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Full text of "Handbuch der Baustofflehre. Für Architekten Ingenieure und Gewerbetriebende sowie für Schüler technischer Lehranstalten"

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V 


Kv^ee^y 


HANDBUCH 


DKR 


BAUSTOFFLEHRE. 


ERSTER  BAND. 


HANDBUCH 


DER 


BAUSTOFFLEHRE. 


FÜR  ARCHITEKTEN,  INGENIEURE 

UND  GEWERBETREIBENDE  SOWIE  FÜR  SCHÜLER 

TECHNISCHER  LEHRANSTALTEN 


BEARBKITET 


RICHARD  KRÜGER. 


£N  ZWEI  BÄNDEN   MIT  443  ABBILDUNGEN. 


ERSTER  BAND. 


/ 

y  WIEN.  PEST.  LEIPZIG. 

A.  HARTLEBENS  VERLAG 


ALLE  BECHTE  TOKIIKIUI.TES. 


THE  NEVv^  Yul  :. 

103117 

T«Lt-cN  '      -NÜATlütyiS. 


Vorrede. 


VORREDE. 


Das  vorliegende  Werk  ist  das  Ergebniss  einer  dreijährigen,  angestrengten- 
Arbeit.  Zu  der  Herausgabe  der  »Baustofflehrec  wurde  ich  durch  den 
Umstand  veranlasst,  dass  es  in  der  technischen  Literatur  noch  an  einem 
Werke  fehlt,  welches  die  neueren  und  neuesten  Baustoffe  ausführlich 
behandelt. 

Bei  meinen  an  verschiedenen  technischen  Lehranstalten  über  »Baustoff- 
lehre« gehaltenen  Vorträgen,  bei  den  Uebungen  und  mündlichen  Prüfungen 
bin  ich  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  dem  Studirenden  ein  Werk, 
in  welchem  er  alles  zu  finden  vermag,  was  die  moderne  Technik  auf  diesem 
Gebiete  geleistet,  zu  weiteren  Studien  in  die  Hand  gegeben  werden  muss, 
weil  die  im  Unterrichtsplane  für  dieses  Fach  gewährte  Zeit  auch  nicht  an- 
nähernd genügt. 

In  Anbetracht  der  gewaltigen  Fortschritte  der  Technik  und  der  Natur- 
wissenschaften ist  ohne  Zweifel  ein  fortgesetztes  Studium  dieses  wichtigen  Zweiges, 
der  Bauwissenschaft  dringend  erforderlich.  In  den  letzten  15  Jahren  —  seit 
dem  Erscheinen  der  letzten  Auflage  des  anerkannt  vortrefflichen  Gottgetreu- 
schen  Werkes  über  Baustoffe  —  hat  die  Zahl  der  künstlichen  Baustoffe  in 
überraschender  Weise  zugenommen  und  es  haben  viele  von  ihnen  eine  sehr 
weite  Verbreitung  gefunden,  so  dass  sich  der  Techniker  mit  den  Eigen- 
schaften und  der  zweckmässigsten  Verwendung  dieser  Stoffe,  auch  mit  der- 
Herstellungsweise  und  Bearbeitung  derselben  vertraut  machen  muss,  wenn 
er  nicht  in  seinen  Kenntnissen  hinter  der  Zeit  zurückbleiben  und  sich  vor 
Schaden  bewahren  will. 

Das  vorliegende  Werk  behandelt  neben  den  natürlichen  Baustoffen 
(Stein,  Holz  u.  s.  w.)  alle  wichtigeren  künstlichen  und  unter  diesen  sehr  ein- 
gehend auch  die  in  neuerer  und  in  jüngster  Zeit  erfundenen.  Um  den  Preis- 
des  Werkes  nicht  zu  hoch  zu  gestalten  und  dadurch  das  Buch  unverkäuflich 
zu  machen,  musste  der  Umfang  desselben  auf  zwei  Bände  beschränkt  werden ; 
ich  konnte  daher  über  die  Bearbeitung  der  Baustoffe  nur  das  Nothwendigste 
bringen. 

Bei  der  Beurtheilung  der  Güte  der  Baustoffe  musste  ich  mich,  sofern 
mir  nicht  eigene  Erfahrungen  zu  Gebote  standen,  auf  das  Urtheil  angesehener 
Techniker  und  auf  die  Ergebnisse  der  von  staatlichen  Prüfungsstationen  für 
Baustofie  angestellten  Untersuchungen  stützen.  In  allen  denjenigen  Fällen,  ia> 


VI 


Vorrede. 


welchen  ich  eine  unparteiische  Auskunft  trotz  aller  Bemühungen  nicht  erhalten 
konnte,  musste  ich  mich  an  die  Patentschriften  und  an  die  Broschüren  der 
Erfinder  halten ;  der  aufmerksame  Leser  wird  aus  der  Form  meines  Referates 
leicht  erkennen,  bei  welchen  Baustoffen  dies  nothwendig  gewesen. 

Ein  so  umfangreiches  und  schwieriges  Gebiet  zweckentsprechend  zu 
bearbeiten,  übersteigt  die  Kraft  und  die  Kenntnisse  des  Einzelnen  und 
erfordert  die  Unterstützung  von  Fachgenossen.  Und  diese  Hilfe  ist  mir  hi 
reichstem  Masse  zutheil  geworden.  Nicht  nur  hat  mir  eine  grosse  Zahl  von 
Fabrikanten  die  erbetene  Auskunft  bereitwilligst  ertheilt  und  mir  Zeichnungen 
oder  Clich^s  zur  Verfügung  gestellt,  sondern  es  waren  auch  einige  Fach- 
genossen so  gütig,  mir  mit  Rath  und  That  treu  zur  Seite  zu  stehen  und 
einzelne  Capitel  meines  Werkes  vor  der  Drucklegung  einer  Durchsicht  zu 
unterziehen.  Alle  Herren,  mit  denen  ich  des  Buches  wegen  in  brieflichem 
Verkehre  gestanden,  hier  namhaft  zu  machen,  verbietet  die  sehr  grosse  Zahl 
derselben;  ich  verfehle  jedoch  nicht,  ihnen  allen  nochmals  an  dieser  Stelle 
meinen  herzUchsten  Dank  auszusprechen! 

Zu  besonderem  Danke  bin  ich  dem  Chemiker  Herrn  Dr.  phil.  Peter 
Knudsen  in  Bremen  verpflichtet,  welcher  die  in  meinem  Werke  besprochenen 
chemischen  Vorgänge  auf  das  Sorgfältigste  prüfte,  sowie  den  Herren  Maschinen- 
ingenieuren Max  Li  Ige  und  Hermann  Wilda,  beide  in  Bremen,  die  mir 
beim  Correcturenlesen  behilflich  waren. 

Erleichtert  wurde  mir  die  Ausarbeitung  des  Buches  auch  noch  dadurch, 
dass  mir  die  reichhaltige,  von  Herrn  Dr.  phil.  Monke  in  Görlitz  gelieferte 
Baustoffsammlung  des  Technikums  der  freien  Hansestadt  Bremen  zur  Ver- 
fügung stand. 

Die    Specialwerke,    Broschüren,    Zeitschriften,    welche  ich  bei  der  Aus- 


Inhalts-Verzeichniss  des  ersten  Bandes.  VII 


Iiihalts-Verzeichniss  des  ersten  Bandes. 

ERSTER  THEIL. 

Die  Hauptstoffe. 

Erstes  Capitel. 
Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden. 

A.  JSinleitung^. 

Seite 

§   1.   Eintheilung  der  Baustoffe 1 

^  2.  Die  wichtigsten  chemischen  Bestandtheile  der  Gesteine 2 

§  3.  Die  wichtigsten  Mineralien 3 

/?.   Einige  Eigenschaften  der  Mineralien^  beziehungsweise  der  natürlichen  Gesteine. 

^   4.  Das  absolute  und  speciüsche  Gewicht 5 

i^   5.  Die  Härte 7 

5^  6.  Die  Spaltbarkeit 8 

iii    7.  Der  Bruch 8 

f^  8.  Die  Durchsichtigkeit 9 

§  9.  Der  Glanz 9 

i^   10.  Farbe  und  Strich 9 

f>   11.  Die  Porosität  (Wärmeleitungsfähigkeit,  Luftdurchlässigkeit) 10 

5j   12.  Die  Ausdehnung  bei  Wärme .  12 

j^    13.  Die  Elasticität 18 

^"14.  Die  Dehnbarkeit,  Sprödigkeit  und  Zähigkeit 14 

C.   Eintheilung^  Structur^  Absonderungen^  Schichtungen  und  Uebergdnge  der  natür- 
lichen Gesteine. 

«j    15.   Eintheilung  der  natürlichen  Gesteine 15 

^   16.  Die  Gebirgsformationen 16 

^   17.  Die  Structur  (Textur) 17 

§    18.  Die  Absonderungen  und  Schichtungen 19 

§   19.  Uebergänge  der  natürlichen  Gesteine 21 

D.  Die  Arten  der  natürlichen  Gesteine. 
I.    Einfache    krystallinische    Gesteine. 

§  20.  Der  Quarzit  (Quarzfels) 22 

^  21.  Der  Gyps 23 

ij  22.  Der  Kalkstein 23 

§  23.  Der  Dolomit 27 

§  24.  Der  Mergel 28 

§  25.  Der  Horablendefels  und  Hornblendeschiefer 29 

§  26.  Der  Topfstein  (Talkschiefer) 29 

§  27.  Der  Serpentin  (Serpentinfels,  Schlangenstein) 30 


VIII 


Inhalts- Verzeichniss  des  ersten  Bandes. 


Seite 

II.  Gemengte  krystallinische  Gesteine. 
A.    Plutonische    und   metamorphische. 

1.  Orthoklasgesteine. 

^  28.  Der  Granit 31 

§  29.  Der  Granulit    ...        83 

§  30.  Der  Felsitporphyr  (Quarzporphyr) 33 

§  31.  Der  Syenit 34 

2.  Plagioklasgesteine. 

§  32.  Der  Diorit 3.5 

I  33.  Der  Diabas 36 

§  34.  Der  Porphyrit 37 

§  35.  Der  Melaphyr 37 

§  36.  Der  Gabbro 3>5 

3.  Glimmergesteine. 

§  37.  Der  Gneis 39 

§  38.  Der  Glimmerschiefer 40 

§  39.  Der  Thonglimmerschiefer 41* 

4.  Feldspath-  und  glimmerfreie  Gesteine. 

§  40.  Der  Eklogit 42 

§  41.  Der  Turmalinfels  und  Turmalinschiefer 42 

B,  Vulkanische,  krystallinische  Gesteine. 

1.  Trachytgesteine. 

§  42.  Der  eigentliche  Trachyt  und  der  Trachytporphyr 42 

§  43.  Der  Phonolith  (Klingstein) 43 

§  44.  Der  Pechstein 44 

^  45.  Der  Perlstein  (Perlit) 45 

§  46.  Der  Obsidian 45 

^  47.  Der  Bimsstein 46 

2.  Basaltgesteine. 

§  48.  Der  Dolerit 46 

§  49.  Der  Basalt 47 

^§  50.  Die  Lava 49 

III.  Klastische  Gesteine  oder  Trümmergesteine. 


Inhalts- Verzeichniss  des  ersten  Bandes.  IX 

Seite 

§  67.  Die  Fonnbarkcit 87 

I  68.  Die  Politurfähigkcit 88 

§  69.  Die  Bnichfeuchtigkeit  und  Frostbeständigkeit 89 

I   70.  Die  Dauerhaftigkeit 90 

I  71.  Die  Abnützbarkeit 94 

§   72.  Die  Feuerbestandigkeit 94 

G.  Die  Bearbeitung  und  Haltbarmachung. 

§  73.  Allgemeines 95 

§   74.  Das  Bossiren  und  die  Herstellung  der  Schläge 96 

§  75.  Die  Herstellung  gespitzter,  gckrönelter,  gestockter,  scharrirter,  gezähnelter  und 

glatter  Steinflächen 97 

§  76.  Das  Schleifen  und  Poliren 99 

§  77.  Die  Steinsägen     ...             101 

§  78.  Die  Herstellung  der  Platten 103 

§  79.  Die  Herstellung  der  Profilirungen  mittelst  Hand-  und  Maschinenarbeit  .    .    .  105 

§  80.  Die  Herstellung  von  Säulen 106 

§  81.  Die   Herstellung   von   Verzierungen  u.  s.  w.  mittelst  Sandstrahlgebläses  und 

Aetzung 106 

§  82.  Das  Färben,  Anstreichen  und  Vergolden 107 

§  83.  Die  Erhaltung 108 

Zweites  Capitel. 
Die  künstlichen  Steine. 

A.  Die  gebrannten  künstlichen  Steine. 

§  84.  Die  Haupteigenschaften  der  Thone 110 

§  H5.  Die  Verunreinigungen  des  Thones       115 

^  86.  Untersuchung  der  Thonmasse 118 

§  87.  Die  Gewinnung  der  Ziegelthone 126 

§  H'^.  Die  Vorbereitung  der  Thonmasse 129 

§  89.  Das  Formen  der  Ziegel  mittelst  Hand-  und  Maschinenarbeit         151 

^  IK).  Das  Trocknen  der  von  Hand   oder   mittelst  Maschine  geformten  Thonwaren  .  183 

§  in.  Die  Transporteinrichtungen  auf  Ziegeleien 196 

§  92.  Das  Brennen  der  Thonwaren 198 

§  93.  Färben,  Glasiren  und  Mustern  der  Thonwaren 218 

§  i»4.  Die  verschiedenen  Thonwaren • 224 

B.  Die  ungebrannten  künstlichen  Steine. 

§  95.  Lehmsteine,  Lehmpatzen 252 

5*  96.  Steine  aus  Bimssand,  Kalk  und  Sand,  Schlacken 2r>4 

5}  1)7.  Künstliche  Sand-  und  Kalksteine • 258 

§  98.  Das  Xylolith  oder  Steinholz 260 

§  99.  Bausteine  aus  Korkmasse •   .    .    .    ,  261 

§   100.  Verschiedene  andere  künstliche,  gebrannte  und  ungebrannte  Bausteine      .    .  264 

Drittes  Capitel. 
Die    Hölzer. 

A.    Anatomischer  BaUy    chemische   Zusammensetzung,    Asche-  und   Wassergehalt,    A/ier, 
Krankheiten  und  Fehler  des  Holzes. 

§  101.  Anatomischer  Bau 267 

$  102.  Chemische  Zusammensetzung,  Asche-  und  Wassergehalt  der  Hölzer  ....  282 

§  103.  Aller,  Krankheiten  und  Fehler  der  lebenden  Bäume 288 

B.  Allgemeine  Eigenschaften  der  Hölzer. 

%  104.  Einleitung.   Aeusscre  Gestalt 205 

S  105.  Das  specifische  Gewicht l^b 


X 


InhaltS'Verzeichniss  des  ersten  Bandes. 


Seite 

Härte 298 

Spaltbarkeit 299 

Elasticität  (Federkraft) 300- 

Biegsamkeit,  Zähigkeit,  Sprödigkeit 302 

Festigkeit            303 

Dauerhaftigkeit 308 

Schwinden,  Werfen,  Reissen 312 

Quellen .'  .            316 

Farbe  ... 317 

Glanz,  Durchsichtigkeit.  Geruch  ..  ...318- 

Wärmeeifect,  Brennbarkeit,  Verdampfüngsfähigkeit,  Wärmeleitungsvermögen  319- 

C.  Die  wichtigsten  Holzarten  und  ihre  zweckmässigste   Verwendung. 
I.  Die  Laubhölzer. 

§  117.  Eiche       321 

§  118.  Erle  (Eller,  Else) 324 

§  119.  Esche  .    .            326- 

§  120.  Gemeine  Buche  (Rothbuche) 327 

§  121.  Weiss-  oder  Hainbuche 328 

§  122.  Ulme  oder  Rüster 329- 

§  123.  Pappel • 331 

§  124.  Linde 332 

*^  125.  Ahorn 334 

§  12«.  Birke 335 

I  127.  Weide 337 

§  128.  Akazie  und  Robinie 339 

§  129.  Kastanie 340 

§  130.  Nussbaum 341 

§  131.  Platane 343 

§  132.  Obstbäume          .    .    .     • 343 

§  133.  Verschiedene  kleinere  Laubbäume  und  Sträucher 347 

§  134.  Exotische  Laubhölzer 353 

IL  Die  Nadelhölzer. 

S   135.  Tanne  .    .    ,                 ..,..,....,.,,*..,,.,,...  365 

§  Uill  Fichte  oder  RothUnne    , .....,.,,,,...  3B7 

§  137.  Wachholder  oder  Wacholder  .........  .368 


Inhalts- Verzeichniss  des  ersten  Bandes.  XI 

Viertes  Capitel. 
Die    Metalle. 

§  löT).  Einleitun«; 437 

/.   Kisen  und  Siahl. 

A.  Erzeugung  des  Kiscns  und  Stahles. 

§  156.  Einthcilung  der   Eisensorten 438 

^  157.  Die  Rohstoffe 438 

*i  158.  Vorbereitung  der  Rohstoffe.  Zuschläge 441 

§  159.  Erzeugung  des  Roheisens 442 

§  160.  Einthcilung  des  Roheisens  und  Eigenschaften    desselben 445 

j5  161.  Erzeugung  des  Schwcisseisens 448 

S  162.  Erzeugung  des  Flusseisens 453 

S  163.  Andere  Stahlsorten 459 

B.  F"ormgebung  des  Eisens. 

§  164.  Vorbemerkung 460 

§  1^55.  Giesserci 461 

§  16<J.  Schmieden  und  Pressen 474 

§  167.  Das  Walzen,   Richten  und  Drahtziehen 478 

8  16S.  Herstellung  schmiedcei.serner  Rohren 483 

§  169.  Herstellung  der  Schrauben 485 

§  170.  Weitere  Bearbeitung  der  Eisenwaren 487 

§  171.  Verl>indungen  der  Eiscntheile 49() 

§  172.  Rostschutzmittel 492  • 

§  173.  Feuerschutzmittcl 499 

S  17-1.  Eisen-  und  Stahlwaren 502 

§  175.  Eigenschaften  der  Eisen-  und   Stahlsorten  und  Prüfung  derselben 515 

//.  Kupfer, 

%  176.  Gewinnung  des   Kupfers 530 

ä  177.  Eigenschaften  des  Kupfers  und  Verwendungen  desselben 532 

///.  Zink. 

ji  178.  Gewinnung  des   Zinks 535 

§  17JK  Eigenschaften  des  Zinkes  und    V'crwendungen  desselben 536 

IV ,  Zinn. 

§  INI  Gewinnung  des  Zinns 538 

§  ISl.  Eigenschalten    des  Zinns  und  Verwendungen  desselben 540 

/'.  lUei. 

^  1^2.  Gewinnung  des  Bleies 541 

§  lJü'3.  Eigenschaften  des  Bleies  und  Verwendung  desselben 543 

VI.  Aluminium, 

§   IHl.  Gewinnung  des  Aluminiums 545 

§   1}^5.  Eigenschaften  des  Aluminiums  und  Verwendungen  desselben 54(5 

/ '//.  Mckcl. 

§  IW».  Gewinnung  des   Nickels 5-18 

^   1^T.  Eigenschaften  des  Nickels  und   Verwen<iuiigcn  desselben 549 

^    188.    VIII.   Metalll<'<^icruni;en 549 

Nachtrag  zu   §  KJO 558 

Nachtrag  zu  §  142 5r>0 


ERSTER  THEIL. 

Die  Hauptstoffe. 


Erstes  Capitel. 

Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.*) 

A.  Einleitung. 

§  1.  Eintheilung  der  Baustoffe. 

Die  Baustoffe  werden  eingetheilt  in: 

I.  Hauptstoffe.  Zu  ihnen  gehören  die  natürlichen  und  künstlichen 
Steine,  die  Hölzer  und  die  Metalle. 

II.  Verbindungsstoffe.  Zu  ihnen  rechnet  man  die  Luft-  und  Wasser- 
mörtel, die  Kitte  und  den  Asphalt. 

III.  Nebenstoffe  oder  Hilfsstoffe.  Es  sind  dies:  das  Glas,  die 
Farbstoffe  und  Firnisse,  der  Theer,  die  Dachpappe,  der  Kautschuk,  die 
Guttapercha,  die  Taue,  das  Rohr  und  das  Moos. 

Die  Hauptstoffe  finden  vorzugsweise  Verwendung  zu  tragenden  und 
raumumschliessenden  Constructionen,  die  Verbindungsstoffe  zur  innigen  Ver- 
einigung der  Flächen  zweier  oder  mehrerer,  zu  einer  Construction  vereinigten 
Baustoffe  oder  zur  Herstellung  eines  Ueberzuges  (z.  B.  eines  Putzes  zum 
55chutze  gegen  Kälte  und  Feuchtigkeit)  und  die  Nebenstoffe  zum  inneren 
Ausbau  sowie  zu  mannigfachen  nebensächlicheren  Arbeiten. 


*)  Ausführlicheres  über  diesen  Gegenstand  findet  man  in  dem  Werke  des  Ver- 
fassers: »Die  natürlichen  Gesteine,  ihre  chemisch-mineralogische  Zu- 
sammensetzung, Gewinnung,  Prüfung,  Bearbeitung  und  Conservirung.« 
A.  Hartlcben's  Chemisch-technische  Bibliothek,  Bd.  CLXXIV  und  CLXXV.  Wien  1889. 
—  Benutzt  wurden  bei  der  Ausarbeitung  dieses  Capitels  noch  folgende  Werke: 

Gottgetreu,  Physische  und  chemische  Beschaffenheit  der  Baumaterialien  u.  s.  w. 
Berlin  1880.  a  Aufl.  Bd.  I,  S.  1—202. 

Handbuch  der  Architektur.  Darmstadt  1895.  Th.  L  Bd.  I,  S.  65—92. 

Dr.  Hörn  stein,  Kleines  Lehrbuch  der  Mineralogie.  1875. 

Dr.  Herrn.  Zwick,  Die  Natur  der  Ziegelthone  und  die  Ziegelfabrikation  der 
Ge^nwart.  Wien  1894.  2.  Aufl. 

Dr.  Mothes,  ülastrirtes  Baulezikon.  Leipzig  188B.  4.  Aufl. 

Venchfoden«  (im  Text  angeführte)  Zeitschriften  u.  s.  w. 
K  r  8  c  e  r,  flaadlwch  der  Batutofflebre.  1 


2  Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 

§  2.  Die  wichtigsten  chemischen  Bestandtheile  der  Gesteine. 

Die  natürlichen  Gresteine  sind  anorganische,  grösstentheils  aus  einenci 
Gemenge  verschiedener  Mineralien  bestehende  Theile  der  Erdrinde.  Sie  sind 
entweder  frei  von  Versteinerungen  oder  besitzen  Ueberreste  von  Thier-  und 
Pflanzenkörpern.  Die  wichtigsten  chemischen  Bestandtheile  der  Mineralien 
sind  folgende: 

1.  Der  Sauerstoff.  Er  bildet  mit  Kiesel  (Silicium)  den  Bergkrystall 
(Quarz)  und  die  Kieselsäure,  welche  mit  Kali,  Natron,  Kalk-,  Thon-, 
Talkerde  u.  s.  w.  verbunden  den  hauptsächlichsten  Bestandtheil  der  Erd- 
rinde darstellt.  Sauerstoff  mit  Kohlenstoff  giebt  die  Kohlensäure,  die 
in  grossen  Massen  in  Verbindung  mit  Kalkerde,  Talkerde  und  Eisenoxydul 
auftritt  und  mit  diesen  einen  grossen  Theil  der  Kalksteingebirge  bildet.  Sauer- 
stoff und  Wasserstoff  liefern  das  Wasser,  das  z.  B.  im  Gyps  und  Serpentin 
in  grösserer  Menge  und  selbst  in  sehr  dichten  Gesteinen  (als  sogenannte 
Bergfeuchtigkeit)  vorkommt.  Sauerstoff  und  Stickstoff  bilden  die  Salpeter- 
säure, welche  selbst  die  festesten  Gesteine  zerstören  kann  und  z.  B.  den 
gefürchteten  Mauerfrass  erzeugt.  - —  Der  frei  vorkommende  und  in  Ver- 
bindungen enthaltene  Sauerstoff  macht  dem  Gewichte  nach  ungefähr  ein  Drittel 
des  bekannten  Theiles  der  Erdrinde  aus. 

2.  Der  Kohlenstoff.  Er  bildet  im  reinen  Zustande  den  Diamant,  ist 
der  Hauptbestandtheil  von  Graphit,  Anthracit,  Stein-  und  Braunkohle,  Holz- 
kohle und  Torf,  Bemstehi,  Asphalt  und  kommt  in  verschiedenen  Gesteinen, 
z.  B.  im  bituminösen  Schiefer  vor. 

3.  Der  Schwefel.  Er  liefert  im  reinen  Zustande  den  Schwefel  (Stangen- 
schwefel, Schwefelblumen,  Schwefelfäden),  in  Verbindung  mit  Metallen  den 
Schwefelkies  (Eisenkies),  den  Kupferkies,  den  Bleiglanz,  die  Zinkblende  u.  s.  w., 
mit  Sauerstoff  die  Schwefelsäure,  mit  Wasserstoff  den  Schwefelwasser- 
stoff. Er  findet  sich  z.  B.  im  Gyps,  Kalkstein  und  Mergel  und  beschleunigt 
die  Verwitterung  der  Gesteine. 

4.  Das  Kalium  und  das  Natrium.  Ersteres  findet  man  z.  B.  im 
Feldspath  und  im  Glimmer,  das  Natrium  im  Feldspath  und  im  Kochsalz 
(mit  Chlor). 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  3 

Manganoxyduloxyd,  Manganoxyd,  Manganhydroxyd  und  Manganhyperoxyd), 
welche  hauptsächlich  die  färbenden  Stoffe  der  Gesteine  bilden,  aber  zum  Theil 
auch  als  Erze  (z.  B.  Roth-,  Magnet-  und  Brauneisenstein)  vorkommen. 

Die  übrigen  chemischen  Grundstoffe  haben  nur  in  einem  geringeren 
Maasse  an  der  Bildung  der  Gesteine  Antheil  genommen  und  können  deshalb 
unberücksichtigt  bleiben. 

§  3.  Die  wichtigsten  Mineralien. 

Zu  den  wichtigsten  Mineralien  rechnet  man: 

1.  Den  Feldspath.  Man  unterscheidet:  Orthoklas  oder  Kalif eld- 
spath  (aus  Kieselsäure,  Thonerde  und  Kalium  bestehend),  Albit  oder  Natron- 
feldspath  (aus  Kieselsäure,  Thonerde  und  Natrium  zusammengesetzt)  und 
Auorthit  oder  Kalkfeldspath  (aus  Kieselsäure,  Thonerde  und  Kalk  ge- 
Mdet).  Abarten  des  Orthoklas:  Adular  (edler  P'eldspath),  Eisspath  (Mond- 
stein), gemeiner  Feldspath  (Pegmatolith)  und  Sanidin  (glasiger  Feldspath),  — 
^  Albit  und  Anorthit:  Oligoklas  (Kalknatronfeldspath),  Periklin,  Andesin 
und  Labrador. 

Albit  und  Anorthit  (oft  auch  nur  ihre  Abarten  Oligoklas  und  Labrador) 
werden  von    den  Mineralogen    auch  zusammen  mit   Plagioklas   bezeichnet. 

2.  Den   Leuzit   aus   kieselsaurer  Thonerde  und  kieselsaurem  Kalium. 

3.  Den  Nephelin  mit  den  Bestandtheilen :  Natrium,  Kalium,  Thonerde 
«nd  Kieselsäure.  Abart:  Eläolith. 

4.  Den  Glimmer.  Man  unterscheidet:  Kaliglimmer  (weissen 
CHmmer)  aus  Kalium,  Thonerde  und  Kieselsäure,  Kalkglimmer  (Margarit) 
^us  Kieselsäure,  Thonerde  und  Kalkerde,  Natronglimmer  (Paragonit)  aus 
kieselsaurer  Thonerde  und  kieselsaurem  Natrium,  Lithionglimmer,  einen 
Kaliglimmer  mit  geringem  Gehalt  an  Lithion,  Fluor  u.  s.  w.,  Magnesium- 
gJimmer  (schwarzen  Glimmer)  aus  Magnesia,  Kalium,  Thonerde,  Eisen- 
oxyd und  Kieselsäure. 

5.  Den  Quarz  (Kieselsäureanhydrit);  häufig  verunreinigt  und  gefärbt 
durch  kleine  Beimengungen  von  Eisenoxyd  und  anderen  Oxyden,  auch  Kohlen- 
stoff u.  s.  w.  Abarten:  die  Halbedelsteine  Bergkrystall,  Rauchtopas,  Ame- 
thyst, Aventurin,  Katzenauge,  Chalcedon,  Achat,  ferner  der  Eisenkiesel  (mit 
rothem  und  gelbem  Eisenocker),  der  Stinkquarz  (mit  Bitumen)  u.  s.  w. 

tJ.  Die  Hornblende  (Amphibol),  deren  chemische  Zusammensetzung 
sehr  schwankend  ist.  Sie  enthält :  Kalk,  Magnesia,  Eisen  und  Thonerde.  Man 
unterscheidet  aber  thonerdehaltige  und  thonerdefreie  Hornblende.  Zu  der 
ersteren  rechnet  man  die  gemeine  und  die  basaltische  Hornblende.  Weitere 
Abarten  sind:  der  Strahlstein  oder  Aktinolith,  der  Grammatit  (Tremolit, 
Kalamit),  Amphibol- Asbest  oder  Amiant  u.  s.  w.  Der  Hornblende  verwandt 
und  von  ihr  schwer  zu  unterscheiden  ist  der  Augit;  auch  Turmalin  wird  mit 
Hornblende  leicht  verwechselt. 

7.  Den  Turmalin  (Schörl),  ein  aus  Thonerde,  Eisen-  und  Mangan- 
oxydul, Kalkerde,  Magnesia,  Kalium,  Natrium,  Lithium,  Fluor,  Phosphorsäure, 
Kieselsäure,  Borsäure  und  Wasser  bestehendes  Mineral,  dessen  chemische 
Zusammensetzung  eine  sehr  verwickelte  und  wechselnde  ist. 

8.  Den  Augit  (Pyroxen),  aus  kieselsaurer  Kalkerde  und  kieselsaurer 
Magnesia   bestehend,   statt   der   Kieselsäure   auch  Thonerde,   Kalkerde    oder 

1* 


4  Erster  Theil.  Die  HauptstofTc 

Eisenoxydul  führend.  Abarten;  gemcmer  oder  thonerdehaltiger  Augit  und 
Kokkolith,  thonerdefreier  Diopsid,  Diallag,  Hypersthen,  Bronzit,  Enstatit. 

i).  iJeii  Chlorit  aus  kieselsaurer  Thonerde  niit  kieselsaurer  Magnesia 
oder  aus  kieselsaurem  Eiseuoxydul 

10.  Den  Talk  aus  Kieselsäure,  Magnesia  und  etwas  Wasser  bestehend 
und  statt  eines  Theiles  der  Magnesia  auch  Eisenoxydul  oder  Thonerde  führend, 
Abart:  Speckstein  (dichter  Talk), 

IL  Den  Serpentin  aus  kieselsaurer  Magnesia  unti  Wasser.  Abarten: 
edler  Serpentin,  gemeiner  Serpentin,  Chrysotil  (faseriger  Serpentin  oder  Ser- 
pentin-Asbest), Pikrolith. 

12.  Das  Kaolin  (Por/ellanerde),  ein  Zersetzungsproduct  besonders 
des  Orthoklas  und  verwandter  Mineralien.  Es  bildet,  gemengt  mit  mehr  oder 
weniger  Sand  uTid  Kalk,  den  Thon,  die  Lette  und  den  Lehm. 

13.  Den  Dolomitspath  (Bitterspath,  Braunspath)  aus  kohlen- 
saurem Kalk  und  kohlensaurer  Magnesia  besteheuil,  häufig  auch  kohlensaures 
Manganoxydul  und  kohlensaures  Eisenoxydul  enthaltend.  Al>art:  Ankerit, 

14.  Den  Kalkspath  (Calcit")  aus  kohlensaurem  Kalk,  meistens  mit  ge- 
ringen Beimengungen  von  Magnesia,  Eisenoxydul,  Manganoxydul  und  Zinkoxyd. 

15.  Den  Aragnnit  (aragonischen  Kalkspath)  aus  kohlensaurem 
Kalk,  häufig  mit  Beimengungen  von  kohlensaurem  Strontian,  sehener  mit 
kohlensaurem  Blei  und  kohlensaurer  Magnesia.  Aragonit  ist  mit  dem  Kalk- 
spath innig  verwandt.  Abarten:  Sprudelstein,  Erbsenstein, 

IG.  Den  Gyps,  ein  ZerNetznngsproduct  \on  Kalksali&en  (besonders  vom 
kohlensauren  Kalk)  durch  Schwefelsäure;  sehr  verbreitet.  Abarten:  Alabaster» 
Marienglas  i^Fraueneis),  Fasergyps,  Schaumgyps. 

17.  Den  Anhydrit  aus  wasserfreiem,  schwefelsaurem  Kalk.  Durch  Auf 
nähme  voti  Wasser  verwandelt  er  .sich  in  Gyps.  Abarten:  Vulpinit^  Ge- 
krösesteiii. 

18.  Den  Granat,  mit  sehr  schwankender  chemischer  ZusammenseiÄung, 
Nach  den  metallischen  Bestandtheilen  unterscheidet  man:  den  Elsenthon- 
granat  (den  edlen  Granat^  Almandtn,  Karfunkel),  den  Kalklhongranat 
(weissen  Granat,  Leukogranat,  Hessonit,  Caneelstein,  Grossularl,  den  Talk- 
Thongranat  (Pytop  oder  böhmischen  Granat),  den  Mangan-Thongranat 
(Spessartin),  den  Kalkeisengranat  (gemeinen  Granat»  Melanit),  den  Kalk- 
chromgranat (Uwarowit).  Noch  zu  erwähnen  ist  der  Kolophonit,  eine  Ver* 
bindung  des  Talkthongranat  und   des  Kalkeisengranat. 

19.  Den  Disthen  v^yanit,  Rhäticit)  aus  Thon-  und  Kieselerde,  zu- 
weilen mit  etwas  Eisenoxyd. 

20.  Das  Steinsalz  (Edelstein salz,  Kochsalz)  aus  Natrium  und 
Chlor  und  mit  Beimengungen  von  Chlormagnesium  und  Chlorkalinm.  (Es  ist 
sehr  verbreitet,  bildet  Berge,  Eelsen,  Stöcke  und  gewaltige  l*ager  im  Erd- 
inneren und  in  Wüsten.  Salz  fehlt  hi  keiner  Gesteinsformation  und  in  keinem 
Wasser,  selbst  Regen wasser  enthält  Spuren  davon.) 

21.  Den  Schwefelkies  (Eisenkies,  Pyrit)  aus  Eisen  und  Schwefel; 
er  verwittert  leicht  zu  Eisenvitriol  Schwefelkies  ist  ein  sehr  verbreitetes 
metallisches  Mineral. 

22.  Den  Magnetkies  (Pyrrhotin)  aus  Eisen  und  Schwefel  in  ver- 
schiedener Zusammensetzung,  oft  auch  etwas  Nickel  enthaltend, 

it^.  Den  Magneteisenstein  aus  Eisenoxyduloxyd. 


^ 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  5 

24.  Den  Brauneisenstein  aus  Eisenoxydhydrat.  Letzteres  bildet  mit 
Thon  vermengt  den  braunen  Thoneisenstein  oder  gelben  Ocker  und  das  Bohn- 
en, femer  mit  Thon,  Sand,  Phosphorsäure  und  Schwefel  den  Raseneisenstein. 

25.  Das  Rotheisenerz  (Hämatit)  aus  Eisenoxyd,  bisweilen  mit  ge- 
ringen Mengen  von  Titansäure,  Thonerde  und  Kieselerde.  Abarten:  Eisen- 
glanz, Eisenglimmer,  rother  Glaskopf,  Blutstein,  Rotheisenocker  (Röthel). 

26.  Die  Zinkblende  aus  Zink  und  Schwefel. 

27.  Den  Bleiglanz  aus  Blei  und  Schwefel,  bisweilen  auch  etwas  Silber 
enthaltend. 

28.  Den  Graphit  aus  Kohlenstoff,  mehr  oder  weniger  verunreinigt 
durch  Eisenoxyd,  Kieselerde,  Thon  u.  s.  w. 

21).  Den  Anthracit  (Kohlenblende)  aus  Kohlenstoff,  Wasserstoff, 
Sauerstoff  und  Asche. 

Noch  zu  erwähnen  sind:  Baryt  (Schwerspath),  Beryll  (Smaragd), 
Boracit,  Gold,  Silber,  Kupfer,  Zinnober  (Quecksilber),  Ülivin  (Chry- 
solith), Platinerz,  Flussspath,  Apatit,  Staurolith,  Titanit,  Spateisen- 
stein und  die  wichtigen  Brennstoffe  Steinkohle    und    Braunkohle. 

B.  Einige  Eigenschaften  der  Mineralien,  beziehungsweise  der  natür- 
lichen Gesteine. 

§  4.  Das  absolute  und  specifische  Gewicht. 

Man   .unterscheidet   absolutes   und    specifisches  Gewicht  (Eigengewicht) 

Das  absolute  Gewicht  gibt  den  Druck  an,  welchen  ein  Körper  auf 
seine  Unterlage  ausübt ;  es  wird  hervorgerufen  durch  die  auf  die  Masse  des 
Körpers  einwirkende  Schwerkraft. 

Unter  dem  speci fischen  Gewichte  eines  Körpers  versteht  man  das 
Verhältniss  seines  Gewichtes  zu  dem  Gewichte  eines-  gleichen  Volumens 
Nasser,  das  chemisch  rein  (dcstillirt")  ist  und  eine  Temperatur  von  -|-  4^  C. 
(genau:  3'94o®  C.)  besitzt,   bei  welcher  es  seine  grösste  Dichtigkeit  erreicht. 

Bezeichnet  man  mit  g  das  specifische  Gewicht  des  Körpers  und  mit/ 
seinen  Rauminhalt  (in  Cubikdecimetern  oder  Litern),  so  ist  sein  absolutes 
Gewicht  =  y  ^.  Da  man  das  Gewicht  von  1  /  reinen  Wassers  (im  Maximum 
seiner  Dichtigkeit)  als  P'inheit  (— -  1  kg)  annimmt,  so  braucht  man  bei  festen 
Körpern  nur  das  absolute  Gewicht  (nach  Kilogrammen)  durch  Wägung  und 
<Jen  Rauminhalt  (nach  Litern)  durch  Messung  oder  Berechnung  festzustellen 
und  das  absolute  Gewicht  durch  den  Rauminhalt  zu  theilen,  um  das  speci- 
fische Gewicht  zu  ermitteln. 

Man  bedient  sich  aber  auch  zu  dieser  Ermittelung  einiger  Instrumente, 
von  denen  das  Pyknometer,  das  Aräometer  und  die  hydrostatische 
^Vaage  hervorzuheben  sind. 

Tabelle  der  specifischen   Gewichte  einiger  Mineralien,   Gesteine,   Erden  u.  s.  w.*) 

J»  Achat 2-50  W.  Anthracit 1-4— l? 

i^'  Alabaster 2-70  7.  Antimon ()-71 

3-  Alann  (Kali-) 1*70  8.  Antimonglanz 4-G— 4*7 

*•  Alominium,  gehämmert     .  2-70  \).  Apatit ;M(»— 8*22 

"•  Alnminium,  geschmolzen  .  2t)<>  10.  Asbest,  im  Mittel   ....  2'b 

*)  Die  specifischen  Gewichte  der  Hölzer  sind  im  dritten,  die  der  Baumetalle  im 
^^en  Capitel  dieses  Werkes  aufgeführt. 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
19. 
20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
26. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31. 
32. 
33. 
34. 
35. 
36. 

37. 

38. 
39. 
40. 
41. 
42. 
43. 
44. 
45. 
46. 
4 


Asphalt 11— 1-2 

Basalt 2-88-3-3 

BcrgkrysUll 26 

Bernstein IK)— 1*1 

Bimsstein,  fest 0*9—1-65 

Bimsstein,  gepulvert  .    .    .  2'2— 2*5 

Bimssteintuff 1*25 

Bittersalz      1*7—1-8 

BlätterkoWe 1-2—1-5 

Blutlaugensalz  (gelbes)  .    .1-83 

Bolus 2*2—2-5 

Bor 2-68 

Boracit 2-9-30 

Borax 1-7—1-8 

Borazglas 2*6 

Braunkohle 1-2-1*4 

Braunstein 4-7-5*0 

Buntsandstein 2-4—2-55 

Cannelkohle 1-21-1*5 

Conglomerate,   im  Mittel   .  2*2 
Diabas,  im  Mittel    ....  3-0 

Diamant 3'5 

Diorit 2-8-3-0 

Dolerit 2*56-3-1 

Dolomit 2-85-2-95 

Erde ,      lehmige ,       festge- 
stampfte, frisch 2-06 

Erde ,      lehmige ,      festge- 
stampfte, trocken     ....  1*63 
Erde,  mager,  trocken      .    .1-34 
Erdpech,  elastisch  ....  0-8— 1*23 

Feldspath 2*53—2*58 

Felsitporphyr 1*55—2*793 

Feuerstein 2-59—2*61 

Flussspath 3*1-3*2 

Gabbro 2*7—3*03 

Gartenerde,  frisch  ....  2*05 
Gartenerde,  trocken  .  .  .1*63 
Glauikphle   . 1*2— 1'5 


70. 
71. 
72. 
73. 
74. 
75. 
76. 
77. 
78. 
79. 
80. 
81. 
82. 

as. 

84. 

85. 

86. 

87. 

88. 

89. 

90. 

91. 

92. 

93. 

94. 

95. 

96. 

97. 

98. 

99. 
100. 
101. 
102. 
103. 

104. 
105. 
106. 

107 


Kaolin 2*2 

Kies 1-5—1-8 

Kochsalz 2-1—2-2 

Kohlensandstein  ....  2-58—2*85 
Kreide,  weisse     ....  1-8—2-6 

Kupferglanz 5*5—5*8 

Kupferkies 4*1—4*3 

Kupfervitriol 2*2-2*3 

Lava 0*7-2*6 

Lehm,  trocken      ....  1*52 
Lehm,  frisch  gegraben   .  1*67—2*85 
Magnesia   .......  3*20 

Magnesium 1*74 

Magnetkies 4*54 — 4*64 

Malachit 3*7—4*1 

Marmor 2*52—2*85 

Meerschaum 0*988—1*279 

Melaphyr 2*5-2*8 

Mennige 8*4- 8*7 

Mergel,  erdig  ...  2-3 

Mergel,  hart,  dicht  .    .    .2*5 
Mühlsteinquarz     ....  1-25-1-60 

Natrium,  rein 0*97 

Natronsalpeter 2-26 

Obsidian 2-3-2*5 

Pech      1*07 

Pechstein 2*2—2*3 

Perlstein 2*36—2*45 

Phonolith      2*5—2-7 

Platin 21.5 

Polierschiefer 2*1 

Porphyr 2-4-2-8 

Porzellanerde 2*2 

Pottasche     (kohlensaures 

Kalium) 2*264 

Quadersandstein,im  Mittel  2*15 

Quarz 2*5-2*8 

guarzit  (Quarzfels)  .    .    .  2*5-2*8 
uarjEiMiphvr 1-&5— 2.79a 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  7 

130.  Topfstein  (Talkschiefer)  .  2-77—302  IM.  Trachyt 2-55- 2-68 

131.  Torf,  trocken 0-51  la').  Tuff  (Leucit-) 1-5 

132.  Torf,  erdig        OlA  13(;.  Tuff  (Porphyr-,  Felsit-)   .175-2-2 

133.  Torf  mit  Pech      .    .    .    .  0"84^  i;]7.  Turmali n 2*94— 3-24 

§  5.  Die  Härte. 

Härte  nennt  man  den  Widerstand,  welchen  ein  Körper  dem  Eindringen 
eines  festen  Körpers  (durch  Druck,  Ritzen,  Schlagen  u.  s.  w.)  entgegensetzt. 
Von  zwei  Körpern  ist  derjenige  der  härtere,  welcher  den  anderen  mit  einer 
Kante  oder  Spitze  zu  ritzen  vermag,  ohne  von  diesem  selbst  geritzt  zu  werden. 

Professor  Mohs  hat  zehn  Mineralien  ausgewählt,  von  denen  immer  das 
folgende  härter  als  das  vorhergehende  ist.  Diese  bilden  eine  Scala  von  zehn 
Härtegraden,  die  durch  Nummern  bezeichnet  werden. 

Härte  1:  Talk  (mit  dem  Fingernagel  leicht  zu  ritzen); 

Härte  2:  Gyps  oder  Steinsalz  (mit  dem  Fingernagel  schwer  zu  ritzen); 

Härte  3:  Kalkspath  (mit  dem  Messer  leicht  zu  schaben); 

Härte  4:  Flussspath  (mit  dem  Messer  schwer  zu  schaben); 

Härte  5:  Apatit  (mit  dem  Messer  fast  nicht  mehr  zu  schaben,  giebt 
am  Stahl  keine  Funken); 

Härte  6:  Orthoklas  (giebt  am  Stahl  einzelne  Funken); 

Härte  7:  Quarz  (giebt  am  Stahl  lebhafte  Funken); 

Härte  8:  Topas; 

Härte  9:  Korund; 

Härte  10:  Diamant  (ritzt  alle  Körper  und  wird  selbst  von  keinem 
anderen  Körper  geritzt). 

Breithaupt  hat  eine  andere,  zwölf  Härtegrade  umfassende  Scala  auf- 
gestellt, welche  lautet: 

1.  Talk,  2.  Gyps,  3.  Glimmer,  4.  Kalkspath,  5.  Flussspath,  (5.  Apatit, 
7-  Hornblende,  8.  Feldspath,  9.  Quarz,  10.  Topas,  11.  Korund,  12.  Diamant. 

(Um  Irrthümem  vorzubeugen,  sei  bemerkt,  dass,  wenn  in  diesem  Werke 
Angaben  über  die  Härte  gemacht  werden,  sich  die  Zahlen  auf  die  Mohs'sche 
Scala  beziehen.) 

Die  Härte  eines  Minerals  wird  dadurch  bestimmt,  dass  man  es  der 
^eihe  nach  mit  obigen  Mineralien  (z.  B.  mit  dem  Diamant  angefangen)  zu 
ritzen  versucht.  Wird  z.  B.  ein  Mineral  vom  Orthoklas  geritzt,  und  ritzt  es. 
selbst  Apatit,  so  hat  es  die  Härte  5 — 6,  ritzt  ein  Mineral  den  Apatit,  und 
yid  es  vom  Orthoklas  nicht  geritzt,  so  hat  es  die  Härte  G.  Zu  beachten 
ist  hierbei,  dass  ein  und  dasselbe  Mineral  nach  verschiedenen 
Richtungen  (wie  z.  B.  der  Gyps)  oder  auf  verschiedenen  Flächen 
(wie  z.  B.  der  Cyanit)  verschiedene  Härten  besitzen  kann.  Es  ist 
hiernach  nicht  gleichgiltig,  mit  welchen  Stellen  eines  Minerals  ein  anderes 
Mineral  geritzt  wird. 

Die  Härte  der  porösen  und  aus  verschiedenen  Mineralien  zu- 
sammengesetzten Gesteine  lässt  .sich  auf  diese  Weise  nicht  bestimmen. 
Man  ermittelt  vielmehr  ihren  Widerstand  gegen  Ritzen,  Schneiden,  Schlag 
u.  s.  w.  mittelst  eigens  zu  diesem  Zwecke  construirter  Maschinen.  Erwähnens- 
werth  ist  der  Bauschinger'sche  Schleifapparat*),  mit  dem  der  auf  seine 

•)  Eine  BeschreibuDg  und  Abbildung  dieses  Apparates  findet  man  im  11.  Hefte 
der    »Mittheiinngen    aus    dem   mechanisch-technischen    Laboratorium   zu 


8 


Erster  Theil.  Die  Hauptstofie. 


Härte  zu  untersuchende  Stein  zugleich  mit  dem  Normalstein  abgeschliffen 
und  die  Abnutzungstiefe  beider  gemessen  und  verglichen  wird;  die  Si eben- 
eiche r's  che  Bohrmaschine*),  mit  welcher  durch  einen  flachen  Kreuz- 
bohrer von  stets  gleicher  Form  und  gleicher  Beschaffenheit,  gleicher  Belastung 
und  gleicher  Fallhöhe  ein  Loch  von  bestimmter  Tiefe  in  den  Stein  gebohrt 
und  aus  der  Anzahl  der  hierzu  erforderlich  gewesenen  Bohrstösse  direct  die 
Verhältnisszahl  für  die  Härte  bestimmt  wird;  die  rotirenden  Trommeln, 
in  welche  Steinstücke  von  höchstens  G  cm  Dicke  geworfen  werden,  die  in 
P*olge  der  Staubbildung  einen  Gewichtsverlust  erleiden,  aus  dessen  Grösse 
sich  die  Härte  feststellen  lässt. 

Die  Härte  wächst  im  Allgemeinen  mit  Zunahme  der  Festigkeit  und 
häufig  auch  mit  zunehmender  Austrocknung  der  Gesteine,  und  sie  ist  bei 
feinkörnigen  Gesteinen  in  der  Regel  grösser  als  bei  grobkörnigen. 

Bestimmt  man  die  Härte  nach  der  Menge  des  Strichpulvers  bei 
einer  gleichen  Anzahl  Feilcnstriche  (vergl.  §  10),  so  erhält  man  nach 
Dr.  Monke  folgende  Härtescala:  1.  Basalt  (am  härtesten),  2.  Porphyr, 
3.  Granit,  4.  Syenit,  f).  Sandstein,  6.  Gneis,  7.  Dolomit,  8.  Marmor, 
9.  Trachyt,  10.  Kalkstein,  11.  Glimmerschiefer,  12.  Thonschiefer 
(am  weichsten). 

Technisch  unterscheidet  man  Bohr-  oder  Gewinnungshärte  (vergl. 
§  62),  Arbeitshärte  und  Abnutzungshärte  (vergl.   §  71). 

§  ().  Die  Spaltbarkeit. 

Die  Eigenschaft  der  Mineralien,  sich  nach  bestimmten  Ebenen  theilen 
zu  lassen,  nennt  man  Spaltbarkeit.  Diese  Eigenschaft  besitzen  nur  krystallisir- 
l)are  Mineralien.  In  ihnen  ist  die  Cohäsionskraft  (d.  h.  die  Anziehungskraft 
zwischen  den  einzelnen  Theilchen  [Molecülen]  des  Körpers)  nach  einer  be- 
stimmten Richtung  geringer.  Man  unterscheidet  einfache  und  mehrfache 
'Spaltbark ei t,  je  nachdem  sich  ein  Mineral  nur  nach  einer  oder  nach 
mehreren  Richtungen  spalten  lässt.  Die  hierdurch  gebildeten  Stücke  heissen 
Spalt  uuesstücke,    die    ebenen    und    tilattcu    Flächen    Spalt  ebenen    oder 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  9 

muschelig,  wenn  kugelförmige  Erhöhungen  mit  runden  Vertiefungen 
abwechseln; 

Splitt  er  ig,  wenn  die  Bruchfläche  halb  abgelöste  Splitter  zeigt; 

hakig,  wenn  sie  zackige  Spitzen  oder  hakenförmig  gebogene  Erhöhungen 
besiüt; 

erdig,  wenn  die  Bruchfläche  mit  staub-  oder  sandförmigen  Theilchen 
bedeckt  ist. 

Femer  unterscheidet  man  noch  den  dichten,  blätterigen  und  faserigen 
Bruch. 

§  8.  Die  Durchsichtigkeit. 

Bei  der  Durchsichtigkeit  unterscheidet  man  verschiedene  Grade.  Es 
heisst  ein  Mineral : 

durchsichtig,  wenn  es  das  Licht  so  durchlässt,  dass  die  Gestalt  eines 
Gegenstandes  durch  das  Mineral  in  scharfen  Umrissen  gesehen  werden  kann; 

wasserhell  (farblos),  wenn  es  durchsichtig  und  imgefärbt  ist; 

halbdurchsichtig,  wenn  der  Gegenstand  durch  das  Mineral  nur  un- 
deutlich zu  erkennen  ist; 

durchscheinend,  wenn  das  Mineral  das  Licht  nur  durchschimmern  lässt; 

an  den  Kanten  durchscheinend,  wenn  es  das  Licht  nur  an  den 
Kanten  oder  auch  durch  ganz  dünne  Bruchstücke  durchschimmern  lässt; 

undurchsichtig,  wenn  selbst  das  Letztere  nicht  mehr  der  Fall  ist. 

Es  giebt  Mineralien,  welche  einen  verschiedenen  Grad  der  Durchsichtig- 
keit besitzen.  Die  Durchsichtigkeit  hängt  besonders  von  der  Gleichartigkeit 
<*CT  Masse  des  Minerals  ab. 

§  9.  Der  Glanz. 

Der  Glanz  der  MineraUen  ist  abhängig  von  der  Beschaffenheit  der 
9^rfläche  und  umso  grösser,  je  ebener  die  Oberfläche  ist  und  je  mehr 
^^  sich  der  Spiegelglätte  nähert.  Man  unterscheidet  folgende  Grade: 

spiegelnd,  wenn  ein  sehr  klares  Spiegelbild  auf  der  Oberfläche  er- 
scheint; 

starkglänzend,  wenn  das  Spiegelbild  scharf  begrenzt  ist; 

glänzend,  wenn  dasselbe  weniger  scharf  begrenzt  ist; 

wenig  glänzend,  wenn  das  Spiegelbild  nur  durch  einen  allgemeinen 
Lichtschein  vertreten,  aber  nicht  mehr  deutlich  zu  erkennen  ist; 

schimmernd,  wenn  sich  dieser  Lichtschein  nur  auf  einzelnen  Stellen  zeigt; 

matt,  werm  aller  Glanz  fehlt. 

Man  unterscheidet  ferner  folgende  Arten: 

Metallglanz,  Diamantglanz,  Glasglanz  (am  häufigsten),  Wachs- 
^^cr  Fettglanz,  Perlmutterglanz  und  Seidenglanz. 

Kettglanz  wird  häufig  durch  eine  wellenförmige  Beschaffenheit  der 
Oberfläche,  Perlmutterglanz  durch  zahlreiche  dünne,  übereinander  liegende, 
<|"rchscheinende  Blättchen,  Sei  den  glänz  durch  eine  faserige  Structur  (vergl. 
>^  l'V  hervorgerufen. 

§  10.  Farbe  und  Strich. 

Die  Farbe  ist  entweder  durch  die  chemische  Zusammensetzung  des 
Minerals  bedingt,  oder  sie  wird  durch  mikroskopisch  kleine,   gestaltlose,   zu 


w 


Erster  TheiL  Die  HaupUtoffe. 


fällige  Bestandtheile  des  an  und  für  sich  farblosen  Minerals  hervorgerufen. 
Besonders  sind  es  Eisen-,  Mangan-  und  Chromverbindungen,  aber  auch 
Vanadin-,  Kobalt-,  Nickel-  und  Kupferverbindungen,  welche  die 
Färbung  verursachen.  Die  gelbe,  rothe,  braune,  schwarze  und  violette  Farbe 
kann  durch  Eisen  Verbindungen,  die  violette  urid  rolhliche  durch  Mangan- 
verbindungen, die  rothe,  grüne  und  gelbe  durch  Chrom  Verbindungen,  die 
grüne  durch  Vanadinverbindmigcn  oder  durch  äusserst  feine  Chloritschüppchen, 
die  graue  bis  schwarze  durch  febivertheilten  Graphit  oder  durch  Bitumen 
erzeugt  sein  u.  s,  w. 

Man  theilt  die  Farben  ein  in  metallische  und  nichtmetallische. 
Zu  den  ersteren  gehören:  silberweiss,  zinnweiss,  bleigrau,  stahlgrau, 
licht-  und  dunkel-eiseuschwarz,  ferner  speisgelb,  goldgelb,'messing- 
gelb,  bronicfiirben,  tonibackbraun ;  zu  den  nichtmetallischen  Farben 
rechnet  man:  schnee weiss,  aschgrau,  sammetschwarz,  berlinerblau, 
smaragdgrün^  citronengelb,  carminroth,  kastanienbraun  u,  s,  w.  mit 
den  mannigfaltigsten  Abtönungen,  welche  durch  HiJizyfügung  der  Worter 
blass,  licht,  dunkel,  def,  hoch  u.  s,  w,  bezeichnet  werden. 

Wird  ein  Mineral  geritzt  (ein  s Strich-?  eingekratz,t)  oder  auf  einer  un- 
glasirten  Porzellanlafcl  zerrieben,  so  bildet  sich  ein  Pulver,  das  meistens  heller 
ist  wie  die  Oberfläche  des  Minerales.  Dieses  Pulver  nennt  man  Strichpulver 
und  seine  Farbe  Strich.  Bei  wasserhellen  und  sehr  schwach  gefärbten 
Mineralien  ist  der  Strich  weiss,  bei  spröden  mit  metallischer  Farbe  oft  un- 
metallisch u.  s.  w.  Manche  Mineralien  geben  beim  Ritzen  oder  Schaben  kein 
Strichpulver,  sondern  werden  glänzend  im  Strich. 

Die  Farbenbeständigkeit  ist  bei  den  Mineralien  und  Gesteinen 
eine  sehr  verschiedene.  Kiriige  Cesteiiie  verbleichen  unter  der  Einwirkung 
des  Sauerstoffes  der  I.uft  allmälig  und  werden  unansehnlicher  (z.  B.  mancher 
Dach  schiefer") ,  andere  dagegen  nehmen  nach  und  nach  eine  kräftigere, 
prächtigere  Farbe  an  (z.  B.  mancher  Bruchsandstein  und  der  Travertin).  Zu 
den  ersteren  gehören  hauptsächlich  diejenigen  Gesteine,  welche  reich  an  Feld* 
Späth  sind  und  Fisenoxyihü  besitzen.  Einige  Mineralien  sind  mehrfarbig  und 
besitzen  Flecken  und  Streifen  entweder  nur  auf  ihrer  Oberfläche  oder  durch 
ihre  ganze  Masse  hindurch;  andere  zeigen  eine  andere  Färbung  im  reflec- 
tirenden  und  im  durchfallenden  Licht  ^^sogenannte  Fiuorescenz)  u.  s.  w. 
Die  Flecken  und  Streifen  köimen  entweder  durch  eine  dünne  Schicht  eines 
fremden  Bestandtheiles  oder  durch  eine  beginnende  Verwitterung  oder  Oxydation 
hervorgerufen  sein, 

§  IL   Die  Porosität  (Wärmeleitungsfähigkeit,  Luftdurchlässigkeit). 

Viele  Körper  haben  die  Eigenschaft»  den  Raum  nicht  stetig  zu  erfüllen, 
sondern  zwischen  ihren  Theilchen  mehr  oder  minder  sichtbare  Zwischen- 
räume (Poren)  zu  besitzen,  in  welche  aiidere  Körper  eindringen  können, 
ohne  dass  dadurch  eine  Vergrösserung  des  Rauminhaltes  eintritt.  Bei  den 
Gesteinen  sind  namentlich  die  mit  grobkörnigem  Gefüge  stark  porös,  die  mit 
feinköniigem  und  dichtem  Gefiige   dagegen  nur  schwach  porös. 

Zur  Prüfung  des  Poren  ran mes  wendet  man  verschiedene  Verfahren 
an.  Man  trockriet  den  zu  untersuchenden  Stein  bei  einer  Temperatur  von 
etwa  +  UMJ*'  C  oder  auf  einer  erhitzten  Eisenplatte,''  kühlt  ihn  dann  ab 
und  wiegt  ihn.   Hierauf  bringt  man  ihn  in  ein  Gefäss  mit  Wasser,  nimmt  ihn 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  11 

nach  etwa  rwci  Tagen  wieder  heraus,  trocknet  seine  Überfläche  schnell  ab 
und  wiegt  ihn  von  laeoem.  Der  Gewichtsunterschied  (nach  Procenten  des 
Trockengewichtes  berechnet)  eigidot  dann  das  Maass  der  Porosität.  Oder :  man 
hängt  ein  getrocknetes,  abgekühltes  und  gewogenes,  etwa  25  g  schweres  Stück 
des  Probesteins  an  einem  Faden  in  ein  Gefäss,  welches  in  einem  Presstamn 
untergebracht  ist,  füllt  diesen  Pressraum  mit  Wasser,  verschliesst  den  Be- 
hälter und  presst  dann  mittelst  eines  Stempels  das  Wasser  bei  einem  Druck 
von  etwa  drei  Atmosphären  in  den  Stein  ein,  bis  sämmtliche  Poren  sich 
mit  Wasser  gefüllt  haben,  was  häufig  schon  nach  einer  Stunde  der  Fall 
ist  Dann  nimmt  man  den  Stein  heraus,  trocknet  seine  Oberfläche  schnell 
ab  und  bringt  ihn  in  ein  gläsernes  Gefäss,  das  gut  verschlossen  wird.  Das 
gefüllte  Glas  wird  nun  gewogen,  das  Gewicht  des  Glases  in  Abzug  gebracht 
und  der  Unterschied  der  Gewichte  vor  und  nach  der  Pressung  in  Procenten 
des  Trockengewichtes  ausgedrückt.  Oder:  man  presst  oder  saugt  Luft  durch 
eine  dünne  Platte  des  Probeateins  und  erhält,  wenn  man  von  den  miteinander 
ai  vergleichenden  Steinen  gleich  grosse  und  gleich  dicke  Platten  abtrennt 
und  unter  demselben  Druck  und  in  derselben  Zeit  die  Pressung,  beziehungs- 
weise das  Absaugen  bewirkt,  ein  Vergleichsmaass  für  die  Grösse  der  Porosität. 
Bestimmt  man  die  Porosität  nach  den  Wassermengen,  welche  gleichmässig 
getrocknete  Steine  unter  Wasser  innerhalb  24  Stunden  in  100  cm^  aufnehmen, 
so  erhält  man  nach  Dr.  Monkc  folgende  Zahlen: 

1.  Trachyt  =  1247  g 

2.  Sandstein  =     609^ 

3.  Kalkstein  ==     5*7ü  ^ 

4.  Thonschiefer       =     5*66  g 

5.  Porphyr  =     5*45  g 
G.  Glimmerschiefer  =     2*54  g 

Hauenschild  und  Lang  haben  für  verschiedene  Bausteine    die  Poro 
sitätscoefficienten  ermittelt.*)  Nachstehend  führen  wir  einige  Werthe  an: 
Granit      =  004— 061  Serpentin        =  Ooß 


7. 

Gneis       =  189^ 

8. 

Marmor   =  053  g 

9. 

Syenit       =  0-47  g 

10. 

Granit      =  030^ 

11. 

Dolomit  =  0-22^ 

12. 

Basalt       ==  018  g 

Syenit      =  138 

Dachschiefer  =  0045— Ol; 

Diorit      =  0-25 

Marmor          =  0-22— 0*59 

Diabas     =  018 

Sandstein        =  (V9 — 25*5 

Porphyr  =  0-29— 2-75 

KalktuflF          =  32-2 

Basalt      =  1-28 

Trachyttuff     =  25*07 

Von  der  Porosität  abhängig  ist  die  Wärmeleitungsfähigkcit  und 
die  Luftdurchlässigkeit. 

Die  Wärme  pflanzt  sich  in  den  Mineralien  durch  Leitung  fort,  d.  h.  die 
Erwärmung  erfolgt  von  Molecül  zu  Molccül.  Diese  T.eitungsfähigkeit  nimmt 
im  Allgemeinen  mit  wachsender  Porosität  ab.  Porenarme  Gesteine  (wie  z.  B.  der 
ßäsalt)  sind  daher  gute  Wärmeleiter,  porenreiche  (wie  z.  B.  der  Bimsstein, 
der  Kalktuff,  der  Trachyt  und  einige  Lavagcbilde)  schlechte  Wärmeleiter. 
Je  besser  ein  Mineral  die  Wärme  leitet,  desto  kälter  fühlt  es  sich  an.  Gesteine, 
QJe  gute  Wärmeleiter  sind,  sind  auch  hygroskopisch,  d.  h.  sie  ziehen  die 
Feuchtigkeit  aus  der  Luft  an. 

In  der  nachfolgenden  Tabelle  ist  die  mittlere  Wärmeleitungsfähigkcit 
«niger  Gesteine,  bezogen  auf  die  des  Thonschiefers  (=  1),  angegeben. 

♦)  Siehe  «Handbuch  der  Architektur«.  18S»6,    Th.  I.  Bd.  I,  S.  82. 


12 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


1. 

Thonschiefer 

=  4  Min. 

10  See. 

2. 

Trachyt 

=  3 

X 

42 

> 

3. 

Glimmerschiefer 

=  2 

» 

51 

» 

4. 

Basalt 

=  2 

» 

50 

V 

5. 

Gneis 

=  2 

» 

43 

> 

6. 

Kalkstein 

=  2 

» 

42 

» 

Wärmeleitungsfähigkeit   einiger  Gesteine. 
Thonschiefer    =  1  Sandstein  ==  1*54 — 1*50 — l'Oo 

Rother  Gneis  =  1-49  Marmor     =  213— 1-66— 1  65 

Tafelschiefer    =  1*22  Serpentin   =r  1-44 

Granit  =  ITl— lo2  Basalt        =  1-55— 1-47 

Bestimmt  man  die  Wärmeleitungsfähigkeit  nach  der  Zeit,  während  welcher 
10  cm^  Quecksilber  von  -h  70®  C.  auf  +  40*^  C.  abgekühlt  werden,  bei 
einer  angeschliffenen  kreisförmigen  Berührungsfläche  von  3  cm  Durchmesser, 
so  erhält  man  nach  Dr.  Monke  folgende  Zahlen: 

7.  Marmor    =  2  Min.  41  See. 

8.  Porphyr    =  2     »     40     > 

9.  Sandstein  =  2     »     38     » 

10.  Granit       =  2     >     36     » 

11.  Syenit        =2     »     34     > 

12.  Dolomit    =  2     »     12     > 
Die  Luftdurchlässigkeit  (Permeabilität)  ist  bei  porösen  Gesteinen 

grösser  als  bei  solchen  mit  feinkörnigem  oder  dichtem  Gefüge  und  wächst 
mit  dem  Grade  der  Trockenheit.  Wasser  vermindert  z.  B.  die  Durchlässig- 
keit beim  Sandstein  um  etwa  SO^o-  Bruchfeucht  vermauerte,  fein- 
körnige und  dichte  Werksteine  sind  wenig  luftdurchlässig  und 
geben  deshalb  ungesunde  Wohnräume. 

§  12.  Die  Ausdehnung  bei  Wärme. 

Der  Rauminhalt  eines  jeden  Körpers,  also  auch  eines  Gesteins,  ändert 
sich  mit  dem  Wechsel  der  Temperatur;  er  wird,  von  einigen  Ausnahmen 
abgesehen,  grösser  beim  Erwärmen  und  kleiner  beim  Abkühlen.  Ist  das  Gestein 
ohne  Krystallform  und  von  gleichartiger  Beschaffenheit,  nicht  nach  einer  Richtung 
dichter  als  nach  der  anderen,  so  dehnt  es  sich  nach  allen  Richtungen  gleich- 
massig  aus.  Krystalle,  d.  h.  Körper  mit  einer  von  ebenen  Flächen  begrenzten 
Gestalt,  können  sich  nach  verschiedenen  Richtungen  ungleich  ausdehnen,  ja 
in  einzelnen  Fällen  sogar  beim  Erwärmen  zusammengezogen,  beim  Abkühlen 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  13 

höheren  Temperaturen  zeigt  sich  dagegen   eine  grössere   Ungleichmässigkeit 
in  der  Ausdehnung. 

Die  Vermehrung  des  Rauminhaltes  bei  einer  Temperaturerhöhung  des 
Körpers  um  P  C,  wird  cubischer  Ausdehnungscoefficient  genannt 
Dieser  Coefficient  ist  für  verschiedene  Gesteine  und  Mineralien  durch  physi- 
kalische Untersuchungen  sorgfältig  bestimmt  worden;  er  beträgt  z.  B. 

beim  Hussspath       =  0  000062  beim  Kalkspath      =  0*000018 

>  Schwerspath   =0-000058  '^     Orthoklas        =0000026 
.    Quarz              =0000039—0000042         >     Granit  =0000026 

*  Basalt  =0-00003  »     Sandstein        =0000038 

>  Dolomit  =  0-000035  v     dichten  Gyps  =  0000028 

*  Anhydrit         =0*00003  »     Marmor  =0000019 
^    Thonschiefer  =  000005 

Durch  die  Einwirkung  der  Wärme  kann  auch  manches  Mineral  zum 
Schmelzen  (Flüssigwerden)  gebracht  werden.  Je  nach  der  niederen  oder 
höheren  Temperatur,  die  hierzu  erforderlich  ist,  nennt  man  das  Mineral: 
leicht  schmelzbar,  schwer  schmelzbar,  an  den  Kanten  schmelzbar, 
unschmelzbar.  Unschmelzbar  wird  in  der  Mineralogie  ein  Mineral  genannt, 
«las  in  der  gewöhnlichen  Löthrohrflamme  nicht  schmilzt. 

Die  von  v.  Kobell  aufgestellte  Schmelzbarkeitsscala  lautet: 

1.  Antimonit  4.  Amphibol 

:J!,  Natrolith  5.  Orthoklas 

3.  Almandin  0.  Bronzit 

Einige  Mineralien  werden  in  höheren  Temperaturen  schweissbar, 
d.  h.  es  lassen  sich  mehrere  Stücke  (im  weissglühenden  Zustande)  zu  einem 
einzigen  Stück  zusammenhämmem  (wie  z.  B.  Eisen  und  Platin).  Ganz  reines 
Gold  ist  sogar  bei  gewöhnlicher  Temperatur  schweissbar. 

§  13.  Die  Elasticität. 

Eine  Ausdehnung,  beziehungsweise  Zusammenziehung  nur  nach  einer 
Abmessung  (der  Länge)  erfolgt  bei  der  Beanspruchung  der  Körper  auf  Zug, 
Dnick,  Biegung  u.  s.  w.  in  Folge  der  Elasticität  der  Körper.  Bei  den  natür- 
lichen Gesteinen  treten  schon  bei  geringen  Beanspruchungen  bleibende  Form- 
verändeningen  ein,  und  es  stehen  die  Längenausdehnungen  nicht  im  gleichen 
Verhältnisse  zur  Zugkraft,  jedoch  sind  die  Verkürzungen  der  Druckkraft  bis 
inr  Bruchgrenze  direct  proportional.  Die  Kraft,  welche  im  Stande  wäre, 
öncn  Körper  vom  Querschnitt  =  1  auf  das  Doppelte  seiner  l^änge  auszu- 
dehnen, wenn  dies  der  Körper  zuliesse,  oder  ihn  um  seine  eigene  Länge 
Wttmmenzudrücken,  nennt  man  den  Elasticitätsmodul.  Derselbe  lässt  sich 
aus  directen  Zug-  und  Druckversuchen  oder  auch  aus  Biegungsversuchen 
*nnähemd  bestimmen.  Bauschinger,  Kopeke  und  Wcdgold  haben  für 
onige  Steine  den  Elasticitätsmodul  festgestellt,  welcher  in  der  nachfolgenden 
Tabelle  angegeben  ist. 


14  Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffe. 

Elasticitätsmodul  (für  1  cm^  Querschnittafläche)  in  Kilogramm, 


Gasteiniart 


Bauvcbinser 


ICSpcke 


WcdEold 


Mittelkomtger  Granit  270.0fH)  ^510,000    ' 

Feinkörniger    Granil  120.000-288,000 

Dolomit      ,    .    .    .  4(U(H:K>-ri*>O.00U 

Sandstein 8l>JXM3 -578.0O0 


Marmor   (weisser) 
Brau  nerPorl  bndstein 


[  22Ö.000— 454.000 
f  im  Mittel:  340.000 

40.000-  90-0(K) 

IPirnacr  im  Mittel 

ÖT.UOÜ) 


3*5.000 
(weisser  Sandsteiny 

170,000 
58.000 


Durch  directe  Zug- 

und  Druckversuche 

ermittelt 


Durch  Biegungsversuche  ermittelt 


Dr.  Böhme  fand  deti  Elasticitätstnodul  für  den  dichten,  scharßiömigen 
Kamenzer  Gratiit  m  441*.  HH)^^. 

Die  Elasticität  hat  hei  den  meisten  Kör|iern  in  verschiedenen  Rich- 
tungen eine  verschiedene  (Grösse.  So  z.  B.  entwickeln  alle  Körper  mit  faseriger 
Textur  (vergl.  §  15)  in  der  Richtung  der  Fasern  die  grösste  elastische  Kraft. 
Niur  vollkommen  gleichartig  gebildete  Körper  zeigen  nach  allen  Richtungen 
hin  eine  gleiche  Elasticitat.  Je  nach  dem  Grade  ilerselben  nennt  man  den 
Körper:  vollkommen  elastisch,  elastisch  oder  unelastisch ;  auch  unter- 
scheidet man  noch:  elastisch-biegsam,  unelastisch-biegsam,  spröde, 
milde,  geschmeidig,  dehnbar  (streckbar,  hämmerbar).  (Vergl.  den 
nächst  folgen  tlen   Paragraphen.) 


§  14*  Die  Dehnbarkeit,  Sprödigkeit  und  Zähigkeit 

Manche  Mineralien  gestatten,  auch  wenn  sie  nicht  elastisch  sind,  eine 
mehr  oder  minder  grosse  Verschiebung  ihrer  MoleciÜe,  ohne  dass  dadurch 
eine  vollstamJige  Trennung  ihrer  Theile  stattfindet.  Man  nennt  sie  alsdann 
geschmeidig-  Zerbrechen  sie  aber  bei  geringer  Formänderung^  so  nennt 
man  sie  spröde.  Spröde  heisscn  insbesondere  solche  Mineralien^  welche  bei 
der  Zerlheilung  nach  allen  Richtungen  Risse  und  Sprünge  erhalten  m\d  grob 
oder  fein  zersplittern.   Man  unterscheidet  noch: 

milde  Mineralien,  die  sich  in  pulver  form  ige  Theilchen  trennen  lassen; 

hämmerbare  oder  dehnbare,  die  sich  zu  dünnen  Tafeln  hämmern 
oder  waken  lassen; 

biegsame,  welche  sich  in  dünne  Biättchen  biegen  lassen,  ohne  zu  zer- 
brechen, und  die  gebogene  Form  beibehalten; 

zähe,  die  <ler  Trermtmg  ihrer  Theile  einen  grösseren  Widerstand 
entgegensetzen. 

Zur  Prüfung  der  Zähijijkeit  empfiehlt  Dietrich  die  Verwendung  von 
30  rm  im  Durchmesser  haltenden  und  M  cm  hohen,  sich  in  geneigter  Ebene 
drehenden  Trommeln,  die  mit  den  Probesteinen  gefüllt  werden  und  durch 
Schlagwirkung  und  Abschleifung  die  thatsächliche  Beanspruchung  von  Pflaster- 
und  Schottermaterial  nachahmen  sollen. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  15 

Die   Festigkeit    der    natürlichen   Gesteine   wird    in    dem    Abschnitte 
Prüfung  der  Gesteinec  näher  besprochen  werden. 


C.  Eintheilungy  Structur,  Absonderungen,  Schichtungen  und  Ueber- 
gänge  der  natürlichen  Gesteine. 

§  15.  Eintheilung  der  natürlichen  Gesteine. 

Die  Gesteine  werden  unterschieden  nach  der  Art  und  Zeit  ihrer  Ent- 
stehung, nach  den  Structurverhältnissen  und  nach  ihrer  minera- 
logischen Zusammensetzung. 

Sind  die  Gesteine  gleichzeitig  mit  ihren  mineralogischen  Gemeng- 
thcüen  entstanden,  so  nennt  man  sie  ursprüngliche  Gesteine;  bestehen  sie 
ans  zusammengekitteten  Trümmern  früher  vorhanden  gewesener  Felsarten,  so 
hassen  sie  klastische  oder  Trümmergesteine;  sind  sie  aus  anderen  Ge- 
steinen  erst  durch  allmälige  chemische  Umwandlung  hervorgegangen,  so  nennt 
roan  sie  metamorphische. 

Felsarten,  die  ursprünglich  aus  flüssigen  Mineralmassen  bestanden,  aus 
dem  Erdinnem  durch  die  Kraft  der  Vulcanc  hervorgepresst  oder  empor- 
gttchleudert  wurden  und  dann  erstarrten,  nennt  man  Eruptivgesteine  und 
witerscheidet  bei  diesen  vulcanische  und  plutonische,  je  nach  der  Zeit 
Arcr  Entstehung.  Zu  den  jüngeren  vulcanischen  Gesteinen  gehören  z.  B. 
<lie  Laven.  Zu  den  älteren  plutonischen  rechnet  man  diejenigen  Gesteine, 
▼eiche  auf  dem  im  Anfange  glühend  flüssig  gewesenen  Erdkörper  die  erste 
starre  Decke  gebildet  haben. 

Gesteine,  welche  durch  Ablagerung  im  Wasser  entstanden  sind,  nennt 
num  Sediment-  oder  neptunische  Gesteine  und,  weil  sie  aus  wag 
rechten,  von  oben  nach  unten  aufeinander  folgenden  Schichten  von  fort- 
während älterer  Bildung  bestehen,  auch  geschichtete  Gesteine.  Im  Gegen- 
satz hierzu  heissen  die  Eruptivgesteine,  welche  keine  Schichtung  (höchstens 
one  sogenannte  Schieferung)  zeigen,  also  von  oben  nach  unten  gleichmässig 
gebildet  sind,  Mass  engest  eine. 

Die  ursprünglichen  und  metamorphischen  Gesteine  bestehen  meistens 
ganz  aus  krystallinischen  Mineralien;  sie  heissen  deshalb  krystallinische 
(vergL  §  17),  und  man  unterscheidet  einfache  krystallinische  und  ge- 
mengte krystallinische  Gesteine,  je  nachdem  der  wesentliche  Gemeng- 
theil nur  aus  einem  einzigen  Mineral  oder  aus  mehreren  Mineralien  besteht. 
Hierbei  ist  zu  beachten,  dass  die  zufälligen,  sogenannten  accessorischen  oder 
unwesentlichen  Gemengtheile,  welche  die  verschiedenen  Abarten  eines  Gesteins 
hüden,  hier  und  da  so  zahlreich  auftreten,  dass  die  wesentlichen  Bestandtheile 
wicr  Hauptgemengtheile  des  Gesteins  mehr  zurücktreten. 

Eine  Eintheilung  der  natürlichen  Gesteine   lässt   sich    in   verschiedener 
^Veise  vornehmen;  wir  wählen  die  folgende:*) 
L  Einfache  krystallinische  Gesteine. 
U.  Gemengte  krystallinische  Gesteine. 

A,  Plutonische  und  metamorphische. 
1.  Orthoklasgesteine. 

•)  Siehe:  Dt.  Hörn  stein,   Kleines  Lehrbuch  der  Mineralogie,   Seite    290—303. 
Oiiel  1875. 


16  Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 

2.  Plagioklasgesteine. 

3.  Glimmergesteine. 

4.  Feldspath-  und  glimmerfreie  Gesteine. 
B,  Vulcanische,  krystallinische. 

1.  Trachytgesteine. 

2.  Basaltgesteine. 

III.  Klastische  Gesteine  oder  Trümmergesteine. 

IV.  Lose  Gesteine  und  Erden. 

§  16.  Die  Gebirgsformationen. 

Eine  Reihe  von  Gesteinen,  die  zu  derselben  Zeit  entstanden  sind,  bildende-: 
eine  Formation,  mehrere  Formationen,  welche  sich  wegen  ihrer  mineralogischena-a 
Zusammensetzung,  Lagerung,  Versteinerungsführung  u.  s.  w.  aneinanderreihen,  -ä- 
eine  Gruppe.  Die  Zeit,  in  welcher  mehrere  verwandte  Gesteinsgruppen  ent-,^ 
standen,  nennt  man  Periode. 

Man  unterscheidet  in  der  Bildungsgeschichtc  der  Erdrinde  vier  Perioden»- jk* 
Beginnt  man  mit  der  ältesten  geologischen  Periode,  so  ergiebt  sich  folgend»-^ 
aufsteigende  Reihe  der  Formationen,  welche  zumeist  nach  den  in  ihnen  voik:  -^i 
kommenden  Hauptgesteinen  ihren  Namen  führen: 

I.  Azoische  (primäre)  Periode  oder  Urzeit  der  Erde. 

L  Aeltere  Urgneisformation  oder  bojische    (auch  laurentinische)  Gnei^r~  \ 
formation. 

2.  Jüngere  oder  hercynische  Gneisformation. 

3.  GUmmerschieferformation. 

4.  Urthonschiefcrformation. 

II.  Paläozoische  Periode  oder  Alterthum  der  Erde  (Uebergangsperiod^^jL 

L  Grauwackengruppe. 

a)  Silurformation  (älteres  Uebergangsgcbirge,  Grauwackengebirge). 
h)  Devonformation  (oberes  Ucbergangs-  oder  Grauwackengebirge). 

2.  Kohlengruppe. 

a)  Kohlenkalksteinformation. 
h)  Steinkohlenformation. 

3.  Dyas-   oder    permische    Gruppe    (Zechsteingruppe,    Kupfer—-*^ 
gebirge). 

d)  Rothliegendes. 

b)  Zechsteinformation  (Weiss-  oder  Grauliegendes). 

III.  Mesozoische  Periode  oder  Mittelalter  der  Erde  (secundäres  oder  FlOtz^  ' 
gebirge). 

L  Triasc^ruppc  oder  Salzgebirge. 
d)  Buntsandstciiiformation. 
3)  Muschclkalkformation. 

c)  Keuj)erforniation. 

d)  Rhätischc  Formation  (Dolomitgebirge). 
2.  Juragebirge  oder  Oolithcngcbirgc. 

d)  Liasformation  oder  Formation    des  unteren  oder  schwarzen  Jut^^"^ 
b)  Dogger  oder  Formation  des  mittleren  oder  braunen  Jura. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  11 

c)  Malm  oder  Formation  des  oberen  oder  weissen  Jura. 

d)  Thiton  oder  Wälderthon-(Wealden-)Formation  (Uebergang  zur 
nächsten  Gruppe). 

3.  Kreidegruppe  oder  Quadersandsteingebirge. 
a)  Neokom  oder  Hils  (untere  Kreideformation). 
ö)  Gault  (mittlere  Kreideformation). 
c)  Cenoman  j 
ä)  Turon        >  obere  Kreideformation. 

e)  Senon        ) 

IV.  Känozoische  Periode  oder  Neuzeit  der  Erde. 

1.  Molassegruppe. 

A,  Aeltere    Tertiärformation    oder    älteres    Braunkohlen- 
gebirge. 

a)  Eocänformation. 
d)  Oligocänformation. 

B,  Jüngere  Tertiärformation  oder  Neogenformation  oder 
jüngeres  Braunkohlengebirge. 

a)  Miocänformation. 
ö)  Pliocänformation. 

2.  Quartärgruppe. 

a)  Diluvium  oder  älteres  Schwemmland  (altcjuartäres  Gebilde;  Eis- 
zeit oder  ältere  Steinzeit  der  Erde). 

3)  Alluvium  oder  jüngeres  Schwemmland  (jungquartäres  Gebilde; 
jüngere  Steinzeit,  Bronzezeit,  Eisenzeit  und  historisches  Zeitalter 
der  Erde). 

§  17.  Die  Structur  (Textur). 

Die  krystallinischen  Gesteine  theilt  man  nach  der  Grösse  ihrer  minera- 
logischen Bestandtheile  ein  in: 

Makrokrystallinische,  welche  Gemengtheilc  von  mehr  als  1  mm 
Durchmesser  besitzen; 

mikrokry  Stallini  sehe,  deren  Gemengtheile  eben  noch  mit  freiem 
Auge  zu  unterscheiden  sind; 

kryptokrystallinische,  deren  Gemengtheile  nur  mit  der  Lupe  oder 
oiit  dem  Mikroskop  zu  erkennen  sind. 

Die  Structur  oder  Textur  (d.  h.  die  Art  und  Weise  der  Zusammen- 
Ätoing,  das  innere  Gefüge)  der  krystallinischen  und  klastischen  Gesteine 
kann  eine  sehr  verschiedene  sein.  Sie  hängt  ab  von  der  Form  und  Grösse 
te  Krystalle,  von  ihrer  Lage  zu  einander,  von  der  Raumausfüllung  und  von 
der  Art  der  Verbindung. 

Bei  den  krystallinischen  Gesteinen  ist  sie: 

Kryptokrystallinisch  bis  dicht;  siehe  oben  (z.  B.  beim  dichten 
Kalkstein); 

körnig,  wenn  Krystallkömer  nach  allen  Richtungen  hin  gleichmässig 
ausgebildet  und  abgelagert  sind  und  keine  bestimmte  Anordnung  erkennen 
k»ai  (wie  z.  B.  beim  Granit).  Je  nach  der  Komgrösse  unterscheidet  man: 
gross-y  grob-y  klein-  und  feinkörnig; 

K  r  B  f  e  r»  Haiidbacb  der  Banstoflnehrc.  ^^ 


18 


tr^itcr   1  heil.  Die  Hiiuptstoffe, 


porphyrisch,  wenn  in  einer  dichten,  kryptokrystalliuischen  oder  auch 
feiekörnigen  Grundmasse  einzelne  gröSxSere  Krystalie  oder  Krystallkorner  und 
Krystallblättchcn  irgenti  eines  Minerals  so  eingebettet  sind,  dass  Hie  Gesteins- 
masse  gefleckt  erscheint  {z,  K  beim  PekLs|>athpor|>hyr); 

schiefer  ig,  wenn  die  Ciemengtheile  in  Blätichenform  nach  mehr  oder 
minder  parallelen  Flächen  angeordnet  sind,  so  dass  sich  das  Gestein  in  dieser 
Richtung  leichter  als  in  jeder  anderen  in  dickere  oder  dünnere  Platten  xer- 
spaiten  lässt  (i.  li  beim  Thonschiefer) ; 

lagenförmig  oder  gebänderi^  wenn  ilas  Gestein  aus  einÄelneti 
parallelen  Lagen  verschiedenartig  gebildeter  oder  gefärbter  Mineralien  besteht 
(z.  Vt,  beim  Gneis) ; 

schuppig,  wenn  das  (iestein  zum  grössten  Theil  aus  parallel  laufenden 
Schüppchen  und  Blättchen  besteht  (z.  B.  beim  Chloritschiefer^ ; 

blätterig,  wenn  die  Bestaniltheile  des  Gesteins  tlächenförmig  nach 
^iwei  Richtungen  ausgebreitet  sind  (wie  z.  B.  bei  der  Papierkohle); 

flaserig,  wenn  linsenförmige  körnige  Gemengtheile  von  dünnen,  schuppig 
zusammengesetzten»  sich  an  die  Form  der  Körner  anschmiegenden  und  wellen- 
förmigen Lagen  parallel  durchsetzt  werden  (wie  z,  B.  beim  Gneis  vom  Kupter- 
berg  in  Böhmen); 

oolithisch  (Rogensteinstructur'i,  wenn  das  Gestein  aus  einer  ftsch- 
rogenartigcn  Aneinanderhäufung  von  kleinen,  etwa  schrotkorngrosseit^  con- 
centrisch-strahligcn  oder  schaligen»  kugelföningen  Kömern  gebildet  ist,  welche 
durch  eine  dichlCj  gleichartige  oder  verschiedene  Masse  zusammengekittet 
sind  (wie  z.  B.  beim  Rogen-  und  Erbsenstein); 

sphäroHthiscb,  wenn  regelmässig  ausgebildete,  meistens  radial-faserigCi 
kleine,  einzelne  Kügelchcn  (SphäroUthen'i  oder  auch  einzelne  grössere  oder 
zu  nieren  form  igen  oder  t  rauben  form  igen  Büscheln  gruppirtc,  muschelig  bis 
eben  oder  splitterig  brechende  Kugdn  auftreten  (wie  z,  B.  beim  Kugeldiabas); 

perl i tisch,  wenn  die  Gesteinsmasse  emailartig  (auch  wohl  glasartig) 
aus  schaiig  zusammengesetzten  Körnern  verschiedener  Grösse  gebildet  ist  (wie 
2.  B.  beim   Perlit); 

mandelsteinartig,  wenn  im  Gestein  längliche  und  etwas  verflachte 
Hohlräume  (sogenannte  Mandeln)  auftreten,  welche  ganz  oder  theilweise  mit 
fremden  Mineralien  angefüllt  sind  (wie  z,  B.  beim  Schalstein-Mandelstein) ; 

blasig,  wenn  diese  Hohlräume  rundlich  und  leer  sind  und  in  geringer 
Menge  vorkommen   (wie  z.  B.  bei  der  Basaltlava  vom  Laacher  See); 

porös,  wenTi  sie  sehr  zahlreich,  klein  und  eckig  sind  (wie  z.  B,  beim 
Schaum  kalk) ; 

zellig  (cavernös),  wenn  die  unregelmässig  gestalteten  Hohlräume  eine 
grössere  Ausdehnung  haben  (wie  z,  Jl  bei  der  Rauchwacke,  einer  Abart  des 
Dolomites) ; 

schlackig,  wenn  sie  gewunden  und  verengert  sind,  wie  z.  B.  bei  der 
L.ava  des  Vesuvs); 

schwammig  und  schaumig,  w^emi  sich  zwischen  den  Hohlräumen 
nur  ganz  dünne  Wände  befinden  (wie  z,  B.  beim  Bimsstein); 

glasartig,  wenn  das  Gestein  aus  einer  krystalllosen  Glasmasse  besteht 
(ww  z,  B.  beim  Obsidian); 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  11* 

faserig  (stengelig),  wenn  es  aus  faserigen  oder  dünnstengeligen,  zu- 
weilen parallel  nebeneinander  stehenden  Mineraltheilen  zusammengesetzt  ist 
(wie'z.  B.  beim  Onyxmarmor  und  Asbest); 

gestreckt,  wenn  säulenförmige,  langgestreckte  Mineraltheile  und  lang- 
gezogene Blasenräume  im  Gestein  vorkommen  und  alle  oder  einige  nach 
einer  bestimmten  Richtung  hin  parallel  gelagert  sind  (wie  z.  B.  beim  Trachyt). 

Bei  den  klastischen  oder  Trümmergesteinen  ist  die  Structur: 

breccienartig,  wenn  das  Gestein  aus  grösseren  scharfkantigen  und 
eckigen  Bruchstücken  und  einem  thonigen,  kalkigen,  kieseligen  u.  s.  w.  Binde- 
mittel zusammengesetzt  ist  (wie  z.  B.  bei  der  Porphyrbreccie) ; 

conglomeratisch,  wenn  das  Gestein  aus  zusammengekitteten  ab- 
gerundeten Rollstücken  über  Erbsengrösse  besteht  (wie  z.  B.  beim  roth- 
liegenden Conglomerat) ; 

psammitisch  (Sandsteinstructur),  wenn  das  Gestein  aus  sandartig 
feineren,  runden  (auch  eckigen)  Körnern  so  gebildet  ist,  dass  es  wie  zu- 
sammengekitteter  Sand  aussieht  (wie  z.  B.  beim  Quadersandstein); 

pelitisch  (Schlammstructur),  wenn  das  Gestein  aus  feinen,  mit 
freiem  Auge  kaum  oder  nicht  mehr  erkennbaren  Staubkörnchen  und  Schüppchen 
besteht  und  sein  Gefüge  von  dem  des  dichten  krystallinischen  Gesteins  nicht 
abweicht  Pelitische  Gesteine  haben  die  Eigenschaft  abzufärben;  zu  ihnen 
gehört  z.  B.  der  Thon. 

Treten  die  Trümmergesteine  nur  als  lose  Massen  auf,  so  nennt  man 
sie  lose  Accumulate  und  unterscheidet  je  nach  der  Grösse  der  Stücke: 
Blöcke  (Findlinge  oder  erratische  Blöcke,  das  sind  einzelne,  aus  fernen 
Gegenden  stammende,  durch  urweltliche  Gletscher  oder  schwimmende  Eis 
berge  transportirte  Felsstücke),  Gerolle,  Geschiebe,  Gruss,  Grand  und  Sand. 

Gesteine,  die  bald  conglomeratische,  bald  breccienartige,  bald  psam- 
mitische  Structur  zeigen,  und  deren  Bindemittel  aus  dem  gleichen,  äusserst 
fein  vertheilten  Gestein  schutt  oder  aus  einer  glasartigen  Masse  besteht,  nennt 
man  Tuffe.  Zu  ihnen  gehören  die  vulcanischen  Trümmergesteine, 
welche  aus  vulcanischem  Schlamm  (vulcanischer  Asche  und  Wasser)  durch 
spätere  Erhitzung  entstanden  sind. 

§  18.  Die  Absonderungen  und  Schichtungen. 

Bei  dem  Erkalten  und  Festwerden  der  ursprünglich  feuerflüssigen  Mineral- 
wassen  erfolgten  zuerst  an  der  Oberfläche,  später  im  Innern  Zusammen- 
aehungen,  durch  welche  im  Gestein  Risse  und  Spalten  erzeugt  wurden.  Die 
anf  diese  Weise  bewirkte  Trennung  der  Felsmassen  in  bestimmt  geformte 
ll)egrenzte),  kleinere  oder  grössere  Stücke  nennt  man  »Absonderung'-,  die 
einzelnen  Stücke  »Absonderungsstücke^:  und  die  für  das  Auge  sichtbaren 
Spalten  »Absonderungsklüfte«. 

Je  nach  der  Form  und  Grösse  der  Absonderungsstücke  unterscheidet 
Tnan  unregelmässige  und  regelmässige  Absonderung  und  theilt  erstere 
weiter  ein  in  eine: 

massige,  wenn  das  Gestein  durch  Klüfte  derart  durchzogen  ist,  dass 
anregelmässig  begrenzte  Stücke  von  bedeutender  Grösse  entstehen; 

zerklüftete,  wenn  durch  die  Klüfte  \iele  kleine,  unregelmässige  Stücke 
abgetrennt  werden; 


20 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


wulstige  oder  knollige,  wenn  die  Klüfte  unregelmässig  und  gekrümmt 
gestaltet  sind. 

Die  regelmässige  Absonderung  wird  eingetheilt  in  eine: 

kugelförmige,  wenn  ei-  oder  kugelförmige  (oft  bis  1  »f  grosse)  Stücke 
durch  die  Klüfte  abgetrennt  werden,  die  sich  schalenförmig  umeinander 
lagern  oder  deren  Zwischenräume  mit  derselben  Gesteinsmasse,  oft  in  kleineren 
Kugeln  abgesondert,  ausgefüllt  sind.  Sie  entsteht  bei  langsamer  Erhärtung  der 
ursprünglich  flüssigen  Gesteinsmasse  und  wenn  die  Erhärtung  von  einzelnen 
Punkten  ausgegangen  ist,  um  welche  sich  dann  weitere  Schichten  schalen- 
förmig angelegt  haben.  Die  kugelförmige  Absonderung  kommt  z.  B.  beim 
Diorit  vor; 

pfeiler-  oder  säulenförmige,  wenn  das  Gestein  durch  parallel 
laufende,  gleich  weit  entfernte  Klüfte  in  aneinanderstehende  sechsseitige,  vier- 
seitige u.  s.  w.  Prismen  (Pfeiler)  oder  Cylinder  (Säulen)  zerklüftet  ist  Die 
Prismenform  findet  sich  häufig  beim  Basalt,  die  Säulenform  beim  Trachyt 
Sind  die  Prismen  oder  Säulen  sehr  klein,  so  nennt  man  die  Absonderung 
eine  stengeiförmige,  sind  die  Prismen  vierseitig,  so  heisst  die  Absonderung 
prismatisch; 

platten  förmige,  wenn  ebene  und  parallele  Absonderungsklüfte  ver- 
hältnissmässig  nahe  liegen,  so  dass  sie  die  Felsmasse  in  dünne  Tafeln  zer- 
theilen.  Sie  zeigt  sich  besonders  beim  Kalkstein  und  Thonschiefer.  Sind  die 
Trennungsflächen   gebogen,   so  nennt  man  die  Absonderung  eine   schalige; 

bankförmige,  wenn  die  parallelen  Klüfte  weit  von  einander  entfernt 
sind,  so  dass  gewaltige  Felsblöcke  durch  sie  abgetrennt  werden.  Diese  Ab- 
sonderung kommt  z.  B.  beim  Sandstein  vor.  Man  nennt  sie  cubische,  wenn 
sich  die  Klüfte  in  drei  Richtungen  schneiden,  die  aufeinander  fast  senkrecht 
stehen.  Eine  cubische  Absonderung  zeigt  z.  B.  der  Quadersandstein. 

Eine  platten  förmige  Absonderung  kommt  auch  bei  den  Schicht- 
gesteinen vor,  welche  durch  Ablagerung  im  Wasser  allmälig  entstanden 
sind  und  aus  einer  Reihe  von  übereinander  gelagerten  Schichten  bestehen» 
die  von  zwei  parallelen  Flächen  —  den  sogenannten  Schichtungs flächen 
—  begrenzt  sind.  Die  Dicke  einer  solchen  Schicht  (d.  h.  den  senkrechten 
Abstand    der  Schichtungsflächen)  nennt    man   »Mächtigkeit«,    das  allmälige 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  21 

Verschiebung  einzelner  Theile  einer  Schicht  stattgefunden,  so  spricht  man 
von  einer  »Verwerfung«  und  nennt  die  Rutschfläche  die  »Verwerfungs- 
kluft« und,  wenn  sie  glatt  oder  geriffelt  ist,  den  »Spiegel«. 

Die  obere  Lage  einer  Schicht  heisst  »Dachfläche«,  die  untere  »Sohl- 
fläche«. Von  zwei  übereinander  liegenden  Schichten  heisst  die  untere  »das 
Liegende«,  die  obere  »das  Hangende«.  Mächtige  Schichten  nennt  man 
»Bänke«,  Schichten,  die  Erze  oder  Kohlen  führen,  »Flötze«,  ungleichmässig 
mächtige  Ausfüllungen  kleinerer  Gruben  »I-,insen«,  solche  grosser  Becken 
»Lager«,  Lager  von  geringer  Ausdehnung,  aber  grosser  Mächtigkeit  »Stöcke«, 
Klüfte  und  Spalten,  welche  mit  anderen  Gesteinsarten  (z.  B.  Massengesteinen) 
ausgefüllt  sind,  »Gänge«.  Kleine,  unzusammenhängende  Massen  werden  mit 
»Putzen«,  knollige,  kugelförmige  Massen  von  geringerem  Umfange  mit 
»Nieren«,  erzführende  Ablagerungen  von  durch  Wasser  fortgeschwemmten 
Trümmergesteinen  mit  »Seifen«  bezeichnet. 

Die  Schichtungsverhältnisse  eines  Gesteins  müssen  vor  Anlage  eines 
Steinbruches  sorgfältig  studirt  werden,  damit  ein  zweckmässiger  Abbau  ein- 
gerichtet werden  kann.  (Vergleiche  »Gewinnung  der  natürlichen  Ge- 
steine«.) 

§  19.  Uebergänge  der  natürlichen  Gesteine. 

Sehr  häufig  finden  Uebergänge  von  einer  Gebirgsart  in  eine  andere 
statt,  die  manchmal  so  allmälig  vor  sich  gehen,  dass  eine  deutliche  Grenze 
zwischen  den  Ablagerungsgebieten  zweier  aneinander  stossenden  Felsmassen 
nicht  mehr  zu  ziehen  ist  Solche  Uebergänge  bilden  sowohl  die  krystallini- 
schen  Gesteine  als  auch  die  Trümmergesteine. 

Zwischen  den  krystallinischen  Gesteinen  werden  Uebergänge  da- 
<iorch  vermittelt,  dass  entweder  ein  neuer  Bestandtheil  hinzutritt  oder  ein 
^»onengtheil  allmälig  zurücktritt  und  endlich  ganz  verschwindet,  oder  ein 
wesentlicher  Bestandtheil  wächst  und  gleichzeitig  ein  anderer  abnimmt,  oder 
an  Stelle  eines  allmälig  zurücktretenden  und  endlich  ganz  verschwindenden 
QU  neuer  Gemengtheil  hinzutritt,  oder  durch  Abnahme  der  Komgrösse  aus 
Qnem  grobkörnigen  Gefüge  ein  dichtes  wird,  oder  durch  parallele  Lagerung 
blättchenförmiger  Bestandtheile  die  kömige  Structur  sich  in  eine  schiefrige 
verwandelt,  oder  umgekehrt  durch  Aufhören  der  parallelen  Lagerung  und 
gleichzeitiger  Zunahme  der  Korngrösse  aus  der  schiefrigen  die  kömige 
Stractur  wird,  oder  endlich  durch  Zunahme  der  Komgrösse  einiger  Bestand- 
tbcile  und  gleichzeitige  Verkleinerung  anderer  die  körnige  Structur  in  eine 
porphyrische  übergeht. 

So  z.  B.  wird  aus  Granit  durch  fast  gänzliches  Verschwinden  des 
Feldspathes  Greisen,  durch  Vermehrung  des  Glimmers  Gneis,  durch  Auf- 
nahme von  Hornblende  und  allmälige  Abnahme  von  Glimmer  Syenitgranit 
nnd  endlich  Syenit  und  —  umgekehrt;  femer  Glimmerschiefer  durch  Hin- 
zutritt von  Feldspath  zu  Gneis  und  Gneis  durch  Annahme  einer  schieferigen 
Structur  zu  Glimmerschiefer,  Diorit  durch  Abnahme  der  Komgrösse  zu 
Aphanit,  durch  Annahme  einer  schieferigen  Structur  zu  Dio ritschiefer 
TL  s.  w. 

Zwischen  den  klastischen  Gesteinen  ergeben  sich  Uebergänge,  wenn 
lieh  die  eckigen  Bestandtheile  abrunden,  wenn  sich  die  Grösse  der  zusammen- 
gekitteten Bruchstücke  ändert,  wenn  das  Bindemittel  wächst,  wenn  die  Neben- 


22 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


bestandtheile  zu  Hauptgemengtheilen  werden,  wenn  die  dichte  Structur  in  eine 
poröse  und  cavemöse  übergeht  u.  s.  w. 

So  werden  z.  B.  aus  Breccien  Conglomerate,  aus  Conglomeraten 
Sandsteine  —  und  umgekehrt;  femer  aus  Conglomeraten  mit  thonig- 
kalkigem  Bindemittel  Kalkmergel  mit  einzelnen  Rollstücken  u.  s.  w. 

Zwischen  den  krystallinischen  und  klastischen  Gesteinen 
kommen  ebenfalls  einige  Uebergänge  vor :  einige  Eruptivgesteine  gehen  durch 
Tuffbildungen  in  klastische  und  diese  durch  eine  von  anliegenden  Eruptiv- 
gesteinen während  ihres  feuerflüssigen  Zustandes  verursachte  Umwandlung  in 
krystallinische  über.  So  z.  B.  wird  aus  Kreide  im  Contact  mit  Basalt 
Marmor,  aus  Thonstein  Hornfels  u.  s.  w. 

Die  Gesteinsübergänge  sind  demnach  sehr  mannigfaltig  und  ihre  genaue 
Bestimmung  häufig  recht  schwierig.  Aus  ihnen  ergibt  sich  aber  der  wohl  zu 
beachtende,  oft  folgenschwere  Umstand,  dass  die  aus  einem  und  dem- 
selben Steinbruche  gewonnenen  Steine  aus  verschiedenartiger 
Mineralmassc  bestehen  und  daher  auch  eine  verschiedene  Härte, 
Festigkeit,  Dauerhaftigkeit,  Porosität,  Farbe  u.  s.  w.  zeigen  können. 


D.  Die  Arten  der  natürlichen  Gesteine. 

Vorbemerkung:  Nur  diejenigen  natürlichen  Gesteine  und  Erden  sollen 
in  den  nachfolgenden  Paragraphen  besprochen  werden,  welche  für  die  Technik 
von  Wichtigkeit  sind. 

I.  Einfach  krystallinische  Gesteine. 

§  20.  Der  Quarzit  (Quarzfels). 

Eigenschaften.  Der  Quarzfels  bildet  ein  einfach  krystallinisches,  klein- 
feinkörniges bis  dichtes  und  dann  grobsplitteriges,  häufig  sehr  deutUch  ge- 
schichtetes, zuweilen  sandsteinähnliches  Gestein.  Bestandtheile:  Quarz  mit 
Glimmer,  Granat,  Schwefelkies,  Magneteisenerz,  Gold  u.  s.  w.  als  zufällige 
Gemcngtheile.     Farbe    meistens    weiss    oder   grau,    seltener   blau    oder   gelb, 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  23 

ein  schieferiges  Gefüge  besitzender  Quarzfcls),  der  Kieselschiefer  (liefert 
die  besten  Schleifsteine  für  harten  Stahl  und  gute  Probirsteine  für  Gold  und 
Silber),  der  Hornstein,  zu  welchem  der  bekannte  Feuerstein  gehört,  der 
Jaspis  (häufig  gestreift  und  gebändert;  ein  beUebter  Schmuckstein),  der 
Süsswasserquarz  (vorzüglich  geeignet  für  Mühlsteine). 

§  21.  Der  Gyps. 

Eigenschaften.  Der  Gyps  ist  ein  einfach  krystallinisches,  körniges  bis 
dichtes,  auch  faseriges,  schuppiges  und  erdiges  Gestein,  welches  Glasglanz 
und  auf  den  Spaltungsflächen  Perlmutter-  und  Seidenglanz  besitzt  und  einen 
kaum  wahrnehmbaren  flachmuscheligen  Bruch  hat.  Bestandtheile:  Schwefel- 
saurer Kalk  und  Krystallwasser  (d.  i.  chemisch  gebundenes  Wasser).  Farbe 
verschieden,  zumeist  weisslichgrau,  dunkelgrau  oder  röthlich.  Specifisches 
Gewicht:  2*2 — 2"96,  (für  den  gegossenen,  trockenen  Gyps  =  Iw — 2). 
Härte:  1*5  bis  2.  Gyps  lässt  sich  mit  dem  Fingernagel  ritzen.  Wärme- 
ausdehnung bei  einer  Temperaturerhöhung  von  1^  C.  =  0*0<X)028  des 
Volumens.  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcentimeter  nur  oO — 70  X'^ 
ifür  Gypsmörtel  sogar  noch  weniger).  Weiterbeständigkeit  des  natürlichen 
(dichten)  Gypssteines  eine  geringe;  über  die  Dauerhaftigkeit  des  gebrannten 
Gypses  (Stuckgypses  und  Estrichgypses)  siehe  sj   \\)\)  (Gypsmörtel). 

Vorkommen.  Der  Gyps  bildet  meistens  linsenförmige  oder  unregel- 
mässige Stöcke,  begleitet  von  Anhydrit,  Steinsalz  und  Thon,  kommt  aber 
auch,  in  grosser  Mächtigkeit  und  Ausdehnung  (z.  B.  bei  Osterode  im  Harz)  vor. 
Verwendung.  Der  gebrannte  und  gemahlene  dichte  Gyps  dient  zur 
Herstellung  von  Decken-  und  Wandputz,  von  Estrichen,  Stuccaturen,  Ab- 
güssen und  Modellen,  zur  Bereitung  von  künstlichem  Marmor,  Beton,  Dielen 
^Gypsdielen),  Kitten,  Glasuren,  Mörtel,  zu  Anstrichen  u.  s.  w.  (Näheres  hier- 
über im  §  203—213.) 

Abarten:  1.  Der  Alabaster  (^körniger,  derber  Gyps),  ein  zuweilen 
durchsichtiges,  perlmutterglänzendes  oder  schillerndes  Gestein  von  schnee- 
weisser,  graulichweisser  oder  gclblichwcisser  Farbe,  auch  dunkelgefleckt,  geädert, 
gestreift,  geflammt  und  gewölkt.  Er  lässt  sich  leicht  schneiden,  drechseln  und 
poliren  und  wird  zur  Herstellung  von  Luxusgegenständen  (z.  B.  von  Schalen, 
Vasen,  Bechern,  Leuchtern,  Uhrgehäusen  u.  s.  w.),  in  seinen  gröberen  Arten 
auch  als  Baustein  benutzt.  Im  Freien  kann  jedoch  Alabaster  nicht  verwendet 
werden,  weil  er  nicht  wetterfest  ist. 

2.  Das  Marienglas  (Frauen eis,  Fraucnglas,  Gypsspath'),  ein  gross- 
blattcriger,  ungemein  leicht  spaltbarer,  wasserheller  und  ganz  durchsichtiger 
Gyps  mit  perlmutterglänzender  Spaltungsfläche,  aus  dem  man  z.  B.  Hütchen 
für  Lampencylinder,  Verzierungen  für  Heiligenbilder  fertigt  und  früher  Fenster- 
scheiben herstellte. 

3.  Der  Anhydrit,  ein  wasserfreier  Gyps  von  weissgrauer,  grauer,  auch 
hellbbuer  und  hellrother  Farbe,  der  sich  schön  poliren  lässt  und  deshalb 
m  architektonischen  Verzierungen  benutzt  wird. 

§  22.  Der  Kalkstein. 

Eigenschaften.  Der  Kalkstein  ist  ein  einfach  krystallinisches  Gestein  mit 
kömiger  oder  dichter  Structur.  Nur  die  zu  ihm  gehörende  Kreide  hat  ein 


24 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


feinerdiges,  meist  lockeres  Gefüge  und  ist  nicht  krystallinisch.  Bestand- 
theile:  Kohlensaurer  Kalk,  sehr  häufig  verunreinigt  durch  Eisen,  Sand,  Thon, 
Bittererde,  Kieselsäure,  Kohle  und  Bitumen.  Specifisches  Gewicht:  1'5  bis 
300.  Härte  sehr  verschieden,  schwankend  zwischen  3  (kömiger  Kalkstein) 
und  8  (einige  Jurakalke).  Wasse  rauf  nähme:  Beim  dichten  Kalkstein  0*68  bis 
238  *'/()»  beim  körnigen  im  Mittel  ()*25  %  des  Gewichtes.  Farbe:  Beim 
reinen  Kalkstein  weiss,  beim  verunreinigtea  (durch  Beimengungen  von  Oxyden 
gefärbten)  grau  oder  gelblich,  röthlich,  bräunlich  bis  schwärzlich,  bei  den 
kömigen  Kalksteinen  (Marmorsorten)  und  einigen  dichten  Arten  auch  bunt, 
gefleckt,  geädert,  geflammt,  gestreift  und  wolkig.  Kohlensaures  Eisenoxydul 
und  kohlensaures  Manganoxydul  färben  den  Kalkstein  gelblich  bis  bräunlich. 
Kohle  und  Bitumen  geben  ihm  eine  graue,  bläuliche  bis  schwarze,  Chlorit, 
Augit  und  Serpentin  eine  grüne  Farbe.  Festigkeit:  Wegen  der  verschieden- 
artigen Structur  und  Härte  ist  die  Festigkeit  eine  sehr  verschiedene.  Als 
Mittelwerthe  kann  man  für  1  (m^  Querschnitt  annehmen:  für  Druck- 
festigkeit beim  körnigen  Kalkstein  100  k^,  beim  dichten  SOO  Jl:gt  für  Schub- 
festigkeit bO  ^gj  für  Biegungsfestigkeit  70  Z",^,  für  Zugfestigkeit  nur  *M  kg. 
Wärmeausdehnung  bei  einer  Temperaturerhöhung  von  1®C  =  0*000019 
des  Volumens.  Wettcrbeständigkeit  beim  dichten  Kalkstein  fast  immer 
gut,  beim  körnigen  massig,  weil  derselbe  nicht  unempfindlich  gegen  die 
Witterungseintlüsse  ist,  bei  den  erdigen,  weichen,  leicht  zerreiblicheh, 
den  jüngeren  Gesteinsformationen  angehörenden  Kalksteinen  gering.  Die 
Dauerhaftigkeit  der  körnigen  Kalksteine  lässt  sich  durch  Poliren  erhöhen. 

Vorkommen.  Der  Kalkstein  ist  ungemein  verbreitet.  Der  körnige 
bildet  regelmässige  Lager  und  unrcgelmässige  Stöcke  und  Gänge  von  sehr 
verschiedener  Ausdehimng  in  der  Urgneisformation,  im  krystallinischen  Schiefer- 
gebirge, im  Uebergangs-Thonschiefer  und  auch  in  jüngeren  Formationen  der 
Erdrinde,  z.  B.  in  der  Juraformation.  Der  dichte  Kalkstein  findet  sich  in 
allen  Flötzformationen,  in  denen  er  häutig  im  Verein  mit  Sandstein,  Schiefer- 
gestein und  Mergel  mächtige  Gebirgsmassen  bildet. 

Verschiedenes.     Kalkstein    löst    sich    in    Säuren   unter    starkem  Auf- 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  25 

unreinweisser,  lichtgelber,  bräunlicher,  grauer,  rothbrauner  bis  schwarzer  Farbe, 
aber  auch  gestreift,  gefleckt,  geädert,  geflammt  u.  s.  w. 

Nach  dem  geognostischen  Alter  unterscheidet  man  folgende  Haupt- 
arten: 

a)  Den  Uebergangs-  oder  Grauwackenkalkstein,  der  bei  gleich- 
massiger  Structur  und  grösserer  Härte  eine  vorzügliche  Politur  annimmt  und 
sich  im  Allgemeinen  leicht  und  gut  bearbeiten  lässt.  Er  liefert  die  bunten 
Marmorarten  und  findet  in  der  Technik  eine  vielseitige  Verwendung. 

6)  Den  Kohlenkalkstein,  welcher  eine  grosse  Härte  besitzt  und  sich 
leicht  schleifen  und  schön  poliren  lässt.  Er  wird,  weil  häufig  schön  gezeichnet, 
als  Marmor  verwendet,  sowie  seiner  grossen  Festigkeit  wegen  zu  Chaussee- 
bauten und  Strassenpflasterungen  benutzt. 

c)  Den  Muschelkalkstein,  der  einen  ganz  vorzüglichen  Luftmörtel 
liefert,  aber  auch  —  wenn  thonhaltig  —  zur  Bereitung  von  Wassermörtel 
benutzt  werden  kann.  Die  härteren  und  specifisch  schwereren  (dichteren^ 
Muschelkalke  verwendet  man  auch  zu  Strassenpflasterungen  und  Chaussirungen. 
Die  unterste  Schicht  des  Muschelkalksteines  bildet  der  dunkelgefärbte,  dichte, 
feste  und  schwer  formbare  Zechstein,  der  einen  guten  Baustein  liefert. 

d)  Den  Alpenkalkstein.  Er  eignet  sich  als  Baustein  und  wird  zur 
Herstellung  von  Kunstgegenständen  mannigfacher  Art  benutzt. 

e)  Den  Liaskalkstein,  den  man  als  Baustein  und  wegen  seines  Thon- 
gehaltes  auch  zur  Bereitung  von  Wassermörtel  verwendet. 

/)  Den  Rogenstein  mit  runden,  hirsekom-  bis  erbsengrossen  Körnern 
von  concentrisch-schaliger  Structur  und  einem  thonig-mergeligen  Bindemittel. 
&  dient  zu  Bildhauerarbeiten,  als  Hau-  und  Bruchstein  und  wegen  seiner 
Festigkeit  auch  zur  Anfertigung  von  Trottoir-  und  Tischplatten,  ja  selbst  zu 
Strassenpflasterungen  und  Chaussirungen  und  endlich  zur  Bereitung  von  Mörtel. 

^)  Den  Jurakalkstein.  Er  üefert  einen  sehr  widerstandsfähigen  Hau- 
end Bruchstein  und  wird  benutzt  zu  Bildhauerarbeiten,  Treppenstufen,  Säulen, 
2tt  fein-  und  scharfprofilirten  Ornamenten  und  zu  Strassenpflasterungen  und 
Beschotterungen.  Zu  ihm  gehört  der  lithographische  Stein  von  Solnhofen 
in  Bayern,  welcher  sehr  eben  geschichtet,  äusserst  dicht  und  feinkörnig,  etwas 
thonhaltig  und  in  Platten  von  15  bis  30  cm  zwischen  dünnspaltigen,  zum 
Theil  schieferigen  Schichten  gelagert  ist.  Die  harten,  dichten,  bläuUchgrauen 
Platten  von  gleichmässiger  Farbe  und  gleichmässigem  Gefüge  sind  zu  jeder 
Art  lithographischen  Druckes  vprzüglich  geeignet,  aber  auch  sehr  selten  und 
<lannach  sehr  theuer.  Neben  grosser  Gleichmässigkeit  in  Structur  und  Farbe 
«od  einer  nicht  zu  geringen  Härte  soll  ein  guter  Steindruckkalkstein  noch 
<fc  Eigenschaft  besitzen,  in  trockenem  Zustande  einen  aufgegossenen  \Vasser- 
tropfen  schnell  einzusaugen  und  ihn  vor  seiner  Verdunstung  längere  Zeit 
«uückzuhalten. 

h)  Die  Kreide  mit  feinerdigem,  meist  lockerem  Gefüge.  Sie  ist  leicht 
iCTreiblich  und  demnach  stark  abfärbend,  im  reinsten  Zustande  schnee weiss 
und  von  sehr  geringer  Härte  (=  1),  durch  Thon  oder  Eisenoxyd  grau  oder 
gelblich  gefärbt,  und  dann  von  grösserer  Härte.  Die  Kreide  ist  durch  Ab- 
lagerung mikroskopisch  kleiner  Panzerthierchen  (sogenannter  Foraminiferen)  im 
Meer  entstanden;  die  Form  dieser  Thicrchen  kann  bei  ;U)Ofacher  Vergrösse- 
nmg  deutlich  erkannt  werden.  Man  verwendet  die  weisse  Kreide,  welche 
^orderlichenfalls  durch  Schlämmen  gereinigt  wird,  als  Schreibstoff  auf  Holz 


26 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe, 


unrl  Schiefer,  als  Farbe  und  Verflickungsmittel  verschietiener  Farbstoffe,  zur 
Bereitung  von  (ilaserkitt,  bei  der  Herstellung  von  (iUs  mid  Cement,  als 
Polir-  und  PutKmittel  für  Metalle  und  Alabaster,  zum  Kalkbrennen  u.  s.  w. 
Man  kann  sie  politurfähig  machen  untl  ihre  Festigkeit  erhöhen,  wenn  man 
sie  in  Wasserglas  legt;  sie  verwandelt  *iich  dann  in  kieselsauren  Kalk,  Die 
härteren  und  festeren  Kreidearten  kann  man  auch  als  Hau-  und  Bruchsleine 
verwenden,  doch  ist  zu  beachten»  dass  Kreide  im  Allgemeinen  stark  hygro- 
skopisch ist,  ~—  Sehr  geschätzt  ist  die  Champagner -Kreide  wegen  ihrer 
Reinheit  und  Zartheit. 

Zur  Kreide  gehört  noch  der  Flänerkalk,  ein  feinerdiger,  harter,  thoniger 
oder  sandiger  Kalkstein,  uml  die  Tuffkreide  von  Mastricht,  die  sehr 
sandig,  leicht  zerreiblich  uml   lucker  ist. 

0  Den  Grob  kalk  iSüsswasserkalk»,  welcher  zu  allerlei  Bauarbeiten 
und   zur  Mdrtclhercitung  benutzt  wird. 

X')  Den  Ruinenmarmor,  der  ein  mergeliger,  spröder,  dünngeschichteter, 
üchtgelbUchgrauer,  durcb  Eisen  rostfarbig  gefleckter,  kurzmuschelig  brechender 
Kalkstein  ist,  welcher  als  Bau-  und  Decorationsstein  Verwendung  tindet- 

/)  Den  Kieselkalk  stein  i^Granit-Marmor)  mit  einem  hohen  Gehalte 
an  ausgeschiedener  Kieselsäure,  Man  benut/t  ihn  (besonders  aber  seine  Abart, 
den  Neubeuner  Marmor,  <kT  sehr  hart,  wetterbeständig  und  politurfähig 
ist)  zu  Hochbauten,  Grabmoutimenten,  Tisch-,  frottoir-  und  t  Xenplatten,  Kunst- 
gegenständen  u.  s.  w* 

m)  Den  Kalktuff  mit  feinerdigem  bis  fast  dichtem,  aber  auch  sehr 
porösem,  blasigem  oder  schvvamtnigcni  Gefüge,  ?^r  bildet  eine  zusammen- 
gesinterte,  gelblichgraue,  gelblichw  eisse  oder  hellbraune  Masse  von  kohlen- 
saurem Kalk  und  Thon.  Zu  ihm  gehört  der  l'ravertin,  der  unverwüstHche 
Baustein  der  :ilten  Römer,  der  aber  noch  heute  in  Italien  sehr  viel  zu  Bauten 
und  ausserdem  zu  Gartengrotten,  Beeteintassungen  u,  s.  w.  verwendet  wird, 
der  Karlsbader  Sprudelstein  und  der  marmorartige,  polilurfähige  Almaser 
Stein  (vom  Granergebirge  in  Ungarn).  —  Der  Kaiktuff  wird  wegen  seiner 
Porosität,  laiftdurchlässigkcit,  lAirbtigkeit,  Dauerhaftigkeit  und  Festigkeit, 
welche  an  <ler  Luft  noch  allmälig  wächst,  gern  zu  Wohnhausbauten  benutzt, 
trotz  seines  rauhen  uml  löcherigen  Aussehens,  ileini  er  liefert  trockene  und 
gesunde  Räume.  (Vergl.  §  TirK) 

Zu  erwähnen  sind  endlich  noch  der  b  lütter  ige  und  der  faserige  Kalk- 
stein, die  für  die  Technik  nur  eine  untergeordnete  Bedeutung  haben, 

Verwendung.  Aus  dem  M »Iget heilten  geht  hervor,  rlass  ilie  Verwendung 
der  Kalksteine  eine  sehr  mannigfaltige  ist.  Als  Quader-^  Hau-  untl  Bruch- 
steine un<l  als  Material  für  Strassen pHasterungen  und  Chaussirungen  eignen 
sich  besonders  die  folgenden  Arten:  Marmor  (körniger  Kalkstehi),  Ueber- 
gangs-  oder  Grauwackenkalk,  Alpenkalk,  Jurakalk,  Muschelkalk  und  Grobkalk 
—  zum  Kalkbrennen  ausser  den  vorgenannten  noch:  Kaiktuff,  Kreide  mid 
Rogenstein  — -  für  BiMhauerarbciten,  Innendecorationen,  Kunstgegenstande 
aller  Art,  für  t'einprotilirte  und  scharfe  Ornamente  u,  s,  w.  alle  Marmorarten, 
Alpen  kalk   und  Jurakalk. 

Mauer frass.  Kalkhaltige  Steine  (auch  Kalkmörtel)  erzeugen,  wenn  sie 
mit  stickstoffhaltigen,  verwesenden  und  organischen  Stoffen  in  unmittelbare 
Berührung  kommen,  salpetersauren  Kalk  (Kalksaipetcr\  welcher  aus  der  Luft 
Feuchtigkeit  anzieht,    zerfliesst  und  allmälig  eine  vollständige  Zerstörung  des* 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  27 

Mauerwerkes  herbeiführt.  Auch  wenn  Kalkstein  (oder  Kalkmörtel)  mit  vegeta- 
bilischer  (Garten-  oder  Damm-)  Erde  sich  berührt,  sind  Zerstörungen  zu  be- 
fürchten, denn  der  kohlensaure  Kalk  erzeugt  mit  dem  in  solcher  Erde  stets 
vorhandenen  Chlomatrium  (Kochsalz)  neben  kohlensaurem  Natron  auch  Chlor- 
calcium.  Ersteres  wittert  aus  und  ist  unschädlich,  letzteres  aber  wird  schnell 
feucht,  zerfliesst  und  bildet  auf  dem  Mauerwerke  einen  schmutzig-weissen, 
schmierigen,  die  Steine  nässenden  und  erweichenden  Uebcrzug.  (Vergl.  §  61.) 
Man  nennt  diesen  Vorgang  Mauerfrass  oder  Salpeterfrass.  Gegen  ihn 
schützt  man  Kalksteinmauerwerk  dadurch,  dass  man  es  nicht  an  solchen 
Stellen  verwendet,  wo  derartige  Stoffe  an  dasselbe  gelangen  können,  also 
z,  B.  nicht  an  Aborten  und  Düngerstätten  oder  zu  Grundmauern  in  Gärten, 
Wiesen,  Dämmen  und  Deichen  u.  s.  w.,  oder  dadurch,  dass  mau  es  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  überstreicht,  um  die  Bildung  von  trockenen  Salzen 
'.schwefelsauren  AlkaÜen)  und  von  schwefelsaurem  Kalk  (,Gyps)  herbeizuführen, 
die  weder  »Ausblühungen«  noch  Nässe  im  Mauerwerk  hervorrufen,  weil  sie 
nicht  Feuchtigkeit  anziehen.  —  Man  kann  Mauerfrass  vertreiben  dadurch, 
dass  man  den  Putz  abschlägt,  die  Fugen  auskratzt,  die  Mauerfläche  nach 
gehöriger  Austrocknung  mit  heissem  Theer  oder  besser  mit  heissem  Asphalt 
tränkt  und  auf  diesen  Anstrich  einen  Cementputz  aufbringt  oder  (nach  Mothes) 
dadurch,  dass  man  nach  Beseitigung  des  Putzes  und  Austrocknen  des  Mauer- 
werkes die  Steine  mit  einer  Mischung  aus  heissem  Leinöl  (500  g))  Pech  (250  g) 
und  Wachs  ((>4^)  überzieht  und  darüber  einen  Putz,  am  besten  aus  einem 
Gemenge  von  2  Theilen  Ziegelmehl,  2  Theilen  pulverisirten  Steinkohlen- 
schlacken, 1  Theil  Hammerschlag  und  27*  Theilen  ungelöschtem,  mögUchst 
frischem  Kalk  und  Wasser  aufbringt.  Ist  der  Mauerfrass  schon  ziemlich  weit 
vorgeschritten,  so  ist  es  am  besten,  das  von  ihm  ergriffene  Mauerwerk  zu 
beseitigen  und  durch  neues,  aus  nicht  kalkhaltigen  Steinen  (oder  mit  Schwefel- 
säure behandelten  Kalksteinen)  zu  ersetzen. 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  einige  Kalksteinarten  dem  Mauer- 
frasse  besser  widerstehen  als  andere,  und  dass  besonders  mergelige  Kalk- 
steine derartigen  Zerstörungen  unter\vorfen  sind. 

§  23.  Der  Dolomit. 

Eigenschaften.  Der  Dolomit  ist  ein  krystallinisch  grob-  bis  feinkörniges 
oder  dichtes,  theils  deutlich  geschichtetes,  theils  massiges  Mineral,  das  bei 
kömiger  Structur  im  Bruch  Perlmutter-  bis  Glasglanz  besitzt  und  an  den 
Kanten  mehr  oder  weniger  durchscheinend  ist. 

Bestandtheile:  Dolomit  besteht  aus  einer  chemischen  Verbindung  von 
kohlensaurem  Kalk  und  kohlensaurer  Magnesia  und  führt  als  Nebenbestand- 
thcile  meistens  etwas  Eisen-  und  Manganoxydul,  der  körnige  Dolomit  ausserdem 
noch  häufig  Glimmer,  Quarz,  Kalkspath,  Talk,  Schwefelkies  u.  s.  w.  Speci- 
fisches  Gewicht:  2*85 — 2'95.  Wasseraufnahme  in  125  Stunden  = 
l'i^Vo  des  Trockengewichtes.  Härte:  ;Vb — 4*5  (^bei  einigen  Dolomiten  sogar 
^f — il).  Wärmeausdehnung  bei  einer  Temperaturerhöhung  von  1"  C.  = 
(KXK)03r>  des  Volumens.  Farbe  gelblich  weiss,  braun  oder  grau,  seltener 
weiss,  rosenroth  und  schwarz.  Festigkeit:  Gegen  Druck  450  bis  1800/'^, 
gegen  Schub  48 — 90^^,  gegen  Biegung  05 — 180  kg,  gegen  Zug  10 
bis  3ti^^   für  1  f«*  Querschnitt.    Wetterbeständigkeit:   Beim    körnigen 


28 


Erster  The  iL   [)ic  Hauplstoffe, 


Dolomit  im  Allt^emcinen  sehr  gross,  nur  wird  er  ilurrh  tue  im  Steinkohlen- 
rauch  vorhandene  schwefeUge  Säure  ant^egriffen,  so  dass  mau  ihn  in  Fabrik- 
städten nicht  ^ui  als  Haustein  verwenden  kann;  beim  dichten  Dolomit,  der 
meistens  mehr  zerklüftet  ist^  im  Allgemeinen  massig. 

Vorkommen.  Der  Dolomit  ist  weit  verbreitet  nnd  bildet  Lager  und 
Stöcke  in  anderen  Gebirf(smassen,  z.  B.  im  (ineis,  (ilimmerschiefer,  Thon* 
schiefer  u.  s.  w.,  auch  findet  er  sich  in  Adern,  in  Drusenräumen»  auf  Klüften 
und  auf  Erzgängen. 

Verwendung.  Der  krystallinisch  körnige,  politurfähige  ufid  oft  marmor- 
artige Dolomit  wird  zu  Hoch-,  Briicken-,  Wasser-  und  Ttinnelbauten ,  zu 
SteinmetÄarbeiten  aller  Art,  zu  Säulen,  Oniamcntcn,  Denkmälern  u.  s.  w.  ver- 
wemiet  und  gleifh  den  übrigen  Dolnmitarten  zur  Mörtelbereituiig  benutzt. 

Verschiedenes*  Dolomit  zeigt  beim  iiegiessen  mit  kalten  Säuren 
meistens  nur  ein  ganz  schwaches  Aufbrausen ;  er  muss  pulverisirt,  erwärmt 
und  dann  mit  Säuren  begossen  werden,  wenn  man  ihn  auflösen  will  Er 
phosphorescirt,  namentlich  beim  Reiben  und  Erwärmen,  und  leuchtet  auf, 
wenn  man  gegen  ihn  mit  einem  Hammer  in  schräger  Richtung  schlägt.  Der 
dichte  Dolomit  ist  dem  dichten  Kalkstein  sehr  ähnlich,  jedoch  härter  und 
schwerer;  der  körnige  Dolomit  ist  zuckerartiger  und  poröser  als  der  körnige 
Kalkstein* 

Eintheilung.  Ausser  dem  körnigen  und  dem  dichten  Dolomit  sind 
noch  zu  nennen : 

die  Rauchwacke  (Rauchkalk),  ein  caveniöser  Dolomit  mit  feinem 
Korn  und  theils  fester,  theils  lockerer  Masse; 

der  Dolomitsand  (Dolotnitasche\  erdig  und  staubartig; 

der  dolomitische  Kalk,  mit  freiem  kohlensauren  Kalk; 

der  Wellendolomit,    mit  wellenförmig  gebogenen  Schichtungsflächen; 

der  Flammendolomit^  buntgeileckt  oder  geflammt 

§  24  Der  Mergel 

Eigenschaften.  Mergel  bildet  ein  inniges  Gemenge  von  kohlensaurem 
Kalk  oder  Dolomit  und  Thon,  Kr  enthält  auch  häufig  in  grösserer  oder 
geringerer  Menge  feinen  (^uarzsand  und  feine  Glimmerblättcheni  auch  Schwefel- 
kiesp  Manganoxydul  u.  s.  w,,  und  ist  hin  und  wieder  bituminös.  Sein  Gefüge 
ist  locker  oder  dicht,  erdig  oder  schiefrig,  steogelig  oder  kugclförmigsc haiig. 
Speci  fisch  es  Gewicht:  2'rt  (erdiger  Mergelt  bis  2*5  (harter  und  dichter 
Mergel).  Härte  verschieden,  gewöhnlich  =  3.  Mergel  ist  im  Allgemeinen 
weicher  als  Kalkstein. 

Vorkommen.  Mergel  ist  in  allen  geschichteten  Gebirgsformationen  vor- 
handen; er  bildet  dort  neben  dem  Sandstein  und  Kalkstein  das  wichtigste 
Gestein  und  tritt  bisweilen  in  bedeutender  Mächtigkeit  auf. 

Eintheilung.    Man  Iheüt  die  Mergelgebilde  in  der  Regel  ein,  in: 

1.  Kalkmergel,    mit    vorherrschendem    Kalkgehalt    (im    Mittel  75%) n 
er  dient  zur  Bereitung  von  Luft-  imd   Wassermörtcl 

2.  Thonmergel^    mit   vorwaltendem  Thongehalt    (bis   85%);  er  gieb- 
eineti  guten   Was.sennörtel   und    winl   zum  Dichten  von  Wasserbehältern  unci^ 
Rohrleitungen  benützt 

3.  Dolomitmergel,  mit  starkem  Magnesiagehalt  (bis  407o);  er  wir* 
hauptsächlich  zur  Herstellung  von  Wassermörtel  verwendet. 


Erste»  GapilcL  Die  natürltcben   Gesteine  und  die  Errlen, 


29 


4.  J^andmergcl  (l.ehinmergei),  mit  starker  Beimischung  von  Qüarz- 
sand  {bis  75%);  er  zerfällt  in  der  Luft  allmälig  zu  Mergclerde. 

5.  Bituminöser  Mergel  (Sliiikmergel). 
Ferner  unterscheidet  man  noch : 

6.  Stcinmergel,  welcher  sehr  dicht,  fest,  hart,  kalkrcich  iiml  hin  und 
wieder  politurlähig  ist;  er  eignet  sich  zur  Herstellung  von  Bruchsteinmauer- 
werk und  Cement. 

7.  Mergelschiefer,  der  grauschwarz  und  bituminös  ist  und  reichlich 
Kupferente  (daher  auch  Kupferschiefer  genannt),  aber  auch  andere  Metalle 
(wie  z.  B.  Silber  und  Bleiglanz)  führt  und  han|)tsachlich  zur  Gewinnung  vou 
Kupfer  dient  i^bedeutendster  Steinbruch  im   Mansfeldi  sehen). 

8.  Mergelerde,  mit  losem  Bruch;  sie  wird  vorzugsweise  als  Dünger 
mittel  benützt. 

y*  MergeUuff,  welcher  porös  und  löcherig  ist  urnl  in  manchen  Gegenden 
als  Baustein  Verwendung  findet. 

Feinkörnige  und  quarzreiche  Mergel  mit  äusserst  dichter  und  gleich- 
massiger  Beschaffenheit  liefern  vorzügliche  Wetz-  und  vSchleifsteine.  (Vcrgl 
auch  g  60.) 


§  2ö>  Der  Hornblendefels  und  Hornblcndeschiefer. 


Eigenschaften,  Der  Hnrnblendefels  stellt  ein  krystalUnisch  körniges 
Gemenge  von  dunkelgrüner  bis  schwarzer  Hornblende  dar,  das  häufig  Oligoklas 
und  als  unwesentliche  Bestandtheile  Quarz,  dunklen  GÜmmcr,  Granat,  Magnet* 
eisen,  Schwefelkies  u.  s.  w,  fuhrt  Der  Hornblendeschiefer  liildet  ein  meist 
dickschieferiges  Hornblendegcsicin,  welches  gewöhnlich  dieselben  unwesentUchea 
Gtrmengtheile  und  dieselbe  Farbe  wie  der  HornblendelV'ls  besitzt.  Bei  reich- 
Uchem  Oligoklasgehalt  ist  letzteres  Gestein  leicht  mit  Dioritschiefer  zu  ver* 
wechseln.  Mit  diesem  Gestein  und  mit  Syenit  bildet  es  Uebcrgänge.  Specifi- 
sches  Gewicht  der  Hornblendegesteine:  S'Ul— ,H'ir>;  Härte:  5~li; 
LÜruckfestigkeit    für    das  Qua d rate entimeter    im    Durchschnitt  740  ^'j^» 

Vorkommen.  Die  Hornblendegcsteine  kommen  meistens  nur  als  wenig 
ausgedehnte  Einlagerungen  iStöcke  und  Gange)  im  (ineis,  im  Cilimmer-,  Chlorit- 
Umi  Urthonschiefer  vor  und  gehören  zu  den  ältesten  Gebirgsarten. 

Verwendung.  Der  Ho  rn  bleu  de  f  eis  liefert  einen  guten  Stoff  für 
Koch*  und  Strassenbauten  und,  wenn  er  Kalks] >athadern  einschliesst,  auch  für 
X)ecorationen.  Der  Hornblendeschiefer  wird  zu  Trottoir-  und  Flurplatteni 
tu  Treppenstufen,  hier  un<l  da  auch  als  Dachschieferst  ein,  sowie  seiner  Leicht- 
äüssigkeit  wegen  als  Zuschlag  beim  Finschmelzen,  zur  Bereitung  von  Stein- 
(jtur  Anfertigung  von  Knöpfen  u.  s.  w.),  bei  der  Glasfabrikation  u.  s.  w. 
fCTwcndet  Zu  Dacheindeckungen  eignet  sich  besonders  der  norwegische  dünn- 
geschichtete  Homblenfleschicfer. 

Abart:  Der  Strahlstein  oder  der  Aktinolithschiefer 

§  26*  Der  Topfstein  (Talkschiefer). 

Eigenschaften.  Der  Topfstein  (Lavezstein)  bildet  ein  sehr  weiches,  fettig 

^tifuhletides,  perlniutterartig  glänzendes,   dichtes  und  dickschieferiges  Gestein 

nii  cm  bis  imebencm  Brych  und   eine  Abart  des  reinen  Talkgesteins 


Ä> 


Krstcr  Thcil.  Die  Haupistoffe. 


Be>:.iTiih heile:  Kr  Lesteht  aus  schuppigen  Talkmassen  mit  Chlorit 
U'a:  As":  es:  unr.  fuhn  als  /.ufalliire  Bcstaniliheiie  häufig  Glimmer,  Magneteisen, 
S^hwefc'.kio  v..  >.  w.  Speci  fisch  es  (Gewicht:  2'77 — 3*02.  Härte:  1— -2. 
¥^r:  e  crjr/.ich^Tai:.  V e r s c h i e « i en e <.  I Vr  Topfsiein  ist  ganz  unschmelzbar 
UTu:  ieich;  zi:  bearbeiten. 

Vorkommen.  Per  To]»fstein  ist  mit  Talkschiefer  und  Chlorit  verge- 
seUschrifici  i:tu!  lüdet  oft  mächtij:e  I^srer  im  Thonschiefer :  er  ist  in  den 
AiPen  sehr  verbreitet  und  kommt  unter  Anderem  auch  bei  Erbendorf  in 
Bayern  vor. 

Verwenihms:.  Man  verwendet  das  Gestein  seiner  Feuerbeständigkeit 
wegen  z-^r  Herstellung  von  Kochgeschirren,  indem  man  hierzu  eine  Art  von 
Schneidemühle  benutzt,  ferner  als  Gestellstein  für  Hochöfen  und  zu  Ofenplatten. 

^  27-  Per  Serpentin    Serpentinfels.  Schlangenstein\ 

Eigenschaften.  Her  Serpentinstein  ist  ein  krj-stallinischer,  unvollkommen 
bläneriger.  faseriger  und  körniger  bis  dichter  Fels  mit  schwachem  Fettglanz, 
muscheligem  bis  unebenem,  auch  erdigem  Bruch  und  an  den  Kanten  durch- 
scheinend bis  undurchsichtig.  Be stand t heile:  Das  Mineral  Serpentin,  ein  Um- 
wandlungsproduct  verschiedener  krystallinischer  Gesteine,  besonders  der  Olivin- 
gesieine,   und   einige   zulallige   Gemengtheile,  wie    z.  R  Olivin,    Magneteisen, 

Honiblende,  Glimmer.  Quarz,  Asln^si  u.s.  w.  Specifisches  Gewicht:  2*5 2i*! 

Härte:  3 — i  des  frischgebrochenen  Gesteins  =2-5".  Druckfestigkeit  für 
das  Quadratcentimeter  im  Durchschnitt  i^AOkg.  Wetterfestigkeit  sehr 
gross.  Wassergehalt  tles  frischgebrochenen  Gesteins  im  Durchschnitt  12"89*/ , 
mit  wachsendem  Alter  abnehmend.  Farbe  meist  dunkelbuchgrün,  auch  wachs- 
gelb, schwefelgelb,  hellgrün,  roth,  braun,  grau  und  häufig  scUangenartig  ge- 
fleckt   daher  sein  Name    oder  geädert.  Porositätscoefficient:  0-56. 

Vorkommen.  Serpentin  bildet  ausgedehnte  l^ager,  Stöcke  und  Gänge 
namentlich  im  krystalliiiischen  Schiefergebirge,  findet  sich  aber  auch  eingesprengt 
in  Trümmern  anderer  Gesteine  und  tritt  gewöhnlich  mit  Gabbro  auf. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  31 

II.  Gemengte  krystallinische  Gesteine. 
A.  Plutonische  und  metamorphische. 
/.  Orthoklasgesieine, 
g  28.  Der  Granit. 

Eigenschaften.  Der  Granit  bildet  ein  fein-  bis  grobkörniges,  gemengt 
krystallinisches  Gestein  ohne  Schichtbildung  und  ohne  Versteinerungen.  Bestand- 
t heile:  Feldspath  (hauptsächlich  Orthoklas),  Quarz  und  Glimmer.  Als  un- 
wesentliche Gemengtheile  führt  der  Granit  Hornblende,  Turmalin,  Granat, 
Magneteisenstein,  Schwefelkies  u.  s.  w.  Specifisches  Gewicht:  2*55 — 3*02. 
Farbe  gelblich  oder  röthlich,  aber  auch  weiss,  grau  oder  grünlich  und  ab- 
hängig von  den  Bestandtheilen.  Der  Hauptbestandtheil  Feldspath  tritt  im 
Granit  weiss-,  grau-,  gelb-,  roth-  oder  grüngefärbt,  der  Quarz  weiss-  oder 
graugefärbt,  der  Glimmer  grau-,  seltener  schwarz-  oder  grüngefärbt  auf. 
Härte:  6 — 7,  auch  7 — 8,  also  bedeutend.  Wasseraufnahme  (Porositäts- 
coefficient):  im  Mittel  0*61%  beim  feinkörnigen,  0*45%  ^^i"^  grob- 
kömigen  Granit  Wärmeausdehnung  bei  einer  Temperaturerhöhung 
von  \^  C,  durchschnittlich  0000026  des  Volumens.  Festigkeit.  Sie  ist 
bei  quarzreichen  Arten  grösser  als  bei  feldspath-  und  glimmerreichen  und 
beträgt  im  Mittel  für  Druck:  Vi^kg  (grösster  Werth  Ti^kg\  für  Zug: 
yd  kg  (grösster  Werth  4S)kg\  für  Schub:  %^kg  (grösster  Werth  127 /t^),  für 
Biegung:  140^^  (grösster  Werth  2\^kg)  für  das  Quadratcentimeter.  Wetter- 
beständigkeit ausserordentlich  hoch,  wenn  das  Gestein  aus  gesunden  Lagern 
stammt. 

Vorkommen.  Der  Granit  gehört  zu  den  verbreite tsten  Gesteinen,  denn 
er  findet  sich  in  den  meisten  Gebirgen  der  Erde  vor;  er  bildet  dort  \del- 
fach  die  Centralmasse  der  höchsten  Berge  und  ist  ein  Hauptglied  des  Ur- 
gebirges.  Man  findet  ihn  in  grossen,  stockförmigen  Massen  oder  Gängen 
(namentlich  im  Thonschiefer)  und  in  Lagern. 

Verwendung.  Der  Granit  gilt  für  den  vornehmsten  Stein  der  Monu 
mentalarchitektur.  Man  braucht  ihn  seiner  grossen  Dauerhaftigkeit,  Festigkeit, 
Härte  u.  s.  w.  wegen  zur  Herstellung  von  Fundamenten,  Sockeln,  Mauern 
und  Pfeilern ;  weil  er  sich  —  wenn  auch  nur  schwer  —  poliren  lässt,  auch 
zu  Säulen,  Gesimsen,  Wandbekleidungen,  Thür-  und  Fenstergewänden,  sodann 
zu  Treppenstufen,  Trottoirplatten,  Schwellen,  Pflasterungen,  Beschotterungen, 
Bordschwellen  (Randsteinen),  femer  zu  Brücken,  Ufermauern,  Brunnenschalen, 
Denkmälern  u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Die  Güte  des  Granites  hängt  ab:  von  der  Korn- 
grösse  (mittelfeinköraige  werden  im  Allgemeinen  mehr  geschätzt  als  fein- 
und  grobkörnige  Arten),  von  der  chemisch-mineralogischen  Beschaffen- 
heit (quarzreiche  Sorten  [mit  weissem  Orthoklas]  werden  den  feldspathreichen 
vorgezogen,  weil  sie  dauerhafter  sind,  denn  feldspathreiche  Granite  verwittern 
leicht\  von  der  Farbenschönheit  und  Farbenbeständigkeit  (eine 
gelbliche,  rostartige  Farbe  des  Glimmers  deutet  auf  eine  begiimende  oder 
bereits  vorhandene  Verwitterung  hin),  von  der  Frostbeständigkeit  (Granite 
mit  Rissen,  selbst  wenn  dieselben  mit  blossem  Auge  kaum  sichtbar  sind, 
werden  leicht  durch  Frost  zerstört,  weil  in  die  Risse  das  Wasser  eindringen 
und  beim  Gefrieren  in  Folge  seiner  hierbei  eintretenden  Volumenvergrösserung 


32 


Erster  Theil.  Die  HauptstofTe. 


den  Stein  sprengen  kann),  von  der  Lage  im  Steinbruch  (die  unmittelbar" 
unter  dem  Abraum,  der  sogenannten  Schwarte,  liegenden  Granitmassen  sind, 
häufig  > angefault«  d.  h.  in  Verwitterung  begriffen;  die  in  der  Nähe  von  Ver— 
werfungsklüften  liegenden  sind  oft  rissig,  die  neben  anderen  Felsmassen. 
gelagerten  haben  oft  ein  etwas  schieferiges  Gefüge  u.  s.  w.),  von  der  Druck- 
festigkeit u.  s.  w. 

Wegen  der  grossen  Härte  und  Festigkeit  ist  Granit  schwer  zu  be- 
arbeiten. Bei  der  Bearbeitung  ist  wegen  seines  Quarzgehaltes  ein  Ausspringea 
der  Kanten  zu  befürchten.  Zum  Schleifen  und  Poliren  eignen  sich  besonders 
die  quarzreichen  und  glimmerarmen  Arten,  zu  Bildhauerarbeiten  die  fein- 
kömigen,  die  eine  sehr  feine  Politur  annehmen,  zu  Strassenpflasterungen  die 
härteren  und  festeren  u.  s.  w.  Das  Poliren  macht  insofern  Schwierigkeiten, 
als  der  Feldspath  erst  rauh  geschliffen  erscheint,  wenn  der  Quarz  bereits 
Politurglanz  zeigt  und  der  Glimmer  schon  ausgerieben  oder  wenigstens  schon 
blind  geworden  ist.  Um  eine  schöne  PoUtur  zu  erhalten,  werden  die  Glimmer- 
vertiefungen nach  dem  Foliren  durch  Abreiben  des  Steines  mit  S{>eckstein 
oder  venetianischem  Talk  ausgefüllt ;  hierdurch  erhält  der  Stein  einen  schwachen 
Silberglanz,  der  haftengebliebene  Glimmer  aber  wird  grau.  Es  empfiehlt  sich, 
Ornamente  beim  Granit  zu  vermeiden  und  zu  Gesimsen,  Treppenstufen  u.  s.  w. 
nur  einfache,  nicht  zu  kleine  Profile  mit  rechten  oder  stumpfen  Winkeln  zu 
wählen. 

Noch  zu  erwähnen  ist,  dass  durch  die  Zersetzung  des  Orthoklas  aus 
dem  Granit  Kaolin  (Porzellanerde,  Thon)  entsteht. 

Abarten.  Ausser  dem  sogenannten  Normalgranit,  aus  vorherrschend 
weissem  Orthoklas,  wenig  Oligoklas,  reichlichen  Mengen  Quarz  und  weissem 
und  schwarzem  Ghmmer,  unterscheidet  man  noch  die  folgenden  Arten: 

1.  Riese ngranit   mit   einzelnen  Körnern  von  mehr  als  Erbsengrösse. 

2.  Porphyrartiger  Granit  mit  feinkörniger  Grundmasse,  in  welcher 
einzelne  grosse  Orthoklaskrystalle  eingebettet  sind; 

;\.  Gneis granit  und  Alpengranit,  mit  wenig  schiefrigem  Gefüge; 

4.  Schrift  granit  mit  grossen  Orthoklasindividuen,  wenig  Glimmer  und 
stengcligen,  parallelstehen  den  Quarzprismen,  die  das  Gestein  so  durchwachsen 
haben,    dass   auf  den  Bruchflächen    senkrecht   zu    den  Quarzprismen  schrift- 


I 


f 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  SS 

12.  Granitit    aus    rothem    Orthoklas,    reichlichen    Mengen    Oligoklas, 
wenig  Quarz  und  geringen  Mengen  von  schwärzlich-grünem  Magnesiaglimmer ; 

13.  Grüner  Granit  mit  apfelgrünem  Feldspath; 

14.  Greisen  mit  grauem  Quarz,  grünem  Glimmer  ;ind  ohne  oder  nur 
mit  ganz  geringen  Mengen  Feldspath  u.  s.  w. 

§  29.  Der  Granulit. 

Eigenschaften.    Der  Granulit  ist  ein   mittelkleinkömiges,    krystallinisch- 
schiefriges,    regelmässig    geschichtetes    Gestein    mit    kleinsplitterigem    Bruch. 
Bestandtheile:  Feinkörniger  bis  dichter  Orthoklas,  Quarz   in  sehr  dünnen, 
platten  Körnern   und   eingestreute   hirsekomgrosse,   rothe  Granaten   oder  an 
Stelle   derselben    Glimmer.    Specifisches    Gewicht:     200 — 2*67.    Farbe 
/lauptsächlich  weiss  oder  weisslichgrau,  aber  auch  (durch  Eisenoxydul?)  hell- 
gelb, hellroth  u.  s.  w.  Wetterbeständigkeit:    Granulit    ist  im  Allgemeinen 
der  Verwitterung  leicht  unterworfen,  stets  aber  von  geringerer  Dauer  als  der 
Granit  wegen  des  geringeren  Quarzgehaltes.  Härte   ähnlich  der  des  Granites. 
Vorkomm  en.     Granulit    bildet    in    älteren    krystallinischen    Gesteinen 
(im  Gneis,   Granit,   Serpentin  u.  s.  w.)  gangartige,  grössere  oder  kleinere  Ab- 
lagerungen. 

Verwendung.  Da  sich  das  Gestein  wegen  seiner  gleichmässigen 
Schichtung  leicht  und  in  meist  ebenflächige  Platten  spalten  und  frischgebrochen 
sich  gut  poliren  lässt,  so  eignet  es  sich  zur  Herstellung  von  Fensterbänken, 
Trottoirplatten,  Tischplatten,  Treppenstufen  u.  s.  w.  Auch  für  rohe  Mauern 
(Fundamente)  und  für  Chausseebauten  (Unterbettungen)  liefert  es  einen  recht 
brauchbaren  Stoff,  dagegen  lässt  es  wegen  seiner  Härte,  und  weil  es  in 
dünnen  Platten  bricht,  eine  weitere  Bearbeitung  nicht  zu. 

Abarten:  Glimmergranulit  (schiefriger  Granulit),  sehr  glimmer- 
reich und  mit  dünn-  oder  dickschaligem  Gefüge,  Hornblen(legranulit,  mit 
Hornblende,  Gneisgranulit,  mit  vielem  Glimmer  und  einem  flaserigen,  dick- 
schief erigen  Gefüge,  Diallaggranuli  t  (Trappgranulit)  aus  Diallag,  Plagioklas, 
Quarz,  Granat,  auch  Hornblende,  Orthoklas,  Augit  u.  s.  w.,  gefleckter 
Granulit  oder  Forellenstein,  mit  dunklen,  von  Hornblende  herrührenden 
Flecken. 

§  30.  Der  Felsitporphyr  (Quarzporphyr). 

Eigenschaften.  Der  Felsit-  oder  Quarz])orphyr  bildet  ein  gemengt- 
krystallinisches  Gestein  mit  einem  dichten  oder  feinkörnigen,  schiefrigen, 
kugeligen,  lockeren,  erdigen  u.  s.  w.  Gefüge  und  einem  splitterig-muscheligen 
oder  matten,  unebenen  u.  s.  w.  Bruch.  Bestandtheile:  Die  Grundmasse, 
Felsit  genannt,  besteht  aus  einem  sehr  feinen  und  innigen  Gemenge  von 
Feldspath  und  zarten  Quarzkömchen  und  enthält  eingesprengt  grosse  Orthoklas- 
krystalle,  Quarz  in  hirsekom-  bis  erbsengrossen  runden  Körnern  oder  gut 
ausgebildeten  Krystallen,  Glimmer  u.  s.  w.  Sie  zeigt  nicht  nur  in  ihrem 
Gefüge,  sondern  auch  in  dem  Mengenverhältnisse  ihrer  Bestandtheile  eine 
grosse  Mannigfaltigkeit,  denn  sie  ist  entweder  dicht,  sehr  hart  und  splitterig 
oder  feinkörnig,  zähe  und  weich  oder  matt,  rauh,  locker,  weniger  fest  und 
leicht  zersprengbar  oder  auch  erdig  u.  s.  w.  und  besitzt  manchmal  eine 
lagenförmigey  schiefrige  oder  gebänderte  Structur  (schiefriger  Porphyr) 
oder  eine  dnisenfönnige  (Mtihlsteinporphyr)  oder  eine  schalige,  kugelige, 

K  r  9  f  •  r,  Haiiiiharh  der  Battttofflebre.  Z 


Sk 


Erster  Theil.  Die  HauptstofTe. 


sphärolithische  (Kugelporphyr)  u.  s.  w.  Farbe  sehr  verschieden,  meistens 
röthlich,  grünlich,  gelblich  und  grau.  Specifisches  Gewicht:  1'55 — 2*793. 
Härte  meistens  sehr  gross,  bei  einigen  Arten  (siehe  unten)  auch  gering. 
Wasseraufnahme  in  125  Stunde'n  durchschnittlich  0'657o-  Druck- 
festigkeit für  das  Quadratcentimeter  im  Mittel  1300  /^g  (höchster 
Werth  27(X)  ^g).  VVetterbeständigkeit  im  Allgemeinen  bedeutend. 

Vorkommen.  Der  Felsitporphyr  bildet  mächtige  Lager  und  Gänge, 
auch  grosse  Bergmassen  und  gewaltige  Decken  im  Rothliegenden,  im  Bunt- 
sandstein, im  Zechstein  u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Einige  Arten  lassen  sich  ihrer  grossen  Härte  wegen 
nur  schwer  bearbeiten,  nehmen  aber  eine  vorzügliche  Politur  an  und  sind 
ausserordentlich  fest;  andere  Arten  (wie  z.  B.  der  Thonporphyr)  haben  dagegen 
eine  geringe  Tragfähigkeit,  sind  leichter  zu  bearbeiten  und  nicht  politurfähig. 
Der  Felsitporphyr  bildet  Uebergänge  einerseits  in  Granit,  anderseits  in  Pech- 
steinporphyr. Wegen  der  vorherrschenden  rothen  Farbe  wird  der  Felsit- 
porphyr meistens    *  rother  Porphyr«  genannt. 

Verwendung.  Wegen  ihrer  grossen  Dauerhaftigkeit,  hohen  Festigkeit, 
wirkungsvollen  Farbe  und  ausgezeichneten  Politurfähigkeit  werden  die  härteren 
Arten  zur  Herstellung  von  Säulen,  Sockeln,  Denkmälern,  Skulpturen,  zu 
Quadersteinen  für  die  Monumentalarchitektur,  auch  zu  Treppenstufen,  Pflaste- 
rungen und  Chaussirungen  u.  s.  w.  verwendet. 

Eintheilung.  Man  unterscheidet  vornehmlich  folgende  Arten: 

1.  Den  Hornsteinporphyr,  ein  vollkommen  dichtes,  sehr  sprödes 
und  sehr  hartes  Gestein  mit  splitterig-muschehgem  Bruch,  dessen  Grund- 
masse aus  grösseren  Mengen  Orthoklaskrystallen  besteht  und  viele  glasige 
Bestandtheilc  enthält. 

2.  Den  Feldsteinporphyr  (eigentlichen  Felsitporphyr),  ein  fein- 
kömiges,  sehr  zähes  und  hartes  Gestein  mit  mattem,  unebenem  Bruch,  dessen 
Grundmasse  wenig  (^uarzkörner,  aber  sehr  viele  Orthoklaskrystalle  besitzt. 

3.  Den  Thonstcinporphyr,  ein  durch  begonnene  Verwitterung  bereits 
weich  gewordenes  Ge.stein. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  35 

Wasseraufnahme  in  125  Stunden:  durchschnittlich  0*48  7o-  Porenraum: 
im  Mittel  1*3  7o-  We tterbes tändig k ei t  sehr  gross.  (Syenit  übertrifft  an 
Dauerhaftigkeit  selbst  den  Granit.) 

Vorkommen.  Man  findet  den  Syenit  in  mächtigen,  stark  zerklüfteten 
Massen  in  den  ältesten  Formationen.  Er  bildet  aber  auch  Gänge  und  Stöcke, 
ist  häufig  von  Granitgängen  durchzogen  und  von  Gneis,  Glimmer-  und  Thon- 
schiefer,  krystallinischem  Kalkstein  u.  s.  w.  umschlossen. 

Verschiedenes.  Die  alten  Aegypter  bezogen  den  Stein,  aus  welchem 
sie  Obelisken,  Pyramiden,  Tempel  u.  s.  w.  herstellten,  aus  der  Stadt  Syena 
{dem  heutigen  Assuan  in  der  Lapdschaft  Thebais).  Von  diesem  Orte  führt 
das  Gestein  seinen  Namen.  Besitzt  der  Syenit  eine  Streckung,  d.  h.  stehen 
die  Homblendesäulen  parallel,  so  ist  er  schwerer  zu  bearbeiten;  haben  die 
Orthoklaskrystalle  eine  parallele  Lagerung,  so  lässt  sich  das  Gestein  in 
Platten  abbauen. 

Verwendung.  Da  das  Gestein  eine  hohe  Festigkeit,  Dauerhaftigkeit, 
Farbenschönheit  und  Politurfähigkeit  besitzt,  eignet  es  sich  besonders  zur 
Herstellimg  von  Sockeln,  Denkmälern  und  als  Baustein  für  Prachtbauten, 
femer  zu  Brückenpfeilern,  Strassenpflasterungen  (das  Pflaster  von  Dresden 
besteht  aus  rothem  Syenit),  Chaussirungen  u.  s.  w. 

Eintheilung.  Man  theilt  die  Syenite  und  ihre  Uebergänge  ein  in: 

1.  Den  echten  Syenit  oder  Hornblendesyenit,  meistens  ohne 
jeden  Quarzgehalt; 

2.  Den  Syenitporphyr  (Orthoklasporphyr),  einen  quarzfreien  Syenit 
mit  grösseren  Orthoklaskrystallen  und  einem  porphyrartigen  Gefuge; 

3.  Den  Glimmersyenit,  der  statt  der  Hornblende  Plagioklas  und 
grünen  Magnesiaglimmer  enthält; 

4.  Den  Syenitgranit  oder  Hornblendegranit,  mit  Hornblende, 
Plagioklas,  grünem  MagnesiagUmmer  und  Quarz. 

5.  Den  Syenitgneis  oder  Syenitschiefer,  welcher  eine  faserige  oder 
schiefrige  Structur  zeigt; 

6.  Den  Zirkonsyenit,  mit  Orthoklas,  wenig  Hornblende  und  reichen 
Mengen  von  Zirkonkrystallen  und  Eläolith  oder  Nephelin; 

7.  Den  Monzonit,  mit  Orthoklas,  Plagioklas,  Biotit  und  grossen 
Mengen  Hornblende  oder  Augit. 

2.  Plagioklas gesteine. 
§  32.  Der  Diorit. 

Eigenschaften.  Der  Diorit  oder  Hornblendegrünstein  besteht  aus 
einem  innigen  krystallinischen  Gemenge  mit  grob-  bis  feinkörnigem,  auch 
dichtem,  porphyrischem,  kugeligem  oder  schiefrigem  Gefüge.  Bestandtheile: 
Schwärzlichgrüne  bis  grünlichschwarze  Hornblende  in  Körnern  und  Nadeln 
und  weisser,  gelblicher  oder  grünlicher  Plagioklas  (Oligoklas  oder  Andesin). 
Hierzu  treten  zuweilen  noch  weissgraue,  fettglänzende  und  meistens  grobe 
Quarzkömer  und  hellrothe  Augitkömer  sowie  als  zufällige  Gemengtheile 
Schwefelkies,  Chlorit  und  Glimmer.  Farbe  meistens  schwarzgrün.  Specifi- 
sches  Gewicht:  2*8 — 3*0.  Härte  durchschnittlich  5—6.  Druckfestigkeit 
für  das  Quadratcentimeter  im  Mittel  W^kg  (höchster  Werth  2780^^). 
Wasseraufnahme  höchstens  0*5  %.  Porositätscoefficient:  0*25.  Wetter- 


86 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


beständigkeit   ausserordentlich    gross,    wenn   nicht  grössere   Mengen  von 
Schwefelkies   im  Gestein  vorhanden  sind. 

Vorkommen.  Der  Diorit  bildet  meistens  ein  unregeUnässig  zerklüftetes» 
seltener  in  Kugeln  oder  Säulen  abgesondertes  Gestein  ohne  grosse  Ver- 
breitung. Man  findet  ihn  im  Gerolle  und  Geschiebe,  als  gang-  und  stockartige 
Lager,  als  Begleiter  von  Erzlagern  und  besonders  im  Gebiete  des  krystallini- 
sehen  Schiefergebirges,  aber  auch  im  Gneis,  Syenit,  Kalkstein,  in  der  Grau- 
wacke  u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Diorit  ist  wegen  seiner  grossen  Zähigkeit  sehr  schwer 
zu  sprengen  und  zu  bearbeiten,  jedoch  kann  man  ihm  —  allerdings  nur 
unter  Aufwendung  vieler  Mühe  —  eine  sehr  schöne  und  haltbare  Politur  geben. 

Verwendung.  Der  Fels  eignet  sich  ausgezeichnet  zu  Pflasterungen 
und  Chaussirungen,  kann  aber  auch  zu  Quadersteinen,  Säulen,  Denkmälern» 
und  —  wenn  er  Schieferstructur  besitzt  —  zu  Platten  sowie  bei  sphäro- 
lithischem  Gefüge  (wie  auf  Corsika)  in  Platten  zugeschnitten  als  Decorations- 
stein verwendet  werden. 

Eintheilung.    Man  unterscheidet: 

1.  den  gewöhnlichen  oder  Normaldiorit  mit  fein-  bis  grobkörnigem 
Gefüge; 

2.  den  Diorit-Aphanit  (dichten  Grünstein)  mit  sehr  feinkörnigem» 
kryptokrystallinischem  Gefüge ; 

3.  den  Glimmerdiorit  mit  reichen  Mengen  von  schwarzem  oder 
braunem  Glimmer; 

4.  den  Quarzdiorit  mit  starkem  Quarzgehalt; 

5.  den  Dioritporphyr  mit  ausgeschiedenen  grösseren  Krystallen  von 
hellgrünem  Oligoklas  und  Hornblende  und  mit  porphyrischem  Grefi^e  (vorzugs* 
weise  Glimmerdiorit); 

6.  den  Dioritschiefer  mit  unvollkommen  schiefriger  Structur,  durch 
parallele  Lagerung  der  Homblendesäulen  hervorgerufen; 

7.  den  Kugel  diorit  (Corsit)  mit  sphärolithischer  Structur. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  37 

Verwendung.  Im  grossen  Ganzen  ist  die  Verwendung  des  Diabas  die 
gleiche  wie  die  des  Diorit,  nur  können  bereits  in  der  Verwitterung  begriffene 
Steine  nicht  zu  Strassenpflasterungen  und  Chaussirungen  benutzt  werden. 

Eintheilung.    Nach  dem  Gefüge  unterscheidet  man: 

1.  den   körnigen    Diabas   mit   deutlich  erkennbaren   Gemengtheilen; 

2.  den  Diabasaphanit  mit  kryptokrystallinischer  Structur  und  starkem 
Chloritgehalt; 

3.  den  Diabasporphyr  mit  feinkörniger  bis  dichter  Grundmasse,  aus 
welcher  grosse  Labradorkrystalle  (Labradorporphyr)  oder  Augitkrystalle 
(Augitporphyr)  hervortreten; 

4.  den  Diabasschiefer  (Grünsteinschiefer),-  ein  feinkörniges  bis 
dichtes,  sehr  chloritreiches  Gestein  mit  mehr  oder  weniger  vollkommener 
Schieferstnictur ; 

5.  den  Diabasmandelstein  (Grünmandelstein,  Blatterstein)  mit 
Mandeln  von  Kalkspath; 

6.  den  Kalkaphanit  mit  feinvertheilten  Kalkspathkömem  und  oft 
schiefriger  Structur  (Kalkaphanitschiefer,  Kalkdiabasschiefer); 

7.  die  Diabaswacke,  ein  weiches  Gestein,  das  zu  Bruchsteinen  Ver- 
wendung findet. 

§  34.  Der  Porphyrit. 

Eigenschaften.  Der  Porphyrit  ist  ein  gemengtes  krystallinisches  Gestein 
mit  porphyrischem  Gefiige,  das  zu  den  Porphyrgesteinen  gehört.  Bestand- 
theile:  Eine  aus  Pkigioklas  und  Hornblende  oder  Glimmer  bestehende,  sehr 
feinkörnige  bis  dichte  Grundmasse,  aus  welcher  Orthoklaskrystalle  (Ortho- 
klasporphyr), Oligoklaskrystalle  (Oligoklasporphyr)  oder  Hornblende- 
krystalle  (Hornblendeporphyr)  hervorragen,  oder  brauner  bis  schwarzer 
Glimmer  (Glimmerporphyr)  ausgeschieden  ist,  und  die  selten  Quarzkömer 
enthält.  Farbe  verschieden;  gewöhnlich  braunroth,  dunkelgrau  oder  bläulich- 
grau. —  Härte,  specifisches  Gewicht,  Festigkeit,  Wetterbeständig- 
keit, Verwendung  u.  s.  w.  ähnlich   der  des  Felsitporphyrs.    (Siehe  §   29.) 

Vorkommen.  Porphyrit  bildet  mächtige  Gänge,  Stöcke  und  Lager, 
namentlich  im  Gebiete  des  Granit  und  Syenit. 

§  35,  Der  Melaphyr. 

Eigenschaften.  Der  Melaphyr  oder  schwarze  Porphyr  (Basaltit) 
ist  ein  feinkörniges  bis  dichtes,  häufig  mandelsteinartiges,  aber  auch  por- 
ph)nrisches  Eruptivgestein.  Bestandtheile:  In  einer  glasigen  (basaltischen) 
Grundmasse,  welche  hauptsächlich  aus  Labrador  und  einem  noch  nicht  genau 
bestimmten  Silicate  (Augit,  Hornblende  oder  Pyroxen.^*)  besteht,  sind  Plagio- 
klas  (seltener  Orthoklas),  Augit,  Olivin,  Apatit  u.  s.  w.  ausgeschieden.  Als 
zufällige  Bestandtheile  führt  der  Melaphyr:  Schwefelkies,  Magneteisenstein, 
Kupfer,  Silber,  Quarz,  Glimmer,  Hornblende  u.  s.  w.  Farbe  dunkelgrau, 
dunkelgrün,  schmutzigroth  oder  schwarz.  Härte  ziemlich  gross.  Specifi- 
sches Gewicht:  2*5 — 2*8.  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcentimeter 
durchschnittlich  1200  kg  (höchster  Werth  1160  kg).  Wetterbeständigkeit 
im  Allgemeinen  massig;  Melaphyr  kann  deshalb  als  Baustein  nicht  ohne  Be« 
denken  verwerthet  werden.  Wasseraufnahme  sehr  gering. 


88 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Vorkommen.  Der  Melaphyr  kommt  in  mächtigen  Lagern,  G&ngen, 
Stöcken,  Decken  und  Kuppen  mit  platten-  oder  bankförmigeni  audi  Säulen* 
oder  kugelförmigen  Absonderungen  im  Gebiete  der  Steinkohle,  des  Roth- 
liegenden und  des  unteren  2^chstein  vor. 

Verschiedenes.  Melaphyr  ist  oft  verwittert  und  zeigt  dann  eine 
erdige  Structur  und  eine  grüne,  bei  weiter  vorgeschrittener  Zersetzung  gelb- 
lichgrüne bis  braune  Farbe.  Angewitterter  Melaphyr  riecht  nach  Thon,  braust 
mit  Säuren  auf,  ist  schmelzbar  und  lässt  sich  mit  dem  Messer  ritzen. 

Verwendung.  Aus  unverwittertem  Melaphyr  stellt  man  Strassenpflaste- 
rungen  und  Chaussirungen  und,  weil  er  Politur  annimmt,  auch  Grabdenk* 
mäler  her.  Das  Gestein  wird  durch  den  Strassenverkehr  weniger  glatt  als  der 
ihm  ähnliche  Basalt.  Die  in  Paris,  Berlin,  München  u.  s.  w.  mit  ihm  bei 
Pflasterungen  gemachten  Erfahrungen  waren  jedoch  wenig  befriedigend.  Zer» 
setzter  Melaphyr  liefert  einen  fruchtbaren  Ackerboden. 

Abarten:  1.  Melaphyrporphyr  mit  feinkörniger  bis  dichter  Grund* 
masse,  aus  welcher  Labrador-  oder  Glimmer-,  auch  Hornblende-  und  Augit- 
krystalle  hervortreten; 

2.  Melaphyrmandelstein  mit  Blasenräumen,  welche  mit  Mandeln 
aus  Kalk-  und  Brauiispath,  Quarz  (Bergkrystall),  Jaspis,  Achat,  Amethyst, 
Silber,  Kupfer  u.  s.  w.  ausgefüllt  sind,  sowie  mit  grösseren,  nach  innen  offenen 
Höhlungen,    die    zum    Theile   mit   Kalkspath,   Quarz   u.  s.  w.  angefüllt   sind; 

3.  Palatinit  mit  Diallaggehalt. 

§  36.  Der  Gabbro. 

Eigenschaften.  Der  Gabbro  (Urgrünstein,  Zobtenfels)  bildet  ein 
meist  granitartig  grob-  bis  feinkörniges,  regellos  verwachsenes  krystallinisches 
Gemenge.  Bestandtheile  vorherrschend  I^brador  oder  Saussurit  mit  Diallag 
(Diallaggabbro)  oder  Smaragdit  (Smaragditgabbro).  Als  zuf^Ülige  Ge- 
mengtheilc  sind  zu  nennen:  Olivin  (Olivin gabbro),  Quarz,  Hornblende, 
Talk,  Glimmer,  Granat,  Magnetkies,  Magneteisen,  Schwefelkies  u.  s.  w.  Farbe 
gewöhnlich  dunkelgrün.  Härte:  6 — 7  auch  7 — 8.  Specifisches  Gewicht: 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  39 

Ornamenten,  Wandbelag-  und  Tischplatten,  kleinen  Säulen  u.  s.  w.  verwendet, 
jedoch  auch  als  Baustein  und  zu  Mühlsteinen,  Strassenpflasterungen  und 
Chaussirungen. 

5.   Glimmergesteine. 
§  37.  Der  Gneis. 

Eigenschaften.  Der  Gneis  (Gneiss,  Gneus,  Gneuss)  ist  ein  krystallinisch- 
kömiges,  flaseriges  bis  schiefriges  Gestein,  das  sich  nur  durch  seine  Structur 
vom  Granit  unterscheidet.  Bestandtheile:  Dieselben  wie  beim  Granit,  näm- 
lich Orthoklas  (zum  Theile  auch  Oligoklas),  Quarz  und  Kali-  oder  Magnesia- 
glimmer, von  denen  zumeist  der  Glimmer  vorherrscht  (Glimmergneis),  der 
Quarz  aber  mehr  zurücktritt.  Der  Glimmer  ist  manchmal  theilweise  durch 
Hornblende  (Hornblendegneis),  Talk  (Protogin-  oder  Talkgneis), 
Chlorit  (Chloritgneis)  oder  Graphit  (Graphitgneis)  vertreten;  ausserdem 
führt  das  Gestein  auch  Eisenglimmer  (Eisenglimmergneis),  Plagioklas 
u.  s.  w.  Farbe  je  nach  den  Gemengtheilen  verschieden,  meistens  schwärzlich 
oder  röthlichgrau,  aber  auch  blau,  violett  und  weiss  gesprenkelt.  Specifisches 
Gewicht:  24— 2*9. 

Härte:  Fast  dieselbe,  wie  die  des  Granit.  Druckfestigkeit  für  das 
Quadratcentimeter  im  Mittel  etwa  1700  kg.  Wetterbeständigkeit: 
Beim  quarzreichen,  dickbankigen,  lagenförmigen  Gneis  dieselbe  wie  beim 
Granit,  beim  glimmerreichen,  eisenhaltigen,  dünngeschichteten  Gneis  dagegen 
geringer,  so  dass  solche  Gesteinsarten  nur  mit  Vorsicht  zu  verwenden  sind. 
Wasseraufnahme  gering. 

Vorkommen.  Gneis  gehört  zu  den  weitverbreitetsten  und  ältesten 
Gesteinen  der  Erde;  er  bildet  die  unterste  aller  bekannten  Ablagerungen  und 
hat  meistens  eine  kolossale  Mächtigkeit  (nach  S  tu  der  von  10 — 20.000  w). 
Man  findet  ihn  in  fast  allen  grösseren  Gebirgen  der  Erde,  wo  er  häufig 
mit  Glimmer-,  Hornblende-,  Chlorit-  und  (iraphit-Schiefersteinen,  mit  Quarziten, 
Serpentinsteinen,  Kalksteinen,  Granitgneisen  u.  s.  w.  abwechslungsreiche 
Schichtenreihen  bildet  und  stellenweise  gang-  und  stockförmig  von  Erzen 
durchsetzt  ist. 

Verschiedenes.  Durch  Verlust  des  schiefrigen  Gefüges  und  Hervor- 
treten der  kömigen  Structur  geht  der  Gneis  in  Granit,  durch  Ueberhand 
nehmen  des  Glimmers  und  Abnahme  des  Feldspathes  in  Glimmerschiefer, 
durch  Abnahme  des  Glimmers  in  Granulit  über.  Gneis  ist  leichter  zu  spalten 
wie  Granit  und  wird  durch  Verwitterung  zu  einem  morschen,  weichen  Grus. 
Sind  seine  Feldspath-  und  Glimmerbestandtheile  zersetzt,  so  bildet  er  eine 
thonige  Masse,  die  einen  fruchtbaren  Ackerboden  liefert  und  auch  gut 
zur  Herstellung  von  Ziegeln  geeignet  ist. 

Verwendung.  Man  benützt  den  dickbankigen,  lagenförmigen  und 
quarzreichen  Gneis  zu  Quader-  und  Bruchsteinen,  Treppenstufen,  Trottoir- 
platten,  auch  zu  Pflasterungen  (besonders  für  steilere  Strassen,  weil  er 
weniger  Glätte  wie  der  Granit  besitzt),  den  dünnschiefrigen  zu  Dachein- 
deckungen, Fensterbänken  u.  s.  w.,  den  glimmerreichen  zu  Gestellsteinen  u.  s.  w. 

Eintheilung.  Nach  der  Structur  und  Schichtung,  die  von  der  Menge 
der  blättrigen  Bestandtheile  und  der  Art  ihrer  Einlagerung  abhängen,  unter- 
scheidet man  folgende  Arten: 


40 


Erster  Theil.  Die  Hauptsloffe. 


1.  den  Normalgneis  mit  gleichmässig  vertheilten,  die  Lagen  des 
kömigen  Feldspath-Quarz-Gemenges  trennenden,  meist  parallelen,  schuppigen 
Glimmerlamellen ; 

2.  den  Flasergneis  mit  langgezogenen,  flaserigen,  parallelen,  dünnen 
Glimmerlamellen,  welche  das  kömige  Gemenge  des  Feldspath  und  Quarz  in 
unregelmässige,  linsenförmige  Partien  theilt; 

3.  den  Schiefergneis  mit  dünnen,  parallelen  Glimmerblättchen,  die 
eine  zusammenhängende,  ebenflächige,  ausgedehnte  Lage  zwischen  dem  kömigen 
Feldspath-Quarz-Gemenge  bilden ; 

4.  den  Lagengneis,  einen  Schiefergneis  mit  abwechselnd  glimmer- 
reichen und  glimmerarmen  Lamellen; 

5.  den  Holz-  und  Stengelgneis,  bei  welchem  alle  Bestandtheile  des 
Gesteins  stengelig  angeordnet,  d.  h.  gestreckt  sind,  so  dass  häufig  eine 
faserige  Structur   erscheint; 

6.  den  Augengneis  mit  kugel-  oder  linsenförmigen,  grossen,  aus  der 
Schiefermasse  hervortretenden  Orthoklaskrystallen  zwischen  wellenförmig  ge- 
bogenen Glimmerblättchen. 


§  38.  Der  Glimmerschiefer. 

Eigenschaften.  Der  Glimmerschiefer  ist  ein  krystallinisches,  je  nach 
der  Beschaffenheit  seiner  Gcmengtheile  dünn-  oder  dickschiefriges,  eben-  oder 
kmmmschiefriges,  wellenförmig-,  auch  kurzschiefriges,  grob-  und  feingefältetes 
Gestein.  Bestandtheile:  Kaliglimmer  (heller  Glimmerschiefer)  oder 
Magnesiaglimmer  (dunkler  Glimmerschiefer),  seltener  Natronglimmer, 
Paragonit  (Paragonitschiefer)  oder  Muskowit,  Biotit,  zwischen  denen  lagen- 
weise Quarz  eingebettet  ist.  Zuweilen  tritt  der  Glimmer  in  solcher  Menge  auf, 
dass  ein  reines  Glimm crgestein  entsteht;  oft  aber  nimmt  der  Quarz 
überhand  und  es  bildet  sich  Quarzschiefer.  Als  zufällige  Bestandtheile 
treten  im  Gestein  auf:  Granat  (selten  fehlend),  Turmalin,  Feldspath,  Chlorit, 
Talk.    Kalkspath,    Hombk'iKlL%    (iiaphit,     Kisenglimmer,     auch    Schwefelkies, 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  41 

und  Fussbodenplatten  u.  s.  w.,  den  dünngeschichteten  zu  Dacheindeckungen, 
Fensterbänken  u.  s.  w. 

Abarten:  1.  Lagenglimmerschiefer,  wenn  dünnschiefrige  Glimmer- 
lamellen  mit  Quarzlagen  abwechseln; 

2.  Graphitschiefer,  wenn  Graphit  den  GUmmer  vertritt; 

3.  Kalktalk-,  Kalkchlorit-  und  Kalkthonschiefer,  wenn  der 
Glimmer  theilweise  oder  ganz  durch  Kalk  und  Talk  oder  Kalk  und  Chlorit 
oder  Kalk  und  Thonschiefer  ersetzt  ist; 

4.  Chlorit-,  Talk-,  Turmalin-,  Kalk-,  Hornblende-  und  Eisen- 
glimmerschiefer, wenn  grössere  Mengen  von  Chlorit,  Talk,  Turmalin, 
Kalkspath,  Hornblende  oder  Eisenglimmer  im  Gestein  vorhanden  sind; 

5.  Gneisglimmerschiefer,  wenn  Feldspath  (Orthoklas)  hinzutritt; 

6.  Falten-  und  Wulstglimmerschiefer,  wenn  die  Bestandtheile 
linear  gestreckt  und  die  GUmmerblättchen  auf  den  Spaltungsflächen  zart  und 
parallel  gefaltet  erscheinen; 

7.  Garbenschiefer,  wenn  das  Gestein,  Concretionen  (d.  h.  unregel- 
mässige,  durch  Vereinigung  verschiedener  Mineralien  entstandene  Krystall- 
gruppen)  von  büschel-  oder  garbenförmiger  Gestalt  besitzt; 

8.  Fruchtschiefer,  wenn  diese  Concretionen  die  Gestalt  von  Getreide- 
körnem  haben. 

§  39.  Der  Thonglimmerschiefer. 

Eigenschaften.  Der  Thonglimmerschiefer  (Urthonschiefer, 
Pliyllit)  bildet  ein  sehr  schiefriges,  spaltbares,  kryptokrystallinisches  oder 
auch  deutlich  feinkörniges,  auf  den  Spaltungsflächen  seiden-  oder  perlmutter- 
^g,  auch  halbmetallisch  glänzendes,  zuweilen  parallel  gefaltetes  Gemenge. 
Bestandtheile:  Sehr  feine,  mitunter  parallel  gestellte  Glimmertheilchen  mit 
etwas  Quarz,  Chlorit  und  Feldspath.  Häufig  sind  Magneteisen,  Rotheisenstein 
und  Schwefelkies  im  Gestein  abgelagert  und  als  zufällige  Bestandtheile  Chia- 
stolith,  Staurolith,  Granat,  TurmaUn,  u.  s.  w.  vorhanden.  Farbe  dunkelgrau, 
*uch  grünlich  und  schwärzhchblau,  seltener  weiss,  violett  und  roth.  Spe- 
cifisches  Gewicht:  2-67— 3-50.  Härte:  1—2. 

Vorkommen.  Den  Thonglimmerschiefer  findet  man  im  krystallinischen 
Schiefergebirge  meistens  mit  Gneis,  Glimmer-  und  Chloritschiefer  im  Verband 
^d  Wechsellagerung,  aber  auch  als  Unterlage  des  Uebergangsgebirges 
(Uebergangs-Thonschiefer)  mit  Grauwacke  und  an  der  Grenze  der 
krystallinischen  Massengesteine  (metamorphischer  Schiefer)  in  weiter 
Verbreitung. 

Verwendung.  Man  benutzt  den  Phyllit  zur  Herstellung  von  Tisch- 
end Fussbodenplatten,  Billardtafeln,  Kamineinfassungen,  Dacheindeckungen 
und  verwendet  ihn  lackirt  als  Marmor-Imitation. 

Abarten:  1.  der  dunkelgefärbte  Chiastolithschiefer,  mit  sehr  vielen 
^ulenförmigen  Chiastolith-  oder  Hohlspathkrystallen ; 

2.  der  graue  Staurolithschiefer,  sehr  glimmerreich  und  mit  säulen- 
förmigen Staurolith-  (Kreuzstein-)  Kry stallen; 

3.  der  Knotenschiefer  mit  dunklen  Concretionen  von  hirsekom- 
grossen  Knoten; 

4.  der  Fleckschiefer  mit  dunklen  runden,  auch  länglichen  oder 
zackenförmig  aneinandergereihten  Concretionen; 


42 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


5.  der  Sericitschiefer  (Taunusschiefer),  welcher  Sericit  statt 
Glimmer  führt  und  den  Uebergang  vom  Glimmerschiefer  zum  Thonschiefcr 
bildet. 

4.  Feldspath"  und  gUmmerfreie  Gesteine, 
§  40.  Der  Eklogit. 

Eigenschaften.  Der  Eklogit  (Omphacitfels,  Smaragditfels)  be- 
steht aus  einem  grob-  bis  feinkörnigen,  porphyrähnlichen  Gemenge.  Bestand- 
t heile:  Grasgrüner,  auch  grauer  Smaragdit  und  rother,  porphyrisch  einge- 
betteter Granat,  oft  auch  noch  himmelblaue  bis  dunkelblaue  Cyanitsäuten. 
Die  zufälligen  Bestandtheile  sind  ziemlich  zahbreich;  hervorzuheben  sind: 
Disthen,  Eisenkies,  Quarz,  Hornblende,  auch  Glimmer  u.  s.  w. 

Vorkommen.  Eklogit  bildet  stockartige  Einlagerungen  im  Gneis, 
Glimmer-  und  Dioritschiefer,  kommt  meistens  mit  Serpentin  vor,  ist  selten, 
und  niemals  von  grösserer  Ausdehnung. 

Verschiedenes.  Das  Gestein  besitzt  eine  grosse  Farbenschönheit  und 
nimmt  —  wenn  auch  nur  schwer  —  eine  vorzügliche  Politur  an.  Eis  ist  sehr 
zähe  und  daher  schwer  zu  sprengen  und  zu  bearbeiten. 

Verwendung.  Man  benützt  den  Eklogit  vorzugsweise  zu  kleineren 
Bildhauerarbeiten  und  zu  Denkmälern. 

§  41.    Der  Turmalinfels  und  Turmalinschiefer. 

Eigenschaften.  Die  Turmalingesteine  bilden  ein  kömiges,  scheinbar 
dichtes  oder  krystallinisch  schiefriges  Gemenge.  Bestandtheile:  Schwaner 
Turmahn  (Schörl,  Aschenzieher)  und  grauer  kömiger  Quarz.  Farbe  sehr 
mannigfach,  jedoch  meistens  schwarz. 

Vorkommen.  In  Comwall,  in  Sachsen  (Eibenstock,  Geyer  u.  s.  w.) 
u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Sind  Schörl  und  Quarz  lagen  weise  angeordnet,  so 
entsteht  der  Turmalinschiefer.  Derselbe  zeigt  häufig  eine  abwechselnd 
weisse  und  schwarze  Bänderung. 

Verwendung  hauptsächlich  zu  Schmucksachen. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  43 

thdle  noch  Magneteisen,  Titanit,  Granat  u.  s.  w.  Ist  der  Trachvt  reich  an 
Sanidin,  so  nennt  man  ihn  Sanidinit  oder  Sanidintrachyt;  fehlt  in  dem 
Gestein  die  Hornblende  oder  kommt  sie  nur  in  ganz  geringer  Menge  vor, 
so  heisst  das  Gestein  Trachytporphyr.  Man  unterscheidet  quarz- 
führenden und  quarzfreien  Trachytporphyr;  ersterer  besitzt  in  seiner 
glänzenden  bis  matten  Grundmasse  Krystalle  von  Sanidin,  Glimmer  und 
wasserhellem  bis  rauchgrauem  Quarz,  letzterer  in  derselben  Grundmasse 
Krystalle  und  Kömer  von  Feldspath  und  GUmmer.  Farbe:  Die  Grundmasse 
zeigt  eine  weiss-  oder  aschgraue,  ins  Röthliche  oder  Bräunliche,  auch  ins 
Schwarze  gehende  Farbe.  Specifisches  Gewicht:  2*25 — 268.  Härte  ver- 
schieden, bei  den  quarzreichen  Trachy  ten  bis  6.  Festigkeit  fürdasQuadrat- 
centimeter  für  Druck  im  Mittel  1200— 1300  >t^,  für  Schub  20— 30>t^,  für 
Bi^;ung  100 — 120  Hig.  VVasseraufnahme  in  125  Stunden  im  Mittel  37o- 
Wetterbeständigkeit  bei  den  feldspatharmen  Trachyten  gut,  bei  den 
feldspathr eichen  massig. 

Vorkommen.  Da  der  Trachy t  zu  den  Eruptivgesteinen  gehört,  so  wirä 
er  in  der  Nähe  von  noch  thätigen  oder  bereits  erloschenen  Vulcanen 
gefunden,  wo  er  kuppel-  oder  domförmige,  alleinstehende  Bergmassen  oder 
Gänge,  Ströme  und  Decken  bildet.  Besonders  geschätzt  sind  die  Stenzel- 
berger,  Wolkenburger  und  Berkumer  Gesteine. 

Verschiedenes.  Der  frische,  plagioklasarme,  feinkörnige  Trachy t  gilt 
als  der  werthvollste ;  er  verbindet  sich  gut  mit  Mörtel  und  lässt  sich  leicht 
bearbeiten.  Weiche,  zerreibUche,  erdige  Trachy te  (sogen.  Domite)  und  solche 
mit  Feldspathkrystallen  von  mehreren  Centimeteni  Grösse  verwittern  leicht 
und  sind  für  Bauten  untauglich.  —  Der  eigentliche  Trachy t  bildet  durch 
Annahme  eines  dichten  Gefüges  und  Aufnahme  von  Zeolithen  (d.  h.  wasser- 
haltigen krystallisirten  SiHcaten  von  gewissen  Leichtmetallen  und  Aluminium) 
den  Uebergang  in  Phonolith,  durch  Verglasung  in  Obsidian  und  Bimsstein, 
durch  Entglasung  in  Perlstein. 

Verwendung.  Trachy t  aus  gesunden  Steinbrüchen  wird  wegen  seiner 
Rauhigkeit  gern  zu  Treppenstufen,  aber  auch  zu  Fensterbänken,  Ornamenten, 
Säulen,  Quadersteinen  (Köhier  Dom),  Fassadenverblendungen,  Pflasterungen, 
(Pflaster  zu  Budapest)  und  bei  geringerer  Härte  zuweilen  zu  Gewölbsteinen 
benützt  Den  porösen  und  quarzfuhren  den  Trachyt  verwendet  man  auch  zu 
Mühlsteinen  (Mühlsteinporphyr). 

§  43.  Der  Phonolith  (Klingstein). 

Eigenschaften.  Der  PhonoUth  oder  Klingstein  bildet  ein  schwach  fett- 
glänzendes,  an  den  Kanten  durchscheinendes  Trachy tgestein  mit  sehr  dicht 
erscheinendem,  öfters  etwas  porphyrartigem  Gefüge  und  mit  splitterig-unebenem, 
flachmuscheligem  und  scharfkantigem  Bruch.  Bestandtheile:  Die  Grundmasse 
besteht  aus  Sanidintafeln  und  sechsseitigen  Nephelinsäulen,  daneben  auch 
aus  winzigen  Leucitkrystallen,  Homblendenädelchen,  Augitkrystallen,  Magnet- 
eisenkömem  u.  s.  w.  In  dieser  Grundmasse  sind  porphyrisch  ausgeschieden: 
Sanidin,  Nephelin,  Hornblende,  Oligoklas,  Augit,  Titanit,  Nosean,  mitunter 
auch  Glimmer,  Pyrit,  Eisenglanz  u.  s.  w.  Farbe  dunkelgrünlichgrau,  bräunlich 
oder  schwArzlich.  Specifisches  Gewicht:  2o — 2*7.  Festigkeit  ungefähr 
die    gleiche  wie  beun  Trachytporphyr.   Wetterbeständigkeit   sehr  hoch. 


u 


Erster  Theil.  Die  Hauptstofte. 


Vorkommen.  Der  Phonolith  bildet  gewöhnlich  dorn-  oder  glocken- 
förmige Kuppen  oder  plattenförmige  Gänge  oder  Ströme  von  durchschnittlich, 
geringer  Mächtigkeit.  Man  findet  ihn  häufig  in  Gesellschaft  oder  in  unmittel- 
barer Nachbarschaft  des  Basalt  und  des  eigentlichen  Trachyt. 

Verschiedenes.  Das  Gestein  liefert  in  Folge  seiner  Neigung  zu  dünn- 
plattenförmiger  Structur  sehr  lagerhafte  Steine,  die  sich  auch  mit  Mörtel  gut 
verbinden.  Es  bildet  Uebergänge  in  Trachyt  und  Perlstein. 

Verwendung.  Man  braucht  den  Phonolith  zum  Häuserbau  (viele  alte 
Burgen  und  Schlösser  im  böhmischen  Mittelgebirge  sind  aus  ihm  erbaut 
worden),  zu  Strassenpflasterungen  und,  wenn  dünn  spaltbar,  auch  zu  Dach- 
eindeckungen (z.  B.  in  der  Auvergne).  Phonolith  liefert  auch  einen  brauch- 
baren Rohstoff  für  ordinäre  Glaswaaren  (Flaschen)  und  einen  fruchtbarea 
Ackerboden. 

•     Eintheilung.  Man  unterscheidet: 

1.  Den  gewöhnlichen  oder  schieferigen  Phonolith  mit  deutlich, 
plattenförmiger  Absonderung.  Er  lässt  sich  leicht  in  dünne,  parallelflächige 
Tafeln  spalten,  die  aneinandergeschlagen  hell  klingen  (daher  die  Bezeichnung^ 
>  Klingstein«). 

2.  Den  porphyrischen  Phonolith,  ein  massiges,  meist  vielfach  zer- 
klüftetes Gestein  mit  hervortretenden  grösseren  Krystallen. 

3.  Den  trachytartigen  Phonolith  mit  rauher,  etwas  poröser,  erdiger, 
lichtgrauer  Grundmasse  mit  zeoUthischen  Beimengungen. 

4.  Den  Noseanphonolith  mit  aus  Nosean  und  Leucit  bestehender 
Grundmasse  mit  Krystallen  von  Nosean,  Sanidin  und  Leucit. 


§  44.  Der  Pechstein. 

Eigenschaften.  Der  Pechstein  (Resinit  Stigmit)  bildet  ein  natürliches 
wasserhaltiges  Glas,  ein  Schmelzproduct  von  Quarz  und  Feldspath,  mit  starkem 
Harz-,  auch  wohl  Glasglanz  und  unvollkommen  muscheligem  bis  unebenem,  an 
den  Kanten  durchscheinendem  Bruch.  Bestandtheilerln  der  glasigen  Grund- 
masse liegen  eingebettet  kleine  Krystalle  von  Orthoklas,  Plagioklas,  Quarz 
und  schwarzem  Glimmer,  auch  befinden  sich  in  ihr  zahlreiche  Glaseinschlüsse, 


Erstes  Capitcl.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  45 

Wirkung  von  Luft  und  Wasser  erhält  der  Pechstein  an  seiner  Oberfläche 
Risse  und  Sprünge,  es  lösen  sich  schalige  Stücke  von  ihm  ab,  seine  Farbe 
wird  heller  (verbleicht)  und  endlich  zerfällt  er  in  eine  plastisch-thonige,  nicht 
fruchtbare  Erdmasse. 

Verwendung.  Da  Pechstein  meistens  regellos  bricht,  so  kann  er  nur 
zu  Bruchsteinmauerwerk,  Strassenpflasterungen  oder  Chaussirungen  verwendet 
werden;  für  letztere  ist  er  besonders  gut  geeignet. 

§  45.  Der  Perlstein  (Perlit). 

Eigenschaften.    Der   Perlstein    oder   Perlit   bildet   eine   emailartige, 
fett-  bis  perlmutterglänzende,  muschelig  brechende,  spröde,   sehr  leicht  zer- 
sprengbare, wasserhaltige  Glasmasse,  welche  ein  Schmelzproduct  verschiedener 
Feldspathe  und  Kieselerde  darstellt.  In  dieser,  aus  hirsekorn-  bis  erbsengrossen, 
concentrisch-schaligen    häufig    um    ein    Feldspathkrystall   entstandenen,    aber 
auch   hohlen   Körnern    bestehenden    Masse    befinden    sich   Einschlüsse    von 
Magnesiaglimmer,    Granat,    Jaspis,    Quarz,    u.    s.    w.     Farbe    perlgrau    oder 
röthlichbraun,  auch  schwarz.  Specifisches  Gewicht:  2*36 — 2*45.  Härte:  6. 
Vorkommen.  Perlstein  kommt  häufig  in  Gängen  und  Strömen  vor  und 
bildet  in  Tokai  in  Ungarn   ein    12  Quadratmeilen  grosses,  mächtiges  Lager. 
Verschiedenes.  Ist  die  Grundmasse  kömig-schalig,  enthält  sie  Krystalle 
von  Sanidin  und  Glimmer  und  besitzt  sie  eine  porphyrische  Structur,  so  nennt 
man  das  Gestein  Perlitporphyr.  Besitzt  die  Grundmassee  viele  radialfaserige 
Kügelchen,  oder  SphäroUthe,  so  heisst  das  Gestein  sphärolithischerPerlstein; 
herrschen  diese  Kügelchen  vor,  so  geht  der  Perlstein  in  Sphärolithfels  (siehe 
§  44)  über. 

§  46.  Der  Obsidian. 

Eigenschaften.  Obsidian  ist  durch  schnelle  Abkühlung  geschmolzener 
feldspathreicher,  trachytischer  Gesteine  entstanden  und  bildet  ein  stark 
glänzendes,  sprödes,  vulcanisches  Glas  mit  ausgezeichnet  muscheligem  Bruch 
und  sehr  scharfen,  schneidenden,  durchscheinenden  Kanten.  Bestandtheile: 
Die  Masse  besteht  aus  Kieselerde  (60 — 70%),  Thonerde,  Kali,  Natron,  Kalk 
und  Magnesia;  die  letztgenannten  Bestandtheile  kommen  nur  in  geringen 
Mengen  vor.  In  der  Masse  befinden  sich  zahlreiche  kleine,  eiförmige  Gas- 
oder Dampfporen  (reiner  Obsidian),  radial-faserige  Sphärolithe  (sphäro- 
lithischer  Obsidian),  langgestreckte  und  parallel  gelagerte  Blasenräume 
(blasiger  Obsidian)  oder  ausgeschiedene  Sanidin-Krystalle  oder  -Kömer 
(porphyrischer  Obsidian).  Specifisches  Gewicht:  2*3 — 2*5.  Härte: 
6 — 7.  Farbe  grau  bis  sammtschwarz,  aber  auch  flaschengrün  (Bouteillen- 
glas  aus  Böhmen),  blau,  roth  und  gelb. 

Vorkommen.  Obsidian  bildet  ganze  Ströme  oder  lose,  klumpen-  oder 
kugelförmige  Auswürflinge  verschiedener  Grösse  und  findet  sich  bei  noch 
thätigen  oder  bereits  erloschenen  Vulcanen,  doch  fehlt  er  am  Vesuv  und 
am   Aetna. 

Verschiedenes.  Das  Gestein  bildet  durch  Blasigwerden  den  Bims- 
stein und  Uebergänge  in  Pechstein,  Perlstein  und  in  krystallinisch-körnige  Laven. 

Verwendung.  Im  Alterthume  verwendete  man  das  Gestein,  das  sich 
schleifen   und   poliren  lässt,  zur  Herstellung  von  Wandspiegeln,   Kunstgegen- 


4B 


Erster  Theil.  Die  Haaptstoffe. 


Ständen,  Pfeilspitzen,  Messern  und  anderen  scharfschneidenden  Werkzeugen, 
Geschirren  u.  s.  w. ;  in  der  Jetztzeit  fertigt  man  aus  ihm  Trauerschmucksachen, 
Knöpfe,  Dosen,  Schalen,  Vasen  u.  s.  w.  und  schneidet  aus  ihm  Gemmen.  Im 
Handel  kommt  der  Obsidian  vor  unter  dem  Namen  Glasachat,  isländischer 
Achat,  schwarze  Glaslava,  vulcanisches  Glas  und  Marekanit. 

§  47.  Der  Bimsstein. 

Eigenschaften.  Der  Bimsstein  bildet  eine  seidenglänzende,  schaumige, 
blasige,  schwammige,  stark  poröse  oder  schlackige  Ausbildung  anderer 
Trachytgesteine,  besonders  des  Obsidian.  Er  ist  beim  Erstarren  des  zähen 
Schaumes  einer  glühend  flüssigen  Trachytlava  entstanden.  Oft  enthält  er 
langgestreckte  Poren  und  Hohlräume,  die  durch  dünne  Wände  von  einander 
getrennt  sind  und  ihm  ein  faseriges  Aussehen  verleihen.  Hin  und  wieder 
fuhrt  er  ausser  den  Bestand theilen  des  Obsidians  noch  Chlor,  Eisenoxydul, 
Spuren  von  Manganoxydul  und  chemisch  gebundenes  Wasser.  Enthält  er  Krystalle 
von  blasigem  Feldspath,  so  bekommt  er  oft  ein  porphyrisches  Aussehen  (sogen. 
Bimsstein-Porphyr).  Farbe  hellblau,  auch  hellgelb.  Specifisches  Ge- 
wicht des  festen  Steines  0*9 — 1*65,  des  Bimssteinpulvers  2'2 — 2*5.  Härte 
meistens  nicht  bedeutend.  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcentimeter 
durchschnittlich  42  kg. 

Vorkommen.  Den  Bimsstein  findet  man  in  vulcanischen  Gegenden 
als  weitverbreiteten,  oft  mächtigen  (6 — 17  m  dicken)  Strom  in  Verbindung 
mit  Obsidian-  und  Perlsteinströmen,  aber  auch  einzeln  als  Auswürfling. 

Verschiedenes.  Bimsstein  bläht  sich  im  Feuer  auf. 

Verwendung.  Seiner  grossen  Leichtigkeit  und  guten  Verbindung  mit 
Mörtel  wegen  benutzt  man  den  Bimsstein  zu  Gewölbeconstructionen  (Kuppel 
der  Sophienkirche  zu  Constantinopel)  und  weil  er  ein  schlechter  Wärmeleiter 
ist,  im  Sommer  kühle,  im  Winter  warme  Räume  liefert,  zum  Bau  von  Trocken- 
räumen, Wohnhäusern  und  Ställen  (die  Stadt  Lipari  ist  ganz  aus  Bimsstein 
erbaut).   Für  Feuerungsanlagen   und  Mauern,   die   starke  Erschüttenmgen  er- 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  47 

1282  i^i?).  Härte  sehr  gross.  Wasseraufnahme  gering.  Wetterbeständig- 
keit geringer  als  beim  Basalt. 

Vorkommen.  In  Thüringen  (Eisenach),  in  Hessen  (am  Meissner  bei 
Lauterbach),  in  der  Eifel  (am  Brinkenköpfchen),  im  Breisgau  (am  Kaiserstuhl), 
in  der  Oberlausitz  (am  Löbauer  Berg),  im  Siebengebirge  (Löwenburg),  in 
Nassau  (Oberbrechen),  in  Nord-Irland  (am  Riesen  dämm),  in  Schottland,  auf 
Island  u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Dolerit  ist  deutlich  magnetisch,  braust  mit  Säuren 
auf  und  wird  zum  Theil  zersetzt.  Er  besitzt  eine  grosse  Härte  und  Sprödigkeit 
und  kann  daher  zu  feinprofilirten  Arbeiten  nicht  benützt  werden,  ebenso- 
wenig zu  Feuerungsanlagen,  weil  er  in  grosser  Hitze  rissig  wird,  ja  selbst 
schmilzt  Angehaucht  riecht  er  brandig.  Treten  aus  seinem  Gemenge  einzelne 
Augit-  oder  Feldspathkry stalle  hervor,  so  besitzt  das  Gestein  eine  porphy- 
rische Structur,  hat  es  Blasenräume,  angefüllt  mit  zeolithischen  Mineralien,  so 
ist  sein  Gefiige  ein  mandelsteinartiges. 

Verwendung.  Zu  Fundamentmauerwerk,  Treppenstufen,  Strassen-  und 
Wasserbauten,  auch  zu  einfachprofilirten  Fensterbänken  und  Thürge wänden  u.  s.  w, 

Abart  Der  Anamesit,  ein  dem  Basalt  sehr  ähnliches,  sehr  feinkörniges 
und  schimmerndes  Gestein  von  grünlicher,  grauer  oder  bräunlich-schwarzer 
Farbe  und  dem  specifischen  Gewichte  2*7 — 2*8.  Es  bildet  den  Uebergang 
vom  Dolerit  zum  Basalt. 

§  49.  Der  Basalt 

Eigenschaften.  Der  Basalt  ist  ein  sehr  feinkörniges,  scheinbar  dichtes 
vulcanisches  Gestein  mit  flachmuschelig  unvollkommenem,  ins  Feinsplitterige 
bis  Unebene  übergehendem  Bruch.  Bestandtheile:  Mikroskopische  Krystalle 
von  gestreiftem  Plagioklas  (Labrador),  Augit  (häufig  mit  Glaseinschlüssen), 
grünlich-grauer,  glasglänzender,  trapezförmig  kömiger  Olivin  und  schwarz- 
kömiges  Magnet-  oder  auch  Titaneisen  (Feldspathbasalt)  oder  statt  des 
Feldspathes  farbloser  ungestreifter  Nephelin  (Nephelinbasalt),  auch  lange, 
farblose  Apatitnadeln,  seltener  Glimmer  (Glimmerbasalt)  und  Leucit 
(Leucitbasalt).  Diese  Gemengtheile  befinden  sich  in  einer  rein  glasigen, 
halbglasigen  oder  auch  entglasten  und  dann  mit  feinen  Krystallnadeln  oder 
haarförmigen  Gebilden  (sogenannten  Trichiten)  angefüllten  Masse,  Basalt- 
magma genannt.  Als  zufällige  Bestandtheile  treten  im  Basalt  auf:  Faser- 
zeolith  in  Adern  und  Drusen,  Hornblende,  Bronzit,  Zirkon,  Magnetkies, 
Saphir  u.  s.  w.  und  häufig  Trümmer  der  verschiedensten  Gesteine,  die  er 
bei  seiner  Eruption  umschlossen.  —  Farbe  dunkelgrau  bis  schwarz. 
Specifisches  Gewicht:  2*88 — 3*3.  Härte:  6  und  7 — 8.  Festigkeit  für 
das  Quadratcentimeter:  für  Druck  1000 — 3700  kg^  für  Biegung  im 
Mittel  200kg,  Porositätscoefficient  durchschnittlich  Ol).  Wärmeaus- 
dehnung bei  1®6' Temperaturerhöhung:  000003  des  Volumens.  VVetter- 
beständigkeit  beim  Säulenbasalt  vorzüglich,  bei  anderen  Arten  weniger 
gross.  Wasseraufnahme:  Basalt  saugt  aus  der  Atmosphäre  begierig  Wasser 
auf  und  verwittert  dann  trotz  seiner  Härte  und  Festigkeit;  es  tritt  hierbei 
eine  Art  Auslaugung  ein,  wodurch  die  erdige,  milde  und  weiche,  grüngraue 
oder  schwarzbraune,  beim  Anhauchen  nach  Thon  riechende  Basaltwacke 
(ein  basaltisches  Trümmergestein  mit  thonigem  Bindemittel)  entsteht.  Bei 
weiterem  Fortschreiten  des  Auslaugungsprocesses  werden  einzelne  Theile  von 


48 


Erster  Thcil.  Die  HauptstofTe. 


Kalkerde,  Magnesia,  Kali  und  Natron,  Eisenoxydul  und  Kieselsäure,  welche 
zur  chemischen  Zusammensetzung  des  Basaltes  gehören,  ausgeschieden  und 
fortgeführt,  und  es  entsteht  schliesslich  ein  wasserhaltiges  Thonerdesilicat, 
nämlich  der  aus  Thonerde  und  Wasser  bestehende  basaltische  Thoa 
oder  Wackenthon,  welcher  einen  dunklen,  fetten,  sehr  fruchtbaren  Acker- 
boden liefert  und  in  der  Landwirthschaft  auch  als  Dünger  Verwerthung  findet. 

Vorkommen.  Der  Basalt  tritt  in  isolirten  Bergkegeln,  Gängen  und 
Strömen,  seltener  in  zusammenhängenden  Gebirgsmassen  auf  und  hat  eine 
sehr  grosse  Verbreitung;  er  durchsetzt  fast  alle  Formationen. 

Verschiedenes.  Die  meisten  Feldspathbasalte  brausen  mit  Säuren 
auf,  ein  Zeichen,  dass  sie  Kalk  enthalten.  Der  Fels  wirkt  seines  Magneteisen- 
gehaltes wegen  auf  den  Magnet  ein.  Der  Basalt  liefert  einen  sehr  harten^ 
zähen,  ungemein  festen  Baustoff,  der  jedoch  nicht  feuerbeständig  ist  imd 
sich  mit  Mörtel  fast  gar  nicht  verbindet.  Grössere  Blöcke  können  aus  ihm 
wegen  seiner  Absonderungsformen  nicht  gewonnen  werden,  doch  lässt  sich 
der  Säulenbasalt  mit  einem  flachen  Hammer  in  regelmässige  Stücke  sprengen, 
auch  können  einzelne  Basaltsäulen  zu  Eckpfosten,  Prellsteinen,  Greländer- 
pfosten  u.  s.  w.  unmittelbar  benutzt  werden. 

Eintheilung.  Nach  dem  Gefüge  unterscheidet  man: 

1.  den  gemeinen  oder  dichten  Basalt,  der  gar  keine  oder  nur 
wenige  Einschlüsse  von  Krystallen,  Körnern  u.  s.  w.  besitzt; 

2.  den  porphyrartigen  Basalt  (Basaltporphyr)  mit  porphyrisch 
eingesprengten  Körnern  und  Krystallen  von  Plagioklas,  Augit,  Magneteisenerz, 
Hornblende  und  besonders  von  Olivin; 

3.  den  blasigen  oder  schlackigen  Basalt  (Basaltlava)  eine 
schaumartig  poröse  oder  schlackige  Masse  mit  zahlreichen  leeren  Blasen- 
räumen (vergl.  §  50); 

4.  den  mandelsteinartigen  Basalt  (Basaltmandelstein)  mit 
unregelmässigen,  blasenartigen  Hohlräumen,  die  zum  Theile  oder  ganz  ange- 
füllt sind  mit  Zeolithen,  Kalkspath,  Grünerde,   Quarz  u.  s.  w.; 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  49 

Verwendung.    Die   technische  Verwendbarkeit    des  Basaltes   ist   eine 
sehr  umfangreiche.  Man  benützt  das  Gestein,  obwohl  es  sich  —  wie  bemerkt 

—  mit  Mörtel  fast  gar  nicht  verbindet  und  seiner  bedeutenden  Wärme- 
leitimgsfähigkeit  und  hygroskopischen  Eigenschaft  wegen  kaltfeuchte  Mauern 
i^durch  Niederschlag  von  Wasserdünsten)  giebt,  als  Baustein  für  Hoch- 
bauten, besonders  als  Einlage  in  rothen  Sandstein-  und  Trachytmauerwerken, 
zu  starken  Aussen-  und  Fundamentmauem,  sodann  auch  zu  Thür-  und 
Fenstergewänden,  Treppenstufen  u.  s.  w.  Im  Tiefbau  verwendet  man  den 
Basalt  (besonders  den  Säulenbasalt)  vielfach  zu  Strassenpflasterungen  und 
Chaussirungen,  doch  ist  hervorzuheben,  dass  es  sich  empfiehlt,  möglichst 
schmale  Pflastersteine  aus  dem  Basalt  herzustellen,  weil  der  Fels  leicht  glatt 
wird.  Im  Wasserbau  findet  der  Basalt  Verwendung  zu  Brücken-,  Wehr- 
und Schleusenbauten,  zur  Herstellung  von  Quaimauern  u.  s.  w.,  im  Festungs- 
bau  zu  Mauerwerk  aller  Art;  in  der  Bildhauerei  zur  Herstellung  von 
Grabdenkmälern,  Säulen,  Monumentsockeln  u.  s.  w.  —  Aus  Basaltmandel- 
stein und  verschlacktem  Basalt  fertigt  man  Mühlsteine.  Ferner  benützt 
man  den  Basalt  als  Flussmittel  bei  der  Eisenverhüttung,  in  der  Glasfabrikation 
»zur  Herstellung  von  grünem  Flaschenglas),  in  der  Cementfabrikation,  endlich 

—  gepulvert  und  mit  Kalkbrei  vermischt  —  als  Wassermörtel. 

§  50.  Die  Lava. 

Eigeoschaften.  Die  bei  Eruptionen  aus  den  Vulcanen  quillende,  feuer- 
flüssige  Mineralmasse,  Lava  genannt,  bildet  nach  ihrer  Erstarrung  entweder 
eine  zusammenhängende,  weitverbreitete  Decke  (Strom)  oder,  wenn  sie 
«lurch  gleichzeitig  bei  der  Eruption  ausgestossene  Dampfmassen  zerrissen 
worden  ist,  einzelne  halb  oder  ganz  geschmolzene  Blöcke  von  oft  mehr 
als  1»!  Durchmesser  oder  runde  bis  kopfgrosse  Bomben  oder  nussgrosse, 
unregelmässig  gestaltete  Lapille  oder  sandkomgrossen  vulcanischen  Sand 
oder  staubkleine  vulcanische  Asche.  Die  langsam  erstarrten  Laven  sind 
krystallinisch-kömig,  auch  porphyrartig  und  an  ihrer  Oberfläche  mehr  oder 
minder  porös  und  schlackig;  die  rasch  erstarrten  bilden  fast  durchgängig 
eine  sehr  poröse,  schwammige  und  schaumige  Masse.  Ist  die  Lava  ver- 
wittert, so  stellt  sie  eine  erdige  Masse  mit  unebenem,  erdigem  Bruch 
^.  Bestandtheile:  Die  chemische  Beschaffenheit  entspricht  entweder  dem 
Kasalt  (Basaltlava  mit  Augit  und  Olivinkrystallen  und  häufig  säulenförmiger 
Absonderung,  Doleritlava  mit  reichen  Mengen  Labrador,  Augit  und  Magnet- 
eisenstein, Leucitlava  mit  vorherrschendem  Leucit)  oder  dem  Trachyt 
(Trachytlava  mit  Körnern  von  glasigem  Feldspath,  poröse  Phonolithlava, 
Obsidianlava,  Bimssteinlava).  Farbe:  Die  Basaltlava  hat  eine  dunkle, 
oft  schwarze,  in  schlackigem  Zustande  häufig  braunrothe  Farbe,  die  Trachyt- 
lava eine  helle,  meist  graue,  ins  Röthliche  gehende.  Härte  sehr  verschieden. 
•Specifisches  Gewicht:  0*7 — 2'ü.  Druckfesti.c^keit  für  das  Quadrat- 
ccntimeter  160  (weiche  Lava)  bis  670  Xv»'  (dichte  Lava\  Wasser  auf- 
nähme in   125  Stunden  bis  ö^o-   Wetterbeständigkeit  sehr  hoch. 

Vorkommen.  Man  findet  die  Lava  nur  in  der  Nähe  von  thätigen 
oder  bereits  erloschenen  Vulcanen. 

Verschiedenes.  Lava  ist  ein  sehr  schlechter  Wärmeleiter.  Sie  ver- 
bindet sich  gut  mit  Mörtel,  lässt  sich  bei  dichtem  Gefüge  poliren  und  kann 

K  r  G  K  c  r,  Handbuch  der  Bauttofflohrr.  "^ 


50 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


auch  zu  profilirten  Arbeiten  benutzt   werden,   nur   ist  den  Profilen  eine  der 
porösen  Beschaffenheit  der  Lava  entsprechende  Grösse  .zu  geben. 

Verwendung.  Man  benutzt  die  dichte,  am  Vesuv  sich  vorfindende 
Basaltlava  (mit  Leucit-  und  Olivinkrystallen)  zur  Herstellung  von  Aussen- 
mauem,  Fundamenten  und  Sockeln,  Fassadenverblendungen  und  Gesimsen, 
Brückenbauten,  femer  zu  Trottoir-  und  Fussbodenplatten,  zu  Pflastersteinen 
(Pflaster  von  Neapel,  Padua,  Venedig  u.  s.  w.)  —  die  poröse  Lava  zum 
Häuserbau  und  zu  leichten  Gewölbedecken,  die  feste  und  harte  Nephelin- 
lava  (von  Mayen  und  Niedermendig  in  der  Rheinprovinz)  zu  Trottoirplatten, 
Treppenstufen,  Mühlsteinen  und  als  Zusatz  zum  Cementmörtel,  —  die 
dichte  Lava  mit  grobsplitterigem,  ins  Muschelige  gehendem  Bruch  zu 
Schmucksachen,  Vasen,  Schalen,  Briefbeschwerern,  kleinen  Statuen  u.  s.  w., 
—  die  dichte  Lava  von  Sorent  zur  Herstellung  von  Thür-  und  Fenster- 
gewänden, Treppenstufen  u.  s.  w.,  —  die  Basaltlava  des  Eifelgebirges 
zu  profilirten  Arbeiten  (Masswerke  des  Kölner  Domes)  u.  s.  w. 


IIL  Klastische  Gesteine  oder  Trümmergesteine. 

§  5L  Der  Sandstein. 

Bestandtheile.  Der  Sandstein  (Quarzpsammit)  besteht  aus  scharf- 
eckigen  oder  abgerundeten,  zuweilen  auch  krystallinischen,  mikroskopisch 
kleinen  bis  erbsengrossen  Quarzkörnem,  welche  durch  ein  verschieden  zu- 
sammengesetztes, bald  vorherrschendes,  bald  jedoch  in  sehr  geringer  Menge 
vorkommendes,  mineralisches  Bindemittel  zu  einem  mehr  oder  weniger 
festen  Gestein  verkittet  sind.  Der  Sandstein  ist  reich  an  organischen  Ueber- 
resten  und  Pflanzenabdrücken  und  besitzt  häufig  Einlagerungen  von  Kalkspath, 
Feldspathkörnem,  Glimmerblättchen,  Glaukonitkömem,  Brauneisenerz,  Blei- 
und  Kupfererzen,  ferner  rundliche  Einschlüsse  von  rothem  oder  grünem 
Thou  (sogenannte  Thongallen),  Concretionen  von  Homstein,  Kugeln  von 
Schwefelkies  u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Die  Sandsteine  sind  meistens  sehr  deutlich  geschichtet 


Erstes  Capitel.  Die  natürlicheD  Gesteine  und  die  Erden.  51 

Bearbeitung.  Die  Sandsteine  sind  meistens  Strand-,  aber  auch  Süsswasser- 
bildungen. 

Eintheilungen.  Die  Sandsteine  werden  einmal  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Bindemittels  und  der  Art  der  Gemengtheile,  sodann  aber  auch 
nach  dem  geognostischen  Alter  eingetheilt.  Nach  dem  Bindemittel  unter- 
scheidet man: 

a)  Den  kieseligen  oder  quarzigen  Sandstein  (Kieselsandstein), 
der  sich  in  der  Braunkohlenformation  (besonders  im  Oligocän),  aber  auch  in 
der  Kreideformation  in  Bänken  oder  losen  Blöcken  vorfindet,  weiss,  grau 
oder  braun  gefärbt,  sehr  fest,  ziemlich  hart  und  dauerhaft  ist  und  ein  sehr 
sparsam  vorhandenes,  sehr  festes,  kieseliges  oder  homsteinartiges  Bindemittel 
besitzt.  Zu  ihm  gehört  der  krystallinische  Quarzsandstein  oder 
Krystallsandstein  mit  krystallinischen  Quarzkömem,  bisweilen  auch  mit 
vollständig  ausgebildeten  Quarzkrystallen  und  mit  sehr  spärlichem  kieseUgen 
Bindemittel.  Bei  Abnahme  desselben  wird  aus  dem  Kieselsandstein  Quarzit 
oder  loser  Sand.  Wächst  die  Grösse  des  Kornes,  so  entstehen  Conglomerate 
oder  Breccien  (siehe  §  53  und  54). 

d)  Den  eisenschüssigen  Sandstein  mit  einem  ziemlich  festen  und 
dauerhaften  Bindemittel  aus  Eisenoxyd  oder  Eisenoxydhydrat  oder  aus  beiden 
mit  etwas  Thon  und  Kalk.  Dieses  Grestein  ist  dunkelgelb,  roth  oder  braun 
gefärbt,  zuweilen  reich  an  Eisen  und  Glimmer  und  kommt  in  allen  Flötz- 
formationen,  namentlich  im  Devon,  im  Rothliegenden,  im  Buntsandstein 
und  im  Keuper  vor. 

c)  Den  kalkigen  Sandstein,  mit  Säure  aufbrausend  und  bei  Zunahme 
des  Bindemittels  den  Uebergang  zum  Kalkstein  bildend.  Das  Gestein  hat 
ein  ziemhch  weiches,  aber  festes  und  dauerhaftes,  meist  spärlich  vorhandenes 
Bindemittel  aus  krystallinischem  abgelagerten  Kalk  oder  grobblätterigem 
Kalkspath  oder  Dolomit  und  Eisenbraunkalk  und  ist  weiss,  gelb,  grau  oder 
grünlich  gefärbt.  Es  ist  sehr  verbreitet  und  kommt  z.  B.  im  unteren  Lias  vor. 
Enthält  das  Bindemittel  neben  kohlensaurem  Kalk  auch  noch  Dolomit,  so 
nennt  man  das  Gestein  »dolomitischer  Sandstein«.  —  Der  Kalksand- 
stein wird  durch  Einwirkung  von  Salzsäure  und  schwefeliger  Säure  zersetzt 
und  kann  daher  in  Fabrikstädten,  in  denen  grosse  Massen  von  Steinkohlen 
verbrannt  werden,  und  an  der  Seeküste  als  Baustein  nicht  verwendet  werden. 

d)  Den  thonigen  Sandstein  (am  meisten  vorkommend)  mit  einem 
wenig  festen  und  wenig  wetterbeständigen,  thonigen,  auch  Eisen  enthaltenden 
Bindemittel.  Dieser  verschieden  harte,  meist  feinkörnige  Thonsandstein  hat 
eine  graue,  gelbe  oder  rothe  Farbe,  kommt  aber  auch  gefleckt,  gestreift  und 
gewölkt  vor  und  ist  reich  an  Thongallen.  Zu  ihm  gehören  die  bisweilen 
erzreichen  Buntsandsteine  der  Dyas-,  Trias-  und  Steinkohlenformation. 
Bei  Zunahme  des  Bindemittels  geht  der  Thonsandstein  in  Thon  über. 

e)  Den  kaolinischen  Sandstein  mit  einem  aus  verwittertem  Feld- 
spath  herrührenden  kaolinartigen,  meist  stark  vorhandenen  Bindemittel.  Dieses 
Gestein  ist  gewöhnlich  mürbe  und  wenig  wetterfest  und  kommt  in  der  Stein- 
kohlenformation Böhmens,  sowie  im  Rothliegenden  vor.  Tritt  das  Bindemittel 
in  grosser  Menge  auf,  so  wird  es  abgeschwemmt  als  Porzellanthon  verwendet. 

/)  Den  mergeligen  Sandstein  mit  einem  meistens  weichen  und 
wenig  dauerhaften,  reichlich  vorhandenen,  grauen  oder  weisslichen,  kalkig- 
thonigen  BindemitteL     Der  Mergelsandstein   kommt   hauptsächlich    im  Grau- 


52 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


liegen^  en  (der  Zechsteinformation)  aber  auch  in  der  Tertiärfonnation 
(Molassesandstein)  vor  und  bildet  bei  Zunahme  des  Bindemittels  den 
Uebergang  zum  Mergel. 

g)  den  glaukonitischen  Sandstein,  Grünsandstein  oder  Green- 
sand  mit  einem  mergeligen,  aber  auch  kalkigen  oder  thonigen  Bindemittel 
und  einer  grösseren  oder  geringeren  Beimengung  von  hirsekorngrossen,  schiess- 
pulverähnlichen,  arsen-  bis  dunkellauchgrünen  Glaukonitkömem.  Das  Gestein 
ist  in  der  Kreideformation  sehr  verbreitet,  kommt  aber  auch  in  der  Tertiär- 
formation vor.  (Molassesandstein  der  Schweiz.) 

h)  Den  gypsischen  Sandstein  mit  Ausscheidungen  von  Gyps  (so- 
genannten Gypsgallen),  im  oberen  Bundsandstein  vorkommend. 

/)  Den  sideritischen  Sandstein  mit  kohlensaurem  Eisenoxydul  als 
Bindemittel,  in  der  Steinkohlenformation  auftretend.  Das  Gestein  ist  graulich- 
weiss  und  wird  durch  Verwitterung  röthlich. 

k)  Den  barytischen  Sandstein,  in  der  Tertiärformation  bei  Kreuz- 
nach und  bei  Münzenberg  (Hessen)  vorkommend. 

/)  Den  Glimmersandstein  mit  Glimmerblättchen  angefüllt,  welche 
bei  reichlichem  Vorhandensein  dem  Gestein  eine  schieferige  Structur  ver- 
leihen   (Sandstein schiefer).  Man  findet  ihn  in  der  Tertiärformation. 

m)  Den  apali tischen  Sandstein  mit  fossilen  Knochen,  bei  Kursk 
in  Russland  vorkommend.  Das  Gestein  ist  ziemlich  hart  und  besitzt  eine 
graubraune  Farbe. 

n)  Den  bituminösen  Sandstein  mit  einem  Bindemittel  aus  bituminösem 
Thon,  Kalk  oder  Asphalt. 

Nach  dem  geognostischen  Alter  unterscheidet  man: 

1.  Die  Grauwacke,  ein  sehr  festes,  meist  körniges,  deutlich  geschichtetes, 
zuweilen  dickschieferiges,  gewöhnlich  dunkelgrau  gefärbtes,  aber  auch  weisses, 
gelbes,  rothbraunes  oder  graues  oder  auch  roth  und  grün  geflecktes,  gestreiftes, 
gewölktes  Gestein  aus  einem  Gemenge  von  scharfkantigen  oder  runden  Quarz-, 
Kiesel  schiefer-  oder  Thonschief  erbrocken  und  einem  meist  spärlich  vorhan- 
denen, zähen,  kieseligthonigen    oder  kieseligen,  häufig    durch  fein  vertheilten 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  53 

Specifisches  Gewicht:  2*5 — 2*77.  Härte:  G  bis  7 — 8.  Festigkeit 
für  das  Quadratcentimeter:  für  Druck  600 — 3000kg,  für  Schub  durch- 
schnittlich 100  kg,  Wasseraufnahme  in  125  Stunden:  0*7 — l'Ol  %. 
Wetterbeständigkeit  sehr  hoch  bei  kieseligem,  gut  bei  kalkigem  und 
eisenschüssigem,  massig  bei  thonigem  und  kaolinischem  Bindemittel. 

Verschiedenes.  Da  Grauwacke  mit  zahlreichen  Absonderungen  und 
zumeist  in  dünnen  Schichten  auftritt,  so  können  aus  ihr  grosse  Quader  nicht 
gewonnen  werden.  Feuerbeständige  Steine,  die  zu  Feuerungsanlagen  und 
besonders  zu  Hochöfen-Gestellsteinen  benutzt  werden  können,  entstammen 
der  Mittel-Devonformation. 

Verwendung.  Besitzt  der  Grauwackensandstein  ein  k i e s e  1  i g e s  Binde- 
mittel, so  eignet  er  sich  vorzüglich  zur  Herstellung  von  Quadersteinen,  Säulen, 
Gesimsen  u.  s.  w.,  femer  zu  Grund-  und  Wasserbauten,  Pflasterungen  und 
Chaussinmgen.  Die  quarzreichen  Arten  verwendet  man  zur  HersteUung  von 
Mühlsteinen  (rheinische  Mühlsteine),  die  conglomeratähnlichen  zu 
Fundamenten  und  Strassenbauten,  die  mit  thonigem  Bindemittel  zu  Bruch- 
steinen, Fussbodenplatten,  Wetzsteinen,  die  schief  er  igen  zu  Trottoir-  und 
Deckplatten  u.  s.  w. 

2.  Den  Kohleosandstein,  ein  klein-  bis  feinkörniges,  oft  conglomerat- 
artiges,  regelmässig  geschichtetes,  aus  Quarzkömern  und  einem  vorherrschend 
thonigen,  glimmerhaltigen  Bindemittel  bestehendes  Gestein  von  meist  hell- 
grauer Farbe.  Specifisches  Gewicht:  2*58 — 2*85.  Härte:  6 — 8.  Druck- 
festigkeit für  das  Quadratcentimeter:  500 — 1200  kg.  Wasserauf- 
nahme in  125  Stunden:  1*4 — 1*9  7ü-  Wetterbeständigkeit  im  Allge- 
meinen nur  massig. 

Vorkommen.  Der  Kohlensandstein  bildet  starke  Flötze  in  der  Stein- 
kohlenformation. 

Verwendung.  Die  conglomeratartigen  Kohlensandsteine  werden  zu 
Mühlsteinen,  die  aus  der  Nahegegend  stammenden  zu  Quadersteinen,  Steine 
aus  einigen  Brüchen  im  Ottweiler  Kreise  zu  Feuerungsanlagen,  die  festeren 
und  härteren  Arten  zu  Strassenpflasterungen  (z.  B.  in  Berlin,  Hamburg, 
Magdeburg,  Leipzig  u.  s.  w.)  verwendet. 

3.  Den  Dyassandstein  (Sandstein  des  Rothliegenden,  Weiss- 
liegenden und  Grauliegenden),  ein  aus  scharfkantigen,  verschieden  grossen 
(staubfeinen  bis  conglomeratartigen)  Körnern  von  Quarz,  Hornstein  und 
Kieselschiefer,  auch  aus  eckigen  Feldspath-  oder  Kaolinkömern  bestehendes, 
mehr  oder  weniger  mächtig  und  deutlich  geschichtetes  Gestein  mit  thonigem 
oder  eisenschüssigem,  seltener  kalkigem  oder  kaolinartigem,  sehr  selten  kiese- 
ligem Bindemittel;  meistens  roth  oder  röthlichbraun,  bisweilen  auch  grünlich, 
gelb,  weiss  und  grau  gefärbt.  Härte  sehr  verschieden,  denn  es  giebt  Dyas- 
sandsteine,  die  sich  leicht  zerreiben  lassen,  und  solche,  die  eine  ganz 
bedeutende  Härte  besitzen.  Festigkeit  sehr  verschieden,  am  grössten  bei 
den  feinkörnigen,  roth  gefärbten  Arten.  Wetterbeständigkeit  im  Allgemeinen 
sehr  hoch. 

Vorkommen.  Das  Gestein  ist  in  der  Dyasformation  sehr  verbreitet; 
es  geht  häufig  in  Schieferthon  über. 

Verschiedenes.  Der  Dyassandstein  lässt  sich  sehr  schwer  bearbeiten. 
Zu  ihm  gehört  der  an  Kupfererzen  reiche  Kupfersandstein,  welcher  in  der 
Dyasformation  Russlands  vorkommt. 


54 


Erster  Theil.  Die  Hauptsloffe. 


Verwendung.  Man  benutzt  die  festen  und  harten  Arten  zu 
Quaderstcinerii  Deckplatten,  Grund-  und  Wasserbauten,  Pflasterungen  und 
Chaussiruugeo,  die  Conglomerate  und  Dyasfiantistcine  mit  kieseligem 
Bindemittel  zu  Mühl-  und  Schleifsteinen.  Die  Dyasfonnation  besitzt  auch 
feuerbeständige  Sandsteine,  die  am  Kornberge  bei  Kassel,  im  Kreise 
Schmalkalden,  bei  Vilbel  im  Grossherzogthume  Hessen  u.  s,  \v.  gefunden 
werden, 

4.  Den  BuntsandsteJn  (rothen  Sandstein),  ein  meist  sehr  feinkörniges 
und  sehr  gleichmässig  gebildetes,  mehr  oder  minder  deutlich  geschichtetes 
Gestein  mit  kieseligem,  thonigem  oder  eisenschüssigem  Bindemittel  und  von 
verschiedener  Farbe,  auch  mit  Flecken  und  Streifen.  "Weiss  ist  der  Buntsand- 
stein gefärbt,  wenn  die  dichte,  aus  winzigen  Rollstucken  oder  auch  aus  mehr 
oder  weniger  vollkommen  ausgebildeten  Krystallen  bestehende  Quarxmasse  mit 
einem  weissen^  thonigen  Bindemittel,  ziegelroth  und  rothbraun,  wenn  sie  mit 
Eisenoxydulj  gelb  und  braun,  wenn  sie  mit  Eisenoxydhydrat  verkittet  ist.  Der 
Buntsandstctn  ist  häufig  reich  an  unwesentlichen  Bestand theilen  z.  B,  an  Kalk- 
spath,  Braunspath,  Baryt,  Quarz^  Kupfer-  und  F^isenerzen,  auch  an  Glimmer- 
blättchen,  bei  deren  massenhaftem  Auftreten  das  Gestein  dünnschieferig  wird 
und  in  Sandsteinschiefer  übergeht,  und  er  umschliesst  Thoogalien  i^ runde 
oder  eckige  Concretionen  von  Thon).  Specifisches  (Jewicht:  24 — 2'bh* 
Härte:  4 — -5,  auch  bis  7 — 8.  Festigkeit  für  das  Quadratcentimeter: 
für  Druck  200— 140U^^,  für  Schub  10— 1*X>>1:^,  für  Biegung  32— 115  X-^,  für 
Zug  \{\—*Al  kg.  Wasseraufnahme  in  125  Stunden:  2'2— 3'7  %.  Wetter- 
beständigkeit gewöhnlich  sehr  hoch. 

Vorkommen.  Der  Buntsandstein  ist  in  der  Tertiärformation  sehr  ver- 
breitet. In  den  unteren  Lagen  derselben  findet  man  am  häufigsten  kieselige^ 
grobkörnigere,  härtere,  oft  an  Porzellanerde  sehr  reiche  und  durch  Mangan 
schwarzgefleckte  Steine,  zu  denen  der  Tigersandstein  des  Schwarzwaldes 
gehört,  sowie  der  weisse  Buntsandstein  des  Thüringcrwaldes  und  Werrathales, 
welcher  das  Kaolin  für  die  zahlreichen  und  theilweisc  recht  bedeutenden 
Porzellanfabriken  dieser  Gegend  liefert  In  der  mittleren  und  oberen  Lage 
kommen  Buntsandsteine  vor,  die  als  Bausteine  besonders  geschätzt  sind. 

Verschiedenes.  Frisch  gebrochcFi  ist  der  Buntsandstein  weich  und 
leicht  zu  bearbeiten;  beim  Austrocknen  wird  er  aümälig  härter  und  fesler 
und  nimmt  im  Laufe  der  Zeit  eine  herrliche  goldbraune,  grünlich  untermischte 
Patina  an.  In  bruch  feuchtem  Zustande  gestattet  er  die  Herstellung  der 
feinsten  und  schärfsten  Gliederungen  und  Ornamente. 

Verwendung.  Hauptsächlich  zu  Monumentalbauten  (Fas.saden^  Säulen 
u.  s.  w.);  die  Dome  zu  Mainz,  Worms  und  Speyer,  die  Miinster  zu  Strassburg 
im  Elsass,  Freiburg  im  l^reisgau  und  Basel,  das  Schloss  zu  Heidellierg  und 
viele  andere  hervorragende  Bauwerke  sind  aus  Buntsandsteinen  aufgefiihrt. 
Die  härteren  Arten  benutzt  man  zur  Herstellung  von  Mühl-  und  Schleif- 
steineuj  die  plattenförmig  geschichteten  (Sollinger  Fliesen,  Höxtersteine^ 
zu  Wandbekleidimgen,  Flurpiatten  und  Daeheindeckungen.  Weniger  geeignet 
erscheint  dieses  Gestein  für  Trottoirplatten  und  Ptiasterungen,  weil  es  sich 
ungleichmässig  abnutzt. 

5-  Den  Keupersandsteio,  ein  meist  feinkörniges  Gestein  mit  thonigem 
und  mergehgem  Bindemittel  und  von  grauer,  grünlicher  oder  röthücher  Farbe. 
Die  Härte  der  festesten  Arten  hegt  zwischen  7—8  und  8 — 9.  Festigkeit 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  55 

für  das  Quadratcentimeter  im  Mittel:  für  Druck  bei  den  feinkörnigen 
Steinen  1000  it^,  bei  den  mittelgrobkömigen  300^^,  bei  den  grobkörnigen 
150 i^,  für  Schub  44  kg,  für  Biegung  30^^,  für  Zug  nur  4*5^^.  Wasser- 
aufnahme in  125  Stunden:  0-6 — 2*4%.  Wetterbeständigkeit  im  All- 
gemeinen vorzüglich. 

Vorkommen.  In  der  Trias-(Keuper-)Formation. 

Abarten:  a)  Lettenkohlen-  oder  unterer  Keupersandstein,  sehr 
feinkörnig,  fast  dicht,  gewöhnlich  gelblichgrau  gefärbt,  mehr  oder  weniger 
mächtig  geschichtet,  mittelhart  und  reich  an  Pflanzenabdrücken  und  Kohlen- 
putzen. 

ö)  Schilf-  oder  mittlerer  Keupersandstein  (Stuttgarter  Sand- 
stein, Stubensandstein),  ein  thoniger  Stein  mit  gleichmässigem  feinen 
Korn,  reich  an  Pflanzenresten,  meistens  grünlich-  oder  gelblichgrau,  auch 
wohl  roth  gefärbt  und  dann  mit  eigenthümlichen  Flecken  und  Streifen. 

c)  Rhätischer  oder  oberer  Keupersandstein,  grob-  oder  fein- 
und  scharfkömig,  hell  gefärbt,  reich  an  Ueberresten  von  Fischen  und  Sauriern, 
fest,  hart  und  quarzitreich  bei  kieseligem,  oft  weich  und  zerreiblich  bei 
thonigem  Bindemittel,  aber  auch  mit  einem  kalkigen  Bindemittel  ausgestattet 
und   nicht   selten   mit   scharfkantigen,   röthlichen  Feldspathkömem   angefüllt. 

Verschiedenes.  Der  Keupersandstein  lässt  sich  gewöhnlich  leicht 
bearbeiten  und  gestattet  bei  seinen  feinkörnigeren  Arten  die  Herstellung 
einer  feinen  und  scharfen  Gliederung  und  Ornamentirung. 

Verwendung.  Man  benutzt  die  kieseligen  Arten  zu  Pflasterungen, 
Chaussirungen,  Mühl-  und  Schleifsteinen;  den  Lettenkohlen-  und  Schilfsand- 
siein,  sofern  dieselben  in  mächtigen  Bänken  auftreten,  zu  Quader-  und  Bruch- 
steinen; die  dünngeschichteten  und  platten  förmigen  Schilfsandsteine  zu  Fuss- 
bodenbelägen  und  Dacheindeckungen;  die  weichen  als  Stubensand  (Würtem- 
berg);  den  Keupersandstein  von  Esslingen  und  Heilbronn  zum  Bau  von  Oefen 
zu  metallurgischen  Zwecken  u.  s.  w. 

6.  Den  Jurasandstein.  Man  unterscheidet  folgende  Arten: 

a)  Sandstein  des  schwarzen  Jura  oder  Lias,  zumeist  feinkörnig, 
fest,  oft  glimmerreich  und  dann  dünnplattig,  weiss,  hellgelb  oder  gelblichgrau 
gefärbt,  mit  eisenschüssig-thonigem,  oft  spärlich  vorhandenem  Bindemittel.  Er 
liefert  vorzügliche  Quader-  und  Bruchsteine. 

d)  Sandstein  des  braunen  Jura  oder  Dogger,  meistens  feinkörnig 
und  weich,  gewöhnlich  eisenschüssig,  hellgelb,  braungelb,  braunroth,  braun, 
auch  dunkelgrau  gefärbt  und  mit  thonigem  oder  mergeligem  Bindemittel.  Die 
helleren  und  härteren  Arten  enthalten  oftmals  kohlensauren  Kalk  und  gehen 
allmälig  in  Kalkstein  über.  Der  Stein  ist  für  Bauzwecke  nur  wenig  geeignet. 

c)  Sandstein  des  weissen  Jura  oder  Malm,  gewöhnlich  reich  an 
Glaukonitkömem  und  dann  fast  saftgrün  gefärbt,  auch  mit  vielen  Con- 
cretionen  von  Homstein.  Als  Baustein  ohne  Bedeutung. 

d)  Sandstein  der  Wealdenformation  (Deistersandstein),  mittel- 
feinkömig,  lichtgelb  oder  grau,  in  dickeren  Schichten  abgelagert,  sehr  fest 
und  dauerhaft,  vorzüglich  geeignet  zu  Hau-  und  Bruchsteinen,  Schleif-  und 
Mühlsteinen.  Der  Deistersandstein  wird  vorzugsweise  in  der  Provinz  Hannover 
zu  Monumentalbauten  u.  s.  w.  verwendet. 

Die  Jurasandsteine  des  Teutoburger  Waldes,  des  Deistcrgebirges  und 
der   Bückeburger   Berge   (des  Wesergebirges)   haben   ein    specifisches  Gc- 


56 


Erster  Tbeü.  Die  Hauptsloffc. 


wicht  von  2  17 — 2'4,  eine  Druckfestigkeit  von  3(NJ — 1318^^  für  das 
Quadmtcentimeter,  eine  Härte  von  7 — -8  und  nehmen  in  125  Stunden  4*2  bis 
6'8  %  des  Trockengewichtes  an  ^V'asser  auf. 

7.  Den  Quadersandstein,  ein  feinkörniger  oder  grobkörniger,  zuweilen 
krystallinischer,  auch  confjlomeratartiger,  mehr  oder  minder  mächtig  und 
gewöhnlich  wagrecht  ge.schichtetcr,  weisser,  gelber  oder  brauner,  seltener 
grüner,  sehr  selten  rother  Stein  mit  thonigem  oder  mergeligem,  kieseligern, 
auch  eisenschüssigem  Bindemittel,  iheils  ganx  frei,  theils  reich  an  organischen 
Ueberresten,  mit  Hornstcin-,  Chakedon-  und  Brauneisenerz-Iieimengungen» 
häufig  von  senkrechten  Klüften  durchsetzt  und  dann  quaderförmig  oder 
pfeilerartig  abgesondert.  —  Specifisches  Gewicht  im  Mittel  2*15.  Druck- 
festigkeit für  das  Qnadratcentimeter  dyrchschnittlich  500  kg.  Härte 
verschieden.  Wetterbeständigkeit  bei  den  Steinen  mit  kieseligem  Binde- 
mittel vorzüglich,  mit  thonigem  Bindemittel  im  Allgemeinen  massig. 

Vorkommen.  Der  Quadersandstein  ist  in  der  Kreideformation  sehr 
verbreitet. 

Verschiedenes.    Quader.sandsteine   mit   kieseligem  Bindemittel   sind 

geschätzt,  sie  sind  sehr  fest  und  unc^emein  dauerhaft,  lassen  sich  mit 
immer  und  Säge  leicht  bearbeiten  und  gestatten  eine  vielfache  Verwendung, 
Quadersteine  mit  thonigem  Bindemittel  widerstehen  den  Witterungseinfliissen 
wenig  und  können  daher  nur  zu  binendecorationen  verwendet  werden,  da  sie 
aber  feuerbeständig  sind,  so  benutzt  man  sie  aoch  zu  Hochofen-Gest  eilst  einen. 
Sind  die  (^uadersand-steine  mit  Eisenerzadern  durchzogen,  so  können  sie  zu 
Trotloirplatten  und  Treppenstufen  nicht  gut  verwendet  werden,  weil  sich  die 
Steinparlien  schneller  abnutzen  als  die  Eisenerzadem  und  letztere  deshalb 
vorstehen  und   die  Schuhsohlen  zerreissen, 

Verwenflung.  Die  feinkörnigen  und  gleichmässig  gefärbten  Quadersand- 
steine werden  für  die  feineren  Arbeiten  des  Bildhauers  und  Steinmetzen,  also 
ÄU  Gesimsen,  architektonischen  Gliederungen  und  Ornamenten,  Säulen,  Grab- 
denkmälern. Statuen  u.  s.  w,  verwendet,  die  rauhen,  scharfköndgen  und  gleich* 
massig  gel*ildeten  zu  Mühl-  und  Schleifsteinen,  die  grobkörnigen  zu  Quader- 
bauten, Grund  bauten,  Brücken-,  Wehr-  und  Schleusenbautcn,  Futter-  und 
Ufermauern,  Festungsbauten,  Treppenstufen,  Thür-  und  Fenstergewänden  u*s.  w,, 
die  dünngescliichteten  und  |>laltenförmigen  zu  Wandbekleidungen,  Balkon- 
platten,  Deckplatten,  Trottoirplalten  und  Fussbodenbelägen.  Zu  Monumental- 
bauten benutzt  man  vielfach  den  ?3lb Sandstein  (von  Pirna,  Schandau 
u.  s.  w.)  in  den  sächsischen  Grossstädten  untl  in  Berlin,  Magdeburg,  Ham- 
burg u,  s.  w.,  i\Qn  Wesersandstein  (von  Rinteln  und  Umgegend)  in 
Hannover,  Bremen,  Oldenburg  u.  s.  w.,  den  Wiener-  oder  Karpathen- 
Sandstein  (mit  vorherrschend  kalkigem  und  mergeligem  Bindemittel)  in  den 
Grosssiätlten  Oesterreichs,  Ungarns  und  Galiziens,  den  Flyschsandstciu 
oder  Fuküidensandstein  der  bayerischen  Alpen  in  den  bayerischen  Gross- 
städten (der  Stein  hat  ein  vorherrschend  kicseliges  Bindemittel  und  wird 
auch  zu  Mühlsteinen  verarbeitet),  den  Plan  er  Sandstein  oder  Prager  Bau- 
stein (mit  kalkigem  Bindemittel)  in  den  böhmischen  Städten. 

8.  Den  Grünsandstein  der  Kreideformalion.  (Siehe  unter  g).  Festig* 
keit  für  das  Qua<lratcentimeter:  für  Druck  188  —  524  4[f,  für  Schub 
17—32  ^.^,  für  Biegung  45—75  ^^,  fiir  Zug  13—17  kg. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  57 

Verwendung.  Da  der  Grünsandstein  eine  feine,  scharfe  Profilirung 
zulässt,  dauerhaft  und  fest  ist,  so  verwendet  man  ihn  zu  Quadern,  Gesimsen, 
Säulen,  Ornamenten,  Statuen  und  Grabdenkmälern  (München:  Residenz- 
schloss,  Allerheiligenkirche,  Centralbahnhof  und  Pinakotheken ;  Regensburg: 
Dom  und  einige  Donaubrücken). 

Abarten:  a)  Galtgrünstein  der  bayerischen  Alpen,  glaukonithaltig, 
zu  Pflastersteinen  vorzüglich  geeignet; 

b)  Burgberger  Grünsandstein  aus  unterirdischen  Steinbrüchen  bei 
Sonthofen,  dicht,  zumeist  hart,  mit  Mergel  verkittet  und  gute  Bau-  und  Schleif- 
steine liefernd. 

9.  Den  Hilssandstein,  weisslich  oder  gelblich,  wenig  glaukonithaltig, 
dickgeschichtet,  in  der  Neokomformation  vorkommend.  Er  liefert  gute  Bau- 
steine und  auch  feuerbeständige  Steine  (z.  B.  bei  Büke  und  Schwanei  im  Regie- 
nmgsbezirk  Minden  und  bei  Beckerode  im  Regierungsbezirk  Osnabrück). 

10.  Den  Nummulitensaodstein,  dunkelgrün  bis  schwärzlich,  fein-  bis 
grobkörnig,  entweder  stark  kalkhaltig  oder  mit  groben  Quarzkömem  erfüllt, 
mit  zahlreichen  Schalen  der  Münzmuschel  (Nummulina),  auch  mit  Eisenerz- 
kömem  und  mit  einem  kalkig-eisenhaltigen  Bindemittel. 

Vorkommen:  In  der  unteren  Tertiärformation  (dem  Eocän),  und  zwar 
in  den  Voralpen  bei  Tölz. 

Verwendung:  Zu  Hau-  und  Bruchsteinen  für  Hoch-  und  Wasserbauten, 
zu  Trottoirplatten,  Pflaster-  und  Mühlsteinen  sowie  —  wenn  sehr  feinkörnig 
—  auch  zu  Schleifsteinen. 

Abart:  Haberkornstein. 

11.  Den  Molassesandstein,  die  jüngste  Sandsteinbildung  aus  eckigen, 
mit  einem  kieseligen  oder  kalkig-mergeligen,  oft  auch  thonigen  Bindemittel 
verkitteten  Quarzkömem,  denen  häufig  Glimmerblättchen  beigemengt  sind. 
Farbe  grau,  seltener  gelblich  oder  grünlich.  Härte  verschieden.  Festig- 
keit für  das  Quadratcentimeter:  510— 1470  >t^  für  Druck,  20— 150  >{'^ 
Schub,  24 — 87  J^g  für  Biegung.  Wetterbeständigkeit  meistens  sehr  hoch. 

Vorkommen:  In  der  Molasse-(Tertiär-)Formation. 
Verwendung.  Die  Molassesandsteine  mit  kieseligem  Bindemittel 
verwendet  man  ihrer  grossen  Härte  und  bedeutenden  Festigkeit  wegen 
hauptsächlich  zu  Strassenpflasterungen,  die  mit  kalkig-mergeligem  Binde- 
mittel zu  Quadersteinen,  Treppenstufen,  Grabdenkmälern  u.  s.  w.,  vor- 
zugsweise in  den  Schweizer  Städten,  die  mit  vorherrschend  thonigem 
Bmdemittel,  wenn  sie  feuerbeständig  sind,  zu  Feuerungsanlagen;  für  Bau- 
zwecke sind  die  Letzteven  sonst  nicht  zu  gebrauchen,  weil  sie  im  Wasser 
erweichen  und  in  feuchtem  Zustande  vom  Froste  leicht  zerstört  werden. 

Zu  erwähnen  sind  noch  folgende,  der  Tertiärformation  angehörenden 
Sandsteine:  Blättersandstein  von  Kempten  im  Mainzer  Becken,  Muschel- 
sandstein  von  Südbayem  und  der  Schweiz,  Sandstein  von  Fontaine- 
bleau  in  Frankreich  (gut  geeignet  zu  Strassenpflasterungen  und  Chaus- 
sirungcn),  Sandstein  von  Münzeberg  bei  Giessen,  von  Sternberg  in 
Mecklenburg-Strelitz  (Sternberger  Kuchen  genannt),  Feldspath-Sand- 
«tein  von  Waldshut  (guter  Baustein)  und  Kalksandstein  von  Weissenbach 
in  Niederösterreich  (dauerhafter  und  fester  Baustein). 

Schlussbemerkungen.  Sandsteine  mit  kieseligem  Bindemittel  und 
weisse  Sandsteine  mit  scharfkantigen  Quarzstückchen  und  spärlich  vorhandenem 


58 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Bindemittel  sind  die  festesten  und  dauerhaftesten,  solche  mit  thonigem  Bmde- 
mittel  sind  hygroskopisch  und  nicht  frostbeständig,  aber  wie  die  Kieselsand- 
steine meistens  feuerbeständig.  Sandsteine  mit  kalkigem  und  mergeligem  Binde- 
mittel werden  vom  Feuer  und  auch  durch  Salzsäure  zerstört  Nester  von  Thon- 
eiscnstein  oder  Schwefelkies  vermindern  die  Dauerhaftigkeit  des  Sandsteines, 
weil  sie  sich  an  der  Luft  zersetzen.  Eisenockerige  Sandsteine  mit  eisen- 
schüssigem Bindemittel  werden  durch  Salzsäure  zerstört,  sind  leicht  zerreib- 
lich,  stark  hygroskopisch  und  zerblättern  leicht.  Kieselige  und  sehr  feinkörnige 
Sandsteine  bleiben  lange  Zeit  bruchfeucht  und  müssen  vor  ihrer  Verwendung 
längere  Zeit  an  luftigen  und  trockenen  Orten  aufbewahrt  werden,  damit  sie 
den  grössten  Theil  ihrer  Feuchtigkeit  verlieren  können;  sie  müssen  fast 
trocken  sein,  ehe  man  sie  mit  Putz  bewerfen  kann.  Bruchfeuchte  und  im 
Winter  vermauerte  Sandsteine  sind  in  der  Regel  von  geringerer  Wetter- 
beständigkeit. Man  muss  die  Sandsteine  stets  in  ihrer  Schichtung  verwenden 
(auf  ihr  natürliches  Lager  bringen),  weil  sie  sonst  vom  Froste  leicht  zer- 
bröckelt werden. 

Sandsteine  mit  scharfeckigem  Korn  und  spärlichem  Bindemittel  sind 
wenig,  solche  mit  rundlichem  Korn  und  vorherrschendem  Bindemittel  ge- 
wöhnlich stark  porös.  Die  Grösse  des  Porenraumes  schwankt  zwischen  4  und 
27  7() ;  si^'  beträgt  z.  B. 

beim  Sandstein  vom  Solling  bei  Höxter         ca.  6 

•^  >         von  Nebra  »  25 — 27 

>  ^  ^     Kreuznach  »  17      » 

^      Grünsandstein  der  Schweiz  »  7       ^ 

^      Quadersandstein  von  Welschhusen  »  15      > 

»      Wienersandstein  von  Rekawinkel  v  4      » 

»      Kalksandstein  von  Weissenbach  »  4*5  » 

Fast  vollständig  wasserundurchlässig  kann  man  den  Sandstein  dadurch 
machen,  dass  mau  ihn  einige  Zeit  in  Kalkwasser  liegen  lässt.  Das  Kalkwasser 
darf  keine  milchige  Trübung  zeigen,  weil  sonst  die  Sandsteinoberfläche  nicht 
klar  bleibt. 


Vo 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  59 

Druckfestigkeit  für  das  Quadratcentimeter:  600 — 950 it^.  Härte  ge- 
wöhnlich =  3.  Wasseraufnahme  in  125  Stunden:  0*5 — 0*7  ^j^,.  Poro- 
sitätscoefficient:  Beim  rheinischen  Dachschiefer  Ol 5,  beim  französischen 
0045,  beim  englischen  (rothen)  0*11  im  Mittel.  Wärmeaus  dehn  ung  bei 
1"  C  Temperaturerhöhung:  0*00005  des  Volumens.  Wetterbeständig- 
keit bei  einigen  Arten  ungemein  hoch,  wie  die  auf  einigen  Kirchendächem 
liegenden,  sehr  alten  Platten  beweisen. 

Vorkommen.  Der  Thonschiefer  tritt  hauptsächlich  in  der  Silur-  und 
Devonformation,  seltener  in  der  Steinkohlenformation  auf  und  ganz  ausnahms- 
weise auch  in  jüngeren  Gesteinsformationen,  z.  B.  im  Tertiär  des  Glarus.  Er 
bildet  den  Uebergang  einerseits  in  den  krystallinischen  Glimmerschiefer,  an- 
dererseits in  den  klastischen  Grauwackenschiefer  und  somit  die  Zwischenstufe 
zwischen  zwei  ganz  verschiedenen  Gesteinsbildungen. 

Eintheilung.  Man  unterscheidet  folgende  Arten: 

1.  Den  gemeinen  Thonschiefer,  mit  unregelmässiger  Schieferung, 
reich  an  unwesentlichen  Gemengtheilen  und  mit  Quarzwulsten  durchsetzt.  Er 
ist  blau,  grau,  auch  grünlich  oder  röthlich  gefärbt,  fettglänzend  und  bildet 
den  Uebergang  in  Glimmerschiefer.  Hauptverwendung  zu  Bruchsteinen  (zu 
Quadern  nicht  geeignet). 

2.  Den  Grauwackenschiefer,  meist  erhärteter  Thon,  sehr  feinkörnig 
bis  dicht,  dunkelgrau  oder  roth  gefärbt.  Er  bildet  theilweise  eine  schieferige, 
theilweise  eine  glimmerreiche  Abart  der  Grauwacke  und  den  Uebergang  vom 
gemeinen  Thonschiefer  zum  Grauwackensandstein  durch  Zunahme  des  Quarz- 
gehaltes. Hauptverwendung  zu  Bruchsteinen  und  Fussbodenbelägen. 

8.  Den  Dachschiefer,  frei  von  sandigen  Theilen,  in  dünne,  glatte  und 
grosse  Tafeln  leicht  spaltbar  und  sehr  ebenschieferig,  mit  gleichmässigem 
Korn,  von  grauer,  bläulicher  bis  schwärzlicher  Farbe  und  auf  den  Spaltungs- 
flächen seidenglänzend.  Hauptverwendung  zu  Dacheindeckungen. 

4.  Den  Tafelschiefer,  in  dünnen  und  dicken  Tafeln  spaltbar,  sehr 
ebenschieferig,  reich  an  Kalkgehalt  und  von  schwarzer  Farbe.  Hauptverwen- 
dung: Die  dünnen  Platten  werden  zu  Schultafeln,  die  dicken  zu  Tisch-  und 
Billardplatten,  Fussbodenbelägen,  Fensterdeckplatten,  Pissoir-Scheidewänden 
u.  s.  w.  benutzt. 

5.  Den  Griffelschiefer,  weich,  rein  und  in  lange  dünne  Stengelchen 
spaltbar  infolge  gleichzeitiger  wahrer  und  falscher  Schieferung.  Er  bildet  zu- 
weilen I^ger  im  Dachschiefer.  Hauptverwendung:  Zu  Schreibstiften  für  Schiefer- 
tafeln, entweder  roh  verarbeitet  oder  geschlämmt,  mit  Gummiwasser  geknetet 
und  geformt. 

ö.  Den  Wetzschiefer,  die  härteste  Thonschieferart  (Härte:  4 — o\ 
äusserst  feinkörnig,  sehr  reich  an  Quarzkörnern,  meist  gelblich-  oder  grünlich- 
weLss,  aber  auch  gräulich-grau  oder  hellgrau  gefärbt,  mit  splitterigem  Bruch. 
Er  kommt  nur  in  dünnen  I^gen  zwischen  andern  Thonschicferarteii  vor. 
Hauptverwendung  zu  Wetz-  und  Schleifsteinen. 

7.  Den  Zeichenschiefer,  sehr  weich,  feinerdig,  mit  feinen  Kohlen- 
oder Graphittheilchen  innig  gemengt,  schwarz  und  abfärbend.  Hauptverwen- 
dung als  schwarze  Kreide  (für  Maler\ 

8.  Den  Alaunschiefer,  durch  kohlige  Stoffe  schwärzlich  gefärbt,  mit 
fein  eingesprengtem  Schwefelkies,  welcher  die  Bildung  von  Alaun  und  P2isen- 
vitriol  veranlasst  Er  verwittert  leicht  an  der  Luft  und  erhält  dann  einen,  von 


GO 


Erster  Theil.  Die  HauptstofTe. 


Alaun  herrührenden,   weissen  Ausschlag.    Hauptverwendung:   zur  Gewinnung 
von  Alaun. 

9.  Den  Schalsteinschiefer  mit  zahlreichen  versteinerten  Zweischalem 
(Posidonomyenschiefer),  Schalenkrebsen  (Cypridinenschiefer)  u.  s.  w.,  mit 
Hornblende  und  Chlorit.  Hauptverwendung  als  roher  Baustein. 

10.  Den  Kohlenschiefer  oder  Schieferthoa  mit  kohligen  und 
bituminösen  Stoffen.  Sind  diese  Stoffe  in  grosser  Menge  vorhanden,  so  kann 
der  Stein  als  Brennstoff  Verwendung  finden  und  wird  dann  Brandschiefer 
genannt. 

Verschiedenes.  Ein  guter  und  brauchbarer  Dachschiefer  hat 
folgende  Eigenschaften: 

1.  dunkle  (violettschwarze)  Farbe  und  Farbenbeständigkeit  (leicht  ver- 
witternde Thonschieferplatten    werden   bald   hellgrau  und  schliesslich  weiss), 

2.  vollkommene  Glattschiefrigkeit  und  möglichst  dichten  Querbruch; 

3.  leichte  Spaltbarkeit  in  dünne,  durchaus  ebene  Tafeln; 

4.  leichte  Bohrung  (ist  der  Festnagelung  wegen  nöthig); 

5.  hellen  Klang  beim  Anschlagen  mit  einem  Hammer.  (Dumpfklingende 
Schieferplatten  besitzen  feine  Haarrisse,  in  welche  das  Wasser  eindringt,  das 
dann  bei  seinem  Gefrieren  den  Stein  zersprengt); 

6.  Wasserundurchlässigkeit  (poröse  Schiefer  leiden  durch  den  Frost; 
über  die  Untersuchung   der   Porosität  vergleiche   das  im  §  11  Mitgetheilte); 

7.  keine  Festigkeitsabnahme,  wenn  der  Schiefer  in  einem  verschlossenen 
Glase  über  Schwefelsäure  aufgehangen  ist  (Prüfungsmethode  des  Professor 
Fresenius  in  Wiesbaden); 

8.  möglichst  geringe  (am  besten  gar  keine)  Beimengung  von  Schwefelkies, 
kohlensaurem  Kalk,  Manganoxydul,  Eisenoxydul,  eingesprengten  Quarzkömem 
und  Kohlentheilchen,  weil  alle  diese  Bestandtheile  die  Dauerhaftigkeit  des  Dach- 
schiefers bein trächtigen.  Besitzt  der  Schiefer  kohlensauren  Kalk,  so  braust 
er,  mit  Säuren  begossen,  auf,  enthält  er  Schwefelkies,  so  entsteht  bei 
seinem  (jrlühen  zwischen  Kohlen  ein  stechender  Geruch  nach  schwefeliger 
Säure,    ist   sein   Eisengehalt   ein  grösserer,   so  wird  er  durch  Säuren  stark 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  61 

finden.  Eintheilung.  Nach  den  Mineralien  oder  Felsarten,  deren  Trümmer 
das  Conglomerat  bilden,  unterscheidet  man:  Quarz-,  Basalt-,  Grünstein-, 
Bimsstein-  u.  s.  w.  Conglomerat  und  nach  dem  geognostischen  Alter 
Grauwackenconglomera  t,  Conglomerat    des  Rothliegenden  u.  s.  w. 

Hervorzuheben  ist  die  Nag  elf  lue,  welche  sowohl  der  älteren  als  auch 
der  jüngeren  Molasse-Formation  angehört  und  ein  gemengtes  Conglomerat 
aus  eigrossen  Rollstücken  von  Juralkalksteinen  und  Sandsteinen  zwischen 
solchen  aus  Quarz,  Granit,  Gneis,  Grauwacke,  Kieselschiefer,  Serpentin, 
Gabbro  u.  s.  w.  und  mit  einem  weisslichen,  gelblichen  oder  röthlichen, 
mergeligen,  zuweilen  eisenschüssigen  und  sandsteinartigen  Bindemittel  darstellt. 
Specifisches  Gewicht:  2*2.  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcenti- 
meter  im  Mittel  400  kg.  Wasseraufnahme  in  125  Stunden  bis  207o- 
Wetterbeständigkeit  meistens  gut. 

Verwendung.  Die  Nagelflue  wird  in  Süddeutschland,  in  Tirol  und 
in  der  Schweiz  (z.  B.  in  den  Orten  am  Vierwaldstätter  See)  zu  Quader-  und 
Bruchsteinen,  Grundmauern,  Sockeln,  Treppenstufen,  Pfeilern,  Säulen  u.  s.  w., 
femer  zu  Brücken  und  Ufermauem,  zu  Pflasterungen  und  Chaussirungen,  ja 
selbst  zu  Mühlsteinen  (z.  B.  in  Berchtesgaden)  verwendet. 

§  54.  Die  Breccien. 

EigenschafteiL  Die  Breccien  sind  Trümmergesteine,  die  entweder  durch 
Ablagerung  zusammengeschwemmter  und  durch  chemische  oder  mechanische 
.Absätze    im   Wasser   verkitteter   Gesteinsbruchstücke     (Zusammenschwem- 
mungsbreccien)  oder  dadurch  entstanden  sind,  dass  aus  Vulcanen  empor- 
steigende   flüssige    Gesteinsmassen    von    einem    festen    Gestein    Bruchstücke 
ablösten  (abrieben)  imd  umschlossen  (Reibungsbreccien).  Die  Zusammen- 
schwemmungsbreccien    gehen    durch   Abrundung    ihrer   scharfer   Ecken   und 
Kanten  in  die  ihnen  verwandten  Conglomerate   über.    Bestandtheile:    Die 
in   den  Breccien    vorkommenden   scharfkantigen    oder   eckigen    Bruchstücke 
gehören   einer   einzigen   oder   mehreren   Felsarten    an    und    sind    durch   ein 
kieseliges,    thoniges,    kalkiges    mergeliges,    eisenschüssiges    oder    aus    feinem 
Gesteinsschutt  bestehendes  Bindemittel  zusammengekittet.    Nach    diesen  Fels- 
arten unterscheidet  man:  Quarzit-  oder  Kiesel-,  Grünstein-,  Porphyr-,  Trachyt-, 
Kalkstein-,    Dolomit-  u.  s.  w.    Breccien.     Hervorzuheben    ist    der    sogenannte 
Trümmermarmor  aus  eckigen,  verschieden  gefärbten  Kalkstein-  (und  theil- 
weise  anderen)  Trümmern    und  mit  einem  sehr  festen,    kalkigen  Bindemittel. 
Vorkommen.    Die   Breccien    sind    weniger    verbreitet    als    die    Con- 
glomerate und  gewöhnlich  von  geringer  Mächtigkeit. 

Verwendung.  Besitzt  das  Bindemittel  eine  hinreichende  Festigkeit, 
so  kann  man  die  Breccien  als  Bausteine  verwenden.  Manche  Arten,  wie  z.  B. 
der  Trümmermarmor,  lassen  sich  schleifen  und  poliren,  auch  sind  sie  vielfach 
schön  gezeichnet;  sie  eignen  sich  dann  zur  Herstellung  von  mannigfachen 
Schmucksachen  und  Kunstgegenständen  und  werden  im  Baufach  zu  Zieraten 
ven^-endet. 

§  55.  Die  Tuffgesteine. 

Allgemeines.  Die  Tuffgesteine  bilden  ein  lockeres,  mürbes,  mehr  oder 
weniger  feinkörniges,  zum  Theil  sehr  deutlich  geschichtetes  Gemenge  aus 
vnlcanischen  Aschen,  Sanden,  Bomben  und  grösseren  Trümmergesteinen,  die 


62 


Erster  Theil.  Die  HaiuptstoflFe. 


durch  Gewässer  zusammengeschwemmt,  als  festes  Gestein  abgelagert, 
geschichtet  und  im  Laufe  der  Zeit  theilweise  durch  Verwitterung  zersetzt 
sind.  Bestandtheile:  Die  Grundmasse  besteht  aus  Porphyr,  Diabas,  kohlen- 
saurem Kalk,  Trachyt,  Phonolith,  Bimsstein,  Basalt,  Leucit  u.  s.  w. 

Eintheilung:  Nach  der  Grundmasse  unterscheidet  man  folgende  Arten : 

1.  Porphyrtuff  oder  Felsittuff  aus  feinsandigem  oder  staubartigem 
Porphyrschutt,  dicht  und  sandsteinähnlich,  aber  auch  löcherig,  2:ellig,  erdig 
oder  kömig,  meistens  deutlich  geschichtet,  mit  Pflanzenabdrücken  und  von 
bunter  Farbe,  aber  auch  mannigfaltig  gefleckt  und  geädert  Speci  fisch  es 
Gewicht:  1*75 — 2*2.  Härte  im  Allgemeinen  gering,  bei  einigen  Arten 
jedoch  auch  ziemlich  bedeutend.  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcenti- 
meter  im  Mittel  300 — 400  kg.  Wasse  rauf  nähme  verschieden  gross. 
Wetterbeständigkeit  gut.  Verwendung:  Zu  Hau-  und  Bruchsteinen  für 
Wohn-  und  Brückenbauten,  wenn  die  Grundmasse  durch  eine  spätere  Um- 
krystallisirung  wieder  dicht  und  halbkrystallinisch  geworden  ist. 

2.  Grünsteint  uff  oder  Diabastuff  aus  feinem,  sand-  oder  staub- 
artigem Diabasschutt  von  meistens  schmutziggrüner  Farbe,  regelmässig 
geschichtet  und  häufig  schiefrig,  von  kohlensaurem  Kalk  innig  durchsetzt, 
mit  feinkörnigem,  erdigem  bis  dichtem  Bruch,  sowie  zuweilen  reich  an 
organischen  Ueberresten.  Ist  der  Grün  stein  tuff  sehr  dicht,  so  wird  er  leicht 
mit  Aphanit  verwechselt;  nehmen  seine  thonigen  Bestandtheile  überhand,  so 
bildet  er  den  Ücbergang  zum  Grauwackenschiefer.  Zu  ihm  gehört  der 
schiefrige  Schalstein  aus  Bruchstücken  von  Thonschiefer,  aus  Kalkspathkömem 
und  geringen  Mengen  Feldspathkrystallen-  oder  Körnern  und  eingebettet  in 
eine  erdige,  von  kohlensaurem  Kalk  und  theilweise  auch  von  Chlorit- 
schüppchen  durchsetzte,  vorwiegend  grüne,  graue  oder  gelbliche  Diabasmasse, 
welche  von  Kalkspathadcrn  netzartig  durchzogen  ist. 

H.  Kalktuff  oder  Travcrtin,  siehe  §  22.  Festigkeit  für  das 
Quadratcentimeter  im  Mittel  *M)0  kg  für  Druck,  30 — 36  >^^  für  Schub, 
1)5  kg  für  Biegung.  Porositätscoefficient  sehr  hoch,  bis  32. 

4.    Trachyt  tu  ff   oder    Backofenstein    aus    zerkleinerten,    theilweise 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  68 

den   Römern   viel   verwendet   (Via   Appia,    Unterbau    des    Capitols,    Carcer 
Tuüanus  u.  s.  w.) 

d)  der  Bröckeltuff  oder  die  Puzzolanerde,  gelb  und  roth,  weich, 
leicht  zerreiblich,  sehr  dauerhaft  Er  wird  mit  Kalkbrei  vermischt  als  Wasser- 
mörtel verwendet  und  diente  den  alten  Römern  zur  Herstellung  von  Gewölben 
(Thermen  des  Caracalla  in  Rom)  u.  s.  w.; 

c)  der  Peperino  oder  Pfefferstein  vom  Albanergebirge  u.  s.  w., 
dunkelaschgrau,  feinerdig,  weich,  mächtig  und  vielgeschichtet,  dessen  roth- 
braune bis  graue  Grundmasse  mit  Leucit-  und  Augitkrystallen,  schwarzen 
Glimmerblättchen,  feinen  Magneteisenkömem  sowie  mit  eckigen  Bruchstücken 
von  kömigem  Kalk,  Dolomit,  Basalt  und  Leucitporphyr  angefüllt  ist.  Ver- 
wendung: In  Neapel  u.  s.  w.  zum  Häuserbau,  obwohl  er  nicht  immer 
wetterbeständig  ist; 

d)  der  Trass  oder  Duckstein  vorzugsweise  von  den  Schieferge- 
birgen des  Rheines  und  der  Trierer  Umgegend,  gelblichgrau  bis  bräunlich, 
ercüg,  meistens  porös  und  locker,  rauh,  matt  aussehend,  mit  einem  Bindemittel 
aus  feingeriebenem  Bimsstein  und  mit  eckigen  oder  runden,  schrotkom-  bis 
faustgrossen,  gelblichweissen  und  glanzlosen  Bimssteinstücken,  ferner  mit 
Trümmern  fremder  Felsarten  und  mit  Krystallen  von  Sanidin,  Leucit,  Horn- 
blende, Glimmer  u.  s.  w.  sowie  oft  mit  verkohlten  Baumüberresten.  —  Der 
Trass  ist  leicht  zu  bearbeiten,  sehr  dauerhaft  und  ziemlich  feuerbeständig. 
Verwendung  hauptsächlich  zur  Herstellung  von  Wassermörtel,  sodann  zum 
Häuserbau,  zur  Ausmauerung  von  Fachwerkswänden,  zu  Feuerungsanlagen 
u.  s.  w.  Aus  Trass  bestehen  viele  Burgen,  Schlösser  und  Kirchen  der  Rhein- 
gegend (z.  B.  die  Gereonskirche  zu  Köln  a.  Rh.  und  zwei  Kuppeln  des 
Domes  zu  Worms). 

6.  Basalt-  oder  Trapptuff,  in  allen  Basaltgegenden  vorkommend, 
dicht  oder  erdig,  bisweilen  deutlich  horizontal  geschichtet,  von  schmutzig- 
grauer, auch  brauner  und  schwärzlicher  Farbe  und  aus  fein  zerriebenem, 
mehr  oder  weniger  zersetztem  Basalt,  Dolerit  oder  Wacke,  welcher  eckige 
oder  runde  Basaltstücke,  Krystalle  von  Augit,  Olivin,  Hornblende,  Glimmer 
und  Magneteisen,  femer  Nester,  Trümmer  und  Adern  von  Kalkspath  oder 
Aragonit  und  Zeolith,  sowie  organische  Ueberreste  umschliesst.  Verwendung: 
Zu  Bausteinen,  und  wenn  er  feuerbeständig  ist,  auch  zur  Herstellung  von  Herd- 
mauem  u.  s.  w.  Verwitterter  Basalttuff  liefert  einen  sehr  fruchtbaren  Lehmboden. 

7.  Leucittuff  vom  Laacher  See  u.  s.  w.,  gelblichgrau,  wenig  hart,  mit 
vielen  verwitterten  weissen  Leucitkörnem,  zum  Theil  sehr  feinerdig  bis 
porös,  ziemlich  feuerbeständig  und  dem  Trass  sehr  ähnlich.  Specifisches 
Gewicht:  1*5.  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcentimeter  im  Mittel 
I50i^.  Wasseraufnahme  in  125  Stunden  bis  25% .  Wetterbeständig- 
keit gut.  Verwendung  hauptsächlich  zu  Fassadenverblendungen  in  Berlin 
und  am  Rhein.   Leucittuff  liefert  einen  guten  Quaderstein. 

Die  übrigen  Tuffe  sind  für  die  Technik  ohne  Bedeutunj^. 

Schlussbemerkung.  Die  Tuffgesteine  besitzen  gewöhnUch  ein  gleich- 
massiges  Kom,  eine  schöne  Farbe,  grosse  Leichtigkeit,  gute  Wetterbestän- 
digkeit und  leichte  Formbarkeit;  sie  zeichnen  sich  vor  anderen  Felsarten 
auch  dadurch  aus,  dass  sie  sich  weniger  leicht  mit  Flechten  und  Moosen 
überziehen.  Ausser  den  bei    den  einzelnen  Arten  angegebenen  Zwecken  ver- 


<>4 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


wendet  man  die  Tuffgesteine  zum  Aufbau   von  Grotten  und  Ruheplätzen  in 
Gärten  und  auf  Promenaden,  sowie  in  Aquarien. 

IV.  Lose  Gesteine  und  Erden. 

§  56.    Die  erratischen  Blöcke  oder  Findlinge. 

Allgemeines.  Die  erratischen  Blöcke  oder  Findlinge  bestehen  aus 
Trümmern  von  mechanisch  zerkleinerten,  verwitterten  und  zersetzten  Gesteins- 
massen (Granit,  Gneis,  Diorit,  Syenit,  Hornblendeschiefer,  Porphyr,  Quarzit, 
Kalkstein  u.  s.  w.)  und  finden  sich  einzeln  vor.  Sie  sind  von  den  Fels- 
abhängen losgerissen  und  entweder  nur  ins  Thal  gerollt  oder  während  der 
Eiszeit  auf  dem  Rücken  der  Gletscher  und  schwimmender  Eisberge  nach 
ferneren  Gegenden  transportirt  worden.  Die  erratischen  Blöcke  haben  oft 
einen  bedeutenden  Inhalt  (bis  20.000  m^)  sind  fast  durchweg  äusserst  dauer- 
haft und  liefern  —  namentlich  für  gebirgslose  Gegenden  (z.  B.  für  Holland) 
—  vorzügliche  Bausteine. 

Verwendung:  Zu  Fundamentmauern,  Brückenpfeilern,  Wassermauera, 
Wehr-  und  Schleusenbauten,  Festungsbauten,  auch  zu  Pflasterungen  und  Chaussi- 
rungen  u.  s.  w.  Aus  Findlingen  sind  auch  mannigfache  Kunstwerke  hergestellt 
worden,  z.  B.  aus  dem  sogenannten  Markgrafenstein  von  den  Rauenschen 
Bergen  in  der  Mark  Brandenburg  die  75.000  ig  schwere  Granitvase  vor  dem 
neuen  Museum  zu  Berlin  und  aus  einem  anderen  Findling  der  Mark  die 
Friedenssäule  auf  dem  Bellealliance-Platze  zu  Berlin. 


§  57.  Gerolle  und  Geschiebe. 

Allgemeines.  Wenn  die  abgelösten  Felsstücke  durch  Wasser  oder 
Gletschereis  vorwärts  gerollt  oder  vorwärts  geschoben  werden,  so  schleifen 
sich  ihre  Ecken  und  Kanten,  sowie  ihre  Erhöhungen  ab  und  es  entstehen 
im  ersten  Falle  abgerundete  Gesteinstrümmer,  Gerolle,  im  anderen  abge- 
plattete   und  tafelförmige    Geschiebe,    deren  Grösse    sehr   verschieden  und 


l 


Erstes  Capitel.  Die  naitürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  65 

Geschiebe  in  bedeutender  Menge  übereinander  gehäuft  (Felsenmeere  und 
Geschiebebänke)  und  zuweilen  durch  ein  Bindemittel  zu  Conglomeraten 
vereinigt. 

Verwendung.  Wenn  die  Gerolle  und  Geschiebe  mehr  quarziger 
Xatur  sind,  so  besitzen  sie  eine  vorzügliche  Dauerhaftigkeit  und  eignen 
sich  zur  Herstellung  von  Pflasterungen  und  Chaussirungen,  die  grösseren 
Stücke  auch  zu  Bruchsteinmauern  und  Fundamenten.  Bestehen  die  Gesteins- 
stücke ausschliessUch  aus  Kalk  (Isargerölle),  so  verwendet  man  sie  zum 
Kalkbrennen.  Grant  und  Kies  mit  vorherrschendem  Quarzgehalt  werden  zu 
Decklagen  auf  Chausseen,  zum  Planiren  von  Fuss-  und  Reitwegen^  zur 
Bereitung  von  Mörtel  und  Beton,  zum  Filtriren  u.  s.  w.  benutzt.  Die  Ver- 
wendung des  Sandes  ist  im  nächsten  Paragraphen  angegeben. 

Trockener  Kies  hat  ein  specifisches  Gewicht  von  1*525. 

§.  58.  Der  Sand. 

Allgemeines.  Unter  Sand  versteht  man  lose  Anhäufungen  von  runden 
und  eckigen,  O'l — 3  mm  Durchmesser  besitzenden  Gesteinskömem.  Nach  den 
Hauptbestandtheilen  unterscheidet  man  folgende  Arten: 

1.  Quarzsand,  am  meisten  vorkommend  und  zwar  in  der  Tertiär- 
formxition  und  im  Diluvium,  aus  mehr  oder  weniger  abgerundeten  Quarz- 
kömem,  oft  auch  noch  mit  Beimengungen  von  Feldspath-,  Granat-,  Magnet- 
eisen- und  Glaukonitkömem,  von  Glimmerblättchen,  auch  Muscheln  und 
Knochen.  Quarzsand  ist  im  reinsten  Zustande  farblos,  sonst  aber  je  nach 
seinen  Nebenbestandtheilen  röthlich,  gelblich,  grauweiss  und  weiss  gefärbt. 
Er  ist  durch  Zertrümmerung  von  Granit,  Gneis,  Glimmerschiefer,  Grauwacke 
und  anderen  Sandsteinarten  entstanden  und  lagert  sich  noch  jetzt  in  Bächen, 
Flüssen  und  am  Meeresstrande  ab. 

2.  Glaukonit-  oder  Grünsand,  in  der  Kreideformation  massenhaft 
auftretend,  aus  Glaukonit-  und  Quarzkömeni  bestehend  und  von  grünlicher  Farbe. 

3.  Muschelsand,  aus  lauter  runden  Stückchen  von  Molluskenschalen 
gebildet. 

4.  Vulcanischer  Sand,  aus  kleinen  Schlacken  und  Lavakömem,  zu- 
weilen auch  mit  Krystallen  von  Leucit  und  Augit,  mit  Glimmerblättchen  u.  s.  w., 
von  schwarzer  Farbe  und  ziemlich  schwer. 

5.  Magneteisensand  (Titansand,  sandiges  Magneteisen)  durch 
Verwitterung  von  Magneteisenerz  entstanden. 

ß.  Dolomitsand,  am  Fusse  der  Dolomitgebirge  vorkommend. 

Femer  unterscheidet   man   nach    der  Komgrössc    und    den  Fundorten: 

a)  Grubensand  (Bergsand,  Grabsand),  welcher  im  Alluvium,  Dilu- 
vium und  in  der  Braunkohlenformation  vorkommt,  häufig  mit  Thon-  und 
HumusstofTen  verunreinigt  ist  und  eine  verschiedene  Korngrösse  besitzt.  Nach 
«liescr  theilt  man  den  Grubensand  ein  in : 

OL)  Flugsand,  äusserst  feinkörnig,  i)ulver-  bis  staubförmig  und  daher 
für  technische  Zwecke  wenig  geeignet; 

^)  Triebsand,    feinkörnig   und  z.  B.    zu  Tüncherarbeiteii    verwendbar; 

Y)  Perlsand,   grobkörnig,    mit  perlen-  oder  hanfkonigrossen  Körnern; 

5)  Scheuer-  und  Streusand,  meistens  feinkörnig,  weiss,  thon-  und 
kalkhaltig. 

K  r  a  f  e  r»  Handbuch  der  Bauttoflriehrc.  T) 


66 


Erster  Theil.  Die  Hauplstoffe. 


Flug-,  Trieb-  und  Perlsand  sind  durch  Eisenoxyd  und  Lehm  meistens 
schmutziggelb  gefärbt  und  saugen  wegen  des  Lehmüberzuges  ihrer  Kömer 
wenig  Kalkhydrat  an. 

b)  Flusssand  (Alluvialsand,  angeschwemmter  Sand),  in  den 
Flussbetten  vorkommend  und  gewöhnlich  sehr  rein. 

c)  Meeressand  (Dünensand),  mit  salzigen  Bestandtheilen. 
Verschiedenes.    Der  zur  Mörtelbereitung   zu  verwendende  Sand   soll 

am  besten  mittelgrobkömig,  scharfkantig  und  rauh,  sowie  möglichst  frei  von 
Lehm,  Thon  und  Humus  sein.  Ist  er  stark  verunreinigt,  so  muss  er  gewaschen 
(geschlämmt)  werden ;  besitzen  seine  Kömer  eine  verschiedene  Grösse,  so  ist 
er  zu  sieben.  Lässt  Sand,  wenn  man  ihn  zwischen  den  Händen  reibt,  keine 
erdigen  Bestandtheile  zurück,  so  ist  er  für  Bauten  tauglich ;  ist  er  aber  reich 
an  salzigen  oder  vegetabilischen  Stoffen,  so  kann  man  ihn  als  Bausand  nicht 
verwenden,  weil  er  Salpeterfrass  und  Hausschwamm  zu  erzeugen  vermag. 

Als  bester  Bausand  gilt  der  mittelgrobkömige,  scharfkantige  Quarz- 
sand mit  5 — 107o  granitischen  oder  feldspathartigen  Gesteinsbmchstücken. 
Kalk-  und  Dolomitsand  ist  weniger  gut  und  wird  zweckmässig  mit  Quarzsand 
oder  mit  ganz  klein  geschlagenen  Feldspath-  oder  auch  Homblendegesteinen 
vermischt.  (Vergl.  §  196). 

Verwendung.  Ausser  zur  Mörtel-  und  Betonbereitung  benützt  man  den 
Sand  als  Form-,  Scheuer-  und  Streusand,  als  Schleif-  und  Putzmittel,  zur  Dar- 
stellung von  Glas,  Glasuren  und  Porzellan  (besonders  den  reinen  Quarzsand), 
als  Filtrirstoff  u.  s.  w. 

Das  speci fische  Gewicht  beträgt  im  Mittel:  für  feinen  und  trockenen 
Sand  1'40 — 105,  für  feinen  und  feuchten  190 — 2*05,  für  groben  1-4: — 1*5. 
Demnach  kann  man  das  Gewicht  von  \m^  trockenem  Sand  durchschnittlich 
zu   1500  kg   und    von    \.  m^  nassem  Sand    im  Mittel    zu  2000  kg   annehmen. 


g.  59.  Kieseiguhr  (Infusorienerde). 
Allgemeines.  Kieseiguhr,  (Kieselmehl,  Bergmehl,  Bergguhr,  Infu- 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  67 

die  Kieseiguhr  sogar   in   früheren  Jahrhunderten    in  Zeiten  der  Hungersnoth 
gegessen  wurde. 

§  60.  Thon  und  Lehm. 

Allgemeines.  Thon  bildet  ein  Zersetzungsproduct  von  feldspathhaltigen 
Gesteinen,  namentlich  von  Granit,  Gneis,  Porphyr,  Trachyt,  Glimmerschiefer, 
Thonschiefer,  Diorit,  Melaphyr,  Basalt  u.  s.  w.  Die  kieselsäurereichen 
Feldspathe  liefern  bei  ihrer  Verwitterung  als  unlöslichen  Rückstand  Por- 
zellanerde, feuerfesten  Thon,  auch  kalk-  und  eisenhaltigen  Thon;  die  kiesel- 
säurearmen Feldspathe  kalk-  und  eisenhaltige,  sowie  magere,  leicht  zu 
Mehl  zerfallende  Thone;  die  Glimmergesteine  eisenschüssigen  Thon  von 
ockergelber  oder  rothbrauner  Farbe;  die  Hornblende-  und  Augitgesteine 
ockergelben  oder  graugrünen  mageren  Thon  und  Lehm,  sowie  lederbraunen, 
kalkhaltigen  Eisenthon  und  mergeligen  Lehm.*) 

Man  unterscheidet  primären  und  secundären  (sedimentären  oder 

aufgeschwemmten)  Thon.    Befindet  sich  der  Thon  auf  der  ursprünglichen 

Bildungsstätte,  d.  h.    an  dem  Orte,  wo  das  Gestein  oder  seine  Trümmer  sich 

vor    ihrer  Zersetzimg  befanden,    so  nennt  man  den  Thon  einen  primären; 

wurde   der  Thon  jedoch    durch  Wasser   fortgerissen   und   an   anderer  Stelle 

abgelagert,  so  heisst  er  secundär.    Der  primäre  Thon  zeichnet  sich  meist 

durch  eine  grosse  Reinheit  aus;  zu  ihm  gehört  der  reinste  Thon,   nämlich 

Kaolin    oder   Porzellanthon,   welcher   mit   Wasser   eine   nur    sehr   wenig 

plastische    Masse    liefert.     Zu    den    secundären    Thonen,     die    auf    dem 

Transportwege   mit  Stoffen   der    verschiedensten   Beschaffenheit    und    Menge 

vermischt    wurden    und    demgemäss    mehr   oder   weniger   verunreinigt    sind, 

rechnet   man   alle  Thone,   vom    feuerfesten  Pfeifen-   oder  Töpferthon   an  bis 

herunter  zum  Thonmergel  und   sandigen    Lehm,   welche   angenässt   plastisch 

werden. 

Bestand th eile.  Thon  besteht  aus  einem  wechselnden  Gemenge  von 
Thonsubstanz,  Quarz  (Sand),  unverwitterten  Feldspathresten  und  anderem 
äusserst  feinen  Mineralstaub,  femer  von  kohlensaurem  Kalk,  Eisen  (Eisen- 
oxydhydrat oder  Eisenoxyduloxyd),  Magnesia,  Kali,  Natron,  Bitumen,  auch 
von  Schwefelkies,  Manganoxyd,  Gypskrystallen  u.  s.  w.  und  enthält  ausserdem 
noch  häufig  Versteinerungen  (Muscheln,  Korallen),  Pflanzen-  und  Thier- 
reste  u.  s.  w.  Die  Hauptbestandtheile  eines  jeden  Thones  sind  T honerde 
und  Kieselsäure;  die  übrigen  Gemengtheile  treten  hauptsächlich  nur  bei 
den   geringeren  Thonarten    und  zwar  in  verschiedener  Menge  und  Zahl  auf. 

Die  Thonsubstanz  ist  flaserig  und  besteht  aus  zarten  Blättcheii  oder 
Schüppchen,  welche  in  ebenen,  parallelen  Schichten  abgelagert  sind.  Der 
Sand  kommt  nach  Grösse,  Form  und  Farbe  in  allen  den  im  §  nH  auf- 
);'eführten  Arten  vor;  der  Mineralstaub  besteht  aus  abgerundeten  oder  tafel- 
förmigen Quarz-,  Glimmer-  oder  Feldspaththeilchen  oder  auch  aus  den  Panzern 
der  Infusorien.  Das  ganze  Gemenge  zeigt  ein  vollständig  pelitisches  oder  mehr 
oder  minder  feinkörniges  Gefüge. 

Specifisches  Gewicht:  1*8 — 2'(),  gewöhnlich  =  2*2. 

♦)  Siehe:    Dr.  Hermann  Zwick    »Die  Natur    der  Ziegelthoiic    und    die  Zicgel- 
fabrikation  der  Gegenwart.«  Wien,  A.  Hartlebens  Verlag,  1H94.  2.  Auflage,  S.  18. 


68 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Eintheilung.  Man  kann  die  Thone  in  sehr  verschiedener  Weise  ein- 
theilen. 

F.  Senf t  (>Fels  und  Erdbodens  S.  277)  und  Zwick  (a.  a.  O.,  S.  65 — 69) 
unterscheiden  Thone,  welche  mit  Säuren  betropft,  nicht  aufschäumen  und 
daher  keinen  kohlensauren  Kalk  enthalten,  und  solche,  welche  bei  Behandlung 
mit  Säuren  mehr  oder  weniger  stark  aufschäumen.  Zu  den  Ersteren  gehören: 

A.  Fette  Thone,  welche  in  trockenem  Zustande  harte  Massen  bilden, 
die  sich,  mit  dem  Fingernagel  gerieben,  glätten  und  dann  glänzen,  in  feuchtem 
Zustande  aber  zähe,  klebrig,  teigartig,  sehr  fein  walz-  und  streckbar,  auch 
biegsam  sind,  ohne  zu  bersten.  Die  fetten  Thone  führen  geringere  Mengen 
durch  AetzkaH  ausziehbare  Kieselsäure,  2 — 20%  Eisenoxydhydrat,  dem  sie 
ihre  Farbe  verdanken,  auch  wohl  kohlige  Stoffe,  die  sie  rauchgrau  und  schwarz- 
grau  färben,  und  die  verschiedensten  Beimischungen  von  Gesteinstrümmem, 
mitunter  auch  Kochsalz,  Glaubersalz,  Gyps,  Schwefelkies  u.  s.  w.  Man  rechnet 
zu  ihnen: 

d)  den  gemeinen  Thon,  Klay  oder  Töpferthon; 
h)  den  Eisenthon  oder  eisenschüssigen  Thon; 
r)  den  bituminösen  Thon  oder  Schieferletten. 

B.  Magere  Thone,  welche  in  trockenem  Zustande  mürbe,  bröckelige 
Massen  bilden,  die  sich,  mit  dem  Fingernagel  gerieben,  wenig  oder  nicht 
glätten,  in  feuchtem  Zustande  krümlig,  wenig  klebrig,  wenig  walz-  und 
streckbar,  nicht  biegsam  sind.  Die  mageren  Thone  fiihren  mindestens  20% 
nur  durch  Kahlauge  ausziehbare  Kieselsäure,  ausserdem  wenig  oder  viel 
abschlämmbaren  Sand,  ferner  7 — 10%  Eisenoxydhydrat,  dem  sie  ihre  Farbe 
verdanken,  sowie  Gesteinstrümmer. 

Zu  ihnen  rechnet  man  den  Lehm  (Lehmthon,  Grundlehm). 

Zu  den  kohlensauren   Kalk  enthaltenden  Thonen  gehören: 

C.  Die  Mcrgelarten,  welche  innige,  gleichmässige  Mischungen  von 
kohlensaurem  Kalk  oder  Dolomit  mit  Thon  oder  Lehm  darstellen,  so  dass 
eine  Trennung  beider  durch  Abschlämmen  nicht  möglich  ist.  Hierdurch  unter- 
scheiden sie  sich  von  den  anderen  Thonarten,    welchen,   wenn  sie  kalkhaltig 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  69 

Nach  dem  Verhältniss  zwischen  Thonerde  und  Kieselsäure,  nach  dem 
Grade  der  Reinheit  des  Gemenges  und  der  damit  zusammenhängenden  Ver- 
wendbarkeit unterscheidet  man: 

1.  Kaolin  oder  Porzellanerde,  eine  kryptokrystallinische,  aus  mikro- 
skopisch kleinen,  glimmerartigen  Krystallblättchen  zusammengesetzte,  feste 
oder  lockere  Masse  von  erdiger  Beschaffenheit  und  mit  unebenem,  feinerdigem 
Bruch.  Das  Kaolin  ist  milde,  leicht  zerreiblich,  in  gereinigtem  Zustande  rein 
weiss  und  bei  Verunreinigungen  röthlich,  gelblich  oder  grünlichweiss  gefärbt, 
von  mattem  Aussehen  und  undurchsichtig.  Trockenes  Kaolin  hat  einen  eigen- 
thümlich  erdigen  Geruch  beim  Anhauchen,  bleibt  kaum  an  der  Zunge  hängen 
uml  fühlt  sich  mager  an,  durchfeuchtetes  ist  wenig  plastisch  und  fühlt 
sich  fett  an.  Kaolin  ist  im  Ofenfeuer  unschmelzbar  und  leicht  löslich  in  Kali- 
lauge und  Schwefelsäure,  dagegen  wenig  löslich  in  Salz-  und  Salpetersäure. 
In  sehr  reinem  Zustande  vermag  es  bis  70®/o  Wasser  in  sich  aufzunehmen. 
Beim  Brennen  wird  Kaolin  dicht,  hart,  klingend  und  erhält  eine  weisse 
Farbe;  im  Knallgasgebläse  entsteht  aus  ihm  ein  farbloses  Glas. 

Das  Kaolin  bildet  hauptsächlich  ein  Zersetzungsproduct  des  Orthoklas 
^Kalifeldspath)  sowie  des  Granit,  Gneis  und  Porphyr,  und  besteht  nach 
Forchhammer  aus  47-037o  Kieselsäure,  39-237o  Thonerde  und  13*74% 
chemisch  gebundenem  Wasser. 

Härte  =  1.    Specifisches  Gewicht  =  2*2. 

Vorkommen.  Kaolin  findet  sich  auf  Trümmern  des  Urgebirges,  auf 
Xestem,  Lagern  und  Klüften  feldspathhaltiger  Gesteine  und  mit  Quarz,  auch 
mit  Glimmer  u.  s.  w.  vermischt.   Bekannte  Fundorte  sind: 

Morl  und  Trotha  bei  Halle;  Kaolin  aus  zersetztem  Porphyr,  in  der 
königl.  Porzelbnfabrik  zu  Berlin  verarbeitet; 

Seilitz  bei  Meissen;  aus  Porphyr  entstandenes  Kaolin,  von  der  berühmten 
Meissner  Porzellanfabrik  verwendet; 

Wegscheid  in  Niederbayem;  durch  Verwitterung  von  Gneis  ent- 
standenes Kaolin;  in  der  Porzellanfabrik  zu  Nymphenburg  benutzt;  soge- 
nannte Passauer  Porzellanerde; 

St.  Yrieux  bei  Limoges  in  Frankreich;   Kaolin  aus  zersetztem  Gneisj 

St.  Austle    in  Comwall  (England);    Kaolin    aus    verwittertem  Granit; 

Tregoning-Hill  bei  Heistone;  sogenannter  cornish  stone  aus  halb 
verwittertem  Pegmatit,  u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Kaolin  ist  der  wichtigste  Thon;  er  ist  meistens  ohne 
fremde  Beimischungen,  führt  aber  zuweilen  einen  geringen  Gehalt  Eisenoxyd, 
Kalk,  Magnesia,  Kali  u.  s.  w.  F2r  bildet  auch  ein  Bindemittel  von  Sandsteinen, 
den  sogenannten  Kaolinsandsteinen. 

Verwendung.  Die  ganz  reinen  Sorten  dienen  zur  Herstellung  von 
Porzellan,  die  verunreinigten  zur  Fabrikation  von  F'ayence  und  anderen 
feineren  Thonwaaren,  auch  wird  Kaolin  zur  Bereitung  von  Ultramarin  ver- 
wendet. Wegen  seiner  Aufsaugefähigkeit  eignet  es  sich  zur  Vertilgung  von 
Fettflecken.  Das  durch  Eisenoxydhydrat  gelb  gefärbte  Kaolin  wird  unter 
dem  Namen  Gelberde  zu  Anstrichen  benutzt.  Aus  den  stärker  verun- 
reinigten Sorten  werden  Kapseln  für  Porzellanfabrikcn,  Ausfütterungen  von 
I*nddel-  und  Schweissöfen  u.  s.  w.  hergestellt. 

2.  plastischen  Thon,  ein  durch  F^isen-  oder  Manganoxydulhydrat, 
Eisenoxydul,  kohlensauren  Kalk,  kohlen- und  kieselsaure  Magnesia  und  organische 


70 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Stoffe  verunreinigtes  Kaolin  oder  ein  Zersetzungsproduct  von  Gesteinen,  denen 
die  vorgenannten  Stoffe  beigemengt  waren.  Plastischer  Thon  ist  meistens  derb, 
grob-  oder  feinerdig,  zerreiblich  und  angenässt  geschmeidig,  knet-  und  formbar, 
auch  biegsam,  ohne  zu  brechen.  Er  fühlt  sich  fettig  an  und  wird  auf  dem 
Strich  glänzend.  Seine  Härte  ist  eine  geringe,  seine  Farbe  eine  sehr  ver- 
schiedene, nämlich  weiss,  grau  bis  schwarz,  auch  gelb,  blau,  grün,  roth  und 
violett,  femer  bunt  gefleckt,  gestreift,   geädert  und  geflammt. 

Verschiedenes.  Mit  Zunahme  der  Verunreinigungen  wächst  die 
Schmelzbarkeit  des  plastischen  Thones.  Er  hängt  sich  in  trockenem  Zustande 
mehr  oder  minder  fest  an  die  Zunge  und  verliert  erhitzt  das  chemisch 
gebundene  Wasser  sowie  seine  liildsamkeit.  Mit  Wasser  angerührt  vermehrt 
er  oft  bedeutend  sein  Volumen  (quillt  auf),  beim  Trocknen  vermindert  er 
dasselbe  (schwindet),  wobei  er  häufig  Risse  und  Sprünge  erhält.  Das 
Schwindmass  ist  abhängig  vom  Sandgehalt;  Thon,  welcher  mehr  als  um  10% 
schwindet,  ist  zu  fett. 

Eintheilung.  Man  unterscheidet  beim  plastischen  Thon  folgende  Arten: 

a)  Pfeifen  thon,  welcher  nur  sehr  wenig  fremde  Bestandtheile  besitzt, 
fast  ganz  frei  von  Eisenoxyd,  sehr  plastisch,  sehr  zähe,  weiss  oder  hellgrau 
und  nach  dem  Brennen  fast  schnecweiss  ist.  Man  benutzt  ihn  zur  Herstellung 
von  Thonpfeifen  (daher  sein  Name),  von  Steingut,  Fayence,  Porzellan- 
kapseln u.  s.  w. 

d)  Feuerfesten  (richtiger:  feuerbeständigen)  Thon,  einen  wenig 
verunreinigten  Thon  von  weisser,  gelber  oder  schwarzer  Farbe,  der  sehr  zähe, 
sehr  plastisch  und  umso  feuerbeständiger  ist,  je  weniger  er  mit  Sand, 
kohlensaurem  Kalk,  Eisen-  und  Manganoxydhydrat  u.  s.  w.  verunreinigt  ist. 
Feuerfester  Thon  ist  jedoch  im  Porzellanofenfeuer  niemals  schmelzbar. 

Bestandtheile.  Die  englischen  und  schottischen  feuerfesten  Thone 
l>estehen  im  Mittel  aus:  4() — G5^V«»  Kieselsäure,  22 — 40%  Thonerde,  0 — 1*5% 
kohlensaurem  Kalk,  0  —2%  Magnesia,  0 — 5%  Eisenoxyd,  0 — 0*2%  Kali, 
;] — U^%  Wasser  und  0—2%  organischen  Stoffen  oder  Sand.  Die  deutschen 
feuerfesten    Thone   cDthaUen  im    Mittel:    H5 — 04%    Kicüvlsäurc,    2<>^35*5% 


Erstes  Capitel.  Die  naitürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  71 

f 

d)  Schieferlette,  stark  mit  Eisenoxyd  uud  Eisenoxydhydrat  verun- 
reinigt und  deshalb  gelb  und  roth  gefärbt,  aber  auch  mit  grünlichen  Flecken 
und  Streifen.  Die  Schieferlette  kommt  immer  nur  in  sehr  dünnen  Schichten 
und  häufig  mit  Beimengungen  von  kohlensaurem  Kalk  vor;  in  nassem  Zustande 
bildet  sie  eine  sehr  fette  und  zähe  Masse,  in  trockenem  ist  sie  jedoch  mager 
und  leicht  zu  zerbröckeln.  Man  verwendet  sie  hauptsächlich  zur  Herstellung 
von  Ziegelsteinen. 

e)  T Opfer thon  (Klay),  immer  Eisenoxydhydrat,  häufig  auch  kohlen- 
sauren Kalk,  Gyps,  Spuren  von  Magnesia  und  Kali,  Kochsalz,  Glaubersalz, 
Schwefelkies,  Gesteinstrümmer  und  Sand  enthaltend.  Er  besteht  im  Mittel  aus : 
33—62%  Kieselsäure,  22—34%  Thonerde,  0—2%  kohlensaurem  Kalk, 
0— 0-8%  Magnesia,  2—6%  Eisenoxydhydrat,  0— 2-5%  Kali,  6-4— 13'6% 
Wasser  und  0 — 30*5%  Sand.  Töpferthon  fühlt  sich  meist  weich  an,  ist  oft 
stark  gefärbt  (grau,  grün,  gelb  bis  braun),  bildet  mit  Wasser  eine  ziemlich  zähe 
Masse  und  schmilzt  wegen  seines  Gehaltes  an  Kalk  und  Eisen oxyd  je  nach 
der  Menge  dieser  Beimischungen  leichter  oder  schwerer  bei  höherer  Tempe- 
ratur zu  einer  dunkelgefärbten  Schlacke.  Töpferthon  kann  jedoch  bei  geringerer 
Verunreinigung  eine  ziemlich  grosse  Hitze  ertragen,  ohne  zu  schmelzen,  ver- 
liert jedoch  bei  hoher  Temperatur  stets  an  Härte.  Beim  Brennen  erhält  er 
eine  gelbliche,  röthliche  oder  bräunliche  Farbe. 

Vorkommen  hauptsächlich  in  den  jüngsten  Gebilden  der  Erdrinde, 
z.  B.  in  der  Kreideformation. 

Verwendung:  Zur  Herstellung  von  Töpferwaaren  aller  Art,  von  Thon- 
röhren,  Verblendziegeln,  Ofenkacheln,  Terracotten  u.  s.  w. 

Der  plastische  Thon  dient  auch  zur  Herstellung  von  Modellen,  zur 
Fabrikation  von  Portlandcement  und,  weil  er  durchfeuchtet  das  Wasser 
begierig  festhält  und  neues  nicht  aufnimmt,  auch  zum  Dichten  von  Wasser- 
behältern und  Gruben  sowie  zum  Schutze  von  Kellern  und  Mauern  gegen 
Wasserandrang,  femer  zum  Abdämmen,  zur  Entfernung  von  Fettflecken,  weil 
er  Oele  und  Fette  begierig  aufsaugt  u.  s.  w. 

3.  Ziegelerde  oder  Ziegelthon.  Sie  besteht  aus  einem  verschieden- 
artigen Gemenge  von  Thon,  Sand,  Eisenoxyd,  Eisenoxydhyrat  und  Wasser 
und  enthält  häufig  kohlensauren  Kalk,  Kali  und  Natron,  Magnesia,  Schwefel- 
kies, Gyps,  Pflanzenreste  u.  s.  w.  Man  rechnet  zu  ihr: 

a)  den  Thonmergel,  mit  75—85%  Thon,  10—20%  kohlensaurem 
Kalk,  grösseren  oder  geringeren  Mengen  Sand  und  meistens  mit  Eisenoxyd 
und  Magnesia.  Thonmergel  zerfällt  in  Wasser  zu  Pulver  und  bildet  eine 
teigartige,  unzusammenhängende  Masse.  Er  ist  leicht  schmelzbar  und  schäumt, 
mit  Säure  begossen,  stark  auf,  wobei  oft  über  die  Hälfte  seiner  Masse  auf- 
gelöst wird.  Aus  ihm  fertigt  man  hauptsächlich  Töpferwaaren,  die  nur  massig 
gebrannt  werden. 

Zu  ihm  gehört  der  Kalkmergel,  welcher  grössere  Mengen  Kalk  als 
Thon  besitzt  und  namentlich  als  Zusatz  zu  kalkarmer  oder  kalkfreier  Ziegel- 
erde verwendet  wird,  der  Lehmmergel  (mit  15 — 25%  Kalk,  20 — 50% 
Thon  und  25 — 75%  Sand)  und  der  Sandmergel  (mit  50 — 75%  Sand). 
(Vergl,  auch  §  24.) 

b)  den  Löss  und  Lehm  (Lehmen,  Leimen,  Lette  u.  s.  w.);  am 
verbreitetsten.  Mit  Löss  bezeichnet  man  gewöhnlich  die  ältere,  mit  Lehm  die 
jüngere   aus   Thon,   Kieselerde    (Quarzsand),    Eisenocker,    Kalk    und    Wasser 


72 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


bestehende  Ziegelerde,  welche  meistens  noch  Alkalien,  Magnesia,  auch 
Schwefelkies,  Gyps,  GHmmerblättchen,  organische  Ueberreste  u.  s.  w.  enthält 
und  eine  gelbe  oder  bräunliche,  auch  graue  Farbe  besitzt,  die  beim  Brennen 
mehr  oder  minder  in  Roth  übergeht.  In  der  Praxis  versteht  man  unter  Lehm 
gewöhnlich  alle  Ziegelthone,  welche  mehr  als  60%  Quarzsand  enthalten,  der 
durch  Schlämmen  entfernt  werden  kann.  Der  Lehm  bildet  angenässt  nur  eine 
wenig  plastische  Masse  und  besitzt  eine  massige  Feuerbeständigkeit. 

Specifisches  Gewicht:  Trocken  =  r52, frisch  gegraben  =  1*67 — 2*85. 

Eigenschaften.  Löss  und  Lehm  sind  magerer  als  Thon;  sie  können 
in  durchfeuchtetem  Zustande  40 — 50%  Wasser  aufnehmen,  ohne  schlammig 
zu  werden.  Nach  dem  Brennen  ist  ihre  Farbe  umso  gelblicher,  je  mehr 
Thon  sie  enthalten,  und  umso  röther,  je  grösser  ihr  Eisenoxydgehalt.  In 
hoher  Temperatur  verwandelt  sich  das  Eisenoxyd  in  Eisenoxydul,  und  es  be- 
kommt der  Lehm  hierdurch  eine  bläulichrothe,  auch  grünliche  oder  schwärzliche 
Farbe;  in  sehr  hohen  Hitzegraden  schmilzt  er  zu  einer  glasartigen,  blau- 
grauen bis  schwärzlichen  Schlacke  zusammen,  d.  h.  es  tritt  (durch  das  Eisen- 
oxyd) eine  Sinterung  ein.  Aber  auch  durch  einen  Zusatz  von  kohlensaurem 
Kalk  kann  man  eine  schnelle  Sinterung  der  Lehmmasse  erzielen. 

Verwendung.  Löss  und  Lehm  sind  zur  Ziegelfabrikation  gut  geeignet, 
wenn  sie  nicht  mehr  als  ca.  15%  kohlensauren  Kalk  besitzen,  wenn  sie  mit 
VV^asser  angerührt  einen  knet-  oder  formbaren  Teig  bilden,  welcher  keine 
Risse  oder  Sprünge  erhält,  sobald  er  getrocknet  wird,  wenn  sie  keine 
vegetabilischen  Stofte,  wenig  Alkalien,  wenig  Schwefelkies,  wenig  Magnesia, 
wenig  Gyps  und  keine  Kiesbestandtheile  führen  und  nicht  zu  fett,  aber  auch 
nicht  zu  mager  sind.  Ausser  zur  Herstellung  von  Ziegeln  benützt  man  sie 
auch  zur  Bereitung  von  Mörtel  und  Estrichen  (vergl.  §  191),  von  I^ehm- 
steinen  (Lehmpatzen,  vergl.  §  95),  zur  Herstellung  von  Lehmwänden  (Lehm- 
pis^bauten,  vergl.  §  191),  zum  Ausfüllen  von  Zwischendecken,  zum  Mörtel 
für  Feuerungsanlagen  (Brandmauern)  u.  s.  w.  Nicht  geeignet  ist  Lehm  zum 
Dichten  von  Fangedämmen  u.  s.  w.,  weil  er  das  Wasser  durchsickern  lässt 

VnrkoinmejL  Im  Diluvium  und  Alluvium  bis  zti  einer  Mächtit'keit  von 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  73 

§  61.  Die  Garten-,  Humus-,  Acker-,  Wald-  und  Dammerde. 

Allgemeines.  Mit  Erde  bezeichnet  man  die  mehr  oder  weniger  mit 
organischen  Beimengungen  behafteten  Verwitterungs-  und  Zersetzungsproducte 
der  Gesteine  oder  auch  die  durch  die  Verwesung  thierischer  und  pflanzHcher 
Organismen  entstandenen,  häufig  auch  künstHch  bereiteten,  lockeren  Massen 
•  z.  B.  Humus-,  Laub-  und  Torferde,  Moorboden  u.  s.  w.),  welche  den  Pflanzen 
zur  Wohnung  und  Nahrung  dienen. 

Mauerfrass.  Die  vegetabilische  Erde  nennt  man  gewöhnlich  Garten- 
oder Dammerde.  Sie  enthält  stets  Kochsalz  (Chlomatrium),  das  mit  kohlen- 
saurem Kalk  (Kalkstein  oder  Kalkmörtel)  unmittelbar  in  Berührung  kommend, 
kohlensaures  Natrium  und  Chlorcalcium  erzeugt.  Das  kohlensaure  Natrium 
blüht  aus,  während  das  Chlorcalcium  begierig  Wasser  aufsaugt  und  auf  dem 
Mauerwerke  einen  schleimigen,  weisslichgrauen  Ueberzug  (den  Mauerfrass) 
bildet,  welcher  die  Steine  erweicht.  Diese  weich  gewordenen  Theile  werden 
durch  den  Frost  abgelöst  und  durch  oftmalige  Wiederholung  dieses  Vor- 
ganges die  Steine  endlich  ganz  zerstört.  Es  ist  daher  stets  dafür  zu  sorgen, 
dass  sich  Dammerde  nicht  mit  Mauerwerk  aus  Kalksteinen  oder  mit  Kalk- 
mörtel unmittelbar  berührt. 

Verschiedenes.  Magere  Garten-  oder  Dammerde  darf  niemals  zur 
Ausfüllung  unter  Holzfussböden  verwendet  werden,  weil  sonst  leicht  Holz- 
oder Hausschwamm  entsteht  (vergl.  §  153),  auch  wird  man  zur  Her- 
stellung von  Zwischendecken  fettige  oder  lehmige  Gartenerde  oder  sandige 
Erde  nur  im  Nothfall  und  dann  auch  nur  in  Vermischung  mit  Düngesalz 
verwenden.  Düngesalz  ist  das  ordinärste  Salz,  welches  von  den  Gradirreisem 
abgeklopft  und  deshalb  auch  Domasche  genannt  wird;  es  bildet  einen  wirk* 
Samen  Schutz  gegen  Holzschwamm. 

Specifisches  Gewicht:  Bei  lehmiger  und  festgestampfter  Erde, 
wenn  dieselbe  ganz  frisch  gegraben  =  2'06  und  wenn  sie  trocken  =  1  '93, 
bei  magerer  und  trockener  Erde  =  1*34,  bei  Gartenerde,  wenn  sie  frisch 
gegraben  =^  2*05  und  wenn  sie  trocken  =  1 '03.  Im  Durchschnitt  kann  man 
das  specifische  Gewicht  der  Erdmassen  zu  ca.  18  annehmen. 

Durch  das  Aufgraben  wird  der  Cubikinhalt  der  Erdmasse  oft  bis  auf 
das  Anderthalbfache  gesteigert,  so  dass  frisch  gegrabene  Erde  sich  wieder 
bis  zu  '/j  des  Auftrages  setzt,  ehe  sie  abgelagert  ist. 

E.  Die  Gewinnung.*) 

§  62.  Die  offenen  und  unterirdischen  Steinbrüche. 
Die  Bausteine  werden  entweder  in  einem  offenen  Steinbruch,  im  »Tage- 
bau«, oder  unter  der  Erde  und  dann  regelrecht  bergmännisch  gewonnen 
•Grubenbau).  Liegt  das  abzubauende  Gestein  an  der  Erdoberfläche  oder  in 
massiger  Tiefe  unter  derselben,  oder  ist  bei  grösserer  Tiefenlage  die  Beseitigung 
des  Abraumes  oder  der  Schwarte,  d.  h.  der  über  dem  Gestein  lagernden 
Erdmassen,  sowie  der  obersten,  halb  verwitterten  (angefaulten,  unreifen^  Stein- 
schichten leicht  und  billig  auszuführen  und  kommt  der  Fels  in  dicken  Bänken 
vor,  so  erfolgt  der  Abbau  am  billigsten  und  be([uemsten  unter  offenem 
Himmel,  »zu  Tagec.  Befindet  sich  das  nutzbare  Gestein  dagegen  in  grösserer 

♦)  Näheret  hierüber  findet   man  in  dem   bereits  erwähnten  Werke  des  Verfassers 
»Die  natarlichen  Gesteine«  Bd.  II,  S.  1— 78. 


Erster  Theil.  Die  Hauptetoffe. 


Tiefe  unter  der  Erdoberfläche  und  bereitet  das  Fortschafifen  der  über  dem 
Gestein  lagernden  unbrauchbaren  Massen  grössere  Schwierigkeiten  und  er- 
heblichere Kosten,  oder  kommt  das  Gestein  nur  in  dünnen  Bänken  oder  in 
vereinzelten  guten  Adern  vor,  die  auf  grössere  Tiefe  zu  verfolgen  sind,  so 
wird  sich  der  unterirdische  Abbau  trotz  des  Grubenausbaues  zur  Verhütung 
des  Zusammensturzes  der  Stollen  und  Schächte  billiger  stellen  und  daher 
vorgezogen  werden  müssen. 

Schiefer,  Sandstein,  Kalkstein,  Granit,  Basalt,  wie  überhaupt  alle  un- 
geschichteten Massengesteine  und  horizontal  gelagerten  Schichtgesteine  können 
gewöhnlich  in  offenen  Steinbrüchen  gewonnen  werden,  weil  bei  ihnen  die 
Abbauverhältnisse  meistens  günstig  liegen. 

Da  die  Güte  des  Gesteins  in  der  Regel  nach  dem  Inneren 
seines  Lagers  wächst  und  der  Fels  gewöhnlich  umso  fester  und 
dauerhafter  erscheint,  je  höher  der  Abraum  ist,  so  wird  man  aus 
unterirdischen  Steinbrüchen  im  Allgemeinen  bessere  Steinqualitäten  erzielen 
als  durch  offene.  Trotzdem  ist  der  unterirdische  Abbau  bei  Bausteinen  sehr 
selten.  Dem  Verfasser  dieses  Buches  sind  nur  zwei  Grubenbauten  dieser 
Art  in  Deutschland  bekannt,  nämlich  der  zur  Gewinnung  der  Basaltlava  in 
Niedermendig  am  Rhein  betriebene  und  der  Sonthofener  Steinbruch 
(vergl.  §  51,  8  b). 

Bei  den  offenen  Steinbrüchen  erfolgt  der  Abbau,  wenn  das  Gestein 
von  steilen  Bergrändern  gebrochen  werden  soll,  beliebig  von  der  steilen 
Wand  senkrecht  herunter,  wobei  man,  um  recht  viele  freie  Flächen  und 
dadurch  recht  viele  Angriffsstellen  zu  erhalten,  mit  der  Herstellung  von 
Nischen  in  der  Felswand  beginnt.  Man  nennt  dies  den  Abbau  in  Pfeilern 
und,  wenn  letztere  eine  geringere  Höhe  erhalten,  den  Abbau  in  Bänken. 
Wird  bei  weiterem  Eindringen  in  das  Gestein  die  Felswand  sehr  hoch,  so 
stellt  man  in  Entfernungen  von  5 — 10  m  übereinander  mehrere  wagrechtc 
oder  schwach  geneigte  Etagen  (Strossen,  Bänke),  d.  h.  eine  Terrasse  her 
und  legt  von  dieser  aus  die  Abbaupfeiler  an.  Liegt  das  Gestein  in  einem 
sanft  ansteigenden  Terrain,  so  muss  man,  falls  sich  am  Fusse  des  Höhen- 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  75 

dem  Gesteinsabfall,  Schutt  u.  s.  w.  wieder  ausgefüllt  werden,  oder  ohne  Berge- 
versatz, indem  die  geschaffenen  Hohlräume  hohl  bleiben.  Zu  der  ersten 
Abbauart  gehört  der  Firsten-,  Strossen-,  Quer-  und  Strebebau,  zum 
Abbau  ohne  Bergeversatz  der  Pfeiler-,  Stockwerks-  und  Bruchbau.  Es 
wrde  zu  weit  fuhren,  hier  auf  die  einzelnen  Abbauarten  näher  einzugehen; 
es  sei  daher  nur  noch  bemerkt,  dass  bei  unterirdischen  Steinbrüchen  der 
Querbau  am  gebräuchlichsten  ist,  bei  welchem  von  einem  im  Nebengestein 
hergestellten  (>  abgeteuften  c)  Förderschachte  aus  eine  Strecke  (Förderstrecke) 
im  Streichen  am  Liegenden  der  Lagerstätte  (vergl.  §  18)  getrieben,  das  aus- 
zuarbeitende Quartier  (das  sogenannte  Bergmittel)  in  mehrere,  wagrecht 
übereinanderliegende  Stöcke  getheilt  und  hierauf  der  Abbau  abtheilungsweise 
und  zwar  von  unten  nach  oben  bewirkt  wird,  indem  man  rechtwinkelig  von 
der  Förderstrecke  nach  dem  Hangenden  der  I>agerstätte  Strecken  (Quer- 
strossen oder  Oerter)  von  1*9 — 2*8  m  Breite  herstellt. 

Als  Kennzeichen  für  das  ^Vorhandensein  von  Steinbrüchen  in 
Gegenden,  in  denen  Felsmassen  nicht  »zu  Tage«  gehen,  führt  O.  Mothes*) 
folgende  auf: 

»Tannenwälder  auf  Abhängen  —  Quellen,  die  höher  liegen  als  der 
nächste  Fluss  —  feinsandiger  Boden  im  nassen  Grunde  —  Thon  und  Sand 
vermischt  im  nassen  Grunde  —  Mergelboden  —  kalkhaltige  Erde  —  Salz- 
quellen oder  metallhaltige  Quellen  —  sehr  gekrümmte  Flüsse  —  Strom- 
schnellen —  Einsickerung  fliessenden  Wassers  —  Erdbeben  —  blätteriger, 
rauher  Boden  —  seichte  Flüsse,  die  sich  bei  starkem  Gefalle  doch  sehr  aus- 
breiten u.  s.  w. 

An  Stellen,  wo  eines  dieser  Anzeichen  vorhanden  ist,  schlägt  man  eine 
spitze  eiserne  Stange  in  den  Boden;  wenn  sie  nach  einiger  Zeit  durchaus 
nicht  weiter  hineingeht,  ist  Wahrscheinlichkeit  für  Auffindung  von  Steinen  da, 
und  man    geht  nun   mit  dem  Bergbohrer   an  die   eigentliche  Untersuchungc 

Bei  dem  Ankauf  eines  Steinbruches  ist  zu  beachten,  dass  der  Ab- 
fall mindestens  ein  Drittel  beträgt,  selbst  wenn  sich  noch  kleinere  Steine 
iz.  B.  zu  Schotterbahnen)  verwenden  lassen.  Können  aus  einem  Steinbruche 
Quadersteine  gewonnen  werden,  so  darf  man  nur  auf  zwei  Drittel  Quader- 
steine und  ein  Drittel  gewöhnliche  Bruchsteine  (für  Fundamentmauem  u.  s.  w.) 
rechnen.  Auch  sind  bei  der  Berechnung  der  Rentabilität  eines  Steinbruches 
die  Kosten  für  die  Beseitigung  des  Abraumes  zu  berücksichtigen,  die  von 
der  Höhe  und  Beschaffenheit  desselben  abhängen. 

§  63.  Die  Gewinnungsarbeiten. 

Man  kann  die  Gewinnungsarbeiten  eintheilen  in :  Wegfullarbeit,  Kcil- 
hauenarbeit,  Schlägel-  und  Eisenarbeit,  Hereintreibearbeit,  Arbeit  mit  Feuer- 
setzen u-  s.  w..  Spreng-  oder  Bohr-  und  Schiessarbeit  und  Maschinenarbeit. 
1.  Die  Wegfüllarbeit.  Sic  umfasst  die  gewöhnliche  Erdarbeit,  das  Ge- 
winnen von  stechbarem  Boden,  die  ganze  oder  theilweise  Beseitigung^  des 
Abraumes.  Man  benützt  bei  dieser  Arbeit  als  »(jczähec  :  Schaufel,  Schii)pe, 
Spaten,  Kratze,  Bergtrog,  Gabel,  Kräl  u.  s.  w.  Gartenerde,  feiner  Sand,  Damm- 
erde,  Moorboden,  lockerer  Lehm  und  ähnliche  Bodenarten  werden  mit  der 
Schaufel  (Fig.  1)  gelöst,  stark  mit  Lehm  vermischter,  jedoch  nicht  stcini«j;er 

*)  ninstrirtes  Baulezikon,  4.  Aufl.,  Bd.  IV,  S.  2(>1. 


76 


Erster  Theil.  Die  Haaptstoffe. 


Boden  (sogenannter  Stichboden)  und  sehr  verwurzelter  Boden  mit  dem 
Spaten  oder  Grabscheit  (Fig.  2)  oder  mit  der  schlesischen  Schippe 
(Fig.  3)  gestochen,  hohe  Wände,  auch  Kies,  sandiger  Lehm  und  Thon  mit 
hölzernen  runden  Keilen  gelockert,  schlammige  Bodenarten  durch  die 
Schlamm-  oder  Fangschaufel  beseitigt. 

2.  Die  KeUhauenarbeit  Zur  Herstellung  rinnförmiger  Vertiefungen,  von 
Kerben  und  Schlitzen  in  weichem  und  mildem  Gestein,  zum  Auflockern 
und  Lostrennen  der  Massen  benutzt  man  die  Platt-,  Keil-  oder  Spitzhaue, 
den  Schrämhammer  und  Schrämspiess.  Fetter,  theilweise  erhärteter  Lehm 
und  Thon,  Schotter,  nicht  zu  nasser  Thonboden  werden  mit  der  Platt- 
oder Breithacke  (Fig.  4)  gelöst,  Bergschutt,  grober  Schotter,  Steingerölle, 
erhärtete  Lehmerde,  feuchte  Thonerde  mit  der  Kreuz-  oder  Keilhaue 
(Fig.  5)  gelockert,  dieselben  Bodenarten  und  feinzerklüftetes,  verwittertes 
Gestein  mit  der  Spitzhaue  abgetrennt.  Figur  6  stellt  eine  Spitzhaue  mit 
abnehmbarem  Blatt  dar;  der  Theil  A  B  C  D  sitzt  fest  auf  dem  Stiel,  das 
Blatt  ist  mit  einem  Zapfen  eingeschoben  und  hinten  mit  einem  Keil  fest  an- 
geschlossen. Die  Schlitze  und  Einkerbungen  (der  sogenannten  Schräm  an  der 
Sohle  der  Wand  oder  in  einer  gewissen  Höhe  derselben  und  die  Seiten- 
schlitze) werden  in  festerem  Gestein  mit  dem  Schrämhammer  (Fig.  7)  her- 
gestellt, während  das  Abstossen  und  Lostrennen  von  Wänden  u.  s.  w.  mittelst 
des  gewöhnlichen  Schrämspie sses  (Fig.  8),  das  Ausstechen  von  weicher 
Masse  zwischen  festem  Gestein  mittelst  des  lanzettförmig  endigenden  Schräm- 
spiesses  (Fig.  9)  ausgeführt  wird. 

3.  Die  Schlägel-  und  Eisenarbeit.  Sie  wird  angewendet  zur  Herstellung 
der  oftmals  sehr  tiefen  Schräme  und  Schlitze  in  weicheren  Kalk-  imd  Sand- 
steinen, Kupferschiefer,  festem  Gyps,  Schieferthon,  verwittertem  und  weichem 
Granit,  Gneis,  Porphyr,  Thonstein  und  manchen  Thonschiefergesteinen,  femer 
zum  streifenweisen  Absprengen  dieser  Gesteinsmassen,  zum  Glätten  und  Weg- 
spitzen der  Quader  u.  s.  w.  Man  verwendet  hierbei  als  Gezähe  das  Eisen- 
oder Bergeisen  (Fig.  10),  welches  mit  dem  Schlägel  oder  Fäustel  (Fig.  11) 
eingetrieben  wird,  in  neuerer  Zeit  aber  auch  Schräm-  und  Schlitz- 
maschinen mit  schneidendem  oder  hauendem  Arbeitszeuge  u.  s.  w.  (VergL  7.) 

4.  Die  Hereintreibearbeit.    Sie    umfasst  das  Abbrechen,    Zertrümmern 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  nnd  die  Erden.  77 

bis  zur  vollständigen  Tränkung  begiesst,  durch  Ansatz  von  Schrauben, 
indem  man  in  die  Bohrlöcher  Holzcylinder  einsetzt,  welche  in  der  Mitte 
durchbohrt  sind,  und  in  diese  Löcher  kegelförmige  Stahlschrauben  mit  Hilfe 
eines  langen  Hebels  einschraubt,  wodurch  ein  Absprengen  der  Felsstücke 
bewirkt  wird,  durch  Eintreiben  von  sogenannten  Fimmeln  (Fig.  16), 
durch  Aufhieb  mit  der  Spitzhaue  u.  s.  w.  (Vergl.  7.) 

5.  Die  Arbeit  mit  Feuersetzen  u.  s.  w.  Bei  sehr  festem,  grossen 
Zusammenhang  und  wenig  Zerklüftungen  besitzendem  Gestein,  das  beim 
Sprengen  in  kurze  Stücke  zerspringt  und  dem  Eindringen  scharfer  Werk- 
zeuge einen  sehr  grossen  Widerstand  entgegensetzt,  wie  z.  B.  Quarz,  fester 
Granit,  Syenit,  Basalt,  Grünstein  u.  s.  w.,  lässt  sich  die  Arbeit  mit  Feuer- 
setzen empfehlen,  besonders  aber  beim  Niederbringen  überhängender  Fels- 
massen. Sie  besitzt  den  Nachtheil,  dass  sie  die  Festigkeit  des  Gesteins 
wesenthch  vermindert.  Durch  das  Erhitzen,  das  durch  einen  Gebläseapparat 
noch  bedeutend  gesteigert  werden  kann,  werden  in  dem  Gestein  nach  einer 
Seite  hin  ungleiche  Spannungen  erzeugt  und  das  in  den  Zwischenräumen 
etwa  vorhandene  Wasser  verdampft,  wodurch  das  Felsstück  schliesslich  zer- 
springt. Zur  Erhöhung  und  Beschleunigung  der  Rissebildung  wird  der  erhitzte 
Fels  gewöhnlich  durch  kräftige  Hammerschläge,  durch  plötzliche  Abkühlung 
mittelst  Zuführung  von  kaltem  Wasser  und  durch  Brechstangen  gelockert. 
Soll  das  Absprengen  zur  Gewinnung  regelmässig  gestalteter  Blöcke  nach 
einer  bestimmten  Linie  erfolgen,  so  schnellt  man  nach  dieser  eine  nasse 
Bogensehne. 

Auch  das  Absprengen  mittelst  Kalk  wird  hie  und  da  angewendet. 
Wird  gebrannter  Kalk  mit  Wasser  begossen,  so  dehnt  er  sich  unter  lebhafter 
Entwicklung  von  Dampf  aus,  welcher  eine  bedeutende  Spannung  besitzt.  Diese 
Kräfte  genügen,  um  selbst  den  festesten  Fels  auseinanderzusprengen.  Nach  dem 
Verfahren  von  Smith  und  Moore  wird  der  gebrannte  Kalk  in  Stangenform 
gepresst,  in  einen  I^einwandbeutel  eingeschlossen  und  dieser  in  das  ent- 
sprechend weite  Bohrloch,  das  später  durch  eingestampften  Lehm  geschlossen 
wird,  eingeschoben.  Durch  eine  enge,  zum  Theil  im  Kalk  sitzende  und  aus 
der  Bohrlochmündung  noch  ein  Stück  herausragende,  mit  einem  Längen- 
schlitze und  zahlreichen  Löchern  versehene  Schmiedeisenröhre  wird  das 
Wasser  an  den  Kalk  geleitet.  Dieses  Verfahren  ist  billig,  gefahrlos  und  zu 
jeder  Jahreszeit  anwendbar. 

Für  Sprengungen  im  Winter  (bei  Frostwetter)  empfiehlt  es  sich  auch, 
in  künstlich  hergestellte  Löcher  oder  in  die  natürlichen  Risse  und  Klüfte 
Wasser  einzugiessen  oder  Schnee  einzustampfen,  welche  beim  Gefrieren  ihr 
Volumen  um  etwa  '/,,  vergrösscm  und  hierbei  nach  Braun  eine  mechanische 
Arbeit  von  33'68  Meterkilogramm  verrichten. 

6.  Die  Sprengarbeit,  Bohr-  und  Schiessarbeit.  Sollen  Felsmassen 
durch  Sprengstoffe  z.  B.  durch  Pulver,  Dynamit  Sprenggelatine,  l  )ualin  u.  s.  w. 
gelöst  werden,  so  werden  zunächst  mittelst  Meis sei-,  Kronen-,  Stern-  oder 
Kreuz-  und  Stossbohrer  (Figuren  17 — 2\)  oder  Bohrmaschinen  Löcher 
und  zwar  im  zähen  Gestein  weite,  im  spröden  enge  von  entsprechender  Tiefe 
und  in  entsprechender  Entfernung  und  Stellung  (Neigung)  in  das  Gestein 
eingetrieben  und  es  wird  in  diese  Bohrlöcher  die  Ladung  nebst  Zündpatronc 
eingesetzt,  die  im  Durchschnitt  ein  Drittel  der  Bohrlochtiefe  ausfüllt.  Hierauf 
werden    die  Bohrlöcher   verdämmt   d.   h.    bis   zur   halben  Höhe   mit  feinem 


78 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Sand,  Bohrmehl  u.  dergl.  (sogenannter  loser  Besatz),  darüber  bis  zur  Bohr- 
lochmündung durch  eingestampften  Lehm  (fester  Besatz)  geschlossen  und 
aussen  mit  nasser  Lette  (unreinem  Thon)  überdeckt.  Durch  einen  feinen, 
mittelst  der  sogenannten  Räumnadel  beim  Einbringen  des  Besatzes  her- 
zustellenden, bis  zur  Mitte  der  Zündpatrone  reichenden  Canal  wird  ein  mit 
feinem  Pulver  gefülltes  Schilfröhrchen  oder  ein  Zündfaden  (am  besten  der 
Bickford'sche)  oder  bei  Zündung  mittelst  des  elektrischen  Funkens  ein 
Funken-  oder  Spaltzünder  (bei  hohen  Spannungen)  oder  ein  Glühdrahtzünder 
(bei  schwachen  Spannungen)  in  den  Sprengstoff  eingeführt.  Durch  die  bei 
der  Explosion  des  Sprengstoffes  entstehenden  Gase  wird  das  Gestein  zer- 
trümmert. Zur  elektrischen  Zündung  benützt  man  in  der  Regel  den 
Siemens'schen  Magnetinductor  oder  den  ihm  ähnlichen  Markus'schen 
Minenzünder  oder  eine  Elektrisirmaschine.  Die  elektrische  Zündung  gewährt 
den  Vortheil,  dass  man  die  Explosion  aus  beliebiger  Entfernung  und  in 
einem  beliebigen  Zeitpunkt  sicher  bewirken  und  bei  Anlage  von  Minen  (statt 
der  Bohrlöcher)  und  geschickter  Verbindung,  sowie  gleichzeitiger  Entzündung 
und  Explosion  derselben  bedeutende  Felsmassen  in  kürzester  Zeit  nieder- 
bringen kann. 

7.  Die  Maschinenarbeit.  In  neuerer  Zeit  ist  auf  einzelnen,  namentlich 
amerikanischen  Steinbrüchen  die  Herstellung  von  Schrämen  und  Schlitzen, 
die  Abtrennung  von  Blöcken,  ja  sogar  das  Herausschneiden  von  Quadern 
und  keilförmigen  Steinen  aus  der  Gebirgsmasse  durch  Maschinenarbeit  ver- 
sucht worden.  Man  hat  hierzu  Maschinen  benützt,  die  entweder  eine  Nach- 
ahmung des  Meisseis  oder  der  Keilhaue  bilden  oder  deren  Construction  auf 
dem  Principe  der  Kreissäge  beruht.  Von  den  ersteren,  mit  schneidendem 
Arbeitszeuge,  d.  h.  mit  einem  System  von  Meissein  ausgestatteten  Maschinen 
sind  die  von  Wardwell,  Corrett  Marshall  &  Comp.,  Gillot  und  Copley, 
Rothery,  P'rederic  Hurd  &  Comp.,  Gledhill  u.  A.  mit  mehr  oder 
weniger  Erfolg  verwendet  worden,  von  den  Maschinen  mit  hauendem,  keil- 
hauenartigem Arbeitszeuge  besonders  die  von  Firth  und  Douisthorpe  und 
Graf  ton  Jones,  von  denen  des  dritten  Systems   mit  Scheiben,   welche  an 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden. 


79 


Die  Kosten  des  Steinbrechens  hängen  ab  von  der  Härte  und 
Zähigkeit  des  Gesteins,  von  seinen  Schichtungsverhältnissen,  von  der  Grösse 
seiner  Abgänge  u.  s.  w.  Das  Brechen  von  1  «*  Bruchsteine  und 
Quader  erfordert  nach  Professor  Sapper*)  in  Stuttgart  die  in  nachstehender 
Tabelle  verzeichneten  Tagesschichten. 


Gesteinsart 


FBr  Im* 


|4g 

3  3  5 


k 

SS 


11 


Für  weiches  Ge- 
stein,das  grössten- 
tbeils  mit  derSpitz- 
haue     und      dem 
Brecheisen  gcwon-  i 
nen  werden  kann,  I 
wie   s.  B.  weiche ' 
Sandsteine , weiche 
Kalksteine,  Thon- 
schiefer  o.  s.  w. 


Bmchstein 


0-75/ 


015/ 


005« 


012/ 


006/ 


1-3/ 


Quader 


10/ 


012/ 


80-4-92/ 


I*- 


Flir  mittelhmrtes 
Gestein,  das  theil- 
weise  mit  Pulver 
und  Dynamit  xu 
lösen  ist,  wie  z.  B. 
harter  Sandstein, 
fester  Kalkstein, 
Marmor ,  mittel- 
fester Granit  und 
Gneis  n.  s.  w. 


Bruchstein 


l-2-ia5/ 


016/ 


005/ 


012/ 


009/ 


Quader 


45/ 


0-25/ 


012/ 


0-87/ 


1-88-208/ 


7  Ol/ 


'  Bruchstein 


1-65— 210  t 


019/ 


0-88/ 


s.  F3r  sehr  hartes  1 
Gestein,  wie  Gra-  |_ 
nit,  Basalt,  Dioht,  ;. 
Porphyr  u.  s.  w.    I 

(' 


Quader 


bis  9  9/ 


bis 
1-77/ 


bis  14  0/ 


in  c 
St 

Si 

•Oeo 
|c 

M    f 


Zu  dieser  Tabelle  bemerkt  Professor  Sapper  noch  Folgendes: 

>Bei  Feststellung  des  Preises  ist  auf  die  Güte  der  Steine  und  nament- 
lich auch  auf  deren  Form,  sowie  darauf  Rücksicht  zu  nehmen,  ob  solche 
auf  allen  Seiten  bearbeitet  werden  sollen  oder  nicht. 

Wird  der  Preis  von  1  m^  Hausteine  kleineren  Inhaltes  (Ol — 0'5  m^) 
L  U.  =  l'O  gesetzt,  so  kann  man  den  Preis  für  Steine  von  Oo — 1*25/«^ 
Inhalt  =  1*25,  für  Steine  von  1,25 — 2"25w-*==  1*50,  für  Steine  von  2*25  bis 
'^m^  =  200  annehmen. 

Für  das  Aufladen  der  Quader  kann  man  durchschnittlich  0'2r)  /,  der 
Bruchsteine  0*106/  in  Rechnung  setzen. 

Die  allgemeinen  Unkosten  müssen  stets  für  den  einzelnen  Fall  berechnet 
werden.     Sind  Zufuhrwege  vorhanden,   oder  liegt  der  Bruch  an  einer  öftent- 

*)  Siehe  Rheinhard's  Ingenieur-Kalender  für  Strassen-,  Wasserbau-  und  Cultur- 
Ingeoieure,  1890.  Seite  61. 


8() 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


liehen  Strasse,  so  verringern  sich  die  Unkosten,  umgekehrt  vermehren  sich 
dieselben,  wenn  Strassenbauten,  besondere  Ladevorrichtungen,  Gerüste,  Krahnen 
nothwendig  werden.  Ist  man  ohne  besondere  Anhaltspunkte,  so  kann  man 
die  allgemeinen  Unkosten  gleich  der  Hälfte  der  Kosten  für  das  Ab- 
räumen in  Rechnung  stellen.« 

F.  Die  Prüfung  der  natürlichen  Gesteine. 

§  05.  Einleitung. 

Die  Prüfung  der  natürlichen  Gesteine  erstreckt  sich  je  nach  der  Art 
der  Verwendung  und  der  demgemäss  an  die  Steine  zu  stellenden  Anforde- 
rungen auf  die  Festigkeit  d.  h.  den  Widerstand,  den  die  Gesteine  der 
gewaltsamen  Trennung  ihrer  Theile  entgegensetzen,  auf  die  Dauerhaftigkeit 
(Frostbeständigkeit),  Formbarkeit  und  Politurfähigkeit,  Luftdurch- 
lässigkeit, Wärmeleitungsfähigkeit,  Bruchfeuchtigkeit  (Trockenheits- 
zustand) und  Feuerbeständigkeit,  wenn  es  sich  aber  um  eine  Erkennung 
oder  Unterscheidung  der  Steine  handelt,  auf  die  chemisch-mineralogische 
Zusammensetzung,  Härte,  Durchsichtigkeit,  Glanz  und  Farbe, 
Structur,  auf  das  specifische  Gewicht  u.  s.  w. 

Von  diesen  Eigenschaften  haben  wir  einige  bereits  in  den  Paragraphen 
4 — 14  und  17,  sowie  bei  den  einzelnen  Gesteinsarten  besprochen,  über  die 
Festigkeit,  Dauerhaftigkeit,  Frostbeständigkeit,  Formbarkeit,  Politurfähigkeit 
und  Feuerbeständigkeit  müssen  wir  jedoch  in  diesem  Abschnitte  noch  das 
für  den  Techniker  Wisscnswertheste  mittheilen. 


§  G6.  Die  Druck-,  Zug-,  Schub-  und  Biegungsfestigkeit. 

Die  Festigkeit  der  Gesteine  ist  abhängig  von  der  mineralogischen  Zu- 
sammensetzung, von  dem  Bindemittel,  von  der  Gleichartigkeit  der  Gesteins- 
masse   und    von    der  Porosität,    unabhängig    jedoch    von    dem    si>ecifischen 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  and  die  Erden.  81 

flache  den  grössten  Widerstand  dem  Zerdrücken  entgegensetzen,  solche  mit 
quadratischer  weniger  widerstandsfähig  sind  und  Steine  mit  rechteckiger 
Grundfläche  (bei  gleicher  Grösse  der  gedrückten  Flächen)  am  leichtesten 
zerdrückt  werden,  und  dass  sich  die  Widerstände  beim  Kreis,  Quadrat  und 
Rechteck  zu  einander  verhalten  wie  917  zu  806  zu  703. 

Weiter  ist  die  Festigkeit  abhängig  von  der  Art  und  Weise  der  Bearbeitung 
der  Steine.  Erfahrungsgemäss  besitzen  roh  behauene  Bruchsteine  eine  geringere 
Druckfestigkeit  als  sauber  bearbeitete  oder  geschliffene  von  gleichem  Querschnitte 
und  gleichem  cubischen  Inhalte.  Auch  die  Verwendungsart  beeinfiusst  die  Festig- 
keit in  hohem  Grade,  denn  Steine,  die  auf  ihr  natürliches  Lager  d.  h.  so 
verl^  werden,  wie  sie  im  Steinbruche  lagen,  können  einen  grösseren  Druck 
ertragen  als  solche,  bei  denen  der  Druck  parallel  zum  natürlichen  Lager  wirkt. 
Die  Prüfung  auf  Festigkeit  erfolgt  an  Probekörpem,  deren  Gestalt, 
Grösse  und  Anzahl  von  den  staatlichen  Prüfungsanstalten  für  Baustoffe  (in 
Charlottenburg,  Chemnitz,  Dresden,  München,  Petersburg,  Prag,  Stuttgart, 
Wien,  Zürich  u.  s.  w.)  vorgeschrieben  sind,  mit  Hilfe  von  Festigkeitsmaschinen 
der  verschiedensten  Construction.  Zur  Prüfung  auf  Druckfestigkeit  benützt 
man  in  neuester  Zeit  fast  nur  noch  hydraulische  Pressen.  Eine  weite 
Verbreitung  haben  die  von  der  Maschinenfabrik  von  Brinck  und 
Hüb n er  in  Mannheim  gebauten  Pressen  gefunden,  welche  für  einen  Druck 
von  10.000,  60.000,  100.000  und  150.000  >t^  construirt  werden.  (Siehe 
Figur  392  und  393  im  §  221.)  Die  Prüfung  auf  Druck  (Zerknicken), 
Zug,  Biegung,  Schub  und  Verdrehung  wird  auf  vielen  Prüfungsanstalten 
mittelst  der,  von  der  Maschinenbau -Actiengesellschaft  Nürnberg  (vormals 
Klett  &  Comp.)  gebauten  Werder'schen  Universal-Festigkeitsmaschine 
bewirkt,  welche  im  Wesentlichen  aus  einer  hydraulischen  Presse  besteht,  die 
einen  Druck  von  100.000^^  auszuüben  vermag.  (Eine  ausführlichere  Beschreibung 
und  Abbildungen  von  dieser  Maschine  findet  man  in  dem  Werke  des  Ver- 
fassers  »Die  natürlichen  Gesteinec,  Bd.  II,  S.  90 — 105.) 

Auf  die  Ergebnisse  der  Prüfung  ist  nicht  nur  die  Construction  der 
Festigkeitsmaschinen  von  grossem  Einflüsse,  sondern  auch  die  Art  der  Auf- 
lagerung der  Probesteine  in  den  Maschinen  und  die  Art  der  Ausführung  der 
Untersuchung,  ob  z.  B.  die  Zunahme  des  Druckes  vollständig  gleichmässig 
oder  nur  ruckweise  erfolgt,  ob  der  Druck  senkrecht  oder  parallel  der  Lager- 
fläche gerichtet  ist  u.  s.  w.  Die  von  verschiedenen  Beobachtern  mit  ver- 
schiedenen Festigkeitsmaschinen  an  verschieden  gestalteten  und  beschaffenen 
Probesteinen  ermittelten  Festigkeitscoefficienten  müssen  naturgemäss  ganz 
bedeutend  von  einander  abweichen  und  es  werden  die  aus  den  Prüfungen 
sich  ergebenden  2^len  erst  dann  für  die  Technik  von  grossem  Werthe  und 
mit  einander  vergleichbar  sein,  wenn  für  alle  Steinuntersuchungen  auf  allen 
Prüfungsstationen  genau  die  gleiche  Grösse,  Gestalt  und  Bearbeitung  der 
Probestücke  verlangt  und  Maschinen  gleicher  Construction  benutzt  werden, 
und  wenn  die  Ausführung  der  Prüfung  in  der  gleichen  Weise  erfolgt.  Es  ist 
anzuerkennen,  dass  die  staatlichen  Prüfungsanstalten  in  neuester  Zeit  eine 
Verständigung  hierüber  angebahnt  haben.  Dann  wird  es  möglich  sein,  für  die 
einzelnen  Gesteinsarten  zuverlässige  Mittelwerthe  anzugeben,  aber  auch  nur 
solche,  weil  selbst  bei  einem  Gestein  aus  demselben  Bruche  die  Mineralien 
in  Grösse,  Menge,  Beschaffenheit,  Anordnung  u.  s.  w.  variiren  und  sich 
die  Porositfttsverhältnisse  schon  auf  geringe  Entfernungen  ändern  können. 

Kric^rp  Haadlwch  der  Bttnstofflehre.  6 


82 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


A,  Druckfestigkeit,  Durch  den  Verband  deutscher  Architekten-  und 
Ingenieur- Vereine  ist  die  nachfolgende  Classification  der  nattlrlichen  Gesteine 
aufgestellt  worden.  Die  für  jede  Qualitätsciasse  angegebenen  Zahlen  sind 
M  i  n  i  m  al-Druckfestigkeits-Coefficienten. 

1.  Versteinerungslose  Felsarten:  Granit,  Diorit,  Grünstein,  Syenit,  Syenit- 
Granit,  Glimmerschiefer  u.  s.  w. 

I.  Qualität.  Mit  dem  Meissel    schwer   oder   nicht   be- 
arbeitbar;   nur     für    Strassenpflasterungen 

geignet =  1600  kg  f.  d.  cm^ 

IL         V  Ziemlich    schwer    bearbeitbar,    aber   doch 

schon  zu  Säulen  u.  s.  w.  verwendbar    ....==  1200  >      >       » 
•III.         ^          Gut  bearbeitbar   und   vorzüglich   zu  Hau- 
stein-Mauerwerk geeignet =   1000  >      >       » 

IV.         9  Für  geringere  Sorten  Bausteine =     800  >      >       > 

2.  Kalksteine,  als:  Marmor,  Dolomit,  Muschelkalk,  Nummuliten-Kalk  u.s.w. 
I.  Qualität.  Bei    den   älteren  Muschelkalken,    die   sehr 

schwer  zu  bearbeiten  und  daher  hauptsächlich 
nur  zu  Strassenschotter  zu  verwenden  sind, 
steigt  die  Druckfestigkeit  bis  1600  >^^  für 
das  Quadratcentimeter  und  darüber,  als  Mi- 
nimaldruckfestigkeit ist  anzunehmen =   1000  kg  f.  d.  ctn^ 

IL         V  =     800  :s^      >       > 

III.         ■>  Weichere  Kalksteine  jüngerer  und  jüngster 

Formation,  die  zum  Theil  noch  recht  gute 
Bausteine  geben,  aber  wegen  der  vor- 
kommenden meist  sehr  grossen  Unter- 
schiede in  Festigkeit  und  Beständigkeit 
mit  Vorsicht    auszuwählen    und    sorgfaltig 

zu  prüfen  sind =     500   »      »       > 

S.  Sandsteine. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden. 


m 


In  der  auf  Seite  84  abgedruckten  Tabelle  sind  die  Minimal-,  Maximal- 
and Mittelwerthe  der  Druckfestigkeit  der  wichtigsten  natürlichen  Gesteine  auf- 
geführt und  bei  Zusammenstellung  derselben  (und  der  unten  folgenden  Festigkeits- 
tabellen) alle  Prüfungsergebnisse  berücksichtigt  worden,  die  dem  Verfasser 
dieses  Werkes  aus  den  Mittheilungen  der  verschiedenen  staatlichen  und 
privaten  Prüfungsanstalten,  aus  Aufsätzen  in  technischen  Zeitschriften,  aus 
Werken  über  Baustoffe  u.  s.  w.  bekannt  oder  von  ihm  selbst  ermittelt 
worden  sind.  Die  in  Spalte  UI  aufgeführten  Mittelwerthe  stellen  nicht 
das  arithmetische  Mittel  aus  dem  Minimal-  und  Maximalwerth,  sondern  das 
abgerundete   Mittel    aus    allen    veröffentlichten    Festigkeitscoefficienten    dar. 

Nach  den  »Mittheilungen  der  Kgl.  techn.  Versuchsanstalt  zu  Charlotten- 
burgc  (Jahrgang  1897,  Heft  1)  sind  die  mittleren  Druckfestigkeiten  aus  den 
von  1884 — 1895  in  vollständiger  Form  ausgeführten  Festigkeitsprüfungen 
der  wichtigsten  Bausteine  und  der  Einfiuss  des  aufgenommenen  Wassers  und 
einmaligen  Gefrierens  auf  die  Festigkeit  der  Steine  in  folgender  Tabelle  zu- 
sammengestellt. 


Mittlere  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcentimeter 
Querschnittsfläche  in  kg- 


Geste  insart 


Anzahl  der 
Versuche 


lufttrocken 


wassersatt 


nach  einmaliger 
Frostbeanspruohung 


an  der  Luft 


unter 
Wasser 


1.  Granit 5530 

2.  Hornblendegesteine       und  1 
Ophiolithe  (Grünsteio,  Dia- 1! 

bas,  Diorit) !|  320 

3.  Porphyre ',  1000 

•L  Angitgesteine  (Basalt)  .    .  ,  680 

5.  Kalkstein  (Marmor)   ...  1  800 

6.  Sandsteine I'  3960 

7.  Grauwacke 600 


2206 


2757 
2631 
3616 
1028 
922 
2393 


2078 


!  2037 


2640  ,   2566 

2519  2491 

3513  3478 

972  955 

850  826 

2301  jj  2202 


2037 


2553 
2488 
3458 
932 
825 
2148 


Nach  dieser  Tabelle  werden  im  Allgemeinen  durch  Wasser  Sandsteine, 
Granite  und  Kalksteine,  durch  Frost  Sandsteine,  Grauwacke  und  Kalksteine, 
wie  es  scheint,  am  ungünstigsten  in  ihren  Festigkeiten  beeinflusst.  (Siehe 
auch:   »Schweizer  Bauzeitung c  vom  21.  August  1897.) 

Die  für  die  Praxis  zulässige  Inanspruchnahme  der  Gesteine  auf 
Druck   soll  sicherheitshalber  betragen: 

bei  definitiven  Constructionen  unter  den  günstigsten  Umständen  etwa  ^'j^,; 

bei  Constructionen,  die  geringen  Erschütterungen  ausgesetzt  sind, 
etwa   VsoJ 

bei  solchen,  die  starke  Erschütterungen  zu  erleiden  haben  und  bei 
dünnen  Pfeilern  und  Säulen  etwa  Y40  ^^^^  ^^^  ^"  nachstehender  Tabelle 
angeführten  Mittelwerthen. 

Die  Bauabtheilung  des  Berliner  Polizei-Präsidiums  schreibt  als  zulässige 
Druckbeanspruchung  (^  1  cm*  vor  beim: 

Basalt  =  75  ig,  Granit  =  45  Jdgf  Muschelkalkstein  =  25  kg^  rothen  Sand- 
stein =  15  itgf  hellen  Sandstein  =  30  kg,  Tuffstein  =--  (j  kg  und  Marmor 
=  Ukg. 


84  Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 

Druckfestigkeit  in  Kilogramm  für  i  cn^  QuerschnittsflSche. 


GcAtcinAit  t 

1 

Werth 

II 

GvöttUrr 

in 

A.  anfache  kryitaHinische  G^siein^. 

Oüarzit  fOüflrifels'i     ............. 

1       6S5 

17Tt 

1300 

Gyps    ................. 

1        50 

70 

60 

KomSg'krystalliniscIier  Kalk  (Marmor)  ...... 

1       440 

1125 

650 

Mtischelkalk 

1       412 

1600 

700 

Liaskalk ,,..,.,.. 

600 

'       270 

:^oo 

1200 

13*58 
400 

900 
450 
820 
350 

Kohleukalk     .    ...    ^    ..... 

Dfiatsfher  Ootilhkiilk    ...,.,. 

Fransösiachcr  OoUthkalk  .    .    ,    ^    .    .    ,    .    .    .    .    . 

RogeasteiD  .................. 

Jurakalk 

634 

9Ö6 

800 

Grobkalk     . 

65 
450 

1115 

laoQ 

590 
870 

Dolomit    .................. 

HorBblendeichiefer .    .    . 

740 

Serpentin     .    , ,,,,,,,,, 

— 

— 

840 

B.  Gemengte  krystaltimsche  Gesteifte, 

Granit  ....    * ,    ,    .    . 

460 
525 

2348 
3700 

1600 

1670 

FelsitDorDhvr  (OuarEDorDhiT) *    . 

Syenii 

773 

1880 

1300 

Dlorit 

733 

628 

2780 
2757 
1760 

2000 
1900 
1200 

Diaban     *,-..    ^    ^    ...........    . 

Melaphyr     .        .    , .    .    .    . 

Gabbrtii     #           -        ,•...... 

690 
870 

780 

2356 

2600 
1040 

1040 

1700 

910 

* 

Gneis   .           .    ^ 

GlitDmer&chicfcr ,    ............... 

Trachyt ^ 

380 

1542 

1300 

Bimsätem     ............    ^    .,.    ^    . 

-^ 

* — 

42 

Dolcrit     , ,    . 

343 
lOUO 

1282 
3700 

813 

2350 

Basalt .....,.,...., 

'Lskvii    .    .    .    -        . 

160 

670 

500 

^H 

Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  85 

Beträgt  die  Höhe  einer  Steinsäule  oder  eines  Steinpfeilers 
veniger  als  das  zwölffache  der  kleinsten  Querschnittsfläche, 
so  kann  man  1  cm*,  ohne  dass  die  Gefahr  des  Zerdrückens  eintritt, 
belasten  beim: 

Basalt  mit  200  kg,  harten  Granit  mit  70  J^g,  gewöhnlichen  Granit 
mit  40  kg,  harten  Marmor  mit  100  kg,  weissen  und  geäderten  Marmor 
mit  30  kg,  harten  Sandstein  mit  90  kg,  weichen  Sandstein  mit  40  kg,  sehr 
harten  Kalkstein  mit  50  kg,  gewöhnlichen  Kalkstein  mit  30  kg  und  Alabaster 
mit  6  ig. 

B.  Zugfestigkeit, 

Im  Baufache  sucht  man  eine  Beanspruchung  der  natürlichen  Steine 
auf  Zugfestigkeit  möglichst  zu  vermeiden,  weil  die  Zugfestigkeit  durchweg 
eine  geringe  (im  Vergleich  zur  Druckfestigkeit)  ist.  Man  verwendet  deshalb 
die  Steine  möglichst  so,  dass  sie  nur  einer  pressenden  oder  biegenden,  auch 
wohl  abscheerenden  Kraft  widerstehen  müssen.  Ueber  die  Zugfestigkeit  liegen 
nur  wenig  Prüfungsergebnisse  vor,  welche  weiter  unten  zusammengestellt  sind. 

Das  Verhältniss  zwischen  der  Druckfestigkeit  und  der  Zugfestigkeit 
wächst  im  Allgemeinen  mit  Zunahme  der  Sprödigkeit  und  mit  Abnahme  der 
Zähigkeit  des  Gesteins;  zähe  Steine  besitzen  eine  grössere  Zugfestigkeit  als 
spröde.  Aber  auch  der  Trockenheitszustand  ist  hierbei  von  grossem  Einfluss, 
denn  nasse  Steine  haben  stets  eine  geringere  Zugfestigkeit  als  trockene. 
Besitzen  Gesteine  ein  Bindemittel,  welches  im  Wasser  erweicht,  so  können 
sie    in    der  Nässe  ihren  Zusammenhang  ganz  verlieren.  (Vergl.  §  69.) 

Die  von  dem  Verfasser  des  Werkes  mittelst  des  Dr.  Michaelis'schen 
Zugfestigkeitsapparates  festgesetzten  Zugfestigkeitscoefficienten  für  einige 
Sandsteinarten  sind  in  nachfolgender  Tabelle  mitgetheilt.  Es  sei  bemerkt, 
dass  die  wassergesättigten  Probesteine  8  Tage  lang  unter  Wasser  gelegen 
hatten,  während  die  trockenen  nur  an  der  Luft  (in  einem  ungeheizten  Vor 
saal)  aufbewahrt  waren. 

lufttrocken  wassersatt 

Rother  Miltenberger  (Main-)  Sandstein 27     kg       9    kgf.d.cm^ 

Oberkirchener  (Weser-)  Sandstein 25     »       22*5  v      »      » 

Rehburger  Sandstein 37o  ^       34      ■>      *      » 

Kottaer  Sandstein 28     »        7*5  v      ^      v 

Portaer  (W^eser-)  Sandstein 19     »         75  >      ^      ^ 

(Eine  wassersatte  Probe  des  Kottaer  Sandsteins  zerriss  bereits  im 
Apparate,    als  eben  mit    dem  Einschütten    der  Schrotköm  er   begonnen  war.) 

Nach  der  auf  Seite  86  abgedruckten  Tabelle  schwankt  das  Verhältniss  der 
Zug-  zur  Druckfestigkeit  zwischen  ^12  "^^  Vßs»  wenn  man  vom  Grauwacken- 
und  Keupersandstein  ganz  absieht,  deren  Festigkeitscoefficienten  offenbar  aus 
nassen  Proben  bestimmt  wurden,  während  zu  den  übrigen  Untersuchungen 
lufttrockene  Steine  Verwendung  fanden.  Als  Mittel wcrth  kann  Yso  ^"' 
genommen  werden  (Bausch inger  fand  =  '/jg).  Die  für  die  Praxis  zulässige 
Inanspruchnahme  darf  Yio  ^^^  Mittelwerthes  nicht  überschreiten. 

C,  Biegungsfestigkeit, 

Auf  Biegungs-  oder  Bruchfestigkeit  werden  freitragende  Treppenstufen, 
Werkstücke  über  Oefihungen,  Balcon-  und  Podestplatten,  Consolsteine  u.  s.  w. 
beansprucht  Die  Grösse  derselben  und  ihr  Verhältniss  zur  Druckfestigkeit  ist 
in  der  auf  Seite  86  abgedruckten  Tabelle  für  einige  Gesteine  angegeben. 


86  Erster  Theil.  Die  Haaptstoffe. 

Zugfestigkeit  in  Kilogramm  für  i  cm*  Querschnittsfläohe. 


Gesteins  Art 


Kleinster 
Werth 


I 


Granit 

Diorit  und  Diabas 

Dolomit  ..... 

Grauwackensandstein 

Keupersandstein    .    . 


j  Buntsandstein     .    . 
I  Grünsandstein    .    . 

Marmor  (Carrara)  . 

Muschelkalk  .    .    . 

Dichte  Kalksteine 


I        19 
10 

4 
16 
12-5 


40 


Grösster 
Werth 


45 

36 

6{?) 
37-5 
17 

100 


Mittelwert!) 


30 

50 

20 

14 

ö(?) 

22 

15 

56 

27 

70 


Verhältniss  der  Zug- 

cur  Druckfestigkeit 

(abgerundet) 


(?) 


ao  _  1 

HK»  ■"  58 
50  _  j1?_  _ 
1900    S000"~ 

ao  1 

870  "~44 

1800    129  ^  ' 

5^1 
650  "■  180 

22  1 

630  **  2» 

495    88 

_^=  L 
650    12 

*L  J_ 
700  "*'26 

70  _1_ 
900  "°  18 


1| 


I 


Biegungs-  oder  Bruchfestigkeit  in  Kilogramm  für  1  cm*  Querschnittsfläche. 


G«itpin«art 

1   Kkmat#r 

1  "•" 

Grä&Ktßr 
Werth 

1      (»bgcrajidet) 

Granit ,.,,,.,...... 

Trätchyt  .    .        ,    .    .    . 

Basalt .    . 

1  . 

'     1:^0 

210 

2M 

140    * 

118 
-200 

140          1 

I9ö0~ii 
m       1 
isrto^ii 

ÄOO          1 
SA60~1S 

^H 

Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden. 


87 


D.  Schub'  oder  Scheerfesiigkeii. 

Auf  diese  Festigkeit  werden  z.  B.  wenig  ausladende  Consolsteine 
berechnet.  In  nachfolgender  Tabelle  sind  die  Festigkeitscoefficienten  der 
Hauptgesteine  zusammengestellt. 

Schub-  oder  Scheerfestigkeit  in  Kilogrammen  fQr  1  cm^  Querschnittsflache. 


Getteintart 


Kleinster 
Werth 


GrJSsstcr 
Werth 


Mittelwertb 


"Verhältnis«  der 
Schub-  z.  Druck- 
festigkeit (abge- 
rundet) 


Granit 

Grünstein  (Diorit)   .    .    .    . 

Syenit 

Trach3rt 

Muschelkalk 

,  Jurakalk 

Körniger  Kalk  (Marmor)  . 

I  Dolomit 

,  Graawackensandstein  .    .    , 


I  Bnntsandstein  .    . 

I 

I  Keupersandstein 
I  Grünsandstein 
Molassesandstein 
Kalktnff   .    .    .    . 


28 

47 
67 

48 

11 
13 
17 
20 


127 


65 
100 

90 

100 
75 
32 
150 
36 


80 
94 

165 
28 
60 
80 
62 
75 

102 
50 
40 
25 
80 
33 


80  ^2. 
im     so 

94   _  1 

jooo""«! 

165  _J_ 
1800""  8 

28  l_ 

lÄJÖ*^*? 

60  1^ 

700  '^Xt 

80 I 

800  ~  10 

68  J_ 

650  '^  11 

75  1 

870  ■"  12 

m  1 
1800"*  18 

50 J_ 

680  ■"  15 
40  1 

660 

25  _ 

495  ^20 
80  J_ 

'  18 

1 

800  ■"  9 


17 
1 


990 
88 


Das  Verhältniss  der  Schub-  zur  Druckfestigkeit  schwankt  demnach 
zwischen  '/g  und  ^^^  und  kann  im  Durchschnitt  zu  etwa  ^/,g  angenommen 
werden  (Bauschinger  fand  als  Mittel  werth  ca.  Yw)-  ^^^  praktischen 
Berechnungen  darf  auch  hier  höchstens  nur  ^/jq  des  Mittelwerthes  gewählt 
werden. 

§  07.    Die  Formbarkeit. 

'  Die  Formbarkeit  der  Bausteine  hängt  ab  von  der  Härte  und  Festigkeit, 

der  Zähigkeit  und  Sprödigkeit,  der  Porosität  und  Structur.  Um  ein  Ver- 
gleichsmass  zu  erhalten,  werden  die  Steine  mittelst  eines  Fallapparates  oder 
einer  Drehbohrmaschine  auf  Bohr  fest  ig  kcit  untersucht,  oder  es  wenlcn 
ihre  Flächen  und  Kanten  probeweise  bearbeitet  und  der  Zeit-  und 
Arbeitsaufwand  für  1  «*  Fläche  oder  1  m  Kante  (Profil  u.  s.  w.)  bestimmt. 
Die  Formbarkeit  ist  im  Allgemeinen  eine 

leichte:  beim  echten  Marmor,  Alabaster,  frischgebrochenen  Serpentin, 
bruchfeuchten  Sand-  und  Kalkstein; 

mittelschwere:  bei  porösen  Gesteinen,  besonders  solchen  mit  kleinen 
Foren,  also  bei  den  meisten  lufttrockenen  Kalk-  und  Sandsteinen,    auch  bei 


88 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


einigen  Tuffen  (z.  B.  beim  Karlsbader  Sprudelstein  und  Bimssteintuff),  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  auch  bei  spröden  Gesteinen,  weil  sich  von  ihnen 
durch  Schlag    und  Stoss  grössere  Stücke   abtrennen  lassen; 

schwere:  bei  zähen,  harten  und  dichten  Gesteinen,  z.  B.  bei  den 
feinkörnigen  und  regelmässig  mittelkömigen  granitischen  und  einigen 
porphyrischen  Gesteinen,  beim  Syenit  mit  parallel  gelagerten  Orthoklas- 
krystallen  u.  s.  w. ; 

sehr  schwere:  bei  allen  Gesteinen  von  bedeutender  Härte,  Zähigkeit 
und  Festigkeit  z.  B.  bei  den  Homblendegesteinen,  bei  der  Grauwacke,  beim 
Basalt,  Diorit,  Quarzfels,  Eklogit,  Syenit  mit  parallel  gelagerten  Homblende- 
säulen  u.  s.  w.  Diese  Felsarten  lassen  sich  häufig  nur  schneiden  und  drechseln 
oder  können  überhaupt  nicht  mehr  bearbeitet  werden,  so  dass  man  sie  nur 
zu  Bruchsteinmauerwerk  und  Schotterstrassen  benutzen   kann. 

Eine  beliebige  Formgebung  gestatten  die  massigen  und  kömigen 
Silicatgesteine  und  die  mächtigen  Schichtgesteine,  falls  ihre  Harte  und 
Zähigkeit  nicht  zu  gross  sind,  während  Quader  sich  auch  aus  schiefiigen 
Silicatgesteinen  (z.  B.  quarzreichem  Glimmerschiefer)  herstellen  lassen,  doch 
ist  ihre  Höhe  durch  die  Höhe  der  Schichtung  begrenzt. 

Dünngeschichtete,  blätterig-schiefrige  Gesteine  (z.  B.  Thonschiefer)  sind 
nur  nach  den  Spaltungsrichtungen  theilbar  und  eignen  sich  deshalb  nur  zur 
Herstellung  von  Platten;  Gesteine  mit  linearer  Parallelstructur  (z.  B.  manche 
Granite,  Granulite,  Syenite  und  Gneisarten)  können  nach  dem  Hauptbruche 
und  Querbruche  leicht  gespalten  werden,  nach  dem  Längsbruche  jedoch  nicht. 

Für  feine  Profilirungen  und  Ornamente  eignen  sich  nur  feinkörnige 
Gesteine  von  sehr  gleichmässiger  Beschaffenheit,  für  eine  derbe,  massige 
Wirkung  hauptsächlich  grobkörnige.  Eine  feine  Profilirung  gestatten  die 
meisten  Sandsteinarten,  Marmor  und  einige  krystallinisch-kömige  Kalksteine, 
auch  Alabaster;  grobe  und  einfache  Profile  müssen  bei  porösen  Steinen  und 
allen  sehr  schwer  zu  bearbeitenden  Gesteinen,  wie  z.  B.  Granit  und  Syenit 
angewendet  werden  zur  Verhütung  eines  Abspringens  der  Kanten.  Basalt 
lässt  sich  zu  profilirten  Arbeiten  überhaupt  nicht  benutzen,  weil  er  zu  hart 
ist  und  muschelig  bricht 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  89 

Glanz:  es  glänzen  die  härteren,  schwerer  polirbaren  Bestandtheile  stärker  als 
die  weicheren,  leichter  zu  polirenden. 

Die  Prüfling  auf  Politurfahigkeit  kann  nur  durch  Probiren  nach  voran- 
gegangenem Abschleifen  erfolgen. 

Politur  fähige  Gesteine  sind:  alle  Marmorarten,  feinkörniger  und 
dichter  Kalkstein,  weisser  krystallinisch-kömiger  Dolomit,  Syenit,  nichtver- 
witterter Porphyr,  Serpentin,  Alabaster,  Eklogit,  Diorit,  nicht  bruchfeuchter 
Granulit,  dichte  Lava,  Pechstein,  zum  Theil  auch  Travertin  (z.  B.  der  Almaser 
Stein),  nichtverwitterter  Granit,  Gabbro,  Diabas  (nimmt  nur  schwer  Politur 
an)  und  einige  Breccien. 

Durch  die  Politur  wird  sowohl  das  Gefiige  als  auch  die  Farben- 
schönheit des  Gesteins  zur  vollen  Wirkung  gebracht  und  häufig  die  Dauer- 
haftigkeit nicht  unwesentlich  erhöht. 

§  69.  Die  Bruchfeuchtigkeit  und  Frostbeständigkeit. 

Die  Bruch-  oder  Bergfeuchtigkeit  ist  häufig  auf  die  Formarbeit, 
Festigkeit  und  Dauerhaftigkeit  der  Bausteine  von  nicht  zu  unterschätzendem 
Einflüsse.  Bruchfeuchte  Steine,  insbesondere  frischgebrochene  poröse  Sand- 
und  Kalksteine,  sind  oftmals  so  weich,  dass  man  sie  sehr  leicht  bearbeiten 
kann.  Mit  zunehmender  Trockenheit  werden  alle  Gesteine  in  mehr  oder 
weniger  hohem  Grade  härter  und  dadurch  schwieriger  bearbeitbar;  sie 
gewinnen  an  Festigkeit  und  verringern  ihr  Volumen.  In  wassersattem  Zustande 
büssen  die  Steine  an  Festigkeit  ein  und  zwar  beträgt  die  Festigkeitsver- 
minderung bei  absolut  frostbeständigen  Gesteinen  nur  wenige  Procente, 
während  sie  bei  solchen,  die  leicht  vom  Frost  zerstört  werden,  recht  bedeutend 
ist  Nach  den  »Mittheilungen  über  die  Wegbaumaterialien  der 
Provinz  Hannoverc  (Hannover  1884)  verlieren  in  wassersattem  Zustande: 
Basalt  2%,  Grauwacke  4%,  Quarzite  2%,  krystallinische  Kalke  0%,  Sand- 
steine bester  Sorte  3%,  Granite  87o>  Grünstein  10%,  klastische  Gesteine 
mit  mergeligem  oder  erdigem  Kalkbindemittel  (z.  B.  manche  Sandsteine  und 
Oolithe)   50^—60%  der  Trockenfestigkeit.    (Vergl.   auch  §  66,  Zugfestigkeit.) 

Aber  auch  die  Dauerhaftigkeit  wächst  mit  abnehmender  Bruchfeuchtigkeit. 
Hierzu  bemerkt  Hauenschild  (Baumaterialien,  Theil  I.,  S.  194)  folgendes: 
»Die  Erfahrung  hat  gelehrt,  dass  Sandsteine  und  poröse  weiche  Kalksteine, 
bruch feucht  vermauert,  weit  eher  zu  Grunde  gehen,  als  vorher  aus- 
getrocknete. Sie  haben  einen  extremen  Temperaturunterschied  zwischen  der 
.\ussen-  und  Innenseite  der  Mauer,  besonders  bei  rasch  wechsehidem  Frost- 
und  Thauwetter  und  damit  eine  beständige  Spannung  unter  Wanderung  des 
Porenwassers  nach  den  unteren  und  äusseren  Partien  zu  erleiden.  Man  sollte 
gebrochene  Steine  vor  dem  Versetzen  öfter  umkanten,  um  alle  Flächen  aus- 
zutrocknen, und  könnte  sie  dann  viel  eher  und  sicherer  verwenden,  ^c 

Sinkt  die  Temperatur  unter  0^  so  werden  im  Inneren  des  wasser- 
getränkten Gesteines  einmal  durch  die  Zusammenziehung  des  Steines  in  Folge 
der  Temperaturemiederung,  sodann  durch  die  Sprengkraft  des  gefrierenden 
und  sich  hierbei  ausdehnenden  Wassers  und  endlich  auch  dadurch,  dass  die 
sich  bildenden  Eiskrystalle  die  benachbarten  Wassertropfen  mit  grosser  Kraft 
an  sich  ziehen,  Spannungen  erzeugt,  die  neue  Risse  und  Sprünge  im  Stein 
hervorrufen  und  vorhandene  erweitem,  wodurch  endlich  ein  Zerfall  des 
Steines  herbeigeführt  wird. 


90 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Man  kann  annehmen,  dass  im  Allgemeinen  frostbeständig  sein 
werden : 

stark  poröse  und  weiche  Steine,  solche  mit  in  ihrer  Masse  ziemlich 
gleich  vertheilten  Hohlräumen  (z.  B.  Kalktuflfe)  und  Steine  mit  grosser 
Zugfestigkeit ; 

dass  dagegen  wenig  Frostbeständigkeit  besitzen  werden: 

spröde  Gesteine  mit  feinen  Poren,  namentlich,  wenn  die  Poren  nach 
einseitiger  Hauptrichtung  orientirt  sind,  weiche  und  wenig  tragfähige  Gesteine, 
welche  mit  schweren  und  grossen  Werkzeugen  bearbeitet  wurden,  so  dass  sie 
feine  Risse  erhielten  und  ihre  dicht  an  der  Oberfläche  liegenden  Partien 
gelitten  haben,  und  Steine  in  wassersattem  oder  bereits  >angefaultem€ 
Zustande. 

Auf  der  internationalen  Conferenz  zur  Feststellung  einheitlicher  Unter- 
suchungsmethoden bei  der  Prüfung  von  Baustoffen,  wurde  nach  den  Mit- 
theilungen von  Bauschinger  (München  1893)  folgendes  Prüfungsverfahren 
auf  Frostbeständigkeit  angenommen,  das  bereits  als  amtliche.  Norm  mittelst 
Circular  vom  26.  Juni  1891  in  Russland  eingeführt  worden  ist. 

Die  Frostprobe  besteht: 

1.  In  der  Ermittelung  der  Druckfestigkeit  der  mit  destillirtem  Wasser 
von  15 — 20^  C,  gesättigten  Steine  (von  7  cm  Kantenlänge)  und  deren  Ver- 
gleichung  mit  der  Trockenfestigkeit; 

2.  in  der  Ermittlung  der  Druckfestigkeit  der  wieder  getrockneten 
Steine  nach  25maligem  Gefrieren  (4  Stunden  lang  bei — 10®  bis  — 15®  C.)  und 
Wiederaufthauen  (in  destillirtem  Wasser  von  15  bis  20®  C.)  und  deren  Ver- 
gleichung  mit  der  Trockenfestigkeit; 

3.  in  der  Ermittelung  des  Gewichtsverlustes  der  25mal  gefrorenen 
Steine,  wobei  die  durch  das  Gefrieren  mechanisch  abgetrennten  und  die 
in  einer  bestimmten  Menge  Wasser  löslichen  Bestandtheile  zu  berück- 
sichtigen sind; 

4.  in  der  Besichtigung  der  gefrorenen  Steine  unter  Zuhilfenahme  der 
Lupe,    wobei    besonders    zu    beachten    ist,    ob    Risse    oder   Absplitterungen 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  91 

in  Manganoxyd  u.  s.  w.  und  ruft  hierdurch  Farben  Veränderungen  hervor,  welche 
zwar  nicht  immer  mit  einer  wahrnehmbaren  Zerstörung  des  Steines  verknüpft 
sind,  meistens  jedoch  den  Beginn  der  Verwitterung  anzeigen.  Gesteine,  welche 
Eisenoxyd,  Magneteisenstein,  Schwefelkies  u.  s.  w.  in  grösseren  Mengen  besitzen, 
sind  einer  Verwitterung  durch  Einwirkung  von  Sauerstoff  und  Wasser  besonders 
leicht  unterworfen,  weil  sich  das  Volumen  der  veränderten  Metallbestandtheile 
vergrössert  und  hierdurch  der  Zusammenhang  in  der  Steinmasse  aufgehoben 
wird.  Solche  Steine  sind  häufig  schon  an  ihrer  Farbe  zu  erkennen,  denn 
die  rothe  Farbe  weist  oft  auf  das  Vorhandensein  von  Eisenoxyd,  die  roth- 
braune auf  Eisenoxydhydrat  u.  s.  w.  hin.  Enthält  ein  Stein  Eisen,  so  bildet 
sich  auf  seiner  Oberfläche  beim  Beginn  der  Verwitterung  eine,  durch  Eisen- 
oxydhydrat hervorgerufene,  dünne,  ockerbraune,  erdige  Kruste,  die  leicht  ab- 
blättert und  später  vom  Regen wasser  fortgespült  wird.  Hierdurch  wird  eine 
frische  Fläche  des  Steines  blossgelegt,  die  ebenfalls  diesen  Ueberzug  erhält, 
und  so  setzt  sich  dies  fort,  bis  endlich  der  ganze  Stein  zerfallen  ist.  Besitzt 
ein  Stein  Schwefelkies,  d.  h.  Schwefeleisen,  so  wird  das  Metall  zunächst 
durch  den  Sauerstoff  der  Luft  in  schwefelsaures  Eisenoxydul  (Eisenvitriol) 
umgewandelt,  das  durch  weitere  Oxydation  in  schwefelsaures  Eisenoxyd 
übergeht,  welches  »ausblüht«,  das  Gestein  mürbe  macht  und  endlich  zum 
Zerfall  bringt.  Auf  dieselbe  VV^eise  entsteht  das  Ausblühen  von  Gyps,  Bittersalz 
und  Alaun.  Reines  Wasser  löst  Gyps,  Steinsalz  und  Anhydrit  unmittelbar 
auf  und  kann  auch  Kalksteine  und  Dolomite  zerstören.  Die  mit  dem  Wasser 
verbundene  und  auch  in  der  Luft  vorkommende  Kohlensäure  wirkt  noch 
schädlicher  als  der  Sauerstoff  auf  die  Gesteine  ein.  Kohlensäurehaltiges  Wasser 
vermag  Kalkstein  und  Dolomite  allmälig  gänzlich  aufzulösen,  aus  Gesteinen 
mit  kali-  oder  natronhaltigen  Mineralien  (z.  B.  Feldspath)  nach  und  nach 
eine  lösliche  Verbindung  von  Alkali  und  Kieselerde  auszuziehen  und  diese 
Gesteine  endlich  in  eine  weiche,  thonige  Masse  (Kaolin)  umzuwandeln,  sowie 
Hornblende,  Augit,  Olivin  und  Leucit  unter  Abscheidung  von  Kieselsäure 
zu  zersetzen.  Gesteine,  weiche  die  vorgenannten  Mineralien  als  Hauptbestand- 
theile  besitzen,  wie  z.  B.  Granit,  Felsit-  und  Leucitporphyr,  Syenit,  Diorit  und 
Diabas,  Basalt  und  Dolerit  u.  s.  w.  sind  daher  durch  kohlensäurereiches 
Wasser  leicht  zu  zerstören. 

Auch  das  auf  den  festen  Gesteinen  sich  entwickelnde,  durch  Staub- 
ablagerung begünstigte  Pflanzenleben  gefährdet  den  Stein.  Die  Wurzeln 
dringen  selbst  in  die  feinsten  Ritzen  ein,  erweitern  dieselben  durch  ihr 
Wachsthum  und  wirken  wie  ein  Keil  auseinandertreibend.  Auch  die  von  den 
Pflanzen  ausgeschiedenen  Humussäuren  können  verschiedene  Bestandtheile 
der  Gesteine  (z.  B.  kohlensauren  Kalk)  zersetzen  und  auflösen. 

Die  Dauerhaftigkeit  eines  Bausteines  hängt  nicht  nur  von  .seiner 
chemisch-mineralogischen  Zusammensetzung  und  von  dem  Trockcnheitszustand 
(vergl.  §  G9)  ab,  sondern  auch  von  der  Structur  und  der  Porosität,  ferner 
von  dem  Orte  der  Gewinnung,  sowie  dem  Orte  und  der  Art  der  Ver- 
wendung des  Steines.  Im  Allgemeinen  werden  Steine  mit  gleichmässig  fein- 
kömigem  oder  dichtem  Gefüge  widerstandsfähiger  gegen  die  Witterungs- 
etnflüsse  sein  als  solche  mit  grobkörnigem  und  porenreichem.  Eine  schieferige 
oder  schalige  Structur  ist  insofern  ungünstig,  als  sie  dem  Sauerstoff,  der 
Kohlensäure  und  dem  Wasser  die  chemische  und  mechanische  Einwirkung 
erleichtert. 


92 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Der  Ort  der  Gewinnung  hat  ebenfalls  einen  Einfluss  auf  die  Dauer- 
haftigkeit, denn  es  gehen  Steine,  welche  der  Oberfläche  oder  Lagerstätten 
entstammen,  die  Schichtenstörungen  (Spaltungen,  Verwerfungen,  Faltelungen, 
Biegungen  u.  s.  w.)  zeigen,  weit  eher  zu  Grunde  als  frische,  d.  h.  unver- 
witterte, aus  dem  Innern  der  Gebirge  oder  aus  mächtigen,  gleichmässig  ab- 
gelagerten Gesteinsmassen  stammende. 

Wichtig  ist  auch  der  Ort  der  Verwendung,  weil  Steine,  die  einem 
mehrmaligen  schroffen  Uebergange  von  Hitze  zur  Kälte  (z.  B.  bei  Feuerungs- 
anlagen) und  einem  häufigen  Wechsel  von  Trockenheit  und  Durchfeuchtung 
(z.  B.  bei  Wasserbauten  an  der  Wassergrenze)  ausgesetzt  sind,  eher  zerstört 
werden  als  solche,  die  sich  in  einer  gleichmässig  ungünstigen  Lage  befinden. 
Kalksteine  und  Dolomite  verwittern  auf  dem  Lande  weniger  leicht  als  z.  B. 
in  Fabrikstädten,  weil  sie  in  letzteren  durch  die  schweflige  Säure  aus  der 
durch  Steinkohlenrauch  oft  in  hohem  Grade  verunreinigten  Luft  stark  angegriffen 
werden.  Steine,  welche  im  südlichen  oder  nördlichen  Klima  eine  vorzügliche 
Wetterbeständigkeit  besitzen,  verwittern  oftmals  leicht  in  unserem  gemässigten 
Klima.  Auf  diesen  Umstand  wird  bei  der  Auswahl  von  Steinen  häufig  nicht 
genügend  Rücksicht  genommen. 

Endlich  muss  auch  die  Art  der  Verwendung  in  Betracht  gezogen 
werden.  Hierzu  bemerkt  Gottgetreu  (Lehrbuch  der  Hochbaukunde,  I.  Th., 
S.  67,  Berlin  1880)  Folgendes:  »Von  grosser  Wichtigkeit  ist  es,  dass  jedes 
Werkstück  aufs  Bruchlager  versetzt  wird,  anderenfalls  wird  es  leicht  durch 
die  Witterung  zerstört,  auch  würde  ein  mit  seinen  Schichtungsflächen  senk- 
recht gestellter  Quader  durch  eine  darauf  gebrachte  Last  vollständig  zerklüftet 
werden;  ebenso  müssen  Decksteine,  Belagsplatten-,  Fenster-  und  Thür- 
bänke  auf  ihr  Bruchlagcr  verlegt  werden.  Auch  bei  allen  vorspringenden 
Gesimsen,  die  im  Aeusseren  einer  Fa^adc  sich  befinden,  dürfen  keine 
gestellten  Steine  verwendet  werden;  nur  unbelastete  Verkleidungsplatten 
stellt  man,  um  Kosten  zu  ersparen,  aufs  Haupt.  Bei  den  Thür-  und  Fenster- 
einfassungen muss  das  Lager  nach  Aussen  in  die  Flucht  der  Mauerfläche 
gebracht  werden;   dann   bildet   das  Haupt   die  Leibung  und   erscheint  mehr 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  93 

weisen  lassen,  ist  der  fertige  Stein  unter  ^^  Atmosphäre  Ueberdruck  3  Stunden 
lang  in  einem  Papin'schen  Topf  zu  kochen  und  dann  auf  Sprünge  und  Ab- 
blätterungen zu  untersuchen. 

(Vergl.  »Handbuch  der  Architekturc,  Thl.  L,  Bd.  L,  S.  81,  2.  Aufl.  1895.) 

Am  sichersten  lässt  sich  die  Dauerhaftigkeit  eines  Bausteines  an  älteren 
Bauwerken  prüfen,  bei  welchen  er  Verwendung  fand. 

Im  Grossen  und  Ganzen  ist  die  Wetterbeständigkeit 

sehr  gross:  bei  allen  Gesteinen,  deren  Hauptbestandtheil  Kieselsäure 
ist,  z.  B.  beim  Quarz,  Quarzit,  Grauwackenschiefer,  quarzreichen  Granit 
(besonders  mit  weissem  Orthoklas),  quarzreichen,  dickbankigen  und  lagen- 
förmigen  Gneis,  Sandstein  mit  spärlichem  kieseligen  Bindemittel  und  scharf- 
kantigen Quarzbestandtheilen,  GeröUe  und  Geschiebe  mit  vielem  Quarz- 
gehalt, —  bei  glimmerhaltigen  Gesteinen,  wenn  der  Glimmer  eine  grössere 
Menge  Kalium  enthält,  —  bei  manchen  Silicaten,  namentlich  Kalkerde-  und 
magnesiahaltigen,  z.  B.  bei  Kalifeldspath,  Hornblende,  Augit,  Diorit  ohne 
Schwefelkies  und  beim  Syenit,  —  bei  Gesteinen  mit  dichtem  Gefiige,  grosser 
Härte,  grosser  Tragfähigkeit  und  grossem  specifischen  Gewichte,  auch  solchen 
mit  gleichmässig  tief  gefärbten  Gemengtheilen,  z.  B.  beim  Säulenbasalt,  Phonolith, 
Gabbro  mit  wenigem  Labradorgehalte  u.  s.  w.; 

gross:  bei  manchen  Tuffgesteinen  (vergl.  §  55)  schlackigen  Laven  und 
Silicaten  mit  kieselsaurem  Natron  (z.  B.  Natronfeldspath),  beim  grobkörnigen, 
glimmer-  und  feldspatharmen  Granit,  beim  Thonschiefer  mit  reichem  Gehalt 
an  Kieselerde  und  ohne  Schwefelkies,  Mangan-  und  Eisenoxydul  u.  s.  w.,  beim 
glinunerreichen  und  dünngeschichteten  Gneis,  beim  Kalkstein  mit  grossem 
Gehalt  an  kohlensaurer  Magnesia  und  von  grosser  Dichtigkeit,  bei  Gyps 
und  Kreide  an  der  Luft,  beim  körnigen  Dolomit,  Marmor  ohne  eisenschüssige 
Adern,  Basalt  ohne  oder  mit  wenigem  Gehalt  an  Eisenoxydul,  Pechstein, 
feldspatharmen  Trachyt  u.  s.  w.; 

massig:  bei  Silicaten  mit  kieselsaurem  Kalium,  z.  B.  Kalkfeldspath  oder 
I^brador  (als  Hauptbestandtheil  vieler  Porphyre,  Melaphyre  und  Trachyte), 
bei  erdigen,  weichen,  leicht  zerreiblichen  und  den  jüngeren  Gesteins formationen 
angehörenden  Kalksteinen,  bei  Sandsteinen  mit  mergeligem,  thonhaltigem 
oder  kalkreichem  Bindemittel,  femer  beim  grobkörnigen,  feldspath-  und 
glimmerreichen,  eisenoxydhaltigen  Granit,  beim  Basalt  mit  grösserem  Gehalt 
an  Eisenoxyd,  beim  Diorit  mit  Schwefelkies,  beim  Diabas,  labradorreichen 
Ciabbro,  gÜmmerreichen  Glimmerschiefer,  beim  Augit,  Felsit-  und  Leucit- 
porphyr,  beim  feldspathreichen  Trachyt  u.  s.  w.; 

gering:  bei  Gesteinen  mit  kiesel-  und  kohlensaurem  Eisenoxydul,  mit 
vielem  Schwefelkies,  mit  Glimmer,  wenn  derselbe  viel  Eisenoxydul  enthält, 
femer  bei  porösen,  weichen,  wenig  festen  und  leichten  Gesteinen,  bei 
schieferigen,  faserigen,  kömigen,  erdigen  und  blätterigen,  wenn  ihr  Zusammen- 
hang ein  recht  lockerer  ist  und  sie  viele  Zwischenräume  besitzen,  also  bei  Sand- 
steinen mit  Nestern  von  Thoneisenstein  und  mit  Schwefelkies,  bei  weichen, 
erdigen  und  leicht  zerreiblichen  Trachyten,  bei  Kalksteinen  mit  Eisenoxydul 
und  unter  Wasser  sowie  in  Rauchgasen,  bei  thonhaltigen  Kalksteinen,  beim 
Marmor  mit  eisenschüssigen  Adem,  bei  Gyps  und  Anhydrit  unter  Wasser, 
beim  Alabaster  im  Freien  und  unter  Wasser,  beim  Mergel,  beim  Thonschiefer 
mit  Schwefelkies,  Mangan-  und  Eisenoxydul,  beim  Alaunschiefer,  beim  Glimmer- 
schiefer mit  hohem  Schwefelkiesgehalt  u.  s.  w. 


i>4 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


§  71.  Die  Abnützbarkeit. 

Bei  der  Auswahl  von  Steinen  für  Strassenpflasterungen,  Trottoirplatten, 
Treppenstufen  u.  s.  w.  ist  in  erster  Linie  die  Abnützbarkeit  (Abnützungshärte, 
Abnützungsfestigkeit)  zu  berücksichtigen.  Dieselbe  hängt  von  der  mineralogischen 
Härte,  Sprödigkeit  und  Zähigkeit,  von  der  Gleichmässigkeit  des  Zusammen- 
hanges der  einzelnen  Bestandtheile  und  auch  von  der  Festigkeit  und  dem 
Gefüge  ab  und  ist  in  der  Regel  umso  grösser,  je  weicher  und  spröder  der 
Stein  und  je  grobkörniger  sein  Gefüge.  Besitzen  gemengte  Steine  überwiegend 
weichere  und  sprödere  Bestandtheile,  so  werden  sie  einen  geringeren  Grad 
von  Widerstand  gegen  Reibung,  Stoss  und  Schlag  besitzen,  als  solche,  die 
vorwaltend  härtere  und  zähere  Gemengtheile  enthalten.  Man  wird  daher 
z.  B.  zu  Strassenpflasterungen  am  besten  harte  und  zähe  Gesteine  verwenden, 
damit  das  Pflaster  nicht  durch  Pferdehufe  und  Wagenräder  zerstört  werden  kann. 

Die  Prüfung  aufAbnützbarkeit  wird  mittelst  der  von  Bauschinger 
construirten  Abschleifmaschine  vorgenommen,  welche  eine  grosse,  wagrechte 
Gusseisenscheibe  besitzt,  die  mit  einer  Geschwindigkeit  von  20  Touren  in 
der  Minute  um  eine  lothrechte  Achse  rotirt.  (Eine  Beschreibung  und 
Abbildung  dieser  Maschine  findet  man  u.  A.  in  dem  Werke  des  Verfassers. 
»Die  natürlichen  Gesteine  u.  s.  w.«.  Band  IL,  S.  114 — 116)  Das  Abschleifen 
erfolgt  unter  Verwendung  von  Schmirgelpulver  Nr.  3  (für  je  20  Touren  40 
Gramm),  das  auf  die  rotirende  Scheibe  gestreut  wird.  Der  Stein  wird  durch 
einen  Hebel  mit  einer  Belastung  von  20 — 30^^  gegen  die  Schleifscheibe 
gedrückt  und  sein  Gewichtsverlust  nach  je  10  Minuten  (200  Touren)  gewogen. 
Dieser  Gewichtsverlust  beträgt  nach  Hauenschild  (Handbuch  der  Architektur, 
Bd.  L,  S.  75)  bei  Graniten,  Porphyr,  Basalt  u.  s.  w.  auf  öOfw*  Fläche  8  bis 
20  Gramm,  bei  weicheren  Steinsorten,  Kalksteinen  und  Sandsteinen,  20  bis 
80  Gramm,  ja  sogar  100  Gramm. 

§  72.   Die    Feuerbeständigkeit. 
Von    den    natürlichen    Gesteinen    sind    hauptsächlich    folgende    feuer- 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  95 

hierauf    ist     bei    Berechnungen     der    Tragfähigkeit     der    Steine     Rücksicht 
zu   nehmen. 

Die  Prüfung  auf  Feuerbeständigkeit  erfolgt  am  einfachsten  da- 
durch, dass  man  die  Steine  mehrere  Stunden  lang  einem  starken  Feuer 
aussetzt  und  sie  nachher  in  einem  warmen  Ofen  allmälig  abkühlt,  oder 
dadurch  (nach  dem  Verfahren  von  Dr.  Böhme),  dass  man  sie  2  Stunden 
lang  einem  Gasfeuer  unter  Einwirkung  kalter  Luft  oder  nach  vollständiger 
Tränkung  mit  Wasser  eine  Stunde  lang  einer  Weissglühhitze  aussetzt  und 
sie  hierauf  im  Wasser  ablöscht.  Die  Steine  dürfen  bei  diesen  Proben  ihren 
Zusanynenhang  nicht  verlieren.  In  der  Weissglühhitze  wird  jedoch  selbst  ein 
feuerbeständiger  Stein  leicht  rissig. 

G.  Die  Bearbeitung  und  Haltbarmachung. 

§  73.  Allgemeines. 

Die  Bausteine  werden  entweder  vom  Felsen  in  der  gewünschten  Form 
und  Grösse  abgesprengt  oder,  wenn  dies  nicht  möglich  ist,  durch  eiserne 
Keile  oder  Steinsägen  erforderlichenfalls  in  kleinere  getheilt  und  diese  mit 
geeigneten  Werkzeugen  in  eine  meistens  annähernd  parallelepipedische  Form 
gebracht,  welche  nach  jeder  der  drei  Abmessungen,  je  nach  Härte  und 
Kostbarkeit  des  Gesteins  20 — 30  »»»i  grösser  sein  muss.  (Werk-,  Bruch-, 
Arbeits-  oder  Steinmetzzoll),  als  das  aus  ihr  herzustellende  Werkstück. 

Einfache  Steinkörper,  wie  z.  B.  Pflastersteine,  Bordschwellen  und 
Treppenstufen  ohne  oder  mit  einfachen  Profilen  werden  gewöhnlich  schon 
im  Steinbruche,  Steine  mit  kräftigen  Profilen  und  einfachen  Ornamenten 
meistens  auf  dem  Werk-  oder  Bauplatz,  solche  mit  feinen  Profilirungen  und 
reicheren  Ornamenten  am  besten  nach  dem  Versetzen  an  Ort  und  Stelle  fertig- 
gestellt. Nicht  empfehlenswerth  ist  es,  architektonisch  verzierte  Bausteine  im 
Steinbruch  vollenden  zu  lassen,  weil  der  Architekt  die  Bearbeitung  nicht  zu 
überwachen  vermag  und  nicht  davor  geschützt  ist,  geflickte  Steine  zu 
erhalten,  weil  femer  die  Steine  auf  dem  Transport  vom  Bruche  zur  Baustelle 
leicht  beschädigt  werden  und  weil  endlich  häufig  eine  Verzögerung  in  der 
Steinlieferung  eintritt. 

Das  Brechen  der  Steine  erfolgt  am  besten  in  der  Zeit  vom  April  bis 
November,  weil  die  Wetterbeständigkeit  der  im  Winter  gebrochenen  Steine, 
sehr  oft  geringer  ist.  Aus  diesem  Grunde  ist  der  Betrieb  in  den  meisten 
Steinbrüchen  während  des  Winters  geschlossen.  Dagegen  werden  die  in  der 
wärmeren  Jahreszeit  gebrochenen  Steine  häufig  im  Winter  auf  dem  Werkplatz 
der  Steinmetze  zugerichtet. 

Man  theilt  die  Bausteine  ein  in: 

1.  gewöhnliche  Bruchsteine,  welche  die  beim  Absprengen  vom 
Fels  erlangte  zufallige  Gestalt  behalten  oder  nur  von  den,  die  Verwendung 
erschwerenden  oder  hindernden  Zacken  u.  s.  w.  mit  dem  Hammer 
l)cfreit    werden; 

2.  lagerrecht  bearbeitete  Bruchsteine  (Grundstücke,  Hurzchr, 
deren  Fuss-  und  Kopffläche  bearbeitet  sind; 

3.  Schichtsteine  (Möllons),  die  an  der  Stirn  (dem  Haupt,  der 
Ansichtsfläche)  und  dem  vorderen  Theil  der  Lager-  und  Stossfugenfliichen 
bearbeitet  sind; 


% 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


4.  Werkstücke  (Werksteine,  Schnittsteine,  Hausteine,  Quader),  deren 
Ansichts-,  Kopf-,  Fuss-  und  Stossfugenflächen  zugeschnitten  (gesägt),  zu- 
gehauen, zugespitzt  u.  s.  w.  sind. 

Was  die  Abmessungen  der  Steine  anlangt,  so  richtet  sich  dieselbe 
nach  dem  specifischen  Gewichte  und  der  Art  der  Versitzung,  nach  der  Art 
der  Verwendung  und  nach  der  Mächtigkeit  der  Schichtung.  Steine,  welche 
von  Hand  (durch  2  Mann)  versetzt  werden  sollen,  erhalten  nicht  mehr  als 
etwa  60  cm  Länge,  30  cm  Höhe  und  30  bis  60  cm  Breite,  Bruch-  und 
Schichtsteine  nicht  mehr  als  etwa  25  cm  Höhe  u.  s.  w.  Zum  Versetzen  grösserer 
und  schwererer  Blöcke  sind  Flaschenzüge,  Winden,  Krahne  u.  s.  w.  erfor- 
derlich,  von  deren  Tragfähigkeit  die  Steingrösse  abhängt. 

Die  Berechnung  erfolgt  in  der  Regel: 

nach  Cubikmeter,  wenn  die  Steine  in  allen  3  Abmessungen  länger 
als  30  cm  sind  (z.  B.  Quader,  Pfeiler,  Sockel)  wobei  immer  das  den  vollendeten 
Stein  umschriebene  kleinste  Prisma  zu  wählen  ist; 

nach  Quadratmeter,  wenn  die  Steine  nur  eine  Dimension  unter 
30  cm  besitzen  und  sich  diese  nicht  verändert  (z.  B.  Verblendsteine,  Pflaster- 
steine, Platten); 

nach  laufendem  Meter,  wenn  die  Steine  zwei  Abmessungen  imter 
30  cm  haben  und  sich  ihr  Querschnitt  nicht  ändert  (z.  B.  Treppenstufen, 
Rinnen,  Bordsteine); 

nach  Stück,  wenn  die  Steine  nicht  umfangreich  und  besonders 
schwierig  zu  bearbeiten  sind  (z.  B.  Säulencapitäle). 


§  74.    Das  Bossiren  und  die  Herstellung  der  Schläge. 

Das  rohe  Behauen  der  Bausteine,  Bossiren,  erfolgt  schon  im  Steine 
bruch  mittelst  des  Spitzeisens  (Fig.  22)  bei  härteren  und  festeren,  schwerer 
zu  bearbeitenden  Steinen  und  mittelt  des  Zweispitzes  (Fig.  23)  bei  weichen 
und  mittelharten  Steinen.  Als  Hammer  zum  Treiben  des  von  oben  in  die 
»Bosse«    eindringenden   Eisens    und    zum    Absprengen    vorstehender  Kanten 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  97 

behandelt.  Der  neue  Schlag  muss  mit  dem  der  ersten  Fläche  genau  einen 
rechten  Winkel  bilden;  dieser  wird  mit  Hilfe  des  Winkeleisens  bestimmt. 
Alsdann  wird  die  dritte  Fläche  zur  ersten  und  zweiten  rechtwinkelig  abge- 
ebnet, von  der  durch  die  drei  bearbeiteten  Flächen  gebildeten  körperlichen 
Ecke  aus  iJinge,  Breite  und  Höhe  des  Werkstückes  abgetragen  und  endlich 
die  Bearbeitung  der  übrigen  Flächen  vorgenommen.  Damit  die  Steine  genau 
aufeinander  passen,  müssen  die  Lagerflächen  genau  eben  bearbeitet  sein. 

Bei  harten  und  mittelharten  Steinen  benutzt  man  zur  Herstellung  der 
Schläge  das  flachbahnige  Schlageisen  (Fig.  28),  bei  weichen,  auch  wohl  den 
breitbahnigen  Zahnmcissel  (Fig.  29);  beide  Werkzeuge  werden  mit  eisernen 
Handfäusteln  oder  hölzernen  Schlägeln  getrieben. 

§  75.  Die   Herstellung  gespitzter,   gekrönelter,   gestockter,    schar- 
rirter,  gezähnelter   und  glatter  Steinflächen. 

A,  Durch  Handarbeit. 

Der  zwischen  den  Schlägen  liegende  Theil  der  Steinoberfläche,  häufig 
.  Posten  €  oder  »Bosten«  genannt,  wird  nicht  weiter  bearbeitet,  wenn  aus 
dem  Steine  sogenanntes  Rustikamauerwerk  hergestellt  werden  soll.  Andern- 
falls wird  er  bei  harten  Steinen  mit  dem  Spitzeisen  und  Bossirhammer, 
bei  weicheren  mit  dem  Zweispitz  und  Schlägel  im  Gröbsten  abgearbeitet 
d.  h.  gespitzt.  Sollen  die  Flächen  eine  grössere  Ebenheit  erhalten,  so 
werden  sie  bei  grösserer  Gestein.shärte  mit  dem  Zahn-  oder  Krönel- 
hammer  (Fig.  30)  und  weiter  mit  dem  Stock-  oder  Kraushammer 
iFig.  31)  oder  auch  mit  der  Picke  oder  Bille  (Fig.  32)  die  auch  z.  B. 
zum  Schärfen  von  Mühlsteinen  benutzt  wird,  bearbeitet,  während  man  sich 
bei  weicheren  Steinen  hierzu  des  Kröneleisens  (Fig.  33)  bedient.  Man 
erhält  hierdurch  >gekrönelte«,  ^^gekörnte«:  oder  »gestockte«  Flächen. 
Behaut  man  solche  Flächen  hierauf  mit  dem  Scharrireiscn  (Fig.  34)  oder 
Halbeisen  (Fig.  35)  oder  Flachhammer  (Fig.  3G),  die  mit  dem  Holz- 
schlägel getrieben  werden,  so  erhält  man  scharrirte  Flächen  mit  schmalen 
parallelen  Streifen  (Schlägen).  Bei  harten  Steinen  benutzt  man  oft  den  Zahn- 
meissel,  der  mit  eisernem  Handfaustel  zu  treiben  ist.  So  bearbeitete 
Flächen  nennt  man  »gezähnelte«.  Glattere  Flächen  erhält  man  durch  das 
Feinscharriren  und  Aufschlagen  mittelst  Scharrireiscn  von  verschiedener 
Breite,  Breiteisen  genannt,  nachdem  man  die  Flächen  vorher  in  gewöhn- 
licher Weise  scharrirt  und  dann  rauh  abgeschliffen  hat. 

Es  sei  nochmals  hervorgehoben,  dass  weiche  und  wenig  haltbare 
Steine  (z.  B.  manche  Sandsteinarten)  nicht  mit  schweren  Werkzeugen,  z.  B. 
nicht  mit  dem  Stockhammer,  bearbeitet  werden  dürfen,  weil  hierunter  ihre 
Wetterbeständigkeit  leiden  kann. 

Besitzen  die  Gemengtheile  des  Steines  verschiedene  Härte,  ist  das 
<iefüge  und  die  Sprödigkeit  ungleichmässig  oder  durchsetzen  Adern  oder 
Nester  von  Thoncisenstein  u.  s.  w.  den  Stein,  so  ist  es  sehr  schwierig,  eine 
vollkommen  ebene,   »reine*   Oberfläche  zu  erzielen. 

B,  Durch  Maschinenarbeit, 

Tmx  Herstellung  von  ebenen,  aber  auch  gekrümmten  und  gebroclienen 
Flächen   werden  meist  Steinhobelmaschinen  verwendet.    Die  Bearbeitung 

K  r  &  r  e  r,  Handlrach  der  BaoftofFlehre.  7 


98 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


der  Steine  erfolgt  bei  ihnen  entweder  durch  Werkzeuge,  die  durch  schiefen 
Stoss  auf  die  Steinfläche  wirken,  oder  durch  rotirende  Spitzmeissel,  Flach- 
meissel  u.  s.  w.  oder  durch  abscheerend  wirkende  Schneidewerkzeuge. 

Zum  ersten  System  gehört  die  Steinbearbeitungsmaschine  von  R.  Gir* 
wo  od,  welche  hauptsächlich  zur  Herstellung  von  ebenen  Flächen  dient.  (Fig.  37.) 
Sie  besitzt  eiserne  Meissel  M^  die  zu  je  vier  in  Doppelgehängen  G  durch 
eine  Klemmvorrichtung  K  gehalten  und  durch  die  auf  den  Armen  B 
befestigten,  entweder  durch  Hebedaumen  oder  kleine  Dampfkolben  mit  Hilfe 
kleiner  Zugstangen  Z  bewegten  Schlägel  A  getrieben  und  durch  die  Schraube  S 
und  die  Schraubhülsen  H  in  die,  für  die  betreffende  Gesteinsart  günstigste, 
Neigung  gebracht  werden.  Durch  eine  Stellvorrichtung  V  lässt  sich  der  Auf- 
hängungspunkt P  so  drehen  und  feststellen,  dass  die  kurze  Meisselbahn  der 
Graden  möglichst  nahe  kommt.  Der  auf  einem  Schlitten  ruhende  Stein  W 
wird  durch  eine  hydraulische  Presse  oder  durch  eine,  mittelst  eines  ver- 
stellbaren Excenters  betriebene.  Pumpe  mit  der  erforderlichen  Geschwindigkeit 
vorwärts  bewegt. 

Ferner  gehören  zu  diesem  Systeme:  die  Steinbearbeitungsmaschine 
von  Holmes  in  Mold  (England),  welche  zur  Herstellung  von  ebenen,  hohlen 
und  gewölbten  Flächen,  von  Thür-  und  Fenstergewänden,  Gesimsen  u.  s.  w. 
benutzt  werden  kann  (siehe  »Maschinenbauer«  1869,  S.  146),  die  von 
Andrew,  Atchinson  in  Boston,  James  Fogg,  Henry  Newton,  Lloyd 
(siehe  » Maschinenbauer '•:  1870,  S.  385)  von  E.  v.  Buhle r  (siehe  »Deutscher 
Steinbildhauer <    1892,  S,  367)  u.  A. 

Zum  zweiten  Systeme  gehören:  die  Steinbearbeitungsmaschine  »Mastodon 
Stone  dresser <  von  R.  O.  Anderson  in  (^uincy  (Illinois),  die  besonders  zum 
Ebnen  von  Marmor-,  Kalk-  und  Sandsteinblöcken  dient  und  Aehnlichkeit  mit 
einer  Metallhobehnaschine  besitzt  (siehe  ^Scientific  Amerikan«  1871,  Bd.  XXV, 
S.  223  und  »Maschinenbauer«  1872,  S.  20Umd  die  von  Brunton  und  Trier 
in  London  (Fig.  38).  Diese  letztere  Maschine  ist  so  eingerichtet,  dass  ihre 
kreisrunden  Messer  eine  eigene,  ihrem  Abrollen  auf  der  Steinfläche  ent- 
sprechende Umfangsgeschwindi^^keit  erhalten  und  jeder  Stoss  vermieden  wird. 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  99 

^lesser  durch  eine  schwingende  Welle  in  Umdrehung  versetzt  (siehe 
»Deutscher  Steinbildhauer«,  1891,  S.  341),  bei  der  Sectoren-Hobelmaschine 
von  Alb.  Dittmer  kreissectorenförmige  und  mit  Diamanten  besetzte  Werk- 
zeuge, einzeln  oder  zu  mehreren  vereinigt,  schwingend  bewegt.  Letztere 
Maschine  gehört  wie  die  von  der  Chemnitzer  Maschinenfabrik  con- 
struirte  (siehe  »Deutscher  Steinbildhauer«,  1892,  Nr.  10)  zu  den  neuesten 
Steinbearbeitungsmaschinen.  Zu  erwähnen  sind  noch  die  ebenfalls  zu  dem 
zweiten  Systeme  gehörenden  Maschinen  von  M.  C.  Donald,  Keller  und 
Watzstein,  Ransome  in  London  und  G.  Stacy,  Hoe  &  Comp,  in  New- 
York.  Die  von  den  Letztgenannten  fabricirten  Maschinen  bilden  eine  Ver- 
einigung des  ersten  und  zweiten  Systems  (siehe:  Engineer,  1874). 

Steinbearbeitungsmaschinen  mit  abschecrend  wirkenden  Werk- 
zeugen (drittes  System)  haben  Johnson  &  Ellington  in  ehester  (siehe 
> Maschinenbauer«  1884,  S.  89),  Robinson  &  Sohn  in  Rochdale  (siehe  »Iron«, 
Bd.  XIV,  S.  549),  J.  Coulter  &  H.  Harpin,  Brearly  &  Marsden  u.  s.  w. 
in  den  Handel  gebracht. 

Mit  einigen  von  den  vorgenannten  Steinbearbeitungsmaschinen  (z.  B. 
der  von  Johnson  &  Ellington  und  Brearly  &  Marsden)  können  auch  Profi- 
lirungen (Kamiese,  Rundstäbe  u.  s.  w.)  und  Cannelirungcn  ohne  weiteres  her- 
gestellt werden,  mit  einigen  anderen  (z  B.  der  Stacy'schen)  jedoch  erst, 
wenn  sie  mit  entsprechenden  Abänderungen  versehen  werden. 

Die  Leistungsfähigkeit  der  neueren  Steinbearbeitungsmaschinen  ist  im 
Allgemeinen  eine  recht  zufriedenstellende;  trotzdem  haben  diese  Maschinen 
bislang  nur  eine  geringe  Verbreitung  gefunden.  Die  Verwendung  von 
Maschinen  empfiehlt  sich  meistens  nur  für  die  Bearbeitung  gerader  oder 
gekrümmter  Flächen  und  bei  wenigen,  gleichartig  gebildeten  (iesteinen,  denn 
die  maschinelle  Bearbeitung  harter  und  spröder  Gesteine,  namentlich  solcher 
mit  ungleichmässiger  Härte  und  mit  verschiedenartig  spröden  Partien, 
verursacht  ganz  besondere  Schwierigkeiten.  Ausserdem  haben  die  Stein- 
bcarbeitungsmaschinen  den  Nachtheil,  dass  sich  ihre  Werkzeuge  (Mcissel, 
Messer  u.  s.  w.)  in  der  Regel  schnell  abnützen  und  daher  häufigen  Aus- 
besserungen unterworfen  sind,  dass  ferner  die  von  ihnen  erzeugte  Arbeit  oft 
weniger  sauber  ist  als  die  von  der  Hand  eines  geschickten  Steinmetzen 
gelieferte,  und  dass  endlich  sich  wegen  der  hohen  Anschaffungs-,  Bctriebs- 
und  Unterhaltungskosten  der  Maschinen  trotz  der  Zeitersparniss  die  Maschinen- 
arbeit vielfach  theurer  stellt  als  die  Handarbeit. 

Sind  härtere  Ge.steinsstücke  mit  einem  weicheren  Bindemittel  verkittet 
oder  haben  die  Steine  ein  krystallinisches  (iefüge  und  spalten  Theilchen  in 
verschiedenen  Richtungen  verschieden  leicht  ab,  so  kann  man  (nach  Karmarsch) 
die  Gefahr  des  Ausbröckeins  kleinerer  Stücke  oder  Splitter  dadurch  ver- 
mindern, dass  man  die  Steine  vorübergehend  mit  Wasser  tränkt,  wodurch 
ihr  Gefuge  gefestigt  wird.  (Siehe:  Prechtl,  Tcchnol.  Encyklopädie  IHÖO,  Bd.  16, 
S.  319.) 

§  76.  Das  Schleifen  und  Poliren. 

Sollen  die  Werksteine  eine  möglichst  ebene  und  glatte  Oberfläche  und 
scharfe  Kanten  erhalten,  oder  soll  die  Schönheit  ihrer  Farbe  und  Structur 
mehr  zur  Geltung  gebracht  werden,  so  werden  die  Steine  geschliffen.  Das 
Abschleifen  beginnt  in  der  Regel  mit  grobkörnigen  Schleifmitteln,  welche 

7* 


1031 17 


100 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


die  grösseren  Rauheiten  der  Oberfläche  beseitigen  (Rauhschleifen),  und  wird 
mit  stufenweise  feineren  Schleifmitteln  fortgesetzt  (Feinschleifen)  und  schliesslich 
mit  den  allerfeinsten  Schleifpulvern  beendet  (Glanzschleifen  oder  Poliren). 
Zum  nächst  feineren  Schleifmittel  wird  man  gewöhnlich  erst  dann  greifen, 
wenn  das  gröbere  unwirksam  wird  d.  h.  trotz  reichlicher  Wasserzufuhr  an 
der  Steinfläche  haften  bleibt 

Zum  Schleifen  von  Steinen  benützt  man  vorzugsweise  Schmirgel  (besonders 
für  Hartsteine),  Sandstein  mit  feinem,  gleichmässigem,  scharfkantigem  und  nicht 
zu  hartem  (kieseligem)  Bindemittel,  sehr  feinkörnigem  Schieferstein,  Bimsstein 
(besonders  zum  Nachschleifen),  granulirte  Gussstahlmasse,  gehärtete  Stahl- 
kugeln (vom  Erfinder  E.  Offenbacher  »Diamantin«  genannt),  Granatpulver  und 
Quarzsand,  der  bei  härteren  Steinen  ein  feineres,  bei  weicheren  ein  gröberes 
Korn  besitzen  soll  u.  s.  w.  Man  richtet  die  Flächen  der  Schleifsteine  am 
besten  so  zu,  dass  sie  sich  der  Gestalt  der  zu  schleifenden  Steinfläche 
möglichst  anschmiegen. 

Das  Schleifen  kleiner  Werkstücke  geschieht  meistens  von  Hand  mittelst 
kleiner  Schleifsteine,  bei  grösseren  Steinen  und  bei  Verwendung  von  Schleif- 
pulvern und  Quarzsand  mittelst  Schleifmaschinen,  welche  im  Wesentlichen 
aus  wagrecht  (seltener  senkrecht)  gestellten  Schleifscheiben  bestehen,  die  für 
härtere  Gesteine  aus  weichem  Stahl  oder  Gusseisen,  für  weichere  auch  wohl 
aus  Kupfer  oder  Blei  hergestellt  sind  und  entweder  das  Schleifmittel  über 
die  Steinfläche  hin  und  her  führen,  wobei  sie  sich  kreis-  oder  ellipsen- 
förmig, auch  wohl  kreuzförmig  bewegen,  oder  den  Stein  tragen  und  ihn 
langsam  hin  und  her  bewegen  oder  lothrecht  arbeiten,  wobei  der  Stein  unter 
einem  bestimmten  Druck  selbstthätig  hin  und  her  geschoben  wird.  Statt  der 
Schleifscheiben  hat  man  auch  einfache  Klötze  benützt,  welche  durch  Stangen 
und  Charnierc  mit  einer  Exccnterwelle  lose  verbunden  sind,  oder  Metallwalzen. 
Beim  Schleifen  wird  aus  einer  rcgulirbaren  Leitung  Wasser  auf  die  Stein- 
flächc  geführt. 

Empfehlenswerthe  Schleifmaschinen  liefern:  Emil  Offenbacher  in 
Markt  Redwitz,  M.  Hirschbeck  in  T.andsberg  a.  T..  (Siehe:  Krüger,  »Natürliche 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  101 

einer  Bleiplatte  über  die  Steinfläche  hin  und  her  geführt  werden;  es  wird 
fortgesetzt  und  vollendet  mit  stufenweise  weicheren  Polirmitteln,  die  man 
mit  belederten  oder  befllzten  u.  s.  w.  Holzscheiben  schnell  unter  starkem 
Druck  auf  die  Steinfläche  reibt.  Je  stärker  dieser  Druck,  desto  grösser  die 
Reibung  und  desto  tiefer  und  dauerhafter  die  Politur.  Das  Poliren  geschieht 
mit  der  Hand  oder  mittelst  Maschinen,  die  wie  die  Schleifmaschinen  con- 
struirt  sind.  Von  den  Polirmaschinen  haben  namentlich  die  von  Emil  Offen- 
bacher gebauten  eine  weitere  Verbreitung  gefunden.  Fig.  43  stellt  einen 
Offenbacher'schen  Schleif-  und  Polirapparat  mit  Handflihrung  dar,  welcher  unter 
Anderem  auch  den  Vorzug  hat,  dass  die  Maschine  während  des  Betriebes  durch 
die  Kurbel  d  an  der  Säule  a  in  der  Höhe  verschiebbar  ist,  was  besonders 
bei  der  Bearbeitung  verschieden  hoher  Stücke  eine  grosse  Zeiterspamiss  gewährt. 

Zum  Poliren  benützt  man  namentlich  Schmirgelpulver  (Schlämmschmirgel), 
femer  geglühtes,  geschlämmtes  und  sehr  fein  gemahlenes  Eisenoxyd,  Krokus- 
Stahlglanz  (d.  i.  scharfgeglühtes  Eisenoxyd  mit  Bimsstein-Schlämmpulver  und 
etwas  Zinnasche)  auch  feingeschlämmte  Zinnasche  allein  (z.  B.  für  Marmor), 
sehr  feines  Bleipulver,  feingepulverten  und  gesiebten  Marmor,  Alabaster, 
Speckstein  (für  Serpentin),  Bimssteinstaub,  feingepulverte  Kreide,  Perlmutter- 
pulver, Schwefelblume  (für  Marmor),  Korkkohle,  Tripel  (Polirschiefer)  und 
Kohle  von  Hollunder-,  IJnden-,  Ulmen-  und  Weidenholz  (für  Alabaster). 

(Bewährte  Recepte  für  das  Schleifen  und  Poliren  von  natürlichen 
Steinen  findet  man  in  G.  K.  Strott's  v Baumaterialien«,  1883  und  in  dem 
Werke  des  Verfassers  »Die  natürlichen  (Gesteine«,  Bd.  II,  S.  204 — 206.) 

Bei  Hornblende-Gesteinen  und  gemengten  Feldspath-Gesteinen  kann  (nach 
Hauenschild)  durch  einige  Tropfen  Salpeter-  oder  Schwefelsäure  das  Poliren 
beschleunigt  werden. 

Falsche  Politur  (Lacküberzug)  und  echte  Politur  (Spiegelung)  lassen 
sich  (nach  demselben  Fachmann)  sehr  leicht  von  einander  unterscheiden, 
wenn  man  Alkohol  und  Aether  auf  die  Steinfläche  aufreibt.  (Siehe  i» Handbuch 
der  Architektur c,  Bd.  I.,  S.  105  und  100.) 

§  77.  Die  Steinsägen. 

Um  Steinblöcke  mit  möglichst  wenig  Stoffvcrlust  in  kleinere  (z.  B.  in 
Platten)  zu  zertheilen  oder  unregelmässige  Steine  mit  rauher  Oberfläche  in 
regelmässig  gestaltete  Werkstücke  mit  ebenen  Flächen  und  scharfen  Kanten 
durch  Fortnahme  dünner  Schichten  umzuwandeln,  benutzt  man  mit  Vortheil 
Steinsägen. 

Die  einfachsten  Steinsägen  —  die  Hand  sägen  —  besitzen  immer  ein 
gerades  Blatt,  das  nur  für  weichere  Steine  mit  Zähnen  versehen  und  von 
zwei  Arbeitern  in  der  Schnittfuge  des  Steines  hin  und  her  gezoi^en  wird. 

\Virk.samer  sind  die  Steinsägemaschinen,  die  in  der  Form  von 
I'and-,  Gatter-  oder  Kreissägen  in  den  Handel  kommen. 

Von  den  Bandsägen,  die  entweder  durch  blosse  l'nidrchunsj;  von  Stahl- 
draht mit  Schleif-  (Schmirgel-)  Masse  oder  mit  lothrcchtem  oder  senkrechtem 
Band  mit  oder  ohne  Diamantenbesatz  und  mit  oder  ohne  S(Mileifmasse  arbeiten, 
ist  die  Stahldrahtsäge  des  Amerikaners  Violette  (siehe  ^Scientific  American«;, 
Supplement  1884,  S.  7096)  die  mit  Diamanten  besetzte  Bandsäge  von  Gerard 
(siehe    »Deutscher  Steinbildhauer«,    \><\)'A,  Nr.  4)    und  die  von  Kmil  Offen- 


102 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


bacher  für  ganz  weiche  Kalksteine  construirte  Bandsäge  besonders  hen^or- 
zuheben.  Letztere  ist  in  Figur  44  dargestellt.  Auch  die  Bandschneidmaschine 
von  Armand  Auguste  und  die  Seilschneidmaschine  von  Gay  sind  erwähnens- 
werth  (Siehe  »Public,  industrielle«,  1877—1878,  Bd.  XXXI,  S.  243.) 

Die  mit  geraden  Sägeblättern  ausgestatteten  Sägemaschinen  —  Gatter- 
sägen —  sind  sehr  verbreitet.  Das  zahnlose  Blatt  besitzt  gewöhnlich  eine 
Länge  von  4  m  und  darüber,  eine  Breite  von  60 — 70  cm  und  eine  Dicke 
von  2 — 3  mm  und  vollführt  meistens  und  am  besten  eine  wagrechte  Schnitt- 
bewegung, wobei  es  von  oben  in  den  Stein  eindringt.  Zu  nennen  sind  die 
Gattersägen  mit  selbstthätigcr  Gewichts-  und  Schraubensenkung,  mit  automati- 
scher Sand-  und  Wasseraufgabe,  mit  beliebig  vielen  Blättern  und  einem  An- 
triebe durch  eine  oder  zwei  Kurbelstangen  von  Emil  Offen  bacher  für  harte 
Steine  (Granit  und  Syenit,  Fig.  45  und  46),  femer  von  Darby  in  Depford  (siehe 
Engineer,  Bd,  XLIL,  S.  357  und  »Polytechn.  Journal«,  Bd.  CCXXIV, 
S.  158),  von  Pfaff  in  Chemnitz,  E.  P.  Bastin  in  London  (siehe  »Building 
news«,  Bd.  XLIV,  S.  4),  von  J.  Sutclife  Gabriel  in  London,  Pomble  in 
Paris  u.  s.  w.  In  neuerer  Zeit  verwendet  man  auch  —  besonders  in  Amerika 
—  Sägen,  deren  Blätter  abwechselnd  rechts  und  links  mit  schwarzen  Diamanten 
(sogenannten  carbons)  besetzt  sind,  die  sich  wegen  ihrer  grossen  Härte  und 
Festigkeit  besonders  zum  Schneiden  von  sehr  harten  Steinen  eignen  und 
deren  Leistungsfähigkeit  gegenüber  den  gewöhnlichen  Steinsägen  mehr  als 
das  Zehnfache  betragen  soll.  Solche  Diamantsägen  fabriciren  A.  V.  Newton 
in  London,  Hough  Young  in  New- York,  Arnold  &  Comp,  in  Strassburg  i.  K, 
Theodor  Lange  in  Brieg,  W.  R.  Lake  in  London  und  Emmerson,  Ford 
&  Comp,  in  Bcaver  Falls  (Pennsylvanien). 

Auch  Kreissägen  werden  zum  Schneiden  von  Steinen,  besonders  aber 
zum  Säumen,  Vierkanten  und  Nuthcn  und  zum  Bearbeiten  kleinerer  Stein- 
flächen sehr  häufig  benützt.  Sie  arbeiten  entweder  an  wagrechter  Welle  be- 
festigt mit  lothrechtem  Schnitt  und  besitzen  dann  meistens  mehrere,  auf  einer 
Welle  verstellbar  gekupi)elte  Sägen,  so  dass  mit  ihnen  z.  B.  Thür-  und  Fenster- 
gewände von  verschiedener  Dicke  geschnitten  werden  können,  oder  an  loth- 


£rstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  103 

maschine  von  Graziosi,  die  ohne  Stoss  und  Schlag  und  oh^e  Bruchspalten 
im  Gestein  zu  erzeugen  arbeitet  und  sich  für  gleichmässige  Gesteinsarten  sehr 
*r\it  eignet,  für  ungleichmässig  harte  und  spröde  jedoch  nicht  brauchbar  ist. 
Figur  50  stellt  diese  Maschine  dar.  Die  Furchensäge  A  verrichtet  die  Längen- 
schnitte im  Gestein,  die  Säge  B  schneidet,  je  nachdem  die  Steinstücke  eine 
parallelepipedische  oder  keilförmige  Gestalt  erhalten  sollen,  lothrecht  oder 
schräg,  während  die  beiden  kleinen  Sägen  C  C  wagrecht  schneiden  und  zur 
vollständigen  Abtrennung  der  Blöcke  dienen;  ihr  Abstand  richtet  sich  nach 
der  Quaderhöhe.  (Näheres  über  diese  Maschine  findet  man  im  »Maschinen- 
bauer« 1874,  S.  229 f  in  der  »Allgem.  polytechn.  Zeitung«  1874  und  in  den 
*Natürl.  Gesteinen«,  Bd.  II,  S.  219 — 221.)  Diese  Maschine  soll  in  einer  Stunde 
2*5  m^  vollkommen  regelmässige  Steine  aus  dem  F'els  herausschneiden  können. 
Um  die  Schnittfläche  zu  vergrössern,  die  Steinfläche  möglichst  zu 
glätten  imd  ein  Nacharbeiten  derselben  nach  der  Trennung  überflüssig  zu 
machen,  wird  in  die  Schnittfuge  gesiebter  Kiessand,  Schmirgeli)ulver,  Glas- 
j)ulver,  pulverisirter  Feuerstein,  Blei-  oder  Zinnabgang,  glasharter  Gussstahl 
oder  abgeschrecktes  Gusseisen  in  Kügelchen  von  06 — 0*7  mm  Durch- 
messer u.  s.  w.   mit  Wasser  eingebracht. 

§  78.  Die  Herstellung  der  Platten. 

Man  kann  die  Platten  unmittelbar  vom  Felsen  durch  »Spalten«,  d.  h.  durch 
Abtreiben  senkrecht  zur  natürlichen  Lagerfläche  des  Gesteins  oder  durch 
^Reissen«,  d.  h.  durch  Abkeilen  parallel  zur  Lagerfläche  ablösen  oder  aus 
abgesprengten  grösseren  Steinblöcken  mittelst  Abkeilen  oder  durch  Steinsägen  ge- 
winnen. Nur  das  Spalten  von  Schieferblöcken  zur  Gewinnung  dünner  Tafeln 
erfolgt  mit  Hilfe  eines  sehr  dünnen,  etwas  biegsamen,  schmalen  und  in  einen 
«[uadratischen  Stiel  nach  oben  übergehenden  Meisseis  (Spalteisens,  F'ig.  51) 
und  eines  Holz-  oder  Eisenhammers.  Das  Spalteisen  besitzt  im  Mittel  eine 
<)  cm  breite,  20  cm  lange  Klinge  mit  Handgriff";  zum  Spalten  grösserer  Blöcke 
werden  jedoch  grössere  Spalteisen  verwendet.  Der  Block  hat  gewöhnlich 
eine  Höhe  und  Breite  von  20 — 30  cm  und  eine  Länge  von  100 — 200  cm. 
Grosse  und  dicke  Platten  (z.  B.  für  Billards  und  Pissoirwände)  werden 
<lagegen  meistens  durch  Kreissägen,  deren  Blätter  eine  grosse  Stärke  besitzen 
und  am  Umfange  etwas  dicker  sind  als  in  der  Mitte,  zerschnitten  und 
nothigenfalls  mit  dem  Spitzhammer  in  kleinere  getheilt.  Bei  der  Herstellung 
dünner  Platten  spaltet  man  den  Block  zunächst  in  2 — 3  cm  dicke  Platten, 
um  das  Brechen  derselben  während  des  Spaltens  nach  Möglichkeit  zu  ver- 
hindern; diese  spaltet  man  noch  zweimal,  so  dass  man  3 — 7  mm  dicke 
Tafeln  erhält. 

Die  dünnen,  für  Dacheindeckungen  und  Wandbekleidungen  (zum  Schutze 
gegen  Nässe)  dienenden  Tafeln  können  mit  Hilfe  des  Haumessers  (Schiefer- 
hammers, Fig.  52)  in  regelmässige  F'ormen  gebracht  und  dann  geschabt  werden, 
wobei  man  sie  auf  den  sogenannten  Ambos  (Haueisen,  Dachbrücke,  Fig.  r)3) 
legt,  oder  sie  werden  mittelst  der,  einer  Hlechscheere  ähnehiden,  Schieferschcere 
<Fig.  54)  nach  Blechschablonen  ausgeschnitten.  Das  letztere  Verfahren  ist 
vorzuziehen,  weil  man  schärfere  Kanten  erzielt.  Die  dickeren  Platten  werden 
auf  Hobelmaschinen  zugerichtet,  die  gleichzeitig  mit  mehreren  Schneide- 
stählen arbeiten.  Das  Durchlochen  (für  die  Aufnagelung)  erfolgt  mittelst  der 
Spitze  des  Haumessers  oder  der  Schecre. 


104 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


In  der  nachfolgenden  Tabelle  sind  die  üblichen  Formate  recht- 
eckiger Dachschiefertafeln  aufgeführt  und  gleichzeitig  der  Bedarf  an 
Schiefer,  Latten  und  Nägel  bei  bestimmter  Lattenweite  und  einer  Ueber- 
deckung  der  Tafeln  von  Sem,  für  10  w*  Dachfläche  angegeben  worden. 


Format 
cm 


Latten- 
weite 
cm 


Bedarf  für  10  m*  Dach- 
fläche 


Schiefer  {  Latten 
Stück         m 


Latt- 
nägel 
Stück 


Format 
cm 


Latten- 
weite 
cnt 


Bedarf  für  10  m*  Dach- 

flädie 


Schiefer 
Stück 


Latten 


Latt- 
nägel 
Stück 


66/41 

66/38 
61/36 
61/31 
56/31 
56/28 
51/25 
46/25 
46/23 
41/25 
41/23 


31 
31 
29 
29 


21-5; 

21-5 

19    1 

19    : 

80 

88 

100 

115 


26-5  125 
26-5  140 
24  I!  175 
190 
210 
220 
240 


32 
32 
35 
35 
38 
38 
42 
46 
46 
53 
53 


34 
34 
37 
37 
41 
41 
45 
50 
50 
58 
58 


41/20 
36/31 
36/25 
36/20 
36/18 
33  25 
33/18 
31/20 
31/15 
28/14 
25/20 


19 

16-5 

16-5 

16-5 

16-5 

15 

15 

14 

14 

12-5 

10 


275 
205 
255 
320 
355 
280 
390 
375 
500 
600 
475 


53 
60 
61 
61 
61 
67 
67 
72 
72 
80 
100 


68 
66 
66 
66 
66 
73 
73 
78 
78 
90 
110 


Die  folgende  Tabelle    giebt  Höhe  und  Breite  der  Schablonen-   und 
Schuppenschiefer,  sowie  den  Bedarf  für  1  m^  Dachfläche  an. 


cm 

Ureltc 
cm 

ripd.iTf  für 
BtUck 

Hühe 
4m 

Brrit« 
cm 

Bedarf  für  1  i»*  Datb- 

flächf-, 

t-^  cm  QWnloppeU. 

Stück 

SickstcM^e  Schablon^schiefer. 

Schup^mchitfer. 

42 

27 

25 

22      , 

12       1 

100 

as* 

26 

2t 

24       1 

15       ' 

93 

m 

M 

:^i             ! 

9d 

t^t 

fiQ 

^H 

Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  105 

der  Kopffiäche  abwärts  mit  letzterer  rechte  Winkel  bilden  und  in  dieser 
Breite  mit  dem  Stockhammer  beziehungsweise  Spitzeisen  ebenfalls  voll- 
kommen rein  bearbeitet  sein,  damit  zwischen  je  2  verlegten  Platten  nur 
ein  schmaler,  1 — 1'6  cm  breiter  Zwischenraum  entsteht. 

Die  Stärke,  die  Grösse  und  das  Format  der  Platten  und  Fliesen  aus 
natürlichen  Steinen  ist  abhängig  von  der  Verwendungsart.  Die  Dicke  beträgt 
bei  Granit-  und  anderen  Hartstein-Trottoirplatten  7*5 — Ibcm  (und  mehr), 
bei  Marmor-,  Schiefer-,  Sand-  und  Kalksteinplatten  gewöhnlich  3 — 7  cm. 
Ueber  die  Grösse  und  das  Format  macht  das  »Handbuch  der  Baukunde« 
im  Band  I,  S.  13,  folgende  Angaben  (für  1—3): 

1.  Marmorplatten  ^und  Schieferfliesen:  Format  quadratisch  mit 
Seitenlängen  von  20— 31  b  cm;  beliebt  2GI26  cm; 

2.  Kalksteinplatten  (Solnhofer  Platten)  nach  dem  Preisverzeichniss 
des  >  Solnhofer  Actien-Vereines« :  Format  quadratisch  mit  den  Seitenlängen 
22,  24-3,  26-8,  29*2,  31-6,   328,  36p,  395,  438,  474  und  bS'4cm; 

3.  Sandsteinplatten  (Weserplatten)  nach  dem  Preisverzeichniss  der 
> Administration  der  Sollinger  Sandsteinbrüche  in  Holzminden  a.W.«:  Format 
quadratisch  mit  den  Seitenlängen  20,  22,  24,  26,  29,  34,  41,  50,  58  und 
65  f«  oder  rechteckig  von  29/08  und  58/725  f»i;  von  der  Firma  Wenck  in 
Karlshafen  bezogen:  Format  quadratisch  mit  25,  30,  35,  40,  45,  50,  55  und 
CiOcm  Seitenlänge;  —  von  der  Firma  Rothschild  in  Stadoldendorf  bezogen: 
Format  (quadratisch  mit  20,  22,  24,  26,  29,  34,  41,  50  und  58  cm  Seiten- 
lange oder  rechteckig  von  bS/12'bcm; 

4.  Granitplatten:  Format  quadratisch  von  30 — 70cm  Seitenlange 
oder  rechteckig  von  80 — 1 25  cm  Länge  und  einer  der  ganzen  oder  halben 
Trottoirbreite  entsprechenden  Breite,  von  etwa  100  r»i; 

5.  Saumschwellen  und  Bordsteine:  Höhe  30^/»,  Stärke  7 — IScm; 

6.  Trottoirrinncn  aus  Sandstein:  Weite  10 — *dO  cm. 

§  79.    Die    Herstellung     der     Profilirungen    mittelst    Hand-    und 

Maschinenarbeit. 

Die  Profilirungen  der  Gesimse,  Consolsteine,  Treppenstufen  u.  s.  w.  und 
<iie  Ornamente    werden    mit  Hilfe   von  Schablonen    oder  Lehren  (Bretungen) 
aus  Blech,  Pappe   oder  Holz  in  natürlicher  Grösse  auf   den  Querschnitt    des 
Werkstückes  aufgetragen  oder  nach  einem  Modell  ausgemeisselt,    wobei  man 
sich  zum  Abmessen  und  Fixiren  der  Abstände  einer  zirkclartigen  Schmiege 
bedient    Zu  hohlen   und  runden  Profileu  und    zu  Kröpfstücken  benutzt  man 
sogenannte    Einhaltsschabloncn,    aus    welchen    der    das    Querprofil    der 
Oliederung    bildende   Theil   ausgeschnitten  ist.     Diese  Arbeiten    werden    von 
Hand  mittelst  verschieden  gestalteter  Nutheiscn  mit  schmaler  Bahn  und  einem 
Hohleisen    mit    gekrümmter    Schneide    oder    durch    Hobelmaschinen    aus- 
geführt.   Ausser  den,    bereits  im  §  75  erwähnten  Maschinen  eii;nen  sich  für 
«liese  Arbeiten  noch  die  folgenden:  für  einfache  Profile  in  weicheren  Steinen 
die   Maschinen    von    Birell    und    Rotheroe    in    London    (siehe    Kngincor, 
Bd.  XXV,  S.   114),  für  weichere  und  härtere  Steine  die  Profil-  und  Kanten- 
schleifmaschine von  Emil  Offenbacher  in  Markt   Redwitz,  zur  Ausarbeitung 
von    Gesimsen,    zum    Canneliren    von    Säulen    u.   s.   w.    die    Eastmann'sche 
Hobelmaschine,   die   Maschine   von  Western  &  Comp,    in    London,    die 


106 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Planir-  und  Gesimsmaschine  von  Georg  Hunter  (siehe  »Maschinenbauer«, 
1871,  S.  253),  zum  Copiren  eines  Modells  in  gleicher  Grösse  oder  in  einem 
kleineren  Massstabe  in  Marmor  die  von  M.  Dutel  und  M.  Valet  erfundene 
Copirmaschine  (siehe  »Publication  industrielle  par  Armengand«,  Bd.  X,  S.  29), 
zur  Herstellung  von  Figuren,  Ornamenten  und  Reliefs  in  Marmor  und  weichem 
Sandstein  die  Wenzel'sche  Copirmaschine  (siehe  »Deutscher  Steinbildhauer«, 
1893,  Nr.  18,  S.  471),  mit  welcher  gleichzeitig  vier  Copien  gefertigt  werden 
können,  und  die  den  weiteren  Vortheil  gewährt,  dass  die  Arbeit  des  Punktirens 
ganz  und  die  des  Bildhauers  grösstentheils  erspart  wird,  und  endlich  die  vom 
Baumeister  G.  J.  Schmidt  in  Berlin  construirte  Steinbearbeitungsmaschine 
(siehe  »Maschinenbauer«,  1878,  S.  227),  mit  welcher  Granitblöcke  zu  Quadern, 
Treppenstufen,  Säulen,  Gesimsen,  Platten,  ja  sogar  zu  Canalröhren  bearbeitet 
werden  können;  diese  Maschine  wird  wegen  ihrer  sauberen,  schnellen  und 
dabei  billigen  Arbeit  von  verschiedenen  Seiten  recht  gelobt. 

§  80.  Die  Herstellung  von  Säulen. 

Die  Herstellung  von  Säulen  mittelst  Meissel  und  Hammer  (Handarbeit) 
ist  eine  recht  mühevolle  und  zeitraubende:  aus  dem  parallelepipedischen 
Steinblock  wird  zunächst  durch  Abfasen  (Abschlagen  der  Kanten)  ein  acht- 
seitiges Prima,  aus  diesem  ein  sechzehnseitiges  u.  s.  w.  gefertigt,  bis  man 
allmälig  die  Cylinderform  erreicht  hat.  Ist  die  Säule  mit  Schwellung  oder 
Verjüngung  herzustellen,  so  benützt  man  bei  der  Bearbeitung  entsprechend 
gestaltete  Richtscheite  oder  Lehren. 

Weit  schneller  erreicht  man  die  Fertigstellung  der  Säulen  bei  Benutzung 
von  Drehbänken,  die  mit  Fuss-  oder  Maschinenbetrieb  eingerichtet  und 
nach  Art  der  Metalldrehbänke  construirt  sind.  Sie  arbeiten  in  ähnlicher  Weise 
wie  diese  mit  starkem  Druck  und  unter  stetiger  oder  ruckweiser  Umdrehung 
des  Werkstückes.  Hervorzuheben  sind  die  von  Emil  Offenbacher  con- 
struirten  Drehbänke,  welche  das  dem  Abdrehen,  beziehungsweise  dem  feinen 
Stocken  folgende  Schleifen  und  Poliren  der  Säule  ebenfalls  vollfuhren,  femer 
die  Diamant-Kern -Bohrmaschinen,  die  namentlich  in  Amerika  zur  Her- 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  107 

Das  Sandstrahlgebläse  findet  zweckmässig  nur  bei  gleichmässig  harten 
und  spröden  Steinen  Anwendung,  weil  bei  ungleichmässig  gearteten  Steinen 
die  Verzierungen  ungleichmässig  werden.  Das  Verfahren  besteht  darin,  dass 
durch  einen  Luftstrom  oder  Dampfstrahl  feiner  scharfkantiger  Quarzsand  in 
einem  dünnen  Strahle  mit  einer  Geschwindigkeit  von  25 /w  in  der  Secunde 
gegen  die  Steinoberfläche  geschleudert  wird,  wodurch  kleine  Theilchen  der- 
tselben  abgelöst  werden.  Die  Steinoberfläche  wird  mit  einem  elastischen  Stoffe 
(Kautschuk,  Pappe,  Staniol,  Zinkblech  u.  dgl.)  bedeckt,  aus  welchem  ähnlich 
wie  bei  den  Wäscheschablonen  die  gewünschte  Zeichnung  u.  s.  w.  aus- 
geschnitten ist,  oder  es  werden  die  nicht  zu  verzierenden  Stellen  mit  einer 
zähen  Masse  (sogenanntem  Deckgrund)  gegen  die  Einwirkung  des  Quarzsandes 
ireschützt.  In  den  meisten  Fällen  ist  schon  in  5 — 10  Minuten  die  Gravirung 
vollendet 

Das  Sandstrahlgebläse  wurde  auch  in  neuester  Zeit  mit  Erfolg  zum 
Reinigen  und  zum  Abschleifen  von  Haustein fagadcn  benutzt,  deren  Steine 
bereits  in  Verwitterung  begriffen  waren. 

Das  Aetz verfahren  wird  namentlich  bei  Mamorsteinen,  Kalksteinen 
•  lithographischen  Steinen),  Perlmutter,  Gyps  und  Alabaster,  aber  auch  bei 
anderen  Gesteinsarten  angewendet.  Die  Aetzung  geschieht  meistens  in  folgender 
Weise:  Nachdem  die  Steinoberfläche  von  allen  etwa  vorhandenen  fettigen 
Bestandtheilen  mittelst  Schlämmkreide  oder  Aetzkalk  und  Weingeist  gesäubert 
und  mit  reinem  Wasser  abgespült,  sowie  mit  einem  leinenen  Lappen  abge- 
trocknet worden  ist,  wird  ein  aus  6  Theilcn  Wachs,  2  Theilen  Harz,  2  Theilen 
dickem  Terpentin  und  1  Theil  Ultramarin  (für  weisse  Steine)  oder  1  Theil 
hellem  Chromgelb  (für  farbige  Steine)  in  Kamphin  u.  s.  w.  bestehender  Aetz- 
oder  Deckgrund  heiss  aufgetragen.  Nachdem  derselbe  getrocknet  ist,  wird 
<iie  Zeichnung  mittelst  Nadeln  oder  Stahlgriffeln  ausradirt  und  die  Steinfläche 
mit  einem  erhöhten  Rande  von  Wachs  versehen.  Hierauf  wird  auf  den  Stein 
Schwefel-,  Salz-  oder  Salpetersäure  u.  s.  w.  (bei  Marmor  und  Dolomit  ver- 
dünnte Schwefelsäure,  bei  Kalkstein  uud  Perlmutter  verdünntes  Scheidewasser, 
bei  Gyps  destillirtes  W^asser,  bei  Granit,  Diorit,  Syenit  und  ähnlichen  Gesteinen 
roncentrirte  Kieselfluorwasserstoffsäure  u.  s.  w.)  etwa  1*5  cm  hoch  aufgegossen 
und  nach  17j  bis  2  Stunden  (je  nach  der  gewünschten  Tiefe)  wieder  vor- 
sichtig abgegossen. 

Sollen  einzelne  Theile  der  Zeichnung  eine  grössere  Tiefe  erhalten,  so 
wird  die  Aetzung  unterbrochen,  sobald  die  zarten  Theile  der  Zeichnung  voll 
endet  sind.  Dieselben  werden  dann  mit  in  Terpentin  aufgelöstem  Deckgrund 
übeq)inselt  und  nach  dem  Trocknen  des  Letzteren  wird  das  Verfahren  von 
Neuem  begonnen  und  so  oft  wiederholt,  bis  alle  Abstufungen  (Töne)  der 
Zeichnung  erreicht  sind.  Schliesslich  wird  der  Deckgrund  mit  Terpentin  ab- 
sre  waschen. 

Soll  die  Zeichnung  erhaben  erscheinen,  so  wird  sie  mit  Dcckfirniss 
oder  mit  Kamphinlösung  auf  die  Steinfläche  aufgetragen  und  letztere  geätzt. 

§  82.  Das  Färben,  Anstreichen  und  Vergolden. 

Ein  Färben  empflehlt  sich  nur  bei  Gesteinen  mit  gleichmiissigem  porösen 
Gefüge  und  gleichmässiger  Härte  und  besonders  bei  hellfarbigen  homogenen 
Marrnorsteinen    und   porösen   Sandsteinen;    bei    Gesteinen    anderer  Art   und 


108 


Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffe. 


namentlich  streifigen  ist  eine  gleichmässige  Färbung  nur  sehr  selten  zu  er- 
zielen, weil  nur  in  den  Poren  der  Farbstoff  liegen  bleibt  Soli  eine  Stein- 
fläche gefärbt  werden,  so  wird  sie  soweit  fertiggestellt,  dass  sie  nach  dem 
Färben  nur  noch  polirt  zu  werden  braucht ;  alle  schadhaften  Stellen  (Sprünge, 
Löcher)  werden  vor  dem  Schleifen  ausgekittet  und  zwar  bei  Marmorsteinen 
am  besten  mit  einem  Brei  aus  Kreide  und  Wasserglaslösung. 

Einen  haltbaren  gelben  Farbenton  auf  weissem  Marmor  und  Sand- 
stein erhält  man  nach  dem  prämiirten  Verfahren  von  Professor  Dr.  R.  Weber 
in  Berlin  durch,  in  85 — 90procentigem  Alkohol  aufgelöstes,  eingedampftes, 
neutrales  Eisenchlorid,  das  auf  die  erwärmte  Steinfläche  mittelst  Pinsel  oder 
Spritzflasche  aufgetragen  oder  aufgegossen  wird.  (Siehe  »Deutsche  Industrie- 
zeitungc   1870,  S.  496.) 

