, Federn, künstlichen Blumen u, s. w.), fenier als
fjuarellfarbc, zur Herstellung blauer Tinte, als Waschblau (mit Stärke
vermischt) u. s. w, verwendet. Die Gesammtproduction der Erde beträgt
rlich ungefähr 8 Millionen Kilogramm.
5. Lackmus. Er wird aus verschiedenen Flechten (z. B. der Angola-
ler Lackmusilechte) gewonnen, indem man dieselben fein mahlt, mit einem
Zusatz von kohlensaurem Kalium und Ammoniak gähren lässt, mit Gyps, Kalk
öder Kreide, unter Zusatz von Alaun, Pottasche und Urin verdickt, schliesslich
aebt und trocknet, Lackmus ist sehr leicht, lost sich im Wasser zum grossen
Tbti\, in ^AJkohol fast ganz, mit rothlichblaucr Farbe auf, wird durch Säuren
ath und dieser rothe Farbstoff durch Alkalien wieder blau gefärbt und
iient deshalb zur Bereitung von dem in der Chemie viel benutzten Re-
agenzpapier (Lackmuspapier). Lackmus ist nicht haltbar, wird als Leimfarbe
jriolctt, als Oelfarbe schwarz, deckt nicht gut und dient hauptsächlich (mit
lalkwasser vermischt) zum Färben von Hok, ferner zur Bereitung von
^ickmustinctur (für die Maassanalysc) und zum Blau färben von Marmor.
Cr kommt in kleinen, viereckigen, dunkelblauen Täfelchen, die noch mit
Lrcidc, Sand und Pflanzenübcrresten verunreinigt sind, in den Handel Eine
r^xerige Lackmuslösung hält sich in offenen Gcfässen gut, in geschlossenen
lagegen entfärbt sie sich bald. Aus dem Lackmus lässt sich durch Wasser
240
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoflfe.
ein blauer Farbstoff, Azolitmin genannt, ausziehen, der zum Färben von
Papier, Wäsche, Wein, Zuckerwaren u. s. w. Verwendung findet
6. Waid (Färberwaid, deutscher Indigo), aus den Blättern der
Waidpflanzen (z. B. Isatis Hncioria), die gesammelt, getrocknet, gemahlen
und zu kleinen Kugeln geballt in den Handel kommen. Die Kugeln werden
in Wannen mit Wasser Übergossen und zur Gährung gebracht, indem man
sie bei einer Temperatur von 15 — 20® C. etwa 20 Stunden lang ruhig H^:en
lässt. Hierauf wird die Flüssigkeit abgezogen, sodann durch Kalkwasser der
Farbstoff abgeschieden, der sich als gelbe Masse niederschlägt, und dieser
mit Salzsäure behandelt. Man erhält dadurch einen blauen Farbstoff; derselbe
wird in hölzernen Formen bei einer Temperatur von 60 — 80® C. getrocknet
Der beste Waid stammt aus Frankreich (ays Alby und Toulouse); er
wird Pastel genannt. Dieser Waid enthält einen schönen blauen und grünen
Farbstoff, dessen Färbekraft sich mit zunehmendem Alter vermehrt. Ihm folgt
der belgische und der thüringische; weniger gute Sorten liefern Ungarn
und Böhmen.
Im 17. Jahrhundert soll Waid in mehr als 300 Städten und Dörfern
(Waidstädten genannt) des Thüringer Landes angebaut gewesen sein. Er
wurde vor Einführung des Indigo sehr viel zum Blaufärben benutzt, ist aber
jetzt durch jenen Farbstoff stark verdrängt worden. Waid giebt mit Indigo ver-
mischt einen schöneren Farbstoff als Indigo allein. Er gehört zu den
echten Farben.
IV. Rothe Farben.
1. Alkanna (Orcanette, Schminkwurzel, Lawsonia), die dunkel-
violette bis braunrothe Rinde der Wurzel von der in Kleinasien, Südeuropa
und Ungarn wachsenden Alcanna tinctoria oder die gepulverten Blätter der
im Orient und Nordafrika, auch in Westindien heimischen Lawsonia
inermis (der Aegyptischen Weide, Henna, Kopher). Der aus diesen Pflanzen-
stoffen gewonnene Farbstoff (Anchusin und Alkannaroth) dient zum
Rothfärben von Holzpolituren, Oelen, Tincturen, Salben u. s. w., auch zur
Bereiturii^ von Lackfirniss und Schminke und wurde in früheren Zeiten ind
Zweites Cspitel« Hantc, Tlieere, Far1>cn, Firnisse und Lacke,
241
rberei viel venn^endete, aber nicht ganz echte Farbe, ferner em gut zu
polirendes Nutzholz und dient zur Herstellung rother L^cljfarben (wie z, B.
iVienerlack, Purpurlack u. s. w.).
3. Chayaver oder Gb^, ein aus den Wurzeln der auf Java und an der
Koromandelküste wachsenflen Oldenlandie gewonnener schöner und haltbarer
rother Farbstoff.
4. Chicaroth, aus den Blättern der Bignonia chüa. Unwichtiger
Farbstofif.
5. Drachenblut, siebe § 251 ^X'.
6. Harmalaroth, aus dem pulverisirten Samen der Steppenraute; im
ichte wenig beständig und daher ohne Bedeutung.
1. Krapp (Färberröthe), aus der gepulverten Wurzel der FärberrÖthe
iddeutschlands, Frankreichü, Italiens^ Spaniens, der Türkei, Ostindiens u, s. w.
B:ewonnen, die hauptsächlich zwei rothe Farbstoffe (AUzarin oder Krapproth
und Rrapppurpur), einen gelben (Krappgclb) und einen braunen (^Krapp-
' braun), enthält Die äussere Rinde der Wurzel giebi zerrieben eine schlechte
rothe Farbe, Mullkrapp oder Staubroth. Die getrocknete Wurzel wird
^ein gemahlen und liefert ein rothgelbes, eigenthütnlich riechendes Pulver.
Man nennt den Krapp geschälten (oder beraubten, holländischen), wenn
nan die Rinde der Wurzel vor dem Pulverisiren beseitigt hat, und un
geschälten (unberaubten), wenn die Wurzel mit ihrer Rinde gemahlen
rurde. Als bester Krapp gilt der levantinische (Alizari oder Lizari)
ron Smyma und Cvpem, auch von Bäumen, die in der Levante und Provence
crultivirt worden sind. Der avignoner Krapp vom Elsass und von der Provence
kommt in drei Sorten in den Handel, namUch als Paulus, ein Krapp von
rosser Haltbarkeit, Jaune, ein gelblicher und wenig dauerhafter Krapp,
lind Ros«?. welchen man allein nicht verwenden, sondern nur anderen
i^arben zur Nüancirung hinzusetzen kann. Ferner unterscheidet man holländi-
schen Krapp mit orange- bis braunrother Farbe, elsasser mit rothbrauner
Ibis lebhaft gelber Farbe, seh lesischen, p falz er, ungarischen u, s. w.
nt matten Farben und geringwcrthiger, — Der aus den Wurzeln gezogene
Lrapp ist anfangs gelblich und wird erst allmälig an der Luft rolh; eine
|Ammoniak säure färbt ihn pur pur. Aus Krapp stellt man verschiedene andere
|Pigmente her, von denen als die wichtigsten die folgenden genannt
Verden mögen:
a) Krappblumen, die man durch Auswaschen und Gährenlassen des
gemahlenen Krapp erhält.
if) Azale, durch Ausziehen von Krappblumen mit siedendem Holzgeist
3wie Filtriren und Fällen der Lösung mit destillirtem Wasser gewonnen. Man
at diesen Farbstoff auch unreines Alizarin*
t) Garanzin (Kra])pkohle\ Man erhält diesen Farbstoff durch Er-
iutxcn von feingemahlenem, mit Wasser befeuchtetem Krapp, der mit '/» Theil
concentrirter Schwelelsäure behufs Zerstörung der für die Färberei unwichtigen
l3iestan<ltheilc versetzt wird, durch Beseitigung aller Säuren durch Wasser und
iurch Trocknen, Garanzin besitzt ein 3 — -A mal grösseres Färbevermdgen als
Crapp.
d) Kolorin, eine wen und durch Verdampfen getrocknete
ösung von Ganinzin, die i. Jich nur Alizarin, Purpurin und etwas
F'cii enthält
243
Drilter TheiL Die Keben- oder Hilfsstoflc
den noch nicht
i) üaranceuic, aus üen nocli mcm ^^chöpften RückstAndeß tki
einmal benutzten Krapp oder Garanzin mit Schwefelsäure bereitet
/) Krapplacke, Verbindungen von AUzarin und Purpuriii mit basiscba
Thon erde salzen. Sie werden z. B. dadurch gewonnen, dass man Krapp to
lange mit Wasser auswäscht» l)is letzteres nicht mehr gelb gefärbt wird, diim
den gewaschenen Krapp mit Alaunwasser in der VV^arme auszieht nnd dieso)
Auszug mit Borax fallt. Die Krapplacke stellen unschädliche, rosenrothr
Aquarell- und Oelfarben dar, deren Feuer noch durch einen Zusatx von
Zinnsalz erhöht werden kann. Die beste Sorte wird Krappcartnio
genannt,
g) Grünes und gelbes Ali zarin, aus Krapp und schwefliger Samt
gewonnen.
Die Krappfarben besitzen eine grosse Haltbarkeit und liefern sdw
schöne und lebhafte Anstrichfarben, wemi man sie mit Alaun, Weinstein,
Zinnsalz, Eisen u. s. w. beizt. Im Uebrigen dient Krapp zum Färben und
Bedrucken wollener und baumwollener Stoffe, und zwar hauptsächlich tum
sogenannten Tu rk i s ehr olh färben, Krapp gehört zu den echten FarbsiofioL
8. Orseille (Persio^ Kudbear). Dieser Farbstoff wird gewannen aui
verschiedenen gemahlenen tmd mit Urin, .\mmoniak, Gaswasser oder Kall
übergossenen, nach ehiiger Zeit mit Kalk versetzten und zur Gährung gebrachte«
Flechten (von Teneriffa, den kanarischen Inseln, dem Cap der guten Hoffnung,
den Pyrenäen, von Uniercalifornien, Lima, Valparaiso u, s, w,). Orseille ist ein
violettTOther, schöner, aber wenig dauerhafter Farbstoff, welcher hauptsächlid»
zum Färben von Wolle und Seide benutzt wird, aber durch Anilin vcrdrÄwft
worden ist Orseille kommt gewöhnlich in Teigform in den Handel ab«?
auch in fast derselben Zusammensetzung als röthlichviolettes Pulver,
gereinigten Zustande den Namen Persio oder Kudbear (rother
führt und hauptsächlich von Lecanora-Arten gewonnen wird. Unter Orseille*
carmin oder Orseille pur pur versteht man gereinigte Orseille» die dadurch
erhalten wird, dass man den Farbstoff schnell mit verdünntem Ammoaiit
aus den Flechten auszieht, den Extract mit Salzsäure fällt, den Niedc^
schlag in Ammoniak auflöst, die Lösung bis zur Annahme einer kirschrothen
Farbe der Luft aussetzt, dann bis zum Sieden erhitzt, nocJi einige Zeit 1»^
zur Annahme einer Purpurfarbe bei einer Temperatur von 70 — 75** C warm
hält und endlich mit Chlorkalium und Alaun fäUt.
Wird eine wässerige Orseillelösung verdampft, so erhält man 0^seill^
extract, Derselbe findet nameniUch in der WoUdruckerei Verwcmiaiig.
Man benutzt die Orseille auch zum Mischen mit anderen Pigmenten behufs
Erzielung brauner Farbentöne,
9. Saflorroth, von den Bluthen der SaHoriiflanze gewonn« i
dunkelrothes, nach dem Trocknen metallisch glänzendes Pulver *.
das sich in Alkohol und Alkalien mit schöner rother Farbe löst. SallorrotJ]
ist sehr wenig haltbar, Alan kann seine Farbenpracht und Hallbarkei» -^ ■ i— -h
erhöhen, dass man es mit Alaun und Weingeist abkocht. Diese / u
wird durchgeseiht und eingedickt. (Vergl. Saflor). Man verwendet 2>atiarroüi
hauptsächlich zur Anfertigung rother Schminke.
10, Rothc Saftfarben erhalt man aus dem Safte der PÄonicii mii}
Mohnblüten, der Heidelbe^en, Hollundcrbecren, Ligusterbeeren, Kertne»'
beeren u. s. w. Man benutzt sie vorzugsweise in den Färbereien.
Zweite Capitel, Harge, TheÄre, Farben, Firaiss« ttB«^
243
%t, Rothes Sandelholz (Santelholz» Kaliaturhok) vom Pterocarpus
^ sanialimus^ der in Ostindien, Ceylon und an der Koromandelküste heimisch
ist und einen harzartigen Farbsloflf, Santalin, in einer Menge von 14 — lÖ^o
Lenthält.
Diesen Farbstoflf kann man aus dem Sandelholz nicht durch Wasser
(auch nicht durch heisses), sondern nur durch Weingeist und Alkalien aus-
gehen, aus denen derselbe durch Säuren gefällt wird. Santalin wird zum
iFärben von Wolle (seltener Baumwolle), zu Lack» Leder, Möbelpolitur u. s, w.
[benutzt- Sandelholz kommt in grossen, aussen schwarzbräunlichen, lang»
Igespaltenen Stücken von 50 und mehr Kilogramm Gewicht in den Hauflel
jnd zeigt geraspelt oder gemahlen eine lebhaft rothe Farbe. Caliaturbolz
ist eine hellere und theurere Sorte des Sandelholzes.
V. Grüne Farben.
1. Chinesisches Grün (chinesischer oder grüner Indigo, Lokao),
ein aus den Beeren des grün färbenden Wegdoms l rauch es [Rhamnus chlor o*
^horui) und des Rhamnu& uiiits Chinas durch einen Gährungsprocess erzeugter,
Isehr haltbarer, auch bei künstlichem Licht rein grün erscheinender, in Wasser
[etwas löshcher, in Alkohol und Aether unlöslicher, echter Farbstofi', der in
Ider Zeugdruckerei, VVoUen- und Seidenfärberei Verwendung findet, jedoch durch
[ipiine Thecrfarbstoffe in neuerer Zeit ersetzt worden ist. Das chinesische
rGrün wird durch Salpetersäure zerstört, durch Salzsäure gelöst und in dieser
ll^ösung durch Schwefelwasserstoff beseitigt, durch Alkalien jedoch wieder
Ibergesteilt. Die Lösung wird durch Chlorkalk gelb, dann blau, hierauf violett
fid endlich rosa gefärbt Das chinesische Grün wird auf verschiedene Weise
Iverfälscht. Unechtes chinesisches Grün wird t, B. aus der gemeinen Brenn-
(•essel gewonnen, ferner aus den Stengeln und Blättern der Schafgarbe, der
Schlüsselblumen, des Labkrautes, aus einer mit alkalischen Flüssigkeiten ver-
Isetüten und einige Zeit der Luft ausgesetzten Abkochung von gelblichen
IKaflfeebohnen, aus der Rinde des Kreuzdorns, die mit Kalkwasser gelöst
lund mit kohlensaurem Kali gefällt wird, u. s* w* (Siehe Gottgetreu, »Bau-
tjaterialicn*, 1881, Bd. II, S. 470.)
2. Pflanzengrün (Chlorophyll), ein Farbstoff der grünen, krautartigen
iPflanzentheile, welcher sich in den Zellen ungelöst auf kleinen Körnern
[^Chlorophyllkömem) aus Proteinstoff ablagert und meistens aus frischem
[Gras, zarten, starkgrünen Pflanzen und Algen in der Weise ausgezogen wird,
jilass man diese Pflanzenstotte mit Alkohol oder Aether behandelt. Man erhält
Icladurch eine schöne, bei durchfallendem Licht tiefgrüne, bei auffallendem
iLicht dunkelroth erscheinende Lösung. Aus dieser scheiden sich Flocken
laos» die getrocknet eine dunkelgrüne, erdige Masse bilden. Pflanxengrün ist
lin Wasser nicht löslich, in Alkohol, Aether, Alkalien, Säuren und Oelen dagegen
I löslich und lässt sich scheinbar in einen blaugKinen und gelben FarbstotT
verlegen ; denn dass das Ptlatizengrün aus diesen beiden Farbstoffen zusanr>men-
gcjsetzt ist, konnte bislang nicht bestätigt werden. Man benutzt das Pflanzen-
grün zur Gewinnung einer Lackfarbe, indem man es in Weingeist auflöst
I und diese Lösung mit essigsaurer Alaunerde oder alkalihaltigem Alaun versetzt,
3. Saftgrün (Seegrün, Bl;isengrün, Beeren grün, Laubgrün,
IChetnischgrün), eine aus zerquetschten unreifen Kreuzdonibeeren unter
I Zusatz von Alaun und Pottasche durch einen Gälirungsfirocess fge^Q^viK^vv:^
244
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
dicke, harte und dichte, leicht lösliche, dunkelgrüne Farbe, welche zum Malen,
zum Färben von Stoffen (besonders von Leder), zum Bedrucken von Tapeten
und Papier, zur Bereitung von grüner Tinte u. s. w. verwendet wird.
VL Braune Farben,
1. Bister (Russbraun, Röstbraun, Chemischbraun, brauner
Lack, Sod), eine aus geschlämmtem Holzruss (am besten Buchenholznss)
oder pulverisirtem und fein gesiebtem Glanzruss mit Wasser und feinem Gummi
arabicum oder Lakritzensaft bereitete, dunkelbraune, durchsichtige Farbe für
Wasser- und Oelmalerei.
2. Saftbraun, gewonnen durch Auskochen von eingedicktem Süssholz-
saft, Kaffee-Extract und Tabaksaft oder aus einer Abkochung von grob-
gestossener Rinde des Rosskastanienbaumes, die durchgeseiht, mit Gummi
arabicum versetzt und eingedickt wird, oder durch Auskochen des Ken-
holzes der südasiatischen Acacia catechu oder der Blätter und jüngeren Triebe
von üncaria Gambir von Hinterindien, Bomeo und Ceylon u. s. w. Letzterer
Farbstoff führt den Namen Katechu und besteht hauptsächlich aus Katechm;
er ist in Wasser und Alkohol zum grössten Theil löslich, enthält 40 — ^50%
Gerbsäure und wird in der Gerberei und Färberei, auch in der Zeugdruckerd
sehr viel verwendet, weil er zu den echten Farbstoffen gehört. Die beste
Sorte ist das Pegu-Katechu, dann folgt Bombay Katechu von rothbrauner Farbe,
und endlich das Bengal-Katechu von chokoladenbrauner Farbe. Gelbes
Katechu {terra japonica) kommt von Singapore in den Handel und dient
zum Gerben. Die übrigen braunen Saftfarben werden hauptsächlich als Wasser-
farben benutzt.
VII. Schwarze Farben,
1. Chinesische Tusche, aus dem Russ von mehreren Pflanzen (z. B. von
Fichtenholz, dem die Harzbestandtheile entzogen worden sind, von Reisstroh,
Korkkohle, Pfirsichkemen, Sepienkohle) und Oelen (z. B. Sesamöl) mit besten
thierischen Leim, Kampher, Moschus, Zibeth und anderen wohlriechenden
Kweites Cupitel. K^rze, Tlitere, Farbeo, FirafsM und
ein, Ist es zu schwach geglüht worden, so zeigt es einen deutlichen Stich
[IS Braune, auch erhält man einen bräunlichen Ton» wenn man Weinbeeren
>der WeinheCe vor dem Glühen mit Knochen vermischt. Man benatzt Frank-
jFter-SchwarÄ als Zusatz zur Kupfer- imd Buchdnickerschwärze (mit Lein-
blfimiss angerieben), als Wasser-, Leim- und Oelfarbe, in der Wachstuch-
ibrikation u. s, w, Wird es auf Kalkgrund aufgetragen oder mit Kalk ver-
Dengt, so hat es — besonders im Freien — nur eine geringe Haltbarkeit.
Sine ähnliche Farbe erhält man durch Verkohlung von Korkabfällen, Kaffee-
lückstiinden, Walnussschalen u. s. w,, welche unter der Bezeichnung Spanisch-
schwarz oder Kern-, Kork- und Kaffeeschwarz verkauft wird.
3. Russ, fein vertheilter Kohlenstoff, der bei unvollkommener Ver-
E»rennung organischer Körper im Rauche entweicht und sich an kältere
törper entweder als zarter lockerer Anflug (Flatterruss) oder als braun-
^der schwarzglänzende Masse (Glanzruss) ansetzt. Den feinsten Russ liefern
>ine Oele (z. B. Terpentinöl, Harzgasöl, Sesamöl, Kampher u. s. w,), welche
einer besonders für diesen Zweck construirten Lampe verbrannt und auf
letallplatten aufgefangen werden. Verbrannte Harze und harzreiche Hölzer
^eben Kien russ, der durch Glühen in gusseisernen Cylindem gereinigt (feiner
ad schwärzer) wird. Der dunkle, tiefschwarze und unzerstörbare Kienruss
athält nur wenig Theerbestandtheile und wird als Deckfarbe, sowie zur
Jereitung von Buchdruckerschwärze, Schuhwichse u. s. w. verwendet Aus
Jlanzruss stellt man Russbraun (Bister) her, aus Lampenruss chinesische
Tusche (siehe daselbst), aus Birkenruss eine braunschwarze Farbe. Zur Ent-
?mung der stets vorhandenen Brandharze wird der Russ mit Spiritus an-
efeuchtet und unter Luftabschluss geglüht. Man benützt auch Russ aus
Torf, Braun- und Steinkohle oder gewinnt ihn durch Verbrennung von
tierischen Körpern; ersterer enthält Arsenik, letzterer Salmiak und Ammonium-
erbindungen.
§ 25B, Thierische Farbstoffe.
/, IVasse Farbin,
KttTIC.
//. Gdbe Faräen,
Keine.
///, Biaue Farben.
Keine,
IV, Roihe Farben,
t- Carmin, der an Thonerde gebundene rothe Farbstoff aus der Coche-
[le- oder Scharlachschildlaus (Neapel-, Cactusschildlaus), welche auf der
Copalptlanze Mexikos, Mittelamerikas, Algiers und des Cap der guten Hoftnung
ftbt. Etwa 14Ü.(XK) Thierchen liefern 1 kg Cochenille, die aus Carminsäure
ad etwas Thonerde nebst Kalk besteht. Aus 1()0 Theilen Cochenille erhält
nan 3 — 4 Theilc feinsten Camiin. Zur Bereitung des Carmin wird 1 Theil
Jochenillc mit 10 Theilen Regenwasser 10- — 15 Minuten lang und hierauf
koch mit '/la — ^Vjo Jheil Alaun gekocht, die Flüssigkeit durch ein Tuch
eseihl und auf Ilachen Schüsseln der Einwirkung der Luft und iler unmitlcl-
^t^vi Bestrahlung der Sonne ausgesetzt Die sich hierbei bildenden ticfrolhen
locken werden von der Flüssigkeit durch Zusatz von Ei weiss oder Hausen-
getrennt und weiter der Luft und Sonne ausgesetzt» wodurch ein weniger
ittci^
filfsftc
lebhafter Carmin erhalten wird. Der eiweisshaltige Carmin ist eti^-^as körnig und
schwer zerreibHch, der mit Hausenblase gewonnene sehr leicht zertheilbar Der
Carmin nimmt eine helle Schariachfarbe an, wenn man der Cochenillelösimg
etwas Kleesalz oder Weinsäure hinzusetzt, und eine Purpurfarbe, wenn man emen
Theil des Alaun durch Zinnsalz ersetzt. Einen schönen Carmin erhalt man
auch aus einer mit Salpeter und Kleesalz versetzten Cochenilleabkochung,
deren Bodensatz man im Schatten trocknet. Je mehr Thonerde der Cjuniin
enthält, desto geringwerthiger ist er; die beste Sorte führt den Namen
Nakaratcarmin*
Wenn man geringe Mengen Carmin vorsichtig erhitzt^ so erhült man
den dunkelpurpurrothen bis violetten, sehr haltbaren Carmin lack (Mun*
chener, Florentiner, Wiener oder Pariser Lack\ der zu Gel-, Wasser'
und Leimfarben, in der Stein- und Buchdruckerei, zum Lasiren in der Deco-
rationsmalerei u, s. w. verwendet wird. Damit derselbe schneller trocknet«
wird ihm Bleiweiss zugesetzt; hierdurch bekommt er jedoch einen Sticli iiif
Bläuliche, den man durch Zusatz von Gelb wieder beseitigen kann. Der
feinste Lack wird erhalten, wenn man 2 Thcile Cochenille mit 1 Thcil
Weinstein und 20 Theilcn Wasser kocht, die Flüssigkeit durch ein Tucli
seiht, 30 Theile Alaun und etwas Zinnsalz hinzufügt und die Masse erkalten
lässt; hierbei scheidet sich der Lack aus. — Wird eine CocheniUelOsisu;
mit einer mit Essig angesäuerten Bleizuckerlösung niedergeschlageii, so erhih
man Carminviolett
Die Carminfarben sind in Wasser unlöslich, in Ammoniak jedoch lö&lidk
Ihres hohen Preises wegen werden sie nur noch sehr wenig in der Färlicid
verwendet, man benutzt sie vorzugsweise in der Malerei und besonders «uro
Anlegen technischer Zeichnungen (z. B. zu Schnitten von Backsteinmauerwerk),
auch zur Bereitung von rother Tinte,
2.Kermes(Kermeskörner,Scharlachkörner, unechte CocheniUt)»
die getrockneten trächtigen Weibchen der auf der Kernies- oder Scharkcfa»
eiche Südeuropas und des Orients lebenden Kermesschildlaus, Diese Thierchim
schwellen, mit Eiern angefüllt, stark an und sehen dann rothen Beeren
täuschend ähnlich. Sie enthalten eine bräunlich-dunkelrolhe Masse und gelico
zerrieben ein carmoisinrothes Pulver. Der wässerige Auszug wird dureb
Alkalien violett, durch Säuren gelbbraun, durch Alaun dunkelroih, mit Zitm-
salz scharlachroth, durch Eisenvitriol schwarz. Kermes ist von demstelbeB
Farbstoff wie Cochenille, besitzt aber ein etwa 12 mal geringeres Färbe-,
vennögen. Man benutzt Kermes nur noch wenig zum Färben von ZeugsiOJ^H
(z. B. mit Krapp vermischt zum Färben der türkischen Fez) und zur Bereid^j
von Lackfarben, dagegen vielfach zum Färben von Likören, Conditorwarcn,^
Pulvern, Tinkturen u. s. w. Nicht zu verwechseln sind mit diesem Fart^stof
die Kermesbeeren (siehe daselbst).
Auch die polnische Schildlaus, welche an den Wurzeln einiget
osteuropäischer Pflanzen sitzt, liefert eine rolhe Farbe.
3. Lackdyc (Färbelack, vergl § 251)» ein im ostindischen Lackhaise
(Stocklack, Gumrailack) vorhandener rother Farbstoff, der durch BefaandluQg
des Harzes mit Alkalien ausgezogen wird. Er bildet dunkelbraumchwan«;
geruch- und geschmacklose Kuchen und stimmt im C# rossen und (»anzcn tnil
Cochenille überein. Wird der Farbstoff aus einer Abkochung des CiuinmiladL
mit sehr verdünnter Sodalösung abgeschieden und mit Alaun gefallt, »o erhflk
jben, Firnisse und Lacke.
n7
[lan einen rothen Niederschlug, der Lack-Lack genannt wird. L>as Lackdye
ird, gewöhnlich in Salzsäure gelöst, mit Zinnsalz in der Scharlachfärberei
latt Cochenille benutzt. Auch der Lack-Lack dient als Ersatz der Cochenille.
4. Purpur. Dieser Farbstoff wird aus dem in den Schleimdrüsen der
Purpurschnecke enthaltenen Saft unter Lichteinwirkung gewonnen oder aus
äer gepulverten Schnecke mittelst Alkohol und Aether ausgezogen. Der
rarpur stellt eine prachtvolle, sehr haltbare, glänzende und \'iolettrothe
färbe dar, die ohne Beize auf Faserstoffen haftet, Seifen und Säuren wider-
teht, jedoch durch Chlor zerstört wird. Kr wurde im Alterthume und Mittel-
Jter zum Färben von Stoffen und Garnen verwendet, ist aber jetzt durch
)rseille und TheerfarbstofTe ganz verdrängt worden.
Keine.
K Grüne Farben,
VI, S raune Farben.
L Sepia, der braune Saft aus dem Tintenbeutel des l'iutenfisches, welcher
lern Thiere zur Vertheidigung und zum leichteren Entkommen dient Um
pne Fäulniss zu verhindern, wird dieser Saft schnell eingetrocknet. Man
*rreibt den getrockneten Saft auf einer fJlaslafel zu Pulver, bereitet aus
liesem mittelst starker Aetzlauge unter fortwährendem l mrtihren einen Teig,
^ocht und filtrirt denselben, süsst seinen Rückstand aus, giesst das Aussüss-
irasser zu der anderen Brühe, vermischt es mit doppelt so viel Wasser und
igt so lange Schwefelsäure hinzu, als ein brauner Niederschlag er folgt -
Endlich wird die Flüssigkeit, nachdem die Masse etwa 24 Stunden lang
kanz kalt gestanden hat, abgegossen, der Niederschlag bis zur Trockenheit
fcingedampft, mit Gummiwasser angemacht und diese Masse zu Täfclchen
jeformt. iVergl. Mothes, »Illustrirtes Baulexikon«, 18BI, Bd. L, S. 4t»7/468.)
)ie Sepia liefert eine säurefeste Wasserfarbe von sehr angenehmem Ton,
lie sich von allen Aquarellfarben am klarsten und gleichmässigsten auftragen
ssL Sepiamalereien waren lange Zeit in der Mode. — Die Sepia wird nur in
renigen Orten Italiens echt bereitet und die in den Handel kommenden
>rten stellen meistens künstliche Sepia dar. Als beste Sorte gilt die
j^ömische Sei>ia,
2, Künstliche Sepia. Dieselbe wird durch Verkohlung von leicht ent-
zündlichen Thier- und Ptlanzenstofifen \z. B. von Wolle^ Zucker, Gummi,
ausgenutzter Gerberlohe u. s. w.) gewonnen. Von dem Grade der Erhitzung
(längt der Farbenton ab. Künstliche Sepia dient, wie bemerkt, als Ersatz der
chlen Sepia,
V/f. Schwarze Farben,
Beinschwarz (Beinkohle, Knochenkohle, Elfcnbeinschwarz),
Jurch Verknhlung von feingepulverten Knochen (namentlich Hammelknochen
and Elfenbein) oder knochenähnlichen Stoffen bei möglichst vollständigem
"^uff ' -; gewonnen. Die Knochenkohle besitzt eine sammetschwarze,
jiclii iidc Farbe und besteht aus Kohlenstoff mit etwas phosphorsaurem
jnd kohlensaurem Kalk. Sie vermag Flüssigkeiten sehr energisch zu cnt-
Itrben und wird im Grossen in der Zuckerfabrikaiion zum Entfärben, Ent-
kallcen u, s. w. des Zuckersaftes ver^^endet. Man benutzt Knochenkohle auch
p ordinären Anstrichen, zur Bereitung von Schuhwichse und zur Herstellung
248
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
von schwarzen Lacken und Firnissen, indem man sie zu diesem Zwecke
sehr fein mahlt, schlämmt und mit verdünnter Säure wäscht Als Aquardl-
färbe ist Knochenkohle weniger brauchbar, weil sie sehr wenig Deckkraft
besitzt. Um sie als Oelfarbe zu verwenden, wird sie am besten mit emem
leicht trocknenden Oel abgerieben, über Kohlenfeuer unter beständigen
Umrühren erwärmt und dann erst mit Terpentin vermischt; eine auf diese
Weise bereitete Oelfarbe trocknet schnell. Eine rein schwarze Farbe, die
sich besonders für Kupferdruck eignet, erhält man durch Verkohlung
von Blut.
§. 257. Theerfarbstoffe.
Die Theerfarbstoffe werden fast ausschliesslich aus Kohlenwasser-
stoffen des Steinkohlentheers gewonnen. Man theilt diese chemischen
Farbstoffe ein:
1. Nach der chemischen Zusammensetzung (nach G. Schultz
imd P. Julius, »Tabellarische Uebersicht der künstlichen organischen Farb-
stoffe,« Berlin 1888) in: Nitroso- und Nitro-, Azo-, Azoxy- und Hydrazo-
farbstoffe; Di- und Triphenyl-, sowie Anthracenfarbstoffe; Indophenole und
Oxazine; Thioninfarbstoffe; Eurhodine, Safranine, Induline und Nigrosine;
künstlichen Indigo, Chinolin und Acridinfarbstoffe.
2. Nach den Ausgangsstoffen in: Benzol- und Anilinfarbstoffe,
Phenol-, Kresol-, Naphtalin- und Anthracenfarbstoffe.
3. Nach der zweckmässigsten Verwendung in: BaumwoU-, VV'oU-,
Seiden-, Leder- u. s. w. Farbstoffe.
Als die wichtigsten Theerfarben sind zu nennen:
Für roth: Fuchsin, Korallin, Eosin, Magdalaroth, Alizarin, Naphtalin-
roth, Ponceauroth, Purpurin, Echtroth.
Für orange: Alizarinorange, Orange.
Für braun: Phenyl- und Granatbraun, Anilinbraun, Bismarckbraun
(Vesuvin).
Für gelb: Pikrinsäure, Echtgelb, Martiusgelb, Naphtalingelb, Anilin-
gelb (Aurin).
Eweifei
»pitel,
iaree,
lieer«, Farben, FfralM« und
2i9
Man benutzt die Theerfarbstoffe vorzugsweise zum Färben von Zeug-
(fitofTen, Holz, Papier» Leder, Spirituslacken u. s. w,, zum Bedrucken von
^eug, zur Bereitung von Erdfarben, Buntstiften, Tinten u, s. w. Nicht ge-
eignet sind sie zum Bemalen von filas- und Thon waren, weil sich die mit
tinen ausgeführten Malereien in der Hitze nicht halten.
Die Theerfarben sind zum Theil echt (wie z. B. das Alizarin und die
)raunen Farben), zum Theil halbecht und zum Theil unecht (wie z. B,
Jie Azofarbstoffe und insbesondere deren Sulfosäuren).
Noch zu erwähnen sind folgende Farben, welche zwar nicht zu den
tieerfarben gehören, jedoch der Hauptsache nach ebenfalls aus Steinkohlen-
theer dargestellt werden*
Thccr-, Kohlen- oder Steinkohlenschwarz, aus 100 Gewichtstheilen
f Kalkhydrat, %K\ Theilen Sleinkohlentheer und 9 Theilen Alaun, durch Glühen
des Gemenges bei Luftabschluss gewonnen,
Steinkohlenbraun, aus einer mit Wasser verdünnten Mischung von
fOrangeroth, das aus dem pechartigen Rückstand bei der Destillation von
Steinkohlentheer dargestellt wird, und Schwefelsäure bereitet. Durch Ein-
rirkung von Chrom- und Salpetersäure in der Wärme erhält diese Mischung
leine kräftige braune Farbe.
Anstriche.*)
§ 258. Allgemeines,
Vor dem ersten Anstrich sind die Gegenstände gehörig auszutrocknen;
iuf feuchtem Holz oder feuchten Mauerflächen lässt sich ein dauerhafter
Anstrich nicht erzielen. Würde mafi z, B, feuchtes Hokwerk mit einem Oelfarben-
anstrich versehen, so würde derselbe aufblähen, sich abschälen und abblättern.
Sodann müssen die Gegenstände vor der Grundirung auf das Sorgfältigste
jereinigt werden; anhaftender Staub, Schmutz, Rost, Grünspan u. s. w, sind
"zu entfernen. Die Grundirung oder der erste Aufstrich bezweckt, die
Oberfläche ebener zu gestalten, alle Fugen und Ritzen derselben zu
chlie^isen und eine feste Verbindung der Oberfläche mit dem folgenden
lostrich herbeizuführen. Um dies zu erreichen, muss die zur Grundirung
verwendende Anstrichmasse sehr dünnßüssig gewählt werden, damit sie
den anzustreichenden Gegenstand möglichst tief eindringt und alle Poren
irerschhesst. Nach dem Trocknen der Grundirung treten die Risse, Ritzen,
Vertiefungen u. s, w, der Überfläche sehr deutlich hervor. Soll eine möglichst
platte Fläche durch den Anstrich erzeugt werden, so müssen <iie Fehlstellen
lit einem aus Leimwas,ser oder Leinölfimiss und Schlämmkreide oder Blei*
reiss u, s. w. bereiteten Kitt mittelst eisernen Spachtels gut verstrichen
Verden und es muss die Fläche mit natürlichem oder künstlichem Bimsstein
>der mit Schachtelhalm nass oder trocken abgeschliffen werden. Die geglättete
BcnutÄtf Werke: » Handbuch der Baukiindc«, Ablh, I» Bd, I, S. 136. —
h der Archilckluf*, Bd. I, Tlu H, 18%, S. 143—155. — Moth«s, .llluslr.
■n«, Bd. lU« S, 470, — Liieger, »Lexikon d«r jrcsammten Technik«, 1895»
|tt« Jt Artikel : Anstreichen und Anstrich, — F. Spennralh, »Chemische und physikalische
intcrwtichungcn der gchriiuchbchsten Hiseniinstrichc«, iVcrhaudlungen des Vereines «ur
cforderung des Gewerriertciünes, 1895, Hcfr VI) — K. Eylh und F» S. Meyer»
0:i* Malerbuch«, Leipzig JWl. — »l)cuts<!he Bauzciiunß«, 1896. S. 245 ff, — Vcr*
Me4eae Andere ZeitHtiriftcti
250
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Fläche wird sauber geputzt und nach gehöriger Austrocknung mit dem Farb-
anstrich, der etwas dickflüssiger als die Grundirungsmasse zu wählen ist,
versehen.
Jeder folgende Anstrich soll erst nach vollständiger Trockenheit, bezw.
Erhärtung des vorhergehenden — also frühestens nach etwa zwei Tagen —
aufgetragen werden; befolgt man dies nicht, so wird — namentlich bei
Oelfarbenanstrichen — ein weiteres Austrocknen des unteren Anstriches
durch den hart und fest gewordenen oberen verhindert und es entsteht
zwischen beiden eine Spannung, die sich bei Wärmeeinwirkung (z. B. durch
Sonnenstrahlen) vergrössert, schliesslich Theile der Farbdecke vom Unter-
grunde ablöst und Blasen erzeugt. Auch sind vor dem Aufbringen des
nächsten Anstriches alle Unreinigkeiten des vorhergehenden, wie z. B. Tropfen,
Blasen u. s. w., durch Abschleifen der Fläche sorgfältig zu entfernen.
Geputzte Flächen im Inneren von Gebäuden werden zunächst mit Kalk-
milch geschlämmt und hierauf mit Seifenlauge, der zweckmässig etwas Alaun
oder Borsäure zugesetzt wird, überstrichen, um die ätzende (die Farbe zer-
störende) Wirkung des Kalkes aufzuheben; alsdann erfolgt der Anstrich mit
Farbe. Flecke in der Putzfläche, die von Nässe herrühren, müssen vor dem
Anstrich durch Aufpinseln oder Aufreiben von kochend heissem Alaunwasser
mit etwas Gyps entfernt werden.
Die Anstriche sind in langen Pinselstrichen aufzutragen und beim
Kiefernholz stets in Richtung der Längsfasem auszuführen. Der Anstrich
muss durchaus deckend, flecken- und streifenlos sein. In der Regel genügt
zur vollständigen Deckung ein dreimaliger Anstrich. Bei Ausführung mehrerer
Anstriche übereinander hat man zur Erzielung einer möglichst glatten Fläche
die Pinselstriche sich kreuzen zu lassen oder sie mittelst Dachspinsels oder
Borstenverreibers zu verwischen. Beim letzten Anstrich von Decken soll man
den Pinsel stets senkrecht zur Frontwand führen, weil sonst die durch die
Haare des Pinsels hervorgerufenen Linien in Folge der Schattenwirkung
sichtbar werden.
Es ist (meist durch Gesetz) verboten, zu den Anstrichen von Fuss-
böden, Decken, Wänden, Tbürun, Fenstern u. s. w. in Wohn* und Geschäfts-
Zwertc« Capftel. Hanse, Theerc» Farben, Flrnisie und Lacke,
251
die der freien I.uft ausgesetzt sind. Die Oelfarbe soll für die ersten An-
|Striche mit Terpentinöl flüssiger angerührt werden als für die folgenden. Für
Jen letzten Anstrich niuss die Oelfarbe so dickflüssig sein, dass sie nicht
"vom Pinsel abfliesst. Im Allgemeinen bedürfen Mineralfarben eines geringeren
Terpentinzusatzes als Pflanzen- und rhierfarbstofTe,
Gemenge von Harzöl und Leinöl, femer Leinöl-Surrogat oder Petroleum
sind als Bindemittel nicht zu empfehlen^ ebenso wenig beschwerende Bei-
mengungen (Schwerspath, Gyps, Kreide u, s. w.) zu den Farbkörpern, weil
sie auf die Deckkraft einen schädlichen Einfluss ausüben.
I Durch SauerstoflaufTiahme (Oxydation) des Oeles erfolgt die Erhärtung
^Bjdes Anstriches und gleichzeitig eine Gewichtszunahme des Oeles um 13
^Hbis 14 %. Da der Farbstoff ähnlich wie der Sand im Mörtel wirkt, so
^Birermag sich die Luft mit allen Theilen des Leinöles zu verbinden. Setzt
^Tnan einen getrockneten Oelfarbenan strich längere Zeit der Einwirkung einer
schwach-alkalischen Flüssigkeit aus (z, B, einer Iprocentigen Sodalösung), so
^Kwird er aufgelöst und der zur Verwendung gekommene Farbstoff ohne jede
^■Veränderung zurückerhalten.
^H Die Haltbarkeit eines Oelfarbenanstriches hängt ab:
^H^ l, von der örtlichen Lage des angestrichenen Gegenstandes (ob im
^»"reien oder in geschlossenen Räumen, in reiner oder in verunreinigter
^TL»uft, u. s, w.);
2. von dem angewendeten Farbstoffe;
^K 3. von dem Bindemittel (Leinöl oder Fimiss).
^V Ueber die Widerstandsfähigkeit der Farbstoffe gegen die Finwirkungen
der Atmosphärcnluft^ des Sonnenlichtes, gewisser Säuren und Gase u. s, w.
^^st in den vorhergehenden Paragraphen bei den einzelnen Farben das Wichtigste
^■»creits mitgetheilt worden. Es erübrigt noch, die das verharzte Oel an-
zugreifenden, bezw. zerstörenden Einflasse näher zu betrachten.
Enthält das Bindemittel Metalloxyde (Bleiglätte, borsaures Mangan
u. s. W-), so geben diese mit den eiweissartigen Schleimstoffen des Leinöles
^unlösliche Verbimlungen ein, welche sich bei längerem Lagern des Oeles am
^Boden des Gefässes absetzen* Man wird daher ein so beschaffenes Oel ruhig
^^tehen lassen müssen, bevor man es ver^vendet; dann oxydirt es schnell
und ivird rascher trocken.
Versuche von Spennrath haben ergeben, dass jeder Oelfarbenan strich
>n verdünnter Salz- und Saipeiersäure, von gasförmiger Salz-, Sal|)eter',
i-ssig- und schweteliger Säure, von alkalischen Flüssigkeiten und Gasen,
kmmoniak, Schwcfelammonium und Sodalösung zerstört wird, (Zum Ab-
cixen alter Oelfarbenanstriche verwendet man daher mit Vortheil ätzende
klkalien, z, B. kaustische Natronlauge.)
Ferner wurde emiiuelt, dass ein Oelfarbenanstrieh leichter durch reines
Tasser als durch Wasser mit Kochsalz, Salmiak utid Chlomiagnesium oder
iurch natürliches Seewasser, und durch heisses Wasser stärker als durch
Vasscr von gewöhnücher Temperatur zerstört wird, dass dagegen verdünnte
Schwefelsäure ihn nicht angreift. Die ausgelaugten Bestandtheile der Stein-
t(ohlenasche müssen wegen ihrer alkalischen BeschalTenheit daher den Oel-
irbenanstrich anfressen, desgleichen die feine Asche, welche durch den
tauch aus den Schonisteinen mitgerissen wird und sich auf dem Anstrich
blagert.
252
Dritter Thcil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
In der Wärme wird der Anstrich specifisch leichter und verliert in Folge
Zusammenziehung seine weiche, kautschukartige Beschaffenheit, er wird steif
und spröde. Will man dies nach Möglichkeit verhüten und den Anstrich
haltbarer machen, so empfiehlt es sich, der Oelfarbe eine Kautschuk-
lösung in Stein- oder Terpentinöl hinzuzusetzen. Da die Unterlage, auf
welcher der Anstrich haftet, eine Verkürzung der Farbdecke nicht zulässt,
so entsteht in letzterer eine Spannung, die mit Zunahme und Dauer der
Wärmeeinwirkung (besonders der durch Sonnenstrahlen hervorgerufenen)
grösser wird und schliesslich in der Farbdecke feine Risse (sogenannte
Luftrisse) erzeugt. Spennrath fand, dass ein mit Graphit hergestellter
Oelfarbenanstrich bei Wärmeeinwirkung nicht so leicht steif und spröde
wurde, wie z. B. ein Bleiweissanstrich, ein Zinkweiss- oder Mennige-
anstrich, und dass letzterer schon bei einer geringen mechanischen Einwirkung
sofort brach. Von diesen Farbstoffen hat Graphit das specifische Gewicht
2*3, Zink weiss 5*42, Bleiweiss 6*43 und Mennige 9'07. Spennrath zieht
hieraus den Schluss, dass von zwei Anstrichen derjenige der Wärme-
einwirkung kräftiger widersteht, dessen Farbstoff specifisch
leichter ist.