Fioraventi  giebt  Marmorsteinen  eine  beliebige  Färbung  dadurch,  dass 
er  sie  in  einem  Wasserbade  bis  120®  C  erhitzt  und  zuerst  mit  Eisenvitriol- 
lösung, darauf  mit  Blutlaugensalzlösung  behandelt,  sodann  mit  Alaun  beizt 
und  sie  hierauf  mit  einem  Farbstoff  tränkt.  Der  Farbenton  wird  mit  Gummigut 
gelb,  mit  einer  Asphaltlösung  braun,  mit  Drachenblut  roth,  mit  Asphalt 
und  Drachenblut  violett,  mit  Aloe  und  Terpentin  grün.  Dass  die  Steinfläche 
härter  und  die  Färbung  haltbarer  wird,  wenn  man  auf  den  Stein  noch  eine 
Wasscrglaslösung  und  Chlorcalcium  aufträgt,  wie  Fioraventi  behauptet,  muss 
bei  porenarmen  Marmorsorten  nach  den  in  Berlin  gemachten  Erfahrungen 
bezweifelt  werden.  (Vergl.  »Handbuch  der  Architektur«,  Theil  I,  Bd.  I,  S.  165). 
Vorzüglich  bewährt  hat  sich  die  Färbung  der  Steine  mittelst  der  Kessler'schen 
Farbfluate.  (Vergl.  §  83.) 

Kunstgegenstände,  Säulencapitäle  und  Ornamente  werden  häufig  ganz 
oder  theilweise  vergoldet.  Man  verwendet  hierzu  eine  Goldchloridlösung, 
welche  unmittelbar  auf  den  Stein  aufgetragen  wird,  oder  ganz  dünnes,  quadra- 
tisches Blattgold,  das  mittelst  eines  flachen  und  feinen  Haarpinsels  aufgelegt 
und  mit  einem  Baumwollenballcn  leicht  und  gleichmässig  angedrückt  wird,  nach- 
dem die  zu  vergoldenden  Stellen  des  Steines  mit  einem  düimen  gleichmässigen 
Ueberzug  versehen   worden   sind,    welcher  aus   2  Theilen   Bleiweiss,   1   Theil 


Erstes  Capitel.  Die  natürlichen  Gesteine  und  die  Erden.  109 

oder  mit  einer  Mischung  von  Kautschuck,  Leinöl,  Terpentinöl  und  Kolo- 
phonium (besonders  bei  weichen  Sandsteinen),  auch  mit  Asphaltlack,  mit 
Email-,  Milch-  und  Käsefarben  (z.  B.  bei  Kalksteinen  und  Gyps)  u.  s.  w.  wurde 
zuweilen  ein  genügender  Schutz,  wenn  auch  meistens  nur  auf  kürzere  Zeit, 
erzielt.  Wirksamer  ist  bei  Sandsteinen  die  Verwendung  einer  I-,ösung  von 
schwefelsaurer  Thonerde  und  nach  dem  Trocknen  derselben  die  Benutzung  einer 
Wasserglaslösung,  oder  eine  Tränkung  mit  Wasserglas  und  dann  eine  Tränkung 
mit  einer  Chlorcalciumlösung  oder  mit  Barytwasser,  bei  Sandsteinen  und  Marmor 
die  Tränkung  mit  einer  Mischung  aus  weissem  Schellack  und  Holzgeist,  bei 
Dolomit,  Kalkstein,  Marmor  und  Kreide  ein  Ueberzug  mit  oxalsaurer  Thon- 
erde. Man  hat  aber  auch  bei  thonreichem  Sandstein  mit  einigem  Erfolge 
kochend  heisses  Leinöl,  bei  manchen  porösen  Steinen  auch  heissen  Stein- 
kohlentheer  odet  Holztheer  oder  in  Theer  gelösten  Asphalt  verwendet.  Aber 
alle  diese  Schutzmittel  können  wegen  der  verschiedenen  Ausdehnung  des 
Ueberzuges  und  des  Steines  bei  schroffem  Temperaturwechsel  unter  Um- 
ständen mehr  Schaden  als  Nutzen  bringen  und  günstigstenfalls  nur  für  eine 
kurze  Reihe  von  Jahren  wirksam  bleiben.  Wasserglasanstriche  lassen  in 
die  Steinporen  nicht  nur  Kieselsäure,  sondern  auch  kohlensaure  Alkalien 
\^Kali-  imd  Natronsalze)  eindringen,  die  das  Gestein  hygroskopisch  machen. 
Ausblühungen  hervorrufen  und  Ueberzüge  (Anstriche)  angreifen.  Bei  zu  starker 
und  zu  häufiger  Wiederholung  des  Wasserglasanslriches  entsteht  häufig  ein 
spröder,  sich  leicht  abblätternder  Ueberzug,  auch  können  mit  Wasserglas- 
anstrichen versehene  Steine  bei  Frost  leicht  abschülfcm.  Bei  Steinen  mit 
dichtem  Gefüge  (z.  B.  Marmor)  sind  Wasserglasanstriche  fast  ohne  Wirkung. 
^Vergl.  §  250.) 

Allein  vorzüglich  bewährt  hat  sich  bislang  nur  eine  Tränkung  der 
porösen  und  weichen  Steine,  namentlich  der  Kalksteine,  des  Marmors,  des 
Gypses,  des  Tuffsteines,  der  Sandsteine  mit  kalkigem  Bindemittel,  auch  des 
Cementes,  der  Terracotten  u.  s.  w.,  mit  den  von  L.  Kessler  in  Clermont- 
Ferrand  erfundenen  und  ihm  patentirten  Fluo- Silicaten.  Dies  sollen  Lösungen 
von  MetalWuoriden  in  Kieselflusssäure  sein,  welche  kohlensauren  Kalk  oder 
jjclöschten  Kalk  in  Fluorcalcium  verwandeln,  wobei  Kohlensäure  entweicht. 
Nach  einer  anderen  Erklärung  sollen  die  Fluate  im  Wesentlichen  aus  kiesel- 
tlusssauren  Salzen  bestehen,  die  sich  mit  dem  Kalk  oder  der  Thonerde  der 
Mauer  zu  äusserst  festen,  dichten  und  wetterbeständigen  Doppelsilicatcn  um- 
setzen sollen.  (Vergl.  Dr.  G.  Bomemann,  die  Wetterbeständigkeit  unserer 
Bauten,  Leipzig  181«,  S.  21  und  22.) 

Am  meisten  werden  die  Fluate  von  Aluminium,  Magnesium,  Zink  und 
Hlei  verwendet. 

Nach  Hauen  Schild*)  dringt  die  Fluatlösung  in  den  Stein  ein  und 
wird  selbst  schnell  zu  einer  vollkommen  dichten  Steinmasse,  indem  sich 
hierbei  hauptsächlich  Flussspath  und  feste  Kieselsubstanz  bilden  inid  j^lcich- 
zeitig  alle  vorher  im  Steine  vorhanden  gewesenen  löslichen  Kcstandthcile  in 
eine  unlösliche  Form  übergeführt  werden.  Hierdurch  wird  ein  sehr  hoher 
Gra«!  von  Wetterbeständigkeit  und  namentlich  Krostbestiindigkcit  erzielt,  das 
Schwarzwerden    durch    Flechten-    und    Moosbildungen    verhindert,    weil    die 

*)  Ausführliches  über  Natur,  Wirkungsweise  und  Bedeutung  der  Fluate  findet 
man  in  dem  Werke:  »Die  Kessler*schcn  Fluate«  von  Professor  Hans  Hauenschild.  Berlin 
IM^,  sweite  Auflage. 


110 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe, 


Fluate  gegen  die  Mikroorganismen  sehr  giftig  wirken,  die  Festigkeit  (besonders 
die  Zugfestigkeit),  sowie  die  Härte  und  der  Widerstand  gegen  Abnützung 
vermehrt,  ohne  dass  durch  die  wasserklaren  dünnflüssigen  Lösungen  eine 
dem  Auge  wahrnehmbare  Aendening  der  Farbe  und  Structur  der  fluatirten 
Steinflächen  herbeigeführt  wird.  Durch  Versuche  von  Tetmajer,  Hauen- 
Schild  und  Bauschinger  wurde  festgestellt,  dass  die  Härtezunahme  nach 
dem  Fluatiren  umso  grösser  ist,  je  weicher  der  Stein  ist,  und  dass  die  Ab- 
nützungshärte bei  allen  geprüften  Steinen  nahezu  die  gleiche  ist  und  durch- 
schnitthch  (bei  hundert  Umdrehungen  einer  mit  Naxosschmirgel  Nr.  3  be- 
streuten und  das  Probestück  abschleifenden  Gusseisenscheibe)  2'23  tnm  bei 
fluatirten  Steinflächen,  jedoch  durchschnittlich  3*33  mm  bei  nicht  fluatirten 
Flächen  beträgt,  die  also  eine  Mehrabnützung  von  beinahe  ÖO^q  erleiden. 
(Siehe   »Handbuch  der  Architektur«,  Bd.  I,  S.  116.)  • 

Durch  Verwendung  der  von  Kessler  eigens  zu  diesem  Zwecke  präparirten 
Färb  fluate  ist  es  auch  möglich,  dem  Stein  eine  beliebige  haltbare  Färbung 
zu  geben,  ja  sogar  die  weichsten  und  porösesten  Kalksteine  in  vorzügliche 
Marmorimitationen  umzuwandeln.  Solche  Kalksteine  werden  dann  in  dünne 
Platten  geschliffen,  die  Oberflächen  mit  einem  aus  dem  Schleifstaub  des 
Kalksteines  und  hydraulischem  Kalke  gemischten  Brei  überschliffen  und 
dadurch  die  Poren  geschlossen  und  nach  dem  Trocknen  das  Ganze  mit  einer 
Fluo-Silicatlösung  getränkt  und  dadurch  politurfähig  gemacht.  (Siehe  »Hand- 
buch der  Architektur«,  IM.  I,  S.   104.) 

Endlich  dient  dieses  Mittel  auch  zur  Erhaltung  und  Reinigung  ver- 
witterter Fagaden  aus  Kalkstein,  Marmor  und  Sandstein  mit  kalkigem  Binde- 
mittel, welche  durch  das  specicll  hierfür  präparirte  Putzfluat  ihre  natürliche 
Farbe  wiedererlangen. 

Fagaden  aus  denselben  und  anderen  Steinmassen  können  auch  von  den 
Vegetabilien  u.  s.  w.  gereinigt  werden  durch  scharfes  Bürsten  mit  einer  starken 
Auflösung  von  Kochsalz  in  Wasser  oder  mit  stark  verdünnter  Salzsäure 
(1  Theil  Salzsäure  auf  4 — 10  Theile  Wasser). 

Für  Sandsteine,  Backsteine  und  Cementarbeiten  lässt  sich  auch 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  111 

physikalische  und  chemische  Eigenschaften  des  Thones  an  dieser  Stelle  näher 
zu  betrachten.*) 

Der  Thon  besteht  hauptsächlich  aus  den  drei  Stoffen :  Thonerde,  Sand  und 
Mineralstaub  (Schluff).  Diese  Bestandtheile  finden  sich  bei  den  einzelnen  Thon- 
arten  in  den  verschiedensten  Mischungen.  Oft  ist  die  Zusammensetzung  des 
Thones  eine  füi  eine  bestimmte  Ver\vendung  völlig  ungeeignete,  so  dass  ent- 
sprechende Zusätze  gemacht  werden  müssen. 

Von  der  grössten  Wichtigkeit  für  die  Verwendung  ist  es,  dass  die 
Thonmasse  eine  vollständig  gleichmässige  Beschaffenheit  (Homogenität)  besitzt, 
dass  sich  an  jeder  Stelle  eine  gleiche  Mischung  von  Thon,  Sand,  Mineral- 
staub u.  s.  w.  befindet,  also  nicht  ein  Theil  der  Masse  fetter  als  ein  anderer 
ist  Femer  soll  die  Thonmasse  gleichmässig  gefärbt  sein  und  nicht  marmorirt 
erscheinen,  auch  soll  sie  keine  Structur,  Schichtung,  Absonderung  u.  s.  w. 
besitzen.  Um  Homogenität  zu  erreichen,  ist  die  Thonmasse  in  geeigneter 
Weise  zu  bearbeiten,  wovon  noch  im  §  88  die  Rede  sein  wird. 

Der  Thon  vermag  W^asser  anzuziehen,  in  seine  Poren  aufzunehmen  und 
festzuhalten;  diese  Fähigkeit  ist  eine  grössere  beim  angefeuchteten  Thon  als 
beim  trockenen.  Die  im  Wasser  gelösten,  sowie  färbende  Stoffe  bleiben  nach 
Verdunstung  des  Wassers  mit  solcher  Kraft  am  Thon  hängen,  dass  es  nicht 
möglich  ist,  sie  auf  mechanischem  Wege  wieder  zu  entfernen.  Auch  Gase 
\L.  B.  Kohlenrauch,  der  den  Thon  schwärzt),  Oele,  Salze,  Säuren  sowie 
pulverförmige  und  grobkörnige  Stoffe  können  von  dem  angefeuchteten  Thon 
angesaugt  werden.  Die  Grösse  des  Absorptionsvermögens  ist  vom  Wasser- 
gehalt der  Thonmasse  abhängig;  es  ist  gering,  wenn  der  Thon  einen 
fein  vertheilten,  vollständig  von  Wasser  durchzogenen  Schlamm  bildet,  und 
wird  erhöht  beim  Vorhandensein  von  Eisenoxydhydrat,  weil  dieses  selbst 
Wasser  und  Lösungen  aufzusaugen  vermag.  Das  Wasseraufsaugevermögen  ist 
auch  beim  fetten  (möglichst  reinen)  Thon  ein  grösseres  als  beim  mageren. 
In  sehr  reinem  Zustande  kann  z.  B.  durchfeuchtetes  Kaolin  bis  70%  Wasser 
aufnehmen,  ohne  zu  tropfen,  während  magerer  Thon  und  Lehm,  sofern  ihr 
Sandgehalt  kein  zu  hoher  ist,  etwa  40 — 50%  Wasser  absorbiren  können,  ohne 
schlammig  oder  klebrig  zu  werden.  Auch  vermögen  die  mageren  Thone  das 
Wasser  nicht  so  stark  festzuhalten  als  die  fetten  Nach  Zwick  verdunsteten 
von  den  70^q  Wasser  beim  sand-  und  kalkfreien  Thon  in  vier  Stunden 
bei  15**  C  Wärme  nur  32%.  »Der  grössere  Sand-  und  Kieselmehlgehalt,« 
schreibt  Zwick  (a.  a.  O.  S.  86),  »macht  die  mageren  Thone  lockerer, 
poröser,  der  Luft  und  somit  der  Verdunstung  zugänglicher.  Lehm  trocknet 
also  leichter  aus,  andererseits  hat  er  aber  auch  grössere  Fähigkeit,  atmo- 
sphärische Niederschläge  (Thau)  durch  seine  Poren  einzulassen,  weshalb  er  nie 
so  stark  austrocknen  kann  als  der  Thon.  Wird  die  Thonmasse  durch  Pressung 
verdichtet,  so  erfolgt  natürlich  die  Wasserverdunstung  um  so  langsamer.«  — 


♦^f  Ausführliche  Angaben  enthalten  die  nachfolgenden,  zu  diesem  Abschnitte 
hauptsächlich  benützten  Werke: 

R.  Gottgetreu,  »Physikalische  und  chemische  Beschaffenheit  der  Baumaterialien 
o.  s.  w.<.  Berlinl880,  Bd.  I. 

Dr.  H.  Zwick,  »Die  Natur  der  Ziegelthone  und  die  Ziegelfabrikation  der  Gegen- 
wart«. Wien  1894,  II.  Aufl. 

Dr.  C.  Bischof,  »Die  feuerfesten  Thone  u.  s.  w.«.  Leipzig  1890,  II.  Autl. 

O.  Bock,  »Die  Ziegelfabrikation«.  Weimar  1894. 


112 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Das  Absorptionsvermögen  des  Lehmes  für  Gase  ist  dagegen  ein  grösseres 
als  das  des  Thones. 

Sehr  viele  fette  Thone  besitzen,  wenn  sie  mit  einer  bestimmten  Wasser- 
menge versetzt  sind,  die  Eigenschaft,  weitere  Wassermassen  entweder  gar 
nicht  oder  doch  nur  sehr  schwer  aufzunehmen ;  man  nennt  diese  Eigenschaft 
in  der  Praxis  »Wassersteife«  ;  sie  macht  den  fetten  Thon  geeignet  zur  Ver- 
wendung als  Dichtungsmittel. 

Vermengt  man  den  Thon  mit  Wasser,  so  wird  er  plastisch,  d.  h. 
bildsam,  formbar,  dehnbar  und  geschmeidig.  Thonmassen,  welche  eine  grosse 
Bildsamkeit  besitzen,  nennt  man  fett,  die  wenig  plastischen  mager.  Der 
Grad  der  Plasticität  hängt  nicht  nur  von  dem  Gehalt  des  Thones  an  Sand, 
Mineralstaub  u.  s.  w.  ab,  sondern  auch  von  der  Wassermenge,  denn  ein  sehr 
dickflüssiger  oder  ein  sehr  dünnflüssiger  Thonbrei  lässt  sich  weniger  leicht 
formen  und  kneten.  Nach  Türrschmiedt  vertragen  die  Ziegelthone  eine  um 
so  grössere  Wassermenge,  um  einen  bestimmten  Grad  der  Weichheit  und 
Plasticität  zu  erlangen,  je  mehr  Thonsubstanz  sie  enthalten. 

Die  Plasticität  ist  von  allen  Eigenschaften  des  Thones  unstreitbar  die 
wichtigste;  von  ihr  hängt  hauptsächlich  die  Verwendbarkeit  des  Thones  ab, 
auch  stehen  mit  ihr  andere  Eigenschaften  des  Thones  (z.  B.  Schwinden, 
Bindevermögen,  Cohäsion)  im  Zusammenhang.  Um  den  richtigen  Grad  der 
Plasticität  zu  erlangen,  muss  die  Thonmassc,  wenn  ihr  Thonerdebestandtheil 
zu  hoch  ist,  durch  geeignete  und  richtig  zu  bemessende  Zusätze  (z.  B.  durch 
Sand  oder  gebrannten  und  gemahlenen  Thon)  gemagert  werden.  Durch  diese 
Magerung  werden  aber  Schwindung,  Wasseraufsaugevermögen  und  Bindekraft  ver- 
mindert. 

Ist  die  Thonmassc  zu  mager,  so  muss  sie  zur  Erhöhung  ihrer  Bildsamkeit 
von  ihren  Verunreinigungen  (Sand,  Schluff,  Kalk  u.  s.  w.)  durch  Schlämmen  u.  s.  w. 
befreit  werden.  Am  meisten  wird  die  Plasticität  beeinträchtigt  durch  Sand, 
weniger  durch  Kalk  und  am  geringsten  durch  Eisenoxyd.  Nach  Bieder- 
mann verliert  der  Thon  seine  Biklsamkeit  bei  einer  höheren  Temperatur  als 
etwa  400*^  C.     Noch  zu  erwähnen  ist,    dass  sich    i)lastische  Thone    schneller 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  113 

Seiten  hat,  und  es  bilden  sich  bei  den  fetteren  Thonen  keine  grösseren  oder 
mehr  Poren  als  bei  den  mageren. 

Die  Schwindung  hört  nicht  etwa  erst  auf,  wenn  aus  der  Thonmasse 
sämmtliches  Wasser  durch  Verdunsten  entfernt  ist,  sondern  schon  früher  vor 
vollständiger  Austrocknung.  Die  vielfach  verbreitete  Ansicht,  dass  die  Schwin- 
dung beim  Austrocknen  in  einem  geraden  Verhältnisse  zur  Fettigkeit  desThones 
stehe,  wurde  durch  die  Untersuchungen  von  Aron  (»lieber  die  Wirksamkeit 
der  Magerungsmittel  in  den  Thonen«,  »Deutsches  Jahrbuch  der  Baugewerbe«, 
1«74,  S.  160)  und  von  Seger  (Notizblatt,  1875,  S.  333)  widerlegt. 

Aron  fand,  dass  eine  Magerung  des  Thones  mit  Sand  bis  zu  einem 
gewissen  Punkte,  nämlich  bis  zur  grössten  Dichtigkeit  der  Masse,  eine  grössere 
Schwindung  und  Porosität  hervorrief  als  beim  reinen  Thon,  dass  jedoch,  wenn 
dieser  Punkt,  der  selbstverständlich  bei  jedem  Thon  und  jedem  Magerungs- 
mittel ein  anderer  ist,  durch  weitere  Magerung  überschritten  wird,  sich  bei 
gleichem  Wassergehalte  in  Raumtheilen  eine  Abnahme  der  Schwindung  und 
eine  Zunahme  der  Porosität  zeigte.  Ferner  fand  Aron,  dass  Thon,  welcher 
mit  Quarzsand  vermischt  wurde,  von  einem  gewissen  Punkte  der  Magerung 
an  beim  Brennen  keine  Zunahme  der  Dichtigkeit  erlangte,  sondern  poröser 
wurde,  und  dass  diese  Porosität  sich  mit  Zunahme  der  Brenntemperatur  ver- 
grösserte.  Endlich  ermittelte  derselbe,  dass  ein  Thon  bei  einem  bestimmten 
Quarzsandgehalte  bei  derselben  Brenntemperatur  eine  umso  grössere  Schwindung 
zeigte,  je  kleiner  die  Körner  des  Sandes  waren,  auch  dass  kohlensaurer  Kalk, 
in  einer  bestimmten  Menge  in  feinem  Korn  der  Thonmasse  beigemengt,  die 
Schwindung  im  Ofenfeuer  bedeutend  verminderte.  Nach  Bischof  schwinden 
Mischungen  von  fetten  feuerfesten  Thonen  und  Kreide  am  wenigsten,  wenn 
der  Kreidezusatz  257o  beträgt. 

Wird  dem  Thon  eine  so  grosse  Sandmenge  hinzugesetzt,  dass  deren 
Kömer  von  den  Thonkügelchen  nicht  mehr  vollständig  umhüllt  werden  können, 
so  erlangt  die  Mischung  bei  Wasserzusatz  keine  Bildsamkeit. 

Die  Porosität  einer  Thonmasse  vermindert  sich  in  der  Regel  mit  zu- 
nehmender Schwindung,  d.  h.  mit  zunehmender  Brenntemperatur,  und  sie  lässt 
sich  herabsetzen  durch  Vermehrung  des  Magerungsmittels,  wobei  die  Kom- 
grössc  oder  Feinheit  des  letzteren  eine  Rolle  spielt.  (Siehe  Bischof,  a.  a.  O. 
S.  29.) 

Was  das  Verhalten  des  Thones  in  der  Hitze  anlangt,  so  ist  zu- 
nächst zu  bemerken,  dass  der  getrocknete  Thon  beim  Erwärmen  auf  etwa 
300**  C.  sein  chemisch  gebundenes  Wasser  und  andere  flüssige  Körper  ver- 
liert, dass  beim  Brennen  eine  Oxydation  der  metallischen  Verbindungen  und 
eine  Vernichtung  der  organischen  Stoffe  eintritt,  sodann  sich  eine  Ver- 
thonung,  bei  wqlcher  die  Masse  porös,  leicht  zerreiblich,  an  der  Zunge 
klebend  und  wasseraufnahmefähig  wird  und  endlich  bei  höherer  Brenn- 
temperatur eine  vollständige  Verglas ung  (Klinkerung)  bildet,  wobei  die 
einzelnen  Bestandtheile  der  Thonmischung  mehr  oder  weniger  in  Fluss  ge- 
rathen.  Die  Zusammensinterung  lässt  sich  durch  geeignete  Flussmittel  (z.  B. 
Alkalien,  Kalk,  Magnesia,  Eisen-  und  Manganoxyd,  Kieselsäure,  Feldspath 
u.  s.  w.)  erheblich  befördern.  Nach  Dr.  Bischof  und  Richters  üben  äqui- 
valente Mengen  dieser  Flussmittel  auf  die  Schmelzbarkeit  eines  Thones  den- 
selben Einfluss  aus,  sofern  sämmtliche  Basen  und  die  Thonerde  bereits  mit 
der  Kieselsäure  chemisch  gebunden   oder  zu  deren  lUldung   genügend  lange 

K  r  B  f  e  r«  Budboek  der  Banttofflehre.  8 


114 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


und  entsprechend  hoch  genug  erhitzt  worden. sind.  Demnach  sind  gleich- 
wirkend: 20  Gewichtstheile  Magnesia,  28  Theile  Kalk,  31  Theile  Natron, 
36  Theile  Eisenoxydul,  40  Theile  Eisenoxyd  und  47  Theile  Kali.  (Siehe 
Bischof,  a.  a.  O.,  S.  64  und  65.) 

Bei  einem  Gehalte  an  Eisenoxyd  und  Kalk  erfolgt  der  Garbrand 
einer  Thonmasse  schon  bei  einer  geringeren  Ofenhitze,  beziehungsweise 
schneller,  als  wenn  diese  Bestandtheile  fehlen.  Reine  Thonsub stanz  ist 
selbst  im  stärksten  Ofenfeuer  unschmelzbar,  und  sie  verwandelt  sich  in  künst- 
lich erzeugter  bedeutender  Hitze  nicht  in  eine  Glasmasse,  sondern  nur  in 
eine  zusammengefrittete,  steinharte  Masse.  Diese  hohe  Feuerfestigkeit  des 
reinen  Thones  wird  durch  Zusatz  der  oben  genannten  Flussmittel  erheblich 
herabgemindert. 

Bischof  nimmt  als  Massstab  zur  Beurtheilung  des  pyrometrischen 
Werthes  eines  feuerfesten  Thones  an,  wie  viel  Thonerde  auf  1  Theil  Fluss- 
mittel und  zugleich  wie  viel  Kieselsäure  auf  1  Theil  ITionerde  kommt ;  je  mehr 
Thonerde  eine  Thonmasse  auf  1  Theil  Flussmittel  besitzt,  desto  grösser  ist 
ihre  Schwcrschmelzbarkeit,  je  mehr  Kieselsäure  sie  auf  I  Theil  Thonerde 
führt,  desto  leichter  ist  sie  schmelzbar.  Von  zwei  Thonen  ist  hiemach  derjenige 
der  strengflüssigere,  welcher  eine  grössere  Menge  Thonerde  und  zugleich  eine 
geringere  Menge  Kieselsäure  besitzt,  und  derjenige  der  feuerfestere,  welcher 
ärmer  an  Thonerde  und  zugleich  reicher  an  Kieselsäure  ist.  (VergL  auch 
Zwick,  Baugcwerkszeitung,  1877,  S.  30.) 

Hat  man  aus  der  Gesammtanalyse  einer  Thonmasse  ermittelt,  wie  viel 
Thonerde  auf  1  Aequivalent  Flussmittel  (Flussmittelverhältniss)  und  wie  viel 
Kieselsäure  auf  1  Aecjuivalent  Thonerde  (Kieselsäureverhältniss)  kommt,  und 
theilt  man  den  Flussmittelwerth  durch  den  Kieselsäurewerth,  so  ist  der 
Quotient  nach  Bischof  (a.  a.  O.,  S.  67  ff".)  der  Feuerfestigkeit  proportional. 
Bei  den  besten  feuerfesten  Thonen  ist  dieser  Quotient  10 — 14  (auch  darüber), 
bei  den  nicht  feuerfesten  (Ziegelthonen)  unter  1. 

E.  Richters  ist  der  Ansicht,  dass  die  Schmelzbarkeit  eines  Thones 
den    Gewich tsmeiigen    und    Verhältnissen    abhänge,    in    denen   einerseits 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  115 

zwischen  Klinkerung  und  eigentlicher  Schmelzung  kann,  wie  seine  Brenn- 
versuche mit  Thon  und  Chamotte  von  Grünstadt  (Rheinpfalz)  ergaben,  ein 
sehr  grosser  Temperaturunterschied  bestehen. 

Je  reiner  die  Thonmassen  sind,  desto  heller  werden  sie  nach  dem 
Brennen;  im  Allgemeinen  ist  die  Farbe  des  gebrannten  Ziegels  eine  rothe, 
wenn  der  Thon  Eisenoxyd  besitzt,  eine  gelbe  beim  Vorhandensein  von 
Magnesia,  eine  weissliche  bei  einem  Kalkgehalt  des  Thones  und  eine  grün- 
liche oder  schwärzliche   bei   vorhandenem   Eisenoxydul.    (Vergl.  auch  §  85.) 

Eigenthümlich  ist  die  Eigenschaft  des  Thones,  mit  Wasser  zu  einem 
dünnen  Brei  angemacht,  eine  weit  geringere  Temperatur  zu  besitzen  als  die 
ihn  umgebende  Luft  und  erst  nach  fast  vollständiger  Verdunstung  seiner 
VVassermasse  wieder  so  warm  wie  die  Luft  zu  werden.  (Siehe  Dr.  F.  Senft, 
>Die  Thonsubstanzen«,  Berlin  1879,  S.  46.) 

Ist  der  Thon  getrocknet  und  haben  sich  seine  Theilchen  fest  aneinander 
angeschlossen,  so  vermag  er  leicht  Wärme  in  sich  aufzunehmen  und  umso 
länger  zu  binden,  je  heller  seine  Farbe  ist.  Jedoch  besitzt  gebrannter  Thon 
ein  geringes  Wärmeleitungsvermögen;  deshalb  wird  empfohlen,  weissen 
Thon  (Kaolin)  zur  Umhüllung  von  Dampfkesseln  und  Dampfrohren  zu  ver- 
wenden. 

Ueber  die  Einwirkung  von  Säuren  auf  den  Thon  ist  Folgendes  zu  be- 
merken. Reiner  Thon  wird  von  verdünnter  Salz-  und  Salpetersäure  gar  nicht 
gelöst,  von  concentrirter  Schwefelsäure  (bei  250 — 3(K)^  C.)  und  von  Fluss- 
säure sowie  bei  anhaltendem  Kochen  in  Kalilauge  dagegen  zersetzt. 

Vom  Frost  werden  die  Theilchen  des  nassen  Thones  so  gelockert, 
dass  bei  Eintritt   von  Thauwetter   die  Thonmasse    in   lauter  Krümel  zerfällt. 

§  85.  Die  Verunreinigungen  des  Thones. 

Zu  den  Beimengungen  des  Thones  gehören:  kohlensaurer  Kalk,  Gyps, 
Eisen,  Alkalien,  Schwefelkies,  Magnesia,  organische  Stoffe,  Kohle,  Kies  u.  s.  w., 
welche  zum  Theil  erwünscht  sind,  zum  Theil  aber  auch  die  Verwendbarkeit 
der  Thonmasse  sehr  beeinträchtigen. 

Fast  alle  Thonarten  enthalten  kohlensauren  Kalk,  der  oft  mit  der 
Thonmasse  innig  vermischt  und  in  ihr  aufs  Feinste  vertheilt  ist,  oft  aber 
auch  in  wenigen  grösseren  Stücken  oder  gröberen  Kömern  in  der  Thon- 
masse vorkommt.  Seine  Gegenwart  vermindert  die  Bildsamkeit  und  erhöht 
die  Schmelzbarkeit ;  sie  beeinträchtigt  die  Wetterbeständigkeit  des  gebrannten 
Ziegels,  sofern  der  Kalkgehalt  ein  grösserer  ist,  und  verleiht  demselben  eine 
gelbliche  Farbe,  sie  erleichtert  das  Verarbeiten  der  Thonmasse  und  liefert 
einen  wenig  schwindenden  und  wenig  dichten  Stein. 

Beim  Brennen  des  kalkhaltigen  Thones  verliert  der  Kalk  seine  Kohlen- 
säure, und  es  bildet  sich  Aetzkalk  (Calciumoxyd),  der  sich  bei  Zutritt  von 
Feuchtigkeit  in  Calciumoxydhydrat  (gelöschten  Kalk)  verwandelt  und  hierbei 
sein  Volumen  vergrössert.  Ein  grosser  Kalkgehalt  wird  daher  die  gebrannten 
Ziegel,  sobald  sie  der  Witterung  ausgesetzt  werden,  rissig  machen  und  endlich 
zum  Zerfallen  bringen.  Diese  Gefahr  liegt  namentlich  vor,  wenn  der  Kalk  im 
Thon  in  grösseren  Stücken,  Knollen,  Knoten  u.  s.  w.,  vorkommt.  Man  nimmt 
allgemein  an,  dass  ein  Kalkgehalt  unter  20%  dem  Stein  nicht  schadet,  so- 
fern der  Kalk  im  Thon  gleichmässig  vertheilt  ist,   dass  aber  ein  Kalkgehalt 

8* 


116 


Erster  Theil.  Die  Haaptstoffe. 


von  25^/0  und  darüber  die  Thonmasse  zur  Fabrikation  von  Ziegeln  meistens 
untauglich  macht.  Einen  durchaus  wetterfesten  Stein  erhält  man  nach  Seger 
noch  aus  einer  Thonmasse,  deren  Gehalt  an  kohlensaurem  Kalk  10 — 15% 
nicht  überschreitet.  Gewöhnlich  enthält  der  Thon  nur  2 — 3%  kohlensauren 
Kalk  und  ist  dann  zur  Herstellung  von  Klinkern  gut  geeignet,  weil  beim 
Brennen  ein  wetterbeständigeres  Kalk-Thonerde-Silicat  entsteht.  Aus  kalkreichen 
Thonen  lassen  sich  jedoch  nur  sehr  schwer  Klinker  fabriciren,  weil  Klinkerungs- 
und Schmelzpunkt  bei  solchen  Massen  sehr  nahe  beieinander  liegen  und  leicht 
die  richtige  Temperatur,  bei  welcher  die  Klinkerung  eben  eintritt,  verpasst 
wird.  Daher  geben  solche  Thonmassen  selten  gerade  und  vollkantige  Klinker. 

Kalkhaltige  Steine  lassen  sich  dadurch  wetterfester  machen,  dass  man 
sie  scharf  brennt  und  nach  dem  Austragen  aus  dem  Ziegelofen  sofort  unter 
Wasser  bringt;  hierdurch  bildet  sich  Kalkhydrat,  das  sich  mit  der  durch  den 
Brand  aufgeschlossenen  Kieselsäure  zu  einer  erhärtenden  Masse  verbindet 
Derartige  Steine  können  auch  zu  Aussenmauem  verwendet  werden. 

Nicht  geeignet  ist  kalkhaltiger  Thon  zur  Herstellung  feuerfester  Steine, 
weil  dieselben  einen  Wärmewechscl  nicht  ertragen  können. 

Gyps  (schwefelsaurer  Kalk)  ist  nur  dann  von  Nachtheil,  wenn  dem- 
selben beim  Brennen  nur  sein  Krystallwasser  entzogen  wird;  in  diesem  Falle 
nimmt  er  später  aus  der  feuchten  Luft  u.  s.  w.  wieder  Wasser  auf,  vergrössert 
hierbei  sein  Volumen  und  sprengt  den  Ziegel  auseinander.  Gypshaltiger  Thon 
ist  deshalb  bei  starker  Hitze  zu  brennen,  damit  der  Gypsbestandtheil  auch 
seine  Schwefelsäure  verliert  und  später  nicht  auf  dem  Steine  Ausblühungen 
(Efflorescenzen)  entstehen.  An  denjenigen  Stellen  der  Ziegel,  wo  sich  solche  Aus- 
blühungen von  schwefelsaurem  oder  kohlensaurem  Kalk  zeigen,  setzen  sich  häufig 
Pilze    an,    welche    auf   der   Steinoberfläche    als    schwarze   Punkte   erscheinen. 

Ein  Eisengehalt  im  Thon  in  Form  von  Eisenoxyd  und  Eisen- 
oxydul ruft  die  Färbung,  Verfärbung  und  Missfärbung  in  der  Thonmasse 
hervor  und  befördert  beim  Brennen  das  Sintern  derselben,  so  dass  die  Waare 
bei  niedrigerer  Temperatur  gargebrannt  werden  kann.  Schon  sehr  geringe 
Mengen  Eisenoxyd  können  den  Stein  roth  färben.  Jedoch  können  die  Steine 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  117 

Besitzt  der  Thon  neben  Eisenoxyd  auch  noch  kohlensauren  Kalk,  so 
wird  er  bei  schwachem  Brande  ebenfalls  roth,  bei  beginnender  Sinterung 
fleischrodi,  weisslich  bis  dunkelgelb  (durch  Bildung  eines  gelblichen,  basischen 
Silicates  von  Kalk  und  Eisenoxyd),  bei  vollständiger  Verglasung  grün  bis 
schwarz.  Gelb  gefärbt  wird  noch  die  Thonmasse,  wenn  dieselbe  auf  je  1®/q 
in  ihr  enthaltendes  Eisenoxyd  mindestens  3 — 3*5^/0  kohlensauren  Kalk  besitzt, 
und  bei  um  so  niederer  Brenntemperatur  und  um  so  schneller,  je  mehr  der 
Kalkgehalt  dieses  Mindestmass  überschreitet.  (Siehe  Jahresbericht  über  die 
Fortschritte  der  chemischen  Technologie,  1891.  S.  782.) 

Durch  Kali  und  Natron  wird  zwar  die  Schmelzbarkeit  der  Thon- 
masse erhöht,  andererseits  aber  auch  die  Wetterbeständigkeit  der  gebrannten 
Ziegel  vermindert.  Brennt  man  eine  alkalienreiche  Thonmasse  mit  einer 
schwefelhaltigen  Kohle,  so  kann  leicht  schwefelsaures  Kali  oder  schwefel- 
saures Natron  entstehen,  welche  später  den  berüchtigten,  die  Ziegel  bald  zer- 
störenden Mauerfrass  hervorrufen  können.  Dieser  Mauerfrass  (Mauersalpeter) 
bildet  auf  der  Oberfläche  der  Ziegel  einen  schmutzigweissen,  schmierigen 
Ueberzug,  der  durch  Auswitterungen  des  Salpeters  entsteht. 

Besitzt  die  Thonmasse  Magnesia  (Bitter  er  de),  so  ist  sie  in  höherer 
Temperatur  leicht  schmelzbar,  weil  Magnesia  das  kräftigste  Flussmittel  dar- 
stellt. Magnesia  verleiht  dem  gebrannten  Stein  eine  mehr  gelbliche  P'arbe  und 
ist  im  Allgemeinen  nicht  nachtheilig.  Wird  jedoch  magnesiareicher  Thon  mit 
sehr  schwefelhaltiger  Steinkohle  gebrannt,  so  entsteht  schwefelsaure  Magnesia, 
welche  ebenfalls  ausblüht  und  die  Dauerhaftigkeit  der  Ziegel  erheblich  ver- 
mindert. 

Ein  Schwefelkiesgehalt  ist  immer  recht  schädlich.  Man  findet  Schwefel- 
kies meistens  in  grauen  Thonen.  Beim  Brennen  entwickelt  dieser  Bestandtheil 
schweflige  Säure,  durch  welche  die  Glasur  der  Steine  rauh  und  glanzlos  wird. 
An  der  Luft  verwittern  schwefelkieshaltige  l'hone  sehr  leicht,  wobei  aus  dem 
Schwefelkies  Schwefelsäure  entsteht  und  diese  mit  im  'J'hon  vorhandenem 
Eisenoxydul,  Kalk,  Magnesia,  Thonerde  und  Alkalien  schwefelsaure  Salze  bildet, 
welche  die  Masse  mürbe  machen.  Man  kann  den  Schwefelkies  durch  starkes 
Glühen  aus  der  Thonmasse  entfernen;  er  wird  durch  die  Hitze  vollständig 
zersetzt,  und  es  bildet  sich,  indem  sich  die  schweflige  Säure  verflüchtigt, 
Eisenoxyd;  hierbei  erfolgt  allerdings  häufig  ein  Zerspringen  des  gebrannten 
Steines.  Bei  schwächerem  Brande  geht  der  Schwefelkies  in  schwefligsaures  Eisen- 
oxydul über,  und  es  entsteht  bei  Einwirkung  der  Luft  Eisenvitriol,  das  aus- 
wittert und  den  Stein  in  seiner  Oberfläche  ganz  zerstört.  Enthält  die  Thon- 
masse aus.ser  Schwefelkies  noch  Kochsalz  (Chlornatrium\  so  bilden  sich  beim 
scharfen  Brennen  Chlorwasserstoff"  und  leicht  lösliches  Eisenchlorid,  welche 
sehr  nachtheilig  auf  den  Ziegel  einwirken. 

Kiesbestandthcile  zersprengen  den  Stein  beim  Breinien,  weil  sich 
durch  «lie  Erhitzung  ihr  Volumen  vergrössert,  während  sich  das  der  Thon- 
masse verkleinert.  Organische  Stoffe  (Pflanzenreste, Wurzelknollen,  Schnecken 
u.  s.  w.'t  vermindern  die  Festigkeit  und  Tragfähigkeit  der  Ziegel  und  ver- 
schlechtem das  Aussehen  derselben,  weil  sie  im  Ziegelofen  verbreiuien  und 
dann  Höhlungen  in  der  Thonmasse  erzeugen.  Durch  organische  Stoffe  wird 
letztere  gewöhnlich  grau,  graublau,  blau,  braun  oder  s(^hwär/lich  gefärbt; 
beim  Brennen  unter  genügendem  Luftzutritt  verwandeln  sich  diese  Farben, 
wenn  sie  nur  von  organischen  Stoffen   erzeugt   sind,   in  Weiss.    Ein  Gehalt 


118 


Erster  Thcil.  Die  Hauptotoffe. 


an  Kohle  vermindert  die  Bildsamkeit  des  Thones  und  erhöht  die  Porosität 
der  gebrannten  Waare;  ist  der  Kohlengehalt  ein  grosser,  so  tritt  beim  Gar- 
brennen eine  sehr  erhebliche  Schwindung  der  Ziegel  ein.  Bitumen  verleiht 
der  Thonmasse  eine  dunkle  Farbe  und  wird  im  Ofenfeuer  vollständig  zersetzt 
Zu  den  selteneren  Beimischungen  gehören  (nach  Bischof):  Mangan, 
Vanadin,  Cer,  Titan,  Chrom,  Kobalt,  Molybdän,  auch  Blei,  Gold 
u.  s.  w.,  von  denen  einige  auf  die  Thonmasse  nachtheilig  einwirken.  So  z.  B. 
erzeugt  Vanadin  die  unerwünschten  gelblichen  und  grünlichen  Färbungen  der 
Ziegel  und  Chrom  grüne  Ausschläge  auf  der  Oberfläche  hellfarbiger  Steine. 

§  86.  Untersuchung  der  Thonmasse. 

Eine  sorgfältige  Untersuchung  der  Thonmasse  ist  vor  der  Einrichtung 
einer  Ziegelei,  einer  Porzellanfabrik  u.  s.  w.  dringend  nothwendig,  denn  oft 
können  in  dem  Thone  kleine  und  mit  dem  Auge  nicht  mehr  wahrnehmbare 
Mengen  schädlicher  Verunreinigungen  (wie  z.  B.  Spuren  von  Schwefelkies, 
Chlomatrium,  schwefelsaurem  Kalk  u.  s.  w.)  vorhanden  sein,  welche  die  Güte 
der  fertiggestellten  Waare  sehr  beeinträchtigen,  unter  Umständen  sogar  die 
Fabrikation  ganz  in  Frage  stellen.  Durch  die  Untersuchung  muss  demnach 
festgestellt  werden,  ob  sich  die  fragliche  Thonmasse  für  den  beabsichtigten 
Zweck  eignet  oder  nicht,  und  wenn  letzteres  der  Fall  ist,  welche  Zusätze 
zu  machen  oder  welche  Bestandtheilp  zu  entfernen  sind,  um  einen  brauch- 
baren Rohstoff  zu  erhalten.  Freilich  lässt  sich  auch  durch  längeres  Probiren 
die  Beschaffenheit  der  Thonmasse  und  ihre  zweckmässigste  Verwendung  er- 
mitteln, aber  dieses  Verfahren  ist  meistens  recht  zeitraubend  und  kostspielig 
und  daher  weniger  zu  empfehlen. 

Die  Untersuchung  hat  sich  nicht  nur  auf  die  chemische  Zusammen- 
setzung der  Thonmasse  nach  Art  und  Menge  zu  erstrecken,  weil  sich  nach 
der  chemischen  Analyse  allein  die  Güte  und  Brauchbarkeit  des  Thones  nicht 
beurtheilen  lässt,  sondern  auch  auf  die  physikalischen  Eigenschaften  der  Thon- 
masse selbst  und  ihrer  einzelnen  Gemengtheile,  also  auf  die  Bindekraft, 
Plasticität,  Schwindung,  Porosität  u.  s.  w.,  sowie  auf  das  Verhalten  der  Thon- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  119 

Dem  Thonlager  wird  eme  Durchschnittsprobe  von  50 — 100^  Gewicht 
entnommen,  an  der  Luft  getrocknet,  darauf  in  einem  Achatmörser  zerkleinert 
und  schliesslich  von  den  gröberen  Bestandtheilen  durch  Sieben  befreit.  Aus 
diesem  Pulver  werden  zur  chemischen  Untersuchung  5 — G  Portionen  ge- 
nommen, deren  jede  nur  ein  Gewicht  von  1 — 2  g  besitzt. 

Den  Gehalt  der  Thonmasse  an  hygroskopischem  Wasser  be- 
stimmt man  dadurch,  dass  man  eine  Portion  in  lufttrockenem  Zustande  wiegt 
und  dann  bei  einer  Temperatur  bis  zu  120®  C  vorsichtig  und  so  lange  trocknet, 
bis  zwei  eine  Stunde  auseinanderlicgende  Wägungen  übereinstimmen.  Die 
Gewichtsdifferenz  zwischen  der  lufttrockenen  und  der  künstlich  getrockneten 
Thonmasse  ergiebt  die  Grösse  des  Wassergehaltes. 

Die  Wasseraufsaugekraft  des  Thones  findet  man,  wenn  man  diese 
getrocknete  Probe  unter  einer  Glocke  in  eine  feuchte  Atmosphäre  bringt  und 
nach  8 — 10  Tagen  wiederholt  wiegt,  bis  der  grösste  Werth  der  Gewichts- 
zunahme erreicht  ist. 

Zur  Feststellung  des  Gesammtglühverlustes  (Wasser,  organische 
Bestandtheile,  Kohlensäure)  wird  die  Probe  stärker  oder  (bei  grösserem  Kohlen- 
gehalt) wiederholt  und  unter  Zuführung  von  Sauerstoff  geglüht,  bis  sich  ihr 
Gewicht  nicht  mehr  verändert.  Wäre  die  Beziehung  zwischen  Thonerde  und 
chemisch  gebundenem  Wasser  (bei  Berücksichtigung  des  Eisens)  eine  stetig 
gesetzmässige,  was  noch  nicht  festgestellt  ist,  so  würde  man  aus  dem  Ge- 
sammtglühverlust  den  Gehalt  an  organischen  Bestandtheilen  (Kohle)  berechnen 
können.  Enthält  die  Thonmasse  sehr  viel  Kohle,  so  wird  die  Probe  mit 
Schwefel-  und  Chromsäure  im  Kolben  verbrannt  und  die  sich  bildende  Kohlen- 
säure gewogen. 

Den  Kieselsäuregehalt  bestimmt  man  an  einer  neuen,  scharf  ge- 
trockneten Probe,  indem  man  letztere  mit  der  8 — lOfachen  Menge  trockenen 
und  reinen  kohlensauren  Natrons  innigst  vermischt  und  diese  Mischung  durch 
Glühen  in  einem  Platin tiegel  allmälig  (in  etwa  einer  Stunde)  zum  vollständigen, 
gleichmässigen  Schmelzen  bringt,  dann  die  Schmelze  in  Wasser  aufweicht, 
mit  Salzsäure  versetzt,  in  einem  Wasserbade  vollständig  eindampft,  hierauf 
in  einem  Luftbade  unter  gelegentlichem  Umrühren  bei  110®  C.  20 — 30  Minuten 
lang  erhitzt,  dann  mit  massig  concentrirter  Salzsäure  vollständig  durchtränkt, 
etwa  eine  halbe  Stunde  lang  ruhig  stehen  lässt,  darauf  auf  dem  Wasserbade 
erH'ärmt,  mit  Wasser  verdünnt,  4 — 5mal  digerirt  und  decantirt,  zu  der  zurück- 
bleibenden Kieselsäure  2 — 3mal  einige  Tropfen  nichtconcentrirter  Salzsäure 
gicsst,  die  Kieselsäure  endlich  auf  ein  Filter  bringt  und  mit  heissem  Wasser 
so  lange  auswäscht,  bis  ein  Tropfen  der  Flüssigkeit  auf  einem  Uhrglase  keinen 
oder  keinen  grösseren  Rückstand  als  das  destillirte  Wasser  zeigt.  Die  Kiesel- 
säure wird  getrocknet  und  mit  dem  Filter  vorsichtig  erhitzt.  Die  Temperatur 
steigert  man  erst  nach  beendeter  Verkohlung;  den  heisseu  Tiegel  kühlt  man 
ab  und  wiegt  ihn.  Schliesslich  behandelt  man  die  Kieselsäure  noch  mit  reiner 
Flusssäure,  um  festzustellen,  ob  die  Kieselsäure  rein  ist  oder  noch  ein  Rest 
(z.  B.  von  Feldspath  oder  Mineraltrümmern)  übrig  bleibt,  der  noch  besonders 
zu  bestimmen  ist  Diese  Behandlung  der  Kieselsäure  mit  Flusssäurc  muss  bei 
vorher  stark  erhitzten,  besonders  bei  sehr  heftig  gebrannten  feuerfesten  Thonen 
immer  geschehen,  weil  alsdann  die  Aufschliessung  mittelst  kohlensauren  Alkalis 
nicht  vollständig  erfolgt  und  die  Menge  der  Thonerde  um  mehrere  Procente 
zu  gering  ermittelt  wird. 


120 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Das  Filtrat  von  der  Kieselsäure  wird  mit  etwas  Chlorwasser  aufgekocht 
und  aus  demselben  noch  heiss  die  Thonerde  und  das  Eisenoxyd  durch 
Zusatz  von  Ammoniak  und  Uebersättigung  mit  Essigsäure  gefällt,  dann  wird 
die  Flüssigkeit  längere  Zeit  siedend  gehalten,  bis  aller  Geruch  nach  Ammoniak 
verschwunden  ist,  und  mit  siedendem,  mit  etwas  essigsaurem  Ammon  ver- 
setztem Wasser  ohne  Unterbrechung  bis  zur  20.000fachen  Verdünnung  decantirt. 
Das  Waschwasser  wird  vollständig  durchs  Filter  gegossen,  schliesslich  der 
Thonerdeniederschlag  daraufgespült  und  mit  kochendem  Wasser  bis  etwa  zum 
12fachen  Volumen  des  ersteren  ausgewaschen,  bis  das  Waschwasser  frei 
von  Chlorsalzen  ist.  Die  Thonerde  wird  nun  getrocknet,  in  genügend  starker 
Oxydationsflamme  geglüht  und  wiederholt  gewogen. 

Zur  Controle  der  Reinheit  der  Thonerde  löst  Bisch af  dieselbe  in 
einem  Kolben  in  dem  reichlich  überschüssigen  Gemisch  von  8  Gewichts- 
theilen  concentrirter  Schwefelsäure  und  3  Theilen  Wasser  auf,  wobei  er  auf 
1^  Thonerde  mindestens  16^  Schwefelsäure  nimmt.  Wenn  sich  hierbei  wollige 
Flöckchen  von  Kieselsäure  ausscheiden,  so  wird  dieselbe  abfiltrirt,  ausgewaschen 
und  gewogen  und  deren  Gewicht,  wenn  sie  sich  bei  der  Behandlung  mit 
Flusssäure  als  rein  erweist,  von  dem  der  Thonerde  und  des  Eisenoxyds  ab- 
gezogen. Die  Kieselsäure  kann  auch  von  Ammoniak  herstammen. 

Zur  Bestimmung  des  Eisengehaltes  wird  aus  dem  Filtrat  der 
grösste  Theil  der  Thonerde  mittelst  Kali  abgeschieden,  das  Eisen  nochmals 
in  Schwefelsäure  gelöst,  die  Lösung  mittelst  eisenfreien  Zinkes  reducirt  und 
mit  Chamäleon  titrirt.  (Die  Filter  müssen  mit  verdünnter  heisser  Salzsäure 
vorher  ausgewaschen  werden,  damit  sie  möglichst  eisenfrei  sind.) 

In  dem  etwas  eingeengten  Filtrate  von  der  Thonerde  +  Eisenoxyd 
^vird  durch  Einrühren  von  Brom  in  die  vollständig  erkaltete,  schwach  essig- 
saure Lösung  und  durch  Ucbersättigen  mit  stark  concentrirtem  Ammoniak 
etwa  vorhandenes  Mangan  (als  Dioxyd)  gefällt  und  nach  raschem  Kochen 
sogleich  abfiltrirt. 

Die  nun  vorzunehmende  Fällung  der  Erden  geschieht  nach  Bischof 
in  folgender  Weise.    Die  Flüssigkeit,    welche    eingeengt    und    übersättigt    mit 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  121 

Wasser  aus;  hierauf  wird  der  ungelöst  bleibende  Sand  in  eine  Porzellan- 
schale  abgespritzt,  mit  Salzsäure  ausgekocht,  filtrirt,  ausgewaschen  und  gewogen. 

Sind  die  Alkalien  in  grösserer  Menge  vorhanden  oder  will  man  sie 
getrennt  bestimmen,  so  wird  eine  neue  Portion  mit  Salzsäure  und  gasförmiger 
Flusssäure  aufgeschlossen  und  dann  mit  Schwefelsäure  zur  Trockene  ver- 
dampft, wobei  kein  oder  höchstens  ein  kohliger,  keinesfalls  aber  knirschender 
Rückstand  bei  nachheriger  Lösung  in  Salzsäure  verbleiben  darf  Hierauf 
werden  mit  reiner,  wenig  überschüssiger  Aetzbarytlösung  die  Schwefelsäure, 
Thonerde,  Eisenoxyd  und  Magnesia  abgeschieden,  und  es  wird  das  Filtrat 
der  Fällungen  mit  kohlensaurem  Ammoniak  bei  gelinder  Wärme  behandelt. 
Nach  dem  Abfiltriren  des  neuen  Niederschlages  wird  die  angesäuerte  Flüssig- 
keit eingedampft,  der  Salmiak  bei  gelindem  Glühen  vertrieben,  dann  der 
gelöste  Rückstand  nochmals  mit  kohlensaurem  Ammoniak  ebenso  behandelt, 
bis  die  Chloralkalien  rein  erhalten  werden,  worin  dann  das  Kali  mittelst 
Platinchlorid  abgeschieden  und  bestimmt  wird. 

Ist  die  Anwesenheit  von  Titansäure  zu  erkennen,  so  wird  nach  Zer- 
setzung des  Thories  mittelst  Schwefelsäure  die  Titansäure  aus  der  erhaltenen 
schwefelsauren  Lösung  nach  starkem  Verdünnen  und  Zusatz  von  schwefliger 
Säure  durch  anhaltendes  Kochen  in  einem  Kolben  aus  gutem  böhmischen 
Glase  bei  wiederholtem  Zusatz  von  concentrirter  Lösung  der  schwefligen 
Säure  gefällt.  Die  schweflige  Säure  muss  das  Eisenoxyd  zu  Eisenoxydul  redu- 
ciren  und  so  erhalten,  sonst  fällt  leicht  Eisenoxyd  mit  nieder. 

Der  Schwefelgehalt  ergiebt  sich,  wenn  man  eine  neue  Portion  Thon 
von  mindestens  5  g  Gewicht  mit  pulverisirtem  chlorsauren  Kali  unter  all- 
mäligem  Zusatz  von  massig  concentrirter  Salpetersäure  gelinde  digerirt,  dann 
unter  wiederholtem  Zusatz  von  Salzsäure  bis  zur  Austreibung  des  Chlor 
kocht  und  nach  Verdampfen  des  Salzsäureüberschusses  die  entstandene  Schwefel- 
säure in  der  hinreichend  verdünnten  Flüssigkeit  durch  Chlorbaryum  fällt. 

Die  freie  Thonerde  erhält  man  durch  Schmelzen  des  Thones  mit 
kohlensaurem  Natron,  Auslaugen  mit  Wasser,  Abdampfen  zur  Trockene, 
Losen  in  Salzsäure  und  Fällen  mit  Ammoniak. 

Die  freie  Kieselsäure  (Kieselsäureanhydrit)  ergiebt  sich,  wenn  ca.  b  g 
Thon  wiederholt  mit  einer  concentrirten  Lösung  von  kohlensaurem  Natron 
ausgekocht  werden. 

Dies  die  Bischofsche  Methode  zur  chemischen  quantitativen  Analyse 
der  Thonmassen.  Aus  der  Beschreibung  derselben  geht  hervor,  dass  die 
chemische  Untersuchung  eine  recht  mühsame  ist  und  von  einem  Laien  über- 
haupt nicht  au.sgeführt  werden  kann,  sondern  dass  hierzu  vielmehr  ein  er- 
fahrener technischer  Chemiker  und  ein  wohleingerichtetes  Laboratorium 
gehören.  Es  empfiehlt  sich,  derartige  Untersuchungen  nur  von  Fachleuten 
anstellen  zu  lassen,  welche  mit  solchen  Arbeiten  fast  täglich  beschäftigt  sind. 
Zu  den  bekanntesten,  sich  mit  chemischen  Untersuchungen  von  Thonmassen 
hefasscnden  Instituten  gehören:  das  Laboratorium  der  Töpfer-  und 
Ziegler-Zeitung  zu  Berlin  N.,  Kesselstrasse  7,  das  chemische  Labora- 
torium der  Thonindustrie-Zeitung,  ebendaselbst,  Kruppstrasse  (>,  und 
das  Laboratorium  für  Ziegel-,  Kalk-  und  Cementindustrie  von 
W.  Olchewsky,  ebendaselbst,  Kesselstrasse  ;M.  Auch  übernimmt  Doctor 
C.  Bischof  zu  Wiesbaden  die  Untersuchung  von  Thonen,  aus  denen  nament- 
lich feuerfeste  Waaren  hergestellt  werden  sollen. 


122 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Bei  der  mechanischen  Untersuchung  werden  die  einzelnen  Bestand- 
theile  der  Thonmasse  (das  wasserhaltige  Thonerdesilicat,  der  Quarzsand, 
die  Reste  der  nicht  vollständig  verwitterten  Mineralien  u.  s.  w.)  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  von  einander  getrennt  und  dann  jeder  einzelne  für  sich 
untersucht.  Die  Trennung  kann  auf  trockenem  oder  auf  nassem  Wege 
erfolgen. 

Bei  dem  trockenen  Verfahren  werden  die  gröberen  Theile  der  Thon- 
masse von  den  feineren  durch  Sieben  abgesondert,  wobei  mit  weitmaschigen 
Sieben  begonnen  und  schliesslich  ein  feines  Haarsieb  angewendet  wird.  Da  das 
Sieben  nur  bis  zu  Körnern  von  0'2  mm  Durchmesser  fortgesetzt  werden  kann 
und  sich  durch  dasselbe  kleinere  Theilchen  (Thonsubstanz,  Schluflf,  Staub- 
und Streusand)  nicht  mehr  trennen  lassen,  so  kann  man  durch  dieses  Ver- 
fahren keine  zuverlässigen  Resultate  erlangen  und  muss  zur  weiteren  Tren- 
nung das  Schlämmverfahren  anwenden.  Hierzu  kann  man  stillstehendes 
oder  bewegtes  Wasser  benutzen.  Hiemach  unterscheidet  man  Sedimenta 
tion  und  eigentlichen  Schlämmprocess. 

In  der  Regel  wird  die  Thonmasse  vor  dem  Schlämmen  mittelst  Siebe 
mit  0*2  mm  weiten  Oeffnungen  gesiebt,  um  die  gröberen  Bestandtheile  vor- 
läufig abzusondern,  und  vor  dem  Sieben  noch  7, — 1  Stunde  lang  mit  wenig 
Wasser  unter  Umrühren  gekocht,  um  organische  Stoffe  und  kohlensauren 
Kalk  nach  Möglichkeit  zu  entfernen.  Dann  werden  etwa  30  g  der  Masse  in 
ein  Champagnerglas  von  ca.  25  cm  Höhe  und  7  cm  oberer  Breite  geschüttet, 
auf  das  Glas  wird  hierauf  ein  50  cm  langer,  oben  7*5  cm  und  unten  nur 
2  mm  weiter  Trichter  so  aufgesetzt,  dass  sein  unteres  Ende  bis  auf  den 
Boden  des  Glases  reicht,  und  in  denselben  so  lange  Wasser  gegossen,  bis 
das  ablaufende  Wasser  ganz  klar  ist.  Der  verbleibende  Rückstand  (Sand) 
wird  dann  getrocknet  und  gewogen.  Die  abgeschlämmte  Masse  schüttet  man, 
nachdem  sie  sich  im  Wasser  abgesetzt  hat,  nochmals  in  das  Glas  und  setzt 
sie  der  Einwirkung  eines  Wasserstrahles  bei  einer  Druckhöhe  von  3*5  cm  so 
lange  aus,  bis  Theilchen  nicht  mehr  abgeschlämmt  werden.  Der  im  Glase 
zurückbleibende   Rest   ergiebt   den   Sc  hl  uff,    welcher    ebenfalls    getrocknet 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  123 

schwereren  Bestandtheile,   weiterhin   die   leichteren   und   feineren  ab.    (Siehe 
Bischof,  a.  a.  O.,  S.  235.) 

Auf  diese  Weise  lassen  sich  die  drei  Hauptbestandtheile  der  Thon- 
masse  (Thonsubstanz,  Schluff  und  Sand)  leicht  von  einander  trennen,  weil 
sie  verschiedene  specifische  Gewichte  besitzen;  der  im  Gemenge  etwa  vor- 
handene kohlensaure  Kalk  kann  jedoch  durch  das  Schlämmverfahren  nicht 
bestimmt  werden,  vielmehr  hat  diese  Ermittlung  auf  chemischem  Wege  (wie 
oben  beschrieben)  zu  geschehen.  Die  Stoffe  Thonerde,  Schluff  und  Sand 
lagern  sich  im  Wasser  über-  oder  nebeneinander  ab,  und  zwar  liegt  gewöhn- 
lich der  Quarzsand  als  der  schwerste  (specifisches  Gewicht  =  2*6)  zu  unterst 
und  die  Thonsubstanz  als  die  leichteste  (specifisches  Gewicht  =  2*2)  zu 
Oberst,  jedoch  gehen  diese  Stoffe  an  der  Grenze  dieser  Schichten  allmälig 
in  einander  über,  so  dass  sie  nicht  scharf  von  einander  getrennt  werden 
können.  (Siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  136.) 

Durch  den  Schlämmprocess  kann  demnach  eine  absolute  Trennung  der 
Thonbestandtheile  nicht  erreicht  werden. 

Bei  dem  eigentlichen  Schlämmverfahren  verwendet  man,  wie  bemerkt, 
fliessendes  Wasser  und  benutzt  vielfach  den  Schlämmapparat  von  E. 
Schöne*),  eine  Combination  der  Apparate  von  Schulze  und  Benningsen- 
Förder,  aber  auch  den  Schul ze'schen  Apparat,  und  zwar  letzteren  haupt- 
sächlich für  mechanische  Untersuchungen  von  Ackererde  (hierzu  von  Fresenius 
empfohlen).  Endlich  hat  auch  Bischof  ein  Schlämmverfahren  für  feuerfeste 
Thone  in  zweckmässigster  Weise  erweitert.  Näheres  über  dieses  und  andere 
Verfahren  findet  man  in  dem  Werke  von  Bischof  »Die  feuerfesten  Thone«, 
ü.  Aufl.,  S.  76  ff. 

Nach  Seger  (Notizblatt  IX,  S.  397  ff.)  ist  als  Thonsubstanz  zu 
bezeichnen,  was  mittelst  des  Schöne'schen  Schlämmapparates  bei  einer  Ge- 
schwindigkeit des  Wasserstromes  von  nur  0*18  w///  in  der  Secunde  fortgeführt 
wird;  mit  Schluff,  das  bei  dieser  geringsten  Stromgeschwindigkeit  nicht  vom 
Thon  zu  Trennende,  demnach  Alles,  was  eine  Korngrösse  von  0*01 — 0'02  mm 
besitzt  und  bei  einer  Stromgeschwindigkeit  von  048  mm  in  der  Secunde  ab- 
geschlämmt wird;  mit  Staubsand  sind  alle  Stoffe  zu  bezeichnen,  die  eine 
Korngrösse  von  0025 — 0'04  mm  haben  und  bei  einer  Stromgeschwindigkeit 
von  l'b  mm  in  der  Secunde  fortgeführt  werden,  und  alle  gröberen  Stoffe  mit 
grobem  Sand. 

Zur  Untersuchung  der  Bindefähigkeit  (Bindekraft),  d.  h.  der  Eigen 
Schaft  des  Thones,  andere  pulver-  oder  grobkörnige  Körper  in  grösserer  oder 
geringerer  Menge  in  sich  aufzunehmen  und  nach  dem  Zusammentrocknen  als 
einen  Körper  von  einer  gewissen  mechanischen  Festigkeit  darzustellen,  kann 
man  verschiedene  Methoden  anwenden.  Am  einfachsten  dürfte  folgendes  Ver- 
fahren sein :  Man  trocknet  eine  Thonprobe  von  20 — 25  g  Gewicht  so  lange 
über  Schwefelsäure,  bis  sich  kein  Gewichtsverlust  mehr  crgiebt,  schüttet  dann 
die  Masse  in  ein  vorher  gewogenes  Becherglas  und  übergiesst  sie  mit  dcstil- 
lirtem  Wasser.  Nach  12  Stunden  zieht  man  das  von  der  Thonmasse  auf- 
gesaugte Wasser  vorsichtig  wieder  ab  und  wiegt  es,  nachdem  es  eine  Stunde 
lang  über  Schwefelsäure  gestanden  hat.  Je  mehr  Wasser  der  Thon  hierbei 
aufgenommen   hat,    desto   grösser   ist    sein  Bindevermögen,    denn    man  kann 


*)  £.  Schone,  »lieber  Schlämxnanalpe  und  einen  neuen  Schlämmapparat«,  Berlin  1876. 


124 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


dasselbe  der  Wasseraufnahme  proportional  annehmen.  (Siehe  Zwick,  a.  a.  O., 
S.  184.) 

Die  Bindekraft  lässt  sich  aber  auch  aus  der  Bruchfestigkeit  getrockneter 
Stäbe  aus  Mischungen  von  Thon  und  Quarzsand  bestimmen.  Hierzu  kann  man 
den  im  §  221  näher  beschriebenen  Dr.  Michaelis'schen  Zugfestigkeitsapparat 
benützen.  (Siehe  auch  am  Schluss  dieses  Paragraphen.) 

Zur  Bestimmung  der  Plasticität  formt  man  aus  der  angefeuchteten 
und  gut  durchgekneteten  Thonmasse  Kugeln  verschiedenen  Durchmessers, 
drückt  dieselben  bis  auf  die  Hälfte  ihres  Durchmessers  zu  einem  flachen  Kuchen 
zusammen  und  beobachtet  den  Grad  und  die  Art  des  Schwindens.  Bei  grösserer 
Bildsamkeit  werden  sich  am  Umfange  der  Kuchen  weder  Risse  noch  Sprünge 
zeigen.  Oder  man  formt  aus  der  Masse  ein  cylindrisches  Stück  und  legt  das- 
selbe zu  einem  Ringe  zusammen,  wobei  es  weder  auseinanderreissen,  noch 
Sprünge  bekommen  darf,  auch  soll  sich  ein  fingerdicker  Cylinder  wiederholt 
nach  verschiedenen  Seiten  durchbiegen  lassen,  ohne  zu  zerreissen.  Um  die 
Plasticität  zweier  Thonarten  zu  vergleichen,  macht  man  Proben  gleichen  In- 
haltes mit  der  gleichen  Masse  Wasser  an  und  formt  aus  ihnen  mittelst  der 
Henkelpresse  gleich  dicke  Fäden,  lässt  dieselben  frei  herabhängen  und  misst 
ihre  Länge,  bei  welcher  sie  durch  ihr  eigenes  Gewicht  abreissen.  Um  unter 
zwei  sonst  sehr  gleichartigen  Thonen  den  fetteren  (thonerdereicheren,  sand- 
ärmeren) zu  ermitteln,  schlägt  Bischof  (a.  a.  O.,  S.  92)  vor,  die  Wasser- 
mengen zu  messen,  welche  nothwendig  sind,  um  aus  einer  bestimmten,  ab- 
gemessenen Menge  der  beiden  Thone  eine  gleich  formbare  Masse  herstellen 
zu  können ;  die  fettere  Masse  erfordert  einen  grösseren  Wasserzusatz  als  die 
magere. 

Die  Schwindung  untersucht  Aron  (siehe  sein  Werk  »Plasticität,  Schwin- 
dung und  andere  Fundamentalcigenschaften  des  Thones*),  indem  er  den  Thon 
mittelst  des  Schön e'schen  Schlämmapparates  bei  einer  Geschwindigkeit  des 
Wassers  von  nur  0008  min  in  der  Secunde  abschlämmt,  dann  bis  zur  Annahme 
einer  Teigdicke  eintrcTcknet,  hierauf  die  Masse  in  einer  Gypsform  auf  einem 
nassen  Tuch  zu  einer   massig   dicken,    cylindrischen  Scheibe    formt,    dieselbe 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  125 

trocknet  und  endlich  von  Neuem  wiegt.  Die  Gewichtsdifferenz  ergiebt  die 
Porosität,  doch  ist  hierbei  zu  berücksichtigen,  dass  die  Thonmasse  ausser  den 
eigentlichen  Poren  auch  noch  natürliche  Hohlräume  und  Luftblasen  enthalten 
kann.  Die  Porosität  eines  gebrannten  Steines  kann  man  auch  dadurch  prüfen, 
dass  man  auf  verschiedene  Stellen  seiner  Oberfläche  Wassertropfen  fallen  lässt 
und  beobachtet,  in  welcher  Zeit  das  Wasser  vom  Stein  eingesaugt  wird.  Für 
ungebrannten  Thon  wendet  Olchewsky  Toluol  an,  durch  welches  der 
Thon  nicht  angegriffen  wird.  Endlich  kann  man  auch  zur  Ermittlung  der 
Porosität  das  in  §  221  beschriebene  Volumenometer  benutzen,  wobei  aus 
dem  ermittelten  Volumen  und  dem  (Gewichte  das  specifische  Gewicht  berechnet 
wird. 

Empirisch  kann  man  die  Untersuchung  einer  Thonmasse  in  der  Weise 
führen,  dass  man  die  Thonmasse  sowohl  unvcrmischt  als  auch  mit  verschiedenen 
Mengen  reinen  Quarzsandes  vermengt  den  Einwirkungen  des  Ofenfeuers  aus 
setzt.  Diese  Proben  werden  bei  verschiedenen  Temperaturen  gebrannt,  be- 
ziehungsweise geglüht  und  auf  ihre  Schwindung,  Schmelzbarkeit,  Farbe  u.  s.  w. 
nach  den  verschiedenen  Stadien  des  Brandes  untersucht. 

Da  selbst  die  sorgfaltigste  chemische  Untersuchung  nicht  immer  einen 
sicheren  Aufschluss  über  das  Verhalten  der  Thonmasse  im  Feuer  gibt,  so 
muss  noch  eine  pyrometrische  Untersuchung  vorgenommen  werden.  Es  handelt 
sich  hierbei  um  die  Feststellung,  ob  eine  Thonmasse  leicht  oder  schwer 
schmelzbar  ist,  bei  welcher  Temperatur  sie  sintert  und  bei  welcher  sie 
schmilzt.  Um  zuverlässige  Resultate  zu  erhalten,  muss  die  ganze  Thonmasse 
gleichmässig  geglüht  und  die  Schmelztemperatur  mit  möglichster  Genauig- 
keit gemessen  werden.  Zu  dieser  Messung  benutzt  man  vielfach  das  Pyro- 
meter, obwohl  man  mit  demselben  die  Schmelztemperatur  nur  annähernd 
richtig  erhält,  auch  das  Pyroskop  (den  sogenannten  Schmelzanzciger),  ferner 
die  Gussstahl-,  Schmiedeeisen-  und  Platinschmelzhitzc,  wobei  man  jedoch  nur 
feststellen  kann,  ob  die  Thonmasse  bei  einer  dieser  Temperaturen  oder  darüber 
oder  darunter  zum  Schmelzen  gebracht  wird.  Ein  gleichmässiges  Durchglühen 
der  ganzen  Thonmasse  während  einer  bestimmten  Zeit  kann  nur  in  einem 
Schmelzapparat  erzielt  werden,  in  dem  sich  alle  Verbrennungsvorgänge  be- 
obachten lassen  imd  die  Verbrennung  sorgfältig  geregelt  werden  kann.  Solche 
Apparate  sind  z.  B.  die  Gebläseöfen  von  Sefström  und  D<$ville.  (Eine 
genaue  Beschreibung  des  D^ville'schen  Ofens  ftndet  man  u.  A.  im  »Handbuch 
der  chemischen  Technologie«   von  Dr.  F.  Fischer,  Leipzig  18ü3,  S.  787.) 

Ferner  ist  zur  richtigen  Ermittelung  der  Feuerfestigkeit  einer  Thon- 
masse festzustellen,  in  welchem  Augenblick  die  Schmelzung  beginnt, 
diese  Ermittlung  ist  sehr  schwierig,  weil  einige  Thonarten  bei  ihrer  Er- 
weichung nur  eine  glasige  Rinde  erhalten,  andere  sich  hierbei  aufblähen, 
blasig  und  .schlackig  werden,  wieder  andere  zu  einer  Glasmasse  oder  zu  einer 
glänzenden  Emaille  zerfliessen  u.  s.  w.  Zur  Kennzeichnung  der  Schmelzung 
vergleicht  C.  Bischof  (a.  a.  O.  S.  129  und  130)  den  Bruch  der  geglühten 
'llionmasse  mit  dem  Bruch  des  Porzellans  und  der  Fayence.  Die  Bruchfläche 
des  Porzellans  ist  halbglasig,  wasserdicht  und  klebt  nicht  an  der  Zunge, 
während  diejenige  der  Fayence  keine  Verglasung  zeigt,  sondern  erdig  er- 
scheint, an  der  feuchten  Lippe  hängen  bleibt  und  Wasser  ansaugt.  Ferner 
las6t  sich  Fayence  feilen,  wobei  ein  dumpfes  Geräusch  entsteht,  während 
Porzellan  nur  schwer  von  der  Feile  angegriffen   und   beim  Feilen    desselben 


126 


Erster  Theil.  Die  HauptstofTe. 


ein  helles  Knirschen  erzeugt  wird.  Zieht  man  mit  einer  mit  Tinte  oder  einer 
anderen  gefärbten  Flüssigkeit  gefüllten  Schreibfeder  einen  Strich  auf  die 
Bruchfläche  des  Porzellans,  so  erscheint  die  Linie  scharf  markirt,  auch  wird 
die  Flüssigkeit  nicht  eingesaugt,  während  sie  an  der  Bruchfläche  der  Fayence 
sofort  einzieht  und  der  Strich  unrein  und  blass  gefärbt  aussieht.  Mittelst 
dieser  einfachen  Methode  lässt  sich  leicht  feststellen,  ob  die  Thonmasse  bei 
einer  bestimmten  Temperatur  geschmolzen  ist  oder  nicht. 

In  den  meisten  Fällen  genügt  es,  den  auf  seine  Feuerfestigkeit  zu 
prüfenden  Thon  mit  einem  Norm  alt  hon,  d.  h.  mit  einem  für  den  beab- 
sichtigten Zweck  als  brauchbar  erkannten  Thon  zu  vergleichen,  nachdem  man 
beide  bei  derselben  Temperatur  und  während  derselben  Zeit  geglüht  hat. 

Durch  die  pyrometrische  Untersuchung  soll  auch  häufig  festgestellt 
werden,  inwieweit  sich  die  Thonsubstanz  an  der  Schmelzbarkeit  betheiligt 
Diese  Ermittlung  bereitet  grosse  Schwierigkeiten,  besonders  bei  Ziegelthonen. 
Ausführliche  Angaben  hierüber  sowie  über  die  Normalthone  und  überhaupt 
über  die  pyrometrische  Untersuchung  findet  man  in  dem  wiederholt  ange- 
führten Werke  von  Dr.  C.  Bischof:  »Die  feuerfesten  Thonec,  ü.  Aufl., 
S.  118—142. 

Ein  einfaches  Verfahren,  um  einen  Thon  vor  dem  Brennen  zu  prüfen, 
ob  er  noch  mit  Quarzsand  vermengt  werden  kann,  ohne  seine  Strengflüssigkeit 
zu  verlieren,  mag  zum  Schluss  noch  erwähnt  werden.  Man  trocknet  die  mit 
Sand  vermischte  Thonmasse  und  streicht  sie  mit  dem  Zeigefinger;  wenn  sie 
dabei  abstäubt  oder  wenn  sie,  mit  dem  Finger  gerieben,  an  demselben  keine 
Spuren  hinterlässt,  so  ist  die  Grenze  des  Quarzzusatzes  erreicht.  Ein  derartig 
vermischter  Thon  würde  sich  bei  Gussstahlschmelzhitze  nur  mit  einer  flachen 
Flussrinde  vollständig  überziehen. 

Die  Untersuchung  der  gebrannten  Steine  (Ziegel)  wird  später  er- 
läutert werden.  (Siehe  §  94.) 


§  87.  Die  Gewinnung  der  Ziegelthone. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  127 

lange  sich  haltende  Wasseransammlungen  (weil  dieselben  durch  thonigen  Boden 
am  Eindringen  gehindert  werden). 

Die  Gewinnung  des  Thones  aus  den  Gruben  erfolgt  am  besten  im 
Sommer  oder  Herbst,  weil  dann  die  Thonmasse  gewöhnlich  eine  geringere 
Feuchtigkeit  und  eine  geringere  Schwere  besitzt  und  sich  demnach  die 
Förderungskosten  niedriger  stellen  als  im  Winter,  wo  die  Lösung  der  hart- 
gefrorenen Thonmassen  grössere  Schwierigkeiten  bereitet.  Trotzdem  geschieht 
der  Abbau  auch  vielfach  im  Winter  wegen  der  niedrigeren  Arbeitslöhne  und 
weil  die  Thonmasse  durch  die  Einwirkung  von  Frost,  Feuchtigkeit  und  Wind 
sehr  gut  vorbereitet  und  aufgeschlossen  wird.  Um  dann  die  Schwierigkeit 
des  Loshauens  möglichst  zu  verringern,  werden  die  Arbeitsstellen  mit  Stroh- 
matten u.  dgl.  bedeckt  imd  dadurch  die  Thonmassen  gegen  eine  zu  starke 
Frosteinwirkung  geschützt 

Bei  der  Anlage  eines  Tagebaues  werden  zunächst  die  Abraummassen, 
d.  h.  die  über  dem  Thonlager  liegenden  Humus-,  Sand-  und  Geröllmassen 
u.  s.  w.  abgeschaufelt  und  in  einer  solchen  Entfernung  von  der  Förderstelle 
gelagert,  dass  eine  Verunreinigung  des  Ziegelthons  durch  sie  ausgeschlossen 
ist  Soll  die  abgegrabene  Fläche  später  wieder  als  Ackerstück  benützt  werden, 
so  hat  man  die  Ackerkrume  in  der  Weise  zu  lagern,  dass  eine  Wieder- 
bedeckung der  Fläche  mit  ihr  leicht  und  billig  zu  bewirken  ist. 

Auch  die  oberste  Schicht  des  Thonlagers  wird  fortgeworfen  oder  zur 
Herstellung  minderwerthiger  Waaren  verwendet. 

Nach  ihrer  Beseitigung  wird  der  Thon  mittelst  der  Platt-  oder  Breit- 
hacke (siehe  Fig.  4),  der  Kreuz-  oder  Keilhaue  (siehe  Fig.  5)  oder  der 
Spitzhaue  (siehe  Fig.  6)  oder  der  Schippe  (bei  lockereren  Thonarten)  in  regel- 
mässige, rechteckige  oder  quadratische  Stücke  von  gleicher  Dicke  und  nahezu 
gleichem  Gewicht  lagenweise  abgestochen,  wobei  der  Abbau  nach  der  Vor- 
schrift der  deutschen  Ziegelei-Berufsgenossenschaft  in  Strossen 
oder  Terrassen  vorzunehmen  ist  Weiter  schreibt  diese  Berufsgenossenschaft 
vor,  dass  die  Höhe  der  Absätze  der  Beschaffenheit  des  Rohstoffes  und  der  Lager- 
statte entsprechend  eingerichtet  und  erhalten  werden  soll,  sich  jedoch  diese  Höhe 
zur  Breite  des  Absatzes  wie  1  :  3  verhalten  muss,  ferner,  dass  ein  Unterhöhlen, 
Unterschrämen  und  Fällen  der  Arbeitsstösse  zu  verbieten  und  nur  ausnahms- 
weise bei  festem  Thon  und  bei  Frost  unter  strenger  Aufsicht  oder  Anwendung 
grosster  Vorsicht  zu  gestatten  ist,  dass  jedoch  dann  der  Aushieb  oder  die 
l'nterhöhlung  nur  eine  Tiefe  bis  zu  ÖO  cm  und  der  Arbeitsstoss  eine  Höhe 
bis  zu  l'öm  erhalten  und  sich  während  des  Niedertreibens  oder  Fällens  der 
Wand  kein  Arbeiter  in  der  Nähe  derselben  aufhalten  darf.  Endlich  ver- 
bietet die  Berufsgenossenschaft  das  Unterschrämen  und  Fällen  der  Thonwände 
ohne  besondere  Aufsicht  und  das  Unterschrämen  loser,  lockerer  Massen. 

Bei  der  Gewinnung  werden  die  Thonmassen  von  allen  gröberen  Ver- 
onreinigungen,  Steinen,  Mergelknollen  u.  s.  w.  befreit  und  entweder  in  pris- 
matische Haufen  (sogenannte  Halden)  aufgeschichtet,  um  sie  überwintern  zu 
las.sen,  oder  der  directen  Vorbereitung  und  Verarbeitung  mit  Maschinen  über- 
leben. Der  Transport  geschieht  mittelst  Schub-  und  Hand  kippkarren  oder 
<lurchFörderwagen(Kippwaggons)  mit  Pferde-  oder  Dampf- (Locomotiv-) 
Betrieb  und  auf  eisernen  Schienen  (sogenannten  F'eldeisenbahnen).  Bei  sehr 
coupirtem  Terrain,  auf  dem  Schienen  nicht  verlegt  werden  können,  hat  man 
in  neuerer  Zeit  auch  den  Seilbetrieb  (Drahtseilbahnen)  eingeführt. 


u-i 


Erster  TheiL  Die  Hauptstoffe. 


Dil  l'hünschichten,  wie  bereits  im  §  85  hervorgehoben  wurde,  je  nach 
iluii  Pliistioität  mehr  oder  minder  wasserundurchlässig  sind,  sobald  sie  die 
V  W  asscrstcife«  erreicht  haben,  so  sammelt  sich  über  ihnen  Wasser  an,  das 
l»inn  Abbau  möglichst  rasch  und  vollkommen  abgeleitet  werden  muss,  um 
ilu-  (Icw Innung  des  Thons  nicht  zu  erschw^eren.  Kann  man  die  Wassermassen 
hu  ht  durch  Rinnen  oder  Röhren  nach  einer  Sammelgrube  leiten,  so  hat 
man  Wusscrhebemaschinen  zu  benützen.  Die  Verwendung  von  Kolben- 
)iun»i>cn  i^hölzernen  Kastenpumpen  oder  einfachen  Blechpumpen)  empfiehlt 
^ii\\  hierbei  weniger  wegen  der  vielfachen  Betriebsstörungen  und  der  starken 
Abnutzung  des  Kolbens  bei  Abführung  des  immer  sandigen  und  schlammigen 
Wavsi'rs.  Weit  besser  geeignet  sind  Wasserschnecken  (archimedische 
\Vii.sMrhi'!\raubcn\  die  bis  ca.  G  m  Förderhöhe  verwendbar  sind.  Man  unter- 
•.iluiiUl  otVene  und  geschlossene  Wasserschnecken;  erstere  besitzen  eine 
Si  Inui  kinlunge  von  nicht  über  12  m;  sie  werden  unter  einem  Winkel  von 
hin  tiMirns  iU)'^  zur  Wagrechten  aufgestellt  und  durch  Hand-,  Pferde-  oder 
htunplkratt,  abrr  auch  durch  Wasser-  oder  Windkraft  so  schnell  in  Um- 
du'luui);  versetzt,  dass  sie  in  der  Minute  70 — 80  Touren  machen.  Die 
S*  ininkt'uUingc  der  Mantel  Schnecken  beträgt  nicht  über  10  m,  ihr  Neigungs- 
sv nikrl  nicht  mehr  als  45^  und  ihre  Tourenzahl  ca.  50.  Die  Wasserschnecken 
(Uli Im  nur  bis  zur  Hälfte  oder  höchstens  bis  zu  zwei  Drittel  ihrer  Länge 
\\\\W\  Wasser  liegen,  um  einen  möglichst  grossen  Nutzeffect  zu  erlangen;  sie 
\>iidi'h  nut  ihrem  unteren  (unter  Wasser  liegenden)  Ende  an  einem  Haspel 
.uili'ihauKl,  mit  welchem  die  Lage  der  Schnecke  nach  dem  veränderlichen 
\\.ri<in>ilandr  geregelt  werden  kann.  Empfehlenswerth  sind  auch  ihres  ziemlich 
hiihih  Nul/.e!leetes  wegen  Centrifugal-  oder  Kreiselpumpen,  die  bei 
hndri hohen  l»is  zu  \)m  benützt  werden  können  und  am  besten  durch  Dampfkraft 
l«MHrl»iMi  werden,  ferner  Pulsometer  (sogenannte  kolbenlose  Zweikammer- 
I  »»un|»l|»un»pen)  für  Druekhöhen  von  5 — 25  w,  sodann  die  Heladay'sche  Wind- 
» .ul|»uh»pe  und  endlich  die  Membranpumpe  von  Hausmann  in  Magdeburg. 

/m  (Jewinnung  des  Thones  aus  Lagern,  die  ganz  unter  Wasser  (Flüssen, 
1    lictfcu,    werden    Trockcnbai^eer    verwendet,    welche   jedoch 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  129 

Tnem  von  verschiedener  Länge,  Breite  und  Höhe  angelegt  und  ebenfalls  ver- 
zimmert werden. 

§  88.  Die  Vorbereitung  der  Thonmasse. 

Allgemeines.  Auf  die  Wichtigkeit  der  Homogenisirung  der  Thon- 
masse, d.  h.  auf  die  gleichartige  Vertheilung  und  Mischung  aller  ihrer  Bc- 
standtheile  nach  Menge  und  Beschaffenheit  wurde  bereits  im  §  84  hin- 
gewiesen. Von  ihr  hängt  wesentlich  die  Güte  der  fertigen  Waare  ab,  und  sie 
vermehrt  oder  vermindert  sich  in  dem  gleichen  Verhältniss,  in  welchem  die 
Homogenität  zu-  oder  abnimmt. 

Da  die  natürUche  Thonmasse  nur  sehr  selten  eine  solche  Zusammen- 
seuung  und  Mischung  besitzt,  dass  sie  unmittelbar  verarbeitet  werden  kann  und 
gebrannt  Steine  u.  s.  w.  von  gutem  Aussehen  liefert,  so  ist  fast  immer  eine 
sorgfältige  Vorbereitung  nothwendig,  durch  welche  alle  gröberen  und  feineren 
Verunreinigungen  (wie  z.  B.  Thonklumpen,  Kalk-  und  Mergelknollen,  Stein- 
brocken, Geröllstücke,  Wurzeln  u.  s.  w.)  zu  beseitigen  oder,  falls  dies  nicht 
angängig  ist,  möglichst  fein  zu  zerkleinem  und  gleichmässig  zu  vertheilen, 
Structur  imd  Schichtungen  (Absonderungen,  Streifungen,  verschiedenartige 
Färbungen  u.  s.  w.)  zu  zerstören  und  die  Hauptbestandtheile  (Thon,  Schluff 
und  Sand)  innig  zu  mischen  und  nöthigenfalls  mit  entsprechenden  Zusätzen 
zu  versehen  sind,  oder  durch  welche  ein  Ueberschuss  des  einen  oder  anderen 
Bestandtheiles  zu  entfernen,  sowie  auch  die  Thonmasse  aufzulockern  und  zur 
Wasseraufnahme  geeignet  zu  machen  ist. 

Diese  Homogenisirung  und  Mischung  kann  auf  nassem  oder  auf 
trockenem  W^e  erfolgen. 

I.  Homogenisirung  auf  nassem  Wege.  Um  Ziegelthon  streichgerecht 
und  formbar  zu  machen,  wurde  derselbe  bis  vor  wenigen  Jahren  in  Deutsch- 
land fast  ganz  allgemein,  aber  auch  in  anderen  Ländern  sehr  häufig  nur  aus- 
gewintert, eingesumpft  und  dann  mittelst  Menschen-  oder  thierischer  Kraft 
durchgearbeitet  (getreten),  bevor  er  auf  den  Streichtisch  gebracht  wurde.  Da 
dieses  Verfahren  auch  noch  heutzutage  vielfach,  besonders  im  Kleinbetriebe, 
angewendet  wird,  soll  es  hier  in  Kürze  beschrieben  werden. 

a)  Auswintern.  Man  gräbt  den  Thon  im  Herbst  aus  und  schichtet 
ihn  etwa  60 — ^0  cm  hoch  in  sogenannte  Halden  auf,  die  nach  Zwick  am 
besten  in  der  Richtung  der  kältesten  Winde,  also  von  Nordost  nach  Süd- 
ost, und  dammartig  (nach  oben  spitz  zulaufend)  angelegt  werden.  Diese 
Halden  macht  man  gewöhnlich  2 — 3*5  m  breit  und  trennt  sie  durch  schmale 
Gänge  von  einander;  ihre  Länge  kann  beliebig  gewählt  werden.  Hier  bleibt 
die  Thonmasse  nun  zumeist  während  des  ganzen  Winters  liegen,  so  dass 
Frost,  Nässe  und  Wind  auf  sie  gehörig  einwirken  können,  wodurch  ihre 
Theilchen  aufgelockert  und  gleichmässig  durchfeuchtet  und  lösliche  Ver- 
bindungen ausgewaschen  (ausgelaugt)  oder  in  feste  umgewandelt  werden. 
Damit  der  Frost  die  Thonmasse  leicht  und  vollständig  durchdringen  kann, 
schichtet  man  die  letztere  nicht  nur  massig  hoch  auf,  sondern  sticht  sie  auch 
während  des  Winters  wiederholt  um,  wodurch  neue  Berührungs-  oder  An- 
griffsflächen geschaffien  werden,  auch  tränkt  man  sie  gehörig  mit  Wasser, 
damit  die  Masse  beim  Gefrieren  desselben  möglichst  kräftig  zersprengt  und 
beim  Eintritt  des  Thaitwetters  gleichmässig  aufgelockert  werde.  Die  Wirkung 

KrBg*r,  Baadback  dw  BwMtofflelira.  9 


130 


Erster  Thcil,  Die  Hauptotoffe. 


des  Auswintems  ist  je  nach  der  natürlichen  Beschaffenheit  der  Thonmasse, 
ob  dieselbe  fett  oder  mager,  fest  oder  bröckelig  ist,  naturgemäss  eine  ganz 
verschiedene.  Der  Erfolg  ist  ein  umso  grösserer,  je  mehr  Wasser  der  Thon 
enthält  und  je  öfter  ein  Durchfrieren  und  Wiederaufthauen  desselben  eintritt. 
Daher  ist  er  in  regenreichen  und  strengen  Wintern  grösser  als  in  r^enarmen 
und  milden. 

Beim  Auswittern  wird  Schwefelkies  in  schwefelsaures  Eisenoxydul  ver- 
wandelt, welches  mit  etwa  im  Thon  vorhandenem  kohlensauren  Kalk  kohlen- 
saures Eisenoxydul  und  Gyps  (schwefelsauren  Kalk)  bildet;  durch  diese 
Umwandelungen  wird  die  Thonmasse  weiter  aufgelockert.  Ein  Theil  dieser 
schwefelsauren  Verbindungen  wird  durch  Regenwasser  ausgelaugt,  ein  anderer 
beim  späteren  Brennen  der  Thonmasse  zersetzt.  Die  im  Thon  stets  vor- 
kommenden organischen  Bestandtheile  verwesen  durch  Feuchtigkeit  und  Wärme 
und  reduciren  die  Eisenoxydverbindungen,  so  dass  gleichfalls  lösliche  Eisen- 
oxydulsalze entstehen. 

b)  Aussommern  und  Dörren.  Sehr  bröckeligen,  fetten,  ungleichartig 
gemengten  Thon,  der  durch  das  Auswintern  meistens  nicht  genügend  vor- 
bereitet werden  kann,  lässt  man  noch  aussommem,  d.  h.  durch  die  Ein- 
wirkung von  Sonne  und  warmer  Luft  knochenhart  werden.  Er  wird  dann  am 
besten  auf  Hürden  oder  Lattenböden  15 — 2Q  cm  hoch  aufgeschichtet,  damit 
ihn  die  warme  Luft  allseitig  bestreichen  kann.  Eine  so  ausgetrocknete  Masse 
saugt  sehr  begierig  Wasser  auf,  verliert  durch  diese  starke  Wasseraufnahme 
seine  ursprüngliche  Form  vollständig,  zerfällt  und  wird  durchaus  homogen. 
Da  diese  starke  Austrocknung  im  nassen  Sommer  nicht  zu  erreichen  ist,  so 
empfiehlt  sich  eine  künstliche  Austrocknung  solcher  Thonmassen  in  Darr- 
kammern. Der  an  der  Sonne  oder  künstlich  getrocknete  Thon  darf  jedoch 
nicht  an  feuchter  Luft  gelagert  werden,  weil  er  dann  Nässe  aufsaugt  imd 
schwerer  einzusumpfen  ist;  er  ist  vielmehr  gleich  mit  so  viel  Wasser  zu  be- 
giessen,  als  er  aufzunehmen  vermag.  Das  Aussommem  wird  von  Thürr- 
schmiedt  auf  das  Wärmste  empfohlen. 

c)  Sumpfen.  Im  folgenden  Frühjahr  wird  der  gut  ausgewinterte  Thon 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  131 

Thon  mit  Sand,  Farbenlehm  u.  s.  w.  zu  vermengen,  so  bringt  man  diese 
Magerungsmittel,  sofern  sie  nicht  schon  beim  Auswintern  der  Thonmasse  zu- 
geführt wurden,  mit  in  den  Sumpf,  und  zwar  mit  dem  Thon  in  abwechselnden 
dünnen  Schichten  ein.  In  diesem  Falle  ist  der  Thon  später  beim  Entleeren 
des  Sumpfes  senkrecht  abzustechen,  um  hierbei  schon  eine  Vermischung  der 
Massen  herbeizuführen. 

Die  Sumpfgruben  erhalten  gewöhnlich  eine  Länge  von  3 — 4»i,  eine 
Breite  von  1*2 — 2fn  und  eine  Tiefe  von  1*0 — Ibm;  ihre  Zahl  richtet  sich 
nach  der  erforderlichen  Zeit  des  Sumpfens  und  der  Grösse  des  Betriebes 
(dem  Inhalte  der  täglich  zu  formenden  Masse).  Gewöhnlich  legt  man  deren 
drei  an,  so  dass  dann  die  erste  leer  gearbeitet  werden  kann,  während  die 
zweite  gefüllt  bleibt  und  die  dritte  mit  Thonmasse  gefüllt  wird.  Die  Gruben 
sind  wasserdicht,  am  besten  aus  Mauerwerk  in  Cementmörtel,  herzustellen 
und  li^en  zweckmässig  unter  einem  Dach.  In  ihnen  soll  der  Thon  min- 
destens 24  Stunden  lang  liegen  bleiben,  bevor  er  abgestochen  wird.  Der 
Thon  ist  gar,  wenn  herausgenommene  Stückchen  bis  zur  Mitte  gleichmässig 
durchnässt  erscheinen  imd  sich  mit  den  Fingern  leicht  formen  lassen.  Bringt 
man  zu  grosse  Stücke  in  zu  viel  Wasser,  so  behalten  sie  einen  harten  Kern 
und  werden  von  ganz  weichem  Schlicker  umgeben;  man  nennt  dann  den 
Thon  lersäuftc. 

Der  gare  Thon  wird,  falls  er  nicht  mit  Sand  u.  s.  w.  in  der  Grube 
vermischt  wurde,  am  besten  in  der  Weise  aus  dem  Sumpf  herausgeschafft, 
dass  man  sich  zunächst  einen  Stand  bis  auf  die  Sohle  hinunterarbeitet  und 
dann  die  unteren  Partien  zuerst  fortnimmt;  dann  stürzen  die  oberen  nach, 
wobei  sie  sich  nochmals  vermischen.  Beim  Entleeren  des  Sumpfes  sind  ungare 
Thontheile  auszusondern  und  in  die  Grube  zu  schaffen,  welche  gerade 
beschickt  wird. 

Die  gesumpfte  Thonmasse  wird  in  den  Thonschneider,  manchmal  auch 
unmittelbar  auf  den  Streichtisch  gebracht,  zuweilen  auch  noch  durch  Treten 
oder  Befahren  weiter  homogenisirt. 

In  neuerer  Zeit  hat  man  auch  mit  Erfolg  zum  Einsumpfen  die  archi- 
medische Schnecke  sowie  Wasserdampf  benützt;  Näheres  hierüber  findet 
man  in  der  iTöpfer-  und  Ziegler-Zeitung«,  1886,  Nr.  38  und  im  »Leit- 
roeritzer  Centralanzeigerc,  1887,  Nr.  3. 

d)  Treten  und  Befahren.  Der  am  besten  unter  einem  Dach  anzu- 
l^ende  Tretplatz  (Trettenne)  wird  mit  einer  niedrigen  Mauer  umgeben  oder 
mit  einer  Holzwand  eingefasst  sowie  gedielt;  seine  Grundfläche  ist  meistens 
mid  bei  Anwendung  von  Fahrrädern  immer  kreisförmig.  Auf  ihr  lässt  man 
den  Thon  entweder  von  Arbeitern  mit  blossen  Füssen  oder  auch,  wiewohl 
heutzutage  nur  noch  sehr  selten,  von  Thieren  (namentlich  Ochsen)  treten 
oder  durch  Fahr-  oder  Karrmaschinen  und  Radbahnen  durchkneten. 

Die  Fahr-  oder  Karrmaschinen  bestehen  gewöhnlich  aus  einem,  mit 
Steinen  belasteten  Karren,  welcher  mit  2  breiten,  gleich  oder  ungleich  hohen 
Rädern  oder  mit  Mühlsteinen  ausgestattet  und  an  einem,  mit  einer  gekämmten 
cisemcn  Schiene  versehenen  und  sich  um  eine,  in  der  Mitte  der  kreisrunden 
Fahrbahn  aufgestellte^  feste  Welle  drehenden  Langbaum  befestigt  ist.  Die  Bc- 
wcgong  des  Karrens  geschieht  in  der  Regel  mit  Hilfe  eines  Pferdegöpels. 
Die  auf  dem  langhanm  befestigte  Schiene  dient  dazu,  um  den  Wagen  nach 
ZurücklegUDg  einer  Tour  mittelst   einer   Winde   oder   eines   Zahnrades   um 


132 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoife. 


einen  Kamm  verschieben  und  somit  den  Radius  verändern  zu  können.  Die 
Räder  arbeiten  die  Thonmasse  kräftig  durch  und  zerquetschen  die  gröberen 
Beimengungen  (Steine,  Mergelknollen,  Wurzeln  u.  s.  w.),  so  dass  also  durch 
sie  die  Arbeit  des  Thonschneiders  unter  Umständen  ersetzt  werden  kann. 

Empfehlenswerth  ist  die  Verwendung  des  Apparates  von  Olchewsky, 
bei  welchem  die  Veränderung  des  Radius  für  das  rotirende  Rad  selbst- 
thätig  und  ununterbrochen  erfolgt;  dieser  Apparat  wird  von  der  Maschinen- 
fabrik von  Knövenagel  in  Hannover  gebaut.  Von  ähnlicher  Construction 
ist  der  Apparat  von  C lausen  in  Broager  (Schleswig). 

Da  magerer  Thon  eine  geringere  Bildsamkeit  besitzt  als  fetter,  so  braucht 
er  auf  der  Trettenne  meistens  nicht  so  lange  und  auch  nicht  so  kräftig 
durchgearbeitet  zu  werden  als  dieser.  Beim  Treten,  beziehungsweise  Befahren, 
muss  der  Thon,  sobald  er  zu  steif  wird,  allmälig  und  gleichmässig  mit 
Wasser  besprengt  werden;    man    benutzt    hierzu  eine  Giesskanne  mit  Brause. 

Handelt  es  sich  nicht  um  die  Herstellung  von  Ziegeln,  sondern  um  die 
von  feineren  Thonwaaren,  so  reicht  die  Homogenisirung  mittelst  Tretens 
und  Befahrens  nicht  aus;  aber  auch  bei  Ziegelthonen  bildet  das  Kneten  mit 
Händen  und  Füssen  immer  ein  sehr  kostspieliges  Vorbereitungsverfahren.  Bei 
Dachziegeln  wird  die  Thonmasse  zur  Erhöhung  ihrer  Geschmeidigkeit  mit- 
unter durch  ein  starkes  Sieb  getreten,  wobei  dann  die  gröberen  Verunreini- 
gungen auf  dem  Sieb  liegen  bleiben. 

Nach  dem  ersten  Treten  oder  Befahren  darf  man  den  Thon  nicht  so- 
gleich formen,  sondern  muss  ihn,  zu  einem  Haufen  geschichtet,  noch  mindestens 
24  Stunden  lang  unter  möglichstem  Luftabschluss  (z.  B.  in  einer  aus  Luft- 
ziegeln oder  Lehm  errichteten,  gepflasterten  und  mit  Lehmdecke  versehenen 
Trockenkammer  in  einer  Scheune,  Trockenschuppen  u.  dergL)  quellen  oder 
faulen  (mauken)  lassen.  Hierdurch  erspart  man  sich  sehr  viel  Arbeit  beim 
späteren  Formen  der  Masse,  weil  durch  das  Faulen  der  Thon  plastischer, 
gleichmässiger,  dichter  und  luftfreier,  auch  feuerfester  wird,  und  zwar  umso 
mehr,  je  länger  man  ihn  trocken  lagern  lässt. 

Nach  dem  Faulen  wird  der  Thon,  wenn  erforderlich,    nochmals  durch- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  133 

Man  erhält  demnach  bei  Anwendung  dieses  Verfahrens  einen  sehr  gleich- 
artig gebildeten  und  durchaus  gleichwerthigen,  sowie  gut  gereinigten  Rohstoff. 

Da  das  Schlämmen  nicht  nur  recht  umständlich,  sondern  auch  recht 
kostspielig  ist  und  ausserdem  die  Anlage  der  Schlämmbassins  einen  ziemlich 
grossen  Platz  und  der  geschlämmte  Thon  einen  Thonschneider  erfordert,  so 
findet  dasselbe  gewöhnlich  nur  dann  Anwendung,  wenn  es  sich  um  die  Her- 
stellung besserer  Thonwaaren  handelt  und  ein  Thon  homogenisirt  werden 
muss,  der  nicht  genügend  fett  ist  und  namentlich  Kalk-  oder  Mergelknollcn 
enthält. 

In  welcher  Weise  die  Thonmasse  beim  Schlämmen  in  seine  einzelnen 
Bestandtheile  zerlegt  wird,  ist  bereits  im  §  86  erläutert  worden.  Es  erübrigt 
noch,  hier  den  Schlämmvorgang  selbst  näher  zu  besprechen.  Zunächst  muss 
noch  hervorgehoben  werden,  dass  sich  die  ausgewinterte  Thonmasse  leichter 
im  Wasser  auflösen  lässt  als  die  unmittelbar  aus  der  Grube  kommende  rohe, 
und  dass  erstere  in  trockenem  Zustande  wieder  leichter  zu  schlämmen  ist  als 
in  feuchtem,  femer,  dass  man  die  Thonmasse  mit  warmem  oder  heissem 
Wasser  besser  erweichen  kann  als  mit  kaltem. 

Sollen  nur  die  gröberen  Verunreinigungen  aus  dem  Thon  entfernt 
werden,  so  genügt  es,  denselben  zu  zerkleinem  und  in  einem  Behälter  mittelst 
Wasser  aufzulösen,  wobei  die  schwereren  Bestandtheile  zu  Boden  fallen.  Der 
flüssige  Schlamm  wird  in  einen  zweiten  Behälter  geleitet,  in  welchem  sich 
dann  die  Thonmasse  ablagert.  Letztere  wird  an  der  Luft  oder  künstlich  ge- 
trocknet oder  auch  dadurch,  dass  man  ihr  feinst  gemahlenen,  möglichst 
trockenen  Thon  oder  Ziegelmehl  u.  s.  w.  zusetzt.  Die  Trocknung  darf  nur  bis 
zu  dem  Grade  erfolgen,  dass  die  Thonmasse  noch  die  für  ihre  Weiter- 
verarbeitung nothwendige  Steifigkeit  behält. 

Ist  eine  grössere  Reinigung  und  Homogenisirung  erforderlich,  so  bedient 
man  sich  der  Schlämmmaschinen.  Dieselben  bestehen  aus  den  Rühr- 
werken, welche  den  erweichten  Thon  zerkleinem  und  soweit  mit  Wasser 
vermischen  sollen,  dass  Thonmilch  (sogenannte  Schlampe)  entsteht,  und  aus 
den  tiefer  gelegenen  Schlämmbassins,  in  denen  sich  die  Thonmasse  durch 
Ablagerung  wieder  vom  Wasser  trennen  soll.  Ausserdem  besitzen  die  Schlämm- 
apparate noch  Vorrichtungen  (Gitter,  Siebe,  Separatoren)  zur  Absonderung 
aller  derjenigen  gröberen  Beimengungen  des  Thonschlammcs,  welche  in  den 
Rührbassins  nicht  zur  Ablagemng  gekommen  sind.  Ferner  erfordert  die  An- 
lage von  Schlämmvorrichtungen  noch  Pumpen  und  Wasserleitungen  zur  Her- 
beischaffung des  Schlämmwassers,  Rinnen  zur  Fortleitung  des  Thonschlammcs 
nach  den  Schlämmgruben,  sowie  Pferdegöpel,  Dampfmaschinen  oder  Wasser- 
räder zum  Betriebe  der  Rührwerke. 

Schlämmapparate  für  den  Handbetrieb  (Menschenkraft)  sind  nur 
für  ganz  kleine  Betriebe  ausreichend;  sie  bestehen  zumeist  aus  Fässern  oder 
Tonnen,  in  denen  der  Thon  durch  Arbeiter  einfach  durchgeknetet  wird. 

Die  Schlämmgruben  werden  am  besten  auf  einem  wasserdurch- 
lässigen, sandigen  Untergrund  angelegt,  damit  das  Schlämmwasser  möglichst 
schnell  versickern  kann,  indessen  werden  sie  auch  häufig  mit  gepflasterter  oder 
mit  Bohlen  gedichteter  Sohle  hergestellt,  die  dann  mit  Sand  bestreut  wird, 
um  die  Thonmasse  besser  abheben  zu  können.  Um  ein  möglichst  schnelles 
Trocknen  der  Thonmasse  zu  erzielen,  wird  eine  Drain  irung  der  Sohle 
empfohlen.    Die  Wände  bestehen  wegen  des  besseren  Wasserabzuges  am  besten 


134 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


aus  Erdwällen,  werden  aber  auch  dicht  aus  Steinmauern  oder  Bohlwerken 
gefertigt,  wobei  man  dann  wenigstens  an  einer  Wand  in  verschiedenen  Höhen 
über  der  Sohle  Löcher  anbringt  und  dieselben  so  lange  mittelst  Stöpsel  oder 
Schieber  verschlossen  hält,  bis  sich  das  Schlämmwasser  abgeklärt  hat. 

Bei  den  Rührwerken  unterscheidet  man:  beständige  und  mit  Unter- 
brechung arbeitende  und  bei  letzteren  rotirende  oder  schaukelnde. 
Die  rotirenden  theil t  man  weiter  ein  in  stehende  und  liegende  (Schlag- 
werke). Erstere  eignen  sich  besonders  für  mageren  Thon,  letztere  mehr  für 
fetteren.  Die  Leistung  der  Schlagwerke  ist  eine  grössere  als  die  der  stehenden 
Rührwerke. 

Da  sich  die  schwereren  Stoffe  im  Rührbassin  ablagern,  so  müssen 
letztere  von  Zeit  zu  Zeit  ausgebaggert  werden;  hierbei  geht  neben  Zeit  auch 
viel  brauchbarer  Stoff  verloren.  Es  ist  dies  ein  Uebelstand,  der  nahezu  allen 
Schlämmapparaten  anhaftet;  die  weiter  unten  besprochene  L.  Schmelzer'sche 
Maschine  soll  jedoch  diesen  Nachtheü  nicht  besitzen. 

Die  Construction  der  stehenden  Rührwerke  ist  gewöhnlich  folgende: 
Auf  einer  kreisrunden  ummauerten  Fläche  ist  eine  stehende  Welle  angebracht 
und  mit  zwei  oder  mehreren  wagrechten,  sich  unter  gleichen  Winkeln 
kreuzenden  Balken  ausgestattet,  an  denen  Ketten  hängen,  welche  die  zur 
Zerkleinerung  und  Mischung  der  angenässten  Thonmasse  dienenden  Apparate 
tragen,  oder  an  denen  auch  nur  durchgehende,  stark  construirte  Zähne  sitzen. 
Die  Rührapparate  bestehen  je  nach  der  Art  des  Rohstoffes  und  nach  seinem 
Verhalten  im  Wasser  aus  gewöhnlichen  Eggen,  hohlen  Walzen,  nahe  an- 
einander liegenden  Eisenstäben  u.  s.  w.  Verwendet  man  eggenartige  Rühr- 
werkzeuge, so  hat  man  an  gewissen  Stellen  feststehende  Zinken  anzuordnen, 
die  ein,  die  Schlämmwirkung  abschwächendes  Herumkreisen  der  Thonmasse 
verhindern  sollen.  Werden  Eisenstäbe  benützt,  so  ist  deren  Achse  in  einem 
Rahmen  zu  befestigen,  der  mittelst  zweier  Gliederketten  hinter  einem  Arm 
oder  Backen  herabhängt.  An  den  Enden  der  Rührarme  werden  bei  Göpel- 
betrieb die  Zugthiere  angespannt  oder  Räder  angebracht,  welche  auf  der 
Umfassungsmauer  des  Bassins  laufen. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  135 

göpel  oder  einer  Dampfmaschine  betrieben  wird.  Bei  c  befindet  sich  eine 
eiserne,  durchlochte  Scheidewand  zur  Einführung  des  Wassers;  zum  Abfluss 
des  Thonschlammes  dienen  die  Röhren/. 

Von  den  vielen  praktischen  Constructionen,  die  in  den  Handel  kommen, 
möge  hier  noch  eine  näher  besprochen  werden,  welche  eine  grössere  Ver- 
breitung gefunden  hat,  nämlich  die  Schlämmmaschine  von  Louis 
Schmelzer  in  Magdeburg.  (Fig.  58.) 

Ein  aus  starken  Bohlen  gezimmerter  Kasten  ist  in  2  Kammern  getheilt, 
nämlich  in  eine  Aufschlusskammer  und  in  eine  Schlämmkammer  mit  Stein- 
fänger. Durch  den  Kasten  geht  eine  wagrechte,  auf  einem  Bock  gelagerte 
Welle,  an  deren  einem  Ende  sich  Antrieb,  Vorgelege  und  Riemenscheibe 
befinden,  während  das  andere  ein  geschlossenes  Cylindersieb  trägt.  Die 
Thonmasse  wird  in  kleinen  Portionen  in  die  Aufschlusskammer  geschaufelt, 
wo  sie  unter  Zufluss  von  Wasser  gut  eingesumpft  und  mittelst  Thonschneide- 
messer  innig  gemengt  wird.  Durch  eine  Oeffnung  wird  die  dickflüssige 
Masse  in  die  Schlämmkammer  gedrückt  und  in  dieser  unter  abermaligem 
Zufluss  von  Wasser  und  weiterer  Bearbeitung  mittelst  Rührmesser  in  Thon- 
milch  (Schlampe)  verwandelt,  wobei  die  im  Wasser  löslichen  Theile  voll- 
ständig aufgelöst  werden,  die  unlöslichen  und  groben  aber  ausgeschieden 
und  Steine,  Sand  u.  s.  w.  in  dem  Stein  fanger  aufgefangen  werden,  aus  welchem 
sie  durch  eine  verschliessbare  Oeffnung  entfernt  werden.  Der  nach  Bedarf 
verdünnte  Thonschlamm  fliesst  aus  der  Schlämmkammer  über  einen  Steg  in 
das  Cylindersieb,  durch  welches  die  feineren  Thontheilchen  hindurch  gehen, 
während  die  gröberen  aus  dem  Siebe  herausgeworfen,  in  Karren  gesammelt 
und  über  die  Halde  gebracht  werden.  Die  das  Sieb  passirt  habenden 
Schlammtheilchen  fliessen  nach  den  Schlämmgruben. 

Als  Vortheile  dieses  Schlämmapparates  werden  aufgeführt:  günstige 
Vorbereitung  der  Thonmasse  für  schnelle  Auflösung  im  Wasser  durch  massige 
Aufweichung  und  Verarbeitung  —  beliebige  Verdünnung  des  fertigen 
Schlammes  und  dadurch  Vermeidung  einer  Verstopfung  und  demgemäss  eines 
ünwirksamwerdens  des  Siebes,  so  dass  immer  eine  vollständige  Trennung 
der  gelösten,  feinen  Bestandtheile  von  den  ungelösten,  groben  erreicht  wird, 
—  selbstthätige  Ausscheidung  der  groben  unlöslichen  Theile  (Steine,  Kalk- 
knollen, Wurzel  u.  s.  w.)  und  ununterbrochener  Betrieb.  Letzterer  erfordert 
die  Bedienung  von  nur  einem  Arbeiter,  welcher  den  Thon  in  die  Aufschluss- 
kammer einzuschaufeln,  deren  Wasserzufluss  zu  regeln  und  überhaupt  den 
Betrieb  zu  überwachen  hat. 

Viel  verwendet  wird  auch,  besonders  im  Grossbetriebe,  die  Schlämm- 
maschine  von  F.  L.  Smidth  in  Kopenhagen,  bei  welcher  die  Rührapparate 
in  der  Weise  befestigt  sind,  dass  sie  sich  über  die  steife  Mas^c  heben 
können,  wodurch  an  Betriebskraft  gespart  wird,  femer  die  von  der  Maschinen- 
fabrik von  Möller  und  Hollberg  in  Grabow  bei  Stettin  gebaute  Kägler'sche 
Maschine,  welche  eine  bewegliche  Schlämmtrommel  besitzt,  die  sich  in  ent- 
g<^engesetzter  Richtung  wie  ihre  armirte  Welle  dreht,  sodann  die  Schlämm- 
maschine  von  Jul.  Lüdicke  in  Werder  a.  H.  die  einem  Kollergang  ähnelt, 
endlich  die  Maschine  von  Schiffer  und  Kircher  in  Grünstadt  (Rheinpfalz) 
von  Gebr.  Sachsenberg  in  Rosslau  u.  A. 

Sind  einem,  durch  Schlämmen  von  Kalk-  und  Mergellknollen  befreiten, 
fetten  Thon  noch    vor  seiner  weiteren  Verarbeitung    Magerungsmittel  (Sand, 


136 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Chamotte  u.  s.  w.)  beizumengen,  so  geschieht  dies  am  besten  in  der  Schlämm- 
grube und  zwar  dann,  wenn  sich  auf  dem  Thon  kein  Wasser  mehr  absetzt. 
Es  werden  die  Magerungsmittel  fein  gesiebt  und  in  genau  berechneter  und 
abgemessener  Menge  auf  dem  Thon  gleichmässig  ausgebreitet,  dann  wird 
die  ganze  Masse  mittelst  Krücken  bis  zur  vollständigen  Mischung  durch- 
gearbeitet. 

Noch  zu  erwähnen  ist  die  Luft  schlämmung  mittelst  sogenannter 
Windseparatoren.  Hierbei  wird  die  getrocknete  pulverförmige  oder  feinst 
gemahlene  Thonmasse  durch  bewegte  Luft  dem  specifischen  Gewichte  nach 
oder  auch  nach  der  Komgrösse  getrennt.  Näheres  hierüber  findet  man  in 
der  »Thonindustriezeitung«  1883,  Nr.  25  und  in  der  »Töpfer-  und  Ziegler- 
Zeitungc    1890,  Nr.  2. 

f)  Thonschneider.  Der  sorgfaltig  vorbereitete  (ausgewinterte  und 
gesumpfte  oder  geschlämmte)  Thon  wird  schliesslich  in  den  Thonschneider 
gebracht,  um  in  demselben  seine  Homogenisirung  zu  vollenden.  Häufig 
benutzt  man  auch  den  Thonschneider  zum  Zerschneiden,  Durchkneten  und 
Mischen  von  nur  ausgewintertem  oder  unmittelbar  der  Grube  entnommenem 
Thon,  was  sich  jedoch  nur  bei  von  Natur  gutem  imd  reinem  Rohstoff" 
empfiehlt.  Denn  dieser  Apparat  bewirkt  nur  eine  mechanische  Bearbeitung 
der  Thonmasse,  eine  letzte  Reinigung  derselben  von  Steinen,  Wurzeln,  Ver- 
ballungen  u.  s.  w.,  also  eine  Streichrechtmachung,  dagegen  kann  man  durch 
ihn  eine  Veränderung  der  Thonbestandtheile  nicht  erzielen.  Die  Homogeni- 
sirung geschieht  am  besten  und  billigsten  durch  einen  Thonschneider  bei 
einer  reinen,  nicht  knotigen  und  ziemlich  steifen  Thonmasse.  Ist  dieselbe 
steinig,  knotig,  sehr  schwer,  frisch  gegraben,  so  ist  die  Verwendung  von 
Walzwerken  entschieden  vorzuziehen. 

Schon  im  vorigen  Jahrhundert  wurde  der  Thonschneider  in  Holland 
in  der  Zicgelfabrikation  benutzt,  und  er  gilt  noch  heute  als  einer  der 
wichtigsten  Vorbereitungsapparate,  durch  welchen  das  früher  so  beliebte 
Treten  und  Befahren  der  Thonmasse  fast  ganz  verdrängt  worden  ist.  Im 
Laufe  der  Zeit  hat  seine  Construction    ganz   wesentliche  Verbesserungen    er- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  137 

leicht  vornehmen  zu  können,    und  besitzt  die  AustrittsöflFhung  für  den  Thon 
am  einen  Ende. 

Die  Welle  wird  nur  mit  einer  massigen  Geschwindigkeit  gedreht  und 
diese  Umdrehungsgeschwindigkeit  darf  eine  bestimmte,  von  der  Beschaffen- 
heit des  Thones  abhängige  Grenze  nicht  überschreiten.  Die  Welle  wird  zu- 
meist aus  massivem  Eisen  gefertigt  und  zweckmässig  nur  an  den  Enden 
rund,  im  Uebrigen  aber,  soweit  an  ihr  Messer  u.  s.  w.  sitzen,  viereckig  gestaltet; 
ihre  Dicke  beträgt  gewöhnlich  10 — Ib  cm.  Die  Messer  bestehen  am  besten 
aus  Gusseisen  wegen  der  geringeren  Rostbildung.  Handelt  es  sich  um  die 
Verarbeitung  von  quarzhaltigen  Stoffen,  so  sind  nach  Bischof  (a.  a.  O.  S.  226) 
eiserne  Thonschneider  zu  verwerfen,  weil  sich  dieselben  sehr  stark  abnützen 
und  dadurch  in  die  Masse  Eisenflecke  bringen. 

Als  Schneidewerkzeuge  verwendet  man  glatte  Messer  mit  oder  ohne 
Querzinken,  Flügelwellen,  schraubensegmentförmige  Messer,  eine  volle  archi- 
medische Schnecke  u.  s.  w.  Glatte  Messer  erfordern  die  geringste  Betriebs- 
kraft und  homogenisiren  recht  gut,  weil  die  Thonmasse  längere  Zeit  im 
Thonschneider  verbleibt  und  daher  weit  öfter  von  den  Messern  durchschnitten 
wird;  schraubensegmentförmige  Messer  zerschneiden,  drücken  und 
mischen  die  Thonmasse  und  schieben  sie  langsam  und  gleichmässig  weiter; 
sie  erfordern  eine  grössere  Betriebskraft,  verarbeiten  aber  in  einer  bestimmten 
Zeit  eine  grössere  Menge  Thon;  die  archimedische  Schnecke  zerschneidet 
den  Thon  in  einzelne,  durch  die  Gänge  der  Schnecke  bestimmte  Streifen, 
die  beim  Rundgang  zerrieben,  gemischt  und  gleichzeitig  auch  fortgeschoben 
werden.  (Siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  258  und  Bis^chof,  a.  a.  O.,  S.  222.) 

Stehende  Thonschneider  gewähren  vor  den  liegenden  den  Vorzug, 
dass  man  sie  leichter  montiren  und  mit  einer  schwächeren  Welle  aus- 
statten kann,  und  dass  ihre  Leistungsfähigkeit  bei  schneller  Durch- 
arbeitung weicher  Thonmassen  eine  grössere  ist;  dagegen  besitzen  sie  den 
Nachtheil,  dass  ihre  obere  Füllöffnung,  wenn  die  armirte  Welle  am  oberen 
Ende  betrieben  wird,  durch  das  Vorgelege  verengt  und  letzteres  durch  die 
Thonmasse  leicht  verunreinigt  wird,  und  dass  sich  der  Behälter  bei  seiner 
Höhe  nicht  ohne  Schwierigkeiten  beschicken  lässt.  Die  liegenden  Thon- 
schneider arbeiten  die  Masse  besser  durch,  weil  das  Kneten  bei  ihnen  längere 
Zeit  dauert,  jedoch  erfordern  sie  zu  ihrem  Betriebe  eine  grössere  Kraft  und 
zu  ihrer  Aufstellung  eine  grössere  Fläche  und  besitzen  den  Uebelstand,  dass 
sich  die  auf  den  Fülltrichter  aufgegebene  Thonmasse  leicht  gewölbeartig 
über  demselben  festsetzt,  also  nicht  gleichmässig  in  den  Behälter  fällt,  wo- 
durch die  I-,eistung  beeinträchtigt  wird.  Um  diesen  Uebelstand  zu  beseitigen, 
stattet  man  die  liegenden  Thonschneider  neuerdings  mit  sogenannten 
Speisewalzen  aus,  durch  welche  der  Thon  mit  einer,  von  der  Umdrehungs- 
geschwindigkeit der  Messerwelle  abhängigen  (Geschwindigkeit  gleichmässig  in 
den  Rehälter  hineingedrückt  wird.  C.  Schlickeysen  in  Berlin  benützt  hierzu 
eine  glatte  Walze,  die  sich  parallel  der  Schnecke  gegen  diese  mit  gleicher 
Geschwindigkeit  dreht  und  ebenso  lang  wie  der  PHilltrichter,  jedoch  nur 
etwa  zwei  Drittel  so  breit  wie  der  Schneckendurchmesser  ist.  (Siehe  Fig.  üO.) 
Da  durch  die  Messer  des  Thonschneiders  gröbere  Verunreinigungen 
wie  Steine,  Knollen  u.  s.  w.  nicht  zermalmt  werden  können  und  solche  Stoffe 
sehr  häufig  in  dem  zu  verarbeitenden  Thon  noch  vorkommen,  so  hat  man 
die  Thonschneider   mit  ein  Paar  Quetschwalzen   combinirt,   die  vor  dem 


138 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Apparat  angelegt  werden  und,  mit  verschiedener  Geschwindigkeit  rotirend, 
den  Thon  zerkleinem,  durchkneten,  mischen  und  dem  Thonschneider  ununter- 
brochen zuführen.  Haben  die  Steine  eine  grössere  Dicke  oder  sind  sie 
besonders  hart,  so  vermag  zur  Vermeidung  eines  Maschinenbruches  wenigstens 
eine  der  beiden  Walzen,  weil  sie  beweglich  gelagert  ist,  von  selbst  auszu- 
rücken. Angebrachte  Siebvorrichtungen  bewirken  eine  Absonderung  der  Thon- 
masse  von  nicht  zerkleinerten  Steinen.  Femer  werden  die  Thonschneider 
häufig  direct  mit  Ziegelpressen  verbunden,  wovon  noch  im  nächsten 
Paragraphen  die  Rede  sein  wird. 

Von  den  vielen  empfehlenswerthen  Constructionen  sollen  hier  noch  drei 
besprochen  werden,  weil  dieselben  vielfache  Verbreitung  gefunden  haben 
und  von  einer  Firma  gebaut  werden,  welche  auf  diesem  Gebiete  ganz  er- 
hebliche Verbessemngen  gemacht  hat;  es  ist  dies  die  Maschinenfabrik  von 
C.   Schlickeysen   in  Berlin. 

Fig.  59  stellt  den  Durchschnitt  eines  Schlickeysen'schen  stehenden 
Thonschneiders  dar.  Ein  durch  den  Boden  d  geschlossener,  oben  trichter- 
förmig erweiterter  und  mit  offenem  cylindrischen  Aufeatz  c  versehener 
Cylinder  besitzt  in  der  Mitte  eine,  in  Lagem  drehbare,  Welle  d,  an  der 
sich  in  spiralförmiger  Stellung  Messer  e  in  Gestalt  von  Schraubensegmenten 
befinden,  die  Theüe  einer  archimedischen  Schnecke  sind  und  ein  Viertel  bis 
ein  Drittel  des  Kreisumfanges  umfassen.  Die  Messer  sind  am  Umfange 
15  mm  stark  und  werden  nach  der  Mitte  zu  allmälig  dicker,  so  dass  sie 
an  der  Welle  eine  Dicke  von  30  mm  besitzen.  Das  oberste  Messer  ist  mit 
einem  Schaber  s  versehen  zum  Abstreifen  des  anhaftenden  Thones.  Die 
Messer  sind  in  der  Weise  an  der  Welle  befestigt,  dass  ihre  äussere  Be- 
grenzungslinie nicht  eine  ununterbrochen  fortlaufende  Schraubenlinie  bildet, 
sondern  dass  in  senkrechter  Richtung  der  Beginn  der  Schraubenfläche  eines 
Messers  von  dem  umlaufenden  Ende  des  nächst  höheren  Messers  um  ein 
Achtel  bis  ein  Sechstel  des  Kreisdurchmessers  absteht  und  dadurch  in  wag- 
rechter Richtung  das  untere  Messer  von  dem  oberen  um  ebenso  viel  über- 
deckt wird.  Hierdurch  üben  die  Messer  eine  Fortschiebung,  beziehungsweise 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  139 

Öffnung  mit  Verschlussplatte  und  davor  eine  conisch  ausgedrehte  eiserne 
Pressröhre.  Der  Cylinder  H  besteht  aus  zwei  Hälften,  deren  obere  um  zwei 
Chamire  C  drehbar  ist,  so  dass  die  Maschine,  wenn  der  über  beide 
Cylinderhälften  geschobene  Vorcylinder  V  mit  Pressröhre  abgezogen  ist, 
leicht  gereinigt  werden  kann.  Mit  ca.  1  Pferdekraft  können  in  der  Stunde 
-ungefähr  0*3  m^  Thonmasse  mit  dieser  Maschine  bei  einmaligem  Durchgang 
gut  durchgearbeitet  werden. 

Handelt   es  sich   um  allerfeinste  Mischung    verschiedener  Thone   oder 

um  Mischung   der  Thone   mit  Farbstoff,    so    empfiehlt  sich  die  Verwendung 

der  in  den  Figuren  62 — 65  dargestellten,  von  derselben  Firma    construirten 

Misch-  und  Homogenschnecke.  An  der  Rückwand  des  Cylinders  ist  auf 

der  Messerwelle  ein  stählernes  Doppehnesser  H  befestigt,  das  an  der  inneren 

Gefasswand   auf  jedem  Flügel    je  ein    der  Welle   paralleles  Messer  H^   trägt, 

welche  beide  ununterbrochen    von    der   durch   die  Speisewabsen   zugeführten 

Thonmasse  schmale  Plättchen  abschlagen  und  nach  innen  drücken.  Innerhalb 

dieser  Messer  H^   ist    im    Cylinder    ein   dreiarmiger   Messerkörper    befestigt, 

dessen   stillstehende  Schneide  /  die  von  H^    nach   innen   gedrückten  Thon- 

plattchen     nochmals     zertheilt     nach     innen     befördert,     wo     wieder    zwei 

Messer  AT'  K**    dieselben    aufnehmen    und  dem    Doppelmesser  G    zuführen, 

welche    die    ganze    Thonmasse    aufnehmen    und    nach    der    Austrittsöffnung 

drücken.    Es  folgt   nun  ein  Doppelmesser  F  von   solcher  Construction,    dass 

der  eine  Flügel  den  Thon  vorschiebend    beständig   nach   innen,    der  andere 

vorschiebend    nach  aussen   an  die  Cylinderwand   drückt.    Der  nun  folgende 

erweiterte   Presskopf  B  zwingt    den  Thon    auseinanderzugehen    und   dadurch 

alle  Structur   zu   verlieren;    dass  Doppelmesser  E  in    demselben   presst   den 

Thon  zugleich  nach  innen  und  nach  vor.  (Aus  der  Broschüre  des  Fabrikanten.) 

Wenn    die  Thonmasse   nach    einmaligem  Durchgang   durch    den  Thon- 

schneider   noch   nicht   die   zur   Formung    erforderliche  Homogenität   erreicht 

hat,  so    ist   sie    zum   zweiten  Male  zu  bearbeiten,   nachdem    sie  mindestens 

*1\  Stunden  lang  gelagert  hat. 

Weicher  Thon  lässt  sich  lange  nicht  so  innig  durcharbeiten  wie  steifer, 
weil  auf  letzteren  die  Messer  kräftiger  einwirken  als  auf  erstercn,  der  sich 
wegen  seiner  grösseren  Beweglichkeit  den  Angriffen  der  Messer  leicht  ent- 
ziehen kann.  Jedoch  darf  der  Thon  nicht  so  steif  sein,  dass  die  Messerschnitte 
erhalten  bleiben. 

Noch  zu  erwähnen  ist,  dass  sowohl  beim  Durchgang  durch  die  W'alzen 
aK  auch  beim  Durchgang  durch  den  Thonschneider  sich  die  Thonmassen  je 
nach  ihrer  Beschaffenheit  mehr  oder  weniger  erwärmen,  wodurch  ihre  Bild- 
samkeit erhöht  wird;  nach  Daubr^e  kann  diese  Kr  wärmung  bis  zu  30^  C, 
betragen;  es  erwärmen  sich  magere  (körnige)  Massen  schneller  und  mehr  als 
plastische. 

II.  Homogenisirung  auf  trockenem  Wege.  Müssen  Schieferthone  und 
Schieferletten  zur  Herstellung  von  Ziegeln  und  anderen  Thonwaaren  ver- 
wendet werden,  so  kann  man  sie  nicht  auf  nassem  Wege  homogenisiren, 
weil  sie  jahrelang  auswintern  müssten,  bevor  sie  plastisch  verarbeitet  werden 
könnten.  Solche  Thone  müssen  daher  auf  trockenem  Wege,  d.  h.  mittelst 
sogenannter  Homogenisirungsmaschinen  für  den  Thonschneider  und  die  Ziegel- 
presse vorbereitet  werden.  Bei  Anwendung  dieses  Verfahrens  ist  also  ein  Aus- 
wmtem,  Einsumpfen  oder  Schlämmen  des  Thones  nicht  erforderlich,  sondern 


140 


Erster  Theil.  Die  HanptBtoffe. 


es  genügt  eine  gute  Austrocknung  desselben  in  freier  Luft,  beziehungsweise 
in  gut  gelüfteten  Räumen  oder  unter  Benützung  der  Gase,  die  aus  den  Brenn 
Öfen  abziehen.  Der  Thon  wird  dann  in  Zerkleinerungsapparaten  der  verschie- 
densten Construction  möglichst  bis  zur  Pulverfeinheit  gemahlen  und  dieses 
Pulver,  nachdem  es  gesiebt  und  gehörig  angenässt  worden,  in  den  Thon- 
schneider  gebracht  und  hier  in  eine  plastische,  streichrechte  Masse  verwandelt 
Sind  Magerungs-  oder  Flussmittel  dem  Thon  beizumengen,  so  werden  auch 
diese  in  geeigneten  Maschinen  zerkleinert  und  in  Pulverform  zugesetzt. 

Die  Homogenisirung  auf  trockenem  Wege  erfolgt  hauptsächlich  bei 
Thonen,  aus  denen  feuerfeste  Waaren,  gesinterte  Platten  u.  dgL  hergestellt 
werden  sollen,  und  in  der  gewöhnlichen  Ziegelfabrikation  nur  dann,  wenn 
sich  der  zur  Verftlgung  stehende  Thon  auf  nassem  Wege  nicht  plastisch 
verarbeiten  lässt. 

Zu  den  Homogenisirungsapparaten  gehören  neben  dem  Thonschneider 
noch  die  folgenden: 

1.  Stampf-  und  Pochwerke.  Dieselben  bestehen  aus  mehreren  neben 
einander  gestellten  hölzernen  und  mit  schwerem  eisernen  oder  stählernen 
Schuh  ausgestatteten  oder  ganz  aus  Eisen  gefertigten  Stampfen  (Pochstempeln), 
welche  von  einer  durch  Wasser-  oder  Dampfkraft  gedrehten,  wagrechten 
Welle  mittelst  auf  derselben  befestigter  Daumen  gehoben  und  gleichzeitig 
etwas  gedreht  werden.  Diese  Stampfen  fallen  frei  herab,  wobei  sie  durch  Schlag 
den  Thon  zertrümmern.  Der  Thon  liegt  auf  einer  aus  schweren  Eichenbalken 
mit  darauf  befestigter  Eisenplatte  bestehenden  oder  rostartig  aus  eisernen  oder 
stählernen  Stäben  gebildeten  Sohle. 

Da  nur  die  Pochstempel  gehoben  zu  werden  brauchen,  so  erfordern 
die  Stampfwerke  nur  eine  verhältnissmässig  geringe  Betriebskraft;  es  ist  dies 
aber  nahezu  der  einzige  Vortheil,  den  sie  gewähren,  während  sie  viele  Nach- 
theile besitzen,  wegen  deren  sie  neuerdings  in  der  Ziegel-  und  Thonwaaren- 
industrie  nur  noch  sehr  selten  Verwendung  finden.  Zu  diesen  Nachtheilen 
gehört  die  Erzeugung  starken  Geräusches,  heftiger  Erschütterungen  und  gewal- 
tiger   Staubmassen,   femer    die   starke  Abnützung   der  Stempelschuhe    und  in 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  141 

fester  Tischplatte  schlecht  zum  Mahlen  von  feuchtem  (lufttrockenem)  Thon, 
weil  ihre  Leistungsfähigkeit  durch  unvermeidliche  Kuchenbildung  sehr  beein- 
trächtigt wird. 

Boden-  und  I-Äufersteine  werden  entweder  aus  hartem  Sandstein  oder 
aus  Gusseisen  hergestellt,  und  zwar  verwendet  man  erstere,  wenn  z.  B.  Feld- 
spath  und  sonstige  Bestandtheile  einer  rein  weissen  Porzellamnasse  zu  zer- 
kleinem sind,  imd  gusseiserne,  wenn  es  sich  um  die  Zerkleinerung  solcher 
Stoffe  handelt,  die  zu  einer  nicht  völlig  farblosen  Waare  verwendet  werden  sollen 
und  daher  auch  durch  die  abgeriebenen  Eiscntheilchen  ohne  Nachtheil  verun- 
reinigt werden  können.     (Siehe  C.  Bischof,  a.  a.  O.,  S.  224.) 

Bei  den  Kollergängen  mit  drehbarer  Tischplatte  drehen  sich  die  Läufer, 
^ie  bemerkt,  nur  um  sich  selbst,  ohne  eine  fortschreitende  Bewegung  zu  haben, 
und  sitzen  bei  den  neueren  Constructionen  nicht  auf  einer  gemeinschaft- 
lichen Achse,  wie  dies  früher  allgemein  der  Fall  war,  sondern  auf  zwei  von 
einander  unabhängigen  Achsen,  so  dass  sich  jeder  I^ufer  beim  Unterschieben 
grösserer  Stücke  heben  kann,  ohne  dass  der  andere  davon  berührt  wird. 
Durch  diese  Anordnung  erreicht  man  einen  gleichmässigeren  Druck  auf  den 
Thon,  eine  Verminderung  der  Reibung  und  eine  grössere  Leistungsfähigkeit. 
Letztere  kann  noch  dadurch  gesteigert  werden,  dass  man  für  eine  baldige 
Entfernung  der  fertig  gemahlenen  Thonmasse  sorgt,  damit  nur  die  gröberen 
Stücke  den  Einwirkungen  der  Läufer  ausgesetzt  werden.  Eine  rasche  Ent- 
fernung des  Mahlgutes  kann  man  dadurch  erzielen,  dass  man  den  überhöhten 
Rand  der  Tischplatte  siebartig  und  so  fein  durchlöchert,  dass  durch  die 
liöcher  nur  Thonpulver  von  genügender  Feinheit  fallen  kann,  und  dass  man 
auf  dem  Boden  Apparate  sich  bewegen  lässt,  die  das  feine  Thonpulver  an 
das  Sieb,  die  gröberen  Stücke  von  dem  Siebe  fort  wieder  unter  die  Läufer 
schieben.  Eine  andere  Einrichtung  besteht  darin,  dass  das  Mahlgut  durch 
einen  Elevator  nach  einem  Siebe  geschafft  wird,  welches  nur  das  genügend 
feine  Thonpulver  ausscheidet,  während  das  gröbere  wieder  auf  den  Koller- 
gang zurückfällt.  (Siehe  Bock,  a.  a.  O.,  S.  68  und  69.)  Bei  anderen  Koller- 
gangen Lst  die  untere  Bodenplatte  durchlocht  und  es  fällt  der  von  den  Läufern 
durch  das  Sieb  gepresste  Thon  auf  eine  auf  derselben  Welle  befestigte  Teller- 
scheibe, von  der  er  durch  einen  feststehenden  Abstreicher  entfernt  wird. 

Eiserne,  an  der  senkrechten  Welle  befestigte  und  den  Läufern  folgende 
Spatel  schieben  während  des  Betriebes  ununterbrochen  den  zu  mahlenden 
Thon  in  die  Bahn  der  Läufer  und  schaufeiförmige  Abstreicher  entfernen  die 
am  Umfange  der  Läufer  hängen  gebliebenen  Thontheilchen. 

Zur  Verhütung  einer  starken  Abnützung  hat  man  die  Spurlager  der 
Kollergänge  auf  das  Sorgfältigste  vor  Staub  zu  schützen.  Die  Kollergänge 
eignen  sich  nur  zur  Zerkleinerung  magerer  Thonsorten  oder  Schieferthone ; 
für  plastische  Thone  kann  man  sie  nicht  verwenden,  weil  die  Läufer  diese 
nur  platt  drücken  und  sich  die  Thontheilchen,  stark  angefeuchtet,  an  die 
lüufer  hängen,  wodurch  der  Gang  der  Maschine  sehr  erschwert  wird  (siehe 
Zwick,  a.  a.  O.,  S.  275).  Der  aufgegebene  Thon  kann  trocken  oder  halb- 
trocken sein.  Kollergänge  verwendet  man  hauptsächlich  tlort,  wo  es  nicht 
darauf  ankommt,  ob  der  Thon  zerdrückt  oder  zerrieben  wird ;  sie  pulvcrisiren 
nicht  nur  den  Thon  gut,  sondern  kneten  und  mischen  ihn  auch.  Ein  weiterer 
Vorzug  ist  ihre  dauerhafte  Construction,  dagegen  besitzen  sie  den  Nachtheil, 
dass    ihre  Anschaffung    recht    viel    kostet,    ihre    Aufstellung    einen    ziemlich 


U2 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


grossen  Raum  erfordert  und  ihre  Leistungsfähigkeit  im  Vergleich  zu  anderen 
Zerkleinerungsmaschinen  nur  massig  ist  und  zudem  durch  die  beim  Ent- 
leeren und  Füllen  der  Maschine  eintretenden  Unterbrechimgen  noch  sehr 
beeinträchtigt  wird. 

Einen  Kollergang  mit  rotirendem  Teller  der  Maschinenfabrik  von 
Ed.  Laeis  &  Comp,  in  Trier  zeigt  Figur  66.  Die  nur  um  ihre  eigene 
Achse  rotirenden  Läufer  liegen  unabhängig  von  einander  innerhalb  eines  an 
Ständern  befestigten  Rahmens,  in  welchem  sich  die  Läuferachsen  so  führen, 
dass  sich  jeder  Läufer  für  sich  allein  heben  und  senken  kann.  Der  mit  vor- 
stehendem Rand  ausgestattete  Teller  dreht  sich  um  eine  senkrechte  Welle 
(den  Königsbaum),  die  ihren  Antrieb  entweder,  wie  in  der  Abbildung  zu 
sehen  ist,  von  unten  oder  auch  von  oben  erhält.  Bei  grösseren  Maschinen 
wird  der  Teller  noch  am  Rande  durch  Laufrollen  gestützt,  während  bei  den 
kleineren,  die  hauptsächlich  in  der  Thonwaarenindustrie  Verwendung  finden, 
diese  Rollen  fehlen.  Die  Fabrik  fertigt  diese  Kollergänge  mit  Läufern  von 
je  800 — 3000  kg  Gewicht.  Ein  Kollergang  mit  Läufern  von  je  1500  mm  Durch- 
messer, 270  mm  Breite  und  1500  kg  Gewicht  vermag  in  10  Stunden  je  nach 
der  verlangten  Feinheit  bis  10.000^^  lufttrockenen  Thon  zu  verarbeiten. 

Ein  der  Firma  Villeroy&Boch  in  Mettlach  patentirter  Kollergang, 
der  vielfache  Verbreitung  gefunden  hat,  ist  im  §  200  beschrieben.  Dortselbst 
findet  man  auch  die  Beschreibung  und  Abbildung  des  Kugelkollerwerkes 
von  E.  Villeroy.  (D.  R.  R  Nr.  31804.)  Auch  die  im  §  196  (Mörtel- 
bereitung) beschriebene  und  dargestellte  Mörtelmischmaschine  kann  zur 
Zerkleinerung  von  lufttrockenem  Thon  benützt  werden.  Bewährte  Constructionen 
liefert  auch  die  Kölnische  Maschinenbau- Actiengesellschaft,  femer  die  Maschinen- 
bau-Actiengesellschaft  »Humboldt«  in  Kalk  bei  Deutz,  sodann  Jannot  u.  A. 

3.  Desintegratoren  oder  Schleudermühlen,  bei  welchen  der 
Thon  durch  die  Wirkung  des  Wurfes  zerkleinert  wird. 

Der  Desintegrator  besteht  zumeist  aus  2 — 6  ineinander  gesteckten 
Trommeln,  deren  cylindrische  Umfassungswände  aus  schmiedeeisernen  oder, 
wenn  ein  besonders  harter  Stoff  zu  verarbeiten  ist,  aus  stählernen,  mehr  oder 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  143 

Stücke  weiter  zertrümmern,  und  so  fort,  bis  die  Thonmasse  aus  der  letzten 
Trommel  in  Pulverform  ausgeworfen  wird.  Man  sammelt  dieses  Pulver  in 
ontergehängten  Säcken. 

Auch  bei  diesem  Zerkleinerungsapparat  müssen  die  Achsenlagcr  vor 
Staub  und  Schmutz  sorgfältigst  geschützt  werden,  was  durch  einen  dichten 
Verschluss  zu  erreichen  ist,  auch  ist  eine  gute  selbstthätige  Schmiervorrich- 
tung anzubringen.  Die  Grösse  und  Umdrehungsgeschwindigkeit  der  Trommeln, 
die  Stärke  und  Entfernung  der  Stäbe  sowie  ihre  Anordnung  richtet  sich  ein- 
mal nach  der  Beschaffenheit  (Härte  und  Festigkeit)  des  zu  zerkleinernden 
Stoffes,  sodann  nach  der  verlangten  Feinheit  des  Pulvers  und  endlich  nach 
der  in  einer  bestimmten  Zeit  zu  verarbeitenden  Stoffmenge. 

Desintegratoren  von  lOw  Durchmesser  haben  zu  ihrem  Betriebe  eine  Kraft 
von  sieben  Pferdestärken  nöthig  und  liefern  in  der  Stunde  etwa  7000^^  Thonpulver. 
Einen  von  der  Maschinenbau- Actiengesellschaft  »Humboldt«    in  Kalk 
bei  Deutz  gebauten  Desintegrator  findet   man  im  §  219    näher   beschrieben. 
Während   in  England    diese  Schleudcrmühlen    vielfach   benutzt   werden, 
ist  bei  uns  bis  jetzt  ihre  Anwendung  noch  eine  beschränkte,  und  zwar  haupt- 
sächlich  aus   dem    Grunde,   weil    diese  Maschinen    eine   grosse  Betriebskraft 
erfordern,  einer  starken  Abnützung  unterliegen,  für  härtere  Stoffe  nicht  genügen, 
Steine  aus  dem  Thon  nicht  entfernen  oder  hinreichend  zertrümmern  und  trotz 
des  Schutzgehäuses  meistens  viel  Staub  verursachen.  Sie  eignen  sich  nament- 
lich zur  Zerkleinerung   kalksteinh altiger   Thone,   weü    sie   die    Kalksteine 
so  fein  zerkleinem   und  mit  dem  Thonpulver   so    innig   mischen,    dass    diese 
Beimengungen  die  Güte  der  Thonmasse   nur   wenig   beeinträchtigen,  dagegen 
sind  sie  nicht  brauchbar  für  grubenfeuchten  fetten  Thon,   weil    dieser  durch 
sie  nicht  genügend  fein  zerkleinert  wird,  sich  im  Mantel  festballt  und  schliess- 
lich den  Gang  der  Maschine  ganz  stört.     Magere   Thone   und  Schieferthone 
können    dagegen   auch   im    erdfeuchten    Zustande   durch    einen  Desintegrator 
jnilverisirt  werden.  Im  Allgemeinen  empfiehlt  sich  die  Verwendung  von  Schleuder* 
mühlen,  wenn  es  sich  darum  handelt,  grosse  Thonmassen  auf  einem  verhält- 
nissmässig  kleinen  Raum  trocken  zu  homogenisiren.    Hotop   hält   den    Des- 
integrator für  den   besten  Apparat   zum    Mahlen    und   gleichzeitigen    innigen 
Mischen  von  Thonen  mit  oder  ohne  Sandzusatz  und  zur  Erzielung  verschie^ 
dcner   Farbentöne   in   der  Verblendsteiiifabrikation.    (Siehe    »Töpferzeitung«, 
1881.  Nr.  17.) 

Für  feuchte  Thonmassen  hat  Stephan  Quast  eine  Schleudermühle 
construirt,  deren  cylindrische  Umfassungswände  aus  gefalzten,  sich  über- 
deckenden und  an  beiden  Enden  mit  Kettengliedern  ancinandergehängten 
Querstreifen  besteht,  die  durch  Leitrollen  an  die  Seitenwände  angeschlossen 
and  mittelst  Riemenscheibe  und  Räder  um  die  Schleudertrommeln  gedreht 
werden.  An  einer  geeigneten  Stelle  befindet  sich  eine  Schneckenmulde  mit 
Abstreicher,  an  welchem  die  Plattenkette  vorbeigeführt  wird,  so  dass  die  an 
derselben  hängen  gebliebenen  Thontheilchen  abgestrichen  und  in  die  Schnecken- 
mulde befördert  werden,  sofern  sie  nicht  schon  durch  die  Biegung  der  Platten- 
kctte  von  selbst  abfallen.  Die  Plattenkette  wird  durch  eine  frei  bewegliche, 
innen  über  sie  hinwegrollende  Walze  stets  gespannt  gehalten.  Aus  der  Schncckcn- 
mulde  gelangt  der  abgestrichene  Thon  in  eine  unterhalb  der  Plattenkctte 
gelegene  Schnecke,  in  welche  auch  der  an  der  oberen  Schnecke  vorbeige- 
schlenderte Thon  fiOlt  (Siehe  Bock,  a.  a.  O.,  S.  72.) 


144 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Empfehlenswerthe  Constructionen  sind  auch  die  Apparate  der  Maschinen- 
fabrik von  Jos.  Fallenberg  in  Mannheim  (siehe  »Notizblatt«,  IX,  S.  48),  von 
Seibach  und  Deiters  ebendaselbst  (siehe  »Maschinenbauer«,  1876,  S.  281), 
von  Carter  and  Brother  in  London  (siehe  »Dingler'sPolyt.  Joum.«,  Nr.  214, 
S.  18),  der  Zerkleinerungsapparat  von  Vapart,  gebaut  von  Mehler  in  Aachen 
(siehe  »Thonindustrie-Zeitung«,  1883,  Nr.  22)  u.  s.  w. 

Die  Leistungsfähigkeit  der  Schleudermühlen  ist  je  nach  der  Feuchtig- 
keit des  zu  verarbeitenden  Stoffes  eine  verschiedene,  im  Allgemeinen  abei 
eine  sehr  grosse. 

4.  Walzwerke.  Durch  dieselben  werden  sowohl  die  kleineren  Ver- 
unreinigungen des  Thones  (wie  z.  B.  harte  Thonstücke,  Gesteinstrümmer, 
Kalk-  und  Mergelknollen  u.  s.  w.)  sehr  fein  zerkleinert  und  dadurch  unschäd- 
lich gemacht,  als  auch  die  einzelnen  Thonbestandtheile  gut  mit  einander 
vermischt.  Am  besten  eignen  sich  diese  Zerkleinerungsmaschinen  zur  trockenen 
Homogenisirung  von  recht  zähem  und  festem  sowie  mit  kleineren  Steinen 
vermengtem  Thon. 

Man  verwendet  glatte,  geriflfelte  oder  gestachelte  Walzen  von  cylin- 
drischer  oder  kegelstumpf  förmiger  Gestalt.  Durchmesser,  Länge,  Gestalt  und 
Oberfläche  sowie  Umdrehungsgeschwindigkeit  der  Walzen  richten  sich  nach 
der  natürlichen  Beschaflfenheit  des  Thones.  Da  Walzen  mit  einem  kleineren 
Durchmesser  als  etwa  450  mm  den  Thon  schlecht  einziehen,  so  empfiehlt  es 
sich,  dickere  Walzen  zu  wählen. 

Die  Leistungsfähigkeit  hängt  ab  von  der  Umdrehungsgeschwindigkeit 
der  Walzen,  ihrem  Abstände  von  einander,  der  Härte,  Festigkeit  imd  Grösse 
der  Thonstücke  und  von  der  mehr  oder  minder  grossen  Sorgfalt  bei  Be 
dienung  der  Maschine.  Ueberschüttungen  sind  möglichst  zu  vermeiden.  Ver- 
wendet man  Walzen  geringeren  Durchmessers,  so  sind  kleinere  Thonstücke 
aufzugeben,  denn  mit  der  Abnahme  des  Durchmessers  vermindert  sich  dei 
Einfallraum  zwischen  den  beiden  Walzen. 

Die  Walzen  werden  am  besten  aus  Hartguss  gefertigt,  denn  solche  aus 
einem  weicheren  Stofif  werden  durch  die  Angriffe  der  im  Thon  oft  reichlich 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  145 

zweites  Feinwalzwerk  gehen,  auch  hat  man  dafür  zu  sorgen,  dass  das  Thon- 
pulver  nicht  nachträglich  noch  durch  Thon  mit  Kalksteinstücken  verunreinigt 
werde.  Schwefelkieshaltigen  Thon  kann  man  nicht  auf  trockenem  Wege 
homogenisiren,  sondern  muss  denselben  durch  Schlämmen  reinigen. 

Die  Verwendung  von  zwei  übereinander  gestellten  Walzenpaaren  (Doppel- 
walzwerk) ist  auch  sonst  recht  empfehlenswerth;  dann  wird  der  Thon  von 
dem  oberen  mit  grösserem  Zwischenspalt  eingestellten  Walzenpaare  grob- 
stückig zerkleinert,  während  das  untere,  ganz  eng  gestellte  die  weitere  Zer- 
kleinerung besorgt. 

Konische  Walzen  empfiehlt  Schlickeysen  zur  Verarbeitung  von 
Uhm  und  Thon  mit  grösseren  Klumpen,  wie  überhaupt  zu  ungleich  geartetem 
Thon,  weil  diese  Walzen  den  Stoff  besser  einziehen  als  cylindrische.  Auch 
sollen  konische  Walzen  empfehlenswerther  sein,  wenn  Steine  aus  dem  Thon  zu 
entfernen  sind,  weil  sie  immer  geneigt  sind,  die  Steine  seitlich  herauszuschieljen. 
Cylinderwalzen  mit  gleicher  Umdrehungsgeschwindigkeit  zerdrücken  nur 
den  Thon,  während  solche  mit  verschiedenen  Geschwindigkeiten  denselben 
gleichzeitig  zerreissen  und  zerreiben.  Ein  Nachtheil  der  ungleich  schnell 
rotirenden  Walzen  ist  die  stärkere  Abnützung  der  schneller  laufenden  Walze 
and  der  grössere  Kraftaufwand  zum  Betriebe  der  Maschine,  der  mit  Zunahme 
des  Geschwindigkeitsunterschiedes  wächst.  Eine  Krafterspamiss  und  eine 
gleichmässige  Abnützung  beider  Walzen  erzielt  man  bei  konischer  Gestalt 
derselben,  und  wenn  man  die  Walzen  so  lagert,  dass  dem  dickeren  Ende 
der  einen  das  dünnere  der  anderen  gegenüberliegt,  dann  ist  die  Geschwindig- 
keit an  jeder  Stelle  eine  andere.  Ein  weiterer  Vorzug  der  konischen 
^Vaizen  ist  der,  dass  sie  sich  besser  rund  halten  als  cylindrische. 

Geriffelte  Walzen  eignen  sich  nach  Schlickeysen  besonders  zum 
Zertrümmern  von  mittel-  oder  ganz  harten  Thonstücken,  von  Thon  mit 
ip'össeren  Steinen,  von  Thonschiefer-,  Ziegel-,  Chamottestücken  u.  dgl.  Die 
Riffelwalzen  erhalten  je  nach  Erforderniss  kurze  oder  lange  Greifzacken. 
Riffelwalzwerke  werden  mit  einem  oder  auch  mit  zwei  Feinwalzwerken  ver- 
bunden, um  die  zertrümmerten  harten  Stoffe  mit  dem  Thon  fein  auszuwalzen 
inid  innig  zu  vermischen. 

Stachelwalzen  werden  hauptsächlich  nur  dann  benützt,  wenn  fetter, 
fester,  oberflächlich  angenässter  Thon  verarbeitet  werden  muss,  welchen  Stachel- 
walzen besser  einziehen  als  glatte  oder  geriffelte.  Auch  Walzen  mit  ab- 
nehmbaren Mänteln  sind  verwendet  worden.  Die  sich  beim  Durchgang 
durch  die  Walzen  an  deren  Oberfläche  festsetzenden  Thontheilchen  werden 
durch  Abstreicher  oder  Schaber  entfernt,  die  durch  Federn,  Schrauben  oder 
Gewichte  an  die  untere  Mantelfläche  angedrückt  werden.  Diese  Vorrichtung 
erhöht  die  Leistungsfähigkeit  der  Walzwerke. 

Zur  Sicherung  der  Standfestigkeit  bei  den  wiederholten  heftigen  Stössen 
»ind  sonstigen  Angriffen  lagert  man  die  Walzen  auf  einem  sehr  kräftig  con- 
<truirten  Gestell  und  zur  Abschwächung  der  durch  grössere  Hartsteinc  u.  s.  w. 
verursachten  Stösse  bringt  man  auch  wohl  an  dem  einen  Lager  Gummipuffer 
oder  starke  Federn  an,  welche  eine  Vergrösscrung  des  Zwischenspaltcs  ge- 
statten. Auch  bei  den  Walzwerken  sind  die  Lager  vor  Staub  nach  Möglich- 
keit zu  schützen. 

Der  Antrieb  der  Walzen  erfolgt  am  besten  durch  ein  besonderes 
Räderpaar,  und  es  erhalten  die  Maschinen  eine  Fest-  und  Leerscheibe,  sowie 

Krüger,  Umadbnch  der  Baustuff  lehre.  10 


146 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoi 


L 


einen  leicht  zugänglichen  Ausrücker  mit  Vorrichtung  zum  selbstthätigen  Fest- 
stellen, um  eingeklemmte  harte  Gegenstände  ohne  Gefahr  entfernen  zu  können. 

Fig.  67  stellt  ein  auf  einem  eisernen  Gestell  montirtes  Hand  Walz- 
werk der  Nienburger  Eisengiesserei  und  Maschinenfabrik  zu  Nienburg  an 
der  Saale  dar,  Figur  68  ein  konisches  Walzwerk,  mit  welchem  je  nach  der 
Grösse  der  Walzen  in  der  Stunde  1000 — 4000  kg  Thon  verarbeitet  werden 
können,  und  Figur  69  ein  D  o  p  p  e  1  w  a  1  z  w  e  r  k,  dessen  Walzwerk  320 — 480  mm 
Durchmesser  und  520 — 780  mm  Länge  besitzen  und  in  der  Stunde  1200 
bis  3000  kg  Thon  zerkleinem.  Bei  letzterem  können  natürlich  statt  der 
oberen  glatten  und  cylindrischen  Walzen  auch  konische  oder  geriffelte  ver- 
wendet werden.  Diese  beiden  letzten  Walzwerke  baut  C.  Schlickeysen  in 
Berlin.  Sie  näher  zu  beschreiben  dürfte  nach  den  vorstehenden  allgemeinen 
Angaben  überflüssig  sein. 

Eine  Zerkleinerung  der  Thonstücke  vor  ihrem  Eintritt  in  die  Walzen 
lässt  sich  durch  die  von  L.  Ramdohr  empfohlene  und  in  der  Praxis  bereits 
mit  Erfolg  verwendete  Maschine  erzielen,  welche  in  Figur  70  abgebildet  ist. 
Dieselbe  besteht  aus  einem  gusseisemen,  mit  seiner  Mittelachse  senkrecht  über 
der  Achse  der  einen  Walze  liegenden  Trichter  A,  in  welchem  sich  zwei 
Wellen  in  entgegengesetzter  Richtung  drehen,  die  mit  eigenthümlich  ge- 
stalteten Messern  armirt  sind.  Diese  Messer  arbeiten  aus  der  Mitte  heraus 
nach  aussen,  so  dass  die  grösseren  Thonstücke  zwischen  Messer  und  schräger 
Trichterwand  zerdrückt  werden.  Die  Messer  sitzen  in  gerader  Linie  und  so 
auf  den  Wellen,  dass  sie  bei  ihrer  Rotation  gegenseitig  ihre  Lücken  passiren. 
(Vergl.  Bischof,  a.  a.  O.,  S.  246  und  247,  sowie  »Thonwaarenindustrie- 
Zeitung«,  1877,  Nr.  313.) 

5.  Steinbrechmaschinen.  Man  verwendet  sie  vortheilhaft  zum  Zer- 
kleinem harter  Stoffe  (z.  B.  Chamotte),  um  denselben  eine  solche  Komgrösse 
zu  geben,  dass  sie  in  den  anderen  Zerkleinerungsmaschinen  weiter  verarbeitet 
werden  können.  Denn  Steinbrecher  sind  nur  zur  Zerkleinerung  bis  zur 
Haselnussgrösse  geeignet,  ein  feines  Korn  oder  Pulver  vermögen  sie  allein 
nicht  zu  liefem,  vielmehr  muss  man  sie  dann  mit  einem  Walzwerk  und  Sieb- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  147 

können,  weil  sie  einer  starken  Abnutzung  unterworfen  sind.  Man  stellt  auch 
beide  Brechbacken  beweglich  her  oder  stattet  die  Steinbrecher  mit  einer 
einzigen,  jedoch  doppelt  wirkenden  Backe  aus  u.  s.  w. 

Ueber  die  Grösse  und  Leistungsfähigkeit  der  Steinbrechmaschinen  und 
über  die  zu  ihrem  Betriebe  erforderliche  Kraft  u.  s.  w.  sind  im  §  200  (Brennen 
des  Gypses)  nähere  Angaben  gemacht  worden;  dortselbst  findet  man  auch 
eiöe  von  Eduard  Laeis  und  Comp,  in  Trier  gebaute  Steinbrechmaschine 
abgebildet  und  beschrieben  und  noch  andere  Bezugsquellen  angegeben.  Praktisch 
bewährte  Constructionen  sind  auch  die  Steinbrecher  von  Marsden  (siehe 
„Dingler's  Polyt.  Journal",  Nr.  194,  S.  197),  von  Cameroux  (ebend.  Nr.  198, 
S.  196)  und  von  Archer  (ebend.  Nr.  204,  S,  364). 

Endlich  ist  noch  das  von  Baxter  in  Leeds  construirte  Feinbrech- 
werk zu  erwähnen,  mit  dem  es  möglich  sein  soll,  Thonstücke  von  40  mm 
(irösse  in  kurzer  Zeit  bis  zur  Pulverfeinheit  zu  zerkleinem.  Bei  dieser  Maschine 
ist  ein  Brechbacken  an  einem,  durch  einen  excentrischen  Zapfen  auf-  und 
niederzubew^enden  Hebel  befestigt,  während  die  andere  durch  eine  Walze 
gebildet  wird,  deren  Welle  von  der  Antriebswelle  aus  gedreht  wird.  Der 
Hebel  der  ersten  Backe  wird  durch  ein  Kniestück  gegen  die  letztere  gepresst. 
.\uch  hier  kann  das  Brechmaul  verstellt  werden.  (Siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  282, 
sowie  „Thonindustrie-Zeitung",  1885). 

(5.  Kugeltrommeln  oder  Kugelmühlen.  Zur  Zerkleinerung  des  Thones 
dienen  bei  diesen  Apparaten  Kugeln  aus  Hartguss  oder  Stahl,  auch  aus 
Rothguss,  Porzellan  oder  Quarz,  welche  bei  Rotation  der  Trommel  hin-  und 
hergeschleudert  werden,  wobei  sie  den  Thon  zermalmen  und  zerreiben.  Eiserne 
Kugeln  kann  man  nur  dann  benutzen,  wenn  eine  Verunreinigung  des  Thon- 
pulvers  durch  Eisen  zulässig  ist.  Kugelmühlen  eignen  sich  vornehmlich  zur 
Verarbeitimg  von  trockenem  und  magerem  Thon;  trockener,  fetter  Thon  kann 
mittelst  dieser  Apparate  meistens  nicht  zerkleinert  werden. 

Die  Kugelmühlen  besitzen  den  Vorzug,  dass  sie  den  Thon  staubfrei 
mahlen  und  wenig  Staub  erzeugen,  jedoch  den  Nachtheil,  dass  zu  ihrem  Be- 
triebe eine  im  Verhältniss  zu  ihrer  Leistungsfähigkeit  recht  grosse  Kraft  er- 
forderlich ist. 

Vielfache  Verwendung  hat  wegen  ihrer  grossen  I Leistungsfähigkeit  die 
vom  Grusonwerk  zu  Magdeburg-Buckau  gebaute  Kugelmühle  mit  selbst- 
thätigem  Ein-  und  Auslauf  des  Thones  gefunden  (D.  R.  P.  Nr.  795).  Diese 
Mühle  besteht  aus  einer  in  einem  staubdichten  Gehäuse  liegenden  Doppcl- 
trommel, deren  innere  cylindrische  Mantelfläche  aus  rostartig  nebeneinander- 
gestellten Stäben  b  (Fig.  71  und  72)  besteht,  während  die  äussere  mit  einem 
Metallsieb  c  überzogen  ist.  Der  durch  einen  seitlich  angeordneten  Fülltrichter  a 
geworfene  Thon  gelangt  in  die  innere  Trommel,  in  welcher  sich  eine  Anzahl 
Kugeln  befindet,  und  wird  hier  bei  der  Rotation  der  Trommel  durch  die 
Kugeln  zerschlagen  und  zerrieben,  und  dann  durch  die  Zwischenräume  der 
Roststäbe  b  gegen  das  Sieb  c  geschleudert,  durch  welches  die  staubfreien 
Theilchen  hindurchgehen,  während  die  gröberen  zurückbleiben  und  durch  die 
Schlitze  g  am  Siebe  c  und  die  Spalten  e  wieder  in  das  Innere  der  Trommel 
und  somit  nochmals  auf  die  Kugeln  gelangen.  Das  Thonmehl  sammelt  sich 
im  untersten  Theile  des  Gehäuses,  dem  Auslauftrichter/,  welcher  einen  durch 
einen  Schieber  vcrschliessbaren  Sackstutzen  besitzt,  um  Säcke  zur  Aufnahme 
des  Thonpulvers  anhängen  zu  können. 

10* 


148 


Eister  Theil.  Die  HauptstofTe. 


Um  in  das  Trommelinnere  gelangen  zu  können,  ist  das  Gehäuse  mit 
einer  OefFnung  /  und  die  Stirnwand  der  Trommel  mit  einer  entsprechend 
liegenden  Oeffnung  m  versehen. 

Die  Leistungsfähigkeit  dieser  Kugelmühle  ist  hauptsächlich  abhängig 
von  der  Feinheit  des  Siebes  r,  also  von  der  verlangten  Feinheit  des  Thon- 
pulvers.  Ein  Apparat  mittlerer  Grösse  vermag  bei  einem  Siebe  mit  20  Maschen 
(auf  den  englischen  Zoll)  lo50^^  Chamotte  und  bei  einem  Siebe  von  40  Maschen 
825  kg  Thonschiefer  in  der  Stunde  zu  pulverisiren.  Zum  Betriebe  der  Kugel- 
mühlen ist  je  nach  ihrer  Grösse  eine  Kraft  von  2*/, — 11  Pferdestärken  er- 
forderlich. 

Empfohlen  wird  auch  die  Kugel  fall  mühle,  Patent  Jenisch,  die  von 
der  Maschinenfabrik  von  Herm.  Löhnert  in  Bromberg  gebaut  wird,  femer 
die  Kugelkippmühle  von  Brink  &  Hübner  in  Mannheim,  die  horizontale 
Kugelmühle  mit  selbstthätiger  Sichtung  und  Aspiration  (siehe  Notiz- 
blatt 1894,  S.  28)  u.  s.  w. 

7.  Mörsermühlen.  Dieselben  ersetzen  Steinbrechmaschinen  und  Walz- 
werk, eignen  sich  aber  nicht  zur  Verarbeitung  harter  Stoffe,  weil  dann  ihre 
Abnutzung  eine  ausserordentlich  starke  ist.  Man  unterscheidet  bei  ihnen 
zwei  Arten,  deren  eine  der  Construction  einer  Kaffeemühle  ähnelt,  deren 
andere  mechanisch  dasselbe  ausführt,  was  eine  durch  die  Hand  bewegte 
Keule  im  Mörser  verrichtet. 

Bei  der  ersten  Art  dreht  sich  ein  geriffelter,  kegelstumpfförmiger  Hart- 
gusskörper in  einer  inwendig  geriffelten  Hartgussglocke,  und  man  erhält  ein 
umso  feineres  Pulver,  je  tiefer  ersterer  in  die  Glocke  eingesteckt  wird.  (Siehe 
Bischof,  a.  a.  O.,  S.  252.)  Bei  der  zweiten  Art  bewegt  sich  eine  mittelst 
Excentric  und  Zahnradübersetzung  in  Schwingung  versetzte  und  am  unteren 
Ende  auf  einem  beweglichen  Zapfen  sitzende  Reibekeule  innerhalb  eines 
Mörsers  in  der  Weise,  dass  sie  sich  bei  ihrer  Umdrehung  abwechselnd  von 
der  Wand  des  letzteren  entfernt  und  sich  ihr  wieder  nähert,  wobei  sie  die 
sich  dazwischen  befindenden  Thonstücke  zertrümmert.  Aus  einer  Oeffnung 
im  Mörser    fällt    das    Thonpulver   heraus.     Dessen    Feinheit    hängt   von    der 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  149 

liegen,  befestigte  und  durch  Uebersetzungen  in  Umdrehung  versetzte  Riffcl- 
walzen  in  die  Mahlkammer  eingeführt.  Letztere  besitzt  Lufteintrittsöffnungen 
mit  Flügelklappen.  Die  beiden  getrennt  eingebrachten  Theile  des  Mahlgutes, 
welches  so  kleinstückig  sein  muss,  dass  es  vom  Wirbelwind  mit  fortgerissen 
werden  kann,  prallen  in  Folge  der  entgegengesetzten  Richtungen,  die  sie  an 
nehmen  müssen,  heftig  aneinander,  wobei  sie  sich  gegenseitig  zermahlcn,  und 
zwar  bis  zu  einem  unfühlbaren  Pulver.  Durch  einen  regulirbaren  Ventilator 
werden  die  gemahlenen  Stoffe  in,  an  die  Mahlkammer  gereihte,  Niederschlags- 
;;efässe  geführt,  welche  je  nach  dem  Stoff  und  dessen  Feinheit  verschiedene 
Grösse  besitzen.  In  diesen  Gefässen  lagern  sich  die  Stoffe  nach  dem  Mass- 
stabe ihrer  Feinheit  und  Dichtigkeit  ab,  so  dass  sie  weder  gesiebt  noch 
gebeutelt  zu  werden  brauchen. 

Mit  dem  >Cyklon«  können  Stoffe  mit  einem  Wassergehalte  bis  zu  20  % 
verarbeitet  werden,  weil  dieselben  durch  die  heftige  Luftbewegung  sehr 
schnell  trocknen.  Als  Vorzüge  dieser  Maschine  werden  auch  angeführt,  dass 
sich  dieselbe  sehr  wenig  abnützt,  weil  die  zu  mahlenden  Stoffe  mit  den 
Flügeln  gar  nicht  in  Berührung  kommen,  vielmehr  durch  den  Wirbelwind 
von  ihnen  weg  und  stets  nach  der  Mitte  der  Mahlkammer  geschleudert 
werden,  femer  dass  sie  keinen  Staub  und  somit  auch  keinen  Stoffverlust 
erzeugt,  zur  Bedienung  nur  eines  einzigen  Arbeiters  und  zur  Aufstellung  nur 
eines  kleinen  Raumes  bedarf  und  sowohl  die  härtesten  und  schwersten,  als 
auch  die  weichesten  und  leichtesten  Stoffe  (ausser  Thon  z.  B.  Cement,  Hoch- 
ofenschlacken, Mineralien  u.  s.  w.)  gleich  gut  zermahlt.  Die  Maschine  liefert 
je  nach  ihrer  Grösse  und  nach  der  Beschaffenheit  des  Mahlgutes  in  der 
Stunde  bis  4000  >t^  unfühlbares  Pulver. 

G.  Blockmühlen    und    Schleppmühlen.    Zum    Mahlen    sehr   harter 
•Stoffe  (wie  z.  B.  Quarz,   Feuerstein,    Feldspath  u.  s.  w.)  benutzt    man  vielfach 
Blockmühlen,    die  aus    einem  Bodenstein  bestehen,    durch    dessen  Auge   eine 
Welle   geht,    welche   an   ihrem    oberen  Ende    drei  wagrechte    hölzerne   oder 
eiserne  Balken  besitzt,    an    denen    sich    senkrechte  Arme   befinden,    die   eine 
Anzahl  schwerer  Blöcke  aus  Basalt,    Porphyr,    Granit,    Homstein  oder  Quarz 
bei  der  Umdrehung  der  Welle  im  Kreise  herumschieben.   Das  Mahlgut  wird 
trocken  oder  angenässt  auf  den  Bodenstein  geschüttet  und  durch  diesen  ein- 
fachen Apparat  auf  das  Feinste  gemahlen  und  innigst  vermischt.  Die  Leistungs- 
fähigkeit dieser  sich  wenig  abnutzenden  und  wenig  Ueberwachung  bedürfenden 
Mühlen  ist   jedoch  eine  sehr  massige,    da   ein  Theil    des  Mahlgutes    zu    fein 
gemahlen    und   dadurch    Arbeit    vergeudet    und    ein    anderer    unnöthig    mit 
herumgeschleppt  wird.  (Siehe  Bischof,  a.  a.  O.,  S  .251).)  Zur  Vermeidung  dieses 
Uebelstandes  wird  ein  zeitweises  Schlämmen  des  Mahlgutes  empfohlen.    Eine 
grössere  Leistung  soll  man  erzielen,  wenn  man  das  Mahlgut  trocken  aufbringt. 
Nicht  so  empfehlenswerth    sind    die  Schlepp mühlen,    bei    denen    die 
Steinblöcke  mittelst  Ketten  herumgezogen  werden,    wodurch  leicht   eine  Ver- 
unreinigung des  Mahlgutes  durch  abgeriebene  Eisentheilchen  hervorgerufen  wird. 
»Näheres  über  diese  Mühlen  findet  man  hi  dem  Werke  von  Kerl,  Thonwaaren- 
industrie,  &.  157.) 

Schliesslich  mögen  noch  als  geeignet  zur  trockenen  Homogenisirung  des 
ITiones  die  folgenden  Maschinen  angeführt  werden: 

Der  Separator  von  Siehmon  und  Rost,  gebaut  von  der  Nienburger 
Maschinenfabrik  zu  Nienburg  a.  S.;   dieser  Apparat   soll  sich  gut  eignen  zur 


150 


Erster  Theil.  Die  Hauptetoffe. 


Zerkleinerung  des  Lehms  bis  zu  einer  krümligen  Masse  und  zur  Befreiung 
desselben  von  Kalkknollen,  Kieselsteinen  u.  s.  w.  (siehe  »Thonindustrie-Zeitung«, 
1876,  S.  38)  —  der  Zerkleinerungs-  und  Separirapparat  von  W.  Hess  in 
Würzburg  für  trockenen  Thon  (siehe  R.  Gottgetreu,  »Physische  und  chemische 
Beschaffenheit  der  Baumaterialien«,  Bd.  I,  S.  204)  —  die  Ritting ersehe 
Schleudermühle  zur  Zerkleinerung  von  Schieferthon  und  Kohlenschiefer 
(siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  277  und  278,  und  Bischof,  a.  a.  O.,  S.  241  und  241^ 
—  die  Kugelmühle  von  Hanctin  und  Sachsenberg  (siehe  Olchewsky, 
»Katechismus  der  Ziegelfabrikation«,  S.  89  und  90)  —  das  Schlagrad  von 
Albert  in  Biebrich  a.  Rh.  zum  Mahlen  und  Mischen  von  feuchten,  aber 
nicht  sehr  harten  Stoffen  (D.  R.  P.  Nr.  1119)  —  der  Schlagapparat  von 
Durand  und  Chapitel  in  Paris  für  Steine  und  andere  harte  Stoffe  (siehe 
»Maschinenbauer«,  1879,  S.  413)  u.  s.  w. 

Sieben.  Enthält  der  gemahlene  Thon  u.  s.  w.  noch  Bestand theile,  die 
gar  nicht  oder  nur  ungenügend  pulverisirt  sind,  oder  besitzt  er  Kömer  von 
verschiedener  Grösse,  oder  ist  die  Thonmilch  mit  Stroh-,  Holz-  u.  s.  w. 
Theilchen  verunreinigt,  so  muss  die  Masse  noch  gesiebt  werden.  Man  be- 
nutzt hierzu  entweder  Geflechte  aus  Eisen-  oder  Messingdrähten,  die 
beim  Sieben  von  Thon  bis  200  Maschen  auf  den  Quadratcentimeter  und  beim 
Sieben  von  Quarz  3 — 4,  beim  Sieben  von  Chamotte  und  Sandstein  aber  nur 
2 — 3  Drähte  auf  einen  Centimeter  erhalten,  oder,  weil  sich  diese  Drahtgewebe 
sehr  schnell  abnützen,  besser  fein  durchlochte  (sogenannte  perforirte)  Metall- 
bleche. 

Man  unterscheidet  Flachsiebe,  Handsiebe,  Wurfsiebe,  Schüttel- 
siebe, Trommelsiebe  u.  s.  w.  Die  Wurfsiebe,  durch  welche  der  zu  sortirende 
Stoff  mittelst  Schaufeln  geworfen  wird,  werden  in  geneigter  Stellung  benutzt, 
Stoss-  oder  Schüttelsiebe  mit  den  Zerkleinerungsmaschinen  gleichzeitig 
bewegt,  Trommelsiebe  ebenfalls  mit  letzteren  verbunden  und  in  Umdrehung 
versetzt.  Die  Trommeln  erhalten  die  Gestalt  eines  Cylinders  oder  eines  sechs- 
kantigen Prismas. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  151 

§  89.  Das  Formen  der  Ziegel  mittelst  Hand-  und  Maschinenarbeit. 

Einleitung.     Das  Formen   der  Ziegel   geschieht   entweder   von  Hand 
oder  mittelst  Maschinen  verschiedener  Construction. 

Die  Handformerei  ist  für  kleinere  Betriebe  und  namentlich  für  solche, 
die  während  des  Winters  geschlossen  sind,  empfehlenswerther;  für  den  Gross- 
betrieb dagegen  und  bei  ununterbrochener  Fabrikation  während   des   ganzen 
Jahres  stellt  sich  die  Maschinenformerei  trotz  der   hohen  Anschaffungs-  und 
Betriebskosten  der  Maschinen  billiger,  und  sie  ist  stets  einzurichten,  wenn  es 
sich  darum  handelt,  eine  sehr  grosse  Anzahl  Ziegel  in   möglichst  kurzer  Zeit 
fertigzustellen,   wenn   es   an    tüchtigen  Ziegeistreichem   fehlt  oder  solche  nur 
g^en  sehr  hohen  Taglohn  zu  haben  sind,  oder  wenn  man  sich  überhaupt  vom 
Arbeitspersonal  möglichst  unabhängig  machen  will.  In  einzelnen  Fällen,  so  z.  B. 
bei  der  Fabrikation  von  Hohlsteinen,  können  Maschinen  kaum  entbehrt  werden. 
Die  Ansicht  der  Fachleute,  welcher  Herstellungsart  der  Vorzug  zu  geben 
ist,  geht  sehr  auseinander.     Während  Einige  die  Handstrichziegel  für  besser 
halten,  sind  Andere  der  Meinung,  dass  Maschinenziegel  den  gleichen  Werth 
besitzen,   und   wieder  Andere,    dass    Maschinenziegel    vor    den   Handstrich- 
aegeln   den  Vorzug  verdienen.    Für    die  Hand  formerei    dürfte   der  Umstand 
sprechen,  dass  man  bei  ihr,  wenn  eine  nicht  vollständig  homogenisirte  Thon- 
masse   zu    formen   ist,   leicht    eine  Verbesserung  des  Ziegelgutes   vornehmen 
kann,  indem  man  z.  B.  Steiuchen  und  nicht  aufgeweichte  Thonstücke  aus  ihm 
mit  der  Hand  entfernt,   bei   nicht  genügender  Bildsamkeit  Wasser  hinzusetzt 
und  die  Masse  nochmals  mit  den  Händen  durchknetet,   bei  zu  grosser  Bild- 
samkeit Sand  oder  andere  Magerungsmittel  beimengt,  bei  grösserer  Steifigkeit 
einen  stärkeren  Druck  beim  Einschlagen  in  die  Form  anwendet  u.  s.  w.  Auch 
lassen  sich  kleinere,   beim  Abstreichen  und  Entfernen   entstandene  Fehler  an 
den  Seitenflächen,    Ecken  und  Kanten    des  Steines    leicht    durch    die  geübte 
Hand  eines  erfahrenen  Ziegelstreichers  ausbessern.  Alles  dies  lässt  sich  durch 
Maschinen  nicht  ausführen,  sodann  sind  dieselben  noch  sehr  der  Verbesserung 
fähig,  auch  ist  es  bis  heute  der  Technik  noch  nicht  gelungen,  eine  Maschine 
2u  bauen,    welche    sich  für  jede  Thonart   gleich   gut  eignet.    Man  muss  sich 
daher  aus  den  vielen,  im  Handel  vorkommenden  Maschinen  die  für  das  vor- 
liegende   Ziegelgut    geeignetste    auswählen,    wobei    häufig    Missgriffe    gethan 
werden.    Hat   man    aber   (z-.  B.  nach  mehreren  missglückten  Versuchen)    eine 
wirklich  brauchbare  Maschine  für  seinen  Rohstoff  gefunden,  so  kann  dieselbe 
nur  dann  auf  die  Dauer    sicher    functioniren    und  gute  Waare  liefern,    wenn 
die  Thonmasse  stets  von  der  gleichen  Beschaffenheit  bleibt  und  die  Maschine 
gut  in  Stand  gehalten  und  sachgemäss  bedient  wird ;  durch  jede  wesentliche 
Veränderung    des  Rohstoffes    oder    bei    einer    falschen  Behandlung   wird  die 
Maschine  stets  geschädigt  werden  oder  nicht  richtig  functioniren. 

Maschinenziegel  sind  dichter  wie  Handstrichziegel,  weil  bei  ihrem  Formen 
eine  grössere  Kraft  angewendet  wird,  sie  sind  demgemäss  schwerer  und  er- 
fordern zu  ihrer  Herstellung  eine  grössere  Thonmenge,  andererseits  besitzen 
sie  eine  grössere  Festigkeit,  auch  schwinden  sie  um  etwa  zwei  Drittel  weniger 
beim  Austrocknen  und  Brennen.  Um  ihr  (iewicht  zu  vermindern,  versieht 
man  sie  mit  Hohlräumen.  Häufig  hört  man  die  Klage,  dass  die  mit  der 
Strangpresse  hergestellten  Ziegel  sich  schwerer  und  schlechter  mit  dem  Hammer 
behauen  lassen  als  Handstrichziegcl,  weil  sie  eine  mehr  oder  minder  deut- 
liche   Structur   besitzen.    Dieselbe    entsteht    dadurch,    dass    die    Kanten    des 


152 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Thonstranges  beim  Passiren  des  Mundstückes  einen  grösseren  Reibungswider- 
stand zu  überwinden  haben  als  der  Kern  desselben,  dass  demnach  letzterer 
vorauseilt  und  nicht  so  stark  gedichtet  wird.  Da  die  Geschwindigkeit  der 
einzelnen  Thontheilchen  von  der  Mitte  des  Thonstranges  nach  den  Aussen- 
flächen  abnimmt,  so  entstehen  ringförmige  Thonschichten.  Diese  Structur  ist 
bei  sehr  plastischem,  steif  gepresstem  Thon  stärker  als  bei  gemagertem  und 
weich  gepresstem.  Durch  die  Structur  kann  aber  auch  die  Festigkeit  und 
Dauerhaftigkeit  der  Ziegel  sehr  beeinträchtigt  werden.  Um  die  Festigkeit 
solcher  Steine  zu  erhöhen,  müssen  die  Ziegel  bis  zur  eingetretenen  Sinterung 
(Klinkerung)  gebrannt  werden.  Endlich  ist  die  Austrocknung  des  ungleich 
dichten  und  Structur  besitzenden  Maschinenzicgels  eine  ungleichmässige,  denn 
es  trocknet  der  dichtere  Kern  langsamer    als  die  weniger  dichte  Oberfläche. 

Ein  Vortheil  der  Maschinenformerei  ist  darin  zu  erblicken,  dass  die 
Ziegel  so  steif  hergestellt  werden  können,  dass  man  sie  sofort  aus  den  Formen 
herausnehmen  und  in  den  Trockengestellen  ohne  weiteres  übereinander  auf- 
stellen kann  und  dass  man  bei  Benutzung  von  Trockenpressen  jede  Trocken- 
anlage erspart,  weil  man  die  trocken  gepressten  Steine  nach  ihrem  Formen 
sogleich  in  den  Ziegelofen  einsetzen  kann. 

A.  Handformerei. 

a)  Streichen  oder  Schlagen  der  Ziegel.  Hierzu  verwendet  man 
einfache  oder  doppelte  Formen  aus  Holz  oder  Gusseisen.  Letztere  sind  die 
besseren.  Die  hölzernen  Formen  werden  in  Gestalt  eines  Rahmens  hergestellt, 
dessen  oberer  Rand  mit  einer  schwachen  Eisenschiene  beschlagen  wird,  damit 
die  Form  durch  das  Abstreichen  mit  dem  Streichbrett  nicht  abgenutzt  und 
mit  der  Zeit  nicht  niedriger  wird.  Der  Rahmen  besteht  aus  1*5 — 2  cm  starken 
gehobelten  Buchen-,  Aepfel-  oder  Bimbaumholz-Brettem  und  erhält  meistens 
keinen  Boden;  er  wird  an  den  Schmalseiten  mit  Handgriffen  versehen.  (Fig.  73.) 
Die  Grösse  der  Form  richtet  sich  nach  dem  Schwindmass  des  Ziegelgutes, 
welches  durch  ein  Probetrockneu  und  einen  Probebrand  festzustellen  ist.  Um 
eine  immer  gleichbleibende  Schwindung  zu  erzielen,  muss  beim  Einsumpfen 
und  bei  der   weiteren    \  L-rarijuitung   der  Thoiimassc    stets   die    gleiche   Menge 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  153 

drückt  die  Thonmasse  an  den  Seiten  und  in  den  Ecken  fest  an  und  streicht 
nun  mit  den  Händen  oder  besser  mit  dem,  aus  dem  mit  Wasser  gefüllten 
Behälter  herausgenommenen,  45  cm  langen,  7 — 8  cm  breiten  und  15  cm  dicken 
Lineal  (Streichbrett  oder  Streichholz)  den  Thonüberschuss  ab,  wobei  er  das 
Holz  in  solcher  Neigung  fuhrt,  dass  es  mehr  eindrückend  als  schabend  wirkt. 
Dieses  Streichbrett  muss  täglich  untersucht  werden,  weil  es  sich  auf  dem 
Eisenbeschlag  der  Form  schnell  abnutzt,  wodurch  dann  ungleiche  Ziegel  ent- 
stehen. Um  die  Form  möglichst  vollständig  mit  Thonmasse  auszufüllen,  kann 
man  sie  auf  ein  Brettchen  stellen,  mit  diesem  nach  geschehener  Füllung  aufheben 
xmd    mit   aller   zu   Gebote   stehenden  Kraft  gegen  den  Streichtisch  schlagen. 

Die  abgestrichene  Masse  darf  nicht  auf  die  übrige  Thonmasse  geworfen 
werden,  weil  sonst  bald  zu  viel  Sand  in  die  letztere  gelangen  und  dadurch 
die  Güte  der  Waare  beeinträchtigt  werden  würde ;  die  Abstrichmasse  ist  viel- 
mehr in  den  Sumpf  zurückzubringen. 

Die  gefüllte  Form  zieht  der  Abträger  an  sich,  kantet  sie  auf  und  trägt 
sie  in  dieser  Stellung  nach  dem  Trockengerüst;  hier  setzt  er  sie  auf  die 
Kante  und  kippt  sie  dann  schnell  um,  indem  er  sie  gleichzeitig  in  die  Höhe 
hebt,  wobei  der  Stein  leicht  aus  der  Form  herausgleitet.  Die  leere  Form 
bringt  er  zum  Streichtisch  zurück,  bestreut  sie  inwendig  mit  Sand  und  über- 
reicht sie  dem  Ziegelstreicher,  von  dem  er  die  inzwischen  gefüllte  neue  Form 
empfangt. 

Wird  noch  ein  dritter  Arbeiter  zum  Zutragen  der  homogenisirten  Thon- 
masse eingestellt,  so  kann  ein  geübter  Former  täglich  bis  etwa  3000  Ziegel  formen, 
und  diese  Leistung   steigert   sich   noch   bei  Verwendung   von  Doppelformen. 

Um  bei  eingetretener  Abnutzung  nicht  die  ganze  Tischplatte  abhobeln 
zu  müssen,  wird  häufig  auf  den  Streichtisch  ein  Brett  von  solcher  Grösse 
au^enagdt,  dass  die  aufgesetzte  Form  es  nur  zum  Theil  bedeckt;  ein  solches 
Brett  lässt  sich  leicht  erneuern.  Arbeiten  zwei,  sich  einander  gegenüberstehende 
Former  an  einem  Streichtisch,  so  nagelt  man  zwei  Bretter  auf  zwei  benach- 
barte Tischecken  auf  und  stellt  einen  etwa  60  cm  langen,  mit  Wasser  gefüllten 
Trog  zum  Benetzen  der  Formen  zwischen  sie. 

Beim  Formen  von  fettem  Thon  empfiehlt  es  sich,  um  den  Stein 
besser  vom  Streichtisch  abziehen  zu  können,  letzteren  dünn  mit  feingesiebtem 
trockenen  Sand  zu  bestreuen  und  die  Form  in  diesen  einzurütteln. 

Beim  Nass formen  wird  in  gleicher  Weise  wie  beim  Sandformen  ver- 
fiahren,  nur  werden,  wie  bemerkt,  weder  die  Formen  noch  die  Thonmasse 
mit  Sand  bestreut,  sondern  mit  Wasser  benetzt. 

b)  Nachpressen.  Verblender,  Fussbodenplatten,Chamottesteine, 
Dachziegel  u.  s.  w.  müssen  mit  völlig  scharfen  Kanten  und  Ecken  und 
geraden,  glatten  Oberflächen  hergestellt  werden  und  ein  gleichmässiges  Format 
eriialten.  Zu  diesem  Zwecke  werden  diese  Thonwaaren,  nachdem  sie  in  der 
beschriebenen  Weise  geformt  und  darauf  bis  etwa  zur  Lederhärte  getrocknet 
sind,  in  eine  am  besten  metallene  Form  mit  polirten  und  eingeölten  Innen- 
flachen '  gelegt  und  auf  einer  Hand-  oder  Maschinenpresse  nachgeprcsst. 
Um  beim  Pressen  keine  bedeutende  Kraft  anwenden  zu  müssen,  dürfen  die 
geformten  Steine  und  Platten  nur  massig  getrocknet  werden,  so  dass  sie  noch 
bildsam  und  namentUch  ohne  harte  Kanten  sind.  Bei  zu  weichen  Waaren  ist 
der  Erfolg  des  Nachpressens  ein  sehr  geringer.  Es  empfiehlt  sich,  Mauer- 
steine  lederhait,   Dachziegel  u.  s.  w.    etwas  weicher   zu  pressen.    Durch  das 


IW 


Erster  Theil.  Die  HanptstofTe. 


Nachpressen  werden  die  Waaren  dichter,  schwerer  und  haltbarer  und  erhalten 
ein  mehr  faseriges  Gefüge.  Zum  Pressen  benutzt  man  Handpressen  mit 
langem  Hebelarm  oder  mit  Kniehebel  oder  mit  flxcenter  (z.  B.  die  von  der 
Nienburger  Maschinenfabrik  gebauten  Handpressen)  oder  endlich  mit  einer 
Schraube  und,  wenn  besonders  harte  Steine  (z.  B.  künstliche  Pflastersteine) 
nachgepresst  werden  sollen,  hydraulische  Pressen  (z.  B.  die  von  Brink 
und  Hübner  in  Mannheim  gebauten),  femer  Dampf  pressen  (z.  B.  die  von 
Daelen  construirten,  siehe»  Dingler's  Polyt.  Journal«,  Bd.  CCXIV,  S.  285) 
u.  s.  w.  Bewährte  Nachpressen  lieferte  auch  C.  Schlickeysen  in  Berlin 
(siehe  »Thonindustrie-Zeitung«,  1879,  S.  301),  Morkramer  (siehe  »Dingler's 
Polyt.  Journal«,  Bd.  CLXIX,  S.  109),  Jordan  in  Darmstadt,  Koller,  Jäger 
(siehe  »Dingler's  Polyt.  Journal«,  Bd.  CLXXVm,  S.  180),  Dr.  Bernhardi 
Sohn  (G.  E.  Draenert)  in  Eilenburg  bei  Leipzig  u.  s.  w. 

Die  Handpressen  zeichnen  sich  durch  eine  einfache  Construction, 
durch  leichten  Transport  und  durch  verhältnissmässige  Billigkeit  aus.  Eine 
sehr  empfehlenswerthe,  fahrbare  Handpresse  liefert  die  Nienburger  Eisen- 
giesserei  und  Maschinenfabrik  in  Nienburg  a.  d.  Saale,  Figur  74.  Mit 
derselben  können  Steine  von  verschiedener  I^nge,  Breite  und  Höhe  nach- 
gepresst werden,  weil  man  bei  ihr  Formkästen  von  verschiedenen  Abmessungen 
anwenden  und  leicht  auswechseln,  sowie  die  den  oberen  Pressstempel  tragende 
Traverse  in  der  Höhe  verstellen  kann.  Durch  Drehen  am  Schwungrad  ynid 
die  Pressung  des  Steines  sowie  der  Verschluss  und  das  OefFnen  der  Form 
selbstthätig  vollzogen.  Beim  Arbeitsbeginn  ist  darauf  zu  achten,  dass  die  Luft- 
löcher im  oberen  Pressstempel  nicht  durch  Thonmasse  u.  s.  w.  verstopft  sind. 
Form  und  Stempel  sind  von  Zeit  zu  Zeit  mit  Fuselöl  u.  dergl.  einzufetten. 
Der  zu  j)ressendc  Stein  wird  auf  den  unteren  Pressstempel  gelegt  und  dann 
das  Schwungrad  kräftig  gedreht,  wodurch  die  Form  geschlossen  und  der  Stein 
zwischen  Ober-  und  Unterstempel  kräftig  zusammengedrückt  wird.  Gewöhnlich 
genügt  ein  kräftiger  Schlag  mit  dem  Schwungrad,  manchmal  sind  jedoch 
zwei  Schläge  zur  richtigen  Pressung  nothwendig. 

Um  saubere  Steine  zu  erhalten  und  durch  das  Nachpressen  eine  werth- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  155 

constniirte  eiserne  oder  bronzene  Formen  mit  polirten  und  eingeölten  Innen- 
flächen und  eine  auf  das  Sorgfältigste  homogenisirte  und  mit  möglichst  wenig 
Wasser  angemachte  Thonmasse.  Das  benützte  üel  muss  recht  fett  und  femer 
so  beschaffen  sein,  dass  es  im  Ziegelofen  vollständig  verbrennt  und  auf  dem 
Stein  keine  Missfärbung  erzeugt.  Die  Oelsteine  sind  sehr  fest  zu  formen, 
damit  sie  ihre  Form  beim  Trocknen  nicht  verändern. 

d)  Beschneiden.  Scharfe  Kanten  und  saubere  Flächen  lassen  sich 
auch  durch  Beschneiden  der  Steine  erzeugen.  Auch  dann  werden  die  letzteren 
aus  einer  sehr  sorgfältig  vorbereiteten  und  möglichst  steifen  Thonmasse  ge- 
formt und  bis  zur  Lederhärte  getrocknet.  Nach  dem  Trocknen  legt  man  die 
Steine  in  eine  offene,  winkelrechte  Form,  die  etwas  grösser  als  das  Stein- 
fonxiat  und  sowohl  oben  als  auch  an  den  Winkelseiten  mit  Eisenblech  be- 
schlagen ist,  und  klemmt  sie  in  derselben  mit  einem  Keil  fest,  sodann  be- 
schneidet man  die  einzelnen  Steinfiächen  der  Reihe  nach  mit  scharfen,  25  bis 
30  cm  langen  Messern,  und  zwar  mit  Hilfe  eiserner  Schablonen  oder  Modelle. 
Alle  Unebenheiten  der  Flächen  werden  mit  den  sich  ergebenden  Thonabfällen 
durch  Streichen  mit  einem  breiten  Messer  beseitigt.  Damit  das  Steinformat 
auch  nach  dem  Beschneiden  der  vorgeschriebenen  Grösse  entspricht,  wird 
der  Stein  von  vornherein  entsprechend  grösser  hergestellt.  Der  beschnittene 
Stein  muss  vorsichtig  und  yollständig  getrocknet  werden,  ehe  er  in  den 
Brennofen  kommt,  damit  er  nicht  sein  Format  ändert. 

Auf  die  gleiche  Weise  verbessert  man  keilförmige  oder  kreisförmige 
Steine  für  Gewölbe  und  Brunnenmauerwerk,  mitunter  auch  Gesimssteine,  Form- 
and  Profilsteine  u.  s.  w.,  nachdem  man  sie  in  entsprechend  gestalteten  Formen 
gepresst  hat. 

Sollen  bei  Fagadenverblendungen  die  Verblendsteine  an  der  Aussenseite 
der  Mauer  scharf  aufeinandersitzen  und  die  Strecker  in  die  vertieften  Schichten 
des  Hauptmauerwerkes  eingreifen,  so  müssen  die  Verblender  keilförmig  ge- 
schnitten werden,  so  dass  auch  die  sämmtlichen  Lagerfugen  eine  keilförmige 
Gestalt  erhalten.  Dadurch  wird  eine  Trennung  der  vorgeblendeten  Mauer  von 
der  Hauptmauer  verhindert,  die  entstehen  würde,  wenn  sich  erstere  noch 
setzt,  nachdem  im  Hauptmauerwerk  längst  Ruhe  eingetreten. 

e)  Kngobiren.  Es  empfiehlt  sich,  die  durch  Xachpressen  oder  Be- 
schneiden geglättete  Oberfläche  der  Steine  (z.  K.  der  Verblender)  mit  einem 
fkrbigen  oder  weis.sen  (sich  roth  oder  weiss  brennenden)  dickflüssigen  Thoii- 
schlamm  glcichmässig  zu  überziehen,  d.  h.  zu  engobiren.  Dieser  Ueberzug 
trocknet  sehr  schnell  und  wird  glänzend,  wenn  man  ihn  nach  dem  Trocknen 
mit  einem  breiten  PoHrmesser  glättet.  Kngobirte  Steine  ])esitzen  eine  grossere 
Wetterfestigkeit  als  gewöhnliche,  auch  haftet  an  ihnen  nicht  so  leicht  der 
Staub.  Durch  Auftragen  verschieden  gefärbter  dickflüssiger  Thonniassen  und 
mit  Benutzung  von  Schablonen  lassen  sich  die  Steinoberflächen  in  beliebiger 
Weise  farbig  mustern  und  z.  H.  mosaikartige  Steine  erzeugen. 

Nicht  farbige  Muster  stellt  man  auf  den  Steinoberflächen,  wie  oben 
bemerkt  wurde,  durch  Pressen  unter  Benützung  von  gemusterten  Kinlege- 
plattcn  her. 

/^  Herstellung  von  Form-  und  Profilsteinen.  Sollen  Formsteine 
ein  einfaches,  durch  ihre  ganze  Dicke  gehendes  Profil  erhalten,  so  streicht 
man  die  Thonmasse  in  entsprechend  gestaltete,  stark  construirte,  eichene  oder 
besser   eiserne  Formen,   welche    inwendig    mit  Oel    bestrichen  und  auf  einen 


156 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


glatt  gehobelten  und  mit  Leinwand  bedeckten  Eichenklotz  gelegt  werden. 
Die  Thonmenge  wird  so  gewählt,  dass  der  Thon  nach  dem  vollständigen 
Ausfüllen  der  Form  noch  um  einige  Centimeter  übersteht.  Auf  die  über- 
stehende Masse  wird  Leinwand  gelegt  und  dieselbe  mit  einer  7 — 8  cm  dicken, 
festen  Bohle  bedeckt.  Dann  schlägt  der  Ziegelstreicher  mit  einem  schweren 
Hammer  oder  einer  kleinen  Handramme  kräftig  auf  die  Bohle,  um  die  Thon- 
masse  zu  verdichten,  entfernt  hierauf  Bohle  und  Leinwand,  beseitigt  mit  dem 
Streichbrett  die  überflüssige  Masse,  kehrt  die  Form  um  und  legt  den  Stein 
auf  das  mit  Sand  bestreute  Trockenbrett.  (Siehe  Mothes,  »Illustrirtes  Bau- 
lexikon«, 1882,  Bd.  II,  S.  363.) 

Bei  der  Herstellung  von  Profilsteinen  für  Thür-  und  Fenstereinfassungen 
wählt  man  nach  Bock  (a.  a.  O.,  S.  84)  eine  aus  6 — IQ  mm  starkem  Flach- 
eisen (bei  geringerem  Bedarf  an  Profilsteinen  auch  aus  gutem,  festem  Holz) 
und  ohne  Profilirung  hergestellte  Form  (Fig.  75),  welche  mit  einem  etwa 
3  cm  grossen  Vorsprung  an  der  einen  Langseite  a  für  den  Anschlag  des 
Thür-  oder  Fensterrahmens  versehen  ist.  Das  nach  einem  Holzmodell  in  Gyps 
geformte  und  mit  einer  aus  Blei  und  Antimon  bestehenden  Mischung  (Schrift- 
giessermetall)  abgegossene  Profil  wird  mit  zwei  kleinen  versenkten  Schrauben 
an  der  einen,  etwas  stärkeren  Ecke  b  befestigt,  in  welcher  sich  schwalbea- 
schwanzförmige  Einschnitte  r  zum  festeren  Einsetzen  der  Profilform  befinden. 
Dieselbe  Form  lässt  sich,  nur  mit  anderen  Einsätzen  versehen,  zu  den  ver- 
schiedensten profilirten  Steinen  benutzen. 

Der  Ziegelstreicher  drückt  zunächst  die  Thonmasse  in  die  einzelnen 
Glieder  des  Profiles  ein  und  schlägt  dann  den  übrigen  Theil  der  Form  mit 
Thon  aus,  so  dass  letzterer  noch  in  einer  Höhe  von  etwa  5  cm  die  Form 
überragt;  hierauf  dichtet  er  die  Masse  mit  einer  kleinen  Handramme,  streicht 
dann  das  Ueberflüssige  sorgfältig  ab,  bestreut  den  Stein  auf  beiden  Seiten 
mit  Sand,  bringt  die  Form  auf  ein  Brett,  welches  das  gleiche  Profil  und  die- 
selbe Grundfläche  wie  der  Stein  besitzt  und  in  der  Mitte  mit  einem  Stiel 
versehen  ist,  und  drückt  den  Stein  mittelst  dieses  Brettes  vorsichtig  aus  der 
Form    heraus,    dann    putzt   er  denselben  mit  einem  Messer  nach,    reinicrt  ihn 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  157 

seiner  Ausipauerung.  An  den  Winkelseiten  dieser  Form  befestigt  man  durch 
Dübel  die  gegliederten,  an  den  Winkeln  auf  Gehrung  stumpf  zusammen- 
gestossenen  Einsatzfutter.  Sollen  die  Ecksteine  an  der  oberen  Seite  abge- 
schrägt werden,  so  bringt  man  an  dieser  Seite  ein  mit  den  für  diese  Ab- 
wässerung  nöthigen  keilförmigen  Futterstücken  versehenes  Bodenbrett  an,  auf 
welchem  2  cm  starke  Leisten  befestigt  sind,  um  die  auf  dieses  Bodenbrett 
zwischen  die  Futterstücke  gelegte  Mutterform  richrig  einsetzen  und  gegen 
Verschiebungen  sichern  zu  können.  Diese  Form  wird  hiemach  von  der  dem 
Bodenbrett  entgegengesetzten  Seite  aus  gefüllt.  Damit  sich  die  Profile  nicht 
verdrücken,  wird  der  geformte  Stein  auf  die  der  Gliederung  entgegengesetzte 
Seite  gelegt.  Gesimswinkelsteine  werden  in  gleicher  Weise  geformt. 

Der  Formkasten  wird  an  einem  kühlen  Orte  aufbewahrt,  damit  der 
Stein  langsam  austrocknen  kann.  Sobald  letzterer  genügend  getrocknet  ist,  so 
dass  man  eine  Veränderung  seiner  Gestalt  nach  Beseitigung  des  Formkastens 
nicht  mehr  zu  befürchten  braucht,  wird  die  Form  auseinandergenommen. 
Beim  Herausnehmen  des  Steines  ist  das  Bodenbrett  zuerst  abzuheben,  dann 
(las  Seiten  stück,  auf  dem  der  Stein  liegt,  durch  einen  Schlitz  herauszuziehen 
und  der  Stein  auf  das  Trockenbrett  zu  legen.  Besitzen  die  Steine  ein  grösseres 
Format,  so  wird  auf  das  Trockenbrett  eine  (bis  b  cm  hohe)  Sandschicht  auf- 
gebracht. Der  Stein  bleibt  auf  dem  Trockengestell  bis  zu  seiner  vollständigen 
Austrocknung  liegen,  bevor  man  ihn  in  den  Brennofen  bringt. 

Man  kann  auch  die  Profile  aus  dem  bis  zur  Lederhärte  getrockneten 
Stein  mit  verschieden  gestalteten  Messern  herausschneiden;  dies  geschieht 
ndfach  bei  grossen,  aus  gut  homogenisirtem  Thon  geformten  Steinen,  die 
<iann  zwischen  Lehren  eingespannt  werden,  an  denen  die  gewünschten  Gliede- 
nmgen  ausgeschnitten  sind.  Nach  der  fertigen  Bearbeitung  kann  man  die 
Steine  noch  mit  einem  feinen  Thonschlamm  überziehen  (engobiren)  und  endlich 
mit  einem  breiten  Polirmesser  glätten  und  glänzend  machen.  (Siehe  O.  Bock, 
\    a.  a.  O.,  S.  87.) 

h)  Formen  von  feuerfesten  Steinen  (Hochofengestellsteinen 
u.  s.  w.).  Feuerfeste  Steine  von  grösserer  Schwere  formt  man  in  eisen- 
beschlagenen Holzformen  oder  in  Formen  aus  Eisenblech  oder  aus  Gusseisen. 
Eiserne  Formen  sind  empfehlenswerther,  weil  haltbarer. 

Fig.  76  zeigt  einen  Formkasten,  welcher  aus  einem  6  mm  starken  Eisen- 
blechrahmen  besteht,  der  durch  quadratische,  1  8 — 2'4  cm  starke  Eisenstäbe  b 
verstärkt  und  mit  Handhaben  c  ausgestattet  ist.  Den  Boden  der  Form  bildet 
ein  ebenfalls  6  mm  starkes  Eisenblech,  das  durch  Klötze  e  in  der  Mitte  unter- 
stützt ist  und  auf  den  unteren  Eisenstäben  liegt.  (Siehe  C.  Bischof,  a.  a.  O., 
S.  33L)  —  Um  das  Formen  zu  beschleunigen,  benutzt  man  auch  Doppel- 
fonnen,  die  nur  durch  ein  Eisenblech  von  einander  getrennt  sind. 

Der  Ziegelslreicher  wirft  zunächst  nur  so  viel  Thonmasse  in  die  Form, 
dass  er  die  Ecken  damit  gut  ausdrücken  kann,  dann  füllt  er  den  übrigen 
Raum  der  Form  entweder  auf  einmal  oder  besser  lagenweise  mit  Thon  aus. 
^Vendet  man  das  letztere  Verfahren  an,  so  muss  man  nach  jeder  Schicht  die 
Oberfläche  derselben  mit  einem  Kratzer  aufrauhen,  damit  sich  die  folt^ende 
Uge  mit  dieser  besser  verbindet.  Die  Thonmasse  wird  in  solcher  Menge 
eingebracht,  dass  nach  dem  Dichten  derselben  mit  einer  ctvva  2-2b  kg  schweren 
fUndnunme  noch  ein  Ueberschuss  vorhanden  ist,  und  letzterer  schliesslich 
nit  dem  Streichmesser  entfernt.  Hierauf  glättet  man  die  Oberfläche  mit  dem 


158 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Spatel  und  bestreut  sie  mit  trockenem  und  fein  pulverisirtem  Quarz  oder  besser 
mit  Chamottemehl.  Sodann  stürzt  man  den  Stein  aus  der  Form  heraus  und 
auf  ein  mit  Sand  bestreutes  Brett.  Nachdem  man  den  Stein  nochmals  über- 
putzt hat,  bringt  man  ihn  mit  dem  Brett  auf  das  Trockengestell  oder,  um 
sein  Austrocknen,  das  bei  seiner  Grösse  längere  Zeit  beanspruchen  würde, 
zu  beschleunigen,  auf  die  mittelst  einer  Canalheizung  massig  erwärmte  Sohle 
des  Formraumes,  woselbst  man  ihn  einige  Tage  stehen  lässt,  ehe  man  ihn 
an  der  Luft  weiter  austrocknen  lässt.  Das  Herausstürzen  des  Steines  aus  der 
Form  bereitet  keine  Schwierigkeiten,  wenn  man  die  letztere  am  oberen  Rande 
etwa  3  mm  länger  und  breiter  macht. 

Zur  Herstellung  von  Pressziegeln  benutzt  man  die  in  Figur  77  ab- 
gebildete Form.  Dieselbe  besteht  aus  einem  vollkommen  dichten,  porenlosen 
und  festen  Gusseisenkörper  a  mit  gehobelten  und  polirten  Innenflächen  und 
Stossflächen,  welcher  mit  zwei  heiss  aufgetriebenen  schmiedeeisernen  Ringen  b 
verstärkt  und  mit  Handhaben  c  sowie  mit  Rillen  d  für  den  Austritt  der 
Feuchtigkeit  versehen  ist.  Auf  dem  oberen  Rand  des  Gusseisenkörpers  sitzt 
ein  Ring  e  von  8 — 9  mm  Höhe.  Den  Boden  der  Form  bildet  eine,  genau  in 
die  Form  passende  Eisenplatte  von  7  mm  Dicke.  (Siehe  C.  Bischof,  a.  a.  O., 
S.  333.)  —  Die  Füllung  der  Form  erfolgt,  wie  oben  beschrieben  wurde, 
lagenweise,  dann  wird  auf  die  Thonmasse  eine  Gussstahlplatte  von  etwa 
2ö  cm  Dicke  aufgelegt,  das  Ganze  unter  eine  Presse  gebracht  u.  s.  w. 

Andere  empfehlenswerthe  Formen  haben  Kerpely  und  Kühne  con- 
struirt. 

/*)  Das  Formen  von  Dachziegeln.  Mit  der  Hand  werden  heutzutage 
wohl  nur  noch  gewöhnliche  Bieberschwänze,  Hohlziegel,  Pfannen 
und  sogenannte  Krämpziegel  geformt.  Dieselben  stellt  man  aus  einer  besseren, 
sorgfältiger  homogcnisirten,  zäheren  und  steiferen  Thonmasse  her  als  wie  ge- 
wöhnliche Mauersteine. 

Bei  der  Handformerei  von  Dachziegeln  werden  verschiedene  Verfahren 
angewendet,  von  denen  wir  hier  nur  die  gebräuchlichsten  kurz  beschreiben 
wollen.    Handelt    es    sich    um    die   Herstellung    von    Flachziegeln    (Bieber- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  159 

Stück  Nussbaumholz  hergestellten,  möglichst  leichten  Form  gebracht.  Die 
dünnen  Blätter  müssen  soviel  Steifigkeit  und  Zusammenhang  besitzen,  dass 
man  sie  ohne  Unterlage  aufheben  kann,  und  dass  sie  ihre  neue  Gestalt  un- 
verändert beibehalten. 

Die  in  Figur  79  abgebildete,  mit  Füssen  d  und  Handhabe  h  versehene 
Form  für  Dachpfannen  enthält  bei  a  eine  Vertiefung  für  die  Nase  und  ist 
bei  b  zur  Bildung  der  Schlusskrempe  abgerundet,  die  gegen  die  vorspringende 
Leiste  angestossen  wird.  Damit  sich  der  Dachziegel  der  oberen  Reihe  beim 
Eindecken  besser  anlegen  kann,  ist  die  Ecke  bei  b  abgeschrägt.  Die  Länge 
der  Form  entspricht  am  besten  genau  der  Ziegellänge,  die  Tiefe  der  Aus- 
höhlung dagegen  wird  etwas  grösser  gewählt,  als  die  des  Ziegels  betragen 
soll;  Kopf-  und  Seitenwände  kann  man  der  grösseren  Haltbarkeit  wegen  mit 
Eisenschienen  bekleiden.  (Siehe  O.  Bock,  a.  a.  ü.,  S.  90  und  Tafel  1,  Fig.  18.) 
Zum  Absetzen  der  Ziegel  benutzt  man  ein  aus  leichtem  Erlen-  oder 
Lindenholz  hergestelltes,  in  der  Mitte  seines  Rückens  etwa  3  cm  dickes  und 
nach  dem  einen  Ende  schmäler  und  dünner  auslaufendes  Werkzeug  von  der- 
selben Länge,  aber  kürzerer  Breite  wie  der  Ziegel.  (Figur  80.) 
B.  Maschinenformerei. 

Das  Formen  der  Steine  erfolgt  hier  mit  Benutzung  von  verschieden 
constniirten  Pressen.  Die  Maschinenziegel  können  sowohl  aus  nassem  als 
auch  aus  massig  angefeuchtetem  oder  aus  lufttrockenem  Thon  erzeugt  werden. 
Hiemach  unterscheidet  man  drei  Arten  von  Formmaschinen,  nämlich:  Nass- 
pressen, Halbtrockenpressen  und  Trockenpressen. 

/.  Nasspressen,  Die  Nasspressen  lassen  sich  in  folgende  Gruppen  ein- 
theilen : 

1.  Maschinen,  welche  die  Handformerei  nachahmen.  Sie  besitzen  ge- 
wöhnlich einen  beweglichen  gusseisemen  Formrahmen.  Hierher  gehören  die 
Stempelpressmaschinen,  welche  die  aus  dem  Thonschneider  kommende 
Thonmasse  mittelst  Stempel  in  einzelne  hölzerne  oder  eiserne  Formen  drücken, 
die  wie  die  Druckfläche  der  Pressstempel  angenässt  und  mit  Sand  bestreut 
oder,  wenn  die  Formen  aus  Eisen  bestehen,  eingeölt  werden,  um  ein  zu 
starkes  Anhaften  der  Thonmasse  zu  verhüten.  Solche  Maschinen  liefern  gut 
aussehende  Steine  von  gleichmässiger  Structur,  jedoch  von  unvollkommener 
Fomi.  Eine  vielfach,  besonders  in  Nordamerika  und  England,  benutzte  Maschine 
dieser  Art  ist  die  sogenannte  canadische  Presse  von  Hall.  (Näheres  siehe 
>  Notizblatt €,  1874,  S.  234.)  Zu  dieser  Gruppe  gehören  auch  die  Maschinen 
von  Carville,  Gonin,  Henry,  Platt  u.  s.  w. 

2.  Maschinen,  deren  Formen  sich  auf  einer  wagrechten,  um  eine  senk- 
rechte Achse  sich  beständig  oder  ruckweise  drehenden  Tischplatte  befinden 
nnd  einen  beweglichen  Boden  in  Gestalt  eines  Stempels  besitzen,  mit  welchem 
auch  der  Stein  aus  der  Form  herausgehoben  werden  kann.  (Siehe  » Notiz- 
blatt t,  1874,  S.  236.)  Die  Füllung  dieser  Formen  erfolgt  aus  dem  Thon- 
schneider oder  durch  besondere  Stempel  oder  durch  Druckwalzen  bei  tiefster 
Lage  des  Bodenstempels,  die  Zusammenpressung  der  Thonmasse  unter  einer 
Druckplatte  mittelst  des  Bodenstempels.  Diese  Maschinen  vollbringen  das 
Pressen  ziemlich  vollkommen,  das  Formen  aber  nur  unvollkommen.  Oder  man 
ordnet  die  Formen  auf  der  gekrümmten,  äusseren  oder  inneren  Fläche  eines 
nm  eine  wagrechte  Achse  sich  beständig  oder  ruckweise  drehenden  Cylinders, 
itich  wohl  auf  einer  feststdienden  Tischplatte   an.    Stempelmaschinen   dieser 


160 


Erster  Thcil.  Die  HaaptstofTe. 


zweiten  Gruppe  wurden  von  S.  Bawden  und  Comp,  in  London  (canadische 
Presse;  siehe  »Notizblatt«,  1872,  S.  126),  Dubay,  Jones,  Holmes,  Julienne, 
Longley  u.  s.  w.  gebaut. 

3.  Maschinen  mit  einer  Form  zum  Ausstechen  der  Ziegel  aus  einer 
maschinell  erzeugten,  plattenförmigen  Thonmasse.  Man  benützt  diese  Maschine 
hauptsächlich,  wenn  es  sich  um  Erzeugung  von  Verzierungen  an  den  Steinen 
handelt. 

4.  Maschinen,  die  durch  Pressen  oder  Walzen  u.  s.  w.  einen  zusammen- 
hängenden, fortlaufenden  Thonstrang  erzeugen,  welcher  die  Ziegellänge  zur 
Breite  besitzt,  sich  auf  einer  wagrechten  beweglichen  Unterlage  fortbewegt 
und  mit  Hilfe  eines  straff  gespannten  Drahtes  in  einzelne  Steine  von  dem 
gewünschten  Formate  zerschnitten  wird.  Hierher  gehören  die  Schnecken-, 
Walzen-  und  Kolbenpressen.  Derartige  Maschinen  sind  von  Clayton,  Sachsen- 
berg, Hertel,  Schlickeysen  u.  s.  w.  construirt  worden. 

Da  die  Maschinen  ad  1 — 3  heute  nur  noch  selten  benutzt  werden,  so 
wird  von  einer  weiteren  Besprechung  hier  Abstand  genommen. 

Die  Maschinen  der  letzten  Gruppe  (Strangpressen)  bestehen  aus  einer 
Thonknet-  und  Mischmaschine,  einer  Presse  und  einer  Formmaschine  und 
besitzen  bei  den  älteren  Constructionen  eine  senkrechte,  bei  den  neueren 
eine  wagrechte  Arbeitswelle. 

Zu  den  besten  Constructionen  dieser  Art  gehört  die  von  der  Firma 
Clayton  Son  and  Howlett,  Atlas  Work  Harrowroad,  London,  ge- 
baute Ziegelpresse  (Figuren  81 — 82),  welche  fast  ausschliesslich  in  England 
benutzt  wird.  In  einem  Gusseisengehäuse  A  befindet  sich  ein  Walzenpaar  B, 
welches  die  mittelst  Karren  herangeschaffte  und  in  den  Rumpf  des  Gehäuses 
eingeschüttete,  sowie  durch  eine  sich  drehende  und  mit  Armen  ausgestattete 
Welle  C  über  die  beiden  Walzen  vertheilte  Thonmasse  zerdrückt  und  die- 
selbe durch  einen,  aus  einer  mit  16  Messern  armirten  Welle  jE^  bestehenden, 
horizontal  liegenden  Thonschneider  einer  viereckigen,  gusseisemen  Kolben- 
presse  ^  zuführt,  deren  Kolben  zwei  fortlaufende  Kolbenstränge  abwechselnd 
rechts  und  links  aus  zwei  dort  angebrachten  Mundstücken  herauspresst.  Diese 


Zweites   Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  161 

(lUsseisengest eilen  a  a  und  werden  durch  die  Stirnräder  r  c  mit  einer  gleichen 
(leschwindigkeit  gedreht.  Die  Stirnräder  erhalten  ihre  Bewegung  durch  Riemen- 
scheiben d  und  kräftig  construirte  Rädervorgelege  e  f  g  h.    An  dem  Gestell 
sitzt  vor    den  Presswalzen   ein   starker  Gusseisenkasten  K,  vor    dem  das  der 
gewünschten   Ziegelform    entsprechend   gestaltete    Mundstück    /   befestigt    ist. 
Unmittelbar  an  das   sorgfaltig   bearbeitete  Mundstück   schliesst   sich    ein   mit 
Rollen  m  «r,  welche  mit  Filz  oder   sogenanntem    englischen  Leder   überzogen 
sind,  versehener  Tisch  an,  auf  dem  sich  ein  sinnreich  construirter  Abschneide- 
apparat 0  leicht  hin-  und  herbewegen  lässt.  lieber  dem  Walzenpaar  steht  ein 
<.in  Fig.  83  nicht  dargestellter)  Thonschneider  von  gewöhnlicher  Construction. 
In    diesen   wird  die  genügend  vorbereitete  Thonmasse  oben  eingeworfen  und 
gelangt,  gehörig  geknetet,  aus  demselben,  nachdem  sie»  gewöhnlich  noch  einen 
Zerkleinerungsapparat  passirt  hat  und  von  diesem  in  dünne  Stücke  zerschnitten 
worden    ist,   in   den  Rumpf  /  des  Gusseisengestelles    und    von    dort    auf  die 
Walzen,   welche   die   Thonmasse    erfassen,    einziehen    und    in    den  Kasten  K 
drücken,  aus  dessen  Mundstück  sie  als  ein  zusammenhängender,  fortlaufender 
Strang  vom  Querschnitt  des  zu    formenden  Ziegels    heraustritt  und  bei  ihrer 
allmäligen  Vorwärtsbewegung  über  die  Rollen  in    der  Tischplatte  bis  an  den 
Al>schneideapparat  o  gelangt,  auf  dessen  leicht  beweglichen  Wagen  sie  sich  auf- 
legt. Bei  weiterem  Vorrücken  des  Thonstranges  nimmt  derselbe  diesen  Wagen 
mit  seiner  eigenen  Geschwindigkeit  mit,   so  dass  es  möglich   ist,    den  Strang 
stets   winkelrecht    zu   zerschneiden,   ohne    den  Betrieb    zu    unterbrechen.    An 
diesem  Wagen  ist  ein  Rahmen  q  angebracht,   welcher   sich    oben  und   unten 
führt  und  einen   dünnen,    straff  gespaimten  Stahldraht  besitzt,   mit  dem  vom 
Strang  ein  Stück  abgeschnitten  wird,  das  die  Gesammtdicke  von  drei  Ziegebi 
zur  I^iinge  hat  und  sich   auf  einen    zweiten,   zum   ersten  wagrecht  verschieb- 
baren Rahmen  legt    Dieses  Stück  wird    dann    durch   zwei    am  Wagen  o  be- 
festigte und  zwischen  einem  Gestell  genau  parallel  eingespannte  Stahldrähte  /  /, 
f^egen  die  es  gedrückt  wird,   schnell    in    drei  gleiche  Theile    zerlegt.    Sobald 
dies  geschehen  ist,   schiebt   man    den  Wagen   gegen    den  Thonstrang  zurück 
und  vollfuhrt   in   gleicher   Weise   einen    neuen  Abschnitt    u.  s.  w.    Ein  Stoff- 
verlust tritt  also  bei  diesem  Abschneideverfahren  nicht  ein. 

Mittelst  der  Sachsenberg'schen  Ziegelpresse  lassen  sich  sowohl  fette  wie 
magere,  gemengte  wie  mit  Sand  vermischte  Thonmassen  gleich  gut  verarbeiten. 
Der  starke  Druck  der  Maschine  erzeugt  eine  sehr  sorgfältige  Mischung  und 
die  Abschneidevorrichtung  Steine  mit  durchaus  scharfen  Kanten  und  rechten 
Winkeln.  Diese  Maschine  vermag  in  einer  Stunde  1200 — 1500  Ziegel  fertig- 
zustellen und  erfordert  zu  ihrem  Betrieb  eine  ß — Spferdige  Dampfmaschine. 
Eine  neuere  Maschine,  durch  welche  der  'rhon  gut  homogenisirt, 
fseformt  und  gleichzeitig  getrocknet  wird,  ist  die  von  Hertel  &  Comp,  con- 
struirte, welche  in  den  Figuren  H(i — 93  mit  ihren  P^inzelhciten  dargestellt  ist. 
Figur  8C5  zeigt  einen  Längenschnitt  der  Formmaschine  mit  der  Ansicht  des 
Mischcylinders  und  des  über  demselben  angeordneten  Walzwerkes,  Figur  87 
eine  Aufsicht  auf  letzteres,  Figur  S8  eine  Seitenansicht  der  ganzen  Maschine 
und  den  Wärme-  und  Mischcylinder  im  halben  Durchschnitt,  Figur  89  den 
Crundriss,  Figur  90  den  Querschnitt  der  Abschneidevorrichlung,  Figur  91 
einen  theilwcisen  Längenschnitt  desselben,  Figur  92  das  Profil  eines  Voll- 
steines von  gewöhnlicher  Stärke  und  Figur  9.H  das  Proül  eines  keilförmigen 
Steines.  (Siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  327  ff.  und  Fig.  31—38.) 

K  r  S  f  e  r,  HuidiMch  der  Baiutofflehre.  IV 


162 


Erster  Theil.  Die  Hauptstojfc. 


Der  frisch  gegrabene  und  ausgewinterte  Thon  wird  in  einen,  über 
einem  Walzwerk  liegenden  Trichter  geschüttet  und  gelangt  von  dort  auf  die 
Walzen  A  und  A  \  von  denen  erstere  mittelst  Gummipuffer  (aus  abwechselnden 
Gummi-  und  Eisenplattenlagen  bestehend)  und  darauf  wirkender  Schraube  b  je 
nach  der  Beschaffenheit  der  zu  verarbeitenden  Thonmasse  eingestellt  werden 
kann  und  durch  die  Kuppelräder  R  in  Umdrehung  versetzt  wird,  während 
die  andere  Walze  A^^  die  zum  besseren  Haften  der  Thonmasse  auf  ihrer 
Mantelfläche  mit  drei  spiralförmigen  Nuthen  ausgestattet,  fest  gelagert  ist  und 
durch  das  Vorgelege  V  getrieben  wird.  Die  Thonmasse  verlässt  das  Walz- 
werk in  der  Gestalt  einer  dünnen  Platte,  sammelt  sich  in  einem,  unter  dem 
Walzwerk  liegenden  Trichter  und  gelangt  dann  in  den  horizontal  liegenden 
Wärme-  und  Mischcylinder,  welcher  eine  zum  Mengen  und  Fortbewegen  der 
Thonmasse  nach  dem  Presscylinder  bestimmte  und  mit  Messern  besetzte  Welle 
trägt.  Nur  wenn  der  Thon  steinig  ist,  passirt  er  vorher  noch  ein  zweites, 
kleineres,  mit  2'5facher  Geschwindigkeit  gegen  die  oberen  Walzen  arbeitendes 
Walzenpaar,  in  welchem  eine  weitere  Verarbeitung  der  Masse  vorgenommen 
und  z.  B.  Thon-  und  Mergelknollen  zu  einem  sehr  feinen  Faden  ausgezogen 
werden. 

Der  Thon  wird  in  dem  Wärme-  und  Mischcylinder  durch  das  am 
hinteren  Ende  des  Presscylinders  einmündende  Dampfablassrohr  der  Maschine 
erwärmt,  plastischer  und  leichter  formbar  gemacht. 

Die  ebenfalls  wagrecht  angeordnete  Ziegelformmaschine,  in  welche  die 
Thonmasse  aus  dem  Mischcylinder  gelangt,  ist  auch  mit  einer  stählernen 
Messerwelle  c  c  ausgestattet,  welche  in  Lagern  des  Deckels  B  und  des  Balkens  S 
ruht  und  durch  ein  doppeltes  Rädervorgelege  mit  fester  und  loser  Riemenscheibe 
ihren  Antrieb  erhält.  Durch  diese  Messerwelle  wird  die  Thonmasse  nochmals 
verarbeitet  und  hierauf  durch  die  schraubenförmig  auf  der  gusseisemen  Nabe  e  e 
befestigten  Doppelschaufeln  d  d  nach  dem  Ausgangskopfstück  E  geschoben, 
das  mit  einer  Reinigungsöffnung  auf  jeder  Seite  versehen  ist  und  in  seinem 
unteren  Falz  das  oben  mit  zwei  Klammem  /  befestigte  Mundstück  D  trägt. 
Die  ThonmaSHC    gelangt    aus  letzterem  in  Form  eines  fortlaufenden  Stranges 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  163 

mittelst  der  Gelenkstücke  s  s^  einander   genähert    werden,    indem    sich    diese 
auf  den  Führungsstangen ^  parallel  verschieben;    hierdurch   findet    ein  festes 
Zusammenpressen  der   (}  Thonstreifen    statt.  Während    der   weiteren  Fortbe- 
bewegung  des  Thonstranges  und  Wagens  wird  der,  mit  ehiem  eingespannten 
Draht  versehene  Rahmen  A^  hindurchgezogen,    so    dass    der  Draht   zwischen 
die   Klemmplatten  v  und  v^    hindurchgleitet    und    die    richtige    I^nge    vom 
Strang  abschneidet,   ohne   die  Kanten  der  Steine  zu  verletzen.    Sobald    dies 
geschehen  ist,  wird  der  Hebel  M  niedergedrückt,  wodurch  sich  die  4  Form- 
stempel  auf  der  Steinoberkante  abdrücken.    Diese  Stempel   hebt   eine  Feder 
wieder  ab,  sowie  Hebel  Af  losgelassen  wird.    Drückt  man  nun  den   Hebel  L 
nieder,    so  hört  das  Zusammenpressen  des  Thonstranges   auf  und   die  abge- 
schnittenen Steine  gehen,    wenn  die  Klappe  F  um  \)0^  gedreht  wird,   hinten 
durch,    indem   der  Wagen  zv   festgehalten    wird.    Die   abgeschnittenen  Steine 
gelangen  dann  auf  das  Trockengestell.    Endlich  wird  die  in  beiden  Endstel- 
lungen durch  Federklinken  festgehaltene  Klappe  F  wieder  in  ihre  ursprüngliche 
•  vcrticale)  Stellung  gebracht,    der  Wagen  näher   an    das  Mundstück  herange- 
fahren und  das  Verfahren  wiederholt.  (Siehe  Zwick,  a.  a.  ().,  S.  332.) 

Bei  der  neuesten  Hertel'schen  Maschine  wird  der  Thonstrang  durch 
eine  andere  Abschneidevorrichtung  quer  durchgeschnitten,  so  dass  keine 
Abfälle  mehr  entstehen. 

Da  man  die  Stahldrähte  beliebig  einstellen  und  verschieden  geformte 
Mundstücke  in  den  Presskopf  einsetzen  kann,  so  lassen  sich  mit  dieser 
Maschine  Steine  in  allen  möglichen  Formen  (Voll-  und  Hohlsteine,  Gewölbe- 
und  Keilsteine,  Gesimse-  und  Formsteine,  auch  Drainröhren  u.  s.  w.) 
herstellen. 

Zum  Betriebe  der  Hertel'schen  Ziegelpresse,  die  in  der  Stunde  etwa 
1000  Steine  liefert,  ist  eine  10 — 12  pferdige  Dampfmaschine  erforderlich. 
Die  in  Figur  iW  dargestellte  stehende  Dampfziegelpresse  wird  von 
C.  Schlick eysen  in  Berlin  gebaut.  Die  Thonma.sse  wird  dem  (bereits  im 
§  88  näher  beschriebenen)  stehenden,  mittelst  einer  Dampfmaschine  be- 
triebenen Thonschneider  durch  einen  Elevator  zugeführt,  durch  die  langsam 
rotirende  (und  sich  daher  wenig  abnutzende)  Messerwelle  gut  verarbeitet 
und  dann  gleichzeitig  aus  zwei  sich  diametral  gegenüberliegenden  Mund- 
stücken horizontal  in  einem  fortlaufenden  Strang  ausgepresst,  so  dass  die 
etwa  von  den  treibenden  Flügeln  erzeugte  Structur  zerstört  wird.  Der  Thon- 
strang gelangt  nach  dem  Verlassen  des  Mundstückes  auf  einen  Rollentisch 
und  dann  unter  die  Abschneidevorrichtung.  Alle  Räder  und  Riemenscheiben 
sind  unter  dem  Fussboden  angeordnet,  damit  der  Raum  um  die  Maschine 
gänzlich  frei  bleibt  und  der  Betrieb  möglichst  wenig  Cieräusch  verursacht, 
auch  die  zur  Bedienung  nothwendigen  Arbeiter  keine  (Jefahr  laufen. 

Die  grösste,  von  C.  Schlickeysen  gebaute  Maschine  dieser  Art  liefert 
bei  einer  Betriebskraft  von  20—25  Pferdestärken  4000— 60(K)  Ziegel  in 
einer  Stunde. 

Bei  allen  Nasspressen  ist  das  Mundstück,  dessen  (Jrösse  nach  der 
beim  Trocknen  und  Brennen  des  Steines  eintretenden  Schwindung  zu  be- 
messen ist,  auswechselbar,  damit  man  mit  einer  und  derselben  Presse  ver- 
schiedene Steinformate  erzeugen  kann,  und  es  ist  deshalb  mit  dem  Thon- 
schneider nur  durch  Schrauben  oder  Knebel-  und  Klinkvorrichtungen 
verbunden.  Das  Mundstück  besteht   meistens   aus  mehreren,    schablonenartig 

11* 


164 


Erster  Theil.  Die  Hauptitoffe. 


ausgeschnittenen,  auf  einer  Eiscnplatte  aufgeschraubten  Holzplatten,  die  innen 
mit  Zinkblech  oder  »englischem  Ledere  bekleidet  sind,  oder  aus  inwendig 
polirtem  Stahl  oder  aus  Bronze  und  wird  beständig  mit  reinem  Wasser  oder 
mit  Seifenwasscr  angenässt  oder  eingeölt,  um  einen  glatten  und  scharf- 
kantigen Thonstrang  zu  ermöglichen  und  die  Reibung  an  den  Wänden  und 
Ecken  möglichst  zu  vermindern.  Der  Zufluss  dieser  Schmiermittel  erfolgt  in 
der  Regel  durch  kleine  Löcher,  die  sich  jedoch  leicht  mit  Thonmasse  ver- 
stopfen. Dieser  Uebelstand  wird  bei  der  von  C.  Schlickeysen  erfundenen, 
sehr  sinnreichen  Construction  vermieden.  Ueber  dieselbe  theilt  der  Erfinder 
in  seinem  Prospecte  Folgendes  mit: 

»Bei  der  älteren  Construction  besteht  die  Form  aus  starken  Bohlen 
weichen,  wasseransaugenden  Holzes  in  Gestalt  einer  konischen  Röhre  ent- 
sprechenden Querschnittes,  die  im  Inneren  mit  Wasserzufluss-  und  Umlauf- 
canälen  versehen  ist.  Von  der  Thoneindringung  an  sind  alle  dem  Thon  zu- 
gekehrten Flächen  mit  dünnen,  sich  schuppenartig  folgenden  und  an  das 
Holz  genagelten  Blechen  verdeckt,  um  die  Wassercanäle  zu  schützen  und 
aus  denselben  und  dem  nassen  Holze  durch  die  Schuppen  eine  schwache, 
aber  möglichst  gleichmässige  Befeuchtung  des  an  den  Schuppen  hingleitenden 
Thonstranges  zu  erzielen.  Ein  Nachtheil  dieser  Construction  ist  darin  zu  er- 
blicken, dass  das  im  Gebrauch  stets  feucht  zu  haltende  Holz  sich  leicht  ver- 
zieht, reisst  und  fault,  dass  sich  die  Formen  wegen  Unzugänglichkeit  der 
Wasserrinnen  schwer  reinigen  und  nicht  anders  ausbessern  lassen,  als  dass 
man  die  Schuppen  herausreisst  und  durch  neue  ersetzt,  und  endlich,  dass 
die  Befeuchtung  des  Thonstranges  sehr  leicht  bald  zu  stark,  bald  zu 
schwach   ist. 

Die  neuere  Pressform  besteht  ganz  aus  Eisen  und  zwar  ist  die  Um- 
hüllung jeder  einzelnen  Strangöffnung  ganz  aus  verzinktem  Gusseisen  ge- 
fertigt und  im  Inneren  mit  eingegossenen  Wasserrinnen  versehen«  Die 
Schuppenfiitterung  ist  ein  zusammenhängendes  Ganzes  mit  Kopfjplatte;  von 
dieser  angefangen  sind  alle  Blechstreifen  schuppenförmig  aneinander  ge- 
löthel  oder  genietet,    so    dass    sie  ^um  Gebrauch    als    eine  einzige  Röhre  iu 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  1()5 

drückende  oder  ziehende  Verbindung  des  fahrbaren  Schneidebügels  mit  dem 
feststehenden  Untersatze  zum  Stillstehen  gebracht,  beim  Herunterdrücken  des 
Bügels  aber  wieder  frei,  so  dass  er  mit  dem  Thonstrang  vorgeht.  Nach 
Ausführung  des  Schnittes  wird  der  Wagen  wieder  durch  die  Schluss- 
bew^ung  des  Bügels  in  die  Anfangsstellung  zurückgeschoben.  Durch 
diese  selbstthätigen  Bewegungen  wird  eine  Kraft-  und  Zeiterspamiss  erzielt. 
Der  Schneidewagen  für  Vollziegel  trägt  zwischen  Pressform  und  Schneide- 
drähten einen  besondem  Rahmen  mit  Rollen,  welcher  nur  bis  nach  geschehenem 
Schnitt  mit  dem  Thonstrang  zugleich  vorgeht,  dann  aber  stehen  bleibt,  bis 
der  Wagen  mit  den  abgeschnittenen  Ziegeln  behufs  Abheben  derselben  schnell 
vorgezogen  und  dann  schnell  wieder  zurückgeschoben  ist.  Dadurch  wird 
eine  wesentliche  Schonung  der,  auf  den  Rollen  dieses  Rahmens  laufenden 
Unterfläche  des  Thonstranges  und  weiter  eine  nicht  unbedeutende  Kraft- 
erspamiss   erreicht. 

Noch  erwähnt  werden  mag,  dass  derselbe  Fabrikant  auch  einen 
Ürcieinschnitt-Ziegel-Schneidetisch  baut  zur  Erzielung  von  drei  grad- 
freien Verblendziegelkanten. 

Weitere  empfehlenswerthe  Ziegel-Strangpressen  liefern  Gebrüder 
Schmerber  in  Tagolsheim  (siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  340)  Murray  (eben- 
daselbst, S.  343),  die  Nienburger  Eisengiesserci  und  Maschinen- 
fabrik zu  Nienburg  a.  d.  Saale,  Eduard  Laeis  &  Comp,  zu  Trier, 
Groke,  Raupach,  Gebrüder  Chambers  in  Philadelphia,  die  Jordan'sche 
Maschinenfabrik  in  Darmstadt  u.  s.  w. 

Man  hat  in  neuerer  Zeit  auch  Versuche  mit  Mundstücken  aus 
Hartglas  gemacht,  die  ergeben  haben  sollen,  dass  man  mit  solchen  Mund- 
stücken aus  magerer  Thonmasse  einen  sehr  schönen  Strang  erzeugen  kann 
and  dass  sich  die  Innenflächen  dieser  Hartglasrahmen  weit  weniger  abnutzen 
als  die  der  Metallrahmen. 

Handelt  es  sich  um  die  Herstellung  von  Lochziegeln  oder 
Drainröhren,  so  werden  eiserne  Dome  an  einem  eisernen,  weit  in  den 
Presskopf  hineinreichenden  Bügel  an  der  iimeren  Mundstückplatte  befestigt. 
Die  Tiefe,  mit  welcher  der  Bügel  und  daher  auch  die  Stifte  in  den  Press- 
kopf hineinreichen  muss,  richtet  sich  nach  der  Beschaffenheit  der  Thonmasse 
nnd  sie  ist  so  gross  zu  wählen,  dass  Zeit  und  Raum  für  die  Wieder\'er- 
cinigimg  der  durch  den  Bügel  getheilten  Thonma.sse  vorhanden  ist,  weil  sonst 
die  Steine  oft  schon  beim  Austrocknen,  jedenfalls  aber  beim  Brennen  rissig 
werden  würden.  Durch  den  Bügel  wird  auch  die  Drehbewegung  aufgehoben 
and  die  Structurbildung  des  Thonstranges  vermindert,  was  durch  Aufhauen 
des  Bügeleisens,  sowie  durch  quer  über  der  Mundstücköffnung  in  kurzen 
Entfernungen  angeordnete,  festgeschraubte  Eisenspitzen  mit  aufgehackten 
Kanten  noch  erhöht  werden  kann.  (Siehe  O.  Bock,  a.  a.  O.,  S.  115.) 

//.  Halb irockenpr essen  und  Trockenpressen, 

Müssen  solche  Thonmassen  geformt  werden,  welche  sich  im  Wasser 
nicht  genügend  zertheilen,  oder  die  durch  Bearbeitung  mittelst  Walzwerke 
Bild  Thonschneider  nicht  hinreichend  knetbar  werden  oder  zu  ihrer  Aus- 
witiening  eine  zu  lange  Zeit  bedürfen  oder  so  fest  sind,  dass  sie  sich  für 
du  Nasspressen  nicht  eignen  und  mittelst  Drähte  nicht  zerschnitten   werden 


166 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


können,  oder  steinig,  schiefrig,  kieshaltig  sind  und  nicht  geschlämmt  werden 
sollen  oder  können,  so  verwendet  man  Trockenpressen  oder  Halb- 
trockenpressen, je  nachdem  die  Massen  trocken  oder  massig  angefeuchtet 
geformt  werden  sollen.  Letztere  arbeiten  mit  einem  niedrigeren  Druck;  denn 
je  weniger  feucht  im  Allgemeinen  die  zu  formende  Masse  ist,  ein  umso 
höherer  Druck  ist  anzuwenden,  um  eine  hinreichend  feste  Waare  zu  erzielen. 
Besonders  benützt  man  diese  Maschine  zum  Formen  von  wenig  bindendem, 
steinhartem  Schiefcrthon,  sowie  von  erdfeuchtem,  magerem  Lehm,  der  sich 
auf  nassem  Wege  zu  einem  brauchbaren  Stein  nicht  formen  lässt.  Beim 
Halbtrockenverfahren  ist  eine  sehr  gleichmässige  Vertheilung  der  Feuchtig- 
keit  in  der  Thonmasse  besonders  zu  erstreben. 

Sehr  umfangreiche  Untersuchungen  mit  Nass-  und  Trockenpressen  hat 
Liedtke  angestellt,  indem  er  die  verschiedensten  Rohstoffe  hierzu  benützte. 
Die  Ergebnisse  seiner  Versuche  hat  derselbe  im  »Notizblatt  des  Zi^ler- 
und  Kalkbrenner-Vereines  c,  1891»  veröffentlicht.  Wir  entnehmen  seinen  Mit- 
theilungen Folgendes: 

»Alle  Thone  und  Lehme  lassen  sich  in  gepulvertem  Zustande  bei 
geeignetem  Wassergehalt  und  unter  Berücksichtigung  ihrer  physikalischen 
Eigenschaften  mittelst  Trockenpressen  geeigneter  Construction  fehlerfrei 
formen.  Haupterfordemisse  der  Verbreitung  der  Rohstoffe  behufs  Trocken- 
pressung sind   folgende: 

1.  gleichmässige  und  feine  Körnung; 

2.  innige  und  gleichmässige  Vertheilung  des  Anfeuchtewassers; 

3.  geeignete  Magerung. 

Werden  diese  Bedingungen  erfüllt,  so  erhält  man  bei  verständiger 
Brandführung  tadellose  und  structurfreie  Steine. 

Die  Versuche  haben  gelehrt,  dass  die  Zusammenpressbarkeit  des  luft- 
trockenen Thones  bei  Zusatz  von  Wasser  bis  zu  einem  gewissen  Procentsatz 
zu-  und  von  da  mit  erhöhtem  Wasserzusatz  abnimmt.  Für  alle  Thone  ist  ein 
Wasserzusatz  von  4 — Q^/q  geeignet. 

Die  längere  Einwirkung  des  Druckes  liefert  nicht  nur  festere,   sondern 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  167 

Wird  das  beigemischte  Wasser  bei  trocken  gepressten  Steinen  zu 
schnell  ausgetrocknet,  so  werden  die  einzeln  aneinander  gelagerten  Theilchen 
leicht  gelockert,  ja  auch  trockene  Steine  werden,  wenn  sie  zu  schnell  in 
Glut  gebracht  werden,  noch  möglicherweise  leiden,  da  das  sogenannte 
chemisch  gebundene  W'asser  und  die  Gase,  die  durch  Verbrennung  der  in 
den  Thonen  enthaltenen  organischen  Stoffe  sich  entwickeln,  zu  schnell  aus- 
getrieben werden. 

Es  ist  daher  bei  trocken  gepressten  Steinen  ein  langsam  durch  allmälig 
gesteigerte  Temperatur  bewirktes  Ausschmauchen  erforderlich,  bevor  die- 
selben der  Gluth  übergeben  werden  dürfen,  ebenso  darf  die  Abkühlung  der 
fertig  gebrannten  Waare  nicht  zu  schnell  erfolgen. 

Der  Brennstoffverbrauch  wird  bei  trocken  gepressten  Steinen  gegenüber 
den  nass  geformten  in  den  allermeisten  Fällen  ein  höherer  sein.  Dieser 
Mehrverbrauch  ist  bedingt  durch  die  etwas  grössere  Menge  des  nöthigen 
Rohstoffes  und  durch  die  weniger  gleichmässige  und  weniger  feine  Zerthei- 
lung  der  Thonmasse.  Diese  beiden  Factoren  werden  durch  die  mittelst 
hohen  Druckes  hervorgerufene  enge  Aneinanderlagerung  der  Massentheilchen 
nicht  aufgehoben.  Bei  den  nass  geformten  Steinen  muss  zwar  diese  enge 
Aneinanderlagerung  der  Massentheilchen  erst  durch  Feuer  bewirkt  werden, 
doch  sind  die  so  hergestellten  Steine  auch  poröser.  In  Folge  dessen  kann 
das  Feuer  sie  schneller  durchstreichen  und  hat  eine  innigere  Berührung  mit 
den  Massentheilchen;  es  kann  deshalb  auch  eine  schnellere  Wirkung  aus- 
üben. Die  Verkittung  der  einzelnen  Theilchen  ist  beim  Nasspressverfahren 
auch  inniger,  trotz  des  grösseren  Porenraumes,  der  durch  das  Trocknen 
entstanden   ist. 

Der  Mehrverbrauch  an  Brennstoff  bei  trocken  gepressten  Steinen  gegen- 
über den  nassgeformten  wird  selbstredend  bei  den  verschiedenen  Thonen 
verschieden  sein  und  wird  etwa  bis  10%  schwanken.  Gleiche  Mengen  von 
Brennstoffen  werden  bei  trocken-  und  nassgeformten  Steinen  nur  da  verbraucht, 
wo  der  Rohstoff  grössere  Mengen  Flussmittel  besitzt. 

Die  Vortheile  der  Trockenpressung  sind:  Erspamiss  grosser 
Trockenanlagen  sowie  des  Transportes  der  Ziegel  in  die  Trockengerüste  und 
aus  denselben  heraus,  Unabhängigkeit  von  der  Witterung  (also  auch  von  der 
Jahreszeit  —  d.  Verf.),  structurlose  Steine,  tadellose  Form,  gerade  Flächen 
und  Kanten,  hohe  Druckfestigkeit  der  gut  gebrannten  Steine. 

Nachtheile  gegenüber  der  Nasspressung  sind:  Mehrverbrauch  an  Roh- 
stoff, höheres  Gewicht  der  Steine  (specifisches  Gewicht  bis  2*3,  bei  nass- 
gepressten  nur  r87 — 2*0  —  d.  Verf.),  Mehrverbrauch  an  Brennstoff,  geringere 
Wetterbeständigkeit  der  nicht  bis  zur  Sinterung  gebrannten  Waare. 

Wenn  auch  nicht  alle,  so  ist  doch  ein  Theil  der  nassgeformten  Steine 
als  Mittelbrand  schon  wetterbeständig,  dagegen  sind  die  durch  Trockenpressung 
hergestelten  Waaren  nur  wetterbeständig,  wenn  dieselben  bis  zur  Sinterung 
gebrannt  sind.« 

Ergänzend  zu  diesen  T.iedtke 'scheu  Auslassungen  seien  als  weitere 
Vortheile  der  Trockenpressen  gegenüber  den  Nasspressen  hervorgehoben: 
kein  Anhaften  der  Thonmasse  an  Formen  und  Stemj>el,  ein  um  mehr  als 
507o  geringerer  Kraftbedarf  bei  Herstellung  der  gleichen  Anzahl  Ziegel  un<l 
eine  um  etwa  337o  billigere  Waare  bei  Massenfabrikation,  geringeres  Anlage- 
capitaly  weil  alle  Homogenisirungsapparate  und  Trockenanstalten  ganz  entbehrt 


168 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


werden,  grössere  Leistungsfähigkeit.  Auch  die  beim  Nasspressen  durch  die 
Abschneidevorrichtung  und  das  Fortbewegen  des  Thonstrages  auf  dem  Roll- 
tisch am  Stein  so  häufig  eintretenden  Beschädigungen  der  Oberflächen,  Ecken 
und  Kanten  werden  bei  Benützung  von  Trockenpressen  gänzlich  vermieden. 
Als  ein  Nachtheil  ist  zu  bezeichnen  das  Mitpressen  der  im  Thonpulver 
enthaltenen  Luft,  durch  welches  unzählige  kleine,  feine  Risse  in  der  Stein- 
masse erzeugt  werden.  Man  muss  deshalb  dafür  sorgen,  dass  die  eingeschlossene 
Luft  beim  Pressen  entweichen  kann;  dies  erreicht  man  durch  eine  feine 
Durchlochung  der  Formenwände,  durch  wiederholtes  Pressen  des  Steines 
mit  stets  zunehmendem  Druck  und  auf  verschiedenen  Steinflächen,  durch 
Erwärmung  der  Thonmassen  u.  s.  w. 

Der  Thon  wird  in  Kollergängen,  Desintegratoren  u.  s.  w.  sorgfaltig 
gepulvert,  so  dass  gröbere  Kömer  in  der  Masse  nicht  mehr  vorkommen, 
dann  wird  das  Thonpulver  sofort  oder  (bei  Anwendung  des  Halbtrocken- 
verfahrens) nachdem  es  in  einem  Mischcylinder  mit  einer  ganz  geringen 
Menge  Wasser  vermengt  worden,  in  Formen  mittelst  Stempel  gepresst.  Der 
geformte  Stein  w^ird  unmittelbar  in  den  Ziegelofen  gebracht,  in  demselben  vor- 
sichtig geschmaucht  und  dann  bis  zur  Sinterung  gebrannt.  Die  Herstellung 
der  Ziegel  ist  also  bei  diesem  Verfahren  eine  sehr  schnelle;  es  empfiehlt 
sich  deshalb  die  Anwendung  des  letzteren  ganz  besonders,  wenn  es  darauf 
ankommt,  in  kürzester  Zeit  eine  möglichst  grosse  Zahl  von  Ziegeln  fertigzu- 
stellen. 

Während  die  Trockenpressung  in  Nordamerika  und  England  schnell 
Eingang  gefunden  hat  und  heutzutage  in  vielen  Ziegeleibetrieben  dieser 
linder  eingeführt  ist,  hat  sie  bei  uns  erst  recht  wenig  Verwendung  gefunden. 
Schumacher  erklärt  in  der  »Naumburger  Töpferzeitung c,  1893,  Nr.  15  diese 
auffallende  Thatsache  dadurch,  dass  die  bei  uns  benützten  Maschinen  trotz 
der  verschiedenen  Systeme  bisher  noch  zu  wenig  leistungsfähig  seien  und 
dass  sie  eines  übermässigen  Kraftaufwandes  und  häufiger  Ausbesserungen 
bedürften. 

Als    eine    vorzügliche  Trockenpresse    gilt    die    von  Isaac    Gregg    in 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  IGf) 

drei  Viertel  ihres  Umfanges  abwechselnd  nach  rechts  und  nach  links  gedreht.  An 
beiden  Enden  des  langen  gusseisemen  Tisches//  befinden  sich  je  sieben  Formen/, 
deren  Boden   unten   mit  Rollen  versehene  Stahlstempel   bilden,    welche  sich, 
nach  unten  verlängert,   auf  einer   nach   aussen    bis  zur  Rolle  s  ansteigenden 
stählernen  Bahn  r  bewegen.  Der  Tisch  //  wird    mit    seinen    gefüllten  Formen 
von    der    Haupttransmissionswelle    aus    durch  Kurbel    und   Treibstange    auf 
dieser   schiefen  Bahn   entsprechend   der  Drehung   der  Presswalze  P  hin  und 
her  bewegt,    wobei  die  Steine  nochmals  von  unten  her  gepresst    und  darauf 
in  den  Formen  aufgelockert  werden.    Hierauf  gelangen  die  gefüllten  Formen 
auf  die  Hebelstange  «,  welche  dieselben,    nachdem  sich  alle  Formen  auf  ihr 
befinden,  gleichzeitig  und  in  paralleler  Richtung   emporhebt    und   die  Steine 
aus  den  Formen  herausdrückt.    Die  Steine    werden    durch    eine   selbstthätig 
wirkende  Vorrichtung  /  auf  ein  bereitstehendes   Brett  gehoben,  das   von  dem 
Abträger  fortgenommen    und  sogleich  durch  ein  neues  ersetzt  wird.    Gleich- 
zeitig wird  von  dieser  Abstreichvorrichtung  eine   eingefettete  Walze  xx  mit- 
genommen,  welche  über  die  Stahlstempel    gleitet  und  dieselben  dabei  etwas 
einölt  Die  zusammengehörigen  Formen  füllen  sich  unter  dem  Fülltroge  mit  einem 
Male,  während  die  anderen  gleichzeitig  entleert  werden.    Die  Maschine  wird 
durch  Riemenscheiben   angetrieben.    Zur    Verminderung    der   Stosswirkungen 
ist  in  der  Haupttransmissionswelle  chie  Reibungskuppelung  eingeschaltet. 

Mittelst  dieser  Presse  können  nicht  nur  Vollziegel,  sondern  auch  unter 
Benützung  anderer  Formen  Gesimssteine  u.  s.  w.  hergestellt  werden,  auch 
HohLd^el  mit  nicht  durchgehenden  Löchern,  welche  auf  fünf  Seiten  wellig, 
glatt  und  eben  sind;  die  Höhlungen  sind  so  angeordnet,  dass  ein  Mehrauf- 
wand an  Mörtel  nicht  stattfinden  kann.  Die  Maschine  liefert  bei  einer 
Beniebskraft  von  15 — 16  Pferdestärken  mindestens  3500  Steine  in  der 
Sttinde.  (Siehe  Zwick,  a.  a.  ü.,  S.  361,  und  Gottgetreu,  a.  a.  O.,  S.  264.) 

Weiter  sind  als  bekannte  Trocken-  beziehungsweise  Halbtrockenpressen 
anzuführen: 

Die  Presse  von  Durand-Marais;  sie  besteht  im  Wesentlichen  aus 
einer,  auf  einen  wagrecht  sich  bewegenden  Randkolben  wirkenden  Excenter- 
wellc  und  einem  oben  offenen,  von  dem  Kopfende  zeitweise  verschliessbaren 
Presskasten,  in  welchen  der  Randkolben  dringt  und  über  welchem  unmittelbar 
der  Fülltrichter  angeordnet  ist.  Sie  besitzt  keinen  weiteren  Homogenisirungs- 
apparat  und  liefert  vollkommen  rechteckige  Steine  mit  glatten  Oberflächen 
'.siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  352  und   *Töpfer-  und  Ziegler-Zeitung c,   1876); 

Die  Presse  von  Platt  Brothers  in  Oldham  (Lancashire).  Leistungs- 
fähigkeit: 1800  Steine  in  der  Stunde  (siehe  Gottgetreu,  a.  a.  O.,  S.  257); 
die  Presse  von  R.  A.  Douglas  in  Chicago,  eine  unwesentliche  Ab- 
änderung der  Platt 'sehen.  Leistungsfähigkeit:  bis  7500  Steine  in  der  Stunde  {}) 
(die  Presse  stellt  16  Ziegel  auf  einmal  fertig;  siehe  Gottgetreu,  a.  a.  O.,  S.  267); 
die  Halbtrockenpresse  mit  Hebeldruck  von  Bradley  und  Grawe n 
Wakefield  (Yorkshire);  sie  besteht  aus  einem  Mischapparat,  Thonschneidcr, 
drehbaren  runden  Formtisch  und  einer  Presse,  mit  welcher  das  Thonpulvcr 
dreimal  hintereinander  mit  drei  verschiedenen  Kolben  gepresst  wirtl,  um 
alle  Luft  aus  dem  Thon  zu  entfernen.  Diese  Presse  ist  behufs  Erziclung 
einer  möglichst  gleichmässigen  Pressung  mit  einem  Umwendeapparat  aus- 
gestattet, so  dass  man  die  Steine  beim  zweiten  Druck  auf  der  entgegen- 
gesetzten   Seite    pressen    kann.    Leistungsfähigkeit:     stündlich    1800 — 2000 


170 


Krster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Steine.  Betriebskraft:  10—12  Pferdestärken  (siehe  > Töpferzeitung c,  1890, 
Nr.  48,  Gottgetreu,  a.  a.  ü.,  S.  253  und  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  355); 

die  Presse  der  Dorstener  Eisengiesserei  und  Maschinenfabrik, 
eine  Hammerpresse,  die  den  Stein  durch  einen  dreimaligen  Schlag  presst. 
Leistungsfähigkeit:  etwa  2800  Steine  in  der  Stunde;  Betriebskraft:  gering, 
(siehe  O.  Bock,  a.  a.  O.,  S.  131); 

die  Halbtrockenpresse  von  Whittacker  in  Accrington  (England);  in 
derselben  erfolgt  die  Pressung  durch  vier  Stempel,  zwei  obere  und  zwei  untere. 
Sie  besitzt  einen  Presstisch  mit  zwei  eingelagerten  Formen.  Stündliche 
Leistung  etwa  1400  Steine  (siehe  »Töpfer-  und  Ziegler-Zeitung c,  1889, 
Nr.  18,  und   »Töpferzeitung«,  1884,  Nr.  47); 

die  Halbtrockenpresse  von  Quast,  gebaut  von  der  Nienburger  Eisen- 
giesserei und  Maschinenfabrik  zu  Nienburg  a.  d.  Saale;  sie  besteht  aus  einer 
mit  einer  Mischschnecke  verbundenen,  eigenthümlich  construirten,  kräftigen 
Kurbelpresse,  mit  welcher  der  Stein  durch  einen  Stempel  und  durch  einen 
mittelst  Federdruck  belasteten  Gegenstempel  in  nur  einer  Richtung  zu- 
sammengepresst  wird.  Die  Schnecke  drückt  die  Thonmasse  fest  in  Formen  und 
treibt  hierbei  die  eingeschlossene  Luft  grösstentheils  aus.  Diese  Presse  hat 
sich  zur  Verarbeitung  von  Schiefem  sehr  gut  bewährt  (siehe  »Thonindustrie- 
zeitung«,  1890,  Nr.  15  und  O.  Bock,  a.  a.  O.,  S.  132); 

die  Trockenpresse  von  Otto  Rost  in  Budapest;  die  Pressform  besitzt 
seitliche  Zwischenräume  zum  schnellen  Entweichen  der  in  der  Thonmasse 
eingeschlossenen  Luft.  Der  Druck  erfolgt  auf  die  kleineren  Flächen  des 
Steines  und  die  zu  pressende  Masse  wird,  obwohl  nur  ein  Pressstempel 
bewegt  wird,  von  beiden  Seiten  gepresst  (siehe  » Töpferzeitung c,  1884, 
Nr.  47); 

die  Presse  von  Clayton;  dieselbe  ist  mit  einem  Kollergang  zum 
Pulverisiren  des  trockenen  Thones  verbunden  und  mit  einem  Elevator  (Pater- 
nosterwerk) zur  Beschickung  des  Einfülltrichters  versehen.  Die  Pressung  des 
Steines  geschieht  mittelst  eines  horizontalen  Kolbens  in  einer  viereckigen, 
mit  beweglichem  Boden  ausgestatteten  Form.    Der  Boden  der  Form  entfernt 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  171 

Formen  ausgestatteten  Presstisch,  der  nach  jeder  Pressung  nur  um  ein  Sechstel 
seines  Umfanges  gedreht  wird.    In   dem  Untergestell   dieser  Presse  befinden 
sich    zwei    Doppelpresscylinder,    zwei    Ausstosspressen    und    zwei    Schieber- 
ventile,   in    der    oberen  Traverse   ebenfalls   zwei   Doppelpresscylinder,    sowie 
Welle,    Zahnrad    und   Excenter.    Die  Pressung   der  Steine    erfolgt    demnach 
durch  .4  Doppelpresscylinder  und  zwar  gleichzeitig  von  oben  und  von  unten  und 
mittelst    hydraulischen  Druckes    unter  Benutzung   eines  Accumulators.    Jeder 
Stein  wfrd    zweimal   gepresst,    zuerst   mit    einem    schwächeren  Druck   behufs 
Entfernung  der  sich    in  der  Thonmasse    befindenden  Luft    und    sodann   mit 
einem    stärkeren  Druck    (bis  zu  3500 /tg'  für   einen  Normalziegel);    hierdurch 
wird  eine  sehr  vollkommene  Pressung  erzielt.    Von    den  6  Paar  Formkästen 
befinden  sich  stets  2  Paar  unter  der  Presse,  2  Paar  werden  gefüllt  und  aus 
den  übrigen  die  fertigen  Steine  ausgestossen.    Die  Formkästen    können   sehr 
leicht  ausgewechselt  werden,    so    dass    man    die  Presse   zur  Herstellung   von 
verschiedenen  Thonwaaren  benützen  kann. 

Der  Druck  lässt  sich  beschleunigen  und  verlangsamen  sowie  den  Eigen- 
schaften der  zu  pressenden  Thonmasse  genau  anpassen.  Das  Ziegelgut  wird 
der  Presse  mittelst  eines  Elevators  zugeführt.  Zum  Betriebe  der  Presse,  der 
während  des  ganzen  Jahres  stattfinden  kann,  sind  8 — 10  Pferdekräfte  noth- 
wendig;  sie  liefert  stündlich  1400 — 2000  Steine,  arbeitet  vollständig  selbst- 
thätig  und  dient  zur  Verarbeitung  einer  vollkommen  trockenen  Thon- 
masse. Nach  einer  Mittheilung  des  Erfinders  sollen  sich  völlig  trockene  fette 
Thonmassen  mittelst  dieser  Presse  besser  verarbeiten  lassen  als  magere.  Man 
benutzt  sie*  zur  Herstellung  von  Ziegeln  aller  Art,  zum  Formen  von  Chamotte- 
steinen,  Dolomit-  und  Magnesitziegeln,  Dinassteinen,  Mettlacher  Riesen,  Düsen, 
ZinkmufTeln  u.  s.  w.  (Siehe  >Thonindustriezeitung«,  1887,  Nr.  21  und  Notiz- 
blatt 1888,  S.  141.) 

C.  Das  Formen  der  Dachziegel  miiteht  Maschinen. 

Zur  Herstellung  von  Dachziegeln  eignet  sich  am  besten  ein  nicht  zu 
fetter,  gleichmässiger,  auf  nassem  oder  besser  auf  trockenem  Wege  möglichst 
gut  homogenisirter  Thon;  nicht  verwendbar  hierzu  ist  magerer  Lehm. 

Bei  der  Maschinenformerei  von  Dachziegeln  kann  man  zwei  Verfahren 
anwenden:  entweder  presst  man  die  Thonmasse  in  einzelne,  entsprechend 
gestaltete  Formen,  oder  man  schneidet  von  einem,  durch  ein  Mundstück 
vom  Querschnitt  des  Dachziegels  gepressten  Thonstrang  die  einzelnen  Ziegel 
in  der  gewünschten  Länge  mittelst  Stahldraht  ab.  Das  letztere  Verfahren  ist 
jetzt  das  üblichere;  es  liefert  sogenannte  Strangfalzziegel,  d.  h.  verbesserte 
Biberschwänze,  gewöhnliche  Dachpfannen  u.  s.  w. 

Der  Querschnitt  des  Mundstückes  wird  so  gestaltet,  dass  ent^'cder  der 
Strang  das  Profil  A  (Fig.  99)  oder  B  (Fig.  100)  erhält.  Im  ersteren  Falle 
wird  von  dem  ganzen,  sich  in  der  Plattenmitte  befindenden  Nasenstrang  das 
überflüssige  Ende  abgetrennt,  im  letzteren  kann  man  den  ganzen  vorstehenden 
Rand  am  oberen  Ende  des  Ziegels  wegen  des  besseren  Aufhängens  des 
letzteren  auf  die  Latte  unverkürzt  lassen.  Die  Platten  werden  gewöhnlich  an 
ihrem  unteren  Ende  segmentförmig  gestaltet  und  müssen  von  einem  geübten 
Arbeiter  sorgfältig  nachgeputzt  werden. 

Einen  für  die  Herstellung  von  Biberschwänzen  recht  empfehlens- 
werthen    sinnreichen   Abschneideapparat    hat  A.   Haus  ding    construirt;    mit 


172 


Erster  Theil.  Die  Hauptatoffe. 


demselben  wird  der  Thonstrang  in  Stücke  von  gleicher  Länge  zerschnitten, 
den  einzelnen  Stücken  am  unteren  Ende  die  Segmentform  gegeben  und  der 
Nasenstrang,  soweit  erforderlich,  entfernt  und  zwar  geschieht  dieser  dreifache 
Schnitt  zu  gleicher  Zeit  durch  Querschnitts-,  Bogenschnitts-  und  Nasen- 
schnittsdrähte, die  durch  einen  Schneidebügel  gleichzeitig  bewegt  werden. 
(Näheres  über  diesen  Apparat  findet  man  im  »Notizblatt  des  Vereins  der 
Ziegler«,  1876,  S.  232.) 

Einen  zu  jeder  Ziegelpresse  verwendbaren  Abschrieidetisch  nebst  Press- 
form für  Dachziegel  (Biberschwänze)  hat  C.  Schlickeysen  in  Berlin  in 
neuerer  Zeit  in  den  Handel  gebracht,  mit  dem  bei  jedem  Hin-  und  jedem 
Zurückschieben  des  Schneiderahmens  ein  vollständiger  Dachziegel  fertig- 
gestellt wird,  auch  hat  derselbe  Fabrikant  einen  neuen  Abschneidetisch  für 
Dachpfannen  construirt;  ersterer  eignet  sich  für  Ziegelstrangpressen  von 
160—250  mm  Weite  und  liefert  stündlich  300—800  Biberschwänze,  letzterer 
ist  für  Thonschneidepressen  von  200 — 300  ww  Lichtweite  verwendbar  und 
liefert  in  der  Stunde  bis  500  Dachpfannen. 

Auch  bei  dem  zweiten  Verfahren  zur  Herstellung  von  Falzziegeln 
presst  man  die  Thonmasse  mit  einer  Schneckenpresse  aus  dem  Mundstück 
der  Ziegelstrangmaschine  in  Form  eines  zusammenhängenden  fortlaufenden 
Stranges  heraus,  schneidet  denselben  in  Platten,  deren  Länge,  Breite  und 
Dicke  so  gewählt  werden,  dass  sich  aus  dem  Stück  gerade  ein  Falzziegel 
formen  lässt,  bringt  die  Platten  unter  Druckpressen,  deren  Stempel  nach 
der  Falzziegelform  gestaltet  sind  und  presst  sie  mittelst  starken  Druckes  in 
Formen,  welche  aus  Eisen  oder  aus  einem  anderen  Metall  oder  aas  Modellir- 
gyps  hergestellt  werden. 

Metallene  Formen  besitzen  den  Vorzug,  dass  man  in  ihnen  einen  steifer 
angemachten  Thon  pressen  kann,  aus  dem  sich  leichter  Steine  mit  glatter 
Oberfläche  herstellen  lassen,  sie  haben  aber  den  Nachtheil,  dass  an  ihnen  der 
Thon  leicht  anhaftet  und  sich  dann  von  der  Form  nicht  ablösen  lässt;  sie 
müssen  daher  innen  mit  feinem  Sand  bestreut  oder  angenässt  oder  mit  Oel 
eingefettet   werden.     Durch   das  Einölen    der  Formen    erhalten    die  in  ihnen 


Zyttitts  CapiteL  Die  knnstlicheo  Steine. 


in 


Kack    der    Pressung    konimt    der    Fakziegel    auf  sogenannte   Trocken- 
nrhen    und    wird    tlurch  Nachputzen    von    allen  Mängeln    (z,  B.  von  etwa 
^chl  atge*tchnittenen  Rändemi  befreit.  Dann  bringt  man  ihn  auf  das  Trocken- 
rath  und  nach  vollständiger  Austrocknung  in  den  Brennofen. 

Die  Falz  Ziegelpressen  sind  für  Hand-  und  Dampfbetrieb  eingerichtet 
entweder  Schraubenpressen  odor  solche,  deren  Stempel  durch  Kurbel  und 
vegt  werden.  Ihre  Construction  ist  eine  recht  mannigfaltige.  Zu 
inensten  Maschinen  dieser  Art  gehören  die  Revolverpressen 
(er  Gebruder  Schmerber  in  Tagolsheim  bei  Altkirch^  deren  neueste  Con- 
n  (0,  R.  K  Nr.  84Ö71»  vom  ö.  Mai  1896)  die  Figuren  101  und  102 
I  i.  Nach  der  Patentschrift  eignet  sich  diese  Revolverpresse  nicht  nur 
nersiellung  von  Falzziegeln,  sondern  auch  von  Biberschwänzen,  Dach- 
und  anderen,  aus  plastischen  Stoffen  durch  Pressung  gcfonnten 
Die  Pressung  geschieht  zwischen  einer  oberen  Form,  die  sich  auf- 
^  niederbewegt,  und  untereti  Formen,  welche  in  einer  Anzahl  von  fünf  und 
r\ehr  auf  einer  prismatischen  Trommel  angebracht  sind.  Nach  jedem  Druck 
(führt  die  Trommel,  sobald  sich  die  oböre  Form  in  der  oberen  Stellung  be- 
»det,  eine  Theildrehung  aus,  um  eine  folgende  Unterfonn  unter  die  obere 
stellen,  und  bleibt  dann  so  lange  stehen,  bis  der  folgende  Druckgratle 
Itiecodet  und  die  obere  Form  wieder  gehoben  ist.  Während  diese-s  Stillstandes 
trd  ein  gepresster  Ziegel  abgenommen  und  ein  neuer  Thonkuchen  aufgelegt. 
Im  oberen  Theil  des  Gestelles  A  ist  der  obere  Pressstcmpel  B  in  senk- 
chten  Fiihrimgeu  genau  geleitet.  Die  mit  einer  Welle  D  fest  verbundene 
Fonncntrommel  C,  auf  der  die  unteren  Formen  angeschraubt  sind,  liegt  unter 
Pressstempel  B*  Die  Trommelwelle  D  wird  auf  beiden  Seiten  in  deti 
Hten.  Die  hin-  und  hergehende  Bewegung  und  der  Druck  des 
ijiels  werden  auf  folgentle  Weise  bewirkt:  Auf  jedem  Ende 
(lier  1  rommeiweile  ausserhalb  der  Gestelle  sitzt  je  ein  Zahnrad  F  gleichen 
iJurrhmessers  lose.  Diese  Räder  werden  gleichzeitig  durch  zwei,  fest  auf  der 
etriebs welle  G  sitzende  und  durch  eine  Riemenscheibe  ff  bewegte  Rädchen  F 
so  dass  sie  sich  in  bestandiger  Umdrehung  befinden.  An  dem 
rexsstemi*el  sind  ausserhalb  des  Gestelles  zwei  Zapfen  angebracht, 
sich  zwei  Rollen  drehen,  die  in  die  Höhlung  des  Zahnrades  £ 
gttätoL  Diese  Höhlungen  besitzen  excentrische  Führungen,  zwischen  denen 
diese  Rollen  laufen;  die  Ftthnmgen  sind  so  eingerichtet,  dass  sie  die  noth- 
vciidigcn  Geschwindigkeiten  zum  Auf-  und  Niederfahren  des  Formenhalters 
oder  l*re?iii«tempels  sowie  den  augenblicklichen  Stillsland  desselben  bewirken, 
um     '  Tumel   die  richtige  Zeit  zu  ihrer  Drehung  zu  lassen,     Bewegung 

and  u  der  Formentrommel  geschieht  durch  ein  sogenanntes  Maltheser- 

hf«U2. 

Der  in  Figur  103  dargestellte  Apparat  von  C  Schlickeysen  dient  zur 

ülliig    von     hohlen     Strangfalzziegeln.      Diese    Ziegel     sind,    wie 

101    bei   i   zeigt,    lang   durchlocht.     Die   Löcher   werden   an   beiden 

bis  auf  einen  schmalen  Schlitz  nachträglich  zugedrückt,  damit  Schnee 

'h  die  Hohlräume  in  die  Dachräume  eindringen  können, 

-el  gewähren  den  weiteren  Vortheil  einer  guten  Isolirung 

n    IVockenhaltens  der  Dachräume,    Bei  grosser  Bildsamkeit 

.ajen  die  Hohlräume  sehr  hoch,    die  Wände  des  Ziegels  sehr 

gestftliet   werden;   dadurch   wird   das  Gewicht   des  Steines   sehr  ver- 


lU 


Erster  Theil.  Die  Haaptstoffe. 


mindert,  zugleich  aber  auch  kann  man  die  seitlichen  Falze  hoch  und  gut 
deckend  machen.  Einai  aum  Verschieben  auf  die  vordere  Drehklappe  und 
zum  Ablegen  von  dieser  auf  das  Trockenbrett  fertigen  Strangfalzziegel  erhält 
man  durch  Zerschneiden  des  Thonsizanges,  indem  man  den  Schneiderahmen 
von  der  einen  Seite  des  Schneidetisches  svr  anderen  schiebt.  Mittelst  dieses 
Apparates  ist  es  möglich,  in  der  Stunde  400 — 600  Ziegeln  zu  formen.  Man 
kann  hierzu  Ziegelpressen  stehender  oder  liegender  Construction  ven^'enden; 
am  besten  haben  sich  solche  von  200 — 300  mm  Lichtweite  bewährt ;  kleinere 
können  nicht  benützt  werden,  grössere  sind  nicht  empfehlenswtrth,  weil  sie 
eine  grössere  Betriebskraft  beanspruchen,  ohne  grössere  LeistungsßÜugkeit  zu 
besitzen.  Für  eine  Presse  von  250  mm  Lichtweite  genügt  eine  Betriebskraft 
von  6 — 8  Pferdestärken. 

Femer  baut  C.  Schlickeysen  Falzziegelpressen  für  Hand-  oder  Dampf- 
betrieb, mit  denen  die  in  Figur  105  und  106  abgebildeten  Ziegel  hergestellt 
werden  können,  sowie  einen  Schneide-  und  Drucktisch  (Fig.  107)  zur  An- 
fertigung von  Strangfakziegeln  (Fig.  108). 

Sehr  bewährt  haben  sich  auch  die  Schlagtische  (Schlagpressen)  von 
Dr.  Bernhardi  Sohn  (G.  E.  Draenert)  in  Eilenburg  bei  Leipzig,  mit  denen 
man  Dachziegel  aller  Art,  glatte  und  gefalzte,  aus  Thon,  Lehm,  Cement  u.  s.  w. 
erzeugen  kann.  Abbildung  und  Beschreibung  dieser  Maschinen  findet  man 
im  §  227  dieses  Werkes. 


D.  Herstellung  von  Drain-  und  Muffenröhren  mittelst  Maschinen^ 

Hierzu  benutzt  man  sowohl  Strangpressen  als  auch  Kolbenpressen  mit 
Hand-  oder  Dampfbetrieb. 

Zur  Herstellung  von  Thonröhren  ist  jeder  nicht  zu  fette  und  keinen  zu 
grossen  Kalkgehalt  besitzende,  steinfreie  Thon  geeignet.  Benützt  man  eine 
zu  fette  Thonmasse,  so  erhalten  die  Drainröhren  beim  Pressen  leicht  Risse, 
auch  ist  ihre  Schwindung  beim  Brennen  eine  zu  grosse ;  enthält  der  Rohstoff 
zu    viel  Kalk,   so  ist  die  Wetterbeständigkeit  der  Röhren  eine  geringe   (ver- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  175 

Die  in  Figur  109  abgebildete  Handröhrenpresse  mit  Stempel- 
druck von  C  Schlickeysen  besitzt  einen  ovalen,  im  Lichten  QS  cm  langen, 
39  cm  breiten  und  23  cm  hohen,  senkrecht  stehenden  Cylinder,  welcher  nach 
seiner  Füllung  mit  Thonmasse  um  90®  gedreht  wird.  Das  Auspressen  des 
Thones  durch  ein  Mundstück  mit  einem,  an  einem  nach  hinten  aus- 
ladenden Bügel  befestigten  Dom  (Kern)  erfolgt  mit  einer  Kraft  von  10  >^^ 
an  der  Kurbel.  Ist  der  Cylinder  leer  gepresst,  so  fallt  er  von  selbst  durch 
ein  Zurückschlagen  der  ihn  festhaltenden  Klinke  in  die  senkrechte  Richtung 
mit  dem  Fülltrichter  nach  oben  zurück.  Der  Rohrstrang  gelangt  auf  einen 
Rolltisch  und  wird  mittelst,  am  einen  Ende  eines  Bügels  verschiebbar  be- 
festigter, Stahldrähte  in  entsprechenden  Längen  zerschnitten.  Mit  einer  Gabel, 
deren  Zinken  in  die  Röhre  passen,  werden  die  einzelnen  Rohrstücke  abge- 
hoben und,  wenn  sie  eine  Lichtweite  von  weniger  als  etwa  80  cm  besitzen, 
liegend,  sonst  stehend  getrocknet;  würde  man  grössere  Röhren  liegend 
trocknen,  so  würden  sie  zusammenfallen. 

Ein  geübter  Arbeiter  vermag  mit  dieser  Handröhrenpresse  stündlich 
bis  zu  12  Pressungen  auszuführen.  Presscylindcr,  Formen,  Zahnstange, 
Wellen,  Füsse  u.  s.  w^.  sind  aus  Schmiedeeisen  oder  Stahl  gefertigt.  Diese 
Pressen  kommen  in  zwei  Grössen  in  den  Handel;  die  kleinere  Presse  liefert 
täglich  bis  3500  Stück  Röhren  von  3'75  <;//  Innenweite  und  solche  bis  14 cm 
inneren  Durchmesser,  die  grössere  täglich  bis  5000  Röhren  von  3*75  r;;/ 
Innendurchmesser  und  solche  bis  15  r;;/  Innenweite.  Erstere  kann  auch  zu 
Hohlstein-I^ufem  und  Simsen  benützt  werden,  letztere  ausserdem  noch  zu 
Streckern,    Platten  für  Falzziegel,    Biberschwänzen,    Fussbodenplatten   u.  s.  w. 

Mit  gewöhnlichen  Röhrenpressen  lassen  sich  auch  Röhren  von  grösserer 
Licht^-eite  herstellen,  wenn  man  ein  kegelstumpfförmiges  Mundstück  ver- 
wendet, deren  breiteres  Ende  den  Mundstückring  mit  dem  Dom  (Kern) 
titgt,  während  das  schmälere  nur  eine  einfache  Oeffnung  besitzt  und  mit 
seinem  Einfassungskreuz  an  der  Presse  befestigt  wird.  Um  ein  Zusammen- 
fallen des  Rohres  beim  Austritt  aus  dem  Mundstück  zu  verhüten,  erhält  der 
Kern  vom  einen  vorstehenden  Zapfen,  auf  den  man  beim  Austritt  des 
Rohres  einen  hölzernen,  mit  Handgriff  versehenen,  sowie  mit  Zinkblech  be- 
kleideten und  durch  irgend  ein  Schmiermittel  schlüpfrig  gemachten  Cylinder 
steckt,  auf  welchen  sich  der  Rohrstrang  aufschiebt.  Sobald  das  Rohr  in  der 
gewünschten  Länge  aus  dem  Mundstück  herausgetreten  ist,  wird  es  mittelst 
Stahldraht  vom  Strang  abgeschnitten  und  mit  dem  Cylinder  nach  dem 
Trockengerüst  geschafft  und  dort  senkrecht  aufgestellt.  (Siehe  O.  Bock, 
a.  a.  O.,  S.  153.) 

Müssen  Rohre,  um  einen  vollständig  gleichmässigen  Hohlcylinder  zu  er- 
halten, gerollt  werden,  so  geschieht  dies,  sobald  die  Thonmasse  bis  etwa 
zur  Lederhärte  getrocknet  ist,  und  zwar  mit  einer  hölzernen  Walze  von 
etwas  kleinerem  Durchmesser  als  das  Rohr  und  mit  einem  festen,  etwas 
vorstehendem  Rande  an  dem  einen  und  einem  losen  Rande  an  dem 
anderen   Ende. 

Grössere  Thonröhren  erhalten  Muffen  und  werden  meistens  innen 
und  aussen  glasirt  Die  lichte  Weite  der  glasirten  Muffenröhren  schwankt 
zwischen  5  und  60  cm,  doch  kommen  auch  noch  grössere  Röhren  ausnahms- 
weise xur  Verwendung.  Die  Muffenröhren  werden  ebenfalls  mittelst  Pressen, 
seltener  und  bei  besQnderen  Weiten  durch  Handarbeit  hergestellt.  Auch  die 


176 


Erster  Theil.  Die  Haaptstoffe. 


Muffenrohrpressen  besitzen  die  verschiedenste  Constniction.  Sehr  gebräuchlich 
ist  das  System  von  Williams  und  Whitehead,  das  von  mehreren 
Fabrikanten  für  ihre  Pressen  benützt  worden  ist. 

Eine  vielverwendete  Muffenrohrpresse  zeigt  Figur  110.  Dieselbe 
wird  von  Eduard  Laeis  &  Comp,  in  Trier  gebaut.  Ueber  die  Constniction 
dieser  Maschine  und  über  die  Herstellung  der  Röhren  theilen  die  Fabrikanten 
in  ihrer  Broschüre  Folgendes  mit: 

»Aus  dem  Mundstück  der  Presse  tritt  das  Rohr  senkrecht  aus,  damit 
die  Oberflächen  nicht  durch  Aufliegen  oder  Schieben  über  Unterstützungen 
beschädigt  werden.  Allgemein  sind  für  diesen  Zweck  Walzenpressen  im 
Gebrauch,  weil  allein  diese  dichte  und  blasenlose  Wandungen  ergeben.  Die 
Walzenpresse  ist  ein  Walzwerk  mit  dicht  an  die  Walzen  schliessendem 
Kasten  und  an  diesem  angeschraubtem  nmden  Ansatz,  an  welchen  Mund- 
stücke verschiedener  Grössen  befestigt  werden  können.  Der  ganze  Apparat 
ruht  auf  Balken  innerhalb  4  senkrechter  Pfosten  und  ist  darunter  ein  Tisch 
mit  Zahnstangen  angebracht,  der  sich  zwischen  jenen  durch  Rollen  führt. 
Der  Tisch  ist  genau  ausbalancirt,  wozu  an  zwei  entgegengesetzten  Stellen 
desselben  Ketten  befestigt  sind,  die  über  Rollen  gelegt  sind  und  an  ihren 
anderen  Enden  Gegengewichte  tragen;  diese  Vorrichtung  bewirkt,  dass  das 
Rohr  vom  Anfang  bis  Ende  unter  gleichmässigem  Druck  gepresst  wird.  Vor 
den  Zahnstangen  liegt  eine  horizontale,  in  gleicher  Richtung  verschiebbare 
Welle,  welche  jenen  gegenüber  zwei  Stirnräder  trägt;  das  eine  Ende  reicht 
durch  ein  zwischen  Lagern  schliessend  sitzendes  conisches  Rad,  so  dass  sich 
die  Welle  in  demselben,  ohne  dass  letzteres  es  mitthut,  verschieben  kann;  sie 
muss  jedoch  mit  ihm  rotiren,  wenn  es  sich  dreht.  Das  conische  Rad  zahnt 
in  ein  auf  einer  verticalen  Welle  sitzendes  Triebrad;  diese  ist  in  einem  Block 
gelagert  und  trägt  am  oberen  Ende  eine  Kurbel  mit  Sperrklinke,  welche  in 
ein,  an  jenem  befestigtes  Sperrrad  eingreift.  Die  zuletzt  beschriebenen  Theile 
bilden  eine  Winde,  mit  der  man,  wenn  die  Stirnräder  in  die  Zahnstangen 
greifen,  was  durch  einen  mit  der  Welle  verbundenen  Ausrücker  zu  bewirken 
ist,  den  Tisch  auf  und   ab  bewegen    und   an   beliebigen  Punkten   feststellen 


Zweites  Capitel.  Die  kfinstlichen  Steine.  177 

so  stellt  man  wieder  still,  windet  den  Tisch  nieder  und  liimmt  die 
Scheibe  für  das  Formen  der  Muffe  weg,  um  jenen  alsdann  wieder  hoch  zu 
heben  und  leicht  gegen  die  aus  dem  Mundstück  vorstehende  Mufife  anzu- 
drücken. Hierauf  werden  die  Stirnräder  durch  Verschiebung  ihrer  Achse  aus 
den  Zahnstangen  gerückt,  so  dass  der  Tisch  nur  durch  Ausbalancirung  seine 
Stelle  behauptet,  und  das  Walzwerk  von  neuem  in  Thätigkeit  gesetzt.  Der 
Thon  tritt  nun  gerade  durch  die,  dem  Durchmesser  des  Rohres  ent- 
sprechende, ringförmige  Oeffnung  aus  und  bildet,  indem  er  den  Tisch  nieder- 
drückt, dieses  selbst;  hat  es  die  nöthige  Länge  erreicht,  so  unterbricht  man 
den  Betrieb  des  Walzwerkes,  schneidet  die  Röhre  durch  Verschieben  des 
Abschneiders  ab,  rückt  die  Stirnräder  in  die  Zahnstange,  windet  den  Tisch 
so  weit  wie  möglich  nieder  und  stellt  ihn  durch  die  Sperrklinke  fest;  dann 
kann  das  Rohr  bequem  abgenommen  werden,  c 

Diese  Muflfenrohrpressen  werden  von  der  Fabrik  in  drei  Grössen 
gebaut;  mit  ihnen  kann  man  Röhren  von  10  m  Länge  herstellen. 

Die  kleinste  Presse  liefert  in  der  Stunde  bis  80  Röhren  von  100  mm 
und  bis  40  Röhren  von  200  mm  Lichtweite,  die  nächstgrössere  bis  30  Röhren 
von  300  mm  und  bis  24  Röhren  von  400  mm  Lichtweite  und  die  grösste 
bis  14  Röhren  von  500  mm  und  bis  1 1  Röhren  von  600  mm  Lichtweite. 
Durch  Einschrauben  von  Einsätzen  kann  man  mit  der  kleinsten  Nummer 
Röhren  bis  400  mm,  mit  der  zweiten  Nummer  solche  bis  600  mm  und  mit 
der  ersten  solche  bis  1000  mm  Lichtweite  herstellen. 

Noch  erwähnt  werden  mag  die  Drainrohr-  und  Muffenrohrpresse 
mit  hydraulischem  Betrieb  von  Dinger  Söhne  in  Gumbinnen,  welche 
eine  grössere  Verbreitung  gefunden  hat,  sowie  die  Muffenrohrpresse 
von  C.  Schlickeysen  in  Berlin. 

Muffenrohre  von  mehr  als  etwa  14  cm  Innendurchmesser  stellt  man 
aus  sogenanntem  Steinzeug  (vergl.  §  94)  her,  wenn  sie  einem  massigen  Druck 
yz.  B.  als  Wasserleitungsröhren)  widerstehen  sollen. 

E.  Herstellung  von    Verb lends leinen y  Klinkern^    Trottoir-  und  Wandplatten^  Terra-- 
cotten  u,  s.  w.  mittelst  Maschinen, 

Verblendsteine  werden  aus  vorzüglich  homogenisirtem,  durch  auf 
«las  Feinste  zu  vertheilendes  Eisen  oder  Kalk  gefärbtem  Thon  hergestellt. 
Nach  Bock  sind  die  wichtigsten  Rohstoffe  für  die  Verblendsteinfabrikation: 
die  eisen-  und  kalkhaltigen  Thone  des  Alluviums  und  Diluviums  und  die 
sogenannten  Braunkohlenthone,  und  es  erfordern  die  kalkhaltigen  Thone  eine 
Brenntemperatur  bis  950^  C,  die  eisenhaltigen  bis  1100^  C  und  die  Braun- 
kohlenthone von  1100 — 1300^ C;  letztere  liefeni  alle  Farben  von  gelb 
bis  dunkelroth. 

Diese  Thone  werden  mittelst  eines  Thonschneiders  und  Walzwerkes 
auf  das  Beste  vorbereitet,  hierauf  den  Schnecken-  oder  besser  Walzenpressen 
zugeführt  und  von  diesen  als  Lochsteine  geformt,  sodann  mit  einer  mehr- 
zinkigen  Gabel,  dessen  Zinken  genau  in  die  Hohlräume  des  Steines  passen, 
vom  Formtisch  abgehoben,  damit  man  nicht  die  Aussenfiächen  des  Ver- 
blenders  mit  den  Händen  zu  berühren  braucht,  hierauf  zunächst  bis  etwa 
zur  Lederhärte  getrocknet,  sodann  mittelst  einfacher  Holzspatel  oder  Holz- 
schienen nachgeputzt,  wenn  nöthig   auch  nachgeschnitten,  hierauf  vollständig 

K  r  fi  c  e  r,  Haadbuch  der  Baustoff  lehre.  12 


178 


Erster  Theil.  Die  HanpUtofFe. 


getrocknet  und  endlich  im  Brennofen  geschmaucht  und  gebrannt.  Zum  Nach- 
schneiden empfiehlt  sich  die  Benützung  des  von  Hielscher  construirten 
Apparates,  den  Bock  (a.  a.  O.,  S.  142)  näher  beschreibt.  Ein  Nachschneiden 
ist  meistens  nur  bei  Verwendung  von  sehr  magerem  Thon,  welcher  leicht 
Steine  mit  unsauberen  Kanten  ergiebt,  nothwendig. 

Die  Verbl ender  erhalten  möglichst  weite  Durchlochungen,  damit  zu 
ihrer  Herstellung  möglichst  wenig  von  dem,  durch  die  sorgfältige  Homo- 
genisirung  werthvoll  gewordenen  Rohstoff  erforderlich  ist;  aus  demselben 
Grunde  fertigt  man  auch  Terracotten  nur  mit  3 — ^cm  starken  Wandungen. 
Sind  Profilsteine  mit  Verzierungen  auszustatten,  Ecksteine  oder 
Terracotten  herzustellen,  so  benutzt  man  behufs  Erzielung  möglichst  scharfer 
und  genauer  Conturen  Gyps formen,  zu  deren  Bereitung  Holz-,  Thon-  oder 
Gypsmodelle  benützt  werden.  Näheres  hierüber  findet  man  im  »Notizblatt 
des  Ziegler-  und  Kalkbrenner-Vereins«,  1886,  Heft  2,  S.  235. 

Zum  Ziehen  geradliniger  Gegenstände  dienen  Schablonen  aus  Buchen- 
holz, die  man  als  Mundstücke  über  die  Thonmasse  fortbewegt,  zur  Er- 
zeugung kreisrunder  oder  ovaler  Gegenstände,  Medaillonrahmen  u.  dgl.  eben- 
falls Schablonen,  die  an  einer  sogenannten  Leier  befestigt  sind  und  um 
einen  Mittelpunkt  gedreht  werden,  beziehungsweise  eigens  zu  diesem  Zwecke 
construirte  Ovalmaschinen.  Zum  Drehen  von  Rotationskörpern  dient  eine,  aus 
einer  wagrechten,  in  zwei  Lagern  mittelst  Kurbel  drehbaren,  eisernen,  etiÄ'as 
conischen  Welle  bestehende  Leier.  Zur  Anfertigung  des  Modelles  nimmt  man 
dünnflüssigen  Gyps,  den  man  auf  die  sich  drehende  Welle  aufträgt.  Bewegt 
man  diese  an  der,  in  entsprechender  Entfernung  angebrachten,  Schablone 
vorbei,  so  werden  die  Conturen  derselben  an  dem  entstehenden  Körper 
ausgearbeitet.  (Siehe  Bock,  a.  a.  O.,  S.  114.)  Zu  reich  omamentirten  Gegen- 
ständen benützt  man  Thonmodelle,  die  mit  Gyps  abgegossen  werden.  Näheres 
hierüber  findet  man  im  §  205  dieses  Werkes. 

In  Gypsformen  wird  der  Thon  mit  den  Händen  fest  eingedrückt, 
wobei  man  überall  einen  möglichst  gleichen  Druck  ausüben   muss,  um    eine 


Zweitei  Capitel.  Die  künstlichen  Steine, 


17t* 


Wandplatten    werden    gewöhnlich    aus    Steingutinasse    (vergl.    §  94) 

ttetxgt]    Mosaikplatten  (z,  B,  Mettlacher)    stellt    man   auf  ihrer  Oberseite 

einer  dünnen  Schicht  sich  farbig  brennender  oder  gefärbter  Thonmassen 

r,  welche  auf  einer  aus  einfarbigem^  weniger  werth vollem  Thon  bestehenden 

ruht.     Beide  l'honarten  müssen  jedoch    mit  geeigneten  Sintcrungs- 

*i  solcher  Auswahl  und  Menge  vermischt  werden,  dass  die  Thone  ein 

\\€%  Schwindmass  und  einen  gleichen  Sinterungsgrad  besitzen.  Man  erhält 

ne  Farben  und  einen  dichten  harten  Stein»  wenn  man  diese  Platten  aus  luft- 

keoem  Thonpulver  herstellt,  das  unter  einem  hohetr  Druck  gepresst  wird, 

Das  Formen    von    Wand-    und    Mosaikplatten    erfolgt   am  besten 

dtielst    hydraulischer  Pressen,    und  zwar  solcher   mit  Maschinenbetrieb; 

netpressen  erzeugen  einen  zu  geringen  Druck    und  besitzen  eine  geringere 

cistungsfähigkeit.  Die  Pumpen  wirken  entweder  unmittelbar  auf  die  Pressen 

Hier  CS  «ind  zwischen  beiden  Accumulatoreii  eingeschaltet.  Der  Accumulatoren- 

rieb    empfiehlt     sich    nach    T>aeis    besonders    bei    gleichzeitiger    Arbeit 

Hehrerer  Pressen,    weil    alle    diese   dann    von  einer  einzigen  Pumpe  aus  be* 

riebet!    werden  können;     iler  Betrieb    von    nur    einer  Presse    mittelst    Accu- 

nulatoren    stellt  sich  theurer^    jedoch    ist    die  Leistungsfähigkeit    der  Presse 

bm  ein  Drittel  höher,  auch  ist  man  von  der  Gewissenhaftigkeit  des  Arbeiters, 

beim  fehlen  der  Accumulatoren    den  Druck    der  Presse    zu  regeln   hat, 

ibhlngigi    denn   beim  Accumulatorenbetrieb    erfolgt    die  nöthige  Pressung 

beim  Oeffiien    der  Ventile,    ohne    dass    der  Arbeiter    eine  Aenderung 

fieu  kann. 

Bline  sehr  cmpfehlenswerthc  hydraulische    Presse    mit  Pumpwerk 

tif  Acconiulatorenbetrieb  liefert  Kduard  Laeis  &  Comp,  in  Trier,  Die 

Firma  beschreibt  ihre  Construction  in  ihrer  Broschüre  wie  folgt: 

»Die   hydraulische    Handpresse    besteht    aus   einem  Presscylinder 
frit  Fujts^  in  dem  nach  unten  ein  abgetüchteter  Kolben  steckt,  dessen  freies 
Ende  in  eine  Traverse  übergeht;  zwei  ZugstaTigen  reichen  von  dieser  in  die 
und  »ind    über  dem  Presstisch,    der    die    obere  Fläche    des  Cylinders 
durch  eine  zweite  verbunden.    Die  Zugstangen    führen  sich  senkrecht 
axü  Presscylinder  befestigten,  Oesen.    Auf  einer  Hülse,  die  an  den  Press- 
geschraubt    ist    und  eine  der  Zugstangen  umhüllt,    steckt    ein    zweiter, 
ner  <!rehbarer  Tisch,  der  drei  Formen  mit  Ober-  und  Unterstempel  so 
liass,    wenn  sich    der  Mittelpunkt  emer  Formöffnung    unter    dem    der 
Traverse  befitidet,  eine  zweite  genau  über  dem  Ausstossstempcl  steht. 
xlcrcr  ist    durch    ein  Gewicht   beschwert   und    führt  sich   in  Lagern,    die 
pTöscylinder    sitzen.     Der  Ausstossstempel    ruht    auf    dem    Finde    eines 
Bcbcb,    der    ihn  hebt    und   dadurch   die  vorher    gepresste  Piatte  ausstösst, 
an  der  Prcsskolben  beim  Pressen    einer  zweiten    das  andere  Ende  nieder- 
»ckt,     V/  '         '    in    einer   der   drei  Formen  eine  Platte  gepresst,    aus  der 
»«rtm  C3  ausgestossen  wird,  kann  *lie  rlritte  mit  Thonpulver  gefüllt 

Tdcfi-     i>ns  k'ttisüen    geschieht    vermittelst    einer    kleinen    Handpumpe,    die 
^cinerii   Reservoir  am   Presscylinder  angeschraubt  und  so  eingerichtet  ist, 
ach  beim  höchsten  Druck  von  150  Atmos]>hären,  der  einem  Gesammt- 
26.Ü(>Ü  ^  entspricht,  sowohl  ein  Sicherheitsventil  hebt,  wie  auch 
fcfitil  durch  ein  Hcbelwerk  hoch  gehoben    wird    und  sind  dadurch 
%•  -     Durch    einen   Klinkhebel  wird    der    rotirende  Tisch  mit 

ii  n,    wenn  Pressen    und  Ausstossen    erfolgt,    und  durch  ein 

12^* 


IHO 


Erster  Ttieil.  Die  Hauptstoffe« 


heiin  ersteren  zu  schliessendes  Ventil,  das  Wasser  in  das  Reservoir,  aus 
dem  es  entnommen,  zurückgelassen,  wenn  der  Druck  erfolgt  ist.  Die 
Presse  liefert  mit  drei  geübten  Arbeitern  70 — 80  einfarbige  Platten  iu 
der  Stunde, 

Das  Pumpwerk  zum  directen  Betrieb  einer  hydraulischen  Presse 
wird  stehend  angeordnet,  damit  es  wenig  Platz  einnimmt  und  zur  Erleichte- 
rung der  Bedienung  so  nahe  wie  möglich  an  jene  gestellt  werden  kann,  fön 
Ständer  trägt  eine  dopf*eU  gekröpfte  Kurbelwelle  mit  fester  und  loser 
Riemenscheibe  von  HO  cm  Durchmesser  und  17  rm  Breite,  welche  in  der 
Minute  90  Umdrehungen  machen  soll,  und  es  werden  durch  Flügelstangeii 
von  ihr  zwei  darunter  befestigte  Pumpen  angetrieben,  eine  für  den  Hoch 
druck»  die  andere  für  den  Niederdruck.  Beide  Pumpen  sind  durch  ein 
gemeinschaftliches  Rohr  mit  der  Presse  verbunden;  es  sitzen  in  demselben 
zwei  Sicherheits-  und  ein  Ablassventil;  von  den  ersteren  ist  eine^  dem 
Hoch-,  das  andere  dem  Niederdruck  entsprechend  beschwert  Der  Belastungs- 
hebel des  letzteren  wirkt  auf  ein  Hebelwerk,  das  in  einem  vor  dem  Pump- 
werk  befindlichen  Reservoir  angebracht  ist,  in  das  die  Saugrohre  und  das 
Abwasserrohr  von  tler  Presse  münden,  und  setzt  durch  Hebel  des  Saug- 
ventils die  Niederdruckpumpe  ausser  Thätigkeit,  wenn  der  Niederdruck  er- 
reicht ist;  es  arbeitet  dann  bis  zur  Erzielung  der  nöthigen  Pressung  nur 
mehr  mit  Hochdruck,  Das  Abwasserv^entil  wird  durch  einen  belasteten  Hebel 
im  Ruhezustand  offen  gehalten  und  es  strömt  daher  das  von  den  stets 
thäligen  Pumpen  gelieferte  Wasser  so  lange  durch  die  Fresse  in  das 
Reservoir  zurück,  bis  der  Presser  jenen  anzieht,  damit  das  Ventil  schliesst 
und  es  dadurch,  weil  ihm  der  Ausweg  gewehrt,  zwingt,  den  Kolben  in 
heben  und  durch  Anpressen  der  auf  ihm  stehenden  Form  gegen  ein  gegen- 
überliegendes Druckstück  die  in  derselben  befindliche  Platte  zu  formen;  ist 
dies  mit  dem  nöthigen  Druck,  den  ein  Manometer  anzeigt,  geschehen,  sa 
lässt  er  wieder  los,  das  Ventil  öffnet  sich,  und  der  Kolben  kann,  weil  nun- 
mehr  das  Wasser  ins  Reservoir  fliesst,  in  seine  tiefste  Stelle  zurück&iiiken* 
Die  Ucberschreitung  des  nöthigen  Druckes  verhindert  das  Sicherheitsventil 
für  den  Hochdruck,  Zum  Betriebe  der  Pumpe  sind  bei  einem  höchsterv 
Arbeitsdruck  von  250  Atmosphären  8  Pferdekräfte  nöthig. 

Das  Pumpw^erk  für  Accumulatoren betrieb  (Fig.  111)  ist  liegend 
angeordnet  und  vereint  in  demselben  Körper  eine  Niederdruckpumpe  fuf 
50  und  eine  Hochdruckpumpe  für  250  Atmosphären  Druck;  beide  besitze» 
behufs  Erzielung  eines  ruhigen  Ganges  und  einer  geringen  Abnützung  je  zwei 

ySaug-  und  Druckventile,  Der  Pumpenkörper  hangt  frei  über  einem  Reservoir  an- 

'einem  Gestell  mit  der  Führung  der  Kolben  und  zwei  Lagern  für  die  Kurbel 
achse;  letztere  ist  zur  Aufnahme  der  Antriebsscheiben  einseitig  verlängert 
und  zum  dritten  Male  gelagert.  Eine  Flügelstange  verbhidet  Kurbelachse  und; 
Gradfülirung,  an  w^elchcr  der  Hochdruckkolben  befestigt  ist.  Der  Niederdruck- 
kolbcn  trägt  eine  Traverse,  die  mit  zwei  an  der  Gradführung  angebrachten 
und  im  Flansch  des  Gestelles  geführten  Zugstangen  verschruubt  ist.  Aus  dem 
teservoir   ragen  die  Enden   zweier  Hcbelwerkc,  durch  welche  die  Saugventile 

gehoben  und    der  Betrieb    der  Pumpen    unterbrochen  werden    karm;    diese« 
Bewirken    die    später   beschriebenen  Accumulatoren,    wenn    sie,    mit  W*asscr 

^:gefüllt,  ihre  höchste  Stellung  erreichen;  jeder  lüftet  dann  einen  Hebel,  von  dem 
über  Rollen    eine   Kette   zum    betreffenden  Hebelwerk  der  Saugventile   läufL 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine. 


181 


Der  AccumulsLtor  ist  ein  Reservoir  für  gespannies  Wasser,  bestehend 
snem  aufrecht  stehenden^  unten  geschlossenen  und  mit  Fuss  versehenen 
in  dem  sich  ein  Kolben  befindet,  der  bei  seinem  Austritt  durch  eine 
abgedichtet  ist.  Das  obere  Ende  des  Kolbens  trägt  an  drci- 
Traverse  einen  Tisch  (Fig.  112),  welcher  sich  in  einer  Oeffnung 
«einer  Mitte  am  Cylinder  führt.  Durch  Belastung  des  Tisches  erzielt  man 
^nöthige  Wasserspannung,  Unten  am  Cylinder  ist  in  der  zur  Pumpe 
[ideu  Rohrleitung  ein  Rückschlagventil  mit  Sicherheitsventil  angebracht 
letzteres  der  nöthigen  Spannung  entsprechend  belastet;  es  öffnet  sich 
'nicht  nur  durch  Ueberschreitung  dieser,  sondeni  auch  durch  eine  am 
fische  befestigte  Zugstange,  wenn  der  Cylinder  mit  Wasser  gefüllt  ist,  also  der 
lolben  seinen  höchsten  Stand  erreicht  hat;  es  dient  also  neben  der  früher 
^'hriebenen  Auslösung  der  Saugventile  der  Pumpe,  als  weitere  Sicherung 
fcegen  das  Herauswerfen  des  Kolbens  aus  dem  Cylinder.  Eine  dritte  besteht 
einer  verticalen  Anbohrung  des  unleren  Kolbenendes,  auf  die  in  gewisser 
iöhc  eine  horizontale  mündet;  steigt  der  Kolben  so  hoch,  das  letztere  über 
Sic  Stopfbüchse  tritt^  so  fliesst  das  Wasser  so  lange  aus  dem  Cylinder  ab^ 
sie  wieder  hinter  jener  verschwindet  Zu  jeder  Pumpe  gehört  ein  Nieder- 
fiel ein  Hochdruck-Accumulator. 

Die  hydraulische  Presse  (Fig,  113)  besteht  aus  einem  unten  ge- 
ft&cnen  Cylinder  mit  zwei  Oesen.  In  jeder  Oese  sitzt  eine  Säule,  die 
am  oberen  Ende  durch  eine  Traverse  verbunden  sind.  Im  Cylinder 
ckt  ein  durch  I.edermanschette  abgedichteter  Kolben  mit  Tisch,  der  sich 
^cn  den  Säulen  führt  und  mit  zwei  parallelen  Leisten  auf  seiner  Ober- 
versehen ist.  Die  Entfernung  zwischen  den  Leisten  ist  gleich  der 
te  des  Schlittens  der  Form,  während  ihre  Höhe  etwas  kleiner  ist.  Vor 
der  Presse  ist  ein  zweiter  Tisch  befestigt,  genau  so  hoch  wie  der  Kolben- 
lisch in  seiner  tiefsten  Stellung;  die  Leisten  <les  letzteren  sind  auf  den 
^enteren  hin  verlängert,  liiklen  jedoch  dort  Hohlkörper;  jeder  besitzt  innen 
Hebel  werk.  Auf  dem  einen  Ende  des  letzteren  ruht  ein  die  Oberfläche 
entsjirech enden  Leiste  durchbrechendes  Prisma,  die  beiden  anderen  ver- 
bindet eine  mit  Handgriff  versehene  Achse,  In  Ruhestellung  bilden  die 
r^  '  '  '  der  Prismen  und  Leisten  eine  Ebene;  durch  Anziehen  des 
Verden  erstcre  mit  etwa  da  raufliegen  den  Fonnenrahmen  über  die 
t toteren  gehoben.  Zwei  mit  Vortisch  und  l'raversc  verschraubte  Ständer 
Mdeu  die  Führungen  eines  Druckstückes,  das  durch  ein  mit  dem  Kolben 
Verbindung  stehendes  Hebelsystem  auf-  und  niederbewegt  werden  kann. 
Spcrrbock  nennt  man  drei  in  einem  Körper  vereinigte  Ventile,  die 
dn-es  Haniigriffes  und  eines  Hebelwerkes  geöffnet  und  geschlossen 
i;  sie  vermitteln  die  Verbindung  des  Presscylinders  mit  Abwasserrohr, 
rdnick-  und  Hochdruck-Accumulator. 

Die  Form    /.um  Pressen    der  Platten    besteht    aus  einem  «Schlitten 

zwei  l-iandgriffen,  einem  Formenrahmen,  dessen  Oeffimng  der  Grösse  der 

und  dessen  Höhe    ihrer  Dicke    in    ungepresstem  Zustande    entspricht, 

'  '*       rt^mpel  und  für  Mosaikplatten  einer  m  die  Formöffnung  passenden 

ic     EJTie    gecigTicte  Vorrichtung    verhindert    das  Vorrücken  des 

'     :  Schlitten.    Man    arbeitet   mit  der  Presse  wie  folgt: 

I   wird    auf  den  Schlitten  gelegt,   seine  Oeffnung  bei 

Hersceltung    einfarbiger    Platten    mit   Thonpulver    angefüllt    und 


182 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


dessen  Oberfläche  mit  einem  Brett  gerade  gestrichen.  Bei  Mosaikplatten 
wird  zuerst  die  dem  Muster  entsprechende  Blechschablone  in  die  Form- 
öffnung gebracht,  deren  einzelnen  Geßicher  mit  den  verschiedenfarbigen 
Thonpulvem  etwa  Smm  hoch  gefüllt,  dieselben  g^en  die  Wände  etwas 
angedrückt  und  dann  jene  wieder  herausgezogen;  dann  wird  die  Form- 
öffnung mit  einfarbigem  Thonmehl  ganz  gefüllt,  abgestrichen  und  mit  dem 
Oberstempel  bedeckt.  Ein  Arbeiter  bringt  nun  die  Form  auf  den  Kolben- 
tisch zwischen  die  Leisten  und  zieht  den  Handhebel  des  Sperrbockes 
langsam  hin  und  her  und  bewirkt  dadurch  der  Reihe  nach  das  Vorpresseii 
der  Platte  durch  den  Niederdruck,  das  Ablassen  von  etwas  Wasser  aus  dem 
Cylinder  und  dadurch  das  entsprechende  Sinken  des  Kolbens  und  Entlüften 
der  Thonmasse,  femer  das  Fertigpressen  durch  Nieder-  und  Hochdruck  und 
das  vollständige  Entleeren  des  Presscylinders,  beziehungsweise  Verbringen  des 
Kolbens  auf  den  niedrigsten  Stand.  Ein  zweiter  Arbeiter  zieht  hierauf  die 
Form  auf  den  Vortisch  unter  das  Druckstück,  hebt  die  Prismen  und  damit 
den  Formen  rahmen  mit  Oberstempel,  zieht  den  Schlitten  darunter  weg,  lässt 
jene  wieder  auf  die  Leisten  sinken  und  hält  unter  die  Rahmenöffnung,  in 
der  sich  die  gepresste  Platte  befindet,  ein  mit  Filz  beschlagenes  Brett.  In- 
zwischen hat  der  erste  Arbeiter  eine  zweite  gefüllte  Form  auf  den  Kolben- 
tisch geschoben  und  es  wird  beim  Pressen  dieser  durch  das  Aufgehen  des 
Kolbens  das  Druekstück  niedergedrückt  und  der  Oberstempel  ganz  in  die 
Oeffnung  des  Formenrahmens  gedrückt,  wodurch  die  fertige  Platte  auf  den 
Filz  fäUt. 

Die  Pressen  erhalten  gewöhnlich  einen  Kolben  von  2b0mm  Durch- 
messer und  40  mm  Hub,  welcher  zum  Pressen  einer  Platte  genügt.  W^ill  man 
deren  zwei  durch  einen  Druck  erzeugen,  so  erhält  der  Kolben  einen  Durch- 
messer von  335  ffim.  Der  Druck  auf  den  Kolben  beträgt  bei  50  Atmosphären 
Niederdruck  für  die  Presse  von  2b0  mm  Durchmesser  24.500  >&^  und  für 
denjenigen  von  335  ?nm  Durchmesser  44.000  kg  und  beim  Hochdruck  von 
250  Atmosphären    122.700  beziehungsweise  220.000  >fe^. 

Beim  Accumulatorenbetrieb  können    mit    einer  Presse   bei  Verwendung 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  183 

Waaren  gut  geeignet  Die  Gegengewichts-Hebelvorrichtung  liegt  unter  dem 
Presstischy  wodurch  die  Handhabung  des  Hebels  sehr  erleichtert  wird.  Die 
Presskniee  sind  so  miteinander  verbunden,  dass  die  Bolzen  nur  als  Binde-, 
nicht  aber  als  Zug-  oder  Druckcylinder  in  Anspruch  genommen  werden.  Die 
Plattenstärke  lässt  sich  leicht  ändern,  der  Antriebshebel  leicht  verstellen  und 
dadurch  die  Antriebskraft  fast  verdoppeln.  —  Ausser  Kniehebelpressen  mit 
Handbetrieb  baut  die  genannte  Firma  auch  solche  mit  Maschinenbetrieb, 
bei  welchen  sowohl  die  Pressung  als  auch  die  Umdrehung  des  runden 
Tisches  sowie  das  Ausstossen  des  fertigen  Steines  völlig  selbstthätig  erfolgt, 
so  dass  zur  Bedienung  einer  vier  Pferdekräfte  erfordernden  Presse  nur  ein 
Arbeiter  zum  Füllen  des  Trichters  und  ein  Arbeiter  zum  Fortnehmen  der 
fertiggepressten  Waare  nothwendig  ist.  Wird  eine  Mischmaschine  zur  Vor- 
bereitung des  Pressgutes  benützt  und  dieselbe  so  aufgestellt,  dass  die  Roh- 
stof&nasse  immittelbar  in  den  Formtrichter  fällt,  so  erfordert  der  ganze  Betrieb 
der  Presse  nur  einen  einzigen  Arbeiter.  Figur  114. 

Die  Druckkraft  wächst  allmälig  bis  zu  einer  bedeutenden  Stärke.  Die 
Maschine  ist  sehr  kräftig  gebaut;  die  Wellen  sind  aus  Gussstahl  gefertigt  und 
laufen  in  Metalllagem;  auch  sämmtliche  Triebräder  bestehen  aus  Gussstahl. 
In  der  Praxis  bewährt  haben  sich  auch  die  Spindelpressen  für 
Hand-  und  Maschinenbetrieb  der  Nienburger  Eisengiesserei  und 
Maschinenfabrik  zu  Nienburg  a.  S.,  die  Universal-Stempeldruck- 
pressen  zum  Hand-  und  Dampfbetrieb  von  C.  Schlickeysen  in  Berlin 
und  die  von  demselben  Fabrikanten  in  den  Handel  gebrachten  Dreikasten- 
pressen mit  Hebeldruck. 

§  1*0.  Das    Trocknen    der    von    Hand    oder    mittelst    Maschine    ge- 
forYnten  Thonwaaren 

Die  nass  geformten  Thonwaaren  müssen,  bevor  sie  in  den  Brennofen 
gelangen,  möglichst  vollständig  getrocknet  werden,  wozu  eine  verschieden 
lange  Zeit  erforderlich  ist,  welche  abhängt  von  dem  Wassergehalt  und  der 
Beschaffenheit  der  Thonmasse  (ob  dieselbe  fett  oder  mager  ist),  von  der 
Gestalt  der  Oberfläche  und  ihrer  Grösse  im  Verhältniss  zum  Volumen,  so- 
dann von  der  Temperatur,  dem  Feuchtigkeitsgrade  und  der  Menge  der  Luft, 
welche  in  einer  bestimmten  Zeit  über  die  zu  trocknende  Thonmasse  hin- 
wegstreicht u.  s.  w. 

Die  Austrocknung  des  Thonkörpers  beginnt  an  der  Überfläche  und 
schreitet  von  dieser  nach  innen  fort;  es  bleibt  demnach  der  Keni  am  längsten 
feucht  Die  mit  der  Aussenflächc  in  Berühmng  kommende  Luft  nimmt  aus 
der  obersten  Schicht  der  Thonmasse  Wasser  auf  und  trocknet  sie  dadurch; 
in  diese  Schicht  steigt  (nach  dem  Capillaritätsgesetz)  aus  der  nächst  tiefer 
gelegenen  Feuchtigkeit  auf,  die  sodann  wieder  von  der  Luft  aufgesogen  wird, 
und  dies  wiederholt  sich  so  lange,  bis  endlich  auch  der  Kern  sein  Ver- 
dunstungswasser  verloren  hat.  Die  Menge  des  letzteren  beträgt  bei  einer 
nass  geformten  Thonmasse  im  Mittel  etwa  25^0-  ^^^^  ^^  lufttrockenen  Stein 
^nickbleibende,  zum  Theil  mechanisch,  zum  Theil  chemisch  gebundene, 
etwa  3 — 4%  des  Trockengewichtes  der  Thonmasse  betragende  Wassermenge 
lässt  sich  nur  durch  künstliche  Wärme  (z.  B.  Schmauchen  im  Brennofen) 
entfernen. 


Erster  llieil  Die  HaaptstoflTe. 


Im    gleichen  VerhältnLss   zur  Wasserabgabe   erfolgt    die   Schwind utig 

der  Thonmasse,  wobei  die  (nach  Aron)  kugelförmigen  Thontheilchen  sich 
einander  bis  zu  einem  gewissen,  die  Porosität  nicht  aufhebenden  Orade 
nahem.  Trocknet  die  Thonmasse  auf  allen  Seiten  gleichmässig  aus,  so  geht 
auch  die  Schwindung  allseitig  gleichmässig  vor  sich»  so  dass  der  Körper 
seine  äussere  Form,  nur  verkleinert,  beibehält.  Erfolgt  die  Austrocknung  aber 
ungleichmässig,  z.  B.  dadurch,  dass  eine  Fläche  des  Thonkörpers  einem 
starken  Luftzuge  oder  der  unmittelbaren  Sonnenbestrahlung  ausgesetzt  ist  und 
daher  schneller  trocknet,  so  ist  auch  die  Schwindung  eine  ungleichmlssige 
und  an  dieser  Stelle  eine  grössere;  hierdurch  wird  im  Thonkörper  eine 
Spannung  und  dadurch  ein  Verziehen  oder  Reissen  erzeugt.  Ersteres  tritt 
hauptsächlich  bei  dünnen  Dachziegeln,  Platten  und  anderen  dünnwandigen 
Thonwaaren,  letzteres  namentlich  bei  Vollsteinen  und  dickwandigen  Thon* 
waaren  ein.  Eine  gleichmässige  Wasserverdunstung  auf  der  ganzen  Oberfläche 
und  durch  die  ganze  Masse  eines  Thonkörpers  ist  daher  sehr  wichtig,  und  sie 
kann  nur  erzielt  werden^  wenn  <lie  Thonmasse  überall  eine  gleiche  Dichtig- 
keit  und  Stnictur  besitzt  Da  Maschinenziegel  im  Inneren  dichter  sind 
als  aussen  und  ihre  Structur  eine  un gleichmässige  ist  (vergl  §  89),  so  wird 
ihre  Oberfläche  schneller  trocken  als  ihr  Inneres.  Bei  zu  schnellem  Trocknen 
<ier  Oberfläche  wird  dieselbe  zu  dicht  und  hart  und  beeinträchtigt  in  diesem 
Zustande  die  Austrocknung  des  Kerns.  Es  kann  sich  dann  das  eingeschlossene 
Wasser  bei  Einwirkung  einer  grösseren  Wärme  in  Dampf  verwandeln  und 
zahlreiche  Risse  und  Sprünge,  ja  unter  Umständen  sogar  ein  gänzliche* 
Bersten  und  Zerfallen  des  Steines  hervorrufeUt  Diese  Gefahr  liegt  z.  B.  vor, 
wenn  die  Steine  bei  dem  vor  dem  Brennen  stattfindenden  Schmauchen  einer 
ZU  starken  Hitze  ausgesetzt  werden. 

Im  Allgemeinen  trocknen  nass  geformte  Steine  schneller  als  massig 
feuchte.  Je  fetter  der  Thon  ist,  desto  langsamer  trocknet  er,  desto  grösser 
m  seine  Schwindung,  und  desto  leichter  erhält  er  Risse  und  Sprünge  bei 
ungleich  massiger  Austrocknung,  Durch  trockene  Magerungs  mittel  (Sand, 
Ziegelmehl  u.  s,  w.)  wird  nicht  nur  die  Trockenzeit  verkürzt,  weil  der  Thon 
dann  poröser  ist  und  durch  die  zahlreicheren  Poren  eine  schnellere  Ver- 
tUmstung  des  Wassers  eintritt,  sondern  es  vermindert  sich  auch  die  Gefahr 
des  Verziehens  und  Reissens  der  Thonmasse.  Eine  gleichmässige  Wasser- 
Verdunstung  wird  bei  einer  gleich  dichten  und  dieselbe  Structur  besitzenden 
Masse  nur  dann  erreicht,  wenn  die  über  die  Aussenflächen  der  letzteren 
streichende  Luft  eine  gleichmässige  Wärme  besitzt  und  auch  an  allen  Stellen 
^dcr  Steinoberfläche  die  Temperatur  dieselbe  ist.  Streicht  die  Luft  über  Steine 
:)n  verschiedener  Wärme  oder  über  lange  Reihen  frisch  gefüllter  Troeken- 
Pfüste  hinweg,  oder  werden  die  Ziegel  an  einer  Seite  unmittelbar  von  der  Soiuic 
bestrahlt,  beziehungsweise  von  der  Gluth  eines  Ofens  in  künstlich  erwärmten 
Trockenräumen  getroffen,  so  wird  niemals  eine  gleichmässige  Wasservcr» 
dunstimg  erzielt.  Letztere  ist  bei  ruhiger  Luft  weit  geringer  als  bei  bewegter; 
in  starker  Luftzug  bringt  jedoch  der  ^Fhonmasse  Schaden,  tlaher  empfiehlt 
sich,  das  Austrocknen  durch  massig  bewegte  Luft  bewirken  zu  h^^*-^^ 
was  man  durch  Regulirung  der  Luftklappen  u,  s,  w.  erreichen  kann. 

Die  Fähigkeit  der  Luft,  Wasser  aus  den  Steinen  aufzusaugen,  ver- 
schwindet, sobald  sie  sich  mit  Wasserdampf  gesättigt  hat;  die  Menge  des 
Ictuteren  ist  von  der  Temperatur  der  Luft  abhängig.  Die  Wa.sscrmcnge*  welche 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  185 

1  «'  Luft  im  Maximum  erhalten  kann,   beträgt,   wenn   man   den  Barometer- 
stand als  constanl  (=  IQOmm)  annimmt,  nach  Regnault  und  v.  Magnus: 

bei     0**  Temperatur     b'4  g  für  das  Cubikmeter  Luft 


50 

7-3  > 

10« 

9-2* 

150 

12-8» 

20« 

17-3. 

25^ 

22-5» 

30« 

30-2» 

40« 

50-9. 

50« 

82-3  > 

60« 

1291  > 

70« 

195-8  > 

80« 

290-2  > 

100« 

589-5  V 

Hiemach  lässt  sich  die  Luftmenge,  welche  durch  Lüftungseinrichtungen 
de«  Trockenraum  in  einer  bestimmten  Zeit  zugeführt  werden  muss,  berechnen 
und  aus  derselben  die  Grösse  der  Lüftungsanlage  ermitteln. 

Das  Trocknen  der  Thonwaaren  kann  vorgenommen  werden: 

1.  auf  freier  Erde, 

2.  in  freistehenden,  unverschlossenen  Trockengerüsten, 

3.  in  verschliessbaren  Trockenscheunen, 

4.  in  geschlossenen  Räumen  neben  oder  über  dem  Brennofen,  unter 
Benützung  der  Abhitze  desselben, 

5.  in  eigens  zu  diesem  Zwecke  erbauten,  künstlich  erwärmten  Trocken- 
kammern. 

A.  Trocknen  auf  freier  Erde.  Sollen  die  Ziegel  auf  freier  Erde 
getrocknet  werden,  so  muss  man  hierzu  einen  schattigen,  gegen  starken  Luftzug 
geschützten  Ort  aussuchen,  daselbst  den  Erdboden  einebnen,  stampfen  und 
mit  feinem  Sande,  der  vor  jedem  neuen  Belegen  zu  erneuern  ist,  bestreuen. 
Ist  Lehmboden  vorhanden,  so  genügt  es,  seine  rauhe  Decke  zu  entfernen. 
Die  gewöhnlichen  Mauersteine  werden  auf  den  so  vorbereiteten  Erdboden 
hochkantig  und  mit  Zwischenräumen  von  3 — 0  cm  in  Reihen  aufgestellt, 
während  bessere  Ziegel  auf  Trockenbrettchen  flach  nebeneinander  gelegt 
werden.  Sobald  Regen  oder  Nachtfrost  zu  befürchten  ist,  bedeckt  man  die 
Ziegel  mit  Strohmatten  oder  mit  einem  leicht  zu  transportirenden  Bretter- 
dach. Vor  Sonne  und  Wind  schützt  man  die  Ziegel  durch  Bestreuen  mit 
Sand  oder  fein  gesiebter  Asche.  Sind  die  Steine  soweit  getrocknet,  dass 
man  sie  ohne  Nachtheil  für  ihre  Form  übereinander  stellen  kann,  so  stapelt 
man  sie  mauerförmig  auf. 

B.  Trocknen  in  Trockengerüsten.  Da  beim  Trocknen  auf  freier 
Erde  grosse  Verluste  nicht  zu  vermeiden  sind  und  man  bei  anhaltend  nasser 
Witterung  nicht  rechtzeitig  die  für  einen  Brand  erforderliche  Anzahl  luft- 
trockener Steine  erhalten  kann,  so  lässt  man  die  Ziegel  besser  hi  einzelnen 
Trockengerüsten  lagern,  welche  aus  Pfosten  mit  angenagelten  Holzlatten  be- 
stehen und  mit  einem  weit  vorspringenden  Dach  zum  Schutze  gegen  Regen 
bedeckt  sind  (Fig.  115).  In  solchen  freistehenden  und  unverschlossenen 
Trockengerüsten    ist    jedoch    der   Ziegel   nicht    genügend   gegen    Sonne   und 


^m 


£rster  TkeiL  Die  Hauptstoß«. 


Wind  geschützt;  deshalb  beuulzt  niaji  lieber  Trockenschcuneit  mit  etil- 
sprechenden  Schutzvorrichtungen. 

C  Trocknen  in  Trockenscheunen.  Diese  Trockenscheunen  stielli 
man  mit  Rücksicht  auf  die  bei  uns  vorherrschende  Windrichtung  am  besten 
so  auf,  dass  ihre  Langseiten  im  Osten  und  Westen  Uegeni  und  wähh  ihre  I-age 
derart,  dass  die  Trockenscheune  von  der  Ziegelpresse  und  dem  Brennofen 
nicht  zu  weit  entfernt  hegt  und  der  Transport  der  Steine  möglichst  wenig 
Kraft  erfordert.  Diese  Gebäude  müssen  einen  völlig  trockenen  Untergrund 
besitzen  und  auf  einem  der  Sonne  und  dem  Wind  zugängHchen  Platze  er- 
richtet werden.  Entweder  stellt  man  allseitig  ein  gemauertes  Fundament  mit 
Sockel  her  oder  fuhrt  besser  einzelne  Pfeiler  auf,  um  der  I.uft  einen  freieren 
Durchzug  unten  zu  gewähren.  Auf  diesem  Fundament,  beziehungsweise  denPfeileni, 
errichtet  mau  Fachwerkswände,  die  entweder  voll  ausgemauert  oder  mit  über- 
einander  gelegten,  kurzen  Thonr ohrstücken  oder  mit  durchbrochener  Ziegel» 
niauer  ausgefüllt  oder  mit  Lattengittem  u,  s.  w.  bekleidet  werden,  damit  die 
Luft  durch  das  Gebäude  massig  hindurchsl reichen  kann,  und  versieht  die- 
selben mit  hölzernen  Klappläden  oder  mit  grossen  Fenstern  mit  Glasjalousien 
und  dergleichen,  die  auf  der  Windseite  geschlossen,  an  der  gegenüber- 
liegenden Seite  aber  bei  günstiger  W  itterung  geöffnet  werden.  Bei  nasser  und 
kalter  Witterung  schliesst  man  diese  grösseren  Oeffnungen  sämmthch.  Die 
Trockenscheunc  wnrd  mit  einem  weit  vorstehenden  Dach  überdeckt,  da.^ 
mit  Lüftungseinrichtungen  und  Dachrinne  ausgestattet  wird;  fehlt  letztere,  so 
muss  auf  der  Erdoberfläche  unter  den  T  rauf  kanten  eine  gepflasterte  Rinne 
hergestellt  werden,  und  zwar  am  besten  aus  theerge tränkten  Ziegelsteinen, 
welche  das  Eindringen  der  Nässe  in  den  zweckmässig  erhöht  anzulegenden 
Fussboden  der  Scheune  verhindert. 

Die  Trockengerüste  kann  man  parallel  zu  den  Langseiten  oder  xu  den 
Giebelseiten  der  Trockenscheune  anordnen.  Ihre  Länge  wählt  man  nicht 
gern  über  6  m.  Die  Entfernung  der  Gerustständer  beträgt  etwa  2  m  und  die 
Breite  der  aus  2  oder  ?t  Ständern  gebildeten  Gerüstleitern  70 — 80  o//.  Die 
Entfernung  der  ziemlich  starken,  scharfkantig  geschnittenen,  am  besten  flach 
gelegten  und  an  beiden  Enden  an  die  kurzen  Querhölzer  der  Pfosten  ge- 
nagelten Gerüstlatten  wählt  man  in  der  Höhe  von  20 — 25  rw,  so  dass  man  be- 
nuem  einen  Backstein  hochkantig  auf  die  Latten  stellen  kann.  Die  unterste 
Latte  muss  mindestens  40  cm  über  dem  Fussboden  liegen,  die  oberste  zweck- 
massig  nicht  über  2'30  w,  um  Laufbahn  oder  Trittbretter  zu  ersparen. 

Die  Laufbahn  besteht  aus  einer  schräg  angeordneten,  am  oberen  Ende 
unterstützten  und  mit  aufgenagelten  Leisten  versehenen  Diele.  Sie  ist  immer 
anzulegen,  wenn  der  Trockenschuppen,  wie  die  Figuren  11*3  und  117  zeigen, 
zweigeschossig  gebaut  ist.  Man  hat  auch  die  hölzernen  Latten  ilurch  Tele- 
graphendrähte ersetzt,  jedoch  hat  sich  dies  nicht  bewährt,  weil  sich  die 
Drähte  reckten  und  häufig  nachgespannt  werden  mussten.  Jedenfalls  können 
dieselben  nur  zum  Trocknen  leichterer  Thonwaaren  (z.  B*  von  Dachziegeln^ 
benützt  werden. 

Die  Trockengerüste  werden  durch  Gänge  von  iX) — 120  an  Breite  von 
einander  getrermt.  Sind  Karrwege  anzulegen,  so  erhalten  dieselben  eine  Brette 
VOD  1*5 — int]  ein  Streichgang  erfordert  eine  Breite  von  25 — -3 /w*  Letzterer 
wird  bei  Scheunen  unter  12  m  Breite  ausserhalb,  bei  breiteren  Scheunen 
jedoch  am  besten  in  der  Mittelachse  angeordnet    Besitzt  das  Trockengerast 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  187 

acht  übereinander  liegende  Gerüstlatten,  so  kann  man  auf  1  m^  Grundfläche 
dieser  Gerüste  im  Durchschnitt  150  flach  gelegte  Ziegel  einschliesslich  der 
nöthigen  Zwischenräume  lagern.  Für  die  Gänge  u.  s.  w.  ist  eine  Grundfläche 
von  vier  Drittel  der  Grundfläche  sämmtlicher  Trockengerüste  zu  rechnen. 
Nach  vorstehenden  Angaben  lässt  sich  die  Grösse  der  Trockenscheunen 
einer  Ziegelei  leicht  berechnen,  sobald  man  die  durchschnittliche  Trocken- 
zeit der  Thonmasse  und  die  Anzahl  der  in  dieser  Zeit  zu  trocknenden 
Ziegel  ermittelt  hat. 

Bei  guter  Witterung  trocknen  die  Ziegel  meistens  schon  in  24  Stunden 
so  weit,  dass  man  sie  ohne  Bedenken  hochkantig  aufstellen  kann;  nach 
weiteren  48  Stunden  lassen  sie  sich  oft  schon  luftig  aufstapeln;  nach  12  bis 
14  Tagen  (nach  ihrem  Streichen)  können  sie  häufig  schon  in  den  Brenn- 
ofen gebracht  werden,  jedoch  dauert  das  Austrocknen  manchmal  vier  Wochen 
iin<l  sogar  noch  länger,  namentlich  bei  Formsteinen  grösseren  Formats. 
l-«tztere  trocknen  in  ungeheizten  Trockenscheunen,  in  denen  ihnen  durch 
Thüren  und  Fenster  (Luken  u.  s.  w.)  die  nöthige  Luftmenge  zugeführt  wird, 
stets  ungleichmässig,  weil  die  den  Luftöffhungen  näher  liegenden  Flächen 
schneller  austrocknen  als  die  entgegengesetzt  liegenden.  Am  schwierigsten 
trocknet  die  auflagernde  Fläche,  weil  sie  von  der  Luft  gar  nicht  berührt 
wird,  da  der  Stein  auf  einem  Trockenbrettchen  ruht.  Deshalb  bestreut  man 
(las  letztere  gleichmässig  stark  mit  nicht  zu  feinem  Sand,  der  das  Schwinden 
der  unteren  Steinfläche  während  des  Trocknens  erleichtert. 

Da  die  frisch  geformten  Steine  ein  ziemlich  grosses  Gewicht  besitzen, 
so  bringt  man  sie  gewöhnlich  zunächst  auf  die  unteren  Latten  und,  sobald 
sie  soweit  getrocknet  sind,  dass  sie  hochkantig  gestellt  werden  können,  auf 
die  oberen.  In  der  Nähe  der  Luken  finden  zweckmässig  die  trockeneren 
Steine  ihren  Platz,  weiter  entfernt  die  nasseren,  damit  die  über  die  Stein- 
ilächen  streichende  Luft  nicht  schon  kurz  nach  ihrem  Eintritt  in  die  Trocken- 
scheune stark  mit  Wasser  gesättigt  wird.  Die  letzte  Austrocknung  der  Ziegel 
u.  s.  w.  erfolgt,  wenn  dieselben  bereits  eine  bleiche  Farbe  angenommen  haben, 
auf  einem  geschützten  Platze  innerhalb  des  Trockenschuppens  oder  in  dem 
Räume  neben  oder  über  dem  Brennofen,  oder  in  besonderen  Schuppen,  indem 
man  die  Ziegel  mit  mindestens  2*5  cm  weiten  Zwischenräumen  aufstapelt. 
Durch  diese  Anordnung  werden  die  Trockengerüste  in  der  Scheune  für  die 
frisch  gestrichenen  Ziegel  frei. 

Die  Trockenheit  prüft  man  durch  Zerbrechen  eines  Ziegels  und  Unter- 
suchung seiner  Bruchfläche;  zeigt  dieselbe  durchweg  eine  helle  Farbe,  so 
ist  der  Ziegel  genügend  ausgetrocknet  und  zum  Brennen  (Schmauchen)  reif; 
man  nimmt  dann  an,  dass  alle  die  anderen  Steine,  welche  zu  derselben  Zeit 
geformt  wurden,  gebrannt  werden  können. 

Dachziegel  lockert  man  von  Zeit  zu  Zeit  während  ihres  Austrocknens 
auf  dem  Trockenbrettchen  auf  und  wendet  sie  um,  damit  sie  sich  nicht 
kramm  ziehen;  unregelmässig  geformte  Thonwaaren  schützt  man  gegen 
einen  zu  starken  Luftzug  zweckmässig  durch  ;) — 0  cm  starke  Thonplatten,  die 
seitlich  von  ihnen  und  über  ihnen  verlegt  werden.  Zur  Entfernung  des  im 
lufttrockenen  Stein  noch  vorhandenen,  chemisch  und  mechanisch  gebundenen 
H'assers  wird  der  Stein  nach  seinem  Einsetzen  in  den  Brennofen  zunächst 
I>ci  massiger  Hitze  einem  Schmauchprocess  unterworfen,  welcher  bei  magerem 
Ilion  in  der  Regel  2 — 3  Tage,  bei  fettem  5 — G  Tage  und  auch  länger  währt. 


188 


Erster  Theil.  Die  Hawptstoifc. 


Auch  die  nicht  heizbaren  Trockenscheunen  gewähren  keinen  genügende» 
Schutz  gegen  Schäden,  welche  durch  Frühjahrs-  und  Herbstfröste,  lang- 
auhalteiKie  nasse  Witterung  u.  s.  w*  verursacht  werden,  und  eignen  sich  des- 
halb nicht  zum  Trocknen  von  Thonwaaren  im  Winter. 

D.  Trocknen  in  geschlossenen  Räumen  über  oder  neben  dem 
Brennofen,  Um  sich  von  der  Witterung  mögHchst  unabhängig  machen,  die 
Thonwaaren  gegen  Frost  schützen  und  dieselben  während  des  ganzen  Jahres 
formen  und  trocknen  zu  können,  auch  um  die  Trockenzeit  abzukürzen,  hat  man 
geschlossene  und  mit  ausreichenden  Lüftungsanlagen  ausgestattete  Räume 
neben  oder  besser  über  dem  Brennofen  (Ringofen)  angelegt  und  zu  ihrer 
Krwännung  die  überschüssige,  sonst  nutzlos  verloren  gehende»  durch  Leitung 
oder  Strahlung  freiwerdende  Wärme  des  Ofens  benutzt,  auch  die  Leistungs- 
fähigkeit solcher  Trockenanlagen  durch  Benutzung  einer  zweiten,  sehr  er- 
giebigen Wärmequelle,  nämlich  durch  eine  Dampfheizung  noch  erhöht,  die 
man  leicht  anlegen  kann,  wenn  ma»  eine  ständig  betriebene  Hochdruck- 
dampfmaschine zur  Verfügung  hat  Eine  üampfheizung  ist  bei  Einrichtung 
lies  Winterbetriebes  nicht  zu  entbehren,  denn  die  strahlende  W'ärme  des 
Ringofens  allein  genügt  nicht,  um  die  feuchten  Ziegel  gegen  Erfrieren  zt/ 
schützen. 

Befinden  sich  die  sämmtlichen,  zu  einem  Ziegeleibetriebe  nothwendigeit 
Räume  nebst  dem  Ringofen  in  einem  einzigen  GebäudCi  wie  dies  bei  neueren 
Anlagen  vielfach  der  Fall  ist,  so  spart  man  bedeutend  an  Grundfläche, 
Arbeitskraft  und  Transportlänge,  femer  wird  die  ganze  Anlage  übersichr- 
lieber  und  man  erhält  eine  recht  gute  und  billige  Trockenanlage  durch 
zweckmässige  Ausnützung  der  Über  und  neben  dem  Brennofen  gelegenen 
Räume. 

L  Trockenanlage  von  Bock.  Die  Figuren  118 — 119  zeigen  Trockeu- 
anlagen  über  einem  Ringofen,  wie  solche  von  O.  Bock  mehrfach  ausgeführt 
worden  sind  (siehe  den  Prospect  desselben  vom  JuU  1896»  S.  35  und  36)« 
Bei  dem  in  Figur  118  abgebildeten  kleineren  Ringofen  befindet  sich  in  Ofcö* 
kantenhöhe  eine  Balkenlage  und  über  dem  Ofen  eine  zweite,  die  Trocken- 
gerüste tragende.  Diese  Anordnung  behindert  den  Raum  um  den  Ofen  in 
keiner  Weise,  und  sie  ermöglicht  eine  gute  Vertheilung  der  von  dem  Ofen 
ununterbrochen  ausstrahlenden  Wärme;  letztere  wird  so  gemildert,  dass  die 
rhonwaaren  gleichmässig  und  rissefrei  austrocknen.  In  Figur  111.1  ist  die 
Trockenanlage  aus  vier  Stockwerken  gebildet;  ihre  Grösse  und  LeistuDgs^ 
fähigkeit  entspricht  derjenigen  des  betreffenden  Ringofens. 

Den  Haupt  Verkehrs  weg  in  den  oberen  Stockwerken  derartiger  Trocken- 
anlagen ordnet  miin  am  besten  in  der  Mitte  und  parallel  zur  längeren  Seite 
des  Gebäudes  an  und  rechtwinklig  hierzu  die  beiderseits  durch  schmale 
Gänge  gctretmten  Trockengerüste,  Das  r>ach  trägl  eine  mit  Oberlicht  und 
verstellbaren  Klappen  versehene  Laterne  (Dachreiter)^  durch  welche  die  feucht«? 
I^uft  entweichen  kann. 

Ein  über  einem  Ringofen  angelegter  Trockenraum  kann  nach  Bock 
monatlich  durchschnittlich  zweimal,  also  im  Jahre  etwa  24mal  und  bei  leicht 
trocknenden  Thonwaaren  sogar  noch  öfter  belegt  werden,  also  je  nach  tief 
Witterung  zwei-  bis  dreimal  so  oft  als  ein  offener  Trockcoschuppen  währen ^^ 
einer  ganzen  Sommercampagne. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine. 


im 


2.  Trockenanlage  von  Cohrs,  In  ähnlicher  Weise  wie  die  Bock  sehe 
Trockenanlage  ist  die  von  Cohrs  in  Hamburg  über  Ring-  und  Langöfen 
elegL  Bei  dieser  Anlage  befinden  sich  die  Trockengerüste  zu  beiden 
cn  des  Ofens  und  sind  in  Entfernungen  von  5 — 7  m  von  einander 
Ichte  mit  schlitzförmigen  Oeffiiuiigen  angeordnet,  durch  welche  die 
rite,  aber  beÄlandig  erneuerte  Luft  von  oben  nach  unten  langsam  und 
Q unter brochcTi  gesaugt  wird.  Diese  Luftschächte  haben  die  Breite  des 
keuraumes  zur  Länge  und  ein  Sechstel  derselben  zur  Breite.  Die 
rrockenkainniem  sind  mit  doppeltem  Fussboden  versehen,  von  denen  der 
Tc  durchbrochen  ist ;  die  warme  Luft  wird  über  die  Thonwaaren  gezogen 
unten,  mit  Wasserdampf  gesättigt,  nach  dem  Schornstein  geleitet  Diese 
Anordnung  wird  von  Fachleuten  sehr  empfohlen;  ihre  Leistungsfähigkeit  soll 
lie  der  gewöhnlichen  Trockenscheune  um  mehr  als  das  Doppelte  übertr^en. 
ne  genaue  Beschreibung  mit  Abbildung  der  Cohrs'schen  Trockenanlage 
Dian  u.  A.  im  >Leitm.  Central- Anzeiger c  1887,  Nr.  7.) 
3*  Trockenanlage  von  Rühne.  Zu  ihrer  Erwärmung  dient  wenig, 
sehr  stark  erhitzte  Luft,  die  von  unten  nach  oben  (also  umgekehrt  wie 
f^er  vorigen  Anlage)  die  Ziegel  durchstreicht.  Die  kleinen,  dichten 
laminem  liegen  unmittelbar  über  dem  Gewölbe  des  Ringofens  und  es  folgt 
Trockenvorgang  dem  Feuer  des  letzteren,  so  dass  nur  die  mit  Brennstoff 
beschickenden  und  in  Gluth  stehenden  Kammern  nicht  besetzt  sind.  Die 
rrockenräume  besitzen  aussen  verstellbare  Klappen  zum  Eintritt  der  Luft 
werden  an  den  Enden  durch  bewegliche  Wände  abgeschlossen.  Sie  haben 
rr  das  Dach  reichende  Schlote  zur  Ableitung  der  mit  Feuchtigkeit  ge- 
Luft. (Siehe  »Thonindustriezeitungc  1889,  Nr,  22.) 
4.  Trockenkammern  von  F.  Ho  ff  mann  (dem  Erfinder  des  Ring- 
$).  Die  Kammern  liegen  gallerieartig  in  dem  Umbau  des  Ringofens,  um 
verhüten,  dass  die  vom  Ofen  ausstrahlende,  oft  zu  starke  Hitze  die  frische 
welche  sich  über  den  in  Ciluth  stehenden  Ofenkammern  bei  An- 
der Trockenkammern  unmittelbar  über  dem  Ofen  befinden,  beschädigt, 
osser  Nachtheil  dieser  Anlage  besteht  in  dem  hohen  Verlust  von 
sowie  in  der  geringen  Leistungsfähigkeit  und  in  den  hohen  Her- 
^osten.  — -  Eine  andere  Anordnung  hat  Hoflfmann  in  der  Weise 
dfiea,  dass  die  vom  Ofen  ausstrahlende  und^bis  zum  Dach  emp>orsteigende 
mc  mittelst  trichterförmiger  Saugröhren  nach  unten  geführt  und  unter- 
nach  einigen  Canaltrockenöfen  geleitet  wird,  die  in  einem  besonderen 
ade  stehen,  in  welchem  die  Austrocknung  der  Thonwaaren  vorgenommen 
Nach  Ohle  erfordert  aber  diese  Anlage  und  jede  ihr  ähnliche,  bei 
letcher  ilie  warme  Luft  eine  wideniatürliche  niedergehende  Bewegung  zu 
ben  hat,  einen  grossen  Kraftaufwand  und  arbeitet  demnach  theuen  (Siehe 
).  Bock,  a.  a.  O.,  S.  174.) 

Zu  dieser  Gruppe  von  Trocltenanlugen  bemerkt  Dr,  G,  Moll  er- Berlin 
Folgende« : 

» Bcjichrlnkt  man  sich  auf  die,  auf  Ziegeleien  fast  immer  kostenlos  vor- 
ittadcne  Wät  u,    die   strahlende  Wärme   des   Ringofens  und  den  Ab- 

npf   der    N  %    so    treten    folgende  Uebelstände   naturnoth wendig  ein. 

tm  Verfügung  stehenden  Wärmemengen  genügen,   wenn  die  Luft  keine 
^i  -.i-,»v  1  ^  jtjtj^  also  kalt  und  wassergesättigt  ist,  auch  nicht  annähernd 
Jjkr  ^  darf  zur  Trocknung;   €lie  Folge  muss  sein,  dass  in  solchen 


VMi 


Erster  TheiL  Die  Hauptstoffe, 


Fällen  nicht  mehr  von  der  Trockenanlage  die  erforderliche  Menge  an  trockenen 
Ziegeln  regelmässig  geliefert  wird,  dass  die  Leistung  schliesslich  ganz  auf- 
hört« ja  es  nicht  einmal  immer  gelingt,  die  feuchten  Ziegel  vor  Frosteinwirkung 
iii  schützen.  Es  soll  hiermit  nicht  ein  Urthcii  gegen  alle  diese  Trocken- 
einrichtungen  gesprochen,  sondern  nur  klar  gesagt  werden,  dass  diese  Ein- 
richtungen in  der  Hauptsache  durch  die  Aussenluft  trocknen^  von  dieser  im 
hohen  Masse  abhängig  sind  und  infolgedessen  natürlich  regelmässig  gleiche 
Mengen  trockener  Ziegel  nicht  liefern  können,  jedenfalls  auch  nicht  regel- 
mässigen Sommer-  und  Winterbetrieb  mit  Sicherheit  ermöglichen.  Nimmt  man 
eine  bei  ungünstigerer  W^itterung  verminderte  Leistung  in  den  Kauf,  richtet 
hiemach  die  ganze  Trockenanlage  ein,  begnügt  sich  mit  dem  zweifellosen 
Vortheil,  die  Fabrikationszeit  ausdehnen  zu  können,  ohne  volle  Winterfabri- 
kation zu  verlangen,  so  ist  gegen  solche  Anlagen  nichts  einzuwenden.  Eine 
Berechnung  in  jedem  einzelnen  Falle  wird  festzustellen  haben,  ob  die  Vor- 
theile  solcher  Einrichtungen  die  kostspielige  Anlage  und  die  nöthigai 
maschinellen  Vorrichtungen  zum  Heben  der  nassen  und  Senken  der  trockenen 
Ziegel  bei  Anlagen  in  Etagen  neben  und  über  dem  Ringofen  rechtfertigen. 
Da  auch  bei  allen  diesen  Anlagen  die  Steine  in  die  Trockenge Kiste  gcsetit 
imd  aus  diesen  wieder  entfenit  werden  müssen,  dürfte  auch  gegenüber 
zweckmässigen  alteti  Anlagen  mit  Trockenschuppen  im  Freien,  wenn  anders 
die  IVansportmittel  vollkommen,  eine  erhebliche  Erspamiss  an  Arbeitslöhnen 
nicht  zu  erzielen  sein.  Keine  der  oben  genannten  Anlagen  ermöglicht  es,  das 
hygroskopische  Wasser  aus  den  Ziegeln  zu  entfernen.« 

E.  Trocknen  in  eigenen,  künstlich  erwärmten  Trocken- 
kammern. Für  feinere  Thonwaaren  (Verblendsteine,  Terracotten,  Statuen 
u.  s.  w.),  aber  auch  für  gewöhnliche  Mauersteine  hat  man  Trockenkammern 
der  verschiedensten  Construction  angelegt  und  dieselben  in  der  verschiedensten 
Weise  erwärmt,  so  z.  B,  durch  gemauerte  und  bis  zur  schwachen  Rothgluth 
erhitzte  Oefen,  die  an  verschiedenen  Stellen  des  Trockenraumes  aufgestellt 
wurden,  und  deren  0—12  c^»  weite  Abzugsröhren  fast  bis  unter  das  Dach 
gingeUj  oder  durch  die  Abhitze  von  Brennöfen  oder  durch  den  Ab«^ 
vou  Dampfmaschinen,  den  man  in  Röhren  durch  den  Trockenraum  U 
oder  durch  Oefen,  die  ausserhalb  der  Trockenkammeni  aufgestellt  wurden 
und  Anlage  einer  I^uftheizung  oder  durch  Züge  und  Canäle,  welche  unter 
dem  Fussboden  angelegt  und  mit  Chamotte-  oder  Eisenplatten  bedeckt 
wurden  u.  s.  w.  Diese  Räume  werden»  um  ein  Reissen  der  Thonwaaren  zu 
verhüten,  anfänglich  schwach,  dann  stärker  geheizt»  und  mit  Ventilatoren 
(Exhaustoren)  oder  Schornstein  u.  s,  w,  versehen,  damit  die  mit  W^asserdampf 
gesättigte  Luft  schnell  entweichen  und  frische  Luft  betiuem  zugeführt  werden 
kann.  Durch  einen  Schornstein  kann  man  jedoch  nach  Zwick  die  abzuführende 
Luftmenge  nur  dann  bewältigen,  wenn  die  lemperatur  im  Trocken  räum 
mindestens  40**  C  beträgt;  bei  schwächerer  Heizung  ist  ein  Exhaustor  tu 
benutzen. 

Um   1  Jkg  W'asser  von  0**  Temperatur  zu  verdampfen,  sind  63(i  Wänne- 
einheiten  (Calorien)  erforderlich.    Nimmt  man  ilen   Wassergehalt  eines  <^ 
schnittlich  4*0^^  schweren  Ziegels  (im  feuchten  Zustande)  im  Mittel  zu  ^ 
an,   so  enthalten   1000  Ziegel    etwa  lOOi}  Jkg  Wasser,    zu    deren  Verdunsiung 
demnach  t»30.00ü  Wärmeeinheiten  oder,    da  1  ßtg  Steinkohle  im  Mittel  5400 
Wärmeeinheiten  zu  erzeugen  verntag,  etwa  115  ^^  Steinkohle  erforderlich  sind». 


Zwdtes  Capitel.  Die  küciitltchen  Sterne. 


191 


^ach  Seger   ergiebt   sich   für    die    künstliche   Trocknung    von    1000  Stück 

Maschinenziq^eln    mit  225%  Wasser  theoretisch  ein  Verbrauch  von 

10»  kg  bester  Steinkohle  von  7500  Wärmeeinheiten  bei  einer  Aossentemperatur 

fou  4-  4'5**  C  und  En^ärnning   des  Trockenraumes   auf  +  20''  C),    Da  von 

I  h  Steinkohlen   erzeugten  Wärme    praktisch    ein    grosser   Theil    nicht 

/t     werden    kann,     so    ist     der     Brennstofifaufwand    bei     künstlicher 

Jlrocknung    noch    weit   grösser    und    demnach    ein    recht    bedeutender,    auch 

fielfach  grösser  als  der  Kohlenverbrauch    für    das  Brennen  derselben  Anzahl 

Zicgd  im  Brennofen. 

Seger   hat    berechnet,    dass  zur  Entfernung  der  in   1000  Mauersteinen 
atrenden  Wassermasse: 

bei  20*^  C  Erwärmung  d0,952w?^  Luft 


30"  C 

m.mi  w» 

40»  C 

1(5.940/«» 

öOo  C 

10,090  m» 

CO«  c 

ß.340  ra* 

10°  c 

4.117«» 

80"  C 

2.757  m» 

InmhweotUg  sind,  also  selbst  bei  höherer  Temperatur  immer  noch  eine  recht 
MrichlUche  Menge,  Nach  dieser  ist  die  Lüftungsanlage  zu  bestimmen. 

Zu  dieser  Classe   von    künstlichen  Trockeneinrichtungen    rechnet    man: 
L  den    Canalofen    von    Bock,     Auf  Schienen    laufende,    mit   Thon- 
rwaarr      *    V   lene  Wagen  werden  durch  einen  Canal    gezogen,    welcher  durch 
'  fine  1  izung  erwärmt  wird,  deren  Röhren  von  dem  Eintritt  der  frischen 

^'aarr  nach  dem  Austritt  der  getrockneten,    also   von   einem  Canalende    bis 
«nderen,  an  Zahl  zunehmen,  so  dass  in  den  verschiedenen  Abtheilungen 
Trockeiiraumcs   verschiedene    Temperaturen    herrschen    und    die    durch- 
chende,    sich  mehr  und  mehr  mit  Feuchtigkeit  sättigende  Luft  in  immer 
«inner  ircrdcndc  Gebiete  eintritt,  wodurch  sie  ganz  erhebh'ch  an  Aufnahme* 
i^ki^ctc     für    Feuchtigkeit    gewinnt.     Dieser    Canal    kann     auch    mit    Ofen- 
ngimg   ttn<i    mit    Gasheizung    verschen    werden.    (Siehe   O.    Bock,    n.    a,  O,^ 
174  und  8  92.)  Zu  dieser  Trockenanlage  bemerkt  Dr.  G,  Möller  Folgendes: 
kDa&&  dieser  Apparat,    wie   es   scheint,    vom  Erfinder   selbst  nicht  mehr  an- 
wendet   wird,    hat    jedenfalls    seinen    Grund    darin,    dass    die    technische 
igkeit,  die  steigenden  Temperaturen  im  Trockencanal  an  jeder  Stelle 
m  erzeugen»  sehr  gross  ist,    Uebcrdies  ist  auch  sicher,    dass  die  von 
seit»!  angegebene  Abdampfheizung  seines  Canais  bei  weitem  nicht  die 

Wärme  liefern  kann.* 

2.  Den    Canalofen   von    Fellner   und   Ziegler   in  Frankfurt  a.  M. 

*^^"*  ist  AhnHch  dem  Bock'schen  construirt,   jedoch    ist  hier  das  Princip 

»Stromes  in  Anwendung  gebracht,  das  gegenüber  dem  Gleichstrom- 

iics  »ier   Rock'sche  Canalofen    besitzt,    einen    grosseren  Aufwand 

r-  verlangt.    Die    Luft   wird    mittelst   eines  Ventilators   am    einen 

Canales  eingeblasen  und  zum  Theil   unter  den  Rost  der  Feuerung, 

unmittelbar  in  eine  Mischkummer  getrieben,  m  welcher  sie  sich  mit 

der  Feuerung   strömenden  Verbrennungsgasen   vermischt    und    dann 

*  *^'  f^rmigei  %*erste11-  und  verschliessbare  Oeffnungcn  in  den  Trocken- 

Die  *rhonwaaren  werden   mittelst  Wagen  dem  Luftstrom  vom 


Jll i^. 


1112 


Erster  Tkeil.  Die  Hauptstoffc. 


anderen  Ende  des  Canals  aus  entgegengeführt,  so  dass  sie  erwärmt  werden« 
bevor  sie  von  ganz  heisser  und  trockener  Luft  bestrichen  werden*  (Siehe 
j>Thonindustriezeitung«    1889,  S.  2160 

3.  Die  Trockenanlage  von  Schaaf.  Auch  hier  beruht  das  Trocken- 
verfahren auf  dem  Princip  des  Gegenstromes.  In  geneigte  Kamraem,  die 
aus  einer  Anzahl  neben-,  über-  und  untereinander  liegender,  nur  durch 
Wandungen  getrennter  und  einen  geringen  Querschnitt  besitzender  Zellen 
bestehen,  werden  die  nassen  Steine  oben  auf  Trockenbrettchen  oder  Rähmcheu 
eingesetzt;  sie  gleiten  mit  diesen  auf  seitlichen  Führungsleisten  herab  und 
werden  unten,  vollständig  getrocknet,  herausgenommen.  Die  Steine  sind  in 
der  Weise  gelagert,  dass  sie  von  der  Trockenluft  allseitig  umspült  werden 
können,  so  dass  ein  ungleichmässiges  Austrocknen  vermieden  wird.  Die  äuj 
Erhitzung  der  Luft  erforderliche  Wärme  wird  den  Zellen  durch  Röhren 
unten  zugeführt;  durch  diese  Röhren  wird  Dampf  (directer  oder  RückdampQ 
u,  s.  w-  geleitet,  wobei  man  auch  mit  Vortheil  die  Abhitze  des  Ringofens 
mitbenutzen  kann.  Die  Luft  erwännt  sich,  indem  sie  diese  Röhren  umspült 
und  entweicht  nach  ihrem  Durchzug  durch  die  Zellen  ins  Freie;  sie  zieht 
demnach  den  zu  trocknenden  Steinen  entgegen,  berührt  zunächst  mit  hoher 
Temperatur  die  trockenste  Waare  und  dann  immer  feuchtere  Waare,  wobei 
sie  sich  mehr  und  mehr  mit  \Vasserdampf  sättigt,  so  dass  sie  bei  ihrem 
Austritt  aus  den  Zellen  ihre  Frocketikraft  fast  ganz  eingebusst  hat.  Hiemach 
erhält  also  die  nasse  und  emptindlichste  Waare  die  schwächste,  die  Dahczu 
getrocknete  die  stärkste  Hitze,  Diese  Anlage  gestattet  ein  sehr  schnelles, 
vollständiges  und  auch  billiges  Trocknen.  (Näheres  hierüber  hndet  man  u.  Ä* 
in  dem  Werke  von  U.  Bock:   »Die  Ziegelfabnkation«,  S,   180  C) 

Zu  diesen  drei  Trockenein richtungen,  die  bei  Anwendung  directer  Heizung 
auch  die  Beseitigung  des  mechanisch  und  chemisch  beigemengten  Wassers 
bewirken,  macht  Dr,  G.  Möller  folgende  beachtenswerthe  Bemerkungen;  >Bei 
diesen  Einrichtungen,  die  nach  der  bisherigen  Kenntniss  allein  regelma^^it^'-n 
Sommer-  und  Winterbetrieb  ermöglichen,  tritt  folgende  grosse  Schwn 
auf:  Hat  die  Aussenluft  grosse  trocknende  Kraft,  so  wäre  es  wirthschaitiicu 
nöthig,  die  zugeführtc  Wärmemenge  möglichst  zu  verringern ;  bei  nasser,  kalter 
Luft  dagegen  müssen  die  bekannten  sehr  grossen  Wärmemengen  /.ugefiihrt 
werden ;  dadurch  wird  der  Betrieb  ein  sehr  schwieriger  und  bei  ungünstiger  Witte* 
rmig  ein  sehr  kostspieliger.  Zumeist  sind  überdies  diese  Einrichtungen,  da  sie  bei 
ungünstigen  Wittcrungsverhältnissen  mit  künstlichen  Wärmequellen  stark  arbeiten 
müssen,  nicht  so  eingerichtet,  dass  sie  bei  grosser  Trockenkraft  der  Luft  diese  vöU 
ausnützen  können.  Gewisse  von  den  zu  erstrebenden  Zielen  allerdings  noch 
weit  abliegende  Vortheile  sind  auch  durch  diese  Trockeneinrichtungen  zu 
erlangen.  Im  Besonderen  möchte  ich  die  Einrichtungen  von  Schaaf  nennen, 
welche  neben  den  Canaltrockenapparateu  von  Bock  und  F'ellner  und 
Ziegler,  was  Erspamiss  an  Arbeitslohn  betrifft,  einen  sehr  bedeutendoi 
Fortschritt  bezeichnen.« 

Weiter  haben  R,  Mensing  in  Zwickau  (siehe  O.  Bock,  a«  a.  O,,  S.  173)i 
Weigelin  (siehe  »Thomndustriezeitung*,  1892,  Nr.  8 — 14),  Bührer  und 
Hamel  (siehe  Gottgetreu,  a.a.  O.,  Bd  L>S.  260),  Ho  top  t^siehe  »Deutsche  Töpfer* 
und  Zicgler-Zeitungc  1893,  Nr,  IIJ)  a  s.  w.  Trockenanlagen  für  Ziegel  ei  waare« 
empfohlen,  deren  Beschreibung  hier  zu  weit  führen  würde.  Dagi^en  wollen 
wir  die  neueste  Erfindung  auf  diesem  Gebiete,  nämlich  die  Trockenanlage 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  193 

von  Dr.  G.  Möller  (Berlin)  und  Professor  P.  Pfeifer  (Braunschweig) 
hier  eingehender  besprechen,  weil  dieselbe  unseres  Erachtens  eine  grosse  Zu- 
kunft besitzt  Wir  benützen  zu  unserer  Beschreibung  einen  Vortrag,  welchen 
Dr.  G.  Möller  in  der  32.  Generalversammlung  des  »Deutschen  Vereins  für 
Fabrikation  von  Ziegeln  u.  s.  w.«  gehalten  hat  und  dessen  Wortlaut  in  der 
»Thonindustrie-Zeitung»,  1896  Nr.  10  und  12  veröffentlicht  ist,  sowie  Mit- 
theilungen,  die  uns  vom  Erfinder  selbst  zugegangen  sind. 

Dieser  Trockenanlage  liegt  das  physikalische  Gesetz  zu  Grunde,  dass 
Wasserdampf  bei  seinem  Uebergang  in  den  flüssigen  Aggregat- 
zustand genau  diejenige  Wärmemenge  wieder  abgiebt,  welche  zu 
seiner  Bildung  nothwendig  war.  Das  Trocknen  (von  Ziegeln,  Verblend- 
steinen,  Biberschwänzen,  Falzziegeln  und  geziegelter  Rohcementmasse)  erfolgt 
in  einem  gemauerten  geraden  Canal,  durch  welchen  die  frisch  geformten 
Waaren  auf  Etagenwagen,  die  auf  Schienensträngen  laufen,  hindurch  bewegt 
werden.  In  diesem  continuirlich  betriebenen  Canal  liegen  die  Geleise  neben- 
einander, so  dass  derselbe  also  ständig  —  je  nach  der  Canalleistung  —  mit 
drei  bis  vier  Reihen  beladener  Wagen  gefüllt  ist.  Man  legt  ihn  am  besten 
parallel  zum  Brennofen  und  so  an,  dass  sein  Eingang  unmittelbar  an  der 
Ziegelpresse,  beziehungsweise  dem  Streichtisch,  und  sein  Ausgang  am  Ring- 
ofen sich  befindet.  Am  einen  Ende  (dem  Ausgang)  besitzt  der  Canal  eine 
directe,  von  aussen  zu  bedienende  Feuerung  /  (Feuerluftheizung  oder  Dampf- 
heizung mit  Dampf  von  etwa  8  Atmosphären  Spannung,  um  eine  Temperatur 
über  100**  C  zu  erzielen);  dieses  Ende  ist  durch  eine,  mit  Gegengewicht 
ausbalancirte  Hubthür  h  (Fig.  120)  verschlossen,  während  das  andere  offen 
gehalten  oder  nur  durch  Segeltuch  (während  des  Winters)  geschlossen  werden 
kann.  Statt  der  Hubthüren  werden  auch  einfache  aus  Holz  roh  gezimmerte 
Klappthüren  empfohlen.  Das  auf  dem  Rost  r  (Fig.  122)  erzeugte  Feuer 
streicht  durch  die  mit  Rippen  ausgestatteten  Caloriferen  c  und  seine  Gase  ge- 
langen in  den  Schornstein,  ohne  mit  dem  Trockengut  in  Berührung  gekommen 
zu  sein.  Ausserdem  ist  der  Canal  in  seiner  ganzen  Längenausdehnung  mit 
Heizkörpern  (gerippten  Gusseisen  röhren  g)  ausgestattet,  welche  dadurch  Wärme 
abgeben,  dass  durch  sie  der  dem  Trockengut  entzogene  Wasserdampf  ge- 
führt wird.  Endlich  befinden  sich  in  der  Längen richtimg  des  Canales  Venti- 
latoren r,  welche  weder  Luft  einführen,  noch  ableiten,  sondern  lediglich  nur 
zur  Uebertragung  der  Wärme  von  den  Heizkörpern  auf  die  zu  trocknende 
Waare  dienen;  sie  bewegen  die  im  Canal  befindliche  Luft  senkrecht  zur 
I^gsachse  desselben  von  der  Heizung  durch  die  erste  Wagenreihe,  dann 
durch  die  zweite  Heizvorrichtung  und  zweite  Wagenreihe,  hierauf  durch  die 
dritte  Heizvorrichtung  und  die  dritte  Wagenreihe  u.  s.  w.,  alsdann  in  den 
Schacht  neben  den  Ventilatoren  nach  unten,  hierauf  durch  die  Sohlcanäle 
wieder  zur  ersten  Heizung  und  so  fort.  (Vergl.  Fig.   125.) 

Je  nach  Ablauf  einer  halben  bis  einer  ganzen  Stunde  wird  am  heissen 
Kndc  des  Canales  nach  Oefthen  der  Hubthür  oder  Klappthür  von  jedem 
Schienenstrang  ein  Wagen  mit  trockenen  Ziegeln  gezogen  und  in  den  Ring- 
ofen hineingeschoben,  die  Thür  wieder  geschlossen,  dann  mittelst  Windewerk  w 
\Fig.  123)  der  ganze  Canalinhalt  um  eine  Wagenlänge  vorgeschoben  und 
gleichzeitig  am  kalten  Ende  auf  jeden  Schienenstrang  ein  mit  frischer  Waare 
beladener  Wagen  nachgeschoben.  Die  frisch  mit  Steinen  beladenen  Wagen 
werden  stet»  dicht  hintereinander  an  den  Trockencanal  herangefahren. 

K  r  0  f  r  r,  Handbach  der  Baattofflehrr.  13 


194 


Erster  Theil.  Die  HauptÄtofFc. 


Die  Condensationsheizkörperjg^  münden  an  beiden  Enden  in  Sammelgeß 
lue  zur  Aufnahme  des  Condensationswassers  dienen.  Von  denjenigen  Samniel- 
gefässen,  die  in  t!er  Nähe  der  Caloriferen  liegen,  fuhrt  ein  über  der  Decke  des 
eigendichen  Trocken  räum  es  liegender  Canal  k  (Fig*   120)    nach    dem    heissen 
Ende  und  durch  hier  in  der  Decke  angebrachte  Oeffnungeo  nach  dem  Innen- 
rauni  .selbst.    Die   am  entgegengesetzten  Ende  stehenden  Sammelgefässe    sind 
durch  eine  Rohrleitung  /  (Fig,   121)  mit  einem  kleinen  Exhaustor  e  verbunden. 
Da  die  ganze  Leitung  vom  Exhaustor  e  bis  zum  Canal  k  (durch  die  Sammel- 
gefässe und  Rippen  röhre)  dicht  geschlossen  ist»  so  muss  die  gelinde  saugende 
Wirkung  tles  Exhaustors  bewirken,   dass    die   am    heissen  Ende   des  Canales 
sich  befindenden  Gase,  I^uft  und  ^Vasserdämpfe»  durch  die  Oeflhungen  in  der 
Decke,    den  Canal  k^    tue    Sammelgefässe    unil  Rippen  röhre    gezogen  werden. 
Da    ferner    der  Trockencanal    am    heissen  Ende    durch    die   Hubthür    h    ver* 
schlössen  ist,  so  können  die  hier  unter  Einfluss  des  Exhaustors  mitgenommenen 
Gase  nur  dadurch  ersetzt  werden^  dass  vom  kalten  offenen  Ende  des  Canales 
her  mit  dem  Wagen  zugleich  und  in  derselben  Richtung  Luft  in  den  Trockcn- 
canal  eintritt.  Diese  Luft  zieht  in  ganz  langsamem  Strom    ein    und   wird  auf 
ihrem    Wege    bis    zum    heissen    Ende    durch    die    Ventilatoren    beständig    in 
kräftiger  Quercirculatioii  erhalten;:  sie  erhitzt  sich  beim  Durchgang  zwischen 
den  Condensationsheizkörpeni  und  ward  regelmässig  wärmer;  sie  nimmt  beim 
DurchZrUg  durch  die  frisch  eingefahrene  Waare   aus    dieser  Wasser    auf  und 
erwärmt  sie  zugleich;  sie  gelangt  mit  Wasserdampf  übersättigt  an  das  heisse 
Ende  des  Canales,   wo    sie    durch    die  Caloriferen    ihre    höchste  Temperatur 
und  hierdurch  gleichzeitig  ihre  grösste  Wasseraufnahmefähigkeit  erreicht,  und 
entzieht    den    zum    grössten  Theile    bereits    ausgetrockneten,    an  dieser  SteUe 
sich  befindenden  Steinen  den  letzten  Rest  ihres  Wassers.  Die  auf  diese  Weise 
stark    erhitzte   und    stark    mit  'Wasser   gesättigte   Luft   zieht   nun    durch   das 
Innere  der  Condensaloren  hindurch  zmn  kalten  Ende    hin,   wobei  sie  immer 
mehr  und  mehr  allmälig  abgekühlt  wird,  weil  die  Condensatoren  von  aussen 
her  von  einer  immer  kälter  werdenden  Luft  umspült  werden.  Die  Luft  wini 
hierbei  ihres  Wasserdampfes  beraubt,  welcher  condensirt,  lyid  schliesslich  mit 
einer,  die  Eintrittstemperatur  nur  um  wenige  Grade  übersteigenden  Temperatur 
durch    den  Exhaustor    entfernt.    Sobald    sich    die  Wasserdampfe   verflüssige«, 
wird   die   latente  Wanne    derselben    frei   und    zugleich    an  die,    die  Condeo- 
satoren  umspülende,  Luft  übertragen,    so  dass  diese  Wasseraufnahmefähigkeit 
erlangt  und  aus  dem  Trockengut  Wasser    in  Dampfform    aufnimmt.    Und  so 
wiederholt  sich  dieser  Vorgang  bestandig.  Das  sich  im  Innern  der  Heizrohre 
bildende  Condensationswasser  tliesst  aus  den  Sammelgefassen  durch  eine,  im 
unteren  Theile    aTigebrachte  Rohrleitung    mit  Wasserverschluss    in    ständigem 
Strome  ab> 

Dass  diese  geistvoll  erdachte  Trockeneinrichtung  vor  allen  den  anderen, 
hier  besprochenen,  mannigfache  Vorzüge  besitzt,  kann  von  Niemandem  l>^ 
stritten  werden.  Zunächst  wird  bei  ihrer  Anlage  eine  erhebliche  Ersparniss 
an  Arbeitslöhnen  erzielt,  weil  der  frisch  geformte  Ziegel  unmittelbar  auf  den 
Wagen  gesetzt  und  ohne  Menschenkraft  durch  den  Trockencanal  zum  Ring- 
ofen bewegt  wirdp  sodann  ist  man  vollkommen  unabhängig  von  der 
Witterung,  weil  nur  ganz  kleine  Mengen  Aüssenluft  in  den  Trockenapparai 
eingelassen  werden;  man  kann  daher  auch  selbst  bei  einer  Kalte  von  —  16 
bis  20^  C  das  Trocknen  bewirken;  ferner  ist  die  Trockenzeit  eine  schi 


Zweites  CÄpitel  Die  künstlichen  Steine. 


195 


^nrze,  da  die  Ziegel  während  ihres  Austrocknens  einer  unbeclingt  regel- 
sig  steigenden  Temperatur  (bis  über  IW)  bei  ebenso  regelmässig  steigender 
niüfnahmefahigkeit  der  sie  umgebenden  Luft  ausgesetzt  sind,  sodann 
man  eine  vollständige  Austrocknung  der  Ziegel,  so  dass  der 
jtnie  Schmauchprocess  im  Ringofen,  der,  wie  wir  noch  später  ausführlich 
rortem  werden,  mannigfache  Schwierigkeiten  und  Schäden  verursacht,  ent- 
iich  winl,  und  endlich  ist  der  Brennstoffaufwand  für  die  directe 
mg,  welche  nur  dazu  dient,  die  in  der  Praxis  unvemi eidlichen  Wärme- 
rliiste  durch  Strahlung  und  kleine  Undichtigkeiten  zu  ersetzen,  ein  sehr 
I  und  gleichzeitig  wird  wegen  des  Fortfalles  des  Schmauchprocesses 
|\.  rieiss  In  den  Ringofen  gelangenden  Ziegel  auch  Brennstoff  im  Ring- 

licii  und  Zeit  (30 — 50%)  erspart.  Einen  weiteren  Vortheil  möchten  wir 
erwähnen  nicht  unterlassen,  der  darin  besteht,  dass  das Condensationswasser 
Hin  Sjjeisen  des  Dampfkessels  verwendet  werden  kann.  Da  die  Ursachen 
Verßirbungen  vieler  Steine  bei  diesem  Trockenverfahren  beseitigt  werden, 
luim  man  im  Ringofen  vollständig  reinfarbige  Waare  erzielen. 

Als  normale  Temperaturen  befinden  sich  in  der  Trockenanlage  solche 
vtm  30 — 120^  C,  vom  kalten  nach  dem  heissen  Ende  hin  allmaUg  steigend. 
Trockenzeit  beträgt,  je  nach  der  Beschaffenheit  der  Waare,  durchschnitt- 
Ich  nur  etwa  20  Stunden  in  dieser  Anlage.  Der  BrennstofFaufwand  ergab 
bei  einem  im  Betriebe  befindlichen  Trockenap parat  zu  25 — 30  Pfg,  filr 
lOOO  Stück  Ziegel;  er  vermindert  sich  mit  wachsender  Tagesproduction. 

Die  Inbetriebsetzung  wird    in    der  W'eise   vorgenommen,  dass  nach  Er- 
Aufstellung   des  Trockencanales.    sowie  der  Apparate  desselben 
PF  len  leicht  angeheizt  und  die  Ventilatoren  in  Betrieb  gesetzt  werden. 

eine  Dampfheizung  eingerichtet,  so  wird  dieselbe  in  Betrieb  genommen, 
das  Mauerwerk  genügend  ausgetrocknet  ist,  wird  der  Trockencanal 
oft  vollständig  mit  beladenen  Wagen  besetzt,  die  Ziehzeit  jedoch  zu- 
st  sehr  gross  genommen;  sie  erfolgt  bei  den  ersten  Wagen  erst  nach 
tsmz  sechs  Stunden  und  wird  während  der  nächsten  zwei  oder  drei  Tage 
mehr  verkürzt,  bis  sie  auf  die  normale,  der  Leistung  des  Canales  ent* 
Kcnde  zurückgefiihrt  ist  Während  der  Inbetriebnahme  ist  dem  verschiedenen 
iTaiiAlten  des  Thones  entsprechend  mitunter  die  Windgeschwindigkeit  in  der 
srichtung  des  Canales  abzuändern,  die  Grösse  der  Luftmenge,  welche  in 
Catial  von  aussen  her  eingeführt  wird,  zu  vermehren  oder  zu  vermindern, 
^'indgesrh windigkeit  in  der  fjuerrichtung  zu  beschleunigen  oder  zu  ver- 
imcTi,  je  nachdem  der  Thon  mehr  oder  weniger  empfindlich  ist,  bezüg- 
drr  Schnelligkeit  der  Wasser entzie hu ng. 
Der  Betrieb  während  der  Nacht  ist  der  gleiche;  die  von  der  Ziegel- 
^rührend  des  Tages  mehr  hergestellten  Steine  werden  auf  Wagen 
xt  ond  diese  auf  ein  Reservegeleise  aufgefahren;  während  der  Nacht 
diese  Reserve  wagen  zur  Ergänzung  des  Einsatzes  im  Trockenofen ; 
c  Einsetzen  der  den  Trockencanal  heiss  verlassenden  Steine  in 
(I  ist  vortheilhaft  auch  während  der  Nacht  zu  bewirken. 
Die  grössten  Canäle,  welche  bislang  erbaut  worden  sind,  besitzen  eine 
Ti^caileiitung  von  20*000 — 23.000  Steine ;  bei  grösserem  Bedarf  an  getrockneter 
fmart  ist  die  Anwendung  mehrerer  Canäle  empfehlenswerther,  weil  sonst  die 
?rlUÜlnis$e  zu  schwierig   und   der  Betrieb  verhälnissmässig  umstand- 


J^ 


196  Erster  Theil.  Die  HaupUtoffe. 

§  91.  Die  Transporteinrichtungen  auf  Ziegeleien. 

Der  Transport  der  Thonmasse  von  den  Gruben  nach  den  Halden, 
Sümpfen  und  Homogenisirungsmaschinen  und  von  diesen  nach  dem  Streich- 
tisch oder  nach  den  Ziegelpressen,  der  frisch  geformten  Steine  von  den 
Formplätzen  nach  den  Trockenanlagen,  der  lufttrockenen  Steine  von  letzteren 
nach  dem  Brennofen  und  der  gebrannten  Waare  vom  Ofen  nach  den  Lager- 
plätzen erfordert  mehr  als  die  Hälfte  aller  im  Ziegeleibetriebe  noth wendigen 
Ausgaben.  Mit  Abnahme  der  Transportkosten  wächst  die  Rentabilität  der 
Ziegelei  und  es  ist  daher  letztere  stets  so  anzulegen,  dass  die  Summe  der 
Transportwege  möglichst  klein  wird.  Dies  erreicht  man  in  vollkommenster 
Weise  durch  Unterbringung  sämmtlicher  Arbeits-,  Maschinen-,  Trockenräume 
und  des  Brennofens  in  einem  einzigen,  in  möglichster  Nähe  der  Thongniben 
zu  errichtenden  Gebäude. 

Die  Transporteinrichtungen  müssen  einen  sicheren,  regelmässigen  und 
ununterbrochenen  Betrieb  ermöglichen.  Man  unterscheidet  den  wag  rechten 
Transport,  den  senkrechten  und  den  auf  schiefer  Ebene. 

Der  Horizontaltransport  wird,  wenn  es  sich  um  die  Bewegung  kleinerer 
Massen  auf  kürzeren  Wegen  (bis  etwa  120^  Länge)  handelt,  am  billigsten 
durch  einrädrige  Handschubkarren  aus  Holz  oder  Eisen  bewirkt,  welche 
noch  bei  einem  Längengefälle  des  Weges  bis  1  :  lü  benützt  werden  können 
und  auf  hölzernen,  eisernen  oder  steinernen  Bahnen  bewegt  werden.  Bei 
Transportirung  grösserer  Thonmassen  auf  grössere  Entfernungen  verwendet 
man  zwei-,  drei-  oder  vierrädrige  grössere  Transportwagen  (Kipp- 
wagen, Lowrys)  mit  Pferdebetrieb  bei  Transportlängen  bis  zu  1800  m  und 
vierrädrige  Kippwagen  mit  Locomotivbetrieb  bei  grösseren  Transportlängen; 
die  Pferdekippkarren  werden  auf  befestigten  Wegen  oder  auf  schmalspurigen, 
festliegenden  oder  transportablen  Schienengeleisen  (Feldbahnen)  bewegt,  die 
mit  Dampfkraft  betriebenen  natürlich  nur  auf  Eisenbahnschienen.  Oder  man 
verwendet  zwei-  oder  dreictagige  Wagen  mit  drei  oder  vier  Rädern,  je 
nachdem    man    dieselben    auf   dem    befestigten    Fussboden    oder    auf    einem 


Zweites  Capitel.  Die  kanstlichen  Steine.  197 

»Die  Wagen  werden  auf  den  fortwährend  zu  passirenden  Hauptstrecken 
hängend  gefahren,  während  sie  in  den  Querwegen  zwischen  den  einzelnen 
Trockengerüsten  auf  ihren  eigenen  Rädern  auf  dem  Fussboden  laufen.  Die 
in  etwa  über  Mannshöhe  angebrachte  Hängebahnschiene  fährt  um  den  Ele- 
vator herum  oder,  wenn  ein  solcher  fehlt,  an  dem  Abschneideapparat  der 
Ziegelpresse  vorbei.  Die  Wagen  schweben  einige  Centimeter  über  dem  Fuss- 
boden und  hängen  in  zwei  Zapfen,  nach  allen  Seiten  frei  pendelnd,  in  einem 
mit  zwei  Hängebahnrädem  versehenen  Bügel. 

Auf  die  Hängebahnschiene  wird  eine  lose  Kletterweiche  aufgelegt,  die 
auf  einer  Stelle,  entweder  in  der  Mitte  oder  am  Ende,  etwas  nach  unten 
gebogen  ist.  Der  ankommende  Wagen  hebt  sich  bei  Auffahrt  auf  die  Weichen- 
spitze so  viel,  dass  der  Radkranz  über  die  Schiene  hinwegfahren  kann;  der 
Wagen  bewegt  sich  auf  der  schiefen  Ebene  der  Weiche  hinunter,  so  dass 
er,  an  der  tiefsten  Stelle  angekommen,  auf  seinen  eigenen  drei  Rädern  zu 
stehen  kommt  und  sich  die  Zapfen  vom  Bügel  lösen.  Hierauf  wird  der  Wagen 
in  den  Gerüstweg  hineingeschoben  und  entladen,  während  der  Bügel  auf  der 
tiefsten  Stelle  der  Weiche  hängen  bleibt.  Ein  leerer  Wagen  wird  nun  unter 
den  Bügel  gebracht  und  mit  diesem  zusammen  die  schiefe  Ebene  hinauf- 
geschoben. Hierdurch  fasst  der  Zügel  zunächst  die  Zapfen,  wonach  der 
Wagen  sich  über  den  Fussboden  hebt  und  schwebend  nach  der  Beladestelle 
zurückgefahren  wird.  —  Beim  Befahren  des  Hauptverkehrsweges  wird  eine 
transportable  Weiche  benutzt,  die  unterhalb  eines  Gestelles  montirt  ist,  welches 
auf  drei  Rädern  ruht,  die  auf  den  parallelen  Hängebahngeleisen  laufen.  Durch 
abwechselndes  Auflegen  der  einen  oder  der  anderen  Weichenspitze  ist  es 
möglich,  dass  das  eine  Hängebahngeleise  für  die  Hinfahrt  der  beladenen 
Wagen,  das  andere  für  die  Rückfahrt  der  leeren  Wagen  benutzt  wird,  und 
war  in  einem  Hauptverkehrswege  von  nur  2  m  Breite.« 

Beim  Verticaltransport  benutzt  man  Aufzüge  oder  Elevatoren,  die 
in  der  verschiedensten  Construction  im  Handel  vorkommen;  man  stellt  die- 
selben aus  einem  Hanfgurt  ohne  Ende  her  oder  aus  Brettchen  oder  Eisen- 
platlchen,  welche  an  jedem  Ende  in  eine  über  Rollen  laufende,  langgliederige 
Kette  ohne  Ende  eingefügt  werden.  Die  in  Fig.  94  dargestellte  Schlickeyse  n'sche 
Dampfzi^elpresse  besitzt  einen  Elevator,  welcher  die  Thonmasse  zum  senk- 
recht stehenden  Thonschneider  in  schräger  Richtung  führt. 

Zum  Heben  der  gepressten  Ziegel  in  höher  gelegene  Trockenräume 
labricirt  Schlickeysen  Elevatoren,  welche  aus  senkrecht  aufgehängten,  in 
sich  geschlossenen  Gliederketten  bestehen,  in  deren  Achse  frei  schwebende 
Schalen  hängen,  auf  die  man  entweder  je  ein  Brett  mit  zwei  bis  drei  darauf- 
gestellten Ziegeln  legt  oder  letztere  auch  unmittelbar  vom  Abschneidetisch  abstellt. 
Diese  Elevatoren  besitzen  Vorrichtungen  zur  Vermeidung  von  Schwankungen 
des  Aufzuges  und  dadurch  leicht  henorgerufenen  Unfällen,  sowie  zur  Ver- 
hütung des  Herabsinkens  der  beladenen  Seite  bei  plötzlichem  Stillstand  des 
Elevators  und  des  Herunterfallens  des  ganzen  Apparates  beim  uner\v'arteten 
Reissen  eines  Kettengliedes,  endlich  auch  solche,  die  ein  Ein-  und  Ausrücken 
an  jeder  beliebigen  Stelle  der  ganzen  Höhe  gestatten. 

Auf  tchiillg  ansteigender  Bahn  benutzt  man  Aufzüge,  welche  entweder 
mittelst  Wellen  bewegt  werden,  die  eine  oder  zwei  Seiltrommeln  mit  je 
einem  Drahtseil  tragen  und  abwechselnd  einen  beladenen,  am  Drahtseilende 
befestigten  Wagen  hinauf-  und  einen  leeren  herabziehen,  oder  mittelst  Kette 


198 


Erster  Theil.  Die  HaupUtoffe. 


ohne  Ende  betrieben  werden,  die  auf  der  einen  Seite  den  herangeschobenen 
beladenen  Wagen  selbstthätig  greift,  emporzieht  und  oben  stehen  lässt  und 
gleichzeitig  auf  der  anderen  Seite  einen  leeren  Wagen  greift,  herabzieht  und 
unten  stehen  lässt.  Derartige  Thonaufzüge  werden  ebenfalls  von  C.  Schlick- 
eysen  geliefert. 

Sind  getrocknete  Steine  nach  unten  zu  befördern,  so  verwendet  man 
wiederum  Elevatoren  oder  Bremswerke  mit  Gegengewichten  oder  aus 
einem  schräg  gestellten  Bodenbrett  und  zwei  schräggestellten  Seitenbrettem 
bestehende  Rinnen  oder  Rutschen,  in  denen  die  Ziegel  selbstthätig  von 
oben  nach  unten  gleiten.  Letztere  Einrichtung  empfiehlt  sich  nur  beim  Ab- 
wärtstransport von  lufttrockenen,  genügend  festen  Mauersteinen,  deren  Ecken 
und  Kanten  bei  dem  Herabrutschen  nicht  leicht  beschädigt  werden  können. 

Besitzt  das  Terrain  ein  für  die  Anlage  einer  Geleisbahn  ungünstiges 
Gefalle,  so  legt  man  mit  Vortheil  die  leicht  herzustellenden  und  billigen,  von 
der  Beschaffenheit  der  Erdoberfläche  ganz  unabhängigen  Drahtseilbahnen 
an.  Man  hat  hierbei  verschiedene  Systeme,  hauptsächlich  aber  die  beiden 
folgenden  angewendet.  Ein  festgespanntes,  an  beiden  Enden  verankertes  und 
an  (meistens  hölzernen),  in  Abständen  von  20 — 50  m  aufgestellten  Zwischen- 
stützen aufgehängtes  Drahtseil  von  3 — 5  cm  Durchmesser  wird  als  Laufs  eil 
für  einen  mit  zwei  Rollen  laufenden,  das  Fördergefass  an  Ketten  tragenden 
Wagen  benutzt,  während  ein  zweites,  mit  letzteren  fest  verbundenes,  Von 
einer  durch  eine  Dampfmaschine  getriebenen  Winde  in  Bewegung  gesetztes 
Drahtseil  als  Zugseil  dient.  Oder  ein  einziges  endloses  Drahtseil,  das  die 
Fördergefässe  in  einem  mit  ihm  fest  verbundenen  Bügel  trägt,  wird  an  beiden 
Enden  über  Seilrollen  geführt,  durch  dieselben  gespannt  gehalten  imd  durch 
Drehung  einer  derselben  mit  Hilfe  einer  stationären  Dampfmaschine  in  Be- 
wegung gesetzt;  der  eine  Seilstrang  dient  für  die  beladenen,  der  andere  fiir 
die  leeren  Fördergefässe.  Die  erste  Einrichtung  (mit  festem  Lauf-  und  beweg- 
lichem Zugseil)  gewährt  den  Vortheil  einer  Verminderung  der  Betriebskraft, 
sowie  der  Reibung  und  demgemäss  auch  der  Seilabnützung. 


Zweites  Capitel.  Die  küostlichen  Steine.  199 

zunächst  in  einer  Höhe  von  28  hochkantig  gestellten  Steinen  aufgeführt  und 
mit  zwei  Schichten  flachkantig  verlegter  Steine  abgedeckt.    Der  Bauplatz  er- 
hält zweckmässig   eine  kleine  Vertiefung   von   den   beiden  Längsseiten   nach 
der  Mitte  zu  und  wird  dann  festgestampft  und  mit  den  lufttrockenen  Steinen 
bepackt,  indem  man  dieselben  in  gehörigem  Verbände  einsturzsicher  zu  einem 
pyramidenstumpfförmigen  Haufen  zusammenstellt,  wie  dies  Fig.  1 28  zeigt.  Es  em- 
I^ehlt  sich,  die  unterste  Schicht  aus  bereits  gebrannten  und  hochkantig  gestellten 
Steinen  zu  bilden ;  stehen  solche  nicht  zur  Verfugung,  so  sind  die  lufttrockenen 
Steine   dieser   Schicht   mit   Kohlenklein   (Grus)    zu   bestreuen.    Ueber   dieser 
ersten  Schicht  werden  in  Entfernungen  von  je  drei  Steinlängen  Luftzüge  aa 
angelegt,  deren  Querschnitt  der  Steingrundfläche   entspricht;    darüber   bildet 
man  in  Entfernungen  von  je  zweieinhalb  Steinlängen  Schürgassen  oder  Feuer- 
canäle  33,  die  unten  eine  Breite  von  einer,  oben  jedoch  nur  eine  solche  von 
einer   halben  Steinlänge    (durch  Vorkragen    zweier  Ziegel)    sowie   eine  Höhe 
von   dreieinhalb   hochkantig   gestellten  Steinen    erhalten.    Diese   Schürgassen 
füllt  man  ganz  mit  Steinkohlen  aus,    und  zwar  so,    dass  unten   grosse,   oben 
kleine    Stücke    liegen.     Ueber    die    Schichten    kommen    abwechslungsweise 
Schichten    von    Ziegeln    und    Kohlenklein;    die   Brennstoffschichten    erhalten 
eine  Höhe  von  etwa  Ibmm.   Behufs   gleichmässiger  Verbreitung   des  Feuers 
setzt  man  die  Steine  über  den  Schürgassen  etwas  weiter  von  einander  entfernt, 
so   dass    schmale   Fugen    entstehen,    die    ebenfalls   mit   Steinkohlenstückchen 
ausgefüllt    werden.    Die  Steinpyramide   wird  aussen  mit  einer  dünnen  l^hm- 
sdiicht    bekleidet,    welche    man    zur   Vermeidung    von   Wärmeverlusten    und 
Störungen    des   Brennprocesses    möglichst    dicht   zu   halten    hat;    man    muss 
daher  alle  während  des  Brandes  entstehenden  Risse  dieser  Schutzdecke  sofort 
mit  frischem  Lehmmörtel  verkitten.  Den  fertiggestellten  Ofen  setzt  man  durch 
Entzündung    der   an    den  Mündungen   der  Schürgassen  lagernden  Brennstoft- 
massen    mittelst    eingeschobener,    brennender   Reisigbündel    oder   Holzspähne 
in  Brand.  Nach  einigen  Stunden    verschliesst    man  die  Feuercanäle   so    weit, 
dass  nur  noch  eine  für  den  Luftzug  bestimmte  Oeffnung  von  etwa  60 — 70  cm* 
Querschnitt  verbleibt.  Gegen  starken  Wind  schützt  man  die  betreffende  Seite 
des  Ofens  durch  vorgehängte  Strohmatten,  auch  verschliesst  man,  wenn  dies 
nöthig  wird,   auf  dieser  Seite  sämmtliche  Zuglöcher.    In    etwa  acht  bis  zehn 
Tagen  steigt  die  Glut  bis  zur  Decke ;  letztere  wird  dann  mit  trockener  Erde 
beschüttet.    Nach  vollendetem  Brande   lässt   man    den  Meiler   noch  zehn  bis 
Wcrzehn  Tage  lang  stehen,    ehe    man    mit  dem  Abtragen  beginnt,   damit  die 
gebrannten    Steine   sich   genügend    abkühlen    können.    Ein    solcher   Feldofen 
braucht  für  1000  Ziegel  1-5— 2*0  i-^  Kohlenklein  (Grus)  und  7^  kg  Steinkohle, 
wenn  der  Brennprocess  durch  einen  erfahrenen  Ziegelmeistcr  sorgfältig  über- 
wacht  wird.   Ein    grosser  Theil    der   vom  Brennstoff  erzeugten  Wärme  geht 
jedoch  selbst  bei  bester  Bedienung  des  Ofens  nutzlos  verloren,    so   dass  die 
Brennkosten    (nach    Zwick)    allein    die    Hälfte    bis    drei  Viertel    sämmtlicher 
Herstellungskosten  der  Ziegel  betragen.  Sodann  hat  der  Feldofen  den  Nach- 
theil, dass  die  Steine  in  ihm  ungleich  gebrannt  werden ;  denn  die  im   Inneren 
des    Ofens    lagernden,    der   grössten    Glut    ausgesetzten    Steine    werden    hart- 
gebrannt, ja  sogar  theilweise  geschmolzen,  während  die  an  den  Aussenseiten 
liegenden  zu  schwach  gebrannt  werden    und  ungar  bleiben,    so  dass    sie  gar 
nicht  oder  höchstens  nur  zur  Aufführung  von  Zwischenwänden  benutzt  werden 
können.    Femer    ist    wegen    der    in    den    einzelnen   Theilen    des    Ofens    ver- 


200 


Erster  Theil.  Die  HaupUtoffe. 


schiedenen  Glut  die  Schwindung  der  einzelnen  Steine  eine  verschiedene; 
man  erhält  also  beim  Feldbrand  stets  Steine  verschiedenen  Formates.  Sodann 
setzt  sich  der  Meiler  in  der  Mitte,  wo  die  grösste  Glut  herrscht  imd  daher 
die  Steine  am  meisten  schwinden,  mehr  als  an  den  Seiten,  wodurch  viel 
Bruch  entsteht.  Endlich  treten  auch  noch  Verluste  durch  den  Druck  der 
oberen  Steine  auf  die  unteren  ein.  Den  Gesammtverlust  kann  man  zu 
10— 20^/0  annehmen. 

Eine  etwas  bessere  Ware  liefern  Feldöfen  mit  einem  aus  Bruchsteinen 
und  Lehmmörtel  hergestellten  Fundamente  und  mit  Lehmpis^mauem  oder  mit 
Wänden  aus  ungebrannten  Steinen  in  Lehmmörtel  auf  den  Langseiten  des- 
selben. 

Das  Fundament  wird  etwa  30  cm  über  Terrainoberfläche  aufgeführt 
und  die  Stärke  der  Längswände  zu  10 — Vbm  angenommen.  Letztere  werden 
durch  den  Brand  bald  zu  einer  festen,  harten,  zusammenhängenden  Masse; 
Risse  derselben  beseitigt  man  durch  Verstrich  mit  Lehmmörtel.  Die  Mauern 
erhalten  in  geeigneter  Höhe  30  cm  breite  und  47  cm  hohe,  in  Entfernungen 
von  circa  60  cm  von  einander  angeordnete  Oef&iungen,  die  als  Mündungen 
der  Schürgassen  dienen.  Die  Wände  bieten  den  äusseren  Steinen  Schutz 
gegen  Lufteinwirkung,  gewähren  ein  besseres  Durchbrennen  der  Waare,  er- 
möglichen die  Anordnung  eines  Daches  zum  Schutze  der  aus  lufttrockenen 
Steinen  gebildeten  Ofendecke  gegen  Regen,  erleichtem  das  Einsetzen  der 
Ziegel  und  vermindern  den  Bruch.  Solche  Feldöfen,  die  sich  den  ständigen 
offenen  Brennöfen  nähern,  empfehlen  sich  jedoch  nur  dann,  wenn  das  Thon- 
lager  so  ergiebig  ist,    dass  seine  Ausbeute  eine  Reihe   von  Jahren  erfordert 

b)  Offener  Ziegelofen.  Einen  Querschnitt  desselben  zeigt  Figur  129. 
Der  Brennraum  ist  allseitig  mit  Wänden  umschlossen,  oben  aber  offen  oder 
mit  einem  festen  oder  nur  transportablen  Dach  mit  Oeffnungen  für  den 
Rauchabzug  überdeckt.  In  der  abzupflasternden  Ofensohle  werden  0'25  bis 
030  w  breite  Schürgasscii  theilweise  ausgespart,  theilweise  aus  lufttrockenen 
Ziegeln,  mitunter  auch  ganz  aus  letzteren  gebildet.  Die  zwischen  den  Schür- 
gassen liegenden,    0'60 — 0*90  ;//    breiten    Bänke    werden    ebenfalls    aus    un- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  201 

Die  offenen  Ziegelöfen  .erhalten,  wenn  die  Schürgassen  nur  auf  einer 
Seite  liegen,  je  nach  der  Wahl  des  Brennstoffes  eine  Breite  von  25 — 3*5 m ; 
befinden  sich  die  Schürgassen  jedoch  an  beiden  Langseiten,  so  wählt  man 
die  Ofenbreite  doppelt  so  gross.  Die  Ofenhöhe  beträgt  30 — 4*5  w,  die  Anzahl 
der  Schüren  bis  sechs;  die  Ofenlänge  richtet  sich  nach  der  Zahl  der  auf 
einmal  zu  brennenden  Ziegel.  Gewöhnlich  giebt  man  dem  Ofenraum  solche 
Abmessungen,  dass  er  zum  Brennen  von  30.000 — 50.000  Steinen  ausreicht. 
Theilt  man  ihn  durch  eine  Mittelmauer  in  zwei  Theile,  so  erreicht  man  den 
Vortheil,  dass  der  eine  ITieil  mit  frischer  Waare  beschickt  werden  kann, 
während  sich  der  andere  noch  in  Brand  befindet;  auch  bleibt  dann  die 
Trennungswand  während  des  ganzen  Betriebes  warm  und  giebt  Wärme  an 
die  entleerte  Ofenabtheilung  ab. 

In  einem  offenen  Ofen  wird  die  vom  Brennstoff  erzeugte  Wärme  nur 
mangelhaft  ausgenutzt,  der  Brand  wird  also  theucr ;  femer  büssen  die  untersten 
Steinschichten,  die  nicht  nur  der  grössten  Hitze  und  den  unmittelbaren  Angriffen 
des  Feuers  ausgesetzt  sind,  sondern  auch  noch  den  grössten  Druck  von  den 
über  ihnen  lagernden  Steinen  zu  erleiden  haben,  ihre  regelmässige  Gestalt 
ein,  und  endlich  werden,  wenn  das  Feuer  bei  ungünstigem  Winde  nach  der 
einen  Seite  getrieben  wird,  die  hier  liegenden  Steine  leicht  zum  Schmelzen 
gebracht,  während  die  auf  der  entgegengesetzten  Seite  lagernden  ungar  bleiben. 
Ein  offener  Ofen  kann  daher  zu  Neuanlagen  nicht  empfohlen  werden;  er 
wird  jedoch  noch  heute  vielfach  in  kleineren  Ziegeleien  benutzt. 

c)  Geschlossener  Ziegelofen.  Derselbe  ist  dem  vorigen  ähnlich,  nur 
ist  der  Brennraum  durch  ein  schräg  abgepflastertes  Gewölbe  überdeckt, 
welches  zur  Abfuhrung  der  Rauchgase  schlitzartige  Oeffnungen  besitzt.  Figur  130 
leigt  den  Querschnitt  eines  solchen,  durch  eine  Mittelwand  in  zwei  gleiche 
Theile  getheilten  Ofens.  Das  Einsetzen  der  Steine  und  die  Befeuerung  des 
Ofens  erfolgt  in  gleicher  Weise  wie  beim  offenen  Ofen,  auch  gelten  hier 
dieselben  Maasse  für  die  Schürgassen  sowie  für  die  Länge,  Breite  und  Höhe 
des  Brennraumes.  Die  Luft  tritt  bei  diesem  Ofen  auch  vom  Aschenfall  aus 
durch  die  mit  Oeffnungen  versehene  Sohle  in  den  Brennraum  ein.  Der  ge- 
schlossene Ofen  gewährt  vor  dem  offenen  den  Vortheil  des  besseren  Zu- 
sammmenhaltens  der  Flamme,  so  dass  sich  der  Brand  um  mindestens  ein 
Viertel  billiger  stellt. 

if)  Ziegelofen  mit  unter  Zwang  gestellter  (überschlagender) 
Flamme.  Figur  131.  Bei  dieser  Construction  wird  der  Brennstoff  ausserhalb 
des  Ofens  auf  Rostanlagen  verbrannt,  welche  durch  senkrechte  Wände  vom 
eigentlichen  Brennraum  getrennt  sind.  Die  in  die  Höhe  gestiegenen  Ver- 
brennungsgase werden  durch  den  mit  der  Ofenanlage  verbundenen  Schonistein 
gezwungen,  von  oben  nach  unten  hin  den  Einsatz  zu  durchstreichen;  sie 
ziehen  durch  einen  in  der  Ofensohle  liegenden  und  zum  Schornstein  führenden 
Canal  ab.  Dieser  Ofen  besitzt  vor  dem  vorigen  mannigfache  Vorzüge:  zu- 
nächst wird  eine  unmittelbare  Berührung  des  Einsatzes  mit  der  Stichflamme 
vermieden,  sodann  erhalten  die  obersten  Steinschichten,  welche  der  grössten 
Hitze  ausgesetzt  sind,  keinen  Druck  von  überlagernden  Ziegchi,  so  dass  sie 
ihre  Form  beibehalten,  femer  lässt  sich  der  I  Aiftzutritt  zum  Feuer  gut  regeln 
und  endlich  liefert  der.  Ofen  bei  sachgemässer  Bedienung  eine  gute  Waare. 
Als  Xachtheil  ist  anzuführen :  die  Ungleichmässigkeit  des  Brandes  bei  grossen 
Einzelöfen  und  die  ziemliche  Kostspieligkeit  desselben. 


202 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


e)  Kasseler  Ziegelflammofen.  Dieser  viel  verbreitete  Ofen  wird 
meistens  als  Doppelofen  mit  gemeinschaftlichem  Schornstein  erbaut.  Die 
Figuren  132 — 138  stellen  einen  derartigen  Ofen  im  Grundriss,  Längenschnitt, 
Aufriss  und  Querschnitt  dar.  An  der  einen  Schmalseite  des  langgestreckten 
Ofens  befindet  sich  der  Feuerraum  a  j,  welcher  die  ganze  Ofenbreite  ein- 
nimmt und  für  jede  Ofenabtheilung  zwei  oder  drei  Schüröffnungen  erhält. 
Die  Rostfläche  d  d  reicht  noch  in  letztere  hinein ;  ihre  Grösse  wird  nach  dem 
Inhalte  und  der  Grundfläche  des  Ofens,  nach  der  Beschaffenheit  des  Brenn- 
gutes und  des  Brennstoffes,  sowie  nach  der  Brenntemperatur  bemessen.  Von 
der  Rostgrösse  hängt  der  Querschnitt  der  Feuerzüge  und  des  Schornsteins  ab ; 
der  Schomsteinquerschnitt  soll  gleich  der  Summe  der  Rostspalten-Querschnitte 
sein.  Der  Rost  wird  durch  die  Schürlöcher  b  b  beschickt,  die  durch  einfache 
Schiebethüren  verschlossen  werden  (Fig.  138),  welche  einen  eisernen,  mit 
hochkantig  gestellten  Ziegeln  ausgemauerten  und  zur  Verhütung  der  Durch- 
biegung mit  zwei  durchlaufenden  Splinten  ausgestatteten  Rahmen  besitzen. 
Die  Splinte  sind  oben  mit  Oesen  zur  Aufnahme  der  Aufzugsketten  versehen; 
die  Ketten  bewegen  sich  über  einen  Mauerhaken;  zur  Seitwärtsbewegung 
dient  ein  am  unteren  Rahmenstück  angeschmiedeter  Haken.  Sobald  der  Ofen 
voll  mit  Steinen  ausgesetzt  ist,  werden  die  Thüröffnungen  vermauert  (Siehe 
Zwick,  a.  a.  O.,  S.  428.) 

Die  Roste,  auf  denen  das  Feuer  entzündet  wird,  erhalten  die  zur  Ver- 
brennung nöthige  Luft  aus  eigenen,  regulirbar  eingerichteten  Luftschächten  cc^ 
die  mit  dem  Aschenfall  in  Verbindung  stehen  (siehe  Fig.  133  und  135).  Der 
Aschenraum  wird  oftmals  so  hoch  angelegt,  dass  man  eine  Karre  in  den- 
selben hineinfahren  und  mittelst  derselben  die  Asche  bequem  entfernen  kann; 
zu  diesem  Zwecke  erstreckt  sich  der  Aschenraum  auf  die  ganze  Breite  des 
Ofens  und  erhält  nach  einer  Seite  eine  schräge  Ausfahrt.  Der  Feuerherd 
ist  vom  Brennraum  durch  eine,  gewöhnlich  aus  feuerfesten  Steinen  aufgeführte 
und  mit  Oeffnungen  versehene  Mauer  ee  getrennt,  die  zur  Verhüttmg  eines 
Umkantens  beim  Brennen  unten  1  V2  Stein,  in  der  Mitte  1  Stein  stark  und 
oben    Vj    Stein   stark   gemacht  wir*!»    so    dasii    ihr    Schwerpitiikt    ziemlich    tief 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  203 

und  zur  Beschleunigung  der  Abkühlung  der  gebrannten  Waare  dienen. 
Der  Ofen  erhält  eine  Breite  von  3*2 — 3'8w,  eine  Höhe  bis  34 wi  und 
dne  Länge  von  5 — 7  m ;  in  der  Nähe  des  Schornsteins  wird  der  Brennraum 
durch  Einziehen  der  Seitenwände  und  Senken  des  Gewölbes  verengt.  Der 
Schornstein  ist  meistens  in  einer  Höhe  von  8 — 10  w  ausreichend.  Das  auf- 
gehende Mauerwerk  der  Wände  wird  innen  mit  1  Vj  Stein  starken,  scharf- 
gebrannten Ziegelsteinen  in  einem  guten  Verbände  in  Lehmmörtel  aufgeführt 
und  zwischen  dem  äusseren  und  inneren  Mauerwerk  eine  Isolirschicht  ange- 
legt; ausserdem  wird  die  Ofenwand  gewöhnlich  noch  durch  Strebepfeiler 
gestützt.  In  den  beiden  Längswänden  werden  in  der  Nähe  des  Schornsteines 
Oeffnungen  gg  zum  Ein-  und  Auskarren  der  Ziegel  gelassen,  welche  man 
nach  dem  Beschicken  des  Ofens  bis  auf  eine  kleine  Oeffnung  zur  Beob- 
achtung des  Feuers  vermauert ;  letztere  wird  während  des  Brandes  mit  einem 
Stein  geschlossen  gehalten. 

Das  Einsetzen  der  Steine  erfolgt  am  besten  nach  dem  Stromschichten- 
verband, so  dass  sich  die  einzelnen  Steinschichten  spitzwinkelig  schneiden; 
die  Ziegel  werden  mit  den  für  den  Durchzug  der  Verbrennungsgase  noth- 
wendigen  Zwischenräumen  verlegt.  Auf  der  Ofensohle  werden  aus  den  zu 
brennenden  Steinen  mehrere  Canäle  hergestellt.  Der  dem  Feuerraume,  be- 
ziehungsweise der  durchlochten  Feuerwand  am  nächsten  liegende,  also  der 
stärksten  Glut  ausgesetzte  Einsatz  wird  schärfer  gebrannt  als  der  in  der 
Nähe  des  Schornsteines  liegende,  weil  es  trotz  der  Verkleinerung  des  Ofen- 
(^uerschnittes  nach  dem  Schornstein  hin  nicht  zu  erzielen  ist,  dass  im  ganzen 
Brennraum  eine  gleichmässige  Hitze  herrscht.  Aus  diesem  Grunde  ist  es  zu 
empfehlen,  den  Einsatz  so  zu  ordnen,  dass  in  der  Nähe  der  Feuermauer  die 
Klinker,  in  der  Mitte  des  Brennraumes  die  gewöhnlichen  Mauersteine  und 
in  der  Nähe  des  Rauchabzuges  nur  dünnwandige  Waaren  (z.  B.  Dachziegel 
oder  Drainröhren)  lagern. 

Die  Vortheile  des  Kasseler  Flammofens  bestehen  in  der  Möglichkeit, 
die  verschiedensten  Brennstoffe  verwenden  zu  können,  in  der  Verhinderung 
cmer  Beschädigung  des  Einsatzes  durch  schnellen  Temperaturwechsel  und  einer 
Verunreinigung  der  Steine  durch  Asche  und  Schlacken,  in  der  Verminderung  des 
Verlustes  an  brauchbarer  Waare,  in  der  Ersparung  an  Brennstoff  wegen  der 
Möglichkeit  einer  guten  Regelung  des  Luftzuges  u.  s.  w.  Als  Nachtheile  sind 
anzuführen:  die  Unmöglichkeit  eines  ununterbrochenen  Betriebes,  die  Um- 
ständlichkeit in  der  Bedienung  (wegen  des  Oeffnens  und  Schliessens  der  vielen 
kleinen  Löcher  im  Gewölbe  u.  s.  w.)  und  die  Unmöglichkeit  eines  gleich- 
massigen  Brennens  des  ganzen  Einsatzes.  Immerhin  muss  man  den  Kasseler 
Flammofen  zu  den  besten  periodischen  Brennöfen  rechnen. 

f)  Englischer  Röhrenofen.  Das  Brennen  der  Drainröhren  kann 
zwar  in  jedem  Ziegelofen  (z.  B.  in  dem  Kasseler  Ziegelflammofen)  vorge- 
nommen werden,  jedoch  lässt  sich  eine  Erspamiss  an  Brennstoff  erzielen, 
wenn  man  für  ihren  Brand  eigene  Oefen  benutzt.  Einen  recht  empfehlens- 
wenhen  Röhrenofen  hat  Parkes  construirt.  Dieser  sogenannte  englische 
Röhrenofen,  dessen  Grundriss  Figur  139  und  dessen  Querschnitt  Figur  140 
zeigt,  ist  kreisrund ;  er  besitzt  einen  Durchmesser  von  4  w,  eine  Wandhöhe 
von  2*20  m  und  eine  Gewölbehöhe  von  2*50  m.  Die  Roste  der  Feuerungen  a 
sind  aus  feuerfesten  Stoffen  gebildet  und  mit  Aschenfällen  b  versehen.  Das 
Gewölbe  besitzt  mehrere  Zuglöcher  /  und  im  Scheitel  eine  grössere  Oeffnung  g 


204 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


von  welcher  aus  die  letzten  Röhren  eingesetzt  werden.  Lietztere  werden  auf 
einer  aus  Ziegelsteinen  aufgeführten  Unterlage  Z  aufgebaut  und  zwar  derart, 
dass  die  weiteren  Röhren  unten,  die  engeren  oben  stehen.  Das  Einsetzen 
der  Röhren  geschieht  durch  eine  seitliche  Oeffnung  in  der  Ofenwand,  die 
nach  dem  Beschicken  des  Ofens  vermauert  wird.  Der  BrennstofT  wird  durch 
die  Oeffnungen  c  eingeführt  und  auf  den  Rosten  entzündet  Die  Ofenwand 
wird  zur  Erhöhung  ihrer  Haltbarkeit  mit  starken  Eisenreifen  e  gebunden  und 
durch  Strebepfeiler  d  gestützt.  Dieser  Ofen  kann  12.000  Röhren  verschiedener 
Weite  und  iJlnge  fassen  und  bedarf  zum  Brennen  derselben  etwa  2700  kg 
Kohlen;  der  Brand  dauert  2 — 2\  Tage. 

Noch  zu  erwähnen  ist  die  von  L.  Derbsch  empfohlene  Verbesserung 
des  Kasseler  Ziegelflammofens  durch  Anordnung  eines  Vorschmauchcanals  in 
der  Mitte  der  Stirnwand  (siehe  Wagners  »Jahrbuch«  1890,  S.  813  und  Patent- 
schrift Nr.  41.272),  sodann  der  Etagen ofen  (siehe  Försters  »Bauzeitung« 
1850,  S.  251),  ferner  der  Ofen  mit  überschlagender  Flamme  von 
Ramdohr  in  Gotha  (siehe  »Thonindustriezeitung«  1885,  Nr.  46),  weiter  der 
Flammziegelofen  mit  Heizkammern  von  Höniger  in  Neustadt  a.  S. 
(siehe  Neumann,  »Bau  der  Ziegelbrennöfen«,  Berlin  1866),  sodann  der  Ofen 
mit  überschlagender  Flamme  von  Mensing  in  Zwickau  sowie  von 
Augustin  in  Lauban,  endlich  der  Gilly'sche  Torf  ofen  (siehe  Mothes, 
»Illustrirtes  Baulexikon«,  1884,  Bd.  IV.,  S.  605)  und  der  Grossmann 'sehe 
Patentofen. 

//.   Continuirlich  betriebene  Brennöfen, 

Die  Ziegelöfen  mit  ununterbrochenem  Brande  finden  ihrer  vielen  Vor- 
züge wegen  immer  mehr  und  mehr  Verbreitung.  Bahnbrechend  waren  die 
Constructionen  von  Ho  ff  mann  und  Licht.  Der  von  Frd.  Hofhnann  im 
Jahre  1858  erfundene  Ringofen  galt  lange  Zeit  trotz  mancher  Nachtheile 
als  der  vollkommenste  Brennofen  und  wurde  allein  in  Deutschland  auf  mehr 
als  3000  Ziegeleien  erbaut.  Heutzutage,  nachdem  es  gelungen  ist,  ihn  wesent- 
lich zu  verbessern,    wird    er   in    seiner  ursprünglichen  Construction  bei  Neu- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  205 

schlössen,  werden  femer  alle  Eingangsthüren,  mit  Ausnahme  der  in  Ab- 
dieüung  1,  und  alle  Rauchcanäle,  mit  Ausnahme  des  in  Abtheilung  12,  ge- 
schlossen und  denkt  man  sich  im  Schornstein  eine  aufsteigende  Luftsäule, 
so  wird  ein  Luftzug  entstehen,  welcher  aus  der  Atmosphäre  von  aussen 
durch  die  geöffnete  Thür  in  den  Brenncanal  tritt,  diesen  in  seiner  ganzen 
Länge  von  Abtheilimg  1 — 12  durchstreicht  und  durch  den  geöffneten  Rauch- 
canal  der  Kammer  12  in  den  Fuchs  und  aus  diesem  in  den  Schornstein 
gelangt  Ist  nun  der  ganze  Brenncanal  mit  Steinen  besetzt  und  nimmt  man 
an,  dass  in  den  Abtheilungen  1 — 6  bereits  fertig  gebrannte  und  in  der  Ab- 
kühlung begriffene  Ziegel  lagern,  in  Abtheilung  7  gerade  der  Garbrand  voll- 
zogen wird  und  in  den  Abtheilungen  8 — 12  sich  die  noch  ungebrannte, 
dem  Schmauchprocess  unterworfene  Waare  befindet,  so  streicht  die  in  Ab- 
theilung l  eingetretene  kalte  Luft  über  die  warmen  Steine  der  Kammern 
1 — 6  hin,  wobei  sie  dem  Einsatz  Wärme  entzieht  und  selbst  erwärmt  wird, 
gelangt  dann  genügend  vorgewärmt  nach  Kammer  7,  speist  hier  das  Feuer, 
durchzieht  hierauf  die  Kammern  8 — 12,  giebt  an  die  noch  ungebrannten  Steine 
ihre  Wärme  allmälig  wieder  ab,  so  dass  die  Steine  von  dem  in  ihnen  mecha- 
nisch oder  chemisch  gebundenen  Wasser  gänzlich  befreit  und  gut  vorgewärmt 
werden,  und  entweicht  durch  den  off^enen  Rauchcanal  in  den  Schornstein. 

Der  ununterbrochene  Betrieb  des  Ringofens  ist  folgender.  Die 
Kammer  1,  in  welcher  sich  die  genügend  abgekühlten,  gargebrannten  Steine 
befinden,  wird  entleert  und  hierauf  mit  frischer  Waare  besetzt.  Sobald  dies 
geschehen  ist,  schliesst  man  die  Thür  dieser  Kammer,  öffnet  die  Thür  der 
Kammer  2,  setzt  zwischen  beide  Kammern  den  Schieber  ein,  öffnet  den 
Rauchcanal  der  Kammer  1  und  schliesst  den  der  Kammer  1'2.  Die  Vor- 
wärmung der  Steine  beginnt  dann  in  Kammer  1,  der  Garbrand  rückt  um 
eine  Kammer,  nämlich  von  7  nach  8  vor,  die  Steine  in  den  Kammern  7 — 2 
werden  abgekühlt.  Hierauf  wird  Kammer  2  entleert  und  neu  beschickt,  sodann 
ihre  Thür  geschlossen,  Thür  3  geöffnet,  zwischen  2  und  3  ein  Schieber  ein- 
gesetzt, der  Rauchcanal  1  geschlossen  und  der  der  Kammer  2  geöffnet.  Der 
Garbrand  erfolgt  dann  in  Kammer  9,  die  Vorwärmung  beginnt  in  Kammer  2, 
die  Abkühlung  endigt  in  Kammer  3  —  und  so  schreitet  der  Brand  von 
Kammer  zu  Kammer  durch  den  ganzen  Ringcanal  fort.  Es  befindet  sich  also 
eine  Kammer  in  der  Entleerung,  beziehungsweise  Beschickung,  eine  Kammer 
im  Garbrand,  eine  Reihe  von  Kammern  in  der  Vorwärmung  und  der  Rest 
in  der  Abkühlung. 

Durch  diese  Einrichtung  werden  mannigfache  Vortheile  erreicht. 
Zunächst  wird  dadurch,  dass  die  zur  Verbrennung  nothwendige  Luftmenge 
vorgewärmt  zum  Feuer  gelangt,  eine  vollkommene  Verbrennung  und  eine 
grössere  Hitze  erzielt  und  an  Brennstoff  erheblich  gespart,  und  zwar  beträgt 
diese  Erspamiss  7f — V»  gegenüber  dem  Brennstoffverbrauch  der  periodischen 
Oefen.  Sodann  erfolgt  die  Entfernung  der  Feuchtigkeit  aus  den  lufttrockenen 
Steinen  ohne  besondere  Feuerung  durch  die  abziehenden  Verbrennungsgase; 
CS  wird  also  die  Wärme  möglichst  vollständig  ausgenutzt.  Femer  kann  man 
jeden  beliebigen,  also  auch  minderwerthigen  Brennstoff"  zur  Feuerung  benutzen. 
Weiter  werden  die  Steine  durch  die  Verbrennungsgase  vorgewärmt  und  voll- 
ständig ausgetrocknet  und  dadurch  gegen  Entstehung  von  Rissen  und  Sprüngen 
durch  Dampfbüdung  und  gegen  ungleichmässiges  Schwinden  geschützt,  wenn 
sie  der  Glut  ausgesetzt  werden. 


20«i 


Erster  TheiL  Die  HauptstoB^. 


Endlich  ist  der  Betrieb  ein  sehr  einfacher^  weil  dieselbe  Arbeit  regel- 
mässig wiederkehrt,  und  ein  ununterbrochener,  weil  Einsetzen^  Schmauchen» 
Vorwärmen,  Brennen,  Abkühlen  und  Auskarren  gleichzeitig  stattftndeti,  auch 
ist  die  Befeuerung,  die  in  sehr  kurzen  Zwischenräumen  und  regelmässig  er- 
folgt, leicht  zu  bewirken.  Demnach  stellt  der  Ringofen  gegenüber  allen 
vorher  besprochenen  Brennöfen  eine  gewaltige  Verbesserung  dar* 

Der  Ringofen  wird  auf  möglichst  trockenem  Untergrunde  erbaut  und 
durch  eine  IsoUrschicht  n  (Fig.  143)  gegen  aufsteigende  Erdfeuchtigkeil  sorg- 
fäldg  geschützt,  weil  sonst  die  Verbrennung  auf  der  Sohle  eine  sehr  mangel* 
hafte  sein  würde.  Die  Construction  der  Isohrschicht  richtet  sich  nach  der 
Beschaffenheit  des  Erdbodens.  Die  früher  viel  verwendeten  Isolirungen  mit 
Asphalt-,  Cement-,  Glas-  oder  Mctallplatten  habe«  sich  nicht  bewährt,  denn 
sie  besassen  keine  Haltbarkeit.  Gut  bewährt  hat  sich  ein  Netz  von  Canalen, 
die  auf  einer  Sandschicht  angelegt  und  mit  dem  gewöhnlichen  Ofenpflaster 
überdeckt  sowie  mit  dem  Schonistein  verbunden  werden.  Um  das  ganze 
Ofenfundament  legt  man  zweckmässig  einen,  mindestens  1  m  liefen,  atis 
Ziegeln  gemauerten  Canal  zur  Abführung  des  Tagewassers  an.  Ein  Vcr 
senken  des  ganzen  Ringofens  in  die  Erde,  um  an  Baukosten  zu  sparen,  em- 
pfiehlt sich  nicht,  weil  der  Betrieb  durch  Grundwasser  beeinträchtigt  werden 
kann  und  das  Einsetzen  und  Ausziehen  der  Steine,  das  dann  durch  Oeff- 
nungen  des  Ofengewölbes  erfolgen  muss,  recht  unbequem  ist. 

Die  als  Slütxe  für  das  Gewölbe  und  die  Innenmauer  dienende,  min- 
destens einen  Stein  starke  Ausscnmauer  (Futtermauer)  wird  zweckmässig  ge- 
böscht  (unter  einem  Winkel  von  20—30'*)  und  mit  senkrecht  zur  Böschung 
laufenden  Steinsciiichten  angelegt.  In  derselben  Richtung  setzen  sich  die 
Steinschichten  in  den  sogenannten  Strebezungen  fort,  die  ebenfalls  mindestens 
einen  Stein  stark  hergestellt  und  in  Entfernungen  von  1 — ^l'öm  mit  der 
Aussenmauer  in  Verband  gemauert  werden,  sowie  senkrecht  auf  die  Aussen* 
wand  des  Brenncanales,  von  der  sie  durch  Trockenfugen  getrennt  werden» 
stossen  und  zwischen  sich  eine  Isolirung  oß  (Fig.  142)  besitzen,  die  aus 
trockenem,  in  dünnen  Lagen  eingebrachten  und  festgestampften  Sand  oder 
Asche  besteht.  Die  zum  Rauchsammelcanal  d  führenden  Rauchabzüge  (Füchse) 
S  erhalten  nur  7i  Stein  starke  Seiten  wände  und  werden  mit  '/,  Stein  starken 
Tonnengewölben  überdeckt»  die  mit  Sand  überschüttet  oder  besser  regelrecht 
hintermauert  werden.  Geschieht  letzteres,  so  wählt  man  die  Widerlagsmaueni 
etwas  stärker.  (Siehe  den  Aufsatz  von  Eckart  im  »Notizblatt  des  deutschen 
Vereines  für  Fabrikanten  von  Ziegeln  u»s.  w.«,  1876,  Heft  IV.)  Die  Aussenmauem 
werden  durch  drei  eiserne  oder  hölzerne  Ringe  s  verankert  und  die  Innen- 
wände mit  feuerfesten  Steinen  verblendet.  Damit  die  Mauer  in  ihrer  vollen 
Stärke  dem  Seitenschub  des  Ofengewölbes  widerstehen  kann,  reicht  die 
Isolirschicht,  welche  gegen  Verlust  durch  ausstrahlende  VVärme,  gegen  Riss* 
bildungen  und  gegen  Eindringen  von  Nebenluft  in  den  Rrcnncanal  möglichst 
schützen  soll,  nur  bis  etwa  30  rm  unter  das  Gewölbe.  Zur  Vermeidung 
von  Rissen  werden  auch  noch  Trockenfugen  an  geeigneten  Stellen  im  Mauer- 
werk angelegt.  Gewölbe.  Heizschächte  und  Rauchcanäle  stellt  man  gewöhnlich 
aus  Formsteinen  her 

Die  Kammern  a  macht  man  gewöhnlich  nur  2'5  fri  im  Lichten  hoch, 
so  dass  das  Einsetzen  leichter  ist  als  bei  periodisch  betriebenen  Brennöfen,  Die 
Länge  des  Brenncanales  beträgt  bei  den  kleineren  Ringöfen  etwa  40  m  (10  hb 


I 


Zweiies  Capitel.  Die  kÜDstlichcn  St  eine .  S07 

12  Rammera  von  je  3 — 4  m  Lange) ;  besser  sind  Oefen  mit  zwölf  und  mehr 
Karnmern  von  je  4 — -5  m  Länge^  weil  sich  die  Brennkosten  bei  einem  längeren 
Ofeocanai  billiger  stellen  als  bei  einem  kiirzeren  und  der  längere  Canal  auch 
das  Einsetzen  von  nicht  vollständig  lufttrockenen  Steinen  gestattet 

Der  am  zweckmassigsten  aus  Formsteinen  und  mit  kreisförmigem  Quer- 
schnitt zu  erbauende  Schornstein  /  wird  bei  kreisförmigen  Ringöfen  in  die 
Mitte  gestellt,  bei  länglich  gestalteten  ausserhalb  derselben  oder  in  die  Mitte 
ihrer  Längsachse;  letztere  Stellung  ist  die  bessere^  weil  das  Herabziehen  der 
Verbrennungsgase  bis  unter  die  Üfensohle  nur  mit  einem  recht  beträchtlichen 
Verluste  an  Zugkraft  bewirkt  werden  kann.  (Siehe  Bock,  a.  a.  (>.,  S*  282.) 
Zur  Erzeugung  des  erforderlichen  starken  Zuges  ist  ein  hoher  Schornstein 
nothwendig;  bei  kleineren  Ringöfen  genügt  meistens  eine  Schornsteinhöhe 
votj  etwa  30  m.  Um  einen  sehr  hohen  Schornstein  zu  vermeiden  und  mit 
eiQcr  möglichst  geringen  Höhe  auszukommen,  wird  der  Schornstein  mit 
l>oppelwänden  versehen,  die  fast  bis  zum  Kopf  reichen  und  den  Schornstein 
gegen  Abkühlung  (durch  die  isolirende  Luftschicht)  besser  schützen.  Hat  der 
ein  noch  die  Verbrennungsgase  einer  Dampfkesselfeuerung  aufzu- 
so  wird  von  letzterer  nach  dem  Schornstein  ein  Canal  g  angelegt, 
Icher  unter  der  Ofcnsohle  entlang  geführt  wird  und  in  den  Rauchsammel- 
rjtnal  einmündet,  Mit  dem  Schonistein  ist  der  Rauchsammelcanal  d  durch 
vier  CanaJe  verbunden.  Letzterer  erhält  eine  Breite  von  1  — ^2  m  und  eine 
LC  von  1*5— LT  m,  um  ihn  behufs  Reinigung  und  Vornahme  von  Äus- 
serungen an  den  Glockenventilen  begehen  zu  können.  In  diesen  Rauch- 
ler, welcher  durch  ein  mit  eisernem  Deckel  oder  mit  einer  Sandstein- 
plaltc  gut  verschlossenes  und  durch  Sand  noch  beson<lers  gedichtetes  Mann- 
loch A  von  oben  her  von  Flugasche  u.  s,  w.  gereinigt  werden  kann,  mündet 
SUIS  j«?der  Ofenkammer  ein  Rauchabzugscanal  (Fuchs)  d  von  0*30 — OliO  m 
Brdte  und  etwa  O'HO  m  Höhe,  welcher  nach  unten  um  etwa  0  90  m  geneigt 
und  dann  wieder  nach  aufwärts  ansteigend  angelegt  wird.  An  der  tiefsten 
Stelle  findet  dann  die  Ansammlung  des  Condensationswassers  statt,  welches 
von  hier  leicht  entfernen  lässt  Der  Rauchabzugscanal  d  wird  vom  Rauch- 
Icr  ä  durch  ein  gusseisemes,  0  50 — ^0-70  m  hohes,  kegelförmiges,  durch 
Saukdschüttung  gedichtetes  Glockenventil  (Rauchglocke)  e  (Fig.  147)  möglichst 
hxfidicbt  abgeschlossen,  dessen  Stange,  die  durch  eine  Führung  in  der  Decke 
des  Rauchsammelcanales  aufragt,  mittelst  Hebezeug  senkrecht  auf-  und  nieder- 
beweg:! werden  kann.  Es  lässt  sich  also  jede  Kammer  mit  dem  Schornstein 
verbtüden  oder  von  ihm  absperren.  Ein  grosser  Nachtheil  dieser  Glocken- 
Ventile  ist  ihre  geringe  Haltbarkeit  und  die  Schwierigkeit,  sie  dauernd  dicht 
halten  2U  können. 

Zur  Beseitigung  des  letzteren  üebelstandes  wurden  mancherlei  Vor- 
scUflge  gemacht  und  z,  B,  von  Th.  Link  in  Ueckermünde  ein  einfacher 
ApfMiraa  zum  Eindichten  der  Rauchglocken  empfohlen,  mit  welchem  man 
mf  jeden  Glockcnteller  nach  Belieben  Sand  bringen  kann,  ohne  den  Rauch- 
sammelcanal betreten  zu  müssen.  Näheres  über  diesen  Apparat  findet  man 
in  tZiegel  und  Cemeni«,  1801,  Nr.  1.  Mit  einer  Undichtigkeit  der  Glocken 
stml  grosse  Verluste  an  Brennstoff  verknüpft;  man  vermeidet  dieselben  am 
besten,  wenn  man  eine  ganz  andere  Einrichtung  beim  Ringofen  trifft,  nämlich 
den  oberen  Rauchabxug  der  Rauchgase  einführt,  von  dem  noch  weiter  unten 
die  Rede  sein  wird. 


■ 


208  Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 

Jede  Ofenkammer  besitzt  eine  etwa  1  m  hohe  und  Vb  m  breite  Thtir  T 
mit  doppeltem  Verschluss;  dieselbe  besteht  nach  innen  aus  einer  mit  Lehm- 
mörtel gedichteten  Chamotteplatte,  nach  aussen  aus  einem  schmiedeeisernen 
Blech  (Fig.  144).  Gut  bewährt  haben  sich  zwei  gemauerte,  in  einem  genü- 
genden Abstände  aufgeführte  (also  mit  Luftisolirung  versehene)  Wände;  die 
äussere  wird  dann  erst  aufgeführt,  wenn  die  innere  genügend  ausgetrocknet 
und  wieder  nachgestrichen  ist;  entsteht  in  der  äusseren  Wand  ein  Riss,  so 
ist  derselbe  sofort  mit  Lehmmörtel  zu  verkitten.  Die  Ofendecke  erhält,  wenn 
sich  die  aufgebrachte  Sandschicht  genügend  gesetzt  hat,  ein  Steinpflaster. 
Ueber  dem  Ofen  wird,  wenn  derselbe  nur  während  der  wärmeren  Jahreszeit 
im  Betrieb  ist,  ein  meistens  mit  Pappe  belegtes,  weit  überstehendes  Dach 
angeordnet,  bei  Sommer-  und  Winterbetrieb  dagegen  stellt  man  einen  voll- 
ständig geschlossenen,  zum  Trocknen  der  Steine  zu  benutzenden  Ueberbau 
her.  (Fig.  149  und  150.) 

Die  Beheizung  der  Ofenkammem  erfolgt  von  oben  durch  die  im  Ofen- 
gewölbe in  etwa  1  m  Entfernung  reihenweise  angeordneten  Löcher  /,  die  in 
neuerer  Zeit  aus,  nach  der  Bogenlinie  des  Gewölbes  geformten,  Chamotte- 
stücken  gebildet  und  mit  gusseisemen  Deckeln  (Fig.  145)  verschlossen 
werden,  welche  über  ein  ebenfalls  gusseisemes,  in  das  Heizloch  eingesetztes 
Rohr  gestülpt  und  mit  Sand  abgedichtet  werden.  Eine  andere  Constniction 
zeigt  Figur  146;  ein  zur  Aufnahme  des  Sandes  bestimmter  Kasten  und  ein 
Heizrohr  sind  aus  einem  einzigen  Stück  gegossen  und  so  tief  in  das  Ofen- 
gewölbe eingelassen,  dass  der  Deckel  die  Ofenoberfläche  nicht  überragt. 
Diese  Constniction  bietet  den  Vortheil,  dass  die  Ofendecke  ungehindert 
begangen  und  befahren  werden  kann,  auch  erspart  man  die  beim  gemauerten 
Sandkasten  häufig  nothwendig  werdenden  Ausbesserungen.  (Siehe:  Zwick, 
a.  a.  O.,  S.  444.)  Unter  den  Heizjöchem  /  ist  aus  den  zu  brennenden  Steinen 
ein  von  der  inneren  Gewölbelaibung  bis  zur  Ofensohle  reichender  und  mit 
den  auf  letzterer  entlang  geführten,  ebenfalls  aus  dem  Einsatz  hergestellten 
Canälen  verbundener  Heizschacht  zu  bilden,  und  zwar  in  der  Weise,  dass 
beim  Hineinschütten  des  kleinstückig  zu  wählenden  Brennstoffes  der  grössere 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  209 

aus,  bedeckt  sie  mit  Rosten  und  versieht  sie  mit  Schiebern,  die  ausserhalb 
verstellt  werden  können. 

Der  Abschluss  des  Ofencanales  hinter  dem  Abzüge  der  Verbrennungs- 
gase, also  die  Trennung  einer  Ofenkammer  von  der  anderen,  erfolgt  durch 
Schieber.  Früher  wurden  hierzu  Eisenblechschieber  benutzt,  welche  zum 
Schutze  gegen  die  oxydirende  Wirkung  der  Hitze  einen  Asphalt-  oder  Stein- 
kohlentheeranstrich  erhielten  und  von  oben,  durch  im  Gewölbe  ausgesparte 
Schlitze  mittelst  Ketten  in  Falze  der  Seitenmauem  eingelassen  wurden.  Da 
aber  durch  die  Bewegungen  des  Mauerwerkes  Schlitze  und  Falze  verschoben 
und  verdrückt  wurden  und  sich  das  Einlassen  und  Wiederaufwinden  der 
Schieber  dann  sehr  schwierig  gestaltete,  so  stellte  man  diese  Blechschieber 
aus  mehreren,  in  Falze  aufeinander  passenden  Theilen  her,  die  durch  die  Ein- 
karrthür  bequem  in  die  Ofenkammer  geschafft  werden  konnten;  der  obere  Theil 
wurde  mittelst  Ketten,  die  durch  zwei  im  Ofengewölbe  hergestellte  Oeffnungen 
gingen,  emporgehoben  und  der  untere  in  ein  oder  zwei  Stücke  von  keilförmiger 
Gestalt  eingeschoben,  worauf  man  dann  den  oberen  Thcil  wieder 
herunterliess;  unter  dem  Gewölbe  war  gewöhnlich  ein  Gurtbogen 
angeordnet,  gegen  den  sich  der  obere  Schiebertheil  lehnen  konnte  (Siehe: 
O.  Bock,  a.  a.  O.,  S.  281).  Sodann  hat  man  auch  in  neuerer  Zeit  mit  Blech 
bekleidete,  und  mit  Zinkstreifen  versehene  Holzschieber  benutzt,  welche  vor  den 
Blechschiebem  den  Vorzug  grösserer  Haltbarkeit  besitzen,  und  endlich  so- 
genannte Papier  schieb  er,  d.  h.  Stücke  von  geeignetem  und  billigem 
Rollenpapier,  welche  meistens  mit  Lehm  an  die  Wand  oder  an  das  Gewölbe 
oder  auch  an  den  Einsatz  angeklebt  und  demnächst  mit  Haken  zerrissen 
werden,  um  die  Verbrennungsgase  in  die  Kammer  enitreten  zu  lassen,  durch 
welche  sie  dann  verbrannt  werden.  Sollen  die  frisch  eingesetzten  Steine  für 
sich  allein  geschmaucht  werden,  so  wird  die  betreffende  Kammer  durch  zwei 
Schieber  von  den  beiden  benachbarten  Kammern  abgeschlossen. 

An  dem  Hoffmann-Licht'schen  Ringofen  sind  von  Hoffmann 
selbst  und  anderen  Fachleuten  die  mannigfaltigsten  Abänderungen  vorgenommen 
worden,  welche  Verbesserungen  in  der  Form,  an  dem  Ofencanal  und  allen  seinen 
Einzelheiten  (Gewölbe,  Sohle,  Heizlöchern,  Schiebern  u.  s.  w.),  am  Rauchsammel- 
canal,  Schmauchcanal,  Rauchabzugscanal,  Schornstein,  Mauerwerk  und  Iso- 
lirung,  Trockenschuppen  über  und  neben  dem  Ringofen  u.  s.  w.  erstrebten. 
Einige  dieser  Verbesserungen  sind  bereits  in  den  vorstehenden  Zeilen  er- 
wähnt worden,  andere  mögen  nunmehr  noch  besprochen  werden. 

Ursprünglich  wurden  die  Ringöfen  kreisförmig  gestaltet.  Diese  Grund- 
rissform  ist  für  kleinere  Oefen  die  zweckmässigsle;  sie  gestattet  eine  gleich - 
massige  Ableitung  der  Heizgase,  bietet  aber  im  Bau  und  im  Betrieb  mannig- 
fache Schwierigkeiten.  Bei  grösseren  Anlagen  werden  jetzt  allgemein  die 
länglichen  Oefen  mit  zwei  parallelen  und  zwei  halbkreisfönnigen  oder  viel- 
eckigen Seiten  bevorzugt.  Solche  Oefen  sind  z.  B.  von  Paul  Loeff  mehrfach 
erbaut  worden.  Es  kommen  aber  auch  rechteckige,  cjuad ratische  und  elliptische 
Oefen  vor,  femer  doppelte  kreisrunde  Oefen,  welche  einen  zweiten, 
;;;ewöhnlich  zum  Kalkbrennen  benutzten  Brenncanal  in  dem  Raum  zwischen 
Schornstein  und  Ofencanal  besitzen,  der  von  oben  her  beschickt  werden 
muss;  diese  Anordnung  besitzt  den  Nachtheil,  dass  das  Feuer  zu  schnell  in 
den  inneren  Brenncanal  streicht  und  eine  zu  hohe  Glut  erzeugt  wird.  Auch  Oefen 
mit  drei  concentrischen  Brcnncanälen  sind  zur  Ausführung  gekommen,  femer 

K  r  fl  f  e  r»  HandlNidi  der  Bftnttofflehre.  1 4 


210 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Doppelöfen  mit  zwei  hintereinander  liegenden  Kammern  in  einem  einzigen 
Ofencanal  u.  s.  w. 

Statt  des  Schornsteines  benutzt  man  in  England  vielfach  zur  Be- 
schaffung der  zur  Verbrennung  erforderlichen  Luftmenge  einen  Exhaustor 
oder  ein  Gebläse. 

Früher  stellte  man  die  Wände  des  Brenncanales  senkrecht  her  und 
bedeckte  dieselben  mit  einem  halbkreisförmigen  Gewölbe.  Da  sich  solche 
Wände  aber  fast  immer  durchbogen  und  vielfache  Ausbesserungen  bean- 
spruchten, so  bildet  man  neuerdings  den  Brenncanal  tunnelförmig,  wie  dies 
Figur  149  zeigt. 

Da  bei  Ausdehnungen  des  Mauerwerkes  leicht  Risse  an  den  runden 
Kopfenden  des  Ofens  entstehen,  so  empfiehlt  es  sich,  die  Uebergänge  von 
der  einen  Langseite  des  Ofens  zur  andern  eckig  zu  gestalten. 

Die  neueren  Ringöfen  besitzen  Heizlöcher  in  grösserer  Zahl,  jedoch 
von  geringerem  Querschnitt  als  früher;  hierdurch  wird  eine  bessere  Ver- 
theilung  des  Brennstoffes  und  in  Folge  dessen  auch  ein  gleichmässigerer  Brand 
erzielt. 

Die  sich  auf  ihrem  Wege  von  der  in  Glut  befindlichen  Kammer  bis 
zu  der  frisch  beschickten  beim  Trocknen  der  Steine  mit  Wasserdampf 
sättigende  Luft  schlägt  letzteren  auf  die  noch  kalten  Steine  grösstentheils 
nieder,  auf  deren  Oberfläche  sich  der  Wasserdampf  condensirt.  Dieses  Wasser 
wird  wieder  verdampft  und  fortgeführt,  wenn  beim  Vorrücken  der  Glut  im 
Brenncanal  heissere  Feuergase  auf  den  Einsatz  einwirken,  und  es  bleibt  ein 
feinver theil ter  Niederschlag  der  in  den  Verbrennungsgasen  vorhandenen 
mineralischen  Bestandtheile  zurück  und  erzeugt  einen  weisslichen  oder  mehr 
schmutzigen  Anflug  (die  gefürchtete  Anschmauchung  und  Verfärbung),  der 
umso  stärker  auftritt,  je  aschenreicher  der  Brennstoff  ist.  Wurde  dieser 
Uebelstand  nicht  beseitigt,  so  Hess  sich  durch  den  Ringofen  zwar  ein  billiger 
Brand,  keinenfalls  aber  eine  bessere  Waare  erzeugen.  Das  Niederschlagen 
der  Wasser  dämpfe  suchte  man  durch  genügende  Luftzufuhrung  zu  verhindern, 
indem  man  den  frischen  Einsatz  in  einer,  mit  2  Schiebern  vom  übrigen  Brenn- 


Zweites  Capitel«  Die  künstlichen  Steine.  211 

Rauchgase,  sondern  durch  erwärmte  reine  Luft  ausgetrocknet  werden.  Früher 
legte  man  den  Schmauchcanal  oben  zwischen  den  Hintermauerungen  des 
Brenncanales  und  Rauchsammlergewölbes  an  als  einen  in  sich  selbst  zurück- 
kehrenden Canal,  in  neuerer  Zeit  dagegen  wird  derselbe  als  einfacher  Canal 
unmittelbar  über  dem  Rauchsammler  in  der  Mittelwand  hergestellt.  Der 
Schmauchcanal  erhält  so  viele  Klappen  von  der  in  Figur  148  dargestellten  Form, 
als  der  Ringofen  Kammern  besitzt,  und  wird  mit  den  einzelnen,  durch  zwei 
Schieber  abgetrennten  Kammern  durch  halbrunde,  an  den  Enden  geschlossene, 
je  eine  Reihe  von  Heizlöchem  sowie  eine  entsprechende  Oeffnung  im  Schmauch- 
canal bedeckende  Blechkästen  verbunden,  so  dass  die  warme  Luft  aus  der 
in  Abkühlung  begriffenen  Abtheilung  des  Brenncanales  vom  Ofengewölbe 
durch  den  Schmauchcanal  nach  der  abzuschmauchenden  Kammer  gelangen 
kann ;  dieselbe  durchstreicht  dann  den  Einsatz  und  entweicht  durch  den  Fuchs 
u.  s.  w.  nach  dem  Schornstein.  Durch  den  oberen  Schmauchcanal  allein  lässt 
sich  bei  Oefen  mit  grösserem  Brenncanal  nicht  immer  und  besonders  nicht 
in  den  unteren  Theilen  des  Ofens  ein  gleichmässiges  Austrocknen  und  Vor- 
wärmen des  ganzen  Einsatzes  erreichen,  deshalb  ordnet  man  häufig  noch  einen 
zweiten  Schmauchcanal  unten  zwischen  den  Fundamenten  der  äusseren  Ofen- 
wand und  denen  der  Futtermauer,  bei  bereits  stehenden  Ringöfen  auch  ausserhalb 
derselben  an  oder  benutzt  neben  dem  oberen  Schmauchcanal  noch  Schmauch- 
feuer in  den  Thüröffhungen.  Hierdurch  lässt  sich  die  Schmauchkammer  gleich- 
massig  erwärmen  und  das  Abschmauchen  des  Einsatzes  ohne  Erzeugung  von 
Schmauchanflügen  oder  ohne  sonstige  Uebelstände  bewirken.  Bei  Vorhanden- 
sein von  Grundwasser  kann  aber  der  untere  Schmauchcanal  nicht  angelegt 
werden;  es  würden  dann  Wasserdämpfe  statt  Wärme  in  die  Schmauch- 
kammer eintreten.  Wegen  dieses  Umstandes,  und  weil  die  Anlage  von 
Schmauchfeuem  in  den  Thüren  die  Arbeit  des  Betriebes  vermehrt  und  den 
Brennstoffaufwand  vergrössert,  sowie  aus  anderen  Gründen  (z.  B.  wegen  des 
schweren  Dichthaltens  der  Glockenventile  in  den  Rauchabzugscanälen)  hat 
man  neuerdings  einen  ganz  anderen  Betrieb  beim  Ringofen  eingeführt.  Man 
hat  nämlich  die  Ringöfen  so  eingerichtet,  dass  der  Abzug  der  Rauchgase 
nicht,  wie  beim  alten  Betriebe,  naturwidrig  im  unteren  Ofentheil,  sondern 
naturgemäss  im  oberen  erfolgt. 

b)  Ringofen  mit  oberem  Rauchabzug.  Ein  solcher  wurde  zuerst 
von  Siehmon  und  Rost  im  Jahre  1879  erbaut.  Als  Vorzüge  dieses  Ring- 
ofens gegenüber  dem  mit  unterem  Abzug  der  Rauchgase  führt  O.  Bock 
(a.  a.  O.,  S.  317)  folgende  an:  »vollständiges,  jede  Condensation  aus- 
schliessendes  Ausschmauchen  und  hieraus  hervorgehende  nicht  unbedeutende 
Kohlenersparniss,  ein  dem  Vorrücken  des  Feuers  genau  entsprechendes, 
gleichmässiges  Fortschreiten  des  Schmauchprocesses  durch  die 
jedesmalige  Hinzunahme  nur  einer  Heizlochreihe,  ein  Abziehen  der  Ver- 
brennungsproducte  ohne  Berührung  mit  den  frisch  eingesetzten  Waarcn, 
eine  grössere  Haltbarkeit  des  Ofens  und  gleichzeitige  Ermässigung 
<ler  Baukosten.«  Somit  stellt  diese  Construction  ohne  Frage  die 
hervorragendste  Verbesserung  des  Hoffmann'schcn  Ringofens  dar. 