Der auf einer im Freien befindlichen Eisenfläche aufgebrachte
Oelfarbenanstrich lässt, wenn er, den Sonnenstrahlen ausgesetzt, brüchig
geworden ist, durch seine Risse den Regen eindringen, der auf der bloss-
gelegten Metallfläche Rost erzeugt; durch diesen wird dann der Anstrich
weiter zerstört.
Schon durch eine massige Wärme wird die Oelfarbe gebräunt; Anstriche
mit Zinkweiss, Bleiweiss oder schwefelsaurem Blei werden gelb, solche mit
rother Mennige dunkler. Ist die Farbdecke bereits hart und spröde
geworden, so schaden auch die mechanischen Einwirkungen der bewegten,
mit Staubtheilchen geschwängerten Luft, des Schlagregens, Hagels und
Schnees, indem Theilchen der Farbdecke abgelöst werden. Endlich werden
bei Eisenanstrichen durch die bei stärkerer Erwärmung eintretenden Aus-
dehnungen des Metalles Risse und Sprünge in der Farbdecke erzeugt.
Beim Austrcichen empfiehlt Spentirath. besonders drirauf zu achte
Ewettes
iiteT
licere« Farben * Fimisde und
Anstrich vorliegt^ mit Dammarlack oder einem Gemenge von Dammarlack, Copal-
sLck und entsprechendem Farbstoff. Ein langsam trocknender Lack ist einem
chnell trocknenden entschieden vorzuziehen, weil ersterer weniger leicht
^reisst und weniger Sprünge erhalt. Ein Lacküberzug schützt gleichzeitig den
Anstrich durch seine Härte. Es empfiehlt sich, vor dem Lackiren die Fläche
Eur Erzielung einer grösseren Glätte und Feinheit mittelst Bimsstein, Schachtel-
halm, Sand- oder Glaspapier abzuschleifen. Einen äusserst feinen Anstrich
erhält man, wenn man der Oel färbe so viel Kreide zusetzt, dass eine teig-
tige Masse entsteht, diese Masse mit breitem Holzmesser (Spachtel) auf-
uach dem Trocknen mit Bimsstein u, s. w. trocken oder nass (mit
lilfe von Weingeist oder Terpentinöl) abschleift und dann lackirt
Soll der Glanz des Oelfarbenanstriches vermindert werden, so setzt
nan der Üelfarbe etwas Terpentinöl hinzu. Nimmt man zu viel Terpentinöl, so
bleiben nach dem Verflüchtigen desselben Theikhen der Farbdecke zurück,
die durch einen Luftzug weggeblasen werden können.
Um das Austrocknen des Oeles in offenen Gefässen zu verhüten,
bedeckt man die Oelfarbe mit einer Wasserschicht; das unter dem Wassef
sich bildende Häutchen ist vor Verwendung der Oelfarbe zu entfernen.
^^ Will man auf einen alten Anstrich einen neuen aufbringen, so enipfiehlt
^Kes sich, die alte Farbdecke vorher mit Pottaschenlauge abzuwaschen. Das
^^Sleinigen eines Oelfarbenanstriches erfolgt in der Regel mit einer weichen
^^Pürste und kaltem Seifen wasser; besser ist jedoch ein Abwaschen mittelst
^^Schwamm und Regenwasser oder einer Abkochung von Panamarinde. Sind
Fettflecke u. dergL zu beseitigen, so muss mau dem Wasser 1^ — 47o Öiissiges
Ammoniak hinzusetzen. Einen alten Oelfarbenanstrich auf Holzwerk entfernt
man vollständig mit einem Pflaster von grüner oder brauner Seife (Fassseife).
Den lästigen Teq>entingeruch beseitigt man am besten durch Zugluft unter
^«Zuhilfenahme der Heizung; das Entweichen der Ausdünstungen des Oel-
^Bfarbenanstriches soll man durch einen doppelten Anstrich mit Weingeistlack-
^^fimiss verhindern können. (Vergl »Handbuch der Architektur«, a. a. O,)
Als Ersatz für Oelfarbcn dienen Harzölfarben; dieselben liefern
aber einen weniger haltbaren Anstrich als Leinöl- oder Leinölfimissfarben.
•Impft jhlen wird auch ein Gemenge von lü Theilen Köbier Leim, 15 Theileu
einölfimiss, 2 Theilen Kahumchromat, 100 Theilen Wasser und 100 bis
120 Theilen Farbstoff. (Vergl auch § 204.)
Oelfarbenanstrich auf Metall. Damit die Oelfarbe auf der Metall-
oberflache gut haften bleibt, empfiehlt es sich, die letztere vor der Gruinlirung
iurch Schleifen mit Sandpapier oder durch Beizen mit Säuren aufzurauhen,
Senn von polirter Mctallflüchc lässt sich angetrocknete Oelfarbe leicht mit einem
lesser abschaben. Wendet man Säuren an, so muss man deren Reste zunächst
ait Kalkwasser, ilann mit reinem Wasser sorgfältig entfernen. Immer ist für
^ioc gründliche Reinigung der Metalloberflächc von anhaftendem Rost oder
JrÜnspan zu sorgen, die am besten mittelst Drahtbürsten oder unter Benutzung
iron Säuren bewirkt mrö. Die Grundirung erfolgt, wie bemerkt, am besten
nit Bleimennige, zu den weiteren Anstrichen benutzt man vortheilhaft
Farbkörper Graphit, Ist das Metall der Einwirkung feuchter Luft aus-
gesetzt (wie X, B. in Gewächshäusern), so wählt man statt eines Oelfarben-
Striches besser einen Ueberzug mit einer 1-ösung von Schelluck in Spiritus
bdcr mit Lackfimiss (vergl § 260) oder mit Leinölfimiit» und Harzlösungen.
Tlieil. Bie
IfiStO
Beschlagtheile aus Messing oder Bronze, desgleichen Kronleuchter, •
u. s. w. aus diesen Metalllegierungen erhalten jsuin Schutte gegen <j.
«wecfcmässig einen Mastixlack-Ueber^ug, durch welchen der Glanz nidit fcr*
mindert wird,
Oel färb enanst rieh auf Glas. Zum besseren Anhaften der Oelfaite
empfiehlt es sich, die Glasfläche durch Aetzen mit Flusssäure oder duij
Behandlung mittelst Sandstrahlgebläse etwas rauher zu gestahei>.
Oelfarbenanstrich auf Hol z. Nach dem Verkitten aller Risse und
Fugen, dem Ueberziehen aller Astknoten mit einer Losung von Schellack
in Spiritus und dem Abschleifen der dadurch entstandenen Unebenheiten
mit Bimsstein u. s. w. wird das Holzwerk, welches vollständig tr-
von allen Unrein igkeiten befreit sein muss, gewöhnlich mit einer
von 1 Theil Leinölfimiss, 2 Theilen Leinöl und Farbstoff (für helle An
Blei- oder Zinkweiss, tut dunkle Ocker) grundirt. (Eine Tränkung des 1. . .
mit reinem Leinöl (ohne Farbzusatz] hält Spennrath für schlecht, während
Andere sie empfehlen.) IMe Grundirtmg ist mit einem steifen Pinsel und so
aufzutragen^ dass der Anstrich überall in das Holz eindringt. Nach dem
Trocknen dieses Anstriches sind alle Schrauben, Nagelköpfe u. s- w» satibcr
und sorgfältig einzukitten und eiserne Beschläge von Schmutz und Rost m
reinigen, sowie mit Mennigfarbe zu grundiren. Die folgenden Anstriche werdea
mit einem Gemenge aus 1 Theil Firniss, 2 Theilen rohem Leinö), ^'*^^
607o Zink weiss (oder auch Blei weiss) und bis zu 2o7o Erdfarben ausg
Soll die Naturfarbe des Holzes sichtbar bleiben, so wird die i'U^
am besten mit heissem Leinöl oder Leinölfimiss ohne jeden Farbacu
getränkt und dann mit Copal- oder Benisteinlackj mit oder ohne Lasurüirh
beimengimg, ein- bis zweimal überzogen. Im Freien sind derartige Anslrid
nicht anw^endbar, dagegen werden sie bei neuen Holzfussböden vicU
ausgeführt Alte Fussböden pflegt man zunächst mit Firniss zu überzieh
dann mit Erdfarben deckend anzustreichen und schliesslich 1- — 2 mal zu lackir
Zur Nachahmung der Maserung edler Hölzer wird die HolzdaC
in gewöhnlicher Weise grundirt, dann abgeschliffen, hierauf mit einer '
Natur der nachzuahmenden Holzart entsprechenden Grundfarbe bestrich
sodann mit der Maserung versehen, hierauf lackirt und schliessHch zur
htitung des Nachdunkeins der Oelfarbe und zur Beseitigimg des Gli
mit einer dünnen Wachsschicht überzogen, w^ozu mau eine Auflösung
Wachs in Terpentinöl benutzt. Die Maserung wird entweder aus freier
mit Hilfe von verschiedenen Pinseln, Kämmen, Schlägern, sowie
Schwämmen und Leinwandstückchen oder mittelst besonderer mechanisch
Vorrichtungen ausgeführt, z. B. mit Hilfe von F lad erpapieren, die
besonders präparirtem, bedrucktem Papier bestehen und als Oel- o<
Wasserdruck -Abziehpapiere geliefert werden, oder mit Hilfe von Flad<
druckplatten aus Gelatine, von Maserircartons, die aus feinstem Lo»
papier bestehen und mit eigens präparirter Farbe bed nickt sind, auch
Flader%valzen u, s, w.
Zu envähnen ist noch das Backhaus'schc Naturselbstdruckvci^
fahren, das aber seiner sehr schwierigen Behandlung wegen otir scheu Mm*
gewendet wird und deshalb hier nicht weiter beschrieben werden
(Näheres hierüber findet man in Lueger's > Lexikon der gcsammlen Tecluiih
1895, Bd. 1, S. 371.)
Zwt[ie% Capitel. Hurse. Tbeerc, Farben, Ffruiate und LAcke.
555
Oelfarbenanstrich auf Kalkputz, Stuck und Steinwänden u. s, w»
Kachdem der Putz gehörig ausgetrocknet ist, was gewöhnlich erst nach
fl — 2 Jahren der Fall zu sein ptiegt, wird derselbe mit Leinölfirniss getränkt,
der so dünnfliissig sein nniss, dass er lief in den Putz eindringt und alle
.Poren desselben durchzieht, weil nur dann ein festes Haften der Üelfarbe zu
gewärtigen ist*
Diese Verdünnung wird in der Regel mit Terpentinöl bewirkt, doch
5t dies für Fa^aden an striche nicht empfehlenswerth. Fehlerhaft ist eine
»mndirung mit T^eimwasscr oder dünner I^eimfarbe, weil dieselbe das Ein*
Jringen der Oelfarbe in den Putz verhindert und die Haltbarkeit des An-
Itriches vermindert Nach dem Trocknen der Grundirung folgen zwei
Anstriche mit einer aus Oelfimiss, 65% Bleiweiss unel 25% Schlämmkreide
t>estehenden Farbe; der Zusatz von Schlämmkreide soll den Anstrich dauer-
hafter machen. Beim folgenden (letzten) Anstrich wird die Schlämmkreide
und auch der Terpentinölzusatz tbrtgelassen und zur Erzielung einer glanzlosen
"lache Wachsfarbe hinzugesetzt. Da die letztere die Haltbarkeit des An*
Btriches vermindert» so empfiehh es sich zur Beseitigung des Glanzes auf
ien noch feuchten letzten Anstrich feinen Sand aufzustreuen. Auf Aussen-
Sächen ist der Anstrich in der Regel alle 5 — ü Jahre zu emeuem» weil die
^nne die flüchtigen Oele verzehrt. Da die Oelfarbe die Poren des Putzes
vollständig verschliesst, so kann die im Innern der Mauer etwa vorhandene
Feuchtigkeit nicht verdunsten; es muss daher die Mauer auch innen voll-
Ständig trocken sein, bevor man sie mit Oelfarbe anstreicJien kann» Als
jesie Zeit für Fa^adenanstriche gelten die Monate Juni, Juli und August,
jedoch ist staubiges Wetter zu vermeiden, weil der Staub die Anstriche
verunreinigt, W'ird der Anstrich während des Thaues oder Regens oder gar
während des Frostes aufgebracht, so häutet er sich leicht ab,
Oelfarbenanstrich auf Cementputz. Für frischen CementpuU
empfiehlt sich ein Anstrich mit Käse in färben (vergl. § 262) oder mit
einem Gemenge von Cement, etwas Manganschwarz und W^asser, Statt des
letzteren verwendet man auch der grösseren Haltbarkeit wegen Wasserglas
(Cementsilicat ans trieb). Solche Anstriche erscheinen schön grau und
können fleckenlos hergestellt werden, auch lassen sich auf ihnen farbige Ornamente
aus Wasserglas färben anbringen und nach dem Austrocknen des Putzes über
pc Oelfarbcn anstriche auftragen, (Vergl, > Centralblatt der Bauverwaltung«,
1885, S. 360«) Soli ein frischer oder noch nasser Cementputz einen Oel-
l'arben anstrich erhalten, so muss man die Putzflächc mit Leinölsäure oder
gewöhnlicher Harzkernseife^ die in schwacher Lösurig aufgetragen und mit
Ilüiner Alaunlösung überstrichen wird, behandeln. Eine Grundirung mit Essig-
^äure» wie sie hier und da beliebt wird, ist nicht zu empfehlen, weil die Putz-
iche dadurch hygroskopisch und ein Theil des Putzes gelöst wird. Behandelt
nan die Putztläche mit Magnesiafluat oder Fluocimeni von Kessler, so kann
na« frischen Cementputz sofort mit dauerhaftem Oelfarbenanstrich versehen,
Es empfiehlt sich jedoch, einen Oelfarbenanstrich auf einen
Cementputz erst nach 1 — 2 Jahren aufzubringen, in welcher Zeit die
kohlensaure der Luft den im Cemcnt enthaltenen Kalk in kohlensauren Kalk
ngewflndclt hat.
Besitzt nämlich der Cement noch ungebundenen Aetzkalk, so erfolgt
Ver»c»fung des Oeles der Oelfarbe und bei hinzutretender Feuchtigkeit
256
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
eine Entfernung der Kalkseife nebst Farbe. Vorhandene Ausblühungen, durch
welche das Anhaften der Oelfarbe verhindert und eine 2^ersetzang der
letzteren herbeigeführt wird, sind durch Behandlung der Putzfläche vor dem
Grundiren mit einer schwachen Säure (z. B. mit verdünnter Schwefel- oder
Salzsäure, und zwar 1 Theil Säure auf 100 Theilen Wasser) zu beseitigen
oder mit einer Eisenvitriol- oder kohlensauren Ammoniaklösung (2 Theile an
der Luft zerfallenes Ammoniak auf 100 Theile Wasser), wobei die Kohlensäure
mit dem Aetzkalk sich zu kohlensaurem Kalk verbindet. Diese Flüssigkeiten
sind mit reinem Wasser sorgfältig abzuspülen. Nach dem Trocknen der Putz-
fläche erfolgt die Grundirung und der Anstrich in ders^ben Weise, wie
beim Kalkputz beschrieben worden ist.
Zur Grundirung wird auch Kalkolith empfohlen (siehe »Civilingenieurc,
1884, S. 206).
Statt des reinen Cementputzes wählt man zweckmässig einen Putz mit
Cement und einem Zusatz von Kalkhydrat, wenn die Wand einen Oelfarbcn-
anstrich erhalten soll. Längere Einwirkung der Witterung auf die Putzfläche
befördert das Anhaften des Oelfarbenanstriches, weil die Cementputzflächc
poröser wird.
§ 260. Leimfarbenanstriche.
Leimfarbenanstriche leisten einen genügenden Widerstand gegen Dämpfe
und massig feuchte Luft; sie sind verhältnissmässig billig und trocknen
schnell. Man verwendet sie meistens auf Wänden im Inneren, auf Leinwand
(zu Zimmer- und Theaterdecorationen) und auf Holzwerk. Die Farbstoffe
(zumeist Erd- und Lackfarben) werden fein gemahlen und mit Wasser an-
gerieben oder in Wasser einen Tag lang liegen gelassen, damit sie erweichen,
und, falls zwei oder mehrere Farbstoffe zur Erzielung des gewünschten
Farbentones vermischt werden müssen, geknetet, dann getrocknet und mit
Leinöl oder zunächst mit Wasser und dann mit Leim angerührt. Die Menge
des Leimzusatzes ist abhängig von der Güte des Leims, von der Be-
257
Während des Anslreichens ist die Leimfarbe öfters umzurühren; sie ist
gleichmässig aufzutragen und soll auf dem angestrichenen Gegenstand so fest
haften, dass sie beim Reiben mit dem Finger nicht abfärbt Ein zu dick
aufgetragener Anstrich blättert ab.
Zum ersten Anstrich auf Holz verwendet man zweckmässig eine
Mischung von 4 Theilen Spanischweiss mit 6 Theilen reinem Leim» welche
Ieine Temperatur von etwa 4U^ C besitzt. Sämmtliche Fugen und Risse
Ircrden mit Kreide und Fimiss verkittet, Aeste mit einer Mischung von ge-
inahlenem Bleiweiss loder Mennige) und Leim oder mit Schellack überzogen
oder vor dem Anstrich mit feuchtem Kalk bestrichen, nach dem Trocknen
desselben mit einem glühenden Eisenstab überfahren, damit das Harz aus-
schmilzt und vom Kalk aufgesogen wird, und endlich mit Bimsstein ab-
' geschliffen. Eiserne Beschläge, Schrauben- und Nagelköpfe u. s. w. sind von
^_Ilo5t und Staub sorgfältig zu reinigen und mit Lackfimiss zu grundiren. Zu
^fcergoldende Gegenstände erhalten einen Anstrich mit einer Mischung von
^Kreide und Leim,
Wählt man zum Anstrich Ultramarinfarben, so rührt man dieselben
nicht mit Leimwasser an, sondern giebt ihnen einen Zusatz von Mehlkleister
Klebestoff.
Wenn Stein wände einen Leirafarbenanstrich erhalten sollen, so empfiehlt
"«s sich, dieselben vorher mit Kalkmilch oder Alaunwasser, dem etwas Leim
(zugesetzt wnrd, zu tünchen und dann mit Seifenwasser zu tränken, Auch
fechmierseife wird als Grundirungsmasse benutzt und dann mit kochendem
p\^asser gelöst, sowie mit Wasser so verdünnt, dass etwa das Verhältniss 1 : 9
entsteht. Die Wände müssen ausgetrocknet sein, weil auf feuchten Wänden
«in Leimfarben anstrich nicht lange hält.
Wenn man einen Gegenstand lackiren will, so grundirt man ihn
mehrmals, bestreicht ihn wiederholt mit einer weissen Farbe, schleift ihn
hierauf mit Bimsstein ab, giebt ihm einen zweifarbigen, sehr feinen und mit
weichem Pinsel aufzutragenden Anstrich, bestreicht ihn nach dem Trocknen
^»des letzteren zweimal mit stark v^erdünntem, kaltem Knochenleim und über-
^^iebt ihn endlich, wenn der Leim vollständig getrocknet ist, zwei- bis dreimal
■ mit einem guten Wcingeist-Lackfimiss.
^^ Wasserdicht wird ein Leimfarbenanstrich, wenn man ihn mit einer
^Äfischung von 1 Gewichtstheil pulverLsirter Galläpfel mit 12 Gewichts-
^^heilen Wasser, die bis auf */, ihres Volumens eingekocht und durch ein
Tuch filtrirt worden ist, so überstreicht, dass er dadurch erweicht wird,
denn auf eine harte Leimdecke ist die Einwirkuug dieses Gerbstoffes eine
sehr geringe*)
In den meisten Fällen lassen sich Schmutzflecke mit weichem Brot
^^llein entfernen ; die Reinigung von Staub hat mit einem möglichst weichen
^fclaarbesen oder Federw^edel zu geschehen, denn Tuch ist zu diesem Zwecke
^^zu. hart und greift den Anstrich an.
*) Siehe Molhcs, a. a O,, Bd. I. S. 122 — 129; daselbst findet man auch eine
^Oiae Anzahl von bewahrten Keceplen zu Anstricheo auf Holz, Metall, Mauern, Ziegel-
~|fu»b5den u. s. w. Auch in der ersten Beigabe «uro »Kalender der Baugewcrks-
Leitung« (Berlin! werden allj^ihrÜch cmpfchlenswcrthe Rccepte tür Anstriche ^er-
(^cntlichL
Jfc»ttgi
i a«r B«titto8Uhr% Band l|» >
258
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Zu den Leimfarben gehören auch die sogenannten Temperafarben,
welche mit Leimwasser angerieben, dann aber mit Eiweiss, Ziegenmilch,
Honig, Wachs u. s. w. vermischt und hauptsächlich zu Wandmalereien und
zur Herstellung von Theater-Decorationsstücken verwendet werden.
§ 26L Wasserfarbenanstriche.
Chinesische Tusche und Erdfarben, die eine grosse Deckkraft besitzen
und sich, wenn sie in W^asser angerieben werden, mit diesem nicht chemisch
verbinden, sondern sich in ihm nur fein vertheilen, können zu Anstrichen
auf solchen Gegenständen benutzt werden, die sich in geschlossenen Räumen
befinden und keiner Reibung ausgesetzt sind, also hauptsächlich zu Zimmer-
und Theatermalereien.
Die Poren und Fugen der Gegenstände, welche einen solchen Anstrich
erhalten sollen, werden durch Tränken mit heissem Leimwasser, Gummi
arabicum u. s. w. geschlossen. Sofern diese Grundirung (z. B. auf Holz) nicht
recht haften bleiben will, reibt man den anzustreichenden Gegenstand vorher
sorgfältig mit Knoblauch ab. Auf Körper, die sich bei grosser Hitze krumm
ziehen können, darf der Leim nicht in kochend heissem Zustande aufgetragen
werden.
Auf die Grundirung folgt gewöhnlich ein weisser Anstrich, weil sich
auf diesem die Wasserfarben am besten abheben. Zu diesem Anstrich ver-
wendet man auf Holz meistens eine Mischung von Bleiweiss oder geschlämmter
Kreide und Leimwasser. Ein solcher Anstrich springt auf Pappe leicht ab
und wird rissig; es empfiehlt sich daher, Pappgegenstände ohne Anstrich zu
lassen, dagegen mit starkem weissem Papier zu überziehen und auf dieses
den Wasserfarbenanstrich aufzutragen.
In den meisten Fällen genügen zwei Anstriche. Nach dem Trocknen
des ersten wird der angestrichene Gegenstand mit Schachtelhalm u. s. w. zur
Beseitigung aller Unebenheiten abgerieben. Sind mehr als zwei Anstriche
erforderlich, so schleift man jeden einzelnen vor Aufbringung des nächsten
ab. Den obersten Anstrich trägt man zweckmässig moEÜcbst dünn unL
Zweites Cftpftel, Harze. Tliecre, FuTbeii, Flra!s5P und tjicte»
950
endlich durch einen kleinen Zusatz von Ochsengalle oder Waschseife gegen
das Ausfliessen auf Pausleinwand geschlitzt.
Als Farben benutzt man ausser der chinesischen Tusche hauptsächlich
Carminlack, gelben Ocker, Gummigutt, Ultramarin, Preussisch-
Blau, Sepia, gebrannte Sienna, Grün und Zinnober. Man erhält durch
Üschungen von Roth und Blau Violett, von Roth und Gelb Orange,
^on Blau und Gelb Grün, von Carminlack und sehr wenig Preussisch-Blau
^urpur, von Zinnober und Carminlack Scharlach, von Carmin, Preussisch-
ilau und Schwarz Neutraltinte, von gebrannter Sienna und Schwarz Umbra,
Kon Preussisch-Blau und Schwarz Indigo, von Preussisch-Blau, gelbem Ocker
lil gebrannter Sienna (Sepia oder Carminlack) Naturgrün u. s. w.
Tuschzeichnungen lassen sich durch einen Ueberzug mit Collodium,
dem vorher 2% Stearin zugesetzt worden sind, conserviren.
§262, Kalk> Kasein- und Blutfarbenanstriche.
^V Den billigsten und gebräuchlichsten Anstrich für Häuser erhält man
mit gut gelöschtem Kalk (gewöhnlich Weisskalk), welcher mit 4 — ömal so
viel Wasser verdünnt» mit in kochendem Wasser aufgelöstem Alaun (l kg
Alaun auf etwa 15 / Kalkmilch oder mit Schmierseife) versetzt und mit oder
ohne Zusatz von Kalkfarben sehr dünn auf das verputzte Mauerwerk auf-
I getragen wird, sobald dasselbe vollständig ausgetrocknet ist, weil anderenfalls
der Anstrich fleckig wird. Der Alaunzusatz gewährt einen guten Schutz gegen
IJngeziefer (z, B. gegen Wanzen)* Als Farbstoffe verwendet man hellen Ocker,
reschlämmte Umbra, Frankfurter Schwarz, Englischroth, Chrom oxydgrün (Per-
gamenigrün) oder Victoriagrün (Chromoxydgrün mit Zinkgelb) u. s. w.; nicht
brauchbar sind Chrombleifarben und Bleiwciss, letzteres seiner Giftigkeit
regen. In der Regel erfolgt der erste Anstrich nur mit Kalkmilch, welche
Jie Poren verstopft und die Fläche glättet. Auf diese Grundirung folgen
neist zwei Anstriche mit Kalkmilch, welcher Farben im Verhältniss von 1 : 1
[)is 2:1 zugesetzt werden ; nur bei sehr scharfem und rauhem Putz sind
Irei Anstriche erforderlich; die Farben werden in weiches Wasser ein-
geweicht und dann der Kalkmilch beigemengt. Die Anstriche sind mit dünn-
äüssiger Farbe aufzutragen, weil ein dicker Ueberzug abblättert.
Im Allgemeinen sind Kaikfarbenanstriche wenig dauerhaft und färben
Jcicht ab. Um ihre Haltbarkeit zu erhöhen und den Anstrich wetterbeständiger
EU machen, empfiehlt es sich, der Kalkmilch Leinöl oder Leinölfimiss (etwa
>^/^,), Kochsalz, Seifenlauge, Heringslake u, s. w, zuzusetzen oder zum Löschen
Jes Kalkes reine Milch statt Wasser zu benutzen. Im letzteren Falle werden
iic beizufügenden Farbstoffe zuerst mit Milch angerührt, beziehungsweise
ibgerieben (Milchfarben) und dann dem Kalk beigemischt An Stelle der
Milch kann man auch gut abgeriebene Buttermilch verwenden. Sind die
r^'arben zu verdünnen, so setzt man ihnen nicht W^asser, sondern Milch hinzu.
uine Beimengung von Kochsalz (auf etwa 3 Theile gebrannten Kalk, l *rheil
^Salz) liefert einen cementharten, wetterfesten und abwaschbaren Anstrich.
Gut und dauerhaft, sowie abwaschbar sind auch Anstriche mit Käse-
farben (Ka sefn färbe UK Kaseinanstrichc haften gut, sind im Wasser unlös-
ykb| verleihen dem Holzwerk und der Leinwand einigen Schutz gegen Ent-
oung und eignen sich fiir Innen- tind Aussenwändc von Gebäuden, <\ix
260
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Holz u. s. w. Man bereitet diese Farben aus 1 Theil gut gelöschtem und
einige Zeit abgelagertem Kalkbrei, etwa 5 Theilen weissem Käse (Quark) und
reinen Metalloxyden oder Erdfarben. Organische Farben, sowie die fast alle auf
Salzbildung beruhenden anorganischen Farben sind nicht brauchbar, weil sie
zersetzt werden. (Siehe »Baukimde des Architektenc, Bd. I, Theil 11, S. läO.)
Vor dem Auftragen des Anstriches sind die geputzten Flächen gut anzunässen.
Um eine frischere Wirkung zu erzielen, mengt man beim Verreiben den
Kaseinfarben Leinöl, Harze u. s. w. bei. Soll Papier mit Kaseinfarben bemalt
werden, so ist dasselbe mit Leinöl oder Gummi zu grundiren. Leinwand wird
mit einer Lösung von Kautschuck in Terpentinöl vor dem Anstrich über-
zogen. Die Verdünnung der Kaseinfarben geschieht meistens nur mit
Wasser.
Empfehlenswerth sind auch Anstriche mit Blutfarben, weil dieselben
ziemliche Dauerhaftigkeit besitzen und billig sind. Man lässt Rinderblut in
flachen Gefässen 2 — 3 Tage lang stehen, bis es sich zersetzt hat und sich
auf demselben helles Blutwasser (Serum) abgesondert hat. Letzteres schöpft
man ab, vermischt es mit gebranntem, pulverisirtem und feingesiebtem Kalk-
mehl imd etwas Alaun, so dass das Gemenge einen zähen Schleim darstellt,
und trägt diese Masse ohne Wasserzusatz auf den Wandputz zweimal auf.
Bei hölzernen Decken in mit Dampf erfüllten Räumen ist ein dreimaliger
Anstrich erforderlich. Getrocknet stellen diese Anstriche eine feste, hom-
artige, in Wasser, verdünnten Säuren und Alkalien unlösliche Masse dar.
Soll Lehmputz einen Anstrich erhalten, so schlämmt man ihn zunächst
mit Milch oder Wasser unter Zusatz von Alaun oder Schmierseife, bestreicht
ihn dann mit einer Mischung von Cement und Lehm in Wasser, hierauf
mit reinem Portlandcement, der sehr dünn mit Wasser angemacht sein muss,
und schliessHch mit einer Milchfarbe.
Einen alten Kalkfarbenanstrich beseitigt man durch Abwaschen mit
Schwamm und reinem Wasser oder Seifenlauge, oder man entfernt ihn mittelst
einer Alaunlösung, die nach dem Trocknen mit Sandpapier wieder abge-
rieben wird.
Ijcstiiubte Kalklarbenanstnchc können ntir
Sv«ft«ft CnpiteL Jl»t%t, TÄeefe» Farben, Fimlfte und
Eme Wachsleimfarbe bereitet man aus Farbstoff, Wachs njid ge-
kochtem Leim, oder man erhält sie durch einen Zusatz von in Terpentinöl
aufgelöstem Wachs zu einer gewöhnlichen Leimfarbe.
Die Wachsfarben dunkeln nicht nach, werden aber in der Kälte spröde.
Um einen matten Glanz zu erzeugen, reibt man sie nach dem Trocknen mit
Icinem wollenen Lappen ab.
r Zu erw^ähnen ist noch die sogenannte Enkaustik (Einbrennektinst),
die schon im Alterthum bekannt war und in neuerer Zeit in München
1^ wieder in verschiedenen Methoden zur Anwendung gekommen ist. Nach dem
k^on Fernbach erfundenen Verfahren 'wird eine Mischung von Terpentinöl,
Wachs, Bernstein und Kautschuck durch eine gelinde Wärme auf die Malerei
^aufgeschmolzen, wodurch letztere eine besondere Schönheit und Dauerhaftig-
keit erhält.
g 264. Sonstige Anstriche.
^P 1. Wasserglasanstriche, siehe § 250; Stereochromie, eben-
^^daselbst,
2. Stereochfome Bemalung des Cementes nach dem Ver-
fahren von Dr. Koch und Dr. Adamy in Darmstadt, stehe § 226»
^_ 3. Theeranstriche, siehe § 252.
^B 4. Schwedischer Anstrich zum Schutze von Holzwerk. Er wird
^Hus Heringslake, RoggenmehUKleister, Schlämmkreide und etwas Ocker her-
^^estellt.
' 5. Russischer Anstrich, ebenfalls zur Erhaltimg von Holzwerk
^^ dienend. Man löst Y^ kg Eisenvitriol in 12 / Wasser auf und setzt dieser
^■Flüssigkeit zunächst ^/^ kg Kolophonium, sowie l^/i ^^ caput mortuum hinzu
^■und hierauf eine Mischung von 1 kg Roggenmehl und 0'4 / Wasser. (Siehe
>Baukunde des Architekten«, Bd. I, Theil II, 1896, S. L^3.)
6. Anstrich für Stein und Holz.
Zinkoxyd (Zrnkweiss) wnrd mit Leimwasser verdünnt und mit dieser
lüssigkeit der Gegenstand bestrichen. Nach etwa 2 Stunden wird über diesen
Lnstrich ein zweiter aufgetragen mit einer Mischung von Chlorzink und
simwasser, wobei sich dass Zinkoxyd mit dem Chlorzink zu einer sehr
glatten und sehr harten Masse verbindet. Will man einen farbigen Anstrich
erhalten, so mengt man dem Leimwasser die gewünschte Farbe bei. Dieser
Anstrich trocknet schnell, ist dauerhaft und um die Hälfte billiger als ein
lelfarbenanstrich, (Siehe »Deutsches Baugewerksblalt«, 1885, S. 13.)
7. Wetterfester Wasserfarbenanstrich von E. Puscher für
'cment- und Kalkputz.
Man löst 1 Theil Eisenvitriol in 3 Theilen Wasser auf und bestreicht
lit dieser Lösung den Putz mehrere Male, bis derselbe mit der Eisen-
rerbindung gesättigt ist und keine dunkle, grüne Färbung mehr zeigt. Nach
icm Trocknen stellt dieser Anstrich dann eine ockerfarbige, mit W^asser
licht mehr abwaschbare Schicht dar, auf welche die Farben aufgetragen
werden k*)nnen. Ueberstreicht man diese Schicht zweimal mit oprocentigem
Jeifenwasser, so erhält man eine wasserdichte Oberfläche. Dieselbe lässt sich
lurch Bürsten oder Reiben mit einem Tuche glänzend machen. (Siehe
iThonindustrie-Zeitung-r, 1882, S. 240.)
262
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoflfe.
8. Amphibolin von Ad. Hamann in Ernsthofen (Odenwald).
Das mit dem Asbest chemisch identische Amphibolin (Hornblende) liefert
eine waschechte Wasserfarbe für Wandflächen, abgebundenen Cementputz,
Eisen, Zink, Glas, Papier, Holz u. s. w. und bildet eine Mittelstufe zwischen
Leim- und Oelfarbe. Es wird aus einem nur im Odenwald vor-
kommenden Mineral hergestellt und in Pulverform in den Handel ge-
bracht. Dieses Pulver wird zum Gebrauche in ein reines Gefass geschüttet
und dann mit Wasser, das in ganz geringen Mengen nach und nach zu-
gesetzt wird, vermengt und mit demselben sorgfältig verrührt, bis die Masse
ein vollständig gleichmässiges Aussehen zeigt und frei von Klumpen ist
Durch weiteren Wasserzusatz wird die Masse nur so weit verdünnt, dass man
sie leicht streichen kann, dass aber auch ein gut deckender Anstrich erzielt
wird. Der Anstrich mit dieser giftfreien und geruchlosen Masse trocknet
sehr schnell und haftet so fest, dass gewöhnHche Venmreinigxingen einfach
mit kaltem Wasser und nassen Tüchern beseitigt werden können. Amphibolin-
anstriche zeigen die Sandsteinfarbe; andere Färbungen lassen sich durch
Zusatz von 5% Erdfarbe (auch Ultramarin), jedoch nur in hellen Tönen er-
zielen. Man verwendet den Amphibolinanstrich als Untergrund für Oelmalerei,
als ersten Anstrich für Fa^aden auf Cementputz, sofern die Wände nicht
auf der Wetterseite liegen, und hauptsächlich zu Innenwänden und Decken.
Alte Leim- und Kalkanstriche, auch Oelfarbenanstriche sind (am besten mit
Seifenwasser) zu entfernen, um ein Abblättern des aufgetragenen Amphibolin-
anstriches zu verhüten. Horizontale Flächen, Fensterbänke, Balkons und am
Dache vorspringender Putz sind nach dem Amphibolinanstrich einmal mit
Oelfarbe zu überstreichen. Der Amphibolinanstrich ist billiger wie ein Gel-
färben-, jedoch etwas theurer wie ein Leimfarbenanstrich. —
Derselbe Fabrikant liefert auch eine Amphibolin-Rostschutz färbe,
die auf rostigem oder nicht rostigem Eisen verwendbar ist. Das Pulver wird
in gleichen Gewichtstheilen mit Leinölfimiss angerührt und nöthigenfalls mit
57o Terpentin und 2 — 3^0 Siccatif versetzt. Ein doppelter Anstrich schüut
selbst rostiges Eisen, dessen fest anhaftender Rost vor dem Anstrich nicht
beseitigt zu werdeo braucht, gegen das Durchdringen und eine Neubildung
jclitfert und dürfen weder einen (JeUusatz noch eine Beimengung eines
mderen Stoffes erhalten. Man rührt sie zu einem dicken Brei an» stjeicht
denselben mit einem kurzhaarigen Pinsel auf den Gegenstand und reibt ihn
'gehörig ein. Nach etwa 24 Stunden, nachdem der erste Anstrich getrocknet
ist, erfolgt der zweite. Eine vollkommene Feuersicherheit soll man durch
einen dreimaligen Anstrich (Grundirung mit billiger Asbestfarbe und zwei
^•eitere Anstriche mit besonders hergestellter feuerfester Asbestfarbe) erzielen.
Auf alte Oel färbe lässt sich ein Asbestfarbenanstrich nur schwierig auf-
bringen. Am besten soll sich für solche Anstriche trockenes, ungehobeltes
Bauholz, wie es von der Säge kommt, eignen. Gute Asbestfarbenanstriche
'werden selbst bei langandauemder stärkerer Erhitzung nicht blasig. —
IEine feuerfeste Asbestfarbe bereitet Julius Käthe inDeutz folgender-
■nassen: Der bei der Asbestfabrikation sich ergebende, ganz reine und höchst
Beine Asbeststaub \v4rd in einem eisernen Behälter geglüht, um alle in ihm
Enthaltenen brennbaren Stoffe zu vernichten, dann werden 30 Theile der
Ijeglühten Masse mit 20 Theilen feinstgepulvertem feuerfesten Thon ver-
mischt, dem Gemenge 10 Theile Borax, in 30 Theilen heissem Wasser auf-
gelöst, und 10 Theile Wasserglas hinzugesetzt; hierauf wird die ganze
Mischung erwärmt und schliesslich sehr fein gemahlen. Um sie zu färben,
vermengt man sie mit Anilin* oder Erdfarben. Der lösliche Borax dringt
fester und tiefer in das Holz ein als Wasserglas, er verzögert das Trocknen
und bewirkt dadurch einen festeren und feuerbeständigeren Ueberzug auf
dem Holze. (D. R,P, Nr, 20937.)
^ 10. Testalin von Hartmann und Hauers in Hannover (D. R. P.
m^T. 78607).
^m Das Testalin besteht aus 2 wasserklaren Flüssigkeiten, nämlich:
Nr. 1 aus einer alkoholischen Lösung einer ganz besonderen ( Jel-
säurekaliseife und
Nr. 2 aus einer essigsauren Lösung von essigsaurer Thonerde,
Diese beiden Lösungen werden auf den ohne Anwendung von Säuren
gereinigten Gegenstand (Stein oder Cement) nacheinander aufgetragen, und
[zwar mittelst eines Pinsels in wagrechter und senkrechter Richtung, so dass
eine recht satte Tränkung erfolgt, Ist die aufgebrachte Lösung Nr, 1 (blaue
itiquette) eingezogen, so dass die Struktur des Stoffes wieder ganz hervor-
ritl (je nach Witterung und Gefüge nach 2 — 3 Stunden'), so wird die Losung
Nr. 2 irothe Etiquette) in gleicher Weise aufgestrichen. Durch Wechselwirkung
ier Bestandtheile scheidet sich feste Ölsäure Thonerde (unlösliche Thon-
Erdeseifci aus, welche sich, soweit die Flüssigkeiten in die Steine u. s. w,
ron deren Oberfläche eingedrungen sind, als feinvertheilter Niederschlag in
ien Poren absetzt und auf diese Weise eine oberflächliche Erhöhung der
Hcbtigkeit der Steine bewirkt. Diese Thonerdeseife besitzt eine sehr hohe
rajsserabwcisende Kraft und verhindert das Eindringen von Nässe in den Stein-
t>a die Poren nicht vollstäudii;; geschlossen werden, ein glasurartiger Ueber-
* nicht entsteht, so wird die Luftdurchlässii(keit der Mauer nicht
ben. Durch die Behandlung mit Testalin wird, wie die königliche
'rülungsstation für Üaumalertalien zu Charlotten bürg festgestellt hat, die
)ruckfesiigkeit von Sandsteinen wesentlich erhöht und die Abnutzbarkeit
bedeutend vermindert Mit Testalin getränkte Steine nahmen, in Wasser
j;«legt, nach 10—15 Minuten nur ü-16 — O'TS^o Nasser auf. Durch TestÄhn
264
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
wird die Farbe der Backsteine gar nicht, die der Sandsteine kaum merklich
geändert. Die Anstriche sind abwaschbar, verhindern bei Cementarbeiten
das Entstehen von Trockenrissen und schützen die Wände auch gegen das
Eindringen von Staub und Russ, sowie gegen das Ansetzen von Flechten und
Moosen; sie bilden daher ein vortreffliches Schutzmittel
11. Wetterfester Anstrich (Mineralmalerei) von Keim & Comp,
in München.
Die Wand erhält einen Spritzbewurf mit einem Mörtel aus 4 Theilen
reinem, gewaschenem, trockenem Sand und 1. Theil Kalkbrei, sowie vor
dem Antrocknen desselben einen zweiten Bewurf, um alle Unebenheiten
des ersten zu beseitigen. Auf diesen Untergrund wird ein Gemenge aus
8 Theilen Keim'scher Mahlgrundmasse (nur reiner Sand) und 1 Theil
Kalkbrei etwa 2 mm dick aufgetragen und glatt gerieben. Nach dem An-
trocknen dieser Masse wird die Fläche mit einer Mischung von 1 Theil Kiesel-
fluorwasserstofifsäure und 3 Theilen Wasser zweimal getränkt, um die Poren
des kohlensauren Kalkes zu öffnen. Nach 24 Stunden erhält der Untergrund
einen dreimaligen Anstrich mit einer Wasserglaslösung (1 Theil Kaliwasserglas
und 2 Theile Wasser). Auf diesen steinhart gewordenen Mahlgrund werden
nach gehörigem Annässen desselben die mit destillirtem Wasser angeriebenen,
von Keim besonders hergestellten, nur aus mineralischen Bestandtheilen be-
stehenden, von öligen oder harzigen Bindemitteln und überhaupt von orga-
nischen Stoffen freien Farben lasurartig aufgestrichen. Nach dem Antrocknen
des Anstriches wird das Bild drei- bis viermal in Zwischenräumen von je
12 — 24 Stunden mit dem Keim'schen Fixirmittel behandelt, bis diese Flüssig-
keit nicht mehr aufgesaugt wird. Die nicht eingesogene Flüssigkeit ist schnell
mit Löschpapier wieder zu beseitigen.
Dieser Anstrich zeichnet sich durch grosse Deckkraft, Fleckenlosigkeit,
Abwaschbarkeit und Porosität aus, welche die natürliche Lüftung durch die
Mauern gestattet, femer durch einen schönen matten Ton und durch grosse
Haltbarkeit. Unter der Einwirkung von Feuchtigkeit wird dieser Anstrich
allmälig härter. (Näheres siehe A. Keim, »Die Mineralmalerei c, Wic%
Farbeiit Firnisse iinq
§ 2C5» Bronziren, Vergolden u, s. w-
Zum Bedrucken von Tapeten u. s, w,» sowie zum Anstrich von Hob-,
'Gyps- and Metallgegenständen, auch von Steinen, finden Bronzefarben vielfach
Verwendung, Sie stellen fein pulverisirte Metalllegierungen dar und werden
aus Abfällen der Metallschlägerei, aus der sogenannten Schawine hergestellt
^Meistens bestehen die Bronzefarben aus einer Legierung von Kupfer mit
iink und nur, wenn sie hochroth sind, aus reinem Kupfer. Eine hellgelbe
^Bronaefarbe enthält 83 Theile Kupfer und 17 Thcile Zink, eine orange-
rothe 83 Theile Kupfer und 1 TheÜ Zink; echtes Malergold (echtes
Musivgold, edle Goldbronze) wird aus den Abfällen des echten Blattgoldes,
echtes Malersilber (Musivsilber, echte Silberbronze) aus den Abfällen des
echten Blattsilbers» unechtes Malergold (Musivgold) aus einem innigen
Gemenge von 8 Theilen feinster Zinn feile, 7 Theilen Schwefel und 5 Theilen
Salmiak durch Glühen in eisernen Retorten bis zur schwachen Rothgluth,
inechtes Malersilber (Musivsiiber) aus einer Legierung von Zinn und
Vismuth zu gleichen Theilen gewonnen, die des leichteren Pulverisirens
regen mit Quecksilber amalgamirt wird. Die schwarze Bronze (Eisen-
tchwarz> besteht aus feinem Antimonpulver,
Diese Metalüegierungen werden unter Zusatz von Wasser, Honig, Gummi
irabicum u. s. w. auf das Feinste zerrieben, mit etwas Oel, Talg, Paraffin
E»der Wachs erhitzt und durch Sieben oder Schlämmen nach ihrer Feinheit
>rtirt. Beim Erhitzen bilden sich Anlauffarben (violette, kupferrothe, orange,
goldgelbe, grüne), so dass man Bronzefarben in allen mögßchen Farben und
iJuancen erhalten kann-
Die Bronzefarben kommen als Pulver in den Handel oder werden in
verkorkten Probirgiäschen oder mit dem nöthigen Bindemittel verseben in
Porzellanschalen oder in Tuben verkauft. Häutig werden diese Pulver mit
Anilinfarben gefärbt. Bronzen von gröberem Korn werden Brocate genannt
Der zu bronzirende Gegenstand wird zunächst dreimal mit Oelfarbe
bestrichen, dann wird, bevor der letzte Anstrich getrocknet ist, das Bronze-
pulver mittelst Ledcrlappens oder trockenen Pinsels aufgedrückt, so dass
PS beim Firhärten der Oelfarbe festklebt, Oder es wird das Bronzepulver
ait einer Schellacklösung oder mit Sicca tiv vermengt und diese Flüssigkeit
vie jede andere Farbe mittelst Pinsels aufgetragen. Bei dem ersten Verfahren
prhält man eine schönere, bei dem zweiten eine haltbarere Bronzirung, Bei
> tuckornamenten ist eine Grundirimg mit Schellacklösung und nachdem
I Trocknen derselben ein Anstrich mit einem stark klebrigen, aber leicht
trocknenden Stoff (sogenanntes Anlegeöl) auszuführen, auf welchen das
teronzepulvcr aufgestreut wird.
[ Befinden sich die bronzirten Gegenstände im Freien, so müssen sie zum
Schutze gegen Oxydation der Bronze mit einem Copallackanstrich versehen
werden, der jedoch den Metallglanz abschwächt Werden die Bronzepulver
lit einem (möglichst farblosen) Bindemittel angerührt, so muss man auf die
ich! ige Menge desselben wohl achtet j, weil zu wenig Bindemittel eine zu
fcringe Haltbarkeit hervorruft und zu viel Bindemittel den Metallglanz vcr-
lindert und die Wirkung trübt
Als Ersatzstoffe der Bronzefarben dienen: Safraobronze und
Fni^entabrOQze (beide aus dem Wolfram hergestellt)^ Anilinfarbe^
266
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Murexid, Hämatoxylinderivate, Chromchlorid u. s. w., die Säuren,
Schwefelwasserstoffgasen und Witterungseinflüssen gut widerstehen.
Statt der Bronzefarben benutzt man zu Verzierungen von Holz, Stein
und Metallen (besonders Gusseisen) auch äusserst dünne Metall-
blättchen, namentlich Gold- und Süberblättchen. Erstere erhält man auf
folgende Weise : Das reine (oder mit einem geringen Zusätze von Silber oder
Kupfer versehene) Gold wird zunächst in Stangen ausgegossen, dann unter
wiederholtem Anwärmen kalt (bis zu etwa 5 mm Dicke) ausgeschmiedet
(ausgeschlagen) und darauf unter kleinen Walzwerken zu dünnen Blechen
ausgewalzt. Die Bleche werden mittelst Schere in kleine quadratische Stücke
von 2*5 — 3 cm Seitenlänge (Quartiere) zerschnitten, dann zwischen Pergament-
blätter gelegt, die man in ein doppeltes Futteral von Pergament (die Foraij
schiebt, und darauf mittelst 3 — 8^^ schweren Handhämmem mit convexer
Bahn geschlagen, wobei man das Futteral auf einen Marmor- oder Granit-
block legt, dreht und wendet Nachdem die Blättchen auf diese Weise eine
Grösse von 10 — 13 rw im Quadrat erreicht haben, werden sie über Kreui
in 4 Theile zerschnitten und diese Stücke nochmals zwischen Goldschläger-
häutchen, d. h. dep äusseren feinen Haut vom Blinddarm des Rindes, die
besonders zu diesem Zweck präparirt wird, geschlagen, bis sie die erforder-
liche Feinheit erreicht haben. Die fertigen Goldblättchen stellen Quadrate
von 6*7 — 9'ocm Seitenlänge dar und besitzen im feinsten Zustande nur
eine Dicke von Vioooo ^"^^ ^^^^ ^^S^ sie zu 20 — 25 Stück in Bücher aus
sehr glattem Papier, das zur Verhinderung des Anhaftens des Goldes mit
Bolus oder Röthel bestrichen ist.
Bestehen die Blättchen aus reinem Gold (echtes Blattgold), so
lassen sie, zwischen zwei Glasplatten gelegt, das Licht mit gleichmässig
grüner Farbe hindurch. Echtes Blattgold darf auch, gegen das Licht gehalten,
keine Risse oder Löcher zeigen.
Das unechte Blattgold (Metallgold, Goldschaum) wird in gleicher
Weise aus einer Legierung von Kupfer und Zink (Tombak) hergesteflt,
jedoch nur in einer Dicke von Yi^oo — ' 7tüo(> ''^''^* ^^ erscheint» gegen dai*
fdntc.
heete, FArbeo, i*inu«ie und
Das Verfahren, um mit diesen Metallblattchen die Gegenstände zu
[)lden, zu versilbern u. s. w., ist ein verschiedenes, je nachdem man
^ine glänzende oder matte Verzierung erhalten will.
Bei echter Glanzvergoldung wird auf den Gegenstand eine heisse
Leimlösung ein- bis zweimal aufgestrichen, nach dem Trocknen derselben
^in Gemenge von 1 Theil Leim, H — 8 Theilen \\ asser und Schlämmkreide
ader Chinaclay mehrere Male warm aufgetragen, dieser Leimgrund dann nass
und trocken geschlififen (mit Bimsstein, Schachtelhalm und Sandpapier),
lierauf mit einer Mischung aus PoUment, 1 Theil Leim und 30 Theilen
i^asser dreimal bestrichen und an den Stellen, die Glanzvergoldung erhalten
"sollen, noch mit zwei weiteren Anstrichen, am besten mit einer Mischung
aus feinstem Bolus und vielem Wasser, versehen* Nach vollständiger Aus-
rocknung dieses Glanzgrundes erfolgt ein Abreiben mittelst Borstenpinsels,
sinwand- oder FlanelUappenSi bis ein schwacher Glanz entsteht Dann wird
mit klarem, kaltem Wasser oder mit einer Mischung aus 3 Theilen Wasser
und 1 l'heil Spiritus der Glanzgrund massig angenässt und das Blattgold
mit schwach eingefettetem > Anschusspinsel« aufgelegt und mit dem >An-
Btauchpinsel« fest angedrückt Schliesslich werden die Stellen, welche glänzend
erscheinen sollen, mit Polirstahlen, Achat- oder Blutsteinen polirt, und die-
aigen Stellen, welche matt bleiben sollen, meistens noch mit dünnem,
[leHenj und ftltrirtem Leim oder mit einer, gewünscht enfalls mit Gummigutti,
)rachenhlut, Anilinfarben u. s. w. schwach gefärbten Lösung von Schellack
Spiritus überzogen.
Bei echter Matt Vergoldung wird der Gegenstand mit einem drei-
maligen Oelfarben-, Fimiss-, Lack- oder Mennigeanstrich (z. B, bei Eisen)
r^ersehen, dann mit Bimsstein oder Schachtelhalm abgerieben und hierauf
mit sogenanntem Anlegeöl (Vergolderfirniss) bestrichen, dann wird nach
12 — 24 Stunden, wenn dieses Oel dem Trocknen nahe ist, das Blattgold
lit breitem Haarpinsel aufgelegt und fest angedrückt und schliesslich die
Vergoldung, wenn gewiinscht, mit Leim- oder Schellacklosung mattirt oder
fehellt. Bei zu frühem Aul legen des Blattgoldes wird die Vergoklung stumpf,
i)ei zu spätem kein festes Anhaften des Goldblättchens erzielt. Bei Gegen-
ständen im Freien wendet man vortheilhaft doppeltstarkes Blattgold an;
ri einem Firnissüberzug würde die Vergoldung rissig werden, wenn der
Gegenstand den Witterungsein Bussen ausgesetzt ist.
Dieselben Verfahren werden bei der echten Versilberung und bei
Jcr unechten Vergoldung und Versilberung angewendet. Eine unechte
Vergoldung erhalt man auch durch Auflegen von Blattsilber und durch
Ipätcren Anstrich mit Goldfirnisslasirung.
Soll Cuivre-poli nachgealmit werden, so stellt man den Grund
QögUchst glasig und glänzend her, legt die Blattbronze auf, reibt sie mit
lum wolle an, streicht eine nltrirte Rubinschellacklösung darüber, bringt
!raphit oder einen anderen geeigneten Farbstoff mit passendem Bindemittel
^uf, bürstet oder reibt denselben auf den Hochstellen wieder ab und über-
iebt das Ganze schliesslich mit einem durchsichtigen Lack, Oder man färbt
|en glatten, glänzenden Grund mit Graphit, Umbra u, s. w. und reibt auf
ensclben das Bronzepulver, das mit etwas Bolus und wenig Bindemittel
ersehen ist, auf, vertreibt dasselbe nach den Tiefen und polirt es auf den
lochstcücn
268
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Um eine Plafond- (Wachs-, Geschwind-) Vergoldung (auf Deckea
und Wänden) auszuführen, bringt man warmes Wachs oder ein Gemenge
von Wachs, venetianischem Terpentin und Talg warm auf und 1^ sofort
das Blattgold auf. Will man die Arbeit etwas verzögern, so mengt man dem
Grund etwas Leinölfimiss bei. Dieses Verfahren ist sehr schnell ausführbar,
aber wenig solide.
Eiserne und stählerne Gegenstände werden zunächst mit
Salpetersäure behandelt, dann erhitzt, bis sie blau anlaufen, und hierauf mit
Blattgold belegt.
(Siehe Eyth und Meyer, Malerbuch, S. 370—373.)
§ 266. Die Firnisse.*)
Eigenschaften. Unter Firnissen versteht man öl- oder harzartige
Flüssigkeiten, die an der Luft mehr oder weniger schnell trocknen und, in
dünnen Schichten auf Gegenstände aufgebracht, einen glänzenden, meistens
durchsichtigen, harten und haltbaren Ueberzug bilden, der den angestrichenen
Gegenständen eine glatte Oberfläche verleiht und einen Schutz g^en die
Einwirkung der Feuchtigkeit, aber auch der Luft u. s. w. gewährt, weil die
Firnisse in Wasser nicht auflösbar sind.
Die Firnisse werden, ebenso wie die Oelfarben, durch Aufnahme von
Sauerstoff trocken und fest, und es gelten diejenigen für die besseren, deren
Oxydation schneller eintritt. Ein guter Fimiss muss daher schnell trocknen;
er soll aber auch fest an dem mit ihm bestrichenen Gegenstand haften,
nicht rissig werden oder gar abspringen, er soll, wenn er über einen An-
strich aufgetragen wird, diesen selbst oder seinen Farbenton nicht verändern
und möglichst farblos sein, er soll sich mit Farbkörpem mischen lassen,
ohne eine Veränderung derselben hervorzurufen, er soll endlich einen dauer-
haften und möglichst hohen Glanz besitzen.
Eintheilung. Man unterscheidet: Oelfirnisse, Weingeistfirnissc,
Terpentinölfirnisse, Oellackfirnisse (Lacke), Kautschukfirnisse
Zweites Ctpitel» Harze, Thecre, Farben, Firnisse und Lacke.
endlich mit farblosem Fimiss überzogen. Häufig wird dann zum dritten Male
l^ein Schleifen und Poliren mittelst Bimssteinpulver, Tripel, Haarpuder u, s. w.
vorgenommen.
Wenn Holz nur einen Weingeis tfirniss-Ueberzug erhalten soll, so
wird seine Oberfläche nach dem Abschleifen gebeizt und dann mit Üüssigem
Leim bestrichen, damit der Weingeistfimiss nicht in das Holz eindringen
tann und dasselbe stellenweise fleckig macht.
Metalle sind vor dem Aufbringen des Firnisses blank zu scheuem
nd zu erwärmen.
ä) Oelflrmsse.
Zur Bereitung von Oelflmissen ist möglichst abgelagertes, völlig
lares und schnell trocknendes Oel zu verwenden. Am besten eignet sich
Hierzu das Leinöl, weil es an der Luft — namentlich, wenn es vorher
^—gekocht wurde — rasch Sauerstofl' aufnimmt und deshalb schnell erhärtet,
^■Seltener und nur für bestimmte Zwecke wird Mohn- oder Nussöl, in ein*
^^zelnen Fällen auch Harzöl genommen. Das gereinigte Oel wird über ofifenem
Feuer oder durch indirecten liberhitzien Dampf zum Sieden gebracht and
entweder allein ver^vendet oder aber während des Kochens und unter fleissigem
Umrühren mit Mennige, Bleiglätte, Bieiweiss, Zinkoxyd, borsaurem Mangan-
oxydul, Braunstein, Gyps u. s, w. zur Beschleunigung des Trocknens
^Kveimischt,
^H Em p fehle nswerthe Mischungen sind folgende:
■ 12 Theile*) reines Leinöl, 1 Theil Bleiglätte, 2 — 3 Stunden lang
■ zusammen gekocht;
^K 100 Theile Leinöl, P/» Theile borsaures Manganoxydul;
^K 100 Theile Leinöl, Ö Theile Bleiglätte, 5 Theile Wachs, dick einge-
kocht und dann die klare Flüssigkeit abgegossen;
2 / Leinöl, 5 g Manganoxydulhydrat, Vi^~^ Stunde lang zusammen
(gekocht, bis das Oel braun wird.
i Solche Mischungen können unmittelbar zum Anstrich benutzt und auch
Pelfarben beigemischt werden; sie machen jedoch die Farben dunkler und
gelblich und sind daher für helle Anstriche nicht zu empfehlen. Will man
^eisse Firnisse für helle Oelfarben erhalten, so muss man zu ihrer Bereitung
plares Oel verwenden, das in Glasern den Sonnenstrahlen ausgesetzt imd
wiederholt mit Wasser kräftig durchgeschüttelt wurde.
Einen steifen, schnell trocknenden, mit Qtw3i 167o feinpülverisirtem
aenruss oder Kohle vermischten und mit etwas Seife versetzten Leinöltimiss
benutzt man als Buch druck er färbe, einen consistenten, mit Frankfurter-
Schwarz vermischten Leinölfimiss zum Kupfer druck. Die für Steindruck,
^ronzedruck und Federzeichnungen bestimmten Firnisse dürfen mit Blei-
Präparaten <, Bleiglätte, Mennige und Bleiweiss) nicht vermischt werden.
Unter Siccativ (Trockenöl) versteht man einen dick eingekochten,
chnell trocknenden Oeltimiss, dem Bleiglätte und entwässertes Zinkvitriol
|z. B. 1 kg Bleiglätte und 40^ — 50 g Zinkvitriol aul 5 kg Leinöl) oder Mangan-
Präparate (z. B. 50 — -60 g borsaures Manganoxydul mit 1 kg altem Leinöl
bgerieben, dann 49 kg Leinöl beigemischt und das Ganze eine Viertelstunde
ag fast bis zum Kochen crliitzt) oder Braunstein beigemengt wird. Ein
Eusatz von Zinkvitriol ist für grunc und sehr helle Farben nicht empfehlcns*
•) Ui9 Theile bedealen Gew ich tslh eile«
270
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
werth, weil die Farben allmälig dunkler werden. Ein Braunsteinzusatz ist
besonders für Zinkweissanstriche geeignet; diesen Zusatz bringt man auf
eigenthümliche Weise in das Oel, man hängt nämlich einen mit Braunstein
gefüllten Leinwandsack in die etwa 20 mal so viel Inhalt besitzende, kochend
heisse Leinölmasse und kocht das Ganze zweimal 12 Stunden lang.
b) Weingeistfirnisse.
Dieselben liefern einen ungemein glänzenden, harten und durchsichtigen
Ueberzug, der auf Wass er far benanstriche aufgebracht werden kann. Man
verwendet zu ihrer Bereitung starken, gewöhnlich QOprocentigen Weingeist
und feingepulverte Harze (z. B. Schellack, Sandarak, Copal, Mastix, Elemi,
Dammar), welche, um ein besseres Auflösen zu bewirken, mit so viel grobem
Glaspulver vermengt werden, dass dessen Gewicht nur den dritten Theil
vom Gewichte des Harzes beträgt.
Man nimmt gewöhnlich auf 1 Theil Harz und Glas 3 — 5 Theile Wein-
geist und erhitzt diese Mischung in einem Wasserbade bis zur vollständigen
Auflösung des Harzes. Da eine Schellack-, Sandarak- und Copallösung allein
nach dem Trocknen sehr spröde wird und leicht Risse erhält, so fügt man
diesen Harzen noch Stoffe (z. B. Mastix, Elemi und Terpentin) hinzu, die
den Fimiss geschmeidiger machen, und löst diese Mischung in Wein-
geist auf.
1. Schellackfirniss. Man verwendet gebleichten Schellack oder
kocht den fertiggestellten Fimiss, um ihn zu entfärben, mit Thierkohle imd
filtrirt ihn.
Empfohlen werden folgende Recepte:
1 Theil Schellack, 5 Theile Weingeist (ordinärer Fimiss für Möbel-
polituren) ;
1 Theil Schellack, 1 Theil Mastix, 7 Theile Weingeist;
4 Theile Schellack, 1 Theil Mastix, 20 Theile Weingeist, mit oder
ohne Zusatz von 2 Theilen Sandarak (farbloser Fimiss);
4 Theile Schellack, 1 Theil Sandarak, Y2 Theil venetianischer Ter-
pentin, 25 Theile Weingeist;
Zweites Capit«!. Htrze,
eni
230 g Sandarak, 65 g venetianischer Terpentin^ 460 je Weingeistj
11500 g Bleiweiss, das mit Wasser abgerieben, getrocknet und nochmals mit
etwas Terpentin abgerieben ist. Diese Mischung liefert einen sehr schnell
trocknenden und erst nach dem Reiben mit wollenen Lappen glänzend
werdenden Finiiss.
3. C Opal' Wein gcistfirniss. Er stellt den vorzüglichsten Weingeist-
imiss dar, ist völlig farblos und nach dem Trocknen sehr hart Er eignet sich
besonders zum Ueberziehen von Eisenwaren. Der Copal ist mehrere Male zu
|5chmelzen, die geschmolzene Masse zu pnlverisiren und in Alkohol unter
}iöherem Druck aufzulösen. Ungeschmolzener Copal löst sich in Alkohol
aichl auf. Man kann aber auch eine gute Lösung erzielen^ wenn man
Theil Copal mit einer Mischung von 1 Theil Weingeist, Ye I heil Aether
nd ^/g Theil Terpentinöl siedet.
4. Goldfirniss (für Metalle). 125 Theile Kömerlack, 125 Theile
Gummigutti, 32 Theile Safran in 2400 Theilen Weingeist gelöst, 125 Theile
|Drachenblut und 125 Theile Orlean, jedes für sich in 1200 Theilen Wein-
geist gelöst und der erstercn Mischung nach Belieben hinzugesetzt.
c) Terpentinöl firnisse.
Man erhält dieselben durch Auflösung von Fichtenharz (Galipot),
Mastix, Dammar, Asphalt u. s. w, in Terpentinöl Terpentinölfimisse sind
geschmeidiger als Weingeistfirnisse, aber nicht so beliebt wie diese, weil sie
Ischlecht riechen.
Recepte :
L Mastixfirniss,
12 Theile Mastix, 2 Theile Terpentinöl;
4 Theile Mastix, 4 Theile Sandarak, 8 Theile Terpentin und 32 Theile
[Terpentinöl.
2. Asphaltfirniss, Asphalt in Terpentin oder Benzin aufgelöst.
3. Dammarfirniss. 1 Theil gestossenes Dammarharz, 2 Theile Ter-
[itinöl, unter Er^varmung bis auf etwa 80^ C und unter bestandigem Um-
Irühren aufgelöst; liefert einen guten Anstrich.
4. Grüner Terpentinölfirniss. 1 Theil Mastix und 1 Theil Sandarak
Iwird in starker Kalilauge aufgelöst und mit einer verdünnten Lösung von
Icssigsaurem Kupferoxyd versetzt, dann wird der grüne Niederschlag auf
leinetn Filter gesammelt, eingetrocknet und in Terpentinöl gelöst.
5. Terpentin öl -Goldfirniss. Man verwendet ihn zum Schutze von
l-KfetalUegierungen (z. B. Messing, Tomback) gegen Anlaufen und um den-
[selben ein goldähnliches Aussehen zu verleihen. Bewährt hat sich folgende
IHischung :
4 Theüe Schellack, 4 Theile Sandarak, V» Theil Drachcnbiut,
l36 Theile Kurkumawurzel, 8 Theile Terpentin, 32 Theile Terpentinöl
Neuere Lösungsmittel sind (statt Weingeist und Terpentin): Holz*
jcist, Chloroform, Benzin, Ligroin, Teeröl, Schwefelkohlenstoff,
kcther u. s. w. Einen nicht glänzenden Fimiss erhält man z. B., wenn man
\g Sandarak in 560^ Aether auflöst und der Lösung 240^ Benzol und
10^ Kanadabalsam hinzusetzt.
Zum Färben der Weingeist- und Terpentinölfirnisse benutzt
hauptsächlich folgende Farbstofle:
für gelb: Gelbholz, Gummig^itti, Orlean, Safran;
272
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
für blau: Berliner-Blau mit Leinöl dick eingekocht (dieser Blaulack
dient besonders zum Lackiren von Leder);
für roth: Alkanna, Brasilienholz, Drachenblut, Cochenille, Sandelholz;
für röthlichgelb: Saflor;
für grün: Grünspan;
für braun: Umbra;
für schwarz: Sumach, Frankfurter-Schwarz, Elfenbeinschwarz.
d) Oellackfimisse. Dieselben stellen Auflösungen von pulverisirtcn
Harzen in einem Gemenge von Leinöl und Terpentinöl dar. Das Terpentinöl
verflüchtigt sich an der Luft und es entsteht ein fester und dauerhafter
Ueberzug, indem sich das verharzte Leinöl mit dem verwendeten Harze
innig verbindet. Die Oellackfimisse sind schwieriger zu bereiten. Man benutzt
zu ihrer Darstellung hauptsächlich Bernstein, Colophonium und Copal, aber
auch Asphalt u. s. w. Auf diese Harze wird imter fleissigem Umrühren
heisser Leinölflmiss gegossen und die Mischung etwa 10 Minuten lang
gekocht, dann wird der Kessel vom Feuer genommen und, um den Fimiss
dünnflüssiger zu machen, Terpentinöl unter kräftigem Umrühren hinzugesetzt
Nach dem Erkalten wird die Masse durch Leinwand filtrirt und auf Flaschen
abgezogen.
1. Bernsteinlackfirniss. Derselbe ist sehr dauerhaft und wird be-
sonders für Wagenlackirungen und zyxm Firnissen von Eisenwaren verwendet
Empfehlenswerthe Mischungen sind folgende:
6 Theile Bernstein, 20 Theile Leinöl, 40 Theile Terpentinöl;
1 Theil Bernstein, 3 Theile Leinöl und so viel Terpentinöl, bis die
Masse die gewünschte Dünnflüssigkeit erreicht hat;
1 Theil gebleichter Bernstein, 1 Theil Nussöl, 2 Theile Terpentinöl
(Bernstein wird mittelst Kochen in Salzwasser gebleicht.)
2. Copallackfirniss. Er besitzt eine grosse Haltbarkeit und Schönheit
und dient hauptsächlich zum Lackiren von Oelfarbenanstrichen imd Metallwaren.
Bewährte Recepte:
1 Theil Copal (vorsichtig zu schmelzen), Y, — 1 Theil heisser Leinöl-
fimiss. 2 — 3 Theile Terpentinöl:
parBenTririiiäienBfl
27a
Was Festigkeit, Dauerhaftigkeit und VV'iderstandsfahigkcit gegen Wasser
iind Hitze anlangt, so libertritft der japanische Lack alle übrigen. Er wird
lus dem Milchsaft von Mhiu vtmix bereitet. Nach Gottgetreu (a, a» O.,
Jd, Ilt S. 4^1) besteht der japanische Glanzlack aus einer Mischung
pon Ti-chou-Hari mit Schweinsgalle, römischem Vitriol und wenig Wasser,
schwarze Lack aus einer Mischung desselben Harzes mit pulverisirter
chknochenkohle oder Elfenbein schwarz und wenig Wasser. Zur Herstellung
des weissen Lackes soll dem Harze gemahlenes oder geknetetes Blattsilber
ainzugesetzt werden, während beim rothen Lack mineralischer Zinnober
ier Saflorblumen^ beim gelben Auripigment, beim violetten ein fein gepul-
"Verter Stein (Te-che genannt) als Zusatz dienen soll. Der japanische Lack soll,
auf mit dem Oel des Tong-chou-Baumes bestrirhencn und geebneten Flächen,
oft aufgestrichen werden, bis die letzteren eine vollkommen glatte Ober-
äche erhalten haben und wie Spiegel glänzen. Auf diese Flächen sollen dann
lie Malereien, Vergoldungen und Versilberungen aufget>racht und endlich die
lachen zur Erhöhung der Haltbarkeit mit einem leichten Lacküberzug ver-
ehen werden. Um eine gute Erhärtung des Lackes zu erreichen, werden die
Rckirten Gegenstände an einem mehr feuchten als trockenem Ort aufbewahrt.
Der echt chinesische oder siamesische Lack wird aus dem Milch*
ft von Stagmaria vernifictra dargestellt.
I Kautschuk- und Guttapercha*Finiisse. Man verwendet dieselben
hauptsächlich zum Wasserdichtmachen von Stoßen, Für diesen Zweck eignen
*sich besonders folgende Mischungen:
4 Theile feinzerschnittenes Kautschuk mit l Theil Leinöl erwärmt;
1 Theil Guttapercha mit 10 T heilen Leinöl zusammengeschmolzen,
Einen sehr biegsamen Firniss erhält man auf folgende Weise:
250^ feingeschittenes Kautschuck werden in If^ g geschmolzenes Colopho-
lium geschüttet und diese Mischung wird bis zum Erkalten umgerührt, dann
aochmals erhitzt und schliesslich mit 500^ heissem Leinölfirniss vermischt
|nach Gottgetreu).
Um Oel färbe undurchdiinglich und glänzend zu machen und ihr
abschuppen zu verhindern, vermischt man 1 kg fertige Oelfarbe mit Vi §
tiner hltrirtcn Lösung von 100 g Kautschuk und 5 kg Steinöl.
Zum Ueberziehen von Guttapercha waren wird ein Destillat
ron 100 — 125 g Guttapercha mit 2—3 kg Terpentinöl oder Steinkohlen-
tieer empfohlen.
/) Firnisse und Lacke für bestimmte Zwecke.
Wir lassen hier noch einige bewährte Recepte folgen.
Zur Herstellung von Anstrichfarben als Ersatz für Leinöl ümiss empfiehlt
Thies in Bissendorf folgende Mischung:
100 Thcilc Kolophonium, 20 Theile krystallisirtc Soda, 50 Theile
k'asser werden zusammen geschmolzen und der Mischung 25 Theile
imoniaktlussigkeit und 250 TheÜc Wasser hinzugesetzt.
Eine hmissähnliche, zu wasserdichten Anstrichen verwendbare Flüssig-
keit giebt (nach Gottgetreu) eine Lösung von Schellack in Ammoniak, — einen
ir die meisten Säuren unangreifbaren Firniss (nach Mothes) ein aus Kant
^nd Leinöl bereiteter Firniss mit einem Zusatz von Wachs,
Zinkgegenstände werden mit einem farbigen Ueberzug veraehen»
sdem mau sie zunächst mit Quarzsand blank scheuert, dann mit Salzsäure
|CrOff«n Htftidbucb der H;tiiktatft(ihre. RahiI II. ^^
274
Dritter Thcil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
anfeuchtet, hierauf schnell mit Wasser abspült, mit Löschpapier sorgfaltig
abtrocknet und dann in eine Mischung von 3 Theilen Weingeist, 48 Theilcn
Wasser und 4 Theilen Aetznatron eintaucht, in welchen sie je nach dem
gewünschten Farbenton verschieden lange Zeit gelassen werden. (^ Maschinen-
bauer c, 1880, S. 48.)
Für musikalische Instrumente und Möbel aus feinem Holz
wird folgende Mischung (nach Mothes) empfohlen: 8 g Sandarak, 4 g Körner-
lack, 2 g Gummimastix, 2 g Benzoeharz, in 64 g Weingeist aufgelöst und
4 g venetianischer Terpentin hinzugesetzt.
Fussbodenlack: 250 Theile Schellack, 60 Theile Kolophonium in
1 / Spiritus gelöst, dann 200 Theile Ocker und 15 Theile Umbra bei-
gemengt.
Der Fussboden ist vorher mit Leinölfimiss zu tränken, auch sind die
Fugen mit einem Kitt von 1 Theil gebranntem Kalk, 2 Theilen Mdil und
möglichst viel Leinölfimiss auszufüllen.
Militärlederputzlack aus 40 Theilen Borax, 12 Theilen Schellack,
800 Theilen Wasstr und 10 Theilen Nigrosm.
Fussbodenglanzlack. 300 Theile Orange-Schellack, 250 Theile
dicker Terpentin, 100 Theile gelbes Acaroidharz und 350 Theile 94procen-
tiger Spiritus werden im Wasserbade gelöst.
Drittes Capitel.
Kautschuk und Guttapercha.
§ 267. Das Kautschuk.*)
Gewinnung. Das Kautschuk (Federharz, Gummi elasticum) stellt den
eingetrockneten und geronnenen Milchsaft verschiedener tropischer Pflanzen
aus der Familie der Euphorbiaceen, Apocyaceen, Urticaceen u. s. w. dar,
die in Südamerika, Ostindien, Afrika und Australien heimisch sind. Der
275
In neuerer Zeit wird diese Gewiiinungsmethode nur noch selten ange-
' wendet; zweckmässiger sind die beiden folgenden, jetzt üblichen Verfahren,
Man bestreicht etwa 1 m lange Hölzer in Forni von Rüdem mit dem
[Milchsäfte bis zu einem Gewichte von 7-5 kg^ trocknet den Ueberzug und
jschhtit ihn mit einem scharfen Messer auf. Man erhält dann flache, etwas
gekrümmte Stücke, welche den Namen »Bisquitc führen. Oder man fängt
den Milchsaft in hölzernen Gefässen oder Kürbisschalen auf, schäumt die
I Masse ab und vermischt sie mit ihrem vierfachen Volumen Wasser. Bei
j ruhigem Stehen des Gefasses sammelt sich dann das Kautschuk an der Ober-
I fläche an. Das darunter stehende, schmutzige Wasser wird abgelassen und
ISO oft durch reines ersetzt, bis das abgelassene W^asser frei von allen Un*
] reinigkeiten ist und wieder klar abfliesst. Die zurückbleibende Masse wird
lliierauf mit in wenig VVasser aufgelöstem Alann (6 g Alaun auf etwa 10 / Milchsaft)
fversetzt, worauf sich das reine Kautschuk ausscheidet, das dann geknetet und
getrocknet wird, (Westindisches, ostindisches, centralamcrikanisches Kautschuk).
Ein ergiebiger Baum liefert während der mehrere Monate dauernden
Gewinnungszeit bis 75 kg Kautschuk, und zwar geben ältere Bäume mehr
als jüngere.
Unter ^gegrabenem Kautschuke versteht man den Milchsaft aus
den Wurzeln des Baumes, der in einen sump6gen Boden geflossen und dort zu
einer korkartigen Masse erstarrt ist.
Ei nth eilung. Man unterscheidet hauptsächlich folgende Sorten:
1. Das südamerikanische oder Para-Kautschiik, das anerkannt
beste, das sehr dünngeschichtet (Schichten meist unter O'ö mm Dicke)
biniförmigen Flaschen, runden Scheiben oder dicken quadratischen Tafeln
den Handel kommt, aussen ganz schwarz, innen dagegen heller, sogar
ist und beim Reinigen und Trocknen hauptsächlich in Folge Ver-
ftstung des in ihm enthaltenen Wassers 12 — 15% an seinem Gewichte
cinbüsst,
IEs führt auch den Namen Speckgummi und wnrd vorzugsweise aus
dem Safte der Siphoma elastüa Brasihens und Guaiana's, aber auch aus dem
der Ctcropia elastica und Siphonia Schomhurgkiana gewonnen. Enthält der
Speckgummi Luftblasen (Hohlräume), so ist er von geringerer Güte,
2. Das centralamerikanische, aus dem Safte der Casiiiha tlasiua^
der Hevta peruvina u, s. w., w^elche in Mexiko, Nicaragua und Guatemala
heimisch sind.
3, Das afrikanische, die gering wer thigste Sorte, aus dem Safte
der Vahtü gummi/era^ einiger Landolphia-Arten und Feigenbäume bereitet,
die auf Madagaskar, Mozambique, Mauritius, am Congo, in Kamerun,
Liberia u. s. w. wachsen.
4. Das Qstindische aus dem Safte verschiedener Feigenbäume
Iz» B. Fkus ilastüaj indica^ religtosa^ racentosa) und einer in Sumatra und
Singapur wildwachsenden Schlingpflaze(£/rf^<?/tf iiaslka), Diestis Kautschuk fuhrt
luch die Namen Assam-, Bomeo-, Rangun-, Singapur-, Pinang- und Java-
ammi und kommt in unregelmässigen Blöcken in den Handel, die eine
f^crmengung von dunklen und hellen, häufig Fremdkörper einschliessendco
ind zusammengekneteten Stücken bilden.
5* Dax australische, welches aus dem Safte verschiedener Ficua-
gewonnen wird.
276
Ah Beschwerungsmittel, um die Ware büligcr verkaufen zu Icönnen,
werden am Gewinnungsorte namentlich Schwerspat und Kreide, aber auch Sand»
Schlamm, Holz oder Wasser hineingeknetet und oft in so bedeutenden Mas&cn«
dass das Kautschuk nach seiner Reinigung und Trocknung einen Gewichts-
Verlust bis zu 80*^^, erleidet. Dies ist namentlich beim afrikanischen und
auch beim ostindischen Kautschuk der Fall, während das Parakautschuk
meistens gar nicht oder doch nur sehr wenig beschwert wird,
Eigenschaften. Kautschuk besitzt kein Getuge, ist in reinem Zustande
durchsichtig, in dicken Lagen gelblich, geruch- und geschmacklos, ein
schiechter Leiter der Wärme, ein guter Leiter des Schalles, wird b^im
Reiben negativ elektrisch und leitet den elektrischen Strom schlecht (weshalb
man es zum Ueberziehen von Tclegraphcndrähien benutzt). Es enthält sehr
viele, mikroskopisch kleine Poren und ist deshalb in trockenem Zustande sdvf
hygroskopisch; die Wasseraufnahme beträgt 18*7 — 264%, und bei derselben
dehnt sich das Kautschuk um 5 — 16*7 "^ seines Volumens aus* Sein
specifisches Gewicht schwankt zwischen 0*925 und 0*968. Kautschuk lässt sich
nach allen Seiten gleichmässig ausdehnen und ist gereinigt bei mittlerer Temperator
so elastisch, dass man es um das 7— Hfache seiner Länge ausziehen kann.
Nach dem Ausdehnen nimmt es seine frühere Gestalt wieder an. Diese
Elasticität verliert es jedoch bei 0^' Temperatur; in der Kälte wird es hart,
aber nicht spröde und brüchig. Erwärmt auf 50*^ C. wird Kautschuk weiche»,
bei einer Temperatur von 100^200^ stark klebrig und von eigenthümüchem
Geruch. Bei 200*^ entsteht aus ihm eine braunschwarze, schmierige Masse, die
«ach dem Abkühlen nicht wieder fest wird; bei höheren Hitzegraden entzündet
es sich und verbrennt an der Luft mit dunkelrother, sehr stark russcndcr
Flamme, Im Allgemeinen ist Kautschuk schwer zu zerschneiden, wenn man ö
jedoch an der Seite, von welcher der Schnitt erfolgen soll, schraiT an^tielit, »o
lässt es sich leicht theilen. Üie frischen und reinen Schnittflächen haften fest
aneinander, namentlich wenn das Kautschuk vorsichtig bis 10<>** C erhitzt
wild. In heissem Wasser erweicht das Kautschuk, nimmt aber seinen frühcrco
Zustand wieder an, wenn man es langsam austrocknet. Im kalten \V>»);*n
und in Alkohol löst es sich nicht auf, dagegen ist es zum Theil lösli
Wasserfreiem Aether, Chloroform, ätherischen Oelen, ganz reinem Ter^x:
(Kamphin), Schwefelkohlenstoff, Petroleum, Steinkohlenöl und Benzin; dic$c
Stoffe bringen das Kautschuk zunächst zum starken Aufquellen, bevor sie
es auflösen, und erleichtem die Theilbarkeit der Masse. Aether löst nur
l'37o und aus dieser Lösung kann man das Kautschuk wieder durcK
Alkohol fällen. Als bestes Lösungsmittel für Kautschuk gilt dzt
leichte Kamp her öl Chlor^ verdünnten Säuren und Alkalien widersteht das
Kautschuk sehr kräftig, jedoch wird es durch concentrirte Schwefeläurc und
rauchende Salpetersäure schnell üerstört Von Gasen wird es durchdrungen.
Bei trockener Destillation liefert Kautschuk reichliche Mengen von stark
riechendem, dunklem, ätherischem Gel (Kautschuköl, Kautschuciti, F*r*
dayin, Heveen), das aus flüssigen Kohlenwasserstoffen bestcht| Und hinter*
lässt, wenn rein, nur einen sehr geringen Ruckstand,
Verarbeitung. Zunächst wird das Rohkautschuk 6—12 Stunden lan^
mit Wasser ausgekocht, dann die erweichte Masse mit Walzen unter Zuflusj
von kaltem Wasser geknetet, hierauf in einer warmen Trockenkammer o6
Monate lang getrocknet, dann nochmals in einer sogenannten Knctnmiile
Brittes C»piteT, Kautschtik und GutiapercHa.
277
geknetet und mittelst heisser WabEen zu dünnen Platten gewalzt. Diese
Platten werden darauf mittelst Misch walzen mit horizontalen, nebenemander
^^ liegenden Cylindern mit denjenigen Stoffen vermischt, welche zum Vulcani-
^B^iren, Färben oder Beschweren dienen.
^B Beim Vulcanisiren werden 10% pnlverförmiger Schwefel oder
^B Schwefelmetall (z. B. Schwefeläntimon, Schwefelwismuth) dem gut gereinigten
^^ Kautschuk bei einer Temperatur von 50 — 60** C- beigemengt und das Ganze
der Einwirkung einer Hitze von 127 — 136** C, ausgesetzt, oder es wird das
^■Kautschuk in eine kalte Lösung von Schwefelchlorür, in Benzin oder
^B Schwefelkohlenstoff eingetaucht, jedoch ist das erste Verfaliren das üblichere.
Man erhält dadurch eine gelbliche, ausserordentlich elastische, auch in der
^^Kälte elastisch und weich bleibende, in der Wärme nicht klebrig werdende
^Btmd den Lösungsmitteln des reinen Kautschuks gut widerstehende Masse,
^^ welche vulcanisirter Kautschuk genannt wird. Wählt man den Schwefel^
I Zusatz höher (30 — ijO^o der Kautscbukmasse) und erhitzt man das zwischen
^Uieissen Walzen hergestellte und in Formen gepresstc Gemenge längere Zeit
^Bbei 136' — 142** C, in einem Kessel, in weichen Dampf eingelassen wird, so
erhält man das hornisirte Kautschuk oder das Hartgummi (Ebonit),
^Hwelches eine schwarze Farbe und eine dem Hom gleichkommende Härte
^■besitzt und als Ersatz von Hom, Ebenholz, selbst Stahl dient. Diese Härte
^B^'ächst mit zunehmendem Schwefelgehalt, jedoch wird dadurch die Elasticitat
^Pvermindert. Härte und Elasticität werden vermehrt, wenn man dem Gemenge
von Kautschuk und Schwefel noch Schellack, Harz, Asphalt oder Guttapercha
I hinzusetzt. Ausserdem erhält dasselbe noch einen Zusatz von Gyps, Magnesia,
TTibn» Schwerspath, Schwefelantimonblei, Schwefelantimonzink, Steinkohlentheer-
Asphalt, Erdfarben bis zu 80% der ganzen Masse, um das Fabrikat billiger
ru gestalten oder es zu färben. Zum Färben verwendet man hauptsächlich :
Bleiweiss, Bleiglätte, Talkum, Zinkoxyd, Zinnober, Schwefelantimon und
Kienniss.
Setzt man dem vulcanisirten Kautschuk Sand, Quarz, Feuerstein und
^^chmirgel hinzu, so erhält man eine harte Masse, welche als Schleif*
^Hjnd Wetzstein für Sägen, Messer, Sensen, Sichel u. s. w. benutzt werden kann,
^^ Wenn bei der Vulcanisinmg statt des Schwefels rothes Antimonsulfurat
und Kermes verwendet wird, so bekommt die Masse eine rothbraune Farbe.
Man verwendet sie zu Cilasuntersätzen, Flaschenverschlüssen u, s. w.
^^ Man kann das Kautschuk auch in der Weise färben, dass man es
^Kunächst mit einer in rectificirtem Terpentinöl aufgelösten Kautschukmasse
^^ick überstreicht, dann die mit dieser Lösung vermischten Farben aufstreicht
tind diese mit derselben Lösung nochmals dünn überzieht.
Das Vulcanisiren wird bei weichen Kautschukwaren gewöhnlich nach,
bei harten dagegen meistens vor dem Formen derselben vorgenommen. Bei
[inigen Gegenständen wird die weiche Kautschukmasse in die Formen ge-
|>resst und in denselben vulcanisiirl.
Eine beliebig zu gestallende Masse erhält man aus 1 Thcil Kautschuk,
lOO Theilen Schwefelkohlenstoff und 5 Theilen Alkohol (von 8»*' T\ eine
lesle, polirbare Masse aus 4 Theilen Kautschuk, 1 Theil Schwefel,
Theilen gebrannter Magnesia, 2 Theilen Steinkohlen thcer und 2 Theilen
JoUlschwefel ; nachdem die Gegenstände fertiggestellt sind, nmssen dieselben,
vor man sie poliit, längere Zeit in einer Temperatur von 120 — 150^ C
578 üritler TheiL Die Neben- oder HfUfistoffe.
erwärmt werden. Kautschukfischbein erhält man aus eiaer MischUDg
10 Theilen Kautschuk, 2*/, Theilen Schwefel, 2 Theilen Schellack, 2 Tbrild
Magnesia und 2 Vj Theilen Goldschwefel, welche gleichfalls einer Tenapcfattir
von 12*}^ — 150^ C. mehrere Stunden lang ausgesetzt werden muss, (Gottgetren,
a- a. O., S. 489.)
Verwendung, Man benutzt das Kautschuk zur Anfertigung »Ott
Gummi waren aller Art, z. B, von Blei- und Tintengummi, Bällen, Puppen, Gummi*
schuhen, Spritzen» Platten zur Abdeckung, Fäden^ Schnüren zum Dichten von
Fenstern und Thüren, Schläuchen und Röhren. Sodann dient das Kautschuk
zur Herstellung wasserdichter Stoffe; man fertigt dieselben, indem man die
zu dünnen Platten ausgewalzte Gummi mischung in Benzin auflöst, sie aaf
Walzen oder durch Umrühren gehörig durcharbeitet, die Ix»5Ung mittebt
sogenannter Streichmaschinc in mehreren dünnen Schichten auf die Stofic
aufstreicht» wobei der Benzin verdunstet, dann die gestrichenen Stoffe aU
solche in Dampf oder mit Chlorschwefel vulcanisirt und zu Mänteln, Kissen,
Betteinlagen u, s. w. verarbeitet oder zwischen rohen Kautscbukplatten einbettet
(auch auf dieselben aufpresst) und mit den Platten zusammen vulcanisirt
(Dichtungsplatten, Treibriemen, Teppiche, Schuhe u. s, w,). Siehe Dr, F, Fischer,
a. a, O., S, 1127. — Femer verwendet man das Kautschuk zu Kitten (siehe
§ 238), zu Firnissen (siehe § 266, g), zu Ueberzügen von Drähten elektrischer
Leitungen, die an feuchten Wänden befestigt oder in nassen Räumen (auch
in Badezimmern) untergebracht sind, zu Treibriemen, Streichriemen* Schleif
und Wetzsteinen, aufgelöst oder geschmolzen auch zu wasserdichten Anstric^icfl,
zu Stempeln u. s. w.
Das vulcanisirte Kautschuk verwendet man zur Fabrikation von
Matten, Ringen, Luftkissen, Puffern für Pferdebahnen und technische Zwecke^
Schläuchen, Radreifen, Gasbeuteln für Gasmotoren u. s. w., das Hartgummi
zu Kämmen, Schinn- und Stockgriffen, zu Messerschalen und Messerheften,
zu chirurgiüchen Instrumenten, zu Ulirwerkcn für Wassennesser (z* B, l>ci dco
Hartgummiwass ermessen! von Schinzel-Lux in Ludwigshafen a. Rhein), zu
Schmucksachen aller Art, zu Knöpfen, zu Blasinstrumenten und Höhrrohrcn u. s. w.
Noch zu erwähnen ist das Kamptulikon, ein aus Kautschuk und
Korkabfailen oder Faserstoßen und Haaren gefertigter Stoff, der Aelinlicfa-
kcit mit Linoleum und fast dieselben Eigenschaften wie dieses besitit
und zu Fussbodenbelägen (in England auch in Pferdeställen) Verwendung findet
§ 268. Die Guttapercha,*)
Gewinnung. Guttapercha (plastisches Gummi, Tubangummi, GetUnift-
gummi) ist der getrocknete Milchsaft von Bäumen aus der Familie der
Sapotaceen, namentlich von Isonaära Gutta ^ Dichopsis und Pavfna vo»
Singapur, Bomeo, Sumatra und Südmalaga, der dadurch i: ■ wird.
dass man diese Bäume in einer Höhe von 1 Vj fff über dem i -n ÜUl
und in Zwischenräumen von 12—15 cm entrindet. Der ausöiessende Saft
wird in Gefässen aufgefangen und gewöhnlich mit etwas Salz oder SaUirasser
*) Benutzte Werke: Gollgetreu, •BaumaterhUien«, 3, A«d,, V»'-^<i
Bd. II, S. 486— 49#5. — Dr. F, Fischer, •Handbuch der chemischen )
Leipzig 1898, S, 1126— IPJH. — Dr. Molhcs, »niuilnrtcs Bauk^ikon-
l.ciptjg 1K83, — tt. A
»>^U
ilte$
pile*.