Figur  151  zeigt  einen  Siehmon  und  Rost'schen  Ringofen  in  iso- 
metrischer Darstellung.  Derselbe  wird  meistens  mit  12 — IG  Kammern  erbaut, 
deren  jede  die  täglich  zu  brennende  Waare  (;M)()0 — 20000  Stück  gewöhn- 
liche   Mauersteine    oder    eine    entsprechende    Zahl    Dachziegel,  Drainröhren 

14* 


:?W 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


vt  s.  w."^  tu  fassen  vermag.  Es  erhält  deshalb  der  Brenncanal  bei  den  kleineren 
VVtVu  eine  lünge  von  mindestens  50  m  und  bei  den  grösseren  eine  solche 
wti  S(V  -UX>Jw.  Sind  täglich  mehr  als  20.000  Steine  fertig  zu  brennen,  so  ist 
es  UÄch  Bock,  welcher  diese  Oefen  baut,  empfehlenswerth,  mehrere  Ringöfen 
KHler  einen  einzigen  Ofen  mit  mehreren  Feuerungen  und  ebenso  vielen 
gt^treunten  Betrieben  zu  benutzen.  Beträgt  die  Tagesleistung  weniger  als  30üü 
Steine,  so  verwendet  man  mit  Vortheil  periodische  oder  halbcontinuirliche 
rartiül-Ringöfen  (siehe  <). 

IWi  diesen  Ringöfen  mit  oberem  Rauchabzug  sind  alle  Glocken,  Ventile, 
S<*hni«uchcanÄle,  Regulirungsklappen  u.  s.  w.  überflüssig  und  es  besteht  der 
i>fen  nur  aus  zwei  jyarallellaufenden,  an  den  Kopfenden  sich  vereinigenden 
UrrunCÄUÄlen  und  einem,  in  der  Mittelwand  liegenden,  von  allen  Seiten  mit 
Siiud  isoUrton  und  an  dem  einen  Ende  mit  dem  Schornstein  in  Verbindung 
Meheudcn  Rauchsammler.  In  der  Ofenbreite  sind  drei  Heizlöcher  und  auf 
dem  iMVn  vier  bis  sechs  transportable  Eisenblechröhren  angeordnet,  welche  die 
oin#ehien  Ueiilochreihen  mit  dem  Rauchsammelcanal  verbinden  und  mit  den 
HeuUvhoru  iwx  Abführung  der  Rauch-  und  Schmauchgase  dienen.  Wird  ein 
MvJ\  he*  Al»*ugsrv>hr  fortgenommen,  so  wird  an  der  betreffenden  Stelle  eine 
w^UMÄUili^UV  Trennung  zwischen  Brenncanal  und  Rauchsammler  herbeigeführt. 

IVin  IWtrieb  des  Ringofens  schliesst  sich  die  von  O.  Bock  erfundene 
Melh\HK^  ^'«"5*  Rückwärtsschmauchens  genau  an.  Der  Erfinder  theilt 
KhmuWi  in  seiner  Broschüre  (vom  Juli  ISDü,  S.  3)  Folgendes  mit:  »Das 
^tts^ikV^ÄHssehnmuchen  beruht  darauf,  dass  die  Rauch-  und  Schmauchgase 
lU^i^h^  wie  bisher  in  unmittelbarer  Nähe  des  Papierschiebers  abgezogen  werden, 
!vv»msMh  vIa5^^  «wischen  letzterem  und  dem  Rauchabzuge  zwei  bis  drei  der  frisch 
V'ij^vviiv^^^t^i^  Abtheilungen  sich  im  Schmauchen  befinden.  Die  durch  Flugasche 
M»jKt  w'^^iMiit'  Verbivnnungsproducte  verunreinigten  Rauchgase  werden  also 
uivt^(  stunh  vleu  feuchten  Einsatz  hindurchgezogen,  sondern  verlassen  den 
V»>l^u  v^K^  ^^^i^  unvollständig  ausgetrockneter  Waare  in  Berührung  gekommen 
\cak  v^v^lwrt^h  ^Ih'  Entstehung  von  Schmauchanfiug  vermieden  wird.  Auch 

LTiieii  VV  asserdänipfe 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  213 

jeder  Stelle  quer  über  den  ganzen  Ofen  hinweg  die  Rauch-  und  Schmauch- 
gase absaugen  kannc 

In  Figur  151  ist  auch  ein  Theil  der  über  dem  Ringofen  angeordneten 
Trockenanlage  sichtbar,  wobei  die  Balken  über  dem  Ofen  und  sämmtliche 
Trockengerüste  fortgelassen  sind. 

r)  Partial-Ringöfen.  Handelt  es  sich  um  die  Neuanlage  einer  Ziegelei, 
die  im  Anfange  auf  einen  starken  Absatz  ihrer  Waaren  nicht  rechnen  kann, 
oder  ist  der  Betrieb  einer  Ziegelei  ein  so  kleiner,  dass  ein  ganzer  Ringofen 
mit  zwölf  und  mehr  Kammern  nicht  voll  besetzt  werden  kann,  so  empfiehlt 
sich  die  Benutzung  eines  Partial-Ringofens  mit  wenigen  Kammern.  Figuren 
152  und  153  zeigen  einen  solchen  von  O.  Bock  mehrfach  ausgeführten  Ofen, 
welcher  an  einem  Ende  eine  Heizmauer  mit  Rostfeuerung,  am  anderen  eine 
Schlusswand  mit  Sohlöffnungen  besitzt,  hinter  denen  der  Abzug  der  Ver- 
brennungsproducte  nach  dem  Schornstein  erfolgt.  Dieser  Ofen  ist  nicht  zur 
Vergrösserung  bestimmt.  Das  Einsetzen  der  zu  brennenden  Waaren  geschieht 
in  gleicher  Weise  wie  beim  Ringofen  und  das  Brennen  anfangs  von  der  Rost- 
feuening  aus,  später,  wenn  die  Glut  genügend  weit  vorgeschritten  ist,  durch 
Heizlöcher  in  der  Decke  des  Ofens  wie  in  jedem  gewöhnlichen  Ringofen. 

Figur  154  stellt  den  Grund riss  eines  doppelten  Partialofens  dar, 
welcher  später  nach  Zunahme  des  Absatzes  zu  einem  vollständigen  Ringofen 
ausgebaut  werden  kann.  Er  unterscheidet  sich  von  dem  ersteren  hauptsäch- 
lich durch  die  Anordnung  einer  Mittelwand,  in  welcher  sich  der  Rauch- 
sammler befindet,  und  durch  den  zwischen  den  Rostfeuerungen  beider  Brenn- 
canäle  angelegten,  verschliessbaren  Verbindungscanal,  durch  den  die  Wärme 
aus  der  gargebrannten  Ofenabtheilung  in  die  frisch  beschickte  eingeführt 
wird.  Auch  derartige  Oefen  wurden  von  O.  Bock  wiederholt  gebaut.  Bei 
ihnen  werden  also  beide  Brenncanäle  abwechselnd  gebrannt,  so  dass  ein 
halbcontinuirlicher  Betrieb  entsteht.  Man  benutzt  sie  mit  Vortheil  zum 
Brennen    von  Dachziegeln,   Drainröhren    und    anderen  besseren   Thonwaaren. 

Einen  anderen  Partialringofen  für  den  Kleinbetrieb  hat  J.  F.  Rühne 
construirt,  welcher  gewissermassen  eine  Vereinigung  des  Kasseler  Ziegel- 
tiammofens  und  des  Ringofens  darstellt.  Näheres  über  diesen  Ofen  findet 
man  in  dem  Werke  von  Zwick  »Die  Ziegelfabrikation  der  Gegenwart c, 
S.  460  ff.,  sowie  in  der  »Baugewerkszeitung«   1875,  S.  757. 

d)  Ringofen  mit  Unterfeuerung.  Ringöfen,  welche  durch  Ein- 
schütten des  Brennstoffes  von  oben  durch  die  Heizlöcher  in  der  Ofendecke 
befeuert  werden,  besitzen,  wie  wir  bereits  früher  hervorhoben,  den  Uebel- 
stand,  dass  der  Einsatz  durch  Aschen-  und  Schlackentheile  sowie  durch  un- 
mittelbare Berührung  mit  der  Flamme  verunreinigt  und  verfärbt  wird.  Um 
nun  die  Ringöfen  auch  zum  Brennen  von  besseren  Waaren  (Verblendem, 
Falzziegeln,  Formsteinen,  Drainröhren  u.  s.  w.)  gut  geeignet  zu  machen,  hat 
man  dieselben  mit  Unter feuerung  hergestellt.  Bei  dem  von  Bock  empfoh- 
lenen Ringofen  mit  oberem  Rauchabzug  und  mit  Unterfeuerung 
sind  in  der  Sohle  jeder  Kammer  drei  von  aussen  zugängliche  Rostfeuemngen 
angelegt,  auch  ist  die  Ofensohle  selbst  derart  gebaut,  dass  eine  gleichmässige 
Vertheilung  der  Flamme  vor  ihrem  Eintritt  in  den  Einsatz  stattfinden  muss. 
Der  Brennstoffaufwand  ist  bei  diesen  Oefen,  weil  kalte  Luft  unter  den  Rosten 
zugeführt  wird,  etwa  doppelt  so  gross  als  bei  den  gewöhnlichen  Ringöfen. 
I>er  Aufbau   von  Heizschächten   aus  dem  Einsatz   fällt   ganz   fort;   das  Ab- 


Erster  TheiL  Die  HauplsiofTe« 


schmauchen  der  frisch  eingesetzten  Waare  wird  in  bester  Weise  bewirkt. 
Dieser  Ofen,  welcher  zuerst  von  Gilardoni  in  AUkirch  (Oberelsass)  ausge- 
fiihrt  wurde,  dient  hauptsächlich  zum  Brennen  von  Falzziegeln,  natur- 
farbigen oder  glasirten;  nur  zur  Herstellung  der  Canäle  auf  der  Ofensohlc 
werden  gewöhnliche  Mauersteine  mit  eingesetzt.  Näheres  über  diese  Con- 
struction  findet  man  in  der  Broschüre   von  O.  Bock    vom  Juli   1896,  S,   12. 

e)  Ringofen  mit  überschlagender  Flamme  von  Diesener 
(D,  R.-P,  Nr.  62847).  Denselben  Zweck  (Schutz  des  Finsatzes  gegen  Ver- 
unreinigungen und  Verfärbungen)  sucht  Diesener  dadurch  zu  erreichen,  dass 
er  unter  den  beiden  äusseren  Heizlochreihen  Heizschächte  einbaut  und  inner- 
halb derselben  aus  Cham ot testeinen  Rostfeuerungen  bildet»  unter  denen  er 
gleichzeitig  als  Aschenf:ill  dienende  Luftzuftihrungscanäle  anordnet,  in  die 
seitlich  rechts  und  links  die  gilterförmigen  Sohlcanale  einmünden.  Die  Flamme 
steigt  ausserhalb  des  Einsatzes  hinter  den  sogenannten  Feuerständen  bis  zum 
Gewölbe  empor,  wird  hier  mittelst  des  Schonisteinzuges  durch  die  zu  bren- 
nende Waare  gezogen,  durchzieht  dieselbe  fallend  und  verlässt  die  in  Gar- 
brand befindliche  Abtheilung  durch  die  gitterförmigen  Sohlencanäle,  um  in 
der  nächsten  wieder  nach  oben  zu  steigen. 

/)  Ringofen  mit  besonderen  Heizwänden  von  Hädrich  (D.  R.-P. 
Nr.  64543).  Man  kümi  auch  gewöhnliche  Ringöfen  zum  Brennen  besserer 
Thonwaaren  dadurch  gut  geeignet  machen,  dass  man  unter  den  Heizlöchem, 
in  etwa  2  m  Entfernung  von  einander,  je  zwei  Wände  einbaut,  welche  aus 
je  einem  halben  Stein  starken  Maueni  aus  Chamo ttesteinen  bestehen,  zwischen 
denen  ein  Treppenrost  angelegt  ist.  Auf  diesem  Treppenrost  werden  die 
Steinkohlen  verbrannt,  so  dass  Asche  und  Schlacken  in  dem  engen  Zwischen- 
raum zwischen  beiden  Querwänden  zurückbleiben.  Die  heisse  Verbreimungs- 
luft  strömt  durch  die  Oeffnungen  der  zweiten  Querwand  in  die  zu  befeuernde 
Kammer,  umspült  dort  den  Einsatz,  zieht  dann  durch  die  thürartige  Oeöhung 
der  ersten  ^V^and  der  nächsten  Feuerstelle  in  den  Breniiraum  hinein,  be- 
streicht den  ganzen  auf  dem  Treppenrost  liegenden  Brennstoff»  tritt  dann 
durch  die  Oeffnungen  der  zweiten  Wand  in  die  nächste  Kammer  und  so  fort 
Bei  VerAvendung  der  Hädrich*schen  Heizwände  findet  also  kein  Durchstreichen 
der  Feuergase  zwischen  den  Thonwaaren,  sondern  nur  ein  Umspülen  des 
ganzen  Einsatzes  statt,  wobei  letzterer  durchaus  farbenrein  und  gleichmässig 
gebrannt  wird.  Fast  der  ganze  Einsatz  kann  aus  besseren  Thonwaaren,  so- 
wohl unglasirten  als  auch  glasirten,  bestehen,  weil  nur  die  auf  der  Ofensohle 
herzustellenden  Canäle  aus  gewöhnlichen  Mauersteinen  gebildet  werden.  Die 
Figuren   155—158  zeigen    eine   solche  Heizwand   in  Ansicht  und  Grun^l 

g)  Canalofen  von  O,  Bock  (Fig,  159—103).  Ein  50— tiO  w  Liü. 
geradliniger,  10 — 1*5  m  breiter  und  10 — 1*4  m  hoher,  aus  Bruchstein-  oder 
Ziegelmauerwerk  aufgeführter  und  innen  mit  feuerfesten  Steinen  verblendeter 
Canal  wird  von  einer,  ungefähr  in  seiner  Mitte  angeordneten  Feuerstelle  aus 
erhitzt.  In  diesen  Canal  werden  mittelst  schmiede  eiserner  Rollwagen  (guss- 
eisenie  haben  sich  nicht  bewährt)  die  zu  brennenden  Waaren  eingefahren 
und  tlurch  denselben  so  hindurchgezogen,  dass  sie  allmälig  getrocknet  (ab* 
geschmaucht)  und  vorgewärmt,  darui  an  der  Feuerstclle  gargebrannt  un<l 
schliesslich  abgekühlt  werden,  so  dass  me,  wenn  sie  am  anderen  Ende  den 
Canales  angelangt,  unmittelbar  verwendbar  sind.  Das  Vorrücken  der  einzelneu 
Wagen  erfolgt  alle  1^2  Stünden,   und   zwar  in  der  Weise*   dass   am   einen 


Zweites  Csipitel.  Die  känstUchen  Steioe. 


n 


I 


Eotle  des  Canales  ein  frisch  beladener  Wagen  hineingeschoben  wird,  wenn 
am  anderen  ein  mit  gargebrannter  und  abgekühlter  Waare  beladener  den 
Canal  vcrlässt  Die  Bewegung  der  Wagen  erfolgt  mittelst  einer  durch  Hand, 
Güpd  oder  Dampfkraft  betriebenen  Schraube  oder  durch  einen  Flaschenzug 
oder  endlich  und  am  besten  mittelst  einer  hydraulischen  l*resse.  Der  Betrieb 
ist  *lso  ein  immerwährender,  weil  die  Wagen  mit  Nutheti  o  und  Federn  n 
(Fig,  lG2l  sowne  mit  Lehmverstrich  luftdicht  verbunden  sind  und  aneinander- 
gcschlossen  den  Ofen  in  seiner  ganzen  Länge  ausfüllen.  Den  Verschluss  des 
Ofens  bilden  zwei  an  den  Canalenden  angeordnete,  auf  Radeni  und  Schienen 
laufende  Thüren,  Die  an  der  Ausfahrtsoffnung  angebrachte  Thür  erhält  eine 
durch  Schieber  verstellbare  Oeffnung  zur  Regelung  des  Luftzutrittes»  Die 
itreiende  Luft  erwärmt  sich  auf  ihrem  Wege  zur  Feuerstelle  an  der  bereits 

ebrannten    und    in  der  Abkühlung  begriffenen  Waare  ziemlich  bedeutend, 

so  dass  sie  hochtemperirt  in  den  Feuerungsraum  gelangt,  wodurch  eine  er- 
hebliche Brennstofferspamiss  erzielt  wnrd. 

Im  Querschnitt  (F"ig.  1*33)  ist  der  Canal  nach  unten  hin  mit  treppen- 
förmigen  Absatzen  versehen;  die  oberen  tragen  gusseiseme  Rinnen  a,  die 
onteren  dagegen  Schienen  d,  welche  durch  Schiebebühnen  gg^  aussen  mit 
dem  Geleise  e  verbunden  sind.  Die  Ränder  d  am  Rollwagen  greifen  in  die 
mit  Santl  gefüllten  Gusseisenrinnen  a  ein  und  trennen  dadurch  den  ganzen 
Ofen  luftdicht  in  zwei  Theile,  deren  oberer  als  Brenncana!»  deren  unterer  m 
als  Trockenraum  für  den  Brennstoff  (Kohle)  dieirt.  Die  Plattform  der  \V*agen 
wird  £ar  Erhöhung  ihrer  Dauerhaftigkeit  mit  zwei  Schichten  Ziegelsteinen 
übemaDcrt  Zur  Unterhaltung  des  Feuers  wird  durch  die  in  tler  Decke  des 
CauAles  angebrachten  schlitzförmigen  Oeffnungen  Brennstoff  in  die  glühende, 
ttn  Brennraum  lagernde  Masse  geschüttet.  Diese  Heizlöcher  treffen  stets  auf 
dm  Zwischenraum  zweier  aufeinander  folgenden  Wagen. 

Zur  Verhütung  einer  Condensation  der  Wasserdämpfe  bei  Berührung 
dertelhen  mit  kälteren  Thonwaaren  sowie  zur  Verhindi^rung  des  Anhaftens 
von  Flügasche  an  letzteren  ist  der  Canal  in  einer  gew^issen  Entfernung  von 
der  Einfahrt  verbreitert;  diese  neue  Breite  behält  der  Canal  bis  zu  den 
Schomsteincanälen  bei;  die  ursprüngliche  geht  aber  ebenfalls  bis  zur  Ofen- 
emfahrt  {Fig,  IGO)  und  ist  nur  an  der  Erweiterungsstelle  durch  eine  abge- 
sclirä^e  Oeffnung  i  durchbrochen.  Ineinandergeschobene  Etsenplatteu  i  bilden 
die  geradlinige  Fortsetzung  der  beiden  Seitenwände  des  Canales  und  mit  den 
^urückspringetiden  Mauern  schmale  Canälc,  welche  durch  seitlich  angeordnete 
Raurhcaniile  Ä'  mit  dem  Schornstein  in  Verbindung  stehen»  In  erstere  treten 
durch  die  Oeffnungen  i  die  Verbrennungsgase  sowie  die  Flugasche  ein  und 
gcbngen  vnn  hier  aus  durch  den  Schorn  stein  zu  g  ins  Freie.  Beim  Durch- 
ftr  diese  kleinen  Canäle   wird    tlen  Feuergasen    viel  Wärme   von 

dLi-  .  ^  cn  r  entzogen  und  von  letzteren  an  den  Einsatz  abgegeben, 
aUo  warn  Austrocknen  desselben  benutzt.  Die  sich  hierbei  bildenden  Wasser- 
dämpfe  werden  genöthigl  rückwärts  zu  streichen,  passiren  demnach  den 
bcisscstcfi  Theil  des  Ofens  (die  Mitte),  erwärmen  sich  hierbei  stark  und 
kontien  deshalb  nicht  zur  Condensation  gelangen.  Um  sie  schneller  zu  ent- 
fernen, \::inn  man  durch  Seitenöffiiungen  des  Ofens  erwärmte  Luft  in  den 
Cksa]  *    (Siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  474.) 

A.^  .  ,;heüc  des  Bock'schen  Canalofens,  der  früher  viel  zur  Ausführung 
gekommen  ist^  werdcti  atigcfilhrt:  «ehr  schnelles  Abschmauchen  und  Abkühlen 


— MlBi^Mii    ^BflMir 


216 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


des  Einsatzes,  geringer  Brennstoffaufwand,  billige  Herstellung,  bequemes  Be- 
schicken und  Entleeren,  sowie  die  Möglichkeit,  in  dem  Ofen  auch  Kalk  zu 
brennen  (dann  werden  die  Seitenwände  zweckmässig  geböscht  angelegt).  Die 
Leistungsfähigkeit  ist  eine  nicht  unbedeutende,  da  man  je  nach  der  Länge 
des  Canales  7000 — 12.000  Ziegel  pro  Tag  in  diesem  Ofen  brennen  kann. 
Die  Ansicht  über  den  Werth  des  Canalofens  ist  bei  den  Praktikern  eine  sehr 
verschiedene;  einige  haben  mit  dem  Ofen  sehr  gute,  andere  jedoch  sehr 
schlechte  Erfahrungen  gemacht.  Zwick  führt  als  grössten  Uebelstand  des 
Canalofens  die  Füllung  der  Sandrinne  a  mit  Kohlenstückchen  und  Schlacken 
an,  wodurch  die  Reibungswiderstände  der  Wagen  und  die  zu  ihrer  Bewegung 
nöthige  Kraft  wesentlich  erhöht,  die  Beschaffenheit  der  Ziegel  (durch  heisse 
Kohlen-  und  Aschenreste)  beeinträchtigt  und  die  Abkühlung  der  gebrannten 
Waare  verzögert  wird.  Dieser  Uebelstand  lässt  sich  durch  Gasfeuerung 
beseitigen,  welche  eine  rauchlose  Verbrennung,  sowie  eine  schnelle  und  ge- 
naue Regelung  der  Temperatur  ermöglicht.  Es  mag  noch  erwähnt  werden, 
dass  Friedrich  Siemens  in  Dresden  sich  einen  »continuirlichen  Tunnel 
ofen  mit  Gasfeuerung«  hat  patentiren  lassen,  welcher  Aehnlichkeit  mit 
dem  Bock 'sehen  Canalofen  besitzt.  Ueber  den  letzteren  theilt  der  Erfinder 
selbst  in  seinem  hier  mehrfach  citirten  Werke  »Die  Ziegelfabrikation«  sowie 
in  seinem  Prospecte  merkwürdigerweise  nichts  mit. 

6.  Gaskammerofen  von  Georg  Mendheim  in  München.  Die 
Figuren  164 — 166  zeigen  diese  Construction  im  Grundriss,  Quer-  und  Längen- 
schnitt. Den  Ofen  bilden  zwei  parallele,  durch  den  Rauchsammelcanal  K  ge- 
trennte und  an  beiden  Enden  durch  Canäle  ä,  und  h^  verbundene  Brenn- 
canäle  von  je  neun  Kammern.  Das  Gas  wird  von  zwei  ausserhalb  des  Ofens 
liegenden  Schachtgeneratoren  a  erzeugt,  strömt  durch  die  Ventile  b  in  den 
gemauerten  Canal  r,  aus  diesem,  je  nachdem  das  Ventil  d^  oder  d^  geöffnet 
und  das  andere  geschlossen  ist,  in  den  Canal  e^  oder  e^  und  dann  nach 
Oeffnen  des  betreffenden  Ventiles  /  in  diejenige  Ofenkammer,  deren  Einsatz 
gargebrannt  werden  soll.  In  der  Sohle  einer  jeden  Kammer  befinden  sich 
viele  kleine  Ocffnungen,  durch  welche  ein  Theil  des  Gases  in  den  mit  Waare 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  217 

Kammern  9,  10,  11  und  12  des  zweiten  Brenncanales,  deren  Einsatz  dem- 
nach vorgewärmt  wird.  Die  letzte  Kammer  ist  durch  kleine  Blechschieber 
von  Nr.  13  getrennt;  dadurch  werden  die  Feuergase  genöthigt,  durch  das 
geöffnete  Rauchventil  i  in  den  Rauchsammler  K  zu  treten,  von  welchem  sie 
dem  Schornstein  /  zugeführt  werden.  Ist  der  Einsatz  von  Kammer  6  gar- 
gebrannt, so  wird  ihr  Gasv^ntil  geschlossen  und  das  von  Kammer  7  geöffnet 
und  so  fort.  Der  Betrieb  dieses  Gaskammerofens  ist  also  derselbe  wie  beim 
Kingofen.  Befindet  sich  Kammer  6  im  Garbrand,  so  wird  Kammer  13  neu 
beschickt  und  Kammer  14  entleert. 

Entwickelt  der  angewendete  Brennstoff  oder  die  Thonmasse  viel  Wasser- 
<iampf,  so  ist  ein  Schmauchcanal  anzulegen,  der  jede  Kammer  des  Ofens 
mit  jeder  beliebigen  anderen  mittelst  verschliessbarer  Zweigcanäle  verbinden 
kann.  Durch  diese  Canäle  lässt  man  aus  den  in  der  Abkühlung  befindlichen 
Kammern  heisse  Luft  in  die  frisch  mit  Einsatz  versehene  Ofenabtheilung 
eintreten  und  das  Rauchventil  nur  w^enig  offen  stehen,  dann  wird  die  Tem- 
peratur etwa  auf  den  Siedepunkt  des  Wassers  gebracht,  bevor  die  mit 
AVasserdampf  gesättigten  Verbrennungsgase  den   frischen  Einsatz  bestreichen. 

Ein  grosser  Vorzug  dieses  Ofens  besteht  in  dem  vollständigen  Schutz 
<ler  zu  brennenden  Waare  gegen  Verunreinigungen  durch  Asche  u.  s.  w.,  so 
dass  der  Ofen  zum  Brennen  besserer  Thonwaaren  (z.  B.  Chamottesteinen) 
gut  geeignet  ist,  in  der  völlig  kostenlosen  Erwärmung  der  über  dem  Ofen 
angelegten  Trockenräume,  in  der  immerwährenden  Zuführung  des  Brennstoffes 
^Gases)  und  der  damit  verbundenen  gleichmässigen  Erwärmung  der  Kammern, 
in  der  Möglichkeit,  durch  geeignete  Einrichtungen  (so  dass  die  Flamme  aus 
den  vier  Ecken  des  Brennraumes  eintritt,  emporsteigt,  von  oben  nach  unten 
den  Einsatz  durchstreicht  und  durch  Abzugsöffnungen  in  der  Ofensohle  in 
die  zur  nächsten  Kammer  führenden  Canäle  gelangt)  Klinkerwaaren  ohne 
Aendening  ihrer  Form  erzeugen  zu  können  und  in  der  Verwendung  fast 
jeden  Brennstoffes,  das  Kohlenwasserstoffgas  entwickelt. 

Die  Mendheim'schen  Gaskammeröfen  werden,  je  nach  der  Beschaffen- 
heit der  zu  brennenden  Waare,  mit  10 — -18  Kammern  von  4*5 — 75  m^  In- 
halt gebaut;  nur  bei  kleineren  Betrieben  ist  die  Zahl  der  Kammern  eine 
geringere  (6 — 8);  solche  periodische  Oefen  werden  dann  wie  die  Partialring- 
öfen  so  angelegt,  dass  sie  allmälig  zu  continuirlichen  Oefen  erweitert  werden 
können.  Die  Leistungsfähigkeit  lässt  sich  bei  einem  Gaskammerofen  mit  be- 
stimmtem Inhalte  dadurch  verdoppeln,  dass  man  die  Zahl  der  Kammern  ver- 
doppelt und  zwei  getrennte  Feuer  von  zwei  entgegengesetzt  liegenden  Stellen 
aus  den  Ofen  durchstreichen  lässt.  (Siehe  Bock,  a.  a.  O.,  S.  326.) 

7.  Gasringofen  mit  Regenerativfeuerung  von  H.  Escherich  in 
Schwandorf.  (Fig.  167.)  Dieser  Ofen  besteht  aus  einem  rechteckigen  Raum, 
welcher  durch  eine  die  beiden  Gascanälc  a  und  den  Rauchsammelcanal  b 
enthaltende  Mittelmauer  in  zwei  Brenncanäle  gethcilt  ist.  Das  in  den 
(ieneratoren  erzeugte  Gas  strömt  in  denjenigen  Canal,  welcher  zu  der  im 
Brand  befindlichen  Ofenabtheilung  gehört,  am  einen  Ende  ein  und  aus  dem- 
selben durch  eiserne  Röhren  f,  welche  durch  Klappen  verstellbar  sind,  von 
oben  in  die  aus  feuerfesten  Thonröhren  gebildeten  sogenannten  Pfeifen  d, 
aas  denen  es  durch  zahlreiche,  seitlich  angebrachte,  5 — 20  mm  weite  Oeff- 
nungen  in  den  Brennraum  eintritt,  wobei  es  durch  die  von  den  fertig  ge- 
brannten und  in  der  Abkühlung  begriffenen  Waaren  erhitzte   und  den  Ofen 


218 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


in  seiner  Längsrichtung  durchstreichende  Luft  zu  einer  3 — 20  cm  langen 
Flamme  entzündet  wird.  Hierdurch  wird  erreicht,  dass  der  Einsatz  mit  der 
Flamme  gar  nicht  in  Berührung  kommt  und  die  Zusammensetzung  der  Gase 
im  ganzen  Brenncanalquerschnitt  die  gleiche  ist,  so  dass  man  leicht  iaAta- 
reine  Brände  erzielen  kann.  Die  Feuergase  ziehen  seitlidi  4I0KI1  den  Canal  e, 
welcher  durch  ein  Glockenventil  /  gescküamtm  wKidkii  Icann,  in  den  Rauch- 
«Miimfilraim]  i  tmd  von  4ieatm  in  den  Schornstein.  Zwischen  je  zwei  Pfeifen- 
reihen befinden  sich  in  der  Ofendecke  Schaulöcher  g,  durch  welche  der 
Brennprocess  bequem  beobachtet  werden  kann. 

Dieser  Gasringofen  wird  vorzugsweise  zum  Brennen  von  Chamotte- 
steinen  und  von  Cement  benutzt  und  soll  sich  für  beide  Waaren  gut  be- 
währt haben.  Nach  dem  Brennen  von  Cement  wird  das  Gas  abgestellt  und 
in  die  Pfeifen  durch  ein  besonderes  Eisenrohr  Wasser,  Dampf  oder  kalte 
Luft  in  den  Brennraum  eingeführt,  um  die  zusammengesinterten  Cementmassen 
zu  zersprengen  und  schneller  abzukühlen,  sowie  etwa  vorhandenes  Schwefel- 
calcium,  das  die  Güte  des  Cementes  beeinträchtigt,  zu  zerstören. 

Seit  dem  im  Jahre  1881  erfolgten  Tode  des  Erfinders  wird  der  Ofen 
von  Hoffmann  ausgeführt. 

Noch  zu  erwähnen  ist: 

8.  Der  Ofen  mit  auf-  und  absteigendem  Brenncanal  und  mit  Gas- 
feuerung von  W.  Sonnet  in  Beckum  (siehe  Zwick,  a.  a.  O.,  S.  488). 

9.  Der  Gasringofen  von  C.  Emmel  in  Horde  (siehe  ebendaselbst  S.  489). 

10.  Der  Brennofen  mit  directer  Gasfeuerung  von  Ferd.  Stein  mann 
(siehe  Gottgetreu,  a.  a.  O.,  L,  S.  342). 

11.  Der  Gasbrennofen  von  C.  Nehse  (siehe  ebendaselbst  S.  347). 

12.  Der  verkürzte  Brennofen  von  Bührer  (siehe  ebendaselbst  S.  351). 
Femer  zum  Brennen  von  feineren  Thonwaaren  (Verblendem,  Chamotte- 

steinen,  Terracotten  u.  s.  w.) : 

13.  Der  Kammerofen  von  Rob.  Burghardtin  Merseburg  a.  S.  (mit  über- 
schlagender Flamme  und  oberem  Rauchabzug;  siehe  Bock,  a.  a.  O.,  S.  327). 

14.  Der  gekuppelte  Brennofen  von  C.  Kulmiz  in  Saarau  (aus  mehreren 


jL9ftiies  Capitel.  Die  künstlichen  Steine. 


21 J* 


feuerfesten  Thon),  bei  Magnesiagehalt    gelb    ist    und    dass    ein  Gehalt    an 

Uscnoxytl    und  Kalk    dco  Thon    bei    Schwachbrand    roth    bis  fleischroth» 

Haitbrand    gelblichweiss   bis    schwefelgelb,    bei  Klinkerung   gelbgrün    bis 

und    bei   vollständiger  Verglasung  sdiwar«    färbt    Man  ersieht  hieraus, 

der  Thon  je  nach  seiner  Zusammensetzung,  je  nadi  semen  physikalischen 

[Eigenschaften  und  je  nach  der    beim  Brennen    angewandten  Tempcrainr  aüe 

Farben  in  allen  Abstufungen  annehmen  kann. 

Gewöhnlich  jeigt  der  gebrannte  Thon  die  Farben  Gelb  und  Roth  in 
nigfaltigsten  Nuancen.  Bei  tadelloser  Waare  sind  diese  Farben  durch 
blasse  gleichmässig  vertheilt.  Zeigt  die  Oberfläche  der  Ziegel  u.  s,  w» 
edocb  eine  ganz  ungleichmässige  Färbung,  so  ist  dies  immer  ein  Zeichen 
von  fehlerhafter  Fabrikation.  Diese  Verschiedenheit  der  Farbe  kann  von  den 
'beim  Trocknen,  Schmauchen  und  Brennen  auf  die  Steinoberflächen  gelangten 
oder  aus  dem  Inneren  der  Thonmasse  herausgetretenen  fremden  Stoffen  her- 
^führen  oder  durch  äussere  Einflüsse  (Verwitterungen  u.  s,  w.)  auf  der  fertigen 
^Bll\raare  entstanden  sein* 

^"  Aber  nicht  nur   die  Beschaffenheit    der  Thonmasse,    sondeni    auch    die 

Bescha^ffenheit  des   beim  Brennen    benutzten  Heizstoffes    und    die  Zusammen - 
et£UDg  der  von  ihm  erzeugten  Gase  beeinflusst  die  Färbung  der  gebrannten 
Steine  in  hohem  Masse,    Die  Feuergase    enthalten  Kohlensäure,  Kohlenoxyd, 
Tasserdampf,  Kohlenwasserstoffe,  Wasserstoff,  Ammoniak,  Stickstoff  und  Saiier- 
itoflT  tmd  häufig    noch    (als    z.ufällige  Bestandtheile)   Schwefeldampf,  Schwefel- 
stoff,   Schwefelkohlenstoff   und    schwefUge    Säure,    namentlich    bei  Ver- 
rendoog    schwefelhaltiger    Steinkohle.     Dass    die    letzteren    Bestandtheile    bei 
Vorhandecisein  von  Kali  und  Natron    in    der  Thonmasse    den  berüchtigten 
l^fauerfrass  erzeugen  kötuien,  wurde  bereits  im  §  85  hervorgehoben. 

Darcb  die  oxydirenden  und  reducirenden  Einwirkungen    der  Feuergase, 

rie  durch  Flugasche  können,    wie   wir    bereits   wnederholt    in    den  vorher- 

^cndcti  Paragraphen  dieses  Werkes  bemerkt  haben,   Verfärbungeti  der  ver- 

^ledcnsten  Art  (z,  B.  Anflüge,  Ausblühungen,  rothe  und  rothbraune  Flecke, 

raue  und  braune  Ueberzüge  u,  s.  w.)    hervorgerufen    werden,    welche 

bei    hellgelben    Steinen    leicht   entstehen,    weil    dieselben    einen 

grOsscrai    Gehalt    an    Kalk    besitzen,    der    auf   die  Feuergase    stark    einwirkt 

ibcr  gerade  bei  diesen  hellen  Steinen   sind  derartige  Verfärbungen  sehr  un- 

nscht.  Bei  den  kalkärmeren,  durch  Eisenoxyd  roth  gefärbten  Thonen  ist 

Verfärbung  seltener;    sie    entsteht   hauptsächHch    durch  Aufsaugung  von 

^kalidiUnpfen  und  hierdurch  erzeugte  Sinterung  und  Verglasung  oder  durch 

von  schwarzem   Eisenoxydul-Silicat.  (Siehe  Zwick,  a.  a.   O.,  S.   540.) 

eil  Eiuwirkung  der  Feuergase    auf   die    in  Roihglut  sich  betnulenden 

Bvaarcn  entstehenden  Färbungen  hat  Seger  an  Thonen  von  verschiedener 

Eisctzung  untersucht  und  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchung  in  der 

'ieseitiingc   (1870,  S.  21)  verdffentUcht,  auf  die  hiermit  verwiesen 

Um    den   Thonwaaren    ein   gutes   Aussehen    zu   geben    und   sie    wider- 

ndsfähiger  gegen  Witterungseinfliisse  zu  machen,  versieht  man  sie  mit  einer 

lur. 

Die  einfachste  Glasur  (z.  B.  im  Thonröhren)   erzeugt    man  durch  Ein- 

von  Sab  in  den  glühenden  Ofen;   es   bilden   sich   dann  sofort  SaU- 

kfnpfr,    welche  auf  den  freien  Oberflächen    der  Thonwaaren    einen   dünnen, 


JM^ 


220 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


dichten,  harten,  mattglänzenden,  gelblichen  bis  bräunlichen,  unverwitterbaren 
Ueberzug  bilden.  Hierauf  schliesst  man  sämmtliche  Oeffnungen  des  Ofens, 
damit  die  glasirte  Waare  langsam  abkühlt;  bei  schneller  Abkühlung  würde 
die  Glasur  Risse  und  Sprünge  erhalten.  Lässt  man  durch  den  Ofen  während 
des  letzten  Theiles  der  Brennzeit  Luft  in  überschüssiger  Menge  ziehen,  so 
erhält  man  (nach  Gottgetreu)  eine  perlgraue  Glasur;  wirft  man  aber 
auf  die  Feuerungen  frische  Kohlen  auf  und  schliesst  man  sämmtliche  Schür- 
öffnungen des  Ofens,  bevor  die  Kohlen  vollständig  in  Glut  gerathen  sind,  so 
wird  auf  der  Oberfläche  des  Einsatzes  durch  Verwandlung  des  Eisenoxyds 
in  Eisenoxydul  und  unterstützt  von  den  Salzdämpfen  eine  mehrere  Millimeter 
tiefe  schwarze  Glasur  erzeugt. 

Dachziegel,  Fliesen  und  auch  gewöhnliche  Mauersteine  erhalten 
einen  grauen  bis  schwarzen  Ueberzug,  wenn  man  alle  Schürlöcher  des 
Ofens,  sobald  sich  derselbe  in  grösster  Glut  befindet  und  der  Einsatz  gar- 
gebrannt, beziehungsweise  gesintert  ist,  mit  möglichst  vielen,  belaubten  Erlen- 
zweigen, so  grün  und  feucht,  wie  sie  vom  Baum  kommen,  füllt  und  hierauf 
sofort  sämmtliche  Zug-  und  Schürlöcher  des  Ofens  schliesst.  Es  entsteht 
dann  ein  dichter  Qualm,  welcher  Holzkohle  in  den  Poren  der  glühenden  Waare 
ablagert,  und  gleichzeitig  findet  eine  Reduction  der  roth  färbenden  Eisenoxyd- 
verbindungen in  schwarzfärbende  Eisenoxydulverbindungen  statt,  durch  welche 
die  Schwarzfärbung  hervorgerufen  wird.  Sobald  Luft  in  den  Ofen  vor  seiner 
vollständigen  Abkühlung  von  aussen  eindringt,  verwandelt  sich  das  Eisen- 
oxydul wieder  in  Eisenoxyd,  es  verliert  der  Einsatz  seine  schwarze  Farbe  und 
erhält  ein  schmutziggraues  Aussehen.  Um  dies  zu  verhindern,  wird  entweder 
Wasser  in  feinen  Strahlen  in  den  Ofen  eingespritzt  oder  Wasserdampf  in  ihn 
geleitet. 

Die  Falzziegel  erhalten  ein  schieferähnliches  Aussehen,  wenn 
man  sie  in  dem  O.  Bock'schen  Blaudämpfungsofen  brennt,  den  die 
Figuren  168  und  169  im  Schnitt  und  Grundriss  darstellen.  Dieser  Ofen  be- 
sitzt an  jedem  Giebelende  je  zwei  Rostfeuerungen  und  wird  vollständig  dicht- 
schliessend  hergestellt,  um  ein  Eindringen    von    Luft   in    denselben    während 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  221 

Ueberzüge  schützen  zwar  die  Steine  gegen  das  Eindringen  von  Feuchtigkeit, 
werden  aber  bald  bei  Einwirkung  von  Sonnenstrahlen  unansehnlich  grau, 
auch  hängt  sich  an  sie  leicht  Staub  fest  an. 

Die  farblosen  Glasuren  theilt  man  ein  in: 

1.  Erdglasuren,  welche  sehr  strengflüssige,  durchsichtige,  aus  Kiesel- 
säure (Feuersteinpulver),  Thonerde  (Kaolin  oder  Porzellanscherben)  und 
Alkalien  bestehende  Massen  darstellen  und  gewöhnlich  erst  in  der  Hitze  des 
Garbrandes  der  Thonwaaren  schmelzen.  Man  benutzt  sie  hauptsächlich  zum 
Ueberziehen  von  Porzellan.  Da,3  Meissener  Porzellan  besitzt  eine  Glasur, 
welche  aus  37  Theilen  Quarz,  37  Theilen  Kaolin,  17*5  Theilen  Kalk  und 
8'5  Theilen  Porzellanscherben  besteht,  während  die  Glasur  des  Berliner 
Porzellans  aus  43  Theilen  Quarzsand,  31  Theilen  Kaolin,  14  Theilen  Gyps 
und  12  Theilen  Porzellanscherben  zusammengesetzt  ist.  Diese  Stoffe  werden 
fein  gemahlen  und  mit  Wasser  zu  einem  dünnen  Schlamm  angerührt;  in 
diese  Flüssigkeit  wird  das  Porzellan,  nachdem  es  schwach  gebrannt  und 
dadurch  fest  und  porös  geworden  ist,  eingetaucht;  hierbei  wird  ein  Theil 
des  Wassers  von  der  porösen  Masse  schnell  aufgesogen  und  es  bleibt  auf 
der  Oberfläche  des  Porzellans  das  Glasurmehl  in  einer  dünnen  und  gleich- 
massigen  Schicht  zurück.  Die  Erdglasuren  zeichnen  sich  durch  grosse  Härte, 
Glätte  und  Glanz,  sowie  auch  dadurch  aus,  dass  sie  sehr  fest  haften  und 
nicht  leicht  Risse  bekommen.  Für  feine  Fayence  wird  folgende  Glasur 
empfohlen:  48  Theile  Kaolin,  6  Theile  Porzellanmehl,  20  Theile  gebrannter 
weisser  Kies  und  6  Theile  Feldspath. 

2.  Bleiglasuren,  die  leichtflüssige,  durchsichtige,  bleihaltige  (auch 
borsäurehaltige)  Massen  darstellen  und  in  der  Regel  bei  einer  niedrigeren 
Temperatur,  als  zum  Garbrennen  der  Thonwaaren  erforderlich  ist,  zum 
Schmelzen  kommen.  Solche  Glasuren  werden  gewöhnlich  bei  gröberen  Thon- 
waaren (gewöhnlicher  Fayence,  Töpferwaaren  u.  s.  w.^  angewendet.  Ent^'eder 
bestäubt  man  die  frisch  geformte  und  noch  feuchte  Waare  mit  Bleiglätte 
oder  Mennige  oder  nur  mit  Bleiglanzpulver,  welche  das  Bleioxyd  geben, 
während  die  Thonwaare  die  zur  Bildung  der  Glasur  nothwendigen  Stoffe, 
Kieselsäure  und  Thonerde  liefert,  oder  man  bereitet  aus  den  Glasurstoffen 
und  Wasser  eine  dünnflüssige  Masse  und  giesst  dieselbe  auf  die  unporöse 
Thonwaare  mittelst  eines  hölzernen  Löff"els,  wobei  man  sie  durch  Schwenken 
gleichmässig  zu  vertheilen  sucht. 

Bewährt  haben  sich  folgende  Mischungen: 

a)  Für  gewöhnliche  Fayence:  77  Theile  Bleioxyd  und  23  Theile 
Zinnoxyd  oder  77  Theile  Bleioxyd  und  17  Theile  Zinnoxyd;  erstere  Mischung 
gicbt  eine  harte,  letztere  eine  weiche  Glasur;  von  ersterer  schmilzt  man 
45  Theile  mit  45  Theilen  Quarz,  2  Theilen  Mennige,  5  Theilen  Kochsalz  und 
3  Theilen  calcinirter  Soda,  von  letzterer  45  Theile  mit  3  Theilen  Soda  und 
7  Theilen  Kochsalz  zusammen.  (Nach  Mothes.) 

h)  Für  gewöhnliche  Töpferwaaren:  4  Theile  Bleiglätte,  1  Theil 
l.ehm  und  1  Theil  Sand, 

oder:  2  Theile  Bleiglätte,  4  Theile  Lehm  und  1  Theil  Sand, 

oder:  5  Theile  Zinkblende,  22  Theile  Glaubersalz  und  20  Theile  Sand. 

Ess-  und  Kochgeschirre  dürfen  keine  mit  Bleioxyd  übersättigten  Glasuren 
erhalten,  um  Bleivei]^tungen  vorzubeugen;  solche  Glasuren  geben  Bleioxyd 
an  Essig,  Fett  und  Salz  ab,  wenn  diese  Stoffe  längere  Zeit  in  den  Geschirren 


222 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


verbleiben.  Empfehlenswerther  sind  deshalb  für  derartige  Thonwaaren  ganz 
bleifreie  Glasuren,  die  man  aus  Wasserglas  (vergl.  §  250)  oder  aus  einer 
Mischung  aus  Calciumborax  und  Wasserglas  herstellt 

3.  Emailglasuren,  welche  leicht  schmelzen,  weiss  oder  gefärbt,  un 
durchsichtig  und  zinnoxydhaltig  sind  und  z.  B.  zum  Ueberziehen  von  Ofen- 
kacheln dienen.  Die  Kacheln  werden  vor  dem  Glasiren  auf  einem  sich  wag- 
recht drehenden  Sandstein  glatt  geschliffen  und  dann  mit  einem  dünnflüssigen, 
z.  B.  aus  23  Theilen  Bleioxyd,  15  Theilen  Zinnoxyd,  43  Theilen  Kieselerde, 
Vg  Theil  Eisenoxyd,  3  Theilen  Kalk  und  Wasser  bestehenden,  eine  weisse 
Glasur  liefernden  Gemenge  überzogen. 

4.  Erdalkaliglasuren  (Lüster),  welche  auf  Thonwaaren  einen  äusserst 
dünnen,  nebelartigen  Ueberzug  bilden.  Man  erhält  diese  Glasuren,  wenn  man 
(z.  B.  beim  Steinzeug)  die  Kapseln,  in  denen  die  Thonwaaren  gebrannt 
werden,  innen  mit  einem  Gemisch  von  Chlorcalcium,  Chlorblei  und  Thon 
überzieht  und  in  die  Kapseln  kleine  Gefässe  mit  gewissen  Metalloxyden 
(z.  B.  Kobaltoxyd)  stellt.  Beim  Brennen  verwandelt  sich  dann  das  Metall- 
oxyd in  Chlormetall,  dieses  verflüchtigt  und  bildet  auf  der  Thonwaare  einen 
hauchartigen  Ueberzug.  Oder  man  kleidet  die  Innenfläche  der  Kapseln  mit 
einem  Gemenge  von  60  Theilen  Kochsalz,  28  Theüen  Pottasche  und  5  Theüen 
Bleioxyd  aus;  dann  entwickeln  sich  beim  Brennen  aus  dem  Kochsalz  und 
Chlorblei  Dämpfe,  die  sich  auf  die  Thonwaaren  niederschlagen  und  eine  sehr 
dünne  Glasurschicht  bilden.  Auch  durch  das  oben  beschriebene  Verfahren, 
Salz  in  den  glühenden  Ofen  zu  streuen,  wird  eine  Lüsterglasur  erzeugt 

Für  Steinzeug  wird  auch  eine  Glasur  von  folgender  Zusammensetzung 
empfohlen:  61-8  (Go'l)"/,  Kieselsäure,  13*5  (13-7)7o  Kalk,  lO'S  (13-l)7o  Thon- 
erde,  IM   (7*2)%  Alkalien  und  0*8  (0-9)7o  Eisenoxyd. 

Eine  empfchlenswerthe  schwarzbraune  Glasur  (z.  B.  für  Dachziegel) 
besteht  nach  E.  Cramer  aus  58-87o  Kieselsäure,  S'L^Vo  Thonerde,  7*987o 
Eisenoxyd,  9-367o  Kalk,  ()-37o  Alkalien  (8-397o  Glühverlust).  Eine  voll- 
ständig schwarze  Glasur  wird  nach  Mothes  aus  einer  Mischung  von 
50  Gewichtstheilen  Bleierz,  3  Gewichtstheilen  Braunstein  und  */^ — 1  Gewichts- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  223 

Eisenpräparat,  eine  regenbogenfarbige  Glasur  durch  Verrühren  von 
Ammoniakgold  oder  blausaures  Gold,  Quecksilber,  Goldjodür  oder  Gold- 
tinctur  mit  Terpentinöl  zu  einem  Teig,  Trocknen  desselben,  Verreiben  mit 
Lavendelöl  und  Vermischung  von  1  Theil  des  Gemenges  mit  1 — 10  Theilen 
Flussmittel  und  Ueberziehen  der  Thonwaare  nach  erfolgter  Glasirung  mit 
Uranlösung.  Die  Thonwaaren  sind  vor  dem  Glasiren  zu  brennen,  um  sie  porös 
zu  machen  und  nach  dem  Glasiren  nochmals  zu  brennen,  damit  die  Glasur 
schmelze. 

Sollen  Thonwaaren  bronzirt  werden,  so  überstreicht  man  ihre  Ober- 
fläche, nachdem  sie  von  Staub  gereinigt  worden,  mit  Leim  und  trägt  die 
Bronze  färben  (siehe  §  265)  mit  trockenem  l^sel  auf  oder  man  fimisst 
die  Oberfläche  und  streut  auf  dieselbe  das  Farbpulver. 

Farbige  Dachziegel  erhält  man  nach  Gottgetreu  durch  Herstellung 
der  Platten  aus  3  Theilen  gewöhnlichem,  sich  roth  brennenden  Thon,  1  Theil 
kalkiger  Lette  und  1  Theil  Quarzsand  und  Ueberziehen  der  getrockneten  und 
stark  gebrannten  Waare  mit  einer  Glasurmasse  aus  5  kg  Villacher  Blei  und 
O'O  kg  Bankazinn,  die  in  Töpfen  zu  Asche  calcinirt  werden ;  diese  Glasur 
wird  durch  nochmaliges  starkes  Brennen  der  Ziegel  zum  Schmelzen  gebracht. 

Als  Grund  für  farbige  Glasuren  empfiehlt  Gottgetreu  (Bd.  I,  S.  385) 
eine  Mischung  aus  5*5  kg  Blei-  und  Zinnasche,  2  kg  reinem  Quarzsand,  1  kg 
Porzellanerde,  1'5  kg  Kochsalz,  1  kg  weissem  Glas,  1  kg  kohlensaurem  Kali 
und  0'5  kg  Salpeter,  welche  in  Schmelztiegcln,  die  vorher  mit  einem  Gemenge 
von  1  Theil  Kalk  und  2  Theilen  Quarz  und  Wasser  ausgegossen  wurden, 
im  Ofen  zu  Glas  geschmolzen,  dann  im  kalten  Wasser  abgelöscht,  zerstossen 
und  fein  gemahlen  >vird.  Diese  Glasur  besitzt  eine  weisse  Farbe.  Um  nun 
eine  blaue  Glasur  zu  erhalten,  benutzt  man  ein  Gemenge  von  3  kg  dieser 
Glasur,  0125  ^^  Kobalt  und  einer  Spur  von  Braunstein;  eine  grüne  Glasur 
erhält  man  aus  einer  Mischung  von  3^^  der  weissen  Glasur,  Ol 25^^  Smalte 
und  etwas  Kupferasche,  eine  gelbe  aus  einem  Gemenge  von  1*5^^  weisser 
Glasur  und  0*125  kg  schwarzgebranntem  Antimon,  eine  braune  aus  einer 
Mischung  von  ^kg  weisser  Glasur  und  Ol  kg  Braunstein.  Alle  diese  Gemenge 
werden  auf  der  Glasurmühle  aufs  Feinste  gemahlen  und  mit  Wasser  zu  einem 
dünnflüssigen  Teig  angerührt.  Man  benutzt  sie  zum  Ueberziehen  von  Dach- 
ziegeln und  Backsteinen. 

Fussbodenplatten  können  nicht  glasirt  werden,  weil  der  Platten- 
belag zu  glatt  und  die  Glasur  leicht  rissig  werden  würde.  Um  eine  farbige 
Oberfläche  zu  erhalten,  werden  die  Conturen  des  gewünschten  Musters  mittelst 
Pressen  einige  Millimeter  tief  auf  die  Platte  eingedrückt,  wie  dies  im  g  89 
näher  beschrieben  wurde,  oder  nur  eingeritzt,  dann  wird  die  Platte  gebrannt, 
hierauf  die  farbige  Glasur  in  die  Vcrtiefungcti  eingebracht  und  endlich  die 
Matte  behufs  Schmelzung  der  Glasur  nochmals  gebrannt.  Oder  man  stellt 
die  Platten,  wie  dies  bei  der  Herstellung  der  berühmten  Mettlachcr  Fliesen 
der  Fall  ist  (vergl.  §  89),  aus  zwei  Schichten  her,  einer  dünnen,  aus  ge- 
färbtem Thon  und  einer  dicken,  aus  einfarbigem  'l'hon ;  beide  Thonmasseti 
müssen  dasselbe  Schwindmass  und  den  gleichen  Sinterungsgrad  besitzen,  was 
durch  richtig  gewählten  Zusatz  geeigneter  Sinterungsmittel  erreicht  wird. 
Zum  Färben  der  Oberfläche  verwendet  man  nach  Gottgetreu  (Bd.  I,  S.  390): 

Zu  Dunkelbraun:  '/^  rothe  Thonerde  und  ^4  Fisenocker  (sogenanntes 
Wiesenerz) ; 


224 


Erster  TheiL  Die  Hauptstoffe. 


zu  Schwarz:  ^5  rothe  Thonerde  und  '/^  Eisenocker; 

zu  Grün:  Vj  weisse  Thonerde  und  Ys  Chromgrün  (Chromalaun); 

zu  Roth:    75  weisse  Thonerde  und  *L  Caput  mortuum  (Todtenkopf ) ; 

zu  Gelb:  '/g  weisse  Thonerde  und  75  Uranoxyd. 

Diese  Mischungen  werden  ebenfalls  auf  der  Glasurmühle  zu  Staub  ge- 
mahlen und  mit  Wasser  angerührt;  sobald  letzteres  wieder  verdunstet  ist, 
wird  die  Masse  vor  dem  Gebrauche  tüchtig  durcheinander  gemengt. 

In  ähnlicher  Weise  färbt  man  Dachziegel,  indem  man  sie  mit 
einem  Gemenge  von  ^/j  geschlämmter  Thonerde  und  Ys  Eisenocker  in  luft- 
trockenem Zustande  überzieht  und  dann  brennt.  Solche  Anstriche  sollen  nach 
Gottgetreu  den  Ziegeln  ein  gutes  Aussehen  verleihen  und  sie  sehr  wider- 
standsfähig gegen  Verwitterung  machen. 

Näheres  über  das  Färben  und  Glasiren  von  Thonwaaren  findet  man 
in  dem  von  uns  zu  vorstehenden  Mittheilungen  mitbenutzten  Werke :  »Hand- 
buch der  chemischen  Technologie«  von  Dr.  Ferdinand  Fischer  (1893, 
S.  777  ff.). 

§  94.  'Die  verschiedenen  Thonwaaren.*) 

Eintheilung.  Man  kann  die  Thonwaaren  unterscheiden  in  dichte 
und  poröse.  Die  dichten  zeigen  eine  durch  Scharf brand  erzeugte,  halbver- 
glaste Masse  (Scherben),  deren  Bruchfläche  glasartig  erscheint,  und  die  wasser- 
undurchlässig, durchscheinend  und  so  hart  ist,  dass  sie  am  Stahl  Funken 
giebt  und  von  einer  Feile  gar  nicht  oder  doch  nur  sehr  schwer  angegriffen 
wird.  Die  porösen  Thonwaaren,  welche  bei  einer  geringeren  Hitze  gebrannt 
sind,  besitzen  eine  unverglaste,  zerreibliche  Masse,  deren  Bruchfläche  erdig 
erscheint  und  die  in  unglasirtem  Zustande  an  der  Zunge  klebt,  also  für 
Flüssigkeiten  durchlässig  ist  und  keine  grosse  Härte  besitzt 

A.  Dichte  Thonwaaren. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  225 

Feldspath  und  25%  Quarz).  Die  Porzellanmasse  besitzt  eine  ausserordentliche 
Plasticität,  d.  h.  die  Fähigkeit,  in  feuchtem  Zustande  in  jede  beliebige  Gestalt 
gebracht  werden  zu  können,  die  nach  dem  Erhärten  durch  den  Brand  er- 
halten bleibt.  Sie  stellt  den  edelsten  Stoff  der  keramischen  Kunst  dar. 

Herstellung.  Die  Porzellanwaaren  kreisförmigen  Querschnittes  werden 
auf  der  Töpferdrehscheibe,  alle  übrigen  in  Gypsformen  geformt,  und  zwar  ver- 
wendet man  entweder  nur  wenig  angefeuchtetes  Porzellanmassepulver  (mit 
7 — 12%  Wasser)  und  presst  dasselbe  mittelst  Halbtrockenpressen  in  die 
Form  hmein,  oder  man  benutzt  eine  breiartige  Masse,  die  man  in  die  Formen 
giesst.  Blumen,  Verzierungen  u.  s.  w.  werden  aus  freier  Hand  mit  Hilfe  des 
Bossirgrüfels  hergestellt,  Henkel  besonders  gepresst  und  später  mit  dünnem 
Porzellanbrei,  sogenanntem  Schlick  er,  angesetzt.  Figuren  werden  aus  vielen 
einzelnen  gegossenen  und  gepressten  Stücken  hergestellt,  die  später  auf  das 
Sorgfältigste  mit  Schlicker  aneinander  geklebt  werden.  Die  geformte,  an  der 
Luft  getrocknete  Masse  wird  zunächst  bei  einer  Temperatur  von  circa  1000^  C, 
gebrannt  (verglüht),  um  alles  Wasser  auszutreiben,  dann  wird  der  dadurch 
gewonnene  poröse  und  feste  Scherben,  der  im  Stande  ist,  Flüssigkeiten  auf- 
zusaugen, ohne  dabei  zu  erweichen,  glasirt  und  endlich  in  Oefen  geeigneter 
Construction  (z.  B.  in  dem  in  Fig.  164  abgebildeten  Mendheim'schen  Gas- 
kammerofen  oder  in  runden  Etagenöfen  mit  Holz-  oder  Steinkohlenfeuerung) 
in  feuerfesten  Thonkapseln  innerhalb  12  Stunden  gar  gebrannt,  wozu  eine 
hohe  Temperatur  (1600 — 2000^  C.)  erforderlich  ist.  Beim  Brennen  schwindet 
die  Porzellanmasse  um  8 — 25 7o  ^"^  umso  weniger,  je  mehr  ihr  Quarz 
zugesetzt  wird.  Häuüg  ist  noch  ein  Nacharbeiten  durch  Schleifen  und  Poliren 
nothwendig,  um  Unebenheiten,  in  der  Glasur  festgebrannte  Kömchen  aus  der 
Kapselmasse  u.  s.  w.  zu  beseitigen.  Der  Garbrand  hat  zweimal  zu  erfolgen; 
weil  beim  ersten  diejenigen  Stellen,  auf  denen  das  Stück  ruht,  roh  bleiben. 
Die  zum  Garbrand  nöthige  Hitze  ist  im  Brennofen  erreicht,  wenn  kleine, 
vor  den  Kapseln  aufgestellte  Quarzkegel  zu  schmelzen  beginnen. 

Eigenschaften.  Das  echte  Porzellan  besitzt  eine  gleichmässig  ge- 
flossene, durchscheinende,  weisse,  hellklingende,  strengflüssige,  stahlharte  Masse 
mit  starkglänzender,  bleifreier,  harter  Glasur.  Seine  Widerstandsfähigkeit  gegen 
schroffen  Temperaturwechsel  ist  nicht  gross,  denn  es  zerspringt  leicht,  wenn 
es  stark  erhitzt  und  dann  schnell  abgekühlt  wird.  Es  verleiht  der  decorativen 
Malerei  einen  eigenthümlichen  Farbenschmelz. 

Bemalen.  Zum  Bemalen  des  Porzellans  werden  entweder  sogenannte 
Scharffeuerfarben  benutzt,  d.  h.  färbende  Metalloxyde  von  mindestens 
solcher  Feuerbeständigkeit,  dass  sie  der  Hitze  des  (iarbrandes  ohne  Schaden 
ausgesetzt  werden  können,  oder  sogenannte  Muffel  färben  verwendet,  welche 
diese  Feuerbeständigkeit  nicht  besitzen.  Erstere  werden  auf  das  Porzellan 
vor  seinem  Glasiren  aufgetragen  und  mit  der  Glasur  beim  Garbrand  innig 
verschmolzen,  so  dass  sie  nur  mit  dieser  zugleich  zerstört  werden  können, 
während  die  Muffelfarben  sich  über  der  Glasur  befinden,  also  erhaben  er- 
scheinen und  daher  einer  ziemlich  schnellen  Abnutzung  unterworfen  sind. 
Die  Muflfelfarben  werden  bei  massiger  Hitze  unter  Benutzung  von  sogenannten 
Muffeln  aus  feuerfestem  Thon  mit  grösserem  Zusätze  von  gemahlenen 
Porzellankapselscherben  im  Muffelofen  bei  einer  Temperatur  von  etwa 
HOO*^  C.  eingebrannt  Zu  ihnen  gehören  alle  weichen  Bleigläser.  Naturgcmäss 
gicbt  CS  nur  wenige  Metalloxyde,  welche  als  Scharffeuerfarben  benutzt  werden 

K  r  Q  c  e  r,  Handboch  der  Baiutofnehrr .  1 T) 


226 


Erster  Theil.  Die  HauptstoflFe. 


können,  nämlich  nur:  Uranoxyd  (schwarz),  Kobaltoxyd  (blau;  Meissener 
Zwiebelmuster),  Chromoxyd  (grün),  Mangan-  und  Eisenoxyd  (braun  und 
schwarz),  Titanoxyd  (gelb),  Nickeloxyd  (olivengrün),  Gold  (rosa),  Iridium  und 
Platinoxyd  (schwarz  und  grau).  Diese  Stoffe  werden  fein  gemahlen,  mit  einem 
geeigneten  Bindemittel  (meistens  Terpentinöl)  versetzt  und  mittelst  Malerpinsel 
auf  die  Porzellanwaare  aufgetragen.  Einige  dieser  Farbstoffe  erlangen  erst 
die  gewünschte  Farbe  beim  Zusammenschmelzen  mit  dem  Flussmittel,  andere 
bei  durch  Fritten  erzeugtes  Halbverglasen  vor  ihrer  Verwendung. 

Abarten.  Lässt  man  das  echte  Porzellan  unglasirt,  so  erhält  man 
das  sogenannte  Statuenporzellan  oder  Bisquit,  ein  matt  aussehendes,  halb- 
glasiges, bis  zum  vollständigen  Fritten  gebranntes,  oberflächlich  rauhes  Por- 
zellan, das  zu  Kunstgegenständen  mannigfacher  Art  (z.  B.  Schalen,  Vasen, 
Statuen)  Verwendung  findet  und  sich  durch  eine  ungemein  grosse  Härte  und 
Festigkeit  auszeichnet.  Nach  Dr.  Michaelis  beträgt  die  Druckfestigkeit 
4364—13.933  (!)  kg,  die  Zugfestigkeit  227—266^^  pro  cm\  Ein  PorzeUan 
von  grösserem  Durchscheinen  und  elfenbeinartiger  Farbe  ist  das  von  Pro- 
fessor Seger  erfundene  und  in  der  königlichen  Porzellanmanufactur  zu  Berlin 
dargestellte  sogenannte  Seger-Porzellan.  Dasselbe  kann  mit  einer  leicht- 
flüssigeren Glasur  versehen  werden  und  erfordert  zu  seinem  Garbrande  eine 
geringere  Hitze,  so  dass  die  Zahl  der  für  das  Bemalen  dieses  Porzellans 
verwendbaren  Scharffeuerfarben  eine  weit  grössere  ist  als  beim  Hartporzellan. 
Aus  diesem  Porzellan  werden  nicht  nur  die  schönsten  Ziergefasse  mit  den 
herrlichsten  Farben  hergestellt,  sondern  auch  1  cm  dicke,  vollständig  gefrittete 
Fliesen  mit  teppichartig  rauher  Oberfläche.  Das  Seger-Porzellan  hat  Aehn- 
lichkeit  mit  dem  japanischen  und  steht  mit  diesem  sowie  mit  dem  chine- 
sischen  Porzellan   in   der   Mitte   zwischen   dem  Hart-  und  Weichporzellan. 


2.  Weiches  PorzeUan  {leichtflüssiges  Friiten-,    Glas-,  Shtres-Porullan),  Mit  vor- 
liegendem Quarz-  und  Feldspathgehalt. 

Man  unterscheidet: 


Zweites  CapiteU  Die  künstlichen  Steine.  227 

kalien.  Dieses  Gemenge  wird  in  Kapseln  gebrannt,  dann  glasirt  und  hierauf 
zum  zweiten  Male  gebrannt.  Die  Glasur  besteht  nach  F.  Fischer  aus  Comish- 
stone,  Kreide,  Feuerstein,  Borax  und  Bleioxyd.  Das  englische  Porzellan  besitzt 
eine  geringere  Haltbarkeit  als  echtes  Porzellan  und  ist  weicher  wie  dieses; 
seine  leichtflüssige  Glasur  wird  leicht  rissig;  seine  Masse  ist  aber  weit 
plastischer  und  verzieht  sich  weniger,  weil  die  Brenntemperatur  eine  niedrigere 
sein  kann;  es  kann  daher  die  Scherbenstärke  schwächer  gewählt  werden. 
Hauptverwendung  zu  Geschirren. 

c)  Parisches  Porzellan  (Parian),  ein  dem  englischen  ähnliches  Por- 
zellan von  sehr  verschiedener  Zusammensetzung,  das  jedoch  ein  strengflüssigeres 
Flussmittel  in  geringerer  Menge  und  Kieselsäure  in  grösserer  Menge  enthält 
und  bisweilen  phosphorsauren  Kalk  oder  kieselsauren  Baryt  oder  nur  Kaolin 
oder  Thon  und  Feldspath  besitzt.  Diese  Masse  erhält  keine  Glasur  und  dient 
hauptsächlich  zur  Herstellung  von  kleinen  Statuen.  Sie  besitzt  eine  wachs- 
artige, schwach  fettglänzende,  gelbUche  Oberfläche. 

d)  Carrara,  ein  etwas  schwächer  als  Parian  durchscheinendes,  aber 
weisseres  Porzellan,  welches  den  Uebergang  von  Parian  zum  Steinzeug  bildet. 
Aus  seiner  mit  Salzsäure  gereinigten  und  mit  Knochenasche  vermischten 
Masse  (Feldspathpulver)  fertigt  man  Porzellan  knöpfe,  die  durch  Pressen 
verziert  und  durch  Zusatz  von  Metalloxyden  gefärbt  werden. 

5.  Sieinzeug  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  weiter  unten  beschriebenen 

Steingut). 

Diese  Thonwaare  stellt  eine  dichte,  klingende,  feinkörnige,  wasser- 
undurchlässige (nicht  an  der  Zunge  klebende),  halb  verglaste,  an  den  Kanten 
nur  wenig  oder  auch  gar  nicht  durchscheinende,  gegen  Temperaturwechsel 
recht  empfindliche,  jedoch  recht  feste  und  gegen  Einwirkung  von  Säuren  u.  s.  w. 
widerstandsfähige  Masse  dar.  Diese  Masse  besitzt  eine  grosse  Bildsamkeit, 
so  dass  man  aus  ihr  verschiedenartig  geformte  Gegenstände  grösseren  Um- 
fanges  herstellen  kann.  Sie  wird  zunächst  in  Kapseln  scharf  gebrannt,  dann 
giasirt  und  endlich  nochmals  bis  zum  Schmelzen  der  Glasur  gebrannt,  wozu 
nur  eine  massige  Hitze  erforderlich  ist. 

Man  unterscheidet: 

d)  Feines,  weisses  Steinzeug  (unechtes  Porzellan),  das  sich  vom 
echten  Porzellan  durch  den  Mangel  an  Durchscheinen  unterscheidet.  Man 
stellt  dasselbe  aus  plastischem,  sich  weiss  brennenden,  wenig  feuerbeständigen 
Thon  und  Kaolin  und  einem,  gewöhnlich  mehr  als  die  Hälfte  des  Gewichtes 
der  Masse  betragenden  Flussmittel  aus  Feuerstein  und  Comishstone  her,  so 
dass  zum  Brennen  eine  niedrigere  Temperatur  ausreicht.  Die  Glasur  ist  durch- 
sichtig und  enthält  Bleioxyd  und  Borax  (vergl.  §  93).  Hauptverwendung  zu 
Geschirren. 

b)  Weisses  oder  gefärbtes,  unglasirtes  Steinzeui?  (Wed^ewood), 
aus  plastischem,  eisenfreiem,  wenig  feuerbeständigem  Thon,  Kaolin,  Feuerstein 
und  Comishstone.  Auch  bei  dieser  Masse  beträgt  das  Flussmittel  mehr  als  die 
Hälfte  des  Gewichtes  der  ganzen  Masse.  Dieses  Steinzeug  ist  leichtflüssiger  als 
echtes  Porzellan  und  erfordert  daher  zum  Garbrand  eine  geringere  Hitze.  Oft 
wird  dasselbe  durch  einen  Zusatz  von  sehr  kleinen  Mengeti  starkförbender 
Metalloxyde  gefärbt,  und  zwar  enti^-eder  in  der  ganzen  Masse,  wobei  man  dann 

15» 


^28 


Erster  Theil.  Die  Hauptstofie. 


bisweilen  farblose  oder  gefärbte  Verzierungen  auf  der  Oberfläche  herstellt 
oder  nur  oberflächlich,  indem  man  den  Gegenstand  mit  einem  dünnen 
Ueberzug  aus  einem  dicken  Schlamm  farbigen,  besonders  blaugrünen  Thones 
versieht,  denselben  trocknet  und  die  Oberfläche  abdreht.  Um  braunes  Stein- 
zeug zu  erhalten,  setzt  man  dem  Gemenge  als  Flussmittel  Ocker  und  Braun- 
stein zu. 

Zu  dieser  Steinzeugart  gehören: 

a)  Bamboo,  röhr-  oder  strohfarbig; 

ß)  Aegyptian,  schwarz; 

7)  Basaltgut,  aus  eisenhaltigem  Thon,  Feuerstein,  Gyps  und  Braun- 
stein; ohne  Glasur,  dauerhaft,  sehr  hart  und  sehr  politurfähig; 

8)  Jaspis,  feinweiss,  durch  Metalloxyde  gefärbt;  dient  zu  Lampen, 
Medaillons  u.  s.  w.; 

e)  Chromolith,  dem  Aegyptian  ähnlich. 

c)  Gemeines  (ordinäres)  Steinzeug,  aus  plastischem,  eisenhaltigem 
Thon  ohne  Zusatz  von  Flussmittebi,  jedoch  mit  Beimengungen  von  Sand  oder 
gemahlenen  Scherben  gebrannten  Steinzeuges,  um  ein  starkes  Schwinden  der 
Waare  beim  Garbrand  zu  verhüten.  Dieses  Steinzeug  hat  eine  graue,  gelbliche, 
röthliche  oder  bläuliche  Farbe.  Sein  Rohstoff  wird  nicht  geschlämmt,  sondern 
nur  eingesumpft  und  das  Gemenge  im  Kasseler  Ziegelflammofen  u.  s.  w.  ge- 
brannt und  mit  Salzglasur  (durch  Einwerfen  von  Kochsalz  in  den  glühenden 
Brennofen)  versehen  (vergl.  §  93).  Ordinäres  Steinzeug  besitzt  eine  grosse 
Härte  und  Widerstandsfähigkeit  gegen  Abnutzung,  und  da  auch  seine 
Festigkeit  eine  sehr  hohe  ist,  so  eignet  es  sich  vorzüglich  zur  Herstellung 
von  Röhren  für  Abort-,  Canal-  und  Dunstleitungen,  von  Schomsteinaufsätzen, 
Aborts-  und  Ausgussbecken,  Fliesen  für  Bürgersteige  und  zu  Wandbeklei- 
dungen, Falzziegeln,  Abdeckplatten  für  Kamine  und  freistehende  Mauern  u.  s.  w., 
ausserdem  wegen  seiner  grossen  Widerstandsfähigkeit  gegen  Säuren  u.  s.  w. 
zu  chemischen  Apparaten,  zu  Säure-  und  Mineralwasserkrügen  u.  s.  w.,  sodann 
stellt  man  aus  ordinärem  Steinzeug  Geschirre  aller  Art  her,  fertigt  aus  ihm 
Wassertröge  (englische  Filter)  u.  a.  m. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  221) 

(bis  zu  15  Atmosphären)  und  werden  von  Mineralsäuren  und  Ammoniak  nur 
wenig  angegriffen,  wenn  ihre  Thonmasse  weder  Schwefelkies  noch  Schwefel- 
eisen enthält. 

Steinzeug  fliesen  werden  aus  einem  Gemenge  von  Pfeifen  thon  und 
Kies  hergestellt  und  erhalten  eine  Salzglasur;  sie  sind  wenig  frostbeständig 
und  können  einen  schroffen  Temperaturwechsel  nicht  ertragen ;  bei  schneller 
Abkühlung  zerspringen  sie. 

£/)Terralith  und  Siderolith.  Diese  aus  weissem  oder  gefärbtem 
Thon  gefertigten,  scharf  gebrannten,  bemalten  und  mit  starkem  Bemstein- 
fimiss  oder  auch  gefärbtem  oder  bronzirtem  Fimiss  lackirten  und  unglasirten 
Thonwaaren  bilden  den  Uebergang  vom  Steinzeug  zu  den  porösen  Thon- 
waaren.  Man  fabricirt  Terralith  und  Siderolith  inMettlach  (Villeroy  &  Boch), 
im  Thüringerwald,  in  Dresden,  in  Mainz,  im  nördlichen  Böhmen  u.  s.  w. 

4*  Klinker. 

Unter  Klinker  versteht  man  die  bis  zur  durchgehenden  Verglasung 
(Versinterung),  also  sehr  scharf  gebrannten,  unglasirten  Mauersteine  aus  farbig 
gebranntem,  leicht  sinterndem  (z.  B.  glimmerhaltigem)  Thon  oder  aus  *^  Theilen 
kalkigem,  schmelzbarem  Thon  und  1  Theil  Quarzsand.  Man  bezeichnet  aber 
auch  mit  Klinkern  die  beim  Brennen  von  gewöhnlichen  Mauersteinen  sich 
ergebenden,  besonders  scharf  gebrannten  Ziegel,  welche  in  der  Nähe  der 
Feuerungen  gestanden  haben  und  somit  der  grössten  Hitze  ausgesetzt  waren. 
Kennzeichen  der  Güte.  Die  Klinker  müssen  eine  grosse  Härte  und 
Dichtigkeit  haben  und  völlig  wasserundurchlässig  sein,  sie  dürfen  keine  Blasen 
oder  Risse  besitzen  und  nicht  krumme  oder  windschiefe  Flächen  zeigen,  sie 
müssen  ohne  grossen  Eisengehalt  sein  (weil  sie  sonst  zu  spröde  werden  und 
eine  schlackenartige  Verbindung  zeigen),  auch  ohne  Kalk-  oder  Feuerstein- 
knollen über  Erbsengrösse  (weil  dieselben  beim  Scharfbrand  Blasen  und 
Sprünge  erzeugen);  endlich  sollen  sie  möglichst  kantige  Formen  haben. 

Format.  Die  Klinker  werden  entweder  im  deutschen  Normalformat 
(25  X  12  X  6-5  fwi)  oder  kleiner  (z.  B.  21  X  10  X  h'b—^cm)  hergestellt. 
In  Berlin  und  Umgegend  verwendet  man  zumeist  Klinker  von  24  f/«  Länge, 
11*5  r»  Breite  und  5*5  cm  Dicke,  in  Oldenburg  solche  von  22 — 23  cm  Länge, 
10*5 — Wo  cm  Breite  und  b'ö  cm  Dicke. 

Aus  der  gleichen  Masse  werden  auch  Trottoirplatten,  Flursteine,  EstriCh- 
plattcn,  Rand-  oder  Bordsteine  u.  s.  w.  gefertigt. 

Einige  gebräuchliche  Formen  und  Abmessungen  sind  nach  dem  »Hand- 
buch der  Architekturc  (Abth.  I,  Bd.  I,  S.  97)  folgende: 

Trottoirplatten:  5*6 — T  cm  dick,  20  cm  lang  und  20  fw  breit,  scharf- 
kantig oder  abgefast;  Gewicht:  40,  4*8  und  b'bkf!. 

Flur-  oder  Einfahrtsplatten:  6 — 1cm  dick,  20cm  lang  und  20  cm 
breit,  viertheilig  oder  in  concentrischen  Ringen,  gerieft  und  abgefast;  Ge- 
wicht: 4-8— 5-5  Xf^. 

Stallsteine:  7 — ^cm  dick,  10  cm  breit  und  20  cm  lang,  abgefast; 
Gewicht:  %'2kg. 

Strassenpflastersteine:  leichte  und  schwere,  10 — \b  cm  dick,  10  rw 
brdt  und  20 r«  lang,  abgefast;  Gewicht:  42 — 6'2 kg, 

Randsteine  zu  Trottoireinfassungen:  12  ^/w  dick,  1 8  fw  breit  und 
Alm  lang;  Gewicht:  22^. 


230 


Erster  Theil.  Die  Hauptetoffe. 


Festigkeit.  Nach  der  Classification  durch  den  Verband  deutscher 
Architekten-  und  Ingenieurvereine  soll  die  Minimal druckfestigkeit  der  Klinker 
bei  erster  Qualität  200  kg,  bei  zweiter  Qualität  160  kg  für  das  Quadratcenti- 
meter  betragen.  Bauschinger  fand  die  Maxi  mal  druckfestigkeit  der  Gross- 
Hesseloher  Klinker  zu  1^  kg  für  das  Quadratcentimeter.  Im  Durchschnitt 
nimmt  man  die  Maximaldruckfestigkeit  zu  300 — 500  kg  für  das  Quadrat- 
centimeter an. 

Specifisches  Gewicht:   1-52— 229. 

Verwendung:  Zu  Strassenpflasterungen  (namentlich  in  Oldenburg,  der 
Provinz  Hannover  und  in  Holland),  zum  Befestigen  der  Bürgersteige,  zu 
Pflastenmgen  von  Einfahrten,  Höfen  und  Ställen,  zu  Wasserbauten  (ihrer 
Wasserundurchlässigkeit  wegen),  zu  Rinnen  und  flachen  Schüsseln  für  den 
Ausguss  der  Gossen,  zu  Brunnenkränzen  u.  s.  w.  Die  feineren  Thonfliesen 
sind  weiter  unten  beschrieben. 


B.  Poröse  Thonwaaren. 

Zu  diesen  rechnet  man  die  Fayence  (Steingut),  die  ordinäre  Töpfer- 
waare,  die  gewöhnlichen  Mauersteine  und  Verblender  (Hohlsteine,  poröse 
Steine  u.  s.  w.),  die  Dachziegel,   die  Terracotten   und   die  feuerfesten  Steine. 

/.  Fayence  {Steingut ,  Majolika), 

Die  aus  plastischem  Thon,  oft  mit  einem  geringen  Zusatz  von  gewöhn- 
lichem Töpferthon,  zuweilen  auch  mit  Beimengungen  von  Kreide,  Quarzsand, 
Glasfritte,  Gyps,  Knochenasche  u.  s.  w.  versehene  Masse  ist  dichterdig,  nicht 
durchscheinend,  nicht  wasserundurchlässig  (an  der  Zunge  klebend),  zum  Theü 
feuerbeständig  oder  doch  wenigstens  sehr  schwer  schmelzbar,  zum  Theil  jedoch 
schon  bei  massiger  Hitze  brennbar.  Sie  erhält  eine  durchsichtige  oder  un- 
durchsichtige Bleiglasur.  Diese  Glasur  besitzt  den  Nachtheil,  dass  sie  leicht 
Risse  bekommt,  sich  durch  ein  Messer  ritzen  lässt  und  bisweilen  abblättert; 
in    die  Risse   vermögen   dann   gefärbte  Flüssigkeiten   und  Fette   einzuziehen, 


Zweites  Capilel.  Die  künstlichen  Steine.  231 

Berührung  durch  feinspitzige  Thonpinnen  verhütet.  Die  feine  Fayence  wird 
stark  gebrannt,  dann  bemalt  oder  bedruckt,  hierauf  glasirt  und  endlich  noch- 
mals schwach  gebrannt  behufs  Schmelzung  der  Glasur. 

6)  Ordinäre,   emaillirte   Fayence   (Steingut).   T3ie   Masse   besteht 
aus  einem  plastischen  Thon  mit  2 — 47o  Eisengehalt  und  Mergel  oder  Quarz- 
sand oder  aus  gewöhnlichem  Töpferthon  mit  diesen  Zusätzen  oder  auch  aus 
Thonmergel  und  wird  bei  einer  so  schwachen  Hitze  gebrannt,  dass  eine  Zer- 
setzung des  im  Mergel  vorhandenen  kohlensauren  Kalkes  nicht  eintreten  und 
nur  ein  Thdl  der  Kohlensäure  entweichen    kann.    Demgcmäss  besitzt  dieses 
Steingut    noch  Kalk    (circa  15 — 25%)    und   braust,    mit  Säuren   Übergossen, 
auf,    wodurch   man    es    leicht  von  anderen  Thonwaaren    unterscheiden  kann. 
Die  ordinäre  Fayence  hat  ein  lockeres,   erdiges  Gefüge  und  eine  durch  den 
Eisengehalt  hervorgerufene  stark  gelbe  Farbe;   sie    besitzt   nur   eine   geringe 
Festigkeit   und    erhält   beim  Erhitzen    leicht  Sprünge,    so    dass   sie   zur  Her- 
stellung von  Kochgeschirren    nicht   verwendet   werden    kann.    Die   unschöne 
Farbe  des  Steingutes  wird    durch    eine   undurchsichtige,   weisse   oder   durch 
Metalloxyde  gefärbte  Glasur  (Email)   verdeckt.   Diese  Glasur  besteht  zumeist 
aus  einer  Mischung   von  Sand,  Aescher  (Gemenge   von  Zinn-  und  Bleioxyd) 
und  Kochsalz  oder  Soda.  Bessere  Steingutgefässe  werden  auf  der  Innenfläche 
mit  einer  aus  40  Theilen  weissem  Thon,  15  Theilen  feinem  Kies,  15  Theilen 
feingemahlenen  Porzellanscherben  mit  20  'l'heilen  Feldspathpulver  bestehenden 
Angussmasse  überzogen  und  erhalten  auf  der  Ausscnfläche   nur  eine  braune 
Glasur.  Letztere  wird  aufgetragen,   wenn    das  Gefäss   beim  Trocknen  Leder- 
harte angenommen  hat,  und  die  Innenfläche   weiss   ausgegossen,   sobald   die 
Äussenglasur   getrocknet   ist.    Hierauf   wird    das  Steingut   verglüht   (schwach 
gebrannt)  und  dann  die  Innenfläche,    sowie    der   obere  Rand   mit    einer  aus 
11  Theilen    Feldspath,    15   Theilen    gebranntem    Kies,    II  Theilen   Porzellan- 
scherben, 9  Theilen  kohlensaurem  Kalk  und  ;V5  Theilen  gebranntem  Kaolin 
bestehenden  Ghisur  versehen.  Dann  wird  die  Waare  in  Kapseln  zum  zweiten 
Male  gebrannt.    (Siehe  Dr.  F.  Fischer,  a.  a.  O.,    S.  805.)    Der   Boden    der 
Steingutgefässe   bleibt    unglasirt.    Eine    billige    porzellanähnliche    Waare    mit 
hrauner   Aussenglasur   erhält   man    nach   Fischer   aus    einem  Gemenge  von 
4h  Theilen  Kaolin,  ö  Theilen  Porzellanmehl,  20  Theilen  gebranntem  weissen 
Kies  und  G  Theilen  Feldspath.  Bei  dieser  Mischung  ist   eine  weisse  Anguss- 
masse für  die  Innenfläche  nicht   nöthig,    weil    die  Masse    schon    eine   weisse 
Farbe  besitzt.  Meistens  nur  die  Innenfläche  erhält  die  oben  angeführte,  weisse 
und  durchsichtige  Glasur,   die  Ausscnfläche  dagegen  wird  mit  einer  braunen 
und  undurchsichtigen  Glasur  versehen. 

Die  deutsche  Fayence  zeigt  in  der  Regel  eine  weisse,  die  französische 
und  englische  (Nockingham)  eine  braune  Farbe;  letztere  besitzen  eine  braune 
Bleiglasur,  doch  kommen  auch  in  England  gelbe  Fayencen  mit  strohgelber 
Bleiglasur  in  den  Handel. 

Sehr  oft  wird  die  ordinäre  Fayence  bemalt  oder  bedruckt.  Das 
Hemalen  erfolgt  entweder  auf  oder  unter  der  Glasur  und  hauptsächlich  nur 
mit  Kobaltoxyd  (blau),  Pinkcolour  (roth^  culer  einem  (Jemenge  von  Hammer- 
schlag, Braunstein  und  Kobaltoxyd  (schwarz,  dient  als  Dnickerfarbe  für 
Kupferdnick).  Diese  Stoffe  werden  fein  gemahlen  und  mit  gekochtem  Leinöl 
angerieben.  Um  verschiedene  blaue  Farbentöne  zu  erhalten,  wir  das  Kobalt- 
oxyd  mit  Feuerstein-  oder  Schwerspathpulver   in    grösserer   oder   geringerer 


232  Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 

Menge  versetzt,  dann  wird  das  Gemenge  gefrittet,  hierauf  gemahlen  und  end- 
lich mit  einem  Flussmittel  aus  gleichen  Theilen  Flintglas  und  Feuerstein  ver- 
sehen. Um  Fayence  zu  bedrucken,  wird  mit  Leinsamenschleim  getränktes 
und  mit  dem  gewünschten  Bilde  bedrucktes,  feines,  weisses  Papier  auf  die 
schwach  gebrannte  Waare  aufgelegt  und  mit  einem  Schwamm  oder  Filzstück 
vorsichtig  aufgedrückt,  dann  bleibt  die  farbige  Zeichnung  auf  der  Fayence 
zurück.  Beliebt  sind  Verzierungen  mit  dunkelblauem  Flowing  colours  oder 
Gold-,  Platin-  oder  Silberlüstern,  welche  aus  einer  Mischung  von  Metall- 
resinaten  und  Lawendel-  oder  Baldrianöl  erzeugt  werden.  Hierher  gehört  die 
aus  dem  XVII.  Jahrhundert  stammende  und  neuerdings  wieder  vielfach  nach- 
geahmte holländische  Delft waare. 

Aus  ordinärer  Fayence  fertigt  man: 

a)  Ofenkacheln.  Dieselben  erhalten  an  der  Rückseite  einen  vor- 
stehenden Rand  (Hals  oder  Rumpf)  mit  Durchlochungen,  durch  welche  Draht 
zur  Verbindung  der  Kacheln  gezogen  wird.  Der  Raum  zwischen  den  Hälsen 
wird  beim  Aufbau  des  Kachelofens  mit  Lehmmörtel  ausgefüllt.  Die  Masse 
wird  durchgeschliffen,  darf  sich  beim  Brennen  weder  krumm  ziehen  noch 
eine  windschiefe  Oberfläche  erhalten  und  muss  mit  einer  Glasur  (vergl.  §  93) 
versehen  werden,  welche  dasselbe  Schwindmass  wie  der  Thon  besitzt,  damit 
beim  Brennen  keine  Haarrisse  entstehen.  Die  Kacheln  müssen  eine  überein- 
stimmende Grösse  haben,  damit  man  die  einzelnen  Schichten  in  gerader 
Linie  in  Verband  herstellen  kann.  Bei  den  weissen  Kacheln  unterscheidet 
man  (nach  dem   »Berliner  Baumarkt«)  drei  Qualitäten,  nämlich: 

Erste  Qualität:  Kacheln  mit  vollständig  rissefreier  Glasur,  mit  gleich- 
massiger  Farbe  und  tadellosem  Glanz  und  aus  reiner  Masse. 

Zweite  Qualität:  Kacheln  mit  einer  durch  geringen  Zinngehalt  nicht 
so  vorzüglichen  Glasur  mit  unbedeutenden  Haarrissen,  mit  möglichst  guter, 
wenn  auch  nicht  vollständig  gleichmäsiger  Farbe,  mit  mittelstarkem  Glanz  und 
möglichst  wenig  farbigen  Pünktchen. 

Dritte  Qualität:  Kacheln  mit  einer  kaum  auffallenden  Verschiedenheit 
der  Farbe,    mit  nicht  zu  vielen  Haarrissen,    mit   mattem  Glanz   und  mit  nur 


Zweites  CapiteL  Die  künstlichen  Steine.  233 

vorausgesetzt  wird  hierbei,  dass  der  betreffende  Raum  auf  drei  Seiten  ein- 
gebaut und  nur  eine  gegen  das  Freie  liegende  Wand  besitzt,  sonst  sind  die 
angeführten  Rauminhalte  kleiner. 

ß)  Majolika  (nach  den  von  den  Mauren  auf  der  Insel  Majorka  her- 
gestellten Thonwaaren  so  benannt).  Man  versteht  hierunter  verschiedene  Arten 
ordinärer  Fayence,  welche  mit  einer  rohen  Steingutglasur  und  mit  ein- 
gebrannten Malereien  aus  feuerbeständigen  Scharffeuerfarben  versehen  sind 
oder  eine  farbige  oder  eine  opake  (d.  h.  dunkle,  undurchsichtige,  email- 
artige) Glasur  besitzen  und  meistens  Nachahmungen  von  durch  italienische 
Künstler  des  XV.  Jahrhunderts  (z.  B.  durch  Rafael)  ausgeführten  Thon- 
gegenständen  u.  s.  w.  darstellen.  Femer  bezeichnet  man  mit  Majolika  Stein- 
gutwaaren  mit  durchscheinender  weisser  Glasur  auf  einer  den  röthlichen  Thon 
überdeckenden  Lage  farbigen  Thons,  auch  Waaren  mit  verschieden  gefärbten 
Thonlagen  und  durchsichtiger  Glasur  (wie  z.  B.  die  Schweizer  Majoliken). 

Die  in  der  Schweiz  und  Frankreich  hergestellten  Majoliken  dienen  als 
Gebrauchsgegenstände,  während  die  italienischen  (Lucca-della-Robbia)  Luxus- 
und  Schaustücke  mit  reichstem  figürlichen  und  ornamentalen  Schmuck  bilden. 

7)  Thonpfeifen  aus  weissem  und  sich  weiss  brennendem,  nicht  eisen- 
haltigem Pfeifenthon,  Sand  und  Calciumcarbonat.  Die  Pfeifen  werden  mittelst 
Pressen  geformt,  dann  mittelst  Glas-  oder  Achatstangen  geglättet,  hierauf  ge- 
trocknet und  endlich  in  länglichen  Kapseln  bei  reducirender  Flamme  ge- 
brannt Thonpfeifen  werden  hauptsächlich  in  Holland  (Gouda)  und  in  der 
Umgegend  von  Koblenz  fabricirt. 

5)  Thon  fliesen  (Estrichziegel,  Flurziegel,  Pflastersteine,  Wandfliesen). 
Man  theilt  dieselben  ein  in: 

1.  enkaustische,  welche  entweder  in  der  Weise  hergestellt  werden, 
dass  man  zuerst  das  Ornament  aus  farbigem  Thon  in  eine  vertiefte  Form 
presst,  darauf  den  aus  plastischem  Thon  zu  fertigenden  Grund  aufbringt, 
mittelst  hydraulischer  Pressen  dichtet  und  mit  der  Oberschicht  vereinigt 
(englische  Methode)  —  oder  welche  in  umgekehrter  Weise  fabricirt  werden, 
indem  man  zuerst  den  Grund  herstellt  und  auf  denselben  das  vertieft  aus- 
gesparte Ornament  aus  fast  trockenem,  gefärbtem  Thonpulver  aufpresst  (deutsche 
Methode). 

Zu  diesen  Fliesen  gehören  die  berühmten  Mettlacher,  von  Villeroy 
and  Boch  fabricirten,  deren  Bruchfläche  ein  vollständig  scharf  kömiges  und 
äusserst  gleichmässiges  Gefüge  besitzt,  und  die  aus  gefritteter,  porzellanartiger, 
mit  Feuerstein-  oder  Feldspathpulver  zur  Erreichung  der  grössten  Dichtigkeit 
gemagerter  Thonmasse  bestehen,  welche  scharf  bis  zur  Sinterung  gebrannt  wird 
und  so  hart  ist,  dass  sie  mit  dem  Stahl  geschlagen  Funken  gibt.  Die  Mettlacher 
Fliesen,  deren  Herstellung  wir  im  §  81)  ausführlich  beschrieben  haben,  nehmen, 
in  kochendes  Wasser  getaucht,  keine  Feuchtigkeit  an  und  sind  äusserst  wetter- 
beständig und  fest.  Böhme  fand  die  Druckfestigkeit  normal  zur  Lagerfläche 
im  Mittel  zu  1332  i"^  und  parallel  zur  Lagerfläche  (^hochkantig)  zu  890  X*^, 
sowie  die  Bruchfestigkeit  im  Mittel  zu  255  kg  für  das  Quadratcentimeter. 
Die  Mettlacher  Fliesen  werden  für  Trottoirpflastcrungen  gerippt  her- 
gestellt oder  mit  gekreuzten  Fugen  versehen,  damit  das  Regenwasser  ab- 
laufen kann;  diese  Fliesen  sind  quadratisch  gestaltet  mit  1  (5 -/^  fw  Seitenlange 
und  besitzen  eine  Dicke  von  3*3  cm.  Die  meist  mit  sehr  reichen  Mustern 
versehenen  Fussbodenfliesen  sind   glatt,   (juadratisch   mit    14*4  rm  Seiten- 


234 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


länge  und  2  cm  dick.  Ein  Nachtheil  der  Mettlacher  Fliesen  ist  die  schwierige 
und  theuere  Ausbesserung;  auch  ist  die  Waare  recht  kostspielig. 

Aehnliche  Eigenschaften  besitzen  die  Fliesen  der  Sinziger  Mosaik- 
plattenfabrik, welche  entweder  ein  Quadrat  von  \1  cm  Seitenlänge  oder 
ein  Achteck  von  verschiedener  Grösse  (bis  zu  20  r/n  Höhe  und  Breite)  dar- 
stellen. 

Viel  verwendet  werden  auch  die  Saargemünder  Fliesen  von  Utz- 
schneider  undjaunez,  welche  folgende  Formen  und  Abmessungen  besitzen : 

Quadrat  mit  16  und  20  cm  Seitenlänge ; 

Achteck  von  20  cm  Höhe  und  Breite  mit  quadratischen  Einsatzstücken 
von  Q'bcm  Seite; 

Sechseck,  glatt,  von  10  r»i  Seitenlänge  (17  r/w  Breite  und  20  cm  Höhe); 

Sechseck,  geriffelt,  von  9'2  cm  Seitenlänge,  16  cm  Breite  und  18'5  cm 
Höhe. 

In  München,  sowie  in  anderen  bayerischen  Städten  sind  die  Plättchen 
der  Grosshesseloher  Thonwaarenfabrik,  in  Wien  und  Umgegend  die  Fliesen 
der  Wienerberger  Gesellschaft  in  Inzersdorf  bei  Wien,  in  Berlin  u.  s.  w. 
die  Fliesen  der  Thonwaarenfabrik  von  Ernst  March  Söhne  in  Charlotten- 
burg, in  England  die  Fliesen  von  Minton,  Hollins  &  Comp,  in  Stoke  upon 
Trent  u.  s.  w.  sehr  beliebt. 

2.  Mosaikfliesen,  die  aus  kleinen,  stark  gepressten,  scharfkantigen, 
verschieden  gefärbten  Thonprismen  nach  einem  Muster  trocken  zusammen- 
gestellt und  mit  einem  Kitt  (z.  B.  Portlandcement)  verbunden,  häufig  auch 
noch  glasirt  werden. 

3.  Relief  fliesen,  die  in  ähnlicher  Weise  wie  die  enkaustischen  Fliesen 
hergestellt  werden,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Fliesen  nach  schwachem 
Brennen  an  den  erhabenen  Stellen  ihrer  Oberfläche  eine  sehr  leichtflüssige, 
gefärbte,  durchscheinende  Glasur  erhalten,  welche  nach  dem  Einbrennen  durch 
Schattenerzeugung  sehr  gut  wirkt. 

4.  Fayence-Majolika-Fliesen  aus  weissem  Thon  oder  mit  weisser 
Engobe  und  undurchsichtiger  Zinn-Blei-Glasur,  unter  oder  über  welcher  Ver- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  235 

gebrannt  wird.  Aus  feuerbeständigem  Thon  (Brauntöpferei)  besteht  z.  B.  das 
bekannte  Bunzlauer  Geschirr. 

jj.  Backsteine  {Mauersieine^  Ziegel,  Barnsteine), 

Rohstoff.  Die  zur  Herstellung  der  Backsteine  zu  verwendenden  Thone 
^Ziegelerden)  dürfen  keine  Kiesgerölle  enthalten,  weil  dieselben  beim  Brennen 
ihr  Volumen  vergrössem  und  dabei  die  beim  Garbrand  sich  verkleinernde 
Thonmasse  zersprengen;  sie  müssen  auch  frei  von  gröberen  Stücken  kohlen- 
sauren Kalkes  und  von  Gypskrystallen  sein,  weil  Kalknieren  und  Gypskry- 
stalle  beim  Brennen  ihr  Volumen  vermindern,  später  durch  Aufnahme  von 
Wasser  und  Kohlensäure  wieder  vergrössem  und  dadurch  eine  Zerstörung 
des  Backsteines  herbeiführen.  Ein  Schwefelkiesgehalt  wirkt  ebenfalls  sehr 
nachtheilig,  indem  sich  der  Schwefelkies  beim  gewöhnlichen  (massig-starken) 
Brennen  in  schwefliges  Eisenoxydul  verwandelt,  und  dieses  an  der  Luft  in 
Eisenvitriol  übergeht,  das  allmälig  auswittert  und  den  Stein  an  seiner  Ober- 
fläche ganz  zerstört.  Besitzt  die  Thonmasse  Magnesia  und  Gyps,  so  bildet 
sich  beim  Brennen  schwefelsaure  Magnesia,  die  ebenfalls  ausblüht  und  die 
Haltbarkeit  des  Backsteines  wesentlich  beeinträchtigt.  Ein  Kalkgehalt  macht 
die  Thonmasse  leichtflüssiger  und  bewirkt  ein  Garbrennen  des  Ziegels  bei 
niedrigerer  Temperatur ;  Glimmer,  Eisenoxyd  und  Feldspath  wirken  als  Fluss- 
mittel  und  erleichtem  demnach  das  Zusammensintern  der  Thonmasse  (Ver- 
gleiche §  85.) 

Kennzeichen  der  Güte.  Ein  guter  Backstein  soll  einen  hellen  Klang 
besitzen,  welcher  ein  Zeichen  von  vollkommenem  Brand  und  Risselosigkeit 
ist;  seine  Masse  soll  ziemlich  porös,  möglichst  gleichmässig,  ohne  Kalk-  oder 
Kieselbrocken  sein  und  eine  matte,  kömige,  nicht  geflossene  Bruchfläche  be- 
sitzen; sie  soll  nicht  mehr  als  ^/j^  ihres  Gewichtes  Wasser  einsaugen  und 
angenässt  schnell  wieder  trocken  werden;  denn  nimmt  sie  begierig  und  viel 
Wasser  auf,  so  besitzt  sie  keine  genügende  Widerstandsfähigkeit  gegen 
Feuchtigkeit  und  wird,  von  dieser  durchdrungen,  leicht  von  Frost  zerstört. 
Der  Stein  darf  weder  Risse,  noch  Sprünge  besitzen  und  auch  solche  nicht 
erhalten,  wenn  man  ihn  glüht  und  dann  sofort  in  Wasser  taucht.  Er  darf 
weder  abblättern,  noch  zerbröckeln,  erweichen  oder  sein  Volumen  verändern, 
wenn  er  längere  Zeit  den  Einwirkungen  von  Frost  und  Nässe  oder  einem 
starken  Wittemngswechsel  ausgesetzt  ist ;  er  darf  auch  nicht  im  Feuer  bersten. 
Das  Gewicht  des  Backsteines  soll  nicht  zu  gross  und  seine  Masse  von  solcher 
Härte  und  Gleichmässigkeit  sein,  dass  sich  der  Stein  leicht  und  gut  mit  dem 
Maurerhammer  theilen  lässt.  Der  Stein  soll  möglichst  ebene  Lagerflächen  ohne 
Vertiefungen  und  möglichst  scharfe  Kanten  besitzen,  sich  mit  dem  Mörtel 
gut  verbinden  und  ein  schönes,  regelmässiges  Aussehen  haben. 

Format.  Um  einen  guten  Verband  in  der  Mauer  herstellen  zu  können, 
wählt  man  das  Format  der  Backsteine  so,  dass  seine  Länge  gleich  der 
klöppelten  Breite  +10  bis  15  ww  (für  die  Mörtelfuge)  ist.  Die  Dicke  wird 
gewöhnlich  gleich  der  halben  Breite  oder  etwas  kleiner  oder  etwas  grösser 
als  diese  genommen. 

Das  Format  ist  in  den  einzelnen  lündem  ein  verschiedenes.  In 
Preussen  ist  für  Staatsbauten  (laut  Ministerialerlass  vom  13.  üctober  1870) 
als  sogenanntes   Normalformat  vorgeschrieben:    /^^2o0otw,   b^^\2Qmm 


286  Erster  TheiL  Die  HaapUtoffe. 

und  Ä  =  65  mm.  Dieses  Format  ist  auch  in  anderen  deutschen  Staaten  ein- 
geführt worden,  doch  bestehen  neben  demselben  noch  andere  Formate.  So 
z.  B.  werden  in  Holstein  Ziegel  von  230  X  HO  X  50 — bbrnm,  in  Ham- 
burg und  Umgegend  von  200  X  200  X  50  oder  215  X  95  X  53  oder 
220  X  105  X  56  ww,  an  der  unteren  Weser  von  230  X  HO  X  52  oder 
230—240  X  115—120  X  49— 55ot»i,  in  Ostfriesland  von  235—250  X 
X  112 — 120  X  50 — 54  w«  verwendet  u.  s.  w.  In  Bayern  sollen  bei  Staats- 
bauten die  Mauerstärken  ohne  Einrechnung  des  Verputzes  von  0'145  bis 
0*30  »I  gewählt  werden  und  bei  grösserer  Stärke  die  Zunahme  je  0'145»f 
betragen;  das  Steinformat  ist  320—340  X  160—162  X  60— 67  w«.  In 
anderen  Ländern  haben  die  Backsteine  folgende  Abmessungen: 

in  Württemberg:  298  X  143  X  72  (gewöhnliche  Backsteine)  und 
298  X  97  X  72  mm  (Glucker  oder  Kaminsteine) ; 

in  Baden:  270  X  135  X  60  (gewöhnliche  Backsteine)  und  270  X  90  X 
X  60  (Kaminsteine  für  weite  Kamine)  und  270  X  90  X  90  mm  (für  so- 
genannte Kaminklötzchen) ; 

in  Oesterreich  (Wiener  Bauordnung  vom  17.  Jänner  1883):  290  X 
X  140  X  65,  auch  300  X  150  X  67  ww ; 

in  England,  im  nördlichen  Theil:  236  X  115  X  76otw; 
im  südlichen  Theil:  254  X  124  X  76  ww; 
in  Staffordshire:  229  X  109  X  65w«; 
in  London  und  Umgegend:  228*6  X  114*3  X  63*5  »iot; 
in  Italien:  verschiedene  Formate,  220—330  X  110—170  X  50—70, 
häufig  300  X  150  y.bOmm] 

in  Frankreich,  Bourgogne:  220  X  107  X  bbmm\ 
Montereau  und  Solins :  220  X  107  X  48 — 50  mm ; 
Sarcelles :  210  X  95  X  50  mm ; 
Paris:  220  X  107  X  44— 45  ww ; 
in  Belgien  und  Niederlande,    Mercilbrecks  und  Brabanter:  220  X 
X  105—110  X  b^)—&Qmm] 
Derdelings:  150  X  73  X  38  »i»i; 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  237 

Babylonischer  Ziegel:  350  X  350  X  90«/«; 

Griechischer  Ziegel:  296  X  296  X  148  oder  592  X  592  X  592 
oder  740X740X740««; 

Römischer  Ziegel  (dreieckig  oder  quadratisch):  600x600x60 
oder  450  X  450  X  50   oder   200  X  200  X  40  oder  457  X  305  X  44  mm; 

Aegypten:  410  X  200  X  100— 130  »i«; 

Ziegel  vonLanguedoc  (Xlll.bisXV.  Jahrhundert): 330  X  250  X  60mm ; 

Ziegel  von  Bourbonnes  (XV.  Jahrhundert) :  340  X  120  X  34««. 

Die  Backsteine  kommen  in  folgenden  Stücken  zur  Verwendung: 

1.  ganze  Steine  (volle  Länge,  Breite  und  Dicke); 

2.  Dreiquartiere  (volle  Breite  und  Dicke  und  ^/^  Länge); 

3.  Zweiquartiere  oder  halbe  Steine  (volle  Breite  und  Dicke  und  7«  Länge) ; 

4.  Quartiere  oder  Einquartiere  (volle  Breite  und  Dicke  und  Vi  Länge) ; 

5.  Kopfistücke,  Längsquartiere  oder  Riemchen  (volle  Länge  und  halbe 
Breite). 

Specifisches  Gewicht:  je  nach  dem  Porositätsgrade  schwankend 
zwischen  1-46  und  1*6. 

Festigkeit.  Böhme  fand  die  mittlere  Druckfestigkeit  der  ge- 
wöhnlichen Hintermauerungsziegel  zu  206  kg,  der  Mittelbrandzicgel  zu  258  kg, 
der  gewöhnUchen  Hohlsteine  zu  194  J^g  für  das  Quadratcentimeter ;  Bau- 
schinger  ermittelte  die  Druckfestigkeit  der  gewöhnlichen  Handstrichziegel 
zu  158 — 236^^9  der  gewöhnlichen  Maschinenziegel  zu  205 — 230^^,  der 
gewöhnlichen  Verblendsteine  zu  183,  der  nachgepressten  Verblendsteine  zu 
195 — 230^^  (je  nachdem  dieselben  roth-  oder  gelbgechlämmt  waren),  der 
gdbgeschlämmten  und  nicht  nachgepressten  Verblender  zu  205  ^^^5^,  der  roth- 
geschlämmten und  nicht  nachgepressten  Verblender  zu  200^^,  der  hohlen 
Maschinenziegel  mit  drei  Löchern  zu  150^^  für  das  Quadratcentimeter. 

Nach  der  Classification  durch  den  Verband  deutscher  Architekten-  und 
Ingenieurvereine  soll  die  Minimaldruckfestigkeit  der  Ziegel  120 kg  für 
das  Quadratcentimeter  betragen 

Eintheilung.  Man  unterscheidet  folgende  Backsteinarten: 

a)  Gewöhnliche  Hintermauerungssteine  (Feldbacksteine, 
Russensteine),  meistens  schwach  gebrannte,  poröse  Steine,  die  namentlich 
an  solchen  Stellen  vermauert  werden,  welche  gegen  die  Einwirkungen  der 
Witterung,  besonders  der  Nässe  genügend  geschützt  sind.  Diese  ordinären 
Backsteine  besitzen  keine  Gleichrnässigkeit  und  sollten  deshalb  auf  der  Bau- 
stelle stets  sortirt  werden.  Die  härter  gebrannten  benutzt  man  zweckmässig 
ror  Aufführung  von  der  Feuchtigkeit  ausgesetzten  oder  stark  belasteten 
Mauern  (z.  B.  Grundmauern,  Kellermauem,  Sockeln  und  Pfeileni),  die  mittel- 
stark gebrannten  am  besten  zu  Umfassungsmauern,  balkentragenden  Wänden, 
(«ewölben  und  Bögen,  Brandmauern  u.  s.  w.  und  die  schwach  gebrannten  zu 
nicht  balkentragenden  Zwischenmauern,  Ausmauerungen  von  Fachwerken  sowie 
zu  allen  solchen  Mauerkörpem,  welche  gegen  Nässe  genügend  geschützt  sind 
nnd  nur  schwach  belastet  werden.  Die  Hintermauerungssteine  erhalten  die 
oben  angegebenen  Abmessungen. 

^)Verblendsteine(Verblender,Verkleidungssteine,Blend-,Klopf-, 
Presssteine).  Die  Verblendsteine  werden,  wie  wir  bereits  bei  Besprechung 
ihrer  Herstellnng  im  §  89  hervorgehoben  haben,  aus  sor^^fältig  homo^fcnisirtem 
Thon  bereitet  und  nach  ihrem  Formen  in  lederhartem  Zustand  nachgepresst 


238  Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 

und  beschnitten,  um  Steine  mit  durchaus  scharfen  Kanten  und  ebenen  Flächen 
zu  erhalten.  Sie  stellen  demnach  die  saubersten  Ziegel  dar.  Verblender  sollen 
eine  gleichmässige  reine  Farbe,  gleiche  Grösse  und,  weil  sie  an  den  Aussen- 
flächen  der  Häuser  verwendet  werden,  grosse  Wetterbeständigkeit  besitzen 
und  nach  der  Farbe  ausgesucht  werden.  Man  stellt  sie  voll  oder,  um  an 
dem  werthvollen  Rohstoff  zu  sparen,  hohl  sowie  ebenso  gross  wie  die  Hinter- 
mauerungsziegel oder  besser  etwas  grösser  her,  damit  man  die  Verblendung 
mit  engeren  Fugen  ausfuhren  kann.  Auf  der  15.  Generalversammlung  des 
»Deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von  Ziegeln  u.  s.  w.c  im  Jahre  1879 
wurde  beschlossen,  das  Format  der  Verblendsteine  zur  Herstellung  feinerer 
Rohbauten  so  gegenüber  dem  deutschen  Normalformat  zu  vergrössem,  dass 
Lager-  und  Stossfugen  eine  gleichmässige  Breite  von  8  mm  erhalten,  also  den 
Verblenden!  eine  Länge  von  252  mm,  eine  Breite  von  122  mm  und  eine 
Dicke  von  69  mm  zu  geben.  (Will  man  noch  engere  Fugen,  z.  B.  5  mm  breite 
erhalten,  so  ist  das  Format  der  Verblender  255  X  125  X  10  mm  zu  wählen.) 
Bei  feinen  Verblendem  sollen  (nach  dem  Vereinsbeschluss)  die  Abweichungen 
in  den  Abmessungen  der  Steine  untereinahder  1  mm  nicht  überschreiten ; 
die  Wandstärken  sollen  bei  äusseren  Verblendsteinen  nicht  weniger  als  20  mm 
betragen;  die  Löcher  müssen  bei  senkrecht  gelochten  Steinen  (Eck-,  Profil- 
und  Bogensteinen)  zur  Vermeidung  von  Mörtelverlust  und  starkem  Setzen  des 
Mauerwerkes  nicht  grösser  sein  als  von  \bmm  Durchmesser. 

Die  Verblendsteine  werden  als  */^-,  'Z^-,  */«•»  V<"»  '/a  ^^^  sogar  Vg 
Steine  hergestellt.  Die  Langloch- Verblender  erhalten  gewöhnlich  zwei  Ver- 
blendflächen, werden  aber  nur  nach  einer  ausgesucht  Die  an  den  Mauer- 
werken, Pfeilern  u.  s.  w.  nothwendigen  Ecksteine  besitzen  zwei  aneinander 
grenzende  Verblendflächen  und  müssen  daher,  wenn  hohl,  rechtwinklig  zur 
Lagerfläche  stehende  Durchlochungen  erhalten.  (Vergleiche  Hohlsteine 
und  Formsteine.) 

V.  Hagen  empfiehlt  Verblendsteine  mit  1  cm  grossen  Abfasungen  an 
den  Kanten  (Fig.  171),  um  letztere  gegen  Beschädigungen  zu  schützen  und 
die  Steine  dauerhafter  zu  machen. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  239 

ZU  3"8 — 7*5  kg  für  das  Quadratcentimeter,  Bauschinger  fand  die  Druck- 
festigkeit der  Tuffziegel  zu  nur  "iVbkg  für  das  Quadratcentimeter,  Hauen- 
schild giebt  die  Festigkeitsverminderung  gegenüber  gewöhnlichen  Hinter- 
maueningsziegeln  zu  60 — 80%  ^^  Steinen  mit  507.»  Hohlräumen  und  darüber 
an.  Ein  weiterer  Nachtheil  besteht  nach  Hauenschild  (siehe  »Handbuch 
der  Architekturc,  Abth.  I,  Bd.  I,  S.  94)  darin,  »dass  die  Asche  der  Gemeng- 
thefle  bei  scharfem  Brand  häufig  mit  der  Thonmasse  Schmelz  giebt  und 
dadurch  den  Zusammenhang  gefährdet,  und  dass  solche  Steine,  der  Witte- 
rung ausgesetzt,  gewöhnlich  Ausblühungen  von  Alkali-Carbonat  zeigen,  welches 
der  Dauerhaftigkeit  sehr  abträglich  ist«.  Man  kann  sie  deshalb  auch  nicht  zu 
Aussenmauem  verwenden,  wenn  man  sie  nicht  durch  einen  Cementputz  oder 
durch  Verblendung  mit  guten  Hohlsteinen  u.  s.  w.  gegen  Feuchtigkeit  schützt. 
Da  sie  aber  schlechte  Wärmeleiter  sind,  so  eignen  sie  sich  recht  gut  zu  Fach- 
werksausmauerungen, zur  Herstellung  von  leichten  Gewölben  (namentlich  von 
Kuppelgewölben),  zur  Aufführung  von  standfestem  Mauerwerk  von  grosser 
Leichtigkeit,  das  nur  eine  massige  Tragfähigkeit  zu  besitzen  braucht,  u.  s.  w. 

d)  Hohlsteine.  Zu  diesen  gehören  sowohl  die  gewöhnlichen  Hinter- 
mauerungssteine  wie  die  Verblender,  denn  die  Hohlsteine  stellen  Ziegel  von 
gewöhnlichem  Formate  und  derselben  Thonmasse,  sowie  von  der  gleichen 
Herstellungsweise  wie  jene  dar,  nur  dass  sie  mit  Durchlochungen  versehen 
sind.  Die  Oeffhungen  sind  viereckig  (quadratisch  oder  rechteckig)  oder  kreis- 
rund; ihre  Zahl  ist  verschieden.  Entweder  besitzen  die  Hohlsteine  nur  eine 
einzige  grosse  Oefinung,  so  dass  sie  einen  an  beiden  Enden  offenen  Kasten 
darstellen,  oder  sie  sind  mit  mehreren  Durchlochungen  versehen,  welche 
entweder  parallel  der  Länge  (Hohlziegel  mit  Längslöchem)  oder  parallel  der 
Breite  (Hohlziegel  mit  Querlöchem)  oder  lothrecht  zur  Lagerfläche  des  Steines 
(Locbsteine)  angeordnet  sind  und  Wandungen  von  gleicher  Stärke  (gewöhnlich 
von  1-5 — 2'bcm)  übrig  lassen.  Hohlziegel  mit  Längslöchem  können  nur  als 
Läufer  benutzt  werden,  solche  mit  Querlöchem  dienen  als  Binder  und  die 
sogenannten  Lochsteine  als  Eckziegel  (besonders  in  England).  In  neuerer 
Zeit  werden  auch  mit  Hilfe  der  von  Becherer  &  Kessler  in  Greifs wald 
construirten  Einsatzformen  für  Ziegelpressen  Jungs-  und  Querhohlsteine  in 
der  Weise  hergestellt,  dass  die  Löcher  nicht  vom  einen  Ende  bis  zum  anderen 
reichen,  dass  also  die  Steine  fünf  volle  Seiten  haben  und  auch  als  Eck- 
steine benutzt  werden  können.  Diese  Ecksteine  sind  den  Steinen  mit  loth- 
recht durchbohrten  Wänden  vorzuziehen,  weil  bei  letzteren  die  wagrechten 
Mörtelfugen  sich  nur  schwer  ausführen  lassen  und  solche  Steine  viel  Mörtel 
schlucken,  auch  sich  in  ihre  Höhlungen  Mörtel  eindrückt,  wodurch  ein  stärkeres 
Setzen  des  Mauerwerkes  herbeigeführt  wird. 

Theilstücke  der  durchlochten  Steine  werden  am  besten  von  den  Ziege- 
leien bezogen,  können  aber  auch  durch  Behauen  mit  dem  Maurerhaninier 
gewonnen  werden.  Um  das  Theilen  von  Verblcndsteinen  zu  erleichtern  und 
auf  dem  Bauplatz  nicht  zu  viele  Theilstücke  lagern  zu  lassen,  hat  Rühiie 
Xormalverblender  (sogenannte  Universalsteine)  fabricirt,  welche  sich  bequem 
zerschlagen  lassen.  (Fig.  172.) 

Für  die  Wände  werden  halbe  und  für  <lie  ICckcn  ^/^-Sleiue  hergestellt, 
welche  mit  einem  Spaltschlitz  zwischen  zwei  Hohlräumen  uml  mit  einer 
entsprechenden  Nut  auf  einer  Seite  ausgestattet  sind,  so  dass  beim  Drei- 
quartier durch  einen  Schlag  mit  dem  Maurerhamnier  ein  halber  und  ^'4 -Stein, 


240 


Erster  Theil.  Die  Hauptstofie. 


beim  Zweiquartier  zwei  Vi'Steine  gewonnen  werden  können.  (Bezugsquelle: 
Helmstedter  Thonwerke.) 

Je  plastischer  die  Thonmasse  ist,  desto  mehr  Hohlräume  kann  der 
Stein  erhalten;  die  Zahl  der  Löcher  schwankt  zwischen  1  und  9,  die  Zahl 
der  Lochreihen  zwischen  1  und  3.  Hohlsteine  mit  kreisrunden  Löchern  sind 
tragfähiger  als  solche  mit  viereckigen.  Einige  Hohlsteine  zeigen  die  Figuren 
173—177. 

Die  Hohlsteine  besitzen  vor  den  Vollziegeln  folgende  Vorzüge:  sie 
sind  leichter,  trocknen  schneller  und  gleichmässiger,  brauchen  zum  Garbrand 
eine  geringere  Hitze  und  brennen  sich  bei  gleicher  Hitze  gleichmässiger  und 
schärfer,  sie  lassen  sich  schneller  formen  und  leichter  transportiren,  gebrauchen 
zu  ihrer  Herstellung  weniger  Thonmasse,  trocknen  vermauert  schneller  aus, 
sind  schlechte  Wärme-  und  Schallleiter,  nehmen  weniger  Wasser  auf  und 
besitzen  nach  Tetmajer  in  Folge  grösserer  Verdichtung  ihrer  Masse  und 
gleichmässigeren  Durchbrennens  eine  grössere  Festigkeit 

Dickwandige  Hohlsteine  im  deutschen  Normalformat  wiegen  1200  ig', 
dünnwandige  nur  lliSO  Jtg  pro  Cubikmeter. 

Die  Hohlsteine  benutzt  man  zur  Aufführung  hohler,  trockener  Mauern, 
zum  Verblenden  von  Vollziegelmauerwerk  als  Schutzmittel  gegen  Feuchtigkeit, 
zum  Ausmauern  von  abgesprengten  Fachwerkswänden,  zur  Herstellung  von 
Gewölben  (namentlich  preussischer  Kappen)  u.  s.  w.  Die  horizontal  gelochten 
Verblendsteine  werden  auf  der  Lagerfläche  mit  Rillen  (Riefen)  versehen,  um 
bei  den  engen  Fugen  des  Verblendmauerwerkes  einen  grösseren  Raum  für 
den  Mörtel  zu  erhalten  und  einen  besseren  Zusammenhang  des  Mauerwerkes 
zu  erzielen  (Fig.  178);  oft  ordnet  man  auch  grössere  Vertiefungen  an  (Fig.  179). 

Zur  Herstellung  von  Zwischendecken  (Ausfüllung  von  Balkenfachen)  hat 
man  Hohlsteine  mit  Nut  und  Feder  geformt,  so  dass  die  Steine  ineinander- 
greifen (Fig.  1 80),  femer  hat  man  für  Stalldeckenconstructionen  eigenthünüich 
gestaltete  Hohlsteine  fabricirt  (Figuren  181 — 183).  Derartige  Decken  ver- 
hindern das  Aufsteigen  der  Dünste  in  die  über  dem  Stalle  liegenden  Räume. 
Sodann  hat  Jennings  in  England  Hohlsteine  aus  Steingutmasse  eingeführt 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  241. 

>E^  ist  wünschenswerth  und  der  Verbreitung  des  Backstein rohbaues 
förderlich,  wenn  auf  den  Ziegeleien  neben  den  gewöhnlichen  Verblendsteinen, 
Dreiquartiren  u.  s.  w.  auch  eine  Anzahl  einfacher  und  häufig  wiederkehrender 
Profilsteine  vorräthig  gehalten  wird.  Die  Steine  sind  auf  allen  Ziegeleien 
als  Normalsteine  mit  denselben  fortlaufenden  Nummern  zu  bezeichnen,  welche 
sich  nur  auf  das  Profil  beziehen,  wogegen  Steine  desselben  Profils,  jedoch 
in  abweichenden  Jungen,  keilförmig  u.  s.  w.  durch  hinzugefügte  Buchstaben 
zu  bezeichnen  sind,  also  z.  B.  4<7,  43  u.  s.  w.  Behufs  leichterer  Einbürgerung 
solcher  Normalformen  sind  davon  nur  12  aufzunehmen  (Fig.  185): 

Nr.   1:  Kleiner  Schmiegestein,  IST  mm  lang  (Schmiege  10  mm  lang); 
Nr.  2:  Grosser  Schmiegestein,  252  ww  lang   (Schmiege   110  mm  lang); 
Nr.  3:  Achteckstein  wie  Nr.  2  (jedoch  mit  rechteckiger  Stossfuge); 
Nr.  4 — 7 :    Einfache   Profilsteine,    in    der    Grösse    eines    Dreiquartiers 
(187  «iw  lang); 

Nr.  8 — 12:  Einfache  Gesimssteine,  252X122X69  w«,  das  Profil  an 
der  langen  Seite  (Nr.  8 :  Abwässerung,  9 :  Rundkant,  10 :  Hohlkant,  1 1 :  Wulst, 
1'2:  Wassemase). 

Zu  den  Steinen  Nr.  8 — 12  sind  möglichst  auch  Ecksteine  (im  rechten 
Winkel)  123  mm  und  in  den  Seiten  so  lang  vorräthig  zu  halten,  dass  nach 
Abzug  des  Profils  */«  beziehungsweise  ^/^  Stein  von  der  Ecke  aus  übrig 
bleibte 

Ausser  diesen  Formsteinen  sind  in  neuerer  Zeit  auch  Schrägsteine 
unter  der  Bezeichnung  A,  B  und  C  von  demselben  Verein  angenommen  worden 
'Fig.  186),  sowie  eine  Abänderung  des  Formsteines  Nr.  8  (Fig.  187).  Alle 
diese  Formsteine  werden  gewöhnlich  mit  entsprechenden  Durchlochungen  her- 
gestellt. 

In  Oesterreich  wurden  am  14.  April  1883  vom  Oesterreichischen 
Ingenieur-  und  Architektenverein  die  in  den  Figuren  188  und  189  darge- 
stellten Normalien  angenommen,  deren  Abmessungen  auf  dem  österreichischen 
Normalformate  (290  X  140  X  05  mm)  beruhen.  Diese  Normalien  enthalten 
neben  den,  mit  römischen  Ziffern  bezeichneten  12  Profilsteinen  (7  aus  der 
Steindicke  gebildeten  Sockel-  und  Gesimsgliederungen,  4  aus  der  Stein- 
breite geschnittenen  Eckprofilen  für  Pfeiler  und  Fenstergewände,  1  der  Stein- 
breite entsprechenden  Consolstein),  13  Supplementarformen.  Zu  den  Gesims- 
formen gehören  femer  äussere  und  innere,  beziehungsweise  rechte  und  linke 
Kekstücke,  zu  den  Kanten.steinen  Anfangssteine  und  Steine  mit  doppeltem 
Profil  (Siehe  »Zeitschrift  des  Oesterreichischen  Ingenieur-  und  Architektcn- 
vercinesc    1883  und  »Deutsche  Bauzeitung^    1883.) 

In  Wien  kommen  Gesimssteine  zu  Verwendung,  welche  474 — (j*A2  mm 
lang,  158— 210-7  ww  breit  und  92— 118-0  ww  dick  sind. 

Die  Profilsteine  werden  (wie  die  Vcrblender")  an  ihren  Aussenflächen 
häufig  engobirt  oder  glasirt.  Ucber  das  Formen  der  Profilsteine  ver- 
gleiche 8  8{>. 

Gewölbsteine  (Keil steinet  sind  entweder  nach  der  lanq^en  oder 
nach  der  schmalen  Seite  verjüngte  (keilförmige^  und  nach  einem  Krcisboi^en 
von  gewöhnlich  4—4*5  m  Durchmesser  geformte  Steine,  welche  zur  Herstellung 
von  Gewölben  und  Bögen  dienen  {Vig,  IW).  Für  1  Stein  starke  Gewölbe 
wählt  man  häufig  Keilsteine  von  270 — 290  ww  Länge,  130— 150  wm  Breite, 
1(30 mm  oberer  und  70iivm   unterer  Dicke.     In    Wien    finden   hierzu    Steine 

K  r  B  f  e  r,  Handbodi  der  Banttofflehre.  16 


242 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


von  237  mm  Länge,  158  mm  Breite  und  65*8  mm  grösster  Dicke  Verwendung, 
deren  Keilform  nach  dem  Halbmesser  der  Wölbung  besonders  bestimmt 
wird.  Für  halbsteinstarke  Bögen  benutzt  man  Steine,  deren  Schmalseite  die 
Trapezform  besitzt.  Steine  von  nur  3*5 — 4*5  cm  keilförmiger  Dicke  dienen 
zum  Einsetzen  zwischen  die  Gewölbsteine,  wenn  das  Gewölbe  eine  falsche 
Form  anzunehmen  droht.  Die  Verwendung  von  Keilsteinen  zu  Gewölben 
und  Bögen  statt  der  gewöhnlichen  Mauersteine  ist  sehr  zu  empfehlen,  weil 
die  gewöhnlichen  Steine  häufig  erst  mit  dem  Maurerhammer  zurechtgehauen 
werden  müssen,  wobei  sie  an  Tragfähigkeit  erheblich  einbüssen. 

Brunnensteine  werden  meistens  nach  einem  Durchmesser  von  1*5 — 2  « , 
der  Weite  des  Brunnens  entsprechend,  am  inneren  Haupt  abgenmdet,  so 
dass  sie,  zu  einem  Ringe  (Kranze)  zusammengelegt,  einen  vollen  Kreisbogen 
bilden,  ausserdem  werden  sie  keilförmig  gestaltet  (Fig.  191).  Man  stellt  diese 
Steine  meist  nur  in  zwei  Grössen  her :  mit  300  mm  Länge,  140  mm  mittlerer 
Breite  und  60  mm  Dicke  oder  2bOmm  Länge,  110  mm  mittlerer  Breite  und 
60  mm  Dicke. 

Kaminsteine  dienen  zum  Aufmauem  sogenannter  russischer  Röhren 
von  10 — 30cm  Lichtweite  und  kreisrunder  Dampfschornsteine.  Be- 
sonders geformte  Kaminsteine  empfehlen  sich  aber  nur  zu  nichtgezogenen  (senk- 
recht stehenden)  Schornsteinen.  Diese  Steine  werden  für  jeden  Durchmesser 
besonders  geformt.  Figur  192  stellt  die  beiden  Schichten  einer,  aus  Form- 
steinen gebildeten,  russischen  Röhre  dar.  In  Figur  193  ist  ein  Doppel- 
schomstein  aus  Formsteinen  abgebildet.  Figur  194  zeigt  hohle,  vom  Ziegelei- 
besitzer Winter  in  Karlsruhe  fabricirte  Kaminsteine,  welche  ihrer  schlechten 
Wärmeleitungsfähigkeit  wegen  sich  ganz  besonders  gut  zur  Herstellung  von 
Rauchröhren  eignen. 

Auch  beim  Verband  runder  Pfeiler  kommen  besonders  geformte 
Steine  zur  Verwendung.  Der  Verband  ist  in  der  Weise  auszuführen,  dass 
die  Stossfugen  normal  zur  Tangente  des  Bogens  gerichtet  sind  und  bei  zwei 
unmittelbar  aufeinander  folgenden  Schichten  nicht  in  die  gleiche  lothrechte 
Ebene  fallen.  Figur  195  zeigt  den  Querschnitt  eines  kreisrunden,  im  Kreuz- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  243 

liehst  nur  auf  der  Mitte  der  Ziegel  zum  Ablauf  zu  bringen.  Am  anderen  Schmäl- 
ende, in  der  Mitte,  besitzen  sie  einen  Haken  (^Nase)  von  etwa  2cpi^  Querschnitt 
und  2  cm  Vorsprung  oder  einen  aufgebogenen  Rand  zum  Anhängen  an  die  Dach- 
latten. (Vergl.  Fig.  99  und  §  89).  Die  Biberschwänze  müssen  so  gut  gebrannt  sein, 
dass  ihre  Porosität  nicht  mehr  als  etwa  167o  beträgt.  Ihre  Oberfläche  soll 
möglichst  eben  sein;  man  versieht  sie  häufig  mit  kleinen  Rinnen  (Rillen) 
zur  Ableitung  des  Regenwassers.  Format:  360  X  150  X  12— lö mm  (ge- 
bräuchliches Mittelmaass)  oder  365  X  155  X  12  mm  (deutsches  Normalmaass), 
auch  grösser:  bis  480  X  180  X  15 «w.  Am  Anfang  und  am  Ende  der 
Dachfläche  (am  Ort  oder  den  Giebelkanten)  sind  halbe  Biberschwänze  für 
den  Verband  nothwendig,  welche  gewöhnlich  die  halbe,  aber  auch  nur  ein 
Drittel  der  Breite  der  ganzen  Ziegel  besitzen  (Ort-,  Schnitt-  oder  Anziegel), 
für  die  Walme  Ziegel,  die  unten  breiter,  und  für  die  Kehlen  solche,  die 
unten  schmäler  sind,  wenn  man  nicht  Hohlziegel  zum  Eindecken  der  Walme 
und  Kehlen  benutzt.  Figur  200  zeigt  einen  sogenannten  Schwenkziegel- 
biberschwanz, der  zum  Eindecken  von  Walm-  und  Kegeldächem  dient, 
und  Figur  201  einen  Spaltbiberschwanz,  der  sich  in  Vg,  V4  und  '^ 
spalten  lässt  (Kodersdorfer  Fabrik). 

ß)  Hohlziegel  (Pfannen,  Krämpziegel  u.  s.  w.).  Dieselben  kommen 
in  verschiedenen  Gestalten  zur  Verwendung.  Die  zur  Bildung  des  Hohl- 
liegel-  oder  Rinnendaches  dienenden  Steine  haben  die  Form  eines  halben, 
nach  seiner  Achse  durchgeschnittenen,  hohlen,  abgestumpften  Kegels  und 
besitzen  an  der  convexen  Seite  des  dickeren  Endes  eine  Nase,  mit  der  sie  an 
die  Dachplatten  gehängt  werden.  Man  überdeckt  sie  mit  einer  umgekehrt 
liegenden  Ziegelreihe,  welche  Nasen  an  der  äusseren  Mantelfläche  des  schmäleren 
Endes  und  oft  noch  (namentlich  bei  steilen  Dächern)  ein  Nagelloch  über 
der  Nase  besitzen.  Die  unten  liegenden  Hohlziegel  nennt  man  » Nonnen «^, 
die  oben  liegenden  > Mönche«  (Fig.  202).  Jeder  obere  Mönch  stützt  sich 
gegen  die  Nase  des  tieferliegenden.  Die  Eindeckung  der  Dachfirst  geschieht 
am  besten  mit  besonderen  Firstziegeln,  welche  seitlich  mit  Muffenansätzen 
zur  Aufnahme  der  obersten  Deckziegelreihe  ausgestattet  sind.  Die  Hohlziegel 
werden  meistens  400  mm  lang,  im  Mittel  200  mm  breit  und  IS  mm  dick 
gewählt. 

Zur  Eindeckung  der  First  bei  Biberschwanzdächern  benutzt 
man  Hohlziegel  gleicher  Gestalt  (Fig.  203),  welche  370 — 410  mm  lang,  am 
einen  Ende  120-- 160  wi»,  am  anderen  170 — 200  mm  breit  und  Ibmm  dick 
sind.  Dieselben  Ziegel  dienen  auch  zur  Eindeckung  der  Grate  solcher 
Dächer;  man  kehrt  sie  dann  mit  dem  weiteren  Ende  nach  unten  und  nagelt, 
wenn  der  Grat  sehr  steil  ist,  jeden  zweiten  bis  vierten  Ziegel  auf  die  Unterlage, 
so  dass  der  Nagelkopf  vom  nächsten  Hohlziegel  überdeckt  ist.  Die  Kehlen 
werden  ebenfalls  durch  diese  Hohlziegel  gebildet,  indem  man  die  Steine  mit 
der  Höhlung  nach  oben  verlegt,  so  dass  sie  eine  Rinne  büden;  die  Ränder 
dieser  Hohlziegel  werden  durch  die  benachbarten  Biberschwänze  überdeckt. 
Bei  der  Herstellung  der  Hohlzicgeldächer  kann  man  auch  statt  der 
»Nonnen«  trapezförmig  gestaltete  Thonplatten  mit  aufgebogenen 
Rändern  verwenden  und  dieselben  mit  Hohlziegeln  überdecken  (italieni- 
sches Dach).  Erstere  erhalten  eine  Länge  von  4U0 — 420  mm,  eine  obere 
Breite  von  340  und  eine  untere  von  260  mm ,  während  die  Deckziegel  von 
derselben  Länge,  aber  oben  170   und  unten  22b  mm   breit  gewählt  werden. 

1  * 


244 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Diese  Eindeckung  ist  auch  bei  flacheren  Dächern  anwendbar  und  leichter 
als  die  gewöhnliche  Eindeckung  mit  » Nonnen  c    und  » Mönchen  c  (Fig.  204). 

Viel  verwendet  wurden  früher  in  Deutschland  und  Holland  die  auch 
heutzutage  noch  für  Gebäude  auf  dem  Lande  benutzten  Pfannen  oder 
holländischen  Pfannen,  welche  im  Querschnitt  wellenförmig  (nach  einem 
liegenden  S)  gestaltet  und  bis  400  mm  lang,  300 — 320 «w  breit  und  12 — \%mm 
dick  gewählt  werden  und  meistens  eine  trapezförmige  Form  erhalten,  um 
ein  festeres  Uebereinanderschieben  der  Ziegel  zu  ermöglichen  (Fig.  205). 
Zur  Eindeckung  der  First  benutzt  man  auch  bei  den  Pfannendächem  Hohl- 
ziegel von  der  in  Figur  203  abgebildeten  Gestalt. 

Zu  erwähnen  ist  auch  der  Krämpziegel  (Fig.  206),  welcher  an  der 
einen  Langseite  einen  Rand,  an  der  anderen  zwei  entgegengesetzt  umge- 
bogene Ränder  besitzt,  meistens  340  mm  lang,  200  mm  breit  und  13  tnm  dick 
und  mit  einer  Nase  am  oberen  Ende  der  Innenseite  versehen  ist.  In  die  auf- 
wärts gebogene  Wasserkrämpe  greift  die  abwärts  gebogene  Schlusskrämpe 
ein.  Die  Krampen  haben  eine  Dicke  von  2  cm.  Der  mittlere  Theil  der 
Krämpziegel  ist  flach. 

Die  Figuren  207 — 213  zeigen  einige,  von  der  »Schlesischen  Dach- 
falzziegel-, Chamotte-  und  Schornsteinklinker-Fabrik  Koders- 
dorf<  fabricirte  Dachziegel  und  zwar  stellt  Figur  207  einen  profilirten  First- 
ziegel für  gewöhnliche  Dächer  dar,  Figur  208  einen  solchen  für  steile  (z.  B. 
Kirchen-)  Dächer,  Figur  209  einen  Firstanfänger  und  -Ender  mit  Löwenkopf, 
Figur  210  einen  verzierten  First  und  Gratziegel,  Figur  211  eine  First-  und 
Gratblume,  die  mittelst  Zapfen  auf  First-  und  Gratziegel  befestigt  wird, 
Figur  212  eine  Firstkreuzung,  Figur  213  eine  Walmkappe. 

Zur  Beleuchtung  des  Dachraumes  benutzt  man  sogenannte  Licht- 
ziegel, welche  mit  einem  Ausschnitt  und  Falz  zur  Aufnahme  der  Glasscheibe 
versehen  werden. 

7)  Falzziegel.  Dieselben  finden  in  neuerer  Zeit  wegen  ihrer  Vorzüge 
immer  mehr  Verbreitung.  Die  Falzziegeldächer  vermögen  Stürmen  zu  wider- 
stehen,   lassen    sich   vollständig   wasserdicht   herstellen    (was   bei   den    Biber- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  245 

der  Ziegel  beim  Brennen  eintritt.  Man  unterscheidet  bei  den  Falzziegeln 
zwei  Formate :  das  grössere  Format  hat  320 — 340  mm  Länge  und  200 — 215  mm 
Breite,  das  kleinere  225 — 245  mm  Länge  und  190 — 200  mm  Breite. 

Die  Falzziegel  werden  mit  einem  einfachen  oder  doppelten  Falz  versehen 
und  massiv  oder  mit  Hohlräumen  hergestellt.  Die  Doppel falzzie gel  sind  den 
einfachen  Falzziegeln  vorzuziehen,  weil  der  zweite  (innere)  Falz  ein  Vor- 
dringen von  Regen  und  Schnee,  die  durch  Wind  über  den  ersten  Falz  gejagt 
wurden,  verhindert. 

Die  einfachste  Form  eines  Falzziegels  stellen  die  Quadratziegel  (Fig.  214) 
dar.  Dieselben  besitzen  eine  Seitenlänge  von  21 — 2G  fw,  eine  Dicke  von  25  cm 
und  zwei  aufwärts,  sowie  zwei  abwärts  gehende  Falze.  Sie  werden  mittelst 
einer,  in  der  oberen  Ecke  des  Quadrates  angeordneten,  Nase  in  diagonaler 
Richtung  auf  die  Latten  gehängt.  Ein  Quadratziegel  von  21  cm  Seitenlänge 
wiegt  trocken  1*21^^,  wassersatt  etwa  ^  kg. 

Einen  gebräuchlichen  Falzziegel  mit  einem  Falz  zeigt  Figur  215;  die  Nasen  b 
dienen  dem  Ziegel  auch  am  unteren  Ende  als  Stützpunkte  und  in  die  Vertiefungen  a 
greifen  die  Nasen  des  überdeckenden  Ziegels  ein;  gleichzeitig  gewähren  die 
Nasen  einen  Schutz  gegen  das  Hineintreiben  von  Regen.  Aehnlich  ist  der 
Falzziegel  in  Figur  216  gestaltet.  Beide  Falzziegelarten  eignen  sich  besonders 
zu  Dachflächen,  welche  dem  Winde  stark  ausgesetzt  sind.  In  Figur  217  ist 
die  Eindeckung  mit  Falzziegeln  von  Wald  mann  in  Hottingen  bei  Zürich 
im  Maasstabe  1  :  30  dargestellt;  diese  Ziegel  besitzen  ebenfalls  nur  einen 
Falz  und  werden  auch  in  Cement,  Gusseisen  und  Glas  mit  entsprechenden 
Abänderungen  angefertigt  oder  in  der  Mitte  eben  gestaltet  und  dann  mit 
einem  Ausschnitt  zur  Aufnahme  einer  Glasplatte  versehen,  um  den  Dachraum 
zu  beleuchten.  Einen  sogenannten  Mulden falzziegel  der  Kodersdorfer 
Fabrik  zeigt  Figur  218;  zur  Beleuchtung  der  Bodenräume  werden  an  geeig- 
neten Stellen  Ziegel  gleicher  Form  aus  Glas  eingedeckt.  Zwei  Schlick- 
eysen'sche  Falzziegel  wurden  bereits  früher  (in  den  Figuren  105  und  106) 
im  Bilde  vorgeführt.  Ein  Doppel  falzziegel  guter  Form  ist  in  Figur  219 
in  der  Ober-  und  Unteransicht,  sowie  in  den  Schnitten  abgebildet.  Solche 
Ziegel  wiegen  pro  Stück  2*67  kg  und  werden  im  Wasser  etwa  um  0*5  kg 
schwerer.  Der  in  Figur  220  dargestellte  M.  Duniont'sche  Falzziegel  findet 
besonders  im  nördlichen  Frankreich  vielfache  Verwendung;  diese  Ziegel 
sollen  selbst  bei  einem  Neigungswinkel  des  Daches  von  20 — 25®  nicht  vom 
^Vinde  abgehoben  werden  können  und  sehr  gut  schliessen. 

Einen  Falzziegel  mit  Wasserverschlussfalzen  hat  Ch.  Lesmeister 
in  Aachen  construirt  (Figuren  221  und  2'i^.  Beim  Zusammenlegen  der 
Ziegel  schieben  sich  die  Falze  ineinander,  so  dass  ein  Eintreiben  von 
Wasser  und  Schnee  vollständig  verhindert  wird.  Die  Deckung  zweier  Falz- 
ziegelreihen ist  aus  Fig.  222  ersichtlich;  die  Ziegel  haben  am  oberen  Ende 
eine  Rinne  a  zur  Ansammlung  und  Abführung  des  Dunstwassers. 

Der  von  Eustach  Neumann  in  Berlin  erfundene  verbesserte  Mulden- 
falzziegel (Fig.  223 — 228)  zeichnet  sich  durch  die  doppelten  und  drei- 
fachen Falze  an  Kopf  und  Seiten  aus.  Figur  225  zeigt  (len  Doi)pelschluss 
am  Kopfe,  Figur  228  den  dreifachen  Schluss  am  Kopfe,  Figur  224  den 
DoppelscÜuss  der  Falze. 

Einen  Schuppenfalzziegel  stellen  die  Figuren  22ü  und  230  in  der 
Ober-   und  Unteransicht   dar;   die   am    oberen   Ende   der   Rückseite   ange* 


246 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


brachten  Vertiefungen  sind  für  das  Ineinandergreifen  der  Ziegel  nicht  erfor- 
derlich und  werden  nur  mit  Rücksicht  auf  eine  gleichmässige  Vertheilung 
der  Masse  hergestellt. 

In  neuerer  Zeit  werden  von  vielen  Ziegeleien  sogenannte  Strangfalz- 
ziegel fabricirt,  die  eigentlich  nur  eine  Verbesseuung  des  Biberschwanzes 
darstellen  und  nicht  alle  die  guten  Eigenschaften  der  eigentlichen  Falzziegel 
besitzen.  Wir  haben  bereits  im  §  89  näher  beschrieben,  wie  diese  Ziegel 
aus  einem  aus  der  Schneckenpresse  heraustretenden  Thonstrang  gefertigt 
werden,  und  zwei  Schlickeysen'sche  Strangfalzziegel  in  den  Figuren 
104  und  108  gezeigt.  Weitere  Formen  stellen  die  Figuren  231 — 234  dar, 
und  zwar  zeigt  Figur  231  den  Strangfalzziegel  von  Schmid-Kerez, 
Figur  232  den  Hohlstrangfalzziegel  von  Egg i mann,  Figur  233  das  Koders- 
dorferModell  eines  solchen,  Figur  234  einen  Hohlstrangziegel  der  Fr  i  e  d  r  i  c  h  s- 
ruher  Thonwerke  zu  Reinbeck  bei  Hamburg. 

Endlich  muss  noch  der  Schuppen falzziegel  der  Kodersdorfer  Fabrik 
(A.  Dannenberg)  erwähnt  werden,  welcher  zum  Eindecken  von  Kegeldächem 
kleinerer  runder  Thiirme,  Wasserthürme,  Locomotivschuppen  u.  s.  w.  dient 
(Fig.  235). 

Sehr  zahlreich  sind  die  Modelle  für  Hohlziegel,  Falzziegel,  Doppelfalz- 
ziegel, Strangziegel  und  Hohlstrangziegel,  da  fast  jede  Dachziegelfabrik  ihre 
eigenen  Formen  besitzt.  Es  würde  hier  viel  zu  weit  führen,  näher  auf  diese 
Thonwaaren  einzugehen;  wir  müssen  uns  daher  mit  obigen  Angaben  be- 
gnügen und  Interessenten  auf  die  Specialliteratur  verweisen. 

Als  Kennzeichen  guter  Dachziegel  sind  anzuführen:  gleichmässige, 
feinkörnige  Bruchfläche  ohne  eingesprengte  Kalkstückchen,  genügende  Festig- 
keit (durch  Schlag  auf  den  hohl  gelegten  Ziegel  zu  ermitteln),  schnelle  Ab- 
trocknung  nach  stattgehabtem  Annässen,  heller  Klang  (als  Zeichen  grösserer 
Dichtigkeit),  glänzendes  Aussehen  (als  Zeichen  grösserer  Härte),  glatte  Ober- 
fläche (eine  rauhe  Oberfläche  behindert  den  schnellen  Regenwasserablauf  und 
begünstigt  das  Ansetzen  von  Moos,  durch  dessen  feine  Wurzeln  die  oberste  Schicht 
der  Ziegel  gelockert  wird,  daher  Glasur  empfehlenswerth),    kein    Zerspringen 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  247 

bestehende  Form  abgenommen,  und  das  Stück  von  einem  Bildhauer  oder 
Modelleur  nachgebessert  und  geebnet.  Dann  erfolgt  das  Austrocknen  in  einer 
Trockenkammer,  deren  Temperatur  allmälig  gesteigert  wird,  und  endlich  das 
Brennen.  Letzteres  wird  behufs  Erzielung  eines  reinen  Farbentones  und  Ver- 
hütung eines  Aschenanfluges  am  besten  in  einem  Ofen  mit  Gasfeuerung  vor- 
genommen. Benutzt  man  zum  Brennen  periodische  Oefen  mit  Steinkohlen- 
u.  s.  w.  Feuerung,  so  muss  das  Stück  in  Thonkapseln  gebrannt  oder  mit 
ordinären  Thonwaaren  umbaut  (eingekastelt)  werden.  Zur  Erzeugung  einer 
möglichst  grossen  Wetterbeständigkeit  ist  ein  scharfer  Brand  nothwendig. 
Damit  kein  Verziehen  und  kein  ungleichmässiges  Schwinden  beim  Brennen 
eintritt,  muss  das  Stück  eine  möglichst  gleiche  Dicke  erhalten,  auch  sind 
die  nicht  flächenförmigen  Terracotten  hohl  herzustellen.  Man  spart  hierbei 
auch  an  Masse,  die  ihrer  sorgfältigen  Herstellung  wegen  einen  ziemlichen 
Werth  besitzt.  Um  möglichst  viel  von  dieser  Terracottamasse  zu  ersparen, 
hat  man  auch  die  Stücke  aus  einem  Kern  von  gewöhnlichem  Töpferthon  mit 
einer  Aussenschicht  aus  Terracottamasse  hergestellt. 

Die  Terracotten  werden  nach  ihrer  Austrocknung  meistens  mit  ver- 
schieden gefärbtem  Thonschlamm  (weissem,  gelbem  oder  rothem  in  allen 
Xuancen)  engobirt ;  man  versieht  sie  auch  zuweilen  mit  Verzierungen,  dagegen 
eihalten  sie  niemals  eine  Glasur.  Vor  den  natürlichen  Steinen  zeichnen  sie  sich 
durch  ihre  grössere  Leichtigkeit  und  leichte  Formgebung  aus,  auch  dadurch, 
dass  man  ein  Originalstück  mit  Leichtigkeit  vervielfältigen  kann.  Die  Festig- 
keit der  Terracotten  ist  eine  ziemlich  grosse;  Pul  harn  fand  die  Trag- 
fähigkeit guter  englischer  Waarc  im  Mittel  zu  430  kg  für  das  Quadratcenti- 
meter.  Die  Untersuchungen  mit  Stücken  aus  der  berühmten  Thonwaarenfabrik 
von  Ernst  March  Söhne  in  Charlottenburg  bei  Berlin  ergaben  Folgendes: 
eine  39  cm  hohe  Console  mit  2  nn  Wandstärke  und  ü()  cm  freier  Ausladung 
zerbrach  erst  bei  einer  Belastung  von  \^)^h  kg,  die  in  der  Mitte  angeordnet 
war,  eine  Unterconsole  von  21  cm  Höhe  und  38  cm  Ausladung  bei  725  kg^ 
eine  Oberconsole  von  32  cm  Höhe  und  52  cm  Ausladung  bei  2027*5  kgy 
Unter-  und  Oberconsole  dieser  Abmessungen  miteinander  verbunden  erst  bei 
5353  >^;  die  Gesimsconsolcn  waren  dabei  mit  einer  IVg  Stein  starken  Mauer 
fest  vermauert  und  nach  der  ganzen  Ausladung  noch  mit  Ziegeln  in  Gypsmörtel 
übermauert.  Ein  2^  cm  hohes,  110  rw  langes  Architravstück  mit  fast  ([uadrati- 
schem,  kastenförmigem  Querschnitt,  brach  bei  3513^^  bei  freier  Auflagerung 
seiner  Enden  und  Belastung  in  der  Mitte.  (Vergl.  »Handbuch  der  Archi- 
tekturc,  1895,  1.  Th.,  Bd.  I,  S.  121.) 

Verwendung:  Zu  Kapitalen,  Säulenschäften  (bis  G"5  m  Höhe),  ver- 
zierten Gesimsgliedem,  Voluten-Consolen,  Statuen  (bis  5  m  Höhe\  Karyatiden 
bis  2*5  w),  Portalverzierungen,  Kreuzblumen,  Thurmspitzcn,  Spitzbogenfensteni, 
Rosetten,  Medaillons,  Trophäen,  Denkmälern  (z.  B.  Kriegerdenkmal  in  Kiel), 
Wappenschilder  u.  s.  w. 

Zum  Härten  und  zur  Erhöhung  der  Dauerhaftigkeit  schwach  gebrannter 
Terracotten  empfiehlt  Kessler  Thonfluat.  (Vcrgl.  J?  54.) 

h)  Feuerfeste  Steine.  Zu  ihrer  Herstellung  benutzt  man  einen  an 
Kieselsäure  und  Thonerde  reichen,  aber  an  Kalk,  Eisen  und  Alkalien  armen, 
sorgfältig  zubereiteten  Thon,  der  zur  Erhöhung  der  Strengflüssigkeit  (l'euer- 
beständigkeit)  und  zur  Verhütung  des  zu  starken  Schwindens  und  Reisscns 
beim  Brennen  mit  stark  gebranntem,  pulverisirtem  Thon  (Chaniotte)  oder  mit 


248 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


unverglasten,  gemahlenen  Porzellankapselscherben  oder  mit  Sand,  Kohle, 
Coaks,    Steinzeugscherben,    Serpentin,    Talk,    Graphit    vermischt  wird. 

Man  unterscheidet  folgende  Arten: 

a)  Dinassteine  (Quarzziegel,  Flintshiresteine,  Dinabricks). 
Dieselben  werden  zumeist  (und  in  England  stets)  aus  dem  groben  Pulver 
eines  hellgrauen,  der  Silurformation  entstammenden  Sandsteines  bereitet, 
welcher  vom  Dinafelsen  im  Vale  of  Neath  in  Glamorganshire  bezogen  wird 
und  nach  Weston  etwa  97—98%  Kieselsäure,  1— 2^/0  Thonerde,  0-2— O'öVo 
Eisenoxydul,  0'47o  Kalkerde,  Kali  und  Natron  enthält  und  somit  fast  reinen 
Quarz  darstellt.  Das  grobe  Gesteinspulver,  welches  man  durch  Mahlen  dieses, 
ziemlich  leicht  zu  Sand  zerfallenden  Sandsteines  zwischen  eisernen  Quetsch- 
walzen oder  in  Kollergängen  u.  s..  w.  gewinnt,  wird  mit  1 — 2%  Kalk  und 
Wasser  zu  einem  steifen  Brei  verarbeitet.  Der  verwendete  Kalk  soll  sich  rein 
weiss  brennen  und  beim  Löschen  keinen  Rückstand  ergeben;  man  setzt  ihn 
in  Form  von  Kalkmilch,  Kalkwasser  oder  Aetzkalk  als  Bindemittel  zu.  Statt 
Kalk  hat  man  auch  Eisenoxyd  gewählt,  doch  empfiehlt  sich  dieser  Ersatz 
nicht,  weil  er  die  Festigkeit  des  Steines  vermindert.  Eine  französische  Firma 
(Mousset,  Bedin  u.  Comp.)  formt  diese  feuerfesten  Steine  mit  Wasser  und 
Roggenmehl  oder  Leim,  österreichische  Fabriken  wenden  Kalk  und  Thon 
(1 — 2'57o)  vereinigt  an  oder  benutzen  als  Bindemittel  Magnesia.  Auch  ein 
Zusatz  von  Schwefelsäure  ist  empfohlen  worden,  damit  sich  schwefelsaurer 
Kalk  bilde,  der  das  Formen  erleichtert,  dem  geformten  Steine  einen  grösseren 
Zusammenhang  verleiht  und  beim  Glühen,  indem  er  sich  zersetzt,  die  Schmelz- 
barkeit befördert.  (Vergl.  C.  Bischof,  a.  a.  O.,  S.  347  und  348.) 

Die  sorgfältig  getrocknete  Masse  wird  in  eiserne  Formen  mittelst  Hand- 
pressen gedrückt,  dann  auf  eisernen  Unterlagen  in  geheizten  Kammern  ge- 
trocknet, hierauf  sieben  Tage  lang  bei  bedeutender  Hitze  bis  zur  Sinterung, 
die  durch  den  beigemengten  Kalk,  die  Alkalien  u.  s.  w.  befördert  wird,  im 
Ofen  gebrannt  und  schliesslich  sieben  Tage  lang  abgekühlt.  Beim  Brennen 
schwindet  die  Masse  um  etwa  107o- 

Statt  des  Dinassandstein  benutzt  man  auch  Quarzsand  oder  gemahlenen 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  249 

versehener  Grundmasse,  in  der  gröbere,  bis  zur  halben  Erbsengrösse  messende, 
auch  einige  grössere  Sandsteinstückchen  von  weisser  oder  grauer  Farbe  ein 
gebettet  liegen. 

Man  benutzt  sie  zum  Bau  von  Stahl-,  Schweiss-,  Flamm-,  Glas-  und 
Porzellanöfen,  besonders  zu  Glasofenkappen,  Wannenblöcken,  Gewölben  in 
sogenannten  Martinsöfen  (zur  Stahlgewinnung)  u.  s.  w.  Als  Mörtel  dient  so- 
genannter Dinascement  aus  reinem  Quarzmehl  oder  pulverisirtem  Dinas- 
sandstein  bester  Beschaffenheit  und  Wasser. 

Da  diese  feuerfesten  Steine,  wie  bemerkt,  sehr  hygroskopisch  sind, 
so  bat  man  sie  in  trockenen  Räumen  aufzubewahren  und  vor  ihrer  Ver- 
wendung behufs  Beseitigung  der  Feuchtigkeit  anzuwärmen. 

b)  Chamottesteine.  Dieselben  werden  aus  rohem  feuerfesten  Thon  und 
Chamotte  (das  heisst  vorher  gebranntem  und  zerkleinertem  feuerfesten  Thon 
oder  durchgebrannten  Abfällen  von  Kapselscherben  u.  s.  w.)  hergestellt.  Die 
schwer  schmelzbaren  und  dauerhaften  Chamottesteine.  der  Königlichen 
Porzellan manufactur  zu  Berlin  bestehen  aus  Halle'schem  Kaolin  und 
Porzellankapselscherben,  einige  belgische  Steine  aus  1  Masstheil  rohem 
Thon  und  1  Masstheil  gebranntem,  die  Chamottesteine  der  Stettiner 
Chamottefabrik  A.  G.  (vormals  Didier)  aus  gebranntem  Schiefer,  sehr 
wenig  Kaolin  (aus  Bomholm)  und  etwas  bestem  fetten  Thon,  die  englischen 
Garnkirksteine  aus  3  Theilen  rohem  (verwittertem)  Schicferthon  und 
1  Theil  gebranntem  Thon,  die  Steine  von  Stourbridge  nur  aus  ungebranntem 
Schieferthon  u.  s.  w. 

Die  Chamottesteine  schwinden  beim  Brennen  umso  stärker,  je  mehr 
Thonerde  sie  besitzen,  das  heisst  je  feuerfester  sie  sind ;  das  lineare  Schwind- 
mass  beträgt  bei  fetten  Thonen  7 — 107o>  ^^i  fetten  und  zugleich  kohlehaltigen 
bis  12'57o  (u^d  mehr).  Der  Komdurchmesser  wird  meistens  zu  2 — 3  nwi, 
seltener  grösser  (bis  7  mm)  gewählt.  Empfohlen  wird  von  C.  Bischof  zu 
1  Theil  sehr  feingemahlenem  Thon  1 — 2  Theile  eines  Gemenges  von  wenig 
mittelfeinem  und  viel  grobem  pfefferkorngrossen  Chamottepulver  zuzusetzen. 
Mit  zunehmender  Komgrösse  wächst  der  Verbrauch  an  Bindethon  zum  Ein- 
hüllen der  Kömer  und  der  Widerstand  gegen  Temperatun^'echsel  auch  ver- 
mindert sich  die  Festigkeit,  Dichtigkeit,  Gleichmässigkeit  und  Wärmeleitungs- 
fahigkeit. 

Chamottesteine  besitzen  eine  grosse  Zähigkeit  gegen  Stösse  und  lassen 
sich  in  allen  möglichen  Formen,  selbst  in  den  grössten  Abmessungen  her- 
stellen. Sie  brennen  sich  nicht  mürbe  und  werden  von  einer  basischen  Schlacke 
wenig,  von  einer  sauren  jedoch  stärker  angegriffen.  Besondere  Widerstands- 
fähigkeit gegen  basische  Schlacken  (namentlich  Hochofenschlacken)  besitzen 
die  reinen  Chamottesteine,  welche,  wenn  sie  eine  für  den  bestimmten  Zweck 
hinreichende  Schwerschmelzbarkeit  besitzen,  zu  den  besten  feuerfesten  Steinen 
gerechnet  werden  müssen.  Gegen  Temperaturwechsel  sind  dieselben  im  Allge- 
meinen weniger  empfindlich. 

Ihre  Herstellung  erfolgt  wie  bei  den  Dinassteinen,  doch  werden  sie 
zum  llieü  zweimal  gebrannt  (so  z.  B.  in  belgischen  Werken).  Sie  sollen 
sauber  gearbeitet  und  hartgebrannt  sein,  auch  scharfe  Kanten  und  glatte  Ober- 
flächen besitsen,  um  die  Mörtelfugen  möglichst  eng  gestalten  zu  können  und 
dem  Feuer  mögKcbst  wenig  Angriffsflächen  zu  bieten. 


250 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Man  benutzt  sie  zu  Ausmauerungen  von  Stubenöfen  und  Küchenherden, 
zur  Aufführung  von  Backöfen,  zu  Flammöfen  mit  directer  Feuerung,  zu  Hoch 
Öfen,  Glasschmelzöfen,  als  Rost  in  Gasretortenöfen,  in  Kalk-,  Cement-,  Glüh- 
und  Calciniröfen,  in  Zucker-  und  Oelgasöfen  u.  s.  w.  und  stellt  aus  ihnen  Blöcke 
und  Rohre  für  Heizschächte  und  Heizcanäle,  Ringe  für  Rauchverbrennung 
in  den  Locomotiven  u.  a.  m.  her.  Ihre  Haltbarkeit  kann  man  durch  Kühl- 
vorrichtungen, indem  man  Luft  oder  Wasser  hinter,  unter  oder  im  Inneren 
der  Steine  circuliren  lässt,  wesentUch  vermehren.  (Vergl.  C.  Bischof,  a.  a.  O., 
S.  340—346). 

c)  Gemischte  Quarzsteine.  Dieselben  besitzen  einen  geringeren 
Kieselsäuregehalt  als  Quarzziegel  oder  Dinassteine  und  werden  aus  1  Mass- 
theil  Thon  und  1 — 2  Masstheilen  gewaschenem  Sand  oder  Quarz,  pulverisirtem 
Sandstein,  Quarzit,  Hornstein  oder  Feuerstein  oder  aus  einem  Gemenge  von 
1  Theil  Thon,  2  Theilen  Ziegelmehl  und  3 — 5  Theilen  Quarzpulver  oder, 
wenn  die  Steine  eine  sehr  grosse  Feuerbeständigkeit  erhalten  sollen,  aus 
1  Theil  Thon  und  8 — IG  Theilen  Quarzpulver  bereitet.  Je  feiner  letzteres 
gewählt  wird,  desto  schneller  erfolgt  das  Schmelzen  und  desto  empfindlicher 
sind  die  Steine  gegen  Temperaturwechsel.  Das  Gemenge  wird  nur  mit  wenig 
Wasser  vermischt,  so  dass  die  Masse  wie  feuchte  Erde  erscheint,  dann  wird 
die  Masse  sehr  kräftig  in  die  Formen  eingeschlagen,  hierauf  in  erwärmten 
Trockenkammern  getrocknet  und  endUch  gebrannt,  wobei  man  das  Anfeuern 
sehr  langsam  vorzunehmen  hat. 

Diese  Steine  können  einer  stark  sauren  Schlacke  länger  als  irgend  ein 
anderer  feuerfester  Stein  widerstehen  und  eine  sehr  starke  sogenannte  trockene 
Hitze  lange  Zeit  ertragen;  sie  sind  porös  und  in  Folge  dessen  schlechte 
Wärmeleiter  und  ziemlich  leicht.  Bei  häufigem  Erhitzen  und  Wiederabkühlen 
reissen  sie  leicht,  auch  brennen  sie  sich  locker  und  vertragen  nur  wenig  das 
Anbacken  von  Kohle  oder  Coaks.  In  Flammöfen  mit  directer  Feuerung 
können  sie  nicht  verwendet  werden,  weil  eine  alkalireiche  oder  stark  basische 
Flugasche  sie  stark  angreift,  dagegen  benutzt  man  sie  mit  Vortheil  zur  Her- 
stellung   von  Sohlcanälen   in  Coaksöfen,    zu  Gewölben    in   Feuerungsanlagen, 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  251 

Bauxitsteine  besitzen  nach  C.  Bischof  eine  grosse  Haltbarkeit  in 
Oefen,  in  denen  sie  nur  mit  schmelzenden  Metallen  und  deren  Oxyden  oder 
mit  basischen  SchmelzstofFen  in  Berührung  kommen,  wie  z.  B.  in  Blei- 
raffinerien. Ihre  Verwendung  ist  demgemäss  eine  beschränkte. 

Bauxit  wird  auch  als  Zusatz  zu  sogenannten  basischen  Steinen  und 
basischem  Futter  für  Bessemer-Converter  (vergl.  §  162)  benutzt. 

Den  Bauxitsteinen  ähnlich  ist  auch  der  sogenannte  Dracenitziegel, 
welcher  (nach  »Leitm.  Centralanzeiger«  1888,  Nr.  15)  aus  60'47o  Thonerde, 
33-7 7o  Kieselsäure,  5-47o  Eisenoxyd  und  O'P/o  Titansäure  besteht  und 
namentlich  in  Südfrankreich  fabricirt  wird. 

i)  Dolomitsteine.  Man  bereitet  sie  aus  stark  gebranntem,  zum  Theil 
gefritteten  Dolomit  mit  einem  Zusatz  von  57o  Thon  oder  von  7*^/q  (und 
mehr)  wasserfreiem  Theer  oder  von  15 — 25"/o  Magnesia.  Die  Haltbarkeit 
dieser  Steine  wächst  mit  Zunahme  der  Brenntemperatur,  die  Güte  der  Masse 
mit  Abnahme  des  Kalkgehaltes;  kalkreiche  Dolomitsteine  besitzen  einen 
geringen  Werth.  Bei  höchster  Weissgluth  schwinden  die  Dolomitsteine,  sofern 
sie  nicht  zu  stark  mit  die  Schmelzbarkeit  befördernden  Stoffen  verunreinigt 
sind,  um  etwa  24^0»  wobei  sie  leicht  reissen  und  ihre  regelmässige  Gestalt 
verlieren.  Die  Steine  werden  mittelst  hohen  hydraulischen  Druckes  in  Formen 
gepresst  und  im  Mendheim'schen  Gaskammerofen  (siehe  Fig.  104  und 
§  92)  oder  in  einem  ähnlichen  Ofen  nach  ihrem  vollständigen  Austrocknen 
äusserst  stark  gebrannt  und  dann  sehr  langsam  abgekühlt.  In  etwa  Schmiede- 
eisen-Schmelzhitze schmelzen  sie  und  besonders  leicht  bei  Berührung  mit 
kieselsäurereichen  Stoffen.  Sie  werden  von  den  bei  der  Eisengewinnung  sich 
bildenden  Schlacken  sehr  stark  angegriffen  und  finden  deshalb  nur  wenig 
Verwendung.  Man  benutzt  sie  hauptsächlich  zum  Ausfüttern  von  Convertern 
beim  basischen  Verfahren  der  Gewinnung  von  Schmiedeeisen,  wobei  man  die 
Masse  oft  mit  wenig  Wasserglas  vermischt. 

fj  Chromitsteine  aus  gebranntem  und  gemahlenem  Chromit  und 
einer  Mischung  aus  Gyps  und  schwefelsaurer  Thonerde  oder  schwefelsaurer 
Magnesia.  Man  benutzt  sie  besonders  zur  Trennung  der  Magnesiaziegel  und 
Dinassteine  im  Siemens-Martin-Ofen. 

gj  Magnesiasteine.  Zu  ihrer  Herstellung  verwendet  man  namentlich 
steirischen  Magnesit  (Veitschthalcr  Magnesitspath)  oder  solchen  von  der  Insel 
Euböa,  welcher  bei  starker  Weissglühhitze  wiederholt  durchgebrannt  und 
vollständig  todtgebrannt  wird,  wobei  er  in  der  Länge  etwa  257o  zusammen- 
schrumpft. 

Diese  stark  gebrannte  und  dadurch  steinhart  gewordene  Magnesia 
wird  zerrieben  und  mit  10 — 157ü  (auch  mehr")  Thon  oder  wasserfreiem  und 
dickflüssigem  Theer,  auch  mit  Soda,  Kieselsäure,  Kssig,  einer  Mischung  von 
Carbolsäure  und  Alkalien  oder  alkalischen  Erden  vermengt.  Die  Masse  wird 
mittelst  hydraulischer  Pressen  geformt,  getrocknet  und  im  Mendheim'schen 
Gaskammerofen  oder  Flammofen,  der  mit  pulverisirter  Magnesia  ausgestanii)ft 
oder  mit  Magnesiasteinen  innen  verblendet  ist,  möglichst  stark  und  gleich- 
massig  gebrannt  und  dann  langsam  al)gekühlt. 

Magnesiasteine  sind  widerstandsfähiger  gegen  Schlacken  als  Dolomit- 
steine und  dienen  zur  Ausfütterung  von  Kalk-,  Cemcnt-  und  Strontian-Brcnn- 
öfen,  von  Convertern  beim  Entphosphorungsprocess  in  den  Eisenhütten  u.  s.  w. 
Sie  sind    theurer   als  Chamottesteine,   vermögen    aber    in  den  meisten  Fällen 


252 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


eine  Platinschmelzhitze  zu  ertragen,   ohne   zu   schmelzen   oder   ihre  scharfen 
Kanten  einzubüssen. 

h)  Graphit-  und  Kohlenstoffsteine.  Zum  Ausmauern  von  Bleiöfen 
und  zur  Aufführung  von  Ziegelbrennöfen-Wänden  werden  Coakssteine 
empfohlen,  welche  aus  einer  Mischung  von  Coaksklein  und  Lehmwasser  be- 
reitet werden.  Diese  Ziegel  sind  billig,  sehr  feuerbeständig,  schlecht  Wärme 
leitend  und  leicht  (spec.  Gewicht  ==  1*51),  sie  besitzen  eine  dichte,  homogene, 
feinkörnige  Structur  und  bilden  mit  der  Beschickung  keine  Schlacke. 

Auch  Steine  aus  gesiebtem,  möglichst  aschenreinem  Coaksklein  und 
20%  Theer,  die  bei  vollständigem  Luftabschluss  gebrannt  werden,  oder  aus 
Holzkohlenklein  und  Thon  werden  zur  Ausfütterung  der  Oefen  mit  Vortheil 
benutzt.  Als  Mörtel  verwendet  man  eine  Mischung  von  2  Theilen  Kohlen- 
staub und  ^4 — 1  Theil  Thon.  Die  Festigkeit  der  Kohlenstoffsteine  ist  eine 
geringe,  jedoch  können  dieselben  einen  schroffen  Temperaturwechsel  gut 
ertragen.  Statt  Coaks  und  Holzkohlen  verwendet  man  auch  Graphit. 

/)  Ganistersteine.  Dieselben  haben  im  Allgemeinen  dieselben  Eigen- 
schaften wie  Dinassteine  und  werden  zum  Auskleiden  Von  Bessemerbirnen, 
Puddelöfen  u.  s.  w.  verwendet.  Man  fertigt  sie  aus  dem  in  der  Gegend  von 
Wales,  Sheffield  u.  s.  w.  gefundenen  Mineral  Ganister,  einem  dichten,  kieseligen 
Gestein,  das  pulverisirt  und  mit  wasserfreiem  Theer  vermischt  wird. 

k)  Schmelztiegel.  Man  unterscheidet: 

a)  Chamottetiegel  aus  1  Gewichtstheil  feinstem  (belgischen)  Thon 
und  2  Gewichtstheilen  grobgestossener  Chamotte. 

ß)  Hessische  Tiegel  aus  1  Theil  Thon  (bestehend  aus  7l7o  Kiesel- 
säure, 257o  Thonerde  und  47o  Eisenoxyd)  und  V3— V»  Theil  Quarzsand; 
dieselben  widerstehen  nicht  den  Alkalien. 

7)  Ipser-  oder  Passauer-Tiegel  aus  1  Theil  feuerbeständigem  Thon 
und  2  (auch  3 — 4)  Theilen  Graphit ;  sie  vertragen  einen  schroffen  Temperatur- 
wechsel und  schwinden  in  der  Hitze  höchst  selten. 

S)  Reine  Kohlentiegel  aus  Coaks,  Holz-  oder  Steinkohlenklein  oder 
Graphit  und  wasserfreiem  Theer. 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  253 

gnügt  man  sich  damit,  die  Lehmmasse  auf  der  Trettenne  durchzuarbeiten, 
dies  ist  jedoch  nicht  zu  empfehlen,  vielmehr  ist  ein  möglichst  langes  Sumpfen, 
durch  welches  die  Masse  sehr  gleichmässig  wird,  anzurathen.  Die  Lehmsteine 
werden  an  der  Luft  auf  einem  schattigen  Platze  monatelang  getrocknet,  ehe 
man  sie  verwendet;  besitzen  die  Steine  beim  Vermauern  noch  Feuchtigkeit, 
so  werden  die  aus  ihnen  hergestellten  Wände  nur  schwer  trocken  und  er- 
halten Senkungen.  Beim  Austrocknen  schwinden  die  Lehmsteine  um  etwa 
7,0  der  Länge. 

Vort heile:  billige  Herstellung,  Feuerbeständigkeit,  Dauerhaftigkeit  bei 
genügendem  Schutz  gegen  Feuchtigkeit,  warme  und  gesunde  Räume  liefernd. 
Nachtheile:  widerstehen  nicht  der  Nässe  und  besitzen  eine  geringere 
Festigkeit  als  gebrannte  Ziegel. 

Format:  300  X  140  X  80—100  mm  oder  260  X  125  X  80  mm.  Erstere 
Steine  wiegen  pro  Stück  5 — 7  kg  und  erfordern  zu  ihrer  Herstellung 
4-6 — 4-8. w»  Lehm  pro  1000  Stück;  z\x  \  m^  Mauerwerk  sind  295—220 
Stück  nöthig.  Die  kleineren  Steine  wiegen  pro  Stück  nur  4 — 4*5  kg  und 
erfordern  pro  1000  Stück  3*8  m^  Lehm;  zu  \  m^  Mauerwerk  braucht  man 
390  Stück. 

Verwendung.  Man  benutzt  die  Lehmsteine  zu  Innenmauem,  nament- 
lich zu  Ausmauerungen  von  Fachwerken,  zu  landwirthschaftlichen  Bauten  und 
zum  Bau  einstöckiger  Häuser.  Gegen  die  Witterungseinflüsse  sind  die  zu 
Aussenmauem  verwendeten  Steine  durch  weit  überstehende  Dächer,  Putz- 
oder Backsteinverblendung  u.  s.  w.  und  gegen  aufsteigende  Erdfeuchtigkeit 
durch  hohe  Sockelmauem  und  Isolirungen  zu  schützen.  Die  Steine  werden 
mit  Lehmmörtel  gefugt  und  beim  Verlegen  nicht  angenässt.  Dienen  die 
Lehmsteinmauem  zum  Tragen  von  Balkenlagen,  so  deckt  man  sie  zweck- 
mässig mit  einigen  Schichten  gebrannter  und  in  Kalkmörtel  verlegter  Back- 
steine ab.  I^hmsteinwände  werden  meistens  nur  mit  Lehmmörtel  verputzt. 
Will  man  einen  Kalkputz  aufbringen,  so  müssen  die  Wände  vorher  sorgfältig 
mit  heissem  Theer  bestrichen  oder  in  die  Fugen  kleine  Dachziegelstücke 
eingedrückt  oder  dem  Kalkmörtel  Sägespäne  beigemengt  werden  u.  s.  w. 
Cementputz  bleibt  zwar  auf  Lehmsteinwänden  haften,  wird  aber  bei  dem 
meist  starken  Setzen  der  Wände  leicht  rissig  und  fällt  dann  ab.  Vor  Auf- 
bringung des  Putzes  müssen  die  Lehmsteinmauem  gut  ausgetrocknet  sein; 
da  aber  Lehm  sehr  hygroskopisch  ist,  so  müssen  die  Mauern  beim  Auf- 
tragen des  Putzes  stark  angenässt  werden.  In  Gebäuden,  die  starken  Er- 
schütterungen ausgesetzt  sind,  können  Lehmsteine  keine  Verwendung  finden. 
Erhalten  die  Lehmsteinmauem  eine  Backsteinverblendung,  so  werden  die  Lehm- 
steine im  Format  der  Backsteine  hergestellt  und  auch  die  gebrannten  Ziegel 
mit  Lehmmörtel  aufgemauert;  ein  derartiger  Schutz  gegen  Nässe  empfiehlt 
sich  jedoch  nicht,  weil  sich  die  beiden  Mauerkörper  verschieden  setzen. 

Unter  Lehmpatzen  versteht  man  grosse,  quaderähnliche  Steine  aus 
Lehm  und  10 — 20%  Strohabfällen,  Häcksel,  Flachsscheben,  Hanf  u.  s.  w. 
Diese  Beimischungen  begünstigen  das  Austrocknen,  vermindern  aber  die 
Festigkeit  der  Masse.  Lehmpatzeu  sind  noch  stärker  hygroskopisch  als  Lehm- 
steine, weil  die  beigemengten  Pflanzenstoffc  begierig  Wasser  aufsaugen;  es 
sind  deshalb  auch  die  Lehmpatzen  gegen  Feuchtigkeit  sorgfältig  zu  schützen. 
Sie  besitzen  vor  den  Lehmsteinen  den  Vorzug,  dass  auf  ihnen  ein  Putz  besser 
haftet  Ihre  Verwendung  ist  im  Allgemeinen  dieselbe 


1:54 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Format.  Grosses  Format:  390  X  200  X  160  wiw  (Gewicht :  18-5*^» 
auf  1  ni^  Mauerwerk  gehen  81  Stück). 

Mittleres  Format :  300  X  140  X  140  mm  (wird  selten  verwendet). 

Kleines  Format:  270  X  150  X  160  ww  (Gewicht:  9—9-0*^;  Im* 
Mauerwerk  erfordert  154  Stück). 

1000  Stück  des  kleinen  Formates  benöthigen  zu  ihrer  Herstellung 
Sm^  frischen  Lehm,  10  Bunde  Stroh  oder  2*2  ä/  Flachs-  oder  Hanfscheben. 


§  96.  Steine  aus  Bimssand,  Kalk  und  Sand,  Schlacken. 

1.  Bimssandsteine  oder  rheinische  Schwemmsteine.  Man  fertigt 
dieselben  aus  90  Gewichtstheilen  Bimssteinsand,  welcher  hauptsächlich  am 
Rhein  (im  »Neuwieder  Becken«)  gefunden  wird,  und  aus  40 — 70*^/q  Kieselsäure 
besteht,  sowie  aus  10  Gewichtstheilen  Trierer  Kalk,  der  in  Form  von  Kalkmilch 
beigemengt  wird.  Die  gut  durcheinander  gemischte  Masse  wird  in  Formen  fest 
eingeschlagen  oder  gepresst  und  4 — 6  Monate  lang  getrocknet,  bevor  man 
die  Steine  verwendet.  Als  Mörtel  benutzt  man  Trierer  Kalk  mit  Bimssand 
(statt  Quarzsand). 

Format.  Die  Schwemmsteine  werden  gewöhnlich  im  deutschen  Normal- 
format (250  X  120  X  65  mm)  hergestellt,  doch  finden  auch  Steine  von 
250  X  160  X  120  mm  und  250  X  160  X  140  mm  vielfach  (und  namentüch 
am  Rhein)  Verwendung.  Die  als  Hintermauerungssteine  bei  Verblendbauten 
benutzten  Steine  werden  250  X  120  X  80  oder  250  X  120  X  100  mm  gross 
gewählt.  Man  fertigt  auch  Achtecksteine  für  Schomsteinröhren  (russische 
Röhren). 

Vorzüge  und  Nachtheile.  Da  Bimssand  sehr  leicht  und  sehr  porös 
ist,  so  besitzen  die  Schwemmsteine  ein  geringes  Gewicht  und  eine  hohe  Isolir- 
fähigkeit. Sie  sind  wetterbeständig  und,  weil  der  Bimssand  vulcanischen 
Ursprunges  ist,  auch  feuerbeständig.  Ihre  Tragfähigkeit  ist  eine  massige ;  ihre 
Druckfestigkeit  beträgt  nur  ca.  18  ^g  für  das  Quadratcentimeter.  Ihre  Oberflächen 
sind  rauh,  weil  der  Bimssand  ein  mittelgrobkömiges,    kiesartiges  Gerolle  aus 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  255 

Formen  von  250  X  120  X  65  oder  250  X  250  X  50  mm  Grösse  gepresst. 
Die  Steine  besitzen  eine  wasserundurchlässige,  glatte  Seite,  welche  durch 
einen  aus  (Dement  und  Kieseiguhr  bestehenden  Ueberzug  erlangt  wird.  Mit 
dieser  Seite  werden  sie  in  Sand  oder  Kies  eingebettet.  Damit  die  Erd- 
feuchtigkeit nicht  durch  die  Fugen  emporsteigen  kann,  werden  letztere  mit 
Cementmörtel  gedichtet.  Auf  die  Bimssteine  kommt  eine  Lage  von  Mettlacher 
Fliesen  oder  anderen  Plättchen,  deren  Fugen  mit  einem,  aus  1  Theil  Cement 
und  1  Ys — 2  Theilen  Sand  bestehenden  Mörtel  wasserdicht  verschlossen  werden, 
oder  eine  Cementmörtelschicht.  Durch  diese  Anordnung  wird  eine  gute 
Isolirung  erzielt. 

Man  kann  den  Isolirbimsstein,  welcher  sich  wie  Holz  schneiden  lässt, 
natürlich  auch  zu  Isolirungen  von  Dampfkesseln  (an  Stelle  der  Korksteine), 
zu  Trockenkammern,  Eis-  und  Bierkellern,  Geldschränken  u.  s.  w.  verwenden. 
Die  Wärmedurchlässigkeit  einer  6*5  cm  dicken  Platte  beträgt  (nach  Ingenieur 
.1.  A.  Müller  der  Gesellschaft  für  Linde'sche  Eismaschinen)  nur  1*1  Wärme- 
einheiten, entspricht  also  der  Wärmedurchlässigkeit  einer  zwei  Stein  starken 
Backsteinmauer  oder  einer  1  m  starken  Sandschicht. 

3.  Kalksandsteine.*)  Dieselben  wurden  zuerst  und  vor  etwa  50  Jahren 
von  Dr.  A.  Bernhardi  sen.,  dem  Begründer  der  Firma  Dr.  Bemhardi  Sohn 
(G.  K  Draenert)  in  Eilenburg  bei  Leipzig,  hergestellt  und  haben  seitdem  ihrer 
vielen  Vorzüge  wegen  eine  vielfache  Verwendung,  insbesondere  zu  landwirth- 
schaftlichen  Bauten  gefunden.  Diese  Kalksandziegel  werden  aus  8 — 9  Maass- 
theilen  scharfem  reinen  Quarzsand,  1  Masstheil  frisch  gelöschtem  Kalk  und 
wenig  Wasser  bereitet.  Der  Kalk  wird  in  Form  von  Kalkmilch  oder  trockenem 
Kalkpulver,  das  Wasser  mittelst  Giesskanne  zugesetzt.  Die  Mischung  ist  in 
geeigneten  Maschinen  vorzunehmen,  damit  sie  möglichst  gleichmässig  und 
vollkommen  erfolgt,  und  dann  in  Formen  mittelst  Kniehebelpressen  (siehe 
Fig.  114  und  §  89)  zu  formen.  Vor  dem  Formen  lässt  man  die  Masse  zweck- 
mässig einen  Tag  oder  besser  noch  länger  auf  dem  Haufen  hegen.  Durch 
Benutzung  entsprechender  Presskasten,  Presspl^ten  und  Einlagen  können 
Steine  von  beUebiger  Gestalt  geformt  werden,  so  z.  B.  ausser  den  parallel- 
epipedischen  Bausteinen  (in  Normalformat  u.  s.  w.)  auch  Brunnenziegel  mit 
bogenförmigen  Begrenzungen,  Steine  mit  Ausschnitten  an  den  Ecken,  um 
Thürfalze  zu  bilden  u.  s.  w.  Das  starke  Pressen  der  Masse  ist  unbedingt 
nothwendig,  um  die  einzelnen  Sandkörner  dicht  aneinander  zu  lagern,  so 
dass  nur  dünne  Kalkschichten  sich  als  Bindemittel  zwischen  ihnen  befinden, 
wodurch  die  Festigkeit  der  Steine  wesentlich  erhöht  wird. 

Der  Sand  muss  grob,  scharf  und  rein  sein;  lehm-  oder  erdehaltiger 
Sand  giebt  wetterunbeständige  Ziegel.  Es  empfiehlt  sich,  eine  Mischung  von 
Kies  und  Sand  zu  wählen;  dann  werden  die  vom  Kies  gebildeten  Zwischen- 
räume durch  den  Sand  gut  ausgefüllt.  Um  die  Herstellungskosten  zu  ver- 
mindern, kann  ein  Theil  des  Sandes  durch  Steinkohlenasche,  Torfasche, 
Hochofenschlacken,  Bimssand  u.  dgl.  ersetzt  werden.  Ein  Zusatz  von  Hoch- 
ofenschlackenpulver oder  granulirter  Hochofenschlacke  (etwa  V4  l'heil)  ver- 
grössert  die  Festigkeit  und  Dauerhaftigkeit,  eine  Tränkung  des  vollständig 
getrockneten  Steines  mit  einer  Wasserglaslösung  (von  2^  Beaumö)  die  Härte. 


^  Mit  Benattimg  der  Broschüre  «Die  Kalkziegelfabrikation  und  der  Kalkziegcl- 
bftm«  Too  Dr.  A.  Bmiliftidi.  (Halle  a.  S.,  1873,  4.  Auflage.) 


256 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


An  Stelle  des  Kalkes  wird  auch  Gyps  (Gypssteine)  oder  Cement  (Cement- 
ziegel)  genommen.  Ein  kleiner  Zusatz  von  Portlandcement  zum  Kalk  und 
Sand  macht  die  Kalksandziegel  fester.  Als  Wasser  benutzt  man  Brunnen-, 
Fluss-  oder  Regenwasser;  nicht  geeignet  ist  Seewasser.  Zur  Herstellung  von 
1000  Steinen  sind  etwa  4  m^  Sand  und  Yj  w*  ungelöschter  Kalk  erforderlich. 
Zu  wenig  Kalkzusatz  giebt  wenig  haltbare  Steine. 

Die  geformten  Ziegel  werden  entweder  nur  durch  Sonne  und  Luft  ge- 
trocknet und  dann  auf  Trockengestelle,  die  gegen  Regen  genügend  geschützt 
sind,  gebracht  oder  in  geheizten  Trockenkammern  entwässert;  letzteres  ist 
jedoch  nicht  zu  empfehlen,  weil  die  Steine  bei  künstlicher  Austrocknung 
eine  geringere  Festigkeit  erhalten.  Beim  Trocknen  nimmt  der  Aetzkalk  aus 
der  Luft  Kohlensäure  auf  und  verwandelt  sich  zum  Theil  in  kohlensauren  Kalk. 

Auf  den  Trockengestellen  bleiben  die  Steine  so  lange  liegen,  bis  sie 
einen  metallischen  Klang  beim  Anschlagen  mit  dem  Fingerknöchel  geben, 
dann  werden  sie  in  Haufen  so  zusammengestellt,  dass  sie  die  Luft  allseitig 
bestreichen  kann.  Wird  zur  Mischung  nur  so  viel  Wasser  verwendet,  dass  die 
Masse  beim  Drücken  in  der  Hand  nur  wenige  Wassertropfen  absondert,  und 
ist  die  Witterung  eine  gute,  so  kann  man  die  Ziegel  schon  6 — 10  Tage  nach 
ihrem  Formen  zu  Bauten  verwenden. 

Der  frisch  gepresste  Kalksandziegel  ist  so  weich,  dass  man  ihn  mit  der 
Hand  zerdrücken  kann.  Es  empfiehlt  sich,  weil  die  Ziegel  erst  mit  Karren 
transportirt  werden  können,  wenn  sie  einige  W^ochen  alt  sind,  die  Fabrikation 
auf  der  Baustelle  selbst  vorzunehmen. 

Vorzüge  und  Nachtheile.  Kalksandziegel  lassen  sich  leichter  und 
schneller  herstellen  wie  gebrannte  Mauersteine  und  sind  bedeutend  billiger 
(Ersparniss  40 — 50%) ;  sie  besitzen  aber  eine  grössere  Sprödigkeit  und  sind 
nicht  widerstandsfähig  genug  gegen  Schlag  und  Stoss,  auch  lassen  sie  sich 
nicht  so  sicher  behauen,  so  dass  Theilsteine  besonders  geformt  werden  müssen. 
Ihre  Druckfestigkeit  ist  eine  geringe;  Dr.  Böhme  ermittelte  die  zulässige 
Beanspruchung  der  Bemhardi'schen  Ziegel  im  Formate  280  X  130  X  80  mm 
und    aus    einer  Mischung    von  8  Theilen  Sand    und  1  Theil  Kalk  zu  4*2  *^ 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  257 

zu  Aussenmauem  nur  dann  benutzt  werden,  wenn  man  sie  mit  einem  Mörtel- 
bewurf versieht. 

Verwendung:  Hauptsächlich  zu  landwirthschaftlichen  Bauten,  aber  auch 
zu  Wohnhäusern  und  Fabrikgebäuden  in  thonarmen  Gegenden,  sowie  zu 
Innenmauem.  Die  Kalksandziegel  werden  mit  engen  Fugen  vermauert  und 
mit  dünnem,  steinfreiem  Kalkmörtel  miteinander  verbunden.  Beim  Vermauern 
ist  ein  Annässen  der  Steine  unnöthig;  wenn  aber  ein  solches  vorgenommen 
wird,  so  empfiehlt  es  sich,  hierzu  kalkhaltiges  Wasser  zu  wählen.  Ein  Fest- 
klopfen mit  dem  Maurerhammer  ist  zu  vermeiden,  weil  der  sehr  spröde  Stein 
hierdurch  leicht  zertrümmert  wird. 

Man  kann  auch  farbige  Steine  herstellen,  indem  man  die  Masse  mit 
im  Wasser  verrührtem,  feinem  Glanzruss  oder  Frankfurter  Schwarz  oder 
Ziegelmehl  oder  rother,  gelber,  grüner  u.  s.  w.  Erdfarbe  vermischt. 

4.  Schlackensteine.  Diese  Steine  werden  in  gleicher  Weise  wie  die 
Kalksandziegel  hergestellt,  doch  wird  statt  Quarzsand  zu  ihrer  Anfertigung 
granulirte  Hochofenschlacke  in  Kiesgrösse  gewählt.  Verwendet  man  keine 
granulirten  Hochofenschlacken  (vergl.  §  215),  so  müssen  die  Schlacken  durch 
Quetsch  Walzwerke  oder  Kollergänge  auf  die  erforderliche  Korngrösse  ge- 
bracht werden. 

Die  Hochofenschlackensteine  wurden  zuerst  von  der  »Georgs-Marien- 
hütte«  in  Osnabrück  fabricirt.  Heutzutage  stellt  man  sie  an  vielen  Orten  her; 
sehr  gelobt  werden  die  Steine  von  Meyer  &  Comp,  in  Osnabrück. 

Die  Mischung  (4  Theile  Schlacken,  1  Theil  Kalk  und  Wasser)  wird  am 
besten  in  geeigneten  Maschinen  vorgenommen  und  die  Masse  mittelst  Hand- 
oder Dampfpressen  geformt.  Die  geformten  Steine  müssen  etwa  sechs  Monate 
lang  getrocknet  werden,  ehe  man  sie  vermauern  kann.  Sie  sind  zuerst  leicht 
zerbrechlich,  werden  aber  mit  der  Zeit  sehr  hart,  und  zwar  dadurch,  dass 
die  Hochofenschlacke  mit  dem  Kalk  sich  chemisch  verbindet  und  durch  Auf- 
nahme von  Kohlensäure  kohlensaurer  Kalk  entsteht.  Nachdem  sie  etwa  zwei 
Tage  lang  auf  Trockengestellen  gelegen,  werden  sie  zu  grossen  Haufen 
zusammengesetzt  und  bis  zu  ihrer  Verwendung  der  Witterung  preisgegeben, 
denn  die  Steine  werden  umso  fester,  je  öfter  sie  angenässt  und  wieder 
trocken  werden.  Ihre  Widerstandsfähigkeit  wird  umso  grösser,  je  weniger 
man  mit  dem  Kalk  spart. 

Vorzüge.  Die  Schlackensteine,  welche  eine  feine  lichtgraue  Farbe  be- 
sitzen, die  sich  durch  Abwaschen  mit  verdünnter  Schwefelsäure  etwas  ver- 
ändern lässt,  sind  wetterbeständig  und  so  fest  wie  gebrannte  Mauersteine, 
besitzen  eine  sehr  grosse  Porosität  und  verbinden  sich  mit  einem  aus  Kalk 
tmd  Schlackenkies  bereiteten  Mörtel  zu  einer  monolithen  Masse,  welche  nach 
und  nach  fester  wird.  Das  aus  ihnen  gefertigte  Mauerwerk  trocknet  sehr 
schnell  aus,  so  dass  die  Bauten  sogleich  nach  ihrer  Vollendung  bezogen 
werden  können,  ohne  dass  eine  Gefahr  für  die  Gesundheit  der  Bewohner 
entsteht.  Das  Mauerwerk  liefert  warme  und  trockene  Wohnräume,  wenn  zu 
seiner  Aufführung  vollständig  getrocknete  Schlackensteine  verwendet  werden. 
Schlackensteine  sind  weit  billiger  wie  gebrannte  Ziegel. 

Nach  Hauen  Schild  zeigten  die  mittelst  Handpressen  geformten 
Schlackensteine  bei  einer  Belastung  von  31  ^^  und  die  mittelst  Dampfpressen 
gefertigten  bei  einer  solchen  von  92*4^^  für  das  Quadratccntimeter  Risse; 
emerc  wurden  bei  einem  Drucke  von  32*  1  kg,  letztere  bei  einem  Drucke  von 

K r II g« r,  HandiMKh  der  BAiutofflehre.  1  < 


258 


Erster  Theil.  Die  HaupUtoffe. 


110*5^^  für  das  Quadratcentimeter  zerstört  Nach  Böhme  beträgt  die  zu- 
lässige Beanspruchung  auf  Druck  4*5 — 9*0^^  für  das  Quadratcentimeter  bei 
zehnfacher  Sicherheit. 

Verwendung:  Dieselbe  wie  bei  guten  Backsteinen,  vor  denen  die 
Schlackensteine  den  Vorzug  grösserer  Luftdurchlässigkeit  besitzen ;  ausserdem 
zu  grösseren  Baustücken  und  Gesimsen,  Canalisationen  u.  s.  w. 

Statt  der  Hochofenschlacken  nimmt  man  auch  Braunkohlen-  oder 
Steinkohlenasche,  die  mit  der  gleichen  Menge  Kalk  wie  Schlackensteine 
und  Kalksandziegel  vermischt  werden.  Solche  Steine  sind  sehr  leicht,  aber 
wenig  tragfahig ;  ihre  Druckfestigkeit  wird  durch  einen  Zusatz  von  Quarzsand 
erhöht  und  kann  bei  sorgfältiger  Herstellung  16  kg  für  das  Quadratcenti- 
meter erreichen.  Man  verwendet  diese  Steine  hauptsächlich  zu  Innenmauem 
und  Fachwerksausmauerungen. 

§  97.  Künstliche  Sand-  und  Kalksteine. 

Für  die  Bereitung  von  künstlichen  Sandsteinen  haben  sich  die 
folgenden  Recepte  bewährt: 

1.  Eine  innige  Mischung  von  Kalk  und  Sand  wird  mit  ungelöstem, 
pulverisirtem  Wasserglas  gleichmässig  vermengt  und  letzteres  durch  Wasser- 
zusatz aufgelöst.  Es  verbindet  sich  dann  das  Wasserglas  mit  dem  Kalk  zu 
kieselsaurem  Kalk,  der  die  ganze  Masse  durchzieht  und  so  die  einzelnen 
Sandkörner  gleichmässig  und  innig  miteinander  verkittet.  (Patentirtes  Ver- 
fahren von  Schulte  im  Hofe  in  Gelsenkirchen.) 

2.  Aetzkalkpulver  und  gewaschener  Sand  (oder  andere  kieselerdehaltigen 
Stoffe)  werden  trocken  zusammengemischt  und  dann  in  Formen  eingedrückt. 
Vor  dem  Schliessen  der  Formen  wird  entweder  schnell  Wasser  hinzugesetzt 
oder  durch  die  Fugen  oder  kleinen  Oeffnungen  der  Form  Wasser  oder  Dampf 
von  etwa  drei  Atmosphären  Spannung  eingelassen.  Das  hierdurch  zum 
Löschen  gebrachte  Kalkpulver  quillt  auf  und  übt  dabei  auf  die  in  der  Form 
eingeschlossene    Masse    einen    starken  Druck    aus,    wodurch   ein   fester  Stein 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  259 

leicht  bearbeiten  kann.  Nach  weiteren  zwei  Tagen  ist  sie  so  weit  erhärtet, 
dass  sie  sich  nur  noch  mit  Steinmetzwerkzeugen  bearbeiten  lässt.  Die  aus 
dieser  Masse  gefertigten  Steine  sind  ebenso  schwer  wie  natürliche  Sandsteine. 
Die  weiss,  gelb,  grau  oder  roth  gefärbte  Masse  wird  wie  Cement  in  Fässern 
von   Möhle's    Bau-Patent-Gesellschaft   in  Frankfurt    am  Main  versandt. 

4.  Ein  Gemenge  von  1 — 5  Theilen  Sand,  1  Theil  Staubkalk  und  1  Theil 
Cement  wird  mit  wenig  Wasser  vermischt  und  schichtweise  in  Formen  sorg- 
faltig eingestampft.  Die  geformten  Steine  werden  an  der  Luft  getrocknet  und 
hierauf  2 — 3  Tage  lang  in  verdünntes  Wasserglas  gelegt.  Diese  Steine  erlangen 
nach  ihrer  Austrocknung  eine  sehr  grosse  Festigkeit.  (Nach  Gottgetreu.) 

5.  Man  vermischt  7  Raumtheile  Sand,  Kies  und  Gerolle  mit  3  Theilen 
fettem  ungebrannten  Thon  und  1  Theil  frisch  gebranntem  ungelöschten  Kalk 
oder  8  Theile  Sand  u.  s.  w.  mit  1  Theil  gebrannter  und  gepochter  Lehm 
erde,  1  Theil  pulverisirter  Steinkohlenschlacke  und  1'5  Theilen  fettem  oder 
hydraulischem  nicht  zerfallenen  Kalk,  mahlt  das  Gemenge  recht  fein,  versetzt 
es  mit  etwas  Cement  und  formt  es  trocken  mittelst  Pressen. 

Die  Festigkeit  der  Kunstsandsteine  beträgt  nach  Professor  A.  Harnisch 
in  Wien  im  Mittel  23  kg  für  Zug  und  214^^  für  Druck  für  das  Quadrat- 
centimeter. 

Für  künstliche  Kalksteine  werden  folgende  Mischungen  empfohlen: 

1.  Ein  Gemenge  von  10  Gewichtstheilen  gemahlenen  Muscheln,  5  Ge- 
wichtstheilen  Kalk  und  3  Gewichtstheilen  gemahlener  Torfasche  wird  mit 
Wasser  zu  einem  giessbaren  Brei  angerührt,  in  Formen  gegossen  und 
getrocknet.  (Nach  Mothes.) 

2.  Hydrokalkstein  von  Prof.  Hans  Hauenschild  in  Berlin. 
(D.  R.  F.,  Nr.  83.321). 

Abfälle  von  Kalkstein  oder  Marmor,  auch  Kalk-  oder  Dolomitsande 
werden  so  zerkleinert,  beziehungsweise  sortirt,  dass  sie  eine  dem  beabsichtigten 
Zweck  entsprechende,  gemischte  Sandkorngrösse  erlangen.  80 — 92  Gewichts- 
theile  dieser  Masse  vermischt  man  dann  (am  besten  mittelst  geeigneter  Ma- 
schinen) mit  8 — 20  Gewichtstheilen  zu  Staub  gelöschtem  Kalk  oder  Kalk- 
brei so,  dass  eine  inögUchst  wenig  poröse,  eben  noch  plastische  Masse  ent- 
steht Diese  Mischung  presst  man  in  Formen  und  trocknet  die  an  der  Luft 
sofort  erhärtende  geformte  Masse  in  verschlossenen  Gefässen  oder  Räumen 
unter  längerer  Erhitzung;  hierbei  bildet  sich  eine  hydraulische  Modification 
von  krystalHnischem  Kalkhydrat  und  es  beginnt  die  Bildung  von  basisch- 
kohlensaurem Kalk.  Um  diesen  Carbonisirungsprocess  zu  beschleunigen, 
empfiehlt  es  sich,  der  Masse  während  ihrer  Mischung  und  vor  ihrer  Krhitzung 
kohlensaures  Ammon  hinzuzusetzen,  und  zwar  in  solcher  Menge,  dass  etwa 
ein  Drittel  bis  die  Hälfte  des  vorhandenen  Kalkhydrates  durch  die  Kohlen- 
säure des  Ammon  gesättigt  wird.  Hierbei  zersetzt  sich  das  letztere  und  es 
lässt  sich  das  Ammoniak  durch  gewisse  Mittel  wiedergewinnen.  Eine  Hydro- 
silicatbildung  tritt  also  bei  diesem  Verfahren  nicht  ein,  weil  Silicate  in  der 
Masse  nicht  vorhanden  oder  unwesentlich  sind,  sondern  es  findet  eine  Rück- 
bildung von  krystallinischem  Kalkcarbonat  statt.  Hydrokalkstein  vermag  der 
Emwirkung  einer  mit  12  kg  belasteten  Vicat'schen  Nadel  (von  1  mm^  Quer- 
schnitt, vergl.  §  221)  zu  widerstehen  und  ist  härter  wie  Hydrosandstcin, 
welcher  schon  bei  einer  Belastung  von  5  kg  von  der  Nadel  durchbrochen 
wird.     Die    Druckfestigkeit    des     frisch    gekochten     Hydrokalksteincs     (mit 

17* 


260 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Laboratoriumsproben  vorgenommen)  ergab  80  kg  für  das  Quadrat- 
centimeter  und  für  Stücke  aus  dem  Innern  eines  klingend  erhärteten, 
aber  stark  porösen,  circa  100  kg  schweren  Blockes  110  ^^  für  das 
Quadratcentimeter  nach  mehrtägigem  Kochen.  Die  Hydrokalksteine  be- 
sitzen schon  nach  8  Tagen  eine  Härte,  welche  die  des  französischen 
weichen  Savonniersteines  übersteigt.  (Nach  Mittheilungen  des  Erfinders). 
Es  ist  zu  erwarten,  dass  der  Hydrokalkstein  im  Baufache  noch  eine  grosse 
Verwendung  seiner  mannigfachen  Vorzüge  und  Billigkeit  wegen  finden  wird. 
Vergl  auch  §  100. 


§  98.  Das  Xylolith  oder  Steinholz. 

Unter  dem  Namen  Xylolith  oder  Steinholz  wird  von  der  Firma 
Otto  Sening  &  Comp,  in  Potschappel  bei  Dresden  eine  vom  Ingenieur 
S.  G.  Cohnfeld  in  Dresden  erfundene  Masse  in  den  Handel  gebracht, 
welche  ihrer  vielen  vorzüglichen  Eigenschaften  wegen  eine  immer  grössere 
Verbreitung  findet.  Diese  Masse  besteht  aus  Sägespänen  und  Mineralien  und 
wird  auf  folgende  Weise  bereitet. 

Euböischer  Magnesit  wird  bei  etwa  1800®  C  geglüht,  dann  .  mittelst 
Desintegrator  fein  zerkleinert  und  gesiebt  und  hierauf  in  einem  Rührwerke 
mit  einer  Chlormagnesiumlösung  sehr  innig  vermischt  und  zugleich  gefärbt. 
In  diese  Mischung  werden  so  viele,  vorher  besonders  präparirte  Sägespänne 
hineingeschüttet,  dass  die  Masse  ganz  trocken  erscheint.  Die  Masse  wird  in 
grossen,  schweren  Gussstahlformen  geformt,  indem  man  je  nach  der  Dicke 
der  Xylolithplatten  20 — 50,  durch  starke  Stahlbleche  von  einander  getrennte 
Platten  in  der  Form  gleichzeitig  unter  einer  sehr  kräftig  construirten  hydrau- 
lischen Presse,  welche  einen  Druck  von  400  Atmosphären  auszuüben  vermag, 
presst. 

Unter  der  Presse  bleiben  die  Platten  so  lange,  bis  ihre  Masse  voll 
ständig  abgebunden  hat,  was  nach  24 — 30  Stunden  der  Fall  zu  sein  pflegt. 
Beim   Abbinden    erfolgt    eine    starke   Wärmeentwicklung;    es    sind    daher    ciic 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  261 

Festigkeit  Nach  Mittheilung  der  königlichen  Prüfungsstelle  für 
Baustoffe  in  Berlin  besitzt  das  Xylolith  folgende  Festigkeiten: 

a)  gegen  Bruch:  412  kg  für  das  Quadratcentimeter. 

b)  gegen  Zug:  162  kg  (in  wassersattem  Zustande)  bis  276  kg  für  das 
Quadratcentimeter  (wenn  mit  Leinölfimiss  gesättigt  und  getrocknet). 

c)  gegen  Druck:  749  kg  (in  wassersattem  Zustande)  bis  902/:^  für  das 
Quadratcentimeter  (wenn  mit  Leinöl  getränkt  und  getrocknet). 

Die  Festigkeit  des  Steinholzes  gegen  Bruch  und  Zug  wird  von  keinem 
natürlichen  Gestein  erreicht,  die  Druckfestigkeit  entspricht  der  eines 
guten  Sandsteines. 

Die  Abnutzbarkeit  betrug  (nach  denselben  Mittheilungen)  unter  An- 
wendung eines  Druckes  von  30  kg  für  50  cm^  Schleiffläche  bei  450  Umgängen 
der  Schleifscheibe  unter  Anwendung  von  20  g  Naxosschmirgel  Nr.  3  auf  je 
22  Scheibenumgänge  bei  einem  Schleifradius  von  20  cm  und  einem  Eigen- 
gewicht der  Schleifstücke  von  568  g  nur  7*65  r;w',  während  sie  z.  B.  beim 
Granit  (aus  88  Versuchen)  zu  8*3  cm^  ermittelt  wurde. 

Verwendung.  Steinholz  kann  sowohl  auf  Holzunterlagen  (auch  auf 
schadhaftem  BUndboden)  als  auch  auf  Backsteinpflasterung,  Betonunterlagen, 
Moniermassen  u.  s.  w.  verlegt  werden  und  giebt  einen  warmen  und  sehr  halt- 
baren Fussboden.  Zum  Verkitten  der  Fugen  bei  Holzunterlagen  wird  eine  Mischung 
aus  Quark,  gesiebtem  Luftkalk  und  Quarzpulver,  beim  Verlegen  auf  Stein- 
unterlagen Fimisskitt,  Asphalt  und  Cementmörtel  benutzt  und  die  Platten- 
stärke mindestens  15 — 17  mm  sowie  die  Grösse  der  Platte  nur  gering 
gewählt.  Auch  als  Belag  für  Treppenstufen  hat  sich  das  XyloHth  bestens 
bewährt.  Man  stellt  aus  ihm  femer  Zwischenwände,  ja  sogar  ganze  Häuser 
(z.  B.  Krankenbaracken)  her;  hierbei  gewähren  sie  den  Vortheil,  dass  die 
Gebäude  sofort  nach  Fertigstellung  bezogen  werden  können,  weil  der  Bau- 
stoff völlig  trocken  ist.  Steinholzgebäude  besitzen  im  Sommer  kühle,  im 
Winter  warme  Räume  wegen  der  schlechten  Wärmeleitung  der  Wände.  In 
Bremen  benutzte  man  Xylolithklötze  zur  Befestigung  der  kupfernen  Hafter 
an  den  Thürmen  des  Domes.  Im  Schifll)au  verwendet  man  Steinholz  an 
Stelle  des  Holzplankenbelages  auf  eisernen  Decks.  Es  eignet  sich  auch  zu 
Tischplatten  in  Laboratorien,  zu  Schaltbrettern  für  elektrische  Anlagen  u.  s.  w. 
und  bildet  einen  vorzüglichen  (feuersicheren)  Stoff"  für  Dacheindeckungen. 

§  99.  Bausteine  aus  Korkmasse. 

Korksteine  werden  von  den  Firmen  Grünzweig  u.  Hartmann  in 
Ludwigshafen  a.  Rh.,  A.  Haacke  u.  Comp,  in  Celle  u.  A.  hergestellt.  Sie 
werden  der  Hauptsache  nach  aus  zerkleinerten,  erbsen-  oder  bohnengrossen 
Korkabfallstücken  und  einem  dünnen  Brei  aus  Luftkalk  und  Thon  bereitet. 
Die  innig  gemischte  Masse  wird  in  Formen  gepresst  und  in  einem  Trocken- 
ofen bei  einer  Temperatur  von  120 — 150®  C,  getrocknet.  Sie  kommen  als 
Bausteine  im  deutschen  Normalformate  (250  X 120  X  65  mm)  oder  als 
Platten  von  30 — 60  mm  Dicke,  250  mm  Breite  und  300 — 900  mm  Länge 
in  den  Handel,  werden  aber  auch  in  anderen  Formen  (z.  B.  Halbkreis- 
Schalen  und  Segmenten)  und  anderen  Grössen  fabricirt. 

Eigenschaften.  Die  Korksteine  besitzen  eine  sehr  grosse  Porosität  und 
sind  demgemäss  sehr  leicht;   das  specifische  Gewicht  ist  0*3;   ein  Stein   im 


262 


Erster  Theil.  Die  Hauptstofie. 


Normalformate  wiegt  daher  nur  etwa  600  g.  Somit  stellen  die  Korksteine 
die  leichtesten  Bausteine  dar.  Trotz  ihrer  vielen  Poren  nehmen  die  Kork- 
steine verhältnissmässig  wenig  Wasser  auf,  denn  es  beträgt  die  Wasserauf- 
nahme von  1  kg  Masse  nach  12stündigem  Liegen  unter  Wasser  nur  33'47o» 
nach  125stündigem  dagegen  etwa  69*27o'  ^^  Wärm eleitungs vermögen 
ist  sehr  gering  und  geringer  als  bei  irgend  einem  anderen  Baustoff;  es  ist 
nur  wenig  höher  als  beim  Kork  selbst  Korksteine  widerstehen  einer  Hitze 
bis  180®  C,  ohne  sich  zu  verziehen  oder  zu  zerreissen.  Erwärmt  man  sie 
96  Stunden  lang  bei  75®  C,  so  schwinden  sie  nur  um  0*1  ^/o-  Sie  sind,  wie 
die  Versuche  der  Berliner  Feuerwehr  ergeben  haben,  nicht  feuergefährlich; 
sie  brennen  nicht  mit  heller  Flamme,  sondern  schwelen  nur  imd  überziehen 
sich  hierbei  sehr  bald  mit  einer  schwammigen  Russschicht,  die  eine  schnelle 
Ausbreitung  des  Feuers  verhindert;  die  im  Brand  befindliche  Korkmasse 
erlischt  sofort,  wenn  die  Flamme  von  ihr  entfernt  wird,  ein  Fortglimmen 
findet  also  nicht  statt.  Die  Korksteine  sind  der  Fäulniss  nicht  unterworfen, 
man  muss  sie  jedoch  vor  Nässe  schützen.  Dies  geschieht  am  besten  durch 
einen  Putzüberzug  aus  Kalkmörtel  mit  Gypszusatz  oder  durch  Tränken  mit 
heissem  Theer;  Mörtel  und  Putz  nehmen  die  Korksteine  sehr  gut  an.  Die 
Korkmasse  gestattet  eine  beliebige  Formgebung,  lässt  sich  mit  dem  scharfen 
Maurerhammer  behauen,  femer  zerschneiden  und  zersägen,  nageln  und  mit 
Schrauben  befestigen. 

Festigkeit.  Die  Druckfestigkeit  beträgt  17  kgy  die  zulässige  Druck- 
beanspruchung 2*8  kgy  die  Bruchfestigkeit  bei  Korksteinen  7*21  kg  und  bei 
den  schwarzen,  wasserdichten,  elastischen  Korkplatten  38  kg  flir  das  Quadrat- 
centimeter. 

Wasserdichte  Korksteine  kann  man  durch  folgendes  Verfahren 
erzeugen.  Feines  Korkmehl  wird  mit  einer  concentrirten  (oder  nahezu  con- 
centrirten)  Fettseifenlösung  mit  Wasser  Übergossen  und  das  Gemenge  so 
lange  durcheinander  gemischt,  bis  das  Seifenwasser  die  ganze  Korkmasse 
durchdrungen  hat.  Dann  wird  die  Masse  getrocknet,  hierauf  mit  Kalkmilch 
vermischt  und  abermals  getrocknet.  Dieser  Masse  wird  nun  an  der  Luft 
zerfallener  Kalk  innig  beigemengt  und  die  Mischung  sodann  mit  einer  Wasser- 


Zweites  Cöpitd.  Die  knßsüichen  Steine. 


263 


icplÄtte,  welche  letztere  bilden  soll,  wird  in  ein  Bad  aus  einer  Mischung 
[von  2  Theileri  concentrirter  Schwefelsäure  und  1  Theil  Wasser  gelegt  und 
darin  bis  zu  ihrer  vollständigen  Durchdringung  mit  dieser  Flüssigkeit 
g;elassen,  dann  wird  die  Platte  in  reinem  Wasser  ausgewaschen,  gespült  und 
getrocknet.  Hierauf  wird  die  Korkplatte  in  derselben  Weise,  wie  oben 
chrieben  wurde,  wasserdicht  gemacht,  dann  auf  den  zu  schützenden  Kork- 
törper  aufgelegt  und  endlich  mit  diesem  zugleich  in  derselben  heissen  Form 
st^  wobei  sich  durch  die  Wärme  die  Bindemasse  auflöst.  Nach  dem 
aehmen  aus  der  Form  und  nach  völligem  Erkalten  bilden  beide 
Theile  eine  fest  zusammenhängende  Masse.  (Vergl.  »Centralblatt  der  Bau- 
l^vcrwaltungc,  1885,) 

Die  Korkformstücke    werden   nach    dem    D.  R,-P.  Nr.  23.765   (Itir 
rrünzweig    und  Hart  mann)    folgendemiassen  bereitet:    63  kg  gemahlene 
Corkabfälie  werden  mit  einem  kochend  heissen  Kleister  aus  3  kg  Stärkemehl 
nd  25  kg  Wasser  innig  vermengt,  dann  sofort  in  geeigneten  Fomien  gepresst 
die  geformten  Stücke  in  Trockenkammeni  bei  etwa   100^  C  getrocknet, 
ziemlich  lange  Zeit  in  Anspruch    nimmt.     Die  Widerstandsfähigkeit  der 
kann    durch    einen    kleinen  Zusatz    von    Leinöl    oder  Theer    erhöht 
len. 

Korkisolirmasse  besteht  aus  einem  Gemenge  von  sehr  feinem  Korkmehl, 
lAsbest  und  Gyps  oder  Cement.  Dasselbe  wird  mit  W^asser  zu  einem  brei- 
[Artigen  Mörtel  angerührt  und  mittelst  der  Maurerkelle  auf  die  zu  isoUrenden 
iGegcnstände  aufgetragen, 

Verwendung.  Wegen  ihrer  vielen  vorzüglichen  Eigenschaften  werden 
Idic  aus  Korkmasse  gefertigten  Gegenstände  zu  mannigfachen  Ausfühnuigen 
Ibenutjtt.  Zunächst  bilden  die  Korksteine  einen  ausgezeichneten  Stoff  zur 
[Herstellung  von  nicht  unterstützten  Zwischenwänden  in  Wohnhäusern, 
richeni  u.  s.  w.;  eine  aus  Nonnalsteinen  aufgeführte  Zwischenwand  besitzt 
pputzt  nur  eine  Stärke  von  6*5  cm,  geputzt  eine  solche  von  10  cm.  Sie 
mit  Luftkalkmörtel,  dem  des  schnelleren  Trocknens  wegen  Gyps  hinzu- 
geseUl  wird,  oder  auch  ganz  mit  Gypsmörtel  verputzt,  auch  mit  Tapeten  beklebt 
oder  nur  mit  einem  Anstrich  versehen  werden.  Sodann  eignen  sich  die  Kork- 
I  >teinc  vorzüglich  zur  Herstellung  unbelasteter  Gewölbe,  als  Ersatz  der  Staakung 
I  l*ct  geraden  Balkendecken,  wo  man  sie  z.  B*  in  Form  kleiner,  auf  ange* 
[nagelten  Latten  ruhender  Kappen  verwendet,  femer  zu  Verkleidungen  kalter 
]  Zimmerwände,  namentlich  dünner  Fensterbrüstungsmauem,  zur  IsoHrung  von 
I  Speisekammern,  Eis-  und  Bierkelleni,  Heiz-  und  Trockenkammern,  Desinfections- 
ibnd  Kesselräumen  u.  s,  w.  Für  solche  Verkleidungen  genügen  schon  Kork- 
rplattcti  von  2'5— 3*0  cm  Stärke,  Dieselben  werden  mit  Gypsmörtel  dicht  an 
Jilic  Wand  geklebt,  und  zwar  wählt  man  dieses  Bindemittel,  weil  es  rasch 
I  trocknet  und  somit  ein  Ablösen  der  Korkplatten  und  die  Bildung  von  Hohl- 
seo  verhütet. 
Ferner  verwendet  man  die  Korksteine,  beziehungsweise  die  Kork- 
ru  Isolirungen  von  Dächern,  z,  B.  von  Sheddächem  über  Fabrik- 
|i  Wcrkstattrilumen,  um  letztere  im  Sommer  kühl,  im  Winter  warm  zu  halten, 
zxir  Herstellung  von  Fussbodenbe lägen,  zur  Abdeckung  von  TrägerwelU 
<Jrrkim,  jtu  Unjmantelungen  von  Schomsteinröhren,  von  Warmluftcanälen 
Luftiteizungen  u,  s.  w.,  von  Dampfmaschinen  und  Dampfkesseln  (empfohlen 
i\  iiit.-   \9'^  tiitii  Vinhr  T?..llschicht  aus  Korksteinen  mit  einem  Uebcrzug  aus 


■jm^ 


264 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Isolirmasse  oder  Lehm),  von  Dampf-  und  Wasserleitungsröhren  (Korkschalen 
mit   Kartoffel-   oder  Stärkekleister   als   Bindemittel)    u.  s.  w.    auch   zur  Auf- 
führung ganzer  Gebäude  (z.  B.  Baracken). 
Siehe  auch  §  274,  Korkplatten. 


§  lUO.  Verschiedene  andere  künstliche,  gebrannte  und  unge- 
brannte Bausteine. 

1.  Leichte  Bausteine  von  E.  Murjahn  in  Hamburg. 

Diese  feuerfesten  Steine  bestehen  aus  einem  Gemenge  von  Thon,  Torf 
und  Asbest.  Es  werden  sandfreier  fetter  Thon  und  Torfmoor  im  Verhältniss 
von  5:5  bis  1:5  gemischt,  gleichmässig  zerkleinert  und  mit  1 — 5  Gewichts- 
procenten  pulverisirtem  Asbest  innig  vermengt.  Dieses  Gemenge  wird  mit 
wenig  Wasser  zu  einem  gleichförmigen  Brei  angemacht,  der  von  allen  gröberen 
Bestandtheilen  befreit  und  in  Formen  mittelst  hydraulischer  Pressen  gedrückt 
wird.  Der  geformte  Stein  wird  gut  ausgetrocknet  und  dann  gebrannt.  Das 
Eigengewicht  vermindert  sich  mit  Zunahme  des  Torfzusatzes.  Die  Steine, 
welche  sich  zerschneiden,  nageln  und  auch  hobeln  lassen,  werden  zur  Her- 
stellung feuersicherer  Decken  und  zu  Zwischenwänden  empfohlen. 

2.  Steine  aus  Infusorienerde.  (Paten tirtes  Verfahren). 
Infusorienerde   wird    mit   etwas  Thon    vermischt    und  die  Mischung  in 

hölzernen  Rahmen  eingeknetet,  dann  getrocknet  und  gebrannt.    Diese  festen 
und  harten  Steine  sind  so  leicht,  dass  sie  auf  dem  Wasser  schwimmen. 

3.  Bausteine  aus  Gerbereiabfällen. 

1 — 2  Masstheile  Haarkalk  oder  gewöhnlicher  Aetzkalk  werden  mit 
1 — 3  Theilen  zerkleinerten  Lederabfällen  der  Weissgerbereien  und  4 — 10 
Theilen  Wasser  vermischt.  Das  Gemenge  wird  leicht  in  Formen  gepresst, 
die  das  Wasser  ablaufen  lassen,  und  dann  an  der  Luft  getrocknet. 

4.  Dachziegelersatz  von  R.  v.  Urbanitzky  in  Linz.  (D.  R.-P. 
Nr.  18.158). 

Hadern,  Hanf,  Stroh,  Holz,  Papierabfälle  und  zerkleinerte  Thierhaare 
werden    mit    hydraulischem    Kalk    und  Wasser    zu    einer    steifen  Masse    ge- 


Zweites  Capitel.  Die  künstlichen  Steine.  265 

6.  Kunstziegel  von  Kleber  in  St.  Johann — Saarbrücken. 
Diese  Kunststeine  stellen  verbesserte  Kalksandziegel  dar   (vergl.  §  96). 
Zu   ihrer   Herstellung   wird   Kalk    durch    Behandlung   mit  verdünnter  Chlor- 
wasserstofTsäure  vollständig  zum  Löschen  gebracht,  so  dass  ein  nachträgliches 
Löschen  bei  Berührung  mit  feuchter  Luft    und   somit  eine  hierdurch  hervor- 
gerufene Zerstörung  des  Steines  vermieden    wird,   und    dann    maschinell    mit 
Sand  oder  gemahlenen  Kies-,  Granit-  und  anderen  Quarzgesteinsstücken,  auch 
mit  kleinen  Mengen  Steinkohlenasche  und  Farbstoffen    vermischt,    wobei   die 
Masse  mit  verdünnten  Chemikalien  berieselt  wird.  Die  innig  gemischte  Masse 
knetet  man  in  Formen  ein  und  bringt    die    so  erhaltenen  Steine,  Ornamente 
u.  s.  w.,   welche    in   beliebiger    Grösse   hergestellt    werden   können,    in  grosse 
Kessel,  auf  deren  Boden  sehr  stark  verdünnte  Säure  gegossen  ist.    Nachdem 
der  Kessel  dampfdicht  geschlossen  ist,    wird    die    Flüssigkeit    erhitzt,    bis  im 
Kessel  eine  Temperatur  von  IGO — 170^   C.    herrscht.     Bei    dieser  Erhitzung 
tritt  kein  Schwinden    der   geformten    Stücke    ein.     Je    länger   man    dieselben 
erhitzt,  desto  härter  werden  sie;    man    hat    es    demnach    ganz   in  der  Hand, 
Steine  von  verschiedenen  Härtegraden  je  nach  dem  Zweck  ihrer  Verwendung 
anzufertigen.     Nachdem  die  Steine  einige  Stunden  im  Kessel  erhitzt  worden 
sind,  haben  sie  eine  solche  Beschaffenheit  erlangt,  dass  sie  ins  Freie  gebracht 
und  sofort  verwendet  werden  können.  Härte  und  Festigkeit  wachsen  allmälig 
durch  die  Einwirkung  der  Kohlensäure  der  Luft  und  der  Feuchtigkeit. 

Durch  die  Chlorwasserstoffsäure  wird  ein  Theil  des  Kalkes  zu  Chlor- 
calcium  umgewandelt,  auch  werden  die  in  den  Sand-  oder  Gesteinsmassen 
vorhandenen  Oxyde  und  Silicate  unter  Bildung  der  Chloride  von  Thonerde, 
Eisenoxyd,  Magnesia  u.  s.  w.  und  unter  Abscheidung  von  gallertartiger  Kiesel- 
saure zersetzt. 

Wird  ein  entsprechendes  Mischungsverhältniss  von  Kalk  und  Sand  ge- 
wählt, so  kann  man  die  pulverisirten  Steine,  mit  Wasser  vermengt,  als  hydrauli- 
schen Mörtel  verwenden. 

Die  Kleber  sehen  Kunstziegel,  welche  homogene,  harte  Klinker  mit 
scharfen  Kanten  darstellen,  können  eine  ziemlich  hohe  Temperatur  ertragen, 
so  dass  man  sie  zu  Feuerungsanlagen  (z.  B.  zu  Schomsteinbauten)  benutzen 
^n;  sie  verbinden  sich  sehr  gut  mit  Kalk-  und  Cementmörtel,  lassen  sich 
leicht  bearbeiten  und  nageln,  wirken  desinficirend  (Schutz  gegen  Ungeziefer) 
und  kosten  verhältnissmässig  wenig. 

7.  Lavamasse  von  Frangois  Gillet  in  Paris. 

Sie  besteht  aus  2  Theilen  pulverisirter  natürlicher  Lava,  1  Theil  Fluss- 
mittel  (Fritte)  und  l  Theil  plastischem  Thon.  Man  kaim  sie  beliebig  färben 
ond  in  mannigfache  Formen  bringen,  da  sie  plastisch  ist,  auch  lässt  sich 
die  Masse  leicht  beschneiden  und  abdrehen. 

8.  Künstlicher  Baustein  aus  Rückständen  der  Sodafabri- 
kation. Patentirtes  Verfahren  von  Wilhelm  Schleunig  in  Berlin. 

Ausgelaugter  Leblanc'scher  Sodarückstand  wird  in  einen  halbtrockenen 
Zustand  gebracht,  so  dass  er  das  Aussehen  von  feuchter  Erde  besitzt,  dann 
pulverisirt  und  hierauf  um  '/s — Via  seines  Volumens  mit  einer  innigen 
^lischung  aus  frischem  Blut  und  überschüssig  gelöschtem  Kalk  im  gallert- 
artigen Zustand  vermehrt,  welche  nach  ihrem  Festwerden  umgeschaufelt  und 
'Jach  mehreren  Tagen  mit  Wasser  ausgezogen  wird.  Die  innig  gemengte 
Masse  wird  mittelst  hydraulischer  Pressen  in  geeignete  Formen  gepresst  und 


266 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


dann  an  der  Luft  getrocknet,  wobei  sie  erhärtet.  Will  man  ihre  Wasser- 
undurchlässigkeit erhöhen,  so  setzt  man  der  Mischung  noch  6 — 8  Gewichts- 
procente  Cement  oder  10  Gewichtsprocente  hydraulischen  Kalk  hinzu.  Der- 
artige Steine  werden  zweckmässig  noch  nach  ihrer  Pressung  2 — 3  Tage  lang 
unter  Wasser  aufbewahrt.  Da  bei  nicht  vollständiger  Auslaugung  der  Soda- 
rückstände nachträglich  schwefelsaure  Salze  aus  den  Steinen  auswittern  und 
Risse  bilden,  so  setzt  man  in  zweifelhaften  Fällen  5 — 6  Gewichtsprocente 
feinst  gemahlenen  ungeglühten  Schwefelkies  hinzu,  welcher  allmälig  in  basisch- 
schwefelsaures Eisenoxyd  bei  Einwirkung  von  Feuchtigkeit  übergeht,  wobei 
sich  im  Verein  mit  dem  in  der  Masse  vorhandenen  Kalk  Eisensulfat  bildet. 

9.  Terracotta-Imitation.  Patentirtes  Verfahren  von  Doctor 
W.  Reissig  in  München. 

Abfälle  von  gebranntem  Thon  (Porzellanscherben,  Chamottepulver, 
Ziegelmehl)  werden,  wenn  nöthig,  geschlämmt  und  dann  mit  Ocker,  Graphit 
u.  s.  w.  gefärbt.  Von  dieser  pulverförmigen  Mischung  werden  60  Gewichts- 
theile  mit  20  (30  oder  15)  Gewichtstheilen  gebranntem  Gyps  und  20  (10 
oder  30)  Gewichtstheilen  gebranntem  und  gelöschtem  Kalk  innig  vermengt, 
mit  Wasser  zu  einer  giessbaren  Masse  angemacht,  geformt,  in  den  Formen 
bis  zur  Erhärtung  gelassen  und  dann  getrocknet.  Zur  Erhöhung  der  Härte 
wird  das  Formstück  mit  einer  Lösung  aus  kieselsaurem  Kali  überpinselt  oder 
getränkt,  die  man  dadurch  erhält,  dass  man  überschüssige,  gefällte  Kiesel- 
säure in  10®/o  Aetzkali  enthaltendes,  kochendes  Wasser  bringt  und  sich  in 
demselben  absetzen  lässt.  Schliesslich  wird  das  Formstück  noch  mit  einer, 
aus  gleichen  Theilen  Kali  Wasserglas  (von  66^  Beaum^)  und  Wasser  bestehenden 
Mischung  so  lange  getränkt,  bis  nichts  mehr  eingesaugt  wird.  Aus  dieser 
Masse  gefertigte  Gegenstände  sollen  sich  durch  scharfe  Conturen  und  grosse 
Wetterbeständigkeit  auszeichnen.  Zu  ihrer  Herstellung  kann  man  neben  Gyps- 
formeii  auch  solche  aus  Leimmasse  benutzen. 

10.  Kunsttuffstein  von  Dr.  L.  Grote  in  Uelzen. 

Dieser  Kunsttuflfstein  wird  aus  Kieseiguhr  (Infusorienerde)  hergestellt  und 
bildet  eine  Masse  mit  unzähligen  kleinen  Luftzellen  (von  der  Porosität  eines 
groben  Badeschwammes   bis    zur    feinen   Porosität    der  Knochenkohle).     Das 


Drittes  Capitcl.  Die  Holzer.  267 


Spreutafeln  und  Holzseilbretter  im  §  211. 

Gypsdrahtbau  (Rabitzwände)  im  §  212. 

Tripolith  im  §  213. 

Cementplatten  und  Cementfliesen  im  §  227. 

Cementdachplatten  im  §  227. 

Cementdielen  und  Cementstaaken  im  §  228. 

Bausteine  und  Ornamente  aus  Cement  im  §  229 

Cementröhren  im  §  230. 

Monier-Bauten  im  §  231. 

Bausteine  u.  s.  w.  aus  Beton  im  §  235. 


Drittes  Capitel. 

Die  Hölzer  *j 

A.  Anatomischer  Bau,  chemische  Zusammensetzung,  Asche-  und 
Wassergehalt,  Alter,  Krankheiten  und  Fehler  des  Holzes. 

§  101.  Anatomischer  Bau. 

Erklärung.  Im  technischen  Sinne  versteht  man  unter  Holz  die  unter 
der  Rinde  liegende  Masse  der  Stämme,  Aeste  und  Wurzeln  von  Bäumen  und 
Stiäuchem,  im  wissenschaftlichen  Sinne  den  Bestandtheil  der  Gefass- 
bündel  der  Pflanzen. 

Holzzellen.  Das  Holz  bildet  sich  aus  verschieden  gestalteten,  regel- 
mässig rundlichen  oder  eiförmigen,  schlauchförmigen,  polyedrischen  u.  s.  w. 
und  verschieden  grossen,  einen  Durchmesser  von  etwa  0*001 — 0*5  mm  be- 
sitzenden Zellen,  welche  im  jugendlichen  Alter  ganz  mit  Protoplasma 
(Zellstoff)  erfüllt  sind.  Dieses  Protoplasma  besteht  hauptsächlich  aus  ver- 
schiedenen Eiweisskörpem,  Wasser  und  geringen  Mengen  unverbrennlicher 
Bestandtheile  (Asche)  und  stellt  eine  schleimige  bis  gallertartige,  homogene, 
tublose,  durchsichtige  oder  durch  Fetttröpfchen  und  Kömchen  von  Stärke 
oder  kohlensaurem  Kalk  getrübte,  seiner  Consistenz  nach  zähe,  steife  oder 
fast  flüssige  Masse,  niemals  aber  eine  eigentliche  Flüssigkeit  dar.  Es  ist  von 
einer  sehr  dünnen  und  zarten  Haut  umgeben,  die  mit  zunehmendem  Alter 
<lcr  Zelle  wächst  Das  Volumen  des  Protoplasma  nimmt  beim  Wachsen  der 
ZcUc  nicht  in  dem  gleichen  Maasse  zu  wie  der  Zellenumfang  und  es  ent- 
stehen dadurch  in  seinem  Inneren,  zunächst  zerstreut  liegende,  kleine  und 
durch  ein  zartes  Häutchen  begrenzte  Hohlräume  (Vakuolen),  die  bei  weiterem 

•)  Be nutete  Werke:  Ch.  Luerssen,  »Grundiüge  der  Botanik«,  4.  Auflage, 
Leipsig  1885.  —  Prantl's  «Lehrbuch  der  Botanik«,  herausgegeben  von  Fax,  9.  Auf- 
lage, Berlin  1894.  —  Walther  Lange,  »Das  Holz  als  Baumaterial«,  Holzminden  1879. 
Gottgetreu,  »Bmumaterialien«,  3.  Auflage,  Bd.  L,  S.  412-568,  Berlin  1888.  —  »Hand- 
bvch  der  Architektur«,  Th.  I,  Bd.  I,  S.  187—213,  DannsUdt  1896.  —  Mothes, 
»Illuttrirtef  Baalezikon«,  Bd.  I  und  III,  4.  Auflage.  Leipzig  1881—1883  —  £.  Hoyer, 
»Lehrbuch  der  vergleichenden  mechanischen  Technologie«,  2.  Auflage,  Wiesbaden  1888. 
—  Brelow,  Dammer  und  Hoyer,  »Technologisches  Lexikon«,  Bd.  I,  Leipzig  1883.  — 
Einer  und  La  aboeck»  »Das  Biegen  des  Holzes«,  3.  Auflage,  Weimar  1893.  — 
TL  Krauth  und  F.  S.  Meyer,  »Die  Bau-  und  Kunstzimmerei«,  Leipzig  1893. 


270 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


mit  Zellhäuten  umkleiden ;  enthält  das  Protoplasma  der  Mutterzelle  nur  einen 
einzigen  Kern,  so  beginnt  die  Zellentheilung  mit  der  Theilung  des  Kernes, 
besitzt  es  aber  mehrere  Kerne,  so  steht  die  Zellentheilung  mit  der  fortwährend 
stattfindenden  Zweitheilung  dieser  Kerne  in  keinerlei  Beziehung  und  es  ver- 
theilen  sich  die  Kerne  auf  die  Tochterzellen  nach  Massgabe  ihrer  augen- 
blicklichen Lage. 

Einen  besonderen  Fall  der  freien  Zellbildung  stellt  die  Verjüngung 
oder  Vollzellbildung  dar,  bei  welcher  die  gesammte  Protoplasmamasse 
der  Mutterzelle  sich  zu  einer  einzigen  Tochterzelle  neu  gestaltet,  und  zu  der 
Zellentheilung  gehört  die  Absprossung  oder  Schnürung,  bei  welcher 
sich  an  der  Mutterzelle  eine  kleine  blasige  Ausstülpung  bildet,  die  mit  ihr 
nur  durch  einen  ganz  engen  Canal  verbunden  und  mit  einem  Theile  des 
Protoplasmas  der  Mutterzelle  erfüllt  ist;  in  diesem  Canal  entsteht  eine  Scheide- 
wand, durch  welche  die  Abtrennung  der  Tochterzelle  von  der  Mutterzelle 
bewirkt  wird. 

Bildung  der  Zellgewebe.  Nur  einige  der  niedersten  Gewächse  bestehen 
aus  einer  einzigen  Zelle,  alle  höher  organisirten  dagegen  aus  mehreren,  meist 
zahlreichen  Zellen,  die  ein  Gewebe  bilden.  Unter  Gewebe  versteht  man 
also  eine  Vereinigung  von  Zellen,  die  von  gemeinsamen  Wachsthumsgesetzen 
beherrscht  wird.  Am  häufigsten  bestehen  die  Gewebe  aus  Zellen,  welche  durch 
oft  wiederholte  Zweitheilung  aus  einer  oder  wenigen  Mutterzellen  entstanden 
und  von  Anfang  an  in  Verbindung  geblieben  sind.  Seltener  entstehen  die 
Gewebe  durch  Verwachsen  anfänglich  freier,  isolirter  Zellen,  die  mit  ihren 
Wänden  sich  aneinander  legen,  zu  einem  mehr-  oder  vielzelligen  Körper 
oder  durch  Vereinigung  zahlreicher  durcheinandergeflochtener,  aus  Zellen- 
reihen bestehender  Fäden  (Filzgewebe). 

Die  einzelnen  Zellen  verbinden  sich  zu  einem  Zellen  faden  (Zellenreihe) 
oder  einer  Zellenschicht  (Zellenfläche)  von  der  Dicke  einer  einzigen  Zelle 
oder  zu  einem  Zellenkörper,  je  nachdem  sie  nur  mit  zwei  gegenüber- 
liegenden Endflächen  oder  nach  zwei  Richtungen  des  Raumes  oder  nach 
allen  drei  Richtungen  desselben  aneinanderstossen.    Die  zwischen  zwei  oder 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  269 

späteren  Alter  der  Zelle  die  Membran  der  Tüpfel  aufgelöst  (resorbirt),  so 
bilden  sich  zwischen  zwei  benachbarten  Zellen  Porencanäle. 

Mit  dem  Alter  und  dem  Dickwerden  der  Zellhaut  erleidet  die  Cellulose 
an  manchen  äusseren  und  inneren,  schalenartig  übereinander  gelagerten  Theilen 
Veränderungen:  entweder  bildet  sich  eine  verkorkte  (cuticularisirte), 
von  Flüssigkeiten  nur  schwer  durchdringbare  Zellhaut  oder  eine  verholzte, 
harte,  für  Wasser  leicht  durchdrin^bare,  jedoch  wenig  aufquellende  Zellwand 
oder  eine  verschleimte,  in  trockenem  Zustande  harte  und  homartige,  sehr 
^•iel  Wasser  aufsaugende  und  dabei  sehr  stark  aufquellende,  gallertartig  und 
schleimig  werdende  Membran.  Diese  Veränderungen  treten  einzeln  oder 
vereint  in  den  verschiedenen  Schichten  der  Zellwand  auf.  Die  meisten  Zell- 
häute enthalten,  oft  schon  im  jugendlichen  Alter,  Einlagerungen  von  unver- 
brennlichen  Bestandtheilen,  namentlich  von  kohlensaurem  Kalk,  oxalsaurem 
Kalk  und  Kieselerde. 

Im  Protoplasma  eingebettet  liegen  flach  scheibenförmige  Kömer  (Chloro- 
phyllkömer),  welche  einen  fein  vertheilten  grünen  Farbstoff  (Chlorophyll  oder 
Blattgrün)  in  geringer  Menge  enthalten,  durch  Einlagerungen  wachsen  und  sich 
durch  Theilung  vermehren.  Das  Chlorophyll  ist  für  das  Leben  der  Pflanze  inso- 
fern von  hoher  Bedeutung,  als  es  unter  dem  Einfluss  des  Sonnenlichtes  den  für 
die  Ernährung  durchaus  erforderlichen  Kohlenstoff  durch  Zerlegung  der  Kohlen- 
säure der  Luft  beschafft.  Gleichzeitig  wird  Wasserstoff  durch  Zersetzung  eines 
Theiles  des  in  die  chlorophyllhaltigen  Zellen  getretenen  Wassers  gewonnen, 
welches  mit  dem  Kohlenstoff  organische  Verbindungen  bildet.  Diesen  Vor- 
gang nennt  man  Assimilation.  In  den  Chlorophyllkörnem  bilden  sich  bei 
der  Assimilation  Stärkekörner  (Assimilationsstärke)  und  Fetttropfen.  Die 
Stärke  wird  in  ein  lösliches  Kohlehydrat  übergeführt  und  nach  den  wachsenden 
Pflanzentheilen  befördert  und  die  in  einer  Vegetationsperiode  nicht  verbrauchte 
Stärkemasse  im  Samen  oder  in  Reservestoffbehältem  aufgespeichert  (Reserve- 
stärke), um  in  der  darauffolgenden  Wachsthuinsperiode  als  Baustoff  Verwen- 
dung zu  finden.  Die  eirunden,  linsenförmigen,  polyedrischcn  oder  knochen- 
fönnigen  Stärkekömer  sind  anfangs  sehr  klein,  sie  wachsen  aber  durch  In- 
tussusception  oft  so  stark,  dass  die  Chlorophyllkommasse  um  sie  nur  noch 
eine  ausserordentlich  dünne  Haut  bildet. 

Die  Zellen  entstehen  auf  mannigfache  Weise,  niemals  aber  unmittelbar 
aus  den  zu  ihrer  Bildung  nothwendigen  chemischen  Verbindungen,  sondeni 
stets  aus  vorhandenen  Zellen  (Multerzellen),  indem  sich  das  Protoplasma  der- 
selben ganz  oder  theilweise  neu  gestaltet.  Man  unterscheidet  hauptsächlich 
drei  verschiedene  Typen  der  Zellenbildung:  die  Zellenverschmelzung  (Con- 
jtigation),  die  freie  Zellenbildung  und  die  Zellentheilung.  Bei  der  Zellen- 
^'erschmelzung  vereinigen  sich  je  zwei  oder  mehrere  Zellen  zu  einer  ein- 
zigen. Hie  sich  dann  mit  einer  Membran  umhüllt;  bei  der  freien  Zellen- 
Bildung  dagegen  tritt  eine  Zellenvermehrung  ein,  indem  nur  ein  Theil  des 
^otoplasmas  der  Mutterzelle  zur  Bildung  von  zwei  oder  mehreren,  mitunter 
sogar  zahlreichen  Tochterzellen  ver^vendet  wird,  so  dass  letztere  in  dem  Rest 
des  Protoplasmas  der  Mutterzelle  eingebettet  liegen;  bei  der  Zellentheilung 
^rd  immer  das  gesammte  Protoplasma  der  Mutterzelle  zur  Bildung  von  zwei, 
seltener  von  mehreren  Tochterzellen  verbraucht,  indem  sich  im  Inneren  der 
Mutterzelle  eine  Scheidewand  oder  gleichzeitig  mehrere  l)ildcn  (Fächerung 
der  Zellen)  und  die  so  entstandenen  einzelnen  Theile  des  Protoplasmas  sich 


272 


Erster  Theil.  Die  Haaptstoffe. 


Wandungen  wasserdicht  sind.  Diese  Korkschicht  ist  meistens  sehr  dünn,  doch 
erreicht  sie  bei  einigen  Bäumen  ^^z.  B.  bei  der  Korkeiche^  eine  Dicke  bis  zu 
20  cm.  Alle  ausserhalb  des  Periderms  gelegenen  Rindenschichten,  welche 
wegen  der  Undurchlässigkeit  der  Korkzellen  für  Wasser  vertrocknen,  sowie 
die  Epidermis  selbst  und  die  an  der  Luft  allmälig  verwitternden  äusseren 
Korkschichten  werden  in  späteren  Vegetationsperioden  abgestossen  und  die 
Korklagen  durch  neue  nach  aussen  geschobene  ersetzt.  Bei  Bäumen  von 
höherem  Alter  wird  dabei  in  tieferen  Schichten  der  Rinde  und  zuletzt 
im  Bast  stets  ein  neues  Phellogen  erzeugt,  das  neue  Korkschichten  bildet 
und  später  mit  allen  ausserhalb  derselben  liegenden  Gewebe  abstirbt.  Auf  diese 
Weise  entsteht  die  Borke,  welche  also  aus  abwechselnden  Lagen  von  Kork 
und  abgestorbenen  Rinden-  und  Bastgewebestücken  besteht.  Die  äussersten 
Borkeschichten  werden  durch  die  Dickenzunahme  der  Kork-,  Bast-  und  Holz- 
gewebe gedehnt  und  zunächst  an  einzelnen,  später  an  vielen  Stellen  zerrissen, 
und  dann  oft  in  grossen  Schuppen  (Schuppenborke)  oder  in  sich  ablösenden 
Ringen  (Ringelborke)  abgeworfen. 

Im  Periderm  von  einjährigen  Zweigen  vieler  Pflanzen  findet  man 
Rindenporen  (Lenticellen),  welche  (wie  die  Spaltöffnungen  der  Epidermis) 
den  Zutritt  der  Atmosphärenluft  zu  dem  lebenden  Rindengewebe  vermitteln 
und  bei  sehr  mächtiger  Korkschicht  tiefe,  mit  Zellenmassen  ausgefüllte  Canäle 
bilden.  An  diesen  Rindenporen,  die  in  den  meisten  P'ällen  unter  den  Spalt- 
öffnungen entstehen,  sind  die  Korkzellen  durch  Intercellularräume  von 
einander  getrennt  (Füllzellen). 

Werden  Gewebeschichten  durch  Verwundung  blosgelegt,  so  bildet  sich 
häufig,  früher  oder  später,  aus  den  äussersten,  nicht  verletzten  und  wachs- 
thumfähigen  Zellen  eine  Korkschicht  (Wundkork),  welche  die  Wunde  nach 
Aussen  hin  abschliesst. 

Das  Leitungs-  oder  Gefässbündelsystem  besteht  aus  fadenförmigen, 
strangartigen  Gefäss-  oder  Leitbündeln  (Fibrovasalbündeln  oder 
Fibrovasalsträngen),  welche  das  Gewebe  der  höher  organisirten  Pflanzen 
skelettartig    durchziehen    und    gewöhnlich    verholzt    und    fester   sind    als    das 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  273 

welche  stets  behofte  Tüpfel  und  zwischen  diesen  oft  spiralförmige  Ver- 
dickungen besitzen.  Die  Libriformfasern  oder  bastartigen  Holzzellen 
haben  meistens  eine  bedeutende  Länge  und  sind  dickwandiger  wie  die 
Tracheiden;  ihre  Wände  besitzen  kleine,  auch  behöfte  Tüpfel  und  sind  ge- 
wöhnlich einfach  und  geschlossen,  jedoch  kommen  auch  gefächerte  Libri- 
formfasern vor.  Sodann  enthält  das  Xylem  Holzparenchym,  welches  sich 
von  den  Holzzellen  durch  dünnere  Wände  mit  einfachen  Tüpfeln  und 
protoplasmatischen  Inhalt  unterscheiden  und  meist  aus  langgestreckten,  ver- 
holzten oder  unverholzten,  oft  Gerbstoff,  Oxalsäuren  Kalk  oder  Chlorophyll 
und  im  Winter  stets  Stärke  führenden  Zellen  besteht,  die  durch  wiederholte 
Quertheilung  von  Kambiumzellen  vor  deren  Wandverdickung  entstehen. 
Aehnlich  sind  die  das  Holzparenchym  begleitenden,  mitunter  auch  ersetzenden 
Ersatz  fasern  gebildet,  die  unmittelbar  durch  Kambiumzellen  ohne  Quer- 
theilung erzeugt  werden. 

Im  Phloem  (Siebtheil)  findet  man  Siebröhren  (Bastgefässe)  aus 
der  Länge  nach  aneinandergereihten,  offen  miteinander  verbundenen  Gliedern 
und  angefüllt  mit  einem  zähen,  von  Protoplasma  (j>)  mit  ausserordentlich 
kleinen  Stärkekömem  umhüllten  Schleim  sowie  ausgestattet  mit  weichen, 
unverholzten,  meistens  zarten  Seiten  wänden  (Fig.  241),  Die  horizontalen  oder 
schief  gestellten  Querwände  (oft  auch  die  Seitenwände)  der  Siebröhren  be- 
sitzen einzelne  oder  mehrere  nebeneinander  liegende  und  dann  durch  Knoten 
von  einander  getrennte,  von  mehr  oder  weniger  zahlreichen,  dicht  aneinander 
gereihten,  offenen,  engen  Tüpfeln  durchbohrte  Wandstellen  (j)  (Siebplatten 
beziehungsweise  Siebfelder),  welche  die  offene  Verbindung  zweier 
übereinanderstehenden  Glieder  bilden.  Häufig  übertrifft  die  Breite  der  Quer- 
wand die  Länge  des  Querdurchmessers  der  Siebröhre  und  es  erscheint  dann 
letztere  an  ihren  Fanden  fussförmig  aufgetrieben.  Im  vollkommensten  Zustand 
besitzt  das  Phloem  femer  langgestreckte,  gewöhnlich  sehr  dickwandige, 
meistens  stark  verholzte,  mit  Luft  erfüllte,  prosenchymatische,  mit  einfachen 
und  in  der  Regel  engen  Tüpfeln  versehene,  zähe  und  geschmeidig  bleibende, 
meist  bündelweise  gelagerte  Bastzellen  oder  Bastfasern,  welche  sich  mit 
ihren  spitzen  Enden  fest  ineinander  einkeilen  und  den  Holzzellen  des  Xylems 
entsprechen.  Sodann  enthält  das  Phloem  Bastparenchym,  das  aus  dünn- 
wandigen, unverholzten,  ungetüpfelten,  protoplasmareichen  2^llen  besteht  und 
«iem  Holzparenchym  des  Xylems  entspricht.  Sind  die  Zellen  besonders  lang- 
gestreckt und  sehr  dünnwandig,  so  nennt  man  sie  Kambiformz eilen.  Das 
Bastparenchym,  beziehungsweise  die  Kambiformzellen  und  die  Siebröhren, 
bilden  den  Weichbast,  die  Bastfasern  den  Hartbast  oder  kurzweg  Bast. 
Das  Xylem  dient  hauptsächlich  zur  Leitung  des  Wassers 
nach  den  Verbrauchsstellen  und  das  Phloem  besonders  zur 
Leitung  der  Eiweissstoffe. 

Die  nicht  zum  Haut-  oder  Leitungsgewebe  gehörenden  Gewebemassen 
bilden  das  bald  parenchymatisch,  bald  prosenchymatisch  entwickelte  Grund- 
gewebe. Das  prosenchymatische  Grundgewebe,  dessen  Zellen  häufig  den 
Bastfasern  gleich  gebildet  sind,  wird  von  den  Botanikern  jetzt  meistens  mit 
Bast  bezeichnet;  es  bildet  nach  neuerer  Auffassung  mit  den  echten  Bast- 
zellen und  den  Libriformfasern  zusammen  das  mechanische  System,  dessen 
Festigkeit  und  Widerstandsfähigkeit  eine  bedeutend  grossere  ist  als  bei  den 
übrigen  Gewebeelementen.    Das   parenchymatisch e   Grundgewebe   besteht 

K  r  ü  s  e  r,  Handbacb  der  BMutofftehre.  18 


274 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


gewöhnlich  aus  dünnwandigen,  saftreichen,  häufig  chlorophyllführenden  Zellen, 
die  meistens  Intercellularräume  zwischen  sich  lassen.  Bei  kreisförmiger  An- 
ordnung der  Gefassbündel  theilt  sich  das  Grundgewebe  in  das  central 
gelegene  Mark  und  in  das  Rindenparenchym  (primäre  Rinde),  welches 
das  Mark  mantelförmig  umschliesst.  Zwischen  beiden  werden  die  parallel 
zur  Längsachse  gestreckten  Holz-  und  Bastelemente  durch  radial  verlaufende 
Reihen  aus  parenchymatischen,  in  Richtung  des  Halbmessers  gestreckten 
Zellen  durchsetzt.  Diese  Zellreihen  werden  Markstrahlen  und  im  Gefäss- 
theile  Xylemstrahlen,  im  Siebtheile  Phloemstrahlen  genannt.  Die  zur 
Stoffleitung  dienenden  Zellen  des  Mark  und  Rindengewebes  sind  oft  lang- 
gestreckt und  bilden  dann  Längsreihen.  Führt  dass  in  grossen  Massen  ent- 
wickelte Grundgewebe  (Füllgewebe)  Chlorophyll  (wie  z.  B.  in  den  Laub- 
blättern), so  nennt  man  es  Blattparenchym  oder  Mesophyll;  dient  es  im 
Winter  vorübergehend  zur  Aufspeicherung  von  Stärke  u.  s.  w.,  so  heisst  es 
Speichergewebe,  ist  es  reichlich  mit  einer  wässerigen  Rüssigkeit 
oder  einem  dünnen  Schleim  angefüllt,  so  bezeichnet  man  es  mit 
Wassergewebe.  Gewisse  Zellen  oder  Zellschichten  des  Grundgewebes 
dienen  auch  zur  Verstärkung  des  Hautgewebes,  zur  Bildung  von  Secret- 
behältem  u.  s.  w.  Gegen  die  Gefassbündel  wird  das  Grundgewebe  sehr  oft 
durch  die  Endodermis  (Schutz-  oder  Gefässbündelscheide)  abgegrenzt, 
deren  Zellen  lückenlos  aneinanderschliessen,  an  den  tangentialen  und  radialen 
Wänden  verkorkt  und  wenig  wasserdurchlässig  sind. 

Wachsthum.  Bei  unseren  einheimischen  Laubhölzem  und  den  Nadel- 
hölzern wird  das  Dickenwachsthum,  wie  bereits  oben  bemerkt  wurde,  durch 
das  eine  schmale  Gruppe  von  Zellen  zwischen  dem  Holz-  und  Basttheile 
bildende,  theilungs-  oder  bildungsfähige  Kambium  bewirkt.  Dieses  Kam- 
bium scheidet  sich  bei  den  Gefasspfianzen  aus  dem  Urmeristem  aus,  einem 
Gewebe,  dessen  Zellen  sich  in  einer  lebhaften  Vermehrung  befinden,  welche 
durch  wiederholte  Theilung  zu  Stande  kommt,  und  aus  dem  die  Organe  der 
höheren  Pflanzen  anfanglich  bestehen.  Das  sich  stets  im  Inneren  der  Pflanzen- 
theile   befindende    Kambium    ist   von  Folgemeristem,    das    sich   aus    dem 


Drittes  Capitel.  Die  Hölxer.  275 

bei  grösserer  Entfernung  der  primären  (schon  vorher  ohne  Mithilfe  des 
Kambium  entstandenen)  Stränge  —  die  Holzkörper  der  letzteren  bogen- 
förmig in  das  Mark  vor  und  bilden  die  sogenannten  Markkrone  oder 
Markscheide.  (Vergl.  Fig.  244.) 

Die  Elemente  des  secundären  Holzkörpers  stimmen  im  Allgemeinen  mit 
denen  des  primären  Xylems  überein  und  sind  in  mannigfachster  Weise  im 
Stanmie  vertheilt.  Die  Nadelhölzer  enthalten  nur  im  ersten  Jahresring 
Gefässe  und  bilden  in  den  folgenden  Vegetationsperioden  aus  dem  Kambium 
nur  noch  Tracheiden,  die  auf  der  Radialseite  durch  einen,  seltener  durch 
zwei  behöfte  Tüpfel  ausgezeichnet  sind  (Fig.  242);  im  secundären  Holz  der 
Laubhölzer  bilden  meistens  die  Libri  form  fasern  die  Grundmasse,  in 
welcher  die  Gefässe  und  Holzparenchymzellen  so  eingebettet  liegen, 
dass  die  gleichartigen  Gewebeelemente  sich  zu  einem  zusammenhängenden 
Gewebe  vereinigen  und  die  Gefässe  stets  unmittelbar  an  das  Hobsparenchym 
angrenzen. 

Das  Längenwachsthum  der  Pflanzen theile  wird  durch  das  Spitzen- 
wachsthum  im  Verein  mit  dem  intercalaren  Wachsthum  hervorgerufen.  An 
bestimmten,  aus  Meristem  bestehenden  Stellen,  den  sogenannten  Vegetations- 
punkten, die  an  den  Wurzeln  nahe  ihrer  Spitze,  an  den  Sprossen  am 
Scheitel  liegen,  findet  gewöhnlich  ein  lang  andauerndes  und  sehr  lebhaftes 
\Vachsen  durch  Bildung  neuer  theilungsfahiger  Zellen  statt,  Spitzen-  oder 
Scheitelwachsthum,  durch  welches  der  betreffende  Pflanzentheil  verlängert 
und  gleichzeitig  eine  normale  Anlegung  neuer  Glieder  (Blätter  und  Zweige) 
hervorgerufen  wird.  Die  so  erzeugten  neuen  Theile  werden  durch  ein  anfangs 
gewöhnlich  sehr  lebhaftes,  bald  aber  ganz  erlöschendes  Wachsthum,  inter- 
calares  Wachsthum,  vergrössert  und  \\ieiter  ausgebildet. 

Von  einem  Flächen-  oder  Breitenwachsthum  spricht  man,  wenn 
das  Wachsthum  in  einer  Ebene,  welche  die  Längsachse  aufnimmt,  zu  beiden 
Seiten  der  letzteren  am  stärksten  stattfindet,  während  nur  ein  schwaches 
Dickenwachsthum  senkrecht  auf  diese  Ebene  erfolgt.  Flächenwachsthum 
besitzen  demnach  z.  B.  die  Blätter. 

Figur  243  zeigt  den  etwas  schcmatisirten  Querschnitt  durch  Holz-  und 
Basttheil  (Gefass  und  Siebtheil)  eines  einjährigen  Zweiges  von  Cytisus 
Laburnum,  Ende  Mai  des  nächsten  Jahres,  in  etwa  200facher  Vergrösserung 
■nach  Luerssen),  bei  welchem  der  beigesetzte  Pfeil  die  Richtung  von 
Innen  nach  Aussen  angiebt.  Wir  sehen  aussen  ein  lockeres  Zellengewebe  (r), 
welches  das  innerste  Rindenparenchym  darstellt,  und  ein  Bündel  von 
Bastzellen  (b)  umgiebt.  Neben  den  Bastzellen  befinden  sich  einige  Stein- 
zellen (j/)  mit  stark  verdickten,  verholzten,  deutlich  geschichteten  und 
durch  rundliche,  meistens  verzweigte  Tüpfel  durchzogenen  Membranen ;  diese 
Steinzellen  gehören  zu  dem  sogenannten  mechanischen  Gewebe,  das 
den  Pflanzentheilen  Festigkeit  verleiht.  Auf  das  Rindenparenchym  folgt  das 
Kambium  (f),  hinter  welchem  diesjähriges  Holz  [n  //)  und  vorjähriges  (tf /t) 
sich  findet,  g  bezeichnet  Gefässe,  h  die  Holzzellen  (Libri form)  und 
Tracheiden,  hp  Holzparenchym.  Die  radial  verlaufenden,  die  Holz- und 
Bastelemente  durchsetzenden  Zellreihen  w    stellen    die  Markstrahlen    dar. 

In  Figur  244  ist  das  Dickenwachsthum  am  Querschnitt  eines  ein- 
jährigen Dikotylenstammes  in  etwa  sechsfacher  Vergrösserung  schematisch 
veranschaulicht.  Von  der  Oberhaut  (0)  ist  ein  grosszelliges  Gewebe  (^,  /  und 

18* 


276 


Elster  TheiL  Die  Hauptstoffc. 


m)  eingeschlossen,  in  welchem  eine  Anzahl  von  Gefö.ssbündeln  einen  Kreis 
bilden;  der  äussere,  aus  Bastzellen  (t)  bestehende  Theil  dieser  Gefässe  ist 
von  dem  inneren  Theile,  dem  Holzkörper  {f)^  durch  das  Bildungsgewebe 
(den  Kambiimiring)  d  gelrennt,  welcher  einen,  durch  alle  Gefässbündel  sich 
ziehenden,  geschlossenen  Kreis  darstellt.  Bei  weiterem  Dickenwachsthum  des 
Stammes  bilden  die  Theile  a,  ^  und  c  die  Rinde,  die  Gefässbündel  e  das 
Holz  und  das  Zellgewebe  /  das  Mark  desselben.  Die  in  Richtung  des  Halb* 
messers  zwischen  den  Ciefässbündeln  sich  erstreckenden  Theile  m  des  Gewebes 
sind  die  Markstrahlen. 

Im  zweiten  Jahre  des  Wachsthums  schiebt  sich  zwischen  die  Holzkörper  ^ 
und  die  mit  der  Rinde  verbundene  Bastschicht  c  ein  neuer  Kreis  von  Gefäss- 
bündeln  ein»  im  dritten  Jahre  abermals  ein  neuer  Gefässbündelkreis  zwischen 
Bastschicht  und  Holzkörper  des  zweiten  Kreises  und  so  fort,  so  dass  der 
Stamm  in  jeder  Vegetationsperiode  um  je  einen  Gefässbündelkreis  wächst 
Diese  auf  dem  Querschnitt  meist  deutlich  erkennbaren,  concentrischen  Ringe 
werden  Holz  ringe  oder  Jahresringe  genannt. 

Mark.  Jahresringe,  Markstrahlen.  Um  über  den  inneren  Bau  des 
Holzes  Au fschluss  zu  erhalten,  sind  drei  Schnitte  durch  den  Stamm  zu  ftihren 
und  zwar  senkrecht  zur  Längsachse,  durch  die  Längsachse  und 
parallel  derselben.  Der  Schnitt  senkrecht  zur  Längsachse  des  Stammes 
wird  Horizontal',  Quer-  oder  Hirnschnitt,  der  Schnitt  parallel  zu 
derselben  Längenschnitt,  und,  weim  er  in  Richtung  eines  Halbmessers 
gefuhrt  wird,  also  durch  die  Stammachse  geht.  Radial-,  Spiegel-  oder 
Spaltschnitt,  wenn  er  jedoch  in  Richtung  einer  Sehne  verläuft,  Tangen tial> 
Sehnen-  oder  Fladerschnitt  genannt. 

Inmitten  des  fast  immer  kreisförmigen  Querschnittes  eines  in  dem  gemäs- 
sigten  Klima  gewachsenen  Baumes  hegt  das  Mark^  welches  durch  die  Jahresringe 
von  Jahr  zu  Jahr  mehr  und  mehr  eingeschnürt  wird,  bald  eintrocknet  und 
zusammenschrumpft  und  schliessUch  einen,  nur  mit  eingetrockneten  Zellhauteo 
ausgefüllten  Raum,  die  Mark  röhre,  bildet,  ja  bei  alten  Bäumen  sogar  gaiut 
fehlt  (Fig.  245,  a).  Zwischen  dem  Mark  unti  dem  ersten  Jahresring  befindet 
sich  die  Markscheide    (Fig,  245,  /). 

Die  Breite  der  um  das  Mark  liegenden  Holz-  oder  Jahresringe  nimmt 
bei  ganz  regchnässigem  Verlauf  des  Wachsthums  mit  dem  Alter  des  Baumes 
anfangs  zu,  später  allmalig  ab.  Aus  der  Zahl  dieser  Ringe  kann  das  Alter  des 
Stammes  berechnet  werden,  denn  in  der  Regel  bildet  sich  in  jedem  Jahre  während 
der  Vegetationszeit  (Anfang  Mai  bis  Ende  August)  nur  ein  solcher  Ring. 
Diese  Bestimmung  des  Baumalters  ist  jedoch  nicht  ganz  sicher,  weil  aus- 
nahmsweise in  einem  Jahre  zwei  Ringe  entstehen  können  und  bei  vielen 
auch  einzelne  Ringe  nicht  den  ganzen  Stamm  umgrenzen. 

Im  Frühjahre  werden  bei  den  einheimischen  Laubhölzern  vom  Bil- 
dungsgewebe zahlreiche  weite,  einzeln  oder  in  Gruppen  stehende  Geisse 
(Fig.  245,  ^)  und  zwischen  diesen  wenige,  gewöhnlich  weite  tmd  dünnwandige 
Holzzellen  nebst  Holzparenchym  gebildet,  mit  fortschreitender  Entwicklung 
des  Jahresringes  erfolgt  meistens  eine  bedeutende  Abnahme  der  Gefässe  an 
Zahl  und  Weite  und  eine  Zunahme  der  Holzzellen,  welche  in  der  Regel 
dickwandiger  und  allmähg  auch  enger  werden.  Mit  diesen  Holzzellen  (i), 
die  mitunter  auch  mit  Holzparenchym  vermischt  sind,  schliesst  die  Bildung 
des  Jahresringes  ab.  In  der  nächsten  Vegetationsperiode  schliesst  sich  an  das 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  277 

dichte  und  festere  Herbstholz  das  lockere  Frühjahrsholz  des  neuen  Ringes 
an,  so  dass  zwischen  beiden  meistens  schon  mit  blossem  Auge  eine  scharfe 
Grenze,  Jahresgrenze  genannt,  zu  erkennen  ist.  Erfolgt  die  Abnahme 
der  Zahl  und  Grösse  der  Gefässe  in  jedem  Jahresringe  allmälig,  so  nennt 
man  das  Laubholz  zerstreutporig  (z.  B,  Buche,  Linde  und  Ahorn),  findet 
sich  aber  im  Frtihjahrsholz  ein  Ring  von  auffallend  grossen  Gefässen  und 
kommen  im  Sommer-  oder  Herbstholz  nur  viel  kleinere  Gefässe  vor,  so  heisst 
das  Laubholz  ringporig  (z.  B.  Eiche,  Ulme  und  Esche).  Fig.  245. 

Beim  Nadelholz  zeigt  das  Frühjahrsholz  der  Jahresringe  weite  und 
verhältnissmässig  dünnwandige  Tracheiden;  bei  weiterer  Holzbildung  werden 
diese  nach  aussen  zu  allmälig  enger  und  dickwandiger  und  dabei  häufig  auch 
tangential  gestreckt,  so  dass  ihr  Hohlraum  auf  dem  Querschnitt  bisweilen 
nur  eine  schmale  Spalte  darstellt.  Man  kann  also  auch  hier  die  einzelnen 
Jahresringe  meistens  sehr  deutlich  von  einander  unterscheiden.  Die  Trennung 
der  einzelnen  Ringe  wird  dadurch  noch  häufig  eine  schärfere,  dass  die 
Wände   durch  verschiedene  Einlagerungen   verschiedene  Färbungen   besitzen. 

Da  in  jedem  Jahre  der  Baum  auch  in  die  Höhe  wächst,  so  bilden  die 
Jahresringe  langgestreckte,  hohlkegelförmige  Körper,  die  von  den  in  den 
späteren  Vegetationsperioden  gebildeten  ganz  überdeckt,  beziehungsweise  ein- 
geschlossen werden. 

Die  Breite  der  Jahresringe  ist  nicht  nur  bei  der  gleichen  Holzart, 
sondern  oft  auch  bei  demselben  Stamm  sehr  verschieden.  Von  Einfluss  auf 
die  Ausbildung  der  Jahresringe  sind  die  Witterungseinflüsse  (das  Klima),  die 
Laubmenge  des  Baumes,  der  Standort,  die  Astbildung,  die  Menge  der  durch 
die  Wurzeln  und  Blätter  (Nadeln)  zugeführten  Nahrungsstoffe  u.  s.  w.  Feuchte, 
fruchtbare  Jahre  liefern  breitere  Jahresringe  als  trockene,  unfruchtbare ;  Früh- 
jahrsfröste beeinträchtigen  die  Entwicklungen;  Entlaubung  des  Baumes  durch 
Raupenfrass  ruft  sehr  schmale  Ringe  hervor.  Steht  der  Baum  im  geschlossenen 
Revier  oder*  allseitig  frei,  so  entwickeln  sich  die  Jahresringe  überall  gleich- 
massig  um  den  Stamm;  befindet  er  sich  am  Rande  eines  Waldes,  so  bilden 
sich  breitere  Ringe  auf  der  freien  Seite  als  auf  der  von  Bäumen  um- 
schlossenen, weil  die  Wurzeln  dem  Stamm  mehr  Nahrungsstoffe  aus  dem 
angrenzenden  fruchtbaren  Boden  zuführen  und  sich  die  Aeste  auf  dieser  Seite 
stärker  entwickeln;  dasselbe  ist  der  Fall,  wenn  der  Baum  vor  einer  hohen 
Wand  oder  dergleichen  steht.  Ist  die  Rinde  an  einer  Seite  aufgerissen  oder 
durch  Hagelschlag  verletzt,  so  werden  die  Jahresringe  an  dieser  Stelle,  weil 
hier  der  Rindendruck  aufhört,  breiter.  Häufig  zeigt  der  Stamm  auf  seiner 
Südseite  breitere  Jahresringe  als  auf  seiner  Xordseite  und  mitunter,  z.  B. 
beim  Schiefstehen,  excentrische  Ringe  oder  wellenförmige. 

Nach  Karmarsch  beträgt  die  Anzahl  der  Jahresringe  auf  24  mm  in 
Richtung  des  Halbmessers  bei  der  Esche  2 — 14,  der  Tanne  5 — 9,  der 
Urche  5—30,  der  Kiefer  18—25,  der  Erle  G— 12,  der  Buche  (5—37  und 
der  Eiche  9—21. 

Holz  mit  schmalen  Jahresringen  heisst  fein  jähr  ig,  solches  mit 
breiten  grobjährig;  ersteres  ist  gewöhnlich  schwerer  (z.  B.  bei  den  Nadel- 
hölzern). Holz  mit  gleichmässig  ausgebildeten  Jahresringen  besitzt  in  der 
Regel  einen  höheren  Werth  als  solches  mit  abwechselnd  schmalen  und  breiten 
Ringen. 


278 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Die  in  den  Tropen  wachsenden  Bäume  bilden  in  einem  Jahre  mehrere 
Ringe  oder  lassen  im  Querschnitt  überhaupt  keine  Ringe  erkennen,  weil  sie 
oft  ununterbrochen  wachsen. 

Auf  dem  Radialschnitt  erscheinen  die  Ringe  als  nahezu  parallele, 
gerade  Streifen  (Fig.  245),  im  Tangentialschnitt  dagegen  stellen  sie  un- 
regelmässige Ellipsen,  Wellenlinien  u.  s.  w.  dar,  die  man  als  Fla  dem  oder 
Masern  bezeichnet. 

Auf  dem  Querschnitt  des  Stammes  bemerkt  man  weiter,  entweder 
schon  mit  blossem  Auge  (z.  B.  bei  den  Laubhölzem)  oder  erst  unter  der 
Lupe  (z.  B.  bei  den  Nadelhölzern),  vom  Mark  oder  in  einiger  Entfernung  von 
demselben  strahlenförmig  (gleich  den  Halbmessern  eines  Kreises)  bis  zum 
Umfange  verlaufende,  grobe  oder  feine,  schwach  glänzende  Linien,  Mark- 
strahlen oder  Spiegelfasern,  welche  auf  dem  Radialschnitt  als  radiale, 
glatte,  glänzende,  auch  anders  wie  die  angrenzende  Holzmasse  gefärbte  Bänder 
(Spiegel)  von  geringer  Höhe  und  verschiedener  Länge  (Fig.  245,  c)  imd 
auf  dem  Tangentialschnitt  als  elliptische  Nester  oder  kleine,  kurze  Striche 
erscheinen  (i)  und  ganz  oder  zum  Theil  aus  meistens  radial  sehr  lang  ge- 
streckten, in  tangentialer  oder  verticaler  Richtung  jedoch  sehr  kurzen  Parenchym- 
zellen  bestehen.  Nur  bei  einigen  Nadelhölzern  (z.  B.  Kiefern  und  Lärchen) 
sind  neben  diesen  Parenchymzellen  auch  noch  radial  gestreckte  Trachei'den 
vorhanden.  Diejenigen  Markstrahlen,  welche  vom  Mark  bis  zur  primären 
Rinde  reichen  (h),  werden  Primär-  oder  Hauptstrahlen  genannt;  sie  ent- 
stehen mit  dem  Beginn  des  Dicken wachsthums.  Secundär-  oder  Neben- 
strahlen heissen  die  sich  erst  später  bildenden,  nicht  bis  zum  Mark 
reichenden,  sondern  inmitten  des  Stammes  endigenden  Markstrahlen  (k).  Die 
Markstrahlen  speichern  im  Winter  Vorrathsstoffe,  namentlich  Stärkemehl,  auf, 
und  man  kann  daher  das  im  Winter  geschlagene  Holz  von  dem  im  Sommer 
gefällten  leicht  durch  seinen  Stärkegehalt  unterscheiden. 

Die  Dicke  der  Markstrahlen  wird  in  Richtung  der  Jahresringe,  die 
Breite  in  Richtung  der  Fasern  und  die  Länge  in  Richtung  des  Stamm- 
halbmessers gemessen.  Grösse,  Gestalt  und  Lage  der  Markstrahlen  sind  sehr  ver- 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  279 

Kernholz,  Schnittholz^  Reifholz.  Die  dem  Mark  des  Baumstammes 
zunächst  liegenden,  die  älteren  Jahresringe  umfassenden  Theile  werden  Kern 
oder  Herz,  die  äusseren  und  jüngeren  Splint  und  die  den  Uebergang  zwischen 
beiden  bildenden  junges  Holz  genannt. 

Bei  zahlreichen  stärkeren  Bäumen  ist  das  Kernholz  dunkler  (gelb,  roth, 
braun  oder  schwarz)  gefärbt  in  Folge  Einlagerungen  von  Farbstoffen,  Harzen 
u.  s.  w.  in  die  Wandungen  und  theilweise  auch  in  die  Safträume  der  Zellen, 
auch  ist  es  häufig  dichter  in  Folge  der  vom  Splintholz  auf  ihn  ausgeübten 
starken  Pressung,  schwerer  und  trockener,  weil  seine  sämmtlichen  Holz- 
parenchym-  und  Markstrahlenzellen  abgestorben  sind  und  in  ihnen  die  Wasser- 
bewegung aufgehoben  ist,  femer  fester  und  härter  sowie  widerstandsfähiger 
gegen  Fäulniss.  Mitunter  zeigen  die  Bäume  (z.  B.  Buchen)  falsche  oder 
kranke  Kernbildung,  hervorgerufen  durch  lösliche,  von  aussen  in  den 
Kern  gelangte  Zersetzungsproducte  und  beginnende  Zersetzung  des  Kernes, 
zuweilen  auch  helle,  splintartige  Ringe  (Wand ringe,  sogenannten  falschen 
Splint). 

Lässt  sich  der  Kern  vom  Splint  durch  seine  Färbung  deutlich  unter- 
scheiden, so  nennt  man  den  Baum  Kernholzbaum  (z.  B.  Eiche,  Ulme, 
Esche,  Kiefer,  Lärche,  Pappel,  Weide  u.  s.  w.);  ist  das  Kernholz  stark  aus- 
getrocknet (also  saftärmer  als  das  Splintholz)  und  ebenso  hart  sowie  gleich 
(oder  nahezu  gleich),  gefärbt  wie  letzteres,  so  bezeichnet  man  den  Baum  als 
Reifholzbaum  (z.  B.  Fichte,  Tanne,  Rothbuche  u.  s.  w.);  führt  der  Baum 
durch  seinen  ganzen  Holzkörper  eine  gleiche  Menge  Saft  und  zeigen  Kem- 
und  Splintholz  keinen  Farbenunterschied,  so  heisst  der  Baum  Splintholz- 
baum (z.  B.  Birke,  Linde,  Weissbuche,  Erle,  Ahorn,  Espe  u.  s.  w.);  enthält 
der  Baum  zwischen  Keni  und  Splint  eine  Reifholzschicht,  so  nennt  man 
ihn  Reifholzkernbaum.  Alter  und  Standort  des  Baumes  beeinflussen  die 
Kern-  und  Reifholzbildung  in  hohem  Grade,  denn  ältere,  auf  fruchtbarem 
Boden  gewachsene  Stämme  besitzen  in  der  Regel  mehr  Kern-  und  Reifholz 
als  junge  Bäume,  die  ihren  Standort  auf  magerem  Boden  haben.  Das  Reif- 
holz zeigt  häufig  eine  grössere  Schwere,  Härte  und  Dauerhaftigkeit  als 
Splintholz. 

Textur.  Die  Textur  oder  das  Gefüge  des  Holzes  wird  von  den  soge- 
nannten Holzfasern  (Holzzellen)  und  den  Poren  (den  Querschnitten  der 
Holzgefässe)  gebildet;  von  ihr  hängt  die  technische  Verwendung  des  Holzes 
in  hohem  Masse  ab. 

Sind  auf  dem  durchschnittenen  Stannn  mit  blossem  Auge  die  Einzel- 
heiten des  anatomischen  Baues  des  Holzes  gar  nicht  oder  nur  unvollkommen 
wahrnehmbar,  so  nennt  man  das  Holz  fein,  lässt  sich  aber  der  Bau  deutlich 
erkennen,  und  zeigt  das  Holz  auffallend  dicke  und  breite  Markstrahlen,  so 
heisst  es  grob.  Die  Feinheit  einer  und  derselben  Holzart  ist  im  Allgemeinen 
eine  bestimmte,  jedoch  kann  sie  in  Folge  verschiedener  Wachsthumsvcrhältnisse 
mancherlei  Abweichungen  zeigen;  die  absolute  Grosse  der  Zellen  beeinflusst 
die  Feinheit  nur  wenig,  denn  es  giebt  feine  Hölzer  (z.  B.  Linde\  welche 
grobe  Holzzellen  besitzen.  Bei  den  feinen  Hölzern  sind  die  Holzelemente 
aufs  innigste  mit  einander  verbunden  (z.  B.  Buchsbaum)  und  es  ergeben  sich 
beim  Abhobeln  dünne  und  gleichförmige  Späne,  auch  werden  die  Flächen 
solcher  Hölzer  schon  durch  das  Abhobeln  sehr  glatt,  so  dass  sie  sich  leicht 
und   sauber   poliren   lassen    (z.  B.  Mahagoni);    grobe  Hölzer    dagegen  (z.  B. 


280 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Eiche  und  Ulme)  erhalten  erst  durch  das  Poliren  glatte  Flächen.  Je  gröber 
das  Holz  ist,  desto  deutlicher  ist  der  Unterschied  zwischen  dem  Frühjahrs- 
und Herbstholze  der  Jahresringe  und  desto  mehr  treten  die  Poren  und  Mark- 
strahlen hervor.  Feine,  dicht  gebaute  Hölzer  (besonders  die  schweren,  in  den 
Tropen  gewachsenen)  besitzen  im  Allgemeinen  einen  höheren  Werth  als  die 
porösen  und  groben. 

Der  Verlauf  der  Holzfasern  ist  ein  mannigfaltiger  und,  wie  bemerkt, 
von  der  Länge  und  Breite  der  Markstrahlen  abhängig.  Besitzt  ein  Stamm 
viele  schmale  und  lange  Markstrahlen,  so  verlaufen  seine  Fasern  gerade  und 
parallel  mit  der  Markröhre.  Solche  Hölzer  (z.  B.  Nadelhölzer)  lassen  sich  in 
der  Richtung  der  Markslrahlen  leicht  und  glatt  spalten  und  sicher  bearbeiten. 
Auch  alle  Hölzer  mit  grossen,  kräftigen  Markstrahlen  sind  in  der  Regel 
leicht  spaltbar  und  bereiten  der  Bearbeitung  keine  Schwierigkeiten,  während 
Hölzer  mit  kurzen,  breiten  und  bauchigen  Markstrahlen  schwer  zu  spalten 
und  zu  bearbeiten  sind.  Die  Holzfasern  verlaufen  häufig  wellenartig  oder 
bilden  (z.  B.  bei  starken  Verletzungen,  Abbrechen  dickerer  Aeste  oder  Ver- 
krüppelungen) verworrene  Verschlingungen  oder  schlanke  Schraubenlinien 
Hölzer  mit  sogenanntem  wimmerigen  Wuchs,  d.  h.  mit  krummen  oder  ge- 
schlängelt verlaufenden  Fasern  sind  sehr  schwierig  zu  bearbeiten,  weil  aus 
ihnen  bei  der  Bearbeitung  leicht  Stücke  herausspringen.  Solche  Hölzer  zeigen 
auf  der  Durchschnittsfläche  oft  sehr  verwickelte  Zeichnungen,  Masern,  die 
nach  dem  Poliren  meistens  verschieden  gefärbt  erscheinen  und  zum  Theü 
grosse  Schönheit  besitzen.  Obwohl  maseriges,  geflammtes,  wimmeriges  Holz 
zu  Bauten  nicht  verwendbar  ist,  besitzt  es  doch  meistens  einen  hohen  Werth, 
und  besonders  dann,  wenn  es  schöne  Asteinwüchse  zeigt.  Man  fertigt  aus 
ihm  Fourniere  für  Möbel  u.  s.  w.  Manchen  Holzarten  ist  ein  wimmeriger 
Wuchs  eigenthümlich,  so  z.  B.  der  ungarischen  Esche,  dem  Nussbaum,  der 
Birke,  Eiche  und  Ulme,  dem  Ahorn,  dem  Mahagoniholz  u.  s.  w.,  die  oft 
sehr  schöne  Maserungen  besitzen.  Bei  normalem  Wachsthum  sind  die  Zeich- 
nungen des  Stammes  einfache,  man  nennt  sie  Fl  ädern. 

Wie   schon    oben    bemerkt    wurde,    wird  Holz   mit   feinen   Poren    und 


Drittes  Capilel.  Die  Hölxcr. 


281 


er  Regel   zahlreich  vorhanden  sind,  bei   den   Laubhölzern  dagegen   ganx 

Wird    daü    Holz    in    der    Faserrichtung    geschnitten,    so    nennt    man  es 
igholz  und  die  Sehnittebene  selbst  Aderseite;    erfolgt  der  Schnitt  da- 
in  senkrecht  zur  Faserrichtung,  so  heisst  das  Holz  Querholz;  steht  die 
ttebene   senkrecht   zur   Faserebene   oder   Aderseite,   so    wird  das  Holz 
holz  genannt. 

Ernährung  des  Baumes.  Als  Nahrungsstofife  der  Pflanzen  dienen  vor- 
weise Wasser.  Kohlenstoff,  Sauerstoff  und  Stickstoff  sowne  Mineral- 
fe; aus  diesen  Stofifen  werden  mit  Hilfe  chemischer^  im  Pflanzenkötper 
findender  Processe  neue  Organe  gebildet,  wie  noch  im  nächsten  Paragraphen 
erlautet  werden  wird.  Die  Bildung  der  organischen,  aus  Kohlenstoff, 
erstoffi  Sauerstoff  und  Stickstoff  bestehenden  Substanz  findet  in  den 
ophyllhaltigen  Zellen,  hauptsächlich  also  in  den  Blättern  und  Nadeln, 
li  Assimilation  (siehe  oben),  d.  h.  durch  Aufnahme  von  Kohlenstoff 
der  Kohlensäure  iler  Atmosphärenluft  (bei  Wasserpflanzen  aus  der  im 
T  sich  vorfindenden  Kohlensäure),  welche  Ijei  einer  gewissen  Temperatur 
unter  Mitwirkung  des  TJchtes  zersetzt  ward,  durch  Aufnahme  von  Sauer- 
{  aus  der  Kohlensäure  der  Luft  und  dem  Wasser  (auch  aus  Sauerstoff 
des  Bodens'i,  durch  Aufnahme  von  Wasserstoff  aus  dem  in  den 
rophyllhaltigen  Zellen  zersetzten  Wasser  und  endlich  durch  Aufnahme 
Stickstoff  aus  Ammoniak-  und  Salpetersäuren  Salzen  des  Bodens.  Die 
lahme  des  Wassers  mit  den  un  verbrenn  liehen  Bestandtheilen  des  Bodens 
den  Stickstoffverbindungen  erfolgt  durch  die  Wurzeln.  Die  aus  dem 
n  aufgenommenen  Nahrungsstoffe  (schwefelsaure  und  phosj:>horsaure  Kali-, 
,  Magnesia-  und  Eisensalze  sowie  Stickstoff)  werden  in  dem,  im  Holz- 
T  aufsteigenden  Wasser  in  gelöster  Form  den  über  der  Erde  liegenden 
izcntheilen  zugeführt,  welche,  sofern  sie  nicht  von  einer  dicken  Kork- 
ht  bedeckt  sind,  beständig  Wasser  verdunsten,  wodurch  das  Aufsteigen 
Wassers  veranlasst  wird,  da  das  bei  der  Verdunstung  verloren  gehende 
er  durch  neue  Wassermengen  ersetzt  w*erden  muss.  Am  stärksten  erfolgt 
Wasserverdunstung  aus  den  Zellen  des  Blattgewebes  gegen  die  lüft- 
enden Intercellularräume  hin;  diese  Verdunstung  wird  durch  die  mit  der 
^nluft  verbundenen,  durch  verschiedene  äussere  Einflüsse  (Schatten  und 
)  bald  enger,  bald  weiter  werdenden  Spaltöfl'nungen  geregelt.  Sind  die- 
fen  geöffnet,  so  ist  die  VVasser\'erdunstung  eine  vollständige,  weil  sich  die 
;nluft  mit  der  Aussenluft  ausgleichen  und  niemals  vollständig  mit  Wasser- 
if  sättigen  kann;  sind  die  Spahöifnungen  aber  geschlossen,  so  findet  nur 
unvollkommene  Wasserverdunstung  statt,  weil  sich  die  Binnenluft  bald 
Wasserdampf  sättigt. 
Als  erstes  Assimilationsproduct  erscheint  in  den  Chlorophyllkömem  die 
kc  oder  ein  lösliches  Kohlehydrat  (Glykose);  ^\q  Stärke  %vird 
T  aufgclÖJst  (in  Traubenzucker  übergeführt)  unrl  aus  den  Chlorophyll- 
TU  nach  den  Vcrbrauchsorlcn  fortgeführt,  an  denen  sie  weitere  chemische 
andlungcfi  erfahrt  Das  Kohlhydrat  bildet  sich  aus  der  bei  der  Alhmung 
l^ebcnen  KohJen&äure  und  wird  durch  die  Thätigkeit  des  Protoplasmas 
rt 

Da  die  PAanzen  sauerstoffärmer  sind  als  die  Stoffe,  aus  denen  sie  ent- 
i)i  so  tntoen   sie  einen  Theil  des  Sauerstoffes  an  die  Atmosphäre  ab- 


282 


Enter  Theil.  Die  Hauptstofie. 


geben;  diese  Ausscheidung  findet  nur  in  den  chlorophyllhaltigen  Zellen  un. 
unter  Mitwirkung  des  Lichtes,  also  nur  bei  Tage,  statt;  andererseits  nehme 
alle  Pflanzentheile  sowohl  während  des  Tages  als  auch  während  der  Nact 
aus  der  Atmosphärenluft  Sauerstoff  auf,  um  dafür  Kohlensäure  an  die  Atme 
Sphäre  abzugeben;  diesen  Vorgang  nennt  man  Athmung. 

Wie  das  Wasser,  so  ist  auch  der  Sauerstoff  für  jede  Pflanze  unea 
behrlich;  ersteres  dient  als  Lösungsmittel  fast  aller  Baustoffe  der  Pflanze  un 
liefert  durch  seine  Zersetzung  Wasserstoff"  und  Sauerstoff^  die  zur  Bildun 
der  Pflanzenorgane  beitragen;  der  Sauerstoff"  veranlasst  in  deh  Pflanze 
Oxydationsprocesse  und  die  Bewegungen  (Circulation  und  Rotation)  des  Protc 
plasmas.  Entzieht  man  der  Pflanze  vollständig  das  Wasser,  oder  bringt  mai 
sie  in  eine  sauerstofffreie  Atmosphäre,  so  tritt  ihr  Tod  ein. 

§  102.  Chemische  Zusammensetzung,  Asche-  und  Wassergehalt  dei 

Hölzer. 

Die  Zellhaut  besteht  im  jugendlichen  Alter  aus  reiner  Cellulose,  die 
ein  Kohlehydrat  ist  und  sich  aus  Stärke,  Zucker,  Inulin  und  Fetten  bildet 
Die  reine  Cellulose  ist  farblos  und  wird  durch  Jod  und  nachfolgeoder 
Schwefelsäure  sowie  durch  Chlorzink-Jodlösung  blau  gefärbt,  durch  Wasser, 
Alkohol,  Aether,  verschiedene  Säuren  und  verdünnte  Alkalien  nicht  gelöst, 
durch  Kupferoxyd  -  Ammoniak  und  concentrirte  Schwefelsäure  dagegen  ge- 
löst, durch  Chlorzink  in  einen  stärkeartigen  Stoff,  durch  concentrirte  Schwefel- 
säure in  Zucker  und  durch  eine  Mischung  von  Salpeter  und  Schwefelsäure 
in  Schiessbaumwolle  (Nitrocellulose)  verwandelt,  die  mit  Aether  und  Al- 
kohol vermischt  Collodium  liefert.  Durch  Bildung  von  Cutin  oder  Sulerin 
wird  die  Membran  verkorkt;  sie  färbt  sich  dann  durch  Behandlung  mit 
Jod  und  Schwefelsäure  nicht  mehr  blau,  sondern  gelb,  braim,  schmutziggiün, 
braungrün  u.  s.  w.  und  wird  von  Kupferoxyd-Ammoniak  und  concentrirter 
Schwefelsäure  nicht  mehr  gelöst.  Eine  Verholzung  der  Zellhaut  bewirkt 
Lignin,  welches  an  Kohlenstoff  reicher  und  an  Sauerstoff"  ärmer  als  reine 
Cellulose  ist;    denn   letztere  besteht,  wie   früher  erwähnt  wurde,   aus  44*4% 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  283 

Die  Chlorophyllkörner  besitzen  eine  an  sich  farblose  protoplasma 
I  Grundmasse,  in  welcher  sich  eine  geringe  Menge  grünen  Farbstoflfes 
rc^hyll  oder  Blattgrün)  vorfindet,  der  sich  fast  immer  nur  bei  Ein- 
ng  des  Sonnenlichtes  und  stets  nur  bei  einer  bestimmten  Wärme  sowie 
Drhandensein  von  Eisen  entwickelt  und  sich  durch  Aether,  Alkohol  u.  s.  w. 
en  Chlorophyllkömem  ausziehen  lässt. 

Die  chemisch  reine  Holzfaser  und  die  im  Holze,  beziehungsweise  in 
tt  Safte  sich  vorfindenden  Stoffe  Zucker,  Gummi,  Stärke,  Dextrin 
r.  bestehen  aus  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff,  einige  Oele  nur 
ohlenstoff  und  Wasser,  die  anorganischen  Stoffe  (Aschebestandtheile) 
nmer  aus  Kalium,  Calcium,  Magnesium,  Eisen,  Schwefel  und  Phosphor 
;nthalten  häufig  auch  noch  Chlor,  Natrium  und  Silicium.  Das  Kalium 
:  das  Wachsthum  der  Pflanze  insofern  von  Bedeutung,  als  ohne  Chlor- 
1  oder  auch  salpetersaures  Kali  sich  in  den  Chlorophyllkömem  keine 
)  bildet  und  letztere  bei  alleiniger  Zufuhr  von  phosphorsaurem  oder 
feisaurem  Kali  später  nicht  gelöst  und  in  Traubenzucker  u.  s.  w.  über- 
t  wird.  Calcium  und  Magnesium  werden  als  phosphor-,  Salpeter-  oder 
feisaure  Salze  oder  als  Chloride  von  der  Pflanze  aufgenommen  und 
wie  durch  Versuche  erwiesen  wurde,  für  das  Gedeihen  der  Pflanze 
zu  entbehren.  Femer  findet  man  in  einigen  Pflanzen  (namentlich  Meeres- 
en)  die  Elemente  Brom  und  Jod,  mitunter  auch,  wenn  der  Boden  sie 
ich  besitzt,  Mangan,  Lithium,  Kupfer,  Zink,  Aluminium,  Kobalt,  Nickel, 
tium,  Baryiun  und  Rubidium. 

Hiemach  sind  die  Hauptnahrungsstoffe  der  Pflanzen:  Kohlenstoff, 
erstoff,  Sauerstoff,  Stickstoff,  Schwefel,  Phosphor,  Kalium, 
;um.  Magnesium  und  Eisen. 

Dr.  F.  Fischer  veröffentlicht  in  seinem  »Handbuch  der  chemischen 
lologie«  (Leipzig  1893),  S.  11,  folgende  Analysen  für  die  chemische 
imensetzung  verschiedener  Bauhölzer: 


ich 

Jnter- 

ingen 

on 


Holzart 


Cbemiscbe  Zusammensetzung  bei  ll.V»  C. 


Kohlenstoff'  Sauerstoff       Stickstoff  .Wasserstoff        Asche 


P  r  o  c  e  n  t 


ich 


intz 


Eiche 

Esche      .    .    .    .    . 

Hagebuche     .    .    . 

IdOjährige  Buche 

6(}jährige  Buche 

Birke 

Tanne 

Fichte 


Eiche '! 

Buche i 

Birke 

Alter  Kieferstamm  ' 

Jung.  Kieferstamm  i 


5022 
49-77 
49-48 
49-03 
49-14 
48-88 
50-36 
5(>31_ 

48-94 
4f)02 
48-89 
49-87 
50-62 


43-42 
48-37 
43-77 
44-36 
44-07 
44-67 
43-39 
J3<)8_ 

43-09 
46-94 
44-93 
4.3-41 
42-58 


009 
0-07 
0-06 
0-11 
009 
0-10 
0-05 
0-04 


5-99 
6-26 
6-17 
6-06 
6-16 
606 
5-92 
6-20 


5-94 
5-86 
6-19 
6-09 
6-27 


0-28 
0-58 
0-52 
0-44 
0-54 
0-29 
0-28 
0-37 


I 


2-03 
1-18 
0-i)9  I 
0-63  I 
0-53     I 


Nach  W.  Lange  (a.  a.  O.  S.  38  und  39)  hat  das  Stamm-,  Zweig-  und 
Iz  einiger  Hölzer  folgende  chemische  Zusammensetzung: 


284 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Kohlenstoff 


Sauerstoff 


Stickstoff 


P  r  o  c  e  n  t 


Wasserstoff 


Buche 

Eiche 

Birke 

Espe 

Weide 

Tanne 

Buche 

Eiche 

Birke 

Espe 

Weide 

Tanne 
Kiefer 


49-89 
Ö064 
Ö0-61 
50-31 
61-75 
51-39 


5008 
50-89 
51-93 
51-02 
54-03 


52-07 
52-15 


a)  Stammholz. 


43-11 
42-05 
42-04 
42-39 
41-08 
41-56 


0-93 
1-28 
1-12 
0-98 
0-98 
0-94 


b)  Zweigholz, 


41-61 
41-94 
40-69 
41-65 
37-93 


1-08 
101 
107 
105 

1-48 


c)  Astholz, 


40-74 
41-09 


1-1-2 
0-58 


6-07 
6-03 
6-23 
6-32 
6-19 
611 


6-23 
616 
6-31 
6-28 
6-66 


6-07 
6-18 


\ 


Aus  diesen  Tabellen  ist  ersichtlich,  dass  die  verschiedenen  Hölzer  ^^ 
ihrer  chemischen  Zusammensetzung  nur  wenig  von  einander  abweichen.  ^^ 
kohlenstoffreichsten  sind  ihres  Harzgehaltes  wegen  die  Nadelhölzer  und  v^^^ 
den  Laubhölzem:  Eiche  und  Weide.  Als  mittlere  chemische  Zusammensetzu^^ 
des  lufttrockenen  Holzes  kann  man  annehmen: 

39-60%  Kohlenstoff,  48%  Wasserstoff,  34-80%  Sauerstoff  und  Stick- 
stoff, 0-8%  Asche  und  20%  Wasser;  der  Stickstoffgehalt  schwankt  bei  den 
verschiedenen  Holzarten  zwischen  0-5  und  1*5%. 


Drittes  Capilel.  Die  Hölzer. 


285 


o  1  z  a  r  t 

h 

o  « 

II 

i 

1 

1 

1 

j» 

P    r 

o    c    e 

n    t 

iholz 

Ol 

03 

0-3 

09 

02 

3-1 

06 

6-0 

holz    .    . 

Ol 

0-3 

Ol 



Of> 

02 

3-7 

04 

5-0 

bolz 



0-2 

Ol 



03 

02 

1-5 

02 

2-6 

iholz  .... 

Ol 

0-1 

02 



04 

02 

1-2 

Ol 

2-4 

iholz  .        ... 

0-1 

0-1 

Ol 



Ol 

06 

1-0 

Ol 

2-1 

iholz 

0-1 

0-2 

04 



03 

Ol 

1-3 

02 

2-6 

irinde     .... 

O-ö 

07 

2-3 

03 

2-3 

09 

19-6 

08 

28-1 

irinde     .    .    . 

0-2 

0-6 

3-8 

Ol 

1-3 

1-0 

14-9 

11 

23-9 

irinde    . 

0-1 

1-4 

5-3 

— 

05 

02 

7-5 

02 

17-1 

irtig  fand  bei  der  chemischen  Untersuchung  der  Holzasche  folgende 
heile: 


Host&ndtheile 


Buchen- 
holz 


Buchcn- 
rindc 


Tannen- 
holz 


Tannen- 
rinde 


Tannen- 
nadeln 


P  r  o  c  e  n  t 


he 

elsaures  Natron     .    .    .    .  ' 

itrium  I 

isaarer  Kalk  ... 

»ia  

orsaarer  Kalk 

orsanre  Magnesia      .    . 
orsanres  Eisenoxyd  .    . 
orsaures  Aluminiumoxyd 
orsanres  Manganoxyd  .    . 
äure 


11-72 
12-37 
3-49 
013 
49-54 
7-74 
3-32 
2-92 
076 
1-51 
1-59 
2-46 


3-02 
3-02 
3-02 

64^76 
16-90 
2-71 
066 
046 
084 

9-04 


11-30 
7-42 


5094 
5-60 
4-43 
2-90 
1-04 
1-75 

13-37 


2-95 
2-95 
2-95 
2-95 
64-98 
093 
6-03 
4-18 
1-04 
2-42 

17-78 


29-09 
29-09 
29-09 
29-09 
15-41 
3-89 
38-36 
38-36 
38-36 
38-36 

18-36 


:ss  der  Standort  das  Mengenverhältniss  der  einzelnen  Aschen- 
leile  beeinflusst,  ergiebt  folgende,  dem  »Technologischen  Lexikonc 
ene  Tabelle,  in  welcher  die  Aschenbestandtheile  des  Buchenholzes 
;n  sind: 


testandtheile 


Lsaures  Kali   . 
isaures  Natron 
elsaures  Kali 
itrinm      .    . 
isaurer  Kalk 
(ia     . 

lorsäaresalze 
Äure    .    .    . 


Kalksu^inboilen 


Gypsboden 


Sandsteinboden 


P   r   o   c   e   n    t 


«-7 
11-0 
44 
07 
27-4 
17-7 
15-6 
16-9 


14-6 
14-6 

3-4 

Spuren 

309 

12-2 

9-7 
28-7 


4-7 
3-2 
23-3 
5-0 
25-1 
12-6 
109 
12-4 


286  Emer  TheiL  Die  Hauptstoffc, 

Die  in  der  Holzasche  vorhandenen  kohlensauren  Alkalien  begrÜDd^i 
die  Benutzung  der  Asche  zur  Gewinnung  von  Pottasche  und  Soda  und  die 
Verwendung  ihrer  Laugen  in  der  Bleicherei,  Färberei  und  Seifensiederei.  Im 
Wasser  löst  sich  das  kohlen-,  kiesel-  und  schwefelsaure  Kali  und  Natron  der 
Holzasche  auf,  während  kiesel-,  kohlen*  und  phosphorsaurer  Kalk  und  Magnesia 
sowie  Eisen-  und  Manganoxyd  luigelöst  bleiben ;  der  wässerige  Auszug  der 
Holzasche  reagirt  immer  stark  alkalisch.  Man  verwendet  die  Holzasche  femer 
zur  Herstellung  poröser  Herde  fiir  Hüttenprocesse,  in  der  Fabrikation  von  Glas 
lind  Fayence,  wegen  ihrer  schlechten  Wärmeleitungsfähigkeit  zur  AusfulluBg 
von  Geldschränken  u.  s.  w.  und  zu  anderen  Isolirungen,  auch  als  Dünger 
u.  s,  w.  und  die  Asche  von  Seetang  zur  Gewiimung  von  Jod  und  AlkalisaUen, 

Wenn  Holz  einer  Temj^eratur  von  über  150*^  C  ausgesetzt  wird,  so 
entweichen  A\  asser,  Kohlensäure,  Kohlenoxyd,  Kohlenwasserstoffe,  Methyl* 
alkohol,  Essigsäure  u.  s,  w.,  und  es  wird  also  das  Holz  entgast;  der  Rück- 
stand ist  umso  kohle nstoftrei eher»  je  stärker  die  Erhitzung  erfolgt  Bei  trockener 
Destillation  des  Holzes  gewinnt  man  Essige  Theer,  Kohle,  Gas  and  Oel,  und 
zwar  in  grösseren  Mengen  beim  Laubholz  als  beim  Nadelholz;  beim  Stammholi 
ist  die  Ausbeute  grösser  als  beim  Astholz,  beim  gesunden  Holz  grosser  als 
beim    kranken    und    beim   Kern-  und  Schnittholz    grösser   als  bei  der  Riode. 

Die  Menge  der,  den  Pflanzensaft  bildenden,  flüssigen  Nahrtingsstofie, 
die  sich  thcils  in  rohem  Zustande,  theils  in  der  Umbildung  begriffen  in  den 
Pflanzen  vorfinden  und  aus  Wasser  und  den  in  demselben  gelösten  oder  vep 
theilten  organischen  oder  unorganischen  Stoffen  bestehen,  ist  nicht  nur  bei 
den  verschiedenen  Hölzern,  sondern  auch  bei  einer  und  derselben  Holzart- 
ja  sogar  in  den  einzelnen  Theilen  eines  jeden  Baumes  und  in  den  einzelnen 
Jahreszeiten  verschieden  und  wird  beeinflusst  vom  Standort  des  Baumes,  ob 
der  Boden  nass  oder  trocken  ist,  und  von  der  Witterung,  weil  das  Holz  bei 
anhaltendem  Regenwetter  grössere  Wassermengeu  aufnimmt  als  bei  andauernder 
Trockenheil.  Gewöhnlich  nimmt  die  Saftmenge  von  der  Wurzel  nach  deio 
Wipfe!  und  von  dem  Mark  nach  der  Rinde  hin  zu  und  ist  beim  KcmhoU 
gerniger  als  beim  Schnittholz,  bei   alten  Stämmen  geringer  als  bei  jungen. 

Früher  war  die  Ansicht  weit  verbreitet,  dass  unsere  Bäume  im  Wint^f 
am  saftärmsten  und  im  Frühling  am  saftreichsten  seien;    dass  diese  AnsicW 
eine  irrige  war,  und  dass  unsere   Bäume  gerade    im  Winter  fast    immer   dcT^i 
grössten  U  assergehalt  besitzen,  geht  aus  nachfolgender,  von  Hart  ig  aufgestellt^ 
Tabelle  hen^or: 

Saftgehalt  von  16jähngen  Stämmen  in  Procenten  des  Gewichtes. 


H  u  1  2  a  r  t 


u 


a)  Harte  Hölzer  (Ahorn, Birke, 
Eiche ,  Hainbuche »  Roth- 
bucbc,  Sticickhc,  Ulme)        ,     41       38 

h)  W  e  i  c  h  e  H  ö  1  £  e  r  { Erle,  Espe, 
Linde,  Rosskastanien,  Weide, 
Pappel)  .    , '53       5^ 

c)  N 11  delhölzcr(Fichte, Lärche,  | 

Kiefer)       -  m       ÖH 


36 
48 


4T 
54 


3t> 
47 

m 


a5 

47 


39 
50 

m 


38 

47 

58 


34 
45 


f  ^  Im  Durchschnitt  .    .    .    /,\  bl"Ä\^  4^.Hy,  4TÜ^  4ti 3[  4H'G|  47*j[  41^-6]  476 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer. 


287 


Nicht  aufgeführt  ist  in  dieser  Tabelle  das  Tannenholz,  weil  dasselbe 
die  einzige  Ausnahme  macht,  indem  es  im  Frühjahr  am  saftreichsten  und  im 
Winter  am  saftärmsten  ist,  wie  folgende  Tabelle  zeigt: 


1« 


< 


1.  Gewöhnliche  Tanne 

2.  RothUnne     .... 


51 

58 


42 
57 


hh 


45 
50 


48 
59 


52 


53 
54 


54 
56 


49 
54 


Durchschnittlich  kann  man  die  Wassermenge  eines  lebenden  Baumes 
gleich  seinem  halben  Gewicht  und  die  eines  frischgefällten  Stammes  der: 

Hainbuche zu  1 8*6  Gewichtsprocent 

Esche »  240  > 

Birke »  SO'S  > 

Traubeneiche »  34*7  » 

Stieleiche >  35*4  > 

Tanne »  371  » 

Kiefer »  377  ^ 

Rothbuche »  39*7  » 

Linde »  41*1  » 

Erle »  41-6  » 

Espe »  43-7  » 

Ulme »  44*5  » 

Fichte »  452  » 

Lärche »  48*6  » 

Pappel »  51*0  » 

Weide »  600  » 

annehmen  (nach  Hartig,  Karmarsch,  Neuffer,  Nördlinger,  Reissig, 
^chübler  u.  s.  w.). 

Nördlinger  classificirt  die  Bäume  nach  dem  Saftgehalt  wie  folgt: 

sehr  saftreich:  Bäume  mit  50 — 56%  Wasser  (verschiedene  Pappel- 
^*ten,  Edelkastanie  u.  s.  w.) ; 

saftreich:  Bäume  mit  40 — 497o  ^Vasser  (Tanne,  Erle,  Weide,  Linde, 
*^osskastanie,  Espe,  Nussbaum  u.  s.  w.) ; 

ziemlich  saftreich:  Bäume  mit  39 — 40%  W'asser  (Kiefer,  Lärche, 
^irke,  Fichte,  Ulme,  Hainbuche,  Eiche,  Ahorn  u.  s.  w.); 

saftarm:  Bäume  mit  20 — 29%  Wasser  (Buchsbaum,  Rothbuche,  Akazie, 
£sche,  Kiefer  u.  s.  w.) ; 

sehr  saftarm:  Bäume  mit  17 — 197o  Wasser  (Eibe). 

Wird  das  Holz  nach  dem  Fällen  an  der  Luft,  geschützt  gegen  Regen 
und  Schnee,  getrocknet,  so  verliert  es  einen  grossen  Theil  seines  Wassers 
durch  Verdunstung  (Imbitionswasser)  und  wird  lufttrocken,  es  behält 
aber  immer  noch  eine  beträchtliche  Menge  Wasser  (hygroskopisches 
Wasser)  zurück,  die  sich  nur  durch  starke  Erhitzung  (Dörren,  vergl.  §  151) 


288 


Erster  Theil,  Die  HauptstoÄe. 


beseitigen  lässt.  Die  Austrocknung  an  der  Luft  erfolgt  bei  dichtem,  harteni 
Holz  langsamer  als  bei  lockerem  und  weichem,  bei  dicken  Stämmen  lang- 
samer   als  bei  dünnen,    bei  Kloben    langsamer    als    bei  Dielen    und  BrctteriL 

Der  Feuchtigkeitsgehalt  des  ein  Jahr  an  der  Luft  und  unter  Dach  ge- 
legenen  gefälhen  Holzes  beträgt  noch  immer  im  Durchschnitt  20 — 25%, 
nach  drei-  und  mehrjährigem  Trocknen  geht  derselbe  auf  etwa  10 — 15% 
und  bei  lang  andauernder  Einwirkung  einer  Wärme  von  drca  20^  C.  beim 
Laubholz  durchschnittlich  auf  H^j\^  und  beim  Nadelbolz  durchschnittlich  aiif 
10%  herab.  Stämme  von  20 — 80  im  Durchmesser  und  entsprechend  dicke 
Stücke  gespaltenen  Holzes  gelten  erst  nach  einjährigem  Trockenliegen  als 
lufttrocken.  Holzj  welches  zu  Tischlerarbeiten  verwendet  werden  soll,  müss 
behufs  Vermeidung  eines  zu  starken  Schwindens  der  Möbel  u.  s.  w.,  3  bis 
4  Jahre  lang  und  Schiffbauholz  sogar  6 — 7  Jahre  lang  vor  seiner  Verwendimg 
trocken  gelegen  haben. 

Beim  Austrocknen  tritt  eine  Gewichtsverminderung  ein,  nach  welcher 
der  Wassergehalt  des  lufttrockenen  Holzes  bestimmt  wird;  dieser  Gewieher- 
Verlust  beträgt  nach  4— bjähriger  Austrocknung  etwa  16 — lT7o  und  nach 
erfolgter  künsthcher  Austrocknung  im  Darrofen  etwa  20 — 33 '/j**/^;  gleich- 
zeitig veranlasst  der  Wasserverlust  ein  Schwinden  des  Holzes  (vergL  §  1121 
Wird  getrocknetes  Holz  feuchter  Luft  oder  dem  Regen  und  Schnee  aus- 
gesetzt oder  unter  Wasser  gebracht,  so  nimmt  es  Wasser  in  solchem  Masse 
auf,  dass  es  schon  nach  Verlauf  von  6 — 8  Wochen  sein  ursprüngliches  Volumen 
^neder  erreicht  hat.  Bd  dieser  Wasse raufnahm e  tritt  ein  Quellen  des  Holmes 
ein.  Häufig  saugt  das  Holz  während  weiterer  2 — 3  Jahre  noch 'Wasser  auf» 
ohne  indessen  sein  Volumen  zu  vergrössem;  da  das  lufttrockene  Holz  aber 
specifisch  leichter  ist  als  Wasser,  so  vergrössert  sich  mit  Zunahme  de 
Wassergehaltes  sein  Gewicht. 

§  103.  Alter,  Krankheiten  und  Fehler  der  lebenden  Bäume. 

Unter  sehr  günstigen  Umständen  und  namentlich  in  den  Tropen  er- 
reichen manche  Baumarten  ein  sehr  hohes  Alten  Von  unseren  einheimischen 
Bäumen  werden  Eichen  lUOO— 1500  (und  mehr)  Jahre»  Linden  über  1000  Jahre, 
Fichten  und  Tannen  zuweilen  ebenso  alt,  Buchen  etwa  400  Jahre,  Kiefern 
nur  bis  2U0  Jahre  und  von  den  ausländischen  die  Affenbrotbäume  auf  der 
Insel  des  grünen  Vorgebirges  5000 — 6000  Jahre,  die  Mammuthbäume  (Rieben- 
tannen,  Weliinglonia  giganlea)  Kaliforniens  3000  Jahre,  die  australischdi 
Gummibäume,  die  Cypressen  in  den  sumpfigen  Urwäldern  Amerikas,  die  Cedcro 
und  die  in  den  Tropen  gewachsenen  Platanen  mitunter  2000  (und  mehj' 
Jahre  alt. 

Besonders  erwähnenswerth  ist : 

Die  Eiche  bei  Körtlingshausen  im  Regierungsbezirke  Arnsberg,  welche 
einen  Umfang  von  circa  12  m  hat  und  deren  Alter  auf  1400 — 2000  Ja^ 
geschätzt  wird; 

die  Linde  zu  Nürnberg  mit  einem  Umfang  von  12'5  m  und  einem  Altff 
von  mehr  als  lOiMJ  Jahren; 

die  Linde  zu  Neustadt  am  Kocher,  ebenfalls  über  lOOO  Jahre  alt; 

eine  im  Böhmenvald  im  Jahre  1 856  gefälhe  Fichte  von  3  m  Durcb- 
messer  (in  einer  Höhe  von  VI  m  über  der  Wurzel),  welche  ein  Alter  von 
nahezu  1300  Jahren  erreicht  hatte; 


DHtits  CapiteU  Die  HriUer. 


I 


der  Rosensiock  am  Dome  m  Hilclesheim  mit  einem  Aller  von  mehr 
als  1000  Jahren ; 

der  Kastanienbaum  am  Aetna  mit  fast  20  m  Dwrchmcüser  untl  viele  Jalir- 
hutsclerte  alt  ter  ist  der  dickste  Baum  der  Knie!); 

ein  durch  Sturm  im  Jahre   18i»8  zerstörter,  mehrere  Jahrhunderte  alter 
rachenbaum  auf  Teneriffa  von  ca,   \b  m  Durchmesser; 

ein  Mammuihbaum  von   100  m  Höhe,  IW  m  Durchmesser   (ohne  Rinde 
2  m  über  dem  Boden)  und  ca,   1  ///  dicker  Rinde,    welcher    in  der  cali- 
n    Grafschaft    Calaverns    auf   der    Sierra    Nevada   150U  w    liber  dem 
jiegel  steht  und  etwa  HO(K>  Jahre  alt  ist,     —  u.  s.  w. 
^Siehe  Gottgetreu,  a,  a.  Ö.,  S.  4.S9  und  44f).i 

Die   grössie    Eiche    Deutschlands    befand    sich    zu    Plei schwitz  bei 
sie   hatte  einen  nurchmesser  von    nahexu  o  m  und  brach  im  Jahre 
zusammen. 

Solche  Riesen  und  Veteranen  cler  l*Hanzenwelt  gehören  nur  zu  den 
Seltenheiten  und  in  den  weitaus  meisten  Fällen  liehen  die  Bäume  viel  früher 
jtugTunde,  <ia  %\t  von  vielen  Krankheiten   heimgesucht  werden. 

Die  Hauptkrankheit  der  lebenden  Baume  ist  die  Fäuluiss,  Bis  vor 
Itirser  Zeit  betrachtete  man  dieselbe  als  einen  chemischen  Process,  nach 
neueren  Untersuchungen  jedoch  wird  ilie  Fäulniss  immer  tlurch  Wucherung 
inikr<    *  her  Spaltpilze   (Bakterienl   eingeleitet,    deren    Keime  otler  Sporen 

in  <i  fnungen  der  Rmdenoberhaut  eindringen  oder  auch  unmittelbar  die 

iveriet/.teii  Membrane  der  Kpidermis/,ellen  tlurrhbohren  otler  endlich  an 
unden  Stellen  i\t^  Baumes  in  dessen  Inneres  gelangen  können*  Diese  Pilze 
Igen  entweder  nur  eine  Erkrankung  des  Baumes  an  einer  Stelle  oder 
Zerstörung  eines  grosseren  Theiles  des  Baumes»  indem  sie  sich  von  den 
eilen  ernähren.  Die  Folge  dieser  Zerstörung  ist  das  Verschwinden  von 
lÄrke  untl  Chlorophyll  aus  den  Zellen,  die  braune  Färbung  und  das  Zusammen- 
hnimpfcn  tles  etwa  verbliebenen  Restes  an  Protoplasma,  das  Schlaft'werden» 
osammensinken  und  Vertrocknen  der  Zellwände  und  endlich  das  Vertrocknen 
ier  —  bei  feuchter  Umgebung  -  die  Fäulniss  des  ganzen,  von  dieser 
rankheit  befallenen,  farblos  oder  gelb  oder  braun  werdenden  Baumtheiles. 
Pilze  sind  aber  auch  im  Stande,  die  festen  Membrane  und  in  Folge 
wen  schliesslich  ganxe  Gewebe  be/iehungsw*eise  Organe  zu  zerstören  oder 
den  befallenen  Ptlanxentheil  einen  eigenthümlichen  Reiz  auszuüben  und 
lurh  denselben  eine  überreiche  Zufuhr  von  Nahrungsstoffen  an  cler  betreffenden 
zu  l>ewirken,  so  dass  an  dieser  eine  stark  vermehrte  Zellbildung  untl 
lureh  eine  aussergewöhnliche  Vergrösserung  des  Organes,  sogenannte  Pilz- 
llenbildung,  hervorgerufen  wird.  (Siehe  Luerssen,  a.  a.  O.,  S,  208.) 
Die  Ansicht,  dass  Pilze  die  Veranlassung  von  Fäulniss  sind»  iheilen 
'ittige  Fachleute  nicht ;  nach  ihrer  Meinung  ist  <he  F^ntstehung  der  Pilze  nur 
ie  Folge  der   Fänlniss, 

Ztir  Entstehung  und  zum  normalen   Fortgang  der  Fäulniss    ist  eine  be* 
mtc  Temperatur  erfortlerlich,  welche  zwischen  +  10"  und  +40"  C 
Wankt;    ausserlmlb    diener    Wärmegrade    wird    die    Weiterentwicklung    iler 
'lulniss  behindert  und  bei  Frost  oder  Siedetemperatur  vollständig  aufgelioben. 
ohne    Hinzutritt    von    F*euchtigkeit    ist    Fäulniss    rrichl    i lenkbar, 
trocknctes  Flolz  vermag  der  Fäulniss  sehr  kräftig  zu  wiilerstehen.     Der 
tritt  fron  Atinosphärenluft  ist  wenigstens  zum  Entstehen  der  Fäulniss 


TTjRtfburU   iSi'T    BAltvtaflf^cfllr' 


111 


290 


Erster  Theil.  Die  HauptstölTe. 


liothwcndig ;  wenn  leutere  sich  aber  un  Holz  gebildet  hat,  so  wird  ihr  Fort- 
gang durch  Abschluss  der  Luft  nicht  gestört. 

Fäulnissfähig  sind  hauptsachlich  die  stickstoffhaltigen  Bestandtheik 
des  Holzes,  also  die  Eiweissstoffe  i^auch  Leim  u.  s.  w.),  welche  den  Pilsen 
2ur  Nahrung  dienen;  an  und  für  sich  nicht  fäulnissfähig  sind  die  chemisch 
reine  Holzfaser,  die  Zellsaftstoffe  Zucker,  Gummi,  Stärke,  Dextrin  und  die 
Farbstoffe,  weil  dieselben  keinen  Stickstoffgehalt  bcsitjten,  auch  nicht  die 
Gerbstoffe,  Harze  und  ätherischen  Oele,  die  im  Gegentheil  das  Holz  wider- 
standsfähiger gegen  Fäulniss  machen,  indem  die  (jcrbsänre  mit  den  fäulniss- 
fähigen  Eivveissstofl'cn  unlösliche  Verbindungen  bilden  und  die  Harze  und 
Oele  den  Wasserzu tritt  erschweren.  Das  HoU  verliert  die  Fähigkeit  itu  faulen, 
wenn  man  ihm  die  Eiweissstoffe  entzieht;  es  beruhen  deshalb  alle  Mittel 
zum  Schutze  cles  Holzes  gegen  Fäulniss  auf  der  Entfernung  dieser  Xahrungs- 
Stoffe  tler  Pil/e, 

Nach  der  Stelle  des  IJaumes,  von  welcher  die  Fäulniss  ausgeht^  oder 
welche  sie  hauptsächlich  befällt,  unterscheidet  man  Stock-,  Kern-,  Spliot-» 
Ring*  und  Ast  faule. 

Die  Stock  faule  tritt  meistens  beim  Absterben  des  Afutterstockes  (der 
Pfahlwurzel)  und  letzteres  bei  zu  flachem  Boden  ein. 

Die  das  ältere  HoU  umfassende  Kern  faule  ist  äusserlich  nicht  er- 
kennbar, dagegen  zeigen  sich  bei  Vorhandensein  von  Splint  faule,  die 
schliesslich  auf  den  Kern  übergeht,  tiefer  liegende  Streifen  der  Rinde. 

Die  Ringfaule  umfasst  einen  oder  mehrere  fahresringe  (Mondringe) 
und  tritt  besonders  bei  auf  magerem  Boden  stehenden  Eichen  auf.  l>ie  von 
dieser  Krankheit  befallenen  Holzringc  zeigen  eine  gelbe,  später  eine  weisse 
Farbe  und  saugen  begierig  Wasser  auf.  Mit  Ringfäule  behaftetes  Hob  vft 
zwar  ebenso  tragfähig,  aber  biegsamer  als  gesundes  Holz,  besitzt  ein 
schwammiges  Gefüge  und  bekommt  beim  Austrocknen  kreisförmige»  zwischen 
den  JahreJ^ringen  auftretende  Risse,  —  Nicht  zu  verwechseln  mit  der  Ring- 
faule  ist  der  durch  Frost  hervorgerufene  sogenannte  falsche  Mondring, 
der  einen  scharf  begrenzten,  heller  oder  dunkler  als  das  benachbarte  Holt 
gefärbten,  stark  hygroskopischen  Jahresring  darstellt.  Die  Bildung  eines  falschen 
Mondringes  schädigt  i\\^n  Kaum  nicht»  wenn  der  auf  ihn  folgende  Jahresring 
die  normale  Hreiie  besitzt ;  bei  aussergevvöhnlicher  Breite  ist  der  Baum  jedoch 
stark  beschädigt. 

Die  Ast  faule  entsteht  an  den,  durch  Abbrechen  starker  Zweige  er» 
zeugten,  wunden  Stellen,  wenn  ilieselben  sehr  stark  den  Witterungseindüssen 
ausgesetzt  und  mit  stagnirendem  Wasser  gefüllt  sind.  Werden  solche  Wunden 
überwallt,  das  heisst  mit  einem  sogenannten  Wund  kork  verschlossen, 
der  sich  aus  den  äussersten,  unverletzt  gebliebenen,  wachsthumsfähigen  Zellen 
bildet,  so  tritt  Astfäule  nicht  ein.  Diese  Krankheit,  welche  auf  den  Stamm 
übergreift  tmd  schliesslich  ein  Hohlwerden  desselben  hervorruft,  ist  bei  Eichen 
und   Buchen  sehr  häufig  anzutrefifen. 

Femer  unterscheidet  man  bei  der  Fäulniss  Roth-  und  Wei&sfäule, 

Die  Roth-  oder  Nassfäule  ist  eine  langsam  verlaufende,  durch 
Wucherung  des  Rothtaulepüzes  (Polyporus)  erzeugte  Krankheit,  von  welcher 
namcntHch  id)erständige  lalle)  Bäume  befallen  werden,  die  aber  auch  junge 
Bäume  heimsucht  und  dann  aus  der  Stnckfäule  hervorgeht.  Das  rothfaule 
Holz  zeigt  eine  rothe  bis  braune  Farbe  uml  hat  ein  geringeres  Gewicht^  sowie 


binc  geringere  Härte,  Spalt  bar  keit,  Elast  ici  tat  und  Festigkeit  als  gesundes 
ioU;  es  saugt  begierig  Wasser  auf,  schwindet  wenig  und  zerfällt  schliesslich 
pach  Auflösung  der  Zeilwände  in  eine  leicht  zerreibliche  Masse.  Warme  und 
euchtc  Luft  beschleunigt  ihren  Verlauf  wesentlich,  da  bei  ihrer  Einwirkung 
die  Pike  sich  ungemein  schnell  vennehren.  Man  tiiulet  die  Rothfäule  nament- 
lich ei  Eichen,  Edelkastanien  und  Fichten;  sie  entsteht  hauptsächlich 
am  ^  ock  und  im  unteren  Theile  des  Kernes.  Erkennungszeichen: 
dumpfer  Klang  beim  Anschhigen  an  den  unteren  Theii  des  Stammes  und 
[meistens,   eine  an  den  Wurzeln  haftende  braune  Modererde. 

Weit  gefähdicher  als  die  Rothfäule  ist  die  Weiss  faule,  weil  diese 
Irankheil  weit  schneller  verläuft.  Die  Weissfäule  erzeugt  meistens  eine  weisse 
•■«rbe  des  von  ihr  befallenen  Holzes  und  hat  ihren  Sitz  in  der  Mitte  des 
^  und  namentlich  im  jüngeren  Holze,  Diese  Krankheit  tritt  aus* 
ich  nur  in  Laubhülzern  auf.  In  milden  Sommernachten  zeigt  sich 
in  eigenthümliches  Leuchten  (Phosphoresciren)  des  in  der  Zersetzung  be- 
j[riffeuen  Holzes,  das  von  mikroskopischen  Pilzen  erzeugt  wird  und  nach 
dem  Absterben  derselben  verschwindet. 

Unter  den  Krankheiten  und  Fehlern  des  lebenden  Baumes  sind  femer 
bcmcrkenswerth : 

L  der  Brand,  welcher  sowohl  am  Stamme  als  auch  am  Wiu-zelende 
riirxelbrand)  entsteht  und  sich  leicht  bildet  bei  Verletzung  (Quetschung) 
ict  Rinde  oder  bei  Frostein  Wirkung  auf  der  Sonnenseite  oder  beim  Freiliegen 
Lockerung)  der  Wurzeln  oder  bei  Bäumen,  die  im  geschlossenen  Revier 
[geschützt  standen  und  «Uirch  das  Fällen  der  Nachbarbäume  freigestellt  wurden. 
)ic^c  Krankheit»  hervorgerufen  durch  da.s  Ehidringen  und  die  Vermehrung 
ron  sogenatmten  Bramlpilzen,  nimmt  einen  schnellen  Verlauf,  schreitet  von 
Jrr  Rinde  clurch  den  Bast  in  clen  Splint  vor  und  bewirkt  ein  Absterben  des 


Eine  Abart  des  Brandes  ist: 

^.  der  Grind,  der  nur  die  Epidermis  der  Rinde  befäUt  und  auf  ietzcrer 
kleine  Warzen  und  Schui»pen  bildet, 

3.  der  Krebs  oder  Kropf,  welcher  Aussackuuf^en  des  Holzes  und 
clor  Rinde  am  Grunde  von  Aesten  darstellt,  die  meistens  mit  einer  sehr  stark 
fietjtaitig  xerrissenen  Rinde  bedeckt  sind.  Bei  dieser  Krankheit,  die  sich 
Kuweilen  Über  flen  grössten  Theil  tles  Stammes  ausdehnt,  gehen  die  Säfte  ailmälig 
FAülniss  tiber,  wodurch  schliessHch  der  ganze  Baum  zerstört  wird.  Die 
tri '  '  '  Keit  der  Buchen,  Apfelbäume  und  Fichten  wird  durch  Kernpilzc 
tjei .  Ji;  sie  entsteht  aus  ähnlichen  Ursachen  wie  iler  Brand    in  Foli^e 

rii  feuchten   Bodens,  zu  rauhen  Klimas,  zu  grosser  Saftfülle  und  bei  Tannen 
Hiihg  durch  Ansammlungen  von  Harz  unter  der  Rinde  und  erzeugt  scliliessUch 
Benlen,  Zersetzen  und  Abbröckeln  der  Rinde. 
4-  der  Thau,    welcher  zum  Theil    ganz   unschädlich   ist.     Man   unler- 
bddei:  den  Harz  hon  igt  hau,  eine  krankhafte^    die  BlattoberÜäche  klebrig 
liwitzung    von    harzigen  Stotfen,    den  Pilzmehlthau»    durch 
vu'kung  der  Atmosphärenluft  auf  Blättern  erzeugt,  den  Mehl- 
Ibaa,  einen  weissen,  die  Pflanzen  leicht  krank  machenden  Ueberzug.  den  Haut- 
^eblthmu  aus  den  abgestreiften  Häuten  der  Blattläuse  und  den  Honigt  hau 
|»CM  den  Auswurfs  tu  flen  dieser  Thierchen  bestehend.   Unter  Homgthau  versteht 
man  ibcr  auch  eine  klebrige  und  siissÜche  Ausschwitzung  der  Kernpil/L 

PJ» 


292 


Ejslcr  TheiL  Die  HauptstofTc. 


5.  die  Zopftrockenheit  (das  Absterben  der  Baumkrone),  welche  in 
Folge  zn  hohen  Alters  oder  Raupenfrasses  entsteht  und  an  dem  Moos  erkannt 
werden  kann,  das  sich,  namentlich  bei  Eichen,  auf  der  Mitte  des  Stamme 
und  auf  den  Aesten  bihlet.  Zopftrockenheit  ist  gewöhnlich  ein  Zeichen  von 
verdorbenen  Säften,  In  dem  abgestorbenen  Wipfel  der  Nadelhölzer  findet 
oft  eine  starke  Ablai^erung  von  Harz  statt ;  ein  solcher  Wipfel  führt  den 
Namen  Kienzopf* 

6.  die  Baum  darre  (Trockniss),  bei  unfruchtbarem,  zu  hartein 
Boden  entstehend  und  mit  Entfärljung  der  Blätter  beginnend.  Diese  Krank- 
heit bringt  den  Baum  umso  schneller  zum  Absterben,  wenn,  wie  dies  oft  der 
Fall  ist,  Wurm-  oder  Raupen frass  hinzukommt. 

7.  die  Brüchigkeit,  Holz  mit  sehr  breiten,  aus  dünnwandigen,  weichen 
Zellen  bestehenden  Jahresringen  uml  einem  sehr  schwanmiigen  Gefuge  heisst 
brüchig  (auch  brausch,  morsch  oder  sprokig\  wenn  es  beim  Hobeln 
keine  Späne  giebt,  sondern  bröckelt  und  sich  leicht  zersetzt.  Derartiges  HoU 
saugt  stark  W'asser  auf,  trocknet  aber  nach  stattgefundener  J^urchfeuchttmg 
sehr  bald  wieder.  Leicht  brüchig  wird  Eiche,  wenn  dieselbe  auf  einem 
sehr  fetten  Boden  oder  auf  tiefem  Sandboden  oder  inmitten  von  Tannen- 
waklungen  aufgewachsen  ist ;  brüchiges  Eichenholz  besitzt  eine  dunkelbraune, 
häufig  uugleichmässig  matte  Farbe  und  eine  geringe   Festigkeit. 

H.  den  Drehwuchs  oder  die  Dreh  so  cht-  Diesen  Fehler  besitzt  ein 
Baum,  dessen  Fasern  in  schraubenförmigen  W'indungen  um  die  Achse  des 
Stammes  verlaufen.  I )rehwüchsiges  Holz  zeigt  eine  mit  gewundenen  l^ngs 
rissen  versehene  Rinde,  wirft  sich  stark  und  reisst  leicht,  so  dass  man  aus 
ihm  nicht  Bretter  schneiden  kann,  und  besitzt  eine  geringe  Tragfähigkeit; 
trotzdem  kann  man  es,  sofern  seine  Mark  röhre  keinen  Drehwuchs  zeigt,  lU 
Pfosten  und  Säuien  unbedenklich  verwenden.  Man  trifft  Drehwuchs  häufig 
bei  Eichen,  Rosskastanien  und  Kiefern,  auch  bei  Buchen,  Pappeln,  Ulmen 
u.  s,  w,  an.  Dieser  Fehler  entsteht  zum  Theil  durch  eine  schiefe  Theilui\g 
der  Zellen,  zum  Theil  durch  das  Eängenwachsthum  derselben  in  beschränktem 
Räume.  Drehungen  werden  auch  durch  Rostpilze  hervorgerufen^  so  z.  B.  dff 
Drehrost  der  Kiefern.  Im  Zusammenhange  mit  dem  Drehwuchse  findet  lici 
rannen  und  Fichten  eine  sogenannte  Verwerfung  der  Jahresringe  »talU 
bei  welcher  die  Ringe  auf  der  einen  Seite  sehr  schmal  und  auf  der  anderen 
sehr  breit  erscheinen ;  dieser  Fehler  ist  oftmals  in  ganzen  Beständen  zu  finden. 
(TJeber  die,  durch  venvickelte  Verschlingungen  der  Holzfasern  entstehenden 
Masern  ist  bereits  im  g   KU   das  Nothwcndigste  mitgetheilt  worden.) 

9.  die  Kernrisse  (Spiegelklüfte)  und  die  Strahlenrisse;  erstere 
verlaufen  vom  Kern  nach  <lem  Splint  (Fig,  24  (H,  letztere  vom  Sphnt  nach 
dem  Kern  (Fig,  241\  beide  in  radialer  Richtung  und  mit  abnehmender  Breite, 
Diese  den  Stamm  in  seiner  Länge  durchziehenden  Risse  entstehen  durch 
Zusammenschrumpfen  des  Holzes,  indem  das  ivass  er  reichere  Splintholz  sich 
stärker  zusammenzieht  als  das  saftarme  Kern*  oder  Reifholz,  wodurch  zunächst 
eine  Spannung  im  Holze  und  schliesslich  eine  l'retmung  seines  Zusammenhanges 
erfolgen  muss;  letztere  tritt  manchmal  erst  beim  Fällen,  Zersägen  oder  Vm- 
biegen  des  Stammes  ein  und  entsteht  dann  plötzlich  unter  Erzeugung  eine 
heftigen  Knalles;  in  diesem  Falle  befand  sich  das  Holz  vor  der  Rissbildung 
im  Zustande  äusserster  Spannung.  Bäume,  welche  auf  einer  Seite  fiei  (z.  B.  an 
*ler    Waldesgrenze)    stehen,    zeigen    häufig    diese    Waldrisse,    ohne    krank  m 


Drilles  CapUel  Die  Hölzer, 


^3 


Kiiu  Oftmals  lassen  sieh  aus  Stämmen  mit  Kernrisseu  gute  Bretter  und 
Hohlen  gewimten.  (Ver;L(l  J}   ll^.) 

10.  tlic  Windklüftc,  welche  bei  starken,  durch  Sturme  veranlassten  Be- 
we^un^en  des  Baumes  v^ahrend  der  Vegetalions|>enode  entstehen  und  eine  con- 
^»triscbe  *rreniuing  der  Holzringe  darstellen,  die  bei  weiterem  Wachsen  des 
Flaumes  nicht  wieder  beseitigt  wird.  Da  Bäume  mit  Windklüften  leicht  stocken 
lind  faulen,  so  ist  dieser  Fehler  von   grosser  Bedeutung. 

IL  die  Kr  ostrisse  und  Eisklüfte,  <|uer  durch  den  Kern  gehende, 
jtdoch  nicht  in  Richtung  der  Markstrahlen  verlaufende  Spalten,  welche  durch 
starke  Zusanvmenziehung  und  Keissen  der  Rinde  bei  plötzlich  eintretendem 
wigen  Frostwetter  oder  dadurch  entstehen^  dass  das  in  wunden  Stellen 
'^»KesanimcUe  Wassijr  gefriert  und  durch  die  bei  der  Volumenvergrösserung 
l'te»  in  den  festen  Zustand  übergehenden  Wassers  auftretende  Kraft  die  Rinde 
*rBprengt  wird.  Zuweilen  findet  eine  l'eberwachsung  dieser  Spalten  statt  und 
«ei<(t  dann  der  Baumstamm  auf  der  Rinde  längliche  Wulste. 

12.  die  Astknoten,  welche  sich  an  solchen  Acsten  bilden,  die  all 
"ig    in    den    durch  Dickenwachsthum    stärker    werdenden   Baumstamm    ein- 

*^^a.chsen  sind  und  wiegen  Wachsthumstörungen  (z.  B.  in  F^olge  vojt  Licht- 
*^**j;^el)  stets  schmäler  werdeinle  Hol/.ringe  erhalten  haben.  Man  findet  diese 
^s^ktiotcn  hauptsächlich  bei  Buchen  und  Eichen,  aber  auch  bei  anderen  Laub- 
^'^Om,  und  bei  den  NadelhöUern  besonders  bei  Fichten  uml  Tannen.  Bei 
F^^teren  werden  die  Astknoten  in  Folge  vermehrten  Harzgehaltes  oft  so  hart, 
P^^  bei  der  Bearbeitung  dieser  Stelle  oft  scharfe  Werkzeuge  ausbrechen. 
»crcJen  aus  dem  mit  Astknuten  behafteten  Holze  Bretter  geschnitten,  so 
*ileti  aus  diesen  die  Acste  leicht  heraus  und  es  entstehen  Astlöcher. 

13.  die  Kernschäle  (Ringschäle,  Ringklüfte),  welche  in  einer  voll- 
^«iigen  oder  theihvciscn  Abtrennung  zweier  oder  mehrerer  Jahresringe  be- 

^^e«,  sich  namentlich  bei  Eichen,  Weiden,  Edelkastanien  u.  s.  \\\  findet 
^*J  durch  Unregelmässigkeit  im  Wachsthum,  hervnrgenifeTi  durch  Frost, 
^'^»^ticnbrand  oder  äussere  Verletzungen,  entsteht  und  namentlich,  wenn  auf 
*"mÄlc  Jahresringe    breite    folgen.    Zuweilen    wird    der  abgesonderte  Jahres- 

durch  Frost  ganx  getödtet  und  es  geht  dann  der  Ring  in  Fäulniss  über, 
^f*^  sich  weiter  ausbreitet  und  schliesslich  das  ganze  Stamminnere  zersetzt, 
f^^fkifi  kann  die  Rinde  unverletzt  Ijleiben  oder  auch  sie  wird  durch  den 
•  ''Ost  getödtet;  im  letzteren  Falle  bildet  sich  unter  der  abgestorbenen  Rinde 
"^^^  neue.  Man  spricht  dann,  wenn  der  Jahresring  bereits  angefault  ist,  von 
"ncTj^  Baum  seh  lag  und,  wenn  das  Holz  noch  gesund  ist,  von  einem  Bork- 
te    ^^g-  Di<?  Kernschäle  ist  von  aussen  sehen    zu    erkennen;    sie  vermindert 

Festigkeil  des  Holzes  und  beeinträchtigt  seine  Verwendbarkeit. 

14.  die  Rindenschäle,  bei  welcher  die  Rinde  stellen  weise  abfällt; 

15.  der    doppelte  Splint,    welcher  entsteht,    wenn  ein  Jahresring  vor 
'-*i»tritt  des  Winters  an   der  Verholzung  seiner  Zellen  gehindert  war  und  sich 

<^lic^K  nnrcdc  Holz  im  folgenden  Frühling  eine  neue  Lage  unreifen  Holzes 
W\v^*  '^opjjelsplmtiges  Holz,  das  durch  Frost,  nassen  Boden  oder  spätes 
|^V^eh*;thufn  erzeugt  wird,  geht  leicht  in  Verwesung  über,  trocknet  schnell 
liö?i   m,||  [0^^  jjjj>.j^  dann  vom  guten  Holz  ab. 

UJ.  der  Wurm-  und  Raupenfrass.  Her  Wumifrass,  welcher  stets  ein 
^^vrheii  eines  kranken  Zuslandes  des  lebenden  Baumes  ist,  findet  sich  haiipt- 
"^«Hch  bei   frischem,   saftreichem    imd    weichem,   aber   auch  bei  stackigem 


29* 


EralLT  Tbcil,   Dit  H^optstoffc. 


Holz  untl  dringt  eutwedcr  nur  bis  mr  Kambiumschicht  oder  bis  tief  in  das 
SpUnlholz  ein.  Die  Insecten  gehen  nicht  den  Zellen,  sondern  nur  dem  Safte 
nach  und  bohren  sich  jtahl reiche  gerade  oder  gewundene  Gänge  von  Aussen 
nach  Innen  in  das  Holz^  indem  sie  letÄteres  in  feines  Mehl  ver^vandehi.  Harit- 
reiches  oder  von  ätherischen  (Jelen  durchzogenes  I  lok  wird  selten  vom  Wurm- 
frass  heimgesucht.  Durch  Raupen  fräs  s  wird  in  der  Regel  nur  die  Belaubung 
des  Baumes  zerstört,  doch  bohren  sich  auch  Raupen  oft  in  das  weiche  Holz 
ein.  Zu  den  holzzerstörenden  Insecten  gehören  vorzugsweise  <ler  Borken» 
käfer  {Bosirychus\  welcher  nur  die  Rinde  und  die  Bastschicht  befallt»  das 
Hauskäferchen  oder  die  Todtcnuhr  {Anoönis  pertmax  Zj,  der  Bock- 
käfer {drambyx^  und  die  Raupen  vom  Fichten  spinn  er  oder  der  Nonne 
{Liparts  monacfia^,  vom  Kieferspinner  (Gjj/r(?^jrAj  ^ijii  Z.)»  vom  Weiden- 
bohrer (Coisus  iigniptrdü)  uud  von  der  Riesenholzwespe  {Sirtx  gigat  L,\, 
Wird  das  vom  Borkenkäfer  heimgesuchte  Holz  rechtzeitig  gefällt  und  datiu 
sogleich  seiner  Rimle  beraubt,  so  kann  man  es,  wenn  splintfrei,  ohne  Be- 
denken zu  Bauzwecken  benützen,  Wurmfrass  erkennt  man  sehr  leicht  an  der 
wie  von  Schrottkörneni  durchbohrten  Rinde  sowie  an  den  Harztropfen,  welche 
sich  perlartig  am  Stamm,  beziehungsweise  an  der  Rinde  ansetzen.  NVurrosdchige 
Bäume  werden  gern  von  Spechten  aufgesucht, 

Kennzeichen  der  Güte  eines  lebenden  Baumes.'^)  Ist  bei  jungen  Bäumen 
die  Rinde  fein,  glatt  und  von  der  Wurzel  bis  zu  den  Aesten  gleichmässig 
gefärbt,  bei  älteren  mit  gleichmässigen  Rissen  und  Runzeln  versehen  und 
t»hne  Flechten  und  Moose,  bei  Kiefern  an  den  erhabenen  Stellen  zwischen 
den  Runzeln  grau  gefärbt  und  mit  lebhaft  röthlichen,  mit  Grau  vermischten 
Vertiefungen  ausgestattet,  bei  Buchen  glatt  und  aschgrau,  jedoch  nicht  weiss- 
lich  oder  rötblich,  so  kann  man  im  Allgemeinen  annehmen,  dass  die  Bäume 
gesund  sind;  lässt  sich  dagegen  eine  runzliche,  zusammengetrocknrte  und 
mit  Querrissen  versehene  Rinde  von  den  Wurzeln  leicht  ablösen  und  zeigt 
sie  dann  angefressenes  Holz  oder  ist  die  Rinde  mit  langen,  strangförmigen 
Wülsten,  mit  Narben,  mit  weissen  oder  rothen  Flecken,  Schwämmen,  Flechten, 
Moosen,  Schürf,  Harztropfen  bedeckt,  so  ist  der  Baum  gewöhnlich  krank. 
Auch  aus  dem  Wüchse  des  Stammes  lässt  sich  die  (iltte  des  Baumes  leichl 
beurtheilen,  denn  ein  schlanker  und  gerader  Stamm  bei  Nadelhölzern  und 
ein  nur  schwach  gekriimmter  und  nach  dem  Wipfel  zu  allmälig  sich  ver- 
jungender bei  Laubhölzem  lässt  auf  eine  gute,  ein  mit  Beulen  und  Aus- 
sackungen versehener  auf  eine  schlechte  Beschaffenheit  des  Holzes  schliessen. 
Als  weitere  KeTuizeichen  eines  brauchbaren  Holzes  gehen:  ein  hoher,  frisch 
und  dicht  belaubter  Wipfel,  lebhaft  grün  gefärbtes,  frisches  Laub,  das  erst  spät 
im  Herbst  abfällt,  gleiche  Blattausbildung,  frische,  starke  Triebe  mit  glänzender 
Schale,  leichte  Biegsamkeit  abgehauener  Zweige  und  Aeste,  frische,  saftige 
VVnrzeln  ohne  Knollen  uud  viele  Ausläufer,  heller  Ton  beim  Anschlagen  mit 
einem  Holzschlägel  an  eine  auf  der  Südseite  des  Stammes  gelegene  und  ent- 
rindete Stelle  u,  s,  \\\ 

In  zweifelhaften  Fällen  empfiehlt  sich  eine  Anbohrung  des  Stammes  bis 
zum  Mark  und  eine  Untersuchung  der  Bohrspäne;  damit  der  Stamm  hierbei 
keinen  Schaden  erleidet,  ist  das  Bohrloch  mit  einem  Holzkeil  wie<ier  sorg. 
flUtig  zu  verschliesseTh 


•)  Nach  Mothes.  •innslrirtes  pAulcxikon««  Leipcitf  IHÖl*  fi<L  L  S.  290. 


Drittes  Capitcl.  Die  Hölzer.  295 

B.  Allgemeine  Eigenschaften  der  Hölzer. 
§  104.  Einleitung.  Aeussere  Gestalt. 

Die  Eigenschaften  der  Hölzer  sind  abhängig  vom  Gefüge,  vom  Wachs- 
thum,  vom  Standort,  vom  Alter,  von  den  Krankheiten  und  Fehlem  der 
Bäume  u.  s.  w.  und  daher  nicht  nur  bei  Hölzern  verschiedener  Art,  sondern 
auch  bei  einer  und  derselben  Holzart,  ja  selbst  bei  den  einzehien  Theilen 
eines  und  desselben  Baumes  (zwischen  dem  Splint-  und  Kernholz,  dem  unteren 
und  oberen  Theil  des  Stammes,  den  Aesten  und  Wurzeln)  sehr  verschieden, 
so  dass  man  zuverlässige  Angaben  über  sie  kaum  machen  kann. 

Zu  den  wichtigeren  Eigenschaften  der  Hölzer,  die  in  den  nachstehenden 
Paragraphen  besprochen  werden  sollen,  gehören :  das  specifische  Gewicht 
(die  Dichtigkeit),  die  Härte,  die  Spaltbarkeit,  die  Elasticität,  die  Zug-, 
Druck-,  Scheer-,  Biegungs-  und  Dehungsfestigkeit,  die  Dauerhaftigkeit, 
das  Verhalten  zum  Wasser  (Quellen  und  Schwinden),  die  Farbe,  der 
Glanz,  die  Durchsichtigkeit,  der  Geruch  und  die  Brenn-  oder  Heiz- 
kraft. 

Aber  für  die  .Verwendbarkeit  des  Holzes  zu  Bauzwecken  ist  auch  die 
äussere  Form  und  die  Zahl  der  Aeste  des  Baumstammes  nicht  ohne 
Bedeutung,  denn  man  wird  in  vielen  Fällen  einen  geraden  Stamm  einem 
krummen,  einen  mehr  cylinderförmigen  Stamm  einem  mehr  kegelförmigen 
und  z.  B.  für  manche  Arbeiten  des  inneren  Ausbaues  (^z.  B.  für  Fenster, 
Thtiren,  Treppen  und  Fussböden)  bei  denen  eine  möglichst  grosse  Astrein- 
heit zum  mindesten  erwünscht  ist,  einen  astfreien  Stamm  einem  astreichen 
vorziehen.  Da  Nadelhölzer  (besonders  Tannen  und  Fichten)  meistens  einen 
geraden,  fast  cylinderförmigen  und  ziemlich  astreinen  Stamm  besitzen,  so 
werden  sie  für  manche  technischen  Zwecke  brauchbarer  sein  als  Laubhölzer. 

§  105.    Das  specifische  Gewicht. 

Das  specifische  Gewicht  der  Hölzer  ist  von  der  \Veite  der  Holzzellen 
und  Gefässe  sowie  von  der  Dicke  ihrer  Wandungen  abhängig ;  es  steht  daher 
mit  manchen  anderen,  ebenfalls  von  der  Porosität  der  Holzmasse  beinflussten 
Eigenschaften,  z.  B.  mit  der  Festigkeit,  Härte  und  Dauerhaftigkeit,  mehr  oder 
weniger  auch  mit  dem  Schwinden  und  Quellen  des  Holzes  u.  s.  w.  in  Be- 
ziehung und  schwankt  bei  den  einzelnen  Holzarten  zwischen  ziemlich  weiten 
Grenzen.  Gewöhnlich  ist  das  specifische  Gewicht  sehr  gross  bei  Nadelhölzern 
mit  sehr  schmalen  Jahresringen,  insbesondere  bei  Kiefern,  welche  im  Norden 
oder  auf  rauhen  Höhen  langsam  gewachsen  sind,  ferner  bei  ringporigen 
Laubhölzem  mit  breiten  Jahresringen  und  bei  Bäumen,  welche  in  tropischen 
Gegenden  heimisch  sind.  Im  Allgemeinen  besitzen  Bäume  von  der  Nord- 
seite eines  Reviers  eine  grössere  Schwere  als  solche  von  der  Südseite  des- 
selben, auch  ist  gewöhnlich  das  specifische  Gewicht  grösser  bei  Bäumen  von 
einem  trockenen  Standort  als  bei  solchen  von  einem  nassen,  bei  langsam  ge- 
wachsenen Bäumen  grösser  als  bei  solchen  mit  üppigem  ^^'achsthum,  bei  im 
Winter  gefüllten  und  demnach  mit  Reserve-Nah rungs Stoffen  gefällten  Stämmen 
grösser  als  bei  den  im  Sommer  geschlagenen  u.  s.  w.  Im  letzteren  Falle 
beträgt  unter  sonst  gleichen  Verhältnissen  die  Gewichtszunahme  bei  Laub- 
hökem  8 — 9%  und  bei  Nadelhölzern  durchschnittlich  lO^^,- 


"2^ 


Erster  Theil.  Die  HauptstofFe. 


Man  unterscheidet : 

a)  Das  Grüngewicht,  d.  h.  das  Gewicht,  des  etwa  457o  Wasser  ent- 
haltenen frisch  gefällten  Holzes; 

d)  das  Lufttrockengewicht,  d.  h.  das  Gewicht  des  Holzes  nach  der 
Austrocknung,  also  bei  einem  Wassergehalt  von   10 — 157o» 

c)  das  Darrgewicht,    d.  h.   das  Gewicht  des  künstlich    (bei   110'^  C.) 
getrockneten  (gedörrten)  Holzes. 

Aus  dem  (irünge wicht  erfährt  man  nur,  ob  in  dem  gewogenen  Stamm 
viel  oder  wenig  Luft  eingeschlossen  ist,  dagegen  giebt  dasselbe  darüber  keinen 
Aufschluss,  wieviel  Wasser  und  wieviel  festen  Holzstoff  der  Stamm  besitzt; 
aus  dem  Trockengewicht  jedoch,  noch  mehr  aber  aus  dem  Darrgewicht, 
das  nur  vom  specifischen  Gewicht  der  festen  Holzmasse  abhängt,  lässt  sich 
die  Porosität  des  Holzes  erkennen,  weil  das  specifische  Gewicht  des  (porenlos 
gedachten")  Holzstoffes  bei  den  verschiedenen  Holzarten  nur  wenig  Unter- 
schied zeigt;  dasselbe  beträgt  z.  B.  beim  Eichenholz  1*534,  Buchenholz  1*528, 
Ulmenholz  1*519,  Linden-,  Birken-  und  Pappelholz  1*485,  Tannenholz  1*462,. 
Ahornholz  1*460  u.  s.  w.  und  kann  im  Durchschnitte  zu  1*5  angenommen 
werden. 

In  den  nachfolgenden  Tabtülen    sind    die    Grün-,    Trocken-    und    Darr- 
gewichte der  wichtigsten  Bauhölzer  zusammengestellt  worden. 


A.  Grüngewicht. 


H  u  1  iE  a  r  i 

Nach  Karmirsch 

i       Nach  Nürdline^r  (N) 

jNacbMonkf. 

s 

1    ÜTPniwcrthc 

Miitl^lwOTtllC 

Mittclw^rtbe 

1 
jMlttplwBrthe 

A.    Laubhöiz^^r. 

1                1             1' 

1 

1 

^M 

Drittes  Capitel.  Die  Hölzer. 
B.  Lufttrockengewicht. 


2y7 


Holzart 


Nach  Kannarsch 


Grenzwcrthe      Mittelwcrthe 


Nach  Nördhuger  (N), 
Geyer  (G)  und  König  (K) 


Nach  Monke 


Mittelwcrthe 


Mittelwcrthe 


A,  Laubhölzer. 

Ahorn 

Birke 

Eiche < 

,  Erle  ... 

Esche 

'  Linde 

Pappel  .... 
1  Rothbuche  .    .    . 

Ulme  .... 
",  Weissbuche  .    .    . 

B.  Nadelhölzer, 
Fichte  (Rothtanne) 
Kiefer 

1  Lärche 

'  Weisstanne  .    .    . 


0-530- 
I0-510- 


-0-810 
•0-770 


0-530-1030 

Ö-430 
b-540 
p-320 
0-353 
0-590 
0-560 
p-620 


0-B80 
0-940 
0-604 
0-702 
0-909 
0-a54 
0-902 


,0-350—0-600 
0-310-0-828 
;0-440-0-800 
0-370 -0-746 


0-670 
0-640 

0-780 

0-550 
0-740 
0-462 
0-527 
0-748 
0-707 
0-722 


0-475 
0-569 
0-620 
0-558 


0-678  (K) 
0-697  (K) 
0-86  (N) 
[Traubeneiche :  0'745] 
0-540  (N) 
0-681  (K) 
0-534  (K) 

0-745  (N) 
0-690  (N) 
0-757  (K) 


0-470  (N) 
0-520  (N) 
0-566  (K) 
0-480  (G) 


0-637 

0-804 

0-771 
0-505 

0-747 
0-635 


0-487 
0-678 
0-607 


C.  Darrgewicht. 


Holzart 


A.  Laübhölzer. 
\  Ahorn , 

Birke 

1  Eiche  (Stiel-)  ... 
.     «      (Trauben-)    .    , 
:  Hrle  .......    , 

I  Esche 

Linde 

Rappel 

•  Rothbuche 

!  Ubnc        

1  ^Veissbuche      .    .    . 


B.  Nadelhölzer, 
Eichte  (Rothtanne)     . 

Kiefer 

Lärche 

^Veisstanne 


I' 


Nach  Wcrneck 


Nach  Pfeil 


0-605-0-618 
0-592-0-607 
0-628-0-644 
0-659—0-673 
0-421-0-430 
0-608— 0-619  ! 
0-413  j 

0-346  I 

0-555-0-569    ' 
0-508-0-518 
0-686-0-702    ; 


0-421-0-443 
0.473«0-494 

0-441 
0-487-0-505 


/ 


0-659 
0-629 

0-697 

0-455 
0-644 
0-439 
0-394 
0-591 
0-55;J 
0-773 


0-470 
0-553 
0-4a') 
0-501 


I     0-604 
766 


Nach  Monke 


gedörrt 


I- 


0-746 
0-484 

0-700 
0-595 


0-457 
0-662 
0-560 


verkohlt 


0-247 

[    0-387 

0-371 
0-240 

0-319 
0-284 


0-193 
0-351 
0-238 


Nach  dem  durchschnittlichen  1  .ufttrockengewicht  kann  man  die  Hölzer 
^»»»Aeilen  in: 

1.  sehr  leichte,    deren  specifisches  Gewicht  unter  0*5  beträgt  (Linde 
und  Fichte); 

2.  leichte   mit   einem    specifischen   Gewichte    zwischen   O'ö   und    O'i) 
(trlc,  Pappel,  Kiefer  und  Tanne); 


2Ö8 


Erster  TTieil.   Die  JlauplMofTe 


3.  mittclschwereT  speeifisches  Gewicht  zwischen  Oll  mul  07  (Ahorn, 
Birke  und  Lärcht^); 

4.  schwere^  speeifisches  Gewicht  zwischen  üV  um\  08  (Esche,  Ulme* 
Roth-  und  Weissbuche) ; 

5.  sehr  schwere»  speeifisches  Gewicht  über  0*8  (Eiche  und  einige 
ausländische  Hölzer  wie  i.  \l   rnckholz,  Eisenholz,  EbenholzX 

Die  Gewichtszunahme  i^eirockneter  Hölzer  beim  Lagern  an  feuchter  Luit 
(H.ler  im  Regen  und  Schnee  beträgt  Ijci  der  Weissbuche  607«»  Eiche  iJO  bis 
\n%.  Rothburhc  ()H— 997u,  Fichte  10  ~IW%,,  Erle  latj— llj:)«/^  und 
Pappel  2H";o^ 

Noch  zu  erwähnen  ist,  dass  Maserhol/.  häufig  um  etwa  ein  Drittel 
schwerer  ist  als  nicht  gemasertes  Holz  derselben  Art  und  Kernholz  schwerer 
als  Splintholz. 

§.   UM  Härte. 

Sehr  wichtig  für  die  Bearbeitung  und  demgemäss  auch  für  die  Ver- 
wendung des  Holzes  ist  seine  Härte,  d.  h.  der  von  ihin  deni  Eindringen 
eines  Werkzeuges  entgegengesetzte  Widerstand,  welcher  von  der  Dichtigkeit, 
von  dem  Verlauf  der  Holzfasern,  von  den  Witterungsverhältnissen  inasses 
Holz  Uisst  sich  besser  c!urc  hsägen  als  trockenes,  gefrorenes  Holz  ist  starr  und 
fest),  vom  Saftgehalt  u.  s.  w.  abhängt  und  mit  dem  specifischeu  Gewicht  in 
Verbindung  steht.  Die  Härte  lässt  sich  mittelst  Axt,  Messer,  Säge,  Feüc 
u,  s.  w,  nur  schwer  bestimmen,  denn  das  leichtere  oder  schwerere  Eindringeii 
der  Axt  in  das  Holz  wird  nicht  allein  von  dem  Grade  der  Härte,  sondern 
auch  von  dem  der  Spaltbarkeit  abhängen,  lieini  Zersägen  wird  die  Härte 
tlurch  <iie  Gnhäsion,  Spaltbarkeit  und  Verschietlenheit  des  Gefüges  stark 
beeinllusst  werden;  dem  Angrift'  mit  der  Feile  wird  nicht  nur  die  Härte<,  sondern 
auch  die  Spaltbarkeit,  Zähigkeit  und  Grösse  des  Harzgehaltes  und  dem 
Hobeln  in  Richtung  der  Fasern  wird  hauptsächlich  ilie  Spallbarkeit  und 
Zähigkeit  entgegenwirken. 

bi  Richtung  der  Fasern  ist  die  Härte  im  Allgemeinen  beun  lang- 
faserigen Holz  grösser  als  beim  knrzfaserigen  und  beim  Holz  mit  welleth 
förmig  verlaufenden  Fasern  grösser  als  !>cim  langfaserigen,  beim  HerbsihoU 
der  Jahresringe  grösser  als  beim  Frühjahrsholz,  beim  Kernholz  (nainendich 
wenn  dasselbe  dunkler  gefärbt  ist)  grösser  als  beim  S]jlintholz,  bei  dichte» 
und  schweren  Hökern  grösser  als  bei  lockeren  uiul  leichten,  bei  langsam 
gewachsenen  Hölzern  grösser  als  bei  üppig  gewachsenen»  bei  Hölzern  der 
Tropen  grösser  als  bei  denen  des  gemässigten  Klimas  u.  s.  w.  Die  Härte  des 
Holzes  ist  in  der  Regel  am  gleichmässigstenj  wenn  seine  Fasern  am  gleich- 
massigsten  zusammenstehen,  un<l  sie  wird  nicht,  wie  vielfach  noch  angenommen 
wird,  durch  clie  Feinheit  <les  Gefiiges  beeintlusst,  denn  es  besitzen  t.  B,  di«? 
grobporigen  Eichen,  Ulmen  und  Eschen  eine  ziemlich  grosse  Härte,  Bei  da» 
im  heissen  Klima  gewachsenen  Hölzern  (z.  K  den  Eisenhökem)  erreicht 
die  Härte  oft  einen  so  hohen  Grad,  dass  sich  die  Hölzer  mir  im  frischen 
Zustande,  oder  iiach*lem  sie  in  Wasser  gekocht  sind,  mit  Stahl werkieügfti 
bearbeiten  lassen;  solche  steinharten  Hölzer  besitzen  eine  so  grosse  Schwert, 
dass  sie  im  Wasser  sofort  untersinken. 

Nördlinger  unterscheidet  acht  Härteclassen,  nämlich: 


Briite^  Capitel.  Die  Häker. 


sm» 


Classe    1,  Steinhart  (Pockholz,  Ebenholz,  Teakholz). 
>        2.  Knochenhart  (Bnchsbaiim  u.  s.  vv,). 

*^.  Sehr  hart  i^Weiss-  nnd  Schwarzilom  u.  s.  w.). 
4r  Hart  (Ahorn,  Rothbuche^  E*iche  u.  s.  w.). 

5.  Ziemlich  hart  (Legföhre,    amerikanische    Rotheiche,    Ulme 
u.  s*  w,). 

6.  Etwas  hart  (Silberahom,   Kdelkastanie,  Stieleiche,  Trauben- 
eiche u.  s.  w.}. 

7«  Weich  (Fichte,    Tanne,    Krle^    Birke,  Lärche,  Kiefer,    Weide 
IL  s.  w,). 
s        8.  Sehr  weich  (verschiedene  Pappelarten,  Espe,  Linde  u.  s.  w.). 

Untersuchungen  der  Härte  von  trockenem  Holze  mittelst  der  Säge 
ergaben  (nach  Gottgetreu)  folgende  aufsteigende  Reihe :  Eichte,  Erle,  Birke, 
Kiche,  Weissbuche,  Rothbuche,  Ahorn,  Ebetdiolz,  und  heim  feucht 
gewordenen  Holz  die  aufsteigende  Reihe:  Fichte,  Eiche,  Erle,  Birke,  Weiss- 
Gliche,  Rothbuche,  Ahorn  und  Ebenhol/, 

In  der  Technik  unterscheiilet  man  bezügUch  der  Härte  nur  zwei 
Classen,  nämlich: 

L  Weiche  Hölzer  (Nadelhölzer,  Lintle,  Pappel,  Espe,  Weide,  Erle, 
Birke  u.  s.  w.),  welche  hauptsächlich  zu  Zimmermannsarbeiten  (Balken,  Dach- 
hölzern  u.  s.  w.)  ver^vendet  werden; 

2.  harte  Hölzer  (Ahorn,  Buche,  Fliehe,  Kastanie,  Buchsbaum  u.  s,  w.), 
welche  hauptsächlich  zu  Constructionen  des  inneren  Ausbaues  (Fenstern, 
Thtiren,  Treppen  u,  s.  w.)  sowie  zu  Drechslerarbeiten  benutzt  werden. 


^ 


g   107,  Spaltbarkeit. 


Unter  Spaltbarkcit  versteht  man  die  Fähigkeit  des  Holzes,  in  Richtung 
des  Faserlaufes  beim  Eindringen  eines  entsprechend  wirkenden,  keilförmigen 
Werkzeuges  zu  zerklüften;  den  Widerstand  des  Holzes  gegen  eine  seitliche, 
in  Richtung  tler  Längsachse  erfolgende  Trennung  seiner  Fasern  nennt  man 
Spaltfestigkeit.  Man  unterscheidet  eine  Spallbarkeit  in  radialer  Richtung 
d,  h.  in  Richtung  der  Markstrahlen  oder  Spiegel  und  eine  Spaltbarkeit 
in  Richtung  der  Sehne  d.  h.  in  Richtung  der  Jahresringe.  In  der 
Richtung  normal  zur  Baumachse  lässt  sich  Holz  nicht  spalten.  Die  Spall- 
barkeit des  Holzes  in  radialer  Richtung  ist  um  das  Doppelte  bis  Dreifache 
Össer  als  die  in  Richtung  der  Sehne,  weil  die  das  Holz  vom  Mark  bis 
zviT  Rinde  durchsetzenden  Markstrahlen  die  einzelnen  Faserbündel  von 
einander  trennen.  Ohne  Eintluss  auf  rJie  Spaltbarkeit  ist  jedoch  die  Länge 
der  Spiegel,  denn  es  lassen  sich  Hölzer  mit  kleinen  Spiegeln  (z.  B.  Ahorn- 
und  Buchenholz)  ebenso  leicht  spalten,  w^ie  solche  mit  starken  Spiegeln 
(x.  B,  Eichenholz).  Auch  mit  wachsender  Zahl  der  Spiegel  nimmt  die  Leicht- 
$paltij!keit  nicht  zu,  denn  beispielsweise  lässt  sich  die  spiegelreiche  Kork- 
eiche nur  sehr  schwer  spalten. 

Auch  die  Spaltbarkeit  wird  von  anderen  Eigenschaften  des  Holzes 
Htark  beeinflusst,  so  z.  B.  von  lIq!  Härte  und  von  der  Elasticität.  Sehr 
harte  Hölzer  sind  schwer  zu  spalten,  weil  sie  dem  Eindringen  des  Spaltwerk- 
zeuges einen  grossen  Widerstand  entgegensetzen;  aber  auch  sehr  weiche 
Hölzer    sind    schwer  zu    spalten,   weil    sich    in    sie   das    ^\'erkzeug   versenkt, 


300 


Erster  Thcil  Die  Hauptstöße. 


ohne  eine  Kluft  zu  erzeugen.  Daher  wächst  die  l^eichtspaUigkeit  nicht  m 
dem  Grade,  wie  die  Härte  abnimmt.  In  der  Regel  lassen  sich  mittelharte 
HüUer  am  leichtesten  spalten, 

ist  ein  HoU  sehr  elastisch»  so  lässt  es  sich  gewöhnlich  gut  spalten» 
denn  iler  durch  das  Werkzeug  hervorgerufene  Spalt  er>veitert  sich  d^nn 
leicht,  weil  die  Spaltflächen  vcmiöge  der  Elasticität  bestrebt  sind,  sich  wieder 
gerade  zu  richten. 

Von  Einfluss  auf  die  Spaltbarkeit  ist  auch  der  Feuchtigkeitsgrad  des 
Hokes  und  Frostwetter  Grünes,  saftreiches  Holz  setzt  dem  Spähen  einen 
geringeren  Widerstand  entgegen  als  altes  und  ausgetrocknetes,  und  Frost  ver- 
mintlert  die  Spaltbarkeit.  Soll  aus  einem  Stamm  sogenannte  Spalrw'aare 
hergestellt  werden,  so  empfiehlt  es  sich,  ihn  in  der  Saftzeit  zu  fallen  uncf 
nach  dem   Fällen  sofort  zu  spalten. 

Sodann  ist  die  S[yaltbarkeit  abhängig  von  dem  Vcdaiif  der  Hol/,-  und 
Gefässbündcl ;  Hol/  mit  gerade  verlaufenden  Fasern  lässt  sich  leichter  spalten 
als  solches  mit  gewundenen  Fasern,  und  je  mehr  Drehwüchsigkeit  der  Stamm 
besitzt,  desto  grösser  ist  im  Allgemeinen  seine  Schwerspaltliarkeit.  Als  Icicht- 
spaltig  gelten  glatte  und  runde  Stämme  mit  senkrecht  verlaufenden  Rissen 
in  der  Rinde,  als  schwerspaltig  maserige,  astreiche  und  rindenbrüchige,  sowie 
krumme  und  ungleichmässig  dicke  Stämme. 

Man  unterscheidet  folgende  acht  Grade  der  Spahbarkeit: 

1.  äusserst  schwerspaltig:  Buchsbaum,  Platane; 

2.  sehr   schwerspaltig:   gemeine  Birke,  Weissbuche,  Akazie^   Uhne; 

3.  schwerspaltig:  Ahorn,  Esche; 

4.  raittelschwerspaltig:  Schwarzföhre,  Steinbuche; 
b,  ziemlich  leiehtspaltig:  Nussbaum,  Lärche,  Edelkastanie, 

6.  I ei chtsp altig:  Erle,  Kiefer,  Espe,  Stiel-  und  Traubeneichc,  W^eide. 
Linde; 

7.  sehrleichtspaltig:  Tanne,  Fichte,  Weymuthsföhre,  gemeine  Bn che . 

8.  äusserst  leichtspaltig :  Pappel, 
W'ichtig    ist    die  Spaltbarkcit    für    die  Erzeugung  von  Spaltwaarci*,   v,  k 

z.  B.  von  Fas&dauben,  Weinpfählen,  Dachschindeln,  Resonanzholzmuseln  u.  s.  w. 
Ueber  die  Spalt f es tigkeit  findet  man  im  §  HO  Angaben* 


S  108.  Elasticität  (Federkraft), 

Mit  Elasticität  bezeichnet  man  das  Bestreben  der  Korijer,  ihre  unter 
Einwirkung  einer  Kraft  veränderte  Gestalt  nach  Beseitigung  der  Kraft  wneder 
anzunehmen.  Die  früher  allgemein,  aber  auch  heute  noch  ziemlich  weil  ver- 
breitete Ansicht,  dass  eine  bleibende  Formveränderung  des  Körpers  erst 
dann  eintritt,  wenn  die  Beanspruchung  eine  gewisse  Grosse  erreicht  und  die 
durch  sie  hervorgerufene  Verlängerung  oder  Verkürzung  ein  gewisses  Maas.s 
Überschritten  hat,  ist  eine  irrige»  denn  die  von  Hodgkinson,  Clarke, 
Bauschi nger  u.  A.  angestellten  Versuche  haben  ergeben,  dass  schon  bleibcmk» 
FoTTnveränderungen  des  Körpers  ilurrh  kleine  Beanspruchungen  hervorgerufen 
werden  können.  Diejenige  Beanspnichung,  unter  welcher  man  bleiben  muss,. 
wenn  die  Fomiveränderung  keinen  für  den  bcal>sirhtigtcn  Zweck  unzulässigen 
Grad  erreichen  soll,  nennt  man  Elasticitatsgrenze,  auch  ProportionaHtäts* 
grcnjcc»  weil  unterhalb  dieser  Beanspruchung  die  Verlängerungen  aiier  Ver» 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer. 


801 


kürzungen  als  proportional  den  erzeugenden  Kräften  angenommen  werden 
können  und  der  Elast icitätsmodul  nahezu  constant  bleibt.  Unter  Elasticitäts- 
modul  versteht  man  diejenige  Kraft,  welche  erforderlich  sein  würde,  um 
einen  Körper  vom  Querschnitt  =  1  auf  das  Doppelte  seiner  Länge  auszu- 
dehnen, oder  ihn  um  seine  eigene  Länge  zusammenzudrücken,  wenn  dies  sein 
Gefüge  zuliesse;  da  dies  nicht  der  Fall  ist,  so  lässt  sich  der  Elasticitätsmodul 
nur  annäherungsweise  ermitteln. 

Die  Elasticität  oder  Federkraft  des  Holzes  hängt  vom  anatomischen 
Bau  desselben  ab  und  wird  auch  vom  Klima,  von  der  Bodenbeschaffenheit 
(dem  Standort)  und  vom  Wassergehalt  des  Holzes  beeinflusst.  Die  Elasticität 
besitzt  selbst  bei  einem  und  demselben  Stamm  einen  verschiedenen  Grad,  je 
nachdem  nämlich  das  Holz  nach  seiner  Faserrichtung  oder  senkrecht  auf 
diese  im  Sinne  des  Halbmessers  oder  im  Sinne  der  Sehne  in  den  Jahres- 
ringen beansprucht  wird.  Beim  Holz  steht  die  Elasticität  in  der  Regel  im 
geraden  Verhältniss  zu  seinem  specifischen  Gewichte,  und  sie  erreicht  bei 
biegsamen  und  zähen  Hölzern,  also  bei  Nadelhölzern,  einen  ziemlich  hohen 
Werth. 

Der  Wassergehalt  hat  auf  den  Elasticitätsmodul  nur  einen  geringen, 
auf  die  Elasticitätsgrenze  dagegen  einen  grossen  Einfiuss,  denn  beim  stark 
gedörrten  Holze  liegt  diese  nahe  der  Bruch  grenze,  bei  welcher  eine  Zer- 
störung, Zerreissen,  Zerdrücken  u.  s.  w.  des  Körpers  eintritt.  Bei  luftrockenen 
Hölzern  wird  nach  Karmarsch  die  Elasticitätsgrenze  schon  bei  einer 
^nspruchung  von   Y^ — ^8  ^^^  Bruchkraft  erreicht. 

Bei  der  Tanne  nimmt  (nach  Lange)  die  Elasticität  mit  abnehmender 
breite  der  Jahresringe  zu;  bei  gleicher  Breite  der  Jahresringe  ist  das  Splint- 
holz der  Tanne  elastischer  als  das  Kernholz.  Ringporiges  auf  der  Nord-,  Nord- 
west- und  Nordostseite  eines  Bestandes  gewachsenes,  geradfaseriges  Holz 
P^itzt  meistens  eine  grosse  Elasticität,  schwammiges  (nicht  ringporiges)  Holz 
ist  unelastischer  als  engporiges,  in  der  Zersetzung  begriffenes  Holz  unelastischer 
^  gesundes,  altes  Holz  unelastischer  als  junges,  astreiches  Holz  unelastischer 
^Is  astfreies,  grünes  Holz  unelastischer  als  lufttrockenes,  beschlagenes  Holz 
'"»elastischer  als  rundes,  unbeschlagenes  u.  s.  w. 

Karmarsch  hat  die  Elasticitätsgrenze  durch  Beanspruchung  prismatischer 
Stäbe  von  1  mm^  Querschnittsfiäche  für  verschiedene  Holzarten  ermittelt.  Er 
erbielt  folgende  Werthe: 


1 

Holzart                          | 

^;.  §rJtfS,^'.n.«          Dabei  eintretende 
''%^J^4?*pr:Sf""              Verlängerung 

Buche      

Eiche 

Esche 

Fichte 

163 
272 
252 
252              1 

142              1 
249 

220              1 

1 

1:570 
1:430 
1:385 
1  -470 

Lärche 

1:510 

Tanne     

1:500 

Ulme . 

1:414 

Nach  den  Ermittelungen  anderer  Fachleute  ist  die  nachfolgende  Tabelle 
zosaimneiigestellt  worden. 


3^y2 


Erster  Theil.  Die  HaupUtoffc. 


H     fj     1     1     a     I'     t 

KUatictt^l 

ag^r^^czc  pa,rallrl 

zur   Faser 

'         für  Zug                 tilr  Druck            für  Birjjunf 

in  KOo^«nm  fOr  das  QuodratcCatiniFt^r        1 

Eiche  (Stiel-) 

350 

1         282 
1         203 
209 
172 
170 
24i> 
235 
147 

222 

209 

180 
240 

260 
24t* 
190 
155 

271 

177. 

ISO 
157 
797 
198 
14,H 
15(; 

»      <Trauhco-)      .....                    . 

Esche     *........ 

Fichte 

Lärche   . 

Kiefer        

Rothbuche    . 

Tanne     .......                     .... 

1   Ulme 

Für    den    I^iasticitätsinodul    wurde»    folgende     Durchschnittswerthe 
Kilogramm  für  das  Quadratcentimeter)  ermittelt: 


H  - 


V\\t  Zug 


l>rurW 


Für  Bi^guii; 


Kacli 


Eiche I         108.0Ü0 

Buche 180.(XX) 

KicfcrD-Kenibok    .    ,    .    » |         54,(X)0 


K  i  e  fem-Spl  in  Ih  ol  £ 

Fichtcn-Kcrnholz 

FichteQ*SplinthoU 


121.000 

6L000 

i2aüoo 


ia^.000 

169.000 

84.000 
108.000 

89.000 
100.000 


lüO.OOO 
128.000 

loaoou 

Ul.OOO 


V,  Tetmaief 

■  < 

B«i  aschin  ger 


Als  Mittel  wert  he  kann  man  annehmen: 

aj  Für  die  Elasticitätsgrcnzc 
bei  Zugbeanspruchung:  240  ^^,  bei  Drurkbeanspruchung:  220  ^^,  bei  Biegung*^ 
V>eanspruchung:    170  kg  für  das  Quadratcentimeter 

^)  für  den  Elasticitätsmodul 
bei  Zugbeanspruchung:    12ü.00ü  Ji:g,    bei  Druckbeanspruchung:    114.00tJ  ^» 
bei  Biegungsbeanspruchung:   11 2.000  ß:g  für  das  (Quadratcentimeter, 

Nürdlinger  unterscheidet  sechs  Klasticiiatsgrade,  nämlich: 

1,  äusserst  elastisch:  Ebenholz,  Teakhob; 

2.  sehr  elastisch:  gemeine  Akazie,  Silberahom; 

5.  elastisch:  Birke,  Espe,  Linde,  Nussbaum,  Urne; 

4.  ziemlich  elastisch:  gemeiner  Ahorn,  Buche,  Eiche,  Esche,  Fichic. 

5.  schwach  elastisch:  Erle,  Hainbuche,  Lärche,  Tanne; 

ti  sehr  schwach  elastisch:    eschenblätteriger    Ahorn,    F>le»    Kiefcft 
Pappel. 


§   109.  Biegsamkeiti  Zähigkeit,  Sprodigkeit. 

Mit  der  Elasticität  steht  die  Biegsamkeit  in  Beziehung,  denn  biegsame 
Hölzer  sind  gewöhnlich  auch  elastisch.  Ein  Holz  ist  biegsam,  wenn  es  sich, 
ohne  zu  zerbrechen,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  krümmen  und  in  dieser 
gekrümmten  Lage  nachher  erhalten  lässt.  Die  Kraft,  welche  eine  derarrigr 
bleibende  Form  Veränderung  hervorzubringen  vermag,  liegt  demnach  zwischen 


Drittes  Capitcl.  Die  Hölzer.  303 

der  Elasticitäts-  und  Bruchgrenze  und  vernichtet  einen  Theil  der  Elasticität. 
Da  sich  bei  künstlich  gebogenen  Hölzern  die  Fasern  bereits  immerdar  in 
Spannung  befinden,  so  dürfen  solche  Hölzer  (z.  B.  bei  Holzbogenbrücken) 
nicht  so  stark  beansprucht  werden  wie  nicht  gekrümmte  Hölzer. 

Die  Biegsamkeit  ist   bei    den    einzelnen  Holzarten,   auch   bei    den    ein- 
zelnen Theilen  eines  Baumes,  verschieden  gross.   Im  Allgemeinen  ist  Wurzel- 
holz biegsamer  als  Stammholz,   und  letzteres  biegsamer  als  Wipfelholz.    Sehr 
oft  besitzt  Kernholz  eine  grössere  Biegsamkeit  als  Splintholz,    und  immer  ist 
die  Biegsamkeit  beim  frisch  gefällten,  jungen   und  mit  Wasser  durchtränkten 
Holz  grösser  als  beim  lufttrockenen  und   bei   letzterem  grösser  als  beim  ge- 
dörrten;  es    hängt    daher  der  Grad  der  Biegsamkeit  vom  Feuchtig- 
^eitsgrad  des  Holzes  wesentlich   ab.    Die  Biegsamkeit  lässt  sich  durch 
^J^ärmen  des  Holzes  (durch  Behandlung  mit  Wasserdampf  oder  mit  heissem 
^^  asser),  aber  auch  dadurch  bedeutend  erhöhen,  dass  man  die  obere  Fläche 
^es   zu  krümmenden  Holzes   mit  Wasser  begiesst    und  die   untere   durch    ein 
^ohlenfeuer  erwärmt  (vergl.  auch  §  112). 

Buchen-  und  Eichenholz  sind  bedeutend  biegsamer  als  Tannen-  und 
f^jchtenholz,  wie  aus  den  folgenden  Verhältnisszahlen  ersichtlich  ist,  welche 
^"^  Gewichtseinheiten  angeben,  durch  die  Stäbe  von  gleicher  Länge  und 
demselben  Querschnitt  um  das  gleiche  Mass  gekrümmt  werden : 

Eichenholz  62 — 84,  Buchenholz  67,  Tannenholz  90,  Fichten- 
*^olz  100. 

Einen  hohen  Grad  von  Biegsamkeit  nennt  man  Zähigkeit,  einen 
nie  eieren  Sprödigkeit.  Um  die  Zähigkeit  der  Hölzer  festzustellen,  werden 
dieselben  so  lange  hin  und  her  gebogen,  bis  sie  zerbrechen.  Setzt  man  die 
Zähigkeit  des  Eichenholzes  =  100,  so  erhält  man  folgende  Verhältnisszahlen : 
Weide  108,  Fichte  104,  Eiche  100,  Buche  und  Tanne  97; 
nimmt  man  aber  (nach  Pfeil)  die  Zähigkeit  des  Ulmenholzes  =r  100 
*^'    so  ist  die  Reihe  folgende: 

Ulme  100,  Lärche  und  Hainbuche  80,  Eiche  77,  Kiefer  75, 
^^'^idenstamm  75,  Fichte  75. 

Zu    den   zähesten  Hölzern   gehören    die   jungen  Stämme    und  Schöss- 

"*^&e    von  Weiden    (Flechtweiden),    Haselnussbäumen,    Birken,    Ulmen,    Hain- 

I^^^Hen,    sowie    die  Fichtenäste    und    Kiefern  wurzeln ;    sehr  zähe  sind    auch 

jung^   Stämme    von    Eichen-,    Erlen-,    Eschen-,    Feldahombäumen    und    Mass- 

"oUi^rn;    spröde    sind    die    alten  Eichen,    Erlen,    Rothbuchen  u.  s.  w.    Sehr 

^^^  Hölzer    benutzt    man    zu    Maschinen-  und  Stellmacherarbeiten    (z.  B.  zu 

gebogenen   Radreifen    aus    einem   Stück),    zu  Flechtwerken,    feinem  Spaltholz 

'^- 1^.  zu  Dachschindeln),  gebogenen  Möbeln,  gekrümmten  Spänen  zu  Schachteln, 

gebogenen  Schiffbauhölzern  u.  s.  w. 

§   110.  Festigkeit. 

Unter  Festigkeit  des  Holzes  versteht  man  den  Widerstand  desselben 
K^^gcn  eine  Trennung  seiner  Holzfasern  durch  eine  in  Richtung  der  Faseni 
oder  senkrecht  auf  diese  (radial  oder  tangential)  wirkende,  zerreissende,  zu- 
sammendrückende, biegende  (brechende),  abschecrende  oder  verdrehende  Kraft. 
Die  Festigkeit  des  Holzes  ist  vom  Gefüge  und  dem  specifischen  Gewichte 
abhängig,  d.  h.  von  der  Masse  der  Fasern,  ihrer  mehr  oder  weniger  innigen 


304 


Erster  Thcil.  Die  Hauplstoffe. 


Verflechtung  und  Verbindung  und  ihrer  Länge.  Da  das  Gefiige  nicht  nur 
bei  den  einzelnen  Holzarten,  sondern  auch  bei  den  einzelnen  Theilen  des- 
selben Baumes,  oft  sogar  an  zwei  Stellen  eines  einzigen  Stückes  sehr  ver- 
schieden ist,  so  schwankt  die  Festigkeit  im  grossen  Ganzen  zwischen  ziem- 
lich weiten  Grenzen.  Im  Allgemeinen  ist  Kernholz  fester  als  Splintholz, 
trockenes  Holz  fester  als  feuchtes,  langsam  gewachsenes  fester  als  üppig  ge- 
wachsenes, schweres  fester  als  leichtes,  unbeschlagenes  fester  als  beschlagenes, 
in  kälteren  Gegenden  gewachsenes  Nadelholz  fester  als  das  in  wärmeren 
Gegenden  gewachsene,  aus  den  Tropen  stammendes  Holz  fester  als  das  im 
gemässigten  Klima  gewachsene  u.  s.  w. 

Die  von  vielen  hervorragenden  Fachleuten,  z.  B.  von  Rondelet,  Kar- 
marsch, Redtenbacher,  Nördlinger,  Mikolaschek,  Bauschinger, 
Böhme  u.  s.  w.,  angestellten  Untersuchungen  der  Festigkeit  von  Hölzern 
haben  Zahlen  ergeben,  welche  zum  Theil  sehr  weit  von  einander  abweichen. 
Dies  kann  nicht  befremden,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  Festigkeit  von  sehr 
vielen  Factoren  abhängt,  dass  selbst  Versuchshölzer  derselben  Art  trotz  sorg- 
faltigster Auswahl  in  Bezug  auf  Faserung  (Gefüge  und  Dichtigkeit),  Trockenheit,. 
Bearbeitung  (Beschlagen),  Alter  u.  s.  w.  oft  ganz  verschiedene  Festigkeiten 
zeigen,  und  dass  z.  B.  ein  Langholz,  in  drei  bis  vier  gleiche  Theile  geschnitten,, 
mitunter  in  jedem  einzelnen  Stücke  eine  andere  Festigkeit  besitzt. 

In  den  nachfolgenden  Tabellen  bedeuten  die  Zahlen  die  An- 
zahl von  Kilogrammen,  durch  welche  ein  prismatischer  Stab  von 
1  cm^  Querschnittsfläche  zum  Bruch  gebracht  wird. 


A.  Zugfestigkeit  (absolute  Festigkeit). 
aj  Die  Kraft  wirkt  in  Richtung  der  Fasern. 


""'•»''            ]      K^ch 

Nach 

Cbevatidier  ö. 

Ahorn   «    .    .    .    ^    -    -    >    . 

991—1286 

_ 

jTki-T             -11  OEJ       l 

^H 

Drittes  Capitel.  Die  Hölzer. 


305 


b)  Die  Kraft  wirkt  quer  tur  Faserrichtung  (Querfestigkeit,  Spaltfestigkeit.) 

Nach  Karmarsch: 

Ahorn 37—  72 

Birke 62—106 

Eiche 44—  61 

Erle 17—  33 

Esche 22—  41 

Espe 17—  41 

Hainbuche 77—101 

Kiefer 15—  59 

Rothbuche 65—122 

Tanne 12—  41 

Ulme 34—  37 

Nach  Rondelet: 

Eiche 50 

Buche 73 

Kiefer 48 

Setzt  man  die  mittlere  Zugfestigkeit  in  der  Längsrichtung  der  Fasern  =  1 , 
so  ist  nach  Nördlinger  die  mittlere  Zugfestigkeit  nach  der  Richtung  der 
Markstrahlen  (radial)  =01  und  die  nach  dem  Umfange  der  Tangente  =  009. 

Nach   Chevandier   und  Wertheim   u.  A.  ist    die   Querzugfestigkeit: 

a)  im  Sinne  des  Halbmessers        t)  im  Sinne  der  Tang:ente 

beim  Eichenholz 582  40*6 

1  Eschenholz 21*1  408 

»  Kiefernholz 190  400 

1  Rothbuchenholz 88*5  75*2 

»  Tannenholz 220  29*7 

1  Uhnenholz : 34*5  36*6 


B.  Druckfestigkeit  (rückwirkende  Festigkeit). 

a)  Die  Kraft  wirkt  in  Richtung  der  Fasern, 


I    z    a 


Esche     .    .  . 

Fichte    .    .  . 

Kiefer    .    .  . 
Lärche 

Rothbnche  . 

Stieleiche  .  . 

Tanne    .    .  . 
Tranbeneiche 

Ulme      .    .  . 


Nach 
Mikolaschek 


297 
302 
320 
38<> 
364 
312 
258 
23C 


Amerikanische  Kiefer:  477  (nach  Hodgkinson). 


Nach 
Heinzerling 


Nach 
Nürdlinjfcr 


\ 

V, 

^ 

^     l£ 

*/. 

i*-^ 

.  ■ 

?    EU 

Vi 

3 

\ 

^>JB, 

<o  \j 

~— 

X 

439 
29(J-448 

444 
40G— 625 

612 

511 

425 

439 


h)  Die  Kraft  wirkt  senkrecht  zur  Faserrichtung. 

Buche  350        Esche  350         Eiche  350        Kiefer  220 

K  r  i c« r,  Haadhocb  der  Baastofflebre. 


20 


306 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoflfe. 


C.  Biegungsfesügkeil  (relative  Festigkeit). 

Die  Kraft  'mirkt  st fik recht  zur  Faserrichtung, 


Vi    u    \    ^    i,    t    \ 


Xiirdlinjjcr 


j  Ahorn,  gemeiner  .    *    . 

n        Silber-      .... 
Birke      .    .        ...    * 

Buche  (RolH  .... 

Eiche  (Tratiben-)  ,    .    . 
'      »       (Stiel-)     ,    .    .    . 
Erle    ...... 

Esche t  I 

Espe  ......*.,; 

Fichte    .    .       .....  I 

Ktefefi  gemeine   .    -    .    .  | 

»        (Weymoylhsföhre) 

Lärche   ....... 

Liode      ....... 

Pappel,  gemeine  .    .    . 

w        Silber-     ,    -    . 

Tanne     ....... 

Ulme  .,.,.*.. 


H>i6 

TTf> 

1(M1 

1JT3 

1 15.1 

1169 

\m> 

715-8Ö8 

512-Mä 

747-^02 
TltJ 

1073  ^n*i3 


acbrk 


im* 

453 
618 


4^5 
32T 

WA 


430 
437 


ÜAfloW 


TTcdgold 


657 
62^1 

855 

68f> 
443-46H 


483 
427 


835^1292 

r^3 

671 -fm) 

a32 

4118-800 


414 

588^736 
(^83 


Hur  th  sehn  Ltt9^ 

werth*? 
[nach  La.ii£e][ 


%7 
776 

876 
071 

800 
800 
771 

*>8;^ 

744 
623 
618 
663 
715 
622 
716 
566 
826 


Mabügoni  12(K*  (nach  Morin); 

PockhoU  1>40  (nach  Barlow)  j 

Kanadische  Eiche  745  (nach  Barlow) ; 

TeakhoU  1039  (nach  Barlow)»  llOiJ  (nach  Morin). 


\ 


D.  Schub-,  Scheer-,  Gleitungsfcstigkeit. 


Drittes  Capitel.  Die   Höker, 


aoT 


E.  Verdrehungü-,  Windungs-,  Torsionsfestigkeit. 

Parallel  Radiril  fäntfentia 

Eiche ,  ....  280  28W  BOüO 

Fichte,..  ..,...-  IHüO  1800 

Kiefer 2000  2000 

Tanne                    .  240                 —  — 

F.  Schnittfestigkeit. 

Widerstand  gegen  Zerschneiden,  Zersägen,  Hobeln  —  gleichbedeutend 
mit  Härte  (siehe  g  106). 

In  nachfolgender  Tabelle  ist  die  zulässige  Druck beanspruchnn^ 
in  Kilogrammen  für  das  Quadratcentimeter  Querschnittbfläche  für  folgende 
FäMe  angegeben: 

tf>  die  Länge  des  Stabes  beträgt  nicht  mehr  als  das  zwölffache  der 
kleinsten  Querschnittsfläche,  oder  es  ist  der  Stab  gegen  Durchbiegung  durch 
w^itl^rhe  Stützen  gesichert; 

b\  die  I>ange  des  ganz  freistehenden  Stabes  verhält  sich  i^x  kleinsten 
i^»vierschnittsfläche  unter  24:  1; 

r)  die  Länge  des  ganz  freistehenden  Stabes  ist  geringer  als  das  48 fache 
tier  kleinsten  Querschnittsfläche. 

G.  Zulassige  Belastung  pro  t  crn-  Oucr^iclmittsn-khc, 


Starke  Eiche 
'  SchvTAChc  Eiche 

.  Fichte 

\  Weisstanne 


Im  Allgemeinen  rechnet    man  als   zulässige  Inanspruchnahme   der 
lölzer  den  zehnten  Theil  der  den  Bruch  herbeiführenden  Kraft. 

In  <!er  »Denkschrift  über  die  K in r i ch tu ng  von  l^rüfungs-  und 
Versuchsanstalten  von  Baumaterialien,  sowie  über  die  Einführung 
einer  staatlich  anerkannten  Classification  der  let/.teren<  heisst  es: 
iAls  Bauholz  wird  im  weitaus  überwiegenden  Maasse  Fichten- und  Kiefern* 
holz  verwendet.  Deshalb  soll  vorläufig  nur  dieses,  mit  dem  gemeinsamen 
Namen  »weiches  Holz«  bezeichnet,  in  die  Classification  aufgenommen 
werden*  Die  Art  der  Inanspruchnahme  des  Holzes  ist  in  den  meisten  Fällen 
dir  Biegung»  die  auch  beim  Angriff  auf  Zerknicken  bei  Pfosten,  Säulen 
u.  5i.  w,  mit  ins  Spiel  kommt.  Deshalb  liegt  es  nahe,  die  Classification  des 
Batiholxes  auf  seine  Biegungsfestigkeit  zu  gründen.  Zu  dem  Zweck  werden 
l*robcstÜcke  mit  quadratischem  oder  nahezu  quadratischem  Querschnitt  von 
etwa  YZrm  Seite  und  von  Vhm  Länge  hergestellt  und  abgebrochen,  indem 
nie,  mit  beiden  Knden  frei  aufliegend,  durch  eine  in  der  Mitte  concentrirte 
Kraft  mehr  unil  mehr  durchgebogen  werden.  Nach  den  gewöhnlichen 
Htrrfm jr^formcln  ist  hieraus  die  beim  Bruch  in  den  äussersten  Faseni  statt* 
Biegungssparmung  oder  die  Biegungsfestigkeit  zu  berechnen <,< 

^-...,  at     1:  Minimalbiegungsfähigkeit  450  kg  für  dns  Quadratcentimeter 

~~  11:  .    '         ^         300    ^ 


d06 


Eriter  ThciK  Die  HaapUtoffc, 


§  IIK  Dauerhaftigkeit 
Die  Dauerhaftigkeit  des  Holzes  hängt  ab: 

1.  vom  Gefüge  und  dem  Saftgehalt  Grosse  Dauerhaftigkeit  be 
sitzt  im  Allgemeinen  dichtes^  festes  Kernholz  mit  engen  Jahresringen,  femer 
Holz  mit  kräftig  entwickeltem  Herbstholz  der  Jahresringe,  engporiges  Tannen- 
und  Fichtenholz  mit  genügendem  Harzgehalt  und  Holz,  das  reich  ist 
fetten  und  flüchtigen  Oelen  (z.  B.  Terpentin).  Kernholz  ist  am  haltbarst 
bei  mittelstarken  Bäumen;  bei  überständigen  (alten)  geht  der  Kern  oft  schon 
auf  dem  Stand  in  Fäulniss  über  und  besonders,  wenn  der  Stamm  durch  Frost- 
einwirküng  gelitten,  also  Frostrisse  erhalten  hat,  oder  durch  abgebrochene 
Aeste  beschädigt  int  oder  eingewachsene  Aeste  besitzt;  aber  auch  sonst 
zeigt  überständiges  Holz  meistens  schon  Spuren  beginnender  Ven^^esung. 
Dichtes,  schweres  Holz  widersteht  den  Einflüssen  der  atmosphärischen  Luft 
besser  als  stark  poröses  und  schwammiges,  Holz  älterer  Bäume  besser  als 
solches  von  jungen  Stämmen;  Holz  mit  Mondringen,  beziehungs-i^^eise  doppeltem 
oder  falschem  Splint  besitzt  keine  Haltbarkeit.  Von  grossem  Einfluss  auf  die 
Dauerhaftigkeit  ist  der  Saftgehalt  des  Holzes»  denn  saftreiche  Hölzer  (z.  B, 
Erle,  Weide,  Birke,  Buche,  Eichenholzsplint  u,  s,  w,)  sind  besonders  leicht 
dem  Wurmfrass,  der  Fäulniss  und  dem  Schwamm  ausgesetzt;  sie  werfen  sich, 
schwinden  und  reissen  stark  und  lassen  durch  die  Risse  leicht  Nasse  in  ihr 
Inneres  eindringen;  saftarmes  (ausgetrocknetes)  Holz  dagegen  hat  im  All» 
gemeinen  eine  grosse  Dauerhaftif^'keit,  und  wird  man  deshalb  zweckmässig 
nur  solches  zu  Bauten  verwenden.  Am  saftreichsten  ist  das  SpHntholz  (na- 
mentlich von  Eichen»  Kussbäumen  u»  s,  w.)i  auch  ist  dasselbe  stark  hygro- 
skopisch ;  es  wird  leicht  vom  Wurmfrass  zerstört  oder  geht  durch  Ver 
moderung  zugrunde ;  daher  ist  splintanncs  Holz  dauerhafter  als  splintreiches. 
W'enn  man  Holz  l>ei  warmer  Witterung  fällt  und  es  mit  der  Rinde  am 
Boden  liegen  lässt,  so  gehen  die  gährungs-  und  fäulniss  fähigen,  eiweiss-  und 
stickstoffhaltigen  Saftbestandtheile  sehr  bald  in  Zersetzung  über,  wodurch  die 
jüngeren,  saftreichen  Holzbestandthede  erstickt  werden  (anlaufen).  Man 
erkennt  diese  Zersetzung  an  der  dunkleren  Farbe  (Anlauffarbe),  die  das 
Splintholz  einnimmt;  so  z,  B.  läuft  der  Splint  der  Nadelhölzer  grünlichbbu, 
der  Splint  der  Esche  bräunlich  und  der  Splint  der  Eiche  braun  an.  Ersticktes 
Holz  ist  für  Bauzwecke  noch  brauchbar»  d.  h.  besitzt  noch  eine  genügende 
Dauerhaftigkeit,  wenn  es  schnell  ausgetrocknet  und  im  Trockenen  verwendet 
wird,  wenn  es  keine  helleren  oder  dunkleren  Flecke  zeigt,  und  wenn  es  nicht 
nach  Schimmel  riecht,  sich  also  nicht  im  Zustand  beginnender  Fäulniss 
befindet. 

Um  eine  gute,  aber  langsame  Austrocknuug  zu  erzielen,  wird  der  ge- 
fällte Stamm  nur  in  schraubenförmigen  Streifen  entrindet»  auch  lässt  man 
den  im  Laub  geschlagenen  Stamm  liegen,  bis  das  Laub  verwelkt  ist,  und  im 
Frühjahr  gefälltes  Holz  so  lange,  bis  es  ausgeschlagen  ist  und  dadurch  an 
schädlichen  Saftbestand t heilen  verloren  hat.  Eichenholz  kann  unentriniiet  längere 
tZeit  im  Walde  liegen  bleiben,  ohne  dass  ein  Ersticken  desselben  eintritt, 
■dagegen  sind  Ahorn,  Rothbuche  und  Birke,  die  leicht  stockig  werden,  baltl 
zu  entrinden.  Empfohlen  wird  auch,  die  noch  lebenden  Bäume  theilweise  zu 
schälen^  damit  sie  schon  vor  dem  Fällen  langsam  austi'ockncn  um]  ihi  Splinu 
holz  vom  Regen  ausgewaschen  (ausgelaugt)  werden  kttnn« 


2*  vom  Standort  des  Baumes,  Hob,  das  im  freien  Stande  gewachsen 
ist  und  demnach  allseitig  der  Einwirkung  des  Lichte ^  ausgesetzt  w*ar,  besitzt 
reicher  entwickeltes  Herbstholz  und  ist  demnach  dauerhafter  als  das  im  ge- 
schlossenen Re\4er  aufgewachsene.  Ein  zu  fruchtbarer  (fetter)  Boden  ver- 
anlasst ein  üppiges  VV^achsthum  des  Baumes^  bei  Laubhölzem  leicht  Saftfäule, 
bei  Nadelhölzern  leicht  Kern-  und  Rothfäule  und  beeinträchtigt  daher  die 
Haltbarkeit  Ein  trockener  Standort  liefert  im  Allgemeinen  ein  besseres, 
haltbareres  Holz  als  ein  nasser.  Nadelhölzer,  die  auf  rauhen  Höhen  oder 
im  Norden  langsam  aufgewachsen  sind,  besitzen  eine  grössere  Dauerhaftigkeit 
als  solche  aus  Tieflagen,  denn  ein  kälteres  Klima  erzeugt  engere  Jahresringe 
tti  ihnen.  Auch  sonst  beeinflusst  das  Klima  die  Haltbarkeit,  denn  durch 
Frost  gereiftes  Holz  ist  fast  immer  w^enig  dauerhaft^  und  Bäume,  die  auf 
fremdem  Boden  aufgewachsen  sind,  liefern  weniger  hakbares  Holz  als  die 
auf  heimatlichem  Boden  gediehenen  gleicher  Art, 

3*  vom  specifischen  Gewichte  (der  Massigkeit),  Von  zwei 
Hölzern  derselben  Art  ist  gewöhnlich  das  specifisch  schwerere  das  dauer- 
haftere, dagegen  hängt  die  Dauerhaftigkeit  verschiedener  Holzarten  nicht 
vom  specifischen  Gewichte  ab,  denn  es  besitzen  z,  B.  die  schwereren  Buchen  , 
Ahorn*  und  Birkenhölzer  eine  geringere  Haltbarkeit  als  die  leichten  Nadel- 
hölzer; erstere  gehen  namentlich  im  Freien  und  unter  ^\'asser  leicht  zu- 
grande. 

(Nicht  abhängig  ist  die  Dauerhaftigkeit,  wie  hier  noch  erwähnt  sein 
m:k^t  von  der  Härte.) 

4.  von  der  Fällzeit.  Ueber  den  Einfluss  der  Fällzeit  auf  die  Dauer- 
luil%keit  des  Holzes  ist  viel  hin  und  her  gestritten  worden;  einige  Fäch- 
le 1  der  Ansicht,  dass  das  im  Winter  gefällte  Holz  eine  grössere 
JH.  f  besitzt  als  das  im  Sommer  geschlagene,  während  andere  einen 
rexiiliLhen  Unterschied  zwischen  dem  Sommerhob  und  dem  Winterholz  in 
ug  auf  Dauerhaftigkeit  nicht  anerkennen  wollen,  und  wieder  andere  be- 
haupten, es  sei  bei  Ivaubhölzern  die  Fällzeit  belanglos,  bei  Nadelhölzern 
«la^Cgen  von  Bedeutung,  indem  das  im  Winter  gefällte  Nadelholz  wegen 
^oes  eingedickten  Sattes  gegen  Fäuhiiss  und  Wurmfrass  mehr  geschützt  sei. 
Jedenfalls  wird  von  keiner  Seite  bestritten  werden  köntien,  dass  Holz,  welches 
lÄDgere  Zeit  in  tier  Rinde  im  Walde  liegen  bleiben  muss,  und  solches, 
welches  leicht  erstickt  (wie  z,  B.  das  Holz  der  Rosskaütanie,  der  Esche  und 
tle»  Ahorns),  im  Winter  gefällt  werden  muss,  weil  es  im  Sommer  leichter 
enüttckt  äU  im  Winter,  Gegen  das  \\  interholz  spricht  der  Umstand,  dass  es 
von  Insectcn  leichter  angegangen  wird  als  Sommerholz,  weil  ersteres  mit 
Siarkctnchl  u.  s.  w.  angefüllt  ist,  (Vergl.  auch  §   141.) 

b.  vom  <-)rt  der  Verwendung.  Im  nassen  oder  glcichmässig  feuchten 
SatwK  Lehm-  unci  l'honboden  halt  sich  Holz  sehr  lange,  im  trockenen  Sand- 
boden kürzere  Zeit,  im  Kalkboden,  dessen  Feuchtigkeitsgrad  häufig  wechselt, 
nnd  de^isen  Kalkbestaiidtheil  zerstörend  auf  die  Holzfaser  einwirkt,  sowie  im 
Abwechselnd  feuchten  und  trockenen  Sandboden  sehr  schlecht.  Nach  Pfeil 
:  uzt  die  Dauerhaftigkeit  des  Holzes  im  letzteren  P'allt-  imr  etwa  ein  Viertel 

le*r  des  Holzes  im  Thonbodeii.  Ueber  die  Haltbarkeit  von  Eisenbahn- 
f»chi%eUen,    tlie  theilwcisc    im  Boden  liegen    und  nicht  durch  Impi  en 

a  *.  w.  dauerhafter  gemacht  sind,  hntlet  man  im  aOrgan  für  die  1  rtc 

fies  Ktflcnbahnwesen«c   folgende  Angabai;*cs  halten  Schwellen  aus 


310 


Erster  Tbeil.  Bie  HauptÄtoffc. 


Eichenholz   ,  14 — 16  Jahre  fang 

Lärchenholz    .  ,  , 9 — 10 

Kiefernholz , 7—  H 

Tannen-  und  Fichtenholz o —    6 

Buchenholz .  .  .2'Ö —  3 


L  liier  Wasser  oder  in  imnicrwalircnder  Feuchtigkeit  ist  die  Dauer 
haftigkeit  im  Allgemeinen  und  besonders  beim  Weissbuchen-,  Eichen^ 
Ulmen-,  Erlen-,  Kiefern-  und  Lärchenholz  eine  hohe.  Man  erklärt  sich  dies 
aus  der  gleichmässig  kühlen  Temperatur  des  Wassers,  aus  der  statthndendeu 
Auslaugung  der  fäulniss-  und  zersetzuiigs fähigen  Holzbestan*ltheile  und  aus  der 
durch  den  Druck  des  Wassers  alhnälig  herbeigeführten  Verdichtung  des 
Holzes,  wobei  vorhandene,  ausgeschlämmte  oder  aufgelöste  Mineralstoffe  u\ 
die  Poren  des  Holzes  eindringen  und  letzteres  nach  und  nach  verkieseltj. 
Es  gibt  aber  einige  Holzarten,  die  »ich  im  Wasser  vollständig  auflösen;  zu 
diesen  gehören  Ahorn,  Birke,  Esche,  Linde  und  Weide.  Im  Meeres- 
wasser stehende  Hölzer  werden  äusserst  leicht  vom  Wurmfrass  heijngesucht 
und  die  im  sumpfigen  W' asser  stehenden  von  Fäulniss.  Nach  Pfeil  erlangen 
Eiche,  Erle  und  Kiefer  unter  Wasser  in  Folge  starker  Zusammenziehung  ihrer 
Fasen)  eine  grosse  Härte,  auch  nimmt  Eichenholz  allmalig  eine  schwarze 
Farbe  an,  so  dass  es  dem  Ebenholz  ähnelt;  Nördlinger  fand  dagegen  ein 
aus  dem  W' asser  gezogenes  Eichenholzstuck  so  weich,  dass  man  es  wie 
Speck  zerschneiden  konnte,  nach  deni  Austrocknen  wurde  dasselbe  aber  sehr 
hart  und  spröde. 

In  immerwährender  Trockenheit  ist  die  Haltbarkeit  der  Hölater 
eine  fast  unbegrenzte  und  im  Innern  von  Gel>äuden  sowie  an  solchen  Orten, 
wo  die  Hölzer  gegen  Feuchtigkeit  (Regen  und  Schnee'^  genügend  geschützt 
sind,  im  Allgemeinen  eine  grosse,  jedoch  büssen  die  meisten  Hölzer  au 
Festigkeit  ein,  ohne  dass  eine  beginnende  Zersetzung  bemerkbar  wird,  utn] 
werden  allmalig  spröder,  auch  'vvird  selbst  das  Kernholz  vom  W'urmfrass  xer- 
stört;  freilich  tritt  dies  meistens  erst  nach  Hunderten  von  Jahren  ein. 

Ist  Holz  der  directen  Sonnenbestrahlung  ausgesetzt,  so  erhiUt 
es  zahlreiche  Risse;  da  in  diese  leicht  Nässe  eindringen  und  dann  Schwamm 
erzeugen  kann,  so  empfiehlt  es  sich,  hiergegen  geeignete  Schutzm.issregeln  zu 
treffen,  von  denen  später  noch  die  Rede  sein  wird. 

In  feuchten  Kellern,  Ställen,  auch  Küchen  u.  s.  w.,  in  welchen  das  Holz 
nicht  auszutrocknen  vermag,  und  zu  denen  frische  Luft  nicht  treten  kann,  oder 
an  solchen  Orten,  wo  das  Holz  nicht  gegen  die  Euiwirkungen  von  feuchter 
Luft  und  Nässe  genügend  geschützt  und  demnach  abwechselnder  Nässe 
und  Trockenheit  oder  (bei  Wasserbauten)  der  Ebbe  und  Fluth  aus- 
gesetzt ist,  geht  es  gewöhnlich  schon  nach  kurzer  Zeit  zugruntle*  Hartig. 
Nördlinger,  Pfeil  u,  A.  haben  über  die  Dauerhaftigkeit  der  Bauhölzer 
sehr  sorgfältige  Untersuchungen  angestellt,  deren  Ergebnisse  in  nachfolgender 
Tabelle  zusammengestellt  sind: 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer. 


311 


Holzart 


Im  Freien 
gfeschUtzt 

(nach 
Nördlinjfer 
und  Pfeil) 


Im  Freien 
ungegchützt 

(nach 
Nördlingren 
und  Pfeil) 


Unter 
Wasser 


Im  Boden   (nach  Hartijf) 


Ahorn-    .    .    | 

Birke  .  .  .  { 
Bnche  .  .  . 
Eiche.  .  .  . 
Erle  .... 
Esche  .  .  . 
Fichte  .  .  . 
Kiefer  (Föhre) 
Lärche  .  .  . 
Linde  .  .  .  jl 
Pappel  .  .  .  I 
Tanne.  .  .  { 
Ulme.  .  . 
Weide   .    . 


ziemlich 
gross 

20-38  j 
15-95 

100 
25-38 
30-95 
50—75 
90-95*) 
90-95 

ziemlich 
gross 

25-35 

ziemlich 
gross 

80-100 
35-40 


sehr 
gering 

15-40  { 
10-60 

100 
20-40 
15-64 
40-67 
40-85 
40-85 

sehr 

gering 

20-^40 

ziemlich 

gross 

60-90 

30 


iunhaltbarj 
unhaltbar] 

70-100 
100 
100 

unhaltbar 

50 

80 
80 

[unhaltbar 

unhaltbar 

ziemlich 

gross 

90 

unhaltbar 


nach    a  Jahren     (A.   platanoVdes),    bezw. 
8  Jahren  (A.pseudopl.)an  der  Erde  abgefault  ' 
nach     6   Jahren    (gemeine    Hirke),    bezw. 
8  Jahren  (alba  var.)  an  der  Krdc  abgefault 
nach  5  Jahren  an  der  Erde  abgefault 
nach  10  Jahren  im  Splint  abgefault 
nach  5  Jahren  an  der  Erde  abgefault 
nach  8  Jahren  an  der  Erde  abgefault 
nach  10  Jahren  im  Splint  abgefault 
nach  10  Jahren  im  Splint  abgefault  } 

nach  10  Jahren  nnverHndert 

\  nach  5  Jahren  an  der  Erde  abgefault 
nach  5  Jahren  an  der  Erde  abgefault 

I  nach  10  Jahren  im  Splint  abgefault 
nach  8  Jahren  an  der  Erde  abgefault 


*)  Junge  Kiefer  1.5— fiO. 

In  der  folgenden,  von  Mothes  veröffentlichten  Tabelle  ist  die  gross te 
Dauer  nach  einzelnen  Beispielen  angegeben: 

Grösste  Dauer. 


Holzart 


Ahorn  .... 
Birke    .... 
Buche  (Weiss-) 
»      (Roth-) 
Eiche    .    .    . 

Erle 

Esche  .... 
Fichte  .  .  . 
Kiefer  (harzige) 
Lärche  .... 
Pappel  .... 
Tanne  .... 
Uhne  .... 
Weide  .... 


In  iqimer- 

währender 

Nässe 


20 

10 

750 

10 

700 

800 

10 

60 

500 

600 

10 

70 

1000 

20 


In  wechselnder  Nässe  und 
Trockenheit 


an  der  Luft 


abgeschlossen 
von  der  Luft 


10 

5 

80 

20 

120 

5 
20 
45 
80 
90 

3 

50 
100 

5 


5 

8 
130 

5 
200 

2 

3 

20 

120 

150 

1 

25 

180 

4 


In  immer- 
währender 
Trockenheit 


1000 
500 

1000 
800 

1800 
400 
500 
900 

1000 

1800 
500 
900 

1500 
000 


Allgemeinen  zu  den  dauer- 
und  Kiefer,  zu  den  weniger 
zu    den    unhaltbaren:    Birke, 


Nach  diesen  Tabellen  gehören  im 
haftesten  Hölzern:  Eiche,  Ulme,  Lärche 
haltbaren:  Buche,  Erle  und  Esche  und 
Pappel  und  Weide. 

6.  von  der  Temperatur,  denn  Fäulniss  entsteht  und  verbreitet  sich 
nur  bei  einer  mittleren  Temperatur  und  wird  sowohl  durch  Frost  als  auch 
durch  eine  dem  Siedepunkt  des  Wassers  nahekommende  Temperatur,  bei 
welcher  eine  starke  Wasserverdunstung  stattfindet,  zerstört. 


ni2 


Erster  TheiL  Die  HsiupUto^. 


Diu-  Daycrhaftigkeit    lässt    sich  durch  geeignete,    in   den  §§  151 — 154 
näher  besprochene  Mittel  wesentlich  erhöhen. 


§  112*  Schwinden,  Werfen,  Reissen* 


4 


Nach  dem  Fällen  beginnt  die  Austrocknung  des  Stammes,  wenn  der 
"selbe  der  Luft  ausgesetzt  und  gegen  ^.uströmende  Nässe  (Regen  und  Schnee) 
geschützt  ist.  Die  Austrorknung  erfolgt,  wie  bereits  im  §  102  bemerkt  wurde, 
bei  dichten,  schweren  und  harten  Hölzern  (mit  Ausnahme  des  schweren 
Pockholzcs)  langsamer  als  bei  weitporigen,  leichten  und  weichen»  bei  ganzen 
Stämmen  langfiamer  ab  bei  gethetlten,  bei  unentrindeten  langsamer  als  bei 
iheilweisc  oder  ganu  entrindeten,  bei  entrindeten  an  der  Wölbfläche  lang* 
samer  als  an  der  Hirnseitc,  und  an  der  Spiegelfläche  langsamer  als  an  der 
Wölbfläche,  beim  Kernholz  eines  Stammes  langsamer  als  beim  Splintholz, 
beim  Herbstholz  eines  Jahresringes  langsamer  als  beim  Herbstholz  u.  s.  w. 
Iinti  erzeugt  eine  Volumenvermindcrung  des  Holzes  (Schwinden)  in  Folge 
fcnsammen Ziehung  der  Fasern,  Dieses  Schwinden  beginnt  an  der  zuerst  am- 
trocknetnlen  Stelle,  also  an  der  Oberfläche,  Die  Grösse  des  Schwind- 
masses  hängt  ab* 

L  vom  Saft ge halt  Je  saftreicher  das  Holz  ist,  umso  mehr  schwindet 
es;  daher  schwindet  junges  Holz  mehr  wie  altes,  Splintholz  mehr  wie  Kern- 
holz, U'ititerho!/  mehr  wie  Sommtirholz; 

2.  von  der  Geschwindigkeit,    mit    welcher   die  Austrocknung 
vor  sich  geht.   Langsam  ausgetrocknetes  Holz  schwindet  weniger  wie^ 
ausgetrocknetes; 

H.  von  der  Richtung,  nach  welcher  das  Holz  geschnittl 
Am    stärksten    schwindet    das    Holz    in    Richtung    der  Jahresringe    (in 
Dicke  der  Markstrahlen),  wenig  in  Richtung  des  Stammhalbmcssers  (in 
T^ngc  der  Spiegel)    un<l    am    geringsten    in  Richtung    der  Fasern    (in 
Breite  der  Spiegel).     In  letzterem  Falle    ist  das  Schwinden  so  minimal,  dass 
man  es  bei  Holzverbindungen  ganz  unberücksichtigt    lassen    kann;    das 
bedeutende  Schwinden  in   Richtung  der  Jahresringe    dagegen    muss    bei 
Verarbeitung  der  Hölzer  sehr  wohl  beachtet  werden.  Am  stärksten  schwinij 
die  Markslrahlen,    und  es    entstehen    an  iliren  Stellen  Vertiefungen  (Rinn 
sowie  in  unmittelbarer  Nähe  der  Spiegel  Schwindungsrisse; 

4,  von  localen  Verhältnissen.  Knoten,  verwachsene  Aeste,  win 
riger  Wuchs  u,  s.  w.   treten    dem  Schwinden   sehr   kräftig   entgegen;    Ki 
biltlungen  vermindern  und Bastge^'cbe  vermehren  dasselbe;  Ueberwallungsste 
schwinden  sehr  stark  u,  s.  w. 

Ueber   die   Grösse    des   Seh  wind  masses   geben    die   auf  Seile 
abgedruckten  Tabellen  Aufschluss, 

Line  Folge  de^  ungleichmässigen  Schwindens  ist  das  Werfen  oder  Sil 
verziehen  des  Holzes,  Bei  dem  Holz  eines  allseitig  freistehenden  Stam^ 
liegt  der  Kern  nicht  in  der  Mitte  des  Querschnittes,  sondern  mehr  nach  ( 
Nordseitc  hin,  un<l  es  besitzen  die  Jahresrii^ge  auf  der  Südseite  in  F<| 
lebhafterer  Circulation  der  Säfte  nach  der  von  der  Sonne  am  stärksten] 
wärmten  Seite  eine  grossere  Breite  (Fig.  24S\  Heim  Au&trocktien  schwin 
die  auf  der  Südseite  liegenden,  lockeren  HoUschichten  auch  in  der  Läii 
richlung  mehr  als  die  dichteren,  festeren  Holzschichten  der  Nordseitc; 


i 

tmmfigj 

st^H 

e  sW 


Drittes  Capitel.  Die  Holzer. 


313 


durch  wird  der  vor  dem  Fällen  gerade  gewesene  Stamm  auf  der  Nordseite 
nach  aussen  gekrümmt  und  demnach  ein  Werfen  des  ganzen  Stammes 
herbeigeführt 

A.  Grösse  des  Schwindmasses  nach  Dr.  Monke. 


Holzart 


Radial 

ausgetrocknet 

in  Procent 


Radial  dOrr 
in  Procent 


Achsial 

ausgetrocknet 

in  Procent 


Achsial  dürr 
in  Procent 


Buche 

£liche 

^^sche 

Hlape. 

^F*ichte 

XCiefer 

X^rche 

X^inde 

XJlme 


1-7 
4-3 
31 
4-3 
3-8 
3-1 
3-4 
3-4 
5-7 
3-4 


4-5 
7-5 

6-8 
8-6 
61 
5-7 
6-9 
5-2 
8-8 
5-9 


minimal 


0-4 
minimal 


0-2 

minimal 

()-3 


Im  Mittel 


3-6 


6-6 


(WJ 


minimal 

0-2 
minimal 
03 
0-3 
0-2 
0-4 
Ol 
0-1 


0-16 


B.  Nach  NördUnger. 


In  Richtung 
I  der 

Fasern 
in  Procent 


In  Richtung 

des 

Spiegels 

in  Procent 


,    In  Richtung 
der 
Jahresringe 
in  Procent 


-^liorn    .    .    .    . 
»       (Feld-)  . 

Ä^che  (Weiss-) 
»      (Roth-)  . 

^iche 

^»le       .    .    .    . 
^aiche 


-spe 


J'^ichtc    .    .    .    . 
*-"ohre  (Kiefer) 
^indc     .    .    .    . 
•  ^«Älwcide    . 


Oll 
0-OG 
0-50 
0-21 
0-20 
003 
O30 
0-26 
006 
009 
0-01 
010 
0-05 
005 


206 
203 
305 
6-82 
5-25 
2-65 
316 
5a^) 
3-97 
2-08 
2-49 
5-73 
2-07 
3-85 


413 
2-97 
319 
8-00 
703 
413 
4-15 
6-90 
3-33 
2-62 
2-87 
7-17 
1-90 
410 


Im  Mittel 


0-14 


3-61 


4-46 


Theilt  man  einen  Baumstamm  durch   parallele  Sägeschnitte    in  Bretter, 
icdoch   so,   dass   ein  Sägeschnitt   nicht    durch  den  Mittelpunkt  des  Stamm- 
^l^^rschnittes   geht   (Fig,  249),   so    schwindet    beim  Austrocknen    das  Mittel- 
^r^tt  A   am    meisten   in    der  Dicke,   am  wenigsten  in  der  Breite    und    zieht 
sich   an    den    Enden    zusammen,    ohne    sich    zu    werfen,    weil    in    ihm    die 
Spannungen  allseitig  gleich  gross  sind  und  sich  daher  gegenseitig  aufheben; 
alle  übrigen  Bretter   dagegen,   bei   denen   sich  an  den  Breitseiten  eine  Ver- 
schiedenheit in  der  I^age  der  Jahresringe  zeigt,  ziehen  sich  auf  beiden  Seiten 
verschieden    zusammen,    und    zwar    krümmt    sich    die    dem   Kern    zunächst 


/ 


314 


Erster  rbeil.  Die  HautHstoffe« 


Hegende  Seite  convex,  tVw  andtfre  concav,  iJas  Ausseiibrett  ß  verkleinert 
sich  am  meisten  in  tler  Üreile  tuid  am  geringsten  in  der  Dicke,  und  seine 
dem  Keni  zugekehrte  Seite  wird  concav.  Geht  der  Sägesrhnitt  genau  durch 
den  Mittelpunkt  des  Baumes^  so  werfen  sich  sänimt liehe  Bretter  und  bilden 
eine  flache  Rinne  von  umso  grösserer  Tiefe,  je  mehr  junges  Holz  iu  ihnen 
vorhanden  ist  (Fig.  2<')0V 

Tritt  wegen  der  ungleichen  Ilauart  des  HoUes  längs  der  (>bei fläche 
ein  ungleiches  Schwinden  nntl  demgemüss  ein  ungleichmassiges  Kmmmen, 
ein  Werfen  nach  der  Länge  ein,  so  nennt  man  den  Holzkörper  wind- 
schief. Die  mittelst  gerader  Schnitte  aus  Stämmen  gewonnenen  Bretter  und 
Bohlen  werden  windschief,  weil  der  Baum  keine  ebenen,  sondern  nach  einer 
sehr  flachen  Schraubenlinie  gekrümmte  Spaltflächen  besitzt.  Runde  (ab- 
gedrehte")  Holzsachen  werden  beim  Schwinden  oval,  weil  tlie  Zusaramen- 
ziehung  nach  den  verschiedenen  Seiten  des  Querschnittes  in  venichieilenem 
(irade  erfolgt;  Holzscheiben  mit  sehr  stark  vorherrschendem  SplinlhoU  und 
stark  schwindendem  Kern  ziehen  sich  kegelfömn'g;  Himflächen  zeigen  nach 
dem  Schwinden  eine  gewölbte  Überfläche. 

Werden  Bretter  oder  Bohlen  auf  einer  Breitseite  angeiiasst  oder  den 
Einwirkungen  feuchter  Luft  ausgesetzt,  auf  der  entgegengesetzten  Seite  da- 
gegen voT)  trockener,  warmer  LuJt  bestrichen  otler  ül>er  einem  Kohlenfeuer 
erwärmt,  so  ziehen  sie  sich  rund,  werden  auf  der  feuchten  Seite  convex 
und  auf  der  trockenen  concav;  man  benutzt  dies,  um  Bretter  zu  krümmen* 
Bretter  ocJer  Bohlen,  welche  abwechsehul  der  Nässe  und  dem  Luftzug  aus- 
gesetzt werden,  erhalten  eine  convexe  Kernseite,  weil  der  dichtere  Kern 
weniger  schwindet  als  iüe  dem  Splint  näher  stehenden  Theile  der  Jahres- 
ringe (Fig.  251).  üanzen  Brettern  mit  dem  Kern  in  tler  Mitie  sind  nach 
Mothes  (a,  a.  O,,  L,  S.  293)  zwei  im  Kern  gespaltene,  mit  dem  Kern  nach 
entgegengesetzter  Richtung  aneinandergefügte  und  auf  der  Fuge  geleimte 
Bretter  vorzuziehen  i^Fig.  2Ö2)* 

Erfolgt  die  Austrocknui^g  an  einer  Stelle  des  Hokes  stärker  als  an 
einer  anderen  und  können  die  anderen  Theile  dem  schnellen  Schwinden 
nicht  folgen,  so  findet  eine  Trennung  des  Zusammenhanges  der  Fasern,  ein 
Keissen,  statt.  Diese  Risse  bilden  sich,  weil  die  L>ichtigkeit  im  Holze  vom 
Kern  nach  der  Rinde  ab-  und  der  Tmfang  der  Jahresringe  nach  aussen  zu* 
nimmt  und  diese  Zunahme  mit  der  Dichtigkeit  im  umgekehrten  Verhältnisse 
steht.  Bei  starkem  Schwinden  des  Splinlholzes  vermag  letzteres  den  darunter 
liegenden  Jahresring  nicht  mehr  allseitig  zu  tiberdecken  und  es  reisst  daher 
<las  Splintholz  zuerst  an  der  am  stärksten  ausgetrockneten  Stelle,  An  der- 
i>elben  Stelle  erfolgt  bei  weiterem  Fortschreiten  der  Austrocknung  ein  Reissen 
des  nächsten  Jahresringes,  und  so  setzt  sich  dies  fort,  bis  <ier  Riss  zuletzt 
vom  Splint  bis  zum  Keni  geht  und  also  ein  Kernriss  oder  eine  Trocken- 
spalte entsteht. 

Diese  Risse  ziehen  sich,  wenn  das  Holz  wieder  nass  wird  (z.  B.  bei 
Wasserbauten)  und  in  Folge  dessen  aufiiuillt»  wieder  zusammen,  schaden  aber 
der  Brauchbarkeit  <lcs  Holzes  immer,  weil  sie  dessen  Widcrstandsfithigkeit 
vermindern. 

lilsst  man  gefällte  Baumstämme  von  grüsherer  Dicke  mit  ihrer  Rinde 
an  einem  schattigen  Orte  im  Walde  liegen,  so  ziehen  sie  sich  wegen  der 
sehr    langsam    erfolgenden    Austrocknung    nahezu    gleichförmig    zus^atnmen. 


Drittes  Capitel.  Die  HoUer. 


315 


vchwüulcn  sehr  wenig  und  bleiben  auch  rissefrei,  sofern  die  Rinde  nicht 
wahrctjd  des  Austrocknens  platzt;  tritt  letzteres  aber  ein,  so  entstehen  starke 
Kcmns&c.  Bei  sofort  nach  dem  Fällen  cntrintleten  Stämmen  trocknen  die 
.tusser«!  Schichten  zu  schnell  aus,  und  es  können  die  inneren  Schichten 
dieser  starken  Austrocknung  nicht  folgen;  die  Stämme  reissen  flaher  sehr 
sthacll  und  sehr  stark  auf.  Bei  regelmässig  gewachsenen  utid  ein  festes  Holz 
besitzenden  entrindeten  Stämmen  wird  dem  Reissen  manchmal  mit  Erfolg 
^or^ebeugtt  vvenn  man  sie  an  einem  schattieren  Urte  auflagert,  wo  der  Luftzug 
ein  glcichmässiges  Austrocknen  befördert;  sicherer  ist  jedoch  ein  sofortiges 
Au&kugen,  (Vcrgl  §  151.) 

Wird  ein  berindeter  Stamm  der  Länge  nach  in  zwei  Theile  zerschnitten, 
SV  bleiben  die  entstehenden  Halbhölzer  meistens  rissefrei,  oder  es  entstehen 
nur  einige  schwache  Kemrissc  (Fig.  2oi^)  und  bei  sehr  starkem  Schwinden 
•Ics  Kcmes  sowie  geringem  Widersland  der  Rinde  kurze  Strahlenrisse;  mit- 
nntcr  aber  bildet  sich  auch  eine  Strahleiikluft,  durch  welche  das  Halbholü 
nathmals  getheilt  werden  kann.  Beim  sogenannten  falschen  Halbholz, 
*ias  stärker  als  die  Hälfte  des  Stammes  ist,  entstehen  an  der  Kernseite 
'femgc  kurze,  aber  starke  Risse,  während  (Äe  entgegengesetzte  Seite  entweder 
STioz  ohne  Risse  bleibt  oder  nur  unbedeutend  reisst.  Halbholz  wird  nicht 
Idcht  windschief,  dagegen  wölbt  sich  seine  Schnittfläche, 

Wird    ein    griiner    Holzstamm    behufs    Verwendung    als   Wasserleitungs- 
öJ^  Brunnen  röhre  ausgebohrt,  so  bleibt  der  Ring  entweder  vollständig  risse- 
frei, oder  CS  bilden  sich  nur  am  Umfange  ganz  kleine  Risse,  denn  der  Ring 
Wul  m  seinem  Bestreben,  sich  zusammenzuziehen,   nicht  durch    das    weniger 
'  schwindende  Kernholz  behindert,  weil  letzteres  entfernt  ist.  (Fig.  254.) 

Bei  dem    auf   der  SpHntseite   berindeten  Viertel  holz    entstehen    beim 

AuÄtrocknen  noch  weniger  Risse  als  beim  Halbholz,  weil  sich  dasselbe  noch 

[  mehr  alg  das  Halbholz  nach  seinem  Bedürfniss  zusammenziehen  kann ;  meistens 

finlden  sich  nur  im  Splint  einige  sehr  unbedeutende  Risse,    dagegen  krümmt 

pich  das  Viertelholz  in  der  iJingenrichtung  sehr  leicht  auseinander,  weil  das 

üngere  Holz,  oft  noch  durch  die  Rinde  verstärkt,  kräftiger  arbeitet  als  das 

Jtcfc  Holz    (Fig,  25i\) 

Kantholz  zeigt  im  Allgemeinen  ein  geringeres  Reissen  als  entrindetes 
lundholz,  weil  bei  ihm  ein  grosser  Theil  des  sich  am  stärksten  zusammen- 
gehenden und  daher   am    meisten    zum  Reissen    neigenden   jüngeren  Holzes 
thlt    (Fig.  25Ö),    und    zwar   ist    ein    quadratischer  Balken,    welcher    ein 
^clmässigeres    Holz   besitzt,    mehr   gegen    Risse   gesichert    als    ein    recht 
Ick  ige r,  bei  welchem  auf  den  Schmalseiten  sich  mehr  junges  Holz  befindet 
auf  den  anderen  und  sich  zumeist  nur  auf  den  Schmalseiten  Risse  bilden, 
Dti  hier  der  Cohäsionswiderstand  ein  geringerer  ist. 

Liegt  der  Baumkern  ausserhalb  des  Qnerschnittsniittclpunktes, 
cnti»tchen  in  der  Regel  auf  tien  dem  Kern  zunächst  liegenden  Seiten 
»ige  »t^rke,  sich  gegen  cJen  Mittelpunkt  auskeilende  Risse,  während  sich 
den  umleren  Seiten  nur  schwächere  Risse  bilden  (Fig.  257).  Liegt  der 
littel(iunkt  den  Baumes  gerade  auf  einer  Kcke  des  Querschnittes, 
bleibcti  die  beiden  diese  Ecken  bildenden  Seiten  meistens  rissefrei, 
irend  die  beiden  anderen  Risse  erhalten  (Fig,  258).  Liegt  der  Baiim- 
|erfi  ausserhalb  des  Balkenquerschnittes  aber  nahe  einer  Seite  des 
»o  cfitiitehcn  entweder  an  der  dem  Haummittclpunkt  zunächst  liegenden 


316 


Erster  Tlieil.  Die  Httiptatoüe* 


Seite  oder  auf  der  Spliiitseite  Risse,  je  nachdem  ob  das  jüngere  oder  ältere 
Holz  vorherrscht  und  je  nach  der  Grösse  der  Cohäsion  zwischen  Fasern  im 
alleren  oder  jüngeren  Holze  (Fig.  259  und  260). 

Auf  der  Hirn  fläche,  auf  welcher  eine  besonders  starke  Verdunstung 
des  Wassers  statlfindet,  bilden  sich  zuerst  strahlenförmige,  häufig  aber  auch 
sehr  zahlreiche  stark  klagende  Risse,  die  sich  später  wieder  etwas  zusammen* 
ziehen  oder  aber  auch  in  Folge  des  Längenschwindens  im  jüngeren  Hobte 
offen  bleiben. 

Figur  261  zeigt  ein  Mittelbrett,  welches  sich  nach  dem  »Saum«  ge- 
worfen und  dadurch  eine  Kernspaltung  erhalten  hat, 

(Siehe  Gottgetreu,  a.  a.  0„  S,  487— 4l>0,  Lange,  a.  a,  O.,  a  138—142, 
Mothes,  a.  a.  O.,  L,  S.  292  und  293.) 

Mittel  gegen  das  Schwinden  sind  im  §  151  zu  finden. 

S  113.  Quellen. 

Am  Schluss  des  §  102  wurde  schon  darauf  hingewiesen,  dass  trockenes 
Holz  Feuchtigkeit  aus  der  Luft  ut  s.  w.  ansaugt  und  dabei  sein  Volumen  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  vergrösseit,  d.  h.  cjuült.  Die  meist  grosse  Porosität 
des  Holzes  und  die  bei  der  Verdunstungstemj3eratur  sich  nicht  verflucht igetideu, 
sondern  den  Rückstand  des  Holzsaftes  bildenden,  stark  hygroskopischen 
Alkalien  (unter  ihnen  besonders  das  kohlensaure  Kali)  sind  die  Ursache 
dieser  Eigenschaft  des  Holzes.  Die  Wasseraufnahme  wird  demnach  bei  stark 
porösen  und  alkalireichen  Hölzern  oder  Holztheilen  (z.  B.  Zweigen)  eine 
grössere  sein  als  bei  dichten  und  an  Alkalien  armen;  sie  wächst  aber  auch 
mit  dem  Trockenheitsgrade  des  Holzes  und  ist  demgemäss  beim  ge- 
dörrteil  Holze  am  grössten.  Der  Wassergehalt  des  Holzes  wechselt  mit  dem 
der  Atmosphärenluft,  daher  wird  im  Freien  ungeschützt  verwendetes  Bauholz 
bald  trocken,  bald  feucht  sein  und  beständig  »arbeilen c  (abwechselnd  schwinden 
und  quellen).  Im  Allgemeinen  ist  Zweigholz  hygroskopischer  als  Sphntholz 
und  letzteres  hygroskopischer  als  Kernholz,  und  es  entspricht  die  Feuchtig* 
keitsaufnahme  ziemlieh  genau  der  Wasserabgabe  beim  Austrocknen,  jedoch  ist 
sie  bei  einigen  Holzarten  verschieden  gross,  je  nachdem  dieselben  sich  in 
einem  luftigen  oder  in  einem  dumpfen  Raum  befinden;  Eichenholz  z,  B.  saugt 
in  luftigen  Räumen  mehr  Wasser  auf  als  in  dumpfen,  während  beim  Kiefern* 
holze  das  Umgekehrte  der  Fall  ist. 

Wie  beim  Schwinden,  so  ist  auch  beim  Quellen  das  Mass  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  des  Holzes  hii^  verschieden  gross,  und  zwar  in  R  ichtung 
der  Sehne  iim  grössten,  in  Richtung  des  Halbmessers  geringer  und  in 
Richtung  der  Längenachse  am  kleinsten,  wie  aus  der  auf  Seite  31  ü  ab 
gedruckten  Tabelle  ^nach  Laves)  hervorgeht. 

Auf  das  Quellen  ist  bei  Bauconstructionen  (^Fussböden,  ThÜren  u,  s,  w.^ 
Rücksicht  zu  nehmen  und  dafür  zu  sorgen,  dass  dan  Holz  in  allen  seinen 
Theilen  ungehindert  arbeiten  kann.  Im  Allgemeinen  quillt  altes  Holz  weniger 
als  junges,  ausgelaugtes  weniger  als  lufttrockenes,  Durch  das  Quellen  erhält 
das  Holz  nahezu  dieselben  Eigenschaften  wieder,  welche  es  im  frisch  ge- 
fällten Zustande  besessen  hat.  Das  ArlKnten  <les  Holzes  (Schwinden,  Werfen, 
Reissen,  Quellen)  wird  auf  da«  geringste  Mass  beschränkt,  wenn  mau  das 
Holz  nur  so  weit   aujitrockuet,   dass  sein  Feuchtigkeitsgehalt   dem    der  Luft 


Drittes  CapiteL  Die  Holtcr. 


317 


entspricht,     deren    Einwirkung    der    fertige    Gegenstand    später    ausgesetzt 
werden  soll 


Grösste  Ausdehnung  der  Länge 

=  1. 

■1 

A«*dphnuTi(f     1 

1 
AiiMd«hnung 

AiiKij(*hnuf]|i^ 

^K                          H     M     t     t     .^     r     1 

\n  Kicbtung  d«  t 

in  Kichtufl^  d»% 

inRtchtun^d<*r 

■ 

Halbnieaers 

Sehne 

H  Ahorn 

1 

1 1)007*2 

H>335 

1'06Ö9 

^1  BQc)ie  iKolh-) 

1U02(X> 

1U5<:>3 

;     imm 

^Hj  Eichf  Waller  Stamm                               «    ,    . 

1-00810 

l-02ßG 

1        1-06ÖH 

^B  Esche  (de^g-leiclirn  1                               ... 

1-W187 

10384 

1       1-0702 

■  ;Fidite    . 

l-OütHJl 

1-0241 

1'0B18 

■'Kiefer 

i'Oorjo    1 

1-0304 

'       1'0Ö72 

^   Ufthe 

1IKX)75 

10217 

1002 

Linde     , 

lMM>2tlo 

1077il 

11150 

^   Pwe» 

imi2b    , 

l*f»259 

1-oao 

tam.e. 

100124     1 

l'0:iII4 

1-0622 

^■i                                            Im  Mittel  .    .    . 

iCKjiri 

10368 

l'OGOi; 

Von  der  Eigenschaft  des  Hobces,  bei  VVasserauf nähme  zu  quellen,  macht 
|ian  Gebrauch,   um  krumm  gewordene  Breiter  und  Bohlen  wieder  gerade  zu 
^hitn^  imjem    man    sie  auf  der  concaven  Seite  annässi,    um  Steine  mittelst 
aoUkeile  zu  sprengen  (siehe  §  6^i),  indem  man  die  Keile  stark  trocknet  und 
*<^h  tiem    Einsetzen    ins   Gestein    mit    Wasser   tränkt,    um    Fassdauben    m 
nmen,   indem    man    dieselben   auf  der    einen  Seite   annässt    tmd  auf  der 
ö^gegengcsetzteti,  nach  welcher  sie  sich  krümmeii  sollen,   über  einem  Feuer 
^ünrit,    um  Risse    und  Sprünge    zu    srhliessen.  um  eingeschlagene  Zimmcr- 
•mus^eichen  und  sonstige    mechanische  Eindrücke    verschwinden    zu    lassen 

Empfehlenswerthe   Mittel    gegen    das    Quellen    findet    man    im 
151 

§  114,  Farbe, 

Die  Farbe  der  Hölzer  ist  eine  sehr  mannigfache,  denn  es  kommen  bei 

linen  fajst  alle  Abstufungen  von  Grün,  Gelb,  Braun,  Roth  und  Schwarz  vor; 

wird    durch    Einlagerungen    von    Farbstoffen,    Harz  u.  s.  w.  in  Zellwände 

fifl  Saftraum  hervorgerufen;  die  chemisch  reine  Holzfaser  ist  farblos.  Obwohl 

•'l**  Holsuirt  eine  mehr  oder  weniger  charakteristische  Farbe  besitzt,  so  dass 

r^  icn  Holzarten  meist  schon  durch  sie  gut  von  einander  unterschieden 

ufinen,    so    bewirken    <]och    mancherlei  Umstände  verschiedene  Ab- 

^chungcn.    Zunächst  wird  die  Farbe  vom  Wassergehalt  beeinflusst,  denn 

nc»  HoU  besitzt  eine  andere  Farbe  (Grünholzfarbe)    als  lufttrockenes,  ge- 

»t»   Hob  eine   andere    als   ungeflosstes,    sodann    von    der    Einwirkung 

P«f  Almosiiharenluft  und  des  Sonnenlichtes,  die  bei  manchen  Hökern 

Veitx   kurze    Zeit    nach  dem   Fällen  eine  Farbenveränderung  hen^orruft;    so 

^  B.  irird  das  fleischrothe  Erlenholz,  wenn  es  nur  etwa  30  Minuten  lang  der 

tft  ansgcsctzt  ist,   tief  gclbroth   und  <las  bräunlichgelbe  Eschenhok  violett. 

tielcn  Fällen    findet   ein    Nachdunkeln   des   Holzes   statt;   die  feuerrothe, 


318 


Erster  Theil.  Die  Hauptatoffc. 


ins  Gelbliche  spielende  Farbe  den  Mahagoniholzes    wird    im    Laufe    der  Zeit] 
unter    dem    Einfiuss    der    Luft   imd    des    lichtes  schwarzbraun ;    Tannenholz- 
fussboden  w^ird  grau,  ebenso  ein  Tannenholz-Schindeldach;  die  an  den  Aussen- j 
seilen    von    Gebäuden     verblendeten    Nadelhölzer    nehmen    in     regenreichen 
Gegenden  eine  tief  rothbraunc  Farbe  an,  u.  s,  w.     Ferner   ist    die  Farbe  ab- 
hänf(ig    vom    Aller    des    Baumes»    denn    das    Hol/,    älterer  Stämme   ist  gc*\ 
wohnlich  dunkler  als  das  jünf^^crer.     Auch    der    Standort    und    das    Klima 
beeinrtnssen  die  Farbe :  ein   fetter  Boden  Hefert  meistens  dunkles,  ein  magerer 
helles  Holz ;  ein  im  geschlossenen  Revier  stehender  Baum  besitzt  gewöhnlich 
ein  dunkleres  Holz  als  ein  im  freien  Stand    gewachsener   derselben  Art;  m 
^gemässigten    und    kalten    Klima   gediehene    HöUer   haben  in  der  Regel  eine 
matte  und  ziemlich  unbestimmte  Farbe,  die  Höker  der  Tropen  dagegen  eine 
sehr    schöne    und    lebhafte,  u.  s.   w.     Auch    die    Holzbestandtheile  eines  und 
desselben  Baumes    zeigen    oftmals    eine   verschiedene    Farbe,    denn    bei  zahl* 
reichen     stärkeren    Stämmen    (Kemholzbaumenl    ist    der    Kern    dunkler   aU 
der  Splint. 

Die  Farbe  ist  nicht  nur  ein  gutes  Unterscheidungsmerkmal  der  einzelnen 
Holzarten,  sondern  auch  ein  charakteristisches  Erkennungszeichen  für  (üc 
<JQte  des  Holzes.  Im  Allgemeinen  deutet  eitie  frische,  lebhafte  und  gleicb^ 
massige  Farbe  auf  eine  gute  Beschaffenheit  des  Holzes  hin  und  es  gilt  eine 
kupfergrtinc,  dunkle  Farbe  in  Form  kleiner  Flecken  in  der  Nähe  des  Marke» 
(z.  B.  beim  Ahorn)  oder  am  Kenium  fange  (z.  B.  bei  der  Llmei  als  cm 
Zeichen  vorhandener  Zersetzung,  eine  rothe  bis  braune  Farbe  oft  als  da 
Zeichen  von  Rothfäule,  eine  wcissliche  Farbe  meistens  als  ein  Zeichen  von 
\\'eissfäule,  eine  fahle  Farbe  als  ein  Zeichen  eines  aligcstorbenen,  eine  ms 
Bläuliche  spielende  als  ein  Zeichen  eines  erstickten  Baumes  u.  s,  w. 

Beim  Fliehen  holz  gilt  eine  gelblichweisse,  bräunlichgelbe  oder  röthlich« 
braune  Farbe  mit  einem  Stich  ins  Grüne  als  ein  Zeichen  der  Güte^  wenn 
zugleich  der  Kern  schnell  ablTOcknct,  eine  unfreundliche  braune  GriinhoU- 
färbe  als  Zeichen  eines  w^eniger  guten  Holzes,  eine  bläulichrothe  Farbe  ai> 
Zeichen  eines  schlechten  Holzes  und  eine  rothblaue  F"arbe  als  Zeichen  einö 
für  technische  Zwecke  völlig  unbrauchbaren   Holzes, 

Fichen-,  Weissbuchen-,  Edelkastanien-  u,  s.  w.  Holz  wird  bei  Bcrührutif 
mit  Eisen  (einer  Säge  oder  Axt^  ganz  schwarz. 

In  den  §§  1 17  —140  sind  bei  iicn  einzelnen  Holzarten  die  charakte- 
ristischen Färbungen  angegeben. 


§  115.  Glanz,  Durchsichtigkeit,  Geruch. 

Spaltet  man  Holz  in  der  Richtung  des  Halbmessers,  so  erhält  man  W 
vielen  Holzarten  mehr  oder  minder  stark  glänzende  Flächen  (sogenannt  I 
Spiegelflächen,  weil  sie  das  einfallende  lacht  spiegelartig  reflectiren)»  *lfff'* 
Glanz  durch  Glatthobeln  und  Poliren  oft  noch  erheblich  vergrössert  werdet 
kann.  BesoTidcrs  schöne  SpicgclHächcn  besitzen  Ahorn  und  Esche;  wcrilcn 
die  Spaltflächen  dieser  Hölzer  gehobelt  und  polirti  so  erhalten  sie  ei«^ 
seidenstotfartigen  Glanz  und  erscheinen  moireeartig  gewässert.  Schon  glinici^" 
sind  auch  die  radialen  SpaltHächcn  der  Akazie,  Edelkastanie,  Espe,  Kic^*^' 
Kiefer,  Lärche,  Fai^pel  und  Ulme;  einen  dem  Scidenstofl'  ähnlichen  Gla^^ 
zeigen  auch  die  Spiegelflächen  der  Pappeln. 


Drittes  Capitcl.  Die  Hol /.er. 