»tttiip«iil
2W
versetzt, um eine bessere Abscheidimg der Guttapercha zu erzielen, Lässt
man die Gefasse ruhig stehen, so bildet sich eine geronnene, milchähnliche
Masse, Dieselbe wird vor ihrer Erhärtung mit den Händen zusammen geknetet
und an der Luft getrocknet
In den Handel kommt die Guttapercha entweder in länglichen Broten
von 3 — 4 J^g Gewicht oder in unregelmässigen Klumpen von 10 — 12 kg
Gewicht
Eigenschaften. Die Guttapercha besitzt in unverfälschtem Zustande
eine röthlichbraune Farbe und ist auf den Schnittflächen weisslich bis bräun-
lich; sie hat roh das Aussehen von lockeren, zusammengeballten Leder-
schnitzeln und erscheint im Handel als eine gleichmässige Masse von dünnen,
hautartig übereinanderliegenden, zähen Schichten. Guttapercha fühlt sich
fettig an und riecht eigenthümlich (nach Käse und Leder), In gewöhnlicher
Temperatur ist sie zähe, lederartig, steif und hart, trocken, undurchsichtig
und nur wenig elastisch, jedoch leicht zu schneiden, Sie ist nur nach einer
Richtung ausdehnbar, in der entgegengesetzten zerreisst sie bei genügend
starker Zugbeanspruchung, Ihre Festigkeit gegen Zug ist in der einen Richtung
eine grosse (200 kg für das Quadratcentimeter). Sie schwimmt in Folge ihrer
(übrigens nicht grossen) Porosität auf dem Wasser, obwohl sie schwerer wie
dieses ist Erwärmt man Guttapercha (durch Eintauchen in warmes Wasser)
auf 32** C, so wird sie biegsam, bei 48^ beginnt sie weich zu werden, auch
kann man sie bereits, jedoch nur unter Anwendung eines hohen Druckes,
^^cneten; bei 55 — 60^ ist sie formbar und streckbar und kann zu ganz dünnen
^■(durchsichtigen) Blättern ausgewalzt werden, auch ist sie dann so weich, dass
^■jnan zwei Stücke durch einfaches Zusammendrücken zu einem eiraigen ver-
Weinigen kann; bei yo^ schmilzt sie zu einer klebrigen, faden ziehenden Masse,
bei 130'* beginnt ihre Zersetzung; sie wird ganz flüssig und schäumt; bei
150** liefert sie ein Oel, welches das vorzüglichste Lösungsmittel der Gutta-
;)ercha bildet
Guttapercha ist in Wasser, Alkohol» verdünnten Säuren und Alkalien
nlösüch, dagegen in Schwefelkohlenstoflf und Chloroform, aber auch in
erwärmtem TerytentinÖl, Rautschuköl, Benzin und Petroleum zu einer dicken
^fasse löslich; sie wird durch stark concentrirte Schwefelsäure und rauchende
Baipetersäure zerstört. Aether und ätherische Gele bringen die Guttapercha
tum Aufciuellen und verwandeln sie in eine teigartige Masse. Guttapercha
ist ein guter Schallleiter, einer der schlechtesten l^eiter der Wärme und
Klektricitat und wird beim Reiben negativ elektrisch. Bei längerem Liegen
in der Luft und besonders, wenn Luft und Feuchtigkeit auf sie einwirken,
trhält sie einen sehr dünnen, bläulichen Ueberzug, wird allmälig brüchig
and spröde, pulverisirbar, in Alkohol und Aether löslich und beim Reiben
3«itiv elektrisch. Unter der Erde (etwa zum Schutze von elektrischen
Leitungen) kann man sie nicht benutzen, weil sie von Mäusen u. s. w, zer-
nagt wird, auch nimmt sie in feuchter Erde und unter Wasser allmälig Wasser
liuf und busst dann ihre isolirende Eigenschaft ein; mit Guttapercha umhüllte
>riihte müssen deshalb noch mit einer Metallröhre umgeben werden,
Verarbeitung, Die Guttapercha wird durch Waschen in anfangs
kaltem, dann allmälig erwärmte!« Wasser unter beständigem Kneten von
lllen Verunreinigungen (z, H, von äand, Erde, Baumrinde, Sägespänen, Holz-
^hcilchcn u. s. w,) befreit oder nach trockenem Erwärmen zwischen stumpf-
280
Dritter Thcil.
zähnigen Walzen gepresst und geknetet, wodurch ebenfalls die Unr
abgesondert werden. Die gereinigte Masse wird dann mittelst Msb. ..:,.. zili
einem weichen, gleichmässigen Teig verarbeitet und hierauf soweit enR-Äftnt,
dass sie plastisch wird. Dann wird sie entweder in Formen gepresst oder
zu Schnüren und Fäden ausgezogen oder zu dünneren Bändern ausgewaUt
oder endlich in gleicher ^Veise wie Kautschuk vulcanisirt und homisirt. Bei
der vulcanisirten Guttapercha ist jedoch die Verbindung keine so innige wie
beim Kautschuk,
Verwendung. Man benutzt die Guttapercha hauptsächlich zu IsoHr r^-
elektrischer Leitungen (besonders von Kabeldrähten und Telephond:
unter Wasser, welche ausserdem noch mit einer MetallhüUe umgeben werdeii^*
sodann zur Herstellung von Fäden, Schnüren, Schläuchen, Röhre« (die of*!
mh Geweben gefüttert und umhüllt werden) und Pumpen für saure T i
keiten, femer zur Anfertigung von Gefassen für Flusssäure, von Peuerei«.^ ,.
Ringen, Treibriemen, Schuhsohlen tmd Gummischuhen, von Sprach- und Hör
röhren^ Walzen für Waschmaschinen und Wäschemangeln, chirurgischen I^
menten, Messerheften, Bilderrahmen, Gesimsen, Winkelmaassen und Drc
Reissschienen, Dachziegeln, weiter, weil sie äusserst scharfe Abdrücke
zu Matritzen für Holzschnitte und in der Galvanoplastik, sodann zum ^\
dichtmachen von Geweben, indem man sie mit Leinöl zusammenpresst^
Ersatz für Hom und Knochen zur HerstelKmg von Knöpfen, Thürdrück
u. s. w., zum Schutze von Leder, Pappe, Holz und Metall, wenn dicsell
den Einwirkungen von Alkohol, Säuren und Wasser, jedoch keiner hohe
Temperatur ausgesetzt sind, in dünnen Blättern an Stelle von Thierblase
Wachstaffct, endlich zu künstlichen Gebissen, zu Kitten für leden^e TreÜJ*
ricmtn (siehe § 238), zu Firnissen (siehe § 266, g) u. s. w.
Verschiedenes. Guttapercha kommt niemals ganz rein in den Handel
und ist eines von denjenigen Kohproducten, welche den meisten Verfälsch ungco
unterworfen sind. Zu den Verfälschungen benutzt man verschiedene Hüixe.
Gereinigte Guttapercha hat eine fast weisse Farbe, wird aber o6
durch Carmin rothlich gefärbt; sie erweicht in wamtem W^asser tind ist
ausserordentlich plastisch; man benutzt sie zum Ausfüllen hohler Zähne und
gewinnt sie, indem man gewöhnliche Guttapercha in Benzin löst, die I^Osnng
durch gebrannten Gyps oder pulverisirten Thon klärt und die Guttapercha
durch Zusatz von Alkohol (von 90*^ T.). wieder fällt; letztere >vird dann mit
heissem Alkohol gewaschen und in siedendem Wasser zusammengeknctj
endlich bei massiger Wärme zu dünnen Stangen geformt, die ZMXt\ SchQ|
gegen die Einwirkung der Luft zweckmässig unter Wasser aufbewahrt wcrd
Als Ersatz für Hom und Knochen empfiehlt sich eine Mischt]
von 1 Theil Guttapercha und 2 Theilen Kautschuk oder ein Gemenge
1 Theil Guttaperchaabfällen und 1 Theil Kautschukabfällen, das, mit Schw*<
vermengt, mehrere Stunden lang einer Hitze von 120** C, ausgesetzt wtrd7
Das Fabrikat wird noch besser, wenn man dieser Mischung Gyps, Hars^
Blei Verbindungen u. s. w. hinzufügt,
Einen guten Firniss zum Ueberziehen von Guttapercha waren und
von Documenten, deren Schrift unverloschbar gemacht werden soU, er
man nach Fry, wenn man 5 kg Terpentinöl oder Steinkohlcnthecröl
180—240 g Guttapercha destillirt.
"Viertes Capitet, t)acb|»appe, Holzcemeni, wasserdichte Leinwatid o. s. w.
Als Ersatzstoff der Guttapercha wird Balata {BuUy-trei\ das Milchharz
am Orinoko und Amazone nstrom wachsenden Baumes, empfohlen, weil
ses Harz elastischer als Guttapercha^ biegsamer und schwerer schmelzbar
erwärmt angenehm riecht und die Wärme sowohl als auch die Elektri-
ät besser isolirt, (Siehe »Wochenschrift des österreichischen Gewerbe-
vereinesff, 1878, S. 121.) Man verwendet Balata zu Treibriemen, Sohlen
und Absatzen, femer zur Isolirung von Telegraphen drahten und in d^i
Zahnarxneikunde, (Siehe: Fischer, a. a, O., S. 1128.)
^^B viertes Capftel.
Bpchpappe. Holzccment, wasserdiclite Leimvand, Linoleum,
Rorkplatten, Asbestgewebe, Unterlagsfilzplatten, Tapeten,
8 269. Die Dach- und Steinpappe und ihre Ersatzstoffe.
Bestandtheile» iJie rohen Pappen werden aus groben, langfaserigen
^^offen bereitet, namendich aus wollenen Lumpen und altem Papier. Je mehr
^■ollfaser die Pappe enthalt, desto werthvoller ist sie. Nimmt man zur
^fcreitung pflanzliche Stoffe, z. B, Leinwand, Hanf, Baumwolle, gemahlenes
^Broh und HoIj^ Gerberlohe u. dergl., so ist 6xe Widerstandsfähigkeit der
^rappe gegen Wiiterungseinflüssc eine geringere; benutzt man erdige Stoffe,
jft. B* Thon, Kreide, Kalk, Gyps u, s. w,, so wird durch dieselben eine
^binclle Verwitterung der Pa[jpe herbeigeführt.
^K Eintheilung, Man unterscheidet Tafel- und Rollen pappe; erstere
wird a^u Dacheindeckungen in neuerer Zeit fast nicht mehr verwendet, wcü
die vielen Slösse und Fugen manche Uebelst&nde erzeugen. Die Tafelpappe
wird wie Papier mit der Hand geschöpft und an der Luft getrocknet; sie
kommt zumeist in einer Breite von 0*75 m und in einer Länge von 1 m
Süwie in verschiedener Dicke zum Versandt. Die Rollenpappe wird mittelst
Ischinen bereitet und zum Theil gepresst- Am gebräuchlichsten sind folgende
•ten:
ir, 70
Ir. 80
it, 90
lt. 100
1*5 OTW
13101
M67 >
105 ^
stärkt
70 iw* ^= 50 kg wiegend,
80 i» = 50 > »
m > = 50 * »
1(K) >=50 >
Breite gewöhnlich 1 m.
Eine Rolle enthält
meistens 50— 60 m^
Pappe.
Die dünnen Sorten werden vorzugsweise zu Unterlagen bei Schiefer- und
Hokcementdächem, auch als Decklage bei Doppelpappdächem und zu
Kjvnsori sehen Dacheindeckungen benutzt.
Das Imprägniren. Die Stofife, aus denen Tafelpappe hergestellt
rden soll, werden mit Steinkohlen theer vermischt» oder es wird die fertige
ppe mit heissem Steinkohlentheer oder mit einer Mischung von diesem und
T'ech getränkt, indem man sie in diese Flüssigkeit eintaucht, hierauf in heisses
|f asser legt» sie dann nochmals eintaucht und längere Zeit (meistens 5 Stunden
bg) in dem siedenden Theer liegen lässt Die Imprägnirung der Rollen-
^ppe ^dagegen erfolgt dadurch, dass man die Rolle mittelst zweier Quetsch-
zen ganz langsam durch ein Theerbad hindurchzieht. Der bis zum Siede-
nkt erhitzte Theer befindet sich hierbei in einem breiten und flachen
Dritter'
Behälter. Die Pappe wird mit ihrer unteren Seite nach dein Yerlissen ikr
Walzen über eine, auf dem Arbeitstisch gleichmässig ausgebreitete Smit
Schicht bewegt, während auf die obere mit Hilfe eines Siebes Sand mogUchst
gleichmässig aufgestreut wird. Durch diese Besandung soll das Zusammeit-
kleben der Pappe beim Aufrollen verhütet werden. Der Sand ist durch
Schlämmen von etw^a vorhandenen thonigen und lehmigen Bt dv
und durch Sieben von allen grösseren Stücken, sowie von Staub zu L_ : .__ cf
muss scharfkantig sein und ein gleichmässiges Korn, etwa von der Gr^Ssse
des Hirsekorns, besitzen. Statt des Sandes kann man auch mit Vortheü im*
kleinerte Hochofenschlacke verwenden.
Der zum Imprägniren der Pappe benutzte Steinkohlentheer xnvtss durch
Destillation von den flüchtigen Oelen und dem Ammoniakwasser hcirai
werden; er wird entweder allein verwendet, oder er erhält einen Za*%aiz »on
schweren, durch trockene Destillation von Kolophonium gewonxicnei
Harzölen, oder von Schmieröl, das ein mit Paraffin gesättigtes und aus dm
Petroleum, dem Erdpech oder bei der Solar ölfabrikation aus Braunkohles
und Torf gewonnenes Mineralöl darstellt, oder von Kientheer, welcher dtirdi
trockene Destillation von Nadelhölzern u. s. w, erhalten wird, oder endlich
einen Leinölzusatz.*) Durch diese fetten Stoffe erlangt die Pappe eine grosie
Geschmeidigkeit von langer Dauer. Die mit nicht abdestillirtem (reinem) Stein-
kohlcntheer getränkte Pappe nimmt schnell eine grosse Härte und Sprödigköl
an, von welcher der Name i^Steinpappe« herrührt; sie bricht leicht beim
Umbiegen und Begehen und hat eine geringe Dauer, weil sie sehr porös ist,
die mit abdestillirtem Steinkohlentheer imprägnirte Pappe dagegen wird erst
nach längerer Zeit hart, spröde und gebrechlich, ist viel weniger pon»,
haltbarer und wegen des höheren Harzgehaltes fester» Wird dem abdestUUrte»
Steinkohlentheer natiirlicher Asphalt» Harz, Kientheer > Schwefel u, s. «.
zugesetzt und mit dieser Mischulig die Pappe getränkt, so ist dieselbe giAi
besonders gut zu Dacheindeckungen geeignet (Asphaltdachpappc),
während ein Zusatz von Steinkohlenpech das Hartwerden der PAfipe
beschleunigt.
Um eine möglichst vollkommene Impragnirung der Pappe zu erridöu
wurde (nach Gottgetreu, a. a. O., Bd. II, S. 41)4) vorgeschlagen, die out
Theer getränkte Pappe zu trocknen und dann in kaltes Wasser einzutauchen,
damit sich der Theer von der Oberfläche der Pappe nach dem Inneren
derselben ziehe. Hierauf soll die Pappe nochmals getrocknet, daim wiederholt
in siedenden Theer getaucht und endlich mit feinem Kies, Steinpulver u. s, w.
bestreut werden.
Der Anstrich des Pappdaches. Nachdem die Pappe auf der
Dachschalung verlegt worden ist, erhält dieselbe einen Anstrich. Hierzu xMir
abdestillirten Steinkohlentheer zu nehmen, emptiehlt sich nicht, weil derselbe
nach einiger Zeit hart und spröde und schhesslich durch Verwitterung gMm
zerstört wird, und zwar geht diese Zerstörung umso schneller vor sich, je
mehr kalkige Stoffe dem Theer zugesetzt werden.
Luhmann (>Die Fabrikation der Dachpappe«, Wien 1883) empfidlh
zu den Anstrichen hauptsächlich folgende Mischungen:
70 Theile abdestilUrtcr Steinkohlentheer, 10 Theilc schweirrs MinermM
(Schmieröl), 20 Theile amerikanisches Harz;
^ »Handbuch der Architektur«, 18$4, Bd. 11, HcA 5. S. 15,
alertes Capitcl, Dsicbp«ppe, Holzeement, wasserdtcHte Leinwand u. s, w.
75 Theile abdestillirter Steinkohlentheer, 10 Theile Trinidad- Asphalt,
10 Theile Kientheer, 5 Theile Harzöl;
70 Theile abdestillirter Steinkohlentheer, 25 Theile Kieulheer,
Theile Harz;
70 Theile abdestillirter Steinkohlentheer, 20 Theile Kolophoniuni,
Theile Leinölfirniss, 2 Theile feingepulvcrter Braunstein.
Auf den frischen Anstrich wird heisser, grobkörniger oder feingesiebter,
charfkantiger, thon- und lehmfreier Sand gestreut.
Zur Erhöhung der Haltbarkeit der Dachpappe ist der Anstrich von
Bit zu Zeit zu erneueni, damit die entstandenen Poren wieder verschlossen
rerden und die Pappe die durch die Einwirkung der Witterung und der
3iinenstrahlen verlorenen öligen Bestandtheile zurückerhält, wieder ge-
schmeidig und durch einen Ueberzug geschützt wird. Der neue Anstrich ist
^j-ufzubringen, wenn der alte anfängt zu schwinden und die Pappe sichtbar
^■rird In der Regel ist ein zweiter Anstrich schon nach 2 jatu-en nöthig
Hpiamentlich auf der Südseite des Daches), während der dritte, vierte u. s, w.
Hbieistens erst in Zwischenräumen von etwa 4 — -5 Jahren aufgebracht werden
~niüss. Bei zu häufigem Theeren bildet sich auf der Pappe eine harte und dichte
I Kruste, die durch Aufstreuen von Sand noch begünstigt wird. Diese Kruste
brhält bei Wärmeänderungen Risse und durch dieselben wird das Dach undicht,
ISiehe >Handbuch der Architektur«, a. a, O., S. 27.) Es ist daher eine häufigem
Erneuerung des Anstriches mehr schädlich als nützlich,
l Es ist auch emiifohlen worden, die Pappe nach vollständiger Erhärtung
JEes Anstriches noch mehrere Male mit einer Mischung von Kalkmilch und
Kuhhaaren zu bestreichen, um die Verflüchtigung der im Steinkohlentheer
^enthaltenen ätherischen Üelc nach Müglichkeit zu verhindern und der Dach-
^^appe eine längere Wasserundurchlässigkeit zu verleihen. (Siehe: Gottgetreu,
^. a, O,, Bd. II, S. 4Uä,)
Kennzeichen einer guten und einer schlechten Dachpappe,
rute Dachpappe muss zähe, von filzartigem Gefüge und so geschmeidig
ein, dass sie bei wiederholtem Umbiegen nicht bricht; sie soll vom Stein*
lohlenthecr vollständig durchdrungen sein, so dass ihr Inneres fettglänzend
scheint und sie an keiner Stelle eine theerfreie Schicht besitzt Auch soll
lie Pappe nach 24 stündigem Liegen unter Wasser keine Gewichtszunahme
eine solche tritt ein, wenn die Pappe nicht vollständig imprägnirt
aus schlechten Stoßen (z. B, aus Stroh und Holz) bereitet ist.
Schlechte Dachpappe bricht leicht, hat eine matte Farbe (hervor-
gerufen durch eine Tränkung mit Steinkohlentheer ohne Zusatz von natür-
Bchem Asphalt u. s. w.), besitzt eine schiefrige Structur und fühlt sich lappig
(wenn nämlich wasserhaltiger Theer zu ihrer Tränkung benutzt wurde).
Vortheile des Pappdaches: grosse Büligkeit des DeckstotTes;
tichterc Dachconstruction wegen des geringen Gewichtes der Pappe; gute
lusnuizung des Dachraunies wegen der flachen Neigung der Sparreu;
Sicherheit und Schutz gegen Feuer, weil Pappe nur ganz langsam verkohlt
fid nicht mit heller Flamme verbrennt ; grosse Dauerhaftigkeit bei sach-
emässcr Bereitung der Pappe, bei vollkommener Imprägnirung, bei sorg-
lliger Eindcckung und rechtzeitiger Erneuerung des Anstriches; bequeme
ierstellung und leichte Ausbesserung schadhafter Stellen, Nachtheile: Da
lie Pappe den t)eim Witterungswechsel eintretenden Bewegungen der Dach-
284
Dritter Thcil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
Schalung nicht zu folgen vermag, so kann sie leicht Risse erhalten, auch
wird sie im Laufe der Zeit durch die Einwiricung des Theeres mürbe und
gebrechlich, so dass sie einem Hagelschlage keinen genügenden Widerstand
zu leisten vermag.
Zweckmässigste Verwendung. Pappdächer sind hauptsächlich für
Fabrik- und landwirthschaftliche Gebäude, Hallen, Baracken, Güterschupp«
und kleinere Nebengebäude (Aborte u. s. w.) zu empfehlen. Sie. müssen bei
trockener und warmer Witterung hergestellt werden, damit sich der Theer-
überzug n^it.der Pappe innig verbinden kärai.
Doppellagiges Pappdach. Um. die; Haltb^kdt der Pappdächer m
erhöhen, wird mit Vortheil eine doppelte Lage Pappe auf die Schalbretter
gebracht. Diq untere besteht aus einer, i einseitig mit Sand bestreuten,
gewöhnlichen Dachpappenbahn, Lederpappe genannt, welche mit der
gesandeten Seite nach unten \Yerlegt wird. Die obere Bahn wird auf diese
aufgeklebt und mit Sicherheitsdrähten in. Entfemimgen von etwa 1 m über-
zogen, um dem Pappdache eine grössere Steifigkeit und Widerstandsfähigkeit
gegen Winddruck zu verleihen und die untere Papplage fester an die Dach-
schalung anzudrücken. Auf die obere Lage und auf die geglühten Banddrähte
wird eine IsoUrmasse aufgebracht, welche, nach einem der obenerwähnten
Luhmaiin'schen Recepte herzustellea ist. Als Anstrichmasse der oberen
•Deckhaut empfiehlt Luhman« u. A. eine Mischung von: 50 Theilen ab-
destillirtem Steinkohlentheer, 15 Theilen Trinidad- Asphalt, 10 Theilen paraffin-
haltigem Mineralöl und 25 Theilen trockenem, feingemahlenem Thon. (Näheres
über die Construction dieses Doppelpappdaches findet man u. A, im
»Handbuch der Architektur c, a. a. O., S. 29 imd 30.)
Ersatzstoffe. Statt der Theerpappe werden in neuerer Zeit lu
Dacheindeckungen und namentlich für Barackenbauten folgende Baustoffe
verwendet, die Verbesserungen der gewöhnlichen Dachpappe darstellen
sollen. *)
\. Filzpappe. Zu ihrer Fabrikation benutzt man Wollhaare und
Steinkohlentheer. Die Wollhaare gewähren einen besseren Schutz gegen
Viertes Capitel. Dachpappe, Holfcetnent, wasserdichte Lelttwand n. ». w.
m und in der Breite von 1 iw in den Handel Sie haben sich gut be-
wirf, sind aber ziemlich theuer.
4. Präparirte Dachpappentafeln der Döcker'sehen Baracken-
Ikbrik zu Niesky (Oberlaiisilz). Dieselben sind einseitig oder auf beiden
eiten mit Leinwand bekleidet und sollen sich zu Kind eckungen zerlegbarer
fid tragbarer Tropenbaracken gut eignen,
5» Barackenpappe von Rabitz und Stabsarzt a* D. Dr. Eltze
Berlin. Sie besteht aus mehreren Lagen, die der Feuersicherheit wegen
»it einem hauptsächlich aus Asbest bestehenden Bindemittel mit einander
frereinigt sind und eine Dicke von zusammen etwa 1 cm besitzen. Werden
liese Tafeln in einen Rahmen eingespannt, so besitzen sie eine genügende
Widerstandsfähigkeit gegen die Witterungseinflüsse; ven^^endet man sie
^egen ohne Rahmen, so dringt die Feuchtigkeit von der Schnittkante aus
die Pappe ein, ivodurrh die letztere sehr bald zerstört wird. Um die
Tafeln gegen Regen und Feuer zu schützen, werden dieselben mit ent*
^rechenden Anstrichen versehen,
6. Asphaltfilz; siehe Asphalt (§ 287).
7, Sturmpappe von Benrath und Franck in Gelbe Mühle bei
)uren (Rheinland).
Die Sturmpappe besteht aus einem starken Jutegewebe, verbunden mit
»chfrei gearbeitetem festen Manilapapicr. Sie kommt in Rollen von 100
und 140 cm Breite und bis zu 2{)i) m Länge in den Handel Ihr speciftsches
rewicht ist ein sehr geringes, da sie etwa lümal so leicht wie mittel-
chwcrc Dachpappe ist.
Nach den Untersuchungen der königlichen Prüfungsstation für Bau*
aateralien in Charlottenburg-Berlin ist die Sturmpappe der besten Dachpappe
Reisslänge (also an Widerstandsfähigkeit gegen Stumiebiwirkung) 12\jmal
iind an Dehnungsfähigkeit, ohne Risse zu erhalten, omal überlegen. Die
Untersuchungen auf Wasserdurchlässigkeit, bei denen die Proben U Tage lang
aer auf ihnen ruhenden Wassersäule von 2Ö rm Höhe bis zu 4 m Höhe
Iteigend ausgesetzt waren, ergaben bei sammtlichcn (sechs) Proben kein
)urchsickem des Wassers, während von 10 Proben bester Dachpappe, die
ater dem verhältnissmässig geringen Druck einer Wassersäule von Ö— 25 cm
lohe untersucht wurden, 8 nach höchstens einem Tage und 18 Stunden Wasser
^ndurchsickem liessen, während "2 Proben nach 9 Tagen dicht blieben;
>n letzteren war eine mit einer nur 6 cm hohen, die andere mit einer
lU cm hohen Wassersäule belastet und geprüft worden.
Die Sturmpappe dient nur zur Eindcckung von Dächern. Kin mit
itesem Stoß* eingedecktes Dach soll kaum den zwanzigsten Theil Klebe-
nd Flickstellen aufweisen wie ein gewöhnliches Pappdach.
Die Emdeckung geschieht /.wischen dreieckigen Leisten, welche in
gleichen, von der Breite der Rolle abhängenden Abständen vom First bis
jr Traufe auf die Brctterverschalung genagelt werden, und weiter in der
If^eise, dass die Gewebeseite nach aussen und die Papierseite also auf die
)achverschalung kommt. Zur Befestigung der Sturmpappe werden in Ent-
fernungen von Ih — 20 cm Dachnägcl von 25 mm Länge und mit breitem
topf eingeschla;4cn.
Die Vcrl)iTidung der Stössc erfolgt dadurch, dass das Ende der auf
Dache befestigten Rolle etwa 10 cm breit mit einer kräftigen, heissen
2ö*;
DTttter Thei!.
Tischlerleimlösüng oder niit heissem AspiiaUlack überstrichen, dann die neoc
Rolle 10 im breit darübergekgt und mit den Händen gut ans^drückt wnd
Bei den Mauer- und Schomsteinanschlüssen wird die Pappe etwa In n« i&
die Hohe gebogen und an die Mauer mittelst Asphaltlack i bt Attf
die Leisten werden Sc hutikappen streifen aus Stunnpappe auk , wdcbe
in einer Breite von 9 cm und bis zu 20 m Länge vorräthig gehalten werden.
Die Sturmpappe ist dort, wo sie die Kappe später liberdeckt, vor dem Ucbtr-
decken zweckmässig einmal mit Theer zu Überstreichen. Die Entfernung r|»
Nägel soll bei dieser Befestigung nur etwa 3 cm betragen.
Das fertige Dach wird mehrere Male (in geeigneten Zwt$;ch(*nriiuii]«n|
mit heissem Asphalttheer (aus 100 Gewchtstheilen Steink er unt!
15 Gewichtslheilen Blockasphalt) oder, wenn derselbe nicht 1 ; wenloi
kann, mit gutem Steinkohlen theer (ebenfalls erhitzt) mittelst 1 hccrschrubbcr
überzogen. Durch diese Theeranstriche erlangt die Sturmpappe erst ihre
Wasserdichtigkeit. Alljährlich — zur Sommerzeit und bei gutem Wetter —
ist dieser Theeranstrich zu erneuern.
8. Gepresste Uelpappe von Gebrüder Adt in Forbach,
Die Pappe stellt eine sehr harte, leichte, wasserdichte und schw» etil*
zündbare Masse dar, die sich mit Schneidewerkzeugen sehr gut bearbeiten
lässt. Ihre Dicke beträgt bis 6 mm, Pappe in 6 mm Stärke bleibt sdbft
nach stundenlangem Liegen unter Wasser (von Stubenwänne) hart« währcDii
dünnere Sorten hierbei aufweichen.
9. FaUbautafeln nach dem Patente von Fischer.
Dieselben werden von der Falzbaupappenfabrik zu Ra witsch
(Provinz Posen) in den Handel gebracht, und zwar in einer Länge von 3 *
und in einer Breite von 1 m. Ihren Querschnitt zeigt Figur 438. Mjo
benutzt sie mit Vortheil zur Isolirung feuchter und kalter Wände, *iiro
Schütz von HoUpaneelen gegen den Einfluss der Wandfeucht igkcit^ »tu
Herstellung von fäulniss-, dunst- und feuersicheren Stall- imd Fabrikdeckex!
und Dächern, zum Schutz von hölzernen Fussböden gegen Holsscfawainin.
zur Herstellung von Kühlräumen und Eisbehältem, zur Bekleidung von Fadl-
werkbauten aller Art, zur Isolirung von Balkenköpfen und in die Erde ge-
rammten Pfählen u. s. w. Wenn man diese Tafeln mit glatten Phn Irj-
seits bekleidet (Fig. 430), so eignen sich dieselben auch zur i un|
selbständiger Wände, Auf dieselben kann ohne Mörtelputz unmittelbar tapetirt
oder ein Anstrich aufgetragen werden.
10- Asphallleinenplatten von Randhahn in Waldaa bt*
Osterfeld.
Zwischen zwei Asphaltpapier lagen ist ein Jutegewebe geklebt. Wf
Platten sind 2 m lang und 1 m breit. Man verwendet sie hauptsäcL
Dachein decktingen an Stelle von Holzcement» wenn letzterer — a. B. >%
des Winters — nicht angewendet werden kann. Um eine genügende 1
keit und Widers tan dsHihigk ei t zu erhalten, müssen auf der Dachse n^^tcTi^
mehrere Platten übereinander verlegt werden.
IL Biegsame Melallplatten, welche sehr dünn gewalzt, mit Fca
getränkt und durch Wasserblei- oder Leinölfimiss-AnstricUe gegr»^ ^^'^
iSVitterungseinflüsse geschützt werden.
Als Anstrichmasse für Pappdächer werden noch empfohlen:
287
a) L. Mac koscher Oelcement Derselbe wird nach folgendem Recept
^ bereitet : 1 00 Gewichtstheile gutes Leinöl werden mit ^^1^ Braunstein etwa
Stunden lang in einem Kupferkessel gekocht, dann werden 10 Theile
schwefelblüthe und 10 Theile Harz darin aufgelöst Nach dem Erkalten wird
diese Mischung filtrirt und in ihr eine Mischung von 2 Gewichtstheilen
gfeschlämmtem Graphit, 2 Theilen Eisenmennige, 16 Theilen Cement,
fl6 Theilen schwefelsaurem Baryt, 4 Theilen Bleioxyd und 2 Theilen
alkoholisirter Silbergiätte abgerieben,
6) Hiller*scher Mastix. Diese Masse enthält schwer zu verdampfende
Kohlenwasserstoffe, ist elastisch und gegen Nässe und Wärme ziemlich
widerstandsfähig; sie liefert nach dem Trocknen einen fest anhaftenden
Ueberzug.
c) Vulcancement,
Steinpappe zu Verzierungen im Inneren.
Zur Herstellung von Rosetten und Stucknachahmungen von Kapitalen,
lahmeni Leuchtern, Ampeln u. s. w. wendet man nach Mothes (a. a, O.»
^d. IV, S. 267) hauptsächlich die folgenden beiden Verfahren an:
1. Man vermischt 18 j: Schlämmkreide mit 1 kg feinem G)^s, dann
|LOcht man 60 kg trockene Papierstreifen, zerreibt oder zermalmt dieselben
jTein und vermischt sie mit 15 g feingestossenem Alaun und 4 g roher
Baumwolle. Diese Mischung wird der ersteren zugesetzt und auf das Ganze
eine Mischung von 2Vs kg gutem Leim und 1 ^/^ kg feinem Fimiss heiss
gegossen, welche in 2 / Flusswasser eine Stunde lang bei gelindem Feuer
gekocht wurde. Hierauf wird die ganze Masse sofort tüchtig und so lange
amgerührt, bis sie anfängt steif zu werden, dann in Gyps- oder Zinkformen
fest eingedrückt und mit der Form in einer Trockenkammer bei 35 — 50** C
Temperatur 24 Stunden lang getrocknet und endlich ausgeformt. — Die
auf diese Weise hergestellten Gegenstände sollen eine grosse Festigkeit besitzen
und polirt werden können; man kann sie beliebig färben, auch vergolden und
rersilbern,
2. Faserstoffe werden in einem Holländer zertheilt und 1 Theil
derselben mit 3 Theilen Wasserglas, 1 Theil Kalk, 2 Theilen Thon, 1 Theil
and und 2 Theilen Zinkoxyd innig vermischt, die zusammengemahkn
rurden. Diese Masse ist knetbar und kann auch zu Dacheindeckungs>
Fussböden- und Wandbekleidungsplatten verarbeitet werden. Sollen diese
?latten eine glatte Oberfläche erhalten, so werden die Formen vorher
Inneren mit einer Masse überzogen, die aus denselben Stoften besteht,
edoch keine Faserstoffe enthält und düimer angemacht ist.
Asbestpapier, Asbestleinen Asbestplatten mit Metall-
einlage. *)
1, Asbestpapier von Gaspard Meyer in Paris (D, R. P. Nr. 28133)-
Um ein feuerbeständiges Papier für Tapeten, Decorationsstückc, wichtige
>ocumente u» s, w. zu erhalten, vermahlt Meyer gereinigte, cardirte, mit
k gebleichte und dann gewaschene Asbestfasem unter Zusatz von
,^ Kali- oder Natronwasserglas, auch wohl von 4^5% organischem
•) Si«hc W, Veucrand, »Asbest und FencrschiiU«, Wieo, H*rt)eben's Verlag»
S. 111—140.
288
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstofife.
Papierstoff und, wenn es sich um die Fabrikation von weissem Papier
handelt, von feinem Glimmer- oder Talkpulver in Holländern zu Stoft
bereitet aus demselben einen dünnen Brei, entzieht diesem durch Schöpfen,
Pressen imd Trocknen allmälig den Wassergehalt und leimt ihn mit einer
Mischung aus etwa 47o Gelatinelösung imd 67o Wasserglas, um dem Papier
selbst im stärksten Feuer den erforderlichen Zusammenhang in der Structor
zu geben und das Färben des Papiers in der Masse mit feuerbeständigen
Farben (aus feuerbeständigen Thonen und Ultramarinen unter Zusatz von
Zinkweiss, auch Wasserglas [bei Oelfarben] oder Glycerin [bei Wasserfarben)
zu erleichtem. Oder er stellt aus dem erwähnten Gemenge zunächst den
fertigen Papierbogen her und bewirkt die mitieralische Leimung durch Ein-
tauchen desselben in ein Bad aus flüssigem Natron- oder Kaliwasserglas
mit 1^0 Glycerinzusatz. Eine zweite Leimung mit Thierleim, die in gewöhn-
licher Weise vorgenommen wird, dient nur dazu, dem Papier einigen Glanz
und Geschmeidigkeit zu verleihen. Auch zum Beschreiben und Bedrucken
des Papiers sind feuerbeständige Tinten oder Farbstoffe zu verwenden, damit
sich die Schriftzüge (oder der Druck) mit der Papiermasse im stärksten Feuer
durch Verschmelzung fest verbinden können.
Versuche haben ergeben, dass derartig hergestelltes Papier nach dem
Glühen bröckelig, schwarz und russig, also nicht mehr verwendbar wird, so
dass man aus ihm hauptsächlich nur unverbrennliche Theaterdecorationen
herstellen kann.
Man hat auch Kästen und Koffer aus diesem Papier gefertigt und in
in ihnen Kleidungsstücke von Cholerakranken einer starken Hitze ausgesetzt;
beim Oefftien der Koffer fand man diese Kleidungsstücke unversehrt und
vollständig desinficirt vor. Solche Kästen eignen sich auch vorzüglich wr
Aufbewahrung von wichtigen Schriftstücken in Archiven u. s. w. ; sie werden
mit vollkommen luftdichtem Verschlusse von der »United Asbestos Companyc
in London hergestellt. Die Meyer'sche Erfindung macht es auch möglich,
Glasurfarben für Porzellanmalereien u. s. w. einer Vorprüfung im Atelier zo
unterziehen, sowie Bilder vorher auf Papier zu malen und dann auf Porzelkfl
übertragen. [Siehe ilndustrieblätter^, 18H5^ S. 21.)
Vferles Capfte!. Öachpappe, Hofzcemtiit, wösscTdichtc Leiwwnnd u. s. w. 98&
Eisen-, Stahl-^ Kupfer-, Messing-, Platin- oder Zinkdraht, galvanisirt,
[oder nicht galvanisirt, oder Faserstoffgam (Zwirn, Hanf, Flachs, Seide,
[Wolle, Baumwolle, Jute, Haare u, s. w.) werden mit Asbestfasem so über-
1 spönnen, dass die Einlage allerseits gleichmässig eingeschlossen ist Aus diesen
[Fäden fertigt man gewirkte, geflochtene, gestrickte, gehäkelte u. s. w. Gewebe,
Iwelche zu Theatervorhängen, Kleidungen, Feuerw^ehrgegenständen, auch zu
' Filtertüchem und Filtersäcken, fem er wenn ihre Einlagen aus schlechten
Wärmeleitern bestehen, zu Isolirungen u. s. w. benutzt werden können.
4* Asbestleinen-Eisenfilz von T- C. Kirchner und G, Goepel
rin Schwein fürt (D. R. P. Nr. 20697),
Ein Gemisch von Asbestfasem und Leinen- oder Baumw^ollen- oder
IWoUenfasem Avird auf dem Holländer zermahlen, dann ausgepresst und
lierauf mit dünner Leim- und Wasserglaslösung zu einem flüssigen Brei an-
I gerührt. Dieser Brei ward auf ein Eisen drahtgefl echt gegossen, so dass die
[Fasern in die Maschen eingezogen werden, und das Drahtgeflecht dann
I durch Nasspresswaken und endlich durch einen Calander geführt. Man benutzt
I diesen Stoff vornehmlich zu Theaterdecorationen.
5, Superatorplatten von J. Nagel in Galgocz (Ungarn). (D. R. P,
19808.)
Das Verfahren zur Herstellung dieser Platten ist ein verschiedenes.
Die JH. Rheinhardt'sche Fabrik in Würzburg wendet das folgende
100 Theile von gequetschtem, aufgelöstem und gereinigtem canadtschen
lAsbest werden mit 75 — -350 Theilen frisch geglühtem Zinkoxyd,, Magnesia,
IGyps oder Kalk und Erdfarben innig vermischt. Aus diesem Gemenge wird
lauf Krempelmaschienen eine Watte hergestellt, in deren Innerei ein Draht-
Igewebe oder Drahtgeflecht eingelegt ist. Die Watte wird nun in ein Walz-
rerk gebracht, in welchem sie eine Zinkchloridimprägnirung erhält, indem
' durch eine Zinkchloridlösung laufende Gurte oder Pressfike ohne Ende auf
sie gepresst werden. Hierauf wird die W^atte durch eine Transportvorrichtung
«o lange fortgeführt, bis sie vollständig erhärtet ist. Sodann gelangt das Fabrikat
jin ein starkes Glättwerk. Nach dem Verlassen desselben wird es ausgewaschen,
getrocknet, durch eine Lösung von palmitinsaurer Thonerde geführt, beschnitten
'^und zum zweiten Male gepresst
Diese Superatorplatten stellen einen unverbrennlichen, wasserdichten,
L wenig voluminösen, biegsamen, anstrich- und polirbaren, auch rollbaren Stoff
Idar, welcher grosse Leichtigkeit besitzt (specifisches Gewicht der stets mit
[Luftblasen erfüllten Masse = 1*5), fest, unzerreissbar und widerstandsfähig
[gegen die Einflüsse der Witterung, heisser Dämpfe und Gase ist und sowohl
iWärme wie Schall und Elektricität schlecht leitet.
Die Superatorfabrikate kommen hauptsächlich in drei Formen in den
iHandel, nämlich als Su{)eratorl innen, eine feste dünne Leinwand von
[500 — li)0 g Gewicht, als Superatorcarton, von consistenterer Beschaffen-
jhcil und 7Ü0 — 80*}^ wiegend, und als Superatorplatten, ein pappartiges
jpabrikat von 10(X> — 1200^ Gewicht für das Quadratmeter, Die Breite dieser
'Fabrikate beträgt 1 /», die I>änge ist beliebig; man kann Rollen von 10, 20
und 30 m Länge von der Fabrik beziehen.
Man kann die Superatorfabrikate verwenden als Feuerschutzplatten für
Theater u. s. w., zu Dacheindeckungen, Barackenbauten und Kriegslazarethen,
ferner xur Herstellung von Gebäuden in den Tropen» zu Feuerwehrgegenständt^^
290
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
als Isoliningsmittel für Leitungsrohren, Kessel, Dampfcylinder u. s. w., als
Füllstoff für Cassenschränke, als Feuerschutzmittel bei eingetretener Feuers-
gefahr (durch Auflegen von Superatordecken auf den brennenden Gegen-
stand) u. s. w. Bei Isolirungen wird auf den Kessel u. s. w. zunächst ein
Gemenge von Wasserglas, Federweiss, Thierhaaren, Korkstückchen und
Pflanzenfasern 2 — 5 cm dick aufgetragen und dann diese Schicht mit
Superatorplatten bekleidet.
.§ 271. Unterlagsfilzplatten.
Eisenfilz der Filzfabrik A. G. Adlershof in Berlin.
Der Filzstoff wird aus der Wolle von Wildschafen hergestellt, wobei
man sich besonderer Maschinen bedient, und mittelst hydraulischer Presse
ausserordentlich kräftig zusammengepresst, ohne dass er dadurch seine Elasticitat
einbüsst. Der Filz wird hierauf mit geeigneten Fetten (z. B. mit Stearin oder
Paraffin) imprägnirt, imi ihn wasserdicht zu machen, und oberflächlich nach
besonderem, durch Patent geschütztem Verfahren mit Chromalaun behandelt,
wodurch er eine grosse Widerstandsfähigkeit gegen äussere mechanische
Angriffe, sowie gegen die schädliche Einwirkung von Schmieröl erlangt.
Obwohl der Eisenfilz eine bedeutende Druckfestigkeit besitzt (bis etwa 1000 kg
für das Quadratcentimeter), beansprucht man ihn in der Praxis doch nur mit
höchstens 25 kg für das Quadratcentimeter. Die Platten werden in Stärken
von 10, 15, 20 und 25 mm und in verschiedenen Längen und Breiten
angefertigt.
Die Verwendung des Eisenfilzes ist eine sehr vielseitige. Hervorzuheben
ist, dass er, zwischen den Fundamenten von schnell laufenden und geräusch-
voll arbeitenden Maschinen, von Dampfhämmern u. s. w. verlegt, die schädlichen
Erschütterungen im Gebäude und die Schallübertragung auf benachbarte Wohn-
räume wesentlich vermindert. Man ordnet ihn, um die Uebertragung der durch
vorbeifahrende schwere Fuhrwerke u. s. w. hervorgerufenen Erschütterungen
zu verringern, in den Fundamenten der Umfassungsmauern von W^ohngebäuden
an, verwendet ihn zur Isolirung von Trägem und Säulen, um die ScliaiiuVn:!'
Vierfe« Capttel» Dftctipsppe, Holscemeat, wasserdiclite LefnWÄnd li. a, w»
in Hiischberg in Schlesien im Jahre 1839 erfundenen Baustoff zur Ein*
ideckung flacher Dächer, namentlich Pultdächer, meistens in folgender Weise:
lAnf die zum Schutze gegen Fäulniss und Schvvammbildung mit Zinkchlorid
oder Carbolineum Avenarius getränkte Dachschalung wird zunächst eine
etwa 2 — 3 mm hohe Sand- oder Aschcnschicht zum Zwecke der Ausgleichung
aller Unebenheiten der Unterlage und der Verhütung des Zerreissens der
.ersten Papierlage in Folge Werfens und Verziehens der Schalbretter, oder
leine Lage dünner Dachpappe, welche durch Nägel befestigt wird, oder eine
^e Papier, das mit Asphalt und Theermasse durchtränkt ist, aufgebracht.
luf diese Unterlage kommt eine Lage Rollenpapier, welche einen mit einer
k^eichen Bürste aufzutragenden Anstrich von erwärmtem» dünnflüssigem Holz-
Zement erhält Auf diese ward eine neue Papierlage gebracht und gleichfalls
[angestrichen imd dies wird so lange fortgesetzt» bis vier Papierlagen aufge-
^bracht sind. Auf die oberste kommt nochmals ein Anstrich, und zwar am
esten aus einer Mischung von 50 Theilen abdestillirtem Steinkohlenlheer,
15 Theilen Trinidad- Asphalt oder Kolophonium, 10 Theilen parafifinhaltigem
Vlineralöl oder 5 Theilen Harzöl und 25 — 30 Theilen fciiigepulvertem und
getrocknetem Thonschiefen Dieser Anstrich wird mit einer 10 — 15 tnm hohen
^age aus feinem Sand, feinem Steinkohlengrus oder pulverisirter Schmiede-
Schlacke bedeckt, auf welche eine 6—10 cm dicke Schicht aus gröberem Kies,
len man mit Lehm, Thon, Lette u. s. w» oder Chausseeschlamm vermischt,
aufgebracht wird. Schliesslich kann man noch eine Schicht Mutterboden auf-
schütten, um auf dem Dache eine Rasenbleiche anzulegen oder Sträucher und
Flamen anzupflanzen.
Ein Holzcementdach ist zwar in der ersten Anlage et^vas theuer,
erfordert aber bei sachgemässer Herstellung fast gar keine Unterhaltungs-
kosten, da seine Haltbarkeit und Dichtigkeit sehr gross ist; es ist feuersicher
und besitzt eine ausserordentliche Widerstandsfähigkeit gegen starken Wind-
}nick und Hagel Die Holzccmentdeckung lässt sich auch auf massiver
Unterlage gut anwenden.
§ 273. Wasserdichte Leinwand und ähnliche Stoffe,'*')
Wasserdicht gemachte, gewebte und gewalkte Stoffe werden nicht nur
la Zelten, sondem auch zur Bekleidung von Baracken, zur Eindeckung von
)lcheni^ zur Herstellung von Fussbödeu u. s, w. benutzt, Soll zu Dach-
Hndeckungen Segeltuch verwendet werden« so wird dasselbe mit Theer
jctränkt, dann auf die Schalung gespannt, zum zweitenmale mit ganz dünn-
Büssigem *rheer bestrichen und dreimal mit feinem Saud oder Steinkohlen-
^chlackenklein oder Hammerschlag gepudert und schUesslich gew*eis§t,
Das von Fröhlich und Wolff in Cassel fabricirte Tee toi in, eine
wasserdicht gemachte Leinwand, dient ebenfalls zu Dackeindeckungen, kann
Biber auch zu Wandbekl ei düngen Verwendung finden.
Die von der Hamburger Jute-Spinnerei in den Handel gebrachte
[)räparirte Lcitiw:«ntl wml xum Bedecken v(in Fusslniilen. Warulen iinrl Djirhern
apfohlen.
♦) Siebe: Möthcs, »lllustrirtes Baulexikoni, Bd. 11. 1«82, S. 114. — W. Lange,
• Der Barackenlmti-, 1895. S, 20-22. — »Handbuch der Architektur-» Th. III. Bd. 11.
icft V, S. 45—48.
ittw '
«eben* oder
iffStO
und in den Calandern durch gewaltige gehebte Presswaken auf eine fauli
beständig gemachte Juteunterlage von 120 m Lange je nach der htaS
sichtigten Stärke des Korkteppichs in stärkerer oder schwächerer Schicht
aufgewalzt und endlich durch zwei Polierwalzen geglättet wird. Ist il
schehen, so wird die Juteunterlage, welche die Rückseite des Linoleums
gefimisst, sowie mit einem Menniganstrich versehen» und der Stoff a.
in lange, geheizte Trotkenschuppen gebracht, in welchen er etwa 2 M
lang bleiben muss.
Handelt es sich nur ym einfarbige Ware, so muss dieselbe na^
V^erlassen des IVockenhauses noch etwa 4 Monate lang im Lagerhausc
ehe sie versandt werden kann. Soll jedoch das Linoleum gemustert wcrilcu,
so gelangt es vom Trockenhaus in die Druckerei, um hier mit Oeifarbfj>
von feinster Beschaffenheit und grösster Haltbarkeit mittelst messingeiien
quadratischen Druckblöcken von etwa bO cm Seitenlange durch Handf —
bedruckt zu werden. Diese [)ruckformen werden von der Delmcm
Linoleum Fabrik selbst hergestellt und bereiten eine ausserordentlif Ijc M
da die Fertigstellung einer einzigen Form fast ein Jahr Zeit bcMusiniu :
Nach dem Bedrucken wird das Linoleum nochmals in den Trockenniöin
gebracht und in demselben 2 — 3 Monate lang belassen.
Das Delmenhorster Ankeriinoletun wird entweder einfarbige gewöhnlich
rothbraun, oder in geschmackvollen Teppich*, Fliesen- oder Parkettn
hergestellt; femer nach einem besonderen Verfahren, welches der j
patentirt ist^ als Granit-. Schattirt- oder Gescheckt-Linoleura, ba
welchem die Musterung bis zur Rückseite durch den Stoff hindnrcbgehi
und daher im Gegensatz zu dem bedruckten Linoleum niemals abgetreten
werden kann. Diese ausserordentlich haltbare Ware steht natürlich im Preise
viel höher. In neuester Zeit ist die Delmenhorster Linoleum fabrik auch mit
der Herstellung von Linoleum mit durchgehenden Teppich- und
Parkettroustern beschäftigt, das noch im diesem Jahre ri808'i in den Handel
gebracht werden soll,
c) Herstellung des Taylor'schen Linoleums (Corticinej, Da
Unterschied zwischen dem Walton*schen und dem Taylor'schen Verfahre.
von deren jedem es übrigens mehrere Modificationen giebt, besteht :
sächlich in der Oxydation des Leinöles. Wahrend bei dem Walton-S , .
wie oben bemerkt, das Leinöl auf natürliche Weise — vorwiegend durch
Luft — oxydirt wird, erfolgt die Oxydation des Leinöles bei tleni Titylor-
System durch Einkochen, also vorwiegend durch Hitze.
Femer verwendet man zur Herstellung dieses Linoleums keif
Copale, Das Taylor'sche Verfahren stellt sich etwas billiger in i
geringeren specifischen Gewichtes der Masse und eignet sich daher v*^
weise zur Massenfabrikation, d L zur Herstellung einer Ware, die
Schichten des Publicums in Folge des billigen Preises zugänglich geuuchc
werden kann.
Um der grossen Verbrauchssteigerung zu genügen, wird in der Rtt-
dorfer Fabrik das langwierige Handdruckverfahren nur für gewisse M
effecte beibehalten, im Uebrigen aber eine kunstvoll construirte Druckma^^.,,»
benutstf welche nach Art der Kattun-Druckmaschinen mittelst Walxeti die
Muster aufträgt und in kurzer Zeit beträchtliche Massen von Unoktm» m
ipitel
SpÄppeT
tmwmm u* t* w.
295
bedrucken vermag, da sie in drei Minuten dasselbe leistet, was ein geschickter
ianddrucker in einem Tage fertigstellt*
Das Linoleum wird in Dicken von 1 — 5 mm hergestellt und in abge-
passten Stücken (Teppichen, Vorlegern u, s, w.) oder in verschieden langen
ihnen von 2 m Breite geliefert; die gangbarsten Sorten haben eine Stärke
v^on 2 — 4r mm.
d) Eigenschaften des Linolenms. Das Linoleum besitzt mannig-
ifache Vorzüge: Es ist ausserordentlich dauerhaft, leicht zu reinigen, schall-
Etmpfend, ziemlich feuerbeständig, da es nur sehr langsam verbrennt, und
wasserdicht; es schliesst die Zugluft ab und liefert im Sommer einen kühlen, im
"^Vinter einen wannen Fussboden, es ist kein Staubfänger^ erleichtert ungemein
das Gehen, vermeidet ein Ausrutschen, wie dies beim Parkettfussboden so leicht
möglich ist, sieht immer sauber aus, ist elastisch und erzeugt beim Begehen
kein Geräusch. Man kann annehmen, dass gutes Linoleum in Wohnräumen
12 Jahre lang, durchgemustertes Delmenhorster Ankerlinoleum sogar 20 Jahre
lang hält.
Nach den Ermittelungen der > königlichen Prüfungsstation für Bau-
materialien zu Charlottenburg < besitzt das Ankerlinoleum eine Zugfestig-
keit von durchschnittlich Ü4'5 kg für das Quadratceutimeter und zeigt beim
Zerreissen eine Verlängerung von durchschnittlich 9'17(v Die Untersuchungen
^—ergaben, dass dieses Linoleum weder Wasser aufnimmt noch durchlässt, und
^Wass sich ein Probestück von 50 cm^ Schleiffläche bei einer Belastung von
^^KU kgj sowie bei 440 Umgängen der Schleifscheibe (unter Anwendung von 20 g
^jNaxos Schmirgel Nr 3 auf je 22 Scheiben Umgänge pro Minute) und für den
' Schlei fhalbmesser von 22 cm nur um 18 cm^ abnutzt (unter gleichen Ver-,
^^hältnissen beträgt diese Abnulzbarkeit z, K beim Granit 41 — 4*7, beim
^KEichcnholz 7*3 — 83, beim Mamor 24 — ^247, bei Thonplatten 4*0 — 54 cm^).
^" Das speci fische Gewicht des Ankcrlinoleums beträgt im Mittel 1 0>^3,
und es ist die Walton'sche Ware um etwa lö^o schwerer als die Taylor'sche»
demnach feinporiger und inniger zusammengq>resst.
ke) Verwendung. Man benutzt das einfarbige, durchgemusterte,
ichattirte und gescheckte Linoleum hauptsächlich zum Belegen von Fuss-
köden in Wohn- und Geschäftsräumen, Treppen und Corridoren, Küchen
md Badezimmern, Schulen und Krankenhäusern, Amtsgebäuden und Ge-
ängnissen u, s. w. Für Räume, die stark begangen werden, eignet sich vor-
züglich das Anker-Granitlinoleum, weil es in Folge seiner Durch-
musterung dauernd haltbar ist; für Esszimmer und solche Räume, in denen
sich Eichenmöbel und Holzlambris befinden, dient das in HolztÖnen her-
gestellte, von Parkettfussboden kaum zu unterscheidende Parkettlinoleum,
Prunkräume das neue, in 17 Farben ausgettihrle, durchgemusterte, teppich-
tige sogenannte Inlettlinoleum, zu abgepassten Teppichen und Vorlegern
^as bedruckte, für Decks auf Kriegs- und Kauffahrteischiffen das einfarbige,
Tidlich für Wandbekleidungen in Küchen und Badezimmern das sogenannte
'andlin oleum, welches das Aussehen eines Mettlacher FliesenbeKiges besitzt,
|ls Ersatz für diesen gilt und vor demselben den Vorzug hat, dass es nur
etwa den dritten TheÜ kostet und ohne Fugen ist.
Man kann das Linoleum nicht blos auf Holzfussböden und Holztreppen,
>ndem auch auf Cemenl- oder Gyps-Estrich, Steinfussböden und Stein-
reppen, Pappunterlagen u. s. w. verlegen* Eine sehr empfehlenswerthc
29»)
Dritter Theil. Die NeUca- oder HHIsstofle
Deckenconstruction, welche Feuersicherheit besitzt, dem UngCÄiefei uod den
Mäusen keine Schlupfwinkel bietet und kein Scbeuerwasser aufuimmi, bQdcji
preussische Kappen oder Cementbeton zwisclien eisernen Trägem mit G)|>s-
Estrich und Linoleumbelag.
Das Linoleum darf nicht eher verlegt werden, als bis seine Unterlage
(Holzfussboden, Estrich, Beton u, s. w.) vollständig üusgetrocknet ist, anderen-
falls entsteht Schimmelbildung, welche unangenehme Gerüche erzeugt und
allmälig zerstörend auf das Linoleum trotz seiner wasserdichten Rückseite
einwirkt ; auch hindert der wasserdichte Linoleumbelag bei Holzfnssboden deren
Austrocknung, so dass Fäulniss entstehen kann. Das Linoletim wird entw^cdcr
auf seine Unterlage aufgenagelt oder mittelst Copal-Harzkitt vollstandif
aufgeklebt, Auf Marmor-, Stein-, Cement- und Asphaltbod^n, sowie auf Stein-,
Marmor- und Eisenstufen wird das Linoleum auch mit wasserfreiem Cx-rv-*
leim aufgekittet und bei Verwendung auf Gyps und Kalkestrich auf em
pappenunterlage mit Kleister aufgeklebt, die selbst auf den Estrich l-
und an den Nähten des Linoleums, sowie an den äusseren Kanten zui
hinderung des Durchnässens mit wasserdichtem Kitt handbreit bestrichen wird
Linoleum wird nach dem Abfegen mit kaltem oder warmem Seifenwas»r
mittelst einer nicht zu harten Bürste gescheuert, nach Entfenmng des Schmuti-
wassers mittelst Tüchern mit klarem, kaltem AVasser abgewaschen, mit ' '
reinen Tuch getrocknet und mit einer Conservirungsmassc aus Oel und 1
wachs eingerieben, wobei man sich am besten eines Wol Häppchens bedicm»
Je nach der Benutzung der Räume ist diese Conservirung alle 4 — 4j WoehflO
vorzunehmeo. Soda und sodahaltige Seife dürfen zum Reinigen dci
Linoleums nicht benutzt werden, weil diese Stoffe Fette lösen ^^M ct-hr
bald die Oelfarben zerstören.
2. Korkplatten.
Die deutschen Kork werke (G. m, b. H.) in Bremen stellen seit
einiger Zeit aus gepresstem Kork in Form von Platten eine Ware her,
weiche für die verschiedensten Zwecke gut geeignet ist Das Verfahren besteht
darin, dass sorgfältig gereinigte und geschrotete KorkabfäUe mittelst starker
hydraulischer Pressen unter Anwendung eines Bindemittels zu Platten von
sehr verschiedener Dichtigkeit zusammengepresst und einer Exwännung aus-
gesetzt werden.
Diese Platten zeichnen sich durch eine grosse Festigkeit, durch üo-
emptindlichkeit gegen Nässe und Hitze und durch Dauerhaftigkeit aus; sie
bilden einen vorzügüchen Isoliningsstoff, eignen sich vortreffUch zu Wand*
bekleidungen für Wohn- und Schiffsräume, zum Belegen von Fussböden und
Schiffsdecks und finden auch Verwendung als Vorleger vor Badewannen^
Zur Herstellung von Fahrradgriffen und Pedalen, von Korkspunden, Schuh-
sohlen, Verdichtungsscheiben u. s. w. In neuester Zeit hat man aus dieser
Korkmasse auch Schleif- und Polirscheiben gefertigt, denen nachgerühnft
wird, dass sie sehr elastisch sind, wenig wiegen, gegen Nässe und Hitze
eine grosse Widerstandsfähigkeit besitzen, ihre Form nicht verändcn>. »^i'-
feinsten Polirarbeiten gestatten, nicht leicht zerreissen, keines Uebci
von Leder oder einem anderen weichen Stoff bedürfen, die PoHrtHmK^
nur wenig beanspruchen, und dass auf sie die zur VerA\*endung kommcntic«
Schleif- und Polirmittel unmittelbar aufgetragen werden können,
(Vergl auch § 99, Korksteine,)
Giertet
ftpitel
lipappe, Hoiiceroent, wtttMrdxcHt« T^owand u. 8, w.
§ 275. Tapeten*)
Zum Bekleben von Zimmerwänden, auch Zimmerdecken u. s. w.
benutzt man Tapeten aus verschiedenen Stoffen. Man unterscheidet:
1, Papiertapeten, Dieselben werden in Rollen von 8 w Länge und
l7 cm (ausnahmsweise und bei sehr grossen Mustern bis 70 cm) Breite aus
glattem oder geripptem Maschinenpapier hergestellt, welches durch Walzen-
" druck oder (bei besseren Sorten) durch Handdruck mittelst Leim-, Oel- oder
^VVachsfarben nach voraufgegangener Grundirung gemustert mrd. Erfolgt die
Jrundinmg mit Lasurfarben, so wird das Papier vorher geleimt^ benutzt
nan jedoch zur Herstellung des gleichmässigen Farbengrundes Deckfarben,
^o bleibt das Papier ungeleimt Die Grundirung wird durch Handarbeit
)der mit Hilfe von besonderen Grundir- oder Fonciermaschinen bewirkt,
leren Filzwaben die Farbe aufnehmen und auf das Papier übertragen.
FKach dem Trocknen des ersten Anstriches wird das Papier geglättet und
mn bedruckt (einfache, matte Tapeten) oder vor dem Bemustern
Itatinirt (Glanztapeten), indem man alle kleinen Vertiefungen der Ober*
lache mit Talk pul ver ausfüllt, das mittelst Bürsten eingerieben wird. Es
npfiehlt sich bei Tapeten, die satinirt werden sollen, der Grundfarbe Gyps
iinzuzusetzen. Sind nur einzelne Stellen der Tapete zu satinireni so deckt
rian auf die Tapete vor dem Bürsten eine Schablone,
Beim Handdruck benutzt man Formen, welche aus mehreren, kreuzweise
Iusammengeleimten Brettern bestehen, die mit einem Brette aus feinfaserigem
Suchsbaumholz bedeckt sind, welches das Muster enthält. Die feineren
rheile dieser Figur werden durch eingeschlagene Fa^ondrahtstifte gebildet.
)ie Druckformen besitzen die Tapetenbreite zur Länge und eine Höhe
on 20^ — 50 cm je nach der Grösse des Musters. Mit den Formen wird
lie Tapete demnach stückweise bedruckt. Beim Maschinen druck benutzt
man Walzen aus Holz, Zinnlegirung, Kupfer oder auch Solnhofer Kalkstein,
luf deren Oberfläche die Muster entweder vertieft oder erhaben ausgeführt
ind, und die in solcher Zahl in der Maschine vorhanden sind, als Farben
tum Bedrucken des Papieres benutzt werden. Nach dem Auftragen jeder
einzelnen Farbe wird das Papier getrocknet und geglättet. Das Bedrucken
ier Tapeten mit giftigen Farben (z. B. mit Schweinfurter Grün) ist gesetz-
lich verboten.
Ausser den matten und satinirten Tapeten stellt man gefirnisste
find lackirte her, deren Muster oft eine Nachahmung von Fliesenbe-
tlcidungen (z. B, für Badezimmer und Küchen) oder von Holzmaserungen
Ix. B. zum Bekleben von Decken und Paneelen) darstellen und im letzteren
Falle die Natur der verschiedenen Holzarten genau wiedergeben, und die
einen Ueberzug von mit Terpentinöl verdünntem Copalftmiss erhalten, um
Ibgewaschen werden zu können, — ferner gepresste oder gaufrirte Tapeten
ait durch Gaufrirmaschinen aufgepresstem, farblosem Reliefmuster, — sodann
ergoldete und versilberte Tapeten, bei denen das Muster ent^veder
inmitielbar mit Gold* oder Silberbronze uuf das Papier aufgedruckt oder
,uf das mit Leinöl^miss aufgedruckte Muster Blattgold oder Blattsilber
•) Siehe: »Baukundc de« ArcbUcktcn«, 1S9ß, Bd. T, Th. IL — Gotlgetreu,
BaüTii.itcririlicn«* IB83, Hd. i. S. 650. — Mothcs. »llinatrtftea M^niaiiitiöftt^ U
»-B1L "
298
Dritter Theil. Die Neben- oder HilfsstoiTe.
aufgelegt wird, — Iristapeten, bei denen die nebeneinander aufgetragenen
Farben durch sanft verwaschene Mitteltöne allmälig in einander übergehen,
so dass die Tapeten ein dem Farbenspiel des Regenbogens ähnliches Aussehen
erhalten, — Marmortapeten mit marmorfarbigen Mustern, — Decorations-
tapeten mit Landschaften, — Architekturtapeten mit Gegenständen aus
der Baukunst u. s. w. Hervorzuheben sind die veloutirten, bestäubten,
erhabenen Sammet- oder Wolltapeten, deren gesammte Papierfläche
mit Velours (buntem Baumwollenstaub) bedeckt ist, in welchen das Muster
mittelst Balancirpresse eingedrückt ist (ganze Velourstapete), oder deren
Flächen nur stellenweise und der Zeichnung entsprechend mit Velours ver-
sehen sind, im Uebrigen aber aus buntem, glattem oder mit besonderem
Muster bedrucktem Papier bestehen (halbe Velourstapeten). Das Veloutiien
erfolgt nach dem Grundiren und dem Bedrucken des Papiers. Letzteres wird
an den Stellen, welche die Wolle aufnehmen sollen, mit Leinölümiss be-
strichen, dann in einen langen Kasten, dessen Boden aus Kalbleder oder
Pergament besteht, gelegt, hierauf der Wollstaub hineingethan, der Kasten
mittelst Deckel verschlossen und nun mit Holzstäbchen auf das Leder oder
Pergament geschlagen, wodurch die WoUstäubchen hochgeschleudert werden;
sie verbreiten sich bei ihrem Herabfallen auf der Papierfläche, bleiben an
den gefimissten Stellen hängen und trocknen mit dem Fimiss an.
Nach der Anzahl der Farben, die zur Herstellung des Musters erforder-
lich sind, unterscheidet man femer ein-, zwei- und m ehr händige Tapeten.
Die Muster heissen Streumuster, wenn eine oder mehrere Figuren in
regelmässiger Vertheilung auf einfachem oder fortlaufend gemustertem Fonds
sitzen, Spitzmuster, wenn die Figur abwechselnd aufrecht oder umgestünt
verwendet wird, und fortlaufende, wenn die Muster scheinbar zwanglos
wiederkehren.
Zur Einfassung der Tapeten dienen Bordüren (Borten), welche
meistens nur eine geringe Breite besitzen, oder auch 15 — 35 mm breite
Goldleisten von 3 (und mehr) m Länge, zur Verzierung der Ecken
sogenannte Eckstücke, zur Verzierung von Zimmerdecken Plafondrosetten,
iertes Capitel,
SpäppT
aent«
iicMe
efowaTKl u. t. w.
es empfiehlt sich deshalb, an diesen Stellen einen Leinwandstreifen auf-
''ztikleben tind ihn, wenn nöthig» festzustiften. Bessere Tapeten werden zum
Schutze gegen die Einwirkung des im Putze enthaltenen Aetzkalkes nicht
uamiltelbar auf die Wand geklebt, sondern es wird die vorher geleimte
VVand zunächst mit einer Lage Makulatur (^Zeitungspapier) beklebt und auf
^dieselbe die Tapete mit Kleister befestigt. Feuchte Wände sind mit sehr
lünnen Blei- oder Zinkplättchen oder mit einer doppelten Lage Oelpapier zu
ekleiden und auf diese die Tapeten zu kleben ; Holztiächen oder sehr unebene
IWände müssen vor dem Tapezieren mit billigem Jutestoff (Nessel oder Schotter-
Jeinwand) überspannt w^erden. Auf glattem Gypsputz bleiben die Tapeten nicht
ingc haften. Bei den Velourstapeten wird stets eine Makulaturunterlage ange-
^rendet und es werden die Kanten nicht überdeckt, vielmehr wird unter den
blossen ein Papierstreifen von der Farbe des Velours zur Verhinderung de«
)urchscheinens der Makulatur aufgeklebt.
Ist die Tapete mit Ultramarinfarben bedruckt, so kann sich bei. der
Versetzung und dem Sauerwerden des Kleisters Schwefelwasserstoff bilden,
^reicher sich in den frisch tapezirten Zimmern durch einen Fäulniss-Geruch
bemerkbar macht, der erst nach einiger Zeit verschwindet.
^_^ Beim Tapezieren sind die Fenster stets geschlossen zu halten,
^H 2. Ledertapeten, welche aus Thierhäuten (meistens Kalbfellen) her-
^ftestellt werden, die ein erhabenes Muster mit Hilfe von vertieft gravirten
^Bstempeln oder mittelst zweier gravirten Walzen erhalten, das oft bedruckt
oder bemalt, auch vergoldet oder versilbert wird Diese Ledertapeten, die
luch die Bezeichnung Cordovatapeten führen, werden auf Leinwand, die
Biber einen Rahmen gespannt ist, geklebt und dann in einer hölzernen Um-
ahmung an der Wand befestigt, so dass abgetheilte Felder {panneaux)
tntstehen.
Die imitirten Ledertapeten bestehen aus dickem, pappartigem,
lanfpapier; dasselbe wird zwischen Metallformen gepresst und hierauf mit
Farben bedruckt, auch wohl vergoldet oder versilbert oder mit Hand-
nalereien versehen und wie |ede andere Papiertapete auf die W'and geklebt,
iVegen der Dicke des Fapieres ist diese Befestigung mit Schwierigkeiten
verknüpft, auch lost sich die Tapete leicht wieder von der Wand ab,
3. Gewirkte Tapeten, schon im 14. Jahrhundert zum Bekleiden vüo
bänden benutzt. Wichtige Arten sind: Hautelissetapeten (Gobelins)
lit senkrecht aufgezogener Kette, Basselisselapeten mit wagrecht laufender
Lette, türkische oder persische Tapeten, aus feiner, meistens ziemlich
iunkler Wolle gewirkt, Chinatapeten, deren Muster den Wellen der
eiden- und WoUarbeit gleichen, welche mit der Nadel auf den Kanewas
jemacht werden, und Federtapeten, die aus Vogelfedem hergestellte
Illuster besitzen. Die kostbarsten gewirkten Tapeten sind die Brabanter;
\ic werden vielfach durch Malerei nachgeahmt (braba mische gemalte
^'apeten). Die Gobclinstofflapete von Joseph Hermann in Berlin
teilt ein Gewebe dar, dessen Kette aus Garn und dessen Einschlag aus
tohflachs besteht; sie wird mittelst Handformen bedruckt und kommt in
tollen von 70 (m Breite und bis zu 50 m Länge zum Versandt. Diese
[jiDcte hat das Aussehen von Seide, Man spannt sie oder klebt sie auf die
3(X)
4 Seiden- oder Stofftapeten, Auf eine aufgeklebte oder aufge-
nagelte Unterlage von Jutestoff wird die Zeugtapete, auf welche die %'-♦--
entweder gemalt oder mit Seide oder Wolle in zwei oder mehreren
aufgestickt sind, aufgenagelt; die Nagelköpfe werden mit Goldleisten nua-
deckt. Tapeten aus sehr kostbaren Stoffen (z, B. aus Seide) werden über
hökeme und durch Keile anzutreibende Rahmen gespannt^ die mit Gold-
leisten eingefasst werden. Hierher gehören auch die Flockentapeicft,
deren Grund aus grober Leinwand besteht und deren Muster durch Auf-
streuen von Flock- oder Scherwolle gebildet werden, sowie die Wachst ach»
oder Wachsleinwandtapeten, die als Ersatz der echten Ledertapeten
dienen, entweder einfarbig oder mit bunten Mustern bedruckt oder kunstvoll
bemalt werden und abwaschbar sind, und die niederländischen Kattuß-
tapeten.
5, Lincrusta Wal ton. LTnter diesem Namen kommt ein aus HoUstoC
oxydirtcm Leinöl und einigen, von den englischen Fabriken, die diese Tapetenait
herstellen, nicht genannten Stoffen zusammengesetzte Masse in den Hamki
die auf Leinwand ausgebreitet ist. Die Herstellung der Tapete erfolgt in
der Weise, dass die mit der Masse bedeckte Leinwand zwischen Walzen
geführt wird, deren eine glatt ist» während die andere das Muster cjngrarin
enthält, dann die Deckschicht mit Farben nach einem besonderen Verfahren
bedruckt oder mittelst Prägemaschinen mit vertieften Mustern versehen wird
Aus diesem Stoff werden auch profilirte Leisten und kleine Gesimse hcr^
gestellt. Man kann Lincrusta Walton sowohl mit Seifenwasser, als auch Wi
stark verdünnten Säuren reinigen,
ix Holztapeten (Fourniertapelen, vergl. auch § 148) von Mahlex-
Segesscr in Luzem. Papierdünn geschnittene Fourniere aus Eichen-, Ahons%
Nussbaum-, Mahagoni-, Ebenholz u. s. w. werden auf Rollenpapier aufgeklebt
und dieses wie jede andere Papiertapete auf der Wand befestigt, Diese
Holztapeten werfen sich nicht und bleiben rissefrei, was beim masstvCT
Täfelwerk bei Temperaturveränderungen meistens nicht der Fall ist. Mit
Hilfe dieser Tapeten und unter Benutzung von Friesen, Gesimsen üimI
Leisten aus Massivhol 2 kann man jede Holzvertäfelung täuschend und mit
geringen Kosten nachahmen. Die geputzten VVände werden in gleicher W*eisc
wie bei der gewöhnlichen Tapezierung vorbereitet und die Holztapeten auf
^ler Holzfläche mittelst nassen Schwammes angefeuchtet und auf der Rtickseite
mit Kleister von starker Consistenz bestrichen und erst aufgeklebt, nachdan
sie mindestens 10 Minuten lang mit dem Kleister gelegen haben, anderenialb
entstehen auf der Tapete Blasen,
7. Aluminiumtapeten. In neuester Zeit hat man auch Tapeten vcr»
suchsweise aus Aluminium hergestellt und diesen Tapeten ein reliefartiges
Muster gegeben, auch hat man die Aluminiumtafeln wie Papiertapeten farbig
behandelt. Man rühmt diesen Tapeten nach, dass sie sich k i '
und somit bequem reinhalten lassen, dass sie grosse SchmiL
barkeit, Feuerbeständigkeit und Leichtigkeit besitzen, und dass iiki
auf feuchten Wänden verwenden kann. Nachtheilig für eine weitere \
ist ihr noch zu hoher Preis. Das Anbringen der Aluminiumtapeten ert
der Weise, dass man die Wandflächen mit Holzleisten, Dübeln oder 1
versieht und die Tapeten auf dieselben mit Aluminiumnägeln befestigt
i Schweizerische Bauzeitimg«, 18980
Fwnne« Capitel. Hftnf, Taoe, Seile. Strickep Stroli» Rohr und Moos*
301
Fünftes Capitel.
Hanf, Taue, Seile, Stricke, Stroh, Rohr und Moos,
§ 276, Hanf, Taue, Seile und Stricke.
Rohstoff* Zur Herstellung von Tauen und Seilen verwendet man haupt-
ichlich Hanf {cannabis)^ von Sackband und minderwcrthigen Schnüren Hanf-
rerg (Hanfhetie), von Stricken und groben Gurten auch Flachswerg, von sehr
iünnem, feinem Bindfaden und zum Weben von besseren Gurten Flachs, zu
rransmissionsseilen Manilahanf und in neuerer Zeit Baumwolle, zu Zug-
eflen oftmals dünne Lederriemeo, zu starken Tauen Eisen- und Stahl-
_ Iraht, zu untergeordneteren Seilen und Stricken auch ostindischen Hanf^
Manilahanf, Aloehanf, Stroh (siehe den nächsten Paragraphen), HoIü-
^wolle, Hobelspäne, Lindenbast, Cocosnussbast, Pferde- und Kuh-
laare. Die letzten drei Stoffe werden fast ausschliesslich nur zu solchen
Stricken verarbeitet, an denen Gegenstände (z. B. Papier) zum Trocknen
lufgehängt werden sollen.
Sehr geschätzt ist der deutsche Reinhanf von Königsberg, der bad Ische
chleisshanf, der russische Reinhanf von Riga^ der slavonische von Peter-
^ardein, der slovakische von Pressburg. — 50 kg russischer Hanf liefern
ein gehechelt 32^-33 kg spinnbaren Hanf.
Das Gewicht eines 80 m langen Fadens aus feinem Hanf und eines
pO m langen aus gewöhnlichem Hanf beträgt etwa */^ kg,
Eintheilung. Man unterscheidet je nach der Stärke, Herstellungs-
r^sc und Verwendung folgende Sorten;
1. Fäden (Figur 440*) a), die aus drei oder vier oder mehreren
Fasern (^) gesponnen sind,
2* Litzen (0, w^elche aus mehreren zusammengedrehten Fäden
bestehen.
3. Strang, Rüstseil und Klafterschnur, welche dieselbe Dicke wie
die Fäden besitzen, LG — 2 4 ni lang sind und an einem (dem dickeren) Ende
pine Schlinge, an dem anderen eine Zuspitzung haben.
4. Schnur, Bindfaden und Zugstrang (O, w^elcbe gewöhnlich aus
oder vier Litzen zu drei oder vier Fäden bestehen, 1- — 13 fnm dick und
neistens 30 — 36 m lang sind Die schwächsten Bindfäden stellt man nur
nus zwei rechlsgedrehten Hanffäden her, die nach links zusammengedreht
iind, die schwächsten Schnüre aus drei links gesponnenen, durch Rechts-
rehen vereinigten Fäden,
ö, Sackband; man versteht hierunter stärkeren Bindfaden aus minder-
irerthigem Rohstoff.
G, Stricke, aus drei oder vier Schnüren zu vier Litzen, 9 — 18 mm
meistens 18—30 m lang. Die schwächsten Stricke werden auch nur
drei oder vier groben Fäden hergestellt, die rechts gedreht, sowie sehr
Jrall gesponnen und durch eine Unke, ebenfalls sehr starke Drehung mit-
pinander verbunden werden,
?• Leinen* Diese Namen führen die stärkeren Stricke.
8p Seil oder Bindetau, aus vier Schnüren zu sechs bis acht Litzen,
1^2 — 15 mm stark und gewöhnlich 7 — 8 m lang oder nur aus 4 Litzen,
*) Ans MothtÄ* i.ni«atrirtcs Lexikon<t, 1884» Bd. IV, S. 186.
302
Dritter TheU. Die Neben- oder Hil&stoffe.
welche um ein gerades, dünnes Hanfseil (Seele oder Strähne genannt)
links gedreht sind (sogenanntes Patentseil). Die Fäden sind hierbei links
gesponnen und die Litzen rechts gedreht.
9. Pfahl tau, aus vier Litzen zu 10 — 16 Fäden, 20 — 26 mm stark
und 26 m lang.
10. Kranztau, aus vier Litzen zu 20 — 30 Fäden, 30 — 32 mm stark
und 6 m lang.
11. Flohrtau, desgleichen, jedoch 8 m lang.
12. Anfahrtstau, desgleichen, jedoch 70 — 80 m lang.
13. Rammtau, aus vier Litzen zu 50 Fäden, 35 — 40 mm stark und
28—31 m lang.
14. Schiffs tau, aus mehreren Litzen mit Seele zur Ausfüllung des
Zwischenraumes oder ohne eine solche. Die groben Fäden werden mit
Rechtsdrehung gesponnen. Diese Taue führen in der Seemannssprache die
Namen Trossen-, Want- und Kabelschlag. Die Trossen sind dreischäftig
oder dreikardeelig, d. h. sie bestehen aus drei Kardeelen oder Kordeln zu
18 — 50 Fäden; der Wantschlag ist vierschäftig, der Kabelschlag besteht aus
neun Kardeelen. Die Länge der Schiffstaue ist eine sehr verschiedene.
15. Stärkstes Tau oder Kabeltau, aus drei oder vier Seilen zu
drei Litzen von geringer Fadenzahl und mit Seele.
16. Drahtseil aus 0*5 — 3*5 mm starken Eisen- oder Stahldrähten,
bei Blitzableitern auch aus Kupferdrähten. (Siehe § 177.)
17. Hanfgurte, doppelt gewebt etwa 4 mm stark, vierfach gewebt
6 — 7 mm stark, Breite bis zu 60 cm.
Am gebräuchlichsten sind die runden, dreilitzigen Seile.
Flache Hanfseile werden gewöhnlich durch Zusammennähen von 4 — 6
rimden Seilen erhalten. Zu starke Taue haben den Nachtheil, dass sie sich
schwer über Rollen biegen lassen.
Herstellung. Die Anfertigung der Taue, Seile, Stricke u. s. w. ge-
schieht meistens durch die Hand des Seilers mit Hilfe des Seilerrades und
auf der Seilerbahn ; Maschinenarbeit ist bei uns seltener, in England dagegen
bei der Herstellung von Schiffs tauen (Patentseilen) seit dem Ende tk^-
Fönftw Capitel. Hftnf, Taue. Seilei Stricke, Strolj
und Winden.) Im Maschinenbau dienen die stärkeren Taue und Drahtseile
Kelfach zur Fortpflanzung der Bewegung (Seiltransmissionen, Drahtseilbahnen.)
Verschiedenes. Ein Zusammendrehen der Fäden ist zwar vom Uebel»
eil lästige und für das Seil auch schädliche Ueberschlingyngen (sogenannte
unken) entstehen und in ihm eine von innen nach aussen hin wachsende
otreckung (Spannung) eintritt» die seine Haltbarkeit und Tragfähigkeit stark
^beeinträchtigt. Es lässt sich aber eine Drehung nicht vermeiden, weil die
^■Päden nicht gleich stark sind; dieselbe ist auch nothwendig, damit das Seil
^^ichl zu locker wird. Die Zunahme der Streckung im Seile ist umso grösser,
je kleiner der innere Raum (die Seele) im Verhältniss zum Seildurchmesser ist»
Je feiner die Fäden sind, desto grösser wird dieser Innenraum und desto
(fester das Seil. Der Biegungswiderstand oder die Steifheit wächst mit dem
Duadrate des Seildurchmessers, mit der Stärke des Zusammendrehcns der
Fäden und umgekehrt mit dem Rollendurchmesser. Um Ueberschlingungen
tnöglichst zu verhüten, empfiehlt es sich, die Seile vor ihrer Verwendung lang
bangen zu lassen und zu schütteln, damit sie gerade werden und keine Ver-
drehungen erleiden; auch sind sie im möglichst trockenen Zustande zu
verw'cnden, weil nasse Seile um etwa 25% weniger tragen. Durch das Drehen
verHert der Faden V&'^Vs seiner ursprünglichen Länge, Das Gewicht des
Seiles wächst ungefähr mit dem Quadrate des Durchmessers,
^^ ^^^ Erhöhung der Dauerhaftigkeit werden die Taue und Seile mit
^ÄVachs oder Seife eingerieben oder mit heissem Theer bestrichen oder mit
^Miesem Stoff getränkt (warm registrirt) oder mit Kreosot imprägnirt. Das
^^etztere ist am empfehlenswerthesten ; man bestreicht die Taue und Seile
mit einer verdünnten Leimlösung und bringt sie dann in ein starkes Lohbad,
^durch welches der Leim in Folge Einwirkung der Gerbsäure auf die Hanf-
^Btden niedergeschlagen wird, welche dann das Kreosot leicht aufsaugen.
^^Ein Thceren vermindert die Tragfähigkeit und erhöht bei Tauen und Seilen,
die über Rollen laufen, die Reibung, w^odurch auch die Gefahr der Erhitzung
yergrössert ward. Man sollte deshalb nur diejenigen Taue und Seile theercn,
k'elche in der Nässe (unter Wasser) Verwendung finden sollen. Nicht gut
st CS, den heissen Theer nur überzustreichen, weil derselbe dann nicht bis
Mitte des Seiles dringen kann und im Inneren desselben leicht Gährung
ttnd Fäulniss entstehen, man wird vielmehr zweckmässiger die einzelnen Fäden,
lus welchen das Seil zusammengedreht werden soll, durch ein heisses Theerbad
kiehen und dann warm mit einander vereinigen. Diese Imprägnirung hat
möglichst schnell zu erfolgen, weil die Hanffäden durch die Hitze des
Theer es leiden,
Tragfähigkeit und Gewicht. Die Tragfähigkeit ist, wie bemerkt,
"trockenen und ungetheerten Seilen grösser als bei nassen und getheerten;
PI letzteren beträgt der Verlust an Tragkraft etwa 25%; auch ist die
Tragfähigkeit bei Seilen, die über Rollen geführt werden, eine geringere als
ü solchen, die frei hängen. Nach Wiebe beträgt die Arbeitslast bei
Jfachcr SicliLTheit,
bei ungetheerten und trockenen Seilen: /*=?86^* kg
bei getheerten und nassen Seilen: P^==^6bJD^ kg^
die Seile über Rollen laufen und mit D ihr Durchmesser in cm
«cichnct wird. Aus diesen Formeln erhält man die Grösse des Durch-
iiessers
304
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
für ungetheerte und trockene Seile zu D = 0'lOiyp^^
für getheerte und nasse Seile zu D=0'12bypcm,
Nachfolgende Tabellen sind von der Firma Feiten und Guillanme
in Köln a. Rh. für die von ihr fabricirten Hanfseile aufgestellt worden.
Runde Seile aus bestem russischen Reinhanf.
Ungetheert
Getheert
Durchmesser
Millimeter
Gewicht
für das Meter
Länge
Arbeitslast
bei Sfacher
Sicherheit
in Kilogramm
Durchmesser
Millimeter
Gewicht
für das Meter
Länge
Arbeitslast
bei Sfacher
Sicherheit
in Kilogramm
16
18
20
23
26
29
33
36
39
46
52
ü-20
0-26
0-31
0-36
()-51
062
0-78
093
1-03
1-50
1-97
200
254
314
416
531
660
855
1017
1194
1661
2122
16
20
23
26
29
33
36
39
46
52
0-22
0-35
0-42
0-56
0-70
0-87
104
1-15
1-68
2-18
176
275
363
464
578
748
890
1044
1453
1857
Runde Seile aus bestem badischen Schieisshanf.
Fünftes Capitel. Hanf, Taue, Seile, Stricke, Stroh, Rohr und Moos.
305
Flache getheerte Seile aus bestem badischen Schieisshanf.
Breite
Dicke
Gewicht für das Meter
Länge
Bruchbelastung
in Millimeter
in Kilogramm
92
105
118
130
130
144
157
157
183
183
200
250
310
23
26
26
29
33
33
33
36
36
39
44
46
47
2-35
304
3-36
4-26
4-80
5-28
560
6-24
7-20
7-84
9-25
1210
1500
14812
19110
21476
26390
30030
33264
36267
39564
46116
49959
61600
80500
101600
Getheerte Kabelseile aus bestem badischen Schieisshanf.
Durchmesser in
Gewicht für das Meter Länge
Arbeitslast bei 6facher Sicherheit
MiUimeter
i n K i
1 o g r a m m
59
267
4550
65
3-70
5530
72
400
6780
78
4-80
7960
85
5-60
9450
92
6-40
11070
98
7-46
12575
105
8-53
14420
Die verschiedenen Arten der Befestigung der Taue und Seile
aneinander oder an andere Gegenstände sind : *)
1. Der einfache Knoten (Fig. 441 u). Wendet man ihn am Ende
eines Seiles an, so wird er zur blinden Schleife.
2. Der Fischerknoten oder englische Knoten (Fig. 441 /). Er
wird hauptsächlich bei Seilverlängerungen angewendet, zieht sich sehr fest,
ist aber beim Nachlassen des Seiles wieder leicht lösbar.
3. Der gerade Knoten oder Kreuzknoten (Fig. 441 e). Man
benutzt ihn zur Befestigung eines Seiles in der Mitte eines anderen.
4. Der Web er knoten (Fig. 441 g). Er liefert eine sehr feste Ver-
bindung zweier Seile.
5. Der geschleifte Knoten oder Kunke (Fig. 441 r). Derselbe
zieht sich nicht bei gespanntem Seil, löst sich jedoch leicht beim Nach-
lassen desselben.
•) Siehe Mothes, a. a. O., Bd. IV, S. 312 u. 313; Artikel: Tau; demselben
eBtstammen auch die Figuren 441 a—u.
Kr&ger, Handbuch der Baustofflchre. Band 11. ''^^
306
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
6. Der Feuerwerksknoten oder Schifferknoten (Fig. 441 s).
Man benutzt ihn hauptsächlich zur Umwickelung von Hölzern und von
stärkeren Tauen mit dünneren Seilen.
7. Der Zimmermannsknoten oder deutsche Knoten (Fig. 441/).
Er bildet eine sich sehr fest ziehende Schlinge.
8. Der gerade Knoten mit Schleife oder der geschleifte Kreofr
knoten (Fig. 441 /).
9. Die Bucht (Fig. 441 o), eine Schleife, welche durch Anlegen des
Seilendes an das Seil und feste Umwickelung mit Bindfaden gebildet wird.
10. Der Schlag (Fig. 441 ^); er wird angewendet, wenn man einen
Gegenstand an ein horizontal gespanntes Seil anhängen will.
11. Der halbe Schlag (Fig. 441 /).
12. Der Schild- oder Wasserknopf (Fig. 441 a). Die Fäden der
Seilenden w^erden aufgedreht und mit einander verknüpft.
Werden die Enden doppelt statt einfach geknüpft, so entsteht der
doppelte Schildknopf. Der Schildknopf soll das Auftresseln der Seilenden
verhüten.
13. Der Kreuzknopf (Fig. 4-H m). Er dient zu demselben Zweck
wie der Schildknopf.
14. Die Augsplissung (Fig. 441 d).
15. Der Schauermann's- oder Waldknopf (Fig. 441 c\ ein Knoten
in der Mitte eines Seiles. Wiederholt man ihn zweimal übereinander, so nennt
man ihn doppelten oder deutschen Waldknopf.
16. Die einfache oder doppelte, kurze, runde oder lange Ver-
splissung (Fig. 441 d); sie dient zur Verbindung zweier Tauenden.
17. Der Plattstich (Fig. 441 h).
18. Die Verschlingung (Fig. 441 ^); sie dient zur schnellen Ver-
kürzung zu langer Seile. Eine Verschlingung zum Aufhängen an Haspel und
Ring stellt Figur 441 / dar.
1\). Die Verflechtung (Fig. 441 «) zur Herstellung von Matten aus
Bindfaden, — u. s. w.