31» 


Bei  manchen  Holzarten  besitzt  nicht  die  ganze  Spakfläche  Glanz,  sondern 
iflänjteii  nur  die  auf  der  Siialtflärhe  erstheinenden  Markstrahlen  und  besonders, 
^cnu  sie  verhäUnissmassig  grosse  Bänder  bilden ;  so  z.  B.  zeigt  die  Roth- 
uchc  auf  dem  Radialschnitt  bei  unter  gewissem  Winkel  einfallendem  Lichte 
'  izende  Streifen  von  brauner  Farbe,  In  anderen  Fällen  ist  ein  Durch- 
11  der  ganzen  Holzmasse  zu  beobachten,  wie  z.  B.  beim  Götterbaum 
Mimi/ius  gianduhsa)^  dessen  Holz  messingartig  glänzt 

Ferner  zeigen  die  meisten  Hölzer  in  grünem  (saftreichen)  Zustande, 
der  wenn  sie  mit  Wasser  getränkt  werden  (Kiefernholz  auch,  wenn  es  sehr 
«reich  ist)  ein  ziemlich  starkes  Durchscheinen.  Aber  auch  trockenes 
?oU  besltÄt  diese  Eigenschaft  in  einem  höheren  Grade,  als  man  gewöhnlich 
imimmi,  denn  beispielsweise  schimmert  das  Licht  einer  Kerze  noch  durch 
fint!  lingerdickc  Scheibe  aus  Fichtenhirriholz  roth  durch,  wenn  man  die  Kerze 
wncm  gewiiisen  Abstände  voii  der  Holzscheibe  aufstellt  (Siehe  Gottgel  reu, 

Grünes»    frisches   Holz   besitzt   häufig   auch    einen    mehr    oder  weniger 

^m,  ganz  eigenthümlichen  Geruch,    welcher   nur    von    gewissen    Inhalts- 

Koffen  der  Holzzellen,  z.  B.  von  den  Harzen,    Balsamen,  GcrbstofTen  u.  s,  w, 

(firuhri,   tb    die   chemisch    reine    Holzfaser    vollständig    geruchlos    ist,    und 

Ifrichcr  oftmals    ganz    beim    Trocknen,    beziehungsweise  Dörren    des  Holzes 

J^TSchwindct     So  z*  B,  riecht  das  Nadelholz  nach  Harz  und  Terpentin,  der 

dkcnsbaum  {Thuja)  nach    Kampher,   die  Weichselkirsche  nach  Waldmeister 

MJWöfi«)^    das    Eichenholz    nach    (ierbsäure,    da.s    Balsam-Pappelholz    nach 

icrhtem  Leder  u.  s.  w. 

Man  kann  nach  der  Stärke  und  dem  Charakter  des  Geruches  mitunter 
ft't  HolzVieschaftenheit    beurtheilen,    denn    gutes    Eichenholz    besitzt    (nach 
ring)  einen  sehr  starken  Geruch  und  das  Hobt  eines  auf  magerem   Boden 
"f&rh&cnen  Stammes  einen  dumpfen  und  stockigen  u.  s.  w. 


IIH.  W  ärmeeffect,  Brennbarkeit,  Verdampfungsfähigkeit,  Wärme- 
lei tungs  vermögen. 

Der  Vollständigkeit  halber  lassen  wir  noch  einige  kurze  Angaben  über 
|K'  in  der  Ueberschrift  aufgeführten  Eigenschaften  der  Hölzer  folgen. 

linier  Wärmeeinheit  oder  Calorie  versteht  man  die  Wärmemenge, 
Wthc  1  kg  Wasser  von  0**  auf  PC  erwärmt,  und  unter  specifischer 
^irme  eines  Körpers  die  Anzahl  Wärmeeinheiten,  welche  die  Temperatur 
^"^  \  kg  dieses  Koq^ers  um  l'*C,  zu  erhöhen  vermag.  Setzt  man  die  speci- 
K<^he  Harme  des  \\  assers  =^  1,  so  ist  die  der  Laubholzer  im  Mittel  0'565 
M  die  ricr  Natlelhölzer  im  Mittel  01550  (z.  B.  beim  Eichenhok  ^^  0'57Ö 
beim  Tannenholz  =  0'ß54.) 

I)cr  absolute  Wärmeeffect  oder  die  Brennkrafl,  d.  h.  die  Anzahl 
•Kalorien,    welche   von   1  kg  Brennstoff   bei    seiner    Verbrennung   erzeugt 
"^«^oi,   wurde    von    Petersen    und  Schädler    für    versehiedcne    Holzarten 
zieren  chemischer  Zusammensetzung  berechnet;    sie  erhielten  hierbei  fol- 

ViVidH-: 
'^  .4263  Calorien         Erle  IL55  Calorien 

.4142  EscIk  \\V^ 

4140  Fichte.  l3i)T         > 


880 


Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffe, 


Linde 4307  Calorien         LUme .4355  Qilorien 

Pappel.  _ 4252         »  Weide  ...,..,  .4200 

Rothbuche  .  ,  .  .4045         »  Weissbuche.  . .  ,4l0<j 

Tanne .4258         » 

Zieht  man  aus  diesen  Werthen  das  arithmetische  Mittel,  so  eiMlt  i 
4200  Calorien;  andere  fanden  im  Mittel  nur  3Ö00  Calorien, 

Der  pyrome  tri  sehe  Wärmeeffect,  d.  h.  die  beim  Verbrennen  eine 
Brennstoffes  bei  einer  Anfangstemperatur  von  0**  erzeugte  Temperatur»  ifi 
beim  Holze  von  der  Trockenheit  und  der  Härte  desselben  abhängig,  denn  | 
trockener  ein  Brennstofif  ist,  umso  weniger  treten  WärmeverUiste  durch  Damp^ 
bildung  ein,  und  je  compacter  er  ist,  umso  mehr  kann  man  von  ihm  i 
demselben  Räume  verbrennen.  Der  Hitzegrad  hängt  aber  auch  von  da 
Menge  der  zugeführten  Luft  und  der  Temperatur  derselben  ab,  denn  es  wir* 
durch  Ueberschuss  an  Luft  sehr  viel  Wärme  fortgeführt  und  bei  unvollstäf 
diger  Verbrennung  (wenn  nämlich  nur  etwa  die  Hälfte  des  Kohlenstoffe 
in  Kohlensäure,  die  andere  in  Kohlenoxyd  venvandelt  wird)  eine  höher 
Temperatur  erzeugt,  auch  durch  dem  Verb rennungs räum  /ugeführte  erhitzt 
Luft.  Erfolgt  die  Verbrennung  des  Holzes  unter  Zuführung  einer  geratL 
zur  vollständigen  Verbrennung  ausreichenden  Luftmenge  (sogenannten  thcc 
retischen  Luft  menge),  welche  nach  Fielet  beim  vollkommen  trockenem 
Holze  6*07  w^  und  beim  lufttrockenen  4*05/«'  pro  1kg  Brennstoff  beltäg^ 
so  ist  der  pyrometrische  Wärmeeffect  beim  wasserfreien  Hob  1660'^  C  uni 
bei  Holz  mit  20**^  Wasser  L^2U^'C;  wird  aber  dem  Verbrennungsraum,  un 
eine  innigere  Vermischung  der  Luft  mit  den  Verbrennungsgasen  zu  erzielen 
eine  Luftmenge  gleich  der  doppelten  theoretischen  zugeführt,  w\c  dies  it 
der  Praxis  meistens  geschieht»  so  ent^n'ckelt  das  gedörrte  Hfilz  nur  1200 
und  das  lufttrockene  nur  1150'^  C 

Die  Brennbarkeit  (Entzündbarkeil)  ist  abhängig  von  der  Porci 
sität  und  dem  Wasserstoffgehalt  und  beim  weichen,  besonders  harzreichci 
Holz  (z.  B.  Kicfemhol/j  grösser  als  beim  harten  und  schweren;  die  Flamm 
barkeit  (d.  h.  die  Fähigkeit  mit  mehr  oder  weniger  grosser  Flamme  z( 
verbrennen)  hängt  ab  von  der  Entwicklung  brennbarer  Gase  und  Da; 
und  demnach  von  dem  Gehalt  an  freiem  (überschüssigen)  AV  asserstoff. 

Die   Verdampfungsfähigkeit    ermittelte   Brix    fiir     \  m^   Holl 
mittlerem  Wassergehalt  zu  1340 — llhi}  lg  Wasser  von  0^  und  zwar: 

beim  BirkenhoU ,  zu   1560  J^g 

?      Eichenhok  1 750  • 

:       Erlenholz  1340  » 

»      Kiefernholz ,  äu   14;iü  -1660  » 

>      Rothbuchenholz zu   \i)\K)  > 

VVeissbuchenhoU . ,  1700  - 

\m    Durchschnitt    kann    man    thc    m    iler    Fraxis    zu    erzielende 
dampfungskraft   zu    10"2  i'g  bei    1  Jl:g  haritcichcm    und    zu  \H]  kg   beij 
gewöhnlichem  Holze  annehmen. 

Die  Wärmeleitungsfähigkcit    des    Holzes    ist    eine  geringe; 
nach  Professor   Knoblauch -Halle   in   Richtung   der   Fasern    grösser 
der  Querrichtung  und  beträgt  z.  B.  beim  Kiefernholz   längs  0*C*22 
(HXJr»6. 


Die  wichtigsten  Holzarten  und  ihre  zweckmässigste  Verwendung 


§  117.  Eiche. 
Die  Eiche    ist    ein    Kerüholzbaum.     llire  wichtigsten  Arten  sirul  ful- 


gt3ide! 


tft  Stiel«  oder  Sommereiche  {Quenux  ptdunculata  EhrhX 

Kennjseichen:  oberseits  dunkelgrüne,  unterseits  blaulichgiiine,  meistens 

-verkehrt -ei  form  ige,  bucht  ig  gelappte,    kahle  Blätter,  welche  an  Stielen 

deren   I-änge  die  halbe  Breite  des  BlattgnuHles  nicht   erreicht;    männ- 

hellgrüne,  fadenförmig  längliche,  büschelweise  am  Ende  vorjähriger  Triebe 

de  Blüthen,    und    lockere,   gestreckte,    weibliche,    einzeln  ofler  zu  2^ — ^3 

enstehende,  anOrw/  la? igen  Stielen  sitzende  Kätzchen;  lünglich-eifönnige^ 

rmige,  von  kurzen  Bechern  umschlossene,  Ende  October  reif  werdende 

ichte  (Eicheirvi  an  langen  und  *licken  Stielen  und  gewöhnlich  zu  2 — o  bei- 

e«;    rÖthUchei»,    gelblich-    bis    schwärzlich-braunes    Kernholz,    hellgelbes 

uthoU,  grosse  Poren  im  Fnihjahrsholz  und  glänzentle,  breite  Markstrahlen ; 

toe  an  (ierbsäure  reiche  Rinde. 

Vorkommen:  in  fast  ganz  Europa,  bis  zum  55.  Grad  nördlicher  Breite, 
ich  in  Niedeningeri,   Kliissauen  und  irn  Hügelgelände.  Die  Sommer- 
eiht  am  besten  auf  einem  sandigen,  mit  Dammenle  und  Lehm  ver- 
hten  Boden  und  bildet  an  manchen  grösseren  Flüssen  (z.  B.  an  der  Klbe 
Donau)  herrliche,  zum  Theil  noch  im  Urzustände   sich  befindende  W'al- 
^ungcii,  kommt  aber  aurh  vereinzelt  in  anderen  Wäldern  vor. 

Aller   der   Reife-    IGO— 200  Jahre.     Höhe:  bis  zu  A\S  m,     Durch- 
tiscr:  bis  zu  ä  w. 

Abarten:    Pyramidenciche    {Q.  pyramidalh   Gmd\    im  Wüchse  der 
hen    Pappel    ähnelnd;    Trauereiche    {Q,  pendula  Hosi)   mit  herab- 
ctulen,  dünnen  Zweigen. 
h)  Traubea-,  Winter-    oder    Steineiche    {Quercus    sessißara    Sm,    oder 

Kennzeichen:  oberseits  dunkelgrüne,  unterseits  hellgrüne  bis  gelblichep 
tkehrt  eiförmige,    buchtig   gelappte    Blätter,    welche    auf   der    unteren  Seite 
^^^l  mit  w*eichen,  später  mit  kurzen,  strafiTanliegcnden  Härchen  besetzt  sinil 
^l  *echÄeIweise  auf  Stielen  sitzen,    deren    Länge   grösser   ist    als  die  halbe 
ite  des    BiaUgrundes;   männliche,   zu  2—1   zusammenstehende,   mehr   als 
lange»  herabhängende,  gelbe  Kätzchen  und  weibliche,  gedrungene,  purpur- 
Oihc   Knospen    bildende,    dicht    an    den    Blattwinkeln    sitzende    Blüthen ;    im 
irbüt  meijitens  volistäntiig    reife,    kurze,    mehr    runde   als    eiförmige  Eicheln 
2 — 4,  auch  (5—12  traubenförmig  an  sehr  kurzen  Stielen  sitzend ;  eine  bei 
Stämmen  und  an  den  Zweigen  hellgrüne,  bei  dickeren  Bäumen  gräuliche, 
rdtldichb raune  und  bei  sehr  alten  Stämmen  mit  einer  starken,  tiefrissigen 
bedeckte   Rinde;   rostgelbes,   poröses,   brüchiges   Holz^   das   nicht   so 
aber   härter    als    das    der   Sommereiche   ist    (daher   der  Name:    Stein- 
«) 

Vork om m<?n :   fast  nur  in  Mitteleuropa  (bis  zum  02*  Grad  nördh'cher  Breitc\ 
Elienen  inler  noch  mehr  in  (iel«irgen,  jedoch  in  Deutschland  tvicht  höher 
A  etwa    tiöO  m   über  dem   Meeresspiegel     Die  Traubeneiche    liebt    einen 


S32 


Erster  Thcil.  Die  Hatiplstoffe. 


trockenen,    festen,    aber   ziemlich    fruchtbaren    Boden  und  gedeiht  am  besten 
auf  einem  mit  Lehm  vermischten  Sandboden. 

Alter  der  Reife:  2CM>  — 250  Jahre.  Höhe:  bis  60  m,  Durch- 
messer: bis  Th  f/L 

e)  Weichhaarige  oder  Fil zeiche  {Q.  pubescens  Willd,)  mit  der  Trauben- 
eiche nahe  verwandt, 

Kennzeichen:  kurzgesticUe,  verkehrt  eiförmige,  buchtig  gelappte,  im 
Frühjahr  sammctartig  filzige,  später  unterseits  tlaumige  oder  zuletzt  kahle, 
fast  lederartige  Blätter  und  kargestielte,  zu  2 — 3  beisammen  stehende  Eicheln, 
sehr  brüchiges  und  lockeres  Holz. 

Vorkommen:  besonders  im  Süden  Europas,  vereinzelt  auch  in  Mittd- 
deutschland,  Niederösterrcith,  Böhmen,  > fähren  u.  s.  w, 

(f)  Genaeine  ImmergrQneiche  oder  eigentliche  Steineiche,  auch  Stcch- 
cichc  {Quer*  US  Hex  L). 

Kennzeichen:  10 — 20  ^w  hoher  Strauch  oder  Baum  mit  eiförmiger 
Krone  und  immergrünen,  kleinen,  elliptischen  oder  eirunden,  stark  gewellten, 
ungetheilten,  zugespitzten,  ganzrandigen  oder  domig  gezähnten  Blättern,  sowie 
mit  kleinen,  eiförmigen,  sehr  kurz  gestielten  essbaren  Eicheln.  Das  Holz  ist 
sehr  schwer  und  hart  (das  schwerste  und  härteste  Eichenholz  Europas!), 
elastisch  imd  nicht  leicht  faulend. 

Vorkommen:  in  allen  Mittelmeerländern.  Durchmesser  bis  30  cm. 

e)  Zerreiche,  österreichische  oder  burgundische  Eiche  {Q.  cerris  L.)* 

Kennzeichen:  verkehrt  eiförmige  oder  längliche,  buchtige  oder  fieder- 
spaldge,  flaumige  oder  unlerseits  graufilzige,  stachclspilzlappige  Blätter  und 
fadenförmige  Nebenblätter ;  grosse,  längliche,  in  halbrunden,  stachelig-schuppigen 
Bccheni  sitzentle  Eicheln;  dicke,  schwärzliche,  gerbsäurereiche  Rinde,  schlanker 
^\\ich.s;  sehr  hartes^  dickes  uufl  festes  Holz  (iron  oak), 

Vorkommen:  auf  waliligen  Gebirgen  der  Schweiz,  in  Südtirol,  Nieder- 
österreich, Untersteiermark,  Krain,  Ungarn,  im  Littorale,  in  Italien,  Spanien, 
Frankreich  und  auch  im  Orient.  Die  Zerreiche  bildet  im  ungarischen  Hügd- 
lande  sowie  am  nordwestlichen  Rande  des  Jura  reine  Bestände. 

/]  Galläpfelcichc  {Q,  infutona  Oliv,)\  6 — 20  m  hoher  Baum  oder 
Strauch  m  Portugal,  Mittel-  oder  Südspanien,  Griechenland,  in  der  Türkei, 
in  Kleinasien,   Persien,  Nordafnka  u.  s.  w.   Liefert  Galläpfel 

g)  Kermes-  oder  Scharlacheiche  i:^^.  cocdferra  Z.);  medrige,  strauch- 
artige Fliehe  mit  kleinen,  eimnden,  unzertheilten,  dornig  gezähnten,  sehr  kurt 
gestielten,  immergrünen  Blättern  und  kurzen,  aber  dicken  und  grossen  Eicheln. 
Sic  dient  der  Kcrmesschildlaus  als  Nahrung  (vergl  §  25ti) ;  ihre  Heimat  sind 
die  Länder  am  Mittelmeere.  —  Es  giebt  auch  eine  amerikanische  Schar- 
lacheiche ((?.  toctitua  L\  deren  Holz  von  Kanada  aus  vielfach  versendet  wird. 

A'i  Rotheichc  {Q.  rubra  L,). 

Kennzeichen:  verkehrt  eirunde,  kahle,  schwach  eingeschnittene,  untcr- 
seits  hellgrüne,  im  Herbste  blutrothe  Blätter, 

Vorkommen:  in  Nordamerika;  in  Europa  (namentlich  in  Deutschland) 
hier  und  da  in  Wäldern  angepflanzt. 

Alter  der  Reife:  120  150  Jahre  (die  Rotheiche  ist  also  schnell* 
wüchsig).     H  ö  h  f :  bis  25  w.     Durchmesser:  bis  etwa  1  *0  m, 

i)  Lcbenseiche  {Q.  vireus  L.)\  in  Nordamerika  heimisch,  dortsdbst  am 
meisten  geschätzt  und  sehr  viel  als  Bau-  und  Nutzholz  verwendet. 


Drines  Capitcl.  Die  Höker. 


aoa 


k)  Sumpfeiche,  mit  kleinen^  laug Uch-verkehrt-eiförm igen,  in  den  Ader- 
Achsen  bärtigen,  tieffiederspaltigen,  im  Herbste  scharlachrothen  Blättern; 
Nordamerika  wachsend,  in  Europa  auch  vereinzelt  in  Parkanlagen  vor- 
liommend. 

/)  Kastanieneiche  (^.  prinus  Z.),  mit  vielnervigen,  geschweift  gezähnten 
BUttcni  und  mit  rostgelbem,  porösem,  ;sähem,  festem  und  dauerhaftem  Holz. 
iSic  bildet  in  Nordamerika  grosse  \S'älder,  Alter  der  Reife:  dO — ^llK)  Jahre, 
iohe:  bis  24  m.  Durchmesser:  bis  90  tw. 

m)  Grossfrüchttge  Eiche   {Q.  macroearpa  Mchx,)   mit   ungleich   fieder- 
Jjoltigen   Blättern  und  etwa  5  an  langen  Eichehh  Heimat :  Nordamerika, 
n)  Weisseicbe  {Q.  alba  L.\ 

Kennzeichen:  stumpflappige»  auf  der  Unterseite  weiss  flaumige,  im 
Ücrbte  sich  violett  färbende  Blätter,  weisse  Rinde,  weisses,  schwammiges  Holz, 
Vorkommen:  Die  Weisseiche  bildet  in  Nordamerika  umfangreiche 
Waldungen  und  erreicht  eine  Höhe  bis  ca.  25  w;  eine  andere  Art,  deren 
Hob  viel  xum  Bootbau  verwendet  wird  und  nur  5 — 6  vi  Höhe  erreicht, 
»achst  auf  der  Norfolkinsel 

6)  Färbereichc  {Q.  titutoria    Willd.), 

Rennzeichen:  Länglich-verkehrt-eiförmige,  auf  der  Unterseite  hellgriine» 
l%«chhaarige,  schwach  ausgeschweifte  untl  gezähnelte  Blätter, 
Vorkommen:  in  Nordamerika. 

Bemerkung.  Die  Färbereiche  giebt  die  beste  Lohe;  ihre  unter  dem 
pamen  Quercitron  (vergl.  255,  9)  in  den  Handel  kommende  Rinde  wird 
liuui  Gelbfärben  benutzt» 

p)  Korkeiche  {Q.  suber  L.), 

Kennzeichen:  kleine,  ei  rund- längliche,  unzertheilte,  gesägte,  sehr  kurjE 
licllc,  immergrüne  Blätter;  kurz  gestielte,  lange  Eicheln;  dicke^  schwammige 
feinde  mit  itahlreichen  und  tiefen  Rissen;  sehr  festes  Holz. 

Vorkommen:   in   den  Mittelmeerländem.    Höhe:    bis   12  w,    Durch- 
öeucr;  bis  ^  cm, 

Bemerkung.    Liefert  den  Kork,  welcher  alle  H^IO  Jahre  bis  auf  die 
^ikstschicht  abgeschält  werden  kann.  Es  giebt  eine  westeuropäische  Kork- 
richc  {Q.  ocadeniaiis  Gay)j  welche  im  westlichen  Frankreich,  in  Nordspanieij 
Jund  iu  Portugal  wächst,  u.  s>  w. 

Verwendimg  des  Eichenholzes,  Das  sehr  schwere,  harte,  feste,  zähe, 
WjiMcr  fast  unverwüstliche,  im  Trockenen  ungemein  lange  haltbare,  aber 
ch  im  Wechsel  von  Trockenheit  und  Nässe  recht  dauerhafte,  polirbare 
/  gilt,  wenn  unttT  günstigen  Verhältnissen  und  im  freien  Stande 
itsen,  als  das  beste  Bauholz.  Wegen  seiner  grossen  Tragfähigkeit 
lUüüUt  man  es  hauptsächlich  zu  Streben,  Ständern  und  Hängesäulen,  wegen 
iiier  ausscrordentUch  hohen  Dauerhaftigkeit  unter  Wasser  zu  Constructions- 
älen  fiir  den  Erd-  und  Wasserbau,  für  Schiffbauten,  zur  Herstellung  von 
™Ä55crrä<!em,  Fassen»,  Bottichen,  ferner  im  Maschinenbau  z.  B.  zu  \VeUen, 
btiia.  oder  Karomräderkränzen,  zu  Tischlerarbeiten  (Möbeln,  Parkettfuss- 
^«V  Treppenstufen,  Thüren  und  Fenstern,  Lattcibretteni  u.  s,  w.),  zu 
J^tweilen  bei  Fachwerksbauten,  zu  Fournieren,  Dachschindeln,  Eisenbahn- 
fWcHcn  IL  s.  w,,  endhch  als  Brenn-  und  Kohlholz.  Seine  Rinde  dient  zum 
tcrtcn  von  Fellen,  seine  Frucht  zur  Schweinemast  und  geröstet  als  Kaffee* 
uiTDgsit,  i«eitie  Korkschicht  zur  Herstellung  von  Fla^chensiöpsehi,  Korksteinen, 


Erster  TliciL  Die  HaupUloffe, 

Linoleum  u,  s.  w.    Weniger  geeignet  ist  es  fiir  Unterzüge  und  weitgesprengte? 
Balkenlagen  wegen  seines  hohen  specifischen  Gewichtes»  auch  nicht  zu  Brunnen—» 
und  AV'asserleitungsröhren,   weil   es    dem    \Vasser   einen    eigen thümlichen  Bei- 
geschmack verleiht.  Eichenholz  besitzt  auch  den  Nachtheil,   dass  es  mit  ihm 
eng   verbundene  Eisen theile    (z,  B.  Bolzen)    schnell   zum   Rosten  bringt   und 
dann    in    seinen    das    Eisen    umschliessenden   Theüen    mürbe   wird.    Um    ein 
Reissen  und  Werfen  des  Eichenholzes  nach  Möglichkeit  zu  verhüten,  ist  eine  \ 
lange  AiLstrockoung  des  Holzes  vor  seiner  Verwendung  nothwendig* 

Eichensplintholz  ist  für  technische  Zwecke  unbrauchbar^  weil  es  sehr 
weich  ist  und  vom  Wurmfrass  leicht  befallen  wird, 

Erstclassiges  Eichenholz  ist  solches  mit  mittelbreiten,  gleichmässigen 
Jahresringen,  feinen  Poren,  gleichmassiger,  mehr  heller  wie  dunkler  Farbe 
und  langen  Fasern. 


US-      j 


§   118.  Erle  (Euer,  Else). 

Die  Erle  ist  ein  Splintholz  bäum.  Man  kennt  von  ihr  bis  jetzt  14  A 
deren  w^ichtigsten  die  folgenden  sind : 

a)  Gemeine  Erle,  Schwarzcde,  Rothcrle  {Ahns  gluitnosa   Gaertn, 

Kennzeichen:  oberseits  glänzend  dunkelgrüne,  nntcrseits  matt 
grüne,  rundhche  oder  rundlich-verkehrt-eiförmige,  meist  gestutzte  oder  aus 
gerandete,  am  Grunde  ganzrandige,  oberseits  klebrige  und  kahle,  unterseil 
in  den  Aderwinkeln  braunbärtige,  sonst  gleichfalls  kahle  Blätter;  gestielt 
stiunpfe,  röthliche  Knospen  und  violettbraune,  b — J]  cm  lange  Kätzchen ; 
weiblichen  Kätzchen  verwandeln  sich  nach  der  Blüthezeit  in  10—13  mm  lange, 
eiförmige,  mit  verkehrt-eiförmigen  2^3  mm  langen  Nüsschen  (Samen)  an- 
gefüllte iintl  mit  klebrigem,  goldgelbem  Wachsharz  überzogene,  holzige  Zapfen; 
eine  in  der  Jugend  dunkelolivgrüne,  regelmassig  w^eissdrüsig  punktirte.  glatte, 
später  dunkeigraubraune,  fast  schwarze  imd  im  Alter  rissige,  sich  tafelförmig 
ablösende,  durch  Schorfmoose  weisslich  getleckte  Rinde;  unbehaarte,  in  der 
Jugend  klebrige  Zweige;  grobfaseriges,  weiches,  im  nicht  zu  hohen  Alter 
leichtspaltiges,  leichtbrüchiges,  frisch  gefällt  röthlichweisses,  an  der  Luft  jedodi 
bald  orangegelb  und  röther  werdendes  Holz  mit  breiten  Jahresringen, 
reichen  Markstrahlcn  und  ziemlich  grossen  braunen  Spiegeln. 

Vo  r  k  o  m  m  e  n  :  in  ganz  Europa  bis  zum  60*  Grad  nördl.  Breite,  namentlich  in 
Schleswig- Holstein,  Hannover,  Ost-  und  Westpreussen  u,  s,  w. ;  die  Erle  st 
im  Harz  bis  »500  m,  in  den  Südalpen  bis  1200  w  (vereinzelt  auch  bis  1300 
in  Norwegen  jedoch  nur  bis  300  m  hoch  über  den  Meeresspiegel  und  w^äcl 
auch  im  nördlichen  Afrika   und  Asien.    Sie    liebt    einen    feuchten,    moorij 
oder  sumpfigen  Boden  und  findet  sich  an  Bächen  und  Flüssen^  Teichen 
auf  nassen  Wiesen  ^^Erlenbruch)» 

Alter  der  Reife:    00  Jahre.    Höhe:   im    Alter  von    40 — 50  Jahren 
20-^25  m.  Durchmesser:  bis  ci rca  65  cm, 

h)  Wcjsserlc,  Grauerle,  nordische  Eric  (Ainus  incana  DC), 

Kennzeichen:    eifürmig-limgltche,    spitze    oder    kurz    zugespitzte, 
Grunde  abgerundete,   ganzrandige.  im  ürbrigen  scharf  einfach   oder    dop; 
gesägte,  nicht  klebrige^  oberseits  dunkelgrüne  und  kahle,  unterseits  blaug] 
meist  kurzhaarige  oder  fast  filzige,  später  mitunter  kahle  Blätter,  gewöhnlich  ol 
Haarbüschel  in  den  Adcrwinkeln ;    Zapfen  höchstens  1  cm  lang ;    Rinde  grau 


Dritte«  Capitel.  Die  HoUer. 


0 


und  glaii,  im  Alter  jedoch  etwas  rissig ;  Zweige  niemals  klebrig ;  Holz  stärker 

glänzend   als    das    der   SchwarzerlCp   heller,   bleigrau    oder   weisslich    gefärbt, 

feiner  und  dichter 

Vorkommen:  in  ganz  Europa,  namentlich  aber  in  Preussen,  Schweden, 

Finnland  und  Lappland  u.  s.  w\,  auch  in  West-»  Nord-  und  Ostasien»  Nord- 
I  amerika  u.  s.  w.  Die  Weisserle  liebt  einen  feuchten,   nicht  moorigen ^  leichten 

Boden  und  wächst  am  besten  an  den  Ufern  und  in  den  feuchten  Auen  der 
I  ^ebirgTibäche ;  man  fimlet  sie  noch  in  Höhen  von  1200  w  über  dem  Meeres- 
I  Spiegel 

Alter:  sehr  niedrig,  denn  die  Weisserle  geht  schon  im    SO.  Jahre  ein. 

Hohe:  bis  22  w.  Durchmesser:  bis  ÖO  cni. 

^)  Bastardcrie  {Alnus  puhtsctns   Tausch,) 

Diese,  eine  Abart  der  Schwarz-  und  Weisserle  darstellende  Erle  bildet 
<^nen  Grossstrauch,  kommt  im  Norden  Europas,  in  Deutschland,  0  est  erreich 
tL  s,  w.  vor  und  wird  auch  im  Kaukasus  angetroffen. 

d)  Grüncrle,  Alpeneric,  Birkeneric,  Drossel  {Ähus  viridis  DC  oder 
<!/«.  aipina   Borkh)^ 

Kennzeichen:  eiförmige,  spitze,  scharf  doppelt  gezähnte  oder  gesägte, 
leits    dunkelgrüne,   unterseits   hellgrüne,    kahle,   nur   an   den   Nervten    be* 
e,  anfan!4:s  klebrit^e   IJlätter;  weisses,  zähes,  ziemlich  hartes  Holz;  Gross- 
f«tiauch. 

Höhe:  2'ö — 5  ^w.  Durchmesser:   10— löcw. 

Vorkommen:  hauptsächlich  in  der  K ni eh olz regio n  der  Alpen,  wo  sie 
l*is  über  2t)00  m  Meereshöhe  steigt,  ferner  auf  der  nördlichen  Halbkugel  der 
^*fc  im  gemässigten  und  kalten  Klima,  jedoch  trifft  man  sie  in  Norddeutsch 
l»nd  vom  Harz  nordlich,  sowie  in  Schweden  und  Norwegen  nicht  an. 

Noch  zu  crw^ähnen  ist  die  Ahns  var,  imisa  mit  fiederspaltigen,  spitzlappigen 

nlj^tleni   und    die  A.  var,  lactniata^    eine  Abart    der  Schwarzerle,    mit    mehr- 

'*ppig  gespaltenen  Blätteni,   beide    in  Parkanlagen   häufig    anzutreffen,   sowie 

A^'^A.  iitfulaia^  welche  in  Nordamerika  heimisch  isL  und  in  Nordböhmen  im 

I  *tnrildcrtcn  Zustande  angetroffen  w^ird;  ihre  Blätter  sind  feingesägt. 

Verwendung  des  Erlenholzes.  Das  w  egen  seiner  grossen  Geschmeidig- 
*<^''l  leicht  und  gut  zu  bearbeitende,  schön  schw^arz  zu  beizende,  in  beständig 
i  'Puchtcm  Hoden  und  unter  Wasser  ausserordentlich  dauerhafte  und  im  Wasser 
,  "^Warz   und    steinhart    werdende,   in   der    Trockenheit    dagegen    leicht    dem 
^^unnfyass    unterworfene,    im    Wechsel    von   Trockenheit    und    Nässe    keine 
^I^Hbarkcit    I  -    Holz   der   Schwarzerle    eignet    sich    besonders    zu 

^»ninil.  und  \  itten,  zu  Brunnen-  und  Wasserleitungsröhren,  Viehtrögen, 

niwlXVdcn  in  Viehställcn  und  wird  auch  zu  Tischler-  und  Drechsl erarbeiten,  zw 
^^hiiitzwaaren  \jl.  B.  Holzschuhen),  zu  Foumicren,  weil  es  oft  gewässert  maserig 
^  VI  Möbeln,  weü  es  durch  Folireu  dem  Mahagoniholz  ähnlich  wird,  femer 
^^  Hcritenung  von  Cigarrenkisien,  in  der  Glasfabrikation  als  Formholz  zum 
Glitten  von  Tafelglas  u,  s.  w.  beimtzt.  Als  Brennholz  hat  die  Schwarzerle 
"Uf  einen  massigen  Werth;  seine  Rinde  dient  zum  Gerben  und  Färben  und 
»wicht  das  I.eder  kastanienbrann.  Das  Weisserlcnhv)!z  wird  hauptsächlich 
n»  TUchlcrarbeiten  verwendet 


^m 


Erster  TheiL  Die  HaupUtofTe. 


§   IHK  Esche. 

Die  Esche  ist  ein  Kernreifholzbaum;  man  findet  sie  auf  der  Erde 
in  etwa  30  Arten;  die  wichtigsten  derselben  sind: 

a)  Die  gemeine  oder  Edelesche  {Fraxinus  txcthior  Z.). 

Kennzeichen:  gegenständige,  unpaarig  gefiederte,  gestielte,  aus  7  hi» 
15  lanzettförmigen,  zugespitzten,  ungleich  scharf  gesägten,  dunkelgrünen  BLattchen 
zusammengesetzte  Blätter ;  dunkelschwarzbrayne  Knospen ;  getiügelte  Schliessi* 
fnjcht ;  Rinde  bis  zum  40,  Jahre  grünhchgrau  und  feinrissig,  im  höheren 
Alter  rauhborkig  mit  breiten  I^ngs-  und  scharfen  Querrissen;  Holz  in  der 
Jugend  gelblichweiss  oder  grauiveiss,  später  bräunlichgelb,  im  Kern  fast 
braun,  auch  gelbUch  geflammt,  im  schrägen  Anschnitt  gefiadert^  an  der  Wurzel 
dem  Olivenholz  ähnlich,  bunt  geflammt,  mit  breitem  Sphnt,  grosser  Mark- 
röhre, kaum  wahrnehmbaren»  05  mm  hohen  Markstrahlen,  breiten  Jahresringcti 
mit  feinporigem  Sommer-  und  grobporigem  Herbstholz,  schwier,  hart,  schwer- 
spaltig,  zähe,  elastisch,  seidenartig  glänzend,  fest  und  etwas  grobfaserig: 
schöner  schlanker  Stamm. 

Vorkommen:  in  fast  ganz  Europa  bis  zum  62.  Grad  nördl.  Breite  und 
im  Kaukasus.  Die  gemeine  Esche  gedeiht  am  besten  in  feuchten,  viel  Dammerde 
cnthahenden  Niederungen  und  Flussauen,  kommt  aber  auch  im  Gebirge  a:ut 
Höhen  bis  etwa  1200w  über  dem   Meeresspiegel  vor, 

Alter  der  Reife:  100— 120  Jahre.  Höhe:  bis  B2  w.  Durchmesser: 
bis  1*5  m. 

Verwendung.  Das  Eschenholz  lässt  sich  gut  bearbeiten  und  besitzt, 
wenn  es  im  Winter  gefällt,  sofort  geschnitten  und  getrocknet  wird,  eine 
grosse  Haltbarkeit,  auch  reisst  es  dann  nicht.  Im  Trockenen  ist  seine  Dauer- 
haftigkeit  im  Allgemeinen  eine  grosse,  in  der  Nässe  und  im  Wechsel  vou 
Trockenheit  und  Nässe  eine  geringe;  es  wird  leicht  vom  Wurmfrass  befalltftt 
Als  bestes  Eschenholz  gilt  das  ungarische,  sofern  der  Stamm  auf  steinigem 
Boden  gewachsen  ist  und  schön  gewundene  Fasern  besitzt.  Wegen  seiner 
grossen  Biegsamkeit  ist  es  zu  Constructionstheilen  wenig  tauglich  und  deshalb 
kein  eigentliches  Bauholz,  dagegen  eignet  es  sich  gut  zu  Tischler-,  Stell- 
macher- und  Drechslerarbeiten,  z.  B.  zur  Herstellung  von  Wagen,  Pflügen. 
Leitern,  Turngeräthen,  Rudern,  Lanzenschäften,  Peitschenstielen,  musikalischer» 
Instrumenten,  ferner  wegen  seiner  schönen  Maserung  zu  Foumieren,  sodan»  iu 
Werkzeug-  und  Maschinentheileo  u.  s.  w.  Als  Brennholz  steht  es  dem  Buchen- 
holz an  Güte  weit  nach.  Eschenrinde  dient  zum  Gerben  und  Gelbßlrben  vm 
Leder. 

Abarten:  h)  ein  fach  b  1  ä  t  tcri  gc  Esche  ( Fraxin  us  mon  ophyUa  Desf.  oder 
stmplici/öiia    Willd.)  mit  einfach  eiförmigen,  also  ungefiederten  Blättern. 

c)  Trauer-  oder  Hängeesche   {F,  var.  pmduh)  mit  herabhängenden  IJiWf 
trieben  und  Aesten. 

d)  Goldesche  {F.  var,  aurea)  mit  röthlichgelb  berindeten  Zweigen. 

e)  krausblättrige  Esche  {F.  var.  crispa)  mit  schwärzlichgriinen,  am 
Rande  gekräuselten  Fiederblättchen. 

Endlich  sind  noch  zu  erwähnen : 

/)  die  amerikanische  oder  weisse  Eeche  {F.  americana  Z.)  mit  weiss- 
röthlichem    Holze    von    grosser    Härte    und    Elasticität;    mit    den    Almrteii: 


Drittes  Capitel,  Die  HnUcr. 


^7 


blaue   Esche   (F.  quadrüngulata  Mchx.\   rothe    Esche    {F,  pmnsyhanüa 
HafsL)  und  schwarze  Esche  {F,  nigra  Marsh.), 

g)  die  Blumen-  oder  Mannaesche  \,F,  omus  Z.),  ein  in  Südeuropa 
uimI  im  Orient  wachsender,  meist  zur  Gattung  Ksche  gerechneter  Baum» 
aux  dessen  Einschnitten  ein  zuck  erreicher,  an  der  Luft  erstarrentler  Saft, 
Manna,  austhessi. 


§   120.  Gemeine  Buche  (Rothbuche), 

Die  Buche  ist  ein  Reifholzbaum,  meistens  ohne  Kern  mit  geradem, 
nimlcm  Stamm,  Die  hauptsächlichsten  Arten  sind  folgende; 

a)  Rothbuche,  gcnieine  Buche,  Mastbuche  [Fagus  syhaika  L,). 

Kennzeichen:  glatte,  lebhaft  glänzende,  grüne,  weiche,  am  Rande 
tbchbuchlige  und  zottig  gcwimperte,  eirunde,  schwach  gezähnte,  kurzgestiehe, 
«u  schwachröthlichen  Zweigen  sitzende,  meistens  zu  drei  wechselweise  gegen- 
überstehende Blätter;  im  Spätherbste  reif  werdende  und  abfallende,  vier- 
spaliige,  mit  borstenförmigen  Schuppen  bedeckte  und  mit  /,wei  (seltener  mit 
dfei^  dreikantigen  Nüssen  (Bucheckern)  angefüllte  Frucht;  männliche^  an 
J^lielen  in  den  unteren  Eaubbkttachseln  diesjähriger  l'riebe  sitzende,  fast  kugel- 
lörruigc  Hlüthenkätzchen,  die  im  Mai  traubenweise  erscheinen,  und  weibliche, 
a^  aufrechten  Stielen  in  der  Achse  je  eines  Laubblattes  an  diesjährigen  Gipfel- 
iriebcn  sitzende,  röthliche  Fruchtknoten  bildende  Blüthenstantle ;  weissgraue, 
P*uc  oder  graugrüne,  glatte^  rissefreie,  im  Alter  mitimter  versteinte,  rauhe 
will  rissige  Rinde;  rundliche,  dichte,  aus  mittelstarken  Aesten  und  dünnen 
Zweigen  gebildete  Krone;  mittelschweres,  hartes,  festes,  dirht-  und  fein- 
^riges,  sehr  leichtspaltiges,  sprödes,  wenig  elastisches»  in  der  Jugend,  wenn 
auf  freiem  Stande  gewachsen,  weisses,  später  lichtröthlichbrauiies  oder  rüiti- 
li^he«  Holz  mit  starken,  dunklen,  bmm  hohen  Markstrahlen,  deren  Spiegel 
**tf  tlem  Hirn-  und  Querholz  hell,  auf  dem  Langholz  dunkel  erscheinen,  mit 
«Iftitlicben,  aber  nicht  sehr  breiten  Jahresringen  und  mit  sehr  dünnem  Mark. 

V^orkommen;  hauptsächlich  in  Mitteleuropa  (Deutschland,  Oesterreich, 
l^fankrcich  und  in  der  Schweiz)  und  in  Norwegen  bis  zum  1>(J.  Grad,  aber  auch 
^  südlichen  Schweden,  England  und  lrlan<b  Mittelspanien,  Portugal,  Apulien 
^n*;!  Sicilicn,  im  Kaukasus,  in  Griechenland,  Persien  \h  s.  w,  Sie  steigt  in  den 
Alpen  bis  1540 f»t,  in  Sicilien  bis  2000  w  über  den  Meeresspiegel;  sie  ge- 
^ht  am  besten  auf  einem  kalk-,  lehm-,  dammerde*,  sand-  oder  kieshaUigen, 
*'ockenen,  nahrhaften  Boden  und  in  feuchter  Luft;  sie  liebt  sowohl  Ebenen 
^d  Thller  als  auch  geschützt  liegende  Gebirgshänge. 

Aller  der  Reife:  100 — 120  Jahre.  Höhe:  im  freien  Stande  bis  2t>  iw, 
im  ge^hlossenen  und  auf  fruchtbarem  Hoden  bis  33  w.  Durchmesser; 
bi«  10 1«. 

Verwendung,  Buchenholz  besitzt  im  Trockenen  und  unter  Wasser  eine 
J^otsc,  im  Wechsel  von  IVockenheit  und  Nässe  eine  geringe  Haltbarkeit  und 
^ircl  im  Freien  leicht  stockig  (Erkennungszeichen:  gelbe  Flecket;  es  schwindet 

quillt,  wirft  sich  und  ist  dem  Wurmfrass  itehr  stark  unter^vorfen ; 
au  kami  es  daher  zu  Constructionstheilen  des  Hochbaues  nicht  verwenden, 
geeignet  ist  es  dagegen  zu  Grund-  und  Wasserbauten,  StraÄsen|»flasterungen 
nd  Brückcnbebgen,  eu  nicht  polirten  Tischlerarbeiten  (Fussboden,  Treppen- 
Ifufai«  Stuhllehiien,  gebogeuen  Slölieln  nach  dem  System  Thonet^  vergl  g  I4t>), 


328 


Erster  Theil.  Die  Hauplsloffe. 


ZU  Stellmacherarlieiten  (landwirthschaftlichen  Geräthen,  Radfelgen  u.  s.  w.)  und 
Maschhieiitheilen  (z.  1^.  Radkränzen  für  Mühlenräder),  ferner  zu  Rudern  und 
Schiflfskielen,  zu  Hausgeräthen,  zu  Eisenbahnschwelleri,  falls  das  HoU  mit  Metall- 
salzen oder  Kreosot  imprägnirt  wird,  zu  Schrauben,  Stampfen,  Rollen,  SchmU* 
waaren  [z.  B.  HoUschuhenl,  Fässern  u.  s.  w.  Buchenholz  lasst  sich  gut  und  glatt 
bearbeiten  und  durch  Beizen  mahagoiiiholzartig  färben.  Es  ist  das  beste  Brenn- 
holz und  heferl  beim  Verbrennen  eine  sehr  kalireichc  Asche,  some  einen  an 
Kreosot  sehr  reichen  l*hecr.  Seine   Rinde  wird  zum  (ierbeii  benutzt. 

d)  Blutbuchc  [Fiigtis  purpurnd  Ait,]\  Abart  der  Rothbuche,  mit  brauch 
rothen   BlatleoK  Heimat:  Mitteleuropa  u.  s.  w. 

i)  Fagus  antarctica,  mit  immerwährend  braunen  Blättern.  Heimat: 
Pat;igonien   und   Feuerland, 

r/i  ReuHbuche  (F.  proctra),  Heimat:  das  mittlere  Südamerika. 

€)  Fagus  Cunninghami  inalwe  myriie\  mit  sehr  hartem,  politurfähigon 
Holz,  Heimat:  in  der  gemässigten  Zone  Australiens, 

J)  Fagus  ferruginea  Ait.  Mit  grossen  rostfarbigen  Blättern  und  rötherem 
Holze.   Heimat:  Nordamerika. 

g)  Roble  Coignebaum  {F.  Dornhtyi)^  deren  HoU  der  Feuchtigkeit  gut 
widersteht  und  viel  als  Bauholz,  sowie  zu  Kahnbauten  benutzt  wird.  (Elfi 
ausgehöhlter  Stamm  soll  6 — 7  Mann  tragen  können.)  Nicht  selten  ist  der 
schnuf gerade  Stamm  bis  ^0  w/  Höhe  über  dem  Erdboden  astfrei.  Heimat:  Chile 

h)  Fagus  argentea,  javaniea,  Tungurrent.  Heimat :  Java, 

t)  Fagus    Sieboldi  Endl.   und  japonica  Max.  Heimat :  Japan. 

k)  Fagus  incisa^  asplenifolia,  aristata  ii,  s.  w,  mit  hederlappigem^ 
schmal-  oder  sj^itzlappigen,  auch  anders  gestalteten  Blättern. 

S   121.  Weiss-  oder  Hainbuche. 

Die  Weissburhe,  ein  Splint  holz  bäum,  gehört  nicht  zu  den  eigent- 
lichen Buchen,  sondern  zur  Familie  der  Kupuliferen.  Als  wichtigste  Arten 
gelten : 

a)  Geoieiner  Hornbaum,  Hainbuiche,  Hagebuche,  Jochbuchc,  Heister 
u.   s,   w.  {Carpinus  belutus  L,'\, 

Kennzeichen:  ei-  oder  länglich-eiförmige,  zugespitzte,  scharf  doppelt- 
gesägte,  längs  der  Scitennerven  faltige  Blätter,  männliche,  walzenförmige,  an 
der  Spitze  diesjähriger  IViebe  sitzende  Kätzchen;  weibliche,  einen  unier- 
ständigen  Fruchtknoten  bildende  Blüthen ;  einsamige,  von  flügelförmigcn 
Deckblättern  begleitete  Frucht;  weisse  oder  weissgraue  und  weiss-gefleckte 
sowie  gewöhnlich  grünbemooste,  glatte,  an  sehr  allen  Stämmen  erwa^ 
längsrissige  Rinde;  dunkelrothe  oder  dunkelviolette  junge  Zweige  mit  feinen 
weissen  Drüsenpunkten ;  dunkelgraucj  wxnssgrau  marmorirte  oder  puaktirtf 
dickere  Aeste;  zottige,  kurze  Blattstiele;  uurunder,  aus-  und  eingcbuchtetcft 
spann  rück  iger,  drchwüchsiger  Stamm;  sehr  hartes,  ungemein  festes  und  jiato 
schweres,  schwerspaltiges,  feinporiges,  kurzfaseriges,  weisses  oder  grauweissei* 
auch  grünlichen  Anflug  besitzendes,  etwas  glänzendes,  im  Alter  im  Kern 
bräunlich  gestreiftes  Holz  mit  undeutlichen,  meistens  wellig  verlaufetidc" 
Jahresringen,  sehr  vielen,  oft  handhohen  Markstrahlen  und  dunkelbraunei'i 
dicken,  gekrümmten  Spiegeln. 

Alter  der  Reife:  etwa  80  Jahre.  Hohe:  meistens  U — 12  »^t  ii«^- 
nahmsweise  bis  25  w.   Durchmesser:  selten  über  50  cm. 


Drittes  O^pitel.  Dit:  Hoher. 


329 


Vorkommen:  in  gan«  Europa  bis  zum  56.*' nördl  Breite,  jedoch  nicht 
Hn  Griechenland  und  Italien ;  vorzugsweise  im  Tief-  und  Hügellande ;  im  Geliirge 
ITiiemaLs  hochsteigend  (im  Harz  bis  400  vi^  ™  bayerischen  Wald  bis  700  w, 
IJD  den  Vogesen  bis  800  w,  in  den  Alpen  900—1100  m  hoch).  Der  Hom- 
Daum  stellt  in  Deutschland  die  einzige  Weissbuchenart  dar;  er  Hebt  einen 
llockcren,  dammerdehaltigen  Boden, 

Verwendung:  Hornbaumholz  schwindet  und  reisst  wenig,  besitzt  im 
■Trockenen  eine  grosse  Haltbarkeit,  vermag  aber  dem  Witterungswechsel  nicht 
|Unge  m  widerstehen.  Es  wird  am  besten  sofort  nach  dem  Fällen  in  die 
»olhweiidigen  Fonnen  geschnitten,  weil  es  nach  erfolgter  (übrigens  lange 
Xeii  beanspruchender)  Austrocknung  so  hart  ist,  dass  man  es  mit  Säge  oder 
LAxi  kaum  bearbeiten  kann.  Als  Bauholz  ist  es  schon  seines  schlechten 
[Wuchses  und  seiner  meist  geringen  Abmessungen  wegen  nicht  gut  geeignet, 
Nagegcü  findet  es  zur  Herstellung  von  Maschinentheilen,  z,  H.  von  Schrauben, 
[l^ochstempeln,  Zapfenlagern,  Kamm  rädern,  ferner  zu  Hebeln,  Walzen,  Mass- 
aben,  Axt-  und  Hammerstielen,  Heften,  Hobelgestellen,  Zwingen,  Stellmacher* 
Hrt)eiten,  Geräthen,  Schuhleisten,  Schuhmacherstiften  u,  s,  w.  vielfach  Ver- 
[wendung.  Es  nimmt  eine  gute  Politur  an.  Als  Brennholz  kommt  es  dem  Roth- 
nholz  ziemlich  nahe, 

S)  Amerikanische  Weissbuche    {Carpinus  americand)^   eine  Abart  des 
ndncn  Honvbaumes.   Heimat :  Nordamerika. 

<]  Morgenländischer  Hornbaum    [C.  orün/alis),    mit    hartem,   sehr  ge- 

trhiuiem   Holz,    kleineren,    nicht    zugespitzten    Blättern,   kleineren  Früchten, 

Ipieser,   den    kältesten     VV'inter    gut    überstehende,    oft    strauchartige    Baum 

»ommi  m  Ungarn,  Krain  und  im  Österreichischen  Littorale  vor,  sowie  in  der 

lUflfci  und  in  Vorderasien, 

(f\  Hopfenbuche  yC,  osirya),  mit  braunerefn  Holz  von  ausserordentlicher 
fwiigkcit.  Heimat!  Südeuropa,  Nordamerika. 


§  122.   Ulme  oder  Rüster. 

Die  L^lnie  ist  ein  Kernreifholzbaum,  Man  kennt  von  ihr  IH  Arten; 
^^^  wichtigsten  sind  : 

til  Gemeine  Ulme,    Rüster,    Fcldulme  u.  s.  w,  il/imus  campestris  Z.) 

Kennzeichen:  Grosse,  sich  rauh  anfühlende,  oberseits  kahle  oder  fast 

*tiW»  untrrseit,s    in    den    Bliittaderwinkcln    feinbehiiarte,    dunkelgrüne,    ovale, 

iöTx  iugespitzte,  grob  ilopi>eltgesägte,  kurzgestieke,  wechsehvcise  sitzende  und 

Blätter ;    in    von  Knospenschuppen    umgebenden    Knäueln 

Blüthen  in  den  Blattachseln  vorjähriger  Triebe;  einsamige, 

eil»  gctiü^dte  Früchte;  an  jungen  Trieben  steif  behaarte,  korkige,  helb 

An    den  Aestcn    glatte,   an    alten  Stämmen  dicke,    tiefgefurchte,  fein 

ölgcnsscfie,  dunkelbraune,   sich  nicht  abschuppende  Borke  bildende  Rinde; 

'  Kern  roihlichbraunes,  im  Splint  und  an  jungen  Stammert  gelblich  weisses, 

"tmpnriifet.  dichtlaüeriges  Holz  mit  schmalen  Jahresringen,  welche  ein  gross- 

-  mIz  und  ein  mit  dunklen  Querstrichen    versehenes  Herbst- 

I  ^  icr  nnl  sehr  kleinen,  auf  der  SchniliHache  als  braune  Punkte 

hcn  erscheinenden  Sj>iegeln,  meistens  schön  gemasert  ^gefleckt, 

j  :  ^utlammt),  ausserordcntli«  h  /:ih(\  hart,   si  luvL'KiKiltfrr,  sehr  srhwor, 

ziemlich  ninder  Stamm, 


330 


Erster  Tlicil.  Die  Hauptsloffe. 


k 


Vorkommen:  in  ganz  Europa  bis  zum  03."  ngrdl  Breite.    Die  Ulme 
liebt  etwas  feuchte  Niederungen. 

Alter  der  Reife:  70  Jahre.  Höhe:  bis  etwa  33  w.  Durchmesser: 
bis  etwa  l  m. 

d)  FlatteruJinc  {C//mus  effusa  WiüdX 

Kennzeichen:  langgestielte,  hangende,  am  Grunde  meist  sehr  schief 
herzförmige,  oberseits  glatte  und  kahle,  unterseits  weisshaange,  langgestidtc» 
lockere»  büschelförmige,  hängende  Bliithen;  kleine  ovale  Früchte,  deren  Rem 
inmitten  des  /,ottig  gewümperten  Flügels  liegt ;  helleres,  nicht  so  feines,  wenii;fr 
gemasertes,  al*er  härteres  und  festeres  Holz  als  das  der  gemeinen  llmc. 
öach-  und  tlünnstückig  abblätlernde  Rinde, 

Vorkommen:  Mitteleuropa,  in  Wäldern  und  Gebüschen. 

c)  Bergulme   {l/imus  monfana    WM.). 
Kennzeichen:  auf  beiden  Seiten  scharf  behaarte»  dünne,  meist  grosse, 

länger  zugespitzte  lllätter;  halbkugelförmige  (^büschelförmige^  dichte  BlütlienL 
längliche  Früchte,  deren  Keni  inmitten  des  nicht  gewimperten  Flügels  liegt; 
langrissige  Rinde  an  alten  Stämmen ;  Holz  ähnlich  dem  der  Flatterulme. 

Vorkommen:  in  ganz  Mitteleuropa  und  in  einem  grossen  Theile  \0o 
Nonvcgen. 

d)  Amenkanisehe  Ulme  (6^  amerirana)^  mit  braunem,  zähem,  dem 
Witterungswechsel  nicht  gut  widerstehendem  Holze,  Heimai:  Nordameriki 
(von  Neuschottland  bis  Louisiana). 

e)  Waldülme  [Ulm,  scaha  AfilL),  mit  scharf  <luppeltgezähnten,  langen» 
zugespitzten  BlättenL  Heimat:  Mittel-  und  Nordeuropa. 

/)  Haynulme,  mit  hartem,  zähem,  etwas  grobfaserigem,  grauem  Holz, 
mit  *lunklen  (^»uersl riehen,  schön  gewellt,  an  <ler  Luft  heller  werdend,  an 
der  Wurzel  oft  schön  bunt  gemasert. 

g)  Korkiilme  (U.  mbtrosa  Ehrh\  mit  korkig  gertügehen  Aesten,  s^clb* 
lieh  braunem^  röthlich  geflecktem  und  geädertem,  zähem  Holz  und  dicker,  auf* 
gesprungener  Korkrinde.  Sie  wächst  langsamer  als  tÜe  gemeine  Ulme  uml 
hat  einen  schwächeren  Stamm.  Heimat:   Kurojja. 

Verwendung.  Das  schwer,  aber  spiegelglatt  zu  bearbeitende,  in  inimci- 
währender  rrnckenheit  und  Nässe  sehr  dauerhafte,  meistens  auch  dctn 
U  itterungswechsel  gut  widerstehende,  ausgetrocknet  sich  nicht  leicht  werfende 
dem  Wurmfrass  wenig  unterworfene,  starke  Erschütterungen,  ohne  zu  xö- 
splittern,  ertragencle  L'lmenholz  wirrl  hauptsächlich  zu  Wasser-  und  Gnmd* 
bauten  sowie  als  Schiffbauholz  (atv  Stelle  des  Eichenholzes)  verwendet,  ferner 
zur  Herstellung  von  IViühl wellen,  Wasserrädern,  Achsen,  Felgen,  Stellmachet- 
arbeiten  (landwirlhschaftlichen  (jeräthco),  Glockenstühlen  u.  s.  w.,  sodann  la 
Tischlerarbeiten,  weil  es  zumeist  schöne  Masem  besitzt  und  durch  Bciien 
dem  Mahagoniholz  ähnlich  wird.  Das  Holz  der  Flatterulme  dient  vorzugs- 
weise zu  Parkettfussböiieo,  das  schön  gemaserte  der  'Fraubenulme  zu  Tischler- 
und  Drechsierarbeiten,  das  der  Haynulmc  zu  eingelegten  Arbeiten  (Iriv 
(ias  der  Waldulme  zu  Wagen-  imd  Lafettentheilen  sowie  zu  GewehrM 
das  der  Korkulme  zu  Tischler-,  Drechsler-  und  Stellmacherarbeiten  und  lur 
Korkgewinnung,  Vlmenholz  gilt  auch  als  gutes  Hreimholz.  das  dem  Rotlv 
buchenholz  nur  wenig  nachsieht. 


Dnlles  Capitel.  Die  HiUseer. 


8«l 


g  123.  Pappel 

Von    den    18  Arten   ist   nur    riie    Zitterpappel    ein    Spliulbaum,    alle 
en  Pappeln  sind  Kernholzbäume. 

¥iir  die  Technik  komnnen  hauptsächlich  folgende  Arten  in  Betracht: 
ü)  Zitterpappel,  Aspe  oder  Espe  {Populus  inmula  L). 
Kennzeichen:  fast  kreisrunde^   ausgeschweifte,   grobgexähnte,  anfangs 
iclenhaarig-iottige»  zuletzt  kahle,  im  leisesten  Winde  sich  bewegende  Blätter ; 
Zweige  und   Knospen  wenigstens  anfänglich  behaart;  fingerig-eingeschmttene» 
zoTÜggewimperte    Kätzchenschuppen;    weiches,    glattes,    leichtes,    sehr   gerad- 
tpaliiges,   gut    bearbeitbares,    festes,    zähes    und    elastisches  Holz  mit  zumeist 
dichtem  und  gleichmässigem  Gefüge,  kleinen  Spiegelfasern  und  dicken  Jahres- 
•fbgen*   in    der  Wurzel    schön   gemasert,   im  Stamm    weiss,   mitunter  gelblich 
Oller  bräunlich   und   mit   geflammten  Adeni ;   sperrige,  wenig  schöne  Krone, 
Alter  der  Reife:  70—90  Jahre.  Höhe:  20—22  m,   Durchmesser: 
etwa  90  rm. 
Vorkommen:    in    Europa,    Nordamerika    und    Nordasien.    Die    Espe 
tkhsi  auf  jedem  Boden. 

Verwendung:  zu  Tischler-,  Drechsler-,  Schnitzer-  und  Modellirarbeiten, 
oamenilich  zu  Parkeitfussböden,  Blindböden,  Vertäfelungen,  Tischplatten,  Tritt- 
Stufen,  fenier  zur  Herstellung  von  Sparren,  sogenannten  schwedischen  Zünd- 
köUcm,  in  Livland  auch  zu  leichten  Booten  u.  s.  w.  Aus  Espenholz  wird 
iucb  der  Holzstoff  zur  Papierfabrikation  erzeugt.  Als  Brennholz  hat  die  Espe 
^ur  einen  geringen  Werth. 

h)  Scbwarzpappel  {Populus  nigra  LX 

Kennzeichen:    fast    dreieckige,   an    langen,   meist    seitlich  zusammen- 

•flhickten    Stielen    hängende,    am    Rande    stunipfgezähntc,   glänzende,    wohl- 

unten  hellgrüne  Blätter  mit  zahnloser  Spitze ;  völlig  unbehaarte,  mit 

I,    zähem,    goldgelbem  Wachs    überzogene,    stark    riechende,    bitter 

''fcTiuende,  gewürzartig  schmeckende  Knospen ;  weiches,  brüchiges,  fast  schwam- 

iniges,  wenig  dauerhaftes,    poröses,    unter    dem  Hobel    leicht   faserndes,    sich 

^enig   werfendes    und    nicht    leicht    reissendes,    weisses,    nach  dem  Kern    zu 

'auncT  werdende^s,  graugeflammtes  Holz  mit  deutlichen  Jahresringen,  welches 

^ich,  wenn    auf   dem    Stamm    geschalt,    gut    poliren    lasst    und  eine  ziemlich 

ssc  Festigkeit  erreicht,  und  das  unter  der  Erde  allmalig  eine  grüne  Farbe 

"nimmt;  gewelltes  und  geflammtes,    maseriges,    durch  Beizen  tlem  Ebenholz 

lieh  weniendes  Wurzelholz;  tiiinne,  durchsichtige  Krone, 

Alter  der  Reife:  36—40  Jahre.  Höhe:  20— 2;")  m,  Durchmesser: 
1  m. 
V'orkommen:    im    grössten  Theile  von  Europa,    sowie   in    Nord-   und 
itteUiaeii.  Die  Schwarzpappel  liebt  feuchte  Orte  und  findet  sich  demgemäss 
^»tl  an  den   üfem  von   Flüssen  und  Seen. 

t  Verwendung:    hauptsächlich    zu    Mulden  und  Backtrögen,   zu  Telleni 
L6flebt;  schlechtes  Brennholz, 
n  Wcisspappel,  Silberpappel   {Populus  alba  Z.). 
Kenn /eichen:  loftf^'iresielic,  nm  dl  ich-ei  förmige,   buchtig-gelappte,    ober- 
p  its  schnecwcissfilziKe  Blätter;  kurze,  dicke,  nickende 

ir^  unen,  wenig  gewimperlen  Deckschuppen;  weisslich- 

Jf^tie,   in    der  Jugcnt!   glatte,    im  Alter    rissige  Rinde;    zähes,    feinfaseriges, 


332 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


weiches,  leicht  und  glatt  spaltbares,  nicht  sehr  dauerhaftes,  weisses,  im  Alter 
braunes,  gut  polirbares,  sich  wenig  werfendes  und  nicht  reissendes  Holz;  ge- 
flammtes und  gemasertes  Wurzelholz;  stattliche  volle  Krone. 

Alter  der  Reife:  etwa  50  Jahre.  Höhe:  bis  23  m,  Durchmesser: 
bis  90  cm. 

Vorkommen:  in  Mittel-  und  Südeuropa.  Die  Silberpappel  findet  man 
vorzugsweise  in. feuchten  Wäldern  und  an  den  Ufern  von  Flüssen  und  Seen. 

d)  Kanadische  Pappel,  Waldpappel  {Populus  canandensis  Mnch). 
Verwendung:  zu  Tischler-,  Drechler  und  Schnitzarbeiten. 
Kennzeichen:  dreieckig-eiförmige  oder  rhombische,   am  Rande  kahle 

oder  anliegend  behaarte  Blätter;  herrliche  volle  Krone. 
Vorkommen:  Nordamerika. 

e)  Italienische  Pappel,  Chaussee-  oder  Pyramidenpappel  (Populus 
Pyramidalis  Mnch,), 

Kennzeichen:  rautenförmig  zugespitzte,  hackig  gesägte,  unbehaarte 
Blätter ;  cylinderförmige,  lockere,  gekrümmte  Blüthenkätzchen  mit  rostbraunen 
Deckschuppen ;  nahezu  senkrecht  stehende,  angedrückte  Aeste ;  sehr  biegsames, 
sehr  weiches,  im  Trockenen  dauerhaftes  Holz  von  atlasartig  glänzender  grauer 
Farbe  und  mit  schöner  Faserzeichnung. 

Alter  der  Reife:  36 — 40  Jahre.  Höhe:  bis  30  m.  Durchmesser: 
bis  1-20  m. 

Vorkommen:  in  Italien  und  im  Orient;  in  Deutschland  u.  s.  w.  als 
Chausseebaum. 

Verwendung.  Das  sehr  schwer  glatt  zu  verarbeitende,  weil  immer 
eine  faserige  Oberfläche  behaltende  und  durch  eindringende  Feuchtigkeit  rauh 
werdende  Holz  der  italienischen  Pappel  findet  im  Baufach  keine  Verwendung, 
sondern  wird  hauptsächlich  als  Brennholz  benutzt. 

f)  Balsampappel  {Populus  balsamifera  Z.). 

Kennzeichen:  herzförmige  oder  ovale,  nicht  gelappte,  unterseits  weiss- 
liehe,  oberseits  grüne,  stark  balsamisch  riechende  Blätter  mit  kahlen,  kurzen, 
rundlichen    Stielen;    wenig    kantige,    braunrothe,    klebrige    Zweige;    klebrige 


Drilles  Capilel»  Die  HoUer. 


lige  Nüsse ;  gerader,  runder  Stamm  mit  glatter,  im  Alter  flachrissig-borkiger 

[ide ;  weiches,  gut  aber  nicht  eben  spaltbares,  leichtes,  gleichförmiges,  dichtes, 

iras  grobfaseriges,  massig  festes  und  zähes,    leicht    und   glatt  bearbeitbares 

^hnitzbares),  sehr  geschmeidiges,  röthlich  gelbes  oder  graues  Holz  mit  breitem 

risset!   Splint,    dünnem    Mark»    wenig    sichtbaren,    feinen  Jahresringen,    zahl- 

ichen,  5  mm  hohen  Markstrahlen  und  mit  wanzenartigem  Geruch. 

Alter  der  Reife:  150—200  Jahre,  Höhe:  20—25  m.  Durchmesser: 
1*70  m. 

Vorkommen:  in  Mittel-,    Ost*    und  Nordeuropa.    Die  Steinlinde   liebt 

[ige  und  mehr  trockene  Lage;    sie  steigt  im  Böhmerwald  bis  700  /'/,    in 

ol   einzeln   bis    1200  m  ]Meereshöhe.    Sie   ist   die   gewöhnliche  Dorf-   und 

nde  imd  war  den  alten  Deutschen  heilig. 

b)   Sommer-,   Wasser-   oder   grossblättrige  Linde    {Tib'a  grandifoUa 

Kennzeichen:  etwas  grössere,  herz  form  ig-ruüdlic  he,  schief  zugespitzte, 

eits  blass-grasgriine,  oberseits  graugrüne,  weichhaarige  Blätter  mit  helleren 

rtchen  in  den  Achseln    der  Adeni;    et^vas   grossere  hellgelbe  Blüthen  und 

ge   Nüsse    mit    holziger    Schale;    röthlichweisses,    feines,    gleichmässiges, 

erigCÄ ,     sehr  geschmeidiges ,    leichtes  ^    gut    und    gktt    bcarbeitbares, 

^dem  Wurmixass  unterworfenes  Holz  mit  zahlreichen  Markstrahlen. 

Alter    der  Reife;    100    Jahre,    Höhe:    25—30  w.    Durchmesser: 

0-yO  €m. 

Vorkommen:    namentlich    in    Südeuropa,    aber    auch    in    Nord-    und 

rtdeuropa.  Die  Sommerlinde  steigt  im  Böhmerwalde  bis    l  OüO  w,  in  Tirol 

bis  1200  m^    in  den  bayerischen  Alpen  bis   1000  m  Meereshöhe  und 

uen   lehmigen,    frischen,    etwas    fetten  Boden,    gedeiht    aber  auch  auf 

'anderen  Boden, 

Schwarzlinde  {Tilia  nigra),  mit  beiderseits  grünen,  kahlen,  unterseits 
eudich  bebärteten  Blättern,  vielhlüthigen  Trugdolden,  schwarzer  oder  dunkel- 
er  Rinde,  Heimat:   Nordamerika. 
<ff  Morgenländische  Süberlindc  {Tiha  argeniea  Z>C),  mit  oberseits  fast 
JUhlen.  ittiterseits  silberweissen  Blattern,  wenigblüthigen  hellgelben  Trugdolden, 
Izigen  Zweigen  und  Knospen.  Heimat:  in  Ungarn  und  im  Orient. 
fe  Art  {Tilia  alba  Art,)  wächst  in  Nordamerika. 
i)  Ganeine    Linde   {Tilia  vulgaris  Haynt\    Tilia    inttrvudia  DC,)t   mit 
telgrossen,    beiderseits    kahlen  Blätteni    mit    graugrünen  Bärtchen    in    den 
In  der  Adern.  Vorkommen:   Mittel-  und  Nordeuropa. 
Noch  zu  erwähnen :    Titia  pubescens  mit  grossen,  weiss  haarigen  Blättern, 
}ia  amtrirana  mit  kahlen,  beiderseits  grünen  Blättern,  kanarische  Linde 
"mil  wcisscin,  übelriechendem,   rothsaftigem  Holze  u.  s.  w»   Diese  Arten  sind 
Imerika  heimisch, 
Vcrwcndungdes  Lindenholzes.  Das  Lindenholz  besitzt  im  Trockenen 
grofse  Dauerhaftigkeit,  dagegen  verwest  es  unter  Wasser  und  im  Freien 
bal&L  Wegen  dieser  genügen  Haltbarkeit  und  auch  wegen  seiner  grossen 
Ichheit  iäl  es  als  Constructiotisholz  nicht   verwendbar. 

Dagegen    wird    es   \^elfach    zu    Bildhauer-,    Modellir-    und    Vergolder- 

fcmcr,    weil    es    sich    wenig    wirft   und    nicht   reisst,   zu   Tisehler- 

Hi  Blindböden  bei  Fournicren,  Reissbrettern  u.  s.  w.  verwendet.  Aus  dem 

fertigt  man  Flerhtwerke  (Matten^  Seile,  Taue),  auch  benutzt  man 


Mi 


Erster  Theil  Die  HauptstofTe. 


ihn  zum  Binden.  Eine  Art,  die  Ttiia  corchorus,  liefert  die  als  Jute  bekannten 
Gespinnstfasern,  Aus  Liudensamen  gewinnt  man  Gel;  die  Lindenbluther* 
liefern  einen  schweisstreibeuden  Thee*  Die  Linde  hat  als  Brennholz  nur  eü 
massigen  VVerth;  ihre  Kohle  wird  zur  Pulverfabrikation  und  als  Zeichenkd 
fReisskohle)  verwendet. 


§  125.  Ahorn. 

Von  dem  Ahorn,  einem  SpUnlbaum,  kennt  man  einige  70,  grösi 
theils  nordamerikanische  oder  mittelasiatische,  in  Deutschland  und  Oeste: 
nur  sechs  Arten;  die  wichtigsten  sind: 

d\  Weisser  oder  gemeiner  Ahorn,  Bergahom,  stumpfblättriger  Ahi 
u,  s.  w»  {Aier  pseudoplatanus). 

Kennzeichen:    grosse,    oberseits     dunkelgrüne,    Unterseite    blaugriinc, 
unbehaarte,    an    den    Rändern    grobsägezähnige,    an    langen    rothen    Stielen 
sitzende  Blätter  mit  fünf  stumpfen  läppen  und  Buchten ;  grüngelbe,  hängende, 
langgestielte    Blüthentrauben ;    lanzettförmig  -  geflügelter,    im    reifen    Zusi 
bräunhchgelber  Samen;  grünlichbraune,  glatte  Rinde,  welche  die  sieh  s; 
bildende  Borke  in  Platten  abstösst;  schön  weisses,  oft  schön  geflammtes 
geädertes,  seidenartig  glänzendes,  sehr  hartes,  festes,  zähes,  ziemlich  schweres, 
bei    sehr    alten   Bäumen    oft    schwammiges  Holz    mit    feinen^    gleichmassigen 
Fasern,  1  mm  hohen  Markstrahlcn  und  zahlreichen  bräunlichen  Spiegeln. 

Älter  der  Reife:  80^1(X>  Jahre.  Höhe:  bis  33  w.  Durchmesser: 
bis  r5  w. 

Vorkommen:  in  fast  allen  VVektheilen  zwischen  dem  35.  und  HÜ.  Grid 
nördlicher  Breite.  Der  gemeine  Ahorn  Hebt  einen  kalkigen ,  basalten 
Boden  und  kühle,  luftige,  feuchte  Orte  und  Berggipfel;  er  steigt  im  Har;. 
und  Erzgebirge  bis  6W  iw,  in  den  bayerischen  Alpen  bis  1500  m  Äleereshohc 

Verwendung.  Das  im  Trockenen  grosse  Dauerhaftigkeit  besitzende, 
im  Witterungswechsel  wenig  haltbare,  dem  Wurmfrass  leicht  untcrworiVnt* 
Holz  lässt  sich  gut  glatthobeln  und  schön  poUren,  auch  leicht  und  fest 
(nach  Art  des  Mahagoniholzes)  beizen;  es  wirft  sich  wenig  und  reisst  nicht 
leicht,  wetm  gut  ausgetrocknet.  Von  allen  Ahomarten  besitzt  der  gemeint* 
Ahoni  das  feinste  und  weisseste  Holz.  Letzteres  hat  als  Bauholz  keine  Be' 
dentung,  dagegen  ist  es  ein  begehrtes  Holz  für  Tischler-,  Drechsler-  uii^ 
Bildhauerarbeiten.  Man  fertigt  aiLs  ihm  Treppenstufen,  Parkettfussböden,  Mc 
Foumiere,  musikahsche  Instrumente,  Masch  in  entheile,  Zeichenge  rät  hscl 
<Reissschienen  und  Winkel)  u,  s.  w.  Als  Brennholz  besitzt  es  fast  den  glei* 
Werth  wie  Rothbuchenholz. 

b)  Feldahorn  oder  Massholder  \Acer  camfiestre  L,), 

Kennzeichen:  kleine,  drei-  oder  fünfstumpf lappige,  ganzrandige, 
seits    weichhaarige    Blätter;    aufrechte    Doldeutrauben ;    röthlich- weisses, 
Kern    dunkleres,   an    der  Wurzel    braungeflammies,    hartes,  etwas  glänzein 
sehr  schwer  spaltbares»  zähes  Holz;  weiche»  hcUfarbigc,  korkige  Rinde. 

Höhe:  selten  bis  15  m^  mcistcfis  nur  geritig  (Strauch).  Durch  nies 
bis  30  cm. 

Vorkommen:  in  ganz  Eurojia  und  in  Nordasien,  tu  Ebenen  um 
Hugellande.  Der  Feldahorn  steigt  in  den  bayerischen  Alv^'^-  i«»^  x^ 
Meereshöhe»  fehlt  aber  vollständig  in  den  Schweizer  Alpen. 


r-    uii«l 

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Dritie^t  Capitcl  Die  Hölzer*- 


sm 


Verwendung.  Das  im  Trockenen  sehr  dauerhafte,  oftmals  schon  gc- 
Holz  wird  vorzugsweise  zu  Drechslerarbeiten,  ferner  zu  Flintensc haften, 

aiischen  Instrumenten,  Pfeifenköpfen,  Dosen  u.  s.  w,  verAvendet ;  aus  den 
pwcigenden  werden  Peitschenstiele  geflochten.  Der  Feldahorn  ist  ein  beliebter 
Heckenstrauch  in  Deutschland. 

c)  Spitzahorn,  spitzblättriger  Ahorn,  Lenne  {Acer  plaianaiäes  L), 
Kennzeichen:  grosse,  fünf-  bis  siebenlappige,  langspitzig  verlaufende, 

^jtähnte,  stumpfbuchtige,  unterseits  kahle^  paarweise  auf  langen  Stielen 
Itzende  BUtter,  welche  abgerissen  einen  weissen  Saft  von  sich  geben ;  in 
wfrechten  Trugdolden  stehende  Blüthen ;  gelblichweisses,  grobfaseriges,  dichtes, 
Äitcs»  zähes,  schweres,  schönspaltiges,  im  Trockenen  massig  dauerhaftes,  leicht 
kuiendcs  und  erstickendes  Holz ;  20 — 30  m  hoher  Stamm. 

Vorkommen:    im    nördlichen  Europa.    Der  Spitzahorn    gedeiht    selbst 
morastigen  Niederungen  (z.  W,  in  den  russischen  Ostseeprovinzen). 

d)  Eschenblättriger  Ahorn  oder  Negundo-Ahorn  {Acer  aceroides  Moenrh 
xlcr  Acer   mgundo  L,\   mit   gefiederten,    weissgelben    oder    weissgescheckten 

cm  und  ziemlich  feinem,   glänzendem,  hellgelbem,  sehr  porösem,  festem, 
n,  schwerem,  schönspaltigem  Holz.    Vorkommen:    in  Nordamerika    als 
tierbaum. 

i)  Sslberahom  {Acer  dasycarpum  Ehrh\  mit  ziemlich  feinem,  leicht- 
(jahigenit  etwas  hartem,  feinadrigem,  gut  beizbarem,  leicht  zu  tränkendem  Holz 
RH  weitmaschigem  Gewebe,  sehr  breitem  weissen  Splint  und  braunem  Kern, 
leimat:  Westamerika  (am  Ohio)» 

/)  Zuckerahorn  {Acer  saccharmni),    mit    ziemlich    festem,    glänzendem, 

t^thlichem  oder  weisslichem,  hartem,  schwerem,  schönspaltigem,  leicht  zu  im- 

^Jignirendem   Holz.    Vorkommen:    Nordamerika.    Verwendung:    vorzugs- 

fc'«isc   ^\x  Flintenschäften  und    zur  Pottaschengewinnung.    Aus    dem  Saft    des 

«kcrahotns  wird  in  den   Hinterländern  Nordamerikas  Zucker  gewonnen. 

g)  Gestreifter  Ahorn  {Acer  striatum  L\  mit  ziemlich  feinem,    hartem, 

thMrerem,  festem,  zähem,  schönspaitigem  Holz  mit  undeutlicher  Grenze  zwischen 

gelben  Kern    und  dem  weissen  Splint,   oft  schön  geflammt  und  gut  zu 

ölircn.  Dieser  mit  schöner,  weissgestreifter  Rinde  ausgestattete  Baum  wächst 

Xordamerika. 

h)  Tartarischer,  herzblättenger  oder  russischer  Ahorn  {Acer  tartari- 

*w  1,),    mit  ganzen  Blätteni  und  mit  feinem,    glänzendem,    weniger    zähem^ 

*  Splint  röthlichweisscm,  im  Kern  braunem  Holz  mit  deudichen  Jahresringen* 

im  Splint    leicht   zu  tränkende,    feste,  harte,  schwerspaltige  Holz  wider- 

dcn  Wilterungseinflüssen    sehr   lange.    Heimat:    Russland;   —  u,  s.  w. 


§  126.  Birke, 

l)ie  Birke  ist  ein  Splint  bäum,  sie  kommt  fast  in  allen  WeUtheilen 
^or,  .\tan  kennt  von  ihr  36  Arten  un<l  unterscheidet  Baum-  und  Strauch- 
fwkcn.  In  Kuropa  giebt  es  nur  zwei  Baumbirken,  nämlich: 

iC\  Die  gemeine  Birke  oder  Weissbirke  {Betuia  alba  L.). 

Kennzeichen:    ran ren förmig  -  dreieckige,     zugespitzte,    doppelgcsagte. 

wachsen  unbehaarte,  langgestieltc  Blätter  mit  zahlreichen,  wohlriechendes 

Tt   ausÄchei<lenilen,    w^dssen  Drüsen    und    an    zierlichen,    bei   älteren 

Den   gewöhnlich    herabhängenden,    langen    Zweigen;    männliche,   waUen- 


3% 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe» 


förmig  längliche,  hängende,  j>aarweise  beisammenstehende  und  weibliche,  auf 
gerichteiet  einzelne  BUuhenkätzrhen ;  geflügelte  Fracht  (Flügel  doppelt  so 
breit  als  das  Nüsschen  selbst) ;  junge  Stämme  mit  glatter,  gelbbrauner  Rinde, 
stärkere  Stämme  mit  weisser,  der  Quere  nach  bandförmig  sich  abrollender 
Korkrinde;  alte  Bäume  mit  längs-  und  tiuerrissigcr  schwärzlicher  Rinde; 
junges  Holz  leicht,  weich,  fein  und  weiss,  älteres  gelbhch  oder  röthlichgrau, 
ziemlich  hart,  sehr  zähe,  gut  spaltbar,  ziemlich  schwer,  an  den  Stammenden 
und  Wurzelstöcken  hau  hg  gemasert,  mit  zahlreichen  U'5  mm  hohen  Mark- 
strahlen,  breiten  Jahresringen  und  sehr  feinen  Spiegeln. 

Alter  der  Reife:  etwa  ÜO  Jahre.  Höhe:  bis  24»/»  Stammdurch- 
messer: bis  60  cm. 

Vorkommen:  hauptsächlich  in  Nord-  und  Osteuropa,  im  norddeutschen 
Tiefland,  in  tlen  baltischen  Ländern,  in  Norwegen  und  Schottland,  auch  in 
der  'l'ürkei,  Itahen,  Syrien  u,  s.  w.  —  Die  gemeine  Birke  wächst  selbst  auf 
dem  magersten  und  trockensten  Boden  und  liebt  einen  mit  Lehm  vermischten 
Sandboden. 

V^er  wen  düng:  Das  Weissbirkenholz  ist  umso  fester,  je  nördlicher  der 
Standort  fies  Baumes.    Es  besitzt  im  Freien  keine  Haltbarkeit,  sondern  wird 
in  feuchter  Luft  meistens  schon  nach  Jahresfrist  morsch.  Es  arbeitet  sehr  stark, 
wirft  sich  bedeutend  nnd  quillt  sehr  stark  auf,  ist  .schwer  auszutrocknen  und 
dem  Wurmfrass  leicht  unterworfen.  Als  Bauholz  ist  es  daher  nicht  tauglich, 
man  verwendet    es    zu  Constnictionstheilen    nur    dann,    wenn    es    in    grosser 
Menge  vorhanden  ist;    es  ist    dann  im  Saft  zu  hauen,  auszulaugen  oder  aus- 
zuräuchern,  in    einzelnen  Fällen    auch    zu  imprägniren  u.  s.  w.  Hauptsächlich 
tiient    das  Weissbirkenholz    zu  Drechsler-,  Tischler-    und  Stellmach  erarbeite«; 
man  fertigt  aus  ihm  Wagendeichseln  und,  falls  gemasert,  Pfeifenköpfe,  Dosen, 
Schalen,  Löffeln  u.  s.  w.  Aus  dem  Birken  reis  ig  stellt  man  Besen,  Körbe,  Zäune 
und    Stickwände    für    landwirthschaftliche    Gebäude    her.    Die    Birkenkohle 
dient  zu  chemischen  Versuchen  u.  s.  w. ;  der  Russ  als  Buchdruck erschwärzt 
Aus    dem    süssen,   im  Frühjahr    in    reichlicher  Menge    aufsteigenden  und  aus 
Wimden  des  Stammes  austliessenden  Saft  bereitet  man  in  einigen  Gegendeo 
Wein    (Birkenwein,    Birkenwasser),     aus    den    Blättern    Schuttgelb    i^siehe 
S   255,    12).     Die    wasserdichte,    der    Verwesung    lange    Zeit    widerstehend^ 
Rinde  dient    in  Schweden    zum  Eindecken    der  Dächer  (man  nagelt  sie  ati*  i 
und  bedeckt  sie  mit  Rasenstücken);  femer  benutzt  man  die  Rinde  als  Unter- 1j 
läge  für  Schwellen  und  Balken,  um  von  diesen  die  Feuchtigkeit  fernzuhalten  »<j 
sodann   gewiimt  man    aus  ihr    in  Russland  Theer  (Birkentheer),  welcher  a^l^l 
Wagenschmiere    und    zur    Bereitung    des   Juchtenleders    dient,    dem    es    der» 
eigen  thümlichen  Geruch    verleiht.    Aus    dem    Birken  theer    erhält    man    dur^J^ 
Destillation  das    farblose  Birken  öl,    welches    zur  Bereitung   von  Parfimieri«^   1 
und  Fruchtäthem  benutzt  wird.  Endlich  dient  die  Rinde  zum  Gerben,  sow^^    1 
zum  Gelb-  und   Braunfärben  von  Leder  und  zur  Herstellung  von  Tabaksdose^ 
Das  Holz    der  gemeinen  Birke  ist  auch  als  Brennholz  sehr  gut  brauchbar. 

Bemerkung,     Besitzt    die    gemeine  Birke    herabhängende    Zweige,   ^ 
nennt  man  sie  auch  Trauer-  oder  Hängebirke  {Beiula  pendula  Roth). 

b)  Die    Haar*«    Ruch-,    Moor-    oder   Moschusbirke   {Beiuia   puUic(^^ 
Ehrh,  oder  B,  odorata  B eckst,), 

Kennzeichen:  eiförmige  oder  rhombisch-eiförmige,  an  den  Seitenecken 
abgerundete,  kurzgesdelte,  in  der  Jugend  in  den  Aderwinkeln  behaarte,  imincf 


Drittes  Capitcl.  Die  Höhten 


337 


lebrige,    weiche^    angenehm    balsamisch    riechende,    oberseits  glänzend-graue, 
ils  gelbgnine  Blätter  ohne  Harzwarzen  iDrüsen);  bf haarte  junge  Zweige; 
tVte  Frucht  (Flügel    ebenso  breit  als  das  Nüsschen) ;    rothbramie^  weiüs- 
ktirte  Rinde. 
Vorkomnien:    auf  moorigem    und    feuchtem    Boden    in    l>eut*»rhknd> 
tuisktid  und  Nordeuropa.    Die  Haarbirke  wächst    sehr    langsam    und    meist 
mig. 
'Verwendung:  dieselbe  wie  bei  der  gemeinen  Birke, 
Abart:    Schw*arzbirke    {Bttuia    puiescms    var.   nigra),    mit    dunkler 
nhbrauner)   Rinde. 

In  Nordamerika  sind  folgende  Birkeuarten  heimisch: 
Papterbirke  {B.  papyracea\  viel  ven^^endet;  aus  dicken  Stammen  fertigen 
Kt  bchitner  leichte  Boote, 

Pappelbirke  {ß.  popolifoiia  Aif,),    unter  Wasser    allgemein  haltbar  und 
viel    zu  Schiftstheilen    benutzt,  welche    unter  Wasser  liegen ;    das  Holz 
ifd  huhcr  geschätzt  als  das  der  europäischen  Birken. 

Zihc  Birke  {B,  ienia  L,\    mit    glatter»    sich    nicht    ablösender,  dunkel- 
wex  Rinde. 

Hohe  Birke,  ZuckerbJrke  {B,  ixnUa  L.\  mit  gelblicher  Rinde;  Holz 
geschätzt. 

Gelbe  Birke  {ß.  lutea  Mchw  oder  ytlhw  hirk\  mit  gelber  Rinde, 
Ulmenblättrtge  Birke  {B,  utmi/olia  Süh.  d  Zun.);  —  u,  s.  w. 
In  Oslasien  und  Sibirien  wächst  die  Ermann's  Birke  {B.  Ermann f), 
(Torfmooren  der  Hochgebirge  und  in  der  Polarzone  die  Zwcrgbirkc 
nana  /,)    mit    niedergestrecktem,    nicht    über    bO  rm    hohem    Stämmchen 
1  am  Boden  liegenden  Zweigen,  deren  Spitze  oft  nur  aus  dem  Moos   hervor- 
'agöit   und    mit    kleinen,    runden    Blättern    und  aufrechtstcheMdeii,    länglichen 
"Tnichtühren, 

Vorkommen:  in  Deutschland,  Schwetlen  und  Norwegen,  Sibirien  und 

Noch  erv^'ähnenswerth  sind:  die  etwa  l'f>  m  hoch  werdende  Alpcnbirke 
(^*  inUtmtdia  Thümiu)  un<l  flie  0'5 — 2  m  hohe,  in  Norddeutschland  vor- 
iomtnendc  Strauchbirke  {B.  humtiis  Schrank  oder  ß,  frutnosa  Pali.). 


§  127.  Weide. 

Wegen   der   sehr   xaliU-eichen  Bastarde   ist    die  Bestimmung   der  Arten 
frierig-  Nach  Andersson  giebt  es  160  Weidenarten  und  68  Bastarde.  Die 
Hli^iai  sind: 

ä)  Weiss*  oder  Silberweide  iSaltx  alba  Lx 

Kennzeichen:  lanzettfönnige,  gezähnte,  kurzgestielte,  seidenartig  glän- 

le,  obenteitji    hlaugrüne,    unterseits   gelbliche,   weiss-schimmemde    Blätter; 

ge  Ka|iselfrucht    mit  vielen    kleinen,    mit  einem   Büschel   seidenartig 

ler  Haare  versehenen  Samenkörnern;  an  jungen  Stämmen  braungraue, 

ir»c,    an   g,inz    alten  gelblichbraune    und   längsrissige  Rinde; 

kurzen    nl/igen  Stielen  sitzende  Bluthcnkäizchen ;    ziemlich 

^vcichcs,  ctiv.is  glan^fiendes,   in  der  Jugend  elastisches,  im  Kern 

•^■niiU-^  .,    irn    Siilubt     ^Vi'issfH    IImI/     nnt    /:ihlri"irbrn     f»  "/W    liohen    Alark* 

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33B 


Ersler  Theil*  Die  Hauptstoffc, 


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Alter  der  Reife:    40^50  Jahre.    Höhe:  bis  24  m.    Stammdurcl 
m csser:  bis   1*20  ///. 

Vorkomm eti!    in  ganz  Europa,    besonders  an  den   Ufern  von 
Flüssen  und  Sümpfen.  Die  Silberweide  gedeiht  auf  jedem  genügend  feuchten  1 

Verwendung:    Das  wenig    dauerhafte,    im  Wasser  aufweichaide, 
Wurmfrass    sehr    stark    unterw^orfene,    schwierig    zu   bearbeitende  Holz  eignl 
sich  nicht  als  Bauholz.    Man  fertigt  aus   den  Zweigen    der  Silberweide   Fa^ 
reifen    und    Faschinen    und    benutzt    ihre    Rinde    zum    Gerben    und    Färb 
des  dänischen  Handschuhleders,    Als  Brennholz   ist  das  Weidenhok  ron| 
geringem  W  erth. 

6)  Sahl*  oder  Sohl  weide  (Salüv  caßrea  Z.). 

Kennzeichen:  eiförmige  oder  verkehrt-eiförmige,  unterseits  grauBl2!||! 
welkig  gekerbte  Blätter;  seitliche,    anfangs    sitzende,    später  gestielte  Aehrca 
fein    aufgerissene,    grüulichgraue    Rinde   an    älteren  Aesten    und    breit  aq 
rissene,  hellgraue  an  älteren  Stämmen. 

Höhe:  bis  12»/  (Grossslrauch), 

Vorkommen:  in  ganz  Kuropa.  Die  Sahlweide  liebt  feuchte  Orte. 

Verwendung:    zu  Korbflechtereien  und  Schachteln;  als  Bauholz 
jede  Bedeutung;  als  Brennholz  gcringwerthig ;  ihre  Kohle  dient  zum  Zeichne 
und  zur  Herstelhuig  von  Schiesspulver;  ihre   Rinde  zum  ("»erben   und  Farbei 
des  dänischen   Hvindschuhledcrs, 

c)  Korb-  oder  Flechtwclde  (Sttlix  vimmalis  L.), 
Kennzeichen:     lanzettförmige,     15 — 18  t'm     lange,     schwachgez 

Blätter    mit  seidenweichen    Haaren   auf  der   Unterseite;    lange,    ruthenar 
biegsame,    schnellwachsende,    grüngelblirhe    Zweige;    graubehaarte    Rinde  Oi 
jungen  Stämmen;  zähes  und  weiches  Holz. 

Vorkommen:  in  ganz  Europa;  die  Korbweide  Hebt  einen  sonn 
Ort  und  einen  feuchten  Boden ;  man  findet  sie  daher  hauptsächlich  an  ] 
Ufern  von  fliessenden  und  stehenden  Gewässern, 

Verwendung:  zu  Körben  und  Flechtwerken  aller  Art,  souie  zm\ 
festigung  von   Ufern. 

d)  Bruch  weide  {Salix  fragilis  /.,\  mit  sehr  zähen«  biegsamen  Zwe 
Verwendung:  dieselbe  wie  Korbweide. 

Noch  zu  erwähnen : 

die  gelbe  Band-  oder  Dottcn^xide  (&  vitdina\  mit  lanzettförmij 
feinzugespitzten,  gezähnten,  am  Rande  gegen  die  Spitze  feindrüsigen  Blalj 
und  schön  gelb  berindeten,  langen  Zweigen; 

die    aus    dem    Orient    stammende  Trauer-    oder   Napoleonsw« 
hahylonica  L,  oder  S,  pendula  Momch),  mit  ruthen artigen,  hängenden  Zwei| 

die  Werftweide  {S.  arumtnata)^  mit  eiförmig-ÄUgc&pitztenp  ausgefran 
Blättern ; 

die  Mandelwcide  {S*  amygdalina  L.\  mit  grossen»  breiten,  eiför 
7.ugespitzten,  starkädrigen,  feingezackten,  oberseits  dunkelgrünen  und  unten 
weissen  Blättern; 

die  Lorbeerw*cidc  (S,  ptntrandii)  mit  ellipsenförmigen,  glatten,  gl 
den,  knorpelig-gezähnten  Blattem; 

die  Roth-,  Purpur-,  Reif-,  Brcch-,  Rasmarin-,  Atpen-,  Zwergweide  u.{ 

Die  meisten  der  zuletzt  aufgeführten  Weidennrten  eigntf  ^^i^^^ 
stclhmg  von  Flechtwcrk  und  dienen  zum  Uferschutz. 


reide] 


Drittes  Capitel.  Die  Höker. 


33^ 


§   128.  Akazie  und  Robinie. 

Die  cchtca  Akazien  stellen  dornige  Bäume  und  Sträucher  dar, 
Irdche  iti  mehr  als  4(X>  Arten  in  der  heissen  Zone  heimisch  sind ;  sie  besitzen 
gefiederte  Blätter  oder  blattartig  ausgebreitete  Blattstiele  und  poly- 
che,  Köpfchen  oder  .\ ehren  bildende^  einzeln  oder  zu  mehreren  in  den 
Blauachseln  stehende  Blüthen,  Viele  von  ihnen  liefern  Gummi  urabicum^ 
Bablah  (>feb-Neb,  Garrat)»  gutes  Nutzholz  u.  s.  w.  Hervorzuheben  sind: 

fl)  Ätacia  arahüa    Willd.,  welche   in  Arabien,  Aegypten  und  Ostindien 
|lnmisch  ist,  ein  hellrothes,  in  der  Kunsttischlerei  vielfach  verwendetes,  sowie 
I  Färben  geeignetes  Holz,  eine  gerbstoffreiche  Rinde,  sowie  gerbstoft reiche 
flülscTjfrüchte   (Bablah)    besitzt,    welche    zum  Gerben  und  Schwarzfärben  be- 
N^^erdcn, 

b)  Aauia  nihfüa  DtLy  in  Senegambien  und  Oberägypten  vorkommend, 
rfm  Gummi  arabicum  und  ebenfalls  gerbstoffreiche  Hülsen  1^14 — 20%). 

t)  Aciuia  Famtsiana^  an  der  Westküste  von  Amerika  (von  Chile  bis 
'Jestiko  und  Texas)  heimisch,  mit  schwarzer  Rinde,  zahlreichen  Domen, 
ifohlricch enden,  paarweise  den  Blattachseln  entspringenden,  langgestielten, 
ii^:elfömugen,  gelben  Blüthenköpfchen  und  knoblauchartig-riechcn<ler  AWirzel 
^ic  Bluthcn,  von  denen  in  Südfrankreich  allein  jährlich^  lÜ.000—2aUO() /-^ 
'cwoonen  werden,  dienen  zur  Bereitung  von  Parfumerien  und  Lii)ueuren,  sowie 
Thee,  die  Wurzeln  zum  Gerben  und  Färben.  Auch  diese  Akazienart 
t  Bablah. 

d)  Aidtiü  Aditnsonii  Guill.  et  Pirrot,    rot  her   Senegal-Gummibaum, 
'Ausflüsse  des  Senegal  wachsend,  liefert  das  sogenannte  Senegalgummi,  ebenso : 
t)  Acacia    Verek  GuUi,  et  Perrot,  in  AV'estafrika  heimisch. 

f)  Arada   caiechu    Witid.,    Katechu- Akazie,    in    Ostindien    wachsend. 
Aus  ihrem  Holze  gewinnt  man  durch  Auskochen  und  Eindicken  die  Drogue 

utechu;  Üire  Rinde  dient  zum  Gerben. 

g)  Aiiuia  mihtnoxyion  R,  ßr,^  in  Deutschland  als  Zierpflanze  bekannt^ 
'fcrt  ein  sehr  festes  und  schweres  Holz  i  Black wood),  welches  in  der  Kunst- 
^hlerci  viel  verwendet  wtrtl.  Aus  ihrer  Rinde  gewinnt  man  einen  dem 
«tcchu  ahnlichen  Stoff. 

h)  Aracia  Libbek  W.^  in  Ostindien  heimisch,  mit  sehr  dichtem  und  hartem 
,  daÄ  in  der  Tischlerei  und    namentlich  zur  Herstellung  von  \\*erkzeug- 
flfcn  beuüUt  wird. 

i^  Arada  komaiaphyUa^  mit  hartem»  schwerem,  unpolirt  stark  vcilchen- 
hendem  Hol«,  aus  welchem  Drechslerarbeiten,  eingelegte  Arbeiten, 
h-  und  Taschentücherkilsten  u.  s.  w.  hergestellt  werden;  —  u,  s,  w. 
Die  falsche  Akazie  oder  Robinie  {Robinia  pseudacada  L*\  ein  Kern- 
•Ubaum,  bildet  nur  wenige  Arten  in  Nordamerika.  Sie  ist  auch  in  Europa, 
^»1  iwar  in  ganz  Mitteleuropa  bis  nach  Sudspanien  hin  verbreitet,  vermag 
^orh  im  nördlichen  und  nordöstlichen  Kuropa  dem  Khma  nicht  zu  wider- 
Wthcn.  Man  findet  sie  in  Ebenen  und  auf  Hügeln,  auf  trockenem,  nahrhaftem, 
üdigem  Boden  und  verwittertem  vulcanischen  Erdreich,  Die  Robinie  liebt 
freien,  somiigen,  windstillen  Ort.  l%t  der  Boden  zu  mager,  so  bleibt 
^i^  Robtoie  im  Wacl^thum  sehr  zurück  und  wird  leicht  hohl. 

Kennzeichen:  hcllgrtinc,  mipaarig  gefiederte  Blätter,  mit  11—15 
«Qen,    ellipsenförmigen    Blättchen;     weisse    oder    rothe,     schön    duftende 

i^2♦ 


Schmetterlingsblüthen  in  reich blüthigen,  locker  hängenden  Trauben;  glÄtte 
schwärzliche  Hülsenfrüchte  mit  6 — 8  nierenförmigen,  braunen  Samenkörnern  I 
lange,  leichtbrüchige,  bedomle  Zweige;  ziemlich  gerader  und  runder  Stani in; 
schon  bei  jungen  Stämmen  rissige,  bei  alten  sehr  dicke,  stark  langsrissig»? 
Rinde;  schöne,  ziemlich  offene  Krone;  schweres  und  hartes,  sehr  zähes  und 
elastisches,  schwerspaltiges,  schwierig  zu  bearbeitendes,  jedoch  leicht  ab^u* 
drehendes,  verschiedenartig  gefärbtes,  oft  ]>urpurroth  geädertes,  atlasarog 
glänzendes  Holz,  welches  fester  ist  als  Eichenholz, 

Alter  der  Reife:  50  Jahre.  Höhe:  bis25w:  Slammdurchmesse  r 
bis  1  m, 

Verwendung.  Das  Robinienholz  besitzt  bei  üppigem  Wachsthum  eine^" 
breiten,  bei  langsamem  einen  schmalen  Splint,  ist  ungemein  dauerhaft,  sell>Ät 
im  Wechsel  von  Trockenheit  und  Nässe,  widersteht  sehr  lange  der  FäuhiiS"* 
und  wird  auch  nicht  von  Würmern  angegangen.  Es  lässt  sich  gut  hobele 
und  nimmt  eine  schöne  Politur  an.  Daher  stellt  es  ein  sehr  gutes  Bauhol* 
dar,  das  weit  mehr  als  Eicherdiolz  verwendet  werden  würde,  wenn  es  i'* 
grösserer  Menge  vorkäme.  Man  benutzt  es  hauptsächlich  im  Grund-  ur»** 
Wasserbau,  zu  Maschincntheilcn,  Tischler-,  Drechsler-  und  Stellmacherarbeite <t>» 
Schiflfstheilen  (namentlich  Schiffsnägeln)  u.  s.  w.  In  Nordamerika  hält  m^^*^ 
das  rothbraune  Robinienholz  für  das  beste,  das  grüngelbe  für  mittelgut  uim«^I 
das  wcissliche  für  gerin gw^crthig.  Weil  die  Robinie  sehr  lange  Wurzeln  besiti^*^ 
und  selbst  auf  magerem  Sandboden  gedeiht,  so  benutzt  man  sie  zur  Bcfesci' 
gung  des  Flugsandes  an  den  Ufern  der  Flüsse  und  Bäche  in  sandigen  G^^ 
genden  nnd,  weil  sie  Domen  trägt»  als  Heckenbaum,  Als  Brennholz  besit:^^ 
sie,  namentlich  im  Alter  von  20-^30  Jahren,  fast  den  gleichen  Werth  wi*^ 
Rothbuchenhoiz.  Endlich  findet  ihr  Holz  auch  zum  Gclbfärben  vielfach  VeJT* 
Wendung. 

Abarten:    Kugclakazie    {Mobinia   incmns\    mit    hoher,    kugelförmige 
ßlätterkrone,     ohne     Domen     und     ohne     Blüthenbildung ;     rothe     Akazi^ 
{R.  hispida  L.)  mit  rothen  Blüthen;    klebrige  Akazie  {JR,   vtstosa    Vmt.   oder^^ 
glutinosa  Sms.\    mit   klebrigen,    stachellosen    Zweigen   mid   rothen    Blüther«^ 
trauben   u.  s.  w. 


§  129.  Kastanie, 


ä 


Den  Namen   »Kastanie*    führen    zwei   verschiedene  Kernholzbäum^^ 
filmHch: 

a)  Die  Edelkastanie  oder  cssbare  Kastanie  {Casianea  vulgaris  Z.  ode^ 

CJvesra  Gaerin*)y  welche  zur  Familie  der  Kupuliferen  gehört. 

Kennzeichen:  grosse,  bis  etv^'a  IM)  cm  lange,  breit- lanzettförmige,  glatte«^ 
lang  zugespitzte,  ungeiheik  gezähnte,  kurz  gestielte,  wechselweise  an  den  Zweigen 
stehende,  lederartige,  glänzende,  hellgrüne  Blätter;  mäniüiche,  in  langen 
Schetnähren  geknäucUe  und  weibliche,  von  einer  vierspaltigen  Hülle  um- 
schlossene, derbstachelige  Blüthen ;  stachelige  Früchte  mit  2- — 3  lederfarbigen, 
essbaren  Nüssen  (Maronen);  an  jungen  Stammen  braunrolhe  und  ^reisä- 
gefleckte,  lange  Zeit  glattbleibende,  an  alten  Stämmen  schwarzbraune,  streifen» 
förmig  flach  aufgerissene,  borkige  und  an  den  Streuen  weissliche  Rinde;  ali- 
stehende,  dichtbelaubte  Aeste;  runder,  gerader  Stamm;  schweresi  harte«, 
elastiaehes,  Gerbstoff  enthaltendes,  sehr  feinfaseriges,  ungemein  geschmeidig 


Drittes  Capitd.  Die  Hi>Uer. 


Ml 


^fhön  weisses   oder   hellbraunes  Holz    mit  sehr  vielen  0'5  mm    hohen  Mark- 

Alter  der  Reife:  GO  Jahre.  Höhe  bis  35  w?,    Stammdurchmesser: 
oft  xehr  bedeutend  (im  Alter  von  00  Jahren  etwa  70  rm). 

Vorkommen:    in  ganz  Südeüropa  wild  wachsend,    vereinEclt   auch  in 

Südfleutschland  (Rheinpfalz,  Bergstrasse\    sehr  selten  in  Norddeutschland  zu 

Wen;    im  Mtttclmeergebict    prachtvolle  Wälder   bildend.     Die    Edelkastanie 

liebt  einen    kräftigen^    tiefgründigen,    aus   Sand,    Lehm    und    Uammerde    be- 

htehrtiden    Boden    und    eine    trockene»    geschützte    Lage.     Sie    stammt    aus 

fKieinasien* 

Verwendung.  Dais  im  Trockenen  und  in  beständiger  Nässe  sich  sehr 

fl«t  haltende,  im  Wechsel  von  Trockenheit  und  Nässe   jedoch    wenig  dauer- 

Ibafie,  dem  Eichenholz  ähnelnde  Holz  Uefert  ein    brauchbares  Bauholz,    wird 

|»ba  hauptsächlich  zu  Stühlen,  Geräthen,  Weinfässern  und  Fassreifen  (Frank- 

«ch),  zu  Schiffbauten  (England  und  Frankreich)  u.  s,  w.  benutzt.  Die  Rinde 

'limr  zum  Gerben  und  Braunfärben;  das  oftmals  sehr  schön  gemaserte  Wurzel- 

nnlz  zu  eingelegten  Arbeiten  u,  s»  w.    Die  essbaren  Früchte  werden  von  den 

I  B<'wohnem    Italiens,    Süd  frank  reichs  und   der    Schweiz    vielfach    als    Haupt- 

'«ahrungHmittel  benutzt. 

^1  die  Rosskastanie  otler  wilde  Kastanie  {Aesculus  Hippocastanum  Z,), 
welche  zur  Familie  der  Sapindacetrn  gehört. 

Kennzeichen:  keilförmige,  kurz  zugespitzte,  gezähnte,  gefingerte,  lang- 
I gestielte,  gegenständige,  dunkelgrüne  Blätter;  grosse,  lebhaft  gefärbte  Blüthen 
l'u  ^raüssähnlichen  Rispen;  glänzend  braune,  in  stachligen  Kapseln  sitzende, 
,  migmiessbare,  den  echten  Kastanien  ähnliche  Früchte;  rissige,  braungraue 
Wmle;  feines,  dichtes,  langfaseriges,  zartes,  weiches,  fast  schwammige.%  leichtes, 
f  J(t^lhlichweisses,  zuweilen  graubraun  geflammtes  Holz  mit  \\h  mm  hohen 
t  Markstiahlen. 

Vorkommen.  Die  wilde  Kastanie  ist  im  Orient,  im  nördlichen  Persien 
Itmd  Tibet  heimisch  und  in  Deutschland,  auch  in  Nordamerika,  Mexico 
1  ^ ».  w.  vielfach  angepflanzt  Sie  steigt  in  den  Alpen  bis  1200  m  hoch. 

Verwendung.  Das  im  Trockenen  dauerhafte,  im  Wasser  leicht  faulende, 

*ltm  Wurmfrass  nicht  ausgesetzte  Holz  fijidet  vorzugsweise  zu  Tischler-  und 

l*iltlhaucrarl>eiten  Verwendung.     Die    Rinde    benutzt    man    zum    Gerben,    die 

'^tüchte    zur   Thierfütterung,     Die    Rinde    von    4 — fSjährigen    Aesten    enthält 

»^cskulin  oder  Schillerstoff  und  wird  als  Ersatz  der  Chinarinde  gebraucht, 

Abarten:  die  rothblühende  Vüi\\^  [A,  pavia  L,),  mit  rothen,  giftigen 

[Blättern,  nicht  klebrigen  Knospen  und  mehr  eiförmigen  als  runden,  giftigen, 

^  *^^iM  itachellosen  Früchten,   die  roth  blüh  ende  Rosskastanie    {A,  carnea 

^^H);  u.  s.  w. 


S  1;50.  Nussbaum. 

^      Vom  Nussbaum,  einem  Kernholzbaiim,  sind  die  folgenden  Arten  die 
f '^chtigsten : 

j)  Walnussbaum  {Juglans  ngia  /.) 

Kennzeichen:  grns?ie,  hellgrüne,  länglich-eiförmige,  unpaarig  gefiederte, 
|i  am  Grunde  ungleich  gezähnte,  wohlriechende»  an  einem  gemeinsamen,  in  eiti 
^^KBiatt  mdigendeti  Stiel  sitzende  Blätter;  hängende»  dicke,  walzenförmige,  grün- 


Erster  Theil,  Die  Hauptsloifc. 

Hebe  Kätzchen  mit  mämilichen  Blütheti  und  kleine,  rölhliche,  einzcin  oder 
2U  mehreren  beisammenstehende,  weibliche  Blüthen;  kugelförmige,  ölreichc, 
rifikemigc,  im  reifen  Zustande  essbare  Steinfrucht  (Walnuss)  in  fleischig- 
Irdcrartigcr,  uni^eniessbarer  Schale;  frühzeitig  feinrissige,  borkige,  graue  oder 
bräunlichweisse  Rinde;  grosse,  runde,  dichtbelaubte  Krone;  oft  in  der  Äfitte 
etwa«  eingezogener  und  bis  <}  m  Höhe  über  dem  Erdboden  astfreier  Stamm ; 
braune  Zweige;  im  Splint  grauweisses  und  weiches,  im  Kern  röthlich-gcibcs« 
PO«tgelbeK,  olivengrünes,  grau-  oder  schwarzbraunes  Holz,  das  zuweilen  ge- 
dämmt und  fein  gemaserl,  stets  fest,  zähe,  fein,  dicht-  und  kurzfaserig,  mittel- 
lieh  wer  und  hart  ist. 

Höhe:  bis  2b  m.  Stammdurchmesser:  bis  Vhm, 
Vorkommen:  im  Orient,  im  nördlich-gemässigten  Asien  (Japan,  Nord- 
ehina}  heimisch,  im  südlichen  Europa  (z.  B.  Griechenland)  und  ajn  kaspi* 
ichen  Meere  vielfach  angepflanzt  und  in  Europa  bis  zum  50.  Breitengrade 
fortkommend.  Der  Walnussbaum  steigt  in  Itahen  bis  1300  w,  auf  der  Süd- 
weite der  Alpen  bis  1150^/'»  auf  der  Nordseite  derselben  bis  1 000  w»  und  in 
den  Vogesen  bis  650  m  Meereshöhe  und  liebt  einen  massig  festen,  humus- 
reichen, tiefgründigen,  nicht  zu  feuchten  Boden  und  eine  milde  Lage. 

Verwendung.  Das  im  Trockenen  sehr  dauerhafte,  jedoch  stark 
•chwindende  und  im  Splint  leicht  dem  Wurmfrass  unterworfene,  leicht  zu 
ficarbeitrnde  Holz  findet  neben  dem  Eichenholz  in  der  Möbeltischlerei  die 
meiste  Verwendung;  man  benutzt  es  vorzugsweise  zu  den  feinsten  Foumier- 
«rbritcn,  ferner  zu  Wand-  und  Deckentäfelungen,  Treppenausstattungeti, 
HchnitÄer-  und  J>rechslerarbeiten,  auch  zu  Maschinentheilen.  Als  Bauhok  wird 
m,  »cbon  seiner  Kostspieligkeit  wegen,  nicht  verwendet.  Sehr  geschätzt  ist 
dmi  französische  (sogenannte  Franzenholz)  sowie  das  italienische  und  spanische 
NuhHbiiumhölz.  Die  Walnüsse  werden  in  reifem  Zustande  als  Obst  gegessert, 
in  unreifem  candirt.  Aus  dem  Samen  wird  Oel  (Nussöl)  gewonnen» 

h)  Schwarzer  Walnussbaum  oder  Buttemussbaum  {/ngians  nigra  Lx 

K  e n  n  z  e  i  c h  en :  länglich-lanzettförmige,  untersei ts  behaarte,  kurzgestielte, 
getilgte  Ficderljlättchen  des  Blattes;  kugelförmige,  schwarzschalige,  in  reifem 
/,upktandc  cssbarc  Fruchte;  sehr  schönes,  hartes,  dunkelbraunes  Holz;  schlanker, 
\m  XVSm  hoher  Stamm. 

Vorkommen:  in  den  östUchen  Staaten  Nordamerikas  und  Texas 
hdminch,  in  Europa  angepflanzt. 

Verwendung.  Das  Holz,  welches  im  Trockenen  äusserst  dauerhaft 
m\iX  gegen  Fäiilniss  und  Wunnfrass  geschützt  ist,  wird  in  Amerika  sehr  gc- 
•Chützt  und  als  Nutzholz  verwendet 

<)  Cirauer  Walnussbaum  oder  Oelnussbaum  {Juglans  cinerea  L.). 

Kennzeichen:  gesägte,  beiderseits  behaarte  Blättchen;  eiförmig-läng- 
liche, zugespitzte  Früchte;  schön  schwarzbraune,  an  alten  Stämmen  fast 
»chwarze  Rinde;  schön  gertammles,  bisweilen  hell-  und  dunkel  geadertr,, 
fein  zu  polirendes  Holz  und  schön  gemasertes  Wurzelhok. 

Vorkommen:  im  östlichen  und  nördlichen  Theile  von  Nordamcuka, 
nammtlich  Canada;  in  Europa  angepflanzt. 

Vcrwentlung.  Das  schön  gezeichnete  Holz  dient  als  Nutzholz.  Aus 
dem  bei  Verwundungen  des  Stammes  ausfliessenden  Satt  wird  in  Massachusetts 
Zscker  bereitet. 


Man  unterscheidet  bei  der  Platane  fünf  Arten,  von  denen  vier  in  Nord- 
amerika und  eine  im  Orient  sowie  in  Griechenland  heimisch  sind.  Somit 
erhält  man  xwei  Hauplarten^  nämlich: 

a)  Die  abendländische  Platane,  Sykomore  oder  Wasserbuche  {^Piatanus 
^tidmlalit  Z.). 

Kennzeichen:  bis  30  tw  lange  und  breite,  handfcirmrg  gelappte,  scharf- 
gezähnte,  lang  gestielte,  am  Grunde  herz-  oder  keilförmige,  ahoniähuliche, 
oberseits  dunkelgrüne,  unterseits  mattgrüne  und  weisstikige  Blätter  an  weiss- 
^jugeu  Blattstielen;  männliche  Kätzchen  aus  keilförmigen,  fleischigen,  auf 
einer  kugelförmigen  Spindel  sitzenden  Schuppen;  eine  an  jungen  Zweigen 
aschgraue  oder  olivengrüne,  mit  weissen,  warzenähnlichen  Querpunkten  ver- 
ne  un*:l  eine  an  alteren  Stämmen  dünne,  weissliche,  in  grossen  dünnen 
tten  und  Schuppen  sich  abblätternde  Rinde,  unter  welcher  sich  eine  neue 
gelbbraune  Rinde  bildet;  länglicher,  zugespitzter,  am  Grunde  langhaariger 
Samen;  einsamiges  Nusschen  als  Frucht;  weissem,  ziemlich  leichtes,  elastisches, 
festes,  schön  zu  poHrendes,  sehr  hartes,  sehlechtspaltiges,  im  Schnenschnitl 
gefladertes  Holz  mit  sehr  vielen  0'2  mm  hohen  Markstrahlen  und  schönen 
Spiegeln. 

Höhe:  bis  25  w.  Stammdurchmesser:  bis  3*0  »*. 

Vorkommen:  in  Nordamerika  heimisch,  in  Europa  vielfach  angepflanzt. 
Die  Sykomore  liebt  einen  lockeren,  fetten  und  feuchten  Boden. 

Verwendung.  Das  dem  Ahomholz  ähnelnde  Hol/,  hat  nur  im  Trockenen 
Iftngere  Haltbarkeit,  es  wirft  sich  leicht  und  stark  und  wird  hauptsächlich 
jra  Tischler'  und  Drechslerarbeiten  benutzt, 

li\  Die  morgenländische  Platane  {Plaianus  oritnialis  Z.)  . 

Kennzeichen:  kleine,  tiefausgeschnittene,  fünflappige,  tiefgezähnte, 
HLva  Grunde  meist  keilförmige,  steife,  wohlriechende  Blätter  an  röthlichen 
Blattstielen;  glatte,  graue,  sich  fast  alljährlich  erneuernde  Rinde;  schnur- 
gerader Stamm;  röthlichweisses,  braungeailertes,  zähes,  festes,  sehr  hartes, 
leichtes,  feines  Holz. 

Vorkommen:    in    ganz    Südeuropa,    namentlich    in    den    Laudem    am 

IMtttelmerre  uml  an  Wegen,  sowie  in  Gärten  oft  anzutreffen;  in  Mittel-  und 
Korildeutschland  nicht  fortkommend. 
Verwendung.  Das  ebenfalls  <leni  Ahomholz  ähnelnde,  wegen  seiner 
jpDssrti  Hürte  sehr  schwer  zu  bearbeitende,  sich  leicht  und  stark  werfende, 
■■e  schöne  Politur  annehmende  Holz  findet  zu  Tischler-  uml  Zimmerarbeiten, 
^p  mustkahschen  Instrumenten,  Schifiibauten,  Schrauben  u.  s.  w%  Venvendung. 
Bemerkung.  Die  im  Frühjahre  in  grosser  Menge  abfallenden  Stem- 
haanf  «ler  jungen  Ülätter  Atx  Platane  üben  auf  die  Athmungsorgane  einen 
staxkeu  Reiz  aus  und  erzeugen  Schnupfen  (sogenannten  Platanenschnupfen); 
äits  diesem  Grunde  werden  tliese  schöner»  Bäume  heutzutage  viel  weniger 
als  früher  als  Allecbäume  angepflanzt. 


^    i:52.   Obstbäume 

X*  Klrsclibattm. 

Von  den  vielen  Arten  sind  für  <üe  Technik  die  wichtigsten: 


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344 


Elrster  1  heiL  Die  Haupistoff«. 


a)  Mahalebkirschc,  Steinweichsel,  türkische  Weichsel,  St*  Lucicn- 
oder  St.   Georgsholz  {Prunur  mahaUb  LX 

Kennzeichen:  eiförmige,  feingexahnte,  wohlriechende,  am  Kande 
drüsige  Blätter;  zahlreiche,  weisse,  schön  riechende,  in  kurzg  est  leiten  Dolden- 
trauben  vereinigte  BUithen;  schwärzliche,  crbsengrosse  Frucht;  wohlriechendes, 
röthHchcK,  sehr  hartes  HoU  mit  sehr  zahlreichen  0*2  mm  hohen  Markstrahlen. 

Höhe:  meistetis  nur  bis  2'4  w  (Strauch),  in  einigen  Ausnahmefällen 
bis   12  m. 

Vorkommen:  in  Mittel*  imd  Südeuropa  heimisch.  Die  Steinweichsel 
Hebt  gebirgige  (hegenden. 

Verwendung.  Das  schöne  Politur  annehmende,  durch  Beizen  dem 
Magahoniholz  ähnlich  werdende  Holz  dient  vorzugsweise  zu  feinen  Tischler- 
und  Drcchslcrarbeiten.  Aus  den  jungen,  dünnen  und  geraden  Schossen  werden 
Pfeifenrohre  (Weichselrohre)  hergestellt. 

h)  Sauerkirsche,  Weichselkirsche  {Fntntis  cerasm  L.). 

Kennzeichen:  steif  abstehende,  elliptisch  lanzettförmige,  glatte,  ungleich 
gebahnte,  zugespitzte,  dunkelgrüne  Blätter,  deren  Blattstiele  nur  in  seltenen 
Fällen  mit  Drüsen  besetzt  sind;  einzelne  Dolden  mit  kleinen  Blättern;  weisse 
Blüthen;  nmde  Fruchte  mit  rothem,  färbendem,  säuerlichem  Saft  und  rundem 
Stein  ohne  scharfe  Kanten;  kleiner,  meistens  gerader  Stamm;  verstreut 
stehende,  dünne,  häufig  hängende  Zweige;  röthlichbraunes,  festes,  hartes, 
feinfaseriges,  grobspaltiges,  feingeadertes,  kleinjahriges,  wenig  kernästiges  HoU. 

Höhe:  bis  8  ot,  Stamnidurchmesser:  bis  30  cw. 

Vorkommen:  in  Kleinasien  heimisch^  in  Europa  vielfach  verwildert 
vorkommend.  Die  Sauerkirsche  gedeiht  am  besten  auf  einem  tiefgründigen, 
nahrhaften,  leichten,  nicht  zu  feuchten  Boden  und  besitzt  viele  Abaxten  {z.  B. 
Süss  weich  sei,  filaskirsche  u.  s.  \v.) 

Verwendung.  Das  sehr  dauerhafte,  glatt  zu  hobelnde,  vorzügliche 
Politur  annehmende,  durch  Beizen  mahagOTiiartig  werdende  Holz  wird  als 
Massivholz  und  Foumierhulz  in  der  Tischlerei  verwendet,  femer  zu  Drechsler- 
arbeilen  und  besomlers  zu  Pfeifenrohren  (echtes  Weichselholz). 

f)  Vogelkirschc,  Wildkirschc,  Süss-  oder  Holzkirschbaum  (Prunus 
avium  Z.), 

Kennzeichen:  grosse,  länglich-eiförmige,  diinnc,  schlaffe,  oft  über- 
hängende, drüsig  gezähnte,  etwas  runzelige,  unterseits  ilaumige  Blätter,  an 
deren  Blattstielen  sich  zwei  oder  mehrere  Drüsen  befinden;  weisse  Blüthen 
in  sitzenden  Dolden;  schwarze  oder  rothe  Früchte  mit  süssem  Saft  und 
rundem  Stein  ohne  scharfe  Kanten;  gerader,  hoher  Stamm  mit  quirlförmig 
gestellten  Aesten;  gelbes  oder  gelblichrothes,  fein  geädertes,  gestreiftes  und 
geflammtes,  grobes,  glänzendes,  ziemlich  hartes,  schwerspaltiges,  festes  Holz 
mit  sehr  vielen  Ol  mm  hohen  Markstrahlen  und  deutlichen  Jahresringen, 

Hohe:  bis  iSm.  Stammdurchmesser:   l'Oiw. 

Vorkommen:  in  fast  ganz  Kuropa,  Die  Vogelkirsche  liebt  einen  fre^v* 
Stand  und  gedeiht  auf  jedem,  nicht  zu  feuchtem  Boden, 

V'erwendung.  Das  leicht  zu  bearbeitende,  gut  zu  polirende,  maha^oc 
artig  zu  beizende  Holz  der  älteren  Stämme  wird  vorzugsweise  zu  Tisch!« 
und  Drechslerarbeiten  und  zu  musikalischen  Instrumenten  benutzt, 

Abarten:  Trauerkirsf  he,  .^efülltblühende  Kirsche,  zeschlit/tbläftrig 
Kirsche  u,  h.  w. 


Drittes  Capiiel.  Die  Hölzer, 


U5 


Noch  envähnenswerth  sind: 

d\  Traubenkirsche,  Apfelkirschbaum,  Elexenbaum  (Prunus  padus  LX 
Kennzeichen:  eirtuuUanzettfonnige,  spitze,  tloppeltgesagte  Blätter; 
langgestiehe,  stark  duftende,  weisse,  in  zahlreichen  niederhängenden  Trauben 
stehende  Blüthen;  bräunliche,  weissgefleckte  Zweige;  Höhe  Ins  hm. 

t)  Strauchweichsel  {Prunus  aaWa  Dum.),  mit  steifabstehenden  Blättern 
nd  dünnen,  herabhängenden  Zweigen. 

/)  Allerhciligenkirsche  (Prunus  scmpcrfloretu  Ekrh,\  welche  bis  in  den 
lerbst  hinein   Hlüthen  trägt, 

g)  Zwergkirsche  {Prunus  fruiinosa  PaiL)  .' 

k)  Virginischer   Kirschbautn    {Prunus   Virginia)^    im    südlichen    Theilc 
|Ton  Nordamerika  heimisch;    Höhe   bis  30  m;    Holz    sehr   geschätzt    und    als 
«i'utxholz  vielfach  benutzt, 
IL  Birnbaum. 

Der  gemeine  Birnbaum  iPyrus  tommums)  besitzt  wild  domspitzige 
Kurztriebe,  cultivirt  meistens  Triebe  ohne  Dornen.  l*ie  Blätter  sind  ziemlich  lang- 
gestreckt, rundlich  oder  eiförmig,  kurz  zugespitzt»  am  Rande  scharf  gezähnt, 
[gewöhnlich  beiderseits  kahl,  auf  der  Oberseite  glänzend  grün,  selten  grau- 
iljcig  und  eben  so  lang  wne  ihr  Stiel.  Die  grossen  und  weissen  Bliithen 
ktchen  an  ilen  Zweigs] »itzen  in  langges liehen  Dol den t rauben.  Die  Früchte 
Bind  klein,  länglich,  holzig  und  sauer  und  werden  bei  Frosteinwirkung  mürbe 
iolz-  oder  Knölellnmen).  Das  Holz  ist  sehr  dicht,  massig  hart,  schwer, 
glatt,  gut  spaltbar,  zähe  und  beim  wilden  Birnbaum  fester  und  dauerhafter 
lls  beim  cultivirten.  Es  besitzt  wenig  hervortretende,  etwas  wellenförmig 
jrerlaufcnde  Jahresringe  und  viele  0*3  mm  hohe  Markstrahlen,  ein  gleichmassig 
bräunlichrothes,  zuweilen  geflammtes  Kernholz  und  ein  weisses,  im  Quer- 
chnitt  rundes  Mark  von  1^2  ww  Durchmesser.  Die  Rinde  ist  dunkelgefärbt 
und  langrissig. 

Höhe:  bis  »30  w*  .Stammdurchmesser:  bis  VO  m. 
Vorkommen:  in  fast  ganz  Europa,  auch  im  Orient,  in  wildem  oder 
venigstens  verwildertem  Zustande,  als  Strauch  oder  als  Baum  mit  pyramtden- 
Jförmiger  Krone,  Der  Birnbaum  steigt  bis  I20fl?w  Meereshöhe  und  liebt  einen 
[mehr  leichten  wie  nährstoftrcichen,  tiefgniniligen  Boden,  eine  sonnige,  freie 
1  l.nge  und  ein  massig  warmes  Klima. 

Verwendung.  Das  Birnbaumholz  ist  im  Freien  wenig  haltbar  und  dem 
Wurmfrass  sehr  leicht  unterworfen,  es  hält  sich  aber  im  Trockenen  gut, 
»fhwindct  tmd  wirft  sich  wenig,  nimmt  eine  gute  Politur  an  und  lässt  sich 
*cHi^n  schwarz  beizen  (unechtes  Ebenholz).  P^s  ist  wegen  seines  gleich- 
•W«igen  Gefiiges  nach  allen  Richtungen  gut  zu  bearbeiten  und  glatt  zu 
•»'»belli.  Man  benutzt  es  zur  Herstellung  von  physikalischen  Instrumenten, 
Hnl/Mchnitten,  Formen  fllr  Zeug-  und  Tapetendruck,  Modelleti,  Reissschienen 
Und  anderen  Tischler-  beziehungsweise  Drechslcrarlicitcn»  auch  zu  Stampfer> 
in  Pochwerken,  zu  Radkämmcn  u.  s.  w.  Seine  Rinde  dient  zum  Gerben  und 
^«^IbfÄrben;  aus  seinem  Samen  presst  man  Gel  Der  Birnbaum  liefert  auch 
^^^  gutes  Breimholz,  dessen  Brennwerth  etwa  vier  Fünftel  von  dem  des 
^ötbhuchenholzcs  bei  ragt . 

Abarten:    Ho*  m    \P.    pynasUr),    Felsenbimbaum    oder    Mispel 

\^  üwuhmchiir)^    her/  jcr  Birnbavmi    {P,  fordaia)  mit  sogenannten  Blut- 

^itncn  {Sanguinen])i  ölbaumblätteriger  Birnbaum  {P.  eloiagnifölia  Pa/L)  u,  s.  w. 


Erster  TbeiL  Die  HaupUtoffe* 


III.  Pflaumenbaum. 

Von  den  vielen  Arten  sind  hervorzuhebai: 

d)  der  Zwetschenbaum   {Prunus  domesiica  LX 

Kennzeichen:  elliptische,  rurKlliLhe,  kerbig  gesägte,  anfange  beider- 
seits behaarte,  zuletzt  fast  kahle  Hlätter;  grünliche  Blüthen,  welche  zu  iw^ci 
bis  drei  aus  einer  Knospe  kommen  und  auf  behaarten  Stielen  siUen;  liiig- 
liehe,  violettblaue  Früchte;  ziemlich  sperriger  Wuchs;  sehr  hartes,  brnm- 
rothes,  auch  violettes  Kernholz  und  gelblichweiss  geädertes  und  geflanuntes 
Splintholz.  Das  Holz  ist  ferner  schwerspaltig  und  besitzt  oft  versteckte  Ring- 
und  Strahlenrisse  und  sehr  viele  ü2  mm  hohe  Markstrahlen;  es  ist  leich: 
zu  iränken,  trocknet  sehr  langsam  ans  und  wird  mit  der  Zeit  dunkler  uiüi 
härter. 

Höhe:  Ij— B  w.  Stamm  durchmess er:  nach  etwa  hundert  Jahren  30*». 

Vorkommen.  Der  Zwetschenbaum  stammt  aus  dem  Orient  (von  Tut* 
kesian  und  dem  südlichen  Altai)  und  wächst  im  gemässigten  Europa,  iiametit' 
lieh  in  Dentschlaml^  wild;  in  dem  österreichisch-türkischen  Grenzgebiet, 
besonders  in  den  Ländern  südlich  von  der  Donau,  wird  er  sehr  viel  culiivin 
Er  gedeiht  auf  fast  je<leni,  genügend  feuchtem  und  genügend  nährstoffreichem 
Botlen  nn<!  wächst  namentlich  in  Niederungen»  steigt  aber  auch  auf  Hergcu 
bis  9tM)  m  Meereshöbe.  Im  trockenen   Erdreich  verkümmert  er. 

Verwendung.  Das  Zwetschen baumholz  wird  namentlich  z\x  feiocö 
Drechslerarbeiten  bemitzt  und  zur  Herstellung  von  Mobehi.  Es  ist  theurer 
als  Kirschbaumholz  und  besitzt  als  Hrennholz  fast  denselben  Brennwerth.  Dit 
Früchte  liefern  ein  vorzügHches  Obst»  um!  aus  den  Samenkemen  kanu  nua 
Blausäure  und   Hittennandelöl  gewinnen, 

b)  Kriechenbaum,  Spilling,  Haferschlehe  {Prunus  insiiüia  L,), 
Kennzeichen:  breit-ellipltschc,  beiderseits  stark  behaarte,  kurzgesticltc 

mattgrüne,  gesägte  oder  doppeltgesägte  Hlätter;  paarweise  stehende  Hluthoi, 
runde»  schwarzblaue,  an  behaarten  Stielen  hängende  Früchte  mit  fest  am 
Stein  anhaftendem  Fleisch ;  schön  buntgeschecktes,  roth  geädertes  und  gc- 
streift  es,  allmälig  bräunlicher  werdendes,  hartes,  dichtes  und  feinjähriges  HoU» 
niedriger,  oft  domiger  Baum. 

Vorkommen:  aus  dem  Orient  stammend,  in  ganz.  Pluropa  eultivirt 
(J  ohan  n  is  pfla  u  m  e) . 

Verwendung:  zu  Tischler-  und  Drechslerarbeiten,  sowie  als   Brennholz 

c)  Schwarz  dorn,  Schlehendorn  {Prunus  spinosa  L,), 
Kennzeichen:    zahlreiche,  einzelne,  weisse  Blüthen  auf  kurzen,  ^daiuir 

Stielen,  nmilliche,  blaue,  aufrecht  siehende  Früchte;  sperriger  Strauch  mit 
theilweise  dornigen  Zweigen;    festes,    zähes,  bräunliches,   gut  polirbares  Holt 

Vorkommen:  in  Europa  und  Asien. 

Verwendung:  als  NutÄhclx;  die  Zweige  werden  zu  den  Gradirwcricn 
der  Salinen  benutzt. 

Noch  zu  erwähnen  sind:  die  Reineklaude  {P.  italua  BorkhX  nsA 
tief  und  meistens  tiopjieltgesägten  Blättern,  weissen  und  auf  glatten  Stidtii 
sitzenden  Blüthen,  rundlicher,  gelblicher,  grünlicher  oder  röthlicher,  '^^^^ 
violettblauer  Frucht  mit  grünlichem  Fleisch;  —  die  Kirschpflaume  {P.  ^^^ 
varicata  Ledet,\  liefert  die  als  Mirabellen  bekannten  Früchte;  —  die  «^yn^ 
s'che  Pflaume  (Damaszene,  P.  syrtaca  BorkkJ)  u.  s.  w. 


Driltcs  Capitel.  Die  Kolter. 


317 


nr*  Apfelbaum  {Pyrus  malus  LX 

Kciitiz eichen:  ovale,  stumpfgesägte,  kurzgespiute,  oberseits  kahle, 
iterseits  filzige  Blätter;  grosse^  röthliche  (selten  fast  weisse),  langgestielte,  zu 
Irei  bis  sechs  in  doldenartigen  Büscheln  stehende  Blüthen ;  kleine,  nindliche, 
abgestützte»  beim  verwilderten  Apfelbaume  herbe  oder  fade-süsslich  schmeckende, 
veredelten  sehr  wohlschmeckende  Früchte;  rauhe,  sich  tafelförmig  ab- 
de,  an  jüngeren  Zweigen  herbe  und  scharf  bitter  schmeckende  Rinde; 
Itens  unregelmässig  gebaute  Krone  mit  domspitzigen  Zweigen  und  weiten 
testen;  röthlichweisses,  im  Rem  hellbrau nrothes,  geflammtes  und  geädertes, 
hr  hartes  und  festes,  sehr  schwerspaltiges  Holz  mit  feinem,  dichtem  Gefüge 
td  \ielen,  0*5  mm  hohen  Markstrahlen. 

Höhe:  bis  12  w,  Alter:  bis  lOÖ  Jahre. 

Vorkommen:  wahrscheinlich  in  SVestasien  heimisch;  in  Mittel-  und 
Siideuropa,  namentlich  in  Südrusslan<l  häufig  als  Strauch  oder  Baum  in  den 
*^  äldeni  wild  wachsend;  in  der  nördlichen,  gemässigten  Zone  Europas  viel* 
Ifach  rultivirt.  Der  Apfelbaum  liebt  einen  tiefgründigen,  nahrhaften,  mittel- 
iMrhweren  Lehmboden  und  eine  gegen  rauhe  Winde  geschützte  Lage;  er  steigt 
jÄuf  Bergen  bis  9üO  m  Meereshöhe. 

Verwendung,  Das  eine  vorzügliche  Politur  annehmende,  im  Trockenen 

I  *chr  dauerhafte,  aber  leicht  aufreissende  und  sich  stark  werfende,    sehr  glatt 

m\\  gut    zM    bearbeitende    sowie   gut    (schwarz)   zu  beizende  Holz   wird    na- 

nvcnllich    zu  Tischler-,  Drechsler-  und  Schnitzarbeiten    verwendet*     Das  beste 

Holz  ist  das  zähe  Holz  der  Stammenden  und  Wurzeln, 

Bemerkung.  Vom  Apfelbaum  giebt  es  sehr  zahlreiche  Varietäten,  die 
fw>ch  immer  vermehrt  werden. 

§  133,  Verschiedene  kleinere  Laubbäume  und  Sträucher, 

1.  Bucbsbaum  {Buxus  semptrvirtm  L\ 

Kennzeichen:  immergrüne,  eirunde,  feste  Blätter;  braune,  harte  Rinde; 
*^Hön  blassgelbes,  ausserordentlich  i.lichtes  und  ein  gleichförmiges  Gefüge  be- 
'ilxcndei,  hartes,  festes,  feinfaseriges,  schön  gemasertes,  gut  zu  poHrendes  und 
^hr  hallbares  Holz  mit  wenig  her\^ortretenden,  eng  aneinanderliegenden 
)ahiesringen. 

Vorkommen:  Spanien,  Süd  frank  reich,  Griechenland,  Italien  und  im 
*^cnt  iPersien,  Kleinasien  u.  s.  w.), 

VerwenduTjg:  Das  Buchsbaumholz,  das  schwerste  von  allen  europäi- 
schen Hölzern,  wird  zur  Herstellung  von  Holzschnitten,  chirurgischen  und 
*^ptischai  Instrumenten,  Massstäben,  Blasinstrumenten  (Pfeifen,  Flöten,  Hoboen 
^^'  ».  w.\  Messergriffen,  Löffeln  und  Gabeln,  Zahnstochern^  Dosen,  Büchsen, 
Wölben,  Druckwalzen  u.  s.  w.  verwendet.  Die  beste,  hauptsächlich  zur  Her- 
•^lluijg  von  Holzschnitten  benutzte  Sorte  kommt  aus  Persien  und  Kleinasien; 
ua«  Kvestindische  Buchsbaumholz  ist  etwas  dunkler  gefärbt» 

Abarten:  hochstämmiger  Buchs  bäum  iß,  arhörtscms  Z,),  mit 
*^"»«m  Stamm  von  %—\^m  Höhe  und  bis  6(1  f»i  Durchmesser;  Zwergbuchs- 
"*um  {B.  var.  suffruiicosa),  nur  bis  öO  n»  hoch  werdend  und  hauptsächhch 
I  ^  Btetcinfassungen  dienend. 

2,  Bcrberisstj-auch,  Berberitze,    Sauerdorn  \Btrheris  vulgaris  L.\ 
Keimjt eichen,  einfache,  meist  büschelfürmig  gestellte,  ganze,  gewimpcrt- 

lK<2^tr   oder  ganzramlige  Blütter;    gelbe,    in  hängenden  Trauben   stehende 


1 


318  Erster  Tlicil.  Die  Hauptstoffe. 

Blüthen;  längliche,  zwei-  bis  achtsamige,  sehr  saure,  rothe  Beeren;  junges 
Hob  lichtgelb,  altes  das  gel  beste  aller  europäischen  Hölzer,  oft  geflammt, 
sehr  hart,  fein,  spröde  und  schöt;   zu  poliren;  Stamm  bis  2  m  hoch. 

Verwendung*  Das  Holz  dient  zur  Herstellung  von  kleineren  Tischler- 
arbeiten» Foumieren  und  eingelegten  (Mosaik-)  Arbeiterif  zu  Zahnstochern 
u.  s.  w.  Der  Bast  der  Wurzel,  iles  Stammes  und  der  Aeste  wird  zum  Gelb- 
färben benutzt  (ungarisches  Gelb  holz);  aus  der  Wurzel  wird  Berberin  gc^ 
Wonnen;  die  Heeren  werden  wie  t'reissel beeren  ^Kronsbeeren)  eingemacht  und 
der  Saft  derselben  als  Ersatz  für  Citronensaft  benutzt. 

3.  Bohnenbaum,  Hirschholder,  Goldregen  [Cj/isus  lahumum  Z..). 
Kennzeichen:   schöne  grüne,  unlerseits  behaarte  und  seidenglänzendc 

Blätter;  grosse,  goldgelbe,  lang  herabhängende  Blüthen  trauben;  bitter 
schmeckender,  giftiger,  Cytisin  enthaltender  Samen;  schöngelbes,  im  Keni 
dunkelbraunes  bis  schwarzes,  äusserst  hartes,  schweres,  sehr  feines  und  festes, 
sowie  dichtes,  gut  |>alirbares  Holz   (falsches  Kbenholz). 

Vorkommen:  Oberitalien,  Schweiz,  Ocsterreich,  Provence  u,  s,  w, 
Höhe:  bis  bm, 

Verwendung:  zu  musikalischen  Instrumenten  und  kleineren  Gcgeo- 
ständen,  die  eine  grosse  Festigkeit  beanspruchen. 

4.  Cornus. 

a)  Kornelkirsehe,  Herlitzenstrauch,  Judenkirsche  {Cornus  (lw^ 
cuia  Z.)- 

Kennzeichen:  eirund-zugespitzte,  kurzgestielte  Blätter;  goldgelbe,  i» 
kleinen  Dolden  stehende  Blüthen;  glänzend  hochrothe,  angenehm  schmeckende 
Früchte  von  mehr  als  2'5  cm  Länge ;  meistens  gekrümmter  Stamm  von  6  bis 
Hm  Höhe  und  bis  30  fw  Durchmesser;  gelbweisses  oder  bräunliches,  im  Kern 
braunrothes,  sehr  dichtes  und  feinfaseriges,  äusserst  festes,  schweres,  hartem 
schwerspakiges  und  dauerhattes  Holz. 

Vo r k  o m  m  c n :  Mitteleuropa. 

Verwendung,  Aus  dem  Holz  werden  Tischler-  und  Drechslerarbeiten* 
Radkämme,  Walzen,  Pressen,  musikalische  Instrumente,  die  Räder  von  Wanii^ 
uhren  u.  s.  w.,  aus  geraden,  jungen  vStämmen  die  bekannten  Ziegenhaiuef 
Stöcke  hergestellt,  aus  den  jungen  Blättern  wird  Thee  bereitet  und  die  Riiidf 
zum  Gerben  benutzt* 

6)  Grossblüthige  Kornelkirsche  {Cornus  fleridd)^  auch  ¥"irginischc 
Hunds  beere  genannt. 

Kennzeichen!  gelbgrünliche  Blüthen  in  grosser,  weisser  BlüthenhüUe, 
scharlachrothe  Früchte;  choco  laden  farbiges,  schweres,  hartes,  sehr  schon  z« 
poHrendes  Holz;  röthlichgrüne  Wurzelrinde,  welche  Condn  enthält. 

Vorkommen:  im  östlichen   Nordamerika.  Höhe:  bis    12^1. 

Verwendung,  Das  Holz  wird  vorzugsweise  zu  Drechslerarbeitea  «Ü* 
Rinde  der  Wurzel  als  Mittel  gegen  Fieber  benutzt, 

0  Hartriegel  Hornstrauch  (Corrtus  sanguünm  L*), 

Kennzeichen:  Blätter  ähnlich  der  Kornelkirsche  geformt;  weisse,  in 
Trugdolden  stehende  Blüthen;  schwarze,  runde,  erbsengrosse  Steinfrüchte  mit 
schlecht  schmeckendem  Fleisch;  im  Herbst  und  Winter  blutrothe  Aesl«;. 
grünlichgelbes,  im  Kern  Heischrothes,  sehr  schw^eres,  äusserst  schw*erspaltigc> 
Holz.  —  Vorkommen:  Europa. 

Verwendung:  zu  Drechslerarbeiten,  Peitschenstielen,  Pfeifenrohren, 


Drilles  CapiLel.  Die  Holzi^ 


Mi) 


5*  Hagedom,  Weissdorn,  Mehlbeerstrauch  iCraiaegus  oxyacantha  und 
C  monogyna  Z.);  beide  Arten  in  Europa  verbreitet. 

Kennzeichen:  keilförmig-verkehrt-eirunde  Blätter;  drei-,  selten  fiinf- 
tjipige»  kahle  BUithen stiele;  weisses,  hartes,  sehr  zähes,  feinfaseriges,  bei 
llercn  Stämmen  gelbliches  und  braun  oder  röthlich  geädertes,  schön  zu 
olirendcs  und  zu  beizendes  Holz  von  sehr  grosser  Festigkeil,  die  nur  von 
wenigeii  HoUem  libertrofFen  wird. 

Verwendung:    zu  Maschincnth eilen,  Drechslerarbeiten,  Hammerstielen, 
l'HeMjäumen    u.  s.  w.,*    die   jungen   Triebe   zu    Spazierstöcken ;    das  Reisig  zu 
Tifadirhäuseni  der  Salinen, 
6.  Eberesche. 

Mit   vielen  Untergattungen,   von    denen    hauptsächlich    die    beiden    fol- 
icndcn  für  die  Technik  in  Betracht  kommen: 

a)  Gemeine  Eberesche,  Vogelbeerbaum,  Eibische  {Sorbus  anct4- 
Pma  £,). 

Kennzeichen:    unpaarig   gefiederte,    zu  11 — ^15   an    einem  Hauptstiel 

iHUende,  ungleiche  und  am  Grunde  ganzrandige,  sonst  dojipeUgesägte,  unter- 

llcih  woUig  behaarte  Blätter;    weisse  Blüthen   in  zusammengesetzten,    rispigen 

TBoldenirauben;  glatte,  kugelförmige,  erbsengrosse,   im  Herbste  scharlachrothe 

rrüchte  (zum  Anlocken    und  Fangen  von  Drosseln   und  anderen  Vögeln    be* 

ützi);  röthlichweisses,   im  Keni  rothbraunes,   nach  dem  Mark  zu  oft  dunkel 

|eflammtes,    fein-    und    langfaseriges,    eigenthümlich    riechendes,    mittelhartes, 

[ichwcres,  zähes  Hobt, 

Höhe:  bis  20  m.  Stammdurchmesser:  bis  GO  cm. 
Vorkommen:  in  fast  ganz  Europa  und  in  Nordasien. 
Verwendung.  Das  im  Freien  und  in  der  Nässe  wenig  haltbare  Holz  lässt 
ßt*h  leicht  bearbeiten  und  gut  poliren  und  wird  vorzugsweise  zu  Tischler-, 
wdisler-  und  Stellmacherarbeiten  benutzt.  Die  Frucht  verwendet  man  zur 
^reitung  von  Branntwein  und  Essig,  die  Wurzel  u.  a.  als  Mittel  zur  Ver- 
ÖgcTung  des  Erhärtens  von  Gypsbrei.  (Vergl  §  liOl.) 

i)  Atlasbeerbaum,  Elsebeerbaum  (Sorbus  lorminalia  Z.). 
Kennzeichen:  nicht  gefiederte,  grosse,  langgestielte,  tief  und  ungleich 
^ajiptc.    ungleich    scharf   gesägte,    unl)ehaarte    Blätter;    weisse,    in    filzigen 
öldentrauben  stehende  Blüthen;  elüpsoidische,  15»«^  lange,  im  Herbst  grau- 
auöe  und  weisspunklirte,  unbehaarte,  wohlschmeckende  P'rüchte;    im  Splint 
bliches,    im  Kern  röthliches  oder  rothbraunes,   vielfach  geädertes    und  ge- 
nintcs,  festes,  hartes,  feines,  gleichförmig  dichtes  Holz. 
Höhe:  bis  20  w.  Stammdurchmesscr;  bis  bk}  im. 
Vorkommen:  in  Mitteleura[)a  (bis  nördlich  zum  Harz), 
Verwendung,  Das  politurfähige,  schön  glatt  und  gut  bearbeitbare»  sich 
gleicht  werfende   und  dauerhafte  Holz    findet    als  Werkholz,    namendich 
chl erarbeiten,  Verwendung, 

7t  Gemeiner,  spanischer,  türkischer  Flieder»  türkischer  Holunder 
^ninga  vulgaris  Z.), 

Kennzeichen:    herzförmige,    eirunde    Blätter;    röthliche,    blaue    oder 
Blüthen;  gelbliches  oder  grauweisses,  bei  alten  Sträucheni  schön  roth- 
ntes,    an    d^x    Wurzel    gemasertes,    mittelhartes^    schweres,    zähes   und 
sici  HoLe. 


.nfto 


Erster  Thcil.  Die  HaapUtoffe. 


Vorkommen:  in  Ost-  und  Mitteleuropa  und  im  gemässigten  Asieti.  — 
Zahlreiche  Varietäten. 

Verwendung:  bei  dickerem  Stammdurchmesser  zu  eingelegten  Arbeiten 
und  ZVL  Drechslerarbeiten. 

8,  Holunder,  Holder,  Flieder  \ßambucus  nigra  Z*). 

Kennzeichen:  xwcipaarig  gefiederte,  gegenständige,  eirunde,  lang  zu- 
gespitzte, ungleich  gesägte  Blätter;  weisse  oder  gelblichweisse,  in  tlachen, 
zusammengesetzten  Doldenrispen  stehende,  stark  duftende  Blüthen;  schwarz- 
violette, süsssäuerlich  schmeckende,  ätherisches  Gel  enthaltende,  drei-  bis 
fünfsam  ige  Beeren  fruchte;  weisses,  stark  entwickeltes  Mark;  sehr  hartes,  schön 
gelbes,  feines,  dichtes,   zähes,    festes,  an  der  Wurzel  schön  gemasertes  Holi. 

Vorkommen:  fast  in  ganz  Europa. 

Verwendung.  Das  Holz  wird  zu  kleineren  Gegenständen,  das  Mark 
zur  Anfertigung  von  Spielsachen,  von  Kugelchen  und  Figuren  zu  elektrischen 
Experimenten,  zum  Einklemmen  und  Festhalten  kleiner  Gegenstände  u»  s.  w., 
die  Blülhen  zur  Bereitung  eines  schweisstreibenden  Thees,  die  Beeren  als 
Farbstoff  für  Speisen  und  Wein,  sowie  als  arin-  und  schwetsstreibendes  Mittel 
benutzt. 

9.  Haselnussbaum,  Hasel  {Corylus  avtUana  L.). 
Kennzeichen:    kurzgestielte,   rundUche  bis  längUch-verkehrt-eifÖrraige, 

am  Grunde  herzförmige  Blätter;  offene,  glockenförmige  Fmchthülle;  essbarer 
Samen;  graue,  in  der  Jugend  drüsig- rauhhaarige  Zw^eige;  zähes,  biegsames, 
ledergelbes  Holz. 

Vorkommen:  in  ganz  Europa,  Nordamerika  und  im  nördhchen  Orient. 

Verwendung.  Das  dem  Weissbuchenholzc  ähnelnde,  geringe  Dauer- 
haftigkeit besitzende  Holz  wird  als  Bandholz,  zu  Reifen  und  Flechtwerk, 
Recbenstielen,  Spazierstöcken  u.  s,  w,  sowie  als  Brennholz  verwendet.  Das 
Wurzelholz  lässt  sich  gut  biegen  und  nimmt  eine  schöne  Politur  an. 

10.  Kreuzdom,  Wcgedorn  {Rhamnus  cathartica  Z.). 
Kennzeichen:    eirund-lanzettförmige,   gezähnte,  gegenständige  Blitter; 

fdbgrüne,  gebüscbelte  Blüthen;  schwarze,  erbsengrosse  Beeren;  domspiizigc 
weige;  weisses  oder  gelbliches,  im  Kern  braunrothes,  feines,  dichtes,  zähes, 
festes,  sehr  hartes  Holz  von  schönem,  seidenartigem  Ansehen  und  mit  schön 
gemaserter  Wurzel 

Vorkommen:  im  grössten  Theile  von  Europa. 

Verwendung,  Das  dauerhafte,  leicht  und  glatt  s[>altbare,  beim  Polircii 
eine  sehr  schöne  Farbe  annehmende  Holz  wird  zu  eingelegten  Arbeiten, 
Schuhstiften  u,  s.  w.,  die  Kohle  zur  Bereitung  von  Schiesspulver,  die  Rinde 
zum  Gelb'  und  Braunfarben,  das  Reisig  zu  Gradirhäusern  der  Salinen  be- 
nutzt. Die  Blätter  und  Wurzeln  dienen  zum  Gerben,  und  aus  den  Beeren 
wird  Saftgrün  oder  Schüttgclb  bereitet, 

Abart:    Faulbaum,    Pulverholz    {Rhamus  frangula  Z*);    die   KoM^ 
dient  zur  Piilverfabrikation. 

11,  Liguster,  Rain  weide,  spanische  Weide   {Ligusirum  vuigare). 
Kennzeichen:  eirund-lanzettförmige,  glatte,  abfallende  Blätter;  weisse» 

selten  hellgelbe,  starkriechende,  rispige  Blüthen;  schwarze,  selten  weisse,  gelbc^ 
oder   graue,   erbsengrosse,    bittere   Beeren    (sogenannte    Hundsbeeren);   wets»-^ 
liches,  im  Kern  violcttbrauwes,  sehr  hartes  und  zähes  HoU, 
Höhe  des  Strauches:  1*5—2*5  m. 


Drittes  Capild.  Die  HöUer. 


361 


Vorkomnien:  hauptsächlich  in  der  nördlichen  gemässigten  Zone 
Verwendung:    Das  Holz  älterer  Stämme  wird   seiner  Feinheit  wegen 
atu    feinen  Schnitxereieii    und    kleinen  Drechslerarbeiten»   auch    zur  Her- 

ing   von    Schumacherstiften    u.    s.    w.  benutzt.     Die   Beeren    dienen    zum 
Hlau-  und  Schwarz  färben.     Die  Kohle    findet    zum  Zeichnen    und    als 

KktzCT  Farbstoff  Verv^entlung, 

12.  Mispel  {Mespilus  germanica  L). 
Kennzeichen:  oberseits  dunkelgrtinc,  untcrseits  tilzig-bcharrtc  Blätter; 

Ine,  ziemlich  grossCi  weisse  Blüthen;  kurz-  und  langgestielte  Apfdfrüchtc; 

und  feinfaseriges,  weisses  oder  weisslich-gelbes,  im  Kern  bräunliches, 
zähes  und  bei  geradem  Wuchs  leicht  zu  hobelndes  Holz. 

Vorkommen:  in  Süddcutschland  und  in  der  Südschweiz. 

Verwendung:  zu  Drechslerarhcitcn  und  im  Mühlenbau, 

13.  Spindel  bäum,    Spillbaanip     Pfaffenhütchen     u.  s.  w.    {Evdn^fmus 

Kennzeichen:  längliche  Blätter;  canninrothe,  vierkantige  Kapselfrüchtc 
renhütchen)  mit  weissem  Samen;  vierkantige»  fast  glatte  Aeste;  sehr  festes, 
t,  feinfaseriges,  gelbliches,  dem  Buchsbaumholz  ähnelndas,  jedoch  weicheres 
weniger  sprödes  Holz, 

Vorkommen:  in  fast  ganz  Europa.  Hohe:  bis  ü  m  (Strauch). 

Verwendung:  Das  nicht  leicht  reissende  und  springende,  schön  spalt- 

und  leicht  zu  sclmeidende,  jedoch  wenig  haltbare  Holz  findet  besonders 
•mgelegtcn  Arbeiten,  zu  Drechslerarbeiten,  zur  Herstellung  von  Zahn- 
icm  und  zu  feinen  Schnitzarbeiten  Verwendung.  Die  Kohle  wird  zum 
men  und  zur  Bereitung  von  Schiesspulver  benutzt. 

14.  Stechpalme,  Stecheiche  {/lex  aegui/oiium). 
Kennzeichen:    harte,    glänzende,    immergrüne  Blätter   mit   stechenden 

ten  und  Zähntm;  weisse  Blüthen;  erbscngrossc,  scharlachrothe  Früchte; 
ichweisses,  leicht  hellbraun  werdendes,  feinfaseriges,  dichtes,  sehr  hartes 
sehr  zähes  Holz. 

Vorkommen:  hauptsächlich  in  den  Küstenländern  Mitteleuropas  (von 
rnem  bis  Portugal),  auch  in  Amerika  uml  Ja|>an. 
Verwendung:  Das  nach  dem  Trocknen  eine  schöne  Politur  annehmende 
wird  zu  Foumiercn  und  Drcchslerarbciten,  die  Rinde  zur  Bereitung  von 
Heim  benutzt. 

15.  Götterbaum  \AilaHlus  giandulosa  Des/.) 

Kennzeichen:  unpaarig  gefiederte  Blätter  mit  wechselständigen,  ei- 
ligen bis  länglichen,  am  Grunde  herzfönnigen,  zugespitzten,  ganzrandigen 

buchlig  gezahnten,  unterseits  blassgrüncn  Fiedeni;  gelblichwelsse, 
Inderähnlich  riechende  Blüthen  in  reichverzweigten  Rispen  und  am  Ende  der 
gc  stehend;    messingglänzendes,    sehr  schöne  Politur  annehmendes  Holz, 

Vorkommen:  hauptsächlich  in  Japan,  China  und  Ostindien  heimisch, 
ch  in  Europa  vielfach  rultivirt* 

Verwendung:  Das  Holz  ist  ein  sehr  geschätztes  Tischlerholz.  Der 
n  selbst  wird  nni  Vortheil  auf  Flugsand  angepflanzt,  um  diesen  zu 
»tigcn*  Die  wris^-  Wurzelrinde  soll  ein  gutes  Heilmittel  gegen  Br^^'b- 
^fall  fein. 


^fe 


3f>'i 


Erster  TheiL  Die  Hatt 


!6.  Zürgelbaum  oder  Zürgelstrauch  {Celiis), 

Von  diesem  Baum  oder  Strauch  giebt  es  im  heissen  und  gemässigten 
Klima  etwa  50  Arten.  Die  beiden  wichtigsten  sind: 

a)   Ceitis  australis  L. 

Kenn^eichea:  länglich-eiförmige,  ganze,  am  Gniiide  schiefe,  oben 
zugespitzte,  unterseits  kurzbehaarte  Blätter;  einzelne  oder  gebüschelt  stehende 
Bliithcn;  in  reifem  Zustande  schwarze,  süsse,  wohlschmeckende,  einsamige, 
beerenfürmige  Steinfrüchte;  äusserst  zähes,  sehr  dichtes,  schweres,  festes,  sehr 
biegsames,  weissliches  oder  bräunliches,  auch  schwärzliches  Holz. 

Vorkommen:  in  Südeuropa  heimisch^  in  Deutschland  an  geschützten 
Orten  gut  fortkommend.  Höhe  bis   12  ffL 

Verwendung:  Das  gut  zu  bearbeitende,  sauber  zu  polirende,  fein- 
faserige  Holz  (Triester  Holz  genannt),  welches  von  allen  Hölzern  das 
Zäheste  ist  und  von  keinem  Wurm  angegangen  wird,  lässt  sich  zu  allerlei 
Hausgeräthen,  Rudern,  Peitschenstielen.  Ladestöcken,  Blasinstrumenten,  Wagen- 
deichseln, Spazierstöcken.  Bildhauerarbeiten  u.  s,  w.  verwenden.  Die  schwanten 
Wurzeln  dienen  zur  Herstellung  von  MessergrifTen.  Aus  dem  Samen  wird 
Oel  gepresst-  Der  Baum  selbst  wird  auf  terrassirten  und  bewässerten  Ab- 
hängen zum  Schutze  gegen  Abrutschen  vielfach  angepflanzt. 

6)    Ctliis  oiddeniaiis  L. 

Kennzeichen:  oberseits  etwas  rauhe^  Unterseite  in  den  Aderwinkeln 
kurzbehaartc  Blätter;  ein-  bis  drciblüthige  kleine  Trugdolden. 

Vorkommen:  Nordamerika. 

Verwendung:  vorzugswei.se  zu  Stellmacheraibeiten. 

17.  Oiivenbauniy  Oelbaum* 

Von  den  vielen  Arten  sind  her\'orzuhebcn : 

a)  Echter  oder  gemeiner   üelbaum  {Oim  iurüpata  Z,). 

Kennzeichen:  lanzettförmige,  immergrüne,  lederartige,  oberseits  dunkel- 
grüne, unterseits  weissgraue,  den  AVeidenblättern  ähnliche  Blätter;  ölreiche, 
länglichrunde,  schwammiges  Fleisch  besitzende  Steinfrüchte;  graubräunliche 
Rinde;  glatte,  grauweissliche  Aeste;  sehr  festes,  schweres,  wohlriechendes, 
grünlichgelbes,  braunroth  oder  schwarz  geädertes  und  geflammtes,  an  der 
Wurzel  vorzüglich  gemasertes  und  in  den  Zeichnungen  dem  Florentiner 
Marnior  ähnelndes  Holz. 

Höhe:  in  wildem  Zustande  gering  (Strauch),  cultivirt  bis  14  w.  Stamnh 
durchmesser:  bis   1    m. 

Vorkommen:  w^ahrscheinlich  aus  Asien  stammend,  in  Südeuropa  und 
Nordafrika  überall  angepflanzt  Der  echte  Oelbaum  liebt  einen  kalkigen  Boden 
und  die  Nähe  des  Meeres. 

Verwendung.  Das  sehr  dauerhafte,  nicht  wurmstichig  werdende,  schön 
zu  polirende,  schön  gezeichnete  Holz  wird  hauptsächlich  zu  Drechsler-  und 
Kunsttischlerarbeiten  benutzt;  aus  den  Früchten  gewinnt  man  das  vielfach 
verwendete  Olivenöl 

i)  Amerikanischer  Oelbaum  {0ha  amtricana  Mich)  mit  schönen 
wohlriechenden  Hlüthen  und  essbaren  Früchten.  Sein  sehr  hartes  Holz  {^Dml- 
wood\  wird  in  Amerika  vorzugsweise  zu  Drechslerarbeiten  verwendet.  Heimelt' 
Florida  und  Carolina. 

i')  Roth  er  Oelbaum*  in  Brasilien  heimisch,  liefert  sehr  dauerhaftes, 
schön  rothgefürbtes  Nutzholz. 


Drittes  CapiteL  Die  Hölzer. 


a53 


il)  Wohl^tailciider  Oelbaum  {OUa  fn 


ragrans  Thb)^  mit  immergrünen, 
schön  duftenden  Blättern»  wdehe  zum  Parfümiren  des  Thees  benutzt  werden, 
Heimat!  China,  Kotscbinchina  und  Japan*  Höhe:  bis  2  m. 

t)  C apischer  Oelbanm,  vom  Cap  der  guten  Hoffnung,  mit  schön 
geflammtem  Wurzelholz.  Das  Holz  kommt  in  H5  nn  breiten  Brettern  in  l*!uropa 
in  dtn  Handel. 

yl  Ostiiidischer  Oelbaum  {ßassia  longifolia  Z,\  in  Ostindien  heimisch, 
liefert  ein  sehr  hartes  und  sehr  haUbares   Nutzholz. 

g)  Wilder  Oelbaum,  falscher  oder  böhmischer  Oelbaum^ 
Oleaster,  P a  r a  d i e  s b  a  u  m  ( Elaeagnus  angusiifoUa  Z. ),  in  Südeuropa  heimisch^ 
mit  citronenartig  riechenden,  gelben  Rlüthcn,  länglichen,  silbergrauen,  ess- 
baren PVüchten,  lanzettförmigen,  unterseits  silbergrauen  Blättern.  Das  Holz 
wird  zu  Drechslerarbeiten  und  zum  Braun  färben  benutzt*  Höhe:  bis  5  m* 
—  u*  s.  \v. 

IS.  Bruyerehoiz,  das  Warzelhok  der  Baom Heide  {Erica  arh&rea  Z\ 
eines  im  Mittelmeergebiet  wachsenden,  2 — H  w  hohen  Strauches  mit  sehr 
schmalen  Blättern,  >veissen  oder  fleischfarbenen  Glockenblüthen,  dicht  filzigen 
Zweigen  und  fleisch-  bis  ziegelrothem,  hartem,  wegen  seines  hohen  Kiesel- 
säuregehaltes schwer  verbrennlichem  und  wegen  seines  Maser  Wuchses  nicht 
I  springendem  Holz. 
I  Verwendung.  Das  Wurzelholz  der  Baumheide  wird  zu  feinen  Drechsler- 

^f  und  Schnitzereiarbeiten,  namentlich  al>er  zur  Herstellung  von  Tabakspfeifen 
^berwendet.  Das  Holz  kommt  hauptsächlich  von  Spanien,  Südfrankreich  und 
^HCorstka  aus  in  den  Handel. 

^H  g.   134.  Exotische  Laubhölzer. 

^B  1.  Agatholz. 

^^  Diese  Bezeichnung    führt    ein    aus  Cluinea    in    den  Handel    kommendes 

W   Rothholz.     Das    sehr    harte,    dichte,    feine,    dunkelrothe    und    dem  Mahagotu 

ähnliche    Holz     ^ndet     zu     musikalischen     Instrumenten     und    Luxussachen 

Verwendung. 

2.  Amarantholz,  Purpurholz,  Luftholz,  Violettholz,  blaues  Ebenholz. 
Mit  dieseti   Nameti  bezeichnet    man    das  Holz    des    in   Westindien  und 

Südamerika  t namentlich  Brasilien)  wachsenden  Baumes  Coßat/ent  hrackata 
3enih„  welcher  sich  durch  eine  pfirsichblüthenrothc  Ins  schwarzrothe  Krone 
auszeichnet.  Das  Amarantholz  zeigt  im  Kern  auf  frischem  Schnitt  eine 
röthlichgraue  Farbe,  wird  aber  an  der  Luft  allmälig  dunkelblutroth  mit 
Meinem  Stich  ins  Violette;  sein  Splint  zeigt  die  gewöhnliche  helle  Holzfarbe. 
^Bklarkstrahlen,  Parenchymzellen,  mitimter  auch  die  (lefässe  enthalten  ein  blut- 
^■rothes  Harz,  und  es  zeigen  die  Zell  wände  die  Farbe  der  Phrsichblüthc.  Das 
BIRoIz  i.st  schwer,  mittelhart,  gut  spaltbar,  sehr  biegsam  und  besitzt  ein  feines, 
jirleichmässiges,  etwas  poröses  Gefüge.  Polirt  wird  es  rothbraun  und  dem 
Palisander,  sowie  dem  Mahagoniholze,  mit  denen  es  oft  verwechselt  wird, 
^nlich.  Erkennungszeichen:  in  kochendes  Wasser  gelegt,  färbt  es  dasselbe 
nicht;  mit  Salmiakgeist  behandelt  wird  es  schmutziggrün. 

Verwendung:    zu     feinen     Kunsttischlcrarbeiten    und    Mosaiken;    in 
Frankreich  stellt  man  aus  ihm  kostbare  Möbel  her. 

3.  Ambraholz,  gelbes  und  weisses  Sandelholz  (Santelholz),  Citrin* 
hol2  u.  s.  w. 

K  r  Q  g^er*  Handbuch  der  Bflustijfflehr«.  23 


354 


Erster  Thcll.  Die  HauptstofTe. 


Echtes  gelbes  Sandelholz  ist  das  Kernholz  von  Saft/a/am 
(Ostindien,  Malabar,  Java,  Timor  u.  s.  w.)  oder  S,  freycinetiiinum,  S,  panicu 
iaium,  S,  persnarium^  S.  ianceolaium  u,  s.  w.,  welche  auf  den  Südseeinseln 
(SandwichsinselD)  heimisch  sind.  Von  der  Insel  Timor  werden  allein  jährlich 
etwa  eine  halbe  Million  Kilogramme  gelben  Sandelholzes  versandt  Alle  diese 
Bäume  sind  mänsig  hot  h,  werden  elwa  bis  1  m  click  und  besitzen  einen  w*eisseii 
und  geruchlosen  Splint.  Ihr  Kernholz  ist  hell-  oder  dunkelgelb,  mitunter 
roth  geädert,  sowie  mittelhart,  niittelschwer,  ausserordentlich  feinfaserig, 
wohlriecliend,  politurfähig  und  gut  bearbeitbar.  Der  beim  Zerschneiden  de?* 
Ambraholzes  sich  verbreitende  rosenartige  Geruch  ist  beim  dunkelgefärbten 
Hohe  stärker  als  beim  hellgefärbten* 

Verwendung:  zu  Schnitzarbeiten  aller  Art,  Founiieren  werthvoUer 
Kunsttischlerari>eiten  u.  s.  w.  In  China  und  Arabien  benutzt  man  das  Holz 
als  Rauche rmittel,  in  Indien  zur  Herstelkmg  buddhistischer  Götterbilder. 

Das  weisse  Sandelholz  ist  entweder  das  Splintholz  des  ostindtschen 
Baumes  Santalum  album  oder  stammt  von  Santalum  myrtifolium.  Das  Hok 
des  letzteren  Baumes  hat  Aehnlichkeit  mit  dem  Kastanienholz^  besitzt  aber 
ein  feineres  Gefüge  und  eine  grössere  Härte,  auch  lässt  es  sich  besser 
poliren;  seine  Farbe  Ist  gelblich  weiss.  Auch  aus  Westindien  kommt  ein 
hartes  und  schweres,  weisses  Sandelholz  in  den  Handel,  welches  von  Rutaceeii 
Venezuela's  stammt  und  beim  Erwärmen  und  Rcil)en  angenehm  riecht  Man 
benutzt  es  zur  Bereitung  von  rarfümerico  und  das  aus  ihm  gewonnene  Od 
in  der  Arzneikunde, 

Erwähnenswerth  ist  auch  das  blaue  Sandelholz»  auch  Grieshok 
genannt,  welches  von  der  in  Mexiko  wachsenden  Guilandta  fnonnga  L 
stammen  soll  und  hauj^tsächlich  in  der  Medizin  Verwendung  findet. 

Das  rothe  Sandelholz  oder  BrasiUenholz  ist    unter  Nr.   7  aufgeführt. 

Falsches  Sandelholz  ist  das  Kernholz  von  der  auf  den  griechische!» 
Inseln  heimischen  Planern  abelica :  es  ähnelt  unserem  Ulmenholz^  ist  gewün- 
haft  und  woMriechend. 

4.  AtlasholZj  Seidenholz,  Satinholz,  Fcrolienholz. 

Den  Namen  Atlas-  oder  Seiden  holz  führen  mehrere  Holzarten^  welck 
polirt  einen  seidenartigen  Glanz  besitzen;  hau|>tsächlich  aber  bezeichnet  man 
hiermit  das  Hok  der  auf  den  Antillen  und  in  Brasilien  u.  s,  w,  wachsenden 
Firolia  guianmsis  und  von  der  in  Ostindien  heimischen  Chhroxyl^ 
switienia   D.    C 

Das  Holz  dieser  Baume  ist  sehr  dicht,  schwier,  hart,  stark  atlasgläiuead, 
(in  Folge  der  zwischen  den  Fasern  liegenden  glänzenden  Harztheilchcn),  sdu" 
gut  bearbeitbar»  politurfähig  und  dem  Nussbaumholz  ähnlich.  Es  besitzt  sehr 
schmale  Jahresringe,  eine  kanariengelbe  oder  hellgelbe  Farbe,  seltener  txxA 
purpurrothe  mit  wellig  verlaufenden  braunen  Adern,  auch  eine  kastanienbrian^ 
und  fast  ohne  Adern  und  endlich   eine  hellbraune  mit  schwarzen  Aden] 

Verwendung:  zu  Prachtmöbeln  (besonders  in  England),  zu  eingelcigtc» 
Arbeiten  u.  s.  w* 

Noch  zu  erwälxnen  ist: 

Das  Atlascedernholz    von     Cedrus    atlantica    Manetii^    wddlCS 
Algerien  versandt  wird  und  eine  rothe  Farbe  besitzt,  sehr  feinfaserig, 
schwer  und  wohlriechend  ist^   sich  gut  bearbeiten,   leicht    biegen  und  schdo 


Drilles  CapiteL  Die  Hota^r^ 


B^ 


oUren  lässt  und  dem  VVurmfrass  nicht  \mterworfen    ist.    Man  verwendet  es 
[  hauptsächlich   in  der  Kunsttischlerei.  (V'ergl  §  13^,  2). 

5.  Bitterholz,  Quasstenholz,  FUegcnholz. 
Man  unterscheidet  zwei  Arten,  nämlich: 

tf)  das  echte  oder  surinamische  Quassienholz  von  Quassia 
am^ra  L,  oder  Quassia  simantba^  einem  hohen,  in  Surinam  und  einigen 
anderen  Gegenden  Südamerikas  heimischen  Strauch,  Das  Holz  ist  leicht,  weich, 
conceturisch  geschichtet,  gut  spaltbar,  im  Sphnt  hellgelb,  \m  Keni  griinbraun 
und  hesit/t  einen  starken,  rein  bitteren  Geschmuck.  Man  bringt  es  m  Knüppeln 
oder  geraspelt  in  den  Handel  und  verwendet  es  als  Arzneimittel,  FHegengilt, 
l^edauerUcheTwcise  auch  als  Hopfensurrogat. 

h)  das  jamaikanische  oder  dicke  Quassienholz  von  Stmaruba 
rr^Isa  D,  C,f  das  dem  vorigen  ähnlich  ist  und  in  gleicher  Weise  benutzt 
^trd,  Heimat:  Jamaika, 

6.  Blau-,  Blut-,  Kampeche-  oder  Jamaikaholz. 
Mit  diesen  verschiedenen  Namen  wird  das  Kernholz  von  Hüfmatoxyhn 

^*^ß{ckianum  L.  bezeichnet,  einem  ziemlich  dicken,    dornigen,    in    der  Kam- 

-He-  und  Hondurasbai  heimischen,  auf  Cuba^  Jamaika  und  Haiti  cultivirten, 

'16  m  hohen  Baum  mit    silbergrauem  oder  weissem  Splintholz,    Das  leh- 

i^it    blutrnthe,    allmälige    schwärzHch    werdende,    grobfaserige,    sehr    schwere 

P<i    harte  Holz  riecht  frisch  geschnitten  schwach  nach  Veilchen    und    wird 

^^   Behandlung  mit  Ammoniak  schwarz^iolett.  Es  besitzt  eine  grosse  P'e.stigkeit, 

it  sich  schön  pohren,  wird  nicht  wunnstichig^    hat    aber  in    feuchter  Luft 

li^iiie  lange  Dauer.    Das  Blauholz    enthält   einen   braunrothen  Gerbstoff   und 

m«^  blutrothen  Farbstoff  {HaefnaiQxyhn)\    letzterer   wird  durch  Behandlung 

j"^*^    zerschnittenen    oder    zerkeilten    und    dann    gerasjjelten   oder  gemahlenen 

l^ol«es  mit  siedendem  Wasser  gewonnen  und   dient  zum  Blau-,  Violett-»  Grau- 

pnd   Schwarzfärben  von   Wolle  und  Leder.     Man  verwendet    auch  den   Blau- 

jboLce.\tract  in  der  Tintenfabrikatioii  uml   als  Desinfcctionsmittel  für  Wunden, 

Das  Bläuholz    konmit    in   grossen,     splintfreien,    aussen    blauschwarzen, 

TOthbraunen   Blöcken    in    den   Handel    nnd    ist    ein    kostbares    Holz. 

I  Welches   zu    feinen    Tischler-    und  Drechslerarbeiten    verwendet    wird*     Man 

ünicrK:heidet ;  spanisches  Blau  holz  (wird  in  einseitig  zugespitzten  Blocken 

vtrsundt  und  stammt  hauptsächlich  aus  Vucatan),  englisches  undAntillcm 

O^ö^aika-,  St,  Domingo*  u,  s.  w.)  Blauholz;  letzteres  besitzt  einen  geringen  Werth. 

7.  Brasilienholz,  Fernambukholz  (rothes  Sandelholz  u,  s*  w.)» 
Man  unterscheidet: 

a)  echtes  Fernambukholz  von  der  in  Brasilien  heimischen  Caesafpina 
<w#tf;  kommt  von  Fernambuko  aus  in  den  Handel.  Dieses  Holz  ist  innen 
gclbroih  und  meist  geädert,  aussen  roth;  an  der  1-uft  wird  es  allmälig 
dunkler,  jedoch  nicht  schwarz.  Es  ist  schwerer  wie  \\asser,  mittelhart,  sehr 
'öt  und  sehr  politurfähig.  Man  gewinnt  aus  ihm  einen  gelbrothen  Farbstoff 
^  ein  surk  äthensches  ÜeJ. 

Als  beste  Sorte  gilt   das   grau-  oder  oHvenartig  geäderte    und    weilen- 
föRnig  jichatürle  Holz. 

Verwendung:    zu  Möbeln,  Foumieren,    Kegelkugeln    u.  s.  w.,    femer 
»^^  '    für  Wolle    und  Seide    (färbt   wenig*    echt    orangeroth  bis  roth), 

»' '  «Jer  Tinicnlabrikation  und  endlich  zur  Bereitung  von  Kugel-  oder 

RoihhoUlack. 

2a* 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoflc 

h)  Allerheiligenholz,  Lamourer-  oder  Liamoner-Brasilienholz 
von  Catsüipina  hrasilünsis,  aus  Brasilien  stammend.  Das  Holz  besitzt  eine 
tiefrothe  Farbe,  die  an  der  Luft  nachdunkelt,  ist  sehr  fest»  schwer  und 
gut  bearbeitbar.  Färb-  und  Nutzholz 

c)  St.  Marthenholz,  Nicaragua-  oder  Limaholz,  Rothholz  von 
Caesalpina  echinaia ;  wird  von  der  Antillcninsel  St.  Martha  aus  versandt.  Das 
Holz  hat  eine  schmutzig-dunkelrothe  Farbe,  eine  meist  tiefgefivrchle  Rinde 
und  gefurchten  Splint  und  ist  reich  an  Farbstoff.  Hauptsachlich  wird  es 
zum   Färben  benutzt 

d)  B  r  a  s  i  l  e  t  h  o  1  z,  B  a  h  a  m  a  h  o  1  z  von  Caesalpina  vesicaria  \  von  den  Antillen 
in  den  Handel  kommend.  Das  röthliche,  harte^  splintreiche,  oft  gewundene, 
feine  Politur  annehmende  Holz    gilt  als  das  schlechteste  aller  Brasihenhölzer. 

f)  Sappan-  oder  Japanholz,  ostindisches  Rothholz,  rolhcs 
Sandelholz  von  Catsaipina  sappan  mid  PUrocarpus  santalinus;  kommt 
von  Siani»  China,  Java,  Ceylon  u,  s.  w.  als  sogenanntes  Kaliaturholz  in 
den  Handel.  Das  Holz  ist  im  Splint  weiss,  im  Kern  lebhaft  roth  gefärbt, 
änner  an  Farbstoff  wie  die  vorigen  Hölzer,  aber  schwerer  und  feiner;  es 
wird  an  der  Luft  allmälig  bräun lichroth  bis  schwärzlich-braunroth  und 
enthält  14 — lü%  Farbstoff;  mit  Ammoniak  behandelt,  nimmt  es  eine 
dunkelrothe  Farbe   an.   Man  unterscheidet: 

Slam -Sappan,  Scharlach  roth;  beste  Sorte; 

Bima-Sappan,  hochroth;  Mittelsorte; 

Java-  und  China-Sappan;  desgleichen; 

Padang-Sappan,  schlechteste  Sorte. 

Verwendung:  in  der  Kunsttischlcrei,  zur  Bereitung  von  farbigen 
Lacken  und  Polituren,  zum  Färben  von  Wolle  tmd  Baumwolle  u.  s.  w.  Das 
Sappanholz  lässt  sich  sehr  gut  bearbeiten. 

/)  Gelbes  Brasilienholz,  Gelbholz,  alter  Fustik  vom  Färber* 
maulbeerbaum  {Morus  Hnctoria  oder  Maclura  aurantiaca).  Dieses  aus  West« 
indien  und  Südamerika  stammende  Holz  findet  hauptsächlich  in  der  Färberei, 
aber  auch  zur  Herstellung  von  Luxussachen  Verwendung;  es  färbt  vorzüglich 
hellgellx 

g)  Weisses  Brasil ietiholz.  Man  versteht  hierunter  das  Splintholi 
des  Sappanbaumes. 

h)  Unechtes  Brasilienholz  von  Comocladia  acuUaia  und  Trichik 
spondioüks.  Heimat:  Antilleninseln  und  Ostindien, 

Verwendung:  Als  Farbhok  (färbt  scbmutzigroth). 

8.  Ccdertanne,  spanische  Ccder,  Ccdrobaum, 

Man  unterscheidet  mehrere  Arten,  von  tlencn  für  die  Technik  in 
Betracht  kommen: 

a)  Die  wohlriechende  Ceder  oder  Jamaikaceder  {Cedrtlü  ^ 
rata),  mit  immergrünen,  paarig  gefiederten,  schlecht  riechenden  und  bitter 
schmeckenden  Blättern,  traubenartig  angeordneten,  sehr  kleinen,  glockeiJ- 
fönnigen,  weissen  Blüthen,  fünffächcriger,  mehrsamiger  Kapselfrucht  und  wob!* 
riechendem,  bitter  schmeckendem,  hellbraunem  oder  rothem,  leichtem,  g^^ 
spaltbarem  Hob:  mit  breiten,  hellen  Jahresringen  und  erfüllt  mit  braunem  Hafi- 

Höhe:  bis  25  m.  Vorkommen:  in  Südamerika  und  Ostindien. 

Verwendung:  zu  Hausgeräthen,  Cigarren-  und  Zuckerkisten,  ßlöstift* 
fassungcn  u.  s.  w.;    auch  zu  Möbeln,  weil  das  Holz  nicht  wurmstichig  wird. 


l'He  Tndtancrr  «rtellen  aus  den  stärkeren  StämiTieTi  durch  Aushöhlen  derselben 
[leichte  Kithne  ^sogenannte  Piroguen)  her»  welche  las  50  Personen  fassen 
[können.  Die  Blüthen  dienen  als  Mittel  gegen  Krän^pfe.  (Vergl  auch  Nr.  15.) 
b)  Die  ostindische  Ccder  iCeärda  Tnana  Roxb.),  mit  mahagoni- 
I  artigem,  leichtem  Holz  und  wohlriechender  Rinde.  Heimat:  Ostindien.  Das 
'  Holz  wird  zu  Cigarrenkisten  und  lileistiftfassungen,  die  Rinde  als  Fieber- 
mittel  verwendet 

r)  Die  f i  e  b  c  r  w  i  d  r  i  g  e  C  e  d  e  r  ( Cairtla  fehrifuga ) ;  de r  vo rigen  ähi dich ; 
iVerwcndung    dieselbe.    Die  Rinde    (China  von  Ostindien,    China    von  Giava, 
Ccdrelarinde,  Surenrinde)   wird    in    der  Arzneikunde   auch   als  Mittel   gegen 
Jiajrliöen  benutzt. 

d\  Die  brasilianische  Ceder( Cedrela  itrasiliinsts) ;  Heimat :  Brasilien» 
l'^er Wendung:  zu  Cigaircn-  und  Zuckerkisten,  sowie  zu  Bleisliftfassungen. 
t)  Die  Bergceder    {^Cedrela    vwntana  Karst).    Heimat:    Caracas,    Ver- 
idung:  dieselbe. 

Bemerkung:    Nicht    zu  verwechseln    ist    das  Holz    der   verschiedenen 
tclreia-Arten  mit  dem  echten  Cedernholz;  letzteres  ist  im  §  139  beschrieben, 
9,  Ebenholz  {Ehe na  Ugnum). 

Mit    diesem  Namen    bezeichnet    man    verschiedene   exotische,   äusserst 
te   und   dichte,  mehr  oder  weniger  schwere,  schwarze,  werthvolle  Holzer. 
Hauptsächlich  unterscheidet  man  folgende  Arten: 

ö)  Echtes  oder  schwarzes  Ebenholz  oder  indisches,  Bombay-, 
p5yloTi>  Siam -Eben holz.  Dieses  Holz  stammt  von  Dtospyros-  (Battel- 
>>Umenhaum-l  und  ilAi/tf- Arten,  namentlich  von  Diospyros  ebenum  Rdz,^ 
bwiem  auf  Ceylon  u,  s.  w.  wachsenden,  bis  12  m  hohen  Baum  mit  eiförmigen, 
Wiorariigen  Blättern,  weissen  Blüthen,  graubraunen  olivenarti^en  Früchten 
^*J  dunkclschwarzer  Rinde,  ferner  von  Diospyros  ebenasttr  Reiz,  und  Dios- 
^>^oi  mtlanoxylon  Roxb.^  die  beide  in  Indien  und  auf  den  indischen  Inseln 
;imisch  sind  Diese  drei  Bäume  liefern  die  beste  Sorte  Ebenhobi,  ein  sehr 
^cs,  äusserst  hartes,  etwas  briichiges,  tiefschwarzes  Holz,  welches  schwerer 
wie  Wasser,  kaum  sichtbare  Jahresringe  besitzt,  eine  vorzügliche  Politur 
ifiuin^jnl  und  beim  Verbrennen  einen  VV^ohlgeruch  verbreitet.  Das  Splintholz 
tt'»^st-r  Diospyros-Arten  ist  weiss  und  also  nur  das  Rernholz  schwarz.  Bei 
lö  cm  starken  Stämmen  ist  der  Kern  enva  auf  5  cm  Dicke  schwarz,  alle 
l&Uitie  dagegen  besitzen  nur  einen  fingerbreiten  weissen  Splint,  der  vor  dem 
|^*^*BamU  des  Holzes  sorgfältig  abgetrennt  wird. 

Diesem    edelsten  Ebenholz    kommt    das  Manila- Ehen  holz  von  Bios- 

l/)^ox  Mahaio    Wild,    an  Güte    ziemlich    nahe;    es    wnrd    von  den  Philippinen 

Iruä    in   ^^i^    Handel    gebracht*    Auch    das    Kernholz    von    Diospyros  Blancoi 

ü^wi  hfala  ebmus   besitzt  einen  hohen  \\'eTth.    Ferner    unterscheidet    man  im 

Htndel: 

Ebenholz  von  Madagaskar,  blauschwarz  und  mit  feinem  Gefüge; 
^  Stämmen  von  l — 2  m  Länge  und  10— tO  cm  Durchmesser  zum  Versandt 
brnmend; 

Ceylon-Ebcnholr.,  dem  madagassischen  ähnlich,  aber  zäher;  in 
Sömtncm  von  4 — i\  m  Länge  und   15 — -40  cm  Durchmesser  versandt; 

Sansibar-    oder    afrikanisches   Ebenholz,   leichter,   weniger    fest, 
[mtnderweithig;    in  Stämmen    von  0  3 — 1    m  Länge  und  10 — 20  cm  Durch- 
r  im  Handel  vorkommend; 


Erster  Theil,  Die  HauptstofEb. 


L 


Mangkassar -Ebenholz,  braunschwarz  mit  grauen  Streifen  und  mit 
gröberem  Gefüge; 

Kamerun-  u.  s.  w,  Ebenholz,  grauschwarz;  in  Stämmen  von  10 — 15 rm 
Durchmesser  versandt; 

Gabuon-^  Old  Calabar-  und  Lagos- Eben  holz  von  Diospyros  Dmio\ 

Mauritius- Ebenholz  von  Dtospvros  reit fu lata  und  /?.  tesselarta^  u. s.w. 

Verwendung:  Das  echte  Ebenholz  gilt  als  das  kostbarste  Möbelhoiz 
und  als  ein  vorziigliches  Drcchslerholz;  man  benutzt  es  namentlich  *u 
Mosaik-  und  eingelegen  Arbeiteoj  Fournicren,  Claviaturen»  Flöten  und  anderen 
musikalischen  Instrumenten^  Messergriffen,  Handgrift'en  für  Metallgefässe, 
Spazier-  und  Schirmstdcken,  Pfeifenrohren  u.  s*  w,  —  Das  Auslegen  von 
Kunsttischler-( Gegenständen  mit  Ebenholz  nennt  man  Ebeniren,  den  Kunst- 
tischler selbvst   Ebcnist. 

b\  Buntes  Ebenholz,  und  zwar: 

weisses  Ebenholz  Dwipyros  meianiäa  w.  s.  w.,  welches  von  Mauritius 
und  den  Philippinen  bezogen  wird; 

Kalamander*  oder  Koromandel-Ebenholz  \'on  Diospyros  AirnUa^ 
buntgestreift,  von  Ceylon  stammend; 

C  am  agoor- Eben  bolz  von   Diospyros  eanomoi\ 

grünes  oder  ostindisches  P!^benho!z  von  Diospyros  thenus  und 
Diospyros  chioroxyion ; 

grünes  italienisches  Ebenholz  von  Diospyros  lotus\ 

Clreenhart-Ebenholz  oder  Bastard-Guajakholz,  ein  sehr  hartes 
imd  dauerhaftes,  nicht  dem  Wurmfrass  unterworfenes,  gut  bearbeitbares. 
schwarzbraunes  bis  schwärzliches  Holz  mit  grünem  Auflug,  das  aus  Surinam 
und  Westindien  bezogen  und  besonders  zu  Schiffs  wänden  und  Tischler* 
arbeiten  Ijcnutzt  wird; 

rothes  Ebenholz  von  Diospyros  rubra  (Mauritius)  oder  Ehtnum 
crttica.  Das  Holz  des  letzteren  Baumes  hat  eine  schöne  rothhraune  Farbe 
und  ist  dunkelgeßammt  oder  dunkel  gestreift,  sehr  fein,  gleichfönTtig  dicbt, 
sehr  hart  umi  schwer,    jedoch    ziemBch    spröde     tvergl.  auch  Cirenadillhoh'. 

Rebhuhn-,  Tiger-,  Leopard-  oder  Schlangen-Ebenholz  von 
Piratinera  ^manensis  (Südamerika); 

gestreiftes  oder  marmorirtes  Ebenholz  von  Diospyros  montanä 
oder  Diospyros  UucometaSj  schwarz  mit  weissen  Flecken  und  Streifen; 

grünlichbraunes  oder  amerikanisches  (westindisches)  Eben- 
holz, auch  schwarzes  Grenadillholz  genannt,  von  £rya  ehtnus^ 

australisches  Ebenholz  von  Acaaa  meianüxylon'y 

blaues  Ebenholz,  aus  Guyana  stammend,  frisch  geschnitten  gruiiT 
an  der  Luft  nach  und  nach  violett  werdend,  häufig  auch  buntgeaderi;  be- 
sitzt wenig  Hahbarkeit.  (Vergl  auch  Nr.  2,  Amarantholz.)  —  U.  s.  w. 

c)  Falsches  Ebenholz. 

Hierunter  versteht  man  das  Stammholz  des  Bohnenbaumes  oder  GolfJ* 
regens  [Laburnum  vulgare  Grit  seh.  oder  Cytisus  iaburnum  L.)^  der  m  ist^ti* 
europa  heimisch  ist 

ä)  Künstliches  Ebenholz. 

Dasselbe  wird  aus  sehr  hartem,  billigerem  Holz  (z.  B,  Bim-,  Pflaumen. 
Hainbuchenholz,  auch  Eichen-,  Nussbaum-,  Buchsbaumholz)  durch  )ku^ 
erzetigL  Zu  diesem  Zwecke  wird  das  Holz  glatt  gehobelt,  mit  Bimsstein  unß 


Drittes  Cipiiet  Die  HoIüct. 

erauf   mit    Schachtelhalmen    abgeschlifFen.    sodann    mit    einer    Beize    aus 
ampcchc-Absud,    schwarzen  Galläpfeln,   gebranntem  Eisenvitriol,    Grünspan- 
kr) stallen,    arabischem    Gummi    u,  s.  w.  behandelt    und    endlich    nach    dem 
Trocknen    derselben    mit    Wachsleinwand    oder   Zwiebelschalen    polirt    oder 
arjch  lackirt. 

Unterscheidungsmerkmale.  Echtes  Ebenholz  riecht  beim  Verbrennen 

iingenehm  und  hinterlässt  eine  an  oxalsaurem  Kalk  reiche  Asche.  Behandelt 

ßian    die    I*1äche    des    L^ngenschnittes    mit   Salpetersäure    und    chlorsaurem 

Kali,    so   zeigen    sich    auf   den    dicken    braunen    Zellwänden    kleine   Tüpfel, 

»eiche  die  Gefässe  des  Holzes  darstellen.  Echtes  Ebenholz  lässt  sich  wegen 

seiner  grossen  Dichtigkeit  nur  schwierig  leimen.  Künstliches  Ebenholz  besitzt 

ileullich  wahrnehmbare  Jahresringe,  die  bald  heller  werden. 

10*  Eisenholz. 

Diesen  Namen  führen  verschiedene»  sehr  harte  und  schwere  Holzarten, 
welche  sich  mit  den  gewöhnlichen  Werkzeugen  nicht  bearbeiten  lassen. 
Man  unter  scheitlet: 

a)    sogenanntes    echtes    Eisenholz    oder    Molukkenholz     vom 

'  3um     yMeärosideros    vera    und    M,   Polymorpha\y    mit    anfangs    weichem, 

iirtigem    Splintholz,   rostgelbcm    Kernholz   und  von  Südasien  stammend. 

l>as  Holz    ist    nur   in    frisch   gefälltem  Zustande   oder  nach  Behandlung  mit 

Bhw.sseni  Wasser  bearbeitbar,  sehr  schwer  und  äusserst  dauerhaft. 
f  h)  madagassisches  Eisenholz    von    Sidtrodtndron  trifhrum    (Mada- 

|»sVat\  mit  (dunkelbraunem,  grünschimmerndem»  schwerem  HoUe; 

(}  Eisenholz  von  Ca \  tone    oder  Panakokoholz»    das  Stammholz 
von  Robima  panacoca  AuhL  (Südamerika), 
^_^       d)  ceylonisches    oder  ostindisches  Eisenholz  von  Maua  fcrrera 
H^  —  y.  s.  w, 

^B  Ferner  bezeichnet  man  mit  Eisenholz  das  Stammholz  von  Stadtmannia 
^M0pmiifolia  (Isle  de  France),  von  Oita  mtduiata  (Cap  der  guten  Hoffnung), 
^B^li  Sidfrexvion  tenax\   Casuanna  tquisttifolia  \x.  s.   w. 

^M  Verwendung:    Man    benutzt  das  Eisenholx  zu  Drechslerarbeiteti  und 

^^  Herstellung  von  Werkzeugen,  Walzen,  Ankern,  Rudern,  Stöcken  u.  s.  w. 

11.  Grenadill-  oder  GranadiJlholz. 
Das  echte  Grenadillhok  stammt  muthmasslich  von  der  auf  den  Antillen 

f»ciiih*ch  auf  Cuba)  wachsenden  Brya  fhenus  DC.  Es  ist  sehr  hart  und 
j'"eht,  leirhter  wie  Wasser,  zähe  und  besitzt  eine  kaflfeebraune  Farbe  mit 
jvioleitcn  Flecken.  Man  verwendet  es  namentlich  zu  Blasinstmmenten  (Flöten 
V^^  i:iarinelten). 

Das   schwarze    oder    brasilianische  Grenadillholz    ist    fast  ein 
el  schwerer  wie  Wasser  und  ähnelt  dem  schwarzen  Ebenholz,  das  rothe 
''^cnjidillholz    (auch    rothes  Ebenholz  genannt)    ist    ebenfalls    schwerer 
P'^  HiiÄser  und  stammt  von  der  Insel  Mauritius, 

Mu  dem  Namen  Grcna<lillhoIz   w^ird  auch    häufig   das    echte  Ebenholz 
|bczcichnet. 

12,  Guajakholz,    Pockholz,    Franzosenhol?      f {^'uum     cr>f.?i.j.i    öder 

DflÄ    echte  Guajakhol/    stammt     von    Gtittjhfftim  \'jjii  :rhUs    /..,    einem 

«IHM   mit    zweipaarig  geriederten   Blättern,    einzelnen    langgesüelten  Doldcn- 

nindlichcn  Früchten    und    einer   Stammhöhe   bis    14  m.   Der    echte 


Erster  Theü.  Die  Hauplstoffe. 

Guajakbaum  wächst  auf  den  westindischen  Inseln,  namentlich  auf  Jamaika, 
Hallig  Domingo  und  St.  Thomas,  aber  auch  in  Sudamerika  (Venezuela  und 
Columbia).  Das  Kernholz  ist  g:rünHchbraun  und  mit  gelblichschwarzen 
Streifen,  das  Splintholz  hellgelblich.  Echtes  Guajakholz  ist  ein  Drittel  schwerci 
wie  Wasser^  sehr  hart,  fest^  brüchig,  schwerspaltig,  schwierig  zu  bearbeiten, 
sehr  dauerhaft  und  harzreich  (gegen  20%).  Es  riecht  beim  Reiben  und 
Verbrennen  nach  Gewürz  und  schmeckt  scharf  aromatisch.  In  den  Handel 
gelangt  es  in  starken  Acsten  oder  in  grossen,    oft  cen  tu  er  schweren  StuckciL 

Verwendung:  zu  Achsenlagem,  Walzen  und  Rollen  für  Maschinen^ 
Flaschenzügen,  Keilen,  Hammern,  Kegelkugeln,  rhürgriffen  und  anderen 
Drechslerwaaren.  Man  benutzt  es  auch  in  der  Arzneikunde  als  Holzthee 
gegen  Syphilis,  Rheumatismus,  Gicht  u.  s.  w.  Das  aus  dein  Holz  gewonnene 
dunkell>raune  bis  graugrüne  Harz  ^(iuajakharz)  findet  als  Heilmittel  und 
vereinzelt  auch  zur  Bereitung  von   Lacken  Verwendung» 

Remerkung:  Man  kann  das  Holz  (nach  Goltgetreu,  a.  a.  CX  Bd.  I, 
S.  471)  dadurch  bleichen,  dass  man  es  auf  einige  Stunden  in  eine  nicht  zv 
starke  Natronlauge  legt,  ilann  abspült  und  hierauf  in  ein  Bad  von  1  Theil  Salz- 
säure und  8  Theilen  Wasser  bringt,  in  welchem  tj  Theile  unterschwefligsaures 
Natron  gelöst  ist.  Nach  24  Stunden  zeigt  das  Holz  an  der  Oberfläche  eine 
hellgelbe  Farbe.  Wird  es  gewaschen  ynd  getrocknet,  so  lässt  es  sich  sehr 
schön   poliren. 

Abarten:  J a m a i k a - G u a j a k h o  1  z  (G,  jamaicensf  Tausch.),  dem  vorigCD 
ähnUch;  —  weisses  Pockholz  oder  Heiligen  holz  {G,  sancium  L.\  von 
einem  auf  Puerto  Rico  und  in  Florida  wachsenden  Baum  mit  vielpaarigco 
Blättern,  vierkantiger  Frucht  und  weissem  oder  hellgelbem  Holz;  —  mastix- 
blättriges  Guajakholz  von  einem  in  Brasilien  und  Westindien  heimischen 
Baum;  u,  s.  w, 

13.  Hickoryholz, 

Dieses  Holz  liefern  mehrere  amerikanische  W'alnussbäume  von  der 
Gattung  Carya.  Am  meisten  findet  in  der  Technik  Verwendung  das  Holz  vom: 

a)  weissen  Hickory  (Carytr  a/^i  Afükv,)^  mit  grossen,  b'2  cm  \mgcR 
Blättern,  essbaren  und  wohlschmeckenden  sowie  ölreichen,  an  beiden  Fjiden 
zugespitzten  und  mit  ungeniessbarer  tleischiger  Aussenhülle  versehenen  Nüssen 
(Hickory nüsseti  oder  auch  Vexinnissen,  weil .  der  Kern  nur  sehr  schwer 
herauszulösen  ist),  ferner  mit  im  Splint  weissem,  im  Kern  röthlichbraunemt 
ausserordendich  zähem,  schwerem,  leichtspaltigem,  dauerhaftem,  jedoch  stark 
schwindendem  und  sich  leicht  werfendem  Holz  und  mit  einem  bis  2*2  w  hohen 
Stamm.  Vorkommen:  in  Nordamerika,  namentlich  in  Maryland  und  Carolina. 

^)  o  1  i v e n b  1  ä 1 1 r i g e n  Hickory  { Carya  oinfiteformis  A'uil. \ ,  mit  sehr 
wohlschmeckenden,  viel  Oel  enthaltend  eil,  schwach  vierseitigen  Früchteti 
(Illinois-  oder  Fekannüssen,  die  einen  wichtigen  Handelsartikel  bilden),  mit 
grauer  Rinde  und  sehr  dauerhaftem,  zähem  und  hartem  Holz,  sowie  mA 
einem  bis  24  m  hohen  Stamm.  Vorkommen:  am  Ohio  und  Mississippi, 
sowie  in  Louisiana. 

Verwendung:  Das  Hickory  holz  gilt  als  das  beste  WerkzeughoUi 
es  findet  auch  zu  Mobein  und  in  der  Stellmacherei  (z.  B,  in  Amerika  ^ 
Herstellung  leichter  und  dauerhafter,  zweirädriger  Wagen)  vielfach  Verwendung. 
Aus  dem  Samen  der  Hickory  bäume  wird  Oel  gewonnen,  das  im  Haüshall 
und  in  der  Medicin  benutzt  wird. 


a. 


Driltes  Capttcl,  Die  Holder. 


361 


14.  Königsholz  (Lignum  regnt). 
Diesen  Namen   führen  mehrere  Hoharten,  z.   B.  das  Holz,  von  Ebtnum 

^riÜcHm    (Südamerika )j    von    Fugrae  peregrina  L,    (Sumatra),    von    einer    zur 

Familie  der  Leguminosen   gehörenden  Dalbergia   (China,    Pemambiico,   Cay- 

enne,  Madagaskar)  u.  s.  w. 

Das  Holz  dieser  Bäume  ist  dunkel  braun  violett  bis  schwaribraun,  auch 
J  hellröthlich  gestreift,  mitunter  marmorirt  und  zeichnet  sich  aus  durch  ein 
[xcKr  feines  Gefüge,  Dichtigkeit,  Schwere,  grosse  Härte  uud  lange  Haltbarkeit» 

laji  verwendet  es  hauptsächlich  zu  Drechsler    und  KuuiSttischlerarbeiten. 

15.  Mahagoniholz. 
Das    echte  Mahagoniholz    stammt    von  Swülenia  mahagoni  Z.,    einem 

jiiT  St.  Domingo,  Cuba,  Curat;ao  und  Mexico  (^an  der  Küste  des  Atlantischen 
r^^ans),    Nicaragua,  Britisch-Honduras,    sowie    in  Südamerika  (namentlich   in 
Pr^u^kilien)  wachsenden  Baum,  der  eine  bedeutende  Hohe  unil   Dicke  erreicht, 
P*i^s^  Hulz  dieses  Baumes  ist  in  frischem  Zustande  gelbroth,  wird  aber  an  der 
LuTt  und  beim  PoUren  mit  Oel  und  Wachs  nach  und  nach  liunkler,  so  dass 
zuletzt  dunkeibraunroth,    mitunter  sogar  fast  schwarz  erscheint.     Es  giebt 
^r  auch  Mahagonihölzer,  welche  gewässert,   marmorirt,  braun  geädert,  bis- 
weilen auch  gemasert  sind.  Die  Jahresringe  sind  schmal  und  wenig  bemerkbar, 
Itlvcr    xithlreichen  Markstrahlen  fehl  und    hell,    die  kleinen  Spiegel  deutlich  er- 
[Ver^iibar  und  atlasglänzend,   die  Poren  ofl'en  oder  gefüllt,   kurz   und   sichtbar. 
Das   un regelmässig  concentrisch  gezeichnete  Holz  ist  ungemein  fest  uml   hart, 
scKwer,   schw^rspaltig    und    sehr  dauerhaft,    da  es  jede  Lage  und   W'ilterung, 
Hi täte  und  Kälte  gut  verträgt  und  niemals  von  Insecten  heimgesucht  w^ird;  e-s 
!<cKwindet  nicht,    wirft  sich  wenig  und  nimmt  eine    vorzügliche,   spiegelglatte 
l^olilur  an.     Je  älter  es  ist,  desto  dunklere  Färbung,  grössere  Festigkeit  und 
^gcre  Haltbarkeit  besitzt  es. 

Man  verwentlet  dieses  sehr  werthvolle  Holz  seit  dem  Jahre  1724  zur 
Herstellung  von  Möbeln  und  Fournieren,  ferner  zu  SchiAliauten,  L;igcni  von 
Maschinen  und  Maschinentheilen  u.  s.  w. 

Es  giebt  verschiedene  Sorten,  welche  sowohl  in  der  Güte  als  auch  in 
w  Farbe  mannigfach  von  einander  abweichen.  Her\'orzuheben  sind: 

ä)  Mahagoni- Pyramiden  holz,  das  werthvollste  Holz  der  Swütema 
^ahu^ont,  welches  gemasert  ist  und  erhalten  wird,  wenn  man  den  .Stamm  so 
*Cöchncidet,  dass  der  Schnitt  durch  zwei  gegenüberliegende  Aeste  gehl, 

h)  Haiti-,  St.  Domingo-,  Hispaniola-Mahagoni,  nach  dem  Pyra- 
^deiiholz  die  nächstbeste  Sorte;  feurig  gelbroth,  später  kastanienbraun;  von 
'^^U  und  St.  Domingo  in  den  Handel  kommend. 

f)  Jamaika* Mahagoni  von  der  Insel  Jamaika;  rolh,  später  fast  schwarz j 
weitl^c&tc  Sorte. 

i)  Cuba-Mahagoni  von  der  Insel  Cuba;  dunkclblutroth  und  hellgeadert 
**<Jcr  hdlgcflammt;  drittbeste  Sorte, 

€)  Honduras  Mahagoni  von  Britiscb-Honduras;  minderwerthig. 
/)  Providence-Mahagoni;  schlechteste  Sorte. 
Zu  den  unechten  Mahagonihölzern  gehören: 

f )  N  e u h  o  1 1 ä n  d  i s  c h  e s  M  a  h  a  g  o  u  i  h  o  1  z  von  einer  Myrthenart  ( Eucalyptus 
uhuta  oder  Eucalyptm  glohulus)  stammend,  welche  auf  den  Südseeinseln 
fwamixch  ist ;  brsunroth  und  veilchenartig  riechend,  sowie  von  ziemlich  grosser 
Harte  und  Festigkeit, 


Erster  Theil.  Die  HaypmofTe, 


h)  Weisses  Mahagoniholz  vom  westindischen  und  südamerikanisdien 
Nierenbnum  oder  Elefantenlausbauni  (Anarcardium  ocadefifaU);  wenig  weith- 
voll,  weil  voller  Knoten  und  Risse.  Dieses  harte  Holz  kommt  auch  (wie  das 
echte  Mahagoniholz)  unter  der  Bezeichnung  Acajouholz   in  den  Handel 

i)  Weibliches  oder  Madeira-Mahagoniholz  vom  Lorbeerbaum 
{Persea  indtca)  oder  von  der  Jamaika-Ceder  {Cedreia  odoraia  L.y  vergl.  Nr,  8); 
röthlich  gefärbt,  leicht^  porös  und  sehr  weich,  sowie  mit  sichtbaren  Jahres- 
ringen und  angenehmem  Genich. 

k)  Ca p ländisches  Mahagoniholz  von  Pkroxyhn  utile  oder  Curiim 
fagima^  vom  Cap  der  guten  Hoffnung;  roth  gefärbt,  hart  und  mit  grobem 
Gefüge, 

/)  Afrikanisches  Mahagoniholz  oder  Bastard-MahagonihoU 
von  der  Khaya  zemgalensis^  Senegambien  und  Sierra  Leone;  dem  echten 
Mahagoniholz  sehr  ähnlich;   —   u.  s.  w. 

16.  Palisander-  (fälschlich  Polisander-),  Polixander-  oder  Jacaranda- 
holz. 

Mit  Fall  San  der  bezeichnet  man  im  Handel  eine  grosse  Zahl  verschiedener 
Holzarten  (z.  B.  das  Königsholz,  Amarantholz,  Pockholz,  Rosenhobt  u.  s.  w,). 
Das  echte  Palisanderholz  stammt  von  der  Bignonia  öraitliana  Lam,  oder 
Jacaranda  brastiiana  Pers.,  der  Zuckertanne,  welche  in  Brasilien  heimisch 
ist,  ferner  von  der  Jacaranda  obiusi/olia  H.  et  ß.,  dem  stumpfblättrigeo 
Jacarandabaum»  der  in  Südamerika  wächst,  auch  von  Jacaranda  ovalijolia  B,  R 
u.  s.  w. 

Das  Palisanderholz  oder  Jacarandaholz  ist  dunkelbraun  mit  helleren, 
zum  Theil  sehr  lebhaften  Streifen,  auch  schwärzlich  carraoi  sin  roth  und  schwan 
geädert  u.  s.  w,.  femer  angenehnn  duftend,  sehr  fein^  fest,  hart  und  zähe, 
sehr  schwerspaltig  und  mit  undeutlichen  Jahresringen^  hellen  Mark  strahlen 
und  eigenthümlich  gestalteten  Poren.  Das  Splintholz  der  Jacarandabäume 
ist  weiss. 

Das  Holz  kommt  im  Handel  in  verschiedenen  Sorten  vor;  als  beste 
Sorte  gilt  das  aus  Rio  de  Janeiro  versandte,  schwärzlich  oder  bräunlich  gt*" 
färbte  und  dunkel  gestreifte  oder  geäderte  Holz,  als  mittelgute  das  aus  Kahia 
und  als  üchlerhte  das  aus  Ostindien  stammende  Holz.  Im  Geschäftsleben  bc^ 
zeichnet  man  mit  Palisanderholz  gcwöhnlirh  das  eine  kirsdirothe  Politur  ed- 
nehmemle  Holz  obiger  Bäume  und  mit  Jacarandaholz  dasjenige,  welches  nach 
dem  Poliren  braun  gefärbt  erscheint. 

Verw  en  d  u  n  g:  als  Fournierholz  für  Möbel  und  zur  Herstellung  musikalischer 
Instrumente  (namentlich  zu  Zithern). 

17.  Palmenholz. 

In  der  Technik  findet  das  aussen  gewöhnlich  sehr  harte,  innen  ^^^ 
gtgtn  meistens  lockere,  mitunter  auch  sehr  weiche  Holz  verschiedener  Palmeu 
mannigfache  Verwendung.  Bemerk enswerth  sind  die  folgenden  Arten: 

<j)  Cocosbaum  oder  Cocospalme  ( Cocos  nucifera  L,\  im  tropischen 
Südamerika  heimisch,  aber  durch  Aniiflanzungen  jetzt  auf  der  ösdichen  Hall^ 
kugei  sehr  verbreitet.  Sein  Holz,  Siachelschweinholz  genannt,  besteht  aus 
schwarzen,  ungemein  harten,  mclir  oder  weniger  zerstreut  liegenden  GeTaäS' 
bündeln,  welche  in  einer  gelbbraunen,  weichen  Markmasse  liegen.  Das  HoU 
besitzt  keine  Jahresringe,  lässt  sich  nicht  beizen  und  wird  zu  Drechsler- 
arbeiten   mannigfacher   Art,    zu    Bechern,    Dosen,    Schatullen,    Arbeitskästen. 


Drittes  Capitcl.  Die  Hölzer. 


868 


Uiflfcln»  Messergriffen,  Stocken  u.  s,  w.  benutzt.  Die  Fasern  rles  Mesokarps 
(Cocojsfasem)  dienen  zur  Herstellung  von  MatteJi,  die  Früchte  (Cocosnüsse) 
^s  Nahrungsmittel  oder  zur  Verarbeitung  zu  Kopra.  Aus  dein  Holze  wird 
Zucker,  Oel,  Gummi,  Arrac  u.  s.  w,  gewonnen. 

ä)  Fächer palme  oder  Palmyra  {Horassus  flabeUiförmis)^  in  Arabien^ 
Ostindien,  Neu-Guinea  u.  s.  w,  wachsend.  Ihr  im  Aher  steinhartes  Holz  wird 
m  jenen  Tandem  zum  Hrtuscrbau  benutzt;    im  üebrigen  dient  das  Holz  zur 
Herstellung  von  Drechslerwaaren,  von  Spazier-  und  Schirmstöcken  u.  s.  w. 
€)   Wachs*   oder    Karnaubapalme    {Corypha   cenf<ra\    in    Brasilien 
nisch.  Verwendung:  zu  Wasser-  und  Häuserbauten. 
d^  Gemeine  Kohlpa  Im e  oder  Palmito  {EitUrpe  oieraced)^  in  Brasilien 
»wachsend.    Das  Holz  wurde  früher  vielfach  zum    Hau  von   Pidlisaden  benutzt 
(diklier  der  Name  Pallisa  den  holz)  und  dient  heutzutage  namentlich  zu  Dach- 
coTfcstruction  en . 

f)  Gemeine  Dattelpalme  {Phoenix  dactyii/era  Z.),  in  Arabien  heimisch. 
Da»  die  Farbe  von  altem  Eichenholz  besitzende  Dattelpalmenholz  kann  nur 
als  nindes  Stammholz  verwendet  werden^  weil  es  sich  nicht  zu  Brettern  zer- 
scHrieirien  lässt;  man  benutzt  es  zu  mancherlei  technischen  Zwecken, 

f\  Schilfpalme  o<lcr  Rotang  {Cahtmus),  im  tropischen  Afrika  und 
Siidasien  wachsend.  Sie  liefert  das  zu  Stuhlt! echterer en  u.  s.  w.  dienende 
Ip ^tusche  Rohr  und  ein  zum  Färben  des  Weingeistes  und  Terpentinfimisses 
benfitzlcs  Harz  (Drachen blut). 

g)  Kaiser-,  Hermelin-,  Blumenpalme,  auf  den  malaiischen  Inseln 
^c-hsend,   Ihr  mit  prachtvollen  Zetchntmgen  versehenes  Holz  findet  zu  Kunst- 

^ÄC!lilcrarbeiten  Verwendung. 

Noch  zu  en^^ähnen  ist,  dass  das  harte  Holz  der  Diplothemium  tanjescens 

Häuserbau,  das  steinharte  Holz  der  Manican'a  sard/era  hauptsächlich  zu 

^<>ckcn,    das  Holz  der  Brennpalme  (Carya/a)    zu    Pfeil  erbauten^    die   Zwerg- 

^tme  {Chamaerops   humiin  L.)    zu  Besen,  Matten  und  anderen   Flechlwerken 

**ititzt  wird. 

18.  Teakholz,  Tik-  oder  Tekholz,  indische  Eiche  {Tectona  grandh  L.), 
Kennzeichen:  eirunde,  \\im  lange  Blätter;  5 — t>spaltige,  tra  üben  form  ige, 
''^ssc  Blüthen,  haselnussgrosse,  vierfacherige  Steinfrucht;  starkriechendes, 
Btiriltflhraones,  in  frischem  Zustande  licbtbraunes,  dichtes,  schweres  Holz  mit 
B'»iJ  cutlichen  Jahresringen,  in  denen  die  Gefässe  als  schwärzliche,  glänzende 
Mroifcn  wahrnehmbar  shid;  bis  2{}  m  hoher  Stamm. 

Vorkommen:  Üsdndien.  Die  umfangreichsten  Waldungen  befinden  sich 
^cgn,  Tenasserim,  Assam  und  Malabar, 

Verwendung:  Da^  unserem  Eichenholz  ähnelnde,  sehr  dauerhafte  und 

t«^lvi  Wnrmfrass  nicht  leicht  untcnvorfene  Holz  enthält  ein  Oel,  welches  das 

|Kosten  cv^vTUi^T  Bolzen  im  Holze  verhindert.   Es  besitzt  einen  hohen  Werth, 

«t^Ut  <i^s  beliebieste  Holz  Ostindiens  dar,   gilt    überall  als  das  vorzüglichste 

^Hiffbauholz  und  kann  gleich  frisch  verarbeitet  werden. 

Das  beste  Teakholz  stammt  aus  Bangkok  in  Siam,  Gewöhnlich  kommt 
w  Holz  zehnjähriger  Stamme  zum  Versandt.  Wiegen  seines  Gehaltes  an 
«Kciithümlich  bitteren  Saften  soll  das  Holz  die  Fähigkeit  besitzen,  schlechtes 
Wasser  geniessbar  xü  machen;  man  fertigt  deshalb  aus  Teakholz  Wasser- 
gcfn'-^rv  ni  ^  Plittrr  dfcnen  zum  Purpurfärben  von  Seiden-  und  Baumwollen- 
st».!; 


nu 


Erster  Theii.   Die  HaupLstoffe, 


19«  Rosenholz  oder  Rhodiserholz  {Lignum  Rhüdii), 

Rosetiiiolü  liefern  mehrere  Baum*  und  Straucharten,  so  z.  B.  ein  auf 
den  canarischeii  Inseln  wachsender,  schmalblättriger,  windenartiger  Strauch 
C&nvolvulus  sco/>artus,  ferner  Cordt a  gerascanlhus  und  sehest ina  (Westindien), 
Physöcaiymna  floribundum  (Bahia),  Amyn's  halsamifera  (Jamaika,  Guyana),  Cordia 
myxa  (Ostindien),  Acacta  exceisa  (Australien),  Tn'M/ia  ß^lnnäulosa  (Neu*Süd* 
Wales)  u.  s.  w.  Von  diesen  Bäumen  kommt  hauptsächlich  das  Wurzelhok  ab 
Rosenholz  in  den  Handel ,  das  Stanmihok  besitzt  einen  etwas  gerincjeren 
Werth. 

Das  meistens  in  cylindrischen,  gekrümmten,  dicken  und  mit  weissgraucr, 
rissiger  Rinde  bedeckten  Stücken  käufliche  Holz  ist  sehr  dicht,  schwer  und 
fest,  besitzt  eine  gelbliche,  rosenroth  bis  braunroth  geflammte,  in  der  Mitte 
oft  röthliche  Farlm  und   riecht  beim   Reiben  oder  Schaben  nach  Rosen. 

Verwendung:  Das  sehr  dauerhafte  westindische  Rosenholz  Hefen 
ein  brauchbares  Bauholz,  wird  aber  auch,  wie  alle  übrigen  Rosenhölzer,  xa 
Tischler-  und  Drechslerarlieiten,  eingelegten  Arbeiten  u.  s.  w,  verwendet.  Aus 
dem  Holz  gewinnt  man  durch  Destillation  Oel^  mit  dem  das  echte  und  sehr 
theurc,  aus  Rosenblüthenblättcrn  bereitete  Rosenöl  verfälscht  wird 

20.  Sassafras-  oder  Fenchelholz. 

Man  bezeichnet  hiermit  das  Wurzelholz  der  im  Süden  der  Verein  igt  eo 
Staaten  wachsenden  Sassa/nu  o/fit inaiis  Ä\  ab.  Es,  Dieses  Holz  ist  weich, 
schwammig,  leicht,  grobfaserig,  glänzend  und  schmutziggelb,  auch  röthlichr 
braun  gefärbt;  es  riecht  stark  nach  Fenchelthee,  schmeckt  scharf  und  süssüch, 
enthält  Harze  und  ätherisches  Oel,  ist  tlem  Wurmfrass  nicht  unterworfen 
und  schwindet  stark,  wenn  nicht  vollständig  ausgetrocknet  Das  Holz,  welches 
in  etwa  armdicken,  unregelmässig  gebogenen,  knotigen  Stücken  versandt 
wird,  findet  zu  Kunsttischlerarbeiten  Verwendung.  Man  gewinnt  aus  dem 
Holz  ein  als  Heilmittel  gegen  Haut-  und  Nervenkrankheiten  ilienendes  Od 
(Sassafrasol). 

2L  Schlangenholz,  Buchstaben-  oder  Lette rnholz. 

Man  unterscheidet  hau|)tsächlich  folgende  Arten: 

a)  Echtes  Schlangeiriiolz  vom  Hrechnuss-  oder  Krähenaugenbauro 
{Sirychnos  nux  vomna  L,),  welcher  auf  den  Molukken  und  auf  Ceylon  heimisch 
ist  Das  Holz  ist  sehr  dicht,  fest  und  schwer,  hat  eine  bräunliche  Farbe  uo*3 
schöne  Zeichnungen,  schmeckt  recht  bitter  und  besitzt  sehr  dicke,  keillbrmig 
zugespitzte  Markstrahlen.  Man  benutzt  es  auf  Ceylon  gegen  Schlangenbisse  und 
fertigt  aus  ihm  Drechslerwaaren,  Seine  sehr  bittere  und  giftige  Rinde  kommt 
als  falsche  Angosturarinde  in  den  Handel;  die  Nüsse  (Brechnüsse  oder  Krähen* 
äugen)  enthalten  Strychriin. 

b)  Unechtes  Schlangenholz^  Buchstaben-  oder  l.etiernholz  von 
Ophwxylon  serpmiinutn  (Ceylon).  Das  sehr  harte  und  schwere,  braunroth  ge- 
färbte Holz  besitzt  kleine,  schwärzliche,  Buchstaben  gleichende  Flecke*  Es 
nimmt  eine  schone  l'ohtur  an,  ist  leichtspaltig,  jedoch  schwer  bearbeitbar.  Mm 
benutzt  es  zu  eingelegten  Arbeiten,  KuiLSttischlergegenständen,  zum  ClavierUau 
u,  s,  w.  Zum  Versandt  gelangt  es  aus  Surinam  und  Giiyana. 

c)  Muskatholz  tauch  Letternholz  genannt),  das  Kemhob  von 
Piratinera  guianinsis  oder  Brosimum  guianensis  Auhi,^  ein  sehr  schweres, 
hartes,  jedoch  elastisches,  braunrothes,  dunkeigeflecktes  oder  getigertes,  auch 
wellig  gestreiftes  Holz,  welches  von  Südamerika  (Surinam)  bezogen  wird  & 


Drittes  Cupitel*  Die  Hokcr. 


365 


^T)ic 


wird  zu  Violinbögen,  Spannbögen  für  Annbrilste,  Spaxierstöcken  und  zu  Kunst- 
sachen verarbeitet. 

22.  Veilchenholz . 

Man  bezeichnet  mit   diesem  Namen    das    veilchenartig   riechende  Blan- 
der Blutholz    (vergl  Nr.  H)»    sowie    das   Holz  von  Eucalyptus  glohulus  DC^ 

lem  auf  Vandiemensland  wachsenden  Baum,  der  eine  gewaltige  Höhe  und 
icke  erreicht.  Verwendung:  zu  Drechsler-  und  Kunsttischlerarbeiten. 

23.  Zebraholz. 
Diesen   Namen  fiihrt  das  braune,    schwarzgestreifte^  harte    und  politur- 

e  Holz  mehrerer  Palmen  (wie  z,  B,  der  südamerikanischen  (brasilianischen] 
rludovira  palmata  R,  et  Pav.  und  der  indischen  Zucker-  oder  Kitoolpaime 
enga  tacchanfera),  femer  das  hellbraune  und  dunkelgestreifle  Holz  des 
aianischen  Nabel  Strauches  {Omphalobium  Lambert ii  Schombi)  und  endlich  das 
T  *    kte  Holz   von  Guettarda.    Verwendung:    hauptsächlich    zu    feinen 

jbeiten,  auch  zur  Anfertigung  von  Knöpfen. 


//.  Die  Nadelhölzer. 
§  135,  Tanne, 

Von  der  Tanne,  einem  Reifholzbaum  mit  breitem  Splint  und  deutlich 
nehmbaren  Jahresringen,  giebt  es  in  der  nördlichen  gemässigten  Zone 
^hr  20  Arten.  Die  wichtigste  ist: 

a)    die  Weiss-»  Edel-,  Silber-    oder  Masttanne    {Abies  pectinata  DCy 
^nui  picea  Z.,  Pinus  abies  Du  Roi  u.  s.  w."» 

Kennzeichen;  kleine,  1^ — 2  cm  lange,  2 — 3  mm  breite,  kämm  förmig 
lAbstehcnde,  an  den  unteren  Aestcn  an  der  Spitze  ausgerandete  und  ab- 
[K<^niiidete,  an  den  oberen  (WipfeM  Aesten  fast  spitzige,  immergrüne,  bieg- 
|*^nit»,  kurzgeslielte,  zweischneidige,  unterseits  blassgrüne  und  mit  zwei  bläulich- 
I weisser»  Langsstreifen  versehene,  auf  beiden  Seiten  der  Zweige  eingedrehte 
jwier  gewunden  eingeführte  Nadeln;  bis  %)  mm  lange  männliche,  eiförmige, 
lEnliiliche  Blüthen  m  der  Achsel  einer  Nadel  auf  der  Unterseite  vorjähriger 
pdlentriebe  der  Krone;  2C^^ — VA)  mm  lange  weibliche,  walzenförmige,  gelb- 
IlTUue  Blüthen  aufrecht  auf  der  Oberseite  unterhallj  der  Spitze  vorjähriger 
|»fiel)c  der  obersten  Aeste;  14^20  r///  lange,  walzenförmige,  hellgrün-braune, 
pufrccht  stehende,  im  Herbst  reif  werdende  und  sich  dann  von  der  Spindel 
iw>srhuppende  Zapfen;  quirlartig  fast  rechtwinklig  gestellte,  rauhe,  ungleich 
l**iigc,  sehr  dünne,  in  schön  geschwungenen  Linien  herabhängende  Aeste 
W^  dichten  Bestände  von  geringer  Zahl\;  anfänglich  glatte,  grünlich  braune 
llimj  fuu  Harzbeulen  bedeckte,  später  weissgraue,  im  Alter  rissige  und  spröde, 
l*ö  ^tonnen  Schuppen  abblätternde  Rinde;  in  der  Jugend  pyramidenförmigej^ 
|]J"  späteren  Alter  fast  cy lindrische,  oben  abgeplattete  Krone;  schnurgerader 
nm;  weisses,  etwas  gelblich  oder  röthlich  schimmerndes  (bei  auf  feuchtem 
gewachsenen  Tannen  blassröthliches),  weiches,  harzarmes  und  daher 
c*fhtcs,  lang-  und  feinfaseriges,  sehr  elastisches,  schön  glatt  und  sehr  A^kiiw 
bareü  Holz  mit  vielen  0'5  mm  hohen  Markstrahlen  uufl  einem  ungleich- 
ÄHigcn  Gefüge,  weil  jeder  Jahresring  im  Herbst  ein  schwammigeres  Holz 
itnsM/t  als  im  Frühjahre, 

Hohe:  meistens  bis  40  w,  ausnahmsweise  bis  tiö /w. 
SiÄKimdurchmcsscrr  bis  2:\m, 


3B6  Erster  Theil.  Die  HauptstofTe. 

Alter  der  Reife:  etwa  130  Jahre. 

Vorkommen:  hauptsächlich  in  den  Gebirgsländem  des  mittlere^ 
südlichen  Euro|>a  (Thüringer  Wald,  Böhoierwald,  Sudeten,  Karj>athen,  Schwarz- 
wald,  Franken wald,  Vogesen»  Tirol,  Schweiz,  Pyrenäen,  Kaukasiis  u.  s.  w.). 
Die  Weisstanne  liebt  einen  tiefgründigen,  kräftigen,  etwas  feuchten,  kies-, 
sand-  oder  danimerdehaltigeii  Boden  und  steigt  im  wärmeren  Klima  bis  etwa 
2000  w  (im  Schwarzwald  bis  1050  7«,  im  Riesengebirge  bis  800  ot,  in  den 
bayerischen  Aljien  bis  1400  m,  im  Jura  bis  1500  m,  in  i\^n  Vogeseu  bis 
12(X)/?/|  in  den  Pyrenäen  bis  1950  w  u.  s.  w.)  über  Meereshöhe.  Sie  kommt 
im  Norden  auch  in  Ebenen  vor;  man  findet  sie  in  Sibirien  bis  zum  51.  Grad 
und  in  Norwegen  bis  Äum  67.  Grad  n.  Br. 

Verwendu!ig:  üas  im  Trocknen  ausserordentlich  und  unter  Wasser 
ziemlich  dauerhafte^  im  Wechsel  von  Trockenheit  und  Nässe  jedoch  wegen 
ihres  geringen  Harzgehaltes  wenig  haltbare,  gut  bearbeitbare  Holz  wird  m 
Zimmerarbeiten  (Unterzügen,  Balkenlagen,  Dachconstructionen  u.  s.  w.),  ferner 
zu  Fussboden  (weiss  und  astrein  1,  Fiühnen  und  Resonanzböden,  Drechsler- 
und  Böttcherarbeiten,  Schachteln  untl  Dachschindeln,  sodann  zu  Telegraphen- 
stangen, Mastbäumen,  Mühl wellen  und  endlich  als  Brennholz  iBrennwertii 
etwa  ^10^— ItO^/q  geringer  als  der  des  Buchenholzes)  verwendet.  Aus  dem  SameD 
wird  der  sogenannte  Strass burger  Terpentin  gewonnen. 

h)  Abarten. 

1.  Abifs  AWdmanniana  Link,  mit  seh  warzgrau  befind  et  era,  bis  30 » 
hohem  Stamm,  vielen,  fast  vom  Erdboden  an  gewachsenen  Aesten,  stark  ver- 
harzten, eiförmigen  Zapfen  und  mit  an  jungen  Trielicn  mehrreihigen»  ati 
älteren  zweizeilig  abstehenden  Nadeln.  Heimat:  Kaukasus  und  Krim. 

2.  Aöüs  cephaionka  Loud.^  mit  spitzen  Nadeln,  Heimat:  Griechenbnd. 
Mit  mehreren  Varietäten, 

3.  Abies  Pimopo  Boiss.^  mit  spitzen,  gewöhnlich  allseitig  abstehendt'Ti 
Nadeln,  etwas  an  der  Spitze  eingedrückten  Zapfen,  schwarzlichgrau  K" 
rindetem,  bis  25/?/  hohem  Stamm.  Heimai:  Südspanien  und  Nordafrika. 

4.  Aliies  hahamta  L.  (Balsam tan ne),  mit  kurzen,  meist  sichelförmig 
aufwärts  gebogenen,  unterseits  bläulichweiss  gestreiften,  an  der  Spitze  aas- 
gerandeten,  balsamisch  riechenden  Nadeln,  kurzen  violetten  Zapfen,  schwärzlich- 
grau  berindetem,  bis  15  ni  hohem  Stamm  mit  pyramidenförmiger  Krone. 
Heimat:  usthches  Nordamerika;  in  Europa  in  Gärten  cultivirl.  Aus  den  Harz- 
beulen  der  Rinde  wird  in  Amerika  ein  sehr  feiner  Terpentin  gewonnen, 
welcher  unter  dem  Namen   »Canadabalsam«   in  den  Handel  kommt. 

5.  Ahies  vmusta  D&ugL,  mit  zugespitzten  Nadeln,  braunberindetem.  Ins 
30  OT  hohem  Stamm,  dessen  untere  Zweige  schlaff  herabhängen.  Heimat 
Califomien, 

0.  Aifies  amahilis  DottgLy  mit  zuletzt  beiderseits  grünen  Nadeln  und  bb 
60  m  hohem  Stamm.  Heimat:  westbches  Nordamerika.] 

7.  Abits  nobilis  LindL  (amerikanische  Edeltanne),  mit  aufwlrts 
gekrümmten,  nahezu  kreisförmig  gestelken  Nadeln,  ltj—18  cvi  langen  Zapfe« 
und  kastanienbraun  berindetem,  bis  70  w»  hohem  Stamm.  Heimat:  CaÜfonüci^ 

U.  S,  W,  'v 


illes  Capite 


§   136.  Fichte  oder  Rothtanne, 

Vfm  der  Fichte,  einem  Reifholzbautn  mit  mittelharten,  deutlich  wahr- 
j  nehinbaren  Jahresringen  und  sHirnnli-m  Splint,  kennt  man  zwölf  Arten-  Hervnr- 
lasubeben  siad: 

tf  I  die  gemeine  Fichte.  Kothtichte,  Fichttanne  oder  Roth-,  Schwarz-», 
Pech-,  Kreuztanne  u.  s.  w.  {Adüs  exrehti  DC,  Picta  vulgaris  Link), 

Kennzeichen:     12—17  mm    lange    und     1   mm    breite,    steife»   kurz 

Äachelspitzige,  anfangs  hellgrüne*   später  dunkelgrüne,    lebhaft  glänzende,  im 

Querschnitt     rautenförmige,    spiralig    und    allseitig    abstehende,    auf    kleinen 

lockern  siizcnde,  immergrüne  Nadeln;  rothe,  nahe  den  Zweigsintzcn  sitzende, 

-27   mm   lange,  erdbeerähnliche,  männliche  Blüthen;    kamiinrothe,  an  der 

>it£e   vorjähriger  Triebe    im    oberen    Theile    der    Krone,  anfangs    aufrecht 

-hende,    nach    der   Befruchtung    hängen de^    30 — 40    mm    lange,    weibliche 

Ifithen;  10 — 16  cm  lange  und  2 — 2*5  cm  dicke,  etwas  herabhängende  und 

Lter   ganz    abfallende,    hellrothe  bis   braune,  walzenförmige  Zapfen;    glatte, 

ürlartig  und  in  der  Mitte  der  Krone  fast  rechtwinklig  stehende,  am  unteren 

leil  v\cs  Stammes  jedtK'h  etwas  überhängende  Aeste;  schnurgerader,    kegel- 

^Titiiger  Stamm    mit    jn'ramidal-kegel förmiger  Krone    und    anfänglich    glatter, 

*Uroth4)rauner,  im  Alter  rissiger,  schuppig  abblätternder,  rothbrauner,  grau- 

tuncr  bis  grauer  Kinde;  blassröthliches,  nach  der  Mitte  zu  geädertes,  harz- 

rtcjjcs  und  schwach  nach  Harz  riechendes,  glänzendes,  weiches,  sehr  elastisches, 

ichtspaltiges  Holz  mit  vielen  0"5  mm  hohen   Markstrahlen,  zahb-cichen  Ast* 

fc^llen  und  senkrechten,  sowie  wagerechten  Harzgängen, 

Alter  der  Reife:  80^ — 100  Jahre.  Höhe:  gewöhnlich  bis  l^)  m^  aus- 
»hmswcise  noch  etwas  grösser.  Stammdurchmesser:  bis   THO  m. 

Vorkommen:  hauptsächUch  in  Mitteleuropa;  im  Süden  noch  in  den 
tiirgen  Italiens  und  in  den  Pyrenäen,  im  Norden  Europas  (Finnland)  bis  xum 
Grail,  in  Nordasien  bis  zum  60.  Grad.  Die  Fichte  Uebt  einen  frischen, 
litunüsreichen  Boden  und  eine  feuchte  Atmosphäre,  Sie  liefert  das  beste  Holz 
rauheiv,  nördlichen  Lagen,  das  schlechteste  (schw^ammiges,  roth-  und  kern- 
^alcs  Hobi  bei  zu  fettem  Boden  oder  in  sonnigen,  tiefen  Lagen,  weil  sie 
in  zu  schnell  wächst.  Die  Fichte  steigt  im  Gebirge  bis  18U0  m  Meeres* 
!Jhe  und  kommt  selbst  auf  Felsblöckcn  mit  schwacher  Erddecke  fort» 

Vcrw^endnng:  Das  im  Trockenen  sehr  haltbare,  unter  Wasser  aus^str- 
'^'äcntUch  dauerhafte,  im  Witterungswechsel  leicht  stockende  Holz  ist  gut 
rbeitbar  und  lässt  sich  mit  der  Säge  im  Querschnitt  leicht,  im  Längcn- 
^Hnitt  dagegen  schwieriger  zerschneiden.  Man  benutzt  es  im  Baufach  zu 
\t%  Holzfachwerken,  Thuren,  Treppen,  Fussböden,  Dachschindeln  u.  s.  w*., 
^ruer  als  Schififbauhobt,  sodann  zu  Brunnenröhren,  Mastbäumen,  Zündhölzern, 
ppiekacbcn,  weiter  als  Parkett*  und  Möbel-Blindholz,  zu  Getäfel,  zu  Resonanz- 
Ibödcn  für  Instrumentenriracher  (wichtiger  Handelsartikel  im  BöhmerwaUl), 
ländlich  ixxv  Herstellung  von  Holzstoff  und  Cellulose  für  die  Papier- 
1  Fabrikation  und  als  Brennholz  (Brennwcrth  etwa  757o  von  dem  des 
L^hcnhobcs). 

Die  Fichte    liefert    Harz,    aus    welchem    das   gemeine   gelbe   Pech 
SchmeUcn   gewonnen   wird;   ihre  Rinde    dient  zum  Gerben,    sowie  als 
IHrcfmütoff  und  das  aus  ihr  (bei  alten  Bäumen)  herausquellende,  oft  goldgelbe, 
der    Luft    nachdunkelnde    Harz    (gemeiner    Weihrauch    genannt)    zur 


Erster  Theil.  Die  Hauplstoffe. 

Bereitung  von  Salben  und  Pflastern.  Holz  und  Nadeln  werden  zur  Bereitung 
von  sogenannter  Wald  wolle  (Holzwolle)  benutzt,  welche  zu  Polsterungen 
von  Möbeln,  als  Verpackungsstoff  und  in  der  Heilkunde  zum  anti septischen 
Verband  verwentlet  wird  Die  Fichtennadeln  dienen  auch  zur  Bereitung 
heilkräftiger  Bäder  und  als  Stallstreu.  Endlich  gewinnt  man  aus  der  Fichte 
durch  Abschaben  der  Kambiumschicht  der  im  F^rühsommer  gefällten  Stämme 
einen  Saft,  aus  welchem  Vanillin  hergestellt  wird. 

d)  die  Schlangenflchte  {Ptft^i  vünitjahs  AbstrS)  mit  wenig  oder  nichl 
verzweigten,  häufig  sehr  langen,  schlangenartig  gebogenen,  nuirlartig  stehenden 
Aesten.  Heimat:  Schweden;  in  Deutschland  cultivirt.  —  Hierher  ge- 
hört auch: 

c)  die  Hängeßchte  {Picea  peniiula\    mit    lang   herabhängenden   Aesten. 

d)  die  Welssfichte  (Picea  alba  Link\  mit  stumpfen,  grau-  oder  blau- 
grünen,  nicht  sehr  dicht  stehenden,  {\ — 14  mm  langen  Nadeln  und  hellbraunen, 
2"5 — 4  cm  latigen  Zapfen.  Heimat:  Canada  bis  Rarolina.  Die  \V eiss ficht e 
des  Böhmerwaldes,  auch  Hasclnussfirhte  genannt,  besitzt  ein  auf  dem 
Radial*  und  Sehnenschnitt  geflammtes  HoU  in  Folge  der  wellenfönnig 
verlaufenden  Jahresringe. 

€)  die  morgenländischc  Fichte  {Picea  orietiiaüs  LtnL)^  mit  kurzen, 
sehr  dicht  gestelllen,  dunklen  Nadeln.  Heimat:  Kaukasus  und  die  Gebirge 
Kleinasicns.  —  Die  aus  den  Zweigspitzen  herausdringenden  Harztropfen 
kommen  unter  dem  Namen    ♦Sapindusthränen<   in  den  Handel 

/)  die  Schwarzfichte  (Picea  nigra  Link.\  mit  dicht  stehenden,  unterseiu 
schwarzgrünen,  oberseils  Ijläulichen  Nadeln^  3  cm  langen  braunrothen  Zapfen, 
schwärzlicher  Rinde.  Heimat :  das  östliche  Nordamerika.  —  Das  weisse  HoU 
wird  in  Amerika  vielfach  zur  Herstellung  von  Raaenstangen  benutzt  und  aus 
den  jungen  Trieben  das  sogenannte  Sprucebeer  bereitet. 

g)  die  Hothfichte  (Pirea  rithm  Link.),  mit  kurzen,  nur  1—1*5  cm  langen, 
oberseits  mehr  oder  weniger  blangrüuen  Nadeln,  5—8  cm  langen  Zapfeo 
und  röthlich  gefärbtem^  sehr  dauerhaftem  Holz*  Heimat:  Neuschottland  und 
Neufundland, 

/;)  Picea  obavata  Ledeb.,  mit  kleinen  breitschuppigen  Zapfen.  Heimat: 
das  nordöstliche  Europa  und  Sibirien.  —  Diese  Fichte  bildet  im  Altai- 
gebirge  ausgedehnte   Wähler;  —  u.  s.  w. 


§   l*n.   Wachholder  oder  Wacholder, 

Man  unterscheidet  hauptsächlich  folgende  Arten : 

a)  den  gemeinen  Wachholder,  Knirk-,  Steck-,  Kranawttts-,  Feuer* 
bäum  u.  s.  w.   {Juni per us  commitnis  Z,). 

Kennzeichen:  \2  mm  lange,  schmale,  stechende,  am  Grunde  gegliederte 
Nadeln^  welche  quirlartig  zu  je  drei  an  den  dreikantigen  Aesten  sitzen» 
kleine  vielblüthigej  eirunde  männliche  urui  dreiblüthige,  umenförmige,  weibliche 
Blüthenkätzchen;  blauschwarze,  weiss  bereifte  Beeren  (Wachholder-,  Quackcl- 
oder  Krammetsbeeren);  gelbröthliches  oder  gelbbraunes,  oft  braungeadertcs, 
im  Splint  weissliches  oder  graues,  in  irischem  Zustande  ziemlich  hartes, 
dichtes,  schweres,  elastisches,  wohlriechendes  Holz,  welches  eine  grosse  Dauer- 
haftigkeit besitzt  und  fast  nie  von   Insecten  heimgesucht  wird. 

Höhe:  bis  10  wi  (meistens  niedriger).  Staramdurchmesser:  bisSO^- 


äpftei: 


Vorkommen:  in  Europa,  Mittel-  und  Nordasien,  und  zwar  haupt- 
Schlich  auf  Haiden  und  in  Kiefernwaldungen.  Der  Wachholder  liebt  gebirgige 
jcgcnden. 

Verwendung:  Das  schwer  zu  bearbeitende  und  oft  einreissende  Holz 
wird  bei  grösserer  Stärke  zu  Tischler-  und  Drechslerarbeiten  benutzt,  namcnt- 
llich  zur  Herstellung  von  Prunkmöbeln,  eingelegten  Arbeiten,  Wand-  und 
iBcckentafelungen,  auch  zu  Maschinentheilen  und  in  der  Medicin  als  Holzthee, 
Aus  den  oft  knorrigen  Wurzeln  und  Stammen  fertigt  man  Gartenmobel  und 
Stöcke;  Holz,  W^urzeln  und  Beeren  dienen  getrocknet  zum  Räuchern,  letztere 
Buch  als  Arznei  und  zur  Bereitung  von  Wachholderbranntwein  (Gen^vre). 
)a5  bisweilen  unter  der  Rinde  anzutreffende  Harz  kam  Imhcr  als  deutscher 
{diädarak  in  den  Handel; 

^)  den  stinkenden  Wachholder,  Sadc-,  Sage-  oder  Sevenbaum  {Junh 
xahina  Z.),  mit  kurzgestielten,    kugelförmigen,    rothen  Scheinäliren  und 
stein,     langfaserigem,    röthlich    gefärbtem    Holz.    —    Heimat:     Südeuropa 
id  Orient. 

Verwendung:  Das  Stammholz  dient  zu  Tischler-  und  Drechsler- 
>ntcn  und  die  getrockneten,  ein  ätherisches  Gel  cTithaitenden  Zweige  werden 
der  Medicin  als  stark   erhitzendes  und  bluttreibendes  Mittel  benutzt, 

c)  den  spanischen  oder  griechischen  Wachholder  oder  die  Wach- 
holderceder  {Juniperux  o,\ycednt.K  L.)^  mit  kugel  türm  igen,  rothen  Scheinahren 

riti  einem  dem  echten  Cedcrholz  ähnelnden  Holze.  Heimat:  Istrien. 

Verw^endung:  Aus  dem  Hulze  wurden  im  Alterthum  Götterbilder 
iiand  Tcmpclverzierungen  j^eschnitzt;  heutzutage  fertigt  man  aus  ihm  Tischler- 
Ittnd  Ürechslcrarbeiten  und  benutzt  es  auch  zur  Gewinnung  eines  ätherischen 
M>eles  [Oitfum  cadtnum\  welches  z.  B,  als  Heilmittel  gegen  die  Räude  der 
1  Schafe  benutzt  wird  und  schlecht  riecht. 

d)  den  virginischcn  Wachholdcr  oder  die  virginische  oder  rothe  Ccdcr 
[Juniperus  virginiana  L,\  einem  geraden,  bis  16  w  hohen,  zur  Gruppe  der 
Siitlenbäume  gehörenden  Baum  mit  eiförmigen  hiTiggestielten  Scheinähren, 
*chwar/ blauen    Beeren,    wohlriechenden,     rautenförmig    länglichen,    in    zwei- 

:i  Quirlen    stehenden  Nadeln    und    karmoisinröfhlichcm,    oft    dunkel- 
iL-m,    im  Splint  weissgelbem,    fein-    und  langfaserigem,  festem^    wohl- 
"^hcndem  Holz;    der  Stamm    besitzt   sogenannte  Cedcräpfel,    welche  durch 
'ftscttcnstich  erzeugt  werden,    —  Heimat:  Nordamerika, 

Verwendung:    Das  im  Freien,   unter  Wasser    und    in  der  Knie    sehr 

'^tjcrhafte  und  dem  Wurmfrasse   nicht    unterworfene  Holz    wird  zu  Bleistift- 

wsiingcn,    Cigarrenkisten,  VV'and-  und  Deckentäfelungen,  Fussboden,  Tischen 

^^' s*  w,  benutzt  und  häufig  als  echtes  Cederholz  verkauft.  Die  getrockneten 

finden  in  der  Medicin  Verwendung; 

f)    den    Bermuda- Wachhol  der    oder     die    Bermudaceder  {Junipttut 

4ianQ  LX   mit  röthbchem,    leichtem,  wohlriechendem   Holz,  welches  als 

[lOthcs  Cedcrholz  in  den  Handel  kommt  und  wie  das  Holz  der  virginischcn 

|C«der  verwendet  wird,  Heimat:  die  Bermudasinseln. 

§  138.  Kiefer.  —  Pitschpine,  —  Yellowpine. 

L  F-uropäische  Arten. 

«)  Gemeine  Kiefer,    Föhre,  Weisskiefer,    Kienbaum    u.  s,  w\   {Finus 


370 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Kennzeichen:  Kemhokbaum  mit  sehr  breitem  Splint,  dünnem  Mark, 
sehr  deutlichen,  etw'as  w eilen ftjrm igen  Jahresringen  mit  scharfer  Grenie 
zwischen  Frühjahr-  und  Sommerholz;  40 — 50  mm  lange,  im  Querschaitt 
halbkreisförmige,  tinterseits  etwas  hohle  und  bläulich-  oder  graugrüne,  auf 
der  convexeri  Seite  dunkelgrüne,  paanveise  in  einer  Scheide  und  spiralig  um 
ütn  Zweig  stehende,  immergrüne  Nadeln;  B — 7  mm  lange,  eiförmige,  kurz- 
gestielte,  strohgelbe»  männliche  Kätzchen,  strauss-  oder  büschelförmig 
zusammengedrückt  an  der  Spitze  vorjähriger  Triebe;  kleinere,  runde,  gestielte, 
röthliche,  weibliche  Blüthen  einzeln  zu  2—5  an  frischen  Trieben  desselben 
Jahres;  4 — 7  cm  lange,  kurzgestieltc,  hängende,  eikegelförmige,  glanzlose, 
anfangs  grüne,  nach  Jahresfrist  graubraune  Zapfen;  gerader,  im  Alter  bis  vo 
stark  abgewülbten  bis  schirmfümiigen  Krone  astfreier,  cylindrischer  Stamm 
mit  weit  herausragenden  quirlartig  gestellten,  um  einen  Jahrestrieb  von 
einander  entfernten  Aesten;  leuchtend  gelbrothe  Rinde  bei  jungen  Stämmen; 
graugelbe  oder  olivengrüne  Rinde  an  tlen  Zweigen  junger  Triebe;  mit  aussen 
graubrauner,  innen  rothbrauner,  sehr  dicker,  stark  aufgerissener  Borke 
bedeckte  Rinde  bei  alten  Stämmen;  im  Sphnt  gelbliches  oder  röthlichw^eisses, 
im  Keni  geU>lichrÖihHches  oder  bräunlichrothes,  an  der  Luft  allmälig  dunkler 
werdendes,  glänzendes,  im  Kern  wohlriechendes,  grobes,  langfaseriges,  mittel- 
hartes, massig  schweres,  harzreiches  Holz  mit  zahlreichen  \}'b  mm  hohen 
Markstrahlen. 

Alter  der  Reife:  etwa  120  Jahre.  Höhe:  33— 50  m.  Stammdurch' 
messer:  bis  1  m. 

Vorkommen:  in  fast  ganz  Europa  (bis  zum  70*  Grad  n,  Br.)  und  im 
grÖssten  Theile  von  Nordasien,  besonders  aber  in  Preussen  ausgedehnte 
\\'älder  bildend.  Die  Kiefer  steigt  in  den  Alpen  Ijis  20(X)  m  Meereshöhe 
und  liebt  einen  tiefgründigen,  humusreicheti  Boden;  sie  gedeiht  aber  auch  auf 
sumpfigem  und  moorigem  Boden,  ja  selbst  auf  dem  magersten  Flugsand  und 
ist  daher  für  den  Anbau  von  Dünen  sehr  wächtig. 

Bemerkung:  Das  Holz  der  auf  ebenem,  sandigem,  humosem  Bpden 
gewachsenen  Kiefer  ist  besser,  nämlich  /.äher,  dauerhafter  imd  w^eniger  xur 
Kemfäule  geneigt  als  das  Holz  der  auf  sumphgera  oder  moorigem  Boden 
gediehenen;  das  kemreichere  Holz  älterer  Stämme  ist  werthvoller  als  cUs 
splintreiche  jüngerer;  letzteres  ist  weniger  dauerhaft  und  besitzt  einen  gcringtn 
Brennwerth.  Das  Holz  aus  dem  unteren  Theile  des  Stammes  ist  das  schwerste» 
härteste;  bei  excentrischemi  unter  dem  Einflüsse  ständiger  Windströmungen 
entstandenem  Wuchs  ist  das  härteste  Holz  das  auf  der  Schmalseite  liegende. 
Das  beste  Kiefernholz  wächst  in  Preussen  zwischen  Oder  und  Weichsel, 
dasselbe  besitzt  eine  durchschnittliche  Druckfestigkeit  von  500  kg  für  dis 
Quadratcentimeter    und    das  specilische  Gewicht  0'5   in  trockenem  Zustaüde. 

bi  jungen  Jahren  wird  die  Kiefer  häutig  von  einer  Krankheit,  Schütte 
genannt,  befallen,  welche  sich  im  Absterben  der  Nadeln  äussert  und  schliess- 
lich den  Baum  tödtet;  die  Ursache  dieser  Krankheit  ist  noch  nicht  völlig 
aufgeklärt. 

Verwendung:  Das  schwierig  zu  bearbeitende,  selbst  nach  dem  Ab- 
hobeln rauh  bleibende  und  unter  dem  Hobel  leicht  reissende  Holz  besitzt  selbst 
im  Freien  ^Ine  lange  Dauer  und  ist  als  Bau-,  Nutz-  und  Werkholz  sehr  gut 
geeignet*  Das  Kiefernholz  ist  das  gesuchteste  Holz  für  grosse  Schiffsmasten 
und  wird  auch  sonst  im  Schiffbau  viel  betiutzt.    Man  verwendet  es  gern  «o 


Drittes  Capitel.  Die  Höber.  871 

Wasser-  und  Grundbauten,  Brückenrosten,  Eisenbahnschwellen,  Brunnen-  und 
Wasserleitungsröhren,  femer  im  Hochbau  zu  niedrigen  Pfosten,  kleineren 
Verbandhölzem,  Blindböden,  auch  zu  Fenstern  und  Thüren,  Möbeln  u.  s.  w. ; 
endlich  gilt  das  Kiefernholz  als  das  beste  Brennholz  von  allen  Nadelhölzern. 
Die  Wurzeln  dienen  zu  Kienspänen  und  zur  Theer-,  Pech-  und  Kienruss- 
bereitung, die  Nadeln  zu  heilkräftigen  Bädern,  zur  Bereitung  von  Waldwolle 
und  als  Stallstreu ;  die  Rinde  benutzt  man  zum  Gerben  u.  s.  w.  Zu  weit- 
tragenden Balken    und  Dachconstructionen   ist  Kiefernholz   weniger   geeignet 

als  Tannen-  und  Fichtenholz.   Wird  Kiefernholz  von  Insecten  angegriffen,  so 

scliwitzt     es    Harz     aus;     Wurmfrass    tritt     leicht     ein,     wenn     das     Holz 

trocken  steht. 

Abart:  Rigakiefer,  mit  schlankerem  Wuchs ;  ihr  Holz  wird  besonders 

zu     Schiffsmasten  verwendet. 

b)  Schwarzkiefer,  österreichische  oder  corsische  Kiefer  (Ptnus  austriaca 
Iföss,^  P,  nigricans  Host.y   P,  laricio  Poir,  u.  s.  w.). 

Kennzeichen:  8 — 13  cm  lange,  paarweise  in  einer  Scheide  sitzende, 
gleichfarbige,  jedoch  dunklere  Nadeln;  gelbe  männliche  und  rothe  weibliche 
Bltithen;  kegelförmige,  gelbbraune,  bis  8  cm  lange,  sitzende  Zapfen;  dunklere 
Rinde;  ziemlich  feines,  im  Korn  gelblich-  oder  röthlich weisses,  äusserst  harz- 
reiches Holz. 

Vorkommen:  im  südlichen  Europa,  aber  auch  in  Oesterreich  und 
Tirol  Die  Schwarzkiefer  liebt  einen  kalkigen  Boden. 

Verwendung:  im  Allgemeinen  dieselbe  wie  bei  a).  Die  Schwarzkiefer, 
^er  harzreichste  Nadelbaum  Europas,  ist  besonders  für  die  Harz- 
gewinnung von  Wichtigkeit. 

c)  Zürbelkiefer  oder  Arve  (Pinus  cemhra  L.). 

Kennzeichen:  8 — 10  cm  lange,  unterseits  mit  zwei  bläulich-weissen 
Längsstreifen  versehene  und  zu  fünf  in  einer  Scheide  sitzende  Nadeln;  ess- 
^e,  sehr  schmackhafte,  dreikantige  Nüsse  (Zürbelnüsse)  in  8  cm  langen, 
schmutzig  violetten  Zapfen;  grauschwärzliche,  rissige  und  gefurchte  Rinde; 
pyramidenförmige  Krone;  braunwollige  Zweige;  sehr  hartes,  gehobelt  seiden- 
gjänzendes,  weisses  Holz  mit  sehr  wenig  ausgebildeten  Jahresringen  und  mit 
«inem  Wohlgeruch,  den  die  Motten  scheuen. 

Strauch  oder  Baum  bis  15  m  Höhe. 

Vorkommen:  hauptsächlich  in  den  Gebirgen  der  Schweiz  und  Tirols, 
^ber  auch  in  den  Karpathen  und  im  Altaigebirge.  Die  Zürbelkiefer  steigt  bis 
etwa  2500  m  Meereshöhe. 

Verwendung:  Das  sehr  gleichmässig  ausgebildete  Holz  wird  zu 
Schnitzereien  und  zur  Herstellung  von  Resonanzböden  verwendet. 

d)  Krummholz-,  Berg-,  oder  Zwergkiefer,  auch  Leg-  oder  Alpen« 
flJhrc,  Latsche  u.  s.  w.  (Pinus  montana), 

Kennzeichen:  paarweise  aus  einer  Scheide  kommende,  gleichfarbige 
Nadeln;  meist  sitzende  und  wagerecht  abstehende  Zapfen;  violette  oder 
bläuliche  weibliche  Blüthen;  dunkle  Rinde;  sehr  lange  (oft  mehr  als  10  m 
lange),  am  Boden  hinkriechende  Aeste;  feines,  wenig  glänzendes,  schwer- 
spaltiges,  gelbrothes  Kernholz. 

Vorkommen:  in  den  Gebirgen  Mittel-  und  Südeuropas  bis  zu 
2000  m  Höhe. 

24* 


372 


Erster  Thcü.  Die  HauptstoBFev 


Verwendung,  Dsw  sehr  dauerhafte  Holz  wird  au  SchTiitzereien,  aber 
auch  als  Brennholz  benutzt;  das  Harz  kommt  als  Krummholzöl  in  den 
Handel. 

Abarten:   Hakenkiefer  (Pmus  necinata  Rani,  et  D.  C,\  KniehoU- 

k  i  e  f  e  r  {Pt'nus  pumilio  Haenke\  M  u  g  o  k  i  e  f  e  r  ( Pinn^  mughus  ScopS).  Alle  diese 
Kiefern  (sowie  die  Krummholzkiefer)  lieben  Torfboden  und  bilden  meistens 
nnr  einen  niedrigen  (bis  2  m  hohen)  Strauch. 

i)  StrandkJefer^  Seekiefer,  IgelfÖhre.  {Pinus  mariiima  D,  C\,  P, 
pinasUr  So/,) 

Kennzeichen:  13^ — 18  cm  lange,  kurz  stachelspitz e^  lebhaft  grüne 
Nadeln;  18  cm  lange,  sehr  kurz  gestiehc^  zimmetbraune  Zapfen;  dunkel- 
braune  Rinde ;  pyramidenförmige  Krone.  —  Die  Strandkiefer  ist  der  Sehwarz- 
kiefer sehr  ähnlich. 

Vorkommen:  auf  Gebirgen  des  südwestlichen  Europa  und  Algeriens, 
namentlich  an  den  Küsten  Spatiiens,  Portugals  und  Frankreichs;  in  Deutsch- 
land  nur  am  Rhein. 

Verwendung,  Das  Holz  findet  im  Allgemeinen  dieselbe  Verwendung, 
wie  das  der  gemeinen  Kiefer.  Aus  dem  Baum  gewinnt  man  Terpentin  und 
Colophoniiim. 

/)  Aleppokiefcr  {Pinus  halepensis  Mi/L) 

Kennzeichen:  paar^^eise  in  einer  Scheide  sitzende,  8  cm  lange,  sehr 
dünne,  zarte,  oberseits  blaugrüne  Nadeln;  graubraune  bis  schwärzliche  Rinde ; 
breite  Krone. 

Vorkommen:  in  den  Ländern  am  Mittelmeer. 

Verwendung,  Das  Holz  dient  zu  Tischler-  und  Schnitzarbeiten;  die 
Rinde  (Snobarrinde  oder  Scorza  rossa)  zum  Gerben. 

^)  Stemklefer,  Pinie,  Pinolienktefer  {Pinus  pinea  L,). 

Kennzeichen:  paarweise  in  einer  Scheide  sitzende,  13^20  ^m 
lange,  kurz  stachelspitze,  hellgrüne  Nadeln;  H—lb  cm  lange,  eiförmig-kuge- 
lige, glänzende  Zapfen;  Rinde  aussen  mit  graubrauner,  innen  mit  lebhaft 
rothbrauner  Borke ;  essbarer,  nach  Mandeln  schmeckender,  feinharziger  Samen 
(sogenannte  Piniennüsse  oder  Pignolen'i 

Vorkommen:  hauptsächlich  in  den  Landern  am  Mittelmeere. 

Verwendung:  als  Nutzholz. 

2.  Aussereuropäische  Arten: 

aj  Weymouthskiefer  oder  Strobc  (Piftris  sirobus  L.) 

Kennzeichen:  zu  je  fünf  in  einer  Scheide  sitzende,  bis  10 cm  lange, 
biegsame,  dünne  und  zarte,  auf  der  convexen  Seite  hellgrüne,  an  der  inneren» 
ebenen  Fläche  bläulichweiss  gestreifte  Nadeln;  hängende,  cybnder  form  ige, 
nicht  abfallende  Zapfen:  gerader  Stamm  mit  glatter,  weissgntuer  Rinde; 
leichtes,  weniger  festes,  weiches,  harzreiches  Holz  mit  zahlreichen  Markstrahlen 
und  breiten  Splintringen, 

Höhe:  bis  60  m.  Stammdurchmesser:  bis  L5w. 

Vorkommen:  in  Nordamerika,  in  Europa  im  Jahre  1705  eingeführt 
und  seitdem  vielfach  angepflanzt.  Die  in  Europa  wachsenden  Bäume  erreichen 
nur  eine  Höhe  bis  25  m. 

Verwendung:  hauptsächlich  zu  Mübeliu 

&J  Weihrauchskiefer,  ameHkaaische  Tcrpcntinkiefcr,  Fackclhaum 
{Pmus  iaeda  L.). 


Drittes  Capitel,  Die  Höker. 


373 


Kennzeichen:    zu   je    drei    in    einer    Scheide    shzendCi    dunkelgrüne, 
12 — 20    <m     lange    Nadeln;    ovale,   gelbbraune,    8 — 10    (fn     lange    Zapfen; 
[schlanker  Stamm  mit  tiefgefurchter  Rinde;  harzreiches,  wohlriechendes  Holz 
K^o»  grosser  Haltbarkeit. 

Vorkommen:  in  Virginia,  Carolina  und  Canada, 
Verwendung:    als   Nutzholz  und   zur   Gewinnung   von    Colophonium, 
Äiacrh  werden  in  Amerika  aus  dem  Holze  P  ackeln  hergestellt. 

c)    Lambertskiefer,    Zucker-     oder    Riescnkiefer     {Pinus    iambertiana 

/^d«^A\  mit  8—13  cm    langen,  dunkelgrünen  Nadeln,   30  rm  langen,  dunkel- 

^^Ä"€i.unen  Zapfen  und  bis  00  m   hohem  Stamm.    Heimat:    vom    Columbiafluss 

^wLs>  Mexico.  —  Aus  den  angebrannten    Stämmen   schwitzt   ein    süsser   Stofi^ 

^K  51.  lifornia-Manna  genannt,  aus,  welchen  die  Indianer  als  Zucker  benutzen. 

B  d)  AmGrikanische  gelbe  Kiefer  oder  Yellow-Pinc  {Pinus  mi/ü  Jlfir/t*). 

Kennzeichen:  sehr  grosse,  dunkle  Harzporen;    sehr  dichte,    meistens 

fein   wellenförmige    Jahresringe;    schlanker  Stamm    mit    nahezu    splintfreiem, 

isLst  astreinen),  sehr  festem,  schön  hellgelbem,  undurchscheinendem  Holz. 

Vorkommen:  Nordamerika. 

Verwendung:  Das  eine  schöne  Politur  annehmende,  gut  anzustreichende 

id  sehr  dauerhafte  Holz  wird  besonders  zu  Fussböden  verwendet,  die  stark 

*f57ingen  werden,    also  in   Kasernen,    Schulen,    Amts-  und  Gerichtsgebäuden, 

"nn^haUen,    Wartesälen,    ResLaurationsräumen,    femer    zu    Thüren,    Fenstern 

1*1  Aussenverschalungen. 

Bemerkung!    Yellow-Fine   nennt    man    auch  die  in  Nordamerika  und 
^lifomien    heimische    Ptnus  ponderosa   DougL^   welche    drei  lange,    dunkel- 
^üue  Nadeln  in  je  einer  Scheide  besitzt 

i)  Besenkiefer,    Pitschpine    {Pinus    ausiralis    Mich,   oder    P,  palustris). 

Abart  der  Terpentinkiefer, 

Kennzeichen:  2*5 — 3*5  cm  lange,  zu  je  drd  in  einer  Scheibe  sitzende 

»J^cJcln;  15 — 20  cm   lange    cylindrische  Zapfen;  schweres,    ungemein  hartes, 

*cs,    dichtes,    grobfaseriges    und    sehr   harzreiches,    schön    gelbliches    oder 

'lT>rothes,    gegen    das    Licht    gehalten    rothÜrh  durrhscheinehdes    Kernholz 

aufj   weisses,  schweres  Splintholz, 

Vorkommen:    in    Nord-    und    SüdcaroÜna    und    Georgia.   Die  Besen- 
•WsCcr  liebt  einen  sumpfigen  Bodt-n. 

~       Alter  der  Reife:  150 — 200  Jahre.  Höhe:  bis  30  w.  Stammdurch- 
-i^ser:  bis  1*2  w. 

Verwendung:    Das  Pitschpine-Holz   gilt   in  Amerika    als  das    beste 

■kob   und    wird   auch    in    neuerer   Zeit    in  Europa  an  Stelle  des  Eichen- 

tu  s,  w,  sehr  viel  angewendet.  Es  besitzt  eine  sehr  grosse   Tragfähig- 

äl   und    Dauerhaftigkeit,    ist    sehr  elastisch,  widersteht    der    FäuUms    sehr 

UHijc  und  wirft  sich  wenig.    Man   benutzt  es  namentlich  zu  den  Arbeiten  des 

nwieren   Ausbaues    (Fussböden,    Treppen,    Thüren  und  Fenstern,  Wand-  und 

l^tckcntAfelungcn),    ferner    im    Wasser-  und  Brückenbau,    zu  Wasserleitutigs- 

r^ihren,  StTa»sen-,  Stall-  und  Hofpflasterungen,  sodann  im  Schiffbau  zu  Raaen 

umi  Zwisrh>  '  -linken  u.  s.  w,,  auch  zu  Eisenbahnschwellen,  Telegraphen- 

Älange«,  Rti  _:en,  Bühnen  u,  s,  w.  Die  Besenkiefer  dient  endlich    auch 

zar  Cewinnimg    vun  Terjjeiitin  und  Colophonium. 

Bemerkung:    Im  Handel   wird   unter    Pitschpine*Holz   nicht  nur   das 
Ibib  VOD  Finut  amtraiis^  sondern  auch  das  von  Pinus  cubmsis  Gn^    Pinus 


1 


374 


Erster  TheU.  Die  HauptÄtoffc. 


taeäa  iw*,  Ptnus  mtüs  Mich,  verstanden.    In  Amerika  selbst  nennt  mau  Pitsch- 
pme  das  dortselbst  nur  als  Brennholz  Verwendung  findende  Holz  der  Pe 
k  i  e  f  e  r  ( Ptn  us  rigida  MüL ) . 

§  139.  Lärche.  —  Ceder.  —  Cypresse. 

1,  Die  Lärche  oder  Lärchentanne  {Larix  eurofiaea  /?.  oder  Pinm  /arix\ 

Dieser  Kernholzbaum  kommt  in  acht  Arten  in  der  nördlichen 
mässigten  Zone  vor.  Er  besitzt  einen  verschieden  breiten  Spünt,  deutlit; 
fein  wellen  förmige  Jahresringe  mit  scharfer,  breiter,  dunkler  Grenze  zwisc 
dem  Frühjahr-  und  Sommerholz  und  sehr  dünnes  Mark.  Als  weitere  K€ 
zeichen  gelten :  zarte,  flache,  weiche,  10 — 30  mm  lange»  hellgrünei  in  Büscfc 
bis  zu  ^30  Stück  in  einer  Scheide  sitzende  und  um  die  Zweige  verthefl 
Nadeln,  welche  unterseits  eine  erhabene  Rippe  besitzen,  im  Herbst  welk 
werden  und  im  November  eines  jeden  Jahres  abfallen;  ovale,  erbsengroa 
zuerst  grüne,  später  weissgelbe,  mit  Stiel  5 — 10  mm  lange,  männli 
Blüthenkätzchen ;  rundliche,  mit  Nadeln  umgebene,  anfangs  grüne,  sp 
purpurrotlae,  ohne  Stiel  10—15  mm  lange,  weibliche  Hluthen;  eiförmi 
2^2'b  cm  lange,  anfangs  grüne,  später  dunkelbraune  Zapfen;  schla 
häufig  gekrümmter  Stamm  mit  in  der  Jugend  ledergelber  und  glatter  Rini 
im  Alter  mit  innen  rothbrauner,  aussen  graubrauner,  Ungsrissiger,  dicker 
Borke  bedeckt;  pyramidenförmige  Krone  mit  meist  kurzen  Aesten;  dun 
weit  ausladende,  etwas  überhängende,  vertheilt  stehende  Aeste;  im  Sj; 
gelblichweisses,  im  Kerne  rothes  oder  rothbraunes,  bei  alten  Stämmen 
unter  dunkelgeflammtes,  grobes,  glänzendes,  gleichmässig  von  Harz  duB 
drungenes,  hartes,  sehr  zähes,  elastisches,  leichtspaltiges,  wohlriechendes 
mit  ziemlich  vielen  0^5  mm  hohen  Markstrahlen. 

Alter  der  Reife:  80— lÜO  Jahre.  Höhe:  gewöhnlich  bis  33  m, 
nahmsweise  bis  50  m,  Stammdurchmesser:  gewöhnlich  bis  1'2  w, 
nahm s weise  grossen 

Vorkommen:  in  den  mittel-  und  südeuropäischen  Gebirgen  zwis 
500  und  20(XT  m  Höhe,    aber   auch    anderwärts    (z.  B,    in  Ni^rddeutschl 
und   Russland)  angepflanzt.    Die    Lärche    liebt    einen  lockeren,    kalkhaltig 
nicht    zu    feuchten  und  nicht  7u  fetten  Boden ;   auf  nassem  und    sehr   m 
haftem  Boden  wird  sie  leicht  rothfaul 

Verwendung,    Das    im    Wasser    steinhart    werdende    und  unter 
selben  sowie  in  der  Erde  fast  unverwesUche,  aber  auch  im  Witterungswcch 
sehr  dauerhafte,  dem  Wurm  fraise    nicht  unterworfene  Holz,    dessen  HaltB 
keit    mit    Zunahme    des    Harzgehaltes  wachst,    liefert    ein    vorzügliches 
und    Nutzholz,     Man    verwendet   es    zu    Balken,   Bohlen,    Dachconstructif 
(bei     mittelalterlichen    Kirchen     oft    zu     finden I,    Tischlerarbeiten    (Möb^ 
Fenstern,    Thüren,    Parkettboden,  Getäfel    und    Lambris);  femer   zu  Wasa 
Bnicken-    und    Grundbauten,    VVasserrinnen,    Eisenbahnschwellen!  Mühlrad^ 
Schiffbauten  u.  s.  w.    Das    Lärchenholz  wirft  sich    wenig,    lässt    sich    Ic 
bearbeiten,  gut  und    scharfkantig   behauen    und   gilt    als    das   werthvoll^ 
unserer  einbeimischen  Nadelhölzer.    Das    Holz    <ler    in  den  Niederungen 
wachsenen  Stämme  ist  weiss,  leicht,  porös  und   für  technische  Zwecke,  sc 
als  Brennholz  von  geringem  Wcrlhc,    Aus  dem  Lärchenbaum  wird  der  sc 
nannte     venetianische     Terpentin    gewonnen,     aus    den    Blättern 
Knospen  das  sogenannte    Lärchenmanna  oder    Manna   von    Brians 


Drittes  CapitcL  Die  Hölzer, 


375 


era« 


Abarten:  Liirix  sibirica  LtiUb^y  bildet  im  nordöstlichen  Russland 
(Sibirien)  grosse  Wälder; 

Lartx  äahurüa  Turcz,^  im  nordöstlichen  Sibirien,  Kamtschatka  und 
Taurien  heimisch; 

Larijc  UptöUpis  Skb  tt  Zucc.^  in  Japan  wachsend; 
Larix   Griffähii  HooL^  in  Mittelasien  vorkommend; 
Lan'x  microcarpa  Poir  und  Larix  pendula  Salüb.^  beide  in  Canada  und 
'''^'gi^iiitfn  heimisch;    u.  s.  w. 

Das    Holz  aller    dieser    l*ärchenarten  besitzt  im  Allgemeinen  dieselben 
"£%eT» Schäften    wie    die    europäische    Lärche    und    hndet    auch    die   gleiche 
Ven^r^nduug, 

2,  Die  Ccdcr. 

Man  unterscheidet  drei  Arten,  nämlich: 

a)  Die    Ceder  des  Libanon  oder  den  weissen  Lärchenbaum    {Larix 
^idrm^^  Miil,^  oder   C€drus  Uhamtua  Lk), 

Kennzeichen!     2 — 3  cm    lange,    gewöhnlich   zu    etw^a    30    in    einem 

^Ü5crl>el    vereinigte,    dunkelgrüne,    dicht    um    die    Zweige    gestellte    Nadeln; 

"Xd  {tu  lange,   bis  8  (ff*    dicke,    eiförmig-kugelige^    dunkelbraune    Zapfen; 

"-^ier  Stamm  mit  mächtiger  schirmförmiger  Krone,  deren  Aeste  fast  recht- 

irinfcTig  vom  Stamme   abstehen    und   bis  ^  m  lang  werden;    fein-   und    lang- 

^^es,  leichtes,  festes,  glänzendes,  harzreiches,  wohlriechendes,   braunröth* 

^st   Holz. 

Hohe:  bis  40  ffi,     Stammdurchmesser:  bis  3  m. 

Vorkommen:       auf     den     Gebirgen     Kleinasiens     in     Höhen     von 

120O- — 2100  m^  auch  im  Taurusgebirge  und  auf  Cypern  heimisch;  in  Deutsch- 

and      ^uid  England  vereinzelt    angepflanzt.    Von    den  berühmten    Cedem   des 

Liba^T^4>rj^  von  denen  viele  Stämme    zum  Tempelbau  in  Jerusalem  von    König 

iSaloT^o    verwendet    wurden,     sind     heutzutage    nur    noch    etwa   4(H1    Stück 

Verwendung,    Das  weder  dem  Wurmfrass    noch  der  Fäulniss  ausge- 

fCtj^to    Holz  dient  hauptsächlich  zu  feineren  Tischlerarbeiten,  zur  Herstellung 

von    Schmuckkästchen,  Bleistiftfassungen  u,  s-  w.  und  im  Orient  als  Raucher- 

initleL  Im  Alterthume  fand  das  Cederholz   z.  B.  auch  zum  Bau  des  Tempels 

der  T>iana    in  Flphcsus  Verwendung    und   aus  Cederholz  bestanden  auch  die 

tinutcn  Thiiren    am  Lateran  zu  Rom,  Man  benutzt    das  wohlriechende,  helle 

und  durchsichtige  Harz  zum  Einbalsamiren  von  Leichen.  —  Aus  der  Ceder 

ICC^innt  man  Oel  (Cedcrnöl)  und  aus  den  Nadeln  einen  siissen  Stoff  (Cedern- 

h)  Die   Deodora  Ceder  oder   indische  Ccder  {Cedrus   Diodora   Lmid,\ 

Kennzeichen:  längere,  dunklere,  zartere  Nadeln  als  die  der  Libanon- 
ccder,  graciöser  Stumm, 

Vorkommen:  auf  dem  Himalaya  und  anderen  asiatischen  Gebirgen 
i^i  Höhen  von  1300—3700  w  grosse  Waldungen  bildend  und  im  feuchten 
Klima  gut  aufhaltend,  daher  auch  in  England  fortkommend, 

€)  Die  Silberccder  {Cedrus  aUantica  Mandti), 

Kennzeichen,  steifere,  stecheTide, spitze,  etwas  silbergrau  schimmenide^ 
nieergriliie  Nadeln;  mehr  cyliiulerförmigc,  an  der  Spitze  abgeplattete  Zapfen, 

Varkomtnen:   auf    dem  Atlas    in    Algerien    schöne  Wälder    bildend. 

Verwendung:  in  der  Kunsttischlerei,  (VergL:  Atlascederholz,  §  134,  4») 


i 


87& 


Krstcr  TLeil.  Die  Hauptstofic, 


3.  Die  Cyprcsse. 

Von  der  Cypresse  kennt  man  12  Arten;  die  wichtigsten  suü 

a)  Die  gemeine  oder  immergrüne  Cypresse  { Cupressus  sempervirtnt  L* 

Kennzeichen:     stumpfe,'    gekielte,    dmikelgrüne    Nadeln;     eifötmil 
'kugelige,   bis  3  cm  lange  Zapfen  mit  8 — -10  Schildern;  spitzkegelförmige.  meis 
sehr    dichtästige    Krone;     schlanker    Wuchs;     aufrechtstehende    vierkantige^ 
Zweige;    weissgelbliches  oder  röthliches,  feinfaseriges»  ungemein  festes,  wohf 
riechendes  Holz. 

Höhe:  bis  20  m,  Stammdurchmesser:  bis  90  cm,  Alter  bii 
2000  Jahre. 

Vorkommen:  in  Südeuropa,  namentlich  in  Griechenland,  femer  IE 
Kleinasien,  Persicn  und  Nordafrika. 

\'erwendung»  Das  sehr  dauerhafte  und  unter  Wasser  fast  unve 
liehe  Holz  wird  in  der  l.evante  zu  Ziinmer-  und  Tischlerarbeiten,  ferne 
zur  Herstellung  mancherlei  Geräthe,  zu  Bleisliftfassungen  u,  s,  w.  verwendet 
Das  balsamisch  riechende  Harz  wird  in  der  Mediciii  benutzt,  ebenso  das 
dem  Holze  destillirte  ätherische  üel,  die  Rinde,  die  Früchte  und  Zapfen 
Die  Cypresse  gilt  ihres  düsteren  Aussehens  wegen  als  ein  Sinnbild  der  Traue 
und  wird  daher  auf  Friedhöfen  vielfach  angepflanzt.  In  Aegyptcn  w^unlcn 
im  Alterthum  aus  ihrem  Höhte  Cröttcrbilder  geschnitzt  und  Mumiensärge  ge 
fertigt,  in  Griechenland  Tempeldecken  hergestellt  u.  s.  w.  Die  früheren  awi 
Cypressenholz  gefertigten  Thürcn  der  Peterskirche  zu  Rom  stammten  von 
der  alten  Basilica  des  Constantin  ond  wurden  erst  nach  550jähriger  Be-J 
nutzung  durch  andere  Thürcn  ersetzt, 

Abarten: 

1,  ostindische  Cypresse  oder  portugiesische  Ceder,  aucn 
Ceder  von  Goa  benannt  {Cupressus  giauca  Lamk.\  mit  mächtiger  Krön« 
und  graugrüner  Rinde.  Heimat :  Südspanien,  Portugal,  Brasilien  und  Ostindien^ 

"2,  chinesische  Trauer  cypresse  {Cupressus  pendula  SUrunL),  mit 
hängenden  Zweigen.    Vorkommen:  China,  Japan  und  im  nordlichen  üstindic 

5.  weisse  Cypresse  oder  weisse  Ceder  (Cupressus  Ihvoida  Z,)J 
Vorkommen:  In  Sümpfen  Canadas  und  Nordcarolinas.  —  Verwendung:  dXi 
Bauholz  (sehr  geschätzt),  kommt  als  weisses  Cederholz  in  den  Haiidct 
Im  Aherthume  wurde  das  Holz  vielfach  (z.  B,  von  den  Phöniziern'»  xM 
Schiffbauten,  femer  zur  Herstellung  kostbarer  Truhen,  Tenipelthüren,  Götter 
bilder  u.  s,  w.  benutzt; 

4*   Cupressus  torulosa  Don,  —  Heimat:  Himalaya; 

5.    Cupressus  Lawsoniana  A.   Murr,  —  Heimat:  CaUfomieiu 

^)  die  Sumpfcy presse,  Sumpfceder  oder  virginischc  Cypresse 
\Taxodium  distühum   LX 

Kennzeichen:  Zweizeilig  stehende,  zarte,  liiLsen förmige,  heUgriine,  ir 
Herbst  abfallende,  den  Zweigen  angepresste  Nadeln ;  ovale  Zapfen ;  schlanke 
Stamm  mit  fast  eirunder  Krone;   harz-  und  ölreiches,    völlig  ast-  und  S|jUnt<J 
freies,    feingefügtes,    leichtes  und  hartes    Holz  von  schöner,    reiner,  rötlllictl| 
oder  weissUchgelber  Farbe,  mitunter  auch  mit  schöner  Maserung. 

Höhe:  nahezu  bis  40  m.  Stammdurchmesser:  bis  4  m,  Alter:  bc 
deutend;  die  Cypresse  des  Montezuma  in  der  Nähe  tler  mexicanischcn  SUmIj 
Oaxaca  wird  auf  ein  AUer  von  etwa  GOOO  Jahren  (?)  geschätzt. 


Drittes  Capitel.  Die  Hokcr. 


377 


Vorkommen:    im  Süden    der    vereinigten  Staaten  von  Delaware  und 
pr^ia   bis    Florida    und    Mexico,    auch     in    Califoraien.    Der   Baum    Uebt 
nen  sumpfigen  Boden. 

Verwendung:  in  Amerika  zur  Herstellung  von  Dachschindeln,  Haus- 
ßräthen,  Fässern  u.  s.  w.,  femer  zu  Fenstern^  Thüren,  Täfelungen,  profillrten 
eisten,  Möbeln  u,  s.  w.  Das  Holz  wird  auch  in  neuerer  Zeit  in  Europa  zu- 
St  zu  Tischlerarbeiten  vielfach  verwendet  und  führt  wie  das  der  Cuprassus 
%yoidis  den  Kamen  »weisses  Cederholz«,  Es  lässt  sich  in  trockenem 
l^itstande  glatt  bearbeiten,  nimmt  eine  gute  Politur  an  und  besitzt  eine 
grosse  Dauerhaftigkeit.  Auch  das  Holz  der  in  Mexiko  wachsenden  Taxodium 
nufnmaium  Ten,  wird  sehr  geschätzt. 

§  140.  Eibe  oder  Taxus. 

Der  Eibenbaum,  gemeine  Taxus^  Ybe  {Taxujt  ^accafa)  besitzt  fein 
PA^'cspitzle,  flache,  ziemlich  weiche  und  biegsame,  glatte,  oberseits  glänzend 
liiunkelgprüne,  unterseits  matt  hellgrüne,  giftige,  immergrüne  Nadeln,  welche 
I  kammartig  an  den  Zweigen  sitzen,  ferner  eichclartige,  in  reifem  Zustande 
[Tothe  Früchte  und  ein  im  Splint  gelbweisses,  im  Keni  orangerothes  Holz 
Jaiit  schönen  ungeraden  Adern  in  verschiedenen  Schattirungen  der  Farbe. 
T>as  Holz  ist  harzarm  und  ohne  Harzporen,  schwer,  elastisch,  zähe  und  sehr 
[daurrhaft. 

Höhe:    bis    17  w    (als  Strauch    cultivirt    bis    2*5  m).    Stammdurch- 
otsser:  bis  60  cm,  Alter:  bis  etwa  3000  Jahre. 

Vorkommen:  in  fast  ganz  Europa  in  Ebenen  und  auf  Gebirgen,  auch 
|lti  Algerien,  Armenien  und  auf  den  Azoren. 

Verwendung:   Das   sehr  feine,    dicht  faserige,    fast  unverwesliche  und 

"it  sehr  schmalen  Jahresringen    ausgestattete  Holz    wurde    in    früherer  Zeit 

|vid   zur  Herstellung    von  Bogen    und     Armbrüsten    verwendet    und    dient 

'     zu    feinen  Tischler-,    Drechsler-  und  Schnitzerarbeiten,    auch    zu 

raheilen  u,  s.  w.    Es    besitzt    von    allen  europäischen  Nadel- 

Uyliern    die   grosste  Härte,    Festigkeit    und  Schwere,    lässt  sich  gut 

l>chwarz  beizen  und  wird    dann    dem  schwarzen  Ebenholz  sehr  ähnlich;    da- 

p<?gen  nimmt  es  eine  Scheliackpolitur  nur  schwer  an, 

Abart:  Canadische  Eibe  {Taxtds  canadmsis  Wtlid.), 


D,  Die  Bearbeitung  der  Hölzer. 

§   141.  Das  Fällen  der  Bäume, 

Es    wurde    bereits    im    §   111,    4  bemerkt,    dass    die  Frage:    »Welche 
phrc5L7cii  hkt  die  gcignetste  für  das  Fällen  der  Bäume?«   von  den  Fachleuten 
II    beantwortet    wird.    Wir    ergänzen    die    dortigen    Mittheilungen 
"  ivlgende: 

Von  Alters   her   gelten    die  Wintermonate   November   bis  Februar 

bcittc  Fällzeit  des  Holzes    und  namentUch    die  Zeit   vom  15.  December 

_^üm  15.  Januar.    Obwohl    nach  den  neueren  Untersuchungen  {'£.  B.  von 

tiinger)  der  Qualitätsunterschied    zwischen  dem  im  Sommer  und  dem 

linier  gefällten  Holze  nur  ein  geringer  ist,  sofern  ersteres  im   Zustande 

komioi^ier    Trockenheit     verwendet    wird,    spricht    für   den  Winter  der 


378 


Erster  Thcil,  Die  Hauptsloffe. 


Umstand,  dass  in  dieser  Jahreszeit  die  Tagelöhne  billiger  und  die  fest- 
gefrorenen oder  beschneiten  Waldwege  besser  befahrbar  sind,  und  dass  das 
Hol/  nicht  sofort  nach  dem  Fällen  entrindet  zu  werden  braucht,  weil  es  im 
Winter  nicht  so  leicht  erstickt  und  nicht  von  Insecten  angegangen  wird.  Eä 
können  aber  Umstände  eintreten,  die  das  Fällen  der  Bäume  im  Sommer 
mindestens  wünschenswerth  erscheinen  lassen,  wie  z.  B.  starke  Schnee- 
fälle im  Hochgebirge,  welche  das  Fällen  sehr  erschweren,  unter  Um- 
ständen sogar  unmöglich  machen»  oder  anhaltendes  Frostwetter,  weil 
efrorenes  Holz  eine  grosse  Sprödigkeit  besitzt  und  befürchtet  werden  muss, 
tiass  der  Stamm  beim  Aufschlagen  auf  den  harten  Boden  Waldrisse  erhälr 
oder  zerschellt,  und  weil  auch  die  zum  Fällen  benutzten  Werkzeuge  (Axt 
und  Säge^  sehr  leicht  stumpf  werden,  oder  heftige  Winde,  welche  die 
Bäume  umwerfen,  bevor  sie  genügend  eingekerbt  sind,  wodurch  ein  2er* 
splittern  der  Stämme  herbeigcfülirt  werden  kann,  u,  s,  w.  Auch  andere 
Rücksichten,  z.  B.  die  Verwüstimgen  durch  Insecten  (im  Schwarzwald  und 
in  den  Vogesen  durch  den  Borkenkäfer),  machen  das  Fällen  im  Sommer  oft 
nothwendig.  In  einigen  Gegenden  (z.  B.  in  Uatalonien  und  Neapel)  gilt  der 
Sommer  JuH  und  August^  für  die  beste  Hiebzeit;  in  England  fälh  man 
das  für  <len  Schitfbuu  bestimmte  Eichenholz  im  Sommer;  auch  EschcD- 
holz  wird  vielfach  im  Sommer  gefällt,  weil  man  gefunden  haben  will,  dass 
es  dann  eine  längere  Dauer  besitzt  und  weniger  dem  Wurmfrass  unter- 
worfen  ist.  Nach  Rondelet  soll  man  Spalthölzer  im  Sommer  fällen,  wd 
sie  sich  dann  leichter  spalten  und  reissen  lassen,  ebenso  alle  diejenigen 
Laubholzer,  deren  Rinde  einen  Handelsartikel  bildet  (wie  z.  B.  Korkeiche, 
Eller,  Esche  und  Birke),  weil  sich  alsdann   die  Kimle  leichter  abschälen  lässL 

Die  früher  weit  verbreitete  Ansicht»  dass  die  Laubbäume  bei  ab- 
nehmendem Monde,  Esche  und  Nadelhölzer  aber  bei  zunehmendem 
Monde  gefällt  werden  müssten^  wird  heutzutage  wohl  von  Niemandem 
mehr  getheilt. 

Man  kann  das  im  Winter  gefällte  H0I2  von  dem  im  Sommer  gescbU- 
genen  nach  PrÜlieux  durch  die  Jodprobe  leicht  unterscheiden.  Bchandell 
man  nämlich  den  Querschnitt  des  Holzes  mit  einer  JodUisung,  so  erschomco 
bei  dem  im  Winter  gefällten,  mit  Stärkemehl  erfüllten  Holze  die  M;irk- 
strahlen  und  gewisse  Stellen  des  Holzparenchyms  als  blauschwarze  Luden 
auf  dem  hellen  Grunde  der  Zellwände,  Fasern  und  Gefässe,  während  bei 
dem  im  Sommer  gefällten  Holze  die  Markstrahlen  etwas  heller  gelb  geßtfbl 
als  der  Grund  erscheinen. 

Zum  Fällen  der  Bäume  benutzt  man  eine  langgestielte  Axt  iF  iIHhT 
oder  eine  grosse  Säge.  Beim  Fällen  mit  der  Axt  (Stämmen  oder  Sclinitrr 
wird  der  Daum  zunächst  auf  der  Seite,  nach  welcher  er  fallen  soll,  w^ar^rahi 
eingekerbt,  so  dass  sich  der  Einschnitt  30—45  ^m  (bei  dicken  StainnKU 
auch  noch  höher)  über  dem  Erdboden  befindet  und  etwas  über  die  Sramm- 
mitte  hinausreicht;  letzteres  ist  iiothwendig,  um  ein  Aufreissen  des  Holxes 
beim  Sturz  zu  verhüten.  Auf  der  entgegengesetzten  Seite,  jedoch  etwas  höher 
und  in  schräger,  abwärts  führender  Richtung  wird  eine  zweite  Kerbe  ein- 
gehauen  (Fig.  262)  oder  ein  Sägeschnitt  geführt  und  schliesslich  der  Baunt' 
stamm  mit  Hilfe  von  Keilen  u.  s*  w,  umgeworfen.  Dasselbe  Verfahren  wird 
beim  Fällen  mit  der  Säge  (Abtrummen)  eingeschlagen;  den  ersten  Einschnitt 
kann  man  dann  erheblich  tiefer,  ja  mitunter  sogar  dicht  über  dem  Erdbodeo 


Drittes  CapiteL  Die  Hölzer, 


379 


«fiihren   (Fig.  263).   Es   ist   üblich   dickere  Stäminc   (mit   mehr   als  25  cm 
orchmesser)  mit  der  Axt^  schwächere  Stämme  mit  der  Säge  zu  fälleTi. 

Eine  dritte  Fällmethode  ist  das  Ausroden;  hierbei  wird  der  Baum 
Ülmälig  untergraben^  dann  sein  Stamm  vom  Wurzelwerk  getrennt  und 
kieuuf  der  Sturz  mit  Hilfe  einer  Hebdade  herbeigeführt.  Man  wendet  das 
^-nsrodcn  hauptsächhch  bei  solchen  Käumcn  an,  welche  wenig  verzweigte 
w^enig  tic'J'gehende  Wurzeln  besitzen  und  im  unteren  Theil  ihres 
nmes  ein  besonders  werthvolles  Kernhok  liefern  oder  ein  so  leicht- 
paltiges  Holz  haben,  dass  ein  Aufschlitzen  desselben  bei  Anwendung  der 
aden  anderen  Fällmethoden  zu  befürchten  ist. 

In  Amerika  hat  man  schon  vor  Jahren  versucht,  die  Bäume  mittelst 
rlatin drahte»  welche  durch  elektrische  Batterien  zum  Glühen  gebracht 
Irurden»  zu  fällen,  und  behauptet,  dass  bei  diesem  Verfahren  die  Fällung  nicht 
ptir  sehr  schnell»  sondern  auch  ohne  jeden  Holzverlust  erfolge.  Da  diese 
lllethode  eine  weitere  Verbreitung  nicht  gefunden  hat,  so  darf  man  wohl 
ehroen,  dass  bei  weiteren  Versuchen  die  Ergebnisse  nicht  befriedigt 
abcn.  Femer  hat  man  in  Amerika  Sägern  aschinen  construirt,  von  denen 
neiitlich  die  Folding  Sawing  Machine,  welche  in  Chicago  gebaut  wird, 
hr  gelobt  wnrd.  Diese  zusammenlegbare  Maschine  soll  nur  18  ^^  wiegen, 
einen  Mann  zur  Bedienung  verlangen  und  so  aufgestellt  werden  können, 
4i&s  nmn  den  Baum  entweder  dicht  über  dem  Erdboden  oder  in  etwa 
'  m  Höhe  über  demselben  fällen  oder  den  gefällten  Stamm  in  Bretter 
en  kann.  Auch  die  von  A.  Ransome  in  London  gebaute  Sagemaschine 
ird  empfohlen;  Näheres  über  dieselbe  findet  man  in  >Dingler*s  polytechn. 
oumaU,  1878.  — 

Die    Seite,    nach    welcher    der    Stamm    fallen    soll,    muss    so    gewählt 

N^tJcn,     dass    der    Stamm    selbst    und    die  benachbarten  Bäume    möglichst 

chont  werden    und    der  gefällte  Stamm    leicht   abgefahren    werden    kann, 

'  Wagen,  auf  dessen  Vordergestell  *las  Stammende  ruht,  also  nicht  gedreht 

werden  braucht.    Es  empfiehlt  sich,    den  Stamm    gegen    den  Berg   fallen 

lasi»en,    die  Wucht    des  Sturzes    durch  Ausbreiten    von  Reisig    auf   dem 

den  zu  mildem,  weit  ausladende  Aeste  des  Baumes  vor  dem   Fällen  zum 

«"huUc  der  Nachbarbäume  zu  entfernen    und  mit  Hilfe    von    an  der  Krone 

Baumes  befestigten    Seilen    den   Sturz    nach    der   gewünschten  Richtung 

lenken  und  zu  beschleunigen  und  endlich  dafür  zu  sorgen»  dass  der  Baum 

ichl    auf  Felsblöcke    oder  Wurzelstöcke    falle»    weil    dadurch  Waldrisse   im 

nme  hervorgerufen  werden  können. 

Nach  dem   Fällen  werden  die  Laubhülzer,    je   nachdem    sie  mehr  otler 

^rni^rr  zum   Ersticken  neigen,    sogleich    oder    später,    ganz    tider  theilweise 

ftcnförmigcn  Streifen)  entrindet,  damit  das  weiche  und  dem  Wurm- 

ut    ausgesetzte  Splintholz    gut    austrocknen    kann-    Dass    diese  Aus- 

nung  nicht    zu  schnell  erfolgen  darf,   weil    dann   leicht   ein  Reissen  des 

oltes  eintritt,  wurde  bereits  früher  bemerkt,  Nadelhölzer  lässt  man  meistens 

IC  Zeil  in  dtfr  Rinde  liegen,    um    starke  Ausschwitzungen    von  Harz  zu 

ho  <üe  Dauer    und  Elasticitat    des  Holzes    vermindern  würden. 

gefällte  Bäume    sollen    zweckmässig    so    lange   liegen    bleiben, 

tic  neue  Triebe  angesetzt  haben^    weil  hierdurch  schädliche  Saftbcstand- 

ao^  dem  Holze  entfernt  werden*    Wird  ein  Baum  im  Sommer  gefällt, 

lässt  raan  seine  Blätter  vor  dem  Entrinden  abwelken,    weil    sie  das  Aus- 


380 


Erster  TkeiL  Die  Hauptstoffe. 


trocknen  begünstigen.  Man  legt  auch  Mufig  den  Stamm  sofort  auf  Hobt- 
stücke  oder  Steine»  weil  seine  Austrocknung  beim  Liegen  auf  feuchtem  Boden 
behindert  wird,  und  wählt  dabei  gern  eine  geneigte  Lage,  so  dass  das  Zopf* 
oder  Wipfelende  niedriger  Hegt  als  das  Stamm-  oder  Wurzelendc^  weil  bei 
dieser  Lage  das  Ausfliessen  des  Saftes  befördert  w^rd,  Selbstverständlicb 
müssen  aus  dem  Stamm  vor  dem  Austrocknen  alle  faulen  und  ungesundeti 
Stellen,  an  denen  die  GährungspTOcessc  beginnen,  beseitigt  werden.  Nicht 
ausgetrocknet  zu  werden  braucht  Holz,  welches  zu  Grundbauten  Ver 
Wendung  linden  soll. 

Vor  dem  Transporte  müssen  alle  Aesle  und  derjenige  Thefl  der 
Krone,  welcher  als  Bauholz  nicht  brauchbar  ist,  abgehauen  werden;  häufig 
wird  auch  zur  Erleichterung  des  Transportes  der  Stamm  vierkantig  b<> 
hauen  (bewaldrechtet^  Fig.  204\  indessen  ist  dieses  Verfahren  nicht  a» 
empfehlen. 

Der  Transport  aus  dem  Walde  erfolgt  entweder  auf  schmalspurigen, 
aus  zwei  verschieden  hohen  Gestellen  bestehenden  und  mit  sehr  breiten  Rad* 
feigen  versehenen,  sogenannten  Block  wagen  oder  auf  Schlitten  und  bei 
steilen  (lebirgsabhängen  auch  auf  sogenannten  Rutschen  (Holzleitungcni, 
weiter  werden  die  Stämme  am  besten  auf  dem  W^asserwege  mittelst  Flössen 
transfiortirt. 

Die  Frachtkosten  verhalten  sich  nach  B.  Kässner  bei  einer  Trani» 
portweite  von  fö  Kilometern  und  gleichem  Gewicht  wie  folgt: 


Gespann 
1 


Eisenbahn 
0-216 


Schiff 
0132 


Flössen 
0121 


und  wenn  man  bei  den  drei  letztgenannten  Beförderungsarten  noch  d« 
Rollgeld  für  An-  und  Abfuhr  hinzurechnet  und  eine  Entfernung  von  drei 
Kilometern    vom  Lagerplatz  bis  zur  Abfuhrstelle   annimmt,    folgendermasscn: 


Gespann 
1 


Eisenbahn 
0*298 


Schiff 
0262 


Flössen 
0200 


§   142.  Eintheilung  des  Holzes*) 


Man  unterscheidet:  Bauholz,  Werk-  oder  Nutzholz,  BrennboU 
und  Strauchholz. 

Das  Bauholz,  welches  hauptsächlich  vom  Zimmermann  bearbeitet  und 
zur  Herstellung  von  Balkenlagen^  Dachconsiructionen^  Fachwerkswänden, 
u.  s.  w.  verw^endet  wird,  theill  man  ein  in : 

1.  Rundholz  oder  unlieschlagenes  Holz,  das  mit  oder  ohne 
Rinde  und  ohne  Jede  Bearbeitung  mit  der  Axt  geliefert  wird.  Nach  Langt 
und  Stärke  unterscheidet  man  bei  demselben: 

ii)  extrastarkes  übcrgriffiges  Bauholz,  14— IG  ff»  lang,  34-^36  ^ 
Zopfstärke    und  48  ^rrt  Stammenden-Durchmesser ; 

if)  starkes  griffiges  oder  ordinärstarkes  Bauholz,  12—14  * 
lang,  29 — 34  cm  Zopfstärke  und  42  cm  Stammenden-Durchmesser; 


•)  Nncli:  Th.  Krauth  und  F.  S.  Mcyer^  »Die  Bau-  und  KuLastzimmcrei*»  B<LIr 
S.  74— 7e,  —  nHatidbuch  der  Baukunde«,  Abth,  I.  Bd.  L  S.  19  und  m  -  Gott* 
getreu,  a.  a,  O.,  S.  47l*-484,  —  u,  A. 


Drittes  Capitel.  Die  HöUcr. 


381 


r)  Mittelbau-  oder  Riegelholz,  9 — 12  m  lang,  20^26  cm  Zopf 
stärke  und  durchschnittlich  36  cm  Stamm  enden -Durchmesser; 

i)  Kleinbau-    oder   Sparrholz,    9 — 11  m    lang,    15—20  cm    Zopf- 

c; 

i)  Bohlstamine,  7 — 9  m  lang,  12^ — 14  cm  Zopfstärke. 

f)  Lallstamme,  6 — 7  m  lang,  8 — 11   cm  Zopfstärke. 

g)  Schwamm  bau-  oder  rindschaÜges  Holit,  9—12  m  lang,  21  bis 
cm  Zopfsttärke. 

h)  Sägeblöcke    oder    Sägeklötze     (Langholz-Abschnitte)    5 — 8   m 
ag,  3li — 47  cm  Zopfstärke. 

Die  Zopfstärke    der  Rundhölzer    wird   nach    dem  Durchmesser   von  2 

2  fm  in  geraden  Zahlen    ausgedrückt   und    die  Länge   nach  Abstufungen 

öti  20  zw  20  cm  festgesetzt,  wobei  eine  übrigbleibende  Länge  unler  2<J  cm 

nbemcUsichtigt    bleibt.    Bei   Bearbeitung    von  Rundholz    in    der  Forst    wird 

Beu  Blöcken  ein  Aufmaass    von    10  rw,    den  I^nghölzem    ein    s<ilc  he*?    von 

m  gewährt, 

2.  Kantholz    oder   bearbeitetes  Holz,    welches  mit  der  Axt  oder 
Tleil    (Zimmermanns-   oder  Bundaxt,  Quer-  und  Zwerchaxt,    Stoss-   oder 

chaxt,    Breit-,    Dünn-    oder  Zimmerbeil    oder    Handbeil)    bearbeitet    oder 

mit  der  Säge  zugeschnitten  wird*  Man  theilt  dasselbe  ein  in: 

a)  Ganzholz  (Fig.  265),  w^enn  aus  dem  Stamm  nur  ein  Stück,  dessen 

ticrschnilt    sich    zwischen    dem     quadratischen     und    demjenigen     grösster 

Tragfähigkeit    (Breite:    Höhe    =    5 : 7,    genauer    =    1  :  ^2)     bewegt,     ge- 

ichnitien  wird, 

h)  Halb  holz  (Fig.  2G6),  wenn  aus  dem  Stamm  zwei  gleich  grosse 
Stücke  geschnitten  werden,  deren  Breiten  sich  zu  den  Höhen  verhalten  wie 
VT  bis  5:10. 

t\  Kreuzholz  (Fig.  267  und  268),  wenn  aus  dem  Stamm  vier  Stücke 
«^htiilten  werden. 

Auch  bei  der  Berechnung  der  Länge  von  Kanthölzern  gilt  die  beim 
R-utidholz  angegebene  Regel. 

Beim  Verbandholz  sind  folgende  Stärken  gangbar: 
8/8,  8/10,  KVIÖ,    10/12,    12/12   (für  Fachwerkswände),    12/15,    13/16, 
J3/I8,  13/21,    13/24,    13/26,    15/15,    15/18,    15/21,    15/24,    15/26,  18/lH, 
NjSl,  18/24,  18/26,  21/21,   21/24,   21/26,  21/28,  24/24,  24/26,  24/28  und 
ÖQl  an, 

3.  Schnittholz,  welches  durch  Zersägen  der  Sägeblöcke  oder  Säge- 
utne  auf  den  Sagemühlen  oder  mittelst  der  sogenannten  Schrotsäge  erhallen 
Jtl   Letztere    wird    von    zwei    oder   mehreren  Arbeitern    geführt    und    der 

entweder  über  Sagegruben  oder  auf  Sägegerüste  gelegt,  die  sich  etwa 

nashohe  über  dem  F^rdbodcn  bclinden.  Die  Benutzung  von  Sägegerüsten 

nigcr  xu  empfehlen,    weil    der  Stamm    auf   sie   gehoben    werden    muss. 

Ba$  Schnittholz  theilt  man  ein  in : 

^ü)  Bohlen  (Planken  oder  Fleck l mg e)  von  5 — 13  tm  Stärke,    Die 

sten  Stärken  sind:  50,  6*5,  8'0,  10'5  und   13  cm, 
Ü)  Dielen  von  3—5  cm  Stärke.    Im   Besonderen  nennt    man  Schleif- 
Peleii,  welche  namentlich    in  Holland    viel    venvendei  werden,    solche  von 
cm  Starke,   29  cm  Breite  «nd  4'56  m  Länge,    Die   gangbare  l*änge   der 


882  Erster  TheiL  Die  Hauptstoffc. 

Dielen  ist  4*5  m,    gangbare  Breiten  sind  14-5,    17,    19,   21-5,   24,  26*5,  29, 
31-5  und  34  cm^  gangbare  Stärken:  3'0,  35  (oder  3*6),  40  und  4-8  cm, 

c)  Bretter  oder  Borde  von  0*6  bis  3*5  cm  Stärke.  Bretter  von 
weniger  als  2  cm  Stärke  werden  als  schwache  Sorten  bezeichnet.  Sattel- 
bretter oder  Brettseiten  sind  Bretter  von  3  cm  Stärke.  Die  Brettlänge  ist 
in  den  einzelnen  Ländern  eine  verschiedene;  sie  beträgt  in  den  östlichen 
Provinzen  Preussens  und  in  Schlesien  Tb  m,  im  Elbholzhandel  3'5,  4,  4*5, 
5  und  5*5  m^  am  Rhein  und  Main  3*4  und  4"5  w,  in  Oberbayem  4'7  und 
5*8  m  u.  s.  w. 

Die  gangbarsten  Brettstärken  sind:  1*3,  1'7,  20,  2*6  und  3*3  cm. 

Für  ungehobelte  Bretter,  Dielen  und  Bohlen  sind  die  angegebenen 
Stärken  nominelle;  die  wirklichen  Stärken  werden  3*5  mm  grösser  geliefert 
als  diese,  ebenso  auch  die  wirklichen  Längen  um  5 — 8  cm  grösser  als  die 
nominellen.  Alle  Masse  gelten  für  genügend  getrocknetes  Holz. 

Die  Bohlen,  Dielen  und  Bretter  kommen  entweder  ungesäumt  (Baden, 
Schweiz  u.  s.  w.)  oder  gesäumt  (z.B.  in  Norddeutschland)  in  den  Handel; 
im  letzteren  Falle  sind  die  Baumkanten  an  den  Enden  abgeschnitten.  Man 
unterscheidet: 

reine  oder  ganz  reine  Waare,  welche  ohne  Aeste  ist  und  ein 
gleichfarbiges,   sauberes  und  schlichtes  Holz  besitzen; 

halbreine  Waare  mit  wenigen  kleinen  und  gut  verwachsenen  Aesten; 

ordinäre  Waare  mit  losen,  schwarzen,  etwas  grösseren  Aesten;  beste 
Sorte  führt  auch  den  Namen  »halbgeschlachtc. 

Schal-  und  Kistenbretter,  auch  Brennbord  genannt,  mit  groben 
Aesten  und  zerrissenen  Theilen  ohne  Fehlen  eines  Theiles; 

Ausschusswaare,  minder werthige  Waare. 

d)  Latten.  Man  unterscheidet: 

starke  Latten  oder  Doppellatten,  8  cm  breit  und  4 — 5  cm  hoch; 
schwache  Latten  oder  Dachlatten,  6'5  cm  breit  und  4  cm  hoch; 
Spalierlatten,  4  cm  breit  und  2 — 4  cm  hoch. 
Die  I^ange  cler  i^attcn  beträgt  meistc?ns  4'5  m. 


Drittes  CupiteL  Die  Höbi 

che  glatter,   gleichmässiger   und   biUiger   sind   als    die   gespaltene  Waarc, 

doch   leichter   reissen    und    sich  mehr  werfen.    Die  in  holzreichen  Gebirgs- 

gendeu  sehr  veibrciteten  Schindeldächer  werden  durch  aufgelegte  schwere 

De  gegen  Sturm  gesichert. 

Das  Werk-  oder  Nutzholz  wird  von  Tischlern,  Drechslern,  Stellmachem, 

Öltchem»    Instrument enmacheni^    Maschinenbauern    n,  s,  w,    verarbeitet    und 

Helll  im  Allgemeinen  das  Höh  harter  Haumarten  dar    Man  stellt  aus  ihm 

i'5— 3^0    cm    starke    Bretter,    Rahmen  schenke!    von    etwa    4'5   cm    Stärke^ 

V5— (J  rnrn    dicke,   zum  Belegen   von  Möbeln,   Kästen    und    zu  Decorations- 

[rbcitcn  dienende  Foumiere  u.  s,  w.  hen 

Das  Holz,  welches  weder  als  BauhoU  noch  als  Nutzholz  verwendet 
den  kann,  wird  als  Brennholz  benutzt  und  kommt  in  Scheiten  otler 
Uoben,  als  Knüppel-  oder  Prüf^elholz,  Stockholz  oder  Reisig  in 
den  Handel  Beim  Scheitholz  beiragt  die  reine  Holzmasse  nur  etwa  707o» 
*«!iin  Knüppelholz  circa  60*^/(,  und  beim   Reisig  sogar  nur  50^/^. 

Strauch*  oder  FaschJnenliolZf    welches  im  Wasser-  und  Schanzenbau 

Verwendung  findet  in  Form  von  verschieden  dicken  und  verschieden  langen, 

«tielst  W'einbänder  zusammengehaltenen  Bündeln,    liefert  das    gerade,    nicht 

spröde  Reisig  der  Weide,  Birke,  Erle,  Fichte,  Tanne  u.  s,  \\\ 

Berechnung    des    Holzes,    Es    ist    üblich     Rundholz,    Verbandholz, 

B»ilktTi,  Doppellallen  und  Bohlen  nach  Cubikmetern,   Bretter  nach  Schock 

451»  m  Länge  oder  auch  nach  Cubikmetern  und  schwache  Latten  nach 

5cbak  2u  450  m  Länge  zu  berechnen. 

Der  Preis  des  Schnittholzes  richtet  sich  nach  der  Güte  und  der 
ke  der  Waare  und  es  stellen  sich  dickere  Schnitthölzer  vcrhältnissmässig 
billiger  als  dünnere,  weil  bei  letzteren  durch  die  zahlreicheren  Sägefugen  ein 
grosserer  Holzverlust    eintritt    und    die  Kosten  des  Zersägens    sich    erhöhen» 


g  143,  Beschlagen  und  Beschneiden  (Zersägen). 

Der  gefällte  Baumstamm  wird  durch  Beschlagen  oder  Beschneiden 

<!ie  gewünschte  Gestalt  gebracht.     Vor  Beginn    dieser  Arbeit    werden  die 

^dcn    Enden    des    Stammes    mittelst    der    Quersäge    normal    zur    Achse 

|tbgc«chnitten.    Diese    Säge   besitzt    ein    in    der   Mitte    12 — 17    cm^    an    den 

tiden  Enden  nur  9 — U3  rm  breites,    L33 — 1'68  w    langes  und   1*5 — 2  mm 

lickes  Blatt    mit  spitzwinkelig-dreieckigen    oder    M-förmigen  Zähnen;    Gestalt 

nd  Zahnbildung  sind  demuarh  bei  diesem  Werkzeug  so  gewählt,    dass  das 

nicht  durch  Abnutzung    inmitten    concav  w^erden    und  nach  beiden 

n  schneiden  kann.  Auf  den  beiden  Himholzflächen  wird  die  Quer- 

jihgur  (Quadrat^  Rechteck  u,  s.  w.)  aufgezeichnet,   und  es  werden  von 

Querschnitt  zum  anderen  auf  der  Oberfläche   des  Stammes  diejenigen 

nie«  aufgeschnürt,    nach    denen    das    rohe  FIolz    abgearbeitet   werden    soll. 

Auf-  und  Abschnüren  benutzt  man  eine  mit  Kreide,  Kohle  oder  einem 

crcn  Farbstoff  bestrichene  Schnur,  welche  straff  angezogen,  dann  in  der 

fttle  etwas  in  die  Hohe  gehobeti  und  wieder  fallen  gelassen  wird,  wobei  sie 

dem  Holz  einen  geraden  farbigen  Strich  erzeugt. 

Beim   rechtwinkeligen  Beschlagen  legt  man  den  Stamm  auf  Hau- 

der  ZimmerbÖckc  oder  auf  eine  andere  geneigt  liegende,  hölzerne  Unter- 

bfe  und   liefesttigt   ihn    darauf  mit    eisernen  Klammem.     Hierauf  stellt  der 


384 


Eriter  TheÜ*  Die  Hauptstoffe, 


Zimmermann  mit  der  etwa  30  an  langen  und  einen  90 — -100  tw  langen  Stiel 
besitzenden  Axt  (Bundaxt,  Bandhackc),  deren  gerade  Schneide  etwa  8^5 — IOyw 
lang  ist,  in  Abständen  von  circa  1  m  rinnenfürmige  Querkerbe  bis  zur  unge- 
fähren Tiefe  der  Seitenfläche  des  Kantholzes  her  und  haut  dann  mit  dieser 
Axt  oder  dem  Hatidbeil  (mit  einseitig  zugeschliffenem  Meissel  mit  etwa 
32  tm  langer,  in  der  Kegel  etwas  gekrümmter  Schneide)  die  zwischen  den 
Stichen  stehen  bleibenden  Theile  ab.  Schliesslich  werden  die  entstandenen 
Flächen  mit  diesem  Breit  heil  geglättet  (abgebeilt). 

Da  bei  diesem  Verfahren  Gestalt  und  Maass  des  Querschnittes  von  der 
Geschicklichkeit  des  Zimmermanns  abhängen,  saubere  Flächen  nicht  erzielt 
werden  können  und  meistens  Holz  verschwendet  wird,  so  kommt  dasselbe 
immer  mehr  und  mehr  ausser  Gebrauch.  Weit  empfehlenswerther  ist  das 
billigere  Beschneiden  der  Stämme  (Sägeblöcke),  welches  mit  Handsägeu 
oder  mit  Sägemaschinen  (auf  Schneidemühlen)  ausgeführt  wird. 

Beim  Beschneiden  aus  freier  Hand  benutzt  man  die  sogenannte 
Schrotsäge,  deren  Blatt  eine  Lange  von  160 — ^1*75  tn  (in  England  auch 
bis  2'44  w),  eine  obere  Breite  von  16— 17 'b  cm ^  eine  untere  von  10 —V2  cffi, 
eine  Dicke  von  2 — 2'4  mm  und  dreieckige  Zähne  oder  sogenainite  Wolfszalnic 
besitzt,  deren  Spitzenlinie  etwas  gegen  die  Verticale  geneigt  ist.  Diese  Säge, 
welche  nur  beim  Niedergang  schneidet,  wird  an  HandgriÖen  von  zwei  Arbeitern 
geführt,  von  denen  der  eine  auf  dem  Gerüst  oder  über  der  Sägegrubö  steht 
und  das  Sägeblatt  nach  dem  Schmirschlage  leitet. 

Zum  Zersägen  grösserer  Klötze  aus  wer th vollem  HoUe  in  möglichst 
dünne  Platten  (Fourniere'f  dient  die  Kl  ob*  oder  Fourniersage,  welche  eben- 
falls von  zwei  Mann  geführt  wird  und  nur  beim  Niedergange  schneidet  und 
aus  einem  starken,  rechteckigen  Holzrahmen  von  etwa  6Ö  tm  Breite  ufi*i 
1*4 — 1'5  m  Höhe  besteht,  in  dessen  Mitte  das  10 — 12  an  breite  und  »tir 
0*5 — U'8  mm  dicke»  mit  stumpfwinkelig-  oder  rechtwinkelig  dreieckigen  Zähnen» 
mitunter  auch  mit  Wolfszähnen  ausgestattete  Sägcljlatt  von  einem  QuerhoU 
zum  anderen  mittelst  Schraube  eingespannt  ist. 

Bedeutend  grössere  Leistimgsfahigkeit  besitzen  die  Sägemas chincu? 
die  in  den  verschiedensten  Constructionen  in  den  Handel  kommen.  Man 
theilt  diese  Maschinen  ein  in: 

1.  Rahmensägemaschinen  (Gattersägen»  Säge-  oder  Schneide^ 
mühlen).  Sie  bestehen  aus  einem  viereckigen»  hölxemen  oder  eiserne« 
Rahmen,  dessen  Längsseiten  (Gatterschenkel)  an  Leitstangen  (GattersäuleDl 
gewöhnlich  geradlinig  geführt  werden.  Man  unterscheidet  Vertical-  und 
Horizontal gatter  Erstere  besitzen  entweder  ein  Sägeblatt  in  der  Mitte 
(Mittel-  oder  Blockgatter)  oder  an  der  Seite  (Sehwarten-  oder  einfache 
Saum-Gatter)  oder  zwei  Sägeblätter  an  den  Seilen  (^Doppel-  oder  Saum- 
gatter) oder  bis  1 H  symmetrisch  zur  Mitte  des  Gatters  und  verstellbar  eingerichtete 
Sägeblätter  (Bund-  oder  Vollgatter),  welche  fast  in  senkrechter  Richtung 
schneiden  und  Wolfszähne  oder  rechtwinkelig-gleichschenkelige  Dreieckzähnc 
oder  spit^winkelig-gleichs^henkclige  Drcieckzähne  oder  backen/;'  "  ^  ha 
u.  s,  w,  Zähne  besitzen.  Bezeichnet    man    mit  2  die  Anzahl    der  *:T, 

so  erfordert  das  Verticalgatter  zu  seinem  Betriebe  eine  Kraft  von  iV  =  4-r  "1$  « 
Pferdestärken.  Die  Anzahl  der  Doppelhübe  beträgt  1 80 — 250  in  der  Minute^ 
die  Hubhöhe    40^100  cm,    die  Geschwindigkeit    für    einfache    imd    leichte 


Bfittes  CapiteL  Die  Holaer. 


386 


5atter  3*5 — 4  w,  für  Bund-  und  schwere  Gatter  2*5—3*1  w  in  der  Secunde, 
Klotxvorschub  0^ — 6  mm  für  jeden  Schnitt. 
Da  Verlicalgatter  zu  ihrer  AufsteUung  eine  bedeutende  Höhe  und 
nen  schweren  Bau  verlangen,  auch  bei  ihnen  der  Kraftverbrauch  ein  weit 
rösserer  ist»  so  zieht  man  oft  Horizontalgatter  vor,  namentlich  aber, 
renn  es  sich  darum  handelt»  werthvoUe  Hölzer  zu  Founiieren  oder  Halb- 
Dumicren  zu  zerschneiden.  Diese  Gatter  erhalten  meistens  nur  ein  Blatt, 
reiches  beim  Hin-  und  Rückgang  des  C^atters  schneidet,  so  dass  der  Säge- 
block stetig  vorgeschoben  werden  kann.  Das  Blatt  wird  mit  einer  so  grossen 
iGcÄch windigkeit  bewegt,  dass  es  in  der  Minute  300 — -tiOO  Schnitte  macht. 
)er  Hub  beträgt  52^68  cm^  der  Klotzvorschub  1 — 65  mm  pro  Doppel* 
chnitt,  der  Kraftverbrauch  2*5 — 5  Pferdestärken.  Horizontalgatter  besitzen 
änen  sicheren  Gang.  Sie  können  auch  statt  des  Sägeblattes  ein  Messer 
rhalten,  welches  einen  ziehcntlen  Schnitt  ausführt,  durch  welchen  sehr 
[lalte  Holzdächen  erzeugt  werden,  die  nicht  nachgehobelt  zu  werden  brauchen. 
Sollen  aus  dem  Sägcblock  Breiter  geschnitten  werden,  so  erhält  das 
lUtt  eine  Länge  von  1*2 — 2*2  ///,  eine  Breite  von  12-ö'^ — 25  rm  und  eine 
►icke  von  1*25— 3'0  mm^  sollen  aber  aus  dem  Klotz  Fournierblättei  gewonnen 
erden,  so  wählt  man  ein  Blatt  von  1'5 — 2'5  m  Länge,  10 — 90  cm  Breite 
nur  0*3^  11  mm  Dicke. 
Das  Sägegatter  wird  durch  Wasser-,  Dampf-  oder  Wjndkraft  in  eine 
lin-  und  hergehende  Bewegung  versetzt.  Der  Sägeblock  ruht  auf  einem 
Dgenannten  Klotz-  oder  Blockwagen  oder  auf  einem  Schlitten,  welcher  auf 
vci  horizontalen  Balken  (Strassbäumen)  durch  ein  Schaltwerk  gegen  das 
(alter  vorgeschoben  wird,  oder  besser  auf  Schienen  laufenden  eisernen  Karren 
1er  endlich  nur  auf  Rollen. 

Die  besten  Foumiergattcr  Uefeni  aus  einem  2'5  cm  dicken  Brett  16 — -18 
5ätlchen, 

2*  Band  Sägemaschinen.  Dieselben  besitzen  ein  5 — -9  nt  langes,  sehr 
Ünnes  und  sehr  biegsames,  2*5 — 10  </«  breites  Band  mit  sämmtlich  nach 
r  Richtung  stehenden,  rechtwinkeligen  oder  stumpfwinkeligen  Dreieckzähnen, 
an  beiden  Enden  schwalbenschwanzförmig  aneinandergefügt  und  hart 
Jölbel  ist  Dieses  Band  ist  treibriemenartig  über  zwei  (mitunter  auch  3) 
übereinander  gelagerten,  mit  Leder  oder  Gummi  überzogenen,  oberhalb 
Dd  unterhalb  des  Schnittes  durch  verstellbare  Hul/klötze  seitlich  und  im 
Rücken  geführten  Rollen  von  65—125  im  Durchmesser  gelegt,  welche 
Umdrehung  versetzt  werden,  und  zwar  mit  einer  Geschwindigkeit  von 
m  beim  Hand*  oder  Fussbetrieb  und  mit  einer  Geschwindigkeit  von 
20  m  in  der  Secmide  beim  Maschinenbetrieb.  Die  obere  Rolie  wird 
liehst  leicht  hergestellt  und  so  gelagert,  dass  man  das  Blatt  mittelst 
dcni,  Gumnübulfer  oder  Gegengewichte  stets  in  gleicher  Spannung 
allen  kann*  Der  von  Hand  oder  selbstthätig  bewirkte  Vorschub  des 
bbckcs  beträgt  etwa  40 — ^48  tnm  in  der  Secunde,  wenn  der  Block  etwa 
fm  Hohe  besitzt,  Bantlsägenmschincn  besitzen  eine  grössere  Leistungs- 
Itrit  als  Gattersägen,  w^cÜ  ihre  Säge  niemals  leer  geht,  eine  grössere 
llwindigkcit  bcnitzt  un<l  an  zwei  Stellen  ununterbrochen  schneidet. 
Der  Kiaflvcrbraueh  beträgt  bis  zu  6  Pferdestärken. 
3.  Kreissägen  (Zirkelsägen,  rotircnde  Sägen).  Das  Blatt  ist  eine 
rechtwinkeligen  oder  stumpfwinkeligen  Dreieckzähnen  (bei  grossen  Sägen 

'  r ,   tlAluniitch  tioT  BAiititti0)AHr9.  sb 


m; 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


atich  mit  Wolfszähnen)  ausgestattete,  kreisrunde  Stahlscheibe  von  0 
Durchmesser   und   0*5^ — 3'5  rrtm    Dicke,    welche    um    eine   horizon 
mit  einer  Umfangsgeschwindigkeit  von  40 — 5U  m    in  der  Secunde 
kreissägen    und  ,von  etwa  3()  m    in  der  Secunde  bei  Querkreissäg| 
Menschen-  oder  Maschinenkraft  gedreht  wird,  wobei  sie  ohiie  Unft 
schneidet,    weshalb    der  Sägeblock    in    einer    ununterbrochenen    ti 
massigen,    von    Hand    oder    selbstthätig    durch    Taue,  Ketten,   VV'i 
Wagen  bewirkten  Bewegung  an  die  Sage  herangefiihrt  werden  mu' 
Vorschub  erfolgt  mit  einer  Geschwindigkeit  von   l:50ü  bis   1:50 
Umfangsgeschwindigkeit,  je  nach  Stärke  und  Art  des  zu  schneidenden 
den  F  0  um  i  er  kr  eis  sägen  beträgt  die  Umfangsgeschwindigkeit  21 
der  Secunde,  der  Vorschub  =  1 :  800  derselben,  der  Kraft  verbrauch  4 
stärken;  bei  den  gewöhnlichen  Kreissägen    steigert    sich    der  Ktä 
bis  zu  20  Pferdestärken. 

Mit  Hilfe  der  Kreissägen  lassen  sich  nur  Hölzer  schneidi 
dünner  sind  als  der  Halbmesser  des  Sägeblattes.  Man  verwendet  < 
hauptsächHch  zum  Schneiden  von  dünnen  Brettern  und  Foumieren, 
Säumen  von  Brettern;  man  kann  sie  aber  auch  zur  Ausarbeitung  i^ 
benutzen,  wxnn  man  die  Ebene  des  Blattes  etwas  gegen  die  Ac 
derartige  Sägen  führen  den  Namen  Taumel  sägen,  die  Breite 
hängt  von  der  Schiefstellung  des  Blattes  ab.  Selten  w^erden  mchl 
Sägeblätter  nebeneinander  verwendet. 

4.  Schweifsägen  (Decoupier-,  Ausschneide-  oder  Wii 
mit  welchen  aus  Holzplatten  (Foumieren)  nach  Zeichnungen  Figurei 
legte  Arbeiten  ausgeschnitten  werden.  Hulihöhe:  90^ — 180  mm. 
Hübe:  600—900  in  der  Minute,  Kraftverbrauch  etwa   '/j   Pferdesl 

Für  feine  Einlegearbeiten  benutzt  man  auch  Laubsägem 
mit  eingespanntem  Blatt,  das  seine  Bewegung  durch  eine  an  einö 
hebel  angreifende  Schubkurbel  erhält. 

5.  Cy lindersägen,  welche  zum  Rundschneiden  von  B< 
Brettern  dienen,    die   auf  einer   im  Kreise   sich   drehenden  Unterl 

Zum  Zersägen,   zur  Herstellung   von  Zapfen    und  Zinken  u. 
Ausschneiden  von  Laubwerk,    zu    eingelegten  Arbeiten  u.  s.  w.  vn 
Hand  sägen  benutzt,  von  denen  als  die  wichtigsten  anzuführen  si 

1.  der  Fuchsschwanz,    eine    breite,    kurze,    mit    sehr  kleim 
winkelig-  oder  rechtwinkelig-dreieckigen  Zähnen  ausgestattete  und 
Handgriff  versehene,  meistens    vom  Griff  bis   zum  Ende   schmäler 
Säge  von  im  Mittel  3'8 — 10*8  an  Breite,  0'75— 1'»  mm  Dicke  und 
Länge,    Ihr  Rücken    ist   zur  Erhöhung  der  Steifigkeit   gewöhnlich 
eisenien    oder   messingenen  Fassung  verstärkt  (Rückeusäge).     Mj 
sie    hauptsächlich    da,    wo    man    mit    einer    gewöhnlichen    Säge 
kommen  kann. 

2,  die  St  ich  säge  (Spitz*  oder  Lochsäge),  ein  Fuchsschwatt 
Ende  0 — ^6  ww,  am  Griff  7^30  mm  breitem,  0'9 — l'ö  mm  dickem  unc 
langem  Blatt,  dessen  Zähne  ungeschränkt  sind,  um  dem  Blatte  ein 
Steifigkeit  zu  verleihen.  Man  venvendet  sie  zur  Ausführung  krumm 
Ausschweifungen,  Durchbrechungen  sowie  runder  und  anderer  i 
deren  Herstellung  der  gewöhnliche  Fuchsschwanz  nicht  benutzt  w« 


Drittes  Capiiel.  Die  Hölzer. 


S87 


3.  die  Gratsäge  mit  einem  etwa  17  cm  langen,  oft  das  Stuck  einer 
Drochenen  Säge  darstellentlcn  Blatt»  welches  in  einen  hölzernen  Griff  so 
figeliifi&en  ist,  dass  es  auf  seiner  ganzen  Länge  nur  um  die  beabsichtigte 
Schnimiefe  aus  dem  Holzstück  vorsteht  und  die  Zähne  mit  der  Brust 
letzterem  zugekehrt  sind.  Mit  dieser  Säge  stellt  man  schräge  Schnitte  her, 
irelche  die  Seiten  eines  Grates  bilden  sollen,  sowie  solche  Schnitte,    die  nur 

ETheil  in  das  Höbe  reichen  sollen. 
4.  die  Zapfen  säge  (Fourniersäge),  deren  Blatt  mittelst  Schrauben  auf 
ebenen  Unterfiäche  eines  passend  geformten  Holzgriffes  von  10  rw  Länge 
5  tm  Breite  so  befestigt  ist,  dass  Griff  und  Blatt  im  Querschnitt  die 
Tiestalt  eines  Winkeleisens  besitzen  (Griff'  senkrechter,  Blatt  wagrechter 
schenke!  desselben).  Dieses,  meist  zweischneidig  eingerichtete  Blatt  liegt,  auf 
iie  Arbeitsfläche  gelegt,  etwa  10 — ^lö  mm  frei  und  dient  zum  Abschneiden 
Hp  aus  der  Überfläche  des  Arbeitsstückes  hervorragenden  Theilen  (z.  B. 
^B  Zapfenendenf  heraustretenden  Fourniertheilen  u.  s.  w.). 
^B  5.  die  Absetzsäge,  welche  einem  N'uthhobel  ähnlich  eingerichtet  und 
HR  Anschlag  versehen  ist  und  zum  Absetzen  von  Zapfen,  zum  Zinken  u.  s.  w\ 
verwendet  wird.   Ist  der  Ans<  hlag  beweglich  angeordnet,    so    nennt    man  die 

tC^uadriersäge,    Die  doppelte  Absetzsäge    besteht    aus    zwei 
ir  eingerichteten  und   mit  Schrauben    zusammengehaltenen  Absetz- 
vägen^  deren  Blätter  mit  den  Zähnen  einander  zugekehrt   sind    und   in  einer 
etie    liegen.     Diese    Säge    führt    auch    den    Namen     doppelte    Zapfen- 
istsägc. 
^Ö.  die   doppelte  Zapfen-   oder    Schlitzsäge    mit  zwei   parallel    zu 

angeordneten   Sägen    und    im  Uebrigen    einem  Federhobel    ähnlich 

ngerichtet, 

7*  die   Oertersäge.    Diese    grösste   Handspannsäge    der  Holzarbeiter, 

che   zum  Zersägen   aller    dickeren  Holzstücke    dient,   besteht   aus    einem, 

►  zusammenlegbar   eingerichteten,  Gestell  aus  zwei  Armen  (Hümem)  sowie 

pm  Querholz   und    einem    78 — ^85  cm    langen,   4'8 — hb   rm    breiten    und 

-0*7  WM  dicken  Blatt    mit  stumpfwinkelig-  oder  rechtwinkelig- dreieckigen 

weil  die  Säge  nur  auf  Stoss  gebraucht  wird.    Jeder  Arm  besitzt  am 

Ende  ein  Loch,    in    dem    ein  Holzgriff    steckt,    worin    die  Angel    des 

eblattes  befestigt  ist,    un*l    ist    am    anderen  Ende    mit  dem  anderen  Arm 

ch  eine  starke  Hanfschnur  verbunden,  in  welcher  ein  Holzstück  (Knebel) 

das  mit  seinem  anderen  Ende  sich  gegen  das  Querholz  anlegt.    Mit 

Knebel  kann  die  Schnur  gedreht  und  dadurch  das  Sägeblatt  gespantit 

ien.     Statt  der  Hanfschnur   benutzt    man    mitunter  auch  zum  Anspannen 

Blattes  einen  durch  die  Arme  gesteckten    und    mit    einer  Schraube    fest 

rzogenen  starken  Draht. 

Kleinere  Oertersägen  heisscn  Schlicsssägen* 

8»  die  Seh  weif  säge  mit  2*5 — 15  mm  breitem  und  0'4^1'0  mm  dickem 

von  15— fiO  fm  Länge.  Man  benutzt  sie  zur  Ausführung  von  krummen 

mitten.    Sollen  mit    dicker  Säge  auch  Löcher  inmitten    des  Arbeitsstuckes 

^eMtellt  werden,  so  wird  das  eine  Ende  des  Blattes  aushängbar  enigerichtet, 

cm  man  es  nui  einem  Loch  auf  einen  Haken    des  Backetis    hängt.    Eine 

rtigc  Säge  ftihrt  den  Namen  Aushängesäge, 

y.  Bogensäge  (Laubsäge)  mit  einem  eisernen,  bogenförmigen  Gestell 
ctnem    nur  0*ü — }i  mm    breiten,   O'ö  mm    dünnen,   gewohnlich    aus  Uhr- 

25* 


len. 


388 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffc, 


federn  hergestelllen  Blatt  init  sehr  feinen  Zähnen,  die  mittelst  Meissel  cingc- 
hiiuen  werden.  Das  Blatt  wird  durch  eine  Schraube  angespannt.  Diese  Säge 
dient  namentlich  zum  Aussägen  des  Laubwerkes  für  eingelegte  Arbeiten. 

10.  die  Kronsäge  mit  kreisrund  gebogenem  Blatt  Sie  wird  züm 
Ausschneiden  kreisrunder  Stiicke  verwendet;  —  u.  s.  w, 

Noch  zu  erwähnen  ist  die  Holz  Spaltemaschine  (Holzzerkleinemngs- 
maschine)»  mit  welcher  Brennholz  zerkleinert  wird.  Derartige  Maschinen  baut 
u.  A.  die  Chemnitzer  Werkzeug-Maschinenfabrik. 

Wohl  zu  beachten  ist,  dass  nasses  Holz  leichter  zerschnitten  werden 
kann  als  trockenes.  Als  Verhältnisszahlen  führt  die  >Hütte<  an:  für  nasses 
Holz  2tj,  feuchtes  21,  lufttrockenes  30  und  ganz  trockenes  32*  — 

Um  einwerfender  Fournie  r  holze  r  zu  verhüten  und  die  Foumierhob* 
bohlen  bis  auf  den  letzten  Rest  zerschneiden  zu  köimen,  werden  letztere  auf 
andere,  aus  gewöhnlichem  Holze  bestehende  Bohlen  mit  einer  der  Breitmachen 
aufgeleimt.  —  Zum  T r  o c k  n  e  n  der  F  o u  r  n  i  e r b  r  e  1 1  e  r  bedient  man  sich  mit 
Vortheil  einer,  im  »Maschinenbauerc  (1878,  S.  156)  näher  beschriebenen 
Dampf  presse,  welche  das  Holz  innerhalb  2 — 20  Minuten  vollständig  aus- 
trocknen soll. 

Beim  Zersägen  von  Baumstämmen  zu  Dielen  und  Brettern  kann  tnan 
in  verschiedener  Weise  vorgehen,  wie  die  Figuren  269 — ^275  zeigen.  Ent- 
weder zerlegt  man  den  Stamm  ohne  Rücksicht  auf  die  Jahresringe  u.  s.  w, 
durch  Parallelschnitle  nach  Figur  269,  wobei  man  zwei  Schwarten  und  lauter 
ungesäumte  Bretter  erhält,  oder  man  schneidet  zunächst  zwei  Schwarten  alv 
kantet  dann  den  Stamm  um  und  zersägt  ihn,  wie  dies  Figur  271  zeigt, 
wobei  man  vier  Schwarten  und  lauter  gesäumte  Bretter  erhält.  Handelt  & 
sich  um  die  Herstellung  von  sogenannten  Riemcnbretlern,  die  in  neuerer  Zeit 
sehr  viel  zu  Fussboden  verwendet  werden,  meist  12 — 15  rm  breit  und,  ein- 
seitig abgehobelt,  3  tw  dick  sind»  so  muss  der  Baumstamm  so  zerschnitten 
werden,  dass  diese  Bretter  senkrechte  Jahresringe  besitzen,  wodurch  ihre 
Dauerhaftigkeit  erhöht  wird.  Der  Verschnitt  erfolgt  nach  den  Figuren 
273—275  und  isl,  wie  leicht  erkennbar^  thcurer  als  der  gewöhnliche  V^e^ 
schnitt.  Von  sehr  starken  Stämmen  werden  ausser  den  Schwarten  noch  zwei 
äussere  Bretter  abgesägt,  bevor  man  sie  umkaiitet  und  weiter  zerlegt.  (Fig.  272.) 
(Siehe  Krauth  u.  Meyer,  iu  a.  Ü.,  S.  70.) 

In  Amerika  wurde  eine  Säge  patentirt,  mit  der  nicht  nur  Kisten- 
bretter, sondern  auch  Dachschindeln  geschnitten  werden  können;  es 
wird  behauptet,  dass  diese  Säge  in  zehn  Arbeitsstunden  aus  Kadelhöbem 
30.0CK)—1Ö.(K)0  Stück  und  aus  harten  Hökern  12.0CM:>— 15.000  Stück  Schindeln 
herzustellen  vermag.  (Gottgetreu,  a.  a.  O.,  I,,  S.  501.) 

§  144.  Herstellung  von  Vertiefungen,  runden   und  eckigen  Löchern 

u.  s.  w. 

Zur  Ausarbeitung  von  ringsum  begrenzten  Vertiefungen,  Rinnen,  burchfu, 
Löchern,  Verzierungen  u.  s.  w,  sowie  zum  Wegstemmen  hervorstehender 
Theile  dienen  das  Stemm*  oder  Stechzeug,  beziehungsweise  die  Siemm- 
und  Fräsmaschinen,  Bohrer  und  Bohrmaschinen. 

Der  Holznicisscl*)  besteht  aus  einer  eisernen,  am  miteren  Ende  mit 
dnem  Stahlstück  belegten  Klinge,    welche    unten    mit    einer  Schneide,    deren 


♦;  Jf  oyer,  a.  a.  O.»  S.  231  ff. 


Drittes  CapiUL  Die  Hölzer. 


Winkel  18^35**  beträgt,  ausgestattet  und  oben  zur  Aufnahme  eines  hölzernen 
Helles  verschieden  gestaltet  ist.  Die  Zuschärfuiig  ist  nur  auf  einer  oder  auf 
beiden  Seiten.     Man  unterscheidet  hauptsächlich   fnlgemle  Arten: 

L  den  Stechbeitel,  mit  3—75  mm  (für  Formschneider  1'5 — ^6  mm, 
für  Schiffszimmerleute  127—510  mm)  breiter,  12 — 2ä  r///  langer,  unter  18 — 35^ 
unten  zugeschärfter  Kbnge,  deren  Schneide  geradlinig  ist  und  zur  Werkzeugs- 

[  achse  rechtwinkelig  steht, 

I  2*  den   Lochbeitel,    einen  Stechbeitel   mit  lo — -25  mm    breiter,    sehr 

dicker  Klinge,  und  einem  Ziischärfungswinkel  von  25—35**; 

3.  den  Rantbeitel,  einen  von  W^agenbaueril  viel  benutzten  und  als 
Loch  bei  tel  in  tiefen,  schmalen  Öeffnungen  dienenden  M  eissei  mit  niedriger 
Rippe  auf  der  Znschärfungsseite. 

4.  das  Stemmeisen,  mit  einer  zweiseitig zugeschärften,  von  ebenen  oder 
'  schwachconcavcn  Flächen  begrenzten,  durch  Aus*ichleifen  der  lieiden  FSreit- 
Iseiten  gebildeten^  geraden  Schneide  und  12 — 36  mm  breiter  Klinge,  Steht 
Wie  Schneide  nicht  recht  winkelig  zur  Achse,  sondern  unter  einem  Winkel  von 
ijBO — 4<>^,    so    führt    das    Stemmeisen    den    Namen    Ealleisen,    Dreh-    oder 

Schi  ich tmeissel  und  dient  dann  vorzugsweise  zur  Erzeugung  scharfer  Kanten 
in  der  Holzdrechslerei  zur  Herstellung  sehr  glatter  Oberflächen. 

5.  das   Flach  eisen,    mit  einer  geraden   oder  aufgeworfenen  (am  Ende 
faufgebrochenen)    Sehneide.    Es    (henl    zur    weiteren    Ausarbeitung  von  Ver- 
liefungen und  wird  namentlich  von   Holzbildhanem  viel  gebraucht. 

6.  das  Schlageisen,  ein  kurzes  Stemmeisen  ohne  Heft,  das  von 
Tormschneidem  zur  Erzeugung  von  Furchen  benutzt  wird 

7.  das  Grund-  oder  Fei  tiereisen,  mit  kleiner,  flachschau  fei  förmiger 
Klinge  an  einem  gekröpften  Stiel.  Man  verwendet  es  zum  Ebnen  des  Grundes 
zwischen  den  Erhabenheiten  hölzerner  Tapeten-,  Kattun-  u*  s.  w.  Druckformen. 

8.  das  Anschlageisen  oder  den  Kreuzmeissel,  mit  13 — 15  on 
Bingem  Eisenstiel,  an  dessen  Ende  ca»  36  mm  lange  und  6  mm  breite  Meissel 

sitzen,  die  sich  rechtwinkelig  kreuzen.  Man  beontüt  ilieses  Werkzeug  zum  Ein- 
stemmen der  Locher  in  Thüren  u.  s.  w.,  in  welche  sogenannte  Einsteck- 
schlösser eingelassen  werden  sollen. 

II  9.  das  Hohleisen.    Dasselbe  stellt  einen  mit   rimien förmiger  Schneide 

Sausgestatteten  nnrl  zur  Herstellung  von  Vertiefungen,  Rinnen  und  dergleichen 
Sdienenden  Stechbeitcl  dar.  Man  benutzt  es  auch  in  der  Drechslerei  unter 
^em  Namen  Röhre,  Drehröhre,  Hohl-  oder  Schrotmeissel  zum  Ab- 
drehen von  Holzstücken  aus  dem  Groben  (Schroten)  und  unterscheidet 
deutsche  Röhren,  die  von  innen  nach  aussen^  und  englische,  die  von 
aussen  nach  innen  zugeschärft  sind,  femer  krumme  und  gebogene,  sow^ie 
aufgeworfene  (am  Ende  aufgebogene)  und  übergeworfene  (am  Ende  stark 
abwärts   gekrümmte)  Höh  Im  eis  sei 

10.  den  Geissfuss,  mit  zwei  Schneiden,  welche  in  einer  rechtwinkelig 
oder  schiefwmkelig  zur  Achse  des  Werkzeuges  stehenden  Ebene  unter  40, 
OO  oder  t)U^  gegeneinander  geneigt  sind.  Man  benutzt  den  Geissfuss  zur 
Herstellung  winkeliger  Höhlungen,  Furchen  u,  s.  w.,  sowie  zur  Ausarbeitung 
yjes  vertieften  Ganges  einer  hölzernen  Schraube. 

IL  das    Vi  er  eisen,    mit    einer  \ [-förmigen  Schneide    und    zum   Ab- 

temmen  viereckiger  Löcher  dienend. 


zw 

I 


i 


8d0 


Erster  Theil,  Die  Hauptstoffe. 


12.  das  Dippel-  oder  Dübeleisen»  ein  kegelförmiges,  stahlemes 
oder  ein  an  der  Schneide  verstähl tes  eisernes,  in  der  Längenrichtung  cyliudrisch 
hohles  und  am  Ende  angeschärftes  Werkzeug»  mit  welchem  aus  roh  vor- 
bereiteten HolzsttJcken  Dlibe!  angefertigt  werden,  mdem  man  die  HöUer 
von  oben  her  durchschlägt  Das  Dübeleisen  wird  namentUch  von  Böltrh-'n» 
viel  benutzt. 

13.  das  Schnitzer-,  Zug-  oder  Ziehmesser,  einem  TischmosstT 
gleichend,  jedoch  kürzer,  bedeutend  stärker  und  mit  grösserem  Schneidwinkel 
ausgestattet,  mit  gerader  oder  gebogener  Klinge  zum  Abschaben  gerader  oder 
gekrümmter  (concaver  oder  convexer)  Flächen.  Das  Schabeisen  (der 
Rund  seh  aber)  der  Böttcher  dient  zur  Entfernung  vorstehender  Kanten  an 
den  Dauben  im  Inneren  der  Fässer  u,  s.  w, 

M eissei,  welche  mit  eisernem  Hammer  oder  schwerem  Holzschlägel  ins 
Holz  hineingetrieben  werden»  gehören  zum  Stemmzeug,  solche,  die  nur 
durch  den  Druck  der  Hand  oder  mit  leichtem  Eisenhammer  oder  HoU- 
Schlägel  geführt  werden,  zum  Stechzeug.  Das  Heft  des  Werkzeuges  wird 
oval  otler  achteckig  gestaltet»  weil   diese  Formen    fester  in  der  Hand   liegen. 

Zur  Herstellung  von  Zapfenlöchern  und  Nutben  benutzt  man  auch  Stemm- 
maschtnen,  welche  die  Arbeit  des  Holzsiemmens  nachahmen  und  entweder 
horizontal  oder  vertical  und  meistens  auf  Querholz  arbeiten  und  mit  Hand- 
oder Fiissbetrieb  oder  mir  mechanischem  Betrieb  eingerichtet  sind,  Ge- 
w^Öhnlich  wnrd  ein  der  Weite  des  Zapfenloches  entsprechendes  cyUndri.srhcs 
Loch  entsprechend  vorgebohrt,  weil  dann  die  Arheit  wesentlich  erleichtert 
wird.  Daher  besitzen  die  meisten  Stemmmaschinen  eine  Bohrspindel,  welche 
sich  gewöhnlich  dicht  neben  dem  Meissel  (Stemmeisen)  befindet.  Im  Handel 
kommen  aber  auch  Stemmmaschinen  vor,  die  mit  Langbohrmaschinen  ver- 
einigt sind.  Der  als  Vierkanteisen  conslruirte,  m  semer  Führung  drehbar 
eingesetzte  Meissel  dringt  rechtwinklig  gegen  die  Arbeitsfläche  vor  und  wird, 
wenn  das  Ende  des  Loches  erreicht  ist,  um  180**  gedreht,  wodurch  scharfe 
Begrenzungsflärhen  des  Zapfenloches  erzielt  werden.  Das  Arbeitsstück  ruht 
auf  einem  höher  oder  liefer,  auch  schräg  einstellbaren  Tisch. 

Zur  Ausarbeitung  von  Kehlun gen,  Nuthen  und  Federn,  Zapfenlöchern 
u,  s,  w.  werden  mit  Vortheil  die  Fräsmaschinen  benutzt,  welche  den  Hok- 
hobelmaschinen  nahe  verwandt  sind.  Sie  besitzen  stahlenje  Schneidewerk- 
zeuge, die  am  Umfiinge  mit  2 — i^  Schneiden  oder  Zähnen  versehen  sind  und 
an  einer  meist  verticalen  über  oder  unter  dem  Arbeitstisch  angeordneten, 
mitunter  auch  horizontalen  Spindel  sitzen,  welche  mittelst  Handrad  höher 
oder  tiefer  eingestellt  werden  kann  und  durch  Wellen  in  eine  rasche  Um- 
drehung i^^OOO  bis  4(M)()  Touren  in  der  Minute)  versetzt  winl.  Die  Fräse 
hat  einen  Durchmesser  von  nur  H — 10  rm,  besteht  entweder  aus  eiticm 
einzigen  Stück  oder  l^bei  grösseren  Maschinen)  aus  einem  Scheiben-  oder 
cylinderförmigen  Kopf,  in  welchem  verschiedenartig  profilirte  Messer  eing«^ 
setzt  sind,  und  nimmt  bei  ihrer  Umdrehung  um  ihre  Achse  vom  Arbeits- 
stück kleine  Späne  ab.  Die  Messer  sind  in  der  Spindel  mittelst  Druckschrauben 
fest  eingespannt.  Das  Arbeitsstück  wird  meistens  mit  der  Hand  unter,  liber 
oder  neben  der  Fräse  vorbeigeschoben*  Um  gewisse  Arbeiten  mit  «ier  Fräs- 
maschine verrichten  zu  können,  wird  letztere  so  eingeri(*htet,  dass  sich  die 
Umdrehungsrichtung  der  Fräse  ändern  lässt  Zur  Ausarbeitmjg  von  Zapfen- 
löchern  u.    dergl.    benutzt    man  gcwöbnUch  S-förmige,  am  besicu  aus  St;ihl- 


Drittes  CApitel.  Die  Hoher. 


S91 


'  blech  hergesiellte  Fräsen  mit  zugeschärften  Schneiden.  Fräsmaschinen  mit 
IJiofiajonial  gelagerter  Spindel  dienen  zur  Btarbeitmig  von  Hökern  (Leisten), 
sjchc  nach  zwei  Seiten  hin  gekrumnit  sind» 

Noch  zu  erwähnen  ist  die  Universalfräsmaschine  von   E.   Kirch- 
&  Comp,  in  Leipzig,   die  eine  mit  Oberfräse  vereinigte   Tischfräse   be- 
lltet und    zur    Herstellung   von    Kehlen,    geraden   und   geschweiften    Leisten, 
Ruthen  und  Federn,  Abplatten  von  Füllungen,  zum  Schlitzen,  Falzen,   Zinken 
w.  ven^'endet  werden  kann. 

Runde  L« icher  werden  am  besten  mittelst  Bohrer  oder  Bohrmaschinen 

'  erzeugt.  Erstere  bestehen  im  Wesent liehen  aus  einem  Stahlstab  oder  verstählten 

Eisenstab,    der   am    einen    Ende    mit    einer  oder  (seltener)    zwei    Schneiden 

versehen  ist  und  am  anderen  Ende  eine  Dreh  Vorrichtung  besitzt.  Die  Schneide 

hat  einen  Zuschärfungswinkel  von  30 — 50**.   Die  I^age  der  Schneiden   ist   fast 

immer   eine    derartige,    das  heim    Bohren  mir  eine  Schneide  angreift.     Beim 

Bohren  in  der  Längenrichtung    der    Fasern    laufen  die  Schneiden  ganz  oder 

iiaiiezu    parallel    mit    der    Bohrachse,    damit    sie    stets    zwischen    die  Fasern 

greifen,    beim    Bohren   auf  Querholz    müssen    die    Schneiden    zur  Bohrachse 

einen  rechten  Winkel  bilden;  häufig  Hegt  auch  der  Anfang  der  Schneiden  in 

der     Achse.     Hiemach    kann     man    unterscheiden:     l'arallel-,    Spitz*    und 

Cenlrumbohrer,    Die    Parallelbohrer    besitzen    eine  bogenfömiige  Schneide, 

Jie    zur    Verhutung    des    Festklemmens     an    einer    Endkante     einen    scharf- 

;chneidenilen    Zahn  erhalt    oder    löfTelartig   abgeschlos.sen    ist,  um    die  Holz* 

scm    quer    durchschneiden    zu    können    (Hohlbohrer    mit    Zahn    oder 

^öffcl bohre r).  Beim  Spitzbohrer  läuft  die    bogenförmige  Schneide    in    eine 

ipitze  aus :    beim  Centnimb ohrer    ist    neben    der    eigen dichen  Bohrschneide 

^och  ein  sogenannter  Vorschneidezahn    vorhanden,  welcher  den   Umfang  des 

|>,oches  vorschneidet  und  gleichzeitig  die  Wandung  glättet,  also  ein  Au.sreissen 

ier  Fasern  verhütet;  der  Centrumbohrer  besitzt  in  der  Mitte  eine  vorstehende 

ISpitze,  die  zuerst  in  das  Holz  eindringt;  hieniach  kommt  der  Vorschneiclezahu 

zur  Wirkung  und  zuletzt  hebt  die  messerartige  Schneide  die  Späne  aus  dem 

»runde  des  Loches  aus.  Es  giebt  auch  Centrumbohrer  mit  einer  senk- 

;chi  zur  Achse  verstellbaren  Schneide,  so  dass  man  die  Bohrer  zur 

lerstellung   von  Lochern  verschiedener  Durchmesser  benutzen  kann. 

Schnecken Ijoh  rcr  (steirische  Schneckenbohrer)  sind  gewundene  Spitz- 
ihrer  mit  sehr  scharfen  Schnei<len,  die  in  einer  Schraubenlinie  liegen,  welche 
Äch  der  Spitze  zu  so  vorläuft,  dass  der  Neigungswinkel  gegen  die  Werk- 
Kcugsachse  immer  grösser  wird.  Schraub enb ohrer  oder  gewundene 
Bohrer  besitzen  eine  schief  aufsteigende  (meistens  Schrauben-"!  Fläche»  an 
reicher  sich  die  abgetrennten  Holzspäne  in  die  Hohe  schieben.  Spirab 
irer  bestehen  aus  einem  cylindrischen  Schaft  mit  zwei  eingefrästen  steilen 
rttubtnfurthen,  in  denen  die  Bohrspäne  selbstthätig  aus  dem  Bohrioche 
sgeschaltfl  wenlen,  Erw^eiierungs-  oder  Zapfenbohrer,  welche  zur 
Irischen  Erweiterung  am  oberen  Rande  eines  vorgebohrten  engeren  Loches 
icncn,  besitzen  in  der  Mitte  einen  kleinen  cylindrischen  Zapfen  zur  sicheren 
t'hsialen  Führung*  Bohrer,  mit  denen  man  eine  unten  ebene  Begrenzung 
l^ochest  herstellen  will,  werden  mit  zwei  senkrecht  zur  Achse  gestellten 
eiden  auHgeslattet  und  erhalten  zAvcckmässig  in  der  Mitte  eine  kleine 
nidrnförmige  Spitze  zur  be.sseren  Mittchührung.  Der  Hübn ersehe 
Fatentbahrer  hat  eine  kegelförmige,  messerarlig  wirkende  Spitze  und  einen 


392 


Erster  Theil,  Die  Hauptttoffc. 


cyiindrischen  Schaft;  er  erzeugt  sehr  genaue  Löcher,  Der  zum  Ausbohren  von 
Spundlöchern  vom  Böttcher  viel  benutzte  Ballbohrer  besitzet  einen  kegel- 
förmigen Schaft,  m  welchem  eine  etwas  vorstehende  Stahlschneide  einge^ 
schraubt  ist,  neben  der  sich  eine  Rinne  zum  Emporsteigen  der  Bohrspäne 
befindet. 

Die  Bohrer  werden  entweder  mit  der  Hand  (Handbohrer)  oder 
mittelst  eines  Geräthes  (Geräthebohrer)  oder  mittelst  einer  maschinellen 
Vorrichtung  (Bohrmaschinen)  bewegt. 

Zu  den  Handbohrern  gehören  der  Nagelbohr  er,  der  Zapfen- 
bohrer der  Böttcher,  der  Spuntlbohrcr  (Ballbohrer),  der  Ausreiber  (ein 
schlanker  Hohlbohrer  zum  Nacharbeiten  der  Höhlungen  in  hölzernen  Blas 
Instrumenten)  u.  s,  w.,  welche  mit  einem  Querheft  zum  Anfassen  versehen  sind. 

Zu  den  Gerätheb  ohrern  rechnet  man  hauptsächlich: 

1.  den  Rollenbohrer  (Bohr rolle).  Auf  der  Bohrspindel  sitzt  eine 
Rolle  mit  ringsurnlaufender  Furche  und  über  die  Rolle  ist  eine  in  einen 
Bügel  eingespannte  Schnur  (auch  Schnur  aus  Aalhaut)  oder  ein  schmaler 
Lederriemen  oder  eine  Darmsaite  oder  ein  Pferdehaar  geschlungen.  Durch 
Hin-  und  Herziehen  des  aus  Fischbein,  Stuhlrohr  oder  Stahl  gefertigten 
Bügels  (Fiedelbogcns)  wird  eine  schnelle,  und  zwar  w^echselnde  Drehung  des 
Bohrers  hervorgerufen. 

2.  den  Drillbohrer  oder  archimedischen  Bohren  Er  besteht 
gewöhnlich  aus  einem  Triebdraht  aus  Stahl,  der  um  die  Achse  so  gewunden 
ist,  dass  steile  Schraubengänge  mit  einem  Steigungswinkel  von  etwa  70^ 
entstehen.  Diese  Spindel  trägt  am  einen  Knde  den  Bohrer,  am  anderen  einen 
Knopf,  in  welchem  sie  sich  ilrehen  lässt,  untl  femer  eine  Mutter,  die  mit 
der  Hand  hin  und  hergeschoben  wird»  wodurch  eine  schnelle,  wechselnde 
Drehung  des  Bohrers  erzielt  wird.  Der  Knopf  wird  gewöhnlitli  mit  der 
Brust  gegen  das  Arbeitsstück  gedrückt. 

3.  den  Dreh  bohr  er  oder  die  Brustleier  (Bohrwimlc;.  Uic  aus 
Holz  oder  Eisen  bestehemle  Spindel  ist  C-förmig  gestaltet  (ausgekrupft)  und 
besitzt  am  oberen  Ende  einen  breiten  Knopf  oder  eine  Eisen  platte,  die  gegen 
die  Brust  des  Arbeiters  gestützt  w^ird,  um  einen  genügentl  starken  Druck 
auf  die  Bohrspitze  ausüben  zu  können.  In  der  Spindel  sitzt  lose  die  xum 
Drehen  bestimmte  Handhabe  (Kurbel).  Der  Bohrer  wird  mit  ihr  einseitig 
gedreht. 

4.  die  Bohrkurbel,  eine  stärkere  Brustleier  zur  Herstellung  grösserer 
Löcher,  Am  Ende  eines  an  der  Wand  oder  auf  einem  Tisch  meistens  dreh- 
bar und  verstellbar  befestigten  Armes  sitzt  eine  Schraube,  welche  durch 
einen  Handgriff  oder  ein  Handrad  nachgestellt  w*erden  kann  und  zur  Er- 
zeugung iles  nöthigen  Druckes  dient, 

5.  die  Bohrratsche  oder  Bohrknarre.  Ein  langer,  gabelfömng 
endigender  Hebel  ist  mit  der  Bohrspindel  um  deren  Achse  drehbar  ver- 
bunden. Auf  der  Bohrspindel  sitzt  innerhalb  der  Gabel  ein  Sperrrad,  das  in 
Verbindung  mit  einem  am  Hebel  sitzenden  Sperrkegel  den  Bohrer  drehL 
Beim  Bohren  wird  der  Hebel  in  eine  schwingende  Bewegung  versetz!  und 
dadurch  ein  ruckweises  Arbeiten  des  Bohrers  herbeigeführt.  Die  "^  st 
mittelst  Schraube  nachstellbar»  deren  Spitze  sich  gegen  einen  v<»i  -fi 
oder   zu   diesem  Zweck    besonders   angebrachteti   festen   Gegenstand    druckt. 


Drittes  Czipitel.  Di<r  HöUer, 


393 


6.  den  Ecken-  oder  Winkelbohrer»  eine  Abart  der  Bmstleier  mit 
[seiti*ürts  angebrachtem  Drehapparat  zur  Ausarbeitung  von  Vertiefungen  oder 
[Löchern    dienend,    bei    der    ein    Herumgehen    der  Leier  nicht   gestattet  ist 

%ine  seitlich  angebrachte  Handkurbel  überträgt  die  Bewegung  auf  die  Bohr- 

Ispindel  mittelst  zweier  Kegelräder,  welche  auswechselbar  sind,   so  dass  man 

nm  Stande   ist,   je  nach    dem    tu    üben^indenden  Widerstände    eine   grössere 

öder   kleinere  Geschwindigkeit    oder   eine    erhöhte  Kraftleistung    zu    erzielen. 

7.  den  Schlangenbohrer  An  einer  langen,  eng  gewickelten,  in  einem 
biegsamen  Leder-  oder  Gummischlauch    sitzenden   Spiralfeder   befindet    sich 

Iam  einen  Ende  der  Bohrer,  am  anderen  eine  Kurbel  oder  eine  andere  Dreh- 
[Vorrichtung.  Die  Umdrehung  der  Kurbel  u.  s,  w.  pflanzt  sich  durch  die 
Spiralfeder  bis  zur  Bohrspitze  fort.  Der  Schlangenbohrer  bietet  den  Vorlheil, 
dass  die  Bohrspitze  nach  allen  Richtungen  hin  frei  bewegt  werden  kann, 
und  eignet  sich  zur  Herstellung  von  Löcheni  an  solchen  schwer  7ugänglichen 
Stellen,  an  die  man  mit  allen  anderen  Bohrern  nicht  gelangen  kann. 
I  Die    Holzbohrmaschinen    können    durch     Handarbeit    oder    durch 

Elementarkraft  betrieben  werden.  Die  Spindeln,  an  deren  Ende  ein  Hohl-, 
JBchnecken-,  Centmm-  oder  gewundener  Bohrer  sitzt,  liegen  vertical  oder 
horizontal  und  erhallen  sowohl  eine  Drehbewegung  (gewöhnlich  durch  Zahn- 
räderi  mitunter  auch  durch  Riemenscheiben)  als  auch  eine  Längsverschiebung 
(durch  Leitschraube,  Hebelapparat  oder  Zahnstange)  entweder  durch  die 
Arbeiterhand  oder  selbstthätig.  Die  Umfangsgeschwindigkeit  des  Bohrers  be- 
trägt für  weiches  Holz  50Ü  — 5000  mm  und  für  hartes  Holz  2<X>— 250  ww, 
der  Vorschub  0'25 — LG  mm  für  eine  Umdrehung  des  Bohrers.  Die  Zu- 
Schiebung  des  Bohrers  erfolgt  wegen  der  Weichheit  des  Arbeitsstückes  ge- 
wöhnlirh  nicht  von  der  Maschine  selbst,  sondern  durch  den  Arbeiter  mittelst 
eines  Fusstrittes  oder  durch  Handgriffe.  Die  Bohrmaschinen  kommen  in  ver- 
Hfchledenen  Constructionen  in  den  Handel,  deren  Beschreibung  hier  viel  zu 
"^weit  führen  würde.  Sehr  oft  wird  die  Holzbohrmaschine  als  Stemmmaschine 
gebaut,  indem  man  statt  des  Stemmeisens  einen  Bohrer  in  den  Stössel  einsetzt. 

14f>.     Das      Flbnen,    (ilaucn,     Profiliren     i^Hobeln,    Abschleifen, 

PoUren  u,  s.  w,). 

Zur  Herstellung    ebener  Flächen   oder  solcher    mit  einfacher,   concaver 

\er  convexer  Krümmung  von  nicht  zu  kleinem  Halbmesser,  zur  Ausarbeitung 

>n  Nuthen  und   Federn,    zur  Anfertigung    von    Leisten    und    Gesimsen,    die 

■US  architektonischen  (jliederungen  zusammengesetzt  sind,   bedient    man  sich 

Iri'  Hobel  und  Hobelmaschinen.*) 

Die  Holiel  bestehen  aus  einem,  aus  Hartholz  (namentlich  Weissbuchen- 
jk)  oder  Eisen  gefertigten  Kasten  (Hobelkasten),  in  welchem  ein  schmied- 
nca  und  mit  Stahl  belegtes  oder  auch  ganz  aus  Stahl  bestehendes,  ver- 
phlcden  gestaltetes  Messer  (Hobeleisen)  mittelst  Holzkeil  befestigt  ist.  Dieses 
"sen  ist  unten  einseilig  unter  einem  Winkel  von  ;10— ,H5^  zugesehärft  und 
am  Zweck  des  günstigsten  EiiLsthneidens  zur  Hobelsohle  unter  einem 
Kinkel  von  45^*  (liei  sehr  harten  Hölzern  unter  einem  grosseren  Winkel) 
Diese  schiefe  Stellung  des  Hobeleisens  ermöglicht  es,  sowohl  Längs- 


Ifr.^r 


4,  O..  S.  239-*256, 


394 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


holz  als  auch  Querholz  abhobeln  zu  können.  Senkrecht  steht  das  Hobeleisen 
nur  beim  Zahnhobel,  welcher  ein  mit  gezähnter  Schneide  ausgestattetes 
Hobeleisen  besitzt  und  dazu  dient,  glatt  bearbeitete  Flächen,  welche  nach- 
träglich zusammengeleimt  werden  sollen,  wieder  aufzurauhen,  damit  die  Ver- 
bindung besser  hält,  oder  sehr  hartes  und  sehr  unregelmässig  gewachsenes 
Holz  (z.  B.  Maserholz)  zu  ebnen. 

Das  Hobeleisen  steht  aus  der  Kastensohle  nur  um  die  Dicke  des  ab- 
zunehmenden Spanes  vor.  Der  Kasten  dient  nicht  allein  zur  sicheren  Führung 
des  Eisens,  sondern  auch  zur  Ausübung  eines  Druckes  auf  das  Arbeitsstück 
vor  dem  Eisen,  um  ein  Aufreissen  von  Holztheilen  zu  verhüten.  Das  Arbeits- 
stück wird  gewöhnlich  auf  der  Hobelbank  eingespannt. 

Die  wichtigsten  Hobel  sind: 

1.  Schrubb-,  Schrot-  oder  Schärfhobel,  zum  Abhobeln  aus  dem 
(iröbsten,  nicht  aber  zur  Erzeugung  glatter  Flächen  dienend.  Das  24 — 36  mm 
breite  Hobeleisen  mit  bogenförmiger  (schwach  convexer)  Schneide  sitzt  in 
einem  etwa  26  cm  langen  Kasten  mit  ebener  Sohle  und  dringt  tief  in  das 
Arbeitsstück  ein,  nimmt  also  dicke  Späne  ab. 

2.  Schlichthobel  und  Rauhbank.  Man  benutzt  dieses  Werkzeug 
zum  Ebnen  von  Flächen,  auch  zum  Abhobeln  schwachgekrümmter  Flächen 
und   zum  Hestossen   und  Abfasen  von  Kanten.  Man  unterscheidet: 

a)  den  groben  Schlichthobel  mit  einfachem  Eisen,  dessen  Schneide 
sehr  schwach  konvex  gekrümmt  ist. 

ö)  den  feinen  Schlichthobel  mit  einfachem  Eisen,  dessen  48 — bO  mm 
breite  Schneide  geradlinig  und  nur  an  den  Ecken  zur  Vermeidung  von 
Furchenrcissen  abgerundet  ist  und  nur  wenig  aus  der  ebenen  Sohle  des 
25 — I'W  cm  langen  Kastens  herausragt. 

c)  den  Doppelhobel  oder  Putzhobel  mit  einfachem  Eisen,  auf 
dcKKcn  Vorderfläche  eine  Deckplatte  (Deckel,  Kappe)  liegt,  welche  eine  solche 
Lage  besitzt,  dass  der  Span  beim  Entstehen  dagegen  stösst,  sogleich  geknickt 
und  f;ist  rechtwinklig  zur  Hobelsohle  abgeführt  wird,  wodurch  ein  Einreissen 
des  Holzes  selbst  bei  verwachsenen  Hölzern  vermieden  und  eine  sehr  glatte 


Dri(te&  CapiteL  Die  HBUcr. 


f\  4.  Sims-  oder  Gesimshobel  von  25 — -30  cm  Länge  luul  meistens 
12—40  wm  Breite,  sowie  mit  einem  Hobeleisen,  das  an  der  Schneide  etwas 
breiter  ist  als  der  Hobelkasten.  Man  benutzt  diesen  Hobel  zur  Bearbeitung 
abgesetzter  Flächen,  welche  durch  aufrecht  stehende  Kanten  begrenzt  sind, 
und  unterscheidet  je  nach  Art  und  Stellung  des  Eisens  einfachen  oder 
Doppelsimshobel,  geraden,  steilen  oder  schrägen  SimshobeL 

5.  Falzhübel  zum  Aushobelo  viereckiger  Kasteneinschnitte  (Falze) 
z,  B.  des  Kittfalzes  an  Fenster-  und  Bilderrahmen  zum  Einlegen  des  Glases. 
Der  Falzhobel  unterscheidet  sich  vom  Simshobel  nur  dadurch,  dass  er  an 
der  einen  Kante  der  Sohle  eine  nach  unten  vorspringende  Leiste  i^ Anschlag 
oder  Backen)  zur  Führung  besitzt.  Dieser  Anschlag  ist  auch  verschiebbar 
und  verstellbar  eingerichtet  (steU barer  Falzhobel). 

♦5.  \Van<l-  Oller  Wangen  ho  bei  zur  Erweiterung,  sowie  zum  Glätten 
von  Falzen  und  Nuthen.  Er  stellt  einen  seitwartsschneidenden  Sims-  und  Falz- 
hobel dar,  dessen  Eisen  entweder  seitwärts  aus  dem  schmalen,  jedoch  hohen 
Hobelkasten  vorsteht  oder  mit  der  breiten,  tltinnen,  meist  aus  Eisen  ge- 
fertigt cti  Kastensohle  ein  JL  biktet.  Steht  das  Eisen  schräg,  so  nennt  man 
ilen  Hobel  schrägen  Wandhobel;  ist  der  Hobel  mit  einem  Doppeleisen 
versehen,  so  heisst  er  doppelter  Wangen  ho  bei 

7.  Nuthhobel  zum  Aushobeln  von  Nuthen  verschiedener  Breite  und 
Tiefe,  F>  besitzt  gewöhnlich  zwei  verstellbare  Führungen,  deren  eine  die 
Tiefe  des  Eindringens  begrenzt»  wahrend  die  andere  die  Entfern ung  der 
Nuthe  von  der  Kante  des  Arbeitsstückes  beslimmt.  An  der  Kastensohle  be- 
lindet  sich  zur  Unterstützung  und  Führung  des  Hobeleisens  eine  Eisenschiene 
mit  einer  Unterbrechung  zum  Durchbringen  des  Eisens. 

8.  Feeder  ho  bei  zur  Herstellung  der  zu  den  Nuthen  gehörenden  Fedenu 
Er  passt  zu  dem  Nuthhobel,  besitzt  jedoch  ein  gabelförmig  gespaltenes  Eisen 
und  nimmt  von  den  Kantenecken  rechtwinkelig  so  viel  fort,  dass  in  der  Mitte 
des   Brettrandes  die  F'eder  stehen  bleibt. 

9.  Spundhobel,  eine  Vereinigung  des  Nuth-  und  Federhobels. 

10.  Grathobel  zur  Herstellung  spitzwinkeliger  Falze  und  schwalben- 
Schwan zförmiger  Nuthe  (Cirate).  F>r  besitzt  einen  Hobelkasten,  dessen  Sohle 
gegen  die  Seite  um  den  betreffenden  Winkel  abgedacht  ist^  und  zum  Arbeiten 
auf  Querholz  einen  Vor  seh  neide  zahn,  welcher  die  Fasern  rechtwinkelig 
durchschneidet,  bevor  das  Eisen  den  Span  abnimmt;  auch  hat  er  meistens 
einen  oft  verstellbar  eingerichteten  Anschlag,  Zur  Erzeugung  Schwalben- 
schwanz förmiger  Nuthe  erhält  er  ein  entsprechend  gestaltetes  Grat  eisen. 

IL  Platteuhobel,  Plattbank  zum  Bearbeiten  von  Flachen,  die 
stumpfwinkelig  gegen  andere  Plächen  stossen  (z,  B.  zum  Abholieln  der  breiten 
keilfönnigen  Räntler  für  Thürfüllungen).  Der  Kasten  dieses  Falzhobels  besitzt 
eine  unter  stumpfem  Winkel  gegen  die  Seite  gestellte  Sohle.  Das  Eindringen 
des  schräg  gestellten  Eisens  wird  durch  einen,  oft  verstellbar  eingerichteten, 
an  der  Seite  des  Hobelkastens  sitzenden  Anlauf  geregelt.  Auch  dieser  Hobel 
besitzt  einen  Vorschneidezahn,  weil  mit  ihm  viel  auf  Querholz  gearbeitet  wird. 

12.  Grundhobel  mit  L-artig  gekröpftem,  um  die  Ixichtiefe  aus  der 
Kastensuhle  her\'orstehendem  Grundeisen.  Er  dient  zum  Ebnen  des  Grundes 
ausgestemmter  Vertiefungen,  an  welchen  man  mit  Simshobeln  u*  s.  w.  nicht 
gelangen  kann. 


396 


Erster  Theil.  Die  HaupUtofie. 


13.  Schiffhobcl  mit  gekrümmter  Sohle  und  zur  Erzeugung  muldcn* 
förmiger  Flächen  dienend.  Dieser  Hobel  i^Hrd  im  Schif!T>au,  Wagenbau  und 
in  der  Rüferei  viel  vervs^endet.  In  neuerer  Zeit  hat  man  verstellbare 
Schiffhobel  in  den  Handel  gebracht,  deren  Sohle  aus  einem  dünnen 
Stahlblatt  besteht  und  mittelst  Schrauben  beliebig  stark,  convex  und  concav, 
gekrümmt  werden  kann. 

14.  Profil-  oder  Fagonhobel  zur  Ausarbeitung  schmalrinnen- 
förmiger  Flächen,  z.  B.  architektonischer  Glredertingen.  Kastensohle  und 
Schneide  des  Eisens  sind  genau  nach  den  Umrissen  der  gewünschten  Rinnen 
profilirt. 

15.  Schi  ff  Profilhobel,  nach  Art  der  Schiff  hobel  mit  krummer  Sohle 
ausgestattet  und  dem  Profilhobel  gleich  eingerichtet.  Er  dient  zur  Ausarbeitung 
rinnenförmiger  Vertiefungen  auf  flach  concaven  Flächen, 

10-  Kehl-  oder  Leisteohobcl,  welcher  zur  Erzeugung  von  archi- 
tektonischen Gliederungen,  wie  Stäbchen,  Wülsten,  Kehlen  u.  s.  w.  dient  Er 
stellt  eineri  Proftlhobe!  dar,  dessen  Eisen  an  seiner  Schneide  dem  gewiinschten 
Profile  entsprechend  zugeschärft  oder  durch  Schmieden  in  Gesenken 'auf  40 
bis  60  mm  profilirt  ist  und  einfach  so  schräg  angeschliffen  wird,  dass  die 
Prohlseitc  die  Schneide  bildet.  Zum  Kehl/ eng  gehören: 

•  ü)  Stabhobel,  dessen  Sohle  und  Eisen  concav  gekrümmt  sind  und 
zwar  für  den  Rundstab  halbkreisförmig,  für  den  Viertelstab  oder  Wulst 
quadratförmig,  für  den  gedrückten  oder  französischen  Stab  gedrückt  bogen- 
förmig. 

&)  Hohlkehlen  hobel  zur  Herstellung  von  Hohlkehlen,  Sohle  und 
Eisen  convex  bogenförmig  gestaltet. 

c)  Karnieshobel  mit    ooförmiger  Sohle    und   gleichgestaltetcra   Eisöu 

d)  Fenstersprossenhobel,  dessen  Sohle  und  Eisen  dem  Profil  der 
Fenstersprossen  umgekehrt  congruent  sind. 

e)  Stabzeug  vom  Böttcher  zur  Erzeugung  von  Leistenwerk  atif  grösseren 
F'assbÖden  benutzt.  Femer  dient  dem  Böttcher  der: 

/)  Blöchelhobel  zum  Bestossen  der  Fugkanten  an  den  Dauben. 
g)  Gärbhobel  zum  Ausarbeiten  der  inneren  Gefässwände. 
h)  Schabhobel  zum  äusseren  Bearbeiten  des  Bodens. 

f)  Backen  hobel,  ein  Wangcnhobel  mit  gekrümmter  Sohle,  ^ur  Be- 
arbeitung  der  Dauben  am  Fassboden. 

k)  Band  hobel  zum  glattai  Abziehen  der  zum  Binden  der  Passer 
dienenden  Weidenruthen, 

/)  Boden-  oder  Frosrhbramschnitthohel  mit  schiff  hobelartig 
gekrümmter  Sohle,  zum  Zuspitzen  des  äusseren  Bodenumfanges  behufs 
besseren  Eingrcifetis  desselben  in  die  Kimmen  der  Dauben,  welche  mit  dem 
Kimm  hobel  hergestellt  werden. 

m)  Kranzhobel  mit  einem  in  der  l^nge  gebogenen  Kasten,  der  a» 
einem  Lineal  (Feder)  im  Kreise  herumgeführt  wird;  zur  Erzeugung  kreis* 
förmiger  Kehlungen  in  den  Fassböden.  Die  Seitenflächen  des  Kastens  sind 
concentrische  Cylindertiächen, 

Femer  sind  anzuführen: 

n)  Rundhobel,  aus  zwei  quercylindrisch  ausgehöhlten  Hobeln  be- 
stehend, die  stets  die  Sohle  einander  zukehren,  durch  zwei  Schrauben  beliebt^ 
gegen    das    zwischengespannte    Arbeitsstück    gespannt    werden    und    dufCb 


Drittes  Capitel.  Die  Hähett 


39T 


Drdien   dessen  Oberfläche   cylindrisch   abarbeiten.    Man    benutzt    den  Rund- 
hobel namentlich  zur  Herstellung  von  Holzzapfen  an  Radspeichen. 
^_^  ö)  Speichen-  oder    Schabhobel    zum  Abschaben   schmaler,    ebener 

^vder  gewölbter  Flächen  oder  zum  Glätten  durch  Wegschneiden  dünner 
^Bpäne.  Dieses  dem  Bandhobe)  der  Böttcher  entsprechende  Werkzeug  wird 
^^^esonders  von  Wagenbauern  viel  benutzt. 

"  /}  Zlindhülzchenhobel  mit  gerader  Sohle  und  einem,  aus  mehreren 

kleinen  kreisförmigen  oder  quadratischen  Dübeleisen  bestehenden  Hobeleisen, 
pBeim  Verschieben  auf  Langholz  erzeugt  dieser  Hobel  den  Querschnitten  des 
iisetts  entsprechende,    lange    und    dünne  Holzstäbchen,    welche  man  zur  An- 
trtigung  von  Holzjaiousien,  zu  Zündhölzchen  u.  s.  w.  benutzt. 

*/)  Schachtel h ob el  zur  Erzeugung  gleichmässig  breiter,  dicker  Späne, 
'  denen  z.  B.  Zündholz-Schachteln  hergestellt  werden. 

Noch     zu     erw'ähnen    sind:    der     Wagenkasteninacherhobel,     der 
Eiserne  Flach  ho  bei  mit  ebener  Sohle  von  eiförmigem  Umrisse  imd  einem 
iiscn  mit  geradliniger  Schneide,  der  Ausarbeithobel  mit  einer  der  Länge 
Imd    Breite    nach    gewölbten    Sohle    und    dieser    entsprechend    bogenförmig 
jestalteten  Schneide  des  Eisens,    zur  Ausarbeitung  vertiefter  Wölbungen  und 
Ifeifungen    dienend,     der    Rohrhobel,     ein    dem     Kehlhobel    ähnlicher 
scnmachcrhobel  zum  Ctlätten  der  Rinnen  im  Gewehrlauf,    tler    Spalzen- 
lobcl»  bei  dem  das  Eisen  am  Vorderende  des  Hobelkastens  sitzt,  —  u.  s.  w.  — 
Eine    etwa    zehnmal    grossere    Leistungsfähigkeit    gegenüber    den    von 
Hand   geführten   Hobehi   besitzen   die    in    verscliiedenen    Constructionen    im 
Handel  vorkommenden  Hobelmaschinen,    mit    denen    man    glatte  Flächen 
r^eugen,  Rauten  von  Brettern  und  Pfosten  abfasen,   Kchlungen,  Nuthe,  Feder- 
Falze    iL  s.  w,  herstellen  kann.  Als  Hauptarten  sind  anzuführen : 

1.  die  Langhobelmaschinen    mit  rotirendem  Schneidezeug  (Messer), 

reiches  entweder   auf   einem  Prisma   oder   auf  einem  Cylinder  auf  den  zwei 

jer  drei  angehobelten  geraden  Flächen  oder  spiralförmig  mn  einen  Cylinderi 

11  den  Vortheil  des  schrägen  Angriffs  zu  erhalten,  so  befestigt  ist,  dass  es 

lieh    kreisförmig    in    einer    zur    anzugreifenden    Holztläche    parallelen    Ebene 

cwegeu  kann.  Man  benutzt  diese  Maschinen    zum  Glatthobeln  von  Brettern 

und  Bi^hlen  und  nennt  sie  deswegen  auch  wohl  Planhobelmaschinen.  Je 

(lach  der  Breite    des  Arbeitsstückes    erhalten    die  Messer   eine  verschiedene, 

oft    bedeutenile    Länge;    sie   ähneln   den  Hohleisen   oder  Seh lichtliobel eisen, 

gegen    die  Holzoberfläche    geneigt    gestellt   und    werden    in    einer  Zahl 

2 — 8    (ausnahmsweise  bis  3<f)    ver^ven<let.    Das  Arbeitsstück    wird    über 

mit    einer  Geschwindigkeit     von     1*2 — 3'5    m    pro    Minute 

schoben,    so    dass    Holz    in    unbegrenzter    Länge    gehobelt 

irrdcn  kann.    l>ic  Messer    beherrschen    stets  die  ganze  zu  hobelnde  Breite, 

dass  eine  Schaltbewegung  unnöthig  wird,    und  ihre  Walzen  sind  bei  den 

iropaischen  Maschinen    meistens    mit    der  Welle    aus    einem  Stück  (Stahl), 

t    bei    den    amerikanischen    die    Messerköpfe    bis    zu    30  cm    Länge 

j-h  aus  Gussstahl  hergestellt,  auf  Wellen  von  3'5 — i  cm  Durehmesser 

^uigcäL hoben  und  mittelst  einer  auf  der  Welle  angebrachten  Mutter   befestigt 

and.    Die  Messerköpfe  werden  zweckmässig  so  gestaltet,  dass  sie  die  Messer 

^is  fast  an  den  Rand   der  Schneide  unterstützen,    dass  also  die  Messer  wie 

'Hobel   wirken    und  ein  Aussplittem  des  Holzes  vermieden  wird,    Man 

|1  die  Messer  an  den  Messerwalzen  mittelst  Kopfsrhraubcn  oder  vor- 


398 


Erster  Theil.  Die  Hauplsroffc, 


theilhafter      mit      in     schwalbenschwanzförmigen     Schlitzen     eingeschobenen 
Schrauben  mit  Muttern, 

Bringt  man  zwei  Messerwalzen  parallel  übereinander  an,  so  kann  m^in 
gleichzeitig  zwei  Flächen,  die  obere  und  untere  des  zwischen  den  beiden 
Walzen  hindurchzuziehenden  Arbeitsstückes,  abhobeln.  Bei  Anordnung  von 
zwei  verticalen  und  zwei  horizontalen  Walzen  lassen  sich  alle  Seiten  eines 
vierkantigen  Hokstückes  gleichzeitig  bearbeiten.  Ordnet  man  zwei  oder 
aehrere  gerade  Messer  in  gewissem  Abstände  von  einander  auf  der  Wabe 
B,  so  kann  man  die  Hobelmaschine  zum  Schneiden  von  Zapfen  (Zapfen- 
ich neidemasch  ine),  sowie  zur  Herstellung  von  Federn  und  bei  Anbringung 
eines  schmalen  Messers  auch  zum  Nuthen  benutzen  (Nuthmaschine,  Spund- 
maschin  e\  Die  dreiseitigen  Hobelmaschinen  mit  einer  horizontalen  und 
zwei  verticalen  Messenvalzen  dienen  dazu,  Bretter  beim  Durchgang  oben 
glatt  zu  hobeln  und  seitlich  mit  Nuth  und  Feder  zu  versehen. 

Zur  Massenfabrikation  von  prafilirten  Stäben  und  Leisten  zu  Fenstenii 
Thüren,  Möbeln,  Bildcrrahmen  u.  s.  w.  benutzt  man  sogenatmle  Kehl- 
maschinen, welche  Profileisen  und  gewöhnlich  statt  einer  langen  W^aJze 
einen  vorstehenden  kurzen  Messerkopf  besitzen  und  daher  den  Uebergang 
zu  den  eigentlichen  Fräsmaschinen  bilden.  Man  hat  auch  drei-  und  vier- 
seitige Kehlmaschinen  gebaut,  die  man  wie  drei-  und  vierseitige  Hobel- 
maschinen, jedoch  auch  zur  Herstellung  von  Kchlungeu  benutzen  kann. 

Zur  Erzeugung  von  Rundstäben  zu  Rouleaux Stangen,  Blumenstäbew, 
Spazier-  und  Schirmstöcken,  Besenstielen,  Zeltstäben  u,  s.  w.  dient  die 
Rund  Stabhobelmaschine.  Deren  Werkzeug  bildet  eine  mit  einem  Messer* 
köpf  versehene,  schnell  rotirende  hohle  Welle.  Vor  dem  Messerkopf  befindet 
sich  eine  verstellbare  Gabel  zur  Führung  des  vierkandgen  Arbeitsstiickes^ 
um  ein  Drehen  desselben  beim  Hobeln  zu  verhüten»  Für  jeden  Stabdiirch- 
messer  ist  ein  besonderer  Messerkopf  nothwendig.  Es  giebt  ctjdlich  auch 
Hobelmaschinen,  bei  denen  das  ArbeitsstUck  über  feststehende  Me.sser  hin- 
weggezogen  wird. 

Bei  den  Langholzhobclmaschinen  beschreiben  die  Messerschneiden 
einen  Kreis  von  15 — -35  rm  Ihirchmesser;  die  Umfangsgeschwindigkeit  be- 
trägt in  der  Secande  15—20  w  (l^ourenzahl  =  12W— 2000),  der  HoU- 
vorschub  r65 — 8*25  fffm,  so  dass  auf  einen  Meter  80t*— 2700  Schnitte 
fallen,  wenn  die  Walze  zwei  Messer  besitzt. 

2.  Die  Querhobelmaschinen  (Abrichtmaschinen),  Dieselben  diet\eti 
namentlich  zum  AVirichten  iSchrupoen)  von  Bauholz,  sowie  zum  Vorarbeiten 
für  die  Laughabelmaschinen.  Die  Messer  sitzen  in  horizontalen  oder  vcrti- 
kalen,  ebenen  oder  schwachkegelförmigen  Scheiben  (Scheibenhobel- 
maschinen), welche  bei  kleineren  Maschinen  einen  Durchmesser  von  15  bis 
30  cm,  bei  grösseren  von  1*0—3*5  m  besitzen  und  auf  einer  verticalen,  bei 
seidicher  Bearbeitung  des  Holzes  auf  einer  horizontalen  Spindel  mit  grosser 
Geschwindigkeit  (400^2500  Touren  pro  Minute  je  nach  dem  Scheibcndurcb- 
messer)  gedreht  werden.  Die  Geschwindigkeit  richtet  sich  nach  <ler  Holzart 
und  der  Breite  des  Arbeitsstückes  und  beträgt  pro  Secunde  17 — -30  w; 
die  Zuschiebung  des  Arbeitsstückes  wird  so  liemesscn»  dass  auf  2  m  Um- 
fangsbewegung  3  ntm  Vorschub  erfolgt.  Als  Schneidewerkzeug  benutzt  man  am 
besten  cylindrische  Stahlrohren,  die  von  aussen  so  angeschliftcn  sind*  das« 
die  Schneide  einen   Ring  bildet.    Diese   Röhren    setzt    man    schrdg    in   die 


^JaÄai 


Drittes  Capit«L  Die  Hober, 


I Scheiben  ein,  damit  man  ein  stumpf  gewordenes  Stück  der  Schneide  durch 
iDrehung  der  Scheibe  um  die  Achse  durch  ein  scharfes  ersetzen  kann.  Ist 
Her  ganze  Ring  abgestumpft,  so  wird  er  auf  der  Drehbank  neu  angeschhÖfen. 
I  Bei  den  Querhobelmaschinen  kann  das  Holz  nur  von  drei  Seiten  gleich- 

zeitig bearbeitet  werden,  weil  die  vierte  Seite  zur  Befestigung  dient;  in  der 
Äegcl  wird  das  Holz  nur  auf  zwei  Seiten  zugleich  fertiggestellt. 

Die  Querhobelmaschinen    kommen    in    mannigfachen  Constructionen    in 

den  Handel,    So    z.  B.    giebt    es  Maschinen  mit  zwei  Messerscheiben,    deren 

Spindel    in    der  Regel  horizontal  in  zwei  besonderen  Docken    gelagert  sind» 

welche   sich    auf  dem  Brette  verschieben  und  der  Breite  des  Arbeitssttickes 

entsprechend    gegeneinander  verstellen    lassen.    Solche  Maschinen^  bei  denen 

^Kich  das  Arbeitsstück  zwischen    den  Messerscheiben    fortschiebt,    eignen  sich 

^^ur  Bearbeitung  von  zwei  parallelen  Flächen  an  einem  Holzsttick. 

'  Femer    giebt    es  Combinationen    der  Hobel-    und  Sägemaschinen,    bei 

denen  eine  horizontal-  und  platlUegende  Säge  von  einem  starken  Bohlenstück 

Foumierbretter  abschneidet  und  ein  mit  zwei  Messern  ausgestatteter  Schneide- 

^opf  die  Oberfläche  der  Bretter  glatt  hobelt. 

Um  in  Werkstätten,   welche  eine  motorische  Kraft  nicht  besitzen,    Ge- 

hm sl eisten  aus  hartem  Holz  herstellen  zu  können,    benutzt    man  an  Stelle 

Jer  Kehlhobcl    bei    Masscnproduction   mit    V'ortheil    eine    Ziehbank^     deren 

fesser  aus  einer  etwa  3  ww  dicken,    gehärteten    Stahlplatte  besteht,   welche 

[lit  den  entsprechenden  Einschnitten   versehen,    an  einem  verticalen  Ständer 

erstellbar    befestigt   und    normal    zur    Arbeitsfläche    gerichtet    ist.    Die    zu 

kehlenden  Leisten  werden  aus  freier    Hand  vorgearbeitet^    dann   eingespannt 

and  durch  Drehen  einer  Handkurbel  gegen  die    Schneide    des    Messers    gc- 

irt,  welche  von  tler  Holzoberfläche  Späne  gewissermaassen   abschabt^  dann 

irird  die  Leiste  zurückgezogen,    das    Messer  um  die  Spandicke  heral  »gestellt 

ad  das  Verfahren  so    lange    wiederholt,    bis    das    ganze    Profil    scharf   und 

ein   ausgearbeitet   ist.    Zur  Herstellung    runder    Holzstäbe   (z.  B.    hölzerner 

Stricknadeln,  Pinselstiele,    Federhalter  u,  s.  w.)    benutzt    man    eine  Ziehbank 

lit  einem  Messer,    welches    scharfkantige  Löcher  besitzt,    durch  welche  die 

lit     Feile    oder    Schaber    vorliereiteten    Holzstücke    mittelst    hölzerner    oder 

risener  Zange  u.  s.  w.  gezogen    werden.     Sollen    diese    Stäbe    Cannelirurigen 

rhaltcn»  so  wird  das  Loch  des  Messers  entsprechend  gestaltet,  sollen  diese 

anncUrungen    langgestreckte    Schraubenlinien    darstellen»   so    wird  der  Hok- 

blab  beim  Durchziehen  durch  das  Messer  langsam  gedreht. 

Zur  Beseitigung  der  letzten  Spuren  des  Hobels  (oder  der  Raspel)    be- 

\xtzi  man  5  cm  breite,   10  —  20  cm  lange  Schaber  (Ziehklingcn)    aus  etwa 

Ki — 1  mr/i    cückem,    mit    scharf  rechtwinkehgen  Kanten    ausgestattetem,    ge- 

bärtctcm    und    violett    angelassenem  Stahlblech,   welche   schräg  und  mit  dem 

kleineren   Neigungswinkel  der  Bewegungsrichtung    zugekehrt    und  so  auf  das 

lolz  aufgesetzt  werden,  dass  die  Kante  die  Holzfaser  etwas  kreuzt,   wodurch 

rin  Einrei»»en  des  Holzes  vermieden  wird.    Die  bald  eintretende  Abrundung 

Jcr  Slahlblechkanten  wird  mittelst  eines  etwa   lO  cm  langen,    oval  i)der  rund 

Querschnitt  gestalteten,  glatten,    glasharten  Stahlstäbchcn    (Ziehklingen- 

^tahl)  bcsrUigt,  indem  man  mit  diesem  Werkzeug  die  Kanten  kräftig  bestreicht. 

Zum  Schleifen    und    Glätten    von    fertigen    Holzarbeiten    kann  man  die 

Bdpapienxiaschinc  verwenden,    deren  Werkzeug   eine  mit  Sand,  Bimsstein, 

>üitnant-  oder  Gbspulver  besitreute  oder  überzogene,  rasch  rotirende  Scheibe 


4(MJ 


Erster  TbeiL  Die  Hauptstoffc, 


oder  Trommel  oder  ein  endloses  Band  darstellt  Unrmide  Gegenstände,  wfc 
Speichen,  Schuhleisten  u,  s.  w.,  werden  mit  Sandpapiermaschinen  geschlüfcn, 
welche  mit  Schleifriemeu  ausgestattet  sind,  indem  man  diese  Gegenstände 
einfach  mit  der  Hand  gegen  den  Schleirriemen  drückt.  Grössere  geliobelie 
Flächen  glättet  man  mit  Sandpapiermaschinen^  die  an  einem  gelenkigen  Ann 
einen  in  der  Höhe  verstellbaren,  schnell  rotirenden  Schleifkojif  besilien, 
welcher  eine  aus  Sandpapier  oder  künstlichen  Sandsteinen  gebildete  Schleif* 
Scheibe  trägt  und  mittelst  des  Armes  in  jeder  Richtmig  über  eine  der 
Armlänge  entsprechend  grosse  Tischtläche  geführt  werden  kann. 

Sind  Holzgegenstände,  welche  mit  der  Ziehklinge  bearbeitet  w^urdcn, 
zur  Vollendung  ihrer  Oberfläche  noch  zn  schleifen  und  steht  eine  Sand- 
papiermaschine nicht  zur  Verfügung,  so  bearbeitet  man  dieselben  mit  der 
Hand  mit  Bimsstein^  Fischhaut,  Schachtelhalmen,  Schmirgelpapier,  Sand-  und 
Glaspapier  oder  mit  Schleif leinwand,  welche  mit  Feuerstein-,  Schmirgel-  oder 
Glaspulver  beklebt  ist.  Zum  Schleifen  lackirtcr  Holzwaaren  dient  je  nach  der 
Lackart  feinpulverisirtes  Hirschhorn  oder  gelbes,  levantinisches  Tripelpulver 
oder  feingeriebene  und  von  allen  härteren  Theilen  befreite  Bimssteinmasse. 
Mahagoniarbeiten  werden  nach  dem  Abschleifen  mit  Sandpapier  oder  nach  dem 
Abschaben  mittelst  Ziehklinge  mit  Polieröl  überstrichen,  nach  etwa  xwölf  Stunden 
mit  sehr  feinem  Ziegel pulver  gepudert  und  schliesslich  mit  einem  in  ein 
Stück  Teppich  gewickelten  Eisen-  oder  Bleigewicht  so  lange  vor-  und  rück- 
wärts gerieben,  bis  sie  den  gewünschten  Glanz  erhalten  haben.  Durch  dieses 
Verfahren  mrd  das  Mahagoniholz  jedoch  dunkler.  Weiche  Mahagonihöhter 
und  andere  poröse  Holzarten  befeuchtet  man  nach  dem  Abschleifen  mittelst 
Ziehklinge  oder  Sandpapier  mit  einem  nassen  Schwamm  und  schleift  sie  mit 
feinem,  weichem  Bimssteitipulver  nach  dem  Strich  des  Holzes. 

Einen  hohen  Glanz  erhält  das  Holz  durch  Polieren.  Man  füllt  die 
Poren  der  Oberfiäche  und  alle  Vertiefungen  hierbei  mit  einem  Stoff  aus, 
welcher  Glanz  besitzt.  Solche  Stoffe  sind  Harze,  Gummi  und  Wachs,  nament- 
lich Schellack»  Sandarak,  Mastix  und  Benzoe,  die  in  Weingeist,  seltener  in 
einer  Boraxlösung  oder  Ammoniak  aufgelöst  werden,  also  in  Flüssigkcite«, 
welche  leicht  verdunsten  und  die  harzigen  Stofl'e  auf  der  HolzoberHarhc  alfi 
dünne  Decke  zurücklassen. 

Die  am  meisten  zur  Verwendung  gelangende  Tisch lerpolitur  besteht 
aus  1  Theil  Schellack  und  7 — ^8  Theilen  Weingeist  (von  etwa  ÜO*Vo  Tralles), 
Zur  Verringerung  der  Härte  des  Ucberzuges  empfiehlt  es  sich,  dem  Schellack 
noch  andere  Harze  hinzuzusetzen.    Bewährte  Mischungen  sind  die  folgenden: 

70    Theile     Schellack,   4    Theile    Mastix,     4     Theile    Sandarak 
750  Theile  Weingeist; 

6  Theile  Schellak,  3  Theile  Sandarak  und    100  Theile  Weingeist; 

60  i'  BenzocS  15  g  Sandarak   und  l  /  Weingeist,    Auflösung  durchg 
seiht  und  dann  mit  etwas  Mohnöl  versetzt;  fast  wasserdichte  Politur; 

60  g  Schellak  in  180  ^  Weingeist  hei  gclmder  Wanne  aufgelöst  un€ 
mit  einer  Auflösung  von  Ib  g  Copalpulver,  75  ij  fcingeschliumnier,  voll- 
ständig trockener  Kreide  und  ()0  t^  des  starkiiten  Weingeistes  vermischt; 
diese  Politur  erträgt  starke  Erwärmung,  ohne  glanzlos  zu  werden,  und  be- 
sitzt eine  grosse  Haltbarkeit; 

30  ^  Kömcrlack,  HO  g  durchsichtiges    Har/  nn«l    '      /  Wrnnr^.ist 
feinere  Hobarbeiten,  namentlich  HoliSschnitÄcrcien 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  401 

Zum  Poliren  hellfarbiger  Hölzer  benutzt  man  gebleichten  Schellack; 
zum  Färben  der  Politur  setzt  man  derselben  für  roth:  Carmin,  Orseille 
oder  Santelholz,  für  schwarz:  Kienruss,  für  blau:  Indigo,  für  rothbraun: 
Catechu  hinzu. 

Einen  massigen  Glanz  erzeugt  eine  Wachspolitur  aus  10  Theilen  Wachs, 
4 — 7  Theilen  Terpentinöl  und  2  Theilen  Weingeist  oder  Wachsseife,  welche 
aus  5  Theilen  gelbem  Wachs,  8  Theilen  gekochtem  Regenwasser  mit  2  Theilen, 
in  4  Theilen  Wasser  gelöster  Pottasche  bereitet  wird. 

Vor  dem  Poliren  wird  die  Holzfläche  mit  Schachtelhalm  abgerieben 
(geschachtelt)  oder  mit  Bimssteinpulver  unter  Zusatz  von  Leinöl  fein  abge- 
schliffen. Dann  wird  die  Politur  mit  einem  kleinen  Stück  feinlöcherigen  Bade- 
schwammes oder  einem  alten  Gardinen-,  Strumpf-,  Baimiwollen-,  Werg-  u.  s.  w. 
Stück  aufgetragen,  welches  mit  der  Politur  getränkt  und  mit  einem  Läppchen 
feiner,  ziemlich  abgenutzter  Leinwand  umhüllt  wird,  um  einen  weichen, 
elastischen  Ball  zu  erhalten.  Dieser  Ball  wird  wiederholt  mit  wenig  Leinöl 
benetzt,  um  die  Polirfläche  schlüpfrig  zu  machen  und  ein  Ankleben  des 
Balles  auf  derselben  zu  verhüten,  und  mit  leichtem  Druck  auf  der  Polir- 
fläche in  geraden  und  krummen  Linien  herumgeführt,  wobei  die  Harzauflösung 
langsam  durch  die  Leinwand  hindurchschwitzt  und  sich  auf  der  Holzober- 
fläche äusserst  dünn  und  gleichmässig  vertheilt.  Die  Politur  trocknet  sehr 
schnell  ein  wegen  der  grossen  Flüchtigkeit  des  Weingeistes,  und  wird  deshalb 
sehr  bald  klebrig.  Um  das  Poliren  nicht  zu  erschweren,  ist  daher  eine  recht- 
zeitige Benetzung  des  Balles  mit  Leinöl  nothwendig.  Wird  das  beim  Ab- 
schleifen verwendete  Oel  vor  dem  Poliren  nicht  sorgfältig  entfernt,  so  erzeugt 
dasselbe,  indem  es  durch  die  Politur  durchschlägt,  nach  einiger  Zeit  auf  der 
Holzoberfläche  matte  Flecke,  welche  man  nur  durch  nochmaliges  Poliren 
wieder  entfernen  kann. 

Matt  gewordene  Politur  lässt  sich  dadurch  wieder  glänzend  machen, 
dass  man  dco  Holz  mit  einer  zusammengeschmolzenen  Mischung  aus  2  Theilen 
Stearinsäure  und  l\  Theilen  Terpentinöl  in  etwas  passender  Farbe  mit  einem 
Seidenläppchen  tüchtig  abreibt. 

Zum  sogenannten  Bohnen  hölzerner  Fussböden  (namentlich  Parkett- 
fussböden)  benutzt  man  die  oben  erwähnte  Wachspolitur  oder  die  Wachs- 
seife, die  man  mit  dem  Pinsel  aufträgt  und  mit  Bürsten  oder  Lappen  reibt, 
bis  sie  glänzend  wird.  Oder  man  bestreut  die  mit  Eisenfeilspänen  gut  abge- 
riebenen Fussböden  mit  geschabtem  Wachs,  das  man  durch  Ueberfahren  mit 
einem  heissen  Eisen  zum  Schmelzen  und  Eindringen  in  das  Holz  bringt, 
worauf  man  die  Fläche  mit  einer  durch  Metall  beschwerten,  harten  Bürste 
oder  mittelst  zweier  Bürsten,  welche  der  Arbeiter  an  die  P'üssc  schnallt,  bis 
zur  Entstehung  eines  gleichmässigen  Glanzes  reibt,  den  man  noch  durch  Ab- 
reiben mit  einem  wollenen  Lappen  erhöhen  kann.  Das  Auftragen  der  Politur 
hat  alljährlich  mindestens  eiinnal  zu  geschehen,  das  Abreiben  mit  Bürsten 
und  Lappen  stets  dann,  wenn  der  P'ussboden  den  Glanz  verloren  hat.  (jC- 
bohnte  Fussböden  kann  man  durch  AVaschen  mit  warmer  verdünnter  Seifen- 
lauge und  Nachwaschen  mit  reinem  Wasser  reinigen.  Will  man  andere 
Farben  töne  erhalten,  so  setzt  man  der  Wachsseife  etwa  lO^n  Satinober, 
Eisenocker  oder  Umbra,  mit  wenig  \\'asser  angerührt,  hinzu  und  der  Wachs- 
politur geringe  Mengen  anderer  Harze  und  Erdfarben. 

KrOger,  Handbuch  der  Baustofflchre.  26 


402 


Erster  Thtil.  Die  Htuptsloffe. 


Praktischer  sind  aber  ohne  Frage  Anstriche  mit  Fussbodenlack  (Recqa 
siehe  §  266)* 

§  146,  Feilen,  Raspeln,  Abdrehen,  Biegen, 

Zur  Formgebung  und  Glättung  des  Hokes  werden  Feilen  nur 
sehr  sehen  benutzti  weil  sie  sich  sehr  leicht  verschmieren,  wenn  der  Fcilenhieb 
fein  ist.  Dagegen  dienen  den  Bildhanem,  Drechslern»  Büchsenmachern  u.  s.  w. 
feilenartige,  aus  gehärtetem  Stahl  gefertigte  Werkzeuge,  Raspeln  genannt, 
vielfach  zur  Ausarbeitung  unregelmässiger  Vertiefungen  und  Er- 
höhungen durch  Fortnahme  kleiner  und  dünner  Späne.  Die  Raspeln  unter- 
scheiden ijich  von  den  Feilen  durch  eine  weitläufigere  Stellung  und  ab- 
weichende Herstellungsart  der  Zähne;  erstere  ist  nothwendig,  um  das  Hob 
in  jeder  Richtung  zu  den  Fasern  bearbeiten  zu  können.  Die  Raspelzähne 
stellen  kleine  Pyramiden  dar,  welche  durch  Einhauen  mit  dem  Spiizeiseo 
hergestellt  werden  und  durchschnittlich  zu  12 — <50  Stück  auf  l  fm^  sitxeik 
Die  Raspeln  wirken  wie  die  Feilen  nur  auf  den  Stoss,  besitzen  eine  Länge  von 
7 '5 — 45  cm  und  werden  in  verschiedenen  Querschnitten  (dreieckig,  quadra- 
tisch, rund,  halbrund  u.  s.  w.)  gefertigt.  Man  hat  auch  Raspelmaschinen 
nach  Art  der  Drehbank  gebaut,  welche  statt  der  Spindel  eine  eiserne  Achse 
besitzen,  auf  der  dicht  nebeneinander  zwei^  mit  raspelartig  gehauenem  Stahl- 
ring umkleidete,  kreisrunde  Scheiben  befestigt  sind,  die  durch  die  Achse  in 
Umdrehung  versetzt  werden. 

Zur  Erzeugung  von  Umdrehungskörpern  mit  Hilfe  schneidender 
Werkzeuge  dient  die  Drechsler-  oder  Drehbank,  die  aus  einem  hölzernen 
oder  gusseisemen  Gestell  oder  Rahmen  (Drehbanksbett)  besteht,  welcher 
die  zur  Befestigung  und  Bewegung  des  Arbeitsstückes  und  zur  Unterstützung 
des  Schneidwerkzeuges  bestimmten  Theile  trägt.  Am  linken  Ende  des  Rahmens 
befindet  sich  das  Lager  (Spindel  docke  oder  Spindel  stock)  der  da* 
Arbeitsstück  drehenden  Welle  (Drehbank spindel),  deren  anderes  Ende 
aus  der  Spindcklocke  herausragt  und  eine  eingeschraubte,  kegelförmige  Stahl- 
spitze  besitzt  Am  rechten  Ende  des  Rahmens,  der  Spindeldocke  gegenüber, 
ist  verstellbar  der  Reit  stock  angebracht,  welcher  einen  mittelst  Schraube 
und  Handrad  horizontal  verschiebbaren  und  an  dem  der  Spindeldocke  zuge- 
kehrten Ende  eine  Stahl  spitze  besitzenden  Stab  (Reitnagel  oder  Pinne) 
trägt.  Die  Drehbank  wird  bei  kleineren  Abmessungen  mit  dem  Fuss,  bei 
grösseren  durch  Riemen,  die  über  eine  auf  der  Spindel  sitzende  Scheibe 
gelegt  werden,  von  einer  Dampf-  oder  anderen  Kraftmaschine  aus  bewegt.  Der 
Fussbetrieb  besteht  meistens  aus  einer  gekröpften  Kurbelwelle  mit  Schwungrad, 
welche  von  einem  auf-  und  niedersteigenden  Trittbrett  durch  eine  Lenkstange 
in  Umdrehung  versetzt  wird.  Diese  Bewegung  wird  durch  eine  Lederschnur 
oder  Darmseite  vom  Ringe  des  Schwungrades  aus  auf  die  Schnurscheibc 
der  Spindel  übertragen.  Als  Werkzeug  (F> rehstahl,  DrehmeisseU  Dreh* 
röhre)  benutzt  man,  wenn  mögUchst  viel  Holz  beim  Abdrehen  fortgenomroen 
werden  soll,  einen  rinnenariig  hohlen  Schrotmeisscl  ( Schruppstahl >,  tm 
Erzeugung  einer  glatten  Oberfläche  einen  sehn rt^^chn ei d igen  Schlirhtmeisßel, 
zum  Abtrennen  des  fertigen  Gegenstandes  einen  sogenannten  Abstechstahl, 
zur  Herstellung  von  Fa^onstücken  (Säulen,  Stuhl-  und  Tischbeinen  u,  s.  w.) 
einen   sogenannten    Fa^'on stahl,    dessaci   Sdmeide    der   hervorzubringenden 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  403 

'onn  entsprechend  gebildet  ist.  Der  Meissel  erhält  einen  Zuschärfungswinkel 
on  nur  20 — 30®  und  einen  Ans tellungs wink el  von  15—20®.  Das  Werkzeug 
rird  entweder  von  dem  Arbeiter  frei  geführt,  wobei  es  auf  einer  ver- 
teilbar eingerichteten,  aus  einem  T-förmigen  Stück  bestehenden  Auflage 
uht  (Handdrehbank),  oder  es  wird  mit  Hilfe  eines  aus  mehreren  gegen 
inander  verstellbaren  Theilen  bestehenden  Werkzeugträgers  (Support)  zwang- 
iufig  bewegt,  welcher  durch  die  Hand  des  Arbeiters  oder  mittelst  maschineller 
Vorrichtung  (selbstthätig)  eine  Verschiebung  des  in  ihm  fest  eingespannten 
Verkzeuges  veranlasst.  Der  Support  gestattet  sowohl  eine  Bewegung  des 
Verkzeuges  parallel  zur  Spindelachse,  als  auch  senkrecht  auf  diese  Richtung 
md  eine  geradlinige  Verschiebung  des  Werkzeuges  schief  zur  Spindelachse 
Supportdrehbank). 

Die  Schnittgeschwindigkeit  beträgt  bei  Bearbeitung  harten  Holzes 
— 2  m,   bei    weichem    Holze    über  2  w,    der    Vorschub   0'2" — 1  mm   pro 
Umdrehung,    der  Kraftbedarf,    je  nach  der  Grösse  der  Drehbank,  0*4  bis 
Pferdestärken. 

Das  Arbeitsstück  wird  zwischen  den  genau  in  einer  wagrechten  Linie 
egenden  Spitzen  der  Spindeldocke  und  des  Reitstockes  eingespannt.  Da 
ber  die  Reibung  an  der  Spitze  der  sich  drehenden  Spindel  für  die  Mit- 
ahme des  Arbeitsstückes  nicht  genügt,  so  schraubt  man  auf  den  Kopf  der 
pindel  eine  Scheibe  (Mitnehmerscheibe)  mit  einem  Stift  (Mitnehmer) 
uf,  welcher  beim  Drehen  der  Scheibe  sich  hinter  einen  Vorsprung  des 
»^rbeitsstückes  legt.  Oft  begnügt  man  sich  auch  mit  einer  meisselartigen 
chneide,  die  quer  am  vorderen  Spindelende  sitzt,  und  auf  welche  das  Arbeits- 
^ck  aufgetrieben  wird.  Auch  bedient  man  sich  zur  Verbindung  des  Arbeits- 
^ckes  mit  der  Spindel  des  sogenannten  Futters,  das  in  einfachster  Weise 
üs  einem  auf  dem  Spindelkopf  aufgeschraubten  Holzcylinder  besteht,  in 
^ssen  hervorstehendes  Ende  das  Arbeitsstück  eingetrieben  oder  eingesteckt 
"^d  entweder  mit  eingeschlagenen  Holzkeilen  (Klemm futt er)  oder  mit 
chrauben,  welche  in  Richtung  des  Halbmessers  durch  die  Wand  des  Hohl- 
ylinders  gehen,  befestigt  wird  (Schraubenfutter). 

Hohle  Arbeitsstücke  (Röhren)  erhalten  zur  leichteren  Verbindung  mit 
^^J"  Spindel  einen  Dorn,  welcher  in  das  Futter  gesteckt  oder  durch  den 
'Mitnehmer  gedreht  wird.  Zur  Verhinderung  des  Durchbiegens  sehr  langer 
^^d  verhältnissmässig  dünner  Arbeitsstücke  benutzt  man  eine  zwischen 
^pindeldocke  und  Reitstock  eingeschaltete  Hilfsdocke  (Lün et te  oder  Brille), 
die  gewöhnlich  aus  einem  verticalen  Rahmen  besteht,  zu  welchem  mehrere 
"^Ibnind  ausgeschnittene,  das  Arbeitsstück  zwischen  sich  nehmende  Backen 
gehören. 

Das  Arbeitsstück  erhält  eine  Cylinder fläche,  wenn  sich  der  Dreh* 
stahl  parallel  zur  Drehungsachse  des  Arbeitsstückes  bewegt  (^Cyl  in  drisch 
drehen).  Hierzu  gehört  auch  das  Ausdrehen  oder  Ausbohren,  bei 
«welchem  nicht  die  äusseren,  sondcni  die  inneren  Flächen  des  (hohlen)  Arbeits- 
itückes  durch  Runddrehen  mit  Hilfe  eines  hakenförmigen  Drehstahles  be- 
rbeitet  werden.  Zum  Conisch  drehen  (zur  Erzeugung  einer  Kreiskegelfläche) 
nxd  das  Werkzeug  in  einer  die  Drehungsachse  des  Arbeitssückes  schneidenden 
leraden  bewegt.  Um  einen  Umdrehungskörper  zu  erhalten,  führt  man  den 
h-ehstahl  nach  einer  beliebigen,  mit  der  Drehungsachse  in  einer  und  derselben 
bene  liegenden  Linie.  Zur  Erzeugung  einer  ebenen  Fläche  i^Plan drehen) 

20* 


404 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


erfolgt  die  fortschreitende  Bewegung  des  Werkzeuges  senkrecht  zur  Um- 
drehungsachse.  In  allen  diesen  Fällen  ist  die  Drehungsachse  des  Werkzeuges 
ihrer  Lage  nach  unveränderlich.  Liegt  dieselbe  jedoch  nicht  fest,  sondern 
wird  sie  während  der  Umdrehung  entweder  in  ihrer  Längenrichtung  hin 
und  her  bewegt  oder  erfolgt  ihre  Bewegung  senkrecht  auf  ihre  Längen- 
richtung oder  lässt  sich  bei  fest  liegender  Drehungsachse  während  einer 
Umdrehung  der  Abstand  des  Drehstahles  von  der  Drehungsachse  verändern, 
so  kann  man  ovale  (elliptische)  und  unrunde  Formen  (z.  B.  Bilderrahmen, 
Schuhleisten,  Gewehrschäfte  u.  s.  w.)  erzeugen  (Ovaldrehen,  Passigdrehen). 

Die  Drehbank  lässt  sich  auch  zum  Fräsen  benutzen,  wenn  man  das 
Arbeitsstück  auf  dem  Support  befestigt  und  das  Werkzeug  von  der  Dreh- 
bankspindel drehen  lässt.  Femer  lassen  sich  die  Drehbänke  zum  Bohren 
(Cylinderbohrmaschinen),  zum  Schneiden  von  Schrauben  u.  s.  w.  ein- 
richten. — 

Zur  fabrikmässigen  Herstellung  unrunder  Gegenstände,  wie  z.  B.  Stuhl- 
und  Tischbeine,  Hammerstiele,  Holzschuhe,  Gewehrkolben  u.  s.  w.,  und  zum 
Copiren  von  Holzschnitzereien  benutzt  man  in  neuerer  Zeit  vielfach  soge- 
nannte Copirmaschinen  (Copirdrehbänke,  Fagonniermaschinen), 
welche  eine  Vereinigung  der  Drehbank  mit  der  Fräsmaschine  darstellen.  Bei 
diesen  Maschinen  sind  das  Modell  und  das  zum  Copiren  nöthige  Arbeits- 
stück in  Richtung  ihrer  Mittellinien  (Drehachsen)  eingespannt  und  werden  zu 
gleicher  Zeit  und  mit  gleicher  Geschwindigkeit  (langsam)  gedreht.  Gegen 
das  Modell  lehnt  sich  mit  dem  einen  Ende  ein  Rahmen,  welcher  am  anderen 
Ende  eine  Fräse  oder  einen  Bohrer  trägt  und  die  Bewegung  des  Werkzeuges 
so  becinflusst,  dass  dasselbe  nach  der  Form  des  Modelles  mehr  oder  weniger 
tief  in  dan  Arbeitsstück  eindringt  und  vor-  und  mckwärts  bewegt  wird,  m 
welchem  Zweck  der  Rahmen  eine  Längen-  utid  Qu er\^er Schiebung  erhält- 
Eine  andere  Einrichtung  besteht  darin,  dass  mau  das  W'erkzeug  feststellt  und 
das  Arbeitsstück  in  eine  von  der  Bewegung  des  Modelles  abhängige  Be- 
wegung versetzt.  Sollen  von  einem  Modell  nielirere  (4 — -6)  Copien  angefertigt 
werdcTi,  so  ordnet  man  auf  einem,  auf  einem  schweren  Untergestell  ruhendeiit 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  405 

von  T  hon  et)  verwendet  man  als  Rohstoff  fast  ausschliesslich  das  harte 
Holz  der  Rothbuche.  Der  astfreie  Abschnitt  eines  gerade  gewachsenen  Roth- 
buchenstammes wird  auf  einem  Vollgatter  zu  Pfosten  oder  Brettern  und 
diese  auf  Kreissägen  zu  quadratischen,  entsprechend  starken  Stäben  zer- 
schnitten. Diese  Stäbe  werden  auf  der  Drehbank  zugerichtet,  sodann  1 — 2 
Stunden  lang  (je  nach  ihrer  Dicke)  in  einer  aus  einzelnen  Röhren  bestehenden 
Dampfkammer  der  Wirkung  nassen  Wasserdampfes  ausgesetzt,  hierauf  auf 
ien  Flächen,  welche  nach  der  Biegung  die  convexen  Seiten  bilden  sollen, 
mit  aufgeschraubten  Blechstreifen  oder  Stahlschienen  armirt,  so  dass  sich 
hre  Fasern  beim  Biegen  nicht  mehr  verlängern  können  als  diese,  und 
endlich  mit  oder  ohne  Hilfe  von  Maschinen  gebogen  und  in  gusseiserne 
Formen  (Biegeformen)  gelegt.  Das  Biegen  mit  der  Hand  erfolgt  gewöhnlich 
n  der  Weise,  dass  die  der  Gestalt  der  Möbeltheile  entsprechende  Biegeform 
n  unverrückbarer  Lage  gehalten  und  das  armirte  Arbeitsstück  von  Hand 
lus  in  die  Form  eingelegt  und  hierauf  gebogen  wird. 

Die  Construction  und  Wirkungsweise  der  Holzbiegemaschinen 
-ichtet  sich  ganz  nach  der  Art  des  anzufertigenden  Gegenstandes.  Im  Wesent- 
lichen bestehen  die  Maschinen  aus  einem  starkgebauten  Gestell,  welches  die 
Biegeform  trägt.  Im  geringen  Abstände  von  der  äussersten  Kante  der  Form 
sind  zwei  Schienen  mit  dem  einen  ihrer  Enden  drehbar  gelagert,  an  dem 
inderen  mit  Keilen  ausgestattet  oder  mit  Ketten  umschlungen,  welche  mittelst 
Winde  angezogen  werden  können.  Beim  Anziehen  der  Keile  oder  Ketten 
werden  die  Schienen  der  Biegeform  genähert.  Zwischen  Form  und  Schienen 
vrird  das  Arbeitsstück  eingespannt.  Von  den  im  Handel  vorkommenden  Holz- 
biegemaschinen sind  zu  nennen: 

die  Biegemaschine  von  Thonet  zum  Biegen  von  kreisförmig  ge- 
stalteten Fussreifen;  sie  wird  mittelst  Handbetrieb  bewegt; 

die  Thonet'sche  Sitzschlussbackenmaschine; 

die  amerikanische  Maschine  zur  Herstellung  doppelt  gekrümmter 
Stuhl-  und  Tischfüsse; 

die  Maschine  von  Jos.  &  Jak.  Kohn  in  Wien,  mit  welcher  in  der 
Stunde  50  Stück  runde  Sitzringe  für  Sessel  hergestellt  werden  können; 

die  Biegemaschine  von  Richon,  Lenoir  und  Petitjean  zum 
Biegen  von  Bohlen  (Planken)  zur  Bekleidung  krummer  und  windschiefer 
Flächen  des  Schiffsrumpfes; 

die  Biegemaschine  von  Davidson  in  New-York,  sowie  die  von 
Edwin  Kilburn  in  Vermont  (^Nordamerika)  zum  Biegen  schwacher  und 
starker  Bauhölzer; 

die  Morris-Patentbiegemaschine  von  J.  A.  Fay  &  Comp,  in 
Cincinnati  (Ohio)  und  die  Maschinen  der  Defiance  Machine  Works  in 
Defiance  (Ohio)  zur  fabrikmässigen  Herstellung  von  allen  in  der  Stellmacherei 
erforderlichen  Bestandtheilen,  wie  z.  B.  Radfelgen,  Deichselstangen,  Deichsel- 
gestellen, Pflugschar-Handhebel  u.  s.  w.,  beziehungsweise  zur  Herstellung 
einzelner  Wagenbestandtheile ; 

die  Daubenbiegemaschine  von  Edward  &  Britain  Holmes  in 
BufTalo  (Amerika),  von  M.  B.  Bodenheim  in  Cassel,  von  H.  Schloss- 
macher in  Düsseldorf,  von  J.  Hawley  &  S.  Lord  in  Liverpool  u.  s.  w., 
zur  Krümmung  der  Fassdauben;  letztere  Maschine  dient  gleichzeitig  auch 
zum  Trocknen  der  Dauben; 


406 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


der  Apparat  von  Hilken  &  Comp,  in  Altendorf-Holzminden  zur  An- 
fertigung von  im  Querschnitt  trapezförmigen  Tonnenbändem  aus  Hasel-, 
Birken-,  Eichen-,  Eschen-,  Rothbuchen-  oder  Weidenholz; 

die  Maschine  von  Bahse  &  Händel  in  Chemnitz  zur  Herstellung  von 
Siebrändem,  Siebzargen  oder  Siebläufen  aus  völlig  astreinem  Fichten-, 
Tannen-  und  Rothbuchenholz; 

die  Maschine  von  Johann  Schubert  in  Wien  zur  Anfertigung  von 
Holzschachteln,  Kistchen  und  Fässchen; 

der  Apparat  von  W.  Danger field  zum  Biegen  von  hölzernen  Schirm- 
und  Stockgriffen ;  —  u.  s.  w. 

Alle  diese  Maschinen  sind  in  dem  Werke  W.  F.  Exner,  »Das  Biegen 
des  Holzes«  (Weimar  1893,  III.  Auflage),  ausführlich  beschrieben  und  ab- 
gebildet. 


§.   147.  Das  Leimen. 

Zum  Leimen  von  Holzarbeiten  ver\vendet  man  einen  aus  Hautabfallen 
der  Gerbereien  oder  aus  Knochen  gewonnenen  Stoff  (Leder-  oder  Knochen- 
leim). Dieser  Leim  soll  fleckenlos,  durchscheinend,  glänzend,  hart  und  spröde, 
auf  dem  Bruch  glasartig  sein,  im  kalten  Wasser  selbst  nach  48  Stunden  nur 
aufquellen,  nicht  aber  zerfliessen  und  sich  im  heissen  Wasser  nur  langsam 
auflösen.  Um  eine  brauchbare  Flüssigkeit  zu  erhalten,  wird  der  Leim  zunächst 
in  kaltes  Wasser  gelegt  und  in  demselben  gelassen,  bis  er  vollständig  er- 
weicht ist,  was  je  nach  der  Dicke  der  Leimstücke  oft  schon  nach  wenigen 
Stunden,  oft  aber  erst  nach  einem  Tage  oder  noch  später  eintritt.  Beim 
Aufquellen  nimmt  der  Leim  je  nach  seiner  Güte  und  Trockenheit  das  4-  bis 
iGfache  seines  Gewichtes  Wasser  auf.  Der  aufgeweichte  Leim  wird  in  einem 
Gefäss  (Leimtiegel),  das  man  über  glühende  Kohlen  oder  besser  in 
kochendes  Wasser  stellt,  bei  einer  Temperatur  von  weniger  als  100^  C. 
geschmolzen,  weil  bei  grösserer  Hitze  sich  die  Güte  des  I^eimes  vermindert. 
Die  so  gewonnene  Leimlösung  muss  eine  gewisse  Consistenz  und   Elasticität 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer. 


407 


Um  Wickelung  mit  Gurten  an.  Meistens  können  die  Press  Werkzeuge  schon 
nach  3 — 4  Stunden  wieder  entfernt  werden. 

Grosse  Flächen  weichen  Holzes  können  mit  einer  schwächeren  Leim- 
lösung verbunden  werden,  als  solche  harten  Holzes  oder  kleinere  Flächen. 
Da  harte  Hölzer  nur  wenig  Leimmasse  einsaugen,  so  rauht  man  sie  vor  dem 
Leimen  mittelst  Zahnhobel  auf.  Poröse  Hölzer  und  Himholzflächen  sind  vor 
dem  Aufpinseln  der  Leimmasse  mit  Leimwasser  zu  tränken,  um  sie  unporöser 
zu  machen ;  geschieht  dies  nicht,  so  saugen  sie  unnöthig  viel  Leimmasse  auf, 
und  es  bleibt  nur  ein  kleiner  Theil  derselben  auf  der  Oberfläche  der  Hölzer 
liegen,  so  dass  die  Verbindung  nicht  fest  genug  wird.  Es  empfiehlt  sich 
beim  Zusammenleimen  von  Himflächen,  zwischen  dieselben  ein  Stückchen 
Gaze  zu  legen.  Fettflecke  sind  vor  dem  Leimen  von  den  Holzflächen  sorg- 
faltig zu  entfernen. 

Zur  Beschleunigung  des  Anhaftens  der  Leimmasse  dient  ein  Zusatz 
von  Spiritus  zur  Leimlösung  oder  ein  Abreiben  der  Holzflächen  mit  Knob- 
lauch, zur  Erhöhung  der  Haltbarkeit  und  Festigkeit  der  Verbindung  ein 
Zusatz  von  Schlämmkreide,  Asche  u,  s.  w.,  zur  Verhütung  der  Fäulniss  ein 
sehr  geringer  Zusatz  von  Creosot  oder  Carbolöl,  zur  Erzielung  von  Wasser- 
dichtigkeit ein  Zusatz  von  Leinölfimiss,  concentrirtem  klaren  Galläpfelauszug, 
Alaun  oder  doppeltkohlensaurem  Kali  (bewährte  Mischung :  1  Leim,  4  Wasser, 
1  Leinölfimiss),  zum  Leimen  von  Metall  auf  Holz  (zu  eingelegten  Arbeiten) 
ein  Zusatz  von  Schwerspath,  Bleiweiss  oder  Zinkweiss. 

Die  Festigkeit  der  Leimung  hängt  ab  von  der  Holzart,  von  der 
Fasemlage,  von  der  Beschaffenheit  des  Leimes,  von  der  Erhärtungsdauer, 
von  der  Zubereitung  des  Leimes,  von  der  Art  der  Inanspruchnahme  u.  s.  w., 
und  sie  ist  grösser  beim  Zusammenleimen  von  Hirnholz  mit  Hirnholz  als 
bei  dem  von  Langholz  mit  Langholz,  wie  aus  folgender  von  Kar  marsch 
aufgestellten  Tabelle  hervorgeht,  in  welcher  die  zum  Zerreissen  erforderliche 
mittlere  Kraft  auf  l  cm'^  und  rechtwinkelig  gegen  die  Leimfläche  ange- 
geben ist. 


Beim 


Roth- 
buchenholz 


Wei?s- 
bucbenholz 


Hirnholz  an  Hirnholz    .    .    .  !       15() 
Langholz  an  Langholz  .    .    .  :,         78 


Eichenholz 


Tannenholz 


Ahomhnlz 


Kilogramm 


101 
79 


122 
55 


105 


100 


Bauschinger    theilt   im    »Bayerischen  Industrie-    und  Gewerbe-Blatt«, 
1884,  S.   1,  über  die  Bindekraft  die  auf  Seite  408  abgedruckte  Tabelle  mit: 


19 
ä2 
17 
20 
20 

20 
32 
23 
29 
26 
M 
U 
23 

m 

37 


Ueber  das  Kitten  des  Holzes  vergleiche  §  238. 

g  14h.  Anstreichen»  Beizen,  Fournieren  und  Einbrennen, 

Da  in  den  JJ§  2n9 — !?(i5  dieses  Werkes  die  verschiedenen  Anstriche 
der  Hölzer  eingehend  behiindelt  worden  sind,  so  begnügen  wir  uns  hier  mit 
einigen  wenigen  Angaben,  die  zum   Theile  jene  iMiitheilurigen  ergänzen. 

Will  man  das  Gefüge  tles  Holzes  nicht  vcnlecken,  also  z.  0.  Fass- 
böden oder  Constructionstheile  aus  ausgesuchtem,  ansehnlichem,  fehlerfreiem, 
gut  gehobeltem  Holz  (Gebälk,  Veranden,  Holztäfelungen  im  Inneren  u.  s.  w. 
durch  einen  Anstrich  nur  dauerhafter  und  mit  Wasser  abwaschbar  machen, 
so  wendet  man  einen  Austrieb  mit  gekochtem  Leinöl  oder  Leinöl* 
firniss  an.  Das  zu  ölende  Holz  wird  vorher  rein  abgew^aschen  und  mus> 
möglichst  trocken  sein.  Das  Gel  wird  kochend  heiss  mit  einem  Borstenpinsel 
aufgetragen.  Je  trockener  das  HoIä  und  je  heisser  das  Oel  ist,  desto  mehr 
dringt  von  dem  letzteren  in  das  Holz  ein,  desto  haltbarer  wird  der  Anstrich, 
aber  auch  desto  mehr  kostet  er.  Man  rechnet  gewöhnlich  für  den  ersten 
Anstrich  für  1  m-  Holzfläche  eine  Oelmenge  im  Gewichte  von   150  ^. 

Etwa    24   Stunden    nach    dem    ersten    üelen    wenden    alle    etwa   vor- 
handenen  Lücken  und  eingeschlagenen  Stellen    verstrichen.    Sobald  der  enic 
Anstrich    hinreichend    trocken    geworden  ist,    d.  h,    nicht   mehr    klebt,    W3* 
unter  Umstäiulcn    erst   nach  2 — 3    l'agen    eintreten    kann,    wird    von   "^ 
kochend  heisses  Oel  aufgetragen  und  nachher  ebenfalls  sorgfältig  versir 
Zum  dritten  und  gewöhnlich  letzten  Anstrich  verwendet  man  am  besten  gaa* 
dünnflüssiges   Leinöl,    das    aber    nicht    zu    lange   gekocht    haben  darf.   Nach 
etwa   14  Tagen,  während  welcher  Zeit  der  Oelanstrich  vollständig  zu  trockoo 
prtegt,    wird    die    Holztläche,    sofern    sie    noch    klebrig    ist,    mit  lam\ 
Seifenwasser  abgewaschen.    Nach    erfolgter  Abnutzung  des  Anstriches 
meistens  ein  einmaliges  Auftragen  von  Leinölfinn'ss. 


Drittes  CapileL  Die  Höker. 


40D 


ei 

I  Cf» 


Nur  selten,  vveiiii  nämlich  das  Holz  nur  gegen  Danifife  uml  feuchte 
l^utt  geschützt  werden  und  der  Anstrich  möglichst  biUig  sein  soll,  benutzt 
man  für  <leniidben  Leimfarben.  Soll  das  Holz  einen  Anstrich  mit  Deck- 
farben (Gel färben)  erhalten,  so  wird  es  selten  mit  Leinöl  grundirt,  sondern 
man  begnügt  sich  gewöhnlich  mit  einem  Ueberstrich  der  harzigen  Stclleti 
(Aeste)  mittelst  Schellacklösung.  Zum  ersten  Anstrich  benutzt  man  zweck- 
mässig eine  ziemlich  fette,  d.  h.  farbstofifarme  und  dünnflüssige  Uelfarbe. 
Sobald  der  erste  Anstrich  getrocknet  ist,  werden  alle  Schrauben,  Nagelköpfe 
u,  s.  w,  mit  einem  aus  Firniss,  Bleiweiss  und  Kreide  bereiteten  Kitt  sauber 
und  sorgfältig  eingekittet,  die  eisernen  Beschläge  von  Schmutz  und  Rost 
gereinigt  und  mit  Mennige  grundirt  und  die  Holzf^ächen  mit  trockenem 
Bimsstein  abgerieben  behufs  Beseitigung  aller  Unreinlirhkeiten,  Tropfen, 
Blasen  u,  %  w»  r>en  zweiten  Anstrich  trägt  man  mit  ehier  mageren  (farb- 
t»toflfreichen^  Oelfarbe  auf  und  reibt  nach  dem  Trocknen  desselben  die  Holz- 
fläche  mit  Cdaspapier  ab.  Zum  dritten  un<l  meistens  letzten  Anstrich  verwendet 
man  eine  ziemlich  fette^  oft  zur  Erhöhung  des  Glanzes  mit  dick  eingekochtem 
Leinöl  (Glanzöllack)  versetzte  Üelfirrbe  und  nur  bei  maserirten  Arbeiten 
eine  magere. 

Am  besten  haben  sich  für  Holzanstriche  Erdfarben  bewährt;  jeden- 
Falls  darf  man  zum  letzten  Anstrich  niemals  Bleiweiss  verwenden,  weil  das- 
selbe in  schwefelwasserstotThahiger  Luft  vergilbt,  auch  weil  alle  Bleiweiss 
enthaltenden  Farbkurper  wenig  Härte  besitzen  und  daher  leicht  abgetreten 
erden.  Zu  weissen  Anstrichen  empfiehlt  sich  vielmehr  die  Verwendung  von 
Zinkweis.s  oder,  werm  dieselben  Glanz  erhalten  sollen,  das  Lackiren  mittelst 
Dammarlackes.  Wenn  die  Holztläche  mit  Cojmllack,  Bernstehdack  u.  s.  w. 
schliesslich  liestrichen  werden  soll,  so  begnügt  man  sich  gewöhnlich  mit 
ZT^ei  Oelfiirbenanstrichen.  Die  Hohtlächen  müssen  vor  dem  Anstrich  möglichst 
trocken  sein,  weil  feuchtes  Holz  Blasenbildungen  hervorruft,  indem  die  Feuchtig* 

»keit  unter  Wärmeeinwirkung  verdampft  und  die  tlünne  Farbdecke  aufhebt. 
Auch  muss  das  Holz  von  allen  etwaigen  Fettflecken  vor  dem  Anstreichen 
gesäubert  werden. 
Die  zum  Schutze  des  Holzes  gegen  die  Gefahr  der  Entzündung 
empfohlenen  Anstriche  sind  im  §  \l>4,  die  Anstriche  gegen  Wurmfrass  im 
I  §  152,  gegen  Hausschwamm  im  S  lö»^  gegen  Nässe  im  §  L'>1  angegeben. 
^m  Handmalereien  auf  Holzgegenständen  frischplatten,  Kästchen  u,  s.  w.) 

^Mverdeo  in  AquareU-  oder  Deckfarben  ausgeführt.  Das  Holz  (am  besten 
Ahornholz)  wird  zunächst  mit  einer  Gummi-j  Schellack*  oder  Leimlösung 
impragnirt  und  dann  mit  Glaspapier  abgerieben,  hierauf  wird  auf  den  Grund 
die  Zeichnung  aufgepaust»  die  Malerei  ausgeführt  und  endlich  zum  Schutze 
derselben  über  die  Fläche  farbloser  Lack   gestrichen. 

Zum  Färben  des  Holzes,  entweder  durch  cüe  ganze  Masse  (wie  z.  B.  bei 
dünnen  Fournierbrettern)  oder  nur  oberflächlich  (wie  z.  B,  bei  verarbeiteten 
Hölzern,  Möbeln  u.  s.  w.),  um  hellem,  unschönem  Holze  ein  dunkleres  Aus* 
sehen  zu  geben,  wenn  dasselbe  mit  dunklerem  derselben  Art  zu  einem  Stück 
verarbeitet  werden  soll,  oder  um  dem  Holz  eine  in  der  Natur  selten  otler 
gar  nicht  vorkommende  (grüne,  blaue,  violette  u.  s.  w.)  Farbe  zu  verleihen, 
femer  um  einheimischen,  billig  zu  erstehen*len  Hölzern  das  Aussehen  fremder, 
kostbarer  Hölzer  zu  geben,  benutzt  man  Beizen,  d.  h,  Abkochungen  von 
Farbhölzeni    oder  Auflösungen    von    Farbstoffen    oder    ätzende  Flüs^\^V.e\\?Tv^ 


410 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


wie  z.  B.  Salpetersäure,  auch  Lösungen  von  übermangansaurem  Kali  in 
Wasser,  Salmiakgeist  u.  s.  w. 

Durch  das  Beizen  wird  das  Gefiige  des  Holzes  nicht  verdeckt,  sondern 
im  Gegentheil  schärfer  hervorgehoben.  Ist  das  Gefiige  ein  dichtes,  so  erfolgt 
die  Aufnahme  der  Beize  langsam  und  schwer;  Hölzer  mit  schwanmiigem 
oder  porösem  Gefiige  lassen  sich  dagegen  schnell  und  leicht  beizen  und 
werden  daher  auch  meistens  dunkler  gefärbt  als  solche  mit  dichtem  Gefiige. 
Am  schnellsten  und  leichtesten  lässt  sich  über  Hirn  geschnittenes  Holz 
färben,  weil  es  die  Beize  sehr  begierig  aufsaugt.  Ganz  gleichmässig  färben 
lassen  sich  nur  Hölzer  mit  feinem  und  sehr  gleichmässigem  Gefüge,  sowie 
namentlich  solche  ohne  grosse  und  stark  glänzende  Spiegel. 

Gebeizte  dünne  Bretter  bereiten  in  Folge  der  Aufnahme  von  Salzen 
u.  s.  w.  der  Bearbeitung  mehr  Schwierigkeiten  als  ungeheizte,  auch  verziehen 
sie  sich  leicht.  Sollen  Hölzer  durch  ihre  ganze  Masse  gefärbt  werden,  so  müssen 
dieselben  in  besonderen  Beiz  Öfen  lange  Zeit  mit  der  Färbefiüssigkeit 
gekocht  werden.  Deshalb  kann  man  zusammengeleimte  Stücke  nur  ober- 
flächlich färben,  denn  durch  Hitze-  und  Dampfeinwirkung  würde  sich  die 
Leimung  lösen  und  dann  das  Stück  zerfallen.  Erfolgt  die  oberflächliche 
Färbung  mit  wasserhaltiger  Beize,  so  tritt  ebenfalls  leicht  ein  Verziehen  des 
Holzes  und  ein  Loslösen  der  zusammengeleimten  Theile  ein,  so  dass  also 
auch  hierbei  mit  grosser  Vorsicht  verfahren  werden  muss. 

Vor  dem  Beizen  werden  die  Hölzer  mittelst  Hobel,  Raspel,  Ziehklinge 
u.  s.  w.  geglättet  oder  nur  flüchtig  abgeschliffen  und  dann  P/g — 2  Tage 
lang  bei  einer  Temperatur  von  etwa  40^  C.  getrocknet.  Um  eine  gute 
Färbung  zu  erzielen,  empfiehlt  es  sich,  das  Holz  vor  dem  Beizen  etwas 
anzuwärmen,  damit  die  Holzporen  geöffnet  sind  und  die  Beize  schneller  und 
leichter  eindringt. 

Wird  die  Farbstoff  brühe  warm  verwendet,  so  erhält  man  eine  ge- 
sättigtere und  haltbarere  Färbung.  Ein  geflammtes  Aussehen  kann  man 
dem  Holze  geben,  wenn  man  vor  dem  Beizen  einzelne  Theile  mittelst  halb- 
scharfer  Ziehklinge   quer   gegen    die    Fasern    abzieht;    solche    rauhe    Stellen 


Drittes  Capttel.  Die  Hülwr. 


411 


i      der  Flüssigkeit),  essigsaure  Eisenoxydlösung  (aus  in  heissem  Essig  auf- 

K gelosten  Eisenfeilspänen)»  Zinnsoliition  (Zinn  und  Salzsäure)  u.  s.  w* 

"  Die  Beiztincturen  verändern  häufig  den  Farbenton,  Manche  rothe  Farbe 

wird    z.  B.    durch   Schwefelsäure    in  Violett,    manche   andere  in  ein  höheres 

Roth  verwandelt;  Pottaschentinctur  verwandelt  die  rothe  Farbe  des  FemaTubuk- 

holzes  in  eine  puq:iurrothe>  AlauniöKung  in  eine  carmoisinrothe;  Kiipfcrwasser 

macht  die  Indigofarbe    feuriger;    Salmiakgeist    verwandelt    das  Carmin-   oder 

[Cochenil!eroth  in  ein  Carmoisinroth,  u.  s.  w. 

Einige  bewährte  Receptc  zum  Färben  von  Hölzern  sind  folgende; 

1.  Für  Schwarz  (Ebenholznachahmung): 
8  Theile  Blauholzextract    mit   512  Theilen  Wasser    vermischt  und  der 

Mischung  gelbes  chromsaures  Kali  hinzugesetzt; 

Blauholzextract  mit  Wasser,  dem  etwas  Alaun  hinzugefügt,  gekocht, 
Eiossene  Brühe    heiss    aufgetragen»    nach    dem  Trocknen  Hohfläche    mit 

lurer  Eisenoxydlösung,  Eisenchlond  oder  chromsaurem  Kali  behandelt; 

Holz  mit  Galläpfelabkochung  getränkt,  dann  mit  in  Spiritus  oder  Wasser 
^slichcm  Nigrosin  (Anilinschwarz)   behandelt. 

2.  Für  Braun  (Nachahmung  von  Mahagoni-  und  NussbaumhoU"): 
Auflösung  von  übermangansaurem  Kali  (färbt  alle  Hölzer  braun); 
Salmiakgeist  (färbt  Eichenholz  schön  braun); 

64  g  Drachenblut  in  1  ^j^  i  gereinigtem'  Spiritus  gelöst  (färbt  Buchenholz 
^oniartig) ; 

doppeltchromsaures  Kali  (färbt  Buchenholz  braun); 

»Anbeizung  mit  Katechulösung  in  sodahaltigem  Wasser  und  nachfolgende 
Behandlung  mit  einer  Lösung  von  doppeltchromsaurem  Kali  in  Wasser; 
Abkochung  von  echten  Mahagoni spänen  (färbt  Nussbaum-  und  Ulmen- 
holz m  all  agoni  artig) ; 

starke  Abkockung  von  Wallnussschalen  in  Wasser   (färbt  schön  braun; 

»ein  kleiner  Zusatz  von  Orlean  und  Pottasche   erzeugt  einen  rothlichen  Ton). 
3»  Für  Roth  (in  den  verschiedenen  Tönen): 

16  j^^  feinpulverisirte  Cochenille    mit  Ü4  i^  Cremor  tartari    und    200  g 
Zinnsolution  giebt  Scharlachroth,  mit  Salmiakgeist  versetzt  Rosa^  Pfirsicbbluthen- 
I  j'oth  oder  Fleischroth,  je  nach  Menge  d€:%  Zusatzes;  das  Holz  wird  in  dieser 
Jrühc  gekocht; 

16  g  feinster  Carmin  mit  filtrirtem  Regenwasser  etwa  5  Minuten  lang 
cht,  dann  etw^as  Salmiak  zugesetzt  und  das  Ganze  nochmals  ii  — 3  Minuten 
gekocht,  giebt    Scharlachroth; 

1  Theil  Cochenille   in    löO  Theilen  Wasser    mit    4  Theilen  Weinstein; 
5  Theile   Krappwurzel    mit  4  Theilen   W' asser  in  einem    in  kochendem 
rasser  stehenden  Gefäss  digerirt; 

Lösungen  von  Anilinroth  (Fuchsin)  färben  mehr  carmoisinroth» 
Anbeizung  mit  Zinnchlorifl,   dann  Behandlung  mit  einer  Abkochung  von 
Tlieilen  Fcrnambukholz  und   1   Theil  Alaun; 

130  g  Weinstein,     120  g   gestossener  Alaun,    80  g    Galläpfelpulver    in 
/  Wasser  gekocht,  Holz  in  dieser  Brühe    gekocht,    dann  HU  ^    rnit  Essig 
tid  ALaun  abgeriebene  Cochenille  hinzugefügt  und  Holz  von  Neuem  gebeizt 
^ärbt  cannoisinroth  und  mit  Sahniak  versetzt  purpurroth); 

lOOtJ  g  Kampechcholz  und  5U0  g  Fcrnambukholz  mit  8  kg  Wasser 
itldestens   60  Minuten   lang  gekocht,    dann   mit   dieser  BrUhe  Holz    gefärbt 


412 


Erster  Theil.  Die  HauptstofTe. 


und  nach  dem  Trocknen    mit    einer  Lösung    von  16  ^  Pottasche    in  500  g 
Regen wasser  bestrichen. 

4.  Für  Gelb: 

Salpetersäure  (färbt  alle  Hölzer  gelb); 

Zinnauflösung  (giebt  weissen  Hölzern  eine  goldgelbe  Farbe); 

Anbeizung  mit  Alaun  oder  Zinnsalz  (Zinnchlorid),  dann  Holz  mit  einer 
Gelbholz-,  Quercitron-  oder  Curcuma- Abkochung  bestrichen; 

Anbeizung  mit  einer  Lösung  von  3  Theilen  essigsaurem  Bleioxyd  in 
100  Theilen  Wasser,  dann  Behandlung  des  Holzes  mit  einer  Auflösung  von 
l  Theil  doppeltchromsaurem  Kali  in  100  Theilen  Wasser  (lässt  sich  durch 
Essig-  oder  Pottaschen-Zusatz  beliebig  von  Kanariengelb  bis  Roth  abtönen; 
giftig); 

32  g  Krapp  mit  saurem  Geist  übergössen,  so  dass  letzterer  5  cm  über- 
steht, Holz  nach  24  Stunden  in  diese  Flüssigkeit  gelegt  und  in  derselben  3 — 4 
Tage  lang  gelassen; 

Apfelbaumrinde  oder  Birkenlaub  in  Alaunwasser  gekocht. 

5.  Für  Blau: 

Käuflicher  Indigoextract  oder  Indigocarmin  mit  der  nöthigen  Wasser- 
menge verdünnt  und  Holz  in  diese  Flüssigkeit  eingelegt; 

Anilinblau  ebenso  behandelt  (hat  geringe  Haltbarkeit); 

70 — 95^  Blauspäne  mit  ^2  ^.^  at)gekochter  guter  Pottaschen-  oder  Buchen- 
holzaschenlauge in  einem  Messinggefässe  gekocht,  Brühe  durchgeseiht  und  mit 
33  g  zart  zerstossenem  Vitriol  versetzt ;  soll  der  Ton  kälter  und  feiner  werden, 
so  setzt  man  der  Flüssigkeit  noch  5 — 8  g  Grünspan  hinzu; 

130  ^  Lackmus  mit  4'/2  /  Kalkwasser  gekocht  und  Holz  damit 
bestrichen ; 

Anbeizung  mit  dünner  P^isenoxyd-  oder  Eisenchloridlösung,  darauf 
Behandlung  des  Holzes  mit  Blutlaugensalzlösung. 