»tvltei,
litt
foot.
ferner wegen ihrer schlechten Wärmeleitungsfühigkeit und Porosität und
wegen der trotz des Mäusefrasses, dem sie sehr ausgesetzt sind, ziemlich
langeo, meistens 12 — 15 Jahre währenden Haltbarkeil. Um die P'euergefähr-
keit etwas zu vermindern, ist empfohlen worden, das Stroh mit Kalkwasser
zu sättigen. Weniger feuergefährlich sind auch die Lehm Strohdächer, zu
denen etwa 8 ^^ dicke Stroh biisc hei verwendet werden, welche in einen
Lehmbrei eingetaucht worden sind, femer die Strohlehmschindel, die
man datiurch erhall, dass man entweder nur eine Seite der 5 — 7 cm dicken
und of)— ♦>(> cm breiten, aus Stroh gefertigten Tafeln mit Lehm bestreicht,
mit der dann die Tafeln auf das Dach gelegt werden, damit das Stroh den
Lehm gegen die Nässe schützt, — oder dass man beide Seiten der Strohtafeln
mit einem Lehmiiber^ug versieht und in die obere, der Feuchtigkeit ausgesetzte
Lehmschicht Strohbündel so hineinsteckt, dass dieselben vorstehen und die
obere Dachfläche bedecken. — Nicht zu verwechseln mit diesen Lebm-
schindeln sind die aus Kiefern* und Eichenholz gefertigen, auf einer Kante
mit einer etwa *J cm starken Zuspitzung, auf der anderen mit einer etwa
2 — 2^!^ cm tiefen Nuth versehenen, meistens 03 — 10 cm langen und 8 — ]2 crn
(und darüber) breiten Schindeln, welche ebenfalls zu Dacheindeckungen,
aber auch zum Bekleiden von Aussenwänden und in einigen Gegenden
Schlesiens und Oestcrrcichs als Unterlage für Schieferdächer Verwendung
finden, ^Fig, 442.)
Bei der Ausführung von Stakerarbeiten werden schwache (am besten
kiefeme) Hölzer mit einer dickbreiigen, aus zerkleinertem (Krumm- oder
Wirr-) Stroh. Lehm und Wasser bestehenden Masse umwickelt und zur Bildung
von Windel- und Wickelböden, sowie von Stak- und Wellerwänden benutzt.
Strohscile werden aus Handgeflecht, bei grösserem Bedarf auch
mittelst eigens zu diesem Zwecke construirten Maschinen (z. B. mit der
StrohseiKspinnmaschinc von Chr Soeborg und L. Petersen in Ros-
kildc, mit welcher z%veiHtzige Stroliseile angefertigt werden können, oder mit
der von der Konigin-^K^rienhütte in Cainsdorf bei Zwickau gebauten, zur
Herstellung von Strohseilen für Giessereizwecke dienenden Maschine) hergestellt
und zu landwirthschafllichen Zwecken (z. B. zum Binden tlcs Getreides, zum
Einbin ilen zarter Gewächse u. s. w.) benutzt, femer zum Befestigen von Stroh-
Ijündeln auf Dächern, als schlechte Wärmeleiter z\ir IsoUrung von Dampf-
leitungsröhren, in der Metallgicsserei zur Kembildung u. s. w.
Ferner stellt man aus Stroh Geflechte her. die ihrer schlechten Wärme-
leitung wegen zum Bedecken von Mistbeeten und Gewächshäusern, auch
als Fussmatten u. s. w. verwendet werden, sodann Mosaikarbeiten (namentlich
iür Schachtel- und Dosendeckel), Bänder, Hute, Bienen- und andere Körbe,
Teller, Papier. Blumen u. s. w. Endlich benutzt man auch das Stroh als
PackKtoff.
Das Stroh wird nach Gebunden verkauft ; ein Gebund enthält meistens
0*0D m^ Stroh und liefert etwa ÜiUJ h/ Hacksei l m^ festgebundenes Stroh
wiegt ö(j Xvi"* 1 "^'^ Strohlehm (3 BuntI Krummstroh enthaltend) frisch
rJOO J!g, trocken 1070 k^.
Karphiiplattei^ der Bau- und Uolirplattenfabrik von Joh. Bar*
^^..u.i und R. von Stern in Wien X.
Langstroh wird mit Hilfe einer eigens ftlr diesen Zweck construirten
Maschine zu Platten in der Weise verarbeitet, dass das in den Trichter
Dritter Theil. Die Neben- oder Hilfsstoffe.
der Maschine eingeworfene und von einem Transporteur in paralleler Lagerung
unter einen mit hydraulischer Druckvorrichtimg versehenen Stossbalken
geschobene Stroh zunächst beliebig stark gepresst und dann in einem aus
einem System von 10 — 25 Nadeln bestehenden, nach Art der Nähmaschine
construirten Apparat mit Jute oder einem anderen, ihr ähnlichen Stoff, der
einseitig oder auf beiden Seiten das Stroh bedeckt, zusammen abgesteppt
wird, derart, dass aus der Maschine eine 1 — 20 cm dicke Platte von etwa
1 m Breite und endloser Länge heraustritt.
Diese Karphitplatten werden nach Bedarf zugeschnitten und entweder
nicht weiter verändert oder mit einem Oelfarbenanstrich versehen oder mit
feuerbeständigen oder fäulnisswidrigen Stoffen imprägnirt.
Da ein jeder Strohhalm ein mit Luft angefülltes Röhrchen darstellt,
so bildet die Karphitplatte einen ausgezeichneten und dabei billigen Isolir-
stoff, der den weiteren Vorzug hat, dass man ihn leicht verwenden kann,
indem man die zu isolirenden Gegenstände (Röhren u. s. w.) mit der Platte
einfach umhüllt.
(Siehe »Wiener Bauindustriezeitung«, 1898, und »Baumaterialien-
kunde«, 1898, Heft 10.)
2. Rohr.
Das Rohr wird zu Dacheindeckungen, zum Berohren von Holzwerk
(an Decken und Fachwerkswänden), zu Rohrmatten, Gartenzäunen, Spalieren,
Spazierstöcken, Stuhlsitzen, Korbmacherarbeiten u. s. w. verwendet.
Als Deckrohr (für Dächer) dienen die getrockneten Halme des
gemeinen Schilf- oder Teichrohres {Phragmttes communis Trin)^ die nicht
älter als 2 Jahre sein dürfen und völlig reif (weissgelb) sein müssen. Sie
werden ungeschält und meistens in Längen Von 1*0 — 1'2 ni verwendet
und in einer Schicht von 4*2 — 4'8 cm Stärke auf das Dach gelegt. Rohr-
dächer haben im Allgemeinen dieselben guten und schlechten Eigenschaften
wie die (oben erwähnten) Strohdächer, jedoch ist ihre Haltbarkeit eine
grössere. — Das Deckrohr wird schockweise bezogen; jedes Schock enthält
üü Bund zu je 0^05 — Q'ÜO m"^ oder 30 Bürden zu je lü Schoben; jede
Fttnfies Capitel. Hanf, Taue, Seile» Stricke, Stroh, RoKr tind Moos,
309
In neuerer Zeit verwendet man zum Berühren von Hobwerk mit
^ortheil ein aus Schilfrohrstengeln und geglühten oder verzinkten Drähten
efertigtes Gewebe (Rohrgewebe), das einfach, doppelt oder dicht
ergestellt wird. Die einfachen Rohrgewebe, bei denen die Rohrstengel
arallel angeordnet und in Abständen von je 20 cm mit Drähten verbunden
sind, wendet man vorzugsweise für Zimmerdecken und Zwischenwände
Wohngebäuden auf Schalung oder Lattung an; die Schalbretter werden
Lim Schutze gegen die Feuchtigkeit des Mörtels zweckmässig mit Asphalt-
papier bedeckt. Doppelte Rohrgewebe werden für schwerere Decken und
_nur auf starken Latten oder Leisten mit 10 — 20 cm Zwischenraum benutzt,
edoch kann man sie auch zur Herstellung von äusseren Wandbekleidungen
verwenden. Bei Anwendung von zwei Rohrgeweben wird ein weitmaschiges
über ein dichtes so gelegt, dass die Stösse nicht übereinander fallen, und
werden beide Gewebe auf 2'ö — 3 cm starke Latten genagelt, die in
cm Abstand auf die Balken oder bei Wandbekleidungen auf tj — 7 cm
ke, in Entfernungen von etwa 1 m von einander anzuordnende Ständer
tigt werden. Der aufgebrachte Mörtel dringt dann durch das obere Gewebe in
untere und stellt auf diese Weise eine Verbindung zwischen beiden her.
Die mit Rohrgeweben hergestellten Decken oder Zwischendecken er-
halten keine Risse, besitzen eine grosse Leichtigkeit, dämpfen den Schall,
ind billig und besitzen eine grosse Haltbarkeit. Wenn man sie mit Cement-
nörtel verputzt, so Ti^derstehen sie der Feuchtigkeit und bis zu einem gewissen
Jrade auch dem Feuer. Sie lassen sich mit einer Drahtschere leicht zerschneiden,
>hne dass durch die Theilung der innere Zusammenhang zerstört wird» Die
tohrgewebe kommen in Breiten von 1 — 1*4^ — L6-—1 '8^-2^ 2*25 und 2'5 m
den Handel und in solchen Längen, dass jede Rolle 10 oder 20 m^ misst
)erartige Rohrgewebe sind der Finna Strauss und Russ in Cottbus patentirt.
Zu Wandbekleidungen können auch die von H, F. P. Rusch in Kobier
iabricirten Matten benutzt werden, welche aus Rohrstengeln, Holzleisten und
)raht bestehen. Diese Rohrmatten werden auf 40 cm von einander entfernte
Yandständer genagelt. (Fig. 443.)
Man rechnet bei einer einfachen Berührung auf \ m^ Fläche 30 — 36
Stengel. Auch das Mauerrohr wird schockweise bezogen; jedes Schock besteht
itis 30 Bunden mit je 3t} Stengeln und enthält etwa 170^} laufende Meter Rohr,
m^ Mauerrohr wiegt IGO k^.
Zum Bedecken von Mistbeeten und Treibhäusern, sowie als Schutz-
leeken gegen Frost und Hagelschlag benutzt man in der Gärtnerei Rohr-
latten, welche mit präpaririem Bindfaden geflochten sind.
Zur Herstellung von Gartenzäunen, Obstspalierwändcn, Spanier-
Stöcken, Möbeln u, s, w. dienen die 05 — 9 m langen Halme des Drachen-
Rohres, des Malakkarohres, der Rotangpalme, des spanischen Schalmeien- oder
^fahlrohres u. A. Das spanische Rohr stellt die schlanken Triebe und
5tiUnme einiger in Nordafrika heimischen, aber auch in Süddeutschland
ad in der Schweiii culttvirten Arten von Calmus und Arundo dar.
Als Flechtstoff für Stuhl sitze (Stuhl röhr) verwendet man 2 bis
mm breite Bänder, die aus der pHanzlichen Oberhaut und den unter
licHer liegenden äusseren Stammtheilen der Rotangpnlme Südasiens gefertigt
Verden. Aus diesem Palmenholz stellt man auch in Japan Schränke, in
Zhmvi und auf den Sundainseln Schii^'staue, in Indien Brücken u, s, w, h^t.
310
Dritter Thcil. Die NeJben- oder Hilfsstoffe.
Zu Korbmacherarbeiten benutzt man auch das Pedigrohr, d. h.
1 — 6 mm starke, dem Inneren des Stammes (dem Mark oder Pedig) ent-
nommene Stäbchen oder Drähte.
Das Rohr kommt roh (d. h. mit noch sichtbaren Knoten') oder
gereinigt, geschabt und abgeschliffen (ohne Knoten) oder zu Bändern
u. s. w. geschnitten, oft auch durch Ausschwefeln gebleicht in den Handel.
Gutes Rohr zeigt eine geschlossene, glasige Oberfläche, welche beim Um-
biegen des Stengels nicht springt.
3. Moos,
Das Moos kommt in nahezu 4000 Arten in der Natur vor; haupt-
sächlich unterscheidet man jedoch nur Leber-, Laub- und Torfmoose.
Man benutzt Moos in der Technik zu verschiedenen Zwecken, so z. B. zum
Ausfüllen von Zwischendecken, weil trockenes Moos Schall und Wärme
schlecht leitet, auch zum Isoliren von Wänden, sodann wegen seiner Eigen-
schaft, Wasser stark aufzusaugen, als Dichtungsmittel für Ziegeldächer auf
landwirthschaftlichen Gebäuden an Stelle des Kalkmörtelverstriches, vor dem
es den Vorzug besitzt, dass es nicht abfällt, femer zum Ausfüllen der Fugen
bei massiven Brunnenmauem, wobei es gleichzeitig wie ein Filter wirkt, und
bei Mauern aus Geschiebe- oder Feldsteinen (Trockenmauem), selbst bei
Futtermauem in nassem Boden. Für diesen letzteren Zweck wählt man zweck-
mässig lang gewachsenes und fettes Moos. Endlich benutzt man Moos zum
Dichten von Fenstern und Balkonthüren im Winter (Moosguirlanden), sowie von
Holzwänden (namentlich Blockhäusern) und verwendet hierzu am besten das
weiche, selbst nach langer Trockenheit durch Aufnahme von Feuchtigkeit
schnell wieder locker werdende Wasser- oder Quellmoos.
Einem stärkeren Druck vermag Moos nicht zu widerstehen.
Sachregister.
311
SACHREGISTER.
Ein * bedeutet: mit Illustration, die römischen Ziffer nennen den Band, die
arabischen die Seitenzahl.
A.
Abbau natürlicher Gesteine
I, 74.
Abbinden hydraulischer
Bindemittel II, 55.
Abbinden von Porlland-
cement II, 56, 84, 100.
Abbinden von Puzzolan-
und Trassmörtel II, 56.
Abbinden von Romancement
II, 71.
Abbrechen im Steinbruch
I, 76.
Abdeckplatten aus Guss-
eisen I, 503.
Abdeckung, wasserdichte II,
134.
Abdrehen von Metallstücken
I, 489.
Abgratpresse I, 477.
Abhauen I, 476.
Abkühlung des Glases II,
192.
Ablängen I, 485.
Abmessungen der Bausteine
I, 96.
Abnutzbark eit der Gesteine
I, 94.
Abnutzungshärte (-Festig-
keit) I, 94.
Abraum I, 73.
Abrichtmaschine I, 398.
Abscheidungszone I, 444.
Abschleifmaschine von
Bauschinger I, 94.
Abschneideapparat von
Hausding I, 171.
Abschneidetisch für Dach-
ziegel von Schlickeysen
I, 171.
Abschroten I, 476.
Absetzbrett für Ziegel I,
1Ö9*
Absetzsäge I, 387.
Absolutes Gewicht I, 5.
Absonderungsstücke(-klüfte)
I, 19.
Absorptionsvermögen des
Thones I, 111.
Absprengen des Gesteins
mittelst Kalk I, 77.
Abstreichmeissel I, 480.
Abtrummen (Fällen) I, 378.
Abziehen des Glases II, 192.
Achat I, 3.
Achtkanteisen I, 505.
Ackererde I, 73.
Aderschwamm (Haus-
schwamm) I, 432.
Adouzieren I, 473.
Adular I, 3.
Aegyptiarf I, 228.
Aeschel II, 225.
Aetzen des Glases II, 199.
Aetzgrund I, 107.
Aetzkalk II, 5, U.
Aetzprobe I, 525.
Aetzverfahren I, 107.
Agatholz I, 353.
Ahorn I, 334.
Akajougummi II, 213.
Akaroidharz II, 211.
Akazie I, 339.
Aktinolith I, 3.
Aktinolithschiefer I, 29.
Alabaster I, 4, 23.
Alabasterglas 11, 198.
Alaunschiefer I, 59.
Albit I, 3.
Albolith I, 110.
Aleppokiefer I, 372.
Alexandergrün II, 230.
Alfenide I, 555.
Alizarin II, 217, 241.
Alkanna II, 240.
Allerheiligenholz I, 356 ;
II, 240.
Allerheiligenkirsche I, 345.
Alluvialsand I, 66.
I Almandin I, 4.
I Almaser Stein I, 26.
j Alpenbirke I, 337.
Alpenerde I, 325.
I Alpenföhre I, 371.
Alpengranit I, 32.
1 Alpenkalkstein I, 25.
I Alpenweide I, 338.
; Aluminium I, 2, 545, 546.
I Aluminiumbronze I, 556.
j Aluminiumtapete II, 300.
Alter der lebenden Bäume
I, 288.
I Amarantholz I, 353.
1 Amberger Gelb II, 222.
Ambos I, 474.
' Ambraholz I. 353.
I Amerikanische Esche I, 326.
I Amethyst I, 3.
I Amiant I, 3.
Ammoniaktraganth II, 214.
Amphibol I, 3.
Amphibolin II, 262.
Amphibolin-Rostschutz-
farbe II, 262,
Amyrisharz II, 210.
Anamesit I, 47.
Anderthalbfaches Glas II,
190.
Andesin I, 3.
Anfahrtstau II, 302.
Angolacopal II, 210.
Anhydrit I, 4, 23.
Anilin I, 216.
Animoharz II, 210.
Ankerit I, 4.
Ankerlinoleum II, 2f-3.
Anlassen der Gussstücke I,
473.
Annalin H, 25.
Annalith II, 35.
Anorthit I, 3.
Anschlageisen I, 389.
Anschmieden eines Schrau-
benkopfes I, 477.
312
Sachregister.
AnsctEeii I, 476.
Anstehende, das J, 20,
Anstriche 11, 24^.
Anstriche auf Cemec 1 11» 1 16,
Anstriche uuf Eisen I, 41)2.
Anstriche auf Holz I, 4<J8.
Anstriche auf Stein I, 107.
Anstrich, nissischer 11, 261.
Anstriche, verschiedene II,
261.
Anstrich, wetterfester, von
Keim ir, 264.
Anlhracen U, 216.
AnlhracentH II, 21(>.
Anthracit I» 5-
Autifrictionsmetall I, 556.
Anlik linde I, äO.
AntiiDerülion I, 436.
Atitimongelb II, 221.
Antitnonialblei J, 543.
Antimon nicket I, 548.
Antinionockcr 11, Ü^U
AntimöiiüX3'd 11, 221.
Antimon seh warz II, 2.H4.
Antimonzinnober II, 2d^.
Antiniionin I, 436.
An Wärmeofen II, 185.
Aoziegel I, 24 ct.
Apatit I, 5.
Apfelbauia I, 347,
Apfelkirschbaam I, 346.
Aragonischcr Feldspath I, 4.
Ara^onit I, 4*
Archimedischer Bahrer I^
392.
Architckturtnpctc II, 2f*8.
Armenisches Gummi 11, 214.
Aruandons Grün II, 231,
Arsenhlendc, rothe IL 2*29,
Arscnikrubiii II, 220.
f Asphalt künstlicher II, 152.
I 161, 217.
Asphaltabdeckung II, 15l|
155.
' Asphaltaastricbll, 159, 160. I
Asphaltbeton II, 157.
Asphaltbleiplitteu v. Siebel
i II, 284.
Asphalt braun II, 159.
Asphalte compricn^ II, 152.
Asphalte coul6 II, 163.
Asphaltdach II, 157.
Asphaltdachpappc II, 158,
282.
i Aspbaltestrich II, 155.
Asphaltlllzplatten H, 158.
AsphaUfimisa II, 160, 27!.
Asphaltfundorte n, 151.
Asphaltisolirung II, 156.
Asphaltkitt II, 160, 162.
Asphaltlack II, 159,
Asphalt leinen platten von
Randhahn II, 286.
AsphaJtmacjidam H, 160.
Asphaltmastix II, 153.
AsphaJtplatteii II, 155.
Asphalt rühren IT, 158.
Asphalt stein, künstlicher
II, 157.
Asphaltstein, natürlicher,
II, 151.
Asphallslrassen II, 152.
Asphalttbeer II, 151.
Asphaltverrilschuneen II,
16L
Assimilation I, 26£).
Astniulc J, 2m
Asiknoleo I, 293.
Atakjimit I, 530.
Atlasbeerbaum I, lii\K
Ausdeliaungscocnicient, cit- [
bischer, der oaturlicheft \
Gesteine I, 13.
Aasdrehstahl I, 489.
Ausgehende, das I, 20.
Aushängesäge I, 387.
Ansk eilen I,, 20.
Auslängen I, 425,
Ausreiber I, 392.
Ausroden I, 3?9,
Ausächneidesige I, 386, I
AussommerQ des Thoacs 1,
130.
Austrocknen des Holie» I,
422.
Auswintern des Thones I,
I2y.
Aventurin I, 3.
Alt I, 384.
Asalc II, 241.
Azurblau I, 226.
Azurit I, 530.
B.
Backenhobel I, 396.
Backofensteiß I. 62,
Backstein I, 235.
BahamahoU I, 356; H, 240.
Balata II, 2SU
Ballbohrer I, 302.
Balleisen I, 389.
Ballenxiün I, 539,
Balsam II, 211.
Balsampappel I, 332.
BabamtAnne I, 866.
Bamboo f, 228.
Bandeisen I, 504,
Bandsäge L 101*.
Bandsägemaschine I, 385.
Sachregister.
313
Basaltmandelstein I, 48.
Basaltporphyr I, 48.
Basalttuff I, 48, 68.
Basaltwacke I, 48.
Basselissetapete II, 299.
Bast I, 272, 273.
Bastarderle I, 535.
Bastard- Guajakholz I, 358.
Bastei-Ofen II, 10.
BathmeUll I, 551.
Bauholz-Eintheilung I, 380.
Bauholz-Normalprofile I,
560.
Banmdarre I, 292.
Baumheide I, 353.
Bausand I, 66.
Baumwollensegeltuch 11,
292.
Bausteine aus Gerbereiab-
fällen I, 264.
Bausteine aus Infusorienerde,
I, 264.
Bausteine aus Korkmasse
I, 261.
Bausteine, leichte, von Mur-
jahn I, 264.
Bausteine aus Rückständen
der Sodafabrikation 1, 265.
Baustifte I, 512.
Bauxit-(Beauxit-)stein I, 250.
Beerenblau II, 238.
Beerengrün II, 243.
Befahren des Thones I, 131.
Befestigungsschrauben I,
489.
Beinglas n, 178.
Beinkohle II, 247.
Beinschwarz II, 247.
Beizen I, 409; II, 218.
Beiztincturen I, 410.
Belageisen I, 506*.
Belastung, zulässige, der
Hölzer I, 307.
Bengalindigo II, 238.
Benguelacopal II, 210.
Benzocharz II, 211.
Benzol II. 216.
Berberisstrauch I, 347.
Berberitze I, 347.
Berberitzenwurzel II, 235.
Berechnung der natürlichen
Bausteine I, 96.
Bergahorn I, 334.
Bcrgblau II, 223.
Bergceder I, 357.
Bergeversalz I, 74.
Berggelb II, 222.
Berggrün II, 230.
Bergguhr I, 66.
Berglasur II, 223.
Berghammer I, 76.
Bergkiefer I, 371.
Bergkrystall I, 3.
Berglinde I, 332.
Bergmehl I, 66.
Bergsand I, 65.
Bergtheer II, 151.
Bergtrass II, 61.
Bergulme I, 330.
Bergzinnerz I, 539.
Berkumer Stein I, 43.
Berlinerblau II, 224.
Berlinerbraun II, 233.
Berlinergrün II, 231.
Berlinerroth U, 228.
Bermudaceder I, 369.
Bernstein II, 214.
Bemsteinlackfirniss II, 272.
Beryll I, 5.
Besatz der Bohrlöcher I, 78.
Beschickung der Hochöfen
I, 442.
Beschlagen der Hölzer 1, 383.
Beschneiden der Hölzer I,
383.
Beschneiden . eiserner Ar-
beitsstücke I, 487.
Beschneiden der Ziegel I,
155.
Bessemerfarbe II, 234.
Bessemerprocess I, 449, 453.
Besseraer-Roheisen I. 448.
Bestossmaschine I, 489.
Bethelliren I, 430.
Beton II, 134.
Betonbereitung II, 141.
Betondach II, 146.
Betoncanäle II, 149.
Betonmischmaschinen II,
142.
Betonmischungen II, 147.
Betonröhren II, 149.
Betonversenkung II, 147.
Betonverwendungen II, 143,
Bewegungsschrauben I, 485.
Bieberschwänze I, 158, 171,
242.
Biegen des Holzes I, 404.
Biegen des Eisens I, 476,
482.
Biegemaschine I, 405, 485.
Biegeprobe T, 521, 522.
Biegsamkeit des Holzes I,
302.
Biegungsfestigkeit, siehe :
Festigkeit.
Bikford'scher Zündfaden I,
78.
Bildhauergyps II, 25.
Bildungsgewebe I, 271.
Bille I, 97*.
Bimetall I, 557.
Bimssandbetondecke II, 147.
Bimssandstein I, 254.
Bimsstein I, 46.
Bimssteinconglomerat I, 61.
Bimssteinporphyr I, 46.
Bimssteintuff I, 62.
Bindefähigkeit des Thones I,
123.
Bindeisen II, 188.
Bindemittel, hydraulische II,
55.
Bindetau II, 301.
Bindfaden II, 301.
Birke I, 335.
Birkenerle I, 325,
Birkentheer II, 215.
Birnbaum I, 345.
Birne (Converter) I, 453.
Bisquitporzellan I, 226.
Bister II, 244.
Bitterholz I, 355.
Bitterspath I, 4.
Bitumelith II, 110.
Bitumen II, 151.
Bituminöser Mergel I, 29.
Blätterdurchgänge I, 8.
Blättersandstein I, 57.
Blättertraganth II, 214.
Blanc fixe II, 219.
Blasen des Glases II, 185.
Blasengrün II, 243.
Blasenstahl I, 453.
Blatterstein I, 37.
Blattgold, echtes IT, 266.
Blattgold, unechtes I. 552;
II, 2GG.
Blattgrün I, 269.
Blatt parenchym I, 274.
Blattsilber II, 266.
Blaubrüchigkeit I, 529.
Blaue Farben II, 223, 238.
Blaueisenerde 11, 224.
Blauen des Gla.ses II, 192.
Blauer Carmin II, 225.
Blauerz II, 225.
Blauholz I, 335; II, 238.
Blaupurpur II, 238.
Bleche aus Aluminium 1, 547.
Bleche aus Blei I, 544, 545.
Bleche aus Eisen I, 507.
Bleche aus Kupfer 1, ,534.
Bleche aus Messing I, 551.
Bleche aus Zink 1, 537.
Bleche aus Zinn I, 541.
Blechlehre I, 507.
Blei I, 541, 543.
Bleicherlehm I, 72.
Bleigelb II, 221.
Bleiglätte I, 542.
Bleiglanz I, .5, 541.
Bleiglasuren I, 221.
314
Sachregister.
Bleigusswaren I, 544.
Bleikrystallglas II, 177.
Bleikugel I, 544.
Bleimennige II, 229.
Bleioxyd I, 541.
Bleiphosphat I, 541.
Bleiröhren I, 544.
Bleiroth I, 299.
Bleispath I, 541.
Bleiüberzug auf Eisen I, 495.
Bleiweiss II, 219.
Bleizinnober IT, 229.
Blendstein I, 237.
Blöchelhobel I, 396.
Blockmühle I, 149.
Blockzinn I, 539.
Blüthenblau II, 238.
Blumenesche I, 327.
Blutbuche I, 328.
Blutfarbenanstriche II, 260.
Blutholz II, 238.
Blutkitt II, 167.
Blutstein I, 5, 355.
Bodennägel I, 513.
Bodenschnitthobel I, 396.
Bogensäge I, 387.
Bohlen I, 381.
Bohlstämme T, 381.
Bohnenbaum I, 348.
Bohnen der Fussböden I,
401.
Bohnerz I, 5, 440.
Bohrarbeit I, 77.
Bohrer I, 391, 489.
Bohrfestigkeit I, 87.
Bohrknarre I, 392.
Bohrkurbel I, 392.
Bohrmaschine I, 8, 393, 489.
Bohrratsche I, 392.
Jkjhrrollc I, S9^;
Brand I, 291.
Brandschiefer I, 60.
Brasilienholz I, 355 ; II, 235,
240.
Brasiletholz I, 356.
Bräunen des Eisens I, 497.
Braune Farben II, 233, 244,
247.
Brauneisenstein 1, 5, 439, 440.
Brauner Thoneisenstein I,
440.
Braunholz II, 238.
Braunkohlentheer II, 217.
I Braunschweiger Grün II, 231.
I Braunspath I, 4.
I Breccien I, 61.
I Breccienmarmor, künstl. II,
I 129.
I Brechstange I, 76*.
I Brechweide I, 338.
I Breiteisen I. 97.
I Breitenwachsthum des
I Baumes I, 275.
I Breithacke I. 76*.
Bremerblau II, 225.
' Bremergerün II, 225, 231.
] Bremswerke I, 198.
i Brennbarkeit des Holzes I,
I 320.
I Brenn bord I, 382.
Brennen der Thonwaren I,
I 198.
I Brennholz I, 383.
i Brennofen I, 198, 204.
I Bretter I, 382.
1 Brettnägel I, 513.
I Brettsciten I, 382.
i Brillantgelb II, 222.
' Briquetts II, 162, 217.
BriLimiiamelnll I, bbCi.
Buckelplattcn I, 510*.
Bugmessing I, 551.
Buntkupfererz I, 530.
Buntsandstein I, 51, 54.
Bunzc (Punze) I, 490.
Bunziren (Punziren) I, 4£
Burgberger Grünsandstein
57.
Burgunderharz II, 208.
Burgundische Eiche I, ^
Bumettiren I, 428.
Buttern ussbaum I, 342.
Butzenscheiben II, 200.
j C (siehe auch K).
Calcinirofen II, 188.
Calcit I, 4.
I Calcium I, 2.
Calciumoxyd II, 5.
Caliber I, 478.
Caliberwalzen I, 478.
Campagne (Ofenreisc) I, 4-1
Canadabalsam II, 212.
Canalofen von Bock I, IS
214*.
Canalofen von Fellner ni
Ziegler I, 191.
Canalziegel I, 242*.
Caneelstein I, 4.
Cannelirtes Glas D, 189.
Caputmortuum II, 228.
Carbolineum I. 436.
Carbolöl II, 216.
Carbolsäure II. 216.
Carmin, blauer II, 239.
Carmin, brauner II, 234.
Carmin, gelber II, 237.
Carminlack II, 246.
Cqftniii, rother U, 245.
Sachreßist'
^^^3I5^H
^Hpeicent von Fahnejelm II,
Chemisch braun 11, 214.
Cowdee II, 210. ^|
H. 113.
Chemischgelb II, 222.
Crownglas II. 177, 180. ^M
^HCemcDt aus Infusorienerde
Chemischgrün II, 243.
Cnbaholz 11. 235. ^H
■ II, 113.
Chemische Untersuchung des
Cubalack II, 23«i. ^M
^HCement von Kcenc TI« 112.
Thoncs I. na
Cuivrepoli 1, 534; II, 2*37. ^H
^BCeiDCDt von Loriot II, 1 12.
ChcmischcZusaramcnsctzung
Cupromangan I. 557. ^^M
^HCement von Louitz II* 112t
des Hohtes I. 2S2.
Curcuma II, 235. ^H
^BCement von Raiisome II,
Chiastolithschiefer I, 41.
Cyanit I, 4. ^H
H^ 111.
Chicaroth II, 241.
iCyklon«, Zerkleinemngs- ^^M
^HCementt weisser, englisclier
Chincsischgelb H, 299.
maschine I, 148. ^H
Hr. ^^' ^*
Chinesischgrün II, 243.
Cylinderbohrmaschine I, ^H
^HCement ans Wjesenerde 11,
Chinesische Tusche II. 244.
404. ■
■r 112.
258.
Cylinderglas 11, 190. ^M
^HCcmembordsteine II, 1^1 .
Chlorit I. 4.
Cylindersage I, 380. ^H
^MCementbrennofen v. Bietsch
Chloritglimrnerschiefcr I, 41 ,
Cylindersieb I, 417. ^^|
H^ II. rr**.
Chloritiznets I, 31*.
Cy linder walze I, 145. ^^U
^BCcmenibrcnnofen von Ka-
Chlorophyll I, 2G9, 283; II.
< Zypresse I, 376. ^H
^H Tralewski und Pasquicr
24:^.
^^M
■^11, 71»*,
Chromgelb IT, 222.
^H
^^RTementbrcnnofen von Sieh-
Cbromgrün II, 222, 231.
D. ^B
^M mon und Rost II. 80^.
Chromitstetn I, 251.
^^H
^Bremen« dach pblten II, 122*.
Chrom leim II, 1G5,
Dachbrücke I, 103^. ^M
■rcmcntdiclcn II, 12,=», VJV^
Chroraolith I, 228,
Dacheindeckungszicgel II, ^H
^WL^mcntestrich 11, 117.
Chrom ornnfje 11, 927.
193. ^1
^HCemcutgussd.^ch II» 133.
Chromroth II, 227.
Dachfenster aus Gasseisen ^^|
^HCcmcnt^yps 11, 45.
Chromstahl I. 459.
I, .103, H
^B^ementtren des Schmiede-
Chrorozinnober II. 227-
DAchlliiche der Schichtung ^H
^H eiseus I, 453.
Chrvsen II, *Jl7,
^1
^HCcmentirpulver I, 473.
Chrysokalk I. .550.
Dachleinwand, englische IL ^H
^Kementkalk IT, 53.
Chrysonn I, 551.
292. H
^HCcmentkupfer 1, 532.
Chrvsotil I, 4. 3().
Dachpappe II. 281. ^H
^BCe'nientmarraor TT. 129.
Circularsiigc I. 4«8,
DachpappenanstncheII,282, ^H
^BCemeDtmortel II, 105.
Circülarscherc I, 487» '
287. ■
^BCcmcntplatten I!, 119, 124.
Citrinholz I, 353.
Dachpappenstifte 1, 512. ^H
^HC<:meit Irinnen IT, 121.
Classiftcntion der nalürlicbeo
Dachpfannen aus verzinktem ^H
^■Ccmcnt röhren TT, 129.
Gesteioe I, 82.
Eisenblech I, 511«. ^M
^HCementsandprobcn II, H8*
Clayband I, 440,
Dachplatten I, 242. ^H
^BDcmenlsfahl I, 452.
Coak^slein I, 252.
Dachrinnen aus Gusseiseo ^^M
^^Cemenistnken IT, 12^.
Coakäiuheisen 1, 448.
I, 51 »3. ^M
^BTcni entstein von RAnsome
Cochenille II, 245.
Dachschiefer I, 59, ^H
■^ 1I> 128.
Cochenille, unechte II, 246.
Dachschindel II, 307. ^M
^H'ement Wasser I, rj32.
Compounddraht I, 555.
Dachziegel aus Thon I, 153, ^^M
^^fcemcnt Würfel für Eisenbahn*
Compoudplaiten I, 481*
158, 171, 243. ^B
■^ obcrKiu U, VU.
Concenirationsschnieben I,
Dachziegel ans Gusseisen ^H
^■r.rruM.tru-.^.'! r, 256.
531, 548.
I. bübK ^M
■ i 11. 22.*).
Concentrttlionsstein (Kupfer)
Dachsiegel ans Schmiede- ^H
■ i I. 553.
1. r»3i.
eisen I. 510^. ^M
^HCentrilu^ai^'uss I, 471.
Concret II, 1.S4.
Dänischweiss II, 22(\ ^^^H
^^Centrifui^alpuropc I, l:iH.
Coögloroer;Uc I, 60.
Dama^i»tahl I, 459. ^H
^KirittTXinibohrer l, 391.
Conservirungsmittel für HoTx
Dammar 11, 210. ^H
^^Cerrusit I, MI.
I, 427,
Dammarfirniss II, 271. ^^M
^Khalcedon I, 3.
Copalbckfirniss IT, 272.
Dammerde I, 73. ^^B
^^Ebulcedancenicnt TI, fl5.
Copiüwcingcistrirniss 11, 271 »
Dammgrube I, l<>9. ^^B
^^rhftmottemurtel IT, 150.
Copirdrchh.ink I, 4iH.
Damnistein I, 443. ^ ^^M
^^thamotfeste-tn 1, 153. 249.
Copirmusrliinc I, 100, 404.
Dampfluimmer I, 475. ^H
^KI|yriotte(ie^el I. 252.
Coquille I, 455, 4f>5.
D.ir -^ " -sTÖhrcn T . 502 ^M
^^^ppn^nieT kreide II« 220.
Cordüvittapete II, 299.
Corsit I, m.
D> 1 I, 154. ^B
^^K« h
Dar i'fesse von ^^H
^^^Kseep&ppel I, 332.
Corticine IT. 293.
r-n I. 163 H
^■■^vor lU 241.
Coulcor H, 22G.
Du: 1, 3<;a ^H
^Kfsemuthblaii II, 239.
Conrliarilhari U, 210,
DaQtrgewebe I, 271. ^H
316
Sachregister.
Dauerhaftigkeit der Gesteine j
I, 90. !
Dauerhaftigkeit der Hölzer I
I, 308. 1
Deckfarben n, 218. |
Deckgrund I, 107. j
Decorationstapete II, 298. j
Deckrohr II, 308.
Decoupirsäge I, 386.
Defribeurmaschine I, 416. |
Dehnbarkeit I, 14. ,
Dehnung des Schmiedeeisens <
I, 519.
Dehnungsprobe I, 522, 523. |
Deistersandstein I, 55. |
Delftware I, 232. I
Deltamctall 1, 557.
Desintegrator I, 142; II, 82». ;
Dessindraht I, 511. i
Diabas I, 36.
Diabasaphanit I, 37.
Diabas-Kalkmörtel II. 65.
Diabasmandelstein I, 37.
Diabasporphyr I, 37.
Diabasschiefer I, 37.
Diabastuff I, 62.
Diabaswacke I, 37. |
Diallajr I. 4.
DiallAg^uhJtro I» '6H.
D)a]laggr[LDulit I, 33.
Diamaixifarbe II, 334.
Bjamatiliti I, lüO.
Diamant - Kern - Bohr -
maschinc I, 106* I
Diamantkilt II, 166, 169. |
Diamanlsagc h JÜ2.
Dichten ¥or Quellen II, 134,
DickeQwachslham des Bau*
mes I, 272.
Dielen I, 381,
Dolomitkalk I, 28.
Dolomitmergel I, 28.
Dolomitsand I, 28, 65.
Dolomitspath I, 4.
Dolomitsteine I, 251.
Doppelfalzziegel I, 245.
Doppelglas II, 190.
Doppelhobel I, 394.
Doppelmetall I, 557.
Doppelwalzwerk I, 146*.
Doppelwasserglas II, 201.
Dotterweide I, 338.
Douciren des Glases II, 192.
Dracenitziegel I, 251.
Drachenblut II. 211.
Draht aus Aluminium 1, 547.
Draht aus Blei I, 545.
Draht aus Eisen I, 511.
Draht aus Kupfer I, 534.
Draht aus Zink I, 538.
Draht, gezogener I. 511.
Drahtgeflecht I, 511.
Drahtglas II, 193.
Drahtschere I, 488.
Drahseilbahnen I, 127, 198.
Drahtstifte I, 512.
Drahtziehen I, 483.
Drainröhren I, 174.
Drechslerbank I, 402.
DicchslerklU 11, 171.
Drehbank f, 402. 488.
Drehbank von EsK^rer 1, 106i
Dreh batik von Offenbacher
I, lÜH*.
Drehbohrer I, 3^.
Drehmeissel I, 389.
Drehrohrc I, ^^9.
Drehsieb I, 417.
Drehsucht I. 292.
Drehwuchs I, 1^92.
Dorchschroten I, 476.
Darchsichtigkeit des Steins
I, 9.
Durchsichtigkeit des Holzes
I. 318.
Dyassandstein I, 53.
DynaskrystaU II, 150.
E.
Ebenholz, blaues I, 353.
Ebenholz, buntes I, 358.
Ebenholz, echtes (schwanes)
I, 357.
Ebenholz, falsches I, 358.
Ebenholz, künstliches 1, 358.
Eberesche I, 34i^.
Ebnen (Schlichten) I. 476.
Ebonit II, 277.
Echte Farben II. 219.
Eckenbohrcr I, 393.
Eckstein I, 156.
Eckstücke für Tapeten II,
298.
Edelesche I. 326.
Edelkastanie I, 340.
Edeltanne I, 365.
Eibe I. 377.
tibischc I, :sk\.K
Eiche It 32L
Eiche, indische I, 363.
EichenholB I, 359.
EJcheDholx, gelbes II. 23&
EiDbrennekuosl IJ, 261.
Einbrennen in Hok I* 415t
EinfachbLiltrtge Esche I,
326.
Einfaches Glas II, IW.
Einfallen derScbichiciiI.3lX
Ein fahrt spbLtleii aus Tfaon
Sachre^ster.
317
ech, verzinktes I» 509.
ech, verzinntes 1, 509.
au II, 224.
aht I, 511.
de, rothe II, 229.
z II, 290.
anz I, 5, 439.
immer I, 5, 439.
leis I, 39.
ilk I, 440.
es I, 4.
esel I, 3.
tt II, 173.
ck II, 159.
angan I, 446.
snnige II, 227.
ker I, 439.
yd (Farbe) II, 228,
hm I. 439.
th II, 22a
liiefer I, 41.
bwamm I, 444.
hwarz II, 234.
rten I, 438.
on I, 68.
jlett II, 22a
Tiol I, 4.
Iren I, 502.
II, 197,
e I, 293.
i (Mondstein) I, 3.
kitt II, 167.
I, 3.
I, 42.
;ät des Holzes I, 300.
:ätsmodul s. Festig-
stein I, 56.
irz II, 210.
r I, 197. I
•aum I, 345. 1
inmasse II, 40. |
inschwarz II, 247. |
324.
324.
rbaum I, 349.
Grün II, 231.
rben II, 219.
asnren I, 222.
en des Eisens I, 497.
en des Glases I,
che Untersuchung
hones I, 125.
I, 530.
•mis I, 274.
th II, 228.
ler Röhrenofen I,
igelb II, 222.
Englischgrün II, 225, 231,
233.
Englischroth II, 228.
Engobiren I, 155
Enkaustik II, 261.
Enkaustiren II, 40.
Enstatit I, 4.
Entglastes Glas II, 182.
Entkohlungsperiode I, 454.
Entphosphorungsperiode I,
456.
Entsilberung des Bleiglanzes
I, 542.
Entzündbarkeit des Holzes
I, 320.
Epidermis 1, 271.
Erbsenstein I, 4.
Erdalkaliglasuren I, 222.
Erdfarben II, 219,
Erdglasuren I, 221.
Erdgrün II, 232.
Erdharz II, 151, 214.
Erdpech II, 150.
Erdschellack II, 211.
Erhaltung der natürlichen
Gesteine I, 108.
Erlangerblau II, 224.
Erle I, 324.
Ermann's Birke I, 337.
Ernährung des Baumes I,
281.
Erratische Blöcke I, 64.
Eruptionsperiode I, 454.
Erweiterungsbohrer I, 391.
Erze I, 439.
Esche I, 326.
Eschel II, 225.
Eschenblätteriger Ahorn I,
335.
Espe I, 331.
Essbare Kastanie I, 340.
Essigbaum II, 2-^7.
Essigdorn II, 235.
Estrichgyps II, 26.
Estrichziegel I, 233.
Etage (im Steinbruch) I, 74.
Etagenofen von Dietsch II,
79*.
Excavator I. 128.
Excenterpresse I, 477.
F.
Fachwerksziegel I, 242*. 1
Fackelbaum I, 372. '
Fa^ondraht I, 511. |
Fa^oneisen I, 505.
Fa9onhobel I, 396.
Fa^onnirmaschine I, 404.
Fa9onschcre I, 488.
Fadenglas II, 196.
Fächerpalme I, 363.
Fällen der Bäume I, 377.
Färbeginster II, 236.
Färbelack H, 246.
Färben der Gesteine I, 107.
Färben des Glases 11, 178.
Färben des Holzes I, 409.
Färben der Thonwaren I,
218
Färbereiche J, 323.
Färberreseda II, 237.
Färberröthe II, 241.
Färberscharte II, 236.
Färberwaid II, 240.
Färberwau II, 237.
Fäulniss des Holzes I, 289,
427.
Fäustel I, 76*.
Fahlerz I, 530.
Fahluner Diamanten I, 555.
Fahrmaschine I, 131.
Fallen der Schichten I, 20.
Faltenglimmerschiefer I, 41.
Falzbautafeln von Fischer II.
286*.
Falzbohlen I, 492.
Falzen I, 492.
Falzhobel I, 395.
Falzzange I, 492.
Falzziegel 1, 172, 244*, 245*.
Falzziegelpressen I, 172 —
174*.
Fangschaufel I, 76.
Faradayin II, 276.
Faraday'sches Glas II, 177.
Farbe I, 9.
Farbe des gebrannten Thones
I, 115, 116.
Farbe des Holzes I, 317.
Farbenbeständigkeit I, 10.
Farbfluate von Kessler 1, 110
Farbstoffe II, 218.
Fascicularcaiübiuml, 284*.
Faschinenholz I, 383.
Fasergyps I, 4.
Faulbrüchigkeit I, 529.
Faulen des Thones I, 132.
Fayence I, 230.
Fayence-Majolikafliessen I,
234.
Federhammer I, 475, 491.
Federharz II, 274.
Federhobel I, 395.
Federkraft des Holzes I, 300.
Federtapete II, 299.
Feilmaschine I, 489.
Feinbrechwalzwerk v. Baxter
I, 147.
Feindouciren des Glases II,
192.
Feineisen I, 450, 503.
^^^^si^^^^^^^^f
^H
^^^^H Feinen des Eisens I, 449, |
Festigkeit der Ziegel U ^1* 1
r i^^l
^^^B
274.
i Tri 1, 41. 1
^^^^H Feitijähriges HoU h 277.
Festigkeit des Zinks I, 53(i.
Fücoer i, 34i< '
^^^^^B Feinkort) eisen t, 452L
FestigkeiUpiobcn für hy*
F!te;:rTT!irTr T, ^^.
^^^^^H Feinperiüde I, 454.
drnuUsche Bindemiltel U*
Y J
^^^^^H Feinscharriren I. *>7,
57.
i \
^^^H FetnEchleifcn L 10^
Fcuerbaum I, 3(J8.
^ nc ILJn'
^^^^^H FeinH^lzen I, 479.
Fcuerbestlirdigkeit der na- i
^ '''- 1
^^^H Feldiihorn I, 324.
turlichen Gesteine I, Ü4.
1 -l i
^^^B Feldbacksteia I, 237.