6.  Für  Grün: 

Holz  erst  gelb  gebeizt,  dann  in  blaue  Beize  gelegt  —  oder  umgekehrt ; 
mit  Essig    abgeriebener    Grünspan    mit    Schwefelsäure    gekocht    (färbt 


Drittes  Capitcl.  Die  Hölzer.  413 

rothe  Farbe  und  werden  durch  eine  Krappabkochung  gleichförmig  kastanien- 
braun gefärbt.  Eine  Gummiguttilösung  verleiht  dem  Akazienholz  eine  dunkel- 
citronengelbe,  dem  Pappelholz  eine  wachsgelbe,  dem  Nussbaum-  und  Bim- 
baumholz  eine  schöne  braune  und  dem  Kastanienholz  eine  mahagoniartig 
rothbraune  Farbe.  Safranlösung  in  Wasser  färbt  Nussbaum-  unil  Bimbaumholz 
dunkler  als  Eschen-  und  Kastanienholz.  Alle  mit  Pottasche  zubereiteten  Beizen 
erblassen  stark,  alle  mit  Säuren  hergestellten  besitzen  dagegen  meistens  eine 
grosse  Haltbarkeit. 

Femer  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  sich  Lindenholz  und  Ahornholz 
mit  Theerfarbstoffen  weit  schöner  färben  lassen  als  Tannen-  und  Fichtenholz, 
dass  letzteres  sowie  Ahornholz  durch  eine  Lösung  von  doppeltchromsaurcm 
Kali  in  Wasser  eine  gelbe  Färbung  annehmen  und  dass  Eichenholz  durch 
diese  Beize  in  Folge  seines  Gerbstoffgehaltes  dunkelbraun  wird. 

Statt  billigen  inländischen  Hölzern  mittelst  Beizen  das  Ansehen  von 
kostbaren  ausländischen  zu  geben,  belegt  man  sie  mit  ganz  dünnen  (1 — 3  mm 
dicken)  Platten  (Foumierblättern),  welche  aus  2 — 8  m  langen  Bohlen  edlen 
Holzes  mittelst  Handsägen  (Foumiersägen)  oder  Fouraierschneidemaschinen 
geschnitten  oder  zur  Vermeidung  jeden  Verlustes  durch  Spanbildung  mit 
einem  breiten,  hobelartigen  Werkzeug  gespalten  oder  auf  einer  Drehbank 
mittelst  Messer  von  gleicher  Länge  wie  das  Holz  durch  einen  spiralförmigen 
Schnitt  in  Form  sehr  langer  Blätter  geschnitten  werden.  Im  letzteren  Falle 
muss  die  Holzfaser  vorher  durch  mehrstündiges  Kochen  erweicht  und  un- 
mittelbar nach  dem  Kochen  im  heissen  Zustande  verarbeitet  werden. 

Das  Fournieren  gewährt  gegenüber  dem  Beizen  den  Vortheil,  dass 
sich  die  Holzgegenstände  weniger  leicht  werfen;  ausserdem  besitzen  foumierte 
Gegenstände  stets  eine  grössere  Haltbarkeit  als  massive  von  derselben  Holzart. 
Zum  Fournieren  wählt  man  solche  Hölzer,  welche  sich  entweder  durch 
eine  schöne  Färbung  oder  durch  eine  prachtvolle  Zeichnung,  beziehungsweise 
Maserung  auszeichnen,  namentlich  Mahagoni-,  Palisander-,  Jakaranda-, 
Nussbaum-,  Eben-,  Rosen-,  Buchsbaum-,  Cedern-  und  Eichenholz 
und  als  Blindholz  solche  Hölzer,  die  sich  nach  dem  Trocknen  möglichst 
wenig  verziehen,  also  besonders  Linden-,  Pappel-  und  Tannenholz,  auch 
mit  Vortheil  astfreies,  schlichtes  Eichenholz,  weil  dasselbe  sehr  fest 
ist  und  den  Leim  gut  aufnimmt. 

Die  einzelnen  Fournierblätter  werden  auf  dem  Blindholz  so  neben- 
einander angeordnet,  dass  ihre  Adern  und  Flammen  hübsche,  symmetrische 
Zeichnungen  bilden;  zum  Fournieren  ovaler,  runder  und  vieleckiger  Flächen 
wählt  man  mit  Vorliebe  einen  Steni  aus  keilförmig  zugeschnittenen  Blättern, 
u.  s.  w. 

Die  Fournierblätter  werden  auf  ihrer  Unterfläche  mit  dem  Fournier- 
hobel  (Zahnhobel)  aufgerauht  (gezähnt\  damit  die  Leimung  besser  hält, 
und  vor  ihrer  Verwendung  gut  ausgetrocknet.  Um  ein  Krummziehen  der 
Blätter  beim  Trocknen  zu  verhüte»,  benutzt  man  —  namentlich  bei  sehr 
maserigen  Stücken  —  heissc  Zulagen,  zwischen  die  man  die  Blätter  legt. 

Sind  ebene  Flächen  zu  fournieren,  so  bestreicht  man  sie  gleichmässig 
mit  einem  nicht  zu  schwachen,  gleichmässig  starken  Leim,  legt  die  Fournier- 
blätter, welche  keinen  Leimanstrich  erhalten,  auf  und  presst  das  Ganze  fest 
zusammen,  indem  man  zuerst  die  in  der  Mitte  der  Tafel  angesetzte 
Leimzwinge    anzieht,    um    den    überflüssigen    Leim    nach    den    Kanten    hin 


414 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


zu  drängen.  Man  benutzt  beim  Pressen  Zulagen;  dieselben  dürfen 
keine  Feuchtigkeit  zur  Vermeidung  von  Blasenbildung  enthalten.  Handelt  es 
sich  um  das  Foumieren  schmaler  Flächen,  so  verwendet  man  zum  Pressen 
keine  Leimzwingen,  sondern  reibt  die  Foumierblätter  bis  zu  ihrem  festen 
Anhaften  auf  dem  Blindholz  mit  einem  angewärmten  Foumierhammer.  Um 
ein  Rissigwerden  gänzlich  zu  vermeiden,  empfiehlt  es  sich,  auf  das  Blind- 
holz erst  ein  Eichenholzfoumier  und  nach  dem  Trocknen  desselben  darüber 
das  werthvolle  Aussenfoumier  aufzuleimen. 

Bei  Karniessen  und  anderen  Gliedern  foumiert  man  jedes  zwischen 
zwei  Kanten  liegende  Glied  für  sich  und  benutzt  zum  Anpressen  eine  dem 
Glied  entsprechend  ausgekehlte  Zulage,  welche  dasselbe  wie  eine  Form  bedeckt. 
Das  Foumier  wird  auf  der  Oberseite  mit  starkem  Papier  beklebt,  auf  der 
Unterseite  mittelst  Hobel  gezahnt  (verdünnt),  um  es  recht  biegsam  zu  machen, 
dann  auf  das  geleimte  Blindholz  gelegt,  mit  der  Zulage  bedeckt  und  gepresst, 
indem  man  die  Leimzwingen  nach  und  nach  fester  schraubt.  Ist  das  Foumier 
getrocknet,  so  wäscht  man  das  aufgeklebte  Papier  mit  lauwarmem  Wasser  ab. 
Ein  anderes  Verfahren  besteht  darin,  dass  man  das  Blindholz  mit  Seife,  das 
Foumier  mit  Leim  bestreicht,  das  Ganze  zusammenpasst,  die  abgeputzte 
Fläche  des  Foumiers  mit  dünnem,  geleimtem  Papier  beklebt,  dann  das  Foumier 
vom  Blindholz  wieder  ablöst,  beide  Theile  reinigt  und  darauf  das  Foumier 
endgiltig  aufleimt.  (Siehe:  Mothes,  a.  a.  O.,  Bd.  II,  S.  367.) 

Säulen  und  andere  runde  Holzgegenstände  werden  mit  ver- 
dünnten Foumierblättem  belegt,  welche  eine  grössere  Fläche  besitzen,  als 
der  Umfang  erfordert.  Die  Blätter  werden  schwach  gekrümmt,  indem  man 
sie  mit  ihrer  Unterseite  über  ein  Feuer  von  Hobelspänen  hält,  dann  werden 
sie  auf  das  geleimte  Blindholz  gelegt,  mit  entsprechend  gestalteten  Zulagen 
bedeckt  und  gepresst  oder  mit  Schnüren  spiralförmig  umwunden,  wobei  man 
sich  oft  besonderer  Maschinen  (Fourniermaschinen)  bedient. 

Zum  Foumieren  benutzt  man  auch  Blätter  von  verschiedener  Farbe 
(bunte  Fournierung),  indem  man  aus  denselben  mittelst  Schnitzers  oder 
einer  scharfen  Reissahle,  eines  Stemmeisens,    einer  Laubsäge  oder  bei  kreis- 


Knie  bunte  Foumiening  erhält  man  auch  dadurch,  dass  man  zwei 
rschieden  gefärbte  Blätter  aufeinander  legt,  das  oberste  mit  Papier  beklebt, 
iif  dasselbe  das  gewünschte  Muster  aufpaust,  nach  der  Zeichnung  mittelst 
aubsäge  aus  freier  Hand  oder  mittelst  Decoupirsage  beide  Blätter  gleich- 
titig  ausschneidet  und  die  aus  dem  einen  Blaft  herausfallenden  Stücke  in 
lic  entsprechenden  Durchbrcchtmgen  des  anderen  einlegt;  man  erhält  auf 
Jiese  Weise  gleichzeitig  ^wei  verschiedene,  aber  vollständig  fertige  Muster 
ohne  wesentlichen  Stoflfverlust 

Mittelst  Holzmosaik    lassen  sich  auf  den  Holzplatten  u,  s.  w.  ausser 
>metrischen  Mustern  und  Ornamenten  auch  Figuren,  bildliche  Darstellungen, 
ifixe    I^nd Schäften,    Architekturen    u,  s.  w,    herstellen.     Berühmt    sind    die 
arbeiten  von  David  Röntgen  in  Neuwied  am  Rhein, 

Haben  alte  foumierte  HoUarbeitcn  Blasen  u.  s.  w.  erhalten,  so  dass  die 
Abnahme  der  Founiierblätter  erwünscht  erscheint,  so  wäscht  man  ihre  Ober- 
che  mit  kochend  heissem  Wasser  und  einem  groben  Tuch  sorgfältig  ab, 
rlrmt  sie  (z.  B.  mit  einem  Plätteisen),  reibt  sie  dann  mit  Leinöl  ab, 
rärmt  sie  nochmals,  damit  das  Oel  das  ganze  Foumier  durchdringe,  und 
löst  dann  das  Blatt  mit  aller  Vorsicht  ab;  hierauf  entfernt  man  den  alten 
rim  vom  Blindholz,  streicht  neuen  sehr  gl  eich  massig  auf.  legt  das  Blatt  wieder 
uf  und  presst  es  bis  zum   Festhaften. 

Diiime  Foumierblätter  benutzt  man  auch  zum  Bekleben  von  Bücher- 
lüeckeln,  sowie  zur  Herstellung  von  Besuchskarten,  Tapeten  (siehe  §  275}  u.  s.  w. 
Zu  den  eingelegten  Arbeiten  verwendet  man  auch  Gold,  Silber 
[und  andere  Metalle,  Perlmutter,  Schildplatt,  Elfenbein  (namentlich 
J«uf  Ebenholz),  schön  gefärbte  geschliffene  Steine  [me  z.  B,  Lasurstein  und 
lAlalachits  gefärbtes  Glas  u.  s.  w.  Die  Stücke  w^erden  in  entsprechend 
Igeiftalteie  Vertiefungen  eingedrückt  oder  eingeklopft  oder  mit  Hilfe  von  Leim, 
P'miss  u.  s.  w,  mit  den  HolzHächen  fest  verbunden. 

Verjiierungen  lassen  sich  auf  der  Holzoberfläcbe  durch  Einbrennen 
fügen;  entweder  benutzt  man  hierzu  erhitzte  eisenie  Formen,  die  man 
^i  das  Holz  presst,  so  dass  die  gebrannten  Stellen  mehr  oder  w^eniger 
^te'iisiv  braun  erscheinen,  und  hobelt  dann  die  Holzfläche  bis  zum  Ver- 
*^QMrindeu  der  Vertiefungen  ab,  so  dass  die  Figuren  wie  getuscht  aussehen, 
**»CT  man  verwendet  einen  glühenden,  mit  freier  Hand  über  die  Linien  der 
^^^^ezeichneten  Figuren,  Ornamente  u,  s,  w.  geführten,  aus  Platin  oder  Stahl 
gefertigten  Stift  (elektrischen  oder  Benzin-Brennsrift),  wobei  man  sich  mit 
|*^>nheil  des  Krempelhuber  sehen  Glühapparates  mit  Benzinfüllung  bedient, 
|üdcr  man  benutzt  die  von  Bernhard  Lui!w*ig  in  Wien  eigens  für  diesen 
JAWfck  construirte  Brennmaschine.  Man  nennt  diese  Kunst  Holzbrand- 
••■fhriik  <ji|tr  Pyrographic. 

:^  ill».  Holzwolle  und  Holzstoff  (Holzschliff  und  HolzcelluloseU 


Unter  Holzwolle  versteht  man  feine,  schmale,  gekräuselte  Hobelspäne, 

l^clcljc    in    bcMjnderen    Maschinen  —  z.  B.    in    der    Holzwollmaschine    der 

LMeiüscner      Eiscngiesserei      und      Maschinenbauanstalt     (vormals 

\\  L  II.  M  J a k o b i)  in  Meissen,  von  C  L.  P*  F 1  e c  k  S ö h  n  e  in  Berlin ,  von  A  n  t  h o n 

^Ohtie  in  Flensburg»  von  Kirchner  ^:  Comp*   in  Leipzig-Sellerhausen,  von 

'—    ]-:*    r    t'ebersdorf  (Böhmen)  u.  s,  w.  —   hergestellt  werden,    bei 


m 


Erster  Theil.  Die  HaupUtoffc. 


denen  das  Holz  gegen  ein  hin-  und  hergehendes  Messer  oder  gegen  eine 
mit  Messern  amiirte  rotirende  Scheibe  angedrückt  wird.  Die  Holzwolle  dienT 
als  Verpack ungS'  und  Polstcrstoff,  zum  Frottiren,  als  Viehstreu,  als  Verbawl- 
mittel  an  Stelle  der  Charpiewolle  u.  s.  w.,  und  gefärbt  zur  Herstellung  von 
Matten  sowie  zum   Flechten  von  ^Feppichen. 

Der  Holzstoff  (Holzzeug,  HolzschUfT,  Ccllulosc)    slclU    eine  aus  /.«* 
fasertem  Holz    bestehende    Masse    dar,    welche    hauptsächlich  in  der  Papier- 
fabrikation    als    Ersatzstoff   der    Hadernfaser    dient,    aber    auch    zu    antlereu, 
weiter  unten  angeführten  Zwecken  benutzt  wird.    Man  gewinnt    diese  Masse 
auf  mechanischem  otler  chemischem  Wege  aus  den  europäischen  Nadel- 
hölzern   Fichte,  Tanne,  Kiefer  und  Lärche)    sowie   aus    einigen  LaubhüUeni 
tnamentlieh  Espe  und  Erle,  seltener  Pappel,  Linde,  Birke  oder  Buche).  Von 
den  Nadelhölzern  eignet  sich  für  diese  Verarbeitung  am  besten  die    Fichte, 
von  den  Laubhölzem  die  Espe.  Nadelhölzer  liefern  einen  härteren,  gelblichcti, 
LaLibhölÄer  einen  weicheren,  weissUchen  Holzstoff.     Es  empfiehlt    sich,    heim 
mechanischen  Zerfasern  des  Holzes  nicht  zu  alte  Stämme  zu  verwenden,  weil 
deren  Hulzzellen    zu  stark    verhärtete    In cru Stationen    (Lignin)  besitzen,    aber 
auch  nicht  frisch  gefällte  Stämme  zu  benutzen,  weil  die  Incrustationen  leicht  deo 
Schleifstein  verschmieren.  Zweckmässig  wählt    man    Stamme   von   lU — *Jb  fm 
Durchmesser,    die   nach    dem    Fällen    mehrere    Monate   lang  gelagert  haben, 
und  solche  mit  schwammig  gewachsenem  Holz,  das  reich  an  reiner  Ccllulo»e 
und  arm  an  Incrustationen   ist. 

Man  entfernt  zunächst  von  den  Stämmen  die  Rinde,  wobei  man  sich 
zweigriffiger  Messer  oder  einer  Rinden  Schälmaschine  (z.  B.  der  von 
VV-,  Kapp  in  Düsseldorf  construirten)  bedient,  die  hauptsächlich  aus  ciocr 
sich  in  verticaler  Ebene  drehendai  sowie  mit  wenig  vorstehenden  Messern 
besetzten  Scheibe  und  einem  flachen  Tische  oder  geriffehen  Walzen  besrehi, 
auf  denen  der  Stamm  den  mit  geraden  oder  gekrümmten  Schneitlen  vei^ 
sehenen  Messern  entgegengeführt  wird.  Hierauf  zertheilt  man  den  Stamm 
mittelst  Pendel-  oder  Kreissäge  in  der  Breite  des  Schleifsteines  in  entsi^rechend 
lange  Stücke,  beseitigt  durch  Herausbohren  oder  Herausschlagen  die  Acste, 
sowie  die  kranken  und  faulenden  Theile  und  spaltet  die  Stücke  in  Richtung 
der  Fasern  entweder  mit  von  Hand  geführtem  Messer  oder  mittelst  einer 
Holzspalt-  oder  Hackmaschine,  die  aus  einem  Gusseisengestell  besteht, 
an  welchem  in  verticaler  Richtung  ein  am  unteren  Ende  mit  scharfen  Messen) 
ausgestatteter  Schlitten  durch  Kurbel  und  Kurbelstange  auf  und  nieder  be- 
bewegt  wird,  wobei  er  das  auf  dem  Tisch  des  Gestelles  ruhende  Hob 
spaltet.  Das  zerkleinerte  Holz  wird  nunmehr  auf  einem^  mit  einer  Umfangs- 
geschwindigkeit von  höchstens  In  m  in  wagrechter  Ebene  auf  senkrechter 
Achse  oder  in  senkrechter  El>ene  auf  wagrechter  Achse  rotirenden  und  aus  grobem, 
gleichförmigem  Sandstein  bestehentlen  Schleifstein  von  mindestens  1*3  m 
Durchmesser  und  rrö  m  Dicke  geschliffen,  indem  man  es  mittelst  mechanischer 
Vorrichtungen  ununtcrl>rochen  an  diesen  Stein  so  andruckt,  dass  seine  Fasern 
parallel  zur  Achse  liegen,  und  durch  kräftiges  Bespritzen  mit  Wasser  oder 
dadurch,  dass  man  den  horizontal  angeordneten  Stein  unter  Wasser  sctct 
und  also  das  Zerfasern  unter  Wasser  vornimmt,  eine  Verunreinigimg  der 
Sehleifflüche  des  Steines  durch  Holzfasern  vcrhhiderL  Zum  Zerfasern  benutzt 
man  auch  eigens  construirte  Holzschliff-  oder  DefibrcurmaschineTi, 
z.  B.  die  nach  dem  System  Vdltcr  erbaute. 


Drittes  Capilet«  Die  Hölzer« 


41T 


Von  dem  Schleifstein  oder  der  M.ischine  fliessen  die  mit  Wasser  ge- 
mengten Holzfasern  dem  Sortirapparat  (Epurateur)  zu,  in  welchem  die  un- 
gleich grossen  Theile  von  einander  getrennt  werden.  Man  benutzt  hierzu 
entweder  cylinderförmige  und  um  eine  Achse  rotirende  Siebe  (Dreh-  oder 
Cy  linder  siebe)  oder  mit  Schüttel  Vorrichtung  versehene  und  in  Rahmen 
angeordnete  Siebflächen  (Rahmen-  oder  Schüttelsiebe),  welche  Draht- 
gewebe mit  dinglichen  Maschenoffnungen  besitzen.  Gewohnlich  sortirt  man  die 
Holzfasern  in  sechs  Numnieni  und  erhält  dann :  Splitter,  zu  grobe  Fasern, 
grobe,  feine  und  feinste  Fasern  und  unbrauchbares  Holzpulver.  Zu  benutzen 
sind  nur  die  groben,  fenien  und  feinsten  Fasern;  erstere  werden  weiter  zer- 
fasert, und  zwar  im  Raffineur,  der  ehie  Art  Mahlgang  mit  zwei  scharfen, 
übereinander  gelegten  Steinen  darstellt,  dessen  oberer  Stein  rotirt,  während 
der  untere  festliegt. 

Die  Hokfasern  werden,  sofern  sie  die  erforderliche  Feinheit  besitzen, 
den  übrigen  Nacharbeiten  zugeführtp  welche  aus  dem  Entwässern  und 
Bleichen  der  Masse  bestehen.  Die  Entwässerung  der  Masse  wird  in  der 
Regel  nur  soweit  vorgenommen,  dass  ilas  Holzzeug  noch  etwa  40 — tiO^Vo 
F'euchtigkeit  enthält.  Man  benutzt  hierzu  entweder  hydraulische  oder  Spinilel- 
pres&en  oder  Cylinder-  und  Langsiebmaschinen  oder  Schleudermaschinen 
oder  Abtropfkästen  und  erhält  dadurch  entweder  sogenannten  gepressten 
Kuchen  oder  Pappe  oder  Schabstoff.  Eine  weitergehende  Entwässerung 
ifmpfiehh  sich  nicht,  weil  darm  —  besonders  bei  Verwendung  von  Nadel- 
höizcm  —  das  Harz  die  Fasern  so  stark  zusammenklebt,  dass  euie  s[iätere 
Trennung  der  Faseni  grosse  Schwierigkeiten  bereitet.  Das  Bleichen  des 
Holzzeuges  erfolgt  durch  liehantüung  mit  doppeltschwetligsaurem  Kalk  oder 
doppeltschweßigsaurem  Natron. 

Bei  diesem  mechanischen  Process  werden  die  dem  Holze  die 
estigkeir  und  Härte  verleihenden  Incnistatitmen  der  Holzzellen  fast  gar 
nicht  angegriffen,  daher  besitzt  der  auf  diesem  Wege  erzeugte  Holzstoff 
Sprödigkeit  und  kann  deswegen  all  ein  lur  Papier  fabrikation  nicht  benutzt 
werden,  denn  das  aus  ihm  hergestellte  Papier  würde  keine  grosse  Haltbarkeit 
besitzen.  Beim  chemischen  Process  dagegen  werden  diese  Incruslationen, 
auch  Harz,  ätherisches  Üel  u.  s.  w.  beseitigt,  sowie  clie  Holzfascni  freigelegt 
und  man  erhält  sehr  lange,  elastische,  leicht  vtrhlzungsfähige  Fasern,  die 
ohne  Lumpenzusatz  zu  Papier  verarbeitet  werden  können.  Der  chemische 
Procc-ss  liefert  also  einen  werthvoUeren  Holzstoff;  derselbe  wird  Holze  eil  u- 
lose  genannt,  während  der  auf  mechanischem  Wege  gewonnene  gewöhnlich 
mit  dem   Namen  Holzschliff  bezeichnet  wird. 

Beim  chemischen  Verfahren  werden  die  auf  dieselbe  >Veise,  wie  oben 
beschrieben  wurde,  zerkleinerten  Holzstücke  (^dicken  Späne)  entweder  in  Aetz- 
natronlauge  von  12^  B,  in  eisernen  Cy lindem  gekocht,  wobei  man  dann  die 
sogenannte  Natronceüulose  erhält,  oder  man  kocht  (nach  dem  Verfahren 
von  Tilghman  in  Nurdamerika  oder  von  R.  u.  A.  Mitscherlich  in 
Deutschland)  die  Späne  in  Lauge  von  schwefligsaurem  und  in  schwefliger 
Saure  gelöstem  Kalk  oder  Magnesia  (Calciumbisulfitlösung  oder  Mag- 
nesiumbisultitlösung)  in  grossen  Kochkesseln,  wobei  sogenannte  Sulfitcellu- 
lose  oder  Sulfitstoff  entsteht,  oder  man  benutzt  eine  Calcium-Magnesium-Sulfit- 
lösung  oder  auch  verflüssigtes  Schwefligsäureanhydnd. 

Kräder,  Handbuch  der  ÜAu&tofHebrr.  27 


418 


Erster  Theil,  Die  HanpUtoffe« 


Das  Kochen  erfolgt  unter  einem  Druck  von  4 — 8  Atmosphären  und 
erfordert  eine  «lange  Zeit^  deren  Dauer  vom  Inhalt  des  Kochgefässes  ab- 
hängt. Nach  dem  Kochen  wird  der  bräunlich  gefärbt  erscheinende  weiche 
Holzstoff  im  Holländer  gewaschen  und  soweit  aufgelöst,  dass  man  ihn  auf 
einer  Cylinder-  oder  Langsiebmaschine  in  Pappe  umwandeln  kann.  Häufig 
wird  die  HolzceUulose  auch  vor  ihrer  Verwendung  wie  der  Holzschliff  noch 
weiter  gebleicht. 

Verwendungen  des  Holzstoffes. 

1.  Herstellung  von  Papier  und  Papiermache.  Holzstoffhaltiges 
Papier  wird  unter  der  Einwirkung  der  Luft  und  des  Sonnenlichtes  leicht 
gelb  und  brüchig. 

2?.  Künstliches  Holz, 

ij)  Verfahren  von  Wiederhold. 

Getrocknetes  Holzzeug  wird  mit  einer  dünnen  Leimlösung  getränkt 
oder  selbst  aus  einer  Leimlösung  gepresst.  Die  gepressten  Gegenstände  er- 
halten nach  dem  Trocknen  einen  Anstrich  mit  besonders  dick  eingekochtem 
Leinölümiss,  der  heiss  aufgetragen  wird.  Durch  mehrrr.alige  Wiederholung 
dieses  Anstriches  weiden  die  Gegenstände  wasserdicht.  Man  kann  sie  nach 
dem  Trocknen  schleifen  und  poliren  oder  mit  Oelfarben  bestreichen  und 
dann  lackiren.  Die  Masse  lässt  sich  auch  beliebig  färben  ;  das  Beizen  ist  jedoch 
vor  der  Imprägnirung  mit  Leinölfirnis s,  am  besten  sogar  vor  dem  Pressen 
in  die  Fonnen  vorzunehmen. 

&)  Verfahren  von  Grünert 

Gefärbtes  Holzzeug  (Holzschliff  oder  Holzcellulose)  wird  mit  S^rup  oder 
Glycerin»  auch  mit  Wasserglas,  wenn  das  künstliche  Holz  Wasserdichtigkeit 
besitzen  soll,  und  mit  Leim  oder  Fimiss  vermengt,  so  dass  eine  consistente 
Masse  entsteht.  Letztere  wird  in  Formen  gepresst,  die  aus  einzelnen,  der 
Zeichnung  entsprechenden  Abtheilungen  bestehen,  deren  jede  mit  einer  anders 
gefärbten  Masse  gefüllt  wird.  Hierauf  wird  die  gepresste  Masse  aus  der 
Form  heraus  in  einen  Umfassungsrahmen  gestossen,  und  es  werden  die 
schmalen,  die  Massentheiie  trennenden  Furchen  durch  Breitdrücken  der 
Masse  mittelst  starker  hydraulischer  Presse  ausgefüllt,  so  dass  eine  zusammen- 
hängende  Platte  entsteht. 

r)  Verfahren  von  B.  Harras  in  Bohlen, 

Gewöhnliche  Holzcellulose  wird  mit  Wasser  behandelt  und,  nachdem 
das  letztere  zum  Abtropfen  gebracht  ist,  mit  Stärke  oder  einem  kleberreichen 
Mehl  (z.  B.  Weizenmehl)  innig  vermengt  und  hierauf  gekocht.  Ks  entsteht  dadurch 
eine  zähe  und  faserige  Klebemasse.  Dieselbe  wird  nun  mit  einer  gleich 
grossen  Menge  Sägespäne  vermischt,  darauf  in  eiserne  oder  stählerne  Formen 
oder  solche  aus  Rothguss,  die  auf  etwa  120^  C.  erwärmt  sind,  geschüttet, 
sodann  mit  einem  Druck  von  etwa  700  J^g  für  das  Quadratcentimeter  t^also 
mittelst  hydrauhscher  Presse)  comprimirt,  hierauf  heiss  ans  der  Form  heraus- 
genommen und  endlich  langsam  abgekühlt.  Auf  diese  W^eise  erhält  mau 
einen  «lern  Holz  ähnlichen,  elastischen,  mit  der  Zeit  knochenhart  werdenden 
Stoff,  welcher  sich  wie  Holz  bearbeiten»  auch  färben,  poliren,  leimen  u.  s.  w. 
und  mit  einem  Foumier  aus  Naturholz  überziehen  lässt. 

«/)  Anderes  Verfahren* 

Das  Holzzeug  wird   mit    Thon,    Gyps,   Leinsamenpulver,    Blut  u*  s. 
vermischt,  in  warme  Metallformcn  geschüttet^  gepresst  und  langsam  abgekl) 


Drittes  C^pUcl.  Die  Hoher. 


419 


Aus  solchem  künstlichen  Holz  lassen  sich  einfache  und  gegliederte 
»ten,  Eckverzierungen,  Schlilsselschilder,  Reliefs,  Capitäle,  Köpfe,  reich 
mentirte  Aufsätze,  Spiegel-  und  Bilderrahmen,  Uhrgehäuse,  Nippsachen, 
tfnucksachen  u.  s,  w,  herstellen. 

3.  Holzfilzplatten,  aus  Holzschliff  (auch  gemengt  mit  Holzcellulose) 
gestellte  Platten  mit  lockerem  Gefüge,  welche  als  Bierglasuntersätze  und 
h  als  schlechte  WärmeWiter  vielfach  verwendet  werden. 

4*  Holz  pappe»    entweder   ganz    aus  (gewöhnlich  braunem)   Holzschliff 

aus  solchem  und  Holzcellulose  hergestellt  Sie  besitzt  eine  Verhältnisse 
isig  geringe  Feütigkeit;  —  u.  s.  w. 

§  läO.  Verschiedenes  (Holzersatzstoffe), 

Zur  Herstellung  von  künstlichem  Holz  benutzt  man  neben  dem 
zzeug  hauptsächlich  Sägespäne  oder  Sägemehl,  das  mit  irgend  einem 
demittel  versehen  und  in  Formen  gepresst  wird.  Von  den  vielen, 
tens  durch  Patent  geschützten  Verfahren  mögen  hier  einige  kurz  be- 
tKhen  werden,  die  sich  gut  bewährt  haben  sollen. 

1,  Terracottaholz  von  Gillmann  (amerikanisches  Patent). 
1 — 3  Theile  Sägespäne  harzreicher  Hölzer  werden  mit  1  Theil  ge* 
ämmtem  Caolin  vermischt,  die  Mischung  wird  mit  Wasser  angerührt  und 
II  in  Stahlcy linder  geschüttet,  hierauf  mit  Stahlstempeln  zu  Blöcken  ge- 
Dt,  sodann  in  einem  Trockenofen  getrocknet  und  endlich  in  einem  Brenn- 
bis  zur  Weissglühhitze  gebrannt.  Die  Blöcke  lassen  sich  wie  NaturhoU  be- 
bten und  besitzen  vor  demselben  den  Vorzug  grösserer  VViderstandsfähig- 
und  ziemlicher  Feuerbeständigkeit, 
^  2*  Künstliches  Holz  iBois  durci).  Diese  bildsame,  widerstandsfähige 
Hft|>esteht  aus  fein  pulverisirten  Sägespänen  harzreicher  Holzarten  und 
JpBindemittel  aus  Blutalbumin,  Leimlösung  oder  anderen  Klehestoffen, 
Mischung  wird  in  angewärmte,  zumeist  gravirte  Metallformcn  geschüttet 
in  denselben  mittelst  starker  hydraulischer  Pressen  comprimirt.  Die  ge- 
ten  Gegenstände  lassen  sich  wie  Naturholz  bearbeiten,  sägen,  schneiden, 
ren,  leimen,  poliren,  lackiren,  vergolden,  bronziren  u.  s.  w.,  widerstehen  gut 
W;irme,  so  das»  man  sie  ohne  Schaden  auf  heisse  Eisenplatten  legen 
I,  und  bilden  bis  zu  einem  gewissen  Grade  einen  Ersatz  für  theure  Holz- 
ilzereien.  Man  fertigt  aus  der  Masse  Reliefverzierungen  aller  Art, 
Iratbildnisse,  Luxusgegenstände,  Möbel,  Spiegel-  und  Bilderrahmen,  Album- 
d  u.  s,  w.  und  bekleidet  sie  auch  häufig  mit  einem  P'oumier  aus  Natur- 
L  Hervorragend  sind  die  aus  dieser  Masse  hergestellten  Gegenstände 
Firma  M,  G.  Junge  in  Berlin. 

3.  Holzcement  oder  Sciffarin. 
,    Der  Hölzcement  besteht  aus  einer  Mischung  von  Sägespänen,  Hanffascm, 
ftnchi,  Gallerte  und  Mineralstoflfcn.    Man  benutzt  diese  Masse  zur  Her- 
ung  von  LuxusgegenstäTuien, 
4*  Kunstebenholzmasite  von  Gottschalk. 

Feingesiebte  Sägespäne  harter  Holzarten    werden    mit    einer   Beize   aus 
icilen  Ulnuholzcxtract,  10  Thcilen  Wasser  und  V|  Theil  Alaun  10  Stunden 
gekocht,  dann  in  ein  Bad  aus  Ib  Theilen  Wasser  und   l  Theil  Kupfer- 
0l    gelegt    und     iJi    ilcmsclben  ü  Stunden    lang    liegen   gelassen,    hierauf 

27* 


u^£L. 


im 


Erster  Thcil.  Die  Hauptstöße. 


getrocknet,  mit  Bkitalbumin  vermischt  und  endlich  in  erhitzten  Metatlformen 
mittelst  Schlagpressen  cornjirimirt. 

b,  Rlc tz ins ki sehe  Holzpaste, 

lOli  Gewichtstheile  Sägemehl  (am  besten  von  weichen  Holzarten)  werden 
mit  einer  Auflösung  von  100  Gewichtstheilen  schwefelsaurer  Thonerde  und 
der  nothwendigen  VVassernicngc  tüchtig  gekocht,  nach  dem  Erkalten  mit 
einer  aus  50  Theileu  Leim  und  100  Theilen  Wasser  durch  Sieden  erhaltenen 
Losung  sorgfältigst  gemischt,  innig  durchgeknetet,  in  Pressmatten  gerollt  und 
unter  Anwendung  eines  möglichst  starken  Druckes  gepresst.  Die  anfangs 
leicht  zerbrechlichen  gepressten  Gegenstände  erreichen  an  der  Luft  allmälig 
eine  grosse  Festigkeit.  Sobald  sie  fest  genug  geworden  sind,  bestreicht  man 
sie  3-  bis  nmal  mit  einer  fiinfprocentigen  Pottaschenauflösung  (in  Wa^sser) 
und  Irocknet  sie  alsdann,  l^m  farbige  Gegenstände  zu  erhalten,  werden  der 
schwefelsaureti  Thonerde  beliebige  Farbstoffe  zugesetzt.  Die  Thonerde  tnacht 
die  Masse  wasserdicht,    währetul    ^ler    Leim    ihr  grosse    Bildsamkeit    verleiht. 

0.  Parketttafeln  von  M,  Hurtig  in  Berlin. 

b — 'M^  /  feine  Sägespäne  beliebiger  Holzarten  werden  mit  ij'l — 0*5  / 
concentrirter  Losung  einer  beliebig  zusammengesetzten  Fettseife  getränkt, 
dann  gut  getrocknet,  hierauf  mit  Kalkmilch  \^gelöschtem  Kalk  und  Wasser) 
behandelt,  nochmals  getrocknet,  sodann  mit  3- — 8  /  einer  Mischung  aus 
Casein  und  gebranntem,  ati  der  Luft  zerfallenem  Kalk  vermengt  uml  endlich 
an  der  Luft  getroeknel.  Diese  Masse  eignet  sich  zur  Herstellung  von 
Flachreliefs.  Für  Hochreliefs  nimmt  man  10—30  /  der  fertigen,  be- 
ziehungsweise hydraulisirten  Sägespäne  und  fügt  denselben  eine  aus  Ih  bis 
40  /  zerstampften  und  zerriebet\en,  in  der  Schale  gedämpften  Kartoffeln, 
1 — 5  /  Infusorienerde  und  0'5 — 2  b  l  gemahlenem  Burgunderharz  bestehende 
Mischung  hinzu.  Mati  erhält  dann  einen  biegsameren,  leichteren  und  anfäng* 
lieh  nachgiebigeren  Stoff,  der  selbst  bei  V'erwendung  stärker  erhitzter 
Metall fonnen  hell  bleibt  und  daher  mit  Metallfarben  sich  beliebig  färben  lässt. 

Das  Sägespänepulver  wird  imn  in  heissen  Formen  mittelst  Druckes 
einer  hydraulischen  Presse  zu  einem  festen  Körper  vereinigt.  Will  man 
letzteren  mit  einem  I^'ournter  aus  Naturholz  bekleiden,  so  bestreicht  man  ihn 
mit    einer    heissen    Mischung    aus    2  Gewichtstheilen    aufgetjuollenem    Leim, 

1  Gewichislheii  Leinöltirniss  und  1  Gewichistheil  in  W  eingeisl,  dem  D'öGewichts- 
theil  Terpentin  zugesetzt  ist,  aufgelöstem  Colophonium,  die  durch  Zus;immen- 
schmelzen  dieser  Stoffe  im  Wasserbade  erhaltet^  wird.  Dieser  Anstrich  er- 
härtet   zu    einer    festen    Kruste*    Das   Foumierblatt  wird    in    ein    Bad    aus 

2  Theilerj  concentrirter  Schw^efelsäure  und  1  Theil  Wasser  gelegt,  nach 
vollständiger  Durchtränkung  mit  theser  Flüssigkeit  mit  reinem  Wasser 
ausgewaschen,  abgespült,  getrocknet,  dann  auf  den  geformten  imd  bestrichenen 
Körper  aufgelegt  und  mit  demselben  in  der  fniheren,  nnrliinnk  erwarmUn 
Form  gepresst. 

7.  Kunstholz  von  M.  E.  Villeroy  in  Schrambeit:, 
Feinfaserige  Holzwolle  wird  mit  einem  Bindemittel  vermischt,  in  ent- 
sprechend gestaltete  Formen  geschütlel,  in  denselben  unter  Anwendung  hohen 
Druckes  gepresst,  getrocknet  und  nochmals  gciircsst,  wobei  man  einen 
möglichst  starken  Druck  ausübt.  Hierdurch  wird  die  Masse  so  fest^  dass 
man  sie  at)drehen  und  beliebig  bearbeiten  kann;  sie  soll  auch  grosse  Wider- 
standsfähigkeit gegen  Hitze  und  Nässe  besitzen  und  sich  zur  Herstellung  von 


Drittes  Capitel.  Die  Hölzer.  421 

Walzen,    Verzierungen    aller    Art,    Ornamenten,    Nachahmungen    von    Holz- 
schnitzereien gut  eignen. 

8.  Holzmasse  für  plastische  Verzierungen. 

J.  Höfer  (Fabrikation  künstlicher  plastischer  Massen,  Wien  1887)  und 
E.  Hubbar d  (Verwerthung  von  Holzabfällen,  Wien  1887)  theilen  folgende 
vier,  zur  Herstellung  plastischer  Verzierungen  aus  künstlichem  Holz  bewährte 
Verfahren  mit: 

a)  Sägespäne  weicher  Hölzer  werden  mit  Leimlösung  und  Wasserglas 
gekocht  und  denselben  noch  nachträglich  so  viele  Sägespäne  innig  bei- 
gemengt, dass  eine  teigartige,  geschmeidige  Masse  entsteht.  Diese  wird  zwischen 
Eisenplatten  gepresst,  getrocknet,  geschliffen  und,  wenn  man  sie  zu  Fuss- 
bodenbelägen  u.  s.  w.  verwenden  will,  gefärbt.  Man  erhält  auf  diese  Weise 
beliebig  grosse  und  dicke  Platten  von  grosser  Festigkeit  und  Widerstands- 
fähigkeit gegen  Nässe. 

b)  7  kg  feingesiebte  Sägespäne  werden  mit  1  kg  gepulvertem  Colo- 
phonium  vermischt,  die  Masse  wird  auf  eine  mit  Papier  belegte  Eisenplatte 
gelegt,  welche  mit  einem  der  Dicke  der  anzufertigenden  Tafel  entsprechend 
hohen  Rand  versehen  ist,  dann  mit  Papier  bedeckt,  darüber  eine  heisse 
Platte  gelegt  und  das  Ganze  mittelst  hydraulischer  Presse  einem  hohen 
Druck  ausgesetzt. 

c)  Scharf  getrocknete,  gesiebte  Sägespäne  werden  in  kochend  heisser 
Leimlösung  aus  5  kg  gutem,  hellem  Leim,  1  kg  Hausenblase  und  Wasser 
mit  oder  ohne  Zusatz  von  etwas  Tragant  oder  Kreidepulver  zu  einer 
genügend  consistenten  Masse  verarbeitet,  dann  in  Metall-,  Gyps-,  Schwefel- 
u.  s.  w.  Formen  nach  gehöriger  EinÖlung  derselben  eingefüllt,  mit  einer 
grösseren  Platte  bedeckt  und  dadurch  gepresst,  dass  man  diese  Platte  noch 
beschwert.  Die  gepresste  Masse  ist  langsam  zu  trocknen  und  dann  gegen 
Werfen  und  Krummziehen  gesichert,  dagegen  vermag  sie  Feuchtigkeit  nicht 
zu  ertragen.  Um  recht  gute  Platten  zu  erhalten,  wird  die  gepresste  Masse 
mit  einem  breiten  und  dünnen  Messer  nachgeschnitten  und  geebnet.  Wiegen 
des  starken  Zusammenziehens  der  Masse  erhalten  die  Gegenstände  keine 
scharfen  Contouren;  man  kann  sie  aber  lackiren,  vergolden  u.  s.  w.  und 
überhaupt  wie  aus  Holz  geschnittene  Verzierungen  behandeln. 

d)  10  Theile  feine  Sägespäne,  1  Theil  Gyps,  10  Theile  Leim  (in 
Wasser  geschmolzen),  4  Theile  gemahlene  Bleiglätte  und  8  Theile  Bleiweiss 
w^erden  innig  miteinander  vermengt,  dann  wird  diese  Mischung  in  zwei- 
theilige, eingeölte  Formen  geschüttet  und  nach  dem  Erkalten  herausgenommen. 
Hierauf  kann  man  sie  mit  Oelfarbe  anstreichen  oder  vergolden,  auch  bronziren 
u.  s.  w.  Man  benutzt  diese  Masse  hauptsächlich  zur  Herstellung  von  Bilder 
und  Spiegelrahmen. 

Ueber  die  Herstellung  von  Holzersatzstoffen  findet  man  ausser  in  den 
beiden  oben  genannten  Büchern  auch  noch  in  dem  Werke  von  Dr.  Theod. 
Koller:  »Künstliche  Baumaterialien,  ihre  Herstellung  und  Verwendung«: 
(Frankfurt  a.  M.  1894)  weitere  Recepte  mitgetheilt. 

Das  Xylolith  (Steinholz)  ist  im  §  98  näher  beschrieben  worden. 


Erster  Thel!*  Die  Hauptstöße. 


£•  Mittel  gegen  Schwinden,  Quellen,  Faulniss,  Wurmfrass,  Schwamm 

und  Entflammung.*) 

§  151.  Mittel  gegen  Schwinden  und  Quellen. 

Um  das  Arbeiten  des  Holzes  auf  ein  möglichst  geringes  Maass  zu 
beschränken,  das  Werfen  und  Reissen  zu  verhindern,  hat  man  verschiedene 
Mittel  in  Vorschlag  gebracht,  durch  welche  entweder  die  Ursache  des 
Schwindens  und  Quellens  beseitigt  oder  die  Wirkung  *iieser  Ursache  gcwalt- 
San«  verhindert  werden  soll.  Diese,  bald  mit  grösserem,  bald  mit  geringerem 
Erfolge  angewendeten  Mittel  sind:  eine  zweckmässige  Austrocknung  dca 
Holnes,  ein  äusserer  Schutz  gegen  Feuchtigkeit,  ein  Entfernen  der  die 
Feuchtigkeit  beglinstigenden  Stoffe  und  eine  zweckmässige  Bearbeitimg,  Ver- 
wendung, Verbindung,  Theilung  des  Holzes  unter  Berücksichtigung  der 
Langen-    und  Querrichtung,    der  Spiegelfasem,  des  Kernes  und  des  Splintes. 

1.  Austrocknen.  Der  Feuchtigkeitsgrad  des  Holzes  richtet  sich  nach 
dem  der  Luft,  welche  das  Holz  umgiebt.  Wird  daher  das  Holz  vor  seiner 
Venvendung  soweit  getrocknet,  dass  seine  Feuchtigkeit  dem  der  Luftfeuchtigkeit 
entsj)richt,  so  wird  das  Schwinden  und  Quellen  sich  innerhalb  einer  gewissen 
Grenze  halten  lassen.  Das  Austrocknen  darf  zur  Vermeidung  von  Risse- 
bildungen nicht  TM  rasch  und  nicht  zu  ungleichmassig  erfolgen;  es  ist  aber 
auch  nicht  zu  langsam  vorzunehmen,  damit  das  Holz  nicht  stockig  und 
schimmelig  wird.  Empfohlen  wird,  den  Raum  stamm  vor  dem  Fällen  im  Früh- 
jahre von  den  Aesten  bis  zu  den  A\'urzeln  ganz  zu  entrinden  oder  die 
Rinde  von  ihm  nur  theil weise,  am  besten  in  spiralförmigen  Gängen,  abzu- 
lösen und  so  den  Baum  bis  zur  Fällzeit  (bis  zum  Winter)  stehen  zu  lassen- 
Wirksamer  ist  eine  Austrocknung  des  gefällten  und  ganz  oder  theilweise 
entrindeten  Stammes  an  der  Luft.  Hierbei  wird  zur  Verhütung  von  Kera- 
rissen  die  Hirnseite  mit  Papier  beklebt  oder  mit  Oelfarbe,  Theer,  Firniss 
u.  s.  w.  bestrichen.  Da  sich  dünne  Stücke  weit  schneller  und  gleichmässigcr 
austrocknen  lassen  als  dicke»  so  empfiehlt  es  sich,  den  gefällten  Stamm  in 
möglichst  dünne,  der  späteren  Verwendung  des  Holzes  jedoch  entsprechende 
Stücke  zu  theilen  und  dieselben,  damit  sie  die  Luft  allseitig  bestreichen 
kann,  durch  Unterlagen  (Zwischenstücke)  von  einander  zu  trennen,  sowie  vor 
Berührung  mit  der  Erde  zu  schützen,  femer  über  dem  Stupel  ein  Schutxdach 
anzuordnen  und  den  ganzen  Stoss  von  Zeit  zu  Zeit  und  namentlich  bei  an- 
haltend feuchter  Witterung  umzusetzen,  damit  auch  die  früher  versteckt 
gelegenen  Holztheilc  dem  Luftzuge  ausgesetzt  werden*  Die  Benutzimg  von 
besonderen  Trockenschuppen,  die  nach  Art  der  zum  Trocknen  von  Thon- 
waaren  dienenden  construirt  werden,  wird  nur  in  besonderen  Fällen  noth- 
wendig  sein. 

Da  das  Austrocknen  des  Holzes  au  der  Luft  Monate,  mitunter  auch 
Jahre    erfordert,    so    wird    man,    um   Zeit     und     Zinsen     zu    ersparen,    eine 

♦)  Mit  Benutjtung  von:  Dl n gier* s  »Pölytechaischcöi  Joum*!».  —  Bureach, 
«Schutx  des  Holxcs  gegen  Ftiultiiss«,  Ü,  Aufl.,  Dreftdcn  1880.  -*  Hcinifierling,  »Con* 
%ervirung  des  HdUxs«.  Halle  1885.  —  Gottgeircu,  »Baumalcrultcn«,  B<t  l,  S.  400  ff*» 
:l  Aufl..  Berlin  188C).  —  I.angrc  *Das  Uoh  als  Bauraaterml-,  S.  155  m,  Holi* 
minden  1879.  —  O.  Luegcr,  »I.exikon  der  gedämmten  Technik  und  ihrer  Hilfswisücn- 
Schäften»,  Bd.  \%  S,  '220  ff,,  Sluttgarl  1807,  —  K.  Hoycr.  »Mcchaniscbe  Technologie«, 
J,  Aufl..  Bd.  I.  S.  42-4(1  und  4?5-478,  Wiesbaden  1888,  —  «.  i.  w. 


Drittes  Capitel.  Die  Holten 


423 


In  Stil  che  Äusirocknung  iii  geeigneten  Apparaten  vorziehen  müssen, 
leinere  Stücke  kann  man  durch  Umhüllung  mit  bis  auf  etw^a  65'^  C  er- 
öirmtem  Sand  oder  auf  einem  Stubenofen  oder  in  einem  Küchenherd 
trocknen,  bei  grösseren  benutzt  man  luftdicht  verschliessbare  Eisengefässe, 
welche  mit  einem  Dampfmantel  umgeben  und  allmälig  bis  auf  100**  C 
erhitzt  werden,  auch  mit  einer  Luftpumpe  (mit  50—75  mm  Vacuum)  aus- 
Bstattet  werden,  um  die  Wasser\' er  dunstung  zu  beschleunigen.  Auch  eiserne 
I^Under,  in  die  man  überhitzten  Dampf  eintreten  lässt»  werden  zum  künst- 
chen Austrocknen  —  zum  Dörren  des  Holzes  —  benutzt.  Von  den 
slcn»  für  diesen  Zweck  empfohlenen  Trockenapparaten  mögen  hier  kurz 
«rähnt  werden:  die  R.  Napier'sche  Trockenkammer,  in  welcher  das  Holz 
den  Verbrennungsgasen  unmittelbar  in  Berührung  kommt,  —  der 
chwitzkasten  von  A,  Brommler  in  Memmingen,  welcher  einen  gemauerten 
ier  aus  Thonröhren  gebildeten,  von  der  Feuerung  durch  den  Trockenraum 
ad  zurück  bis  zum  Schornstein  geführten  Heizcanal  besitzt,  —  der 
iibert'sche  Trockenapparat,  bei  welchem  erwärmte  Luft  über  das  Holz 
reicht,  —  der  Zappert'sche  Apparat,  in  dem  das  Holz  mit  auf  HÜ**  C 
rarmter  Luft  behandelt  wird,  welche  ein  Exhaustor  durch  den  Trocken- 
am  saugt,  und  weiter  täglich  dreimal  15—20  Minuten  lang  gedämpft 
- —  der  Apparat  der  Haskin  Wood  Vulcanising  Company,  ein 
liedeisenier  Kessel,  in  welchem  das  Holz  zunächst  einem  Druck  von 
-14  Atmosphären  ausgesetzt,  dann  mittelst  Dampfschlangen  auf  120  bis 
(-'.  erhitzt  wird,  wodurch  seine  Druckfestigkeit  um  2t3'3%,  seine  Zug- 
tigkeit  um  *?1  '*'  vergrössert  und  durch  den  Druck  ein  Reissen  verhütet 
erden  soll. 

Um    da->f    Tuinc    dem    Boden    der  Trockenkammer    liegende    Holz    vor 
Hasse    diu^ch    niederschlagende  Wasserdämpfc    zu    schützen,    muss    für    den 
!>thigen  Luftzug    gesorgt    werden ;    ferner    ist    eine  regelbare  Heizung  einzu- 
chten,  damit  das  Austrocknen  nicht  zu  schnell  erfolgt  und  die  Bildung  von 
|Lissen  vermieden  wird,  und  endlich    darf  dem  Holz    nicht    alle  Feuchtigkeit 
stzogeu  werden,  weil  es  sonst  Icicht  brüchig  wird  und  seine  Cohasion  verliert. 
Einen   Trockenofen,    der   zum    Trocknen    von    Eisenbahnschwellen   vor 
id   nach   dem    Kreosotiren    gute  Dienste   geleistet   haben    soll,    zeigen    die 
figuren  276    und  277.  (Siehe  Gottgetreu,  a.  a.  O.,  S.  492.)  Der  Apparat 
teht  aus  einem  überwölbten  und    mit    eiserner  Thür  {B)  abgeschlossenen, 
besten    7*5   m    langen    und    2't)   m    hohen,    sowie    2'6  m    breiten  Raum 
f),  in  welchen  das  auszutrocknende  Holz  auf  niedrigen  Wagen  eingeschoben 
Jer  in  welchem  es  in  zweckmässiger  Weise  aufgestapelt  wird.  Dieser  Raum 
von  einem  Mauerwerke  {C)  so  umschlossen,  dass  zwischen  beiden  Mauer- 
ein hohler  Raum  {D)  verbleibt»  durch  welchen  die   Brenngase  einer 
/  (  jT)  geleitet   werden,  um   dann  in  den  Schornstein  [F\  zu  gelangen. 
I  ini  mif  jede  ],angseite  eine  Feuerung  angelegt,  so  kann  man  im  Trocken 
lum  A   eine   Temperatur    bis   etwa   120**   C    erzeugen.    Das  Absaugen    des 
lUtehenden   Wasserdampfes    geschieht    durch    eine    mittelst   Schieber   ver- 
icUbare  Oeffnung    [G]    über  dem  Boden,    die   mit  dem  Schornstein  in  Ver- 
:idung  steht    Eine  Oeffnung  in  der  eisernen  Thür   {B)   dient  zum    Eintritt 
r  kalten  Luft  in  die  Trockenkammer.  Je  nach  der  Grösse  der  HolzslÜckc 
nd    nach   der   Temperatur    im    Trockenraum    schwankt   die   Zeit   des   Aus- 
cknens  iiwischen  einem  halben  Tag  und  drei  Wochen, 


424 


Erster  Theil,  Die  Haüplstoff^ 


Beim  Reu^' sehen  Aus trocknungs verfahren  wird  das  HoU  der 
Einwirkimg  voi»  (aus  dem  Sauerstoff  mit  Hilfe  des  elektrischen  Stromes 
dargesK-lkem)  Ozon  längere  Zeit  ausgesetzt.  Hierdurch  soll  die  Resonanz 
i]qs  HoUes  verbessert  und  letzteres  namentlich  zum  Piano  forte- Bau  geeignet 
gemacht  werden.  Für  die  Wirksamkeit  dieses  Verfahrens  spricht  die  That- 
Sache,  dass  Höh,  welches  lan^je  Zeit  den  Eintlüssen  der  Luft  ausgesetzt 
gewesen^  viel  besser  einem  plöUilichen  Temperaturwechsel  widersteht. 

Gedörrtes  Holz  kann  unmittelbar  m  7'ischlerarbeiten  verwendet 
werden,  die  in  trockenen  Räumen  zur  Aufslelhing  gelangen;  es  muss  auch 
vor  seiner  Verarbeitung  an  ganz  trockenen  Orten  gelagert  werden»  darait 
nicht  von  neuem  Feuchtigkeit  in  das  Holz  kommt,  Soll  das  gedörrte  Hok 
in  feuchten  Räumen  autliewahrt  oder  verwendet  werden,  so  hat  man  es 
sofort  nach  dem  Herausnehmen  aus  der  Trockenkammer  mit  solchen  Stoffen 
zu  überziehen,  welche  die  Feuchtigkeit  vom  Holze  fenizuhalten  un<i  die 
durch  das  Austrocknen  geöffneten  Poren  gut  zu  verschliessen  vermögen. 
Man  kann  in  einzelnen  Fällen  das  Holz  mit  Blech  (namentlich  mit  Blei* 
blech)  oder  mit  Thon  umhüllen,  oder  sich  mit  einfachen  Isolirschichten 
aus  Metallplatten,  Cement,  Asphalt  u.  s.  w.  begnügeti,  besser  aber  schützen 
ilas  Holz  gegen  die  Einflüsse  der  äusseren  Feuchtigkeit  Anstriche  mit 
gut  deckender  und  gut  haftender  Üelfarbe,  der  auch  kalt  aufgelöstes 
VVachs  zugesetzt  werden  kann,  mit  Leinölfirniss,  mit  Steinkohlentheer, 
dem  zweckmässig  Colophonium  beigemengt  wird,  mit  Asphalt,  mit  Auf- 
lösungen von  Harzen  und  harzähnlichen  Stoffen  in  Benzin,  mit 
Carbolineum  u.  s.  w.,  femer  Tränkungen  mit  Talg,  Wachs»  Paraffin 
und  in  Oe!  gelösten  Harzen,  indem  man  die  Hölzer  in  diese,  bis  auf 
200*'  C.  erhitzten  Stoffe  einlegt,  Nicht  zu  empfehlen  ist  ein  Anstrich  mit 
Wasserglaslösung,  weil  die  aufgelöste  Kieselerde  nach  dem  Austrocknen 
keinen  zusammenhängenden  Ueberzug  bildet  und  daher  die  Feuchtigkeit 
leicht  in  die  nicht  bedeckten  Theile  der  Holzobertläche  einzudringen  ver- 
mag. Die  Anstriche  müssen,  um  dauernd  einen  lückenlosen  Ueberzug  auf 
dem  Holze  zu  erhalten,  von  Zeit  zu  Zeit  ertieuert  werden,  was  nach  der 
Verwendung  des  Holzes  nicht  an  allen  Stellen  mögbch  ist,  daher  bieten 
Anstriche  keineswegs  einen  dauernden  Schutz  gegen  Feuchtigkeit, 

Duch  das  Dörren  wird  zwar  die  Dauerhaftigkeit  des  Holzes  erhöht, 
aber  es  werden  dadurch  die  festen  Theile  des  Holzsaftes  nicht  be- 
seitigt 

Diese  Saftbestandrheile  können  bei  Verwendung  des  Holzes  im  Trocki 
nen  oder  bei  genügendem  Schutz  desselben  gegen  Feuchligkeitseinflüss 
durch  Anstriche  und  Tränkungen  nicht  oder  erst  nach  Verlauf  einer  langen 
Zeit  zersetzt  werden»  Da  sie  aber  hygroskopische  Kigenschaften  besitzen,  so 
empfiehlt  es  sich,  in  allen  den  Fällen,  wo  ein  Zutritt  der  Feuchtigkeit  zum 
Holze  befürchtet  werden  muss,  diese  Saftbestandtheile  ganz  zu  entfernen, 
um  ein  Quellen  des  Holzes  zu  verhüten. 

Alan  hat  zu  diesem  Zweck  vorgeschlagen,  das  Holz  in  dünne  Bretter 
zu  zertheilen,  dieselben  glatt  zu  hobeln  und  dann  einige  Male  durch  Metall- 
walzen  gehen  zu  lassen,  welche  allmälig  etwas  näher  gestellt  werden  und 
«Udurch  auf  das  Holz  einen  allmälig  wachsenden  Druck  ausüben,  oder 
—  nach  der  Methode  von  Barlow  —  in  «las  Holz  einseitig  hcisse  oder 
kalte  comprimirte  Luft  einzupumpen  und  durch  dieselbe  den  Saft   hcrau&zu« 


Drittes  CapilcL  Die  HoUer. 


425 


P 


clr^DgeB«  aber  wirksamer  ist  eine  Auslaug ung  mit  kaltem  oder  warmem 
Wasser  oder  mit  Dampf, 

2.  Auslaugen.  Selir  einfach  und  biilig  ist  die  Auslaugung  mit 
kaltem  Wasser;  der  Baum  wird  hierbei  tmtcr  Wasser,  am  besten  stark 
ttiessendem^  versenkt,  Und  zwar  so^  dass  sein  Wurzelende  gegen  den  Strom 
liegt.  Im  Wasser  bleibt  das  Hok  je  nach  der  Grösse  seiner  Poren  und  je 
tiach  der  Menge  seines  Saftes  l—^  Jahre  (Eichenholz  "J  Jahre,  andere 
Harte  Hölzer  I  Jahr,  weiche  Hölzer  wahrend  des  ganzen  Sommers)  liegen. 
Die  Auslaugezeit  richtet  sich  aber  auch  nach  der  Zeit,  während  welcher 
das  Holz  ohne  Schaden  unter  Wasser  gehalten  werden  kann.  Nach  ilcm 
^^uslaugen  wird  das  Holz  an  einem  überdeckten,  gegen  Sonnenstrahlen  ge- 
schützten, dem  Luftzüge  stark  ausgesetzten  Orte  langsam  ausgetrocknet  und 
dann  mitunter  auch  noch  gedörrt.  ?-in  geringes  Auslaugen  des  Saftes  findet 
schon  beim  Flössen  statt,  so  <lass  zum  Transporte  des  Holzes  der 
W'asserwcg  stets  der  vortheilhafteste  ist. 

Beim  Auslaugen  mit  kochendem  Wasser,  tlas  nur  hei  kleinen 
HolzÄiücken  angewendet  werden  kann,  l>enutzt  man  meistens  gewöhnliche, 
eingemauerte  Kessel  oder  viereckige,  aus  Bohlen  gezimmerte  Kästen  mit 
Deckel  und  erwärmt  das  Wasser  am  besten  mittelst  Dampf,  Dieses  Auskochen 
Tiimmt  eine  ziemlich  lange  Zeit  in  Anspruch,  weil  das  heisse  Wasser  nur 
langsam  in  die  Hol  anlasse  eindringt;  man  rechnet  je  nach  der  Stärke  der 
Holzstücke  i>— 12  Stunden. 

Am  vortheilhaflesten  ist  das  Auslaugen  mit  Dampf,  weil  Wasser- 
dampf am  schnellsten  und  tiefsten  in  das  Holz  eindringt  und  auf  die  Saft- 
bestantltheile  sehr  energisch  auflösend  wirkt,  also  die  Auslaugung  sehr  voll- 
kommen ausführt.  Man  benutzt  hierzu  einen  dünnwandigen  Dampfkessel,  in 
welchem  Dampf  von  nur  100^^  C  erzeugt  werden  muss,  weil  Dampf  von 
höhe^rer  Temperatur  die  Holzfasser  schwächt  und  verändert.  FJiesen  Kessel 
verbindet  man  durch  ein  kupfernes  Dampfrohr  mit  Regulirungshahn  mit  dem 
aus  Holz  oder  aus  Metall  angefertigten  Auslaugegefäss,  dessen  Grösse  sich 
nach  der  Grösse  der  auszulaugenden  Holzstücke  richtet  und  nach  Karmarsch 
ftrmer  so  bemessen  wird,  dass  4t >  m^  Gefässinhalt  auf  1  w-  Feuertläche  des 
l>ampfkes.sels  entfallen.  In  dem  Auslaugegefäss  stapelt  man  das  Holz  mit 
kleinen  Zwischenräumen  und  so  auf,  dass  der  Dampf  mögbchst  allseitig 
an  däB  Holz  gelangen  kann.  Hei  Verwendung  von  cyhnd tischen  Auslauge* 
kesseln  werden  die  Hölzer  zweckmässig  auf  einen  Wagen  gepackt,  dessen 
drei  und  Gestell  der  Kesselgesiall  angepasst  sind,  und  es  wird  dieser  auf 
Itidnen,  im  Kessel  liegenden  Schienen  in  den  letzteren  eingescholien  und 
darauf  der  Kessel  mit  einem  Deckel  verschlossen.  Das  Holz  wird  dadurch 
1  erwärmt,  dass  man  den  Dampf  allmälig  in  den  Kessel  eintreten 
•  dass  das  Auslaugegefäss  erst  nath  etwa  12 — 15  Stunden  den 
vuilcii  Dampf  empfangl.  Die  Dümi^feinwirkung  auf  das  Holz  wird  so  lansje 
^fortgesetzt,  bis  durch  den  Al)laufhahn  ganz  klares  Wasser  aus  dem  Auslauge- 
eßfcswi  abfliesst,  was  bei  iHckcn  Hölzern  in  der  Regel  ßO — HO  Stuntlen  nach 
lefinn  der  Dampfzuleitung  eintritt. 

Nach  dem  Dämpfen  wird  «las  Holz  entweder  an  der  Luft  oder  besser 
fjcr  Trockenkammer  vorsichtig  ausgettocknel.  Das  mit  Dam}>f  ausge- 
c  Holz  ist  um  5 — lO"/*»  l<^i<^'blcr  als  das  ungedämpfte,  besitzt  einen 
i^Drrcfi  KUng,  eine  dunklere,  gleichmässig  durch  die  ganze  Masse  verlheilte 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoflfe. 


Färbung,  eine  grössere  Festigkeit  und  leichtere  Biegsamkeit,  jedoch  eine  ge* 
ringere  EUsticität;  es  wirft  sich  nicht,  hat  ein  geringes  Wasseraufsaugcver 
mögen  und  trocknet  schneller  als  gewöhnliches  Holz.  Gedämpftes  Holz  kann 
beliebig  gebogen  werden  und  behält  auch  nach  der  Abkühlung  und  Aus- 
trocknung die  gcbogenene  Form   bei. 

Die  leeren  Poren  des  gedämpften,  beziehungsweise  kalt  oder  warm 
ausgelaugten  oder  getrockneten  Holzes  müssen  durch  Anstriche  geschlossen 
werden,  um  das  Eindringen  von  Feuchtigkeit  aus  der  Luft  u,  s.  w.  in  das 
Holz  zu  verhüten.  Man  benut^t  als  Ueberzug  erwärmten  Talg  und  andere 
Fette,  Harz-  und  Faraffinlösungen  in  Benzin,  heissaufgctragcnes 
Paraffin  (namentlich  zu  Kellereigeräthen,  Holzbottichen  u.  s.  w.)  oder  wendet 
zwei  Salzlosungen  an,  welche  durch  Wechselwirkung  einen  unlöslichen 
Niederschlag  in  den  Holzporen  bilden,  z.  B,  Zinkvitriol  und  Seifen  lös ung, 
aus  denen  unlösliche  Zinkseife  entsteht,  oder  Kupfersulfat  und  Schwefcl- 
kalcium,  die  Schwefelkupfcr  und  Gyps  niederschlagen,  oder  Wasserglas- 
lösung  und  eine  Säure,  die  Kieselsäure  abscheiden  und  das  Holz  ver- 
steinern u.  s.  w.  Alle  diese  Anstriche  aber  vermögen  die  Luft  nicht  sicher 
abzuschliessen,  weil  sie  auf  der  Obertiäche  des  Holzes  nur  eine  ganz  dütme 
Schicht  bilden.  Nicht  viel  wirksamer  ist  das  sogenannte  Sandeln,  bei  welchem 
das  Holz  mit  dickem  Leinölfiniiss,  fetter  Oelfarbe,  Holz-  oder  Steinkohlen- 
theer  bestrichen,  dann  mit  scharfem  Quarzsand  beworfen,  zum  zweiten  Male 
angestrichen,  dann  jedoch  nicht  gesandelt,  hierauf  zum  dritten  Male  ange- 
strichen und  nochmals  gesandelt  wird. 

t-).  Zweckmässige  Verwendung  (Bearbeitung  und  Verbindung) 
der  Hölzer,  Das  Schwinden,  Krummziehen,  W^erfen  u.  s.  w.  des  HoUes 
lässt  sich  sehr  einschränken,  wenn  man  letzleres  mit  Rücksicht  auf  das 
Längen-,  Radial-  und  Sehnenschv^^nden^  auf  das  verschiedene  Schwindungs- 
vennögen  von  Kern-  und  Splintholz  u.  s,  w.  bearbeitet  und  verwendet.  Man 
beachte  hierbei  Folgendes: 

Das  nach  dem  Spiegel  geschnittene  Holz  schwindet  weniger  als  das 
nach  den  Jahresringen  zert heilte.  Balken,  welche  auf  der  einen  Seite  mehr 
Kernholz,  auf  der  anderen  mehr  Splinthok  besitzen,  krümmen  sich  mit  dem 
Kern  nach  oben ;  man  wird  sie  deshalb  mit  dieser  Seite  nach  oben  verlegen 
müssen,  damit  die  Schwere  des  Holzes  und  die  Belastung  der  Krümmung 
entgegen  wirkt.  Bei  Ven^-endung  des  Holzes  im  ganzen  Stamm  wird  man 
deshalb  zu  dem  gleichen  Zweck  die  Nordseite,  auf  welcher  die  Jahresringe 
enger  stehen,  nach  oben  zu  legen  haben.  Alle  senkrecht  oder  geneigt  stehenden 
Verbandhölzer  sind  mit  ihrem  Kern  nach  der  Druckrichtung  zu  legen  und 
ganze  Hölzer  mit  ihrer  Südseite  nach  der  Seite,  von  welcher  der  Druck 
kommt.  Erhalten  stehende  Höker  {l.  B.  Bollwerkpfäble)  einen  Seitendriick 
(z,  B,  durch  hinterfiillte  Erde),  so  müssen  sie  ihre  Kernseite  diesem  Drucke 
entgegenstellen*  Freistehenden  Holzsäulen  glebt  man  am  besten  einen  kreis- 
runden oder  vielcckigen  (z,  B,  achteckigen)  (Querschnitt,  weil  dann  das 
Splintholz  auf  allen  Seiten  gleichmässig  vertheilt  ist  und  nur  geringe  Krüm^ 
mungen  entstehen  können.  Zu  Fussbüden  soll  man  möglichst  schmale  Bretter 
(sogenaimte  Riemen),  m  Parkettböden  möglichst  kleine  Tafehi  vcrwcndeiu 
wcU  sich  dann  beim  Schwinden  nur  kleine  Fugen  bilden  können,  die  weniger 
auffallen  und  schaden.  Grosse  Tafeln  sind  zu  verdoppeln  und  beide  'l'hexle 
so  aufeinander  zn  legen,    das»    sich  ihre  Faseni  rechtwinkelig  kreuzen,  tuler 


,  ^ie  sind  (z.  B.  bei  Thüren,  Tischen,  Reissbrettern  u.  s.  w.)  mit  schwalben- 
bwan^förniigen,  aufgeschobenen  oder  eingesetzten  Grat-  und  Himleisteti 
versehen  oder  als  Rahmwerk  mit  Füllutigeti  und  Nuthen  in  construiren, 
wobei  der  Rahmen  nur  aus  Langholz  herzustellen  ist.  Wegen  des  ver- 
schiedenen SchA^^ndens  des  Lang-  und  Querholzes  soll  man  stets  Hirnholz 
auf  Hirnholz  stossen. 

Theiit  man  ein  Holzstück  durch  Sägeschnitte  in  zwei  oder  mehrere  T heile 
und  leimt  man  diese  Stücke  wieder  so  zusammen,  dass  das  Ganze  dem  ur- 
sprünglichen Stücke  gleicht,  so  hat  dieser  aus  mehreren  Theilen  zusammen- 
gesetzte Körper  ein  geringeres  Schwindungs- und  Quellungsvermögen  als  jener.  Es 
ist  daher  stets  zu  empfehlen,  einen  Holzgegenstand  aus  möglichst  vielen 
Theilen  zusammenzusetzen  und  hierbei  auf  die  Faserrichtung  Rücksicht  zu 
nehmen,  also  bei  Langholzverlnndungen  dafür  zu  sorgen,  dass  sich  bei  den 
verschiedenen  Holzlagen  übereinander  die  Fasern  kreuzen,  weil  sich  dann 
die  einzelnen  Theile  durch  ihr  verschiedenes  Schwinden  entgegenarbeiten, 
Dbei  ein  Ausgleich  (das  heisst  eine  Aufhebung  der  Wirkungen)  eintritt 
Auch  durch  die  Befestigung  von  genügend  starken  eisernen  Schienen, 
PUtteti  u.  s.  w,  an  entsprechenden  Stellen  der  Holzstücke  lässt  sich  eine 
Form  Veränderung  auf  ein  geringes  Maass  beschränken. 

§  152,  Mittel  gegen  Fäulniss  und  Wurmfrass  (Conservirungsmittel), 

Um  die  fäulnissfahigen  (eiweisshaltigen)  Stoffe  des  HoLzsaftes  unschädlich 
zu  machen  und  das  Holz  auch  gegen  die  Angrifife  von  später  hinzutretenden, 
die  Fäulniss  hervorrufenden  oder  begünstigenden  Mikroorganismen,  sowie 
gegen  die  Zerstörung  durch  Insecten  zu  schützeti,  behandelt  man  das  Holz 
mir  verschiedenen  Metall  salzen  (Eisenvitriol,  holzessigsaurem  Eisenoxydul, 
Zink  Vitriol,  Zinkchlorid,  Kupfervitriol  und  Quecksilberchlorid),  welche  mit 
den  Eiweissstoffen  unlösliche  Verbindungen  bilden,  die  durch  Nässe  und 
Feuchtigkeit  nicht  beeinflusst  werden,  oder  mit  anderen  antiseptisch 
wirkenden  Stoffen  (Kreosot,  Paraffm,  Naphtalin,  Carbolsäure  u.  s.  w.), 
die  nicht  an  der  Luft  verdunsten,  nicht  im  \\'asser  auswaschbar  sein  und 
nicht  die  Holzfasern  angreifen  dürfen.  Mit  diesen  Flüssigkeiten  wird  das 
Holz  entw*eder  nur  bestriehen  oder  besser  getränkt,  gekocht  oder  gedämpft, 
auch  wird  der  Conservirungsstoff  in  das  Holz  hineingepresst.  Das  letztere 
Verfahren  ist  das  beste,  weil  wirksamste;  beim  Anstreichen,  Kochen  und 
Träiikcn  erhält  man  auf  der  Holz  Oberfläche  nur  einen  dünnen  Ueberzug» 
beatiehungs weise  einen  schwachen,  gegen  Fäulniss  geschütxten  Rand,  weil  die 
Flüssigkeit  nur  wenig  tief  in  das  Holz  eindringt,  wobei  die  Poren  entweder 
unmittelbar  durch  die  Flüssigkeit  selbst  oder  dadurch  geschlossen  werden, 
dass  der  Holzsaft  durch  Berührung  mit  dem  Conserviningsstoff  gerinnt.  Zum 
Dämpfen  des  Holzes  kann  man  nur  flüssige  Stoffe,  wie  z.  B.  Thecr  und  Kreosot, 
verwenden. 

Da  das  Imprägniren  verhältnissmässig  theuer  ist,  so  beschränkt  man 
CS  hauptsächlich  auf  solche  Hölzer,  welche  nach  ihrer  Verwendung  den  Ein- 
flüssen der  Witterung,  des  Meeres wassers  u.  s.  w.  ausgesetzt  sind,  also  auf 
Eisenbahnschwellen,  Telegraphenstangen,  Hölzer  für  Strassenpflasterungen,  für 
Grund-  und  Wasserbauten  u,  s,  w.  Zweckmässig  werden  die  zu  imprägnirenden 
Hölzer  vorher  ausgelaugt  oder  mit  gespanntem  W\isserdampf  behandelt,  weil 
tie  dmin  die  Impragnirungsflüssigkeit  leichter  aufnehmen* 


428 


Erster  Theil  Die  HaDputoffc!. 


Man  unterscheidet  beim  Imprägnircn  verschiedene  Verfahren»  welche 
man  i^nach  den  Erfindern)  mit  Kyanisiren»  Paynisiren,  Boucherisiren, 
Burnettiren  und  fenicr  mit  Kreosotiren  bezeichnet 

1.  Kyanisiren  (erfunden  vom  Engländer  Ryan  im  Jahre  1832).  Das 
lufttrockene  Holz  wird  etwa  10  Tage  lang  in  einer,  in  einem  Holzgcfäss 
sich  befindenden  Flüssigkeit  aus  1  Theil  Quecksilberchlorid  und  150  Theilen 
Wasser  liegen  gelassen,  dann  herausgenommen  und  2 — 3  Tage  lang  getrocknet. 
Dieses  Verfahren  ist  wcgeti  der  Kostspieligkeit  des  Quecksillicrchlorids  sehr 
theuer  und  liesitzt  auch  den  weiteren  Uebelstand,  dass es  auf  Hölzer,  die  zum 
Bau  von  Wohnhäusern,  Ställen  u,  s.  \\\  benutzt  wenlen  sollen,  wegen  der 
grossen  Giftigkeit  des  Sublimates  nicht  angewendet  werden  kann.  Haufit- 
sächlich  wird  es  von  den  suddeutschen  Eisenbahnen  /,ur  Erhöhung  der 
Dauerhaftigkeit  von  Eisenbahnschwellen  benutzt,  die  durch  diese  Behandlung 
eine  Haltbarkeit  von  18—20  Jahren  bei  Eichenholz  und  von  10—12  Jahren 
bei  Kiefern-  und  Buchenholz  erlangen, 

2.  Paynisiren  (erfunden  vom  Engländer  Payne  im  Jahre  1841V  Das 
Holz  wird  zuerst  in  eine  Eisenvitriollösung  und  datm  in  eine  Kalklösung 
gelegt  und  hierdurch  eine  Ablagerung  von  Eisenoxyd  in  den  Poren  veran- 
lasst, Dass  Verfahren  kann  nur   bei    kleineren    Stücken    angewendet    werden, 

3.  Houcherisiren  (erfunden  vom  Franzosen  Boucherie  im  Jahre  1841). 
Der  frischgefällie,  nicht  entrindete  Baumstamm  wird  schräg  aufgestellt  und 
sein  unteres  Hirnende  mit  einer  luftdicht  schliessenden,  aus  verzinntem  Eisen- 
blech bestehenden  Kappe  bedeckt,  welche  mit  einem  Kupferrohr  oder  Gumtni- 
schlauch  mit  einem  lÜ — 12  m  höher  stehenden  Bottich  verbunden  wird,  in 
dem  sich  eine  zehnprocentige  Kupfervitriollösung  befindet.  Diese  Flüssigkeit 
tritt  demgemäss  unter  einem  Druck  von  etwa  einer  Atmosphäre  in  die  Hirn- 
fläche  ein  und  schiebt  den  Holzsaft  so  lange  vor  sich  her,  bis  sie  selbst  ani 
anderen  Himende  heraustritt.  Das  Verfahren  gilt  als  beendet,  w^nn  die 
heraustretende  Flüssigkeit  dieselbe  C'oncentration  wie  die  eintretende  zeigt; 
dies  ist  beim  F>ichenholz  in  Schwcllenlange  in  etwa  100  und  beim  Buchen- 
holz in  etwa  48  Stunden  der  Falb  Um  das  Eindringen  der  Kupferlösung  Jtu 
unterstützen,  hat  Pfister  die  Venvendung  einer  Druckpumpe  vorgeschlagen. 
Das  Boucherisiren  w^ird  auch  mittelst  Kupfersulfat,  Kupferchlorid  und  anderer 
Ku|>fersalze  vorgenommen,  doch  besitzen  alle  Kupferlösungen  nicht  dieselbe 
Wirksamkeit  als  das  beim  Kyanisiren  venv endete  Sublimat.  Auf  Eichen- 
holz ist  das  Boucherisiren  kaum  anwendbar,  w^eil  nur  der  Splint  vollkommen 
imprägnirt  wird,  der  Kern  aber  den  grössten  Theil  seines  Saftes  behält ; 
jedenfalls  darf  man  derardg  getränktes  Eichenholz  später  nicht  seines  Splint- 
holzes berauben,  weil  dann  das  nicht  geschützte  Kernholz  blosgelegt  werden 
würde.  Aber  auch  andere  Holzarten  werden  nur  selten  gleichmässig  von  der 
Kupferlösung  durchdrungen.  _ 

Durch    das  Boucherisiren    erhallen  Eisenliahnsch wellen  aus  Kiefemholl 
eine  Dauer  von  etwa   14  Jahren,  solche  aus  Buchenholz  von  etwa  10  Jähret 
und  es  nimmt  Eichenhob  um  etwa  25  kg^  Kiefernholz  um  etwa  57  J^gf  Buchen- 
holz um  etw^a  *J5  Jtg  für  das  Cubikmeter  an  Gewicht  zu. 

4.  Burnettiren  < Bunietlisiren ;  erfunilen  von  Burnett  im  Jalire  1840), 
Als  Imprägnlrmigsflüssigkeit    dient    eine    Mischung    von    1    Thetl    Zinkchlorici 
und  59  Theilen  Wasser.  Diese  Flüssigkeit  besitzt  geringere  antisei^tischc  lugei: 
Schäften  als  Sublimat  und  Kupfersalze,  gehört  aber  lu  den  billigsten  Impräg- 


Drittes  CapitcL  Die  Höher. 


429 


P 


nur 

li.       seil 
■  (Sic 

I 


nirungsstoflfcn  und  wird  deshalb  vielfach,  namentlich  aber  von  den  preussi- 
sehen    Staatseisenbahnen,   zum    Consen^ren    von    Schwellen    u.  s.  w.    benutzt» 

A.  Schmidt,  Eiseubahndirector  in  Strassburg  i.  E.,  hält  das  Zink- 
chlorid für  ein  besseres  Conservirungsmittel  als  Quecksilbersubliniat  und 
Kupferv^itriol.  Nach  seiner  Ansicht  besitzt  Zinkchlorid  nicht  die  Nachtheile 
der  let/tercn,  sowie  anderer  MeUiUsalze,  sofern  die  Lösungen  frei  sind  von 
S'  it*n  Verunreiniguni^en,  z.  H.  von  freier  Salzsäure  und  von  g^rosscren 

M^     ,  iscnsalz,    welche  Holz  zum  Zerfall  bringen.  Wird  Holz  durch   auf- 

steigendes Grundwasser  oder  durch  Ueberschwemmungen  oder  durch  Nieder- 
schlage ausgelaugt,  so  schützt  eine  Tränkung  mit  Zinkchlorid  nur  wenig, 
weil  Chlorzink  leicht  löslich  ist  und  im  Holze  nicht  chemisch  gebunden 
wird;  bei  Nässe  wird  daher  ein  Theil  der  Zinksalze  an  die  Holzoberliäche 
geführt  und  dann  vom  Regen  fori  gespült. 

Nach  dreijährigem  Liegen  besitzen  nach  Schmidt  Eichenholzschwellen 
nur  noch  3^ — 5%  (seltener  bis  lö'^/^,)  ihres  ursprünglichen  Zinkchloridgehaltes, 
Buchen  und  Kiefernholzschwellen  durchschnittlich  lö%.  Während  beim 
Tränken  mit  Zinkchlorid  das  Buchenholz  von  der  Conservirungstiüssigkeit 
vollständig  durchzogen  wird^  dringt  letztere  beim  Eichen-  und  Kiefernholz 
nur  etwa  2  cm  tief  in  die  Oberfläche  ein.  Gegen  Auslaugen  ist  Kielernholz 
seines  Harzgehaltes  wegen  mehr  geschützt,  weil  Harz  wasserabweisend  ist, 
(Siebe:  »Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens  u,  s.  w.«,  J897# 
ft  4 — 6,  sowie   »Gesundheits-ingenieur*    vom  30.  September  1897.) 

Beim  Bumettiren  wird  meistens  folgendes  Verfahren  angewendet:  Die 
fölzer  werden  der  beabsichtigten  Verwendung  gemäss  zugeschnitten,  dann  auf 
kleine,  auf  Schienen  laufende  Wagen  gepackt  und  mit  diesen  in  einen  horizon- 
Uilen  starkwandigen  Cylinderkessel  geschafft,  welcher  mit  einer  Luftpumpe  und 
ciücr  Druckpumpe  ausgestattet  und  mit  einem  Dampfkessel,  sowie  mit  dem 
die  [mprägTurungsflüssigkeit  enthaltenden  Gefäss  verbunden  ist  Die  Hölzer 
wertlen  zunächst  in  diesem  Kessel  mit  Dampf  von  3 — i  Atmosphären 
Druck  ausgelaugt,  wobei  der  Kessel  zeitweise  geöffnet  wird,  um  die  Luft 
jtuni  Entweichen  und  den  ausgeflossenen  Saft  zum  Abfluss  zu  bringen. 
Hierauf  wird  die  Luftpumpe  in  l'hätigkeit  gesetzt  und  mit  derselben  eine 
fnöglichst  weitgehende  Luftverdünnung  erzeugt»  um  aus  den  Hölzern  den  Rest 
de«  Wft.'ssers  und  Holzsaftes  abzusaugen.  Sodann  wird  die  auf  W — G5*^  C> 
erwitmTte  ImprägnirungsBüssigkeit  in  den  Kessel  gelassen,  die  Luftpumpe 
ausser  Thätigkeit  gesetzt  und  mittelst  der  Druckpumpe  auf  die  Dauer  von 
1 — 3  Stunden  ein  Druck  von  7—8  Atmosj^hären  ausgeübt,  durch  welchen 
die  Zinkchloridlüsung  in  die  Hölzer  eingepresst  wird.  Die  imprägnirten 
Holzer  werden  vor  ihrer  Verwendung  6 — 12  Wochen  lang  gelagert,  um  sie 
gehörig  auszutrocknen.  Eine  vollständige  Austrocknung  tritt  bei  den  von 
Ziiikchlorid  ilurchdrungenen  Hölzern  niemals  ein,  so  dass  letztere  stets 
etwas  geschmeidig  bleiben.  Femer  haben  derartig  imprägnirtc  Hölzer  die 
gute  Eigenschaft,  dass  auf  ihnen  ein  Oelfarbenanslrich  gut  haftet^  während 
die  mit  anderen  Salzen  getränkten  Hölzer  denselben  abwerfen;  man  kann 
daher  auch  Thür-  und  Fensterhölzer,  die  leicht  faulen«  durch  Zinkchlorid  con- 
«ervircti. 

Beim  Bumettiren  nimmt  das  Gewicht  der  Eichenholzschwellen  um 
i>-^lÖ7ot  da*  der  Kiefern-  und  Bucheiiholzschwcllen  um  HO — 4570  ^^*i  ^^^^ 
es  beträgt  die   Dauer   beim   Kichenholz    19 — 20,  beim  Kiefernholz    14 — 10, 


430 


Erster  TheiL  Die  Hauptstoffe. 


beim  Buchenholz  15 — 18   Jahre,    d,   h,  etwa    doppelt   so   viel    als    bei  nicht 
iraprägnirten  Hölzern. 

Statt  des  Zinkchlorid  hat  man  auch  schwefelsaures  oder  holz- 
eßs  ig  saures  Zink  verwendet^  die  beide  sehr  föulnisswidrige  Eigeöschaften 
besitzen. 

5*  Kreosotiren  (nach  dem  Erfinder  Bethell  auch  Bethelliren  genannt). 
In  Frankreich,  England  und  Russland  bevorzugt  man  eine  Tränkung  der  Hölzer 
mit  dem  bei  der  Destillation  von  Holz  sich  ergebenden  The  er,  welcher 
eine  grosse  Menge  antiseptischer  Stoffe,  z,  B.  Kreosot,  enthält,  oder  mit 
den  bei  der  Destilladon  von  Torf,  Braunkohle  und  Steinkohle  gewonnenen 
Stoffen:  Carbolsäure,  welche  auf  gelöste  Eiweissstoffe  gerinnend  einwirkt 
und  dadurch  in  hohem  Grade  fäulnisswidrig  wirkt,  Paraffin,  Na ph talin  u.s.  w. 
Diese  T  heeröle  sollen  ein  specifisches  Gewicht  von  1*045^1-055  be- 
sitzen, bei  einer  Temperatur  von  -|-  4**  C.  kein  Naphtalin  absetzen  und 
&7o  I'henol  cnthahen  und  es  sollen  bei  der  Destillation  bis  335"  90  bis 
lOU  Theile  übergehen;  dies  verlangen  wenigstens  einige  englische  Gesell- 
Schäften.  Statt  der  Theeröle  werden  auch  in  neuerer  Zeit  Theerdämpfe 
benutzt,  namendich  die  Nebenerzeugnisse  der  Petroleumrafllnerie  u.  s,  w,, 
welche  man  in  tlampfförmigem  Aggregatzustande  oder  mechanisch  vom  Dampf 
mitgerissen  verwendet.  Hölzer,  welche  auf  oder  in  feuchtem  Hoden  oder 
unter  Wasser  verwendet  werden  sollen,  imprägnirt  man  zweckmässig  mit 
Paraffin  oder  Naphtalin;  nicht  geeignet  hierzu  ist  das  Phenol  (Carbol- 
säure),  weil  dasselbe  im  Wasser  löslich  ist. 

Die  aus  dem  Holztheer  gewonnenen  kreosothaltigen  Oele,  sowie  die 
aus  dem  Steinkohlentheer  beim  Ueberdesrilliren  (bei  Wärmegraden  unter 
200"  C.)  übergehenden  Oele  bilden  nach  A.  Schmidt  (siehe  oben)  einen 
sehr  guten  Schutz  gegen  Hutpilze,  sind  aber  nur  kurze  Zeit  wirksam, 
weÜ  sie  sehr  flüchtig  sind  und  weil  im  Hoke  chemische  Vorgänge  durch  sie 
nicht  zurückgehalten  werden.  Die  in  England  zum  Conserviren  von  Eisen- 
bahnschwellen hauptsächlich  verwendeten  schweren  Oele,  welche  durch 
Ueberdestilliren  des  Steinkohlentheers  bei  Wärmegraden  von  250 — 1(X*'*  C. 
gewonnen  werden,  sind  nach  Schmidt  wegen  ihres  Gehaltes  an  Carbolölen 
(Theersäuren,  Phenol,  Kresol  und  deren  Homologe)  sehr  wirksam  gegen  Pilz- 
wucherung; sie  verharzen  in  den  Holzporen  in  wenigen  Tagen  so  stark,  dass 
ihre  Säuren  weder  ausgelaugt  noch  verflüchtigt  werden  können,  und  gewähren 
daher  einen  dauernden  Schutz,  Es  sollen  diese  Oele  jedoch  nur  so  viel 
Naphtalin  enthalten,  dass  bei  15**  C  noch  kein  Auskrysiallisiren  stattfindet; 
anderenfalls  be\i4rken  die  Kry stalle  eine  Verstopfung  der  Holzporen,  wodurch 
das  Eindringen  der  Imprägnirungsflüssigkeit  in  eine  genügende  Tiefe  ver- 
hindert wird. 

Die  Kreosotirung  wird  in  derselben  Weise  ausgeführt  wie  das  Bur- 
nettiren,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  statt  des  Dämpfens  ein  Dörren 
des  Holzes  nothwendig  wird,  weil  die  Theeröle  sich  nicht  mit  dem  nassen 
Zellsafie  vermischen  lassen.  In  dem  mit  Holz  gefüllten  Kessel  wird  nach  tiem 
Dörren  wiederum  mittelst  der  Luftpumpe  ein  bedeutendes  Vacuum  erzeugt, 
dann  dan  auf  ^-^0—40"  C\  erwärmte  Theeröl  eingelassen  und  schliesslich 
mittelst  Druckpumpe  eine  Pressung  von  7 — -H  Atmosphären  ausgeül)t  Aue 
kann  man  das  Kok,  nachdem  es  in  einer  Trockenkammer  gedörrt  worde 
aofort  in  heisses  Kreosot  u.  s,  w.  eintauchen  oder  mit  Carbolsäure  sorgfältig  bc- 


% 


streichen,  oder  es  mit  dieser  Flüssigkeit  in  einem  Behälter  begiessen,  dann 
bis  auf  lOO**  C,  erwärmen,  hierauf  langsam  abkühlen  und  endlich  noch  mit 
verdünnter  ?Iisen  vi  tri  Öllösung  bestreichen.  Femer  hat  man  das  Belhelliren 
dadurch  zu  verbessern  gesucht^  dass  man  als  Imprägnirungsflüssigkeit  eine 
Mischung  von  Chlor^inklauge  mit  carbolsäurehaltigem  Theeröl  ver- 
wendete. Nachdem  Blyt besehen  und  de  Paradis^schen  Verfahren  lasst  man 
auf  das  Holz  ein  Gemenge  von  überhitztem  Wasserdampf  und  Theeröl- 
dampfen  ü — 20  Stunden  lang  einwirken,  bei  dem  Rütger'schen  wird  das 
Bumettiren  mit  dem  Kreosoiiren  vereinigt,  indem  der  Zinkchloridlösung  massige 
Mctigen  schweren  Theeröles  sorgfähig  beigemischt  werden.  Nach 
A.  Schmidt  wird  durch  diese  Mischung  bei  richtig  gewähltem  Gehalt  der 
Imprägniningsflussigkeit  an  Theeröl  eine  Verstopfung  der  äusseren  Poren  des 
Holzes  herbeigeführt  und  dadurch  letzteres  wasserabweisend  gemacht,  d»  h. 
ror  dem  Auslaugen  geschützt;  ausserdem  wird  die  Wirksamkeit  der  Zink- 
salze durch  die  sich  im  Chiorzinkwasser  lösenden  Theersäuren  wesentlich 
erhöhl. 

Endlich  hat  man  auch  als  Conservirungsmittel :  Kochsalz,  Kochs alz- 
mutterlauge,  Harzöle,  Harzkreosotseife,  Carbolineum  ^roh  oder 
gechlort),  Chloraluminium,  Antinonnin  <Dinitro-o-Kresol,  siehe  §  153)» 
Arsen-  und  Eisenverbindungen  u,  s,  w.  vorgeschlagen. 

Durch  das  Kreosotiren,  welches  den  Nachiheil  leichter  Verbrennlich- 
keit  und  unangenehmen  Geruches,  auch  ziemlicher  Kostspieligkeit  besitzt, 
wird  das  Holz  gegen  das  Eindringen  von  Feuchtigkeit  und  Nässe  im  All- 
gemeinen in  hohem  Maasse  geschützt ;  man  rechnet  beim  Kiefernholz  auf  eine 
Dauer  von  etwa  15 — 20  Jahren,  beim  Buchenholz  auf  eine  solche  von  25 — 30 
Jahren  und  beim  Eichenholz  auf  eine  solche  von  20 — 25  Jahren,  wenn  die 
Schwellen  im  Geleise  liegen  und  zu  ihrer  Tränkung  schwere  Theeröle  Ver- 
wendung gefunden  haben.  Nach  dieser  Zeit  gehen  Eisenbahnschwellen  weniger 
durch  Fäulniss,  als  durch  die  mechanische  Beanspruchung  zu  Grunde.  Für 
Hölzer,  die  im  Hafenbau  Ven^^endung  finden  sollen,  ist  die  Kreotisirung 
sehr  zu  empfehlen,  weil  die  Seethiere  an  derartig  imprägnirte  Hölzer  nicht 
gehen.  Wegen  des  hohen  Preises  empfiehlt  A.  Schmidt,  nur  Eichenhölzer 
mit  schweren  Theerölen  zu  imprägniren,  dagegen  alles  geschützt  liegende 
Bolzwerk  mit  Zinkchlorid-Lösungen  zu  behandeln. 

Beim  Imprägniren  hat  man  es  in  der  Hand,  verschiedene  Grade 
von  Trocknung  und  Durchtränkung  zu  erzielen.  Hölzer,  welche  in  feuchter 
Erde,  auf  feuchtem  Boden,  im  Wasser  Verwendung  finden  sollen,  müssen 
stark  durchtränkt  werden,  brauchen  aber  nicht  vollkommen  trocken  zu 
sein,  wahrend  Hölzer,  aus  denen  Bautischlerarbeiten  gefertigt  werden  sollen, 
nur  schwach  durchtränkt  zu  sein  brauchen,  jedoch  knochentrocken  sein 
müssen,  weil  sie  in  Gebäuden  weniger  der  Fäulniss  ausgesetzt  und  mehr 
gegen  Schwinden  und  Werfen  zu  schützen  sind. 

Pfähle,  Teiegraphenstangen  u^  s,  w,,  deren  Enden  in  die  Erde 
einzusetzen  sind  und  dort  mit  Feuchtigkeit  in  Berührung  kommen,  werden 
an  diesem  Ende  etwa  2  mm  dick,  entweder  durch  einfaches  Anbrennen  oder 
bequemer  und  besser  unter  Benutzung  eines  Gebläses  und  eigenen  Apparates 
(t,  B,  des  Apparates  von  de  Lapparent),  angekohlt,*)  weil  fäulnissfähige 

•^  K*rhoniMT«n(j5;ipparate    fimict    mim    u.   A.  in  Diagler*»  »Polyt,  Jonroul«» 

IGf».   S.   237.    uud    181.   S.  42   und   4f>r»,   hesrluicbt-n. 


* 


4:i2 


Ensler  ThciL  Die  Hüuptstoü 


Stoffe  und  fäulnisserregemle  Organismen  durch  eine  starke  Erhiuung  2er»tört 
werden,  die  Kohle  bis  zu  einem  gewissen  Grade  die  von  aussen  ein- 
dringenden faulen  Stoffe  verdichtet,  durch  das  Verkohlen  ein  Trocknen 
des  Hohes  erzielt  wird  und  beim  Verkohlen  sich  kreosothaitige  Dämpfe 
bilden,  die  in  das  Holz  aufsteigen.  Da  die  Kohle  aber  sehr  [»orös  ist  und 
deshalb  bald  Feuchtigkeit  und  XäÄse  in  das  Hok  eindringt,  da  ferner  beim 
Verkohlen  Risse  und  Spaltungen  im  Hül/.e  erzeugt  werden  und  die  Festig- 
keit  vermindert  wird,  so  kann  man  das  Karboriisiren  nur  .ils  ein  s<  InvuLhcs 
Conservirungs mittel  ansehen. 

Um  die  angekohlten  Stellen  unporöser  zu  mailk^.i.  ^^ l^'.o.  -üi^ciMcij 
auch  häufig  mir  heissem  Holz-  oder  Steinkohlentheer  satt  bestrichen.  St^en 
die  Pfähle  in  einem  lockeren  Boden,  so  kann  man  sie  auch  gegen  Feuchtig- 
keit durch  eine  feste  l'mdämmvTng  mit  Thon  schützen.  Femer  kann  man  ili^ 
dem  Witterungswechsel  am  meisten  ausgesetzte  Stelle  (unmittelbar  über  und 
unter  der  Hrde)  mit  einem  Blechmantel  umgeben. 

Noch  erwähnt  werden  mag,  dass  man  zur  Conservining  der  HoUcr 
auch  einen  vollständigen  Gerbeprocess  vorgeschlagai  hat. 

Einen  Schutz  gegen  Faulniss  und  Stocken  bietet  schliesslich  eine  xweck* 
massige  Au  tbe  Wahrung  der  Hölzer,  die  so  zu  erfolgen  hat,  dass  jedes  HobstÜck 
möglichst  allseitig  dem  Luftzug  ausgesetzt  und  durch  Bedachungen  (oder  in 
gedeckten  Schuppen)  gegen  Regen  und  Sonnenstrahlen  geschützt  ist.  Man 
wird  also,  wie  schon  bei  dem  Austrocknen  der  Hölxer  erwähnt  wurde,  die 
einzelnen  Hobstticke  (Bretter,  Bohlen,  Balken)  auf  einer  trockenen  Unter- 
lage so  aufzustajK'ln  haben,  dass  sie  nicht  mit  ihren  Flachen  aufeinander 
liegen,  sondern  viehnehr  durch  Zwischenstücke  von  einander  getrennt  sind, 
und  wird  den  ganzen  Sloss  — namentlich  bei  anhallend  feuchter  Witterung  — 
wiederholt  umsetzen  müssen,  damit  die  vorher  dem  l-uftzuge  weniger  aus- 
gesetzten Holztheiie  eine  freie  Lage  erhalten, 

§  153.  Mittel  gegen  Hausschvvamm,*)  ^H 

Der  gefahrlichste  Feintl  des  Holzes  ist  der  Haus  schwamm  i^Holx^i 
Thränen-  oder  Aderschwamm,  MiruHux  /acrimans  Si/tm/iJ)j  ein  nicht 
giftiger,  zur  Familie  der  Polyporei  gehöriger  Pilz,  Bei  seiner  Entstehung 
zeigen  sich  am  Holze  kleine,  weisse  Flecken,  die  sich  nach  und  nach  ver- 
grossen»  und  ein  silber-,  schimmel-p  spinngewebeartiges  Netz  {Afya/itdm)  bilden, 
welches  das  Holz  überzieht,  in  dasselbe  eindringt  und  seine  ( )berflächc  feucht 
häh.  Dieses  nach  Champignon  oder  Morcheln  riechende  Gesjiinnst  ver^vandelt 
sich  allmalig  in  em  aschgraues,  seidenartig  glänzendes,  saftiges  Fase rgeü echt, 
das  viele,  mit  anfangs  wasserhellem,  s[)äter  milchigem,  schlecht  schmeckendem, 
beizendem  Saft  angeftülte  Poren  besitzt.  Der  aus  cliesem  (Jetiecht  in  Troijfen 
^Thräiien)  auf  und  in  das  HoIä  gelangende  Saft  bereitet  eine  schnelle  Ver- 
breitung des  Schwämme»  von  Von  der  Seitenkantc  des  Geflechtes  gehea 
mit  blossen»  Auge  unsichtbare  Fä<len  aus,  welche  liie  Ritzen  und  Fugen 
des  Mauerwerkes  und  die  Zwischendeckenfullungen  der  Wohnhäuser  xu 
durchdringen  verniugen  und  <len  Schwamm  von  einem  Gcbäudetheil  auf  den 
anderen  übertragen. 


^)  Quclko:  R.  Hart  ig,  »Der  echte  Hausscbwami««,  Berlin  1885*  —  E.  Dtetrlclii 
•Die  H»u^schw}imtnfrage  vom  bnuterbnischcn  Sutulpuuktcf»  Berlin  1B95.  —  Krautli 
und  Meyer,  »Üie  Bau*  und  Kunstzimmcrci»,  Lcipdg  lHIi3,   —  u.  A- 


Drittes  Capitel    Die   Hölzt;r. 


433 


All  feuchten  und  dunklen  Orten  (z,  B.  unter  FussbÖden)  entsteht  aus 
iem  Fasergeflecht  ein  nur  etwa  4  mm  dicker,  häutiger»  blattnarbiger  Stoff, 
welcher  nach  vollständigem  Aussaugen  der  v^on  ihm  überzogenen  organischen 
Stoffe  zu  einer  schmierigen  >fasse  zusammentrocknet.  Auf  Brettern,  die  auf 
der  Erde  liegen,  bildet  der  Schwamm  lappenartig  sich  ausbreitende,  ii — '2'5  cm 
dicke,  bandartige  Streifen  mit  vielen  Pilzfäden.  Tritt  der  Schwamm  durch 
irgend  einen  Riss,  eine  Spalte  oder  Fuge  ins  Freie,  so  entwickelt  sich  unter 
dem  Einfluss  des  Lichtes  ein  schwammig-fleischiger,  sich  weit  ausbreitender, 
hautähnlicher,  brauner,  violettliräunlicher  oder  gelber,  am  Rande  und  untcr- 
seits  fdzig  aussehender  Fruchtkörper,  dessen  Fruchtschicht  auf  wurmförmig 
gekrümmten  Falten  von  rot hli eher  oder  rostbrauner  Farbe  sitzt.  Im  Flächen- 
mittelpunkt entstehen  keulenförmige  Sporenträger  (Basidien),  auf  deren  Spitze 
sich  gewöhnlich  vier  rostbraune,  ungleichseitig^eiförmige,  0*01  mm  lange 
Sporen  entwickeln,  welche  nach  erfolgter  Reife  mit  ziemlicher  Kraft  als 
Pulver  umhergestreut  werden  und  zu  keimen  vermögen,  wenn  sie  auf  feuchtes, 
alkalisch  reagirendes  Holz  gelangen.  Nach  der  Sporenbildung  stirbt  der  Frucht- 
körper ab  und  verfault  meistens  unter  reichlicher  Schimmelbildung,  wobei 
er  Gase  erzeugt,  die  einen  betäubenden,  ekelhaften  Modergeruch  verbreiten. 
Dass  diese  Ausdünstung  des  Hausschw^ammes  gesundheitsschädlich  ist,  wird 
in  neuester  Zeit  von  ärztlicher  Seite  bestritten. 

Häufig  ward  von  Laien  der  Hausschwamm  mit  anderen,  in  Gebäuden 
oft  massenhaft  auftretenden  Filzen  (z,  B,  Schleim-  und  Schimmelpilzen  i  ver* 
wechselt,  die  aber  wesentlich  andere  Eigenschaften  besitzen  und  weit  weniger 
gefährlich  sind.  Es  erscheint  deshalb  geboten,  hier  einige  Erkennungs- 
I  zeichen  des  echten  Hausschwammes  anzuführen: 

1.  bei  un angestrichenem  Holze:  kleine,  schwarze,  hier  und  da 
f  verstreute  Pimkte  mit  schimmelartigem  Anflug. 

2.  bei  mit  Leimfarbe  bestrichenem  Holze:  pelzartiges  Vorstehen 
einzelner  Farbetheilchen,  welche  gewöhnlich  gegen  die  anderen  etwas  gelblich 

[geüurbt  erscheinen* 

3.  bei  mit  Oelfarbe,  Theer  oder  Firniss  angestrichenem 
Holjte:  nur  bei  vorgeschrittener  Schwammw^ucherung,  weil  die  Mycelium- 
Fäden  durch  diese  Anstriche  nieTnals  durchdringen,  am  dumpfen  Klang  beim 
Anschlagen  mit  dem  Fingerknöchel  oder  einem  Schlüssel  und  an  dem  Nach- 
geben oder  kurzem  Einbiegen  beim  Aufdrücken  oder  Auftreten. 

4.  bei  geputzten  Hokflachen:  wie  bei  3. 

5.  bei  Dielen:  gewölbte  Oberfläche,  leichtes  Ausziehen  der  Nägel  aus 
den  bereits  vom  Schwamm  ergriffenen  Lagern,  aussergewöhnliches  Schwinden, 
grosse,  offene  Fugen. 

tj.  allgemein;  übler,  modriger,  faulig-pf eifriger  Geruch  in  geschlossenen 
I  Rlumen. 

Der  Hausschwamm  entwickelt  sich  nicht  von  selbst,  sondern  nur  durch 
lUtbcrtnigung  von  Schwammsporen  oder  Schwammtheilen.  Der  Ansicht  von 
Ipoleck  u.  A.,  dass  sich  die  Sporen  nur  auf  dem  im  Frühjahre  gefällten 
[lloiz  entwickeln,  weil  diesem»  die  beiden  Haupt n^hrungsstofife  des  Schwammes, 
[Kalium  und  Phosphorsiiure,  in  grösserer  Menge  enthält  als  das  im  Winter 
jene  Holz,  tritt  R.  Hurtig  entgegen,  indem  er  behauptet,  dass  der 
Min  das  im  Winler  und  Frühjahr  gefällte  Holz  in  gleiciiem  Maasse 
|heimsutht  und  xemort,  wenn   das  Holz  nur  genügend  feucht  und  reich  an 


434 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


alkalischen  Stoffen  ist.  Die  bisher  allgemeine  Annahme,  dass  der  Haus- 
schwamm niemals  am  lebenden  Baume  vorkomme,  sondern  nur  von  todtem 
Holz  auf  todtes  verschleppt  werde  (durch  Bauschutt  u.  s.  w.),  ist  auch  eine 
irrige,  denn  Hennings  fand  vor  einigen  Jahren  den  Schwamm  an  einer 
lebenden  Kiefer  im  Grunewalde  bei  Berlin,  so  dass  die  Befürchtung,  das 
Mycelium  gelange  schon  aus  dem  Walde  in  die  Bauten,  nahe  liegt 

Als  Lebenselemente  des  Holzschwammes  gelten:  Wärme  und  ge- 
schlossene, feuchte  Luft.  Bei  Temperaturen  unter  — 5^  und  über  -f-  50*^  C. 
stirbt  der  Pilz  ab,  und  auf  trockenem  Holz  in  trockener,  offener  Lage  ver- 
mag er  sich  nicht  zu  entwickeln.  Der  Hausschwamm  befällt  nach  Dietrich 
hauptsächlich  die  Balkenenden,  weil  dieselben  aus  dem  Mauerwerke  Feuch- 
tigkeit erhalten,  und  die  Ortbalken,  wenn  sie  dicht  an  der  Mauer  liegen, 
femer  die  Kellerbalkenlage  bei  unvollkommener  Lüftung  der  unter  ihr 
liegenden  Kellerräume,  sodann  das  Holz  werk  in  der  Nähe  der  Oefen, 
wenn  der  Töpfer  beim  Ofensetzen  Holz  und  Füllstoff  stark  angenässt  hat, 
auch  unterwölbte  Treppenpodeste  und  eingemauerte  Treppen- 
wangen, ferner  die  Dielen  vor  den  Ausgussbecken  der  Küchen,  unter 
Eisschränken,  in  Badezimmern,  in  Bildhauerwerkstätten  (hervor- 
gerufen durch  den  nassen  Thon  und  durch  das  Bespritzen  der  Thonmodelle), 
die  Balkenlage  über  Waschküchen  und  Pferdeställen  u.  s.  w.  Häufig 
wurde  die  Entwickelung  des  Schwammes  herbeigeführt  durch  zu  frühes 
Belegen  der  Fussböden  mit  Linoleum,  durch  Bedecken  derselben 
mit  Blechen,  durch  eine  Abdeckung  der  Balken  mit  Fliesen  und 
Gypsestrichen,  durch  Leitungen  von  Bierkühlapparaten,  welche  durch 
die  Balkenlage  geführt  wurden  und  die  an  den  kalten  Röhren  sich  nieder- 
schlagende Feuchtigkeit  der  Luft  dem  Holzwerke  zuführten,  u.  s.  w.  Die 
Schwammbildung  wird  begünstigt  durch  vorhandene  Alkalien,  Ammoniak,' 
durch  Dunkelheit,  durch  zu  frühes  Beziehen  des  Hauses  und  starkes  Heizen 
nasser  Wohnungen  u.  s.  w.,  und  sie  ist  stets  zu  befürchten  bei  Verwendung 
nassen  Holzes. 

Der  Hausschwamm  entzieht  dem  Holze    die  in    demselben    noch    vor- 


Dnllts  CapileL  Die  Hölzer. 


435 


2.  Lagerung  der  Balken  und  Lagerhölzer  auf  Steinunterlagen  und  Ver- 
meidung von  dunklen,  dem  Luftzuge  nicht  zugänglichen  Stellen  überall  da, 
wo  die  Feuchtigkeit  nicht  ferngehalten  werden  kann. 

3.  Ersatz  des  Holzes  durch  Eisen  an  denjenigen  Stellen,  wo  die 
Bedingurgen  der  Schwammbildung  vorhanden  sind  und  nicht  beseitigt 
werden  können. 

4.  Verhütung  einer  Verschleppung  der  Schwammsporen  durch  Bau- 
schutt, altes  BauhoU,  VV'erkzeuge,  Kleider  u,  s.    w.,    oder    durch    Zusammen- 

gcra  gesunden  Holzes  mit  vom  Schwamm  ergriffenen. 

5.  Vermeidung  hölzerner  Thürgerüste  in  dumpfen  und  feuchten  Räumen 
(s.  B,  in  Kellern). 

6.  Ausschluss  von  verdächtigem  Füllstoff  für  die  Zwischendecken  (Stein- 
kohlenjösche,  Asche,  Humuserde»  Sägespäne,  Pflanzenreste  u-  s,  w.)  und  Ver- 
wendung von  reinem,  gewaschenem,  erhitztem  Sand  oder  frischen  Schlacken, 
Kieseiguhr  u.  s.  w, 

7.  Verhütung  der  Verunreinigung  der  Baustoffe  durch  die  Arbeiter 
während  des  Baues»  weil  Urin  und  Excremente  Alkalien  oder  Ammoniak  in 
den  Neubau  bringen. 

8*  Möglichste  Vermeidung  geschlossener,  feuchter  I^uft  durch  Anordnung 
einer  Lüftungsvorrichtung  u.  s.  w.,  namenthch  aber  Herstellung  eines  kräftigen 
Luftumlaufes  unter  den  Fussbödeii  durch  Verbindung  des  freien  Luftraumes 
/^wischen  den  Lagerhölzern  oder  Balken  mit  der  äusseren  oder  inneren  Luft 
und  wcnti  möglich  auch  mit  dem  Heiikörper  (Circulations-  und  Ventilations- 
Ofen  u,  s.  w,), 

ü  Verhütung  der  Durchnässung  der  Fussböden  durch  Waschen  und 
Baden  in  den  Zimmern, 

U),  Vermeithmg  zu  frühen  Anstreichens  des  Holzwerkes  mit  luftdichter 
Farbe  (Oelfarbe),  weil  durch  solchen  Anstrich  das  Austrocknen  des  Holzes 
verzögert  wird. 

IL  Gutes  Austrocknen  des  ganzen  Baues,  Ueberwintern  des  Neubaues 
bei  offenen  oder  nur  theilweise  geschlossenen  Fenstern,  Schutz  des  Mauer* 
werkelt  gegen  Bodenfeuchtigkeit  durch  Isolirung  mit  Asphalt»  Bleiplatten, 
gutem  Cement  u.  s.  w. 

AU  Mittel  zur  Beseitigung  des  Hausschwammes  werden 
empfohlen : 

L  Sofortige  sorgfältigste  Beseitigung  allen  vom  Schwamm  ergriffenen 
Hokwcrkes,  Entfernung  auch  des  anscheinend  gesunden  Holzes  bis  auf 
etw^  1   fft  vom  verpilzten  Holze  und  Vernichtung  dieser  Hölzer  durch  Feuer. 

2.  Beseitigung  des  ganzen  Füllstoffes  und  des  Mauerbewurfes,  Aus- 
kratXAfu  der  Fugen,  Trocknen  aller  frei  liegenden  Mauertlächen,  Abwaschen 
de*  Mauerwerkes  mit  Kreosotöl  oder  verdünnter  Salzsäure,  Verputzen  mit 
Cement  u.  s.  w. 

r-J.  Verwendung  von  vollständig  trockenem  Holze  zur  Erneuerung  uml 
Aostrich,  beziehungsweise  Tränken  desselben  mit  geeigneten  Flüssigkeiten 
vor  <lcr  Verbindung,  damit  fllle  Holztlächen,  namentlich  die  Hlniholztlächen, 
gehörig  getränkt  werden  können. 

Als  Imprägnirungsnüssigkeiten  dienen: 

a)  Quecksilberchlorid  mit  lüO  Gewich tstheilen  Kalkwasser  firiftit?  und 
lifther  nur  in  unbewohnten  Räumen  anwendbar)» 


436 


Erster  TheiL  Die  Hauptstoffe. 


&)  Chlorzink  (vergl  §  152,  4).  

r)  Kreosotöl,  Petroleum,  Cassiaöl.  Diese  Flüssigkeiten  wirken  nicht 
nachhaltig  genug. 

d)  Steinkohlentheer  und  heisse  Kochsalzlösung,  beide  nur  auf  kurze 
Zeit  wirksam.  - —  Heringslake. 

/)  Antinonnin  von  F.  Bayer  &  Comp,  in  Elberfeld.  Dieses  Mittel  stellt 
das  Kaliumsak  des  Dinitro-Orthokresols,  eines  antiseptisch  wirkenden  Bestand- 
theiles  des  Steinkohlentheeröles,  dar  und  wird  in  Form  einer  orangegelben, 
in  Wasser  löslichen  Paste  verkauft.  Schon  in  schwacher  Dosis  lödtet  es  In- 
sekten und  Bakterien.  Es  besitzt  einen  sehr  bitteren  Geschmack  und  färbt 
das  Holzwerk  u,  s.  w.  intensiv  gelb ;  es  lässt  sich  bequem  verwenden  und  ist 
nicht  theuer  (1  k^  kostet  zur  Zeit  etwa  5  Mark).  Beim  Gebrauch  wird  das 
Antinonnin  mit  Wasser  sehr  stark  verdünnt,  so  dass  letzteres  nur  0*2 — 5  **/u 
Antinonnin  enthält,  und  mit  dieser  Flüssigkeit  das  Hob  auf  das  Sorgfältigste 
getränkt  (Vergl.  Lueger,    »Lexikon  der  gesammten  Technik*,  Band  \) 

f)  Zerener's  Antimerulion  (aus  Infusorienerde,  Kochsalz  und  Borsäure, 
wenn  trocken,  oder  aus  Wasserglas  mit  Zusatz  von  3%  Borsäure  und  6% 
Kochsalz,  wenn  flüssig,  bestehend). 

g)  Mykothanaton  von  Vilani  &  Comp,  (aus  mit  Schwefelsäure  versetzter 
Kochsalzlösung,  die  durch  Lackmus  roth  gefärbt  ist ;  1  /  Mykothanaton  soll 
187  ^  Schwefelsäure  und  250  g  Kochsalz  enthalten). 

h)  Carbolineum  Avenarius,  hauptsächlich  aus  den  im  St  einkohl  enthetir 
enthaltenen  Stoffen  bestehend,  die  bei  der  Darstellung  des  Anthracens 
gewonnen  werden-  Das  Carbolineum  wird  bei  harten  Hölzern  und  bei  warmer 
Wittenmg  kalt,  sonst  erhitzt  aufgetragen;  es  färbt  das  Holz  nussbraun  und 
verbreitet  einen  üblen  Geruch-  Nachbildungen  dieses  Stoffes  bestehen 
namentlich  aus  Kreosotöl. 

s)  das  Kastner'sche  Mittel  200  /  Torfasche,  2ü  /  Kochsalz,  Oo  kg 
Salmiak  werden  mit  kochendem  Wasser  bis  zur  Sättigung  vemnscht  und  zu 
einem  Brei  angerührt. 

k)  Mischung  von  G  kg  Kupfervitriol,  0*5  kg  Salzsäure  und  0'5  kg 
Schwefelsäure,  —  u.  s.  w. 

4.  Einrichtung  einer  guten  Lüftung. 

5.  Im  Uebrigen  ist  so  zu  verfahren,  wie  oben  bei  den  Mittehi  zur 
Verhütung  von  Schwammbildung  angegeben  wurde. 

Die  Ausrottung  des  Hausschwammes  ist  demnach  eine  sehr  schwierige 
und  meist  recht  kostspielige  Arbeit  und  wenn  dieselbe  nicht  mit  der  pein* 
liebsten  Sorgfalt  ausgeführt  wird,  so  kann  es  leicht  eintreten,  dass  über 
Jahresfrist  sich  der  Schwamm  von  neuem  einstelltt  Noch  sei  en^^ähnt,  dass 
man  auch  das  zur  Entfernung  der  verpÜzten  Stoffe  benutzte  Fuhrwerk  auf 
das  Sorgfältigste  zu  reinigen  hat 

§  154*  Mittel  gegen  Feuen 

Eine   Unverbrennlichkeit   des   Holzes    lässt   sich    durch    kein    einiiges 
Mittel  erzielen,  wohl  aber  vermag   man  Holz  schwerer  entzündlich  am  m  ■  V 
und    ihm    die  Eigenschaft    zu    nehmen,    mit    heller    Flamme    zu    vcrbn 
Anstriche  mit  unvcrbrcnnlirhen,  Mhlecht   wärmeleitenden,  m  der  Hitze  nicht 
abfallenden    Stoffen    ge^*ahren    nur    einen     bedingten     Schutz,     besser    sind 
Imprägnirungen  mit  solchen  Stoffen, 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle.  437 

Folgende  Mittel  sind  mit  mehr  oder  weniger  Erfolg  zur  Anwendung 
gelangt: 

1.  Wasserglaslösung  mit  Zusatz  von  etwas  Kreide,  geschlämmtem  Thon 
oder  Knochenasche  (mindestens  fünfmaliger  Anstrich  erforderlich). 

2.  Heisse,  gesättigte  Lösung  von  H  Theilen  Alaun  und  1  Theil  Eisen- 
vitriol zweimal  aufgetragen ;  zum  dritten  Anstrich  wird  verdünnte  Eisenvitriol- 
lösung gewählt,  die  zur  Erhaltung  einer  gut  streichbaren  Flüssigkeit  mit 
einer  genügenden  Menge  Töpferthon  vermischt  wird. 

3.  Holz  in  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Kalium  gekocht,  nach 
dem  Trocknen  mit  einem  Gemenge  aus  Steinkohlentheer  und  thonigen  Zu- 
schlägen erhitzt,  dann  Anstrich  mit  Asbest  und  feuerfestem  Thon,  der  durch 
einen  Dampfprocess  haltbar  gemacht  wird. 

4.  Flüssiges,  neutrales  Chlorcalcium  mit  Kalkhydrat  (Kalkbrei)  zu 
gleichen  Gewichttheilen  gemengt,  oder  gebrannter  Kalk  in  einer  Chlorcalcium- 
lösung  gelöscht. 

5.  Mittel  von  Dr.  Winkelmann  in  Augsburg:  Lösung  von  33^ 
Manganchlorür,  20^  Orthophosphorsäure,  V2  g  Magnesiumcarbonat,  10^. 
Borsäure  und  25  g  Salmiak  in  1  /  Wasser. 

6.  Mittel  von  Moore:  Holz  nach  scharfem  Trocknen  in  einen  mit 
Kalkmilch  angefüllten  Kessel  gebracht  und  unter  starkem  Druck  schweflige 
Säure  eingepresst.  (Die  Poren  des  Holzes  füllen  sich  dann  mit  einer  Lösung 
von  schwefligsaurem  Kalk,  aus  welcher  sich  später  Gypskrystalle  bilden.) 

Femer  werden  empfohlen:  Ammoniumphosphat,  Natriumwolframat,  Borax, 
Bittersalz  u  s.  w.,  auch  die  im  §  löl  erwähnte  Behandlung  mit  zwei  auf- 
einander wirkenden  Salzlösungen.  Ein  Anstrich  mit  Kalkmilch  ist  nahezu 
unwirksam. 


Viertes  CapiteL 

Die  Metalle.*) 

§   155.  Einleitung. 

Von  den  Metallen  haben  nur  Eisen,  Kupfer,  Zink,  Zinn,  Blei  und 
Aluminium  einen  besonderen  bautechnischen  Werth,  auch  die  aus  Kupfer, 
Zink,  Zinn,  Blei  u.  s.  w.  hergestellten  Legierungen,  während  Gold,  Silber, 
Platin  und  Nickel  nur  von  geringer,  die  übrigen  Metalle  von  gar  keiner 
Bedeutung  für  die  Bautechnik  sind. 


*)  Benutzte  Werke:  G.  M ehrten s,  »Eisen  und  Eisenconstructionen«,  Hand- 
buch der  Baukunde,  Bd.  II,  Heft  1.  Berlin  1887.  —  »Handbuch  der  Architektur«, 
Tbcil  I,  Bd.  I,  S.  213-275,  2.  Auflage,  Darmstadt  1895.  —  Gott  getreu,  »Bau- 
materialien«. Bd  II,  S.  l-22a,  3.  Auflage.  Berlin  1881.  —  E.  Hoyer.  »Lehrbuch  der 
vergleichenden  mechanischen  Technologie«,  Bd.  I,  S.  6  ff.  2.  Auflage.  Wiesbaden  1888. 

—  Wedding,  »Handbjich  der  Eisenhüttenkunde«,  2.  Auflage.  Braunschweig.  —  Lueger, 
■  Lexikon  der  gesammten  Technik«,   Bd.  IL,  S.  582—586  und  614— (>H5.  Stuttgart  1896. 

—  V.  Roll,  »Encyklopädie  des  gesammten  Eisenbahnwesens«,   Bd.  III,  S.  1346—1358. 
Wien  1891  —  u.  A. 


438 


Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffe. 


I.  Eisen  und  Stahl. 

A,  Erzeugung  des  Eisens  und  Stahles, 
§  156.  Eintheilung  der  Eisensorten. 

Das   wichtigste    und   verbreitetste    aller   Metalle    ist    unbestreitbar   da^^ 
Eisen,  das  wegen  seiner  Wohlfeilheit  und  seiner  vorzüglichen  Eigenschafter^»^ 
auch  in  der  Bautechnik  mannigfache  Verwendung  findet.  Hauptsächlich  nach» 
dem  Gehalt  des  Eisens  an  Kohlenstoff  wurden  lange  Zeit  die  drei  Arten 
unterschieden : 

Roheisen  oder  Gusseisen  mit  2 — 5%  Kohlenstoff,  leicht  schmelzbar, 
nicht  schmiedbar,  nicht  schweissbar; 

Schmiedeeisen  oder  Stabeisen  mit  0*05 — 0*5%  Kohlenstoff,  schwer 
schmelzbar,  nicht  härtbar,  aber  schmied-  und  schweissbar; 

Stahl  mit  0*5 — 2^0  Kohlenstoff,  schweissbar,  schmiedbar,  schmelzbar, 
härtbar. 

Die  beiden  letzteren  Arten  lassen  sich  aber  in  ihren  physikalischen 
Eigenschaften  und  in  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  nicht  scharf  von 
einander  trenneni  Auf  erstere  hat  nicht  nur  der  Gehalt  an  Kohlenstoff, 
sondern  auch  der  an  Silicium  und  Mangan  einen  grossen  Einfluss.  Mitunter 
zeigen  Eisensorten  von  ähnlicher  chemischer  Zusammensetzung  ein  ganz  ver- 
schiedenes Verhalten.  Seit  Erfindung  des  Bessemerprocesses  wurden  aus  ver- 
schiedenen Processen  hervorgegangene  Producte  von  ganz  verschiedenem 
Kohlenstoffgehalt  und  einerlei,  ob  sie  härtbar  waren  oder  nicht,  namentlich 
in  England  und  Nordamerika  »Stahl«  genannt,  wobei  man  höchstens  »harten« 
und  »weichen«  (nicht  härtbaren)  Stahl  unterschied.  Um  diese  Unklarheit  in 
der  Bezeichnung  der  Eisensorten  zu  beseitigen,  wurde  auf  einem  bei  Gelegen- 
heit der  Weltausstellung  in  Philadelphia  1?576  abgehaltenen  internationalen 
Congress  hervorragender  Fachleute  folgende  Nomenclatur  empfohlen,  die  in 
Deutschland  gebräuchlich,  aber  nicht  überall  heimisch  geworden  ist. 


Technisch  verwerthetes,  kohlenstoffhaltiges  Eisen 


"meteorisches    (aus    dem     WeUenraume    stiammendes'i    Eisen    vor»    dagegen 

Jindet  man  es    als    Bestandtheil    fnst   aller   Mineralien.    Enthalten    Mineralien 

^Has  Eisen  in  so  grosser  Menge»  dass  man  sie  mit  Vortheil  zur  Eisengewinnung 

Hpenutien  kann,    so    nennt  man  sie  Erze.    Mineralien    mit    weniger    als   etwa 

jBi>**  j,   Eisen  werden  gewöhnlich  nicht  mehr  verhüttet ;  zeigt  ihre  Gangart  aber 

eine  für  die  Schlackenbildung  giinstige  Zusammensetzung,    so  lassen  sie  sich 

an   Stelle  der  sogenannten  eisenhaltigen  Zuschläge  (mit  bis  15%  Eisengehalt), 

2.U  denen  sie  den  Uebergang  bilden,    mit  Nutzen  verwenden.     Die  Eisenerze 

stehen    fast   alle   aus  Oxyden,    Hydroxyden    oder  Carbonaten    des    Eisens. 

)5e  wichtigsten  Erze  sind: 

1.  Magneteisenstein  ^^Magneteisenerz»  Magnetit),  Eisenoxydul- 
fcxyd,  mit  40 — 72%  Eisengehalt»  dem  specifischen  Gewichte  4'}< — -O^  und 
1er  Harte  5o — 15'5.  Dieses  F^z  ist  schwer  schmelzbar,  in  Salzsaure  löslich, 
crhwarz  oder  grünlichschwarz  gefärbt ;  es  besitzt  meistens  magnetische  Eigcn- 
chaften,  einen  muscheligen  bis  unebenen  Bruch  und  einen  schwarzen  Strich; 
nan  kann  es  leicht  verarbeiten  und  oft  ohne  Zuschlag  schmelzen,  weil  es 
oft  alle  2ur  Schlackeiibildung  nothwendigen  Stoffe  bereits  enthält.  Grosse 
■^^ger,  beziehungsweise  Gruben  dieses  Minerales  befinden  sich  in  Schweden 
^Bind  Norw^egen  (Danemora,  Falun,  Gellivara,  Taberg  bei  Jönköping,  Arendal, 
^H^resberg  u.  s,  w.),  im  Uralgebirgc,  in  Mexiko  (Cerro  del  Mercado),  in  Nord- 
^Rmerika  (Lake  Champlain  und  Lake  superior),  in  Neuseeland»  auch  in  Deutsch- 
land (Schmiedeberg  in  Schlesien)  u,  s.  w. 


Abart:    Franklinit,   mit  45*' ^^  Eisen,    2P„  Zink    und 


Mangan. 


Fundort  zwischen  Franklin 


y  Eisengehalt,  dem  spe- 
Dieses  Erz   ist   schwer 


VMan  kann  es  auf  Eisen  und  auf  Zink  verhütten. 
und  Ogdensburg  im  Staate  New-Versey. 

2.  Rotheisenstein  (Eisenoxyd),  mit  80 — 70*^ 
fccifischen  Gewichte    bis    5*3  und    der  Härte  3 — 0*5. 
i"  schmelzbar,    in  Salzsäure  langsam  löslich,    schwarz  und  magnetisch  vor  dem 
Löthrohr,   von  rother  bis  röthlich-schwarzer  Farbe    und  besitzt  einen  ruthen 
Strich  und  einen  grauen  bis  schwarzen  Eisenglanz. 

Arten:  a)  Eisenglanz  (krystallisirtcs  Eisenoxydul),  in  stahlgrauen  bis 
•schwarzen,  metidlglän /.enden,  häutig  irisirenden  Krystallen.    Man  findet  dieses 
^l'lnc  in  Schweden  und  Lappland»  in  Nordamerika  lam  Oberen  See,  Michigan- 
^Bec  wnd  am  Missouri),  auf  der  Insel  Elba  u.  s.  w. 

^H  //)  Rother   Glaskopf   (Hämatit),    in   kugeligen    und    nie renförm igen 

^Hlbsonderungcn  mit  strahligem  Gefüge,  Hauptfundorte  in  Lancashire,  Cumber- 
Bland  und  Forest  of  Dean  in  England 

y  r)  Eiscngl immer    (Eisen rahm),     in    blättrig-schuppigen     Kry stallen, 

Ahart  des  Eisenglanzes. 

ä)  Eisenocker,  dicht,  erdig  oder  mulmig,  Hatiptfundorie:  am  Irrgange 
Platten  in  Böhmen,    in  Deutschland  im  Lahngebiete   in  der  Gegend  von 
^ies^en,  Wetzlar,  Nassau  und  Siegen. 

H-  Brauneisenstein    i Eisenoxydhydrat  i ,    mit    20 — 60%    Eisengehalt» 

"  ifischcn  (jewichte  394 — 102   und  der  Harte  4'5.    Das  Mineral  ist 

r    rcducirbar    und    leicht  rtussig,    von  brauner,    gelblichbrauner   oder 

rkergelber  Farbe    und    unvollkommen    metallglänzend,    besitzt    nadcl-,    haar- 

lex  traubenfürmtge  Formen  und  ist  auch  derb  und  erdig, 

Arten:  u)  Brauner  Glaskopf,  in  nierenförmigen  oder  stalaktitischen 
Juntn^  Idcht  schmelzbar,  Lraun  bis  schwarz  gefärbt,  sehr  rein.  Man  findet 


440 


Erster  Theil,  Die  Hauptsloffe, 


ihn  in  fler  Gegend  von  Siegen,  im  Nassauischen,  in  Oberschlesien*  Böhroeti, 
Kärnten  und  Steiermark,  im  Fichtelgel »irge,  Schwarzwald  und  Thiiringerwald, 
in  England  (bei  Aiston- Moore  und  Durham),  in  Spanien  (Pyrenäen),  in  den 
baskischen  Provinzen  und  Sibirien,  in  Brasih'en,  Nordamerika,  Algier  u.  s,  w, 
b'\  Bohnen  er  ze  (unlithische  Erze),  in  kugehgen  Komem  mit  con- 
cenlrisch  schaliger  Absonderung,  die  oft  durch  kohlensauren  Kalk,  Quarz 
oder  eisenschlissigen  Thon  miteinander  verbunden  sind,  mit  gelbbraunem 
Strich.  Hauptfundorte :  Peine  bei  Hannover,  in  Württemberg,  Frankreich  u.  s.  w* 

c)  Minette*Erz,  ein  phosphorhaltiger,  kalkiger  Brauneisenstein.  Man 
unterscheidet:  graue  Mtnette»  welche  eisenarmer,  aber  kalkreich,  und  rothe 
Minettc,  welche  eisenreich,  aber  kalkäi-mer  ist.  Hauptfundort:  Luxemburg  und 
Lothringen, 

d)  Gelbeisenstein,  ein  Brauneisenstein  mit  rein  gelbem  Strich  und 
meist  mit  Thon  verbunden.  Man  fmdet  ihn  in  fast  allen  neptunischen  Ge- 
birgsarten- 

i)  Gewöhnlicher  oder  gemeiner  Brauneisenstein.  Fundorte  in 
Oberschlesien,  bei  Osnabrück,  im  Siegener  Land,  in  Nassau  u,  s.  w. 

/)  Brauner  Thoneisenstein,  ein  mit  Kieselthon  vermengter  Braun- 
eisenstein- 

ji^)  Rasenerz,  Morast-  oder  VViesenerz,  See-Krz,  knollige  oder 
schlammige  Massen  von  brauner  oder  schwar2cr  Farbe,  aus  Eisciioxyd, 
EisenoxyduUiydrat,  Manganoxyd,  Phosphorsäure,  organischen  Stoffen  und  SaniJ 
bestehend,  Hauptfinulorte  in  Belgien  und  Holland,  Meist  auf  Gusseisen  ver- 
arbeitet, weil  das  daraus  hergestellte  Eisen  diinnflüssig  ist  und  die  Formen 
gut  ausfüllt. 

4.  Spateisenstein  oder  Stahls  rein  (kohlensaures  Eisenoxydul),  mit 
25 — 48*^, ,t  Eisengehalt,  dem  specifi sehen  Gewichte  3G--3'1*  und  der  Härte 
iVb—A'b,  Dieses  Erz  ist  leicht  schmelzbar,  von  gelblicher  bis  gelblich-grauer 
Farbe,  die  an  der  Luft  allmälig  in  eine  blauschwarze  oder  dunkelblaue 
übergeht,  glas-  oder  perlmutterglanzcnd  und  mit  muscheligem  bis  unebenem 
Bruch.  Man  findet  es  im  Harz,  im  Siegener  Land,  in  der  l'mgegend  von 
Coblenx,  in  Westphalen,  Schmaikalden,  Nassau,  im  Thüringerwald,  in  Kärnten, 
Steiermark,  Oberungarn  u.  s.  w. 

Abarten:  a)  Strahl  st  ein  (Eisenkalk),  in  Krystallen  oder  in  krystal* 
linisch-blätterigen  oder  strabligen  Massen  vorkommend,  derli-,  grob-  oder 
feinkörnig,  von  gelblicher,  röthlicher,  grünlicher  oder  grauer,  an  der  Luft 
nachdutikelnder  Farbe.  Hauptfundorte:  Freiberg  in  Sachsen,  l^obenslein  in 
Reuss,  Klausthal,  Eisenerz  in  Steiermark,  Hüttenberg  in  Kärnten,  Musen  bei 
Siegen  u,  s.  w. 

h)  Sphärosiderit  oder  Thoneisenslein,  kohlensaures  Eisenoxyd,  in 
kugeligen,  nieren-  oder  trauben förmigen  Stücken  mit  strahligem  Gefüge  vor- 
kommend, oft  mit  Thon  uml  Mergel  vcrmengl  und  von  gelber,  grauer  oder 
bräunlicher  Farbe.  Hauptfundorte:  an  der  Weser,  in  der  Grafschaft  Schaumburg, 
bei  Minden  und  Osnabrück,  |jei  Steinheim,  bei  Hanau  und  Drausbcrg  hei 
(»Öttingen,  ferner  in  England,  Frankreich,  Nordamenka  u,  s,  w.  Hierher  gehört 
auch  der  sogenannte  Clayband,  welcher  ein  inniges  Gemeitge  von  Spat- 
eisenstein mit  Thonmtneralien  darsiellt. 

€)  Kohleneisenstein  (Blackband),  ein  mit  Kohle  vermengter  Thon- 
eisenslein mit  ii4— 4!**(j  Eisen,  20— 26*'„  Kohle  und   10^^15**,,,  Thon,  voa 


Vierles  CapiteL  Die  Metalle, 


441 


schwarxer  Farbe  und  ohne  Glanz.  Fundorte  in  Westphalen,  Belgien,  England, 
Schottland,  Banat  u.  s.  w. 

Auch  Schwefelkies-  oder  Pyritabb fände  der  Schwefelsäurefabriken 
werden  nach  Entfernung  ihres  Silber-,  Kupfer-  und  Zinkgehaltes  auf  nassem 
Wege  zumeist  auf  graues  Roheisen  verschmolaen  oder  auf  Schnricdeeisen  verhüttet. 

§   158.  Vorbereitung  der  Rohstoffe.  Zuschläge. 

Die  Gewinnung  der  Erxe  geschieht  bergmännisch  in  derselben  Weise, 
wie  dies  in  ilen  §^  G2  und  03  dieses  Buches  beschrieben  worden  ist. 

Bevor  die  Erze  in  den  Hochofen  gebracht  wertJen,  müssen  sie  auf- 
bereitet, d.  h.  bis  auf  die  Grösse  eines  Tauben-  oder  Hühnereies  durch 
Handarbeit  mittelst  Handfäustel  oder  durch  Pochhämmer,  Pochwerke  mit 
eisernen  Stempeln  t^siehe  g  ^^h  H,  1),  Steinbrechmaschinen  ^siehe  §  Si\  II,  5), 
Qaetschwakwerke  (siehe  §  8*^  II,  4)  oder  Mahlwerke  (siehe  g  86»  11,  U)  zer- 
kleinert und  ilurch  Sieben  und  Waschen  oder  Schlammen  von  den  bei- 
gemengten erdigen  Bestandtheilen  (Gangarten)  befreit  werden.  Mitunter  werden 
die  Erze  auch  mit  wäs^sfriger  schwefliger  Säure  digerirt,  um  aus  ihnen  den 
phosphorsauren  Kalk,  welcher  ein  vorzügHchc-s  Düngemittel  darstellt,  zu  ent- 
fernen. Eine  weitere  Art  der  Aufl^ereitung  ist  das  Rösten,  d.  h.  die  Erhitzung 
der  Erte  bei  Luftzutritt  und  bis  zu  einer  Temperatur,  welche  den  Schmelzpunkt 
nicht  erreicht.  Durch  das  Rösten  wird  eine  Auflockerung  des  Rohstoffes 
und  damit  eine  Erleichterung  der  Reduction  (des  Schmelzens)  erzieh,  fenier 
werden  flüchtige  Bestandtheile  (Wasser  und  Kohlensäure "i  entfernt  und  Bitumen 
sowie  ein  Theil  des  Schwefels  und  Arsens  u.  s.  w.  ausgetrieben.  Das  Rösten 
erfolgt  entweder  in  Meilern  i  Kohleneisensteine i,  indem  man  auf  einer  trockenen 
Sohle  eine  dünne  Schicht  grober  Erzstücke  ausbreitet,  darüber  eine  Lage  kreuzweis 
geschichteter  Holzstücke  und  auf  diese  Reisig  oder  Kohle  aufbringt,  dann 
Erzslücke  und  Firennstoff  in  mehreren  abwechselnden  Schichten  auflegt,  den 
Xfeilcr  unten  anzündet  und  ihn  je  nach  seiner  Grösse  1^ — 4  Wochen  lang  in 
Brand  hält,  oder  sie  geschieht  in  Stadeln  (mulmige  und  schwefelhaltige  Erze)^ 
die  aus  einem  von  vier  Mauern  eingefassten,  gepflasterten,  oben  meist  offenen 
Raum  bestehen  und  Aehulichkeit  mit  dem  im  §  ^32  beschriebenen  und  in 
Figur  129  abgebildeten  > offenen  Ziegelofen«  besitzen,  oder  man  benutzt 
xuin  Rösten  Flammöfen  mit  geneigter  Sohle,  auf  welcher  die  Erze  herab- 
rutHchen»  oder  Schachtöfen,  in  denen  entweder  der  zur  Erhitzung  nöthige 
Brcnnstaflr  mit  den  Erzen  in  abwechselnden  Schichten  aufgegeben  oder  zweck- 
ma&äig    die   aus  Eisenhochöfen    abgeleiteten,   brennbares  Kohlenoxydgas   ent- 

I hallenden  Gichtgase  zwischen  den  Erzen  verbrannt  werden  (Gasröstöfen). 
Geröstet  werden  stets  Spat-,  Thon-  und  Kohlcneisenerze  behufs  Um- 
VAndlung  dersellien  in  Eisenoxyd  oder  Entfernung  des  Schwefels,  auch  Magnet- 
cimcncnet  um  eine  höhere  Oxydation  und  Auflockenmg  zu  erzielen,  sodann 
rfle  für  <len  Hochofen  bestimmten  Zuschlagskalksteine,  ausnahmsweise  tÜe 
^Ih*  tmd  Braüneisenerze  zum  Austreiben  des  Schwefels  oder  um  Mürbigkeit 
xtJ  cnreiche  Schlacken,  wenn  sie  im  Hochofen  emgeschmolzen 

wer  ir  Mchrtcns,  a.  a,  O,,  S,  59.)  Die  gerösteten  Erze  werden 

liiochnials  zerkleinert. 

Nur  wenige  Erze  (!<ogenatinte  selbstgeh  ende  Erze)  besitzen  ein  der- 
ajti{(es  Verhältnis«    von  nicht    eisenhaltigen  Beslaiultheilen  (Gangarten),    dass 


I 


442 


Erster  Theil.  Die  HauptstofTe. 


sie  für  sich  allein  auf  Roheisen  verschmolzen  werden  können.  Solche  Erze 
haben  eine  derartige  Zusammensetzung,  dass  beim  Schmelzen  eine  Schlacke 
entsteht,  deren  Sclmielzpunkt  dem  des  Roheisens  entspricht.  In  den  meisten 
Fällen  muss  man,  um  ein  richtiges  Verhältniss  zwischen  Thonerde,  Kalk  und 
Kieselsäure  zu  erhalten,  entweder  verschiedene  Eisenerze  miteinander  ver- 
mischen (gattiren)  oder  fremde  Stoffe  (Zuschläge)  hinzufügen.  Als  Zu- 
schläge dienen  gebrannter  und  ungebranntejr  Kalk,  Magnesia, 
Kieselsäure  und  Thonerde,  Thonschiefer,  Grauwacke  und,  falls  eine 
vermehrte  Schlackenbildung  erwünscht  ist,  Hornblende,  Augit,  Feld- 
spath  u.  s.  w.,  mitunter  auch  Mergel,  Flussspath  u.  s.  w.  Manganhaltige 
Zuschläge  erzeugen  Streng flüssigk ei t,  magnesiahaltige  Leichtflüssigkeit. 
Kalk-  und  magnesiahaltige  Zuschläge  (Kalk  und  Dolomit)  erhalten  kieselsäure- 
und  thonerdereiche  Erze.  Ausnahmsweise  sind  kalkhaltigen  Erzen  Zuschläge 
von  Thonerde  zu  geben.  Man  rechnet  auf  1  Theil  Erz  0*5 — 2  Theile  Zu- 
schlag und  bestimmt  das  Gemenge,  welches  Möllerung  genannt  wird,  so, 
dass  dasselbe  30 — 50^0  Eisen  enthält. 

Um  die  richtige  Zusammensetzung  der  Beschickung  (Gattirung  oder 
Möllerung  sammt  der  zugehörigen  Brennstoffmenge)  zu  erproben,  entnimmt 
man  den  Erzen  Probestücke  im  Gesammtgewichte  von  1  — 2  kg,  pocht  die- 
selben fein,  trocknet  das  Mehl  bei  100®  C,  vermengt  es  mit  den  Zuschlägen 
und  schmilzt  es.  Besitzt  die  vollständig  geflossene  Schlacke  eine  graue,  gelb- 
liche oder  violette  Farbe,  eine  emailartige  Beschaffenheit  und  einen  musche- 
ligen Bruch,  so  war  die  Mischung  eine  gute;  ist  sie  aber  glasig,  mehr  oder 
minder  vollständig  durchsichtig,  leicht  zerbrechlich,  von  muscheligem  Bruch 
und  scharfkantig,  sowie  von  grüner  Farbe,  so  war  in  dem  Gemenge  ein  zu 
hoher  Kieselsäuregehalt;  besitzt  letztere  Schlacke  aber  keine  grüne  Farbe,  so 
war  die  Mischung  noch  eine  richtige;  ist  die  Schlacke  steinig,  erdig,  grau, 
gelb  oder  braun  gefärbt  und  zeigt  sie  einen  rauhen  Bruch,  so  enthielt  die 
Mischung  einen  zu  grossen  Gehalt  an  Basen;  zerfällt  die  Schlacke  bei  der 
Berührung  zu  Pulver,  so  war  in  der  Mischung  zu  viel  Kalkerde.  (Siehe  Mus- 
pmtt,   > Technische  Chemie^,  5.  Aüüa^e.  II,  S.  508). 


Viertes  CapitcL   Die  MeUUc. 


443 


^ 
^ 


» 


werden^  wahrend  im  unteren  Theile  Wind,  d.  h,  gepressle  Atmospharenluft, 
eingeführt  wird,  die  den  Kohlenstoff  des  Brennstoffes  in  Kohlenoxyd  um- 
wandelt, dass  sie  einen  ans  feuerfesten  Steinen  aufgeführten  Schacht  (Kem- 
schacht)  besitzen,  der  durch  zwei  mit  ihren  Grundflächen  aufeinander  ge- 
setzte Kegelstumpfe  gebildet  wird,  dass  die  erzeugte  Schlacke  beständig  aus- 
tliesst,  das  Roheisen  aber  nur  zeitweilig  abgestochen  wird,  u.  s»  w.  Viel 
verwendet  wird  der  sogenannte  neuere  rheinische  Coakshochofen,  welchen 
(lie  Figuren  278  und  271)  im  Schnitt  und  Grundriss  darstellen.  Die  obere 
kreisförmige  Oeffnung  J,  Gicht  genannt,  ist  mit  einem  eisernen  Mantel 
iGichtmantel)  N  versehen,  durch  dessen  Oefiimngen  die  Beschickungi  das 
Eintragen  der  Erze,  der  Zuschläge  und  des  Brennstoffes  bewirkt  wird.  Sie 
trägst  einai  Blechcylinder  0,  den  Gichtgas  fang,  hinter  welchem  sich  bei  der 
Beschickung,  die  den  Gichtgasen  Widerstand  leistet^  letztere  ansammeln  und 
dann  durch  Canäle  fi  und  /,  zur  weiteren  Verwendung  abgeführt  werden. 
Sollen  die  Gase  nicht  mit  der  Atmosphärenluft  in  Berührung  kommen,  so 
wird  die  Gicht  in  den  Zeiten,  zu  welchen  nicht  aufgegeben  wird,  verschlossen. 
Der  Gichtboden  (Gichtplateau)  ist  mit  einer  Gallerie  umgeben,  auf  welche 
die  Bescluckung  meistens  mittelst  Aufzüge  (Wasserdruck-  oder  Luftdruck- 
aufzUge  oder  Dampfmaschinen  nach  Art  der  Fördermaschinen)  gebracht  wird. 
Von  der  Gicht  abwärts  erweitert  sich  der  Schacht  bis  zum  Kohlen  sack 
oder  Bauch  //»  wo  beide  Kegel  zusammenstossen,  zieht  sich  dann,  die 
Rast  bildend,  zusammen  und  endigt  über  einem  cylindrischen  (mitunter 
auch  pnsmati sehen)  Hohlraum  C  D^  Gestell  genannt,  welches  mit  drei  so- 
nannten  Formen  F  zum  Einbkisen  des  Windes  versehen  ist. 
An  das  Gestell  schliesst  sich  der  Herd  Z>  an,  der  aus  grossen  feuer- 
festen Steinen  gebildet  wird  und  zur  Ansammlung  des  geschmolzenen  Eisens 
dient  Der  innere  Schacht  (Kernschacht)  E  ist  ebenfalls  aus  feuerfesten 
Steinen  aufgeführt  und  ruht  auf  einem  eisernen  Ringe  a  und  vier  Säulen  7'; 
er  wird  von  einem  aus  gewöhnlichem  Mauerwerk  hergestellten  Mantel  G 
(Rauhschachli  umgeben,  in  dessen  unlerem  Theile  Arbeitsgewölbe  A'  und 
Fonngewölbe  /  ausgespart  und  nach  oben  hin  durch  Trageiscn  /f  begrenzt 
Mnd  In  den  Formgewülben  befinden  sich  Oetinungen  (Form  enjy^  durchweiche 
die  Düsen  (die  äu&sersten  Enden  der  Windzuleitungsröhren)  bis  in  den  Herd 
eintreten.  Zur  Bewegung  des  Ringes,  der  den  Raum  zwischen  Düse  und 
Farm  verschlicsst,  dient  das  Rad  m.  Bei  den  schottischen  Hochöfen 
utngiebt  den  Kenischacht  statt  des  Rauhschachtes  ein  aus  Eisenplatten 
zusammengenieteter  Mantel;  da  dieser  aber  die  Zugänglichkeit  des  Schachtes 
wahrend  des  Betriebes  erschwert  u,  s.  w,,  so  baut  man  in  neuerer  Zeit  auch 
Hochöfen  mit  vollständig  freistehendem,  aus  feuerfesten  Steinen  aufgeführtem 
and  durch  omgelcgtc  Anker  sorgfältig  armirtem  Schacht, 

Der  Zwischenraum  zwischen  Kern-  und  Rauhschacht  wird  mit  einem 
»chlechtrn  Wärmeleiter  (z,  B,  Asche)  ausgefülh;  er  gestaltet  eine  ungehinderte 
Aundehnmig  des  Kernschachles  beim  Erhitzen  und  verhindert  die  Wiirmc- 
ausiütrahlung.  In  den  vier  Ecken  de,s  Rauhschachtes  befinden  sich  enge,  im 
Mauerwerk  ausgesparte  Canäle  c  iFig*  219\  die  von  der  Feuerung  L  bis 
zum  Gichtbüden  führen  und  dazu  dienen,  die  Heizgase  durch  das  Mauer- 
werk zu  leiten»  um  letzteres  vor  der  Inbetriebsetzung  gehörig  auszutrocknen. 
Der  Herd  />  ist  beim  rhemischtai  Coakshochofen  nach  der  Arbeitsoffnung  /C  hin 
durch  den  Wall-  oder  Dammslein  ^  abgeschlossen,  der  auf  seiner  Vorder- 


isa-r- 


444 


Erster  TbeiL  Die  Hauputoffe. 


Seite  eine  Eisen  platte  (Wall  st  ein  platte)  besitzt,  welche  durch  den  Luft- 
canai  //  gekühlt  wird.  Auf  der  entgegengesetzten  Seite  ist  der  Herd  vom 
Rückstein  /  und  seitlich  von  den  Backensteinen  oder  dem  Futter  be* 
grenzt.  In  dem  Wallstein  befindet  sich  an  einer  Seite  ein  Schlitz  mit  einer 
St  ich  Öffnung,  die  gewöhnlich  mit  thonhaltigem^  feuerfestem  Sand  ver- 
schlossen ist  und  nur  dann  geöflfnet  wird»  wenn  das  geschmolzene  Roheisen 
aus  dem  Herd  abgestochen  werden  soll.  In  einer  gewissen  Höhe  über  dem  Sohl* 
stein  (^Bodenstein)  e  endigt  die  vordere  Gestellwand  in  den  Tümpel- 
steJTi  n^  welcher  an  seiner  Vorderseite  durch  ein  Eisenblech  (Tümpel- 
blcch)  geschützt  ist  und  auf  einem  Eisen  (Tümpeleisen)  ruht.  Der  zwischen 
Wall-  und  Tümpelstein  verbleibende  Raum,  Vorherd  genannt»  gestattet  den 
Zutritt  zum  Ofen.  Solche  Oefen  nennt  man  üefen  mit  offener  Brust.  Es 
giebt  aber  auch  Oefen,  bei  denen  der  Kemschacht  auf  allen  Seiten  des  Ge- 
stelles gleichmässig  niedergeführt  (Oefen  mit  geschlossener  Brust  oder 
Tiegel  Öfen)  und  nur  unten  eine  kleine  Ocffnung  zum  Schlack enabfl uns  und 
darunter  eine  zum  zeitweiligen  Ablassen  des  flüssigen  Roheisens  gelassen  ist; 
solche  Oefen  halten  die  Hitze  im  Gestell  besser  zusammen,  vermindern  die 
Entstehung  von  Ansätzen  im  Herd  und  stören  das  Schmelzen  weniger,  so 
dass  sie  von  manchen  Hütten  vorgezogen  werden. 

Üeber  dem  Dammstein  ^  tliesst  die  Schlacke  auf  der  aus  Tbon  und 
Kohlenlösche  gebildeten  Schlackentrift  Af  ununterbrochen  ab;  diese  Trift 
ist  freilich  durch  die  gusseiserne  Schlackenseite  F  begrenzt. 

Die  Arbeit  im  Hochofen  ist  eine  ununterbrochene  und  dauert  in  der 
Regel  so  langCj  als  der  Ofen  hält  (Campagne,  Ofen-  oder  Hütten  reise). 
Die  Länge  einer  Ofenreise  ist  namentlich  abhängig  von  der  Haltbarkeit  der 
Rast  und  des  Gestelles,  welche  am  meisten  der  Zerstörung  ausgesetit 
sind.  Meistens  ist  der  Kernschacht  schon  nach  3— 4jähngcm  Betrieb  2U 
erneuern,  doch  kommen  auch  Ofenreisen  von  mehr  als  20  Jahren  vor. 
Um  das  Durchbrennen  der  Rast,  des  Gestelles  und  des  Sohlsteines  ^u 
verhüten,  bespült  man  unmittelbar  das  Mauerwerk  mit  Wasser  (Berieselungs- 
methode)  oder  führt  es  unter  Druck  durch  eiserne,  eingemauerte  Leitungen 
(Circulationsmethode).  Stets  werden  die  eisernen  Hülsen  der  Wind- 
zu führungs Öffnungen  gekühlt.  Das  Abkühlen  des  Mauerwerks  wird  nur  so  weit 
erforderlich  vorgenommen,  um  Wärmeverluste  möglichst  zu  vermcideti,  Ist 
der  Ofen  nicht  mehr  betriebsfähig,  so  wird  er  ausgeblasen»  indem  maji 
zuletzt    nur  Kohle   statt  Erz    aufgiebt   und  damit  den  Ofen  erkalten  lässt. 

Bei  der  Beschickung  des  Hochofens,  die  in  mehreren  Sätzen  i,C bargen, 
Wagenladungen)  bis  zu  lOOU  X'^  Möllerung  abwechselnd  mit  1000— 250U^ 
Brennstoff  erfolgt,  werden  gleichzeitig  die  Gebläse  in  Thätigkeit  gesetzt.  Ein 
Coakshochofen  liefert  tägUch  50.000 — ^100.000  4:c  Roheisen;  soll  derselbe  in 
24  Stunden  ♦lO.OOiJ  ^g  Roheisen  erzeugen,  so  ist  er  in  dieser  Zeit  mit  etwa 
lOCJJtOO  Ji:g  Kohle,  68,000  k^  Kalkstein  und  150.0(J0  Ag  Eisenerz  zu  beschicken. 

Um  die  chemischen  Vorgänge  im  Hochofen  veranschaulichen  zu  k<innen, 
sind  (nach  Sc  heerer)   in  Figur  27  H  verschiedene  Zonen    abgetheilt 

In  der  Zone  I— H,  der  Vorwärmzone,  werden  die  Erze  u,  s,  w*  voll- 
ständig ausgetrocknet,  vorgewärmt   und  aufgelockert. 

In  11— ill,  der  Abscheid\ingszone»  erfolgt  die  Reducirung  der  Krse 
zu  metallischem  Eisen,  das  eme  poröse,  kohlenstoftfreie^  fast  unschmelzbare 
Masjie,  den  Ei»en schwamm,  bildet.    Die    reducirenden  Stoffe  sind  Kohlen* 


Viertes  Capiiel.  I>Jc  Melalk 


m 


oxyd,    Kohlenwasserstoff    ond    Cyanverbindungen*    In    dieser  Zone    verlieren 
Zuschlagkalk  und  rothe  Spateisensteine  den  grössten  Theil  ihrer  Kohlensäure 
und    die  Brennstoffe   etwa   vorhandenen  Schwefel,    der  dann  in  das   metal- 
t  lische    Eisen  übergeht. 

In  III— IV,  der  Kohlungszone,  nimmt  das  Eisen  Kohlenstoff  auf 
\  (hauptsächlich  aus  den  Dämpfen  der  Alkalicyanide),  wodurch  es  schmelzbar 
wird.  Diese  Aufnahme  erfolgt  um  so  vollständiger,  je  langsamer  die  Be- 
schickimg niedersinkt.  Bei  unvollständiger  Kohlung  wird  vom  Eisen  eine 
grössere  Menge  Silicium,  Schwefel  und  Phosphor  aufgenommen  als  bei  voll- 
ständiger. 

In  IV — ^V,    der  Schmelzzone,   gelangt   das  Eisen  zum  Schmelzen  bei 

Aufnahme  des  vollen  Kohlenstoffgehaltes  des  Roheisens.    Dabei    reducirt  ein 

Theil  seines  Kohlenstoffes  Kalk,  Phosphorsäure  u.  s*  w,,    so  dass  das  Eisen 

die  reducirten  Stoffe,  Aluminium,  Mangan,    Calcium,  Phosphor  und  Silicium, 

aufnimmt.  Auch  die  Zuschläge  kommen  hier  -eum  Schmelzen,  und  die  Schlacke 

umhüllt    <bs    Prisen,    so    dass    es    in    der   nächsten    Zone  V — VI,    der    Ver- 

brennungs-  oder  Oxydationszone»    in    welcher  die  Hitze  bei  Coakshoch- 

I  Öfen  bis  auf  2*350**  C  gesteigert  werden  kann,  gegen  Verbrennung  geschützt 

[ist.  In  dieser  Zone    findet   eine  lebhafte  Verbrennung  des  Kohlenstoffes  und 

die  Vollendung    der  Reducdon    der    ursprüngHch    gebildeten  Kohlensäure  zu 

[  Kohlenoxydgas  statt,  unter  Mitwirkung  der  aus  den  Düsen  eintretenden  Luft 

Das  geschmolzene  Eisen  sammelt  sich  im  Herd  an  und  bleibt  dort  der 

hohen  Temperatur    wegen  flüssig.    Es  wird  in  der  Regel  zwei-  bis  sechsmal 

t  täglich  abgestochen,  wobei  man  des  ruhigeren  Abflusses  wegen  das   Gebläse 

[ausser  Thätigkcit  setzt. 

Die  zur  Verbrennung  nöthige  Luft  (Wind)  wird  durch  Gebläsemaschinen 
[mit  VVindkessel    an    die  Düse    mit    einem  Druck    von    20lJ — 50(*X/r   für    das 
*  Quadratcentimeter  gepresst.   Um  Wärmeverlusie  beim  Schmelzprocess  zu  ver- 
meiden,    erhitzt  man  diese  Luft  vor  Flintritt  in  den  Hochofen    mit  Hilfe   be- 
sonderer Winderhitzungsapparate.  Die  letzteren  sind  entweder  Rührenapparatei 
bei  denen  der  Wind  durch    die  von    aussen  erwärmten   Rohre  geleitet  wird^ 
oder  es  sind  Regeneratoren.   Diese  Apparate,  welche  mit  feuerfesten  Steinen 
I  ifitierarrig  ausgesetzt  sind,    gelangen    paarweise    zur  Anwentlung  und  werden 
I  so  lange  durch  die  Flamme  eines  Brennstoffes  (gewöhnlich  Gichtgase)  durch- 
fjitromt,  bis  die  Steine  stark  erhitzt  sind,  A\'ährend  die  Verbrennungsgase  den 
I  zweiten  Apparat  erhitzen,  leitet  man  den  Wind  durch  den  ersten  und  erhöht 
I  die  Temperatur   desselben    auf  500— 800^  C    Nach  Abkühlung   der    Steine 
^  werden   Wind-  und  Gassf  rom  umgeschaltet. 

Die  Schlacke  wird  entweder  in  heissem  Zustande  im  Schlackenwagen 

I  ^uf  die  Halde   gefahren    oder   sie    wird  granulirt  (vergl  g  215i    und  zur 

HefHtcllung    von    Steinen    (vergL  §  W),    vun    Cement    ivergl.    §  IJIH),    von 

[ SchUckrnwollr   oder  in  der  Glasfabrikation  zur  Herstellung  grüner  Flaschen 

V      \s       ^  "TUltZt. 

IGO.    Linthcilung   des   Roheisens   und  Eigenschaften    desselben. 

Nach  dem  Abstich  ^ird  das  Roheisen  entweder  in  eisenien  Formen 
l(fQr  weisse»)  oder  in  Sandformen  i^fur  graues  Roheisen)  aufgefangen»  die 
Idurch    Rinnen    mit    einem    grösseren,    vom    Stichloch    ausgehenden    Graben 


Hill  B^SlüM 


448 


Erster  Thcil.  Die  Hauptsioffe. 


geschreckten  Gussflächen  nicht  nur  die  Farbe,  sondern  auch  die  Härte  des 
weissen  Roheisens  hervorgemfen  (Hartguss),  Durch  anhaltendes  Glühen 
wird  graues  Roheisen  mürbe  (weich\  durch  wiederholtes  Schmelzen  mangan- 
und  siliciurnämier. 

Entzieht  man  dem  grauen  Roheisen  durch  Schmelzen  bei  reichlichem 
Luftzutritt  den  Siliciuml)estandtheil,  so  erstarrt  es,  selbst  bei  langsamer  Abküh- 
lung, ohne  Ciraphitausscheiilung  und  wird  so  zu  weissem  Roheisen, 

Phosphor  bis  1  '7^^  macht  das  Roheisen  dünnflüssig,  also  für  Kirnst- 
guss  geeignet,  erhöht  jedoch  über  l  %  ^He  Sproiligkcit  derart,  dass  das  Roh- 
eisen für  Giessereizweckc  untauglich  wird.  Ein  Schwefelgehalt  macht  das 
Eisen  strengflüssig;  steigt  er  jedoch  über  0*1  **/„,  so  neigt  das  Eisen  zum 
Weiss  werden  und  wird  hart  und  spröde. 

Nach  der  Herstellungsweise  unterscheidet  man: 

a^  Holzkohlen-Roheisen,  welches  sich  durch  Reinheit  und  Festig* 
keit  auszeichnet,  so  dass  es  als  Qualitatseiscn  bei  der  Hartgussfabrikation, 
sowie  beim  Frischen  Venvendung  findet.  Man  theilt  es  ein  in  graues,  schwach 
halbirtes  und  stark  halbirtes  Roheisen. 

!f)  Coaks-Roh eisen,  welches  hauptsächlich  in  der  Giesserei  Verw^en- 
dung  findet.  Man  theilt  es  ein  nach  Farbe  und  Korn  in: 

Ol)  schwarzes  Roheisen,  welches  nur  als  Zusatzeisen  verwendet  wird 

ß)  graues  Roheisen  I,  grobkörniges  und  sehr  graphitreiches  Giesserei- 
roheisen. 

Y)  graues  Roheisen  II,  feinkörniges,  Ersatz  für  Brucheisen. 

^)  halbirtes  Roheisen.  Es  bildet  den  Uebergang  zwischen  dem 
weissen  und  dem  grauen  Roheisen  und  wird  in  der  Hartgussfabrikation  und 
beim  Frischen  verwendet. 

=  )  Bessemer-Roheiscn  mit  3 — '3'5%  Graphit,  2^3%  Silicium  und 
nicht  mehr  als  0*1  '*/,,  Phosphor  oder  Schwefel;  dient  zur  Darstellung  des 
Flusseisens  oder  Flussstahles  nach  dem  Bessem er -V^ erfahren. 

{)  Ferrosilicium  oder  Silicium- Eisen  mit  mehr  als  10  %  Sili* 
cium;  dient  als  Zusatzeisen,  und  zwar  in  der  Giesserei  bei  Anwendung  von 
weissem  Eisen  und  bei  der  Darstellung  von  Flusseisen  und  Flussstahl  zum 
Rückkohlen. 


§  161.  Erzeugung  des  Schweisseisens. 


I 


Das  älteste  Verfahren,  schmiedbares  Eisen  unmittelbar  aus  den  Erzen 
herzustellen,  die  sogenannte  Renn  arbeit,  wird  heute  wiegen  des  bedeutenden 
Verlustes  an  Eisen,  des  grossen  Bedarfes  an  Brennstoff  und  des  erheblichen 
Aufwandes  an  Arbeit  nur  äusserst  selten  und  nur  zur  Erzeugung  kleiner 
Mengen  angewendet.  Bei  der  Rennarbeit  werden  reine  und  leicht  reducirbare 
Erze  in  kastenförmigen  Vertiefungen  (Rennfeuer,  Luppenhertlen)  unter  Mit- 
wirkung eines  Gebläses  mit  Holzkohlen  niedergeschmoben,  wobei  das  Eisen  zu 
einem  Klumpen  (Luppe)  zusammengeballt,  dann  ausgehämmert  und  gestreckt 
wird.  Dieses  Verfahren  wurde  von  William  Siemens  verbessert,  welcher  einen 
rotirenden  Ofen  ^Rotator)  construirte,  iti  dem  das  zerkleinerte  und  mit  ent- 
sprechenden Zuschlägen  gemischte  Erz  in  einem  cylindrischen,  beiderseits  konisch 
verengten,  mit  feuerfesten  Stoffen  ausgefütterten  Behälter  bei  hcUcr  Rothgluth 
mittelst  Regenerativfeuerung    llüssig   gemacht  utul    dabei    das   abgeschiedene 


Viertes  CapiteL  Die  Metalle* 


44d 


Benoxyd  in  der  flüssigen  erdehaltigen  Schlacke  abgeschieden  wird^    worauf 

i  Steinkohlenklein  zusetzt  und  den  Behälter  durch  einen  Zahnradmechanismus 

schnelle  Umdrehung  versetzt.    Die  Kohle   reducirt   das  Eisenoxyd  und  es 

awcissen  die  ausgeschiedenen  Eisentheile  zu  einer  Luppe  zusammen.    Aber 

ch  dieses  Verfahren  hat  tiur  beschränkte  Anwendung  gefunden. 

Der  mittelst  der  Rennarbeit  erzeugte   Stahl    fuhrt    die  Namen  Renn* 
"stahl,  Wolfsstahl  u.  s.  w. 

In   der  Regel    wird    das    schmiedbare    Eisen    aus  Roheisen    erzeugt, 
welches  man  durch  oxydirendes  Schmelzen  entkohlt.  Dieses  Verfahren  nennt  man 
fischen.  Die  Verminderung  des  Kohlenstoffes  im  Roheisen  durch  Verbrennung 
telst  Sauerstoff  wird  entweder  dadurch  erreicht,  dass  man  atmosphärische 
ft    über   das  Eisen  leitet,    wobei    man    sich    eines  offenen  Herdes  {Herd- 
isch en)  oder  eines  ges^lossencn  Flammofens  (Flammofenfrischen  oder 
iddeln)  bedient,  oder  dadurch,  dass  man  die  Luft  durch  das  geschmolzene 
Ben  hindurchtreibt  (Windfrischen  oder  Bessemern).  Durch  das  letztere 
fahren  erhält  man  Flusseisen, 

L  Das  Herdfrischen.    Hierzu    benutzt  man  einen  kleinen,    viereckigen 

tieften,  mit  Gusseisenplatten  (Zacken)    ausgefütterten    und    von   Mauerwerk 

^umschlossenen  Herd,  dessen  Bodenplatte  gewöhnlich    von  unten  gekühlt  und 

über  dessen  einen  Rand  die  Gebläseluft  geführt  wird.     Der  Herd  wird    mit 

Holzkohlen  gefüllt,  tlann  werden  dieselben  entzündet  und  durch  den  mittelst 

aeigter  Form  eingeblasenen  Windstrom  zur  lebhaften  Verbrennung  gebracht* 

Roheisenstücke  werden  hierauf  von  der  dem  Gebläse  gegenüberliegenden 

rbeitsöflfhung   aus    auf   den  Rand  des  Herdes    geschoben    unti  tropfenweise 

Bgeschmolzen,    wobei   nicht    nur    ein    Theil    des    Kohlenstoffes    unmittelbar 

rbrannt,    sondern    auch    Eisenoxyd    erzeugt    wird,    das    an    den    noch    vor- 

rideuen  Kohlenstoff  Sauerstoff  abgicbt    und    dadurch    einen  weiteren  Theil 

Kohlenstoffes    in  Kohlenoxyd    verwandelt,    das    entweicht.     Gleichzeitig 

durch    den  Sauerstoff  Silicium,  Mangan,  Phosphor   und    andere 

nengungen  des  Roheisens  oxydirt,  aus  denen  sich  eine  Schlacke  (Frisch- 

ke)  bildet.    Das    auf   dem  Boden    des  Herdes    sich  ansammelnde  teig- 

tig«»  Eisen  wird  mittelst  Brechstangen    herausgehoben  (Rohauf brechen)^ 

'!en  die  Reste  der  verbrannten  Kohle  entfernt,    hierauf  wird  neuer 

t  aufgeschüttet  und  das  Verfahren  wiederholt.     Nach   dem  dritten 

ledcrschmeben  ist  der  Process  in  der  Regel   beendet.     Das  beim  Garein- 

imelzen    entstandene    gefrischte    Eisen    wird    als    Klumpen   (Luppe)    aus 

Herd    genommen    (Garaufbrechen).     Dieser    Klumpen    besitzt    eine 

It^e  Beschaffenheit  und  ist  ganz  von  Schlacke  durchzogen.    Letztere 

h  Zangen,    d,  h,    mittelst  Hämmer   (Dampfhämmer,   Stielhämmer, 

Unmer,    Aufwerf hämmer,    Schwanzhämmer)    oder   mittelst    Quetschen 

quetschen)    oder    mittelst    Walzen    (Luppenmühlen)  herau.sgequetscht 

Ekd  gleichzeitig  dadurch  das    schwammige  Gefüge   des  Eisens    entfernt.     Es 

steht  hierbei    ein    homogenes  Eisenstück,    welches  weiter   zu  Stabeisen  zu* 

ncngeselvweisst  und  ausgeschmiedet  wird. 

Verwendet  man  beim  Herdfrischen  graues  Roheisen,  so  wird  dasselbe 

beim  ersten  Niederschmelzen  gefeint,    d.    h,    das  Silicium    durch  Oxydation 

Ktfcmt  und  gleichzeitig  der  Graphit  in  gebundenen  Kohlenstoff  verwandelt. 
ich    6cm   zweiten  Niederschmclzen  (Rohfrischen)    entsteht  Stahl    und    erst 
luurh    dem    tlritten  (Garfrischen)  Schmiedeeisen.    Man    nennt    den    ganzen 


erden 


450 


Eriter  Tbeil.  Die  HaupUtotfe. 


Process  deutsche  Frischarbeit  oder  DreimalscihmelzcreL  Bei  Ver- 
wendung von  gefeintem,  d.  h.  in  einem  Feineisenfeuer  aufCoaks  gesr '  *  ra 
und  unter  starker  Einwirkung  des  Gebläses  tropfenweise  niedergesc:  i ,  .\:\, 

sUiciumarmem  und  nur  gebundenen  Kohlenstoff  enthaltendem  Eisen  \¥tiii' 
eisen)  oder  von  siliciumarmem,  aber  kohlenstoftreichem,  weissem  Roheiicn 
bildet  sich  schon  nach  dem  zweiten  Niederschmelzen  Schmiedeeisen  (Zwei- 
mals chmelzerei  oder  Wall on schmiede).  Benutzt  man  ein  siUcium-  und 
kohlenstoffarmes,  also  stahlartiges  Roheisen,  so  genügt  zur  Erzeugung  von 
Schmiedeeisen  ein  einmaliges  Niederschmelzen  (Ein malschmelze rci  oder 
Seh  Will  arbeit). 

Soll  Stahl  (Herd frischstahl)  erzeugt  werden,  so  fällt  das  Gai- 
einschmelzen  fort,  da  dann  dem  Roheisen  nicht  so  viel  Kohlenstoff  cDt- 
zogen  werden  darf.  % 

Die  beim  Roh-  und  Garfrischen  sich  bildende  Schlacke  wird  Ga^ 
schlacke  genannt;  sie  ist  umso   >garerc,  je  mehr  Eisenoxyduloxyd  sie  enthüll. 

Wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  wird  beim  Herdfrischen  (aber  auch 
beim  Puddelverfahren  und  bei  der  Rennarbeit)  eine  Enlphosphorung 
des  Eisens  (bis  auf  807«  «les  ursprünglichen  Gehaltes)  erzielt.  JJies  erfolgt 
durch  die  niedrige  Temperatur  und  die  lange  Dauer  des  Processes,  jedoch 
nur  dann^  wenn  der  Herd,  beziehungsweise  die  Wände  des  Ofens  aus  Eisen 
hergestellt  und  mit  Eisenoxyd  besetzt  werden  und  wenn  die  anfangs  gebildete 
kieselsäurereiche  Schlacke  entfernt  wird;  es  6ndet  dann  durch  Einwirkung 
des  Eisenoxyd  eine  Ueberführung  des  Phosphors  als  Phosphorsäure  in  die 
Schlacke  statt.  (Vergl  Mehrtens,  a,  a*  O.^  S.  47.) 

2.  Das  Flammofenfrischen  oder  Paddeln,  Da  das  Herdfrischen  eine 
grosse  Menge  theueren  Bremistoffes  (Holzkohle  oder  gedörrten  Holzes)  erfordert 
und  eine  geringe  Ausbeute  giebt,  so  wird  dasselbe  immer  mehr  und  mehr 
verlassen  und  durch  das  Paddeln  ersetzt,  bei  welchem  das  Roheisen  nicht 
in  unmittelbare  Berührung  mit  dem  Brennstoff  gelangt^  so  dass  man  minder- 
werthige  Steinkohlen,  die  ihres  Schwefelgehaltes  wegen  beim  Herdfrischen  nicht 
benutzt  werden  können,  auch  Braunkohle  oder  Torf  zur  Feuerung  verwenden  kann. 

Das  EinschmeUen  des  Roheisens  und  das  Frischen  wird  hier  auf  dem 
Herde  eines  Flamm-  oder  Puddelofens  vorgenommen,  dessen  gebräuchlichste 
Construction  die  Figuren  280  und  281  im  Schnitt  und  Grundriss  verau* 
schaulichen.  Die  eiserne  Sohle  des  meistens  1*2 — 2  ^ft  langen,  mit  feuerfestem 
Tonnengewölbe  überdeckten  Herdes  dieses  Ofens  wird  durch  Oeffnungen  x 
mit  Luft  gekühlt  Auf  dem  Herde  wird  eine  in  der  Mitte  etwa  5  cm  hohe 
^Schicht  zäliäüssiger,  schwer  schmelzbarer  Garschlacke  //  muldenförmig  aus- 
^breitet  Und  auf  diese  werden  die  Roheisenstücke  (2&0 — ^300  kg)  aufgebracht. 
r  ist  der  Planrost  für  die  Feuerung,  an  dessen  Stelle  auch  mitunter  ein 
Treppen r OS t  gewählt  wird,  wenn  man  nicht  eine  Gasfeuerung  unter  An- 
wendung von  Siemenu'schen  Regeneratoren  vontieht.  Der  Rost  ist  vom  Herd 
.durch  die  Feuerbrücke  i  getrennt,  die  ebenso  wie  die  Fuchsbrücke  ä  aus 
einem  mit  feuerfesten  Steinen  umkleideten,  hohlen  Gusseisen kasien  vHcrd- 
^ei^n,  Legeisen)  besteht,  in  dem  asur  Kühlung  Luft  oder  Wasser  circuUrt. 
f-  Zum  Einbringen  des  Brennstoffes  dient  das  SchUrloch  s;  u  ist  der 
Aschenfall  Die  Verbrennungsgase  isiehen  durch  den  Fuchs  /  in  den  Sdicim- 
stein  #.  Ueber  die  Fuchsbrücke  vermögen  die  Schlacken  in  den  Fuchs  /  iti 
Ireteüi   an  den  sich  die  Schlackenplatte  g  aiischliessU    Von  dcr^  durch  einen 


Viertes  Capitd.  Die  Metalle, 


451 


iiebcr  verschlicssbaren  Arbeitsöflfhung  o  aus  \\nrd  das  Umrühren  (Puddeln) 
geschmolzenen  blasse  bewirkt,  bis  dec  gewünschte  Entkohlungsgrad  er» 
cht  ist.  Das  Ofengemäuer  Ist  mit  Eisenplätten  umkleidet  und  mit  eisernen 
Ankern  p  aussen  armirt.  Der  Schornstein  wird  von  vier  gusseisemen  Stützen  / 
getragen.  Das  Tonnengewölbe  senkt  sich  nach  der  Fuchsbrücke  zu»  um  die 
Flammen  auf  das  zu  schmelzende  und  zu  frischende  Roheisen  im  Herde 
hexabzu  drü  ck  en . 

Die  über  das  schmelzende  Roheisen  ziehenden  Verbrennungsgase,  welche 
Bferschüssigen  Sauerstoff  enthalten,  bewirken  die  Oxydation;  es  verbrennen 
■icinm  und  Eisen  und  es  wird  durch  das  Eisenoxyduloxyd  der  Schlacken 
sowie  durch  einen  etwaigen  Schlackenzusatz  die  Abscheid ung  des  Kohlen- 
sioffes  beschleunigt.  Um  eine  möglichst  kräftige  Einwirkung  der  Feuergase 
und  des  Schlacken-Eisenoxyduloxydes  zu  erzielen,  wird  das  Roheisen  nach 
■inem  Flüssigwerden  mit  angewänntcn  Krücken  (Kratzen)  tüchtig  umgerührt, 
diese  Handarbeit  des  Rührens  recht  beschwerlich  ist,  so  hat  man 
chanische,  durch  Dampfkraft  bewegte  Puddelstangen  constniirt,  auch 
rende  Puddelöfen  erfunden,  die  aus  einem  liegenden»  mit  einer  feuerfesten 
sse  von  geeigneter  Zusammensetzung  ausgekleideten  Cylinder  bestehen» 
Icher  durch  eine  Dampfmaschine  und  ein  Zahnradgetriebe  vor  einer  Rost- 
erung  um  seine  Achse  gedreht  wird.  (Puddelofen  von  Danks  u.  A.) 

Sobald    an    der  Oberfläche    der    geschmolzenen    Masse    weissglühende 
lotsen  des    sich  bildenden  Stabeisens    erscheinen  (Steigen  des  Eisens)»  wird 
dem  Umrühren  aufgehört  und  unter  beständigem  Wenden  der  teigartigen 
das  Eisen   mittelst  Brechstangen    durchgearbeitet,    der   ganze  Salz    in 
:ionen  von  30—50  kg  getheilt^  aus  diesen  Theilen  eine  Luppe  zusammen- 
ballt   und   diese   mittelst  Hammer,    Quetsch-   oder   Walzwerke   von   einge* 
tlossener  Schlacke  befreit  (gezängt). 

Um    ein    gleichmässig    entkohltes,    von    fremden    Bestandtheilen    freies 

iiweisscisen   zu    erhalten»    muss    die   Temperatur   niedrig   gehalten    werden, 

3I   ein    dickflüssiger    Zustand    die  en^^ünschte  Mischung  von   Schlacke  und 

ICH  mehr    fördert   als   ein    dünnflüssiger;    auch  muss  dabei  die  Dauer  der 

schuug    möglichst    verlängert    werden.     Zum  Puddeln    kann    man    sowohl 

;isses  als  auch  graues  Roheisen  benutzen.  Da  letzteres  sich  —  namentlich 

aes  Mangan-  und  Siliciumgehaltes  wegen  —  nur  langsam    entkohlen  lässl, 

ist  weisses  Roheisen    vorzuziehen.     Man  kann    aber  auch  graues  Roh- 

to  für  den  Frischprocess  vorbereiten,  indem  man  es  in  besonderen  Herden 

Oefcn    mit   Gebläse    bei    Coaksfeuerung    unter    öftcrem   Umrühren    der 

schmilzt    und    das   geschmolzene   Eisen    in    feuchte  Sandformeti    oder 

xeisenformen  leitet.  Diese  Vorbereitung,  die  schon  beim  Herdfrischen  er- 

bnt  wurde,  nennt  man  Feinen  oder  Läutern. 

Zur    Erleichtenmg    der    Phosphor-    ond    Sc^awefelabscheidung    werden 

^dircnd  wirkende  oder  die  basische  Beschaft'enheit  der  Schlacke  erhöhende 

zugleich    die   Sclimelztemperatur    derselben    erniedrigende    Zuschlage 

>raucht  (*.  B.  Braunstein  oder  Bieiglätte  gemeiigt  mit  Kochsalz  und  Thon). 

Man  unterscheidet   das  Puddeln  auf  Sehne    und  das    Puddeln  auf 

>rfi;  bei  beiden  verläuft  der  chemische  Vorgang  im  allgemeinai  in  gleicher 

,  jc«1  dt  man  im  ersten  Falle  nicht  härtbares  Eisen  mit  sehnigem 

(jgc  ii   Schmiedeeisen    genannt)   und   im    zweiten  Falte  hart- 

Schwcisseisen   mit.  kömigem    Bruch,    2u   dem   das    sogenannte.  Fein* 

20* 


ASS 


Erstef  TheiL  Die  Hauptstöße. 


korneisen    und    der   Puddelstahl    gehören.    Beim  Paddeln    auf   Seh« 
wird    das   Roheisen    im  Herde    in    6—12  kg  schweren  Stucken    pjTamiden" 
förmig     aufgeschichtet     und     bei     verschlossener     Arbeitsöfifhung    langsam 
eingeschmolzen  und  weiter,  wie  oben  beschrieben,  behandeh.  Beim  Puddeln 
auf   Korn    wird    als  Rohstoff  ein    mc^lichst  phosphor-   und   schwefelfreie 
manganreiches   Roheisen   (am   besten  Spiegeleisen    oder   reines   graues    Ro 
eisen)  benützt,  dieses  schneller  eingeschmolzen  und  das  Garen    unter 
Schlacke    vorgenommen,    um    eine  zu  schnelle   Entkohlung  zu  verhüten. 
Stahl  erzeugt  werden,    so  ist  die    Arbeit    zu  unterbrechen^    wenn    die    Ent~ 
kohlung  bis  zu  einem  gewissen  Grade  fortgeschritten   ist. 

Der  Abbrand  (Eisen verlust)  wird  durch  die  im  voraus  beigegebc 
Schlacken  menge  zwar  vermindert,  beträgt  aber  trotzdem  noch  9 — 16%  uo 
ist  beim  Puddeln  auf  Kom  am  stärksten. 

Der   Betrieb  des    Puddelofens    wird   nur  alle    8    oder  14  Tage    untc 
brochen,  um  beschädigte  Ofentheile  auszubessern.    Zur  Bedienung  des  Ofe 
sind    2—3  Mann  erforderlich.    r)er    Puddelprocess    dauert    im  Ganzen    etwa 
l*/j-^2    Stunden    (beim    Stahlpuddeln    noch    länger»    weil    die    Arbeit    ums 
mehr  verzögert  werden  muss,  je  kohlenstoff reicher  das  Product  ausfallen  soll 

Beim  Zangen  findet  ein  allmäliges  Zusammensch weissen  statt  rnifl 
es  entsteht  nach  und  nach  ein  Block  in  Gestalt  eines  vierseitigen  Prismas  mit 
abgestumpften  Kanten  Ist  das  Eisen  gleichmässig  entkohlti  so  ist  es  leicht 
schweissbar;  rohe  Stellen  aber,  die  sich  durch  das  Auftreten  blauer  FI ämmchen 
daselbst  als  .solche  kenntlich  machen,  schweissen  schlecht  Fällt  die  Luppe 
beim  Zangen  auseinander,  so  muss  sie  nochmals  einem  Puddelprocess  unter- 
worfen werden,  doch  erhält  man  hierdurch  nietnals  ein  ganz  tadelloses  Eisen. 

Die  noch  glühende  Luppe  wird  in  einem  Luppen walzwerk  als  Rol 
schiene  ausgewalzt.  Die  Rohschienen,  welche  gewöhnlich  FlacheiscnslüB 
darstellen,  müssen  auf  einer  gusseisemen  Richtplatte  mit  Holzhämmern  gera<^ 
gestreckt  werden.  Sie  besitzen  ein  rauhes,  schuppiges,  ungleichmässiges  A« 
sehen,  sind  rissig,  unganz  und  reich  an  Schlacken,  so  dass  man  sie  niclU 
unmittelbar  verwenden  kann.  Man  bricht  sie  nach  dem  Erkalten  unter  ein^ 
Presse  in  gleich  lange  Stücke,  sortirt  dieselben  nach  der  Beschaffenhi 
des  Bruches  (ob  sehnig,  fein,  grobkörnig  oder  gemischt),  verbindet 
sortirten  Stücke  mit  Hilfe  von  Bandeisen  zu  einem  länglich-viereckig 
Packet,  bringt  dasselbe  in  einen  Schweissofen  (Flammofen  mit  ebeneij 
am  Quarzsand  gebildetem  Herd)  zur  Weissglühhitze,  verschweisst  es  da 
unter  einem  Dampfhammer,  streckt  es  unmittelbar  darauf  in  Walzwerken 
(oder  lässt  das  schweissheisse  Packet  sogleich  durch  Walzen  gehen)  und 
presst  datlurch  noch  viel  Schlacke  heraus,  dichtet  die  Masse  und  macht  sie 
gleichförmigen  Diese  Arbeit  nennt  man  Raffiniren  des  Eisens, 

In  gleicher  Weise  wird  der  rohe  Puddelstahl  verfeinert  und  man 
dadurch    den    sogenannten  Gärbstahl,   welcher   zu   Sensen,  Sicheln,  Messe 
Federn,  gröberen  Werkzeugen,   auch  zu  Tuch*  und  Schafscheren  (daher 
Name  »Scheren stähle)  u*  s,  w.  verwendet  wird.    Man  kann  aber  auch 
Schweissstahl  dadurch  veredeln,  dass  man  ihn  in  Tiegeln  umschmikt  und 
Gussstahl  umwandelt  (vergl.  g  1*>3). 

3.  Cemcntstahl.    Unter  Cementstahl    versteht    man    den    aus  remfl 
Herdfrischeisen  oder  aus  kohlenstoffarmem,  möglichst  schlacken  freiem  Pudcj 
ci«cn  durch  Glühen  mit  grobem  Holzkahlenpuiver  in  einem  Thonkasteni 


Viertei  CapiteL  Die  Metalle. 


4^3 


einem  langen  Flammofen  (sogenannten  Cementirofen)  etw^a  8^—10  Tage 
im  Glühen  erhalten  bleibt,  unter  Luftabschluss  hergestellten  Stahl.  Beim 
Ptihen  gehen  die  entstehenden  Kohlcnwasserstoflfgase  in  die  geöffneten  Poren 
Eisens  über  und  lageni  in  ihnen  Kohlenstoff  ab.  Der  so  erzeugte  Stall! 
igt  eine  von  Gasen  herrührende  blasige  Oberfläche  (Blasenstahl),  sowie 
^f  der  Bruchfläche  ein  grossblätteriges,  strahlig  angeordnetes  Gefüge.  Er 
st  sicii  in  diesem  Zustande  nicht  verwenden,  sondern  muss  erst  wie  der 
bhweissstahl  durch  Gärben  oder  besser  durch  Umschmelzen  gedichtet  werden. 
Den  vorzüglichsten  Cementstahl  erhält  man  aus  dem  schwetUsrhen  Danemora- 
eisen,  dessen  feinste  Marke  w^eniger  als  0*01 7o  Phosphor  enthält.  Man 
benutzt  den  raffmirten  Cementstahl,  weil  er  theurer  als  Schweiss-  und  Fluss- 
stahl  ist,  hauptsächlich  nur  zur  Herstcüung  feinerer  Werkzeuge,  Feilen  u.  s.  w. 
Man  kann  auch  fertige  Schmietieeisenstücke  in  gleicher  Weise  nur  auf 
öe  gewisse  Tiefe  cementiren  oder  bei  Eisenbahnschienen  nur  den  Kopf 
tnentiren,  während  der  in  Sand  gepackte  Steg  und  Fuss  die  Schweisseisen- 
ßchaffenheit  behalten,  u,  s.  w;  Dieses  Verfahren  nennt  man  EinseUen. 
nkomeisen  lässt  sich  leichter  cementiren  als  sehniges  Schmiedeeisen, 


§  162,  Erzeugung  des  Flusseisens. 

Unter  Flnsseisen  versteht  man  das  aus  dem  Roheisen  durch  Schmelzung 

Entkohlung    auf   dem  Wege    des  Bessern  er-,  Thomas-   oder  Martin- 

fahrcns     gewonnene     Product     vom     niedrigsten    Kohlenstoft'gehalt.     Das 

Rsem erverfahr en    nennt   man    auch    das    saure,    das  Thomasverfahren    das 

tische. 

l.  Das  Bessemerverfahren.  Das  möglichst  schwcfel-  und  phosphorfrete 
pheiaen  wird  zunächst  (gewöhnlich  in  einem  Kupolofen)  geschmolzen  und 
im    geschmolzenen  Zustand    in    eine    sogenannte   Birne  (Converter) 
bgelasscn.   Diese  Birne  (Figuren  282  und  283)    besteht   aus   dickem  Eisen- 
tch,  beziehungsweise  aus  Gusseisen,  und  ist  aus  2  Theilen  zusammengesetzt, 
ir  untere  Theil  ßf,  ein  gusseisernes,    beckenförmiges,  mit  feuerfestem  Thon 
B.  mit    Thon  versetztem  Ganister  oder  Dinasstein,    also  mit  einem  sauren 
licat,  vergl  g  94)  ausgekleidetes  Gefäss,  enthält  die  Düsen  (Windeinströmungs- 
nungen)    und    den    Windkasten    und    wird    mittelst    hydraulischer    Presse 
ittclst  des  Kolbens  C)  an  den  untern  Rand  der  aus  Eisenblech  gefertigten 
id    mit    derselben    feuerfesten  Masse   ausgekleideten  Retorte  A   angedrückt, 
Kauf  mit  den  Eisenringen  a  und  ^,  die  durch  den  Bolzen  c  unter  Benutzung 
tic-H  geeigneten  Kittes  fest  aneinantler  gepressi  wertlen,  ein  fester  Verschluss 
wirkt  wird.  Um  den  Retortenboden  leicht  verschieben  zu  können,  sind  die 
er  Ji  nach  allen  Seiten  beweglich  angeordnet.   Die  bÖOÖ — 80CMJ  ^g  Roh- 
fassende Birne   ist   in  zwei   auf  einem  Gestell  E  ruhenden  Zapfen  auf- 
kgt,    um    w^clche   sie   mittelst   eines  Zahnrades  //  gedreht  werden   kann, 
eine  von    dem  Kolben    einer   hydraulischen  Presse  /    beivegte   Zalm- 
/  eingreift. 
Die  Gebläseluft  strömt  aus  dem  Windleitungsrohr  L   durch  die  Röhren  o 
defi  Raum,  welcher    deu   Zapfen   d   umgiebt,    und    tritt    durch   €   in    den 
l^iudkastcn  M^  aus   welchem    sie   durch   49 — 84    Düsen   von  je   9— 12  mm 
rchmcsscr   in  dünnen   Strahlen  in  den   Converter   geleitet   wird.   Die   den 
icn  ä  umgebende  Hülse  m  ruht  auf  dem  Ständer  S  und  ist  durch    eine 


454 


Erster  TheiL  Die  HtuptstoflTe, 


Stopfbüchse  mit  der  Röhre  o  gut  schliessend  verbunden.  Das  obere  Elnde  B 
des  Converters  hat  die  Gestalt  eines  schiefen  Kegelstumpfes  und  wird  Hals 
genannt. 

Beim  Einfüllen  des  geschmolzenen  Roheisens  wird  die  durch  ein  Coaks- 
feuer    bis   zur   Rothglut    erhitzte    Birne    um    etwas    mehr    als    90**   gedreht, 
so    dass    das    flüssige   Eisen    nicht    in    die   Düsenöflfnungen   im    Boden   ein- 
treten und  diese  Verstopfen  kann.  Nach    beendeter    Füllung   wird    die    Binie 
aufgerichtet  und  der  Wind  angelassen,  welcher  durch  eine    Gebläscmaschinc 
von  200 — ^250  Pferdestärken  so  stark  eingepresst  wird»  dass  er  dem  in  die  Düsen- 
öffnungen   eindringenden    Eisen   genügenden   Widerstand  leistet  und    sich  üi 
dem  Metallbade  in  feinen  Strahlen  vertheilt.  Durch  diese  Presslufl  wird   das 
flüssige  Eisen  bald  in  eine  wallende  Bewegung  gebracht  und  in  der  ersten 
Periode  (der  Fein-  oder  Vcrschlackungsperiode)  Silicium,   Mangan  und 
ein  Theil  des  Eisens  oxydirt^  der  Graphit  in  chemisch  gebundenen  Kohlenstoff 
übergeführt,    ohne    dass    viel    davon    verbrennt,    und    eine    aus    Eisen-    und 
Manganoxydulsilicat  bestehende  Schlacke  gebildet.  Das  verbrennende  Stlicium 
ruft    im    Metallbade    eine    bedeutende    Temperaturerhöhung    hervor    (gegen 
21)00*'  C.)y  so  dass  das  Metall  flüssig  bleibt.  Ist    die    erste   Periode    beendet 
(nach  5 — 0  Minuten),  so  zeigt  sich  am  Bimenhalse   eine  spitze,  orangegelbe, 
blaugestreifte  und  blaugesäumte,  leuchtende  Flamme.  In  der  zweiten  Periode, 
der  Eruptions-^  Koch-  oder  Stahlbildungsperiode,  wird  aus  der  flussigen 
Eisenmasse    der    Kohlenstoff   durch    das    Eisenoxyduloxyd    der    Schlacke  zu 
Kohlenoxyd  verbrannt  und  durch  die  heftige  und  reichliche  Kohlen  oxydgas- 
bildung    die    Masse    xum    Aufsteigen    (Kochen)    gebracht,    wobei    Schlacken- 
massen     und    Eisentheilcheii     aus     dem     Halse     geschleudert     werden,    die 
Flamme    allmälig    heller  (lichter)  und   länger    wird    und    im    Spectrum    grüne 
Streifen  zeigt.  Diese  Periode  dauert    0 — 8    Minuten.    In    der   nun    folgenden 
letzten  Periode,  Gar  frisch-  und  Entkohl  ungsperio  de,  wird  das  Metallbad 
ruhiger,  die  Eruptionen  hören  auf,  die   Flamme   wird   hell    und   kleiner  und 
zeigt  an  den  Rändern  eine   violette,   grünliche    und   bläuliche   Färbung,   der 
noch  rückständige   Kohlenstoff  wird    verbrannt   und    es    stellt    sich    ein    leb- 
haftes Funkensprühen  ein,  hen^orgerufen  durch  eine  Verbrennung  des  Eisens. 
Sobald  der  Funkenregen  aufhört  und  die    Flamme    erlischt,    was    nach    etwa 
18—20  Minuten    vom    Beginne    des    Processes    an    einzutreten    pflegt,    ist 
Schmiedeeisen  gebildet.  Will   man   Stahl    darstellen,   so   wird    der   Wind 
abgestellt,  die  Birne  geneigt,  durch  ihren  Hals  in  besonderem  Ofen  geschmol* 
scenes  Spiegeleisen  oder  Ferromangan  (5 — \2^j^)  eingelassen,  dann  die  Birne 
wieder  aufgerichtet  und  des  besseren    Mischens  wegen  einige  Secunden  lang 
Wind  durchgeleitet.  Durch  den  Zuschlag  von  Spiegeleisen  oder  Ferromangan 
erhält   das    Metall    den   zur    Bildung   von    Stahl    erforderlichen    Kohlenstoff- 
gehalt  und  es  wird  durch  das    leicht  oxydirbare   Mangan   dem   verbrannten 
Eisen  der  Sauerstoff  entzogen.    Dieses  Verfahren  nennt  man  Rückkohlung 
oder  englisches.  Bei  dem  schwedischen  Verfahren  (der  älteren  Methode) 
wird  mit  der  Entkohlung   in    einem    genau   abzupassenden    Augenblick    (also 
vor  Beendigung  der  dritten  Periode)  aufgehört. 

Das  Ausgiessen  der  Birne  erfolgt  behufs  Entfernung  von  Gasen 
erst  einige  Minuten  nach  beendetem  Process  und  in  eine,  im  Coaksfeuer 
vorher  glühend  gemachte  Giesspfanne,  aus  deren  im  Boden  angebrachtem 
Abstichloch  das  Flusseisen  in  die  in  der  Giessgrube   stehenden,    vier-,   acht- 


Peckigen  oder  besser  runden  Eisenforroen  (Coqtiillen)  fliesst,  in  welchen  es 
zu  Blöcken  (Ingots)  von  90 — 700^^  Gewicht  erstarrt»  Diese  meist  mit 
zahlreichen  Blasenräumen  angefüllten  Blöcke  werden  mittelst  Hämmer  oder 
Walzen  gedichtet- 

Das  Bessemerverfahren  hat    vor  dem   Herdfrischen  und    Puddeln   den 

.Vorzug    grosser    Kürze,    denn    während    10.000^^    Roheisen    durch    Herd- 

IXrischen  in  etwa  drei  Wochen,  durch  Puddeln  in  etwa  drei  Tagen  in  schmied- 

[bares  Eisen    übergeführt  werden,   kann  man  durch  Bessemern  dies  schon  in 

15—20  Minuten  erreichen. 

Es  erzeugt  1%  verbrennendes  Silicium  eine   Temperaturerhöhung   von 
etwa  300**  C  Bei  grossem  Süiciumgehalt  des  Roheisens   steigt  demnach    die 
Temperatur  in  der  Birne  sehr  schnell    und    veranlasst   die   Verbrennung  des 
i  Kohlenstoffes,  Beträgt  der  Süiciumgehalt  mehr  als  S^'/^j,  so  entsteht    eine    zu 
[grosse  Ditnnflüssigkeit,    ein    sogenannter    heisser   Gang,   und    das    Silicium 
Iwird  nicht  genügend  entfernt;  denn  sobald  der    Kohlenstoff  verbrennt»    tritt 
[eine  Verzögerung  der  Verbrennung  des  Silicium    und    Mangan    wegen    ihrer 
[geringeren    Affinität    zum    Sauerstoff    ein.    Ein    zu    geringer    Siliciumgchalt 
{er»eugt   Dickflüssigkeit,   einen    sogenannten    todten    Gang.    Um    dann    eine 
f  Verbrennung  des  Kohlenstoffes   zu  erreichen,  muss  eine  die  Schmelztemperatur 
des    Roheisens    (etwa    ISCM^*  C)    überschreitende    Anfangstemperatur    (etwa 
1300**  C)  gewählt  werden,  damit  durch  den  Wärmeeffect  des  verbrennenden 
|Silicium  noch  diejenige  Temperatur  (etwa  1400  C.)  erzielt  wird,  bei  welcher 
|eine  Verbrennung  des  Kohlenstoffes  eintritt.    Die   Ungleichheit    des    Silicium 
st  sich  daher  durch  die  richtige  Wahl  der  Anfangstemperatur  ausgleichen. 
Man  unterscheidet  ein  englisches,    deutsches    und   schwedisches 
Bessemerverfahren,  Bei   dem  oben  besprochenen  englischen  Verfahren  wir<l 
ein  siliciumreiches  Roheisen    (mit   mindestens    1'8 — 2%    Silicium)    bei   einer 
.niedrigen  Anfangstemperatur  verarbeitet,  beim  deutschen  ein  Roheisen  mit 
11 '3 — 2%  Silicium  und  1 — ^3^/o  Mangan  bei  einer  hohen  Anfangstemperatur, 
ISO  dass    die  Feinperiode   wegfällt    oder   nur    kurze   Zeit   beansprucht,   beim 
[schwedischen    ein    siliciumarmes  Roheisen    (mit   OB — '1'2%    Silicium  und 
(0*6—1%  Mangan)  bei  hoher  Anfangstemperatur,  so    dass    die    Entkohlungs- 
iode    in    Wegfall    kommt.    Auch    die    amerikanischen    Stahlwerke    ver- 
öden ein  siliciumarmes  Roheisen.  In  neuerer  Zeit  wird  mitunter  ein  zwischen 
deutschen  und  dem  schwedischen  stehendes  Verfahren  angewendet,  bei 
welchem  mit  dem  Blasen  vor   vollständiger   Entkohlung   aufgehört    und    vor 
ficfo  Ausgiessen  dem  Metallbade  1 — ^2%  Ferromangan  zugesetzt  wird, 

2.  Das  Thomas  verfahren.  Beim  sauren  Verfahren  lässt  sich  nur  ein 
IsiHciumhaltiges  und  phosphorrcincs  (saures)  Roheisen  zu  Flusseisen  verarbeiten, 
[weil  man  des  Silicums  als  Hitzeerzeuger  bedarf,  und  weil  wegen  der  kiesel- 
■«lurerdchen,  sauren  Ausfütterung  des  Converters  der  Phosphor  beim  Bessemern 
»icht  ausgeschieden  wird.  Durch  die  Thomas  sehe  Erfindung,  die  sich  im 
[Wesentlichen  von  der  Bessemer  sehen  dadurch  unterscheidet,  dass  das  Roh- 
in  einer  mit  basischem  Futter  versehenen,  das  heisst  mit  einem  Gemisch 
tvon  gebranntem  Dolomit  und  Thcer  ausgekleideten  Birne  unter  Kalk/usatz 
^Izen  wird,  ist  es  möglich  geworden,  selbst  aus  einem  geririgwerthigen, 
jrhaltigen  Roheisen  phosphorfreies  Flusseisen  (Tjczw,  Stahl)  zu  er- 
gen*  Der  Process  verläuft  beim  basischen  Verfahren  im  Allgemeinen  ebenso 
'^wir  beim  snuren,  In  die   erhitzte    Birne   werden  14 — 167o  ^^^  Roheisenein- 


Erster  Theil,  Die  HauptitolTe. 


Satzes  Kalkzixschläge  gebracht,  dann  wird  das  geschmokeae,  meist  1*5 — ^3^/> 
Phosphor,  0 — l'Ö'Yo  Silicium  und  bis  2U  4%  Mangan  enthaltende  Rrr 
eingegossen  und  nach  dem  Aufkippen  der  Bime  das  Geblase  in  Thai,.;  ._ 
gesetzt.  Wegen  des  geringen  Siliciumgehaltes  des  Roheisens  muss  mit  einer 
hohen  Temperatur  (etwa  1400**  C.)  begonnen  werden,  bei  welcher  der  Kohlen- 
stoff sofort  verbrennt.  Ist  die  Entkohlung  beendet  (die  Flamme  über  dem 
Birnenhalse  verschwunden),  so  beginnt  die  beim  Bessemerprocess  fehlaide  Em- 
phosphorungs- Periode.  In  dieser  Periode  verschwindet  das  Silicimn  (aU 
vollständig,  während  Mangan  und  Schwefel  nur  langsam  und  in  geringe 
Menge  entweichen.  An  Stelle  desSiliciums  tritt  der  Phosphor  als  Hitxeeixeu 
dessen  Wärmeeffect  sich  zu  dem  des  Silicium  (nach  Ehrenwert h)  wie 
etwa  5 : 8  verhält,  so  dass  unter  sonst  gleichen  Umstanden  ein  Roheisen  mit 
etwa  2*4%  Hiosphor  hinsichtlich  der  VVärmeent^^icklimg  ebenso  gut  ztL 
vcrarl>eiten  ist,  als  ein  phosphorfreies  Roheisen  mit  etwa  1*5*7,,  ^ihciu 
Nach  Beendigung  der  Garfrischperiode  wird  weiter  geblasen  (>übergeblase 
und  iladurch  eine  Verschlackung  des  Phosphors  herbeigeführt. 

Der  Zusatz  von  Furromangan  (auf  12.000  ^^^  Roheisen  etwa  60-^801 
Ferromangan  mit  80%  Mangan)  darf  erst  erfolgen,  nachdem  aus  der  timg 
kippten  Bime  die  in  grosser  Menge  vorhandene  Schlacke  abgegossen  wordST 
ist  Würde  man  den  Zusatz  vor  Entfernung  der  Schlacke  machen,  so 
würde  der  Phosphor  in  das  Melallbad  zurückgeführt  werden.  Nach  etwa 
8  Minuten  wird  das  Metali  in  die  Gicsspfanne  abgelassen  und  ihm  sodann 
etwa  107o  inanganhaltiges  Spiegeleisen  zugesetzt.  Das  ganze  Verfahren  nimmt 
durchschnittlich  etwa   18  Minuten  in  Anspruch, 

Die  Schlacke    (Thomasschlackcl    enthält    30 — 37%    phosphorsauren 
Kalk  und  stellt    ein    vorzügliches    Düngemittel    dar,    welches    demgemäss 
der  Land  wir  thschaft  ausgedehnte  Verwendung  findet. 

Durch    die  sich    bildenden  starken    SchlackeTiansaüce,    die    abgestos 
werden  müssen,  leidet  die  Ausfütterung    der    Bime   namentlich  an  der  Sc 
die  sich  beim  Umkippen    unten    befindet.    Um    die    Haltbarkeit    des    Futt^ 
XU  erhöhen»  wird  diese  Seite  besonders  sorgfältig   mit  theerreicher  basisclj 
Masse  ausj>estampfi  oder    mangan reiches    Roheisen    zur    Flusseisen darstelk 
benutzt,  otler  es  wird  eine  Ausbesserung  der  schadhaften  (abgestossenen)  Ste 
des  Futters  mit  Ralkthecr  vorgenommen. 

F2n%^ähnt  mag  noch  werdeUi  dass  A.  Krupp  in  Essen  sich  ein  ande 
Entphosphorungsverfahren  hat  patentiren  lassen,  bei  welchem  das  geschmol 
Roheisen    in    einen    mit    Eisen-    und    Manganoxyden     ausgefütterten, 
drehenden  Tellerofen  geleitet  und  dort  vor  EiiUritt    der   Entkohlungsperic 
von  seüiem  Silicium-  und  Phosphorgchalt  befreit  wird.    Die  auf  die.se  Wi 
entkieselte  und  entphosphorte  Masse  wird  daim  im  richtigen  Augenblick 
gcstossen    und    in    den    Converter    zur    vollständigen    Enlkohlung    gebrac 

3,  Das  Martin-Sicmcns-Vcrfahrcn.  Zur  Erzeugung  von  schweissbar 
Flusseisen  oder  Flussstahl  aus  geeigi^eten    flüssigen  Roheisen-  und  Schmieg 
eisenzusätzen    nach    dem   Verfahren   von  Martin    dient    der  Siemens' 
Flammofen  mit  Regenerativ-Gasfeuerung,  dessen  neueste  Constuct 
die  Figuren  284 — 288  zeigen.    Dieser  Ofen    besitzt    zwei  VV'echselstrom-L 
generatoren  A  und  A^^  über  welchen  der  Generator  B  angeordnet  ist,  /* 
F^  sind  die  Füllkästen    für  die  Steinkohlen  und  A''  und  A'^  die  Roste. 
Ofenraum  £  liegt   in   nächster  Nähe   des  Generators   auf  dem  Fundamc 


Viertes  Capilcl.  Piq  MeLallc. 


457 


(oder  über  einer  Grobe).  Durch  die  Canäle  C  u«d  C*,  die  durch  die  Ven- 
tile D  und  D^  ganz  geschlossen  werden  können,  werden  die  Brenngase  dem 
Ofenraum  zugeführt.  Die  Ventile  sind  auf  einem  Hebel  so  befestigt,  dass 
das  eine  beim  Oeffnen  des  anderen  geschlossen  und  das  Gas  auf  diese 
Weise  durch  eine  der  EiiitrittsöiTnungen  G  oder  G^  dem  Ofenraum  E  zu- 
geführt wird-  H  und  H^  shid  die  Eintrittsöfinungen  für  die  Verbrennungs- 
luft, welche  durch  die  Canäle  K  und  A'*  mit  den  Regeneratoren  A  und  A^ 
in  Verbindung  stehen.  /  und  /*  sind  Dampfstralilgebläse,  die  in  die 
Oefl&iungen  L  und  U  eingebaut  sind  und  einen  ThcÜ  der  Abgase  aus  dem 
Ofen  unter  die  Roste  bringen.  J  ist  ein  Wechselyentil  üiir  Umsteuerung  d^r 
Luft  durch  einen  der  Regeneratoren  zum  Ofeoraum  und  der  Abgase  durch 
den  anderen  Regenerator  zum  Schornstein.  Durch  die  Drehklappen  O  und 
O^  wird  der  Durchgang  der  Verbren nuiigsproducte  vom  Ofenraum  zum 
Generator  verhindert  und  vermittelt.  Diese  Drchklappen  wirken  selbstthätig 
durch  Verbindung  mit  dem  Hebel  der  Ventile,  so  dass  durch  dieselbe 
Bewegung,  durch  welche  D  (oder  D^)  geschlossen  wird,  O  (oder  0^)  sich 
Öflfnet   Q  und   (J^  sind  Oeffnungen  tmn  Reinigen  der  Roste. 

Der  Betrieb  des  Ofens  ist  folgender:  Das  Gas  vom  Generator  B  geht 
durch  den  Canal  C^^  das  Ventil  D^  und  die  üelTnung  G^  ni  den  Ver- 
brennimgsraum  h^  g^'^  die  Verbrennungsluft  geht  durch  den  Regenerator  ^4', 
den  Canal  Ä^^  und  die  Oeftnung  H'^  in  denselben  Verbrennungsraum,  w^o 
sie  das  aus  dem  Generator  kommende  Gas  trifft,  und  die  Verbrennung  er- 
folgt. Die  Hufeisenflamme  durchzieht  den  Ofenraum  E  und  die  Abgase  ent- 
weichen zum  Theil  durch  den  anderen  Verbrennungsraum  //  g  und  gehen 
weiter,  nachdem  sie  H  und  K  passirt,  durch  den  Regenerator  A  und  das 
Ventil  /  zum  Schornstein,  zum  Theil  abwärts  durch  die  Oeffnung  G^  w^ohin 
sie  das  Dampfstrahlgebläse  /  absaugt^  und  weiter  durch  L  unter  die  Roste 
des  Generators  B^  wo  sie  wieder  in  brennbare  Gxse  verwandelt  werden.  In 
gewissen  Zwischenräumen  wirti  die  Flammenrichtung  im  Ofenraum  durch 
Umstellung  der  Ventile  D  und  D^  und  durch  das  Wechselveniil  /  in  der 
bei  regenerativen  Gasöfen  gewöhnlichen  Weise  umgekehrt.  Ein  Hilfsdampf- 
Strahlgebläse  ist  ausserdem  unter  den  Rosten  angeordnet,  um  bei  Auf- 
nahme des  Ofenbetriebes  dem   Generator  die  nöLliige  Luft  zuzuführen.*) 

Der  erste  Siemens-Martin-Stahlschmelzofen  dieser  neuen  Construction 
ist  seit  October  1890  in  Turin  in  Betrieb  und  befriedigt  in  jeder  Beziehung; 
er  verbraucht  für  lOCJO  kg  erzeugten  Stahl  425 — 450  kg  englische  Stein- 
kohle, während  ein  Ofen  der  älteren  Construction  für  die  gleiche  Leistung 
750— 8lK)  kg  verbrauchte. 

Gewohnlich  wird  in  den  Ofen  zuerst  das  Roheisen  eingesetzt  und 
geschmolzen,  dann  werden  in  kleinen  Portionen  bei  einer  die  Schmelz- 
temperatur des  schmiedbaren  Eisens  übersteigenden  Temperatur  vorgewärmte 
Schmiedeeisenstücke  dem  Metallbade  zugeführt,  und  es  wird  dabei  letzteres 
jedes  Mal  mit  eisernen  Stangen  kräftig  umgerührt.  Käufig  macht  man  auch 
noch  einen  Zusatz  von  oxydirend  wirkenden  Erzen,  und  in  England  lienutzt 
man  zuweilen  bei  der  Darstellung  des  ^Lartin-Siemens-Verfahrens  nur  Roh- 
eiseiii  sowie  möglichst  phospbor-  und  schwefelfreie  Erze;  man  nennt  dann  das 


f  ^  Siehe:  Prof*  Hcmpel,   »Der  neue  Siemens-Ofen  mit  RegeneriruDg  der  Abhitze 

tiod  Abgase««    Vortrag,  gehalten  im  »Verein    znr  Beförderung  des   Gewcrbcflcisses«  am 
2-   Februar  189L 


! 


Enter  Th^il.  Di«  Hmupcstoffe. 


VflAllurcfi  tjindofe*<Proeess,  wdl  es  zuerst  auf  den  LsLodore^Werken 
Ri^tniHl  ifeur  AtiaAlhrun^  j^ekommen  ist  Beim  Landore-Processs  "mtd  gcm 
tili  iKMrUAttikÄumhes  Rotheiscncrz  (Moctaerz)  mit  62%  Eisengehalt  ver 
Alki^^il^t  Um  eine  nachtrÄglichc  Abkühlung  des  Metallbades  zu  verhüten, 
wi     "  -     ^*h  eisen*    und    Schmiedeeisenstücke    in     richtiger    Mischung 

^\x  Ucn,  nie  Roheisenmenge  schwankt  zwischen   |0  und  607© 

iJi  'S  je  n;ich    der  Oxydations Wirkung  des  Ofens,  der  chani- 

i\i<  it    der  KinsatzslofiTe    und    der  gewünschten   BeschafTcnheit 

ikit  KiÄrugimHex.  (Saubeispiel:  IbOO  kg  Roheisen,  2000  >^  Schrott,  40001^ 
lfeihU*nHiciuleu  und  1500  Jkg  BlechschnitzeL)  Während  des  ganzen  Proc^ses 
«iill  die  Sc'hluekc  die  Überfläche  des  Metallbades  stets  in  massiger  Stärke 
b^lWkcn:  dadurch  wird  eine  zu  reiche  Bildung  von  Oxyden,  beziehungsweise 
Avifliiihmc  in  ilas  Bad  vermieden.  Die  Schlacke  bleibt  nach  Abtluss  der 
MiMiilhn*»tisv*  auf  der  Herdsohle  zurück  und  wird  nacliträglich  abgezogen. 
Mmi  Vcrwcnilrl  %\c  vielfach  für  die  Hochofcn-MöUerung. 

Der  rhcmiische  Vorgang  beim  Martin-Siemens- Verfahren  besteht  haupt- 
»li<iWi<  h  nur  in  einer  Auflösung  des  kohlenstoflfarmeren  Schmiedeeisens  in 
di'Ui  krihlenslcrlYreichen  Roheisenp  wobei  nur  eine  geringe  Oxydation  eintritt. 
\U  ciUi\^l  auch  hier  eine  so  starke  Entkohlung,  dass  man  dem  vollkommen 
dltuurtllHüig  gewordenen  Flussmetall,  sobald  es  die  gewünschte  Beschaffenhqt 
l!jlungt  hat,  wovon  man  sich  durch  eine  Schöpfprobe  überzeugt,  vorher 
hltiilcf*  l'-erromangan  oder  Spiegeleisen  (zuweilen  auch  Siliciumeisen) 
«rUi*ti  liat,  um  tlen  verlangten  Kohlenstoffgeh  alt  und  eine  Desoxydirung 
#r/.ieUMi.  \hi\m  wird  das  Eisen  abgestochen,  wobei  man  das  Luftventil  er 
iiehlit'w'»ti  diuuit  die  Flamme  weniger  oxydirend  wirkt  Das  Metall  wird 
rincr  Sammelj>fanrie  aufgcfangai    und    von  dieser  in  die  Gussformen  geleift 

Das  Verfahren  liefert  in  kurzer  Zeit  sehr  grosse  Massen  schmiedba 
KiftfUi,  tlÄ  der  F-insatz  sehr  gross  (bis  25.000  J^g)  gewählt  werden  kann; 
Int  ihruerer  als  tlas  Bessemerverfahren,  gewährt  aber  den  Vortheil,  d^ss 
Oileri*  l*r«jberi  crttnehmen  und  daher  mit  grosser  Sicherheit  Eisen  von  vi 
Kt?ii('hriebenetn,  beliebigem  Kohlenstoffgebalt  darstellen,  durch  Zusatz  von 
Kr/en  die  Schwcissbarkeit  des  Eisens  erhöhen  und  als  Schmiedeeisenzu 
MuHttrinen*  und  Stahlabfälle  aller  Art  (Ausschussstücke  von  Walzen,  Alteial 
oilrr  Schrott,  ausrangirte  Eisenbahnschienen,  Blechabfälle  u.  s,  w,)  verwend 
kaun*  AuN.serdem  ist  das  Martin-Siemens-Eisen  besser  als  das  Bessemer- 
'lllcimuHcisen  für  den  Stahl-Formguss  geeignet,  weil  die  aus  ihm  heF" 
^eilelllen  OuBSstucke  dicht,  hart  und  zähe  sind,  während  die  aus  den  anderea 
FUiüiiinctnllcn  gefertigten  sehr  reich  an  Hohlräumen  (Blasen)  sind  und  sel^ 
nach  <lcm  sogenannten  Dichten  unter  Hämmern  oder  Walzen  stete  ungan 
mit  Gasen  (herrührend  von  der  eingepressten  Luft)  gefüllte   Stellen  besitzen. 

Die  Dauer  des  Martin-Siemens- Verfahrens  beträgt  einschliesslich  aller 
Nrtien-  uml  Ausbesseningsarbeiten  8 — -10  Stunden,  der  Abbrand  6 — 9^ 
(tri  Krzjeusatz  weniger). 

Man  kann  auch  mittelst  dieses  Verfahrens  aus    phosphorreichem    RiJ 
piicii  gutcjt  Hchweissbares  Flusseisen  (beziehungsweise  Stahl)  herstellen,  w« 
iiiaii    den    Ofen    mit    einem    basischen    Futter  versieht;  jedoch  stellen  si^ 
liiülbei    die    Betriebsergebnisse   wegen    des   grösst^ren    K  ilkzusatzes    und 
grClMHerofi  Ausbesserungsarbeiten  ungünstiger. 


Vierte«  Capitei  Die  Metalle, 


459 


§  163.  Andere  Stahlsorten. 

Ausser  (.lern  Renn-,  Herdfrisch»,  Puddel-,  Gärb-,  Cement-  und  Flussstahl, 
ren    Erzeugung    im    Vorhergehenden    erörtert   worden    ist,   sind   noch   die 
Igendeu  Stahlsorten  bemerkenswerth: 

1.  Uchatiusstahl,  durch  Zusammenschmelzen  von   ICH}  Theilen  granu- 

au5   Magneteisenerz   dargestelltem    Roheisen,    24  Theilen    geröstetem 

pateisenstein  und  l^g  Theilen  Braunstein  in  Graphittiegeln  gewonnen,   und 

rar  unter  Abschluss  der  Luft,  weil  nur  der  Sauerstoff   der  Eisenoxyde  auf 

Kohlenstoff  des  Roheisens  wirken  soll.  Dieses  Verfahren  wird  neuerdings 

ttöch  in  Schweden  angewendet. 

)stindischer  Damast-  oder  WootzstahL  Man  benutzt  hierzu 
Rennarbeit  erhaltenes,  schwach  gekohltes  Schmiedeeisen,  welches 
hauptsächhch  aus  Cabul  in  Afghanistan  bezogen  wird.  Die  Eingeborenen 
slindiens  erzeugen  diesen  Stahl  aus  Stücken  jenes  zu  Stangen  ausge* 
liedeten  Eisens,  welche  sie  mit  lO^o  Holz  oder  Blätter  kalireicher  Pflanzen 
kleinen  Tiegeln  aus  ungebranntem  Thon,  die  nach  der  Füllung  oben  durch 
agestampften  Thon  verschlossen  werden,  etwa  2'/j  Stunden  lang  in  einem 
fen  bei  möglichst  niedriger  Temperatur  erhitzen.  Der  so  erhaltene  Stahl 
ud  vor  dem  Ausschmieden  nochmals  erhitzt.  Bebandelt  man  die  ge- 
schmiedeten Gegenstände,  welche  sich  durch  grosse  Zähigkeit  und  Biegsam- 
st auszeichnen,  jedoch  eine  ungleichmässige  Stahlbildung  besitzen,  mit  Säuren» 
zeigen  sie  auf  der  Oberfiäche  ungleichförmige  Adern  (Damaszirung),  weil 
;  kohlenstoffreichercu  Partien  von  der  Säure  weniger  angegriffen  werden 
die  kohlenstoftarmeren.  Diese  Eigenschaft  behält  der  Damaststahl  auch 
ti  nochmaligem  Umscbmelzen,  Man  benutzt  diesen  Stahl  hauptsächhch  zur 
Erstellung  von  Säbelklingen  und  Flintenläufen. 

Unechten    Damaststahl    erzeugt  man  durch  Zusammenschweissen  von 

^htniedeeisen    und    Stahl    in    dünnen    Lamellen,    die    nach    dem   Schweissen 

arch    Recken,  Winden,    Drehen,    nochmaliges  Zusammenschweissen    u.  s.  w. 

eselben    eigenthümlichen    Figuren    auf    der    Oberfläche    erhalten    wie  beim 

!n  Damaststahl  nach  dem  Aetzen    mit  Säure.    Auch    durch    Zusammen- 

aelzen    von  Schmiedeeisen    mit     2**/q    Kohle    erhält    man    künstlichen 

tstahl 

_     3.  Wolfram  stahl,  durch  Zusammenschmelzen  von  Stahl-  und  Wolfram- 

Sen    oder    aus    grauem    Roheisen    und    Wolframsäure    oder     gereinigtem 

folframmincral    dargestellt    Er    besitzt     1— 3^/{,    (auch  mehr)    Wolfram,    ist 

bsserordenilich    hart    und    zähe,     widersteht    den    Angriffen    einer     guten 

llgUschen  Feile   und    dient    besonders   zur  Herstellung   von  Werkzeugen  für 

Bearbeitung  harter  Metalle,  zur  Anfertigung  von  Magneten  für  die  Tele- 

aphie  u*  s.  w. 

4.  Chromstahl.    Zu    seiner    Erzeugung    wurd    Chromeisenstein    durch 

rhttzen  mit  Kohle  im  Tiegel  reducirt  und  diese  Chromeisenlegirung  (Ferro- 

iiromj  mit  Schmiedeeisen  oder  Stahl  im  Siemens  sehen  Ofen  eingeschmolzen. 

leset  Stahl  ist  sehr  elastisch    und    sehr   fest    und   wird  ebenfalls  zu  Werk- 

mit    denen    sehr   harte  Gegenstände   bearbeitet    werden   sollen,    ver- 

tidct,  sowie    zu    Sicherheitsplatten   und   Sicherheitstäben    (z.  B.  Gefängniss- 

n),  die  aus  Schmiedeeisen  und  Chromstahl  bestehen  und  weder  zersägt 

zerbrochen  werden  können,  femer  zu  Messerklingen  u.  s.  w.  Zu  Werk- 


im 


Er«ter  Theil.  Die  HÄupUtoffe, 


zeugen   wählt    man    meistens    einen  ChromstaJil    mit    0'3 — 0'5%  Chrom  mi<l 
1%  Kohlenstoff. 

5.  Silbcrstahl,  Stahl   mit  02 "^/q  Silber  zusammengeschmohcen;  haupt- 
sächlich zu  Messerklingen  verarbeitet 

6.  Nickel-  oder  Meteor  stahl,  eine  Legierung  von  Stahl  und  Nickel 

7.  GnssstahL  Dieser  homogenste  und  festeste,  daher  theuerste 
und  feinste  Stalil  wird  durch  Umschmeken  der  vorzüglichsten,  phosphor- 
und  schwefelfreien  Rohstoffe  hergestellt.  Mau  benutzt  zu  seiner  Erzeugung 
namentlich  Herdfrisch-  oder  Puddelstahl^  auch  wohl  mit  Zusätzen  von 
Bessemer-  und  Martinstahl-Abfällen,  um  dieselbai  mit  Nutzen  ven^-erthen  zu 
können.  Sollen  aus  dem  Gussstahl  später  sehr  feine  Werkzeuge  (Feilen 
u,  s.  w.)  hergestellt  werden,  so  wählt  man  auch  als  Rohstoff  den  theuren 
Cementstahl  um  dichte  Güsse  zu  erzielen,  setzt  man  dem  Stahl  Ferromaugan, 
Spiegeleisen  oder  Silic  um  eisen  zu,  und  um  eine  grosse  Härte  und  Festigkeit 
zu  erhalten,  Wolfram-  oder  Chronieisen-Legicrungen,  Das  Umschmelzen  erfolgt 
in  39^-42  cm  hohen  Tiegeln,  welche,  aus  einem  Gemenge  von  feuerfestem 
l'hon,  Chamottemehl  und  Graphit  auf  einer  Töpferscheibe  von  Hand  oder 
durch  Preisen  in  Formen  hergestellt,  bis  zur  lichten  Rothglut  in  einem 
Glühofen  erhitzt^  dann  in  einen  Schmelzofen  (Schachtofen  mit  Coaksfeucrung 
oder  Flammofen  mit  Gasfeuerung)  gesetzt,  mit  den  Rohstoffen  mit  Flilfe 
eines  Eisenblechtrichters  gefüllt  und  hierauf  mit  einem  Deckel  verschlossen 
werden,  der  eine  kleine  Oeffnung  zum  Durchstecken  eines  Eisen drahtes 
besitzt,  mit  welchem  während  des  Schmelzprocesses  der  Zustand  des  Metall- 
bades  untersucht  wird.  Das  Einsetzen  und  Füllen  der  Tiegel,  das  Um- 
schmelzen des  Stahles  und  das  Herausnehmen  der  Tiegel  erfordert  bei 
Schachtöfen  mit  Coaksfeuerung  5 — 6  Stunden,  bei  Flammöfen  mit  Gas- 
feuerung etwa  4  Stunden  Zeit.  Hat  die  Gasentwicklung  aufgehört  —  ein 
Zeichen,  dass  die  Sclunelzung  vollendet  ist  —  so  lässt  man  die  Tiegel  im 
Schmelzofen  noch  einige  Zeit  lang  > abstehen  t,  um  vor  dem  Gusse  aüc 
Oxyde  und  Gase  zu  reduciren,  beziehungsweise  abzuscheiden,  dann  giesst 
man  den  Inhalt  mehrerer  Tiegel  in  eine  Giesspfanne  und  aus  dieser  in  die 
Formen  zu  Gebrauchsgegenständen  (Stahlfav'onguss)  oder  zu  Blöcken 
(Ingots)  von  achteckigem  oder  viereckigem  Querschnitt.  Die  Gussstah^ ' 
werden,  um  sie  in  die  Stabform  zu  bringen,  nach  dem  Erstarren  v 
hellrothglühend  gemacht  und  dann  unter  Hämmcni  oder  Walzen  ausgereckt. 
Derartig  bearbeiteter  Stahl  führt  den  Namen  »raffinirter  Gussslahl«.  — 
Man  benutzt  den  Gussstahl  zur  Herstellung  von  Kanonen,  Panzerplatten, 
Panzer thürmen,  Glocken,  Schienen,  Kisenbahnradrcifen  (Bandagen,  Tyresi, 
Achsen  und  anderen  Theilen  von  Locomotiven,  ferner  zu  Anken),  Pumpen- 
Stangen,  Flintenläufen,  Werkzeugen  u,  s.  w* 

B,  Farmgibun^  des  Eisens, 
§  164.  Vorbemerkung. 

Die  Roheisen  harren  werden  durch  Umschmelzen  und  Gicsscn  in  Formen 
in  Gusseisen,  die  Rohstahlstücke  auf  dieselbe  \Veisc  in  (iussstahlwaarc  ver- 
wandelt, die  Schmiedeeisen-Luppen  und  -Blöcke  nach  dem  Zangen  durch 
Schweissen,  beziehungsweise  Schmieden,  Walzen  oder  Drahlziehen  in  die  Fe 
von  Stabeisen,  Blech  oder  Draht  gebracht  oder  durch  Schweissen,  Schmic« 


Viertel  CapitcL  Die  Metalle. 


461 


Pressen  zu  Schmiede-  und  Pressstücken  verschiedener  Gestalt  (Schrauben, 
era,  Nieten,  Ketten  ti.  s.  w.)  verarbeitet. 

§.  165.  üiesserel 

Die  Giesserei  umfasst: 

1.  das  Schmelzen  des  Metalles, 

2.  die  Herstellung  der  Gussformen^ 

3.  die  Ausführung  des  Gusses. 

Man  unterscheidet  zwei  Betriebsmethoden:  den  Hochofenguss  und 
Um  schmelz  betrieb.  Das  aus  dem  Hochofen  fliessende  Roheisen  kann 
dann  unmittelbar  zu  Gusswaaren  verwendet  werden,  wenn  es  die  für 
gewünschten  Gegenstand  erforderlichen  Kigen  sc  haften  besitzt.  Da  aber 
:hiedene  Waare  verschiedenes  Eisen  verlangt,  so  bildet  der  Hochofen- 
die  Ausnahme,    der  Umschmelzbetrieb    die  Regel,    denn    bei    letzterem 

man  die  für  jede  Eisenwaaren-Gattung  entsprechende  Eisenqualität 
ichen,  erforderlichenfalls  verschiedene  Eisensorten  miteinander  vermischen 
tiren),  auch  phospihorreiches  Eisen  zum  Guss  verwenden,  indem  man  es 
phosphorfreiem  vermengt,  altes  Brucheisen  verarbeiten  u.  s.  w. 

Zur  Erzeugung  von  Gusswaaren  verw^endet  man  in  der  Regel  graues 
fr  lichtgraues)  Roheisen,  das  bei  einem  Kohlenstoffgehah  von  3 — 3"5% 
:ener  4%)  verhältnissmässig  leicht  —  nämlich  bei  1150—1250^  C  — 
dg  zu  machen,  wegen  des  grösseren  Siliciumgehaltes  dünnflüssig,  femer 
ig  spröde  und  mit  Schneide  Werkzeugen  leicht  zu  bearbeiten  ist^  eine 
ise  Widerstandsfähigkeit  gegen  Druck  besitzt,  sich  beim  Erkalten  ausdehnt 
daher  Gusse  mit  scharfen  Contouren  erzeugt.  Weisses  Roheisen,  welches 
;n  seiner  Dickflüssigkeit  und  weil  es  sich  im  Augenblick  des  Erstarrens 
il  ausdehnt,  weniger  scharfe  Abgüsse  liefert,  sich  auch  mit  gewöhnlichen 
eidewerkzeugen  nicht  bearbeiten  lässt,  da  es  sehr  hart  und  spröde  ist, 
endet  man  nur  zu  Gussstücken,  die  eine  grosse  Härte  erhalten  sollen 
B,  zu  Hart  walzen  und  Kanonenkugeln).  Das  dünnflüssige  phosphorhaltige 
leisen  eignet  sich  zur  Herstellung  von  ordinärem  Kunstguss,  von  dünn- 
idigen  Gussstücken  (sogenanntem  Potterieguss)  und  zu  Gegenständen, 
keine  grosse  Festigkeit  zu  besitzen  brauchen. 

Im  Allgemeinen  ist  für  Giessereiz wecke  ein  Roheisen  gut  geeignet, 
ICQ  Phosphorgehalt  unter  1**/^,  dessen  Schwefelgehalt  unter  0"06**/or  dessen 
tgangchalt  unter  P/^,,  dessen  Siliciumgehalt  bis  etwa  2%  "^^  dessen 
ilcnstoffgehalt  etwa  3*5^/o  beträgt.  Für  Hartguss  empfiehlt  sich  die  Ver- 
idong  eines  Roheisens  mit  21 — 3'2%  Kohlenstoff,  l*'/,j  Mangan  und 
^1^  Süicium,  für  schmiedbaren  Guss  eine  Mischung  von  weissem  und 
Hem  Eisen  oder  halbirtes  Roheisen.  Werden  dem  Roheisen  beim  Schmelzen 
riegeln  10 — 257a  Schmiedeeisen-  oder  Stahlspäne  hinzugesetzt,  so  erhält 
slahlartigcn  Guss. 

L  Das  Schmelzen  des  Metalles. 

Das  Umschmelzen  des  Roheisens  erfolgt  entweder  in  Tiegeln  (Tiegel- 
n)  oder  in  Flammöfen  oder  in  Kupolöfen, 

Tiegel    verwendet   man    zum  Schmelzen   kleinerer  Metallmengen  oder 
IhvoUer   Metalle,    namcndich    wenn    Bijouteriewaaren,    schmiedbare   Guss* 
;e  ti*  s.  w.    hergestellt   werden   sollen   oder   wenn   das  Eisen   möglichst 


462 


Erster  Theil  Die  Ilauptitoffe. 


unverändert  bleiben  soll.  Da  die  Tiegel  bedeckt  werden,  so  schüuen  sie 
das  Metall  gegen  Verunreinigungen  und  gegen  Oxydation  durch  die  Luft 
Die  Chamotte-  oder  Graphittiegel  werden  in  besonders  construirten  Oefcn 
einer  hohen  Temperatur  ausgesetzt.  Mit  Vortheil  verwendet  man  zur  Er- 
zeugung der  Glühhitze  eine  Gasfeuerung  mit  Regeneratoren.  Die  gewöhnlichen» 
mit  Holzkohle  oder  Coaks  erhitzten  Tiegelöfen  bestehen  in  der  Regel  aus 
einem  mit  Deckel  verschlossenen  Schacht  A  (Fig.  289),  auf  dessen  Rost  7? 
der  Tiegel  T  mit  einem  Untersatz  aufgesetzt  und  mit  dem  glühenden  Brennstofi^ 
umhüllt  wird.  Die  Verbrennungsgase  werden  durch  einen  wagrechten  Fuchs  F 
in  den  Schornstein  5"  geleitet.  Der  unter  dem  Rost  liegende  Aschenraum  ist 
von  einer  mit  durchbrochener  Gussplatte  überdeckten  Einsteigeöffnung  P  aus 
zugänglich,  durch  welche  gleichzeitig  die  zur  Verbrennung  nothwendige  Lud- 
menge zum  Rost  gelangt.  Um  das  Einsetzen  und  Ausheben  der  Tiegel  zu 
erleichtern^  befindet  sich  der  Rost  unter  dem  Boden  der  Giesslialle  und  dis 
obere  Schachtende  nur  wenig  darüber. 

Sollen  grössere  Metallmassen  gleichzeitig  in  Tiegehi  umgeschmolzcn 
werden,  so  stellt  man  4^8  (und  mehr)  Tiegel  auf  den  Herd  eines  mit 
abnehmbarer  Decke  eingerichteten  Flammofens  (Tiegel herdofens).  Durch 
Aneinanderreihung  mehrerer  Oefen  lasst  sich  die  Zahl  der  Tiegel  fast 
beliebig  vermehren. 

Der  Verlust  an  Eisen  beträgt  bei  dieser  Schmelzung  durchsclinitt* 
lieh  iqVo-  — 

Flammöfen  verwendet  man  nur  zum  Einschmelzen  grosser,  schwer 
zu  zerkleinernder  Stücke  (Kanonenrohre,  ^Valzen  u,  dergl.)  oder  weiui  mau 
das  Eisen  absichtlich  verändern  (z.  B,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  enl* 
kohlen)  will.  Sie  verbrauchen  viel  Brennstoff  (50 — 90**/q  Steinkohlen  oder 
100— 1307o  Holz).  Ein  fernerer  Nachtheil  der  Flammöfen  ist  die  lange 
Dauer  des  Umschmelzens  und  der  grosse  Verlust  an  Eisen  t  durchschnittlich 
t4^/y)-  Sodann  lasst  sich  bei  Flammöfen  ein  ununterbrochener  Betrieb  nicht 
einrichten,  weil  man  in  ihnen  nur  ganz  bestimmte  Eisenmengen  auf  einmal 
niederschmelzen  kann.  Einen  Flammofen  wird  man  zweckmässig  nur  da 
benutzen,  wo  roher  Brennstoff  sehr  billig  zu  erstehen  ist;  er  gewährt  den 
Vortheil,  dass  das  MetaJl  nur  mit  der  Flamme  in  Berührung  kommt,  nicht 
aber  mit  dem  Brennstoff  selbst.  Die  Flammöfen  stellen  Herdöfen  dar, 
deren  Construction  im  Allgemeinen  die  in  Figur  290  dargestellte  ist,  jedoch 
je  nach  der  Menge  und  Gattung  der  zu  schmelzenden  Metalle  in  raanchei 
Beziehung  —  so  namentlich  in  der  Bildung  des  Herdes  und  in  der  Lage 
des  Abstichloches  —  Aenderungen  erleidet 

Der  skizzirte  Flammofen  besteht  aus  einem  Feuerraum  A,  atif  dessen 
Kost  der  Brennstoff  (Stein-  oder  Braunkohle,  Holz  oder  Torf  u,  s.  w.)  durch 
eine  Seitenthür  oder  durch  einen  mit  Schieber  s  versehenen  Trichter  li 
aufgegeben  wird.  Die  Flamme  streicht  über  die  Feuerbrücke  a  m 
Arbeitsraum  B  B^^  unter  der  Decke  ^  entlang  nach  dem  Fuchs  /*, 
welchem  die  Brenngase  in  den  Schornstein  E  entweichen;  das  auf 
Herde  B^  liegende  Metall,  welches  durch  eine  Seitenthür  cingebraclil  wut 
kommt  durch  Einwirkung  der  Flamme  zum  Schmelzen,  und  die  flti 
>lasse  sammelt  sich  in  einem  Sumpf  B^  welcher  im  vordereii  Theile 
Arbeit^aumes  augeordnet  ist  und  an  seiner  tiefsten  Stelle  die  Abst 
üffriung  besitzt,  die  nach  der  einen  Seite  hin  ausläuft.  Die  sich  etwa  btldcd 


Viertes  Capitel.  Die  Metatlc. 


463 


blacke  fliesst  Über  den  schrägen  Fuchs  F  nach  dem  (12 — 25  m  hohen) 
^omstein  E  ab,  wo  sie  entfernt  werden  kann.  Zur  Beobachtung  des 
Licrs  dient  die  Oeffhung  o^  zur  Beobachtung  des  Sclimelzprocesses  die 
[jung  /,  zur  Beobachtung  der  Temperatur  die  Oeflfnung  ä.  Die  zur  Ver- 
finang  nöthige  Luftmenge  wird  durch  den  Zug  des  Schornsteines»  mitunter 
ch  durch  Exhaustoren  oder  Ventilatoren,  entweder  durch  den  Rost 
ein  oder  auch  noch  durch  eine  Oeffnung  über  dem  Feuer  dem  Brennstoft* 
geführt. 

In  neuerer  Zeit  wxrden  auch  Flainmöfen  mit  Gasfeuerung  zum 
Umschmelzen  des  Roheisens  benutzt;  das  Gas  wird  hierbei  entweder  in 
Siemens  sehen  Generatoren  erzeugt  oder  vom  Hochofen  u.  s,  w.  abgefangen 
häufig  in  Regeneratoren  vorgewärmt. 
Kupolöfen  werden  am  meisten  gebraucht,  weil  sie  sich  continuirlich 
reiben  lassen,  den  Schmelzprocess  am  billigsten  gestalten,  im  Durchschnitt 
8%  Eisenverlust  ergeben  und  einen  einfachen  Betrieb  besitzen.  Diese 
haben  jedoch  den  Nachtheil,  dass  in  das  Eisen  beim  Schmelzen 
ädliche  Bestandtheile  (z.  B.  Schwefel)  aus  dem  Brennstoff  gelangen 
nen.  Als  Brennstoff  dient  vorzugsweise  Coaks  oder  Holzkohle;  von 
gebraucht  man  auf  100  kg  Eisen  etwa  10 — ^15  kg^  von  letzterer 
10  kg. 

Der  in  Figur  291  dargestellte  Irel  and 'sehe  Kupolofen  besteht 
aus  einem,  aus  feuerfesten  Steifen  hergestellten,  mit  eisernem,  cylindrischcm 
oder  vieleckigem  Mantel  umhüllten,  0'47 — i'83  nt  weiten  und  meist  2 — ^3  w 
tieu,  in  der  Windzone  etwas  zusammengezogenen  Schacht  A  mit  einer 
JS  zum  Eintragen  der  Roheisenstücke  und  des  Brennstofi'es  und  einem 
(7,  auf  dem  sich  das  geschmolzene  Metall  ansammelt  und  durch  das 
Joch  /  zum  Ab  flu  SS  gelangt.  Der  Schacht  ruht  auf  einer  Guss  platte  P^ 
auf  einem  gemauerten  Fundament  gelagert  ist  und  so  hoch  liegt, 
ein  Gefäss  untergestellt  werden  kann.  Der  Wind  wird  durch  ein  Rohr 
nd  den  Windkasten  c  m  die  Düsen  d  und  ^  mittelst  Gebläses  (Venti- 
s)  gepresst  und  erzeugt  kurz  über  der  oberen  Düsenreihe  die  grösste 
Bei  der  Inbetriebsetzung  werden  bei  geöffnetem  Stichloch  zunächst 
ende  Kohlen  eingeschüttet  und  durrh  das  angelassene  Gebläse  in  Brand 
Icn,  hierauf  werden  Roheisen  und  Brennstoff  in  abwechselnden  Schichten 
&ben  und  endlich  wird  das  Stichloch  mit  Lehm  verschlossen,  sobald 
demselben  die  ersten  Metalltropfen  zeigen,  Soll  das  geschmolzene 
abgestochen  werden,  so  wird  das  Stichloch  mit  einer  spitzen  Eiscn- 
oge  geöffnet. 

In  Figur  292  ist  die  neueste  Consiruction  des  Krigar'schen  Kupol- 

tns   veranschaulicht,    welche    sich    von    der    vorenvähnten    hauptsächlich 

ich  die  Anlage  eines  besonderen  Sammelbehälters  A  unterscheidet  und  aus- 

tinct.     Der  Ofenboden  /  liegt  hier  frei  und    ist   in  Scharnieren    drehbar. 

volltfndeter   Schmelzung    wird   er    durch  Zurückziehen    der  Riegel    so 

dass  die  Asche  u.  s.  w.  in  ein  untergestelltes  Gcfäss  (Wagen)  fallen 

;  Die  geschmolzene  Metallmasse  fliesst  bis  zum  Schlitze  ^,  gelangt  durch 

La   den  Sammelbehälter  A    und    durch    das  Stichloch  e   zum  AbHuss, 

ch  die  Schlacke  in  verschiedener  Höhe  durch  die  Stiche  c  c  ent- 

Zur   Beobachtung    und    Reinigung    des   Schlitzes   ö    dient    die 

iiiing  ä.   Die  Gebläseluft  tritt    in    einen  Windring   w   ein,    wird  in  dtm- 


bCir 


blche 


ßtjJI 


kippt. 


AU 


Erster  Tbcil,  Die  Hsiaptstoffe« 


selben    etwas    vorgewärmt    und    tritt    durch    breite   Schlitze    tf   d    in    den 
Schachtfuss. 

Noch  zu  erwähnen  ist  der  Herbertz'sche  Kupolofen,  bei  welchem 
die  Gase  durch  ein  Dampfstrahlgebläse  abgesaugt  werden  und  dadurch  die 
Luft  unten  durch  einen  offenen  Schlitz  in  den  Schacht  gesaugt  wird* 

2.  Die  Herstellung  der  Gussformen  (Formerei).*) 

Nach  dem  Stoff,  aus  welchem  die  Gussformen  bestehen,  unterscheidet 
man:  Sandguss,  Masseguss,  Lehmguss  und  Hart-  oder  SchalengusSi 
nach  der  Einrichtung  der  Formen:  Guss  in  offenen  und  in  geschlosseneo 
Formen. 

Zur  Herstellung  der  Formen  ist  wegen  der  hohen  Temperatur  des 
einfliessenden  Metalles  ein  feuerbeständiger»  gegen  Druck  und  gegen  Treiben 
des  Metalles  genügend  widerstandsfähiger,  femer  ein  gut  bildsamer  und 
Gase  sowie  Feuchtigkeit  leicht  durchlassender  (poröser)  Stoff  zu  wählen, 
welcher  mindestens  einen  Guss  auszuhaken  vermag,  die  Form  scharf  wieder- 
giebt  untl  ein  geringes  Wärmeleitungsvermögen  besitzt  (einige  Fälle,  z.  K 
Hartguss,  ausgenommen).  Als  geeigneter  Stoff  gilt  Quarzsand  mit  5— 10**/j 
Thon  (magerer  und  grüner  Sand),  Masse  (d.  i.  Quarzsand  mit  15  und 
mehr  Procent  Thon),  Lehm  (unreiner,  sandiger  Thon)  und  für  Hartgus« 
Guss  eisen.  Magerer  Sand  besitzt  nur  im  leicht  angefeuchteten  und  fest- 
gestampften  Zustande  eine  genügende  Bildsamkeit  und  Festigkeit;  bei  zu 
stark  angefeuchteten  Formen  wird  das  Fisen  abgeschreckt  und  erhält  in 
Folge  schnellen  Erstarrens  einer  dünnen  Kruste  an  der  feuchten  Formwand 
eine  harte  Gusshaut,  welche  erst  mit  dem  Meissel  beseitigt  werden  muss,  uro 
das  Gussstuck  mit  einer  Feile  bearbeiten  zu  können.  Will  man  ein  möglichst 
weiches  Gussstück  erhalten,  so  verwendet  man  zur  Herstellung  der  Formen 
fetten  (stark  thonhaltigen)  Sand  (»Massec),  der  nur  in  vollkommen  trockenem 
Zustande  fest  und  plastisch  ist.  Solche  Formen  müssen  jedoch  vor  dem  Ein- 
giessen  des  Eisens  in  besonderen  Trockenkammern  getrocknet  werden.  Die 
Masse  wird  vor  dem  Gebrauch  gebrannt,  gepocht,  gesiebt  und  angefeuchtet 
Für  grosse  Gussstücke  benutzt  man  Formen  aus  Lehm.  Da  der  Lehm  beim 
Austrocknen  rissig  wird,  so  vermengt  man  ihn  mit  Pferdedünger  oder  besser 
mit  Kuhmist  oder  gehackten  Kälberhaaren,  auch  wohl  der  Billigkeit  halber 
mit  Torfmehl,  Gerberlohe  oder  Spreu;  diese  organischen  Stoffe  werden  schon 
beim  Scharftrocknen  der  Fonn  stark  zerstört  und  es  bilden  sich  dadurch  in 
der  Lehmmasse  zahlreiche  Poren,  durch  welche  die  beim  Giessen  sich  ent- 
wickelnden Gase  und  Dämpfe  entweichen  können. 

Der  Formsand  wird  auf  Kollergängen,  Pochwerken  oder  Mahlgängen 
gefeint,  mittelst  Siebe  sortirt,  dann  angenässt  und  hierauf  mit  10— 12**^ 
Kohlenmehl  (Steinkohlen-,  Graphit*,  Holzkohlen-  oder  Coakspulver)  sorgfaltig 
vermischt,  um  die  Form  möglichst  durchlässig  zu  gestalten  und  das  An- 
backen des  Sandes  an  das  Eisen  zu  verhindern.  Zu  dem  gleichen  Zwecke 
überzieht  man  die  Form  auch  noch  mit  einem  Graphitbrei  oder  bepudert 
sie  mit  Graphitstaub* 

Die  aus  solchen  plastischen  Stoffen  gebildeten  Formen  nennt  man 
einmalige  oder  verlorene,  weil  sie  nur  einmal  verwendet  werden  können* 
Mehrfach  benutzbare,  beständige  oder  bleibende  Formen  fertigt  man  m 
der  Eisengiesserei  aus  Metall 

*)  Siehe    Hoycr,  a.  a,  O.,  S.  85—111. 


•aii-'n 


Viertes  CapileJ.  Die  MetaDe. 


4a& 


För  Gusswaaren  rait  sehr  harter  (abgeschreckter)  Oberfläche  (Hart- 
fuss)  werden  meistens  gusseiserne,  aber  auch  kupferne  Formen  benutzt 
SfSchalen  oder  Caquillen).  Für  gewisse  Zwecke  kommen  auch  Formen 
zur  Verwendung,  die  aus  einer  Vereinigung  von  verlorenen  und  bleibenden 
Forroen  bestehen. 

Die  Formen  werden  meistens  nach  (gewöhnlich  zerlegbaren)  Modellen 
lus  Hol«  (namentlich  Nadelholz,  Erlen-,  Rosskastanien-  oder  Mahagoniholz) 
jer  aus  Metall  i^Eisen,  Bronze,  Messing,  Zink  und  Hartblei)  hergestellt  oder 
lit  hölzernen  und  meist  mit  Eisen  beschlaj^enen  oder  ganz  aus  Eisen 
gefertigten,  dem  gewünschten  Profil  entsprechend  ausgeschnittenen,  um  eine 
Ichse  drehbar  eingerichteten  und  Drehungsflächen  bildenden  Schablonen 
angefertigt,  wenn  nämlich  das  Gussstück  einen  Umdrehimgskörper  darstellen 
>der  so  gebildet  werden  soll»  dass  man  seine  Gestalt  durch  Führung  der 
■'rofillinie  an  einer  Leitcur\'e  entlang  entwickeln  kann.  Figur  293  veran- 
chaulicht  eine  Schablone,  mit  welcher  man  im  Herd  formen  kann.  In  einer 
tief  unter  der  Herdfläche  verankerten  Gnmdplatle  a  ist  die  Achse  (Spindel) 
rehbar  angeordnet,  welche  den  Schablonenhalter  c  trägt,  dessen  Höhenlage 
Jurch  den  Ring  d  und  die  Schraube  ^  geregelt  werden  kann.  Die  Schablone  ^ 
St  mit  mehreren  Schraubbolzen  an  einem  Schlitten  /  befestigt,  der  auf  der 
bberen  Führung  des  Scbablonenhalters  gleitet  Um  eine  unbeabsichtigte 
Verschiebung  nach  erfolgtem  Einstellen  zu  verhüten,  wird  noch  die  am 
chlittcn  sitzende  Klemmschraube  angezogen«  Beim  Formen  von  Rädern  wird 
ar  genauen  Verlegung  der  erforderlichen  Kerne  noch  eine  Theilschraube 
^gebracht.  Zunächst  wird  im  Sand  des  Unterkastens  das  Modell  für  den 
)ber kästen  hergestellt,  dann  der  Oberkasten  daraufgestellt  und  vollgeformt, 
hierauf  werden  Oberkasten  und  Sandmodell  entfenit  und  endlich  wnrd  die 
Jnterhälfte  der  Form  unmittelbar  im  Lehm  oder  Sand  ausgedreht. 

Um  den  Modellen  eine  möglichst  glatte  Oberfläche  zu  geben  imd  das 
inhaften  von  Sand  beim  Herausnehmen  der  Model! e  aus  demselben  zu 
rerhiilen,,  werden  sie  mit  einem  Schellacküberzug  versehen.  Die  Metallmodelle 
werden  nach  einem  Holz-,  Gyps-  oder  WachsmodelJ  gegossen  oder,  um  ihr 
ewicht  möglichst  zu  verringern,  aus  Blech  getrieben,  gestanzt  und  auf 
der  Drehbank  gedrückt,  sowie  sauber  abgefeilt,  geschliffen,  ciselirt  u.  s.  w, 
Etwaige  Verzierungen  (Namen,  Zahlen  u.  s,  w,)  werden  besonders 
iirefertt^t  und  auf  die  Modelle  aufgeTuigelt  oder  aufgeschraubt.  Um  bei 
i  ein  Werfen  nach  MögHchkeit  zu  verhindern,  werden  dieselben 
II  Stücken  derart  zusammengesetzt,  dass  die  Richtung  der  Holz- 
iser  müghchst  oft  wechselt,  jedoch  thunlichst  mit  der  Hauptabmessung  des 
lodcllcs  zusammenfällt.  (VergL  Hoyer,  a.  a.  O.,  S.  H^  und  87») 

Damit  sich  das  Modell  aus  dem  Sand  bequem  herausnehmen  lässt, 
[luss  es  mehrthcilig  gemacht  werden.  Für  die  Dauer  der  Bearbeitung  des 
lodclle«  wird  beim  Zusammenleimen  der  einzelnen  Stücke  zwischen  dieselben 
Rapier  gelegt,  welches  nach  F'ertigstellung  des  Modelles  durch  Eintreiben 
Stechbeitels  aufgerissen  wird,  wodurch  die  Trennung  der  Modelltheile 
algL 

•  setzte  Modelle  lassen  sich   leicht   dvircli  Spalten  in 

lie  ci  r  trennen.  Zur  Verhütung  der  Verschiebung  emzeiner 

bcun  Eintonnen    benutzt  man    kleine,   unregebnässig  versetzte  Dübel. 

ItOsvf»  llnatlbiiiK  iler  ßikU*tofflrKr(>,  SO 


466 


Erster  Tlieil,  Bie  HauptatoflTe. 


Soll  das  Gussstück  Hohlräume  erhalten,  so  werden  in  die  Fonn  Kern- 
stücke eingesetzt,  welche  in  besonderen  Kernkäsien  angefertigt  werden,  (Siehe 
weiter  unten.) 

Die  Form  kann  ausschliesslich  durch  Handarbeit  hergestellt  werdeQ, 
jedoch  hat  man  auch  besondere  Formmaschinen  gebaut,  von  denen  spater 
noch  die  Rede  sein  wird. 

Man  unterscheidet  offene  und  geschlossene  Formen.  Erstere  be- 
stehen gewöhnlich  nur  aus  einem  einzigen  Stück  und  liegen  mit  ihrer  oberen 
Seite  frei.  Die  geschlossenen  Formen  besitzen  oben  nur  kleine  OctTnungeii 
zum  Eingiessen  des  Metalls  (Eiiiguss)  und  zum  Entweichen  der  Luft  und 
Gase  (Windpfeifen);  s^ie  werden  aus  zwei  oder  mehreren  The ilen  zusammen- 
gesetzt und  in  besonderen,  meist  gusseisernen  und  in  mehrere  Theile  zerleg- 
baren  Fonnk ästen  hergestellt.  Kleinere  Masse-  und  Lehmformen,  die  trans- 
portirt  werden  können^  trocknet  man  in  Trockenkammern  (Darren),  grössere 
an  Ort  und  Stelle  des  Gusses  mittelst  besonderer  Heiz\'orrichtungen, 

Damit  der  fertige  Gegenstand  die  gewünschte  Gestalt  erhält,  r 
die  Abmessungen  des  hohlen  Raumes  der  Form  ifm  das  Schwindmaa  ^ 
Gussmetalles  grösser  gewählt  werden  als  die  verlangten.  Das  lineare  Schwind- 
maass  beträgt  beim  Gusseisen  im  Durchschnitt  ^j^j  und  beim  Gussstahl 
Vöo — ^tit't  das  kubische  Schwindmaass  kann  genau  genug  gleich  dem  DrOr 
fachen  des  linearen  angenommen  werden.  Da  im  Gussslück  die  Ma_ssen  oft 
sehr  ungleich  vertheilt  sind,  so  tritt  auch  beim  Erstarren  des  Eisens  oft  eio 
ungleichförmiges  Schwinden  ein,  welches  eine  Gestaltsveränderung,  ein  Werfen 
und  Verziehen,  oft  sogar  auch  ein  Reissen  einzelner  Theile  (z.  B.  ii^r  geraden 
Arme  einer  Riemenscheibe)  hervorruft.  Durch  Freilegung  der  dickeren  Theile 
des  Gussstückes,  unmittelbar  nach  dem  Erstarren,  lassen  sich  oft  die  durch 
ungleiches  Schwinden  auftretenden  Spannungen  im  Gussstück  verringern. 

a)   Sandformtrei. 

Das  Formen  in  magerem  Sand  ist  billig  und  schnell  ausführbar,  weil 
das  Austrocknen  der  Form  wegfällt.  Man  theUt  die  Sandfoniierei  ein  in; 
Herd-,  Rasten*  und  vereinigte  Herd-  und  Kasten*Formcrei. 

a)  Herdformerei.  Sie  ist  nur  für  flache  Gegenstande  anwendbar. 

Bei  der  Herstellung  offener  Formen  wird  der  Boden  der  Giesshtitte 
aufgelockert  und  mit  Formsand  etwa  2 — 3  cm  hoch  besiebt,  Die  Obertiächc 
des  letzteren  wird  mittelst  Richtscheites  und  Wasserwage  eingeebnet,  dann 
das  Modell  aufgelegt,  mit  einem  Holzhammer  eingeklopft,  so  dass  seine  Ober* 
fläche  wagerecht  liegt,  und  mit  Hilfe  verschiedener  eiserner  Stampfen  cnil 
Sand  fest  umstampft*  Nach  dem  Herausnehmen  des  Modelles  werden  etwa 
nothwendig  gewordene  Ausbesserungen  vorgenommen  und  mittelst  Streich- 
brettchen  wird  die  Oberfläche  der  Form  geglättet.  Dieses  Verfahren  ist 
jedoch  nur  bei  dünnen  oder  gitterartig  durchbrochenen  Modellen  anwendbiu. 
bei  denen  der  verdrängte  Sand  zur  Seite  ausweichen  kann;  dickere»  undnrcli- 
brochene  Modelle  werden  zur  Erhaltung  der  Durchlässigkeit  des  Sandes  und 
zur  Vermeidung  von  Blasen  in  dem  Gussstück  imr  zur  Hälfte  in  den  Sund 
eingeklopft  und  dann  wieder  herausgenommen,  worauf  man  den  Sand  dem 
Abdruck  entsprechend  herausgräbt.  Nun  wird  das  Modell  ganz  eingt^nickl, 
um  die  volle  Höhe  der  Form  zu  erhalten.  Oder  man  dämmt  das  nur  halb 
eingedrückte  Modell  seitUch  mit  Sand  ein.  V^on  einer  oder  mehreren  StcUcn 
der  Fonn   aus   stellt   man   im  Saud   eine  Rinne   her,   die  das   geschTookcnr 


Viertes  Capitcl.  Die  Metalle. 


467 


(etall  der  Form  Euführt  (Einguss),  Nach  VoMendung  der  Form  wird  der 
ßuss  vorgenommen.  Das  Gussstück  zeigt  bei  Anwendimg  offener  Formen 
seiner  Oberfläche  ein  runzeliges,  rauhes  und  löcheriges  Aussehen  und 
rk  abgerundete  Kanten.  Solche  Herdformen  eignen  sich  deshalb  nur  zur 
lerstellung  ganz  roher  Baugusswaare  (z.  B.  Ofenplatten), 

um  eine  glatte  Oberfläche  des  Gussstückes  zu  erhalten,  wird  die  Herd- 

Ibrm  mit  einer  unter«v'ärts  mit  Lehm  bestrichenen  Gusseiscnplatte  g  bedeckt, 

iie    auf   ausserhalb    im    Sand     eingebetteten    (in    Fii^.    294    durch    punktirte 

uinien  dargestellten)  Leisten  /  aufruht  und    zur  Verhinderung  des  Abhebens 

beim  Eingiessen  mit  Etsenbarren  if  belastet  wird.    Die  Leisten  *i,  welche  im 

iixssstück  Falze  erzeugen,  bestehen  aus  mit  Lehmwasser  oder  Graphit  über* 

koi^enen  Schmiedeeisenstäben.  Das  geschmolzene  Metall  wird  in  e  eingegossen j 

ist  der  Canal  zur  Abführung  der  Gase  und  Dämpfe»     L^m    letztere  besser 

|iim  Entweichen  zu  bringen  und  einen  blasigen  Guss  zu  vermeiden,  wird  mit 

*nger   (gerader  oder  krummer)  Nadel  n  von  allen  Seiten    her    in    die  Form 

ingestochen ;   mitunter   werden   auch   unter   der  Form  Strohseile   so   durch- 

ezogen,  dass  ihre  Enden  seitlich  aus  dem  Sand  heraus  ragen. 

Soll  das  Gussstück  Vertiefungen  oder  kleine  Löcher  erhalten,  so  muss 
nan,  um  ein  Abbrechen  der  Sandtheilchen  an  diesen  Stellen  der  Form  beim 
Abheben  des  Modelles  oder  beim  Vergiessen  des  Metalles  zu  verhüten, 
tntsprechend  gestaltete  Kernstücke  aus  fettem  Sande  oder  aus  Eisenstiften, 
äic  mit  Lehm  des  Ablösens  wegen  bestrichen  werden,  in  die  Form  einsetzen. 
►ie  Stellen,  an  welchen  die  Kerne  anzubringen  sind,  werden  im  Modell  durch 
irhcihungen  (Kern marken)  bezeichnet,  die  sich  in  den  Sand  eindrücken, 
Iqt  Bildung  von  Nuten,  Falzen  und  anderen  Vertiefungen  auf  der  Oberseite 
ics  Gussstückes  werden  bei  offenem  Herdguss  die  Kernstücke  mit  den 
vnden  auf  die  Ränder  der  Form  gelegt  (Leisteisen),  mitunter  werden  sie 
auch  auf  eine  Stange  aufgespiesst  und  in  der  Schwelle  gehalten. 

ß)  Kasten  form  erei.  Dieselbe  ist  sowohl  für  flache  als  auch  für  runde 
}ussstücke  anwendbar. 

Die  Sandform  wird  hier  in  einem  metallenen  oder  hölzernen  Form- 
kÄSten  (Flasche  oder  Lade)  von  mei,st  viereckiger  Gestalt  hergestellt 
(Hölzerne  Formkästen  sind  gegen  Werfen  und  Verziehen  durch  eingeschobene 
Leisten  u.  s,  w,  zu  schützen.)  Die  Formkästen  bestehen  selbst  bei  flachen 
Gussxtücken  aus  zwei  Theilen,  einem  Ober-  und  LTnterkasten,  die  auf- 
"^riöandergesetzt  und  mit  aussen  angebrachten  Zapfen  mit  leisten,  drehbaren 
Haken  und  Ringen,  Vorreibem  oder  Schraubzwingen  fest  und  unverrückbar 
ingehalten  werrlen.  Besitzen  die  Gegenstände  eine  complicirtere 
i  so  wird  der  Kasten  aus  drei  oder  mehreren  Theilen  zusammengesetzt. 

llHc    iheile  besitzen  keinen  festen  Boden,    stellen    %'ielmehr    oben    und   unten 
loffene  Rahmen  dar,  damit  der  Sand  auf  das  Modell  gedrückt  werden  kann, 
|l!)ic9C  Rahmen    müssen    beim    Einformen    zeitweilig    durch    Deckel    (Eorm- 
jrcttcf)    verschlo<isen    werden.   Die    Formkästen    erhalten    an    ihren   Innen- 
weiten %*orspringende  Rippen  (Sandleisten)  oder  Aushöhlungen,  bei  grösseren 
it  nuch  noch  Längen-    und  Querrippen,    die   .luf    die  Sandleisten 
fest  sitzend  ai^geordnet  werden;    diese  Vorrichtungen  sind  noth- 
liiig,  um  die  Sandform  mit  dem  Kasten  transportiren  zu  können.  Kleinere 
«kästen    werden    vom  Arbeiter    getragen,    grössere    mittelst  Ketten    und 
ihoes  U*  s,  w,  bewegt    und    zu    diesem   Zweck    mit   Hängen  a>  s,  w.  zum 


ÜLJL. 


46^ 


Erster  Thdi  Bie  Hauputo^e. 


Ebhaken  der  Ketten  versehen.  Die  zwischen  dem  Formkasten  und  dem 
Motlell  verbleibende  Sandschicht  soll  an  ihrer  dünnsten  Stelle  etwa  4  *tw 
messen ;  hiernach  sind  die  Abmessungen  des  Fonnk asten s  zu  bestimmen.  Um 
Formsand  zu  sparen  und  mögHchst  schnell  einformen  zu  können,  empfiehlt 
es  sich  die  Formkästen  dem  Gussstück  entsprechend  so  zu  gesta.lten»  dass 
die  Sandschicht  an  allen  Stellen  dieselbe  Dicke  besitzt.  Das  Einformen  wird 
auf  einem  meist  drehbar  eingerichteten  Tisch  und  nur  bei  sehr  grossen 
Formen  unmittelbar  auf  der  Hüttensohle  vorgenommen.  Die  Eingussöfliiung 
des  Kastens  wird  durch  einen  Canal  (Giessloch)  mit  der  Form  verbunden, 
und  es  werden  zur  Aufnahme  der  Windcanäle  noch  kleine  Oeffnungen  — 
am  besten  an  den  Berührungspunkten  zweier  Kastentheile  —  hergestellt.  Ist 
der  Einguss  in  der  Fuge  des  Formkastens  angeordnet,  so  wird  der  Kasten 
hochkantig  mit  seiner  Eingussöffnung  nach  oben  gestellt,  damit  sich  das  ein- 
iliessende  Metall  vertical  verbreiten  und  durch  sein  Gewicht  eine  bessere 
Ausfüllung  der  Form  bewirken  kann. 

Sind  flache  Gegenstände  in  Kästen  zu  formen,  so  wird  das  Modell  M 
(Fig.  2!l*ö)  mit  seiner  Ilachen  Seite  auf  das  Formbrett  B  gelegt,  das  auf 
seinen  Leisten  auf  dem  Formtische  ruht,  der  Unterkasten  1/  ÜbeTgesttilpl, 
mit  Sand  gefüllt,  das  Modell  mit  diesem  sorgfältig  umstampft,  die  überflüssige 
Sandmasse  abgestrichen,  dann  auf  den  Unterkasten  ein  Formbrett  gelegt,  der 
Kasten  umgekehrt,  das  Formbrett  ß  fortgenommen,  der  Oberkasten  O  auf- 
gesetzt, mit  Sand  gefüllt,  dann  wieder  abgehoben  und  das  Modell  heraus- 
genommen; hierauf  wird  die  Form,  wenn  nöthig,  ausgebessert  und  dann  mit 
Kohlenstaub  geschwärzt,  endlich  wird  der  mit  Einguss  und  Windpfeifen  aiLs- 
gestattete  Überkasten  wieder  aufgesetzt,  worauf  der  Guss  vorgenommen  werden 
kann.  Um  ein  Anhaften  der  beiden  Sandmassen  des  Ober-  und  Unterkaste 
beim  Abheben  des  ersteren  zu  verhindern,  wird  die  Ol>errtäche  der  Sandmasi 
des  Unterkastens  mit  Ziegel  oder  trockenem  Scheidesand  (rundkönngem  Se 
sand)  gepudert.  Das  beschriebene  Verfahren  wird  angewandt  zur  Herstell  Uli 
von  Stirn-  und  Kegelrädern,  Riemenscheiben  mit  Durchbrechungen  zwisc 
den  Speichen  und  in  der  Nabe,  zu  Gegenständen,  die  auf  einer  oder 
beiden  Seiten  flach  vertieft  oder  durchbrochen  sind  u»  s.  w. 

Beim  Einformen  von  runden  Gegenständen,  die  keine  Höhlung! 
oder  Vertiefungen    besitzen,    wird    der   erste    Theil    des    zerschnittcnij 
Modelles  mit  der  Schnittfläche  auf  das  Formbrett  gelegt,  der  dazu  passend 
Kastentheil  übergestülpt,    mit  Sand  gefüllt,    mit  dem  Modell  umgekehrt,    cl 
nächstfolgende    Modelltheil    aufgesetzt,    mittelst    Dübel    genau    gerichtet, 
zweiter  Formkasten  darübergesetzt,  mit  Sand  gefüllt,  und  so  fort,  bis  samt 
liehe  Modelllheile   eingefonnt  sind.     Man  braucht    also   so  viele  Formkäst€ 
lüs    Modelhhede    vorhanden    sind.     In    Figur  29*5    ist    das    Einfnrmcn    eim 
massiven  Kugel  veranschaulicht,    \r\  dieser  Weise  werden  alle  massiven   Üb 
drehungskörper   (z,  B.  auch  Ringe)    und    alle    prismatischen    und    pyramid«: 
förmigen    Gegenstände   mit   ebenen  Begrenzungsflächen    eingeformt    Bei    d( 
Umdrehungskörpem  geht  der  Schnitt  durch  die  Achse,  bei  den  übrigen 
weder  durch  zwei  passende  Kanten  oder  durch  eine  Kante  imd  eine  Flu 
Zeigen  die  Gegenstände  reicher  entwickelte  Formen  (wie  z.  B,  Stotnen»  Figtir 
so  werden    von  einzelnen  Modelltheilen    besonclere  Abdrücke    (falsche  K< 
oder  Kernstücke)    aus  fettem  S;ind  oder  Lehm  angelertigt    und  diese  in 
Form  eingesetzt.  Selbst  bei  sorgfältigstem  Einfomien  lassen  sich  Verletzung^ 


Vieneü  CaptteL  Die  Metalle. 


469 


ler  scharfen  Ränder  durch  Abbröckeln  von  Sand  nicht  vermeiden;  daher 
erhält  das  Gussstiick  sogenannte  Gussnähtef  welche  später  beseitigt  werden 
oilssen. 

Besitzt  ein  Modell  derartige  Höhlungen  oder  Vertiefungen, 
lass  der  dieselben  ausfüllende  Sandkörper  beim  Herausnehmen 
Ics  Mode  lies  abgerissen  wird,  so  hat  man  für  die  Höhlungen  u.  s.  w, 
besondere  Kerne  herzustellen  und  diese  an  den  entsprechenden  Stellen  der 
^vForm  einzuschalten.  Beim  Einformen  von  runden  hohlen  Gegenständen  be» 
^hiöthigt  man  also  einer  Hohl  form  für  die  äussere  Gestalt  der  Gussstücke, 
^nnd  einer  Vollform  leines  Kernes)  für  die  innere  Gestalt  derselben.  Letztere 
^Pwird  meistens  aus  Lehm  und  oft  hohl  hergestellt,  um  Trockenrisse  möglichst 
zu  vermeiden. 

Um  Sandformen  herzustellen,  benutitt  man  Formmaschinen  verschiedener 
tonstruction,    wenn  es  sich  um  die  Anfertigung  einer  grossen  Zahl  gleicher 
iossstücke  handelt,  z.  B.  um  Röhren,  Zahnräder  u.  s.  w*  oder  um  Gegenstände 
lür  Massenproduction  (Schlüssel,  Thürdrücker  c.  s.  w).  Diese  Form  masch inen 
prsetzen  entweder   die  Handarbeit    des  San  eist  ein  Stampfens    und    des  Modell- 
lushcbens  oder  sie  ersetzen  das  Modell,  indem  sie  die  Form  mit  Hilfe  einer 
chablone  erzeugen.  Eine  vielfach  verwendete  Formmaschine  stellt  Figur  297 
IT,    Die  ziveiseitige,    im  Rahmen  n    eingelassene  Modellplatte    ist  in  Zapfen 
ehbar,    deren  Lager  von  Spintlcln  6  getragen  werden,    welche  sich  in  den 
Säulen  <  c  auf-  und  niederbewegen  lassen,   mittelst  des  Handhebels  d,  <lurch 
len  die  Welle  €  und  das  Schneckenrarl  /  gedreht  werden.    Beim  Einformen 
Fwinl  die  Modellplatte  genau  wagerecht  eingestellt    und   durch  Anziehen  von 
lern  m  seh  rauben    in  dieser  Lage  festgehalten,    dann  wird    auf  sie  ein  Form- 
kasten F  aufgesetzt  und  dieser  mit  ihr  durch  Splinlbolzen  und  Vorrciber  fest 
Ircrbundcn.    Nachdem    der  Formkasten    mit  Sand  vollgestampft  Lst,    wird  die 
fodellpktte    durch  Drehung    des  Hebels    mit  dem  Kasten    in  die  Höhe  ge- 
hoben» um  beim  Umwenden  des  Kastens  nirgends  anzustossen,  dann  werden 
iic    Klemmschrauben    gelöst,    hierauf   der    Kasten    umgekehrt    und    so    lange 
Bje-senkt,    bis  seine  Rückenfläche  auf  dem  Tisch  h  ruht,    alsdann  werden  die 
sUen  gelöst,    darauf  mittelst    Hebels   die    Formplatte    wieder   in    tlie    Höhe 
gehoben    und    der  Tisch  h    mit   dem  Formkasten    auf  /   seitlich   verschoben, 
mbdann  die  Form  platte  horizontal    fest   eingespannt,    der   zweite  Formkasten 
anlgcsetzt  und  das  Verfahren  wiederholt. 
ü)  Mause  former  ei, 

Sie  wird  ganz  in  derselben  Weise  wie  die  Sandformerei  ausgefilhrt  und 
besonders  bei  Kunstguss  angewendet.  Da  die  Formen  in  Trockenkammern 
getrocknet  werden  müssen,  so  können  die  Formkästen  nicht  aus  Holz  her- 
gestellt werden. 

Grosse    Gussstückc   (z.  B.  Röhren,    Kanonen,    Gebläsecy linder   u.  s.  w.) 

Jen  gewöhnlich    in    einer  Vertiefung  des  Herdes    (Damm grübe,    Giess- 

rrube)  geformt,  und  es  wird  diese  zum  Austrocknen  eingerichtet,  indem  man 

B.  in  sie  kleine  Gitteröfen  aufstellt    und  mit  Coaksfeuenmg    versieht   oder 

ne  Luft  ein  bläst. 

r)  Lehmformeret, 

Die  Lehmformerei  verursacht  grosse  Kosten«  Aus  diesem  Grunde  bc^ 
Inkt  mnn  sie  gewohnlich  auf  die  Herstellung  sehr  grosser  hohler  Guss- 
kcj^wie    t,  K  Dampf*   und    Geblasecylinder,    Pumpen,    Glocken,    Kessel, 


470 


Erster  Theil.  Die  Hauptstöße» 


Statuen);  für  massive  Gegenstände  wird  die  Lehmformerei  fast  niemals  an- 
gewendet Zur  Erläuterting  des  hierbei  einzuschlagenden  Verfahrens  möge 
(nach  Hoyer,  a.  a.  O,,  S,  107)  das  Einformen  eincü  grossen  Cylinders  ^Pig.  29ö) 
besprochen  werden.  Auf  einer  Gusseisenplatte  G  wird  der  Kern  K  aus 
Ziegelmauerwerk  oder  l.ehmpise,  der  Gestalt  des  Gussstückes  annähernd  ent- 
sprechend, jedoch  kleiner,  aufgeführt  und  auf  die  äussere  Seite  desselben 
Lehm  (^vermischt  mit  Kälberhaaren,  Kuh-  oder  Pferdemist  u.  s.  w.)  schichte 
weise  aufgetragen,  wobei  jede  Schicht  austrocknen  muss.  Die  letzte  Schicht 
wird  mit  Hilfe  einer,  um  eine  im  Ständer  H  gelagerte  Stange  ä  sich  drehenden 
Schablone  B  abgedreht,  worauf  die  VoUform  für  die  innere  Gestalt  des 
Cylinders  vollendet  ist.  Nunmehr  wird  die  Hohl  form  für  die  äussere  Ge- 
stalt des  Cylinders,  das  sogenannte  Hemd,  angefertigt,  und  zwar  in  der  Weist.*, 
dass  zunächst  die  KeniobeHläche  mit  einer  Scheidemasse  (gesiebte  Holz-  oder 
Torfasche  mit  Was^^er  oder  feiner  Sand,  Zicgelmehl,  Kohlenpulver  u.  s.  w.)  über- 
zogen und  dann  schichtweise  Lehm  bis  zu  solcher  L^icke  aufgetragen  wird,  dasj 
nach  dem  Abdrehen  der  letzten  Schicht  mittelst  einer  zweiien  Schablone  £ 
das  Hemd  der  Grösse  und  Form  des  Gussstückes  entspricht.  Nachdem 
Hemd  ebenfalls  mit  Scheidemasse  bestrichen  worden  ist,  wird  über  demsell  _ 
der  sogenannte  Mantel  hergestellt,  indem  man  wiederum  das  Hemd  schicht- 
weise mit  Lehm  bis  zu  einer  Stärke  von  3 — 5  cm  überzieht.  LTm  de^  für 
das  Eingiessen  des  Metalles  erforderlichen  Hohlraum  zu  erhalten,  muss  nach 
dem  Austrocknen  des  Mantels  das  Hemd  beseitigt  werden,  was  durch  Zcr- 
schneiden  des  Mantels  mit  scharfem  Messer  und  seitliches  Abnehmen  oder 
Ausheben  des  Mantels,  sowie  durch  Zerschneiden  und  stückweises  Hera 
nehmen  de^  Hemdes  geschiebt.  Nachdem  der  Mantel  wieder  in  die  Foii 
eingesetzt  und  nöthigenfalls  durch  herumgelegte  eiserne  Bänder  gegen 
reissen  und  Abheben  während  des  Gusses  geschützt  worden  ist,  wird 
Ganze  bei  etwa  250**  C.  in  einer  Darrkammer  getrocknet,  dann  die  De 
mit  den  Windpfeifen  O  und  dem  Einguss  R  hergestellt  und  die  ganze  Fe 
mittelst  Eisenreifen  u.  s.  w.  armirt.  Dann  ist  die  Form  zum  Guss  fertig. 

Das  hier  geschilderte  Verfahren  erfährt  je  nach  der  äusseren  Gest 
mannigfache  Abänderungen,  deren  Besprechung  hier  zu  weit  führen  wiird 
erwähnt  mag  aber  werden,  dass  man  bei  Glocken  den  Mantel  in  einem  Stti 
abheben  und  bei  sehr  grossen  Gussstücken  oft  die  Anfertigung  des  Hemd 
ersparen  kann,  wenn  sich  nämlich  der  Mantel  von  innen  her  darstellen 
der  für  sich  geformte  Kern  in  den  Mantel  einsenken  lässt. 

Zur    Vermeidung    eines    sogenannten    Kaltgusses    (vergl    Eingiesse 
sowie   der  Verunreinigung  des  Gussstückes  mit  Schlacken,    wendet    man 
Voll-  und  Hohlcylindem  den  Tangentialguss  an,    d.   h.  man   führt    net 
der  Form  eine  Gussröhre  R  (Fig.  298)    nach    abwärts   und  lässt  sie  an 
tiefsten  Stelle  der  Form  einmünden,    damit   das    ein  fliessende  Metall    in 
Form    von  unten  auf  in  die  Höhe  steigen^   Schlacken-  und  Aschentheile 
sich  her  und  durch  Wirbelbewegung  nach  der  Mitte  treiben  kann    und    aß? 
Verunreinigungen  sich  auf  dem  Giesskopf  ansammeln, 

d)  Hart'  odtr  Schaimguss ;   bltib^ndt  Fornun. 

Die  Ausführung  des  Hartgusses  erfolgt  in  metallenen  (gusseiscTüeo^ 
kupfernen  u.  s.  w,)  Schalen  (Coquillen),  welche  die  Wärme  schnell  ableiten 
und  die  äussere  Schicht  des  Gussstückes  also  schnell  abkühlen,  wodurch 
weiss  und  hart  wird  (Schalcnguss),    Da  diese  Metallformcn  eine  grosise  Z 


Vierte«  Capitel.  Die  Metalle. 


471 


■Abgüssen    aushalten    können»    so    gehören    sie    zu    den    sogenannten 
[eibeuden  Formen. 

Die  einfachste  Metallform,  welche  zum  Giessen  von  Stäben  und  Platten 

ent,    nennt  man  Einguss,    Der  Stabeinguss  besteht  aus  eiuem  quadrati- 

len  Eisenstab,    dessen    Oberfläche    eine    rinnen  förmige,    jedoch   an    beiden 

nlen  verschlossene  Vertiefung  besitzt  (offener  Einguss\   oder   aus    einer 

senröhre   mit   kreisrundem»  quadratischem ^    rechteckigem    oder  vieleckigem 

jerschnitt    mit    einer    trichterförmigen  Erweiterung    am    einen  Ende»    einer 

tiwachen  Verjüngung    der  ganzen  Länge    nach,    und    einem   mittelst  Eisen- 

i>psel    bewirkten  Verschluss   am    anderen    Ende   (Rohreinguss),    während 

tr  Platteneinguss    aus   zwei,    während    des  Gusses    durch  Schrauben  zu- 

firaengehaJtenen  Eisenplatten  gebildet  wird,    die    um  die  Dicke  der  zu  er- 

Ligenden  Platte  von  emaiider   entfernt  sind  und   durch  drei  Stäbchen  oder 

durch  ein   U-Eisen  in  diesem  Abstände  gehalten  werden. 

^  Runde,  hohle  Gegenstände  werden  in  mehrtheüigen  Formen  ge- 
ssen,  deren  Theile  sich  leicht  ab-  tmd  ausheben  lassen.  Figur  299  zeigt 
eine  solche  Form,  die  zum  Giessen  eines  schalenförmigen  Gefässes  bestimmt 
isL  Dieselbe  besteht  aus  einer  Fussplatte  a  mit  einer  Erhöhung  in  der  Mitte 
die  Höhlung  im  Fuss,  aus  den  mit  Handgriffen  versehenen  beiden 
bellen  Sd  (Hobel),  die  in  eine  Kreisnuth  der  Fussplatte  eingesetzt  sind, 
aus  dem  ebenfalls  einen  Handgriff  besitzenden  Deckel  (Kern)  f,  welcher 
Hobel  oben  ebenfalls  durch  eine  Nuth  zusammenhält  und  zur  Verringe- 
ig  des  Gewichtes  nicht  massiv  hergestellt  ist. 

^Mit  dem  Schalenguss  verwandt»  jedoch  in  der  Eisengiesserei  nicht  zur 
erwendung  kommend,  ist  der  sogenannte  Schwenkguss,  bei  welchem  das 
schmolzene    Metall    in    die   mehrtheilige,    fest    zusammengefügte,    gut    vor- 
i^ärmtc   eiserne    Form    gegossen,    in    derselben    einen  Augenblick   gelassen 
ad  »iann  durch  Umstürzen  (Schwenken)  der  Form  wieder  ausgegossen  wird, 
robei    nur    ein    sehr    dünnwandiges  Gussstück  entsteht»    indem    sich   an  den 
Formwandungen  nur  eine  Kruste  in  Folge  schneller  Abkühlung  bildet.) 

Noch   zu    en\^ähnen    ist    der    sogenannte    Centrifugalguss,    bei    dem 

ts  geschmolzene  Eisen  in  eine  rotirende»  eiserne  Form  gegossen  wird,  deren 

aenfläche    eine  Um drehungs fläche    darstellt.    Durch    die    in  Richttmg    des 

ilbmessers   nach  aussen  wirkende  Pressung    bei  der  Umdrehung  der  Form 

rd  die  äussere  Schicht  des  Gussstückes    härter  und  dichter.     Man    wendet 

ses    Verfahren    mitunter    zur    Herstellung    von    Röhren,    paraboloidischen 

ihlgefäscn,  Gussstahlrädem   und  Radbandagen  an. 

3.  Die  Ausführung  des  Gusses.*) 

Damit    das  Gussstück    möglichst   scharfe    Contouren    erhält,    muss    das 

letall  gehörig  dünnflüssig  sein  und  unter  einem  entsprechend  hohen  Druck 

:ifliessen,  es  muss  also  die  Eingussstelle  noch    etwas  höher  liegen,    als  der 

ochste  Punkt  der  Formhöhlung,  Femer  hat  man  dafür  zu  sorgen,  dass  die 

ift  ?;chncll  aus  der  Form  entweichen  kann,    um    einen    löcherigen  Guss  zu 

fcrmeidcn  und  einen  dichten  zu  erzeugen.  Das  im  Einguss  befindliche  ^fetall 

yngm»,   Giesskopf)  dient  als  Behälter,    aus  welchem  beim  Zusammenziehen 

der    Form    Metall   nachsinkt.    Zur   Herstellung    eines   möglichst    dichten 

iis^sttk-kcH  wird  zuweilen  auch  das  Metall  mittelst  einer  Giesspumpe  u,  dgl. 


♦l  Si«hc:  Hoyer.  a,  a,  O..  S,  Ul— Ua 


Wit}^,' 


472 


Erster  Tbcil,  Die  HauptJtoife. 


in  die  Form  gewaltsam  eingepresst  oder  die  Luft  künstlich  abg^aiigt.  Da 
durch  die  Hitze  nicht  nur  das  Wasser  des  Formstofifes  verdampft,  sondeni 
auch  das  Kohlenpulver  vergast  wird,  so  hat  man  die  Form  xur  Verhütuiifj; 
des  Auseinandertreibens  durch  explodirende  Gase  mit  Scliraubenpressen  fest 
2usammenj£upressen  oder  mit  Roheisenbarren,  Gewjchtsttickeu  u,  s.  w.  m 
belasten.  (Vergl  Fig,  294»)  Zur  Verhütung  einer  Explosion  der  sich  beim 
Vergiessen  bildenden  brennbaren  Gase  werden  dieselben  bei  ihrem  Austritt 
aus  den  Windpfeifen    u,  s.  w,  entzündet. 

Das  Eingiessen  soll  ohne  Unterbrechung  erfolgen,  denn  das  Eisen  bc- 
kommt  in  der  Form  einen  Oxydüberzug,  welcher  bei  einer  Unterbrechung 
des  Gusses  die  Vereinigung  dieser  Eisenmasse  mit  der  neu  ^ufliessenden  ver- 
hindern kami,  wenn  letztere  die  Oxydschicht  der  ersteren  nicht  zu  durch- 
brechen vermag,  also  nicht  heiss  (tiüssig)  genug  ist.  Auf  diese  Weise  ent- 
steht der  gefährliche  Ivaltguss,  welcher  erst  bei  der  späteren  Bearbeitung 
des  Gussstückes  entdeckt  wird.  Einen  löcherigen,  unganzen  Gtiss  erhält 
man  bei  starker  Oxydation  des  Metalles,  bei  Verunreinigung  desselben  durdi 
Schlacke  und  beim  Eindringen  von  Luft  in  die  Masse,  wenn  das  Eingiessen 
zu  heftig  erfolgt.  Die  Schlacke  muss  deshalb  vor  dem  Eingiessen  mittelst 
einer  Holzkrücke  u.  s,  w.  von  der  Oberfläche  des  Metalles  abgestreift 
werden. 

Benutzt  man  zum  Schmelzen  de5  Metalles  Tiegel,  so  bringt  man  die- 
jlben  mittelst  Zangen  an  die  Gussform,  schmilzt  man  das  Eisen  aber  in 
Flamm*  oder  Schachtöfen,  so  kann  man  die  flüssige  Mctallmasse  entweder  in 
Rinnen  zur  Form  leiten  oder  in  Gefässen  dorthin  schaffen.  Der  Inhalt  dieser 
(iefässe  ist  so  zu  bemessen,  dass  die  Metalhnasse  gerade  zur  Ausfüllung  dei 
Form  ausreicht.  Als  Gefässe  benutzt  man  grosse  Löffel  (Giess kellen) 
25 — 35  kg'  Inhalt  oder  cylindrische,  beziehungsweise  k egelstumpf formi 
Gabelpfannen  mit  ltM3^200  kg  Inhalt,  die  von  2 — 5  Arbeitern  getrag 
und  deshalb  mit  zwei  gegenüberstehenden  Stielen  von  2 — 2*5  m  Länge 
gestattet  werden  und  an  einem  Stiel  eine  Gabel  erhalten,  mittelst  welch 
ein  Arbeiter  die  gefüllte  Pfanne  kipi>en  kann,  oder  man  verwendet  Kral 
pfannen  von  gleicher  Gestalt,  aber  mit  einem  Inhalte  bis  zu  7500  ^^, 
ebenso  wie  die  Giesskellen  und  Gabclpfannen  mit  Lehm  gefüttert,  jede 
mittelst  mechanischer  Vorrichtungen  gekippt  werden,  in  Figur  300  ist 
Krahnpfanne  mit  Kippvorrichtung  dargestellt;  die  letztere  besteht  aus 
Schnecken rade  d,  der  im  Lager  d  sidi  drehenden  imd  in  d  eingrcifen<i 
Schnecke  r  und  dem  Handrade/;  das  Zahnrad  sitzt  auf  dem  durch 
Bügel  gellenden  Drehzapfen  a.  Diese  Gefässe  werden  unter  das  Stichle 
des  Schmelzofens  gebracht  oder  beim  Hochofenguss  aus  einem  vor  tlem  O 
stehenden  Sammelbehälter  gefüllt  Um  die  Schlacke  abzuhalten,  empfic 
es  sich,  die  Pfannen  mit  einer  bis  fast  zum  Boden  reichenden  W:ith1 
auszustatten. 

Sind  mehrere  Gefässe  zur  Füllung  einer  Fonn  zu  leeren,  so  wird  zwcij 
massig    die   ganze  Masse    erst    in    einem  sehr  grossen,    mit  versclihessL 
Giessloch    versehenen  Tiegel  (Hafen\    oder  in    eine   in  die  Erde  geg 
Vertiefung   (Sumpf)    gegossen.    Bei    Anlage    eines    Sumpfes,    die   sichl 
Dammgruben-  und  HcrdgUÄS  empfiehlt,    ist    vom  Sumpf   nach  der  Form 
Canal  vMasselgraben)  herzustellen,    durch   welchen    das   Metall    *'^'    '*- 
geleitet  wird, 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle, 


473 


Die  Gussstücke  werden  gewöhnlich   erst  nach  vollständiger   Abkühlung 
der  Form  genommen.  Sind  sie  bei  der  Herausnahme  noch  glühend  oder 
rden   sie    in    offenem   Hcrdguss    hergestellt,    so    bestreut    man    ihre   Über- 
sehe zur  Verhütung  einer  Oxydation  und  zu  schneller  Abkühlung  mit  Kohlen- 
Jver. 

Schliesslich  sind  die  Gussstücke  noch  einer  mechanischen  Bearbeitung 
zu  unterziehen ;  es  sind  die  Angüsse,  Windpfeifen,  Gussnähte  u.  s.  w.  mittelst 
Jeisel,     Feile,    Schleifstein    u,    s.    w.    zu    entfernen,    anhaftender    Formsand 
ad  Kohlenstaub  mit    von  Hand-  oder   durch  Maschinenkraft  bewegten,    oft 
biegsamen  Wellen  sitzenden  Drahtbürsten  oder  mittelst  Sandstein  zu  bc- 
itigen,    und    verzogene    Stücke    (Platten,   Gitter)    durch  Belastung    mit  Ge- 
ichten  oder  durch  Klopfen  mit  Holzhämmern,  nachdem  man  sie  nochmals 
zum  Glühen  erhitzt  hat,  zu  richten.  Um  das  Gussstück  zu  reinigen,  lässt 
auf  seine  Oberfläche  auch   wohl    ein    Sandstrahlgebläse    (hinwirken 
rgl.  §  81)    oder   man    legt  dasselbe,  sofern  es  nicht  zu  gross  ist,  in  eine 
^lindrische  oder  achteckige,  um  eine  wagrechte  Achse  drehbare  Siebtrommel 
:heuertrommelX  in  welcher  sich  scharfkantiger,  grober  Sand  oder  kleine 
rfel-,  Pyramiden-  oder  oktaederförmige  Gussstücke  befinden. 

Da   die  Gussstücke    in  Folge   zu    schneller  Abkülilung   oft  eine  so  be- 
llende   Härte    und    Sprödigkeit    an    ihrer  Oberfiäche    erhalten,    dass  man 
giere  mit  W^erkzeugen  nicht    oder  doch  nur  sehr  schwer  bearbeiten  kann, 
werden  solche  Gussstücke  durch  Tempern  (Anlassen  oder  Adouzieren) 
fich  gemacht.   Hierbei  erhitzt  man  sie  längere  Zeit  bei  Rothgluthitze  unter 
luss    der  Atmosphärenluft,    wobei    man  sie  in  Thon-,  Eisenblech-  oder 
sseisengefässe  legt  und  mit  Holzkohlen-  oder  Coakspulvcr  zur  Vermeidung 
ner  Oxydation  umhüllt,  die  Gefässe  je  nach  ihrer  Grösse  in  Windöfen  oder 
Klammöfen  mit  Gasfeuerung,   die  dicht  verschmiert  werden,  stellt    und  in 
iselben    nach    beendetem  Glühen    sehr    langsam  erkalten  lässt.    Hierdurch 
rd  das  Eisen  in  graues,  grobkörniges,  weiches  Eisen  verwandelt. 

Um    sogenannten    seh  mied-    und    hämmerbaren   Guss    zu    erhalten, 

weisses,    kohlenstoffarmes,    mangan-,    silicium-    und   phosphorfreies    und 

ist  zu  Gusswaaren  nicht  verwendbares  Roheisen,  das  den  Kohlenstoff  leicht 

nUilssi,    meist    in  Tiegeln    bei    hoher  Schmelztemperatur    (weil    dieses  Eisen 

iwerer  flüssig  wird)  geschmolzen,  wobei  man  ihm  gerne  Abfälle  von  St»ihl 

Schmiedeisen  (Dreh-  oder  Hobelspäne)  zusetzt,  und  dann  schnell  in  die 

osscn,  um  dieselbe  gut  auszufüllen.  Nach  dem  Erkalten  werden  die 

kc  von  den  Angüssen  befreit  und  hierauf  mit  Kohlenstoff  oxydiren den 

>ticn  <,Cementirpulver),  von  denen  das  natürlich  vorkommende  Eisenoxyd 

ilverisiirter  und  möglichst  quarzfreier  Rotheisenstein)  sich  am  besten  eignet,  in 

gel  eingesetzt  und  geglüht.  Man  erhält  auf  diese  Weise  ein  weiches,  entkohltes 

i.^scisen,  aus  dem  man  eine  Menge  kleiner,  dünner  Gegenstände  sehr  billig 

trNtcllcn  kann,  die  früher  geschmiedet  werden  mussten,  wie  z,  B.  Nägel,  Haken, 

phlüssel,    Schnallen,  kleine  Maschinentheile,   Handwerkzeug,  Wagen beschläge 

.  w.,  deren  Form  man  ganz  oder  thcilweise  unter  dem  Hammer  verändern  kaim. 

rch  Einitatzhärtung  kann  man  schmiedeeisenie  Gegenstände  an  ihrer  Ober- 

vcrslählen.  Zu  diesem  Zwecke  reinigt  man  sie  mit  Schmirgel,  schichtet 

dann  mit  einem  kohlenstoffreichen  Cementirpulver  in  Gefässe  ein  und  bringt 

in    cincni    Windofen    ohne    Gebläse    u,  s.  w.    zum    Glühen,    Es    ver- 

&d<rit  tich  dann  das  Eisen  an  der  Oberfläche  in  Stahl,  wenn  man  dasselbe 


474 


Erster  TbeiL  Die  Hauptstolfe* 


in  glühendem  Zustande  ntit  Blutlaugensalzpulver  oder  mit  einem  Gemenge 
von  Thon  und  Boraxpulver  bestreut.  Man  erhält  dadurch  so  hartes  Eisen, 
dass  man  aus  ihm  Scheren,  Rasirmesser  u.  s.  w:  herstellen  kann,  die  sid 
von  den  stählernen   kaum  unterscheiden  lassen. 

Getemperten  Stahlgus s,  der  eine  bedeutend  grössere  Festigkeit  unä 
Zähigkeit  als  schmiedbarer  Eisenguss  besitzt  und  sich  billiger  herstellen  lässt, 
aber  häufig  wenig  dicht  ist,  erhält  man  durch  Schmelzen  kleiner  Stticke  von 
altem  Stahl  oder  Stahlabfällen  mit  Coaks  im  Kupolofen,  Vergiessen  in  sdiwa 
getrockneten  Sandformen  und  nachträgliches  Tempern  in  feuerfesten 
in  denen  sie  mit  Rotheisenpulver  umhiillt  werden.  Aus  getempertem  St 
guss  stellt  man  in  einigen  Ländern  (namendich  in  Belgien)  l.aufräder 
Gruben  wagen  her. 


§  166.  Schmieden  und  Pressen. 

Für  die  weitere  Verwendung  bedarf  das  schmiedbare  Eisen  noch  einer 
Bearbeitung  durch  Schmieden,  Pressen,  Walzen  u.  s.  w, 

Soll  Schmiedeeisen  oder  Stahl  geschmiedet  werden,  so  wird  das  Stück 
in  einem  durch  ein  Gebläse  verstärkten  Holzkohlen-,  Steinkohlen-  oder  Coaks- 
feuer  im  Schmiedefeuer  (Schmiedeherd),  oder  wenn  es  sehr  gross  ist  od 
wenn  es  mit  dem  Brennstoflf  nicht  unmittelbar  in  Berührung  kommen  s4 
in  einem  Flammofen  (Glüh-  oder  Schweissofen)  rothglühend  oder  schwl 
weissglühend,  und  falls  ein  Schweissen  beabsichtigt  wird,  hell  weissgluho 
(schweisswarm)  gemacht.  Wird  der  Gebläsewind  auf  200 — SOC^  C  erhitzt,  IT 
spart  man  beim  Schmiedefeuer  an  Brennstoff  und  verhindert  zugleich  das 
Ansetzen  der  Schmiedefeuerschlackcn  an  das  Eisen,  weil  die  Schlacken  durch 
die  erzeugte  höhere  Temperatur  in  einen  flüssigeren  Zustand  versetzt  werden. 
Die  Flammöfen  werden  mit  Kohlen-»  Coaks-  oder  Gasfeuerung  eingerichtet, 
wobei  man  oft  die  Heizgase  von  Dampfkesseln  benutzt,  Von  den  neue 
Conslructionen  hat  sich  der  Siemens'sche  Regenerativ- Gasofen  we| 
seiner  vielen  Vorzüge  mehr  und  mehr  Eingang  verschafft. 

Sobald  das  Schmiedestück  bei  der  Bearbeitung  dunkclrothglühend 
worden  ist,  muss  es,  sofern  es  die  gewünschte  Form  noch  nicht  erlangt 
von  Neuem  erhitzt  werden. 

Das  glühende  Stück  wird  mit  der  Schmiedezange  gcfasst  und 
einen  Ambos  gelegt,  welcher  aus  Schmiedeeisen  gefertigt  und  mit  verstäli 

Oberfläche  (Bahn)  versehen    oder  aus  Gusseisen,    dessen  Oberlläche    gehä  

wird,  oder  ganz  aus  Gussstahl  hergestellt  und  oft  mit  einem  sogenannteif' ' 
Honi  ausgestattet  wird.  Bevor  nun  mit  dem  Schmieden  begonnen  wird,  ist 
der  beim  jedesmaligen  Erhitzen  des  Arbeitsstückes  sich  bildende  Glühspaß 
(Hammerschlag,  Eisenoxydul)  zu  entfernen.  Das  Schmieden  kleinerer  Stticke 
wird  von  einem  einzigen  Mann  vorgenommen,  das  grösserer  Stücke  von 
einem  Schmied  iMeister)  und  einem  oder  mehreren  Gehilfen  (Zuschlägei; 
Der  Meister  dreht  und  wendet  das  Arbeitsstück  mit  der  Zange  und  det 
mit  einem  1 — ^3  ^^  schweren  Schmiedehammer  diejenigen  Stellen  an, 
welche  alle  Schläge  der  von  den  Zuschlagern  mit  beiden  Händen 
schwungenen  3 — 10^^  schweren  Zuschlaghämmer  fallen  sollen.  Bei 
Zuschlaghämmem  unterscheidet  man  Vorschlaghämmer  und  Kret 
schlage;    bei  ersteren    liegt  die  Finne  (der  keilförmig  zugespitzte  Kopf  des 


Viertes  CapileL  Diif  MeUUe, 


475 


ammers)  senkrecht,  bei  letzteren  parallel  zu  dem  aus  möglichst  zähem  Holze 
(jungem  Eichenholze,  Weissdorn-  oder  Hickoryholze)  hergestellten  Stiel. 

Ist    ein    grösseres  Hammergewicht    erforderlich,   als   es  die  schwersten, 
It  der  Hand  geführten  Zuschlaghämmcr  besitzen,    so    müssen    die  Hämmer 
rch  Wasser-    oder    Dampfkraft    u.  s.  w,    getrieben    werden.     Die   Dampf- 
Ina m er    werden    meistens     nach    dem    System    Nasmyth    ausgeführt,    bei 
itlchem    der   in    der   senkrechten    Führung    des    Gestelles   auf-   und    nieder- 
tiende  Bär   mit    der  Kolbenstange   eines    über  ihm  fest  gelagerten  Dampf- 
inders   verbunden    ist    Je    nach    dem  Fallgewicht,    der  Hubhöhe    und  der 
(nzahl  der  Hübe  in  der  Minute  theilt  man  die  Dampfhämmer  ein  in:  Schnell- 
^ammer»    grosse    Schmiedehämmer,    Luppenhämmer     und    Hämmer 
^m    Schweissen    und    Verdichten,    und    unterscheidet    Vertical-    und 
»rizontalhämmer;  bei  ersteren  fällt  der  Bär,    bei  letzteren  werden  zwei 
Rollen   geführte  Hammerklötze   gegen    einander  bewegt.    Die  Vertical- 
^mmer   theilt   man    wneder   ein    in:    einfach    wirkende,    bei   denen  der 
impf  das  Fallgewicht  auf  die  erforderliche  Höhe  hebt,  dann  entweicht  und 
Bär    durch    sein    eigenes  Gewicht    herabfällt,    und    doppelt    wirkende 
(iämmer  mit  Oberdampf),  bei  denen  der  Dampf  das  Fallgewicht  hebt    und 
den  Bär  beim  Niederfallen  drückt,  so  däss  ein  stärkerer  Schlag  und  eine 
ssere  Fallgeschwindigkeit  erzielt  wird. 

Ausser    Nasmyth     haben    Daelen,     Cnndiö,     Morrison,    Keller- 

mning  (Wagner  <^  Comp,  in  Dortmund),  Seilers  u.  A,  Hammersysteme 

jnden.  Den  grössten  Dampfhammer  der  Welt  besitzen  Schneider  ik.  Comp. 

Creusot;    dieser  Hammer    hat   ein  Fallgewicht  von  80.000^^    und  eine 

ibhöhe  von  n  m. 

Die  mit  W*asser-  oder  Dampf  kraft  betriebenen  Schwanzhämmer,  sowie 

Luft-    und  Federhämmer    (z.  B.    der  Lufthammer   von  Schmidt    in 

krich)  werden  nur  für  leichtere  Schmiedearbeiten  und  den  Kleinbetrieb  be- 

tt  Robertson  hat  .sich  einen  Gashammer  patcntiren  lassen,  bei  welchem 

Explosionsgemisch  sich  über  dem  Kolben  bildet  und  der  Hammer  durch 

titrn    in    die  Höhe    gehoben    wird;    eine   weitere  Verbreitung   hat    dieser 

Eimer  nicht  gefunden. 

Die  Arbeiten  des  Schmiedes  sind  folgende: 

L  Das  Strecken,    d.  h.    eine    starke  Län genau sdehnimg    des  Arbeits- 

^ckes    ohne    wesentliche  Vergrösserung    der  Breite.    Die  Oberfläche  des  zu 

rekenden  Stückes  wird  mit  der  Finne  eingekerbt  und  dann  mit  der  Bahn 

«n  stumpfen  Kopf  des  Hammers    mit   glatter  Endfläche)  geglättet  und  ge- 

aet  (geschHchtet). 

2»  Das  Stauchen,  d.  h.  ein  Zusammendrücken  in  der  Längenrichtung.  Kurze 
Jcke  stellt  man  senkrecht  auf  den  Ambos  und  schlägt  mit  dem  Hammer 
rauf,  längere  stösst  man  glühend  gegen  den  Amboss  oder  gegen  den  Erd- 
icn. 

3.  Das  Treiben,  um  Hohlgefässe  anzufertigen  oder  Platten  und  Stäbe 

krümmen.    Mit    einem    Treibhammer,    dessen  Bahn    kugelig    gewölbt    ist, 

rdcü  zahlreiche  kleine  Beulen  in  gewisser  Reihenfolge  neben  einander  ge- 

t,  wodurch  allmälig  die  ^gewünschte  Krümmung  erzielt  wird.    (Aus  einem 

pismnden  Blech  erzeugt  man  eine  kreisförmige  Schale  (Mulde),  wenn  man 

Hammer   so    führt,    dass    seine    Finne    stets    rechtwinkelig    zum    Durch- 

auflrifft) 


416  Erster  Theü.  Die  Hauptsloffc. 

4,  Das  Sc h weissen,  d  h,  die  Vereimgung  zweier  weissglühender 
Stücke  unter  Hammerschlägen  (oder  durch  inniges  Zusammen presseo). 

Die  beiden  Arbeitsstücke  werden  in  der  Regel  keilartig  ausgesctimiedet 
(abgefinnt)  oder  es  wird  das  eine  Stück  gabelförmig  aufgehauen,  das  andere 
keilartig  ausgeschmiedet  und  in  den  Spalt  des  ersteren  eingefügt  o 
werden  beide  Enden,  falls  sie  stumpf  aneinandergeschweisst  werden  m 
in  der  Längenrichtung  der  Stäbe  gestaucht,  um  die  Schweissflächen  üu  ver- 
grössem  und  dadurch  eine  innigere  Verbindung  in  erreichen.  Eine  voll* 
kommene  Vereinigung  erfolgt  nur  dann,  wenn  die  zusammenzuschweissenden 
Emlen  der  Arbeitsstücke  metallisch  reine  Oberflächen  besitzen.  Um  den 
Glühspan  (Hammerschlag)  zu  entfernen,  werden  die  crhitÄten  Schweissflächea 
mit  Schweisssand  (feinem  Quarzsand)  bestreut. 

5,  Das  Ansetzen,  d.  h.  die  Erzeugung  eines  vorspringenden  Ansatzes 
durch  Niederhämmern  der  umgebenden  Theile.  Man  benutzt  hierzu  einen 
Setzhammer,  auf  dessen  Kopf  ein  Schmiedehammer  aufschlägt;  als  Unterlage 
dient  ein  sogenanntes  Stock chen,  das  in  den  Amboss  gesteckt  wird 

6,  Das  Abhauen  (Abschroten,  Durchschroten,  Schroten).  Man  entfernt 
einzelne  Theile  mit  dem  Schrotmeissel,  dem  als  Unterlage  der  im  Ambos« 
befestigte  Abschrol  dient. 

7*  Das  Lochen  (Heraushauen  einzelner  Theile)*  Hierzu  benutzt  man 
den  stählernen  Durchschlag  und  als  Unterlage  den  Lochring,  in  welchen  der 
Durchschlag  bequem  hineinpasst.  Das  herausgeschlagene  Stück  heisst  »Putzen«» 
Um  ein  Loch  zu  erweitern  otlcr  in  eine  beliebige  eckige  Form  zu  bringen^ 
wird  es  mit  einem  Dorn,  einem  kegelförmigen  Eisen*  oder  Stahlstab, 
bearbeitet.  Zum  Lochen  benutzt  man  aber  auch  besondere  Maschinen 
(Lochmaschinen). 

8.  Das  Aufhauen.  Beim  Lochen  wird  der  Eisenrjuerschnilt  um  den 
Putzen  geschwächt.  Man  kann  aber  auch  ohne  eine  derartige  Schwächung 
im  Arbeitsstück  ein  Loch  herstellen,  indem  man  das  Eisen  mittelst  Schrot- 
meissel aufschlitzt  (aufhaut)  und  diesen  Schlitz  aufdornt,  wobei  eine  Stauchung 
des  Metalls  rings  um  dus  Loch  eintritt. 

9.  Das  Biegen.  Das  Arbeitsstück  wird  über  das  kegel- oder  pyramidcn- 
förmige  Hom  des  Ambosses  oder  Sperrhonis  (eines  Ambosses  mit  «wci 
Hörnern)  oder  um  einen  in  den  Amboss  gesteckten  Dom  gelegt  und  die  frei 
überstehende,  nicht  unterstützte  Stelle  des  Arbeitsstückes  mit  dem  Hammer 
bearbeitet.  Scharfeckige  Biegungen  erhalt  man,  wenn  man  das  Arbeitsstück 
anschliessend  um  die  Kante  des  Ambosses  herumhämmert  Sind  grössere 
Gegenstande  zu  biegen,  so  benutzt  man  eigene  Biegemaschinen  oder  Pressen 
oder  man  hämmert  sie  über  besondere  Formen. 

10.  Das  Schlichten  (Glätten,  Ebnen).  Hierzu  verwendet  man  Setz- 
häminer  oder  eigene  SchÜchlhämmer. 

IL  Das  Schmieden  in  Gesenken.  Zum  Ausschmieden  cylindrischcr 
oder  prismatischer  Arbeitsstücke  benutzt  man  gusscisemc  oder  gussstähleme 
(seltener  schmiedeeiserne)  Hohlformen,  die  man  Gesenke  nennt.  Man  unter- 
scheidet einfache  Gesenke,  deren  offene  Fläche  durch  die  Hammerbahn 
geschlossen  wird,  und  doppelte  Gesenke,  die  aus  einem  an  einem  Stiel 
gehaltenen  Obergesenk  und  aus  einem  mit  seinem  V ierk an t- Ansatz  in  den 
Amboss  gesteckten  Untergesenk  bestehen,  Auf  den  Gesenke  bertheil  werden  bei 
seiner  Verwendung  Schlage  mit  dem  Vorschlaghammer  gegeben. 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle. 


477 


12.  Das  Anschmieden  eines  Kopfes  an  ein  Eisenstück.  Man  benutzt 
trzu  ein  Nagelcisen,    auf   dessen  Loch    man    das  Arbeitsstück    steckt;     das 
erstehende  Ende  des  letzteren   wird  aufgestaucht    und    zu   einem  Kopf  aus- 
geschmiedet»  dem  man  mit  einem  Schelleisen,  welches  an  der  Unterseite  die 
Bolzen-    oder    Schraubenkopfforra     ausgearbeitet    trägt,     die     entsprechende 
form  giebt. 
^ft        Bei  Massenherstellung  gleicher  und  einfach  geformter  Stücke  (z.   B,   von 
^Bet-    und    Schraubenbolzen,    Schraubenmuttern»  Nägeln),    zum  Strecken    und 
^■aucben  runder  Gegenstände,  zum  Einziehen  von  Rohren  u.  s,  w.  verwendet 
Hmn  Schmiedemaschinen,  die  im  Aligemeinen  folgen dermassen  eingerichtet 
sind:   Ein  kräftiges  Gusseisengestell    trägt  mehrere  Ambosse,    welche   mittelst 
phraubcn    und    hölzerner  Zwischenlagen    elastisch    befestigt    sind.    Im  Ober- 
til  des  Gestelles  lagert  eine  Antriebswelle  mit  Schwungrädem  und  Riemen- 
beiben, welche  die  Obertheile  der  Hämmer  lagerartig  übergreifende  Excenter 
rt.    In    die    Ambosse    und    Hämmer    sind    Gesenke   oder   sonstige    form- 
fnde  Werkzeuge   aus  Stahl  eingesetzt,    und    es  können    die   Untergesenke 
ittelst  Handräder    und    Zahradübersetzung    in    der  Höhe    beliebig    verstellt 
werden, 

Häufig  befindet  sich  noch  unter  den  Gesenken  eine  Abschneide-  oder 
Abschervorrichtung  für  kurze  Arbeitsstücke.  Durch  aufeinanderfolgende  Be- 
nutzung der  Gesenke  wird  die  gewünschte  Form  hergestellt. 

Um  grosse  Schmiedestücke  von  zusammengesetzter  Form  (z.  B,  Kurbeln, 
Kreuzköpfe,  Dampfkolben,  Achsbüchsen,  Locomotiv-  und  Tenderradsteme 
u,  s,  w.)  mit  einem  einzigen  kräftigen  Druck  oder  in  wenigen  Hüben  fertig  zu 
tUcn,  benutzt  man  Schmiedepressen,  welche  durch  Schrauben  (Spindel), 
iccnter,  AVasser  oder  Dampf  bewegt  und  für  einen  Druck  bis  40(KJOyO  kg 
ngerichtet  werden. 

Die    formgebenden     Werkzeuge    der    Pressen    sind    Stempel,     Patrize, 
Bbergesenk)    und  Matrize  (Untergesenk).     Sehr  verbreitet   ist  die  Haswell- 
tie  Presse    mit  zwei  PresscylindenL    Schrauben-    oder    Spindelpressen 
|t   beweglicher    oder    festliegender    Spindel)    verwendet   man    hauptsächlich 
HerÄteilung    von   Nägeln,   Schrauben,    Muttern,    Nieten    und    anderen    in 
3ssen     Mengen     verbrauchten      Schmiedestücken  y     E  x  c  e  n  t  e  r  -  P  r  e  s  s  e  n , 
icntlich    zum  Lochen    und  Ausstanzen,    zum  Schneiden    von  Platten    und 
insen  und  zum  Kaltrichten  oder  Kaltbiegen  von  Fonneisen,  indem  man  zum 
lebten  und  Biegen  einfache  gusseiseme  Stützen  oder  Unterlagen  benutzt,   von 
rien  zwei  in  einiger  Entfernung  von  einander  am  Gestell  gelagert  sind  und 
»c  dritte  üV>er  diesen    am  Schlitten    befestigt   und    seitlich    verstellbar   ein- 
lebtet ist,  tim  jede  beliebige  Durchbiegung  erzielen  zu  können.  Als  Werk- 
gc  zum  Lochen  dienen  Stempel    und   Lochring,    zum  Schneiden    zwei  am 
reglichen  Schlitten,  beziehungsweise  am  Gestell  befestigte  Scherblätter,  Zum 
^imcn  von  Unterlagsplalten,    Wellblech   und  Trägerwellblech    werden  eben- 
ils  besondere  Pressen  benutzt,  zur  Beseitigung  von  Nähten,  Rändern,  über- 
xrfen  Kaulen  oder  dergl  sogenannte  Abgratpressen,  welche  den  gewöhn- 
j   Lochmaschinen  ähneln. 

Die  Schmiede  pressen  haben  vor  den  grossen  Dampfhämmern   den  Vor- 
dskss  sie  fast  geräuschlos  und  stossfrei  arbeiten  und  schwächere  Funda- 
[itc  verlangen* 


478  Eister  TheiL  Die  Hanplstoffc, 

§  167.  Das  Walzen,  Richten  und  Drahtziehen, 

Walzen.  Um  ein  Metallstück  in  Länge  und  Breite  auszudehnen  (zu 
strecken  und  zu  breiten)»  führt  man  es  durch  ein  Walziverk,  das  aus  zwei 
(oder  mehreren)  horizontal  übereinander  angeordneten,  aus  Hartguss  oder 
gehärtetem  Stahl  bestehenden,  glatten  oder  gefurchten  Cylindem  besteht,  die 
in  einem  eisernen  Gestell  (Ständergerüst)  so  angebracht  sind,  dass  nmi 
ihren  Zwischenraum  (Spielraum,  Anstellung)  beliebig  verändern  kann.  Beim 
Einführen  des  Metallstückes  ergreifen  die  in  entgegengesetzter  Richtung 
mittelst  Dampf-  oder  Wasserkraft  gedrehten  Waken  zunächst  das  Stück  in- 
folge der  Reibung  an  ihren  Oberflächen  und  ziehen  es  dann  zwischen  sich 
hindurch.  Hierbei  wird  das  Metallstück  um  soviel  zusammengedrückt,  als 
seine  Dicke  grösser  ist  wie  der  W'alzenzwischenraum, 

Je  grösser  der  Walzendurchmesser  und  je  langsamer  die  Drehung,  ums« 
stärker  der  I>ruck  auf  das  Metall,  umso  grösser  die  Ausdehnung  in  die 
Breite  und  umso  geringer  die  Streckung,  Daher  giebt  man  den  \\alzen  ftir 
Schweisseisen  und  Stahl  den  grössten  und  denen  für  Draht  den  kleinsten 
Durchmesser.  Der  Metallquerschnitt  darf  durch  das  ^\'al^en  höchstens  bi» 
zur  Hälfte  verkleinert  werden,  weil  sonst  ein  Zerreissen  zu  befürchten  ist, 
und  es  darf  der  Walzenabstand  zur  Verhütung  des  Gleitens  nicht  raehr  aU 
den  zwanzigsten  Theil  des  Walzen durchmcssers  betragen. 

Glatte  Walzen,  die  nach  allen  Seiten  einen  offenen  Zwnschcnrauni 
Inldeuj  liefern  Platten  und  Bleche  von  unregelmässiger  Seitenbegrenzung.  ücn 
das  Walzstück  seitlich  in  seiner  Ausdehnung  zu  begrenzen  und  dadurch 
gerade  Kanten  zu  erhalten,  schliesst  man  den  Zwischenraum  durch  sich  In> 
rührende  Wülste  ab ;  hierdurch  entsteht  ein  Druck,  welcher  ebenfalls  xar 
Längenveränderung  beiträgt. 

Eisenbleche  werden  in  glühendem  Zustande  gewalzt  und  in  der  Regel 
mehrere  Male  durch  die  Walzen  geführt;  nach  jedem  Durchgange  sind  die 
Walzen  näher  zu  stellen  und  die  Bleche  von  Neuem  zu  gliihen*  Dagegen 
werden  alle  Stabeisensorten  gewöhnlich  in  einer  Hitze  fertiggewalzt.  Sehr 
dünne  Bleche  werden^  hauptsächUch  zur  Erreichung  einer  grösseren  Gl  eich- 
mässigkeit,  in  grösserer  Zahl  aufciTianderliegend  gleichzeitig  Ljewakt. 

Soll  Forme isun  erzeugt  werden,  so  sind  die  Wal/en Oberflächen  mit 
Furchungen  (Calibern)  zu  versehen  (Cal  iberwalzcn),  von  denen  je  zwei 
benachbarte  Caliber  durch  Ringe  (Ränder)  von  einander  getrennt  sind 
Greifen  vorstehende  Ränder  der  Oberwalze  in  entsprechende  Vertiefungen 
der  Unterwalze,  so  nennt  man  die  Caliber  geschlossene  (Fig,  301),  liegen 
die  Caliljer  aber  übereinander,  so  heissen  sie  offene  (Fig.  302). 

Je  nach  der  Fomi  tlcr  Caliber  unterscheidet  man:  Flach-,  Quadrat-, 
Polygon-,  Rund-,  Oval-,  Spitz-  und  Fagon-Caliber  Das  erste  Caliber, 
welches  das  Metallstück  passirt,  ist  das  Vorcaliber,  das  letzte  das  Fertig- 
caliber. 

Sind  mehrere  Walzenpaare  so  miteinander  verbunden,  doss  sie  gem<^ 
sam  angetrieben  werden  können,  so  nennt  man  das  Walzw^erk  eine  Walxcn- 
strassc  oder  VV*alzens trecke.  Die  Betriebsmaschiene  heisst  Walzenzug 
maschine.  In  der  Regel  wird  nur  die  untere  Walze  mit  der  Betriebskraft 
verbunden,  indem  man  sie  mit  einer  Dampfmaschine,  einem  Wasserrade  u.  s.  ii* 
lösbar  kuppelt.  Die  Bewegung  der  Oberwaben  wird  durch  Zahnräder  (Kraus eloV 


Viertes  Capitel.  Difi^j 


«d 


K 


bewirkt  Walzen,  welche  ihre  Bewegung  nicht  durch  Getriebe,  sondern  nur 
durch  die  Reibung  des  von  der  ersten  Walze  mitgenommeneo  Walzstückes 
erhalten,  nennt  man  Schlepp  walzen. 

Bei  den  Walzen  unterscheidet  man: 

i/)  Zange  walzen,  durch  welche  die  Schlacke  aus  den  gehämmerten 
Luppen  (Masseln)  gepresst  wird.  Sie  enthalten  mehrere  halbelliptische  Caliber 
von  abnehmender  Breite,  deren  Anordnung  so  getroffen  ist,  dass  die  Caliber 
beider  V\'alzen  eUiptische  Oeffnungcn  bilden,  durch  welche  die  Eisenstangen 
gereckt  werden,  indem  man  sie  zunächst  durch  die  weiteste  Oeffnung  hin- 
-durchwalzt,  dann  in  die  nächstgrösste  Oeffnung  einführt  u.  s.  f. 

ä)  Luppen-  oder  Rohschienenwalzen  zum  Auswalzen  des  gezängten 
'Eisens  zu  Rohschienen. 

c)  Sehn  eil  walzen  zur  Erzeugung  von  Draht,  Nageleisen,  feinem  Band- 
und  Rundeisen  (Walzendurchmesser  210  mm,  Tourenzahl  pro  Minute  300—500). 

d)  Fein  walzen  zur  Herstellung  von  Band-  und  Flacheisen  bis  5Ü /ww, 
von  Rund-  und  Vierkanteisen  bis  33  ät^w,  und  von  kleinem  Fagoneisen  (Walzen- 
durchmesser 240 — 260  mm,  Tourenzahl   150—200). 

^)  Mittel  walzen  für  Band-  und  Flacheisen  von  50 — ibO  mm^  Rund- 
und  Vierkanteisen  von  33—75  mm,  mittlere  Fa<;on-  und  Schmiedeeisen 
( Walzend  urc hm ess er  370 — 420  w;w,  Tourenzahl  75 — ^120). 

/)  Schienen  walzen  für  Schienen,   Runtleisen  von  75—150  mm,  Vier- 
anteisen    von    75—130   mm,    Flacheisen    von    150 — 470  ///w,    Winkeieisen 
össerer  Abmessungen  und  T^*^^^^^  ^^^   180  mm  Höhe  (Walzendurchmesser 
-520  mm,  Tourenzahl  50—120). 

g)  Grob  walzen  für  Rundeisen  von  150 — 250  mm,  breites  Flacheisen 
und  schwerstes  Fa^oneisen  (Walzendurchmesser  580 — 710  mm,  Tourenzahl 
50—80). 

h)  Kessel  blech  walzen  für  Kesselblech    (Walzendurchmesser  580  bis 
i30  mm,  Tourenzahl  40 — 70). 

f)  Sturzblech  walzen    für  Sturzbleche   von   2*5 — *^b  kg   Gewicht   für 
las  Quadratmeter   ( Walzen  du  rchmesser  500—520  mm^   Tourenzahl  30 — ^60). 
ergl  Hoyer,  a,  a.  O.»  S.  177.) 

Ferner  theilt  man  die  Walzwerke  ein  in:  Zwillings-  oder  Duo- 
Walzwerke,  Revtrsir-  oder  Kehrwalzwerke,  Drillings-  oder  Trio* 
Walzwerke,  Universahvalzwerke,  Staffelwalzwerke  u.  s.  w. 

Beim  Zwillings-  oder  Duo  walz  werk  muss  das  Arbeitsstuck  nach 
dem  jedesmaligen  Durchgang  durch  die  beiden  Walzen  gehoben  und  über 
e  Oberwalze  hinweg  auf  die  Einführungsstelle  gebracht  werden»  was 
i  grossen  Walzslücken  nur  mittelst  mechanischer  Vorrichtungen  lElevator 
u.  s.  w.)  ausführbar  ist  und  bei  kleinen  einen  grossen  Warmeverlust  erzeugt. 
Um  diesen  Nachtheil  zu  beseitigen,  hat  man  das  Walzwerk  so  eingerichtet, 
dass  die  Walzen  sofort  nach  dem  Durchgange  des  Arbeitsstückes  in  die 
entgegengesetzte  Drehbewegung  versetzt  (umgesteuert)  werden  können,  so 
dass  der  Rückweg  des  Walzstückes  ausgenutzt  werden  kann  und  die  Hebtmg 
vermieden  wird  Solche  Walzweilte  nennt  man  Revers ir-  oder  Kehrwalz- 
werke; man  verwendet  sie  hauptsächlich  zur  F>zeugung  schwerer  Platten  iz,  B, 
Panzerplatten).  Denselben  V^ortheil  erreicht  man  dadurch,  dass  man  drei  Walzen 
übereinander  legt  und  die  Ober-  und  Unterw^alze  im  gleichen,  der  Bewegung  der 
ttelwalze  entgegengesetzten  Sinne  dreht.    Dann  ist  es  nur  nöthi^,  das  ^mv 


4S0 


Erster  Tlieil*  Die  Haaptstoffe. 


tretende  Arbeitsstück  vor  die  andere  Walzeneintrittsstelle  zu  bringeOt   wobei 
auf  dem  Rückweg  zur  ersten  Eintrittsstelle  das  VValzstück  weiter  't 

wird.  Derartige  Trio-Walzwerke  (Fig.  303)  dienen  namentlich  zur  ^ 

von  Blechen,  Zuweilen  ordnet  man   auch  zwei  Paare  Walzen  in  verschi 
Höhe,  jedoch  hintereinanderliegend  an  und  giebt  ihnen  eine  entgegengc^^.»  - 
Drehbcwegungj    dann    ist   nur   eine  Aufhebung   für  zwei  Durchgänge  DOth- 
wendig. 

Um  verschiedene  Querschnittformen  mit  einem  einzigen  W^alzenpjiare 
von  geringer  Länge  anfertigen  zu  können,  hat  man  die  Walzen  aus  einer 
Anzahl  Cylinder  von  verschiedenen  Durchmessern  gebildet.  Solche  WaUen 
führen  den  Namen  Staffel-  oder  Stufenwalzen  (Fig.  304);  sie  sind  ver- 
stellbar eingerichtet. 

Einen  wesenthchen  Fortschritt  in  der  Calibrirung  erzielte  R.  Da  eleu 
durch  Erfindung  des  sogenannten  Universalwalzwerkcs,  weil  durch  das- 
selbe die  verschiedenen  Caliberformen  imi gangen  werden  und  das  Walzen 
sehr  vereinfacht  wird.  Dieses  Walzwerk  besteht  entweder  aus  zwei  grösserca 
horizontalen  Walzen  a  a  (Fig.  30Ö)  und  zwei  kleineren  verticalen  Walzen  b  ^, 
welche  einen  viereckigen  Raum  bilden^  der  durch  Hebung  oder  Senkung  der 
Oberwalze  höher  oder  niedriger  und  durch  Verschiebung  der  Walzen  h  / 
breiter  oder  schmäler  gestaltet  werden  kann,  oder  es  besteht  nuj  aus  einem 
VV'älzenpaar,  dessen  Walzen  mit  einem  Ringe  auf  dem  Bunde  versehen  sind, 
der  in  eine  entsprechende  Vertiefung  der  Gegenwalze  passt,  und  dessen  Ober- 
walze  vertical  imd  horizontal  verstellbar  eingerichtet  ist,  so  dass  der  Raum 
zwischen  Walzen  und  Ringen  beliebig  vergrössert  oder  verkleinert  werden  kann. 

Um  beim  Zwillingswalzwerke  das  Umwickeln  des  Arbeitsstückes  um  die 
Oberwalze  zu  vermeiden,  das  durch  die  grosse  Reibung  herv^orgerufen  werden 
würtle,  wählt  man  den  Durchmesser  der  Oberwalze  etwas  grösser  als  den  der 
Unterwalze;  dadiu^rh  wird  eine  Streckung  nach  unten  bewirkt.  Das  Umlegen 
des  durchgewalztcn  Eisens  um  die  Unterwalze  wird  durch  eine  scharf  an  die 
Walze  anschliessende  Platte  mit  zugeschärftem  Ende  (Abstreichm eissei)  ver- 
mieden, die  an  der  Ausgangsstelle  vor  der  Unterwalze  angeordnet  wird. 
Dieser  Platte  gegenüber,  auf  der  entgegengesetzten  Seite  der  W^alzen,  befindet 
sich  zur  leichteren  Einführung  des  Arbeitsstückes  in  die  W^alzen  ein  Walzeti* 
tisch  (Walzenbank).  Abstreichmeissel  und  Walzentisch  finden  in  Nutheu 
des  ^V^1lzenstände^s  ihre  Befestigung,  Um  das  durchgewalzte  Eisen  von 
Schlacken  zu  befreien,  sind  an  den  Walzen  Schlacken  bürsten  angebracht. 
Der  sich  beim  Glühen  und  W'aken  auf  den  Blechen  bildende  Glühspan 
(Hammerschlag)  wird  vor  jedem  neuen  Durchgang  durch  Abkehren  mit 
Besen  entfernt. 

Soll  Schweisseisen  gewalzt  werden,  so  werden  die  Rohschienen  zu 
sogenannten  Packeten  zusammengeschweis&t,  deren  Anordnung  und  Grösse 
sich  nach  dem  Zweck  des  Fertigproductes  richtet.  Die  Packete  haben  meistens 
einen  rechteckigen  Querschnitt.  Sind  aus  ihnen  Bleche  oder  schwere  Form- 
eisen  herzustellen,  so  werden  sie  vor  dem  Walzen  erst  unter  dem  Hamm« 
vorgeschmiedet;  bei  anderen  Erzeugnissen  gehen  sie  unmittelbar  vom  Schweiss- 
ofen  durch  die  WaUen.  Da  die  Rohschienen,  beziehungsweise  Stabeisen  stets 
noch  Schlacke  enthalten,  so  lassen  sie  sich  leicht  und  vollkommen  -  on, 

weil  die  Schlacke  in  der  Schweisshiue  die  Eisenoxyde  und  Eiseno  uf- 

löst,  so  dass  metallisch  reine  Oberflächen  entstehen* 


Viertes  Capilcl.  Die  Metalle. 


481 


Bei  weichem  Schweisseisen  kann  man  durch  das  Walzen  eine  Aus- 
breitung der  Eisenkömcr  und  dadurch  Sehnenbildung  (hauptsächlich  in 
der  Walzrichtung)  erzielen. 

Die  Ausbildung  der  Sehnenrichtimg  ist  je  nach  der  Art  der  Packetirung» 
>b  nämlich  sämmtliche  Rohschienen    in   einer   und  derselben  Richtung    oder 
ttretuweise  zusammengeschweisst  werden,  eine  verschiedene.  Bei  den  aus  kreuz- 
ireiae    geschichteten    Packeten    hergestellten  Blechen    bildet    sich    die   Sehne 
3wohl  nach  der  Längen-  wie  nach  der  Querrichtung,    weil  die  Packete  ab- 
^-^echselnd  nach    diesen    beiden  Richtungen   gewalzt  werden.     Von  dem  Ver- 
lltniss  der  Länge  zur  Breite  des  Bleches  hängt  der  Unterschied  der  Festig- 
keiten nach  beiden  Richtungen  ab.    Formeisen  und  Flacheisen  besitzen  quer 
Bur  Walzrichtung  eine  geringere  Festigkeit,  weil  ihre  Länge  bedeutend  grösser 
st  als  ihre  Breite, 

Beim  Walzen  von  Flusseisen  blocken  wird  gewöhnlich  keine  Sehne 

^gebildet;    man  erklärt  sich  dies   aus  dem  fehlenden  Schlackengehalt.    Daher 

ird  die  Walzrichtung    die  Festigkeit    des  Arbeitsstückes  wenig   beeinflussen 

and  es  wird    die  Festigkeit    quer  zur  Walzrichtung    nur    wenig    von    der  in 

derselben  abweichen.     Man  kann    daher  Flusseisenstücke    nach    beiden  Rich- 

imgen  mit  fast  demselben  Erfolge  biegen,  was  beim  Schweisseisen  nicht  tler 

r'all    ist.    Die    in    den  Flusseisenblöcken    stets    vorhandenen,    durch    Casaus- 

Scheidungen    entstandenen    Blasen  räume    werden    durch    das   Walzen    niemals 

%^t\z  entfernt,    sondern    nur   geciuetscht    oder   gezogen,    denn  es    tritt  wegen 

jfehlenden  Schlackengehaltes  niemals  Schweissung  ein. 

Panzerplatten  werden  aus  vorzüglich  sehnigem  Eisen  hergestellt,  indem 

Bin  dasselbe  zu  einer  Platte   von  etw^a   780  mm  Länge,    510  mm  Breite  und 

26  mm  Dicke  ausreckt,    fünf  bis  sechs    solcher  Platten    zu    einem  Packet  zu- 

Isammenschwcisst,  dasselbe  zu  einer  Platte  von  125w  Länge  und  Breite  in 
l^incm  schweren  Kehrwalzwerk  auswalzt,  fünf  bis  sechs  solcher  Platten  packctirt, 
BUS  denselben  durch  Walzen  eine  Platte  von  2*51  m  Länge,  1'41  m  Breite, 
B5  mm  Dicke  und  etwa  L^iOO  ^^^  Gewicht  herstellt  und  mehrere  solcher 
Platten  nach  Frhitzen  in  besonderen  Oefen  und  Zu sammensch weissen  zu  einer 
12-OOn— LäOOO  >t^  schweren  Platte  auswalzt 
Bei  sogenannten  Verbund-  oder  Compoundplatten  fertigt  man 
säuerst  eine  Schwcisscisenplatte  von  etwa  3///  Länge,  VH  m  Breite  und  dO  mm 
Dicke  an»  bringt  daniber,  unter  Benutzung  von  verschraubten  Saumleisten,  in 
einem  Alhstande  von  etwa  125  mm  eine  50  mm  starke,  aus  weichem  Martin- 
Hasneis^en  gewalzte  Deckplatte,  stellt  das  Ganze  senkrecht  in  eine  entsprechend 
ihete  Gussform  und  füllt  den  Hohlraum,  nachdem  die  Platien  hcllroth 
iid  gemacht,  mit  Martin-Flussstahl  aus;  schliesslich  walzt  man  das  Ganze 
iuf  die  gcwünschlen  Abmessungen  aus,  wobei  man  Vorwalzen  von  etwa 
U)  ^tri  und  Fcrtigwalzen  von  etwa  liiO  cm  Durchmesser  benutzt,  die  in  der 
mnute  20,  beziehungsweise  10 — 12  Umdrehungen  machen. 

Wellbleche  und  Träger  Wellbleche  werden,  wie  schon  im  vorigen 
Pafagraphen  bemerkt  wurde,  in  der  Regel  in  Schmiedepressen  hergestellt, 
Joch  erzeugt    man  sie  auch  in   Walzen.     Häufig  wird  hierbei    das  eigens  für 
tescn  Zweck  construirte  Reversir Walzwerk  von  R.  Daelen  benutzt. 

Grob  eisen    walzt   man   gewöhuHch    im   Zwillingswalzwerk   mit    einem 

Streckwalz-  und  einem  Schlichtwal  zgerüsl*  Die  Caliber  der  Vor  walze  erhalten 

srrOftserc   Fackctc    rechteckigei    im    Uebrigen    spitzbogcnfürmigc    Gestalt. 


482 


Erster  Theil.  Die  ilaupUtoife. 


Sind  in  den  Rohschienenpacketen  die  Lagen  so  angeordnet,  dass  lüchi  Fuire 
auf  Fuge  fällt,    so   dunhluufen    die  Packete   gewöhnlich  in    einer  Hit 
Calibcr  der  Vor-  und  Fertigwalze.  Scharfkantige  Flach  eisen  erzeug 
in  Walzwerken    mit  2—3  Vorcalibern    und    mehreren    Fertigcalibem,    woba 
man  den  Eisenstab  nach  jedein  Durchgange  um   ISO^'  dreht,    Flacheiscn,  ilk- 
keine    scharfen    Kanten   zu   besitzen    brauchen,    werden    in  StaflfelwÄljwerkni 
hergestellt.     Quadrat-  und  Rundeisen  walzt    man    in  Walzen    mit    offetani 
Cahbem ;    der  Eisenstab    durchläuft  2^ — 3  Caliber    der  Vonvabien    imd    wtn1 
dann     bei    mehrmahgem    Durchgange    und    entsprechender    Drehung    ! 
gewalzt.  Winkeleisen  werden  ebenfalls  vorgewalzt^  worauf  der  rechte  ^> 
in   weiteren     Caliberwalzen    allmälig   ausgebildet  wird.    I-Eisen    walzt    man 
liegend,  und  zwar  am  besten  in  einem  üniversalwalzwerk ;  das  eine  Walzen- 
paar   bildet    dann    den  Steg,    das    andere    die  Flanschen    (Füsse).    T-Eiseu 
werden  in  theils  liegenden,    theils  stehenden  Calibcm  hergestellt,    wobei  man 
das  Eisenstück  vor  jedem  neuen  Caliberdurchgang  um  90^'  dreht,    Fe  in  eisen 
wird  in  '^rio-^^'alzwcrken  von  grosser  Umfangsgeschwindigkeit  (etwa  2i)0  Touren 
in  der  Minute)  und  kleinem  Durchmesser  (25 — 30  cm)  aus    Grobeisenstückcn 
dargestellt, 

Eisenbahnschienen  stellt  man  entweder  in  zwei  Hitzen  mit  HÜfc 
eines  schweren  Blockwalzwerkes  oder  ohne  letzteres  in  einer  Hitze  m 
DriDings  walz  werk  her.  Das  Blockwalzwerk  ist  ein  Kehrwalzwerk  mit  Wallen 
von  75 — lOU  tm  Durchmesser  und  b — ß  Trapezfurchen.  Der  Block  wird  zwei- 
bis  sechsmal  durch  jedes  Calibcr  geführt  und  nach  jedem  Durchgange  um  9U'* 
gedrehL  Das  Schienenwalzwerk  besitzt  meistens  ein  Vor-  und  Fertig^aU- 
genist  und  Drillings  walzen  mit  11 — 17  Furchen.  Wird  die  Schiene  in  einer 
Hitze  hergestellt,  so  muss  sie  das  Fertigcaliber  noch  hellrothglühend  ver 
lassen,  damit  tn  ihr  keine  schädlichen  Spannungen  entstehen;  daher  erh;dten 
die  Walzen  eine  möglichst  grosse  Umfangsgeschwindigkeit  (etwa  3 — 4  w). 

Gemusterte  Eisen  und  Ziereisen  walzt  man  in  Furchen»  welche  die 
Verzierung,  je  nachdem  dieselbe  erhaben  oder  vertieft  erscheinen  soll,  als 
Vertiefungen  oder  Erhöhungen  besitzen. 

Zum  Bewegen  der  Rohschienenpackete  und  Gussei senblöckc  von 
zu  Caliber  unci  schliesslich  vom  Walzwerk  zur  Sage  bedient  man  sich  mech 
scher  Vorrichtungen, 

Richten  und  Biegen.  l>ie  gewalzten  Bleche  und  Formeisen  müssen 
ihrer  Verwendung  von  allen  Unebenheiten  befreit  werden.  Dies  geschieht 
Richtplatten  durch  Handarbeit  oder  auf  der  Richtroaschiae  durch  Wak 
Im  ersleren  Falle  w^erden  die  Stücke  sofort  nach  dem  Fertigwalzen  im  ro^ 
glühenden  Zustande  auf  einer  geraden  Gusseisenplatte  in  der  Hüttensohle  mit 
Holzhämmern  oder  bei  schwereren  Stücken  (Platten!  durch  Hinüberrollen  einer 
eisernen  Walze  geebnet  Zum  Richten  von  Formeisen  benutzt  man  vielfach 
Walzenpresscn  und  bei  schw^e^ige^en  Formen  eigene  gusseiserne  Lehren 
(Matrizen,  Gesenke),  über  welche  man  häufig  belastete,  nach  der  äussere 
Form  des  zu  richtenden  Stückes  genau  abgedrehte  Walzen  mittelst  Ketten»ff 
Dampf-  oder  Wasserkraft  hinüberführt.  Zum  Walzen  cylin drischer  Roll 
muss  man  das  eine  Lager  abnehmbar  einrichten,  und  alle  Arbeitsvorrichtuni^ 
auf  eine  Seite  legen,  damit  man  die    Rohre    in  der  f  iiUuig    von 

Walze  ziehen  kann.   Werden  stärkere  Formeisen  geraii  i,  so  krümr 

sie   sich   beim   Erkalten   nach   einer  von   der  Gestalt  des  Querschnittes 


Viertes  CapitcL  Die  Metalle, 


483 


^^e 

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^^w 


ngendeti  Richtung;    um    tliesem    Uebclstande  zu  begegnen,   werden    solche 

isen  im  warmen  Zustande  im  entgegengesetjtten  Sinne  gekrümmt^  wobei  man 

ich  prassender  Unterlagen    und   zum    Andrücken   der   Daumen    oder    Rollen 

ledieni.    Auch    beim   Kaltrichien   in    der   Werkstatt  benutzt  man  Walzen- 

pressen,  beziehungsweise  Schraul Heupressen.  Zum  Biegen  verwendet  man  Biege- 

mascbinen,  die  gewohnlich  mit  drei  Walzen  ausgestattet  sind,  von  denen  die 

leidcn     nebeneinander    angeordneten     Unter  walzen     den    Antrieb    erhalten, 

ährend  die  über-  oder  Biegewalze  als  Schleppwake  eingerichtet  ist. 

Drabtztehen.    Zur    Herstellutig   von    Draht   verwendet    man  ein  zähes, 
hniges,  festes  Eisen  und  für  Stahldraht  häufig  zähen  Tiegelgussstahl  Starkeren 
raht  (bis  4  tffm  Dicke  abw^ärts)  erzeugt  man  auf  Walzwerken,  und  zwar   in 
er  Regel    auf   Triowalzwerken    mit    Rundcalibern,    feineren    dagegen 
adurch,  dass  man  Walzdraht  durch  eine  Anzahl  Löcher  zieht^    welche  sich 
harten,    meistens    aus    Stahl,    seltener    aus    Hartguss    gefertigten   Scheiben 
i  eh  Scheiben)  befinden    und    deren    Durchmesser   sich  nach  den  üblichen 
rahtnummem  (Drahtdirken)  richten,  die  den  Drahtlehren  (vergl.  §  174)  enl- 
iprechen.  Der  Walzdraht  wird  zuerst  durch  ein  Loch  gezogen»  dessen  Durch- 
messer etwas  kleiner  ist  als  der  des  Drahtes,  dann  tlurch  das  nebcnliegende» 
was  schmälere  und  so  fort,  so  dass  der  Draht  allmälig  verdünnt  wird.  Um 
ie  Zugkraft  möglichst  zu  vermindern,    muss    das    Ziehloch    glatt  und   daher 
t  geschmiert  sein ;  auch    wird    es,    da    die    Querschnittsverkleinerung  nicht 
lötzÜch  erfolgen  und  kein  Abschaben    des    Drahtes  eintreten    darf,   allmälig 
chterformig  verengt  und  mit  abgerundeten  Kanten  hergestellt  (Figur  30ü). 
a    beim    Ziehen    nicht    nur    die    Festigkeit,    sondern    auch    die    Härte  des 
letalles  vermehrt    wird,    so    muss    der    Draht    später  wieder  geglüht  werden. 
er    Draht    wird    mittelst    einer    Zange    (Schleppzange)    verschiedener  Con- 
iction  durch  das  Ziehloch  gezogen,  wobei  die  Zange  durch  eine  sich  um 
ine   drehende    Walze   oder    Trommel    aufwickelnde  Kette  (Schnur,  Riemen, 
urt)  gezogen    ward,    oder   man   benutzt  hierzu  eine  sogenannte    Scheiben- 
ziehbank (Fig.  307).   Der  vorher  ausgeglühte  Draht  wird  auf  die  Haspcl  // 
gelegt,    das    eine    etwas    zugespitzte   Ende   des   Drahtes  durch  ein  Loch  des 
Zieheisens    A   gezogen    und   auf   der  Trommel    (Scheibe,  Rolle,  Hut)  K  be- 
festigt. Letztere  wird  durch  die  Kegelräder  a  und  ^  um  seine  verticale  Aclise 
cdreht    und   zieht    hierbei    den   übrigen  Draht  durch  A  hindurch.     An  der- 
Iben  Welle    siezt    eine  längliche  Scheibe  (in  der  Figur  nicht  sichtbar),    die 
wei  radiale  Vertiefungen    an    der  Oberfläche  besitzt  und  als  Mitnehmer  für 
die  Trommel  K  dient.  Das  Mitnehmen  wird  dadurch  bewirkt,  dass  eine  in  Ä' 
sitzende  Stange  l>eim  Niederdrücken    in    eine    der  Vertiefungen    eintritt    und 
vir  durch  die  infolge  des  Druckes  entstehende  Reibung  gehalten  wird.  Hört 
iescr  Druck  (nach  vollständiger  Abwickelung  des  Drahtes  von   If)    auf,    so 
rückt  eine  Spiralfeder  die   Stange    nach    oben    und    bewirkt   dadurch    eine 
u&rUckung  (ein  Aufhören  der  Drehbewegung)  der  Trommel 

Zum  Abkneipen  des  Drahtes  dient  die  Beiss-  oder  Kneipzange. 

§  168.  Herstellung  schmiedeeiserner  Röhren, 

Bei  den  Schmiedeeisenröhren  unterscheidet  man  gezogene,  gewalzte 
ind  nahtlose. 

Zur  Herstellung  gezogener  Ruhren  werden  Flacheisenstreifen  oder 
Jlcch-stücke   von    der    Länge    der    Röhre    und   von    der   Breite   gleich    dem 

$1# 


4&i 


Erster  Theil.  Die  HauptstoJT 


Rührenumfange  durch  Ziehen  durch  einen  sogenannten  Seckenzugf,  wdrhrr 
aus  zwei  in  einem  Gestell    verschiebbar   gelagerten,    umgekehrt    n 

(concav  und  convex  gekrümmten)  Backen  besteht,  deren  Abstand  ,. 

mittelst  Schrauben  vergrössert  oder  vermindert  werden  kann,  oder  durch 
Eindrücken  in  ein  Gesenk  oder  mit  Hilfe  des  sogenannten  Krokodile s, 
einer  Zange,  welche  aus  einem  festliegenden,  halbrund  ausgehöhlten,  etwa 
1'75  m  langen  Eisenblock  (Backen)  als  Untergesenk  und  einem  mittelst 
starken  Hebels  auf  und  nieder  zu  bewegenden,  dem  Untergesenk  ent- 
sprechend gestalteten  Obergesenk  besteht,  der  Quere  nach  zusammengebogen, 
hierauf  in  einem  Glühofen  w eissglühend  (seh wei sswarm)  gemacht  und  danu 
unmittelbar  nach  dem  Austritt  aus  dem  Ofen  durch  ein  Zicheisen  gejcogetj, 
dessen  Lochdurchmesser  der  Weite  des  herzustellenden  Rohres  entspricht, 
wobei  eine  Schleppzange  an  dem  ehien  Ende  anfasst  (Röhrenziehbankl 
Man  benutzt  hierbei  zur  Vermeidung  des  Eindrückens  und  Einknickens  des 
Rohres  einen  sehr  glatten,  parabolisch  endigenden  Stahl-  oder  Gusseisei^ 
korper  (Dorn),  welcher  an  einer  entsprechend  langen  Stange  in  das  Ziehlo 
hineinreicht,  so  dass  in  letzterem  nur  eine  ringförmige  Oeflfnung  für  die  Roh 
wand  frei  bleibt.  Beim  Durchgang  durch  das  Ziehloch  werden  die  Rand 
der  Rohren  kräftig  aneinander  gepresst,  wodurch  sie  sich  durch  Schweissu 
verbinden. 

Das  Walzen  der  Röhren  geschieht  in  gleicher  Weise  wie  das  Wal 
massiver   Stäbe    zwischen    Caliberwalzen   (Röhren  walz  werk),    nur    hat 
die  Röhren  gegen  Knickung  durch  eine  Ausfüllung  mit  Quarzsand  ;Asche,  ] 
oder,  wenn  sich  die  iimere  Oeffnung  nicht  vcmiindcni  soll,  durch  einen  fest! 
Dorn    zu   schützen.    V^iel  verv^'cndet  wird  das  Rohrwalzwerk    von  Bro\ 
bei    welchem    eine  Anzahl    kurzer,    nur  je    mit    einem  Cahber  ausgestalte 
Walzen  paare    abwechselnd    liegend    und  stehend  angeordnet  sind,  wobei 
aufeinanderfolgenden    Caliber  kleiner  werden,  so  dass  sich  das  Auswalzen  1 
einem  einzigen  Durchzuge  vollenden  lässt.  Zur  Aufnahme  des  Walzendruckes  i 
zur  Bestimmung  der  Wandstärke  der  Rohren  ist  durch  die  Caliber  ein  düni^ 
Dom  geschoben,    der  innerhalb   jeden  Calibers    eine    dem  Innendurchmcssj 
der  Röhre  entsprechende  Verdickung  trägt. 

Man  kann  auch  die  Bleche  auf  einer  Biegemaschine  zu  einer  RöH 
zusammenbiegen,  letztere  an  den  Rändeni  durch  eine  LöthrohrstichflamB 
glühend  machen  und  dann  mittelst  Hammer  schlagen  zusammenschweis&d 
Endlich  kann  man  auch  die  Längsnaht  der  Röhren  durch  Löthcn,  Niet« 
Schrauben  oder  Falzen  schliessen. 

Röhren,  welche  keinen  grossen  Druck  auszuhalten  haben  (wie  z,  B.  Gij 
röhren),  erhalten  einen  flachviereckigen  Querschnitt  von  überall  gleicher  Dicfc 
Ihre  Kanten  werden  dem  gemäss  stumpf  gegen  einander  gebogen   und  dur 
den  Druck  einer  hinübergeführten  Rolle  zusammengcschweisst.  Solche  Röhr 
können  keine  starken  Biegungen  ertragen.    Bei  Röhren  für  höheren  Dr 
(36.  B.  Dampfröhren)  werden  die  Längskanten  schräg  abgehobelt  (zugcschär 
die    Ränder    übe  rein  andergelegt    ^überlappt)  und  dann   zusnmmengeschweid 
Zum  Abschrägen  der  Kanten  benutzt  man  eine  lange  Ziehbank,  m\i  wel 
der  Flacheisenstreifcn    im    kalten  Zustande    durch    einen    mit 
versehenen    festen    Block    gezogen    wird,    wobei    man  das  V\n^ 
einer  Kette  ohne  Ende  in  eine  Zange  einhängt 


Cotiische^^^^^Hhi  werden  durch  Waken  hergestellt,  Stahlrohren 
die  S chm iedlSieMKiren  durch  Ziehen  oder  Walzen;  da  das  Schweissen 
bei  Stahlrohren  grosse  Schwierigkeiten  bereitet,  so  können  auch  gegossene, 
durch  Schneiden  über  dem  Dom  sorgfältig  gedichtete  und  gestreckte,  hohle 
CylLnder  weiter  gezogen  und  gewalzt  werden. 

Um  Röhren  aus  Flusseisen,  Flussstahl,  auch  Kupfer  oder  Messing  in 
den  verschiedensten  Durchmessern  und  \V  andstärken  aus  einem  weissglühenden 
massiven  Stabe  zu  walzen»  haben  die  Gebrüder  Mannes  mann  ein  Schräg- 
walzwerk  construirt,  bei  welchem  die  Achsen  der  beiden  conischen,  nach 
derselben  Richtung  rotirenden  StahUvalzen  sich  unter  einem  spitzen  W*inkel 
kreuzen.  Wird  ein  Arbeitssück  in  der  Richtung  der  Halbirungslinie  dieses 
Kreuzungs  wink  eis  den  Walzen  zugeführt,  so  erhält  es  neben  einer  Längs- 
bewegung noch  eine  gewaltsame  Drehung  und  macht  also  eine  Schrauben- 
bewegung.  Die  Umfangsgeschwindigkeit  der  Walzen  ist  an  der  Eintrittsstelle 
des  Arbeitsstückes  kleiner  und  wird  wegen  der  conischen  Gestalt  der  Walzen 
gegen  die  Austrittsstelle  immer  grösser,  dadurch  wird  zwischen  Ein-  und 
Austrittsstelle  die  Oberfläche  des  Arbeitsstückes  in  der  Richtung  der  Schrauben- 1 
bewegung  gedehnt  und  bis  zu  einer  gewissen  Tiefe  über  den  langsamer 
fortschreitenden  Kern  hinweggestreift  und  es  entsteht  ein  Rohr  mit  glatter  Ober* 
fluche  und  rauher  Innenfläche.  Um  eine  glatte  Innenfläche  und  damit  eine 
gleichmässige  Wandstärke  zu  erzielen,  walzt  man  das  Rohr  über  einen  glatten 
Dom,  welcher  der  Bewegungsrichtung  entgegengehalten  wird.  Auch  lässt  sich 
durch  Hin  wegschieben  der  fertigen  Röhre  über  einen  Dom  eine  Erft'eiterung 
und  damit  eine  Vermehrung  der  Festigkeit  der  Röhre  erzielen. 

Bei    dem    Mannesmann  sehen    Röhren  walzverfahren    kann     man 
auch  Röhren  mit  abseitig  geschlossenem  Hohlraum  aus  einem  in  seiner  Länge 

I ungleich    dicken    Stabe    herstellen,  weil    die    Bildung    des    Rohres  vom  Ver- 
hällniss  der  Dicke  des  Stabes  zur  Stellung  der  Walzen  abhängt. 
Diese  nahtlosen  Röhren  besitzen  eine  fünf-  bis  sechsmal  grössere  W^ider- 
liigkeit  gegen  Innendruck  als  die  geschweissien  und  haben  eine  Zug- 
i  1    von    8iK>l)-^S600   ^g    für   das    Quadratcentimeter    bei    24—17% 

l Dehnung.  Man  verwendet  sie  zur  Herstellung  von  Fahrrädern,  als  Locomotiv- 
Kesselrohre,  als  Rohre  für  Bohrgestänge  und  üevvehrmäntel  u*  s,  Wp,  ferner 
atur  Entcugung  von  Flaschen  für  sehr  hohen  Innen  druck  («,  B.  für  ver- 
dichtete oder  verHüssigte  Gase). 

Das  Ablängen    der   Schmiedelsen  röhren    erfolgt  durch  Kreissägen    in 
itiem  Zustande,    das    Richten  durch  Rollen  auf  einem  ebenen  guss- . 
Tisch    oder    zwischen    zwei    eisernen    Platten,    deren    obere    be-i 
schwen  wird- 

g  16LK  Herstellung  der  Schrauben. 

Die  ;:^chrauben  dienen  entweder  zur  Befestigung  von  Ei.senthciicn    '^Be- 
festigwngsschrauben')  oder  zur  Uebertragung  der  Bewegung  (Bewegungs- 
ich rauben).    Jede    Schraube    besteht    aus    der   Schraubenspindel    oiler  dem 
Lcrn^  einem  Cyhnder  mit  {iewindc%  d,  h,  mit  einer  in  einer  Schraubenlinie 
lumbufendcn  Erhöhung,   und   der  Schraubenmutter,  einer  dem  Kern  ent- 
^pfcchcniien  Hohlform* 

Bei   de«   Befestigungsschrauben    dient   gewöhnlich   eine   zweite   Mutter 
^Gegenmutter)   als   Schutz   gegen  das  Eosdrehen.    Die  Schrauben  besitzen 


486 


Erster  Tbeil.  Die  HaupUtoffc. 


scharfgängige  oder  flachgängige  Gewinde;  bei  ersterem  ist  der  Qt3«?r 
schnitt  des  über  den  Kern  vorstehenden  Ganges  ein  gleichschenkeligcs,  mit 
seiner  Basis  auf  dem  Kern  aufsitzendes  Dreieck  mit  einem  Spitzenwiiikel 
von  55**  (beim  Whitworth*schen  Schraubensystem)  oder  ein  gleichseitiges 
Dreieck  (l^eini  Sellers'schen  Schraubensystem),  bei  letzterem  ein  mit  einer 
Seite  auf  dem  Kern  aufsitzendes  Quadrat  oder  Rechteck.  Je  nach  der 
Richtung  der  Gewinde  unterscheidet  man  rechtsgängige  und  link^- 
gängige  Sclirauben;  erstere  sind  die  üblicheren.  Ausser  den  scharf-  und 
flachgängigen  Schrauben  giebt  es  auch  rundgängige,  bei  denen  die  hohen 
und  vertieften  Gänge  einer  flachgängigen  Schraube  nach  Kreisabschnitten 
oder  Halbkreisen  abgerundet  sind. 

Femer  giebt  es  ausser  den  einfachen  Schrauben  auch  doppelte 
und  mehrfache,  welche  zwei  oder  mehrere  um  denselben  Cy linder  gelegte 
Gewinde  besitzen. 

Die  Schraubenspindel  hat  oben  einen  Kopf,  welcher  durch  Anstauchcn 
(bei  dünneren  Spindeln  vielfach  mittelst  der  sogenannten  Kopf  presse)  oder 
durch  Aufsehweissen  gebildet  wird.  Dieser  Kopf  wird  gerändelt  oder  mit 
lappenförmigen  Ansätzen  versehen,  wenn  die  Schraube  mit  der  Hand  gedieht 
werden  soll ;  er  erhält  einen  Einschnitt  oder  eine  Durchbohrung,  wenn  zar 
Umdrehung  der  Schraube  ein  scharfkantiger  Gegenstand  als  Hebel  benutxt 
werden  soll ;  man  giebt  ihm  die  Gestalt  eines  vier*  oder  sechsseitigen  Prismas» 
wenn  /,ur  Drehung  Schraubenschlüssel  dienen  sollen,  und  eine  kegelförmige 
Gestalt,  wenn  sich  der  Kopf  in  eine  entsprechende  Vertiefung  einlegen  soll 
(versenkte  Schrauben).  Zum  Drehen  der  Schraubenmutter  benutzt  man 
meistens  einen  Schraubenschlüssel  (Mutterschlüssel),  der  mit  einer  Höhlung 
(Schrauben-  oder  Schneidbacke)  über  die  vier-  oder  sechseckige  Mutter  ge- 
steckt und  dann  gedreht  wird.  Um  mit  Ihm  verschiedene  Muttern  anziehen 
und  lüften  zu  können,  wird  der  Schraubenschlüssel  mit  einem  verstellbaren 
Theil  ausgestattet  (üniversal-Schraubenschlüssel  oder  englischer 
Schraubenschlüssel). 

Die  Schraubenspindel  wird  aus  Draht-  oder  Rundeisenstücken  gebildet^ 
seltener  aus  Gus^elsen  (durch  Giessen)  hergestellt,  und  wenn  nöthig  auf  Fn 
maschinen  oder  Drehbänken  nachgearbeitet;  sie  wird  am  einen  Knde  elV 
zugespitzt,  um  tlie  Gewindeschneidwerkzeuge  leichter  einführen  zu  können.  Zum 
Gewindeschneiden  benutzt  man  bei  kleinen  Schrauben  eine  gehärtete  Stahl- 
platte (Schratibenschneideisen)  mit  mehreren  Löchern  von  verschiedener 
Weite  und  mit  Muttergewinden  von  verschiedener  Feinheit.  Die  Spindel 
in  einen  Schraubstock  eingespmnnt,  dann  die  Platte  mit  einem  entsprechend 
Loch  auf  die  Spindel  aufgesetzt  und  schliesslich  die  Drehung  bewirkt  Od 
man  benutzt  zum  Gewindeschneiden  eine  Drehbank  und  sclineidei  da 
die  Gänge  mittelst  des  Schneidestahles  (Schraubstahles)  ein,  wek^ 
längs  der  Spindel  wiederholt  sclbstthätig  geführt  wird;  hierbei  dreht 
gewöhnlich  die  Spindel,  während  der  Stahl  die  fortschreitende  Beweg« 
macht  (Leitspindelbank)  oder  es  verschiebt  sich  auch  die  Spindel 
ihrer  Drehung  und  der  Stahl  liegt  fest  (Patronenbank).  Handell  es 
um  Massenherstellung  von  Schrauben,  so  benutzt  man  besondere  Schraub^ 
Schneidmaschinen  (z.  B.  die  von  Seilers  constniirie).  Bei  grö^sci 
Schrauben    verwendet  man    get heilte    schneidende    Muttergewinde» 


Viertes  Capitel.  Die  Metmlle. 


487 


beBe  (Schraubenbacken)  meine  Schraubenschneidklwppe  eingespannt 
ind  nnd  allmälig  einander  geiiahert  werden» 

Man  kann  auch  die  Schraubengewinde  durch  Schmieden,  durch  Auf- 

lluthen  eines  nach  der  Schraubenlime  um  den  Kern  gewundenen  Stäbchens» 

durch  Ein  feilen  oder  Einmetsseln  von  Kerben  längs  einer  um  den  Kern 

heruni    vorgezeichneten   Schraubenhnie    herstellen    oder   die    Schrauben    mit 

tiren  Gewinilen  in  (kissformen  erzeugen,  doch  gehören  alle  dicbe  Verfahren 

|bei  eisernen  Schrauben  zu  den  Ausnahmen. 

Die  Schraubenmuttern  werden  zumeist  aus  \Her-  oder  sechseckigen 
chmiedeeisenslücken  gebildet,  in  welchen  man  zunächst  mit  einem  ge- 
wöhnlichen Bohrer  eine  kreisrunde  Oeflfnung  herstellt  (Yorbohrung)  und  in 
lllie  man  dann  einen  Schrauben-  oder  Gewindebohrer  mit  dem  Feilkloben 
>der  einem  kleinen  Heft  oder  mit  dem  Wendeisen  (einer  zur  Aufi>ahme 
ies  Bohrerhalses  mit  viereckigen  Löchern  versehenen  und  mit  äwci  Stielen 
lusgestaltetcn  Platte)  absatzweise  nach  untl  nach  hineindreht,  und  zwar  zuerst 
len  sogenannten  Vorbohrer  mit  der  grössten,  durch  Abfeilen  auf  drei 
^der  vier  Seiten  erzeugten  Unterbrechung  des  Gewindes,  sodann  den  Nach- 
Kchn eider  mit  geringerer  und  endlich  (bei  tiefem  Gewinde)  den  Normal- 
johrer  mit  sehr  geringer  Unterbrechung  des  Gewindes.  Man  benutzt  aber 
fcuch  zum  Gewindeschneiden  der  Muttern  die  Drehbank  oder  besondere 
Maschinen,  welche  nach  Art  der  Schmiede-  und  Lochmaschinen  con- 
irt  sind. 


g  170»  Weitere  Bearbeitung  der  Eisenwaaren. 

Zertheilen  und  Beschneiden  der  Arbeitsstücke.  Zum  Zerschneiden 
Jer  Rohschienen,  zum  Beschneiden  der  immer  unvollständig  ausgebildeten 
Fnden  und  Ränder  von  Blechen  und  Stäben  nach  dem  Walzen  und  zum 
Eertheden  der  gewöhnlich  in  mehrfachen  Längen  gewaUten  Formeisen 
B.  F^isenbahnschienen)  benutzt  man  Scheren  oder  Sägen. 

Mittelst  Scheren  lassen  sich  nur  schwache  Arbeitsstücke  mit  einfachem 
ucrschnitt  zerschneiden,  also  Bleche  bis  etwa  30  mm  und  Stabeisen  bis 
ftwa  70  ww  Stärke:  erstere  können  in  rohwarmem  oder  kaltem  Zustande 
geschnitten  werden,  während  letztere  zur  Verminderung  des  Widerstandes 
jthglüliend  gemacht  werden  müssen.  Die  Scheren  theilt  man  ein  in: 

L  Hebelscheren,  die  nach  Art  des  zweiarmigen,  einarmigen  oder 
Winkclhebcls  construirt  sind.  Für  die  schwächsten  Bleche  und  die  dünnsten 
Slabei&en  verwendet  man  H. an dhebel scheren  mit  einer  Schneidlänge  bis 
mm  und  einer  Grifl'litnge  i^leiclj  dem  4  ^5-lachcn  der  Schneidlange.  Ist 
bin  grösserer  Widerstand  zu  überwinden,  so  benutzt  man  Stock-  oder 
iock  sehe  reu  mit  längerem  Obergriff  und  abwärts  gebogenem  Untergrift^ 
lit  welchem  die  Scheren  im  Srhraubstork  eingespannt  oder  in  einem  Block 
^efcÄtigi  werden,  oder  Knie  he  beischeren,  deren  Kraftarm  im  rechten 
|Vinkcl  zur  Schneide  (dem  Blatt)  steht,  oder  Schermaschinen  (Wasser- 
ier  Dampfscheren)»  deren  unteres  Blatt  fest  lictil,  während  das  andere  um 
ine  wagrechtc  Achse  schwingt.  Mit  letzteren  kann  man  Rohschienen  und 
infache  Stabcisen  zerschneitlen. 

2.    Kreisschcren    (Grcularschcrcn),    welche    aus    zwei    übereinander 
liegenden,    nich   entgegengesetzt    drehenden,    kreisförmigen,    stählernen    oder 


488 


Efsler  TlieiL  Die  Hauptstoffe. 


nur  an  den  Schneiden  verstählten,  eisernen  Scheiben  bestehen,  die  am  Umfange 
scherenartig  zugeschärft  sind  und  an  der  Beruh rnngsstelle  wie  die  Schneiden 
einer  Schere  liegen.  Sie  haben  gegenüber  der  Hebelschere  den  Vortheil  der 
t  ontinuirlicheii  Bewegung»  des  constanten  Schneidewinkels  und  der  schnelleren 
Arbeit,  da  sie  je  nach  der  Grösse  des  Blattdurchmessers  eine  Schnittge- 
schwindigkeit von  etwa  24^ — 48  m  in  der  Minute  besiUen ;  femer  kann  roaji 
mit  ihnen  kreisförmige  Blechscheiben  herstellen,  wenn  man  das  zwischen 
die  Kreisschere  gebrachte  Stück  an  einem  Punkt  festhält  und  sich  dadurch 
um  diesen  Punkt  drehen  lässt  (Rund Schneidemaschine).  Oft  ordnet  man 
bei  diesen  Rundschneidemaschinen  noch  ein  Oval  werk  stum  Schneiden 
elliptischer  Blechscheibcn  an.  Versieht  man  zwei  parallele  Wellen  mit 
mehreren  Schneidscheiben  und  ordnet  man  letztere  so  an,  dass  je  eine 
Scheibe  der  einen  Welle  zwischen  zwei  Scheiben  der  anderen  greift^  so  kann 
man  ein  eingeschobenes  Blech  gleichzeitig  in  so  viele  Streifen  zerschneiden^ 
als  Scheiben  vorhanden  sind.  Kreisscheren  lassen  sich  nur  für  schwache 
Bleche  verwenden,  weil  der  Scheibendurchmesser  mindestens  5^)mal  sc 
gross  als  die  Blcchdicke  sein  muss  und  sich  sehr  grosse  Scheiben  nicht 
gut  herstellen  lassen. 

3*  Parallel  scheren  (Rahmen-  oder  (iuillotinscheren),  bei  denen  eine 
Schneide  festliegt,  die  andere  in  geradliniger  Richtung,  meist  durch  Rahmen 
fithrung  geleitet,  auf-  und  niederbewegt  wird.  Sie  besitzen  den  Vortheil  d& 
constanten  Schneidewinkels  und  lassen  sich  beliebig  lang  ^Schneidlänge  bis  3  m} 
herstellen,    so    dass    man    mit    ihnen    sehr   breite    Bleche    zerschneiden  kann. 

4.  Fagon scheren  (Drahtscheren)  zum  Abschneiden  von  Rundeisen, 
Draht  u.  s.  \\\  Sie  bestehen  aus  zwei  mit  correspondirenden  Löchern  vef- 
sehenen  drehbaren  Scheiben.  Durch  ein  passendes  Loch  wird  das  Rund 
eisen  u-  s.  w.  gesteckt,  dann  wird  die  eine  Scheibe  gegen  die  andere  mittelst 
Hebel  verdreht  und  so  das  Eisen  durchgeschnitten. 

Zum  Zertheilcn  schwerer  Form  eisen  und  starker  Platten  benutzt 
man  Sägen^  und  zwar  vorzugsweise  Kreissägen  (Circularsägen)  mit  3 — 6  mm 
starker,  gezahnter  Eisen-  ofler  Stahlscheibe  von  O'S— 1"5  m  (ausnahrasweisr 
von  2'0  m)  Durchmesser,  die  eine  Umfangsgeschwindigkeit  von  IjO — 8(>  » 
in  der  Secuntle  erhält.  Das  Arbeitsstück  wird  im  glühenden  oder  im  kalteo 
Zustande  zerschnitten;  hiernach  unterscheidet  man  Hciss-  und  Kaltsägcnr 
erstere  erhalten  einen  grijsseren  Durchmesser  und  arbeilen  daher  schneller, 
sie  sind  eint^m   geringeren   Widerstand  ausgesetzt. 

Bearbeitung  der  Flächen.  Die  Endflächen  werden  auf  Kreissägen 
oder  mittelst  gewöhnlicher  Drehbänke  oder  Fräsmaschinen  bearbeitet 
Bei  den  Drehbänken  liegt  das  Arbeitsstück  fest  eingespannt  imd  es  bewegt 
sich  der  auf  tlcr  Planschcibe  in  einem  radial  verschiel>baren  Support  be- 
festigte Drehstahl  kreisförmig;  bei  den  Fräsmaschinen  macht  entweder  dw 
Arbeitsstück  oder  der  Fräskopf  die  Seitenbewegung. 

Zum  Abschroten  der  Metalloberfläche,  zum  Abtrennen  einzelner  Snicke 
und  zur  Erzeugung  von  Einschnitten,  Oeff^nungen,  Rinnen  u.  s,  w,  dienen 
M  eis  sei  (Flach-,  Kreuz-,  Sttel-p  Blockmeissel  u.  s.  w.),  zum  Ebnen  von 
MetallstückL-n,  sowie  zum  Pnliren  (Glanzschleifen)  Schleifmaschinen  mit 
naiürlichen  Schleifsteinen  aus  Sandstein,  Schiefer  oder  Quarz  oder  bcsset 
mit    kunstlichen    Schleifscheiben    (sogenannten   Schmirgelscheiben),    zur    Hci 


Viertes  CsipiteL  Die  Metalle. 


4öd 


i^teUtmg  von  einfachen    oder    spiraligen  Nuthen  Lang lochbohrmasch inen 
>der  Nuthmaschinen, 

Abdrehen.    Zum    Abdrehen    der   Metalle    (namentlich   der  Gassstücke) 

benutzt  man  Hand  stähle,  imd  zwar  den  Grabstichel   mit   quadratischem 

Juerschnitt,    den    Schruppstahl  mit  runder,  bogenförmiger    Schneide,    den 

Schlichthta  hl    mit    gerader    Schneide,    den    Aus  dreh  stahl    zum    Glattaus- 

Idrehcn    tiefer    Löcher^    den    Hakenstahl    zum    Ausdrehen    hohler    Gegen- 

Iftlände  u.  s.  w.  Zum  Abdrehen  der  Laufräder  dienen  besondere  Rade r dreh- 

Ibänke»  zum  Abdrehen    von    Kaliber-    und    Glattwalzen    für    Eisen waUwerke 

[Walzen  drehb  an  ke.  Zur  Massenherstellung  von  Fa(,onstiften  u,  dergL  benutzt 

m  Revolverdrehbänke. 

Hobeln.  Die  Seitenflächen  breiter  Flacheisen  werden  genau  parallel 
and  in  richtiger  Breite  durch  Hobeln  hergestellt.  Bei  der  Handarbeit  benutzt 
Iman  gewöhnlich  Hobel  mit  eisernen  Kästen  und  steil  gestellten  starken 
lEisen  (Zahn-  oder  Schruppeisen)  mit  einem  Zuschärfungswinkel  von 
ItjO — 75*^;  bei  der  Maschinenarbeit  Schlichthobelmaschinen,  Hobel- 
Innaschinen  mit  ruhendem  Arbeitstisch,  Shaping-  oder  Feilmaschinen 
Itind  Beslossmaschinen.  Das  Holieln  der  Blech-  und  Flacheisenkanten  gc- 
l schiebt  gewöhnlich  auf  Schlichthobelmaschinen  oder  auf  Blechkanten-Hobel- 
[maschinen. 

Feilen*  Für  gelinge  Nacharbeiten  oder  für  die  Beseitigung  der  beim 
^Schneiden»  Sägen,  Abmeisseln  an  den  Kanten  entstehenden  Grate 
lUtJtt  man  Feilen,  Man  unterscheidet  einhieb  ige  Feilen  mit  einer  Reihe 
[von  Hieben,  die  einen  Winkel  von  etwa  Tü*^  zur  Feilenachse  bilden,  und 
jxwei hiebige  PVilen  mit  zwei  Reihen  sich  kreuzender  Hiebe;  erstere  ver- 
jwcndet  man  bei  sehr  weichem  Metall,  letztere  bei  härteren  Arbeitssiücken.  Je 
Inach  Grö^e  und  Abstand  der  Zähne,  sowie  nach  dem  Querschnitt  der  Feilen 
I  unterscheidet  man  ferner:  Grob-,  Vor-  und  Seh  licht  feilen,  Dreikanl-,  Vier- 
Ikant-,  Flach-,  Säge-,  Rund-  und  Halbrundfeilen,  Vogelzimgen  u,  s.  w. 
Räderfräsmaschinen  oder  Universalfräsraaschinen  dienen  zur 
Icrstellung  von  Stirn*,  Kegel-  und  Schneckenrädern. 

Lochen.    Um  Löcher  in  Metall  herzustellen,  benutzt  man  den  Durch- 
schlag (Hand- oder  Stieldurchschlag)  mit  Lochscheibe  als  Unterlage»  den 
tohlmeissel,  den  Aufhauer  oder  Stielmeissel  nebst  Dorn,  die  Fräse, 
ieu    Bohrer    (Spilzbohrer,    Centrumbohrer)    mit    einem    Zuschärfungswinkel 
fc^on  50 — 80**   und    einem    Aufstcllungswinkel    von  4 — 5**   (auf  Schmiedeeisern 
itn   besten  mit  einem  Schneide winkel  von  54**  und  auf  Gusseisen  mit   einem 
von    55")»    femer    Bohrmaschinen    (feststehende    oder  verstellbare 
lit-Bohrmaschineü,  Krahn-  oder  Radial-Bohrmaschinen,  VVagrechi-Buhr- 
fiaschinen»  Multiplex- Bohrmaschinen,  Cylinder- Bohrmaschinen,  Zugstangen-Bohr- 
aÄ&chinen)    mvd    Lochmaschinen,    deren    Durchschlag    (Lochstempel)    ge- 
röhnlich  mittelst  Hebel  bewegt  wird  und  die  häufig  mit  einer  Parallelschere 
|(auch  wohl  mit  einer  Hebclschere)  vereinigt  sinil.  Um  gebohrte  Löcher  durch 
;«'\lmaliine  dünner  Spänchen  auf  die  richtige  Weite  zu  bringen,  genau  zu  rumlen 
ind  JEU  glätten,  benutzt  man  eckige  oder  runde  Reibahlen,  deren  Schneide- 
rinkel  grosser  ist  als  W, 

Drücken,  Um  Blcchgefässe  herzustellen,  wird  das  Arbeitsstück  über 
ine  Form  (_ Futter,  Motlell)  gespannt  und  das  Ganze  auf  einer  Drehbank  in 
Imdrchuni;    versetzt,    daim    wird    das    Metall    durch    polrrte    und    gehärtete 


490  Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffc. 

Stahlköq)er    (Driickstähle)    an    das  Modell    oder    in    dasselbe  gedrückt.  Die 
Modelle  bestehen  entweder  aus  hartem  Holz  oder  aus  Metall. 

Bunziren.  Erhabene  oder  vertiefte  Figuren  (Zahlen,  Buchstaben  iL  s.  w) 
werden  mittelst  runder,  hohler»  eckiger,  5 — \Ocm  langer  StaKlstäbchen(B un 2 en 
oder  Punzen)  hergestellt,  die  an  einem  Ende,  der  Aufsetzfiäche,  die  Figuren 
eingravirt  oder  erhaben  erhalten  und  mit  dem  Bunzetihammcr  in  das  Metall 
getrieben  werden.  Die  einfachsten  Bunzen  sind  Körner  und  Durchschläge, 
Grössere  Bunzen,  die  mit  ihrer  Aufsetzfläche  die  ganze  Arbeitsfläche  odef 
wenigstens  einen  grossen  Theil  derselben  bedecken,  nennt  man  Stempel 
Besitzt  der  Stempel  eine  viereckige  Aufsetzt^äche,  so  dass  mit  ihm  recht- 
winkelige  Vertiefungen  oder  Ansätze  erzeugt  werden  können,  und  ist  er  mit 
einem  Stiel  versehen,  so  nennt  man  ihn  Setzhammer.  Rund  ausgeschweifte 
Ansätze  werden  mit  dem  rut^den  Setzhammer  hervorgebracht,  dessen  Aul- 
setzfläche ein  CyUnderabschnitt  ist.  Als  Unterlage  für  die  Stempel  dient  bd 
der  Bearbeitung  des  Arbeitsstückes  im  kalten  Zustande  die  Stanze  (^latriie"' 
Soll  nur  eine  Seite  des  Arbeitsstückes  Formveränderungen  erleiden,  so  genügt 
zur  Bearbeitung  allein  die  entsprechend  gestaltete  Stanze,  in  allen  anderen 
Fällen  sind  Stempel  und  Stanze  anzuwenden.  Werden  diese  Formen  zur 
Bearbeitimg  glühend  gemachten  Eisens  benutzt,  so  heissen  sie  Gesenke 
(vergL  §  166).  Das  Eindrücken  iler  Stempel  geschieht  mittelst  Fallwerkcs. 
Stosswerkcs  oder  Presse;  benutzt  man  zum  Schlagen  den  Handhamraer,  st> 
erhalten  die  Formen  eine  sichere  Führung  (z.  B.  durch  ein  Schlagwerk  1. 
Wenn  ein  Blech  Eindrücke  erhalten  soll,  die  auf  der  anderen  Seite  erhaben 
erscheinen  sollen,  so  trägt  man  auf  das  Blech  eine  Mischung  von  Pech  und 
Ziegelmehl  (Treibpech)  auf  oder  legt  es  auf  eine  weiche  Blei  unterläge.  Um 
das  Arbeitsstück  allseitig  wenden  zu  können,  legt  man  das  Arber 
mit  dem  Treibpech  auf  eine  in  einen  Ring  gelegte  Metall-Ha 
(Treibkugel). 

§  171.  Verbindungen  der  Eisentheile. 

Eisentheile  können  verbunden  werden: 

1-  Durch  Seh  weissen*  Die  Eisenstücke  werden  im  Schweissofcu 
gehörig  erhitzt  und  dann  ilurch  Hämmern,  unter  Pressen  oder  mittels: 
Walzen  oder  besonderer  Seh weissmaschincn  mit  einander  vereinigt.  (Vergl.  §  ItW 

2.  Durch  Löthen.  Man  unterscheidet  Weich- und  Hart loth;  erstcrd 
besteht  aus  einer  Legierung  von  2 — 10  Theilen  Zinn,  1 — 4  Theilen  Blei 
und  1  Theil  Wismuth  oder  nur  aus  einer  Legierung  von  10  Theilen  Zinn  und 
4 — 20  Theilen  Blei ;  es  schmilzt  schnell,  ist  weich  und  besitzt  eine  weissr 
P'arbe.  Das  Hart  loth  besteht  aus  .-i— 7  Theilen  Messingblechabfall  und  I  Thd 
uuch  2 — 5  Theilen)  Zink;  es  schmilzt  schwer  und  ist  so  hart,  dass  0 
kräftigen  Hammerschlägen  zu  widerstehen  vermag,  —  Vor  dem  Lötheo 
sind  die  Lothflächen  durch  Feilen,  Schaben,  Kratzen  oder  Beizen  zu  reinigco 
und  bei  Verwendung  von  Weich  loth  durch  Lothwasser  (eine  Auflösufi^ 
von  Zink  in  Salzsäure)  gegen  Oxydation  zu  schützen,  wodurch  gleichzeitig 
das  Loth  flüssiger  gemacht  wird,  oder  zu  diesem  Zweck  nnt  Chlor^ink- 
Ammonium,  in  Wasser  aufgelöst,  zu  begiesscn,  bei  Benutzung  von  Hart- 
lot h  dagegen  mit  B  o  r a  x  oder  p  h  o  s  p  h  o  r  s  a  u  r  e  m  Natron  zu  behandeln, 
welche  die  Oxyde  auflösen  und  einen  glasartigen  Ueberzug  bilden.  Al> 
Werkzeug  benutzt  man  den  Löthkolben  (Hammer-  und  Spitzkolben), 


Viertes  CapiteK  Die  Metalle. 


491 


3.  Darch  Vernietungen.  Die  Niete  sind  cylindrische  (selten  prisma- 
sehe)  Stifte,  welche  schon  vor  ihrem  Gebrauch  mit  einem  Kopf  (Setzkopf) 
ersehen  werden,  während  der  zweite  zum  Schliessen  der  Nietung  bestimmte 
topf  (Schliesskopf)  erst  nach  dem  Einziehen  des  Nietes  in  das  Nietloch 
ebildet  werden  kann.  Die  Nietbolzen  werden  aus  kurzen  Drahtstücken  oder^ 
kräftigere  Stifte  erforderlich  sind,  aus  Rundstangenabschnitten  in  der 
itze  durch  Anstauchen  des  einen  Endes  mittelst  Hammerschläge  oder 
ressen  hergestellt,  indem  man  das  Drahtstück  hierbei  in  einen  kleinen 
chraubstock  oder  in  eine  besondere  Kluppe  (Nietkluppe)  so  einspannt, 
ein  zur  Bildung  des  Setzkopfes  genügend  langes  Stück  aus  den  Backen 
erausragt,  das  dann  breitgeklopfl  oder  gepresst  wird,  und  das  Stangen- 
lick  in  einem  Nageleisen  oder  in  einem  Nietamboss  festhält  und  dann 
sts  vorstehende  Ende  mit  einem  Feder-  oder  Tritthammer  bearbeitet, 
landelt  es  sich  um  Massenherstellung  von  Nietbolzen,  so  benutzt  man 
sondere  Ni et m aschinen,  die  als  Werkzeug  einen  Nietstempel  mit  einem 
lagcleisen  besitzen,  dessen  Bewegung  durch  Hebel,  Excenter,  Kniehebel, 
chraube  oder  Wasserkraft  bewirkt  wird.  Zum  Säuben^  der  Nielköpfe  (z.  B, 
an  dem  sich  bildenden  Grat)  kann  man  besondere  Nietputzma seh  inen 
^it  scherenartig  wirkendem  Hohlcy linder  verwenden,  durch  welchen  man  das 
fiet,  nachdem  man  es  sorgfältig  centrirt  hat,  hindurchdrückt. 

Das  Vernieten  kann  mit  der  Hand  oder  mittelst  Maschinen  geschehen, 
ei   der  Handnieterei    wird    das  Niet    —  zumeist  in    hellrothwarmem  Zu- 
mde    —    durch   zwei  entsprechend    durchbohrte  Metallstücke»   nachdem 
die  Nietlöcher  gut  gereinigt  hat,  so  eingesteckt,  dass  sein  Setzkapf  sich 
t\:is  untere  Stück  anlehnt,  dann  wird  der  Setzkopf  entweder  durch  einen 
unter    gehaltenen  Hammer  oder  durch  eine    nach  der  Kopfform  vertiefte 
rietpfanae  oder  durch  einen  Amboss  oder  endhch  durch  einen  an  einer 
[ette   hängenden    oder   durch   einen   verstellbaren    Bock    unterstützten  Ver- 
sal ter  t^Setzhammer  oder  Keule),  unterstützt   und   schliesslich    das   aus  dem 
lietloch    herausragende    Ende    des    Bolzens     mittelst    Hammerschläge    oder 
nittelsi  Nietsteropels    (Schelleisens),    dessen  Aufsetzfläche    die    umgekehrte 
lorm    des  Nietkopfes   enthält,    und    der   entweder    mit    der  Hand    Ofler    mit 
nem   Stiel    gehaUen   wird,  kegel-  oder    kugelförmig    zu    einem    Schliesskopf 
iltct.    Vor    dem    Nieten    werden    die    Metallstücke    (Bleche)    durch    den 
Hetcnxieher,  einen  Stempel,    welcher  mit  seiner  am  unteren  Ende  befind- 
chen    Vertiefung    über    den    bereits    eingesteckten  Nietbnlzen    gesteckt  und 
iirch  Hammerschläge  angetrieben  wird,   scharf  aufeinander  gepresst,  —  Bei 
?r     Maschi  nennieterei     verwendet      man     Nietpressen     oder     Niet- 
lasch inen,    bei    welchen    ein    Stempel    feststeht    und    die    Stelle  der  Niet- 
^Tauine    oder    des  Vorhalters    vertritt,    indem    sich    der    Setzkopf    gegen    ihn 
[ticgt,  während    der    andere  Stempel   beweglich    angeordnet   ist    und    durch 
Buchung  den  Schliesskopf  bildet.    Zur  Bewegung  dieses  Stempels  dient  ein 
Icbel,  Kniehebel»  Excenter  oder  eine  Schraube,  oder  man  treibt  den  Stempel 
il  comprimirter  Luft  oder  mit  Dampf-  oder  Wasserkraft    Die  hydraulischen 
fiii.Mrhincn    können    trag-  und  fahrbar    eingerichtet    werden.     Mit  solchen 
linen    lassen   sich    in   der  Stunde    120—130  Niete  von    18  bis  2l>  mm 
irchtne^er  schliessen» 

Sobald  der  Nictbolzen  erkaltet,    zieht  er  die  Bleche  fester  aneinander. 
ie  Vernietung   ist    so   auszuführen,    dass    nach    der  Stauchung    die  Löclv^t 


'-mk-^m:. 


i'J2 


Erster  Theil»  Die  HaupUtoHe. 


durch  die  Niete  vollständig  ausgefülH  sind.  Soll  die  Nietung  wasser*  tmd 
dampfdicht  gemacht  werden,  so  werden  die  Bleche  an  den  Nietstellen 
geschärt t  und  mittelst  stumpfen  Meisseis  und  Haramers  eng  zusamniengetricl 
(verstemmt).  Zum  Dichten  der  Fugen  benutzt  man  auch  einen  steifea  K.itl 
aus  Bleiweiss  und  Leiiiölfimiss, 

4  Durch  Zusammenschrauben  mit  Befestigungsschrauben  (Äfutter- 
schraubenN  Auch  die  Schraubenlöcher  sind  durch  Bohrung  herÄUSteUcxt 
Das  Eindrehen  der  Schrauben  erfolgt  mittelst  Schraubenziehers  oder 
Schraubenschlüssels  (vergL  g  169). 

5.  Durch  Zusammen  kitten  (vergl.  §  238). 

6.  Durch  Zusammen  falzen  (nur  bei  dünnem  Blech  ausführbar).  Mm 
unterscheidet  den  einfachen    und    den  doppelten  Falz    und  bei  k i        ~ 
den  stehenden  und  den  liegenden.  Beim  einfachen  Falz  sind  die 
ränder  einmal  hakenartig  umgebogen  und  werden  durch  einfache-  K,  i     - 
und  Andrücken    verbunden;    beim    doppelten    Falz    sind    die    Hic  iirani 
zweimal    umgebogen    und    daher    gegen    Aushaken    vollständig    gesichert 
Endlich  kann  man  auch    die  hakenförmig  gebogenen  Ränder    zweier  Bleche 
mit  einem  üb  er  geschobenen  Falzstreifen  versehen,  der  an  beiden  Räiulen 
eingebogen    ist;    durch    diese  Anordnung    wird    ebenfalls    ein   Aushaken  uo- 
möglich    gemacht.    Zur   Erzeugung    der  Falze   benutzt   man    die  Falz  bohlt, 
die    Falzzange,    das    Schalleisen    oder    Biege-,  Falz-    und   Zudrück* 
rnaschinen. 

7.  Durch  Zusammenkeilen* 

§  172.  Rostschutzmittel. 

Rost.  In  vollkommen  trockener  (wasserfreier)  Luft  und  im  Waiicr, 
das  keinen  Sauerstoff  gelöst  enthält,  bleibt  die  Oberfläche  des  Eisens  unver- 
ändert. Wirken  aber  Sauerstoff  und  Wasser  gleichzeitig  auf  das  Eisen  {t.  B 
wenn  es  sich  im  Freien  befindet  und  vom  Regen  getroffen  wird),  so  bildet 
sich  auf  der  Oberfläche  des  Eisens  zunächst  kohlensaures  EisenoxyiluL 
welches  dann  durch  den  Sauerstoff  in  Eisenoxydhydrat  umgewandelt  wird» 
das  einen  braunen  Üeberzug  darstellt  und  Rost  genannt  wird.  Durch 
kohlensäurehaltigcs  Wasser  wird  Eisen  aufgelöst;  es  bildet  sich  Eiseru: 
welches  an  der  Luft  zerfällt  und  Eisenoxydhydrat  erzeugt.  Durch  b- 
irasserstoff,  Chlor,  Salzsäure  und  Essigsäure  wird  die  Rostbildung  begünstigt 
•iäurch  Alkalien  und  Kalkwasser  verhindert.  Besonders  stark  erfolgt  ^Isti 
Rosten,  wenn  Luft  und  Salzwasser  (Wasser  mit  Chlormagnesium,  Kochstli» 
Salmiak,  Chlorkalium  oder  Chlorcalcium)  auf  das  Eisen  gleichzeitig  ein- 
wirken. Der  Rostüberzug  bietet  gegen  weitere  Angriffe  der  Luft  und  da 
Wassers  kehicn  Schutz»  da  er  eine  poröse«  luft-  und  wasserdurch] 
Masse  bildet,  die  beim  Benetzen  srhwammartig  Wasser  ansammelt  und 
festhält.  Daher  setzt  sich,  falls  keine  Vorkehrungen  dagegen  gctroflcn  wcrdoi^ 
die  Rostbildung  ohne  Unterbrechung  und  so  lange  fort,  bis  ctic  ^SMC 
Metallmasse  durchrostet  ist.  Der  Rost  vermindert  die  Festigkeit  und  Ziiu^ 
keit  (Tragfähigkeit),  sowie  die  Dauerhaftigkeit  des  Eisens  und  mms  daher 
durch  geeignete  Schutzmittel  nach  Möglichkeit  verhütet  werden* 

Als  Schutiinnttel  dienen: 

1.  Anstriche.    Da    die  Anstriche   in  den  §§  259 — 265  diescji  Werk« 
ausführlich     behandelt     worden    sind,    so    sollen    hier,    um    Wiedcrholtiofco 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle. 


ABS 


öglichst  zu  vermeiden,  hauptsächlich  nur  ergänzende  Mittheilungen  gemacht 
erden. 

Bevor  der  erste  Anstrich  (die  Grundirung)  auf  das  Eisen  aufgetragen 

rd,   ist   letzteres   sorgfältig   von   anhaftendem    Rost,   von    etwaigen    Resten 

lerer   Anstriche,    sowie  von    Schmutz»    Staub    u.    s.    w.    zu  reinigen-    Das 

isen  wird  zu  diesem  Zwecke  mit  Bürsten  bearbeitet,  dann  in  ein  Bad  von 

verdiinnter    Salzsäure    gelegt,    hierauf  mit    kaltem    Wasser    abgespült,    sodarm 

it  reinem  heissem  Wasser  behandelt  und  schliesslich  getrocknet.  Unmittelbar 

arauf  erfolgt  die  Grundinmg    (im  Freien   nur   bei    trockenem  Wetter,    sonst 

geschlossenen  Räumen)    mit  einem  nicht    zu  dickflüssigen  Leinöl firniss, 

welchem    eine    Mineralfarbe    —    am    zweckmässigsten    Bleimennige    — 

bgerieben  ist,   oder  mit  Spiritus-Lackfiroiss    (Harz  in  Spiritus  aufgelöst 

nd    oft  mit  Eisenmennige  vermischt).    Diese  Farbe    wird    in  tliinner  Schicht 

ufge tragen,  damit  sie  möglichst  schnell  trockne.  Da  sich  abends  bei  Wärme- 

bnahme   leicht  Wasser    auf  das   stark  abkühlende  Eisen    niederschlägt    und 

ich    mit    dem     noch    nicht    genügend    getrockneten  Anstrich   emulsionsarrig 

ischt,    wodurch    die  Haltbarkeit    der  Grundirung    sehr  vermindert  wird,  so 

uss  man  einen  möglichst  schnell  trocknenden  Firniss  verwenden.  Wird  die 

nstreichmasse  zu  dickfliissig  gewählt,  so  lassen  sich  nicht  alle  Unebenheiten 

ler  MetaiWächen    treffen    und   ausfüllen,    auch   bilden    sich   dann  Luftblasen 

Anstrich,    welche    in   Folge    der  Verlängerungen    oder  Verkürzungen   des 

isctis    bei    zunehmender   oder    abnehmender  Temperatur  ein  Zerreissen  der 

arbdecke  veranlassen. 

Nachdem    der    erste    Anstrich    gut    getrocknet    ist,    folgt    der    Deck- 
anstrich,    zu  welchem  man  Oelfarben   aus  Leintil-  oder  Spiritus-Lack firniss, 
m  besten  mit  Bleiweiss    oder   mit  Zinkstaub    (feinstgepulvertem,  mctalli- 
hem  Zink)   mit  Kreidezusatz,    Graphit    mit  Kreidezusatz,    Eisenmennige 
wenn  dieselbe  weniger  als  20 ^/^  Thon  enthält,   andernfalls  zieht  sie  Wasser 
n    und    bleibt    weich),     mit    Rathjen's    Patentcomposition    (einer    mit 
piritus  angemachten  Farbe),  mit  Zinksulfid  färbe  (Griffith's  Weiss  oder 
ithopon,    einem    Gemenge    von   Zinkoxyd    mit    Zinksulfid'»    u    s.  w.    ver- 
endet. 

Anstriche  mit  Steinkohlen-  oder  Holzkohl entheer  (mit  oder  ohne 
usatz  von  Kalkstaub  und  Terpentinöl)  empfehlen  sich  aus  den  am  Schlüsse 
es    §  252    angeführten  Gründen    hauptsächlich    nur    zu  Gas-    und  W^asser- 
ieitungsr  Öhren, 

Asphalt-  oder  Eisenlackanstriche  (vergl  §  2H7)  bilden 
ritien  sehr  guten  Schutz  gegen  den  Rost,  sind  aber  iheuer  und  besitzen 
^einc  grosse  Sprödigkeit,  Dasselbe  gilt  von  Wasserglasanstrichen  (sogen, 
üicÄtanstrichcn,  vergb  §  250).  Anstriche  aus  mit  Wasser  oder  besser  mit 
ahmter  Milch  angerührtem,  feinst  gepulvertem,  langsam  bin<lendem 
orllandcemcnt  haben  sich  sehr  gut  bewährt;  sie  haften  auf  dem  Eisen 
ut  und  bilden  einen  sicheren,  dauerhaften  Schutz,  sofern  sie  nicht  zu  dünn 
ufgctragen  werden;  mit  der  Zeit  nimmt  aber  ihre  Sprödigkeit  so  zu,  dass 
;ic  bei  starken  Erschütterungen  leicht  abspringen.  Sehr  empfehlensvvcrth  ist 
ir  Eisenwaaren,  die  unter  Wasser  Verwendung  finden  sollen,  ein  Anstrich 
it  einer  Lösung  von  Kautschuk  in  flussigen  Oelen  ^Marincleim, 
aulschukÖl  von  I)r  Beckers)  oder  mit  einer  dünnen  Lösung  von 
uUapercha  in  lieruin. 


Iriifra 


iiJ4 


Erster  Tbeü.  Die  HiLuptstolfe. 


2,  Einreibungen  mit  Fett,  Graphit  u.  s.  w.*)  Ein  Fettüberzug  liiltjet 
eine  luft-  und  wasserdichte  Decke  und  verhindert  deshalb  RostbÜcJutig*  Ini 
Freien  ist  jetloch  ein  solcher  Ueberzug  nicht  anwendbar»  weil  ex  m  dci 
Sonne  abschmüzt  und  vom  Schlagrcgen  abgelöst  wird.  Da  eine  Fettschicht 
beständig  weich  und  klebrig  bleibt,  so  wird  man  nicht  fertige  Eisen- 
constructionen,  sondern  nur  Eisentheile  einfetten»  um  sie  rostsicher  auf- 
bewahren oder   zur  Montage  versenden  zu    können.    Das  Einfetten  ge 

mit   ungesalzenem  geräucherten  Speck»    mit  Talg»    mit  Vaseline,    \vc 
Paraffin,    mit    einer  Mischung   von   gelbem  Wachs    und  Unschlitt,  roii 
einer  Lösung  von  Wachs,  Terpentinöl  und  Colophonium  U.  s,  w,  Tale 
ist  nicht    zu  empfehlen,    weil    er   an  der  Luft  ranzig  wird,  und   weil  die  frn 
werdenden  Fettsäuren    das  Eisen    angreifen    und  Eisenseife    bilden,    die   emt 
schmierige,    rothbraune,    roslähnliche    Masse    darstellt     Vaseline»    Paraffiu 
und    Ceres  in    dagegen    erleiden    an    der    Luft    keine    Veränderungen    uml 
greifen    das  Eisen    nicht    an.    Empfohlen    wird   auch    das    von  Müller  titid 
Mann    in    Charlotten  bürg     fabricirte     Mannocitin,     ein    mineraUsches,   in 
Terpentinöl  u.  s.  w.    aufgelöstes  Fett,    und    das    von  Rosenzweig   ä:  Bau- 
mann   in    Cassel    in    den    Handel    gebrachte    Ferronat,    welches    aus    einer 
ähnlichen,    jedoch    mit    fein  pulverisirtcr   weisser    oder   gebraimter  M- 
vermengten  Masse  besteht,  sich  aber  besser  streichen  lässt  und  einen  ic 
Ueberzug  bildet. 

Einreibungen  mit  Graphit  sind  nur  dann  wirksam,  wenn  das 
Metall  vorher  polirt  wird,  so  dass  sich  auf  seiner  Oberfläche  nirgends  Ver- 
tiefungen vorfinden.  Auf  unpolirtcm  Metall  setzen  sich  die  sehr  feine« 
Graph ittheilchen  nur  in  die  Vertiefungen  ein,  während  die  Erhöhungen  in 
der  Metalloberfläche  unbedeckt  bleiben  und  daher  leicht  rosten, 

3,  Ueberzug  mit  anderen  Metallen,  Zum  Ueberziehen  von  Eisen 
benutzt  man  hauptsächlich  Zink  und  Zinn,  aber  auch  Blei  und  Kupfer, 
in  einzelnen  Fällen  auch  Nickel,  Silber,  Gold  und  brouceartige 
Legierungen. 

Den  wirksamsten  Schutz  gegen  Rost  bildet  ein  Zinküberzug,  weil 
sich  das  Zink  mit  dem  Eisen  legiert  und  letzteres  auch  nicht  rostet,  wenn 
der  Zinküberzug  stellenweise  brüchig  und  abblätternd  geworden  ist,  cb  au 
diesen  Stellen  die  Eisenobertläche  immer  noch  eine  Zink-Eisen-Legierung  dar« 
stellt.  Das  Verzinken  wird  hauptsächlich  bei  Draht  und  Blech  angewendet, 
doch  kann  man  auch  Eisenconstructionstheile  bis  5  m  Lange  und  3  m  Breite 
(Und  darüber)  mit  Zink  überziehen.  Das  Eisenstück  wird  zuerst  in  eine 
Mischung  von  2Üprocentiger  Salzsäure  und  Wasser  eingelegt,  um  seine 
Oberfläche  von  anhaftendem  Glühspan,  von  Schlacken  u.  s.  w,  zu  säubern, 
dann  wird  es  in  einer  Salmiaklosung  abgespült,  in  einem  geheiztem  Raum 
getrocknet,  vorgewärmt  und  in  ein  hcisses  Zinkbad  (aus  geschmolzenexa 
Rohzink  vom  spec.  Gewichte  =  G'9  und  einem  Schmelzpunkte  von  360**  C) 
eingetaucht.  Nachdem  man  das  Eisen  zur  Vermeidung  unreiner  Anhaftungen 
in  dem  Zink  bade  einige  Male  hin  und  her  bewegt  hat,  nimmt  man  es  au» 
der  Pfanne  heraus,  reibt  es  mit  Besen  und  Bürsten  ab  und  trocknet  es.  Der 
Zinküberzug  wird  meistens  ()'07 — 0'12  mm  dick  gewählt. 

*)  Mit  BentitzuQg  des  Aufsntses  von  J.  Specinrath:  »Chemisclie  und  physi* 
kaiische  Untersuchung  der  gebräüchlicUen  Eiacnanslrifh««  in  den  »VethAndlungea  4/t» 
Vereines  zür  Förderung  des  Gewcrbefleissci«,  lti*.*5,  Heft  VI. 


Viertes  CapiteL  Die  Metalle. 


4m 


Einen    doppelten    Rostschutz    erhält    man    durch  Verbleien    des  ver- 
tnkten  Eisens.    Solche  verbleit-verzinkte  Bleche    linden  überall  da  mit 
rortheil  Verwendung,  wo  schweflige  Säure  oder  Salzsäure,  denen  Zink  nicht 
zu  widerstehen  vermag,  auf  die  Bleche  einwirken  (also  z.  B,  zu  Eindeckungen 
der  Dächer  von  chemischen  Fabriken,  Gasanstalten  u.  s,  w,). 
_  Eine  Verbleiung    allein    ist    nicht    zu  empfehlen,   weil    sie  kostspielig 

und  weil  das  Blei  mit  dem  Eisen  keine  so  feste  Verbindung  eingeht 
le  das  Zink.  Beim  Schadhaft  werden  des  Bleiüberzuges  ist  demnach  ein 
losten  des  Eisens  zu  befürchten.  Ein  Bleiüberzug  bildet  aber  einen  wirk- 
eimcn  Schutz  gegen  Schwefelsäure-  und  Dampf  säure  dämpfe.  Man  stellt  den- 
elben  durch  Eintauchen  des  Eisens  in  ein  Bleibad  oder  durch  Aufgiessen 
Dn  geschmolzenem  Blei  auf  das  gereinigte  und  erhitzte  Eisen  her.  (Siehe: 
I Handbuch  der  Architektur«,  Th.  1,  Bd.  I,  S.  262:) 

Verzinnte  Eisenbleche  (Weissbleche)  sind  für  Bauconstructionen 
licht  veni'endbar,  weil  der  Zinnüberzug  nur  in  sehr  dünner  Schicht  und  nur 
nechanisrh  am  Eisen  hängt  und  leicht  schadhaft  wird.  Wird  der  Zinnüberzug' 
Verletzt,  so  fangen  die  frei  gewordenen  Stellen  des  Eisens  stärker  zu  rosten 
1,  Dies  erklärt  sich  daraus,  dass  Zinn  und  Eisen,  wenn  sie  mit  Wasser  in 
^erühnmg  kommen,  eine  galvanische  Kette  bilden  (Zinn  wird  negativ  elek- 
risch,  Eisen  positiv  elektrisch),  und  dass  sich  bei  der  Wasserzersetzung  der 
aucrstoff  des  Wassers  mit  dem  positiven  Element  verbindet.  Beim  ver- 
linkten Eisen  ist  gerade  das  Umgekehrte  der  Fall:  das  Zink  ist  positiv 
jind  wird  allein  oxydirt,  während  selbst  das  an  schadhaften  Stellen  des  Zink- 
Jbergusses  bloss  hegende  Eisen  unversehrt  bleibt. 

Soll  Eisenblech  verzinnt  werden,  so  wird  dasselbe  in  Salzsäure  ab- 
it,  hierauf  geglüht  und  nach  dem  Erkalten  mit  Holzhämmern  vom  Glüh- 
befreit, dann  kalt  gewalzt  und  durch  wiederholtes  Behandeln  mit  ver- 
schiedenen Beizmitteln,  sowie  durch  Abscheuem  mit  feinenn  Sand  und  Wasser 
allem  Rost  gesäubert,  hierauf  getrocknet,  sodann  in  einer  Pfanne  mit 
eissem  Talg  angewärmt,  in  ein  Bad  von  stark  erhitztem  unreinem  Zinn, 
%ui  welchem  flüssiger  Talg  schwimmt,  gebracht  und  in  demselben  bis  zur 
Bildung  eines  genügend  starken  Ueberzuges  gelassen,  hierauf  herausgenommen 
iind  auf  einem  Gestell  zum  Abtropfen  gebracht,  alsdann  in  ein  ganz  reines, 
flit  einer  Talgschicht  bedecktes  Zinnbad  gelegt,  herausgenommen,  nochmals 
eingelegt,  wieder  herausgenommen,  zum  Abtropfen  gebracht,  abgekühlt  und 
fidlich  mit  dem  unteren  Rande  in  eine  mit  heissem  Talg  angefüllte  Abtropf- 
[>fanne  gestellt,  um  den  Saum  (die  Abtropfkante)  zu  beseitigen.  Schliesslich 
k^ird  diis  Blech  mit  Kleie  und  Kreide  weiss  gewischt  und  mit  Lumpen  vom 
Staube  gereinigt,  worauf  es  verpackt  wird, 

Schmied  eiserne  Gefässe    werden    an    der    zu    verzinnenden    Ober- 
cbc  durch  Schaben  oder  durch  Behandlung  mit  verdünnter  Salzsäure,  sowie 
Scheuem    mit    Sand    und    Wasser    blank    geputzt,    dann    auf    einem 
Lohlenfeuer  erwärmt,  hierauf  mit  Colophonium  mid  Salmiak  bestrichen  und 
idlich  mit  geschmolzenem  Zinn  begossen,  welches  mit  einem  an  einen  Stock 
aen  Wergbüschel   auseinander   gerieben  wird;    das    überflüssige  Zinn 
gegossen. 
Das    Verzinnen    des    Gusseisens,    namentlich    des    grauen,    bereitet 
Schwierigkeiten,    Man    hat    deshalb   empfohlen,    die    Oberfläche    des 
;uiiseUen,s    vorher    durch   Glühen    mit    Eisenoxyd    zu    entkohlen    oder    in 


H4-ft 


.M- 


496 


Erster  Theil.  Die  HaupUloffe. 


schmiedbaren  Guss  zu  verwandeln.  Das  Gusseisen  wird  abgedreht  oder  durch 
Beizen  sehr  blank  geputzt,  dann  wird  das  Zinn  mit  Werg  und  Salmiak  auf 
dem  Eisen  verrieben  und  das  vorher  erhitzte  Eisen  schnell  zum  Erkalten 
gebracht,  um  das  VViederablaufen  des  Zinnes  zu  verhüten. 

In  Deutschland  benutzt  man  zum  Verzinnen  der  Wohlfeilheit  und  auch 
der  leichteren  Arbeit  wegen  gleiche  Theile  Zinn  und  Hlei  oder  auch  auf 
5  Theile  Zinn  3  Theile  Blei.  Weisser  und  glänzender  (aber  leider  auch 
leichtflüssiger)  wird  die  Verzinnung,  wenn  man  dem  Zinn  Wismuth  hinzusetzt 

Um  verzinnten  Blechen  das  Ansehen  von  gewässertem  Seidenband 
(Moiree)  zu  geben,  erwärmt  man  sie  (nach  R.  Böttger)  auf  fast  228''  C, 
damit  das  Zinn  eben  flüssig  wird,  und  wirft  sie  dann  sofort  in  eine  Mischung 
von  2  Gcwichtstheilen  Zinnchlorür,  4  Theilen  Wasser,  1  Theil  gewöhnhcher 
Salpetersäure  und  2  Theilen  Salzsäure;  dadurch  wird  das  in  den  Zwischen- 
räumen der  Zinnkry stalle  sich  befindende  amorphe  Zinn  beseitigt  und  es 
erscheinen  eigenthümlich  schillernde,  sehr  feine  Krystalle  an  der  ganzen 
Oberfläche,  die  besonders  glänzend  hervortreten,  wenn  man  die  Bleche  nach 
dem  Trocknen  mit  einer  Lösung  aus  Schellack,  Spiritus  und  Anilinfarben 
überzieht.  (Vergl  Gott  getreu,  a.  a.  O,,  Bd.  II,  S.  96.) 

Das  üelierzieheo  von  Eisen  oder  Stahl  mit  Kupfer  erfolgt  ohne  oder 
mit  Anwendung  tles  elektrischen  Stromes.  Im  ersteren  Falle  wird  das  blank 
gebeizte  Metall  in  eine  Auflösung  von  Kupfen'itriol»  Weinstein  und  Schwefel- 
säure in  Wasser  gelegt  oder,  nachdem  es  auf  die  Temperatur  des  ge- 
schmolzenen Kupfers  gebracht  ist,  in  ein  Bad  von  geschmolzenem  Kupfer 
eingetaucht,  dessen  Oberfläche  mit  einem  aus  Kryolith  und  Phosphorsäure 
bestehenden  Fluss  überdeckt  ist.  Bei  der  Verkupferung  auf  galvanischem 
Wege  wird  das  metallische  reine  Eisen  zunächst  mit  Mennige  bestrichen, 
nach  dem  Trocknen  des  Anstriches  mit  Graphit  eingerieben  und  dann  in 
eine  Kupfervitriol losung  gelegt,  die  zum  besseren  Anhaften  des  Metallüber- 
zuges und  damit  das  Metall  nicht  angegriffen  wird,  einen  Zusatz  von 
C^yankalium  erhalt;  man  verwendet  aber  auch  organische  Alkali-Kupfer- 
Doppelsalze.  Das  Eisen  wird  hierauf  mit  dem  negativen  Pol  der  Kette  %*cr* 
bunden^  es  entsieht  alsdann  binnen  4 — 5  Tagen  auf  der  Eisenoberfläche  ein 
etwa  1  mm  starker  Kupfcruberzug.  Dieser  dünne  Niederschlag  vermag  da$ 
Eisen  nicht  genügend  gegen  Verrosten  zw  schüUsen»  wenn  dasselbe  im  Freien 
einer  nassen  Witterung  längere  Zeit  ausgesetzt  ist,  Aus  diesem  Grunde  wird 
eine  Verkupferung  zweckmässig  nur  bei  Stahldrähten  ausgeführt,  welche  als 
Spiralfedern  (elastische  Federn)  in  Sophas  und  Matratzen  Verwendung  finden 
sollen* 

Das  Vernickeln  wird  in  der  Regel  auf  galvanischem  Wege  bewirkt, 
Als  Bad  benutzt  man  am  besten  schwefelsaures  Nickelammoniak  mit  einem 
Zusatz  von  Benzoesäure  oder  Borsäure.  Ohne  Benutzung  einer  galvanischen 
Batterie  verfährt  man  folgendermaassen:  In  einem  Kupferkessel  wird  eine 
Chlorzinklüsung  erhitzt,  derselben  Salzsäure  und  Zinkslaub  zugesetzt,  so  dass 
das  Kupfer  einen  Zinküljcrzug  erhält,  hierauf  so  viel  Nickclchlorür  hinxu* 
gefügt,  bis  die  Lösung  deutlich  grau  erscheint,    sodann  das  zu  v-  de 

Metallstück    unter  Beifügung    von  Zinkblechstücken    in    die  Lösurr  ht 

und  mit  derselben  etwa  eine  Viertelstunde  lang  gckorhl,  hierauf  das  Metall- 
stück  herausgenommen,  mit  Wasser  abgewaschen  und  schliesslich  mit  Schlümin- 
kreide  geputzt.  Da«  Venückehi  ist  ziemlich  kostspielig,  und  bildet  nur  dann 


viertes  Capitel,  Die  ^^letalle. 


497 


der 

PSäss 


inen  wirksaracn  Schutz  gegen  Rostbildung»  wenn  der  Nickelüberzug  minde- 
Itens  0*5  mm  Dicke  besitzt. 

Fleitmann    stellt   nickelplattirte  Eisenbleche    und  Eisendrähte  her, 

adem    er   in   der  Weissglühhitze   das   durch    einen  Zusatz    von   etwa  0*1  7ü 

lagnesium  schwoissbar  gemachte  Nickel  mit  dem  Eisen  oder  Stahl  zusammen- 

chweisst.  Solches  auf  einer  oder  auf  beiden  Seiten  nickelplattirte  Eisen  lä&st 

"sich   bis   zu   den    dünnsten  Blechen    auswalzen,    ohne  dass  eine  Abtrennung 

der  beiden  Metalle  stattfindet 

4-  Emailliren.  Ein  vorzügliches  Rostschutzmittel  und  das  einzig  zuver- 

ssige  Schutzmittel  tür  Eisen  gegen  die  Einwirkung  ammoniakhaltiger  Dämpfe 

bildet    das    Emailliren.    Dasselbe   wird    vorzugsweise   bei    Gussstücken  {z.  B. 

leschirren,    Aborts-    und   Ausgussschüsseln,    Wasserleitungsgegenständen)    an- 

ewendet,    und   zwar  in    folgender  Weise:   Man    beizt    den    zu    emailHrenden 

Gegenstand    mit    verdünnter  Schwefelsäure^    scheuert    ihn  mit  scharfem  Sand 

mittelst  Drahtbürste,  spült  ihn  mit  heissem  Wasser  ab,  trocknet  ihn  und  überzieht 

m    hierauf  mit  einer  Grundmasse  (Grundemail),  welche  durch  Zusammen- 

nelzen  von  Quarz,  Borax,  Feldsp^ath  oder  Kryolith,  Pulvern  und  Mischen 

ait  Thon  und  Magnesia,  sowie  Mahlen  des  Gemenges  auf  einer  Glasurmühle 

gewonnen  und  mit  Wasser  dickflüssig  angemacht  wird.  Diese  Masse  trägt  man 

Entweder    mit    einem   Pinsel    auf   oder  giesst  sie  in,  beziehungsweise  auf  den 

erwärmten    Gegenstand    und    vertheilt    sie    durch    geschicktes    Wenden    und 

chwenken  gleichmässig;  den  Uebcrschuss  giesst  man  ab.  Hierauf  trocknet  man 

den  erwärmten  Gegenstand  schnell  in  einem  Trockenofen  und  überzieht  ihn  dann 

in  gleicher  Weise  mit  einer  zweiten  Emailschicht  (Deckemail),  zu  welcher  man 

ein  leichter  schmelzbares  Email  wählt,  das  man  auf  folgende  Weise  herstellt: 

Man    schmilzt  Quarz,    Borax,    Zinnoxyd,    Soda,    Salpeter    und  Magnesia   zu- 

I      sammen,    pulverisirt    die    Schmelzmasse,     schmilzt    sie    nochmals    zusammen, 

^fcpulverisirt  sie  von  Neuem  und  so  fort,  bis  in  der  Masse  keine  Blasen  mehr 

^Bvorhanden    sind.    Dann    vermischt  man  das  Pulver  mit  Quarz,    Soda,    Zinn- 

^HE>xyd    und  Magnesia   und   mahlt    das   Gemenge   auf  der    Glasurmühle,    (Das 

^*l>eckcmail  des  sogenannten  französischen  glasirten  Eisens   besteht   aus 

130  Thcilen  FUntglaspulver,    20*5  Theilen  Soda    und    12  Theilen  Borsäure.) 

^  Das  Einbrennen    des   Emails    geschieht    bei    hellrother    Glühhitze    in    einem 

^^luffdofen;    hierbei    geräth    das  Deckemail    vollständig   in  Fluss.     Durch  die 

Grundmasse  wird  ein  Reiüsen  und  Abspringen  der  Deckschicht  bei  remperalur- 

wechsel  vermieden,    das  ohne  dieselbe  eintreten  würde,    weil  sich  Eisen  und 

Email  verschieden  ausdehnen. 

Die  Güte  der  Emaillirung  lässt  sich  am  einfachsten  dadurch  prüfen, 
dass  man  den  ernaülirten  (jef^enstand  auf  lOO'^C.  erhitzt  und  dann  unmittelbar 
mit  kaltem  Wasser  in  Berührung  bringt;  hierbei  darf  das  Email,  selbst  wenn 
(las  Verfahren  mehrere  Male  wiederholt  w^ird,  weder  Sprüns^e  noch  Abblätte* 
;ingen  xrigen.  Die  Emaillirung  lässt  sich  mittelst  Melalloxyden  in  allen 
riögUclien  Farben  herstellen.  Sie  empfiehlt  sich  zur  Anwendung  auf  Eisen 
luch  dann,  wenn  letzteres  durch  Sonnenstrahlen  weniger  stark  erhitzt  werden 
jII,  weil  das  emailhrte  Eisen  den  Warmeeinflussen  weniger  zugänglich  ist. 
(Handbuch  der  Architektur,  Th.  I,  Bd.  I.  S.  2G4.) 

5»  Brünircn  (Bräunen).    Durch  das  Brütiiren  wird   auf  der  Metallober- 

iächc  ein  dünner,  fest  anhaitctvder,  dichter  Rost  Überzug  hergestellt,  welcher 

^  Metall  je  »ach  seiner  Dicke  und  Stetigkeit  mehr  oder  minder  vollständig 


IM     Rn..nf..fi^m»fr" 


41»^ 


Erster  ThelL  Di«  Hauptstoife, 


und  auf  die  Dauer  gegen  Kost  schützt.  Die  Erzeugung  dieses  Ueberxugcs 
geschieht  in  der  verschiedensten  Weise.  Einige  erprobte  Verfahren  mögen 
hier  in  Kürze  beschrieben  werden .*) 

L  Man  vermischt  2^  Chlorantimon  (Spiessglanzbutter,  engUsches  Bninir- 
salz)  mit  8 — 10  Tropfen  Lein-  oder  Olivenöl,  reibt  diese  Flüssigkeit  mit 
einem  wollenen  Lappen  wiederholt  auf  das  schwach  angewärmte  Eisen  ein, 
indem  man  es  nach  jeder  Einreibung,  je  nach  der  Witterung,  kürzere  oder 
längere  Zeit  der  Einwirkung  der  Luft  aussetzt,  reinigt  dann  das  Eisen, 
w^äscht  es  mit  Wasser  gut  ab,  trocknet  es  und  glättet  seine  Oberfläche  mit 
dem  Polirstahl  oder  reibt  w^eisses  Wachs  ein  oder  überzieht  die  Oberfläche 
mit  einer  Lösung  von  70^  Schellak,  13  ^^  Drachenblut  und  3  /  AlkohoL 

2.  Das  Eisen  wird  gut  polirt,  dann  in  einem  verschlossenen  Geßissc 
der  Einwirkung  von  Salzsäure-  und  Salpetersäuredämpfen  ausgesetzt  Ofler 
dreimal  mit  verdünnter  Salzsäure  (1  Theil  Salzsäure  auf  IfO  Theile  Wasser) 
Übergossen,  hierauf  an  der  Luft  und  Sonne  getrocknet  und  endlich  mittelst 
Drahtbürsten  von  dem  lose  anhaftenden  Rost  befreit.  Man  kann  den  schön- 
braunen Ueberzug  dadurch  dunkler  machen,  dass  man  das  Eisen  mit  einer 
Li^sung  von  1  Theil  Höllenstein  und  500  T heilen  destill irtem  Wasser  ciil 
oder  mehrere  Male  beizt.  Nach  dem  Abputzen  überzieht  man  die  Metall- 
obertläche  mit  Wachs   oder  Schellack ftraiss, 

3.  Das  mit  Kalk  abgeriebene  Eisen  wird  mit  einer  Lösung  von  3  TheiJen 
Kupfervitriol,  1  Theil  Salpetersäure,  1  Theil  versüsstem  Salpetergeisl,  2  Theücn 
Weingeist  und  64  Theilen  Regenwasser,  der  2  Theile  Eiseuchlorid  vom 
specifischen  Gewichte  =  T5  hinzugesetzt  werden,  bestrichen  und  nach  dem 
Antrocknen  dieser  Flüssigkeit  mit  Drahtbürsten  gut  abgerieben ;  hierauf 
wird  dieses  Verfahren  noch  mehrere  Male  wiederholt^  dann  das  Eisen  mit 
heissem  Wasser  abgewaschen,  getrocknet  und  endlich  mit  Polirstahl  ge- 
glättet. 

4.  Auf  das  gereinigte  Eisen  wird  eine  Mischung  von  2  Theilen  Eisen- 
chlorid, 2  Theilen  Chlorantimon,  1  Theil  Gallussäure  und  4- — 5  Theilen  Wasser  mit 
einem  Schwamm  aufgetragen,  dann  wird  das  Eisen  mit  Wasser  abgespült, 
getrocknet  und  mit  Leinöl  abgerieben.  Man  erhält  auf  diese  Weise  eine 
schöne,  mattgraue  Brünirung. 

5.  Das  gut  entfettete  Eisen  wird  mit  einer  Quecksilberchloridlösuog 
bestrichen,  nach  dem  Trocknen  derselben  mit  Hammerschlngpulver  ab- 
gerieben, dann  gut  abgewaschen,  hierauf  in  gleicher  Weise  zum  zweiten  Male 
behandelt,  sodann  mehrere  Male  mit  einer  Lösung  \*on  Eisenchlorid,  Kupfer- 
vitriol, Salpetersäure  und  Weingeist  bestrichen,  wobei  man  nach  jedem  An- 
strich das  Eisen  trocknet  und  mit  Hammcrschlagpulver  einreibt,  hierauf  mit 
einer  Lösung  von  Eisenchlorid  und  Eisenchlorür,  gemischt  mit  Alkohol  und 
Salpetersäure,  angestrichen,  nach  dem  Trocknen  10  Minuten  lang  in  kochendes 
Wasser  getaucht,  abgewaschen,  noch  mehrere  Male  mit  derselben  Flüssigkeit 
behandelt,  dann  einmal  mit  sehr  verdünnter  Schwefelkaliumlösung  bestricheOi 
getrocknet,  nochmals  in  heisses  Wasser  getaucht,  wiederholt  mit  der  letJ^teFCA 
Flüssigkeit,  die  stufenweise  mehr  mit  Wasser  verdünnt  wird,  behandelt,  ge« 
trocknet,  mit  etwas  Olivenöl  überwischt,  in  Wasser  von  00**  C  eingetaucht, 
mit  Wolle  kräftig  abgerieben    und  schliesslich  schwach  eingeölt. 

*)  Siehe  »Tecliiiologische« Lenikoo «  von Brclow,  Dammer  und  H o y e r ,  Leipzig 
1883,  S.  140  und  14L 


Vierl«s  Capitd.  Die  Metalle. 


^m 


Einen  schützenden  Ueberzug  von  Magneteisen  stellt  Arthur  durch 
Rehandhmg  des  Eisens  mit  überhitztem  Dampf  und  Kohlenwasserstofl'eu,  und 
ie  Meriten s  dadurch  her,  dass  er  das  Eisen  in  ein  Wasserbad  von  7Ü  bis 
)**  C,  legt  und  längere  Zeit  der  Wirkung  des  elektrischen  Stromes  aussetzt; 
iiieTdurch  erfolgt  eine  Zersetzung  des  Wassers  und  es  verbindet  sich  der 
Sauerstoff  desselben  mit  der  Eisenobcrtl:iche  und  erÄeugt  auf  letzterer  einen 
L^cberzugvon  B^isenoxyduloxyd.  (Siehe:  »Stahl  und  Eisen*,  IHHÜ,  S,  628.) 

Nach  dem  Barff-Bower'schen  sogenannten  Inoxydationsver- 
fahren  wird  auf  der  Eisenoberfläche  ein  Eisenoxyduloxydüberzug  dadurch 
hervorgerufen!  dass  man  das  Eisenstück  zunächst  in  cmem  Flammofen  mit 
»etieratorfeuening  auf  600 — 6bO^  C\  erhitzt  und  dann  der  Einwirkung  eines 
Gajistromes  aussetzt,  wobei  die  mit  erhitzter  Luft  vermischten  (»ase  in  Folge 
ihres  Sauerstoffgehaltes  auf  der  Eisenoberfläche  eine  ruthe  Eisenoxydschicht 
erzeugen.  Hierauf  lässt  man  auf  das  Eisen  die  unvermischten  und  unver- 
^brannten  Generatorgase  einwirken,  welche  durch  ihren  Kohlenoxyd-  und 
lohlenwasserstoflfgehalt  das  Eisenoxyd  xu  blauem  Eisenoxyduloxyd  reduciren. 
Jm  bei  stark  entkohltem  Schmiedeeisen  diese  Reductinn  zu  verstärken,  wird 
[lachträglich  auf  das  Eisen  Wasserdrlmpf  von  700''  (\  geleitet.  Damit  der 
/eberzug  einen  guten  Rostschutz  gewährt,  muss  seine  Stärke  mindestens 
)*1  mm  (bis  0*5  mm)  betragen;  man  hat  daher  das  Verfahren  so  oft  zu 
wiederholen,  bis  die  gewünschte  Dicke  erzielt  ist.  Da  der  Ueberzug  wenig 
Biegsamkeit  besitzt,  so  kann  man  das  In  oxydationsverfahren  bei  Eisenstücken, 
lie  nachträghch  noch  bearbeitet  werden  sollen,  nicht  anwenden.  (Siehe: 
lehriens,  a.  a.  ().,  S.  439*) 

§  173.    Feuerschützmittel*) 

Nach  den  Ergebnissen  der  von  Kollmann  in  Oberhausen  angestellten 
/'ersuche  wird  die  Festigkeit  des  Eisens  bei  einer  Envärmung  von  300*^  C\ 
luf  etwa  907(,,  von  500"  C  auf  etwa  liy%  und  bei  UK)^  <\  auf  etwa  20% 
lindert.  Da  bei  Eisenconstructionen  eine  4 — Öfachc  Sicherheit  ange- 
wird,  so  bildet  eine  Erhitzung  von  700"  C,  die  Grenze  der  Haltbar- 
keit. Diese  Temperatur  wird  bei  Bränden  in  Gebäuden»  die  nicht  grössere 
iengen  leicht  brennbarer  Stoffe  enthakcni  kaum  überschritten,  so  dass  man 
in  Wohngebäuden,  Kirchen,  Schulen  u*  s.  w,  bei  Eisenrnnstructionen  be- 
eondcre  Feuerschutzmittel  nicht  anzuwenden  braucht.  In  Speichern,  Bibliotheken, 
Uchivcn  u,  s.  w,  dagegen,  in  denen  sich  grosse  Massen  brennbarer  Stoffe 
den,  sowie  in  allen  Gebäuden  und  Räumen,  die  zur  Aufbewahrung 
1,'efährlichcr  Stoffe  (Oel,  Petroleum,  Benzin  u*  s,  w.)  dienen,  ist  bei 
inem  Brande  eine  bedeutend  stärkere  Hitze  zu  erwarten,  und  es  sind  daher 
Eisenconstmcrifmen  in  ihnen»  damit  sie  im  Stande  sind,  ihre  Lasten  zu 
ügen,  mit  schlechten  Wärmeleitern  m  bekleiden.  Als  Feuerschutzmittel 
irurdcn   empff*hlen : 

1,  Ummanlelungen  mit  Ccmentputz  oder  Beton.    Gusseiserne 
(äulcü  vemcht  mau  mit  einem  Drahtnetzmantel,  der  an  angegossenen  Ngjsen 

♦i    Siehe:     •VcTTiuchc     über     das    Verhalten    gus.scisemer    Stützen    ira    Fcücr*, 
|nmt?r>]''   B.iu^eituög-,  1HI)7,  S.  282—234  und  242—248,  »Deutsche  Bauzcitting«.  iH'K'i» 
'^♦*  —  Brcymann,  Tiinuonstnictioncn,    1890,   5.  Aufl.»   Tb,  l\\  S.   11 
er  KsiBVcrWalniüi;»,  l.HKi,  S.  2,%.  u.  A. 

32» 


_-i^ 


500 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe» 


des  Säulenschaftcs  mittelst  Stiftschrauben  so  befestigt  wird,  dass  zwisclreii 
Säule  und  Drahtnetz  ein  schmaler  Zwischenraum  verbleibt,  in  w^ekhem  die 
Luft  circulircn  kann.  Auf  dieses  Drahtnetz  bringt  man  dann  den  CementpüU 
auf.  Bei  Verwendung  von  Beton  umgiebt  man  die  Säule  mit  einem  aus  2wci 
Stücken  zusammengeschraubten  Eisenblechmantel  und  stampft  zwischen  ihtn 
und  Säulenschaft  den  Beton  ein ;  nachdem  derselbe  genügend  erhärtet  ist, 
kann  der  Mantel  wieder  abgenommen  werden.  Bei  Eisenträgern  zwischen 
Kappenge  wölben  werden  die  unteren  Flansche  mit  Draht  umwickelt»  und  es 
wird  dieser  zum  1  Vagen  des  Cementputzes  benutzt;  bei  Eisenträgem  zwisthen 
Betongewollien  umhüllt  man  die  unteren  Flansche  mit  Beton.  Abgebundener 
Cementputz  vermag  einer  sehr  starken  Erhitzung  jedoch  nicht  zu  widerstehcr» 
(vergl.  §  222),  sondern  wird  tlurch  sie  in  frischen  Cement  zurück  verwandelt, 
wobei  freier  Aetzkalk  während  der  Erhitzung  auf  die  Sihcate  des  CemcnteJ 
aufschliesscnd  wirkt  und  sich  die  lösliche  Kieselsäure  auf  das  Doppelte  bn 
Dreifache  vermehrt.  (Siehe:   ^Deutsche  Bauzeitung«»  1897,  S.  243.) 

2.  Umhüllung  mit  Steinen.  Sie  kommt  nur  bei  Eisenträgern  j&wiächet» 
Kappen  zur  Anwendung.  Man  benutzt  hierzu  sogenannte  Widerlagerfonn- 
steine,  z.  B.  die  der  Muldensteiner  Werke  bei  Bitterfeld,  die  mit  einer 
Schrägfläche  unter  den  IVägerflansch  greifen ;  die  verbleibende  Oeffnmig  wird 
durch  eine  kleine  Ziegelplatte  so  verschlossen,  dass  zwischen  dieser  und  den: 
Eisen  eine  Euftschicht  verbleibt,   oder  mit  Ceinentbeton  ausgeftilU, 

3.  Ummantelung  mit  Monierconstruction  (vergl,  §  231).  M^.. 
stellt  entweder  eine  abnehmbare,  aus  mehreren  etwa  4  rw  starken  Monier- 
schalen gebildete  Ummantelung  her,  welche  durch  eine  2 — 3  cm  starke  Luft- 
schicht von  dem  Eisenstücke  entfernt  und  durch  umgelegte  eiserne  Schellen 
zusammengehalten  wird,  oder  eine  nicht  abnehmbare,  indem  man  am 
besten  einen  Blechmantel    als  Formkasten  benutzt. 

4.  Ummantelung  mit  patcntirten  Korksteinen  (vergl.  §  U9).  Die 
gepressten,  4 — 5  cm  starken  Korkstelnsegmenie  werden  um  die  Stütze  herum* 
gelegt  und  die  Fugen  mit  einer  besonderen  Masse  verstrichen;  die  Um- 
hüllung wird  mit  einem  Blechmantel  umkleidet.  Empfohlen  wird  auch  ein 
4  t'm  starker  Korksteinmantel,  dessen  innere  Hälfte  aus  einem  Gemenge  von 
zerkleniertem  Tuffstein,  Asbestfasern  und  Kieseiguhr  besteht  Auch  hat  man 
einen  5  t-m  starken  Korksteinmantel  mit  äusserem  und  innerem  BlechtnAUtel 
und  Luftschicht  statt  der  letzteren  Anordnung  mit  gleich  gutem  Erfolge 
angewendet  Femer  hat  sich  bei  den  Versuchen  der  Hamburger  Bau- 
commission eine  Ummantelung  aus  4  cm  Korkstein  und  1  cm  Cementputz 
mit  dazwischen  hegendem  Drahtnetz  und  Ueberdeckung  des  Mantels  mit 
Blech  gut  bewährt.    (Siehe   > Deutsche  Bauzeilung«,   IH97,  S.  244.) 

5.  Abnehmbare  Ummaiitelung  mit  Asbest-Kieselguhr  (vergl 
§  225,  19)  aus  zwei  zusammengenähten  Matten  aus  reinem  Asbest  mit 
einer  Einlage  aus  75  7o  Asbcstfasem  und  25  %  calcinirtem  Kieseiguhr  {ah 
Isolirungsstoff).  Dieser  Schutz  hat  sich  bei  den  genannten  Versuchen  ausser- 
ordentlich bewährt  Nach  sicbenstündiger  Er\^*ärmung  bei  12(X) — ^1250** 
Tem^peratur  war  die  Tragfähigkeit  der  Saide  noch  nicht  erschöpft.  Der 
Mantel  hatte  eine  Dicke  von  5  cm.  Auch  ein  4  cm  starker  Mantel,  welcher 
was  zwei  Schalenpaaren  derselben  Masse,  jedoch  in  Papfieform,  und  einem 
2  mm  starken  Blechmantel  bestand,  gewährte  bei  den  Versuchen  einen 
giitcn  Schutz.    (Siehe    »Deutsche  Bauzeitung« »  ebendaselbst.) 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle, 


501 


6i  Abnehmbare  Umniantelung  mit  Asbestcement  (vergl.  §  225, 
D»  Zum  Zusainmenhalten  des  4  cm  starken  Mantels  ist  eine  Eisenconstruc- 
[>n  erforderlich,  die  innerhalb  oder  ausserhalb  des  Mantels  angeordnet 
erden  kann. 

Zum  feuersicheren  Abschluss  von  VVandöffnungen  dienen 
doppel wandige  Eisenbleehthüren    mit    einer  Einlage    von  Asbest,    Schlacken- 

^olle,  Asche  oder  einem  anderen  geeigneten^  schlecht  wanneleitcnden  Stoff 
1er  eiserne  Rahmen,  deren  Füllflächen  mit  Rabitzputz  (vergl.  §  212)  ver- 
sehen werden,  oder  endhch  auch  Thüren  aus  möglichst  hartem  Holz  und 
it  Eisenblechbekleidung. 

Die  auf  Veranlassung  des  Hamburger  Senates  von  einer  Commission 
chnischer  Beamten  des  Hamburger  Staates  unter  dem  Vorsitze  des  Ober- 
k|;^enieurs  F.  Andreas  Meyer  in  den  Jahren  1892  und  IHUri  mit  schmiede- 
isemen  und  im  Jahre  1895  mit  gusseisemcn  Stützen  angestellten  Versuche^ 
pi  denen  die  unter  3 — ü  aufgeführten  Schutzmittel  zur  Anwendung  gelangten, 
rgaben  folgende  Resultate  (nach  dem  Vortrage  von  H.  Schüler,  gehalten 
Architekten-    und  Ingenieur-Verein  zu   Hamburg  am   19.  Februar   1897): 

»Schmiedeeiserne  Stützen  mit  offenem  Querschnitt  büssten  nach 
irzer  Zeit  bei  Einwirkung  einer  Temperatur  von  GOO^^  C,  und  einer  Be- 
Btung  vorj  lüOO  kg  für  das  Quadratccntimetcr  ihre  Tragfähigkeit  ein,  guss- 
iserne  Stützen  verloren  sie  bei  centrischer  Einspannung  und  500  kg  Be- 
stung  für  das  Quadratcentimeter  je  nach  Starke  der  Wärmesteigerung  nach 
J— 59  (meistens  in  35)  Minuten  bei  einer  Eigenwärme  von  circa  800**  C 
ad  bei  excentrischer  Belastung  mit  390  kg  Maximaldruck  und  20  kg  Zug 
das  Quadratcentimeter  nach  37— **9  Minuten  bei  etwa  850**  C  Ofenwarme. 

Die  Deformation^  beziehungsweise  die  Zerstörung  der  gusseisernen  Stütze 
>llzDg  sich  je  nach  der  Wärmesteigerung  vtrschieden  schnell  und  bei  um- 
mantelten Stützen  bedeutend  langsamer  als  bei  nicht  ummantelten.  Das 
Lnspritzen  schadete  den  Stützen  im  Allgemeinen  erst  nach  Eintritt  ihrer  Trag* 
afähigkcit  (also  bei  etwa  SüO'^  C  Eigen wärme^i  durch  Eildung  von  Rissen 
m\  Enveiterung  vorhandener  Risse  zum   Bruch. 

Den  w^eitaus  besten  Wärmeschutz  gew^ährten  die  Ummantelungen  aus 
^sbest-Kieself^uhr,  dann  folgten  die  mit  Lufldurchzug  durch  die  Stütze 
ageordnete  Ummantelungen,  Combinationen  von  Korkmasse  mit  Tuffmasse 
kd  Cementputz»  Asbcstcement,  Monier-Construction  und  Korkstein  ohne 
tmentput/.. 

Die  Anordnung  von  Luftschichten  hat  sich  nicht  bewährt,  während 
rh  der  UuftdurrliÄUg  durch  das  Innere  der  Säule  als  wirksam  erwiesen 
it.  Die  Anordnung  tler  Luftschicht  vermindert  die  Wi<lerstandsfähigkeit  des 
Inntets  gegen  mechanische  Eintiusse  (z.  B.  gegen  das  Anspritzen  mit  kaltem 
pHser),  beansprucht  einen  grosseren  Raum  und  ist  unconstructiv. 

Die  ahnchmliaren  Ummantelungen  haben  weder  in  Bezug  auf  ihr  Wärme- 

k'erm<">gen,    noch    auf  ihre  constructive  Haltbarkeit  sich  von    den    nicht 

iibarcn    unterschieden;    doch    musste    bei    fester    Monier-Constnjction 

ttmuf  geachtet  werden,  dass  der  Beton  in  einer  Lage  dem  Gerijipc  ein- 
tfügt  wird,  da  sonst  Schichien  ctilstehen,  die  sich  im  Feuer  sehr  leicht  von 
ri^ndcr  lösen  können.  Eine  Blcchummantelung  ist  stets  zu  empfehlen  und 
cineni  Speicher  kaum  zu  entbehren,  weil  keine  von  alten  Ummamelungen 
ine  Blcchmunte!  allen  Anforderungen  genügte. 


"ifFvM. 


502 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Am  billigsten  stellen  sich  zur  Zeit  die  abnehmbaren  Korkum- 
mantelungen, dann  folgen  feste  Monier-Ummantelungen,  feste  Asbestcement- 
ummantelungen  und  am  theuersten,  aber  auch  am  wirksamsten  sind 
abnehmbare  oder  feste  Ummantelungen  mit  Asbest-Kieselguhr. 

Bei  ganz  aus  Schmiedeeisen  construirten  Speichern  u.  s.  w.  sind  der 
Constructionssicherheit  wegen  abnehmbare  Ummantelungen  erwünscht,  um 
stets  die  Nieten  und  Schrauben  untersuchen  zu  können.« 

Bei  allen  Eisenconstructionen  ist  ausserdem  dafür  zu  sorgen,  dass  sich 
das  Eisen  in  der  Hitze  ungehindert  ausdehnen  kann. 


§  174.  Eisen-  und  Stahlwaren. 
/.    Gusswaren, 

Aus  Gusseisen  werden  hergestellt: 

Flanschen-  und  Muffenröhren  für  Dampf,  Gas,  Wasser  und  Ah- 
fallstoffe  nebst  den  zugehörigen  Fagonstücken,  Schiebern,  Hähnen  und  Ventilen. 
Die  Wasserleitungsröhren  erhalten  einen  Durchmesser  von  4 — 100  cm, 
eine  W^andstärke  von  8 — 24  ww,  eine  Baulänge  von  3  vi  (4  und  5  cm  weite 
Röhren  von  2  ni)  und  werden  auf  einen  Druck  von  6 — 7  Atmosphären 
geprüft;  Gasleitungsröhren  werden  mit  3*8 — 91*4  cm  Durchmesser  und 
in  Längen  von  1*8 — 3  m  (je  nach  der  Röhrenweite)  hergestellt;  Dampf- 
leitungsröhren mit  einem  Durchmesser  bis  zu  etwa  20  cm  bei  einer  Dampf- 
spannung bis  zu  G  Atmosphären.  Die  Röhren  werden  am  besten  in  senk- 
rechtstehenden Formen  gegossen. 

Säulen,  und  zwar  gusseiseme  Vollsäulen  kreisförmigen  Querschnittes 
mit  glatter  oder  cannelirter  Oberfläche  und  mit  Durchmessern  von  5 — 30  cm, 
gusseiserne  Hohlsäulen  in  demselben  Querschnitt,  ebenfalls  mit  glatter  oder 
cannelirter  Oberfläche  und  mit  Durchmessern  von  8 — 50  C7n,  beide  in  Längen 
bis  etwa  7  7n.  Bei  den  Hohlsäulen  soll  die  Wandstärke  mindestens  10  mm^ 
höchstens  35  /;//;/  betragen.  Auch  Säulen  werden  am  besten  stehend  ge- 
^(üsseri,  weil  die  Verschiebung:  des  Gusskernes  bei  stehend  gegossenen  Säulen 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle.  503 

Consolen. 

Volle  oder  durchbrochene  Abdeckplatten  von  7*5 — 40  tnm 
Dicke,  300 — 600  mm  Breite  und  bis  1000  mm  Länge. 

Schuhe  für  hölzerne  Sparren  und  Streben  (z.  B.  bei  Holzeisenbindem, 
Hänge-  und  Sprengwerken  u.  s.  w.). 

Druckstreben  mit  kreis-  oder  kreuzförmigem  Querschnitt  für  Holz- 
eisenbinder. 

Dachrinnen  von  130 — 210  mm  lichter  Weite  und  110 — 22b  mm  Höhe. 

Dachfenster  von  400— 800  ww  Höhe  und  350— 500 /ww  Weite. 

Dachziegel  mit  oder  ohne  Emailüberzug,  z.  B.  Facettenziegel 
vom  Eisenwerk  Gröditz  bei  Riesa  (Sachsen),  die  mit  einem  Asphalt- 
anstrich oder  einem  verschiedenfarbigen  Emailüberzug  versehen  werden,  eine 
Grösse  von  30  auf  30  cm  und  eine  Dicke  von  2*3  mm  erhalten  und  pro 
Stück  1*5  kg  wiegen  (Fig.  308).  Jeder  Facettenziegel  wird  mittelst  dreier  Draht- 
nägel auf  die  Latten  befestigt  (die  Nagelköpfe  werden  von  den  sie  über- 
deckenden Nachbarplatten  gegen  Rost  geschützt).  Für  Traufe,  First,  Ort, 
Walmkanten  und  Kehlen  werden  besondere  Gusseisenziegel  und  zur  Beleuchtung 
des  Dachbodens  passende  Fenster  vom  Eisenwerk  geliefert. 

Oefen  und  Ofenbestandtheile,  glatte,  gerippte  und  ornamen- 
tirte  Platten,  Herdplatten  u.  s.  w.,  Kohlenkästen,  Kessel  und  Koch- 
g  eschirre,  Heizthüren  für  Dampfkessel,  Roste,  Aschenkasten,  Heiz- 
körper für  Sammelheizungen  u.  s.  w. 

Ornamente  (Rosetten,  Löwenköpfe  u.  dergl.),  Gitter  und  Figuren 
(Statuen,  Büsten,  Trophäen  u.  s.  w.). 

Gartenmöbel,  Brunnenschalen,  emaillirte  Schüsseln  für  Wasser- 
leitungen, Pissoirs  und  Closets,  Brunnenstöcke. 

Wendeltreppen,  auch  gerade  Treppen. 

Candelaber  und  Laternenarme. 

Stallkrippen,  Raufen  u.  s.  w. 

//.  Siabeisen, 

A.  Stangeneisen.  Man  unterscheidet  Grobeisen  und  Fein  eisen;  nach 
Karmarsch  hegt  die  Grenze  bei  etwa  1  cm^  Querschnittsfläche.  Die  Normal- 
länge des  Stangeneisens  beträgt  3  w. 

Rund-  und   Vierkant-  (Quadrat-)  Eisen   von    5 — 250  mm  Durch 
messer  oder  5 — HO  mm  Seitenlänge.  Die  Durchmesser  oder  Dicken  steigen: 
beim  deutschen  Rund-  und  Quadrateisen: 

zwischen     5  mm  bis  30  mm  um  je  1  mtn 
»         31    :»       »  80    )»      »      »  2  » 
über       80    »  »      »  5  » 

beim  österreichisch-ungarischen  Rund-  und  Quadrateisen: 
zwischen     5  mm  und     20  mm  um  je  1  mm 
»         20    »       »       50   »       »     »    2    » 
»        50   »       »     100  »      »     >   5   » 
beim  englischen  Rundeisen: 
zwischen     Vo  Zoll       (3*2  mm)  und  2  V4  Zoll    (57*2  mm)  um  je  V^g  Zoll  (LG  mm) 
2%    »       (60-3   »  )    *    4'U    >    (108-0   O    »    *  Vs      *    (-'^•2   *  ) 
»        47,    1     (114-3   O    »    7        >    (177-8    O    »    »  V4      *    {6"i:  »  ) 


504 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


beim  englischen  Quadrateisen: 
zwischen     V^  Zoll     (6'4mm)  und  2  Zoll    (bO'8  mm)  um  je    Vi  g  Zoll  {l'6mm) 
2%    »     (54-0   »  )    »     4    »    (101-6  O    »     »78      »     (3*2  > ) 

B.  Flacheisen  von  4 — 100  (und  mehr)  mm  Breite  und  3 — 7  (und 
mehr)  mm  Dicke.  Grösste  Dicke  gleich  der  halben  Breite,  geringste  Dicke 
gleich  Y»4  der  Breite.  Die  Breiten  steigen: 

in  Deutschland: 

von  14 —  40  mm  um  je  2         mm ;  geringste  Dicke  3  mm 
>    42—  70    >      »    »  2od.4    >  >  >      4    » 

»    72—100    »      »    >  5  »  »  >      5    » 

über  100    »      »     »  5  »  >  »      7    » 

in  Oesterreich-Ungam: 

von  10 —  20  mm  um  je  1  mm 

>  20—  50    »      >     >    2    » 

>  50 — 100    »      »     »    5    > 
In  England  hat  das  Flacheisen  bei  einer  Dicke  von: 

eine  Breite  von    Y,  Zoll  (12*7  mm) 
7^    »    (19-2 
1 
IV4 

1V4 
2 

2V. 
2Vs 
2V4 
3 

C.  Bandeisen.  Die  deutsche  Bandeisenlehre  ist  folgende: 
Nummer:     1       2      3     4       5        6      7       8       9       10    11    12     13 


2-75    2'bmm 


V4  Zoll    (6-4«»»] 

Vb    ' 

-       (9-6  »  ) 

V,   ' 

►      (12-8  ») 

%  ' 

►     (16-0  »  ) 

%  ' 

.      (19-2  »  ] 

Vs     ' 

►      (22-2  »  ) 

1      . 

►      (25-4  »  ) 

IVs     > 

.      (28-6  »  ) 

i'A  = 

>     (31-8  »  ) 

IVs    ■ 

►      (35-0  »  ) 

17,  . 

>     (38-2  »  ) 

(25-4 
(31-8 
(38-1 
(44-6 
(50-8 
(57-2 
(63-5 
(70.0 
(76-2 


nm)  bis    6  Zoll  (152-9  mm) 

»  )    »     9    »    (228-6    1 

»  )    »  12    >    (304-8    1 

»  )   »  15    »    (381-0    > 

»  )   »  16    »    (406-4    = 

»  )   »  14    »    (355-6    : 

»  )   »  15    »    (381-0    • 

»  )   »  13    »    (330-2 

>  )   »  12    »    (304-8   ^ 

»  )   »  11    >    (279-4 

»  )   »  10    »    (254-0 

Viertes  Capitd,  Die  Metalle, 


505 


c)  Nieteisen,  besonders  xähes  Rundeisen  von  10—26  mm  Durchmesser. 

d)  Kelteneisen,  desgleichen,  bis  bOmm  Durchmesser. 
i)  Mattereisen^  Flacheisen  zu  Schraubenmuttern. 
/)  Sechs-    und  Achtkanteisen,    :£ut    Herstellung     von    Schrauben- 

nuttem  u.  s.  w. 

Stangeneisen  wird  in  der  Regel  in  Bündeln  von  i)0  ^g  in  den  Handel 
gebracht, 
^_^  B.  Formeisen  (Fa9oncisen). 

^B  a)  Halbrundeisen  mit  halbkreisförmigem  (Fig. 309)  oder  kreissegment* 

^fermigem  Querschnitt  (Fig.  310).    Mindestdicke   10  mm    (bei    den    schmälsten 
^Bisen) ; 

^m  6)  Reifeneisen  (Fig.  311,  a—c); 

^m,  Ö  Fenstereisen    (Sprosseneisen)    zur   Herstellung    schmiedeeisener 

^Venster,  Glasveranden,  Treib-  und  Palmcnhäusern,  Dcckenlichtcni  u,  s.  w.  oder 
^^iir  Anfertigung  einzelner  Sprossen  bei  sonst  aus  Holz  hergestellten  Fenstern 
und  Thüren.  Man  unterscheidet  halbe  {a)  und  ganze  (6)  Fenstereisen.  V'on 
den  sehr  zahlrt-ichen  Profilen  zeigen  Figuren  ^112^ — ^318  einige  der  gebräuch- 
lichsten. In  neuester  Zeit  benutzt  man  auch  hierzu  profilirte  Zinkblechstäbe 
mit  oder  ohne  F^isenkern; 

</)  Ovaleisen  {Fig,  319); 

r)  Gel  an  de  reisen  flir  Treppen,  Balkone,  Terrassen  u.  s*  w.,  und  zwar 

»Handleisteneisen  (Fig.  320)  von  40 — 120  mm  Breite  (i?)  und  18 — b^kmm 
Höhe  {h)  bei  einer  Dicke  [d)  von  0'2  der  Breite,  abgeflachte  Ruodeisen 
(Fig.  321,  a — c),  hohle  und  abgeplattete  Ringsegmcnt-Profile(Fig.  322, 
a  und  ^)  u.  s.  w ; 

Nf)  Dreikanteisen  (Fig.  323)  und  Keileisen  (Fig.  324); 
g)  Hohlkantetsen  (Fig.  325,  a  und  6); 

Ä)  Zierleisteneisen  zu  Decorationen  mit  den  verschiedensten  Pro- 
filirungen, meistens  18/8 — 2SjU}mm  Querschnitt  (Fig.  320,  a—^),  auch  Ge- 
.simssiäbe  mit  den  verschiedensten  Verzierungen  (Blättern,  Ranken,  Band 
:^ctlechten,  Perlen,  Rosetten,  Mäanderzügen  u.  s,  w.)  mit  2 — 5  mm  Wandstärke 
und  bis  25  cm  Breite, 

0  Gittereisen  (Fig.  327,  aund^); 
i)  Rinneneisen  (Fig.  328»  aund^); 
/)  Kreuz  eisen  (F1g.  329,  ö — <)', 
m)  gewundenes  Säulen-    oder    Kreuzeisen    (Fig.  330);  —  u,  s,  w., 

E.  Profileisen  (zu  den  Formeisen  gehörend). 
d)  Deutsche  Normalprofile. 

1.  Doppel  1"^=r  oder  I- Eisen  von  80—500  mm  Höhe.  Die  Breite  b 
^1  es  Flanschen  bcträirt  hei  einer  Hohe //  bis  2ÖU  ww  :  b  ^=iyAh -{-  \{)  mm  und 

[.|»ei  einer  Hohe  über  *Jr\Omm:  if  =^ U'i]  A-^-Sb  mm.  Die  Dicke  des  Steges  i/  be* 
ragt  im  erstercn  Falle  r/--0  0'W*-}- 1  5  ww  und  im  letzteren  Falle  <:/  =  0"036^; 
lie  Neigung  der  inneren  Flanschflächcn    \V%  ,  der  Halbmesser  M  ^=  d  und 
U'ü^/jFig.  331). 

2.  L'Eisen  von  30 — lOOww  Hühe.  Es  beträgt  die  Breite  der 
che  h  *^  0'25  h  t-  30  mm,  die  Dicke  des  Steges  d  =^  0  035  ^  +  3  mm 
ch  auf  halbe  Millimeter  abgerundet),  die  Dicke  des  Flansches /=  005// 

3 mfft,   der   Halbmenser  i?  =r  /    und   r=  ^  (Fig.  332), 


506 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


3.  I I  -  E  i  s  e  n  von  30  — 300  mm  Höhe.  Flanschenbreite  ö  =  0*2oh  +  20  mm] 

Neigung  der  inneren  Ranschflächen  8% ;  ^  =  /  und  r  =  ~  (Fig.  333). 

4.  Hochstegiges"]"-Eisen  von  20 — 140  mm  Höhe  und  gleicher  Breite 
(3  =  h).   Stegdicke    und  Flanschdicke  d  =  0'l  h-\-  l  mm ;  Neigung   im   Fuss 
und    auf  jeder   Seite    des    Steges    27o  J    Halbmesser   R  =  d^   r- 
(Fig.  334). 

5.  Breitfüssiges  "["-Eisen    von    30 — 100  mm   Höhe   und    doppelter 
Breite   (60 — 2^  mm).    Steg-  und  Flanschdicke  d  =  0'\b  h -\-\mm\  Neigung 
im  Fuss  27o>   an  jeder  Seite    des    Steges  47o;    Halbmesser   R  =  d,   r  =  - 
r,=-^  (Fig.  335). 

6.  Gleichschenkeliges  Winkeleisen.  Länge  der  Schenkel:  15 — 160ww 
Dicke:  3 — \9mm\  Profile  Nr.  1^2 — 3V«  werden  in  2,  alle  übrigen  Profil- 
nummern in  3  Stärken  hergestellt.  Mindeststärke  für  Winkeleisen  bis  100  ww 
Schenkellänge  ^  =  0*1  3,  für  Winkeleisen  über  100  mm  Schenkellänge  d=^b, 
Halbmesser  R  =  :^  {d  min.  +  d  max.) ;  r  =  ^    (Fig.  336). 

7.  Ungleichschenkeliges  Winkeleisen.  2  Sorten;  bei  der  einen 
Sorte  verhalten  sich  die  Schenkellängen  wie  1  :1V2>  ^^^  ^^^  anderen  wie 
1:2.  Der  kürzere  Schenkel  hat  eine  Länge  von  20 — 100  mm  und  eine  Dicke 
von  3 — 14  (beziehungsweise  16)  w/w ;  diese  Dicke  beträgt  bei  beiden  Sorten: 
d  min.  =  — Jj-  (jedoch  mit  geringen  Abweichungen),  der  Halbmesser  R^=\ 
{d  min.  +  d  max.)  und  ^  =  -^  (Fig.  337). 

8.  Belageisen  (Zor^seisen)  von  50 — WO  mm  Höhe  (A)  und  120  bis 
240  mm  Breite  {b).  Obere  Breite  a  schwankt  zwischen  33  und  63  mm,  Fuss- 
breite  c  zwischen  21  und  39  mm.  Die  Fussdicke  /  (zugleich  auch  der  Halb- 
messer R  und  Ty)  beträgt  5,  6,  7,  8  und  9  mm,  die  Dicke  d  (auch  der  Halb 
messer  r^ )  3,  3*5,  4,  4*5  und  5  mm,  der  Halbmesser  r^==d  —  0*5  mm  und 
r^  =  0-6  ^  +  1-3  mm  (Fig.  338). 

9.  Quadranteisen  von  500 — If^Omm  Halbmesser  (/?).   Die  Dicke«/ 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle.  507 

Femer  sind  zu  erwähnen  die  Bulbeisen  (Fig. 344),  die  stumpfwinkeligen 
und  aussergewöhnlichen  Winkeleisen  (Fig.  345,  a — ^),  die  ausserge- 
wöhnlichen  I-Eisen,  deren  unterer  Flansch  länger  ist  als  der  obere,  die 
eckigen  Belageisen  (Fig.  346),  das  Lindsay'sche  Formeisen,  welches 
dem  Belageisen  ähnelt,  aus  drei  Theilen  genietet  ist  und  auch  wellblechartig 
benutzt  werden  kann  (siehe:  Engineering,  1884,  II,  S.  214);  u.  s.  w.  — 

F.  Bleche. 

a)  Schwarzbleche  oder  Sturzbleche.  Für  die  Dicke  dieser  Bleche 
dienen  die  in  den  einzelnen  Ländern  festgestellten  Blechlehren.  In  nach- 
folgender Tabelle  ist  die  Dillinger-  oder  ältere  deutsche  Blechlehre,  die  Kraft'sche 
oder  neue  deutsche  Blechlehre,  die  englische  und  die  französische  Blech- 
lehre, die  sämmtlich  auch  für  Draht  und  Bandeisen  gelten,  zusammen- 
gestellt oder  in  Beziehung  gebracht. 

.5  ii       4,  -a   o 

^.S      »o  -2  -g  Dillinger  Lehre  Englische  Lehre  Französische  Lehre 

cg       •= 

10    Nr.  100   Nr.—  Nr.2/0  Nr  28 


9-4 
8-8 
8-2 
7-6 
7-0 
6-5 
60 
5-5 
50 
4-6 

4-2 

3-8 
3-4 
31 

2-8 

2-5 

2-2 
20 
1-8 
1-6 
1-4 
1-3 
1-2 
11 
10 
0-9 
0-8 
0-7 
0-6 


94 

88  »  —  »0  »27 

82  »  —  »1  »26 

76  »  —  »  —  »  — 

70  »  —  »2  »25 

65  »  —  »  —  (Nr.  3: 6-58  »«»i)  »  — 

60  »  —  »4  »24 

55  »  1  »5  »23 

50  »  2  »  G  »  — 

46  »  —  »7  »22 

.  fNr.3:4-5  mm\ 

42  »  —  I  ,  4:4-25  »  |  *  ^  *  ^^ 

38  »  —  ( »  5:4-00  »  )  »  9  »20 

34  »  —  ( »  6:3-75  »  )  »  10  »19 

31  »  —  (»  7:3-2o  »  )  »  11  »18  (Nr.l7:3-0w«) 

28  »  —  (  »  8:3-00  »  )  »  —  »  — 

25  >ll{:iU:IS:|  »12  »16 

22  »  —  ( » 12:2-25  »  )  »  13  »15 

20  »  13  »14  »14 

18  »  —  (»14:1-75  »  )  »  15  »  13 

16  »—(»15:1-50»)  »16  »  12  (Nr.  ll:l-6»m) 

14  »  —  (»16:1-37  »  )  »  17  »  10(1-5«/«) 

13  »  —  (  »17:1-25  »  )  »  —  »9 

12  »  —  (»18:1-12  »  )  »  18  »  )S 

11  »  —  »19  »7 

10  »  19  »20  »6 

9  »  —  (»20:0-87  »  )  »  21  »5 

8  »  —  (»21:0-75  »  )  »  22  »4 

7  »  —  (»22:0-62  »  )  »  23  (Nr.24:0-56ww)  »  3 

6  »  —  »25  »2 


508 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


u  in 

Dillinger  Lehre 

Englische  Lehre 

=  2          -o 

0-55  Nr.  5/5 

Nr.— 

Nr.— 

0-5      »     5 

>  23  und  24 

>  26 

0-45    »  4/5 

>  — 

Nr.  25: 0-44 /ww 

»  27 

0-4      »     4 

>  — 

»  28 

0-37    »  3/7 

»26 

»  29 

0-34    »  3/4 

t  

»  30 

0-31    >  3/1 

»  

»  31 

0-28    »  2/8 

»  

»  32 

0-26    »  2/6 

»   

»  33 

0-24    »  2/4 

»  

»  34 

0-22    »  2/2 

»  

»  35 

0-2      »     2 

»  

»  36 

Französische  Lehre 


Nr.    1 


Man  unterscheidet: 

ganze  Tafeln  von  1000  rnm  Länge  und  650  mm  Breite  (Normalmaasse), 

lange  halbe  Tafeln  von  1000  mm  Länge  und  d2bmm  Breite, 

breite  halbe  Tafeln  von  500  mm  Länge  und  650  mm  Breite, 

Röhrenbleche    von  1000  mm   Länge   und   330,  ü50,  370    und  390  »i/s? 

Breite  oder  Normalbreite. 

Bei    den  Blechabmessungen    sind  Abweichungen    von  +  5  mm  gestattet. 

Die  Bleche  kommen  in  Bündeln  von  50  und  25/*^  in  den  Handd. 

Die  Maximallängen  betragen   je  nach  der  Blechdicke  1600 — 4500  wm, 

die  Maximalbreiten  lUOO — IbOOmm]  beide  bedingen  Ueberpreise. 

Die  feinste  Sorte    ist    das  Holzkohlenblech  (Siegener  Qualität),    die 

zweite  Sorte  das  sehr  geschmeidige  und  besonders  zu  Bieg-  und  Falzarbeiten 

geeignete  Coaksblech.    In    neuerer  Zeit    wird    das  Schwarzblech    auch   aus 

Flusseisen  hergestellt. 

Die  SchwarzbLeche  von  5 — 20  mm  Dicke  nennt  man  meistens  Kc 


Viertes  CapileU  Die  Metalle. 


^^inc 


Stärken  von  0*14^ — -7*62  mtn  in  36  Nummern  und  in  Grössen  von  0'46  X 
"'525wi,  0  51  X  1675/w  und  OlH  X  Vm  m  vor. 

c)  Weissbleche  (verzinnte  Eisenbleche), 

Normalabmessungen :  Einfachforinat  (Kleinformat)  von  265  mm  Breite 
340 //w  Länge; 

tDoppelformat  von  340  mm  Breite  und  530  mm  Länge ; 
Hochfolioformat  von  265  ww  Breite  und  680  mw  Länge; 
Vierfachformat  von  530  mm  Breite  und  G8Ü  mm  Länge ; 
Rinnblechformat   von    lUimm   Länge   und    320,    370»   420,  470   und 
20  mm  Breite, 
Die  Weissblecbe  werden  in  Holzkisten  versantlt,  die  300  Tafeln  Einfach- 
►rmat   (lK)>t^   Netta-Normalgewicht)    oder    L">0    'Fafcln    Doppelformat    oder 
[ochfolioformat  (90  kj^)    oder    75   Tafeln    Vierfachformat    oder    Rinnenblech 
yM  kg)  enthalten.  Der  Preis  wird    für   eine  Riste   oder    für   lOÜ  kg  Nettoge- 
wicht bestimmt. 

Als  aussergewöhniiche  Formate  kommen  vor  0'45  X  l'3w,  0^65  X  1*3 /w, 
0-915  X  2^13  m  und  0-45  X  3  w. 

Weissbleeh  verwendet  man  im  Baufach  sehr  wenig,  und  zwar  hier  und 

da  nur  zu    Dacheindeckungen,  Dachtraufen    und  Gossen  (Abfallrohreu),    mit- 

unter  auch  ftir  Klappen  u.  s,  w.  Seine  Stärke  schwankt  zwischen  016  und  T15  mm, 

^H  d)  Verzinkte  Eisenbleche  (galvanisirte  Bleche). 

^H  Verzinktes    Eisenblech    ist    dauerhafter    als  Schwarzblech,    wiegt    pro 

^■^^^^J'^^iT^^^^r   etwa    1  kg  mehr   als    letzteres   und   ist    für    diese  Grösse   um 

^^&wa  0*6    Mark    theurer.    Man    benutzt    es    an    Stelle    des  Zinkbleches    (auch 

^HVeissbleches)  hauptsächlich  zu  Dacheindeckungen ;    ist  dasselbe    (z.  B.    wenn 

^es  zur  Eindeckung  von  Bahnsteighallen,  Hüttenwerken,   chemischen  Fabriken 

u,  s*  w.  verwendet  wurde)  säurehaltigen  Dämpfen  ausgesetzt,  so  muss  es  einen 

mehrmaligen  Oelfarben-  oder  Asphaltanstrich  erhalten. 

kMan    stellt   das    verzinkte  Eisenblech    in    allen  Stärken    und    Formaten 
rie  das  Schwarzblech  und  Weissblech,  auch  vernickelt  und  polirt^  in  Stärken 
oo  OT— L6  mm  (und  mehr)  her,  aber  auch  in  Tafeln  von  1000  X  2000  mm 
nd  in  Längen  bis  zu  4  m.     Vor    den  Zinkblechen  haben    sie    den  Vorzug 
grösserer  Billigkeit,  grösserer  Tragfähigkeit  und  geringerer  Längenveränderung 
TemperaturwechscL 
f)  Gewöhnliche  oder  flache  WeUblcche  (Fig.  347). 
Man  benutzt  sie  zu  Dacheindeckungen,  Decken-  und  Wandbekleidungen> 
[Thoren,  Thilren    und    anderen    beweglichen  Verschlüssen,    Treppen    u.  s.  w, 
liid  verwendet  sie  un verzinkt  oder  verzinkt    Sie  werden  in  Dicken  (d)  von 
Vb- — 6  mm  mit  Wellenhöhen  {h)  von   12 — ^75  w/w,  mit  Wellenbreiteu  {b)  von 
140—230  mm  (Wellenhöhe  kleiner  als  halbe  Wellenbreite)  und  in  Tafeln  von  0"6a 
)is  0'95  m  Breite    und    bis    4  m  Länge    hergestellt     Das    zu  Thor,    Thiir-, 
iTand-  imd  Fahrstuhl-Bekleidungen,  Roüjalousien,  Fensterläden  u,  s,  w,  dienende 
Jalousie- Wellblech    kommt    in   Blechstärken    von  0*3 — -1   mm^  in  Längen 
Iron  2—3  m  und  mit  W  ellenhohen  von   15—30  mm  bei  40 — ^60  mm  Wellen* 
Kcite  in  <len   Handel  und  wird   aus  P^isenblech    oder  Stahlblech    hergestellt 
■  alvanisirtes     Wellblech,     d.    h.    verzinktes    Wellblech     auf    galvanischem 
k'cgc    bergest elU,    wird    in  Deutschland    der    meist    zu    dünnen  Ziukschicht 
Vi^cii  »clten  verwendet. 

/)  Trägerwellblech  (Fig.  348). 


jMl. 


510 


Erster  TheiL  Die  HÄUptstolTe. 


Man    fertigt   es   aus  Schweiss-    oder  Russeisenblechen   in  Stärken 
1 — 5  ffim^  in  Längen  bis  im  6  m  (gewöhnliche  Länge  3 — A  m\  in  L^ 
0'45^-0*8o  m   je    nach  Profilhöhe   und  Blechstärke,   Wellenhöhe    w   ■ 
gleich  oder  grösser  wie  die  halbe  Wellenbreite;  erstere  beträgt   15 — 140  i 
und  die  Wellenbreite  30 — 150  mm.  Bombirtes  (gewölbtes)  Trägerwellble 
erhält  eine  Stichhöhe  von   Vi 4^" Vi o*    ^^^^    benutzt    das   gewöhnliche, 
der  Regel  verzinkte  Trägerwellblech  in  seinen  geringeren  Dicken   (bis  3  mt 
zu  Dach-,    Wand-    und    Deckcnconstructionen,    in    seinen    stärkeren    Dickd 
(3 — 5  mm)    hauptsächlich    zu   Brückenabdeekungen    und    wenn    es    sich 
grosse  Belastungen  handelt,  Bombirtes  Trägerwellblech  dient  zu  Abdeckung 
zwischen  I-Trägern,  zur  Herstellung  gewölbter,  freitragender  Wellblechdäcb 
ohne  Unterconstruction    u.    s.    w.;    es    besitzt    bei    ruhender,    glcichtnässig 
Belastung    die  8 — lOfache,    bei    beweglicher    und    einseitiger  Belastung 
4 — Gfache  Tragfähigkeit  des  geraden  Wellbleches. 

g)  Tonnen  bleche  (^gebogene  Bleche). 

Länge  und  Breite  verschieden, erstere  bis  etwa  2  w;  Blechstärke  A—WmA 
Grösse  bis  4  w^  Pfeilhöhe   ^j^^—^l^  Spannweite. 

Verwendung:  zu  Deckcnconstructionen  (meistens  zwischen   ^^Ttäg^z 

h)  Buckelplatten  (Fig.  349). 

Man  erzeugt  sie  aus  Schweiss-  oder  Flusseisenblechen  und  giebt  ihn  

eine  quadratische  oder  rechteckige  (auch  trapezförmige)  Gestalt  mit  einem 
Buckel,  d.  h,  mit  einer  sich  kiigelsegmentförmig  nach  den  flachen  Rändeni 
hin  verflachenden  Erhöhung.  Die  Blechdicke  beträgt  6 — 10  tnm^  die  Blech- 
breite  500 — 1490  mm,  die  Blechiänge  meistens  ebenso  viel  oder  etw«^ 
weniger,  die  PfeÜhÖhe  des  Buckels  21 — 130  mm^  die  Breite  des  eb 
Randes  27 — 80  mm.  Lieg!  die  Buckelplatte  am  Rande  ringsum  auf,  so  trägt  si( 

bei  7  mm  Stärke,    40  mm    Pfeilhöhe    und    950    mm  Länge    und  Br 
eine  gleichmässig  vert heilte  Belastung  von  4800  kg\ 

bei  8  mm  Stärke,    bO  mm  Pfeilhöhe   und    1400  mtn  Länge  und  Brej 
eine  in  ihrer  Mitte  concentrirte  Belastung  von  7500  kg\ 

bei  8  mm  Stärke,  120  mm  Pfeil  hohe  und  1400  mm  Länge  und  Br 
eine  in  ihrer  Mitte  concentrirte  Belastung  von  10.000  f^g\ 

bei  7  mm  Stärke,    70  mm   Pfeil  höhe    und    1250  mm  Länge  und  BreS 
eine  in  ihrer  Mitte  concentrirte  und  auf  euier  etwa   100  mm  starken  Bete 
Schicht  angebrachte  Last  von   11.750  kg  —  bei  Erreichung  der  ElasticitäO 
grenze.    Liegt    die  Platte    nur   an  zwei  Seiten  auf,   so  ist  ihre  Tragfähigkc 
eine  geringere  (im  Durchschnitt  etwa  ^/^  der  vorstehenden), 

i)  Gerippte  (gepresste)  und  gelochte  Bleche. 

Für  Treppenstufen    und    zum    Belegen    von    Fussböden   in    Maschin« 
räumen,  Gewächshäusern,    auf  Baikonen  u,  s.  w,  werden  vielfach  Bleche 
gcpressten,  sich  kreuzenden  Rippen  verwendet^  die  in  Stärken  von  ü — ^Jü 
(einschliesslich  Rippe),    in  Längen  bis  zu  H  m  und  in  Breiten  bis  tu  0-9 
hergestellt  werden.     An  Stelle  der  Drahtgitter  benutzt  man  als  Kellerfens 
verschlusse,   auch    für  Setzstufen,   lüftende  Decken  u.  s,  w.  gelochte  Eis 
bleche   von   1 — b  mm  Dicke,    verschiedener  Lange   und  Breite    und    m 
verschiedensten  Mustern. 

k)  Schmiedeeiserne  Dachziegel. 

Zum  Kindecken  von  Dächcni    dienen  ausser  tlen  SchwÄr«blcch-,  Wefa 
blech-,   verzinkten   Eisenblech-,  Wellblech-    und   TrägerKvcUblcch^l^afcln 


agenannte  Pfannenbleche  aus  verzinktem  Eisenblech,  welche  von  Jakob 
lilgers  in  Rheinbrohl  fabricirt  werden.  Die  Pfannen  bleche  sind  0"68 — 1'25  mm 
äick,  bis  0*75  tn  breit  und  bis  2  tn  lang;  sie  besitzen  in  der  Mitte,  sowie 
in  den  beiden  Längsseiten  halbk  reis  form  ige  Krümmungen  von  20  mm 
laibmesser.  Bei  der  Eindeckung  werden  die  Bleche  so  im  Verband  verlegt, 
iass  sich  die  gekrümmten  Stellen  überdecken.  Dieselbe  Firma  stellt  auch 
mittelst  Pressen  Dachpfannen  aus  verzinktem  Eisenblech  her  von 
|8l*3  an  Länge  und  45  rm  Breite,  von  denen  3  Stück  1  rn^  eindecken, 
•igur  350  zeigt  eine  ganze,  Figur  351  eine  halbe  Pfanne  oder  Ortpfanne 
und  Figur  352  ein  Firstblech.  Ferner  sind  zur  Eindeckung  von  Dächern 
lÄcrd ach  platten  empfohlen  worden,  die  F,  A.  Reichel  in  Leipzig 
ificirt  Diese  Platten  werden  aus  Eisenblech  getrieben  und  zum  Schutze 
gegen  Rost  emaillirt.  Zur  Eindeckung  sind  erforderlich  volle  Platten  a  von 
}1  nw  Seitenlänge,  44  cm  Höhe  und  37 '5  tm  Breite,  von  denen  14  Stück 
m'  eindecken  und  zusammen  nur  circa  7  kg  wiegen,  dreieckige  Oberschluss- 
platten //,  dreieckige  Fussplatten  r,  dreieckige  Seitenschlussplatten  d,  halbe 
eitenschlusspliitten  t^  rechteckige  Einfassungsplaiten  /  von  31  cm  Lange 
und  18*5  cm  Breite  und  Firstplatten  von  1  m  Länge  und  12'5  cm  Schenkel- 
:>reitc  (Fig,  353),  Ein  Stück  Dachfläche  in  geometrischer  Ansicht  zeigt 
^igur  354. 

G.  Draht. 

Zum  inneren  Ausbau  (2. B. zu Deckenconstructionen),  Drahtgeflechten 

>rahtzäunen)   u,  s,  w.  benutzt  man  rohen    oder  verzinnten,    beziehungsweise 

verzinkten  Draht  aus  Schweisseisen,    zu  Telegraphenleitungen    verzinkten 

lind    geglühten    Draht    aus    F'lusseisen,    zu  Telephonleitungen    verzinkten 

T?aht    aus    Flussstnhl,    zu  Drahtseilen    schwedischen  Holzkohleneisendraht 

>der    Patent-Gussstahldraht    mit    einem    Ueberzug    aus    in    Talg    gekochtem 

irapbit  oder  aus  mit  Holztheer  vermischtem  Leinöl  oder  aus  einer  Mischung 

Ivori  35  /  gelöschtem  Kalk  und  50- — 60  l  mineralischem  oder  vegetabilischem 

Theer,  die  gekocht  wird.  Ferner  benutzt  man  Draht  zur  Herstellung  von  Ketten 

und  von  Drahtbürsten  zum  Gussputzen. 

Der  Eisendraht  kommt  zur  Zeit  in  42  verschiedenen  Sorten  im  Handel 
Ivar  in  Dicken  von  ü'2 — 10  mm   (siehe    oben    >Neue  deutsche  Drahtlehrec), 
|Man    unterscheidet  Walzdraht,    den  gröberen    auf  Walzen  erzeugten  Draht 
von    10    \m    etwa    5*0    mm    (ausnahmsweise    4    und    38    mm)    Stärke,    und 
IgCÄOgenen  Draht,  den  feineren,  mittelst  Zieheisen  hergestellten  Draht  von 
h2  bis  etwa  3'8  mm  Stärke,  ferner  runden  Draht  mit  kreisförmigem  Quer- 
chnitt,    Fav^on-,    Dessin-    oder    Formdraht    mit   quadratischem,    flachem» 
ltra[>e/iürmigem,  dreieckigem  oder  halbrundem  Querschnitt,  verzinkten  Stachel- 
Iflraht    i^Zaundraht)    mit    Stacheln    (Fig.     355)    und    verzinkte    Stahldraht- 
litjseii  (wie  Stacheldraht,  jedoch  ohne  Stacheln)  für  Einfriedigungen  aller  Art. 
l>er  Kcltcndraht  wird  in  Stärken  von  ö'Ö^ — ^14  mm    angefertigt.     Die  Draht- 
seile erhalten  einen  Durchmesser  von  7 — 37  rnmy  die  Telegraphen<irähte  von 
•7 — 5  mm^  die  Telephondrähte  von  1'6 — '2'5  mm.  Die  Drahtgeflechte  werden 
WildgatteT,  VValdeinzäunungen    und  Spaliere  mit  180,    130  und   lUO  mm 
iMaschenweite  und  in  Stärken  von  LS- — 4*2  mm^  fiir  Hasen  und  Baumschulen 
att  75  mm  MoNchenweite  und  in  Stärken  von   Vij — 3'1  mm^    für  Fischteiche 
p&m\  Schutze  gegen  Fischottern)   mit   60  mm  Nfaschenwcite    und   in  Stärken 
I'4 — ^2'8    mm,    für    Hühner-    und  Taubetihäuser    mit    r»0    und    50    mm 


^1:2 


Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffie. 


Masclienweite  und  in  Starken  von  V4— 2'8  mmy  für  Küken,  Kiinincheii, 
Fasanerien  mit  40  und  30  mm  Maschenweite  und  in  Stärken  von  1*2 — 2'bmm^ 
für  Schneefanggitter  mit  2b  mm  Maschenweite  und  in  Starken  von  1*2^ — '2'2w>»t 
für  Vogelkäfige,  Fenstergitier  und  Kornspeicher  mit  20  mm  Maschenweile 
und  in  Stärken  von  11 — 2  mm^  für  Volieren  und  Kirchenfenstex  mit 
15  ffim  Maschenweite  und  in  Stärken  von  1 — 1*8  mm  und  für  Durchwürfc 
(Siebe)  mit  10  ff^m  Maschen  weite  und  in  Stärken  von  1 — 1*8  wr^^  hergestellt, 
der  Rahmen  wird  aus  b — 10  mm  starkem  Rundeisen  gebildet. 

Das  Binden  des  Drahtes  erfolgt  je  nach  der  Drahtdicke  in  Bunden 
von  2,  5,  10,  25  und  öO  k^^, 

H.  Drahtstifte  und  geschmiedete  u.  s.  w.  Nägel. 

Drahtstifte  werden  aus  hart  gezogenem,  nicht  geglühtem,  rundem 
oder  quadratischem  iJraht  gefertigt,  und  zw^ar  fast  ausschUesshch  mit  Draht- 
Stiftmaschinen,  die  je  nach  der  Grösse  der  Stifte  in  der  Stunde  SOiMI 
bis  20.000  Slück  liefern.  Die  Länge  der  Stifte  wird  in  Millimeteni,  die  Dicke 
in  den  Nummern  der  neuen  deutschen  Drahtlehre  angegeben.  Man 
unterscheidet : 

a)  Bau-  und  Schreinerstiftc  mit  flachkegelförmigem  Kopf  1^ 
Seitenrippen,  aufgerauhtem  Hals  und  meist  vierkantig  pyramidenförmiger 
Spitze.  Damit  sie  fester  sitzen,  werden  sie  auch  in  ihrer  anderweitigen 
Länge  aufgerauht,  und  es  beträgt  dann  diese  Aufrauhung  etwas  mehr 
als  die  untere  Hälfte  der  Stiftlänge.  Dicke  von  Nr,  2 — 24,  Länge  je  nach 
der  Dicke  6 — 245  mm. 

b)  Wagne reifte  mit  versenkten  Köpfen  und  gerauhtem  Hals,  I>icke 
von  Nr.  8— IT,  Länge  je  nach  der  Dicke  26— SH/wwi;  oder  mit  gestauchten 
Köpfen  und  gerauhtem  Hals  in  Dicken  von  Nr.  8^-lö  und  in  Längen  von 
26 — 70  mm, 

n  Tischlerstifte  mit  rundem  Kopf  und  aufgerauhtem  Hals  in  Dicken 
von  Nr.  5—12  und  in  Längen  von   12 — 53  mm, 

d)  Schieferdach-  und  Dach  pappenstifte  mit  runden  flachen  Köpfen 
und  aufgerauhtem  Hals  in  Dicken  von  Nr,  14^17  und  in  Längen  von 
35 — ^53  mm, 

e)  Gurt-  und  Tapeziererstiftc  mit  nuiden  breiten  Köpfen  und  auf- 
gerauhtem Hals  in  Dicken  von  Nr  9 — 15  und  in  Längen  von   15^ — 35  mm. 

/)  Rohrstifte  mit  einem  Flügel,  glatt  oder  ganz  geraulit,  in  Dicken 
von  Nr,   13  und   14  und  in  Länge  von  44  mm. 

g)  Polsterstifte  mit  halbkugelförmigen  hohlen  Blechköpfen  in  Dicken 
von  Nn  lii  und  17  und  in  Längen  von   \iS — 23  w///, 

h)  Glaser  stifte  ohne  Kopf  in  Dicken  von  Nr  12 — 15  und  in  Länge» 
von  14 — 37  mm. 

Gerippte  Köpfe  sind  den  glatten  wegen  besseren  Haftens  der  Hammer* 
schlage  vorzuziehen;  vierkantige  Stifte  haften  besser  als  runde,  schrauben* 
artig  gedrehte  noch  besser  als  vierkantige.  Um  ein  festeres  Sitzen  zu  crxielen, 
kann  man  die  glatten  Stifte  auch  durch  Einlegen  in  Schwefelsäure  vor  dem 
Einschlagen  rauh  beizen. 

Geschmiedete  eiserne  Nägel  besitzen  eine  grössere  Haltkraft  ab 
Drahtstifte.  Sie  werden  m  Nagelschmieden  oder  in  Nagt-lfahriken  gefertigt, 
und  zwar  die  grössten  auf  Washcrhänunen»,  die  kleineren  durch  Handarbeit 
aus  vierkantigem  Stabeisen    (hauptsächlich  Krauseisea)   und   aus    gewalzti^m, 


Viertes  Capttcl.  Die  Metnlle. 


in  Streifen  zerschnittenem  Eisen  (Schmiedeeisen),  Sehr  grosse  Nägel  werden 
nuf  einem  oben  durchlochten,  an  der  Seite  mit  einer  Rinne  versehenen  Eisen 
mittelst  Hämmer  mit  flacher  quadratischer  Bahn  geschmiedet.  Gewalzte 
eiserne  Nägel  erzeugt  man  mittelst  Nacrelmaschitien,  die  aus  zwei  über- 
einander liegenden  Walzen  bestehen,  in  denen  je  eine  Hälfte  der  Nagelform 
reihenweise  eingegraben  ist.  Ausserdem  giebt  es  noch  Maschinennägel 
(geschnittene  Nägel),  welche  mittelst  starker,  durch  Wasser-  oder  Dampf  kraft 
getriebener  Scheren  keilförmig  aus  geschmiedeten  und  gewalzten  Blechstreifen 
oder  Schienen  ausgeschnitten,  dann  ausgeglüht^  geputzt  und  mittelst  Pressen 
oder  Hämmer  mit  einem  Kopf  versehen  werden.  Diese  Maschinennägel  sind 
weniger  sauber  als  die  geschmiedeten  und  besitzen  ausserdem  den  Nachtheil, 
dass  die  kalt  angeschlagenen  Köpfe  beim  Eintreiben  der  Nägel  sehr  oft  ab- 
springen. Mittelst  der  Blechnägelmaschine  der  Wickersham-Nail  Comp* 
in  Boston  kann  man  Nägel  mit  Köpfen  und  Spitzen  fast  ohne  Abfall  aus 
Blechtafeln  schneiden.  Endlich  stellt  man  auch  Nägel  aus  Guss eisen  her, 
indem  man  das  geschmolzene  Eisen  in  zweitheilige  Sandformen  giesst 
und  die  Gussstücke  dann  adoucirt  oder  tempert;  trotzdem  besitzen  diese 
gegossenen  Nägel  eine  grosse  Sprödigkeit  und  sind  daher  wenig  brauchbar. 

Bei  den  geschmiedeten  Nägeln  unterscheidet  man : 

ü)  Schiffsnägel,  Mühlennägel^  Sparrennägel,  quadratisch  oder 
ich,  mit  pyramidenförmigen  Köpfen,   120 — ^300  wot  lang,   10 — 20  mm  dick* 

b)  Boden  nage  1  (für  hölzerne  Fussbödeo),  quadratisch  oder  flach,  mit 
lyrami den  förmigen    Köpfen,    Flachkopfen,    Querköpfen    (die    mit  dem  Nagel- 

rhaft  die  Form  eines  ~  bilden  und  aus  zwei  ovalen  Flachkopf-Flügeln 
fstehen)  oder  Dückern  (kleinen,  dicken,  abgedachten  oder  flachen,  leicht 
das  Holz  einzusenkenden  Köpfen).  Man  unterscheidet:  extrastarke  Boden- 
igel von  11 '5  an  Länge  (13  kg  Gewicht  pro  1000  Stück)^  doppelte  von 
10  cm  Länge  (9 '3  kg  Gewicht  pro  1000  Stück)  und  einfache  von  *d  cm  Länge 
•ö  kg  Gewicht  pro  1000  Stück). 

c)  Lattennägel,  ganze  8  cm  lang  (5  kg  Gewicht  pro  1000  Stück), 
dbe  etwa  7   an  lang;  Gestalt  dieselbe  wie  bei  den  Bodennägeln. 

(i)  Brettnägel,  Spundnägel,  Dielennägel,  Verschlagnägel,  flach 
ler  quadratisch,  mit  pyramidenförmigen  Köpfen,  Flachköpfen,  Querköpfen 
ler  Dückern;  ganze  (j*ö  cm  lang  (4  kg  Gewicht  pro  1000  Stück),  halbe 
€m  lang  (2*5  kg  Gewicht  pro   1000  Stück). 

e)  Schindelnägel,  quadratisch,  Kopf  aus  dem  dicken,  auf  etwa  Q  mm 
Länge  flachgcschlagenen  Ende  gebildet,  das  sich  beim  Einschlagen  in-  die 
Schindel    umbiegt;   5—7*5  an    lang  (1'5 — 2v>  kg  Gewicht  pro   1000  Stück). 

f)  Schlossnägel,  quadratisch,  mit  Flachköpfen  oder  Dückern;  ganze 
4  cm  lang  (14  kg  Gewicht  pro  1000  Stück),  halbe  2*7  cm  lang  (OB  kg 
Gewicht  pro   lOOO  Stück), 

g)  R  o h  r  n  äg e  1,  1'  ü n  c h  e  r  n  age  1,  wie  Schlossnägel  gestaltet,  2'7  cm  lang 
(l  kg  Gewicht  pro  1000  Stück). 

^1  Verzinkte  eiserne  Schiefernägel  (zum  Aufnageln  von  Schiefer- 
tafeln), quadratisch  und  mit  Querköpfen,  4  cm  lang  (2"25  kg  Gewicht  pro 
KXlO  Stück).  Ohne  Zinküberzug  3  cm  lang  (15  4^  Gewicht  pro  1000  Stück). 

0  Pliesternägel,  3  cm  lang  (0*9  kg  Gewicht  pro  KM*  Stück). 

Die  Nägel  werden  in  Facketen  nach  dem  Gewicht  unter  gleichzeitiger 
ungefährer  Angabe  der  Stückzahl  verkauft. 


Krüger,  Handbuch  det  Haustoff Ichie 


^ 


J 


Erster  TheiL  Die  Httuptstoffe. 


Sehr  zu  empfehlen  ist  es»  die  Nägel  oder  die  zu  ihrer  Herstellung 
dienenden  Eisenstäbe  so  zu  drehen,  <lass  die  Kanten  Schraubenlinien  bilden, 
weil  derartig  gestaltete  Nägel  fester  sitzen  als  solche  mit  geraden  Kanten, 
Nach  Mathe s  lieträgt  die  Haltbarkeit  eines  gedrehten  Nagels  für  dasi 
Quadratcentimetcr  seiner  in  das  Holz  eingedrungenen  Oberfläclie  in  kg: 

van  der  Him&eltr         quer  gegen  die  Fasern 

oliigeschUgen  

in  Eichenholz. , 125  Jtg  162  kg 

V    Weissbuchenholz  ..  .100    *  140    > 

^    Rothbuchenholz  ...   83    ^  1 29    > 

>  Lindenholz -  ,   41    »  Q2   * 

>  Tannenholz  ...,.,.   40    "  75    » 
Nägelschrauben   sind    Nägel    mit   Gewinde  von    widerhakenartigem 

Querschnitt;  man  fertigt  sie  in  Längen  von   lU   -150  mm, 

Wellblech  nage  1  (wellenartig  gestaltet)  dienen  als  Verbindungsstific 
filr  Hölzer  und  als  Ersatz  für  Zapfen  und  Schraubbolzen.  Ihre  Höhe  schwankt 
zwischen  0  und  25  w/w,  ihre  Wellenanzahl  zwischen  2  und  5. 

L  Niete  und  Schrauben, 

Die  Niete  werden  aus  Schweisseisen  oder  Flusseisen  mit  geschelk 
(kugelförmigem)  Kopf  für  feste  und  dichte  Verbindungen,  halb  oder 
versenktem  Kopf  und  gehämmertem  (kegelförmigem)  Kopf,  mit  Durclmic 
von  10 — 26  mm  und  in  Längen  von  ilü — lUO  mm  (zwischen  den  Niet- 
köpfen)  hergestellt.  Schrauben  erhalten  eijien  runden,  vier-  oder  sechskantigen 
Kopf  unil  eine  meistens  sechskantige  Mutter.  Die  Bolzenstärke  schwankt 
zwischen  ß  und  25  mm,  die  Länge  (ohne  Kopf  gemessen)  zwischen  20 
und  160  mm. 

K.  Schmiedeeiserne  Röhren  für  Wasser-  und  Dampfieittingen. 

Gas-  und  Wasserleitungsröhren  werden  mit  Gewinden  und  MutTen  an- 
gefertigt  und  entweder  stumpfgeschweisst  oder  patentgeschweisst  geliefert 
Die  stumpfgeschweissteo  Röhren  kommen  in  bebten  Weiten  von  6*25 
bis  50'8  mm  (^^ ^2  Zoll  englisch)  und  mit  Wandstürken  von  lV8"^3Vf  ^^* 
schwarz  oder  verzinkt,  die  patentgeschweissten  in  lichten  Weiten  von 
40'25— 10L5  mm  (1^/g — 4  Zoll  englisch)  und  mit  Wandstärken  von  375 
bis  6*25  mm  in  den  Handel,  und  zwar  mit  allen  erforderlichen  Verbindungs- 
stücken (Kniestücken,  "j"-Stückpn,  Kreuzstücken,  Bogenslücken  u.  s.  w.). 
Patentgeschweisste  Schmiedeeisenröhren  für  Dampfkessel  und 
Dampfleitungen  erhalten  einen  Aussendurchmesser  von  32 — 305  mm 
(IV4— 12  Zoll  englisch)  und  eine  Wandstärke  von  2'25 — 7"5  mm,  hart 
gelöthete  und  m  it  bearbeiteten  gusseisernen  Flanschen  ausgestattete 
Dampfleitungsröhren  (auf  1 0  Atmosi>hären  geprüft  und  mit  4  m  Normal- 
lange)  eine  lichte  Weite  von  60 — 4(X)  mm  und  eine  Wandstärke  von  2'2 
bis  3  W/7/,  Perkins'Röhren  mit  Rechts-  und  Linksgewinde  und 
Muffen  für  Heissw^asserheizungen  einen  Innendurchmesser  von  23  mm 
(Va  Zoll  englisch)  und  eine  Wandstärke  von  475  mm,  Röhren  für  hohen 
Druck  (für  Manometer,  hydrauhsche  Pressen  u.  s.  w.)  einen  Innendurch* 
messer  von  6—508  mm  (V4 — 2  Zoll  englisch)  und  eine  Wandstärke  voe 
2 — ^9  mm,  Brunnen-  und  Bohr  röhren  mit  langem  Gewinde  und  tonnen« 
förmigen  Muffen  einen  Aussendurchmesser  von  33— 318 /////i  und  eine  Wand- 
stärke   von    4^ — 8  mm^    schmiedeeiserne    geschweissie    Rohren    för 


)ampf-  und  Wasserleitungen  mit  schmiedeeisernen,  drehbaren  oder 

1 11  fgelöt hüten,  festen  Flanschen  einen  Aussendurchmesser von 38 — I9imm 

|17t — 7Vf  ^11  englisch)  und  eine  Wandstärke  von  2'25 — 5*5  mm,    spiral- 

jeschweisste  Schmiedeeisenröhren  aus  Siemens*Martin-Flusseisen 

ider  Schweisseisen    (bis    20  m    Baulänge)    mit    Flanschen  Verbindung    und 

Isphaltirt   einen   äusseren  Durchmesser   von   157- — (322  mm  und   eine  Wand* 

fclärke    von    2 — <i  mm,    gezogene   Schmiedeeisenröhren    mit    elektro- 

iy tische m  Kupferüberzug  einen  äusseren  Durchmesser  von  80 — 314  mm 

ad  eine  Wandstärke  von  05^^ — 6  ww,  schmiedeeiserne  verzinnte  Dampf- 

leixungsröhren  in  Längen  von  3  m  aus  einem  Stück,  genietet  und 

pelöthet,    eme    lichte  Weite    von    65 — 27Ü  mm^    verzinkte  Eisen blech- 

röhrcu  für  Wind-,  Lüftungs-  u.  s.w.  Leitungen  einen  Rohrdurchmesser 

fcfon    100 — 1500  mm    uml    eine  Wandstärke    von  0*5 — 15   ww,    patcntirte 

jcbmiedeeiserne   geschweisste  Röhren   mit  angewalzter  Muffe    für 

jas-  und  Wasserleitungen  einen  Durchmesser   von  400^1600  mm  und  eine 

Wandstärke  von  6^35  mm,  Mannesmann'sche  Röhren»  Stahlröhren  mit 

»oppelbördel- Flanschverbindung   und    nahthlos    eine   lichte    Weite 

^on  50 — 216  mm  und  eine  Wandstärke  von  3 — 'S  mm,  Mann  es  mann' sehe 

Muffen-Stahl  röhren  eine  lichte  Weite  von  40 — 175  mm  und  eine  Wand- 

tärke    von    3 — 6    ///w,    Mannesmann  sehe    nahtlose    Stahlröhren    mit 

»e windemuffen    für  Wasser-»    Gas-    und   Dampfleitungen    u.    s.   w.    einen 

[mendurchmesser  von  25 — ^152  mm  (1 — 6  Zoll  englisch),  nahtlose  Mannes- 

lann'sche  Stahlsiederöhren  zu  Röhren  kesseln,  Dampfleitungen,  Heizungs- 

inlagen,    Saft-  und  Säureleitungen  u*  s,  w.  einen  Aussendurchmesser   von  32 

^is  229  mm  (1  V^ — 9  Zoll  englisch)  und  eine  Wandstärke  von  2*25 — 5'5  mm^ 

Manucsmann'sche    Stahlröhren     für    Fahrräder     einen    Aussendurch- 

ncsser  von  5 — -40  mm  und  eine  Wandstärke  von    05 — 2'5   mm^    nahtlose, 

llank    und    schwarz    gezogene    Stahlröhren    einen  Aussendurchmesser 

on  6 — 51  mm  und  eine  Wandstärke  von  0"5— 4  mm\  —  u,  s.  w. 

^§   175.    Eigenschaften    der    Eisen-    und    Stahlsorten    und    Prüfung 

derselben**) 

I.  Roheisen. 

Die  Eigenschaften  desselben  sind   bereits  im  §   160    erläutert    worden. 
IL  Gu  SS  eisen. 

Kohlenstoffgehalt:  2 — 57o-— Specifisches  Gewicht:  700— 7'5 
(im  Mittel  7'25) ;  es  wächst  mit  dem  Gehalt  an  Kohlenstoff  und  an  fremden 
wörpem*  —  Längenausdehnung  bei  P  C.  Temperaturerhöhung  ^ 
>'0()00lü75.  ^  Gusseisen  schwindet  beim  Abkühlen  um  7o5 — 'Vt»7  ^'^  *^^'' 
Länge,  V4n  '^  ^^^  Fläche  und  Vsa  ^^  Körper;  hierauf  ist  bei  Anfertigung 
Jer  Zeichnungen  für  gusseiserne  Bautheile  Rücksicht  zu  nehmen.  Schmelz* 
lunkt:  zwischen  1100  und   1200*'  C. 

Festigkeit:  auf  Druck  5700—9400  kg,  im  Durchschnitt  7500  kg 
Lir  das  Quadratcentimeier  (nach  Mehrtens  für  gewöhnliches  Gusseisen 
»000  *kg^  für    das  beste   lOOOO  kg  für  das   QuadratcentiiDeter),   auch    nimmt 


♦)  Siehe:    Mehrten«,    Eiäen    und    Kiscncoostruciionen    u.  s.    w.,    Haridbuch    der 
mkundc,  Abth.  I.  Bd,  n,  Heft  1;  Berlin  IÖ87.  —  Handbuch  der  Architekiur,  Xh.  l, 
U  ^  313-^60;  u,  A. 

33^ 


516 


Erster  Hl  eil.  Die  HauplsiofFc, 


man  die  Druckfestigkeit  gleich  dem  3-  bis  4-fachen  der  Zugfestigkeit  an) ; 
Zug  660—2410  kg,  im  Mittel  1200  kg  für  das  Quadratcentimeter  {na^ 
Mehrtens  für  sehr  unreines  Gusseisen  450  kg,  für  gewöhnliches  Gusseis 
mit  1-5—2^0  Silicium,  3— 3"57o  Kohlenstoff,  OD— 1*2%  Phosphor  und  1^ 
Mangan  1210^^,  für  das  vorzüglichste  Gusseisen  2000^^  i^^  das  Quadr 
centimeter);  auf  Abscherung  im  Durchschnitt  \bO^^  hg  für  das  Quadratcciiti- 
meter;  auf  Biegung  je  nach  der  Querschnittsform  verschieden,  nach  Winkler 
bei  rechteckigem  Querschnitt  im  Mittel  2800  kg  und  bei  unsymmetrischem 
I- Querschnitt,  je  nachdem  der  Bruch  durch  Zerreissen  oder  Zerdrücken 
eintreten  soll,  im  Mittel  2100,  beziehungsweise  53ÜO  ^^^  für  das  Quadrat- 
centimeter; nach  Mehrtens  für  gewöhnliches  Gusseisen  2550  kg^  für  vor- 
zügliches 5000  kg  für  das  Quadratcentimeter. 

Elasticitätsgrenxe.  Da  zuverlässige  Versuche  zur  Bestimmung  der 
selben  fehlen,  so  lassen  sich  bestimmte  Werthc  nicht  angeben  ;  man  schätzt 
die  Elasticitätsgrenze  für  Zug  auf  440 — 750  kg  und  für  Druck  auf 
1330—1940  kg  und  kann  als  Mittelw^erthe  für  Zug  etwa  600  kg  und 
Druck  etwa  1500  kg  für  das  Quadratcentimeter  annehmen, 

Elasticitätsmodul:    für  Zug   und   Druck   672fK)0—l  730000  kg, 
Mittel   1000000^^,    für   Abscherung  im   Mittel  4(M)00>t^   für  das  Quadr 
centimeter. 

Zulässige  Inanspruchnahme  für  das  Quadratcentimeter:  na 
der  Vorschrift    der    Berliner    Baupolizei  für  Druck  500  kg,  für  Zug  250 
und    für    Abscherung   200  kg,  —    Ist    das    Gusseisen    von    vorzüglicher 
schaffen  hei  t,    und    sind  Gussspannungen    nicht   zu   befürchten,    so    wird 
eine  höhere  Inanspruchnahme   für  zulässig  erachten  können. 

Die  Festigkeil  wird  vermehrt  durch  einen  geringen  Gehalt  des  Guä 
eisens  an  gebundenem  Kohlenstoff  (bis  etwM  1%)^  sowie  durch  mehrmaliges 
Um  schmelzen  (bis  um  10%,  auch  mehr)  und  sie  w^ird  vermindert  durch 
einen  grossen  Kohlenstoffgehalt,  durch  Erw^ärmung  und  durch  strenge  Kähe ; 
bei  letzterer  büsst  das  Gusseisen  etw^a  3**/o  an  Biegungsfestigkeit  und  etwa 
16%  3-n  Elasticität  ein  und  widersteht  Stoss Wirkungen  weniger  gut.  Die  Zahig* 
keit  des  Gusseisens  wird  durch  einen  geringen  Gehalt  an  gebundenem 
Kohlenstoff,  durch  einen  grossen  Gehalt  an  nicht  gebundenem  Kohlenst 
durch  einen  Phosphorgehalt  vermindert,  während  ein  geringer  Schwefelget 
sie  nicht  beeinflusst 

Die  Härte  wird  durch  einen  Phosphor-  und  Schwefelgehalt  nur  wenig, 
durch  Mangangehalt  und  starken  Siliciumgehalt,  sowie  durch  rasche  Abkühlung 
dagegen  in  hohem  Grade  vermehrt,  Ledebur  unterscheidet  folgende  Härte- 
grade des  Gusseisens : 

1.  Geringste  Härte  besitzen  die  graphit reichsten,  mant;anarmen  Sor 
mit  2—3%  Silicium    und  weniger  als   1%   Mangan;    sie  sind  mit   Schnei^ 
Werkzeugen  am  leichtesten  zu  bearbeiten. 

2,  Härter  und  daher  auch  schwerer  bearbeilbar  sind  diejenigen  Sortd 
welche  unter  2%  und  über  3%  Silicium  enthalten, 

3.  Grosse  Härte  zeigen  die  Sorten  mit  1 — 27o  Mangangehalt. 

4,  Die  gross  te  Härte  besitzen  Sorten  mit  4— 57o  Mang  angehalt, 
dass  sie  sich  mit  der  Feile  nur  schwer  bearbeiten  lassen, 

Rost*  Mit  Zunahme  der  Dichtigkeit  und  Glätte  der  Oberfläche  wäc 
der  Widerstand  des  Gussdsens  %^gen  Rosten.  In  feuchter  Luft  verlien  G« 


Viertes  Cöpitel.  Die  McUlle. 


517 


sen  (nach  Gruner)  innerhalb  20  Tagen  an  Gewicht  etwa  l  g  ü^  das 
^uadratdecimeter  Oberfläche.  Das  Gusseisen  wird  durch  angesäuertes  Wasser 
lufgelöst.  Es  rostet  weniger  leicht  als  Schmiedeeisen  und  Stahl. 

Vorschriften  und  Prüfungen.  Nach  dem  preussischen  Ministerial- 
erlass   vom   25.    November  1891    über  Anfertigung,    Lieferung  und 
Aufstellung    grosser    Einsenconstnictionen     sollen  Gussstücke,    wenn 
nicht  Hartguss  oder  besondere  Gattungen  ausdrücklich    vorgeschrieben    sind, 
aus  grauemi  weichem    Eisen  sauber  und  fehlerfrei  hergestellt  sein.    Der  vor- 
geschriebene Flächeninhalt  eines  Querschnittes    muss  überall  voll    vorhanden 
sein;    der  Unterschied  der    Wanddicken    darf   bei    gusseisernen    Säulen    bis 
lu  400  mm  mittlerem    äusseren   Durchmesser  und  40  m  Länge    die    Grösse 
ron  5  mm  nicht  überschreiten.    Bei    Säulen  von  grösseren  Abmessungen  wird 
ier  zulässige  Unterschied    (ür   je   100  mm    Mehrdurchmesser   und    für    jedes 
Meter    Mehrlänge    um    je  0'5  mm  erhöht.    Die   Wandstärke    soll   jedoch    in 
iteinem  Falle  weniger  wie  10  mm  betragen.  — -   Die   Zugfestigkeit  des  Guss- 
tisens  soll    mindestens    1200  J^g    für   das    Quadratccntimetcr    betragen.    Ein 
anbearbei teter    quadratischer    Stab    von    30  mm    Seite,    auf    zwei    1  m    von 
Leinander  entfernten  Stützen  liegend,    muss    eine    allmälig    bis    zu  450  kg  zu* 
achmende  Belastung  in  der  Mitte  auftiehmen  können,  bevor  er  bricht.  (Hierbei 
Roll  der  Stab    nach    Woehler   bei   gewöhnlichem    Gusseisen  eine  bleibende 
>urchbiegung  von  2 — 4  mm  und  eine  volle  Durchbiegung  von   15 — 20  mm, 
bei  vorzüghchem  Gusseisen  von  4^5  mm^  be2iehungs\^'eise  20—26  mm    und 
ci  sprödem    Gusseisen    von  0 — 2  mm,  beziehungsweise   0 — 15  Pim    zeigen,) 
LS  muss  möglich  sein,  mittelst  eines  gegen  eine  rechtwinkelige  Kante  des  Guss- 
l^tückes    mit    dem    Hammer    geführten  Schlages    einen  Eindruck  zu  erzielen, 
ahne  dass  die  Kante  aljspringt. 

Dieselben  Bestimmungen  enthalten  die  »Normen  des  Vereines 
deutscher  Eisenhüttenleute  1889  für  Bau-  und  Maschinengusst, 
^^usserdem  schreiben  dieselben*  vor,  dass  das  Eisen  feinkörnig  und  zähe  sein 
^Bttnd  sich  mit  Meissel  und  Feile  bearbeiten  lassen  muss. 

^H  Ausser  den    obenerwähnten    Prüfungsmethoden    wendet    man    zuweilen 

^Hiuch  die  sogenannte  Schlagprobe  an,  indem  man  auf  die  Mitte  einer  in 
^FSand  gebetteten  quadratischen  Probeplatte  ein  Gewicht  aus  allmälig  grösserer 
^Lllohc  so  lange  fallen  lässt,  bis  die  Platte  zerbricht 

^H  Die  Wandstärke  gusseiserner  Säulen  prüft  man  durch  Anbohren 

^™  mittelst  dünnen  Bohrers,  die  Tragfähigkeit  derselben  durch  eine  Probe- 
belastung mittelst  hydraulischer  Pressen;  die  Säulen  müssen  hierbei,  ohne 
Bt'schädigungcn  zu  erhalten,  mindestens  das  Doppelte  ihrer  späteren  Be- 
liiAlung  aushalten  können. 

Gewöhnliche  Gussstücke  werden  meistens  nur  sorgfältig  besichtigt. 
)tc  Gussstucke  sollen  nach   Mehrtens    eine   glatte    überüächc    haben,    frei 
rem  Löchern,  Blasen,    sichtbaren    Poren    und    sonstigen    Fehlem    sein,    reine 
Canien,  scJiarf  ausgeprägte  Verzierungen,    feine  Gussnähte  und  eine  saubere, 
ni*"hl  windschiefe  oder    verworfene    Form    zeigen    und  einen  kernigen,  grau- 
'  Bruch   besitzen.    Aus   letzterem    lässt    bich  ein  Gehalt  an  Phosphor 

1   wenig  Mangan  jedoch  nicht  erkennen. 
Ab    Prüfungsmaschinen    für    Gusseisen    werden    empfohlen:    die 
ragbare  Probirmaschine  der  Konigl    Eisengiessererei    zu    Gleiwitz    (D;  R.  P. 
in  7189),  die  Maschine  von  Erdmann  Kircheis  (D.  R,  P.  Nr.  32778).  die 


i 


518 


Erster  TÜcil.  Die  Hauptstoffe. 


Maschine  von  Hansen  (siehe  »Zeitschrift  des  Vereines  deutscher  Ingenieurec, 
1886,  S.  126)  u.  a. 

III.  Schmiedeeisen. 

Kohlenstoffgehalt:  0*05 — 0*5  7o-  —  Specifisches  Gewicht: 
7'8-^7*9,  im  Mittel  7"79  (nach  dem  preussischen  Ministerialerlass  vom 
25.  November  1891  soll  l  m^  Schweisseisen  7800  kg  und  1  «'  Flusseisen 
ISbOkg  wiegen).  Lineare  Ausdehnung  bei  1®  C  Temperaturerhöhung: 
nach  Heinzerling  O'OOOOUÖ  (nach  Mehrtens  00000118  der  ursprüng- 
lichen Länge).  Schmelzpunkt:  für  Schweisseisen  1800— 2250^  für  Fluss- 
eisen 1300— 1800^  C. 

Festigkeit  Dieselbe  ist  wegen  des  faserigen  Gefüges  des  Schmiede- 
eisens in  Richtung  der  Fasern  grösser  als  normal  dazu.  Flusseisen  besitzt 
in  der  Regel  eine  höhere  Festigkeit  als  Schweisseisen.  Es  beträgt  die  Zug- 
festigkeit a)  nach  Wink  1er:  beim  gewalzten  Stabeisen  im  Mittel  3800*^, 
beim  Eisenblech  in  der  Walzrichtung  im  Mittel  3600  kg  und  senkrecht  zu 
derselben  3100  kg  für  das  Quadratcentimeter;  d)  nach  Mehrtens: 
für  die  geringste  Sorte  von  Schweisseisen  2500  kg  für  das  Quadratcentimeter 
*       >  >  >        >     Flusseisen .  .     3500  »       »      >  > 

»    Stab-  und  Formeisen 3800  »       »      »  » 

»    sehr  gutes  Schweisseisen,  Flusseisen, 

Feinkomeisen  (Niete  u.  Schrauben)    4000  >      »       »  » 

>  bestes,  zähhartes  Flusseisen 4500  »      »       »  > 

>  beste  Bleche  in  der  Längsrichtung  .  3800  »  >  )>  » 
»  >  >  >  >  Querrichtung . .  3600  >  >  >  » 
»  bessere  Bleche  in  der  Längsrichtung .  3600  >  >  »  » 
»  >  »  >  >  Querrichtung.  .  3300  »  »  »  > 
»    gewöhnliche   Bleche    in    der    I^ängs- 

richtung 3400  »      »       »  » 

>  gewöhnliche    Bleche    in    der    Quer-         * 

richtung 3000  »      »       »  » 

»    Kastenbleche  in  der  Längsrichtung .     3200  »      »       >  > 


Yiertes  CapiteL  Bie  Metalk. 


519 


lechen  in  der   Längsrichtung   25%    und  in    der    Querrichtung    18%,    bei 

tseren  Blechen  in  der  Längsrichtung  14*7^  und  in  der  (Juerrichtung   8%, 

i    gewöhnlichen    Blechen    in    der    Längsrichtung    10%    und    in    der  Quer 

ichtung  5%,  bei  Kastenblechen  in  der  Längsrichtung  6*'/^,  und  in  der  Quer- 

ichtung    3%    der    urspninglichcn    I.änge   nach    erfolgtem    Bruche    beträgt. 

rleichieitig   erleidet    ein    in    seiner    Langenrichtung    auf  Zug  beanspruchter 

isenstab  eine  Querschnittsverminderung,  und  es  zeigt  sich  bei  grosser  Zug- 

t  an  einer  bestimmten  Stelle  eine  auffällige  Einschnürung  (Contraction), 

'eiche  ihr  Höchstmaass  kurz  vor  dem  Zerrcissen  erreicht.  In  der  Classification 

Eisens    nach  dem    *  Vereine   der  Techniker  deutscher   Eisenbahnen*;   soll 

die  verhältnissmässige  Zusammenziehung    des    Querschnittes    beim    Zerreissea 

getragen:  beim  Stabeisen    L  Qualität  40%,    2,  Qualität  25%^    beim  Eisen- 

Älech   1.  Qualität  in  der  Walzrichtung  257o»  ^^^^  ^^^^^  l''>7o'  ^^^  Qualität  in 

Her  Walzrichtung  L^7o  ""*^  Q^^^  dazu  9"/,^  des  ursprünglichen  Querschnittes. 

y  Nach  der  Grösse  der  Dehnung  und  Einschnürung  wird  die  Zähigkeit 

des  Schmiedeeisens  beurtheilt.     Die  Zäliigkeit  wächst  nicht  mit  der  Grösse 

Jer  Festigkeit,    da   sehr   zähes   Eisen    nur   eine  mittlere  Festigkeit  und  sehr 

tstes    Eisen    nur   eine   massige    Zähigkeit    besitzt,    sondern    sie   nimmt   mit 

m  Grade  der  Reinheit  des  Eisens  zu.  Die  Zähigkeit  ist  sehr  gering   beim 

rtiosphorh altigen  Eisen,  sie  ist  beim  Schweisseisen  wegen    des    sehnigen  Ge- 

iges    in    der    Regel  grösser    als  beim  Flusseisen,  bei  welchem  in  Folge  des 

ömigen  Gefüges  der  Bruch  stets  plötzlich  eintritt.    Die   Zähigkeit  wird  bei 

Irwärmung  des  Eisens  bis  auf  etwa  500"  C.  grösser,  bei  stärkerer  Erhitzung 

ieder  kleiner;    in  der  Kälte  ist  das  Schmiedeeisen  spröder  als  wie  bei  ge- 

öhnlicher  Temperatur. 

Die  Druckfestigkeit  ist  nach  Tetmajer   beim   Schweisseisen  gleich 
T  Zugfestigkeit  desselben,  beim  Flusseisen    um    5%    geringer    als  dieselbe, 
ch    Mehrtens    beim    Schweisseisen    um  2%%    und  beim  Flusseisen  um 
4"o  geringer  als  die  Zugfestigkeit, 

Die  Biegungsfestigkeit  ist  bei  I-Trägem  nach  Win  kl  er  gleich  der 
iigfestigkeit    anzunehmen,    und  sie  beträgt   nach    Kirkaldy  810—1350  kg, 
Mittel   1080  ^g  für  das  Quadratcentimcter, 

Die  Abscherungsfestigkeit  ermittelte  Kirkaldy  zu  3190 — 5500 ^^» 
Mittel  4510  ^g  für  das  (^uadratcentimeter,  und  Winkler  fand  dieselbe 
nahezu  gleich  %   der  Zugfestigkeit 

Die  zulässige    Inanspruchnahme    für    das    (>uadratcentimeter 


U  nach  der  Berliner  Baupolizei  betragen : 

für  ZuK  iJtucW 

beim  Stabeisen ,  .  ,  ,  ,      750  750 

>      Eisenblech _  .  .      750  750 

i      bombirtcn  Eiscnwe  11  blech     500  500 

»      Eisendraht ,.    1200  — 


AUicIierunif 

COO  kg 


Besonders  gute  Eisensorten  können  jedoch  eine  weit  stärkere  zulässige 
Mnsprurhung    erhalten;    es    ist    vorgeschlagen    worden,   bei    Hochbaucon- 
Iructinnen  für  Zug  und  Druck  baupohzcilich  lOCK) — 1200  X-^g^  Beanspruchung 
Ir  das  Quadratcentimeter  zu  gestatten. 

Die    Festigkeit    ist    beim   geschmiedeten    Eisen  grösser  als  beim  ge- 
lUteti     derselbeo     Sorte,     bei    schwachen    Stücken    meist    grösser    als    bei 


Erstcf  Tbeil.  Die  Hauplstoffe. 


starken,  bei  niederen  Temperaturen  grösser  als  bei  höheren  (vergl  §  173  Keuer* 
Schutzmittel)  und  an  den  Schwe issstellen  um  etwa  3 — 4%  geringer. 

Die  Zugfestigkeit  wird  erhöht  durch  kalte  Bearbeitung,  durch  wriedcr- 
holte  Bearbeitung  in  warmem  Zustande  und  durch  Ablöschen  des  glütiemt 
gemachten  Eisens,  sie  wird  vermiindert  durch  Ausgliihen  und  langsamem 
Abkühlen,  Fagoneisen  besitzt  umso  geringere  Festigkeit,  je  ungleicher  die 
Geschwindigkeit  der  durch  die  Walzen  gehenden  Profilßächentheile  ist, 
T-  und  I-Eisen,  besonders  solche  mit  breiten  Flanschen,  sind  am  ungiinsiiü* 
stcn,  L-Eisen  besitzen  eine  um  etwa  4%  geringere  Festigkeit  als  Fla«! 
und  letztere  eine  um  etwa  4^/^  geringere  als  Rund-  und  Vierkant 
(Siehe   »Handbuch  der  Baukunde«,  Th.  I,  Bd.  I,  1885,  S.  612  iL  613v) 

Nach  den  Versuchen  von  Fairbairn,  Wo  hier  u.  A,  zerbricht  bei 
wiederholter  Beanspnichung  ein  Stab  endlich  bei  einer  geringeren  Spannung 
als  derjenigen,  die  bei  ruhender  Belastung  seinen  Bruch  herbeigeführt  haben 
würde.  Findet  die  wiederholte  Beanspruchung  innerhalb  der  gebräuchlichen 
Sicherheitsgrenzen  statt,  so  wird  die  Festigkeit  dadurch  nicht  vermindert 
Durch  fnrlgesetxte  Stosswirkungen  wird  (nach  den  Untersuchungen  von  J  o  hnsor 
nicht,  wie  früher  vielfach  angenommen  wurde,  das  Gefüge  des  Eisens  vcranc 

Das    Schwcisseisen    lässt    sich    schmieden,    seh  weissen,     walzen, 
Draht   ausziehen,    leicht    feilen,   mit    Meissel    und    Drehstahl   gut    bearbeiti 
kalt  biegen  und    hämmern.    Bei  letzterer  Bearbeitung  wird  es  härter;  soUj 
seine  ursprüngliche  Weichheit  wieder  erlangen,    so  glüht  man  es  aus,    Se 
Schweissbarkeit    wächst    mit    Abnahme    des    Kohlenstofigehaltes,    gleichzeS 
vermindert  sich  dabei  seine  Härte.  Ein  kohlenstoffarmes  Schmiedeeisen  lässt : 
nicht  härten.  Nach  dem  preussischen  Ministe rialerlass  vom  25.  Noveni^ 
1891    soll    das    Schwcisseisen    dicht,    gut    stauchbar,    gut    schweissbar 
weder  kalt-  noch  rothbrüchig  sein;  es  soll  keine  Längsrisse,  offene  Schw( 
nähte,  Kantenrisse  oder  sonstige  unganze  Stellen  aufweisen. 

Das  Flusse isen  lässt  sich  ebenfalls  schmieden»  schweissen,  wal 
pressen  u.  s.  w.  Beim  Schweissen  büsst  es  an  Festigkeit  ein,  beim  Wal; 
und  Pressen  vergrössert  sich  dieselbe,  beim  Schmieden  mit  zu  leicht! 
Hämmern  wird  es  verdorben.  Flusseisen  hat  eine  geringere  Schweissbark 
als  Schwcisseisen,  ist  aber  fester  und  dehnbarer  und  kann  daher  höh 
beansprucht  werden.  Festigkeit  und  Härte  vermindern  sich  mit  Abtvalij 
des  Kohlenfstofl'g  eh  altes;  knhlenstofi  armes  Flusseisen  ist  rnthbrüchig.  Na 
dem  p r  e u  s  s  i  s c  h  e  n  M  i  n  i  s t  e  r  i a  1  e  r  l  a s s  vom  25,  November  1  S^U  soll  F tusseis 
glatt  gewalzt,  ohne  Schieferung  und  Blasen  sein  und  darf  weder  Kantenrü 
noch  unganze  Stellen  haben.  Die  Schweissbarkeit  des  Schmiedeisens  wj 
durch  einen  Gehalt  desselben  an  Kupfer,  Antimon,  Arsen  und  Silicium 
ringert  und  durch  einen  Phosphorgehalt  vergrössert. 

Behufs  Feststellung  der  Festigkeit  und  sonstigen  Beschaffen  heil 
Schmiedeisens  schreibt  der  preussische  Ministerialerlass  im  g 
Folgendes  vor:  Ais  Proben  kommen  in  Betracht: 

L  Proben    mit   ungetheiUen  GcbrauclisstUcken.   Kaltproben:  1.  Auss 
besieh tigung,  2,  Biegeprobe* 

IL  Proben  mit  abgetrennten  Siücken. 

ü)  Kalt|»roben:     L     Gewöhnliche    Biegeprobe,    2*     Biegeprobe     dur 
wiederholtes  Hin-  und  Herbiegen,  3.  Lochprobe,  4*  Bruchprobe,  5.  Zer| 
probe»  Ü.  Verwind ungsprobc. 


•Viertes  Capitel.  Die  Metalle. 


m 


f)  Warmproben:    1.  Biegeprobe,  2.  Härtungsbiegeprobe,  3>  Lochprobe, 
.  Ausbreit-  (Schmiede-)  Probe,  5.  Stauchprobe,  6.  Schweissprobe. 

Bei  der  Vorbereitung  der  Probestücke  und  Vornahme  der  Proben 
sind  im  Allgemeinen  folgende  Vorschriften  z\x  beachten:  Die  Probestücke, 
welche  zerrissen,  ausgedehnt  oder  gebogen  werden  sollen,  müssen  der 
Prüfung  thunlichst  in  demselben  Zustande  unterworfen  werden,  in  welchem 
das  betreffende  Stück  zur  Verv\'^endung  gelangt.  Es  ist  daher  bei  der  Ab- 
trennung der  Probestücke  von  dem  zu  untersuchenden  Erzeugniss  jede  Ein- 
wirkung auf  das  Gefüge  zu  vermeiden.  Ausglühen  ist,  wenn  das  Stück  nicht 
ebenfalls  vor  seiner  Verwendung  oder  im  Gebrauche  ausgeglüht  wird, 
möglichst  zu  vermeiden.  Sofern  ein  Geraderichten  der  Probestreifen  er- 
forderhch  ist,  sollen  dieselben  nur  bis  zu  einem  das  Gefüge  des  Stoffes 
nicht  verändernden  Hitzegrad  massig  angewärmt  und  in  diesem  Zustande 
mittelst  Hammerschlägen  oder  unter  einer  Presse  geradegerichtet  und  alsdann 
ieichmassig  und  allmälig  abgekühlt  werden.  —  Alle  Kaltproben  sollen  bei 
iner  Temperatur  von  nicht  unter  10^  C  vorgenommen  werden. 

Die    Bearbeitung    der    Probestäbe   muss    eine    solche    sein,    dass    die 
Wirkung   des  Scherenschnittes,    Auslochens    oder    Aushauens   zuverlässig    be 
iiigt   wird.  Nicht  makellose  Stäbe    dürfen    in    keinem  Falle  zu  Probestäben 
erwendet  werden.  Im  Besonderen  ist  noch  zu  beachten: 

Bei  den  Biegeproben:  Es  sind  die  Längskanten  mit  der  Feile  vor- 
ichtig  abzurunden,  —  Wenn  möglich,  sind  die  Probestreifen  400  mm  !ang 
nti  riO — 50  mm  breit  zu  nehmen.  Es  wird  die  Anwendung  von  Pressen 
er  ähnlichen  Vorrichtungen  empfohlen,  welche  das  Ergebniss  von  der 
(sclucklichkeit  oder  dem  guten  Willen  der  Arbeiter  unabhängig  machen. 
Alfi  Biegewinkel,  welchen  ein  Schenkel  bei  der  Biegung  zu  durchlaufen 
lat,  ist  stets  der  Winkel  a  (Figur  356)  zu  betrachten. 

Bei  der  Härtungsbiegeprobe:  Die  Härtung  wird  derart  bewirkt, 
SS  die  Probestreifen  schwach  rothglühend  in  Wasser  von  etwa  28"*  C. 
geschreckt  werden. 

Bei  den  Zerre  issproben:  Die  Zurichtung  der  Zerreissproben  in 
altem  Zustand  darf  nur  mit  genau  arbeitenden  Maschinen  und  durch 
eübte  Arbeiter  geschehen.  Die  Form  der  Probestäbe  ist  so  zu  wählen,  dass 
er  Tbeil  u  (^Figuren  3Ö7  u,  358),  welcher  den  zu  prüfenden  Querschnitt 
t^  200  wm  (Gebrauchslänge)  lang  ist.  Rundsläbe  sollen  je  nach  Bedarf 
und  Möglichkeit  auf  der  Gebrauchslänge  a  einen  Durchmesser  ä  von  lü, 
5,  20  oder  2n  m*n  erhalten,  Flachstäbe  sollen  auf  der  Gebrauchs  länge 
ncn  Querschnitt  von  300 — ^ÜOO  mm-  haben;  die  Breite  6  soll  dabei 
cnigstens  30  mm  betragen.  —  Es  empfiehlt  sich,  den  auf  der  Gebrauchs- 
jtgi^  a  hergcrichtelen  Querschnitt  nach  jeder  Seite  noch  um  mindestens 
U  mm  weiter  zu  führen  und  erst  von  da  ab  die  Verstärkungen  für  die 
inspannuugen  beginnen  zu  lassen.  Wenn  ein  Probestab  in  Folge  von  deut- 
erkennbaren Bearbcitungs-  oder  Stofffehlcm  oder  in  Folge  von  nach- 
ci&sbar  vmrichtigcr  Einspannung  eine  ungenügende  Zerreissprobe  liefert,  so 
t  |rr??tere  nicht  massgebend  für  die  Beurtheilung  der  Festigkcits-  und 
1  sse.     Wenn     der  liruch    ausserhalb     des    mittleren  Drittels     der 

tige  .stattfindet,    so    ist  die  Probe  zwar  für  die  Fcstigkeits-,    aber 
cht  für  die  Dehnungsgrösse  massgebend*   Wenn    dabei  die  Dehnungsgrösse 


522 


Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffe. 


als  eine  ungenügende  erscheint,  so  ist  zur  richtigen  Bestimmung  derselben 
eine  neue  im  mittleren  Drittel  zum  Bruch  gelangende  Probe  zu  machen. 

Zerreissmaschinen  von  bestimmter  Bauart  werden  nicht  vor- 
geschrieben, für  deren  Brauchbarkeit  jedoch  folgende  Grundsätze  aufgestellt: 
Die  Belastung  des  Probestückes  darf  nicht  stossweise  erfolgen,  sondern  muss 
stetig  und  langsam  vor  sich  gehen  können.  Die  Einspannvorrichtimg  muss 
so  beschaffen  sein,  dass  die  Mittelachse  des  Versuchsstabes  genau  mit  der 
Zugrichtung  zusammenfallt.  Die  Maschine  muss  leicht  und  sicher  auf  ihre 
Richtigkeit  geprüft  werden  können. 

Für  die  einzelnen  Stoffe  wird  im  Uebrigen  bezüglich  der  Art  und  der 
Ausführung  der  Proben  folgendes  vorgeschrieben: 

I.  Schweisseisen. 

A.  Herrichtung  und  Anzahl  der  Proben. 

Das  zu  prüfende  Stück  darf  nicht  ausgeglüht  werden.  Von  je  100  Stück 
Stäben  oder  Platten  können  drei  Proben,  und  zwar  nach  Möglichkeit  aus 
den  Abfall-Enden,  entnommen  werden.  Wenn  dieselben  den  gestellten  Vor- 
schriften genügen,  so  gelten  diese  100  Stäbe  oder  Platten  als  angenommen. 
Genügt  eine  dieser  drei  Proben  nicht,  so  darf  dafür  aus  der  betreffenden 
Stoffmenge  eine  neue  entnommen  werden.  Entspricht  diese  auch  nicht  den 
Anforderungen,  so  kann  das  Ganze  verworfen  werden. 

B.  Zerreiss-  und  Dehnungsproben. 

Die  Mindestbeträge  der  Zugfestigkeit  sind  so  zu  verstehen,  dass  die 
Versuchsstücke  die  angegebenen  Belastungen  für  die  Dauer  von  zwei 
Minuten  tragen  müssen;  die  Mindestbeträge  der  Dehnung  so,  dass  die 
Versuchstücke  sich  um  den  angegebenen  Bruchtheil  der  Länge  von  200  mm 
ausdehnen  müssen,  wobei  die  Messung  nach  erfolgtem  Bruche  vorzunehmen  ist 

C.  Sonstige  Proben. 

1.  Bei  Flach-,  Winkel-,  Rund-  und  Vierkanteisen,  Blechen  und 
Trägereisen. 

a)  Biegeproben;    ausgeschnittene  Längsstreifen  von    30 — 35  mm   Breite 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle. 


52a 


d)  Stauchproben.     Ein    Stück    Nieteisen,    dessen    Länge    gleich    dem 
[doppelten    Durchmesser    ist,    soll    sich    in    warmem,    der   Verwendung    ent- 
Bprechendem  Zustande  bis   auf   ein  Drittel    dieser  Länge    xusaramenstauchen 
assen,  ohne  Risse  zu  «eigen, 
11.  Flussetsen. 

A.  Herrichtung  und  Anzahl  der  Proben, 

Das  zu  prüfende  Eisen  darf  nicht  besonders  ausgeglüht  werden.  Es 
sind  daher  auch  die  Versuchsstücke  von  dem  zu  untersuchenden  Eisen  kalt 
abzutrennen  und  kalt  zu  bearbeiten.  Es  können  von  je  100  Stück  Stäben 
oder  Platten  5  Prolien,  und  zwar  nach  Möglichkeit  aus  den  Abfall-Enden 
entnommen  werden.  Wenn  dieselben  den  gestellten  Vorschriften  genügen, 
so  gelten  diese  100  Stück  Stäbe  oder  Platten  als  angenommen.  Genügt  eine 
dieser  Proben  nicht,  so  darf  dafür  aus  der  betreffenden  Eisenmenge  eine 
neue  entnommen  werden.  Entspricht  diese  auch  nicht  den  Anforderungen, 
[eo  können  die  100  Stück  venvorfen  werden. 

B,  Zcrreiss-  und  Dehnungsproben. 
Die  Zugfestigkeit  soll  mindestens  37  J^^  und  höchstens  44  kj^  auf  das 

iiadratmillimeter,  und  zwar  in  der  langen-  und  Querrichtung,  die  Dehnung 
lindestens  2iy%  iiir  Längs-  und  Querrichtung  betragen.  Die  Zerreissproben 
>llcn  in  der  Regel  30  l — QOO  a/////'*  Querschnitt  haben  und  die  Beob- 
ichtungen  auf  einer  Länge  von  900  mm  vorgenommen  werden.  Die  Mindest- 
Beträge  der  Zerreissfestigkeit  sind  so  zu  verstehen,  dass  die  Versuchsstücke 
ich  um  den  angegebenen  Bruchtheil  der  Länge  vori  200  mm  ausdehnen 
niissen,  wobei  dte  Messung  nach  erfolgtem  Bruche  vorzmiehmen  ist 
C  Sonstige  Proben. 

Bei  Flach-,  Winkel-,  Rund-  und  Vierkanteisen,  Blechen  und  Trägereisen. 

a)  Biegeprobe.  Streifen  von  30 — 50  mm  Breite  mit  abgefeilten  runden 

Tanten    oder  Rund-   oder  Vierkanteisen    sollen    kalt    gebogen    eine   Schleife 

lit  einem   lichten   Durchmesser  gleich  der  halben  Dicke  des  Versuchsstückes 

>il<len   können»  ohne  irgend  welche  Risse  zu  zeigen.  Eine  versuchte  Härtung 

darf  das  Ergebniss  der  Biegeprobe  nicht  ungünstig  beeinflussen. 

it)  S lauchproben.    Ein    Stück    Rundeisen,    dessen    Länge    gleich    dem 
( doppelten    Durchmesser    ist,    soll    sich    in    warmem,    der   Verwendung    ent- 
sprechendem Zustande  bis    auf  ein  Drittel   dieser  Länge   zusammenstauchen 
scn,  ohne  Risse  zu  zeigen. 

Anmerkung.  Bei  den  Warmproben  ist  der  schwarzwarme  Zustand  zu 
Ifcrmeiden,  weil  die  Bearbeitung  in  diesem  Zustande  schädlich  wirkt.  — 
Ueber  die  Festigkeit  und  Dehnung  des  Schweisseisens  schreibt 
1er  prcussische  Ministerialerlass  Folgendes  vor: 

1.  Rund-,  Quadrat-,  Flach-  und  Winkeleisen,  Bleche. 
Zugfestigkeit   bei  einer  Dicke  von: 

5 — 10  mm  einschhesslich  =  36  ^-tr  für  das  QuadralmilUmeter 
Über  10—15    j  >  ^  3n    •     »      >  * 

lö— 25    >  5  ^^  34    »     >      t  » 

Dehnung  in  allen  Fällen  127o* 
Für  Bleche  gelten  die  vorstehenden  Werthe  nur,  wenn  die  Bleche  im 
ViSttmtlirheii    in   der   Längsrichtung   beansprucht   werden.    Bei    Blechen   mit 
rcuhener  Längsrichtung,  welche  vorwiegend  Biegungsspannungen  auf- 
11    haben    (z.   B,    Stegbleche  von  Blechträgern,    Kragträgerii,  Fx,Vx^\- 


524 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


Steifungen)  soll  die  Zugfestigkeit  in  der  Längsrichtung  35  kg  fiir  das  Quadrat- 
millimeter und  die  Dehnung  lO^o»  i^  ^^^  Querrichtung  die  Zugfestigkeit 
28  kg  für  das  Quadratmillimeter  und  die  Dehnung  37o  betragen.  Bleche 
ohne  ausgesprochene  Längsrichtung,  welche  vorwiegend  durch  Spannungen 
in  verschiedenen  Richtungen  beansprucht  werden  (z.  B.  Anschlussbleche), 
sollen  in  der  Hauptwalzrichtung  eine  Zugfestigkeit  von  35  kg  fiir  das  Quadrat- 
millimeter und  eine  Dehnung  von  lO^o»  i^  ^^^  Querrichtung  eine  Zugfestig- 
keit von  30  kg  für  das  Quadratmillimeter  und  eine  Dehnung  von  A% 
besitzen. 

Bei  Wellblechen  kann  von  Festigkeits-  und  Dehnungsproben  abgesehen 
werden,  weil  diese  Bleche  bei  der  Formgebung  schon  sehr  grossen  Ansprüchen 
genügen  müssen.  Wegen  der  Schwierigkeit  der  Herstellung  aus  Schweisseisen 
werden  sie  (namentlich  die  Trägerwellbleche)  fast  ausschliesslich  aus  Russ- 
eisen  angefertigt 

2.  Niete. 

Für  Niete,  die  auf  Abscheren  beansprucht  werden,  bis  zu  25  tnm 
Durchmesser:  Zugfestigkeit  =  28  kg  für  das  Quadratmillimeter,  Dehnung  18%; 
von  25 — 40  mm  Durchmesser:  Zugfestigkeit  =  36  kg  für  das  Quadratmilli- 
meter, Dehnung  15^/q. 

3.  Schrauben. 

Wenn  dieselben  auf  Abscheren  beansprucht  werden,  wie  bei  den 
Nieten. 

4.  T-Träger«       | ^-Eisen,  |     -Eisen,    I  -Träger. 

a)  Für  Flanschen :  Zugfestigkeit  in  der  Längsrichtung,  wenn  die  Dicke 
beträgt : 

bis  10  mm  einschliesslich  =  36  kg  für  das  Quadratmillimeter 
mehr  als  10 — 15  >  »  =35>»»  » 

»      »   15 — 25  »  >  =  34  »     »     »  > 

Dehnung  in  allen  Fällen   12®/o. 

b)  Für  Stege:  Zugfestigkeit  in  der  Längsrichtung,  bei  einer  Dicke 

bis  10  mm   einschliesslich  =  35  kg  für   das  Quadratmillimeter 


VicrlcB  Capitcl.  Die  Metalle, 


Ö2& 


Draht  von     5         4         3       2*5         2       1*7  mm  Durchmesser 
soll  aushalten   15        18       21        25        27       30  Windungen. 
Nach  der  Berliner  Baupolizei^Vorschrift  darf  die  zulässige  Beanspruchung 
des   aus  Schweisseisen   bestehenden  Drahtes  1200  kg  für  das   Quadrat- 
entimeter  betragen. 

Ausser  den  oben  besprochenen  Prüfungsmethoden  werden  beim  Schmiede- 
"eisen  noch  die  folgenden  angewendet: 

1.  Die  Besichtigungsprobe,  Um  das  Innere  des  Eisens  besichtigen 
zu  können,  kerbt  man  das  Stück  am  zweckmässigsten  mittelst  Feile  ringsum 

^^tn,   so  dass  es  sich  mit  einem  einzigen  kräftigen  Schlag  über  dem  Amboss 
^Mn  dieser  Stelle  zerbrechen  lässt. 

^B  Das  Eisen   niuss    an    der  Bruchfläche    ein    feinkörniges  Gefüge    zeigen. 

^HVird  der  Stab  nur  an  einer  Seite  mittelst  Meissel  eingekerbt  und  dann  durch 
^Bsuigsames  Umbiegen  so  zerbrochen,    dass  die  Fasern  an  der  Kerbstelle  aus- 
P^edehnt  und  an  der  gegenüberliegenden  Seite  des  Stabes  zusammengedrückt 
werden,  so  muss  das  Eisen  an  der  Bruchstelle  der  Länge  nach  ein  sehniges 
faseriges  Gefüge  zeigen,  und  es  wird  im  Allgemeinen  von  iimso  besserer 
schafTenheit  sein,  je  feiner  und  seidenartiger  seine  Fasern  erscheinen. 

2.  Schmiedeprobe.  Zur  Prüfung  der  Schmiedbarkeit  wird  das  Probe- 
ck  rothglühend    gemacht,    dann    geschmiedet,   gestreckt,   gelocht    und   ge- 

;  hierbei  bekommt  rothbrüchiges  Eisen  Risse. 

3.  Wurf-  und  Schlagprobe.  Zur  Ermittelung  der  Zähigkeit  des  Eisens 
fid    der  Widerstandsfähigkeit   desselben   gegen  Stösse   wird    das  Probestück 

aller  Kraft  wagrecht   mit    seiner  Mitte  auf  einen  scharfrückigen  Amboss 

vorfen,  hierbei  zerbricht  kaltbrüchiges  und  schlecht  zusamraengcschweisstes 

Lisen.     Oder    es    wird    der    Stab    mit     seinen    beiden    Enden    frei    aufgelegt 

fid    dann    auf  seine  Mitte    aus   gewisser  Höhe    ein  Gewicht  fallen  gelassen 

1er    ein    kräftiger  Schlag    ausgeübt.     Auch  Ramm-    und   Fall  werke  verschie- 

euer  Constniction  werden  zu  diesen  Proben  benutzt. 

4.  Aetzprobe,  Um  unsichtbare  Hohlräume,  Schweissfugen,  Schlacken- 
kücke  u.  s.  w.  ermitteln  zu  können,  wird  das  Probestück  vollständig  glatt  gefeilt 

id  dann  in  ein  Bad  aus  sehr  stark  mit  Wasser  verdünnter  Salzsäure  auf  einige 
linuten   gelegt.    Die   Säure    erweitert    die    Risse,    macht    die    Schweissfugen 

rhibar  und  treibt  die  Schlacken  aus;  fenier  werden  dichtere  Stellen 
chwächer  geätzt  als  lockere,  und  härtere  (namentlich  kohlenstoffreichere), 
chwächer  als  weichere  (meist  kohlensto  ff  ärmere) ;  schlechtes  phosphorhaltiges 
chmicdcisen  erscheint  schwarz  und  porös.  Nach  dem  Aetzen  wird  die 
lalxsäure  mit  Wasser  abgespült»  das  Wasser  mit  Alkohol  und  der  Alkohol 
fiit  A  et  her  wieder  entfernt,  auch  wohl  das  Probestück  mittelst  Bürsten  ge- 
trintgL  Man  kann  die  Aetzprobe  auch  bei  Gussstiicken  anwendcTi. 

5.  Härtungsprobe,  siehe:  Prüfung  des  Stahles. 

6.  Probebearbeitung  durch  geübte  Arbeiter  mittelst  Meissel,  Dreh- 
^ll  und  Feile;    gutes  Eisen    Hefert    auch    beim  Abhobeln    lange   und  zähe 

ar»    tmd    auf   der   bearbeiteten    Oberfläche    werden    vorhandene    unganze 

Stellen  oder         '  harte  Stellen  deutlich  sichtbar. 

AU  Vt  h aschinen  sind  im  Gebrauche: 

die  Werder  sehe    Maschine    i\n    lOO.üOOX'ji^   Druck;    zur    Bestimmung 
Ztig-,    Druck-,     Biegungs*,      Abscherungs-      und      Verdrehungsfestigkeit 

MnÄchiuenbaU'Actiengesellschaft  Nürnberg,  vormals  Klett  &  Comp,); 


elfe%.w 


526 


Erjster  Theil.  Die  Hauptstoffe. 


die  Maschine  von  Mohr  &  Federhaff  für  bO. 000  Jl:g  Druck  (siehe: 
»Annalen  für  Gewerbe  und  Bauwesen«,  1884,  I,  S.  141); 

die  Maschine  von  Maillard  (Maschinenfabrik  und  Eisengiesserei 
Fourchambault   zu  Ni^vre); 

die  Maschine  von  Pohlmeyer  für  100.000^^  Druck  (siehe:  »Stahl  und 
Eisen*,  1881,  S.  236); 

die  Maschine  von  Fairbanks  &  Comp,  (siehe  »Americ.  Inst,  of  Mining 
Engin«,  Februar  1884); 

zur  Messung  der  Dehnung:  die  Bauschinger'sche  Spiegelvorrichtung; 

zur  Vornahme  von  Biegeproben:  die  Biegepresse  von  Mohr&Federhaff; 

zur  Prüfung  von  Draht  auf  Zug-  und  Verdrehungsfestigkeit:  die  Car- 
rington'sche   Maschine,    die    Maschine    von  Mohr  &  Federhaff   u.  s.  w. 

(Vergl.  auch  Roth-,  Kalt-,  Blau-  und  Schwarzbrüchigkeit  am  Schlüsse 
dieses  Paragraphen.) 

III.  Stahl. 

Kohlenstoffgehalt:  0*5 — 2  7^.  Specifisches  Gewicht:  7-4— 81, 
im  Durchschnitt  7*7  (nach  dem  »Deutschen  Bauhandbuch«  für  Cement- 
stahl  7-26 — 7-8,  Frischstahl  7-5— 7*8,  Gussstahl  7*8 — 7*9;  nach  Mehrtens 
Td — 8*0;  nach  dem  preussischen  Ministerialerlass  vom  2ö.  November 
1891:  7*85).  Das  specifische  Gewicht  des  ungehärteten  Stahles  ist  grösser 
als  das  des  gehärteten.  Längenausdehnung  bei  1®  C.  Temperatur- 
erhöhung: nach  Heinzerling  =  0*0000135,  nach  Mehrtens  um  8^0 
grösser  als  beim  Schmiedeeisen.  Schmelzpunkt:  1300 — 1800®  C 

Festigkeit:  a)  Zugfestigkeit.  Nach  Winkler  im  Mittel  bei  hartem 
Stahl  6500  itgy  bei  mittelhartem  5500  kg,  bei  weichem  4500  kg  für  das 
Quadratcentimeter ;  nach  Mehrtens  bei  dem  weichsten  Flussstahl  4bO0  kg, 
bei  weichem  Flussstahl  5000^^,  bei  mittelhartem  5500'^^,  bei  hartem 
6000  kg,  bei  sehr  hartem  6500  kg,  bei  den  verschiedenen  Sorten  des  Tiegel- 
gussstahles 4500— 14000  >t^  und  beim  Gussstahldraht  8000— 25000  >&^  für 
das  Quadratcentimeter. 


Viertes  CapiteL  Die  MctiUIe. 


527 


»' 


igfcstigkeit  bei  nicht  ubergeschn^iedetem  Stahl  von  45 — QO  ig  für  das 
uadratmilUmeler  und  eine  Dchnimg  von  mindestens  8—10  %  verlangen. 
Die  Zugfestigkeit  des  Manganstahlcs  (mit  14  ^'/^  Mangan  und  1 '^/^j 
ohlenstoff)    beträgt    etwa    lü.OüO  ig   für    das  Quadratcentimetcr    und    die 

ungobX* 

3)  Druckfestigkeit:  nach  Hein» erlin g  etwa  =  %  der  Zugfestigkeit. 
r)  Biegung« festigkeit:  abhängig  von  der  Gestalt  des  Querschnittes, 
für  I-Träger  nach  Winkler  =  der  Zugfestigkeit. 

ä)  Abscherungsfestigkeit:  etwa  =  ^/^   der  Zugfestigkeit. 

Elasticitätsgrenze  für  Zug  und  Druck    schwankend   zwischen   1400 

und  7000  ig  nach  Winkler  im  Mittel  3500  ig  auf  das  Quadratcentimcter. 

Elasticitätsmodul      ftir    Zug     und    Druck      schwankend     zwischen 

428000   und  2740000  ife^,   im  Mittel  (nach  Winkler)  22üi lüUO  ^t^s    für  Ab- 

hening  schwankend  zwischen  860000  und  IV20000  kg,  im  Mittel  lOÜOOOO  ^^ 

ULT  da-s  Quadratcentimetcr. 

Zulassige  Inanspruchnahme  für  das  Quadratcentimetcr  nach 
Vorschrift  der  Berliner  Baupolizei  bei  gehärtetem  Gussstahl  für  Druck 
1000  X;^,  für  Zug  3000^  und  für  Abscherung  2200  >t^.  Für  Gussslabl- 
raht  beträgt  dieselbe  400  iir  i^Bruchbelastung  4(X)0^^ — i50(U;^). 

Verzinkter  Telephondraht  (Flussstahl)  soll  nach  den  Normen  des 
Vereines  deutscher  Eisenhüttenlcutet,  1889,  eine  Zugfestigkeit  von  13^  bis 
40  ig  für  das  QuadratmilUmeter  und  eine  Dehnung  von  5  *%  an  einer  ein- 
pannten  und  bis  zum  Zerreissen  belasteten  Drahtlänge  von  500  mm  be* 
itzea. 

Drahl  von  . ,  *  ♦  2*5         22         2         1*8         VGmm  Durchmesser 
soll  aushalten .  ,     4  6         7  8  10  Biegungen. 

Stahl  steht  nach  seinem  Kohlenstoffgehalt  zwischen  dem  Guss-  und 
Ichmiedeeisen,  und  besitzt  daher  theils  die  Eigenschaften  des  Gusscisens, 
ietls  die  des  Schmiedeeisens;  er  lässt  sich  giessen,  schmieden,  schweissen, 
It  Feile,  Melssel  und  Drehstahl  noch  gut  bearbeiten,  sofern  er  weniger 
0*6  "/j,  Kohlenstoff  cnthilU,  besitzt  eine  bedeutende  Festigkeit,  Zähig- 
;eit  und  Elasticität,  eine  sehr  feinkörnige,  gleichmässige,  hellgrauweisse, 
mmtartig  glänzende  Bruchtläche  und  eine  sehr  grosse  Härte;  er  rostet 
ichter  als  (iusseisen  und  schwerer  als  Schmiedeeisen.  Nach  den  Ver* 
eben  von  Grüner  verlieren  Platten  aus  gewöhnlichem  Stahl  bei  Ein- 
irkung  feuchter  Luft  .innerhalb  20  Tagen  etwa  1*5 — 2  g  für  das  Quadrat 
lecimeter  Oberfläche  an  Gewicht.  Das  Rosten  erfolgt  beim  Chromstahl 
ichter  ab  beim  gewöhnlichen  Stahl,  bei  letzterem  leichter  als  beim  Wolfram- 
ahl  Platten  aus  gewöhnhchem  Stahl  verlieren  bei  Einwirkung  von  See- 
asser  0*5 — 1  ^,  aus  Bessemerstahl  1.75^  für  das  Quadratdecimeter  Ober- 
che  an  Gewicht,  und  es  wird  gehärteter  Stahl  weniger  als  zweimal  ge- 
glühter, weicher  Stahl  weniger  als  Chromstahl,  Wolfram  stahl  weniger  als  ge- 
öhnlichcr  Stahl  angegriffen.  Durch  angesäuertes  Wasser  wird  Stahl  nicht 
leicht  aufgelöst  wie  Gusseisen, 

Herten    des  Stahles.    Die   grosse  Härte   des  Stahles   wird  noch  er- 
äht,    werm    drr    im    Schmiedefeuer    oder    im    Muffelofen    geglühte  Stahl    in 
ksilber  \;  falls  eine  sehr  grosse  Härte  erzielt  werden  soll)  oder 
1^,  Tnlgf  Kalk-  und  Seifenwasser,  Wachs,   leicht  schmelzbare 
etadlbäder  \l  ».  w,  mit  dem  dickeren  Thcile  voran  eingetaucht  wird,  so  dass  sich 


528 


Erster  Theil.  Die  HÄuptstoffe. 


alle  Theile  möglichst  gleichmässig  abkühlen  können.  Hierdurch  wird  der  Stahl 
glashart  und  erreicht  eine  so  bedeutende  Sprödigkeit,  dass  man  ihn  fast 
nicht  verwenden  kann.  Wird  der  Stahl  abgelöscht,  bevor  er  glühend  ge- 
worden ist,  so  wird  er  nicht  härter,  sondern  Wel  weicher.  Man  macht  von 
dieser  Eigenschaft  des  Stahles  Gebrauch,  wenn  man  geschmiedete  Stahl- 
gegenstände  ohne  Schwierigkeit  abfeilen  will.  Um  die  für  die  Verwendung 
gewünschte  Härte  zu  erreichen,  wird  der  abgelöschte  Stahl  wieder  ange- 
lassen (getempert),  d.  h.  auf  eine  bestimmte  Temperatur  erhitzt  und  «knn 
schnell  abgekühlt;  je  mehr  man  ihn  erhitzt,  desto  weicher  wird  er  wieder. 
Beim  Erhitzen  überzieht  sich  der  Stahl  mit  den  sogenannten  Anlauffarben, 
welche  sich  nach  der  Dicke  der  auf  der  blanken  Oberfläche  entsteheuden 
Oxyd  schiebt  ändern  und  durch  welche  man  die  verlangte  Temperatur  er- 
kennen kann,  wie   folgende  Zusammenstellung  zeigt: 

220^  blassgelb,  Stahl  hart  und  spröde,  für  chirurgische  Instrumente 
geeignet ; 

230'*  gold-gelb,  Stahl  schneidet  Gusseisen;  für  Rasirmesser,  Grab- 
stichel und  zu  Werkzeugen  für  Metallbearbeitung; 

243^  dunkelgelb,  Stahl  für  Federmesser  und  Metallbearbeitungs- 
Werkzeuge; 

255^  morgenroth,  Stahl  schneidet  Guss-  und  Schmiedeeisen;  fürMeis&el, 
Scheren  u.  s,  w.; 

266^  purpurrothj  für  Holzbearbeitungswerkzeuge  (Aexte,  Hobel- 
eisen u.  s,  w.)    und  für  Taschenmesser; 

277*^  violett,    für  Tischmesser; 

288^  hellblau,  für  Säbelklingen,  Uhrfedeni; 

293**  dunkelblau,  für  Sägen,  Bohrer,  Dolche  u.  s.  w.; 

316**  schwarz- blau,  für  Hand-  und   Stichsägen, 

Erhitzt  man  den  Stahl  über  3(»ü",  so  erreicht  er  die  Härte  wieder,  welche 
er  vor  dem  Abschrecken  besass.  Wird  Stahl  längere  Zeit  wiederholt  bei 
Luftzutritt  erhitzt,  so  verbrennt  er,  wird  kohlenstoflfärmer  und  somit  mürbe 
und  grobkörnig.  Derartigen  Stahl  kann  man  durch  Glühen  mit  Kohlenstoff 
enthaltenden  Stoffen  wieder  verwendbar  machen. 

Mit  zunehmender  Härte  wachst  die  Magnettsirbarkeit  des  Stahles, 
deshalb  fertigt  man  die  Magnete  am  besten  aus  dem  sehr  harten 
Wolframstahl. 

Härtungsprobe,  Die  Brüchigkeit  des  Flussstahles  und  Werkzeug- 
Stahles  (auch  des  Flusseisens)  wird  durch  die  Härtungsprobe  ermittelt,  die 
darin  besteht»  dass  man  das  geglühte  Probestück  in  Wasser  von  20"^  C, 
Wärme  eintaucht.  Hierbei  soll  ein  massig  harter  Stahl  nicht  zerreissen;  je 
mehr  Risse  der  härtere  Stahl  nach  dieser  Prol)e  zeigt,  desto  geringere 
Widerstandsfähigkeit  besitzt  er.  Bei  der  Härtungsprobe  u*r,irn  Rundstübe 
im  Allgemeinen  weniger   rissig  als  Vierkantstäbe, 

Der  Stahl  ist  umso  weicher,  je  weniger  vollständig  tr  nach  dem  Er- 
kalten  und  Abtrocknen  den  Glülispan  verliert»  Harter  Stahl  lässt  sich  mit 
der  Feile  nicht  bearbeiten  und  zerbricht  beim  ersten  Schlage  über  der 
Kante  des  Ambosses,  während  weicher  Stahl  selbst  nach  mehreren  Scldägcn 
noch  nicht  zerspringt,  (Nach  Mchrtens.) 

Beim  Cemeni stahl  tmtcrscheidct  man  sechs  Härtegrade,  nämlich  Nr  l 
Federstahl  mit  0*5  7^  Kohlenstoff,  Nr.  2  Handcisslahl  mit  0  625  %  Kohlen- 


Viertes  Capflcl,  Bie  Metalle. 


529 


fXo%  Nr.  3  Schweissstahl  mit  0'75  **,  ^  Kohlenstoff,  Nr.  4  Doppelschweissstahl 
lit   1-0  **/o  Kohlenstoff,  Nr.  5  Werkzeugstahl  mit   L25  %  Kohlenstoff,  Nr.  6 
teilenstahl   mit   lü  ^(^y  Kohlenstoff. 

Mit  dem  Kohlenstoffgehalt  wächst  die  Härtbarkeil  und  Schmelzbarkeit, 
and  es  vermindert  sich  die  Schweissbarkeit.  Gehärteter  Stahl  besitzt,  wie 
enierkt,  eine  grosse  Sprödigkeit  und  lässt  sich  in  kaltem  Zustande  weder 
chmieden  noch  biegen;  er  hat  eine  grössere  Festigkeit  als  der  ungehärtete. 
Per  angelassene  Stahl  ist  zäher  als  der  gehärtete,  (iussstahl  ist  weniger  fest 
Js  Flussstahl  und  gewalzter  oder  geschmiedeter  Stahl  Raffinirter  Stahl  be* 
ätzt  ein  sehr  feines  Korn.  Aus  dem  Kom  sind  Arbeitsfehler  sehr  leicht  er- 
kennbar, 

Roth-,    Kalt-,    Roh-,    Faul-,  Blau-  und  Schwarzbrüchigkeit  des 
schmiedbaren  Eisens. 

Rothbriichig     ist    das    Schweisseisen,    wenn    es    mehr    als    0'04  % 

Schwefelstoff  besitzt,    und    das  Russeisen   bei   grösserem  Schwefelgehalt   als 

etwa  Ol  ^/i^;    auch    ein   grösserer    Sauerstoffgehalt    als    etwa   Ol  7o  vermag 

Roth  brüchigkeit   zu    erzeugen.    Rothbrüchiges  Eisen    lässt    sich   zwar  in  der 

Weissgluthhitze   gut   schmieden,   in   dunkler    Rothgluthhitze    dagegen   weder 

biegen  noch  lochen ;  beim  Schmieden  erhält  es  in  diesem  Zustande  Risse  und 

Iterbröckelt    auch    oft   unter    dem    Hammer   oder    unter    den  Walzen.    Roth- 

ibrüchiges  Eisen  besitzt  einen  dunkelgrauen,  schwach  glänzenden  Bruch    und 

leine  sehnige  Textur;    bei  starkem  Rothbruch  zeigt  es  grobe,  graue,  glanzlose 

ehtie.     Die  Eisenstäbe    zeigen    keine    scharlen  Kanten;   sie  besitzen  Kanten- 

risse  und,    wenn  sie  stark  rothbrüchig  sind,    auch  Längsrisse.    Ist  das  Eisen 

|manganreich,  so  schadet  selbst  ein  grösserer  Schwefelgehalt  nicht. 

Kaitbrüchig  nennt  man  Eisen,  welches  sich  zwar  in  glühendem  Zustande 
bearbeiten  und  auch  sehr  gut  schweissen  lässt,  in  kaltem  Zustande  aber 
Hämmern    leicht    springt    und  bricht,    Kaitbrüchig  ist  Eisen  bei  einem 
sphorgehalt   bis   etwa  0'75  %  (Bessemereisen  schon  bei  Ol  ^y^j,    Puddel* 
risen  bei  0*25  ^q,  Stahl  bereits  bei  006  7,^).    Derartiges  Eisen  ist  hart  und 
spröde,    besitzt   stets  ein  grobes  Korn  mit  glänzenden,  schiefrigen,  faserigen 
ydcT   blätterigen  Krystallen    und    eine    hellweisse  Farbe    mit   starkem   Glanz, 
^Feinkomeisen  hat  zwar  auch  einen  glänzenden  Bruch,  aber  mehr  eine  silber- 
aelle    bis  bleiartige  Farbe  und  ein  feines,  gleichmässiges  Kom ;    sehr  reines, 
tohlcnstoffsaures  Eisen  besitzt  oft  auch  ein  grobes  Kom,  glänzt  aber  nicht.) 
Rohbrüchig  heisst  Eisen,  dessen  Zusammenhang  durch  eingeschlossene 
chlackcn    und  Roheiscntheile    gestört    ist.    Solches  Eisen    besitzt    ein    grob- 
körniges  Gefüge  von  weisser  Farbe,  abwechselnd  mit  einem  feinkörnigen  von 
dunkler  Farbe, 
^K  Faul  brüchig  nennt  man  das  Eisen,  wenn  es  in  F'olge  eines  Silictum- 

^H^chaltes  hart  und  mürbe  ist.    Faulbrüchiges  Eisen  zeigt  ein  unglcichmässiges 
^HSefüge,  ein  kömiges  und  ein  faseriges  neben  einander  liegend. 
^B  Blau-  oder  schwarzbrüchig  ist  Flisen,    wenn   es  beim  F.rhitzen  auf 

^■?5(X— 4ü0*  C\  bei  dem  es  eine  blaue  Anlauffarbe  erhält,  plötzlich  hart  und 
^K  «  wird,  Diese  Eigenschaft  findet  man  beim  Flusseisen  mehr  als  beim 
^1  r  eisen. 

"  Nach  zu  erwähnen  ist,  dass  ein  Calciumgehalt  das  Stabeisen    h adrig, 

d.  h.  ttiiÄchw eissbar    macht,    und    dass  verbranntes  Eisen   ein  grobkömig- 

tigcs  oder  bUttterigen,  stark  glünrcndes  Gefüge  zeigt.  (Vergl  auch  §  16M.\ 


^T.jftilbiich  4l**r  fJ*ijitöfflrhr*> 


^ 


530 


Erster  TheiK  Die  Hanplsto^e. 


n.  Kupfer,*) 
§  176,  Gewinnung  des  Kupfers, 

Kupfererze,    Kupfer  findet  sich  zwar  auch    gediegen   vor  (2.  B.  in 
grösseren  Mengen  am  Oberensee  in  Nordamerika^  in  Chile,  Bolivia,  Peru  u.  s.  w,\ 
wird  aber  fast  immer  aus  Erzen    gewonnen.    Zu  den    Kupfererzen    gehören 
Rothkupfererz  (Kupferoxydul)    mit  88*8%  Kupfer»   Malachit  mit  '" 
und  Kupferlasur   oder  Azurit  mit  Ö5'l%   Kupfer  (beide  basisch-  l 
saures    Kupferoxyd    mit  Wasser\    Dioptas   mit  39*9%    und    Kupfergrün 
mit  3ö'77ö    Kupfer   (beide  kieselsaures  Kupferoxyd)»    Atakamit  oder  SaU- 
kupfererz    (basisches    Kupferchlorid)    mit    567o     Kupfer,     Kupferglau? 
(Schwefelkupfer)     mit     79'77o    Kupfer,    Buntkupfererz    mit    55*t>7o    "«'^ 
Kupferkies    mit    34'5**/y    Kupfer    jbeide  Schwcfelkupfer  mit  Scbwefeleiscn': 
Fahlerz    mit    15 — iS %    Kupfer,    Enargit    mit    48'3%    Kupfer,  Kupfer- 
schiefer (bituminöser  Mergclschiefer  mit  eingesprengtem  Kupferglanz,  Kupfer 
kieSi  Buntkupfererz)  u.  s.  w. 

Die  Gewinnung    des  Kupfers    aus    seinen    Erzen    erfolgt    entweder 
trockenem  oder  auf  nassem  Wege. 

Gewinnung  auf  trockenem  Wege.  Der  trockene  Weg  wird 
gewendet,  wenn  das  Kupfererz  einen  verhältnissmässig  hohen  Kupfergehalt  besili 
(wie  z.  B.  Kupferkies)  und  ein  billiger  Brennstoff  zur  Verfügung  steht.  Hei  dieseni 
Verfahren  werden  die  kiesigen  Erze  in  freien  Haufen  (Meilern),  in  Stadeln  oder 
in  geschlossenen  Oefen  (Schacht*  oder  Flammöfen)  geröstet  Benutzt  man 
hierzu  Oefen  (z.  B.  die  Schachtöfen  von  Gerstcnhöfer,  von  Stetefeld,  von 
Kerpely^  Hasenclever-Helbig,  die  sogenannten  Kilns,  die  Calcinir 
flammöfen  u.  s.  w,),  so  müssen  die  Erze  zerkleinert,  in  Graupen-  oder  Griesfomi 
oder  Schliegforro  gebracht  werden;  man  spart  dann  bedeutend  an  Zeil  und 
kann  die  Abgase  zur  Schwefelfabrikation  verwenden.  Durch  das  Rösten  bei 
Luftzutritt  wird  ein  Theil  des  in  den  Erzen  enthaltenen  Schwefels,  Arsens, 
Antimons,  Bitumens  u.  s.  w,  ausgetrieben,  ferner  werden  die  fremden  Schwefel- 
metalle unter  EntwHckelung  von  schwefliger  Säure  und  Verflüchtigung  des; 
Schwefels  in  Metalloxyd  und  Sulfate  übergeführt,  und  endlich  wird  daü 
Kupfer  thcilweisc  in  Kupferoxyd  umgewandelt.  Beim  Rösten  darf  zur  Vcr- 
meidung  von  späteren  Verlusten  an  Kupfer  nicht  zu  viel  Schwefel  cntfer 
werden.  Die  gerösteten  Erze  werden,  wenn  nöthig,  zerkleinert,  mit  Reductic 
mittein  und  schlackcnbildenden  Stoffen  (Kieselsaure  [Sand]  oder  Sihcat« 
vermischt  und  in  Schachtöfen  (z.  B.  in  den  schwedischen  oder  mansfeld  sehen) 
niedergeschmolzen  (Roh-  oder  Erzschmelzen),  wobei  das  Kupferoxyd  im 
nietallischem  Kupfer  und  das  Eisenoxyd  zu  Eisenoxydul  reducin,  fcmcr  die 
schwefelsauren  Metallsalze  wieder  in  Schwefelmetalle  verwandelt  werden 
mit  dem  Kupfer,  sowie  mit  den  unzersetzt  gebliebenen  Schwefel  metallen 
neue  kupferrcichere  Schwefelung  (Kohstein,  Kupfer  stein)  bilden,  wahrend 
die   vorhandenen    antimon-    und    arsensauren    Metalloxyde   durch    Reductil 


*)  Siehe  Gottgetreu,  1. Baumaterialien*,  Bd.  H.  S.  107—12*2,  —  Hoyl 
»Mechanische  lecbnoloijic«.  2.  Aufl.,  J888»  S.  IH.  —  ■Hüodbuch  üer  Archttekta 
Th.  I,  Bd.  I,  S.  270— *272,  —F.  Fischer,  •Hür*4buch  der  chemischen  Techno' 
181)3,  S.  245  ff.  -  »Teobnologisches  Lexikon»  von  Drclow,  Dummer  und  Hoyer^j 
S.  440—443;  0,  A,  —  Dicselbcu  Werke  würden  auch  hei  der  Ausaibeitu 
§§  17B-18«  beoumt. 


kntiniOTi-    tind    Arsenmetalle    (Speise)    erzeugen*    Die  übrig:cn    Metalloxyde 
^namentlich  Eisenoxydul)  verschlacken  (Roh-  oder  Erzschlackei. 

Der    Rohstein,    welcher    im    Mittel    32\    Kupfer   enthält,   wird  zcr- 
Itleinert    und,   um    seinen   Kupfergehalt  zn  steigern,    nochmals  in  Kilns  oder 
Flammöfen  geröstet,  wodurch  ein  Theil  des  Schwefels  vertiüchtigt    wird  und 
remde  Metalle  durch  Oxydation  auf  Verscblackung  vorbereitet  werden.    Das 
lösten  wird  in  der  Weise  vorgenommen,    dass   noch    alles    Kupfer    und  ein 
rheil  des  Eisens  an  Schwefel  gebunden  bleibt.  Der  geröstete  Rohstein  wird 
l^nter  Zusiitz  saurer    Schlacken   geschmolzen  (Concentrationsschmelzen), 
robei  das  Eisenoxyd  zum  grössten  Theil  in  die  Schlacke  übergeht    und  ein 
kupferreicherer  Stein  (Concentrationsstein)  gewonnen  wird.   Dieser  Stein 
nrd  3sum    zweitenmale    geschmolzen,    wenn  man  einen  noch  kupferreicheren 
jnd  reineren  Stein  (Spurstein)  erhalten  will.    Den  Concentrationsstein  oder 
5purstein    erhitzt   man    nunmehr   im  Rösttlammofen  stark,    um  nach  der  Be- 
citigung  des  Arsens  und  Antimons  hauptsächlich  n\ir  Kupferoxyd,  Eisenoxydul 
id    Eisenoxyd    neben    geringen    Mengen    von    Sulfaten    zu    erhalten.    Das 
schwarzrothe     Röstproduct  wird  hierauf  der  reducirenden   Schwarzkupfer- 
tchmelze  unterzogen,  indem  man  es  mit  entsprechendem  Zusatz  von  Kohlen- 
;)u!ver    im    Flammoien    bis    zum    Schmelzen    erhitzt.     Hierbei  tritt  eine  Ver- 
chlackung  der  Oxyde  (mit  Ausnahme  des  Kupferoxyds)  mit  den  zugesetzten 
auren    Zuschlägen    und    eine    Reducining    des  noch  vorhandenen  Sulfats  zu 
Sulfid   ein,   und  es  entsteht,   je   nach  der  Concentration  des  Spursteines,  ein 
odir  oder  weniger  mit  fremden  Metallen  verunreinigtes  Kupfer  (Rohkupfer, 
Jchwarzkupfer)  von  blasiger,   brüchiger  Beschaftenhcit  und  mit   70 — 98% 
Lupfex    und    nebenbei,    weil  das  Röstgut  Schwefel    enthielt,    etwas    Kupfer- 
oder    Dünnstein    (Lech),    der   sich    über    dem    Schwarzkupfer    befindet, 
Scheiben    abgehoben    und    wie    Roh-    oder    Spurstein   weiter  verarbeitet 
rerdcn  kann, 

Das  Schwarz kupfer  wird  behufs  Gewinnung  von  reinem  Kupfer 
Surch  ein  oxydirendes  Schmelzen  (Rohgarmachen)  von  den  fremden  Bei- 
ncngungen  befreit,  indem  die  noch  vorhandenen  fremden  Metalle  oxydirt  werden; 
Üerbei  geht  eine  gewisse  Menge  Kupfer  in  Kupferoxydul  über.  Zu  diesem 
^cess  benutzte  man  früher  den  Gar  her  d  oder  Sj^leissofen,  während 
neuerdings  den  Flammofen  vorzieht.  Dem  entstehenden  Garkupfer 
schliesslich  durch  schnelles  reducirendes  Schmelzen,  durch  Umschmelzen 
^wuHcben  Kohlen  auf  einem  Herde  der  Sauerstofif  wieder  entzogen,  es  wird 
Kupferoxydul  reducirt,  und  man  erhält  ein  geschmeidiges  (hammer- 

Lupfer.    Die    Oberfläche    desselben    reinigt    man  von  Schlacken    und 

Sohlen;  dann  spritzt  man  Wasser  auf  dieselbe,  worauf  die  obere  Schicht  erstarrt 
und  abgehoben  werden  kann  iRosettenkupfer,  Scheiben  kupfer).  Das 
Wmtseraufgiessen  wird  fortgesetzt,  so  lange  noch  genügend  viel  Kupfer  im 
rde  vorhanden  int;  der  Rest  wird  ausgeschöpft. 

Die  leichter  als  Kupfer  oxydirbaren  FremdstofFe,  besonders  Schwefel, 
trscn  und  Eisen,  entfernt  man  aus  dem  Kupferslein  in  neuerer  Zeit  durch 
einen  Besscmerprncess  (vergl.  §  1G2)  und  benutzt  dazu  Converter  von 
Biwa   1*8  m  Höhe  und   15  m  Durchmesser* 

Gediegenes  Kupfer  wird  unmittelbar  raffinirt  und  oxydische  Erze 
werden,  wenn  sie  reich  an  Kupfer  und  rein  sind,  zunächst  auf  Schwarzkupfer 
soctunn    auf  Raffinatkupfer  verschmolzen,   oder  sie    werden,   mit  Kiesen 

34» 


532 


Erster  Theil*  Die  Hauptstoffe, 


vermischti  zu  Stein  verarbeitet,  oder  es  wird  aus  ihnen,  wenn  sie  sum  an 
Kupfer  sind  und  sich  in  kieseliger  Gangart  befinden,  das  Kupfer  auf  nassem 
Wege  gewonnen. 

Gewinnung  auf  nassem  Wege,  Oxydische  oder  geschwefelte 
Erze  lässt  man  zunächst  an  der  Luft  durch  längeres  Liegen  bei  öfterem 
Umschaufeln  verwittern,  um  schwefelsaures  Kupferoxyd  zu  erzeugen,  oder 
man  behandelt  sie  mit  Eisenchlorid  oder  röstet  sie  im  Flammofen  bei 
Luftzutritt  oder  (z.  B,  kupferarme  abgerostete  Schwefelkiese  von  der  Schwefel* 
säurefabrikation)  bei  niedriger  Temperatur  und  mit  Kochsalz  vermischt, 
wobei  man  Kupferchlorid  erhält,  das  sich  mit  Wasser  auslaugen  lässt 
Wasser  kann  man  als  Lösungsmittel  nur  bei  solchen  Erzen  anwenden,  welche 
Kupfersulfat  enthalten;  in  allen  anderen  Fällen  benutzt  man  zur  Lösung  ver- 
dünnte Salzsäure  und  Schwefelsäure  oder  eine  Eisenchlorürlösung.  Die  er- 
haltene Kupferlüsung  (Cementwasser)  lässt  man  am  besten  bei  etwas  er- 
höhter  Temperatur  und  Luftabschluss  über  Eisenabfälle  fliessen,  wobei 
metallisches  Kupfer  (Cementkupfer)  gefällt,  schwefelsaures  EisenoxyduJ 
oder  Eisenchlonir  gelöst  wird.  Das  gefällte  Kupfer  wird  gesiebt,  gewaschen^ 
getrocknet  und  auf  Schwarzkupfer  verschmolzen.  Man  kann  aber  auch  die 
Kupferlösung  von  der  Decke  einer  geschlossenen  Kammer,  in  die  Schwefel- 
wasserstoff geleitet  wird,  herabtropfeu  lassen,  um  das  Kupfer  auszuscheiden. 
Dieses  Schwefelkupfer  wird  dann  auf  Kupferstein  oder  nach  dem  Rösten 
auf  Schwarzkupfer  verschmolzen. 

In  neuester  Zeit  wird  das  Kupfer  sehr  rein  auf  elektrolytischcro 
Wege  gefällt. 

Hängt  man  Schwarzkupferplatten  abwechselnd  mit  Platten  aus  reinem 
Kupfer  in  eine  saure  Lösung  von  Kupfer\ntriol  ein,  und  wird  der  elek- 
trische Strom  unter  fortwährendem  Umrühren  der  Flüssigkeit  in  der  Richtung 
vom  Schwarzkupfer  zum  Reinkupfer  durchgeführt,  so  wird  bei  Innehaltung 
der  zweckmässigsten  Stromstärke  und  Concentrationsvcrhaltnisse  auf  letzterem, 
der  Kathode,  nur  reines  Kupfer  niederschlagen,  während  die  fremden  Bestand- 
theile  des  Schwarzkupfers  zum  Theil  (z.  B.  die  Edelmetalle)  ungelöst  bleiben 
und  als  schlammartige  Masse  zu  Boden  fallen  oder  als  leicht  abwischbares 
Pulver  an  der  Anode  hängen  bleiben,  zum  Theil  in  Lösung  übergehen,  ohne 
an  der  Kathode  gefällt  zu  werden.  Statt  der  Schwarzkupferanode  benutzt 
man  auch  vielfach  eine  Kupfersteinanode. 

§   177.    Eigenschaften  des  Kupfers  und   Verwendungen  desselben. 

Eigenschaften.  Specifisches  Gewicht:  je  nach  der  Bearbeitung 
schwankend  zwischen  8*56  und  9;  beim  gegossenen  Kupfer  8'8,  beim  ge- 
walzten 8'9,  beim  Kupferblech  im  Mittel  8*8.  (Nach  dem  prcussischen 
Ministerialerlass  vom  20.  November  3  891  soll  1  m^  Kupfer  8900  k^ 
wiegen.) 

Längenausdehnung  bei  1**  C.  Temperaturerhöhung:  0*0O0O1643, 
—  Schmelzpunkt:  1000— 1100<*  C, 

Festigkeit,  a)  Zugfestigkeit  (nach  Karmarsch)  1300—2600  äg 
für  gegossenes  Kupier,  1800^ — 2tjrK) /;^  für  gehämmertes  und  gewalztes  Kupfe?r, 
2700^^5 lOO  Jtg  für  das  Quadratrentimeter  für  gezogeneu  Kupferdraht.  Bei 
einer  Temperatur  über  150*^  C  nimmt  die  Zugiestigkeit  alhnahg  ab, 


Viertes  Capitel  Die  Metalle* 


538 


d)  Elasticitätsmodul:  IIOCWOO  kg  für  gehämmertes  Kupferblech, 
IHCKXMXI  V  für  Kupferdraht,  und  zwar  für  Zug  und  Druck,  44(X)00,  be- 
ziehungsweise 480000  J^g  für  das  Quadratcentimeter  für  Abscherung,  Elastici- 
^ätsgrenze;  für  geglühtes  Kupferblech,  200 — 300 >i'^,  für  gehämmertes  Kupfer- 
blech 1050 — 1400  kg^y    für  Kupferdraht   1200  kg  für  das  Quadratcentimeter. 

c)  Druckfestigkeit;    für   geglühtes    Kupferblech    im    Mittel  40(X)  kg 
das  Quadratcentimeter. 

d)  Schubfestigkeit:  nach  Tresca  1873  kg  für  das  Quadrat- 
centimeter. 

/)  Zulässige  Inanspruchnahme  für  das  Quadratcentimeter: 
bei  geglühtem     Blech  für  Zug  250  kg,  für  Druck  200  kg,  für  Schub  150  kg 
»     gehämmertem    >       >       i     900  >      >         t       700    »      >         *        500  > 

»»     Kupferdraht  »       >      700   >»         »         —     >>         >         —    > 

Die  Festigkeit  des  Kupfers  vermindert  sich  bei  zunehmender  Temperatur 
chneiler  als  die  des  Schmiedeeisens. 
Handelswaare:  In  den  Handel  kommt  das  Kupfer  als: 
a)  Rosettenkupfer,    Gar-    oder    Scheibenkupfer    in    Kuchen   von 
30 — 60  cm  Durchmesser  und  von  verschiedener  Dicke.    Die   Scheiben    sind 
^Btmso  dünner»    je    reiner    das  Kupfer   ist  und  je  weniger  Oxydul  es    enthält; 
^Bbei    bester    Beschaffenheit    des    Kupfers    beträgt    die    Dicke    nur  etwa  zwei 
Millimeter. 

t^)    Barren-  oder  Plattenkupfer    in    Barren    und  Blöcken  von  etwa 
ö  cm  Länge,  8 — 30  cm  Breite  und  7^-8  cm  Dicke. 
f)    Gran  allen,  in    Pulver-    und    Körnerform,    meist    zu    Legierungen 
erwendet. 
Das  Handelskupfer    ist  mehr  oder  weniger  durch  Sauerstoff,    Schwefel, 
lisen,  Antimon,  Arsen,  Blei,  Zink,  Zinn»    Nickel    u.  s.  w.    verunreinigt.    Ent- 
tiält  es    Kupferoxydul,   so    ist    es   kaltbrüchig   und    zeigt   eine    ziegelrothe 
-oder    gar    braunrothe   Farbe,   sowie  einen  sehr  feinkörnigen,    matten  Bruch; 
siUl    es    Kohlenstoff,    so    ist   es   rothbrüchig,    zeigt    eine    gelblichrothe 
■'arbc    und    einen    grobzackigen,    auffallend    stark    glänzenden    Bruch.     Auch 
Schwefel  sowie  Q^G^Iq  Zink  und  0-257o  ^i""  machen  das  Kupfer  rothbrüchig, 
'Blei  erhöht  die  Walzfähigkeit  und  Eisen  die  Härte  und  Brüchigkeit;   Nickel 
^macht  das  Kupfer  spröde,   ein    geringer    Zusatz    ('/looo)    ^'^"    Wismut   oder 
Irseii  vermindert  seine  Dehnbarkeit, 

Chemisch  reines  Kupfer  wird  aus  reiner  Kupfervitriollösung  durch 
Jen  galvanischen  Strom  oder  durch  reines  Zink  gefällt. 

Das  reine  Kupfer  besitzt  eine  fast  rosenrothe  Farbe,  durch  Beimengung 

^on  Kupferoxyrlul  wird  dieselbe  dunkler.  Das  Kupfer  ist  stark  glänzend  und 

dt    cmen    feinkörnigen    bis    zackigen    Bruch.    Gewabtes    Kupfer  zeigt  einen 

scrigen,  gehämmertes   einen  undeutlich  sehnigen  Bruch.  Das  Kupfer  zeichnet 

ach   aus   durch    eine  hohe  Politurfahigkeit  und  grosse  Dehnbarkeit,  so  dass 

an  CS  zu  sehr  dünnem    Blech    und  zu  Draht  verarbeiten  kann ;  es  ist  fest, 

chwcissbar,  ein  vorzüglicher  Leiter  der  Wärme  und  Elektricität  und  weicher 

%h  Schmiedeeisen-  Seine  Härte  ist  umso  geringer,  je  reiner  es  ist. 

Wird  Kupfer  geschmolzen,  so  absorbirt  es  Gase,  welche  beim  Erkalten 

tlcs  Kupfern  wieder  entweichen  und  das  Metall  zum  Steigen   bringen;  giesst 

das  gCAcbmolzcne  Kupfer  in  Formen,  so  wird  es  demgemäss  porös  und 

Mao    kann    daher    Kupfer    zn    Gusswaaren    nicht   benutzen,  jedoch 


534 


Erster  TheU.  Die  Hauptstoffc. 


werden    Nägel    für    Schiffsbeschläge,   Bolzen    zu  Nieten    und    Röhren   häufig 
gegossen. 

In  trockener  reiner  Luft  bleibt  Kupfer  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
unverändert,  in  feuchter  Luft  dagegen  überzieht  es  sich  mit  einer  grünen  Schicht 
von  basisch-kohlensaurem  Kupferoxyd  (Patina,  edler  Grünspan\  dio, 
wenn  die  Bildung  allmälig  vor  sich  geht,  eine  glänzende»  schöne  Farbe  erhlll. 
Dieser  Ueberzug  schützt  das  Kupfer  vor  weiterer  Oxydation.  KünstHchc 
Patina  wird  mittelst  salpetersauren  Kupferoxydules  unter  Zusatz  von  Koch- 
salz und  darauf  mittelst  Kleesalz  und  Salmiak  erzeugt;  dieser  Ueberzug  muss 
aber  durch  Wachs  oder  ähnliche  Schutzmittel  den  sanften  Glanz  der  echten 
Patina  erhalten. 

Wird  Kupfer  an  der  Luft  erhitzt,    so    überzieht  es    sich    zunächst   mit 
rothbraöneni  Kupferoxydul,  und  darauf  mit   schwarzem  Ktipferoxyd,   welches 
beim  Hämmern  und  Biegen   abspringt  (Xupfer hammerschlag,  Glühspan 
Bei    höherer   Temperatur    und    bei     Luftzutritt    verbrennt    das    Kupfer    mit 
grünner  Flamme. 

Verdünnte   Salz-  und  Schwefelsäure    greifen    das    Kupfer  nur  bei  ;.«. 
zutritt  an,  Salpetersäure  und  heisse  concentrirte  Schwefelsäure  lösen    es  auf, 
Schwefelwasserstoff  schwärzt  es,    Kochsalz  und  Ammoniaksalze    vermögen  es 
zu  zerstören. 

Verwendung.  Man  stellt  aus  dem  Kupfer  allerlei  Geräthe  {t,  B,  Ab- 
dampfpfanneni  Kessel,  Blasen,  Kühlapparate  u.  s.  w.),  ferner  Schiffslieschlage, 
Münzen  und  Metalllegierungen  (vergl.  §  188),  Kupferstichplatten,  Waliai 
für  Zeugdruck,  Zündhütchen  und  Patronen,  Bleche  und  Draht,  Rohre, 
Nägel  u.  s.  w.  her  und  benutzt  das  Kupfer  zur  Darstellung  von  Kupfer- 
vitriol, von  Grünspan  und  von  vielen  Farben, 

Blank   polirtes  Kuper  (cuivre  poH)   dient  zu  Dccorationszweckd 
ebenso  Kupfer  mit  Bronzierungspatina  von  rothbrauner  Farbe,  welche  du 
Bildung  von  Kupferoxydul  oder  mechanisch  durch  Blutstein-  oder  Reissl 
pulver  hervorgerufen  wird.    Durch    Schwefelme lalle,   die   an   der   OberÖäc 
erzeugt  werden,    kann    man  auf    dem   Kupfer    die    schönsten    Mclall-Lus 
Farben  in  verschiedenen  Tönen  hervorbringen.  (»Handbuch  der  Architektur», 
a,   a,  O.,  S,  272.)    Einen  widerstandsfähigen    Firniss  für  Kupfer    liefi 
eine  Mischung  aus    1    Theil    Schwefelkohlenstoff,     1    Theil    Benzin,    1    Th 
Terpentinöl,     1    Theil    hartem    Copai   und    2   Theilen    Methylalkohol ; 
Mischung    wird    am    besten  mehrere  Male  aufgetragen. 

Die  Verwendung  des  Kupfers  ist  älter  als  die  des  Eisens;    die  W^aj 
der  ältesten  Völker  waren  aus  Kupfer  gefertigt 

in  der  Technik  verwendet  man  aus  Kupfer: 

ij)  Rund-  oder  Vierkantstangen  von  025 — 50  mm  Stärke, 

6)  Bleche    von   0'75 — 2'5  m    Breite   und    2 — 5  m    Länge   (gangbar 
Sorten:  0'75 — 1  m  breit  und  1*5—2  m  lang).  Die  Dicke  der  Bleche  ist 
nach    der  Verwendungsart   verschieden;    man    wählt    Rinnblech   0'7ö 
Dachblech     0*5 — L7    mm,     Flick-     oder     Rollkupfer     0'3— O'ö 
Schlauchblech    r23    mm,    Schiffsblech    0'6  ww^     Brau  pfannenblecli 
bis  ü'25  mm  dick;  Kesselblerhe  haben  versrhiedtMic   Dicke, 

^)  Platten  von   1  —  lo  mm  Stärke, 

<i)  Draht  von  21'9 — 0'21  mm  Durchmesser,  in  62  Nunimtrn  vörk.itnmeml 
und  in  Ringen  von  U'5 — 12*5  i^  tvtm  Verkauf  gelangend. 


Viertes  CapiteL  Die  MeiaUc» 


635 


e)  Röhren  ohne  Naht  von   1 — 5  mm  Wandstärke  und   10^^250  mm 
Durchmesser,  mit  Naht  von   1 — 5  mm  Wandstärke  und  40—300  mm  Durch- 
nesser,  Feder  und  Knieröhre  von  2*5 — 4  mm  Wandstärke  und  4*^ — rW>  mm 
>urchmcsser. 

Die  Röhren  sind  entweder  gelöthete  oder  gejEjossene  und  dann  ^L^e/ogene 
Jer  gehämmerte;  die  letzteren  besitzen  eine  grosse  Zähigkeit  und  Festigkeit* 


HL  Zink. 

§  178.  Gewinnung  des  Zinks* 

'/tzc.  Zink  kommt  in  der  Natur  niemals  gediegen  vor,  sondern  muss 
Erxen  gewonnen  werden.  Als  die  wichtigsten  Zinkerze  sind  zu  nennen: 
link  blende  (Schwefelzink)  mit  ti7"/o  ^''*^  ^^^  »^*i%  Schwefel,  Galmei 
ider  Zinkspath  i kohlensaures  Zink)  mit  657»  "^^^^  ^^^  ^^"/i)  Kohlen- 
ilure  oder  nur  mit  62^ j^  Zink  und  mit  Beimengungen  von  Bleioxyd,  Mangan» 
tiseooxydul,  Kalk,  Magnesia  u-  s,  w,,  Kieselzinkcrz  (kieselsaures  Zinkoxyd 
der  Kieselgalmei)  mit  53*8*7o  2ink  und  Rothzinkerz,  ein  durch  Mangan* 
nd  Eisenoxyd  röthlich  gefärbtes  Zinkoxyd. 

Gewinnung.  Metallisches  Zink  erhält  man  aus  dem  Roth  zinker  2, 
irenn  man  dasselbe  mit  Kohlen  vermischt  im  Schachtofen  brennt,  wobei  eine 
teduction  des  Zinkoxyds  eintritt.  Auch  Kiesel zinkerz  wird  bei  hoher 
Temperatur  durch  Kohle  allein,  leichter  aber,  wenn  man  Kalk  als  Zuschlag 
prw*endct,  reducirt.  Galmei  muss  in  Schacht-  oder  Flammöfen  gebrannt 
jid  dadurch  von  seinem  Kohlensäure-  und  Wassergehalt  befreit,  Zinkblende 
>r  der  Reduction  tlurch  Rösten  enlschwefelt  und  in  Zinkoxyd  verwandelt 
Iferden,  wobei  man  das  Erz  erst  schwach,  dann  allmälig  stärker  erhitzt 
iter  Luftzutritt),  und  während  des  Processes  fortwährend  durchrührt.  Wird 
Röstung  sorgfältig  vorgenommen,  so  entweicht  aller  Schwefel  in  Form 
>n  schw^efliger  Saure  bis  auf  1 — 27o- 

Das    gebrannte    oder    geröstete    oder    rohe  Erz    winl    auf  Walz-    oder 

Lietschwerken,  m  Kollergängen  oder  Schleudermiihlcn  zerkleinert,    mit  fein- 

tpulvcrter  Kohle  innig  vermischt  und,    weil  das  Zink   in  der  Hitze  flüchtig 

1,  in  verschlossenen  Oefen  (sogenannten  Zink d est illiröfen)  in  Muffeln  aus 

iion  (schlesische  Methode)  oder  in  thönemen  Röhren  (Retorten),  die  an 

lem  Ende    geschlossen    sind  i belgische  Methode),  geschmolzen,    und    es 

^erden  die  sich  bildenden  Zinkdämpfe  in  eine  Thonvorlage  geleitet,  in  welcher 

»ich  flüssig  niederschlagen. 

Das  l!üssige  Zink  wird  mit  eisernen  Löffeln  ausgekellt  und  in  Formen 
tgossen  Man  erhält  auf  diese  Weise  das  sogenannte  Werkzink,  welches 
>cii  Beimengungen  ( Zinkoxyd,  Erzstaub,  Blei  u.  s.w.)  besitzt,  von  denen  es 
arch  Umjschmclzen  \Raffiniren^  befreit  werden  muss.  Dieses  Umschmelzen 
!rd  in  neuerer  Zeit  in  Flammöfen  vorgenommen»  die  einen  geneigten  und 
^it  einem  Sumpf  aujtge.statleten  Herd  besilzen,  in  dessen  Vcrtiefutig  sich  das 
tschmolzcne  Zink  ansammelt.  Man  lässt  das  Zink  it»  gcschmtdzcnem  Zu- 
andc  im  Sumpfe  liegen,  damit  sich  der  schwerere,  bleireichcrc  Theil  von 
tm  leichteren,  bleiärmcren  absondexn  und  zu  Boden  sinken  kann.  Die  sich 
der  reincrm  Zink^chicht  bildende,  Unrcinigkeiten  enthaltende,  oxydische 
rätxe  wird  mit  Salmiak  durchgerührt   und    dann   abgejtogen,   hierauf  wird 


536 


Erster  TheiL  Die  Hauptsioflfe, 


der  bleifreie  Theil    des    Zinkes    ausgekellt    und    in    Platten    zum  Auswab 
gegossen. 

Zinkgewinnung  durch  Elektricität,  Nach  dem  Verfahren  vo 
L.  L Strange  wird  Zinkblende  durch  Rösten  bei  niedriger  Temperatui 
in  schwefelsaures  Zink  übergeführt,  dann  mit  Wasser  ausgelaugt  und  die 
Lösung  in  Zersetzungskasten  geleitet  Nach  dem  Verfahren  von  M.  KiLiani 
wird  dagegen  Galmei,  Zinkasche  u.  s,  w,  mit  einer  ammoniumcarbon 
haltigen  Ammoniaklösung  behandelt  und  diese  I^sung  den  Zersetzung 
kästen  zugeführt.  Das  Zink  lagert  sich  auf  der  aus  dünnem  Zinkblech, 
polirtem  Kupfer  oder  Messing  bestehenden  Kathode  ab,  von  der  es  leicht 
abgehoben  werden  kann,  und  es  entwickelt  sich  an  der  aus  Kohle^  Platin 
oder  Blei  bestehenden  Anode  Sauerstoff-  Die  durch  die  Ausscheidung  vc 
Zink  sauer  gewordene  Lauge,  die  beständig  zum  Abtluss  gelangt,  kann  zu 
Lösen  von  zinkoxydhaltigen  Massen  von  Neuem  benutzt  werden.  Das 
wonnene  Zink  wird  durch  Umschmelzen  gereinigt. 

Ganz  reines  Zink  erhält  man  aus  reinem  Zinkoxyd  durch  Reducti0 
desselben  mittelst  Kohle  oder  Wasserstoff. 


§   179-  Eigenschaften  des  Zinkes  und  Verwendungen  desselben 

Eigenschaften-  Specifisches  Gewicht:    gegossenes  Zink  =  6*q 
valztes    und   gehämmertes    =  7*2-  —    Längenausdehnung    bei     l** 
Temperaturerhöhung:  0l)O0ü2942,  für  gegossenes   und    (>OÜ0U31ü8 
gehämmertes  Zink.    (Zink  dehnt  sich  \'on  allen  technisch  wichtigen  Met:tJ 
am  meisten  aus.) 

Schmelzpunkt:  bei  etwa  412'*   C, 

Festigkeit:  a)  Zugfestigkeit:  nach  Karmarsch  beim  Gusszii^ 
mit  dem  speci fischen  Gewichte  6*85  ^^198  ^^,  beim  Zinkblech  und  Zinkdra 
mit  dem  speciiischcn  Gewichte  7*3  =  131  fi — L560  ^g»  nach  Rank  ine  ga 
allgemein  490^560  ^g  für  das  Quadratcentimeter. 

6)  Schubfestigkeit:  nachTresca  90U  ^^^  für  das  Quadratcentimcicff 

Elasticität:    sehr    gering;    nach  Thurston    treten   beim  Zink  schon 
bei  kleinen  Spannungen  bleibende  Formve ränderungen  ein. 

Das   reine  Zink    hat  eine  blaulich-weisse  Farbe,   einen  starken  Meta 
glänz»    emen    blätterig-krystallinischen  Bruch    und  ist  härter  wie  Silber»    ab 
weicher    wie  Kupfer-     Bei    gewöhnlicher  Temperatur   besitzt    das   Zmk 
Ziemliche  Sprodigkeit,  lässt  sich  nur  wenig  biegen,  zerbricht  leicht,  kann  ab 
mit  Hämmern   bearbeitet  werden.     Bei  einer  Temperatur  von  100—151*'' 
wird  es  so  weich,    dass  man  es    7a»  dünnem  Blech    (ZinkfoUe)»    selbst    wc 
es  mit  anderen  Metallen  verunreinigt  ist,    auswaren    kann.     Ucber   150^ 
verringert    sich  die  Geschmeidigkeit    des  Zinkes    und    bei  200^'   C  ist    es 
spröde,    dass   man    es   im  Mörser    zu    feinem  Pulver  zerstampfen  kann. 
etwa  412^  C  schmiUt  es,  bei  öOD^  verbrennt  es  an  der  Luft  mit  grtinUch 
hellleuchtender  Flamme  zu  Zinkoxyd  (Zinkweiss),  bei  104  '**  C.  kommt  es 
wallendem  Sieden,  so  ilass  es  sich  leicht  destilüren  lässt  (im  Vacuum  destill 
es  schon  bei  184^  CX 

Die  Geschmeidigkeit  des  Zinkes  lässt  sich  durch  einen   1 
etwa  O'0%  erhöhen;   man  fügt  deshalb  xuwcilcn  ilem  Zink  er  hin 

wenn    man  Zinkbleche    herstellen    will.     Zink    mit  BleixusaU   kann  aljer 


Vienes  CapitoL  Die  Mctalic, 


537 


fabrikation  von  Messing  nicht  benutzt  werden,  weil  der  Bleigehalt  (schon 
f*2o**/^)  die  Festigkeit  des  Messings  sehr  vermindert.  Enthält  Zink  einen 
rösseren  Gehalt  an  Eisen,  so  ist  es  spröde  und  brüchig. 

Ganz  reines  Zink  wird  von  starker  wässeriger  Säure  nur  langsam  und 
feter  Entvinckelung  von  Wasserstoff,  sowie  unter  Bildung  von  Zinkchlorid 
ier  Zinksulfat  aufgelöst,  und  sehr  leicht,  wenn  es  mit  etwas  Platin,  Gold 
1er  Kupfer  in  Berührung  oder  wenn  es  nicht  rein  ist;  auch  heisse  Kali- 
ftd  Natronlauge  vermögen  Zink  aufzulösen,  wobei  sich  alkalische  Zink- 
erbindungen bilden,  ferner  Salpetersäure  unter  Bildung  von  Zinknitrat. 

An  feuchter  Luft  oxydirt  Zink,  es  überzieht  sich  mit  einer  dünnen 
rhicht  von  basisch  kohlensaurem  Zinkoxyd,  die  sehr  fest  haftet  und  die 
ateren  Theile  sehr  energisch  gegen  das  Weiterein  drin  gen  der  Zerstörung 
^hütxt;  bei  dieser  Oxydation  verliert  das  Zink  seinen  Metallglanz  und  färbt 
ch  weisslich-grau.  Immerwährend  unter  Wasser  oxydirt  es  sehr  langsam, 
^it  Eisen  in  Berührung,  schützt  es  dieses  vor  Rost.  Durch  aus  Schornsteinen 
trabfaliende  Kohlentheilchen,  sowie  durch  frischen  Kalk-,  Gyjjs-  und  Cement- 
au&  kann  Zink  zerstört  werden. 

Zink  besitzt  eine  ausserordentliche  Gussfahigkeit,  es  fallt  die 
rönnen  sehr  gut  aus  und  liefert  sehr  feine  Abgüsse,  Geschmolzenes 
Zink  erlangt  die  grösste  Gussfähigkeit  und  ist  am  dichtesten  bei  niedrigen 
emperaturen»  bei  höheren  Temperaturen  wird  es  porös,  aucli  oft  durch 
pnkoxyd  verunreinigt  und  dann  sehr  spröde  und  brüchig.  Man  schmilzt  es 
eingemauerten  gusseisernen  Kesseln,  schöpft  es  aus  diesen  mittelst  eiserner 
Joffel  aus  und  giesst  es  in  Formen  aus  Sand  oder  Lehm  oder  in  gehörig 
ttge wärmte  Formen  aus  Bronze,  Messing  oder  Eisen.  Um  eine  Oxydation 
Jes  Zinks  zu  vermeiden,  ist  das  Eingiessen  mit  besonderer  Vorsicht  vorzu- 
aehmen,  und  um  die  Temperatur  zu  ermässigen,  pflegt  man  wohl  dem  flüssigen 
letall  einige  Stücke  ungeschmolzenen  Zinks  hinzuzufügen,  Comi>licirte  Gegen- 
ande  steht  man  aus  einzelnen,  für  sich  gegossenen  Theilen  her,  die  man 
(äter  zusammenlöthet. 

Verwendungen.    Ausser    zu  Gusswaaren    (z.  B.    zu    Statuen,    Vasen, 
mdelabern,  Kronleuchtern,  Ornamenten,  Säulen-Capitälen    und  -Füssen,  Be- 
tonungen, Gitterwerken,  Schildern  u,  s.  w.)  und  zu  getriebenen  Arbeiten 
B,  zu  Gesimsen,  Balustern,  Dach-  und  Thurmspitzen  u.  s.  w/)  benutzt  man 
IS  Zink    zur  Herstellung  von  Blechen,    glatten    und    wellenförmigen,    auch 
jmbirlen,  d.  h.   gewölbten,  wellenförmigen,  rohen,  vernickelten  und  poÜrten, 
glatte  rohe  Blech  wird  in  lüü  Nummern  angefertigt,  und  zwar  in  Stärken 
bn  O'l— 2'68  mvi  und  in  Grössen  von  t>65  X  2  oder  U'8  X  i?  oder  10  X  :? 
Jcr  l'O  X  2'5  w;  auf  Bestellung  auch  stärker  und  grösser  hergestellt  (grösste 
ftcke  30  mm,  grösste  Breite  lllöm,  grösste  Länge  6*0  w)i  das  vernickelte 
ul  jiolirte  Zinkblech  in  Stärken  von  Ol — 1'6  mm  t^und  mehr),  das  Zink* 
Wellblech    in  a  Profilen    mit   einer  \Velk»nbreite   von    117—20   mm,    einer 
fcllenhühr  von  20 — G  '»"^    und    einer  Blcchdicke    von   0"4— L21    otw,   das 
»mbirtc  Zink  Wellblech    mit    117  m^t  Wellenhöhe,   55  mm  VVellenbreite, 
-11)2  mm  Blechdicke   und    einem    kleinsten   ßoml>irungshalbmesser  von 
l*D  «.    Man  benutzt  Zinkblech    zur  Herstellung  von  durchbrochenen  Gegen- 
idcn,    Swhcu,    Käfigen,    Fenstervorsätzcn    (die    Nummern    1    bis  8\    von 
Memen  und  Lampen,  zu  Wandbekleitiungen  leuchtcr  Zimmer  (die  Nummern 
t  und    10),   zu   Hausgeräthen,   Eimern,   Wasserkübeln,   Wasserrinnen,   Gies«- 


538 


Erster  Thcil.  Die  Hauptstoffe. 


kannen  (die  Nummern  11 — 13),  zu  Dacheindeckungen  (Nr.  14),  zu  Bade- 
wannen, SchifFsbeschlägen  (Nr.  15  und  16),  zu  Wasserkisten  (Nr.  17),  zu 
Pumpenröhren,  grossen  Wasserbehältern  u.  s.  w.  (Nr.  18 — 26).  Für  Dach- 
rinnen nnd  Abfallrohre  verwendet  man  die  Nummern  9 — 12. 

Zu  Dacheindeckungen  werden  nicht  nur  die  glatten  oder  (namentlich 
l)ei  Eisendächem)  die  wellenförmigen  Blechtafeln  benutzt,  sondern  auch 
Schindel,  Ziegel,  Rauten  und  Schuppen  aus  Zinkblech,  die  verschieden- 
artig angestrichen,  auch  bronzirt  u.  s.  w.  sind.  Zum  Befestigen  der  Zink- 
tafeln auf  Latten  oder  Schalung  dienen  Zinknägel,  welche  entweder  aas 
schmalen  Blechstreifen  oder  aus  Zinkdraht  hergestellt  werden  und  pro  tausend 
Stück  2*5 — 2*75  kg  wiegen. 

Femer  stellt  man  aus  dem  Zink  Draht  her  und  benutzt  denselben  zn 
Metallflechtwerken,  zum  Anbinden  von  Bäumen  u.  s.  w.;  der  Zinkdraht  hat 
vor  dem  Eisendraht  den  Vorzug,  dass  er  nicht  so  schnell  oxydirt,  sich  löthcn 
lässt  und  billiger  ist. 

Endlich  dient  das  Zink  zum  Verzinken  von  Eisen  (siehe  §  172),  zur 
Herstellung  von  Metalllegierungen  (§  188),  von  Zinkweiss  und  Zinkvitriol,  zum 
Entsilbem  des  Werkbleies,  zum  Fällen  des  Kupfers,  Silbers,  Bleies  u.  s.  w. 
aus  ihren  Lösungen,  zur  Herstellung  von  Platten  und  Cylindem  für  galvanische 
Apparate,  als  positives  Element  galvanischer  Batterien  u.  s.  w. 

Das  zu  Gusswaren  dienende  Zink  kommt  unter  der  Bezeichnung 
Kauf  zink  oder  Gusszink  in  Platten  von  etwa  25  mm  Dicke  in  den  Handel, 
das  schlesische  oder  belgische  Schmelzzink  in  Platten  von  etwa  Aicm  Stärke. 

Zum  Schutze  des  Zinks  und  gleichzeitig  um  demselben  ein  besseres 
Aussehen  zu  geben,  wendet  man  Sy dramin-  und  Silicat- Farbenanstriche, 
auch  Lackanstriche  an  oder  man  bronzirt  das  Zink,  indem  man  es  in 
ein  Bad  aus  Kupfervitriol,  Cyankalium  und  Zinkvitriol*)  einlegt  und  dann 
eine  galvanische  Batterie  benutzt. 

Einen  schönen  schwarzen  Ueberzug  erhält  man,  wenn  man  das  Zink 
mit  Quarzsand  und  verdünnter  Schwefelsäure  blank  scheuert,  darauf  in  eine 
Lösung    von    4  Theilen    schwefelsaurem    Nikeloxydulammoniak,    40  Theilen 


Viertes  Capitel,  Die  MeUüle, 


53» 


Gewinnung.  Für  die  Gewinnung  des  Zinns  kommt  allein  nur  der 
Rinnstein  (mit  78*6%  Zinn)  in  Betracht»  bei  welchem  man  das  Seifen- 
Mnnerz    i Waschzinnerz,    Zinnsand,    Bariila  u.  s,  w.)    und    das    Bergzinnerz 

[ilerscheidet.  Ersteres  giebt  ein  reineres  Zinn  und  wird  nach  dem  Zerkleinern 

atweder  unmittelbar  oder,  nachdem  die  vorhandenen  Nebenbestaudtheile 
Jurch  Schlämmen  beseitigt  worden  sind,  mit  Kohle  im  Flammofen  bei  starker 
iUihhitze    reducirt.    Elas  Bergzinnerz    dagegen    wird,    wenn    es  mtlrbe  ist, 

>fort,  wenn  es  hart  ist,  erst  nach  vorhergehendem  Ghihen  gepocht,  dann 
geschlämmt  und  verw^aschen  (Zinn  was  che),  um  die  leichteren  Fremdstoffe 
fon    <lem    specifisch    schwereti    Zinnstein    abzusondern,    hierauf    behufs    Zer* 

Hzung  des  Schwefel-  und  Arsenkies  und  Umwandlung  der  damit  verbundenen 

fetalle  in  specifisch  leichtere  Oxyde  geröstet    und    endlich  geschlämmt,    um 

chwefel'  und  kupferhaltige  Krze  auszulaugen  und  Kupfervitriol  als  Neben- 
PToduct  zu  erhalten.  Der  beim  Rösten  sich  verliiichtigende  Arsenik  wird  in 
Jiftfängen  gesammelt. 

Das  KÖstgutp  Schlich  genannt,  wird  im  niedrigen  Schachtofen  (in 
Sachsen  und  Böhmen  gebräuchlich)  mit  Kohlen  vermischt  oder  im  Flamm- 
^fCD  (in  England  gebräuchlith)  ausgeschmolzen.  Bei  Anwendung  eines  Flamm- 
ofens wird  der  Zinnstein  mit  ^/.  Anthracit  klein  gemacht  und  mit  Zuschlägen 
ietwas  gelöschtem  Kalk  und  Flussspath)  versehen,  um  die  Nebenbestandtheile 
les  Schlichs    leichter   zu  verschlacken.    Beim  Verschmelzen    des  Schlichs  im 

chachlofen  bestehen  diese  Zuschläge  nur  aiLs  Schlacken,  welche  von   einem 
leren  gleichen  Schmelzprocess   herrühren. 

Das    gewonnene,    noch    unreine    Zinn    wird    in  Blöcke  gegossen  und 

unn  zum  zweiten  Male  geschmolzen  (raffinirt  tmd  gesaigert).  Die  Reinigung 
ies  Zinnes  von  Arsen,  Eisen,  Kupfer,  Wolfram  u.  s,  w.  geschieht  in  Sachsen 
und  Böhmen  durch  das  sogenannte  Pauschen,  indem  man  das  geschmolzene 
Zinn  auf  eine  24^ — 30  cm  hohe  glühende  Kohlenlage  bringt,  wobei  das 
fmtie     Zinn    abfliesst,    während    eine    strengflüssige    Legierung    des    Zinnes 

lit  den  dasselbe  begleitenden  Metallen  (Dörner)  zunickbleibt,    und   sie  er- 

[>lgt  in  England  durch  ilas  sogenannte  Polen,  indem  man  das  Zinn  im 
rUmmofcn  zunächst  durch  Sa i gern  von  den  meisten  fremden  Metallen  befreit, 
jiiTin    in    gusseiserne    Kessel  fliessen    lässt  und  hierauf  in  die  flüssige  Masse 

ae  grüne  Holzstatige  eindrückt,  wodurch  ein  Aufwallen  der  Zinnmasse  hervor- 
l^eruicn  und  durch  die  damit  bewirkte  energische  Einwirkung  der  atmo- 
|>hänschen  Luft  eine  Oxydation  der  fremden  Metalle  herbeigeführt  wird.  Diese 

letalloxyde  ^^Krätzc)  sammeln  sich  über  dem  »lüssigen  Zinn  an  und  werden 
^on  dort  abgezogen.    Das  reine  Zinn  lässt  man  bis  zu  einer  gewissen  Tem- 

eratur  erkalten,  dann  schöpft  man  es  aus,  giesst  es  auf  eine  Kupferplattc 
Bf)d  rollt  es  nach  dem  Erkalten  zusammen  (Rollen  oder  Ballenzinn) 
bdcr  giesst  es  zu  Stangen  oder  Blöcken  (Block zinn).  Bei  dem  englischen 
Verfahren  liefert  die  oberste  Schicht  das  reinste  Zinn.  Ein  anderes,  eben* 
llls    in    England    gebräuchliches    Verfahren    zum    Raffiniren  des  Zinns  (der 

ögenannte  Tossingprocess)  besteht  darin,  dass  man  aus  einer  Kelle 
Kcs  Zinn  aus  beträchtlicher  Hohe  in  ein  Zinnbad  fallen  lässt,  wodurch 
irkrs  Schäumen  erzeugt  wird.  Nach  etwa  drei  Stunden  hört  man  mit 
Eingiessen  auf  und  lässt  sich  das  Zinn  ruhig  absetzen;  dasselbe  bildet 
drei  Schichten,  deren  oberste  da»  reinste  un<l  deren  unterer»  Jms  am 
iJU^k&ten  mit  fremden  Mclallen  verunreinigte  Zinn  enthält. 


MO 


Erster  ThciL  Die  Haiiptstoffc. 


Die  beim  Verschmelzen  des  Schlichs  sich  bildende,  aus  Kieselsäure, 
Erden  und  fremden  Metalloxyden  bestehende  Schlacke  enthält  oft  15 — W% 
Zinn.  Um  dieses  Zinn  zu  erhalten^  wird  entweder  die  Srhlacke  nach  ihrer 
Zerkleinerung  verwaschen  oder  im  Schachtofen  geschmolzen,  so  dass  Zinn 
(Schlackenzinn)  und  eine  reinere  Schlacke  gewonnen  wird. 

Werden  Blöcke  aus  reinem  Zinn  bis  zu  einem  gewissen  Grade  erhlUl, 
und  lässt  man  sie  dann  aus  beträchtlicher  Höhe  auf  einen  harten  Boden 
fallen,  so  zersplittern  sie  in  kleine  rundliche  Stücke,  die  Körnerztnn  oder 
Zinnkorn  er  genannt  werden. 

Das  reinste  Zinn  des  Handels  ist  das  Bankazinn,  welches  in  Banec 
von  20 — 65  J^g  Gewicht  verkauft  wird,  sowne  das  Malakkazinn,  das  in  vier- 
kantigen Blöcken  von  05 — 1  ^^  Gewicht  vorkommt;  beide  w^enlen  aus  dan 
Zinnstein  des  aufgeschwemmten  Landes  namentlich  in  Hinterindien  gewonnen. 
Das  schlechteste  Zinn  ist  das  Parazinn.  Das  englische  Zinn  ist  meisteuä 
eisen-,  das  sächsische  wismuihaltig. 

§  181.  Eigenschaften  des  Zinns  und  Verw^endungen  desselben. 

Eigenschaften.  Specifisches  Gewicht:  7*28 — 7'29;  in  Blöcke» 
wiegt  Zinn  für  das  Cubikmeter  7300  X'^,  in  Stangen  lU.IXJO^^.  — ^  Längeu- 
ausdehnung  bei  V*  Cl  Temperaturerhöhung:  0'0(M)02173.  —  Schmel^ 
punkt:  228*^  C. 

Das  Zinn  besitzt  eine  fast  silberweisse  Farbe,  einen  vollkommenen  MetaüV 
glänz,  ein  krystallinisches  Gefüge,  grosse  Weichheit  (Härte  zwischen  Gold  und 
Blei),  Geschmeidigkeit,  Hämmer*  und  Streckbarkeit,  Gussfähigkeit  und  giebt 
beim  Biegen  einen  knirschenden  Ton  von  sich,  der  umso  stärker  ist,  je  reiner 
das  Metall  ist.  Das  Zinn  lässt  sich  zu  sehr  dünnen  Blechen  (Staniol,  Zinn- 
folie) auswalzen,  beziehungsweise  mittelst  Hämmer  ausschlagen  und  bei 
100**  C  zu  Draht  ausziehen.  Bei  200**  C  wird  es  sehr  mürbe,  so  dass  man 
es  pulverisiren  kann;  in  der  Weissgluhhitze  verfluchtet  es;  beim  SchmeUeo 
an  der  Luft  überzieht  es  sich  mit  einer  grauen  Oxydschicht  (ZinnkräUeJ 
und  verwandelt  sich  endlich  in  Zinnoxyd  (Zinnasche);  bei  sehr  niedriger 
Temperatur  zerfällt  es  in  körnig-krystallinische  Stücke  oder  in  ein  grobes 
Pulver;  an  der  I.ufl  büsst  das  Zinn  nach  und  nach  seinen  Glanz  ein  \snii 
oxydirt  sich  sehr  wenig.  Schwächere  Säuren  greifen  das  Zinn  wenig«  con-' 
centrirte  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  sehr  stark  an;  Saksäure,  Königs- 
wasser  imd  Kalilauge  lösen  das  Zinn  leicht  auf,  Kochsalz,  Salmiak,  Weifi- 
geist  und  Alaun  lösen  nur  geringe  Mengen  auf.  Wird  Zinn  geätzt,  so  erhlU 
seine  Oberfläche  eishlumenartige  Figuren  (Moir^  metallique);  man  wendet 
dies  Verfahren  häufig  an,  um  Weissbleche  (verziimte  Eisenbleche)  zu  vcr* 
zieren.  Beim  Reiben  mit  dem  Finger  erzeugt  das  Zinn  an  letzterem  einen 
cigenthümlichen,  lange  andauernden  Geruch. 

Verwendung.  Man  benutzt  das  Zinn  zu  (iuss waren,  wobei  man 
es  zur  besseren  Ausfüllung  der  Formen  mit  einem  geringen  Bleixusatje  vcr- 
sieht  Die  Formen  werden  aus  Sand,  Metall,  weichem  Stein^  mitunter  auch 
aus  Gyps,  Holz,  Pappe  und  Flanell  gefertigt.  r>ie  Metall-»  Stein-  und  Gyps- 
formen  werden  vor  dem  Gusse  gehörig  angewärmt  und  mit  einem  Ueberzu^ 
versehen,  der  das  Anhaften  des  Zinns  verhütet  Zu  tlicsem  l  el»cTZUg  nimnU 
mao  Russ,  Thon  oder  (bei  Stein-  und  Pai)p(ormen)  Kreidewasser,    Das  Em* 


Viertes  Capitel.  Die  Metalle. 


541 


en  geschiehi  mit  Schöpflöffeln,  und  zwar  heiss  oder  kalt.  Beim  Heiss- 
f essen  wird  das  Zinn  fast  bis  zur  Rothg^luth  erhitzt,  dann  in  die  vor- 
v^äimte  Form  gegosseo  und  hierauf  sofort  durch  Umschlagen  nasser  Lappen 

die  Form  abgekühlt;  beim  Kaltgiessen  wird  das  Zinn  nur  bis  fast  zur 
Sitstehiing  von  Anlauffarben  erhitzt  und  dann  in  die  Form  gegossen.  Zu 
(irk  erhitztes  Zinn  erscheint  nach  dem  Erkalten  auf  der  Oberfläche  gestreift 
^d  rothbruchig,  zu  schwach  erhitztes  matt  und  kaltbrüchig.  Aus  Zinnguss 
^rden  Haus-  und  Tischgeschirre,  Spielwaren  \z.  B,  Zinnsoldaten)  u.  s,  w, 
rgestellt,  ferner  Abdampfpfannen  für  Apotheker,  Destillirhelme,  Kühlapparate, 
esj^el  für  Färber  und  Laboratorien  u,  s.  w.  Sodann  verwendet  man  das  Zinn 

Anfertigung  von  Röhren  mit  2 — 3  mm  Wandstärke  und  4 — 50  mm 
chtweite,  die  häufig  mit  einem  Bleimantel  versehen  werden,  zu  Metall- 
ierungen  (siehe  §  188),  zum  Verzinnen  von  Eisen,  Kupfer  und  Zink 
ehe  §  172),  zum  Löthen  von  Fensterblei.  Das  Staniol  dient  zum  Bekleiden 
achter  VVäntle,  als  Isolirmittel  zwischen  Fundament  und  aufgehendem  Mauer- 
irk, in  Form  von  Zinnamalgam  zum  Belegen  von  Spiegeln,  in  gefärbtem 
^Stande  zu  Verzierungen  aller  Art;  ferner  benutzt  man  das  dünne  Staniol  zum 
asfüttem  von  Büchsen  und  Kästen,  zum  Einwickeln  von  Chocolade,  Seife, 
se,  Cigarren  u.  s.  w.  Aus  dem  reinsten  Zinn  stellt  man  Orgelpfeifen  her 
^er   auch    aus    einer    Legierung  von  96  Theilen  Blei    und  4  Theilen   Zinn. 

V.  Blei. 


§  182-  Gewinnung  des  Bleies. 

Erze.    Das  Blei  kommt  sehr  selten  gediegen  vor  und  muss  daher  aus 
eihakigcn  Erzen  gewonnen  werden.    Das  wichtigste  Bleierz  ist  der  Blei- 
in z  i^Schwefelblei),  welcher  aus  86*5^/o  Blei  und   ISö^o  Schwefel  besteht; 
liger  wichtig  für  die  Bleigewinnung  ist  das  Weissbleierz  (Cerussit,  Blei- 
ithi  mit  83"57o  Bleioxyd  und  lGo7o  Kohlensäure,  das  Grünbleierz  (Blei- 
ilosphat),    das    Vitriolbleierz    (schwefelsaures   Bleioxyd),  der  Bournonit 
das  Rothbleierz, 
Gewinnung,  Zur  Gewinnung  des  Bleies  im  Grossen  dient  haupitsächlich 
Blei  glänz*    Je  nach    der    Beschaffenheit    und    Menge  der  im   Bleiglanz 
'  fi  Nebenbestandtheile    ist    die  Verhüttung    eine    verschiedene.    Der 
iie  nach  unterscheidet  man  hierbei   drei   Methoden:   die  Röstarbeit, 
Rostreductionsarbeit  und  die  Niederschlagsarbeit;  hierzu  kommt 
ch  die  elektrische  Bleigewinnung. 

a)  Röstarbeit  Man  wendet  dieselbe  hauptsächlich  bei  einem  Erz  mit 
larzarmer  Gangart  an,  weil  die  Masse  bei  Gegenwart  von  Kieselsäure 
mell  schmilzt  und  sich  bei  der  grossen  Verwandtschaft  der  Kieselsäure 
Bleioxyd  schnell  hleireiche  Schlacken  bilden, 

iJer  Blcigianz  wird  in  einem  Flammofen  mit  einer  in  der  Mitte  ver- 

tftm  Hcrdsohle  (oder  —  wiewohl  seltener—  in  einem  offenen  Herde)  unter 

adigein  Umrühren  bei  Zutritt  der  Luft  so  geröstet,  dass  die  Masse  nicht 

Cht;  hierbei  v<?^vvandelt  sich  ein  Theil  des  Bleiglanzes  in  Bleioxyd  und 

iilfar   Hierauf  werden  alle  Arbeitsöffnungen  des  Flammofens  geschlossen, 

|ld  es  wird  das    Feuer    verstärkt    (Kcactionsperiode) ;    es    hefert    dann    das 

dox^rd  und   das    schwefelsaure    Bleioxyd    mit   dem    unzersetzt   gebliebenen 


542 


Erster  Tbeil.  Die  Haapt5toffe, 


Bleiglanz   metallisches  Blei,   welches   sich  in  der  Vertiefung  des    Herdes  im» 
samtnelt,  sowie  schwefelige  Säure. 

Der    nach    dem    Abfliessen    des   Bleies   verbleibende    oxydische  Rück- 
stand wird  im  Schachtofen  mit  Kohle  verschmolzen  i^Rückstandspct  i 

//i  Röstreductionsarbeit.  Enthält  der  Bleiglanz  viel  fremde  Scd 
metalle  (namentlich  Schwefelkies,  Arsenik  kies  und  Zinkblende,  die  nebenher 
verhüttet  werden  sollen)  und  quarxreiche  Gangart,  so  wird  er  zunächst  ^^ 
rüstet,  um  einen  Theil  Schwefel  und  Arsen  zu  entfernen  und  die  Schwefel 
metalle  in  Metalloxyde  und  schwefelsaure  Salze  zu  verwandeln;  dann  wird 
das  RüStgut  unter  Zusatz  von  Kohle  und  Flussmittel  (Schlacke")  im  Schacht 
ofen  bei  einer  nicht  zu  hohen  Temperatur  niedergeschmolzen,  wobei  da> 
Bleioxyd  zu  meiallischera  Blei  reducirt  wird  und  die  übrigea  Oxyde  ver 
schlacken. 

f)  Niederschlagsarbeit.   Bleiglanz  mit  einem  grösseren  Riesel-^j^ür^ 
gehalt  (Erden)    und    mit    fremden    Metallen   wird    mit  Eisen  «oder  auch  mit 
Eisen frischschlacken,  Eisenerzen  u,  dergl.)    im  Schachtofen  unter  F 
von  Gebläseluft  niedergeschmolzen,  wobei  sich  Schwefeleisen  und  n 
Blei  bilden. 

Das  auf  die  eine  oder  andere  W eise  erhaltene  Blei  (Werkblci)  enthilt 
noch  kleine  Mengen  von  Kupfer,  Eisen,  Antimon,  Arsenik,  Zink  und  liautig 
Silber  (0*01— 0*03 '^/o,  ausnahmsweise  0^5 — V%)t  es  muss  daher  noch  gcfeiriigT 
oder,  wenn  sich  die  Gewinnung  lohnt,  entsilbert  werden.  Zum  Raffiniren  de* 
Werkbleies  genügt  häufig  ein  einfaches  Umschmelzen  bei  niedriger  Temi' 
wobei  das  leichtflüssige  Blei  aussaigert,  während  sich  die  fremden  >i 
oxydiren  und  auf  dem  Blei  ablagern  (Krätze),  so  dass  sie  leicht  abge« 
zogen  werden  können,  Ist  das  Werkblei  aber  starker  verunreinigt,  so  muss 
man  es  im  Flammofen  umschmelzen,  hierbei  ihm  Luft  oder  überhitzteti 
Wasserdampf  zufuhren,  es  mit  oxydiren  den  Stoffen  (z.  B,  Bleiglätte,  Sal* 
peier  u.  s.  w.)  kräftig  verrühren  oder  in  die  geschmolzene  Masse  eine  saftige 
Holzstange  eindrücken,  um  erstere  in  eine  heftige  aufw^allende  Bewegung  zu 
versetzen  (vergK  §  180)  u.  s.  w.  Bei  diesem  Umschmelzen  werden  allr 
Beimengungen  mit  Ausnahme  des  Silbers  ausgeschieden. 

Beim  Entsilbern  w^endet  man  vorzugsweise  zwei  Methoden  ...i.  k.^-, 
Abtreiben  und  das  Enlsilbern  mittelst  Zink,  Das  Abtreiben  ge* 
schiebt  auf  dem  kreisrunden,  kcsselförmig  vertieften  Herde  eines  kr<  en 

Gebläseofens  (^Treibofens),  auf  wx*lchem  das  Werkblei  unter  Zuti  ..m 

Gebläseluft  geschmolzen  wird.  Hierbei  entsteht  auf  der  Oberfläche  des  Bieies 
beim  Anlassen  des  Gebläses  eine  schaumige  schwarze  Masse  ^schwarxe 
Glätte),  später  eine  grünlichbraune,  schlackige  und  dichte  Masse  (mittlerer 
Abstrich)  und  schliessHch  reines  Bleioxyd  (Bleiglälte).  Die  BlctgtÜtte 
fliesst  ab  oder  wird  von  der  porösen  Herdsohle  aufgesogen,  und  an  der 
tiefsten  Stelle  des  Herdes  sammelt  sich  eine  an  edlem  Silber  bei  fortgesetzter 
Schmelzung  und  Zuführung  der  Gebläseluft  immer  reicher  werdende  Le- 
gierung, Zuletzt  ist  das  Silber  nur  noch  von  einer  dünnen,  regenbogenfarbigen 
Oxydschirht  bedeckt,  und  wenn  letztere  entfernt  wird,  zeigt  sich  die  glänzende, 
spiegelklare  übertiäche  des  reinen  Silbers  (Silberblick),  Die  entsUnden« 
Bleiglätte  wird,  sofern  sie  nicht  als  solche  technisch  verwendet  werden 
soll,  durch  Einschmelzen  mit  Kohle  im  Hamniofen  zu  metallischem  Blei 
(Frischblei)  reducirt.  Dieses  Frischblei  ist  in  reinem  Zustande  als  Handels- 


Viertes  Capttd.  Die  Melalk, 


513 


TC  verwendbar,  cjj  wird  aber  meistens  noch  raffinirt  und  weiter  entsilbert. 

r    mittlere  Abstrich  liefert  ein  unreines,   14—44%  Antimon  enthaltendes, 

ch  mit  Kupfer,    Eisen,    Arsen    und    Schwefel    vermengtes  Blei,    Hartblei 

der  Antimo  nialblei,  das  zum  Schrotguss,  Schrift^uss  u.  s.  w,    verwendet, 

er  auch   raftiiuri  wird,  um  Weichblei  zu  erhalten.    In  neuerer  Zeit  wird 

tt  des  Abtreibens  weit  häufiger  das  Entsilbern  mittelst  Zink  ausgeführt. 

i  dieser  Methode  wird  das   Blei    mit  Zink  zusammengeschmolzen  und  die 

geschmolzene  Masse  tüchtig  durchgerühri;  hierbei  entzieht  das  Zink  dem  Blei 

es  Silber,  steigt  mit  demselben,  weil  es  sich  mit  dem  Blei  nicht  vermischt, 

lei   langsamer  Abkühlung  der  flüssigen  Masse  an  die  Oberfläche  des  Metall- 

bades,  erstarrt  dort  und  wirrl  von  dem  flüssigen  Blei  abgehoben.    Die  Tren* 

ng  des    Zinks    von    dem    Silber  geschieht  m  der  Regel   durch  Oxydation 

t  überhitztem  Wasserdampt 

Elektrische    Bleigewinnung    nach    dem    Verfahren    von    Blas 

d  MiesL  Der  Bleiglanz  wird  so  zerkleinert,  dass  seine    KorngrÖsse    etwa 

mm    betragt,    dann    werden    diese    Körner    in    Metallfurmen    unter  einem 

ck  von  UK)  Atmosphären  zu  Platten  gepresst,  diese  Platten  in  einem  Ofen  auf 

u  ü(K)^  C  erhitzt,  in  heissem  Zustande  nochmals  gepresst  und  hierauf  rasch 

»gekühlt,  um  das   Entleeren  zu  erleichtern.    Diese  Platten  werden  dann  als 

iOde  in  ein  Bleinitrat- Bad  gehängt. 


g   183.  Eigenschaften  des  Bleies  und  Verwendung  desselben. 

Eigenschaften.    Specifisches   Gewicht    des  Bleies:    je   nach    der 
inheit  11*25 — ^11'445«  —  Längenausdehnung  bei  1'*  C  Temperatur- 
^höhung:  i)-00002848.  —  Schmelzpunkt:  etwa  334<>  6V 

Festigkeit,    n)  Zugfestigkeit:    nach  Karmarsch  beim   gegossenen 
ftei  95  J^gt    beim    gewalzten    83 — 173  k^,  beim  Bleidraht  213- — 232  kg  für 
Quadrntcentimeter.  —  if)  Druckfestigkeit:  nach  Rennie  540  kg  für 
das  Quadralcentimeter  ^ — c)  Abscherungsfestigkeit:  nach  Treca  120^^ 
das    Quadratcentimeter.  —   d)    Elasticitätsmodul:    nach    Rankine 
L62Ü  kg  für  das  Quadratcentimeter. 

Reines  Blei  ist  von  allen  unedlen  Metallen  das  weichste  und  schwerste, 
besitzt    in    reinem    Zustande   eine    leichte    Schmelzbarkeil,  leichte  Form- 
fkeit,    leichte   Hämmer-  und  Walzbarkeit,    lässt    sich    erwärmt    zu    Röhren 
Jensen  und  zu  dickem  Draht  ausziehen,  mit  der  Raspel,  aber  nicht  mit  der 
eile^  die  es  leicht  verschmiert,  bearbeiten,  mit  dem  Messer  zerschneiden  und 
zu  Gusswaaren  gut  geeignet.    Das  Blei  hat  eine  eigcmhümlich   hchtgraue 
und  zeigt  auf  der  Bruchfläche  ein  geschmolzenes,  homogenes  Aussehen ; 
ist  frisch  geschnitten    glänzend,   verliert    aber   diesen    Glanz   an  der  Luft 
tiT  bald 

Nach    Knorre'ü    Untersuchung    (siehe    >Deutsche    Bauzeitungt,   1887, 

45)  besitzt  Blei,  wenn  es  sich  in  grösseren    Massen  an  der  Luft  befindet, 

fiftst  unbegrenzte  Dauerhaftigkeit,  während  es  in  feiner  Verlheilung  durch 

tind    Feuchtigkeit  sehr  schnell  oxydirt  wird.   In  trockener  l^uft  und  im 

freien  Wasj^er  tritt  eine  Oxydation  nicht  ein ;  dieselbe  wird  auch  verhinder! 

die  Anwesenheit  r  Mengen  von  Kohlensäure  und  doppeltkohlen- 

rem  Kalk,  dagegen  i  durch  faulende  organische  Stofie,  sowie  durch 

äoT  und  SÄlpelcraäurc»    Sdbst   kleine  Mengen  von  s;ilpeier-  oder  schwele!* 


Slrster  Theil.  Die  Hauptstöße. 


sauren  Salzen,  sowie  Aetzkalk  zerstören  das  Blei  bei  Luftzutritt  sehr  schnell, 
und  Essi^^äure  beschleunigt  bei  Gegenwart  von  Luft  die  Oxydation  da 
Bleies  ausserordentlich,  so  dass  man  Blei  oder  Bleiglasur  zu  Koch-  und  Ess* 
geschirren  nicht  verwenden  darf. 

Der  Ueberzug,  welcher  sich  auf  dem  blanken  Blei  an  feuchter  Luft 
bildet  und  aus  Bleisuboxyd  besteht,  schützt  das  Innere  vor  weiterer  Oxydation* 
Weiches  Wasser,  namentUch  Regenwasser,  bildet  mit  dem  Blei  Bleioxydhydrit, 
welches  im  Wasser  etwas  lösUch  ist ;  daher  ist  die  Gefahr  vorhanden,  dass  zu 
Wasserleitungen  benutzte  Röhren  das  Wasser  vergiften.  Enthält  das  ^^ 
jedoch  (wie  z,  B,  Brunnen-  und  Flusswasser)  etwas  Kohlensäure,  külilu 
oder  schwefelsaure  Salze,  so  entsteht  kohlensaures,  beziehungsweise  schwekl- 
saures  Bleioxyd,  das  im  Wasser  fast  ganz  unlöslich  ist  und  einen  festen»  die 
weitere  Oxydation  des  Bleies  verhindernden  Ueberzug  bildet*  Zum  SchuU 
gegen  Bleivergiftungen  kann  man  die  Innenwandung  der  Bleiröhrcn  für  Wasser- 
leitungen verzinken  oder  (nach  dem  Vorschlage  von  Dr,  Schwartz)  mit  einer 
Schwcfclnatriumlösung  behandeln,  um  im  Inneren  der  Röhre  eine  Schwefel- 
bleischicht  zu  erzeugen.  Besser  aber  ist  es»  sogenannte  Mantelröhren  lu 
Wasserleitungen  zu  verwenden,  deren  Innenwandung  aus  einem  etwa  0*5  «« 
starken  Zinncylincler  und  deren  Ausscnwandung  aus  einem  stärkeren  Biet« 
mantel  besteht. 

Beim    Schmelzen  des  Bleies  entsteht  eine  Schlacke  von  gelbUch-graucin 
Bleisuboxyd,    die    .sich    bei    fortgesetztem    Erhitzen    in   gelbes    Bleioxyd.  lum 
Theil    auch  in  Bleisuperoxyd    verwandelt     Bis    fast    zum  Schmelzen    <   ^' 
wird  das  Blei  spröde  und  lässt  sich  dann  durch  Hämmern  in  Stücke  i 
In  der  Rothglühhitze    beginnt    es  zu    verdampfen,    in    der  Weissgliihhitic  «u 
kochen,  wobei  sich  sehr  giftige  Dämpfe  entwickeliK 

An  den  Händen,  auf  Papier  und  auf  Leinenzeug  färbt  das  Blei 
stark  ab.  Blei  ist  ein  guter  Leiter  der  Wärme  und  der  Elektricität. — 

Verwendung.  Aus  Blei  stellt  man  Platten,  Bleche,  Draht,  gegossene 
oder  gepresste  Röhren  u.  s,  w.  her,  femer  benutzt  man  gezogenes  Blei  in 
Fensterverglasungcn,  Bleiguss  zur  Erzeugung  von  Ornamenten,  Statuen,  Kugeln, 
Schrot,  Plomben,  Buchdnickerlettern  (gewöhnhch  aus  Hartblei)  u.  s.  w.,  starke 
Bleiplatten  zur  Herstellung  von  Siedepfannen  fiir  Alaun,  Vitriol  und  Schwefel- 
säure, von  Bleikammem  der  Schwefelsäurefabriken,  Bleche  zu  Dachciih 
deckungen  (namentlich  in  Frankreich),  zum  Belegen  von  Balkons,  Ter- 
rassen u.  s,  w,,  dünne  Platten  zum  Isoliren  von  feuchtem  Untergrund,  hovnt 
als  Zwi.schenlagen  in  Steinfugen  und  Holzverbindungen,  dünne  Bleche  mm 
Verpacken  (besonders  von  l'abak,  der  aber  Iciclit  bleihaltig  werden  kann). 
Sodann  dient  das  Blei  zur  Herstellung  von  Metalllegieruugcn  (vergl.  g  188), 
zum  Vergiessen  von  EisenthcÜen,  die  in  Stein  befestigt  werden  sollen, 
z.  B,  Klammem,  Haken,  Geländer  otlcr  Gitterpfosten  und  endlich  zur  Dar- 
stellung von  Blcipräparaten,  wie  z,  B.  Bleiwciss,  Blcigelb,  Mennige  u.  s.  w»  tmd 
bei  hüttenmännischen  Processen  zum  Ausbringen  von  Silber  und  Gold. 

Sollen  aus  Blei  Gusswaaren  hergestellt  werden,  so  schmilzt  num 
dasselbe  in  einem  eingemauerten  Kessel  und  benutzt  als  Formhtoff  zu  PlattL-n 
Sand  oder  Stein,  zu  Kugeln,  Plomben  u.  s.  w.  Eisen, 

Als  Kugelforra  benutzt  man  eine  Art  Zange,  deren  Ahiultluchcti  mi. 
Höhlung  der  halben  Kugel  besit^teu*  Zur  Herstellung  von  Flintenüchrot  vtt- 
wendet  man  Blei  mit  0'3 — 0*8  ^,0  Arsen,  schmilzt  es,  lässt  es  durch  » i 


Viertcf  Capitd.  Die  MetaHe. 


545 


glätte  bedecktes  Sieb  tropfenweise  aus  30 — 36  m  Höhe  herabfallen,  wobei 
lieh  abrundet  und  abkühlt,  und  fangt  es  in  einem  Gefäss  auf,  das  mit 
Sser  gefüllt  ist,  dem  etwas  Schwefelnatrium  beigefügt  ist,  um  einen  dünnen 
)erzug  von  Schwefelblei  zu  erzeugen,  welcher  die  Schrotkörner  vor  Oxy- 
ion  an  der  Luft  schützt-  Durch  Siebe  werden  die  Schrotkörner  sortirt 
in  Trommeln  mittelst  Reissblei  pohrt. 

Im  Handel  kommt  das  Blei  vor  in  Form  von: 

Blechen  in  18  Nummern  in  Breiten  von  l'O — 2'45  m,  Längen  von 
seziehungsweise  10  w  und  in  Dicken  von  1  —  W  mm.  (Hartbleibleche 
den  in  Dicken  von  3  mm  und  darüber  geliefert.) 

Platten  zu  Isolirungszwecken  von  Ol— 1*U  ot  Breite  und  verschiedener 
e, 

Röhren.  Bei  ihnen  unterscheidet  man: 

a)  Bleiröhren  für  Gasleitungen  von  4 — 2^  mm  Lichtweite  und  1*5  bis 
m  Wandstärke. 

d)  ^Veichbleiröhren  für  Wasserleitungen  von  10^^ — 80  mm  Lichtweite, 
•—7 "5  mm  Wandstärke,  und  je  nach  der  Weite  von  5 — 30  m  Länge»  un- 
rinnt  oder  innen  verzinnt, 

^)  Bleiabflussröhren  von  30— 150  mm  Lichtweite,  2 — 7^5  mm  Wand* 
ke  und  2 — 4  m  Länge* 

d)  Hartbleiröhren  von  15 — 200mm  Lichtweite;  unverzinnt  oder  innen 
aussen  verzinnt  oder  innen  und  aussen  verzinnt, 

e)  Mantelrohren  (siehe  P^tgensehaften  des  Bleies). 
Draht  von    ]—lbmm  Durchmesser. 
Tapeten-  oder  Blumenblei,  sehr  dünne  Bleche. 
Walzblei   von  0'5 — O'lbmm  Dicke;  —  u,  s.  w. 


VL  Aluminium. 
§  184.  Gewinnung  des  Aluminiums. 


l 

HHppiiiiium    findet   man   nicht   gediegen,    sondern    in  Form    von  Thon^ 
P^fAliiminiumoxyd),  Aluminium  enthält  der  Thon,  der  Lehm,  der  Mergel, 
p  Ackerkrume    u.    s,    w,,    so    dass    dieses  Metall    zu    den    verbreitetsten 
Ben  auf  der  Erdoberfläche  gehört, 

'  Bis  vor  wenigen  Jahren  stellte  man  das  Aluminium  durch  Zersetzen 
l  Chloraluminiumnatrium  mittelst  Natrium  dar,  während  jetzt  bei  der  Ge- 
nung  des  Aluminiums  im  Grossen  nur  noch  das  elektrolytische  Ver- 
ircn  angewendet  wird. 

Von  der  »Aluminium-Industriegesellschaft«  in  Neuhaus  a.  Rh., 
rJc  von  der  Fabrik  in  Troyes  bei  Grdnoble  ist  das  L'H^rault'sche 
fahren  gewählt  worden,  das  im  Wesentlichen  folgendes  ist:  In  einem 
twandigen,  viereckigen,  mit  Holzkohle  ausgefütterten,  isolirt  aufgestellten 
imelzliegcl  ist  als  Boden  eine  Metallplatte  angebracht,  welche  als  negative 
ktrodc  dient,  oder  es  ist  dieser  Tiegel  durch  eine  Umhüllung  von  Eisen- 
Jtcn  mit  dem  negativen  Pol  der  Dynamomaschine  verbunden.  Durch  den 
^el  flcs  Tiegels  geht  die  aus  einem  Bündel  von  Kohlenplatten  oder  aus 
^m  Kohlenbiock  bestehende  positive  Elektrode,  welche  mit  Hilfe  eines 
Ichensugei«    oder   eine^  Handrades   mit   Schraube   verstellt  werden    kann, 


u.,r..iu.,.  I.  .r^.  ii  ,M 


35 


lauptsto 

ins  Innere  des  Tiegels.  Im  Boden  befindet  sich  an  seiner  tiefsten  Sil 
seitlicher  Canal,    der  mit  einem  Kohlenstab  verschliessbar  ist.     BeiJJi 
der  Arbeit  füllt  man  je  nach  der  gewünschten  Legierung  zerkleinertes  1 
oder  Eisen  in  den  Tiegel,  bringt  diesem  Metall  die  positive  Elektroii 
Kohlenbündel  oder  den  Kohlenstab)  entgegen,  leitet  den  von  einer  durch  ^'^ 
kraft    u.    s.  w.    betriebenen    Dynamomaschine    erzeugten    elektrischen    Sliom 
durch  das  Kupfer  oder  Eisen  und  bringt  dasselbe    dadurch  zum  Schmel/.etu 
Hierauf  wird  durch  Oeffnungen  des  Deckels  Thonerde  eingebracht   und  die 
positive  Elektrode    et^^^as    höher   gestellt;    der  Strom   geht    dann    durch   die 
Thonerde,  schmilzt  und  zersetzt  sie.  Das  Aluminium  vereinigt  sich  mit  den» 
Kupfer,    beziehungsweise  Eisen,    während    der    frei   gewordene   S:^ 
die  Kohle  des  positiven  Poles  geht  und  dieselbe  verbrennt,  so  il 
Oxyd  ent^veicht.  Die  Aluminiumlegierung  sammelt  sich  am  Boden  des  Tiegcis 
an  und  wird  von  Zeit  zu  Zeit  durch  den  Seitencanal  abgelassen  und  in  eine 
mit  Kohle   ausgefütterte  Form    gefüllt,    während    durch    den    Deckel  Kupfer, 
beziehungsweise  Eisen  und  Thonerde  nachgebracht    und  das  Verfahren  fort- 
gesetzt  wird. 

Nach  diesem  Verfahren  lässt  sich  nur  eine  Aluminiumlegierung  (Alumi- 
niumbronze)  gewinnen,  weil  sich  das  reine  Aluminium  sofort  mit  Kohle 
verbindet  und  von  dieser  nicht  befreit  werden  kann.  Der  Neuhauser  Fabrik 
ist  es  aber  gelungen,  auch  reines  Aluminium  elektrolytisch  darzustellen^ 
jedoch  wird  von  ihr  das  Verfahren  geheim  gehalten. 

Aehnlich  dem  L'H^rault'schen  Verfahren  ist  das  auf  dem  Co  wies 
Works  in  Milton  bei  Stoke  on  Trent  und  in  Lockport  (New-York)  aIlg^ 
wendete,  nur  w*ird  bei  demselben  der  elektrische  Strom  durch  ein  Gemenge 
von  Kupfer-  oder  Eisengranalien,  Korund  und  Holzkohlenstücken  geleitet,  (!^ 
über  einer  Schicht  aus  gepulverter  und  mit  Kalkmflch  getränkter  Kohle  auf 
dem  Boden  des  Ofens  liegt. 


§  185«  Eigenschaften  des  Aluminiums  und  Verwendungen  desselben. 

Eigenschaften,  Specifisches  Gewicht:  2'ö6j  durch  Bearbeitting 
(Hämmern  u.  s.  w.)  ward  es  bis  auf  2*67  erhöht  (Aluminium  ist  also  dreimal 
leichter  als  Kupfer  und  viermal  leichter  als  Silber).  Zugfestigkeit:  ge- 
gossenes Aluminium  im  Mittel  1200  A^^  geschmiedetes  2300 — 2700  igt 
getempertes  800 — 1000^^  für  das  Quadratcentimeter.  Schmelzpunkt:  etwa 

700*»  a 

Aluminium  hat  eine  bläuUch- weisse  Farbe,  einen  hohen  Glaiu^  einen 
starken  Klang  und  auf  der  Bruchfläche  eine  krystalUnische  Structur;  letztere 
ist  beim  gegossenen  Aluminium  groblaserig^  beim  geschmiedeten,  gewahten 
oder  gezogenen  feinfaserig  oder  feinkörnig.  Das  Aluminium  ist  härter  als 
Zirm,  weicher  als  Zink  und  Kupfer.  Es  lässt  sich  giessen,  schmieden,  wabeo» 
zu  Draht  ausziehen,  prägen  u*  s,  w.  Beim  Abdrehen,  Hobeln  und  FcPen 
verschmiert  es  in  Folge  seiner  Weichheit  leicht  die  Werkzeuge  und  stumpft 
die  Schneide  des  Stahles  ab,  indem  sich  Aluminlumtheilchen  an  dieselbe 
ansetzen*  Durch  wiederholtes  Bestreichen  des  Aluminiums  und  Stalilcs  mit 
Od  lässt  sich  dieser  Uebelstand  vermeiden  und  ein  Verschmieren  dadurclli 
dass  man  auf  einmal  nur  kurze  Späne  abnimmt.  Mit  dem  Grabstichel  lässt  sich 
das  Aluminium  nur  dann  bearbeiten,   wenn  man  es  mit  einem  Gemisch  von 


Viertes  Capilel.  Die  Metalle. 


64? 


f  llicilen  Terpentiiiöl  und  1  TheÜ  Stearinsäure,  oder  von  Olivenöl  und  Rum 

netzt,    anderenfalls    gleitet    der    Grabstichel    ab.     Zum    Zerschneiden    des 

letalles  kann  man  eine  gut  geschränkte,  eingeölte  Kreirisäge  benutzen;  zum 

abtrennen  einzelner  Theile  von  einem  grösseren  Stücke   verwendet  man  am 

&teti  die  Fräse, 

Zum  Schleifen  von  Aluminium  dient  Bimsstein  mit  Olivenöl,  mm  PoUren 

in  eine  Mischung  von  Baumol  und  Rum  getauchter  Polirstein,  zum  Putzen 

besten  Benzin. 

Aluminium    ist    ein    guter  Leiter    der  Wärme  und  der  Elektricitat;    es 

sich  vergolden  und  versilbern^  aber  nur  schwer  plattiren.  Gegen   VVitte- 

inflüsse    ist    es    bei    gewöhnlicher    Temperatur    sehr    widerstandsfähig; 

chirch  Wasser    und    verdünnte  Säuren    (namentlich  Essig,    Schwefel-  und  Sal- 

^etersäurei    wird    es    fast    gar   nicht,    durch  Kochen    mit  verdünnten  Säuren 

fchwach,  durch  Salzsäure  und  Natronlauge  sehr  stark  angegrilTen;   Schwefcl- 

lasserstoff  übt  auf  Aluminium  gar  keinen  Eintiuss  aus.  Aluminium  lässt  sich 

Ibst  bei  Luftzutritt  schmelzen,  ohne  zu  oxydiren.    Eine  ganz  dünne,  kaum 

tmerkbare  Oxydschicht   auf  der  Oberfläche    bietet  auch  bei  hoher  Tempe- 

ktur  einen  Schutz  gegen  weitere  Oxydation. 

Die  Härte    des  Aluminiums    lässt    sich  durch  einen  Zusatz  von  Nickel 
Ws  27i>)  vermehren,    ebenso    die  Elasticität,    während    durch    einen    Nickel* 
Ifsatz  das  Aluminium  leichter  schmelzbar  wird.  Das  Metall  wird  durch  einen 
alz  von  mehr  als  1 — 2  %  Eisen  hart  und  brüchig    und    krystalÜsirt    mit 
%  Eben  zu  Nadeln.  Ein  Zusatz  von   Viomi  Wismuth  macht  das  Aluminium 
pröde»  ein  Zusatz  von  Yi«  Oold  nimmt  ihm  seine  Dehnbarkeit.  Aluminium  ver- 
adelt  beim  Giessen  den  im  Eisen  enthaltenen  Kohlenstoflf  in  Graphit,  der  im 
lugenblick  des  Erstarrens  ausscheidet,  reducirt  die  im  Roheisen  enthaltenen 
ityde  und  zersetzt  die  gasartigen  und  festen  Verbindungen  des  Kohlenstoffes 
ih    Sauerstoff  und  Wasserstoff;    es    erzeugt    dichte    und    blasen  freie    Gusse, 
ttzi    rnan    dem    Gusseisen    15  7u   Aluminium    hinzu    und    giesst    man  es  in 
Dquillen,  so  erhält  es  eine  krystaUinische  Structur   und  wird  so  hart,    dass 
an  es  nicht  mit  einer  Feile  bearbeiten  kann.    Die  Härte  des  Stahles  wird 
einem  Zusatz  von  7  *^/q  Aluminium  und  1  ^j^  Mangan  so  bedeutend,  dass 
man  mit  dem  Stahl  fast  Glas  ritzen  kann.    Ein  Zusatz  von  Aluminium  zum 
^upferguss    verhindert    ein  Treiben    desselben    und    l>efreit  das  Kupfer  voll- 
adig  von  Oxydulverbindungen ;    Vioao — Vsooo  -^1^"^^^*""^  g^^üg^j  ^^  selbst 
Itcs  Messing  und  Metallabfälle  zu  reinigen,  u.  s.  w. 

Verwendung:   Aus  Aluminium  fertigt  man:  Bleche  von  0*25 — b  mm 

^Icc»  Röhren  von  1  mw  Wandstärke  an  und  mit  10 — (yO  mm  Durchmesser, 

>raht    von  0*ö — b  mm  Stärke,    Thürgriffe,    Schlüssel,    Khngeln,    Haus-  und 

tüchengeräthe,    Leuchter,    Truppenausrüstungsgegenstände,    Schmucksachen, 

eine  Gewichte  u.  s.  w.;  femer  stellt  man  aus  ihm  wissenschafthche  Instm- 

ate  hex,  Balken  von  Präcisionswaagen,  Röhren  grösserer  Teleskope,  Spiegel- 

B.ntcn,    Indicatoren,    Anemometer,    Fassungen    für   Magnetsysteme,    Bein- 

liicnen,  Canülcn  u.  s.  w.,  und  benutzt  es  zum  Bau  von  Schiffen^  zu  Metall- 

gerungen  (vcrgl  §  188),  in  der  Zahntechnik  u,  s.  w. 

Wahrend  der  Preis  von  1^^  Aluminium  im  Jahre  1855  fast  lOlK)  Mark 
^betrug,  ist   derselbe  seitdem  immer  mehr  uncl  mehr   cresTinken  ;   jetzt  wird  1  kg 


548 


Eratcr  Theil.  Die  Hauptsloffe. 


VIL  NickeK 
§  186.  Gewinnung  des  Nickels, 

Erze.  Nickel  kommt  in  der  Natur  nicht  gediegen  vor  und  rouss  daher 
aus  nickelhalrigcn  Erzen  gewonnen  werden.  Die  wichtigsten  Nickelerze  sind: 
Rothnickelkies  (^Kupfernickel)  mit  44  7o  Nickel»  Antimonnickel  mit 
31*4%  Nickel,  Weissnickelkies  mit  2^%  Nickel,  Haarkies,  Nickcl- 
antimonglanz  mit  26'H  %  Nickel,  und  Garnierit  (Nicke I -Magnesium- Hy«iro- 
Silicat)  mit  11 — 16  *'/j,  Nickel;  fenier  kommt  das  Nickel  in  manchen  Schwefel- 
und  Magnetkiesen  vor.  Verhüttet  werden  vorzugsweise  Rothnickelkies,  Schwefel« 
nickel  uud  Garnierit. 

Gewinnung,  Da  Nickelerze  gewöhnlich  mit  anderen  Erzen  oder 
Gangarten  vermengt  sind,  so  wird  meistens  ein  ein-  oder  mehrmalige 
Schmelzen  (ConcentrationsschmeUen)  nothwendig,  um  die  Ansammlung 
des  Nickels  der  Erze  in  einen  Stein  oder  in  Speise  herbeizuführen.  Als 
Concentrationsmittel  dient  bei  Erzen,  in  denen  das  Nickel  als  Schwefelmetall 
vorkommt,  Schwefeleisen,  bei  Erzen  dagegen,  welche  Nickel  neben  Arsen 
enthalten,  Arsen;  im  ersteren  Falle  erhält  man  Stein  mit  35**/,,  Nickel,  im 
letzteren  Speise  mit  40 — 55%  Nickel  Zuweilen  kommt  als  nickelhalnges 
Product  noch  Schwarzkupfer  hinzu.  Die  Ausscheidung  des  Nickels  aus 
diesen  Producten  des  Concentrationsschmelzens  erfolgt  meistens  aufnassctn, 
sehr  selten  auf  trockenem  Wege,  Bei  letzterem  Verfahren  wird  aus  der 
Arsen-  oder  Schwefelverbindung  (Speise  oder  Stein)  durch  mehrmaliges  Rüsten 
und  reducirende  Vorgänge  schliesslich   metallisches  Nickel  gewonnen. 

Bei  der  Nickelausscheidung  auf  nassem  Wege  wird  der  Stein  eben- 
falls geröstet,  um  das  vorhandene  Eisen  in  Eisenoxyd  zu  verwandeln  und 
Nickel,  Kupfer  und  Kobalt  als  Sulfide  oder  Chloride  in  W'asser  löslich  la 
machen.  Beim  Auslaugen  mit  ^Vasser  wird  der  grösste  Theil  des  Nickels 
und  Kobaltes,  sowie  eine  geringe  Menge  Kupfersulfat  ausgezogen.  Der  Rück- 
stand wird  mit  Schwefelsäure  behandelt,  wobei  Kupfer-  und  Nickelaxyd  aus- 
gezogen werden,  während  hauptsächlich  Eisenoxyd  zurückbleibt  Die  Speise 
wird  nach  dem  Rösten,  wobei  ein  Theil  des  Arsens  sich  verflüchtigt,  mit 
einem  Gemenge  von  Natronsalpeter  und  Soda  oder  mit  Natriumcarbonat  und 
Schwefel  geschmolzen  und  das  entstandene  Natriumarsenat  mit  Wasser  aus- 
gelaugt; die  zurückgebliebenen  Oxyde  werden  geglüht  und  dann  ebenfalls 
ausgelaugt  Aus  den  beiden  Lösungen  werden  zunächst  Eisen  und  Arsen,  dann 
Kupfer  durch  Kreide  und  schliesslich  das  Nickel  durch  eisenfreie  Kalkmilch  aus- 
geschieden. Das  entstandene  Nickcloxydulhydrat  w^ird  filtrirt,  gepresst, 
getrocknet,  geglüht,  dann  mit  Wasser  gemahlen  und  hierauf  mit  stark  ver- 
dünnter Säure  bis  zur  Beseitigung  allen  Gvpses  gewaschen.  Das  reine  Nickel* 
oxydul  wird  mit  Roggenmehl  und  Melasse  zu  einem  steifen  Teig  vermischt, 
eingestampft  und  in  kleine  Würfel  von  Tö — 3^«  per  Seite  zerschnitten.  Nach 
schnellem  Trocknen  werden  die  Wtirfcl  mit  Kohlenstaub  in  Tiegcb  oder 
stehenden  Thoncylindem  geglüht,  wobei  die  Reduction  von  aussen  nach  innen 
fortschreitet.  Von  Zeit  zu  Zeit  zieht  man  unten  das  reducirte  Metall  ab  tmd 
beschickt   die  Tiegel   oder  Thonröhren    oben  mit  neuem  Oxyd     >  ilt 

auf  diese   W^cise    Würfel  nickel    mit   94—99^/,,    Nickel    nebst    K  ff 

und    geringen   Mengen   Kobalt,   Kupfer    und   Eisoa.    das    in  kleinen. 


Viertes  Csipitel.  Die  Metalle. 


M^ 


iinregelmässigerj  Würfeln  von  etwa  1  cm  Seitenlänge  in  den  Handel  kommt.*) 
Oft  wird  auch  für  die  Neusilberindustrie  eine  K ti p fer nicke  11  egierung 
dargestdlt,   die   wie   das  Rosettenkupfer    zu  Scheiben  gerissen  werden   kann» 

187-    Eigenschaften    des  Nickels    und  Verwendungen  desselben. 

Eigenschaften,  Specifisches  Gewicht:  8'97^ — 9*2^6.  Farbe:  fast 
Idlberweiss  mit  einem  schwachen  Stich  ins  Gelbliche, 

Nickel  ist  strengflüssig  und  schmilzt  bei  etwas  niedrigerer  Temperatur 

ie  Eisen,    Es    besitzt    eine    ziemliche  Härte»    ist    in    reinem    Zustande    sehr 
hiehnbar,    hämmerbar   und    w^alzbar,    hat    starken  Metallglanz    und    lässt  sich 
leicht  poUren.  In  der  Weissglilhhitze    kann  man  Nickel  mit  Eisen  und  Stahl 

asammensch weissen,  auch  kann  man  Nickel  giessen  und  zu  Draht  ausziehen. 

)ie  Dehnbarkeit  <les  geschmolzenen  Nickels  ist  eine  geringe,  man  kann  sie 
iber  durch  Umschmelzen  des  Metalles  unter  Zusatz  von  etwa  Ol  %  Magne- 
riuni  oder  Mangan  vergrössem.  Nickel  widersteht  den  Einwirkungen  von 
^uft    und  Wasser   sehr    kräftig,    ist    in    verdünnter    Salz-    und   Schwefelsäure 

ngsam    löslich    nnd    wird    von  Salpetersäure    unter  Wasserstoffen twickelung 

icht  aufgelöst.  In  seinem  magnetischen  Verhalten  gleicht  es  dem  Eisen;  in 
äer  Telegraphie  werden  Nickelmagnete  an  Stelle  der  Eisenmagnete  vielfach 
benutzt. 

Verwendung.  Man  stellt  aus  Nickel  Tiegel  für  Laboratorien,  Koch- 
nnd  Essgeschirrc,  Guss-,  Schmiede-  und  Drahtwaren  her  und  benutzt  das 
Metall  zum  Vernickeln  von  Eisen  und  Stahl  (vergb  §  172}  und  zur  Her- 
tellung  von  Metalllegierungen  (z.  B.  von  Nickelmünzen;  vergleiche  den  folgenden 
Paragraphen). 


§  188.  VIIL  Metalllegierungen. 

Erklärungen.  Legierungen  stellen  durch  Zusammenschmelzen 
Erhaltene  Verbindungen  zweier  oder  mehrerer  Metalle  mit  einander  dar,  Ver* 
t>indungen  des  Quecksilbers  mit  anderen  Metallen  nennt  man  jedoch  Amal- 
rame.  Der  praktische  Werth  der  Legierungen  besteht  darin,  dass  man 
[cwisse  Eigenschaften  eines  Metalles  oft  schon  durch  einen  kleinen  Zusatz 
üderer  Metalle  nach  Bedürfniss  abändern  und  dadurch  die  Verwendbarkeit 
Jcs  Metalles  erhöhen  kann.  Zu  manchen  Verwendungen  sind  die  einfachen 
Metalle  oft  nicht  brauchbar,  so  z.  B.  kann  Kupfer  nicht  gegossen  werden, 
reil  es  poröse  und  blasige  Gussstücke  liefert. 

Femer   giebt   es    auch    einige    Metalle,    die    sich   in    reinem   Zustande 

fthe^u    gar    nicht    technisch    verwenden    lassen,    sondern    fast    immer    mit 

Metallen    legiert  werden   mtissen,    wie   z,   B*   Gold,    Silber,    Nickel, 

I,  Wismuth  u.  s.  w. 

Die  Legierungen    sind   nicht    immer  reine  Metalle,    sondern  zum  Theil 

lacb    chemische    Verbindungen    der    Metalle,    welche    aus    letzteren   heraus- 

taUlKiren  und  die  Homogenität  der  Legierung  zerstören. 

Eine  Entmischung  kann  auch  eintreten,  wenn  die  zusammengeschmolzenen 
Ictalle  eine  sehr  verschiedene  Schmekbarkeit  besitzen  und  das  leichtflüssigere 


^  Si«ba  F.  Fisclier,  iHwidbücb  der  chemischen  Techoologic«,  I8li3,  S.  243. 


5f>0 


Erster  TbeiL  Die  Hnuptstoffe. 


Metall  überwiegt;  letzteres  fliesst  nämlich  bei  langsamer  Abkilhlung  Mufig 
Zürn  grössten  Theile  ab,  so  dass  nur  eine  kleine  Menge  von  ihm  zurückbleibt 
und  -sich  mit  dem  strengflüssigen  Metalle  verbindet.  Diese  Eigenthümlichkcit 
benutzt  man  zum  Entsilbern  des  Bleies  und  zum  Reinigen  des  Zinns.  Eine 
Entmischung  ist  bei  Kupferzinnlegienmgen  von  Nachtheil;  es  bilden  sich 
dann  im  Inneren  des  Bronzegussstückes  Zinndecken,  d.  h.  Krystalle  von 
grösserem  Zinngchalte;  man  vermeidet  diese  Bildung  nur,  wenn  man  den 
Guss  schnell  aliktüilt.  Ein  fluchtiges  Metall  lässt  sich  aus  einer  Legierung  lum 
grossen  Theile,  jedoch  nicht  gaiu,  durch  starkes  imd  längere  Zeit  währendes 
Erhitzen  heraustreiben. 

Darstellung  derLegierun  gen.  Man  schmilzt  zuerst  das  strengflüssigere 
Metall,    lässt  es  fast  bis  zum  ?>starren  erkalten    und  setzt  dann  das  l'i 
schmelzbare  hinzu,  wobei  man  das  Schmelzgut  mit  einem  gedörrten  HoL 
tüchtig  umrührt  und  nach  jedem  Zusätze  die  Schmelztemperatur  erhöhl.  Um 
beim  Zusammenschmelzen  den  Zutritt  der  Luft  möglichst  zu  verhindern  und 
die  Biltlung   von  Oxyd    zu   vermeiden,    nimmt   man    das  Einschmelzen  tmter 
einer  Kohlendecke  (auch  wohl  Sanddecke)  vor.  Sind  mehrere  leicht  scluneU- 
bare  Metalle  mit  einem  schwer  schmelzbaren  zu  vermischen,  so  schmilzt  man 
die  leichtflüssigen  für  sich  zusammen  und  setzt  diese  Legierung   dem   ^ 
flüssigen  Metalle  hinzu.    Zum  Schmelzen    benutzt   man  hauptsächlich  gcr 
liehe,    mit    Steinkohlenfeuerung   eingerichtete  Schmelzöfen  (Elammöfen),    doch 
werden  auch  Tiegelöfen  für  Glüh-  oder  Flammenfeuerung  verwendet. 

Eigenschaften  der  Legierungen,  Die  Eigenschaften  der  Legierung 
weichen  von  denen  der  einzelnen  Metalle  meistens  ganz  erheblich  ab.  Di 
Schmelzpunkt  tlcr  Legierungen  ist  in  der  Regel  niedriger  als  das  arilh- 
metische  Mittel  aus  den  Schmelzpunkten  der  gemischten  Metalle»  die  Guss- 
fähigkeit dagegen  meistens  grösser  als  die  der  einzchien  Metalle.  Die 
Sprödigkeit  ist  grösser  als  die  des  weichsten  der  hinzugemischten  Metalle, 
und  es  vermindert  sich  die  Sprödigkeit  eines  Metalles  niemals  durch  Legieren 
mit  einem  noch  spröderen  Metalle.  Die  Härte  i.st  gewöhnlich  grösser  al» 
die  des  weichsten  Metalles  der  Bcstandtheile  und  die  Streckbarkeit  und 
Dehnbarkeit  meistens  geringer  als  die  des  streckbarsten  und  dehnbarsten 
der  gemischten  Metalle.  Die  Politurfähigkeit  ist  in  der  Regel  bedeutender 
als  die  der  Einzelmetalle,  das  Lei tungs vermögen  für  Wärme  und  Elek* 
tricität  dagegen  geringer.  Das  speci fische  Gewicht  liegt  zum  Theile  über, 
zum  Theile  unter  dem  arithmetischen  Mittel  der  Gewichte  der  Einzel metalle; 
eine  Zunahme  des  specitischen  Gewichtes  ergiebt  sich  bei  Rupfer  und  Zink, 
Kupfer  und  Zinn,  Blei  und  Antimon;  eine  Abnahme  bei  Gold  und  '- 
Gold  und  Kupfer,  Silber  und  Kupfer,  Zinn  und  Blei»  Zinn  und  Aiiti 
Den  Einflüssen  der  Witterung  vermögen  die  Legierungen  gewöhnli^ 
besser  zu  widerstehen  als  die  emzelnen  Metalle. 

Die  wichtigsten  Legierungen*)  sind: 


A.  Legierungen  von  Kupfer  und  Zink. 

L  Rothcs  Tombak:  978  Theile  Kupfer,  2  2  Theile  Zink. 

2.  Pinschbeak:  93'6  Theile  Kupfer,  tV4  Theile  Zink, 

3.  Chrvsochalk:  900  Theile  Kupfer,  7  9  Theile  Zink,  16  Theile  Bb 


«)  Siehe  H  oy e r.  »Meclianisehe  TediQologie«,  2.  Aufl.,  1888.  B4*  I,  S.  29  u.  30l  o. 


Viertes  Capiiel,  Die  Melalle. 


m 


4.  Oreide,  auch  SimOor:  90*0  Theile  Kupfer,  100  Theile  Zink. 

5.  Gusstombak:  870  Theile  Kupfer,  130  Theile  Zitik. 

6.  Tombak  zur  Vergoldung  I Talmi):  86*0 Theile  Kupfer,  14'Ü  Theile  Zink. 

7.  Desgleichen:  82*3  Theile  Kupfer,  177  Theile  Zink. 
K  Desgleichen:  78'0  Theile  Kupfer,  \&0  Theile  Zink,  2  Theile  Zinn, 

Theile  Blei. 

y.  Wakmessing:  70  1  Theile  Kupfer,  2l:»"9  Theile  Zink, 
10.  Chrysorin:  72U  Theile  Kupfer,  28'0  Theile  Zink. 
IL  Messing  zum   V^ergolden:  7096  Theile  Kupfer^   24*05  Theile  Zink, 
^2  Theile  Zinn,  3üö  Theile  lilei. 

12,  Messing  zum  Schiffsbeschlag:  76*0  Theile  Kupfer,  24*0  Theile  Zink. 
la  Messingblech:  68' l   Theile  Kupfer,  31*9  Theile  Zink. 

14.  Desgleichen:  63'6  Theile  Kupfer,  3:tU2  Theile  Zink,  2'52  Theile  Blei. 

15.  Sterrometall,  auch  Gussmcssing:  60  66  Theile  Kupfer,  36*88  Theile 

IZink»   1-35  Theile  Zinn.  (Siehe  auch  unter  £,  7.) 
16.  Schmiedbares  Messing:  65'0  Theile  Kupfer,  351)  Theile  Zink. 
17.  Bathmetall:  55  0  Theile  Kupfer,  450  Theile  Zink. 
18.  Weissmessing  (Piatina):  430  Theile  Kupfer,  57'0  Theile  Zink. 
j  19.  Maximummetall:  5511  Theile  Kupfer^  430  Theile  Zink,  2  Theile  Zinn. 

k  20.  Lüdenscheider  Knopfmetall:  20  0  Theile  Kupfer,  80  0  Theile  Zink. 

2L  Deutsche  Reichskupfermünzen:  95*0  Theile  Kupfer,  1  Theil  Zink, 
4  Theile  Zinn. 
Mit  wachsendem  Zinkgehalt  wird  das  Tombak  und  Messing  im  AlL 
gemeinen  heller  (gelblich),  härter,  spröder  und  schmelzbarer^  mit  wachsendem 
Kupfergehalte  dunkler  (röthlichgelb),  weicher,  feinkörniger,  dehnbarer  Die  Farbe 
der  Kupfer- Zink -Legierung  ist  schöner  als  die  des  reinen  Kupfers.  Messing  oxydirt 
an  der  I^uft  schwerer  als  Kupfer,  ist  härter,  las  st  sich  im  kalten  Zustande 
hämmern,  strecken,  walzen,  2U  Draht  ausziehen  und  giessen.  Es  ist  im  ge- 
L  schmokenen  Zustande  w*eit  dünnHüssiger  als  Kupfer  und  wird  beim  Erstarren 
K^icht  wie  dieses  blasig  und  porös.  Messing  mit  einem  geringen  Bleizusatze 
^'kann  auch  auf  der  Drehbank  bearbeitet  werden.  Gegossenes  Messing  besitzt 
eine  krystallinische  Bruchtlächc  und  ist  daher  sehr  spröde;  durch  Glühen 
und  Erkaltenlassen,  sowie  durch  Bearbeitung  unter  Hämmern,  Walzen  u.  s.  w. 
j  lässt  sich  eine  feinkörnige  bis  faserige  Structur  und  damit  eine  grosse  Ge- 
H  «chmeidigkeit  erzielen. 

^  Kupfer-Zink-Legierungen  mit  hohem  Kupfergehalte  werden  Vorzugspreise  zu 

I  Schmucksachen  (z.  B.  Uhrketten,  Brochen  u.  s.  w.),  mit  mittlerem  zu  Blech- 
waren, mit  geringem  zu  Gusswaren  verwendet  Aus  gegossenem  Messing 
stellt  man  Thor-  und  Thürschilder  her»  femer  Drücker,  Oliven,  Rollen,  Knöpfe, 
Gas*  and  Wasserleitungshähne,  Ventile  u.  s.  w.,  aus  gewalztem,  gehämmertem 
oder  getriebenem  Messing  Aufsalz-  und  Gelenkbänder,  Ofenthüren,  Be- 
schläge u.  s,  w. 
^»  Das    Messingblech    kommt    als    Rollmessingblech    (Bugmessingblech) 

^Rimd  als  Tafelmessingblech  in  den  Handel.  Das  Rolle nraessing,  das  seiner 
"Lange  nach  zusammengerollt  wird,  ist  in  Stärken  von  0*12 — i)'4  mm,  in 
Breiten  von  0*46^'0T2  m  (die  dünnsten  Bleche  haben  die  grösste  Breite) 
und  in  einer  durchschnittlichen  Länge  von  6*0  ^  erhältlich,  das  Bugmessing 
^e  nach  seiner  Dicke  verschieden  oft  in  flache  Tafeln  zusammengebogen, 
und  zwar    die    dünnsten  Bleche   am   meisten)    in  Stärken  von  0-^ — ^^1  mm,  xw 


J 


552 


Erster  Tbeü.  Die  Haijptstoffc. 


Breiten  von  0"18— 0*20  w  und  in  Längen  von  1 — b'b  m,  das  Tafelmessing 
{nicht  gerollt  und  nicht  gebogen)  in  Stärken  von  1 — 17  mm^  in  Breiten  von 
0*3— 0't55/w  und  in  verschiedenen  Längen,  Das  dünnste  Messingblech  ist  das 
geschlagene  Messing  (Rausch-  oder  unechtes  Filattgolü);  dasselbe  besitzt 
nur  eine  Stärke  von  ^l^^fnm.  Messingdraht,  geglüht  und  mit  Schwefelsäure 
gereinigt  licht  weich,  ungeglüht  licht  hart  genannt»  ist  in  Stärken  von 
1Ü'1S^0"41)  mm  käuflich.  Man  theiit  die  MessingdräKte  ein  in  Muster- 
drahte  (his  etwa  l'h  mm  Dicke  und  in  40 — i 8  Nummern  vorkommend)  und 
Scheibendrähte  (über  Vb  mm  Dicke  und  in  18  Nummern  vorkommend). 
Für  Blitzableiter  wirtl  meistens  ein  2  mm  starker  und  siebenfach  iusammeth 
gedrehter  Messingdraht  (Nr,  5)  genommen. 

Messingschrauben    werden    in    Dicken   von  3'5^^'5  mm  hcrgestdlt 

Schmelzpunkt  etwa  920^  C,  Speci  fisch  es  Gewicht  (nach  Kar- 
marsch) für  Messingblech  8'52— 8'62,  für  Messingdraht  H'4Ö— 8'73,  für 
Gussmessing  Über  8'7,  für  Tombakblech  8'788,  für  Gusstombak  8'ÜOO,  fiir 
Tömbakdraht  90(1 

Zugfestigkeit  (nach  Rankinc)  für  Gussmessing  1270)^^,  für  A[essin|- 
drabt  3450^^  für  das  Quadratcentimeter.  —  Druckfestigkeit:  ftir  Guss- 
messing 12b  kg  für  das  Quadratccntimeten  —  Elasticitätsmodul:  für 
Gussmessing  (550000  kg,  für  Messingdraht  lOOOOOO  kg  für  Zug  und  Druck 
unfl  2l)0000|  beiiehimgsweise  394800  kg  für  Schub  für  das  Quadrat ccntnneier» 
—  Ela stielt ätsgrenze:  für  Gussmessing  480  X*^',  für  Messingdraht  1300  4^ 
für  das  Quadratcentimeter  —  Zulässige  Inanspruchnahme  für  das 
Quadratcentimeter:  für  Gussmessing  2b(}  kg,  für  Messingdraht  700,1^  bd 
Zug  und  200,  beziehungsweise  500  kg  bei  Schub.  Maximummetall  besit«l 
eine  Zugfestigkeit  von  etwa  12000  kg  für  das  Quadratcentimeter  bei  47 — b\\ 
Dehnung, 

Zum  Poliren  des  Messings  benutzt  man  ein  Gemenge  von  Kreide  tmd 
Schwefel  oder  eine  Mischung  von  Wasser  und  Ochsengalle  oder  Weinstein, 
zum  Mattiren  Alaun  oder  Weinstein  in  kochender  Losung  oder  Salmiak- 
geist, zur  Erzeugung  eines  dunkelgrauen  Tones  eine  Losung  von  arseniger 
Säure  in  Salzsäure  oder  von  Aetzsublimat  und  Essig,  in  welche  man  das 
Messing  eintaucht,  oder  Graphit,  mit  dem  man  das  Metall  einreibt,  zum 
Färben  eine  Lösimg  von  Bleioxyd,  Kali  und  rothem  BlutlaugensaJz;  im 
kalten  Zustande  giebt  diese  Lösung  dem  eingetauchten  Messing  eine  Gold- 
farbe^  auf  40 — 50"  C  erwärmt  eine  dunkelbraune  Farbe,  Intarsi  '  '  he 
F'iguren    werden     auf   Messingflächen    erzeugt,    wenn    man    die    Za  :n 

mittelst  irgend  einer  Fettfarbe  aufträgt,  dann  mittelst  einer  entsprc eilenden 
Lösung  auf  dem  freien  Metalle  eine  Plathi-  oder  Silbenschicht  herstellt,  die 
Farbe  entfernt,  das  Messing  in  ein  Bad  von  Eisenchlorid  oder  Kupferchlorid 
bringt,  nach  Vollendung  der  Aetzung  imd  Färbung  das  Messing  dem  Sonnen* 
lichte  aussetzt,  um  einen  möglichst  intensiv  matten  Farbenton  zu  erhalten, 
endlich  die  Platin-  oder  Silberschicht  mittelst  Schmirgel  abreibt,  \S\\\  man 
eine  blanke  Zeichnung  auf  dunklem  Grunde  erhallen,  so  wird  das  Aetzen 
gleich  nach  dem  Auftragen  i\QT  Farbe  vorgenommen  und  nachher  die  Farbe 
entfernt.  (Siehe  Gotigetreu,  »Baumaterialien«.  1881,  Bd.  II,  S.  153  u.  \hi.) 

Zum  Schutze  gegen  Grünspan  erhält  da^  Gussmessing  einen  Anstrich 
mit  Lack,  Firni^s  oder  Lasurfarbe,  auch  kann  man  dasselbe  vcrgoldeni  vc^ 
silbern,  verzinnen  oder  vernickeln. 


VieTtes  CftpUel.  Die  Metall 


553 


^Cgteruntren    von    Kupfer    und   Zinn,    sowie    von  Kupfer,    Zinn 
und  Zink  u,  s,  w. 

L  Glockenbronae  für  Hausglocken:  70  Theile  Kupfer  20 Theile  Zinn. 
2.  Desgleichen  für  Tburmsrlocken:  78  Theile  Ktiijfer,  22  Theile  Zinn. 
3*  Desgleichen  für  Uhrglocken:  7Ö  Theile  Kupfer,  25  Theile  Zinn. 

4.  Gong-GoniT.  (Tarn- ram-)  Metall :  80  Theile  Kupfer,  20  Theile  Zinn. 

5.  Desgleichen;  78  Theile  Kupfer,  22  Theile  Zinn. 

6.  Kanonenmetall:  91  Theile  Kupfer,  9  Theile  Zinn. 

7.  Desgleichen:  90  Theile  Kupfer,  10  Theile  Zinn. 
8»  Statuenbronxe:    93  Theile  Kupfer.    4  Theile    Zinn,    1   Theil    Zink, 

?ile  Blei- 

9.  Desgleichen:  86  Theile  Kujifer,  4  Theile  Zinn.  10  Theile  Zink. 

10.  Desgleichen:    84   Theile    Kupfer,    2  Theile   Zinti,    11   'Hieile  Zink, 
iile  Blei. 

11.  Desgleichen:    75  Theile    Kupfer,    3  Theile   Zinn,    20  Theile  Zink, 
yle  Blei. 

12.  Desgleichen:  73  Theile  Kupfer,  8*8  Theile  Zinn,  18"2  Theile  Zink* 

13.  Bronze  zu  Schiffsjjlech:   V^55  Theile  Kupfer,  4f*  Theile  Zinn. 

14.  Desgleichen:  94'5    Theile  Kupfer,  5'5  Theile  Zinn. 
15-  Spiegelmetall:  ()5*4  Theile  Kupfer.  32' 6  Theile  Zinn,  2  Theile  Nickel. 
lÖ.  Desgleichen:  654  Theile  Kupfer,  32'6  Theile  Zinn,  2  Theile  Arsen. 
17.  Mei^laillenbronze:  VM>  Theile  Kupfer»   10  Theile  Zinn. 
18-  Desgleichen:  98  Theile  Kupfer,  2  Theile  Zinn. 
19.  Desgleichen:  95  Theile  Kupfer,  5  Theile  Zinn. 
20*  Maschinenbronze:  85  Theile  Kupfer,  13  Theile  Zinn,  2  Theile  Zink. 

21.  Desgleichen:    84   Theile    Kupfer,    8   Theile   Zinn.    4  Theile   Zink, 
?ne  Blei. 

22.  Desgleichen:  90  Theile  Kupfer,  4  Theile  Zinn,  6  Theile  Zink. 

23.  Desgleichen:  88'5    i^heile  Kupfer,  2a  l'heile  Zinn,   9  Theile  Zink. 
24-  Nonnalmassstabe:  82  Theile  Kupfer,    13  l'heile  Zinn,  5  Theile  Zink, 
2b.  Phosphorbronze:  9025  Theile  Kupfer,  9  Theile  Zinn,  075  Theile 
ihor  (im  Mittel), 
26,  Antike  Bronze:  18  Theile  Kupfer,   12  Theile  Zinn  (auch  4  Theile 

pfer  und  1   Theil  Zinn). 

27»  Französische    Fünf-   und   Zehn*Centimes-Stücke :  95  Theile  Kupfer 
Theile  Zinn,   l   Theil  Zink. 

Bronze  ist  härter  als  Kupfer»  politurfähiger  und  leichter  schmelzbar;  sie 
[itxl  eine  ausgezeichnete  Gussfähigkeit,  gxosse  Dehnbarkeit  und  eine  rothgelbe 
weisse  Farbe.  Die  Härte  wächst  mit  zunehmender  Zinnmenge»  die  Zähig- 
mit  abnehmender  Kupfermenge  Die  Härte  wird  bei  einem  Zinngehalte 
SfS^/t,  so  bedeutend,  dass  das  Metall  von  einer  Feile  nicht  mehr  an- 
prifi'en  wird.  Die  Dehnbarkeit  ist  bei  einem  Zinngehalte  von  weniger  als 
noch  sehr  hoch,  nimmt  mit  wachsendem  Zinngehalt  allmälig  ab,  erreicht 
50%  ^iw"  ihren  geringsten  Werth  und  steigt  von  da  ab  wieder.  Wird 
bende  Bronze  in  kaltes  Wasser  getaucht,  so  wird  sie  geschtneidiger  und 
imerbar.  Bei  langsamer  Abkühlung  findet  (wie  oben  bemerkt)  eine  Ent- 
chung  5tatt,  indem  sich  eine  zinnärmere  und  schwer  schmelzbare  Masse 
einer   sinnreicheren    absondert.     Gute  Bronze   hat   eiTNew  t^svevt  ¥A^tv^^ 


&54 


Erster  THeil.  Die  Haoplstoffe. 


einen  femköniigen  Bruch,  ist  dünnflüssig  und  dringt  in  die  feinsten  Ycr- 
tiefungen  der  Form  ein;  sie  besitzt  eine  grosse  Festigkeit  und  nimmt»  der  Luft 
und  Feuchtigkeit  ausgesetzt,  allmälig  eine  schön  grünfarbige  Kruste  (Palini) 
an,  welche  das  Metall  gegen  weitere  Oxydation  schützt.  Eine  künstlicb« 
Patina  kann  man  auf  Bronze  dadurch  erzeugen^  dass  man  das  Metall  mit 
Ammoniak  Wasser  wäscht,  trocknet,  mit  Dampf  erwärmt  und  mit  Fett  über- 
zieht. Den  durch  Rauch  von  Kohlenfeuerungen  hervorgerufenen  schwanen 
Ueberzug  der  Bronzedenkmäler  (namentlich  in  Fabrikstadten)  beseitigt  man 
durch  sorgfaltige  Behandlung  der  Bronze  mit  Kalilauge,  Dieses  Verfahren  ist 
alle  zwei  bis  fünf  Jahre  zu  wiederholen,  doch  wird  hierdurch  das  Metall  mit 
der  Zeit  angegriffen. 

Zum  Putzen  der  Bronze  braucht  man  Seifensiederlaugc;  nach  dem 
Abwaschet!  vnid  dann  die  Bronze  mit  Kleie  oder  Sägespänen  trocken 
gerieben. 

Man  verwendet  die  Bronze,  wie  aus  obenstehender  Tabelle  ersichtlich 
ist,  zur  Herstellung  von  Glocken,  Kanonen,  Statuen,  Medaillen,  Maschinen- 
theilen  u.  s,  w.,  ferner  zu  Trepi)engeländem,  freitragenden  Treppenstufen, 
Säulen  und  Kandelabern,  Brunnen  und  Denkmälern,  Bolzen  untl  Ankern, 
Telephon-  und  Telegraphenleitungen  (Drähte  von  0*9 — 4'5  mm  Stärke)  u.  s,  w. 

Schmelzpunkt:  1:^110 — 1300^'  C  —  Specifisches  Gewicht:  Glockoh 
metall  8'7 — 9'1,  Kanonenmetall  8'8,  Medaillenbronze  8'78,  Spiegelmetall  K'6. 
^  Zugfestigkeit:  2250 — 3785  4'^,  bei  alter  Bronze  (aus  4  Theilen  Kupfer 
und  1  Theil  Zinn)  3340  ^.j^  für  das  Quadratcentimeter  —  £lasticitäts- 
modul:  beim  Glockenmetall  320000  ^j?-,  beim  Kanonenmetall  ti96lXK) /t^  für 
das  Quadratcentimeter  für  Zug  und  Druck.  —  Zulässige  Inansjjruch- 
nahme  für  das  Quadratcentimeter:  etwa  300  ^^  auf  Zug, 

Die  durch  grosse  Härte,  Festigkeit,  Elasticität,  Giessbarkeit  u.  >,  «- 
sich  auszeichnende  Phosphorbronze  hat  einen  stahlartigen  Bruch,  schmilrt 
bei  800—1300"  C  und  besitzt  eine  Zugfestigkeit  von  3300— 5000  it^e  im 
gegossenen  Zustande  und  als  ungeglühter  Draht  eine  solche  von  ÖÜOO— 8000 
(nach  Kirkaldy  bis  112tK))^^  für  das  Quadratcentimeter.  Der  F^lasticitäls- 
modul  beträgt  für  Zug  und  Druck  95000t U^  und  für  Schub  38001  K>  ^-  für 
das  Quadratcentimeter;  die  Elasticitätsgrenze  1300  ^^  für  das  Quadrat- 
centimeter lur  Zug;  die  zulässige  Inansiiruchnahme  für  Zug  bei  der 
gegossenen  Bronze  750  kg^  beim  geglühten  Draht  1800  ^'g  für  das  Quadrat- 
centimeter. Durch  Höherlegen  der  Elasticitätsgrenze  durch  mechanische  Mittel 
lässt  sich  die  zulässige  Inanspruchnahme  auf  das  Doppelte  bringen. 

Die  von  Uchatius  erfundene  und  hauptsächlich  zu  Geschützen  in 
Oesterreich-Ungam  benutzte  Stahlbronze  besteht  aus  Kanonenmetall,  das 
m  eine  dickwandige,  gusseisenie  Coquille  gegossen,  dadurch  schnell  abgekühlt 
und  dann  kalt  durch  Walzen  gestreckt  wird,  wodurch  es  dieselben  vorzüg- 
lichen Eigenschaften  wie  Phosphorbronze,  d.  h.  eine  dem  Stahl  ähnliche 
Festigkeit,  F^lasticität  und  Härte  erlangt. 

Zu  Telephon-  und  Telegraphcnlcitungen  dient  für  grosse  Entfemiiogen 
Bronzedraht  (mit  öU — 98%  der  Leitungsfähigkeit  des  Kupfers  und  je 
nach  der  Stärke  mit  einer  Zugfestigkeit  von  4000— 7 1 00  ^^f  für  das  Quadrat- 
centimeter), für  Stadtleitungeiv  und  auch  aU  Seele  für  Tiefseekabel,  Siliciuin- 
bronzedraht  (mit  30 — 40%  der  Leitunt^sfähigkeit  des  Kupfers  und  einer 
Zugfestigkeit  von  6500 — 8500^^  filr  das  Quadratcentimeter),  Doiipelbronze 


Viertes  CapiteK  Die  Metalle. 


555 


draht  aus  einer  Alumini  um  bronzeseele  mit  KupfenimhüUung  (mit  69**/o  der 
Leitungsfähigkeit  des  Kupfers  und  7000  ^^  Zugfestie^keit  für  das  Quadrat- 
^ntimeter)  und  Compounddraht  aus  einer  Stahlseete  mit  Bronzeiunbüilung» 
w  der  Herstellung  der  Bronze  wird  zuerst  das  Kupfer  geschmolzen,  dann 
Zinn  und  von  letzterem  dem  Kupfer  etwas  mehr  zugesetzt,  als  in  der 
tigen  Legierung  enthalten  sein  soll. 
Bronzefarben  siehe  §  '^6b. 

C  Legierungen  von  Kupfer,  Zink  und  Nickel 

L  Gewöhnliches  Neusilber:  55  Theüe  Kupfer,  25  Theile  Zink,  20  Theile 
Sckd. 

2.  Chinesisches  Neusilber:  26"4  Theile  Kupfer,  36*8  Theile  Zink, 
r8  Theile  Nickel 

d.  Chinesisches    Gussneusilber:   45*7  Theile  Kupfer,   36'9  Theile  Zink, 
17*4  Theile  Nickel 

14.  Berliner  Neusilber,    beste  Sorte:  52  Theile  Kupfer,  26  Theile  Zink, 
i  Theile  Nickel 
5.  Berliner    Neusilber,    mittlere    Sorte:    59    Theile    Kupfer,    30  Theile 
uk,   11  Theile  Nickel 

6.  Berliner  Neusilber,  dritte  Sorte:  63  Theile  Kupfer,  31  Theile  Zink, 
A  Theile  Nickel. 
H        7,  Wiener  Alfenide:  50  Theile  Kupfer,  25  Theile  Zink,  25  Theile  Nickel 

■  8.  Wiener  Alpaka:  60  Theile  Kupfer,  20  Theile  Zink,  20  Theile  Nickel 

■  9.  Alfenide:    ÖO    Theile   Kupfer,    25    Theile    Zink,    25  Theile    Nickel, 
1  Theil  Eisen, 

10.  AUenide:    60  Theile   Kupfer,    30  Theile   Zink,    9-5  Theile    Nickel 

Diese  Legierungen  sind  gegen  die  Einwirkungen  von  Luft  und  Wasser, 

^urie  von  Säuren   widerstandsfähiger   als  Messing    und  Tombak   und  bleiben 

icr  längere  Zeit    als    diese    glänzend,    auch    ist  ihre  Härte  etwas  grösser. 

sind  dehnbar,  ausgezeichnet  politurfähig  und  bei  einem  Nickelgehalt  von 

va  25%    silberwciss.    Galvanisch  versilbert    oder    mit  Silber    plattirt,    kann 

%n  sie  von  echtem  Silber  kaum  unterscheiden.   Man  stellt  aus  ihnen  ausser 

tifJeln,  Messern    und  Gabeln    auch  Gusswaren  mannigfacher    Art,  getriebene 

rbciten,  Bleche  u.  s.  w.  her.  Beim  Zusammenschmelzen  der  Metalle  wird  oben 

unten  etwas  Kupfer  ausgebreitet,  auf  das  Metallbad  Kohlenpulver  gestreut, 

Masse   der    Weissglühhitze    ausgesetzt,    während    des  Schmelzens    tüchtig 

ngerührt  und  schliesslich  zwischen  erwärmte  Eisenplattcn  gegossen. 

Specifisches  Gewicht:  H'4 — 8'7.  Zugfestigkeit:  für  das  gegossene 
i?tall  5150  kg,  flir  hart  gezogenen  Draht  7200— «000  kg,  fUr  ausgeglühten 
raht  5200  kg  für  das  Quadratcentimeten 


D.  Legierungen  von  Zinn  mit  Blei,  Antimon  und  dergleichen, 

L  Vierstempelig:  32  Theile  Zinu,   I   TheÜ  Blei. 
2.  Drei.stempelig:  5  Theile  Zmn,   1  Theil  Blei. 
a  Fünfpfüudig:  4  Theile  Zinn,   1   Theil  Blei. 
4-  V'ierpfÜjidig:  3  Theüe  Zinn,  1  Theil  Blei. 
5,  Zwcistempelig;  2  Theile  Zinn,  1  Theil  Blei. 


l 


556 


Erster  Theil.  Die  Hauptstoffc. 


6.  Zweipfündig:  1  Theil  Zinn,  1  Theil  Blei. 

7.  Zinnbrillanten  (Fahluner  Diamanten):  60  Theile  Zinn,  40  Theile  Blei 

8.  Britanniametall:    85-6  Theile    Zinn,    10-4  Theile   Antimon,    1   Theil 
Kupfer,  3  Theile  Zink. 

9.  Britanniametall:  91  Theile  Zinn,  7  Theile  Antimon,  l'ö  Theile  Kupfer, 
0-5  Theile  Nickel. 

10.  Britanniametall:  85*5  Theile  Zinn,  14"5  Theile  Antimon. 

11.  Britanniametall  zu  Theekannen,  Löffeln  u.  s.  w.:  67*53  Theile  Zinn, 
17  Theile  Antimon,  3*26  Theile  Kupfer,  8*94  Theile  Zink. 

12.  Weissguss  für  Zapfenlager:  83*5  Theile  Zinn,  16*5  Antimon. 

13.  Weissguss  für  Zapfenlager:  42  Theile  Zinn,  42  Theile  Blei, 
16  Theile  Antimon. 

14.  Weissguss  für  Locomotivachsenlager:  83  Theile  Zinn,  11  Theile 
Antimon,  6  Theile  Kupfer. 

15.  Weissguss  für  Kolbenringe:  78  Theile  Zinn,  16  Theile  Antimon, 
6  Theile  Kupfer. 

16.  Weissguss  für  Percussionszündröhren:  52  Theile  Zinn,  38  Theile 
Blei,  10  Theile  Antimon. 

17.  Pewter:    50    Theile    Zinn,    4    Theile    Antimon, 
1  Theil  Wismuth.  ^ 

18.  Kattundruckformen:    33*3    Theile    Zinn,    15*98  Theile 
Theile  Wismuth. 

Das  Britanniametall  besitzt  eine  grössere  Härte  wie  Zinn,  eine  sehr 
hohe  Politurfähigkeit,  eine  bläulich-weisse  Farbe,  liefert  sehr  scharfe  Abgüsse 
und  wird  zu  Gusswaren  (z.  B.  Tischglocken)  und  zu  Blechen  (Platten) 
verarbeitet,  sowie  oftmals  galvanisch  versilbert.  Sein  specifisches  Gewicht  ist 
7-32— 7-36. 

Um  Zinn  geschmeidiger,  giessfähiger  und  billiger  zu  machen,  wird  es 
stets  mit  Blei  legiert.  Für  Teller  und  Speiseschüsseln  darf  der  Bleizusatz  nicht 
zu  gross  gewählt  werden  (unter  307o)»  ^^'^^^  sonst  Bleivergiftungen  hervor- 
gerufen werden  können. 


1    Theil   Kupfer, 
Blei,  33*3 


Viertes  CapiieL  Die  Melalle, 


557 


färbe,  eine  Zugfestigkeit  von  5130  kg  (nach  Anderson),  eine  Druckfestigkeit 
9280  kg  für  das  Quadrate entimet er,  die  grösste  Widerstandsfähigkeit 
^en  Oxydation  von  allen  Legierungen,  ist  ein  schlechter  Leiter  der  Elektricität, 
st  sich  leicht  walzen,  ziehen  und  im  kalten  Zustande  schmieden  und  wird 
Herstellung  von  Kanonen,  Panzeq^latten,  Kesselblech,  Lagern  u,  s.  w», 
sowie  in  Cellulose-  und  Papierfabriken  zu  allen  Theilen  der  Sulfitkesseln, 
Holländer  u-  s.  w.  vcn\^endet  Es  besitzt  im  Allgemeinen  die  Arbeits 
Kenschaften    des  Messings    und    liefert    von    allen  Legierungen    die  besten 


5.  Deltametall    aus    Kupfer,    Zink    und    wenig    (etwa    17^%)     i^ 
tiendem  Zink    aufgelöstem  Eisen.     Dcltametall    besitzt    die  Zähigkeit    des 

thmiedeeisens,  die  Festigkeit  des  Stahles  und  eine  dem  Gold  ähnliche  Farbe* 
Uefert  vorzügliche  Güsse,  widersteht  sehr  kräftig  den  Angriffen  der  Säuren 
und  überzieht  sich  weder  mit  Rost,  noch  mit  Grünspan.  Es  dient  zur  Herstellung 
an  Schiftsbeschlägen,  Schiffsschrauben,  Maschinentheilen,  Drähten,  auch  zu 
ausgeräthen  und  Werkzeugen,  zu  Wassermessem  u.  s.  w,  und  ist  in  allen 
j  Fällen  mit  Vortheil  zu  verwenden,  wo  Eisen  und  Stahl  wegen 
iier  Einwirkungen  nicht  benutzt  werden  können.  Man  kann  es  heiss 
ad  kalt  walzen,  zu  Draht  ausziehen,  in  der  Dunkel rothglühhitze  leicht 
lieden,  ausstanzen  und  pressen. 
Schmelzpunkt:  950^  C  —  Specifisches  Gewicht:  8'6.  —Zugfestigkeit: 
gegossenen  DeUametall  3400 — 3600  kg,  beim  gewalzten  5fi00 — 6500  kg^ 
eini  Draht  i*8C)0  kg  für  das  Quadratcentimeter ;  Druckfestigkeit:  9540  kg 
für  das  Quadratcentimeter;  Dehnimg:  12*5%;  Querschnittsverminderung  beim 
Zcrreissen:  17 '4%;  Elasticitätsgrenze :  bis  2220  kg  für  das  Quadrat- 
centimeter. 

6.  Doppelmetall  (Bimetall),  eine  Legierung  von  Kupfer  und  Stahl, 
welche    l^/^mal    grössere    Festigkeit    als    Kupferblech    besitzt,    sich    treiben, 

inzen,    punzen,    drehen,    hobeln,     feilen     und    bis    zur    Papierdünne    aus- 
sen lässt. 

7.  Sterrometall  aus  54  Theilen  Kupfer,  40  Theilen  Zink  und  6  Theilen 
^mangan,  (Siehe  auch  unter  A^  15.) 

8.  Cupromangan  (von  L.  Biermann  in  Hannover)    aus   74'5  Theilen 
tüpfeJi  25  Theilen  Mangan   und    0*5  Theilen  Zinn.   W^enn    man   von  dieser 

[ierung  S^/a^/o  einer  gewöhnUchen  Bronze  hinzumischt,  so  erhält  man  eine 

ir   feste,   zähe   und    harte,   in  Rothglühhitze   schmiedbare,    zu  Stäben    und 

Sechen  auswalzbare,   zur  Herstellung  von  Röhren    und  Draht   gut   geeignete 

fanganbronze  von  sehr  feinkörniger  und  sehr  gl e ich m äs siger  Besc haften heit 

9.  Kupferamalgam     (Metallkitt)    aus    30    Theilen    Kupfer    und 
Theilen  Quecksilber;  eine  weiche,  nach  einigen  Stunden  erhärtende,  zum 

(itten  von  Metallen  und  Zähnen  verwendete  Masse. 

10.  Sickerloth  aus  63  Theilen  Zinn  und  37  Theilen  Blei, 

11.  Weich loth  (Schnellolh)  für  leicht  schmelzbares,   bleihaltiges  Zinn, 
1^ — 4  Theilen    Zü>n»    1 — 4  Theilen    Bki    und    l — 2   (auch   8)    Theilen 

rismuth  (\^'isinuthloth), 

12*  W'cichlolh  für  verzinntes  Eisenblech,  Kupfer,  Messing,  Zinn,  Zink, 
a.  8»  w^  aus  1^3  Theilen  Zinn  und  1^ — 3  Theilen  Blei, 


55ö 


Erster  Theil.  Die  HauptstoHe. 


18.  Hartloth  (Strengloth»  Schlagloth)  für  Messing,  Kupfer,  Eisen 
und  Stahl  aus  Zintt,  Zink,  Messing  und  auch  Kupfer  in  verschiedeneö 
Mischungen,  z.  B.  aus  1  Theil  Zinn,  4 — 7  Theilcn  Zink  und  1^  Theilcn 
Messing^  oder  aus  10  Theilen  Zinn,  4  Theilen  Messing  und  6  Theilen  Kupfer 
u.  s.  w. 

14.  Nickelmünzen    aus    75  Theilcn  Kupfer    und  25  Theilen  Nickel 

15.  Silbermünzen  aus  90  Theilen  Silber  und   10  Theilen  Kupfer. 

16.  Goldmünzen  aus  90  Theilen  Gold  und   10  Theilen  Kupfer, 
(Bemerkung:    In    den   vorstehenden  Aufzälilungen    der   verschiedenen 

Legierungen  bedeuten  die  Theile  stets  Gewichtst heile.) 


Nachtrag  zu  §  lüO. 

Nach  vollendetem  Druck  dieses  Bandes  gingen  dem  Verfasser  noch 
mehrere  Beschreibungen  und  Gutachten  über  neue,  erst  kürzlich  durch  Patente 
geschützte  Verfahren  zur  Herstellung  künstlicher  Bausteine  zu.  Es 
würde  zu  weit  führen,  alle  diese  Verfahren  hier  zu  beschreiben;  der  Ver- 
fasser begnügt  sich  daher  mit  dem  Referate  über  drei  Baustoffe,  welche  d&s 
Interesse  der  Fachleute  sicherlich  erw^ ecken  iv erden, 

IL  Papyrolith  von  Paul  Becker  in  Löbtau-Dresdcn  und 
C  und  E.  Mahla  in  Nürnberg. 

Dieser  Stoff  besteht  aus  einer  chemischen  Zusammensetzung  voa 
Mineralien  (Magnesiacement)  und  Sägemehl  Er  kommt  in  pulverförmigem 
Zustande  in  den  Handel  oder  in  Form  von  naturfarbenen  oder  parkettartig 
gemusterten  oder  bunten  Platten,  die  aus  der  Mischung  unter  einem  sehr 
hohen  Druck  mittelst  hydraulischer  Presse  und  in  Grössen  bis  m  eincfn 
Quadratmeter  hergestellt  werden. 

Die  Papyrolithmasse  erhärtet  durch  natürliche  Verbindung  mit  dem 
Sauerstoff  der  Luft.  Sie  soll  widerstandsfähig  gegen  die  Einwirkung  vcm 
Nässe,  feuerbeständig,  schalldämpfend,  zähe  und  elastisch  sein  und  —  nach 
der  Versicherung  der  Fabnkanten  —  binnen  4 — 5  Tagen  ohne  künstliches 
Trocknen  eine  so  grosse  Festigkeit  und  Widerstandsfähigkeit  erlangen,  dass 
sie  sogar  befahren  werden  kann. 

Papyrolith  wird  zum  Belegen  von  Fussböden  empfohlen,  die  stark 
begangen  werden  oder  dem  Einflüsse  der  Feuchtigkeit  ausgesetzt  sind.  Bei 
der  Herstellung  des  Fussbodenbelages  wird  die  in  verschiedenen  Farben.- 
tönen  erhältliche  pulverförmige  Masse  an  Ort  und  Stelle  für  den  Gebrauch 
fertiggestellt  imd  etwa  15 — 20  mm  hoch  auf  die  Holzunterlage  (beziehungs- 
weise auf  das  Ziegelpflaster  oder  auf  die  Betondecke  u,  s.  w.)  aufgetragen 
und  wie  Gips-  oder  Cementestrich  weiter  verarbeitet  Man  soll  dann 
einen   fusswarmen,    staubfreien,  schwanunsicheren,  wasserundun  '  '  n  und 

elastischen  Fussböden    erhalten»    in    welchem    sich    weder    Ur  noch 

Bakterien    festsetzen  können.    Wegen    dieser  guten  Eigenschafleu  uitd  wegcu 
seiner  Fugenlosigkeit  kann  der  Papyrolithbelag  etwa  mit  dem  Linoleuml'tlai: 
auf    eine   gleiche  Stufe   gestellt  werden.    Vor  dem  Austrocknen,  bczit 
weise    vor    der    Erhärtung   muss    die    frisch    aufgetragene   Masse   vor   f 
und  Schnee  geschützt  werden.  Da  PapyroUth  mit  dem  seillichen  Maui 


Viertes  CapUeL  Die  MeUlle. 


55$ 


fernen    vollständig    dichten  Abschluss   bilden    soll,    so    lässt  sich  diese  Masse 
kuch  zur  Herstellung  von  Wandbekleidungen  verwenden. 

Sowohl  Rir  Fussböden  als  auch  zum  Belegen  von  Treppenstufen  und 
[IVandcn  u.  s.  w,  werden  auch  die  Fapyrolith-Platten  empfohlen,  welche 
iieselben  Eigenschaften  wie  die  pulver förmige  Masse  besitzen,  vor  dieser 
iber  den  Vorzug  haben,  dass  man  die  aus  ihnen  hergestellten  Beläge  sofort 
liach  ihrer  Fertigstellung  in  Benutzung  nehmen  kann;  freilich  liefern  sie 
Iceinen  fugenlosen  Belag. 

12.  Kunststeinmasse  Papyristit  (Papierstein)  von  Fritz  Gehre 
In  Zürich  11^  Lavaterstrasse  6, 

Eine  ähnliche  Masse  w*ie  Papyrolith  stellt  der  aus  vegetabilisch -minerali- 
dhcn  Stoffen  bereitete  Papicrstcin  dar»  welcher  in  Pulverform  oder  als 
lüssigkeit  zum  Versandt  kommt  und  ebenfalls  zu  fugenlosen  Fussböden, 
Vändcn  und  Dächern  (unter  Benutzung  von  Eisenconstructionen  oder  Ccment- 
iielen)  empfohlen  wird.  Papyristit  besitzt  dieselben  Eigenschaften  wie  Papyrolith, 
)ie  Papiersteinmasse  ist  sehr  leicht,  da  sie  nur  18—25  kg  für  das  Quadrat- 
[leter  wiegt,  und  soll  volumenbeständig  sein.  Bestätigt  sich  dies,  so  würde 
Papyristit  einen  verbesserten  Magnesiacement  darstellen.  Dieser  Stoff 
[)U  weder  durch  grosse  Hitze  (z.  B.  bei  Verwendung  in  den  Tropen)»  noch 
iurch  starken  Frost  angegriffen  werden;  kurz  vor  Eintritt  des  F'rostwetters 
"öass  gewordene  Papyristil-Dächer  sollen  keine  Risse  erhalten  haben. 

|r>ie  Masse    wird    wie  Cement   aufgetragen    und    nach    ihrer    Erhärtung 
(wie    Terrazzoboden)    und     durch    ( )elen    oder    Bohnen    (wie 
1  »den)    in    Stand   gehalten.    Zur  Reinhaltung    des  Belages   genügt 

^n  Abwaschen  desselben  mit  feuchten  Lappen. 
I  Papyristit  soll  allen  basischen  Säuren  widerstehen  und  von  mineralischen 

iSätiren  concentririer  Form  nur  langsam  stark  angegriffen  werden.  Petroleum 
und  Oel   sollen    den  Belag   nach    beendetem  Schleifen  nicht  mehr  ungünstig 
,      beeinflussen, 

^B  Für   10 — 12  Quadratmeter  Boden-,  Wand-    oder  Dachfläche  sind  etwa 

^■^00  i^  Masse  erforderlich,  wenn  dieselbe  etwa  10  mm  dick  aufgetragen 
^Krird.  Das  Verlegen  des  Papyristit  geschieht  sehr  schnell,  da  ein  geschickter 
^"Arbeiter  täglich  10 — 15  Quadratmeter  Belag  fertigzustellen  vermag. 

13-  Kunststein  und  künstlicher  Marmor  von  L.  A.  Garchey 
in  Dcmi-Lune  bei  Lyon, 

Glas»    welches   möglichst   viel  Soda   und  Kalk  enthält,  wird  pulverisirt 

and  mit  (vom  Erfinder  verheimlichten)  Stoffen  innig  gemischt,  die  in  beliebiger 

k'cise  geÜLrbt  w^erden  können.  Dieses  Gemenge  wird  in  einer  mit  Sand,  Kalk 

s.  w.  ausgekleideten,  dem  gewünschten  Steinformat  entsprechend  gestalteten, 

fcisertjen  Form,  deren  bew*eglicher  Boden  einem  starken  Druck  zu  widerstehen 

^-crmag,    zunächst    langsam    erhitzt,    bis    fast    der    Schmelzpunkt    des    fjlases 

reicht  und  letzteres  entglast  ist.  Dann  wird  die  Erhitzimg  bis  zum  Flüssig- 

werden  der  Glasmasse  forlgesetzt  und  hierauf  die  dickflüssige  Masse  mittelst 

rtner   hydraulischen  Presse    xu    einer    festen  Masse    umgewandelt    Der  Stern 

nun   aus   der  Form    herausgenommen    und    endlich    zum  zweiten  Male 

til.  Er  soll  dann  eine  grosse  Festigkeit  und  Widerstandsfähigkeit  besitzen. 

Soll  künstlicher  Marmor  hergestellt  werden,  so  streut  man  auf  die 

Masse,  nachdem  sie  durch  langsame  Erhit/.uug  entglast  worden  ist,  Glasstücke^ 

welche   der   gewünschten  Marmorining   entsprechend   gefärbt  sind.    Bei   der 


560 


Erster  The  iL  Die  Haüpt^toffe. 


weiteren  ErhitxuTig  der  Steinmasse  kommen  diese  Gla.sstücke  zum  Schmelzen 
und  fliessen  dann  auf  der  Oberfläche  des  Steines  hin  und  her,  hierbei  die 
Adern,  Streifen  und  Wolken  des  Marmors  erzeugend. 


Nachtrag  zu  §   142. 

Seitens  des  geschäftsführenden  Ausschusses  des  Innungsverbandes 
Deutscher  Baugewerksmeister  ist  am  30,  April  1898  an  die  Hok- 
industriellen  Deutschlands  ein  Schreiben  versandt  worden,  in  welchem  auf 
die  von  den  Behörden  der  meisten  Bundesstaaten  kürzlich  genehmigte  Ein- 
führung  der  Normalprofile  für  Bauhölzer  hingewiesen  wird.  Für  letztere 
sind  die  nachfolgenden  Tabellen  massgebend, 

Tabeüe  für  Normalprofile  in  Centimetern, 


10 


12 


U 


m 


ib 


2Ü 


22 


24 


28 


30 


8/8 


8/10 
10/10 


10/12 
12/12 


10/14 

12/U 
14/14 


12/16 
14/16 

16/16 


14/18 
16/18 
18/18 


14/20 
16/20 

18/5Ä) 
20/20 


16/22 
18/22 
20/22 


lS/24 
20^24 
Ußi 


20/26  I  22/^^  ■  2i!m 


24/26 

26/26 


Tabelle  für  Schnitthölzer, 

(Bretter^  Bohlen,  Pfosten,  Latten,) 

In  Längen  von:  3-50,  4-00,  4^50,  5-00,  5^50,  6'00,  7 '00  und  8"00  Metern 
In  Stärken  von:  15,  20,  2b,  30,  35,  40,  45,  60,  60,  70,  80,  90,  100,  m 

und  150  Millimetern. 
Besäumte   Bretter    in  Breiten   von   Centimeter   zu  Centimeter   steigend* 


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Fig.  17. 


Fig,  1.^,  Fig.  19.  Fig.  2U.  Fig.  22,  Fig.  2b. 


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Fig.  sa. 


Fig.  *ji 


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HANDBUCH 


DER 


BAUSTOFFLEHRE. 


ZWEITER  BAND. 


HANDBUCH 


DER 


BAUSTOFFLEHRE. 


FÜR  ARCHITEKTEN,  INGENIEURE 

UND  GEWERBETREIBENDE  SOWIE  FÜR  SCHÜLER 

TECHNISCHER  LEHRANSTALTEN 


BEARBEITET 


RICHARD  KRÜGER. 


IN  ZWEI  BÄNDEN  MIT  443  ABBILDUNGEN. 


ZWEITER  BAND. 


WIEN.  PEST.  LEIPZIG. 
A.  HARTLEBEN'S  VERLAG 

1899. 

(ALLE  RECIITK  VUKHEHAi.TKN.) 


THE 

NEW  YORK 

PUP. 

Liei.IDRARY 

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KM  18 

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Inhalts- Verzeichniss  des  zweiten  Bandes. 


Inhalts-Verzeichniss  des  zweiten  Bandes. 


ZWEITER  THEIL. 

Die  Verbindungsstoffe. 

Seite 

Erklärung 1 

Erstes  Capitel. 

Die    Mörtel. 

Eintheilung 1 

A,  Die  Luftmörtel. 

I.  Der  Lehmmörtel       2 

Der  Kalkmörtel. 

Einleitung      ....        .    .  4 

Das  Brennen  des  Kalkes 5 

Eigenschaften  des  gebrannten  Kalkes  (Aetzkalkes) 11 

Löschen  des  gebrannten  Kalkes 12 

Die  Mörtelbereitung 15 

Erhärtung  und  Festigkeit  des  Kalkmörtels.  —  Mauerfrass 20 

Weitere  Verwendungen  des  gebrannten  Kalkes 22 

.  Der  Gypsmörtel. 

Einleitung.  —  Eigenschaften  des  Gypses 25 

Das  Brennen  des  Gypses 26 

Beschleunigung  und  Verzögerung  des  Erhärtens 31 

Verschiedenes 33 

rwendungen  des  Gypses. 

Gypsmörtel  und  Gypsputz       33 

Gypsbeton,  Gypsgussmauerwerk,  Gypsgesimsc,  künstliche  Steine 35 

Gypsstuck 36 

Gypsmarmor  (künstlicher  Marmor) 41 

Gypsguss  mit  oder  ohne  Rohrgewebe-Einlagen 42 

Marmorcement            44 

Gyps-Estrich 44 

Gypsdielen  oder  Schilfbretter 46 

Spreutafeln  und  Holzseilbretter 50 

Kabitzwändc       51 

Verschiedenes 52 

B,  Die   WassermörteL 

Einleitung 52 

Kalkmörtel  mit  hydraulischen  Zuschlägen 59 

Hydraulischer  Kalk 66 

Der  Romancement *\Ä 


VI 


Inhalts-VerEcicfmiss  des  £weitcn  Bande». 


§  218.  Der  ScblAcken-  oder  PuEEOlanccmcnt   ,-,,.....*..,.  ^* 

9  219.  Der  Portbadcemeot .*.,,.  ^6 

§  22*).  Prüfung  des  Porti aridccraenles    ..,',..,,,.,.,.,,...  Bfl 

§  22L  Prüfunjjs-Gcrälhschäflen *    .    . ^ 

§  292.  Eigen  schuften  des  Portlandceineatcs     .    .    ♦   * ,...-.  S*^ 

5  223,   Mörtelbereitung     ...         .,,.....,,...,..        ,    -    .      ■  1<*1 

ä  224.  Der  Ceraent'Kalk-Möftel     ....,....*......,..  1® 

§  225.  Verschiedene  andere  Cemente    .*....,.,,,,        *  1^ 

Verwcndtingen  der  liydraulischen  BindemitteL 

g  22ß.  Portlandcementmcirtel  %Mm.  Vermauern  üjid  VerpUlÄca      ,*...►      »  ^J 

g  2Jl2?.  Herstellung  von  Estriclien,  Platten  und  Fliesen »^  •  '  '  ^11 

^  228.  Cementdiclcn  und  Ccmentsts^ken ...<    ^   ».,,.•«.  ^^ 

^  529.  Künsiliclie  Bausteine  und  Orßantentc  ......,*,   ^, u  1*^ 

§  23IJ.  CcmeBtrfibrcD , ,   .  1^ 

§  231*  Monier's  Bauweise    *    .    .        .    ,    .    , .    ,       ,  1^^ 

g  232,  Verschiedene  weitere  Anwendangeo      ,...*..,...,,  I*^ 

Selon  (Grobmörtel»  Concrei). 
§  233,  Bestandtheile,  MischungsvcrliaUnissc,  Festigkeiten  *.*._.*       .   ,  1^ 

§  234.  Bereitung  des  Betoos   ..,,,,. -    ■      ^  | 

%  235,  Verwendungen  des  Betons      ,.*,.,,....        .,.*....   ^^ 
§  236.  Feuerfetter  Mörtel    ..............       ,.....,,,.  1** 


Zweites  CsipiteL 
Asphalt   und    Kitte, 


§  237. 
§  238. 


Der  Asphalt 
Die  Kitte  . 


DRITTER  THEIL, 

Die  Neben-  oder  HilfestoITe* 

Erstes  Capitcl. 
Das  Glas  und  das  Wasserglas. 


Inhalts- Verzeichniss  des  zweiten  Bandes.  Vll 

Seite 
Bie  Farbstoffe  (Pigmente). 

3.  Einthcilung 218 

4.  Mineralfarben  (Erd-  und  Metallfarben) 219 

5.  Pflanzen-  und  Saftfarben 236 

►6.  Thierische  Farbstoffe 245 

n,  Theerfarbstoffe 248 

Anstriche. 

8.  Allgemeines 249 

9.  Oelfarbenanstriche 250 

0.  Leimfarbenanstriche 266 

il.  Wasserfarbenanstriche 258 

'2.  Kalk-,  Kasein-  und  Blutfarbenanstriche 259 

3.  Wachsfarben-  und  Wachsleimfarbenanstrichc ......  260 

4.  Sonstige  Anstriche 261 

5.  Bronziren,  Vergolden  u.  s.  w 265 

^6.  Die  Firnisse 268 

Drittes  Capitel. 

Kautschuk  und  Guttapercha. 

)7.  Das  Kautschuk 274 

)8.  Die  Guttapercha 278 

Viertes  Capitel. 

:hpappe,  Holzcement,  Wasserdichte  Leinwand,  Linoleum,  Korkplatten, 
Asbestgewebe,  Unterlagsiilzplatten,  Tapeten. 

59.  Die  Dach-  und  Steinpappe  und  ihre  Ersatzstoffe 281 

fO.  Asbestpapier,  Asbestleinen  Asbestplatten  mit  Metalleinlagc 287 

?1.  Unterlagsfilzplatten 290 

12.  Der  Holzcement 290 

?3.  Wasserdichte  Leinwand  und  ähnliche  Stoffe 291 

f4.  Linoleum  und  Korkplalten         293 

fo.  Tapeten 297 

Fünftes  Capitel. 

Hanf,  Taue,  Seile,  Stricke,  Stroh,  Rohr  und  Moos. 

'6.  Hanf,  Taue,  Seile  und  Stricke 301 

7.  Stroh,  Rohr  und  Moos 306 

rcgister 311 

:kfchlerverzeichniss 337 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe.  —  Erstes  Capitel.  Die  Mörtel. 


ZWEITER  THEIL. 

Die  Verbindungsstoffe. 


§  189.  Erklärung. 

Unter  Verbindungsstoffen  versteht  man  teigartige,  knetbare,  in  kürzerer 
tT  längerer  Zeit  erhärtende  Massen,  welche  die  Fähigkeiten  besitzen,  an 
genständen  fest  zu  haften  und  einzelne  Körper  gleicher  oder  verschiedener 
t,  theils  durch  ihre  Adhäsionskraft,  theils  auch  dadurch,  dass  sie  mit 
1  Körpern  eine  chemische  Verbindung  eingehen,  zu  einem  Ganzen  zu 
einigen. 

In  der  Technik  rechnet  man  zu  den  Verbindungsstoifen :  die  Mörtel, 
1  Asphalt  und  die  Kitte. 

In  den  nachfolgenden  Paragraphen  sollen  nicht  nur  diese,  sondern 
-h  diejenigen  künstlichen  Baustoffe  besprochen  werden,  welche  der  Haupt- 
he  nach  aus  diesen  Verbindungsstoffen  hergestellt  werden  und  nicht 
*eits  im  Vorhergehenden  zur  Besprechung  gelangten. 

Erstes  Capitel. 

Die  Mörtel.*) 

§  190.  Eintheilung. 

Die  Mörtel  dienen  als  Bindemittel  bei  Herstellung  von  Mauerwerk  und 
ti  Verputzen,  sowie  zur  Bereitung  künstlicher  Baustoffe. 

Man  imterscheidet  hauptsächlich  zwei  Arten  von  Mörteln,  nämlich 
ft-  und  Wassermörtel.  Die  Luftmörtel  erhärten  nur  an  der  Luft,  nicht 
•r  unter  Wasser.    Zu    ihnen   gehören:    Lehmmörtel,    Kalkmörtel    und 

*)  Benutzte  Werke:  Gottpjetreu,  »Baumaterialien«,  Berlin  1881,  3.  Aufl. 
II,  S.  227 — 387.  —  F.  Fischer,  »Handbuch  der  chemischen  Technologie«, 
P«ig  1883.  —  W.  Michaelis,  »Die  hydraulischen  Mörtel  u.  s.  w.«,  Leipzig  1869. 
I>erselbe,  »Zur  Beurtheilung  des  Cementes«,  Berlin  187<>.  —  »Handbuch  der 
chitcktur«,  Dannstadt  1895,  Th.  I,  Bd.  I,  S.  12G— 187.  —  F.  Neumann,  »Kalk, 
^s,  Cement«,  Weimar  1886,  5.  Aufl.  —  Hüttmann,  »Der  Gypser  als  Cementirer, 
'eher  und  Stuccateur«,  Weimar  1886.  —  Dr.  Mothes,  »Illustrirtes  Baulexikon«, 
Pzig  1883,  4.  Aufl.  —  Ed.  Uhlenhuth,  »Anleitung  zum  Formen  und  Giessen«, 
^u  1886,  2.  Aufl.  —  »Der  Portlandccment  und  seine  Anwendung  im 
Q Wesen«,  Berlin  1892.  (Im  Auftrage  des  »Vereines  Deutscher  Portlandcement- 
>iikantenc  bearbeitet).  —  Viele  Zeitschriften  (im  Text  vermerkt),  Patentschriften  und 
^Schüren  von  Fabrikanten,  —  u.  s.  w. 
KrSger,  Handbuch  dn-  BaustofHehrc.  Band  II.  ^ 


Iä  Zweiler  Theil.  Die  Vcrblndunpstoffe, 

Gypsmörtel.  I>k  Wassermörte!  dagegen  besitzen  die  Fähigkeit,  sow^oiil  an 
der  Luft^  als  auch  unter  Wasser  fest  zu  werden.  Man  rechnet  ^u  ihneot  den 
Kalkmörtel  mit  hydraulischen  Zuschlägen,  den  Mörtel  aus  hydrau- 
lischen Kalken,  den  Schlacken-,  Roman-  und  Portlandcement  usid 
den  gemischten  Cement. 

Als  einzigen  feuerbeständigen  Mörtel  hat  man  d^i  sogenannteiJ 
Chamottemörtel  mit  seinen  Abarten. 

A.  Die  LuftmörteL 

§  19L 
/-  Dir  LehmmörttL 

Bestand t heile.  Zur  Bereitung  von  Lehmmörtel  verwendet  man  eioot 
mittelfetten  Lehm,  welcher  sich  mit  Wasser  leicht  zu  einem  massig  dickn» 
nnd  glcichmässigen  Brei  verarbeiten  las  st.  Zu  fetter  Lehm  (plastischer  Thoa) 
ist  hierzu  weniger  geeignet ^  weil  er  sich  schwerer  bearbeiten  lässtj  langsamer 
austrocknet  und  nach  seiner  Erhärtung  Risse  bekommt;  zu  magerer  Leha 
besitzt  eine  ungenügende  Bindekraft. 

Des  besseren  Zusammenhanges  wegen  vermengt  man  den  Lehmbre 
%M  verschiedenen  technischen  Ausführungen  mit  kleingeschnittenem  Stroh 
(Häcksel),  Heu,  Moos,  oder  mit  den  beim  Brechen  des  Flachses  abfallendai 
bolzigen  Theilen  (Flachsschäbe  oder  Ange),  auch  mit  Kälberhaaren  u.  s.  w. 
und  tränkt  ihn  mit  Theergallc,  dem  beim  Theerschwelen  zuerst  abfltessendefl 
Wasser,  oder  mit  RindsbluL  Enthält  der  Lehmbrei  die  zuerst  genannten  Stoffe, 
so  wird  er  mit  Strohlehm  bezeichnet 

Eigenschaften.  Lehmmörtel  wird  vom  Wasser  aufgeweicht,  wide^ 
steht  aber  dem  Feuer.  Er  ist  ein  schlechter  W^ärmeleiter  imd  besitzt  nar 
eine  geringe  Druckfestigkeit. 

Verwendung.  Man  benützt  den  Lehm,  namentlich  den  gereinigtffit 
geschlämmten  und  erforderlichenfalls  entfetteten,  wegen  seiner  Büligeit  gem 
als  Mörtel    zu    Feuerungsankgen    (Herden,    Oefen,    Schornsteinen)    an    Stelle 


£ntes  Cupltcl.  Die  MofteL 


3 


1^  meistens  dreieckigen  Nuthen  versehen  und  in  dieselben  etwa  5  cm 
e,  beiderseits  zugespitzte  Hölzer  geschoben^  welche  entweder  vorher  oder 
dem  Einstecken  mit  Strohlehra  umwickelt  oder  in  geringen  Abständen 
einander  angeordnet  mit  Strohlchm  beiderseits  verkleidet  oder  in 
iseren  Abständen  gesetzt  mit  Weidenruthen  oder  etwa  S'/j  cm  dicken 
^n  durchflochten  und  dann  mit  Strohlehm  verstrichen  werden. 

2.  Zm  Dacheindeckungen  in  Form  von  Lehmschindeln. 

3.  Zur  Bereitung  von  Lehmziegeln  und  Lehmpatzen  (siehe  §  95). 

4.  Zu  Estrichen  (besonders  für  Scheunentennen),  indem  man  den 
ihlehra  mit  Theergalle  oder  Rindsblut  (1  Eimer  auf  etwa  5  w* 
the)     tränkt,    auch     mit     Hammerschlag     vermischt    40  —  45    cm    hoch 

hüttet,  einebnet,  gut  zusammenstampft  und  alle  entstehenden  Risse  zu- 
ägt.  Derartige  Estriche  werden  sehr  hart,  sind  dauerhaft,  widerstehen 
Itender  Nässe  und  sind  so  fest,  dass  schwerbeladene  Fuhrwerke  auf 
a  keine  Spuren  hinterlassen. 

5.  Zu  Stampf  bauten  (Pis  ^mauern).  Man  fertigt  dieselben  meistens 
blgender  Weise,    Auf  ein  entsprechend   hergestelltes   Fundament,  welches 

Lehmwand   gegen    die   Einwirkung    aufsteigender    (Grund-)    Feuchtigkeit 

itzen  soll  und  deswegen    zweckmässig  mit   einer  Isolirschicht  oben  abzu- 

en  ist,  stellt  man  starke  Bohlen  auf,  die  durch  Quemegel  in  ihrer  Lage 

äten  werden.  Zwischen  diese  Bohlen  wirft  man  dann  die,  am  besten  mit 

vermengte,    breiartige    Lehmmasse    und    stampft    sie   oder  tritt  sie  mit 

ten  Füssen  fest  Zum  Schutze  gegen  Schlagregen    erhalten    diese  Wände 

1  Putzüberzug  oder  eine  Verkleidung    mit  Backsteinen  oder  Dachpappe, 

jhe  auf  eingelegte  Holzdübel   befestigt    wird,  u.  s.  w.,   auch    ordnet    man 

überstehende    Dächer    an.     Lehm-Pis6wände  sind  feuersicher,  dauerhaft, 

Ifeil,  sehr  schnell  und  einfach  herzustellen  und  eignen  sich  besonders  für 

ne  ländliche  Wirthschafts*  und  Wohngebäude,  weniger  jedoch  für  Stallungen, 

Noch  zu  erwähnen  ist  der  Lehm-Sirup-Mörtel,    eine  aus  Lehm    (oder 

Hl)    und    Zuckerrübensirup    (Melasse)    zusammengesetzte    Masse,   die  sich 

einer  Mittheilung  der    > Deutschen  Töpfer-  und  Ziegler-Zeitung c    (Jahx- 

1887)    sowohl    für    Feuerungsanlagen    als    auch    zur    L^mhüllung    von 

pfleitungsröhren  gut  bewährt  haben  soll.    Beim  Glühen  des  Lehm-Sirup- 

rlels    erfolgt    zunächst   eine    Verkohlung  des    in  ihm  entlialtenen  Zuckers, 

allmalige   Verbrennung    des    Kohlenstoffes    und    endlich    Sintenmg  des 

mes  durch  die  sich  in  der  Melasse  vorfindenden  Salze  (Kali,  Natronsalze, 

i^alze  u,  s.   w.).  Der  Mörtel  wird  aus  pulverisirtem  oder  doch  möglichst 

zerkleinertem   Lehm  (oder  Thon)  und  Sirup  bereitet,  der  zu  einem  Drittel 

'  Äur  Hälfte  mit  heissem    Wasser    innig  vermischt  wird.    Die  Umhüllung 

Dampfrohrleitungeu   geschieht   am    besten    in    der  Weise,    dass  man  ge- 

itene    Strohseile    durch   einen    ziemlich    steifen    Lehm-Sirup*Mörtel    zieht 

mit  demselben  möglichst  gut  imprägnirt    und  sie  darauf  sofort  um  die 

pre  legt.  Durch  Einlassen  des  Dampfes  in  die  Leitung  wird  ein  schnelles 

knen    der    Mörtelmasse    erzielt.    Ueber    die    Strohseüe  bringt  man  nach 

Trocknen   1 — 3  Ueberzüge  von  Lehmsirup   und,   sobald  der   letzte   ge- 

Itnet    ist,    noch    einen   oder   mehrere   Anstriche    von   verdünntem    Sirup. 

th    die    Hitze   fies  Dampfes  wird  eine  allmalige  Verkohlung  des  Strohes 

Mrigeftüirt,    durch    welche  in    der    Rohrumhüllung   kleine  Hohlräume  ent- 

-  welche  als  schlechte  Wänneleiter  wirken. 


Zweiter  TheiL  Die  Vcrl>TniIungs$ioffc. 


//.  Dir  Kaikmorleh 
§  192.  Einleitung. 

Bestandtheile,  Man  erhält  Kalkmörtel,  wenn  man  kohlea'swreo 
Kalk  brennt,  in  Wasser  löscht  und  mit  Sand  vermiseht. 

Beschaffenheit    der    Kalksteine,     Zur  Mörtelbereitung  ks&cn  sich 
alle  krystallinisch-kömigen,  dichten   oder  porösen  Kalksteine  verwci»' 
beim  Löschen  unter  Wärmeentwickelung    und   Volumen vermehruii 
mehlartigen    Pulver  zerfallen.    Vorzugsweise  benutzt  man  Kalkstemc  aus  iiei 
Muschelforroation    (z.  B.  den  harzer  und  den  wcstphälischcu  Sehaumkalk,  <Iei 
Muschelkalk    von    Rüdersdorf    bei    Berlin,    die    thüringischen,     rheinischen» 
schlesischen    u.  s.  w,   Muschelkalksteine),    ferner   aus    der  Liasfonnatioö  tnid 
Jurafonnation    {z,  B.    die    Kalksteine   aus    süddeutschen  Gebirgen),    au*   4ff 
Kreideformation  (z.  B.  den  braunschweigischenj  sächsischen  und   ^ 
Plänerkalk^  die  weisse  Kreide  von  der  Insel  Rügen,  den  Grobkai  k 
Mainzer    Becken    und     aus    böhmischen    Gebirgen    u.  s.  w.),    auch    i 
und    Wiesenkalk    und    endich    (z.    B.    in    Holland)    Schalen    von    Mi 
Austern  und  anderen  Konchylien,  Der  aus  Muschelschalen  u.  s.  w,  ge',^ 
Kalk  enthält  zwar  etwas  Phosphorsäure,  die  jedoch  die  Güte  des  ^ 
nicht  beeinträchtigt.  Zu  den  mageren  Kalken,  die  auch  hydrauli 
Schäften  besitzen,  gehört   der    schwarze    Kalk,    welcher    aus  thnjihaln-;cJ»^ 
bituminösem  Kalkstein  besteht  und  clienfalls  zur  Mörtelbereitung  V^erwenrinni; 
findet.  Marmor  und  Kalk spathkry stalle  werden  ihrer   Kostbarkeit   wegen  wff 
dann  gebrannt,  wenn  man  ganz  reinen  Kalk    (Calciumoxyd,  bestehcnt!  an« 
100  Thcilen  Calcium  und  *6S^'>^^  Theilen  Sauerstoff)  erhalten  will. 

Besitzen  die  Kalksteine  mehr  als  l*07o  kohlensauren  Kalk,  so  sind  iu 
zur  Mörtelbereitung  vorzüglich  geeignet;  sie  geben  einen  sehr  fetten  Kall 
und  zerfallen  beim  Löschen  in  ein  zartes  Pulver,  Noch  gut  brauchbar  jjwI 
Kalksteine  mit  ca.  80%  kohlensaurem  Kalk;  sie  liefern  den  sogenannte 
mageren  Kalk.  Ist  der  Gehalt  an  kohlensaurem  Kalk  aber  geringer,  entJiah 
ein  Kalkstein  in  ungebranntem  Zustande  bei  gleichmässig  feiner  Slructur 
mehr  als  etwa  187ü  in  Salzsäure  unlösliche  Bestandtheile^  so  ist  er  m 
Bereitung  von  Luftmörtel  nicht  tauglich^  man  kann  ihn  jedoch  noch  zMi  Hei^ 
Stellung  von  Cementen  verwenden.  Solche,  mit  Thon,  Sand  u.  s.  w.  starii 
verunreinigten  Kalksteine  löschen  sich  gebrannt  nicht  mehr  zu  Pulver  liU  i'  t 
ein  Kalkstein  Eisen,  Mangan,  Magnesia  und  Alkalien  in  grösseren  Mtt^fu, 
so  ist  er  zur  Luftmörtel-Bercitung  ebenfalls  nicht  brauchbar;  ein  gerinqrr 
Gehalt  an  diesen  Stoffen  schadet  jedoch  nicht. 

Um  den  Gehalt  eines  Kalksteines  an  kohlensaurem  Kalk»  Eisenoxyd 
und  Magnesia  zu  ermitteln,  löst  man  zunächst  kleine  Stücke  des  Steines  in 
verdünnter  und  en^^ärmter  Salpetersäure  auf.  Man  erhält  dann  bei  den  «ur 
Mörtelbereitung  geeigneten  Kalksteinen  nur  einen  genügen  Rüclc^ttand.  Die 
erhaltene  Lösung  dampft  man  hierauf  ein,  nimmt  in  ^^asse^  auf,  versclrt 
mit  Salmiak  und  fallt  aus  der  heissen  Lösung  das  Eisen  durch  Ammoniak 
heraus.  Wird  nun  diese  amraoniakalische  und  von  P'iscnoxyd  durcl 
befreite  Lösung  weiter  mit  oxalsaurem  Ammoniak  behandelt,  so  ti 
Niederschlag  oxalsaurer  Kalk.  Derselbe  wird  abfiUrirt,  gut  gewaschen,  j^c- 
trocknet,  geglüht  und  als  Calciumoxyd  gewogen.  Behandelt  man  cndlirli  «^if 
Lösung  mit  phosphorsaurem  Natron,  so  wird  dadurch  die  Magnesia 


Allgeincines.  Beim  Brennen  verliert  iler  kohiensaure  Kalk  zunächst 
chemisch  gebundene  und  das  von  seiner  natürHchen  Bruchfeuchtigkeit 
(»errührende  Wasser;  bei  einer  Temperatur  von  (>00 — 800**  C  giebt  er  die 
Kohlensäure  ab  vmd  wird  dadurch  zu  Actzkalk  (Calciumoxyd)  reducirt. 
Entweicht  die  Kohlensäure  nicht  vollständig,  so  entsteht  ein  halb  kohlen- 
lau rer  Kalk,  welcher  beim  Begiessen  mit  Wasser  nicht  zu  Pulver  zerfällt, 
Dndern  im  Gegeniheil  an  Härte  zunimmt  und  selbst  durch  wiederholtes 
Iramcn  nicht  die  Fähigkeit  erlangt,  bei  Einwirkung  des  Wassers  zu 
frfallen. 

Wird  ein  durch  Thon,  Kieselerde,  Eisen,  Magnesia,  Bitumeni  Kohle  u,  s.  w. 
eninreinigter  Kalkstein  gebrannt,  so  verliert  er  dadurch  seine  organischen 
eslandtheile  (z.  B,  Bitumen  und  Kohle),  während  das  in  ihm  enthaltene 
tisenoxydul  in  Blisonoxyd,  das  Manganoxydul  in  Manganoxyd  ver\vandelt, 
Magnesia  und  der  Kalk  der  Kohlensäure  beraubt  und  der  hierdurch 
atstehende  Aetzkalk  bei  genügender  Brennhitze  mit  der  vorhandenen  Kiesel- 
lare chemisch  verbunden  wird.  Oder  aber  es  wirkt  der  Aetzkalk  zersetzend 
af  die  kieselsaure  Thonerde  ein  und  bildet  mit  dieser  ein  zusammen- 
Intenides  und  bei  noch  höherer  Temperatur  schmelzendes  Dnppelsilicat. 
Snd  jedoch  Kieselsaure,  Thonerde  und  Alkalien  in  einem  ganz  bestimmten 
rocentsatze  im  Kalksteine  vorhanden,  so  erhält  man  beim  Brennen  des 
^t^ttcren  Ceinent  (^siehe  daselbst).  — 

Damit  ein  leichteres  Durchbrennen  des  Kalksteines  erzielt  wird  und 
Seht  im  Inneren  kohlensaurer  Kalk  zurückbleibt,  muss  der  Stein  in  Stücke 
>n  10—15  cm  Dicke  zerschlagen  werden.  Zu  kleine  Stücke  lassen  sich  m 
Brennofen  nicht  so  aufeinanderpacken,  dass  genügende  Zwischenräume 
den  Durchzug  der  Flamme  verbleiben.  Poröse  Steine  brennen  sich 
ächter  als  dichte  und  kry stallin ische,  ferner  unmittelbar  ans  dem  Steinbruch 
>mmende,  also  noch  bruchfeuchtc,  leichter  als  ausgetrocknete.  Gottgetreu 
ipfitrhlt  desshall),  l>eim  Brennen  von  trockenen  Kalksteinen  die  Aschen- 
\\\c  mit  Wasser  zu  füllen,  das  dann  zum  Theil  durch  die  Ofenglut,  zum 
leil  durcli  hineinfallende  glühende  Asche  verdampft  und  vom  Zuge  in  den 
^icxi  geführt  wird.  Andere  schlagen  vor,  zur  Erleichterung  des  Brennens 
^'asscrdämpfe  über  den  erhitzten  Kalk  zu  leiten  oder  mit  nicht  vollständig 
2kcncm  Holze  zu  feuern,  beziehungsweise  ^iq  Steinkohle  vor  dem  Brande 
»atun^ssen  u,  s.  w.  Jedenfalls  dürfte  es  sich  empfehlen,  den  Kalkstein  vor 
Brennen  längere  Zeit  zu  lagern  und  anzunassen. 

Wenn  das  Brennen  bei  einer  zu  hohen  Temperatur  erfolgt,  so  tritt 
ie  Sinterung  des  Kalkes  ein,  besonders  bei  vorhandener  Verunreinigung 
l?SÄcIl»cn  mit  Thon;  der  Kalk  wird  todtgebrannt  und  löscht  dann  mit 
ifasser  nttr  sehr  schwer  oder  gar  nicht,  auch  enthält  er  in  seinem  Inneren 
cb  häufig  kohlensauren  Kalk,  weil  die  Kohlensäure  durch  die  bei  der 
üicrung  .sich  bildende  harte  Rin<le  am  Entweichen  gehindert  winl  Nur 
rhr  reiner  Kalk  (wie  z,  11  weisser  Marmor),  auch  solcher,  der  nur  durch 
[ihlcn&aure  Magnesia  verunreinigt  ist,  kaim  stark  geglüht  werden,  ohne  doÄS 
sdiitcrtt  schmilzt  oder  todtbrcnnt. 

Ist  die  Temperatur  eine  zu  niedrige  oder  werden   zu  dicke  Kalkstein- 
^*i^\,^    rr..r,iiiht    .„^  >     Uf    jof  ^yg    {fj^  OfcH    uicht    SO   stvktV,   dass    die    frH 


Z weitet  Theil,  Die  VerbijidTiiigssloffe- 


werdende  Kohlensäure  ungehindert  fortgeführt  wird,  so  bleibt  im  Inuercn 
des  Kalks temstück es  kohlensaurer  Kalk  tibrig,  der  nicht  mit  Wasser  gelöscht 
werden  kann.  Derartiger  un garer  Kalk  ist  ebenfalliä  zur  Mörtelbemtong 
nicht  verwendbar. 

Es  empfiehlt  sich,  das  Brennen  bei  geringerer  Temperatur  zu  befinnen 
und  die  Hitze  allmälig  zti  steigern,  weil  dann  die  Kohlensäure  am  voll- 
kommensten aus  den  Steinen  entfernt  wird. 

Meiler,  Gruben,  Feldöfen.  Das  Brennen  geschieht  in  Meüen, 
Gruben,  Feldöfen  oder  Kalk  Öfen  der  verschiedensten  Construction, 

Die  Meiler  werden  auf  einem  ebenen  und  trockenen  Platze  oft  hi  dtf 
Weise  angelegt,  dass  man  eine  etwa  1  m  tiefe,  meistens  cylindrischei  als 
Heizcanal  dienende  Grube  aushebt,  dieselbe  mit  grösseren  Kalkst einsttlcfc^ 
so  überwölbt,  dass  die  Flamme  frei  durchspielen  kann,  und  darüber  äb> 
wechselnde  Lagen  von  Kalkstein  und  Brennstoff  (gewöhnlich  Steinkohlenkiewi 
aufschichtet,  so  dass  ein  Kegel  entsteht  Dieser  wird  aussen  mit  einer  La^ 
feuchten  Lehmes  bekleidet. 

In  ähnlicher  Weise  werden  die  Gruben  hergestellt  Man  gräbt  sie  in 
verschiedenen  Abmessungen  aus  einem  Hügel  abhänge  aus  und  bekleidet  ihit 
Wände  mit  Lehm  oder  feuerbeständigen  (Chamotte-)Steinen.  Auf  ihrem  Bodefi 
bildet  man  dann  in  ganzer  Tiefe  einen  30—60  cm  breiten  und  ebenso  hohec 
Heizcanal  aus  grösseren  Kalksteinstücken  und  überwölbt  denselben  locker 
mit  Kalksteinen*  Dann  werden  die  übrigen  Kalksteinstücke  mit  für  deo 
Durchzug  der  Flamme  genügenden  Zwischenräumen  aufgeschichtet,  mit  klein- 
geschlagenen  Steinkohlen  oder  Coaks  bedeckt  u,  s.  w. 

Bei  beiden  Einrichtungen,  Meilern  wie  Gruben,  erfolgt  das  Anfeuent 
mit  klein  gespaltenem  Holz  oder  Reisig,  Bei  den  Gruben  wird  meisieo» 
Holz  als  Brennstoff  verwendet.  Man  feuert  anfangs  gelinde,  dann  stärkeft 
und  unterhält  das  Feuer  so  lange,  bis  der  Kalk  gargebrannt  ist,  was  g^ 
wohnlich  nach  3—4  Tagen  der  Fall  zu  sem  pflegt  \\ahrend  des  Betrielies 
werden  an  der  Windseile  Strohmatten  aufgestellt,  um  eine  Störung  des  Brande 
zu  verhüten* 

Der   Feldofcn    besteht    gewöhnlich    ans    einem,    in    eben    Hüi^cl   m- 


Erstes  CapikL  Dk  Mrirlcl. 


TSteren  wird  nach  beendetem  Brand  und  erfolgter  Abkühlung  der  gebrannte 
Lalk  ganz  entfernt  und  die  Beschiekung  sofort  oder  nach  einiger  Zeit 
rneuert,  während  bei  den  Oefen  mit  ununterbrochenem  Betrieb  von  Zeit  zu 
Eeit  eine  theilweise  Entleerung  ütatttindet,  worauf  jedesmal  elsenso  viel 
dgebrannter  Kalk  aufgegeben  wird.  Ferner  unterscheidet  man  Oefen  mit 
turzer  Flamme,  in  welche  die  Kalksteinstücke  und  der  Brennstoff  in 
Itbwechselnden  Schichten  eingebracht  werilen,  und  solche  mit  langer 
Hamme,  in  denen  der  Kalk  nur  mit  den  Verbrennungsgasen,  nicht  aber 
31 1  dem  Brennstoff  selbst  in  Berührung  kommt.  Als  Brennstoff  verwendet 
aan  Torf»  Holz,  Steinkohle,  C'oak.s  und  Gas. 

F^ür  periodischen  Betrieb  eignen  sich  namentlich  liegende  Kalk- 
^fen,  Figur  359 — 361    (aus  Gottgetreu,  a.  a,  O.,  S.  241).  Sie  erhalten  einen 
iereckigen  Grundriss    von    8 — 4  m  Breite    und    5 — 4i  m  Länge,    sowie   eine 
lohe  von  3 — 37s  ^  ^^^1  werden  aus  Bnich-    oder  Ziegelsteinen  erbaut,    im 
mem  jedoch  mit  feuerbeständigen  (Charnotte*)Steinen  bekleidet.     Der  Ofen- 
lum  A    ist    mit    einem    dachen  Chamottesleingew6ll>e  B  überdeckt,    in  dem 
ich    eine  Anzahl    Zuglöcher    in    gleichen    Abständen    bchnden,    welche    ^ur 
Legelung    des  Feuers    tlurch  Thonplatten    ganz    oder   theilweise    geschlossen 
rerden  können.     Ueber  dem  flachen  Gewölbe    befindet    sich   noch  ein  halb* 
reisförmiges    Gewölbe,    welches    zur  Abführung    von    Rauch,    Dämpfen    und 
»äsen  (Kohlensäure)  einen  Schornstein  C  trägt.    Auch    die  Feuercanäle  sind 
lus  feuerbeständigen  Steinen  hergestellt.  Gewöhnlich  legt  man  zwei  Kärntnern 
aebeneinander  an  und  giebt  ihnen  dann  eine  gemeinschaftliche  Schürkammer.  Die 
ächüröffnungen  (gewöhnlich  drei  an  der  Zahl)  erhalten   einen  Rost  und  Aschen- 
a;    von  ihnen  aus  werden    durch    die  ganze  Tiefe  des  üfens  kleine  Ge- 
wölbe aus  Kalksteinstücken  angelegt.    Der  Schürkammer  gegenüber  liegt  die 
Jeflfnung  d    zum    Beschicken    und    F^ntleeren    des    Ofens,    die    während    des 
Jrandes  mit  Chamo  ttesteinen  geschlossen   gehalten  wirtl.  Von  seitwärts  ange- 
t>Tachten  Oel^nungen  r  aus,    die    vor  Beginn    der  Feuerung  ebenfalls  zu  ver- 
pchliessen    sind»    werden    die  Kalksteinstücke    auf    tlic    kleinen  Gewölbe  auf* 
|epackt    bis    zur    vollständigen    Füllung    des    Ofenraumes.     In    diesem   Ofen 

auert  ein  Brand  in  der  Regel   1  ^/^  — 2  Tage. 

Einen    anderen    Kalkofen    für    periodischen    Betrieb    und    mit 
kurzer  Flamme  zeigen   die  Figuren  3<)2  und  31)3.     Dieser  Ofen,    Kessel-, 

richter-,  Schneller-  oder  Fixofen  genaimt*  hat  eine  grosse  Verbreitung 
Pfunden    und    ist    in    den    verschiedensten  Abmessungen  erbaut  worcien.    Er 

»itzt    einen    ellipsoidischen  Schacht    aus   feuerbeständigen  Steinen,    welcher 

it  Bruch-  oder  Ziegelsteinen  ummauert  und  meistens  auch  noch  durch  eine 
den  Schachtmantel  gelegte  Aschenschicht  u.  dcrgl  isolirt  wird.  Unter 
-*^  Schacht  befindet  sich  bei  Steinkohlen-  oder  Coaksfeuerung  ein  Rost  C 
*<i  Aschenfall  E\  bei  Holz-  oder  Torffeuerung  sind  dieselben  entbehrlich. 
Feuern  erfolgt  vom  Vorräume  A  aus  durch  die  Schüroffnung  ß.  Ueber 
-**^   Rost  wird  ein  kleines  Gewölbe  mit  Kalksteinstücken  hergestellt  und  auf 

^selbe    von    der   Gicht   (K)    aus    die  'zu    brennenden  Kalksleine  mit  dem 
f Jurist  off e   in   abwechselnden    Lagen   eingebracht.     In  die  Mitte    des  Ofens 
^^   häufig  eine  Holzstange  eingesetzt,   um  nach  dem  Verbrennen  derselben 
^^   ^uie  Zugöffnung  zu  erhalten. 

Man  kann  diese  Oefen  auch  mit  langer  Flamme  einrichten,  wie  dies 
-istens  im  Harz  geschieht,  und  ihren  Betrieb  zu  einem  ununterbrochenen 


8 


Zweiter  TbeiL  Die  ^rerbinduDgs&to^e. 


machen  durch  zeitweiliges  Abüiehen  der  unteren  gar  gebrannten  Schicht  am! 
Aufbringen  einer  neuen  Schicht  an  der  Gicht. 

Für  periodischen  Betrieb  dient  auch  der  vielfach  im  GrossheTsoglhinn 
Hessen  ausgeführte  Ofen  von  Fink  in  Darmstadt,  der  einen  eiförmigen  Schach! 
mit  sattelförmiger  Sohle  aus  Backsteinen  besit2t^  welche  Oeffnungen  für 
den  Durchgang  des  Feuers  enthält.  Unter  dieser  Bohle  liegen  die  Feuenmgen 
mit  Rost  und  Aschenfall  Durch  den  Satte!  wird  der  Aufliau  eines  Feu«^ 
gewölbes  aus  ungebrannten  Kalkstein  stücken  über  dem  Rost  erspart  und  die 
Arbeit  der  Beschickung  des  Ofens  wesentlich  erleichtert.  Der  Zug  im  Üfeo 
wird  durch  einen  an  Ketten  hängenden,  auf-  und  niederzulassenden  Deckd 
von  Eisenblech  geregelt.  Ist  der  Brand  beendet,  so  wird  dieser  Deckel  gsm 
niedergelassen  und  mit  Sand  gedichtet. 

Noch  zn  erwähnen  ist  der  periodische  Ofen  von  Heeren,  welcher  vier 
Feuerungen  enthält,  die  gleichmässig  um  den  Ofen,  und  zwar  ausserhalb  des 
bim  form  igen  Schachtes  in  gleicher  Höhe  mit  dessen  Sohle  vertheilt  sind 
Der  Schacht  ist  oben  mit  einem  Gewölbe  überdeckt,  welches  Zugöffhungcn 
besitzt,  und  über  demselben  ein  spitz  zulaufender  Mantel  angeordnet. 

Für  continuirlichen  Betrieb  eignet  sich  vorzugsweise  der  Schactn- 
ofen  von  Otto  Bock  in  Berhn,  der  Rüdersdorfer  Kalkofen,  der  Ofen 
von  Dietsch  (D,  R.  P,  Nr.  239111),  der  bereits  im  g  92  eingehend  b<- 
sprochene  Ringofen  von  Ho  ff  mann  und  Licht,  der  Oten  von  J.  Hoff  mann 
in  Döbeln  u.  s.  w. 

Der  Bock'sche  Schachtofen  ist  für  kleinere  Leistungen  (fiir  circa 
200<i-^30CM)  ^g  gebrannten  Kalk  pro  Tag)  sehr  empfehlenswerth.  Der  Haupt- 
voraug  desselben  gegenüber  den  anderen  continuirlichen  Oefen  besteht  datin, 
dass  sich  die  Arbeiter  nicht  in  heissen  Räumen  aufzuhalten  brauchen,  weil 
sowohl  das  Einbringen  des  Kalksteines,  als  auch  das  Abziehen  der  gax- 
gebrannten  Ware  von  aussen  geschieht.  Femer  braucht  der  Ofen  während 
der  ganzen  Nacht  keine  Bedienung,  sondern  brennt,  wenn  er  abends  gefüllt 
ist,  zwölf  Stunden  ohne  Störung  weiter.  Endlich  lassen  sich  sehr  gering 
wcrthige  Firennstofle^  z.  B.  der  Kohlenabfall  von  Locomotiven,  verwendöti. 
Steht  ein  derartiger  Brennstoff    nicht    zur  VerfÜFims,    so    wählt    man  zweck- 


Erstes  Cupilcl.  Die  Mörtel- 


Rüdersdorfer  Ralkofcn   zeichnet  sich  durch  geringen  Wärme' 

mich  und  grosse  LeistungsfäJiigkeit  aus;  seine  Herstellung   ist  aber  sehr 

^ielig    imd    deshalb    nur   da    zu  empfehlen,    wo  es  sich  darum  handelt, 

tende  Kalkmassen  in  möglichst  kurzer  Zeit  garzubrennen.     Die    Figuren 

und  3t>8  zeigen  diesen  Ofen  im  Grundriss  und  Querschnitt.  Der  Schacht 

Ofens    ist    kreisförmig.     Derselbe    misst    von  der  Gicht  £  bis  zu  den 

rungen  /5   1 2  w    und    von    diesen    bis   zur  Sohle   C  2*2  w.     Kr  ist  oben 

///,  an  der  Einmündung  fler  Fcucrcanäle  2'i)  m  und  an  der  Sohle  wieder 

m  weit,    verengt  sich  also  nach  oben  (zur  Gicht)    und  nach  unten  (zur 

D)    und    stellt    demnach   einen  Doppel-Kegelstumpf  dar.     Bis  zu  10  m 

f  über  der  Sohle  ist  der  Schacht  innen  mit  Chamottesteinen  ausgekleidet. 

ichen  der  innersten  Mauer  und  der  aus  Bruchsteinen  (auf  den  königlichen 

iwerken  zu  Rüdersdorf  bei  Berlin     aus    rohen    Kalksteinen)    bestehenden 

iassungswand  ist  ein  Zwischenraum,  welcher  mit  einem  schlechten  Warme- 

(Asche)  ausgefüllt,   angeordnet,    damit   bei  der  ungleichen  Ausdehnung 

Sciiacht-  und  Umfassungsmauer  Risse  und  Sprünge  in  diesem  vermieden 

en  und  die  Wärme  besser  zusammengehalten  wird.  Den  sechsseitigen  Kalk- 

umgiebt  ein  sechsseitiges  Umfassungsgebäude  mit  vier  Geschossen,  die  durch 

^engewulbe  überdeckt  sind.  Die  im  untersten  Geschosse  liegenden  Räume 

n  zum  Al)ziehen  des    gargebrannten   Kalkes  und  zur  Aufbewahnmg  des- 

II.     Das  Entleeren    i\^s  Ofenschachtes    erfolgt    durch    die  Oefifnungen  a^ 

le  eine  geneigte  Bodenfläche  besitzen,  um  das  Nachnitschen  des  Kalkes 

leichtern,   und  während  des  Brandes    mit  eisernen  ThÜren  verschlossen 

llen  werden.     In  gleicher  Weise  ist  der  Raum  i\  aus  welchem  die  vom 

fallende    Asche    zu    beseitigen    ist,    mit   abschüssigem  Boden  versehen, 

über    den  Abziehöffnungen    angeordnete  Luftschacht  ni    dient    zum  Ab- 

n  der  erhitzten  Luft  nach  oben;    hierdurch    werden    die  Arbeiter  beim 

iisziehcn  des  gebrannten  Kalkes  durch  die  heisse  Luft  weniger  belästigt. 

lärhstfolgenden  Geschosse  befinden  sich  drei  Feuerungen  b,  welche  den 

höfthungen  a   gegenüberliegen    und    mit    feuerbeständigen    Steinen    be- 

ct^    mit    einem  Gewölbe   aus  Chamottesteinen    überdeckt    und    mit  einer 

Uen  Thüre  verschliessbar  sind.  Der  Brennstoff  wird  auf  einem  Thonrost 

annt    und    unter    demselben    durch  einen  Canal  h  die  zur  Verbrennung 

i^cndige  Luftmenge  zugeführt.  Ausserdem  besitzt  dieses  Geschoss  Räume 

Aufbewahrung   des    Brennstoffes.     Im    dritten    Geschosse    befinden    sich 

ifkammem  für  die  Arbeiter,  im  vierten  ist  der  ganze  Raum  mit  schlechten 

heleitem    angefüllt,    welche    den    Ofenschacht    gegen    Abkühlung    nach 

ta  schützen.     Bei  der  Inbetriebsetzung    wird  zunächst  nur  der  Raum   D 

den  Feuerungen    bis    zur    Sohle)    mit    rohen  Kalksteinen    angefüllt,    ein 

feucr  in  ilen  Abzichöfihungen  a    angemacht   und  der   Kalk  gargebrannt. 

wird  von  der  Gicht  aus  roher  Kalkstein»  der  bei  der  grossen  Schacht- 

nicht    herabgeworfen    werden    darf,   sondern    in    Kübeln   herabgelassen 

m  miisji,  eingebracht,  bis  der  ganze  Schacht  gefüllt  ist;  auch  bildet  man 

»uf  der  Gicht  einen  Kegel  von  Kalksteinstücken.  In  den  Feuerungen  wird 

^f  mit  Torf  gefeuert  un<l  «lie  Holzfeuerung  in  den  Abziehöffnungen  ein- 

«II t-    In  neuerer  Zeil    benutzt   man    statt  Torf  als  Brennstoff   Braunkohle 

Steinkohle,     Sobald    der    obere    Kalk  gargebrannt  ist,    wird  der  untere 

^cn,   dann  neuer  roher  Kalkstein   aufgegeben   und  so  fort.     Ein  solcher 

:bikrigier  Ofen  liefert  pro  Tag  gegen  90t )(>  kg  gebrannten  Kalk,  während 


10 


Zweiter  TheiL  Dk  Verbii^dtingsBioffe. 


in  einem  vierschürigen,  entsprechend  grösser  gestalteten  über  11000  if 
und  m  einem  fünfschürigen  bis  13000  k^  gebrannter  Kalk  pro  Tag  g^ 
worrnen  wird. 

Der  in  den  Figuren  B69  und  B70  dargestellte  Kammerofen  von 
Otto  Bock  in  Berlin  kann  sowohl  zum  Brennen  von  Kalk,  skk  auch  von 
Klinkern,  Cement  und  feuerfesten  VVareii  verwendet  werden.  Er  besteht  aus 
abschlicssbaren  KEmmem,  die  tiach  erfolgtem  Garbrand  einzeln  aus  dem 
Betriebe  ausgeschaltet  werden  können.  Die  BehetÄung  dieses  Ofens  erfolgt 
von  aussen  mittelst  drei,  in  jeder  einzelnen  Kammer  befindlichen  Km- 
feuerungen. 

Diese  Feuerungen  liegen  fast  unmittelbar  unter  der  Ofeasohle,  so  (kss 
die  Flamme  die  zu  brennende  Ware  unmittelbar  bestreicht.  Die  Rauchgase 
werden  oben  abgezogen.  Zwischen  je  zwei  Kammern  liegt  eine  Trennungswand, 
die  in  ihrem  unteren  Theiie  mit  einer  Anzahl  Durcfagangsöffnungen  versdieQ 
ist.  Diese  Oeffnungen  bleiben,  so  lange  in  der  betreffenden  Kammer  ge- 
brannt wird,  offen  und  werden  nach  beendetem  Garbrennen  mittelst  besondere 
construirter  Schieberplatten  geschlossen,  so  dass  die  Nachglut  beliebig  langt 
auf  die  Ware  einwirken  kann*  Der  Betrieb  der  übrigen^  nicht  ausgeschalteteü 
Kammern  geht  dann  ohne  Verwendung  der  Wärme  aus  den  kühlentlaj 
Kammern  wie  in  einem  gewöhnlichen  Ringofen  vor  sieb.  Der  Aufwand  an 
Brennstoff  ist  et^va  doppelt  so  gross  als  in  einem  gewöhnlichen  RingöfeD 
in  Folge  der  Verwendung  kalter  Speiseluft  und  des  Verzichtleistens  auf  di« 
in  der  gebrannten  Ware  aufgespeicherte  Wärme,  die  jedoch  für  Trocken^ 
zwecke  vortheilhaft  ausgenutzt  werden  kann*  Ftir  stark  schwindende  W  aif* 
auch  für  das  Brennen  von  Wiesenkalk  soll  sich  dieser  Ofen  bewährt  hibea 
Die  Schwindung  des  Wiesenkalkes  betrug  z.  B.  bei  einem  2'3  m  hohen  Ofen 
ein  ganzes  Meter.  Zum  continuirlichen  Brennen  von  Kalk  sind  nur  secb 
Kammern  erforderlich.  Der  Kalk  kommt  nicht  mit  dem  Bremistoff  in  Be- 
ruhrung,  sondern  wird  nur  von  der  Flamme  bestrichen,  — 

Will  man  den  Kalk  rein  von  Asche  und  Schlacke  erhalten  oder  die 
entweichende  Kohlensäure  frei  von  Rauch  (z.  B.  in  Zuckerfabriken,  wekh« 
nach  dem  Carbonisirungs verfahren  arbeiten)   auffangen,    so  empfiehlt  es  sich 


Erstes  Capitel.  Die  Mörtel.  11 

kommende,  ein  Canalsystem  (Zweig-  und  Ringkanäle)  passirende,  durch  eine 
besondere  Einrichtung  von  Theer,  Ammoniak  und  Wasser  grösstentheils  be- 
freite Gas  in  den  Ofen  führen,  wo  es  sich  mit  der  Verbrennungsluft  vermischt, 
die  aus  dem  in  der  Rast  liegenden  Kalke  Wärme  aufnimmt  und  gleichzeitig 
dem  Kalk  die  hohe  Temperatur  entzieht,  so  dass  derselbe  sofort  gezogen  werden 
kann.  —  Ein  kreisförmiger  Basteiofen  von  1*57  m  Durchmesser  vermag 
pro  Tag  5000  kg  gebrannten  Kalk  zu  liefern,  doch  kann  der  Ofen,  ähnlich 
wie  der  Hoffinann-Licht'sche  Ringofen,  ohne  wesentliche  Abändenmg  in  der 
Grösse  gebaut  werden,  dass  binnen  24  Stunden  bis  75000^^  Aetzkalk  ge- 
wonnen werden.  (Eine  ausführliche  Beschreibung  des  Steinmann'schen  Kalk- 
ofens nebst  Abbildungen  desselben  bringt  »Dingler's  polytechnisches  Journal« 
im  220.  Bande). 

Andere  empfehlenswerthe  Kalköfen  mit  Gasfeuerung  baut  Ver- 
konteren in  Amsterdam,  E.  Ziegler  in  Heilbronn,  G.  Mendheim  in 
München,  Escherich  in  Schwandorf  u.  s.  w. 

Es  giebt  auch  Oefen  zum  gemeinschaftlichen  Brennen  von  Kalk  und 
Ziegeln.  Dieselben  sind  entweder  offene  oder  gewölbte  und  für  periodischen 
Betrieb  eingerichtet.  Sie  gestatten  eine  bessere  Ausnützung  der  Wärme  als 
Kalköfen  allein,  bei  denen  der  Ueberschuss  an  Hitze  durch  die  Gicht  voll- 
ständig verloren  geht.  Der  Kalk  füllt  hier  gewöhnlich  nur  den  Raum  zwischen 
den  Feuergewölben  aus,  wo  die  grösste  Hitze  herrscht,  höchstens  ist  er 
noch  40 — 50  cm  höher  als  die  Gewölbe  aufgeschichtet.  Gewöhnlich  stellt 
man  wie  bei  den  Feldöfen  und  Meilern  aus  grösseren  Kalksteinstücken  die 
Wölbung  selbst  und  die  Feuergassen  her,  wobei  man  für  die  erforder- 
liche 2^hl  von  Zuglöchern  Sorge  zu  tragen  hat,  und  setzt  auf  dieses  Gewölbe 
beziehungsweise  auf  die  Kalkschicht  unmittelbar  die  getrockneten  rohen 
Ziegel  hochkantig  auf,  deren  Masse  aus  einer  solchen  Mischung  besteht,  dass 
sie  zu  ihrem  Garbrennen  eine  geringere  Temperatur  als  der  Kalk  bedarf. 
Besser  jedoch  ist  es,  Kalk  und  Ziegel  durch  eine  kleine  Mauer  zu  trennen, 
in  welcher  gewölbartige  Oeffnungen  für  den  Durchgang  der  Flammen  ange- 
bracht sind.  Denn  da  der  Kalk  beim  Brennen  sein  Volumen  vermindert 
und  die  Ziegel  den  verschiedenen  Bewegungen  desselben  folgen,  so  brechen 
sie  sehr  oft  beim  Senken. 

Einen  recht  zweckmässigen  gemeinschaftlichen  Kalk-  und  Ziegel- 
brennofen haben  Fikentscher  in  Zwickau  und  Schlickeysen  in  Berlin 
erbaut.  Auch  die  im  §  92  besprochenen  sogenannten  Kasseler  Ziegelöfen 
können  zum  gemeinschaftlichen  Brennen  von  Kalk  und  Ziegeln  benutzt 
werden. 

§  194.  Eigenschaften  des  gebrannten  Kalkes    (Aetzkalkes). 

Der  reine  kohlensaure  Kalkstein  besteht  aus  56*3  Theilen  Calciumoxyd 
und  43*7  Theilen  Kohlensäure;  daher  geben  100  Gewichtstheile  reiner  roher 
Kalk  56'3  Gewichtstheile  gebrannten.  Da  jedoch  der  gewöhnliche  Kalkstein 
ausser  Kalk  und  Kohlensäure  noch  andere  Bestandtheile  enthält,  so  ist  das 
praktische  Ergebniss  ein  anderes,  und  man  kann  annehmen,  dass  die  besten 
Kalksteine  56 — 69  Gewichtsprocente,  mittlere  66  und  schlechte  bis  70  Gewichts- 
procente  gebrannten  Kalk  ergeben;  der  Ueberschuss  über  h^Vi^\^  stellt  die 
Verunreinigungen  des  Kalksteins  dar. 


12 


Zweiter  TheiL  Die  Verbindungsstoffe. 


Gebrannter  Kalk  ist  in  reinem  Zustande  weiss,  bei  VorkandenseiD  von 
Eisenoxyd,  Thon,  Alkalien  u.  s-  w.  meistens  graugelblich.  Reiner  gebraimtfr 
Kalk  ist  tinschmehbar  und  bleibt  selbst  in  der  höchsten  Temperatur  utivei- 
ändert.  Gebrannter  Kalk  ist  nur  etwa  halb  so  schwer  als  roher  und  zeigt 
gewöhnlich  eine  Volumenvemiinderyng  bis  lO^pi  in  seltenen  Fällen  bis  20%] 
nach  neueren  wiederholten  Versuchen  soll  es  jedoch  auch  vorkommen,  d*5s 
beim  Kalk  eine  Volumen  Vermehrung  von  7%  (nach  Dorlhac  und  Sann  in 
sogar  bis  10%)  durch  das  Brennen  erzeugt  wird.  Gebramiter  Kalk  ist  m 
siedendem  Wasser  schwerer  als  im  kalten  löslich,  und  zwar  köimen  in 
100  Theilen  Wasser  bei  +  J5"  C.  0127  Theile,  bei  -h  100**  C,  nur 
n-06  Theile  Kalk  aufgelöst  werden. 

Wenn  man  pulverisirten  Aetzkalk  in  eine  mit  nadelfeinen  Locheni 
versehene  Röhre  einstampft  und  letztere,  nachdem  man  ihre  Mündung  ver- 
schlossen hatj  unter  Wasser  taucht,  so  dass  das  Wasser  nur  durch  die  Locher 
an  den  Kalk  gelangen  kann,  und  wenn  man  darauf  die  Kalkmasse  iii  da 
Röhre  in  kohlensäurefreier  Luft  trocknet  und  dann  in  kohlcnsäurehaltigf 
Luft  bringt,  so  nimmt  sie  aus  dieser  die  Kohlensäure  begierig  auf  und  liefert 
endlich  einen  kiinsthchen,  sehr  harten  Kalkstein, 

Wird  pulverisirter  Aetzkalk  trocken  mit  Sand  vermischt  und  auf  das 
Gemenge  Wasser  gegossen,  so  erhält  man  keinen  bindenden  Mörtel 
weil  die  Mischung  nicht  »gedeiht«.  In  wasserfreiem  Zustande  rerbiadet 
sich  der  Aetzkalk  nicht  mit  der  Kohlensäure;  wenn  derselbe  aber  aus  der 
Luft  Feuchtigkeit  aufgenommen  und  sich  zu  Kalkhydrat  umgewandelt  hat 
so  saugt  er  begierig  Kohlensäure  aus  der  Luft  an  und  zerfällt  ^u  Pulver. 
Man  muss  daher  den  gebrannten  Kalk  frisch  verbrauchen  oder  ihn  gut  ver^ 
schlössen  halten  und  gegen  die  Feuchtigkeit  der  Luft,  gegen  Regen  und 
Schnee  schützen. 

§  195.  Löschen  des  gebrannten  Kalkes. 
Besprengt  man  gebrannten    Kalk    mit    soviel    Wasser   als    zur    Hydrst- 


[^rstea 


itpitit. 


föflel. 


It,    beträchtlich    erschwert,    Quellwasser,    das   Salze    mit    sich    fuhrt,  Mcer- 
irasser^    das    Chlomatriuni    (Kochsalz)    besitzt,    Soolwasser    und    Wasser    mit 
aem  bedeutenden    Gehalt  an    Chlormetallen,    Säuren,    kohlensauren    Salzen 
bnd  Ammoniakverbindungen  sind  zum  Kalklöschen  untauglich. 

Wenn    dem    gebrannten    Kalk    nicht    allmälig    die    zu   seiner  Erhitzung 
■öthige   Wassermenge   vollständig   zugeführt    wird,    so    verbrennt   er.    Ver- 
brannter Kalk  fühlt  sich  kömig  und  sandig  an;  er  ist  weniger  tauglich,  denn 
vertheill  sich    schlecht  im   Wasser.    Erhält  der  gebrannte  Kalk    gleich   bei 
^inn    des    Löschens    zu    viel  Wasser,    so    ersäuft    er    und    wird   ebenfalls 
reuiger    brauchbar.     Mau    nimmt    gewöhnlich    an,    dass    zum    Löschen    von 
Gewichtstheil  Actzkalk  5 — 4  Theile  Wasser  erforderlich  sind. 

Wird  dem  Kalkbrei  weiter  Wasser  zugesetzt,  so  erhält  man  Kalk- 
lilch,  die  zu  Anstrichen  Verwendung  findet  (siehe  §  2G2),  wobei  sie  mit 
eliebigen  Erdfarben  vermischt  werden  kann.  Die  sich  aus  dem  Kalkbrei 
icr  der  Kalkmilch  absondernde,  gesättigte  Kalklösung  nennt  man  Kalk- 
rasser;  sie  enthält  auf  7üO  l'heile  1  Theil  Kalk, 

Die  reinsten  Kalksteine  geben  den  fettesten  Aetzkalk,  welcher  gelöscht 
nd  eingesumpft    sich   äusserst    zart  und  fett  anfühlt    und    eine  schneeweisse 
^arbe  besitzt;  verunreinigte  Kalksteine  liefern  mageren  Kalk,  der  sich  rauh 
nd  sandig  anfühlt  und  grau  aussieht. 

Zu  den  mageren  Kalken  gehört   demnach    auch    der    hydraulische. 
Siehe  §  216).  —  Gebrannter  Kalk  darf  nicht    mehr   als    \b%f    Kalkbrei 
^chl  mehr  als  5 — ^^6"/o  erdige  Bcstandtheile  enthalten. 

1  Cubikmeter   fetter  Kalk   liefert   2 — 3   Cubikroeier  steifen    Kalkbrei 

braucht    zum  Zerfallen  viel  W^asser;    er    entwickelt    beim    Löschen    eine 

starke   Hitze.    1    Cubikmeter   magerer    Kalk    giebt    1 — 2    Cubikmeter 

fleifen  Kalkbrei  und  löscht  mit  wenig  Wasser  unter  geringer  \^'ärmeentwickeT 

ag*    Man  rechnet  auf  l  h/  gebrannten  Kalk  durchschnittlich   i"6ö — 1S5  hl 

^löschten  Kalk. 

Das    Löschen    wird    beim    fetten    Kalk    in    der  Regel    in  viereckigen 
stcn    aus    3—4  cm    starken    Brettern    vorgenommen.      Solche    Kalkkästen 
tnd  meistens  1'5 — 19  cm  lang,  0*8 — 09  w  breit  und  0"5^)'5r>  tfi  hoch  und 
sitzen   am    Kopfende   eine    mit    einem    Schieber   vcrschliessbare   Üefiiiung. 
►ic  Kalkstücke  werden  flach  nebeneinander  gelegt   und    mit    soviel    Wasser 
Ejossen,  als  sie  aufzunehnien  vermögen.  Sobald   die   Steine   zerplatzen    untl 
knistern  anfangen,    erhalten    sie  einen  weiteren  Wasserzusatz  und  werden 
ittelst    Kalkkrücken     so    lange    fleissig    durcheinander   gearbeitet    und    mit 
^'asscr    begossen,   bis    ein    ganz    gleichmässigcr    dünner   Brei  entstanden   ist. 
fenn    dieser  nicht   mehr   schäumt»   wird  er  durch  eine  Oeffnung  des  Kalk- 
tens  in  eine  Grube  geleitet,  welche  zuweilen  ausgemauert  oder  mit  Brettern 
trschalt  wird,  damit  der  Kalk  nicht  zu  viel  Wasser  an  das  die  Grube  um- 
Erdreirh    abgiebt,    was   nachthetlig    wäre.    Sind    Grubenwände  und 
hie  ihirchlässig,    so   versickern    aber    auch    die    im  Wasser    gelösten 
I     ,    wt-Jche    sonst    AusbUihungcn    und    nasse    SteVlcTi    auf    der    Putz- 
er.ewigen  können;  aus  diesem  Grunde  Jässt  man  die  Grube  im  Inneren 
eisten»    unbekleidet    In    der   Grube  verdickt   sich    die   Masse   allmälig   zu 
dem  steifen  Brei,   ohne   sich  jedoch  zu  setzen,    weil  sich  erst  nachträglich 
^le  Kalktheilchen  lösen,  und  es  entstehtauf  ihrer  Oberfläche  eine  stark  ätzende 
Flttosigkeit*   Verdunstet  dieselbe  nicht,  so  muss  sie  abgeschöpft  werden, 


14 


Zweiter  TlieiL  Die  VerbinduDgsslofTcp 


denn  der  gelöschte  Kalk  darf  nicht  längere  Zeit  mit  Wasser  bedeckt  bleibei, 
weil  das  Kalkwasser  Kohlensäure  aus  der  Laft  aufnimmt  und  sich  mit  einem 
Häutchen  von  kohlensaurem  Kalk  bedeckt,  dass  bei  gewisser  Schwere  als 
einfach  kohlensaurer  Kalk  niedersinkt  und  den  übrigen  gelöschten  Kalk  ver- 
unreinigt. Dieser  Vorgang  wiederholt  sich  bis  zur  vollständigen  Verdunstung 
der  Flüssigkeit  Am  besten  ist  es,  den  Kalkbrei  (Weisskalk)  mit  frischem 
Sand  20 — '30  cm  hoch  in  der  Grube  zu  bedecken,  damit  nicht  ein  Thal 
durch  Aufnahme  von  Kohlensäure  aus  der  Luft  wieder  su  kohlensaurem 
Kalk  umgewandelt  wird,  wodurch  eine  nicht  geringe  Volumenvermindermig 
eintritt  und  dadurch  weite  Risse  und  Sprünge  entstehen. 

Würde  man  den  gelöschten  Kalk  sofort  verwenden,  ohne  ihn  >ein- 
xusumpfen«,  so  könnten  sich  die  beim  Löschen  des  Kalkes  noch  unatit* 
geschlossen  gebheben  en  Theilchen  nicht  nachträglich  vollständig  losen  und 
würden  im  fertigen  Mörtel  n achquellen  und  dadurch  Treiben  trnd  Zerstörungen 
erzeugen.  In  der  Grube  bleibt  der  Kalk  mindestens  acht  Tage  lang  stehen  [tirt 
gesumpft),  wenn  er  später  zur  Bereitung  von  Mauerwerksmörtel  dienen  soU, 
und  mindestens  20  Tage  langj  wenn  aus  ihm  Putzmörtel  bereitet  werden 
soll  Jedenfalls  darf  der  Kalk  nicht  eher  Verwendung  finden^  als  bis  id 
seiner  Oberfläche  Trockenrisse  entstanden  sind.  Er  muss  in  wagerechien 
Schichten  abgestochen  werden^  damit  man  die  freigelegte  Oberfläche  sofort 
wieder  mit  Sand  bedecken  kann. 

Sehr  empfehlenswerth  ist  die  Benutzung  der  Patent-Löschbank  rm 
H.  Hilke  in  Freienwalde  (Fig.  371),  welche  die  Venvendung  von  warmOT 
Wasser  zum  Löschen  gestattet.  Sie  besteht  aus  einem  HoUkasteti,  in  welchem 
ein  auf  eisernen  Stützen  ruhendes  Elsengefäss  A  derart  befestigt  ist,  dass  der 
Zwischenraum  zwischen  beiden  oben  einen  wasserdichten  Abschluss  erhält. 
Das  Lösch  Wasser  wird  durch  den  Canal  e  unter  den  eisernen  Kasten  geleitet, 
durch  die  Hitze  des  sich  löschenden  Kalkes  vorgewärmt,  mm  Anfsteigai 
gebracht  und  durch  kleine  Löcher  nahe  am  oberen  Rande  des  Eisenkastect 
in  diesen  und  auf  den  hier  lagernden  Kalk  geführt,  wodurch  das  Löschen 
gleichmässig  und  schnell  bewirkt  wird.    Durch  den  mit  Schieber  versehenen 


apitel.  Bie 


§  196.  Die  Mörtelbereitung. 

Zur  Bereitung  des  Luftmörtels  wird  der  eingesumpfte  Kalk  mit  Sand 
Wasser  innig  vermischt,  so  tlass  ein  vollständig  gleichmässiges  Gemenge 
gleicher  Färbung  und  Dichtigkeit  entsteht»    Das  Durchkneten    wird    ent- 

r  durch  die  Hand  des  Arbeiters  (meistens  von  Jungen)  oder  be*iser 
ih  Mörtel masch inen  besorgt.  Durch  letztere  erzielt  man  auf  billigere 
►e  (durch  Erspamiss  an  Arbeitslohn  und  Kalk)  eine  innige  Mischung  der 
telstofiTe. 

Von  den  vielen  empfehlenswerthen  Constructionen  mögen  hier  zwei  — 
lieh  die  Mörtelmaschine  von  C.  Schlickeysen  in  Berlin  und  die  von 
Laeis  &  Comp,  in  Trier  ^ —  besprochen  werden.  Die  Schlickeysen'sche 
^Imaschine  ist  ähnlich  wie  die  wagerecht  liegenden  Thonschneider  (vergl. 
)  eingerichtet  und  besitzt  im  Inneren  eine  liegende  Schneckenschraube,  durch 
he  die  Mischung  vorgenommen  und  der  Mörtel  nach  vom  geschoben 
Eine  Maschine  für  Hand-,  Göpel-  und  Dampfbetrieb    (mit  Schwungrad 

Riemenscheibe)  stellt  Figur  372  dar;  mit  dieser  Maschine  vermag  ein 
n  am  Schwungrade  in  der  Stunde  l  m^  gut  gemischten,  nassen  oder 
Kenen  Mörtel  herzustellen.  Wird  diese  Maschine  durch  einen  einpferdigen 

i  oder  durch  Dampf  betrieben,  so  kann  man  in  einer  Stunde  S  m^ 
tel  bereiten.  Die  Firma  bringt  Mörtelmaschinen  für  Kalk-  und  Cement- 
ei  in  den  Handel,  welche  bis  SO  m^  Mörtel  in  einer  Stunde  bei  einer 
iebskraft  von   10 — 12  Pferdestärken  hefem  können,  und  baut  auch  jetzt 

telmaschinen  in  Verbindung  mit  einem  Elevator,  die  gleichzeitig 
Bereitung  von  Beton  dienen.  (Siehe  §  234  und  Fig.  415). 
Die    Mörtelmischmaschine    von    Ed.    Laeis    &    Comp.»    welche 

373  darstellt,  ist  ein  Kollergang  mit  rotirendem  Teller  und  unterem 
rieb.  Die  Läufer  haben  einen  Durchmesser  von  je  15O0  mm  und  eine 
te  von  je  370  mm;  ihr  Gewicht  beträgt  je  1500  kg.  Bei  grösseren  Ma- 
wird  der  Heller  am  Rande  durch  Laufrollen  gestützt.  Die  Läufer 
tn  unabhängig  von  einander  innerhalb  eines  an  Ständern  befestigten  Rahmens, 
reichem  sich  die  Läuferachsen  so  führen,  dass  jeder  der  ersten  sich  beim 
rrschieben  grösserer  Stücke  (bei  der  beim  Mahlen  feuchter  Stoffe 
rmeidlichen  Kuchenbildung)  heben  kann»  ohne  dass  der  andere  dadurch 
hrt  wird.  Derartige  Maschinen  sind  nicht  zur  Bereitung  von  Kalkmörtel, 

?m  auch  zur  Mischung  von  Trassmörtel,  sowie  zum  Zerkleinern  von  luft- 

ennn  Thon  gut  geeignet ;  bei  Zuführung  von  Trassstucken  in  Nussgrösse 
m  sie  pro   10  Stunden  bis  24  m^  Mörtel    und   je    nach    der    verlangten 

icit  bis  lOOOlJ  Jtg  lufttrockenen  Thon. 

In  grösseren  Städten  sind  auch  Mörtelfabriken  eingerichtet  worden, 
p^lcben  ein  Mörtel  in  vorzüghchster  Mischung  unmittelbar  bis  zur  Baustelle 

fcns  zu  diesem  Zweck  construirten  Fuhrwerken  (z.  B.  mit  Mörtel-Trans* 

agcn  von  H.  Hilke  in  Freienwalde,  siehe  »Thonindustrie-Zeitung  1878< 

37)  geliefert  wird.    Auch  hat  Bodländer  in  Breslau    sich    eine   Mörtel- 

Sport-  und  Mischtrommel  gegen  Nachahmung  schützen  lassen,  (D.  R,  G.  M. 

lil7Ülh,  welche  auf  einem  Rädergestell  ruht  und  im  Inneren  Mischflügcl 

'  rild  die  MörtelstofTe  in  die  Trommel  geschüttet  sind,  wird  der  Karren 

i  gesetzt  und  vom  Kutscher  vom  Bocke  aus  eine  Kuppelung  ein- 

:klf  Worauf  die  Mischung  beginnt,  die  nach  einer  Fahrzeit  von  etwa  einer 


in 


Zweilct  Theil.  Di<;  Verbindungsstoflc. 


Viertelstunde  beendet  ist — ^  Viel  benutzt  wird  in  neuerer  Zeit  auch  die  stcl«i«lt 
kegelförmige  Mörtelmaschine  von  Gau  he,  Gockel  &  Comp,  in  Übe    ' 
stein  a,   Rhein,  femer  die  Mörtelmaschine  mit  senkrechtem  C>li"d( 
Art  der  Thonmühlen  I  von  der  Maschinenfabrik  von  W.  Job.  S 
Köln  a.  RL,  sodann  die  wagerechte  Mörtelmaschine  (mit  Kii 
2  Knetachsen  und  abwechselnden  Messern)  von  der  Georgs*MaricnhUlte 
bei  Osnabrück,    der   Kollergang  (mit  zwei  schweren  eisemm  Achsen)  wn 
Grothe  in  Luxemburg  u.  s,  w. 

(Näheres     über    Mörtelmaschinen     findet    man    im      ^Hart 
Ingenieurwissenschaften*,  Bd»  IV,,  Abthl.  3,  Lief.  4,  Cap.  XV.   Lt  i 

Je  nach  der  Beschaffenheit  des  Kalkes  wird  ein  Gewichts  theil  lir 
mit  1 — 5  Gewichtstheilen  Sand  vermischt.     Es  wird  angenommen,  d; 
Sand  mit    soviel  Kalkbrei   vermischen    lässt,    als   er   ohne  Volumen;« i 
aufnehmen  kann.    Dann   sind    sämmtÜche  Zwischenräume  der   dir!  * 
Sandkörner  eben  noch  mit  Kalkbrei    ausgefülU,     Fetter  Kalk    v* 
grössere  Menge  Sand  aufzunehmen  als  magerer,  und  zwar  beträgt  dit 
etwa   das  sechsfache  des  Kalkgewichles»    Wegen   des   grösseren  ^ 
giebt  fetler  Kalk  demnach  auch  eine  grössere  Mörtelmasse  als  magerer, 

Professor  Manger  empfiehlt  in  seinem  »Hiifsburh  ^m»  Anfcrtiguog 
von  Bauanschlägen  *  : 

Für   Ziegelmauerwerk    über   der    Erde    im    Durcnsriuutt    1    H   ' 
Kalk  mit  3  Theilen  Sand,  im  höchsten  Falle   1    Iheil  Kalk  mit   1  */a   J 
Sand,  zum  mindesten   l   Theil  Kalk  mit  4  Theilen  Sand, 

Für  Ziegelmauerwerk  unter  der  Erde  im  Mittel  1  Theil  Kalk  üöt 
4  Theilen  Sand,  im  höchsten  Falle  1  Theil  Kalk  mit  3  Theilen  Sand,  sm 
mindesten   1  Theil  Kalk  mit  5  Theilen  Sand, 

Nach  Versuchen  von  Professor  Hauenschild  erhärtet  Kalkmörtel  in 
1   Theil  Kalk  und  5  Theilen  Sand    bei  Grundbauten  energischer  als  -    ' 
aus    1  Theil  Kalk    mit    3  Theilen  Sand,    weil    er    der  Kohlensäureant 
günstiger  ist.  Auch  Professor  Manger  hält  bei  Grundbauten  einen  sta 
Sandzusatz  für  zulässig,    weil    die  Kohlensäure    dej  Luft   an    den    unit;i    J^ 
F>de  liegenden  Kalkmörtel  weit  spärlicher  und  langsamer  gelangt,    und  wo! 
der  meist  betleutende  Druck  der  auflagernden  Mauerschichten  die  Erhiiriuii? 
des    Mörteln   befördert,    indem    derselbe   die    Sandkörner   inniger    unter  mdi 
verbindet  und  besser  an  die  Steine  andrückt.    Der  Mörtel    bleibt    unto^ 
Erde  lange  genug  weich,   um  jedem  Druck   nachzugeben.    Selbst    ein   "  i 
aus    1    Theil    Kalk    mit   9 — 14   Theilen    Sand    erhält    noch    eine   geti 
Festigkeit^  wenn  er  durch  starken  Druck  gedichtet  wird.   Aus  demselben  i*. 
verwendet   man   zu  Mauerwerk   aus   dichten   und    sehr   grossen  Bruc 
zweckmässig  einen  magereren  Mörtel  als  zu  Mauerwerk  aus  Backstemm 
porösen  Bruchsteinen;   *lcnn  grosse  Steine  drücken   schon   durch  ihr  ei^i 
Gewicht  stärker  auf  den  Mörtel,  und  bei  dichten  Sieineu  gelangt  die  Kol 
säure  der  Luft  nur  durch  die  Fugen  an  deri  Mörtel 

Zur  Herstellung  von  PuU5,   zn  welchem  die  Luft  ungehindert  gcla 
kann,    muss    ein    fetter   Mörtel    aus    1    Theil    Kalk    und    2    Theilen   Ä 
gcwäiilt   werden,   damit   ein    zu   schnelles  Austrocknen   verhindert  wird  ud*I 
der  Putz   nicht   zu  viele  Poren   erhält.     Nimmt    man  jedoch 
fett,   so    wird    er    leicht   rissig  und  erhält  keine  genügende  I 
letzterer  wächst  aber  die  Dauerhaftigkeit  de^  Putzeii. 


ÄpteT 


lortel 


Reiner  Kalkbrei    (ohne  SaiuJ/AisaU')    kann    als    Mörtel    nur    in    ganz 

engen   Fugen  Verwendung  finden,   so   dass  beide  Steinflächen  nur  vom  Kalk 

berührt  werden*    Würde  man  mit  ihm  breite  Fugen   füllen    oder  Mauerwerk 

so  würden  sich  in   Folge    xu  langsamen  Trocknens  des  Breies  Risse 

runge  bilden,  in  welche  der  Regen  und  Schnee  eindrint^am  und  eine 

.  e  Zerstörung  des  Putzes,  beziehungsweise  eine  Auswaschung  der  Fugen 

i^L       ihren  kann.     Dasselbe,    nur  in  schwächerem  Maasse,  würde  eintreten, 

^■n  man  Mörtel  mit  ru  geringem  Sand;!usat/.  verwendete.  Ist  der  Sandzusatz 

PR>ch  ein   so    grosser,    dass  nicht  alle  Sandkörner    von    dem   Kalkbrei   um- 

i^üUl  und  durch  ihn  verbunden  wenlen,  so  ist  das  Gemenge  als  Mörtel  nicht 

jBlchbar. 

^m  Bei  Bruchstem-  und  Klinkermauerw^erk  empfiehlt  Hauenschild  die 
^■utzung  eines  möglichst  steifen  Kalkmörtels,  >weü  sonst  durch  den  Druck 
Hp  Steine  unmittelbar  Wasser  ausgcpresst,  die  Reibung  an  den  Beruhrungs- 
lachen  dadurch  sehr  vermindert    und    die  Steine    selbst   dadurch    beweglich 

Kirimmend)  würden«.  Bei  gewöhnlichem  Ziegelmauerwerk  und  Mauerwerk 
porösen  Sandsteinen  hält  er  die  Verwendung  eines  satten,  nicht  flüssigen, 
leicht  beweglichen  Mörtels  für  gut,  i»  damit  das  Porenwasser  unter 
iiit nähme  von  Kalkmilch  in  die  Poren  der  Steine  langsam  eindringt  und 
H|arch  Vergrösserung  der  Adhäsion,  ohne  Entziehung  der  Plasticität,  bewirkt«. 
■^:  »Handbuch  der  Architektur«,  18^15,  Bd.  I,  Y  Hälfte,  S.  139,) 
^B  Suid*  Der  Bausand  soll  möglichst  scharfkantig  und  eckig,  frei  von 
flmius  (Torf),  Schlamm,  Staub,  crdöl-  oder  asphaltreicher  Durch tränkunL'. 
rhon  M.  s.  w,  sein  und  nicht  zu  kleines^  am  besten  gemischtes  Korn  besitzet  i 
^cTgl  §  58.)  Mittelgrober,  scharfkantiger  Sand,  namentlich  solcher  mit 
> — 10*7(>  granitischen  oder  feldspathartigen  Geschieberesten  eignet  sich  zur 
Mörtelbereitung  am  besten.  Feinkörniger  aljgeschlifTencr  Sand  ist  nicht  so  gut, 
[cdoch  wählt  man  zum  Putzmörtel  einen  etwas  feinkönugeren  Sand,  um  eine 
jlaltere  Fläche  zu  erhalten.  Runde  Sandkörner  haben  im  Vcrhältniss  zu 
brem  Inhalt  eine  kleinere  Oberfläche  als  scharfkantige  und  erfordern  des- 
sen zu  ihrer  Umhüllung  weniger  Kalkbreimasse,  dagegen  schieben  sich 
I  scharfkantigen  Sandkörner  inniger  ineinander. 

Sand    mit    organischen    Beimengungen    oder    Zusätzen     von    Häcksel, 

berhaaren,  Sägesp^änen  u.  s.  w,  ist   ganz  unbrauchbar,    denn   diese  Stoffe 

Jen  durch  Einwirkung  des  Kalkes  zu  dem  auf  den  Mörtel  sehr  schädlich 

rirkcndcn  Humus  umgewandelt  (vergl  §  6]  >.  Durch  reinen  Sand  (Fluss- 

1)    dagegen    wird    die    Festigkeit   dem  Mörtels    wesentlich    erhöht.     Steht 

«olcher   nicht    zur    V'erfiigung,    so    empfiehlt    es    sich,    den    Sand    durcli 

chen  von  allen  thonigen  und  schlammigen  Bcstandtheilen  zu  befreien. 

Zum  Sand  waschen  (Schlämmen)  verwendet  man  neuerdings  und  mit 

eigens  construirte  Maschinen,   von   denen    die  von  Gressly-Ruge 

weitere  Verbreitung  gefunden  hat.  (Siehe  »Schweizer  Bauzeitung«,  I88ö, 

lan  ^  ri  Sand  für  rein,  wenn  er  —  in  reines  Wasser  geschüttet 

Bell  I  kkt,  ohne  eine  merkliche  Trübung  des  Wassers  zu  bewirken, 

Muss  man  den    aus  krystallinischen    Kalk-  oder    Dolomitsteinen    durch 

porl  oder  Zerfrieren  entstanilenen   Sand    »Kalk»antl,  Dolomitsand)    vüt- 

SO    mischt   man  demselben,  nach   Gott  getreu,  zweckmässig  grob- 

^igcn  Quarzsand  oder  Geschieb ereslc  von  fcldspathhaltigen,   gratii tischen, 

^  fit  HCl,  HumUrntJ]  drr  Biut>toin«^L(ri«.  Bnml  IL  S 


IS 


Zweiter  Theil,  Die  VcrTjiniintigsstöffe, 


syeiiitischen  u.  s.  w.  Gesteinen  bei.  Weniger  brauchbar  ist  der  von  glimmerUalüg«. 
oder  homblendcreichen  Gesteinen  herrührende,  aus  leicht  spaltenti 
bestehende  Sand-     Zur  Mörtelbereitung  kann  man  aber  auch   H 
graiiulirte    und    gepulverte  Hochafenschlacke    und    zerstampfte    1 

Ziegelsteine  nehmen»  ferner  Räumasche,  d.  i.  der  Rückstand  der  „. 

und    gut    ausgebrannte    Steinkohlen-  oder    Braunkohlenasche  u,  s.  w.;  soldje 
Beimengungen    verleihen    dem    Mörtel    die  Eigenschaft,    unter  Wasser  zu  tt 
härten.    Die    Hochofenschlacke    besteht    im  Mittel    aus    40'127o    Kieselcnk, 
15-37%    Thonerde.    :i6'027,,     Kalkerde    und     lO^o    Manganow 
üxydul  u,  s.  w.,   stellt  also  ein  Kalk-Thonerde-Silicat  dar.  Wird   • 
beim  Ausfliessen  aus    dem  Hochofen   granulirt,  d.  h.  durch  eine  Rci 
oder  einen    Durchschlag    in    kaltes    Wasser  gegossen,    so  erhält  sie  <....  ^-^ 
artiges  Korn.    Häufig  wird  die  granulirte    Hochofenschlacke    noch    zu  Saod 
gemahlen    fSchlackensand).    Einen    guten    Luftniörtel    erhält    ir 
1     riicil  Kalkbrei,  2  Theilen  feinem  und   1  ^^  Theilen  grobem  Schlat  1 
(Vergl  §  21  n,  Kalkmörtel  mit  hydraulischen  Zuschlägen,) 

Zur  Pnifnng  von  Kalk-  imd  Cementmörtel  benutzt  man  sogcnanntöi 
Normalsand  aus  Freienwalde  (bei  Berlin),  welcher  vom  LabomtoritaB 
der  Thonindustriezeitung  in  Berlin  bezogen  und  unter  der  Controle  4ci 
Vorstandes  des  »Deutschen  Cement-Fabrikanten-Vereines«  Äubereitet  irird 
Dieser  Sand  wird  durch  Waschen,  Trocknen,  Grob-  und  Feinsieben  ( 
Siebe  mit  iM)  und  120  Maschen  für  das  Quadratcentimeter)  von  mögli 
reinem  Quarzsande  gewonnen  und  hat  das  Einheits-Gewicht  von  2l)ä 
1  Liter  lose  eingefiillten  Sandes  von  1'5^^  Gewicht  befinden  sich  56' • 
feste  Masse  und  440  rm^  Hohlräume  und  in  1  /  feslgerüttelten  Sandes  900 
feste  Masse  und  K'K)  cm^  Hohlräume,  so  dass  der  Normalsand  um  Ifl 
schwindet,  (Siehe  v?landbuch  der  Architektur«,  18115»  Bd  I^  l.  HiÜf»,  | 
S,   I3L) 

Man  erhält  (nach  Mothes)  einen  guten  Mörtel,  wenn  bei  nindkörnic^- 
magerem  Sand   12^0»    ^*^i    scharf  körn  igem,   magerem  Sand  l4**/(,,    t- 
körnigem,  aber  mit  Thon  untermischtem  Sand  15 — Itj^o»  ^^^  scharfk- 
lehmigem  Sand  18^20%  Kalkerdehydrat  nothwendig  werden,    N'ici: 
man   jedoch  Sand   verwenden,    der   mehr   als  4^/q  Thon  besitzt,    tk 
selbe   vermindert    die  Bindefähigkeit    des  Mörtels;    bei   grossem    Th* 
kann  die  Bindekraft  des  Kalkes  vollständig  aufgehoben  werden.   Die 
Baupolizei   schreibt    deshalb   mit  Recht   vor:    »Die  Ver^vendung    von 
murtel  zum  Bauen,  in  welchem  ausser  Kalk  und  Sand  der  Masse  nach  nifi»  l 
als  4**  Q  andere  Bestandtheile  iz,  B.  Thon,  Lehm,  Humus  u.  s.  w.)    oder  de»  I 
Gewichte  nach  mehr  als  2*67o  solcher  Bestandtheile  enthalten  sind,    hl  r^l 
boten. e   Mörtelmischungen  mit  solchen  schädlichen  Stoffen  filhren  den  Kam»  | 
SparkalL 

Der  Thongehalt   lässt   sich  nach  dem  Ton  Dr  Ziurek 
und  von  Mothes  etwas  abgeänderten  Verfahren  ohne  eigentlitiiL 
Analyse  in  folgender  Weise  annähernd  feststellen:  Man  füllt  ein  ü  it  w  hö 
und  8  5^7//  weites,  auf  02 m  Höhe  genau  200  ^w*  Inhalt  besitjcendcju,  cy\i 
förmiges  Glasrohr  mit  100.^  des  zu  prüfenden  Mörtels,  Derselbe  wird 
seiner  Erhärtung  und  mit  wenig, 

stark  verdünnter   v  :,ei   angerührt    ui^ 

die.'^er  schwachsäuerhchen  Mischung    iicgossen.    IMese  Müssigkett  woä  •»'^| 


apIteL 


Minuten  wieder  behutsam  abgegossen  und  das  Begiessen  so  oft  wieder* 
bis  das  Wasser  klar  abläuft 

Auf  den  im  Glase  befindlichen  Mörtel  ist  so  viel  Wasser  zu  giessen,  dass  die 
ire  bis  auf  0'2  m  Höhe  gefüllt  ist.  Bis  zu  dieser  Höhe  ist  das  Glasrohr  mit 
mer  lOOtheiligen  Scala  versehen,  so  dass  jeder  Grad  2  ^m^  Inhalt  anzeigt 
fach  etwa  24  Stunden  hat  sich  der  Thon  am  Boden  des  Glasgefässes  ab- 
gert;  an  der  Scala  liest  man  die  Höhe  der  Thonschicht  ab;  entspricht  die- 
11* — 20  cm^f  so  war  der  Thongehalt  im  Mörtel  gleich  5  Gewichtsprocenten 
trockenen  Mörtelmasse,  bei  25--26  Grad  7V//o.  bei  30—32  Grad 
^g,  bei  3^—37  Grad  12^/,%,  bei  40—42  Grad  15%  u.  s.  w.  Ist  der 
tel  feucht^  so  muss  man  ihn  erst  auf  seinen  Wassergehalt  prüfen  und 
leinentsprechend  mehr  als  100  ^^  in  die  Glasröhre  schütten.  Meistens  enthält 
ämlich  frischer  Mörtel  etwa  20^ j^   und  ziemlich  trockener  Bausand  3^ — ü7o 

El  Gewichte  nach)  Wasser, 
Einen  sehr  guten  Mörtel  ohne  Sand  soll  man  (nach  Gottgetreu) 
Iten,  wenn  man  100  Theile  zu  Pulver  gelöschten  Kalk  und  200  Theile 
Torf-,  Steinkohlen-  oder  Braunkohlenasche^  die  durch  ein  feines  Drahtsieb 
;eschlagen,  mit  Wasser  vermischt  und  dem  dicken  Brei  1  Theil,  in  etw^a 
LTheilen  Wasser  aufgelöstes  ^Vasserglas  (von  33*^  Be\)  hinzusetzt  und  das 
H^e  durcharbeitet.  Man  kann  dieser  Mischung  auch  lUO  Theile  reinen 
Pkrzsand  beimengen,  ohne  seine  Güte  zu  beeinträchtigen.  Beide  Mörtel- 
nischuTigcn  erhärten  in  etwa  einer  Woche  und  eignen  sich  sowohl  zur  Ver- 
ircndung  an  der  Luft  als  auch  unter  Wasser. 

Neumann  (a.  a,  O.»  S.  125)  empfiehlt  für  schnellbindenden  Mörtel 
adcs  Recept:  In  ein  Gefäss  mit  Wasser  werden  einige  Stücke  un- 
schten  Kalkes  hineingeworfen,  so  dass  Kalkwasser  entsteht  Dann  werden 
tre  Kalkstücke  mit  Wasser  besprengt,  bis  sie  zu  Pulver  zerfallen.  Von 
tm  Pulver,  das  durchgesiebt  wird,  mengt  man  2  Theile  mit  2  Theilen 
lelmehl  und  3  Theüen  Sand  trocken  und  innig  mit  einander,  bis  das 
?emenge  überall  dieselbe  Farbe  zeigte  besprengt  dasselbe  mit  dem  Kalkwasser 
Liid  rührt  das  Ganze  so  lange  sorgfältig  durch,  bis  es  die  Steifheit  des 
irltirtcls  erlangt  hat  Ein  so  zubereiteter  Mörtel  soll  fast  ebenso  schnell  wie 
Imds  abbinden, 

H  In  ähnlicher  Weise  wird  der  Loriot'sc he  Mörtel  hergestellt  Derselbe 
H^ehl  aus  2 — 3  Theilen  durchgesiebtem  Ziegelmehl,  2  Theilen  Kalkbrei 
|RI  3  Theilen  Flusssand,  welcher  Mischung  2  Theile  frischgebrannten 
ind  ungelöschten  Kalkes  in  Mehlform  beigemengt  werden.  Ein  solcher  Mörtel 
Jet  ebenfalls  sehr  rasch  ab  und  erhält  bald  eine  sehr  grosse  Zugfestigkeit, 
ch  Hauenschild  soll  man  dem  fertiggestellten  Kalkmörtel  soviel  AeUkalk- 
rcr  hinzusetzen,  wie  das  Gewicht  des  Gehaltes  des  Mörtels  an  Aetzkalk 
ragt,  also  bei  einer  Mischung  von  1  Theil  Kalkbrei  und  3  Theilen  Sand 
%  Theil  Aettkalkpulver. 

Man  kann  auch  Sand,  Ziegelmehl,  ungelöschtes  Kalkpulver  und  Kohlen- 
il] trocken  zusammenmischen  und  kurz  vor  dem  Gebrauche  mit  gelöschtem 
und  Wasser  vermengen  und  kräftig  durcharbeiten. 
Die    verschiedenen    Volumen-    und   Gewichtsänderungen    nach    der  Zu- 
iienstcUung  von  Dr.  Ziurek  zeigt  die  nachfolgende  Tabelle;   hierbei  ist 
spectßsche  Gewicht  des  halbtrockenen  Sandes  zu  1'15  angenom^nv^vw. 


20 


Zweiter  Theil.  Die  VerbindungsstofFe. 


Mörtel    aus: 


1  Theil    Kalkbrei    und 
3  Theilen  Sand. 


1    Theil    Kalkbrei     und 
2Vi  Theilen  Sand.         j 


1    Theil     Kalkbrei    und 
2  Theilen  Sand. 


1  hl  Kalkbrei  wiegt  131  hg  und  enthält  80  kg  Wasser  und 
51  kg  Kalkerdehydrat. 


3  hl  halbtrockener  Bausand 

wiegen   344*5  kg^   enthalten 

329  kg  trockenen  Sand  und 

15*5  kg  Wasser. 


1  hl  Kalkbrei,    3  hl  Sand 
und    ä-5  kg  Wasser    gebea 

2'6     hl     ==      47B     kg     DaSÄCD 

Mörtel. 


478  kg  nasser  Mörtel  geben 
372*84  kg  trockenen  Mörtel. 


373-84  kg  trockener  Mörtel 
enthalten  51  kg  Kalkerde* 
hydrat;  der  Mörtel  enthält 
mithin  13'7  %  Kalkerdc- 
hydrat. 


2*5  hl  halbtrockener  Sand 

wiegen  287  kg^  enthalten 

274  kg  trockenen  Sand  und 

13  kg  Wasser. 


lA/Kalkbrci,  2-5  Ä/ Sand 

und   ^1  kg  Wasser   geben 

2-2  kl   =    m^  kg  nassen 

Mörtel. 


420if  nasser  Mörtel  geben 
327-8*^  trPckeDen  Mörtel. 


2  hl  halbtrockener  Sand 

wiegen  229*6  kg^  enthalten 

219*3  kg  trockenen  Sand 

und  10*3  kg  Wasser. 


327-8  i-^  trockener  Mörtel 
enthalten  51  kg  Kalkcrde- 
hydrat;  der  Mörtel  enthalt 
roitbin  15*5  %  Kalkerde- 
hydrat. 


\  hl  Kalfcbrei,  2  hl  %ml 

und  1*5  kg  Wasser  gi:bca 

1-88  Ai=  35*»^4  *^- nassefl 

Mörtel, 


359' 4   kg    nasser    Mörtel 

geben  280^3  kg  irockcnem 

Mclrtel. 


280-3  kg  troi^kencr  Mörtel 
enthalten  öl  kg  Kalkerde- 
hydrat ;  der  Mörtel  enthält 
mithin  18^3  */^  Kalkerdc- 
hydrat. 


1 


Nach  Mothes  enthält  frkcher,  aus  frbch  gelöschtem  Kalk  bereitefer 
Mörtel  an  chemisch  unverändertem  Kalkerdehydrat  etwa  80— OO^o  der  u^ 
sprünglich  v^wendeten  Menge,  nach  einem  Jahre  noch  28— Sö^o,  nach  itdm 
Jahren  noch  24 — 287«»  n^^h.  zwanzig  Jahren  noch  18^227o»  nach  dreissig 
Jahren  noch  12 — 167ü  "•  s,  w.;  der  übrige  Theil  hat  sich  bereits  vx 
kohlensaurem  Kalk  umgewandelt  und  als  solcher  an  dea  Steinen  und  Sand- 
körnern sich  angelegt. 


Capitd.  Die  Ml 


trScKenen^poT^ii  Mauersteine    zu    verhindern,    müssen    die  Steine   bei 
weisser,  trockener  Witterung  tüchtig  angenässt  werden. 

K  Eine  Beschleunigung  der  Erhärtung  wird  erreicht:  durch  Ver* 
P©sserung  der  Mörteloberfläche  und  dadurch  beförderte  Flinwirkung  der 
Cohlensäure,  durch  Vermehrung  des  Sandzusatzes  und  dadurch  bewirkte 
Tergrösserung  der  Zwischenräume,  durch  Beförderung  der  Wasserverdunstung 
mittelst  Luftzuges  oder  künstlicher  Austrocknung)  und  durch  Vermehrung  des 

Kick  es  auf  den  Mörtel    Die  Erhärtung  wird  verzögert  durch  dichte,  un- 
Öse    Steintiächen.    durch    geringen    Sandzusatz    und     dadurch     bewirkte 
lichtere    Lagerung    der    Kalktheilchen    (also    Verminderung    der  Zwischen- 
e ),  durch  Verhinderung  des  Austrocknens  (also  in  der  Feuchtigkeit  oder 
Luftabschluss)  und  durch  Frosteinwirkung.  Zum  Härten  von  Kalkmörtel- 
empfiehlt Kessler  Magnesia fluat,  (Vergl  §  54,) 
Eine    künstliche    Austrocknung    von    Kalkputzwänden    mittelst 
ikskörben    ist    nach    den    Michaelis'schen    Untersuchungen    vortheilhaft, 
pm    die  Temperatur   lÜO*-  C  nicht  überschreitet   Die  Untersuchung  ergab 
er  anderem,  dass  ein  Mörtel  aus  1  Theil  Kalk  und  3  Theilen  Sand,  in  der 
ie  getrocknet,  nach  vier  Wochen  eine  Zugfestigkeit  von  Hm  kg  besass, 
rend  derselbe  Mörtel,  nur  an  der  Luft  erhärtet,  in  demselben  Zeiträume 
Zugfestigkeit  von  nur  1-95  kg  erreichte. 

Der  Frost  vermag  nicht  nur  die  Erhärtung  des  Mörtels  zu  verzögern, 
[öndern  auch  eine  Zerstörung  desselben  herbeizuführen,  indem  das  Mörtel- 
ser  gefriert.  Ein  Zerfrieren  ist  namentlich  bei  Putzmörtel  zu  befürchten. 
der  Kalkputz  miter  dem  Frost  nicht  leiden,  so  muss  er  nach  seiner 
tigstellung  etwa  einen  halben  Tag  lang  vor  Frosteinwirkung  bewahrt 
ibeii.  Winl  Mörtel  in  starkem  Frost  verbraucht,  so  besitzt  er  keine  Halt- 
keit.  Sobald  die  Temperatur  unter  0''  sinkt,  überziehen  sich  die  Mauer- 
ne  mit  einer  Eiskruste,  welche  das  Eindringen  des  Mörtels  in  die  Stein- 
en verhindert  Das  beim  Thauen  des  Eises  entstehende  Wasser  verbindet 
mit  dem  bereits  abgebundenen  Mörtel  nicht  mehr,  sondern  bewirkt  ein 
l^tossen  des  Mörtels  von  der  Steinoberfläche.  Muss  man  bei  Frostwetter 
lucm,  so  empfiehlt  es  sich,  sehr  trockene,  poröse  Steine  zu  vexwemieu, 
^eil  dieselben  das  Mörtelwasser  und  mit  ihm  Kalkerdehydrat  begierig  ein- 
igen, bevor  sich  eine  Eiskruste  auf  ihnen  bilden  und  ihre  Poren  ver- 
Bbie^sen  kann.  In  Petersburg  benutzt  man  bei  Frostwetter  vorgewärmtes 
fCJ^Izencs  Wasser  zum  Anmachen  des  Mörtels  und  beim  Versetzen  von 
jsteinen  Spiritus  mit  Seifenzusatz  statt  Wasser.  Der  Salzzusatz  bewirkt 
:iaJ  eine  grössere  Widerstandsfähigkeit  gegen  Zerfrieren,  sodann  aber  auch 
starkes  Aufsaugen  des  W'assers  bei  dem  Krystallisiren  des  Kochsalzes, 
zwar  ist  diese  letztere  Wirkung  um  so  grösser,  je  geringer  die  Tempe- 
Bir.  Hierdurch  wird  ein  Gefrieren  des  Mörtels  verhindert.  Es  empfiehlt 
b,  auf  10  /  Wasser  1  /ig  Kochsalz  zu  nehmen.  Für  Hochbauten  besteht 
E>ch  nadi  Königes  Beobachtungen  in  dem  Salzzusatz  zum  Mörtel  der 
ththeil,  dass  die  Wände  niemals  trocken  werden.  —  In  Norwegen 
ifl  bei  Verwendung  von  frischgebranntem  Kalk  und  warmem  Wasser  noch 
einer  Kälte  von  12*"  C  gemauert,  ohne  dass  sich  Schäden  zeigen. 
iJlsst  man  tlen  Kalkmörtel  längere  Zeit  im  Kalkkasten  oder  in  den 
crmoUcn  liegen,  so  erhärtet  er  durch  Verdunstung  eines  Theiles  seines 
Bscrs    und    Kohlensäurcaufnahme.     Aus    diesem    Grunde    soll    man  nicht 


22 


ZueUcr    IJicii, 


mehr  Mörtel    bereiten,  als  man  in  einem  Tage  vermauern   Iciinn;  h\c  ' 
Schluss    der  Arbeit    noch    Mörtel    übrig,    so    hat    man  deaselhcn  di 
decken  mit  feuchten  Tüchern  gegen  Austrocknung  nach  Möglichkeil  zu  s 

Sobald  der  Kalk   aus    dem    teigartigen  Zustande    in    den  starrem  uici 
geht,  heisst  er   »angezogen«.  Das  Anziehen   beginnt    (nach  Hauenschild) 
hei  einem  Wassergehalt  unter  607o  ^^^  i^^  (nach  Vicat)  ei' 
eine  Nadel  von   1  mm'^  Querschnitt    bei    lothrechter  Stellung 
lastung  nicht  mehr  in  den  Mörtel  einzudringen  vermag. 

Gewöhnliche  Mörtclfugen    erhalten    an    der  Luft  nach  fünf  Tä^^'^  i^^^ 
volle  Oberflächenerhärtung,     In    diesem  Zustande    tragt  die  Mörtelol 
2^e  Vicat 'sehe  Nadel  mit  2000  g  Belastung.   Ist  die  Mörtelmasse  voli- 
härtet,    so    durchdringt   die  Vicat'sche  Nadel    sie    erst  bei  einer  Bt  1  >    i : 
von  etwa  7500  —  lOtHK)  g*  Nach  Hauenschild  trägt  ein  vollständig  et 
Mörtel    aus    1   Theü  Kalk    und    5  1'heilen    Sand    die    Nadel    mit    h 
während  ein  solcher  aus  1  Theil  Kalk  und  3  Theilen  Sand  schon  bei  aner 
Belastung    der   Nadel    von    etwa    75(X)  g   zerstört   ^vird;   die    Erhärtung  des 
mageren  Mörtels  ist  demnach  eine  weit    energischere,   als   die    eines  Moncis 
mit  geringerem  Sandzusatze. 

Früher  war  man  der  Ansicht,   dass  zu  der  Bildung    von  kohlen^atßtw 
Kalk  noch  eine  schwache  Ausschliessung  des  Quarzsandes  unter   I 
Silicaten    bei    der  Erliartung    hinzuträte,    und  glaubte    in  alten  M_   i 
lösliche  Kieselerde  gefunden  zu  haben.     Nach   den  genauen  Untcrsu»  f 
des  chemischen  Laboratoriums  von  Seger  und  Cramer  in  Berlin  i< 
Annahme  jedoch  eine  irrige.  Selbst  bei  ÜOO  Jahre  altem  Mörtel  aus  1^  ; 
dorfer  Kalk  konnte  eine  Kalksilicatbildung  nicht  nachgewiesen  werden,  ^Sithc 
»Thonindustriezeitung«,  1894,  S.  2l*6.) 

Festigkeit    des    Kalkmörtels.     Nach    Dr.    Böhmens    EiTniti' ' 
betrug  beim  Lengericher  Fettkalkmörtel  aus  1  Theil  Kalk  und  L5  1  hu.t- 
Normalsand  die  Zugfestigkeit  bei  Lufterhärtung  nach  7  Tagen  2'74  ig^  nadi 
28  Tagen    4*82  kg,    und    die  Druckfestigkeit    nach    7  Tagen   ll3"53  äg^   nach 
28  Tagen  21' 18  kg  für  das  Quadratcentimeter  Fläche. 

Ein  Gemenge  aus  1  Gewichtstheil  Staubhydrat  und  ü  Gcwichb 
Sand  besass  nach  vier  Wochen  eine  Zugfestigkeit  von  45  kg  und  n;^ 
Wochen  eine  solche  von  695  kg  für  das  Quadratcentimeter. 

Mauerfrass,  Es  wurde  bereits  im  §  Gl  darauf  hingewiesen,  dass 
Kalkmörtel,  welcher  sich  mit  Garten-  oder  Ackererde  unmittelbar  l)erühn, 
mit  dem  in  dieser  stets  vorkommenden  Chlomatrium  (Kochsalz)  nv' 
saurem  Natrium  auch  Chlorcalcium  bildet  und  dass  dadurch  dei 
Mauerfrass  erzeugt  wird.  Auch  ist  schon  im  §  22  hervorgehoben  ^ot 
dass  man  Kalkmörtel  nicht  an  solchen  Stellen  (z.  B.  an  Aborten  oder  I>üti 
litten)  verwenden  darf,  wo  er  mit  stickstoffhaltigen,  verwebenden  und  or 
mischen  Stoffen  in  unmittelbare  Berührung  kommt,  weil  sich  dann  sal[»ctcJ' 
saurer  Kalk  bildet,  der  durch  Aufnahme  von  Feuchtigkeit  zum  Zcrfür^^ni 
gebracht  wird  und  allmälig  das  Mauerwerk  zerstört. 

§  198.  Weitere  Verwendungen   des  gebrannten  Kalkes. 

Ausser  zum  Luftmörtcl  und  zum  Putz  verwendet  man  den  gebrairtite« 
Kalk    auch    xur    Herstellung    von    Stuck    (RcUcCitiick,    Stucco  lostro)»  vt)" 


M 


Ersles  Oipitel.  Die  Mürtch 


23 


?Sana-,  H^-drosand-,  Hydrokalk-,  Kunstsandstei  neu,  Schlackeii- 

ncTJ,  Korksteinen  u.  s.  w,  und  zum  Stampfbau  (Pi5<l4)au), 
Den  Stuck    bereitet    man    aus  dem  feinsten   Fettkalkmortel  und  etwas 
(auf  2—3  /  Fettkalk  1  /  Gyps).   Der  Gypszusatz  beschleunigt    die   Er- 

mxg  des  Mörtels  und  befördert  die  Geschmeidigkeit  desselben.  Diese 
e  widersteht  den  Witterungseinflüssen»  sobald  sie  vollständig  ausgetrocknet 

I  mit  Oelfarbe  angesttichen  ist,  und  ist  deshalb  auch  zu  äusseren  Ver- 
ngen  (Gesimsen,  Fenstergewänden  u.  s,  w,)  brauchbar. 

Wenn  man  X  Theil  alten,  abgelagerten,  steifen  Fettkalk  mit  2  *rheilen 
btem  Marmorstaub  und  mit  Wasser  vermengt  und  sorgfältig  durchknetet, 

Srhält  man  einen  lange  Zeit  plastisch  bleibenden  Teig,  welcher  sich  zum 
Iren  von  Reliefstuck  gut  eignet 

Dieselbe  Masse  benutzt  man  als  Grund-  und  Rohputz  bei  Herstellung 
künstUchem  Marmor,  Slucco  lustro  genannt.     Sie  wird  auf  die  Stein- 

ie  etwa  5  mm  dick  mit  dem  Reilibrettehen  aufgetragen,  hierauf  mit  dem 
verrieben  und  entÜich  mit  polirter  Kelle  geglättet.  Auf  diesen  noch  nassen 
werden  die  Adern ^  Flocken  und  Wolken  mit  einer  Masse  aus  feinstem» 

uliüssigem  Mörtel,  welcher  Farbstoffe  nebst  Ochsengalle  und  Kaseinlösung 
^mischt  werdeiii  so  aufgetragen,  dass  die  Farben  nicht  einander 
en.  Sind  die  Farben  so  weit  eingesaugt,  dass  sie  beim  Ueberreiben  mit 
Finger  nicht  mehr  abfärben,  so  wird  auf  den  Putz  eine  Politur  aus 
'  Mischung  von  2  /  Wasser  mit  40 — 50  g  Seife,  20 — 25  g  Pottasche 
r  weinsteinsaurem  Ammoniak,  Sal  tartari)  und  90  —  1 10  ^  Wachs  mittelst 
}  wollenen  Lappens  heiss  aufgetragen  und  dann  heiss  glatt  gebügelt, 
ich  auf  dieselbe  noch  ein  Ueberzug  aus  in  Spiritus  aufgelöstem  Wachs 
^bracht  und  mit  trockenem  Lappen  abgerieben.     (Nach    diesem  Recepte 

den  die  Marmorimitationen  im  Wiener  Reichsrathshause  ausgeführt.) 

Die  Fabrikation  von  Kalksandziegeln  wurtle  bereits  im  j:f  90  aus- 
Jch  besprochen,  die  der  Hydrosand steine  im  g  97,  der  Hyd ro- 
tsteine im  §  97,   der  Kunstsandsteine  im  §   100,    der  Schlacken- 

ne  im  §  90  und  der  Korksteine  im  §  99. 
Zur    Herstellung    von    Kalksandstampfbauten    (Fis^bauten)    und 

sböden     benutzt    man     eine     Mischung    von    15    Theilen    gelöschtem, 

■anniem  Kalk,  0  5  Theilen  lehmfreiem  Sand  und  S  Theilen  grobgesiebter, 
ausgebrannter  Steinkohlen-  oder  Braunkohlenasche.  Diese  Masse  mrd 
wenig  Wasser   zu    einem  steifen  Brei  verarbeitet    und  bei  Fussböden  in 

t  Lagen  von  zusammen  12— lOrm  Höhe  aufgetragen,  festgestampft  und 
der  Maurerkelle   geglättet.    In  Ställen    nimmt    man    die   Fussbodenhöhe 

IS    grösser    an    und  überstreicht    die  Masse,    nachdem    sie   gehörig   aus- 

öcknct  ist,  zweimal  mit  Thcer  und  Oelfarbe,  Diesen   Anstrich  kann  man 

I   mit  Seifen  Wasser  ahw;» sehen,    ohne  dass  die  Feuchtigkeit  in  den   FusS' 

en  einflringt.  Diese  M;\sj>e  ilX  R  P.  Nr.  19808  für  J.  Lehmann)  eignet 
auch  für  Dächer  tiber  gewölbten  Gebäuden,     l^erartigc  Dächer  werden 

einer  Sem  hohen  Mörtellage  gebildet    und    mm  Schutz  gegen  Feuchtig- 
mit  Oelfarbe  angestrichetL 
Zum  Kalksandstampfliau    vet^endet    man    aber    auch  einen  Mörtel 

1  Tlicil  fettem,    gut  gelöschtem  Kalk    und  S  — 12  Theilen  reinem  Sand. 

r  Mischung  ist  sorgfältig  und  so  gleichinässig  durchzuarbeiten,  diiss  sie 
Ansehen    von     frisi  h     ueL-ndjcntT,    Tnat'tTLr   narttMit-rdt-    erlulU,     Sie    ilarf 


24 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoflfe. 


nicht  zu  feucht  sein,  weil  sich  sonst  der  Mörtel  nicht  stampfen  lässt  Zur 
Herstellung  der  Grundmauer  empfiehlt  F.  Engel  eine  Mischung  von  1  Thal 
Luftkalk,  1  Theil  Portlandcement  und  6 — 8  Theilen  Sand  oder  von  2  Theilen 
Mergelkalk,  1  Theil  Portlandcement  und  8 — 9  Theilen  Sand.  Der  Mörtel 
wird  in  hölzernen  Formkästen  gleichmässig  6 — \0  cm  hoch  ausgebreitet  und 
mittelst  Stampfer,  deren  dreieckige  oder  viereckige  Gnmdfläche  mit  Blecb 
beschlagen  ist,  um  das  Anhaften  des  Mörtels  möglichst  zu  verhüten,  so 
lange  gestampft,  bis  der  Stampfer  beim  Aufschlagen  zurückspringt  und  einen 
metallähnlichen  Klang  erzeugt.  Sobald  die  Formkästen  gefüllt  sind,  können 
die  Bretter  abgenommen  werden.  Bei  sauberer  Arbeit  ist  ein  Putz  unnöthig 
und  ein  Anstrich  genügend. 

Erwähnenswerth  ist  auch  der  Aschenstampfbau  oder  Cedrinbau, 
welchen  man  seit  etwa  Mitte  dieses  Jahrhunderts  in  der  Gegend  von  Lyon 
vielfach  verwendet  hat,  und  den  Dr.  Küchenmeister  und  C.  Bernd t  in 
Deutschland,  und  zwar  in  Sachsen,  zuerst  ausgeführt  und  in  Deuben  zum 
Bau  von  Fabriken  angeblich  mit  grossem  Erfolge  benutzt  haben.  Zu  diesai, 
äusserst  billigen  Bauten,  die  auch  in  Westphalen  und  Braunschweig  in  neuerer 
Zeit  hier  und  da  aufgeführt  wurden,  benutzte  man  ein  Gemisch,  das  vorzugsweise 
aus  1  Theil  Staubkalk  und  5  Theilen  Steinkohlenasche  oder  aus  4  Theilen 
Steinkohlenasche  und  1  Theil  Fettkalk  oder  aus  zu  Staub  zerfallenem,  ge- 
wöhnlichem oder  hydraulischem  Kalk  und  ausgewitterter  Steinkohlenasche  mit 
Strassenschlamm  (im  Verhältniss  von  3:1)  besteht.  Diese  Stoffe  wurden 
trocken  innig  zusammengemengt  und  darauf  nur  mit  so  viel  Wasser  be- 
gossen, (lass  eine  feuchte,  sich  mit  der  Hand  zu  festen  Klumpen  knetbare 
(plastische)  Masse  entstand.  Die  Herstellung  der  Mauer  aus  Aschen  stampf- 
masse  geschah  ebenso  wie  beim  Erdstampfl^au,  und  zwar  in  Schichten  von 
etwa  12  cm  und  unter  Benutzung  von  Formkästen.  (Näheres  hierüber  findet 
man  in:  »Der  Ascheu-  und  Erdstampfbau«  von  C.  Berndt  und  A.  Geb- 
hardt,  Leipzig  1875,  2.  Aufl.,  und  »Der  Aschenstampfbau  und  die  Woh- 
nungsiioth«   von  Dr.  Küchenmeister.) 


Aschenmörtel    (aus  Asche  und  lO^o  Kalk)    leistet  nach  seinem  Ab- 


Srste«  CapiteL 


flöftel. 


Siehr  m  CosUn  soll  mit  Erfolg  eine  Mischung  von  1  Theil  Cement, 
Thcilcn  Kalk,  2  Tbeilen  Sägespänen  und  3  Theilen  scharfem  Sand  zu 
Putxarbeiien  verwendet  haben ;  derartiger  Putj;  soll  auch  auf  der  Wetterseite 
frei  von  Haarrissen  bleiben,  (Siehe  »Neueste  Erfiiidung:en  und  Erfahrungen c, 
Wien,  Bd.  IIL) 

///,  Der  GypsmMeL 
§  1Ö9.    Einleitung.   —  Eigenschaften  [des  Gypses. 

Einleitung,    Gyps  ist  wasserhaltiger,  schwefelsaurer  Kalk  und  besteht 
faus  32'5(57ö  Kalk»  46*51 7o  Schwefelsäure  und  2U'93%  chemisch  gebundenem 
lANasser*  An  Verunreinigungen  enthalt  Gyps  hauptsächlich  kohlensauren  Kalk- 
iDie  Menge    desselben    lässt    sich    am  einfachsten  dadurch  bestimmen,    dass 
[lau  pulverisirtcn  Gyps  mit    verdünnter  Salzsäure   begiesst,    in    welcher  sich 
Ider  kohlensaure  Kalk  auflöst,  dann  die  Lösung  filtrirt,  das  FÜtrat  ammonia- 
taiisch   macht  und  den  Kalk    mittelst    oxalsaurem  Ammoniak    fällt.    Weitere 
i^'erunreinigungen  des  Gypses  sind  Thon  und  Bitumen.  Wird  Chlorcakium  mit 
k^erdünnter  Schwefelsäure  gefällt  oder  kohlensaurer  Kalk  mit  dieser  Säure  ver- 
setzt,   so  erhält  man  künstlichen  Gyps.     Der    nach    letzterem   Verfahren    dar- 
Igestelltc  Gyps  wird  wegen    seiner   grossen  Haltbarkeit    neuerdings    zu  Dach- 
rpappanstrichen  verwendet, 

Eigenschaften.*)    Wenn    man  Gyps    auf    120 — ISO*^  C,    erhitzt»    so 

1^ verliert   er   einen  Theil   (etwa  18"/ii)    seines  Krystallwassers.    Der  bei  dieser 

Temperatur  gebrannte  Gyps  zieht,  wenn  er  mit  Wasser  zu  einem  Brei  ange- 

\\xX   wird,    bereits    in  5 — 10  Minuten    an    und  bindet  in  etwa  30  Minuten 

Ivollständig  ab,  wobei  er  Wärme  entwickelt    und  das  überschüssig  zugesetzte 

|Wasser  chemisch  bindet,  sowie  sein  Volumen  vergrössert  (^treibt).  Den  Witte- 

Lingseinfiüssen     und     der    Feuchtigkeit     vermag     ein     derartig    gebrannter, 

>röser    und  loser  Gyps    nur    wenig   zu  widerstehen,    auch    sind  Härte  und 

Festigkeit    desselben  weit  geringer  als   die   des  rohen  Gypssteines.    Deshalb 

itann    man  diesen  Gyps   nur  zu  Stuckarbeiten    im  Innern    von  Gebäuden, 

tum    Putz    von    Innenwänden,    zur  Herstellung    von   Kabilzwänden 

{siehe  §21^)  und  Gypsdielen  (siehe  §210)  u,  s,  w.  verwenden;  er  ist  jedoch 

licht  brauchbar  zu  solchen  Constructionen,   von  denen  eine  grössere  Festig- 

^kcit  verlangt  wird,    oder    die   dem  Wetter   ausgesetzt    sind.    Man  nennt  ihn 

Stuck-  oder  Bildhaucrgyps,  auch  wohl  Schnellgyps. 

Erfolgt  die  Erhitzung  des  CJypses  bei  einer  etwas  höheren  Temperatur,  so 
erhält  miin  aus  ihm  bei  Zugabe  von  Wasser  einen  ungemein  schnell  abbindenden 
irei,  der  oft  schon  während  des  sofortigen  Vergiessens  erstarrt  und  sich  hierbei 
^o  Äiark  erhitzt,  dass  häufig  die  Leimformen  zu  schmelzen  beginnen,  Der- 
irtiger  »hitzig«   werdender  Gyps  ist  als  Baustoff  nicht  verwendbar. 

Wählt  man  eine  noch  höhere  Brenntemperatur  (etwa  204 '^  C),  so  wird 
äer  Gyps  todtgebrannt;  er  sintert  zusammen  und  liefert  bei  W^asserzusatz 
aiir  eine  schmierige,  niemals  erhärtende  Masse;  er  ist  also  für  Bauzwecke 
^nverwerthbar,  dagegen  verwendet  man  ihn,  fein  gemahlen  und  geschlämmi, 
^nier     dem    Namen   Annalin    in    der     Papierfabrikation    al»    Zusatz    zum 

'aitict/eug. 

Mit  BeouUxing    der  Abhandlungea   von    A.  McicT    in  der  tDetitfchen  Bjm* 
toitoftg*,  1881*,  Nr.  *»ri,  uml  XmX  Nr.  25, 


Eweiter 


duns 


Brennt  man  jedoch    den  Gyps    bei   voller  Rothglutb  (400—500*  C), 

so  verliert  er  vollständig  sein  Krystallwasser,  wird  dichter  und  schwerer. 
Solchen  Gyps  nennt  mau  Estrichboden-  oder  Mauergyps,  auch  wohl  Gyps- 
kalk  oder  hydraulischeti  Gyps.  Kr  bindet  mit  wenig  Wasser  äusserst  langsxiu 
ab,  und  erlangt  seine  vollständige  Erhärtung  erst  nach  Wochen,  auch  erstarrt 
er  2U  einer  sehr  harten  Masse^  wenn  er  vor  Austrocknung  geschützt  wird 
Estrichgyps  wird  ausserordentlich  fest,  ist  wetterbeständig,  besitzt  hydraö- 
lische  Eigenschaften»  haftet  sehr  fest  an  Mauersteinen  und  treibt  fast  gv 
nicht  während  seiner  Erhärtung,  Geglühter  Gyps  eignet  sich  dieser  vonräg- 
liehen  Eigenschaften  wegen  zu  Estrichen,  aber  auch,  weil  er  sich  bchebig 
färben  lässt,  zur  Bereitung  von  Kunststeinen,    von  Falzziegeln    >  -«*- 

mauerwerk;  er  liefert  sehr  trockene  Räume,  wenn  die  aus  ihrn  h.  cn 

Wände  gegen  aufsteigende  Erdfeuchtigkeit  gut  isolirt  werden. 

Gyps  lost  sich  bei  W  C  in  445  Theilen.  bei  20-5**  C  in  420  The 
Wasser  auf, 

§  200,  Das  Brennen  des  Gypses. 

Die  rohen  Gypssteine  werden  zunächst  zerkleinert.  Dies  geschi 
entweder  durch  Handarbeit  mittelst  Hämmer  oder  durch  Maschinenarbeit 
mittelst  Stampfwerke,  Walzwerke  oder  Steinbrechmaschinen,  Hand- 
arbeit wird  heutzutage,  weil  zu  theuer,  nur  noch  selten  angewendet,  Stampf- 
werke werden  dagegen  noch  immer  zu  diesem  Zwecke  benutzt,  obwohl  st 
den  Ucbelstand  haben,  dass  sie  sehr  starke  Erschüttenmgen  hervorrufen, 
Walzwerke  besitzen  diesen  Nachtheil  nicht,  und  haben  den  weiteren  Vorthcil 
grösserer  Leistungsfähigkeit,  Steinbrechmaschiuen  finden  in  neuerer  Zeit  aoch 
in  Gypsbrennereien  vielfache  Ven^•endung  und  sind  sehr  zweckmässig. 

Die  Stampfwerke  arbeiten  mit  senkrecht  stehenden,  aus  gut  auf- 
getrocknetem Ahorn-,  Weissbuchen-  oder  Eichenholz  gefertigten  Stempeln, 
die  durch  an  den  Säulen  oder  dem  Gestell  des  Stanipfwerkes  befestigte 
Scheiden  geführt,  mit  gusseisemem  Schuh  an  ihrem  unteren  Ende  ;■  ici 

und  durch  eine  Daumen  weile  gehoben  werden,  worauf  sie  wieder  i,  :u. 

Die  Stempel  stehen  in  einem  aus  mehreren  Eichenholzstücken  gctcrügtcn, 
innen  mit  gusseisemen  Platten  verkleideten  Stampftrog  (Grubenstock'),  dessen 
Boden  nach  einer  Seite  hin  geneigt  ist.  Der  zerkleinerte  Gyps  schiebt  nidh 
nach  und  nach  bis  zu  dem  tiefer  gelegenen  Boden  theil  hin  und  fällt  hier  iö 
ein  Sortirsieb.  Oder  es  erhält  der  Boden  des  Troges  einen  gusseisemefi 
Rost,  durch  dessen  Oeflfnungen  der  gestampfte  Gyps  hin  durchfällt,  um  darauf 
mittelst  einer  unterhalb  gelagerten  Transportschraube  nach  dem  Sortirsicbr 
befördert  zu  werden.  (Vergl.  §  88.) 

Die  Walzwerke  werden  in  der  verschiedensten  Weise  constmii;  ;.,.. 
recht  empfehlcnswerthes  Walzwerk  für  Gypssteine  fabricirt  die  Maschin<aibaii- 
anstalt  und  Eisengiesserei  von  Eduard  Laeis  Ar  Comp,  zu  Trier.  Dicic 
mit  Riemeuvantrieb  eingerichtete  Walzenmühle  zeigt  Figur  374.  Recht 
empfchlenswerth  sind  auch  die  von  der  N ien bürge r  Maschinenfabrik 
in  Nienburg  a,  S.  gebauten  Wakwerke,  die  zum  Zerkleinem  von  (»yps  viel 
Verwendung  gefunden  haben,  sowie  die  Walzwerke  von  C  Schlickeyscn 
IV,   P.Mrlin  (vergl  §  88)   u.  s.  w. 

Die  Steinbrechmaschinen  werden  mit  Handbetrieb  (l>ci  den  kldneicn 
iNunmiern)  oder  mit  Riemenantrieb,  sowie  auch  mit  unmittelbaren  Dampfbeirich 


öiteT 


3le  Mörtel« 


ebaut.  Die  kteinsten  Maschinen  erhallen  ein  Brechmaul  von   100  mm  Länge 
ad  50  mm  Breite ;  sie  Hefern  bei  einer  Spaltrweite  von  25  mm  m  der  Stunde 
I  kg  und    bei    einer   solchen   von   50  mm    100  kg  zerkleinerten    Stoff  und 
rdem  zu  ihrem  Betriebe   1 — 2  Mann.    Die  grösseren,  mit  Riemenantrieb 
ifestatteten  St  ein  brechm  aschinen    besitzen   gewöhnlich    ein  Brechmaul    von 
'800  mm    Länge    und    von    \()i) — -500  mm    Breite    und    brauchen    bei 
BOO  Umdrehungen  der  Antriebswelle    in    der  Minute    eine  Betriebskraft  von 
\ — 20  Pferdestärken;  sie   liefern    bei  2b  mm  Spaluveite  lOüO^^ — 8000 X-^,  bei 
\  mm  Spaltweite   2000 — \iM}(^  kg  Stoff.    Die  Maschint^n   mit  unmittelbarem 
)ampfbetrieb  haben  zumeist  ein  Brechmaul  von  320  oder  500  mm  Länge  unil 
0  oder  ^2Ümm  Breite,  brauchen  bei  200  Umdrehungen  in  der  Minute  6, 
C2iehungsweise  l»j  Pferdestärken  und  liefern  in  der  Stunde  bei  25  fnm  Spalt- 
reite 2000,  beziehungsweise  5000  kg^  bei  50  mm  Spalrv^'eite  4000,  beziehungs- 
weise  lUO(>0  kg   zerkleinerten  Stoft",    Die    kleineren  Steinbrechmaschinen    mit 
landbetrieb  werden  von  den  Fabriken  auch  fahrbar,  die  Dampfsteinbrecher 
luch  locomobil  mit  Kessel  geliefert. 

Die    zu    zerkleinernden    Stücke    werdeia    zwischen    zwei,    unter    einem 
[Winkel  von  etw^a  20 — 27**  zu  einander  geneigten,    aus  Hartguss  oder  Stabi- 
les hergestelhen  und  häutig  mit  Furchen  kandgen  oder  wellenförmigen  Quer- 
chnittes   versehenen,    durch    einen   geeigneten    Mechanismus   in    Schwuigung 
irersetzten,  sogenannten  Brechbacken  zermalmt,  l>ie  Theilstücke  verlassen  das 
Jrechmaul,    d.  h.    den    Raum    zwischen    den    beiden    Brechbacken    an    der 
amersten,  engsten  Stelle,  dessen  Spaltweite  demnach  die  Maximalgrösse  der 
rheilstücke  bestimmt. 

Grössere  Verbreitung  haben  die  Steinbrechmaschinen  der  Georgs- 
tarienhütte  bei  Osnabrück,  der  Maschinenbau-Actiengesellschaft  *  Hum- 
boldt« in  Kalk  bei  Köln  a,  Rh.,  von  L.  Schwarzkopff  in  Berlin,  vom 
Lrupp-Grusonwerk  in  Buckau-Magdeburg,  von  Ed.  Laeis  &  Comp,  in 
frier  u.  s.  w.  gefunden. 

Bei  der  Steinbrechmaschine  von  Laeis  (Fig,  375)  erfolgt  das  Zer- 
brechen zwischen  zwei  geriffelten  Hartgussplatten,  deren  erste  senkrecht  in 
pinem  die  Maschine  tragenden  Rahmen  sitzt,  während  die  andere  an  dem- 
jielben  ihr  gegetmber  am  oberen  Ende  so  aufgehangen  »st,  dass  beide  mit 
jioch  zwei  Platten,  die  den  Rahmen  gegen  Abnutzung  schützen,  einen 
rrichler  büden.  Schwingt  das  untere  Ende  der  aufgehangenen  Hartguss- 
platte,  so  wird  der  in  den  Trichter  geworfene  Stoff  zerdrückt  und  fällt 
lurch  den  unteren  Spalt  ab.  Um  ein  gröberes  oder  feineres  Kom  zu 
erhalten,  lasst  sich  der  Spalt,  auch  während  des  Betriebes,  erweitern  oder 
irerengem.  Die  Hartgussplatten  können  umgedreht  werden,  wenn  sie  am 
unteren  Ende,  und  ausgewechselt  werden,  wenn  sie  ganz  abgenutzt  sind.  Das 
Schwingen  der  einen  veranlasst  ein  auf  der  Betriebswelle  sitzendes  Excenter, 
3as  auf  Kniehebel  wirkt*  Die  Figur  375  zeigt  eine  grosse  Steinbrech- 
laschine  mit  unmittelbarem  Dampfbetrieb;  dieselbe  wird  auch  fahrbar  mit 
Lejssel  ausgeführt.  Die  Maschinen  von  Ed.  Laeis  iS:  Comp,  in  Trier  haben  ein 
Jrechmaul  von  200 — 040  mm  Länge  und  100—400  mm  Breite,  machen 
BOO  oder  100  Umdrehungen  in  der  Minute,  erfordern  je  nach  ihrer  Grösse 
^nen  Kraftverbrauch  von  2 — 20  Pferdekräften  und  zerkleinem  pro  Stunde 
10000  kg  Stoff.  (Weitere  Mittheilungen  über  St  ein  brechm  aschinen  findet 
im  g  88.) 


28 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Gypsbrennöfen.  In  einfachster  Weise  erfolgt  das  Brennen  des  zer- 
kleinerten rohen  Gypssteines  —  wie  beim  Kalk  —  in  Gruben  und  MeilerxL 
Gemahlenen  Gyps  brennt  man  auch  bei  geringerem  Bedarf  in  Kesseln  mit 
doppelten  Böden  und  Dunstabzug  oder  in  flachen  Pfannen,  wobei  man  das 
Brenngut  beständig  umrührt.  Bessere  Ergebnisse  erzielt  man  jedoch  beim 
Brennen  in  eigens  construirten  Oefen.  Die  nach  Art  der  Kalköfen  con- 
struirten  Gypsbrennöfen  werden  aus  Ziegelsteinen  in  Form  eines  Kegelstumpfes 
von  etwa  3*5 — 4  m  Höhe  und  3 — 3*5  m  unterem  Durchmesser  und  möglichst 
an  einem  Bergabhange  so  gebaut,  dass  sich  die  Gicht  in  gleicher  Höhe  mit 
der  Erdoberfläche  befindet  und  man  bequem  zu  dem  unteren,  etwa  56  m 
breiten  und  80  cm  hohen  Schürloch  gelangen  kann.  Vor  dem  Beschicken 
des  Ofens  bildet  man,  wie  bei  den  Kalköfen  ähnlicher  Construction,  ein  am 
Schürloch  beginnendes  und  durch  den  ganzen  Boden  des  Ofens  gehendes 
Gewölbe,  auf  welches  abwechselnde  Schichten  aus  Brennstoff  (Holz)  imd 
Gypsstücken  aufgepackt  werden,  die  man  über  der  Gicht  mit  einem  kegel- 
förmigen Haufen  von  kleineren  Gypsstücken  bedeckt.  Derartige  Oefen  ver- 
langen eine  12 — 18  Stunden  währende  Feuerung. 

Eine  andere  Construction,  nämlich  den  Gypsofen  von  Min n ich,  zeigen 
die  Figuren  376  und  377  (aus  Mothes'  »Illustrirtes  Baulexikonc,  1883,  Bd.  II, 
S.  456).  Auf  der  Langseite  des  Ofens  befindet  sich  das  Schürloch  a  für  die 
Feuerung  (den  Rost)  3,  deren  Flammen  und  Verbrennungsproducte  den  aus 
Eisenblech  gefertigten,  in  den  Ofen  eingemauerten  Cylinder  c  umziehen  mid 
dadurch  das  Krystallwasser  aus  dem  Gyps  austreiben,  dessen  Dämpfe  durch 
ein  besonderes  Rohr  h  entweichen.  In  den  Eisenblechcylinder  werden  durch 
den  Schacht  d  die  zerkleinerten  rohen  Gypsstücke  eingeschüttet.  Durch  das 
Rad  /  und  die  Kurbel  e  (oder  durch  Riemenbetrieb)  wird  eine  im  Innern 
des  Cylinders  angeordnete  archimedische  Schraube  gedreht,  wobei  der  Gyps 
von  einem  Ende  nach  dem  anderen  bewegt  wird.  Der  gebrannte  Gyps  ßdlt 
bei  /*  heraus.  Die  Rauchgase  entweichen  bei  g.  Ein  Nachtheil  dieses  Ofens 
ist,  dass  sich  der  Eisenblechcylinder  im  Feuer  leicht  wirft  und  dann  Be- 
wegungsstörungen der  archimedischen  Schraube  herbeigeführt  werden;  auch 
las  st  sich  die  Teirmcrtitur    im  Cyiinder-Innercn    schwer    bt:stimmen,    so   dass 


Erstes  Gipilel.  Dio  MorttL 


2Ö 


geschichtet,  und  es  wird  dann  die  Thüre  geschlossen  uiid  an  ihren  Rändern 
fiit  Lehm  gedichtet.  Die  Wasserdämpfe  werden  durch  eine  mit  einem 
Schieber  verschliessbare  Oeffnung  abgeleitet^  die  anfangs  offen  i^ehalten,  später 
siber  verschlossen  wird.  Der  Ofen  muss,  sofern  er  erkaltet  ist,  vier  bis  fünf 
Stunden  lang  gefeuert  werden;  war  er  jedoch  noch  vom  vorhergehcntlen 
brande  warm,  so  genügt  eine  Befeuerung  von  etwa  drei  Stunden,  Sobald 
tin  durch  das  Mundloch  des  Ofens  in  den  Brennraum  eingeschobenes»  kaltes 
fetallstück  nicht  mehr  nass  wird,  ist  der  Brand  des  Gypscs  vollendet.  Bevor 
lex  Gyps  herausgezogen  wird,  hält  man  den  Ofen  nach  Beendigung  der 
Neuerung  noch  längere,  durch  Probiren  zu  bestimmende  Zeit  geschlossen. 
Solche  Flachöfen  haben  sich  gut  bewährt;  sie  Uefern  eine  tadellose  Gyps- 
masse,  weil  dieselbe  weder  mit  der  Flamme,  noch  mit  dem  Brennstoff  in 
Berührung  kommt. 

Noch  empfehlenswerther  ist  derGypsofen  von  Otto  Bock  in  Berlin, 

welcher    sich    ganz    besonders    zum  Brennen    von    Stuck*    und    Formengyps 

eignet.     Je  nach  Bedarf  besteht  derselbe    aus  zwei  oder  mehreren,    in  einer 

leihe  nebeneinander  gebauten  und  durch  Wände  von  einander  geschiedenen 

)efen.     Die     Figuren     37  8 — 380    stellen     zwei    mit     einander    verbundene 

)efen    dar.     Die    rohen    Gypsstücke   werden    auf    einzelne    Horden    gelegt, 

iie  wieder   auf   eiserne  Wagen   gestellt    werden,    von    denen    immer  je  zwei 

gemeinschaftlich  in  jeden  Ofen  eingefahren  werden.    Die  Rauchgase  kommen 

tauch    hier   mit    dem  Brenngut    nicht  in    Berührung,    sondern   umspielen    den 

Jrennraum    durch    die   in    Figur  378  sichtbaren  Canäle*    lieber    dem  Brenn- 

aum  befindet  sich  ein  backofenähnhcher  Raum,  den  man  zum  Brennen  von 

imderwerthigem  Gyps  für  Mauerungen  (sogenannten  Sparkalk)  benutzen  kann. 

)ie  wirkliche  Brennzeit  beträgt  nur  drei  bis  vier  Stunden.    Sobald  die  dem 

betreffenden    Gypssteine    genau    entsprechende    und    von    aussen    an    einem 

Thermometer    ablesbare    Temperatxir    erreicht    ist,    bleibt    der    Ofen    behufs 

^ertheilung    der  Wärme   80^^36  Stunden   lang    stehen,    nach    welcher    Zeit 

Jer  ganze  Einsatz  vollständig  gleich  massig  gebrannt  ist.  Jeder  Ofen  kann  in 

1er  Woche  dreimal  geleert  werden  und  liefert  dann  etwa  8üün  — UÜUÜ^^Gyps 

und  etwa  1500  kg  Sparkalk,     Findet    ein    so    schneller  W^echsel    der  Wagen 

Blatt,  dass  eine  Abkühlung  des  Ofens  bis  zum  Wiederanheizen  nicht  eintritt, 

braucht  man  zu  einer  Füllung  nur  etwa  3r)0  kg  Steinkohlen,    im  anderen 

Falle  steigt  der  Verbrauch  bis  auf  500  kg. 

Zum  continuirlichen  Brennen  von  Gyps  hat  man  auch  Oefen  mit 
'ortheil  benutzt,  welche  nach  dem  Princip  der  Rüdersdorfer  KalkÖfen, 
Sedoch  in  weit  geringeren  Abmessungen,  constniirt  waren.  Auch  der  im 
y2  beschriebene  Bock'sche  Ringofen  eignet  sich  zum  Gypsbrennen  sehr 
it.  Andere  bewährte  Ofenconstructionen  sind  die  von  Scanegatty,  Dus- 
icnil,  Ramdohr  u,  A,,  in  denen  der  Feuerraum  vom  Brennraum  durch  ein 
üe wölbe  getrennt,  also  der  Gyps  gegen  die  unmittelbare  Einwirkung  des 
Feuers  geschützt  ist  und  demgemäss  weit  gleichmässiger  gebrannt  wird. 

Un»    vollständig    weissen  Gyps    zu    erhalten,    der    frei   ist  von  aUem 

tohlcnstaub,    benutzt  Violet    zum    Brennen    von    pulverisirtem   Gyps   über- 

tlit/.ten    Wasserdampf.     Der    in    einem    Dampfkessel    erzeugte    Dampf    von 

P;^  Atmosphäre  Spannung  wird  zunächst  durch  ein  Röhrensystem,  m  welchem 

bis   auf   etwa    4-  2tK)"  C.    erhitzt    wird,    und    dann    durch  den  Gypsofen 

geleitet,  wobei  er  dem  Gyps  das  chemisch  gebundene  W'asser  cnttieKt,    Kvä 


30 


Zweiter  TheiL  Die  Verbind ungsstoflc. 


dem  Öfen,  welcher  aus  zwei  eiförmigen  Behältern  besteht,  die  mit  dem 
Dampfkessel  so  verbunden  werden  können,  dass  erst  der  eine»  dann  i\a 
andere  als  Vorwärmer  dient,  gelangt  der  Dampf  ins  Freie  oder  wiid  zu 
anderweitiger  Verwendung  fortgeleitet  Znm  Brennen  von  \  m^  rohem  Gyps 
gebraucht  man  nur  etwa  350  X'^  Dampf  oder  bei  zweckmässiger  Üampfkcjisel- 
feuerung  höchstens  etwa  50  ^g  Steinkohle. 

Wird  G3^s  mit  Kohle  geglüht,  so  entsteht  auf  seiner  Oberfläche 
Sc  h  w  e  fei  ca  1  ciu  m « 

Zerkleinern  und  Mahlen  des  gebrannten  Gypses.  Der  gebrannt« 
Gyps  wird  wie  der  rohe  durch  Handhämmer  oder  mittelst  der  brrrit? 
beschriebenen  Stampfw^erke  oder  Walzwerke  zerkleinert  und  durch  DmK 
von  2 — 4  ww  Maschenweite  sortirt.  Hierauf  wird  er  in  Kollergängen  o,.- 
Glockenmühlen,  d.h.  entweder  zwischen  stehenden  Steinen  oder  j^wisdien 
liegenden  Steinen  oder  in  Mühlen^  die  nach  Art  der  Kaffeemühlen  oder  der  ^ 
gewöhnlichen  Mahlmühlen  für  Getreide  construirt  sind,  oder  in  drehbaren 
Trommeln,  in  denen  Metallkugeln  liegen,  gemahlen  und  schliesslich  lof 
PI  an  sieben,  die  eine  rüttelnde  Bewegung  erhalten,  oder  auf  rotirenden 
Siebmaschinen  gesiebt  oder  gebeutelt» 

Einen  Kollergang  nach  dem  Patent  von  Villeroy  &  Hoch  ia 
Mettlach  zeigt  Figur  B81.  Dieser  besitzt  zu  beiden  Seiten  der  Läuler 
I^gerungen,  die  durch  einen  Rahmen  vom  Königsbaum  gehalten  werden; 
der  Rahmen  umfasst  die  Läufer,  welche  leicht  auswechselbare  Ringe  atü 
Hartguss  haben  und  sich  in  einem  Teller  aus  demselben  Stoff  bewegen* 
Durch  besondere  Apparate  wird  der  Gyps  unter  die  Läufer  gebracht  und 
das  Aufkratzen  desselben  besorgt.  Der  Antrieb  erfolgt  von  oben.  Diese 
Kollergänge  zeichnen  sich  durch  eine  grosse  Leistungsfähigkeit  aus,  weil  man 
die  Läufer  rasch  in  Umdrehung  versetzen  kann,  fenier  durch  Vemiindening 
der  durch  Abnutzung  veranlassten  Ausbesserungskosten  und  durch  grössere 
Betriebssicherheit,  da  der  erwähnte  Rahmen  das  Abrollen  der  Läufer  vom 
Teller  bei  Achsbrüchen  verhindert.  Die  Läufer  erhalten  einen  Durchmesser 
von  10 — L8  mj  eine  Breite  von  0*3 — 1)45  m  und  ein  Gewicht  voü 
1000 — 5000  kg.  Die  Riemenscheiben  machen  70 — ^100  Umdrehungen  in  d» 
Minute  und  die  Bewegung  der  Läufer  erfordert  je  nach  der  Grosse  derscibco 
5 — 15  Pferdestärken, 

Ed.  La  eis  &  Comp,  in  Trier  baut  auch  Kollergänge  mit 
rotirendem  Teller  und  unterem  oder  oberem  Antrieb  zum  Zer» 
kleinem  von  feuchten  Stoflfen,  für  welche  die  vorbesprochenc  Construction 
nicht  verwendbar  ist,  weil  ihre  Leistungsfähigkeit  durch  unvermeidliche 
Kuchenbüdung  sehr  beeinträchtigt  wird.  Bei  den  Laeisschen  Kollergängen 
liegen  die  Läufer  unabhängig  von  einander  iimerhalb  eines  an  Ständern  be- 
festigten Rahmens,  in  welchem  sich  die  Läuferachsenlager  so  führen,  tiass 
jeder  der  ersten  sich  beim  Unterschieben  grösserer  Stücke  heben  kann,  ohne 
dass  der  andere  dadurch  berührt  wird,  (Siehe  Fig,  37;^»,) 

Sehr  empfehlenswerth  sind  endlich  die  Kugelk  oller  werke»  die  8ich 
auch  für  feuchtes  Mahlgut  eignen,  wenig  Kraft  zu  ihrem  Betriebe  erfordern 
und  wenig  Ausbesserungskosten  veranlassen.  In  Figur  382  ist  ein  Kugel  koller- 
werk von  E.  Villeroy  (D.  R.  P.  Nr.  3I804'>  dargestellt;  dasselbe  besteht 
in  der  Hauptsache  aus  der  Grundplatte  mit  Köuigsbaum,  den  TragroUcn  fltr 
den  Teller  und  zwei  Lagern  für  die  Yorlegeaclise,   dem  mit  Zalinkraos  und 


Erstes  Capftef.  Die  MorteK 


m 


Bchabcm  versehenen  und  mit  Sieb  umspannten  Teller,  der  Kugel  mit  Sicherheits* 
ang  und  den  an  letzterer  angebrachten  Zu-  und  Abstreifern^  femer  aus 
unter  dem  Sieb  angebrachten  Sammelteller  und  einer  Vorgelegewelle 
ßit  conischem  Trieb,  Stellringen,  sowie  fester  und  loser  Riemenscheibe  von 
i){)  mm  Durchmesser,  130  '«'''  Breite  und  mit  einer  Tourenzahl  von  120 
)To  Minute.  Die  Kugel  erhält  einen  Durchmesser  von  830  mm  und  ein 
Jewicht  von  lÜOO — 2200  /fc^;  der  Kraftbedarf  beträgt  im  Mittel  5  Pferde* 
ktarken  bei  der  schwersten  Kugel 

Kennzeichnen  der  Güte  des  gebrannten  Gypses.  Gut  gebrannter 

Syps  lässt  sich  leicht  pulverisircn,    zeigt  etwas  Fettigkeit  und  fühlt  sich,  in 

3er    Hand    gedrückt    und    gerieben,    etwas    feucht     an;    schlechter    Gyps 

^egen  erscheint  rauh  und  trocken    und    bleibt  zum  Theil   an  den  Fingern 

llängen,  wenn  man  ihn  in  die  Hand  nimmt  und  zusammendrückt  Gyps,  der 

ere  Zeit  an  feuchter  Luft  gelegen  hat  (abgestanden  ist),  besitzt  nur  eine 

nge  Bindekraft,  und    falls    er    bereits  vor  dem  Brennen  gemahlen  wurde, 

so  verdirbt  er,  der  Feuchtigkeit  ausgesetzt,  besonders  leicht 

Wenn  man  einen  bereits  vollständig  erhärteten  Mörtel  aus  gutem  Gyps 
id  Wasser  pulverisirt  und  dieses  Pulver  mit  Wasser  zu  einem  Teige  an* 
rührt,  so  erhärtet  die  Masse  zum  zweiten  Male.  Dieses  Verfahren  lässt  sich 
im  so  Öfter  wiederholen,  je  besser  der  Gyps  ist 

Gewicht  und  Festigkeit  1  /tl  roher  Gyps  wiegt  130 — 140  %,  1  A/ 
gebrannter  und  gemahlener  Gyps  lose  2(j— 120  J^g  und  fest  zusammengedrückt 
)is  14Q /tg,  i  hi  gegossener  Gyps  frisch  135  ^^  und  getrocknet  104  ^^f.  Beiden 
schweizerischen  Gi^^ssorten  schwankte  (nach  den  Untersuchungen  von  Prof. 
'etmajer)  das  Gewacht  des  gebrannten  Gypses  für  das  HektoUter  zwischen 
14 — 88  kg  bei  loser  und  zwischen  114 — 167  kg  bei  zusammengerüttelter 
Masse.  Das  specilische  Gewicht  betrug  Ü"55— 2"87,  die  Bindezeit  4^'3^20 
Minuten,  die  zur  Herstellung  eines  Breies  von  Normalconsistenz  nothwendige 
IVassermenge  48 — ^72^/q  und  die  Temperaturerhöhung  beim  Anmachen  7  3  bis 

Die  Zugfestigkeit  des  erhärteten  Schweizer  Gypses  fand  Tetmajer 
Durchschnitt  nach  7  Tagen  zu  11*8  kg^  nach  28  Tagen  zu  193  kg  und 
nach  84  Tagen  zu  23*1  kg^  die  mittlere  Druckfestigkeit  nach  7  Tagen 
^u  OÖ'ö  kg,  nach  28  Tagen  zu  83'2  kg  uml  nach  84  Tagen  zu  127  kg  für 
Quadratcentimeter. 

§  201.   Beschleunigung  und  Verzögerung  des  Erhärtens, 

Als  Mittel  zur  schnelleren  Erhärtung  des  Gypsmörtels  zur 
yrhöhung  seiner  Dauerhaftigkeit  und  Vermehrung  seiner  Härte 
werden  die  folgenden  empfohlen : 

L  Tränkung  des  gebrannten  Gypses  mit  einer  Lösung  von  1  Theil 
Uaun  in  12—  13  Theilen  Wasser,  nach  dem  Trocknen  nochmaliges  Brennen 
[)ci  Kothgluthhitze  und  Anrühren  des  Gypspulvers  mit  einer  gleich  starken 
^iaunlusung.  Die  aus  dieser  Masse  gefertigten  Gegenstände  lassen  sich  mit 
Iciichter  Leinwand  poUren.  Man  nennt  diese  Masse  in  England  Keene's 
MÄrmorccment. 

2.  Eintauchen  in  Alaunlösung  und  nachheriges  Trocknen  in  der  Wärme 
)iaics  Mittel  besitzt  den  Nachtheil,  dass  der  Gyps  (Stuck")  fleckig  und  sehr 
bygroskopisch  wird. 


32 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


3.  Tränkung  mit  sehr  dünner  Kalkmilch  und  spätere  Behandlung  mit 
den  im  §  83  näher  beschriebenen  Kessler'schen  Fluo-Silicaten. 

4.  Anmachen  des  Gypsmehles  mit  saurer  Milch  oder  Sauerkleesalz. 

5.  Tränkung  des  gebrannten  Gypses  mit  stark  verdünnter  Schwefel- 
säure (1  Theil  Schwefelsäure  mit  10 — 12  Theilen  Wasser)  und  nochmaliges 
Brennen  bei  Rothgluthhitze. 

6.  Zusatz  von  10%  Kalk;  erhöht  die  Wetterbeständigkeit. 

7.  Zusatz  von  6%  Alaun  und  6%  Salmiak;  diese  Beimengungen  ver- 
mehren die  Härte  des  Gypses. 

8.  Mehrmaliges  Eintauchen  in  Wasser  sogleich  nach  der  Erstarrung 
des  Gypses;  vergrössert  ebenfalls  die  Härte. 

9.  Anmachen  des  Gypspulvers  mit  weinsaurem  Natronkali  oder  mit 
Seignettesalz. 

10.  Tränkung  mit  Gummi  arabicum. 

Als  Mittel  zur  Verzögerung  des  Abbindens  dienen  die  folgenden: 

1.  Eine  Mischung  von  8  Raumtheilen  Gyps  mit  5  Raum  theilen  dünnem 
warmem  Leimwasser  verzögert  den  Beginn  des  Abbindens  um  20  Minuten, 
das  Erhärten  um  30 — 40  Minuten.  Nach  10  Stunden  ist  diese  Masse 
(Leim gyps)  noch  so  weich,  dass  sie  sich  mit  dem  Messer  schneiden  lässt 
Nach  11  Stunden  kann  man  sie  noch  mit  der  Feile  bearbeiten.  Später 
erreicht  sie  jedoch  eine  grosse  Härte.  Ein  Zusatz  von  Leim  zum  Anmache- 
wasser bewirkt  eine  dichte  Lagerung  des  Gypses,  es  ist  daher  für  Leimgyps 
eine  grössere  Menge  Gypspulver  (ungefähr  die  doppelte)  erforderlich  ak  für 
dasselbe  Volumen  gewöhnlichen  Gypsmörtels. 

2.  Eine  Mischung  von  1  Raumtheil  concentrirter  Boraxlösung,  12  Theilen 
Wasser  und  24  Theilen  Gypspulver  verzögert  die  Erhärtung  um  etwa  15 
Minuten.  Nimmt  man  1  Vj  Raumtheile  Boraxlösung,  so  beträgt  die  Verzögerung 
50  Minuten,  bei  Zugabe  von  3  Raumtheilen  3 — 5  Stunden,  bei  6  Theüen 
7_10  Stunden  und  bei  12  Theilen   10—12  Stunden. 

3.  Anmachen  des  Gypspulvers  mit  Wasser,  dem  2 — 2*5 %  Alkohol  zu- 
gesetzt sind.  Die  aus  dieser  Masse  gefertigten  Abgüsse  besitzen    eine  grosse 


Erstes  Capflel.  Bk  Mörtel. 

6.  Zusatz  von  Kalkwasser;    dasselbe  verursacht   eine  lockere  Lagerung 
^es  Gypses, 

Kessler   empfiehlt    zum    Härten   von    frischen    Gypsgegenständen   die 
Behandlung  derselben  mittels  Gypsfluat,  welches  die  Farbe  des  Gypses  nicht 
Irerändert   und    beim    späteren  Anstrich    der   Gypssachen    mit    Oelfarbe    den 
sten  Anstrich  unnöthig  macht.  (Vergl.  §  83.) 


fr 


§  202.  Verschiedenes. 

Wenn  Gypsbrei  im  Abbinden  begriffen  ist,  darf  ihin  Wasser  nicht  mehr 
gesetzt  werden,  weil  er  dann  nicht  weiter  abbinden  würde. 
Solchen  Gyps  nennt  man  todt. 

Um  aus   irdenen  Gefassen,    die   zum  Anmachen    von  Gypsbrei    gedient 

ben,  die  erhärtete  Gypsmasse  wieder  zu  entfernen,  giesst  man  in  dieselben 

e    schwache  Salzsäurelösung   und    lässt   dieselbe    einige  Stunden   auf  den 

yps  einwirken.    Letzterer  löst  sich  dann  in  der  Säure  so  weit  auf,  dass  er 

on  den  Wänden  des  Gefässes  von  selbst  abfällt  oder    doch    wenigstens  mit 

•eichtigkeit  abzuheben  ist.  Auch  löst  sich  erhärteter  Gyps  in  Kochsalzlösung. 

Ein  Zusatz  von  Wasserglaslusung  zu  schwach  gebranntem  (Stuck*)  Gyps 

zeugt  Stocken  und  beim  Austrocknen    starke  Auswitterung  von  Kali-  oder 

Katriumsulfat,     eignet    sich     also    nicht     zur     Impragnirung     solcher    Gyps- 

gcgenstände. 

Bei     stark     gebranntem    (Estrich-)    Gyps     oder     wasserfreiem    Gyps 
nhydrid)    hat    man    jedoch  Wasserglas    bereits    mit    einigem    Erfolge   ver- 
namentlich    bei  Benutzung    einer    Mischung    von  Kali  Wasserglas   mit 
einkali,  durch  welche  eine  grössere  Härte  des  G>*pses  erzielt  wird. 

Vermischt  man  Gyps  mit  Cement,   so  erhält  man  zwar  zunächst  eine 
cht  feste  Masse,  aber  sehr  bald  entstehen  in  Folge  Einwirkung  der  Schwefel- 
iire  des  Gypses  auf  die  kieselsauren  Verbindungen  des  Cements,  vielleicht 
uch  durch  das  starke  Quellen  des  Gypses,  viele  Risse. 

Ungebrannter    G>^s    ^Marienglas)    mit    der   gleichen    Menge   neutralen 
hwcfelsauren  Kalis    vermischt   und    dann    mit  Wasser    zu    einem   Brei    an 
rt»  erhärtet  schneller  uls  gebrannter  Gyps  mit  Wasser. 


Venvendungm  des   Gypus, 
%  203.  Gypsmörtel  und  Gypsputz. 

Ungebrannter  pulverisirter  Gj^s  wird  in  der  Landwirthschaft  zum 
Ingen  verwendet.  Behandelt  man  denselben  mit  Kohle  oder  schwefelsaurem 
^isenoxyd,  schwefelsaurem  Eisenoxydul  und  etwas  freier  Schwefelsäure,  so 
rhält  man  ein  gutes  DesinfectiousmitteL  (Desinfectionsniittel  von  Lüder  und 
Leidloff  in  Dresden.) 

Aus  gebramitcra  Gyps  mit  Wasser    und  mit    oder    ohne    andere   Stoffe 
freitet  man  Mörtel,    Putz,    Beton,    künstliche   Steine,    Stuck,    Kunstmarmor, 
iche,  Gyjisdielen  (Schüfbretter),  Rabitzwände,  Spreutafeln  u.  s.  w. 

a)  Gypsmörtel  und  Gypsputz.  Fein  gemahlenes  Gypspulver  kann 
Mörtelbildung  nicht  verwendet  werden,  weil  es  beim  Anrühren  mit  Wasser 
fast  sofort  erhärtet.  Am  geeignetsten  erscheint  ein  Gypspulver  mit  einem 
Kern   von   der   ungefähren  Grösse   der   im  groben  Bausande  vorkomitv^vtds^ 


S4 


Zweiter  ThcIL  Die  Verbindungsstoffe. 


Quarzstückchen.  Um  eine  ungleichmässige  Wasseraufhahme  imd  die  Büdtuig 
von  Luftblasen  zu  vermeiden,  ist  das  Wasser  unter  ruhigem  ^  '  'h* 
raässigeoi   Umrühren    des    Gypspulvers    und    nur    in    solcher    Mt  j.ij- 

zusetzen,  als  zur  Bildung  eines  möglichst  gleichmässigen,  nicht  ztx  dtuuien 
Teiges  unbedingt  erforderlich  ist.  Erfolgt  das  Anmachen  des  Gypsmdrtdit 
mit  einer  grösseren  Wassermenge,  so  wird  die  Masse  nach  ihrer  Erhartinig 
poröser  und  weniger  fest,  weil  sie  nach  dem  Verdunsten  des  Wassers  ihi 
Volumen  nicht  verändert.  Nimmt  man  zur  Mörtelbereitung  eine  geringert 
Wassermenge,  so  wird  zwar  der  Mörtel  fester,  jedoch  erhärtet  er  sdineller 
und  wird  dadurch  für  manche  Arbeiten  unverwendbar  oder  wenigsUm 
unbequem. 

Man  erhält  einen  dickflüssigen  Mörtel  aus  8  Theilen  Gyps  und  5  Theilcn 
Wasser  und  einen  dünnlhissigen  aus  8  Theüen  Gyps  und  1 1  TheDcn  Wasser; 
erster  es  Gemenge  giebt  6  Theile  Mörtel. 

Der  Gypsmörtel  ist  möglichst  schnell  nach  dem  »Anmachen«  und  ?or 
Beginn  des  Abbindens  zu  verwenden;  es  empfiehlt  sich  daher,  ihn  in  kleinen 
Meißen  zu  bereiten  und  sofort  zu  benutzen, 

Gypsmörtel  las  st  sich  noch  bei  einer  Kälte  von  etwa  10^  C  oHoc 
Schaden  verarbeiten.  Man  benutzt  ihn  allein  oder  mit  Kalk,  Sand  oder 
feingemahlener  Hochofenschlacke  vermischt  zum  Mauern  und,  weü  er  scluidl 
abbindet  und  rasch  trocknet,  namentlich  zur  Aufführung  von  Gewölben, 
Bewährt  hat  sich  hierzu  ein  Gemenge  aus  1  Theil  Gyps  und  ^/^  Theü  Kalk- 
laörtel»  welcher  mit  feinem  Sand  zubereitet  ist. 

Die  Verwendung  des  Gypses  zum  Aufmauem  von  Wänden  u.  s,  w*  ist 
rine  sehr  alte;  die  seit  dem  Jahre  1350  in  Trümmern  liegende  Btarg  btt 
Osterode  im  Harz  ist  nur  in  Gypsmörtel  erbaut  worden,  und  noch  heute 
haften  die  Steine  durch  den  Mörtel  so  fest  aneinander,  dass  sie  nur  schwer 
mit  dem  Hammer  von  einander  zu  trennen  sind. 

Weit  häufiger  aber  ist  die  Verwendung  des  GypsmÖrtels  zum  Wan<i' 
und  Deckenputz.  Für  ersteren  wählt  man  gern  eine  Mischung  von 
3  Raum  theilen  Kalk,  1  Theil  Gyps  und  4Vf  Theilen  feinem,  weissem  Sand 
(Gypskalk)  und  für  Deckenputz  ein  Gemenge  aus  2  Raumtheilen  Gyps  mit 
1  Theil  Sand  (ohne  Kalk).  Man  erhält  glatte  Wandflächen  und  Decken,  wenn 
man  die  mit  Gyps  und  Leimwasser  geputzte  Fläche  erst  mit  Bimsstein,  darin 
mit  feinem  Sandstein,  hierauf  mit  Tripel  und  dem  Filzstöckchen  und  endlich 
mit  Leinwand  abreibt,  auch  wohl  unter  Benutzung  von  Seifenwasscr  ab- 
schleift. Das  PoHeren  erfolgt  mit  Hilfe  eines  mit  Oel  oder  Wachslösung  ge- 
tränkten wollenen  Lappens, 

Eine  glänzende  Wandflächc  wird  auch  durch  Anwendung  de«  so- 
genannten Weissstuck  putz  es  erzielt  Nachdem  die  Fläche  mit  gewöhn- 
lichem Kalkmörtel  abgeputzt  worden  und  letzterer  vollständig  getrocknet  isl, 
wird  eine  aus  feingesiebtem  Kalk  unter  Zusatz  von  10%  feinem  Sand  oder 
Marmorstaub  und  Gypsbrei  bestehende  Masse  zw^ci-  bis  dreimal  in  einer 
Stärke  von  je  1  mm  mittelst  einer  stählernen  Reibeplatte  aufgetragen.  gl»tt 
gerieben  und  unter  Benetzen  mit  Wasser  abgespachtelt,  dann  von  dem  an* 
haftenden  Schlamme  gereinigt  und  entweder  so  gelafisen  oder  nach  voll- 
ständiger Austrocknung  bemalt  oder  mit  Leimwasser  getränkt  und  mit  \^ 
politur  verschen.  (Siehe  Hüttmann,  »Der  Gypser  als  Cemeniirer,  Tur 
und  StuccateuT«,  Weimar  1886.) 


Erstes  Capitel.  Die  Mörtel, 


35 


Zur  Befestigung  des  Gypsmörtels  an  die  Decken  benutzt  man  entweder 
eine  aus  losen  Rohrstcngeln,  geglühtem  Draht  und  Drahtstiften  hergestellte 
Bcrohrung,  in  deren  Vertiefungen  sich  der  Putz  leicht  fest  anhängt^  oder 
besser  ein  matten  artiges,  aus  parallel  nebeneinanderliegenden  Rohrstengeln 
und  Draht  gefertigtes  Gewebe  (siehe  §  277),  oder  2^  5  cm  dicke,  nach  oben 
etw^as  abgeschrägte  Latten  (Pliesterlatten),  die  in  Zwischenräumen  von  2*/^  cm 
an  die  untere  Seite  der  Deckenbalken  genagelt  werden,  oder  dünne  Lättchen 
(Spalierlättchen),  die  über  stärkere  Latten  (Coutrelatten)  gestreckt  und  an 
die  Balken  befestigt  werden. 

Nicht  anwendbar  ist  Gypsputz  auf  feuchten  Wänden  und  Decken, 
^eil  er  dann  niemals  trocken  wird,  sondern  »ersäuft«  und  allmälig  seine 
Jindekraft  einbüsst. 

Kommt  Gypsmörtel  mit  Eisen  (Drähten,  Nägeln,  Schrauben  u.  s.  w.)  in 
erühnmg,  so  findet  durch  die  Einwirkung  der  im  Gy ps  noch  vorhandenen 
chwefelsäure  eine  Oxydlrung  des  Eisens  statt,  welche  bis  zu  einem  gewissen 
»rade  zwar  erwünscht  ist^  jedoch,  wenn  sie  zu  weit  geht,  eine  vollständige 
Eerstörung  des  Metalles  herbeiführt.  Letztere  ist  namentlich  dann  zu  befürchten, 
jrerm  der  Gyps  nicht  schnell  trocknen  kann. 

204-    Gypsbeton,    Gypsgussmauerwerk,    Gypsgesimse,    künstliche 

Steine, 


h)  Gypsbeton  (Gypspisöbau,  Gypsmauerwerk).  Eine  aus  scharf 
ebranntem  und  gemahlenem  Gyps  (am  besten  Osteroder),  reinem,  scharf- 
lömigem  Sand  oder  Grand  oder  Flusskiesel  und  anderen  erdefreien  Steinen^ 
Iruchsteinabfällen,  kleingeschlagencn,  hartgebrannten  Ziegelsteinen  u.  s.  w.  und 
Tasser  bereitete  Masse  verwendet  man  nicht  nur  ^ur  Herstellung  einzelner, 
oller  oder  auch  hohler  Wände,  (Zwischenwände  und  Einfriedigungsmauem), 
andern  auch  zum  Bau  vollständiger  Häuser,  Dampfschomsleine  u.  s,  w.,  und 
rar  besonders  im  Harz  und  in  der  LTmgegend  von  Paris. 

Das  Bauen  geschieht  gewöhnlich  in  der  Weise,  dass  man  die  (feste 
1er  bewegliche)  Form  zuerst  mit  den  Steinstücken  füllt  und  dann  die 
twischenräume  mit  einer  Mischung  aus  2  Theilen  Gyps,  1  Theil  Sand  und 
]^/i  Theilen  Fluss-  oder  Regenwasser  ausgiesst.  Bei  Verwendung  von  beweg* 
tchen  Formen  drückt  man  nach  ihrer  Ausfüllung  mit  Gypsbeton  grössere 
IteinstUcke  in  die  noch  weiche  Masse,  so  dass  die  Steine  zur  Hälfte  vor- 
ben.  Hierdurch  erhält  man  eine  gute  Verbindung  mit  der  nächstfolgenden 
Schicht  Bei  Schornsteinen  empfiehlt  sich  die  Anordnung  eines  Back- 
iitters,  bei  Sockeln  und  Einfriedigungsmaueni  eine  Abdeckung  mit 
Segeln  oder  Sandsteinen.  Die  Gypsbetonmauern  müssen  durch  eine  gute 
>lirung  gegen  aufsteigende  Erdfeuchtigkeit  sorgfältig  geschützt  werden.  Das 
fundament  wird  zweckmässig  aus  Bruchsteinen  in  hydraulischem  Mörtel  oder 
uns  Cementbeton  hergestellt. 

Derartiges    Gussmauerwerk    (auch    Annalith    genannt)    zeichnet    sich 
iTch  grosse  Wetterbeständigkeit  und  Haltbarkeit  aus. 

c)    Künstliche    Steine.    Man    kann    auch    Gypsbeton    benutzen    zur 
lerstellung  von    grösseren,   profilirten    oder  unprofiHrten  Werkstücken,   z.  B. 
adcnii  Fenstersohlbänken,  Thür-  und  Fenstergewänden,  Gesimsen,  Sockeln 
s.  w*,   auch   von   kleineren    Steinen    im    Formate  od^t  Do^'^^iorcsv^X-t  ^^x 


86 


Zweiter  Tlieil.  Die  YerVindungsstofTc« 


el,  indem  man  die  Masse  in  entsprechend  construirte  Formen  gicsj«. 
alche  Steine  besitzen  eine  ziemlich  grosse  Festigkeit  und  Dauerhaftigkeit, 
sie  können  mit  Erdfarben  beliebig  und  selbst  in  den  zartesten  T6növ 
gefärbt  werden,  weil  sich  der  Gyps  gegen  solche  Farbstoflfe  vollständig  neutrtl 
verhält  lind  eine  rein  weisse  Farbe  besitzt. 

Um  sehr  harte  und  wetterbeständige  Gypssteine  zu  erhalten,  empfielih 
Fissot,  die  Quader  aus  rohem  Gypsstein  zu  formen  und  zu  brennen,  oach 
dem  Brennen  und  Abkühlen  30  Secunden  lang  in  Wasser  zu  legen,  dÄim 
einige  Secunden  der  Luft  auszusetzen,  nochmals  1 — 2  Mmutcn  lang  in  Wasser 
zu  tauchen  und  endlich  an  der  Luft  zu  trocknen. 

Dusmenil  fertigt  künsthche  Steine  (auch  Hohlsteine)  und  Platten  an» 
Gyps  mit  einem  Zusatz  von  wenig  Kalk,  Alaun  und  Leim.  Dieselben  bssen 
sich  in  beliebiger  Weise  färben.  W'ird  dieser  Mischung  noch  Sand  hinzage- 
setzt,  so  erhält  man  einen  guten  Mörtel 

Erwähnenswerth  sind  ferner  die  sogenannten  Platras.  Dies  sind 
Trümmerstücke  von  alten,  aus  gutem  Gyps  hergestellten  Mauern  und  werden 
z.  B.  in  Frankreich  wegen  ihrer  Leichtigkeit  zum  Ausmauern  von  Fachwcrks- 
wänden  oder  zum  Bau  von  wenig  belasteten,  der  Feuchtigkeit  nicht  ausg^ 
setzten  Mauern  benutzt,  femer  zur  Herstellung  von  Fliesen,  die  in  Pins 
eine  Länge  von  48  cmt  eine  Breite  von  32  cm  und  eine  Dicke  von  5 — 16  f" 
(meistens  jedoch  von  8  cm)  erhalten,  u.  s.  w.  Die  Fliesen  werden  aus  dfletn 
Brei  von  Gypsmörtel  und  Platras  in  Formen  bereitet. 

Aus  einem  Gemenge  von  7»  Gyps  und  */^  Ziegelmehl  stellt  man  «i 
einigen  Gegenden  Frankreichs  u.  s.  w.  quadratische  Ziegeln  von  33^ — 4U  « 
Seitenlänge,  sowie  mit  Falz  und  Nuth  am  Rande  her  und  verbindet  diesclba 
mit  Gypsmörtel,  der  in  den  Falz  eingestrichen  wird.  Auch  hohle  Fliesen  hzx 
man  aus  Gypsmörtel  bereitet  und  zum  Ausmauern  von  Sc  beide  wimdöi 
benutzt;  neben  grosser  Leichtigkeit  besitzen  sie  noch  den  Vorzug  «tafl» 
lieber  S  c  halls  icher  hei  t  und  geringer  Wärme  du  rchlässigkeit. 

d)  Gypsgesimse.  Kleinere  Gesimse  werden  vollständig  aus  Gypsmörtel 
hergestellt  und  mit  einer  Schablone  gezogen.  Ist  die  Ausladung  aber  eine 
grössere,  so  wird  das  Gesims  mit  Ziegeln  vorgemauert,  oder  es  wird  ein 
Hokkern  an  der  Mauer  angebracht  und  berohrt  oder  ein  Rohrbündel  durch 
grosse  Nägel  an  der  Wand  befestigt  und  auf  die  Unterlage  zunächst  grober 
Kalkmörtel,  dann  feiner,  aus  Kalk  und  Gyps  bereiteter  Mörtel  und  endlich 
reiner  Gyi)smörtel  aufgebracht  und  mit  einer  Schablone  ausgezogen. 

Zu  glatten  Gesimsen  wählt  man  meistens  eine  Mischung  von  1  Thal 
Gyps  und  1  Theil  Kalk  (ohne  Sandzusatz). 

€)  Eingypsen  von  Haken  und  Bolzen,  Zur  Befestigung  voo 
Haken  und  Bolzen  im  Mauerw^erk  wird  Gypsmörtel  ebenfalls  mit  Vorthcil 
verwendet 


§  205.  Gypsstuck, 

/)  Gypsstuck.    Zu  Stückarbeiten  ist  Gyps  vorztiglich  geeignet,    nicht 
niur    dringt  derselbe    in    dünnflüssigem  Zustande  in  die  feinsten  Vertiefungen 
der  Formen  ein,  sondern    füllt   dieselben   auch    gut   aus,   weil    er   siel 
Erhärten  durchschnittlich  um  etwa  y.,  Procent  der  Länge  ausdehnt    {>trt 
sodann  bleibt  der  Gyps,  weil  er  beim  Verdunsten  des  Wassers  sein  Volume« 


ste»  OipileT. 


Aort^L 


pcht  vermindert,  nach  dein  Trocknen  frei  von  Rissen,  und  endlich  gestattet 
feine  weisse  Grundfarbe  eine  beliebige  Färbung. 

Man    wählt    zu    Stucksachen    am    besten    einen    schwach    gebrannten, 

ischen,  rein  weissen»  lockeren  und  feingemahlenen  Gyps  und  nimmt  gewöhn- 

zh  auf  1   Gewichtstheil  Gypsmehl  27^   Gewichtstheile  Wasser,    In  grösserer 

Menge  wird  das  Wasser  zugesetzt,  wenn  man  das  Treiben    vermindern   will, 

jyas  übrigens  auch  durch  einen  kleinen  Zusatz  von  Aetzkalk  erreicht  werden 

^nnn,  oder  falls  man  den  Gypsbrei  zum  Abgiessen  kleiner  Gegenstände  ver- 

^wenden  will,    und  in  geringerer  Menge,    wenn  es  sich   um  den  Abguss  eines 

^össeren  Gegenstandes  handelt. 

Der  Gyps  ist  vor  seiner  Verwendung  zu  prüfen,  um  das  Verderben 
kostbarer  Modelle  und  Formen  zu  verhüten.  Nach  Uhlenhuth*)  ist  ein 
^fcyps  zu  Abgüssen  geeignet,  wenn  er  beim  Einrühren  nicht  schwer  zu 
Hoden  fällt  und  sich  das  Wasser  nicht  abscheidet;  der  Gyps  soll  vielmehr 
Hps  Wasser  ganz  langsam  und  allmälig  anziehen  und  binden,  sich  dabei 
^■equem  streichen  und  bewegen  lassen  und  nach  dem  Erstarren  nicht  kalt 
^perden,  sondern  sich  vielmehr  deutlich  erwärmen.  Die  Erhitzung  beim  Ab- 
binden ist  nämlich  ein  sicheres  Zeichen  der  Frische  und  Güte  des  Gypses 
_und  der  einzig  sichere  Beweis,  dass  der  Gyps  die  richtige  Wassermenge 
bemisch  gebunden  hat;  sie  Ist  umso  stärker,  je  dicker  der  Gypsbrei  ange- 
icht  wurde.  Schlechtgebrannter  Gyps  und  solcher,  der  längere  Zeit  an  der 
Ijft  gelegen  und  dabei  schon  Wasser  angezogen  hat^  besitzt  eine  geringe 
Sndekraft,  erhitzt  sich  nicht  und  ist  zu  Stuckarbeiten  nicht  brauchbar. 

Die  Modelle   zu  diesen  Stucksachen  werden  aus  Thon,    Gyps  (häufig 
it  geringem    Kalkzusatz),    Holz,  Metall,  Wachs  u.  s*  w,  hergestellt  und  mit 
kel,  Schellacklösung,  Seife  u.  s.  w.   vor  dem  Abguss   bestrichen   oder    auch 
ar  angefeuchtet,  damit  der  zum  Abformen  verwendete  Gyps  nicht  an  ihnen 
Saften    bleibt.     Die    Flächen    der    Modelle   dürfen  nicht  porös  sein,  w^eil  sie 
sonst  das  im  Gypsbrei  enthaltene  Wasser  ansaugen  und  dadurch    Luftblasen 
Gyps  erzeugen, 

Soll  ein  Modell  nur  einseitig  abgeformt,  also  z.  B.  eine  Reliefplatte  her- 
stellt werdet»,  so  legt  man  dasselbe  mit  der  Rückseite  auf  eine  feste  Unter- 
ste   (z,  B,  auf  ein  Brett  oder  eine  Metallplatte)   und  umgiebt  es  mit  einem 
Thon  gefertigten  erhöhten  Rande ;  dann  wird  der  Gypsbrei  übergegossen, 
elcher  nach  seiner  Erhärtung  die  Form  für  den  späteren  Abguss    darstellt. 
jbald    der   Gyps    erstarrt    ist,    kann    man    die  Unterlage  entfernen  und  das 
lodell    herausnehmen.    Ist    ein    Modell    allseitig   abzuformen,    so    muss  der 
psüberüug  nach  seiner  Erhärtung  an  geeigneten  Stellen  zerschnitten  werden, 
einen    Theil    der    Form    aufheben  und  datm    da»s    Motlell   herausnehmen 
können,     oder    man    formt    nacheinander    stückweise    alle    Theile     des 
Ifodellcs  ab  und  vereinigt  die  einzelnen    Stücke   mittelst   eines  Gypsmantels. 
ic  Formen  werden  innen  angenässt    oder  eingeölt.  Wird  Gyps  in  eine  ein- 
tfeltetc  Form  gegossen,  so  erhält    die    Oberfläche    des   Abgusses  eine  Fett- 
^ifenschicht  von  grauer  Farbe  und  schmutzigem  Ansehen,  und  es  bildet  der 
f'ps  mit  dem  Oel  eine  Kalk  seife,  die  allmälig  eine  ziemlich  grosse  Härte 
liangt  und  das  Nacharbeiten  der  Oberfläche,  das  Abreiben  mit  feinem  Sand- 


^  £d.  Uhlcnhuth,  »Vollständige  AElettung  stim  Formcxi  und  Giess«n  u*  s.  w.<, 
l  Aufl.,  S.  8  AT,  —  Wien,  A.  Hartkben's  VcrUg, 


38 


Zweiter  Theil,  Die  Verbindungsstijffe. 


päpier   u.  s,  w.    recht    erschwert    oder   sogar   ganz    unmughcli 

vollständig  reine  Oberfläche  erhält  man  aber  bei  Anwendung  des  sogeuannljco 

AVassergusses,  d.  h.  wenn  man  Gyps  in  eine  tropfnasse  Gypsform  giesst 

Ist  nur  ein  Abguss  erforderlich,  so  wird  die  Forra  durch  Zerbrechen 
abgelöst;  man  nennt  sie  dann  eine   »verlorene  Forme. 

Will  man  jedoch  mit  derselben  Form  mehrere  Abgüsse  anfertigtii,  3,^ 
wird  sie  entweder  vor  oder  nach  dem  Herausnehmen  des  Modelles»  zuweilea 
sogar  erst  nach  Fertigstellung  des  ersten  Abgusses  vorsichtig  in  mehrere 
Stücke  getheilt,  deren  Anzahl,  Grösse  und  Gestalt  so  zu  bestimmen  ist,  dass 
diese  Stücke  leicht  abgenommen  werden  können  und  eine  Verschiebung  der- 
selben nicht  stattfindet.  Meistens  erhalten  diese  Stücke  die  Gestalt  eines 
Kegels;  man  nennt  sie  Keil  formen.  Die  einzelnen  Stücke  steckt  man  »1 
eine,  ebenfalls  aus  Gyps  gefertigte,  jedoch  nur  aus  wenigen  Theilen  bestehende 
Kapsel,  die  Formkappe  genannt  wird,  Soll  die  Form  jetloch  aus  etnein 
Stücke  bestehet],  so  verwendet  man  verkohlbare  Modelle  und  übergicsst 
dieselben  mit  einem  Brei  von  Gypsmehl,  feingemahlenem  Ziegelstein  und  Thon 
und  glüht  dann  das  Ganze,  bis  das  Modell  ganz  verbrannt  ist. 

Ausser  aus  Gyps  stellt  man  die  Formen  auch  aus  Leimmassc. 
Schwefel,  Guttapercha  oder  aus  einem  Gemenge  von  6  Theikn 
Wachs,  2  Theilen  Stearin,  2  Theilen  Asphalt  und  1  Theil  Talg, 
sowie  aus  Metall  u.  s.  w.  her.  Leim  gilt  nach  dem  Gyps  als  die  beste 
Formmasse,  weil  er  alle  Einzelnheiten  des  Modelles  mit  aller  Scliärfc  iintl 
sogar  den  Glanz  der  Fläche  wiedergiebt  und  wiederholt  ven^^endet  wenlcti 
kann.  Man  benutzt  Leimformen  zur  Herstellung  reich  omamentirter  Stuck- 
Sachen^  wie  Kapitale,  Friese,  Console,  Rosetten,  Gesimsstücke  u,  s,  ^ 
Schwefelformen  liefern  ebenfalls  scharfe  Abgüsse  und  besitzen  eine  grosse 
Dauer,  so  dass  man  bei  sorgfälliger  Behandlung  mittelst  einer  einzigen  ¥om 
80 — 100  Abgüsse  herstellen  kann. 

Harz  formen  aus  der  obigen  Mischung  geben  z,  B.  die  feinsten  Schlaf* 
firungen  gravirter  Platten  wieder  und  widerstehen  gut  den  Säuren  der  gal- 
vanischen Bäder,  Metall  formen  benutzt  man  gern  zur  Erzeuginig  von  »dir 
flach  erhabenen  Stuckgegenständen.  Sehr  scharfe  Contouren  werden  ••:^*^ 
erzielt,  wenn  man  den  Formgyps  mit  Schwefel  vermengt. 

Aeusserst  harte  und  politurfähige  Gegenstande  erhält  man 
(nach  dem  Verfahren  von  Abate),  wenn  man  den  gebrannten  Gyps  in  einer 
um  ihre  Achse  drehbaren  Trommel  mit  Wasserdampf  sättigt,  ihn  dann  in 
die  Formen  füllt  und  die  Masse  mit  einer  hydraulischen  Presse  kräftig 
zusammendrückt.  Durch  die  Wasser dampfauf nähme  wird  das  Gewicht  des 
Gypses  nach  und  nach  imi  etwa  28%  vergrbssert. 

Als  Schutzmittel  gegen  die  Witterungseinflüsse  wird  empfohlen, 
die  erwärmten  Gypsstücke  mit  einer  heissen  Mischung  von  3  Theilen  Leinöl- 
fimissun<l  1  Theil  weissem  Wachs  zu  überziehen,  oder  sie  mit  heissem  Leinöl 
zu  tränken  und  darauf  mit  Oelfarbe  anzustreichen  und  diesen  Anstrich  von 
Zeit  zu  Zeit  zu  erneuem,  oder  sie  mit  Schwefelbalsam,  welcher  aus  fetten 
und  flüchtigen  Oelen,  in  denen  Schwefel  aufgelöst  ist  (z.  B.  aus  160**  warmem 
Leinöl  und  etw^a  lO^o  Schwefel),  bereitet  wird,  zu  imprägniren,  oder  sie  zu 
bronziren  {siehe  §  2(35),  oder  dem  Gypsbrei  Eisenfeilspäne  (etwa  |/j,-,— V^.  von 
dem  Gewichte  des  Gypses)  hinzuzusetzen.  Einen  rein  weissen  An>  11 

aus  weisser  Oelfarbe  mit  Firniss  oder  durch  Auftragen  von  Zi»  st 


Stärkelcleisters  auf  die  vorher  mit  Milch  getränkte  Gypsfläche,  einen  matten 
Oelanstrich  mittelst  einer  Fi rniss färbe,  der  wenig  in  Terpentinöl  gelöstes 
Wachs  beigemengt  wird,  eine  perlmutterartig  schillernde,  atlasglänzende 
Oberfläche,  wenn  man  1  Theil  Gypspulver  mit  einer  Mischung  aus  1  Gewichts- 
theil  schwefelsaurem  Kali  und  2  Gewichts theilen  Wasser  anrührt  und  in  die 
Formen  giesst;  es  bildet  sich  dann  auf  der  Oberfläche  eine  Kruste  von 
schwefelsaurem  Kali. 

Kessler  empfiehlt  zur  Erlangung  von  Wasserdichtigkeit  ein 
Fluatiren  der  Gypsmasse  mit  Impermeabilisateur,  welche  Masse  kalt  mit 
Pinsel  oder  Schwamm  aufgetragen  wird, 

Gypsabgüsse  soll  man  (nach  Dn  W.  Reisig  in  Darmstadt)  durch  Be- 
handlung mit  Barytwasser  oder  mit  kieselsaurer  Kalilösung,  oder  durch  einen 
Ueberzug  mit  einer  Lösung  von  Kautschuk  in  Benzol,  Petroleumäther  oder 
Schwefelkohlenstoff  waschbar  machen  können.  (Siehe  > Verhandlungen  des 
Vereines  zur  Beförderung  des  Gewerbefleisses«,  1877,  S»  306).  Dr.  Dechend 
hält  diese  Behandlung  für  unzureichend  und  empfiehlt  sein  patentirtes  Ver- 
fahren (D.  R,  R  Nr,  3203),  das  darin  besteht,  die  Gypsabgüsse  zuerst  mit 
Baryt  und  Seifenlauge  zu  imprägniren,  dann  mit  einer  warm  gesättigten  und 
hierauf  heiss  gemachten  Boraxlösung  zu  überstreichen,  ferner  mit  einer 
heiss  gemachten  Chlorbaryumlösung  zu  überziehen  und  endlich  mit  einer 
Seifenlösung  zu  behandeln.  (Siehe  > Deutsche  Industriezeitungt,  1878,  S.  513, 
und  1880,  S.  110.) 