Feuerfester Kill II. 173. '
1 i. UM
^^^H Feldofen ^Meiler) I, 198*
Feuerfester Mörtel If, 141».
h>,.^.^^> i. ^-1... ■
^^^^^H Feldofen zum Kulkbrcnaen
Feuerfeste .Steine 1, 157, 247.
Fluutr von Kes&lfi ■
^^^H
Feuerfester Thon 1, 7<K
Fl„,,,.r,„l l .L-S ^
^^^H Feld^path 1. 3.
Feuersrbutzmillei I, 4S:HJ.
1-
^^^^^B FeldspathbasiLlt I» 47.
Feuerselzen I. 77.
1 i
^^^^^B Feldspalhporzellan I, 2ii.
Feuerstein I. 23.
lo^^
^^^^^H Fchispathisundstein 1, 57.
Feuerwerksknoten U, 306.
Flösseisen I, 520.
^^^^^H Feldsteinporphyr I» 34.
Fibrovasalbüodcl (-stränge)
Flu&?mittel I. 113.
^^^^1 Fcldulme 1, 3^.
I. 272.
Fhi5-s.*f5d T, «♦;,
^^^^^1 Felaitpechstein I« 44.
Fichte I, 3G7. !
1-
^^^^^H Felsitporphyr I» t^i.
Fichtenharz II» 206,
l
^^^^^H FelsittufT I^
Fichttanne 1, 367.
l'i'brc 1 iMjl\
^^^H Fehirei^^eu 1, miK
Fisettholz IL 23li, 237.
Forderwagen 1. UT
^^^H Fenchelholz I. 364.
FiligrangUs II. 1%.
jr., , .-,
^^^^^H FcnslereiseD 1, iijb*.
Filzcichc I, 322.
1
^^^H Fea.stcr|^lris U, 177, 190.
Filzgewebe I, 270.
V , ., .-
^^^^^H FernambtikhoU 1, 355.
Filzpappe 11^ 284,
i- r («T L«
^^^^Hr Ferolicnhob I, 354.
Fimmel I, 77.
. -lüo sikliul
r Ferrochrom I, 469.
Findlinge I, lil.
11. IIH». j
Ferroraangnn I, 44<>.
Fingerhuiblau II, 22.t
Porrobarkeil dertiai
Ferrosiliciuni I, 44Ö.
Firnisse II, 268,_ 273.
H7.
Festigkeit des Aluminiums
Firstenblau I, 7.x
FormeiscB I, T^^ |
I. 54*;.
Fischerknoten II. 205.
Fotmeiseftv
Festigkeit des Asphalts II,
Fixirungswasserglas II, 201*
Formen f.
itia.
Fixofen II» 7*.
Forni« "^MH
Festigkeit des BelOQs 11, tS7.
Flacheiscn I, :i89.
Form ! '^^^I
Festigkeit des Bleies 1,513.
Flachhammcr I. 97**
Forrrn ^^^^B
Festigkeit der Bronze I, bb4.
Flachhobel (eiserner) I, 397.
Forn V
Fesligkeit des Cemenlkalk-
FLichziegel I, 242.
■
mortels II, lü5.
Fladem im Holze I. 280.
I
Festigkeit des Glases 11« 184.
Fladerpapier U. 254,
1
Festigkeit des Gusseiseos I,
FlacIcTwake II, 254.
515.
Fl.Tchenw.ichsthum des Bau-
1
Festigkeit des HoUes I, 3()3.
mes I, 275.
' Foüfn»ren J
Festigkeit des hydraulischen
Flammendoloroit I, 28,
FourfiirkT.-i-
KalkmärtcU Ih G9.
Flammofen I. 4.%*; 462*.
FouiT
Festigkeit des Kupfers 1, 53^.
474; II, 185.
Frtiir {
Festigkeit des Messing 1» 552.
Flammofen mit Regenerativ-
^
Festigkeit der natürlichen
' feueruog (Sicrocns'scher)
[ 1 ,
Gesteine I, 8tK
I. 45«>.
4.!?I\ .^j
Festigkeit des Portlandce-
Flaramofcnfrischcn I, 449,
Frankfurter ScItf^f^'^H
mentf 11, 87, l>5.
450.
FrAaklinit l. 4^^^^^!
Festigkeit des PuzzolaO'»
Flansch enröhrc» aus Guss-
FranzösisclirT C^^^^^
^ (Schlacken-)Cemenls 11,75.
eisen I, 502.
^H
Festigkeit dcsRomancements
Flasche i Formkasten) I, 467.
Franxösischj^vB D*fl^H
II. n.
Flaschcnglas 11. 177» 180.
232. V
Festigkeit des Schmiede-
Flusergueis I, 40.
Framoseahr Vi
eisens I, 518.
Flattcrruss II, 245.
Frauen*:.- 1 11
Festigkeit des Stahles I, 52tJ.
1 Flatlerulme I, 230.
Frau 11
Festigkeil des Tfassmortcls
Flavien ü. 23»J.
Frwk M
.
11, Ü2.
Fiechtwcide 1, SaS.
Fries« ittr T»K^^^B
Sachregister.
319
Frischblei I, 542.
Frischen (Herdfrischen) I,
449.
Frittofen II, 188.
Froschbramschnitthobel I,
39Ü.
Frostbeständigkeit der Ge-
steine I. 89.
Frostprobe I, 90.
Frostrisse I, 293.
Frachtschiefer I, 41.
Fuchsschwanz I, 38G.
Fügebank I, 394.
Füllzellen I, 272, 274.
Fugbock I, 394.
Fukoidensandstein I, 56.
Funkenzünder I, 78.
Fussbodenflies.sen I, 233.
Fussbodenlack II, 274.
Fussbodenplatten 1, 104, 153.
Fussmatten aus Eisenfilz
II, 2iH).
Fustik, alter I, 35G; II, 235.
Fustik, neuer II, 236.
G.
Gabbro I, 38.
Gabbroschiefer I, 38.
Gabelpfanne I, 472.
Gänze I, 446.
Gärbstahl I, 452.
Galläpfeleiche I, 322.
Gallipot II, 208.
Galmei I, 535.
Galtgrünstein I, 57.
Gang I, 21.
Ganister 11, 149.
Ganister, künstlicher II, 150.
Ganistersteine I, 252.
Garanceux II, 242.
Garanzin II, 241.
Garaufbrechen I, 449.
Garbenschiefer I, 41.
Garfrischen I, 449.
Garfrischperiode I, 454.
Garkupfer I, 533.
Garnierit I, 548.
Garnkirksteine I, 249.
Gartenerde I, 73.
Gashammer I, 475.
Gaskamraerofen von Mcnd-
heim I, 21(J*.
Gasleitungsröhren I, 502.
Gasofen zum Glasschmelzen
II. 186.
Gasringofen mit Rcgenerativ-
feucrung von Kscherich I,
217*.
Gattersägen I, 101*, 102,
384.
Gattirung I, 442.
Gebirgsformationen 1, I6.
Gebläseofen I, 125.
Gefässtheile I, 272.
Gefüge I, 17.
Geigenharz II, 212.
Geissfuss I, 389.
Gekrösestein I, 4.
Geländereisen I, 505*.
Gelbe Farben II, 221, 235.
Gelbe Hausfarbe II, 222.
Gclbeisenstein I, 4^.
Gelberde I, 69; II, 222.
Gelbholz I, 356.
Gelbholz, ungarisches II,
235—237.
Gelbholzextract II, 236.
Gelbin II, 321.
Gelbholzextract II, 236.
Gelbkraut II, 237.
Gelbockcr II, 223.
Gelbwurz II, 235.
Gelenkbasalt I, 48.
Geliert's Grün II, 232.
Geriffelte Walzen I, 145.
Gerolle I, 64.
Geruch des Holzes I, 319.
Geschiebe I, 61.
Geschwind Vergoldung II,
268.
Gesenke I, 476, 490.
Gesimshobel I, 395.
Gesimshobelmaschine 1, 105.
Gesimsstein I, 240.
Gesundheitsgeschirr I, 230.
Gcstellsteine für Hochöfen
I. 157.
Gewebesystem I, 271.
Gewicht, absolutes und jspe-
cifischcs 1, 5.
Gewindebohrer I, 487.
Gewinde der Schrauben I,
*186.
Gewinnung derGesteinel, 73.
Gewinnungskosten I, 78.
Gewölbesteine I, 241, 242.
Ghc II, 241.
Gicht (Gichtgasfung) I, 443.
Gicssbare Massen II, 43.
(jiesserci I, 461.
Giessgrube I, 469.
Gicsskelle I, 472.
(r inster II, 236.
Gittercisen I, 505*.
Glätten I, 476.
Glanz I, 9.
Glanz des Holzes I, 318.
Glanzgrün II, 2.-M).
Glanzlack, japani.scher II,
273.
Glanzruss I, 245.
Glanzschleifen I, 100.
Glanztapete II, 297.
Glanzvergoldung II, 267.
Glas II, 175.
Glasabfälle II, 175.
Glasachat I, 46.
Glasbausteine II, 194.
Glasbläserlampe II, 197,
199.
Glaseigenschaften II, 183.
Glaserdiamanten II, 200.
Glaserkitt II. 167.
Glaserstifte I, 512.
Glasfabrication II, 185.
Glasfenster II, 200.
Glasfliesen II, 193.
Glasgalle II, 188.
Glashartguss - Fussboden-
platten II, 193.
Glashartguss-Mauerstcine II,
195.
Glashartguss -Wandbeklei-
dungsplatten II, 195.
Glasincrustationen II, 197.
Glasiren der Thonwaren I,
219.
Glaskopf I, 439.
Glaskorallen II, 196.
Glaskugel fürGlühlichtlampe
II, iy9.
Glaslava, schwarze I, 46.
Glasmacherpfeife II, 188.
Glasmalerei II, 199.
Glasmosaik II, 198.
Glaspapier II, 198.
Glasperlen II, 196.
Glasporzellan II, 182.
Glasraffincrie II, 199.
Glasröhren II, 196.
Glassätze II, 177.
Glasschuum II, 188.
Glasschmelzofen von Siemens
II, l«f;*. 188*.
Glasseide II, 197.
Glasstangen II, 196.
Glasthränen II, 181.
Glaswandl)ckleidungsplatten,
gcpresstc 11, 195.
Glaswolle II, 197.
Glaukonitsand I, 65.
Gleitungsfestigkeit, siehe :
Festigkeit.
Glimmer I, 3.
Glimmcrl)asalt I, 47.
Glimmerdiorit I, 36.
Glimmergesteine 1, 3!*.
Glimmergneis I, 39.
(xlimmcrgranulit I, 33.
Glimmcrjiorphyr I, 37.
Glimmerschiefer I, 40.
Glimmersyenit I, 35.
320
Sachregister.
Glockenbronze I, 553.
Glockeamühle I, 30.
Glühdrahtzüntier I, 78,
Glühspao I, 524.
Glycerinkitt II » 174.
Gneis (Gneuss) T, 39,
Gneisglimmerücliiefei I, 41*
Gncisgrioit I, B2.
Goftisgranulit I, 3?^.
Gobelins JI, 2Ö0.
Gobelinstomapete 11, 291».
GoUerbaurn I, 3Ö1,
Goldbronze II, 222,
Goldesche h 326.
GoKitirniss II, 27 U
Goldglätte II, 221.
Goldmünzien It 557.
Goldocker II, 223,
Goldpurpur II, 228.
Goldregen I, 348*
Goldroth II, 228.
Goldsaturtiobe II, 229.
Goldschaum 11^ 26t>*
GoDg-Gong I, 5^9.
Gothaer Gelb II, gm
Gouache färben II, 218»
Goudron II, 151.
Grabsand I, 65.
Grabscheit I, 76*.
Grabstichel 1, 48a
Grammatit I, 3.
Gfanadillhok I* 359-
Gxanalin (Kupfer-) I, 533*
Granat I, 4*
Granit 1, "61.
Granit, kiiDstlfcher 11, 129.
GraniteUo I, M.
Granitit I, S3.
nranitlinoleuni II, 295.
Greensand T, 52.
Greisen I* 33.
Grenadillhok, rülhes I, 359,
GrenadillhoU, iichwarxes I,
358.
Griffel schiefer I, 59,
Griffilh's Weiss I, 49S.
Grind I, 291.
Grobeisett I, 503,
Grobjähriges Hok I, 276.
Grobkaik J, 26.
Grobmörtel II, 134,
Grobwahe I, 479.
GroÄsfruchtige Eiche I, 323.
Gross ylar I, 4,
Grubenbau I, 73.
Gruben äuöi Kalkbreuuec
II, 6.
Grubensand I, 65.
Grunbkieri I» 541,
Grüne Farhen H, 230,243,
Grün erde II, 232,
Grüner Granit I, 3,
Grüuerle J, 325.
Grüumaudelstelti I, L7.
Grunöl II, 217,
Grünsand I, 65,
Grünsandjstein I, 52, 56.
Grünspan I, 534; II, 232.
Gr Ullstein I, 36.
Grünsteincouglomerat I, 61.
Grünatein^chiefer I, 36.
Grundeisen I, 389.
Grundgewebe I, 273.
Grußdiobel I, 3H5,
Grundirm aschine II» 297.
Grundstücke (Bruchsteine) I»
95,
Grus I, 64.
Gu^smessing I, 551.
Gussneasllberr chinciisctes
I, 555.
Giiss^lahl I, 460,
Gusstombak I, 5^il.
Gu SS waren I, 50Ö,
Gussiink 1, 53^.
Guitapercha II, 278.
Gutiaperchaftmisse IL STi
280.
Guttapercbakitle IT, 17?-
Gvps I, 4, mi th ^J. 31,
32, ^^20.
Gyps. hydraulischer IT, 261
Gypsbeton II, 35,
Gytasbrenncn II, 28.
Gypsbrcnnöfen II, 28^. ^.
Gypsdielen II, 4<J.
Gypsdiden (Kokos-| 11, 52.
Gypsdielen rait Cemcntubet-
\ug II, 48,
Gypadrahthau IT, 51.
Gypsestrich II, 44.
Gypsformen If, 38,
Gypsgesimse II, 36-
Gypsbobldiclcn II, 49.
Gypskalk II, 26, 34,
GypsHjarmor II, 40.
Gypsniauetwerk II, 35.
G)TJsmodeDe 11, S7.
Gypsmtktel II, 25, 33.
Gypspis<&bau IIj 35.
GypspuU II, ii3*
Gypsspatb. I, 1^3.
Gypsslein I, 256*
Gypsstuck II, 36, 40.
Gypsstuckersati II, 52-
Gypswändc mit Rohrg^
webceinlage II, 42,
Sacbregistcr.
^^^^^^^s5^^W
Hafefschlche I. :j4<>
Haueisen I, 103*.
Holzcellulose I, 416. ^M
^Hagebuche I. 328,
Haumesser I. 103*.
Holzcement I, 419:11, 290. ^M
^feagedorn I, 34li
Hausenblasenkitt 11. 165.
Holzer«at2!;tofre I, 418, 419. ^H
^Hainbuche I, 323.
Hausachwarauj I. 73.
HobeHsig II, 215. ^M
^Blaken (Nase) I. 158,
Haustein I, %.
Holzfasern I, 279. ^H
Kkakenslahl I, 489.
Hauteli&selapetc II, 29i^.
HoUliI/.platten I, 419. ^H
■ Halbeisen L 97*.
Hautgewebe I, 271.
Holzgneis 1, 40. ^H
1 Halb^anit I, 3%
Hnuimehhh.iu I, 291.
Holzgj'pstrockcnstuckJI, 52. ^^|
^biolbharze II, 207,
HAvnulrae I, 330.
Hokkitt 11 168. ^1
^pialbhoU I. 38h
Hcbclschere T, 487.
Holzkirschbaum I. .344 ^M
^Halbportellan I. 230.
Hefenschwarx II, 244.
Holzkohlenroheiscn I, 448. ^^^
Halbrundcisen I, 505».
Hcfteiscn II, 188.
HoUmasse für p).istische ^^|
■PHsübtrockenpresse I, 165*
Heiligenholz I, 360,
Verzierungen I, 421. ^^M
■[ im, 170.
Heissgussporzellun I, 226.
Holzmcissel 1, 388. ^1
^Blalde I, 127, 129.
Heister I. 3:iS.
Holzmosaik I, 414. ^^M
^feambtirgerbku Ih 224, 225,
Hemde der Lehmform I, 470.
Holzöl II. 215. ^H
^Blambnrg er weiss II, 220.
Herdforraerei I, 466.
Hol/pappe I, 419. ^^|
^^blammenpparat tod Böhme
Herdfrischen I. 440.
Holzpaste von Kletz^inski I, ^H
^H ir, 'J2^,
Herdfrischstahl I. 450.
420, ^1
^Klammertrockenpiesse 1, 170*
Herdßlas II, 175.
Holzporen I, 279. ^H
^feandriiustel I. 96*.
Herdofen I, 462*,
Holzringe (Jahresringe) I, ^^|
^HBandfornierei der Ziegel I,
Hereintreibearbeit I» 76.
276. ^B
^H^ 1 52.
Herlitxen&trauch I, 348.
Holzschliff I, 416. ^M
^KländktppkarreD I, 127, 1%,
Hessischer Tiegel I, 252.
Holzschwamm I, 73. 432. ^H
^VHandleisteneiseo I, 5(>5**
Hessonit I, 4.
Holzseilbretter 11, 51. ^M
~ Handmalerci auf Holz 1.409.
Heveen II, 276.
Holzspaltemaächine I, 388. ^^|
Handpresse L 154*,
Hickoryhol/, I, 360,
Holzstoff I. 416. ^M
^^Handröhrenpressc mit Stem-
Hilsüandstein I, 57.
Holzstoffhaltiges Papier I. ^H
mt pcldruck I, 175*.
Hiötermauerungsstcine I,
H
^^Klands%e I, 101,
237.
Holztapete II, 300. ^H
^fciandwihwcrk I, 1 tB*.
Hirschhölder I, 318.
HoUtheer II, 215, ^M
^bfauf \h 301.
Hobd I, 393.
Holzwolle I, 415. ^H
^KTanffidcTi 11. 301,
Hobelmaschine I, 393, 489.
Homogenisiren des Thones ^^H
^nianfK^rt II. 302.
Hobeln von FUchcisen I,
h Hl, 129, 139. ^M
KH.mfse^^eUuth 11, 292.
469.
Homogenschnecke (Misch- ^^M
^B^armahiroth 11, 241'
Hochofen I, 412. 443^, 444.
Schnecke) von Schlickeysen ^H
^blArtblei I, 543,
H och ofengcs teil st eine 1, 157.
I, 139*. ^1
^HiartBoss I, 447.
Hochofenguss I, 461.
Honigthau I, 291. ^M
KHartglas IT, 182.
Hochofenschlacken II, 65.
Hopfenbuche I, 329. ^1
^H Hartgummi IL 277.
HochofcnÄchlackcnstein I,
HorizontaUransport auf Zie- ^^M
■ Hartgu*.^ I, 4ÖU 465» 470,
257.
geleieti I, 196, ^H
^HHartgYpsdicleri 11, 46.
Höxter Stein I, 54.
I!ornb:^um I. 328. ^H
^■Harthkrze H, 207,
Hohibohrer mit 5i.ahn I, 391.
Hornblende I. 3, ^^B
■Hartlolh r, 41»0, 557.
Hohldielcn aus Gyps 11, 49.
Hornblcndefch I, 29, ^M
^KHartporzellaii h 224.
Hohlglas Ih 195.
Honibicndegneis f, 39. ^^M
^»HArtriei^el I. 34iH.
Hohlkanlcisen I, 505*.
Hornblendegranit 1. 32, 35. ^M
^Bllurtsteingut I, 230,
Hohlkcgelhobel I, 396,
Hornblendegranulit I, SS. ^H
HjhLarzc JI. 207.
Hohlmeisscl l, 489,
Homblendeporphy^r I, 37. ^^M
^»Jiirifarbeii 11, 219,
Hohlperlcn U, 196.
Hornblendesyeait I, 35. ^^U
^BHarzformeii fiii Gypssacbea
Hohlsteine I, 239.
Horacrsatzsiofl" II» 280. ^H
V U. SH.
Hohlsteine aus Steingut-
Hornisiren des Kautschuk ^^|
^BHarz^:iDge im Holze I, 280.
ttiiissc I, 240.
U. 277. H
^HlIar£botii}^tbau I, 291.
HobliJiegel I, 159, 239, 243.
Hurn«; lein I, 23. ^H
^mUrikin ], VÄK
Holder I. 3r»0,
H rphvr I. 34, ^M
HtMarzlcim U, 208.
HülUndcrweiss 11. 220.
H' l,':i48. ^M
^■irarzol H 208.
Holunder I. 349, 3;XK
11 T, 444. ^M
^■flarzolfrirbeii U, 253.
Hol« I. 267.
1! .1 I, 504. ^M
^fciar^sicif« II, 207.
Hr-1' L..-,...t. ..;... I, 41J^,
Ih L 73. ^M
^HHaselnussbäum {Haa«!) I,
Ho 11, 218.
91. ^1
^m 3h0.
HL.i_..._,. :'jn I, 'Inf,.
?i ._,,, virginischi* r ^H
HHaubank I. 132.
H(>l£bran4(vchmk 1. 41
■
^m V Hin4bitch der B*«
•tofftt?^— ^^'"■* ''
322
Sachregister.
Hniicln I, 95.
Hyalilbfilns IT, 178,
Hydraulischer Kalk II, 53,
57, 66,
Hydraalische Presse I, 81,
154, 170; II, 93>
Hydraulische Presse mit
Pumpwerk für Accumu^
Utorcnbe trieb I, 179*.
Hydrokalksteiu I, 258-
Hydrosandstein I, 257.
Hypersthen I, 74.
Hypoderm J, 27 K
h
Igelfobre I, 372,
Immergrüne] che I, 322,
Imprägniren des'Hokes I,
427,
Inanspruchnahme der Bau-
stoffe, siehe Festigkeit.
lD«lighUu 11, 238,
Indigcarmiö IJ, 28Ö.
Indiglack 11, 239.
Indipo H» 231J, 242, 243,
ludigpurpur II, 239.
Indigweiss II, 239.
ludiBch^elb n. 236.
Indischrolh II, 228.
Infusorienerde I, 66,
Ingot I, 455.
Inlctlinoleum H, 295,
Inoxydations verfahren von
Barff-Böwer I, 499,
Insccten, holzzcrstöreiidc I,
294.
Intarsien I, 414.
InicrccllularrÄüTOc I, 270,
Jaspis (St ein zeug) I, 228-
Jaunc II. 24 L
JaunebriUant 11, 222.
Jochbache I, 820.
JCMiblci II, 222,
Juchtenleder II, 216,
Jndengold II, 223.
Judenkirsche I, 348,
Juden massgläser II, 190-
Judenpech II, 150,
Jurakalkstein I, 25,
Jurasandstein I, 55.
K (siehe auch C),
Kabelachlag H, 302,
Kabeltau U, äÜ2.
Kacheln I, 232,
Kadmiumgelb II, 222-
Kadmiumgriin II, 222-
Käsefarben II. 219.
Käselcitt II, 166.
Kaffee schwarz II, 246,
Kaiscrblau II, 225.
Kaisergrün IT, 233-
Kaiscrroth fl, 228.
KaliaturhoU^ 11, 243.
Kalamit I, 3,
Kaliblau II, 224.
Kalifeldspath I, 3.
Kaliglimmer I, 3,
Kalibohlglas H, 177.
Kalikrystallglas n, 177.
Kalium I, If.
Kali Wasserglas II, 201.
Kalk n. 4.
Kalk, halbkohl ensa?irer II, 5,
Kalk, hydraulischer II, 13*
Kalkanstriche II, 259,
Kalkspath I, 4,
Kalksleifl I, 23; II, i
Kalkstein, künstlicbet 1,25a,
Kalk stein platten I, 1Ü5.
Kalktalkschiefer I, 41-
Kalkthonschiefcr I, 41.
Kalktuff I, 20, 62,
Kalkwasser II, 13, 220,
Kalkwciss U. 220.
Kaltbrüchigkeit I, 529, 533,
Kaltguss I, 470, 472. _
Kambiformiellen I, 273L
Kambinm I, 272.
Kamins tein I, 242.
Kamm erbau I, 12S.
Kammerofeci von Bock IIJO.
Kampechehol^ I, 355.
Kampechehotzblau II, !^
Kampheröl II, 270.
Kamptalikon II, 278,
Kanarische Pappel I, 332.
Kanonen roelall I, 553,
Kantbeitel 1, 389.
Kanthok I, 381.
Kaolin I, 4, 6f , 69.
KaolinceiDent n, 150.
Karbon i Site Q des HoUes I,
432,
Karfunkel I, 4,
Karlsbader SprudeLsleia I,
26.
Kamaubapalme I, SS3%
Kamieshobel I, 396*
Karpathcn Sandstein I, 56.
Karphitplatten II, 307.
Karrmaschine T, 131,
Kasein färb e nanstrkhe II,
259.
Kasseler Ziegelflammofcn I,
Sachregister.
32a
Keileisen I, 505*.
Keilhaue I, 70*.
Keilhauenarbeit I, 76.
Keilsprengen I, 76.
Keilstein (Gewölbestein) I,
241.
Kermes II, 246.
Kenneseiche I, 322.
Kermeskörner II, 246.
Kernfäule I, 290.
Kernholz I, 279.
Kemholzbaum I, 279.
Kernmarke I, 467.
Kernrisse I, 292.
Kemschacht I, 443.
Kemschäle I, 293.
Kernschwarz II, 245.
Kernstück I, 467.
Kessel im Steinbruch I, 74.
Kesselblech I, 508.
Kesselblechwalze I, 479.
Kesselbraun II, 233.
Kesselofen II, 7*.
Kesselstein I, 242.
Kessler'sche Fluosilikate I,
109.
Keupersandstein I, 54.
Kiefer I, 369.
Kiefer, gelbe I, 373.
Kienbaum I, 369.
Kienöl II, 215.
Kienruss II, 245.
Kienzopf I, 292.
Kies I, 64.
Kiesel I, 2.
Kieselgalmei I, 535.
Kieseiguhr I, 66.
Kieselkalkstein I, 26.
Kicselkopal II, 210.
Kieselmehl I, 66.
Kieselsäure I, 2.
Kieselsandstein I, 51.
Kieselschiefer I, 23.
Kieselzinkerz I, 535.
Kieseritcement II, 112.
Kilns I, 5bO.
Kippwagen I, 127, 196.
Kirchbergergrün II, 233.
Kirschbaum I, 343.
Kitte II, 164.
Klafterschnur II, 301.
Klarschleifen des Glases II,
192.
Klastische Gesteine I, 50.
Klay I, 68, 71.
Klebesand II, 149.
Kleister II, 165.
Klingstein I, 43.
Klinker I, 178, 229.
Klinkerung I, 113.
Klobenholz I, 383.
Klobsäge I, 384.
Klöpfel I, 96*.
Klopfsteine I, 237.
Klumpenlack II, 209.
Kniehebelpresse von Bem-
hardi I, 182.
Knirkbaum I, 368.
Knochenersatzstoff II, 280.
Knochenkohle II, 247.
Knochenleim I, 406.
Knopflack II, 209.
Knopfmetall(Lüdenscheider)
I, 5.^3.
Knoten II, 305, 306.
Knotenschiefer I, 41.
Knüppelholz I, 383.
kobaltblau II, 225.
Kobaltbraun II, 233.
Kobaltbronce II, 229.
Kobaltgrün IT, 232.
Kobaltroth II, 228.
Kobaltultramarin 11, 225.
Kobaltviolett II. 229.
Kochperiode I, 454.
Kochsalz I, 4.
Königsblau II, 225.
Königsgelb JI, 221.'
Königsholz I, 361.
Königsroth II, 228.
Kölnerbraun II, 233.
Kölnergelb II, 222.
Kölnische Erde II, 233.
Körnerlack II, 208.
Körnerzinn I, 549.
Kohleisenstein, I, 440.
Kohlenblende I, 5.
Kohlenkalkstein I, 25.
Kohlensäure I, 2, 91.
Kohlensandstein I, 53.
Kohlenschiefer I, 60.
Kohlenschwarz II, 249.
Kohlenstoff I, 2.
Kohlenstoffsteine I, 252.
Kohlentiegel I, 252.
Kohlenziegel II, 165.
Kohlpalme I, 363.
Kohlungszone I, 445.
Kokkolith I, 4.
Kokolithplatlen II, 52.
Kokosgypsdielen II, 52.
Kolkothar II, 228.
Kollergang II, 30*, 82, 140,
142*.
Kolophonit I, 4.
Kolophonium II, 208, 212.
Kolorin II, 241.
Konische Walzen I, 145,
146*.
Kopaivabalsam II, 213.
Kopal II, 209.
Kopalgummi II, 214.
Kopfpresse I, 486.
Kork I, 271.
Korkeiche I, 323.
Korkformstücke I, 263.
Korkisolirmasse I, 263.
Korkplatten II, 293.
Korksteine I, 261, 500.
Korkteppich II, 293.
Korkulme I, 330.
Kornelkirsche I, 348.
Krämpziegel I, 158, 243*.
Krahnpfanne I, 472*.
Kranawittsbaum I, 368.
Krankheiten der Hölzer I,
289.
Kranzhobel I, 396.
Kranztau II, 302.
Kraplack II, 242.
Krapp U,.241.
Krappblumen II, 241.
Krappcarmin II, 242.
Krappkohle II, 241.
Kratercement II, 150.
K rausblätterige Esche 1, 326.
Kraushammer I, 97*.
Krebs I, 291.
Kreide I, 25; II, 220.
Kreide, grüne II. 232.
Kreide, pariser II, 235.
Kreide, rothe II, 230.
Kreide, schwarze II, 235.
Kreiselpumpe I, 128.
Kreissäge 1, 101, 102*, 103*,
385, 488.
Kreisschere I, 487.
Kremserweiss II, 219.
Kreosot II, 215.
Kreosotiren I, 430.
Kresol II, 216.
Kreuzbohrer I, 77*.
Kreuzdorn I, 3.')0.
Kreuzeisen I, 505*.
Kreuzhaue I, 76*.
Kreuzholz I, 381.
Kreuzknopf II, 306.
Kreuzknoten II, 305, 306.
Kreuzraeissel I, 389.
Kreuzschlag I, 474,
Kreuztanne I, 367.
Kriechenbaum I, 346.
Kröneleisen I, 97*.
Krünelhammer I, 97*.
Krokodil I, 484.
Kronenbohrer I, 77*.
Kronglas II, 177, 180.
Kronsäge I. 388.
Kropf I, 291.
Krücke II, 191.
Krummholzkiefer I, 371.
Kryolithglas I, 226.
Kiystallglas II, 180.
21*
324
Sachregister.
KryslalUnische Geste me I,
15.
Krystallsandstein I, 51.
Künstlicher Marmor IL 41*
Künstlicher SLcid I, 109,
569; II, 129, ^iOö.
Kynstlicher Stein aus Ce-
mcnt IT, 3&.
Künstlicher Stein aus Gyps
II, 35.
Kügelbasalt I, 43-
Kugeldiorit 1, 36,
Kügelfallmüble I, 148.
Kugelkii^pmühie I, 148.
KugelkoUerwcrk von Ville-
roy n, 30*,
Kugelmühle 1. 174*; U, m.
KuDkc II, 305,
Kunst ebenhoUmasse voq
Gotts<;halk I, 419.
Kuiistguss I, 469,
KuDstholz von Villeroy I,
420,
Kunstsleiu von Lindacr I,
264.
Kunsttuffstcin I, 266.
Ktin Striegel von Kleber I^
Kupfer I, 530, 532.
Kupferiitualgam I, 557,
Kupferbiay II, 223.
Kupferblet^h I, 5S4.
Kupferchlorid I, 530.
Kupferiiraht I, 534.
Kupferdrucksch wari II , 244-
Kupfererze I, 630,
Kupfergtunz T, 530.
Kupfitrgrüii If 530.
Kiipferhattin) erschlag 1, 534.
Lack IL 208. 273.
Lack, brauner IL 244.
Lack„ chiaesischer II, S^d.
Lack, gelber. IL 207.
Lack, japanischer II, 273,
Lack, schwarzer 11, 27$.
Lackdye IL ^Oa 209, 246.
Lackfarben IL 219.
Lackfirnisse II, 272,
Lack-Lack II, 247.
Lackmtist-Papier) IL 239*
I,adc (Fonnkastcij) I, 467.
Längcn^rachsChum des Bau-
mes I, 275.
lÜrche 1, 374.
Lärchenbaum, weisser 1, 375.
Lärchen tanne I, 374.
IJiutern des Eisens I, 451.
Lageuglimmerschiefer I, 41-
Lagetigaeis I, 40.
LtHjer L 21.
Lambertskiefer I, 373,
Lamoorer Brasil ieoholi I,
356.
Landoreprocess 1, 456.
Langhobelm aschine T, 397.
Langlochbohrmaschitie I,
489.
Lang^sprengeistD 11, 189,
Lasurblau IL 226.
LasurlarbcD II, 218«
Latten üägcl I, 613.
Lattstätame 1, 3Ö4.
Latsche L 371.
Laubgrün II, 243.
LaubhÖker I, 32 L
Uubsäge L 386, 387.
Laügenfarben 11, 219.
Lava L 4^,
Lehnasteine L 252.
Lehmstrohdach II, 307-
Leim L 40*>.
Leimen (Lehm) L 71,
Leimen des Hok^ I* 406,
Leimfarben 11, 219.
Leimfarbe nao striche 11, iSi
Leimgyps II, ^32.
Leimkitt IL 164.
Lei mw ei SS II, 22ij,
Leim^wingc I, 406.
Leine (Strick) IL 301.
Leinöl II, 250.
Leinölstück II, 40.
LetDwatid, wasserdichte II,
291.
Ijcipiiger Gelb II, 222.
Leistenboliel 1, ^96,
Leitbündel I, 272.
Lcithenerblau II. 225,
LeitspindelbaDk I, 486,
Leitungssystem L 272.
Lemnische Erde I, 221.
Lcnne (Ahorn) L 335.
L^tte L 71.
Lette Qkohlensandsteio I, 5S.
LetternhoU I, 364.
Leuchtfarbe von Balroain H«
264.
Leucit 1, 3.
LcacilbasaU I, 47*
Leucitdolerit I, 46,
Lcticitlava I, 49.
Leucittnff I, 63.
Liamoner Brasilienbcili I,
356.
Liaskalkslein L 25.
Libfifonafa^ern I, 272.
Lichlücker II, 223.
[ Sachrcgislcr
^^^5™
Koss r, 7L
Manganbraun II, 234.
Maltiren des Glases IT. 199. ^|
^Eülhen I, 490.
Manganoxyd I, 3.
Mattvergoldung II, 267. ^^M
^Eothkoiben I, 490.
Mannesmann'schcs Rohren-
Mauerfrass I, 26, 73, ^B
^Kokao II. 24:3.
walz verfahren J, 48Ö.
Mauer gvps II, 26. ^^H
^Kokomoüvbeirieb I, 127.
Manilakopal II. 210.
Mauerrohr 11, 309. ^H
^Eorbccrwcide I, 33K,
Mantel (I.ehmform) I. 470.
Mauerstein I, 235. ^M
^Koriof scher Mörtel 11. 19.
Mantelrohren aus Blei und
Mauken des Thones I. 132. ^H
^Koriorscber Cement II, 112.
Zinn I. 544,
Maurischer Kitt II, 168, ^^M
^Eolhwas^er I, 490.
MaDtclschncckc I. 128.
Maxim umnictall I, 551, ^^^
^Kowit2'scher Cement 11, 112.
Marbel II, 188.
Medaillenbronce I, 5,53. ^^U
^Eowrvf I, 190,
MarcasitperUn II, 196.
Medinacement II, 110. ^H
^^K-urmann 'scher Mörtel IJ^
Marccanit I, 46.
Mecrcssand I, 66. ^H
V^150.
Margarit I, 3.
Mehlbeerstrauch I, 349. ^M
^■^QSterglasur I. 22^.
Marieluisenblau II, 224.
Mehlthan I, 291. ^M
^■.üster^tefnc 11» 196,
Marienglas I, 4,
Meiler iFddofen) I, 198\ ^M
^^Litft^urchlassfgkeit 1, 11.
Marineleim 11, 172.
441; II, 6. ^M
^^LnfthatTimer I, 475.
Mark I. 274, 27^
Aleisselbohrer I, 77*, ^H
^Luftholz I, ^53.
Marketerien I, 114.
Melanit I, 4. ^H
^EuftmÖrtcl IT, 2.
Markflecke I, 278.
Mclaphyr I, 37. ^H
^KaftBchliimniung I, 136,
Markkronc ^scheide) I, 275.
Melaphyrmandelstein I« 38, ^^|
^■.»uftsch Windung des Thones
Markrühre I, 276,
Melaphyrporphyr I, 38. ^^U
■^ I, 112.
Markstrahlen I, 274, 276,
Membran I, 268. ^H
^■.tiftiiegel I. 25?},
Marmor I, 24.
Mennige II, 229. ^M
^Kuppe l, 448, 449. 452.
Marmorimitation 1,108,110;
Mergel I, 28, ^M
^H,uppcnhcrd I, 448.
II. 39.
Mcrgelerdc I, 29. ^H
^^LuppcnmÜhlc I, 449.
Marmor, künstlicher I, 569.
Mergc)5chiefer I, 29. ^M
^^Luppenquetüche I, 449«
Marmorcement II, 44.
MergeltufT I, 21». ^H
^■LuppenwAlze I, 479.
MarmoTcement vun Kccne
Merii^tcm I, 271. ^H
11, 31.
Mesophyll h 274. ^M
^1 M.
Marraorplatlen I| 105,
Messing I. .551. ^^H
Marmorlapcten II, 298.
Met.alle I, 437. ^M
^Wichtigkeit der Schichten
Marmorweiss 11, 220.
Mctalllarben il. 219, ^H
^M I, m
MannoriTtes Glas II, 198.
Metallformen für Gyps- ^^M
^Blagdeburgergrun 11, 225^
Marsbraun 11, 223.
«achen II. 38. ^M
^B 231.
Marsgelb II, 223.
Met.illgla.<i II, 183. ^H
^Bf»gentubroTice U, 2G5.
Marsoranße II, 223.
MetaMgold 11. 261^ ^M
^^Bdagiicsiacemcnl 11, 109.
Marsrolh II, 228.
Metallkitt I. 557. ^M
^Mdagnesiakalkceinent II, 110.
Maithenhok 11. 240.
Metalliegierungen I. 549, ^^M
^^■lägnesitsteinc I» 251.
Martin*Sicmcns- Verfahren 1,
Metallosyde 1, 2. ^M
^^plagneiiitim I, 2.
466.
Metallplatten. biegsame für ^^H
^■Aagnesiumglinimcr X, '6,
Mnschinenlironce I, 653.
Abdeckungen 21, 286. ^^|
^Bfagaeteisenerz 1, 439.
Maschinen furmeret der
Metallsilber II, 266, ^H
^^kagneteiscnsaDd I« 65.
Steine I, 169.
Metamorph i sehe Gesteine ^^M
^Bdaß:neteiHenstc)fi I. 4« 439.
Mosch incnnägel I. 513,
^M
^Bftagnetinduktor I, 78.
Maschinen seh indcl I. 382.
Meteorstahl I, 460. ^H
^Bdaguctit I, 439«
Masern des llokcs I. 280,
Milchfarben 11, 219, 259. ^M
^Bjlil^etkicä I« 4.
MascrirCiirton 11, 254.
Mil'i-'i.'.^ a, 178. ^H
^■BigonihoU I, 3GL
Maserung künstliche II, 254,
M>1 k II. 274. ■
^■Sa^ebkirsehe 1, 344«
MajiscrorracTci I, 4t]9,
M.l! ,r II, 19; ^1
^■f^joliku I. 233.
Miissel 1. 446.
Milloryblau U, 224. ^B
^^käjolikaß lesen. Schweizer I,
Massclgraben 1, 472.
Minenzündcr I. 78. ^^M
H^234.
Masäholdcr I, 334,
Mineralbister II, 234. ^H
^■falürhit T, 530.
Masstkot ir, 221.
Miner allibtu 11. '224, ^M
■^ rrio u, 2.m
Mastbuche 1, 327,
Mincr.il färben 11, ^19. ^H
m^ rin 1, r>4o.
M^tstix (Gunimtnia&tix) 11.
Mineralgelb 11,222. ^M
^kH£ttü>heii II, 219,
W9.
MinerulgrÜn 11,232. ^H
^^Hgold Ih 223, 2Gr>.
Mastix von Hill« II, 287. |
Mineralmaletci von Kdm ^^|
^^Hiilber 11, 2Gr>.
Maitixrcmcnt II, 168.
11, 2(H. ^M
^^Kenche I, 327.
M^is^tixbrniäs 11. 271.
Miner.i [orange U, 229. ^M
^^H^lbentoc^ 11. 21 K
Miii»tix Scrliat Ü, 1C9.
MineialschwuT« II. 235, ^^
^^Brlweide I. 33^
Masttanne I, 365.
Mincralwciss 11.210, J
326
Sachregister.
Miriette-Eri 1, 440.
Miinielbergcr SiJidsteiö I,
Neapelroth II, 2^. 1
Negundoahom I, 33^. '
Miscbhomogeojcb Decke voq
57.
SchlickeyscQ I, 139*.
Muffel I, 325.
Nelkenfarbe, braune 11,233.
Misctungea von Beton 11,
Müffeifarben I, 225.
Nepbelin I, 3.
137.
Muffelofen I, 225 j II, 2U0.
Nephelinbasalt I, 47.
Mtsciluagen von Cemeot-
Muffe nröhren aus Gasscisen
Nepbelmdolerit I, 46.
kalkraörlel II, 107.
I, 502.
Nepbelmlava I, 60.
Mischuagen voaKalkmorlel
Muffenrobren aus Tbon
Neubenaer Marraor I, WL
II, 16.
I, 175.
Neugelb H, 221
Miichuugea von Portlaud-
Mulde I, 20.
Neugrün 11, 233.
t^emecitmortel Ilp 1U3,
MuldeofaUziegel I, 245,
Neusilber J. 555.
Mispel I, 351.
MuUktapp II, 241.
Neutrap 11, 62.
Mi tlcl gcge n En tzü ndl i clike i t
Mundstück für Röhren*
Neuwelis II, 219.
de^ Hol/es I, 437.
pressen I, 175.
Neuwieder Grün II, ^SL
Mittelol II, 2 KL
MuudMück fiir Ziegelpressen
NicarageahoU I, 366,
MiüelwaUcn I, 47B.
I, Km, 171.
Nickel I, 54B, M9.
Mittlers Grün H, 231,
Murexyd II, 229.
Nickclantimonglana I, ä4&
Moctaeri I, 4W.
Muschelgold II. 223.
Nickderi^e I, 548.
Modelle für Eisen guis forme q
Mu5cbelk]ilk5tein I, 25.
Nickel münien I, 558.
I, 4m,
Mtischekand I, 65.
Nickehtahl I, 460,
MöHerBng I, 442.
Muschelsand^tein I, 57.
Nlckelüber£ug amf Wam
MÖllon I, 95.
MuliTgold 11, 223.
I, 496.
MoQch tHohkicuel) I, 243.
Musivsilber 11, 265.
Nieren I, SL
Mörsermühle I, 14^; II, m.
Musk^ithoU I, 364.
Niet I, 491, 514.
Mond II, 1, 15.
Muskowtt^ranit I, 3^.
Nietciica I, dQ^,
Mörtel, amerikanischer II,
Musselinglas II, 198.
Nieten^icher I, 491.
24-
Mu3terdru.ht I, ,^52. '
Nietkluppe I, 491.
Mörtelkasten II, 13.
Mutle reisen I, 505.
Nietmaschine I, 491.
I^Iörtelmaschine II, 15*,
Jlykotbanaton I, 43li.
Nielpfannc 1, 491.
Iß, IfM.
Nieiprease I, 491.
Morteltransportwiigcn von
K.
NictpulxmascKinc I, 49 L
Hilkt^ li, Ifh
Nietstempel I, 491.
MörteUroramei von B Öd-
Nabeleisen 11, 188,
NitrobeoEol II, 216,
länder 11, 15.
Nachpresseß der Ziegel
Nonne (HobUiegel) I, Ä
Mörtel von I^ndot II, 19,
I, 1.53.
Nordische Erle L 324,
Mörtel von Rübdc U, 24.
Nadelhölzer I, 365.
Norm al d r u ck f^ stigke i U-
Mörtel von Sieht 11, 25-
Nägel I. 512, 513.
apparat von AmUcr-Liffoi
JfQhncd II, 250.
Nägeischrauben I, 514.
II, 94*,
Molassesan<üleiD I, 52, 57.
Kagelbohrcr I, 3,^2.
Normal formal für Ziegd
^H
^^1
F S»chr<rg^Hter
^^^^^^^^^^^H
^P^utbhobel I^ 395.
Oolitbische Erze I, 440,
Pariserroth 11, 229. ^M
^Wuibumschinc X. 398, iSil
Opalglas ir, 178, 198.
ParkeUinoleum II. 295. ^H
^PfuUholz I. 383.
Opemienl II, 221.
Parkeltafeln von Hurtig I, ^^M
^■^
Ophic^ilcit I, 30.
420. H
^m
Opobalsam II, 213.
Partialringofen I. 213*. ^M
Opodeldok II, 213.
Pasjsauer Tiegel I, 252, ^H
^HObsidiaQ I| 4fi.
Oxydationszone I, 445.
Pastel II, 240. ^M
^K)bsidUnlava I, 49.
Orangefarben II, 221.
Pastellfarben II, 219. ^H
^Bobüibäume I, 343.
Orangelack II, 23<>.
Pateatb ohrer von Hübner I, ^^^|
■(Ochsenauge II, \m.
Orangeracnnige II, 229.
39L ^1
^Ocbscnmngc I, 242*
Orcanetie II, 240.
Patentcomposition von Rath- ^^M
Ocker I, 4.
Oreide I, 551.
Jen I, 493. ^M
Ocker, blauer IT, 224,
Orientalischer Granit I, 32.
Patentgelb II. 222. ^M
Ocker, gelber IJ, 223.
Originalgrün II, 233.
Patentgrün II. 233. ^M
^Ocker, künsUicber II. 223.
Orlean II, 2:36.
Patentseil O. 302. ^M
■pckei, rothet II, •>22, 229,
Orlcanlack II, 23^.
Patentziindfaden von Bick* ^^|
■Dckergelb II, 222.
Orseille II, 242.
ford I, 78. ^M
■Pelbaum T. 352.
Orthoklasgesteinc I, 31.
Patina I, 534, 554. ^M
■belbaumharz 11, 210,
Ortboklasporphyr I, 35. 37.
Patronenbank I, 486. ^H
^^Oelblau 11. 220.
Ortziegel I, *243,
Pattinson'scbes Weiss IT» ^H
, Oekement von Mack 11, 287*
Ovaleiscn I, .505»,
220. ^1
^■pclcementkitt Ttm Kreye
Ovalwerk I, 488,
Paulus II, 241. ^M
^H II, 1(j8.
Pauschen I, 539, ^M
^■Delen de^ Holzes I. 40^.
p.
Pausilipptud I, 62. ^H
^fcelfurbenanstricbe II, 250.
Paynisiren I, 428. ^H
^HgaUkrbeuauslrtcbe auf Ce-
Packet ^ Eisen-) I, 452.
Pech II, 208, 215. ^M
^Hppentpuu II, 255.
Palalinil I, 38.
Pechmakadam II, 160. ^^H
^"©ÖfarbcD anstriche nuf Gtas
Palisanderholz I, 362.
Pechol 11, 215. ^M
II. 254.
Pallisadenbolz I, 363.
Pechstein I. 44. ^H
^^Oeirarbennnstricbe auf Holz
PalmenboU I, 3Ö3.
Pechsteinporphyr I, 44. ^H
■^ n. 254.
Palmito I, 363.
Pech tan ne I. 367. ^H
^HDelfarbeDanstricbe ^luFKalk«
Palmyra I, 363.
Pedigrohr I, 310. ^M
■^ puU II, 255*
Panakokohok I, a59.
Pegmatit I, 32. ^H
^^fcelfaibenaD striche auf Me-
Fand um II, 210,
Pegmatolith I. 3. ^^M
^f talJe II, 253.
Pannctier's Grün II, 231.
Pegnie II. 210. ^M
^■Delfarbcnan-slrichc furStein-
Panzerdachplallcn I, 511*.
Pepenno I, 63. ^H
H^ wände 11, 255.
Panzerplatten I, 481, Ö08.
Pcriderm I. 271. ^H
^Bbelfarbenaoälricbe für Stuck
P.-ipicrbirke I, :337.
Periklin I. 3. ^M
r II, 255,
Papiermache II, 52.
Perk in sr Öhren I. 514. ^^M
Oellirnisse II. 2(i9.
Papiertapclc IT, 21*7.
Perlen H, 196. ^H
t|<)eirormerei I, 154.
Pappdach II, 283,
Perlcaes^enK II. 196, ^H
^K)elt;rÜn II. 23<).
Pappel I, 331.
Pertit I, 45. ^M
^fcelkitt II, 1H7.
Pappelbirke I, ,337.
Perlitporphyr I. 45, ^^M
^Kenackfiraisse II, 272.
Pappolein II. 293,
Perlmuttergta!« II, 178. ^H
^^feelnussbaum I. 342.
Papyrislit I, 559,
Perlsand I, 65. ^H
^^belpappe von Adt IX, 286.
Papyrolith I, b>S,
Perlstein I, 45. ^M
^fcelidiw,ir£ II, 235.
Paradiesbaum I, 353.
Ferlwetss II. 220. ^M
■Dcbtem I, 154,
PnraRin II, 215, 217.
Permanent weiss 11. 219. ^^U
HDelwebs II. 2m
Par:i;!ontt 1. fi.
Permeabilität I, 12. ^H
^fcerter^Ii^e I. :^7.
Par- ter 1, 40.
PemambukhoU II, 240, ^H
^HOeiterrciebiaebe Riebe I.
Par M, 275.
Persio II, 242. ^M
■^ 322,
FanUU'llHilucr I, 391.
Persische Tapeten II, 299. ^H
■Dfenkiicbel I, 232.
ParalleUchere I. 488.
Persiscbroth II, 228, ^H
■T' • T, 353.
Prtnuvrm I, 540,
Perubalsam II. 213, ^M
■ < I, 3.
P;lrcnrhym I, 270,
Petinet|;>cwcbe 11. 197. ^H
^^^a^gv^rM^vorphyr I, 37.
Piirian I, 227.
Petrogen II, 204. ^M
^■MHibaum I, 352.
Puriancrment II, 44.
Petrosilex 11. 204. ^M
^^K I,
Piiriserbluu II, 224.
Fcwtcr I, 556. ^H
^^■ndinbii» r, 3«;.
PariscrBell. H, 222.
Pfahltau U. 302. ^M
^^■bßabtiro 1« 38.
Parisergrün M, 233.
Pfanne I, 158. 24^ ^M
^BrnphAdtfeU t. 42.
PÄrberlwck U, n^.
Pfanncnblech I, 5U, ^H
328
Sachregister.
Pfaffenhätelieii I, 351.
Pockholz I, 359, 1
Profilhobel I, Bm.
Pfefferstein I, 63.
PcKiophyllin II, 211.
Proiilkant e d sc hlei f ma^chist
Prerdcbetrieb I, 121.
Polen I, 539,
von Offen bacber I, lOö.
Pfeifenthon h 70.
Poliren der Gesteine l, 100,
Profikteine I, 155, ^41.
Pfeilerbasiilt I, 48,
Poliren des Glases II, 192.
Prosencbyra I, 27a
PfkajecEräö II, 243.
Polirhoh II. im.
Pfotogyn I, 32.
Pflaosiensaft I, 286*
Polimittel I, 101.
Protögyngneis I, 3^.
Fflaumenhaum I, 346.
Polirroth II, 228,
Protoplasma I, 267, 283.
PflockselKCD (-sprengeD) I,
PolisanderboU I, 362.
Prngelbok I, 383.
76. 1
Politur, falsche I, lOL
Prüfangsgertthschafleii ffii
Phetiantlirea II, 217.
Politurfahigkeit der Gesteine
Fortlandceme^t 11, 9Ö-
PhcDDl II, 216.
I, 88. 89,
Prnfno g b y d ranlisch ei
Pbenylsäure Tl. 217.
PolixiiuderboU I, 802,
BinderoiUel II, 54.
Phlocm I, y'/if.
Folsterstifte I, 512,
Prüfungsma^chinen for
PWoemät fahlen I, 274.
Poren des Holzes I, 279.
Eisenwaren I, 525-
PhÖnijtchamottecciDent 11,
Poröse Steine I, 238,
Pulsomeler I, im
Ki/iK
Porosität I, 10.
Pnn^e I. 49CK
PhoQolkh I, 4B.
Porosität des Thones I, 124.
Pnrpar II, 247-
PhonoUthlava I, 49*
Porosität des S.indstcines I,
P^jrpurcannin II, 229.
Phyllil I, 44.
58.
Purpurholz I, 353,
Pkke J, 37*.
Porphyr, schwarzer I, 37* '
Purpun^eide I, 338.
Pißmente IL 218.
Porphvrartiger Granit I, 32.
Füddeln I. M9, 450,
Pikrinsäure 11, SIT,
Porphyfit 1, 37.
Puddelofen I, 45t*,
Pikrolith. I, 4.
Porpbyrluff I, 62.
Püddelstähl I, 452,
Pil^mehlthati I, 291.
Portlandcemcnt II. 53, 56,
Pniaen I, 21.
Pinie I, 372.
76.
F^it^fiuat I, 110.
Pioolieokiefer I, 372. i
PortlandcementmÖrtel II,
FmtÄbobel I, 394,
Pinschbeak I, 550. i
114.
Pnj^olane II, 56, 57, 59,
Piöushari II, 208.
Fortlandceroent, vermiscbter
PuzzolanccTneiil II, 53, 7i
Pitschpiue 1> 373*
11, lOR
Pn^iolanerde 1, 63.
PlänerkaJk I, 26.
Formel lau t echtes I, 224.
Pyramidenbasalt I, 48.
Plan ersand stein I, 56.
Ponellan, englisches I, 226,
Pyramideneiche I. 321.
Flafondrosette II, 298.
Porzellanerde I, 4.
Pyren II. 217.
FLifondyergoidung II, 9.m.
Porzellan, französisches I,
PvTidin II, 216.
Plagiokias I, 3.
226.
P^rii I. 4.
PlagiokliisKesteine l, 35.
Porzelbnglas 11, 178.
Pyritnbbrände I, 441.
Flanirgesinisniaschinc voo
PorÄelUnknopfe I, 2*27,
Fyrographie I, 415.
Humer I, 106,
Poriellan, parisches I, 227.
Pyrometer T, 125.
PkDbobelmaschine T, 397, '
Porjiellan. R^aunrur'sches II,
Pyro metrische Uotersuchune
PLiDken !, 381.
182.
des Thones I, 125.
^H
Tafel 39.
330
Sachregister.
Rosmarinweide T, 33S*
Sichsiachgrün 11, 232.
Sattel im Gebirge I. 20.
Rosskaslanic I, 341.
Sägen I, 438.
Sftttelbretter I, 382.
Rost h 492.
Sägeböcke (^klÄUe) I. 381,
Satumiißnober II, 2S9,
RoslfeuerbiU II, 173.
Slgemaschinen I, 384.
Sauerdorn 1. 347; 11, m
Rostkitl IL IIB.
Sägemühlen 1. 384,
Sauerkirsche 1, BiL
Rpslscliiitifarbe (Amphi-
Säulen aus Gusscisen I, 502.
SauerstofiF I, 2.
hollü] IT, mi.
Säulenbasalt I. 48.
,Saum (Schlägt I, 96*.
RoatschutÄiaittel I, 432,
Säuleneisen, gewundenes, I,
Saumschwellc I, lOö.
Rotang I. 363,
5t>5*.
Scagliola IL 44.
RoUtor von Siemens Ip 448>
Saflor (Safflor} 11, 225, 236.
Schaarscbiadel I, 382.
Rottbucbe I, 3^7.
Sanorcafinin 11, 237.
Schabhobcl I, 393,
Rotheiche I, 322,
Siflorgelb n, 236,
Schablonen für runde Thoii-
Roth eise noch er I, 5? II, 229.
SaOnrront 11, 242.
stücke I, 17B.
Roth^iaensteio I, 5» 439,
Safran II, :I37.
Schablonen iür Eio^i*-
Rotbe Farb<jn Ih 221, 240,
Safranbronce II, 265.
forroen I, 465.
24&.
Saftbmuii 11, 321.
Schabloneßschicfer I, !W.
Rotberle I, 324,
Saftfarben. roihe II, 242,
Schabslofl^ 1, 417.
Rother Sandstem L 54^
Saftgehalt des Holzes 1.286.
Schacht I, 74.
Rüthblckrz T, Ml,
Sartgtün 11, 243.
Schachieihobel I. 397.
RotbbrÜchiEkeit J, 520. 633,
Saftroth IT, 240.
Schachtofen van Bock 11, f^.
Rothaule 1 290.
Sablwcjde I, 338.
Schachtofen von Kawdewiki
Roihßchte I, 367.
Salpeierfrass I. 27.
und Pasquier 11, 7^.
Rotbhok L 356; IL 240.
Salpetersäure !, 25,
Scharfhobel I. 3S4.
Rothknjjferer/, I, 530.
Sakkupferem I, 530.
Schalbretter I. 382,
Rothtanae I. 3^7.
Sammettapete IT^ 298.
Schalenguss I, 470.
Roihweide I. 33ö,
Sand 1, 64, 65
Schal steinschiefer 1, 60.
RothÄinkerz I, 535.
Sand £ur Cementmörtel- ;
Scharffeuerfarben I, 2^
Rotirende Sä|:e I, 385,
bercltunjg 11. 102,
.Scharlachciche I, H22,
Rübinachwefel IJ. 229.
Saud iiur Kalkmortelbe-
Scharlachkomer 11, 24S.
Ruchbirke I. 336.
reitung ö, 17.
ScharrharÄ IL 208.
Rückensäge I, 386.
Sandnrakfirniss II, 270,
Scharrireiscn I, 97*.
Rücktohlung I, 454.
Sandarakhar^ 11. 211.
Scharrirea I, 97.
Rüdersdorfer Kalkqfen IIj
SandelhoU {rothes) I, 353;
Scharte, gelbe, II, 236,
9*.
11. L^43.
Schauermanns Kßopf H«
Rührft^erk I, 134.
Sandeln des Hohes I, 426.
306.
Rüster i; 329.
Sandformerei 1. 152, 466.
Schaufel 1, 75».
Rüstseil II, 301.
Sandix 11. 221,
Schftunagyps I, 4,
Ruinenmarmor I, 27.
Sandmergel I, 29, 71.
Scheel'sches Grün IL 233.
Rundeisen K 503.
Sandpapierm.i5ch|ne I, 399,
Scbeibendraht I, 552.
Rundeis^ii il (»eflirbti*^ T '
Sandstein L 50.
Scheibeohobelmaschine L
^H
Sachregister.
331
HscMeferfliesea I, 105.
Schleifmaschine I. 100. 488.
Schnittgla« 11, 176.
^1 Schiefergneis I. 40,
Schleifmittel I. ll>0.
Schnittholz I. 381.
HSchiefergrÜQ 11. ^30.
Schleifpulver l, lÜO.
Schnittsteine I. 96.
^H Schieferhammer I, 103^.
Schleimharz II. 213.
Schnittzicgel I, 243.
■ Schicferkitt II. 174.
Schleppmühle I, 149.
Schnitzermesser I, 390.
■Schieferletle I. 68, 7L
Schleppzange I, 4Ö3.
Schnur II, 301.
■ Schiefern ägel I, 513.
Schleudermühlc T, 142, 143;
Schöngelb II, 223,
■Schieferplattcn I. 103. 104,
II, 82*.
Schörl I, 3.
■ SchteferscbeTe I. 103*.
Schlich L 539.
Schörlgranit I, 32.
■ SchieferLbon I, fAK 70.
Schlichten I, 476.
Schotter I, 64.
■ Schietcrwebs II. '219.
Schlichlhobel I, mL
Schrägstein I, 241.
^BSchieDenwaUcn I, 47^^
Schlichthobelraaschine I,
Schräg\^ alzwerk v* MifcHfies*
H Schiessarbeit I, 77.
489.
mann I, 485.
■ Schifferknülen II, 3()6.
Schlichtmeissel I. 389.
Schrämhammer I, 76^
■Schi^hobcl I. :i%.
Schlichtitahl I, 489.
Schrämmaschine T, 76.
■ Schiffprofilhobcl I, 3%.
Schlrcker I, 22Ö.
Seh rum spie SS I, 76*.
■Schiffsnagel I, 613.
Schltereu U, 185.
Schrauben I, 485. 514.
■Schiffstau n. iWJ.
Schlie*5kopf I. 491.
Schrauben aus Messing I,
■Schildknopf n, 3lHi.
Schliesss-ige 1, 387. i
552.
■Schtlfbretter II. 4<j.
-SchlitÄmascliine I, 76*
.Schraubenbohrer I, 391,
■Schilfpalroe I, 3H3.
SchltUsäge I, 387,
4>*7.
^HSchilfsandstem I, 55«
Schlossnä^jel 1, 513.
Schraubengewinde I, 485*
HSchindcl 11, 307,
Schi 11 ff 1/122.
Schraubenmutter I, 485, 487,
■Schindeldach I, 382.
Schmack 11, 237,
ScKraubenprcsse I, 477.
^KSchindelnägel I, 513.
Schmälte II. 225.
Schraubenschlüssel I, 486.
HSchippe I. lij*.
Schraauchkanal I, 210.
Seh raube tisch neid eisen X,
■SchUckenbürste I, 480.
Schroclzbarkcit I, 13.
486.
^HSch lacke occment Tl, T4,
Schmehbarkctt des Thones
Schraubeaschneid kluppe X,
^Ktchlackenstcin I. 257.
I. 114, 125.
487.
^ Schlackentrift I, 144.
SchmclzbarkciUscalft I, 1.3.
Seh ra üben schneidmaschinel.
Schlackenainn I, 540.
Schmeizfarben 11, 219.
486.
^J^chlügel L 7f»*, 96*.
Schraelzungszone I, 445.
Schranbhobel I, 394,
HjSchlaj^elarbeit I. Hl
Schroclzzink I, 538.
Schraubslahl I, 486,
^^^chlämmb assin I, 133.
Schmiedbarer Gtiss I, 'UM,
Schreiner stifte I, 512.
^^^ch lammen des Thones I^
473.
.Schriftgranil I, 32.
H^ 122. 132.
Schmiedeeisen I, 438, 51^.
Schroten (Fallen) I. 378. *
^^Kchlämmgruben 1, 133.
520.
Schroten I. 476, i
^BSchlümmmaschinen I, 133.
Schmiedeeiserne Rohren 1,
Schrothobcl I, 394.
■^ 135«.
Ö14.
Schrotmcissel I, 389.
■schlag (Santn) I, 96*.
Schmiedefeucr I» 474.
Schrotsäge I, 384.
^fechlai; (Knoten) II, 300.
Schmiedehammer I, 474.
Schnippeisen I, 489.
■|chlagcisen I. ti7*. 389. _
Schmiedemaschinc I, 477.
Schruppst;ild I, 489.
^BSchla^en der Ziegel I* 152«
Schmieden I, 474.
Schubfestigkeit, siehe Fes-
^fechlagloth I, .557.
Schmieden in Gesetiken I,
tigkeit.
^fbchUi^prciisc von Kernhardi
476.
Schubkarren I, 127.
■^ I. 174: n, 123«.
Schmicdepre^ise I, 477.
Schüttgelb n, 237.
^HSchlai,' probe I, 525.
Schmiedeprobe I, 525.
.Schul telsicb I. 417.
^fechlxigwcrk I. 134. ^
Schmiedezange I, 474-
Schuppcnbewäüserungs* Zie*
^^Kch1:ifnm<)chnufel I, 75«
Schmiege I, 105.
gel pressform von Schlick-
^^pchlangenlHjhrer I, 393.
.Scbmierlhon II, 149.
cysen I, 164*.
^■SchUnj^cntichlc 1, SütS.
Schminkwurzcl IT, 240.
Schüppcnborke I, 272.
^KchlangenhoU I 3f>4.
Sehmirgeifcilcn II, 201.
SchuppenfaUziegel I, 245i
^Kchl;in(^en stein t, 'M),
Seh necken bohrer I, 391.
246».
^Kchichciidorn I, 34f>.
.Schneidendes Glases II, 200.
Schuppenglu* 11 189.
^Bßchlcif^pp.irat von Dau-
Schneidemühle 1, 3H4.
Seh uppeiipanzcrfArbc 11,227«
^H^ schintjcr C, 7.
Schnellerofen 11, 71.
Sri- 'it^fer I, 104.
^■Schleifappantt far Glfts II,
Schncllgyps JI. 25.
SU ir, 215.
■^ l%t.
Schnellloth I, 557.
Sctuu/niitici gegen Ver-
^Kc Hieifeu des Glase« TI, 195.
.Schnellwrtlze I, 479,
wittrtung der natürlichea
^H^chUifen tWr nftttirljchcn
Seh niilfosiig keil der Hölzer
Gesteine X, 106»
■T Gextetn« U 99.
I. mi.
Schwalarbcit 1, im,
■ ^H
832
Sachregister.
SchwamralrauhölE I* 381*
Segerponellan I. 226.
SoUinger Fljesen I, U, W.
Schwanzbammer I» 47Ö.
Seideahok I, 354.
Sommereiche I, 321.
Schwarten 1, 73, 3Ö2.
Sddeotapele II, 300.
Sommerlinde I. 333.
Schwarzblech I, 507.
Seifenablagerung I, 21.
SoreFscber Cement II. 109.
Schwarj&brüchißkeit I, 529.
SeifenÄioßen I, 539.
SoreVscher Kitt 11, 173.
Schwarzdofii I, 346.
Seiger I, 20,
SoreVscher Ziiikccinent II»
Schwane Falben U, 234,
Seil n. 301.
112,
2*4, 247.
Seilbahnen I, 197,
Spaltbarkeit I, 8,
Schwarierle I. 324.
ScHbetrieb I, 127,
Spaltbarkcit der H^Uer I,
Schwarzfichte h 3€8,
Seiiscbneidemaschine I, 102.
29JK
Schwarxkk^fer I, 371.
SeladöDit II, 232.
Spaltbiberschwan« I, 241
Schwarzkupfer I, 531.
Seknitraüi-tet 11, tl].
Spaltebenen I, 8,
SchwarzUndc T, 333.
SelJer'sches Schrauben-
Spalte isen I, 103*.
Sclniarz|i<tppel !♦ 331.
system I, 4B6.
Spalten der natürlicbeo Ge-
Schvi Arzpecb 11, 217.
Senegalgummi IT, 213.
steine h 76, 77.
Schwafitanne I, 367.
Separator von Slehmon und
Spaltfestigkeit der Hölitr
Schwebende, ilas I, "20.
Rost I, 14^.
I, 305.
SchwcdUcbes Gtüh n, 23^.
Sepia II, 247.
Spakungsstücke I, 8.
Schwefel L 2.
Sericiischiefcr I, 41.
Spalzenhobel I, 397,
Schwefel babam IT, 213-
Serpentin I, 4, 30-
Spangriju II, 232,
SchwcfcJblei T, 541 ; 11, Wf.
Serpentinasbest I, 30.
Spanisch braun II, 233.
Schwefel formen für Gyps-
Serpentinfels I. 30.
Spanisch schwarz II, 245.
sachen H, ,-tS,
Setzharomer I, 490.
SpanificbweUs II, 220,
Schwefelkies h 4, 91.
Setikopf I, 491.
Sparkalk II, 18,
Seh wefelkiesabbraüde 1, 441 -
Sevenhaum I, 369.
Sparrennai^el I, 5UI,
Schwefelktipfcr I, bdO.
S^'^resporzellau T, 226,
Sparrholi 1, 3.Ht,
Schwefelsäure I. 2,
Shappingmaschine f, 189.
Spaten I, 7»;*,
Schwefeltbecr 11, 217,
Sheppeystein II, 7U.
Späth eigenste in I, 6, 400.
Schwefelwiisserstoff I, 2.
Siccaüv II, 250, 2ö9.
SpeckR^immi II, 275-
ScbwefcUink I, 535,
Sickerloth 1, 229.
Speckstein I, 4.
Schwelfsüge I, 386,387,
Siderolith I, 229,
Speichenhobel I, 397.
Schwein furter Grün 11,232.
Siebcylinder 11, 83,
Spei che rge webe I, 274.
Scbweisseiaen I, 448, 520.
Sieben der Thonoasse I^
SpeisewaUe I, 137.
Sch^eissen I, 470, 490,
150.
Spe^sartin I, 4.
Schwcissofeii I, 462.
Sicbrobre (-platte) I, 273.
Specibsches Gewicht I, &,
Schwemnistetne, rheiatache
Siebihell I, 272.
Specifischen Gewicht d«i
I, 254,
Silberahoni I, ;i35*
Hokes Ip 29ö.
Schwetikj*us!i I, 4TL
Silberblick L 542,
Sphärolilhfehl, 44,45,440-
Seh w e Q kz tc|^e 1 b i bei sc h wa riz
Silberccder I, 375.
üilb(ir!mt-|f» ninrtTpnlriTiibci'Tii*
Spiegcl der Schichtfläche
T 91
■1
^^1
[ Sachrcßisici
^^^^^^^^^^^^
^Bplifit, doppelter h 1^3.
Staudachcr Ccmcntdach-
Stock I, 20.
■Splititfaule I, ^00.
platten II, 122.
Stockßule I, 290.
^Kpliaibol/. I, 279.
Staurolilh I, 5, '
Stockhammer I, 97*.
^HspHiithohluium I« 2VJ.
Staurolithscbtefer I, 4L
Stockholz I. 383.
^BprengkoHk fiir Glas II»
Stcchbeitel 1, 38fi
Siocklick 11, 208.
■_2Ü0
Stecheicbe I, 322.
Stock wcrksbaa I, 75,
^Pprcut:ifcl II. 5Ü.
Stechpalme I, 351,
StofFtapete IT, 300.
^^Eprodtgk^it I, 14.
StechxeuK I. 388, 390.
Stollen I. 74.
^Kprodigkeit des HoUes I,
Steck baura I, 368.
Storax II. 213.
■T 303.
Stegcemcntdieleu II. 126.
Stossbank I. 394,
^■Sprof^cneisen I, 505*.
Steinbearbeitung^nitiijchincn
Siossbohrcr T, 71*.
^H^prudelstein I, 4.
I, 98, 99*, 1*>6,
Strähne 11. 302.
^KpundboKrcr h B92.
Stembrechkostcn I, 79.
Strahlenrisse I, 292.
^Bpundhobel I, 395,
Steinbrechraaschincn 1, 146:
Strahbstcin I. 440.
^H^pundmaschine I| 398.
II. 26». 82.
Strandkiefer I, 372.
^■ßpunduri^cl I, 513.
Steinbruch anläge I, 73.
Strang IT. 30L
^^pptirstcin ^Kupfer) I, 531.
Steineiche I, 321. 322.
Strangfalmcgel I, 17L 173,
^Ktabeinj^^uss I, 471.
Steingelb II, 223,
246.
■Stabeiscn I, 438» 503, 518.
SteingTÜn 11, 232.
Strangfircsse für Ziegel I,
■^ 520.
Sleiogut 1, 230.
160-163^,
^Kuhhobel I, 3%.
Steinhobclmaschinc I»97, 98.
Strass II, 178, 180.
^KtAb2eu^^ I, 396.
Steinholz (Xylolilh) I, 260.
Strassenpßastersteinc aus
^BSUcheldraht I, 511.
Steinkicfer I, 372.
Thon I, 229. -
' SUcbelwubcn I, I4^i.
Steinkitt II, 167,
Strauchholz I, 383.
1 St:ittcbi I, 441.
Steinkohle I, 5.
Strauch weich sei I, 315,
^■Slummcu (Fällen) I, 378.
Steinkohlenbrano 11, 249.
Strebebau I. 75.
^Biärkekttt II, 167, 170.
SteinkohlcnschwntÄ 11. 249.
Streckeisen II. 189.
^Buirel%^alzen I. -180.
Sleiukohlentheer IT. 216,
Strecken I. 475,
^BtafTordshirc i. 23Ü.
Steinlinde I, 332.
.Streckofen II, 189.
^SLiff^tuck n, 40.
StcinmcrgeT I, 29.
Streichen der Schichten 1.20. ,
Stahl I, 4:^K .'>26. 528.
Steinpappe II, 52, 282, 287.
Streichen der Ziegel 1, 152.
Stahl bildmigft|jcri(Hlc I, 45.
Steinsiigen I, 11*1.
Streublau 11, 226.
Sulilbhiu n, 224.
Stcin^iili I. 4.
Streusand I, 65.
^Stahlblech r. 50H.
Steinschal maschioe T. 106.
Strich I. 9.
■Stahlbroucc J, 554.
SleiDsluck 11, Ml
Strichpulver I, 8»
^Htabldrahtä.igc I, 101.
Steinweichsel I, 344.
.Strick II. 301.
^^Ktahlfa^on^^iBs 1, 4H0.
Steinsteug I. 227.
Siriixelgelb II. 222.
^H^tahlgujss, getemperte r. I,
Steinte ugflicscü I, 229,
Slrobe I. 872,
^H 474.
StcinÄcugrohrcn I. 228,
Stroh II. 306.
^^tahlhärliing 1, 527«
SterameiÄen 1. 389.
Strohdach II, 306.
I^^Stahlkeile jtur Stetngewin-
Sleminhcvbel I, 394.
Strohiehm 11, 2.
nun« I, 76*
Stcmmmaschiocn I, 390,
Str.ihlehmf^chiüdcl II, 307.
b^tAhlmhren I, 4S5.
Stemmj^cug I. 388, 390.
Slrohseil II. 307. j
^Btahlroth II. 228.
Stempel I, 490,
StrohseilÄptnnmaschinc 11,
^Htahhtciu 1, 440.
Stcmpelprcssmaschinc 1, 159.
307.
^Ptahl waren I, 503.
Stengclgneis T, 40.
Strosse I. 74.
■Stakerurbeilea IT, 2, 307,
Ste uze l berger Stein I, 43.
Strossen biiu I. 75,
■|ukbol/ U 3H2.
Stephenson**cher Kitt 11,
Structur 1, 17.
^H^tallsteine aus Thon I» 229*
169,
Stubeß!«and5tein I. 55.
^Btantpfanphalt 11, 152*
Stcrcochromie II. 206,
Sliiccolnstro If, 23,
^^Blüngencben J, 503,
Stcrnberger Kuchen 1, 57.
Siuck H, 23, 39.
^BUnlol I, 51«).
Stembobrer I. 77*,
Stuckgvps 11. 25,
^Btanse I, 49n.
Sierronictall I. 551, 567,
StufeuwaUen I. 480.
^Blstuenlironce l, 554.
Siichsiigc 1, 386.
Stuhlrohr 11, :tÜ9,
^^Bljkluenpor^elJan U 22<3.
STicUpcrb'U IT, 190.
Stur«*p»ppc von Benrath und
^mm^MTiin (I, 23L
T I. 2,
Fraock II, 285.
^^Kkiilk n, IS, 68.
I, 321.
Siurr-blech I. 507.
^^Hrotl) n, 24L
.->ur,inic:r.^d 1, 4^9.
Smr/.btcch\vul/.en I. 479.
^^Bkcn
Stigtiiit 1, 44,
Stutt^.\rtcr Sandstein I. 55# i
^■Rehprobc I, 023.
Stink mergel I« 29.
Suakimgummi n, 214.
^Btattdacher Ccmcnt 11. 70.
Stinkquari: 1, 3.
SütAkirNche I. 344.
. 1
334
Sachregister.
Siisswasserkalk I, 26.
Tcrrakottabük I. 419.
' Trägerweliblecli I, fiCB*.
Süsawasserquarz I, 23.
Tenralitb I, 1^29-
1 TrägcrwellhlecOi, bombütei
Sulfitcdlulose I, 417.
Terranova II, 113.
I, 510.
S^lfitstoff r, 417.
Terrassenbau I, 73, 127.
Trag^inth II, 214.
Sumacb 11, 237.
Terrazzo 11, 118.
Tragwände aus Gussei^ea I.
Sumpfcedcr I, 376.
Tcrrajaofliesea II. 118.
5ü2.
Sumpfcy presse I, 37 G.
Testalin 1, 110. II, 2«3.
Transportelüricbtxmgen aaf
Suinpfeiche I, 323.
Textur I, 17.
Ziegeleien I, 196.
Sumpfen des Thuces I, lai
Testur des HoUes I, 279.
Trappgranulit I, 33.
Sup*^ratorcartOD 11, 281J,
Tiiau (Hokkrankbeit) I. 291.
Trapptuff I. 63.
Superatorlinneii 11, 289.
Theer II, 5J15.
Trass II. 56, 5T, 61, 63.
Supcratorplatlcn XI, 289.
Tbeerfarbsloffc XI, 248.
Trassestrieb IX. HR
Syenit I, 34.
Tbeeröl II, 216.
TraTertin I, 26. 62,
Syenitgneis I» 35,
Theer^chwarz IX, 248.
Tranbeneichc I, 321.
SyemtgranU I, 32. 35.
Thce? Wasser II, 2l(i.
Traubenkirsche I, 345.
Syenitporphyr I, 35,
Theilungsgewebe I, 271,
Traue reiche I^ 321.
Syenitschiefirr I, 36.
Thenards Blau XI, 225.
Traueresche I, 326,
Sykomore I, 343.
ThieHscbe FarbstciflTe IL 245.
Trauerft^eide I. 338.
Synklinale h 20.
Tb otnasscb lacke I, 456.
Treiben I, 475.
Tboniasverfahren I, 455.
Treibkygel I, mi
T,
Thon I, 67, 110.
Treibpech I, 490.
Tbüneisenstein 1, 5.
Treibrisse im CementII,99.
TafelbaaaU I, 4a
Thonfliescn X, 233.
Treten des Thones I. 131.
Tafelglas JI, 177, 188, 1^
ThongHmmerschiefer I, 41.
Tremolit I, 3.
Tafelglas, geblasenes, 11.188.
Tlionmcrgel I, 28, 71.
Trichter (im Steinbruch) I,
Tafelglas, gegossenes. 11,191.
Tboupfeifen I, 23^,
74.
Tafellack 11, 208.
Tbonporpbyr f, 34.
Trichtcrofen IT, 7*.
Tafelmessinß I, 551.
Thonsdiiefer I, 58.
Triebsand I, 65.
Tafelpappe II, 281.
Thonscboeider I. 136, 137*,
TriowalKWerk I, 480.
TafeUcbiefer l, 59.
138*.
Tripel T, 101.
Tai^ebaii I. 73, 126. 12T.
Thonsteiopcjrpbyr T, 34,
TripoUth II. 52-
Talk X, 4; XI. 220.
Thräncnschwamm (Haus-
Tritthamroer I, 49L
Talkglimmerschiefer X. 41,
scbwarom) I, 432.
Trockenanlagen für Thosr
Talkgneis I, 39.
Tikboh I, 363.
waren 188—193».
Talkscbiefer I, 29.
Tiscblerstifle I, 512.
Trockenapparate I, 423*,
Talmi I, 551.
Tiegel I, 461.
Trocken baggcr I. 128.
Tam^Tam I, 553.
Tiegelherdofea I, 462,
Trocken ge rüste I, 185*.
Tangentialguss I, 470.
Tiegelofea I, 444, 461*.
Trockenöl II, 250, 269,
Tanne I. 465.
Tigersandstein I, 54-
TrockenpresfCD für Thon-
Tapete II. 297.
TiroletPrün 11. 230.
watcn T ltJ8 — 170*.
^H
Sachregister.
335
Tuffkreide von Mastricht I,
26.
Turmalin I, 3.
Tunnalinfels I, 42.
Tnnnalinglimmerschiefer I,
41.
Tunnalinschiefer I, 42.
TurnbuUs Blau II, 224.
Turners Gelb 222.
Tuschfarben II, 219.
u.
Uchatiusstahl I, 459.
Uebergänge der Gesteine I,
21.
Uebergangskalkstein I, 25.
Uebergangsthonschiefer I,
41.
Ueberfangen des Glases II,
179.
Ueberfangglas U, 179.
' Uebergekippte Schichten, I,
20.
Ueberrcissen des Glases I,
192.
Ueberstürzte Schichten 1, 20»
Uhrglas n, 197.
Ulme I, 329.
Ultramarin II, 226.
Ultramaringclb II, 221.
Ultramaringrün II, 233.
Umbra II, 234.
Umbra, kölnische II, 283.
Ummantelungen des Eisens
I, 499—501.
Umschmelzbetrieb I, 461.
Unechte Farben II, 219.
Ungarischgrün II, 230.
Universalfestigkeitsmaschine
von Werder I, 81.
Universalkitt II, 172.
Universalwalzwerk I, 480.
Unterlagsplatten aus Guss-
eisen I, 502.
Untersuchung der Thon-
masse I, 118.
Urgrünstein I, 38.
Urkalkstein I, 24.
Urmeristem I, 274.
Urthonschiefer I, 41.
Uwarowit I, 4.
Vakuolen I, 267.
Vandyksrolh II, 227.
Veilchenholz I, 365.
Velourstapete II, 298.
Venetianischer Estrich II,
118.
Venetianische Perlen II, 196.
Venetianisches Weiss II,
220.
Verbindung, zweck -
massigste, der Hölzer I,
426.
Verbleiung I, 495.
Verblender 1, 153, 177, 238.
Verblendsteine I, 237.
Verbranntes Stabeisen 1, 529.
Verbrennungszone I, 445.
Verbund- (Compound-)
Platten I, 481.
Verdrehungsfestigkeit, siehe
Festigkeit.
Verflechtung II, 306.
Verglasung des Thones I,
113.
Vergolden der Gesteine I.
104.
Vergoldergussmasse II, 43.
Vergoldung II, 267.
Verkleidungssteine I, 237.
Verkupferung I, 496.
Vernickelung I, 496.
Vernieten I, 491.
Veronesergelb II, 222.
Veronesergrün II, 232.
Verschlackungsperiode I,
454.
Verschlagnägel I, 513.
Verschlingung II, 306.
Versilberung II, 267.
Versplissung II, 306.
Versteinerte Harze II, 214.
Vertical stone rubber von
Wilkinson I, 100.
Verticaltransport auf Ziege-
leien I, 197.
Verunreinigungen des
Thones I, 115.
Verwerfung I, 21.
Verwitterung I, 90.
Verzinnung I, 495.
Vicat'sche Normalnadel II,
91.
Victoria-Kunststeine II, 128.
Viereisen I, 389.
Vierkanteisen I, 503.
Violettholz I, 353.
Virginischer Kirschbaum
I. 345.
Visiren I, 96.
Vitriolbleierz I, 541.
Vogelbeerbaum I, 349.
Vogclkirsche I, 344.
Vogelzunge I, 489.
Volumcnbeständigkeit II, 56,
71, 85, 99.
Volumenometer II, 90.
Vorhalter I, 491.
Vorschlaghammer I, 474.
Vorwärmzone I, 444.
Voutendecke von Koenen II,
133.
Vulkancement II, 287.
Vulkanglas U, 182.
Vulkanische Gesteine I, 15.
Vulkanisches Glas I, 46.
Vulkanischer Sand I, 65.
Vulkanisiren des Kautschuk
II, 277.
Vulpinit I, 4.
w.
Wachholderbaum I, 368.
Wachholderceder I, 369.
Wachholderharz II, 211.
Wachsfarben U, 219.
Wachsfarbenanstriche II,
260.
Wachsleimfarbenanstriche
II, 260.
Wachspalme I, 363.
Wachspolitur I, 40 J.
Wachsseife I, 401.
Wachsthum des Baumes I,
274.
Wachsvergoldung II, 268.
Wackenthon I, 48.
Wad n, 234.
Wärmeausdehnung der
Sandsteine I, 58.
Wärmeeffect des Holzes I,
319.
Wärmeleitungsfähigkeit I,
11.
Wärmeleitungsfähigkeit des
Holzes I, 320.
Wagenkastenmacherhobel I,
397.
Wagnerstifte I, 512.
Waid II, 240.
Walderde I, 73.
Waldknopf II, 306.
Waldulme I, 330.
Walkererde (Walkerde) I,
72.
Wallnussbaum I, 341.
Wallonschmiede I, 450.
Wallstein I, 443.
Walzblei I, 545.
Walzdraht I, 511.
Walzen I. 478.
Walzenbank I, 480.
Walzendrehbank I, 489.
Walzenglas II, 190.
Walzenglasmacherei II,
189*.
Walzenstrasse I, 478.
Walzenstrecke I, 478.
336
Sachregister.
Walicntisch I, 480,
WäbenzugmaschiDe! I, 478,
Walzmessiag I* 55L
WaUwerk I, 144 r II» 26,
WandbekleiduDgiiplattea I,
17£»; II. 19.^.
Wandfliesen I, 233.
Wandhobel I, 395.
WacgcnhQbd I, 395,
Wannen ofen £um Glas-
scbmekcn U, 185, 186.
Wantschlag II, dm.
Wasserau f n ahm e v e rmögcn
des Tbones I, 111»
Wässerbychc X, 343-
WaMerdicbltEkeit des Port*
landccmentniört«?!« II» 114
Wasserfarben II, 21^.
Wasserfar benanstriche II»
258, mh
WassergehttU des Holjies I,
286,
Wasser^ewcbe I, 271, 274.
Wasserglas 11, 2ÜL
Wasserglasanslricbe I, 109 j
11, 203,
Waaserglasgallerte 11» 903.
WasserKlaskJll II, 174/205.
Wiissergrüti II, 23L
W^assefhebemascbineD I,
128.
Wasserkalk von Lengerich
II, 69.
Wasserkn^pf II. 306.
Wasserleitun^ssrohren I, 502.
Wasscrlinde I, 3ci3.
%V^ssermnrlcl U, 53.
Wassersth necke T, 138.
Weiss blcierz I, 541.
Weissbuche h 328,
Weissdorn I, 349.
Weisse Esche 1, 326,
Weisseiche I, 323.
Wctsseisen I, 447,
Weisse Farben U, 219.
Weisserle I, 324,
Weisstrr Thon II, 220.
Weissos Roheisen I, 446.
Weissfiiale I, 291.
Weissfichte I, 368.
Weissgnss 1, 556.
Weisskiefer I, 369.
Wejsslie|!fendes 1, 53.
WeissiEie&siri^ 1, 551,
Wei^süickelkies I, 548.
Weissstrabl I, 441.
Weissstuck II, 39.
WeissstuckpuU II» 34,
WVisstiione I, 365.
Weiss weide I, 337.
Weymnthskjefer I, 372.
Wellblech I, 509*.
WeUblechnägel I, 514,
WcUendolorait I, 28.
Werfen deäi Holies I, 312,
Werftweidc I, 33Ö.
Werkblei I, 542.
Werkbok I, 383.
Werksleine l, 96.
Werkstücke I, 96.
Werkiink I, 535.
Wcserplatteu I, 105.
Wesensandstein I, 56.
Wetlerbeständigkcit der n&<
tiiT liehen Gesteine I, UO,
Wetterbes tan digkeil des
Glases II, 184,
Wintereiche I, 321.
Winterlinde I» 332,
Wippsäge I, a%.
Wisninthloth I, 557,
Wölframstahl I. 450,
Wolfsalabl I, 449.
Wolken bnrger Stein I, 4
WoUt^pete IIp 29a
WootzstaM I, 459.
Würfelnickel I, 54l^.
Wulsteisen I» 506*.
Wnlstgliminerscliiefer I,
WunderbUü II, 239.
Wijndkork I, 272» 290.
Wurfprobe I, 525,
Wurmfrasa I, 293. 427.
Xylem I, 272.
Xylemslrahlen I» 274,
Xylol II, 216.
Xylolith (Siemholzk I, S
Ybe I, 377.
Yellowpine I, 373.
Zähigkeit I. 14.
Zähigkeit des Holjees I, i
Zangen des SchwclsÄeisec
452, 479.
Zange wiiUen I, 479.
Zaffer II, 225, 236,
Zahnbammer I, 97*.
Zahnkilt II, 174.
Sachregister.
337
Ziegelerde I, 71.
Ziegelflammofen, Casseler I,
Ziegelflammofen, geschlosse-
ner I, ÜOI*.
Ziegel flammofen, mit unter
Zwang gestellter (über-
schlagender) Flamme I,
201*.
Ziegelflammofen, offener I,
200*.
Ziegelformat I, 236.
Ziegelthon I, 71.
Ziehbank I, 389.
Ziehklinge I, 399.
Ziehmesser I, 390.
Ziehscheibe I, 483.
Zierlcisteneisen I, 505*.
Zimmermannsknoten II, 306.
Zink I, 535, 536.
Zinkblende I, 5, 535.
Zinkcement von Sorel II,
112.
Zinkdraht I, 538.
Zinkerze I, 535.
Zinkfolie I, 536.
Zinkgelb II, 223.
Zinkgrau II, 221.
Zinkgrün II, 232.
Zinkkupfergrün II, 231.
Zinknägel I, 538.
Zinkoxyd I, 535.
Zinkspat I, 535.
Zinksulfitfarbe I, 493.
Zinküberzug auf Eisen I,
494.
Zinkweiss I, 536; II, 221.
Zinkwellblech I. 537.
Zinn I, 538, 540.
Zinnamalgam I, 541.
Zinnasche I, 540.
Zinnbrillanten I, 555.
Zinnfolie I, 540.
Zinngusswaren I, 540.
Zinnkies I, 538.
Zinnkörner I, 540.
Zinnlegierungen I, 555.
Zinnober I, 5; H, 222, 227,
230.
Zinnröhren I, 540.
Zinnstein I, 538.
Zinnüberzug auf Eisen I,
495.
Zirkelsäge I, 385.
Zirkonsyenit I, 35.
Zitterpappel I, 331.
Zobtenfels I, 38.
Zopftrockenheil I, 292.
Zollgläser II. 190.
Zor^seisen I, 506*.
Zuckerahorn I, 335.
Zuckerbirke I, 337.
Zuckerkiefer I, 373.
Zünder I, 78.
Zündfaden von Bickford
I, 78.
Zündhölzchenhobel I, 397.
Zündschnur I, 78.
Zürbelkiefer I. 371.
Zürgelbaum (-Strauch) 1, 352.
Zugfestigkeit, siehe Festig-
keit.
Zugfestigkeitsapparat von
Michaelis U, 91*.
Zugmesser I, 390.
Zugstrang I, 301.
Zuschläge zur Verhütung
des Eisens I, 442, 451.
Zuschlaghammer I, 474.
Zusammenschwemmungs-
breccien I, 61.
Zweimalschmelzerei I, 450.
Zweispitz I, 96*.
Zwergbirke I, 337.
Zwergkiefer I, 371.
Zwergkirsche I, 345.
Zwergweide I, 338.
Zwetschenbaum I, 346.
Zwickauergelb II, 222.
Zwillingswalzwerk I, 479.
Zwischgold II, 266.
Druckfehlerverzeichniss.
Band I, S. 279, Zeile 1 lies: »Splintholz« statt: »Schnittholz«.
» II, » 15, » 15 von unten lies: »nicht nur« statt: »nicht«.
<» II, » 188, » 1 lies: »Boetius« statt: »Boetuis«.
KrQger, Handbuch der Baustofnobrc. Hand II.
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Tafel 44.
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Tafel 46.
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