Das  Aussehen  von  Alabaster  erhalten  die  Gypsabgüsse,  wenn  man 
sie  nach  dem  Verfahren  von  Boschan  zunächst  mit  dickem,  weissem  Damar* 
fimiss  überzieht  und  dann  mit  Glasmehl  bestäubt.  Wird  die  so  behandelte 
Masse  nochmals  mit  Fimiss  überzogen^  darauf  mittelst  einer  zarten,  leicht 
aufzutragenden  Lasurfarbe  geädert  und  endlich  mit  griesförmig  zerkleinertem 
Marienglas  leicht  bestreut,  so  erhält  man  nach  dem  Trocknen  eine  gute 
Carrara-Marmorimitation.  (Siehe  »Industrieblätter«,  chemisch-technisches 
Rerpertorium,  1889,  II,  1.) 

Will  man  Gypsabgüsse  m  einem  kleineren  Maassstabe  herstellen,  als 
[ie  Form  ergiebt,  so  muss  man  einen  Brei  aus  1  Theil  gut  gebranntem, 
ein  gesiebtem  Gyps,  2—3  Theilen  Wasser  und  1  Theil  90procentigem 
Alkohol  benutzen  und  den  Abguss  aus  der  gut  einzufettenden  Originalform 
herausnehmen,  wenn  er  eben  erstarrt  ist ;  der  Abguss  zieht  sich  dann  nach  dem 
Trocknen  um  etwa  Yj^  seiner  Abmessungen  zusammen.  Verwendet  man  nun 
den  verkleinerten  Abguss  weiter  als  Form  und  benutzt  man  dieselbe  Mischung, 
so  erhält  man  wieder  einen  kleineren  Abguss.  Dieses  Verfahren  kann  wicder- 
boU  angewendet  werden,  ohne  dass  die  Abgüsse  ihre  grosse  Schärfe  einbüsseiL 
Mischungen,  Empfehlenswerthe  Recepte  zur  Herstellung  verschiedener 
Iptuckarten  sind  (nach  Mothes)  folgende: 

~         </)  für  Ornamente:    1  Theil    Gypsmörtel    und    1  Theil  Kalk,    oder; 
4    Theile   Gyps,    3  ITieile    Weisskalk    und    1  Theil   feiner   Sand,    oder:  ein 
emenge  von  Gyps,    feingemahlener  Kreide,    feinem  Marmorkalk    und  Leim- 
ser.    Bei   letzterem    Gemenge    wird    zuerst    der  Kalk  mit  Leimwasser  gc 
"tit,  dann  der  Gyps  hinzugerührt  und  zuletzt  die  Kreide  beigemengt. 
6)    für   Weissstuck:     1    Theil    feiner    Gypsmörtel,    2    Theile  Weias- 
ilk    und  eine  geringe  Menge  von  Leimwasser,    Man  kann  dieser  Mischung 
beliebige  Erdfarben  hinausctzen. 


I 


Zweiter 


>ie  Verbf ndiing»5tofl> 


c)  für  Graüstuck:  ein  Gemenge  von  Gyps  und  feinem  Steinkohlen* 
staub.  Graustuck  besitzt  eine  ziemlich  grosse  Haltbarkeit,  jedoch  g^^^*  ^"  '"'' 
feuchten  Zustande  dem  Frostwetter  ausgesetzt,  zu  Grunde. 

d)  für  Leinölstuck:  Die  Wand  wird  zuerst  mit  grobem  Gyi 
dann  mit  feingemahlenem  und  mit  Leimwasser  angerührtem  Gyps 

hierauf  mit  Bimsstein  abgeschliffen,  sodann  mit  Gyps,  der  mit  starkem  Ltrinr 
Wasser  angemacht  ist,  abgerieben,  nach  vollständiger  Trockenheit  mit  Lcinf^l 
mittelst  einer  Bürste  getränkt  und  endlich  mit  Tripel  und  einem  Leinwantl- 
ballen  poliert. 

e)  für  mo thesischen  Stuck:  ein  Gemenge  von  Gyps  und  Eisen- 
feilspänen. Dieser  Stuck  besitzt  eine  grosse  Festigkeit. 

/)  Gypsstuck  für  Fagaden:  ein  Gemenge  von  Gyps  und  Kalk- 
mörtel. Der  Gypsstuck  wird  vorsichtig  mit  Haken,  oder  bei  grösseren  Stückcü 
mit  Bankeisen  befestigt,  mit  Alaunlösung  gehärtet  und  mit  Oelfarbe  angr- 
strichen.  Da  dieser  Anstrich  öfters  erneuert  werden  muss,  so  werden  die 
feineren  Contouren  mit  der  Zeit  veniichtet.  Man  hat  deshalb  nur  eine  Trin  ' 
mit  reinem,  heissem  Leinöl  empfohlen,  doch  erzeugt  dieselbe  eine  sehr: 
gelbe  Farbe, 

^)  für  Elfenbeinmasse,  welche  man  zur  Herstellung  von  Kunit- 
gegenständen  mannigfacher  Art  benutzt,  wird  das  sogenannte  Enkaustiren, 
d.  h.  Tränken  mit  Paraffin  oder  Stearinsäure  angewendet,  und  zwar  meisten« 
in  folgender  Weise:  Die  aus  feinstem  Gyps,  am  besten  aus  gebrannten 
Alabaster  ab  fällen  oder  aus  sogenanntem  Kölner  oder  Pariser  Gyps 
Abgüsse  werden  sorgfältig  getrocknet  und  erwärmt,  sodann  3-^  i 
lang  in  geschmolzener  Stearinsäure  oder  Paraffin,  welche  zur  Erziel ung  eiu«> 
wärmeren  Tones  mit  Gummigutti  oder  Drachenblut  vermischt  werden,  ein- 
getaucht und  endlich  mit  einer  weichen  BiLrste  bearbeitet  oder  mit  Flanell 
abgerieben.  Die  Erwärmung  der  Abgüsse  soll  bei  Verwendung  von  Steann^ 
säure  etwa  80—88^  und  bei  Benutzung  von  Paraffin  60— -öö"  C.  betragen. 
Gereinigt  wird  die  Elfenbeinmasse  mit  Seifenwasser,  dem  etwas  Spinltis 
zugesetzt  wird.  Wählt  man  nicht  die  reinsten  Gypssorten,  so  erhalten  die 
Abgüsse  nach  dem  Enkaustircn  meistens  eine  höchst  unansehnliche  graue 
Färbung,  weil  bei  diesem  Verfahren  alle  Verunreinigungen  des  Gypses  (wie 
Staub  und  Kohlentheile  vom  Brennen  her)  erst  hervortreten  und  durch  die 
Fetttränkung  die  geringsten  Flecke  sichtbar  werden. 

Um  den  Gypsabgüssen  ein  schöneres  Aussehen  zu  verleihen,  tränkt  man 
sie    auch    mit    einer,    durch  Kochen   von  Lauge  mit  Seife  oder  Str 
erhaltenen  Flüssigkeit    und    reibt    sie    nach    dem  Trocknen    mit  Li 
einer   weichen    Bürste    ab,    oder   man    überzieht    sie   mit   einer  Lösimg   von 
geschmolzenem,  weissem  Wachs  in  Schwefelkohlenstoff. 

Einen  guten  Schutz  gegen  die  Wittcrungseinflüssc  soll  ein  Anstrich  des 
ausgetrockneten  Gypsstuckes  mit  einer  Mischung  von  3  Theilen  gekochtem 
Leinöl,  7ö  ^'*^"^  Gewichte  des  Leinöls  Silberglätte  (Bleioxyd)  und  1  Theil 
Wachs  bilden.  Einen  dauerhaften  Kalkfarbenanstrich  soll  man  erhalten,  wenn 
man  den  Stuck  zuerst  mit  Seifenlösimg  und  dann  zweimal  mit  einer,  imiT 
Fimiss  angemachten  Kalkfarbe  (auf  1  Eimer  etwa  */^  kg  Fimiss)  bestreici 
(Siehe  »Deutsches  Baugewerksblatts  1885,  S.  96.) 

Noch  zu  erwähnen  ist  der  sogenannte  Trocken«,  St  äff-  oder  Stein* 
stuck,  welcher  folgendermaasäen  hergestellt  wird:  In  die  T,cimfonn  wird  eil 


Erstel  Capjtcl.  Die  Mörtel, 


II 


lünne  Lage  Gypsbrei  gegossen,  der  mit  Leim  oder  Alaun  oder  Borax  ange- 
[lacht  ist.  Auf  diese  Lage  werden  etwa  2  cm  breite  Metall  st  reifen  so  gelegt, 
iass  sie  etwa  2  cm  weit  über  den  Rand  der  Form  vorstehen ;  mit  diesen 
folgt  die  spätere  Befestigung  des  Stuckes  durch  Annagelung,  beziehungs- 
weise Versch raubung.  Auf  die  noch  weiche  Gypsmasse  wird  hierauf  ein  weit- 
aaschiges  Nesselgewebe  ausgebreitet  und  dann  mit  einer  zweiten  Lage  Gyps- 
brei überdeckt  Nachdem  das  Ganze  eine  zähe  und  feste  Masse  geworden^ 
lann  seine  Vorderseite  bemalt  oder  vergoldet  werden,  (Siehe  Hiittmann, 
bDer  Gypser  als  Cementirer,  Tilncher  und  Stuccateur«,  Weimar  1886.) 


§  206.  Gypsmarmor  (künstlicher  Marmor^. 

h)  Künstlicher  Marmor.    Gypsmarmor  stellt  ein  Gemenge  aus  sehr 

fein    gesiebtem    und   gebeuteltem  Gyps,  Leimwasser  und  Farbstoff  dar.    Zur 

Färbung    kann    man    Meniüge,    Zinnober,     Chromgelb»    Indigo,    Gummigutti, 

;mbra,Kienruss,  Eisen- und  Kupfervitriol,  Abkochungen  von  Farbholzcm  u.  s.  w, 

Verwenden.  Leim  ist  nur  in  sehr  geringer  Menge  hinzuzusetzen,  und  zwar  so  viel, 

die  Masse  in  etwa  30  Minuten  erhärtet  Aus  dem  Gemenge  formt  man 

Lugeln  von  verschiedener  Grösse  und  färbt  dieselben  in  verschiedener  Weise, 

dass  man  hellgefärbte  und  dunkelgefarbte  zur  Verfügung  hat  In  dieselben 

Ickt  man  weisse  Gypsstückchen  ein,  um  weisse  Flecke  zu  erzeugen,  oder  man 

iestreut   sie   zu  diesem  Zwecke  mit  feinem  Gypspulver.    Dann  legt  man  sie 

ifeinander,    presst  sie  zu  einem  Würfel  zusammen    und  walzt  denselben  zu 

(hier  ebenen  Platte  aus.  Diese  Platte  begiesst  man  mit  der  Farbe,  in  welcher 

lan    die  Marmoraderung    zu  erhalten  wünscht,    dann  knetet  man  sie  wieder 

jsanimen,  schneidet  aus  ihr  mit  Draht  dünne  Scheiben,  taucht  dieselben  in 

Vasser  und  bringt  sie  dann  mit  einer  KeUe  auf  die  Wandflächc,  die  vorher 

inen  Gypsbewurf  (oder  Kalkputz)  erhalten  hat,  der  vor  dem  Aufbringen  des 

Sypsmarmors  gehörig  anzunasscn  ist.     Nach  der  Erhärtung  der  Fläche  wird 

lieselbe  abgehobelt,  mit  plangcschliffenen  Bimssteinstücken  abgeschliffen,  dann 

lochmals  mit  Gypsbrei,  der  mit  sehr  starkem  Leimwasser  angemacht  ist,  dünn 

überzogen,  um  sämmtliche  Poren  zu  schliessen,  hierauf  mit  fein  pulverisirtem 

Tripel  und  einem  Leinwandballen  pohert  und  endhch  mit  einer,  mit  Olivenöl 

feicht    benetzten    Bürste    überfahren.    Eine    sehr   glänzende  Politur    soll  man 

rhalten,  wenn  man  die  Wandfläche  mit  Leinöl  tränkt   und  dann  mit  einem 

roMcncn  Lappen    abreibt.    Empfohlen  wird  auch,  die  Wandfläche  mit  einem 

rollcnen    Lappen    abzureiben,    auf    welchen    eine    Lösung    von    Wachs    in 

fcrpentinöl  aufgestrichen  ist. 

Leon  van  der  Steene  in  Laeken  (Belgien)  bereitet  künstlichen 
[armor  aus  Gypspulver,  starker  Leim-  und  Harzlösung  und  Farbstoff,  und 
ivar  in  folgender  Weise:  Dem  Anmachewasser  des  Gypscs  wird  in  Wasser 
jfgelöstcr  Leim  und  in  warmem  Terpentin  aufgelöstes  Harz  beigemengt, 
mn  das  Gypspulver  eingerührt  und  die  Masse  mit  den  zur  Erzeugung  der 
twünschten  Marmonrung  nothwendigen  mineralischen  oder  vegetabilischen 
irben  vermischt.  Bei  Herstellung  von  ebenen  oder  gekrümmten  Platten 
\e%%i  man  diese  Masse  in  einer  Stärke  von  4  mm  auf  ebene,  beziehungsweise 
Mte  Stein-  oder  Glasflächen,  bei  Herstellung  von  Reliefplatten  in  ent- 
l  gestaltete  Gummi-,  Gyps-  oder  Cementformen  aus  und  bestreut 
mittelst  eines  Siebes  mit  trockenem  Gypspulver.  Nachdem  letzteres  durch 


das  in  der  gefärbten  Gypsmasse  im  Ueberschuss  vorhandene  Wasser  gut 
durchfeuchtet  ist,  wird  eine  dünne  Lage  von  sorgfältig  angerührtem,  UIlg^ 
färbtem  Gypsbrei  aufgebracht  und  mit  einem  Tuch  oder  einer  Schicht  rohen 
Hanfes  bedeckt  Endlich  wird  in  einer^  von  der  gewünschten  Plattcndicke 
abhängigen  Stärke  noch  eine  Lage  ungefärbten  Gypsbreies,  dem  zerkleinerte 
Steine  beigemengt  sind,  darüber  gebreitet.  Sobald  die  Masse  genügend  abg^ 
bunden,  was  nach  6 — 8  Stunden  der  Fall  zu  sein  pflegt,  wird  sie  von  der 
Unterlage  fortgenommen  (beziehungsweise  aus  der  Form  heraasgehabcn)^ 
vorsichtig  abgebürstet  und  nach  Ausfüllung  aller  etwa  entstandenen  Poren 
mittelst  eines,  der  Grundfarbe  der  Masse  entsprechend  gefärbten  Gypsbreics 
durch  Tränkung  der  Oberfläche  mit  Kai  »Wasserglas  wasserdicht  gemacht  und 
endlich,  sobald  die  Masse  gut  getrocknet  ist,  poliert.  Als  Politur  benutzt  van 
der  Steene  zur  Erzeugung  heller  Marraorimitationen  ein  Gemenge  voo 
1  kg  gebleichtem  Gummilack,  Q  /  SOprocentigem  Alkohol  und  250  g  (audj 
mehr  oder  weniger)  fein  gemahlenem  Gyps,  und  zur  Herstellung  von 
dunklem,  künstlichem  Marmor  statt  des  gebleichten  Gummilackes  dne  gleiche 
Menge  Orange-Gummilack. 

Vor  dem  Auftragen  dieser  Mischung  wird  die  Gypsmasse  mit  Hüft 
ein^  mit  80procentigem  Weingeist  angefeuchteten  Ballens  gerieben  und  aacb 
dem  Auftragen  dieses  Reiben  so  lange  fortgesetzt,  bis  eine  vollständig  gleich- 
massige  Politur  erreicht  ist,  wobei  man  den,  den  Ballen  umhüllenden,  wciclww 
Lappen  von  Zeit  zu  Zeit  mit  etwas  Oliven-  oder  Mohnöl  benetzt  Wird  eine 
schwarze  Marmorimitation  gewünscht,  so  trägt  man  auf  den  Lappen  etwi* 
Nigrosin  oder  Anilinschwarz  auf,  (Siehe  > Industrieblätter«,  chemisch-techniscte 
Repertorium,  1889,  ü,  L) 

Marmorähnliche  Steine  soll  man  nach  dem  Patente  von  Majewski 
(D.  R.  P.  Nr,  09527)  durch  Eintauchen  des  erwännten  Gypssteines  zuerst  in 
eine  concentrirte  Lösung  von  Kaliumsuliit  (^basisch- schwefligsaurem  Kall)  vml 
dann  in  eine  Lösung  eines  mit  Gyps  eine  Doppel  Verbindung  gebenden 
Salzes  erhalten.  Durch  das  Kaliumsulfit  soll  vermieden  werden >  dass  die  vtr- 
wendete  Salzlösung  schon  an  der  Oberfläche  krystallisirt  und  nicht  in  dft» 
Innere  des  Steines  eindringt;  es  dient  also  als  Leichtflüssigkeit  für  die  Sali- 
lösung  in  das  Innere  des  Gypssteines,  während  die  Salzlösung  dem  Stcuw 
eine  grössere  Härte  verleihen  soll  Die  Färbung  geschieht  mittelst  organischer 
Farbstoffe. 

§  207.  Gypsguss  mit  oder  ohne  RohrgeM*ebeeinlagen. 

i)  Gypswände  mit  Rohrgewcbeeinlagen  von  Baumeister  Swiccici 
in  Bromberg.  Es  werden  Winkeleisen,  senkrecht  und  um  45"  gedreht,  Öl 
1*8 — 2*5  m  Abstand  (je  nach  der  Wandhöhe)  aufgestellt  und  mit  ihrem  Fuss- 
und  Kopfende  mittelst  8  cm  langer  Schmiedeeisennägel  befestigt^  sowie  gut 
abgespreizt.  Zwischen  die  Ständer  spannt  man  ein  gut  verdrahtetes  Rohr- 
gewebe mittelst  Haken  und  ausgeglühten  Drahtes  fest  ein,  stellt  dann  3fw 
starke,  mit  2 — 3  Querleisten  versehene  Brettformen  von  70  ^m  Höhe  und 
60 — IbOcm  Länge  beiderseits  vom  Rohrgewebe  auf  und  verbindet  dieselben 
mit  L5  nw  starken  Bolzen,  Zwischen  Bretterwand  und  Rohrgewebe  lässt  man 
einen  kleinen  Zwischenraum  und  füllt  denselben  mit  einer  Mischung  von 
1  Theil  StuckgypSf  3  Thcilen  Estrichgyps  und  2  Theilcn   Kohlengrus  and 


Erstes  CapiteL  Die  Marlel. 


43 


,  vollständig  aus,  (Fig.  383.)  Zwei  aneinander  zu  stellende  Bretter 
:ian  durch  einen  Rudcrverschluss,  nodiwendige  Oeflfnungeo  schneidet 
man  aus  dem  Rohrgewebe  mittelst  Schere  aus  und  sichert  diese  Schnitt- 
stellen mittelst  Draht.  Nachdem  eine  Reihe  fertiggestellt  ist^  wird  die  dar* 
über  Hegende  in  Angriff  genommen. 

k)  Giessbare  Massen.  Die  »Neuesten  Erfindungen  und  Erfahrungen« 
bringen  im  Jahrgang  1891  über  giessbare  Massen  ausführliche  Mittheilungen, 
denen  Folgendes  entnommen  werden  mag.  Gypspulver  wird  mit  Leim  (und 
xwar  Raninchenleim  oder  Gelatine),  Kreide,  Papier,  Korkmehl  oder  Schiefer- 
niehl  in  verschiedener  Weise  und  je  nach  dem  Umfang  der  Gegenstände 
vermischt»  jedoch  in  der  Regel  so,  dass  zu  1  k^  Leim  je  8  /  Wasser  und 
dem  mit  Leim  angerührten  Gypsbrei  nicht  mehr  als  7,  Papierbrei  zugefügt 
werden.  Bei  stärkerem  Leimzusatz  tritt  leicht  ein  Schwinden  der  Masse  ein, 
desgleichen,  wenn  man  andere  Leimsorten  als  die  genannten  verwendet. 

Die  Gemengtheile  werden  sorgfältig  mit  einander  verarbeitet  und  dann 

K:rdünnt.  Empfohlen  werden  folgende  Mischungen: 
a)  Für  ganz  schwache,  leicht  austrocknende  Gegenstände:  30  Gemeng- 
eile Gypsbrei  und  15  Theile  Papier,  Die  Masse  erhält  nach  dem  Erstarren 
die  Härte  von  weichem  Holz,   lässt   sich  ähnlich  wie  dieses  bearbeiten    und 
besitzt  dieselbe  Schwere   wie  Wasser, 

fi)  Für  schwache  Sachen:  30  Gemengtheile  Gyps,  10  Theile  Papier 
tind  5  Theile  Schiefermehl  oder  Kreide.  Giebt  eine  ziemlich  harte  Masse. 

Y)  Für  mittlere  Sachen:  30  Gemengtheile  Gyps,  5  Theile  Papier  und 
10  Theile  Schiefermehl  oder  Kreide. 

Z)  Für  stärkere  Sachen:  40  Gemengtheüe  Gyps  und  5  Theile  Papier. 
)  Diese  Masse  wird  schnell  trocken;  sie  ist  nicht  leicht  zerbrechlich  und 
^■esitzt  immer  noch  die  Härte  von  Holz. 

^B  Durch  den  Leimzusatz  wird  der  Masse  eine  gewisse  Härte  verliehen, 
^^brch  den  Zusatz  von  Papier  oder  Korkmehl  ein  geringeres  Gewicht  und 
^TOi  grösserer  innerer  Zusammenhang»  so  dass  sie  gegen  Zerreissen  und  Brechen 
ziemlich  geschützt  ist;  Schiefermehl  macht  die  Masse  härter  und  etwas 
[\werer;  Kreide  wird  nur  bei  der  sogenannten  Vergolder*Gussmasse 
vendet,  die  aus  Gyi>s,  Leim  und  Kreide  bereitet  wird. 

Die    Herstellung     der    giessbaren     Masse     ist    folgende:     Das    Papier 

eidcnpapier  oder  ungeleimtes  Druckpapier)  wird  in  kurze  Stücke  zerrissen» 

1  heissem  Wasser  eingeweicht  und  dann  mit  einem  Holzstück  zerstampft»  bis  es 

in  zertheilt  ist.  Hierauf  wird  das  Gypspulver  in  den  wanrren  Leim  ziemlich 

ck  eingerührt,  die  Papiermasse  zugesetzt  und  das  Ganze  tüchtig  mit  einem 

lolzstabe  durcheinandergearbeitet.  Schliesslich  wird  die  Masse  mittelst  Leim- 

itz  leichtflüssig   und   giessbar  gemacht    und    dann  in    die  mit  Leinül  be- 

richenen,  aus  Gyps    oder    besser   aus  Leim   (Kaninchenleim  oder  Gelatine) 

fertigten    oder    aus    fingerdick   starkem    Leim    und   Gypsummantelung   be- 

fhcnden    Formen,    deren   Anfertigung    in    der    oben    genannten   Zeitschrift 

sführlich    beschrieben   ist,    gegossen,    worauf  schwache   Sachen    in    5    bis 

Minuten,    stärkere   in  1^ — 2  Stunden    soweit  erhärtet  sind,    dass    sie   aus 

den  Formen  herausgenommen  werden  können.  Die  Massen  können  auch 
clicbig  gefärbt  werden.  (Siehe  auch  Theodor  Koller,  »Künstliche  Bau- 
iierialien,  ihre  Herstellung  und  Verwendung<,  Frankfurt  a,  M  18t)4|  S,  5(J 
bd  57.) 


Z  Vetter  Theil-  Ble  Verbind  uogs»t Affe. 

§  208.  Marmorcemcnt 

/)  Keene's  Marmorcement,  Parian  -Cement,  Scagliola,  dc^i 
Marmorcement.    Marmorcement,   eine   hauptsächlich    aus  G>'ps  best*.,,..  -^ 
Masse,  zeichnet  sich  durch  grosse  Dichtigkeit,  Härte,  gleichmässigc  Stnictur, 
Festigkeit  und  Dauerhaftigkeit   aus,    bindet    sehr   langsam    ab    %mil  Ut  dakf 
bequem  /ai  verarbeiten.  Der  Cement  lässt  sich  leicht  und  vollkommeTi  poli^refi 
haftet  selbst  in  dünnen  Schichten  auf  fast  jeder  Unterlage  sehr  fest,  bei 
Haarrisse,   gestattet   wegen   seiner  weissen   Grundfarbe  jedwede   i 
Erdfarben,  ohne  viel  an  Bindekraft  einzubüssen,  und  bildet  gewissemiaasscn  tk 
Mitte  zwischen  Portlandcement  und  gewöhnhchem  Stuckgyps.    Wiegen  dieser 
Eigenschaften    eignet    sich  Marmorcement    zur  Herstellung   von  Ornamcuien, 
Kunstmarmor,  künstlichen  Steinen  (Nachahmungen  vieler  Gesteinsarten)  u.  i»,  w.. 
auch  /Aim  Ausbessern  von  Marmorbeklcidungcn  und  Steinomamenier»»    süw 
zum  Ausfugen,  wenn  man  für  edle  Steinmassen  sehr  feste^  bestimmt  gefärbte 
Fugen  erhahen  will. 

Keene's  Cement  oder  weisser  englischer  Cement  ist  ein  langsam 
bindender  Alaungyps.  Man  stellt  ihn  aus  rein  w^eissem  Gyps  her,  der  ntdi 
di^m  Brennen  mit  Alaun  getränkt,  dann  zum  zweiten  Male  bei  Rothgluth 
gebrannt,  fein  gemahlen  und  mit  einer  Alaunlösung  atigemacht  wird.  Rührt 
man  ihn  mit  20*^/„  Wasser  an,  so  erreicht  er  nach  den  Untersuchungen  toö 
Prof.  Hart  ig  nach  vier  Wochen  eine  Zugfestigkeit  von  36'9  kff  md  dne 
Druckfestigkeit  von  411  k^  für  das  Quadratcentiroeten 

Parian -Cement  oder  Boraxgyps  wird  aus  44 — 45  Tlidleii  Gjt»- 
mehl  und  1  Theil  calcinirtem  Borax  in  der  Weise  hergestellt,  dass  man  d» 
Gyps  mit  der  Boraxlösung  tränkt  und  dann  nochmals  bei  Rothgluih  bicnnt 
Er  ist  ebenfalls  langsam  bindend  und  trocknet  in  4 — b  Stunden.  Mau  kajin 
ihn  sowohl  für  Innenstuck  als  auch  zu  gewöhnlichem  Afauerputz  verwcndöi 
und  nach  dem  Trocknen  bemalen  oder  mit  Tapeten  bekleben.  Er  ist  inil 
möglichst  wenig  Wasser  anzumachen  und  darf  nicht  mit  frischem  Kalk  in 
unmittelbare  Berührung  kommen. 

Scagliola  stellt  ein  Gemisch  von  feint m  gebrannten  Gyps  und  gr 
mahlenem  Gypsspath  (Frauen eis)  mit  Leimwasser  oder  Hauscnblasenlüsung 
dar.  Architekt  Beine  in  Bochum  fertigt  aus  dieser  Masse  Bautafeln,  die  «o 
\\  andconstructionen  Venivendung  finden. 

Deutscher  Marmorcement  wird  wie  der  Keene'sche  bereitet» 
besitzt  aber  eine  grössere  Festigkeit  wie  dieser.  Denn  nach  Hartig's  Untö- 
suchungen  beträgt  die  Zugfestigkeit  der  deutschen  Ware  nach  vier  Wochen 
47  H  ^g  und  die  Druckfestigkeit  42il  ^i'  für  das  Quadratcentimcter,  wenii 
die  Masse  ebenfalls  mit  2ü^/„  Wasser  angemacht  wird.  Der  deutsche  Marmor 
cement  ist  meistens  auch  an  Aussen  fahnden  verwendbar,  muss  jedoch  auf 
der  Wetterseite  gegen  Schlagregen  durch  einen  Firnissanstrich  geschützt 
%verden.  In  anerkannter  Güte  liefert  ihn  u.  A.  die  Walkenricder  Gyp^fabrik 
(A.  Meier  &  Comp,)  zu  Walkenried  am  Haxx* 

§  209.  Gyps-Estrich, 

m)  Gyps-Estrich-  Der  klumpenfrei  und  ziemlich  steif  zuzubcrvi^«.ii-^v 
Gypsmörtei,  am  besten  aus  grob  gemahlenem,  stark  gebranntem»  langsam 
"   ndendcm  Gyp«  (nicht  Stuckgyps)  und  ohne  Sand- oder  KohlenÄSchenxusMiti 


Erstes  CapiteL  Die  Mörtel. 


45 


hergestellt,  wird  entweder  auf  eine  gut  eingeebnete  Unterlage  von  Kies,  Sand 

ier  Kohlenasche  oder  auf  ein  Ziegelpflaster  oder  Ziegelgewölbe,   oder    bei 

Iken decken  auf  eine  abgeglichene  Lage  reinen  Flusssandes,  die  auf  einem, 

^e  Baikenfelder  bedeckenden  Lchnischlage  ruht»  3 — 5  i/n  hoch  aufgegossen, 

ttd  zwar  sicherheitshalber   in  der  Weise,    dass    der  Estrich    etwas    von   der 

[Tand    absteht,    damit   bei    etwaigem    »Treibent    des    Gypses    sich    letzterer 

|igchindert  ausdehnen  kann.    Sind    sehr    grosse  Fussbodenflächen    mit  einer 

usdecke  zu  versehen,  so  empfiehlt  es  sich,  für  das  Treiben  einen  sehmalen 

lum    durch    Einlegen   von  Querleisten    auszusparen.     Bei  Verwendung    von 

j-ichtig  geglühtem  Gyps    sind    diese  Vorsichtsmaassregehi    kanni    erforderlich, 

reil  ein  solcher  Gyps,  wie  bereits  im  §  199  hervorgehoben  wurde,  fast  gar 

cht  treibt. 

Estrichgyps  erstarrt  nur  dann  zu  einer  sehr  harten  Masse,  wenn  letztere  vor 

lustrocknung  geschützt  wird.  Die  Unterlage  ist  deshalb  gehörig  anzunässen,  damit 

dem  Gypsbrei  das  Wasser  nicht  vorzeitig  entzieht  und  Risse  veranlasst.  ^) 

reten  solche  Risse   bei    sehr   heisser  Witterung   oder   wegen    ungenügender 

jrchnässung    der  Unterlage    in    der  Gypsdecke    vor    ihrem  Festwerden  ein, 

so  muss  man  den  Estrich  stark  mit  Wasser  begiessen  und  die  Risse  in  dem 

noch    weichen    Gyps  schliessen.    Nach    einigen   0A%  12)  Stunden  erfolgt  das 

Schlagen,    Stampfen  oder  Klopfen  des  ziemlich  fest   gewordenen  Gypses  mit 

em  Schlagholze,    wodurch    die  Härte    und  Dichtigkeit    des  Estriches    noch 

rhöht  wird,  und  endlich  das  Abglätten  mit  der  Maurerkelle. 

G>'ps-Estrich  bildet  eine  vorzügliche  Unterlage  für  I^inoleum  und  eignet 
sich  auch  als  unmittelbar  zu  begehender  Fussboden  für  Dachboden,  Speicher, 
Kornböden,  Fabrik-  und  Lagerräume  und  braungefärbt  auch  für  Küchen, 
Badezimmer,  Krankensäle  u.  s.  w. 

Zur  Erhöhung  der  Härte  und  Haltbarkeit  wird  oft  ein  kleiner  Zusatz 
on  Cemcnt  empfohlen;  dass  eine  solche  Beimengung  nicht  rathsam  ist, 
iirde  bereits  früher  nachgewiesen.  Auch  mit  Zusätzen  von  Sand  oder  Stein- 
kohlenasche soll  man  vorsichtig  sein;  kann  man  aus  Sparsamkeitsrücksichten 
reinen  Gyps,  was  immer  das  Beste  ist,  nicht  verwenden,  so  empfiehlt  es  sich, 
den  dritten  Theil  eines  reinen  Quarzsandes  oder  guter  Kohlenasche  beizu- 
mengen. Ein  Cubikmeter  gegossener  Gyps  wiegt  etwa  970  ^g. 

Man  kann  auch  in  den  Gyps-Estrich  Platten  aus  natürlichen  oder  künst- 
lichen Steinen  oder  farbige  Marmorstückchen    u.  dergl  musterartig    einlegen 
id  erhält  dadurch    einen   sehr    haltbaren  Fussbodenbelag,    der   eine   grosse 
crhünheit  zeigt,   wenn  man  ihn  mit  feinem  Sand  oder  Sandstein^  darauf  mit 
a&stein  und  Wasser  abschleift,  hierauf  mit  in  Ter[)entin  aufgelöstem  Wachs 
treibt  und  endlich  mit  scharfer  Bürste  bohnt. 

n)  Mack'scher  Cementgyps.    Derselbe   besteht    aus    hydraulischem 
i,    (Estrich-)  Gyps,  dem  0"4%  schwefelsaures  Kali  oder    calcinirtes  Glaubersalz 
^■igesetzt  ist.  Dieser  ungemein  hart  werdende   untl  wetterbeständige  Cement- 
^^ps    eignet    sich   besonders   zum  Legen    von  Estrichen  und  bietet  in  Folge 
seines  schnellen  F'rhäitens  den  Vortheil,  dass  er  auch  auf  trockene  Unterlagen 
egoäsen  und  die  Masse  fast  sofort  nach  dem  Ausgiessen    geklopft  und  ab- 
glättet werden  kann,  wodurch  ihre  Härte  wesaitlich  erhöht  wird.     Ferner 
man   den  Cementgyps   im  limercn   der  Gebäude  zur  Herstellung   von 

*)  Mh  Benuuung  4er  von  der  Walkenried  er  Gypsfabrik  aufjgestelUcn  »An* 
diuiig  «ur  Herstellung*  eines  i;uten  Gyp^-Kstricbes«. 


Zweiter  TheiL  Die  Verbindungsstoffe, 


Rabitzwänden,  Decken,  Gewölben  u.  s.  w.  verwenden  und  mit  Sand  oder 
Schlacken  mischen.  Sodann  liefert  Cementgyps  einen  sehr  harten  Putz,  der  wegen 
seiner  geringen  Porosität  wenig  Farbstoff  zum  Anstrich  benöthigt.  Endlich 
kann  man  ihn  auch  zur  Herstellung  von  Beton  benutzen, 

§  210.  Gypsdielen  oder  Schilfbretten 

o)  Hartgypsdielen  oder  Schilfbretter  Dieselben  werden  von  ?cr 
schiedenen  Fabriken  nach  verschiedenen  (durch  Patente  geschützten)  V^ 
fahren  hergestellt,  so  z,  B.  von  der  >Actiengesellschaft  für  MonterbauteOi 
vorm.  G.  A.  Wayss  &  Comp,  e  in  Berlin  (nach  dem  Patente  von  A»  Ä:  O,  Mld 
in  Ludwigsburg),  von  W.  Klemm  in  Hochhausen  am  Neckar  (nach  de« 
Patente  von  Giraudi  in  Stadtbach,  Bern),  von  der  »Rheinischen  Gy ps in dustrie« 
[W,  Köster)  zu  Heidelberg,  von  F.  Donath  &  Comp,  zu  Berlin^  von  der 
AValkenriedcr  Gypsfabrik«  (A,  Meier  &  Comp.)  zu  Walkenried  am  Harz  u.  s.  w. 

Die  Mac k' sehen  Hartgypsdielen  bestehen  (nach  Angabc  «te 
Broschüre  obgenannter  Gesellschaft)  aus  einer  besonders  zubereiteten  G)'p»- 
masse,  welche  durch  Beimischung  von  geringen  und  festbindenden  StofTfO 
grosse  Leichtigkeit  und  Zähigkeit  erhält  und  durch  ein  besonderes  Vc^ 
fahren  gehärtet  wird.  Durch  Einlage  von  Rohr,  BambuSg  Schilfliündel  (bei 
anderen  Fabriken  auch  dünne  Holzstäbchen  und  allerlei  leichte  organische 
Abfallstofife,  auch  Beimengungen  von  Kalk)  wird  nicht  nur  die  Leichtigkcil 
und  Zähigkeit  vermehrt,  sondern  auch  die  Biegsamkeit  vergrössert,  so  dass 
die  Gypsdielen  verhältnissmässig  grosse  Lasten  tragen  können  und  nich 
Beseitigung  der  Belastung  wieder  in  ihre  ursprungliche  Lage  zurückkehfcn, 
ohne  dauernd  durchgebogen  zu  bleiben.  Femer  erhalten  sie  durch  diese 
Einlagen  eine  gute  Versteifung  und  eine  ziemlich  grosse  innere  Zy  iL 

Diese  Hartgypsdielen  zeichnen  sich  durch  Billigkeit,  Trockeiih  a- 

Sicherheit  und  Unverbrennlichkeit  aus»  femer  durch  ein  geringes  Gewicht, 
leichte  und  vielfache  Verw^endbarkeit,  Schalldämpfung  und  schlechte  Wäiroc- 
leitung.  Da  sie  —  vollständig  ausgetrocknet  verwendet  —  auch  kein  Faukm 
und  Stocken  des  Holzes  (bei  Zwischenböden  und  Fachwerkswänden),  keine 
Schwammbildung,  keine  gesundheitsschädlichen  Ausdünstungen  erzeugen,  in 
ihnen  sich  weder  Spaltpilze  noch  Ungeziefer,  deren  Athmungswerkzeuge  der 
feine  Gypsstaub  zerstört,  weiter  verbreiten  können  (vergl  Schlusssatz  in  diesem 
Paragraphen)  und  sie  sich  in  jede  beliebige  Länge  zersägen  und  wie  Hob* 
dielen  nageln  lassen,  so  liefern  sie  ohne  Frage  einen  recht  brauchbaren 
Baustoff.  Jedoch  ist  Verfasser  der  Ansicht,  dass  die  Hartgypsdielen  sorg- 
fältig gegen  Nässe  zu  schützen  sind,  weil  die  organischen  Beimengungen 
nach  seinen  Erfahrungen  leicht  verfaulen,  und  dass  es  grosse  Schwierigkeiten 
bereitet,  Nägel  und  Haken  an  ihnen  zu  befestigen. 

Die  Stärke  der  Mack*schen  Hartgypsdielen  beträgt  2'5 — 8  a»i,  jedodl 
fertigt  auch  die  Fabrik  Hartgypsdielen  mit  Hohlräumen  in  Stärken  von 
10  und  12  cm.  Mit  Ausnahme  der  schwächsten,  2*5  rw  dicken,  werden  die 
Dielen  mit  Nuth  und  Falz,  genau  ineinandt^rpas^end,  versehen,  so  dass  man  z\3f 
Bildung  einer  Wand  nur  nöthig  hat,  die  Dielen  in  Verband  aufeinander  zu 
stellen  und  zwischen  die  Falze  etwas  dünnen  Gysmörtel  zu  streichen.  Üit 
Länge  beträgt  L80,  beziehungsweise  2'50  m,  die  Breite  0'25  m.  Um  die 
Dielen  gegen  Feuchtigkeit  zu  schützen,  werden  «ic  mit  A.sphaltpappe  ül»cr 
zogen;  Sir  Itmcnwändc  ist  dieser  Schutz  jedoch  In  der  Rc>rcl  nicht  erfordcr- 


Ervtes  CapiteL  Die  Mörtel. 


47 


lieh.  Das  Gewicht  für  das  Quadratmeter  schwankt  zwischen  22  kg  (bei 
2'5  cm  dicken  Dielen)  und  65  kg  (bei  8  cm  starken)  und  beträgt  bei  Hohl- 
^ypsdielen  von  10  cm  Stärke  70  kg  und  von  12  cm  Stärke  75  kg.  Die 
Tragfähigkeit  ist  eine  sehr  grosse.  Von  Berliner  Baubeamten  im  Jahre 
t8tK)  in  dem  Neubau  »Unter  den  Linden  Nn  69'  in  Berlin  unternommene 
ielastungsversuche  ergaben,  dass  eine  8  cm  starke  Diele  4250  kg  ertragen 
Lonnte,  ohne  dass  Risse,  noch  sonstige  Loslösungen,  Abblätterungen  oder 
lergleicheu  zu  bemerkei^  waren,  und  dass  ein  Gewicht  von  55  kg^  aus  einer 
flöhe  von  2  m  frei  auf  die  Mitte  einer  Hartgypsdiele  fallen  gelassen,  niur 
jine  etwa  5  mm  tiefe  Einpressung  in  der  oberen  Hartgypsdiellage  erzeugte, 
HTobei  die  getroffene  Diele  an  der  Unterseite  stellenweise  rissig  wurde, 
während  die  untere  Hartgj^psdiellage  völlig  unverändert  blieb, 

Die  Fabrik  hat  über  die  Tragfähigkeit    der  Hartgyps dielen  die    nach- 
blgenden  Tabellen  aufgestellt, 

JelastungsfShigkeit  von  Gypsdiclen  und   Hohlgypsdielen    mit   Nuth  und  Falz  bei 

zehnfacher  Sicherheit. 


Entfernung  der  StfiUpunkte  und  Gypsdi«tefilän|fe  in  Metern 

0*75 

1*00      1-25  1    1^50      1-T5  j   200      2-25      2'50 

GleiclmiässfK  vcit)icilte  Nttteliwl  in  Kitt»Kraram  für  dA«  QoEdratmeter 

»  cm 

80 

m 

4   . 

155 

72 

34 

5   .          ,    . 

255 

VM 

m 

1   ^       ... 

486 

274 

175 

122 

80 

10   - 

922 

520 

a32 

2^J2 

\m 

130 

IUI 

12   . 

12f]0 

710   ' 

4M 

317 

2ai 

177 

138   1 

113 

R    Dieser  Tabelle  ist  eine  Bruchfestigkeit  der  Gypsdielen    und  Hohlgyps- 
eii  von  40 — 50  kg  im  das  Quadratcentimeter  zu  Gruntk'  gt^egt, 

ktastungsfäbigkeit  von  Constructionen   aus  Gypsdielen  und  Hohlg>psdielen  mit 
Nuth  und  Falx  hei  zehnfacher  Sicherheit, 


C  o  u  >  l  r  tj 


Entfernung  der  Stutzpunkte  und 
Clyptdieleulange  in  Metern 


0*7o      100      1 25  I    1-50 


GtetcHni:tc»ig  vtrt Heilte  Nutzl4tt 
In  Kilaj^amm  fttr  da»  Quadr^lincier 


\^m  it*rke  Gypsdielen  mit  3  cm  Fortlandcementbctoii 

j  üod  2  t'm  Glattstrich  ,    ,    .    '        .    .    , 

fem  starke  GypHdiclcn  mit  bcm  Portlandcemenlbeton 

tind  2  cm  Glattstrich ...»». 

\cm  starke  Hohl^Typsdielen  mit  3  cm  PortUndccracöt- 

beton        .    ,    . ..,,..*,♦.  I 

)  cm  stnrke  Hohlgypsdielen  mit  3  cm  Portlaadceraeni- 

I  bclon  und  2  cm  Glattstrich  ,    -    ♦ 

\  cm  starke  Hohltjypsdiclen  mit  b  cm  Portlandcement* 

\  beton  und  2  cm  Glüttstrich  ,        ♦    .    *        

\  cm  starke  HohJ^  ])sdielen  mit  5  cm  PortUndcement- 

1  beton     ,  ,    . 


1200 

670 

430 

1480  j 

830 

535 

1200 

670 

430 

i:i20 

750 

480 

1G70 

\vm 

640 

lii70 

1000 

1^40 

Zweiter  Thcil.  Die  VerblndungssloJfe. 


Die  Ha rtgyps dielen  haben  gewöhnlich  eine  glatte  oder  mit  Asphali' 
pappe  belegte  Rückseite  und  eine  rauhe  Vorderseite;  sie  werden  bei  Decken 
und  Wandbekleidungen  mit  der  rauhen  Seite  nach  unten,  beziehungsweise 
nach  innen  genommen;  bei  Aussenmauem  kommt  stets  die  rauhe  Seite  nacfa 
aussen.  Dieselbe  dient  dazu,  dem  aufzubringenden  Putz  einen  festen  Hah  xii 
gewähren.  Dieser  Putz  besteht  bei  Decken  und  Innenwänden  am  besten  zm^ 
reinem  Gypsmörtel;  bei  Aussenwänden  und  solchen  Zwischenwänden»  die, 
wie  z.  B.  in  Küchen,  Ställen  und  Kellern,  feuchten  Dünsten  und  Dämpfen 
ausgesetzt  sind,  werden  die  rauhen  Flächen  entweder  mit  ganz  dunocni 
Weisskalkmörtel  mit  '/^  Gyps  bespritzt  und  dann  mit  dickerem  Weisskafi:- 
mörtel  ohneGypszusatz  abgeputzt  oder  mit  einem  zweiten  Bewurf  aus  dünnem 
^^eisskalkmörtel  ohne  Gypszusatz  versehen  und  dann  mit  dickerem  Weiss- 
kalkmörlel  mit  Y^  Portlandcement  abgeputzt  oder  mit  ganz  dünnem  Mörtd 
aus  hydraulischem  Kalk  bespritzt  und  dann  mit  dickerem  Mörtel  aus  hydrau- 
lischem   Kalk    abgeputzt.    Der   Putz  erhält  eine  Stärke  von  höchstens   1  cm 

Die  Befestigung  der  Dielen  geschieht  mittelst  breitköpfigcr,  verzinkter 
Nägel  von  mindestens  doppelter  I^nge  der  Dielenstärke,  und  zwar  benutzt  roio 
zu  Wandbekleidungen  Drahtstifte  und  zu  Deckenverkleidungen  geschmiedete 
Nägel  Man  verwendet  die  Hartgyps dielen  zur  Errichtung  von  Scheide» 
wänden  an  Stelle  der  Holzfach werkswände,  indem  man  5  oder  7  cm  stxAx 
Dielen  hochkantig  mit  wechselnden  Stössen  in  Gypsmörtel  aufsetzt,  ohne 
Zwischenpfosten  irgend  welcher  Art,  femer  zur  Verkleidung  von  Aussen- 
wänden, indem  man  an  Holz-  oder  Eisenpfosten  aussen  4 — 5  cm  stärkt 
und  innen  2^j^ — 4  i:m  starke  Hartgypsdielen  befestigt,  zu  Zwischendecken 
an  Stelle  der  Staakung  und  des  Lehm -Est  riches,  zu  Decken  an  Stelle  der 
Berührung  und  Schalimg,  zu  Fussböden  an  Stelle  der  Holzdielai»  tu 
Isolirungen  von  Shed-  und  anderen  Dächern,  sowie  von  kalten  und  feucbien 
Wänden  u.  s.  w.  Es  sei  erwähnt,  dass  sowohl  für  den  Bau  des  Hygienische« 
Institutes  des  Geheimrath  Professor  Dr.  Robert  Koch  in  Berlin,  aJs^ 
auch  für  den  des  Kaiserlichen  Verwaltungsgebäudes  in  Kamerun  die 
Mack'schen  Hartgypsdielen  Ver^vendung  gefunden  haben. 

Die  jiActiengesellschaft  für  Monierbauten  t  fabricirt  auch  Hartgyi^sdiekn 
mit  beiderseits  glatten  Flächen,  und  zwar  für  solche  W^ändc,  bei  denen 
ein  feiner  Putz  zur  Erzielung  einer  ganz  glatten  Fläche  nicht  erforderlich 
ist,  sondern  ein  zw^eimaliger  Gel  färben  ans  trieb  auf  einer,  mittelst  b 
Leinölfimiss  ausgeführten  Grundirung  genügt»  sowie  für  Wände,  die 
tapezirt  werden  sollen.  Sodann  fertigt  sie  Gyps  dielen  mit  Cemcnt- 
überzug  für  Aussenwände  und  zur  Trockenlegung  feuchter  Wände.  Der  Cemcnt- 
Überzug  besteht  aus  einer  Mischung  von  1  Theil  Portlandcement  und 
1  Theil  Sand,  welche  auf  die  noch  feuchte  Gypsdiele  gestreut  und  mit 
flachem  Hammer  eingeklopft  wird.  Durch  diesen  Ueberzug,  der  die  Asphall» 
pappschicht    ersetzen    soll,    erhält    die    I^iclc    eine   sehr    harte,  gt  -s« 

unempfindliche  Oberfläche,  wie  Versuche  festgestellt  haben ;  es  win^  uh 

eine  aus  solchen  Hartgypsdielen  zusammengesetzte  Wand    ein  Jahr   lang  miX 
Dampf  behandelt,  ohne  Schaden  zu  erleiden,  — 

Näheres  über  die  mit  Mack'schen  Hartgypsdielen  ausführbaren 
Constructionen  findet  man  in  der  Broschüre  der  Fabrik,  Siehe  auch:  »Die 
Hartgyps-Dielen.  Ein  neues  Baumaterial«,  Vortrag  des  Stadtbaurathes  Gaul 
im  Blirgerverein  zu  Quedlinburg,  1891. 


Ersles  CapIUL  Die  Mörtel, 


49 


Die   »Rheinische   Gypsindustrie*    zu  Heidelberg  stellt  Gypsdielen 

Schilfbretter  durch  Maschinen  her»  welche  durch  die  Deutschen  Reichs- 
nte  Nr.  68024  (Qasse  80}  und  Ül»87(5  (Classe  86)  geschützt  sind, 
irünghch  wurden  die  Schilfbretier  in  der  Weise  fabricirt»  dass  man  über 
oder  ovale  Stäbe  Schnüre  aufwickelte,  dann  das  Ganze  in  den  Modell- 
Bti  legte,  mit  Gypsbrei  umgoss  und  nach  erfolgter  Erhärtung  die  Schnüre 
er  herauszog.  In  neuester  Zeit  benutzt  aber  die  Fabrik  zur  Herstellung 
Gypsdielen  verbesserte  Giessbänke  und  RohrfiechtmaschineUj  durch  welche 
[  grosse  Gleichmässigkeit  der  Ware  erzielt  wird.  Bei  Verwendung  zu 
ickenbauten  werden  die  Schilf brctter  mit  einer  Santonnflüssigkeit  getränkt 

dadurch^  nach  Versicherung  der  Fabrik,  gehärtet  und  antiseptisch 
icht.  Die  aus  diesem  Baustoff  hergestellten  Wände  werden  zuerst  mit 
lerem,  dann  mit  dickerem  Schwarzkalkmurtel  abgeputzt  und  schliesslich 
mal  mit  Oelfarbe  gestrichen.  (Yergl  Walt  her  Lange,  »Der  Barackenbau  c, 
ixig  1895,  S.  58  ff.) 

Die  Schilfbretter  von  W.  Clemm  in  Hochhausen  am  Neckar  bestehen 
präparirtem  Gyps  und  ausgesuchtem  Schilfrohr,  Sie  erhalten  eme  Stärke 

2*5 — 12  cm,  wiegen  für  das  Quadratmeter  20 — 84  kg^  besitzen  je 
Quadratmeter  Grösse  und  kommen  mit  oder  ohne  Asphaltüberzug  in  den 
del     Die  Befestigung  an  Holz    erfolgt    mittelst  verzinkter  Nägel,    welche 

lestens    3  cm    länger    zu    nehmen    sind^    als    die    Schilf brett dicke   betragt. 

StossHächen  der  stets  horizontal  und  hochkantig  zu  versetzenden  Schilf- 
ter  sollen  niemals  trocken  unter  sich  und  an  vorhandenem  Mauerwerk 
bracht,  sondern  stets  vorher  mit  Gypsbrei  bestrichen  werden.  Die  Bretter 

in  Verband  zu  versetzen;  etwaiger  Putz  ist  am  besten  aus  reinem  Gyps- 
kel  herzustellen.    Trockenes  Anbringen    der  Schilfbretter  unter  sich  kann 
im  Putz  hervorrufen. 
Zum  Verfugen  wird  mit  Leimwasser  angemachter  Gyps  verwendet.   Um 

e  Risse  und  Sprünge  zu  vermeiden,  müssen  die  SchiIR>retter  solide  an 
[Mauerwerk    angeschlossen    werden;    falls    kein  Auflager    vorhanden    ist, 

ein  solches  etwa  2  cm  tief  im  Mauerw^erk  hergestellt  und  sauber  aus- 
lachen   werden,    damit    der    an    der  Stossfläche    des    satt    einzusetzenden 

fbrettes    aufgetragene  Gypsbrei   gut  abbindet;    hierauf  ist  erst  die  Fest- 
lung  des  Brettes  vorzunehmen. 
Im  Uebrigen  gilt  von  den  Eigenschaften  dieses  Baustoffes  dasselbe,  was 

Ich  Mack'schen  Ciypsdielen  gesagt  wurde. 

Ucber  die  Verwendung  dieser  Schilfbretter  zu  Decken,  Streif-,  Zwischen- 
Fehlböden»    Wänden,    Isolirungen   u.  s,  w*    sei    auf  die   Broschüre   des 
ikantcn  verwiesen. 
Die  Hohldielen  der  Walkenrieder  Gypsfabfik  (A.Meier&Comp.), 

e    ebenfalls    zur    Consiructiou    von    Wänden»    Decken,    Dächern  u.  s.  w. 

n,  haben  keine  Einlagen  von  vergänglichen  organischen  Stoffen,  sondern 
then    aus   reinem,    sehr   hartem    Gyps    und    sind    im    Innern    mit    weiten 

Irischen  Canälen  versehen.  Nur  wenn  sie  zum  Tragen  grösserer  Lasten 

nmt  sind,  erhalten  sie  eine  Annirung  mittelst  l>rahtes.  Diese  Dielen 
ttien   sich    durch  Widerstandsfähigkeit,    Feuersicherheit,  Trockenheit  und 

tigkeil  aus  und  sind  wenig  leitend   für  Sehall  und  Wanne;    sie  werden 

ürken  von  7,   10  und  14  rm  und  in  Längen  von   l   und  V2f\m  geliefert, 
in  Breiten  von  20,  35  und  40  €m ;   der  Durchmesser   dcx  Hck\^x"äL\3Äcvit 


üC> 


Zweiter  Theil*  Die  Verbindungsstoffe 


beträgt  5,  7  und   10  cm  und  das  Gewicht  für  das  Quadratmeter  55^  80 1 
102  kg. 

Diese  Hohldielen  vermögen  sehr  viel  Feuchtigkeit  aufzusaugen,  ohne 
zu  erweichen  oder  an  Festigkeit  einzubüssen.  Ihre  Tragfähigkeit  ist  eine  «ehr 
grosse;  eine  an  beiden  Enden  frei  aufgelegte  Hohldiele  von  14  cm  Didcc 
und  40  cm  Breite  zeigte  z.  B.  für  das  Quadratmeter  eine  Bruchbelastung  foo 
etwa  4(X)0  kg,  während  eine  7  cm  starke  und  20  cm  breite  Diele  bei  ctno 
Belastung  von  etw^a   1000  kg  für  das  (Quadratmeter  zerbrach. 

Schliesslich  muss  noch  auf  eine  Mittheilung  von  Schindler-Escher 
(im  zweiten  Hefte  von  »Mein  und  Dein«,  1887»  S.  11)  hingewiesen  werdest 
nach  welcher  Schilfbretter  das  Einschlagen  von  Nägeln  nicht  vertragen 
sollen,  und  auf  einen  Artikel  im  ^Deutschen  Baugewerksblait«,  IS^Si, 
S.  24,  nach  welchem  die  Höhlungen  der  Schilfbretter  kleinem  Ungeiiefö 
und  gesundheitsschädlichen  Stoffen  gute  Unterkunft  gewähren  soUau 
Diesen  Ansichten  widersprechen  jedoch  die  im  letzten  Jahrzehnt  von 
verschiedenen  Technikern  und  Aerzten  (z.  B.  in  Baracken)  gemachten  Er- 
fahrungen. 


§  211.  Spreutafeln  und  Holzseilbretter, 

o)  Spreutafeln  (D.  R.  R  Nr.  52725).  Dn  A.  Katz  in  Waiblingea 
(Württemberg)  stellt  Hohltafeln  von  67  cm  Länge,  30  cm  Breite  und  10. 
beziehungsweise  13  cm  Dicke  aus  einer  Mischung  von  Gyps,  Kalk  u.  S.  w. 
einerseits  und  Spreu  (Schutt  von  ausgedroschenem  Stroh),  Sägespänen,  Kork, 
Lohe,  thierischen  Haaren  andererseits  dar,  welche  unter  Verwendung  von 
Leimwasser  in  eigens  construirten  Maschinen  innig  gemischt  und  in  MctiH* 
formen  zu  Tafeln  gegossen  werden.  Die  Hohlräume  (in  der  Längsrichtung 
angeordnete  vierseitige  Canäle)  betragen  35*yo  ^^s  Volumens,  das  Gewicht 
ist  für  das  Cubikmeter  etwa  500  kg  oder  bei  10  cm  starken  Tafeln  50  V» 
bei  \^  cvi  starken  60 — 65  kg  für  das  Quadratmeter.  Die  mittlere  Bruch- 
belastung wurde  von  Prof  C.  v.  Bach  in  Stuttgart  zu  25'7  kg  für  das  QuadIa^ 
centimeter    ermittelt. 

Diese  Spreutafeln  sind  trocken,  feuerbeständig,  leicht,  schalldämpfend, 
schlecht  wärmeleitend,  leicht  ven^^endbar  zu  jeder  Jahreszeit,  können  mit 
einer  gewohnlichen  Handsäge  beliebig  zerschnitten  werden  und  entsprechen  allö» 
hygienischen  Anforderungen,  welche  man  an  einen  guten  Baustolt  stellea 
kann.  Sie  liefern  demgemäss  einen  guten  Bau-  und  Isolirstoff  für  Zwischen- 
decken, für  leichte  Wände  (S preng wände ,  Fachwerkswändc ,  schalldichte 
Doppelscheidewände),  für  Shed-  und  andere  Därher,  Baracken,  Gewölbe  u.  s,  w., 
eignen  sich  aber  nicht  zur  Verwendmig  an  solchen  Orten,  die  den  Ein- 
wirkungen des  Wassers  oder  feuchten  Dämpfen  ausgesetzt  sind,  doch  können 
sie  durch  Imprägniren  gegen  die  Einflüsse  der  Nässe  widerstandsfähig  gemacht 
werden.  Gegen  aufsteigende  Erdfeuchtigkeit  sind  besonders  die  nicht  im* 
prägnirten  Spreutafcln    auf  das   Sorgfältigste   durch  Isoliruugen    zxl  jU^hülsciL 

Die  Spreutafcln  sind  auf  beiden  Seiten  mit  glcichmässig  und  natürlich 
gerauhten  Flächen  ausgestattet,  an  welchen  der  l'utz  vorzuglich  haftet.  Der 
in  einer  Stärke  von  höchstens  8  mm  aufzutragende  VxiU  wird  am  besten  aus 
reinem  Gypsmöriel  hergestellt.  Die  Tafeln  werden  im  Verband  vemritiLf! 
tmd  vorher  an  den  beiden  Lang-  und  Schmal«eiten  leichi  mit  einer  in  v 


Erstes  CapiieL  Die  Mörtel. 


M 


^ 

w 


getauchten  Bürste  (oder  Pinsel)  angefeuchtet;  als  Bindemittel  dient  entweder 
Ifeiner  Gypsmörtel  oder  Kalkmörtel  mit  15—20  Raumtheilen  Gyps, 

(Näheres  über  die  mit  Spreutafeln  ausgeführten  Constnictionen  findet 
man  in  der  Broschüre  des  Fabrikanten.) 

P)  Holzseilbretter  (D.  R.  P.  Nr.  53883)-  Die  vom  Maurermeister 
Emil  Veit el  in  Bautzen  fabricirtcn  Holzseilbretter  bestehen  aus  in  der  Längs- 
ichtung der  Bretter  dicht  nebeneinander  in  Gypsbrei  eingebetteten^  mit  flüssigem 
(Wasserglas  impragnirten  Holzwoll seilen  und  werden  in  Längen  bis  25  w,  in 
einer  Breite  von  40  mt  und  in  Stärken  von  2*5-^ — 10  cm  geliefert.  Ihr  Gewicht 
XT  das  Quadratmeter  schwankt  zwischen  Ib  kg  (bei  2  6  cm  starken  Brettern) 
and  51  kg^  (l>ei  9  cm  starken  Brettern),  Das  Fabrikat  soll  eine  grosse  Festig- 
keit besitzen  und  dem  Schwinden,  Reissen  und  Werfen  nicht  unterworfen 
E^in.  Die  Holzseilbretter  leiten  Wärme  und  Schall  in  Folge  ihrer  grossen 
Porosität  schlecht»  sind  feuerbeständig,  lassen  sich  zersägen,  nageln  und 
bobein  und  werden  vom  Erfinder  empfohlen  zu  Deckenverschalungen  (zu- 
gleich als  Putzträger),  Zwischendecken  (Einschub),  auch  zu  Fussböden,  wenn 
iieselben  nachher  mit  Linoleum-  oder  Gypsestrich  belegt  werden,  zu  Dach- 
boden-Isolirungen,  als  Füllstoff,  zur  Bekleidung  von  leichten  Wänden  mit 
usen-  oder  Holzconstructionen  und  zu  Dachconstnictionen,  wobei  sie  einen 
Isphaltaufstrich  in  einer  Stärke  von  1  — 1*5  cm  erhalten. 

§  212.  Rabitzwände, 

g)  Rabitzwände  (Patent  des  Hofmaurermeisters  Rabitz  in 
erlin),  Gypsmörtel,  bestehend  aus  gebranntem  und  gemahlenem  Gyps, 
Leim  Wasser,  Kuhhaaren,  Kalk  und  Sand,  dient  als  Llmhüllung  eines  aus 
1 — ^l'l  mm  starken,  meist  verzinkten  Eisendrähten  mit  etwa'2rw  Maschen- 
weite gebildeten  Gewebes,  welches  durch  Winkeleisen  oder  1  cm  dicke  Rund- 
isenstäbe  an  allen  Seiten  festgehalten  und  nöthigenfalls  (bei  grossen  Wand* 
lachen)  noch  durch  lothrecht  eingesetzte  Rundeisenstäbe  oder  durch  Diagonal- 
stäbe versteift  wird.  Auf  den  erhärteten  Gypsmörtel  wird  beiderseits  ein  aus 
emem  Gemenge  von  Gyps,  Kalk,  feinem,  gewaschenem  Kies  und  Leimwasser 
hergestellter  Putz  aufgebracht. 

Diese  Construction,  auch  Gypsdrahtbau  genannt,  wird  zur  Aus- 
führung feuersicherer,  der  Unterstützung  nicht  bedürftiger  Zwischenwände 
verwendet,  sodann  zur  Herstellung  von  feuersicheren  Putzdecken,  Gesimsen, 
Verkleidungen  u.  s.  w 

Die  Rabitzwände  besitzen  ausser  der  vollständigen  Feuersicherheit 
och  den  Vorzug,  dass  sie  Wäm^e,  Luft  und  Schall  schlecht  leiten,  keine 
issc  und  Sprünge  erhalten»  leicht  herzustellen  sind  und  eine  geringe  Dicke 
esitzen.  Denn  die  einfachen  Wände  haben  nur  5  cm  Stärke,  die  doppelten 
aus  zwei  einseitig  geputzten,  je  3  nw  starken  Wänden  bestehenden  — 
injschliesslich  eines  Luftraumes  von  5  cm  Breite  nur  11  cm  Stärke.  Sie  eignen 
ich  deswegen  auch  besonders  bei  Anlage  von  Thüren,  welche  in  Wand- 
hlitze  eingeschoben  werden  sollen.  Ihr  Nachtheil  liegt  in  ihrer  geringen 
iderstandsfähigkeit  gegen  Nässe;  zum  Schutze  gegen  Fl-  '  '  it  dienen 
nslriche    (z,  B.    mit  Emailfarbe   von    Mainz  &:  Heck  in  li  a.  M.) 

id   Imprägnirungjen  mit  geeigneten  Stoffen. 

An  den  Mauer-  und  Thüröffnungen  werden  Drahtgewebe  mit  stärkeren 
iVinkcleisen  verwendet,  welche  an  stememen  Wänden  entweder  mittelst  Haken 


62 


Zweiter  Thcd.  Die  VcrliindungsslofTc. 


oder  an  eingegypsten  schwalbenschwamsförmigeti  HokklÖUen  mittelst  Holi 
schraubet!  befestigt  werden.  Auch  an  die  hokenieii  Thürzargen  werdiai  die 
Gewebe  angeschraubt  oder  5  cm  starke,  durch  W'inkeleisen  befestigte  HoU- 
zargen  venvendet,  die  aussen  eine  halbnmdc  Nuth  zur  Aufnahme  eines  vom 
Fussboden  bis  zur  Decke  reichenden,  8  ww  dicken  Rundeisens  erlialtoTL  wu 
welches  die  Drahtgewebe  mittelst  Draht  angebunden  werden.  Feuer 
Thürcn  (für  Brandmauern)  erhält  man  bei  Anordnung  eiserner,  aus  \hiikli 
eisen  geliildeten  Zargen  und  Thürrahmen,  an  welche  die  aus  Rabitti>latttn 
bestehenden  ThiLren  mittelst  eingenieteter  Haken  befestigt  werden.  Die  An- 
lagen votj  Rauch-,  Heizungs-  und  Lüftungsrohren  bereiten  bei  Verwendung 
von  Rabitzwänden  keine  Schwierigkeiten, 

(Siehe  auch  >Handbuch  der  Architektur?,  Th.  UIj  Bd  %  Heft  L 
S.  334  u,  335,  sowie  ^Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereines  zu  Hannover«,  1880,  S.  380.) 


§  213.  Verschiedenes. 

r)  Holz  gyp  strecken  stuck  von  Adler  in  Leipzig-Eutritzsch,  ein  au» 
Gyps,  Papier  und  Holzstoff  bestehendes  Gemenge. 

s)  Tripolith  von  B.  v.  Schenk  in  Heidelberg,  ein  ErsatÄStoff  für  Gypi» 
bestehend  aus  einer  Mischung  von  Gyps  und  Kalk,  Magnesiumca  r i  "1 

Sand,    welche    mit    ^\^^   Gewichtstheilen  Kohle  oder  Coaks    mässt:_  nt 

wird*  Tripolith  liefert  gemahlen  ein  graues  Pulver,  ist  weicher  und  tejn«, 
weniger  hygroskopisch  und  daher  im  Breizustande  und  nach  der  Krhartmijj 
leichter  wie  Gyps,  obwohl  er  dasselbe  Gewicht  wie  dieser  besitzt;  er  bindel 
ebenso  schnell  wie  Gyps,  ist  frostbeständig  und  sehr  fest,  kann  mit  Laog^ 
und  Seife  abgewaschen  werden,  verträgt  eine  ziemliche  Hitze  und  treibt  «mr 
wenig.  Man  verwendet  ihn  zu  Stucksachen,  zum  Putz  (mit  einem  gleich  grossen 
Zusatz  von  Gru!>ensand  oder  der  doppelten  Menge  von  Flusssand)  und  w 
chirurgischen   Verbänden. 

/)  Ersatz  für  Gypsstuck.  Aus  einer  Mischung  von  aufgcweichteill 
Papier,  Thon,  Schlämmkreide  und  Leimwasscr  oder  Leinöl  bereitet  man  eine 
weiche,  knetbare  Masse  und  drückt  dieselbe  in  Gypsformen  ein.  Man  erhall 
auf  diese  Weise  sogenannte  Steinpappe  {corion  pierri\  welche  sich  etwa  um 
die  Hälfte  theurer  stellt  als  Gypsstuck  und  selten  scharfe  Kanten  besitzt,  xo 
dass  die  geformten  Gegenstände  meistens  mit  der  Hand  nachgearbeitet  werden 
müssen.  Diese  Gegenstände  widerstehen  nicht  den  Witterungsein  Aussen  und 
kömien  daher  niu-  im  Inneren  der  Gebäude  verwendet  werden.  Aus  Steirr  [^••'^'^ 
stellt  man  Bilderrahmen,  Decorationsmöbel,  Kronleuchter,  Hohlkehlen  ftir  Zs 
decken  u.  s.  w,  her.  Bei  den  Hohlkehlen  werden  die  Ober-  und  Untergheikr 
aus  Holzleisten,  die  eigentlichen  Kehlen  dagegen  aus  Pappe  gebildet. 

Einen  anderen  Ersatzstoff  für  G)^psstuck  liefert  das  Papiermache» 
welches  aus  Papierbrei  um!  Gyps  (oder  Kreide)  bereitet  und  in  Fonneii 
gepresst,  oder  besser  aus  übereinander  geklebten  Papierblättcm  gebildet 
wird,  Papiermache  tst  weicher  tmd  leichter  wie  Steinpappc  und  dahrr  *" 
Deckendecorationen  besser  geeignet,  jedoch  tlicurer. 

ti)  Kokos-Gypsdiclen  (Kokolithplatten)  von  Franz  SchmcKsscx 
(fabricirt  von  E,  SüÄsmilch  in  Leipzig).  Diese  Dielen  bestehen  aus  eineiu 
Gemenge   voa  Gypsbrei   und  Cocosfasern  utid   besitzen  im  AUgemeinen  dic^ 


Ht9  Capittl, 

[selben  Eigen schafteti  wie  die  ^fack'schen  Hartg)'ps dielen.  Die  reichlich 
fbeigemengten  Cocosfasern  durchziehen  wie  ein  festes  Gewebe  den  Gyps 
iDach  allen  Seiten  und  verleihen  den  Platten  Festigkeil  und  einen  gewissen 
[Grad  von  Elasticität  Die  Platten  kommen  in  Stärken  von  P/^ — b  im  in  den 
[Handel    und    werden  in  derselben  Weise  verwendet    wie  die  Hartgypsdiclen. 


B.  Die  Wassermörtel. 
§  214,  Einleitung. 

Wassermörtel  oder  hydraulische  Mörtel  haben  die  Fähigkeit,  sowohl  an 
[der  Luft  als  auch  unter  Wasser  (ohne  Einwirkung  der  Kohlensäure)  voll- 
Iständig  zu  erhärten,  sofern  ihre  Bestandtheile  eine  genügend  dichte  Lagerung 
El>e^itzen.  Kein  hydraulisches  Bindemittel»  in  zerkleinertem  Zustande  unter 
I Wasser  gebracht,  vennag  sich  jedoch  in  bewegtem  Wasser  zu  einer  festen, 
[xusammenhängendcn  Masse  zu  verbinden.  Der  zertheilenden  Kraft  des  Wassers 
[wird  ein  hydraulischer  Mörtel  umso  besser  widerstehen,  je  grösser  das 
I Eigengewicht  seiner  Bestandtheile,  also  je  dichter  seine  Lagerung  ist;  eine 
[dichtere  Lagerung  kann  aber  auch  durch  Knetdruck  erzieh  werden- 

Nach  den  Beschlüssen  der  Confcrenzen  des  >  internationalen  Verbandes 
tltir  die  Materialprüfung  der  Technik«  in  München  vom  Jahre  1884  un<l  in 
I  Dresden  vom  Jahre  1886  (über  einheitliche  Untersuchungsnietboden  bei  der 
[Prüfung  von  Bau-  n,  s,  w.  MaterialiL-n  auf  ihre  mechanischen  Eigenschaften), 
IsoUen  die   hydraulischen  Bindemittel    folgendermaassen    classificirt  werden:*} 

L  Hydraulische  Zuschläge  sind  natürliche  oder  künstliche  Stoffe» 
l-welche  im  Allgemeinen  nicht  selbständig,  sondern  in  Verbindung  mit  Aetz* 
Ikalk  hydraulisch  erhärten,  z.  B.  Puzzolanerde,  Santorinerde,  ein  aus  geeignetem 
Ivnilkanischen  TufiF(Trassstein)  erzeugter  Trass,  Hochofenschlacken,  gebrannter 
iThon  u.  s,  w. 

2.  Puzzolan-Cementesind  Erzeugnisse,  weiche  durch  innige  Mischung 
Ipulverförmigcr  Kalkhydrate  mit  staubfein  zerkleinerten  hydraulischen  Zuschlägen 
•  gewonnen  werden. 

3.  Hydraulische  Kalke  sind  l'lrzeugnisse,  welche  durch  Brennen 
von  mehr  oder  weniger  thon-  (oder  kieselsaure-)  haltigen  Kalksteinen 
l^ewonnen  werden  und,  mit  Wasser  genetzt,  sich  mitunter  ganz  (d.  h.  brei- 
artig), in  der  Regel  aber  zu  Pulver  löschen.  Nach  örtlichen  Verhältnissen 
werden  dieselben  entweder  in  Stückform  oder  hydratisirt  in  Mehlform  in 
ilen  Handel  gebracht. 

4.  Romancemcnte  (oder  Cementkalke)  sind  Kalke  von  hohem  Kiesel- 
üuregehalt  und  Erzeugnisse,  welche  aus  thonreichcn  Kalkmergeln  durch 
brennen  unterhalb  der  Sintergrenze  gewonnen  werden  und    bei  Netzung  mit 

JW asser    nicht    löschen,    sondern    durch    mechanische  Zerkleinerung    in   Mehl- 
gebracht    werden   müssen.    Sie   haben    von    allen    hydraulischen  Binde- 
litteln  die  kürzeste  Bindezeit, 

5-  Portlandcemente  sind  Erzeugnisse,  welche  aus  natürlichen  Kalk- 
rjergeln  oder  künstlichen  Mischungen  thon-  oder  kalkhaltiger  Stoffe  durch 
kennen  bis  zur  Sinterung  (auf  circa  lüOO*^   C)    und    darauf   folgender  Zer- 


CooferenzbescliliifiM  mud  im  Bucblittadcl    b«i  Tliei)d<»f  Ack«rssi|1l  ia 


54 


Zweiter  Thcil.  Die  Verbindungsstoffe. 


kleinerung  bis  zur  Mehlfeinheit  gewonnen  werden  und  auf  einen  Gewichts- 
theil  Hydraul-Farctoren  (Kieselsäure,  Thonerde,  Eisenoxyd)  mindestens  1*7, 
höchstens  2  Gewichtstheile  Kalkerde  als  wesentlichste  Bestandtheile  enthalten. 
Zur  Regelung  technisch  wichtiger  Eigenschaften  ist  ein  Zusatz  fremder  Stoffe 
bis  zu  27o  ^cs  Gewichtes  ohne  Aenderung  des  Namens  zulässig. 

6.  Gemischte  Cemente  sind  Erzeugnisse,  welche  durch  innige  Mischung 
fertiger  Cemente  mit  geeigneten  Zuschlägen  gewonnen  werden;  derartige 
Bindemittel  sind  nach  dem  Grundstoff  und  der  Angabe  des  Zuschlages  aus- 
drücklich als  »gemischte  Cemente«  zu  brennen. 

Bevor  mit  der  Besprechung  der  verschiedenen  hydraulischen  Bindemittel 
begonnen  wird,  sollen  noch  die  zur  Beurtheilung  und  einheitlichen  Prüfung 
der  hydraulischen  Bindemittel  auf  der  letzten  Wiener  Conferenz  gefassten 
Beschlüsse  hier  mitgetheilt  werden.  (Aus  dem  Handbuch  der  Architektur, 
Th.  I,  Bd.  I,  S.  143  ff.) 

A.  Allgemeines. 

1.  Wenn  es  sich  um  die  Verwendung  hydraulischer  Bindemittel  zu 
einem  bestimmten  Zwecke  handelt,  so  muss  bei  Prüfung  derjenigen  derselben, 
unter  denen  die  Auswahl  getroffen  werden  soll,  diesem  Verwendungszwecke 
und  den  zur  Verfügung  stehenden  Zuschlagsstoffen  (Sand,  Kies,  Schlacken 
u.  s.  w.)  Rechnung  getragen  werden,  d.  h.  die  Proben  sind  im  engsten  An- 
schluss  an  den  Verwendungszweck  und  mit  den  zur  Verfügung  stehenden 
Zuschlagsstoffen  auszuführen.  Solche  Proben  sind  durch  die  sogenannten 
Normenproben  nicht  zu  ersetzen.  (Canaldeckel  und  Röhren  sollen  nach  der 
Methode  von  Prof.  Bauschinger  geprüft  werden;  siehe  »Mittheilungen  aus 
dem  mechanisch-technischen  Laboratorium  der  Königlich  polytechnischen 
Schule  in  München«,  Heft  7,  München  1877.) 

2.  Die  Zug-  und  Druckfestigkeit  des  Cementmörtels,  so  wie  sie  jetzt 
normengemäss  bestimmt  wird  (siehe  §  220),  ist  für  die  Dauerhaftigkeit  der  Bauten 
nicht  allein  maassgebend;  es  kommen  vielmehr  noch  mehrere  wichtige 
Momente  in  Betracht,  beispielsweise  Wetterbeständigkeit,  Sprödigkeit, 
Wasserundurchlässigkeit,  Adhäsionsfestigkeit,  Volumenbeständigkeit  der  Mörtel, 


Erstes  CapiteL  Die  Mörtel, 


55 


2-  Feinheit  der  Mahlung.    Die  Feinheit  der  Mahlung  hydraulischer 
Bindemittel  ist  mittelst  Siebe  von  900  und  4900  Maschen  für  das  Quadrat- 
Jcentimeter    für  Port  lande  ement    und    von    900   und    2500  Maschen    für  das 
Juadratcentimcter   für  die  übrigen    hydraulischen  Bindemittel   zu   bestimmen 
^ind  dabei  tu  jeder  Probe  die  Menge  von  100  g  zu  verwenden.  Die  Draht- 
stärken jener  Siebe  sollen  sein: 

bei  4il00  2bOÖ  900  Maschen  für  das  Quadratcentimeter 

0-05  0-07  0*1  mm, 

iund  wird  empfohlen,  die  Siebe  von  nur  einer  Quelle  zu  beziehen. 
3.  Abbindeverhältnisse: 
a)  Für   alle   hydraulischen    Bindemittel   mit    Ausnahme    der   Fuzzolane 
(Trass): 
^  d)  Die    Abbinde  Verhältnisse    sind    immer    bei    einer    Temperatur    von 

1& — 18^   C  zu  untersuchen. 
ä)  Sie   sind    zu    ermitteln   an   einem  Brei    von  Normale onsistenz.     Zur 
Feststellung  derselben  dient  der  mit  Normahiadel  zu  vereinigende  Consistenz- 
messer,   bestehend    aus    einem  Schaft   mit  301)  g  Gewicht  und   1  cm  Durch- 
^Mmesser  und  einer  cylindrischen  Dose  von  4  trm  Höhe    und  8  cm  Weite  aus 
^Beinern  wasserundurchlässigen,  schlechten  Wärmeleiter  (am  besten  Hartgummi). 
^^  Zur  Bestimmung  der  Normalconsistcnz  rühre  man  400  g  des  hydraulischen 

Bindemittels  mit  einer  angenommenen  Wassermenge  zu  einem  steifen  Brei, 
arbeite  diesen  mittelst  eines  löffelartigen  Spatels,  und  zwar  bei  Langsam- 
^^bindern  genau  S  Minuten  lang,  bei  Raschbindem  1  Minute  lang,  durch  und 
^Hfulle,  ohne  zu  rütteln,  die  Dose  des  Consistenzmessers,  Nach  erfolgtem 
^^Abstrich  der  Breioberiläche  wird  der  Schaft  des  Consistenzmessers  behutsam 
I       in   den  Brei  herabgelassen, 

^K  Die  Breiconsistenz  eines  hydraulischen  Bindemittels  ist  als  normal  an- 

^Kuseben,    wenn   der  Schaft    des  Consistenzmessers   in  einer  Höhe  von  6  mm 
^Blber  der  Bodenfläche  der  Dose  stecken  bleibt. 

^"  c)  Die  Abb  in  de  Verhältnisse  sind  zu  ermitteln  mittelst  einer  300  g  schweren 

Normalnadel  mit   1  mm^  kreisförmigen  Querschnittfläche  und  derselben  Dose 
wie  vorhin. 

Man  rühre  400  g  des  hydraulischen  Bindemittels  mit  der  unter  p) 
bestimmten  Wassermenge  zu  einem  Brei  an,  indem  man  bei  Langsambindem 
3  Minuten,  bei  Raschbindern  1  Minute  lang  umrührt»  und  fülle  damit  die 
Dose  eben. 

Der  Erhärtungsbeginn    ist   eingetreten,    wenn    die    Nadel    den    Kuchen 
nicht  mehr  gänzlich  durchdringt.  Er  kann  bei  Raschbindem  auch  mittelst  des 
lermometers  bestimmt  werden. 

Um  die  Binde^eit  zu  bestimmen,  kehrt  man  die  Dose  um.  Jedes  hydrau- 
lische Bindemittel  kann  als  abgebuntien  bezeichnet  werden,  sobald  die  Er- 
iiärtung  so  weit  vorgeschritten  ist,  dass  die  Normalnadel  am  Kuchen  keinen 
Eindruck  mehr  hinterlässt.  Die  hierzu  erforderhche  Zeit  heisst  Bindezeit 

Ob  ein  hydraulisches  Bindemittel  als  rasch  oder  langsam  bindend  za 
bezeichnen  sei,  entscheidet  der  Erhärtungsanfang, 

</)    Als  Vorprobe    für   die    Bestimmung    der   Bindezeit   kann    auch    die 

[uchenprobc    gemacht    werden.     Dabei    werden    UM}  g    des    zu    prüfenden 

"einenic»    mit  ^\  asser    e\i    einem   Brei    von  Normalconsistenz    bei  Langsam* 

gl  Raschbindi^^Ulinute  lang  angerührt  und  daraus  auf  ebener 


56 


Zweiter  Theil.  Die  Vcrbindung^stoffr 


Glasplatte  ein  Kuchen  von  etwa  2  cm  Dicke  gefonnl.     Derselbe 
gebunden,   wenn    er    einem    leichten  Druck    mit  dem  Fingernagel 

€)  Zusatz:  Es  ist  wünschenswerth,  dass,  von  der  Normalconsi&tetus 
ausgehend,  Abbindungsversuche  auch  mit  höheren  Wasserzusätzen  gemacht 
werden, 

ß)  Für  Puzzolane  (Trass\ 

Die  feingepulverte,  bei  100 — 110**  C\  getrocknete  Puzzolane  wird  auf 
den  Glühverlust  (gebundenes  Wasser)  und  mittelst  der  300  ^  schweren 
Ncrmalnadel  mit  1  mm^  kreisförmigem  Querschnitt  auf  die  AnfangserliiirtUTii; 
unter  Wasser  möghchst  bei  15^  C,  jedenfalls  unter  Berücksichtigung  dtr 
Temperatur»  in  einer  Mischung  von  2  Gcwichtstheilen  Puzzolane  ^Tras&l, 
l   Gewichtstheil  Kalkhydratpulver  und   1  Gewichtstheil  Wasser  geprüft* 

Der  in  die  Dose  eingefülUe  und  glatt  abgestrichene  Mörtel    soll  sofort 
unter  Wasser  gebracht  und  nach  2,  3,  4  und  5  Tagen  in  der  Weise  r^^'  '^  '* 
werden,    dass    ermittelt   wird,    mit    welcher  Belastung  die  obige  NonuL^ 
den  Mörtel  durchdringt,  wobei  die  angewendete  Dose  jedoch  nicht  Über  4  .n 
hoch  sein  darf. 

4,  Volumenbeständigkeit. 

ot)  Portlandccment, 

a)  Zur  Gewinnung  eines  rascheren  Urtheiles  über  «lie  Volume«* 
beständigkeit  von  Portlandcement  bei  Erhärtung  in  Wasser  oder  im  vor 
Austrocknung  geschützten  Zustande  wird  die  einfache  Darrkuchenprobe 
empföhlen,  iv eiche  w^ie  folgt  auszuführen  ist: 

Der  Cemcnt  wnrd  mit  Wasser  zu  einem  Brei  von  Momialconsisteiu 
angerührt  und  auf  einer  ebenen,  dünnen  Glasplatte  zu  Kuchen  von  8-^10 ^'» 
Durchmesser  und  etwa  2  cm  Dicke  ausgegossen.  Zwei  dieser  Kuchen,  welche 
zur  Vermeidung  von  Schwindrissen  vor  Austrocknung  zu  schützen  sind, 
werden  nach  24  Stunden,  jedenfalls  aber  erst  nach  erfolgtem  Abbinden,  mtl 
ihrer  ebenen  Fläche  auf  einer  ebenen  Metallplatte  ruhend,  einer  Temperatur 
von  110 — 12Ö**  C.  so  lange  (mindestens  aber  1  Stunde  lang)  ausgesetzt,  bij« 
keine  Wasserdämpfe  mehr  entweichen.  Zeigen  die  Kuchen  nach  dieser  Be- 
handlung weder  Krümmungen  noch  Kantenrisse,  so  ist  das  betreffende  Binde- 
mittel als  volumenbeständig  zu  betrachten;  im  anderen  Falle  ist  das  Rt 
der  jetzt  allgemein  gebräuchlichen  Kuchenprobe  auf  Glasplatten  abzuu. 
welche  als  entscheidend  gilt 

Bei  Anwesenheit  von  mehr  als  3**/o  wasserfreiem  schwefelsaurem  Kalk 
(oder  entsprechendem  Gehalt  an  ungebuntlenem  Gyps)  ist  die  Üarqirobc 
nicht  maassgebend. 

S)  Die  entscheidende  Probe  auf  Volumenbeständigkeit  ist  die  Kuch^ 
probe  auf  Glasplatten  (Plattenprobe),  welche  folgend crmaassen  auszuführen  ist ; 

lOO  ^  des  zu  prüfenden  Ccmentes  werden  mit  Waüser  zu  einem  Hrci 
von  Normalconsistenz  angerührt  und  daraus  auf  einer  ebenen  Glasplatte  ein 
Kuchen  von  etw^a  2  cm  Dicke  geformt.  Zwei  dieser  Kuchen,  welche  zur 
Vermeidung  von  Schw*indrissen  vor  Austrocknung  geschützt  wurden,  werden 
nach  24  Stunden,  jedenfalls  aber  erst  nach  erfolgtem  Abbinden,  unter  Was&cr 
aufbewahrt,  und  es  gilt  das  Bindemittel  als  volumenbeständig,  wenn  die 
Kuchen  nach  Verlauf  von  28  Tageo  keinerlei  Krümmungen  oder  Kanten- 
risse  zeigen, 


Erstes  CapHel.  Di>  Mörtel. 


c)  die  Korhprobe  ist  als  unbedingt  zuverlässigste  und  schnellste  Probe 
'^2ür   Enuittelung    der   VolumenbestantUgkeit    Ivir    Partlaiidcemenl,    Schlacken- 
cem ent  und  "IVass  anzusehen. 

IDie  nachstehend  be5?chri ebene  Ausführung    der  Kochprobe    wurde   der 
Subcommission  lur  Prüfung   und    seiner^citigen  Berichterstattung  zugewiesen. 
50  g  des  zu  prüfenden  Cementes  werden  in  annähernd  Normakonsistenz, 
il,  h.  mit  13 — 15  g  Wasser,    eine  Minute    lang  durchgearbeitet  und  zu  den 
bekannten  Glasplatten-Kuchen    (1  cm  in  der  Mitte    dick,    nach  den  Rändern 
dünn  auslaufend)  angemacht,  in  einem  mit  VVasserdampf  gesättigten  bedeckten 
I  Räume  24  Stunden  der  Erhärtung  überlassen,  sodann  entweder  von  der  Glas- 
platte gelöst  oder  auch  mit  der  Glasplatte  in  ein  kaltes  Wasserbad  gebracht, 
welches  langsam,  d.h.  in  etwa  10  Minuten,  zum  Sieden  gebracht  wird,  zweck- 
mässig bei  aufgelegtem  Deckel  zur  Beschränkung  der  Wasserverdampfung,  Der 
Kuchen    soll    ganz    im    kochenden  Wasser    sich    befmdeti;    im   Falle  Wasser 
nachzugeben    ist,   soll   dieses    in    kleinen  Portionen    geschehen,    so    tlass   das 
Wasser  immer  alsbald  wieder  auf  den  Kochpunkt  kommt. 
Der    ständigen    Commission    wird    ferner   empfohlen,    bei    Prüfung    der 
Methoden  zur  Ermittelung  der  Volumenbeständigkeit  auch  die  Cement-Sand- 
Mischung    zu  benick sichtigen.  Es    hatte    sich    bei    von    Bausch inger    ange- 
stellten Versuchen  gezeigt»  dass  Cemente,  welche  die  »NormabKuchenproben« 
vollständig  bestanden  hatten  (und  zwar  nicht  bloss  nach  28  Tagen,  sondern 
auch  nach  einem  halben  und    einem    ganzen  Jahre),   in    Prismen    von    5  crft^ 
Querschnitt  und   12  cm  Länge,    hergestellt  im  Mischungsverhältnisse   1:3,  im 
Bauschinger'schen  Apparate    nach  einem  halben  Jahre  und  später  schon    bei 
Besichtigen    mit    blossem    Auge    deutliches    und  starkes  Treiben  zeigten. 
»p)  Hydraulische  Kalke  und  Romancemente ; 
fl)  für    dieselben    wird    die   unter  a,  6    angeführte    Plattenprobe    unter 
Wasser  anempfohlen; 
6)  die  Würdigung  der  Kochprobe  für  diese   hydraulischen  Bindemittel 
wird  der  ständigen  Ojmmission  anheimgegeben, 
Tf)  Puzzolane  (Trass); 

a)  für  dieselben  wird  die  folgende  Methode  empfohlen: 

Eine    Mischung   von    2  Gewichtstheilen  Puzzolane  (Trass),  1   Gewichts- 

thcil  Kalkhydratpulver  und  1   Gewichistheil  Wasser  wird  in  eine  oben  offene, 

fuach    unten    sich    etwas    verjüngetule,    stark  wand  ige    Metalldose     (verzhiktes 

Eisenblech)  von  3 — 4  cm   Höhe  und  6 — H  cm  oberer  Weite   eingefüllt,    glatt 

labgestrichen    und  sofort  in  ein  mit  Wasser  gefülltes  Gefäss  gesetzt,    so  dass 

das    Wasser    2  cm    hoch    über    dem    oberen    Rande    der    Dose    steht*    Der 

erhärtende  Mörtel  darf  weder  über  den  Rand  der  Dose  hervorstehen,    noch 

pich   wölben.    Die  Dose  muss  einen  festen    Boden  haben,    damit    der    Mörtel 

sich  nur  nach  oben  hin  ausdehnen  kann. 

6)   Die    Kochprobe    ist    als    unbedingt    zuverlässigste    und    schnellste 
robe  zur  Ermittelung  der  Volumenbeständigkeit  auch   für   Trass  anzusehen, 
5»  Festigkeitsproben. 

ot)  Für  alle  hydraulischen  Bindemittel  mit  Ausnahme  der  Puzzolane  (Trass't. 

a)  Die   Festigkeitsproben    sollen    an   Mischungen    von    1  Gewichtstheil 

ies  Bindemittels  mit  3  Gewtchtstheifen  Sand  gemacht  werden.  Es  ist  jedoch 

irünschenswerth,  dass    auch  Proben    mit    höherem   Sandzuschlag  ausgeführt 


58 


Zweiter  Theil.  Die  Verbiodungsstoffe. 


h)  Der  zu  verwendende  Sand  soll  Normalsand  (vergl  §  220)  sein,  zu 
erzeugen  aus  möglichst  reinem  Quarzsande.  Den  anderen  Ländern,  ausser 
Preussen,  soll  es  überlassen  bleiben,  sich  ihren  Normalsand  zu  beschaffen, 
und  zwar  wo  möglich  derart,  dass  er  mit  jenem  Normalsand  von  gleicher 
Wirkung  in  Bezug  auf  die  erzielten  Festigkeitsresultate  sein  soll.  Ist  dieses 
nicht  zu  ermöglichen,  so  sollen  zweckmässige  Vergleichs-Coefficienten  zu 
ermitteln  gesucht  werden. 

c)  Die  Drahtstärken  der  Sandsiebe  sollen  sein  beim 

60- 120-Maschensiebe 

0-38 0.32   Millimeter. 

d)  Vom  Normalsande  ist  das  Volumengewicht  mittelst  des  Normal- 
Litergefasses  im  eingesiebten  Zustande  festzustellen. 

e)  Die  maassgebende,  werthbestimmende  Festigkeitsprobe  ist  die 
Druckprobe;  sie  wird  an  Würfeln  mit  50  cm^  Querschnittsfläche  vorge- 
nommen. 

/)  Die  gewöhnliche  Qualitätsprobe  (Controlprobe  für  die  abzuliefernde 
Ware)  ist  die  Zugprobe,  vorgenommen  mittelst  des  deutschen  Normal- 
apparates an  Probekörpem  von  der  deutschen  Normalform  mit  h  cm^  Bruch- 
querschnitt.  (Siehe  §  220,  Normen.) 

^)  Die  Bestimmung  der  Normal-Mörtelconsistenz  und  die  Aufsuchung 
einer  zweckmässigen  maschinellen  Herstellung  der  Probekörper,  insbesondere 
der  Bedingungen,  durch  welche  gleiche  Dichte  der  Zug-  und  Druckkörper 
erzielt  wird,  bleibt  der  ständigen  Commission  überwiesen.  Bis  auf  Weiteres 
können  Zug-  und  Druckkörper  von  Hand  hergestellt  werden,  und  zwar  von 
möglichst  gleicher  Dicke. 

K)  Zur  Erhebung  der  Zug-  und  Druckfestigkeit  sind  für  jede  Alters- 
classe  je  sechs  Probekörper  nöthig.  Das  arithmetische  Mittel  aus  den  vier 
höchsten  der  gewonnenen  Zahlen  ist  als  maassgebend  anzusehen. 

i)  Sämmtliche  Probekörper  müssen  die  ersten  24  Stunden  in  einem 
mit  Wasserdampf  gesättigten  Raum  in  der  Luft,  die  übrige  Zeit  bis 
unmittelbar  zur  Vornahme  der  Probe  unter  Wasser  von  der  Temperatur 
15—18^'   C.  aufbewahrt  werden,  das  alle  7  Tage  zu  erneuern  ist. 


Eirstes  Capitol. 


fteh 


Quaxzsand  ^u  sein*  Zur  Prüfung  der  Druckfestigkeit  sind  Pracisionsmaschinen 

(verwenden. 
6.  Adhäsionsfestigkeit. 
Die  Ermittelung  genügender  Prüfungsmethoden,    bei    denen    womöglich 
r  deutsche  Normal-Zugfestigkeitsapparat    (siehe  §  221)    verwendet    werden 
il,  bleibt  der  ständigen  Comniission  Überkissen- 
7.   Ausgiebigkeit    verschiedener    hydraulischer    Bindemittel 
bei  der  Mörtelbereitung. 

Die  Ausgiebigkeit    des   Mörtels   wird  entweder   mittelst  des  bekannten 

MörteUVolumenometers  ermittelt  oder  rechnungsmässig  nach  Stahls  Methode. 

In  Bezug  auf  letztere  muss  auf  das  XIV,  Heft  der   *  Mittheilungen    ans    dem 

■    mechanisch-technischen  Laboratorium  der  technischen  Hochschule  zu  München  t, 

^^  2Ö2 — 270,  München   1886,  verwiesen  werden. 

^*         8-  Einwirkung  von  Meerwasser  auf  hydraulische  Bindemittel. 
Der  ständigen  Commission  wurde  die  Aufgabe   gestellt,    Ermittelungen 
über    die    Einwirkung   des    Meerwassers    auf  hydraulische    Bindemittel  anzu- 
stellen.    Bei    den    Versuchen   sollen   auch  hochmagere    Feinsand-Mischungen 
berücksichtigt  werden.  — 


§  215.  Kalkmörtel  mit  hydraulischen  Zuschlägen. 


Ul         Schon    im    Alterlhume    bereitete    man    Wassermörtcl    aus    gelöschtem, 

^Teltem  Kalk,  staubfreien,  zerkleinerten  hydranUschen  Zuschlägen  und  Wasser; 

so  z.  B,  benutzten  die  alten    Römer   vielfach    eine    Mischung   von    Aetzkalk, 

^tuzzolanerde  und  Wasser  im  Herstellung  von  Wasserbauten.  Als  hydraulische 

^ftuschläge    (cementirende    Stoffe)     verwendet    man    heut7.utage    Puzzolanerde, 

Santorinerde,  vulkanischen  Tufstein  (Duckstein  oder  Trass),  gebrannten  Thon 

(Ziegelmebl),  basische  Hochofenschlacken,  Kohlenasche  u.  s.  w.,    femer  auch 

zerkleinerte    feldspathhaltige,   beziehungsweise  thonerdehaltige  Gesteine  (z.  B. 

Basalt,  Porphyr,  Trachyt)  an  Stelle  des  Sandes,  Alle  diese  Zuschläge  besitzen 

leicht  au fschli essbare  .Süicate  von  Thonerde,  Eisenoxyd,  Magnesia,    Kalkerde 

und  Alkalien.    Die  Bcslandthcile  Kieselerde    und  Thonerde   sind  in  den  von 

^J/ulcanen    stammenden    Gesteinen    (Puz^olane,  Santorin,  Trass)    schon    durch 

^He    vulkanische   Hitze   aufgeschlossen,    so    dass   diese    Gesteine   zur   Mörtel* 

^Bereitung    unmittelbar  verwendet  werden    können,    währentl  l)ci  den  anderen 

Hpuschlägen  diese  Stoffe  erst  künstlich  durch  Feuer  (Brennen  oder  Schmelzen 

^äer  Masse)  aufgeschlossen  werden   müssen. 

Die   Erhärtung    des    Kalkmörtels    mit    hydraulischen     Zuschlägen,    bei 
«reicher  sich  Kalk  mit  Kieselerde  und  Kalk  mit    Thonerde    oder   Eisenoxyd 
iter  Eintritt    von    Wasser    verbindet,   geht   sehr    langsam  vor  sich,  erreicht 
allmälig  einen  hohen  Grad, 

a)  Puzsolane  iPuzzuolane),  von  Puzzuoli  bei  Neapel,  ist  ein  der  Haupt- 
ehe  nach    aus   Kalk,    Kieselsäure,    Thonerde    und    Eisenoxyd    bestehender, 
ijger,  poröser,  wenig  homogener,  zerreibUchcr  v^ulkanischer  Tuff  und  bildet 
fiahlen  ein  weiches,  braunrothes  oder  aschgraues,  zuweilen  auch  schwarzes, 
lUzIoscs,    gemischtkörniges   Pulver,  tlessen    hydraulische    Eigenschaften    um 
grösser  sind,  je  feinere  und  je  mehr  in  Salzsäure  löshche    Stoffe    es   ent- 
II,  Nach  Bert  hier  besteht  die  italienische  Puzzolanerdc  aus  44'5%  Kiescl- 
lurc.  lb%  Thonerde,  H'H^  Kalk,  47 7^  Magnesia,  VV%  Kali,  4'1%  Natron. 


60 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


127o  Eisenoxyd  und  9*27o  Wasser.  Ihr  specifisches  Gewicht  ist  2*4,  und  es 
wiegt  ein  Hektoliter  gesiebter  und  loser  Puzzolanerde  88  kg. 

Künstliche  Puzzolane  stellt  man  aus  einem  Gemenge  von  1  Ge- 
wichtstheil  fettem  Kalkbrei,  4  Theilen  Thon  und  '/^  Theil  Sand  her,  indem 
man  diese  Masse   zu   Ziegeln    formt,    trocknet,    brennt   und  dann  pulverisirt. 

Puzzolanmörtel  wird  entweder  in  der  Weise  bereitet,  dass  man  den 
fertigen  Kalkbrei  mit  der  Puzzolanerde  (mit  oder  ohne  Sandzusatz)  innig 
vermischt,  oder  bei  Verwendung  ungelöschten  gebrannten  Kalkes  in  der 
Weise,  dass  man  den  letzteren  mit  Puzzolanerde  und  Sand  bedeckt,  diese 
Decke  mit  Wasser  besprengt,  um  ein  Löschen  des  Kalkes  unter  ihr  herbeizu- 
führen, dann  die  Masse  sehr  sorgfälltig  durcharbeitet  und  behufs  Erzidung 
einer  möglichst  grossen  Geschmeidigkeit  schlägt,  auch  wohl  knetet. 

Das  Mischungsverhältniss  ist  abhängig  von  dem  Zwecke  der  Ver- 
wendung; meistens  wird  dasselbe  so  gewählt,  dass  die  Zwischenräume  der 
Puzzolanerde  (und  des  Sandes)  mit  Kalkbrei  gut  ausgefüllt  sind.  Gewöhn- 
liche Mischungen  sind: 

1  Gewichtstheil  Kalk,  2  Gewichtstheile  Sand,  3  Gewichtstheile  Puzzolane, 

oder:  1  Gewichtstheil  Kalk,  3  Gewichtstheile  Sand,  3  Gewichtstheile 
Puzzolane, 

oder:  1   Gewichtstheil  Kalk,  1 — 2  Gewichtstheile  Puzzolane, 

oder:  3  Gewichtstheile  Kalk,  4  Gewichtstheile  Sand,  4  Gewichtstheile 
Puzzolane 

mit  dem  nöthigen  Wasserzusatze. 

In  einem  Artikel  der  »Gazette  des  Architects«,  1883,  S.  87,  wird 
als  Mörtel  eine  Mischung  von: 

15  Gewich tstheilen  gelöschtem  Kalk  und  85  Gewichtstheilen  Puzzolane 
für  Bruchsteinmauerwerk; 

30  Gewichtstheilen  gelöschtem  Kalk  und  70  Gewichtstheilen  Puzzolane 
für  Ziegelmauerwerk; 

40  Gewichtstheilen  gelöschtem  Kalk  und  60  Gewichtstheilen  Puzzolane 
für  Putzarbeiten  empfohlen. 


Erttes  DipHel.  Die  M5rte!. 


ei 


bereitete  Mörtel  seine  unter  Wasser  erlangte  Härte  an  der  Luft  wieder 
liert,  namentlich  aber  durch  Einwirkung  der  Sonnenstrahlen  mürbe  und 
ickclig  wird.  Aus  letzterem    Grunde    darf    Santoriiimörtel    nur    für   Bauten 

(sndet  werden,  die  stets  unter  Wasser  bleiben. 
Viel  benutzt  wurde  Santorinmörtel  zu  den  Wasserbauten  am  adriatischen 
e  (Triest,  Venedig,  Fiume  u.  s.  w.)  und  in  Aegypten. 
Nach  den  Versuchen  von  Boemches  am  Triester  Hafenbau  erreicht 
itorinmörtel  binnen  Jahresfrist  im  Mecn^'asscr,  dem  er  schon  nach  wenigen 
1  widersiand,  eine  grössere  Festigkeit  als  Portlandcement-Mörtel. 
Bewährt  haben  sich  Mörtel  aus  Tä^SÜ^o  Sautoriiierde  und  30 — 2d% 
ibrei  ohne  weiteren  Wasserzusalz. 
c)  Trass  oder  Duckstein  stellt  einen  auf  dem  Bruch  erdigenp  meistens 
len,  zuweilen  aber  auch  dichten  vulkanischen  Tuff  von  bläulicher  oder 
er,  auch  schmutziggelber  Farbe  dar.  (Siehe  §  55,)  Der  beste  Trass 
mmt  von  den  alten  Vuleanen  der  Eifel  und  besteht  nach  Gottgetreu 
rchschnittlich  aus  57^^  Kieselsäure,  IG'H^^  l^honerde,  2-67o  Kalk,  V%  Mag^ 
^ia»  I^Jq  Kali,  1%  Natron,  ö^p  Fisen-  und  Titanoxyd  und  9<>7o  Wasser, 
»rziiglich  ist  auch  der  aus  dem  Nettethale  stammende^  sogenannte 
Ldernacber  Trass,  mit  etwa  197o  löslicher  Kieselsäure,  7*5%  löslicher 
fcierde,  und  2G7u  "*  Salzsäure  löslichen  Alkalien.  Früher  lieferte  das 
ohlthal  bei  Andernach  a.  Rh,  den  besten  Trass;  da  die  guten  Lager 
:r  dortselbst  nahezu  erschöpft  sind,  so  erhält  man  jet/.t  aus  dem  Brohlthale 
isiens  nur  noch  einen  minderwerthigcn,  aus  Tuffasche  bestehenden  Trass 
1  gelbhcher  Farbe  (Berg trag,  wilden  Trass).  Trassähnliche  Gesteine 
Jet  man  auch  in  Bayern,  bei  Mannheim,  in  den  Karpaüien,  ni  Irland 
w. 

Der  echte  Trass  kommt  in  Stücken  in  den  Handel  untl  wird  in  fein- 
lüilenem  Zustande  zu  Wasser-  und  Festungsbauten,  namentlich  in  Deutsch- 
verwendet. Der  in  gepochtem  oder  gemahlenem  Zustande  käufliche 
ist  häufig  verfälscht,  indem  minder werthige  Sorten  ^wilder  Trass),  auch 
mit  guten  Sorten  (echtem  Trass)  vermischt  werden;  deshalb  empfiehlt 
h,  den  Trass  stets  in  Stücken  zu  beziehen  und  ihn  selbst  auf  der  Bau- 
zu  mahlen.  Die  Trassstücke  müssen  scharfkantig  sein,  auch  muss  sich 
Trassmehl  scharf  anfühlen.  Die  Güte  des  Trass  kann  man  ferner  bei 
Glüh  probe  erkennen,  denn  der  Gehalt  an  Glüh  wasser  wächst  mit  der 
tat  Nach  Herfeldt  soll  jeder  echte  Trass  wenigstens  7%  Hydratwasser 
cverlust  geben,  und  es  soll  die  Vicat  sehe  Normalnadel  ein  Gemenge  von 
nchtslheilen  Trass,  1  Gewichtstheil  Kalkhydratpulver  und  1  Gewichts- 
Wasser,  sofort  unter  Wasser  von  lö"  C,  Wärme  gebracht,  nach 
igen  bei  einer  Belastung  von  330  g^  nach  3  Tagen  bei  einer  solchen  von 
gf  nach  4  Tagen  bei  910  g  Belastung  und  nach  5  Tagen  bei  1200  g 
tung  nicht  mehr  durchdringen. 

Hat  das  Aufbewahrungswasser  eine  andere  Temperatur,  so  ist  auch  die 
igserhärtung  eine  andere,  und  zwar  wirkt  der  Wärmegrad  auf  die  Er- 
ng  ungefähr  im  quadratischen  Verhältniss  ein.  Ein  ferneres  Unterschei- 
imcrkmal  bildet  das  Gewicht;  es  wiegt  der  beste  blaue  Trass  etwa 
,  der  gute  gelbe  89  iig,  der  Brohlthaler  85  J^g  und  der  wilde  Trass  nur 
*  für  das  Hektoliter,  es  wächst  demnach  das  Gewicht  des  Trass  mit  der 
Bei  diesen  Gewichten  soll  der  gemahlene  Trass,    durch    ein  Sieb   von 


62 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindangsstoffe. 


530  Maschen  für  das  Quadratcentimeter  geworfen,  keinen  grösseren  Rück- 
stand als  117o  ergeben.  Weiters  soll  gemahlener  Trass,  in  ein  mit  Wasser 
gefülltes  Glas  geschüttet  und  in  demselben  umgerührt,  sich  aus  dem  Wasser 
wieder  vollständig  absetzen  und  hierbei  keine  verschiedene  Schichtung  an- 
nehmen. 

In  Amsterdam  wird  künstlicher  Trass  aus  stark  gebraimtem,  dem 
Meeresboden  entnommenem  Thon  hergestellt.  Zu  erwähnen  ist  auch  noch  der 
künstliche  Trass  von  C.  Heintzel  in  Lüneburg;  dieser  Trass  (vom  Fabri- 
kanten Neutrass  genannt)  wird  aus  einer  Mischung  von  gebranntem,  durch 
Eintauchen  in  Wasser  in  staubfeines,  trockenes  Kalkhydratpulver  verwandeltem 
Kalk  und  geschlämmter,  getrockneter,  schwach  geglühter  und  gemahlener 
Infusorienerde  bereitet.  Die  Mischung  besteht  aus  gleichen  Gewichtstheüen 
Kalk  und  Infusorienerde,  wenn  der  Neutrass  zu  Bauten  unter  Wasser  ver- 
wendet werden  soll,  anderenfalls  aus  1  Gewichtstheil  Infusorienerde  und 
2  Gewichtstheilen  Kalkhydrat.  Nach  der  »Deutschen  Industriezeitungc, 
1879,  S.  180,  betrug  die  Zugfestigkeit  eines  Mörtels  aus  1  Gewichtstheil 
Infusorienerde,  1  Gewichtstheil  Kalkhydrat  und  6  Gewichtstheilen  Sand  nach 
7tägiger  Erhärtung  an  der  Luft  und  21tägiger  unter  Wasser  2*7  >^  für  das 
Quadratcentimeter. 

Von  der  Conferenz  zur  Bestimmung  einheitlicher  Prüfungsmethoden 
wurde  im  Jahre  1886  in  Dresden  festgesetzt,  dass  bei  Prüfungen  von  Trass- 
mörtel  ein  Trassmehl  von  solcher  Feinheit  gewählt  werden  soll,  dass  von 
ihm  75%  durch  ein  900-Maschensieb  und  50®/o  durch  ein  4900-Maschensieb 
gehen;  man  soll  bei  der  Zerkleinerung  des  Trasssteines  die  gröberen  Theüc 
nicht  aussieben  und  fortwerfen,  sondern  die  Pulverisirung  so  lange  fortsetzen, 
bis  die  ganze  Masse  die  vorerwähnte  Feinheit  besitzt. 

Dieses  Trassmehl  soll  darauf  mit  nur  reinem  Luftkalk  (Marmorkalk) 
vermischt  und  so  viel  als  möglich  eine  Wärme  von  15 — 18®  C.  sowohl  für 
das  Anmachewasser  als  auch  für  das  Aufbewahrungswasser  inne  gehaltCD 
werden.  Zur  Prüfung  sind  Mischunsren  aus  2  Gewichtstheüen  Trassmehl, 
1   Gcwirhtstht-il   KalkhydratpuUck,  ;.i  ^icwichtsth eilen  Normalsand  und  1  Ge- 


Erstes  Capitel.  Die  Mörtel. 


63 


kg  für  das  Quadratcentimeter,  endlich  bei  einer  Mischung  von  1  Raum- 

Trass,  1  Y4  Raumtheilen  Fettkalk  und  4  Raumtheilen  Sand  zu  97*28  kg 

das  Quadratcentimeter.    Aus    diesen  Ermittlungen  geht  hen'or,    dass  die 

igkeit    des    Trassmörtels    sich    bei    wachsendem    Sandzusatz    nur    wenig 

;rt.    Der  Sandzusatz    kann    umso    grösser   gewählt  werden,    je  fetter  der 

:  ist.  Im  Rheinland  bereitet  man  Trassmörtel  aus  Fettkalk  von  95 — 97% 

aus  Wasserkalk  mit  80  und  mehr  Procenten  Kalkgehalt. 

Die   bei    Bremer  Hafenbauten   mit   Trassmörtel  angestellten  Festig- 

luntersuchimgen  ergaben  für  ein  Gemenge  aus  1  Theil  bestem  Nettethaler 

5S,  1  Theil  Lengericher  Kalk  und  1  Theil  Normalsand  nach  vier  Wochen 

Zugfestigkeit  von  14 — 17  kg  und  eine  Druckfestigkeit  von  77 — 101  kg 

das  Quadratcentimeter. 

Die  Zugfestigkeit  des  Trassmörtels  ist  abhängig  von  der  Feinheit 
Trassmehles,  wie  aus  folgender,  von  Stahl  (im  »Wochenblatt  für  Bau- 
iec,  1877)  veröffentlichten  Tabelle  ersichtlich  ist.*) 


Mittlirre 
Zufff«tis. 
IcFit  in  kff 

Nr. 

R^ckftftnd  jtwlicbep  dem 
MucbenstPb 

ilk 

.--_..„  J 

Sand 

1 

11 

111  1  rv 

V 

1 

1 

1 

1 

r 

1-85 
3-51 
6-70 
9-65 
1215 

1  = 

n  = 

III  = 

IV  = 

eo-120 

120-900                          , 
900-2500                        ! 

2500-5000 

Durch  das  ÖGOO-Maschen« 
sieb  gegwiEftii 

Her  fei  dt**)  empfiehlt  folgende  Mischungen: 


1  Raum  theil  Sand 

2  »  » 

3  »  » 

4  »  ^ 


1  Raumtheil  Trass,    ^2  Raumtheil   Fettkalk, 

1  »  »  3/^  »  > 

1  »  »1  »  » 

1  »  »  17^  » 

Als  starker  Trassmörtel  gilt  eine  Mischung  von  1  Gewichtstheil  Trass 
2  Gewichtstheilen  gelöschtem  Kalk,  als  Bastard-Trassmörtel  z.  B. 
Gemenge  von  1  Gewichtstheil  Trass,  2^2  Gewichtstheilen  gelöschtem 
k  und  1 — 3  Gewichtstheilen  Sand. 

Zur  Bereitung  von  \  m^  Trassmörtel  sind  nach  Hauenschild  erforder- 
bei  einer  Mischung  von: 

2  Raumtheilen  Trass,  1  Raumtheil  Kalk,  0  Raumtheil  Sand  =  930/ 
SS,  470/  Kalk,  0/  Sand; 

1  Raumtheil  Trass,  »/,  Raumtheil  Kalk,  1  Raumtheil  Sand  =  590  / 
SS,  290/  Kalk,  590/  Sand; 

1  Raumtheil  Trass,  »/^  Raumtheil  Kalk,  2  Raumtheilen  Sand  =  400  / 
SS,  300/  Kalk,  790/  Sand; 

*)  Ueber  das  Mahlen    von  Tuffstein    findet    man  Näheres    im   »Wochenblatt    für 
kande«,  1883,  S.  151. 
♦♦)  Siehe  G.  Herfeldt,  »Miltheilungen  über  Trassmörtel«,  Andernach  1880. 


64 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungssloffc. 


1  Raumtheil  Trass,  1  Raumtheil  Kalk,  3  Raumtheilen  Sand  =  310  / 
Trass,  310/  Kalk,  900/  Sand; 

1  Raumtheil  Trass,  1  ^g  Raumtheile  Kalk,  4  Raumtheilen  Sand  =  250  / 
Trass,  280  /  Kalk,  1000  /  Sand. 

Die  Festigkeit  ist  bei  allen  diesen  Trassmörtelmischungen  nahezu 
die  gleiche. 

Trassmörtel  liefert  einen  vorzüglichen  Wassermörtel;  seine  Festigkeit  ist 
eine  ziemlich  hohe;  er  härtet  sehr  kräftig  nach,  ist  billiger  wie  Portland- 
cement  und  bildet  bei  sofortigem  Versenken  unter  Wasser  weniger  Schlamm 
wie  dieser;  femer  wird  sein  Abbinden  (nach  Sigle)  bei  gelindem  Frost  nicht 
gestört,  sondern  nur  unterbrochen,  auch  kann  man  ihn  meistens  an  der  Luft 
längere  Zeit  lagern  lassen,  ohne  dass  seine  Güte  darunter  leidet  Seine  Qualität 
wird  noch  durch  einen  Zusatz  von  hydraulischem  Kalk  statt  gewöhnlichem 
Kalk  wesentlich  verbessert.  Nach  den  bei  den  Arbeiten  der  Unterwescr- 
Correction  in  Bremen  gemachten  Erfahrungen  hat  sich  ein  Mörtel  ans  1  Theü 
Trass,  1  Theil  Kalk  und  3  Theilen  Sand  als  dicht  erwiesen;  diese  Mischung 
zeigte  sich  gegen  Seewasser  vollständig  unempfindlich,  denn  eine  Untersuchung 
nach  Verlauf  von  4 — 5  Jahren  ergab  keinerlei  Beschädigung  des  Mörtels 
fdurch  Seewasser. 

In  jüngster  Zeit  hat  man  Versuche  mit  Trass-Portlandcement- 
mörtel  gemacht,  welche  zu  überraschenden  Ergebnissen  geführt  haben.  Der 
Portlandcement  leidet  fast  immer  an  einem  Ueberschuss  von  Kalk,  welcher 
die  vorzüglichen  Eigenschaften  des  Cementes  beeinträchtigt.  Durch  einen 
Zusatz  von  Trass  wird  der  überschüssige  Kalk  unschädlich  ge- 
macht, die  Festigkeit  des  Portlandcementmörtels  wesentlich  er- 
höht und  seine  Widerstandsfähigkeit  gegen  Säuren,  Seewasser, 
Witterungseinflüsse  u.  s.  w.  gesteigert,  auch  wird  der  Mörtel  billiger, 
weil  Trassmehl  weniger  kostet  als  Portlandcement. 

Empfohlen  wird  eine  Mischung  von: 

7s  Gewicbtstheilen  Portlandcement,  V»  Gewichtstheil  Trass  und  3  Ge- 
wichtstheilen  Sand. 


Erstes  CapitcL  Die  Mörtel. 


65 


e)  Hochofenschlacken  entstehen  beiim  Schmelzen  von  Erzen  in  Hochöfen 
liind  stellen  ein  Kalk-Thonerdesilicat  dar;  sie  besitzen  neben  Kieselsäure   erdige 
I  Theile  der  Erze^  Zuschläge  nebst  Metalloxyden,  oft  auch  etwas  Schwefel,  Phosphor- 
J  säure  u.  s,  w,  in  vielfach  wechselnder  Menge  und  haben  das  specifische  Gewicht 
1 2*ö — 3'0.  Aufgeschlossene  kieselsaure  T  hon  erde  ist  in  den  Schlacken  sehr  reichlich 
[vorhanden,    wenn    letztere,    mit    Chlon^-^aiiserstofirsäure    oder   reiner  Salzsäure 
(begossen,  geUtiniren,  d.  h.  gallertartig  und  durchsichtig  werden.  Man  benutzt 
[sie  fein  gemahlen  und  gesiebt  an  Stelle  des  Sandes  zur  K  al  km  ort  elbe  reitung, 
ferner  zur  Herstellung  von  künstlichem  Cemcnt  (siehe  §  218,  Schlackencement)^ 
ton  (siehe  JJ  233)    und  künstlichen  Steinen    (siehe   §  96»   Schlackensteine), 
Um  die  Schlacken    leichter  zerstampfen    und  mahlen  zu  können,    bläst 
[lan  in  die  noch  düssige  Masse    einen  Dampfstrom    ein,    der    die  Schlacken 
lange  und  dünne  Fäden  zertheilt,    welche   mit  dem  Namen    »Seh lacken- 
rolle*  bezeichnet  werden.    Eine  grosse  Festigkeit,  Härte  und  Widerstands- 
fähigkeit   erhält    die  Schlacke,    wenn    man    sie    tempert  oder  basaltirt,    d.  h. 
I unter  einer  Kohlenlöschdecke  langsam  abkühlen  lässt,  wobei  sie  steinig  wird. 
Durch  dieses  einfache  Verfahren  wird  sie  besonders  zur  Mörtelbercitung  geeignet. 
Eine    bewährte  Mischung    soll   (nach  einer  Mittheilung  der  »Zeitschrift 
des  Vereines  deutscher  Ingenieure«,  1868,  S.  31)  ein  Gemenge  aus  T  Gewichts- 
theil  Kalk  und   Ö  Gewichtstheile  Schlackensand  sein;   diese  als  Wasser-  und 
Luftmörtel  gleich  gut  geeignete  Mischung  soll  eine  Festigkeit  erlangen,  welche 
fast  */j<j  von  der  des  reinen  Portlandcementes  beträgt.    (Vergl  auch  §  196, 
Kalkmörtelbereitung.) 

/)  Die  vollständig  ausgebrannten  Aschen  von  Steinkohlen,  Braun- 
kohlen und  Torf,  sowie  die  bei  der  Zinkdestillation  sich  ergebenden,  mit 
Kohlenasche  vermengten  Rückstände  (sogenannte  Räumasche)  liefern,  mit 
L gebranntem    und    gelöschtem    Kalk    vermengt,    ebenfalls    VVassermörtel,     Bei 
I Verwendung    von    Räumasche    empfiehlt    es   sich,    für    Bruchsteinmauerwerk 
|xiemlich  grob  gemahlene,  für  Ziegelmaucni\'erk  feiner  gesiebte  Asche  zu  nehmen. 
Empfohlen  werden  folgende  Mischungen: 

1.  1  Gewichtstheil  zu  Pulver  gelöschter  Kalk,  1 — 2  Gewichtstheile 
iSteinkohlen-,  Braunkohlen-  oder  Torfasche  und  Wasser. 

2.  50  kg  zu  Pulver  gelöschter  Kalk  und  50  kg  geschlagene  und  gesiebte 
jvXsche  werden  mit  Wasser  zu  eitiem  steifen  Teig  angemacht,  dem  hierauf 
ll^a  ^^  Kaliwasserglas  (von  33**^  BtK),  mit  Ih  kg  Wasser  verdünnt,  beigemengt 
iwird,  worauf  man  das  Ganze  sorgfältig  durcharbeitet.  Dieses  Gemenge 
Isoll  nach  »Dinglcr's  polytechnischem  Journal*  (Bd,  CLIV)  sehr  wetter- 
{beständig  sein,  geschliffen  und  polirt  werden  können  und  sich  auch  als 
[Fussbodenbelag  eignen, 

3.  50  kg  zu  !*ulver  gelöschter  Kalk,  50  kg  reiner  Quarzsand,  100  kg 
[grob  gesiebte  Steinkohlen-  u.  s.  w.  Asche,  gleichfalls  mit  0*5  kg  Kaliwasser- 
Ighis  auf  1*5  kg  WtLSser  vermischt  und  sorgfältig  durchgearbeitet.  Diese 
[Mischung  kann  nach  Gottgetreu  auch  zur  Herstellung  von  Wasserbehältern, 
I  Deckplatten  u.  s.  w.  verwendet  werden. 

g)    DiorU»   oder    Diabasgesteine    sind    nach    Balling    ebenfalls    gut 

J rcmcntircnde  StoffCt  Djcsc  Gesteine  werden  zerkleinert  und  dem  dick  ange- 

iTnachten    Kalkhrei    in    gleicher  Gewichtsmenge   zugesetzt,    dann    werden    aus 

liescr  Masse  Kugeln  geformt,  gebrannt  und  [>ulverisirt.  Das  Pulver  wird  mit 

ad  und  Wasser  vermischt  als  Wasser-  und  Luflmörtel  benutzt. 


Zweiter  Theil,  Die  Verbindungsstoffc 


Geeignet    als    Zusätze    zum    Kalkmörtel,    um    demselben    h^  ht 

Eigenschaften  z\x  verleihen,  sind  femer  pulverisirter  Trachyt^  1  li, 

Bimsstein,  calcinirter  Basalt,  Basalt-  und  Trachyttuff»  gebrannter 
und  gemahlener  Alaunschiefer,  Lava  u.  s.  w. 

Aus  gebranntem  Chalcedon,  einer  Abart  des  Quarzes,  einem  gleicKeti 
Volumen  Kalkbrei  und  2  Volumen  weissem  Sand  erhält  man  eine  cemeni- 
artige  Masse  (Chalcedoncement  genannt)»  welche  verputzt  glänzend  %veifis 
erscheint  und  dem  geschliffenen  Marmor  ähnelt 

§  216.  Hydraulischer  Kalk, 

Rohstoffe.  Die  hydraulischen  Kalke  bestehen  aus  einem  Gemenge^ 
Calciumcarbonat,  Kieselsaure  und  einem  Silicat  (meistens  Thoncrdesilical); 
sie  hinterlassen,  wenn  sie  in  Salzsäure  aufgelöst  werden»  einen  unlöslichen, 
thonigen  Rückstand,  den  sogenannten  Kieselthon. 

Zur  Bereitung  von  Wassermörtel  eignen  sich  besonders  magere  Kalk- 
steine, die  einen  grösseren  Gehalt  an  Kieselthon  besitzen  als  etwa  20*',V 
Man  verwendet  vorzugsweise  Mergel  kalke  oder  Bittermergelkalke  (also 
bunten  oder  Keupermergel^  dolomitischen  Steinmergel,  Liasmergel,  Mergel- 
schiefer,  Wiesenmergel  u,  s,  w.),  auch  ihon reiche  Muschelkalke,  Gerbgen 
Werth  besitzen  die  aus  dolomitischen  Kalken  mit  grossem  Magnesiagchailt 
gebrannten -hydraulischen  Kalke.  Nach  Vicat's  Untersuchungen  gewinnt  mafi 
aus  Mergelkalken  mit  20%  Kieselthon  einen  gut  brauchbaren  und  mit  25% 
einen  vorzüglichen  hydraulischen  Kalk.  Besitzt  der  kohlensaure  Kalk  mehr 
als  50^/q  Thon,  so  gilt  derselbe  als  Cement  im  engeren  Sinne. 

Das  Brennen.  Die  natürlichen  hydraulischen  Kalksteine  werden  meistcnjf 
nur  bei  massiger,  jedoch  längere  Zeit  andauernder  Rothgluthhitze  gebrannt, 
so  dass  eine  Sinterung  iFnttimg)  nicht  eintreten  kann.  Das  Brennen  wird  tQ 
gewöhnlichen  Kalk  ölen,  beziehungsweise  Schachtöfen  (vergL  §  193)  vo^ 
genommen,  in  welche  die  Kalkstücke  und  der  Brennstoff  in  abwechselnde« 
Schichten  eingebracht  werden.  Beim  Brennen  entweicht  der  grösste  Thcil  der 
Kohlensäure  und  wird  der  Thon  aufgeschlossen,  so  dass  er  die  Fähigkeit 
erlangt,  unter  Wasser  zu  erhärten,  wobei  sich  ein  basisches  Kalkhydrosilicat 
bildet.  Brennt  man  den  hydraulischen  Kalkstein  bei  einer  zu  hohen  Tenipe* 
ratur,  so  sintert  er,  wird  klingend,  lodtgebrannt  und  zur  Bcreitttng  rtm 
Wassermörtel  unbrauchbar. 

Durch  das  Brennen  erhalten  die  Kalksteinstücke  einen  erdigen  Brück 
Ist  der  hydraulische  Kalk  reich  an  Alkalien  und  Eisenoxydul»  so  l:  ^ 

Thon  vor  dem  Entweichen  der  Kohlensäure  in  Fiuss  und  es  entsteheii 
bläschen  und  eine  blätterige  Structur;  im  anderen  Falle,  wenn  n 
Thon  erst  nach  dem  Entweichen  der  Kohlensäure  schmilzt,  zeigt  der 
Kalk  nach  dem  Mahlen  die  Kugclform  und  besitzt  eine  geringe   Dichi 

Nach  Kühl  mann  soll  man  die  Güte  des  hydraulischen  Kalkes  d, 
erhöhen  können»    dass   man    demselben    beim    Brennen  Poltasche   hin- 
auch  soll  es  vortheilhaft  sein,  dem  Kalksteine  vor  dem  Brennen,  und  nacnikw 
man    ihn    durch    schwaches    Erhitzen    einsaugend   gemacht    hat,    mit    einer 
Lösung  von  kohlensaurem  Natron  zu  tränken. 

Je  geringer  die  Temperatur  beim  Brennen  der  hydraulischen  Kalksteine 
ist,  desto  schneller  tritt  die  Erhärtung  des  aus  Hnien  bereiteten  Mörtels 
cm ',  man  kann  sich  daher  durch  richtige  Wahl  dos  Erhitxxmgsgrade»  bdictni? 


apileU  Die  MartcU 


angsam  oder  schnell  erhärtenden  Mörtel  erzeugen.  Wird  jedoch  die  Brenti- 
emperatur  zu  niedrig  bemessen^  so  brennen  sich  die  Kalksteine  nicht  gar; 
lie  vollständig  gargebrannten  Stücke  erkennt  man  an  ihrer  gleichmässigen, 
elblichröthlichen  Farbe,  die  ungaren  enthalten  einen  Kern  von  meist  grauer 
arbe. 

Schwach  gebrannter  hydraulischer  Kalk  erhitzt  sich  stärker  als  der  bis 
zur  Sinterung  gebrannte,  auch  gibt  er  einen  Mörtel  von  geringerer  Festigkeit, 
benso    liefern  lockere,  leichte  hydraulische  Kalksteine  einen  weniger  festen 
lörtel  als  dichte  und  schwere. 

Nach    dem   Brennen    werden    die    Kalk  stein  stücke   am    besten  sogleich 
kleinert,  gemahlen  und  gesiebt.  Dieser  Staubkalk  kann  dann  wie  gewöhn- 
licher gelöschter  Kalk  sofort  tlurch  Vermischen  mit  der  erforderlichen  Sand- 
enge  und  Wasser  als  Mörtel  verwendet  werden.   Mörtel  aus  hydraulischem 
taubkaik  ^eichnet  sich  durch  eine  grosse  Gleichmässigkeit  aus;  er  enthält 
eine  sogenannten  Krebse  oder  Käme    und    eignet    sich    deshalb    besonders 
ium  Mauerputz, 

Das  Löschen  von  StückkalL  Wird  dagegen  der  gebrannte  hydrau- 
ischc  Kalk  in  Stücken  bezogen,  so  kann  man  ihn  entweder  durch  Be- 
prengeu  mit  Wasser  oder  Eintauchen  unter  Wasser,  niemals  jedoch,  oder 
igstcns  nur  sehr  schwer,  auf  nassem  Wege  wie  gewöhnlichen  Kalk  zum 
1  bringen  und  entweder  noch  w*ährend  des  Ablöschens  Mörtel  aus  ihm 
bereiten,  ihn  activ  verwenden,  wobei  er  unter  Wärmeent Wickelung  schnell, 
und  zw^ar  von  innen  nach  aussen  abbindet,  oder  ihn,  nachdem  er  vollständig 
Pulver  gelöscht  ist,  zur  Mörtelbereitung  benutzen,  ihn  passiv  ver- 
enden, wobei  er  ohne  Erwärmen  und  nur  langsam  erhärtet.  (Siehe  »Hantl- 
uch der  Architektur*,  1895,  Tbl  1,  Bd.  I,  S.  147/)  Im  ersteren  Falle 
chichtet  man  die  Stücke  zu  einem  niedrigen,  runden  Haufen  auf  und  um- 
iebt  denselben  mit  der  zur  Mörtelbereitung  nothwendigen,  nach  dem  Inhalte 
les  Haufens  berechneten  Sandmasse,  Hierauf  begiesst  man  die  Kalkstücke 
it  der  zum  Ablöschen  erforderlichen  Menge  Wasser  und  vermengt  sie  noch 
ährend  des  Ablöschens  mit  dem  Sande,  wobei  man  nur  wenig  W^asser 
achgicsst.  Die  Mischung  ist  sorgfältig  durchzuarbeiten  und  möglichst  schnell, 
h,  noch  warm  zu  verwenden, 

Soll  der  gebrannte  hydraulische  Kalk  jedoch  passiv  ven**cndet  w^erden, 
;o  kann  man  das  Löschen  in  verschiedener  Weise  vornehmen.  Vielfach 
erden  die  Stücke  nur  minutenlang  unter  Wasser  getaucht,  wobei  man  sich 
leiner  grobmaschiger  Drahtkörbe  und  W^inden  bedient,  dann  zu  Haufen  oder 
uch  in  Cefässe  geschüttet  und  dieselben,  um  das  sich  entwickelnde  Gas 
nd  auch  die  entstehende  Wärme  zusammenzuhalten,  mit  Sand  oder  grober 
einwand,  auch  mit  Strohmatten  bedeckt. 

In  Norddeutschland  ist  es  üblich,  die  xerkleinerten  Kalkstücke  in  Kalk- 

iiisten  10—15  rm    hoch    aufzuschütten,    sie    dann   mittelst    einer  Giesskanne 

it  Wasser  zu  besprengen,   nach  Verlauf  einer  Stunde  nochmals  zu  liegiessen 

nd    nach    weiterem  Verlaufe    von    1—1  Vj    Stunden,    in    welcher    Zeit    gut 

cbrannter  Kalk  zu  Pulver  zerfällt,    mit  einer  10 — 15  cni  hohen  Sandschicht 

bedecken.     Diese    Decke    wird    nach    einem  Tage   wieder   beseitigt  und 

lann  <las  Kalkpulver   gesiebt.     Bei  dem  in  Süddeutschland  und  Oesterreich 

iblichen  Verfahren    wird    der  Kalkhaufen  mit  Wasser    besprengt  und  dieses 

anfeuchten    von    Zeit   zu    Zeil    und   so    oft   wiederholt,    bis   der  Haufen  ao 

5* 


68 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


seiner  Oberfläche  staubförmig  wird;  dann  wird  der  ganze  Haufen  um- 
geschaufelt, wobei  man  ihn  beständig  mit  Wasser  benetzt,  uni  die  ganze 
Masse  in  Staubkalk  umzubilden.  In  Frankreich  und  in  der  Schweiz  werden 
die  zerkleinerten  Kalkstücke  in  den  Kalkkästen  nur  5 — 6  cm  hoch  auf- 
geschichtet, dann  mit  Wasser  besprengt,  hierauf  mit  einer  neuen,  gleich 
hohen  Lage  Kalkstücken  bedeckt,  dieselben  ebenfalls  angefeuchtet  und  diese 
Aufschichtung  so  lange  fortgesetzt,  bis  der  Haufen  eine  Höhe  von  2  m  und 
darüber  erlangt  hat. 

Hydraulischer  Kalk  nimmt  beim  Löschen  meistens  nur  wenig,  und  zwar 
gewöhnlich  nur  um  die  Hälfte  an  Volumen  zu. 

Nach  Hauenschild  benöthigt  \m^  westphälischer  hydraulischer  Kalk  in 
faustgrossen  Stücken  und  von  900  kg  Gewicht  bei  dem  norddeutschen  Lösch- 
verfahren 34 7o  Wasser  und  liefert  2  m^  Staubkalk  von  630  kg  Gewicht  fiir 
das  Cubikmeter.  Tetmajer  berechnet  den  Wasserbedarf  für  das  Ablöschen 
zu  30 — 50 7o  dßs  Kalkgewichtes,  Andere  nehmen  das  0*5^1 'Ofache  vom 
Volumen  des  Kalkes  an.  Wird  das  Ablöschen  mit  einer  zu  grossen  Wasser- 
menge bewirkt,  so  ersäuft  der  hydraulische  Kalk  und  es  bleiben  in  ihm 
viele  ungelöschte  Theile  zurück.  Aber  auch  bei  sorgfaltigstem  Löschen 
zerfallt  nicht  immer  die  ganze  Kalkmasse  zu  Staub,  denn  es  löschen  sich 
nur  diejenigen  hydraulischen  Kalksteine  gut,  welche  wenig  hydraulische  Eigen- 
schaften besitzen. 

Deshalb  und  weil  das  Löschverfahren  recht  umständlich  und  das  ihm 
folgende  Sieben  wegen  der  grossen  Staubentwicklung  sehr  lästig  ist,  empfiehlt 
es  sich,  von  dem  Fabrikanten  nur  Staubkalk  zu  beziehen. 

Man  unterscheidet  hierbei  nach  Hauenschild  (siehe  »Handbuch  der 
Architektur«,  1895,  Thl.  I,  Bd.  I,  S.  149): 

a)  leichten,  welcher  von  Kalkmergeln  stammt,  die  sich  nach  dem 
Brennen  noch  fast  ganz  zu  Pulver  löschen,  oder  den  durch  Absieben 
gewonnenen  Theil  von  nicht  vollständig  zu  Mehl  löschendem  Mergel  dar- 
stellt. Solcher  Kalk  findet  namentlich  zu  Luftmörtel  Verwendung,  weil  er 
den  Uebergang  vom  hydraulischen  Kalkstein  zum  gewöhnlichen  Mager- 
kalk  bildet> 


Erstes  CapiteU  Die  Martel. 


m 


IZusarnmenhang    verHeren    und    unwirksam    werden    kann,    so    ist   es  nöthig, 
|solchen  iMönel  stets  vorher  abbinden  zu  lassen,  ehe  man  ihn  der  zertheilenden 
raft  des  Wassers  aussetzt 

Mörtelmischungen.  Auf  die  Dichtigkeit  des  Mörtels  hat  die  Menge 
les  zugesetzten  Sandes  einen  grossen  Kinfluss.  Der  Sand/usatz  kann  um  so 
grösser  sein,  je  weniger  hydraulisrhe  Eigenschaften  der  hydraulische  Kalk 
besitzt.  Muss  auf  Dichtigkeit  des  Mörtels  Werth  gelegt  werden,  weil  es  sich 
B,  um  Femhalten  von  Feuchtigkeit  handelt,  so  vermischt  man  1  Raum- 
theil  Kalk  mit  1—2  Raumtheilen  Sand,  andernfalls  kann  der  Sandzusatz 
-^erheblich  grösser  genommen  werden,  jedoch  pflegt  man  über  das  Mischungs- 
verhältnisse 1  :  5  (z*  B.  für  Fundamentmauem)  nicht  hinauszugehen.  Bei  dem 
Mischungsverhältniss  1  :2*Ö  und  tüchtiger  Durcharbeitung  des  Mörtels  werden 
iie  Hohlräume  des  Sandes  gerade  noch  vom  hydraulischen  Kalk  ausgefüllt 
Von  der  Menge  des  Sandzusatzes  ist  die  Ausgiebigkeit  des  hydraulischen 
Lalkes  abhängig.  Bei  Wasserbauten  werden  vielfach  die  folgenden  beiden 
lischungen  verwendet: 

1   Theil  hydraulischer  Kalk,  2  Theile  Sand,  oder   l  Theil  hydraulischer 
Lilk   und  3  Theile  Sand, 

erstere  giebt  2'4,  letztere  3  Theile  Mörtel. 

Hydraulischer  Mörtel,  welcher  nur  einem  geringen  Druck  widerstehen 
koll  und  daher  einen  grösseren  Sandzusatz  erhält,  wird  zweckmässig  mit 
lelzkalk  vermischt,  weil  er  durch  diesen  Zusatz  eine  grössere  Bindekxaft 
tind  Festigkeit  erreicht  und  sich  auch  inniger  mit  den  Bausteinen  verbindet 
Joch  stark  hydraulisch  wirkt  ein  Mörtel  aus  1  Raum  theil  hydraulischem 
kalk,   YiJ — 1   Raumtheil  Aetzkalk  und  5—6  Raumtheilen  Sand. 

Bei  der  Bereitung  von  Mörtel  ist  ein  zu  grosser  Wasserzusatz  schädlich, 
lenn  das  Wasser  kann  den  Kalk  und  Sand,  weil  dieselben  ein  verschiedenes 
jpecihsches  Gewicht  besitzen,    von  einander  trennen    und  eine  gleichmässige 
'^  erraischung  beider  verhindern. 

Festigkeit  Die  für  Festigkeitsuntersuchungen  vorgeschriebene  Normal- 
Donsistenz  erhält  man,  wenn  man  bei  einem  Misch ungsverhältniss  von  1:3 
k>ei  Proben,  deren  Zugfestigkeit  ermittelt  werden  soll,  127©  und  bei  solchen, 
deren  Druckfestigkeit  bestimmt  werden  soll,  10%  Wasser  (in  Gewichts- 
procenten  der  trockenen  Gesammtmischung)  verwendet 

Nach    den   schweizerischen  Normen    soll   hydraulischer  Kalkmörtel    im 
lischüngsvcrhältniss  von  1  : 3,  der  3  Tage  an  der  Luft  und  2n  Tage  unter 
^Vasscr  gelegen  hat: 

bei  leichtem  hydraulischen  Kalk  eine  Zugfestigkeit  von  6  k^  und  eine 
Druck fesdgk ei t  von  30  i^, 

bei  schwerem  hydraulischen  Kalk  eine  Zugfestigkeit  von  8  ^g  und  eine 
Druckfestigkeit  von  50  ig 
das  Quadratcentimeter  besitzen,    wenn  zu  seiner  Bereitung  12^^   Wasser 
tcrw endet  wird   und  wenn  der  Kalk  so  fein  gemahlen  ist,  dass  der  Rückstand 
dem  l^OO-Maschensicb  nicht  mehr  als  20%,  beträgt 

Nach  den  Ermittlungen  der  königlichen   Prüfungssiation  zu   Charlotten- 
^*Bcrlin    erlangte  Wasser  kalk    von    Lengerich    bei    einem    Mischungs- 
erhältniss    von    1  :  17»    ^lach    28     Tagen    bei    Wasserproben    nur    3*11  i^f 
tugfe«iligkcit  und   1398  i'g  Druckfestigkeit  und  bei  Luftproben  3*58  J^  Zug- 
stigkcil  and   \&i)2  ig  Druckfestigkeit  für  das  Quadratcentimeter. 


70 


Zweiter  Theil.  Die  VerbinduDgsstofie. 


Verwendung.  Der  hydraulische  Kalkmörtel  ist  zu  Hoch-  und  Tief 
bauten  geeignet,  auch  zur  Bereitung  von  billigem  Beton;  er  wird  jedoch  in 
Deutschland  meistens  durch  verlängerten  Cementmörtel  ersetzt,  obwohl  er 
ein  trockenes  Mauerwerk  und  einen  frostbeständigen  Putzmörtel  liefert. 

Nach  Vicat  soll  auch  fetter  Kalk  zur  Bereitung  von  Wassermörtel 
tauglich  werden,  wenn  man  ihn  der  Selbstlöschung  an  der  Luft  an  über- 
deckten und  vor  Wind  geschützten  Orten  überlässt. 

§  217.  Der  Romancement 

Cementsteine.  Zur  Bereitung  von  Romancement  werden  thonreiche 
Kalkmergel  oder  kalkige  Thonnieren  von  bestimmter  Zusammensetzung  (z.  B. 
sogenannte  Septarien,  d.  h.  mergelige  Kalksteinknollen  in  thonigen  SchichteD"! 
unterhalb  der  Sintergrenze  gebrannt  und  darauf  bis  zur  Mehlfeinheit 
mechanisch  zerkleinert.  Besitzen  die  Romancementsteine  einen  grösseren 
Gehalt  an  Magnesia,  so  dürfen  sie  nicht  zu  stark  gebrannt  werden.  (Vergl 
Magnesiacement,  §  225.) 

James  Parker  errichtete  in  Nordfleet  (England)  im  Jahre  1796  die 
erste  Romancement-Fabrik,  in  welcher  er  den  an  den  Ufern  der  unteren 
Themse  in  Thonlagem  vorkommenden  Sheppeystein  verarbeitete.  Aus 
diesem  Gestein  wird  noch  heute  in  England  Romancement  hergestellt  Der 
Sheppeystein  besteht  nach  Berthier  aus  05*7 %  kohlensaurem  Kalk,  0*5% 
Magnesia,  67o  Eisenoxydul,  l'ß^o  Manganoxydul,  IS^o  Kieselerde,  6*67o 
Thonerde  und  1'2^Iq  Wasser;  er  erhält  durch  das  Brennen  eine  dunkel 
i)raunrothe  Farbe.  Ferner  verwendet  man  in  England  Kalksteinnieren  (Thon- 
nieren) von  den  Inseln  Wight  und  Thanet  und  von  den  Küsten  der 
Grafschaften  Kent,  Sommerset  und  Yorkshire,  die  eine  ähnliche  chemische 
Zusammensetzung  wie  der  Sheppeystein  besitzen. 

In  Deutschland  findet  man  geeignete  Steine  an  mehreren  Orten;  so 
z.  B.  benutzt  man  zur  Bereitung  von  Romancement  einen  aus  dem  Teuto- 
burger  Walde  stammenden  dunkelgrauen  Kalkstein,  welcher  nach  Manger 
15447ü  Kaikerde,  Ü"i^77ö  Magnesia,  2U277ü  rhoneriie,  54'7r'/^  Kieselerat:, 


Erstes  QipiteL  Die  Mörtel. 


n 


erden,  (VergL  den  vorigen  Paragraphen.)  Frisch  gebrannter  und  mit  Wasser 
ngerührter  reiner  Romancement  bindet  in  der  Regel  sehr  schnell  ab,  und 
war  sowohl  an  der  Luft,  als  auch  unter  Wasser.  Es  giebt  aber  auch  mittel* 
ngsam  bindenden»  welcher  in  einer  Zeit  von  8 — 15  Minuten,  und  langsam 
bindenden»  welcher  erst  nach  Verlauf  einer  Viertelstunde  abbindet  Beim 
iibinden  tritt  meistens  nur  eine  geringe  Erwärmung  und  eine  massige 
rolumenvergrösserung  ein,  und  es  ist  das  Abbinden  vollendet,  sobald  die 
Temperaturerhöhung  aufliört.  Die  Erhärtung  nimmt  bei  richtig  (d.  h.  in  der 
logenannten  Kalkbrenntemperatur)  gebranntem  und  gleichmässigem  Roman* 
:ement  stetig  zu»  wahrend  bei  schlecht  gebranntem  und  ungleichmässigem 
:hon  wnederholt  eine  Abnahme  seiner  Cohäsion  und  Zugfestigkeit  kurze 
.eit  nach  seiner  Erhärtung  und  sodann  eine  weitere  Zunahme  derselben 
tach  einiger  Zeit  beobachtet  worden  ist.  Solcher  minderw^erthiger  Cement 
t  m  Gussarbeiten,  namentlich  aber  zur  Herstellung  von  Röhren  nicht 
fecigitet.  Wird  der  Cementstein  bis  zur  theilweisen  Sinterung  gebrannt,  so 
er  unschädliche  Einlagerungen  blaugrauer  bis  grünlicher  Streifen  erkennen, 
Romancementmörtel  ohne  oder  mit  nur  geringem  Sandzusatze  erreicht 
iie  Gtitc  des  Portlandcementmörtels  gleicher  Mischung  nicht,  solcher  mit 
lOhem  Sandzusatze  kommt  dagegen  magerem  Portlandcementmörtel  ziemlich  nahe. 
Da  Romancemcnt  schwächer  gebrannt  ist  als  Portlandcement  und  eine 
fj  ^  Dichtigkeit  besitzt,  so  w^ird  er  w^eniger  fest.  Eine  möglichst  grosse 

cstigkeit  kann  man  durch  eine  sehr  schnelle  Verarbeitung  des  Roman- 
:emcntmÖrtels  erzielen.  Es  empfiehlt  sich  ilaher,  den  Mörtel  nur  in  so  geringer 
lasse  zu  bereiten,  dass  dieselbe  ein  Arbeiter  in  5 — 10  Minuten  verbrauchen 
;anii.  Auch  wird  der  Mörtel  um  so  fester,  je  geringer  die  Menge  seines  An- 
lachewassers  genommen  wird  und  umgekehrt.  Romancement  besitzt  die  Eigen- 
:haft,  eine  grössere  Menge  Wasser  einsaugen  zu  können,  ohne  dadurch  viel 
:er  zu  werden  oder  schwerer  abzubinden  und  hierbei  das  Wasser  ab- 
idem;  letzteres  verdunstet  bei  Lufterhärtung  grösstentheils  oder  bleibt 
lIs  Porenwasser  zunick;  in  beiden  Fällen  tritt  eine  Verminderung  der 
'cstigkeit  des  Mörtels  ein,  und  es  ist  daher  unbedingt  erforderlich,  den 
.omancement,  wie  bereits  bemerkt  wurde,  activ  zu  vermauern, 

Romancement  enthält  entweder  gar  kein  oder  nur  sehr  w^enig  Hydrat- 
asscr  (höchstens  5**/,^)  und  unterscheidet  sich  dadurch  vom  hydraulischen  Kalk. 
Normen,  Pur  die  einheitliche  Prüfung  und  Liefenmg  von  Romancement 
lind  in  Deutschland  Normen  bislang  nicht  aufgestellt  worden,  dagegen  besitzen 
liehe  Ocsterreich  und  die  Schweiz,  Die  vom  österreichischen  Ingenieur-  und 
rchiieklen verein  am   12.  April    1890    angenommenen  Bestimmungen    lauten 
Auszuge  wie  folgt: 

1.  Verpackung  und  (iewicht. 

Romancement  soll  in  Normalfässeni  mit  250  kg  brutto  oder  in  Säcken 
it  60  V  brutto  verpackt  wxrdcn,  Das  Gewicht  der  Packung  darf  bei  Fässern 
licht  mehr  als  5%,  bei  Säcken  höchstens  Id^jq  betragen. 

(l  Sack  von  50  kg^  Gewicht  enthält  etwa  47  /,  ein  solcher  von  75  ^J^ 
Gewicht  etwa  71  /  Romancement,  1  h/  Romancement  lose  geschüttet  wiegt 
iO— 105  ^A'i. 

2t  Abbindeverhältnissc, 

Die  Romancemcnie  sind  schnell,    mittel  oder  langsam  bindend.    Unter 

bmdcnden  Romanccmcnten    sind    diejenigen   zu    verstehen,   dettxv  ^x- 


72 


Zweiter  Theil.  Die  VerbindungsstofTe. 


härtungsbeginn  an  der  Luft  ohne  Sandzusatz,  vom  Augenblick  der  Wasser- 
zugabe an  gerechnet,  innerhalb  7  Minuten  eintritt.  Fällt  der  Erhärtungsbeginn 
eines  Romancementes  über  1 5  Minuten  hinaus,  so  ist  der  Cement  als  langsam 
bindend  zu  bezeichnen.  Zwischen  den  rasch  und  langsam  bindenden  Roman- 
cementen  werden  die  mittelbindenden  eingereiht. 

Zur  Bestimmung  des  Erhärtungsbeginnes  dient  die  Normalnadel  in 
Verbindung  mit  dem  Consistenzmesser.  (Siehe  §  214  unter  3,  d.) 

3.  Volumenbeständigkeit. 

Romancement  soll  sowohl  an  der  Luft  als  auch  unter  Wasser  voliunen- 
beständig  sein.  Die  Prüfung  an  der  Luft  und  unter  Wasser  geschieht  durch 
Beobachtung  von  Kuchen  aus  reinem  Romancement.  (Siehe  §  214  unter  4,  ß.) 

4.  Feinheit  der  Mahlung. 

Dieselbe  ist  mittelst  eines  Siebes  von  2Ö00  Maschen  für  das  Quadrat- 
centimeter  und  0*07  fnm  Drahtstärke  und  eines  solchen  von  900  Maschen 
ftir  das  Quadratcentimeter  und  0*10  mm  Drahtstärke  zu  prüfen.  Der  Sieb- 
rückstand darf  auf  ersterem  keineswegs  mehr  als  36  7o  ^^^  ^"^  letzterem 
nicht  mehr  als  IS^o  betragen. 

5.  Bindekraft. 

Wie  beim  Portlandcement.  (Siehe  §  220.) 

6.  Zug-  und  Druckfestigkeit. 

In  Normalmörtelmischung  (1:3)  soll  langsam  und  mittelbindender 
Romancement  nach  28  Tagen  Erhärtung  (1  Tag  an  der  Luft  und  27  Tage 
unter  Wasser)  eine  Minimalzugfestigkeit  von  10  ig  für  das  Quadratcentimeter, 
nach  7  Tagen  Erhärtung  (1  Tag  an  der  Luft  und  6  Tage  unter  Wasser^ 
eine  Minimalzugfestigkeit  von  5  kg  für  das  Quadratcentimeter  aufweisen, 
rasch  bindender  Romancement  im  ersteren  Falle  eine  Minimaldruckfestigkeit 
von  60  kg  und  eine  Minimalzugfestigkeit  von  8  kg^  im  zweiten  Falle  eine 
solche  von  4  kg  für  das  Quadratcentimeter  erreichen. 

Als  Wasserzusatz  bei  Zug-  und  Druckproben  mit  3  Theilen  Normal- 
sand werden  in  Oesterreich  12^0  (vom  Gewichte  der  Trockenmischung)  für 
schnell  und  langsam    bindenden  Romancement    vorgeschrieben    und    in    der 


Erttcf  Capitcl.  Die  Mörtel. 


73 


Nach  Tfäßjger  Erhärtung      ,    Nach  2&t;'igiger  ErliUrtung 


kleinster 
Wcnh 


Wcrth 


Mittel* 
Wertli 


klolfitter 
Werth 


|[r£ssteT 
Werth 


Miltel- 
Wcrtb 


Zugfestigkeit    für,   das    Quadrat- 

cenlimcter  .    ,    ,        , 
Druckfestigkeit  für  das  Quadrat- 

ccntimeter  ♦.,... 


89        234   I     188 
125-6      166-2    !  1471 


Mörtelbereitung.  Der  mehlfein  gemahlene  Romancement  wird  mit 
äer  gewählten  Sandmenge  auf  das  Sorgfältigste  vermengt  und  diese  Mischung 
Inf  einen  Bretterboden  oder  in  einen  Kalkkasten  zu  einem  Haufen  geschüttet, 
>ie.ser  Haufen  wird  in  der  Mitte  so  tief  ausgehöhlt,  dass  die  zur  Erzielung  eines 
pieifen  Breies  eben  noth wendige  Wassermenge  bequem  in  der  Vertiefung 
i^latz  findet.  Nachdem  das  Anmache wasser,  welches  bei  kaller  Wittenmg 
i'eckmässig  etwas  angewärmt  udrd,  in  die  Mischung  gegossen  worden  ist, 
irird  das  Ganze  sofort  und  möglichst  schnell  kräftig  durchgearbeitet  und 
ierauf  möglichst  schnell  verbraucht  Es  sei  nochmals  hervorgehoben,  dass 
äer  Mörtel  nur  in  kleinen  Portionen  angemacht  werden  darf,  weil  schon  in 
ier  Erhärtung  begriffener  Romancementmörtel  nur  langsam  abbindet»  ohne 
ire^entlich  zu  erhärten,  und  Schwindrisse  bekommt,  wenn  man  ihn  durch 
reiterc  Wasserzugabe  nochmals  erweichen  muss. 

Reiner  Romancement  bindet  in  der  Regel  fast  augenblicklich  ab  uiid 
rird  deshalb  nur  angewendet,  wenn  es  sich  um  Dichten  von  Quellen»  um 
rrockenlegungen  oder  um  Bereitung  von  Cementomamenten  u.  s.  \\\  handelt. 

Durch  einen  Sandzusatz  wird  die  Abbindezeit  gewöhnlich  nur  um  wenige 
nuten  verlängert,  desgleichen  durch  eine  niedrige  Temperatur ;  Wärme  und 
poröse  Unterlage  beschleunigen  dieselbe;  letztere  bewirkt  eine  plötzliche 
tusammenziehung  und  Erstarrung  des  Mörtels  an  der  Berührungsfläche  und 
ermtndert  die  Haltbarkeit  desselben.  Man  soll  deshalb  die  Mauersteine 
it  annässen,  bevor  man  sie  mit  Romancementmörtel  vermauert,  beziehungs- 
reise  verputzL  Cementputz  ist  ntir  auf  einer  reinen,  aus  wetterbeständigen 
Steinen  bestehenden  Mauerfläche  haltbar  und  muss  zur  Vermeidung  von 
iaarrissen  noch  einige  1  age  nach  seiner  Ausführung  feucht  gehalten  werden, 
find  zwar  besonders  in  den  Sommermonaten,  wenn  er  den  Sonnenstrahlen 
rjd  einem  trocknenden  F.uftzuge  ausgesetzt  ist;  es  empfiehlt  sich,  die  Putz- 
iche  von  Zeit  zu  Zeit  mit  Wasser  zu  bespritzen  oder  feucht  zu  erhaltende 
Tücher  oder  Matten  vorzuhängen.  Mehr  als  glatter  Wandputz  sind  Cement- 
simse  gefährdet,  die  man  am  besten  mit  feuchtem  Lehm  bedeckt. 

Die  gebräuchlichsten   Mischungen  sind  folgende: 

1  Raumtheil  Romancement  und  1  Raumtheil  Sand  (^Örtelmasse  = 
ra  1*6  Raumtheile). 

1  Raumtheil  Romancement  und  2  Raumtheile  Sand  (Mörtelmasse  =^  etwa 
!*3  Raumtheile). 

1  Raumtheil  Romancement  und  3  Raumtheile  Sand  (Mörtelmasse  =^  etwa 
Raumtheile). 

Zur  Herstellung  wasserdichter  Mörtel  ist  der  Sandzu&atz  so  zu  wählen, 
dass  alle  seine  Zwischenräume  tnit  Cementbrei  j^ut  ausgefüllt  sind^  und  (nach 


74 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Hauenschild)  in  der  Regel  auf  40 — 45  Raumtheile  Cement  55 — 60  Raum- 

theile  Sand  zu  nehmen.  Solcher  Mörtel  wird  am  besten  mit  Feinsand  ver- 
mischt und  erhält  zweckmässig  einen  kleinen  Zusatz  von  Aetzkalk  (etwa  */g — */^ 
Raum  theil  Kalk  auf  1  Raum  theil  Romancement). 

Für  Mauerwerk,  welches  im  nassen  Boden  steht,  und  Putzarbeiten, 
empfiehlt  Gottgetreu  eine  Mischung  von  6  Theilen  Cement  und  4Theilen 
Sand,  für  Stuccatur-Arbeiten  eine  solche  von  1  Theil  Cement  und  6 — 8 
Theilen  Sand. 

Künstlicher  Romancement.  Künstlich  ist  Romancement  aus  einem 
innigen  Gemenge  von  gleichen  Theilen  Kalk  und  Thon  und  1 — 3  Gewichts- 
procenten  Kochsalz  hergestellt  worden,  das  geformt,  getrocknet,  bei  Roth 
gluthhitze  gebrannt,  dann  gemahlen  und  gesiebt  wurde. 

Ueber  die  Verwendung  des  Romancementes  zu  Gussarbeiten  (Röhren, 
künstlichen  Steinen  u.  s.  w.)  siehe  §  227  ff. 

§  218.  Der  Schlacken-  oder  Puzzolancement. 

Herstellung.  Zur  Bereitung  von  Schlacken-  oder  Puzzolancement  eignet 
sich  nur  eine  stärker  basische,  kalkreiche,  granulirte  (d.  h.  in  dünnflüssigem  Zu- 
stande plötzlich  abgeschreckte)  Hochofenschlacke,  wie  sie  z.  B.  bei  der  Verhüttung 
eines  Eisenerzes  auf  Graueisen  mit  Coaks  gewonnen  wird.  Dass  pulverisirte 
granulirte  Hochofenschlacke,  mit  Kalkbrei  vermengt,  zu  einer  festen  und 
steinharten  Masse  erhärtet,  wurde  bereits  im  §  96  erwähnt.  Nach  N.  Müller, 
welcher  eingehende  Untersuchungen  mit  Hochofenschlacken  angestellt  hat 
(siehe  »Zeitschrift  für  angewandte  Chemie«),  erhärtet  aber  das  zur  Herstellung 
von  hydraulischem  Mörtel  geeignete  Schlackenmehl  auch  ohne  Kalkzusatz, 
wenn  auch  nur  langsam.  Ferner  fand  derselbe,  dass  das  Schlackenpulver 
unter  nicht  unbedeutender  Erhärtung  eine  grössere  Menge  Wasser  aufnimmt, 
dass  diese  Wasseraufnahme  sehr  langsam  erfolgt  und  sich  auch  noch  nach 
eingetretener  Erhärtung  vollzieht. 

Die  Hochofenschlacke  ist  mehlfein  zu  mahlen,  so  dass  auf  dem  900- 
Maschinensieb  nur  tHwa  1%  Rückstand  bleibt,  und  mit  i^u  Staub  gelöschtem 


Erstes  CapiteL  Die  Mörtel. 


75 


sacht  leicht  eine  Entmischung«  indem  sich  der  Sand  vom  Cement  trennt 
\xm\  seiner  grösseren  Schwere  wegen  nach  unten  sinkt,  während  das  Schlacken- 

^M  die  obere  Lage  einnimmt;  eine  solche  Entmischung  tritt  besonders  leicht 
beim  Vergiessen  von  tieferen  Quaderfugen  ein  und  wenn  der  Schlackencement 
Bur  Bereitung  von  Beton  ven^^endct  wirti,  welcher  beim  Schütten  eine  grössere 

lohe  2U  durchfallen  hat. 

Für  manche  Gebrauchszwecke  muss  der  Schlackencement    als    minder- 
^werthig  angesehen  werden,  so  z.  B.  zur  Verwendung  zu  Constructionen,   die 
einer  Abnutzung    unterworfen    sind,    weil    reiner    Schlackencement    äusseren 

iiechanischen  Einwirkungen  auf  die  Dauer  nicht  zu  widerstehen  vermag,  ferner 
tili  Verwendung  als  Mörtel  zu  Hochbauten,  weil  er  nicht  selten  die  unan- 
Bfenehme  Eigenschaft  besitzt,  dass  der  aus  ihm  bereitete  Mörtel  zwar  anfangs 
recht  gut  erhärtet,    später    aber    an    der  Luft    einen  Theil    seiner  Festigkeit 

rieder  einbüsst.     Es  empfiehlt    sich    daher,    Schlackencement  nur  zu  Funda- 

nentirungen  und  Betonirungen  unter  Wasser,  sowie  als  Mörtel  nur  zu  solchen 

iautheilcn  zu  verwenden,  welche  dem  Luftzutritt  nicht  ausgesetzt  sind,  sondern 
lieh  in  feuchter  Atmosphäre  befinden.  Verwendet  man  ihn  zu  Luftbauten,  so 

Bt  er  mindestens  14  Tage  lang  möglichst  glcichmässig  feucht  zu  halten. 
^Vird  dem  Schlackencementmörtel  daü  im  Ucberscbuss  vorhandene  Wasser 
iurch  poröse  Unterlagen  (Absaugend  entzogen,  so  vermag  er  nicht  mehr 
Kräftig  zu  erharten.  Nicht  erwünscht  für  manche  Verwendungszwecke  ist  auch 
beine  meist  geringe  Anfangsfesiigkeit  Bei  Frostwetter  kann  Schlacken* 
fcfraent  nicht  verarbeitet  werden,  weil  der  Frost  frische  Schlackencem ent- 
häuten zu  zerstören  vermag. 

Festigkeit,  Guter  Schlackencementmörtel,  welcher  mit  20 — 30%  ^^^asser 
jigemacht  ist,  erhärtet  nach  15^20  Stunden  zu  einer  festen  Masse.  Nach 
len  in  der  Schweiz  geltenden  Normen  soll  eine  Mischung  von  1  Theil  Cement 
ind  1\  Theilen  Sand  mit  lü7o  ^^'^a^sser  nach  28tägiger  Erhärtung  eine 
'keit  von  16  ig  und  eine  Druckfestigkeit  von  150^^  für  das  Quadrat- 
icr  besitzen, 

Ausgiebigkeii.  Nach  Prot  Tetmajer  (»Der  Schlackencement t, 
'^otizbktt  des  Ziegl  und  Kalkbr.-Vcr.  1887,  S,  79)  sind  zur  Bereitung  von 
A    ffi'^  Schlackencementmörtel  erforderlich  bei  einer  Mischung  von: 


1    Raum  theil     Sthlackencemeni 
Ucment  und  780  /  Sand. 

1    Raumtheil  Schlackencement    und   P/^   Raumtheilen  Sand 
"Cement  und  88Ü  /  Sand. 


1   Raumtheil    Schlackencement 
Tvt  und  1010  /  Sand. 
1   Raumtheil  Schlackencement 
/  Sand. 
Schlackencement 


emcnt  und   1080 
1    Raumtheil 


und     1     Raumtheil    Sand  =  000  kg 

600  kg 

und  2  Raumtheilen  Sand  =  552  kg 
Raumtheilen  Sand  =  437  kg 
Raumtheilen  Sand  =^  400  kg 


und  2\'3 


und    3 
i^cuienl  und  1170  /  Sand. 

Verwendung.  Ausser  zum  Mörtel  fiir  Tief- und  Wasserbauten  und  zur 
Bereitung    von    Heton    veru^endet    man    den    Schlackencement    auch  zur  Her- 
teilung von   künstlichen   Steinen,   namentlich  von  Platten   und   Fliesen,    weil 
sieb  gut  färben  und  schön  poliren  lässt. 


76 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoife. 


§  219.  Der  Portlandcement 

Rohstoffe.  Portlandcement  wird  aus  thonreichen  Kalkmergeln  (Thon- 
mergeln)  oder  Mischungen  von  am  besten  weichem,  reinem  KsJkstein 
(z.  B.  Kreide  oder  muhnigem  Süsswasserkalk)  hergestellt,  auch  aus  kiesd- 
säurereichem,  möglichst  sand-  und  steinfreiem  Thon  (auch  Töpfergeschirr- 
und  Porzellankapsel-Scherben).  Der  Thon  muss  ausserdem  reich  an.  Fluss- 
mitteln (Kalk,  Eisenoxydulsalzen,  Alkalien)  sein.  Enthält  der  Thon  Eisenoxyd 
und  Magnesia,  so  wird  dadurch  zwar  seine  Schmelzbarkeit  erhöht,  ein  za 
hoher  Eisengehalt  jedoch  vermindert  die  hydraulischen  Eigenschaften  des 
Cementes  und  ein  zu  hoher  Magnesiagehalt  die  Festigkeit  und  Volumen- 
beständigkeit desselben.  Harte  Kalksteine  erschweren  ihr  Zerkleinem  und 
vertheuem  wegen  der  nothwendig  werdenden  grösseren  Betriebskraft  der 
Steinbrechmaschinen  u.  s.  w.  die  Fabrikation  des  Cementes. 

Ist  der  zur  ^Verwendung  gelangende  Kalkstein  stark  hydraulisch  d.  L 
besitzt  er  einen  zu  hohen  Thongehalt,  so  braucht  man  ihn  mit  einem  weiterai 
Thonzusatz  nicht  zu  versehen.  Nach  einer  Mittheilung  von  Dr.  Michaelis  in 
der  »Thonindustrie-Zeitung«  (1883,  Nr.  49)  findet  man  in  den  Ausläufern  des 
Kaukasus  bei  Noworossisk  einen  Natur-Portlandcementstein,  welcher  einen 
so  vollendeten  gemischten  Rohstoff  bildet,  dass  Schichten,  die  um  80% 
kohlensauren  Kalk  besitzen,  einem  Cement  mit  2*4  Gewichtstheilen  Kalk  auf 
1  Gewichtstheil  Silicat  entsprechen  und  bei  normaler  Sinterung  einen  voll- 
kommenen volumenbeständigen  Cement  liefern. 

Sehr  selten  ist  ein  Kalkstein  so  überaus  thonreich,  dass  er  zwecks 
Verwendung  zur  Cementbereitung  noch  einen  Zusatz  von  reinem  kohlen- 
sauren Kalk  erhalten  muss.  —  Reine  Kreide  erfordert  gewöhnlich  einen 
Thonzusatz  von  30  und  mehr  Procenten. 

Die  Mischung  soll  auf  1  Gewichtstheil  Hydraulefactoren  (Thonerde, 
Eisenoxyd,  Kieselsäure)  1*7 — 2*4  Gewichtstheile  Kalkerde  enthalten;  häufig 
besteht    sie   aus    2    Gewichtstheilen    Thon    und   5 — 6   Gewichtstheilen  Kalk. 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  deutschen  Portlandcementes 
ist    die    folgende:     bH22^ljbW%     Kiilk,     lU^Ü— 2li457o     KicselsaiLTg, 


77 


Für  französische  und  ausländische  Cemeiite  hat  E.  Candlot  (Etüde 
^ratique  sur  le  Ciment  de  Pordand,  Paris  1HS6)  folgende  chemische 
Zusammensetzung  ermittelt:  ö8^677o  Kalk,  20 — 26%  Kieselsäure,  5^107© 
Thonerde,  2— 67o  Eisenoxyd,  0"5' — 3%  Magnesia  und  0*5 — 27o  Schwefelsäure. 

Zu  der  viel  verbreiteten  Ansicht,  dass  selbst  bei  richtig  aiusammen- 
gesetztem  Portlandcement  (aus  1  Silicat  auf  etwa  2  Kalkerde)  ein  grösserer 
Gehalt  an  Magnesia  Volumen -Unbeständigkeiten  herbeifiihrt,  bemerkt 
Dr.  Michaelis  in  der  *Baugewerkszeitung'i  (1888,  Nr.  91),  dass  nach  seinen 
Beobachtungen  selbst  ein  Gehalt  von  10 — ^157«  Magnesia  im  Portlandcement 
unter  Wasser  keinerlei  Treiberscheinungen  verursache,  dass  dagegen  bei 
Lufterhärtung  eine  Schwindung  bei  Platten,  die  einen  hohen  Procentsatz  von 
gebrannter  Magnesia  enthielten,  im  gleichem  Maasse  wie  bei  Cementen  mit 
hohen  Kalk  Zusätzen  einträte, 

i  Mischen  der  Rohstoffe,  Die  Rohstoffe  (Kalk  und  Thon)  werden  je 

lach    ihrer    Beschaffenheit    entweder    trocken    oder    nass    zusammengemischt 
md  zwar  bedient  man  sich  in    der    Regel    des    trockenen   Verfahrens  bei 
ilicatreichen  (^stark  hydraulischen)  Kalksteinen  und    kalkreichen  Thonsteinen 
Thonmergeln),    auch    bei    härteren    Rohstoffen,    während    man    bei  weichen 
z.  B.  Kreide!  das  nasse  Verfahren  bevorzugt 
Bei    Anwendung    des    trockenen    Verfahrens    werden    die  Kalk- 
^steine  meistens  mittelst  Brechmaschinen,  die  Thonsteine   mittelst   Walzwerke, 
reide  und  Wiesenmergel  in  Kollergängen  oder  in  Mühlen  d,  h.  in  horizon- 
ailen  Mahlgängen  mit  schweren  Mühlsteinen  oder  Hartgussscheiben  zerkleinert 
und  gemahlen  und  dann  in  Siebmaschinen    gesiebt.    Die    trockenen    kalkigen 
und  thonigen  Pulver  werden  hierauf  in  einem  solchen  Verhältiiiss  miteinander 
ircrmischt,  dass  das  Gemenge  nach  dem  Brennen  einen  Gehalt  von  32 — 3ö7o 
rhonbestandtheile  enthält.  Das  (Gemenge    wird    hierauf  angefeuchtet    und  in 
lischmaschinen  d,  h.  in  Thonschneidem  (siehe  §  88)   auf  das  Innigste  ver- 
dacht. Aus  dieser  blasse  werden  hierauf  mit  der  Hand  oder  mittelst  Ziegel- 
pressen (siehe  §  89)  Steine  geformt,  welche  in  Trockenschuppen,  auch  wohl 
Ofengebäude   selbst    oder   auf   Darren    oder  in  dem,  im  §  90  näher  be- 
krhriebenen    Trockenapparaten    von     Dr,    Möller    und    Professor    Pfeifer 
Jctrocknet,    sodann  im  Ganzen  oder,  nachdem  sie  in  faustgrosse  Stücke  zer- 
chlagen  sind,  in  Schachtöfen  u.  s.  w.  gebrannt,  hierauf  in  Steinbrechmaschinen 
s.  w,   zerkleinert    und    endlich    auf  gewöhnlichen  Mahlgängen  u.  dergl  in 
ner    den    »Normen«   entsprechenden  Feinheit  gemahlen.    Oder  man  benutzt 
Lim    Formen    der    Cemcnlsteine    Trockenpressen    (siehe    §  89),  die    den 
/'ortheil  gewähren,  dass  man  die  Steine  ohne  vorherige  Trocknung  unmittelbar 
den  Ofen  brmgen  kann. 

Bei     Anwendung     des    nassen     Verfahrens    reinigt    man     durch 
chlämmen  (mit  Wasser)  die  Rohstoffe  Kalk  und    Thün  von  dem  ihnen  bei- 
mengten   Sand,    Kies  u.  s.  w.  und    benutzt    hierzu    Behälter,   welche    eine 
taagrechte    Welle   mit    sich    in    senkrechter  Richtung  drehenden  Rührannen 
eine   senkrechte   Welle   mit    waagrechten,    eggenartig  mit  Zähnen  oder 
besetzten,  auch  mit  Ketten   behängten  Rührarmen  besitzen,    F.  Neu- 
mann  empfiehlt  als  Schlammapparat  die  bei  der  mechanischen  Aufbereitung 
irofi  Erzen  und  Steinkohlen,  so^'ie  bei  der  Wiedergew 'mnung  von  Coaks  aus 
Jer  Stcinkohienasche  bei  grösseren  FeuerungsanUgcn  benutzte  Setzmaschine 
B.    die    von   der    Maschinenfabrik    von    Sicvcrs  &  Comp,    in    Kalk   bei 


78 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Köln  a.  Rh.  gebaute) ;  bei  der  Umwandlung  der  Rohstoffe  in  einen  flüssigen 
Brei  (Schlampe)  fällt  der  etwa  in  ihnen  vorhandene  Sand  durch  das  Sieb 
der  Maschine,  während  etwaige  Steine  auf  dem  Boden  desselben  li^en 
bleiben. 

Der  Schlanun  wird  von  den  Schlämmapparaten  aus  durch  hölzerne 
Rinnen  in  Gruben  mit  ausgemauerten  oder  mit  aus  Pfahlwerk  und  Bohlen 
bestehenden  oder  mit  rasenbedeckten  Wänden  und  einer  mit  reinem  Quaiz- 
sand  u.  s.  w.  oben  abgeglichenen  Sohle  geleitet.  Um  einen  ununterbrochenen 
Betrieb  einrichten  zu  können,  werden  mehrere  Gruben,  zuweilen  terrassen- 
artig unter  einander  angelegt  und  dieselben  der  Reihe  nach  benutzt. 

Nachdem  der  Schlamm  einige  Tage  in  der  Grube  gelegen  hat,  wird 
das  über  ihm  stehende  Wasser  abgelassen.  Die  Masse  bleibt  so  lange  ein- 
gesumpft,  bis  sie  die  erforderliche  Steifigkeit  zur  weiteren  Verarbeitung  erlangt 
hat.  Dann  kommt  sie  in  noch  feuchtem  Zustande  in  die  Thonschneide- 
maschine  und  wird  weiter  in  derselben  Weise,  wie  beim  trockenen  Verfahren 
beschrieben  wurde,  behandelt.  (Vergl.  §  8H,  Schlämmen). 

Besitzen  die  Rohstoffe  Thon  und  Kalk  sehr  verschiedene  specifische 
Gewichte,  so  sondern  sie  sich  beide  beim  Einsumpfen  leicht  in  Schichten 
ab.  Da  hierdurch  die  weitere  Verarbeitung  recht  erschwert  wird,  so  empfiehlt 
es  sich  bei  Verwendung  derartiger  Stoffe  das  trockene  Verfahiren  anzuwenden. 

Wird  Kreide  zur  Cementbereitung  gewählt,  so  verwandelt  man  dieselbe 
durch  Schlämmen  in  eine  milchartige  Flüssigkeit  und  leitet  dieselbe  in  die 
Gruben;  auf  dem  Wege  dorthin  gelangen  dann  etwa  vorhandene  sandige 
Bestandtheile  am  Boden  der  Rinne  zur  Ablagerung. 

Um  die  trockenen  Rohstoffe  in  eine  plastische  Masse  zu  verwandeto, 
sind    nach  Lipowitz    etwa    30 — 35    Gewichtsprocente  Wasser    erforderlich. 

Nicht  selten  wird  das  gemischte  (halbnasse)  Verfahren  ange- 
wendet, indem  man  den  Kalk  schlämmt  und  die  wieder  entwässerte  Masse 
mit  künstlich  getrocknetem,  auf  das  Feinste  gemahlenem  Thon  vermengt 
oder  nach  Bedürfniss  den  Thon  vermengt  oder  nach  Bedürfhiss  den  Thon 
schlämmt  und  demselben  feines  Kalksteinpulver  trocken  hinzusetzt. 


Kapitel.  Die  Mörtel, 


79 


Mitunter    wird    auch    das    Formen    der    Cemetit^Rohmasse   zu    Ziegeln 

I unterlassen  und  es  werden  aus  den  Gruben  Stücke  in  geeigneter  Grösse  aus» 
feestochen,  getrocknet  und  gebrannt 
r  Zum  Zerkleinern,  Mahlen,  Mischen  und  Formen  hat  man  auch  hier 
lind  da  mit  Vortheil  eine  einzige»  aus  VV'alzwerk,  Knetcy linder  und  Schneide- 
Rpparat  bestehende  und  mittelst  einer  Dampfmaschine  betriebene  Maschine 
luigewendet.  Derartige  Maschinen  liefern  u.  A.  die  Nienburger  Maschiuen- 
labrik  zu  Nienburg  a.  S,,  sowie  Jordan  Sohn  in  Darmstadt. 
Das  Brennen,  Nachdem  die  Ceraentsteine  (oder  Cementstücke) 
genügend  ausgetrocknet  sind,  werden  sie  im  Ofen  mit  oder  ohne  Rostanlage 
bis  zur  Weissgluth  d-  h-  bis  zur  Sinterung  ihres  Thonbestandtheiles  gebrannt ; 
man  bringt  sie  mit  Coaks  in  abwechselnden  Schichten  in  den  Ofen  oder 
^■brennt  sie  mit  Steinkohle;  durch  das  Brennen  wird  die  Kohlensäure  aus  dem 
^nCalk  getrieben  und  es  w^erden  die  den  Thon  bildenden  Stoffe  (Kieselsäure, 
Thonertle,  Eisenoxyd)  vollständig  aufgeschlossen  d.  h.  löslich  gemacht. 

Als  Oefen  benutzt  man  Schachtöfen  (von  etwa  15  m  Höhe  und 
B  m  grösster  Innnenweite),  welche  wie  die  Kalk-  oder  Gypsbrennöfen  con- 
Btruirt  sind,  Ringöfen  (z.  B.  von  Dr.  Michaelis,  Hoffmann,  Otto  Bock  u.  s,  w\), 
iie  ähnlich  den  Ziegel-Ringöfen  sind.  Etagenöfen  (z,  B.  von  Dietsch), 
reiche  eine  Abart  der  Schlachtöfen  darstellen,  und  Oefen  mit  Gas- 
leu erung  {£.  B,  von  J.  Bührer  in  Constanz,  Meiser-Escherich  in  Schw^andorf, 
imel  in  Horde  u.  s.  wX 

Von  den  Schachiöfen-Constructionen  ist  die  von  F.  Kawalewski 

md  L.  du  Pasquier  erfundene  von    besonderem  Interesse.  Dieser  Cement- 

brennofen  (Fig,  384)  besteht  aus  zwei  nebeneinander   hegenden  Schachtöfen, 

ri>n  denen  jeder  einen  Vorwärmer  E,  einen  Schmelzraum  B  mit  Gewölbe  /> 

and    mit  OetTnungen   P  und   0,    sowie    einen    Kühlraum  A  mit  Rostkegel  /? 

besitzt.  Die  Schachtöfen  sind  in  der  VVeise  mit  einander  verbunden,  dass  die 

"iasc,  welche  beim  Aufschütten  von  Brennstoff  aus  dem  einen  Ofen  unbenutzt 

itwcichen    würden,    durch    die    mittelst    Schieber    Z    und    M  verstellbaren 

anale  A'  und   O  in  den    Schmelzraum    des    anderen    Ofens   geführt  werden, 

ae  sie    in    den    gemeinschaftlichen  Camin    F   gelangen.    —    Der  Brennstoff- 

rcrbrauch  stellt  sich  bei  diesem  Ofen  auf  etwa  18  >5?^  Kohle  pro  lOÖX;^,'  Cement. 

Gut    bewährt    hat    sich    der   Dietsch'sche    Etagenofen    (Fig.    S^bl 

ur    besitzt    einen    Vorwärmer    A^    mit    welchem    durch    einen    überwölbten 

Tanal  B    der    Schmelzraum    C    verbunden    ist.    Die    Rohmasse,    sowie    das 

Während    des    Betriebes    angesammelte   Ungare  wird  durcli   Fülltrichter  E  in 

ien   Vorwärmer   gebracht,   rollt    auf    dem    Canal  B    vor    und    wird  mittelst 

Schaufeln  von  der  Oeffnung  F  aus  w^eiter  in  den  Schmelzraum  befördert.   In 

Jen    Wanden  des  letzteren  befinden  sich   Oeffnungen  6?,  von  denen  aus  etwa 

den  V\änden    hängen   gebliebene  Klinker  losgebrochen  werden,    die  dann 

den  Kuhlraum   D   hioabfallen.    Der   Verbrauch    an   Steinkohlen   schwankt 

ei    diesem  Ofen»   je    nach   der   Gute    des    Brennstoffes   und  nach  der  mehr 

ler    weniger    grossen  Sorgfalt  bei  üeberw^achung    des    Brandes    für   100  ^g 

Pemcnt«    zwischen    9    und     lll  kg.     Dieser   Ofen    wird     zum    continuirlirhen 

irennrn    von    Portlandcement  vielfach  benutzt,    ist  aber  auch  bei  Vornahme 

ttcr   Aendcruiigen   mm    Brennen   von    Kalk  u.  s,  w.    nutjsbar   zu  machen. 

Bei   nurmalero    Betriebe   dauert   iicT    Brand    in  diesem  und  in  ähnlich 

stroirten  Schachtöfen  in  der  Regel  nur  3  Tage.    Die  gebrannte   Cement- 


80 


Zweiter  Theil.  Die  Verbinduiigsstoffe. 


masse  ist  gewöhnlich  nach  weiteren  8  Tagen  so  weit  abgekühlt,  dass  sie 
aus  dem  Ofen  gezogen  und  weiter  verarbeitet  werden  kann. 

Der  Dietsch'sche  Etagenofen  wurde  von  A.  Schöfer  und  Zeitler  ver- 
bessert. Näheres  über  diese  Verbesserungen  findet  man  u.  A.  in  den  »Jahres- 
berichten über  die  Fortschritte  der  chemischen  Technologie c ,  1890  und  1891. 

Müssen  grosse  Cementmassen  in  möglichst  kurzer  Zeit  gebrannt  werden, 
so  benutzt  man  meistens  einen  Ringofen,  auch  wenn  leicht  zerbröckelnde, 
weiche  Cementmassen  zu  brennen  sind,  welche  im  Schachtofen  bei  ihrem 
Zerfallen  die  für  den  Durchzug  der  Flammen  nothwendigen  Zwischenräume 
verstopfen  und  den  Brand  dadurch  stören  würden.  Der  Ringofen  besitzt  vor 
dem  Schachtofen  den  Vorzug,  dass  man  einen  ununterbrochenen  Betrieb 
einrichten  kann,  jedoch  den  Nachtheil,  dass  er  grössere  Mengen  zerfallenen 
Cementes  liefert,  dass  die  Arbeiter  beim  Auskarren  der  häufig  noch  glühenden 
Cementmasse  durch  die  Hitze  stark  belästigt  werden  und  dass  beim  Los- 
brechen der,  besonders  an  den  Gurtbögen,  in  grossen  Klumpen  zusammen- 
gesinterten  Schlacken  Beschädigungen  der  Ofentheile  hervorgerufen  werden, 
so  dass  namentlich  die  Gurtbögen  nicht  lange  halten. 

Eine  empfehlenswerthe  Construction  nach  dem  System  Siehmon  und 
Rost  zeigen  die  Figuren  386  und  387.  Dieser  Ringofen  wird  von  Otto  Bock 
in  Berlin  N.W.  gebaut;  seine  Construction  ist  im  Grossen  und  Ganzen 
dieselbe,  wie  die  der  Bock'schen  Ringöfen  zum  Brennen  von  Ziegelsteinen, 
die  wir  im  §  193  eingehend  besprochen  haben.  Demgemäss  besitzt  dieser 
Ringofen,  der  sich  übrigens  auch  zum  Brennen  von  Kalk  eignet,  im  all- 
gemeinen dieselben  Vorzüge  wie  jene.  Auch  er  ist  mit  oberem  Abzug  der 
Rauchgase  eingerichtet  und  zwar  in  der  Weise,  dass  aus  dem  oberen  Theile 
des  Ofens  Kohlensäure  und  Rauchgase  gemeinschaftlich  zum  Abzug  gelangen, 
was  sehr  vortheilhaft  ist,  weil  der  Garbrand  um  so  leichter  erfolgt,  je 
schneller  die  Kohlensäure  entweicht.  Denn  in  einer  mit  Kohlensäure  geschwän« 
gerten  Luft  werden  selbst  bei  den  höchsten  Temperaturen  weitere  Mengen 
von  Kohlensäure  nicht  mehr  ausgeschieden.  Beachtenswerth  ist,  was  Otto  Bock 
in  seiner,  im  Juli  1896  herausgegebenen  Broschüre  S.  28  über  das  Brennen 
von    Cement    u.  s.  w.    bemerkt.     Es    heisst    dortselbst:    »Das    Brennen    von 


Erstes  Capitd.  Dt«  MörteL 


81 


Für  die  Massenfabriltation  wird  im  Allgemeinen  der  Ringofen  bevorzugt» 

Itroudem  die  erforderliche    höhere  Brenniemperatur   eine   sehr   solide  Bauart 

und  eine  Ausfütterung  des  ganzen  Üfeninneren  mit  guten  feuerfesten  Steinen 

iriothwendig    macht,    und   ausserdem    das  Arbeiten    in    den    heissen  Räumen» 

|besonders  im  Sommer,  sehr  lästig  wird.« 

Für  eine  tägliche  Leistung  von  löOOO  kg  gebranntem  Kalk  oder  etwa 

[10000^^  Fortlandcement  erhält  der  oben  beschriebene  Ringofen  eine  äussere 

^änge   von  33'GO  ?7/,    eine   äussere  Breite   von    11  00  w,    eine   Gesammthöhe 

^ön  S'OUwr»  fcnier  der  Brenncanal  eine  Länge  von  {*A^{JÜm,  eine  Breite  von 

iliO m  und  eine  Höhe  von  2*50 m,  endlich  der  Schornstein  eine  Höhe  von  3S m. 

Mehrfach  verwendet  wurde  auch  der  Gasringofen  mit  Regenerati  v- 
leueruQg  von  IL  Escherich  in  Schwandorf,  Melcher  in  Fig.  107  dar- 
gestellt und  im  §  *d'i  beschrieben  worden  ist. 

Sürtiren  des  gebrannten  Ceraentes,  Nach  genügender  Abkühlung 
ier  Cementmasse  erfolgt  eine  Sortirung,  d.  h,  es  werden  die  ungargebrannten 
und  etvva  geschmolzenen  (verglasten)  Stücke  von  den  normal  gebrannten 
abgesondert  Erstere  werden  baldmöglichst,  weil  ein  längeres  Lagern  der- 
iKelben  an  der  Luft  nicht  gut  ist,  nochmals  gebrannt;  die  geschmolzenen 
Stücke  dagegen  sind  zur  weiteren  Verwendung  nicht  geeignet  und  werden* 
jfortgeworfen. 

Kennzeichen  der  Güte.  Die  von  der  Beschaffenheit  der  Rohstoffe 
jnd  ihrem  Mischungsverhältnisse,  sowie  von  der  angewendeten  Brenntemperatur 
abhängige  Gute  des  gebrannten  Cementes  lässt  sich  zum  Theile  schon  nach 
_der  Farbe  beurtheilen.  Richtig  gebrannter,  normaler  Cement  zeigt  eine 
Linlichgraue  oder  grünlich-schwarzbraune  (verarbeitet  dunkelgrün  graue)  Farbe, 
i'elche  von  dunkelbraamem  Eisenoxydkalk  und  grünem  mangansaurem  Salz 
aerrührt.  Die  ungargt^b rannten  Stücke  sind  dagegen  hellgelbbraun,  die  über 
U'eissgluth  gebrannten,  todigebrannten  oder  geschmolzenen  Steine  blaugrau 
>der  weissgrau.  Auch  einzelne  lebhaft  rothe  (durch  Fluor  herv^orgerufene) 
•"lecken  gelten  als  Zeichen  einer  fehlerhaften  Beschaffenheit  des  Cementes. 
Weitere  Erkennungszeichen  sind  folgende:  guter  Fortlandcement  wird  bei 
Behandlung  mit  Salzsäure  stark  gallertartig,  besitzt  eine  aus  lauter  eckigen 
Siattchen  oder  Schieferplättchen  bestehende,  in  diümen  Lagen  farblos,  in 
lickeren  grün,  theilweise  auch  violett  erscheinende  Structur,  ein  specifisches 
gewicht  von  über  3'1,  schwankend  je  nach  dem  Grade  des  Brandes  und 
3cm  Kalkgehalte  zwischen  ü*12  und  b'25,  das  von  keinem  anderen  hydrau- 
ischen  Bindemittel  erreicht  wird  und  das  einzige  Mittel  zur  Feststellung  der 
Sinterung  des  Cementes  ist,  femer  einen  Glühverlust  von  weniger  als  2% ;  er  ist  frei 
fon  Asche,  Thon,  Sand  oder  Schlacke,  bildet  fein  gemahlen  ein  gleichmässiges, 
charf  anzufühlendes  Pulver  von  grauer  Farbe  mit  einem  Stich  ins  Grüne, 
erwärnii  sich,  mit  Wasser  angemacht,  nur  äusserst  wenig,  wenn  er  langsam 
l>indend  ist,  zerfällt  nicht  an  der  Luft  und  zeigt  beim  Erhärten  weder  ein 
Treiben  noch  ein  Aufquellen. 

Zu  schwach,    d.  h*    bei   Rothgluth    gebrannter   Cement   ist   wenig   er- 

rtungsfähig   und    wenig    fest,   auch    erhitzt   er  sich  bei  Wasserzusatz  stark 

zerfällt  an  der  Luft   wie  gewöhnlicher  Aetzkalk.     Desgleichen  neigt  xti 

'  rannter  Cement  zum  Zerfallen.  Bis  zur  Verglasung,   d.  h.  bis  zur 

l^  -  Verbindung    aller    Alkali-    und    Erdmetalle    gebrannter  Cement 

te^it^t  kciuc  hydraulischen  Eigenschaften  tmd  ist  deshalb  zur  Bereitung  vo^ 


^Md 


Zweiter  Thcil*  Die  Verlnndüngsstoffe 


Wassennörtel  nicht  tauglich.  Hierzu  bemerkt  Dn  Michaelis  in  der  iTTsoi- 
industrie-Zeitimg*,  1892  und  1893,  dass  nach  seinen  Untersuchungca  ge- 
schmolzener pulverisirter  Portlandcement  ebenso  energisch  erhärte,  als  nur 
bis  zur  Sinterung  gebrannter,  dass  jedoch  der  geschmolzene  Cement  in  Folgt 
seiner  geschlossenen  Structur  und  seines  geringen  Gehaltes  an  Alkalien« 
welche  sich  beim  Schmelzprocesse  in  weit  höherem  Maasse  verflüchtigcti.  im 
Allgemeinen  etwas  langsamer  abbände;  die  Hitze  verdürbe  nur  dann  den 
Portlandcement,  wenn  sie  anhaltend  auf  ihn  einwirke,  deshalb  sei  schnelles 
Brennen  und  Abkühlen  von  der  grössten  Wichtigkeit 

Bei  utirichtiger  Zusammenmischung  der  Rohstoffe,  meistens  bd  zu 
hohem  Thongehalt,  erhält  man  einen  Cement,  welcher  zerfällt,  treibt  und 
aufquillt.  Enthält  die  Cementrohmasse  schwefelsauren  Kalk,  so  bildet  steh 
beim  Brennen  Gyps,  welcher,  in  grosserer  Menge  vorhanden,  den  Cement  xa 
zerstören  vermag,  indem  der  Gyps  allmälig  krystalUsirt,  Wasser  ansaugt  und 
ein  ungleichmässiges  Erhärten  veranlasst  In  kleineren  Mengen  bis  zu  2^1 
wirkt  jedoch  der  Gyps  vortheilhaft,  indem  er  die  Festigkeit  von  rasch 
bindendem  Cement  erhöht  und  dessen  Abbinden  verlangsamt 

Feinmahlen.  Nach  dem  Sortiren  werden  die  brauchbaren  Stücke  m 
Stein  brechma  sc  hin  en  (siehe  g  200)  oder  in  Walzwerken  mit  geriffelten 
Hartguss-  oder  Stahlwalzen  für  grobes  Korn  oder  in  Mörsermühlen  bis 
zur  Erbsen-  oder  höchstens  Haselnussgrösse  zerkleinert  und  endlich  lu 
feinstem  Pulver  gemahlen.  Das  Feinmahlen  kann  ebenfalls  auf  Mörser- 
mühlen  oder  mittelst  Walzwerke  für  Feinkorn,  deren  Walzen  eine 
glatte  Oberfläche  besitzen  und  sehr  nahe  aneinander  gesteUt  sind,  auch  aof 
Kollergängen  und  Kugelmühlen  (siehe  §  8^)  bewirkt  werden,  gew*öhnlich 
aber  benutzt  man  hierzu  Mahlgänge  mit  schweren,  harten^  porösen  Quarz* 
steinen,  deren  einzelne  Stücke  nicht  mit  Gyps,  sondern  mit  Cementmörtel  xu 
einem  Ganzen  vereinigt  werden.  Um  ein  besseres  Einziehen  des  Mahlgutes 
zu  erreichen^  wird  der  Abstand  des  Obersteins  oder  Läufers  vom  Bodenstein 
an  seiner  Achse  (dem  Läuferauge)  etwas  grösser  gewählt  als  am  äusseren 
Umfange.  Ein  Mahlgang  mit  Llo  m  im  Durchmesser  haltendem,  sich  in  der 
Minute  150mal  umdrehendem  Läufer  stein  vermag  stündUch  500 — 600  ^^< 
zu  mahlen;  hierzu  ist  eine  Betriebskraft  von  3'/j — 4  Pferdestärken  erfortit.MVii 

Zum  Feinmahlen  verwendet  man  auch  mit  V ortheil  Desintegratoren 
oder  Schleudermühlen,  in  denen  die  Zertrümmerung  der  Cement- 
durch  schnell  rotirende,  in  einem  durch  die  Slückgiösse  bedingten  AI 
angeordnete,  aus  kräftigen  Eisen-  oder  Stahlstangen  gebildete  und  auf  guss» 
eisernen  Platten  befestigte  cylindrische  Schlagkörbe  bewirkt  wird.  Der  in 
Figur  388  abgebildete,  von  der  Maschinenbauanstalt  »Humboldts  in  Kilk 
bei  Köln  a,  Rh,  gebaute  Desintegrator  besteht  aus  vier  Schlagkorben,  von 
denen  der  erste  (innerste)  und  dritte,  so^ne  der  zweite  und  vierte  mit  einer 
anderen  Welle  (Platte)  zu  einem  zusammenhängenden  Ganzen  verbunden  sind 
Die  w*agrechten,  durch  Riemenvorgelege  angetriebenen  Wellen,  an  denco 
die  Platten  befestigt  sind,  drehen  sich  mit  grosser  Geschwindigkeit  nacb 
entgegengesetzten  Richtungen  und  haben  eine  solche  Stellung  zu  ein-^r"^^*- 
dass  die  einzelnen  Schlagkörbe  sie  concen irisch  umhüllen.  Die  SchlaL 
sind  mit  einem  eisernen  Mantel  umgeben,  der  seitlich  ^nen  Tnchier  -:um 
Aufgeben  der  Cementstücke  und  unten  eine  Oeffnung  zum  Austragen  de» 
Pulvers   besitzt.     Die  Cementstücke   fallen  zunächst  in  den  innersten  Schlage 


Erstes  Capitel.  Die  MSrteL 


m 


korb,  werden  hier  in  grosse  Geschwindigkeit  versetzt  und  bei  ihrem  Anstritt 
|durch  die  Stäbe  des  sich  in  entgegengesetzter  Richtung  bewegenden  zweiten 
Korbes  zum  ersten  Male  zerkleinert^  fallen  dann  in  den  zweiten  Korb  und 
werden  hierauf  durch  die  Stäbe  des  dritten  zum  zweiten  Male  zertrümmert 
und  so  fort|  bis  sie  den  äussersten  Schlagkorb  vollständig  zu  Pulver  gemahlen 
verlassen  tind  durch  die  untere  Mantelöffnung  aus  der  Schleudermuhle 
^^h^^tisfallen. 

^H  Die  beste  Leistung  wird  erzielt,  wenn  das  Aufgeben  der  Cementstücke 

^^regelmässig    vor   sich    geht.     Da    beim    Uebergange    des    zu    zerkleinernden 
Stoffes  aus  einem  Schlagkorb  in  den  anderen  dasselbe  hin-  und  hergeschleudert 
w4rd,    so    ergiebt   sich,    dass,    wonn   verschiedene  Stoffe   aufgegeben  werden, 
^—^diese  sich  innig  mischen  und  dass  also    auch  der  Desintegrator  als  ein  vor- 
^■^üglicher  Mischapparat  angesehen  werden  kann» 

^H  Weniger  geeignet  ist  diese  Maschine  zum  Zerkleinem  sehr  harter  Steine, 

^^iveÜ    dann    in    Folge    starker    Abnutzung    der    Stahlstäbe    kostspielige    Aus- 
^^besserungen  häufig  erforderlich  w^erdcn. 

Besitzt  der  grösste  Schlagkorb  einen  Durchmesser  von  1  m  und  macht 
lerselbe  in  der  Minute  G40  Umdrehungen,  so  kann  man  mit  der  Schleuder- 
itihle  stündlich  bis  5000  J^g  Cementsteine  pulverisiren;  die  hierzu  noth- 
irendige  Betriebskraft  beträgt  durchschnittlich   10  Pferdestärken. 

Aus    den    ^Mahlgängen    oder    Schleudermühlen    geht    das   Cement]>ulver 
aweilen    noch    durch    Siebcylinder,    die    einen    Durchmesser   von    85  bis 
(00  cm    erhalten,    mit    sehr    engmaschigen    Stahl-  oder  Messingdrahtgeweben 
aberzogen  sind  und  in  der  Minute    15 — 25  Umdrehungen   machen,    oder  es 
mt  das  Pulver   unmittelbar  in  Säcke  oder  in  Packfässer,  welch'  letztere  zur 
UTerhütung  des  Eindringens  von  Feuchtigkeit  innen  mit  Packpapier  ganz  aus- 
geschlagen werden.   Um  eine  feste  Verpackung  zu  erzielen,  werden  diese  Fässer 
iurch    eine  mechanische  Vorrichtung  in  eine  schüttelnde  Bewegung  versetzt 
Für  vortheilhaft  wird  es  gehalten,  das  Pulver  vor  dem  Verpacken  noch 
inige  Zeit  trocken  lagern  zu  lassen;  es  wird  dadurch  ein  langsameres  Ab- 
binden,   eine   grössere   Feinheit    (durch   Zerftdlen   gröberer  Kömchen),    eine 
rüssere  Volumenbeständigkeit   und   eine   grössere  Festigkeit  erzielt.     Durch 
ingercs    Lagern    in    der    Feuchtigkeit    dagegen    wird    das    Cementpulver 
knollig  und  stückig,  kommt  zum  Theil   zum  Abbinden  und  wird  schliesslich 
Unbrauchbar.  Abgelagerten  Cement  kann  man  jedoch  durch  Ausglühen  nahezu 
k'ieder  in  den  ursprünglichen  Zustand  versetzen. 

Um  Cemente  von  gleichmässiger  Güte,  d.  h.  von  derselben  Erhärtungs- 
igkeit,    Festigkeit,    Volumenbeständigkeit    u,  s.  w,    zu    erhalten,    empfiehlt 
»r.  Michaelis   das  Vermischen    von    Cementpulvem,    die^  verschiedenen 
iränden  entstammen. 

§  220.  Prüfung  des  Portlandceinciucii. 

Um   Portlandcemcnte    in    ihrem  Werthe   mit   einander   vergleichen    zu 

önnen,   ist   es   nöthig,   ihre   Bindezeit,   Volumenbeständigkeit,   Feinheit    der 

lahlung,  7-*ng-  und  Druckfestigkeit  zu  prüfen.     Diese  Prüfung  hat  nach  ein- 

[leitlichen  Methoden,    auch  mit  denselben  Apparaten  zu  erfolgen,  wenn  man 

ich  über  den  Werth  eines  Cementcs  ein  richtiges  Urtheil  bilden  will   Vom 

erlincr  Architekten-Vereine,    dem  Vereine    »Berliner   Baumarkt«     und   dem 

(Verein  deutscher  Cemcntfabrikantcn«  wurden  im  Jahre  1877  5 Normen  für 


84 


Zweiter  Theil.  Die  VerbindungsstofFc. 


einheitliche  Prüfung  und  Lieferung  von  Portlandcement«  aufgestellt,  welche 
vom  preussischen  Minister  für  öffentliche  Arbeiten  mittelst  Erlass  vom 
10.  November  1878  in  Preussen  eingeführt  und  später  auch  von  den  übrigen 
preussischen  Ministerien  und  den  übrigen  deutschen  Staaten  angenommen 
wurden  und  das  Vorbild  für  die  Normenprüfungen  in  Oesterreich,  der 
Schweiz,  Russland  u.  s.  w.  bildeten.  Nach  mehrjähriger  Benutzung  dieser 
Normen  erschien  eine  Abänderung  derselben  nothwendig.  Der  »Verein 
deutscher  Cementfabrikanten«  nahm  die  Umarbeitung  vor  und  reichte  dieselbe 
zur  Genehmigung  dem  preussischen  Ministerium  für  öffentliche  Arbeiten  im 
Jahre  1886  ein.  Diese  revidirten  Normen  wurden  von  verschiedenen  Be- 
hörden begutachtet  und  mit  wenigen  Abänderungen  mittelst  Erlass  vom 
28.  Juli  1 887  vom  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  eingeführt.  Ihr  Wortlaut 
ist  folgender:  *) 

Normen  für  einheitliche  Lieferung  und  Prüfung  von  Portlandcement. 

Begriffserklärung  von  Portlandcement. 

Portlandcement  ist  ein  Product,  entstanden  durch  Brennen  einer  innigen 
Mischung  von  kalk-  und  thonhaltigen  Stoffen  als  wesentlichsten  Bestand- 
theilen  bis  zur  Sinterung  und  darauffolgende  Zerkleinerung  bis  zur  Mehlfeinheit 

I.  Verpackung  und  Gewicht. 

In  der  Regel  soll  Portlandcement  in  Normalfässern  von  180  kg  (Oester- 
reich: 200^^)  brutto  und  etwa  170^^  netto,  sowie  in  halben  Normalfässern 
von  90  kg  brutto  und  etwa  83  i^^  netto  verpackt  werden.  Das  Bruttogewicht 
soll  auf  den  Fässern  verzeichnet  sein. 

Wird  der  Cement  in  Fässern  von  anderem  Gewichte  oder  in  Säcken 
verlangt,  so  muss  das  Bruttogewicht  auf  diesen  Verpackungen  ebenfalls  durch 
deutUche  Aufschrift  kenntlich  gemacht  werden.     (Oesterreich :   Säcke  60  kg) 

Streuverlust,  sowie  etwaige  Schwankungen  im  Einzelgewicht  können  bis 


zu  27o  nicht  beanstandet  werden. 


Erstes  Capitel.  Die  Mörtd.  85 

Erläuterungen  zu  II. 

Um  die  Bindezeit  eines  Cementes  zu  ermitteln,  rühre  man  den  reinen, 
langsam  bindenden  Cement  drei  Minuten,  den  rasch  bindenden  eine  Minute 
lang  mit  Wasser  zu  einem  steifen  Brei  an  und  bilde  auf  einer  Glasplatte 
durch  nur  einmaliges  Aufgeben  einen  etwa  1'5  cm  dicken,  nach  den  Rändern 
hin  dünn  auslaufenden  Kuchen.  Die  zur  Herstellung  dieses  Kuchens  erforderliche 
Dickflüssigkeit  des  Cementbreies  soll  so  beschaffen  sein,  dass  der  mit  einem 
Spatel  auf  die  Glasplatte  gebrachte  Brei  erst  durch  mehrmaliges  Aufstossen 
der  Glasplatte  nach  den  Rändern  hin  ausläuft,  wozu  in  den  meisten  Fällen 
27 — 307o  Anmachewasser  genügen.  Sobald  der  Kuchen  so  weit  erstarrt  ist, 
dass  derselbe  einem  leichten  Druck  mit  dem  Fingernagel  widersteht,  ist  der 
Cement  als  abgebunden  zu  betrachten. 

Für  genaue  Ermittlung  der  Bindezeit  und  zur  Feststellung  des  Beginnes 
des  Abbindens,  welche  (da  der  Cement  vor  dem  Beginn  des  Abbindens  ver- 
arbeitet sein  muss)  bei  rasch  bindenden  Cementen  von  Wichtigkeit  ist, 
bedient  man  sich  einer  Normalnadel  von  300  g  Gewicht,  welche  einen 
cylindrischen  Querschnitt  von  1  mm^  Fläche  hat  und  senkrecht  zur  Achse 
abgeschnitten  ist.  Man  füllt  einen  auf  eine  Glasplatte  gesetzten  Metallring  von 
4  cm  Höhe  und  8  cm  lichtem  Durchmesser  mit  dem  Cementbrei  von  der  oben 
angegebenen  Dickflüssigkeit  und  bringt  denselben  unter  die  Nadel.  Der  Zeit- 
punkt, in  welchem  die  Normalnadel  den  Cementkuchen  nicht  mehr  gänzlich 
zu  durchdringen  vermag,  gilt  als  der  »Beginn  des  Abbindens«  (Oesterreich : 
Erhärtungsbeginn).  Die  Zeit,  welche  verfliesst,  bis  die  Normalnadel  auf  dem 
erstarrten  Kuchen  keinen  merklichen  Eindruck  mehr  hinterlässt,  ist  die 
»Bindezeit«.    (Oesterreich:  Prüfung  wie  beim  Romancement;  siehe  daselbst.) 

Da  das  Abbinden  von  Cement  durch  die'  Temperatur  der  Luft  und 
des  zur  Verwendung  gelangenden  Wassers  beeinflusst  wird,  insofern  hohe 
Temperatur  dasselbe  beschleunigt,  niedrige  Temperatur  es  dagegen  verzögert, 
so  empfiehlt  es  sich,  die  Versuche,  um  zu  übereinstimmenden  Ergebnissen 
zu  gelangen,  bei  einer  mittleren  Temperatur  des  Wassers  und  der  Luft  von 
15 — 18^  C,  vorzunehmen.  Während  des  Abbindens  darf  langsam  bindender 
Cement  sich  nicht  wesentlich  erwärmen,  wohingegen  rasch  bindende  Cemente 
eine  merkliche  Wärmeerhöhung  aufweisen  können. 

Portlandcement  wird  durch  längeres  Lagern  langsamer  bindend  und 
gewinnt  bei  trockener,  zugfreier  Aufbewahrung  an  Bindekraft.  Die  noch  viel- 
fach herrschende  Meinung,  dass  Portlandcement  bei  längerem  Lagern  an 
Güte  verliere,  ist  daher  eine  irrige,  und  es  sollten  Vertragsbestimmungen, 
welche  nur  frische  Waare  vorschreiben,  in  Wegfall  kommen. 

III.  Volumenbeständigkeit. 

Portlandcement  soll  volumenbeständig  sein.  Als  entscheidende  Probe  soll 
gelten,  dass  ein  auf  einer  Glasplatte  hergestellter  und  vor  Austrocknung  ge- 
schützter Kuchen  aus  reinem  Cement  nach  24  Stunden  unter  Wasser  gelegt, 
auch  nach  längerer  Beobachtungszeit  keine  Verkrümmungen  oder  Kantenrisse 
zeigen  darf. 

Erläuterungen  zu  III. 

Zur  Ausführung  der  Probe  wird  der  zur  Bestimmung  der  Bindezeit 
angefertigte  Kuchen,  bei  langsam  bindendem  Cement  nach  24  Stunden,  jeden- 


8d 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


falls  aber  erst  nach  erfolgtem  Abbinden,  unter  Wasser  gelegt  Bei  rasch 
bindendem  Cement  kann  dies  schon  nach  kürzerer  Frist  geschehen. 

Die  Kuchen,  namentlich  von  langsam  bindendem  Cement,  müssen  bis 
nach  erfolgtem  Abbinden  vor  Zugluft  und  Sonnenschein  geschützt  werden, 
am  besten  durch  Aufbewahren  in  einem  bedeckten  Kasten  oder  auch  unter 
nassen  Tüchern.  Es  wird  hierdurch  die  Entstehung  von  Schwindrissen  ver- 
mieden, welche  in  der  Regel  in  der  Mitte  des  Kuchens  entstehen  und  von 
Unkundigen  für  Treibrisse  gehalten  werden  können. 

Zeigen  sich  bei  der  Erhärtung  unter  Wasser  Verkrümmungen  oder 
Kantenrisse,  so  deutet  dies  unzweifelhaft  »Treiben«  des  Cementes  an,  d.  h. 
es  findet  in  Folge  einer  Volumenvermehrung  ein  Zerklüften  des  Cementes 
unter  allmäliger  Lockerung  des  zuerst  gewonnenen  Zusammenhanges  statt, 
welches  bis  zum  gänzlichen  Zerfallen  des  Cementes  führen  kann.  Die  Er- 
scheinungen des  Treibens  zeigen  sich  an  den  Kuchen  in  der  Regel  bereits 
nach  3  Tagen;  jedenfalls  genügt  eine  Beobachtung  bis  zu  28  Tagen. 

IV.  Feinheit  der  Mahlung. 

Portlandcement  soll  so  fein  gemahlen  sein,  dass  eine  Probe  desselben 
auf  einem  Siebe  von  900  Maschen  (Oesterreich:  4900  und  900  Maschen) 
für  das  Quadratcentimeter  höchstens  107o  (Oesterreich:  3'5,  beziehungsweise 
107o)  Rückstand  hinterlässt.  Die  Drahtstärke  des  Siebes  soll  die  Hälfte  der 
Maschenweite  (Oesterreich:  0*05,  beziehungsweise  0*10  ;///«)  betragen. 

Begründung    und   Erläuterungen    zu  IV. 

Zu  jeder  einzelnen  Siebprobe  sind   100^  Cement  zu  verwenden. 

Da  Cement  fast  nur  mit  Sand,  in  vielen  Fällen  sogar  mit  hohem  Sand- 
zusatz verarbeitet  wird,  die  Festigkeit  eines  Mörtels  aber  umso  grösser  ist, 
je  feiner  der  dazu  verwendete  Cement  gemahlen  war  (weil  dann  mehr 
Theile  des  Cementes  zur  Wirkung  kommen),  so  ist  die  feine  Mahlung  des 
Cementes  von  nicht  zu  unterschätzendem  Werthe.  Es  scheint  daher  ange- 
zeigt,   die  Fehiheit    des  Kornes    durch    ein  feines  Sieb  von  obiger  Maschen- 


Die  Zerreissungsproben    sind    an  Probekörpem    von    5  cm^  Querschnitt 
'Bnichfläche,   die    Druckproben    an    Wurfein    von    50  cm^  Fläche   vorzu- 
nehmen. 

Begründung  zu  V. 

Da  man  erfahningsc^emäss  aus  den  mit  Cement  ohne  Sandzusatz  ge- 
ronnenen Festigkeitsergebnissen  nicht  einheitlich  auf  die  Bindefähigkeit  zu 
Sand  schlicssen  kann,  namentlich,  wenn  es  sich  um  Vergleichung  von  Port- 
eindcementen  aus  verschiedenen  Fabriken  handelt,  so  ist  es  geboten,  die 
Prüfung  von  Portlandcement  auf  Bindekraft  mittelst  Sawdzusatz  vorzunehmen. 

Die  Prüfung  des  Cementes  ohne  Sandzusatz  empfiehlt  sich  nament- 
ich  dann,  wenn  es  sich  um  den  Vergleich  von  Portlandcementen  mit  ge- 
mischten Cementen  und  anderen  hydraulischen  Bindemitteln  handelt,  weil 
iurch  die  Selbst  fest  igkeit  die  höhere  Güte,  beziehungsweise  die  besonderen 
Mgenschaften  des  Portlandcementes,  welche  den  übrigen  hydraulischen 
Bindemitteln  abgehen,  besser  zum  Ausdrucke  gelangen,  als  durch  die  Probe 
lit  Sand, 

Obgleich  das  Verhälmiss  der  Druckfestigkeit  zur  Zugfestigkeit  bei  den 
Ivdraulischen  Bindemitieln  ein  verschiedenes  ist,  so  wird  doch  vielfach  nur 
iie  Zugfestigkeit  als  Werthmesser  für  verschiedene  hydraulische  Bindemittel 
genutzt.  Dies  führt  jedoch  zu  einer  unrichtigen  Beurthcilung  der  letzteren, 
)a  femer  die  Mörtel  in  der  Praxis  in  erster  Linie  auf  Druckfestigkeit  in 
Anspruch  genommen  werden,  so  kann  die  maassgebende  Festigkeitsprobe  nur 
Iie  Druck  probe  sein. 

Um  die  erforderliche  Einheitlichkeit  bei  den  Prüfungen  zu  wahren, 
rird  empfohlen,  derartige  Apparate  und  Gcräthe  zu  benutzen,  wie  sie  bei 
äcr  königlichen  Prüfungsstation  in  Charlottenburg-Berlin  in  Gebrauch  sind. 

VI.  Zug'  und  Druckfestigkeit. 

Langsam  i^Ucsterreieh:  langsam  oder  mittel  und  rasch)  bindender  Port- 

idcement    soll    bei    der    Probe    mit    3    Gewich tstheilen    Normalsand    auf 

(1   Gcwichtstheil    Cement    nach  28  lagen  Erhärtung  —   l  Tag   an   der  Luft 

and  27  Tage  unter  Wasser  —  eine  ^linimalzugfestigkcit  von  IG  J^g  (Oesterreich: 

15,    beziehungsweise  ^2  Jftg)    für  das  Quadratcentimeter    haben.    Die   Druck- 

jfestigkeit   soll  mindestens   160^^^  (Oesterreich:  150,  beziehungsweise  12Üir^) 

ir  das  Quadratcentimeter  betragen. 

Bei  schnell  bindenden  Portlandcementen  ist  die  Festigkeit  nach 
2ö  Tagen  im  Allgemeiueti  eine  geringere  als  die  oben  angegebene.  Es  soll  des- 
lalb   bei  Nennung  von  Fcstigkcitszahlen   stets  auch  die  Bindexeit  aufgeführt 

den, 

Begründung  und  Erläuterungen. 

Da  verschiedene  Cemente  hinsichtlich  ihrer  Bindekraft  z\i  Sand, 
rorauf  es  bei  ihrer  Verwendung  vorzugsweise  ankommt,  sich  sehr  ver- 
schieden verhalten  können,  so  ist  insbesondere  beim  Vergleich  mehrerer 
LVmentc  eine  Prüfung  mit  hohem  Sandzusatz  unbedingt  erforderlich.  Als 
geeignete?!  Verhäitniss  wird  angenommen:  3  Gcwichtstheile  Sand  auf  1  Ge- 
richlstheil  Cement,  da  mit  3  Theilen  Sand  tler  Grad  der  Bindefähigkeit  bei 
irer»chiedenen  Cementen  in  hinreichendem  Maasse  Äum  Ausdruck  gelangt 


88 


Zweiter  Theil.  Die  VerbindungsstofFe. 


Cement,  welcher  eine  höhere  Zug-,  beziehungsweise  Druckfestigkeit 
zeigt,  gestattet  in  vielen  Fällen  einen  grösseren  Sandzusatz  und  hat  von  diesem 
Gesichtspunkte  betrachtet,  sowie  oft  schon  wegen  seiner  grösseren  Festigkeit 
bei  gleichem  Sandzusatz,  Anrecht  auf  einen  entsprechend  höheren  Preis. 

Die  maassgebende  Festigkeitsprobe  ist  die  Druckprobe  nach  28  Tagen, 
weil  in  kürzerer  Zeit,  beim  Vergleich  verschiedener  Cemente,  die  Bindekraft 
nicht  genügend  zu  erkennen  ist.  So  können  z.  B.  die  Festigkeitsergebnisse 
verschiedener  Cemente  bei  der  28-Tageprobe  einander  gleich  sein,  während 
sie  bei  einer  Prüfung  nach  sieben  Tagen  noch  wesentliche  Unterschiede 
zeigen. 

Als  Controlprobe  für  die  abgelieferte  Ware  dient  die  Zugprobe  nach 
28  Tagen.  Will  man  jedoch  die  Prüfung  schon  nach  sieben  Tagen  vor- 
nehmen, so  kann  dies  durch  eine  Vorprobe  geschehen,  wenn  man  das  Ver- 
hältniss  der  Zugfestigkeit  nach  sieben  Tagen  zur  28-Tagefestigkeit  an  dem 
betreffenden  Cement  ermittelt  hat.  Auch  kann  diese  Vorprobe  mit  reinem 
Cement  ausgeführt  werden,  wenn  man  das  Verhältniss  der  Festigkeit  des 
reinen  Cementes»  zur  28-Tagefestigkeit  bei  3  Theilen  Sand  festgestellt  hat 

Es  empfiehlt  sich,  überall  da,  wo  dies  zu  ermöglichen  ist,  die  Festig- 
keitsproben an  zu  diesem  Zwecke  vorräthig  angefertigten  Probekörpem  auf 
längere  Zeit  auszudehnen,  um  das  Verhalten  verschiedener  Cemente  auch  bei 
längerer  Erhärtungsdauer  kennen  zu  lernen. 

Um  zu  übereinstimmenden  Ergebnissen  zu  gelangen,  muss  man  überall 
Sand  von  gleicher  Komgrösse  und  gleicher  Beschaffenheit  benutzen.  Dieser 
Normalsand  wird  dadurch  gewonnen,  dass  man  möglichst  reinen  Quarzsand 
wäscht,  trocknet,  durch  ein  Sieb  von  GO  Maschen  für  das  Quadratcentimeter 
siebt,  dadurch  die  gröbsten  Theile  ausscheidet  und  aus  dem  so  erhaltenen 
Sande  mittelst  eines  Siebes  von  120  Maschen  für  das  Quadratcentimeter 
noch  die  feinsten  Theile  entfernt.  Die  Drahtstärke  der  Siebe  soll  0'38 ««, 
beziehungsweise  0*32  mm  betragen. 

Da  nicht  alle  Quarzsande  bei  der  gleichen  Behandlungsweise  die 
gleiche    Festigkeit    ergeben,    so    hat    man    sich    zu    überzeugen,    ob  der  zur 


Ent«   CnpÜtl,  Wt  MÖTtfrl; 


ii)  HaTularbeit  Man  legt  auf  eine  zur  Anfertigung  der  Proben  dienende 
Metall-    oder    starke  Glasplatte  fünf   mit  Wasser   getränkte  Blättchen   Fliess- 
papier   und  seut  auf  diese  fünf  tnit  Wasser  an  genetzte  Formen.    Man  wieget 
250  ,e  i  Oesterreich  :   150^)  Cement  und  750^  (Öesterreich:  45U/1  trockenen 
^Cormalsand    ab    und    mischt    beides    in    einer  Schüssel    gut    durcheinander. 
■Gerauf   bringt    man    lOÖ  cm^  =^  ITO  .^  (Üesterreirh :    GÜ^)    reines,    süsses 
^vasser  hinzu  und  arbeitet  die  ganze  Masse  fünf  Mitmten  lang  tiichtig  durch. 
Mit    dem    so    erhaltenen  Mörtel   werden   alle  Formen    unter  Eindrücken   auf 
einmal  so  hoch  angefüllt,   dass   sie  stark  gewölbt  voll  werden.    Man   schlägt 
nun  mittelst  eines  eisernen  Spatels  von  o  auf  H  ^m  Fläche,  35  cm  Länge  und 
im  Gewichte  von  etwa  250^  (Oesterreich :  1^50;^^)  den  überstehenden  Mörtel 
anfangs  schwach    und    von    der  Seite  her,    dann  immer  stärker^    so  lange  in 
die  Form  ein,    bis    derselbe    elastisch    wird    und    an    seiner  Oberfläche    sich 
jy asser   zeigt.    Ein   bis   zu   diesem    Zeitpunkt    fortgesetztes    Einschlafen    von 
H^a    einer  Minute   pro  Form   ist  unbedingt  erforderlich.    Ein  nachträgliches 
^Aufbringen  und  Einschlagen  von  Mörtel  ist  nicht  statthaft,    weil   die  Probe- 
körper   aus    demselben    Cement    an    verschiedenen    Versuchsstellen    gleiche 
Dichten  erhalten  sollen.    Man    streicht  nun  das  die  Form  Ueberragende  mit 
einem  Messer    ab    und    glättet  mit  demselben  die  Überfläche.     Man  löst  die 
Form    vorsichtig    ab    und    setzt    die  Frobekörper    in    einen    mit    Zink    aus- 
geschlagenen Kasten,    der   mit    einem  Deckel  zu  bedecken  ist,    um  imgleich» 
massiges    Austrocknen    zu    verhindern.    24    Stunden    nach    der    Anfertigung 

feden  die  Probekörper  unter  Wasser  gebracht,  und  man  hat  nur  darauf  zu 
ten,    dass    dieselben    während    der    ganzen    Erhärtungsdauer   vom  Wasser 
Dcueckt  bleiben. 

Ä)  Maschinenmässige  Anfertigung.     Nachdem    die    mit    dem  Füll- 

kästen    versehene  Form    auf   der    Unterlagsplatte    durch    zwei   Stellschrauben 

'•   -schraubt  ist,    werden  für  jede  Probe   IHÜ,^  des  wie  in  a)  hergestellten 

Is    in    die  Form    gebracht    und    wird  der  eiserne  Formkern  eingesetzt. 

Pn  giebt  nun  mittelst  des  Srhlagapparates  von  Dr.  Böhme  mit  dem  Hammer 
i  2  *^  150  Schläge  auf  den  Kern. 

Nach  Entfenjung  des  Füllkastens  und  des  Kernes  wird  der  Probe- 
körper abgestrichen  und  geglättet,  sammt  der  Form  von  der  ünterlagsplatte 
abgezogen  und  im  Uebrigen  behandelt  wie  unter  a). 

Bei  genauer  Einhaltung   der  gegebenen  Vorschriften  geben  Handarbeit 
l  maschinenmässige  Anfertigung  gut  übereinstimmende  Ergebnisse.  In  strittigen 
lllen  ist  jedoch  die  mascliinenmässige  Anfertigung  die  moassgebende. 

Druckproben. 

Um    bei   Druckproben    an    verschiedenen   Versuchsstellcn    zu    überein- 
timenden  Ergebnissen    2U    gelangen,   ist  maschinenmässige  Anfertigung  er- 
^derlich. 

Man    wiegt    400  j^  Cement    und    1200  ,e    trockenen    Normalsand    ab, 

seht  beides  in  einer  Schüssel  gut  durcheinander,  bringt   IfiU  fw'  ^  KM)  ff 

isser  hinzu    und    arbeitet    den  Mörtel    fünf  Minuten    lang    tüchtig    durch. 

diesem  Mörtel    füllt   man  860^   in    die   mit  Füllkasien  versehene    und 

die  Unterlagsplatte  aufgeschraubte  Würfelform.    Man   sctxt  den  eisernen 

in  ilic  Form  ein  und  giebt  auf  denselben  mittelst  des  Schlagapparatcs 

Dr,  Böhme  mit  dem  Hammer  von  2^*^  150  SchlÄge. 


90 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Nach  Entfernung  des  Füllkastens  und  des  Kernes  wird  der  Probekörper 
abgestrichen  und  geglättet,  mit  der  Form  von  der  Unterlagsplatte  abgezogen 
und  im  Uebrigen  behandelt  wie  unter  a). 

Anfertigung  der  Proben  aus  reinem  Cement. 

Man  ölt  die  Formen  auf  der  Innenseite  etwas  ein  und  setzt  dieselben 
auf  eine  Metall-  oder  Glasplatte  (ohne  Fliesspapier  unterzulegen).  Man  wi^ 
nun  1000^  (Oesterreich:  600^)  Cement  ab,  bringt  200  ^  =  200  f»' 
(Oesterreich :  120  cm^)  Wasser  hinzu  und  arbeitet  die  Masse  (am  besten  mit 
einem  Pistill)  fünf  Minuten  lang  durch,  füllt  die  Formen  stark  gewölbt  voll 
und  verfährt  wie  unter  a).  Die  Formen  kann  man  jedoch  erst  dann  ablösen, 
wenn  der  Cement  genügend  erhärtet  ist. 

Da  beim  Einschlagen  des  reinen  Cementes  Probekörper  von  gleicher 
Consistenz  erzielt  werden  sollen,  so  ist  bei  sehr  feinem  oder  bei  rasch 
bindendem  Cement  der  Wasserzusatz  entsprechend  zu  erhöhen. 

Der  angewandte  Wasserzusatz  ist  bei  Nennung  der  Festigkeitszahlen 
stets  anzugeben. 

Behandlung  der  Proben  bei  der  Prüfung. 

Alle  Proben  werden  sofort  bei  der  Entnahme  aus  dem  Wasser  geprüft. 
Da  die  Zerreissungsdauer  von  Einfluss  auf  das  Ergebniss  ist,  so  soll  bei  der 
Prüfung  auf  Zug  die  Zunahme  der  Belastung  während  des  Zerreissens  100^ 
für  die  Secunde  betragen.  Das  Mittel  aus  den  zehn  Zugproben  soll  als  die 
maassgebende  Zugfestigkeit  gelten. 

Bei  der  Prüfung  der  Druckproben  soll,  um  einheitliche  Ergebnisse  zn 
wahren,  der  Druck  stets  auf  zwei  Seitenflächen  der  Würfel  ausgeübt  werden, 
nicht  aber  auf  die  Bodenflächen  und  die  bearbeitete  obere  Fläche.  Das 
Mittel  aus  den  zehn  Proben  soll  als  die  maassgebende  Druckfestigkeit  gelten. 

So  weit  die  Bestimmungen.  Man  vergleiche  mit  ihnen  die  bereits  im 
§  214  abgedruckten  Beschlüsse  der  letzten  Wiener  Conferenz  über  die  ein- 
heitliche Prüfung  von  hydraulischen  Bindemitteln. 


Ente»  CapiteL 


föfteL 


üe  obere  Oeffnung  der  Messröhre  a   wieder   mit  dem  Stopfen  verschlossen, 
"iach  einigen  Minuten,   während    welcher  Zeit  ein  Absetzen   und  Klären  der 
Füllung  eintritt,  nimmt  man  den  Apparat  hoch  und  stösst  ihn  mehrere  Male 
Iforsichtig   auf  den  Arbeitstisch    auf,    wodurch    sämmtHche  Luftbläschen   auf- 
steigen   und    alle    etwaigen    Aufstaviungen    des    Cementes    in    der    Messröhre 
[beseitigt  werden.  Hierauf  wird  an  der  Scala  die  Ablesung  vorgenommen  und 
specihsciie  Gewicht    dadurch    bestimmt,    dass   man  den  Inhalt  [cm^)  der 
terd rängt en  Flüssigkeit  in  die  angewendeten  100^  dividirt.  Das  so  gefundene 
pecifiische    Gewicht     ist    aber    genau     genommen     etwas    niedriger»     als    in 
arklichkeit,    weil   sich   nicht    alle  Luft    aus    dem  Cementpulver   verdrängen 
sst;    dieser    Fehler    wird    aber    et^'as    ausgeglichen    durch    nicht    zu    ver- 
neidenden  V^erlust,  durch  Verstäubung  des  Cementes  und  durch  Verdunstung 
Ser    verwendeten    Flüssigkeit.     Die  Prüfung   ist   bei  einer  Zimmertemperatur 
ron   15—18^  C.    vorzunehmen    und    der   Apparat    vor   Sonne    oder   anderer 
trahlender  Wärme  sorgfältig  zu  schützen;  geschieht  dies  nichts  so  kann  man 
ir  das  specifischc  Gewicht  einen  zu  hohen  Werth  erhalten. 

Um  die  Abbin dungsverhältnisse  zu  ermitteln,  bedient  man  sich 
iiner  300  g  schweren  Normalnadel  von  1  mm'  Querschnittfläche;  ihre 
Anwendung  ist  in  den  g§  214  und  2!20  näher  beschrieben. 

Als  Normalapparat  zur  Bestimmung  der  Zuijfestigkeit  wird 
|er  von  Dr,  Michaelis  construirte,  in  Figur  390  abgebildete,  allgemein 
:»utzt  Dieser  Zugfesügkeitsapparat  {A)  beruht  auf  dem  Doppelhebelsystem. 
Ulf  einer  massiven  Säule  von  etwa  Y.t  ^  Höhe  sind  zwei  mit  einander  ver- 
|iundene  Hebel  —  der  obere  {a}  von  zehnfacher,  der  untere  {d)  von  fünf- 
ichcr  Uebersetzung  —  angeordnet.  Die  obere  Klammer  {c),  m  welche  der 
jtcrreissende  Probekörper  eingespannt  wird,  hängt  auf  einem  Dom,  die 
alcre  (</)  ist  mittelst  Kugelgelenkes  an  einer  Schraubenspindel  mit  Stellrad 
efestigt*  Diese  Klammem  sind  so  construirt.  dass  sie  ein  sicheres  Angreifen 
IcT  Zugkraft  in  vier  Funkten  gewährleisteUt  Ein  Gegengewicht  ((>)  dient  zur 
enuuen  Ausbalancirung  des  ganzen  Hebelsystems  und  zur  Einstellung  in  die 
Jleicligewichtsiage,  wobei  die  Ebenen,  welche  man  sich  durch  die  Schneide- 
kanten gelegt  denkt,  horizontale  sind. 

Dem  oberen  Hebel  des  im  Gleichgewichts  zustande  betindlichen  Doppel- 
ebelsystems  setzt  man  an  seinem  das  Bügelgehänge  tragenden  (freien)  Ende 
jincn  etwa  30  AT  schweren  Reiter  auf;  sodann  hebt  man  mittelst  des  Stell- 
ides  die  untere  Klammer,  etwa  bis  auf  5  mm  Entfernung  von  der  oberen, 
rgreift  mit  der  Rechten  den  Frobekörper  {g)  und  schiebt  denselben,  die 
^bere  Klammer  mit  der  Linken  niederziehend  und  festhaltend,  in  die  Klammem 
fin*  Mittelst  des  Stellrades  wird  darauf  die  unter  der  Belastung  durch  den 
teiter  hinreichend  in  Schluss  bleibende  genaue  Einspannung  vorgenommen* 
)ann  wird  der  den  Bclastungsstoti'  (Schrot)  aufnehmende  Eimer  (C)  so  ein- 
dass  er  G — 8  an  über  dem  Arbeitstische  hängt  Das  Schrotauslauf- 
V;  wird  so  gestellt,  dass  sein  Auslauf  möglichst  bis  in  die  Mitte  des 
jtemiers  liincinragt.  Den  Verschluss  des  Sehrotauslaufes  bildet  entweder 
[^cderschlauch,  welcher  im  Augenblick  des  Bruches  ein  wenig  aufwärts 
sogen  wird,  oder  ein  selbsithätig  wirkender  Schieber. 

Der  nur  xur  Feststellung  des  Probekörpers  in  den  Klammem  bis  zum 
Augenblick  der  Eimereinhängung  in  den  Bügel  dienende  Reiter  wird  jetzt 
atfcmt   und    durch  Niciierscnkcn   des  Schlauches   oder   beim    selbstthätlg<ü.\ 


92 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Schrotauslauf  durch  Aufheben  des  Sperrschiebers,  das  Auslaufen  des  Schrotes 
bewirkt.  Letzteres  soll  möglichst  1 00  ^  für  die  Secunde  betragen. 

Nach  erfolgtem  Bruch  wird  der  Schroteimer  ausgelöst  und  auf  dner 
Federwaage  gewogen.  Da  die  Hebelübersetzung  eine  fünfzigfache  und  der 
Querschnitt  des  Probekörpers  b  cm^  ist,  so  stellt  das  angewendete  Bnich- 
gewicht  ^/go  des  wirklichen  Bruchgewichtes  dar;  es  ist  mithin  die  an  der 
Federwaage  abgelesene  Zahl  mit  10  zu  multipliciren,  um  das  Bruchgewicht 
für  das  Quadratcentimeter  zu  erhalten. 

Will  man  auf  dem  Apparat  selbst  das  Bruchgewicht  ermitteln,  so  hangt 
man  den  Eimer  mit  dem  Schrot  in  den  Haken,  welcher  sich  unten  an  der 
beide  Hebel  verbindenden  Zugstange  (bei  e)  befindet  und  hängt  am  Bügel 
des  oberen  Hebels  ein  kleines  Messingschälchen  (/)  von  etwa  1 UO  ^  Gewicht 
zur  Aufnahme  der  Gewichtsstücke  ein;  man  legt  in  dieses  Schälchen  so  viele 
Gewichte,  bis  das  Hebelsystem  wieder  ins  Gleichgewicht  gebracht  ist  Das 
angewendete  Bruchgewicht,  der  Schroteimer  mit  dem  Schrot,  ist  auf  diese 
Weise  nochmals  decimal  ausgewogen.  Die  verwendeten  Gramme,  zuzüglich 
des  Gewichtes  des  Messingschälchens,  stellen  demgemäss  ^i^oo  ^^  wahren 
Bruchgewichtes  für  die  Querschnittseinheit  dar;  daraus  ergiebt  sich  die 
einfache  Regel:  man  erhält  mit  dem  Festigkeitsapparat  selbst  das  Bruch- 
gewicht in  Kilogrammen  für  das  Quadratcentimeter,  indem  man  von  dem 
Gewichte  in  Grammen  die  letzte  Stelle  abschneidet  (das  Komma  um  eine 
Stelle  nach  links  rückt). 

Derselbe  Apparat  dient  auch  zur  Ermittlung  der  Adhäsion s-  (Haft-) 
Festigkeit.  Die  gewöhnlichen  Klammem  werden  dann  durch  besondere,  für 
diesen  Zweck  construirte  Klammem  ausgewechselt.*) 

Die  Formen  für  Zugprobekörper,  die  durch  Handarbeit  hergestellt 
werden  sollen,  erhalten  die  in  Figur  390  A  dargestellte  Einrichtung.  Sie 
bestehen  aus  zwei  Theilen,  welche  mit  Führungsstiften  an  den  Flanschen 
ausgestattet  sind  und  durch  einen  starken  federnden  Bügel  fest  zusammen- 
gehalten werden.  Sollen  die  Probekörper  mittelst  des  Hammerapparates 
von  Dr.  Böhme  erzeugt  werden,  so  wird  die  Mörtelmasse  in  einen  in  zwei 


Ersles  Capilcl.  Die  MortcL 


er  herausgeuommen  und  durch  einen  neuen  Schwanz  erseUt  werden  kann. 
Jie  Lagerblücke  b  tragen  eine  Achse  mit  einem  Daumenrad,  das  zehn  Zähne 
besitzt  und  durch  ein  auf  derselben  Achse,  aber  ausserhalb  der  Lagerblöcke 
befindliches  Vurgelege  h  getrieben  wird.  Zur  Bewegimg  des  Vorgeleges  dient 
ein  mittelst  der  Kurbel  k  nebst  Welle  in  Drehung  versetztes  Getriebe  /, 
Durch  das  Daumenrad  wird  der  Hammer  so  gehoben»  dass  er  in  angemessenen 
Zwischenräumen  auf  die  Platte  G  fällt.  In  den  Böcken  c  c  ist  die  Welle 
der  Kurbel  gelagert  Zwischen  diesen  Böcken  befindet  sich  die  Sperrklinke  m, 
welche  auf  der  Kurbelwelle  drehbar  und  auf  der  linken  Seite  schwerer  als 
auf  der  rechten  ist,  so  dass  sie  gegen  die  Scheibe  n  angedrückt  wird,  die 
Btst  auf  einer  vom  Lagerbock  b  getragenen  Achse  und  an  der  hinleren  Seite 
^Bes  vorderen  Bockes  sitzt.  Die  Drehung  der  Scheibe  n  erfolgt  mittelst  einer  auf 
derselben  Achse  sitzenden  kleinen  Kurbel  c?»  und  zwar  vor  Inbetriebsetzung  des 
Apparates,  so  weit,  dass  die  Kurbel  o  an  den  Stift  /  anschlägt  Die  Scheibe  n 
hat  einen  kleinen  Ausschnitt  und  ist  mit  Stiften  versehen,  %velche  von  einem 
auf  der  Nabe  des  Daumenrades  sit/xnden  Mitnehmer  q  in  der  Weise  gefasst 
^werden,  dass  bei  einer  vollen  L^mdrehung  des  Daumen rades  die  Scheibe  n 
^hi  einen  Stift  vorgeschoben  wird.  Da  das  Daumenrad  zehn  Daumen  besitzt, 
^1  werden  bei  jeder  Umdrehung  desselben  zehn  Hammerschläge  ausgeführt 
Bei  15  Umdrehungen  oder  150  Hammerschlägen  ist  n  so  weit  herumgedreht» 
dass  die  Sperrklinke  m  in  den  Ausschnitt  von  n  einfällt  und  gleichzeitig 
einen  Daumen  des  Daumenrades  festhält.  Dann  wird  die  Unterlagsplatte  B 
mit  Formkasten  und  Aufsatz  aus  dem  Apparat  herausgenommen,  hierauf  der 
Aufsatzkasten  E  vorsichtig  nach  oben  abgejiogen,  die  Platte  G  fortgenommen, 
indem  man  sie  horizontal  abzieht,  der  Mörtel  abgeschnitten  und  geglättet 
und  endlich  die  Form  mit  dem  Probekörper  abgezogen.  (Weitere  Abbildungen 
dieses  Schlagapparates  und  der  zu  ihm  gehörenden  Formen  bringt  u.  A.  das 
eits  mehrfach  erwähnte  Werk:  :*Der  Porüandcement  und  seine  An* 
idungen  im  Bauwesen«,  Berlin  1892,  S.  45—47,  das  auch  von  uns  zu 
Erstehenden  Erläuterungen  benutzt  wurde.) 

Statt  dieses  Hammerapparates    werden  in  neuerer  Zeit  zur  masclünen- 
sigcn    Anfertigung    gern    Fallhammer-Constructionen    benutitt,    weil 
mit    diesen    die  Rammarbeit    ziffernmassig    ausdrücken    lässt.     Solche 
Ipparate  bauen  Nagel  &  Kaemp  in  Hamburg  und  Klebe  in  München. 
Zur  Bestimmung  der  Druckfestigkeit  dient  entweder  eine  hydr an- 
sehe Presse  oder  der  von  Professor  v.  Tetmajer  in  Zürich  erdachte  und 
Professor  Amsler-Laffon  in  Schaffhausen  ausgeführte  schweizerische 
>rmaiapparat 

Eine  bereits  von  einer  grossen  Zahl  staatlicher  und  privater  Früfungs- 

stalten     benutzte    hydrauUsche    Presse     baut     die     Maschinenfabrik     von 

Irink  &  Hübner    in  Mannheim    in    vier  verschiedenen  Grössen,    und   zwar 

einen    Druck    von    lÜOOO,    t>OÜi)0,    1 201)0(1    und    150000^^.     Diese    in 

Figuren  392  und  393  in  Vorder-  und  Seitenansicht    dargestellte  Presse 

Kehl    aus    zwei    durch    einen    Canal   mit    einander    verbimdenen   und    mit 

ircerin  gefüllten  Cylindenu  Beide  Cylinder  sind  mit  entsprechenden  Kolben 

ehcn,  wxlchc  auf  sehr  einfache,  sichere  Weise  abgedichtet  sind  und  von 

nen  der  grössere  senkrechte  die  viereckige  Pressplatte  a  trägt   Die  obere 

si»platte  if  hängt  in  einem  Kugelgelenke  an  einer  Schraube  und  ist  in  der 

(he   verstellbar.     Zwischen   diesen   beiden  Platten   wird  nun  der  zu  u*cv\,^x- 


94  Zweiter  TheiL  Die  Verbindaugsstoffei 

suchende  Körper  eingespannt,  wobei  der  horizontale  Kolben  ganz  hcnus- 
geschraubt  sein  muss.  Durch  langsames  Eindrehen  des  kleinen  Kolbens  in 
seinen  Cylinder  wird  die  in  letzterem  enthaltene  Flüssigkeit  (Glycerin;  ver- 
drängt und  unter  den  grossen  Kolben  gepresst;  letätterer  überträgt  mm  den 
erzeugten  Druck  auf  das  Probestück.  Der  Druck  erfolgt  ganz  langsam  uod 
allmälig  ohne  jeden  Stoss  und  wird  durch  drei  Quecksilbermanometer  an- 
gezeigt, die  ebenfalls  mit  der  Glycerinfüllung  der  Cylinder  in  Verbmdmig 
Stehen.  Das  eine  Manometer  ist  abstellbar  und  hat  eine  besonders  groöc 
Theilung  zum  Ablesen  des  Druckes  bis  etwa  50  Atmosphären;  das  xwctie 
Manometer  zeigt  bis  300  Atmosphären;  das  dritte,  mittlere,  dient  lediglich 
zur  Controle.  Alle  Manometer  besitzen  Maximum zeiger,  welche  stehen  bleiben, 
sobald  der  Probekörper  nur  im  Geringsten  durch  den  auf  ihn  ausgeübl« 
Druck  verletzt  i\^rd,  auch  wenn  eine  solche  Verletzung  durch  das  Auge  noch 
nicht  erkennbar  ist.  Der  Durchmesser  des  grossen  Kolbens  ist  so  gewüJüt, 
dass  eine  Umrechnung  des  Atmosphärendruckes  in  absolute  Belastung  dc^ 
Probestückes,  ausgedrückt  in  Kilogramm,  sehr  bequem  ist  Diese  Maschine 
liefert  sehr  rasche  und  genügend  genaue  Ergebnisse.  Für  Cementprüfungoi 
genügt  meistens  eine  Presse  mit  einem  Maximaldruck  von  öÜOOO  ^^. 

Vielfach  im  Gebrauch  ist  auch  die  Presse  von  Such i er  in  Fraiik- 
fürt  a.  M.,  sowie  die  Hebelpresse  von  H.  Sc  h  ick  er  t  in  Dresden. 

Der  schweizerische  Normalapparat  von  J.  Amsler-I^affon  zur 
Prüfung  der  Druckfestigkeit  hydraulischer  Bindemittel  (Fig.  3W 
u.  305)  stellt  eine  hydraulische  Presse  dar,  deren  Flüssigkeitsdruck  durcb 
ein  System  von  Kolben  so  weit  herabgesetzt  wird,  dass  er  mit  dem  Gegen- 
druck einer  Quecksilbersäule  von  bequemer  Höhe  gemessen  werden  kann. 
In  Figur  394  bezeichnet  A  den  Druckkolben;  B  und  C  sind  die  Kolben» 
welche  im  Herabsetzung  des  unter  A  herrschenden  Druckes  dienen ;  D  stdlt 
das  Quecksiibermancmeter  dar,  eine  oben  ofi'ene,  unten  mit  dem  unter 
Kolben  C  liegendem  Räume  verbundene  Glasröhre.  J^  und  G  sind  die  beiden 
Druckplatten,  zwischen  denen  der  Probekörper  ^  Hegt;  F  ruht  mit  ein« 
Halbkugelfläche  auf  Aj  so  dass  sich  diese  Druckplatte  selbst  einstellen  knnn 
G  hängt  am  unteren,  Ende  der  Schraube  //  und  kann  mittelst  des  Hand- 
rades /  in  passende  Höhe  gebracht  werden.  Der  Cylinder  A'i  in  dem  sich 
der  Kolben  A  bewegt,  ist  mit  Ricinusol  gefüllt.  Wird  die  Stange  Z  in  A* 
hineingepresst,  so  wird  auf  das  Oel  ein  Druck  ausgeübt  und  durch  dicsea 
A  gehoben  und  ß  abwärts  gedrückt;  der  Kolben  B  drückt  wicdcniro  aiti 
den  grösseren  Kolben  C  und  dieser  auf  eine  darunter  liegende,  den  unteres 
Theil  des  Cylinders  Af  und  die  nach  der  Glasröhre  führende  RohrleiliM 
ausfüllende  Quecksilbermasse,  über  welcher  sich  behufs  Dichtung  des  Kolben* 
eine  Schicht  dünnflüssigen,  nicht  harzenden  Maschinenöles  bchndel.  Durch 
diesen  Druck  steigt  das  QuecksÜber  im  Glasrohr  auf,  bis  es  dem  Druck  das 
Gleichgewicht  hält  Der  vom  Kolben  A  auf  £  ausgeübte  Gesamintdruck  wird 
(in  Tonnen  ä  1000  ^g)  an  der  rechts  neben  dem  Glasrohr  angebracht«» 
Scala  und  der  Druck  (in  Kilogramm^  welche^  1  tm^  des  Probekörpcn 
erleidet,  an  der  links  angeoidncten  Sc;  scn.    In  der  Rcf^el  wird  der 

Probekörper    mit    lern    Seitenlänge    jit-.  Einem   MaximaUlruck    von 

30U0O  ^g  auf  Kolben  A  entspricht  eine  Quecksilbersavilin  Höhe  von  ctira 
140  ^/w.  Die  zu  einer  Probe  nöthige  Zeit  ist  von  der  Festigkeit  des  Probe* 
körpers   abhängig   und    schwankt   zwischen    1  und  P/i  Minuten.     Zu  diC«f 


J 


Erstes  Capttel.  Die  Mortet 


^ 


ehr  empfehlenswerthen,  die  Prüfung  auf  Druckfestigkeit  ungemein  einfach 
gestaltenden  Maschine  wird  von  der  Firma  ein  Controlap parat  geliefert, 
irelcher  aus  zwei  entgegengesetzt  angeordneten,  symmetrisch  zur  Achse  gegen 
die  Druckplatte  der  Druckschraube  gestützten  Hebeln  besteht.  (Näheres  über 
den  schweizerischen  Normalapparat  und  seinen  Controlapparat  findet  man  in 
der  [auch  hier  benutzten]  Beschreibung,  welche  seitens  der  Fabrik  versandt 
wird,  und  in  dem  Werke  »Der  Portlandcement  und  seine  Anwendungen  im 
Bauwesen«,  Berlin  1892,  S.  54—57.) 

Noch  zu  erwähnen  ist  der  Apparat  zum  Ent formen  von  Cement- 
Zugprobekörpern   von  Dr*  \V,  Michaelis    in  Berlin    (beschrieben    und 
abgebildet     in     der     »Thonindustrie*Zeitung*,     ISiU»     Nr.     19)     und    der 
iauschinger'sche  Taster.  Letzterer  ist  ein  Präcisions-Fühlhebel,  mit  welchem 
an  Stäben  von  100  mm  Länge  noch  Längenandeningen  von  0'(KJ5  mm 
messen    vermag;    er    dient    zur   ziffermässigen  Bestimmung    der  Volumen- 
Veränderungen  von  Porüandcement-Stäben. 

§  222.  Eigenschaften  des  Portlandcementes. 

Von  allen  hydraulischen  Bindemitteln    wird  der  scharf  gebrannte  Port- 
Uindcement  seiner  vielen  vorzüglichen  Eigenschaften  wegen  am  meisten  geschätzt, 
Festigkeit.    Seine  Festigkeit   ist    ungefähr    doppelt    so    gross    als    die 
eines  guten  hydraulischen  Kalkes  und  Romancementes.     Sie  wächst   mit  zu- 
nehmender Feinheit  der  Mahlung  des  Cementpulvers    und    mit    zunehmender 
rbärtung,  sofern  dem  PortlandcementmÖrtel  nicht  etwa  durch  poröse  Unter- 
jen Wasser  entzogen  wird.    Die  Festigkeitszunahme   erfolgt   in    dm   ersten 
Seit  am  schnellsten,  später  jedoch  langsamer.     Die  Festigkeit    ist   bereits  zu 
infang  der  Erhärtung  (nach  Verlauf   einer  Woche)    ziemlich   gross,    erreicht 
edoch  ihren  grössten  Werth  erst  nach  Verlauf  mehrerer  Jahre.  Die  Anfangs- 
lest igke  it  des  Portlandcementmörtels  ist  bei  Erhärtung  desselben  in  der  Zimmer- 
aft^  nachdem  der  Mörtel  1  oder  2  Tage  im  Wasser  gelegen  hat,  grösser  als  bei 
Erhärtung  im  Freien  oder  unter  Wasser,  wie  aus  folgender  Tabelle'^)  hervorgeht» 


r  h  a  r  t 


Zugfestigkeit  in  kg  pro  rm^ 


Im  Wasser 17  5  2P0 

An  der  offeocn  Luft  itn  Zimmer  17*5*  22*7 
1  Ti*\*  im  WjLsser,   dann  an  der  offcoca  Luft  im  ,, 

Zimmer            .    .        ,        ,        IST  |  Sä'i 

8  Tag«  im  WasseT»  dann  an  der  oJTenoD  Luft  im  i  | 

Zimmer     ,            .            ,        . I|  l^*t  26'9 

4  Wochen  im  Wasser,  dann  ftn  der  ofTeoeo  Luft  ||  , 

im  Zimmer «    .    .    ,  J  —  '  21*S 

Im  Freien *...»♦.  1^*1  27 '6 

l  Woche  im  Wasser,  dann  im  Freien  •  17*6  22*1 


22*7     26*2     32*9 
264  I  32-4     35-G 

2S-3  I  H'l 

ai'5     38*1 


84*9     412 
25-6  I  35'4 


42-9 
43*5 


3ü*a     38»     h^*l 


*)  Attfl   dem  «Handbuch  der  chemischen  T<fchnologie«    von  Dr.  Ferd.  Fischer, 
Ip^iß  18113.  S.  $82, 


i)6 


Zweiler  Theil.  Die  VerbindungsstofFe. 


Vorbemerkung  zu  umstehender  Tabelle:  Als  Mörtel  wurde  eine 
Mischung  von  1  Theil  Cement  und  3  Theilen  Sand  mit  dem  nothwendigen 
Wasserzusatz  angewendet,  und  es  wurden  alle  Proben  während  der  ersten 
24  Stunden  normengemäss  in  einem  feuchten  Räume  aufbewahrt. 

An  der  Luft  erhärteter  Cementmörtel  büsst  zunächst  an  Festigkeit 
ein,  wenn  er  unter  Wasser  gebracht  oder  vom  Regen  durchnässt  wird; 
bald  jedoch  nimmt  seine  Festigkeit  wieder  zu.  Die  Nachhärtungsfestigkeit 
ist  sehr  gross,  wenn  man  den  Cementmörtel  anfangs  unter  Wasser,  später  an 
der  Luft  erhärten  lässt,  und  sie  erreicht  (nach  umstehender  Tabelle)  den  höchsten 
Werth,  wenn  der  Mörtel  eine  Woche  im  Wasser  gelegen  hat,  bevor  er  der 
Luft  ausgesetzt  wurde;  sie  vermindert  sich  jedoch  wieder,  sobald  man  den 
nachgehärteten  Mörtel  wieder  unter  Wasser  bringt. 


= 

j   Siobnict- 
1   PrüceTitän 

i^ustand,  in  weltheM  *tch  4er 

900  ÖOOÜ 

liindexeu 

^jS   :      Zug' 

1? 

1      Zur- 

i 

PTöbeceratiit;  lipfjinr! 

) 

1 

1 

Ii5; 

H 

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1 

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9 

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H 

H 

H 

^          t 

H 

A. 

t- 

.     gg 

n 

*-    1    IS 

£ 

Frisch  gemahlen  *    .    .    . 

1-8 

299 

1 

~z 

4-I5 

144 

17^8 

201 

'3Ö^S 

44-8  S7f 

2n  Tage  in  Säcken  jjelager 

1-6 

27-4 

1  ^ 

45 

4'50 

15-7 

lS-8 

219  1 34*2 

43  2,  361 

^0  Tage  aa    der    Luft   aus- 

1 

1 

gebreitet  ..... 

14 

23*1 

2   1 

15 

2-35 

10-7 

lö'8 

1 1 6   30-4 

36-9  3^ 

7  Tage  in  trockener  kohlen^ 

1 

1 

säurefreier  Luft 

1^6 

2S^> 

7 

15 

4-25 

U-6 

18-7 

206  1 36-6 

45  4  37€ 

23  Tage  i  n  trocken^jr  kohle  o- 

säurefreier  Luft           .    , 

1-5 

27-3 

1   3 

30 

250 

U-2 

18-3 

205 

342 

42-6  361 

7  Tage  i^  trockener  Koh^ 

i 

lensäur«    .    ,    .         .    . 

1-2 

28-8 

7 

45 

4^50 

U-5 

180 

205 

36-51 

45-6  3{8 

28  Tage  in  trockener  Koh 

leuäiare                      .    . 

1-6  '26-4 

g 

*-. 

4*50 

IS'9 

19-6 

222 

36-8 

44-9  397 

7  Tage  in  feuchier  kohlen 

■ 

i 

^H 

pile 


Ditel. 


Fenier  tritt  eine  Festif^keitsvermiiidening    ein,    wenn   das  Cementpulver 
agere  Zeit   an    feuchter  Luft    gelagert    hat,   wie   die   vorstehende  Tabelle 
Eigt,  welche  die  Ergebnisse  der  von  Tom  ei  vorgenommenen  Untersuchungen 
Enthält.*) 

Nimmt  Portlandcement  Wasser  und  Kohlensäure  aus  der  Luft  auf,   so 
verringert  sich  auch  sein  specifisches  Gewicht;    dasselbe    kann  bei  längerem 
igcrn  im  Feuchten  unter  31  herabgeheji. 

Weiter  tritt  eine  Verminderung  der  Festigkeit  des  Poitlandcement- 
:iörtels  durch  einen  grösseren  Farbenzusatz  ein,  namentlich  wenn  zur  Färbung 
Ockerarten  benutzt  werden;  nur  ein  Zusarz  von  Ultramarin  schadet  der 
I  '  ^igkeit  nicht,  weil  dasselbe  hydraulische  Eigenschaften  besitzt  und  wie 
i  jient  erhärtet.  Nach  einer  Mittheilung  in  den  »Jahresberichten  über  die  Forl- 
chritte    der    chemischen  Technologie«     0^*^*«^^    ^'  448)    verdarb  ein  Zusatz 


ron     17"',j    rother, 


Ü2"/„ 


Schwefelsaure    entlialtender    Farbe    den    Cement 


vollständig. 

Auch  ein  zu  grosser  oder  ein    zu    geringer  Wasserzusatz  zum  Cement- 
nörtel  wirkt  auf  die  Festigkeit  nachtheilig  ein,  wie  noch  im  folgenden  l^ara- 

raphen  näher   erläutert  werden  wird;  ferner  erleidet  die  Festigkeit  eine  Ein- 
güsse,   wenn  der  Ceinentmörtel    nicht    schnell   genug    und   erst  nach  seinem 

iieilweisen  Abbinden  verarbeitet  wird.  Die  Festigkeit  ist  beim  rasch  bindenden 
?ortlandcement  geringer  als  beim  langsam  biridenden,  sie  vennindert  sich  mit 
pt'achsendem  Schwefelcalciumgehalt  (vergl.  Tabelle  auf  S.  9G)i  bei  längerer 
unwirkung  trockener  Hitze  und  mit  Zunahme  der  Magerkeit  des  Mörtels.  Mit 
Jcm  Wachsen  des  Sandzusatzes  vermindert  sich  aber  auch  die  Schnelligkeit 
des  Flrhärtens,  die  Dichtigkeit  und  die  Bindekraft.  Nach  Grant's  Untersuchung 
beträgt  nach  Jahresfrist  die  Festigkeit  bei  einem  Gemenge: 

aus  1  Theil  Portlandcement  und  1  Theil  Sand    etwa  75**/o 
>     1       >  -  .      2      .         »  »      bO\ 


pfon  der  Festigkeit  des  reinen  Poitlandcementmörtels. 

Ziemlich  bedeutend  ist  die  Abnutzungsfestigkeit  oder  Aussenhärte; 

Jeshalb  ist  Pordandcement  gut  zu  solchen  Constnictionen  verwendbar,  welche 

ucr  mechanischen  Abnutzung  unterworfen  sind,  Dr.  Hohme  fand  diese  Ab- 

lingsfestigkeit  beim  reinen  Porllandcementmörtel  geringer  als  bei  einem 

el  aus   1  Theil  Cement  und   1—-2  Theilen  Sand;  für  einen  7  Tage  lang 

pter  Wasser  erhärteten  Mörtel  im  Mischungsverhältniss  1:3  ermittelte    der- 

trlbe    die  Abnutzung   mittelst    der  Bauschinger' sehen  Ab  Schleifmaschine    (bei 

BoO  Umdrehungen    der   Gusseisenscheibe    pro    Minute)    zu    L8H    rm^f    d.  i. 

als  wie  beim  Granit.     Die  Härte    lässt    sich    durch  Fluatirung    (mit 

\l  t  schem  Magnesiafluat)  wesetalich  vergrössem.  i Vergl  §  54.) 

Die  Vcrkittungsfestigkeit  oder  Adhäsion  ist  ebenfalls  eine  sehr 
iohc,  denn  man  kann  die  mit  Ccmentmörtel  verlegten  Steine  beim  Abbruch 
icr  Wand  leichter  zerstören^  als  den  Mörtel  vom  Steine  trennen. 


•)    Sir)it-    n Handbuch    tler    chemiÄchco  Technologie •    von    Dr.    Ferd,  Fischer» 


Zweiter  Thell.  Die  Verbindutjgsstoffe, 


Frostbeständigkeit.  PortlandcementtBörtel  ist  selbst  bei  hohem  Sud- 
Äusatz  schon  kurze  Zeit  nach  seinem  Abbinden  frostbeständig,  auch  vennag 
er  bei  Frostwetter,  ja  selbst  im  gefrorenen  Zustande  zu  erhärten^  jedoch  jjcht 
diese  Erhärtung  nur  langsam  und  wenig  kräftig  vor  sich,  auch  ist  ^1  :y 

festigkeit  des  Mörtels  eine  geritigere;  spater  jedoch  erreicht  der  a'> 

selbe  Festigkeit  wie  der  bei  warmer  Witterung  verarbeitete.  Man  kann  dö^ 
halb  Portlandcementmörtel  auch  bei  herrschender  Kälte  vermauern,  nur  soU 
man  ihn  dann  mit  möglichst  wenig  und  erwärmtem  Wasser  anmachen,  sowk 
mit  erwärmtem  Sand  vermengen.  Wird  dem  Mörtel  zu  viel  Wasser  hiaiQ- 
gesetzt,  so  kann  man  das  Gefrieren  des  überschüssigen  Wassers  durch  einen 
Zusatz  von  Kochsalz  verhüten;  ein  solcher  Zusatz  aber  giebt  häufig  m 
späteren  Ausblühungen  (Efflorescenzen)  Veranlassung  und  erzeugt  feucbie 
Wände,  Solche  Aus  blüh  un  gen  entstehen  gewöhnlich  durch  schwefelsaure  und 
kohlensaure  Salze^  welche  beim  Brennen  aus  der  Asche  oder  beim  Atmiacboi 
aus  dem  Wasser,  mitunter  auch  aus  den  Ziegelsteinen  in  den  Cement  gclangfiL 
Diese  Ausblülmngen  zeigen  sich  besonders  im  ersten  Jahre,  und  soll  mm 
deshalb  Oclfarben anstriche,  welche  durch  sie  zerstört  werden,  erst  nach  Vcr 
lauf  eines  Jahres  oder  noch  später  auf  mit  Cementmörtel  geputzte  Fläcbtu 
aufbringen  und  erst  nach  Behandlung  der  Putzflächen  mit  einer  schwach«) 
Säure  oder  mit  einer  Eisenvitriol-  oder  kohlensauren  Ammoniaklosimg  oder 
mit  Kesslerscheti  Fluaten  und  folgendem  sorgfältigen  Abspülen  mit  reinem 
Wasser.  Nach  Hauenschild  werden  die  Alkalien  durch  möglichst  tiefes  Tränken 
der  Cementputzfläche  mit  Kessler  sc hem  Magnesia*  oder  Aluminiuo)* 
Fluat  in  unlösliche  Verbindungen  übergeführt,  und  ist  daher  eine  solche 
Tränkung  vor  dem  Anstrich  mit  Oelfarbe  sehr  zu  empfehlen;  das  überschüjfisi|!e 
Fluat  wird  abgewaschen  und  nach  dem  Trocknen  der  Öelfarbenaiislrith 
aufgebracht. 

Dichtigkeit,  Vor  dem  Romancemcnt  zeichnet  sich  Po rtland cement 
durch  seine  grossere  Dichtigkeit  aus;  letzterer  liefert  deshalb  einen  festeren 
und  dichteren  Mörtel  und  bedarf  zur  Bereitung  eines  Mörtels  von  Normil- 
consistenz  eines  geringeren  Wasserzusatzes,  auch  zieht  er  weniger  Feuchtigkeit 
und  Kohlensäure  aus  der  Luft  an.  Die  Kohlensäureaufnahme  soll  OÄCh 
Fresenius  bei  gutem  Portlandcement  nicht  mehr  als  0  06%  betragen, 

Widerstand  gegen  Wärmeeinwirkung.  Vollständig  erhärteter  Port* 
landcement  vermag  sowohl  im  reinen  Zustande  als  auch  bei  Sandzusatz  eine 
Hitze  von  etwa  150*^  C,  ohne  Festigkeitseinbusse  zu  ertragen;  er  kann  dai- 
halb  auch  zu  Behältern  für  kochendes  A\'asser,  zu  Maschinentundamenten, 
Schomsteinbauten  u,  s.  w.  verwendet  weTden.  Bei  längerer  Einwirkung  daer 
grösseren  Hitze  als  circa  150"  0,  tritt  jedoch  eine  FcstigkcitsverminderuDf 
ein,  die  sich  indessen  dadurch  wieder  beseitigen  lassen  soll,  dass  mati  den 
Mörtel  unter  Wasser  bringt  und  während  einiger  Wochen  darin  hegen  la^xt 
oder  ihn  längere  Zeit  durch  wiederholtes  Annässen  in  einem  feuchten  Zii 
erhält.  Wird  die  Hitze  bis  zur  Rothgluth  gesteigert,  so  wird  der  Cc: 
mörtel  vollständig  mürbe»  Abgebundener  Cement  wird,  wie  Versuche  dcf 
Hamburger  Baubehörde  ergeben  h^ib^n,  ilnrrh  lu^rhgradigc  Erhiuung  in 
frischen  Cement  zurUckvcrwandclt 

Wasser dichtigkeit  Guter  rtinci  i  uru.uitiLcincnt  ist  nach  dem  & 
härten  wasserdichti  sofern  das  VV  asser  nicht  unter  einem  starken  I>ruck  auf 
iim  einwirkt»  tm  anderen  Falle  ist  eine  Durchlässigkeit  schwach  wuhrnetraibar. 


Erstes  Capftel.  Die  MörlcL 


m 


er  Cement  eignet  sich  deshalb  vorzügUch  7ai  Isoh runden  von  Mauern  gegen 
ufsteigende  Erdfeuchtigkeit  und  wird  zu  diesem  Zweck  auch  vielfach  an 
teile  anderer  Isoliruiigsstoffe  benutzt. 

Verhalten  gegen  Säuren  undOele,  Durch  starke  Säuren  (namentlich 

Salpeter-  und  Essigsäure),  welche  sich  mit  dem  Kalk  des  Cementes  zu 

Öslichen  Kalksalzen  verbinden,  wird  Portlandccment  zersetzt;  als  unschädlich 

erden  Flüssigkeiten  gehalten,  welche  weniger  als  0*25%  freie  Säure  besitzen. 

m  den  Cement  säurefest  zu  machen»  wird  empfohlen^  ihn  mit  Asbestfarbe^ 

h.    mit    einer    intugen  Mischung   von    reinetn,    pulverisirtem    Asbest    und 

pdicker  Sodasilicatlösung,  die  durch  Zusatz  von  Fimiss  oder  Terpentinöl 

reichrechl  gemacht    w^ird,    zwei-    bis  dreimal  anzustreichen.     Eine  grössere 

iderstandsfähigkeit  gegen  saure,  gährende  und  ätzende  Flüssigkeit  erlangen  die 

ementwaren,   wenn  man  sie  mit  Kessle r'schem   Magncsiafluat  tränkt, 

Fette  Gele  erweichen  namentlich  mageren  Cementmurtel,  indem  sich 
ie  Fettsäure  mit  dem  Kalk  zu  Kalkseife  verbindet;  auch  Gerbsäure  greift 
,en  Cement  an.  Die  Einwirkung  von  Seewasser  ist  gleichfalls  nachtheilig,  und 
ist  deshalb  geboten,  zu  Bauten  am  Meeresstrande  sorgfältig  hergestellten, 
enig  gemagerten  Mörtel  zu  verwenden,  dessen  dichtes  Gefüge  ein  tieferes 
rindringen  des  Seew^assers  verhindert. 

V  o  l  u  m  e  n  b  e  s  t  ä  n  d  i  g  k  e  i  l.  Guter  Portlandcem  ent  ist  v  o  l  u  m  e  n  b  e  st  ä  n  d  i  g, 

h.  er  treibt  (wächst)  nicht  während  und  nach  seiner  Erhärtung.     Eni  hält 

AS  Cementpulver  jedoch  Kalk,    Gyps    oder  Magnesia    in  grösseren  Mengen 

[vergl.  §  211*)  oder  concentrirte  Chlorcalciumlosungen,  Chlonnagnesium  oder 

uor\'erbindungen,  so  tritt  leicht  ein  Treiben,    besonders  bei  Lufterhärtung, 

n.    Lässt  man  Portlandcement  längere  Zeit  vor  seiner  Verwendung  an  der 

Aift    lagern,    so    findet    durch  Aufnahme    von  Feuchtigkeit  aus  der  Luft  ein 

erfallen  der  gröberen  Kömer,  also  eine  Verfeinerung  statt,  und  es  vermindert 

ich  die  Neigung  des  Cementes  zum  Treiben. 

Ein    gefährlicher  Feind    und    Zerstörer    des   Portlandcement    ist    nach 

t.  Michaelis    das    unter    der   Einwirkung    von  Meerwasser   oder  schwefel- 

ure haltiger  Lösungen  (z,  B,  Gypswasser)  sich  bildende  Doppelsalz,  welches 

s    Kalkerde,    Thoucrde,    Schwefelsäure    und    Kry stall wasser    besteht.     Die 

schädliche   Grenze   des    Gypszusatzes    fand    Dr.  Michaelis    bei   manchen 

'ortlandcementen  bis  zu  4  Gewichtsprocenten  Gyps,    beziehungsweise  2  Ge- 

chisprocenten  Schwefelsäure. 

Seh  wind-und  Treibrisse.  Die  beim  erstarrten  Gern  entkuchen  häufig 
lirnehmbaren  Risse  können  Schwindrisse  oder  Treibrisse  sein.  Die 
losen  S c  h  w  i  n  d r i  s  s  e  entstehen  hauptsächlich  zu  Anfang  der  Erhärtung» 
sogar  schon  während  des  Abbintiens  und  namentlich  leicht  bei  sehr 
ßsam  bindendem,  dünnflüssigem,  der  Zugluft  und  den  Sonnenstrahlen  aus- 
^^tztem  Cementkuchen,  und  zwar  in  Folge  der  Zusammenziehung  des  Kuchens 
^irii  Austrocknen.  Da  dieses  Zusammenziehen  an  der  Oberfläche  stärker  als 
^3^  Kern  stattfindet,  so  bilden  sich  di^^  Schwindrisse  hauptsächlich  an  der 
^  «Verflache.  Sie  sind  in  der  Mitte  des  Kuchens  breiter  als  am  äusseren  LTm- 
L^^e  desselben,  haben  gewöhnlich  eine  unregelmässige  Richtung  und  bilden 
^^-^fig  in  sich  zunick  laufende  Curven  oder  netzartige  Kreuzungen;  Cement- 
p^^hen  mit  Schwindungsrissen  besitzen  immer  eine  ebene  Lagertläche.  — 
^^  Treibrisse  dagegen    entstehen    erst    nach   vollständiger  Erhärtung»    oft 

■-"'^t  nach  Jahren,    und  beim  Erhärten  unter  Wasser   früher  als  an  der  Luft; 
*  10311S 


uv^ 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


NU^  haben  meistens  eine  radiale  Richtung,  sind  in  der  Regel  am  Rande  des 
Kvu  hous  am  weitesten  und  verengen  sich  nach  der  Mitte  zu,  auch  treten  sie 
u\o\Ntous  mit  einer  Verkrümmung  des  Kuchens  auf.  Durch  diese  Treibrisse 
wiul  eine  Zerstörung  des  Kuchens  von  innen  heraus  herbeigeführt,  sowie 
omo  thoilweise  Aufhebung  des  Zusammenhanges  der  einzelnen  Theilchen,  die 
tns  4um  Zerbröckeln  führen  kann. 

Abbinden.  Man  erhält  in  der  Regel  durch  thonerde-  und  alkalireiche 
K\^hsti»rte  sowie  durch  einen  schwachen  Brand  einen  rascher  bindenden 
Tenteut.  iluroh  kieselreiche  Rohstoffe  und  einen  scharfen  Brand  einen  lang- 
x.uuer  bimlenden  Cement,  jedoch  ist  dies  nicht  immer  der  Fall,  weil  es  auch 
Koh^lotVe  v;iebt,  die  gerade  beim  schärfsten  Brande  einen  sehr  schnell  bindenden 
TcnuMit  liefern. 

Si'hnell  bindender  Cement  vermag  grössere  Wassermassen  in  sich  fest 
n\  uuu'hen  (in  seine  Poren  einzuhüllen)  und  liefert  nach  seiner  Erhärtung 
oine  poi'iisere  Masse  als  langsam  bindender,  welcher  beim  Beginn  des  Abbindens 
loiu\lii'li  Wasser  ausstösst  und  selbst  bei  grösserem  Wasserzusatz  dicht  wird: 
aueh  erfordert  der  schnell  bindende  Cement  zum  Anmachen  eines  Teiges 
\\»u  normengemässer  Dickflüssigkeit  eine  grössere  Menge  Wasser.  Wird  die 
iMhartiuiii  lies  schnell  bindenden  Cementes  durch  fleissiges  Umrühren  gestört 
N\»  gelingt  es  oft,  den  bereits  halberstarrten  Mörtel  wieder  flüssig  zu  machen. 
I  >uieh  dieses  Verfahren —  »Verrühren«  genannt  —  erreicht  man  ein  langsameres 
\bbihdoi\  lies  Mörtels.  Da  derselbe  längere  Zeit  weich  bleibt  und  nur  eine 
mMUi^ere  Härte  erlangt,  so  ist  es  nothwcndig,  schnell  bindenden  Cement  noch 
\or  ilem   Krhärtungsbeginn  zu  verarbeiten. 

iMist'her  Cement  bindet  schneller  ab  als  abgelagerter,  ein  mit  warmem 
\\  .i>st'i  angemachter  und  ein  dickflüssiger  PortlandcementmÖrtel  schneller 
als  ein  mit  kaltem  Wasser  bereiteter  und  ein  dünnflüssiger.  Das  Abbinden 
lasst  sieh  i>ft  verzögern  durch  einen  geringen  Zusatz  von  schwefelsaurem 
Kalk  luler  Cyps  (höchstens  bis  2^/(j),  durch  Zusatz  von  doppeltkohlensauren 
\\\n\  schwefelsauren  Salzen,  welche  Actzkalk  zu  binden  vermögen,  und  durch 
\ti Wendung  von    hartem  Anmachewasser,  sowie  Seewasser,    in  denen  solche 


ElilerTapilei. 


101 


Durch    welchen    Vorgang   die    Erhärtung    des    Cenientes  bewirkt  wird, 

[äst    noch    nicht    genügend    auf^^eklärt,    obwohl    sich  viele  hervorragende  Spe- 

tcialisten    (z.  B.    L.  Erdmenger,    Fuchs^  Kawalewski,  A.  Winkler,  Feichtinger, 

/"icat»  Ribot,  Chatenay,  Huck,  Hauenschild,   Dr.  Michaelis,  Petteiikofer  u.  A.) 

lil  dieser  Frage  eingehend  beschäftigt  haben.  Die  Ansicht  dieser  Fachmänner 

ist    theiUveise    eine    sehr    verschiedene,    jedoch    wird    allgemein    als    richtig 

ngenommen,  dass  beim  Brennen  der  Cementrohmasse  eine  Aufschliessung  des 

lones    erfolgt   und    dabei    ein    Silicat    von    Kalk    und    Thonerde    entsteht, 

welches  die  Fähigkeit  besitzt,  Wasser  chemisch    zu   binden,    ferner  dass  der 

[dement  beim  Erhärten  unter  Wasser  eine  geringe  Menge  seiner  Bestandtheile 

|(tiämlich    die    Alkalien    und    etAvas    Kalk    und    Kieselsäure'^    an    das  Wasser 

ibgiebt    und    endlich    dass   ein  grosser    Theil    des    Kalkes  bei  Lufterhartung 

kohlensauren    Kalk    umgewandelt,   also    Kalkhydrat    ausgeschieden    wird. 

Fulverisirter  erhärteter  l^ortlandcement    erhärtet,  mit  Wasser  angerührt, 

^on  neuem,  jedoch  weniger  kräftig. 

Nach  Dr.  Michaelis  tritt  die  maassgebende  Erhärtung  nach  7  Tagen 
i;  nach  dieser  ist  die  Güte  des  Cemeiites  zu  l>eurtheilen.  In  den  ersten 
Irei  Monaten  nimmt  die  Erhärtung  noch  wesenthch  äu,  dann  wird  die 
Zunahme  eine  geringere  und  nach  etwa  einem  Jahre  ist  die  Erhärtung  soweit 
geendet»  dass  sich  von  da  ah  bis  nach  Verlauf  eines  weiteren  Jahres  eine 
icitere  Zunahme  nicht  mehr  mit  Sicherheit  nachweisen  lässt. 

Für  die  Erhärtung  des  Fortlandcementes  ist  erforderhch:  Ruhe 
Fahrend  des  Abbindens,  denn  Cementmdrtel  erhärtet  nicht  oder  doch 
^ur  sehr  mangelhaft  in  bewegtem  Wasser,  Schutz  gegen  zu  schnelles 
Ilus trocknen  und  W asser entziehung  (z,  B.  durch  poröse  Unterlagen) 
Jurch  Annässen  der  fertigen  C^ementarbeit  während  der  ersten  Tage  und  durch 
Innässen  der  Steine  vor  dem  Vermauern,  denn  Cement  erlangt  niemals  seine 
tolle  Härte,  wenn  ihm  schon  im  Anfange  seiner  Erhärtung  das  zu  dieser 
!ithige  Wasser  entzogen  wird. 

Gewicht.  Es  wiegt   1  hi  Portlandcement  lose  im  Mittel  140^^  (Gewicht 
>ii  IV  l  durchschnittlich  lOü  kg)  und  fest  gepackt  im  Mittel  185  kg, 

§  223.  Mörtelbereitung. 

Reiner  Cementmörtel,  d.  h.  solcher,  welcher  nur  aus  Porllandcement 
d  Wasser  besteht,  wird  nur  tlann  verwendet,  wenn  der  Mörtel  dauernd 
t.er  Wasser  oder  in  feuchtem  Boden  oder  in  geschlossenen  Räumen  ver- 
gibt und  wenn  ein  sehr  rasches  Erhärten  und  eine  äusserst  dichte,  harte 
^'^  <d  feinkörnige  Masse  nothwendig  ist,  also  z.  B.  zum  Verstopfen  von  Quellen» 
^^^^^  Herstellung  von  möglichst  harten,  festen»  wasserdichten  Kunststeinen, 
*^^l.che  unter  Wasser  oder  in  einem  feuchten  Klima  (z.  B.  an  der  Meeresküste) 
|^^^:»i*'endung  finden  sollen,  zu  Cementarbeiten,  welche  eine  besonders  grosse 
^*^^tte  besitzen  sollen  u.  s.  w.,  auch  werden  noch  feuchte  Putzflächen,  um 
^'^  W^asserdichtigkeit  zu  erhöhen^  mit  reinem  Cement  abgerieben  und 
Klättet,  Nicht  geeignet  ist  reiner  Portlandcementmörtel  zur  Verwendung 
einem  trockenen  Klima  und  an  Orten,  wo  er  den  Sonnenstrahlen  und 
^:»i  Zugwinde  ausgesetzt  istj  weil  er  dann  keine  Haltbarkeit  besitzt  und 
^^^tientlich  leicht  Schwindrisse  erhält. 
^^  In  den  meisten  Fällen  also  muss  der  Mörtel  aus  einem  Gemenge  von 

H^^enr,  Sand  und  Wasser  bereitet  werden. 


102 


Zweiter  ThelL  Die  Verbindungsatoffe. 


Wasser.    Das  Atjroachewasser   darf  nicht   trübe    und    schlamnug  $tm 

und  nicht  organische  Stoffe  und  solche  Salze  aufgelöst  enihaken,  welche  die 
Festigkeit  des  Cementes  vermindern  können  (vergl  den  vorigen  Paragraphcü)^ 
Die  Wassermenge  soll  nicht  zu  gering,  aber  auch  nicht  zu  gross  genrahlt 
werden,  weil  bei  zu  geringem  Wasserzusatz  die  Festigkeit  des  M6rte!sy 
nachdem  sie  schnell  einen  grossen  Werth  erreicht  hat,  wieder  allin^ig  jib 
nimmt  und  oft  nach  2  Jahren  nur  noch  halb  so  gross  ist  als  diejenige, 
die  nach  Verlauf  derselben  Zeit  ein  mit  richtiger  Wassermenge  angemachter 
Mörtel  erreicht,    und    weil    bei    zu  grossem  Wasserzusatz  das  AI  ef- 

zögert^  ein  Theü  des  Mörtels  zu  schnell  zerlegt,  ausgelaugt  und   i  \cP 

geschwemmt,  die  Porosität  des  Mörtels,  weil  das  im  Ueberschuss  zugesetite 
Wasser  nach  seiner  Verdunstung  viele  Poren  hinterlässt,  vergrössert  und  die 
Festigkeit  vermindert  wird;  denn  die  Kittkraft  des  Cementes  ist  zwischen 
den  entfeniter  gelagerten  Theilchen  des  lockeren  Mörtels  eine  geringere  als 
zwischen  den  näher  gelagerten  Theilrhen  des  dichten  Mörtels, 

Nach  Tctmajer  sind  zur  Erreichung  eines  Mörtels  von  nonaen- 
gemässer  Dickflüssigkeit  bei  einem  Mischungsverhältniss  von  1:3  (in  Gewichts- 
procenten  der  gemischten  trockenen  Masse)  für  die  Normenpriifungen  lof 
Zug  8—10%,  für  Druck  8— 97«  Wasser  nothwendig.  im  Uc!  -  Y^ 
demselben    Mischungsverhälinisse   und    zur   Erzielung   von    Norm  r« 

22— 28*^/,j  Wasser.  Man  kann  annehmen,  dass  20  Gewich isproceutc  \Vi.»iCf 
einen  feuchten,  sich  ballenden  und  40  Gewichtsprocente  einen  zwar  diino- 
flüssigen,  aber  zum  Vergiessen  noch  geeigneten  Mörtel  ergeben.  Sadi 
Fried.  Neumann  braucht  man  der  Mischung  von  Cement  und  Sand  nur  so 
viel  Wasser  hinzuzusetzen,  dass  ein  verarbeitungsfähiger  steifer  Brei  entsteht, 
dass  beim  Schlagen  oder  Pressen  oder  fortgesetzten  Durcharbeiten  noch  ein 
gewisser  plastischer  Zustand  eintritt  und  sich  an  der  Oberfläche  ein^ 
Wassertropfen  bilden,  ein  Zeichen,  dass  sämmtiiche  Zwischenräume  mit 
Wasser  ausgefüllt  sind.  Bei  trockener  und  hcisser  W  itterung  ist  ein  grösserer 
Wasserzusatz  nöthig  als  bei  feuchtem  und  kaltem  Wetter,  bei  Ver^vendung 
von  schnell  bindendem  Cement  mehr  Wasser  als  bei  Benutzung  von  lüng- 
sam  bindendem,  bei  Mörtel,  welcher  zum  Vermauern  dienen  soll,  mehr 
Wasser  als  bei  Gussstücken,  die  in  Formen  hergestellt  werden.  Gusssltickc 
aus  einem  wie  feuchter  Sand  erscheinenden  Mörtel  besitzen  eine  grosse 
Dichtigkeit  und  sind  iVei  von  Luftblasen,  welche  sich  sehr  leicht  beim  Ver 
giessen  von  dünnflüssiger  Masse  bilden.  Der  zum  Vermauern  bestimmte  Mörtd 
muss  eine  breiartige  Consistenz  erhalten»  weil  die  Steine,  auch  wenn  sie  vor 
ihrer  Verlegung  angenässt  werden,  aus  dem  Mörtel  noch  Wasser  aufsaugau 
Cemenle,  welche  zur  Bereitung  eines  genügend  steifen  Breies  weniger  Wasser 
erfordern,  liefern  einen  dichteren  und  festeren  Mörtek 

Nach  dem  Erhärten  enthält  der  Mörtel  noch  etwa  10%  chemisch 
gobundenes  Wasser  und  besitzt  nach  Lipowitz  ein  specifisches  Gewicht 
von  2-60— 2-67. 

Sand.  Der  Sand  soll  scharfkantig  und  rein,  namentlich  aber  ohne 
grössere  Humus-  und  Thonbestandtheile  und  nicht  zu  fein  sein. 

Nach  Lieven  soll  eine  Beimengung  von  4 — b^%  Humus  oder  Torf 
zum  Sand  die  Erhärtung  des  Portlandcemenimöriels  verhindenu  Die  Festig- 
keit des  Mörtels  ist  eine  grössere  bei  Venvcndung  von  grobem,  scharfem 
Sand  mit  rauher  Oberfläche   ab   bei   Benutzung   von  feinkörnigem  Sand  mit 


Erstes  Capitel.  Die  Mortem!, 


108 


vorwiegend  runden  Kurnem  und  glatter  Oberfläche ;  nicht  geeignet  ist  Streu- 
sand,   bevorzugt    wird   gemischtkömiger    Sand,    weil    derselbe    die  wenigsten 
Hohlräume    besitzt.     Reiner    Quarzsand    und    Sand    mit    dichten  und  harten 
lalkkörnern  gilt  als  der  beste^    nicht  so  gut  ist  Sand  mit  porösen   Bestand- 
iieilen  [yfic  z.  B,  Tuff)  oder  mit  Theilen,  di^  eine  blättrige  Structur  besitzen 
Iwie   z,  B.  Glimmer»    Feldspatli   u,    dergl.).    Zu    Normenprüfungen    wird    der 
^genannte  Normalsand  (vergl.  §  196)  verwendet;  gut  geeignet  zur  Mörtel- 
Bereitung    ist    grober    Flusssand.    Es    empfiehlt    sich,   zu  Putzarbeiten    einen 
lieineren  Sand  zu  nehmen    als    zum    Verniauem.     Sind    die    Sandkörner    von 
einer  lehmigen  oder  ihonigen  Masse  fest  umhülltj  so  muss  der  Sand  gewaschen 
geschlämmt)    werden ;    hierzu   benutzt    man    mit    Vorthcil    die   schon  früher 
'  crM ahnte    Sandwaschmaschine    von    Gresly-Ruge»  welche  z,  B.  in  der 
> Schweizer    Bauzeitung«     (1886,    Nr.  20)    abgebildet    und    besclirieben    ist 

Pesitzt  der  Sand  jedoch  Lehm  und  Thon  in  sehr  geringer  Menge    lose   bei- 
miischt,  so  ist  eine  Reinigung  nicht  noth wendig,  auch  nicht  einmal  erwünscht, 
eil  diese  Stoffe  die  Dichtigkeit  und  Festigkeit  des  Mörtels  vermehren. 
Mörtelmischungen.  Guter  Portlatulcement  verträgt  einen  hohen  Sand- 
zusatz, jedoch  geht   man    beim    Mörtel,  welcher  zum  Vermauern  dienen  soll, 
^^icht  gern  über  das  vierfache  Volumen  Sand    hinaus,    weil    mit    wachsendem 
^Kandzusatz  nicht  nur,    wie  bemerkt,    das    Abbinden  verzögert,   sondern  auch 
^clie  FesUgkeit  und  Dichtigkeit  des  Mörtels  vermindert  wird,  (Siehe  die  unten* 
stehende  Tabelle.) 

Um  eine  gleichmässige  Festigkeit  der  ganzen  Mörtelmasse  zu  erzielen, 
darf  man  dem  Cement  nur  so  viel  Sand  beimengen,  dass  sämmtbche 
Zwischenräume  des  Sandes  mit  Cement  ausgefüllt  und  alle  Sandkörner  von 
Cement    umhüllt    sind.    Bei    feinem,    reingewaschenem  Sand    kann    man    die 

I Zwischenräume  zu  etwa  4(>7o   ^^^  ganzen  Masse  annehmen  und  somit   1   Theil 
Cement  mit  ^2^j^  Theilen  Sand  vermischen,  ohne  befürchten  zu  müssen,  dass 
biazelne    Zwischenräume    unausgeiüllt    bleiben    und    an    diesen    Stellen    die 
Festigkeit  des  Mörtels  eine  geringere  ist, 
I  Prof  Manger  empfiehlt  folgende  Mischungen: 

I  ö)l  Cement  und  4  Sand:    zu   Bankett-   und    Fundamentmauerwerk 

Im  Trockenen  oder  unter  Wasser,  sowie  für  Plinthenmauerwerk  einstöckiger 
Gebäude,  femer  zu  1  Stein  starken  Scheidemauem  in  mehrstöckigen  Ge- 
bäudeii  und  endlich  zu  Hintermauerungen  starker  Futtermauem. 

i)    1   Cement  und  3  Sand:    zu  Bankett-    und  Fundamentmauerwerk 

[^mehrst uckiger    Gebäude,     zu    Kellerwänden,    Widerlagspfeüem    und    Tonnen- 

[gcwölben,  deren  Pfeilhöhe  V4 — Vs  der  Spannweite  beträgt,  femer  zu  Bogen- 

piittclpfeilem,  deren  Stärke  nicht  weniger  als   '/g — */,(,  der  Bogenspannweite 

nisst,    zum    inneren  Wandputz,    wxnn    die  Wände  Räume    umschlicssen,    die 

nöghchst    bald   bewohnt    werden   sollen,    und   endlich   zu  Cement- Es  trieben* 

c)   1   Cement  und  2  Sand:    zum    Vermauern  von  Steinschichten,  die 

rom    Wasser    bespült     werden,    zum    Aufmauem    von    Widerlagern,    welche 

jioht    die    für    Luftmörtel    nothwendige    Stärke    besitzen,    zum    Wölben  von 

pirdbogen    und    anderen    stark    belasteten    Bögen,    femer    zum   Mauern    von 

lachen     Gewölben,    zum    Ziehen    und    Putzen    von    Gesimsen,    endlich    zum 

^ussenputz   von    auf    der  Wetterseite    hegenden    Wandflächen    und    von    mit 

r'cuchtigkcit  durchzogenem  Plinthenmauerwerk. 


104 


Zweiter  Thcih  Die  Verbinden  gaslolfe. 


d)  1  Cemcnt  und  Vf^ — 2  Sand:  au  Betonschichten  in  sehr  queUigcn, 

pressbaren  Fundamentgräben,  zum  Vermauern  von  den  Einwirkungen  des 
Eisganges  ausgesetzten  Steinschichten,  zur  Ausführung  schwacher  Schci<le- 
mauern  und  schwacher  Gewölbemittelpfeiler,  zum  Wölben  schwacher  Kippen 
mit  Ziegehi  auf  flacher  Seite,  femer  zum  Aussenputz  von  sehr  nass  liegendem 
PUnthenmauerwcrk,  zum  Abdecken  von  Gesimsen  und  Wasserschlägen,  zm 
Gefässen  für  allerhand  Flüssigkeiten,  zum  Vermauern  der  inneren  Schichtet) 
von  Abortgrubeti  und  endlich  zur  Herstellung  von  allerlei  künstlichen 
Steinen  (Dachziegeln,  Treppenstufen,  Thür-  und  Fenstereinfassungen,  Gral»- 
steinen,  Rinnsteinen,  Fussboden-  und  Trottoirplatten  u,  s.  w,). 

In  dem,  im  Auftrage  des  *  Vereines  deutscher  Portlandcement-FabH- 
kanten«  bearbeiteten  Werke  >Der  Portlandcement  und  seine  Anwen- 
dungen im  Bauwesene  (Berlin  1892)  wird  als  Anhalt  fiir  die  Mischungs- 
verhältnisse Folgendes  (auf  S.  61  u.  Ö2)  angegeben: 

1 — 2  T  heile  Sand  auf  1  Tb  eil  Cement  werden  nur  da  angewandt, 
wo  es  auf  sehr  hohe  Festigkeit,  namentUch  nach  kurzer  Zeit,  ankommt 
und  wo  man  grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  Abnutzung  (Ueberzug 
auf  Fussböden  u.  dergl)  oder  Wasserdichtigkeit  verliuigt. 

3- — 4  Theile  Sand  auf  1  Thcil  Cement  nimmt  man  für  Mauer- 
werk,  Fundamente,  Kunststeine»  Betonirungen  und  ähnliche  Arbdten. 

Wo  die  Festigkeit  von  fünf  und  mehr  Teilen  Sand  auf  1  Thell 
Cement  genügt,  wendet  man  am  besten  Cement-KalkmÖrtcl  an.  (Vergl  düii 
nächsten  Paragraphen.) 

Mörtelbereitung.  Die  Herstellung  von  Portlandcementmörtel  kann  auf 
zweifache  Weise  erfolgen:  entweder  vermischt  man  den  Cement  zunächst  mit 
der  nothwendigen  Wassermenge,  setzt  dann  den  Sand  hinzu  und  arbeitet  d^*i 
Ganze,  bis  es  geschmeidig  wird,  tüchtig  durch  —  oder  man  mengt  den  Cement 
mit  dem  Sand  trocken  zusammen  und  setzt  dann  unter  tleissigem  Umrühren 
das  Wasser  hinzu.  Das  letztere  Verfahren  lässt  sich  mit  Vortheil  nur  bei 
vollständig  trockenem  Sande  anwenden. 

Auf  die  Bereitung  ist  die  grösste  Sorgfalt  anzuwenden,  da  von  ihr 
die  Güte  des  Portlandcementmörtels  wesentlich  abhängt-  Der  benutzte  Mörtel- 
kasten ist  vor  jeder  neuen  Mischung  von  allen  bereits  abgebundenen 
Mörtelresten  zu  reinigen,  weil  durch  diese  die  Festigkeit  des  neuen  MÖrteb 
vermindert  werden  würde.  Um  einen  recht  geschmeidigen,  kräftig  l>indcndeu 
und  gut  erhärtenden  Mörtel  zu  erhalten,  ist  ein  fleissiges  Durcharbeiten  und 
Schlagen  der  Masse  noth wendig. 

Auch  hierbei  kann  man  sich,  wie  bei  der  Kalkmörtelbcreitung,  mit 
Vortheil  Mörtelmischmaschinen  (z.  B*  der  von  C.  Schlickeysen  in  Heiliilf 
Joh.  Schuhmacher  in  Köln  a.  Rh.,  Möller  und  Blum  in  Berlin  consmiirten) 
bedienen.  Eine  nach  Art  eines  Kollerganges  eingerichtete  Mörtelmaschinc 
liefert  z.  B.  täghch  0() — 60  m^  Mörtel,  eine  solche  nach  Art  der  Thonschneider 
construirte,  z,  B.  bei  einer  Betriebskraft  von  1—2  Pferdestärken  und  bei 
dner  Bedienung  durch  2 — 3  Mann  täglich  2()— 30  m\  ein  Mischtrog  bei 
3  Pferdestärken  und  14  Mann  Bedienung  etwa  HO  m^,  bei  5  Pferd estArkca 
und  25  Mann  Bedienung  etwa  IbO  m^  Mörtel,  wenn  man  die  Trans]^K>rtweitt? 
der  einzelnen  Rohstoffe  zu  etwa  50  m  antummt 

Ueber  die  Ausgiebigkeit  von  Portlandcementmörtel  hat  Docior 
Michaelis  die  nachfolgende  Tabelle  zusammengestellt: 


Erstes  Capitet.  Die  Mörtel. 


105 


Cfwcnt 

SAiid 

\Vas»«r                    ÄIürlelnuAAM? 

' 

HektoJJter                      H<»ktolit«r 

1-tier                       Hektoliter 

DtclitfKiceit 

1 

53 

1-07 

201-65 

'2 

7B 

2(i6 

iBnm 

3 

107 

3-71 

^m'!)l} 

4 

132 

4-71 

IHTAb 

h 

lOH 

5-70 

18740 

6 

Wi 

«•70 

1^7-40 

7 

•221 

7*71 

i84;-<>5 

8 

2büry 

S'71 

I8li'05 

9 

2Ui) 

1»'(;8 

18i;*05 

10 

3ÜÜ 

UH\3 

imob 

'          Zur  Bereitung  von  l  m^  Mörtel  sind  erforderlich: 

1^             bei  cioem  M1*cbiingjverliEUnU»  von:             ^*^*"*              ^7*^ 

H              1  Cement  and  1  Sand 9^           6f>7 

353 

■             1          ^          >     2       »     ..62-^           8SH 

333 

■             1                   .3       >     467         lOOü 

327 

r       1 

»     4 

»     568 

1053 

329 

■  (Siehe  *  Der  Portlandcement  und  seine  Anwpndnng  im  Bauwesen«,  S,  04.) 

I  Verschiedenes,  K«  sei  nochmals  hervorgehoben,  dass  Portkndcement* 

■tiürtel    möglichst    schnell,    jedenfalls    aber    vor    dem    Erhärtungsbeginn    ver- 
ptrbeitet  werden  muss.   Bindci  der  Mörtel   wahrend    der  Verarbeitung  ab,    so 
werfe  man  ihn  fort,    denn  durch  einen  erneuten  Wasserzusatz  lässt  sich  der- 
selbe nicht  wieder  verwendbar  machen,   w^eil  er  niemals  so  hart  wird   wie 
richtig  verarbeiteter  Mörtel    Man  darf  daher  den  Mörtel  nur  in  so  grossen 
Massen    berstcllen,    dass    man    dieselben    leicht   verarbeiten   kann    und  kein 
Rückstand  bleibt,    weil  derselbe  verdirbt    und  unbrauchbar  für  weitere  Ver* 
i'cndung  wird.  Ist  der  Mörtel  abgebunden,  so  schütze  man  ihn  —  besonders 
den  Sommemtonaten    —    noch  einige  Tage  lang    durch  wiederholtes  An- 
oder durch  Vorhängen  nasser  Tücher  oder  nasser  Strohmatten  gegen 
rbnollc  Austrocknung. 

g  224.  Der  Cement-Kalk-Mörtel 

Vorzüge.  Ein  stark  gemagert  er  Portlandcementmörtel  besitzt  zwar 
Ir  manche  technische  Zwecke  noch  eine  genügende  Festigkeit,  lässt  sich 
ibcr  nur  schwer  verarbeiten  und  haftet  am  Stein  nur  wenig.  Schon  durch 
tinen  geringen  Zusatz  von  Fettkalk  werden  Geschmeidigkeit  (Yerarbeitungsfähig- 
kcit),  Dichtigkeit,  Festigkeit  und  Adhäsionskraft  des  Portlandcementmörtels  mit 
hohem  Sandzusatz  vermehrt  und  die  Herstellungskosten  vermindert.  Ein 
lolcbcr  Cement-Kalk-Mörtel  kann  selbst  bei  Frostwetter  vermauert  werden 
ötjd  erhärtet  an  der  Luft  und  im  Wasser  schneller  wie  Mörtel  aus  Trass 
jdcT  hydraulischen  Kalken,  vor  denen  er  deshalb  unbedingt  den  Vorzug 
jrerdicnt.  Unter  den  Luftmörteln  gilt  der  Cement-Kalk-Mörtel  als  der  beste; 
tr  Jtcichnct  sich  ferner  aus  durch  schnelle  Erhärtungsfähigkeit^  grosse  Volumen- 
ndigkcit,  Haltbarkeit  und  hohe  hydraulische  Eigenschaften. 

Festigkeit.     R,    Dyckerhoff    hat    mit    verschiedenen    Cement-Kalk- 

föitelmi«chungen  eingeliendc  Untersuchungen  angestellt  und  über  die  ¥«;öl\%' 


106 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


keit  und  Preise  einiger  Mischungen  die  nachfolgende  (von  uns  dem  Rhein- 
hard'schen  »Kalender  für  Strassenbau-,  Wasserbau-  und  Culturingenieurec 
entnommene)  Tabelle  aufgestellt: 


Festigkeit  nach  28  Tagen 

in  Kilogramm  für 

das  Qoadratcentimeter 


Mischung  in  Gewichtsthcilen 


4  Wochen 
im  Wasser 
erhärtet 


1  Woche 
im  Wasser, 
S  Wochen 
an  der  Luft 

erh'drtet 


Zu  1  Cubikmeter  Mörtel 
sind  erforderlich 


1  Cement*),  5  Rheinsand, 

V4   hydraulischer   Kalk  Ij  17*6 

1   Cement*),  6  Rheinsand,  || 
Va   hydraulischer   Kalk  '  IT'l 

1  Cement*),  8  Rheinsand,  | 
»/^   hydraulischer   Kalk    10*7 

!l 
1  Cement,  10  Rheinsand,  , 
1    hydraulischer     Kalk      9-2 


160-8 


152-0 


97-0 


67-0 


31-4 


24-3 


10-8 


291-0' 


226-Oi 


285*^  Cement,    1425*^ 
(=  1020  /)    Sand    und 
71  kg  Kalkhydrat      .    . 
233  >&^  Cement,    1400  >t^ 
(=  1000  /)    Sand    und 
116  kg  Kalkhydrat    .    . 
182  kg   Cement,    1456  kg 
16-7  154-0"       (=   1040  l)    Sand    und 
.        136  kg  Kalkhydrat    .    . 
\  148  kg  Cement,    1480  kg 
94-0'       (=  1060  /)    Sand    und 
II       148  kg  Kalkhydrat  .    . 


5  ««ÄS 


Ulis 


15-02 
13-56 
11-92 
10-79 


*)  Der  zu  diesen  Proben  benutzte  Cement  wies  20*8  kg  Normen-Zugfestigkeit 
nach  28  Tagen  Erhärtung  auf. 

Femer  ermittelte  R.  Dyckerhoff  die  Zugfestigkeit  eines  Mörtels  aus 
1  Cement,  1  Kalk,  7  Sand  nach  28  Tagen  zu  41  kg,  und  die  eines  Mörtels 
von  demselben  Sandzusatz,  jedoch    ohne  Kalkzusatz  nach  derselben  Zeit  m 

nur    B  0  %     lur    das    (^^^^^'^^ratcentimctcr ;    die    Druckfestigkeit    der    erbieroi 


Erstes  Capitel.  Ble  Mörtel. 


107 


Im  AUgeineinen  kann  man  annehmen,  dass  sich  die  Druckfestigkeit 
"des  Cement-Kalk-Mörtels  zur  Zugfestigkeit  nahezu  wie  10:1   verhält 
t  Die  hohen  hydraulischen  Eigenschaften  des  Cement-Kalk-Mörtels  sind  durch 

^fcahlreiche  Versuche  ermittelt  worden;  so  %,  B.  hielt  sich  ein  Putz  aus  einer 
^niischung  von  1  Cement,  1  Kalk  und  5 — 7  Sand  und  in  einer  Stärke  von 
^K^ — 3  cm  selbst  unter  der  Einwirkung  von  Hochwasser  mehrere  Jahre^  und 
^^s  vermochte  ein  Mörtel  aus  1  Cement,  1  Kalk  und  6  Sand  bereits  zwei 
Stunden  nach  seinem  Abbinden  dem  Wasser  zu  widerstehen,  während  ein 
solcher  aus  1  Cement  und  G  Sand  erst  nach  zwölf  Stunden  im  Wasser  hielt. 

kUm  das  Adhäsionsvermögen  des  Cement-Kalk-Mörtels  mit  dem  des 
ortlandcementes  vergleichen  zu  können,  legte  Dyckerhoff  zwei  Backsteine 
Magweise  übereinander,  so  dass  eine  144  cm^  grosse  Kiltflaehe  entstand, 
IP  verband  die  Steine  einmal  mit  einem  Mörtel  aus  1  Cement,  :)  Sand, 
as  andere  Mal  mit  einem  Mörtel  aus  1  Cement,  ö  Sand  und  drittens  mit  einem 
Mörtel  aus  1  Cement,  1  Kalk,  7  Sand.  Kr  stellte  hierauf  die  folgenden 
Tragfähigkeiten  bis  zur  Rissbildung  fest; 

bei    1  Cement,    3    Sand    nach    der    ersten    Woche    64  kg^    nach    drei 
^Vochen  90'5^^^; 

bei    1   Cement,    5  Sand    nach    der    ersten  Woche  1 8*8  kg^    nach    drei 
^\^ochen  28  3>t^; 

bei  1  Cement,  1  Kalk,  7  Sand  nach  der  ersten  Woche  62'2  kg^    nach 
Irei  Wochen  84*7  kg. 

Hauenschild  ermittelte  die  Tragfähigkeit  für  eine  gleich  grosse  Kitt- 
läche  bei  Verw'endung  eines  Mörtels  aus  1  Cement,  1  Kalk  und  5  Sand  zu 
[10*2%  nach  einer  Woche  und  zu  1653%  nach  vier  Wochen,  ohne  dass 
Dei  dieser  sich  stets  gleich  bleibenden  Belastung  eine  Rissbildung  erfolgte; 
?ine  'I'rennung  trat  erst  bei  einer  Belastung  von  11>V*%,  und  zwar  mitten  in 
ier  Fuge  ein,  während  sie  bei  den  meisten  Proben  mit  einer  Mischung  von 
1  Cement,  3  Sand  schon  bei  einer  Durchschnittsbelastung  von  150  kg  für 
^_das  Quadratcentimeter  nach  vier  Wochen,  und  zwar  am  Backstein  und  unter 
^Älitnahmc  einiger  Ziegelsphtter  erfolgte.  (Siehe  ^Handbuch  der  Architektur«, 
H.  Thcil.  Bd.  1,  S,   163.) 

^y  Mörtelmischungen.  Für  Mauerwerk  im  trockenen  Erdreich  oder  an 

P   der  Luft  sollen  sich  die  folgenden  Mischungen  gut  bewährt  haben: 


Gewichtslheil  Cement,    2}\^   Gewichtstheile    Kalkteig    oder    hydrau* 


t scher  Kalk,  G— 9  Gewichtstheile  Sand; 
1  Gewichtstheil  Cement,    2  Gewichtstheile  Kalkteig  oder  hydraulischer 
Lalk,  6 — 9  Gewichtstheile  Sand; 
1  */j   Gewichtstheile  Cement,   1  7j  Gewichtstheile  Kalkteig  oder  hydrau- 
scher  Kalk,  G — U  GewichtstheÜe  Sand; 
2  Gewichtstheile  Cement,  1  Gewichtstheil  Kalkteig   oder  hydraulischer 
:alk,  6—9  Gewichtstheile  Sand, 
Als  zweckmässigstc  Mischungen  empfiehlt  das  Werk  »Der  Portland- 
ement  und  seine  Anwendungen  im  Bauwesen«  (S.  6l>)  die  folgenden: 
1  Thcil  Cement,    5  Theüe    Sand,    */,  Theil    Kalkteig    oder    hydrauli- 
scher Kalk; 

1   Theil  Cement,    6 — 7  Thcilc  Sand.    1   Thcil  Kalkteig    oder  hydrauli- 
cher  Külk; 


108 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffc. 


1  Theil  Cement,  8  Theile  Sand,  V/^  Theile  Kalkteig  oder  hydrauli- 
scher Kalk; 

1  Theil  Cement,  10  Theile  Sand,  2  Theile  Kalkteig  oder  hydrauH- 
scher  Kalk. 

Bei  diesen  Mischungen  ist  die  Ausbeute,  wenn  man  Cement,  Kalk- 
teig und  Sand  zu  140^^  für  das  Hektoliter  annimmt,  die  folgende: 


Mischung  in  Hektolitern 

1 

1  Cubikmeter  Mörtel  erfordert           | 

Oment 

Sand 

Kalkteig   |    Wasser 

! 

Ausbeute 

1 

Cement     1       Sand       i       Kalk 
KUognmni  ,        Ljter       1        Liter 

I 

Wasser 

Liter 

5 
6 

7 

8 

10 

0-5           1-30 
1-0           1-35 
10           1-60 
1-5           1-60 
2-0           1-70 

4-90 
,      6-00 
1     6-80    1 
,      7-80    1 
;     9-45 

1 

286     1     1020          102 
233     •     1000    1      167 
206      1     1029     I      147 
182     1     1040          195 
148      !     1055    1      212 

1 

265 
225 
235 
205 
180 

Mörtelbereitung.  Die  Bereitung  des  Cement-Kalk-Mörtels  erfolgt 
gewöhnlich  in  der  Weise,  dass  man  den  Kalkbrei  mit  Wasser  in  Kalkmilch 
verwandelt  und  in  dieselbe  unter  beständigem  Umrühren  die  vorher  fertig- 
gestellte trockene  Mischung  von  Portlandcement  und  Sand  einmengt.  Wird 
statt  Kalkbrei  Staubhydrat,  d.  h.  zu  Pulver  gelöschter,  gesiebter  oder  ge- 
mahlener hydraulischer  Kalk  verwendet,  so  mischt  man  dieses  mit  dem 
Cement  und  Sand  trocken  und  so  innig  zusammen,  dass  ein  vollständig 
gleichmässiges  Gemenge  entsteht,  und  setzt  dieser  Mischung  die  nothwendige 
Wassermenge  unter  fleissigem  Umrühren  hinzu. 

Auch  bei  diesem  Mörtel  hängt  sehr  viel  von  der  Sorgfalt  bei  seiner 
Zubereitung  ab. 

§  225.  Verschiedene  andere  Cemente. 


Erstes  Capild.   Die  Mörtel. 


109 


Cementfabrikalion  aufs  Tiefste  schädigen  würden  und  die  Zulassung  auch 
nur  eines  solcher  Zusätze  einer  Verfälschung  des  Cementei»  Thür  und  Thor 
flftien  müsste;  nur  solche  Beimengungen,  welche  dem  Forilandcemente 
ewisse  Eigenschaften  zu  verleihen  vermögen»  wie  z.  B,  Gyps,  seien  nichl 
als  Verfälschungen  anzusehen,  wenn  sie  nicht  mehr  als  höchstens  2%  des 
'Gewichtes  der  Masse  betrügen. 

Die  ConfercnÄ  *über  einheitliche  Untersuchungsmethoden  bei  der  Prüfung 

Oll  Baustoffen  auf  ihre  mechanischen  Eigenschaften^   hat  sich  dieser  Ansicht 

geschlossen  und  bestimmt,  dass  der  Name  »Portlandcementc  nicht  geändert 

;u  werden    brauche,    wenn    zur  Regelung    technisch    wichtiger  Eigenschaften 

Zusatz  fremder  Stofte  nur  bis  zu  2*^,,^  des  Gewichtes  stattgefunden  habe, 

IS    aber    in    allen   anderen  Fällen   derartige  Bindemittel    nach  dem  Grund- 

toflfe  und  der  Angabe  des  Zuschlages  ausdrücklich  als  gemischte  Cementc 

benennen  seien. 

Die  gemischten  Cemente  werden  häufig  als  fertige  Trockenmörtel, 

h.    als    im    richtigen    Verhältnisse    gemischte,    aus    Cement,    Zusatz    und 

and  bestehende  Pulver   von  den  Fabriken  versandt;    diese  Pulver  brauchen 

;ur   Bereitung    eines    Mörtels    nur    noch    mit    der   uöthigen  Wassermenge  an- 

emacht  zu  werden. 

2.  Magncsiacement. 

Man  unterscheidet  reinen  Magnesiacement  oder  Sorerschen  Cement  und 
agne^ia-Kalk-Cement, 

Der  Sorel'sche  Cement  wird  entweder  durch  Mischen  von  gebranntem, 
,oq>hem  Magnesit  (natürlich  vorkommende  kohlensaure  Magnesia)  und  Chlor* 
gnesiumlüsung  von  SjU — 30^^  ßtf.  oder  dadurch  gewonnen,  dass  man  ge- 
xTT^Ählenen  Magnesit  mit  10 — 20^/^  Salzsäure  und  der  nöthigen  VVasseiTnenge 
a&«-^  einem  plastischen  Teig  anmacht,  aus  diesem  Ziegel  furnit,  dieselben 
c^cknet,  sodaim  stark  brennt  und  endlich  auf  das  Feinste  mahlt.  Remer 
«igtiesiacement  zeichnet  sich  durch  eine  bedeutende  Kittkraft  aus,  die  von 
«nem  anderen  Bindemittel  übertrofiten  wird,  femer  durch  eine  grosse  Er- 
tungsfahigkcit  und  Dauerhaftigkeit  an  der  Luft,  sowie  durch  grosse  Härte, 
stigkeit,  Zähigkeit  und  Dichtigkeit.  Weitere  Vorzüge  sind  seine  maltweisse 
be,  welche  eine  beliebige  Färbung  gestattet,  und  seine  Politurfähigkeit. 
Nachtheile  sind  anzuführen:  Ausschwitzen,  Erweichen  unter  Wasser  oder 
feuchter  Luft  und  Treiben;  letzteres  tritt  oft  erst  längere  Zeit  nach  der 
;^riartung  des  Cementes  und  namentlich  bei  schlechter  Zubereitung  desselben 
Man  benutzt  den  Magnesiacement  hauptsächlich  zur  Herstellung  künst- 
er Decorationsstücke. 

Wird    Alagnesit    vorsichtig    gebrannt    und    mit    einem   geringen  Wasser- 
tz  versehen,  so  erhält  man  einen  Cementmörtel,  welcher  schon  nach  etwa 
ölf  Stunden    eine  Härte  imd  Widerstandskraft   gegen  Wasser  erreicht,   die 
^^t^cr  Portlandcement  besitzt. 

Zur  Herstellung  künstlicher  Steine  verwendet  O.  Terpin  zu  Hannover 


=^*rfc 


Efc^ 


Gemenge  von  gebranntem  Magnesit  (mit  oder  ohne  Zusatz  von  Marmor- 


i^-^J^tl,  Sand,  Erdfarben  und  Füllstoffen)  und  einer  aus  64  Theilen  gesättigter 
^5*lonnagnesiumlösung,  H3  Theilen  gesättigter  Chlorcalciumlösung,  l  Theil 
5-- "^lorwasser  und  2  Theilen  Sabisäure  bestehenden  Flüssigkeit.  Nach  ihrer 
---^'^^ärtung  wird  die  Masse  in  eine  aus  gleichen  Theilen  einer  gesättigten 
JJ?^onnagnesium-  und  Chlorcalciumiösung  bestehende  Flüssigkeit  gelegt,  dann 


110 


Zweiter  TheU,  Die  Verbfndniigsstcifre. 


getrocknet    und    schliesslich   mit    Paraffinöl    (oder   anderen  Oelen)   getränkt. 
Eiehungsweise  tüchtig  abgerieben» 

Magnesiacement  mit  Fettkalk  vermischt  (Magnesia-Kalk-Ceinent) 
wird  an  Stelle  des  hydraulischen  Kalkes  und,  weil  er  einen  hohen  Sandxus^U 
ohne  wesentliche  Einbusse  an  Adhäsionskraft  vertragen  kann,  auch  als  magerer 
Luftmörtel  verwendet. 

3.  Medinacement  (Dolomitcement,  Weisscement). 

Dolomite,  d.  h.  natürliche  Gemenge  von  kohlensaurem  Kalk  und  kohlen- 
saurer Magnesia,  oder  dolomitische  Mergel,  bestehend  aus  kohlens::  k, 
MagTiesia,  Eisenoxyd,  Thonerde,  Kieselsäure  u.  s.  w.,  oder  Zechst  it, 
bestehend  aus  kohlensaurem  Kalk,  kohlensaurer  Magnesia  und  Thon,  Udcm 
gebrannt  und  fein  gemahlen  ein  hydraulisches  Bindemittel  von  grosser  W'M- 
feilheit.  Die  Brenntemperatur  wählt  man  bei  Dolomiten,  welche  wenig  Thoih 
erde  und  Kieselsäure  besitzen,  am  besten  unter  400**  C,  damit  nur  die 
Magnesia  die  Kohlensäure  verliert  und  dadurch  hydraulisch  wird,  Atr 
krystallinische  Kalk  sie  jedoch  behält  und  nur  in  amorphen  Kalk  verwandelt 
wird.  Besitzen  die  Dolomite  dagegen  einen  hohen  Gehalt  an  Thonerde  und 
Kieselsäure,  so  kann  man  sie  auch  bis  zur  Sinterung  oder  bis  xur  voll- 
ständigen Aetzkalkbildung  brennen;  es  verliert  alsdann  die  todtgebranmt 
Magnesia  zwar  die  Fähigkeit,  unter  Wasser  zu  erhärten,  jedoch  bildet  steh 
bei  Wasserzusalz  Kieselsäurehydrat,  welches  sich  mit  der  Magnesia  verbindet 
Ein  solcher  DolomitccmeiU  besitzt  nur  geringe  hydraulische  Eigenschaften 
und  wird  deshalb  hauptsächlich  als  magerer  Luftmörtel  verwendet, 

Medinacement  besitzt  eine  grössere  Widerstandsfähigkeit  gegen  die 
Einwirkungen  von  Seewasser  als  Porti  an  dcement  und  kann,  ohne  seine  Kitt- 
kraft einzubüssen,  mit  der  sechsfachen  Sandmenge  vermengt  werden.  Er 
erfordert  zur  Herstellung  eines  steifen  Teiges  etwa  50  Gewichtsproccntc 
Wasser.  Man  benutzt  ihn  hauptsächlich  in  England  und  Frankreich,  und 
zwar  zu  Hafen-  und  Schutzdämmen  am  Meere,  auch  zur  Bereitung  von  Betoo. 

Der  Medinacement  von  Francis  Brothers  in  London  besieht 
nach  Mang  er  aus:  45'7S%  Kalkerde,  5*28%  Magnesia,  9'747(»  Thonerde, 
1681%  Kieselsäure,  8'677o  Eisenoxyd,  1*55%  Kali,  0*527o  Natron, 
5'437o  Kohlensäure,  4*3 P/o  Mangan,  Phosphor,  Schwefelspuren  und  l'43*,'t 
Wasser, 

Nach  Glasenapp  lassen  sich  aus  einer  Mischung  von  100  Thdlcn 
feingemahlenem,  durch  Brennen  kohlensäurefrei  gemachtem  Dolomit  und 
70  Theilen  Wasser  Abgüsse    erzielen,    welche   besser   sind    als  Gypsabgiisse 

4.  Bituraelith. 

Ein  Gemenge  aus  Magnesiacement  und  Asphaltpulver,  das  wegen  dir 
Gefahr  des  Treibens  nur  mit  Vorsicht  zu  verwenden  ist, 

5.  Albolith  von  Riemann  in  Breslau. 

Zerkleinerter  Magnesit  wird  gebrannt,  fein  gemahlen  und  gesiebt,  hierauf 
mit  einer  entsprechenden  Menge  amorpher  Kieselsäure  vermischt  und  endUth 
mit  Wasser  zu  einer  breiartigen  Masse  angemacht.  Diese  wie  Gyp.smörtd 
aussehende  Masse  eignet  sich  besonders  zur  Herstellung  von  Ornamenlcn, 
die  im  Inneren  der  Gebäude  angebracht  werden. 

Wird  Albolith  mit  einer  stark  gesättigten  Lösung  von  «  'im 

und  Wasserglas   vermischt,    so  erhält  man    eine  sehr  harte  in  *i^ 

fähige  Masse,   die   nameiktlich   tmr  Anfertigung  von  Gussstucken   empioHkn 


Etstes  CapfteL  Die  Mörtel. 


111 


werden  kann,  weil  sie  die  Formen  sehr  scharf  ausfüllt.  Aus  solcher  Masse 
wurden  bereits  Säulen capitäle,  omamcntirte  Friese,  Tisch-  und  Fussboden- 
platteui  auch  Billardbälle  u,  s.  w,  hergestellt.  Man  kann  sie  auch  zu  Ueber* 
Zügen  von  Gypsgegen standen  verwenden,  um  diesen  eine  möglichst  harte 
Oberfläche  zu  geben,  ferner  zu  Anstrichen  von  Stein  und  Holz^  um  letztere 
wasserdicht  zu  machen^  auch  tum  Verkitten  von  Fässern»  zur  Ausbesserung 
schadhafter  Stellen  an  natürlichen  Steinen  u.  s.  w, 

6.  Scoit'scher  Cement  (Selenitraörtel). 

Man  gewinnt  den  Scott 'sehen  Cement  oder  Seleniimortel  entweder 
dadurch,  dass  man  die  Dämpfe  von  brennendem  Schwefel  auf  gebratmten 
glühenden  Kalk  einwirken  lässt  oder,  nach  Fr.  Schott,  einfacher  durch 
Zusammenschmelzen  von  Aetzkalk  mit  gebranntem  schwefelsaurem  Calcium 
(z.  B.  mit  Gyps  oder  mit  gut  verwitterten,  sich  beim  Auslaugen  der  Soda 
ergebenden  Rückständen)  oder  endlich  dadurch,  dass  man  gebrannten  Kalk 
mit  Gj'pswasser  (d.  h.  Wasser  mit  2 — 3**  ^^  Gyps)  ablöscht. 

Derartig  gelöschter  Kalk  vermag  mindestens  die  doppelte  Sandmenge 
zu  binden  wie  gewöhnbcher  Fettkalk. 

Selenitmörtel  besitzt  eine  grössere  Festigkeit  und  Härte  als  gewöhn- 
licher Kalkmörtel;  er  bindet  in  etwa  zwölf  Stunden  ab  und  erlangt  bei 
Wassererhärtung  die  Härte  eines  mittelguten  hydraulischen  Kalkmörtels. 

Nach  Landrin  erhält  man  einen  guten  Cement  durch  Brennen  eines 
natürlichen,  kohlensauren  Kalk  besitzenden  Gypssteines.  Je  grösser  der  Kalk- 
gehalt dieses  Steines  ist,  desto  grösser  muss  auch  die  Brenntemperatur  gewählt 
werden  und  sie  muss  eine  so  hohe  sein,  dass  etwa  10*7^  l^^lk  in  Aetzkalk 
umgewandelt  werden. 

Gute  hydraulische  Massen  soll  man  auch  durch  innige  und  gleich- 
massige  Mischungen  von  7Ö^/q  Kalk  und  25 ^/q  Gyps  erhalten,  wenn  sie  bei 
VVeissgluth  gebrannt  werden.  Diese  Cemente  dürfen  nicht  mit  einer  zu  grossen 
Wasf^ermenge    angemacht    werden    und    müssen   nach  ihrem  Abbinden  durch 

en  in  Wasser  oder  besser  durch  längeres  Feuchthalten  zum  Erhärten 
., .  _  cht  werden.  Legt  man  den  abgebimdenen  Mörtel  in  ein  Wasserbad,  so 
versäume  man  nicht,  ihn  rechtzeitig  —  nämlich  wenn  er  seine  volle  Erhärtung 
erreicht  hat  —  wieder  herauszunehmen^  weil  ein  längeres  Verbleiben  im 
Wasser  für  den  Mörtel  nachtheilig  ist.  (Vergl  F.  Neumann,  »Kalk,  Gyps, 
Cement«,  Weimar  lfc«H6,  5.  Auflage,  S*  1^5.) 

Die   aus  Gyps  und  Kalk    gewonnenen  Cemente   eignen   sich  recht  gut 

Kr  Herstellung  von  Stucksachen  wegen  ihrer  Festigkeit,  Politurfähigkeit  und 
chten  Färbung,  auch  zu  Uebcrzügen  von  Gypsgegenständen,  um  denselben 
eine  harte  Oberfläche  zu  geben.  Derartige  Üeberzüge  werden  nur  dünn,  etwa 
2  mm  stark,  aufgetragen;  sie  haften  am  Gyps  sehr  fest  und  blättern  niemals  ab, 
7*  Ransome's  Cement. 
^1        Gut  geschLtramter,  gemahlener  und  mit  einer  bestimmten  Menge  Kaolin, 
Biirie  mit  oder  ohne  Farbstoff  (Ocker,  Eisenoxyd  u.  s.  w.)  vermischter  Thon 
winl  in  Retorten  gebrannt,  um  eine  unmittelbare  Einwirkung  der  Verbreimungs- 
producte    auf  die   Masse    zu    verhüten.     Mit  Wasser    angemacht,    nimmt  die 
gebrannte  Masse   schon    nach   wenigen    Stunden   eine   grosse  Härte   an   und 
dem    Marmor   sehr   ähnlich.     Eine  Verbesserung    soll   man   durch  Bei- 
Bcbung    von    löslicher   Kieselerde    erhalten;    empfohlen  wird  ein  Gemenge 
60  Thcilcö  Kalkp  12  Theilcn  Thonerde  und  22  Theilcu  Kieselerde. 


112 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Auch  eine  bei  massiger  Hitze  gebrannte  Mischung  von  gleichen  Theilen 
granulirter,  gemahlener  Hochofenschlacke  und  pulverisirter  Kreide   oder  von 

1  Theil  Kreide  und  2  Theilen  Schlacke  liefert  einen  sehr  billigen,  für  manche 
technische  Zwecke  vollkommen  genügenden,  schneller  wie  Portlandcement 
erhärtenden  Cement  von  gelblichweisser  Farbe. 

8.  Kiseritcement. 

Ein  aus  Kiserit  (schwefelsaurer  Magnesia),  Kalkhydrat  und  Wasser 
gebildetes  Gemenge  wird  nach  seiner  Erhärtung  sehr  stark  geglüht  und  dann 
pulverisirt.  Kiseritcement  bildet,  mit  Wasser  angemacht,  eine  zur  Herstellung 
von  künstlichen  Steinen  (Ornamenten,  Platten  u.  s.  w.),  die  im  Inneren  der 
Gebäude  Verwendung  finden  sollen,  recht  geeignete  und  marmorähnliche 
Masse,  die  bis  zu  einem  gewissen  Grade  der  Nässe  widersteht 

(Kiseritt  tritt  in  grossen  Massen  zu  Stassfurt  als  Abfall  auf  und  liefert 
demgemäss  einen  sehr  billigen  Rohstoflf.) 

9.  Keene's  Cement  (siehe  §  208). 

10.  Parian-Cement  (siehe  §  208). 

11.  Loriot'scher  Cement. 

Dieser  Cement    besteht   aus    einem    Gemenge   von  1  Theil  Ziegelmehl, 

2  Theilen  reinem  Sand  und  so  viel  gelöschtem  Kalk,  wie  zur  Bereitung  eines 
gewöhnlichen  Kalkmörtels  erforderlich  ist. 

12.  Lowitz'scher  Cement. 

Ein  Gemenge  aus  65  Theilen  Kreide,  34  Theilen  Colophonium  und 
1  Theil  Terpentinöl  wird  geschmolzen  und  dann  mit  8  Theilen  Stein- 
kohlentheer  und  200  Theilen  Sand  vermischt.  Mit  Wasser  angemacht, 
giebt  diese  Masse  einen  sehr  hart  werdenden  Mörtel,  der  namentlich 
zum  Ueberziehen  von  Stein  und  Holz  verwendbar  ist,  um  dieselben  wetter- 
fest zu  machen. 

13.  W^eisser  Cement  von  O.  Fahnejelm. 

Es  werden  75  Theile  geschlämmte  reine  Kreide  mit  25  Theilen  ge- 
schlämmtem Kaolin  vermischt,  dann  wird  die  Masse  bei  Rothgluth  gebrannt, 
gemahlen    und    gesiebt.     Man    fertigt    aus    ihr  künstliche  Steine  (namentlich 


Errtes  Cupitet.  Die  MSncL 


118 


17.  Asbestcement  (Asbestkitt), 

Unter  der  Bezeichnung  *Asbestcement  Kühlewein«  wird  ein  durchaus 
feuerfester,  rauchsicherer,  wetterbeständiger,  schalldämpfender,  sehr  schlecht 
wärmeleitender    Baustoff   von    Ingenieur  A.  Kühlewein  in  BerUn,    be^iehungs- 

1  weise  von  H.  J.  N.  Kroger  in  Hamburg,  in  Platten  von  1*5  cm  Stärke  an  oder  in 
Pulverform  in  den  Handel  gebracht,  aus  welchem  sich  nagelfähige,  zu  hobelnde, 
pu  sägende   und    zu  schneidende  CoTistructionstheile,    wie  Decken  und  Fuss- 
böden,  ThÜrcn  u.  s.  w^  herstellen  lassen,  und  der  sich  auch  zu  Traiismissions- 
schächten^    Kisten   und    Schränken    für    Geld    und  Acten»    Bekleidungen    von 
Heizungs-    und    Lüftungsanlagen,    Treppen  unters  ichten,    Ummantclungen    von 
Säulen  und  Trägem  u,  s,  w.   gut  eignet.  Thüren  und  Wände  von  2 — 3*5  cm 
^^picke  und  Bekleidungen  von   1  b  cm  Dicke  vermögen  selbst  einem  andauernden 
^H^euer  einen  grossen  Widerstand  entgegenzusetzen,  ohne  an  Festigkeit  wesent- 
^^ch  einzubussen,  wie  verschiedene  Brennproben  (z,  B.  bei  der  Altonaer  Feuer- 
wehr) bewiesen  haben. 

Einen  Asbestkitt  (auch  Asbestcement  genannt)  erhält  man  aus  einem 
^<jemenge  von  Asbestfascm  und  gemahlener  Mennige,  das  mit  wenig  Leuiöl 
^Bu  einem  sehr  dickflüssigen  Teig  angemacht  und  durch  Stossen  in  einem 
^■irlörser  oder  durch  Schlagen  tüchtig  durchgearbeitet  wird.  Seine  Güte 
^wächst  mit  der  Sorgfalt  der  Bereitung  und  der  Abnahme  des  Oelzusatzes, 
^T!)ieser  Kitt  dient  vorzugsweise  zu  Dichtungen  (z.  B.  von  Gasretorten) 
I  IH,  Cement  aus  Infusorienerde. 

^H  Nach  H.  Krätzer  (»Wasserglas  und  Infusoriener  de  >)  werden  25  Theile 

^fcisenfreie  Infusorienerde  und  75  Theile  Kreide  mit  einer  Lösung  von  2*5  Theilen 

Soda  oder  Pottasche  angemacht,  zu  Ziegeln  geformt,  getrockneti  in  Weissgluth 

Kebrannt  und  gemahlen. 
19.    Cement     aus    Asbest-Kieselguhr     von     der    Mannheimer 
»uromi-,  Guttapercha-  und  Asbest-Fabrik. 

Zu  Ummantehmgen    von   gusseisemen    Säulen  u.  dergl    haben  sich  bei 
den  von  der  Hamburger  Baubehörde  mit  verschiedenen  feuersicheren  Stoffen 
rorgenommenen   Untersuchungen  Asbestmatten    mit    einer    Einlage    aus  75% 
Übest  und  25 '''^  calcinirtem  Kieselguhr    weitaus  am  besten  bewährt.    (Siehe 
)cut8che  Bauzeitung*,  1897,  Nr.  39.) 

2(>.  Terranova  von  C.  A.  Kapfercr  &  Schleuning   in  Freihung 
jayerische  OberpfaU), 

Ein  pulverförmiger    Baustoff  zur  Mdrtelbereitung    für   wetterfeste  Pütz- 
Und  Zicharbeiten»    Spritz-  ^Besen)  Bewurf,   Nachahmungen  von  Quader-  und 
Siegel  Verblendungen    und    Estrichen    für    Linoleumbelag;    er    ist    in  drei  ver- 
chicdencn  Ziegelfarben  und  vier  verschiedenen  Sandstein  färben  erhältlich  und 
sitift    ein  hydraulisches  Bindemittel.     Zur  Herstellung   eines  guten  Flachen- 
putzes wini  zunärhst  ein  Untergrund  aus  gutem  Kalkmörtel  oder  aus  einem 
ycmenge    von    1  1'heil  Terranova    und    etwa   2  Theilen  scharfem  Sand  her- 
i^stellt,    derselbe    ausgetrocknet,    dann    stark    mit  Wasser   benetzt    und    mit 
uner    Mischung    aus    reiner  Terranova    und    w*enig  Wasser    etwa  3  mm>    (bd 
»Nachahmungen    von  Verblendungen  der  Fugentiefe  wegen    mindestens  ö  mm) 
koch  liedcrkt,    die  mitteUt  angefeuchteter  Holz-  oder  Filzscheiben  verrieben 
rir<L  Zu  Gesimsen,  Quaderputz  u.  s.  w,  benutzt  man   ein  Gemenge  aus  etwa 
Theilen    Terranova»    3—4   Theilen    Sand    und    wenig    Wasser»    dem    des 
Abbindens    wegen    1    'l'hril    sogenanntes    Zugapplicat    (eine    tascK 


ii^«..n..i. ).  .1* 


r,.tn-t..^       I  t      u  ... 


% 


114 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


bindende  Kalkverbindung)  zugesetzt  wird.  Beim  vorletzten  Zug  wird  eine 
sandfreie,  beim  letzten  eine  Mischung  aus  reiner  Terranova  und  Wasser 
(ohne  Zugapplicat)  verwendet.  —  Terranova-Arbeiten  sollen  nicht  aus- 
blühen, mit  reinem  (kaltem  oder  warmem)  Wasser  abwaschbar  sein,  von 
aussen  nach  innen  nachhärten  und  allmälig  fast  cementhart  werden,  sdir  fest 
am  Untergrunde  haften  (n  i  c  ht  jedoch  auf  einem  Cementputz),  frostbeständig 
sein  und  ihre  Farbe  im  Laufe  der  Zeit  nicht  verändern,  so  diass  ein  späterer 
Anstrich  entbehrt  werden  kann. 


Verwendungen  der  hydraulischen  Bindemittel. 
§  226.   Portlandcementmörtel  zum  Vermauern  und  Verputzen. 

Die  mit  Portlandcementmörtel  zu  vermauernden  Steine  müssen  sorg- 
faltig von  Staub  und  allem  Schmutz  befreit  werden.  Staubfrei  erhält  man  die 
Steine  durch  Eintauchen  in  Wasser ;  von  etwaigen  Mörtelresten  und  Schmntx 
befreit  man  sie  durch  Behandlung  mit  einer  schwachen  Salzsäurelösung.  Je 
schlechter  die  Backsteine  gebrannt  sind,  desto  schwächer  muss  diese  Lösimg 
gewählt  werden;  in  den  meisten  Fällen  wird  eine  Mischung  aus  1  Theil 
Salzsäure  und  100  Theilen  Wasser  verwendet,  auch  bei  natürlichen  Steinen. 
Die  Steine  sind  nach  beendigter  Reinigung  sorgfältig  mit  reinem  Wasser 
wieder  abzuwaschen,  weil  sie  durch  Salzsäure  stets  angegriflfen  werden.  Bei 
Verwendung  von  natürlichen  Steinen  sind  weiche  und  mtlrbe,  bei  Benutzung 
von  Backsteinen  schlecht  gebrannte,  wenig  wetterbeständige  und  Auswitte- 
rungen veranlassende  Steine  auszuschliessen. 

Die  Steine  müssen  tüchtig  angenässt  werden  (am  besten  durch  Ein- 
tauchen in  Wasser),  damit  dem  Mörtel  nicht  die  zu  seiner  Erhärtung  noA- 
wendige  Wassermenge  durch  Absaugen  entzogen  wird. 

Sofern  die  Mauern  Wasserdichtigkeit  besitzen  sollen,  verwendet 
man  einen  fetteren,  also  dichter  werdenden  Mörtel  und  trägt  denselben  in 
dickerer  Schicht  auf,  auch  magert  man  ihn  mit  Feinsand  und  setzt  ihm 
etwas  Kalk,  und  ^war  am  besten  hydraulischen  Kalk^  zu.  Nach  R.  Dyckc^ 


£rat^  Capitel.  Dte  Mörtel* 


lt5 


natürlichen  Steinen    bestehende    oder   künstlich   hergestellte    und 

geDrannte»    namentlich    hellfarbige    Platten    und  Fliesen    soll   man    nicht  mit 

Portlandcementmörtel,    sondern    mit    hellfarbigem    hydraulischen    Kalkmörtel 

fugen,  weil  ersterer  schmutzige  Ränder  an  den  Steinen  erzeugt,  indem  seine 

^J\.lkalien  in  die  Gesteinsmasse  übergehen.    Dagegen  empfiehlt  es  sich,   solche 

^Vlatten  auf  einer  Cementgussdecke  zu  verlegen. 

^B  Backsteinmauem,  welche  in  Kalkmörtel  aufgeführt  werden,  sind  zweck- 

^Knässig    mit    einem    verlängerten    Cementmörtel    (Kalkmörtel    mit    geringem 
f^Cementzusatz)  auszufugen;  ^-lirde  man  hierzu  Porti  an  dcementmörtel  benutzen, 
so  würden  sich  ebenfalls  auf  den  Steinen  schmutzige  Ränder  bilden,    femer 
irden  durch  Rissigwerden  des  Cementmörtels  leicht  die  Kanten  der  Steine 
ibgesprengt  werden,  und  endlich  würde  wegen  der  grossen  Dichtigkeit  dieses 
lörtels    die  Luft    zu    dem    im    Innern    des  Mauerwerkes    sich    befindenden 
kmörtel    nicht    gelangen    können,    so    dass    letzterer    nur    unvollständig 
ten  oder  seine  volle  Härte  erst  nach  sehr  langer  Zeit  erreichen  würde. 
Ganz  verkehrt  würde  es  sein,  zum  Ausfugen  reinen  Portland  cementmörtel  zu 
nehmen,  weil  derselbe  im  Freien  sehr  rissig  wird  und  keine  Haltbarkeit  besitzt. 
Sind  die  Fugen  von  Quadern  u.  dgl  zu  vergiessen,  so  darf  man  hierzu 
keinen    dünnflüssig»  Cementmörtel    verwenden,    weil    bei    diesem    leicht   ein 
Entmischen  eintritt;  hierauf  wurde  bereits  beim  Schlackencement  hingewiesen 
^■fvergl  §  218).     Wie    zu    verfahren    ist,    wenn  Cementmörtel  bei  Frostwetter 
^^ermauert  werden  muss,  ist  schon  im  §  222  angegeben  worden. 
^  Bei    Verwendung    des    Portlandcementmörtels    zu    Putzarbeiten    hat 

man  dasselbe  zu  beachten,    was   über   die  Reinheit    der  Steine  und  ihr  An- 
lässen   oben    bemerkt    wurde;    auf    schmutzigen,    wasserabsaugenden,    frost- 
U^nbeständigcn    und    auswitternden    Steinilächen     besitzt    Cementputz    keine 
^Hbauerhaftigkeit  und  wird  leicht  rissig.     Bevor  man  den  Putz  aufbringt,  sind 
^^auch  alte  Mörtelfugen  —  etwa   \brm  tief  —  auszukratzen. 

(Reiner    Portlandcementmörtel    kann    auch    zu    Putz  arbeiten    nicht 
erwendet  werden,  weil  er  seines  Schwindens  wegen  Haarrisse  bekommt  Da 
lit  zunehmendem  Sandzusatz  sich  die  Gefahr  des  Rissigwerdens  der  Ueber- 
üge  vermindert,  so  empfiehlt  sich  die  Verwendung  eines  möglichst  mageren 
rlörtels,  dem  zur  Erhöhung  der  Verarbeitungsfähigkeit    und  Geschwindigkeit 
rwas  Fettkalk  hin  zuzusetzen  ist. 
Wenn  ein  aus  gutem  Portlandcementmörtel  ausgeführter  Putz  nicht  an 
der  Steinfläche  haften  bleibt,  sondern  nach  einiger  Zeit  abblättert  oder  blasig 
und  buckelig  wird,  so  ist  anzunehmen,  dass  der  Putz  nicht  richtig  hergestellt 
Verden  oder  zu  schnell  ausgetrocknet  ist.    Gegen    einen  derartigen  Schaden 
schützt    man   sich,    wenn   man  den  1 — 2*5  «-w  (meistens  13 — \b  mm)  dicken 
^emcntputz  sogleich  in  seiner  ganzen  Stärke  aufträgt    oder,    wenn    dies  aus 
Irgend    einem  Grunde    nicht    thunlich    ist,    die  zweite  Schicht  aufbringt,    so 
ange  die  erste  noch  nass  ist,  wenn  man   femer  den  Putz    nicht    stark  reibt, 
%d  namentlich  nicht  mit  der  StahlkcUe  anhaltend  glättet,    sondern    ihn  nur 
glatt  verstreicht  oder  mit  der  Filzscheibe  abreibt,    utid    endlich,    wenn  man 
len  Putz  nach  seiner  Fertigstellung  noch  et^^a  acht  Tage  lang  gegen  grössere 
^VÄ^meein Wirkung,  besonders  gegen  unmittelbare  Bestrahlung  der  Sonne  und 
gegen  Zugluft  —  also  j^egen  zu  schnelles  Austrocknen  —  in  der  bereits  angege- 
benen Weise  schlitzt.  Letzteres  ist  namentlich  in  den  Sommermonaten  dringend 
[loihwendig,    während    man    das  Feuchthalten    im  Frühjahr   und  Herbst   bei 


116 


Zweiter  Theil.  Die  Verbin dungsstoffe. 


kühler  und  feuchter  Witterung  gewöhnlich  unterlassen  kann;  es  etnpfichU 
sich  deshalb»  Cementputzarbeiten  möglichst  nicht  im  Sommer  ausztiführcn. 

Besteht  der  Ceraentputz  aus  mehreren  dünnen  Schichten  und  die 
äusserste  Schicht  aus  einem  fetteren  Mörtel,  so  entstehen  häufig  Risse  xmd 
Abblätterungen. 

Innenwände  in  Wohnhäusern  sollte  man  nicht  mit  Cementmörtel  ver 
putzen  wegen  der  oftmals  eintretenden  Auswitterungen,  wegen  des  schlechten 
Haftens  der  Tapeten  auf  Cementpütz  und  wiegen  der  Schwierigkeit,  lelztcrea 
zu  bemalen. 

Gegen  aufsteigende  Feuchtigkeit  ist  die  Mauer  durch  eine  gute  Isoli- 
rung  zu  schützen,  weil  die  Nässe  im  Winter  ein  Gefrieren  und  Absprengen 
des  Cementes  veranlasst.  Mehr  noch  als  der  glatte  Wandputz  sind  die  aus 
Portlandcementmörtel  gezogenen  Gesimse  gegen  zu  schnelle  Auströcknung 
zu  schützen;    dies    geschieht    am    bebten    durch  Bedecken    der  (t  nt 

feucht    zu    erhallendem  Lehm;    auch    empfiehlt  es  sich,    zum  Ge-  -n 

Cementkalkmörtel  (aus   1   Cement,   1   Kalk  und  4 — 5  Sand)  zu  venvcndcn. 

Nach  R,  Dyckerhoff  kann  man  auch  Lehm-  und  Enlstampfwänd«; 
mit  einem  Cementpütz  ausstatten;  er  empfiehlt  hierzu  einen  Mörtel  am 
1  Cement,  4  Sand.  Sind  die  Wände  aus  Lehmsteinen  (Lul'tziegeln'l  f  '  '  rt, 
so  sind  vor  dem  Aufbringen  des  Putzes  die  Fugen  lö  cm  tief  au  jj; 

bestehen  die  Wände  aber  aus  Stampfwerk,  so  sind  zum  besseren  H^ueu  (ies 
Putzes  fugenartige  Vertiefungen  in  der  Masse  herzustellen. 

Zu  beachten  ist  schliesslich,  dass  Blei  und  Zink,  wenn  sie  sich  imt 
Cement  unmittelbar  berühren»  zerstört  werden;  das  Blei  wird  in  pulvcr- 
förmiges  Bleio.xyd  verwandelt,  ^während  das  Zink  durch  die  Einwirkung  de« 
Cements    löcherig    wird.    Es    sind    daher  Bleirohre  für  W^asserleitn  ui 

Zinktafeln  für  Gesimsabdeckungen  durch  mehrere  Lagen  Papier,   ;  .y 

weise  Filz  oder  Dachpappe,  vom  Cement  zu  trennen. 

Eine  derartige  Zwischenlage  ist  bei  Zink  und  Cement  auch  wegen  def 
sehr  verschiedenen  Ausdehnung  beider  Stoffe  bei  Temperaturwechsel  noth» 
wendig. 

lieber  den  Anstrich  von  Cementflächen  mit  Oel färbe  ist  im  §  "JS^ 
das  Erfordern  che  mitgetheilt  worden ;  ergänzend  sei  hier  noch  cns  « 

man    zu    vorläufigen    Anstrichen    auf    frischem    Cement    Wass  n 

(z.  B,  Kalk,  Kreide»  Milch,  Ocker  u.  s,  w,)  nehmen  kann.  Für  stcrco* 
chrome  Bemalung  des  Cementes  haben  Dr.  G.  v.  Koch  und  DrAdumi 
in  Darmstadt  ein  Verfahren  erfunden  und  sich  patentiren  lassen»  durch 
welches  man  unbedingt  w^etterfeste  Anstriche  erhält.  Dieses  Verfahren  tlient 
Hauptsächlich  zum  Bemalen  von  in  Formen  hergestellten  Guss*itürken  aus 
Cementmörtel»    lässt   sich    aber   auch    mit  Erfolg  auf  Cement]  n  aus- 

führen,   weswegen    es    an    dieser  Steile    kurz   besprochen    wer  i     Die 

Form    für    das  Gussst^ick    wir<l    mit    einer  Mischung  von  30 — -DU  Grv 
procenten    reinem   Sand  und    70^—50   Gewichtsprocenten    fein    gemaiilv-v.. 
Bimsstemsand  2 — 3  mm  dick    ausgestrichen    und    dann    in   sie    die  Cement* 
mörtelmasse    eingegossen.    Nachdem    das  Gussstück    getrocknet    ist,    wtni  c* 
mit    einer    verdünnten    Salzsäurelosung    abgewaschen  und   darA^f    mit    mcr 
Wassc"  12:  getränkt.  Hierauf  erfolgt  die  Bem^lungi  v^  ^n 

mit  M  i>en,  welche  schliesslich  durch  eine  Wasserglas I         ^  '.-n, 

DtL  misslungene  Stellen  sich  leicht  wieder  beseitigen  lassen    und  rttu  gemalt 


Erstes  Capitel.  Die  MorteL 


IM 


werden  können,   so  lässt  sich  durch  dieses  Verfahren  eine  tadellose  Decori- 
rung  des  Gussstückes  erzielen. 

Man  kann  frischen  Cementputz  sofort  mit  dauerhaftem  Oelfarben- 
anstrich  versehen,  wenn  man  ihn  mit  Kessler'schem  Fluociment,  einem 
scharf  saurem  Fluat,  beizt ;  hierdurch  wird  gleichzeitig  die  Erhärtung  befördert. 


1. 


227-    Herstellung   von  Estrichen,  Platten  und  Fliesen. 
Cement-Estrich.    Derselbe  eignet   sich    wegen    seiner  Harte    und 


^BWasserdichtigkeit  für  Waschküchen,  Badezimmer  und  andere  Räume,  die 
^Hder  Nässe  ausgesetzt  sind,  und  %vegen  seiner  Feuerbeständigkeit  und 
^■seines  Schutzes  gegen  Ungeziefer  für  Küchen  u,  s.  w,  Cement-Estrich  ist 
billiger  wie  Asphalt-Estrich  und  schneller  als  dieser  herstellbar  Er  ist  zum 
^^Schutze  gegen  Rissbildungen  auf  einer  möglichst  festen,  unwandelbaren 
^■Unterlage  [z.  B,  auf  einem  Backstein ptlaster  oder  einer  6- — 10  cm  hohen  Beton- 
^^  Schicht  aus  1  Cement,  6  Kiessand  und  8  Schotter)  zu  verlegen.  Wird  ein 
Cement-Estrich  unmittelbar  auf  einer  Holzbalkendecke  hergestellt,  so  hat  er 
keine  Haltbarkeit ;  die  grosse  Elasticität  deV  Balken  erzeugt  Risse  in  der 
"ementdecke. 

Man    kann    die    letztere    dadurch    schützen,    dass  man  auf  die  Balken 

iretter  nagelt,  deren  Fugen  mit  Lehm  dichtet  und  auf  die  Bretter  als  Unterlage 

die  Cementdecke  eine  Ries-  oder  Sandschicht  aufbringt  und  einebnet. 

Gewöhnlich   verwendet   man    zu    diesen  Estrichen    eine  Mischung    aus 

Theil    gutem^    langsam   bindendem  Portlandcement    und    1  —  l'j,    Theilen 

^charfem  Sand  oder  feinem  Kies.  Der  Wasserzusatz  ist  auf  das  Noth wendigste 

tu  beschränken.    Die  Dicke    des  Estriches   wählt  mau  meistens   lo — 20  cm, 

Cachdem  der  Mörtel    auf   der  Unterlage    ausgebreitet  ist,    wird  seine  Ober- 

lache  entweder  abgewalzt    oder  mittelst  Glätteisen    massig   abgerieben    und 

Ciach  dem  Abbinden  des  Cementes  mit  einer  etwa   lOrw  hohen  Sandschicht 

bedeckt,    welche    von  Zeit    zu  Zeit  anzunässen    und    etwa  !S  Tage  lar>g  auf 

1cm  Estrich  zu  belassen  ist;  nach  Fortnahme  der  Sanddecke  kann  dann  der 

ich  sofort  in  Benutzung  genommen  werden. 

Der  Estrich  wird  entweder  aus  einer  einzigen,  zusammenhängenden 
)ecke  gebildet,  oder  man  fertigt  ihn  aus  einzelnen,  quadratischen,  etwa 
►*4  m*  grossen  Stücken,  die  nach  dem  Vorschlage  von  SchiUinger  durch 
pine  elastische  Zwischenlage  (z,  B,  durch  dicke  Theerpappe  oder  7— H  mm 
lickc  Wcichholzstäbchen)  getrennt  werden,  damit  sich  die  einzelnen  Theile 
ier  Decke  bei  Temjjeralurwechsel  ausdehnen,  beziehungsweise  zusammen- 
liebeu  können,  ohne  Schwindrisse  zu  erhallen. 

Auch    wird    der  Ccmenlfussboden    häuhg  gerippt  hergestellt;    zur  An- 
riigung    dieser  Rijjjpcn    hat  O.  Willner    in    Oßenbach  a,  M.    ein    eigenes 
Wcrkxeug  erfunden. 

Ah  besondere  Arten  sind  zu  erwähnen: 

a)  Der  französische  Estrich.    Er  wird  aus  drei  Lagen  hergestellt, 

alich  Ulis  einer  unteren,  aus  einer  Mischung  von  Hartsteinen,  Kalkmörtel 

irnmerschlag  und  Eisenschlacken,    einer  mittleren  aus  einem  Gemenge  von 

Ulkmörtcl  (aus  2  'Ilieilen  Kalk  und   1   Theil  Sand)  mit  Kiesel-  und  Bruch- 

kleinen,  und  einer  oberen  aus  einer  Mischung  von  gleichen  Theilen  Cemcnt, 

Lalk  und  gemahlenem  Mamuir. 


118 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


^)DerTrass-Estrich.  Er  besteht  aus  einer  Mischung  von  8  Theilen 
Trass,  3  Theilen  Kalk  und  G  Theilen  Kohlenasche,  die  in  einer  Stärke  von 
25  cm  aufgetragen  und  durch  Stampfen  bis  auf  \h  cm  Höhe  zusammen- 
gepresst  wird ;  auf  die  Oberfläche  werden  Eisenfeilspäne  und  Kalkstaub  gestreut 

2.  Terrazzo  (italienischer  oder  venetianischer  Estrich.)  Für 
Hausflure,  Gänge,  Küchen,  Badezimmer,  Veranden,  Balkone  u.  s.  w.  bildet 
Terrazzo  wegen  seiner  grossen  Dauerhaftigkeit,  seines  guten  Aussehens  und 
seiner  Wohlfeilheit  im  Verhältniss  zu  anderen,  gleich  guten  Belägen  einen 
ausgezeichneten  Fussbodenbelag.  Er  wird  gewöhnlich  auf  einer  Stampf- 
beton-Unterlage von  5 — ü  cm  Dicke  und  aus  farbigen  Steinstückchen  und 
langsam  bindendem  Cement  meistens  in  folgender  Weise  hergestellt  Auf  die 
Betonschicht  (bei  unwandelbarem  Boden  auch  auf  ein  flachseitiges  Backstein- 
pflaster) wird  der  Cementmörtel  aufgetragen  und  eingeebnet,  dann  werden 
in  die  noch  weiche  Masse  Stücke  aus  Jaspis,  Basalt,  Serpentin,  Marmor, 
Porphyr,  Granit,  Syenit  und  anderen  Natursteinen,  auch  aus  gebranntem 
Thon,  Porzellan,  Glas  u.  s.  w.,  welche  oben  5 — 12  mm  und  unten  eine  etwas 
geringere  Seiten  länge  besitzen,  mittelst  einer  Handramme  vorsichtig  ein- 
gedrückt oder  auch  eingewalzt,  und  es  wird  hierauf  die  Masse  mit  einem 
knieförmigen  Schlägel  festgeklopft.  Nachdem  die  Masse  vollständig  erhärtet  ist, 
was  in  der  Regel  nach  10 — 12  Tagen  der  Fall  zu  sein  pflegt,  wird  ihre  Ober- 
fläche zuerst  mit  einem  gröberen,  dann  mit  einem  feineren  Sandstein  und 
zuletzt  mit  Bimsstein  geschliff"en,  wobei  die  abgeschliffene  Masse  von  Zeit  zu 
Zeit  abzuwaschen  ist,  nach  vollendetem  Schliff"  mit  einer  beliebigen  flüssigen 
Farbe  bestrichen,  mittelst  der  Polirkelle  glänzend  gemacht  und  endlich  mit 
sehr  heissem  Leinöl  ein-  oder  zweimal  getränkt  und  polirt.  Diese  Tränkung 
ist  von  Zeit  zu  Zeit  zur  Verhütung  eines  »Stumpfwerdens«  des  Terrazzo  zu 
erneuern. 

Werden  die  Marmor-  u.  s.  w.  Stückchen  in  den  weichen  Cementmörtd 
nach  einem  bestimmten  Muster  eingesetzt,  so  erhält  man  den  sogenannten 
»Mosaikterrazzo«,  einen  durch  ein  besonders  schönes  Aussehen  sich  aus- 
zeichnenden Fussbodenbelag. 


spitel, 


Ein    anderes  Verfahren    besteht    darin^    dass    man  Ceraentmörtel  färbt 

jUnd  farbige  Steinstückchen  einstreut  oder  einsetzt,  wobei  man  sich  ebenfalls 

itsprechender  Formen  bedient  und  die  Masse  durch  Schlagen  oder  Pressen 

lichtet.    Nach  einem  dntten  Verfahren  werden  entweder  farbige,    auf    einer 

ik'laschirie    in   gleicher  Grösse    geschnittene  Cementmörtelwurfel    oder    solche 

lus  gebranntem  Thon^    aus  Poricllan,    Marmor,  Glas  u.  s.  w.  mit  Hilfe  von 

Schablonen    oder  Cartons    in    eine    gefärbte    oder   auch  ungefärbte  Cement- 

riörtelunterlage  eingedrückt,    und    zwar    entweder  so  dicht,    dass  die  ganze 

Unterlage  bedeckt  ist,  otler  mit  kleinen  Zwischenräumen,  so  dass  die  Mörtel- 

aasse  die  einzelnen  Würfel  trennt.  Die  Plattengrösse  beträgt  2'b — 5  i^m ;  die 

Grundfläche    bei    den   viereckigen  Fliesen    meistens  30X30  oder   40X40  r^», 

I      Die  Form  der  Fliesen  ist  das  Quadrat,  Sechseck  oder  Achteck.  Es  sei  noch 

^Bbemerkt,  dass  Mosaikliiesen  weder  geschlitfen  noch  poUrt  w^erden, 

^H  4.    Cement platten.    Dieselben  eignen  sich  nicht  nur  zur  Herstellung 

^Hon  Keller-  u.  s.  w.  Fussböden,  sondern  auch  zum  Belegen    von    Fusswegen 

^"ünd  werden  zu  diesem  Zweck  in  neuerer  Zeit  in  den  Städten  an  Stelle  der 

Platten  aus  natürlichen  Steinen,  der  Khnkerpflastenmgen    und   Asphaltbelage 

viel  benutzt.  Man  fertigt    sie    an    ihrer   Oberfläche    aus    einer    Mischung  von 

1    Theü  Cement  und   1    Theil  Sand,  um  sie  möglichst  widerstandsfähig  gegen 

Abnutzung    zu    machen,    im  Ucbrigen  aber  aus  einer  Mischung  von   1  Theil 

^^lement  und  4 — 8  l^heilen  Sand. 

^H  Der  Cement  muss  langsam  bindend,  der  Sand  grobkörnig  und    scharf- 

^Hantig  sein.  An  Stelle  des  Sandes  kann  man  auch  eine  J^lischung  von  nicht  zu 

^pgrobkömigem,  gesiebtem  und  am  besten  gewaschenem  Kies  und  grobkörnigem, 

scharfem  Sand  verwenden.    Das  Gemenge  wird    mit  wenig  Wasser    zu    einer 

wie  feuchte  Erde  erscheinenden  Masse   angemacht  und  diese  in  Formkästen 

gebracht,  welche  auf  einer  mit  Sand    bestreuten    Sandsteinplatte  oder»    wenn 

sich    um    die    Herstellung    sehr    feiner  Platten  handelt,    auf  einer  mit  Oel 

[eingefetteten,  geschhftenen    Spiegelglasplatte  ruht.    Die  Formen  sind  meistens 

riereckig    und    besitzen    eine    Innenfläche    von    20 — 80  cm    Seitenlänge;  sie 

werden  am  besten  aus  Eisen  gefertigt  und  zerlegbar  eingerichtet. 

Formapparate  von  bewahrter  Construction  liefert  die  Maschinenfabrik 
fon  C,  Schlickeysen  in  Berlin.  Diese  Apparate  bestehen  aus  cm  er  Grund- 
platte mit  Mittelstück  und  rundem  Aufsatz  darauf,  einem  Streichrahmen  mit 
Handgriffen,  einer  starken  Bodenplatte  mit  4  Ausschnitten»  zwei  Boden- 
klechen  und  einem  Abstrichstahle.  Sollen  die  Cementplatten  nicht  mit  der 
land  geformt,  sondern  geprcsst  werden,  so  kommt  noch  zur  Ausrüstung 
per  Apparate  ein  in  den  Streichrahmen  passender  Pressdeckel  hinzu.  Die 
Itärkere  Bodenplatte  mit  den  Ausschnitten  dient  zum  Schutze  des  Boden- 
pleches  gegen  starken  Druck  und  um  letzteres  von  unten  abheben  zu  kömien, 
bhne  die  untere  stärkere  Platte  berühren  zu  müssen.  Figur  396  stellt  diese 
rormapparate  dar,  und  zwar  in  den  aufeinanderfolgenden  drei  Stadien  der 
Platten-Fabrikation,*} 

L    Vor    Beginn   der    Arbeit:    Der   Streichrahmen    ruht    auf  dem  Fuss 
^es  Apparates, 

IL    Der  Streichrahmen  ist  auf  das  Mittelstuck  des  Apparates  gehoben 
nd    ura   Yg  K.reis  gedreht^  bereit  die  Bodenbleche  in  sich  aufiunehmen^  um 
dem  dadurch  entstehenden  Formkasten  eine  Platte  zu  formen. 


♦)  Aus  *Wr  vom  F^riküntea  versandten  Benchreibung. 


120 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


III.  Die  Platte  ist  fertig  gestrichen  und  mit  dem  Streichrahmen  und 
Bodenblech  soweit  gedreht,  dass  ersterer  wieder  auf  den  Fuss  herabgezogoi 
werden  konnte,  so  dass  nur  das  obere  vollkantige  Bodenblech  mit  der 
fertiggestellten  Platte  auf  dem  runden  Aufsatze  ziun  Abheben  bereit  liegt 

Die  in  die  Formen  gebrachte  Masse  wird  durch  Schlagen  odo 
schwaches  Stampfen  gedichtet ;  letzteres  empfiehlt  sich  bei  Platten  von  5  und 
mehr  Centimeter  Dicke.  Auch  kann  man  zur  Verdichtung  der  Masse  hydrau- 
lische oder  Spindelpressen  benutzen,  doch  beachte  man  wohl,  dass  ein  zu 
starker  Druck  nachtheilig  ist,  und  dass  man  nicht  etwa  durch  eine 
beliebige  Steigerung  des  Druckes  eine  beliebige  grössere  Festigkeit  der 
Cementmasse  erreichen  kann,  weil  sich  diese  plastische  Masse  nur  bis  zum 
Eintritt  ihrer  grössten  Dichtigkeit,  jedoch  nicht  weiter  zusammenpressen 
lässt.  Empfohlen  wird  die  in  Figur  397  abgebildete,  ebenfalls  von  C  Schlick- 
eysen  gebaute  Spindelpresse;  auch  die  in  §  89  beschriebenen  Pressen 
sind  zur  Herstellung  der  Platten  gut  geeignet. 

Die  Platten  werden  glatt,  geriffelt  oder  gerippt,  und  in  allen  mög- 
lichen Farbentönen,  auch  mit  Inschriften  versehen  und  gemustert  hergestellt 
Zur  Erlangung  von  Wasserdichtigkeit  sind  sie  Platten  mit  Kessler- 
schem  Magnesia fluat  zu  behandeln,  wodurch  sie  auch  eine  grössere  Festigkeit 
erlangen. 

Um  farbige  Platten  zu  erhalten,  giesst  man  in  die  Formen  zunächst 
eine  dünne  Lage  von  reinem,  mit  dem  nöthigen  Farbenzusatz  versehenem 
Cement,  so  dass  der  Boden  der  Form  gerade  gleichmässig  bedeckt  ist  Das 
sich  über  dieser  Cementschicht  bildende  Wasser  sättigt  man  durch  Aufstreuen 
von  trockenem  Cementpulver.  Dann  wird  die  Form  mit  dem  halbweich  her- 
zustellenden Cementmörtel  ausgefüllt  und  das  Ueberstehende  abgestrichen. 
Sobald  die  Platten  erhärtet  sind,  werden  sie  aus  den  Formen  herausgenommen 
und  einige  Tage  in  ein  Wasserbad  gelegt. 

Als  Farbstoff  für  die  erste  reine  Cementschicht  wird  verwendet: 
für  Blau  5%  Ultramarinblau,  für  Roth:  G%  Pariserroth  oder  Caputmor- 
tuum  (Englischroth,  Eisenroth),  für  Schwarz:  12^0  Braunstein  oder  Kupfer- 


Hrstes  Cmpitel,  Die  MörteL 


Sehr  dauerhafte  Färbungen    erhält  man  durch  eine  Mischung  aus 
Igleichen    Theilen    cementechtem    Farbstoff    und    äusserst    fein    gemahlenem, 
I vorher  geglühtem  und  abgelöschtem  Chalcedon  oder  Feuerstein  mit  Kalk- 
milch und  etw'as  Wasserglaslösung.    Diese    Mischung    wird  mit  einem  Pinsel 
auf  die  noch  frische  Cementoberfläche  aufgetragen.  Der  Zusatz  von  Wasser- 
glaslösung erhöht  die  Adhäsionskraft  des  Anstriches. 

Wenn  man,  wie  dies  oftmals  geschieht,  zur  Erzielung  eines  hellen  Farben- 
tones den  FarbslofiT  mit  Kalkasche,  d.  h.  mit  dem  Abfall  von  Kalk-Brenn- 
Öfen  vermischt,  so  ist  bei  nicht  vollständigem  Ablöschen  und  Absieben 
dieses  Stofles  zu  befürchten,  dass  ungelöschte  Stücke  gröberen  Kornes  in  die 
Cementmasse  gelangen  und  ein  » Treiben <  derselben,  oft  erst  nach  längerer 
Zeit,  herbeiführen. 

Gemusterte  Platten  erhält  man,  wenn  man  kleinere  Cementmörtel- 
massen  verschieden  färbt  und  dieselben  mittelst  Zink  blech  Schablonen  nach 
geometrischen  Mustern  auf  dem  Boden  der  Formen  zusammenstellt,  und 
marmorirte  Platten,  wenn  man  diese  gefärbten  Mörtelmassen  im  geeigneten 
Verhältniss  auf  eine  mit  Oel  eingefettete  und  geschliffene  Spiegelglasscheibe 
^esst,  das  Ganze  mit  einem  Stäbchen  nur  so  hinge  umrührt,  bis  die  Masse 
norähnliche  Färbung  (Streifen,  Flecken  und  Adern)  zeigt,  und  dann  in 
ie  Formen  schüttet,  —  oder  wenn  man  nach  dem  palentirten  Verfahren 
üon  O.  F.  Jonath  in  Ruhrort  a.  Rh.  Cement  und  Farbstoff  trocken  mischt, 
ait  möglichst  wenig  Wasser  zu  einem  steifen  Brei  verarbeitet,  für  jede  ein- 
eine Farbe  einen  besonderen  Teig  bereitet,  die  verschiedenen  Teige  lagen- 
treise  in  verschieden  dicken  Schichten  übereinanderlegt,  die  ganze  Masse 
scitig  zusammenklopft  und  mehr  oder  weniger  breit  schlägt,  so  dass  eine 
susaromenhängende,  je  nach  der  Bearbeitung  dickere  oder  dünnere  Ademng 
(itsteht,  dann  die  Masse  so  in  Scheiben  schneidet,  dass  die  Schnittfläche 
*^^durch  die  gefärbten  Lagen  geht,  hierauf  die  Scheiben  in  Formen  presst, 
nach  1—2  Tagen  die  fertigen  Platten  aus  den  Formen  herausnimmt  und  sie, 
nachdem  sie  unter  beständigem  Feuchthalten  vollständig  erhärtet  sind,  schleift 
nd  endhch  mit  Benutzung  von  Wasserglas  polirt. 

Ueber    die   Dicke,    das    Gewicht  u.  s,  w,    der    Cementplatten,  Cement- 
aen  und  Bt^rdsteine  giebt  folgende  Zusammenstellung  Aufschluss: 
K  Cementplatten: 

3  4  i>  fi  ow    dick    (Fläche  verschieden    gross). 

65        85       105      I2bkg  für  das  Quadratmeter  schwer, 
2.  Abdeckplatten  für  Giebel,  Mauern,  Pfeiler  u.  s.  w.: 
1  r5  2         Stein  starke  Mauer 


65         105 

3.  Trottoirrinnen : 
15  20 


1 50  J^g  für    das    laufende  Meter  schwer, 
30  cm  \Vaite 


25  35  45  kg  für  das  laufende   Meter  schwer. 

4.  Trottoirplatten :  6— öV»   ^'^^  stark,  \1  cm  Seitenlänge,   gekerbt  oder 
|ehppt|  für  das  Quadratmeter  145  ^g  schwer. 

5.  Bordsteine:  etwa  25X13  fw»    (ybkg  ttlr   das  laufende  Meterschwer. 
Die   Cementplatten    werden    bei  grosserer  Dicke  auf  Sand-  oder  Ries* 

Rettung  oder   auf  zerkleinertem    Coaks   und    bei  geringerer  Dicke  auf  einer 
l^icgelflachschicht  oder  Stampfbetonunierlage  verlegt.  Die  Fugen  werden  mit 


122 


\  Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstofie. 


Cementmörtel  vergossen,  bei  wandelbarem  Untergrund  jedoch  offen  gelassen 
oder  durch  dicke  Theerpappenstreifen  oder  7 — 8  mm  dicke  Weichholzstäbchen 
zum  Schutze  gegen  Kantenabsprengungen  geschlossen.  Eis  empfiehlt  sich,  die 
Platten  vor  ihrer  Verwendung  längere  Zeit  an  einem  feuchten  Orte  lagern 
zu  lassen,  weil  sich  dadurch  ihre  Beschaffenheit  verbessert.  Erwähnt  mag 
noch  werden,  dass  man  Cementplatten  in  England  auch  an  Stelle  des  Kupfer- 
bleches zum  Bekleiden  hölzerner  Schiffswände  mit  Erfolg  verwendet  hat  Auf 
solchen  Ueberzügen   sollen  sich  Muscheln  und  Korallen  nicht  festsetzen. 

5.  Cementdachplatten.  Sie  werden  von  einigen  Cementfabriken  in  ver- 
schiedener Gestalt  und  Grösse  hergestellt  und  zwar  entweder  ganz  glatt 
(wie  Schiefertafeln)  oder  in  Gestalt  der  Dachpfannen  oder  ähnlich  den  Hohl- 
ziegeln oder  wie  die  Falz-  und  Doppelfalzziegel  u.  s.  w. 

Die  weiteste  Verbreitung  fanden  die  noch  heute  zu  Dacheindeckungoi 
viel  benutzten  Staudacher  Cementdachplatten,  welche  aus  einer  Mischung 
von  1  Theil  sehr  fein  gemahlenem,  langsam  bindendem  Staudacher  Roman- 
cement,  1  oder  2  Theilen  Sand,  beziehungsweise  Hochofenschlacke  oder  aus 
3  Theilen  Romancement,  2  Theilen  Sand  und  wenig  Wasser  gefertigt  werden. 
Das  Mischen  und  Durcharbeiten  der  erdfeuchten  Masse  erfolgt  in  einem 
Thonschneider,  das  Einschlagen  in  entsprechend  gestaltete  stählerne  Formen, 
sowie  das  Verdichten  der  Masse  mittelst  der  Hand,  letzteres  jedoch  auch 
mittelst  Pressen.  Die  Platten  sind  in  2 — 3  Wochen  erhärtet  und  erreichen  nach 
etwa  Jahresfrist  die  grösste  Festigkeit.  Sie  zeichnen  sich  durch  eine  genaue 
Form,  grosse  Wasserdichtigkeit,  Widerstandsfähigkeit  gegen  Hagelschlag,  Feuer- 
sicherheit und  geringes  Gewicht  aus.  Wegen  ihrer  geringen  Wasseraufnahme  sind 
sie  besonders  zur  Eindeckung  schwach  geneigter  Dächer  zu  empfehlen.  Die 
Ipste  Dachneigung  ist  1 : 4,  die  geringste  —  bei  Verwendung  von  Cement- 
pfannen  —  2:i). 

Ein  mit  13  mm  starken  Staudacher  Cementdachplatten  eingedecktes 
Dach  ist  bei  trockenem  Wetter  um  etwa  40%,  bei  nassem  sogar  um  etwa 
70%  leichter  als  ein  Ziegeldach. 

Die  üblichen  Formen  dieser  Platten  zeigen  die  Figuren  398  und  399. 


'Enttt  Dipitel.  Die  Mörtel. 


1J8 


Standbild  errichtet  worden  ist,  welcher  das  Aussehen  eines  sehr  feinkömigen» 
vcissgraueu  Sandsteines  besitzt  und  sich  bislang  gut  gehalten  hat). 
,  Zur  Herstellung  von  Cementdachplatten  hat  Dn  Bernhardi  Sohn 

^HG.  E.  Draenert)  in  Eilenburg  bei  Leipzig  eigene  Schlagtische  (Schlag- 
^|br essen)  constniirt,  die,  weil  sie  eine  grössere  Verbreitung  gefunden  haben, 
^Knd  weil  sie,  entsprechend  eingerichtet,  zur  Anfertigung  aller  Arten  von 
^^^achziegeln  (glatten  und  gefalzten^i  benutzt  werden  können,  an  dieser  Stelle 
naher  beschrieben  werden  sollen. 

Die  Figuren  400 — -407  zeigen  eine  patentirte  Schlagpresse  für  die 
eliebten  rautenförmigen  Dachfalzziegel  in  allen  ihren  Einzelheiten.  Mit  diesem 
Schlagtisch  können  zwei  Grössen  dieser  Ziegel  erzeugt  werden,  und  zwar 
ane,  wovon  auf  das  Quadratmeter  11  Stück  und  eine»  wovon  auf  das 
Quadratmeter  13  Stück  gehen.  Der  Fabrikant  beschreibt  diesen  Apparat 
ie  folgt: 

»Die  Maschine  wird  je  nach  Wunsch  mit  Holztisch  oder  ganz  aus 
•lisen  construirt  geliefert.  Sie  besitzt  eine  Vorrichtung,  welche  es  ermöglicht, 
ie  Falze  a  auf  der  Ziegeloberseite,  welche  die  Dichtung  der  Ziegel  von 
chaar  zu  Schaar  bewirken,  von  genau  gleicher  Höhe  und  tadelloser  Be- 
chaffenheit  herzustellen.  Die  Presse  (Fig.  4W)  besteht  aus  einem  Tische, 
luf  dessen  entsprechend  ausgeschnittener  Platte  der  im  Horizontalschnitt  die 
Jestalt  des  anzufertigenden  Ziegels  besitzende  Rahmen  2?  befestigt  ist.  Durch 
iiesen  Rahmen  tritt  der  Stempel  3  mit  dem  Holzen  4  behufs  Auswerfens 
"des  fertigen  Ziegels  aus  der  Form  hindurch ;  die  Bolzen  4  drücken  zu  diesem 
^^Zweck  auf  einen  beweglichen  Boden  2  des  Rahmens,  dessen  <  »berseite  ent- 
^fcprechend  der  Unterseite  des  Dachziegels  geformt  ist.  Die  Auf-  und  Ab- 
^■oewegung  des  Stempels  3  geschieht  durch  Vermittlung  der  Stange  5    durch 

den  Tritthebel  6. 
^«  Auf  der    Platte    des  Tisches  /  sind    mittelst   eines  Charnieres   7    zwei 

^^Rahmen  8  und  9  so  befestigt,  dass  sie  sowohl^  der  eine  (9)  auf  dem  anderen 
^■(8)  liegend,  auf  den  oberen  Rand  des  Form rah mens  2  hinauf-  als  auch 
Hseithch  ^in  Fig.  40ü)  nach  links  hinweggeklappt  werden  können.  Auf  der 
Oberseite  des  Rahmens  8  ist  ein  Schieber  10  verschiebbar  gelagert 
^^Pig.  402),  der  sich  einerseits  in  den  Leisten  des  Rahmens  8,  sowie  mittelst 
^Rieiner  Schlitze  10  an  in  den  Rahmen  8  eingezogenen  Schrauben  11  führt, 
^l)ieser  Schieber    10   kann    nun    in    der  Richtung    der  Pfeile  /    so    auf   dem 

I Rahmen  verschoben  werden,  dass  man  damit  einen  im  Rahmen  vorgesehenen, 
hakenförmigen  Schlitz  12  bilden  kann»  welcher  in  seiner  Lage  und  Gestalt 
(dem  auf  der  Oberseite  des  Ziegels  (Fig,  401)  herzustellenden  Falz  a  entspricht. 
per  Rahmen  9  besitzt  einen  hakenförmigen  Rand  13,  der  so  auf  der  Unter- 
seite des  Rahmens  9  angeordnet  ist,  dass  er»  wenn  die  Rahmen  8  und  9 
übereinanderliegend  auf  den  Formrahmen  2  herabgeklappt  wxrden,  bis  zu 
einer  bestimmten  Tiefe  in  den  Schütz  12  eindringt  Das  Maass  des  Eindringens 
Iwird  durch  emen  am  Rand  9  vorgesehenen  Anschlag  9  bestimmt,  der  gleich- 
zeitig, ebenso  wie  der  Lappen  H  des  Rahmens  H^  als  Handhabe  behufs 
J^urUck klappen s  des  Rahmens  dient.  Die  Wirkungsweise  ist  durch  Figur  403 
l>is  407  dargestellt,  welche  den  Apparat  im  Längsschnitt  in  seiner  besonderen 
Arbeilsstcllung  veranschaulichen . 
t  Zunächst  wird  der  Formrahmen  2  geöffnet*  d,  h.  es  werden  die  Rahmen 

8  und  9   in  die  in  tigur  401  und  403  gezeichnete  Lage   zurückgeschlagen 


Sweiler 


3te  VerbioduagsttofTe. 


und  der  Rahmen  2  bis  zu  seinenri  oberen  Rande  mit  dem  Formgiil  di 
Einstampfen,  beziehungsweise  Schlagen  ausgefüllt  und  glatt  abgestrichoL 
Sodann  klappt  man  den  Rahmen  8  mit  geöffnetem  Schieber  10  auf  den 
Formrahmen  2  herab  {¥ig.  404),  füllt  den  Schlitz  12  gleichfalls  mit  dem 
Formgut  aus  und  zieht  den  Schieber  10  an  seiner  Handhabe  10'*  i^or,  so 
dass  er  über  den  Schlitz  12  hinweggleitet  und  überschüssiges  Formgut  ab 
schneidet.  (Fig.  405),  Hierdurch  ist  ein  Dachziegel  von  der  in  Figur  ^01 
dargestellten  Gestalt,  in  der  Form  liegend,  fertig  gestellt,  dessen  Fake  «  0* 
wohl  eine  genaue  Höhe  als  auch  eine  geradlinige  Gestalt  besitzen. 

Um  nun  das  Herausnehmen  dieses  Ziegels  zu  ermöglichen,  ohne  beim 
Auf-  und  Zurückklappen  des  Rahmens  8  eine  Beschädigung  oder  gar  cso 
Anreissen  des  Falzes  a  befürchten  zu  müssen,  ist  der  Rahmen  9  vorges^ot 
Dieser  Rahmen  wird  jetzt  herabgeklappt,  so  dass  er  sich  mit  seinem  Rande  tS 
auf  a  auflegt  (Fig.  406);  man  drückt,  indem  man  den  Rahmen  8  langsam 
aufhebt,  den  Anschlag  9'  mit  dem  Lappen  ^"  fest  zusammeu.  In  Folgt 
dessen  schiebt  der  Rand  13  nach  Maassgabe  des  Hebens  des  Rahmens  8  den 
Falz  a  des  Ziegels  langsam  und  ohne  ihn  zu  beschädigen  aus  dem  Schlitz 
12  heraus,  worauf  beide  Rahmen  ^v  und  If  ohne  Nachtheil  ganz  von  dem 
Formrahmen  2  zurückgeklappt  werden  können.  Ein  Druck  auf  den  Tritt  6 
endlich  hebt  die  Bodenplatte  8'  mit  dem  fertigen  Ziegel  aus  dem  Fonih 
rahmen  2  heraus  (Fig.  407)  und  der  Ziegel  kann  nun  zum  Trockengcnisl 
getragen  werden. 

Mit  dieser  Schlagpresse  vermag  l  Arbeiter  taglich  etwa  400  ungefitrbtc 
und  etH'a  30r>  gefärbte   Rautenziegel  ^herzustellen. 

Das  Färben  der  Ziegel  ist  sehr  empfehlcnswerth,  weil  dadurch  die 
Oberfläche  gedichtet  und  sehr  gehärtet  wird.  Die  hierzu  verwendeten  Farben 
werden  mit  Cement  und  einem  Stoflf,  welcher  zur  Erhaltung  der  FarlHin- 
lebhaftigkeit  dient,  innigst  vermischt  und  dann  trocken  benutzt;  zum  Mischen 
benutzt  man  vortheilhaft  Kugelmühlen,  Durch  Verwendung  verschiedenartig 
gefärbter  Ziegel  lassen  sich  die  herrlichsten  Mosaikdächer  htTStellciu 

Zur  Erzeugung  von  Firstziegeln  hat  die  Firma  eine  einfache  und 
leistungsfähige  Vorrichtung  construirt,  mittelst  welcher  man  taglich,  bei  Zuhilfe- 
nahme einer  entsprechenden  Anzahl  Bleclie  je  nach  der  Form  der  Firsuiegtl 
bis  4(X)  Stück  herstellen  kann.  Diese  Einrichtung  besteht  aus  der  Form,  m 
welche  tlie  mit  Handgritfen  versehenen  Bleche,  gelegt  werden.  Durch  eine 
Klappeinrichtung  werden  die  Bleche  festgehalten.  Nachdem  auf  letztere  Masse 
geworfen  ist,  klopft  man  mittelst  eines  entsprechend  geformten  Hammers  den 
Firstziegel  und  glättet  denselben  nachher  durch  einen  sogenannten  GlatthobeL« 

6.  Cementplatten  von  Peter  Jantzen  in  Elbing.  Figur  400- 

Diese  Platten  sind  41  rm  lang,  31*5  cm  breit,  13  mm  dick  und  doppelt 
völbt  mit  einem  Stich  von  13  mm;  sie  sij^d  mit  2  Nasen  (zum  Aufhängen) 
versehen  und  wiegen  pro  Stuck  5*Ö  J^fg-  Die  günstigste  Dachneigung  filf 
diese  Platten  ist   1 : 3. 

Die  in    Figur    40[*    dargestellten,    von    derselben    Firma    a:  *-Q 

Cementplatten    sind    irapexförmig    gestaltet,    besitzen    aufgebogen^  ^er» 

haben  eine  Lange  von  56  cnt,  eine  mittlere  Breite  von  31  an,  dw 
Dicke  von  1 2  mm  und  werden  in  kleineren  Abstanden  von  einander  an  dir 
Latten  gehängt;  ihre  Zwischenräume  werden  mit  entsprechend  gestalteten, 
ebenso    dicken    Platten  Überdeckt.    Die    Platten  werden  Äur  ErhÖhutiK  Üa& 


Erstes  CapJtel.  Die  Mörtel. 


/asserdichtigkeit    mit    Theer    oder    einem    anderen    hierzu  geeigneten  Stoff 

jetTänkt.  Für  die  Firste,  Kehlen  und  Giebel  benutzt  man  besondere  Platten. 

Tür  diese  Eindeck ungsart  empfiehlt  sich  eine  Dachneigung  von  höchstens  1 : 8. 

Noch  zu  erwähnen  sind  die  Platten  der  >Gesellschaft  für  Cement- 

fabrikation    A.    Sad^e    u.    Comp.'    in    Oberkassel,    von    Burchard    in 

5wiuemünde   an    der  Ostsee,  von  Thomann    u.    Comp,  in  Oberkassel,  von 

[aring  in  Braunschweig^  von  Wilk  Klement  in  Teterow  in  Mecklenburg, 

j^on  Jörge nsen  u.  Rahland  in  Wedel  in  Holstein^  von    der    »Deutschen 

lentindustrie-Actien  gesellschaft'     in    Bremen,    von    der  Cement- 

Itik    Germersdorf  bei  Guben  (DoppelfaLcdegel,    Patent    Wuttke),    von 

M.  F.  Siegers  in  Dortmund  u,  A. 

7.  Asbestcementplatten  von   Kühlewcin  u.  Comp,  in  Berlin  S. 
Die  Asbestcementplatten  bestehen  aus  einem  Gemenge   von  Rohasbest, 
dement  und  einem  Bindemittel.  Ihre  Stärke  beträgt  1*5 — bcm. — Als  Vorzüge 
rerden  von  den  Fabrikanten  angegeben :  absolute  Feuerbeständigkeit»  Wetter- 
stigkeit,  leichte  Nagelung,  leichtes  Hobeln,  Zersägen  und  Zerschneiden  der 
lasse,  schlechte  Wärme-  und  SchalUeitung,  PoHturfähigkeit  u.  s.  w.  Diese  Platten 
rerden,  weil  sie  sich  gut  bemalen,  lackiren  und  tapeziren  lassen  sollen,    zur 
iersteUung  von  Wänden  empfohlen,  zu  Decken-  und  Fussbodenconstructionen, 
zur  Anfertigung  feuer-  und  rauchsicherer  Thüren  (in  Starken  von  2 — 2'5  cm), 

ii    Eisenummantelungen    \l  s.  w.    Bei    den    Wandconstructionen    stellt   man 
olz-  oder  Eisengerüstc  auf  und  bekleidet  dieselben    beiderseits    mit  diesen 
sbestcementplatten ;     die     Fugen    werden    mit    einem    Asbestcementmörtel 
lohtet. 
^P  §  228»   Cementdielen  und  Cementstaaken. 

H  L  Cementdielen  von  Otto  Böklen  in  Lauffen  a.  N,  Figur  4UK 
Diese  Cementdielen  werden  aus  einer  unter  einem  Kotlergang  vor- 
genommenen Mischung  von  1  Theil  Cement  und  »d  Theilen  Normalsand 
(Quarzsand")  oder  Bimssteinsand  gefertigt.  Die  mit  Quarzsand  hergestellten 
)ielen  lassen  sich  nur  mit  dem  Meisscl  bearbeiten,  während  man  die 
imssteinsand-Cementdielen  wie  Holz  sägen,  nagebi  u*  s.  w.  kann.  Die  Cement- 
Selen  sind  auf  der  Unterseite  glatt,  auf  der  Oberseite  dagegen  in  verschiedener 
^cise  gerippt,  so  z.  B.  bienenzellenartig  gemustert.  Ihre  Länge  beträgt  100  rm, 
%Te  Breite  30  oder  öÜ  cm  und  ihre  Dicke  ij — -14  cm.  Die  Zugfestigkeit 
?r  lufttrockenen  Platten  wurde  bei  einem  specifischen  Gewichte  von  1  9Ö6 
47'2  ^^,  der  wassersatten  zu  44' 13  J^gy  der  an  der  Luft  ausgefrorenen  zu 
P85  ^^f  der  unter  Wasser  ausgefrorenen  zu  31 -25  ^g  für  das  Quadrat- 
üttmeter  von  der  königlichen  Prüfungsstation  fiir  Baumaterialien  zu  Berlin- 
^larlottcnburg  ermittelt,  femer  die  Druckfestigkeit  bei  einem  specifischen 
ewirhte  der  Masse  von  2' 16 — 2'20  zwischen  22  und  45  ^g  für  das  Quadrat- 
itimeter  von  der  Prüfungsanstalt  der  königlichen  technischen  Hochschule 
Stuttgart  bestimmt.  Die  Abnutzung  betrag  bei  einem  Probestück  von 
P  cm*  Schlciffläche  und  883,  beziehungsweise  9443 1'  Gewicht  18*5,  be- 
ehungswcise  l&Orm^  Masse  bei  3Ü  kg  Belastung  des  Probestückes,  450  Um- 
phungen  (und  zwar  22  in  der  Minute)  der  Schleifscheibe,  einem  Schlcif- 
]iu«  von  22  cm  und  unter  Verwendung  von  20  g  Naxosschmirgel  Nr,  3 
tid  die  Wasseraufnahme  nach  12  Stunden  ö'2%r  nach  125  Stunden 
%^  wobei  das  Eigengewicht  von  016  kg  bis  auf  Ol 62  kg  stieg. 


126 


Zweiter  Theil.  Die  VerbindungsstoiTe. 


Man  verwendet  die  Cementdielen  hauptsächlich  zur  Herstellung  von 
Wänden;  es  werden  zu  diesem  Zwecke  die  Dielen  mit  den  gerippten  Seiten 
so  aneinander  gestellt,  dass  ein  kleiner  Zwischenraum  verbleibt,  welcher  mit 
geeignetem  Füllstoff  auszufüllen  ist ;  die  Wand  wird  im  Backsteinverband  mit 
oder  ohne  Holz-  oder  Eisengerüst  aufgeführt  und  meistens  noch  mit  einem 
glatten  Putz  versehen.  Einzelne  Dielen  sind  mittelst  Eisenklammem  zusammen- 
zuhalten. Zu  Gewölben  benutzt  man  entsprechend  gekrümmte  Dielen. 

2.  Stegcementdielen  von  Paul  Stolte  in  Genthin,  Figur  411 
und  412. 

Dieselben  werden  aus  der  gleichen  Mischung  wie  die  vorigen  her- 
gestellt, ihre  Gestalt  ist  jedoch  eine  andere,  denn  sie  besitzen  Nuth  und  Falz 
und  im  Inneren  Hohlräume  von  grösserer  Höhe  als  Breite,  wodurch  eine 
günstige  Stoffvertheilung  erzielt  wird.  Man  stellt  aus  ihnen  Wände,  namentlich 
Scheidewände,  aber  auch  Decken  her.  Für  Scheidewände  nimmt  man  5 — 12  cm 
starke  Dielen,  stellt  dieselben  hochkantig  und  im  Verband  auf  einander  und 
dichtet  ihre  Fugen  mit  Cementmörtel.  Bei  Verwendung  von  mit  Bimssteinsand 
gefertigten  Dielen  (oft  auch  bei  Benutzung  von  Quarzsand-Cementdiden) 
erhält  die  Wand  einen  glatten  Putz.  Für  Deckenconstructionen  benutzt  man 
rhomboidisch  gestaltete  Dielen,  welche  sich  bequem  zwischen  die  eisernen 
Träger  schieben  lassen,  und  stattet  dieselben  zur  Erhöhung  ihrer  Tragfähig- 
keit mit  einer  Bandeiseneinlage  oder  einem  Drahtgewebe  im  Inneren  aus. 

Bei  einer  von  der  königlichen  Prüfungsstation  für  Baumaterialien  ta 
Berlin-Charlottenburg  vorgenommenen  Probebelastung  wurden  33  kg^  schwere, 
105  cm  lange,  25  rm  breite  und  7  cm  dicke  Dielen  verwendet,  von  denen 
eine  jede  0  Luftcanäle  und  3  Bandeiseneinlagen  von  je  1*4X23  mm  Quer- 
schnitt besass.  Die  aus  diesen  Dielen  und  I-Trägem  gebildete  Decke  zeigte 
bei  einer  Belastung  von  5000  ^g  auf  einer  Fläche  von  125  auf  80  rm  in  der 
Mitte  eine  Einsenkung,  bei  6000  kg  Belastung  einen  Querriss,  bei  6722  ig 
Belastung  eine  dauernde  Einsenkung  von  2*75  cm. 

Die  Quarzsand-Cementdielen  besitzen  bei  einer  Stärke 

von     5  7  10  12  mm 


Erstes  Cispftel.  Bic  Mörtel. 


IST 


nageb  und  haben  nahezu  die  I-Form,  Ihr  Gewicht  beträgt  für  das  Quadrat- 
meter 65 — 75  kg,  ihre  Länge  45— 9U  cm  und  mehr,  ihre  Höhe  A  =  1 6  oder 
18  cm,  ihre  Breite  ^  ^  12  und  13'5  cm  und  ihre  Dicke  ßf  ==  4^  4*5  und 
5*5  cm.  Sie  werden  zwischen  Holzbalken  oder  I -Trägem  verlegt.    Ihre  Trag» 

^ßihigkeit  ist  eine  grosse;  bei  einer  Probebelastung  konnte  ein  Stück  einer 
>ecke  von  1^0  cm  Lange  und   100  cm  Breite  mit  vier  Wochen  alten  Staaken 

^tind  bei  einer  freitragenden  Länge  von  94  cm  2000  k^  tragen,  ohne  durch- 
gebogen zu  werden. 


§  229,  KtinstUche  Bausteine  und  Ornamente. 


^1  Säuleni    Capiläle,    Gesimsstücke,   Gliederungen  aller  Art,  Rosetten,  Me- 

'      daillons,    Statuen,    Grabsteine,    auch    Wasserbehälter,    Trö2:c    und    Krippen, 
j Grottensteine,  Bänke  und  Tische  für  Gärten  und  dtfentlirhe  Anlagen,  Anschlags- 
lulen  (2.  B.  in  Berlin)  u.  s.  w,  werden  in  neuerer  Zeit  vielfach  aus  gemagertem 
>mentmÖrtel    unter    Benutzung   von  Formen    hergestellt.     Zu   diesen  Gegen- 
idcn    verwendet    man    einen    sehr    feingemahlenen,    möglichst  gleichmässig 
rbten,    langsam    bindenden,    sehr    volumenbeständigen    und    möglichst  ab- 
werten Cement,  sowie  (bei  besseren  Cementsachen)  einen  fein-  und  srharf- 
k^migen,  gewaschenen  Sand.  Dieser  Mischung  wird  nur  so  viel  Wasser  bei- 
gemengt, als  zur  Bildung  einer  wie  feuchte  Gartenerde  erscheinenden  Masse 
gerade  nothwendig  ist  Der  Mörtel  wird  in  Formen  gegossen  und  festgeklopft 
^Mder  festgestampft,    auch    wohl   durch  Pressen  gedichtet,    um  eine  möglichst 
^■grosse  Festigkeil  der  fertigen  Ware  zu  erzielen, 

^^  Zu  den  Formen   verwendet  man  vielfach  eine    durch  einen  Zusatz  von 

Glycerin  gegen  Austrocknung,  Zusammenziehung,  Einschrumpfen  der  Kanten 
und  Faulen  geschützte  Leimmasse,  welche  man  über  das  Modell  giesst.*)  Die 
Leimform  wird  innen  mit  einem  gut  trocknenden  LeinÖlfimiss  tiberzogen  und 
nach  dem  Trocknen  desselben  mit  Petroleum,  Rüböl  oder  Kalkseife  (Leinöl 
tind  Kalk  Wasser)  eingefettet  Dann  wird  zunächst  eine  dünne  Lage  einer  aus 
\\  Theil  Cement  und  1- — 2  Theilen  möglichst  feinem  Sande  und  Wasser 
bestehenden  Masse  in  die  Form  gegossen  und  über  alle  Theile  der  Innenfläche 
lit  einem  nassen  Pinsel  ausgebreitet;  man  nennt  diese  Arbeit  den  *Vor* 
^ussc.  Hierauf  wird  der  erdfeuchte,  aus  1  Theil  Cement  und  H- — 6  Theilen 
^d  oder  mit  Sand  untermischtem  Kies  zusammengesetzte  Mörtel  in  die 
Form  gebracht  und  letztere  mit  dieser  Masse  vollständig  ausgefüllt.  Die 
fCementmasse  wird  alsdann  mit  der  Hand  oder  kleinen  Holzstempeln  fest 
Laogedruckt  und  das  sich  hierbei  bildende  Wasser  durch  Aufstreuen  von 
rockenem,  reinem  Cementpulver  gesättigt;  <lie  überstehende  Masse  wird  mit 
einem  Messer  abgestrichen.  Die  Form  lässt  man  bis  zum  Erhärten  ihrer 
Fällung,  also  etwa  24 — 3*.>  Stunden  lang,  ruhig  stehen  und  nimmt  sie  dann 
ib.  Bei  zu  frühem  Abheben  werden  leicht  die  Kanten  des  Stückes  beschädigt 
fid  seine  Flächen  abgestumpft.  Die  Gussstücke  müssen  bis  zu  ihrer  voll- 
Ffttandigen  Erhärtung  feucht  gehalten  werden.  —  Solche  Leimformen  können 
^ei  sorgfältiger  Behandlung  mehrere  Male  benutzt  werden;  sind  sie  un- 
Ijrauchbar  geworden,  so  kann  man  die  Leirmnasse  umschmelzen  und  zur  Her- 
Itellung  neuer  Formen  wieder  verwenden. 

■)  Sieb«  Ed.  UHUtihtttU  »Pornie&  und  Gie«s«n<t  Wie»  1886*    ^A,  Hartleben*! 


128 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Will  man  zur  Erzielung  einer  grösseren  Dichtigkeit  und  Festigkeit  und 
eines  geringeren  Cementverbrauches  die  Masse  in  die  Formen  einstampfen 
oder  einpressen,  so  kann  man  Leimformen  ihrer  geringen  Widerstandsfähigkeit 
wegen  nicht  verwenden,  sondern  muss  hölzerne  oder  Gyps- Formen,  die 
mit  Eisen  gut  armirt  sind,  benutzen;  erstere  empfehlen  sich  zur  Anfertigung 
von  einfach  gestalteten  Gegenständen,  letztere  zur  Herstellung  von  complicirter 
geformten  Gussstticken.  Auch  verwendet  man  wohl  eiserne  oder  stählerne 
Formen. 

Uhlenhuth  schlägt  vor,  statt  der  Leimformen  solche  aus  einem  sehr 
fetten  und  weichen,  also  sandfreien  Thon  zu  verwenden,  welche  im  Uebrigcn 
wie  erstere  zum  Guss  vorbereitet  werden  sollen. 

Als  Schutzmittel  gegen  Kantenbruch,  sowie  zur  Verminderung  der 
Porosität  und  als  bestes  Mittel  gegen  das  >  Nachlassen c  empfiehlt  Hauen- 
schild  die  Behandlung  der  Cementgussstücke  mit  den  im  §  83  näher  be- 
schriebenen Kessler'schen  Fluaten. 

Cement-Bauomamente  sind  weit  billiger  als  solche  aus  natiurlichen 
Steinen,  auch  schneller  und  leichter  herzustellen;  sie.  besitzen  bei  guter  Aus- 
führung grosse  Dauerhaftigkeit  und  sind  z.  B.  frostbeständiger  als  Sandstein; 
sie  werden  bald  steinhart  und  sind  wasserundurchlässiger  als  Gypsomamente. 
Fertigt  man  sie  jedoch,  wie  dies  früher  häufig  geschah,  aus  ganz  reinem  oder 
nur  mit  wenig  Sand  vermengtem  Cement,  so  erhalten  sie  auf  ihrer  Oberfläche 
bei  Einwirkung  der  Witterung  leicht  Haarrisse. 

Statt  des  Portlandcementes  nimmt  man  auch  zur  Herstellung  künstlicher 
Steine  Romancement  oder  zur  Erhöhung  der  Festigkeit  und  Regelung  der 
Abbindezeit  eine  Mischung  von  75 — 80  Gewichtsprocenten  Romancement 
und  25 — :20  Gewichtsprocenten  Portlandcement. 

Besondere  Arten  von  Kunststeinen  sind  folgende: 

1.  Victoria-Kunststeine. 

Man  fertigt  dieselben  aus  einer  Mischung  von  l  Theil  Cement,  4  Theilcn 
Granitbruchstücken  und  wenig  Wasser.  Nach  dem  Erhärten  werden  diese 
Steine  in  eine  Natronwasserglaslösung   gelegt    und    in    derselben    etwa  zwölf 


Srttes  €iipl%e1i 


örlel. 


Steine   sollen    sich    ganz   besonders   zu   Bauornamenten    eignen,    welche  den 

ÄViiterungseinfliissen   stark    ausgesetzt   sind,   und   wegen  ihrer  grossen  Härte 

luch    zu    Miihl'   und   Schleifsteinen   verwendbar   sein.     Da    die   Masse    sehr 

'schnell  erhärtet  und  grosse  Bindekraft  besitzt,  so  dient  sie  auch  zum  Kitten  von 

I      patürlichen  Bausteinen. 

^b  S.KünstlicheSteine  aus  hydraulischem  Kalk  und  Kohlenpulver. 

^B  Diese    Mischung    wird    zu  Ziegeln    geformt,    gebrannt,   zerstampft   und 

^■jgemahlen,    hierauf  mit   Sand   und  Wasser   zu   einem    dickflüssigen  Teig   au- 
fgemacht, in  Formen  gebracht  und  gepresst. 

4.  Similipierre,  Similimarbre. 
Man  stellt  nach  Neumann  (siehe  »Kalk,  Gyps,  Cement«,  Weimar  I88(>, 

Aufl,,  S,  217)  diese  Masse  aus  einem  Gemenge  von  Cement,  gehacktem 
Flachs,  Leinöl  und  verschiedenen  pulverisirten  natürlichen  Steinen  her.  Dasselbe 
viTÖ  mit  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Natron  Übergossen,  deren  Menge 
|ewöhnlich  ^/^  des  Gesammtgewichtes  beträgt,  jedoch  grösser  zu  nehmen  ist, 
renn  die  Masse  möglichst  schnell  erhärten  soll.  Die  Masse  wird  dann  geklopft 
Bnd  gestampft,  bis  ein  steifer  Brei  entsteht,  und  endlich  in  Formen  gepresst 
»der  mit  rler  Hand  verarbeitet.  Diese  Masse  soll  sehr  leicht^  dicht  und  hart 
in,  sich  abdrehen,  mit  dem  Meissel  bearbeiten  und  polieren  lassen  und  die 
Festigkeit  eines  guten  Kalksteines  besitzen. 

5.  Künstlicher  Granit  von  Max  Friedrich  &  Comp,  in  Leipzig- 
Plagwitz. 

Man    verwendet    zu    seiner    Bereitung   hauptsächlich    die    beim   Silber- 
rgwerksbetriebe   zurückbleibenden  Steine,    die   sogenannten  Natur-Gerupen, 
Jie  pulverisirt   und    mit  Cement    sorgfältig   gemischt  werden.     Die  Mischung 
rd  mit  Wasser  zu  einem  Teige  von  genügender  Steifigkeit  angemacht  und 
Formen    gestampft    oder   gepresst     Dieser   künstliche  Granit    besitzt   eine 
jleichmässige    Beschaffenheit    und    soll    sich   wie    der   natürliche  Granit   he- 
rbe iten  lassen. 

6.  Cementmarmor,  künstlicher  Breccienmarmor  u.  s.  w. 
Zu  Wandbekleidungen  verwendet  man  eine  Masse  aus  Cement,  Marraor- 

nehl,    Marmor-  oder  Breccien-Bruchstückcn  und  Wasser,    die  nach  ihrer  Er* 
irtung  geschliffen  und  poliert  wird  —  Vergleiche  auch:  Beton,  §  235. 

§  230.  Cementröhren. 

Bninnenr Öhren,    Wasserleitungs-    und    Canalröhren,    auch    Drainröhren, 

Unnen  u,  s,  w,    w* erden    mit   kreisförmigem    oder    eirmidem  Querschnitt    aus 

pinem    innigen    Gemenge   von   Portland-,  Roman-  oder  Schlack encement  und 

reinem,    ziemlich    trockenem    Sand    oder   mit  Sand    untermischtem  Kies    her- 

jcsteUt,    welches   zunächst  nur  mit  einer,  den  vierten  Theil  seines  Gesammt- 

jewichtes    betragetAden    Wassermenge    angemacht    und    so    sorgfältig    durch 

gearbeitet    wird,    dass    die  Masse    klumpenfrei    erscheint.  Diese  fast  trockene 

lasse    erhält    hierauf    einen     weiteren    Wasserzusatz,    so    dass    ein    steifer 

lirci    entsteht.  Würde   man    die   ganze  Wassermenge  auf  einmal  hinzusetzen, 

wäre    dies    fehlerhaft.     Der   Mörtel    wird    in    den  zwischen  dem  eisernen 

Itm  und  dem  Mantel  der  Form   verbleibenden  Zwischenraum  eingeschüttet 

nd    stark    gepresst.     Nach    ihrer  Erhärtung    werden    die  Röhren    noch  zur 

rhöhung  ihrer  W'iderstandsfähigkeit  in  eine  Kiesebäurelösung  gelegt.     Man 

pertigt  sie  mit  oder  ohne  Muffen  und  giebt  ihnen  bei  grösseren  Lichtweiten 


130 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindangsstoffe. 


eine  Einlage  von  Eisendrahtgewebe  (Monier-Constniction;  siehe  den  folgenden 
Paragraphen).  Die  Mindestwandstärke  soll  wegen  der  nicht  zu  vermeidenden 
Erschütterungen  bei  den  Röhren  grösseren  Durchmessers  5  cm  betragen. 
Die  Verbindung  der  Rohrstücke  geschieht  durch  Vergiessen  der  Fugen  mit 
Cementmörtel,  wobei  man  sich  (nach  Neu  mann)  gern  eines  der  Röhren- 
grösse  entsprechend  breiten,  an  der  Innenfläche  mit  Wülsten  trapezförmigen 
Querschnittes,  an  der  Aussenfläche  mit  aufgenieteten  eisernen  Spangen  aus- 
gestatteten Ledergurtes  bedient,  welcher  um  die  zusammenstossenden  Rohr- 
enden gelegt  wird.*) 

Vor  den  Thonröhren  haben  die  Cementröhren  folgende  Vorzüge: 

1.  sind  sie  bei  grösseren  Lichtweiten  billiger  (bei  kleineren  etwa 
ebenso  theuer); 

2.  besitzen  sie  eine  genauere  Form; 

3.  können  sie  einen  Druck  bis  10  Atmosphären  ertragen; 

4.  besitzen  sie  ihrer  grösseren  Wandstärke  wegen  eine  grössere  Wider- 
standsfähigkeit gegen  Stoss Wirkungen  und  werden  deshalb  bei  wenig  tiefer 
Lage  unter  der  Strassenoberfläche  oder  bei  Lagerung  auf  bewegHchem  Unter- 
grunde nicht  so  leicht  zerstört  wie  Thonröhren. 

Baulänge,  Lichtweite,  Querschnitt  und  Gewicht  der  kreis-  und  eirunden 
Cementröhren  ist  aus  der  nachfolgenden  Tabelle  zu  ersehen. 


— 

<ji  KrinHi-dTicj*-  Frsrm 

h\  Eirund«  Form 

• 

GewicM  In 

ci*wiciit  iw 

LicMweitc 

Qut^TicbnLu 

Bftullnge 

KUoi^asiin 

Lichtwdte 

Qupoclifiiti 

Baullneit 

KiLoframtfl 

MlUimeter 

QuAdrAt- 

Meter 

pro  1  Meler 

MiJlilDeter 

Qu^idi^t' 

Meter 

prolMffSß! 

c«ntinjeter 

Län^e 

crDtimcter 

1              

75 

44 

0*8 

17 

200/300 

4^9 

1^ 

96 

10(1 

78 

\m      ' 

ai'5 

250/375 

717 

10 

190 

120 

113 

HJ 

2G 

300/450 

1032 

1-0 

158 

150 

17Ü 

1-0 

36 

:i5' 1/025 

140Ö 

10 

218 

175 

240 

vo 

\My 

40U/fi(^0 

183G 

1-0 

305 

i 

'im 

3U 

1-0 

56 

4SÜ;^)75 

23l^3 

10 

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ms        \ 

^H 

Erstes  Cftpitel. 


lortfL 


töhre  entsprechend  gestalteten  Kern  (aus  Holz)  tragen,  zu  einem  Formkasten 
kbschlicsst,   den   Zwischenraum  mit   Cementmörtel  gut    ausfüllt   und   letzteren 
ilopft  oder  stampft.    Diese  Formkästen    können    nach    fertiggestelltem  Rohr- 
:ück  zur  Herstellung  des  nächsten  Stückes  wieder  verwendet  werden. 

Eine  grössere  Festigkeit  und  Widerstandsfähigkeit  gegen  saure,  gährende 
und  ätzende  Flüssigkeiten  erlangen  die  Cementröhren  durch  Behandlung  mit 
^—^essler'schem  Magnesia  fluat,  eine  grössere  Wasser  die  htigkeit  durch 
^■Beizen  mit  Kesslcr'schem  Encaastique  ä  la  cire, 

^B  §  231.  Monier's  Bauweise, 

^^  Die  Monier'sche  Construction  stellt  eine  Verbindung  von  Cement  und  Eisen 

dar,  nämlich  ein  Eisengerippc,  welches  mit  Cementmörtel  oder  Cementbeton 
rohüllt  ist  Der  Querschnitt  der  Eisenstäbe  wird  nach  ihrer  Inanspruchnahme 
estimmt,  und  es  werden  starke  Drähte  bei  geringer,  Rundeisen  bei  grösserer 
und  Protileisen  bei  sehr  grosser  Beanspruchung  gewählt.  In  den  meisten  Fällen 
nügt    ein   Eisengerippe   aus  Rundeisenstäben   von  5 — 25  mm    Durchmesser, 
eiche  gewöhnUch  in  70  mm  weiten  Abständen  angeordnet  und  mit  Bindedraht 
aneinander   gefügt  werden,  damit  sie  sich  beim  Umhüllen   mit  Cement-  oder 
JBetonmasse  nicht  verschieben  können.  Die  Dicke  der  Umhüllung  richtet  sich 
ch  der  verlangten  Widerstandsfähigkeit    und  wird  für  jeden  einzelneu  Fall 
uf  Grund  statischer  Berechnungen  bestimmt;  sie  beträgt  z,  B.  bei  Verwendung 
er  Monicr-Platten   zu  Scheidewänden   nur  etwa  3  cm.    Die  Umhüllung  T^nrd 
US  Cementmörtel  (1  Theil  Cement  und   1—3  Theile  Sand)  oder  aus  Ccmeni- 
»eton    (1  Theil  Cement,   o  Theile  Sand    und    5 — ij  Theile  Kies)  hergestellt. 
Bei  Venvendung  der  Monierconstructionen  zu  Decken,  Wänden  u.  s.  w. 
Ömien  dieselben  durch  Last-,  Wasser-,  Erd-  oder  Winddruck,  je  nach  ihrer 
;e    von    oben    oder    seitlich    auf  Biegungsfestigkeit    beansprucht    werden; 
ierbei    soll    das    eingebettete  Eisengerippe    die    Zugspannungen, 
ie  CementumhüUung  dagegen  die  Drucksjiannungen  übernehmen, 
muss  sich  jedoch  das  Eisengerippe  dann  im  Plattenquerschnitt  genau  an 
er  Stelle  (der  Zugseite)  l)cfinden,  wo  die  Zugspannungen  auftreten.  Bei  diesem 
lystem  wird  also  die  hohe  Zugfestigkeit  des  Eisens    (^ctwa  35U0  J^it^  für  das 
^uadratcentimcler)    und    die  grosse  Druckfestigkeit  der  Cementmasse    (etwa 
160  X^  für  das  Quadratcentimeter)  entsprechend  ausgenutzt. 

Bei  Gewölbeconstmctionen  enthält  die  Cementmasse    (oder  der  Beton) 

ruck,  die  Eiseneiulage  Zug  und  Druck,  besonders  bei  einseitiger  Belastung 

[und  sehr  schweren  Einzellasten  (z,  B,  Säulcndrückcn);  bei  einfach  oder  doppelt 

ekrümmten  Platten  {/,.  B.  cylindrischen  Wasserbehältern,  Kuppelconstnictionen, 

Öhren  u.  s.  w,)   erhalten  beide  Stoffe  bei  äusserem  Druck  von  der  convexen 

te  Druck,  von  der  concaven  Zug, 

Durch  Versuche  und  jahrelange  Beobachtungen  ist  festgestellt,  dass  das 

isen    durch   die    anfänglich    feuchte  Umhüllung  nicht  zum  Rosten       '       '  t 

ird.  Tuid  dass  es  durch  die  luft-  und  wasserdichte  CementumhüUu ,  i 

Rosten    fortdauernd    geschützt    bleibt,     sofern     bei    der    Einbettung 

.    ndrahtes  die  grösstc  Sorgfalt  obwaltet  und  die  Platten  nicht  lu  solchen 

Jonstructionen  Verwendung  fmden,   bei  denen  durch  die  Belastung  leicht  in 

Jer  Cementmasse    Risse   enlHtehen    können.    Bilden   sich   jedoch  Risse,   ün<l 

letangt  durch  sie  Feuchtigkeit  an  das  Eisen,  so  geht  letzteres  schneller  xu  Grunde, 

als  wecm  es  ohne  Umhüllung  den  Witlcrungscinflüssen  ausgesetzt  wäre,  we\^ 


132 


Zweiter  Tbeil.  Die  Vcrbindungsitoffc. 


sich    die    Alkalien    des    Cementes    alsdann   an    der    Zerstöning    des   Ebeni 

betheiligen. 

Weitere  Untersuchungen  ergaben,  dass  der  Cement  ungemein  fest  üti 
Eisen  haftet  (Bauschinger  fand  die  Adhäsionsfestigkeit  zu  40 — 47  ig  fm 
das  Quadratcentimeler),  und  dass  weder  durch  Zusammenziehung  bei  Frost 
in  den  Monieq>latten  Risse  erzeugt^   noch   durch  Ausdehnungen    bd  grudäer 

Wärme  beide  Stoffe  von  einander  getrennt  werden,  weil  Portlandcr ne\ 

und  Eisen  nahezu  denselben  Ausdehnungcoefticienten  besitzen.  Diese  1  ;eit 

der  Moniercoastructionen  im  Frost  und  in  der  Hitze  machen  die  riaiica  fiir 
viele  technische  Zwecke  gut  verwendbar. 

Die  Tragfähigkeit  der  Monierconstructionen  ist  sehr  gross,  ebenso  auch 
die  Widerstandsfähigkeit  gegen  Stoss,  wie  durdi  verschiedene  Versuche  fesh 
gestellt  wurde*  Bei  den  vor  einigen  Jahren  in  Budapest  vorgenommen« 
Belastungsproben  ergab  sich  beispielsweise,  dass  Monierdecken  12nial  so  viel 
wie  Decken  aus  Cementplatten  ohne  Eiseneinlage  und  Moniergewolbe  5  ITnal 
soviel  wie  Betongewölbe  ohne  Eisen  ein  läge  trugen.  ^^fl 

Als  weitere  Vorzüge  der  Monierconstructionen  sind  anzuführen:  grfl^H 
Dauerhaftigkeit    (namentlich    Frostbeständigkeit)    und    Feuersieh erheit,   gros« 
AVasser-  und  Lufldichtigkeity  geringes  Eigengewicht,  erhebliche  Erspamii!«  ao 
Raum  und  Constructionshöhe  (wegen  der  geringen  Dicke  der  Scheidewände 
und    Dcckenplatteu),    Erspamiss    an    Widerlager-Verankerungen  lc$ 

geringen    Seitenschubes    der    bogenförmigen    Platten),    leichte    1  üg, 

schnelles  Bauen  bei  Verwendung  fertiger  Platten  (beziehungsweise  Huhistcine) 
und  verhältnissmässige  Billigkeit,  Schutz  gegen  Hausschwamm  und  Ungeziefer. 
Als  Na  cht  heil    muss  erwähnt  werden,  dass  sich  Löcher  für  Nägel  und  HakOk 
nur  schwer  in  Moniernlatten  herstellen  lassen  und  dass,  wenn  man  beim  Eiii- 
schlagen  auf  einen  Eisendraht  stosst,  grossere  Flächen  durch  die  Erschütterungen 
zertrümmert  werden  können,  weil  die  Cementmasse  grosse  Sprödigkcit  bcsiut 
—  Zu  den  vorgenannten  Vorzügen  kommt  noch,  dass  sich  die  CementflÄche 
stereochromatisch  bemalen,   sowie  mit  Gyps-  und  Stuckomamenien  bekleideo 
lässt,   denn  dieselben  haften  sicher  auf  dem  Cement,  können  aber  auch  an  dem 
tragenden  Eisengerippe   der  Monierplatten    mittelst  Draht    befestigt    wenko. 
Sodann  ist  zu  beachten,  dass  die  Monier-Bauweise  die  Ausfuhnmg  von  Con- 
structionen    ermöglicht,     welche     einen     grossen    Widerstand    gegen    Zug^ 
beanspruchungen  besitzen  sollen.  Deshalb  eignet  sich  die  Monierconstniction 
gleich  gut  zu  Hoch-  und  Ingenieurbauten.  Aus  Monierconstructionen  w^urdoi 
bisher    nicht    nur    einzelne  Gebäudetheile,    me  z,  B,  Fussböden,    ebene  und 
gewölbte  Decken,   leichte    und  sich  selbst  tragende  Innenwände,  Säulen  un<l 
Säulenummantelungen,  Treppen  und  Podeste,  Dacheindeckungen,  Hohlgesinisc, 
Heiz-  und  Eüftungscanäle  im  Grundwasserboden,  FusslxKlenheizmi': 
hergestellt,  sondern  auch  ganze  Häuser,    Brücken  (besonders  in  n 
Tunneldiirchlässc,    ringförmige     Hof'hrcservoirs,     Kuppelbauten,     ^ 
Spülbassins,  kreisförmige  Gasomett-rbehalter,  Getreidekellcr,  Senk-  nt 
gruben,  Rohrleitungen   und  Canäle    grösseren  Querschnittes  u,  s.  w. 
geeignet  dürfte  die   Monier-Bauweise  zu  solchen  Constructionen  sein,  hl.^u. 
durch  bewegliche  Easien  grossen  Erschütterungen  und  Stössen  ausgesctjjt  wnd 

Bei  der  '  ng  von  Decken  in  Wohnhiui<Jcrn  werden  ^^  '^cf' 

gekrümmte  M*'  d    rait  einem  Geflecht  aus  gewöhnlich  7   '  ^' 

Rundeisen   und   mit    70  mm    Ma«chenweite   »wischen  ^^Trsiger  gdcLi 


Erat««  Capitcl.  Die  Mörtel. 


i^ 


»V'änden  wird  entweder  an  Ort  und  Stelle  das  Eisengeflecht  aus  wage- 
Jrechten  und  senkrechten,  steifen,  an  den  Kreuzungsstellen  mittelst  Draht 
verbundenen  starken  Eisendrahten  oder  Profileisen  *)  hergestellt,  wobei  an 
ien  Ecken  der  Wände  ond  an  ihren  freien  Enden  stärkere  lothrecbte  Stäbe 
inzuordnen  sind,  und  dieses  Eisengerippe  dann  von  beiden  Seiten  mit  Cement- 

fiörtel  beworfen,  oder  es  werden  einzelne  Ccmentplatten  ohne  Eiseneinlage 
Sils  Verkleidungen  für  dieses  Eisengeflecht  benutzt,  oder  es  mrd  die  Wantl  aus 
Monierhohlsteinen  aufgebaut,  die  in  richtigem  Verband  au  feinander  gesetzt  und 

lit  Cementmörtel  gefugt  werden.  Das  letztere  Verfahren  empfiehlt  sich, 
*^enn    eine    möglichst    schnelle    Fertigstellung    der    Wand    gewünscht    wird. 

iandelt    es    sich    um    die  Ausführung  von   Umfassungsmauern,    so    stellt 

[lan  am  zweckmässigsten  eine  doppelte  Wand  mit  Hohlraum  her  und  wählt 
dann  die  Aussenwsnd  stärker  als  die  Innenwand    (z,  B,  G  und    4  cm  stark), 

^ussenwände  und  Wände  in  feuchten  Käumen  werden  mit  Cementmörtel, 
Scheidewände  mit  Kalkmörtel  verputzt, 

W.  E.  Ward  empfiehlt  zu  Umfassungsmaueni  für  Wohngebäude  doppelte 

iTände  aus  Bctonplatlen    mit  Eiseneinlage,    welche    einen  Zwischenraum    von 

5 — 25  cm  erhalten  und  in  Abständen  von  OG — Ü"9  m  fest  mit  einander 
verbunden  werden.  Für  die  Bctonplatten  wird  von  ihm  ein  Gemenge  von  Port- 
ridcement,  Sand  und  kleingeschlagenen  harten  Kalksteinen  in  verschiedenem 
R^Iischung verhältn iss  vorgeschlagen. 

Zu  erwähnen  ist  noch  die  Koenen^sche  Rippendecke,  die  sich  aus 
•dementen  von  der  in  Figur  414  dargestellten  Querschnitts  form  zusammen- 
setzt. Diese  Elemente  bestehen  aus  ~-,  J_-Eiüen  oder  einem  anderen  Profil* 
pisen,  das  mit  einem  aus  1  Theil  Portlandcement,  3  Theilen  Sand  und 
HVasser  gefertigten  Mörtel  eingehüllt  ist.  Das  Eisen  nimmt  die  Zugspannungen, 
iie  Cementmasse  die  Druckspannungen  auf  (wie  beim  Monier 'sehen  System), 

>ie  Cementmasse  bildet  die  eigentliche  Ueberdeckung  zwischen  den  Trägem. 

)urch  Belastungsversuche  wurde  ermittelt,  dass  solche  Decken  bei  grossen 
Belastungen    nur    eine   sehr   geringe  Durchbiegung    erleiden    und  eine  grosse 

Tragfähigkeit  besitzen;  auch  spart  man  bei  ihrer  Verwendung  an  Constructions- 
liöhe  und  in  manchen  Fällen  gegenüber  preussischen  Kappengewölben  aus 
Sacksteinen  zwischen  [[^-Trägem  an  Kosten,  Eine  Verankerung  der  Eisen* 
räger  ist  nicht  erforderlich. 

In  jüngster  Zeit  hat  sich  die  >Acticngesellschaft  für  Beton-  und 
Monierbau«    in    Berlin    W.    eine   von    Koenen    erfundene    Voutenplatte 

atentiren  lassen,  die  aus  demselben  Cementmörtel  wie  die  Rippendecke  ge- 
t>ildet  und  zwischen  "r-Tragern  eingespannt  wird,  welche  in  1*5— 0*0 /w  Ent- 
:iung  von  einamler  angeordnet  und  an  ihren  oberen  Flanschen  mit  Flach- 
^isen  verbunden  werden.  Eine  Voutenplatte  von  10  rw  Stärke  und  3///  Spannweite 
l^rgab  eine  Tragfähigkeit  von  etwa   14<Jl)0V  für  das  Quadratmeter, 

§  232.  Verschiedene  weitere  Anwendungen. 

1.  Ccmentgussdach  nach  dem  patentirten  Verfahren  von  Dr. 
Drohung. 

Auf  die  Sparren  werden  Schalbretter  genagelt  und  über  dieselben  Dach* 
ippe    gclegti    deren    einzelne  Bahnen    sich    nicht  überdecken,    sondern  nur 

*)  Noeii  den  Erfahrungen  des  Verfoisers  Irnfteti  Flach  eisen    nirti*    f<?si  genrg 
Cement* 


134 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


berühren  und  deren  Stösse  mit  stark  getheertem  Papier  unterlegt  und  dann 
genagelt  werden.  Die  Dachfläche  wird  hierauf  durch  8 — 10  mm  hohe  Winkel- 
bleche aus  Zink,  welche  aufgenagelt  werden,  in  quadratische  Felder  von 
etwa  20  cm  Seitenlänge  bei  steilen  und  von  etwa  50  cm  Seitenlänge  bei 
flachen  Dächern  getheilt.  Die  Felder  bestreut  man  dünn  mit  Sand  und  füllt 
sie  dann  mit  einem  steifen,  aus  1  Theil  Portland-  oder  Romancement, 
2  Theilen  Sand  und  Wasser  bestehenden  Mörtel  aus,  der  mit  dem  Schlagholz 
oder  der  Kelle  gedichtet  wird.  Die  Dachrinnen  werden  zuvor  in  Schalung 
vorgebildet,  Firstwulste  und  Bruchgesimse  für  Mansarddächer  auf  Papp- 
unterlage, nöthigenfalls  unter  Benutzung  grosser,  vorher  einzuschlagender 
Nägel,  in  Cementmörtel  gezogen,  wobei  die  hier  etwas  breiter  zu  wählenden 
Zink-Winkelbleche  als  Schablonenlehre  dienen. 

Die  FrühUng'schen  Cementgussdächer  sollen  sich  durch  grosse  Billigkeit 
und  Wasserdichtigkeit  auszeichnen  und  sich  besonders  als  Ueberzug  auf 
ältere,  nicht  mehr  ganz  dichte  Pappdächer  eignen.  Ihr  Gewicht  beträgt  nur 
etwa  24  kg,  ihre  Wasseraufnahme  etwa  2*3  kg  für  das  Quadratmeter. 

2.  Ausbesserung  von  Sandsteinstufen. 

Hierzu  wird  ein  steifer  Brei  aus  Portlandcement,  gestossenen  guss- 
eisemen  Bohr-  oder  Feilspänen  und  Wasser  empfohlen.  Derselbe  soll  so 
hart  werden,  dass  man  die  Masse  nicht  mit  dem  Hammer  zerschlagen  kann. 

3.  Cementwürfel  für  Eisenbahnoberbauten. 

Diese  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Cementplatten  hergestellten  Würfel  sollen 
in  Württemberg  mit  Erfolg  zu  dem  angegebenen  Zweck  verwendet  worden  sein. 

4.  Dichten  von  Quellen. 

Hierzu  benutzt  man  schnellbindenden  Portlandcement  oder  auch 
Romancement.  Ist  der  Zufluss  und  die  Geschwindigkeit  des  Wassers  gering 
und  der  Riss  nicht  zu  eng,  so  genügt  zur  Dichtung  häufig  schon  blosses 
Einstreuen  von  trockenem,  sehr  rasch  bindendem  Cement  oder  Auflegen  eines 
genügend  grossen  Cementklosses  auf  den  Riss;  bei  stärkerem  Wasserandrang 
dagegen  müssen  andere  Verfahren  eingeschlagen  werden,  über  welche  u.  A. 
das  Werk    »Der    Portlandcement    und    seine    Anwendungen    im    Bauwesen« 


gebrannten,  schlack enfreien  Backsteinen,  Hochofen-  und  Steinkohlenschlacken, 

ähienasche  u,  s.  w. 

Die  Steins  tu  cke  müssen  rein,  d  h.  frei  von  Staub,  Schlamm,  Erd- 
lieilchcn  und  Mörtelresten  sein  und  unter  Umständen  durch  Waschen  oder 
durch  Behandlung  mit  stark  verdiinuter  Salzsäure  gesäubert  werden;  denn 
ron  der  Grösse  der  Reinheit  hängt  die  Grösse  der  Adhäsion  des  Mörtels  ab. 
luch  sollen  sie,  damit  der  Aförtel  besser  haftet,  eine  mögUchst  rauhe  Ober- 
Bäche  besitzen,  femer  scharfkantig  und  eckig  sein,  damit  sie  sich  in  einander 

^em,  ohne  zu  viele  und  zu  grosse  Hohlräume  zu  bilden,  deren  Ausfüllung 
rine  grössere  Mörtelmasse  beansprucht,  sodann  sollen  sie  nicht  mehr  als 
JO — 50  cm^  messen  und  mindestens  dieselbe  Druckfestigkeit  wie  der  erhärtete 
Mörtel  besitzen.  Die  Steine  werden  mittelst  Handschlägel  oder  bei  grösserer 
Härte  des  Gesteines  mittelst  Steinbrechmaschinen  zerkleinert. 

Wird  Kies  als  Füllmasse  verwendet,  so  beachte  man,  dass  die  Festig- 
keit des  Betons  bei  scharfkantigem  Kies  eine  grössere  ist  als  bei  rundkömigem; 
iient  Sand  allein  als  Zusatz  zum  Mörtel  (Sand beton),  so  ist  die  Festigkeit 
ies  Betons  abhängig  von  der  Komform  und  von  der  Komgrösse,  und  zwar 
geringer  bei  Verwendung  %^on  sehr  feinem  Sand  (Staubsand)  als  bei  der 
^^on  grobkörnigem  Flusssand,  auch  geringer  bei  Benutzung  von  weichem 
Schiefersand  und  gewöhnUchem  rundkörnigen  Mauersand  als  bei  Verwendung 
ifon  scharfem,  eckigem  Normalsand,  wie  Suehier's  Versuche  ergeben  haben, 
Liner  Ausspülung  durch  Wellenschlag  ist  jedoch  ein  magerer  Beton  mit 
•"einsandmischung  weniger  ausgesetzt  als  ein  solcher  mit  Grobsandmischung, 

eil   die  Hohlräume    des  feinkörnigen  Sandes    kleinere  Durchmesser  besitzen 

ils  die  des  grobkörnigen.    Beton,  welcher  nur  aus  reinem  Cement  und  Kies 

besteht,    erlangt    eine    geringere  Festigkeit   als  der    mit  einer  Mischung  vom 

Sfeinsten  Sande    bis   zum  gröbsten  Kies  bereitete,    bei  welcher  die  Zwischen- 

^läume  äusserst  günstig  ausgefüllt  werden.  (Vergl.  Tabelle  I.) 

Verschiedenes,  Die  Festigkeit  des  Betons  hängt  jedoch  nicht  nur  von  der 
Beschaffenheit  der  Füllmasse  ab,  sondern  auch  von  der  Festigkeit  des  ver- 
v'endeten  Mörtels ;  letztere  ist  gewöhnlich  etwas  kleiner  als  die  Betonfesiigkeit. 
Die  Dichtigkeit  ist  je  nach  der  Art  der  Mischung  und  der  Beschaffenheit 
ier  Füllmasse  eine  verschiedene  und  z.  B.  bei  dem  mit  Steinkohlcnschlacken 
and  Bücksteinen  bereiteten  Beton  geringer  als  bei  dem  mit  Kies  und  manchen 
Sinderen  natürlichen  Gesteinen  hergestellten;  ersterer  liefert  eine  Masse  von 
Bjrösserer  Luft-  und  VV^asscrdurcblossigkeit  und  geringerer  Wärmeleitungsfähigkeit 
Bnd  eignet  sich  deshalb  wenig  zur  Verwendung  bei  Grund-  und  Kell  er  mauern. 
Die  Härte  wird  bei  demjenigen  Beton  am  grössten^  dessen  Hohlräume 
k^oUstäiidig  mit  Mörtel  ausgefüllt  sind.  Um  dies  ohne  grossen  Mörtelzusatz 
^u  erreichen,  wird  der  Beton  gestampft,  wodurch  das  Maass  der  Hohlräume 
am  20 — 25%  verringert  werden  kann.  Dieses  Stampfen  lässt  sich  jedoch  bei 
Benutzung  von  Romancementmörtel  wegen  des  schnellen  Abbindens  desselben 
licht  gut  ausführen,  Verwendet  man  eine  grössere  Mörtelmasse,  als  zar 
Uisfüllung  der  Hohlräume  der  Füllmasse  erforderlich  ist,  so  erreicht  man 
dadurch  nur  eine  unbedeutende  Erhöhung  der  Betonfestigkeit;  je  weniger  voll- 
kommen jedoch  diese  Ausfüllung  ist,  desto  geringer  ist  die  Festigkeit,  Ein 
eringes  Uebcrmaass  an  Mörtel  (nach  Tetmajer  5%,  nach  Dyckerhoff 
lfi7o)  ist  jedoch  zur  besseren  Verkittung  zu  empfehlen,  besonders  bei  Beton, 
'weldier  nicht  gestampft  werden  kann. 


186 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe 


Die  Gesammtgrösse  der  Hohlräume  erhält  man  genau  genug  durch  den 
Inhalt  der  Wassermenge,  welche  zur  Ausfüllung  der  Hohlräume  der  in  ein 
wasserdichtes  Gefäss  geschütteten  FüUmasse  nothwendig  ist  Grober  Eaes 
besitzt  gewöhnlich  40 — 50%  Hohlräume  mit  einem  Durchmesser  von  ^/g — ^/^ 
des  Kieskomdurchmessers,  Rheinkies  von  5 — 30  mm  Komgrösse  (nach 
Dyckerhoff)  35^0»  gestampfter  Steinschlag  unter  4  cm  Grösse  20 — 35% 
u.  s.  w.   Vielfach  nimmt  man  auf  2  Raumtheile  Steine   1  Raumtheil  Mörtel 

Beton,  welcher  nur  an  der  Luft  Verwendung  finden  soll  und  deshalb 
aus  Kalkmörtel  oder  Cementkalkmörtel  und  Füllmasse  bereitet  wird,  muss 
möglichst  porös  sein,  damit  die  Kohlensäure  der  Luft  auch  in  das  Innere 
der  Betonmasse  eindringen  kann ;  er  ist  deshalb  möglichst  mager  herzustellen 
und  nur  mit  so  viel  Mörtelmasse  zu  versehen,  dass  die  einzelnen  Theilchen 
der  Füllmasse  miteinander  verkittet  werden;  eine  vollständige  Ausfüllung 
aller  Hohlräiune  mit  Mörtel  ist  also  bei  Luft  beton  nicht  erforderlich.  Bei 
Beton  jedoch,  welcher  unter  Wasser  oder  gegen  Wasserandrang  ver- 
wendet werden  soll,  wählt  man  die  Mörtelmasse  mindestens  gleich  dem 
Gesammtinhalt  der  Hohlräume  und  bereitet  dieselbe  aus  rasch  oder  wenigstens 
mittelschnell  *bindendem  Portland-  oder  Romancement  und  Wasser. 

Mischungsverhältnisse.  Nach  R.  Dyckerhoff  erhält  man  dichte 
Betonmassen  durch  folgende  Mischungen: 

1  hl  Portlandcement,  2  hl  gesiebten  Rheinsand,  5  hl  Rheinkies  von 
5 — 30  mm  Komgrösse. 

1  hl  Portlandcement, 
5 — 30  mm  Komgrösse. 

1  hl  Portlandcement, 
5 — 30  mm  Komgrösse. 

1  hl  Portlandcement, 
5 — 30  mm  Komgrösse. 

Femer  empfiehlt  derselbe: 

für  Fundamente,  Widerlager  und  Sohlen  von  Wasser-  u.  s.  w.  Behältern : 
1  Theil  Portlandcement,  Vj^  Theile  Sand,  77^  Theile  Steinschlag; 

für  Wände,  Pfeiler,  Gewölbe  und  sonstige  Tragkörper:  1  Theil  Portland- 


3  hl  gesiebten  Rheinsand, 

4  hl  gesiebten  Rheinsand, 
6  hl  gesiebten  Rheinsand, 


6*5  hl  Rheinkies  von 
8*5  hl  Rheinkies  von 


\2  hl  Rheinkies  von 


Erstes  Capitel.  Die  Mörtel. 


137 


Weitere  empfehlenswerthe  Mischungen  sind: 

1.  fürTrassmörtelbeton:  1  Theil  Trass,  1  Theil  Aetzkalk,  l^^  Theile 
Sand  und  5  Theile  Steinschlag  oder  Schotter; 

3  Theile  Trass,  2  Theile  frisch  gebrannter  und  gelöschter  Kalk, 
2  Theile  quarzige  Steinstücke,  2  Theile  grob  gemahlene  Eisenschlacke, 
1  Theil  Maurersand  und  1  Theil  gesiebter  Kies. 

2.  für  Puzzolancement-Beton:  12  Theile  Puzzolanerde,  6  Theile  reiner 
Sand,  9  Theile  hydraulischer  oder  magerer  Kalk,  16  Theile  Stein- 
schotter; 

28  Theile  Puzzolanerde,  21  Theile  Kalk,  7  Theile  Hammerschlag,  14  Theile 
Sand  und  30  Theile  Steingrus  (angewandt  beim  Hafendamm  in  Toulon). 

3.  für  Santorinmörtel-Beton:  7  Theile  Santorinerde,  2^^  Theile  Fettkalk, 

6  Theile  Bruchsteinschotter   (früher   beim  Triester  Hafenbau   benutzt); 

7  Theile  Santorinerde,  2  Theile  Fettkalk,  7  Theile  Bruchsteinschotter 
(früher  bei  Bauten  in  Venedig  verwendet); 

4  Theile  Santorinerde,  2Vg  Theile  Fettkalk,  3  Theile  Sand. 

4.  für  Beton  aus  hydraulischem  Kalkmörtel:  4Theile  hydraulischer 
Kalk,  20  Theile  Flussand  und  Kies,  1  Theil  Portlandcement  (Beton 
von  Coignet  angewandt); 

1  Theil  hydraulischer  Kalk,  1  Theil  Trass,  1  Theil  Ziegelmehl  und 
Zusatz  von  Bruchstücken. 

5.  für  Beton  aus  gewöhnlichem  Kalkmörtel:  19  Theile  Aetzkalk, 
33  Theile  Sand,  33  Theile  Kies,  15  Theile  Bruchsteingrus  (angewandt 
bei  der  Brücke  von  Ronen  durch  Ganthey); 

14  Theile  Aetzkalk,  7  Theile  Hammerschlag,  29  Theile  Sand,  50  Theile 
Kalksteinschotter  (angewandt  bei  der  Brücke  von  Jena  in  Paris). 
Festigkeit.  Bei  Verwendung  von  Portlandcement,  der  nach  der 
Normenprobe  nach  einer  Bindezeit  von  einer  Stunde  16"3  kg  Zugfestigkeit 
für  das  Quadratcentimeter  besass,  ergaben  sich  nach  Dyckerhoff  für 
Probewürfel  von  10  cm  Seitenlänge,  die  einen  Tag  an  der  Luft  und  27  Tage 
unter  Wasser  erhärtet  waren,  die  in  nachfolgender  Tabelle  I  angegebenen 
Druckfestigkeiten. 

Tabelle  I. 


Cement 


Kalkteig 


Sand 


Kies 


Druckfestigkeit  in 
Kilogramm  für  das 
Quadratcentimeter 


2 
2 
2 

n 

3 
3 
4 
4 
4 

(; 


3 
5 
5 

5 
G-5 

5 

8-5 

12 


151-8 

196-2 

170-Ö 

69-9 

98-8 

111-6 

108-2 

75-2 

90-9 

86-0 

53-5 

521 


138 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffc. 


Aus  dieser  Tabelle  ist  zu  ersehen; 

1.  eine  verminderte  Druckfestigkeit  bei  fehlendem  Sandzusatz; 

2.  die    nahezu    gleiche  Festigkeit   von  Cementmörtel   und   von    Beton  bei 
richtiger  Mischung  desselben  und  beim  Stampfen; 

3.  eine  geringe  Festigkeitszunahme    bei  Wahl  einer  geringeren  Kiesmaige 
als  die  oben  angegebene  (aus  den  Hohlräumen  berechnete); 

4.  dass  es  unvortheilhaft   (unökonomisch)    ist,    den  Kieszusatz    zum  Beton 
zu  verringern. 

Nach  Hauenschild  wächst  die  Festigkeit  vom  ersten  Monate  der 
Erhärtung  an  bis  nach  sieben  Monaten,  und  zwar  umsomehr,  je  magerer 
der  verwendete  Mörtel  ist.  Die  Festigkeitszunahme  beträgt  z.  B.  bei  einem 
Mörtel  aus  1  Theil  Cement,  3  Theilen  Sand  etwa  30%,  bei  1  Theil  Ceijient, 
4  Theilen  Sand  etwa  40%  ^^^  ^^^  einem  Cement-Kalkmörtel  aus  1  Theil 
Cement,  1  Theil  Kalk  und  6  Theilen  Sand  sogar  857o-  (Siehe:  »Handbuch 
der  Architektur«,  Th.  I,  Bd.  I,  S.   181.) 

Von  der  Versuchsanstalt  der  Reichseisenbahnen  zu  Strassburg  i.  E. 
wurden  Untersuchungen  mit  Betonmischungen  angestellt,  die  neben  Sand  und 
Kies  auch  Basalt-,  Kalk-  und  Sandsteine  in  Strassenschotter-Grösse  und  mit 
50%  Hohlräumen  enthielten.  Aus  diesen  Mischungen  wurden  grössere  Blocke 
gefertigt  und  sieben  Monate  lang  im  Freien  gelagert  (der  Luft  ausgesetzt). 
Dann  wurden  die  Blöcke  in  \yürfel  von  20  cm  Seitenlänge  zersägt  imd  diese 
in  nassem  Zustande  auf  Druckfestigkeit  geprüft.  Die  Ergebnisse  dieser  Prüfung 
zeigt  Tabelle  11. 

Tabelle  II. 


Au«beuii?  dev 
Stampftüfitons 
In  Hektoliter 

OMnentv  erbrauch 

fürdasCubiköiPler 

Stampfbeton  in 

KilDgramm 

Druckf«ti«keit 
n»cb    T  Momteä  ts 
Kilo^amm  für  du 
Quadrätceotimet« 

'' 

Cnatnt 

Sand 

Kie» 

1 
1 

u 

^                        il 

4-m 

320 

91  n 

iltiii 

^H 

Erstes  Capitel.  Die  Mörtel. 


139 


Wie  bedeutend  die  Festigkeitszunahme  von  Portlandcement-Beton  im 
Laufe  der  Zeit  ist,  wenn  der  Beton  den  Witterungsverhältnissen  ausgesetzt 
ist,  zeigt  folgende,  ebenfalls  von  R.  Dyckerhoff  aufgestellte  Tabelle  III. 

Tabelle  III. 


Betonmischung  nach  Kauintheilen 


Alter   des   Betons 


7  Monate 


I  1  Jahr  I        10  Jahre 


Druckfestiglceit  in  Kilogramm  für  das 
Quadratcentimetcr 


1  Cement,  6  Kiessand,  10  Kalksteinschotter 
1  Cement,  7  Kiessand,  11  Sandsteinschotter 
1  Cement,  1  Kalkteig,  8  Kiessand,  13  Sand- 
steinschotter      


121-0 
83-0 

91-2 


165-3 
103-2 

120-0 


2330 
158-0 

217-0 


Der  bei  diesen  Betonmischungen  verwendete  Portlandcement  zeigte  bei 
der  normengemässen  Probe  eine  Zugfestigkeit  von  18  ^g  für  das  Quadrat- 
centimetcr. 

Beton  aus  1  Theil  Cement,  3  Theilen  Sand,  3  Theilen  Kies  ohne 
Einstampfen  geformt  und  sogleich  unter  Wasser  gebracht,  hatte  nach  28tägiger 
Erhärtung  eine  Druckfestigkeit  von  35  kg  für  das  Quadratcentimeter,  während 
ein  B^on  aus  1  Theil  Cement,  3  Theilen  Sand,  6  Theilen  Kies,  in  die 
Form  eingestampft  und  1  Tag  an  der  Luft  getrocknet,  sowie  27  Tage 
unter  Wasser  erhärtet,  etwa  das  dreifache  jener  Festigkeit  besass;  es  wird 
also  durch  das  Stampfen  der  Beton  wesentlich  verbessert. 

Die  Druckfestigkeit  des  Betons  verhält  sich  zur  Zugfestigkeit  wie 
9 : 1 — 10 :  1,  daher  soll  man  den  Beton  so  verwenden,  dass  er  möglichst  nur 
Druckspannungen  erhält;  treten  in  ihm  Zugspannungen  auf,  so  bekommt  er 
leicht  Risse  und  Sprünge. 

Die  Scherfestigkeit  ist  etwa  lYs — -IVi^^il  grösser  als  die  Zug- 
festigkeit, beträgt  also  nur  etwa  Y?  ^^^  Druckfestigkeit.  Die  Biegungs- 
festigkeit wurde  (nach  der  »Bauge Werkszeitung«,  1889,  S.  433)  bei  Treppen- 
stufen aus  einer  Mischung  von  1  Theil  Cement,  4  Theilen  Sand  und  einer  Höhe 
von  17*5 — 18*5  cmy  bei  einer  Breite  von  30 — 33  cm  und  einer  freitragenden 
Länge  von  150  cm  untersucht  und  hierbei  gefunden,  dass  eine  auf  die  Mitte 
der  Stufe  aufgelegte  Last  von  702  kg  einen  Bruch  herbeiführte. 

Von  der  »Vereinigung  der  Betonbauer«  zu  Hamburg  ist  die  nach- 
stehende Tabelle  für  die  zulässigen  Beanspruchungen  von  Stampf- 
beton-Constructionen  aufgestellt  worden. 


140 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


" 

Tabelle  IV. 

h 

Gir:ii>tirce  Festigkeit  in  Kilograiöia  für 

das  QimdratcentLnjeter  Querschnitt 

1« 

,  _,       ,1    auf  reinen     j      »uf  Ab- 

MiidiuDEtverliiillQifse  in 

i 

3 

auf  Dmck    }          ^^^           |     ^cliening 

Ben^fkoDC» 

Raiuathdlco 

nacb  einer  ErhirtungidaiiQr  von 

1 

1        4    1  SS   1   4    1  la  1  52  II   1    I    4      Gt 

WoclMtn            Wochen      |     Wocbro 

Geringer  Beton: 

' 

1 

Cement  EUtü&iid  Ziegel  brocken 

Anwendbar  anr  fi^ 

1 

7      ;      y 

110 

^^ 

1 

3 

— 

— . ; 

— 

—  ^ 

■ —  ||  Functamctöif  tjnier-' 

1 

5      :      7 

150 



25 

5 



... 

-r—    1 



] 

1 

3      :      4-5 

2S0 

25 

7 

1   7 



^ 

^~    1 



_» 



itnd  Ali  FüJIbctM 

1 

25    :       4 

270 

3 

7 

7 

— 

— 

~~    . 

— 

— 

— 

Mittlerer  Beton: 

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1 

C^medt   Klbkirv 

1 

15 

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2 

4 

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Anwendlui-    für 
FundAfDc^  Ce  beixef«T 

1 

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1 

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—  ,  G^bäuide,  filjBrtoft- 

1 

8 

200  13^5 

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„_, 

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plutten  auf  Gnnid' 

1 
1 

7 

23ir 
270 

3 

4 

9 
10 

12 

13 

— 

— 

1 
_ 

^ 

0^5 

2 

Ijieen  unter  StniÄ«;»- 

1 

5 

8S0 

5 

12 

15 







1 

4 

1 

4 

400 

6 

lä 

30 

.^ 

— 

0-5 

2 

6 

Guter   Beton; 

AAWendti»r   wie 

Cement    Grub« nkle^-Kiefcl      ' 

1 

vorlwr !  ättiserdesD 

1       :      7       ;      7 

130 

5 

10 

20 

. 

^ 





. 

m  M&fchinen- 

G 

6 

llGO  7 

15 

23 

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1 

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0'5 

2 

fundAmeutea»  ge- 

6 

5 

180  8 

17 

25 

ü-5 

2 

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1 

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4 

4 

22r>!  10 

20 

30 

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— 

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bft^teni 

3 

S 

300 

13 

25 

40  ;- 

i 

1-5 

5j 

O-ö 

2 

9  1 

Bester   Beton: 

1 

1 

^H 

Srstes  Capnel. 


Ausgiebigkeit    Hauenschild    (siehe   ^^ Handbuch    der  Architektur«, 
la.  a.  O.,  S.  182)  fand  folgenden  Bedarf  an  Bindemittel: 


Tubdle  V. 


Mbcliun^verbAltitiu  nach  Rjimnt  heilen 


Ccrnt«nt 


Sand 


Ki«£ 


PortUndccioeot     Rotnancemcnt  Kalk 


in  Kitogramm  für  1  Cubikmeit^r  Heton 


200 


190 

im 


§  234.    Bereitung  des  Betons, 

Soll  Fettkalkbeton  (Kalkpis^S)  bereitet  werden,  so  stellt  man  zunächst 

ftus  Kalkbrei,  wenig  Wasser  und  der  für  den  Beton    bestimmten  Sandmenge 

fdurch  Hand-  oder  Maschinenarbeit  einen  gleichmässigen  (gleichfarbigen)  Mörtel 

ber    und  vermengt  hierauf  denselben   mit    gehörig    angenässten  Steinbrocken 

Dder  KieSi  oder  man  schüttet  den  Mörtel  über  diese  Füllstoffe  und  arbeitet 

'die  Masse  mit  zwei-  oder  dreizackigen  Rechen  sorgfältig  durch. 

Bei  Verwendung  von  Staubkalk,  zu  Staub  gelöschtem  hydrau- 
lischen, beziehungsweise  magerem  Kalk^  Trass,  Roman-  oder  Port- 
l&ndcement  wird  das  Mörtelpulver  trocken  mit  der  erforderlichen  Sand- 
gfe  vermischt,  dann  die  genau  bestimmte  Wassermenge  hinzugesetzt  imd 
iUch  dem  auf  diese  Weise  bereiteten  Mörtel  der  angenässte  Kies-  oder 
tein schlag  beigemengt,  sowie  die  Mischung  gehörig  durchgearbeitet  und 
geknetet. 

Bei  Herstellung  von  Cemcntkalkbeton  kann  man  entweder  Kalkbrei 
lit  der  für  den  Cementzusatz  nothwendigen  Wassermenge  (auf  1  Raumthell 
portiandcement  Vi — \*  Raumtheil  Wasser»  je  nach  der  BeschafTcnheit  des 
Kalkes,  nämlich  ob  derselbe  fett  oder  mager  ist)  verdünnen  und  in  den- 
ibeu  zuerst  den  Cement  und  dann  den  Sand  einrühren  oder  Cement  und 
trocken  mit  einander  vermischen  und  dem  Gemenge  den  verdünnten 
walkbrci  hinzusetzen. 

Eine  nicht  so  innig  vermischte  und  gleichmässige  Masse  erhält  man  bei 

äer    unmittelbaren    Betonbereitung,    bei    welcher    man    sämmüiche    Stoffe 

{leichzcitig    unter    allmäligem  Wasserzusatz    durcharbeitet.     Dieses  Verfahren 

luss  angewendet  werden  bei  Benutzung  von  rasch  bindendem  Cement,   und 

empfiehlt    sich    bei    Platzmangel    und    wxnn    bereits   eine  Mischung  von 

ad  und  Kies  zur  Verfügung   steht 

Endhch  kann  man  auch  bei  Herstellung  von  Betonmauem  den  fertigen 
acnlmortel    in  Formkästen    schütten    und    die  Steinstücke   lagenweise  ein- 
Irtlckcn. 

Immer   ist   der  Beton    mit    einem    nur  so  grossen  Wasserzusatz  zu  be- 

it€Op    dass   die  Masse   die  nothwendige   und   genügende   Formbarkeit    und 

^ch     sorgfältigem    Stampfen     eine     durch     die    ausgepresste    Feuchtigkeit 


142 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


glänzende  Oberfläche  erlangt.  Wird  der  Cement  so  trocken  angemacht,  dass 
er  nur  wie  feuchte  Gartenerde  aussieht,  so  ist  ein  sehr  kräftiges  Stampfen 
nothwendig,  um  eine  feuchte  Oberfläche  zu  erzielen  und  eine  gleichmässige, 
elastische  Masse  zu  erhalten.  Erhält  der  Beton  einen  so  grossen  Wasser- 
zusatz, dass  er  schon  bei  seiner  Durcharbeitung  feucht  glänzt  oder  gar  halb- 
flüssig wird,  so  lässt  sich  derselbe  nicht  stampfen  und  trocknet  und  erhärtet 
nur  langsam. 

Die  Bereitung  des  Betons  erfolgt  oftmals  auf  einem  8 — 10  m  langen 
und  3 — 4  m  breiten,  gedielten  Boden  und  in  der  Weise,  dass  man  an  der 
einen  Schmalseite  den  Cementmörtel  bereitet,  indem  man  den  Sand  in  einer 
dünnen,  aber  gleich  hohen  Schicht  ausbreitet  und  darüber  das  Cementpulver 
schüttet  und  einebnet,  hierauf  diese  beiden  Stoße  zunächst  trocken,  dann 
unter  Wasserzusatz  (durch  Bebrausen)  zu  einer  gleichmässigen,  keine  hell- 
farbigen Streifen  zeigenden  Masse  durcharbeitet  imd  auf  dieselbe  den  ange- 
nässten  Kies  oder  Steinschlag  in  gleichmässiger  Dicke  aufbringt,  sodann  das 
Ganze  mittelst  Rechen  bis  ans  andere  Ende  des  Bretterbodens  zieht,  wobei 
die  herabfallende  Füllmasse  von  der  Mörtelmasse  bedeckt  und  liegen  ge- 
bliebene Steine  und  Mörtelreste  wieder  auf  den  Haufen  geschüttet  werden, 
und  endlich  die  ganze  Masse  noch  einmal  über  den  Boden  bis  ans  andere 
Ende  bewegt.  Ein  anderes  Verfahren  besteht  darin,  dass  man  auf  den 
Arbeitsboden  zuerst  die  Steine  oder  den  Kies  ausbreitet,  über  diese  Füll- 
masse den  Mörtel  gleichmässig  vertheilt  und  das  Ganze  mindestens  zwei-  bis 
dreimal  durchschaufelt. 

Vortheilhaft  ist  die  Verwendung  von  Mischmaschinen,  weil  dieselben 
eine  innige  Mischung  bei  grösster  Leistungsfähigkeit  gewährleisten.  Nach 
Sonne  soll  man,  um  ökonomisch  zu  verfahren,  solche  Maschinen  benutzen, 
wenn  auf  längere  Zeit  täglich  mehr  als  etwa  10  m^  Beton  zu  bereiten  sind 
Meistens  wird  der  Mörtel  für  sich  in  eigenen  Maschinen  bereitet  und  nur 
die  Vermengung  des  fertigen  Mörtels  mit  der  Füllmasse  in  Betonmaschinen 
mittelst  Durcheinanderschütteln  bewirkt. 

In  einfachster  Weise  besteht  eine  Betonmaschine  aus  einem  vier-  und 
mehrseitigen  Holzkasten    oder    einer  Holztiommel    mit   i^utem^    eisernem  Ge^ 


Erstes  Capitd.  Die  MÖTtel. 

pch    namentlich    die    von  C.  Schlick eysen    in  Berlin    construirte    BetOB- 
laschine  mit  oder  ohne  Elevator. 

Diese    Maschine   besteht    aus    zwei,    mit   Rechen    und  Schaufeln    ver- 
ehenen,  oben  aufgeschlitzten  und  mit  Rosten,  welche  das  Hineingerathen  grosser 
Stücke  verhindern  sollen,  ausgestatteten,  feststehenden  Trommeln,  die  nach  Art 
3er  Thonschneidcr  eine  sehr  innige,  gleichmässige  Mischung  der  Stoffe  bewirken. 
Mittelst    dieser    Maschine    ist    eine    sehr    schnelle    Herstellung    des    Betons 
[löglich,  indem  vom  Einschütten    des    trockenen  Cementpulvers    und  Sandes 
!)is   zum  Ausschütten    des  Betons    nur    etwa  eine  Minute  vergeht    und  man 
^hch  bis  über  300  m^  Beton  zu  liefern  im  Stande  ist.  Ausserdem  kann  diese 
Maschine   auch  zur  Bereitung  eines  jeden  Bau*Mörtcls  benutzt  werden.    Der 
betrieb    ist   folgender:    Sand  und  Cement  werden  am  besten  mittelst  kleiner 
Jefässe,  deren  Inhalt  dem  Mischungsverhältnisse  entsprechend  gewählt  wird, 
gleichen  Zeilräumen    am  hinteren  Ende  des  kleineren  Mischcylindcrs  ein- 
geschüttet, dessen  Inhalt  dann  gut  gemischt  am  vorderen  Ende  des  Cylinders, 
dtweder  trocken  oder  kurz  vorher  durch  Wasserzufluss  angefeuchtet,  in  den 
Tösseren  Mischcyhnder    ausgeworfen  wird;    hier  wird    der  Kies  oder  Stein- 
schlag   durch  Umkippen    der   Transportge fasse    auf  das  Gitter,  gleichfalls  in 
egelmässigem  Tempo,   in   den  Betonmischer  gestürzt,    durch  dessen  kräftige 
Schaufeln  mit  dem  Mörtel  zusammengemischt  und  das  Ganze  an  das  hintere 
ade    des  Cylinders   gebracht   und    hier,   wenn  kein  Elevator  vorhanden  ist, 
ausgeworfen  oder,  wenn  ein  solcher  mit  der  Maschine  verbunden  ist,  in  die 
pinzelnen  Kästen  desselben  geschüttet. 

Figur  415  stellt  diese  Maschine  ohne  Elevator  dar. 


§  235,  Verwendungen  des  Betons, 

Gut  bereiteter  Beton  besitzt  viele  Vorzüge :  er  ist  bei  Temperatur-  und 
»'"ittenings wechseln    genügend   volumenbeständig,    kann    eine   ziemlich    hohe 
^'ärme    vertragen,    ist    luft-    und    wasserdicht,    lässt    sich  in  fast  jeder  Form 
|mit  Hilfe  \on  Formkästen)  herstellen,    besitzt    grosse  Festigkeit   und  Dauer- 
liaftigkeit,   selbst  wenn  er  dem  Wellenschlage  ausgesetzt  ist,    und  kostet  oft- 
mals weniger  als  Steinkörper,  Man  verw'endet  ihn  zu  Wasserbauten  aller  Art, 
namentlich  zu  Gründungen  unter  Wasser  für  Schleusen,  Brückenpfeiler,  \Vehren, 
[T^uai-  und  Stützmauern,  Trockendocks,  Thalspcrren,  auch  zu  Luftdruck-  und 
Jrunnerigründungen,  zu  Fundamenten  für  Maschinen,  Dampfhämmer,  Dampf- 
chornsteine  u.  s,  w,,    sodann    zur  Herstellung    von  Decken   zwischen  Eisen- 
ägcm,   zu  Gewölben,    tlachen  Dächern,   Plattformen,    Estrichen,    künstlichen 
Steinen,  namcntUch  zu  Fussboden-  und  Trottoirplatten,  Treppenstufen,  Blöcken 
ir  Hafenbauten  (Dämmen,  Molen.  Wellenbrechern  u.  s.  w,),  zu  Fangedämmen 
am  Schutze  der  Baugruben    gegen  Uebertiuthungen  bei  Hochwasser,    femer 
Ornamenten  und  Siiulcn,  zu  Röhren,  Canälen,  Rinnen  (z.  B.  für  Turbinen), 
iuch  zu  Wasserieitungshochbehältern,    Fikcranlagcn,    Klär-  und  Kühl-,  sowie 
lasometerbehältem,  endlich  zu  ganzen  Häusern  und  Brücken  (auch  schiefen), 
^(|Uäducten,  Thurmhelmen  u.  s.  w. 

Betonbauten  über  Wasser  dürfen  während  ihrer  Erhärtung  weder 
Jen  Einwirkungen  von  Hitze  oder  Kälte,  noch  einer  zu  schnellen  Au,strock- 
lung  ausgesetzt  werden,  weil  dadurch  der  Beton  Schaden  erleidet;  sie  sind 
iclmehr  gegen  Hitze  tind  Trockenheit  ZMt  Vermeidung  von  Haarrissen  durch 


144 


Zweiter 


Anfeuchtung,  imd  g^en  Frost  durch  Bedecken  mit  Sand,  miDdestais  acht 
Tage  lang  zu  schützen. 

Bei  Gründungen  in  trockenen  oder  nur  feuchten  Haugrubeo 
wird  die  fertige  Betonmasse  eingeschaufelt  oder  mit  Handmulden  >  '  hL 
Die  Verwendung  von   Hand-  und  Kippkarren  empfiehlt  sich   hier  j^r, 

weil  die  Betonmasse  beim  Schütten  eine  gewisse  Höhe  durchtalien  muM, 
wobei  sie  sich  unter  Umständen  (namentlich  bei  Benutzung  schwerer  Steine 
als  Füllmasse)  entmischen  kann.  Der  eingebrachte  Beton  wird  eingeebnet 
und  mit  höbcmen  Handrammen  gedichtet  Oder  es  werden  etwa  10—20  ig 
schwere,  lagerhafte,  gereinigte  und  angenässte  Steine  in  das  Mörtelbftt 
senkrecht  zur  Druckrichtung  eingedrückt,    so    dass  sie  beim   dar  !eii 

Stampfen  sich  nicht  in  der  MörielmasHe  drehen  können  und  ein  h  Ltr 

erhalten.  Die  unterste  Schicht  erhält  hierbei  eine  Dicke  von  etwa  30 — 40  n» 
und  besteht  am  besten  aus  einem  Mörtel  ohne  Steinzusatz,  l^ie  Baugrube  hi 
auszuschalen,  wenn  das  sie  umgebende  Erdreich  elastisch  ist,  d,  h.  dem 
Drucke  ausweicht,  und  sie  ist  bei  trockenem  Erdreich  vor  Einbringai  d« 
Betons  anzunässen,  auch  müssen  etwa  vorhandene  Schalungen  aus  Holz  oda 
Steinverkleidungen  mit  M'asser  benetzt  werden. 

Zu  Gründungen  ist  Beton  vorzüglich  geeignet,  weil  er  alle  Vertiefungta« 
der  Baugrube  ausfüllt  und  alle  Erhöhungen  derselben  umschliesst,  so  d^ss 
ein  tieferes  Ausheben  der  Fundamentgräben  überflüssig  ist.  Bei  wenig  nacb* 
giebigem  i^pressbarem)  Baugrund  vermag  eine  1  m  hohe  Betonschicht  einen 
Druck  von  4—bJ^g  für   das  Quadratcentimeter    mit  Sicherheit    an  -n, 

bei  nachgiebigem  Baugrund    dagegen    nur  etwa  25^^  für  das  (^>i  li- 

meter.  Bei  geringer  Belastung  genügt  schon  eine  Schicht  von  oü — Mm, 
für  gewöhnbche  Wohnhäuser  oft  eine  solche  von  75 — 100  cm  Höhe,  Es  lÄ 
gut,  das  Betonfundament  möglichst  breit  anzulegen,  und  nothwendig,  d€9 
verlegten  Beton  anzunassen. 

Wände  kann  man  aus  künstlichen  Steinen,  die  aus  Betonmasse  in  Fonn- 
kästen  erzeugt,  festgestampft  und  zweckmässig  nach  ihrer  Erhärtung  wieder- 
holt mit  verdünntem  Wasserglas  bestrichen  werden,  in  der  Weise  herstellen, 
dass  man  diese  Steine  in  richtigem  Verbände  aufeinandersetzt  und  ihre  Eugcw 
mit  Cementmörtel  dichtet.  Eür  hohle  Mauern  empfiehlt  sich  die  Verwendung 
der  von  J,  J.  Lish  erfimdenen  Z-förmigen  Betonsteine»  welche  in  Figur  411* 
im  Grundriss  dargestellt  sind.  (Siehe   »Building  news«,  Bd,  XXXVll,  S.41L) 

W^eit  häufiger  jedoch  wendet  man  Betongussmauer  werk  an,  Eiae 
weniger  gleichmassige,  minder  feste  Masse  erh^ilt  man,  ivenn  man  flüssigen 
Cementmörtel  lagenweise  in  die  Formkästen  schüttelt  und  in  jede  I^age  Stein- 
brocken (Schotter,  Schlacken  u.  s.  w.)  eindrückt.  Ist  auf  diese  \Veisc  ein« 
etwa  60  cm  hohe  Schicht  aus  mehreren  Mörtcllagen  und  Steinpackungen  er- 
reicht, so  w^ird  die  Masse  durch  leichtes  Rammen  gedichtet.  Die  Anwendung 
bieses  Verfahrens  empfiehlt  sich  nur,  wenn  möglichst  schnell  und  billig  gt* 
daut  werden  soll 

Besser  ist  es  jedoch,  die  Wand  aus  vorher    fei  nmasse 

herzus teilen.  Dies  geschieht  meistens  in  folgender  \\t,  .  Lw   i  m  Em* 

femungen  von  etwa  luö  m  3 — im  hohe*  am  besten  eiserne  Stitndcr,  g&iam 
senkrecht  und  in  zwei  Reihen  in  einem  der  Mauerdickc  cntsj "  *  -co  Al^ 
Stande   auf    und   verbindet    dieselben    mit    durchlochtcn    Fb-  n    tifiil 

ßoUen  (oder  mit  durch  Röhren  gesteckten  Boken)  und  versteili  äic  i^othidtcrt* 


Erstes  Capitel.  Die  Mörtel. 


falls  mit  Streben  und  Querriegeln,    An  diesen  Leitsiändem  befestigt  raan  in 
leicht  lösbarer  Weise   am    besten  ebenfalls  eiserne  (aus  2  mm  starkem  Blech 

I bestehende;  Formtafeln  von  45^ — 65  cm  Hohe  und  schüttet  zwischen  dieselben 
den  Beton  in  nur  10 — *6Q  cm  hohen  Lagen  ein,  so  dass  dieselben  gut  ge- 
Mampft  werden  können. 
I  Bei  der  Herstellung  von  Wänden  aus  Betonguss  hat  man  ein  starkes 
Stampfen  zu  vermeiden,  weil  dasselbe  starke  Erschütterungen  erzeugt,  durch 
welche  die  unteren,  bereits  abgebundenen  Betonschichten  in  ihrer  weiteren 
Erhärtung  leicht  gestört  werden  können,  namentlich,  wenn  geringe  Schichten- 
hohen  gewählt  wurden-  Das  Schütten  und  Stampfen  des  Betons  ist  mögUchst 
[lunterbrochen  auszuführen,  damit  sich  die  einzelnen  Schichten  gut  mit  ein- 
ader  verbinden.  Ist  eine  Unterbrechung  unvermeidbar,  so  muss  die  ältere 
chichlenstrecke,  wenn  sie  durch  erneutes  Stampfen  nicht  wieder  elastisch 
irird,  mit  eisernen  Rechen  oder  Drahtbesen  aufgekratzt  und  von  allen 
ackeren  Theilen  sorgfältig  gesäubert  werden;  hierdurch  erfolgt  eine  Ver- 
mehrung der  Adhäsionsflächen. 

Em p fehle ns wer th  ist  es,  auf  die  aufgekratzte  und  gereinigte  Betondecke 
vor  dem  Aufbringen  der  neuen  Betonschicht  eine  dünne  Lage  Ceinentmörtel 
aufzutragen. 

Sobald  der  Raum  zwischen  den  Formtafeln  ganz  mit  Beton  ausgefüllt 
st,  w^erdcn  die  Tafeln  von  den  Leitständem  abgelöst,  gehoben  und  von 
«feuern  befestigt,  ^vorauf  die  Schüttung  der  neuen  Betonlage  erfolgt.  Dies 
Mederholt  sich  so  oft,  bis  die  ganze  Stockwerkshöhe  erreicht  ist.  Dann 
irerden  die  Leitständer  höher  gerückt 

Zur  Baustelle  wird  der  Beton  in  grossen  Eimern  oder  tragbaren  Kästen 
gebracht.  Um  eine  möglichst  glatte  Wandfläche  zu  erhalten,  werden  die 
Form  tafeln  auch  wohl  innen  glasirt. 

Für  die  am  Gebäude  vorkommenden  Ecken  verwendet  man  meistens 
besondere  Winkelplatten,  für  Maueröffnungen  entweder  eigene,  demnächst 
k'ieder  zu  entfernende  und  mit  den  Formtafeln  verbundene  Brettformen  oder 
Jmfassungen  aus  Backsteinen  oder  Betonquadem,  für  Schornsteine  heraus- 
tichbare  Blechcy linder,  die  entweder  aus  zwei  keilförmigen  Stücken  bestehen 
^der  gespalten  sind  und  dann  durch  Bewegung  eines  Doppelhebels  verengert 
irerden,  worauf  man  sie  lei<ht  aus  der  Betonmasse  herausziehen  kann.  Zur 
[Jefestigung  der  Thür-  und  l'cnsterfutter  werden  in  die  Betonmasse,  und  zwar 
^jdm  Schütten  derselben,  Holzdübel  eingesetzt,  für  die  Balkenköpfe,  in  der 
Betonmasse  Löcher  und  fiir  weit  ausladende  Gesimse,  welche  mit  Backsteinen 
^orgemauert  wer<len  müssen,  Nuthen  durch  Einlegen  von  später  wieder  zu 
bicsciligenden  Holzstücken  ausgespart.  Mitunter  versieht  man  die  Betonguss- 
vandc  noch  mit  einem  1 0 — 15  mm  dicken  Cementputz  (aus  1  Theil  Cement» 
l^ — 2  Theilen  Sand\  nachdem  man  sie  zuvor  gereinigt  und  aufgerauht  hat; 
iuTch  einen  solchen  Putz  wird  die  W.isserdichtigkcit  der  Wand  erhöht.  Auch 
[Sctonwände  mit  Quader-  oder  Backsteinverblendung  kommen  zur  Ausführung ; 
ierbei  mauert  man  zuerst  die  Verblcndimgen  auf  mid  füllt  dann  ihren 
Ewischenraura  mit  Beton masse  aus» 

Verwendet  m.in  xtatt  der  eisernen  Ständer  und  Farmtafeln  solche  aus  HoU» 
kann  man  diej^elben  meistens  nur  einmal  mit  Vortheil  benutzen^  weil  sich 
lic  Hölzer  durch  Aufnahme  von  Wasser  au»  der  Betonmasse  leicht  wcxCjäv, 


146 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


jedenfalls   besitzen   hölzerne  Foraigerüste  eine  geringere  Widerstandsfähigkeit 
und  bedürfen  vieler  Ausbesserungen. 

Wohnhäuser  aus  Beton  sind  namentlich  in  der  Umgegend  von  Berlin, 
in  Salzburg  und  Reichenhall,  auch  in  Württemberg  (aus  Leube's  Roman- 
cement),  in  England  u.  s.  w.  hergestellt  worden.  In  England  besitzen  die 
Betonhäuser  bis  zu  fünf  Geschossen;  ihre  Aussenmauem  sind  unten  vielfach 
nur  etwa  54  cm  dick  und  ihre  Stärke  nimmt  nach  oben  auf  39  und  27  cm 
ab.  Als  Vorzüge  der  Betonhäuser  werden  von  den  Erbauern  angeführt: 
schnelle  Ausführung,  Schutz  gegen  Schlagregen  und  Feuchtigkeit  bei  dickeren 
Aussenwänden,  Feuerbeständigkeit  nach  vollständiger  Erhärtung,  grosse  Dauer- 
haftigkeit bei  Verwendung  von  gutem  Cement,  sehr  geringe  Unterhaltungs- 
kosten, Schutz  gegen  Ungeziefer,  schnelle  Bewohnbarkeit  wegen  des  raschen 
Austrocknens  der  Betonmasse  u.  s.  w.  Als  Nachtheile  dürften  gelten:  Feuchtig- 
keit und  Kälte  bei  zu  dünnen  Aussenwänden  und  Verwendung  von  zu  porösem 
Beton,  geringe  Haltbarkeit  in  Ländern  mit  sehr  heissem  und  sehr  trockenem 
Klima  (weil  Beton  Feuchtigkeit  zu  seinem  sicheren  Bestände  braucht),  Noth- 
wendigkeit  einfacher  Grundrissformen  (weil  sonst  die  Herstellung  zu  umständ- 
lich und  kostspielig  wird),  schwere  Ausführbarkeit  späterer  Veränderungen 
(wegen  der  ungemein  harten  und  festen  Betonmasse),  unschönes  Aussehen 
u.  s.  w. 

Wird  zur  Betonbereitung  ein  nicht  zu  fetter  Mörtel  verwendet,  so 
werden  die  Häuser  nicht  leicht  feucht. 

Noch  erwähnt  mag  werden,  dass  die  Porosität  des  normalen  Betons 
(nach  Lang)   197o  beträgt. 

(Näheres  über  die  Ausführung  von  Betonhäusem  findet  man  im  »Hand- 
buch der  Architektur«,  III.  Theil,  2.  Bd.,  Heft  1,  S.  128—145.) 

Beton-Estriche  werden  am  zweckmässigsten  wie  solche  aus  Cement- 
mörtel  hergestellt,  d.  h.  man  bildet  den  Belag  nicht  aus  einer  einzigen  zu- 
sammenhängenden Masse,  sondern  aus  2 — 4  m^  grossen  Stücken,  die  man 
durch  elastische  Stoffe  (Theerpappe,  Weichholzstäbchen  u.  s.  w.)  von  einander 
trennt,    damit    sie    vor    Sprüngen    bei    Ausdehnungen    in    der   Wärme    oder 


Erstes  Capitcl,  Die  Mörtel. 


t*r 


jVitterungseinfItisse   z\i    schützen,    belegt    man    sie    oft   noch    mit  Dcichpapi)e 
"oder  einem  anderen,  zur  Dacheindeckung  geeigneten  Baustoff. 

ErNVähnenswerlh  ist  die  Bimssand -Beton  decke  von  Karl  Luttgen 
Aachen,  welche  auf  einer  einfachen  Js'latten  Einschalung  aus  einer  Mischung 
ron  1  Theil  Cement.  1  Theil  Sand  und  5  Theilen  Bimssand  bei  geringeren 
Spannweiten  und  aus  einer  solchen  von  1 '  ^  Theilen  Cement,  1  '/^  Theilen 
and  und  3  Theilen  Bimssand  bei  Spannweiten  von  2  m  und  darüber  zwischen 
"-Trägem  herge^itellt  werden.  Diese  Betonmasse  enthäU  zur  Erhöhung  der 
rntgfähigkeit  und  Steifigkeit  Ehilagen  von  verzinkten  und  durchlochten 
•lacheisen«  welche  gewöhnlich  1  mm  dick  und  bÖ  mm  hoch  sind,  in  Abständen 
ron  2(>0  fftm  cylindrische  Durchlr>chungen  von  20  mm  Durchmesser  besitzen 
lind  in  zwei  Lagen  übereinander,  in  einem  Abstände  von  300 — 5ÖU  mm, 
kenkrecht  stehend  und  sich  unter  90'*  kreuzend  angeordnet  sind;  die  untere 
age  steht  nonnal  und  die  obere  lauft  parallel  zu  den  ^-Trägern.  Eine 
Solche  Decke  wiegt  bei  15  cm  Stärke  140  ^^-^  und  bei  22  cm  Stärke  200  X;^ 
für  das  Quadratmeter, 

Bei    Betonbauten    unter  Wasser    ist    die  Masse    in  einer  so  hohen 
rhicht  in  die  Baugrube  einzubringen,  dass  ihr  Gewicht  dem  auf  ihre  Sohle 
irirkcnden  Wasserdruck  (von  unten)  gleichkommt.  Franzi us  halt  eine  Stärke 
iron    */^ — */jj   der  Druckhöhe  je  nach  der  Dichtigkeit  des  Baugrundes  fiir  aus- 
pichend, während  Andere  eine  Stärke  von  0'G3  bei  Verwendung  von  Back- 
bteinschotter  und  von  0'50  bei  Verwendung  von  Bruchsteinschotter  oder  eine 
ettere  Mörtehnischung  für  nothw endig  erachten. 

Während  des  Schlittens  und  auch  noch  24  Stunden  laug  nachher  soll 
nan  die  Baugrube  möglichst  trocken  halten,  um  den  Beton  leicht  einbringen 
ad  feststampfen  zu  können.  Durch  das  Feststampfen  wird  eine  grössere 
Meichmässigkeitp  Dichtigkeit  und  Festigkeit  des  Betons  erreicht,  auch  eine 
billigere  Herstellung  des  Fundamentes  erzielt,  weil  man  einen  magereren 
^eton  verwenden  kann.  Durch  einen  Zusatz  von  hydraulischem  Kalk  zur 
etonmischung  lässt  sich  die  W*ässerdirhtigkeit  erhöhen. 

Das  aus  der  Sohle  der  Baugrube  emporsteigende  V\'asser  ist  durch 
rainröhren  u,  s,  w.  abzuleiten  oder  auszupumpen;  seitlich  hervordringende 
Quellen  müssen  durch  wasserdichte  Leinwand  oder  mittelst  schnell  bindenden 
;^ement  verstopft  oder  durch  aufgesetzte  Rohren  mit  freiem  Auslauf  entfernt 
werden. 

Es  empfiehlt  sich»  schnell  bindenden  Cement  und  eine  Mischung  aus 
i*/j  Theilen  Cement,  2^j^  Theilen  Sand  und  4  Theilen  Schotter  oder,  wenn 
äer  Beton  eine  besonders  grosse  Festigkeit  besitzen  soll,  aus  1  Theil  Cement, 
Theilen  Sand  und  2  Theilen  Schotter  zu  verwenden  und  die  erste,  etwa 
10  rm  hoch  anzulegende  Schicht  aus  einer  noch  fetteren  Xfasse  zu  bilden. 
>cr  Schotter  soll  aus  mÖgUchst  gleich  grossen  und  gleich  schweren  Stein- 
btückcn  bestehen »  weil  sich  schwerere  Steine  beim  Kiiischtittcn  der  Betonmasse 
leicht  ausscheiden  und  die  unterste  Lage  einnehmen.  Innerhalb  der  Baugrube 
itirfen  Strom-  und  Wirbel  Wirkungen  nicht  eintreten;  in  fliessendem  Wasser 
cann  man  nicht  betoniren. 

Um    den  Beton    gegen  Ausspülungen    (Entmischungen)    in    fliessendem 
und  vor  dem  Stosse  schwimmender  Körper  zu  schützen,  hat  man  die 
1 1  L'  mit  zum  mindesten  bis  zur  Höhe  des  Niedrigwasserstandes  reichenden 

»pund-  oder  Bohlwänden  oder  Fangedämmen    zu  umschUeasen.     In  England 

in* 


Zweiter  Thcil.  Die  VcTbinduttgi*toffe. 


hat  man  zur  Verhütung  von  Auswaschungen  beim  NassbetoniTen  den  ziemlidi 
trocken  angemachten  Beton  in  Kästen  geschüttet,  fest  gestampft  und  erst  versoikt. 
nachdem  er  während  einer  Zeit  von  2 — 5  Stunden  erhärtet  war  (sogenannter 
plastischer  BetonV  Statt  durch  Spundwände  und  Fangedanime  ist  auch 
die  Baugrube  mehrfach  durch  Segeltuch,  welches  mit  einer  .Mischung  au» 
10  Gewichlstheilen  Theer  und  1  Gewichtstheü  Terpentin  wasserdicht  gemadit 
war»  umschlossen  worden,  endlich  hat  man  frischen  und  fetter  angcmachlcn 
Beton  in  Säcke  von  14—30  m'^  Inhalt  geschüttet  oder  mit  Segelluch  um- 
hüillt  (sogenannter  Sackbeton)  und  mit  diesen  Umhüllungen  unter  Wasicr 
versenkt.  Letzteres  Verfahren  wurde  besonders  bei  Ausbesserungen  alter  Beton- 
schüttungen  mit  Vortheil  angewendet. 

In  den  meisten  Fällen  jedoch  wird  der  Beton  mittelst  höliemer  oder 
eiserner  Kästen,  Körbe,  Säcke  u.  dergh  in  möglichst  grossen  Portionen  versenkt 
und  es  werden  diese  Gefässe  erst  dicht  über  der  zu  betonirenden  Stelle  entleert. 
Zum  Einbringen  kleinerer  Massen  benutzt  man  Kästen  von  etwa  4<>  /  Inhalt,  die 
an  Stangen  herabgelassen  werden;  mit  ihnen  können  8  Arbeiter  täglich  12—13«^ 
Betonfundament  herstellen.  Bei  Betonirungsarbeiten  in  Kiel  benutzte  man  Senk* 
kästen  von  je  U'75  w*  Inhalt,  mit  denen  pro  Stück  etwa  II  m^  Beton  unter  Wasser 
gebracht  wurden;  bei  den  Hafenbauten  in  Dublin  und  zu  Wick  wurden  Kastea 
von  4  m^  Inhalt  verwendet.  Mit  einem  Sack  (aus  starker^  getheertcr  Leinwand) 
von  150  /  Inhalt  lassen  sich  etwa  1  4  w^  Beton  tägUch  versenken.  Man  benutzt 
auch  Blechkübel  von  je  Vj — 1  ^'^  Inhalt,  ferner  Röhren  mit  trichterförmigen 
Ansätzen,  sodann  hohe  Trichter  aus  Hok  oder  Eisen,  die  den  Vorzug  haben, 
den  Beton  gegen  Auswaschungen  z\x  schützen,  jedoch  den  Nachthcil  emer 
weniger  dichten  Ablagerung  des  Betons  als  z.  B.  bei  Kastenschüttung  besitzai, 
um  diesen  Uebelstand  zu  beseitigen,  hat  man  am  unteren  Ende  der  l'richlei 
ein  paar  Walzen  zum  Glätten  und  Verdichten  der  Betonoberfläche  augebradlL 

Die  Versenkung  des  Betons  erfolgt  in  einzelnen  Lagen  von  nicht  weniger 
als  60  cm  Dicke;  hierbei  ist  zu  beachten,  dass  schnell  erhärtender  Beton  in 
stärkeren  Lagen  als  langsam  erhärtender  verlegt  werden  kann.  Vor  dem  Em» 
bringen  einer  neuen  Lage  muss  der  entstandene  Belonschlamm  durch  Sack- 
bagger  beseitigt  werden.  Beim  CementmÖrtelbeton  bildet  sich  mehr  Schlaam 
als  wie  beim  Trassmortelbeton.  Liegt  auf  der  Sohle  der  Baugrube  eine  hötot 
Schlammschicht,  welche  sich  nur  unter  Aufwendung  grosser  Kosten  beseitigeo 
lässt,  so  empfiehlt  sich  die  Anwendung  einer  SteinschÜttung  und  dartibei'  d^ 
Aufbau  der  Mauer  mittelst  Betonblöcken. 

Beton  erhärtet  unter  Wasser  viel  langsamer  als  an  der  Luft;  besonder 
verzögert  sich  die  Erhärtung,  wenn  die  Temperatur  des  Wassers  ri«^ 
niedrige  i,st, 

Betonbauten,  welche  beständig  der  Einwirkung  von  Seewasser  ausgcsci;- 
sind,  werden  aus  einer  Mischung  von  1  llieil  Cement,  2  Theileu  Sand  und  3  Thcilcw 
Kies  oder  Schotter  hergestellt  und  durch  starkes  Stampfen  möglichst  gut  gedichtet. 
Bei  Hilfenbauten  (Molen«  Wellenbrechern  u,  s*  w*)  benutzt  man  gern  schwere 
Betonblöcke  von  mindestens  2  w*  Inhalt  (bis  100  w'  und  sogar  darüber), 
dieselben  müssen  vollständig  frei  von  Rissen  sein,  damit  nicht  das  Meerwasscr 
in  das  Iimere  der  Betonmas&e  eindringen  kann,  und  wenlen  xur  Erhöhung 
ihrer  Wasserdichtigkeit  an  ihren  Aussenflächen  au»  einer  fetterer» 
hergestellt  als  in  ihrem  Kern.  Der  Bau  mittelst  Blöcken  hat  vor  v 
pis^bau  den  Vorzug,  dass  er  überall  ausfuhrbar  uod  die  Bauzeit  diie  kurvcrr 


ErsUis  Cftpittl.  D!c  Mörtel 


1^ 


st  und  dass  die  Betonmasse  eine  grössere  Dichtigkeit  und  Festigkeit  besitzt, 
^en  den  Nachtheil  grösserer  Kostspieligkeit  wegen  der  theurcn  Maschinen 
Apparate  (z.  B.  Krahne,  Tauchergeräthschaften  u.  s.  w.),  die  zu  seiner 
lerstellung  benutzt  werden  müssen.  Das  Versetzen  der  Blöcke  hat  mit  der- 
rtig  construirten  Hebezangen  oder  VV^ölfen  zu  geschehen,  dass  durch  sie  die 
äetonmasse  nicht  zu  stark  auf  Scherfestigkeit  beansprucht  wird. 

Vorzüglich    geeignet    ist    der    Beton    auch  zur  Herstellung  wasser- 
dichter Keller;   hierbei   hat   man    für    einen    möglichst  guten  und  dichten 
Anschluss  des  Beton fussbodens  an  die  Um fassungs wände  und  etwaiger  Pfeiler- 
fundamente zu  sorgen,  der  viele  Schwierigkeiten  bereitet,  wenn  das  Gebäude 
auf  einem  nachgiebigen  Baugrund  errichtet  ist.  Auch  wasserdichte  Unterlagen 
für  Estriche,    Plattenbeläge,    Stein-,    Asphalt-    und    Holzpflasterungen  u.  s,  w. 
werden    aus  Beton    gefertigt,    ferner  Röhren    und  Strassen canäle  u.  s.  w.  Die 
Betonröhren  werden  in  derselben  Weise  wie  die  Cementröhren  hergestellt; 
sie  erhalten  zur  Erhöhung  der  \\  idcrstandsfähigkeit  gegen  nicht  zu  vermeidende 
^F^r Schütterungen  bei  wenig  tiefer  Lage  unter  der  Erdoberfläche  eine  Mindest- 
k'andstärke  von  5  cm  und  werden  aus  einer  Mischung  von  1  Theil  Portland-, 
Roman-  oder  Schlackencement,  2  Theilen  Sand  und  3 — 4  Theilen  Kies  von 
^ — ^3  cm  Komgrösse  bereitet.    Die  Canäle  stellt    man  am  besten  aus  einer 
inzigen,  zusammenhängenden  Masse  mittelst  verschiebbarer  Formen  her,  doch 
Verden  dieselben  auch  vielfach  aus   einzelnen  Stücken    eirunden    oder   kreis- 
ingförmigen  Querschnittes  gebildet,  welche  man  in  einander  schiebt  und  mit 
Cementmörtel  verfugt. 


§  236,  Feuerfester  Mörtel. 


i[  Für  Feuerungsanlagen  (Schmelzöfen,  Brennöfen,  Backöfen,  Küchenherde, 

Btubenöfen,  Kesselcinmauerungen  u.  s.  w.)  können  Kalk-  und  Cementmörtel 
nicht  verwendet  werden,  weil  sie  nicht  feuerbeständig  sind,  auch  Gypsmörtel 
eignet  sich  für  diesen  Zweck  nicht,  dagegt^n  ist  Lehmmörtel  für  gewisse 
Feuerungsanlagen  (z.  B,  Schornsteine,  Herde,  Stubenöfen,  Brandmauern)  recht 
brauchbar.  Weit  besser,  freilich  auch  weit  theuerer,  sind  die  sogenannten 
feuerfesten  Cemente,  bei  denen  man  natürliche  und  künsUiche 
unterscheidet 

Zu  den  natürlichen  feuerfesten  Cementen  oder  Mörteln 
jjehoren : 

1.  Der  Klebesand  oder  Schmierthon,  ein  Quarzsand  mit  grösseren 
Hder  geringeren  Beimengungen  von  stark  bindendem  Thon,  welcher  eine 
plötzliche  Erhitzung  vertragen  kann,  ohne  abzuspringen  oder  rissig  xu 
ferden.  Zu  diesem  feuerfesten  Thon  gehören  z.  B.  die  hessischen  Thone 
|roro  Mönchsberg,  von  Grossalmerode  u*  s.  w* 

2.  Der  Ganist  er,  ein  thonhaltiges,  kieseliges,  graues  oder  graubraunes, 
ach    rölhlich    gefärbtes   natürliches  Gestein,    das    bei  Sheffield    und  Dowlais 

England  vorkommt  und  nach  Baker  aus  94*4%  Kieselsäure,  4  21% 
rhoncrde,  0"70^/o  Eisenoxyd  (und  O'öO^o  Glühverlust)  besteht.  Um  die 
Sehmierfähigkeit  dieses  pulverisirten  und  mit  Wasser  zu  einem  Mörtel  an* 
ierühttcn  Gesteins  zu  erhöhen,  empfiehlt  es  sich  —  namentlich  bei  Benutzung 
Bcs  Dowlais-Ganisters  —  etwas  feuerfesten  Thon  (bis  8%)  dem  Brei 
bin?.u/.u«ctzen. 


150 


Zweiter  Theil.  Die  Verbind ungsstoffe. 


3.  Der  Kratercement  vom  Herchenberge  bei  Brohl  am  Rhein, 
ein  (vermuthlich  durch  das  Feuer  eines  Vulkanes)  gebrannter  sandhaltiger 
Thon,  welcher  nach  C.Bischof  aus  86*35%  Kieselsäure,  6*03 ^o  Thonerde, 
0'68%  Eisenoxyd,  2*38 7o  Wasser  und  4*57  7o  ^icht  bestimmbaren  Stoffen 
besteht. 

Zu  den  künstlichen  feuerfesten  Cementen  rechnet  man: 

1.  Den  Chamottemörtel  aus  einem  Gemenge  von  trockenem,  pulveri- 
sirtem  thonerdereichem  Thon  oder  aus  gebranntem  gemahlenem  Kaolin  oder 
aus  zerstossenen  Chamottestein-Bruchstücken  oder  Porzellankapseln  und  Binde- 
thon  mit  Wasser.  Dieser  Mörtel  bindet  nicht  ab ;  es  besitzt  deshalb'  das  mit 
ihm  aufgeführte  Mauerwerk  keine  grosse  Festigkeit  und  muss  daher  mit 
möglichst  engen  Fugen  hergestellt  werden. 

Viel  verwendet  wird  der  feuerfeste  Mörtel  von  Kayser  in  Darmstadt, 
welcher  aus  30-57o  Thonerde,  62*  1%  Kieselsäure,  0*07  7o  Magnesia,  0*45% 
Kalk,  1*61%  Eisenoxyd  und  1*10^/q  Kali  zusammengesetzt  ist. 

2.  Den  Kaolincement  von  Haupt  &  Lange  in  Brieg.  Derselbe 
besteht  aus  scharf  (bei  Weissgluth)  gebranntem  schlesischen  Schieferthon  und 
Kaolin,  besitzt  einen  Thonerdegehalt  von  43 — 48%  und  wird  mit  Wasser 
zu  einem  dünnen  Teige  angemacht  und  sorgfältig  gemischt. 

3.  Den  Phönix-Chamottecement  der  Fliesenfabrik  zu  Eisenberg 
in  der  Rheinpfalz,  welcher  einen  reinen  Thonmörtel  darstellt. 

4.  Den  Lürmann'schen  Mörtel,  der  aus  einem  Gemenge  von  Kalk, 
Dolomit,  Cement,  Hochofenschlacke,  Glas  u.  s.  w.  besteht,  dem  Sand,  Thon 
und  Chamotte  hinzugesetzt  wird.  Dieser  Mörtel  schmilzt  schon  bei  massiger 
Erhitzung,  ist  demnach  nicht  feuerfest  und  nur  zu  Feuerungsanlagen  verwendbar, 
in  denen  nur  eine  geringe  Hitze  erzeugt  wird. 

5.  Den  künstlichen  Ganister  aus  einem  Gemenge  von  zerstossenem 
Sandstein  oder  Quarz  und  wenig  feuerfestem  Thon. 

6.  Das  plastische  Dynaskry stall,  ein  feuerfester  Kitt  aus  87% 
Kieselsäure,  mehr  als  7%  eisenhaltiger  Thonerde  und  1%  Kalk.  Es  stellt 
ein  schwach  gelblichgraues,    schweres  Pulver  dar,    das  —  mit  Wasser  ange- 


Zweites 


Ider  Stemöl    mid    enthält   *;7— 887^    Kohlenstoff.  7— 107^  Wasserstoff  und 
— 23*^,0  Sauerstoff.    Es    wird    angenommen,    dass  Asphalt  durch  Oxydation 
aus  Erdöl  entstanden  sei,  und  dass  letzteres,  aus  dem  —  nebenbei  bemerkt  — 
durch  Destillation  das  Petroleum  gewonnen  wird,  sich  durch  Zersetzung  und 
Umw^andlung  organischer  Stoffe  gebildet  habe.  Asphalt  kommt  in  der  Natur 
nur  sehr  selten   als   ein    reines   bituminöses    Harz    vor    und  ist  meistens  mit 
I      Sand,    Kalk,  Thon,  Mergel  u.  s,  w.  verunreinigt;  er  bildet  mit  diesen  Stoffen 
^■pin  Gestein.  Er  wird  meistens  aus  dem  Asphaltsteiu,  einem  reinen,  kalkigen, 
^^nit  Asphalt  gleichmässig  imprägnirten  Gestein,    oder  aus  einem  mit  Asphalt 
mm     Zusammenbacken     gebrachten     feinen     Kalksand    durch    Auskochen 
mit  Wasser    oder    Ausschmelzen    gew^onncn.    Unter    Bitumen    versteht    man 
insbesondere    den    in    äusserst    feiner    Vertheilung    in    Schichtgesteinen    oder 
im    Sand  vorkommenden,    aus    dem    Stein   oder    Sand    ausgezogenen    Asphalt 
(Bergtheer,  Erdharat),  Wird  diese  Masse  durch  Ausschmelzen  oder  mittelst 
hwefelkohlenstoff  u.  s.  w.  gereinigt  oder  auch  mit  geeigneten   Stoffen   yer- 
*t,    ^o    erhält  man  den    Goudron    (Aspalttheer),   zu    dessen    Bereitung 
an  vorzugsweise  gereinigten  Trinidad- Asphalt  mit  Zusatz  von  dickflüssigen 
ücksländen    der    Pctr oleum raffinerie    oder    von     dmmflüssigerem    dunklem 
araffmol  l)enutzt. 

Guter  tioudron  ist anthracitartig  schwarzglänzend,  erstarrt  bei  10*'  (\y  wird 
üssig  bei  40—50",  verliert  bei  einer  Temperatur  von  weniger  als  230'^  nur 
ie  leichteren  Kohlenwasserstoffe,   ohne   sich   weiter  zu  verändern,    und  ver- 
mpft  erst  bei  einer  Temperatur  von  mehr  als  250*   C 

Vorkommen:  Asphalt  wird  hauptsächlich  in  Kalk-  und  Sandstein- 
birgen  verschiedener  Formation  (namenthch  der  Zechstein-  und  Triasforraation) 
auf  KUiften  und  Gängen  oder  lagerartig»  auch  auf  Erzlagerstätten  gefunden. 
Als  bedeutendere  Fundorte  sind  anzuführen  in  Deutschland:  Limmer  bei 
Hannover  (Asphaltslein  mit  einem  Bituraengehalt  von  14*307oI  ^^  reinem  Zu- 
stande braunschwarz,  fest  und  etwas  elastisch),  Vorwohle  in  Braunschweig 
f^tein  mit  8  57ö  J^i^^^^^^'f^^'^^^^lOf  H^'^rg  im  Harz  (auf  Nestern  von  Spat- 
n ),  L o bsann  im  Elsass  i Stein  aus  88 7o  eisenhaltigem,  kohlensaurem  Kalk 
und  12^;(^  schwarzem  und  sehr  wenig  elastischem  Bitumen)  —  in  O  est  er  reich- 
Unga/n  :  bei  Spalato  auf  der  Insel  Brazza  (brauner,  ziemUch  poröser  Asphalt- 
»tcin  mit  wenig  glänzendem  Bruch),  Seefeld  in  Tirol,  in  Galizien  und  im 
Banat  —  in  Italien:  bei  Ragusa  auf  Sicilicn  (Stein  aus  91 '0870  kohlen- 
saurem  Kalk  und  8'927ti  Bitumen),  in  der  Provinz  Casc^rta  (Campanien)  in 
der  Nahe  von  Neapel  (Rocca-Secca-Asplialt),  Ceprano  bei  Rom  — -  in  der 
Schweiz:  im  V^al  de  Travers  im  Canion  Neufchütel  (Asphaltstein  aus 
etwa  8U7o  kohlensaurem  Kalk  und  etwa  117ö  Bitumen)  —  in  Frankreich: 
bei  Scyssel  im  Departement  de  TAin  (Stein  aus  91'857q  kohlensaurem 
Kalk  und  8'I57ü  hartem,  glänzend  schwarzem,  etwas  elastischem  Bitumen). 
Bastcnaes  im  Departement  des  Landes  (Kalksand  mit  ö^l^7o  Bitumen), 
in  der  Auvergnc  u,  s,  w.  —  in  Schweden:  bei  Danneraora  ^  in 
Russland:  bei  Baku  am  Kaspischcn  Meer  und  im  Kaukasus  —  in 
Spanien  und  Portugal  —  in  Amerika:  in  Mexico  und  Peru  —  auf 
tlen  Inseln  Cuba,  Barbadoes,  Trinidad  u,  s.  w.  Auf  letzterer  befindet  sich 
ein  Pechsee  (Pitrh-lakc)  von  etwa  800  m  Länge,  2(X>  m  Breite  und  unerforschter 
Tiefe,  defisen  ganze  glatte  Oberfläche  aus  eisenhaltigem  mid  mit  32 — 367o 
Asphalt  imprägnirtem  Sand  besteht.  Endlich  i*t  noch  das  asphaltreiche  to dt e 


159 


cweiter  Tlieil.  Die  VcrB 


Meer    io    Kleinasien    zu    nennen,    von    welchem    der    Asphalt    den    Namen 
Jüdenpech  erhalten  hat 

Eigenschaften,  Der  Asphalt  hat  eine  dunkelbraune  bis  pechschwarze 
Farbe,  fühlt  sich  milde  an,  besitzt  Fettglanz  und  riecht  schwach  biluminöi. 
Er  besitzt  einen  muscheligen  Bruch,  die  Härte  =^  2  und  das  specifischc 
Gewicht  =  1'07 — 1*16.  Asphalt  bildet  bei  gewöhnHcher  Temperatur  (his 
etwa  20**  C)  eine  anscheinend  feste,  spröde,  undurchsichtige  Masse,  wini 
bei  einer  Temperatur  von  20 — ^40"  s^he,  fadenziehend  und  etwas  plastisch, 
schmilzt  bei  etwa  100**  C.  und  entzündet  sich  leicht.  Er  verbrennt  mit 
leuchtender,  stark  russender  Flamme  und  verflüchtigt  sich  bei  einer  Temperatur 
von  mehr  als  130^.  Asphalt  liefert  bei  trockener  Destillation  ein  brenzliches 
Oel,  das  als  Heilmittel  gegen  Lungenschwindsucht  und  als  Schutzniitlel  ^egcn 
Kesselstein  Verblendung  gefunden  hat,  ferner  unverbrennliche  Gase  und  Kohle. 
Er  löst  sich  in  Erdöl,  Petroleum,  Benzin  un<j  in  fetten  ätherischen  Oclcn 
ganz  oder  nahezu  vollständig  auf  und  hinterlässt,  wenn  in  Alkohol  gelost, 
einen  schwarzen  Rückstand  (Asphalt in),  welcher  wieder  in  Erd-  mid 
Terpentinöl  lösbar  ist.  Durch  Schwefel-  und  Salzsäure  wird  Asphalt  zersetst 
und  durch  Actzkali  oder  Aetznatron  zum  grossen  Theil  mit  schwarzer  Farbe 
aufgelöst;  mit  Aetzkalk  geht  er  eine  Verbindung  ein.  Asphalt  ist  ziemlich 
elastisch  und  leitet  die  VVärme  schlecht;  er  ist  lichtempfindlich,  da  er,  dctn 
Lichte  längere  Zeit  ausgesetzt,  die  Eigenschaft  verliert,  sich  in  ätherischen 
Oelen  aufzulösen.  Er  gehört  zu  den  zähflüssigen  Körpern  und  tritt  in  der 
Natur  bald  fest,  bald  flüssig  auf;  im  letzteren  Zustande  kann  er  mit  gewöhn- 
lichem  Theer  leicht  verwechselt  werden. 

Wird  bituminöser  Kalkstein  erhitzt,  so  wird  das  Bitumen  flüssig  und  die 
Cohäsjon  des  Steines  aufgehoben;  der  Kalkstein  zerfällt  in  einzelne,  nur  durch 
das  Bitumen  zusammengehaltene,  feinkörnige  Theilchen,  die  sich  nach  ihrer 
Abkühlung  und  wenn  sie  einem  starken  Drucke  ausgesetzt  werden,  wieder  zu 
dem  gleichen  Gestein  von  derselben  Consistenz  und  Härte  vereinigen.  Auf 
dieser  Eigenschaft  des  Asphaltsteines  beniht  seine  Verwendung  zu  Strassen» 
bauten  (Stampfasphalt).  Setzt  man  dem  erhitzten  Asphaltstein  etwas  Bitimicn 
hinzu,  so  erhält  man  einen  dickflüssigen  Teig,  der  nach  dem  Abkühlen  hart 
wird.  Diese  Masse  kann  mit  Sand  oder  Kies  vermischt  werden  und  dient 
in  dieser  Zusammensetzung  ebenfalls  zu  Strassenbauten  (Gussasphalt). 

Verwendung.  Asphalt  wird  in  der  Technik  in  der  mannigfachsten 
Weise  benutzt  Die  Hauptverwendungsarten  für  den  natürlichen  Asphalt 
sind  folgende: 

L  Zu  Fahrstrassen.  Man  stellt  die  Asphaltstrassen  entweder  aus 
Stampfasphalt  oder  aus  Gussasphalt  her. 

a)  Stampfasphalt  (Asphalte  comprimt*).  Hierzu  ist  der  Limmer- 
asphalt,  weil  er  zu  fett  und  zu  weich  ist,  und  auch  der  Vorwohler  Asphalt 
nicht  geeignet,  dagegen  wird  der  Asphalt  aus  demVal  deTravcrs  und  aus 
Seyssel  zu  Stampfasphahstrassen  mit  Vortheil  verwendet,  Künstlicher 
Asphalt  aus  einer  Mischung  von  möglichst  reinem  Kalkstein  und  r 
Bitumen  wurde  hierzu  versuchsweise  benutzt,  hat  sich  jedoch 
sonderlich  bewährt 

Der   natürliche   bituminöse  Kalkstein  (Rohas|>haU)    wird    in  SdileM*1«r- 
milhlen    pulverisirt,    gesiebt    und    dann    in    eisernen    Trommeln,    die 
geschlossenem  Feuer  gedreht  werden,  auf  der  Baustelle  möglichst  schticü  lus 


Zweites  Capitel.  Asphalt  ntid  Ksttt. 


im 


\n{  etwa  130^  C  erhitzt.  Diese  warme  Masse  schüttet  man  auf  die  Strasseti- 
[interlage  etwa  8  ^m  hoch  auf-  Die  Unterlage,  welche  möglichst  eben  und 
mit  dem  nothwendigen  Seitengefälle  (Wölbung)  herzustellen  ist,  fertigt  man 
^Kius  Cementbeton  (vielfach  im  Mischungsverhältniss  von  1  Raumtheil  Cement 
^■ind  7 — 8  Theilen  Grubenkies)  in  einer  Stärke  von  10 — 20  cm.  Bevor  das 
^Hibitzte  Asphaltpulver  aufgebracht  wird,  muss  diese  Betonuntcrlage  vollständig 
^^H^etrocknet  sein.  Das  Asphaltpulver  wird  nach  dem  Abebnen  durch  Hand- 
rammen oder  Walzen,  die  zur  Verhütung  eines  Anbackens  der  Asphaltmasse 
Jurch  ein  angehängtes  Kohlenbecken  erwärmt  werden,  und  mit  erhitztem 
5tampfeisen  bis  auf  etwa  5  cm  Höhe  sorgfältig  comprimirt.  Dann  wird  die 
Strassen  Oberfläche  mit  erhitzten  Glätteisen  gebügelt,  damit  sie  durch  Schmelzen 
3es  Bitumens  der  obersten  Asphaltschicht  wasserdicht  werde.  Um  eine 
möglichst  glatte  Strassendecke  zu  erhalten,  wird  die  Fahrbahn  oft  nochmals 
ibgewalzt  oder  mit  ganz  dünnem  Cem entschlamm  überzogen  und  kann  dann 
tiach  erfolgter  Abkühlung  sofort  dem  Verkehre  übergeben  werden.  Durch 
Jas  Stampfen  und  Walzen  werden  die  unteren  TheÜe  der  Asphaltdecke  nur 
gedichtet  oder  höchstens  zum  Zusanmien backen  gebracht  und  sind  deswegen 
jegen  aufsteigende  Feuchtigkeit  nicht  geschützt.  Aus  diesem  Grunde  ist  die 
s'asserdichte  Unterlage  unbedingt  erforderlich.  Diese  Unterlage  soll  möglichst 
bben  sein,  damit  die  Asphaltdecke  in  gleichmässiger  Stärke  aufgetragen  werden 
kann*  Bei  nicht  gleichmässigem  Rammen  und  W^alzen  entstehen  in  der  Fahrbahn 
Senkungen,  bei  nicht  trockener  Betonuntcrlage  Hebungen,  bei  Verwendung 
iron  nicht  reinem  Asphalt  (irübchen  und  Rinnen. 

^)  Gussasphalt  (Asphalte  CO ul<5).  Man  benutzt  hierzu  den  sogenannten 

Lsphallmastix.     Zu    dessen    Bereitung    wird    gut   getrockneter   natürlicher 

^sphaltstcin  bis  zu  etwa  3  m^  Komgrösse  in  Mühlen  u.  s.  w.  zerkleinert  und 

nit  soviel  reinem  Bitumen  oderGoudron  bei  einer  Temperatur  von  175—230"^  C. 

geschmolzen,    dass    der    Mastix    15—25%    Bitumen    enthält    (Limmermastix 

etwa  24**/(j,  Vorwohlemastix  23**/o,  I.obsannmastix  24^ — 25^0 »  ^'^^  ^^  Travers- 

Mastix  nur   11 — 12%  Bitumen).  Zuerst  wird  das  Bitumen  bei  nur  massigem 

Teuer    (bis    1H()^  C)    geschmolzen,    dann    setzt    man    dieser   Masse    portions* 

reise  so  viel  Asphaltpulvcr  unter  tüchtigem  Umrühren  hinzu,  dass  die  ganze 

lasse  davon   durchdrungen  wird.    Sobald    dies   geschehen,    vnrd    das   Feuer 

rerstärkt  und  die  Mischung  etwa  2  Stunden  lang  weiter  gekocht,    um    alles 

i^asscr  aus  ihr  zu  entfernen.  Dies  ist  nöthig,  um  ein  Zerbröckein  des  Mastix 

P>ei  Frostwetter    zu    verhüten.     Diese    durch    das    Schmelzen    auch  von  den 

leichten  Kohlenwasserstoffen    befreite    Masse    wird    mit    grossen    Handkellen 

ixis    dem  Kessel    in    eiserne,    oben    und  unten  offene,    auf   einer  Sand-  oder 

Isphaltsteinpulverschicht    stehende    schmiedeeiserne  Formen  gegossen,  deren 

inenwände   mit  dünnem  Thonbrei    oder    mit   in  Wasser  aufgelöster   Kreide 

bestrichen    und    mit    trockenem    Asphaltpulver    bestreut    werden;    auch    der 

Joden,  auf  dem  sie  stehen,  wird  mit  Sand,  Thon  oder  Asphaltpulver  bedeckt 

)iese  Formen    haben    in    den    einzelnen   Fabriken    eine   verschiedene  Gestalt 

|nd  liefern  Blöcke  von  25—30  ^g  Gewicht. 

Um   nun  Gussasphalt   zu    gewinnen,   wird    dieser  Mastix   mit   einem 

Zusatz    von     3 — ö^i,    CJoudron   bei    einer   Temperatur   von    150—170**  C. 

^^    hcn   und    dem  Gemenge   höchstens   50%    feiner,   reiner,    lehm*  und 

r    Kies    von    etwa    4—tj  mm   Komgrösse    oder    gewaschener,    thun- 

liehet  licharfkantiger  Sand  von  etwa  Erbsengrösse  hinzugesetzt.  Diese  Zii%il\3Äi 


t.H 


Zweiter 


de  Vcrbindangsfioff" 


sind  erwärmt  in  den  Kessd  zu  bringen,  damit  die  Temperatur  m  der  ge- 
schmoUenen  Masse  nicht  wesentlich  vermindert  wird,  sowie  allniülig  in 
kleinen  Mengen  und  untei'  beständigem  Umrühren  und  Durcharbeiten  des 
Masse,  damit  dieselbe  möglichst  gleichmässig  wird  und  weder  einen  klebrigen» 
noch  einen  trocknen  Brei  bildet.  Diese  Masse  wdrd  mit  eisenien  Kellen  auf 
die  auch  hier  anzuordnende  Belonunterlage  gegossen,  möglichiit  schnell  mil 
einem  hölzernen  Spachtel  ausgebreitet  und  eingeebnet,  dann  mit  femcnt  Saud 
^1  mm  Korn)  bestreut  und  dieser  möglichst  glcichmässig  in  die  ol^rste 
Asphaltschicht  ehigerieben»  so  dass  die  letztere  vollständig  mit  Sand  gesdtQgt 
ist.  Der  hohe  Sand-,  beziehungsweise  Kieszusatz  zur  geschraolxenen  As|ihalt- 
masse  soll  das  Weichwerden  derselben  vermindern ;  w-ird  jedoch  zu  viel  Sand 
oder  Kies  beigemengt^  so  leidet  darunter  sow  ohl  die  Elasticität  als  auch  die 
Cohäsion  der  As[>haUdecke.  Durch  einen  Zusatz  von  dickflüssigen  Harzolcti 
kann  das  Schmelzen  befördert  werden.  Häufig  stellt  man  die  Gusn:!-^^^^  '< 
Strasse  aus  zwei  Lagen  von  etwa  5  und  2 — 3  cm  Stärke  her. 

Als  Goudron  benutzt  man  meistens  den  aus  Trinidad-Asphalt,  bc^^sct- 
Asphalt  und  aus  Asphalt  von  der  Auvergne  u.  s.  w.  gewonnenen,  als  Asph^t* 
mastix  den  aus  Limmer,  welcher  zweckmässig  mit  dem  Vorw^ohler  vermischt 
wird,  sowie  den  aus  Seyssel,  aus  dem  Val  de  Tra%^ers  u.  s,  w. 

Vorzüge  und  Nachtheile  der  Asphaltbahnen.  Vor  den  Stein- 
ptlasterungen  und  Chaussirungen  haben  die  Asphaltstrasscn  den  Vorzu;:  ^ 
sie  weder  Staub  noch  Schlamm  erzeugen,  dass  sie  leicht  (durch  cit 
Abspülen  mit  Leitungswasser)  gereinigt  werden  können,  dass  sie  viel  Uauti- 
hafter,  sowie  leichter  und  billiger  auszubessern  sind,  dass  sie  das  Getöse  de^ 
Strassenverkehres  ganz  ausserordentlich  vermindern,  die  Leichtigkeit  der 
Fortbewegung  erhöhen  und  somit  Pferde  und  Fuhrwerke  schonen.  Sic  haben 
den  Nachtheil  grösserer  Glätte  und  können  daher  auf  Strassen  mit  einer 
grösseren  Steigung  als  etwa  1:60  nicht  angew^cndet  werden.  Sie  emj-v^'  ' 
sich    für   sehr    verkehrsreiche    oder  vornehme  Strassen  it\   grösseren  ^l 

2,  Zum  Ab  flecken  von  Bürgersteigen,  Thoreinfahrten,  Hat- 
flächen,  Bahnsteigen,  Terrassen  und  Flattformcn,  Malztenncn, 
Stallfussböden  \L  s,  \v. 

Auf    den    geebneten    und    festgestampften  Boden    wird   entweder   eine 
Ziegelrollschicht    in  CementmÖrtel    und   mit  Cementüberzug    aufgebraclu, 
oder  eine  doppelte  Ziegel  nachschiebt  in  gleicher  Weise  oder  eine  t>—  V ' 
(auch  höhere) Cementbetonschicht  (aus  1  IheilCemenl  und  öTheilcn  » 
Kies  oder  grbbem  Sand,  auch  aus  1  Theil  Cement,  SH'heilen  Sand  und  3   1 
Steinschlag  aus  hartgebrannten,  kleingeschlagenen  Ziegelsteinen  oder  Bruchst * 
mit  einem,  aus  reinem  oder  nur  schwach  mit  feinem  Sande  vermengten  Cement 
bestehenden,  dünnen  Ueberzuge  oder  ein  Rauhpflaster  mit  Cementver    "^^ 
der  Fugen,  Letzleres  empfiehlt  sich  namentlich  für  Stallfussböden,  um  dit 
fest  und  gegen  den  Urin  der  Thiere  undurchdringbar  zu  machen.  Auf  Uici^c 
Unterlage  kommt  entweder  ein  3 — 5  €m  hoher  Siampfasphaltbelag,    der 
auf  1*5 — 3  <-w  Starke  zusammengepresst  wird»  oder  eui  GussasphaUbclag 
in  zwei  Lagen  von  je   13 — Ib  mm  Stärke    oder  *^in   A:^l>ll.ilt1ll.Ittrnllr]alI 
aus  Stampfasphalt  und  ohne  jedes  Bindemittek 

Bei  Stallfussböden  begnügt  man  sich  oft  imt  cmcni  i:cwf»iH 
Pllaster,  das  festgestampft  und  mit  As]>halt  übergössen  wird.  Das  Vej: 
der  Fugen  eines  Pflasters  aus  Granit  oder  Hob  u,  s,  w.  mit  geschmolzciicai 


2 weites  Capitel.  Asplialt  nad  Kitte, 


Isphalaiiasdx  wird  in  neuerer  Zeit  viel  bei  städtischem  Strassen  ausgeführt 
id  kann  nur  empfohlen  werden,  (Vcrgl  auch  »Asphaltlcitt«  weiter  unten.) 

Die  Asphalt  platten  haben  sich  recht  gut  bewährt;  sie  werden  für 
pusswege  in  einer  Stärke  von  3  cptf  für  Thore  in  fahrten  und  Strassenüber- 
iingc  in  einer  Starke  von  4'5 — 5  cm  verwendet  und  unmitielbiir  auf  die  Unter- 
^e  gelegt.  Man  stellt  sie  aus  rohem,  pulverisirtem  Asphaltstein  her,   indem 

denselben    in    rotirendeu,     über    geschlossenem    Feuer     angebrachten, 

semen  Trommeln   bis  t\x  einem  gewissen  Grade   erhitzt,    die  weiche  Masse 

Formen  gicsst  und  mittelst  hydraulischer  Pressen  sehr  stark  presst-  Meistens 

irerden  die  Platten  25  rm  hing  und  ebenso  breit,  glatt  oder  geriffelt  hergestellt. 

ie  sind  sorgfältig  in  Mürtel  einzubetten. 

Auch  aus  entsprechend  üusammengesetÄtem  Gussasphalt  werden 
platten  von  15 — 45  mm  Stärke  fabricirt  und  für  Fusswege,  Hofe,  Lager- 
nd Kellerräume,  Ställe  und  Scheunen  an  Stelle  des  Gussasphaltes  v^erwendet 
für  ganz  leichten  Verkehr  genügt  es,  den  tragfähigen  Boden  mit  etwas 
(Idrtel  abzuebnen,  für  schwereren  Verkehr  ist  als  Unterlage  eine  etwa  ^  cm 
arke  Kalk-  oder  Ccmentbetonschicht  zu  wählen.  Die  Platten  werden  in 
eissem  Wasser  (oder  an  der  Sonne)  etwas  erwämit,  damit  sie  sich  an  ilie 
Unterlage  gut  anschmiegen,  und  ilire  1  engen)  Fugen  mit  einem  Kitt  aus  in 
litumen  geschmolzenem  Mastix  ausgefüllt*  — 

Bei  der  Verlegung  der  Gussasphaltdecke  soll  man  der  Fugenbildungen 
regen  eiserne  Lineale  nicht  benutzen.  Lasst  sich  die  Vollendung  der  Arbeit  in 
finem  Tage  nicht  erreichen,  so  hat  man  bei  Fortsetzung  der  Arbeit  die 
ganten  der  Asphaltdecke  durch  Bedecken  mit  heisscn  Maslixst reifen  anzu- 
tärmen,  damit  zwischen  der  alten  und  der  neuen  Asphaltmasse  eine  gute  V^er- 
piiidung  erzielt  wird.  Bei  Maueranschlüssen  ist  zur  Verhütung  des  seitlichen 
Eindringens  von  Nässe  eine  1 — 2  cm  hohe  Wasserkante  herzustellen,  und  bei 
Fhürschwellen,  unter  denen  sich  das  Wasser  leicht  fortziehen  und  in  dem 
lebenraum  verbreiten  kann,  zur  Abdeckung  eine  Zinkblechtafel  zu  benutzen, 
Se  zw*ischen  die  beiden  Asphaltdecken  hineinreicht, 

4,  Zur  Herstellung  von  Estrichen  auf  Holzfussböden  und 
[ber  Balkenlagen, 

Auf  die  ausgestakte  und  aufgefüllte  Balkenlage  wird  ein  starker  Blind- 
aden aufgelegt  und  mit  einer  Lage  Dachpappe  überdeckt,  darüber  wird 
jine  Sand'  oder  Lehmschicht  etwa  ^  cm  hoch  und  auf  dieser  der  Asphaltguss 
zwei  Lngen  von  je  10 — 15  mm  Stärke  ausgebreitet.  Oder:  man  füllt  die 
jusgestakte  Balkenlage  mit  festgestampftem  Lehm  aus,  pflastert  die  Fussbotlen- 
liehe  mit  einer  einfachen  oder  doppelten,  in  verlängertem  Cementraortel  zu 
erlegenden  Ziegelflachschicht  oder  mit  2'5 — i  cm  starken  Stein-  oder  Thon- 
licscn  ab  und  stellt  auf  dieser  Unterlage  den  Asphaltbelag  aus  zwei  Lagen 
»ussasphalt  von  zusammen  2 — '^  cm  Stärke  her.  Sind  Holzfussböden  gegen 
lufsteigende  Grundfeuchtigkeit  zu  schützen,  so  werden  die  Dielen  an 
pr  Unterseite  an  den  beiden  langen  Kanten  mit  schrägen  Ausfalzungen 
trÄchen  und  in  geschmolzenem  Asphalt  verlegt.  \Fig.  417.)  Als  Unterlage 
Bent  aui  zweckmässigstcn  eine  Cemenibetonschicht.  Der  in  die  schwalbcn- 
chwanzfürmigen  Nuthen  eindringende  Asphalt  ersetzt  zugleich  die  Lagerhölzer. 

ö.  Zur   Abdeckung  von  Gewölben  aller  Art. 

Die  Gewölbe  erhalten  einen  Mortelubcrzug  und  über  demselben  eine 
-25  mm  starke  Asphaltgussdecke.  Die  letztere  wird  noch  mit  einer  Lehm- 


156 


Zweiter  Theü.  Die  Verbiiidiing»töÄfe. 


oder    Thonschicht    überdeckt,     wenn    die   Gewölbe   mit  Erde   öberschüttct 
werden  sollen  oder  wenn  sie  sich  (wie  bei  Tunnelgewölben)  unter  Erd-  oder 

Steinmassen  befinden. 

6.  Zu  Isolirungen  von  Mauern  u.  s,  w,  gegen  aufsteigende 
oder  seitlich  eindringende  Feuchtigkeit. 

Ist  aufsteigende  Grundfeuchtigkeit  in  Kellern  zu  befürchten,  so  wird 
zunächst  die  humushaltige  Erde  sorgfältig  beseitigt  und  durch  trockenen, 
reinen  Sand  oder  Kies  oder  durch  eine  Lehm-  oder  Thonschicht  crsettt, 
über  dieser  Unterlage  ein  Belag  von  Steinplatten  oder  Ziegelsteinen  oder 
eine  6 — ^15  an  starke  Cementbetonschicht  hergestellt  und  darüber  ein 
Asphaltguss  gebreitet»  welcher  thunlichst  mit  den,  in  den  Mauern  beündlichcn, 
wagrechten  oder  lothrechteti,  ebenfalls  aus  Asphaltguss  (häufig  im  Mischungs- 
verhältniss  von  5  Gewich tstheilen  Asphaltmastix,  l'/j— 1  Theil  GoudrOD  uod 
2  Theilen  Sand)  in  einer  Stärke  von  1 — 2  cm  hergestellten  IsoUrschichlwi 
verbunden  wird.  (Fig,  418/)  Oft  wird  der  Asphalt-Pls  trieb  zum  Sc  hu  tw?  gegen 
Beschädigungen  noch  mit  einem  Fus&boden  (dem  sogenannten  Arbeitsboden'f 
überdeckt.  —  Zum  Schutze  gegen  seitlich  eindringende  Nässe  wird  eine 
1—2  cm  starke  Gussasphaltsrhicht  auf  die  sorgfältig  (künstlich  mit  Coaks- 
körben  u,  s.  w.)  getrocknete  Mauer,  deren  Anstrich  und  Putz  zu  bcseitigiefi 
und  deren  Fugen  auszukratzen  sind,  warm  aufgebracht  oder  es  wird  oar 
Isolirmauer  aus  in  geschmolzenem  Asphaltmastix  zu  verlegenden  Ziegelsteinen 
(meistens  Y^  Stein  stark)  in  geringer  Entfernung  vor  die  Aussenmatier  ?e^tJl 
und    der    Zwischenraum  mit  geschmolzenem  Asphaltmastix  ausgcf.  <?r 

eine  Verkleidung  aus  hartgebrannten  und  mit  flüssigem  Asphalt  m  -ti 

Ziegelsteinen  aufgeführt  und  aussen  mit  einem  Asphaltüberzuge  versehen  u.  s.  i* 
(Vergl.  auch:  gewalzter  Asphalt  und  AsphaMlzplatten). 

7.  Zu  Wasser-  und  luftdichten  Wänden,  Sohlen  und  Decken 
für  Reservoire,  Behälter  für  saure  und  ätzende  FlüssigkeitCDt 
Silos,  Tunnels  u.  s.  w.*) 

Auf  den  festgestampften  und  geebneten  Boden  wird  eine  Schicht  mit 
in  geschmokenem  Asphalt  eingetauchten,  vorher  erwärmten  und  abgebürstetö» 
Ziegelsteinen  in  Asphaltmörtel  aufgebracht;  in  gleicher  Weise  werden  dfe 
Seitenwände  aufgeführt  und  in  etwa  l  cm  Entfeniung  mit  Ziegeln,  die  gÄBi 
in  Asphalt  verlegt  und  zweckmässig  mit  der  Ausscnmauer  verbunden  werden^ 
hintermauert.  Nachdem  diese  Wände  vollständig  getrocknet  sind,  giesst  man 
ihren  Zwischenraum  mit  geschmolzenem  Asphaltmastix  aus,  dann  bringt  mao 
auf  die  Ziegelflachschicht  eine  etwa  3  cm  hohe  Cementbetonschicht  auf» 
welche  mit  einem  Cementputz  abgeglichen  wird,  und  überzieht  dieselbe  nach 
gehöriger  Austrocknung,  sowie  die  Innenfläche  der  Hintermaucrung,  mit  Guss» 
asphalt.  Diese  Construcdon  empfiehlt  sich  nicht  nur  für  Wasserleitungi^ 
Reservoire,  sondern  auch  für  Behälter,  welche  saure  oder  ätzende 
Flüssigkeiten  aufnehmen  sollen. 

Bei  unterirdischen  Silos  (Getreidespeichern)  mauert  man  die  Funda* 
mente  in  Kalkmörtel  bis  Sohlen  hohe,  bringt  auf  die  festgestampfte  Sohle 
eine  etwa  10  cm  hohe  Cementbetonschiclu,  überzieht  dieselbe  nebst  den 
Fundamenten  mit  Gussasphalt,  führt  über  dieser  Schicht  die  Seitenwände 
auf,   setzt   vor    dieselben   in   geringem  Abstände  1  Stein  starke,  in  Asphall- 


•)  SieKe:  Mothfs,  »lUustr.  BBii1«xikoo«,  Bd.  I,  1881,  S,  167  u*  168. 


Zweites  Capitel  Aspbalt  und  Kitte. 


m 


mörtel    aufkufübrende   Wände,   giesst  den  Zwischenraum  mit  geschmolzenem 
Asphaltraastix  aus,  der  zweckmässig  mit  einem  Spatel  fest  eingedrückt  wird, 

Iund  überzieht  die  inneren  Wände  mit  einer  Asphaltgussschicht,  Dieser 
Behälter  wird  mit  einem  in  Asphaltmörtel  auszuführenden  Gewölbe  über- 
peckt  und  auf  dasselbe  eine  etwa  12  mm  starke  Asphaltschicht  aufgebracht, 
nie  8—10  fnt  hoch  mit  Erde  überschüttet  wird,  E>ie  in  dem  Gewölbe  her- 
zustellende  Einsteigeöffnung  verschliesst  man  am  besten  mit  einem  einzigen, 
$xi  der  Innenfläche  asphaltirten  Stein. 
Bei  Tunnelbauten  werden  die  Steine  ebenfalls  in  Asphaltmastix  verlegt 
und  CS  erhält  der  Gewölberücken  einen  Asphaltüberzug, 

8.  Zum  Imprägniren  poröser  Steine,  um  dieselben  wasserundurch- 
^lässig  und  dauerhafter  zu  machen,  auch  zur  Herstellung  von  Form- 
^Kt einen  Tür  kalte  und  feuchte  Mauern,  indem  man  (nach  dem  Vorschlage 
^^es    Grafen    Dundonald)    Asphalt    mit  bituminösem  Kalk  vermischt  und  in 

Formen  giesst. 

9.  Zur  Bereitung  von  Beton,    indem    man    den    auf    180 — 21J0**   C. 
erhitzten  Asphaltmastix  mit  50 — -60%  (seines  Gewichtes)  grobkörnigem  Kies 

»der  kleingeschlagenen  Bruchsteinen  (Kieselsteinen)  vermengt  und  das  Ganze 
[iter  beständigem  und  kräftigem  Umnihren  noch  einige  Zeit  kocht.  Diese 
lischung  liefert  nach  dem  Erstarren  eine  elastische  Masse,  welche  sich 
namentlich  zu  FuncUmenten  für  Maschinen  und  Dampfhämmer  eignet,  weil 
de  ohne  Schaden  Erschütterungen  ausgesetzt  werden  kann  und  gleichzeitig 
ien  Schall  schlecht  leitet  Auch  gewöhnliches  Mauerwerk  in  Asphalt- 
lörtel  kann  für  diese  Zwecke  empfohlen  werden. 

Die    Druckfestigkeit    von    Beton    aus    55  Theilcn    Seyssel- Mastix   und 

kb  Theilen  Kies  (bei  230**  C  zusammengeschmolzene    wurde  zu  281  ig  und 

jron  Beton  aus  55  Theilen  Seyssel*Mastix  und  40  Theilen   Rhone-Kieselschlag 

ei  250"   C,  zusammengeschmolzen)  zu  332  ^  für  das  Quadratcentimeter  (im 

Mittel)  festgestellt. 

10.  Zu  Dacheindeckungen- 
Auf   die   mit    Steinkohientheer   oder   Carbolineum    zur  Verhütung    des 

iTerfens  bei  Temperaturanderungen  impragnirten  Schalbretter  wird  eine  dünne 

ilkmörteb  oder  Lehmschicht  aufgebracht    und    dieselbe    mit    Packleinwand 

Iberzogen.    Letztere  erhält  eine  in  mehreren  Lagen  aufzubringende  und  mit 

Sand  nach  VoUenduug  jeder    Lage    zu    bestreuende  Asphaltdecke    von   etwa 

15^20  mm  Dicke.     Mit    besonderer   Sorgfalt   sind    die    Anschlüsse    an    die 

Jmfassungs wände,  Schornsteine,  Dachlucken,  Rinnen  u.  s.  w.  mit  Zinkblechen 

irorzunehmen.    Diese    Bleche    werden  zwischen    zwei  Lagen    der    aus    etwa 

Theilen  Asphaltmastix,    10  Theilen    Goudron    und   lehmfreiem  Sand  her- 

|eslellten     Decke  eingeschoben.     Derartig   construirte    Dächer  erhalten,    weil 

lieh  die  Asphaltdecke  in  der  Kälte  zusammenzieht,    nach    kurzer  Zeil  Risse 

id  Sprünge,    auch  lost  sich  die  Decke  leicht  vom  Mauerwerk  ab,    an    das 

[ie  dicht  anschliessen    soll    Endlich    ist    bei  nicht    genügender  Lüftung  des 

>achbodens    ein  schnelles   Stocken  der  hölzernen  Constructionstheile  zu  be- 

rchtcn,    Atis    diesen    Gründen    werden  Asphaltdächer   in   neuerer  Zeit  nur 

Boch  sehr  selten  hergestellt, 

Zum    Eindecken    von    Dächern,    Abdecken     von    Terrassen, 

Üeidcn  von  Wänden,  Unterlegen  von  Fussböden  u.  s.  w,  benutzt 

auch  dtlaue  Asphaliplatien,  welche  durch  Auswalzen  gewonnen  werde«. 


158 


Zweiter  Tbcil.  Die  VcrHuduuEsslülT, 


\ind  fladurch  eine  grössere  Dichtigkeit,  Festigkeit  titul  Haltbarkeit  erhalten 
Diese  Tafeln  sind  billiger  wie  z.  B.  Zink^    auch    weniger   reparnt  -t; 

sie  bilden    eine    feuersichere  Decke,    weil  sie  nicht  verbrennen,  >  nui 

schmelzen,  sind  schlechte  Wärnieleiter,  habetj  ein  geringes  KigeTigcwicht  unil 
widerstehen  gut  den  Eimvirkungcn  der  Luft  und  Feuchtigkeit.  (Siehe  GiM- 
getreu,  a.  a.  O,  Bd.  II,  S.  40S), 

IL  Zur   Herstellung   von  Dachpappe   und  AsphaltfiUpLitieü. 

Ueber  die  Asphalt-Dachpappe  (Steinpappe")  ist  im  §  2G1*  Aus- 
fühilicheres  mitgetheilt,  worauf  hier  verwiesea  sein  mag. 

Asphalt  filzplatten  stellen  eine,  mit  einer  Mischung  von  Asphalt  innl 
Steinkohlenthccr  inipragnirte,  zusammengepresste  Watte  von  5 — 10  mm 
Dicke  dar,  die  aus  den  Abfällen  der  Flachsspinnereien,  aus  Heede  und  Weif, 
hergestellt  wird.  Man  verwendet  diese  Platten  meistens  nur  bei  PappdächffU 
zur  LTriterfütterung  der  Pappe  in  Kehlen  und  Rinnen,  sowie  zu  Ausb  ^n, 

ferner    wegen  ihrer    Steifigkeit    zu  provisorischen    Eindeckungcn  ;r 

auf  Sparren    oder    Latten    und  zu  Isolirungen    an    Stelle    des  Gi  s. 

Für   Dacheindeckungen  u.  s.  w.  besitzen  die  mit    Asphalt    u;.  in 

kohlentheer  getränkten  Platten  den  LTebelstand,  dass  die  Watte  leicht  verwest, 
wenn  der  Theerüberzug  nicht  rechtzeitig  erneuert  wird.  Dann  wird  näniUdi 
die  Masse  porös,  so  dass  Luft  und  Nässe  in  sie  leicht  eindringen  könneo. 
Der  SauerstofT  der  Luft  zersetzt  aber  die  festen  Harzbestandtheile  des  SteiH' 
kohlentheers  und  verwandelt  sie  in  solche,  die  im  Wasser  Idsbch  siisd 
In  Folge  dessen  bläht  sich  die  Masse  auf,  verfault  und  wird  unbrauchbar.  Man 
sollte  deshalb  Asphaltfilzplatten  nur  zu  Isolirungen  verwenden. 

Die    Asphaltfilzplatten  von  Büsscher    und  Hoffmann    in    Neustadt- 
Eberswalde  bei  Berlin    kummen    in  Rollen  von  3 — 4  m  Langte  und  OHl  « 
Breite  in  den  Handel  und  bestehen  aus  Asphaltschichten  mit  einer  zühett,  lang- 
faserigen Einlage;  sie  besitzen  eine  gewisse  Biegsamkeit  und  Dehnb  n» 
destens  10  %),  so  dass  sie  den  Bewegungen  imMauenvcrkc  Folge  leist-  n. 
Man  verlegt  sie  so,  dass  sich  ihre  Ränder   5 — 8  cm  breit   überdecken,   imd 
verklebt  ihre  Fugen  mit  geschmolzenem    Asphalt,  oder    man    überdeckt  ihre 
Stösse  mit  schmalen  Streifen  aus  Asphaltfilzstoff  und    dichtet  die  Fugen  mit 
heissem  Goudron  (Steinkohlentheer   ist    nicht    so    empfehlenswerth),     ßenutit 
man  die  Asphalttilzplatten  zu  Isolirungen  im  Mauerwerk,  so  ist  eine  Dichtnn? 
ihrer  Fugen  nicht   nöthig,  weil    dieselbe    schon    durch    die    Last    der   ' 
in  vollkommen  ausreichender  Weise  erfolgt.    Vor   dem    Gussasphah  Vit 
Asphaltfilzplatten  den  Vortheil,  dass  sie  nicht  an  den  Steinen  haften  tind  bei 
Bewegungen  des  Mauerwerkes  nicht  zerreissen,    dass  sie  bei  jeder  Wittenics 
angewendet  werden  können  und  keine  Störungen  der  Maurerarbeiten  bei  Her- 
stellung der  Isolirschicht  verursachen,  weil  sie  nicht  wie  der  »" 
die  vollständige  Vollendung  einer  Mauergleiche  gebunden  sind 
buch  der  Architekturs  IIL  Th.,  Bd.  if,  S.  417  u.  42il) 

Werden  die  Asphalrfilzplatten  zum  Bekleiden  von  Wunden  bcnut..., 
ist  ihr  oberer  Rand    umzubiegen,  3—4  cm    breit    in   eine  Mauerfuge   emm- 
legen  und  mit  Cement  einzukitten. 

12.  Zur  Herstellung  wasserdichter  Röhren  für  Gas-  ao4 
Wasserleitungen^  für  saure  und  ätzende  Flussifjkeitcn  u.  s.  w. 

Endloses  Hanfpapier  von  2 — Ü^j^  m  Breite  wird  durch  gcschraobcivtti 
Asphalt  hindurchgezogen,   darauf  auf  diier   sich  drehenden  W^ake  voo  d«r 


rireftes  Capitet.  Asphnit  und  Kitte. 


Dicke  des  inneren  RöhreTitlurchmessers  aufgerollt  und  mittelst  einer  Prcss- 
walze  zusammengedrückt.  Ihre  innere  Fläche  wird  gewöhnlich  mit  einem 
wusscrdichlen  Firniss,  ihre  äussere  mit  einem  mit  Kves  vermischten  Asphalt- 
lack überzogen»  Solche  Röhren  bcsit7:en  eine  sehr  dichte  und  gleichmassige 
Wandung  und  eine  ziemlich  ^osse  Widerstandsfähigkeit;  ihre  Elasticität  ist 
eine  genügende,  um  bei  Bodensenkungen  untl  starken  Erschütterungen  einen 
Bruch  nicht  befurchten  zu  müssen.  T>a  sie  einen  schlechten  Wärmeleiter 
bilden,  so  können  die  in  ihnen  fortgeleiteten  Flüssigkeiten  nicht  gefrieren, 
aber  anch  nicht  zu  warm  werden,  was  beides  namenth'ch  bei  Wasserleitungen 
gefordert  werden  muss.  Wegen  ihrer  schlechten  J.eitungsfähigkeit  der  Elek- 
tricitat  eignen  sie  sich  au(*h  zu  Umhüllungen  von  unterirdischen  Telegraphen- 
leilungen,  wo  Guttapercha  nicht  verwendet  werden  kann,  (Siehe  ^  Bayerisches 
Industrie-  und  Gewerbeblatt^^,  1872,  S.  149.) 

klo.  Zum  Anstrich  auf  Eisen. 
Lösungen  von  Asphalt  in  Terpentinöl,  Benzin,  Theeröl,  Petroleum  u.  s.  w. 
rden  unter  dem  Namen  Asphaltlack  oder  Eisenlack  zum  Ueberziehen 
n  eisenien  Gegenstanden  aller  Art,  um   dieselben  gegen  Rost  zu  schützen, 
mit  Vortheil    benutzt,    weil    sie  den  Einwirkungen  der  Luft,  der  Säuren  und 
^AJkaben  kräftig  widerstehen,   zum    Theil    auch    (wie  z.  B.  der  aus  syrischem 
^■sphah  hergestellte  Lack)    in  Alkohol    unlöslich  sind,    so  dass  diese   Sorten 
^^ich    zum    Lack  Iren    der    Innenflächen    eiserner    Spiritusbehälter    verwendet 
werden    können.    (Vergl.  auch   15.)    Derartige    Lacke   haben    den    Nachtheil, 
W^^  der  Kälte  spröde  zu  werden   und    dann    leicht   alisuspringen ;  auch  leiden 
^Bie  leicht  Schaden  durch  die  mechanischen  Einwirkungen  der  bewegten,  mit 
Staubtheilchen  geschwängerten  Luft,    des  Schlagregens,    Hagels  und  Schnees, 
mdcm  Theilchen  des  dünnen  Ueberzuges  durch  sie  abgelöst  werden.   Verfälschter 
Eificnlack  enthält  anstatt  des  natürlichen  Asphalts  künstlichen,  aus  St einko bleut heer- 
und  Pctroleumrückständen  bereiteten,  und  besitzt  einen  geringeren  Werth» 

Gnsscisernc  Röhren  erhalten  einen  festen,  dichten  und  gegen  Rost 
i:  schützenden  Ueberzug  dadurch,  dass  man  sie  erwärmt  in  erhitzten 
Igen  Asphaltmastix  eintaucht;  schmiedeeiserne  Röhren  bettet  man 

Kim  Schutze  gegen  Rost  vollständig  in  Asphalt  ein.  (VergL  auch  den  Schluss 
es  §  252,  Theeranstrich  auf  EJsen.) 

14*  Zu  Malereien  und  Anstrichen    auf  Wänden,    Steinen    und 
rypsarbeiten. 

Wenn    man  Asphalt    mit  Alkohol   behandelt    und  dann  in  Oel  auflöst, 

erhalt    man    eine   braune   Lasurfarbe   von  schönem,   lebhaftem  Farbenton 

isph  alt  braun),  die  in  der  Malerei  vielfach  benutzt  wird.  Mothes  (a.  a.  Ü., 

168)    iheilt  zur  Bereitung  dieser   Farbe  folgendes  Recept  mit:  60  Theile 

ackharx  werden  in  15  Theilen  Terpentin   geschmolzen,    dann   werden    der 

lischung  90  Theile  Asphalt,   hierauf  240  Theile  fast  siedendem  Leinöl  und 

fidUch    30   Theile  Wachs    hinzugesetzt;    hierauf   giesst    man  die  Masse  auf 

nen    Stein    und    reibt    sie    mit  dem  Läufer.    Diese  Farbe  trocknet  binnen 

Stunden.    Zum     Anstrich    auf    feuchten    oder    saljjeterhaltigen    Wänden, 

deinen    und    Gypsarbeiten    benutzt    man    (nach   derselben   Quelle)   mit    Oel 

sta.m[iften  Asphalt,  welcher  mit  kochendem,  fettem  Oel  und  Leinöl  getränkt, 

^nn  mit  dem    vierten  Theile  mit  Leinöl  geriebenen  Bleiweisses  und  endlich 

it  einem  Zchniheil^lberglätte  und  ebenso  viel  Mennige  vermischt  und  so 

Imitittssig  geoff/jg^fT^^&ss  er  sich  mit    dem    Pinsel    gut  streichen  lä^iA., 


160 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


15.  Zur  Bereitung  von  Kitten  und  Firnissen, 

Zum  Verkitten  von  Fugen  und  Rissen  im  Holz  verwendet  man 
mit  Vortheil  folgende  Mischungen:  3  Theile  Asphalt  und  I  Theil  Mineral- 
theerkali  —  oder:  6—8  Theile  Asphalt  und  100  Theile  pulverisirten  Kalk 
stein  oder  Kreide. 

Zu  Firnissen  benutzt  man  ein  Gemenge  von  1kg  Asphalt,  7« — ^'U^S 
Terpentin  und  Ye  ^^  Leinölfimiss  mit  oder  ohne  Colophonium  und  ver- 
wendet dasselbe  zu  schwarzen  Lackirungen,  als  Aetzgrund  und  Deckgrund 
in  der  Kupferstecherei,  zu  Anstrichen  auf  Holz  zum  Schutze  gegen  die 
Witterungseinflüsse,  zu  Anstrichen  auf  Wänden,  welche  dem  Schlagregen  aus- 
gesetzt sind,  zum  Dichten  der  Innenwände  von  Wasserbehältern,  zum  Schutze 
eiserner  (Schornstein-)  Röhren  (über  Dach)  u.  s.  w. 

16.  Zu  dünnen  Anstrichen  von  Mauerwerk,  Stein,  Holz,  Eisen 
u.  s.  w. 

Die  Herstellung  einer  sicher  haftenden,  bequem  mit  Mauerputz  zu 
überziehenden  Asphaltisolirung  gegen  Feuchtigkeit  und  Temperatureinwir- 
kungen von  vornherein  oder  die  nachträgliche  vollständige  Trockenlegung 
feuchter  Mauern,  die  Herstellung  wasserdichter  Ueberzüge  von  Bassins  aus 
Mauerwerk,  von  Behältern  aller  Art  (aus  Holz,  Eisen  u.  s.  w.),  die  Anwendung 
von  Mastix  als  Mörtel  anstatt  Cement  und  Kalk  zur  Herstellung  von  un- 
durchlässigem Mauerwerk,  wie  auch  für  Stein-  und  Plattenpflasterung,  soll 
durch  Haarmann's  Patent  (D.  R.  P.  Nr.  63437),  das  in  der  Anwendung 
einer  Bitumenlösung  in  rasch  verdunstenden  Lösungsmitteln  (Schwefelkohlen- 
stoff, Benzin,  Terpentin  u.  s.  w.)  besteht,  sicher  erreicht  werden.  Da  der 
Schwefelkohlenstoff  den  Arbeitern  sehr  lästig  und  Benzin  sehr  feuergefahr- 
lich ist,  so  dürfte  der  Terpentin  als  Lösungsmittel  vorzuziehen  sein,  obwohl 
er  weniger  energisch  löst  und  langsam  verflüchtigt. 

17.  Zur  Macadamisirung  auf  Strassen   und  Brücken. 

Auf  die  geebnete  und  festgestampfte  Strassenunterbettung  wird  eine 
Steinschüttung  gebracht,  nach  dem  gewünschten  Querprofil  eingeebnet  und 
festgewalzt  und  mit  einer  etwa  2  cm  hohen,  aus  40  Theilen  geschmolzenem 
Asphaltmastix     urul     ('><>    Iheilcn     grobkörni^rem    KJcs    oder    haselnussgri^s 


In  neuerer  Zeit  fertigt  man  auch  Kegelbahnen  aus  Asphalt  und 
benutzt  den  Stanipfasphalt  als  elastische,  stoss-  und  schalldämpfende 
Zwischenschicht  bei  Fundlrungen  schwerer  Dampfhämmer,  sehn ellkuf ender 
grosser  Maschinen  u.  s.  w, 

I  Künstlicher  Asphalt. 

■  Eine  Mischung  von  Steinkohlentheer  (auch  H0I2-  und  Braunkohlentheer), 
scharfem^  getrocknetem  Sand  oder  Kies,  gemahlener  Kreide  oder  fein  pulverisirtem 
Kalkstein,  zuweilen  auch  mit  Zusätzen  von  Eisenoxyd,  kieselsaurem  und 
schwefelsaurem  Kali,  natürlichem  Asphalt  u.  s,  w,  kommt  unter  der  Bezeichnung 

^ künstlicher  Asphalt*   in  den  Handel  und  dient  als  Ersatzmittel  für  den 
itür liehen  Asphalt.    Der  Steinkohlentheer  wird  nach  dem  Abdestüliren  von 
tin,    Anilin,   Naphtalin  u.  s.  w.   bis  zu  einer  zähen,  pechähnlichen  Masse 
ngcdampft,    die   et\\*a  70"^  der  benutzten   Theermenge    beträgt    Als    gute 
Üschungen  werden  die  folgenden  empfohlen:   15  Theile  Bitumen,  35  Theile 
Steinkohlentheer,     130    Theile    Kalkstcinpulver,     160     Theile     feiner     Sand 
iRecept    von    M,  A,  Gobin  in  Lyon);   —    erhitzter    Steinkohlen-    oder  Holz* 
beer,  feingemahlener  gebrannter  Kalk  (in  verschiedenem  Mischungsverhältniss), 
azu  5%    Eisenoxyd,   kieselsaures  Kali  und  schwefelsaures  Kali;  —  zur  Be- 
titung  von  gefälschtem  Asphaltmastix  und-Goudron:  geringe  Menge 
5n  Steinkohlen-  oder  Braunkohlentheer  oder  von  dickflüssigen  Destillationsrück- 
aden   von  der  Schieferöl-,  Paraffin-  oder  Petroleumdestillation  mit  echtem 
rrinidad-Asphalt  zusammengeschmolzen;  — zur  Bereitung  von  gefälschtem 
lUssasphalt!   geringe    Mengen    Petroleumtheer   mit   gereinigtem    Trinidad- 
phält   zusammengeschmolzen    und  dieser  Mischung  80%  reiner    Sand  bei- 
ciengt  (amerikanisches  Verfahren). 

Künstlichen  Asphalt  bereitet  man  neuerdings  auch  aus  einer  Mischung 
)n  Steinkohlentheer,  Schwefel,  Chlorkalk  und  granulirter  Hochofenschlacke, 
Se  man  unter  starkem  Druck  in  Formen  zu  Platten  zusammenpresst.  Diese 
lasse  soll  eine  grössere  Widerstandsfähigkeit  als  natürlicher  Asphalt  besitzen» 
Zur  Prüfung  auf  Verfälschungen  des  natürhchen  Asphalts  haben 
►urand-Claye*)  und  Hauenschild**)  verschiedene  Verfahren  empfohlen, 
ic  in  Folgendem  kurz  beschrieben  werden  sollen. 

Der    Rückstand    einer  abfiltrirten    und    dem    Verdunsten    ausgesetzten 

altlösung  in  Schwefelkohlenstoff  wird  vorsichtig  so  lange  erhitzt,    bis  er 

Hch  dem  Abkühlen  brüchig  wie  Pech  geworden  ist.    Von  dieser  Masse  wird 

ra  '/,^j  g    in  ein  Glasrohr    gethan  und  mit    5  an^    englischer  Schwefel- 

jlure  übergössen.  Das  verschlossene  Glasrohr  lässt  man  darauf  etwa  einen  Tag 

•ruhig stehen  und  behandelt  dann  seinen  Inhalt  nach  und  nach  mit   10  cm^ 

er,  das  man  mittelst  eines  Hebers  in  et^^a   15  Minuten  unter  Umrühren 

i^ufügt,    wobei    man    das    Glasrohr    in    einem    kalten  Wasserbade  belässt, 

it    sich    die   Mischung   vollständig   abgekühlt,    so  wird  sie  in  eine  Flasche 

Itrirt  und  noch  mit  100  rm^  Wasser  verdünnt  Die  auf  diese  Weise  erhaltene 

lüssigkcit  ist  bei  unverfälschtem  Bitumen  farblos  oder  nur  schwach  gelblich, 

PI    Verfälschungen    durch    Steinkohlentheer    jedoch    tiefbraun    bis  undurch- 

cbtig  schwarz  gefärbt 


♦)  Siebe    »Anmiles    des  ponts  et  chftu«i6ea»,    1879, 
88.—  18«! .  lU  S.  112. 
♦♦)  Siebe  •HAadbucli  der  ArcUitcklur«.  18%,  Th.   T, 


1,  *i,  278  tt.  279. 


162 


Zweiter  Theil*  Die  Vcrbindungsitoffc. 


Ein    anderes,    ebenfalls    von    Durand-Claye   angewendetes  Vcr 

besteht  darin,  dass  man  1  g  Asphalt  in  5  ^  rectificirtem  Benzin  auf  lütt ' 
dann  5 — 6  Tropfen  von  dieser  Lösung  in  ein  Glasrohr  fihnrt,  mit  5^  Bcmiß 
verdünnt,  hierauf  5  g  Alkohol  (von  88^  Gay-Lussac)  hinstufügt,  das  Glasrohr 
tüchtig  schütteh  und  dann  die  Mischung  sich  in  demselben  absetxen  la$st 
Sie  scheidet  sich  hierbei  in  zwei  Schichten,  in  eine  obere,  stark  gefärbte,  und 
in  eine  untere,  alkoholhaltige^  die  nur  dann  gelb  bis  dunkelorange  gelarbt 
erscheint,    wenn    das  Bitumen  mit  kunstlichen  Bestandtheilen  vermischt   war 

Hauenschild  benutzt  statt  des  Benzins  Alkohol,  weil  er  gefunden  hat, 
>dass  die  Beschaffenheit  des  Benzins  leicht  eine  scharfe  Trennung  betda 
Schichten  verwische  und  damit  das  Ergebniss  beeinflusse«.  Er  erhitzt  ein  etwi 
1  g  schweres  Stück  Asphalt  bis  auf  etwa  SOO**  C,  kühlt  die  Masse  hieraiif  ab, 
zerkleinert  sie  und  behandelt  sie  dann  in  einem  Reagenzglase  mit  etwa  5ai* 
Alkohol  (von  nicht  unter  80^  Gay-Lussac).  Es  entsteht  alsdann  schon  bei  einem 
Gehalt  von  27ü  Braunkohlen-  oder  Steinkohlenpech  eine  deudich  gelbr 
Färbung,  die  bei  grosserem  Pechgehalt  an  Intensität  zunimmt  und  eodlidi 
ins  Dunkelweingelbe  übergeht;  gleichzeitig  bildet  sich  eine  Fluorescoa, 
welche  bei  schwachem  Pechgehalt  grün  bis  blau,  bei  stärkerem  gröitgefii 
erscheint. 

Verwendung  des  künstlichen  Asphalts.  Als  Ersatzmittel  fiir  natür- 
lichen Asphalt  benutzt  man  den  künstlichen  zu  Estrichen,  wasserdichten 
Ueberzügen,  Isolirungen,  Strassenbauten  (Trottoirbelegen,  Pechmacadan, 
siehe  16)  u.  s.  w,,  jedoch  meistens  mit  einem  sehr  geringen  Erfolge.  Fcntcf 
bereitet  man  aus  ihm  Kitte,  sodann  Lacke  und  Firnisse  (siehe  §  266ji 
auch  Briquetts  oder  Kohlenziegel  (aus  möglichst  viel  Kohlenklein  oder 
Grus  und  Sägespänen  nebst  geschmolzenem  künstlichem  Asphalt  und  Pressen 
dieser  Mischung  mittelst  Stempel-  oder  Walzenpressen  in  entsprechend  gc* 
staltete  Formen),  —  u.  s,  w.  Vergl.  auch  §  252:  die  Theere, 

Der  Asphaltkitt  wird  in  neuerer  Zeit  zum  Dichten  von  Rohrleitungen, 
zum  Ausfugen  von  Trottoir-  und  Strassenpflasterungen,  auch  von  Strasseih 
Canalmauem  u.  s.  w.  viel  benutzt,  so  dass  es  angezeigt  erscheint,  über  sda« 
Eigenschaften  und  Verwendungen  an  dieser  Stelle  das  Nothwendigste  lni^ 
zutheilen.  Hervorzuheben  ist  die  leichte  Schmelzbarkeit  des  A  '  '  '  u^s, 
welche  es    ermöglicht,    die    mit    ihm     (und    einem    Theerstrick)    ^  m 

Steinzeugröhren  ohne  Beschädigung  der  Muffen  auseinander  zu  nehtncu, 
indem  nur  ein  Strohfeuer  angemacht  zu  werden  braucht,  um  den  Kitt  «uro 
Ausfliessen  zu  bringen.  Femer  ist  bemerk enswerth  die  grosse  Widerstaodj- 
fähigkeit  des  Asphaltkittes  gegen  Säuren  und  Laugen,  so  da  ^■" 
Kitt  einen  vorzüglichen  Dichtungsstoff  für  solche  Rohrleitungen  (Canali 
röhren,  Abortröhren,  Röhren  aus  chemischen  P;iljnken  u,  s.  w.)  darÄtcllt^ 
in  denen  säurehaltige  Flüssigkeiten  abgeführt  werden  müssen.  Die  OicKtif- 
keit  der  mit  Asphaltkitt  verbundenen  Rohrenden  oder  ausgelugten  OumK 
mauern  u*  s,  w.  ist  eine  sehr  grosse,  weil  der  Kitt  im  geschm'^l^t^t"*« 
Zustande  sehr  dünnflüssig  ist  und  demgemäss  selbst  die  kleinsten  Holi 
der  Fugen  gut  auszufüllen  vermag.  Der  Asphaltkitt  bleibt  nach  seiner  ErU^uuni. 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  elastisch  und  gicbt  dem  Druck  nach,  w^ 
seine  Verwendbarkeit  steigert. 

Fugt  man  die  zu  Trottoirbelügen,  Höfen,  Fabrik fuÄ.sböden  xl  derfl 
verlegten  gebrannten  Thonplattefi  oder  Klinker,  «owie  die  Pfiasterstdtie  wA 


Zweites  Cnpitet.  Äspliatt  und  Kitte. 


163 


Isphaltkitt  aus,  so  kann  sich  in  den  Fugen  weniger  leicht  Staub,  Koth   und 

Nasser    festsetzen»    als    wenn    die   Fugen    nur  mit  Sand  geschlossen  werden. 

Das  Ausgiessen  der  Pflasterungsfugen  mit  Asphaltkitt  ist  besser  als  das  V'er- 

t legen  der  Piastersteine    in    Kalkmörtel,    Cementmörtel    oder  auf  Beton  nebst 
Ausfugen    mit    Cementmörtel,    weil    bei   Verwendung    von    Asphaltkitt    eine 
elastischere   Strasscnoberfläche   und    damit    eine   Verminderung  des  Fahrver- 
kehrslärmes   erreicht    wird,    weil    sich  femer   die   Schwierigkeiten  bei  vorzu- 
nehmenden   Ausbesserungen    an    den    unter  der  Strassenoberfiäche  liegenden 
Gas-    und    Wasserleitungs-Rohrsträngen    ermässigen    und    weil    sich    endlich 
auch  die  Kosten  der  Fugen dichtung  geringer  stellen.    —    Näheres  über  den 
fcftsphaltkitt    findet    man    u.  A.    in    der    auch    von    uns    benutzten  Broschüre 
^fer  Theerproductenfabrik  von  Mattar  und  Gassmus  in  Biebrich  am  Rhein. 
^B        Künstlich  kann   auch   S tarn pfasp hall  bereitet   werden.    Nach  dem 
^verfahren  des  Prof.E.  Dietrich  wird  reiner  oder  bituminöser  Kalkstein  pulverisirt 
mit    reinem,    ebenfalls    pulverisirtem  Bitumen  vermischt  und  das  Gemenge  in 
rotirenden  Trommeln  erhit/.t.  Oder  es  wird  trockener,  pulverisirter  Kalk  oder 
^Asphaltstein  unter  Zusatz  von  Kalkmilch  durch  Erhitzen  in  eine    dünnflüssige 
^Hasse   verwandelt,    dieselbe  bei  einer  Temperatur   von  etwa  50*^   C.  mit  ge* 
^^chmolzenem   und  gereinigtem  Bitumen  vermischt,   die  heisse  Masse  dann  in 
Formen  gegossen,    getrocknet  und  in  Mahlgängen    pulverisirt.    Dieses    Pulver 
rd    wie  der  pulverisirte    natürhche  bituminöse   Kalkstein  zu  Stampfasphalt- 
rassen u.  s.  w.  verwendet  (Patentirtes  Verfahren  der  > Deutschen  Asphalt- 
Icsellschaftc.)  (Siehe   > Handbuch  der  Arclütekturc,  a.  a.  O.,  S.  277.) 

Festigkeit    des  Asphalts,    Zur    Untersuchung    der    Festigkeit    des 

sphalts    ist    in  England  durch  Rank  ine    ein  Verfahren    eingeführt  worden, 

elches  darin  besteht,  dass  man  eine  Eisenspitze   in  Gestalt  eines  vierseitigen 

j^ramidenstumpfes    mit    einer    Belastung    von    etwa   30   ^*g   und    bei    einer 

remperatur   von    27**   C,    auf    den  Asphalt    wirken  lässt    und    den  Eindruck 

misst.    Letzterer    darf  bei  gutem  Stampfasphalt  nur  etwa  8  mm^    bei   gutem 

»ussasphalt  nur  etwa  5  fnm  Tiefe   besitzen. 

»In  Bezug  auf  Druckfestigkeit  ergab  sich,«   schreibt  Hauenschild 

a.  O*,  S.  278)i    »dass  künstlicher,    d.  h.  aus    Steinkohlen-   oder  Braim- 

Dhlenpech    mit    Mineralstaub    hergestellter    Asphalt    bei    ziemlich    rascher 

itcigerung  der  Belastung  ganz  wie  spröde  Gesteine  in  parallele  Stücke  unter 

Lrach  zerplatzt,  während  bei  der  gleichen  Temperatur  und  bei  gleicher  Art  der 

elastung    natürlicher  Asphalt  (sowohl  Stampf-  als  Gussasphalt)  unter  Aus- 

luchen,  Bersten  und  Spalten  zerfiiesst,  und  zwar  von    einem   um  so  niedri- 

ren  Funkte  an,   je  besseren  Ruf  die  betreffende  Asphaltsorte   geniesst  — 

^ie   Zugfestigkeit   Hess   sich    auf   der    Michael is'schen    Zerre issungsvor- 

chtung    (siehe  §  221)    in    den   Ccmcnt*  Achteck  formen    nur    bei    höchstens 

1^  C.    für    natürhche    Asphalle    bestimmen,  und    zwar    bei  rasch  steigender 

:iiTig.    Die  Ergebnisse  der  Versuche  sind  in   nachfolgender    Tabelle  zu- 

ricneestetll.  • 


164 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


l.  Stiimtifaitphalt,  Vfi!  dtf  Travcrs,  frisch  ,  , 
£.  Nantl£il*^^    Berliner    StrauenaipliäiLt    vap 

d«T  BcrUnpr  SLäditMulnipectiriD,  aJt  .  .  , 
S.  Berliner  BUrcrrstpii^atpbaLt»  Linimer  ,  « 
4.  Ungarischer  Natur-Gui9a£pha,lt,  nunna.!  . 

fl.  Derielb**  stark  nberhitxt    ,    , , 

fl,  D^Taelbt,  di^^fifle'lclinn  .  +  .  .  ..,.., 
I.  KUciidtUchtr  As|>halt  ati»  Steinkolilenpc^cb, 

sehr  alter  SuHbelag    ,.....*... 


Emdrias^u  bei  80  */-  BelAftune 
und  tlrter  TemperAtur  van 


ft»  C. 


untn-  Spalten  xerfliets^nd 

lirdckfslnd  zi<^r0i  eisend 

hrüekelod  terflic«*ei]d 

TA%ch  bentend 

mich  bentend 

unter  Krach  brechend 


6-1  «■ 


5^»     , 
1-2     . 


§  238.  Die  Kitte. 

Allgemeines.  Die  Kitte  dienen  zur  Vereinigung  zweier  ähnlicher 
oder  von  einander  verschiedener  Gegenstände  zu  einem  festen  Ganzen  und 
bilden  eine  flüssige  oder  teigartige  Masse.  Ein  guter  Kitt  muss  fest  auf 
den  Kittflächen  haften  und  darf  mit  der  Zeit  weder  spröde  noch  rissig 
werden,  auch  darf  er  nicht  zu  langsam  erhärten.  Als  Regel  ist  festzuhalten, 
dass  der  Kitt  in  möglichst  dünnen  Schichten  aufzutragen  ist,  weil  die  Halt- 
barkeit der  Verbindung  im  Allgemeinen  mit  der  Dicke  der  Kittfuge  ab- 
nimmt. Die  Kittflächen  sollen  möglichst  genau  aufeinanderpassen,  um  thun- 
liehst  viele  Berührungspunkte  zu  erhalten,  und  vor  dem  Kitten  von  Staub 
u.  s.  w.  gereinigt  werden.  Es  empfiehlt  sich,  die  zusammengekitteten  Gegen- 
stände so  lange  zusammengepresst  oder  mit  Bindfaden  fest  umwickelt  zu 
lassen,  bis  der  Kitt  vollständig  erhärtet  ist. 

Eintheilung.  Man  unterscheidet  Leim-,  Kalk-,  Oel-,  Harz-,  Guttapercha- 


^ipHill 


S)  6  Gc\nchtstheUc  Kölner  Leim  werden  in  klarem  Wasser  aufgeweicht 
and  nach  Abguss  des  überstehenden  Wassers  zu  einem  Brei  verrührt,  dem 
Gewichtsiheil  von  in  Branntwein  gerührter  Hausenblase  und  siedendes 
Wasser  nach  Bedarf,  sowie  etwas  Leinölfimiss  zugesetzt  werden.  Diese  Masse 
wird  durchgeseiht;  sie  lässt  sich  auch  in  der  Nässe  verwenden, 

c)  8  Ge wich tst heile  Leim  werden  mit  etwa  30  Thcileu  Wasser  zu  einem 
ken  Leim    gekocht,    dann  werden    4^/3    Fheile  Leinölfimiss  hinzugemischt 
jind  es  wird  diese  Mischung  unter  kräftigem  Umrühren  gekocht;    sie    liefert 
►inen    wasserdichten    Holzleim,     Man    träj^t    sie    heiss    auf    die    erwärmten 
itlflächen  auf. 

il)  \  l  in  Wasser  aufgeweichten  Leims,  35  g  Hausen  blase,  ^/,  /  vom 
esten  Essig,  innig  zusammengemischt.  Diese  Masse  giebi  einen  stark 
bindenden,  hellbraunen,  durchsichtigen  Leim,  der  sich  namentlich  zu  eingelegter 
Ind  foumierter  Arbeit  eignet, 

2.  Kitt  zum  Verstreichen  der  Fugen  und  Risse  in  Holzfuss- 
löden  u.  s.  w.  a)  1  Gewichtstheil  Leim  wird  in  14  Th eilen  Wiisser  gekocht, 
1er  halb  erstarrten  Masse  eine  Mischung  von   1  Theil  Sägespäne  und  1  Theil 

emahlener  Kreide  bis  zu  der  erforderlichen  Dickflüssigkeit  hinzugefügt. 

b)  Leimwasser  wird  mit  so  viel  (ryj>s  vermischt»  dass  ein  dicker  Brei 
nitsteht.     Dieser  Kitt  ist  sofort  zu  verwenden,  weil  er  schnell  erhärtet. 

3.  Pariser  Kitt  für  Holzwaren:  1  Theil  Gummi  arabicum»  2  Theile 
^'"asser  und  Stärkemehl 

4.  Gummikitt,  a)  4  Theile  Gummi  arabicum  und  16  Theile  feinster, 
ircisser,  gebrannter  Gyps.  Man  verwendet  diesen  Kitt  für  feinere  Porzellan- 
raren,  doch  vermag  er  nicht  der  Nässe  zu  widerstehen, 

b)  Dickflüssiges    Gummiwasser    mit    Gyps    und    Terpentin    in    gleichen 
Mieden  giebt  einen  auch  in  der  Feuchtigkeit  haltbaren  Porzellankitt. 

5.  Hausenblasenkitt,  a)  Hausenblasc,  in  Essigsäure  gelost  und  im 
Tasserbade   bis    zu    einem  dicken  Brei  eingekocht,   liefert  einen  guten  Glas- 

iind  Porzellankitt»  der  auch  zum  Einkitten  von  Gläsern  in  schmale  Gold-  und 
>ilberränder  mit  Vorthed  benutzt  wird. 

b)  Hausenblase  mit  schwachem  Branntwein  zusa  mm  engekocht ;  dieser  Leim 
st  besser  als  gewöhnlicher  Tischlerleim. 

r)  Hausenblase  mit  etwas  Salpetersäure  dient  zum  Zusammenkitten  kleiner 
M^tallblättchen. 

6.  Diamantkitt  (für  Glas  auf  Glas):  2  Theile  Hausen  blase  in  16  Theilen 
wässerigem  Alkohol  aufgelöst  und  diese  heisse  Flüssigkeit   mit  einer  Lösung 

ron  1  Theil  Mastix  in  16  Theilen  Alkohol  vermischt,  in  der  man  vorher 
Einige  Stückchen  Ammoniak  durch  Reiben  fein  vertheilt  hat.  Dieser  Kitt  ist 
verschlossenen  Gefässen  aufzubewahren  und  warm  zu  verwenden. 

7.  Chrom  leim,  ä)  100  Theile  Leim  lässt  man  12  Stunden  lang  in 
/asser  aufquellen;  dann  schmilzt  man  den  gequollenen  Leim  im  Wasserbade 
id  setzt  ihm    2%  Glycerin  und  2^0  rothes  chrnmsaures  Kali  hinzu.   Dieser 

Litt  dient  zum  Verbinden  zerrissener  Treibriemen. 

b)  Gelatine  und  doppeltkohlensaures  KaU  geben  einen  guten  Glaskitt, 
^er  auch  zum  VVasserdichtmachen  von  Geweben  aller  An,  von  Pappe  u.  s.  w* 
Verwendung  findet, 

8.  Stärkekitt  (Kleister),  a)  10  Gewichtstheile  Stärkemehl  (oder 
liUlEemehlrcicher   MeWarten),    lOO   Theifc  Wasser,    1%  Borax   oder  Alaon, 


166 


Zweiler  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Ein  beliebtes  Klebemittel  für  Papier  und  Pappe,  namentlich  für  Tapeten. 
Zu  langes  Kochen  ist  nicht  gut.  Ein  Zusatz  von  Terpentin  macht  den  Kleister 
weniger  spröde  beim  Einkochen  und  widerstandsfähiger  gegen  Nässe.  Kleister 
ohne  Borax  oder  Alaun  geht  schon  nach  sechs  Tagen  in  Fäulniss  über, 
während  er  sich  mit  diesen  Zusätzen  wochenlang  hält. 

b)  100  g  Stärke  mit  Wasser  zu  einem  Kleister  gekocht,  dann  100  g 
in  Wasser  aufgequollenen  Leim  und  1  g  Borax  hinzugefUgt.  Diese  Masse 
klebt  wie  bester  Leim  und  bleibt  wochenlang  haltbar;  man  muss  sie  vor  der 
Verwendung  erwärmen  und  umrühren. 

IL  Kalkkitte. 

Die  Kalkkitte  bestehen  hauptsächlich  aus  Kalk  mit  Zusätzen  von  Käse- 
stoff, Eiweiss,  Leim,  auch  Quarzsand,  Ziegelmehl,  gebrannter  Magnesia  u.  s.  w. 
Sie  eignen  sich  vorzugsweise  zu  Verbindungen  von  Steinen,  Metallen  und 
Hölzern.  Da  sie  meistens  schnell  erhärten,  müssen  sie  sofort  nach  ihrer  Be- 
reitung verwendet  werden. 

1.  Käsekitt  (Caseinkitt).  a)  300  g  ungelöschter,  an  der  Luft  zer- 
fallener Kalk  werden  mit  250  g  weissem,  frischem  Käse  (Quark),  von 
welchem  die  Molken  abgepresst  sind,  auf  einem  Stein  innig  zusammengerieben 
und  dann  mit  Wasser  vermischt,  bis  eine  dickbreiige  Masse  entsteht  Dieser 
Kitt  ist  fest,  erhärtet  schnell  an  der  Luft  und  liefert  ein  gutes  Bindemittel 
für  Thon  und  Holzwaren;  man  verwendet  ihn  namentlich  zum  Zusammen- 
fügen von  Brettern. 

b)  1  Gewichtstheil  gut  gelöschter  Weisskalk,  4  Theile  Quark  und 
etwas  feinpulverisirter  Borax;  Kitt  für  Glas-  und  Porzellanwaren. 

c)  1  Gewichtstheil  ungelöschter  und  an  der  Luft  zerfallener  Kalk, 
1  Gewichtstheil  trockener  Quark,  ^/,q  Theil  Kampher,  sehr  fein  zerrieben 
und  bei  der  Verwendung  mit  wenig  Wasser  vermengt.  Die  Masse  widersteht 
der  Hitze  und  dient  als  Kitt  für  Glas  und  Porzellan: 

d)  1  Theil  Quark,  3  Theile  Cement,  1  Theil  pulverisirter  und  gelöschter 
Kalk;  Kitt  für  Holz,  Stein,  Metalle  u.  s.  w. 

e)  1  Gewichtätbeil  mögUchsi  fetlfrcier  Käsestoff  mit  concentrJrter  Wasser- 


Zweites  CapiteL  Asphalt  und  Kitte» 


IC? 


2,  Eiweisskitt.    a)    Eiweiss    mit    Traganthgummi,    Kalk    und    feinem 
tiegelmehl;  langsam  bindender  Kitt  für  Mosaikarbeiten. 
S)  Eiweiss  mit  Weizenmehl;  Kitt  für  Dampfröhren. 

c)  1  Theil  trockenes  Eiweiss  (oder  Blut)  und  1  Theil  an  der  Luft 
verfallener  und  gut  pulverisirter  Kalk  mit  soviel  Wasser,  dass  sich  die  Masse 

xi  streichen  lässt;  Kitt  für  Glas  auf  Hobs, 

d)  Eiweiss  und  Bleiweiss  oder: 

e)  Eiweiss    und  Kreide;  Kitt    zum  Zusammenfügen   von  Marmorplatten 

Iund  Ornamenten,  widersteht  jedoch  nicht  der  Feuchtigkeit 
I  3.  Biutkitt:  1  Theil  zu  Pulver   zerfallener,   gelöschter  Kalk,    1   Theil 

pulverisirter  Röthel  (oder  Ziegelmehl)  und  Rindsblut;  wasserfester  Kitt. 
I  4.    Sleinkitt    a)    4    Gewichtstheile    pulverisirter,    hydraulischer    Kalk, 

4  Theile  Ziegelmebl,    1  Theil    Eisenfeilspäne    mit  Wasser    zu    einem    dicken 
Brei  angerührt, 

d)  1  Theil  hydraulischer  Kalk,  2  Theile  Ziegelraehl,  Vi  Theil  Eiseii- 
feilspäne. 

c)  20  Theile  gelöschter  Kalk,  20  Theile  pulverisirter  kohlensaurer 
Kalk  und  1  Theil  Wasserglas  (vom  specifischen  Gewichte  =^  V2b) ;  namentlich 
für  äussere  Steinfugen  gut  brauchbar. 

ä)    25    l'heile    gelöschter    Kalk,    75    Theile    pulverisirte    Steinkohlen- 
che  und  1  Theil  Wasserglas ;  ebenfalls  für  äussere  Steinfugen  empfehlenswerth, 

IIL  Oelkitte, 

Die  Oelkitte  bestehen  aus  Leinöl  oder  Leinölfimiss  mit  geschlämmter 
Lreide  oder  Bleiweiss,  Bleiglätte,  Mennige,  Zinkweiss,  auch  Ziegelmehl,  Glas- 
pulver u.  s.  w.  Dieselben  sind  vollständig  wasserdicht  und  werden  zum  Ver- 
binden von  Steinen  in  Wasserbehältern,  zum  Dichten  der  Fugen  von  Dampf* 
ttnd  Wasserlei tungs röhren  (indem  man  Hanf-  und  Wergschnüre  mit  ihnen  tränkt), 
||um  Kitten  von  Glas,  Porzellan  und  Metallen,  zum  Befestigen  von  Metallen 
^Glas,  von  Glas  auf  Holz  (Glaserkitt)  u.  s.  w,  verwendet. 

L  Glaserkitt,  a)  Pub erisirte  Schlämmkreide  und  Leinölfimiss.  Benutzt 

TnSn  ungekochtes  Leinöl,    so  erhärtet  der  Kitt  nur  sehr  langsam,    wird  aber 
nach   Jahren    so  fest,  dass  man  ihn  nur  sehr  schwer  ivieder  entfernen  kann, 

d)  300  g  gemahlene  Schlämmkreide  mit  100  ^  Bleiweiss  innig  ver- 
lischt   und  so    viel  Leinölfimiss    unter   beständigem  Umrühren  und  Kneten 

zugefugt,  bis  der  Teig  plastisch  und  geschmeidig  geworden  ist  Dieser  Kitt 
lient  zum  Dichten  von  Glasscheiben  u.  s.  w. 

r)    3    Gewichtstheile    Schlämmkreide     und     3    Theile    Bleiweiss     mit 

Theilen   Leinölfimiss    zusammengeknetet   und    dann    '/j^  Theil  Silberglätte 
hinzugefügt 

2.  Kitt   zum  Verdichten   von  Gasrohren,   a)    2  Theile  Bleiglätte^ 
Theil  zu  Pulver  zerfallener,  gelöschter  Kalk,  1  Theil  feiner  Sand  in  heissem 

^einölfimiss  zusammengerührt, 

^)  Mennige  mit  Leinölfimiss  zu  einem  dünnen  Brei  angemacht, 

3.  Kitt  zum  Dichten  von  Wasserbehältern  u.  s,  w,;  l  Theil 
Jieiglätte  oder  Zinkweiss,  9  Theile  Schlämmkreide  oder  zu  Pulver  gelöschter 
^alk  und  so  viel  Leinölfimiss,  bis  ein  dünner  Brei  entsteht» 

4.  Kitt  für  Wasserschläge:  21   Gewichtstheile  Kalkhydrat,  9  Theile 
siebtes  Ziegelmehl,  5  Theile  Glaspulver,  6  Theile  gekochtes  Leinöl  zu  einem 


168 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


Brei  angerührt  und  dieser  auf  einem  Stein  mit  2  Theilen  Leinöl  1  Tag  lang 
gerieben.  Er  erhärtet  in  2 — 3  Tagen. 

5.  Kitt  für  Steinfugen.  A,  Ueber  Wasser.  <i)  25  Gewichtstheile 
zu  Pulver  zerfallener  Kalk,  10  Theile  feines  Ziegelmehl,  1  Theil  Glaspulver 
und  8  Theile  Leinöl. 

b)  1  Theil  trockenes  Ziegelmehl,  1  Theil  gemahlene  Bleiglätte  und 
soviel  Leinöl,  bis  ein  steifer  Brei  entsteht. 

c)  8  Theile  pulverisirte  Silberglätte,  3  Theile  Ziegehnehl,  1  Theil 
Quarz-  und  Glaspiilver  mit  Leinöl  zu  einem  steifen  Brei  angerührt. 

d)  20  Theile  Kalk,  10  Theile  Ziegehnehl,  1  Theü  Glaspulver,  8  Theüe 
Leinöl  und  2  Theile  Hammerschlag. 

^.  Unter  Wasser.  3  Gewichtstheile  feiner  Thon,  2  Theile  gesiebte 
Asche,  1  Theil  feiner  Sand,  3  Theile  Leinöl  (oder  Theer)  und  Wasser. 

Bei  Verwendung  dieser  Oelkitte  sind  die  Steinfugen  vorher  mit  heissem 
Leinöl  zu  tränken  und  die  Kitte  mit  einem  Spatel  fest  einzudrücken. 

6.  Kitt  für  Kupfer  und  Sandstein.  7  Gewichtstheile  Bleiweiss, 
6  Theile  Silberglätte,  6  Theile  Bolus,  4  Theile  Glaspulver  und  4  Theile 
Leinölfimiss. 

7.  Kitt  für  Wassermauern.  2  Gewichtstheile  pulverisirter,  frisch 
gebrannter  Kalk,  1  Theil  Ziegelmehl,  Ys  Theil  Hammerschlagpulver,  Yi  e  '^^ 
Manganoxyd  zu  steifem  Brei  angerührt.  Die  trockenen  Fugen  sind  vorher  mit 
Leinöl  zu  bestreichen. 

8.  Maurischer  Kitt  zum  Verdichten  von  Wasserbehältern, 
Wasserleitungsröhren  u.  s.  w.  1  Theil  Chamottemehl,  1  Theil  ungelöschter 
Kalk,  1  Theil  reine  Holzkohlenasche,  fein  gesiebt  und  innig  gemengt,  sodann 
mit  Olivenöl  angerührt.  Dieser  Kitt  erhärtet  schnell  und  springt  unter  Wasser 
nicht  ab. 

9.  Holzkitt,  d)  1  Theil  fein  gepulvertes  Kalkhydrat,  2  Theile  Roggen- 
mehl und  Leinölfimiss  zu  einem  plastischen  Teig  angemacht  und  erforderlichen- 
falls mit  einem  der  Holzart  entsprechenden  Farbzusatze  versehen. 

h)  Sägespäne  mit  Leinölfimiss. 

2'5  kg  an  der  Luft  iu  Pulver  zerfallener  Kalk,   V^h  kg  feines  Ziestl- 


Kapitel.  Asphnlt  und 


Uttü. 


50  Minuten  lang  abgekochtes  Leinöl  mit  Cementpulver  eingemengt  und  das 
"Janze  tüchtig  durchgearbeitet 

3)  l  Theil  Sand,  1  Theil  zerfallener  Kalkstein,  2  Theile  Bleiglälte 
jind  7  Theile  Leinölfirniss. 

Der  Mastix-Cemcnt  dient  zur  Beseitigung  nasser  Stellen  im  Mauerwerk. 

Bei    seiner  VerM-endung    verfährt    man    folgendermaassen :    Man  schlägt  den 

nassen  Putz  herunter»  kratzt  die  Fugen  tief  aus,  trocknet  die  Mauer  mittelst 

JoakskOrhen  u.  s.  w.  möglichst  tief  aus,    tränkt    sie  mit  Leinöl,    trägt   dann 

[Icn  Kitt  eti^^a  4  mm  hoch  auf  und  streicht  ihn  glatt 

12.  Mastix-Serbat  50  Gewichtstheile  Zinkoxyd»  50  Theile  Schwefel- 
aures    Bleioxyd    und    36   Theile    Leinöl    werden    zusammengeneben,    sodann 

100  Theile  gemahlener  Braunstein  und  1(X)  Theile  EngUschroth  hinzugemischt, 
Ulf  wird  das  Ganze  einen  Tag  lang  in  einem  gusseisemen  Mörser 
lossen    und    allmälig    mit    derselben    Menge  Braunstein    und  Englischroth 

irermcngt. 

13.  Kitt  für  Dampfröhren.  1   Theil  Mennige,  27^  Theile  Blei  weiss, 
Theil    Thon    und    gekochtes    Leinöl     kräftig     durcheinandergeriüirt    und 

jjeschlagen, 

14.  Kitt  für  Metall  auf  Glas.  100  Theile  fein  pul  verisirte  Bleiglätte 
Eilt  50  Theilen  trockenem  Bleiweiss  innig  vermischt  und  mit  3  Theilen 
ekochtem  Leinöl  und  1  Theil  K opallack  zu  plastischem  Brei  verarbeitet. 

15.  Diamantkitt  3  Theile  Bleiglätte,  1  Theil  Stauhkalk,  2  Theile 
chlämmkreide.  10  Theile  fein  pulverisirtcr  Graphit  und  20  Theile  Leinöl, 
)ieser  Kitt  liefert  ein  vorzügliches   Bindemittel  für  Metalle. 

16.  Wasserdichter  Steinkitt:  Durch  Auflösen  von  Thonerdeseifc 
^durch  Fällen  einer  Alaunlösung  mit  Natronseifc  erhalten)  in  erwärmtem 
Leinöl  Dieser  Kitt  lässt  sich  leicht  verstreichen. 

17.  Kitt  für  steinerne  Wasserrohren:  4  Theile  an  der  lAift  /.vi- 
fallener  Kalk,  20  Theile  Hammerschlag,   13  Theile  Thonscherben,   13  Theile 

^■Ziegelmehl  und  Leinölfirniss  werden  zu  einer  knetbaren  Masse  durch  Stampfen 
^^wereinigl.  Die  zu  verkittenden  Röhren  sind  vorher  zu  erwärmen  und  zweimal 
^Knit  heissem  Leinölfirniss  zu  bestreichen;  der  Kitt  iüt  kalt  aufzutragen  und 
^^nit  einem  Spatel  fest  einzudrücken.  Er  erhärtet  zwar  erst  in  6 — 8  Wochen, 
jedoch  können  die  Röhren  sogleich    mit  Erde  überschüttet  werden. 

18.  Stephenson scher  Kitt  für  Dampfröhren:  2  Theile  pulveri- 
ärte  Bleiglätte,    1  Theil  zerfallener  Kalk,    1  Theil  feinster  Sand  und  heisses 

nnöl. 

19*  Graphitccment:  6  Theile  Graphit,  3  Theile  zu  Pulver  zerfallener 
ik»  3  Theile  schwefelsaures  Baryt  und  3  Theile  gekochtes  Leinöl 

IV,  Harzkitte, 

Die  Harzkitte  bestehen  hauptsächlich  aus  Schellack  oder  Colophomum, 
Isphaltmastix,  weissem  oder  gelbem  Harz  und  Pech.  Sollen  die  Kitte  weniger 
(lart  und  spröde  sein,  so  vermengt  man  diese  StoftV*  mit  Wachs,  Talg,  Terpentin, 
$tetnkohlentheer  oder  Leinölfirniss  mit  mehr  oder  weniger  Sand,  Cement» 
yyps,  Ziegelmehl,  zerfallenem  Kalk,  pulverisirtem  Kalkstein  u,  s.  w.;  sollen 
^ie  dagegen  eine  möglichst  grosse  Härte  erhalten,  so  giebt  man  den  Harzen 
inen  Zusatz  von  Schwefel  Die  Harzkitte  sind  wasserdicht,  können  aber 
keine  Hitze  ertragen ;  man  benutzt  sie  zum  Kitten  von  Steinen,  Glas,  Porzellan 


£W€ft«T 


/erbtnoöig^iö 


u.  s.  w.,  zum  Dichten  von  Mauerwerk,  zum  Auskitten  von  Tcrrasseo,  zum 
Einkitten  von  Eisen  in  Stein,  zum  Befestigen  von  Stein  auf  Holz  oder  Metsü, 
von  Gabeln  und  Messerklingen  an  den  Griffen  u.  s.  w.  —  Die  Haltliarkeit 
der  Harzkitte  ist  eine  grossere^  wenn  man  die  Masse  warm  auf  die  gldch- 
falls  erwärmten  Kittflächen  aufbringt, 

1,  Kitt  für  Glas»  PorzeUan,  Steingut,  gebrannten  Thon  u,  derfl: 
a)  1  Theil  Schellack  in   */g  Theil  Weingeist  oder  HoUgeisl  oder  Bonx* 

lösung  aufgelöst.  Man  kann  diesen  Kitt  auch  für  elektrische  Apparate 
verwenden. 

d)  300  g  Schellack,  100  g  Ziegelmehl,  100  g   Bolus    und    Wasserglas, 

c)  9O0  g  Fichtenharz,  900  g  W^achs  und  200  g  Schwefelblüüic  werden 
zusammengeschmolzen  und  hierbei  mit  100  ^  Eisenfeüspänen  und  100  / 
feinem  Sand  vermischt,  dann  wird  das  Ganze  noch  a — 10  Minuten  kag 
erhitzt. 

2,  Steinkitt: 

a)  6  g  Mastix  und  Bleiweiss  werden  fein  pulverisirt  und  mit  4  ^ 
Wachs  zusammengeschmolzen, 

6)  4  Theile  gelbes  Harz  mit  1  Theil  Wachs  geschmolzen,  darauf  mit 
1  Theil  geschlämmtem  Ziegelmehl  oder  Kreide  vermengt.  Dieser  Kitt  kauB 
auch  zum  Befestigen  von  Metall  auf  Stein  benutzt  werden. 

i)  100  Theile  Harz  mit  100  Theilen  Wachs  geschmolzen  und  200  Thcik 
Ziegelmehl  und  200  Theile  feiner  Sand  hinzugerührt; 

d)  100  g  Schellack  mit  100  g  Bimssteini>ulver  zusammengeschmolicd 
Diese  Masse  ist  auch  zum  Kitten  von  Atjuarien  empfehlenswerth.  Die  la 
verbindenden  Steine  werden  mit  einer  Schelkcklösung  in  Weingeist  vorte 
bestrichen. 

t)  48  Theile  Colophonium,  0  Theile  Wachs,  2  Theile  Schellack  und 
3  Theile  Mastix  werden  geschmolzen  und  dieser  Masse  6  Theile  Teq>cntiu, 
i\  Theile  Schwefel  und  16  Theile  Ziegelmchl  allmalig  hinzugesetzt.  Gut 
verwendbar  als  Fugenkitt  für  Wassermauem ;  die  Fugen  sind  zu  erwärniai 
und  der  Kitt  ist  heiss  einzugiessen. 

/)  24  Theile  Colophonium  oder  Pech,  3  Theile  Wachs,  2  Theile  Ter- 
pentin  und  Ziegelmehl  nach  Bedarf. 

g)  12  Theile  Colophonium,  3  Theile  venetiani scher  Terpentin,  1  Theil 
Wachs,  2  Theile  Mastix  mit  etwas  Gyps  oder  Ziegelmehl  Diese  Masse  wird 
namentlich  für  feinere  Verkittungen  verwendet, 

3,  Kitt  für  eiserne  Rohren  und  Platten: 

a)  16  Iheile  Harz  mit  1  Theil  Wachs  zusammengeschmolzen,  dum 
16  Theile  (duch  Erhitzen)  getrocknete  Schlämmkreide  hinzugesetzt; 

l)  2  Theile  Schwarzpech,  1  Theil  Ziegelmehl  und  Schwefel  bis  ztOD 
Gewichte  des  Pechs, 

4-  Kitt  zum  Befestigen  von  Messerklingen,  Gabeln*  Feüeo 
u.  s.  w.  mit  hölzernen  Griffen: 

a)  2  Theile  Schellack,   l  Theil  Kreide  oder  feines  Ziegelmehl; 

d)  20  Theile  Colophonium,  5  Theile  Schwefel  und  S  Theile  Eisai* 
feilspäne, 

5.  Kitt  zum  Dichten  von  Fussbodendielen  u.  ^.  *^.  -0^  Wachs 
mit  5  g  Harz  geschmolzen  und  mit  5  g  indianischem  Roth  vermischt  Dieser 
Kitt  erhält  die  Farbe  von  Mahagonihok. 


Zweites  Capitel,  Asphalt  und  Kitte. 


171 


Kitt  zum  Ausfüllen  von  Astlochern,    Fugen  und  Rissen    in 

Fensterrahmen.     1  kg   geglühter   und    feingeschiämmter    Ocker  wird  nach 

dem    Erkalten    pulverisirt    und    mit  500  g    Colophonium,    das    geschmoben 

Iund  mit  ÖOO  g  Terpentin  vermischt  wird,  vermengt.     Der   Kitt  ist  wann  in 
die    Fugen    u.  s,  w,    zu  giessen;    die    schadhaften    Stellen  müssen  möglichst 
brocken  sein.    Der  Kitt  wird  steinhart;    hervortretende   Massen    können    mit 
dem  M eissei  weggestemmt  werden. 
I  7.  Kitt  für  Knochen  (FJfenbein),  Hörn  und  Schildpatt: 

a)  200  g  weisses  Wachs,  400  g  Harz^  250  g  Terpentin,  bei  gelinder 
Wärme  geschmolzen; 

h)  SOO  g  Mastix,    900  g   Schellack,    6   g  Terpentin,    340   g    Spiritus 
(von  90 — 92"/,»).    Dieser    Kitt    ist   vor    der    Verwendung    flüssig  zu  machen. 
^K  8.  Drechslerkitt.     1  g  Burgunderpech    und    75  g  gelbes  Wachs  zu- 

^Psammengeschmolzen,  sowie  mit  1   kg  Schlämmkreide  gut  vermischt. 

9.     Kitt    zum     Befestigen    von     Metall    auf    Kautschuk    oder 

IGuttapercha.  1  Theü  pulverisirter  Schellack  in   10  Theilen  Ammoniak  gelöst» 
I  10.    Kitt    zum    Befestigen    von    Metall  auf  Glas:  2  Theile  fein- 

bulverisirte    Silberglätte    und    1    Theil    trockenes    Bleiweiss    innig    vermischt, 
Bann    mit   gekochtem    Lernöi    und    Copallack  (auf   3    Theile  Leinöl  1  Theil 
tack)  zu  einem  plastischen  Teig  verarbeitet 
j  IL  Kitt  zum  Befestigen  von  Eisen  auf  Stein  oder  Holz: 

[  a)  500  g  Harz    mit  125  g   Schwefel   zusammengeschmolzen    und    mit 

Eisen feilspänen  nebst  feinem  Sand  oder  Ziegelmehl  innig  vermischt; 
I  b)  3    Theile    Asphalt,    2   Theile    Colophonium,    1    Theil    Wachs    und 

4   Theile  Sand  oder  Ziegehmehl  oder  pulverisirter  Kalkstein, 

12.  Kitt  für  Glas,  Stein  und  Eisen:  4  Theile  Schwarzpech  mit 
1  Theil  Wachs  .zusammengeschmolzen  und  mit  1  Theil  Ziegebnehl  oder  Kreide 
vermengt. 

Dieser  Kitt  ist  warm  auf  die  gleichfalls  en^^ärmten  Kittflächen  auf- 
zuragen. 

13.  Feuerkitt:  500 ^  Colophonium  oder  feines  Pech,  125  g  Schwefel 
pind  «-10  g  Terpentin  werden  zusammengeschmolzen,  dann  werden  500  g 
Marmorstaub  hinzugesetzt  und  endlich  wird  das  Ganze  über  gelindem  Feuer 
cräftig  umgerührt  und  auf  einen  nassen  Stein  gegossen, 

14.  Wasserdichter  Kitt'  für  Gusseisen-  (Wasserleitungs-) 
.Öhren:    24    Theile    Cement,    8  Theile    Bleiweiss,    2  Theile  Bleiglätte  und 

Theil  Colophonium  werden  sorgfältig  miteinander  vermischt  und  2"5 — 3  kg 
roD    diesem  Gemenge    mit  2nO  g  altem  Leinöl,   in  dem   125  g  Colophonium 
"aufgelöst  werden,  itusammcngerührt. 

15.  Kitt,  welcher  Wärme  und  Säuren  widersteht:  100  Theile 
Schwefel,    2  Theile  Talg    und   2    Theile    Har^    werden    bis   Sirupdicke   %\x* 

immengeschmolzen  und  der  Masse  Glaspulver  beigemengt.    Dieser   Kitt    ist 
fc'ami    aufzutragen,  die    zu    verbindenden    Flächen  sind  vorher  anzuwärmen. 

16.  Kitt      für      Glas     und     Metall:       3     Theile      Terpentinharz, 
Theil    Aetznatron    und    5    Theile   Wasser    werden    eingekocht    und   der 

Mischung  gebrannter  Gyps  vom  halben  Gewichte  derselben  oder  auch  Zink- 
rciÄX,  Bleiweiss  oder  Schlämmkreide   hinzugesetzt.    Diese    Masse  dient  auch 
^utn  Verkitten  von  Messingtlieilen  der  Petroleumlampen  mit  dem  Glasbehältcft 
reü  sie  durch  Petroleum  nicht  gelöst  wird. 


172 


Zweiter  Theil.  Die  Verbindungsstoffe. 


V.  Kautschuk-  und  Guttaperchakitte. 

Die  Kautschuk-  und  Guttaperchakitte  eignen  sich  besonders  bei 
ätzenden  Flüssigkeiten  und  unter  Wasser  zum  Kitten  von  Hölzern  u.  s.  w., 
zum  Kalfatern  von  Schiffen,  zum  Verkitten  lederner  Treibriemen  u.  s.  w. 

1.  Marineleim: 

a)  Fester  (Seeleim):  1  Theil  Kautschuk  in  12  Theilen  Terpentinöl 
gelöst  und  nach  10 — 12  Tagen  mit  2  Theilen  Schellack  oder  Mastix  unter 
Umrühren  in  eisernen  Tiegeln  gekocht,  bis  die  Masse  vollständig  gleichmässig 
geworden  ist. 

d)  Flüssiger:  Kautschuk  wird  in  flüssigen  Oelen  (Steinkohlentheeröl) 
aufgelöst  und  mit  einer  Asphaltlösung  versetzt. 

Man  verwendet  den  Marineleim  zum  Kitten  aller  dem  Wasser  aus- 
gesetzten Holztheile  und  zum  Kalfatern  von  Schiffen. 

2.  Glaskitt:  1  Theil  Kautschuk  in  60  Theilen  Chloroform  aufgelöst 
und  mit  15  Theilen  Mastix  versetzt.  Dieser  Kitt  ist  vor  seiner  Verwendung 
mehrere  Tage  lang  stehen  zu  lassen. 

3.  Kitt  für  Hölzer  unter  Wasser.  500  g  Kautschuk  in  18  / 
Steinöl  gelöst  und  dann  mit  2  Gewichtstheilen  Schellack  vermischt  und  das 
Ganze  gekocht. 

4.  Kautschukkitt:  200^  Kautschuk  werden  bei  210®  C  geschmolzen 
und  dann  mit  100  ^  (oder  300  g)  fein  pulverisirtem,  frisch  gelöschtem  Kalk 
vermischt. 

5.  Rasch  erhärtender  Kitt:  1  Theil  Kautschuk  in  20  Theilen 
Schwefelkohlenstoff  gelöst. 

0.  Durchsichtiger,  farbloser  Kitt  für  Glas  u.  s.  w.:  75  g  klein- 
geschnittener Kautschuk  in  60  g  Chloroform  aufgelöst,  dann  15  ^  Mastix 
hinzugesetzt  und  8  Tage  lang  digerirt,  bis  auch  dieser  gelöst  ist. 

7.  Um  Kautschuk  für  Gase  und  Flüssigkeiten  undurchdring- 
lich zu  machen,  wird  derselbe  mit  einer  Mischung  von  1  Theil  Schellack 
und  10  Theilen  Ammoniak  imprägnirt. 

8.  Kitt   für   lederne  Treibriemen^ 


Zweites 


apffeh  Afpbult  und 


tilte. 


VI.  Rost-  oder  Eisenkitte. 

Die  Hauptbestandtheile    der   Rost-  oder  Eisenkitte  sind  Eisenfeilspäne, 
chwefel    und    Salmiak;    Nebenbestandtheile    sind   Thon,    Lehm^  Sand,  Kalk, 
Siegelmehl  u.  s.  w.  Diese  Kitte  dienen  zum  Verschmieren  eiserner  Oefen,  zum 
)ichtcn  der  Fugen  von  gusseisernen    und  schmiedeeisernen  Röhren,  Dampf- 
und Siedekesseln,  Wasserbehältern  aus  Eisen  platten  u.  s.  w.,  aber  auch  zum 
Sefestigen  von  Metallen  in  Stein,  zum  Verkitten  von  Stein  fugen  u.  s.  w. 

l,  Kitt  für  eiserne  Wasserleitungs-  und  Dampfröhren,  Dampf- 
ind  Siedekessel  \i.  s.  w. 

a)  60— 1(X>  Theilc  Eisenfeilspäne,  1—2  Theile  Salmiak  und  1  Theil 
crhwefelblumen  werden  zusammengemischt  und  beim  Gebrauche  mit  Wasser 
ider  schwachem  Essig  zu  einem  steifen  Brei  angerührt  un<l  unter  beständigem 
Schlagen  in  die  Fugen  eingepresst, 

ö)  l\}  Theile  Gusseisenfeilspäne,  2  Theile  Salmiak  und  1  Theil  subli- 
lirter  Schwefel  sind  innig  zu  vermengen  und  trocken  aufzubewahren. 

Beim  Gebrauche  wird  1  Theil  dieser  Mischung  mit  20  Theilen  reinen 
^isenfeilspänen  im  Mörser  zerstossen  und  mit  Wasser  zu  einem  dicken 
Teig  angerührt.  Man  verwendet  diesen  Kitt  namentlich  zum  Dichten  von 
Sprüngen  und  Rissen  in  gusseisemen  Gegenständen,  Nach  dem  Auftragen 
ies  Kittes  ist  der  (iegenstand  zusammenzupressen.  Schon  nach  kurzer  Zeit 
5t  dieser  Kitt  so  hart  und  fest  wie  das  ^letall 

c)  Eisenfeilspäne  mit  Ammoniak ;  zum  Verstreichen  von  Gusseisen- 
sprüngen, 

K  2.  Kitt  für  Feuerröhren: 

r  a)  4  Theile  Eisenfeilspäne,  2  Theile  seh wefel freier  Töpferthon, 
1  Theil  Porzellankapselscherben  und  gesättigte  Kochsalzlösung;  dieser  Kitt 
kann  Gltihhitze  ertragen. 

^)  3TO  g  Eisenfcilspäne,  200  g  pulverisirter  fetter  Thon  und  150  g 
jfeucrfester  Thon  werden  miteinander  innig  vermengt  und  mit  Salzwasser  zu 
tinem  Brei  angerührt. 

d.  Rostfeuerkitt.  5  Theile  Eisenfeilspäne,  1  Theil  feingesiebter 
rhon  und  Weinessig,  Die  Kittflächen  sind  vorher  mit  Essig  anzunässen, 

4.  Wasserdichter  Kitt  fijr  gusseiserne  Röhren.  1  Theil  ge- 
brannter Kalk,  1  Theil  römischer  Cement,  1  Theil  Töpferthon  und  1  Theil 
ebm  werden  mit  Leinöl  zusammengeknetet,  das  */g  des  Gesammtge- 
richtes  besitzt. 

5*  SorcTs  Kitt:  aus  Zinkoxyd  und  Chlorzinklösung  mit  wenig  Borax  oder 
almiak.    Er    dient  zum  Einkitten  von  Eisen  und  anderen  Metallen  in  Stein. 

6.  Kitt  für  Gas-  und  Dampfleitungsröhren  u,  s.  w,>  welcher 
ler  Nässe  und  Wärme,  jedoch  nicht  unmittelbarer  Einwirkung 
les  Feuers  widersteht,  2  Theile  Mennige,  5  Theile  Bleiweiss  und  4  Theile 
rockener  Pfeifenthon  werden  fein  gepulvert,  innig  gemengt  und  mit  Leinöl- 

ciiss  zu  einem  steifen  Brei  verarbeitet, 

7.  Feuerfester  Kitt  (besonders  für  stark  zu  heizende  Oefen). 
£in    Gemenge    aus    Lehm,    Sand,    Eiscnfeilspänen,  Salz,  Kuhhaaren  und  Blut 

beliebigem    Mischungsverhältniss,    Dieser    Kitt  muss  langsam  austrocknen. 

8.  Kitt  für  Kessel  u,  s*  w.  300  g  ELsenfeilspäne,  30O  g  Schwefel- 
klumeri,  250  g  Ziegelmebl»  200  g  gepulverter  Salmiak,  innig  vermengt   tind 


174 


Zweiter  Thcil.  Die  Verbindungsstoffe. 


beim  Gebrauch  mit  so  viel  Salmiakgeist  versetzt,  dass  ein  dünner  Teig  ent- 
steht. Der  Kessel  muss  ganz  rein  und  trocken  sein. 

9.  Kitt  zum  Verstreichen  der  Fugen  eiserner  Oefen.  1  Theil 
feingesiebte  Holzasche,  1  Theil  gestossener  und  gesiebter  Lehm  und  etwas 
Salz  und  Wasser. 

Vn.  Verschiedene  Kitte. 

1.  Glycerinkitt  50  g  Bleiglätte  und  5  cm^  Glycerin. 

2.  Schieferkitt:  aus  Cement  und  Steinkohlentheer. 

3.  Kitt  zum  Ausbessern  von  Zinkornamenten.  Natronwasserglas- 
lösung (von  33®  Bd.)  mit  feiner  Schlämmkreide  und  etwas  Zinkstaub  innig 
vermengt;  erhärtet  in  6 — 8  Stunden  und  wird  ausserordentlich  fest.  Polirt 
man  ihn  mit  Achatstein,  so  wird  er  glänzend  weiss  wie  metallisches  ZinL 
Dieser  Kitt  soll  auch  ebenso  fest  an  Stein  und  Holz  haften. 

4.  Zahnkitt:  b2  g  chemisch  reines  Aetzkali  und  48  g  wasserfreie 
Phosphorsäure.  Diese  Masse  wird  in  die  vorher  ausgetrockneten  Zahnhöhlen 
gedrückt. 

5.  Wasserglaskitte:  siehe  §  250. 

6.  Asbestkitt:  siehe  §  225,   17  (Asbestcement). 


Dritter  TbeiL  Die  Neben-  öd,  HnfsstöfTe.  — Erstes  Cap.  Das  Glas  u.  d.  Wasserglas.    176 


DRITTER  THEIL. 

Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe^ 


Erstes  Capitel. 

Das  Glas  und  das  Wasserglas,*) 

§  239.  Bestandtheile  des  Glases. 

Allgemeines.    Das  Glas   stellt   eine    durch  Schmelzung  bewirkte  che- 

rmische  Verbindung    von    kieselsaurem  Kali    oder    Natron    und    kieselsaurem 

'Kalk  oder  kieselsaurem  Blei  dar,    denen    färbende  oder   entfärbende  Metall- 

oxyde   beigemischt    sind.    Die    Glasmasse    ist    unkrystallinisch,    durchsichtig, 

iuTchscheinend  oder    undurchsichtig,    spröde,    muschelig  brechend^    auf   der 

)berfläche  und  den  Bruchflachen  glänzend»  farblos  oder  gefärbt. 

Bestandtheile.  Zur  Herstellung  von  Glas  benutzt  man  folgende  Stoffe: 

L  Kieselsäure,  und  zwar  hauptsächlich  Quarzsand,  welcher  durch 

^sorgfältiges  Schlämmen  vollständig  thonfrei  gemacht  sein  rouss,  wenn  es  sich 

die  Erzeugung  feinerer  Glassachen  handelt,  oder  pulverisirten  Feuer- 

^tein,    namentlich    bei    der  Bereitung   von  Flintglas»    oder    fein   gemahlenen 

(uarz  fRosenquarz),    auch    eisen  freien    Quarzfels,    welcher  geglüht  und 

Wasser    abgeschreckt    wird,    ferner  Infusorienerde    und    zu    ordinären 

Jlaswaren    (Flaschen  u,  dergl)    auch  Mergel    oder  Lehm,    w^elcher    neben 

icr  in  ihm  enthaltenen  Kieselerde  auch  ziemlich  viel  Alaunerde  (Thonerde) 

das  Glasgemenge  bringt.    Bei  der  Herstellung   optischer  Gläser    wird   die 

Kieselsäure   ganz    oder   theiiweise    durch    Borsäure    ersetzt    Die   Borsäure 

nacht  das  Glas  leichter  schmelzbar,  erhöht  seinen  Glänz  und  verhindert  das 

"sogenannte  Entglasen. 

t2.  Alkalien,  durch  welche  das  Glas  leichtflüssig  und  weich  wird. 
lan  verwendet  für  ordinäres  Glas  Holzasche,  für  besseres  die  aus  der 
lokasche  gewonnene  rohe  Pottasche  (kohlensaures  Kali),  für  sehr  feines 
t\3LS  gereinigte  Pottasche  oder  schw^efelsaures  Kali  (KaUumsulfat), 
•}  Benutzte  Werke:  Dr.  F.  Fische  r,  »Handbuch  der  cheinischeri Technologie«, 
efpjiß  1893,  S.  733—777. 

Gottgetteu,  »BaumatcnalicHM,  Bd.  U.  3.  Aul1.»  Bcrlio  1891,  S.  413—442 
»Handbuch  der  Architcktvir«,    1895,    Th.  I,  Bd,  I,  S.  281-ii8Ü.    —   K 
lATSch- Fischer,   iHaiidbüch  der  mccluinischcn  Tcchöologic • ,  Bd.  11,  Th.  HL 
Dt,  Mothcs,  ■lUusirirtes  Baolexikon«,   Lcipiip  18H3.  4.  Aufl.,  Bd.  H. 
VfTschiedeDe  ZeitBchriften,  PaAeotschnfien  u*  9,  n 


176 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


femer  die  aus  dem  Kochsalz  (Chloraatrium)  gewonnene  Soda  (kohlensaures 
Natrium)  oder  Glaubersalz  (schwefelsaures  Natrium),  letzteres  meistens  mit 
6 — 8%  Kohle,  die  jedoch  dem  Glase  immer  eine  durch  die  gewöhnlichen 
Entfärbungsmittel  nicht  zu  beseitigende  blaugrüne  Farbe,  andererseits  aber 
auch  Glanz  verleiht  und  zur  Verhütung  einer  Entglasung  bei  hoher  Hitze 
nöthig  ist,  oder  endlich  Steinsalz  (Kochsalz).  —  Reine  Kali-  oder  reine 
Natrongläser  sind  (nach  R.  Weber)  depressionsfrei;  daher  eignen  sich  die- 
selben besonders  zur  Herstellung  von  Thermometern ;  in  solchen  wird  weder 
der  Siedepunkt,  noch  der  Gefrierpunkt  des  Wassers  herabgedrückt,  wenn 
die  erwärmten  Glasröhren  rasch  abgekühlt  werden. 

3.  Kalk,  der  das  Glas  wetterbeständiger,  härter,  glänzender,  streng- 
flüssiger  macht.  Der  Kalk  kommt  in  gebranntem  oder  an  der  Luft  zerfellenem 
oder  mit  Wasser  zu  Pulver  gelöschtem  Zustande  zur  Verwendung  und  soll 
möglichst  wenig  Thonerde,  Bittererde  (Magnesia)  und  Eisen  enthalten.  Man 
verwendet  Kalkstein,  Marmor,  Kreide,  Kalkspath,  Kalktuff  und 
Wollastonit  (kieselsauren  Kalk)  oder  statt  des  Kalkes  auch  Baryt  (Schwer- 
spath),  der  dem  Glas  eine  grössere  Härte  verleiht  als  z.  B.  Blei,  endlich 
auch  Strontian. 

4.  Mennige  und  Blei  glätte  (Bleioxyd),  welche  die  Strengflüssigkeit 
der  Masse  mildem  und  eine  gründliche  Mischung  fördern  sollen,  und  die 
dem  Glase  eine  grosse  Durchsichtigkeit,  einen  lebhaften  Glanz,  ein  sehr 
hohes  Lichtbrechungsvermögen,  eine  leichte  Schmelzbarkeit,  eine  geringe 
Härte  und  damit  leichte  Schleifbarkeit  verleihen  und  deshalb  bei  der  Her- 
stellung von  Krystallglas,  optischen  Gläsern  und  künstlichen  Edelsteinen  im 
Glasgemenge  niemals  fehlen  dürfen.  Femer  verwendet  man  Zinnoxyd  und 
Borax;  letzteren  namentlich  zur  Bereitung  von  Strass  (künstlichen  Schmuck- 
steinen). Ebenso  leicht  schmelzbar  wie  Bleiglas  kann  man  auch  Kalk-Alkali- 
Glas  machen  durch  einen  Zusatz  von  Borsäure  oder  durch  einen  Ueber- 
schuss  von  Alkalien,  namentlich  wenn  Thonerde  im  Gemenge  vorhanden  ist 

5.  Glasabfälle,  und  zwar  das  Schnittglas,  das  beim  Beschneiden 
von  Tafel-    und  Spiegelglas  abfällt,    Glasscherben    (Bmchglas)    und  Herd- 


Erstes  Capite 


ifts  Wasserf  Ins. 


Das  Gemenge,  aus  welchem  das  Glas  bereitet  wird,  nennt  man  Glas- 
,  Einige  empfehlenswerthe  Glassätze  sind  folgende: 

Für  Fensterglas:    73^4%  Kieselsäure,    13'1%  Natron,    11'9%  Kalk, 

Thoiierde,  0'357^  Eisenoxydul,  0-357o  Manganoxydul. 

FUr  halbgrünes  Glas:  100  Gewichtstheile  Quarzsand,  33  Theile 
lische,  115  Theile  ausgelaugte  Holzasche,  22  Theile  Kalk. 

Für    französisches    Spiegelglas:    73%    Kieselsäure»    ll^o  Natron, 

Kalk, 

Für  halb  weisses  Glas:  55  Gewichtstheile  Quarzsand,  20  Theile 
Rsche,  11  Theile  cakinirtes  Glaubersalz,  10  Theile  Seifensiederfiuss, 
Theile  Bruchglas. 

Für  gewöhnliches  Tafelglas:  100  Gewichtstheile  Kieselsäure, 
Theile  Kalk,  40  Theile  Soda, 

Für  weisses  Fensterglas:  100  Gewichtstheile  Kieselsaure^  42  Theile 
ische,  17-5  Theile  Kalk, 

Für  Bleikrystallglas:  300  Gewichtstheile  Kieselsäure,  100  Theile 
»sehe,  200  Theile  Mennige,    06  Theile  Arsenik,  0"45  Theile  Braunstein. 

Für    Spiegelglas:    120  Gewichtstheile    Quarz,    80   Theile    gereinigte 

sehe,  40  Theile  Marmor,  8  Theile  Salpeter,  2  Theile  Arsenik,  '/^  Theil 
tnstcin,   ^le  Theile  Smalte. 

Für  Kalihohlglas:  100  Gewichtstheile  Kieselsäure,  50  Theile  Pottasche, 
Theile  Kreide,  0*25  Theile  Arsenik,  1*5  Theile  Kalisalpeter,  1'5  Theile 
tnstein. 

Für  Kalikrystaliglas:  50  Gewichtstheile  Quarz,  25  Theile  Pottasche, 
Theile  gelöschter  Kalk,   ^/^   Theil  Arsenik,   V»  Theil  Kalisalpeter, 

Für    Natronhohlglas:     100    Gewichtstheile    Kieselsäure,    22    Theile 

40  Theile  Glaubersalz,  3  Theile  Kohle. 

Für  deutsches  Natronglas:  100  Gewichtstheile  weisser  Sand, 
Theile  Glaubersalz,  8  Theile  calcinirte  Soda,  30  Theile  Kalk,  3  Theile 
jlenpulvcr. 

Für  Pressglas:  300  Gewichtstheile  Kieselsäure,  60  Theile  Pottasche, 
Theile  Mennige,  70  Theile  Soda,   10  Theile  Kreide. 

Für  dunkelgrünes  Weinflaschenglas:    20  Gewichtstheile  Glauber- 

20  Theile  ausgelaugte  Holzasche,  170  Theile  Glasbrocken,  18  Theile 
Rnsiederfluss,  38  Theile  Herdglas,  45  Theile  Basalt, 

Für  Burgunder  Flaschenglas:  56"7*^/o  Kieselsäure,  l'S^jf^  Natron, 
%  Pottasche,  9'77o  Kalk,  1'4%  Kisenoxydui 

Für  gewöhnliches  Flaschenglas:  10  Gewichtstheile  Quarzsand, 
rheile  rohe  Soda,  5  Theile  Holzasche,  10  Theile  Bruchglas, 

Für  Fl  int  glas:  100  Gewichtstheile  Kieselsäure,  43  Theile  Pottasche, 
Theile  Mennige,  —  oder:  1 00  Theile  Quarz,  30  Theile  Soda,  100  Theile 
nigc 

Für  Kronglas  (Crownglas):  62*8«'/o  Kieselsäure,  221%  Kali,  12'b% 
2'6*^/j,  Thonerde,  —  oder:  100  Gewichtstheile  weisser  Sand,  32  Theile 
Mche,  17  Theile  Soda,  12  Theile  Kalk,  1'68  Theile  Arsenik. 

Für  Bontemps'sches  Kronglas:  120  Gewichtstheile  Kieselsäure, 
rheile  Pottasche,  20  Theile  Soda,  15  Theile  Kreide,  1  Theil  Arsenik. 

Für  Faraday*sches  Glas:  24  Gewichtstheile  Kieselsäure,  104  Theile 
ttigc,  24  Theile  Borsaure. 

VL 

t.  Ejntlburh  drr  Kait»tnfn«Un>.   Band  tl.  ** 


178 


Dritler  TLeil.  Die  Nebca-  oder  Hnfsstoffe. 


Für  Strass  (künstliche  Edelsteine):  100  Gewichtstheile  pulverisiner 
Bergkrystall,  154  Theile  Mennige,  0'33  Theüe  Arsenik^  54  Theile  AetzkiH 
und  6  Theile  Borsäure,  —  oder  (französischer  Strass):  38*1 7o  ^csd- 
säure,  7*97o  Klali,   \%  Thonerde,  53^0  Mennige. 

Für  Forzellanglas  (sogenanntes  hot-cast  porcelain):  100  Gewichts- 
theile Sand,  40  Theile  Kryolith,  10  Theile  Zinkoxyd,  —  oder:  100  Theile 
Sand,  46  Theile  Kryolith,  12  Theile  Zinkoxyd  und  15  Theüe  Arsenik. 

§  240*   Das  Färben  und  Ueberfangen  des  Glases. 

Als  Farbstoffe  dienen  die  Oxyde  mehrerer  Metalle,  welche  ia  den 
geschmolzenen  Glase  als  Silicate  gelöst  werden.  Man  benutzt  für: 

Roth:  Goldpurpur  (Rubinglas)  —  Kupferoxydul  mit  Zinaaschc  i^iiir 
alle  Farbentöne  von  rosenroth  bis  scharlachroth ;  Kupferrubinglas)  —  Sdcn 
(neues  Färbemittel  zur  Erzeugung  von  Rosa)  —  Eisenoxyd  {für  ordinäres 
Roth;  Eisenoxyd  erzeugt  eine  unreine  und  matte  Farbe). 

Gelb:  Silberoxyd  —  Chlorsilber  (bellcitronengelb  bis  orange  i  — 
Anthracitkohle  (goldgelb)  —  Antimonoxyd  (topasgelb)  —  antimonsaures 
Kali  —  antimonsaures  Bleioxyd  —  Spiessglanzgelb  —  Schwefel  (oaattt 
gelbe  Farbe)  —  Kadmiumsulfid  (lebhaftes  Gelb,  Kaisergelb)  —  üranoxyd 
(färbt  Bleigläser  grünüchgelbf  Kalkgläser  grün  fluorescirend)  - —  Uranoxyd* 
natron  (Annagelb)  —  Eisenoxyd  (ordinäres  braunrothes  Gelb), 

Grün:  Chromoxyd  (grasgrün)  —  Chromoxyd  mit  Eisenoxydul  (unrdnts» 
mattes  Grün,  hauptsächlich  zu  Flaschen  benutzt)  —  Antimonoxyd  mit  Mcß* 
nige  —  Nickeloxyd  - —  Kupferoxyd  (herrliche  smaragdgrüne  Farbe)  — 
doppeltchromsaures  Kali  (frisches  Grasgrün). 

Blau:  Kobaltoxyd  (violettes  Blau  bis  Indigoblau)  —  geröstetes  Kobalt- 
erz  —  Zaffer  (himmelblau)  —  Kupferoxyd  (himmelblau). 

Violett:  Manganoxyd  mit  einem  kleinen  Zusatz  von  Braimstcin  md 
Salpeter  oder  Goldpurpur  —  Braunstein  allein  (blassrosa  bis  tief  violett  uud 
amethystroth)  —  Braunstein  mit  Kobaltoxyd  (blauviolett)  —  Braunstein  mit 
Eisenoxyd  (braun violett)  —  Nickeloxydul. 

Braun:  Eisenoxyd  und  Braunstein, 

Schwarz  (d.  h.  sehr  dunkel  gefärbt):  Grössere  Mengen  von  Eiseoo3;|ii 
mit  einem  Zusatz  von  Kupferoxyd  und  Braunstein  oder  Chroraoxyd  -^ 
Iridiumsesquioxyd    (sehr  theuer,    aber   ein    sehr  schönes  Schwarz    erzcugcndj 

—  Basalt  (für  ordinäre  Glas  waren), 

Hyalithglas  ifür  Medicingläser  u.  s.  w.):  Kobaltoxyd  roit  Kupferoxfd 

—  Braunstein  und  Eisenoxyd, 

Weiss  (Milchglas,  Bein  glas):  8 — 20  7o  weissgebrannle  Knochen- 
asche  (phosphorsaurer  Kalk)  —  Zinnoxyd  —  Bleioxyd  —  Guano»  {Dii 
Milchglas  erscheint  beim  Durchsehen  gegen  das  laicht  reinweiss,  das  Bein- 
glas dagegen  röthlich  opaHsirend). 

Opalglas  (schiüerades  Glas):  Silberoxyd  und  Knochenasche, 

Irisiren  des  (d,  h.  in  allen  Regenbogenfarben  schiUemdes)  Glas:  durch 
salpetersaures  Wismuth  als  Ueberj;ug  oder  (nach  dem  Verfahren  von  Frciuy^ 
durch  Behandlung  des  Glases  mit  Salzsäure  unter  hohem  Druck  erzeugt. 

Perlmutterglas:  zerkleinerter  Glimmer, 

Zur  Herstellung  des  sehr  geschätzten  Kupferrubinglases  wird  in  vidcn 
Glashütten  folgender  Satz  verwendet:  2000  GcwichtsihcUe  Sand,  4ÜüTbölr 


E^FStoS 


^pltei. 


iTassergias. 


Mennige,  600  TheÜe  Pottasche,  l(ß)  Theile  Kalkstein,  20  Theile  phosphorsaurer 
Kalk,  20  Theile  Weinstein,  20  Theile  Borax,  9  Theile  Kupferoxydul  und 
13  Theile  Zinnasche, 

Im  Allgemeinen    lassen    sich    leicht    schmelzbare     Glasmassen    schöner 
und    mannigfacher    färben    als  schwer  schmelzbare;  bei  letzteren  lassen  sich 
einige  Farbentöne  entweder  überhaupt  nicht  oder  wenigstens  nicht  mit  Vor- 
hieil  erzeugen- 

Eine  Glasmasse  mit  einem  Zusatz  von  Goldpurpur  oder  Kupferoxydul 
st  anfangs  farblos  und  erhält  erst  die  rothe  Färbung,  wenn  sie  nochmals 
schwach  geglüht  und  dann  sehr  langsam  abgekühlt  wird.  Schnell  abgekühltes 
ilas  mit  diesen  Farbstoffen  bleibt  farblos. 

Farbloses  Glas  wird  häutig  unter  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes 
nach  längerer  Zeit  farbig,  und  zwar  meistens  röthlich  oder  violett.  Diese 
öligen thümhchkeit  zeigen  besonders  die  gewöhnlichen,  durch  einen  Eisengehalt 
arsprünglich  grünlich  gefärbten,  aber  durch  einen  Zusatz  von  Mangan  künstlich 
entfärbten  Gläser  (z,  B.  ordinäre  Fensterscheiben),  Diese  Verfärbung  wird 
[iurch  höhere  Oxydation  des  Manganoxyduls  zu  Manganoxyd  hervorgerufen 
"und  kann  (nach  Pelouze)  durch  Erhitzen  der  Glasmasse  wieder  beseitigt 
^^werden. 

^H  Anstatt  die  ganze  Glasmasse  mit  einem  der  oben  aufgeführten  Färb* 

^Bstoffe  zu  vermischen,  kann  man  eine  Färbung  auch  dadurch  erzielen,  dass 
^Btnan  farbloses  Glas  mit  einer  ganz  dünnen  Schicht  gefärbten  Glases  über- 
^■Eieht  Diese  Arbeit  nennt  man  lieber  fangen  und  das  auf  diese  Weise 
^^gefkrbte  Glas  Ueber fangglas.  Legt  man  die  farbige  Schicht  nach  aussen, 
^^so  kann  man  durch  theilweises  oder  gänÄliches  Abschleifen  derselben  oder 
auch  durch  mehrmaliges  Ueberfangen  und  Abschleifen  an  einzelnen  Stellen 
oder  auch  dadurch,  dass  man  den  üeberfang  von  oben  nach  unten  allmälig 
mcT  gestaltet,  nicht  nur  hübsche  Farbentöne  erzielen,  sondern  auch 
aannigfache  Muster  und  Verzierungen  erzeugen. 

Als  Üeberfang  benutzt    man  leicht  schmelzbare,    gewöhnlich  blei-  oder 

boraxbaltige,    mit   MetaUoxyden    gefärbte,   3^5  cm  dicke  Glasstangen  (Glas- 

ipfen).    Dieselben  werden  langsam  schwach   geglüht,    dann  wird   von  ihnen 

erforderliche  Menge  abgetrennt   und    auf  das    zu  überfangende,    mittelst 

Jer  Glasmacherpfeife   schwach    aufgeblasene,   schwerer  schmelzbare  Hohlglas 

gebracht,    auf    demselben    durch   geschicktes    Schwenken     und    Senken    der 

pfeife    in    der   gewünschten  Weise  vertheik    und    dann  gleichzeitig  mit  dem 

iohlglase  fertiggeblasen.  Oder  man  taucht  das  an  der  Pfeife  sitzende  Hohl- 

^las  in  die  geschmolzene   farbige  Glasmasse   und  bläst  das  Ganxe  aus.    Soll 

gefärbte  Ueberzug   nach  innen  kommen,    so  wird  gefärbtes  Glas  an  die 

feifc  genommen  und  dieses  in  farbloses  Glas  eingetaucht. 


§  241.  Eintheilung  des  ungefärbten  Glases, 

Man  unterscheidet: 

1.  Grünes  Glas  (Bouteillenglas),  welches  aus  Sand,  ordinären  Soda- 
>rtcn,    Holzasche^    Rückständen    von    der    Bereitung    der   Seifen  sied  er  lauge, 
iochofenschlackcn  u.  s.  w.  bereitet  wird,  bleifrei  ist,  aber  sehr  viel  Eisenoxydul 
f*VttJ  enthält  Es   dient    zur   Fabrikation   gewöhnlicher    Bier-  und    Wein- 


im 


OHttcr  Theil,  Die  Nebeo-  od«  HUfssioff«. 


2.  Halbgrünes  Glas»  ein  Kali-  oder  Natronglas  mit  1 — S*,^/^  Eisai 
oxyciul,  aus  welchem  ordinäre  Fensterscheiben,  billigere  Hohlglassaelien 
(Flaschen,  Medicingläser  u.  s,  w.),  gegossenes  Rohtafelglas  u*  s,  w.  her 
gestellt  werden.  Dasselbe  ist  bedeutend  heller  als  das  vorige  und  in  dünnen 
Stücken  grünlich,  in  dicken  grün  erscheinend, 

3.  Halb  weiss  es  Glas,  ein  Kali-  oder  Natronglas  mit  einein  auf  dö 
Schnittt^äche  deutlichen  Stich  ins  Grünliche  oder  Bläuliche,  Man  benutxt  o 
7.U  Verglasungen  aller  Art  und  zu  besseren  Hohlglasem. 

4  Drciviertelweisses  Glas,  die  weissesten  Sorten  von  häSh 
weissem  Glas. 

5*  Weisses  Glas»  ein  Kali-  oder  Natronglas  mit  sehr  geringem  EiscD* 

gehalt  und  aus  reinen  RohstofTen.  Es  besitxt  einen  nur  auf  der  Schnittüacbc 
bemerkbaren,  sehr  schwachen  Stich  ins  Blauliche,  Grünliche  oder  Gelbliche 
und  wird  zu  besseren  Verglasungen»  guten  Hohlgläsem,  auch  schon  m 
geschliffenen  Glassachen  (Schleif glas)  verwendet 

6.  Ganz  weisses  oder  ganz  farbloses  Glas  mit  einem  auf  der 
Schnittfläche  kaum  bemerkbaren,  äusserst  schwachen,  farbigen  Stich,  Man 
verNs^endet  es  zu  geschliffenen  Glassachen,  zu  Linsen  für  optische  Instrumöitc 
u.  s.  w.  Zu  ihm  gehört: 

a)  Das  Spiegelglas,  ein  feines  Kali-Natronglas  aus  den  reinsten  Roh- 
stoffen, meistens  mit  1 — 2%  Bleioxyd,  aber  auch  ganz  bleioxydfrci  Mai» 
fertigt  aus  ihm  Spiegel  (vergl.  §  245  B)  und  Schaufensterverglasungen. 

d)  Das  Krystallglas,  ein  Glas  mit  hohem  Bleigehalt  (28— 87%)  tawl 
von  grosser  Schwere,  das  ein  starkes  Lichtbrechungsvermögen  besitzt^  wtkh 
und  leicht  schleifbar,  leicht  schmelzbar  und  demgemäss  auch  leicht  v  -'  i*har 
ist  und  zu  den  allerfeinsteii  geschliffenen  Glassachen  und  Luxusg.  irn 
{i,  B.  zu  Kronleuchtern)  benutzt  wird.  Besonders  geschätzt  ist  d*is  nal•^ 
dem  Schleifen  und  Poliren  ausserordentlich  glänzende  böhmische  KrystallgUs. 

c)  Das  Kronglas  (Crownglas),  ein  Kaliglas  aus  besonders  reioa 
Rohstoffen,  das  wegen  seiner  Reinheit  und  Klarheit  vorzugsweise  zu  opö' 
sehen  Zwecken  Verwendung  findet.  Sehr  reich  an  Kali  und  daher  selxr  weich 
ist  auch  das  österreichische  Solin  glas,  aus  welchem  man  Uhrgläser,  Thermo^ 
meter-  und  BarometerrÖhren  n.  s.  w.  fertigt. 

«/)  Das  Flintglasi  ein  Bleikalisilicat  (Bleioxydgehalt  ^  40  44%)»  «* 
welchem  hauptsächlich  die  Linsen  physikalischer  Instrumente  gefertigt  werdoi 
Zur  Beseitigung  dtx  farbigen  Ränder  an  optischen  Gläsern  filr  Femrohi« 
und  Mikroskope  wird  hinter  die  stark  brechende  FüntglasUnse  eiw 
schwacher  lichtbrechende  KronglasUnse  gestellt,  welche  zum  Theil  die 
Lichtbrechung  der  ersten  Linse  und  ganz  die  Farbenzerstreuung  aufhebt 

e)  Der  Strass,  ein  Glas  mit  sehr  hohem  Bki  '  ialt  (50—63%/. 
das  leicht  schmelzbar,  ganz  farblos,  klar  und  du  -:  ist,  ein  sehr 
starkes  Lichtbrechungsvemiögcn  besitzt  und  ohne  weiteren  Zus  »^ß 
Diamanten  (SimiUbrillanten\  sowie  die  Grun<lla2fe  für  tlic  Hci 

lieber  Schmucksteine  bildet 

Die    von    den    Gebrüdern    ^to\t!s:indi    in     Ikemen     bei     i 
kation   von  FlaschengUs  verwendeten  Säue  sind  inach  einer  % 

an  den  Verfasser)  folgende: 


Krstes  CapiteL  Da«  Glas  nnd  das  WnsscT|f!as. 
Glasj^emengc  in  Gcwichtstheilun. 


181 


R  olk«  t  of  £e 


Halbwetti 


Grün 


Halbdunkd 


Dttokel 


Hrnttfi 


Oelber  Sand — 

Weisser  Sand    *    ,  5G<i 

Gelber  Mergel  ...  — 

Kreidemergcl     .  142 
Weisser  Mergel                     •    i         ^^ 

Glaubersah    ,                        ,  22<) 

Flussspalh      2H 

Kohle ^ 

Coaks      .    .    .    , 1<> 

Braunstein      .......  — 

Eisenstein .    .    i        — 


500 
ä38 


74 


1UM» 


KMMJ 


KUH) 


1000 


KXIO 


§.  242.  Die  Abkühlung  des  Glases. 

Im  festen  Zustande  ist  (»las  spröde  und  leicht  zerbrechHch.  Die  Sprödig- 
jteit  niniint  ab  mit  der  Dauer  der  Abkühlung  und  mit  der  Dicke  des 
jlases.  Wird  Glas  schnell  abgekühlt,  so  springt  es,  oder  es  entstehen  in 
keinem  Inneren  Spannungen,  welche  bei  der  kleinsten  Verletzung  der  Ober- 
lache  ein  explosionsartiges  Zerplatzen  der  ganzen  Glasmasse  hervorrufen» 
5eim  Abkühlen  des  Glases  bildet  sich  zunächst  aussen  eine  dünne  feste 
jide,  während  die  inneren  Theilchen  der  Glasmasse  noch  ganz  weich  sind. 
Beim  Erkalten  haben  diese,  wie  alle  Körper,  das  Bestreben,  sich  ausammen- 
LKuziehen  und  einander  zu  nähern;  hieran  werden  sie  durch  die  bereits 
^Krkaltete  äussere  Schicht,  die  sich  ihrer  Sprödigkeit  wegen  nicht  weiter 
^■zusammenziehen  kann,  verhindert.  Beseitigt  man  dieses  Hinilemiss  irgendwo, 
^■ndem  man  z.  B.  ein  Stückchen  vom  Glase  abbricht,  so  nehmen  die  Glas- 
theilchen  an  dieser  Stelle  den  ihnen  zukommenden  Raum  ein,  reissen  hierbei 
lie  benachbarten  Theilchen  mit  sich  fort,  diese  wiederum  die  ihnen  zunächst 
Segenden  und  so  weiter,  wodurch  eine  Trennung  der  einzelnen  Atome  herbei- 
Eeflihrt  wird. 

Als  Beispiele  für  das  Auftreten  grosser  Spannungen  in  schnell  gekühltem 

mögen    hier     die    Glasthränen    und    die    Bologneser    Flaschen 

tert   werden.    Lässt   man    Glastropfen    in    kaltes    Wasser    fallen,    so    ent- 

tehen    dicke,    am    einen    Ende    in   einen    feinen    Faden    ausgezogene   Glas- 

iKlÜmpchen,  welche    man  Glasthränen   nennt.    Dieselben    können  auf    ihrem 

Jickexen    Theile    ziemlich    kräftige    Hammerschläge    ohne    jeden    Nachtheil 

.    während    sie    sofort    explosionsartig    zersplittern,    wenn    man    ihre 

itze  abbricht.  Die  auf  dieselbe  Weise  plötzHch  abgekühlten,  sogenannten 

Soiugneser   Flaschen  können   ebenfalls    einem    starken    Sloss  oder  Schlag 

iderstehen,   aber  sie  zerspringen   mit   einem  Knall  in  winzige  Stücke,  wenn 

ihre  Innenfläche  mit  einem  spitzen  Instrumente  berührt  oder  ein  kleinem 

)ttar2.kömchen  in  sie  hineinwirft. 

Es  ist  daher  ein  allmaliges  Abkühlen  des  fertiggestellten  Glases  in  einem 
fen,  dessen  Temperatur  anfangs  nicht  viel  unter  dem  Schmelzpunkt  des  Glases 


Dritter  Thell.  tHt  NcT>cn-  oder  Hlllsstoffb, 

liegen  darf,  voritunehtneii,  uro  das  Glas  widerstandsfähig  gegen  einen  Wcchlrf 
der  Temperatur  zu  machen,  und  dringend  geboten,  wenn  die  Glasmasse  cbe 
verschiedene  Dicke  besitzt.  Kühlt  man  jedoch  schwer  schmelzbares  Glas 
zu  langsam  ab,  oder  lässt  man  es  auf  längere  Zeit  im  Ofen  liegcri,  dessen 
Temperatur  das  Glas  erweicht,  so  wird  es  krystallinisch»  undurchsidiltgi 
weiss  oder  milchig,  besonders  aber  wenn  das  Gemenge  viej  Kalk,  lliODcnic 
und  andere  erdige  Basen  enthält.  Man  nennt  ein  derartiges  Glas  cot* 
glastes,  auch  Glasporzellan  oder  (nach  seinem  Erfinder)  R^atimur'schcs 
Porzellan, 

§  243.  Eigenschaften  des  Glases, 


1,  Härte.  Wenn  man  Glas  unter  Einhaltung  gewisser  VorsichlsmÄiss- 
regehl  schnell,  aber  gleichmässig  abkühlt,  nachdem  es  vorher  fast  bis  wm 
Erweichen  erhitzt  worden  ist,  so  erhält  man  ein  sehr  elastisches»  festes, 
gegen  Stoss,  Schlag  u.  s.  w.  besonders  widerstandsfähiges,  hartes  Glas,  «Jas 
unter  dem  Namen  Hartglas  in  den  Handel  gekommen  ist.  Derartiges  Glas 
kann  stark  erhitzt  und  hierauf  mit  Wasser  bespritzt  werden,  ohne  Sprüii|t 
zu  erhalten;  es  bleibt  sogar  unversehrt,  wenn  man  es  nach  dem  Kintauchen 
in  Wasser  einer  Flamme  aussetzt;  es  ist  (nach  de  la  Basti e)  doppelt  wj 
elastisch  als  gewöhnliches  Glas,  bei  2  wm  Dicke  l'Ömal,  bei  3  mm  Dicke 
aber  31  mal  so  widerstandsfähig  als  4  rrtm  dickes  gewöhnliches  Glas,  in 
Starken  von  6 — ^13  mm  und  polirt  3  67mal  so  fest  als  gewöhnliches  Glas  von 
gleicher  Dicke,  im  rohen  Zustande  dagegen  5'33mal  so  fest  als  gewöhn- 
liches Rohglas.  Eine  Hartglasplatte  von  3  mm  Dicke  brach  erst,  nachdffn 
man  auf  sie  ein  Gewicht  von  100  ^  aus  5'75  m  Hohe  hatte  fallen  lasseoT 
während  eine  (>  mm  dicke  Platte  aus  gewöhnlichem  Glase  unter  ABwendons 
desselben  Gewichtes  schon  bei  einer  Fallhöhe  von  0'80  m  zcrtntmmeii 
wurde.  Eine  Hartglasplatte  von  5  mm  Dicke  hielt  den  Fall  eines  Ge- 
wichtes von  200  ^Ä/^  aus  einer  Höhe  von  4w  aus,  während  gewöhnliche«  Gh* 
von  gleicher  Dicke  schon  durch  ein  Gewicht  von  lOU^  bei  einer  FallbOhe 
von  0'30 — 0'40  m  zerbrochen  wurde,  Grössere  Hartglastafeln,  welche  « 
Boden  geworfen  wurden,  bogen  sich  wie  Bleche,  ohne  zu  zerbrecheo,  lliui 
klangen  beim  Aufschlagen  wie  MeUdl 

Das  Verfahren  zur  Herstellung  von  Hartglas  ist  ein  verschiedoiea' 
Alfred  de  la  Bastie  in  Richmont  benutzt  als  Abkühlungsmiitel  Härt^ 
bäder  aus  Oel,  Fett,  Wachs,  Stearin,  harzigen  oder  bituminösen  Stüffen, 
Ingenieur  Pieper  in  Dresden  Wasserdampf  (Vulcanglas),  Friedrich 
Siemens  in  Dresden  feste  Gegenstände,  welche  Wärme  aufzunehmen  vermögen* 
z.  B-  Thon-  oder  Mctallplalten,  zwischen  denen  das  rothglühendc  Gks 
gepresst  wird  (Presshartglas)  u.  s.  w.  Die  Temperatur  der  HärtebÄder 
richtet  sich  nach  dem  höheren  oder  niederen  Schmelzpunkt  der  Glxismassc 
und  wird  neuerdings  für  Bleiglas  zu  60 — 120**  C,  für  Natron  kalk  glas  ra. 
150—300«  C,  für  Kahkalkglas  zu  800"*  C  und  darüber  gewühlt. 

Das  Hartglas  hatte  früher  dieselbe  gefährliche  Eigenschaft  wu  .>> 
Bologneser  Flaschen  und  die  Glasthränen;  sie  ierspliiterten  bei  der  geringsten 
Verletzung,    ja    zuweilen    sogar    ohne     dass    irgend     eine    Veraiii  i^ 

ermitteln  war,  doch  soll  es  sowohl  Friedrich  Siemens  durch  eine  ng 

der  Herstellungsweise  und  dem  Glastechniker  H.  Hildebrandt  in  WiiucüciuO 


ad  das  WassergU 


Schlesien)  durch  eine  eigen thümliche  chemische  Zusaininensetzung  des  Glas- 
itzes  gelungen  sein,  diesen  Uebclstand,  der  auf  die  bisherige  Verbreitung 
des  Hartglases  ausserordentlich  hemmend  gewirkt  hat,  zu  beseitigen. 

Das  von  Siemens  fabricirte  Presshartglas  und  das  von  Professor 
Bauer  in  Wien  im  Paraftlnbade  gehärtete  Glas  lassen  sich  selbst  mit  dem 
Diamanten  nicht  mehr  schneiden,  im  Uebrigen  können  Hartgläser  nur  nach 
den  schwarzen  Linien  getheilt  werden,  die  sie  im  polarisirten  Lichte 
besitzen. 

Zu  den  Hartgläsern  gehört  auch  das  sogenannte  Metallglas,  welches 
von  den  Technikern  der  Solm'schen  Glashütte,  Lubisch  und  Riede rer, 
erfunden  wurde. 

Die  Härte  des  Glases  hängt  jedoch  nicht  nur  von  dem  Abkühlungs* 
verfahren  ab,    sondern    auch   von    dem    Gehalt    des    Glases    an    Kieselsäure, 

I Bleioxyd  und  Alkalien,  Die  Härte  vermindert  sich  mit  der  Abnahme  des 
Kieselsäuregehaltes  und  der  Zunahme  des  Gehaltes  an  Bleioxyd,  Kali  und 
Natron,  jedoch  ist  Natronglas  härter  als  Kaliglas,  auch  ist  die  Oberfläche 
einer  Glasmasse  stets  härter  als  das  Innere  derselben.  Mit  der  Härte  wächst 
auch  der  Glanz  und  die  Politurfahigkeit  des  Glases. 
[  2.    Spccifisches    Gewicht.    L)as    specifische    Gewicht    schwankt    beim 

Kalkglas  zwischen  2 "4  und  2"8|  beim  Bleiglas  zwischen  30  und  4*U  und 
I beträgt  beim  Spiegelglas  2*44—2*56,  beim  Krystallglas  2*80— 3'20,  beim 
JFaraday' sehen  Fiintglas  5'43  und  beim  O.  Schott'schen  Glase  sogar  0*33, 
Glas  mit  einem  höheren  .specifischen  Gewichte  als  2'8  enthält  Blei  oder 
tearyt.  Leichtes  Glas  ist  wenig  wetterbeständig  und  von  geringem  Glänze. 
^  3,  Kubischer  Ausdehnungsco(£f0ctent.  Derselbe  schwankt  (nach  O.  Schott) 

zwischen  OCK)00137  und  0  0000337  und  ist  bei  alkalireichem  Glase  grösser 
als  bei  alkaharmem.    Werden  zwei  Gläser  von  möghchst   verschiedenen  Aus- 
^—ciehnungscoefficienten    passend    ausgewählt    und    über  fangartig    mit    einander 
^Brerbunden,  so  erhält  man  ein  Glas,  welches  einem  schroffen    Wärmewechsel 
^zu  widerstehen  vermag  und  trotz  der  —  sogar  beim  langsamen  Erkalten  — 
eintretenden  Spannungen,  welche  im  Inneren  des  Glases  Zug-,  im  Aeusseren 
Jruckspannungen    sind,    eine   Verletzung    seiner    Innenfläche    verträgt,    ohne 
ivic  Hartglas  sogleich  zu  zersphttem.  Aus  solchem,  von  O.    Schott   in  Jena 
erfundenen    Glase,     Verbundglas    genannt,    fertigt    man    Lampency linder, 
Wasserstandsgläser  für  Dampfkessel,  Kochwäschen,  Abdampfschalen,  chemische 
Apparate  u,  s.  w.  Erhitzt    man    Verbundglas   und   besprengt    es   darauf   mit 
IVasser,  so  zerspringt  es  nicht, 

4.  Leitung  der  Warme  und  Elektricitat.  Glas  ist  ein  schlechter  Wärme- 
leiter;  setzt  man  die  Wärmeleitungsfähigkeit  des  Silbers  =   lOi),  so  beträgt 

iie  des  Glases  nur  003.    Die  Elektricität  leitet  Glas  schlecht,  wenn  es  sich 
kalten  Zustande  befindet,    aber  gut,  wenn  es  erhitzt  ist,   und  zwar  schon 
ei  einer  Temperatur  von  -|-  80"  C,  an,  am  besten  jedoch  im  rothglühenden 
KZustande, 

5,  Wärmedurchlässjgkeit.    Farbloses  Glas   von   verschiedenartiger   Zu- 
rjmensetzung,  jedoch  ohne  Eisengehalt,  lässt  strahlende  Wärme  hindurch, 

eütt   man    dem    Glasgemenge   jedoch    nur   1\  Eisenoxyd   und   Reductions- 

ciittel  hinzu  und  schmilzt  man  das  Ganze  bei  hoher  Temperatur  zusammen, 

erhiüt   man    ein    fast   wärm eun durchlassiges    Glas,   welches  Schirmglas 

'oder  Wärraeschirmglas   genannt  wird,    (Erfinder:    Richard   Zsigmondy/) 


184 


Drittrr  TbeÜ.  Die  Neben-  cmSct  Hilfsstoffe. 


Während  gewöhnliches  Spiegelglas  von  8  mm  Dicke  x,  B.  58^ — 63"/o  ^ 
strahlenden  Wärme  eines  Argandbrenners  hindurchlässt,  lässt  gleich  dickes 
Schirmgks  nur  etwa  0*7  7o  <^urch.  Das  Schirmglas  eignet  sich  deshalb  lur 
Hersteliung  von  Lampen-  und  Ofenschirmen,  Glasdachziegeln,  Deckglüsem 
für  Treibhäuser^  Schutzbrillen  gegen  Feuersglut  u.  s*  w* 

6.  Lichtbrechuiigsverinögeii.  Dasselbe  ist  schwach  beim  gewöhnlichen 
Glase,  stark  beim  Bleiglase,  sehr  stark  bei  einem  Glase,  das  Wismuth  anstatt 
Blei  und  Thalliumoxyd  anstatt  Kali  enthält, 

7.  Elasticität  und  Festigkeit.  Richtig  gekühlte  Gläser  sind  elastischer  ab 
zu  schnell  oder  zu  langsam  gekühlte,  jedoch  besitzt  das  Hartglas  eine  grossere 
Elasticität  als  gewöhnlich  gekühltes  Glas.  Die  Festigkeit  ist  am  gr  -  m 
Hartglas  (besonders  beim  Presshartglas),  am  geringsten  beim  enii;  .is 
(Porzellanglas).  Elasticität  und  Festigkeit  hängen  aber  auch  von  der  Fonn  imd 
der  Dicke  des  Glases  ab.  Nach  W^ertheim  und  Chevandicr  (siehe  »Hand- 
buch der  Architektur«,  Bd.  I,  S.  284)  beträgt  der  Elasticitätsmodul  fiir 
1  an^  Fensterglas  791.700  kg,  beim  Spiegelglas  701 .5Ü0  kg,  beim  ungefärbten, 
bleifreien  Krystallglas  689.000  kg  und  beim  weissen  und  farbigen  KrystalJ- 
glas  547.700  kg\  die  Zugfestigkeit  für  1  rw*  beim  Fensterglas  176'3/^i 
beim  Spiegelglas  140  kg,  beim  ungefärbten  bleifreien  Krystallglas  100*2  V» 
beim  farbigen  und  w^eissen  Krystallglas  ^^b  kg  und  (nach  Fairbairn)  beim 
gekühlten  Flintglas  161 — 179  kg,  beim  grünen  Glas  203  kg^  beim  Krongbs 
179  kg\  —  die  Druckfestigkeit  nach  Fairbairn,  wenn  das  Glas  •*  die 
Gestalt  eines  Cylinders,  6  die  Gestalt  eines  Würfels  besitzt,  der  aus  grösseren 
Stücken  herausgeschnitten  und  daher  schlecht  gekühlt  ist^  beim  gekühlten 
Flintglas  a  1940  kg\  6  923  kg,  beim  grünen  Glas  a  2241  kg,  b  1421  k. 
beim  Kronglas  a  2180  kg,  b  1531  kg  für  das  Quadratcentimetcr;  —  die 
Biegungsfestigkeit  nach  Seh  w  er  in  g  beim  geblasenen  Rohglas  von  »1 
bis  5  mm  Stärke  durchschnittlich  375  kg^  beim  gegossenen  Rohglas  Ab- 
nehmend mit  wachsender  Stärke  und  zwischen  ä  =  b  bis  15  mm  sich 
berechnend  aus  der  Formel:  2lH)  +  IG  .  (15  —  <^^  kgf  beim  PresshartgUf» 
etwa  1000  kg  für  das  Quadratcentimeter. 

8*  Wetterbeständigkeit,  Glas,  das  reich  an  Kieselsäure  ist  und  nebe» 
dieser  als  Hauptbestandtheile  mindestens  zwei  Metalloxyde^  nämlich  ein  Oxyd 
eines  Alkalimetalles  und  ein  Oxyd  eines  Erdalkalimetalles  oder  statt  des 
letzteren  Blei-,  Zink-,  Wismuthoxyd  oder  Thonerde  enthält,  widersteht  den 
Angriffen  von  Wasser  und  Säuren  ziemlich  stark.  Schlechtes  alkali reich« 
Glas  wird  von  Wasser  und  von  anderen  Flüssigkeiten  leicht  angegritfen.  und 
2war  leistet  kalireiches  Glas  einen  grösseren  Widerstand  als  natronreichcj». 
Derartiges  Glas  erblindet  leicht  an  der  Luft  und  vermag  einen  starkes 
Wärmewechsel  nicht  zu  ertragen.  Bleihaltiges  Glas  wird  je  nach  der  Gros» 
des  Blcigehaltes  mehr  oder  minder  von  Salzsäure  zersetzt  und  von  Ammoniak 
angcgriüen.  Hierbei  überzieht  es  sich  mit  einer  ganz  dünnen,  in  allen  Regen- 
bogenfarben  schillernden  Haut,  d.  h.  es  läuft  an  oder  erbhndet,  Dieso 
Häutchen  besteht  aus  Kali-  und  Natronsalzen,  denn  das  Glas  verliert  Kali 
Natron  und  etwas  Kieselsäure  und  nimmt  AVasser  auf.  Das  Erblinden  und 
Buntanlaufen  von  Fensterscheiben  in  Viehställen  und  Treibhäusern  wird  mcistöii 
durch  Ammoniak  hervorgerufen.  Fluorwasserstoffsäure  vermag  selbst  das  festeste 
Glas  vollständig  zu  zerstören  und  wird  zum  Aetzen  des  Glases  benutxL  Sie 
dient   aber   auch   dazu,   blind   gewordene   Scheiben  wieder  kUr  zu  machen. 


Erste«  Capitel*  Das  Gbs  tmd  das  Wasserglas. 


im 


Die  Wetlerbeständigkeit  lässt  sich  am  einfachsten  durch  Kochen  eines 
iGlasstückchens  in  concentririer  Schwefelsäure  otler  in  Königswasser  prüfen: 
[gutes  Glas  bleibt  hierbei  ganz  unverändert;  ein  frühzeitiges  Erblinden  lässt 
sich  aus  dem  Verhalten  des  Glases  nach  der  Einwirkung  von  Salzsäure- 
dämpfen auf  dasselbe  beurtheilen:  gutes  Glas  darf  keinen  Anflug  zeigen^ 
matt  oder  rauh  erscheinen,  nachdem  man  es  30  Stunden  lang  diesen  Dämpfen 
ausgesetzt  und  hierauf^  vor  Staub  und  Ammoniak  geschützt,  in  einem  dicht 
schliessenden  Behälter  24  Stunden  lang  aufbewahrt  hat. 

Die  Glasfabrikation« 
g  244.  Das  EinschmeUen. 

Das    Glas    soll    möglichst    rein,    eben,    farblos»    durchsichtig,    blasen-, 
'^ wölken-,  wellen-,  streifen-  und  klumpenlos,  auch  nicht  gewunden  sein,   damit 
die  Gegenstände  hinter  der  Glasscheibe    beim  Hindurchsehen   nicht   verzerrt 
.erscheinen.    Tadelloses  Glas    erhält    man    durch    Benutzung    möglichst   reiner 
I  Rohstoffe  und  möglichst  geringer  Massen  alkalischer  Flussmittel,  ferner  durch 
leiDe  möglichst  vollkommene  Mischung  der  Gemengtheile  im  Ofen  und  durch 
leine  möglichst  hohe  Schmelztemperatur.    Um  den  Glassatz  gehörig    durchzu- 
[arbeiten,  w*ird  er  stundenlang  mit  Krücken  umgerührt.  Während  dieser  Arbeit 
stösst  man  mit  einem  Eisen  ein  Stück  grünes  Holz,  eine  Kartoffel,  eine  Rübe 
u.  dergl.   bis   auf   den  Boden   des   Schmelzgefässcs ;    durch    das    schnell  ver- 
dampfende Wasser  dieser  PÜanzen  wird  die  Glasmasse  ausserordentlich  stark 
aufgeschäumt    und   eine  Trennung    der  Glassatztheile   nach    dem  specifischen 
bCjewichte    vermieden.    Man    nennt    diesen  Vorgang   das  Blasen    des  Glases. 
jBei  gewissen  Glasmengen,  namentlich  stark  bleioxydhaltigen,  verwendet  man 
[auch  Arsenik,  das  untersinkt  und  beim  Verdampfen  gleichfalls  die  Glasmasse 
[in    starke  Bewegung   bringt    Aber  trotz  aller  Sorgfalt   lassen   sich  Klumpen, 
j Streifen  u,  s,  w.  —  Schlieren  genannt  —  nicht  immer  vermeitlen,  namentlich 
liucht  bei  einer  grossen  Glasmenge;    ebenso  schwierig  ist  es  auch,    die  Luft- 
Iblasen  aus  der  Glasmasse  ganz  zu  entfernen. 

Die  Rohstoffe  werden  getrocknet,  dann  möglichst  fein  gemahlen,  sorg- 
tltig  vermischt  und  in  offenen  oder  zum  Schutze  der  Glasmasse  gegen  Rauch 
In,  s.  w,  mit  Hauben  bedeckten  und  vom  eine  Oeffnung  (sogenannte  Arbeits- 
jöfiTnung)  besitzenden,  kreisrunden  oder  ovalen,  sich  nach  unten  etwas  ver- 
t jungenden,  etwa  60  rm  hohen  und  in  den  Wandungen  9 — 12  cm  starken 
iHäfen  geschmolzen,  die  aus  feuerfestem  und  kieselsäurereichem  Thon hergestellt 
jand  vor  dem  Gebrauche  in  eigens  zu  diesem  Zwecke  construirten,  an  den 
ISchmelzofen  angebauten  Anwärme-  oder  Temp  er  Öfen  vorgewärmt,  geglüht 
[und  mit  Glasabgängen  eingeschmolzen  sind.  Bei  der  Fabrikation  von  Spiegel- 
[glas  benutzt  man  auch  viereckige  Wannen.  Als  Schmelzofen  dienen 
Irunde  oder  eckige,  backofenartige,  liegende  Flammöfen  mit  Feuerungs- 
liaum  am  einen  und  Schornstein  am  anderen  Ende,  die  mit  Steinkohlen,  in 
Icinigen  Gegenden  (z.  B.  in  Venedig,  im  Thüringer-,  Böhmer-  und  Bayerischen 
|WÄld)  mit  Holz,  seltener  mit  Torf  oder  Braunkohle  geheizt  werden,  oder 
'aiiTienöfen,  bei  denen  der  Herd  unmittelbar  als  Behälter  für  die  schmelzende 
iGUstnasse  benutzt  wird  und  durch  eine  Scheidewand  in  zwei  AbtheÜungen 
getheitt  ist,  um  in  der  einen  das  Schmelzen  vornehmen  und  in  der  anderen 
das  zur  Verarbeitung  fertige  Glasgemenge  aufbewahien  zu  können,  oder  zat 


i«e 


Dritter  Thcil.  Die  Neben-  oder  HÜfsstoÜt, 


Vermeidung  von  VeruureinigungeTi  des  Glassatzes  durch  Flugasche  und  mi 
besseren  Ausnutzung  der  Wärme  Gasöfen,  in  denen  die  festen  Brenn» 
Stoffe  zunächst  in  Gas  verwandelt  und  letzteres  mit  vorgewärmter  Luft  tin 
eigentlichen  Ofenraum  zur  Verbrennung  gebracht   wird.    Solche  (V  li- 

Öfen  mit  Gasfeuerung    sind   für  Hafen-  und  Wannenbetrieb   mit    |  icr 

(seltener)  oder  continuirlicher  Feuerung,  sowie  mit  Vorwärmung  des  Gas« 
und  der  Verbrennungsluft  eingerichtet  (Regenerativ-Gasfcuerung)»  Als 
der  beste  Gasschmelzofen  wird  zur  Zeit  der  von  Friedrich  Siemens  io 
Dresden  vor  wenigen  Jahren  construirte  hufeisenförmige  Wannenofen  rail 
freier  F lammen entfaltung  angesehen,  bei  welchem  die  Heizkammer  einco 
grosseren  Raum  als  bei  den  älteren  Schmelzöfen  mit  Gasfeuerung  bildet  und 
die  Flamme  des  entzündeten  Gases  frei,  fast  ohne  die  Wände  der  Heiz- 
kammer zu  berühren,  verbrennt,  so  dass  das  Glas  hauptsächlich  durch  die 
Strahlung  der  Flamme  und  des  erhitzten  Ofengewölbes  geschmolzen  wird 
Dieses  Heizverfahren,  durch  welches  eine  grosse  Brennstofiferspamiss  (bis  4^7#) 
und  die  höchstmögliche  Wärme  erzielt  wird,  kann  aber  auch  für  Hafen- 
betrieb  angewendet  und  so  eingerichtet  werden,  dass  ein  stetiger  Arbeiti- 
betrieb  herrscht,  indem  in  der  einen  Abtheilung  das  Glas  geschmolzen  und 
geläutert,  in  der  zweiten  das  zähflüssige  Glas  zur  Verarbeitung  aufbewahrt 
und  entnommeui  in  der  dritten  der  neue  Glassatz  eingetragen  und  rot* 
gewärmt  wird. 

Den  Siemens'schen  Regenerativ-Glasschmelzofen  mit  Hulefl 
zeigt  Figur  419  im  Längendurchschnitt,  Figur  420  im  Querschnitt  ^nd 
Figur  421  im  Grund riss.  Unterhalb  des  Arbeitsraumes  AT  Hegen  die  Re- 
generator-Kammern G  und  Gjj  welche  mit  lose  aufgeschichteten  feuerfesten 
Ziegeln  angefüllt  sind  und  abwechselnd  von  Luft  und  Heizgasen  durdi* 
strömt  werden.  Das  Gas  tritt  durch  den  Canal  M  in  den  Arbeitsraum  ein. 
Auf  der  Ofensohlc  stehen  lü  offene  Hafen  r  (auf  jeder  Längsseite  6),  dk 
von  den  in  der  Längsrichtung  strömenden  Flammen  umspült  werden.  Vor 
jedem  Hafen  ist  ein  Arbeitsloch  a  angeordnet.  Von  den  Oeffnungen  ^  am. 
welche  durch  Platten  geschlossen  werden,  kann  man  die  beim  Leck  werden  oder 
Zerspringen  der  Hafen  auf  die  Ofensohle  fliessende  Glasmasse  leicht  beseitigen' 

Die  Figuren  422 — 425  stellen  eine  continuirlich  arbeitende,  huf- 
eisenförmig gestaltete  Glasschmelzwanne  mit  Schiffchenbctricl* 
dar.  Die  vier  Regeneratoren  liegen  neben  einander.  An  einem  Ende  eines 
jeden  Regenerators  führt  je  ein  Canal  nach  oben,  unter  denen  sich  die 
Flugstaubkammem  befinden.  Ein  jeder  dieser  vier  grossen  Canälc  ^,  /,  g^  und  /p 
bildet  einen  der  vier  Gas,  bezw.  Luft  einführenden  oder  die  Verbrennung«- 
erzeugnisse  abführenden  Füchse.  Wie  die  Zeichnungen  erkennen  laSKUt 
münden  die  Gas-  und  Luftfüchse  über  einander  verhältnissmässig  hoch  Über 
dem  Glasspiegel  in  den  Schmelzraum  ein.  Dieselben  sind  entweder  bis  »ur 
Ausmündung  getrennt  oder  vereinigen  sich  schon  etwas  vor  derselben,  wie 
bei  dem  hier  dargestellten  VVannenofen»  Die  Flamme  kann  sich  so  in  de»» 
weiten  Ofenraumc  frei  und  ungehindert  entwickeln  und  den  halbkreisfürmigtii 
Raum  durchlliessen,  ohne  auf  das  Ofengewölbe,  auf  das  eingetragene  Gemengt 
oder  den  Glasspiegel  aufzuschlagen,  noch  mit  den  Zwischenwänden  in  un- 
mittelbare Berührung  zu  kommen. 

Der  Grundriss  (Fig,  424)  zeigt  die  Form  eines  Hufeisens,  dessen 
Durchmesser   bezw*  Weite   die    vier  Regeneratoren  einnehmen,   wührend  i» 


EMt% 


i^serfu 


der  Richtung  der  Längsachse  der  Regeneratoren  sich  die  eigentliche  Wanne 
l^nicht  viel  über  die  halbe  Gesammtbreite  derselben  ausdehnt.  Ein  hohes  kugel* 

schalenförmiges  Gewölbe  bildet  den  oberen  Abschluss  des  Schmelzrauraes. 
'In  Richtung    der   Regenerator-Längsachse    schliessen    sich    an    den    Oberbau 

auf  der  einen  Seite  zwei  Vorbauten  für  die  aus  den  Regeneratoren  aufwärts 

steigenden  Canäle  an,  während  auf  der  halbkreisförmigen  Seite  vertheilt  die 

I Arbeitsplätze  mit  der  daran  liegenden  Arbeitsbühne  sich  befinden.  Diese 
fVorbauten  sind  mit  mehreren  Oeffnungen  versehen,  um  von  aussen  oder 
liach  rückwärts  das  Innere  der  Füchse,  sowohl  deren  lothrechten  wie  wag- 
srechten  Theil,  beobachten  und  ausbessern  zu  können.  Wie  aus  der  Zeichnung 
lersichtlich,  sind  die  Vorbauten  nicht  in  oder  parallel  der  Längsachse  der 
iRegeneratoren  errichtet,  erheben  sich  vielmehr  über  je  einem  Paare  der- 
selben derart,  dass  ihre  Mittelachsen  der  Mitte  des  Ofens  zugewendet  sind* 
jJDie  Vorbauten  stehen  vol kommen  frei,  daher  gut  gekühlt,  und  sind  ohne 
[inneren  organischen  Zusammenhang  mit  dem  übrigen  Oberofen  als  abge- 
sonderter Ofentheü  erbaut  Sie  dienen  weder  als  Widerlager  des  Ofen- 
Gewölbes,  noch  sind  sie  von  dessen  Bewegungen  irgendwie  beeinflusst.  Zwischen 
ien  Vorbauten  befinden  .sich  die  Einlegestcllea  für  das  zu  schmehende 
emenge. 

Aus  dem  Grundrisse  ist  ferner  ersichtlich,  dass  die  eigentliche  Wanne 
Jurch  zwei  mit  starken  Luftkühlungen  versehene  radiale  Zwischenwände  in 
irei  Räume  gesondert  ist,  um  die  Möglichkeit  zu  gewinnen,  drei  verschiedene 
Farben  Glas  gleichzeitig  in  einem  Wannenofen  zu  erzeugen.  Selbstverständhch 
steht,  je  nach  der  Grösse  der  Wanne,  einer  Theilung  derselben  in  mehr  als 
irei  Räume  nichts  entgegen,  und  es  können  vier  oder  mehr  Sorten  ver* 
schieden  farbigen  Glases  hergestellt  werden. 

Bank  des  Ofens,  Seiten-  und  Zwischenwände  desselben  müssen  energisch 
^—Äckuhlt  sein;  es  dienen  hierzu  die  auf  der  Zeichnung  auch  dargestellten,  mit 
^Beinern  grösseren  Schornsteine  in  Verbindung  stehenden  Canäle  ^j,  k^  und  f, 
^^in  <lenen   frische  Luft  hin  durchstreicht,*) 

Generatorglas  und  Luft  treten,  in  den  Regeneratoren  ^, ,  i?^  vor- 
gewärmt, bei  a  in  den  Ofen  und  entweichen  bei  a,  durch  die  Regneratoren  /?^ 
jud  i?|  in  den  Schornstein,  Bei  Z  erfolgt  das  Einbringen  des  Glassatzes  in 
iie  Wanne. 

Das  geläuterte  Glas  gelangt  in  fast  reinem  Zustande  nach  den  Arbeits- 
^ffnungen  </,  woselbst  es  die  zur  Verarbeitung  nothwendige  Zähflüssigkeit  durch 
rte  Luftzufuhr  in  den  Canälen  c  und  bei  den  Oeffnungen  d  und  dem- 
eintretende  Abkühlung  erhält.  Schiffchen  .r,  die  vor  den  Oeffnungen  ä 
in  die  Glasmasse  gesetzt  werden,    dienen  dazu,    die  Läuterung  zu  vollenden, 
>icsc  aus  Chamotte  hergestellten  Schiffchen  sind    leichter  als  die  Glasmasse 
fid  schwimmen  deshalb  auf  derselben.  Ihre  Construction  zeigen  die  Figuren  420 
(Vcrticalschmtt)  und  427  (Horizontalschnitt).    Durch   eine  oder  mehrere  Ab- 
theilungen   C  erhält  die  Abtheilung  B  das  Glas  aus  der  VV^anne,    indem  das 
(_'r  die  Trennungswand   Jlicsst.    Hierbei    wird   es    nochmals   der  Hitze 
L^t  und    dadurch   weiter   geläutert.    Aus   der  Abiheilung  A    wird    das 
«las  jtur  Verarbeitung  entnommen. 

*)  IIlusti^tioDen    und    BcschreibungcQ    dieser   Regenerativ  •  GUsschmeUofen    rer- 

nketi  wir  der  Direclion  der  •AclicnifcscUschafl  für  Glasinduit  ric  vorm»tf 

r  ri  ed  c  1  e  h  S  i  e  m  e  D  s«  ia  Dresden,  welcher  diese  vortüglicheii  CoDstructlofien  pätentin  d&d* 


ttt 


Dritter  Thcil,  Die  NelieiP  oder  Hilfsstoffe, 


Andere  Glasschmelzöfen  (z.B.  der  von  Schtn£^  Nehse,  Pütscbt  Boctms 
u.  A,)  haben  eine  geringere  Verbreitung  gefunden  als  die  Siecnefi»*sciHn 
Glasöfen  mit  Gasfeuerung. 

Die  Vorbereitung  des  Glassatzes  (das  Calciniren  der  Pottasche,  der 
Soda  und  des  Glaubersalzes)  erfolgt  im  sogenannten  Calcinirofen,  Alc 
Herstellung  der  Fritte  (d.  h.  das  Erweichen  der  Glasmasse  bis  zum  Fest- 
kleben der  pulverförmigen  Glassatztheilchen)  in  einem  backofenartigen  tmd  mit 
dem  Schmelzofen  unmittelbar  verbundenen  Frittofen,  welcher  mit  Steinkohlen» 
Holz  oder  Torf  gefeuert  wird 

Uie  beim  Schmelzen  auf  der  Oberfläche  der  Glasmasse  (bei  den  frühcrqt  _ 
Schmelzmethoden  sehr  häufige  bei  den  jetzigen  nur  selten)  sich  ansatnmelii^^| 
Unreinxgkeiten,  welche  meistens  aus  Natrium  und  Calciumsulfat  bestehen  oB 
Glasgalle  (Glasschaum)  genannt  werden,  schöpft  man  mit  eisernen  SchaOTJ- 
löffeln  ab.  Im  Schmelzofen  wird  die  Schmelztemperatur  (etwa  1200—1250*^0 
so  lange  gehalten  (d,  h.  heiss  geschürt)»  bis  die  Glasmasse  geläutert,  d.  h,  dlUm- 
flüssig  und  klar  ist  und  Glasblasen  aus  ihr  nicht  mehr  emporsteigen.  Da 
diese  dünnflüssige  Masse  nicht  verarbeitet  werden  kann  <^sie  wiirde  von  der 
Glasmacherpfeife  abtropfen),  so  muss  sie  im  Schmelzofen  bis  auf  700  b» 
800"  C.  abgekühlt  werden.  Bei  dieser  Temperatur  bildet  das  Glas  eine  dick- 
flüssige, leicht  dehnbare  und  geschmeidige  Masse.  Damit  der  Glasbläser 
während  der  Verarbeitung  das  durch  weitere  Abkühlung  unformbar  gewordeoc 
Glas  wieder  weich,  zähe  und  knetbar  machen  kann,  indem  er  die  Pfeife  mit 
dem  daran  hängenden  Glasklumpen  durch  die  Arbeitsöffnung  in  den  SchmcU* 
ofen  schiebt,  wird  die  Temperatur  im  Ofen  so  lange  gehalten,  bis  die  ganze 
Glasmasse  verarbeitet  ist. 

Man  rechnet  gewöhnlich  für  das  Einschmelzen  des  Glassaues  eine  Zdt 
von  10 — 12,  für  das  Lautem  von  4—6  und  für  das  Verarbeiten  rem 
10 — 12  Stunden,  Die  gesammte  Schmelzzeit  hängt  ab  von  der  Bescha^eohcit 
des  Glasgemenges,  der  Güte  des  Ofens   und  der  Grösse  der  Schmelzgeftsst 

Die  Verarbeitung  ist  je  nach  den  Gegenständen,  die  hergestellt  werden 
sollen,  ganz  verschieden.  In  den  nachfolgenden  Paragraphen  soll  die  Art  unil 
Weise   der  Herstellung   der  wichtigsten  Glassachen  kurz  besprochen  werdai. 

§  245.  Das  Tafelglas. 
A*  Das  gMasene   Tafefglas^ 

Das  Tafelglas  wird  entweder  durch  die  sogenannte  Mondglai- 
macherei  (ältere  Methode),  oder  durch  die  Walzenglasmacherei  (neü<ft 
Methode)  erzeugt. 

Bei  der  Herstellung  des  Mondglases  wird  mittelst  der  Glasmacher- 
pfeife, einem  schmiedeeisernen  Blaserohr  von  T;i— 10^  Länge,  5 — 1mm 
lichter  Weite,  mit  hölzernem  Mundstück  am  einen  und  Knopf  am  andcröi 
Ende,  eine  kleine  Glasmenge  aus  dem  Hafen  herausgenommen,  durch  RoUca 
auf  dem  Marbel,  einer  glatten  gusseisernen  Platte,  und  Blasen  zu  einer 
Kugel  gestaltet  und  diese  durch  öfteres  Eintauchen  unter  fortwährmdein 
Drehen  der  Pfeife  nach  und  nach  zti  einem  Sphäroid  vergrösseri  unil 
abgeplattet.  Hierauf  wird  von  einem  zweiten  Glasarbeiter  ein  runder,  L5« 
langer  eiserner  Stab  (Heft-,  Nabel-  oder  Bindeisen)  genau  auf  den  Mittel- 
punkt der  vorderen  abgeplatteten    Kreisfläche   (dem  Ochsenauge)   imCtelst 


Erstes  Capitel.  Das  Iritis  und  dna  Wasserglas» 


feines  aus  dem  Hafen    entnommenen    Glasklümpchens    angeheftet,    dann    die 

pfeife  von  der  Glasmasse  abgesprengt  und  die  Oeffnung  erweitert.  Nachdem 

man  die  Glasglocke  durch  die  aus  der  Mundung    des    Auslaufofens    heraus- 

.schlagende  Flamme  wieder  erweicht  hat,  breitet  man  durch  rasches  Umdrehen 

'des  Eisens  die    Glocke    zu    einer    Fläche   aus,    schneidet    dieselbe   von    dem 

Hefteisen  ab  und  bringt  sie  in  den  Kühlofen.    Der    mittlere    dickere  Theil 

der  Tafel,  an  welchem  das  Hefteisen  gesessen  hat,  wird  beseitigt  oder  stehen 

Igelassen.  Im  letzteren  Falle  erhält  man  die    sogenannten    Butzenscheiben, 

filie  meistens  nur  einen  Durchmesser  von   12—18  cm  besitzen. 

Bei  der  Herstellung  des  Tafelglases  mittelst  der  Walzenglasmacherei 

wird  an  den  Knopf    der   Pfeife   eine    möglichst    grosse    Glasmenge    {2kg 

imd  mehr)  genommen  <,Fig.  428  d)  und  derselben  durch  Rollen  und  Schieben 

jauf  dem  Marbel  und  durch  Blasen  erst  eine  birnförmige  (Fig.  428  ^)i  sodann 

[allmäUg  (Fig.  428  c  und  d)^  eine  cylinderförmige  Gestalt  {e)  gegeben.  Hierbei 

[erfolgt  eine  so  grosse  Abkühlung  der  Glasmasse,  dass  dieselbe    fast    erstarrt 

[und  ihre  Form  nicht  mehr  verändert.  Der  Cyhnder  wird  hierauf  im  Schmelz- 

f  ofen  an  seinem  unteren   Theilen    erweicht   und    dann    durch    Einblasen    von 

Luft  {/)  an  dieser  Stelle  durchlöchert,  indem  man  die  erweichte  Masse  zum 

Plauen  bringt 

Diese  Oeffnung  wird  nunmehr  bis  auf  die  Weite  des  CyUiiders  (^)  gc- 
[bracht,  indem  man  die  Pfeife  dreht,    den  Cylinder  schwenkt  und  ihn  durch 
]  wiederholtes  Anwärmen  im  Ofen  nicht  spröde  werden  lasst,  und  endlich  mit 
leiner  Schere  gerade  geschnitten.    Hierauf  lässt  man  den  Cylinder  erkalten. 
[legt    ihn    dann    auf   eine  Unterlage  und  sprengt  die  Pfeife,  sowie  die  Haube 
I  oder  Kappe  von  ihm  ab^  indem  man  ihn  an  der  betreffenden  Stelle  mittelst 
eines  rothglühenden  Rundsprengeisens  erhitzt    und  durch  einige  Tropfen 
j  kalten  Wassers  rasch  abkühlt  {h).  Endlich  sprengt  man  den  Cylinder  der  Länge 
nach   auf   dieselbe  Weise   mittelst  eines  glühenden  Langsprengeisens  auf, 
schiebt  ihn  in  den  Streck-  oder  Platt  ofen  auf  eine  an  der  heissesten  Stelle 
liegende,    aus    feuerfestem    Thon    und    Cement    hergestellte,    gebrannte    und 
geebnete,    mit    Kalk    bestäubte  Streckplatte   so,    dass    der  Sprung   sich  oben 
[befindet,    öffnet    ihn,    sobald    er  erweicht  ist,    mittelst  eines  Stabes  (S tre ek- 
le isens),    legt    ihn    zu   einer  Tafel  auseinander    und  ebnet  ihn  (i)  mit  einem 
[Folirholze,    indem  man  mit  diesem  zur  Verhinderung  von  Beschädigungen 
[sanft  über  die  Tafel  hin  und  her  fährt,  wobei  das  Polirholz  verkohlt.  Dann 
1  schiebt  man  die  Tafel  in  den    mit   dem  Streckofen  unmittelbar  verbundenen 
Kiihlofen,  stellt  sie  hier  aufrecht  an  Eisenstabe  und  lässt  sie  4— 5  Tage  lang 
lallmälig  abkühlen.  (Es  sei  noch  bemerkt,  dass  Pilking ton  statt  der  Spreng- 
[eisen  einen  brennenden  Kohlenoxydgasstrahl  zum  Absprengen  der  Haube,  sowie 
Oeßhen  des  Cylinders  empfiehlt) 

Soll  die  Tafel  geriffelt  sein,  so  wird  die  Glasmasse  in  eine  mit  ent- 
ISprechenden  Rippen  versehene  Eisen-  oder  Messingform  eingeblasen  oder 
lauf  einer  mit  wt^llcnfnrmi^an)  Unebenheiten  hergestellten  Platte  gestreckt; 
liioll  sie  eine  Hache  Wölbung  erhalten,  um  z,  B,  als  Scheibe  für  runde  Balkons 
IVerwentlung  zu  finden,  so  wird  sie  im  Streckofen  auf  eine  nach  der  ge- 
Iwünschtcn  Wölbung  abgerundete  Eisenplatte  gelegt  Das  geriffelte,  geblasene 
[Glas  wird  Schuppenglas  oder  cannelirtes  Glas  genamit 

Das  Mondglas    besitzt   eine   grosse   Gleichmässii^keit,    einen   schönen 
^kns,   eine   grosse  Biegsamkeit  und  wird  noch  heute  In  England  als  Tafel- 


190 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


glas  gern  verwendet,  während  es  auf  dem  Continent  hauptsächlich  nur  zur 
Verglasung  von  Laternen  dient.  Zu  diesem  Zwecke  müssen  die  runden 
Scheiben  meistens  beschnitten  werden,  um  viereckige  Stücke  zu  erhalten; 
daher  ist  der  Abfall  sehr  gross.  Die  Abmessungen  u.  s.  w.  des  Mondglases 
betragen :  ♦) 

Dicke  14  mm.  Gewicht  für  das  Quadratmeter  3-66  >^,  Höhe  790  mm, 
Breite  530 /w/w  (ordinäres  Format); 

Dicke  21  mm,  Gewicht  für  das  Quadratmeter  5'5  kg,  Höhe  860  mm, 
Breite  A&^mm  (hohes  Format). 

Das  Walzenglas  (Tafelglas,  Cylinderglas,  gestreckte  Glas) 
kommt  in  Tafeln  bis  1'65  m  Höhen  und  102  m  Breite,  die  bis  15  kg  wi^en, 
im  Handel  vor,  doch  sind  die  Tafeln  meistens  nur  4  kg  schwer  und  besitzen 
je  nach  ihrer  Dicke  verschiedene  Höhen  und  Breiten,  und  zwar  unter- 
scheidet man: 

dünnes  oder  '/g"^^^»  ^^^  1'5  ^^  stark.  Gewicht  für  das  Quadrat- 
meter =  etwa  3'6  kg', 

ordinäres  oder  */^-Glas,  etwa  imm  stark  (einfaches  Glas),  Gewicht 
für  das  Quadratmeter  =  etwa  4'8^^; 

*/^-Glas,  etwa  2*5  mm  stark,  Gewicht  für  das  Quadratmeter  =  etwa 
6-0  kg', 

**/^-Glas,  etwa  3 /w;w  stark  (anderthalbfaches  Glas),  Gewicht  für  das 
Quadratmeter  =  etwa  7 "2  kg', 

®/^-Glas,  etwa  4  w/w  stark  (Doppelglas  für  Oberlichter  u.  s.  w.), 
Gewicht  für  das  Quadratmeter  =  etwa  8'4  kg. 

Die  Tafelgläser  werden  nach  vier  »Wahlen«  sortirt,  von  denen  die 
erste  Qualität  (ganz  reines,  tadelloses  Glas)  ihres  hohen  Preises  wegen  nur 
ausnahmsweise  verwendet  wird.  Für  bessere  Bauten  benutzt  man  Glas  der 
zweiten  oder  dritten  Wahl,  für  untergeordnete  Gebäude  (namenthch  Ställe) 
auch  Glas  der  vierten  Wahl.  Die  reinsten  Sorten  des  ^4-  und  ^/^-Glases  ver- 
wendet man  auch  als  Spiegelscheiben,  nachdem  man  sie  geschliflfen  und  polirt 
hat.  Dieses  geblasene  Spiegelglas  kommt  in  zwei  Sorten  in  den  Handel, 


sH%  Cskjiftd.  Das  6!as  und  das  Wssserglas. 


m 


[Zahl  angerechnet  wird;  z.  B.  werden  fUr  eine  Tafel  von  35  und  49  rm 
[Seitenlange  nicht  84  addirte  Centimeter,  sondern  36  +  50  =  86  addirle 
fCentimeter  für  die  Preisbestimmung  angesetzt» 

Geblasenes  Glas  besitzt  durchschnittlich  eine  grössere  Festig- 
keit als  gegossenes  von  gleicher  Stärke. 

Einen    unzerbrechlichen  Ersatz    für  Fensterglas    soll    das    Tektorium 
liefern,  das  aus  einem  galvanisirten   und    mit  einer  eigenartigen  Masse  über- 
zogenen Drahtgewebe  besteht  und  in  Rollen  von  60  und  120  cm  Breite  und 
7  m  Länge  in  den  Handel  kommt  Das  Tektorium  soll  zähe  und  geschmeidig, 
[in    Wasser    unauflöslich     und     wetterbeständig    sein,     es    soll    sich    biegen, 
(schneiden,    nageln    und    kitten    lassen,    das    Licht    durchlassen ,    die    Sonnen- 
Istrahlen  brechen  und  daher  das  Durchsehen  verhindern.  Es  wird   für  Fabrik 
ster  und  -Oberlichten,    Gewächshäuser,    Wintergärten,  Veranden,  Pavillons 
St  w.  empfohlen^  auch  zur  Herstellung  von  Fenstervorsetzern,  Transparent* 
[laternen,  Firmenschildern  y.  s.  w.  Dieser  Ersatzstoff  besitzt  jedoch  den  Nach- 
Itheil,  dass  er  etwa  doppelt  so  theuer  ist  als  gutes  Fensterglas. 


B.   Das  gegossene  Tafelglas  {Roh*  oder  Spiegelglas)* 

Die   geschmolzene  Glasmasse  wird  auf  eine  Tischplatte  gegossen,  welche 

auf  einem    festen  Gestell,    das   auf  Rollen    läuft,    ruht    und    durch  Abhobeln 

[geebnet,  sowie  mit  zwei  parallelen,  beliebig  verschiebbaren,  6 — 50  mm  hohen 

eisten,  deren  Höhe  der  Glasdicke  entspricht,  versehen  ist.  Die  aus  Gusseisen 

3der  Bronze  bestehende  Platte  hat  3 — 7  m  Länge,   1*8 — 4  m  Breite  und  10  bis 

» cm  Dicke;    sie  wird    durch    ein  Holzkohlenfeuer   erwärmt.    Die  Glasmasse 

aus    dem    Hafen    oder    der    Wanne    in    Zickzacklinien     aufgegossen, 

vobei    man    sich   häufig    eines  Giessereikrahnes   bedient,    und   mittelst  einer 

JoO— 300  kg  schweren,    hohlen,    oft    innen  mit  Wasser  abgekühlten,  auf  den 

^eisten    laufenden  Metallwake    (meistens  Bronzewalzei    gleichmässig    auf  den 

Tisch  vertheilt.     Sobald  die  gegossene  Spiegelscheibe  einigermaassen  erstarrt 

t,  wird  sie  in  den  neben  der  Auswalztafel  stehenden,  dunkelroth  glühenden 

Lühlofen  mit  Hilfe  der  Krücke  geschoben  (eines  U-fÖrmigen  Eisenstabes,  der 

tangenartig  den  kältesten,  vom  Kühlöfen  abgewendeten  Rand  des  Glases  um- 

^asst)  und  dort,  auf  feinem  Sand  gelagert,  langsam  abgekühlt,    was  mitunter 

-5  Tage,  mitunter  aber  auch  14  Tage  in  Anspruch  nimmt  Hierauf  wird 

Tafel,    wenn    wegen  vorhandener  Blasen,    Köm  er,    Flecken    u.  s.  w.    er- 

;for*lerlich,    mit    einem  Diamanten  In  kleinere  Stücke  geschnitten    und,    wenn 

BIG  als  Rohglas  zur  Beleuchtung  unterirdischer  Räume  u.  s.  w,  Verwendung 

Snden    soll,    nicht    wieder   bearbeitet,    wenn   sie   aber  als  Spiegelglas  zum 

/^erglasen  von  Schaufenstern,    zur  Herstellung   von  Spiegeln    u.  s.  w.  dienen 

all,  geschliffen  und  polirt 

Vor  dem  Schleifen  wird  die  Glasplatte  auf  einen  Steintisch  gekittet. 
•Is  erfolgt  zuerst  das  sogenannte  Rauh  schleifen,  indem  man  auf  die 
Glasplatte  groben  Sand  untl  Wasser  bringt  und  über  sie  eine  gussciserne 
&der  schmiedeeiserne,  flachrandige  Schleifscheibe  von  1  bis  4  cm  Dicke 
ad  13— 45rw  Durchmesser,  oder  eine  Stein-  oder  Glasscheibe  hin  und 
her  bewegt,  was  durch  die  Hand  des  Arbeiters  oder  besser  mittelst 
besonderer  Maschinen  —  z.  B.  der  Fliegrahmcnmaschinc  von  James  Watt, 
Schleifmaschine   von    Nicholson  ik  Wadsworth,   von  Jos.  Crosficld, 


i9ä 


Dritter  Theil.  Die  Ne 


von  Franz  Peters»  von  Emil  Offenbacher  u.  s.  w,  —  bewirkt   wi/iLi 
Offenbach  ersehen    Rundschleifapparat     n\it     Planetenbewegungl 
Schleifscheiben    oder    Obersteine    und    fahrbarem    Tisch    von    5*5  «   Du 
mcsser  xum  Schleifen  von  Spiegelgläsern  stellt  Figur  429  dar;  auf  den  vi 
eckigen  Übersteinen    aus  Marmor    können    auch  Gläser  befestigt  werden, 
(hiss  also  Glas  mit  Glas  geschUlfen  werden  kann ;  ferner  besitzt  der  App 
eine    während    des    Betriebes    einstellbare  Press-    und  Entkstungsvomchtm:| 

Auf  das  Rauhschleifen  folgt  das  Klar  schleifen  oder  Douciren  untj 
Benutzung  feineren  Sandes  oder  eines  feinen  Sandsteines  und  Wasser,  dann 
Fcindauciren   mit    geschlämmtem  Schmirgel  und  endlich  das  Polireo  nwt 
fein  geschlämmtem  Eisenoxyd  (Englischroth,  caput  mortuum)  und  einer  Papp 
oder  Wcitlcnholzscheibe    u.    s.    w.    Das  Poliren    erfolgt    häufig    in    drei   Al 
Hfufungen,  nämhch  in: 

c;)  Ucbcrreissen    mit    grobem  Polirschlamm,    d)   Blauen  mit  feii 
Polirschlamm,  i^)  Abziehen  mit  Zinnasche  und  unter  Verwendung  von  Ko 
Scheiben    oder    fikbekleideten    Holzscheiben.    (Siehe    auch    §    246    und 
Fig.  4,10  und  431,1 

WirtI    die  Auswalxtafel    mit  wellenförmigen  Unebenheiten  versehen, 
erhält    man    geriffeltes    Rohglas.    Stärker    geriflfelte    Platten    haben    (n 
Schwering)  eine  grossere  Festigkeit    als   gleich  starke  Rohgla&plattcn 
Riffclung. 

Will    man    aus    der   Spiegelscheibe    einen    Spiegel    fertigen»    so  bcl< 
mim  dieselbe  einseitig  mit  einem  Amalgam  aus  Quecksilber  und  Zir- 
»ilhcr8]negel)    oder    mit    reinem   Silber  (Süberspiegel)    oder    mit  PI 
(Pliilin.spiegel)  oder  mit  einer  Legierung  aus  34^ — SÖ^'/q  Zinn,  63 — M^)q  ^^iM 
ohne  oder  mit   1— 27o  Antimon,  Arsen  und  Nickel    oder    endlich   mit  eia 
Legierung    aus    gleichen  Theilen  Platin  und  Stahl.    Um  Spiegel    (auch 
Hrhciben)    vor    dem  Erblinden    zu    schützen    oder  erblindete  wieder    kUr 
machen»    erhitit    man    12^  Flussspath^     12^  Schwefelsaure    von    60**,    ij 
WÄÄner  in  einer  Bleiretorte,    welche  einen  dreimal  grösseren  Cubikinhalt 
die  Misi'hung    besitzen    muss,    mit  Vorsicht    nach    und    nach    den   Hals 
Retnric  unter  Wasser  eines  vorgesetzten  Gefasses  leitend  (1/  auf  12^Fliisar" 
Hpalli)    und    auf    das    Wasser    etwas    Terpentin    giessend.     Nach    etwa   iwci 
Stunden    wird    mit    diesem    Wasser    die   Glasscheibe    gewaschen,    dann    mit 
reinem    Wasser    nachgespült    und    getrocknet.    (Siehe    Mothes,     >IllusarirtÄ- 
liaulcxikont,  1883,  Bd.  II,  S.  462.) 

Die    Spiegelscheiben    werden    weiss    oder   ihre ivHertel weiss    und    g^" 
wohnlich  in  Stärken  von  10 — 20  ff t ff t  bis  zu  5' 10 /«*  Grösse,  aber  auch  dax- 
über,  angefertigt.   Fine  Platte  von  5*10  w*  Fläche  vermag  eine  Belastung  vfl 
etwa  4r>0  V  ^^  ertragen. 

Da«  Rohglas  wird  meistens  in  Stücken  von  2m  Länge  und  (hSll 
Hmte  (^=r62w^  Grösse)  und  in  Stärken  von  15 — 38  U7w  hergestellt, 
wiegen  Platten  dieser  Grösse  bei  15 — 16  mm  Stärke  6b  %,  bei  20 — 21  iw* 
Silrke  S2Jtg,  bei  2h  mm  Stärke  105^^,  bei  31  mw  Stärke  125^^,  bei  3T 
bi»  38  mm  Stärke  ir)()  lg.  Die  für  Deckenlichter,  Veranden  u,  s,  w.  be- 
stimmten,  mit  parallelen  oder  rautenförmigen  Riffeln  versehenen,  gc- 
gosacncn  Rohgläser  sind  durchschnittlich  ^ymm  stark  und  bis  17  «^  gro 
(Lange  21  w,  Dreite  0*81  m);  sie  wiegen  für  das  Quadratmeter  etwa  H'b  i 
Dünne  Gläser    besitzen    häufig    in  Folge  schlechter  Kühlung  u.  s.  w. 


ad  das  Wassergift 


WB 


laarrisse    oder   imrcgolmässige    Sprunge,    durch   welche   die   Festigkeit   und 
^'etterbeständigkeit  stark  vermindert  wird. 

Die  gegossenen  Glasfliesen,  welche  in  Decken  Verwendung  finden,  die 
egangen  werden,  erhalten  ebenfalls  parallele  Rift'elungen  oder  sich  kreuzende 
•urchen.    Die  Stärke   der    in   Paris    verwendeten    Fliesen   beträgt  6~ — 7  cm, 
[ire  L,änge  und  Breite  je  35  r/w,    die  Tiefe  ihrer  Furchen   1  cm ;    ihre  Farbe 
st  etwas  grünlich.  (Siehe  »Handbuch  der  Architektur«,  Theil  I,  Bd  I,  S,  2S6^) 
Die    von    der  »Actiengesellschaft    für    Glasindustrie,    vormals  Friedrich 
iiemensc    in   Dresden    fabrizirten    Glashartguss-Fussbodenplattcn    zeigen 
verschiedene  Riffelungen,  sind  von  quadratischer  Grundfläche  mit  den  Seiten- 
langen 15.   16-5,   20,   22,  30,  33,  36,  39  und  42  im  und  von  weisser  oder 
halb  weisser  Farbe. 

Von  den  geblasenen  oder  gegossenen  Tafelgläsern  sind  noch  folgende 
Irten  hervorzuheben: 

Kathedralglas,  ein  dickeres  Tafelglas  mit  rauher  Oberfläche.  Man  ver- 
wendet es  vorzugsweise  in  Kirchen,  weil  es  das  Tageslicht  nur  gedämpft  in 
den  Innenraum    dringen    lässt.    Man    kann    es   auch    durch  Ueberziehen    mit 
pinem  Brei  aus  gleichen  Theilen  Basaltpulver,  Salpeter  und  calcinirtem  Borax 
it  Wasser,    welcher    getrocknet    und    eingebrannt    wird,    aus   gewöhnlichem 
»läse  herstellen, 

Dacheindeckungsziegel.  Sie  werden  in  allen  möglichen  Formen,  auch 
lls  Falzziegel  und  mit  Verstärkungsrippen  fabricirt  und  besitzen  vor  den  aus 
Phon  gefertigten  den  Vorzug  grösserer  Leichtigkeit  und  längerer  Dauer, 
ilin  Glasziegel,  von  welchem  13  Stück  für  das  Quadratmeter  Dachfläche 
forderlich  sind,  wiegt  etwa  25  kg,  während  ein  gleich  grosser  Thonziegel 
in  Gewicht  von  etwa  35  kg  besitzt,) 

Prismengläser  für  EinfalUichte.    Diese  von  den  Gebrüdem  Klcnckc 

Hemelingen  bei  Bremen  erzeugten  halb  prismatischen  Gläser  bestehen  aus 

einem,  weissem,  nach  einem  besonderen  Verfahren  gehärtetem  Glase.  Durch 

^e  wird    das  Licht  bis  weit   in    das  Innere    des    zu   beleuchtenden  Raumes, 

3wic  bis  nahe  unter  die  Decke  geworfen  und  bedeutend  verstärkt,   so  dass 

der  Raum  heller  wird,  als  wenn  das  Licht  unmittelbar  ohne  Glas  durch  die 

^Üeffnung  fiele.  Diese  Gläser,    welche  in  eisernen  Rahmen  so  verlegt  werden, 

äass  die  schräge  Seite  der  Prismen  der  Richtung  entgegenliegt,  nach  welcher 

as  Licht  geworfen  werden  soll,  eignen  sich  besonders  zur  Beleuchtung  von 

kellerräumen  und  Räumen  unter  Höfen  und  Strassen* 

Die  Festigkeit  der  Prismengläser  ist  eine  grosse.  Ein  für  den  Fuss- 
ger\"erkehr  angefertigtes  Einfalllicht  von  1*71  X  0*91  »i  Grösse  widerstand 
tei  einer  amtlich  vorgenommenen  Belastungsprobe  auf  dem  Kreuzungspunkte 
kweier  Sprossen  einem  1  »ruck  von  2200  kg,  ohne  zu  zerbrechen.  Von  der 
lenanntcn  Firma  werden  auch  neuerdings  diese  Gläser  in  verschiedenen 
formen  hergestellt. 

Drahtglas.  Dasselbe  wird  von  der  »Actiengesellschaft  für  Glasindustrie 
jronnals  Friedrich  Siemens«  in  Dresden,  in  der  Weise  fabricirt,  dass  ein 
li'eitmaschiges,  den  Durcligang  des  Lichtes  nur  wenig  beeinträchtigendes 
)rahtgcwebe  mit  einer  flüssigen  Glasmasse  vollständig  vimhüllt  und  das  Ganze 
llhnlich  wie  Hartglas  weiter  verarbeitet  wird.  Die  Glasmasse  schützt  die  Metall- 
lUge  gegen  das  Kosten.  Drahtglas  besitzt  eine  grosse  Widerstandsfähigkeit 
Zerstörung^  vermag,  ohne  2u  xcrspringcn.  einen  schroffen  Wärmcwcchsel 


194 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  o«icf  Hilfsstoffe, 


zu  ertragen  und  hält  noch,  wenn  es  erhit2t  mit  Wasser  besprengt  wird  und 
hierbei  Sprünge  bekommt.  Prof.  Hart  ig  in  Dresden  hat  das  Drahtglas  xüf 
seine  Festigkeit  untersucht  (siehe  »Civiltngenieur« ,  Bd,  XXXVIII,  Heft  3) 
and  ermittelt,  dass  seine  Biegungsfestigkeit  das  1'39  fache  von  derjenigen 
des  ohne  Drahteinlage  versehenen  Glases  beträgt,  und  >dass  zur  vollstondigeti 
Zerstörung  mittelst  eines  ohne  Stoss  durchdringenden  Körpers  eine  558  faehe 
Arbeit  gegenüber  dem  gewöhtdichen  Glase  erforderlich  sein  würde»  wcroi 
es  gelänge,  die  Ränder  einer  Platte  so  zu  befestigen,  dass  beim  Brechen 
des  Glaskörpers  das  Drahtgewebe  den  Bruchstücken  desselben  nicht  « 
folgen  vermag.« 

Das  Drahtglas  eignet  sich  daher  besonders  zum  Verglasen  von  Decken 
und  Dächern  (Lichthöfen,  Bahnhofshallen)»  Fussböden  und  Fabrikfenstern, 
sowie  zur  Herstellung  von  Wasserstandsgläsern  für  Dampfkessel» 

Die  Platten  werden  (nach  der  Preistafel  der  Actiengesellschaft)  m 
beliebigen  Maassen  bis  zu  folgenden  Grössen  angefertigt: 

bei  7  und  8^10  ffim  Stärke  bis  IIb  m^  Flächeninhalt,  aber  nichl 
länger  wie  2t>0  m  und  nicht  breiter  wie   l'OO  m\ 

bei  15  mm  Stärke  bis  1*50  m^  Flächeninhalt,  aber  nicht  länger  wie 
1*50  m  und  nicht  breiter  wie  1*00  m\ 

bei  20^ — 25  mm  Stärke  bis  1*30  m'  Flächeninhalt,  aber  nicht  Idiiger 
wie  1'30  m  und  nicht  breiter  wie  l'OO  m. 

Als  Lagennaass  führt  die  Fabrik  bei  Stärken  von  7  und  8 — -10  mm 
50X100  an  und  53x104  cm. 

Da  sich  Drahtglas  mit  einem  Diamanten  nicht  schneiden  lüsst,  so  ist 
es   erforderlich,    dasselbe  in  den  genauen,  benöthigten  Maassen  ^u  basicücn 

Glasbausteine.  H.  Mayer  und  Comp,  (Glashütte  Adlerhtitte)  io 
Penzig  (Schlesien),  fabriciren  nach  dem  Patente  von  Falconnicr  ius  ge* 
blasenem  Glase  feste  Glashohl-  und  Bausteine,  die  wie  gewöhnliche  Backstetne 
mittelst  Mörtel  ( Y5  Theil  feiner  Sand,  ^/^  Theil  langsam  bindender  Portlaudcetnent» 
7j,  Theil  schnell  erhärtender  Romancement)  zu  Wänden,  Decken  und  Gewöll)eA 
zusammengefügt  werden  können.  Durch  die  in  ihnen  enthaltene  Luft  sind 
sie  gute  Isolatoren  gegen  Kälte,  Wanne,  Geräusch  und  Feuchtigkeit,  aoci» 
sind  sie  schlechte  Leiter  der  Elcktricität.  Weil  sie  ferner  nicht  anlaufen  und  ge- 
frieren, weil  man  Läden  oder  Vorhänge  gegen  Sonnenstrahlen  bei  ihnen  cni* 
behren  kann  und  weil  sie  das  Licht  gut  durchlassen,  ohne  dass  man  durch  die 
Glaswand  hindurch  sehen  kann,  so  können  sie  recht  empfohlen  werden.  Man 
verwendet  sie  vortheilhaft  für  Räume,  die  möglichst  viel  zerstreutes  Licht  oder 
eine  möglichst  gleichmässige  Temperatur  erhalten  sollen,  also  z.  B,  für  Fabrik* 
mid  Operationssäle,  Maler*  und  photographische  Ateliers^  Gewächshäuser  und 
Wintergärten,  Schlachthäuser  und  Eisfabriken,  auch  zur  Bedeckung  von  Höfen, 
zur  Herstellung  von  Lichtötlhungen  in  Mauern,  in  denen  Fensteroftnungcn 
durch  Gesetz  verboten  sind,  u.  s.  w.  —  Diese  Glasbausteine  werden  in  ver- 
schiedener Gestalt  und  in  verschiedenen  Farben  (weiss,  halbwciss,  milchwcl^^ 
blau,  grün  u,  s,  w.)  sowie  als  ganze,  dreiviertel,  halbe  und  Vicrtclstcine  gt 
Das  Gewicht  des  Steines  Nr.  7  (Fig.  432)  beträgt  1*2  kg  und  fuf  ^i*- 
Quadratmeter  Wand-  oder  Deckentläche  sind  45  Steine  erforderlich.  Di« 
Steine  Nr.  8  (F  ig,  433)  und  Nr.  9  lFig434)  wiegen  je  ()7  kg  und  ].  '  ^' 
^bilden    zusammengesetzt    ein    Quadratmeter.     Die   Zusamroetiset/  ^ 

?ben  Steine  zu  Glaswänden  zeigen  die  Fi^uien  435 — 437 


lErrtes  Capitrl,  Das  Glas  und  das  Wasser jylas. 


1^ 


Glas-Hartguss-Mauersteinc,  Sie  werden  ebenfalls  von  der  >Actien- 
l^esellschaft  für  Glasindustrie  vormals  Friedrich  Siemens'-  in  Dresden  im 
^onnalformat  der  Backsteine  (25X1^X65  ^^n«)  und  hohl  oder  massiv,  sowie 
lalbweiss  hergestellt.   Ihre  Verwendung  ist  dieselbe  wie  die  der  Glasbausteine, 

t  Glas *Hariguss-Waitdbekleidungsp] alten.  Diese  von  derselben  Finna 
ibricirten  Platten  besitzen  eine  quadratische  Grundfläche  von  22  cm  Seiten- 
inge  und  Stärken  von  15,  20  und  25  mm,  Sie  w^erden  in  weissem  oder 
albweissem  Glase  und  mit  glatter  oder  geriffelter,  auch  gemusterter  Ober- 
äche  hergestellt  Auch  die  zum  Abschluss  dieser  Wandbekleidungsplatten 
rforderHchen  Friese  und  Gesimse  stellt  die  Fabrik  aus  derselben  Masse  her, 
Gepresste  Glas^Wandbekleidungsptatten  von  Pieschel  und  Hoff- 
mann in  Bemsdorf  (Schlesien).  Sie  haben  eine  tiuadratiscbe  Grundfläche 
iron  14*3  nn  Seitenlange,  eine  Stärke  von  H  wwi,  eine  elfenbeinartige  Farbe 
dnd  sind  an  der  Vorderseile  mit  Ornamenten  verseben. 


§  246.  Das  Hohlglas. 

Aus  Hohl  glas  fertigt  man  Flaschen,  Gläser,  Schalen,  Urnen,  Blumen- 
irasen,  I*ampency linder,  Larapenglocken,  chemische  Glasgeräthe  (^Glasröhren) 
s.  w.  Das  Schmelzen  des  stets  bl  ei  freien  Glassatzes  erfolgt  wie  beim 
rafelglas,  die  Verarbeitung  mittelst  der  Glasmacherpfeife  in  ähnlicher  Weise 
?ie  beim  geblasenen  Tafelglas,  jedoch  mit  Benutj^ung  von  zwei-  oder  drei- 
Iheiligcn,  hölzernen  oder  eisernen,  thönernen,  messingenen  Formen,  in  welche 
lie  dickflüssige  Glasmasse  eingeblasen  wird. 

Das  gepresste  und  gegossene  Hohlglas  wird  in    gravirten  Messing- 

ibrmen  hergestellt,  indem  man  die  zähflüssige  Glasmasse  in  die  eine  Hälfte  der 
form  eindrückt  und  mit  der  zweiten  darauf  kräftig  mittelst  einer  Schrauben- 
)resse  (oder  auch  Hebelpresse)  drückt,  wobei  die  überflüssige  Glasmasse  aus 
Jeitenößhungcn  der  Form  abfliesst.  Damit  das  Glas  die  scharfen  Kanten  der 
''orm  ganz  ausfüllt  und  die  fertiggestellte  Ware  das  Aussehen  von  geschUffenem 
jlase  erhält,  wird  dem  Glassatzc  Baryt  und  Zink,  neuerdings  auch  Borsäure 
und  Arsenik  beigemengt. 

Das  Schleifen  des  Hohlglases  erfolgt  auf  Bänken  mit    horizontaler 

Eider   verticaler   Schleifscheibe.    Eine  horizontale  Schleifscheibe  wird  benutzt 

itum    Ebnen  von  Bodenflächen,    Rändeni  u,  s.  w.,    eine    verticale    zur    Her* 

Stellung  von  Cannelirungen,   von  Einschnitten  und  von  sogenanntem  Brillant- 

crWifT,  sowie  zum  Schleifen  von  unregelmässig  gekrümmten  Flächen. 

In  Figur  430  ist  ein  horizontaler  Schleifapparat   dargestellt,    bei 

pclchera  die  gusseiseme    Schleifscheibe    w*ährend    des    Betriebes   durch    das 

fandrad  i  in    der   Verticalnchtung    verstellt    werden    kann.     Deshalb    findet 

iiese  Maschine  auch  Anwendung  zum   Facetiren  (d.  h.  zum  Ausschlcifen  der 

Randriächen)  von  grosseren  Spiegelscheiben.  Figur  431  zeigt  da^*^ 

chleifaf)]iarat    mit    Verticalschcibe,    welche   zwei    nach  hu 

ibgckropfte  Gusseisenständer  a    mit    den    Slahlschrauben  by    in  welchen    die 

l^crspindel  d  gelagert    ist,    besitzt.     Die    Kuglerspindel    ist  mit  gehärteten 

piuen   versehen    und    besitzt    Pressscheibe,   Gewinde    und    Mutter    xur 

Wigung  der  Schleifscheiben  /,    sowie    einen  dreist ufigeti  Conus  f.    Beide 

iraie  werden  von  der  bereits  mehrfach  genannten    Maschinenfabrik    und 

agie&Kerei  von  Emil  üffcnbacKcr  in  Markt-Rcdwliz   <Uayem)   fabriciri. 


VMl 


Dritter  Thcfl,  Bie  KcWr-  oifer  HilfsitofTe. 


Das    Schleifen    von    Kryst  all  glas    geschieht    mit    fetnem    Sand    imd 

i'^asser  auf  einer  schnell  rotirenden  Scheibe»  das  (Matten  auf  einer  tia^seo 
Steinscheibe»  (ias  Poliren  anfangs  auf  einer  höUemen  Scheibe  und  zmücW 
auf  einer  Burstenscheibe. 


§  247.    Die  Hersteilung  von  Glasstangeu^  Glasröhren^    Glasperlen, 

Faden-  oder    Filigranglas^    Eisglas,   Glasinkrustationen,    Glasseide 

und  Glaswolle,  Glasraosaik,  Musselinglas,  Alabasterglas  ü.  s,  w, 

Glasstangen   und   Glasröhren.    Die  mittelst  der  Glasmacherpfeife  am 

dem  Hafen  genommene  Glasmenge  wird  auf  dem  Marbel  zu  einem  Cylinder 
geformt  und  dieser  von  zwei  Arbeitern,  die  in  entgegengesetzter  Kichtimci 
gehen,  schnell  auseinandergezogen,  bis  die  Glasstange  die  erforderücbe 
Dicke  erreicht  hat.  Bei  der  Herstellung  von  Glasröhren  wird  die  Glas- 
masse zu  einem  hohlen  eiförmigen  Ballon  aufgeblasen  und  dann  schnell  von 
zwei  Arbeitern  in  gleicher  Weise,  jedoch  unter  vollständig  gleichmassigt: 
Rotation  der  Pfeife  und  des  ihr  gegenüber  angehefteten  Eisens  gedehm, 
wobei  sich  zunächst  der  Ballon  in  der  Mitte  verengt  und  dann  allmilig 
die  Form  einer  Röhre  annimmt,  die  zuletzt  20 — 30  m  Lange  hat, 

Glasperlen.  Glasröhren  aus  weissem  oder  gefärbtem  Glas  werden  \n 
kleine  Stücke  zerschnitten  und  in  ein  mit  Kreide  und  Kohlenstaub  oder  mil 
Gyps  und  Reissblei  gefülltes  Gefäss  geschüttet,  um  die  Löcher  mit  dies« 
Masse  auszufüllen  und  ein  Zusammenbacken  zu  verhindern.  Hierauf  werdet 
die  Glasstückchen  in  eine  eiserne  Trommel  geschüttet,  welche  über  Feucf 
(bei  Glühhitze)  gedreht  wird.  Hierdurch  werden  die  scharfen  Kanten  und 
Ränder  der  Glasstückchen  rund  verschmolzen.  (Venetianische  oder 
Stick  perlen).  Die  dicken,  massiven  Perlen  erhält  man»  wenn  man  einen 
zugespitzten  Eisenstab  In  die  geschmolzene  Glasmasse  eintaucht  und  ihn 
hierauf  so  lange  dreht,  bis  die  anhaftende  Glasmasse  vollständig  nin»i 
geworden  ist.  Grössere  Perlen  (sogenannte  Glaskorallen,  Lüstersteme 
werden  dadurch  gewonnen,  dass  man  die  zähflüssige  Glasmasse  in  Formeri 
presst  und  durchbohrt  Schmelz  perlen  w^erden  aus  Glasröhrchen  von 
grösserer  I^nge  und  mit  scharfen  Rändern  hergestellt  Hohle  Gl.' 
gewinnt  man  aus  Glasröhren  durch  Aufblasen  und  späteres  Ueb« 
der  Innenfläche  mit  der  sogenannten  Perlenessenz,  welche  aus  tku 
glänzenden  Schuppen  des  Weissfisches  und  dünnem  I>eimwasser  ticrcitct 
wird.  Bunte  Hohlperlen,  auch  spiegelnde  Perlen  (sogenannte  Marcasit- 
perlen)  werden  in  gleicher  Weise  fabricirt,  jedoch  mit  in  Gurami  arabicujn 
angeriebenen  Farben  oder  leichtflüssigen  Metalllegierungen  im  Innea^i' 
überzogen. 

Faden-  oder  Filigranglas.  Verschiedenfarbige,  meistens  jedoch  undurch- 
sichtig weisse  Glasstäbe  werden  in  undurchsichtiges  geschmolzenes  Gta*  gc 
taucht  und  wie  Glasstangen  zu  feinen  Fäden  ausgezogen.  Diese  stellt  man 
an  die  Innenfläche  einer  Metall-  oder  Thonform  in  Gestalt  eines  bohlen 
Cylinders  oder  abgestumpften  hohlen  Kegels  eng  aneinander  und  befcsn^'^ 
sie  unten  durch  weichen  Thon.  Hierauf  werden  die  Stäbchen  mit  der  Fnrm 
so  stark  erhitzt,  dass  sie  von  einer  mittelst  der  Pfeife  in  «Lic  Foi 
geblasenen  zähflüssigen  Glasmenge  nicht  zum  Springen  gebracht  v 
Einneu,  sondern  sich  mit  dieser  (durchsichtig  gewählten)   Maj(se   vereinigen 


ttöd 


Faiserfifti, 


Usdann  wird  das  (iauze  aus  der  Form  gezogen,  erhitzt^  auf  der  Marbei- 
platte  gerollt,  nochmals  erhitzt  und  weiter  aufgeblasen.  Endlich  werden  die 
}la$fäden)  indem  man  das  untere  Ende  des  Gefässes  mrt  einer  Zange  asu- 
immenziebt,  in  einem  Punkte  vereinigt  Sobald  dieses  geschehen  ist,  wird 
las  GeßLss  fertig  geblasen.  —  Sehr  häufig  werden  auch  Gefässe  mit  dem 
Padenglas  eng  umwunden  und  durch  Erhitzen  Gefäss  und  Faden  vereinigt, 
inch  legt  man  das  Filigranglas  in  mannigfachen  Schraubenwindufigen  auf 
äem  Gefässe  übereinander,  so  dass  ein  musselinartiges  Gewebe  entsteht. 
Jtelh  man  zwei  Gefässe  (z.  B.  Becher)  mit  rechts  und  links  gewundenen 
Spiralen  aus  Filigranglas  in  einander  und  schmilzt  man  sie  zu  einem  einzigen 
iefösse  «usammen,  so  entstehen»  weil  sich  die  (iefässe  nur  an  den  erhabenen 
stellen  berühren,  zwischen  denselben  Luftbläschen,  welche  dem  Ganzen  eine 
rosse  Schönheit  verleihen.  Man  nennt  solche  Gläser  reticulirie  und  das 
jewebe  Petinet  In  ähnhcher  Weise  werden  die  berühmten  iMillcfiori- 
jläser  hergestellt,  indem  man  verschiedene^  aus  farbigem  Filigranglas  nach 
bestimmter  Zeichnung  hergestellte  Muster  mit  Krystallglas  umhüllt. 

Eisglas.  Glühendes  Glas  wird  in  Wasser  getaucht,  damit  sich  auf  ihm 
unendlich  viele  Risse  bilden.  Diese  Risse  werden  durch  Anwärmen  unschäd- 
lich gemacht    und    durch    weiteres    Aufblasen    des    Gefässes  wieder  geöffnet. 
Häufig    werden    auch    zur    Erhöhung    der    Wirkung    noch    Glasbrocken  auf- 
^^eschmolzen.  Das  Aussehen  von  gefrorenen  Fensterscheiben  erhält  das 
^^Clas,  wenn  man  es  mit  einer  concentririen  Lösung  von  Zinkvitriol,    die  mit 
^K)extHn  versetzt  ist,    bestreicht;    beim  langsamen  Verdunsten  fler  Flüssigkeit 
^Jkry stall isirt  das  Salz  (Ei sb lumenglas);  durch    einen   Ueberzug    mit    helieni 
'      Fimiss  wird  diese  Krystallisation  gegen  Abreiben  geschlitzt. 

Uhrgläser.    Man    schneidet  sie  aus  dünnen  Glaskugeln  aus  oder  stellt 

sie  durch  Pressen  in  Formen  her. 

^_  Glasinkrustationen.    Wenn  man  aus  undurchsichtiger  (ilasmasse  oder 

^Bus  schwachgebrannter,    unglasirter,  weisser  Thon-  oder  Porzellan masse  oder 

^aus  (iyps  1'hierfiguren,   Brustbilder,    Bou^juets,    Buchstaben    u.  s.  w.    herstellt 

Iuud  dieselben  zwischen  glühend  aufeinander  gelegten  Krystallglasplatten  oder 
kugelförmig  mit  einer  durchsichtigen  Glasmasse  einschliesst,  so  erhalten  diese 
blaseinschiüsse  einen  silberähnlichen  Glanz.  Nimmt  man  zur  Umschliessung 
Blas  von  passend  gewählter  gelber  Farbe^  so  erscheinen  die  eingeschlossenen 
Gegenstände  goldglänzend. 

Glasseide  und  Glaswolle.    Ein  Glasstab  (oder  eine  Glasröhre)  wird  in 
Jer  Flamme  einer  Schmclzlampe  ((ilasbläserlampe)  erhitzt  und  von  demselben 
in  nur  0006 — -(^012  mm    dicker    Faden    ausgezogen  und  an  einem  Hassel 
befestigt.     Letzterer    wird    umgedreht,    während    der  Glasslab  in  der  Lampe 
lUmäliw  nachrückt  Der  dünne  Faden    (Glasseide)    wickelt   sich  hierbei  auf 
äem  Haspel  in  Form  eines  Slrähns  auf.   Die  Fadenbildung  geht  fast  ununter- 
brochen und  so  schnell  vor  sich,  dass  in  der  Minute  ein  etwa   IHfK*  m  langer 
Faden    entsteht.    Dieser   ist    silberglänzend  oder,  wenn  aus  gelljem  Glas  ge- 
wonnen, goldglänzenfl.    Die  Glasfaden  werden  wie  <lie  Seitlcncoconfaden  zu 
ancm    Gewebe    vereinigt    oder    als    Einschlag  für  Seiden  zeug  benutzt.     Man 
rtigt    aber    auch    aus    ihnen    Schleifen,    Armbänder,    Uhrketten,    Cravaften, 
amenhüie.  geflochtene  Gürtel,   reiherariige  Büsche,   Quasten,   Netze  u.  s*  w. 
ad  benutzt  sie    ferner  zu  Fadenkreuzen  für  optische  Instrumente,  sowie   *u 
Kratzbürsten    für  Vergokler    und  Goldarbeiter.    Glasseide  zeichnet  sich  aus: 


Vjfi 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe, 


durch  eine  entzückende  Schönheit,  grosse  Leichtigkeit  und  Haltbarkeit,  Un- 
eritzündbarkeit,  schlechte  Wärmeleitung  und  auch  dadurch,  dass  man  sie  sehr 
leicht  und  gründlich  reinigen  kann,  jedoch  besitzt  sie  den  Nachtheil  grosser 
Sprödigkcit  und  Kostspieligkeit.  Wird  sie  mit  einem  heissen  Eisen  gekräuselt 
und  verfilzt,  so  entsteht  aus  ihr  die  sogenannte  Glaswolle,  welche  als 
I'iltrirstoflf  für  stark  saure  Flüssigkeiten,  als  Gicht-  und  Rheumatismuswatte 
(ihrer  grossen  Wärmeerzeugung  wegen),  als  Plüschbesatz  u.  s.  w.  Verwendung 
findet.  (Siehe  »Handbuch  der  mechanischen  Technologie  von  Karmarsch- 
Fischer*,  Bd.  II,  Th.  III,  S.  870/71.) 

Glaspapier.  Papier  wird  mit  Leim  bestrichen  und  hierauf  mit  Glas- 
|)ulvcr  bestreut.  Glaspapier  dient  zum  Abschleifen  von  Holzwaren. 

Glasmosaik.  Man  setzt  verschiedenartig  gefärbte  und  undurchsichtige 
(Jlasstängelchen,  Glasfaden  oder  Glaswürfel  auf  ein  das  Ornament  oder 
(icmälde  darstellendes  Musterblatt  mit  einem  festen  Klebestoff  mit  der  ge- 
schlifllenen  Seite  nach  unten  auf  und  drückt  das  Ganze  in  eine  gleichmässig 
mit  Kitt  überzogene  Platte  (z.  B.  Tischplatte)  langsam  und  vorsichtig  hinein, 
Ko,  (lass  das  Papier  oben  ist.  Der  Kitt  durchdringt  alle  Fugen  und  hält  das 
(funzc  zusammen.  Nach  einiger  Zeit  löst  man  das  Papier  mit  Wasser  langsam 
und  vorsichtig  ab  und  wäscht  das  Bild  mit  Seife  und  weichem  Schwamm 
rein.  —  Oder  man  stellt  die  Glas  würfelchen  auf  einer  mit  weichem  Kitt 
Überzogenen  Platte  nach  dem  Gemälde  u.  s.  w.  neben  einander,  schleift  die 
Obcrtläche  ab,    polirt  sie  und  füllt  endlich  die  feinen  Fugen  mit  Wachs  aus. 

(ilasmosaik  zeichnet  sich  vor  dem  Marmormosaik  durch  eine  grössere 
I  laltbarkcit  und  eine  viel  mannigfaltigere,  leuchtendere  Farbe  aus.  Man  hat  so 
ausserordentlich  viele  Farbentöne  zur  Verfügung,  dass  die  zartesten  Farben- 
(iborgänge  und  Schattirungen  dargestellt  werden  können. 

Musselinglas,  marmorirtes  Glas.  Man  erzeugt  es  durch  Aufbrennen 
eines  aus  Hleiweiss  und  Kalk  bestehenden  Gemenges  oder  dadurch,  dass  man  das 
( Ilus  mit  einem  (lemenge  von  Knochenasche,  Borax  und  Kieselsäure  überpinselt, 
dieses  (iemonge  eintrocknen  lässt,  eine  mit  der  ausgeschnittenen  Zeichnung 
vi'isoheuo    Schablone    aus    Blech    oder    Pappe    darüberlegt,    aus  den  offenen 


upiteL  D;t£  Glas  und 


in 


|las   in  Wasser  giesst^    dann  fein  pulverisirt,    hierauf  bei   geringer  Hitze  ein- 
chmüjst  und  schliesslich  entsprechend  verarbeitet, 

Glaskugeln  für  Glilhlichtlanipen  a,  s,  w.  Man  fertigt  dieselben  in 
tigenartig  construirten,  drehbankartigen  Glaskugel-Blasm aschinen.  Eine 
Abbildung  und  Beschreibung  derselben  findet  man  in  5»  Dingler 's  polytechnisches 
loumaU»  1883.  Nr.  247,  S.  449  und  Nr.  249,  S.  93. 

Physikalische  und  chemische  G erat h Schäften  werden  mittelst  der  be- 
its  erwähnten  Glasblaserlampe  hergestellt 


§  248.  Die  Glasraffinerie. 

Unter  Glasraffinerie  versteht  man  das  Mattiren  des  Glases^  das  Be- 
malen, Vergolden,  Emailiiren,  Graviren,  Aetzen  u.  s.  w. 

Das  Mattiren  wird  durch  Rauhschleifen,  durch  Aetzen  mit  Fluor- 
verbindungen und  mittelst  des  schon  bei  der  »Bearbeitung  der  natürlichen 
Gesteine«   erwähnten  Tilghman' sehen  Sandstrahlgebläses  hervorgerufen. 

Das  Rauh  schleifen  wurde  bereits  im  §  245  beschrieben. 

Beim  Aetzen    wird  das  erwärmte  Glas  mit  einer  dünnen  Schutzdecke 

Iaus  Bienenwachs  oder  aus  einem  Gemisch  von  l  Theil  Asphalt,  1  Theil 
Kolophonium  und  so  viel  Terpentin,  daüs  die  Flüssigkeit  sirupdick  wird, 
kleichmässig  bekleidet.  In  diesen  Ueberzug  wird  die  Zeichnung  u,  s.  w.  mit 
pLner  Nadel  oder  auch  mit  der  Guillochinnaschine  eingeritzt,  so  dass  die 
Glasfläche  an  diesen  zu  ätzenden  Stellen  frei  liegt,  Oder  man  legt,  um  eine 
feine  netzartige  Zeichnung  zu  erhalten,  ein  mit  Fett  getränktes  Tüligewebe 
txkf  die  sorgfähig  gereinigte  Glastafel  und  ätzt  letztere  nur  kurze  Zeit, 

Zum    Aetzen    verwendet    man    gasförmige    Flusssäure    oder   saure 

•'luorverbindungen    der  Alkalimetalle.    Ein  wässerige  Flusssäure  er- 

keugt    auf    dem    Glase    keine    Mattirungen,    sondern    nur   Vertiefungen    und 

j;länzende  Flächen,    Nach    der  Aetzung   wird   der  Ueberzug   abgekratzt  und 

IS  Glas  mit  Terpentin  abgewaschen.  Sollen  die  geätzten  Stellen  farbig  er- 

cheinen^  so  werden  Harz,  Terpentinöl  und  die  gewünschte  Farbe  zusammen 

Vermischt,  und  es  wird  diese  Mischung  erwärmt  und  dann  eingerieben.  Zum 

ketzen   genügt    z.  11    ein    Bad   von    250^    FUiorwasserstoff-Fluorkalium,    1  / 

Vasser  und  2bOg  Salzsälure. 

Das  Verfahren  mit  dem  Sandstrahlgebläse  ist  dasselbe,  wie  es  im 
81  beschrieben  wurde,  jedoch  ist  hier  noch  zu  bemerken,  dass  der  Sand- 
irahl  rauhe  Flächen  mit  grobem  Koni  auf  dem  Glase  erzeugt,  während  die 
riusssäure  u.  s.  w.  matte  Flächen  mit  feinem  Korn  hervorbringt,  so  dass  die 
\etzung  vorzuziehen  ist,  umsomehr  als  durch  sie  mehrere  Töne  (bis  zu  fünf) 
mielt  werden  können. 

Matt  geschliffenes  Glas  kann  man  auch  durch  Bemalen  nachahmen. 
Man  trägt  dann  mit  einem  breiten  Pinsel  eine  Mischung  von  Bleiweiss, 
Firnis**,  Terpentin,  gebranntem  weissen  Vitriol  und  Bleizucker  auf  die  Glas- 
lache  auf,  Ist  dieser  Anstrich  zu  enieuern,  so  wird  der  alte  mittelst  starker 
Lauge  oder  einem  (Jemisch  von  2  ^Salzsäure,  2^  Vitriol,  1  ^  schwefelsaurem 
Lupfer  und   1  g  Gummi  arabicum  vorher  entfernt. 

Glasmalerei.  Um  auf  Glas  mit  Oelfarbcn  malen  zu  können,  muss  eine 
arbige,  leicht  schmelzbare  Glasur  hergestellt  werden,  indem  man  färbende 
fetalloxyde  zu  feinstem  Pulver  zerreibt   und  kurz  vor  der  Verwendung  mit 


200 


Dritter  Thcil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Oel  und  verdicktem  Terpentin  oder  auch  nur  mit  Gimmiiwasser  auf  einer 
Glasplatte  anreibt  und,  um  das  Verbinden  der  Farben  mit  dem  Glase  ru 
erleichtem,  geeignete  Flussmittel  hinzusetzt.  Die  Farbe  wird  dann  mit  dem 
Pinsel  wie  bei  der  Oelmalerei  aufgetragen  oder  mit  elastischen  Stempeln  auf- 
gedrückt und  darauf  in  einem  Muffelofen  bei  massiger  Hitze  eingebrannt, 
wobei  das  Oel  oder  das  Gummiwasser  ohne  Nachtheil  für  die  Farbe  ver- 
nichtet wird.  Zum  Emailliren  von  Glas  benutzt  man  sogenannte  Email- 
oder Schmelzfarben. 

In  der  Glasmalerei  verwendet  man  hauptsächlich  folgende  Stoffe: 

a)  Als  Flussmittel:  ein  Gemenge  von  Kieselsäure,  Mennige  und  Borax. 

ö)  Für  Weiss:  Zinnoxyd  —  antimonsaures  Kali. 

c)  Für  Schwarz:  Iridiumsesquioxyd  —  Platinoxyd  —  Kobaltoxyd  mit 
Manganoxyd. 

d)  Für  Roth:  Eisenoxyd  —  doppelte  Silberlasur  (siehe  »gelbe)  — 
Goldpurpur  —  Goldoxyd  mit  Zinnoxyd  und  Chlorsilber. 

e)  Für  Braun:  Manganoxyd  —  gelber  Ocker  —  Umbra  —  Ferro- 
chromat. 

/)  Für  Gelb:  Neapelgelb  (antimonsaures  Bleioxyd)  —  Eisenoxyd  mit 
Zinnoxyd  und  Antimonoxyd  —  Silberlasur:  Chlorsilber,  Silberoxyd,  chrom- 
saures Silber  oder  Schwefelsilber  und  Schwefelantimon.  Für  undurchsichtige 
Malerei:  Bleichromat  —  Baryumchromat. 

g)  Für  Grün:  Chromoxyd  —  Kupferoxyd. 

h)  Für  Blau:  Kobaltoxyd  —  Kalium-Kobalt-Nitrit. 

i)  Für  Hellblau:  Kobaltoxyd  mit  Zinnoxyd  und  Thonerde. 

k)  Für  Violett:  Braunstein. 

(Nach  der  von  Dr.  Monke  in  GörHtz  für  die  Baustoffsammlung  des 
Technikum  der  freien  Hansestadt  Bremen  gelieferten  Zusammenstellung.) 

Da  die  mit  Farbe  bemalten  Gläser  sehr  theuer  sind  (ein  mittelgrosses 
Kirchenfenster  stellt  sich  auf  30.0(K)  bis  50.0(X)  Mark),  so  werden  die  Glas- 
fenster meistens  aus  bunten  Glasstücken  zusammengesetzt,  die  mit  Blei 
verbunden  werden.  Man  benutzt  hierzu  ein  Stäbchen  aus  gegossenem  Fenster- 


rias  viiq  dns  Wnsserf lai. 

Schnitt  macht  und  von  füesem  aus  mit  der  glühenden  Spitze  der  Kohle  in 
ier  Richtung  der  Theilung  über  dem  Glase  hinfährt*  Dicke  Spiegel- 
Kheiben  werden  auch  in  neuerer  Zeit  mittelst  des  Legrady' sehen  Glas* 
Schneiders  geschnitten,  welcher  im  Wesentlichen  aus  einem  scharfkantigen 

f Rädchen  aus  glashartem  Stahle  besteht.  Glasröhren  zertheilt  man,  indem 
man  auf  ihnen  mit  einer  scharfen  dreikantigen  Feile  einen  Einschnitt  macht 

,und  sie  dann  einfach  an  dieser  Stelle  mit  den  Händen  durchbricht.  Fenster- 
glas wird  auch  mit  der  Glasschere  geschnitten,  welche  Aehnlichkeit  mit 
^iner  Handblechschere  besitzt 

Ein  Durchbohren  des  Glases  wird  ermöglicht»  wetm  man  die  zu 
iurchbohrende  Stelle  mit  einer  Auflosung  von  Kampher  und  Terpentinöl 
anfeuchtet  und  mit  der  Spitze  einer  harten  Feile,  Rennspindel  oder  eines 
lollenbohrers  so  lange  bohrt,  bis  eine  Oeffnung  entstanden  ist,  die  dann 
t)is  zu  der  gewünschten  Weite  ausgefeilt  wird.  Oder  man  benutzt  zum 
irchbohren    fünf  kantige,    mit    Terpentinöl    benetzte    Reihahlen    oder    (bei 

'grösserer  Weite)  einen  verjüngten  Lindenholzzapfen  mit  Schmirgel  und  Oel 
in  der  Drehbank  oder  eine  kupferne  Rohre  von  1*5  mm  Durchmesser  und 
Schmirgel,  welche  ebenfalls  mittelst  einer  Drehbank  und  so  eingebohrt  wird, 
Jass  ein  Glasscheibchen  herausfällt.  Zum  Ausfeilen  verwendet  man  auch 
Schmirgel  feilen  aus  Schellack  und  Schmirgel,  die  nur  mit  \V^  asser  benetzt 
v'erden,  sowie  zum  Durchbohren  das  Sandstrahlgebläse, 
Ueber  das  Kitten  des  Glases  siehe  §  23H. 

§  250.  Die  Bereitung  und  Verwendung  des  Wasserglases. 

Bestand theile.  Wasserglas  stellt  eine  Verbindung  von  Kieselsäure  mit 
Kali  oder  Natron,  also  ein  kieselsaures  Alkali  dar.   Man  unterscheidet:  Kali-, 

I^atron-,  Doppel-  und  Fixirungs Wasserglas,  welche  zumeist  aus  folgendeti 
fcemengen  (in  Gewichts th eilen  angegeben)  bereitet  werden; 
I  1.   Kali  Wasserglas:    15  Theile    möglichst    thonfreier  Quarzsand  oder 

buarzpulver,  10  Theile  gut  gereinigte  Pottasche  und  1  Theil  Hokkohlenpulver. 
I  2.  Natron  Wasserglas:  45  Theile  Quarzpulver,  23  Theile  Soda  (wasser- 

Sfreies  kohlensaures  Natrium)  und  3  Theile  Holzkohlen  pul  ver, 

oder  8  Theile  calcinirte  (geglühte)  Soda,  1  Theil  Holzkohlenpulver  und 
^^5  Theile  Quarzsand, 

HT         oder  20  Theile  calcinirtes   (geglühtes)   Glaubersalz,   5 — 6  Theile  Hob- 
^»  Itohlenpulver  und  15  Theile  Quarzsand, 

Ioder  10  Theile  Pottasche  und   15  Theile  Quarzsand. 
3.  Doppelwassergias    (eine  Mischung   von    Kali-  und   Natronwasscr- 
las):  100  Theile  Quarzpulver  und  121  Theile  weinsaures  Kaliuatron, 
oder  100  Theile  Quarzpulver,  2S  Theile  gereinigte  Pottasche,  22  Theile 
eiltrales,  wasserfreies  Natrium  und  6  Theile  Holzkohlenpulver, 
oder  3  Theile  concentrirtes  Kali  Wasserglas  und  2  Theile  conccntrirtes 
fatron Wasserglas  innig  zusammengemischt. 
4.  Fixirungs  Wasserglas    (mit    höherem    Kieselerde-  und  Kaligehalt): 
oncentrirtes    und    vollständig   mit   Kieselerde   gesättigtes  Kali  Wasserglas   mit 
ü — 25  "/ü    Natronkieselfeuchtigkeit,    zu    deren    Herstellung    3   Theile    reines, 
rasserfreies    kohlensaures    Natrium    mit    2  Thcilen  Quarzpulver    zusammen- 
atchmolzen  werden. 


Kali-  und  Natron  Wasserglas  werden  auch  aus  pulverisirtem  Feuer- 
stein oder  geglühter  und  dadurch  von  allen  organischen  Bestand theilen  h^ 
freiter  Kiesclguhr  (^besonders  aus  der  Infusorienerde  von  Oberlohe  in  H«nnavei) 
und  starker  Kali-  oder  Natronlauge  hergestellt,  doch  zeigen  diese  Fabrilule 
stets  eine  schwache  Färbung. 

Die  Gemengtheile  werden  gut  vermischt,  in  gewöhnlichen  GUshalcu 
8 — 10  Stunden  lang  bei  etwa  i200'^  C.  geschmolzen,  tlann  abgekühlt,  fdi* 
pulverisirt,  in  etwa  5  Theile  siedendes  Wasser  unter  bestandigem  üninihrcn 
hineingeschüttet,  ly — 14  Stunden  lang  mit  diesem  Wasser  gekocht^  bis  da* 
ganze  Wasserglas  aufgelöst  und  nur  ein  Bodensatz  übrig  geblieben  ist,  uml 
endlich  durch  weiteres  Sieden  behufs  Verdampfen  eines  Theilcs  des  Was»eRk 
concentrirt  (Wasserglasgallerte),  sowie  erforderlichenfalls  (z.  B.  beim 
Fixirungswasserglasl  mit  reiner  Kieselerde  (ebenfalls  durch  Kochen)  ge- 
sättigt. Bei  der  Herstellung  von  Kaliwasserglas  wird  zur  Beseitigung  iks 
häutig  vorhandenen  Schwefelkalium  zuletzt  beim  Kochen  etwas  Kupferoxyd«! 
oder  Kupferhammerschlag  oder  ein  wenig  Bleiglätte  hinzugesetzt  (ein  grosserer 
Zusatz  von  Bleioxyd  venirsacht  ein  Gerinnen  des  Wasserglases).  Wird  VVasscr- 
glas  durch  vollständiges  Verdampfen  des  Wassers  bei  Siedehitze  (damit  das 
Wasserglas  keine  Kohlensäure  auftiehmen  umi  dadurch  gerinnen  kann'i  zu 
einer  festen  Masse,  so  bläht  es  sich  wie  Bimsstein  auf,  wird  in  kaltem 
AVasser  unlöslich  und  braust,  mit  Säuren  begossen,  auf.  Unlöslich  gewordene* 
Wasserglas  kann  durch  siedendes  VV'asser  wieder  löslich  gemacht  werden. 
Eigenschaften.  In  festem  Zustande  hat  Wasserglas  das  Auss« 
eines  farblosen  oder  wenig  gefärbten,  durchsichtigen  oder  durchscheim 
Glases.  Es  ist  an  der  Luft  unveränderlich,  hartglas,  spröde  und  muschcS^ 
brechend.  In  siedendem  Wasser  aufgelöst,  stellt  es  eine  sirupdickc,  klebrige 
und  sich  fettig  anfühlende  Masse  vom  specifischen  Gewichte  1^24 — ^1'25  difi 
welche  durch  die  Kohlensäure  der  Luft  zersetzbar  und  deshalb  in  gut  ^rtT- 
schlossenen  Gefässen  aufzubewahren  ist.  Wasserglas  wird  durch  Säuren  unter 
Abscheidung  von  Kieselsäure  in  Form  einer  gallertarrigen  Masse  aufgcUitt, 
auch  durch  Salze  zersetzt,  weshalb  als  Lösungsmittel  nur  Regenwasser  oAef 
destilUrtes  Wasser  benutzt  werden  darf  Selbst  durch  kaltes  Wasser  — -  wenn  auch 
nur  äusserst  schwer  —  kann  Wasserglas  aufgelöst  werden,  und  in  kaltem  Wassei 
ist  es  nur  dann  vollständig  unlöslich,  wenn  es  einen  grossen  Gehalt  von  Kiesel- 
säure besitzt  oder  ihm  ein  Theil  seines  Kali-,  beziehungsweise  Natrongehaltcs  cnt* 
zogen  ist  oder  endlich,  wenn  es  mit  Erden,  Metalloxyden  u.  s.  w,  vermischt 
oder  mit  ihnen  in  Berührung  gebracht  wird,    weil  diese  mit  der   i~  itc 

eine  unlösliche  Verbindung  eingehen,  \^'asserglas  bildet  auf  allen  -  mit 

denen  es  sich  nicht  chemisch  verbindet,  also  auf  Holz,  Metall,  Papier,  Pappe, 
Leinwand  u,  s.  w.  einen  hrnissartigen,  fest  anhaftenden,  nicht  leicht  i^ 
springenden,  wetterbeständigen,  jedoch  bei  anhaltender  Nässe  weich  wer 
Ueberzug,  welcher  den  Stoff  gegen  Feuer,  Fäulniss,  Schwamm,  Wumurii.^, 
Flechten-  und  Moosbildungen  u.  s.  vf,  wirksam  schützt  Weiche  und  Irichl  wf» 
witterbare  Steine,  namenUich  Kalksteine  werden  durch  Behandlung  i  r*r- 

glas    härter    und    dauerhaften    Uasserglas    bindet    mit  Erdfarben    i     ^,        llc 
Gemälde   und   verhindert   die   Zersetzung   der   Farben,   auch   liefert    es  eine 
'V'l-ffrcie)  Glasur  für  Töpferwaren- 
Verwendung.    Für   die   mebten   Zwecke   wird    das    billige   NatroiK 
Wasserglas  benutzt,  nur  in  wenigen  Füllen  Kaliwasserglas  oder  Doppel  Wasserglas 


Erstes  Capitcl.  Dus  Glas  und  d.is  Wassdr^las. 


903 


in  Act  Stereochromie  F  i  x  i  r u n g s w a s s  e  r g  1  as.  Der  Preis  des  Natronvvasser- 
Ijlases  verhält  sich  zu  ilem  des  Kaliwasserglases  wie  4  : 9.  Im  Handel  ist 
jräparirtes  Wasserglas,  und  meistens  33grädigcs  (aus  33  Theilen  festem 
Wasserglas  und  67  Theilen  Wasser  bestehendes),  aber  auch  40-  und  66grädiges 
haben.  Die  Verwendung  des  Wasserglases  ist  eine  sehr  mannigfache,  haupt- 
^chlich  dient  dasselbe  jedoch  zu  Anstrichen  und  Imprägnirungen. 

Zu  Anstrichen  aut  Holz  wird  meistens  eine  33grädige  Wasserglaslösung 
benutzt,  welche  beim  ersten  Anstrich  mit  der  doppelten,  bei  allen  folgenden 
Anstrichen  jedoch  mit  der  gleichen  Gewichtsmenge  Wasser  (Regenwasser  oder 
lestjUirtcm  Wasser)  vermischt  wird.  Bei  Verwendung  von  40gTädigem  Wasser- 
glas hat  man  zuerst  die  2  V^  fache,  dann  die  l^^  fache,  bei  Benutzung  von 
J6grädigem  zuerst  die  4fache,  alsdann  die  2fache  Wassermenge  hinzuzusetzen* 
Jeder  Anstrich  wird  kalt  aufgetragen  und  muss  vor  dem  folgenden  mindestens 
einen  Tag  lang  trocknen,  auch  ist  zu  beachten,  dass  ein  Wasserglasanstrich 
Stuf  einem  frischen  Oelfarbenanstrich  nicht  hält. 

Um  die  Anstriche  haltbar  zu  machen  untl  sie  namentlich  gegen  Ab- 
blättern zu  schützen,  setzt  man  dem  Wasserglas  Erdfarben  oder  Metalloxyde 
^inzUt  die  gleichzeitig  einen  farbigen  Anstrich  erzeugen. 

Der  Anstrich  wird: 

weiss:  durch  einen  Ztisatz  von  Schlämmkreide,  Blei-,  Zink-  oder 
Permanent  weiss, 

grün;  durch  Chromoxyd,  Kobaltgrün  oder  grünes  Ultramarin, 

gelb:  durch  Uran-  oder  Kadmiumoxyd  oder  chromsaures  Baryt, 

blau:  durch  Ultramarin  oder  Smalte, 

TOth:  durch  Eisenoxyd  oder  Chrom roth, 

schwarz:  durch  Kienruss,  Graphit,  Knochenkohle  oder  Iridiumschwarz, 

Auch  verwendet  man  häufig  einen  Zusatz  von  Thon,  Glaspulver,  ge- 
ihlenem  Fluss-  und  Feldspath,  pulverisirter  Hochofenschlacke  u.  s.  w.  Oel- 
färben  können  jedoch  nicht  Verwendung  finden. 

Die  Farben  werden  mit  einer  Mischung  aus  gleichen  l'heilen  b\> 
gerahmter  Milch  und  Wasser,  häufig  aber  auch  mit  starkem  Wasserglas  ab- 
gerieben. Es  wird  meistens  zuerst  ein  Anstrich  mit  verdünntem  Wasserglas, 
icm  etwa  10%  Schlämmkreide  zugesetzt  ist,  und  nach  dem  Trocknen  ein 
^weiter  Anstrich  mit  Wasserglas  gegeben,  das  einen  grösseren  Kreidegehalt 
sitzt.  Nach  dem  Trocknen  werden  die  Farben  aufgetragen  und  diese 
idlich  durch  einen  W;isscrglasan strich  fixirt  Wird  nun  weiter  abwechselnd 
tin  Farben-  und  ein  Wasserglasanstrich  gegeben,  so  kann  man  schliesslich 
ier  angestrichenen  Holzfläche  durch  Schleifen  und  Fohren  mit  Leinöl  einen 
bohcn  Glanz  verleihen.  Häutig  werden  auch  die  mit  Wasserglas  angestrichenen 
lolzflächen  noch  mit  Fluorwasserstoffsäure  getränkt, 

Durch  einen  Wasscrglasanstrich  wird  das  Holz  an  der  Oberfläche  ver- 
glast und  unentflammbar  gemacht,  so  dass  es  im  Feuer  nur  noch  verkohlen 
an,  auch  erhält  es  durch  ihn  einen  wirksamen  Schutz  gegen  Fäulniss, 
chwamm  und  Wunnfrass,  wenn  es  vor  dem  Anstrich  trocken  gewesen 
It*  Das  spröde  Wasserglas  erhält  jedoch  Risse  oder  Spnlnge,  sobald  das 
Icht  getrocknete  Hol/,  lici  eintretendem  Witterungswechsel  zu  »arbeiten« 
\j\fangL 

Wände,  die  mit  Kalk  geweisst  sind,  werden  durch  einen  Wasser- 
g1as&n,%tridi    mit   oder    .»KtH-    Farben    dauerhafter   und    mit    Seifenwasser   ab- 


201 


Dritter  Thcil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


waschbar,  aufgeklebte  Tapeten  dunkler,  glänzender  und  ebenfalls  ab- 
waschbar, Metalle,  Glas  und  Porzellan  gegen  die  Einflüsse  der  Luft  und 
des  Wassers  geschützt.  Kalksteine,  Kreide,  Dolomit,  Knochenerde, 
Zinkoxyd  u.  s.  w.,  in  Wasserglas  getaucht,  werden  dichter,  fester,  härter 
politurfähig  und  marmorartig,  Kalkstein-  und  Sandsteinwände,  Bildsäulen 
aus  diesen  Gesteinen  u.  s.  w.  gegen  Moos-  und  Flechtenbildungen  geschützt,  ge- 
härtet und  wetterbeständiger. 

Hierzu  bemerkt  H.  Hauenschild  in  seiner  Broschüre  >Die 
Kessler'schen  Fluate«  (Berlin  1895,  2.  Aufl.)  etwa  Folgendes: 

Wasserglasanstriche  bewirken  das  Eindringen  von  Kieselsäure  in  die 
Steinporen.  Diese  Kieselsäure  ist  das  hauptsächlich  erhärtende  Element  und 
ein  wirklicher  Stein.  Bei  der  Behandlung  der  natürlichen  Gesteine  mit  einer 
Wasserglaslösung  dringen  aber  auch  kohlensaure  Alkalien,  Kali  und  Natron- 
salze, ein,  welche  den  Stein  hygroskopisch  machen.  Ausblühungen  erzeugen 
und  alles  angreifen,  was  damit  in  Berührung  oder  darüber  als  Ueberzug 
kommt  (wie  z.  B.  ein  Anstrich).  Wird  bei  dem  Anstrich  eine  zu.  starke 
Wasserglaslösung  angewendet,  oder  werden  bei  schwächerer  Lösung  zu  >ide 
Anstriche  übereinander  aufgetragen,  so  entsteht  häufig  ein  sich  leicht  ab- 
blätternder Ueberzug.  Es  empfiehlt  sich  daher  zu  W^asserglasanstrichen  zuerst 
eine  16grädige  und  bei  den  folgenden  Anstrichen  eine  immer  stärker  con- 
centrirte  Lösung  zu  wählen. 

Man  hat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  mit  Wasserglas  getränkte 
Steine  bei  Frostwetter  leicht  abschülfern,  und  hört  hier  und  da  die  Ansicht 
aussprechen,  dass  die  Steine  durch  Wasserglasanstrich  allmälig  zerstört 
würden;  Hauenschild  hält  diese  Ansicht  bis  zu  einem  gewissen  Grade  für 
eine  berechtigte. 

Um  das  Publicum  zu  täuschen  und  den  Glauben  zu  erwecken,  dass 
es  sich  um  andere  Stofi'e  handelt,  wird  den  Wasserglaspräparaten  oft  ein 
anderer,  schön  khngender  Name  beigelegt.  Mittel  wie  Silexor,  Petrosilcx, 
Petrogen  u.  s.  w.  enthalten  der  Hauptsache  nach  Wasserglas. 

Gyps  kann  mit  Wasserglas  nicht  ohne  weiteres  imprägnirt  werdetit 
\v  eil  er  sofort  gerjpnt  und  bei  Ven^^endyng  von  Natron  Wasserglas  Glaubersali, 


"ErstCfS  CapiteL  Das  Glas  «ad  das  Wasserglas, 


S05 


Zum  Anstrich  auf  Kalkmörtelputz  und  aufweiche,  leicht  ver- 
dtterbare  Steine  benutzt  man  meistens  eine  33grädige  Wasserglasiösung, 
Idie,  mit  gleichen  Gewichtstheilen  Regenwasser  verdünnt,  in  der  Regel  dreimal 
aufgetragen  wird.  Farben  werden  mit  derselben  IxJsung  angerieben  und  ge- 
v*öhnlich  nur  zweimal  aufgetragen.  Auf  diesen  Farbenanstrich  kommt  noch 
ein  farbloser  Wasserglasanstrich  nur  dann,  wenn  man  der  Fläche  Glanz  ver- 
eihen  wilL 

Zur  Erhärtung  von  Steinen  nimmt  man  am  besten  eine  Lösung  von 
fl   Gewichtstheil    33grädigen  Wasserglases    mit   3  ^Fheilen  Wasser,    die    einen 
geringen  Zusatz  von    fein  gemahlenem   und  geschlämmtem   Braunstein    erhält, 
irenn  man  die  Steine  braunlich  färben  will 

Auch  zur  Ant'ertigung  künstlicher  Steine  kann  Wasserglas  mit 
/'ortheil  verwendet  werden.  Man  erhält  z.  B.  einen  festen  Stein,  wenn  man 
gewaschenen  und  erwärmten  Sand  mit  einer  ebenfalls  erwärmten  Wasserglas- 
iösung zu  einem  dickflüssigen  Teig,  dem  auch  kleine  Geschiebe  beigemengt 
werden  können»  anrührt,  denselben  in  mit  Eisen  bekleidete  oder  mit  Oel 
bestrichene  Formen  schlägt,  ihn  in  denselben  so  lange  liegen  lässt,  bis  die 
Masse  consistent  geworden  ist,  und  endlich  wie  Ziegel  an  einem  luftigen, 
^gegen  Sonne  und  Regen  geschützten  Ort  trocknet. 

Einen  hydraulischen  Mörtel  giebt  eine  Mischung  von  100  Theilen 

gebranntem  und  fettem  Kalkpulver  und   1   Theil    trocknem  Wasserglas  pul  v  er. 

Eine  weitere  Verwendung  Jindet  das  Wasserglas  zur  Herstellung  von 

Kitten  für  Steine,  Glas,    Porzellan    und  Metallen.    Bewährte  Recepte 

hierfür  sind  folgende: 

Steinkitt    zum  Ausbessem    abgebrochener    Stellen:   Pulver   vom  Stein 

belbst  mit  Wasserglas   zu  einem  dickflüssigen  Brei  angerührt.    Zu  demselben 

^weck»   aber   auch   zum   Auskitten    von    Steinfugen:    hydraulischer  Kalk    mit 

Wasserglas  (erhärtet  sehr  schnell  und  darf  deshalb    nur    in    kleinen  Mengen 

ingemacht  werden). 

Eisen kitt:    Manganoxyd  und  Wasserglas,    dünn    aufgetragen    (verglast 
lieh  bei  hoher  Temperatur),  auch  ein  Gemenge  von  Wasserglas  mit  fein  ge- 
pulvertem Schmirgel  oder  Eisenoxyd  kann,  ohne  Risse  zu  erhalten,  eine  grosse 
litze  ertragen  und  wird  nach  einiger  Zeit  im  Wasser  ganz  unlöslich. 

IGlas-  und  Porzellankitt:  feines  Wasserglaspulver  mit  3 — 4  Theilen 
rhon  vermengt  (besonders  Kitt  für  Glasretorten),  Chinaclay  mit  einer  Lösung 
on  Aetznatron  oder  einer  concentrirten  Sodalösung,  auch  Aelzkali  und  Pott- 
sche  u,  s.  w.  Der  zu  kittende  Gegenstand  wird  bis  auf  100^  C.  erwärmt, 
lic  erwärmte  Wasserglaslösung  auf  beide  Kittflächen  aufgetragen,  der  Gegen- 
tand fest  mit  Bindfaden  umwickelt  und  bei  massiger  Wärme  bis  zum  voll- 
tändigen  Austrocknen  unberührt  liegen  gelassen. 
Fluorcalciumkitt:  1  Theü  Glaspulver,  2  Theile  Flussspathpulver  mit 
Vasfserglas  zu  einem  Brei  angerührt;  als  Thon-,  Glas*,  Porzellan-  und  Stein- 
itt  verwendbar. 

Farbige  Kitte:  33grädiges  Natron  Wasserglas  wird  mit  feiner  Schlämm- 
kreide und  einem  der  folgenden  Farbstoffe  zu  einem  dickflüssigen  Brei  sorg- 
Ültig  angerühr!  (nach  dem  von  R.  Böttger  empfohlenen  Verfahren): 
weiss:  nur  Schlämmkreide  und  VV'asscrglas, 
grau:  Zinkstein  (kann  mit  Achatstein  nachher  polirt  werden), 
gr&u schwarz:  staubförmiges  Gusseisen, 


206 


Dritter  Thcil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe 


schwarz:  fein  gesiebtes  Schwefelantimon, 

hellgrün:  kohlensaures  Eisenoxydul, 

dunkelgrün:  Chromoxyd, 

blau:  Kobaltblau, 

roth:  Zinnober, 

orange:  Mennige, 

violett:  Karmin. 

Derartige  Kitte  erhärten  rasch  und  besitzen  eine  sehr  grosse  Festigkeit. 

Fertige  Anstrichmassen,  die  hauptsächlich  aus  Kieselerde  bestehen, 
sich  mit  Farben  und  Oel  vermischen  lassen  und  eine  grosse  Widerstands- 
fähigkeit gegen  die  Einwirkung  von  Säuren  und  Hitze  besitzen  sollen,  stellt 
die  Silicate  Paint  Compagnie  in  Liverpool  her,  und  zwar  liefert  dieselbe: 
Griflfiths's  Patent-Emailfarbe,  Kieselsäure-Versteinerungs-Oelfarbe,  Versteine- 
rungsflüssigkeit (Kieselerdelösung),  künstliche  Steinfarben,  die  auch  als  Steinkiti 
verwendet  werden  können,  und  Silicat-Siccativ  (Kieselerde-Trockenstoff). 

Eine  hervorragende  Verwendung  findet  das  Wasserglas  in  der  Stereo- 
chromie.  Wasserglas  bildet  für  Farben  nicht  nur  einen  guten,  festen  und 
dauerhaften  Untergrund,  sondern  es  bindet  auch  die  Farben  gut  imd  macht 
sie  wetterbeständig.  Das  Verfahren  hierbei  ist  im  Allgemeinen  Folgendes: 
Auf  die  Steinfläche  wird  zuerst  ein  gewöhnlicher,  nicht  zu  fetter  Kalkmörtel- 
putz aufgebracht,  der,  wenn  er  gut  getrocknet  ist,  wiederholt  mit  einer 
Lösung  von  kohlensaurem  Ammoniak  und  hierauf  mit  einer  aus  gleichen  Theilen 
Wasserglas  und  Wasser  bestehenden  Kali  wasserglaslösung  mehrmals  getränkt 
wird  (Natron Wasserglas  kann  nicht  verwendet  werden,  weil  es  zu  starice 
Auswitterungen  erzeugt).  Auf  diesen  Untergrund  wird  aus  magerem  Kalk, 
möglichst  scharfkantigem  Sande  und  Regenwasser  oder  destillirtem  Wasser 
ein  zweiter  dünner  Putz  aufgebracht,  mit  scharfem  Sandsteine  zur  Erzeugung 
einer  möglichst  gleichmässigen  Rauhigkeit  der  Fläche  und  Beseitigung  der 
das  Einziehen  des  Wasserglases  aufhaltenden,  sich  beim  Austrocknen  bildenden 
dünnen  Lage  kohlensauren  Kalkes  abgerieben  oder  mit  einer  Lage  phosphor- 
sauren Kalkes  durch  Aufstreichen  von  1  Theil  Phosphorsäure  und   6  Theilen 


ipileL 


beer«,  Farben,  Firntfse  itad 


Die  Stereochromie  wurde  z.  B.  von  Kaulbach  zu  vier  grossen 
Wandgemälden  im  Treppenhause  des  neuen  Museuros  zu  Berlin  angewendet, 
auch  zu  Gemälden  im  Kaiserhofe  des  Residenzschlosses  zu  München* 

Endlich  ist  noch  die  Verwendung  des  W^asserglases  zur  Herstellung 
künstlichen  Meerschaumes  zu  erwähnen,  zum  Waschen  (1  Theil  Wasserglas 
luf  100  Theile  Wasser)^  zur  Appretur  von  Zeugen  und  zur  Conservirung 
b'on  Eiern. 


Zweites  CaplteL 

Harze,  Tlieere,  Farben,  Firnisse  und  Lacke. 

§251.  Die  Harze. 

Eigenschaften.  Die  Harze  sind  vegetabilische  Stoffe,  die  aus  gewissen 
Pflanzen  ausschwitzen    oder  durch  Einschnitte    in  die  Rinde    derselben  oder 
iurch    Auskochen    des    zerkleinerten  Holzes    oder    durch   Ausziehen    mittelst 
Jkohol  gewonnen    oder    in    versteinertem  Zustande    in    der    Erde    oder  am 
Meeresufer    und  im  Meeresgrunde    gefunden    werden    (fossile  Harze).    Die 
rze  kommen   hauptsächlich   in  Nadelhölzern  und  Balsambäumen   vor,  und 
Iwar   in    sogenannten  Harzgängen    oder  Harzlücken;    sie    enthalten   meistens 
Farbstoffe,    ätherische  r)ele,  Gummi  und  Pfianzenschleim,   sind  im  rohen  Zu- 
lande stets  unkrystallim'sch  und  besitzen  einen  glasig-muscheligen  Bruch  und 
ein  geringes  specifisches  Gewicht.    Sie  sind  geruchlos  oder  durch  ätherische 
)elc  wohlriechend  (Balsame),  in  Alkohol,  Aether,  ätherischen  Gelen,  Chloro- 
»nn,    Fetten,    flüssigen  Kohlenwasserstoffen  in  verschiedenem  Grade  löslich, 
Wasser  ganz    unlöslich    und   mehr    oder   weniger   leicht    schmelzbar.    Bei 
[lühercr  Temperatur  werden  sie  unter  Entwickehmg  verschiedener  brennbarer 
Jase  zersetzt;  sie  verbrennen  mit  stark  leuchtender  Flamme,  sind  indifferent 
jlder    sauer   (Harzsäuren)    und    bilden    alsdann    mit    wässerigen  Alkalilaugen 
larzseifen  (Resinate),    die    in    der   Technik    verschiedentlich    (z.    B.    zum 
dmen  des  Papiers)  benutzt  werden.    Die  Harze    sind  Nichtleiter   der  Elek- 
•icitat  und  werden  durch  Reiben  negativ  elektrisch. 

Verschiedenes,  Das  Harz  findet  sich  in  unseren  Nadelhölzern  meistens 
ätherischem  Terpentinöl  gelöst  und  ist  deshalb  dickflüssig ;  es  erhärtet  an 
ier  Luft  allmälig,  indem  das  Oel  verdunstet.  Das  Harz  wird  durch  langes 
Lochen  mit  Wasser  entölt  unrl  durch  Behandlung  mit  Alkohol  von  Gummi 
ad  Pflanzenschleim  befreiu 

Haupt  Verwendung:  zur  Bereitung  von  Firnissen  und  Lacken,  indem 
[Hin   die  Harze  in   Terjientinöl,  Weingeist,  Aceton,  Pctrolbenzin  u.  s,  w.  löst 
Einlheilung,   Man  unterscheidet  folgende  Arten: 

1.  Halbharze,  welche  in  Alkohol  oder  in  der  Siedehitze  nicht  16slich 
Ind,  wohl  aber  in  Aet^kali  und  Aeiznatron*  Sie  haben  für  die  Technik  keine 
Bedeutung. 

2.  Hartharzc  (eigentliche  Harze)«  die  entw*eder  gar  kein  oder  nur 
ehr  wenig  ätherisches  Oel  enthalten,  fest  und  spröde»  gcruch-  und  geschmacklos 

bind  un<l  nach  dem  Trocknen  pulverisirt  wer<ien  können.     Zu  den  technisch 
chtigsten  Hartharzen  gehören: 


208 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


a)  Das  Fichtenharz  (Pinusharz,  Galipot,  Scharrharz,  Bur- 
gunderharz u.  s.  w.),  das  durch  Verwundung  (Anreissen)  verschiedener 
Nadelhölzer  (z.  B.  der  Fichte,  Schwarzkiefer,  Strandschiefer)  gewonnen  und 
zur  Herstellung  von  Firnissen,  Seifen,  Siegellack  u.  s.  w.  verwendet  wird.  Aus 
ihm  erhält  man  durch  längeres  Schmelzen  das  gemeine  Pech  und,  wenn 
man  beim  Schmelzen  Wasser  einrührt  und  die  geschmolzene  Masse  durch- 
seiht, ein  sehr  poröses,  gelblich-weisses,  und  bei  Anwendung  einer  höheren 
Temperatur  gelbes  Pech  (VVasserpech,  Flaschenpech,  Burgunderpech,  letzteres 
besonders  rein).  Bei  trockener  Destillation  des  Fichtenharzes  gewinnt  man 
das  Harzöl,  das  zur  Bereitung  von  Schmiermitteln  (Wagenfetten),  Drucker- 
schwärze, Firnissen  u.  s.  w.  dient.  Die  alkalische,  durch  Alaun  gefällte  Lösung 
liefert  den  in  der  Papierfabrikation  zur  Verwendung  gelangenden  Harzleim. 

b)  Das  Kolophonium  (siehe  Terpentin). 

c)  Der  Lack  (Gummi lack)  aus  einem  Gemisch  von  wachshaltigem 
Harz  aus  verschiedenen,  in  Ostindien,  Siam,  Anam  und  auf  den  Molukken 
wachsenden  Bäumen  (z.  B.  Croton,  Butea,  Ficus^  und  einem  röthlichen  Farb- 
stoff, welcher  dem  Weibchen  der  Lackschildlaus  entstammt.  Diese  Thierchen 
setzen  sich  an  die  Astspitzen  und  jüngeren  Zweige,  stechen  in  diese  hinein, 
und  werden  mit  ihrer  Brut  von  dem  hervorquillenden  Harze  umhüllt,  worauf 
sie  zu  einer  mit  rother  Flüssigkeit  erfüllten  Blase  anschwellen  und  absterben. 
Die  in  jedem  Weibchen  sich  entwickelnden  Larven  treten  nach  etwa  Jahres- 
frist aus  den  Harzmassen  durch  selbstgemachte  Oeffnungen  aus.  Die  Zweige 
der  so  heimgesuchten  Bäume  entblättern  sich  und  sterben  ab.  Auf  diese 
Weise  entsteht  der  Stocklack,  so  genannt,  weil  das  von  den  Bäumen  ab- 
gelöste Harz  in  seinem  Inneren  noch  Zweigtheile  enthält;  er  besteht  aus 
707o  Harz,  lO^o  rothem  Farbstoff  und  207o  wachsartigen  Bestandtheilcn. 
Wird  das  Harz  von  den  Zweigen  abgeklopft  und  von  allen  Holztheilen 
befreit,  so  erhält  man  den  Körnerlack  (Saatlack),  der  in  kleinen,  erbscn- 
grossen,  röthUch braunen  Körnern  in  den  Handel  kommt.  Wird  dieser  Kömcr- 
lack  durch  Kochen  mit  schwacher  Sodalösung  von  dem  rothen  Farbstoffe 
(Lakdye  genannt)  befreit  und  die  gelblichbraune  Masse  geschmoken»  durdi^ 
geseiht    und    in    Formen    geg^ossen    oder    durch    Fressen    zwischen    M 


Zweites  €a|>itel.  HaTJse»  Theere,  Farben,  Firttlsse  und  Lmclc 


reitung  einer  unzerslörbaren  Tinte,  indem  man  den  Schellack  in  Borax  auf- 
ist und  mit  Russ  versetzt,  ^Schellack  in  Borax  aufgelöst  dient  auch  zum 
Vasscrdichtmachen  von  h'ilzhüten. 

Als  Nebenproduct  bei  der  Schellackgewinnung  erhält  man  durch  Aus- 
flügen mit  Soda  und  Fällen  mit  Alaun  einen  schönen  rotben  Farbstoff,  Lacdye 
Kenannt- 

SchcUack  wird  häufig  mit  billigeren  Harzen,  namenthch  mit  Kolophonium 
Verfälscht.  Um  seine  Güte  prüfen  zu  können,  werden  10  Theile  Schellack 
nil  5  Theilen  Borax  in  100  Theilen  Wasser  gekocht  und  die  auf  dem 
Boden  sich  absetzenden  ünreinigkeiten  getrocknet  und  nach  Procenten  berechnet; 
beträgt  dieser  Rückstand  mehr  als  2^/^^  so  ist  der  Schellack  schlecht,  zeigt  die 
lüssigkeit  nach  dem  Abkochen  eine  milchige  Trübung  und  scheidet  sie  Flocken 
AUS,  so  liegt  eine  Verfälschung  des  Schellackes  mit  andereti  Harzen  vor. 

Durch  Zusammenschmelzen  des  Kömerlackes  und  Formen  der  noch 
plastischen  Masse  mit  den  Händen  u.  s,  w,  zu  kleineren,  dickeren,  knopf- 
artigen Stücken  entsteht  der  Knopf  lack  (Klumpen  lack). 

f/)  Das  Gua jakharz  (Guajakgummi),  vom  Guajak-  oder  Franzosen- 
baum Ostindiens  u.  s.  w.  durch  Auskochen  oder  Ausschwelen  des  Holzes 
gewonnen,  dunkelbraun  bis  graugrün,  mit  Holz-  und  Rindenstücken  mehr 
öder  weniger  verunreinigt,  sehr  leicht  schmelzbar  (schon  bei  85**  CX  schwerer 
vie  Wasser  (specifisches  Gewicht  =  1'205 — r230),  in  Alkohol,  Aether  und 
i^hlorofurm  ganz,  in  Schwefelkohlenstoff  und  Benzol  theilweise,  in  Terpentinöl 
nicht  löslich.  Es  besteht  hauptsächlich  (zu  70*%)  ^.us  (iuajakonsäure»  Eine 
^ösung  von  Harz  und  Alkohol  wird  durch  oxy  dir  ende  Stoffe  i^Ozon,  Salpeter* 
iure»  Chromsäure,  Brom,  Jorl,  Chlor  u.  s,  w.)  blau  oder  grün  gefärbt  und 
Herstellung  scharfer  Abdrücke  in  der  Lithographie  benutzt,  indem  man 
äie  XU  vervielfältigende  Zeichnung  Joddämpfen  aussetzt  und  tlann  auf  ein 
lit  einer  Lösung  von  1  Theil  Guajakharz  und  30  Theilen  Alkohol  ange- 
strichenes Papier  drückt.  Man  verwendet  das  Harz  auch  vereinzelt  zur  Be- 
reitung von  Lacken. 

/)  Der  Mastix  (Gummi-Mastix),  ein  feines,  erwärmt  wohlriechendes, 
biassgelbes  Harz,  das  avis  der  eingeschnittenen  Rinde  des  Mastixbaumes  i^der 
Mastixpistazie)  ausHiesst  und  von  der  griechischen  Insel  Chios  in  den  Handel 
ItommL  Das  Harz  ist  durchscheinend,  bei  i)S\^  C\  schmelzbar,  durch  Kauen 
tnelbar  und  in  Alkohol  iheilweise  löslich;  es  kommt  in  erb.s engrossen  Stücken 
^or  und  wird  zu  Kitten,  Räucherungen,  im  Orient  auch  als  Kaumittel  ver- 
\rendet  —  Eine  gcringwcrthigere  Sorte,  Bombaymastix  genannt,  von  in 
yjghanistan  und  Belutschistan  einheimischen  Pistazienarten  gewonnen,    bildet 

bis  röthhchbraune  Kömer  oder  Thränen.  Mit  dem  Mastix  ist  nicht  2U 
echseln  der  Asphaltmastix  (siehe  §  237). 

/)  Der  Kopal,  ein  hartes,  bem steinartiges,  gelbes  bis  bräunlichrothes, 
peruch-  untl  geschmackloses  Harz  noch  jetzt  vorhandener  oder  bereits  aus- 
gestorbener Bäume  Afrikas  und  Südamerikas.  Kopal  ist  der  wichtigste 
^to ff  für  Firnisse  und  Lacke;  er  ist  in  kaltem  Alkohol  unlöslich,  in 
lether,  Teriicntia-,  Rosmarin-  und  Kajeputöl  dagegen  leicht  löslich  und 
chmilzt  erst  bei  einer  Temperatur  von  1150^ — 340**  C,  Alan  unterscheidet  im 
landet  harte  und  weiche  Kopale.  Die  härtesten  gelten  als  die  besten, 
rcr  grösseren  technischen  Verwendbarkeit  wegen.  Stark  erhitzt  entwickelt 
äcr    Kopal    aromatisch    riechende  Dämpfe,    welche    verdichtet   das   Kopalül 


tCrUiror.   ftanilhuch  Af>r   Ftat;aatf irhre.   Itantl   II. 


u 


210 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


bilden,  das  als  ein  gutes  Lösungsmittel  für  viele  Ropalsorten  verwendet  wird 
Ein  wichtiges  Erkennungszeichen  bildet  die  Beschaffenheit  der  Oberfläche, 
die  warzig,  rissig  oder  glatt  sein  und  einen  erdigen  oder  kreidigen  üebcr- 
zug  besitzen  kann.  Man  unterscheidet  folgende  Sorten: 

1.  Den  ostafrikanischen  (Sansibar-  oder  Mosambik-)  Kopal, 
welcher  zwischen  dem  5.  und  15.  Grade  südlicher  Breite  in  der  Erde  in 
flachen,  eckigen  Stücken  oder  in  Körnern  bis  zu  20  cm  Durchmesser  g^ 
funden  wird  und  mit  einer  rauhen,  staubigen  Kruste  bedeckt  ist  Seine  Farbe 
ist  hellgelb  bis  röthlichbraun.  Er  ist  der  härteste  von  allen  Kopalen,  durch- 
sichtig und  mit  Bernstein  leicht  zu  verwechseln.  Er  schmilzt  bei  100®  C. 
ohne  Dämpfe  zu  entwickeln,  und  lässt  sich  in  flüssigem  Zustande  mit  Oden 
vermischen.  Vor  dem  Schmelzen  ist  er  mit  einem  Messer  von  seiner  Kruste 
zu  befreien  und  zeigt  dann  eine  gänsehautartige  Oberfläche. 

2.  Den  westafrikanischen  Kopal,  welcher  von  der  Westküste  Afrikas 
in  den  Handel  kommt  und  dort  aus  etwa  3  m  Tiefe  aus  Mergel  herausgegraben 
wird.  Er  büdet  entweder  kleine,  kieselsteinartige  Stücke  (Kieselkopal  von 
Sierra  Leone)  oder  grosse,  oft  1 — 2 kg  schwere,  kugel-  oder  knollenförmige 
Klumpen  (Angolakopal),  die  eine  verschiedene  Farbe  besitzen,  nach  welcher 
sie  benannt  werden.  Zu  ihm  gehört  auch  der  Benguelakopal. 

3.  Den  Kaurikopal  (Kauriharz,  Cowdee)  von  der  Dammarfichte 
(Yellowpine)  Australiens  und  Neuseelands.  Zur  Ausfuhr  gelangt  nicht  das 
frisch  ausgeflossene,  sondern  das  versteinerte  (fossile),  in  der  Erde  liegende, 
harte  Harz,  das  in  Klumpen  bis  zu  50  kg  Gewicht  ausgegraben  wird,  wohl- 
riechend und  wohlschmeckend  ist  und  eine  verschiedene  Farbe  besitzt  Das 
aus  den  Bäumen  fliessende,  weiche  Harz  wird  von  den  Eingeborenen  als 
Kaumittel  benutzt. 

4.  Den  Manilakopal  (Sandaron,  Pegnie,  Pandum)  vom  ost- 
indischen Kopalbaum  (Vateria)  und  aus  Batavia  und  von  den  Philippinen  m 
uns  kommend,  schmutziggelb  und  trüb,  citronenähnlich  riechend  und  bitter 
schmeckend.  (Vergl.  Kopalgummi). 

5.  Den  südamerikanischen  Kopal  (Hymenäa-Kopal);  er  ist  der 


Zweites  OipHel*  Hsmc,  Thcerc,  Farben,  Firnisse  und  Lacke. 


211 


ftt  in  kaltem  Alkohol  und  in  ätherischen  Gelen  theilweise  löslich,  kommt  in 
Fässern  oder  Ballen  von  verschiedener  Grösse  oder  in  Blechkanistem  von 
^7 — ^18  kg  Inhalt  in  den  Himdel  und  wird  hauptsächlich  zu  Firnissen  und 
icken  verwendet,  um  sie  geschmeidiger  zu  machen.  Das  Elemiharz  wird 
ift  mit  Fichten  harz  verfälscht, 

h)  Das  S  andarakharz,  aus  der  Rinde  der  gegliederten  Cypresse 
öordafrikas  {Caih'/ns  guadrivahis  oder  articulatä)  durch  Einschnitte  ge- 
ronnen und  von  Algier  zu  uns  kommend.  Es  bildet  längliche,  blassgelbe 
[>is  bräunliche,  aussen  weiss  bestaubte,  balsamisch  riechende,  durchsichtige 
Jtucke,  ist  in  Alkohol,  Aether  und  Terpentinöl  leicht  löslich  und  dient  zur 
Jereitung  von  hellen  Weingeistfi missen,  Lacken,  Polituren  und  als  Radir- 
iver, um  radirte  Stellen  des  Papiers  wieder  beschreibbar  zu  machen,  sowie 
Lls  Räuchermittel  Der  deutsche  Sandarak  (Wachholderharz),  das 
rz  des  gemeinen  Wachholders,  wird  vorzugsweise  als  Räuchermittel  ver- 
jrendei, 

f)  Das  Akaroidharz  tErdschellack),    ein    rothes  (Nussharz)  oder 

gelbes  Harz    von    einigen    Xantorrhäa-Artcn    Australiens,    Ersteres    findet    zu 

icken  und  Firnissen  (^besonders  zum  Ueberziehen  von  Metallen)  und  in  der 

^Äpier*  und  Siegellack fabrikation,   letzteres   auch  zur  Darstellung  von  Pikrin- 

Biure   (durch    Behandlung  mit   Salpetersäure)  Verwendung,   Ein    mit    rothem 

lare  gefärbter  Weingeistfirniss  verbleicht  nicht  am  Lichte, 

li\  Das  Drachenblut,    ein  dunkelbraunes    oder  braunrothes  Harz  von 

Jen    Fruchten    des    Drachenblut-    oder  Yukkabaumes    der   malaischen  Inseln 

id  mehrerer  Rotangpalmen  Südasiens,  das  entweder  freiwillig  zwischen  den 

Schupyjen    der    Früchte    ausfliesst    oder    durch    Einwirkung    heisser    Wasser- 

impfc  zum  Austluss    gebracht    wird.    Ersteres    wird    als  Drachenblut   in 

'hränen    in    den  Handel    gebracht    und   gilt    als    beste  Sorte.    Durch  Er- 

itzen  der  reifen  Früchte   über   offenem  Feuer  quillt  eine  dickflüssige  Harz- 

oasse  aus,    welche    in  Stangen    geformt    und    in    Schilfljlätter    gewickelt   als 

>tangen-Drachenblut  verkauft  wird.    Drachenblut  ist  in  Alkohol,  Aether, 

jtlhemchen  Gelen,    Alkalien  u.  s,  w.    mit    schöner    rother  Farbe    löslich  und 

liese  Lösung  dient  zum  Färben  und   PoUrcn  von  Holz  und  Marmor,    femer 

ir  Lack'  und  Fimissbe reitung  und  als  leuchtend  rothe  Malerfarbe. 

Noch  zu  erwähnen  ist: 

/)  Das  Benzoeharz  vom  Styrax  Benzoin  Sumatras,    Javas  und  Siams. 

)asselbe  kommt  entv^^eder  in  hellen  oder  rölhlichen  Körnern  oder  Thränen 

\Bfnzof  in  granis)   oder    in    grossen  Stücken  {ßmzo^  in  massii)  zur   Ausfuhr 

jind  riecht  vanillearlig.  Beste  Sorte:  Mandelbenzoe  von  Slam  uncl  Sumatra; 

immtartig    riechend    und  Zimmtsäure   enthaltend.    Aus    Benzoeharz    gewinnt 

die    in    der    Medicin,     in    der    Anilinfarbenfabrikation    und    zu  1  abaks- 

vielfach  verwendete  Benzoesäure.    Benzoeharz  dient  auch  zu  Rauche- 

agcn. 

m)  Das  Jalappenharz;  Abführmittel 
I»)  Das  Podophyllin;  Abführ-  und  hautreizendes  Mittel. 
3.  Wcichharzc,   Batsame,    welche  viel  ätherisches  ücl    enthalten    und 
^alb  flussig  oder  dickflüssig  erscheinen   und  balsamisch  riechen,   Zu  den 
richtigsten  Balsamen  rechnet  man : 

a)  den  7'erpentin,   welcher   aus  verschiedenen  Nadelhölzern  meistens 
larch  Einschnitte  gewonnen    und  zur  Bereitung  von  Firnissen,   Terpentinöl, 


212 


Dritter  Theil,  Die  Kebcn-  oder  Hlir&stoffe. 


Kolophonium  u.  s.  w.  verwendet  wird.  Terpentin  fliesst  auch  aus  önigen 
Bäumen  freiwillig  aus,  so  z.  B.  aus  der  Edeltanne,  durch  Platzen  der  Rinde 
oder  einer  Harzbeulc.  Man  unterscheidet: 

Deutschen  oder  gemeinen  Terpentin  (von  der  Schwarzfdhte  oto 
Rothkiefer),  gelblich,  klebrig,  dickflüssig,  zähe  und  etwas  kömig; 

Strassburger  (von  der  Edeltanne),  sehr  fein  und  sehr  geschätzt; 

französischen  (von  der  Strandkiefer) ;  beste  Sorte:  Bordeauic^ 
terpentin;  flüssig;    mit  gebrannter  Magnesia    zusammengerieben  erhärtend, 

venctianischen  (vom  Lärchenbaum},  klar  oder  nur  wenig  triibe, 
dickflüssig,  gelblich,  angenehm  aromatisch  riechend; 

ungarischen  (von  der  Leggföhre); 

cyprischen  (von  der  Terpentinpistazie) ;  eine  der  theuersten  tmö 
feinsten  Sorten; 

amerikanischen  (von  der  amerikanischen  Sumpfkiefer»  der  Wöh«^ 
rauchs-  oder  Weymouthskiefer); 

karpathischen  (son  der  Zirbelkiefer); 

canadischen  Terpentin  (^Canadabalsam). 

Letzterer  stellt  die  edelste  aller  Terpentinsorten  dar;  er  ist  schwidih 
gelblich  gefärbt,  klar,  nach  Muskatöl  riechend  und  wird,  mit  gcbraimier 
Magnesia  zusammengerieben,  sehr  fest,  so  dass  man  ihn  als  Kittmittel  (u  B. 
zum  Befestigen  achromatischer  Linsen)  verwenden  kann.  Man  gewinnt  ihn  © 
Nordamerika  aus  einer  Fichte, 

Die  Ausbeute  an  Terpentinöl  ist  selir  verschieden;  sie  beträgt  iKsm 
deutschen  Terpentin  32^0»  ^^^^  französischen  257o'  beim  ajnerikaniscto 
177()i  beim  venetianischen  18 — 25%  und  beim  canadischen  20%-  Mafl 
erhält  Terpentinöl,  wenn  man  Terpentin  mit  Wasser  destillirt;  hierbei  bldbi 
eine  etwas  öl-  und  wasserhaltige,  harzartige  Masse  (gekochter  Tery^ei^tini 
zurück,  die,   von   dem  Oel    und  Wasser   gänzlich  befreit,   das  gl  ^te, 

klare,  durchsichtige,  fast  genich-  und  geschmacklose,  spröde,  lei<  '^ri^ 

bare  Kolophonium  (Geigenharz)  liefert,  das  zum  Leimen  von  Fapiex, 
zur  Herstellung  von  Siegellack,  Harzseifen,  Firnissen,  Kitten  und,  mit  andefO 
Harzen  vermischt,  zum  Bestreichen  der  Geigenbogen  dient 

Das   Terpentinöl    (Terpentinspiritus)  stellt,    w^cim    es  mit  D; 
und    unter    Zusatz  von    etwas   Aetzkalk    oder   auf   anderem    Wege    g( 
worden     ist,     ein     farbloses,     dünnflüssiges,     stark     balsamisch     riech 
Oel  von  brennendem  Geschmack  dar,    welches  ein  specifisches  Gewicht 
0-85— 0*89  besitzt,  bei  152—160**  C.  siedet,  bei  lö*»  C.  in  Wasser  fast  t» 
löslich,    in  8 — 10  Theilen   wässerigem    Alkohol   wenig   und   in  concc-  *-—*-' 
Essigsäure   leicht  lösbch    ist.    Das  Terpentinöl  kann  mit  absolutem    \ 
Aether  und  fetten  Säuren  in  jedem  beliebigen  Verhältnisse  p^ 
vermag  viele  Stofle,    die  im  Alkohol  und  im  Wasser  nicht  a 
können,  aufzulösen,    so  namentlich  Harze,    Schwefel  und  Phospbor,  n 

harzt  allmäbg  an  der  Luft  Man  verwendet  es  zur  Bereitvmg  von   Oc:: , 

zum  Auflösen  von  Harzen  in  der  I^ck-  und  Firnissfabrikation,  als  Leuch^ 
Stoff,  indem  man  es  für  sich  allein  oder  mit  Alkohol  vermischt  in  Lampco 
mit  starkem  Luftzuge  brennt,  sodann  als  Arzneimittel  u.  s.  w. 

Das  kunstliche  Terpentinöl  wird  aus  Petroleum  durch  Dc^' 
desselben  gewonnen,  ist  leichter  wie  das  natürliche  (specihsches  (> 
0-73— 0-75)  und  siedet  bei  120— nO<»  C 


tweite» 


»IfeL 


farse^  Tbeere,  Farbe», 


^)  Der  Kopaivabalsam  von  Peru»  Mexiko,  Brasilien  und  den  Antillen, 

reicher  zur  Bereitung   von  Lackfimissen   und  Oelpapier  benutzt    und  häufig 

oit    Terpentin    und    Oel    verfälscht    wird.     Am    meisten    geschätzt    ist   der 

irasilianische;    er    ist  blassgelb    und  durchsichtig.    Der  Antillenbalsam  ist 

ber  und  dunkler. 

c)  Der  Perubalsam  (indische  oder  peruvianische  Balsam),  Man 
^—Unterscheidet  den  lerpentinartigen,  aus  den  Früchten  der  Muroxyhn  sanso- 
^^Bütense  durch  Auspressen  gewonnenen,  weissen  und  trockenen,  sowie  den 
^■flickflüssigen,  dunkelbraunrothen,  vanilleartig  riechenden,  bitter  schmeckenden, 
^Rus  dem  Stamme  des  genannten  Baumes  durch  einen  eigenthümhchen 
^^Schwelungsprocess  erhaltenen  und  an  der  Luft  nicht  eintrocknenden  sogenannten 
schwarzen  Balsam,  Der  weisse  Balsam  kommt  im  europäischen  Handel 
nicht  mehr  vor;  der  schwarze  wird  zu  medicinischen  Zwecken,  als  Par- 
^^umeriemittel  und  als  Ersatz  der  Vanille  verwendet  Für  die  Technik  ist 
^■ler  Perubalsam  ohne  Bedeutung, 

^^  d)  Der  Mekkabalsam  (Opobalsam)  aus  der  Rinde  des  Balsamholzes 

gewonnen;  arabisches  Räuchermittel. 

t)  Der  Tolubalsam,  rothbraun,  durchscheinend,  halbweich,  dickflüssig, 
in  der  Handwarme  schon  erweichend  und  dann  knetbar^  sehr  angenehm 
riechend  und  daher  als  Parfüm erie mittel  verwendbar. 

f)  Der  Storax,  durch  Auspressen  oder  Auskochen  der  Rinde  des 
Storaxbaumes  Kleinasiens  und  Syriens  gewonnen,  in  frischem  Zustande 
gelbroth,  allmälig  aber  an  der  Luft  braun  werdend  und  dickflüssig  wie 
Terpentin.  Er  wird  in  der  Parfüm  erie  und  zur  Bereitung  von  Rauch  er- 
Bssenzen  u,  dgl  verwendet.  tl>ie  bekannten  Räucherkerzchen  bestehen 
lus  Kohlenpulver,  'lYagantschleim,  Benzoe,  Storax  und  Ladanum  [CLstusharz] ; 
iie  rothen  enthalten  statt  Kohlenpulver  geraspeltes  Sandelholz), 

Von    den    künstlichen    Balsamen    sind    zu    erwähnen:    Der   Opo- 

l'eldok,  eine  weingeistige,  freies  Ammoniak  enthaltende,  als  Heilmittel  Ver- 

rendung    findende  Seifenlösung,    ^    der  Hoffmann'sche  Lebensbalsam, 

feine    Lösung    verschiedener    ätherischer    Gele    in    Alkohol,    —    der    Wund- 

lalsara,  eine  Mischung  von  Myrrhe,  Thymianöl,  Alkohol,  Weinessig  u,  s.  w., 

der  Schwefelbalsam,  eine  Lösung  von  Schwefel  in  fettem  Gel,  u.  s.  w, 

4»  Gummi-    oder  Schletmharze,    die    ein  Gemenge    von  Gummi   und 

larz,  ätherischem  und  fettem  Gel  darstellen,  welches  sich  in  eigenen  Röhren 

oder  in  den  Zwischenräumen  der  Zellen  verschiedener  Pflanzen  als  Milchsaft 

^^orfindet,  freiwillig  oder  nach  Verwun<lung  der  Ptlanzen  ausfliesst  und  an  der 

^Bl«nlt  allmälig  erhärtet    Diese  Harze    sind  weder  in   Wasser  noch  in  Alkohol 

vollkommen  löslich. 

Als  die  technisch  wichtigsten  sind  zu  nennen: 

a)  Das  Akajougummi   vom  echten  Mahagonibaum  Südamerikas   und 

Stindiens,  Es  hat  Achnlichkeit  mit  Bernstein  und  dient  als  Klebemittel 

/''  Das  Gummi    arabicum    aus    den,    in    der    heissen  Jahreszeit    ent- 

II    Rissen     einer    in    Arabien     und    (Jbcregypten,     Nubien    u.    s,    w. 

cn  Akazie  freiwillig  ausflicssend.    Im  Handel    unterscheidet  man  daB 

^gCDttiche  Gummi  arabicum  (levantitnsches»  egyptisches  Gummi) 

ad  das  Senegalgummi.    Erstcres   kommt   nur  in   geringeren  Mengen  aus 

ibien    (Aden),    hauptsächlich    aus    Egypten,     Nubien,    Sudan,    Timis    und 

Als  bestes  gilt    das  aus  Kordofan  \ind  Senaar.    Das  arabische 


214 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Gummi  ist  in  Wasser  leicht,  in  Alkohol  jedoch  nicht  löslich,  geruch-  und  ge- 
schmacklos, kommt  in  weissgelblichen,  bräunlichen  oder  röthlichen,  festen,  un- 
gleich grossen,  rundlichen  oder  eckigen  und  rissigen  Stücken  in  den  Handel, 
welche  durchsichtig,  spröde  und  leicht  pulverisirbar  sind,  und  ist  ein  sehr 
geschätztes  Klebemittel  für  Papier  u.  s.  w.,  sowie  ein  Verdickungsmittel  beim 
Zeugdruck,  ein  Färbemittel  für  Seide  und  Wolle,  auch  dient  es  zu  Medica- 
menten und  in  der  Tintenfabrikation.  Je  weisser  und  klarer  die  Stücke  sind, 
desto  besser  ist  die  Qualität  des  Gummi.  Das  Suakimgummi  ist  gelb, 
mit  dunkelrothbraunen  Körnern  untermischt,  das  Senegalgummi  kugelig 
und  in  grösseren  Stücken  vorkommend,  das  australische  oder  neu- 
holländische (Wattle  gum)  rothbraun  und  aus  halbkugeligen,  durch- 
scheinenden Stücken  bestehend  mit  einer  flachen  Seite,  mit  welcher  die 
Stücke  an  den  Rinden  der  Acacta  pycnantha  haften. 

c)  Das  Kopalgummi  (ostindischer  Kopal,  Gummi-Anime)  vom 
Kopalbaum  Ostindiens,  bem steinartig,  in  grossen  kugelförmigen,  rauhen, 
durchscheinenden,  weissen,  gelben  oder  bräunhchrothen  Stücken  zur  Ausfuhr 
gelangend  und  meistens  erdige  und  pflanzliche  Stoffe  enthaltend.  Kopal- 
gummi wird  in  frischem  Zustande  in  südlichen  Ländern  zu  Firnissen  benutzt. 

d)  Das  Gummigutti  (Gummigut t),  der  eingedickte,  gelbe  Milchsaft 
des  Guttabaumes  Siams,  Ceylons,  Bomeos  u.  s.  w.  Es  wird  in  grünlich- 
gelben, mattglänzenden  Stücken  und  Röhren  versandt  und  liefert,  in  Wasser  oder 
Weingeist  aufgelöst,  eine  schöne,  gelbe,  nur  wenig  ins  Grünliche  stechende, 
aber  giftige  ^lalerfarbe  und  ein  aus  Harz  und  Gummi  bestehendes,  lebhaft 
gelbes  Pulver  (vergl.  auch  §  255,  7).  In  ätzenden  Alkalien  löst  sich 
Gummigutti  mit  rother  Farbe. 

e)  Der  Traganth  von  mehreren,  in  Persien,  Kleinasien  und  Griechen- 
land heimischen  Ostragalusarten  aus  der  Familie  der  Paxilionaceen.  Er 
besteht  aus  wurm-  und  fadenförmigen,  ineinander  gewundenen,  gelblich- 
weissen,  viel  Pflanzenschleim  (Bassorin)  enthaltenden  Stücken,  die  im  Wasser 
zu  einer  schleimartigen  Masse  aufquillen.  Man  benutzt  den  Traganth  zur 
Appretur  von  Seidenstoff'en,  zum  Bedrucken  von  Kattun  u.  s.  w.  Im  Handel 


Kw«iteft 


pu«l. 


iftrse« 


Färbetr,  Firnisse  utid  Lacke. 


theils  gebaggert  (gefischt },  theils  am  Strande  aufgelesen  oder  gegraben  (bergf 
nännisch  gewonnen).  Jährliche  Froductiou  in  Preussen  etwa  100.000  kg. 

Sehr  geschätzt   ist   der   auf  Sicilien    (bei  Latania  am  Simeto)    aus    der 
Lrde  gegrabene  Bernstein. 

Das  grösste  bisher  gefundene  Stück  wiegt  6750  g  und  hat  einen  Werth 

von  etwa  30.000  Mark;    es    befindet    sieh    im  königlichen  Mineraliencabinel 

jtu  Berlin.  Bernstein  dient  zur  Bereitung  von  Lacken  mid  Firnissen  (vergL  §  266), 

ron  Benisteinsäure    (durch  Destillation  des  Bernsteins   und    längeres  Kochen 

ait  Salpetersäure)    und    Bcmsteinöl;    es    wird    zu    Räucherungen    verwendet 

und  zu  Schmucksachen  (Broschen^  Perlen^  Cigarren-  und  Pfeifenspitzen  u»  s,  w,) 

Erarbeitet 

Künstlicher  Bernstein  besteht  aus  Glas»  Kopal  und  Bemsteinabfällen 
tiit  irgend  einem  Bindemittel ;  derselbe  zeigt  meistens  ein  grösseres  specitisches 
äewicht  als  der  echte  und  unverfälschte  und  ist  an  demselben  häufig  allein 
Lir  zu  erkennen. 


§  252.  Die  Theere. 

Allgemeines.  Theer  entsteht  bei  der  trockenen  Destillation  ver- 
chiedener  organischer  Körper  bei  Luftabschluss ;  z.  B.  bei-  der  r>estillation 
^on  Plolz^  Torf,  Braunkohle,  Steinkohle^  Knochen  und  bituminösem  Schiefer. 
Lr  bildet  meistens  eine  braune  oder  schwarze,  mehr  oder  weniger  dick- 
iüssige,  ölartige  Masse  von  ei«jenthiimlich  durchdringendem  Geruch,  welche 
lulnisswidrig,  leicht  entzündbar  und  etwas  schwerer  wie  Wasser  ist. 
Eintheilung,  Man  unterscheidet: 

A,  Holztheer,    welcher    entweder    als    Nebenproduct    bei    der    Meiler- 

^rerkohlung  oder  durch  die  Theerschwelerei  (Meiler-,  Grubentheer-  und  Ofen- 

chwelerei)  neben  Holzessig  oder  durch  eine  trockene  Destillation  von  Holz 

eisernen  oder  thönemen,   von    aussen  mittelst   der   sich  hierbei  bildenden 

ibaren    Gase    erhitzten    Retorten    neben    Theerolen    u.    s,  w.    gewonnen 

Diese    letztere   (lewmnungsmcthode    ist    die   bei    weitem    beste,     Die 

Ichti^jen    verdichtbaren  Producte    werden    durch    eiserne,    mit    Wasser    ab- 

jekühlte  Rühren    in    die  (.ondensationsapparate  geleitet     In    ihnen    sammelt 

lieh  zunächst  der  rohe  Holzessig,   eine   fast   klare  und  aus  einer  Lösung 

fQii  Essigsäure,  Holzgeisl,  Harz,  essigsaurem  Ammoniak  u.  s.  w.    bestehende 

Flüssigkeit    an,    und    dann    folgt    erst    der    Theer,    welchen    man    von    dem 

rässcrigen  Theile   abhebt    und    zur  Gewinnung    von    KienÖl»    Pechöl    und 

Jrhusterpech    weiter    vorsichtig    destilhrt.    w(»bei    sich    leichte     rheeröle 

lolÄüle),    die    etwas  Benzin  enthalten,    und  schwerere,    aus    denen    Russ 

bereitet    wird,    bilden.     Das    später    übergehetidc   Kreosot    wird    besonders 

aufgefangen.     Das    letzte    sich    ausscheidende    Destillationsproduct    ist   ^las 

^araifin,    der  Rückstand   das  Pech,     Durch  Behandlung   mit  AlkaMhydrat 

rcrdcn    dem  Holztheer    die  aromatischen  Alkoholbcstan<ltheile  entzogen  und 

kxis    dieser  Lösung    das    echte    Kreosot   gewonnen,    das    aus   Krebol   und 

Juajacül   bciilebl. 

Die  Theerausbeute  ist  bei  Nadeihölzem  grösser  als  bei  Laubhölzern; 
^e  beträgt  bei  crstcren  10 — H^^/^,  bei  letzteren  8 — lÜ7o*  Hervorzuheben 
It  der  Birken  theer,  welcher  in  Russlaud  durch  trockene  Destillation  der 
Itfkcnhnde  gewonnen  wird  und,  nochmals  destilhrt,  das  zur  Fabrikation  des 


berühmten  Juchtenleders    dienende  Birkentheerol  liefert-    Wird  har^rei 
Holz  destillirt,    so  erhält    man    einen    terpentinölhaltigen  Theer,    welcher 
Wasser  schwimmt»   während  der  aus  Buchen-  und  Eichenholz  gcwonoene  im 
Wasser  untersinkt 

Der  Holztheer  stellt  eine  braune  bis  schwarze,  übelricchetide,  $eh«xf 
und  bitter  schmeckende^  mit  leuchtender  und  russender  Flamme  ve  -dl^ 

sich  in  Alkohol,  Aether,  ätherischen  Gelen  u,  s,  w.  auflösende,    '  .isc 

dar,  welche  an  Wasser  Essigsäure  und  brenzliche  Stofte  (Theerwassef) 
abgiebt.  Man  benutzt  ihn^  weil  er  seines  Kreosotgehaltes  wegen  fzakäs^ 
widrig  wirkt,  zu  Anstrichen  auf  Holz  zum  Schutze  gegen  Faulmss  und 
Wtirmfrass  und  auf  Eisen  zum  Schutze  gegen  Rost  (siehe  ani  Schluss 
Paragraphen),  femer  zum  Ralfatem  der  Schiffe,  zum  Theeren  iron  Ti 
zu  wasserdichten  Anstrichen  für  Mauern,  zur  Bereitung  von  BrunnetnnachCT- 
kitt  (aus  1  Gewichtstheil  Theer  und  3  (rewich  ist  heilen  Ziegelmehl),  wb 
Schmieren  von  Wagenrädern,  zu  Arzneimitteln  u.  s.  w,  Holztheer  enthält  vide 
Stoffe;  als  die  wichtigsten  sind  zu  nennen:  Benzol,  Kresol,  Naphtalin  md 
Paraffin. 

B,  Steinkohlcnthccr,  welcher  bei  der  trockenen  Destillaüon  der 
Steinkohle  zur  Erzeugung  von  Leuchtgas  und  Coaks  als  Nebenproduct  b 
reichlicher  Menge  gewonnen  und  zum  grössten  Theile  nochmals  destillin 
wird,  um  Stoffe  zu  erhalten,  aus  denen  künstliche  Farbstoffe»  Desinfection^ 
mittel,  Heilmittel  u.  s.  w.  hergestellt  werden  können.  Der  Steinkohleoibecr 
bildet  eine  Mischung  von  flüssigen  Kohlenwasserstoffen  (z.  B.  Benzol  und 
Toluol),  von  festen  Kohlenwasserstoffen  (Naphtalin,  Anthraceii),  von  Carlnol' 
säure,  organischen  Basen  (z.  B,  Anilin  und  Pyridin),  Asphak  und  Naphta«  De 
auf  den  Berliner  Gasanstalten  gewonnene  Steinkohlcntheer  enthält  t.  R 
Toluol  und  Benzol  0*80,  sonstige  wasserhelle  Oele  Ü"60,  cry  stall  ig  irte  Carl^ol- 
säure  0"20.  Kresol  u.  s.  w.  0-30.  Naphtalin  370,  schwere  Oele  24M 
Anthracen  0"20,  Steinkohlenpech  55'00,  Wasser  und  Verlust  15'2%,  Erfolgt 
die  Gewinnung  bei  sehr  hohen  Temperaturen,  so  enthält  der  Steinkohlcntheer 
im  Durchschnitt  10%  Benzol,  35%  Naphta,  22%  Naphtalinöl,  1%  .\o- 
thraccn,  9"/q  Phenol,  3T5"/q  Pech.  Menge  und  Beschaffenheit  des  Stein- 
kohlentheers  hängen  jedoch  auch  von  der  Beschaffenheit  der  zu  seiuer  Be- 
reitung dienenden  Kohle  ab. 

Nur  ein  geringer  Theil  des  rohen  Stein  kohlentheers  findet  zu  Anstrichfli 
auf  Holz,  Eisen  und  Mauerwerk,  zum  Imprägniren  von  Holz  und  Pappe 
(siehe  §  269)  u,  s,  w.  Verwendung,  der  grösste  Theil  wird  nochmals  in 
grossen  eisernen  Kesseln  destillirt,  wobei  zunächst  übelriechende  Gase  ent- 
weichen (Vorlauf  bis  105**  C),  dann  leichte  Theeröle  übergehen  <bis  I70*)i 
öei  weiterer  Temperaturerhöhung  (bis  230**)  Mittelöl  (Carbolöl),  ihm 
jthweröl  (bis  270**)  und  endlich  Anthracenöl  (über  270*^)  und  Pech 
ewonnen  werden.  Die  leichten  Theeröle  bestehen  neben  anderen  Stoffen 
aus  Benzol,  Toluol  und  Xylol  und  dienen  xur  Bereitung  des  BenxoK 
welches  statt  des  Terpentinöls  zur  Auflosung  von  Harzen,  Fetten,  Kautschuk, 
Guttapercha,  sowie  als  Schmiermittel  und  Fleckwasser  benutzt  und^  mit 
Salpetersäure  in  Nitrobenzoi  verwandelt,  zur  Gewinnung  von  Anilili 
verwendet  wird.  Letzteres  dient  «ur  Darstellung  von  Theer-  oder 
Anilinfarben  (siehe  §  257).  Aus  den  rohen  leichten  Thecrölen  wird 
auch  Naphtalin  bereitet,    welches  ebenfalls  zur  Bereitung  von  Farben  (den 


iarze. 


Bogenannten  Naphtalin färben)  Verwendung  findet.  Aus  den  schweren, 
lus  Phenol,  Kresol,  NaphtaHn,  Pyridin  u,  s.  w.  bestehenden  Theerölen 
gewinnt  man  das  Phenol  oder  das  St  ein  kohle  nkreosot,  das  ein  Geraenge 
'Von  Carbol-  oder  Phenylsäure  und  Kresolen  darstellt  und  zur  Herstellung 
I  von  Phenyl-  (Carbol-)  Säure  und  Pikrinsäure,  von  Farbstoffen,  sowie  zum 
^■ponserviren  von  Holz  und  anatomischen  Präparaten  benutzt  wird.  Das  sich 
^■}ei  der  Destillation  zuletzt  bildende  Anthracen-  oder  Grün  öl,  welches 
^Bm  Wesentlichen  aus  Phenanthren,  Fluoranthren»  Anthracen,  Pyren  und 
|~thrysen  zusammengesetzt  ist,  %vird  zur  Darstellung  von  Alizarin  benutzt. 
Der    in    den    Kesseln    bleibende    Rückstand   liefert    Schwarzpech,    das    als 

Iüustlicher    Asphalt    (siehe    §   237)    und    zur    Herstellung   von    Steinkohlen- 
riquetts  (d,  h.  von  Ziegeln  aus  Coaks  oder  Steinkohlenklein  und  Pech)  Ver- 
rendung  findet. 
Der  Steinkohlen theer    bildet    eine    schwarze,    durchdringend    riechende 
lasse,    die    wegen  ihres  Carbolsäuregehaltes    in   hohem  Grade  fäulnisswidrig 
;V     Man  verwendet    den  Steinkohlentheer   ausser   zu    den  bereits    oben    ge- 
annten  Zwecken    auch   noch    zur  Conser\irung   älterer  Bauten,    indem   man 
ijiren  Putz  entfernt,    die  Fugen    tief   auskratzt,    das    Mauerwerk    erhitzt,    mit 
jnugUchst    heissem    Steinkohlentheer   tränkt    und    nach    dem    Erkalten    dieses 
Ueberzuges  von   neuem  einen  Mörtelbewurf  aufbringt,    den    man    schliesslich 
äurch  Wasserglasan strich    verkieselt,  —  femer   zum    Imprägniren    von  Dach- 
ziegeln, indem    man  dieselben  in  Steinkohlentheer  kocht,  um  sie  gegen  saure 
>ämpfe    widerstandsfähig  zu    machen,    auch    zum    Schutze    der   Schornsteine 
^egen  diese  Däm]>fe,  indem  man  sie  innen  mit  heissem  Theer  überzieht,  — 
[>dann  zur  Herstellung  künstlicher  Steine  (aus  1  Theil  Eisenoxyd  und  Y4  Theil 
Theer t,  weiter  zur  Erhöhung  der  Wetterbeständigkeit  von   Gy ps,  indem  man 
äenselben  in  ein  Bad  geschmolzenen  Thecrs  von  300—400**  C.  bringt,  femer 
Eur  Herstellung  von  Russ,   indem  man  den  Theer  (oder  das  Theerpech  und 
iie  schweren  Theeröle)  bei  unzureichendem  Luftzutritt  verbrennt,  u»  s.  w. 

Den   künstlichen  Asphalt    (deutschen    Asphalt,    Theerpech)    benutzt 

fian    zur    Bereitung  von    Lacken    und    Firnissen,    als    Ersatzstoff  des   echten 

Uphalts,    zur   Herstellung   von    Isolirschichten    auf  Gewölben    und    Cloaken, 

tum  Belegen  von  Fussböden  u.  s.  w.,  jedoch  sind  die  letzteren  Verw^endungs- 

urten  keineswegs  empfehlenswerth. 

C,  Braunkohlentheer,    welcher  keine   aromatischen  Kohlenwasserstoffe 
nrol  ü.  s,  w.)  besitzt,    dagegen    reich    an    Paraffin    ist,    zumal    wenn    die 
pur  Destillation  benutzte  Braunkohle  ohne  Textur  von  Pflanzenthcilcn,  leicht 
^erreiblich,   trocken    und    hellfarbig  war.     Man  gewinnt   ihn  auch  aus  Pyro- 
rissit  (Wachskohlel    Braunkohlcntheer  ist  wachsgelb,  buttcrartig  und  liefert 
pusser  Paraffin  auch  brauchbare  Mineralöle  wie  z.  B.  Photogen  und  Solaröl 
Z>.  Torfthccr,  welcher  auf  ähnliche  Weise  gewonnen   wird.    Bei  seiner 
)estillation  erhält  man  leichte,  für  die  Leuchtgasfabrikatton  geeignete  Kohlen- 
wasserstoffe,   sodann  schwere  Gele  (Schmieröle),   Paraffin  und  als  Rückstand 
?ech  oder  künstlichen  Asphalt   100  ^g  Torf  liefern  bei  trockener  Destillalion 
Jzur  Gewiimung  von  Leuchtgas)  3—5  l'g  Theer. 

S,  Schwefel  theer,  welcher  durch  Zusammenschmelzen  von  2  Theilen 
Schwefel  mit  3  Theilen  sirupdickem  Steinkohlentheer  erhalten  und  zu  Anstrichen 
Inf  Hok,  Eisen  und  Stein  benutzt  wird. 


218 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


F.  Theer  aus  bituminösem  Schiefer.  Im  Jahre  1839  wurde  zum  ersten 
Male  aus  bituminösem  Schiefer  Leuchtgas  hergestellt.  Zur  Bereitung  von 
Theer  verwendet  man  hauptsächlich  den  Blätterschiefer.  Aus  diesem  Theer 
gewinnt  man  durch  Destillation  und  Behandlung  mit  Chemikalien  ein 
Mineralöl,  das  wie  Photogen  zu  Beleuchtungszwecken  verwendet  wird. 

Verschiedenes.  Als  Holzanstrichfarben  werden  folgende  Mischungen 
empfohlen : 

2  Theile  Steinkohlentheer,  1  Theil  Holztheer,  etwas  Kolophonium  und 
4  Theile  zu  trockenem  Pulver  gelöschter  Kalk,  —  oder:  2  Theile  Alaun, 
20  Theile  Kalk,  16  Theile  Theer,  die  zusammen  bei  Abschluss  der  Luft 
geglüht  werden. 

Ein  Steinkohlen  -  Theeranstrich  leistet  zwar  den  Einwirkungen  der 
Atmosphärenluft  und  der  Alkalien  kräftigen  Widerstand,  er  empfiehlt  sich 
aber  als  Rostschutzmittel  für  Schmiedeeisen  nicht,  weil  er  Wasser  enthält 
und  daher  Rost  erzeugt.  Der  im  Holztheer  vorhandene  Holzessig  ruft  eben- 
falls Rostbildungen  hervor  und  kann  deshalb  zu  Eisenanstrichen  auch  nicht 
empfohlen  werden.  Ausserdem  haben  die  Theeranstriche  den  Uebelstand, 
dass  sie  in  der  Sonne  erweichen  und  dann  nicht  selten  vom  Eisen  abfliessen 
und  dasselbe  biossiegen.  Dagegen  eignet  sich  Theer  recht  gut  zum  Schutz  von 
Gas-  und  Wasserleitungsröhren.  Taucht  man  diese  in  heissen  Theer  ein,  der 
in  Folge  der  hohen  Schmelztemperatur  seine  wässerigen  Bestandtheile  verloren 
hat,  so  erhält  man  einen  dichten  und  fest  anhaftenden  Ueberzug.  Da  solche 
Röhren  aus  Gusseisen  bestehen,  das  weniger  leicht  rostet  wie  Schmiedeeisen 
und  Stahl,  und  unter  der  Erde  gegen  Wärmeeinwirkungen  geschützt  sind, 
da  ferner  in  der  Erde  sich  der  Rost  mit  Kohlen-  und  Kieselsäure  verbindet 
und  dadurch  selbst  eine  Schutzdecke  bildet,  so  fallen  hier  die  oben  geltend 
gemachten  Bedenken  fort.*) 

Die  Farbstoffe  (Pigmente).**) 
§  253.  Eintheilung. 
Man  theilt  die  Farbstoffe  oder  Pigmente  ein: 


Zweites  CapiteL  Harze,  Theere,  Farben,  Firnisse  und  Lacke.  219 

3.  Nach  dem  Bindemittel,  mit  dem  sie  an  die  zu  färbenden  Gegen- 
stände befestigt  werden,  in  Oel-,  Wässer-,  Leim-,  Tempera-,  Wachs-, 
Harz-,  Lack-,  Kalk-,  Milch-,  Käse-,  Laugenfarben  u.  s.  w. 

4.  Nach  der  Verwendung:  in  Tusch-,  Zeug-  (Färberei-)  und  Maler- 
farben. 

Femer  unterscheidet  man  noch:  Pastellfarben,  welche  Erd-  und 
Mineralfarben  darstellen,  die  feinpulverisirt  mit  Pfeifenthon  oder  Marmor- 
g3rps,  Gummi-  oder  Honigwasser,  Seifen  oder  Fetten  u.  s.  w.  zu  Farbstiften 
geformt,  trocken  aufgetragen  und  durch  Wischen  miteinander  vermischt 
werden,  —  Fresco färben  (vergl.  §  260,  Wasserglas),  —  Email-  oder 
Schmelz  färben,  leichtflüssige,  in  hohen  Temperaturen  ein  besonderes  Ver- 
halten zeigende,  in  der  Porzellanmalerei,  zum  Färben  von  Gläsern  u.  s.  w. 
verwendete  Farben  (siehe  §  248),  —  echte  und  unechte  Farben,  je 
nachdem  dieselben  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes,  der  Atmosphärenluft, 
Seifen-,  Soda-,  Aetznatron-,  Chlorkalk-  u.  s.  w.  Lösungen,  Säuren,  Ammoniak- 
wasser, Alkohol,  Aether  u.  s.  w.  gut  widerstehen  oder  nicht. 

§  254.  Mineralfarben  (Erd-  und  Metallfarben). 
/.    Weisse  Farben» 

1.  Barytweiss  (Mineral weiss,  Neuweiss,  Permanentweiss,  künst- 
liches schwefelsaures  Baryum  oder  Schwerspat),  eine  durch  Zer- 
setzung einer  verdünnten  heissen  Chlorbaryumlösung  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure und  Auswaschen  des  Niederschlages  gewonnene,  in  Wasser  ganz  unlös- 
liche, sehr  dauerhafte,  den  gewöhnlichen  Bestandtheilen  der  Luft,  den  Säuren, 
dem  Schwefelwasserstoffe  und  der  Wärme  gut  widerstehende,  schöne,  blendend 
weisse  Farbe,  welche  billiger  wie  Bleiweiss,  auch  nicht  giftig  ist,  jedoch  eine 
geringere  Deckkraft  besitzt  und  als  Oelfarbe  nicht  benutzt  werden  kann. 
Barytweiss  kommt  in  Teigform  und  meist  unter  der  Bezeichnung  Blanc 
fixe  in  den  Handel.  Es  ist  als  weisse  Wasserfarbe  sehr  geschätzt  und  wird 
besonders  in  der  Tapetenfabrikation  verwendet,  sowie  seiner  Unzersetzbarkeit 
und  seines  reinen  Tones  wegen  zu  Mischungen  mit  anderen  Farben,  um 
hellere  Nuancen  zu  erzielen  (z.  B.  Chromgelb),  oder  deren  Stoff"  zu  ver- 
mehren (z.  B.  Bleiweiss).  Eine  glänzende  schneeweisse  Fläche  kann  man 
erhalten,  wenn  man  auf  eine  mit  Kalk-  oder  Gypsmörtel  verputzte  Wand 
eine  Mischung  von  Barytweiss  und  dünnem  Leimwasser  mehrere  Male  auf- 
trägt und  nach  dem  Trocknen  mit  einer  dichten  Bürste  oder  einem  Lein- 
wandballen  abreibt.  Der  natürlich  vorkommende  schwefelsaure  Baryt  oder 
Schwerspat  wird  gemahlen  zum  Versetzen  von  Bleiweiss  und  anderen  Farben 
benutzt. 

2.  Bleiweiss  aus  83— 867o  Bleioxyd,  11 — 15^/o  Kohlensäure  und 
1 — 2%  Wasser,  demnach  basisch-kohlensaures  Bleioxyd;  dasselbe  wird  in 
verschiedener  W^eise  im  Grossen  dargestellt  und  eingetheilt  in: 

a)  Kremser  weiss  (Schiefer  weiss),  ein  reines,  unvermischtes,  in  ver- 
dünnter Salzsäure  sich  vollständig  und  ohne  Rückstand  auflösendes,  in  kleinen 
Stengelchen  im  Handel  vorkommendes  und  zu  feineren  Malereien  dienendes 
Bleiweiss. 


Dritter  TheiL  Die  Neben-  oüvr   inifsstcifc. 


6)  Venetianisches  Weiss  aus  gleichen  Theileo  Bleiwdss  und  fein 
gemahlenem  Schwerspath  (^Blanc  fixe;  siehe  Barytweiss)* 

c)  Harn  burger- Weiss  aus  1  Theil  Bleiweiss  und  2  Thcilcn 
Schwerspath. 

ä)  Holländer-Weiss  aus  1  Theil  Bleiweiss  und  3  Theilen  Schwerspaik 

e)  Perlweiss^  mit  einem  geringen  Zusatz  von  Indigo,  schwach  bbinlich 
gefärbtes  Bleiweiss. 

/)  Leim  weiss,  mit  Gummiwasser  zu  kleinen  Tafeln  gefonntes  Bleiweiss, 

^)  Oelweiss»  mit  Mohn-»  Lein-  oder  Terpentinöl  mittelst  besoiideitr 
Maschinen  abgeriebenes  Bleiweiss. 

h)  Pattin  so  n'sches  Weiss,  Bleioxychloridhydrat  (Chlorbleilösung  mit 
Kalk  Wasser)»  welches  ein  durch  grosse  Deck  kraft  sich  auszeichnendes  Enati- 
mittel  für  Bleiweiss  bildet,  jedoch  nicht  ganz  weiss  ist. 

Die  Güte  des  Bleiweisses  wird  nach  der  Deckkraft  bestimmt;  diejenige 
Bleiweisssorte  gilt  als  die  w^erthvoUere,  welche  mit  der  grösseren  Menge  Oel 
angerieben  werden  kann,  ohne  nach  dem  Trocknen  durchscheinend  ai 
werden.  Bleiweiss  liefert  eine  vorzügliche,  jedoch  giftige  Deckfarbe  für  Höh, 
Metall  und  Stein,  die  durchaus  haltbar  ist,  wenn  die  Luft  nicht  durch 
schädliche  Gase,  wie  z.  B>  Schwefelwasserstoff,  und  Säuren  stark  verunreinigt 
ist.  Es  dient  auch  zur  Herstellung  von  Kitten,  Firnissen  und  Mennige 
Durch  Schwefelwasserstoff  wird  es  zunächst  braun,  dann  schwarz  gefärbt 
indem  sich  Schwefelblei  bildet,  und,  wenn  Luft  und  Licht  nicht  genügendem 
Zutritt  haben,  gelb  durch  Gelbwerden  des  Oels.  Wird  dem  Bleiweiss  Ter- 
pentinöl oder  eine  Mischung  von  16  Theilen  Sandarak,  4  Theilen  venetianischcm 
Terpentin  und  48  Theilen  90^ — lÖprocentigem  Weingeist  oder  eine  Mischong 
von  Dammarharz  und  Terpentinöl  hinzugesetzt,  so  erhält  man  einen  blendend 
weiss  bleibenden  Anstrich.  Bleiweiss  wird  oft  mit  Kreide  verfälscht 

3.  Gyps»  der  gebrannt  und  gemahlen  ist.  Er  liefert  eine  haltbarr« 
klare,  kein  Bindemittel  erfordernde,  weisse  Farbe,  die  allein  oder  mit  andeito 
Farben  vermischt  Verwendung  findet  Gyps  mit  Kreide  vermengt  wird  gcni 
zur  Grundirung  von  Holzrahmen  u.  s,  w.  benutzt,  die  vergoldet  oder  vei* 
silbert  werden  sollen. 

4.  KaJkweiss  (Kalkmilch,  Kalk  w  asser),  aus  gebranntetn  und 
gelöschtem  w^eissem  Kalk  und  Wasser  (Regenwasser),  billig»  haltbar»  auch  als 
Beize  brauchbar  und  kein  Bindemittel  erfordernd,  Kalkmilch  löst  den  Faib- 
Stoff  von  Farbhölzern  stark  auf  und  erhöht  zugleich  den  Farbenton,  BesitH 
der  Kalk  mergelige  Bestandtheile,  so  wird  er  zweckmässig  mit  etwas  MUch 
oder  abgeriebener  Käsemasse  vermischt  Wird  der  Kalkmilch  eine  Ahttm- 
lösung  hinzugefügt,  so  wird  dadurch  eine  erheblich  grössere  Deckkraft  erzielt 

5»  Kreide,  die  durch  Schlämmen  gereinigt  ist»  Sic  dient  allein  oder 
mit  anderen  weissen  Farben  vermischt  hauptsächlich  als  Leimfarbe  und 
kommt  unter  dem  Namen  Dänisch-,  Spanisch-,  Wiener-,  Marmor^  t^i-=<^ 
oder  Bologneser-  oder  Champagnerkreide  in  den  Handel 

6.  Schiefer,  der  fein  gemahlen  eine  billige,  beständige,  angencnnj 
grauweisse  Farbe  liefert. 

7.  Talk,  aus  Bitter-  und  Kieselerde  bestehend, 
eigenthümlich  fettig  und  schlüpfrig  anfühlt  und  ab 
Schminke,  sowie  aU  Polirmittel  und  zum  Einstreuen  in 
"1        \\\  dient»  um  diese  leichter  anriehen  zu  konnm. 


der  weich    ist,    sich 

weisse    Farbe    und 

Handschuhe,    Stiefd 


Zweites 


»Hir 


far«e, 


Farben»  rirnwse  nun 


8.  Weisser  Thon,  der  zu  Grundirungen  auf  frisch  getünchten  Wänden, 
iie  einen  anderen  Farbenton  erhalten  sollen,  sowie  zur  Beseitigung  von 
Fettflecken  dient. 

9,  Zinkwciss^  fem  vertheihes  Zinkoxyd,  am  besten  aus  metallischem 
Zink  dargestellt.  Es  ist  billiger  wie  Bleiweiss,  nicht  giftig,  wird  in  sehvvefel- 
wasserstotfhaltiger  Luft  nicht  schwarz,  erfordert  jedoch  mehr  Oel,  besitzt 
eine  geringere  Deckkraft  und  ist  im  Freien  nur  von  geringer  Dauer,  An 
feuchter  Luft  wird  frisch  bereitetes  und  frisch  geglühtes  Zink  durch  Auf- 
nahme von  Kohlensäure  in  krystallinisches,  nicht  mehr  deckendes  unt!  nicht 

[jchr  fein  zu  mahlendes  kohlensaures  Zink  verwandelt.  Trockenes  Zinkweiss 
verändert  sich  durch  Kinwirkung  der  Kohlensäure  trockener  Luft  nicht, 
laher  hat  das  Zinkweiss  in  geschlossenen  Räumen  eine  gute  Haltbarkeit. 
Zu  Lackirarbeiten  zieht  man  es  dem    Bleiweiss    vor.    Durch  Gelbwerden  des 

^reichlicher  vorhandenen  Oeles  wird  es  dunkler  als  Bleiweiss.  Wird  Zinkoxyd 
nit  Zinkstaub  vermischt,   so    erhält   man   Zinkgrau.  Eine    Zinkvitriollösung, 

*init  Ammoniumcarbonat  versetzt,  liefert  ebenfalls  einen  weissen  Farbstoflf. 

II  //.    Gelbe  Farben,  auch    Orangefarben, 

I  L    Antimongelb    (Neapel gelb),    antimonsaures    Bleioxyd,    eine    sehr 

haltbare  und  feuerbeständige,  orangegelbe  Farbe»  die  als  Oel-,  Schmelz-  und 
JW'asserfarbe  benutzt  wird,  aber  sehr  theuer  und  giftig  ist.  Das  erdige 
Antimonoxyd  (Antimonocker,  Spiessglanzocker)  liefert  eine  gelbem 
ins  GrünUche  stechende,  matte,  kostspielige  Farbe, 

2.  Auripigmcnt  (Operment,  Rausch-,  Königs-,  Neugelb),  gelber 
Schwefelarsenik  aus  60'97"/o  Arsen  und  39*03%  Schwefel.  Es  kommt  in  der 
Natur  seltener  in  deutlich  krystallinischen,  häutiger  in  nieren  form  igen,  kugel- 
oder  tropfsteinartigen,  durchscheinenden  bis  undurchsichtigen,  peilmutter- 
glanxenden,  sehr  leicht  spaltbaren,  citronen-  bis  orangegelben  Massen  mit 
blätterigem  Bruch  vor  oder  wird  auf  trockenem  oder  nassem  Wege  in  ver- 
I^Jßchiedener  Weise  künstlich  dargestellt.  Auripigment  ist  eine  sehr  giftige,  in 
^jKalilauge  und  Königswasser  (einer  Mischung  von  1  Theil  Salpetersäure  mit 
2 — i  Theilen  Salzsäure)  vollständig  lösliche,  andere  Metallfarben  wegen 
seines  Schwefelgehaltes  verändernde  (z.  B.  Bleiweiss  schwärzende),  in  der 
Oelmalcrei  noch  selten  benutzte,  hauptsächlich  zum  Färben    von   Glasflüssen 

itind  als  ein  Desoxydationsmittel  des  Indigo  beim  Blaufärben  dienende  Farbe, 
[die  mit  Permanentweiss  vermischt  zu  hellgelben  Anstrichen  und  in  Ammoniak 
aufgelöst  zum  Färben  weisser  Hölzer  (behufs  Erzeugung  einer  Buchsbaum* 
färbe)  verwendet  wird, 
3,  Bar>^gelb  (Gelbin,  gelbes  LTltramarin),  chromsaures  Baryum, 
der  Niederschlag  aus  einer  Losung  von  Chlorbaryum  mit  neutralem  chrom- 
l^uretn  Kali;  eine  sehr  werthvolle,  an  der  Luft  völlig  unveränderUche,  aber 
giftige  Malerfarbe. 

4,  Bleigelb  (gelbes  Bleioxyd,  Massicot,  Sandix,  Goldglätle), 
iurch  Erhitzen  von  Bleiweiss  oder  salpetersaurem  Bleioxyd  unter  starkem 
^uft/.utritt    gewonnen.  Es  wurde    früher  viel    als    Malerfarbe    ven^^endct   und 

giftig. 

5,  Bronzefarben,  Mctallpulvcr  aus    den   Abfällen   der   Metallschlägerei 
rch    Erhitzen    mit    etwas    Fett    dargestellt.    Eine    hellgelbe    Bron/efarbe 

rh^It  man  aus  83  Theilen  Kupfer  und  17  Thei Jen  Zink,  eine  orangegelbe 


ritter 


aus  99  Theilen  Kupfer  und  1  Theil  Zink^  eine  weisse  aus  Zino,  eine  bU| 
aus  einer  weissen  Bronzefarbe,  die  mit  einer  alkoholischen  Lösung  von , 
blau  Übergossen  und  bis  zum  Verdunsten  des  Alkohols  gerührt  wird.  Abn 
verwendet  die  Bronzefarben  zum  Bronziren  vcn  Gyps,  Holz,  Eisen  und  Zink- 
gusswaren,  in  der  Lackire  rei,  Buch-  und  Stein  druck  er  ei,  zur  WachstleiB* 
wand-  und  'Fapetenfabrikation  u.  s.  w. 

6. Chromgelb  iOothaer-,  Kölner-,  Leipziger-,  Zwickaucr-,  Pariser- 
gelb),  neutrales  chromsaures  Bleioxyd,  die  schönste  gelbe  Farbe  mit 
bedeutender  Deckkraft,  den  Einwirkungen  der  Luft,  des  Wassers  und 
verdünnter  Säuren  vollständig,  alkalischen  Laugen  und  Seifen  jedoch  nidit 
widerstehend,  durch  Schwefelwasserstoff  allmälig  braun  werdend.  Sie  wird 
von  allen  gelben  FarbstotTen  in  der  Malerei  am  meisten  verwendet  und 
dient  auch  zum  Lackiren,  sowie  zum  Färben  von  Zeugstoffen  und  WoDe 
Mit  Wasserglas  kann  dieselbe  nicht  vermischt  werden.  Um  ihr  mehr  Körper 
zu  verleihen,  wird  sie  oft  mit  Kreide,  (jyps,  Schwerspath  und  verschiedcneil 
anderen  Stoffen  vermischt.  Aus  Chromgelb  mit  frisch  gefälhein  Berlioet- 
blau  erhält  man  prachtvolle  grüne  Farben  (Chromgrün  oder  grünen 
Zinnober),  aus  schw^efelsaurem  Blei  oder  Chlorblei  und  einer  wantven 
Lösung  von  Kaliumdichromat  ein  helles,  schwefelsaures  Blei  cnthaltendts 
Chromgelb,  aus  Kaliumdichromat,  Schwefelsäure  und  einer  Bleilösung  esoe 
schöne,  lockere,  citronengelbe  Chromfarbe  von  grosser  Deckkraft^  und  litt 
Verwendung  einer  grösseren  Menge  Schwefelsäure  eine  dichte,  belle  Farbe, 
die  unter  dem  Namen  Kölnergelb  in  den  Handel  kommt,  endlich  ifls 
Chromgelb  und  Chromroth,  oder  Chromgelb  und  Kalkmilch  Chrom  orange 
Chromgelb  ist  giftig. 

7.  Gelbcrdic  (gelber  Thon,  Berggelb,  Ockergelb,  Melinit^ 
Stritzelgelb,  gelbe  Hausfarbe  u,  s»  w.),  ein  Mineral  aus  der  Gruppe  der 
Silicate,  welches  aus  33'0^/(j  Kieselsäure,  14*57o  Thonerde,  38%  Kiscn- 
oxyd  und  14%  Wasser  besteht  und  in  Lagern  in  jüngeren  Kalkgesteinoi 
vorkommt,  feinmehlig,  sehr  \veich  und  zerreiblich  ist,  an  der  Zunge  klebt, 
sich  mager  anfühltp  wenig  glänzenden  Strich  besitzt,  in  Wasser  tu  Pulver 
zerfällt  und  gebrannt  eine  rothe  Farbe  annimmt  (rother  Ocker).  Gelberde 
dient  zu  Anstrichen  von  Holzwerk  und  zum  Färben  von  Leder  (besondezs 
Waschleder),  ist  billig  und  wird  sehr  viel  verwendet  Am  meisten  geschidl 
wird  die  Gelberde  von  Amberg  (Ambe rger gelb). 

8.  Jodblci  iBleijodid),  ein  citronengelbes,  krystalUnisches  Pulver,  welches 
man  durch  Fällung  einer  Lösung  von  114  Theilen  salpetersaurem  oder  essi^ 
saurem  Bleioxyd  mit  KR)  Theilen  Jodkalium  erhält.  Dasselbe  ist  sehr  giftig 
und  schmelzbar;  es  wird  nicht  nur  als  Farbstoff;  sondern  auch  (wiewoM 
jetzt  selten)  als  Heilmittel  gebraucht. 

9,  Kadmiiungelb  (Brillantgelb,  Jaune  brillant),  Schwefelkadmium, 
eine  weder  von  Alkalien  und  Säuren,  noch  durch  Schwefel  ra 
verändernde  und  daher  sehr  haltbare,  nicht  giftige,  hohe  Deckk;  le, 
prachtvoll  gelbe  Wasser-,  Oel-  imd  Kalkfarbe  von  grossem  l*eucr,  weiche 
mit  Berliner-Blau  und  Ultramarin  eine  schöne  grtinc  Farbe  (Kadmium t^rün' 
giebt  und  sich  mit  verschiedenen  anderen  Farben,  nur  nicht  mit  Kupfer 
vennischen  lässt.  Man  benutzt  Kadmium  gelb  auch  zur  Bereitung  von  Blamuuct. 

10,  Casselergelb  (Mineral*,  Englisch-,  Vcroncser-,  Montpellier«^ 
Patent-,   Chemisch-    und   Turners   Gelb),    Bleioxychlorid,    eine    ßoM- 


^wellet 


f^ttef 


FüTDeii,  Finii«9e  iiita  I.a<^ke, 


jelbe,  kryslallifusche^  ziemlich  beständige  Gel-  und  Wasserfarbe,  die  durch 
Eusammenschmelzen  von  10  The  den  Mennige  und  l  Theil  Salmiak  gewonnen 
nrd.  Es  ist  giftig*  Turner's  Gelb  wird  aus  Bleiglätte  und  concentrirter 
Kochsalzlösung  durch  Waschen  und  gelindes  Schmelzen  der  entstehenden 
weissen  Masse  gewonnen. 

11.    Muschelgold    (Malergold,    echte    Goldbronze),    aus    Blattgold 
gestellt,  oder  aus  einer  GohllÖsung,  die  mit  Chlorantimon    oder    salpeter- 
lurem  Quccksilbcroxyilul  gefällt    wird.    Es   wnrd    das    feine   Goldpulver   mit 
lummi  oder  Honig  abgerieben  und  in  Muscheln  eingetrocknet.   Man  benutzt 
zu  Malereien  und  Vergoldungen, 

12*  Musivgold  (unechtes  Muschelgold,  unechte  Goldbronze, 
jmosaisches  oder  Judengold),  Zu  seiner  Herstellung  werden  12  Theile 
tinn  und  6  Theile  Quecksilber  mit  7  Theileu  Schwefelblumen  und  6  Theilen 
almiak  innig  vermengt  und  dann  mehrere  Stunden  geglüht,  wobei  der  Salmiak 
verflüchtet.  Die  geglühte  Masse  wird  schliesshch  mit  geringen  Mengen  Zinn- 
>ber  und  Zinnchlorid  vermischt.  Das  Musivgold  erscheint  in  schönen,  gold- 
flanzenden,  kleinen  Krystallen,  liefert  eine  hallbarc  gelbe  Farbe,  welche  zu 
"unechten  Vergoldungen  (zum  Bronziren),  als  GoUilack  für  Trampen  und 
Lampenfüsse  und  zu  Anstrichen  Verwendung  findet. 

13.  Ocker,  natürlich  vorkommendes,  feinerdiges,  zerreibliches,  abfär- 
|>endes,  mehr  oder  weniger  mit  Thon  verunreinigtes  Eisenoxydhydrat  von 
Schtgelber  oder  bräunlichgelber  Farbe^   die  durch  vorsichtiges  Glühen  etwas 

fbhafter  gemacht  werden  kann.  Ocker  wird  als  Oel-,  Wasser-,  Kalk  oder 
^eimfarbe  und  zum  Färben  von  Leder  verwendet.  Er  besitzt  eine  ausser- 
jrdentliche  Haltbarkeit.  Man  trocknet,  pulverisirt,  siebt  und  schlämmt  ihn. 
yuter  Ocker  fühlt  sich  fettig  an,  knirscht  nicht  beim  Zerreiben  und  wird 
ingefeuchtet  nicht  viel  dunkler.  Stark  geglüht  vem^andeU  er  sich  unter  Verlust 
sines  Wassers  in  rothes  Eisenoxyd  (rother  Ocker).  Nach  den  Farbetönen 
die  von  dem  Grade  der  Erhitzung  abhangen,  unterscheidet  man:  Kasseler 
roldgelb,  Schöngelb,  Chinesischgelb,  Gelbocker,  Lichtocker,  Gold- 
)cker,  Satinocker  und  Dunkelocker.  Gebrannter  Ocker  zeigt  eine  feurigere 
Farbe  als  ungeglühter. 

Künstlich  kann  man  Ocker  bereiten,  wenn  man  Eisenvitriol  mit 
Kalkmilch  vermischt  oder  Alaun-  oder  Zinkvitriol-  oder  Eisenvitriol lösungen 
lit  Soda  fällt,  den  Niederschlag  gut  auswäscht,  an  der  Luft  trocknet  und 
im  Theil  nochmals  glüht  Dieser  künstliche  Ocker  kommt  je  nach  den 
Farbenuanren  unter  den  Bezeichnungen  Marsgelb,  Marsorange  und  Mars- 
>raun  in  den  Handel  und  Uefert  sehr  dauerhafte  Farben,  die  hauptsächlich 
feineren  MaltTcien   Verwendung  finden, 

14.  Stcingelb,  gemahlene  Zinkblende,  eine  billige,  angenehm  Uchtgelbe, 
ütbare  Farbe,  die  zu  Maueranstrichen  viel  benutzt  wird  und,  mit  Oelfimiss 
agerieben,  auf  Holz  einen  dauerhaften,  hornartigen  Ueberzug  bildet. 

15.  Zinkgelb,   wasserhaltiges,   chromsaures  Zinkoxyd,   das  als  citronen- 
^elber  Niederschlag  beim  Vermischen  eines  Alkalimonochroroats  mit  einer  Zink- 
pollösung entsteht.  Es  liefert  eine  an  der  Luft  unveränderhche  Malerfarbe. 

///.  Biaue  Farben. 

L  Bergblau  (Berglasur,  Kupferblau,  cendres  bieues\  neutrales  kohlen- 
res  Kupferoxyd«  Es  wird  aus  fein  gemahlenem  und  geschlämmten  Lasur- 


Itter 


d«r 


fislofl 


stein  (sehr  theuer)  oder  künstlich,  z,  B,  als  Niederschlag  einer  kalten,  mit 
Sodalösung  versetzten  Kupfervitriollosung  gewonnen.  Bergblau  ist  sehr  giftigj 
wenig  haltbar  und  von  geringem  Farbevermögen  (nur  *',ß  von  dem  des 
Berhner-Blau).  Man  verw^endet  es  hauptsächlich  als  \Vasserfarl»e.  Als  I^iW' 
färbe  wird  es  bei  Einwirkung  der  Sonne  bald  grüidich,  als  Oelfarbe  dunkle? 
und  unschöner. 

2.  Berliner-Blau  (Preussisch-»  P^rlanger-,  Pariser-Blau  u.  s.  w.\ 
eine  Doppelvcrbindung  von  Eisencyanür  mit  Eisencyanid  und  Wasser;  inao 
gewinnt  es  meistens  durch  Fällung  einer  Eisenoxydlösung  (Eisenchlorid»  sal- 
petersaures Eisenoxyd  u.  s.  w,)  mit  einer  Auflösung  von  gelbem  Blutlaugensalz, 
wobei  ersterc  im  Ucberschuss  vorhanden  sein  mnss.  Der  tief  dunkelblau« 
Niederschlag  wird  durch  Auswaschen  gereinigt  und  dann  an  der  Lu6 
getrocknet.  Er  ist  leicht  zerreiblich,  in  Wasser  unlöslich,  dagegen  in  Klee- 
säure und  neutralem  weinsteinsauren  Ammoniak  löslich  vmd  nimmt,  wcnu 
bei  70 — 80**  C.  getrocknet,  eine  blauschwarze  Farbe  an,  wird  sehr  hart  «ad 
zeigt  einen  kupferrothen  Strich.  Dieses  chemisch-reine  Berliner-Blau  (reinei 
Ferriferrocyanid)  wird  im  Handel  meistens  Paris  er- Blau  genannt.  Die  fetnäk 
Sorte  führt  den  Namen  Stahlblau,  Man  unterscheidet  femer  noch  neulrÄles 
Berliner -Blau,  ein  wasserhaltiges  Eisencyanürcyanid,  welches  beim  Vtf- 
mischen  einer  Eisen oxydullösung  mit  einer  Kaliumeisencyanürlösung  erhallen 
wird,  —  basisches  Berliner- Blau,  eine  Verbindung  von  neutralem  Berliner- 
Blau  mit  Eisencyanür,  —  Tumbu ll's  Blau,  eine  Mischung  von  einer  Eisen- 
vitriol lösung  mit  einer  Lösung  von  rothem  Blut  laugen  salz  (giebt  eine  etiÄis 
hellere,  ins  Violette  spielende  Farbe,  die  wie  Berliner-Blau  in  Wasser  und 
verdünnten  Säuren  nicht  löslich  ist),  —  Williamson  s  Blau,  ein  TumbuirsBlau 
mit  einem  Zusatz  von  wässerigem  Chlor  oder  Salpetersäure,  —  MilorybUu, 
ein  Berliner-Blau,  das  beim  Reiben  keinen  Kupferglanz  zeigt,  —  Raimunds-t 
Napoleons-,  Kali-  oder  Marie-Luisen-Blau,  das  beim  Färben  von  Seide 
benutzt  wird,  —  Mineral-,  Fingerhut-,  Hamburger -Blau,  ein  mit  Schwer 
spath,  Kreide,  Gyps,  Thoncrde,  Jodstärke,  Magnesia  u,  s,  w.  verunrcinigto 
Berliner-Blau. 

Eine  himmelblaue  Farbe  erhält  man  aus  einer  Mischung  von  1  Thcil 
Berhner-Biau  mit  DO  Theilen  Zink  weiss,  eine  azurblaue  aus  1  Theil  'R^-rllni-t- 
Blau  und  2(XJ  Theilen  Weiss. 

Das  Berliner -Blau  befert  eine  fein  lasircnde  Wasserfarbe,  chk  gm 
deckende  Gel  färbe  und,  in  verdünnter  Oxalsäure  aufgelöst,  eine  gute,  blaue 
Tinte;  es  dient  femer  zum  Färben  von  Baumwolle,  Wolle  und  Seide,  lü 
der  Kattun-  und  Tapetendruckerei  u.  s.  w.;  ist  geruch-  und  geschmacklos 
und  nicht  giftig,  bietet  aber  dem  Lichte  nur  wenig  Widerstand  und  erbleicht, 
indem  es  Cyan  verliert.  Im  Dunklen  wird  es  wieder  tiefblau.  Alkalien  üiwi 
Aetzkalk  zersetzen  es  sehr  leicht,  so  dass  es  auf  frische  Kalkwände  niAt 
aufgestrichen  werden  kann,  bevor  dieselben  nicht  mit  Thon  oder  Kreide 
grundirt  worden  sind;  auch  dürfen  mit  Berliner-Blau  gefärbte  Sioff»*  nichl 
mit  Seife  oder  Lauge  gewaschen  werden.  In  der  Färberei  und  Zc;  rd 

ist    Berliner-Blau    in     neuerer    Zeit     durch    TlRerfarliSiorTe    sUirl  jt 

worden. 

3,  Blaueisenerde  (blauer  Ocku*»  haiui .  i.  4»r.^  i,^**!,!^,  .»i^u, 
Eisen  blau,  Vivianit),  w^asserhalliges^  phosphorÄaures  Eisenoxyilyloxvd, 
eine   natürliche,    in    tertiären    und    jUngeren   Thonen    und    Torfmooft-r 


files  CupfteL  Harae, 


er«. 


'ifüfs^e  tind 


kommende  Erde,  die  frisch  aufgegraben  häufig  weiss  ist,  aber  an  der  Luft 
ilUnäUg  lavcndelblau  bis  tief  indigoblau  wird  und  eine  nicht  giftige,  sehr 
tialtbare^    glasglänzendc,    durchscheinende  Wasser*   und    Oelfarbe    liefert,    Sie 

nrd    auch    künstlich    aus    einer    EisenWtrioUösang    und    phosphorsaurem 

Patron  hergestellt. 

4.  Blaucrz,  ein  verwitterter  Eisenspat  von  bläu lichsch warmer  Farbe,  zu 
ilcreicn  hin  und  wieder  verwendet, 

5.  Blauer  Carmin  (mineralischer  Indigo,  Molybdänblau)^  molyb- 
insaures  Molybdänoxyd,  ein  mehr  oder  weniger  reines,  indigoblaues»  schwefeb 
lures  Kali    oder  Natron,    welches   durch  Fällung    einer  Lösung  von   Indigo 

'in  Schwefelsäure  mit  Pottasche,  Soda  und  Kochsalz  erhalten  wird.  Farbe  von 
geringer  Bedeutung, 

6.  Bremer-Blau  (Kasseler-,   Hamburger-,  Kalkblau),  aus  Kupfer- 
ntriol,    arseniksaurem    Kali    und    Kalkhydrat    bestehend,   also    wasserhaltiges 

wupferoxyd  Es  ist  der  Gesundheit  schädlich,  giebt  eine  nicht  sehr  dauer- 
afte  Farbe  und  wird  bei  guter  Beschaffenheit  in  Säuren  ohne  Brausen  voll- 
ständig   aufgelöst.    Fällt    man  aus    dieser  Lösung    das    Kupfer  mit  Schwefel- 
vasserstofif   und  erhält    man  durch    kohlensaures  Natron    einen  Niederschlag, 
BO  war  das  Bremer-Blau  mit  Kalk,  Magnesia  oder  Thonerde  verfälscht  Eine 
ierartige   Mischung    nennt   man    Kalk  blau.    Bremer- Blau   giebt  als  Wasser- 
luud  Leimfarbe  ein  lichtes  und  feuriges  Blau,  mit  Oel  angerieben  nach  etwa 
24  Stunden    ein    schönes    Grün    (Bremer-,  Magdeburger-,   Französisch- 
tenglisch'Grün)  in  Folge  einer  Verbindung  des  Kupferoxydes  mit  Bestand- 
Itheilen    des  Oelcs.    Man  benutzt    das  Bremer-Blau    und    -Grün    auch    vielfach 
6ur  Herstellung  von  Tapeten  und  buntem  Papier. 

7*   Kobaltblau  (Kobaltultramarin,   ThcJnard^s   Blau,    Leithcner- 

Wiener-Blau   u-  s.  w,V  Man  stellt  es  in  verschiedener  Weise  her,  z,  B.  aus 

\1    Theil    reinem    phosphorsauren    Kobaltoxydul    mit    5   Theilen    verdünnter 

rSchwcfelsäure,    welche    mit    einer    Lösung    von    10   Theilen    Alaun    in    2*X) 

IThcilen    Wasser    vermischt    und    mit    H    Theilen    gereinigter    Pottasche    und 

ll>  Theilen  krystallisirtcr  Soda  gefällt  werden.  Der  Niederschlag  wird  gut  aus- 

faschen,  gepresst,  getrocknet,  in  einem  bedeckten  Tiegel  zuerst  gelinde»  dann 

*  eine  Stunde  lang  sehr  stark  geglüht  und  endlich  pulverisirt.  Thenard  sBlau 

ist  Kobaltoxydulthonerdc  und  wird  erhalten  durch  Befeuchten  von  Thonerde- 

Hydrat  mit  einer  Lösung  von  Kobaltnitrat  und  Glühen  der  Masse;  Leithener- 

loder  Wien  er- Blau  wird  aus  arsensaurem  Kobaltoxy  du  l  und  Thonerdehydrat 

Ibcreitet.  Eine  in  England  viel  verwendete  Farbe  besteht  aus  zinnsaurem  Kobalt- 

|oxydul,  Zinnoxyd  und  Gyps.  Eine  schöne  himmelblaue  Farbe  (für  Oel-  und 

Vquarellmalerei)    erhält   man  durch    Glühen    von  Zinnoxyd    mit  Kobaltnitrat 

a.  s.  w.  Letztere  Farbe  erscheint  bei  künstlicher  Beleuchtung  nicht  schmutzig- 

iriolett  wie  die  übrigen  Kobaltfarben.  Als  Schmelz-    (Email-)   Farbe  wird 

Käufig  eine  Mischung  von    42  Theilen  Kobaltblau,    8  Theilen  Kobaltoxydul, 

[50  Theilen  Saiul  und  50  Theilen  Blcioxyd  benutzt.  Kobaltblau  ist  gegen  Sauren 

[vollständig  uncinpfmdlich  und  liefert  eine  feurige,  ungemcm  dauerhafte,  luft- 

[und  fcuerbcstän tilge,  jedoch  wenig  DeckkraU  besitzende  Wasser-  und  Oelfarbe; 

nie    wird   auch   in    der    Porzellan-   und  Sleingutmaleret,   sowie   in  der  Zeug- 

inickerei   viel  benutstt. 

8,  Smaltc  (^Schmälte,  ZEffcr,  Saflor  oder  Safflor,  Aeschel  oder 
Uchely    Künigs-  oder  KniserbUu  u.  s.  w.),   meistens    aus  wechselnden 


22ß 


Dritter  Thdl.  Die  Neben-  oder  HU&sto0lBi 


Mengen  von  Kobaltoxydul  oder  Kobnltoxyduloxyd  mit  anderen  Mctalloxvdei 
bestehend  und  zum  Theile  auch  Arsen  enthaltend.  Man  gewinnt  Smallc  uQ 
gerösteten  Kobalterzcn  (häufig  Arsenkobalt),  tÜe  in  Tiegeln  mit  OoariSÄöd 
und  Pottasche  zu  Glas    zusammcn^eschmoUen,    in  Wasser   al  kt^   sof 

Pochwerken    zerstanijift,    auf  Mulden    mit   Wasser    fein  gemaJt  ;    durrli 

Schlämmen  sortirt  werden.  Die  feinste  kobaltreichste  Sorte  wuii  unter  dtro 
Namen  Königs-,  Gel-  oder  Sächsisch-Blau^  die  gröbste  tinter  <kr  Be- 
Zeichnung  A  esc  hei-,  Eschel-  oder  Strenblau»  die  dunkelste  unter  der 
Bezeichnung  Couleur  verkauft.  Smahe  ist  eine  sehr  haltbare,  feucrbestiUidi|^ 
Farbe  für  die  Glas-,  Porzellan-  und  Frescomalerei,  die  sich  mit  VVassergks 
vermischen    lässt  und  sehr    schnell  trocknet.    Als  Oelfarbe    vt  siic  m 

der  Luft   ziemUch  stark;    zur  Kalkfarbe    ist   sie    nicht  gnt    vc  -r,  weä 

sie  dann  grünlich  und  schwarz  wird;  bei  künstlichem  Licht  sieht  ste  jcchmati^ 
aus;  ihre  Deckkraft  ist  eine  geringe;  ihr  Faibvemiögen  40mal  geringer  ak  das 
von  Berliner-Blau,  Man  benützt  sie  auch  in  der  Thonwarenindustrie,  sowie 
zum  Färben  von  Zeugstoflen  und  Papier,  doch  ist  sie  hierbei  in  ncacrcf  Zeit 
vom  Ultramarin   fast  ganz  verdrängt  worden. 

9.  Ultramarin  (Lasurblau,  A zu rblaul.  Dieser  Farbstott' wurde  fniher 
durch  Mahlen  und  Schlammen  des  Lasursteines  {/apu  iatuh^  gewonnen,  der  citt 
Natron-Thonerdesilicat  aus  37—40%  Kieselerde,  23— 297„  Thonerde,  18  bii 
2U7o  Natron,  8~137o  Schwefel  mit  Spuren  von  Eisen,  Kalk  und  Mn  •  r^ar 
stellt.  Das  künstliche  Ultramarin  w^ird  durch  Calciniren  eines  G«  •* 

100  Theilen  wasserfreiem  Kaolin,  80- -100  Theilcn  wasserfreiem  GUubcrsili 
und  17  Theilen  Kohle  oder  aus  100  ThcUen  Kaolin,  100  Theilen  calrinirter 
Soda,  12  Theilen  Kohle  und  60  Theilen  Schwefel  gewonnen,  indem  msL 
diese  Mischungen  in  Tiegeln  oder  Kästen  aus  feuerfestem  Thon  bei  Ro«h* 
gluthitze  und  unter  Luftzutritt  erwärmt.  Man  erhält  dann  tunächst  grUDC^ 
Ultramarin  (bei  Luftabschluss  ergiebt  sich  weisses  Ultramarin >.  Wird 
grüne  Ultramarin  bei  geringer  Temperatur  und  unter  Luftzutritt  mit  Seh 
geglüht,  so  dass  letzterer  zu  schweiclij^er  Säure  verbrtnnen  kann,  so 
man  blaues  Ultramarin,  Bei  diesem  Glühen  wird  gleichzeitig  etwas  Ki 
oxydirt,  das  als  schwefelsaures  Natron  aus  dem  Ultramarin  ausgciwigea  wird 
In  einigen  Fabriken  stellt  man  auch  sofort  blaues  Ultramarin  durch  Erititxn 
eines  Gemenges  von  Thon,  Soda,  Kohle,  Schwefel  u.  s.  w.  dar.  Violette* 
Ultramarin  wird  durch  Ueberleiten  von  Chlorgas  in  Überhir 
Ultramarin  und  durch  weitere  Behandlung  des  Productes  mit  Wasst  i 

Ultramarin  stellt  ein  lasurblaues,  sich  an  ilcr  Luft  und  in  der  llit/.c  ruuii 
veränderndes,  bei  Weissgluthitze  zu  einem  gelben  (ilase  schmelzendes  und  dohfr 
als  Schmelzfarbe  nicht  verwendbares  Pulver  dar,  das  gegen  Licht,  WÄiecf> 
Ukohol,  Aether,  Oel,  Seifenlauge,  Schwefelwasserstoff  und  Kalkwaaacr  iincm- 
j>findhch  ist,  jedoch  durch  Säuren,  selbst  durch  sauer  rcagirende  Salze  ii^  K  dunÄ 
'eine  Alaunlösung)  unter  Enlwickelung  von  Schwefelwn^ 
Das  Soda-Ultramarin  hat  %'or  dem  Glaubersal/,*l  . 
naimten  Sulfatultramaxin)  den  Vorzug  grüSÄcrer  Widerstandbfaiwgkeit 
Säuren  und  Alaunlosungcn. 

Das    IHtramaj-iu    wird    nass    eingemablen    und  gcschliimroi;    je 
i  hlen    ist,    desto    heller    erscheint    es,     Wcgt*n    seiner    \^  "-     -     ^- 

[,;  i;eit  hat  es  die  Kobaltfarben  \SmÄlie  un*l  KobaUblau)  i 

verdrangt  Ultramarin  ist  eine  gleich  brauchbare  Wasser-,  Kalk*  eml  t Jciiiaix: 


rUDC^ 

i 


bcn,  Firnisse 


227 


IT 

I 


ffiTi  benutzt  es  auch  zum  Bedrucken  von  Tapeieu,  Wolle,  Baumwolle,  Lein- 
vsLwd,  Kattun  und  Seide^  lerner  zum  Färben  von  an  sich  gelblichem  Papier, 
iucker  und  Wäsche,  damit  dieselben  dem  Auge  schneeweiss  erscheinen^ 
endlich  in  der  Buchdruckerei  und  Lithographie.  Häufig  wird  es  mit  Kaolin, 
Jyps  oder  Weizenmehl  verfälscht.  Es  kommt  meistens  in  blauen  Kugeln  in 
äen  Handel. 

/F.  J^o/he  Farben. 

L  Bolus,  ein  braunrothes  oder  rothgelbes,  im  Bruche  muscheliges  bis 

diges  Mineral   aus  Silicaten  von  Thonerde^    Eisenoxyd  und  Kalkerde,    das 

leistens  aus  42^0  Kieselsäure,  24  ^/^  Thonerde,   107o  Eisenoxyd  und  24% 

asser  besteht  und  beim  Brennen  roth  wird.  Der  rothc  Bolus  von  der  Insel 

emnos  (lemnische  Erde)  und  von  Siena  in  Italien  {Terra  dt  Sien a)  wird 

ebrannt  als  Oel-  und  Wasserfarbe  und  ungebrannt  als  Fresco-  und  Stuben - 

malerfarbe  verwendet.  In  Deutschland  wird  der  Bolus  aus  Nürnberg  bezogen. 

Der  rothe  Bolus  ^^vonSinope)  wurde  schon  im  Alterthume  zu  Malereien 

ielfach  benutzt    (z.  B.  in  Pompeji).    Die  feinste  Sorte  desselben,  orientali- 

cher,    armenischer    oder    morgenländischer  Bolus    genannt,    ist    sehr 

feinerdig  und  röthlich-gelb ;  sie  dient,  mit  Wasser  und  Leim  angerührt,    zum 

Grundiren  von  Holzgegenständen,  die  vergoldet  otler  versilbert  werden  sollen, 

auch  zur  Grundining  von  Gold-  und  Silberpapier.    Geschlämmter  Bolus  wird 

Is    Polirmittel    für    Metalle    und   zum  Schleifen    von    Glas   benutzt.    Endlich 

teilt    man    aus  Bolus   auch  Glasuren  für  Töpferwaren,  sow^ic  Rothstifte   her, 

uch  findet  derselbe  zur  Bereitung  von  Kitten  Verwendung. 

2,  Chromroth,  basisch  chromsaures  Bleiox^d.  Man  erhält  diese  giftige 
arbe  durch  Fällen  einer  Bleizuckerlösung  mit  einer  alkalisch  gemachten 
lösung  von  gelbem  chromsauren  Kali  oder  durch  F^rwarmen  von  Chromgelb 
it  Kali-  oder  Natronlauge  u.  s,  w.  Bei  sorgfältiger  Bereitung  besitzt  Chrom- 
>th  eine  prächtige  Farbe,    die  noch  durch  einen  Zusatz    von  etwas  Indigo- 

anninlösung  bedeutend  lebhafter  wird. 

Vermischt  man  Chromrotli  mit  Chromgelb,  so  erhält  man  eine  schöne 
rangefarbe  (Chrom orange).  Eine  rothe  Anstrichfarbe  giebt  auch  chrom- 
aures  Zinkoxyd,  ferner  chromsaures  Quecksilberoxydul,  das  unter  den 
eichnungen    Chromzinnober,   österreichischer  Zinnober,    falscher 
»nober  und  Vandyks roth  in  den  Handel  kommt.  Alle  diese  Farben  sind 
W^asser-,  Kalk-   und  Oelmalerei    sehr  gut   verwendbar    und    werden  auch 
der  Siegellackfabrikaiion  benutzt. 

3.  Eisenmennige,  welche  durch  Brennen  von  gewissen  thonigen»  ge- 
ulverten  und  geschlämmten  Eisensteinen  erhalten  wird  und  70 — 90 ^^^  Eisen- 
xyd,  meistens  auch  Kieselerde,  sowie  geringe  Mengen  Kalk^  Magnesia,  1  honerde 

s.  w,  besitzt.  Die  Farbe  ist  je  nach  tler  Höhe  der  Brenntemperatur  roth  oder 
othbraun  und  trocknet  schnell  Fliscnmennige  bildet  ein  Schulzmittel  des  Eisens 
egcn  Rost  und  ist  auch  als  Kill  verwendbar.  Sie  vmd  von  Sauren  nur 
hwcr  angcgrificn;  Schwefel wasserstotT  vermag  auf  sie  nicht  einzuwirken, 
ochendc  SaUsaurc  nur  eine  geringe  Menge  ICisenoxyd  aus  ihr  nusziiziehen. 
Das  natürliche  Eisenoxyd  kommt  in  neuerer  Zeit  unter  dem  Namen 
chuppenpanzerfarbe  von  Dr.  Graf  ^:  Comp**  m  Berlin  in  den 
dessen  VontÜge    sich    mit    denen    der   Eisenmennige    decken.    Das 

Schäften    mu.H9.^ikriMfenienhafte    Ueber^ 


228 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


treibung  bezeichnet  werden.  (Vergl.  Spennrath,  »Chemische  und  physika- 
lische Untersuchung  der  gebräuchlichsten  Eisenanstriche c  in  den  »Verhand- 
lungen des  Vereines  zur  Beförderung   des  Gewerbefleisses«,  1895,    Heft  VI.) 

4.  Englischroth  (Engelroth,  Eisenroth,  Eisenoxyd).  Dasselbe  wird 
auf  verschiedene  Weise  gewonnen.  Das  gewöhnliche  Englischroth  bildet 
den  Rückstand  bei  der  Destillation  der  Schwefelsäure  aus  Eisenvitriol;  dieser 
Rückstand  wird  mit  heissem  Wasser  ausgewaschen  und  geschlämmt.  Das 
Berliner-Roth  bereitet  man  aus  Eisenvitriol  und  Alaun,  das  Indischroth 
durch  Zerstampfen  sehr  reiner  Stücke  von  natürlich  vorkommendem  Eisen- 
oxyd, das  Persischroth  aus  Rotheisenstein  oder  Blutstein,  das  capiä 
moriuum  (Polirroth,  Kolkothar,  Todtenkopf)  künstlich  aus  dem  Rück- 
stand bei  der  Fabrikation  von  rauchender  Schwefelsäure,  das  Marsroth 
durch  Glühen  von  reinem  Eisenvitriol  mit  Zusatz  einer  geringen  Menge 
Salpeter,  eine  braun-violette  Farbe  durch  Glühen  von  500  g  Eisen- 
vitriol und  34  g  Salpeter,  Auskochen  der  Masse  und  nochmaliges  Glühen,  und 
endlich  eine  prachtvolle  rothe  Farbe  durch  Erwärmen  von  Eisenoxalat 
an  der  Luft  u.  s.  w. 

Das  Eisen roth  wird  als  Wasser-,  Oel-,  Kalk-  und  Leimfarbe,  sowie  wegen 
seiner  Härte  als  Schleif-  und  Polirmittel  verwendet.  Im  Besonderen  benutzt 
man  das  rothe  bis  rosenrothe  Indischroth  aus  Bengalen  zu  feineren  Malereien, 
—  das  künstlich  bereitete  und  geglühte  Eisenoxyd  (caput  moriuum  u.  s.  w.), 
das  eine  grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  Licht,  Luft,  Wasser,  Schwefel- 
wasserstoff u.  s.  w.  und  eine  gute  Deckkraft  besitzt,  je  nach  der  Glüh- 
temperatur verschieden  hart  und  hellziegelroth  bis  dunkelviolettroth  oder 
durch  Vermischen  des  Eisenoxyds  mit  Bleimennige  weniger  grell  gefärbt  ist, 
zum  Poliren  von  Metallen,  besonders  von  Gold  und  Silber  (hellrothes, 
weiches  Polir-  oder  Goldroth),  aber  auch  zu  Anstrichen  und  in  seinen 
dichteren,  dunkleren  Sorten  zum  Poliren  von  Stahl  (Stahlroth)  —  das  am 
stärksten  (bei  anhaltender  Weissgluthitze)  geglühte  Eisenoxyd  (Eisen violett) 
und  das  Marsroth  zu  feineren  Malereien.  Das  geglühte  und  geschlämmte 
Caput  mortuum  (Kolkothar),  welches  eine  billige,  ziemlich  gut  deckende 
Aiisirichfarbe    liefert,     kommt    unter    dem    Namen    Chemisch-^    Berliner-, 


Zweites  Capitel.  Harze,  Theere,  Farben,  Firnisse  und  Lacke.  229 

Lösung  von  salpetersaurem  Kobaltoxydul  mit  kohlensaurer  Magnesia.  Kobalt- 
roth liefert  beim  Erhitzen  Kobaltviolett  und  dient  hauptsächlich  zum 
Färben  und  Bedrucken  von  Zeugstoffen,  zur  Herstellung  von  Tapeten  und 
als  Oelfarbe.  Kobaltbronze,  ein  Kobaltroth  mit  Ammoniak  und  Wasser, 
findet   namentlich    in    der    Tapeten-    und    Buntpapierfabrikation  Verwendung. 

7.  Mennige  (Bleimennige).  Ein  in  der  Natur  selten  vorkommendes 
Mineral  (rothes  Bleioxyd).  Mennige  wird  künstlich  durch  schwache  Er- 
hitzung (bei  einer  kaum  bis  zur  Rothgluthitze  gesteigerten  Temperatur)  von 
gelbem  Bleioxyd  unter  Luftzutritt  gewonnen  und  stellt  eine  Verbindung  von 
Bleioxyd  mit  Bleisuperoxyd  dar.  Die  besten  Sorten  werden  unter  der  Be- 
zeichnung Pariser- Roth,  Mineralorange,  Goldsaturnobe,  Saturn- 
zinnober, Orangemennige,  Bleiroth,  Bleizinnober  verkauft.  Bleimennige 
wird  in  reiner  Luft  nicht  verändert;  enthält  letztere  jedoch  Schwefelwasser- 
stoff, so  entsteht  aus  Mennige  Schwefelblei. 

Mennige  ist  giftig  und  wird  als  Wasser-  und  Oelfarbe  verwendet,  ferner 
zur  Herstellung  von  rothen,  rosenrothen  und  orangefarbigen  Tapeten,  von 
Oelkitt,  Bleiglas  und  Bleiglasur,  zum  Dichten  von  Maschinentheilen  (nament- 
lich Gas-  und  Dampfröhren)  u.  s.  w.  Als  Rostschutzmittel  kann  Mennige 
nicht  benutzt  werden.  Sie  ist  doppelt  so  theuer  wie  Eisenmennige  und  wird 
oft  mit  Ziegelmehl  verfälscht.  Mennige  selbst  dient  zum  Verfälschen  von 
Zinnober. 

8.  Purpurcarmin  (purpursaures  Ammoniak,  Murexid),  das  Am- 
xnoniaksalz  der  Purpursäure,  das  neben  dem  Natriumsalz  ein  Zersetzungs- 
product  der  Harnsäure  bildet.  Purpurcarmin  entsteht  bei  Eindampfung  der 
(aus  Schlangenexcrementen  und  Taubenmist  abgeschiedenen)  Harnsäure  mit 
Salpetersäure  und  Neutralisirung  mit  kohlensaurem  Ammoniak.  Purpurcarmin 
liefert  eine  prächtige  rothe,  aber  wenig  haltbare,  durch  Luft,  Licht,  Feuchtig- 
keit leicht  zerstörbare,  von  heissem  Wasser,  Seifen,  Säuren,  Schweiss,  Am- 
moniak schnell  veränderte  Farbe,  die  sich  z.  B.  in  Wasser  purpurrot h  und 
in  Kalilauge  blau  löst.  Man  benutzte  diesen  Farbstoff  früher  viel  zum  Purpur- 
färben; in  neuerer  Zeit  ist  Purpurcarmin  jedoch  durch  die  Theerfarben  fast 
ganz  verdrängt  worden. 

9.  Rother  Ocker  (Rotheisenocker,  rothe  Eisenerde\  ein  fast 
reines,  feinerdiges,  durch  Verwitterung  des  Spatsteines  entstandenes  Eisen- 
oxydhydrat oder  ein  erdiges  Gemenge  von  Brauneisenstein  mit  Mansranoxyd- 
hydrat  oder  ein  Gemenge  von  Eisenoxydhydrat  mit  basisch-schwefelsaurem 
Eisenoxyd,  durch  Verwitterung  und  Oxydation  von  Strahlkies  entstanden. 
Ocker  wird  gemahlen  und  gesiebt  als  Wasser-,  Kalk-,  Leim-  und  Oelfarbe, 
sowie  zum  Färben  von  Leder  verwendet  und  geglüht  oder  gebrannt,  wenn 
er  eine  lebhaftere  Farbe  erhalten  soll.  Seine  Haltbarkeit  ist  eine  sehr  grosse. 
Man  kann  ein  Zicgelsteinpflaster  (Fussboden)  schön  roth  färben,  wenn  man 
die  Ziegelsteine  mit  Seifenwasscr  oder  Wasser  mit  ^/^^  Pottasche  reinigt, 
dann  mit  einer  Mischung  von  rothem  Ocker  und  Leimwasser  überpinselt, 
nach  dem  Trocknen  einen  zweiten  Anstrich  mit  Leinöllirniss  und  hierauf 
einen  dritten  mit  rother  Leimfarbe  aufbringt  und  den  Fussboden  schliesslich 
mit  Wachs  abreibt. 

10.  Realgar  (Rauschgold,  Arsenikrubin,  rothe  Arscnblende, 
Rubinschwefel).  Man  erhält  diesen  orangerothen  Farbstoff,  welcher  in  der 
Oelmalerei   und  Lackirerei,    sowie   zur  Bereitung   von  Weissfeuer    verwe^dax 


230 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


wird,  durch  Zusammenschmelzen  von  30  Theilen  Schwefel  mit  70  Theüen 
Arsenik  oder  durch  Destillation  von  Schwefelkies  und  Arsenikkies  oder  aus 
dem  Mineral  Arsensulfur,  das,  dem  Licht  ausgesetzt,  zu  einem  gelblich-rothen 
Pulver  zerfällt. 

11.  Röthel  (rot he  Kreide),  ein  feinerdiges,  abfärbendes  Gemenge  von 
Thon  und  rothem  Eisenocker,  das  durch  Brennen  dunkler  und  härter  ge- 
macht werden  kann.  Die  feineren  Sorten  stellt  man  künstlich  aus  ge- 
schlämmtem, mit  Gummi  oder  Seife  zu  einem  Teige  angemachtem  Röthel  her, 
der  in  Formen  gegossen  und  gepresst  und  meistens  noch  mit  etwas  Zinnober 
gefärbt  wird.  Röthel  ist  im  Wasser  unlöslich,  saugt  aber  Wasser  auf  Man 
verwendet  ihn  zur  Fabrikation  von  Rothstiften,  zu  Anstrichen,  zum  Ab- 
schnüren von  Zimmerarbeiten  u.  s.  w. 

12.  Spiessglanzzinnober  (Antimonzinnober).  Derselbe  wird  erhalten, 
wenn  man  unterschwef ligsaures  Natron  in  geringem  Ueberschuss  auf  eine 
wässerige  Lösung  von  Antimonchlorid  einwirken  lässt,  den  Niederschlag  aus- 
wäscht und  trocknet.  Dieser  Farbstoff  bildet  ein  zartes  carminrothes  Pulver 
von  sammetähnlichem  Aussehen;  er  ist  gegen  die  Einwirkungen  von  Licht 
und  Luft  unempfindlich,  wird  aber  durch  Kalk  und  Alkalien  zerstört  und 
kann  deshalb  nicht  auf  Kalkwänden  (Kalkputz)  verwendet  werden.  Spiess- 
glanzzinnober liefert  im  Uebrigen  eine  recht  brauchbare  Wasser-,  Leim-  und 
Oelfarbe. 

13.  Zinnober.  Der  natürliche  Zinnober  ist  ein  aus  8629%  Quecksilber 
und  13'71%  Schwefel  bestehendes  Mineral  von  dunkelcochenille-  bis  carmin- 
rother,  auch  scharlachrother  Farbe.  Der  natürliche  Zinnober  wird  als  Farb- 
stoff nicht  benutzt,  sondern  nur  der  künstliche,  welcher  durch  Sublimation 
einer  Verbindung  von  l  Theil  Schwefel  und  5 — 7  Theilen  Quecksilber,  also 
atif  trockenem  ^V^ege,  oder  in  verschiedener  Weise  auf  nassem  Wege  her- 
gestellt wird,  z.  B.  da  durchs  dass  man  durch  Erhitzen  von  Sch^vefel  und 
Quecksilber  oder  durch  Fällen  eines  Quecksilheroxydsalzes  dargestellte 
ximorphes  schwarzes  Quecksilbersulfid  mit  Schwefekmmonium  digerirt.  Ätan 
unterscheidet  rothen  Zinnober,  der  ehie  prächtige  hochrothe  Malerfarbe  von 


Kwcite» 


farse* 


Beere, 


Das  Berggrün  liefert  eine  zarte,  hellgrüne,  giftige  Farbe,  die  schlecht 
leckt.  Ihre  Haltbarkeit  wird  durch  einen  geringen  Zusatz  von  Bleiweiss  eine 
äemlich  hohe.  Für  Aquarellmalerei  verwendet  man  ein  feines  Pulver  (Staub*, 
Viesen-  oder  Wasser  grün),  für  Oelmalcrei  ein  körniges  Pulver  (Oelgrün); 
Leimfarbe  ist  Berggrün  weniger  brauchbar, 

2.  Berlinergrün.  Man  erhält  es  durch  Versetzung  von  schwefelsaurem 
Lobaltoxydul  mit  einer  Losung  von  gelbem  Blailaugensab.  Es  ist  in  feuchtem 
tustande  hellgrün,  getrocknet  dunkelgrün  und  wird  an  der  Luft  alhnälig 
^thlichgrau.  Berliner-Grün  ist  daher  eine  schlechte  Malerfarbe.  Unter  dem- 

elben  Namen  wird  auch  eine  grüne  Farbe  verkauft»  welche  durch  längere 
Jehandlung  von  Berliner-Blau  mit  Ammoniak  oder  durch  lang  andauernde 
Einwirkung  von  Chlor  auf  gelbes  Blutiaugensalz  gewonnen  wird. 

3.  Braunschweiger-Grün,  ein  wasserhaltiges,  kohlensaures  oder  arscnig- 
aures  Kupferoxyd  mit  Kreide,  Gyps,  Schwerspath  oder  Perm  an  entweiss.  Diese 

tellgTüne  Farbe  ist  giftig,  hat  aber  auf  die  Beschaffenheit  der  Zimmerluft 
keine  schädliche  Einwirkung.  Sie  deckt  gut,  ist  ziemlich  haltbar  und  wird 
kls  Wasser-  und  Oelfarbe  verwendet.  Für  ( )elmalereien  empfiehlt  sich  eine 
Vlischung  von  3  Theüen  Braunschweiger-(jrün  und  5  Theilen  Bleiweiss.  Das 
Jraunschweiger-Grün  ist  anfänglich  blass  und  mehr  bläulich  als  grün,  es 
irird  aber  mit  der  Zeit  dunkler  und  schöner,  indem  sich  ölsaures  Kupfer- 
lixyd  bildet.  Es  hält  sich  im  Freien  besser  als  in  geschlossenen  Räumen. 
in{  nasse  Kalkwände  kann  dieser  Farbstoff  nicht  gestrichen  werden,  weil  die 
Fajrbe  verschwindet. 

4.  Bremer-Grün  (Englisch-»  Französisch-,  Magdeburger-Grün), 
Lupferoxydhydrat;  es  entsteht,  wenn  Bremer-Blau  mit  Gel  angerieben  wird, 
>iesc  schöne  grüne  Farbe  kann  Hitze  nicht  vertragen  und  auf  Kalkwänden 
icht  angewendet  werden;  sie  geht  in  schwarzbraunes  Kupferoxyd  über.  Man 

autzt  das  Bremer-Grün  sonst  in  gleicher  Weise  wie  Bremer-Blau  (siehe  daselbst), 

5.  Chromgrün.  Man  gewinnt  es  durch  Glühen  von  chromsaurem  Queck- 
;ilberoxydul  (sehr  zart  und  von  flunkelgrüner  Farbe)  oder  durch  Glühen  eines 
Gemenges  von  gleichen  Bestau  dt  heilen  Kaliumdi  Chromat  und  Schwefel  (hell- 
jriin)  oder  durch  Glühen  eines  Gemenges  von  gleichen  Bestandtheilen  Kalium- 
iichromat  und  .Salmiak  oder  Kohle  (dunkelgrün  bis  fast  schwarz)  und  Auslaugen, 

^wie  Auswaschen  des  unlöslichen  Rückstandes.  Chromgrün  ist  vollkommen 
iTeuerbeständig  und  wird  daher  vorzugsweise  mm  Färben  von  Glasflüssen  und 
itum  Bemalen  von  Porzellan  i  unter  der  Glasur)  verwendet,  femer  auch,  mit 
p'honcrde  vermischt,  als  Lackfarbe,  Als  (ilastarbe  wird  besonders  smaragd- 
grünes Chromoxydhyilrat  (Mittlers,  Panne tier's,  Arnandon's  oder  Plessy's 

JrUn)  benutzt,  das  als  schönstes  Chromgrün  gilt  und  als  Ersatzmittel  des 
jBchweinfurter-Grün  dient.  Man  erhält  auch  Chromgrün  durch  nass  bereitete 
Mischungen  von  Chromgelb  und  Berhncr-Blau,  denen  oft  Schwerspath  zuge^tzt 

vird;  solche  Mischungen  nennt  man  auch  grünen  Zinnober.    Alle  diese 

^arben  siml  giftig, 

6.  Elsncr's  Grün,  aus  einer  Kupfervitriollösung  mit  Gelbholz-Leim- 
vasser,  salzsaurem  Zinkoxydul,  Kali-  oder  Natronlauge  dargestelll  und  von 
iilaulichgruner  Farbe,  die  durch  einen  grösseren  Gclbholzzusatz  gelblicher 
pcmacht  werden  kann.  Dieses  Grün  liefert  eine  ganz  brauchbare,  aber  giftige 

lalerfarbe,    Aehnlich  ist  das  Z in nkupf ergrün,  ein  zinnsaurcs  Kupferoxyd, 
auf  verschiedene  Weise  bereitet  wird  und  ebenfalls  giftig  ist 


232 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


7.  Grünerde  (Seladonit),  aus  etwa  507o  Kieselsäure,  femer  aas 
Eisenoxydul,  etwas  Thonerde,  Magnesia,  Kali  und  etwa  7%  Wasser  be- 
stehend. Man  unterscheidet:  Veroneser-Grün,  ein  wasserhaltiges  Eisensilicat 
mit  einem  bedeutenden  Gehalt  an  Alkalien,  von  graulich-blaugriiner  (seladon- 
grüner)  Farbe,  ohne  grosses  Färbevermögen  und  von  geringer  Deckkraft,  sehr 
leicht  zerreiblich,  ziemlich  fest  und  dauerhaft,  sowie  in  Oel  gut  trocknend,  — 
französisches  Grün  (Steingrün  oder  Seladonit),  eine  sehr  haltbare 
Oel-,  Wasser-  imd  Frescofarbe,  —  zyprische  Erde,  eine  weiche,  apfel-  bis 
spangrüne  Farbe,  —  sächsische,  böhmische,  polnische  Grünerde  von 
lauchgrüner  und  mattgrüner  Farbe.  Wenn  man  Grünerde  vorsichtig  glüht,  so 
erhält  man  eine  haltbare  hellbraune  Farbe  von  grosser  Schönheit. 

8.  Grünspan  (Span grün),  aus  Kupferoxyd,  Essigsäure  und  Wasser. 
Dieser  Farbstoff  wird  auf  verschiedene  Weise  dargestellt.  Den  destillirten, 
dunkelblaugrün  krystallisirenden,  in  Wasser  löslichen  Grünspan  benutzt  man  als 
Oel-  und  Aquarellfarbe,  sowie  zur  Darstellung  von  Schweinfurter-Grün ;  den 
basischen,  sogenannten  englischen  oder  französischen,  verwendet  man 
als  Malerfarbe,  femer  in  der  Färberei,  in  der  Kattundruckerei,  zum  Vergolden 
und  zur  Bereitung  von  anderen  Kupferfarben.  Grünspan  ist  sehr  giftig. 
Er  wird  stets  mit  Bleiweiss  vermischt,  weil  er  allein  zu  wenig  deckt,  und  mit 
Weinsteinrahm  verbunden,  wenn  man  ihn  als  Leimfarbe  verwenden  will. 

9.  Kalkgrün  (Erdgrün,  grüne  Asche,  natürliche  grüne  Kreidet 
eine  dichte,  grüne  Kreideart,  welche  durch  Glühen  eine  rothe  Farbe  erhält 
Man  stellt  sie  künstlich  am  einfachsten  aus  Kupfervitriol  und  saurer  arsenig- 
saurer  Kalkerde  her  oder  aus  Kupfervitriol  und  pulverisirtem  Dolomit.  Man 
verwendet  sie  als  hellgrüne  Malerfarbe.  (Vergl.   11.) 

10.  Kobaltgrün  (Zinkgrün,  Geliert's  oder  Rinmann's  Grün,  Kobalt- 
zinkoxyd), durch  Behandlung  von  Kobalt  mit  Scheidewasser  oder  durch 
Glühen  von  1 — 1  '/g  Theilen  reinem  Kobaltoxydul  mit  1) — 10  Theilen  Zinkweiss 
gewonnen,  haltbar,  gut  deckend  und  als  Wasser-,  Kalk-  und  Oelfarbe  brauchbar. 
Durch  Glühen  von  Thonerdehydrat  mit  Chromhydroxyd  und  kohlensaurem 
Kobaltoxydul  oder  aus  salpetersaurem  Kobaltoxydul  mit  Zinksalz,  Pottasche 
und  Soda    erhält    man    ein    anderes  Zinkgrün,    das    den  Namen  Rinmann's 


feuchten  Rtiiimen  Arsen  Wasserstoff,  welcher  tler  Gesundheit  sehr  schädlich  ist 
Schwein  furter -Grün  giebt  die  prachtvollste  griiive  Kalk-,  Oel-  und 
'asserfarbe  und  destülirl  oder  gereiuigt  ein  ganz  dunkles  Griin.  Als  Oel- 
irbe  besitzt  Schweinfurter-Grün  nur  eine  massige  Deckkraft,  Es  wird  meistens 
M  Schwerspath,  (iyps,  Chromgelb,  schwefelsaurem  Bleioxytl  u,  s,  w»  vermischt, 
lim  verschiedene  Nuancen  zu  erzielen,  und  fuhrt  dann  die  verschieden.sfen 
y*amen  iz.  B,  Kirchberger-,  Kaiser-,  Wiener-,  Neu-,  Original-,  Englisch-, 
?atent%  Pariser-Grün  u.  s,  w.).  Erkennungszeichen:  Es  riecht  nach 
Knoblauch,  wenn  es  geglüht  wird. 

13.  Titangrün,  aus  Titaneiseti  (Iserin),  saurem  schwefelsaurem  Kali,  Salz- 
läure,  crmcentrirter  Salmiaklosung  und  einer  BlutlaugensaUlÖsung  gewonnen. 
)iese  Farbe  ist  von  geringer  Bedeutung, 

14.  Ultramaringrün;  es  entsteht  bei  der  Darstellung  von  blauem 
ultramarin  i siehe  da:selbst)  oder  beim  Vermischen  von  blauem  Ultramann  und 
chrornsaurem  Bleioxyd.  Ultrarnaringrün  stellt  ein  glanzloses  Pulver  dar,  das 
kalk-  und  hchtecht,  wetterbeständig,  giftfrei,  gut  deckend  ist,  sich  angenehm 
Vermischen  und  gut  streichen  lässt.  Man  verwendet  es  als  Kalk-,  Silicat-  und 
Leimfarbe.  Echtes  Ultramaringrün  ])ehält  beim  Erhitzen  seine  Farbe,  während 
[inechtes  (Kalkgrün  u,  s.  w.)    hierbei  schnell  zerstört  wird    und    einen    grauen 

ler  rothbraunen  Rückstand  hinterlässt. 

FA   ßramu   Farben, 

1.  Asphalt  (^siehe  g  237)-  Der  als  Farbstoff  zu  verwendende  Asphalt 
Duss  fest,  brüchig  und  gUnicnd  kohlschw^arz  sein,  eine  glatte  Überdache  und 
feinen  muscheligen  Bruch  besitzen.    Für   die  Oelmalcrei  lost  man  Asphalt  in 

Ukohol  auf  und  schlägt  den  Farbstoff  mit  Wasser  nieder.  Als  Wasser tarbe 
rird  er  mit  Weingeist  abgerieben,  Asphalt  lässt  sich  leicht  auftragen,  dringt 
er  nach  dem  Trocknen  an  die  Obertläche,  deshalb  kann  Asphalt  nicht 
Lim  Untermalen  benutzt  und  mit  anderen  Farben  vermischt  werden.  Man  ver- 
rendct  ihn  vorzugsweise  in  der  Üclmalerei  als  dunkelbraune  Lasur  färbe,  und 
var  seiner  vollkommenen  Durchsichtigkeit  wegen. 

2.  Berliner-Braun  (Freuss ischbraun),  aut»  Eisenoxyd  und  Kohlcn- 
loflfeisen  bestehend.  Es  wird  durch  Glühen  von  Berliner*  oder  Pariser-Blau 
t>ei  Luftzutritt  oder  durch  Ausziehen  des  blauen  Farbstoffes  aus  Berliner-Blau 

aittelst  einer  alkalischen  Lauge  dargestellt.  Berliner- Braun  ist  durchsichtig, 
ehr  wclterbeütändig,  als  Wasser-,  Kalk-  und  Öeltarbe  gut  verwendbar  und 
rocknet  schnell.  Es  besitzt  den  Uebelstand»  dass  man  einen  stets  gleichen 
Farben  ton  nur  sehr  schwer  erzielen  kann* 

3.  Braune  Nelkenfarhe,  aus  Zinn,  Salpetersäure,  chromsaurem  Kali, 
kVasser,  Kreide  und  (^uarz  bereitet.  Wenig  verwendet, 

4.  Kobaltbraun,  durch  (ilühen  von  mit  Ammoniakalaun  und  Eisenchlorid 
feusammengeriebenem  Kobaltoxydhydrat  gewonnen.  Giebt  eine  dauerhafte, 
phocoladenfarbige  bis  rcinbraune  Malerfarbe. 

5.  Kölnt-r-ßraun  (kölnische  Erde,  kölnische  Umbra,  Spanisch- 
iraun,  Kasseler- Braun,  Ke^selbraun),  fein  zerreibliche,  erdige  Braun- 
kohle aus  der  Umgegeml  von  Köln  und  Kassel.  Sic  wird  zerrieben  und 
lurch  Schlammen  gereinigt,  sowie  in  Tafeln  oder  Würfeln  geformt.  Wenn  man 
tic  Erde  in  einem  gut  verschlossenen  Tiegel  bei  verschiedenen  ^rcmperaturcn 
rlühi,  so  erhält  man  vcTSchiedene  braune  Farbentöne  und  bei  sehr  starker  Hitze 


234 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  HUfsstofife. 


ein  prächtiges  Tief  braun.  Kölner -Braun  hat  eine  geringe  Deckkraft  und 
wenig  Haltbarkeit.  In  Ammoniak  aufgelöst,  dient  es  als  Wasser-,  Kalk-  und 
Oelfarbe.  Wird  Kölner -Braun  in  starker  Lauge  mit  concentrirter  Zucker- 
auflösung versetzt,  so  erhält  man  den  braunen  Carmin,  der  mit  wenig 
Wasser  löslich  ist.  Mit  Zusatz  von  Pottasche  giebt  Kölner-Braun  eine  gute 
braune  Tuschsorte.  Man  benutzt  Kölner-Braun  auch  zum  Färben  von  Leder. 

6.  Manganbraun  (Mineralbister,  Wad),  ein  natürliches  wasserhaltiges 
Manganoxyd  (rothbraune  Erde,  Wad  genannt),  von  hervorragender  Deckkraft 
oder  künstlich  dargestellt,  z.  B.  aus  Chlorbereitungsrückständen  (Chlormangan 
mit  Kali  und  Natron  u.  s.  w.).  Man  verwendet  Manganbraun  hauptsächlich  als 
Oelfarbe. 

7.  Umbra,  ein  lederbraunes  bis  kastanienbraunes  Mineral,  das  mit  Eisen- 
oder Manganhydroxyd  vermengte  Thonerde  darstellt.  Sie  wird  künstlich 
aus  Braunkohle  und  Aetzlauge  oder  aus  Glanzruss,  Seifensiederlauge  und 
Eisenvitriol  (Ulm in)  bereitet.  Die  sehr  feinerdige  Umbra  erhält  nach  dem 
Brennen  eine  lebhaftere  und  wärmere,  röthlich-braune  Farbe  und  die  Eigen- 
schaft, in  Oel  schnell  zu  trocknen.  Umbra  liefert  eine  sehr  dauerhafte,  aber  nicht 
stark  deckende,  nussbaumholzfarbige  Wasser-,  Leim-  und  Oelfarbe;  sie  dient  auch 
zur  Herstellung  von  Firnissen,  zum  Färben,  als  Vergoldergrund,  zum  Braun- 
beizen von  Holz  u.  s.  w.  und  besitzt  die  Eigenschaft,  begierig  Wasser  auf- 
zusaugen. Deshalb  benutzt  man  sie  auch  zum  Probiren  von  Wasserfarben,  um 
den  Farbenton  nach  dem  Trocknen  des  Anstriches  festzustellen.  Die  beste 
Sorte  kommt  von  Cypern  und  von  der  Levante  in  den  Handel. 

VII.   Schwarze  Farben, 

L  Antimonschwarz  (Eisenschwarz),  ein  fein  vertheiltes  metaUisches, 
meistens  aus  Antimonsalzen  durch  Fällung  mittelst  Zink  gewonnenes  Antimon. 
Es  dient  zum  Bronziren  von  Gypssachen,  um  ihnen  das  Aussehen  von  polirtem 
grauem  Gusseisen  zu  geben. 

2.  Graphit  (reiner  Kohlenstoff),  meistens  mit  etwas  Eisen  und  häufig 
auch  durch  Kieselsäure,  Kalk  und  andere  Stoffe  verunreinigt.  Graphit  liefert 


Zweite«  Caspftel,  flarz^,  Thecre,  Forl>cn,  Firnisse  und  Lacke. 


935 


4.  Mmcralschwarz  (schwarze  Kreide,  Schiefersehwarz,  Oel- 
ichwarx)«  eine  femerdige,  init  Kohle  innig  gemengte,   weiche  Thonschiefer- 

nasse,  welche  fein  pulverisirt  und  mit  Gummiwasser  zu  Stängelchen  geformt 
vird.  Man  benutzt  diesen  Farbstoff  zum  Zeichnen,  aber  auch  in  der  Oel- 
rialerei, 

Mineralschwarz  hält  sich  selbst  auf  Kalkwänden  gut.  Die  besten  Sorten 

kommen  aus  Italien,  Spanien  und  Frankreich;  auch  Thüringen  und  die  Um- 

egend  von  Osnabrück  Hefem  gute  Sorten.  Mineralschwarz  kann  nur  sehr  schwer 

ein  zerrieben   werden.  Es  wird  künstlich  aus  einem  innigen  Gemenge  von 

uenruss^  Kreide  und  Thon  mit  Gummiwasser  bereitet;  diese  Mischung  führt 

Jen  Namen  Pariser^Kreide  oder  künstliche  schwarze  Kreide. 

5.  Schwefel  blci,  das  zum  Schwarzfärben  von  Holz  und  zu  Eisen* 
instrichen  dient.  Man  gewinnt  es  aus  100  Thellen  Lcinölhmiss,  15Theilen 
^leiglätte  oder  Mennige  und  I  \',  Thcilen  Srhwefelblumen  und  macht  es  mit 
rerpcntinöl  rlüssig. 


Keine, 


S  255.  Pflanzen-  und  Saftfarben, 
/.  IVfisse  Farbin, 

IL  Gdbe  Farlten* 


!♦  Berberitzenwurzel  (Sauerdorn^  Essigdorn,  ungarisches  Gelb- 
lol»).  Aus  den  Aesten,  Blättern  und  Wurzeln  (^vorzugsweise  aus  deren  Bast) 
er   Berberis   wird   mittelst  Weingeist    ein    goldgelber    Farbstoff  (Berberin) 
iisgezogcn,  der  weiter  behandelt  in  der  Färberei  Verwendung  findet. 

2,  Ccrctsholz  vom  Judas-  oder  Salatbaum  Südeuropas  oder  vom  Cercis- 
baum  Canadiens;  ein  gelbes,  grün-  und  schwarzgeadertes»  zum  Gelb-  und 
Sraunlärbcn  benutztes  Holz. 

3.  Ctircuma  (Gelb würz,  gelber  Ingwer)  von  Ostindien,  Java  und 
I^Südchina  hefert  in  seinen  Wurzeln  einen  schönen,  sich  aber  auf  Zeugstoffen 
^Aicht  hakenden,  nicht  ganz  echten,  gold-  und  orangegelben  Farbstoff  (Cui^ 
^Bumin),  der  durch  Abkochung  der  Wurzeln  mit  VVasser  unter  Zusatz  von 
^fttwas  Alaun  gewonnen  wird.  Färbemittel  für  Zeuge,  Papier,  Leder  u.  s,  w», 
^Piauptsärhhch  aber  für  Zuckerwerk,  Liquen re,  Spielwaren  u.  s.  w. 

^r  4.  Gelbbecren  lAvignonkurner,  persische  Beeren,  Kreuzbeeren\ 

die  erbsengrossen   Beeren  des  Färber-Kreuzdorns,  des  Stein-Kreuzdoms  oder 
Jes  persischen  ölbaiim blätterigen  Wegdorns,  Sie  werden  in  unreifem  Zustande 
^jetrocknet  und  ohne  weitere  Behandlung  verwendet,  oder  es  wird  aus  ihnen 
in    Farbextract    oder    Lack    i;Schüttgelb)    bereitet.     Man    verwendet    diesen 
ritenHiv  gelben,   aber  nicht  sehr  echten  FarbstolT  (Rhamnatin)  zum   Färben 
►an  Garnen,  Geweben,  I^der,  Papier  u*  s.  w.     Werden  Gelbbeeren  unter  Zu- 
xii.  von  Zinnsolution  abgekocht,  so  erhält  man  Gelb  beeren-  oder  Ornnge- 
lack..  Die  farbreichsten  Sorten  kommen  aus  Persien. 

5.  Gelbholz    (westindisches    oder   gelbes    Brasilienholz,    Cuba- 

\oW,    alter    Fustik\    ilas    Holz    iles    Färbermaulbeerbaumes,    der  Bahama- 

F*  '  rc,    des    westln<li*4dien  Gelbholzbaumes    oder    des    hohen    Safranholz- 

\\  II.  Ä.  w.    Die    besten  Sorten   kommen    in    feinen  Spänen    von    Cuba 

Ha^di    dann    von    Portorico,    San    Domingo,    Cartagena,    Costa    Rica^ 


236 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Maracaibo,  Tabasco,  Tampico,  Corinto  u.  s.  w.  in  den  Handel.  Aus  Cuba- 
holz  wird  ein  dickflüssiger  oder  fester,  dunkelölivgrüner  Gelbholzextract 
oder  ein  reiner,  hellolivgrüner  Gelbholzlack  (Cubalack)  bereitet  Ungari- 
sches Gelbholz  (Fisettholz  oder  neues  Fustikholz)  ist  das  grüngelbe, 
braungestreifte,  rindenfreie  Kernholz  des  oberen  Stammes  des  südeuroj>äischen 
Gerber-  oder  Perrückenbaumes,  das  einen  eigen thümlichen  Farbstoff  (Mak- 
lurin)  besitzt,  der  Morin  oder  Morin-Gerbsäure  enthält  und  zum  Färben 
von  Wolle  und  Leder  dient.  Gelbholz  ist  ein  geschätztes  Färbemittel  für 
Wolle  und  Seide,  wird  aber  auch  zur  Bereitung  von  Lackfarben  und  Misch- 
farben verwendet.  Es  gehört  zu  den  echten  Farbstoffen. 

6.  Ginster  (Färbeginster,  gelbe  Scharte,  Färberscharte).  Aus 
ihm  (besonders  aus  seinen  Blüthen  und  Zweigspitzen)  gewinnt  man  einen 
gelben  Farbstoff,  der  auch  zur  Bereitung  von  Schüttgelb  benutzt  wird. 

7.  Gummigutti  (siehe  §  251).  Es  löst  sich  in  Alkohol  bis  zu  *l^  auf 
und  ist  als  Oelfarbe  nicht  brauchbar.  Die  gereinigte  Sorte  des  Gummigutti 
wird  unter  dem  Namen  Indisch  gelb  aus  China  bezogen  und  stellt  im 
Wesentlichen  euxanthinsaure  Magnesia  dar.  Einen  Gummiguttlack  erhält 
man  aus  500  g  Gummigutti,  1*5  ^a'  Alaun,  8  k^  heissem  Wasser,  500  g  Sal- 
petersäure und  etwas  Pottasche. 

8.  Orlean,  aus  dem  rothen  Mark  der  Früchte  des  amerikanischen, 
west-  und  ostindischen  Orleanbaumes  {Bixa  or  eil  and)  gewonnen  und  einen 
gelben  Farbstoff  (Orellin\  sowie  einen  rothen  (Bixin)  enthaltend.  Sehr  ge- 
schätzt ist  der  Cayenne-Orlean^  weit  weniger  der  brasilianische.  Orlean  ist 
in  Weingeist,  Aether,  fetten  Oelen  und  in  Terpentin  leichter  als  in  Wasser 
löslich,  giebt  keine  feste  und  nicht  ganz  echte  Farbe,  wird  durch  einen  Zu- 
satz von  Laugensalz  orangegelb  und  dient  zum  Färben  von  Seide,  Leinwand, 
Firnissen,  Papier  u.  s.  w.,  zum  (kundiren  von  Baumwolle  und  W'olle,  sowie 
als  Holzbeize.  In  neuerer  Zeit  ist  Orlean  durch  die  Theerfarbstoffe  fast  gänz- 
lich verdrängt  worden.  Wird  Orlean  mit  einer  Sodalösung  gekocht  und 
sodann  mit  Alaun  und  Zinnsalz  versetzt,  so  erhält  man  Orange-  oder 
Orleanlack. 


237 


larthamin  als  Farbstoffe  enthalten.     Das   volLstandig  gereinigte  Karthaniin 

[wird  mit  Saflorcarrain   bezeichnet.    Saflor  liefert  eine  schöne,  aber  wenig 

haltbare  (wenig  echte)  Farbe  und  wird  zum  Färben  von  baumwollenen  und 

seidenen  StofTen,  als  Malerfarbe  u.  s.  w.  sowie  als  Ersatz  für  Safran  verwendet. 

JDie   besten   Sorten    stammen    aus  Ung^arn,  Aegypten   und  Vorderindien;    der 

[ägyptische  besitzt  eine  braunrothe  Farbe.  Karthamin  färbt  Baumwolle  ungebeizi 

tii  was  nur  sehr  wenige  Farbstoffe  vermögen. 

11.  Safran^  die  getrockneten  Blüthennarben  der  Safranpflanze.   Dieselben 
ien  mit  Wasser  zu  einem  Extract  verdampft,  und  dieser  wird  mit  Spiritus 

[ausgekocht.  Der  Safran  enthält  40^ — 5<)Vo  Farbstoff  (Crocin  oder  Safrangelb) 

jund  besitzt  eine  bedeutende  Färbekraft,  denn  1   Theil  Safran  färbt    200000 

[Theile  Wasser  noch  deutlich  gelb.    Da  (nach  Marquard's  Berechnung)  fast 

120000  Blüthennarben    zur    Bereitung    von    1  kg  Safran    nothig    sind,    so  ist 

[dieser  Farbstoff  sehr  theuer  und  wird  deshalb  vielfach  mit  Saflor  verfälscht. 

lAian  verwendet  ihn  zum  Gelb-  und  Rothfärben  von  Seide  a.  s.  w.,  und  nach 

Zusatz  entsprechender   Säuren   zum   Blau-,   Lila-   und  Grünfarben,    ausserdem 

als  Küchengewürz,  zum  Gelbbeizen  von  Holz  u,  s.  w.  Als  die  besten  Sorten 

Igelten  die  österreichischen,  französischen  und  spanischen.  Die  Ausfuhr  erfolgt 

{besonders  aus  Spanien  und  aus  dem  französischen  Arrondissemcnt  Pithiviers 

[(Gatinais).     Mit    dem    Namen    »falscher   Safran«    bezeichnet   man    Saflor. 

[Echter  Safran  schwimmt  auf  dem  W^asser    und    färbt   sich   mit   concentrirter 

[Schwefelsäure  vorübergehend  blau, 

12,  Schüttgelb  (gelber  C  arm  in),  eine  gelbe  Lackfarbe,  die  man  erhält, 
|wenn  man  eine  Abkochung  von  Gelbholz,  Avignonkörnem,  Kreuzbeeren, 
[Quercitron,  Birken-  und  Kastanienblättem,  Wau,  Curcuma  u.  s.  w.  mit  Alaun- 
llösung  versetzt  und  auf  fein  geschlämmten  weissen  Thon  oder  Schlämmkreide 
Igiesst,  diese  nach  einiger  Zeit  auswäscht  und  trocknet.  Wird  durch  Kalk 
*oder  Leim  die  in  der  Abkochung   vorhandene  Gerbsäure    ausgeschieden,   so 

erhält  man  den  sogenannten  gelben  Lack.    Man  verwendet  das  Schüttgelb 

auptsächlich  zum  Anstreichen  und  Färben  von  Leder,  ( Vergl.  4  und  (ki 

13*  Sumach  (Schmack,  Rhus,  Essigbaum).  Das  Holz  und  die  Wurzel 

Ides  Perrück ensu mach  (Perrückenbaumes),  welches  unter  der  Bezeichnung 

iFisettholz    oder    ungarisches    Gelbholz    in    den    Hnndel  kommt,  liefern 

leinen   gelben    oder    rothgelben    Farbstoflf,    der   in    der  Färberei  Verwendung 

findet.  Die  Blätter  dieses  Baumes,  venelianischer  Sumach  genannt,  dienen 

icum  Gerben.  —  Die  Blätter  und  Zweige  des  Gerbersumach  oder  Essig- 

'  bäum  es   kommen    gcstossen    als    Sumach   oder   Schmack    in  den  Handel 

und  werden  xum  Gerben  und  Schwarz  färben,  sowie  in  Spanien  hauptsächlich 

Eur    Bereitung   von    Saffian-    oder    Corduanleder    benutzt.    —    Der  Saft    des 

"irnisssumach  wird  von  den  Japanern   zur  Herstellung  eines  vorztiglichen 

Firnisses,  der  Samen    zur  Bereitung   von   Brennöl   verwendet;    der   Saft  des 

imerikanischen     Firnisssumach    dient     zur     Anfertigung    eines    guten, 

Ischwaizen    Firnisses    und    die  Beeren    des    chinesischen   Sumach  werden 

ebenfalls  mv  Fimissbereitung  benutzt. 

14,  Wau  (^Färberwau,  Gelbkraul,  Färberreseda),  ein  gelber.  Lüte- 

>  1  i  n  genannter  Farbstoff  vom  Kraute,  von  den  Stengeln  und  besonders  von  den 

üUithcn!.pitzcn    des   Färberreseda   {Restäa  luteola).     Das    Wau    dient    zum 

iGelljfäjbcn   von    Seide  tmd  Garn,   ist   aber   durch    das  Quercitron  sehr  ver» 

Idrängt  wurden.    Man  stellt  aus  einer  mit  Kupfervitriollösung  versetzten  und 


238 


mit  Kalilauge  gefärbten  Abkochung  des  Wau  einen  gelben  Waulack  vmA 
durch  Zusatz  von  Alaun  und  Schlämmkreide  zur  Kiq»fervifn<int»tiiTij  «m^ 
Fällen  mit  Pottasche  einen   grünen  Wau  lack  dar. 

///.  Blauü  Farhin. 

1.  Beeren*  oder  Blüthenblau.  Es  wird  aus  dem  Safte  Vr  i^ 
Beeren  (z.  B.  Heidelbeeren,  Johannisbeeren,  Ligusterbeeren,  schv.  td« 
beeren)  mit  einem  Zusatz  von  etwas  Weingeist,  Alaun  und  Kupfervilrioi  gewonnen, 
oder  aus  zerquetschten  blauen  Weintraubenhiilsen  oder  aus  Blüthen  (z,  B.  vt» 
Veilchen,  Koniblumen,  Rittersporn),  die  mit  etwas  Alaun  versetzt  werdco, 
oder  aus  Wurzeln  verschiedener  Pflanzen  (z.  B.  der  Pimpemelle,  c!«  '  *  rs) 
u.  s,  w.  Die  meisten  blauen  Pflanzen  färben  (mit  Ausnalime  des  Im;  Ica 
durch  Alkalien  grün,  durch  Säuren  roth  gefärbt.  Man  verwendet  sie  voKugi* 
weise  in  den  Färbereien. 

2.  Blaupnrpur,  aus  wasserfreiem,  doppeltschwefelsaureui  Natron,  Indigo 
und  Kochsalz  dargestellt.  Dieser  in  heissem  Wasser  leicht,  in  kaltem  weniger 
leicht  lösliche  Farbstoff  erscheint  bei  Licht  roth-  Er  wird  durch  verschiedene 
Säuren,  Chlor  und  Schwefelwasserstoff  zersetzt.  Man  benutzt  ihn  zum  Färben 
von  Zeugstoffen- 

3.  Blutholz  (Blauhnlz,  Braunhöl^,  Kampecheholzblau,  Hämato- 
xylin,  HämateVn),  das  Holz  des  in  Mittelamerika,  Ostindien,  auf  den 
Antillen  u,  s.  w-  wachsenden  Campeche-  oder  Hlutholzbaumes  {Haemaioxyism 
campichianum)^  aus  welchem  ein  anfangs  rother,  nach  und  nach  aber  bUo* 
schwarz  werdender  Farbstoff  mittelst  Wasser  oder  Weingeist  ausgezogen  wird 
(Hämatoxylin)-  Dieser  ist  in  kaltem  Wasser  wenig,  in  heissem  ^ '  bol 
und  Aether  besser  löslich,  widersteht  gut  verdünnter  ScIj  \xA 
Salzsäure  und  verwandelt  sich  bei  Einwirkung  von  Salpetersäure  in  UxalsäWYi 
In  Alkalien  lost  er  sich  mit  violettblauer  Farbe;  die  geringste  Spur  ym 
Ammoniak  färbt  ihn  roth.  Durch  den  Sauerstoff  der  Luft  wird  ^sk&  WäxssmW 
xyhn  nicht  verändert.  Die  beste  Sorte  Campecheholz  soll  diejenige  von  dcf 
Westküste  Vukatans  sein,  die  unter  dem  Namen  spanisches  Blau  bolz  jnr 
Ausfuhr  gelangt  Blutholz  dient  als  Färbereimittel,  in  der  Zeugdruckerd»  «ff 
Tintenfabrikation  u-  s.  w.,  ist  aber  nicht  ganz  echt. 

4.  Indigo.  Diesen  sehr  wichtigen  Farbstoff  erhall  man  aus  dem  tu 
vielen  Pflanzen  (je.  B.  der  Indigo-  oder  Anilpflanze,  dem  Waid  u.  Sv  w.)  irtJf- 
kommenden  Indican  durch  einen  Gähnmgsprocess  unter  l.uft^iilritt.  El 
liefert  das  Kraut  der  Indtgofera  timloria  viel  Indigo  von  uis 
Kraut  der  Indigo/ tra  Anil  wenig  Indigo  von  besserer  Besch.  :> 
fera  psaiäotinctoria  den  feinsten  Indigo.  Als  die  beste  Sorte  giit  ik-r  lirngii- 
indigo  (ostindische  Indigo);  gute  Sorten  gelangen  von  Java  unil  Madrasf  in 
den  Handel;  der  westindische  stammt  au«  Guatemala,  Neagraoada,  Casi- 
cas  u.  s,  w.;  geringere  Sorten  liefert  Afrilca.  Dct  durch  Gähr-  ---i>e 
Indigo  enthält  nicht  nur  IticUgblau»  sondern  auch  Jndigleim»  I  i^f* 
braun,  Mineralstofte  u*  s,  w.  Das  reine  Indigblau  gewinnt  rh 
vorsichtige  Sublimation  dcß  Indigo,  sowie  auf  nassem  Wege  durch  di 
des  Indigo  mit  IVaubcnzucker,  Weingeist  und  concentrirter  Natroniaugc  Un 
Indigo  besitxt  durchschnittlich  nur  40 — fjO**/^  reines  Indigblau,  hat  dne 
dtmkelblaue,  purpurviolette  Farbe,  ist  in  Wasser»  Alkohol,  Aether,  tu  ?w 
dünnten  Säuren  und  Alkalien  nicht  löslich,  dagegen  tn  rauchender  oder  con* 


^Hel. 


latxe. 


Firnisse  und 


centrirter    Schwefelsäure    löslich    und    wird    durch    Salpetersäure»  Chlor   urtd 
concentTLrte    Kalilauge   zerstört.    Bei  Gegenwart  von  Alkalien  wird  er  durch 
usen\itnol,    Traubenzucker»    Zinkstaub   u,   s,   w.    in    leicht    lösliches    Indig- 
fweiss  umgewandelt,  das  an  der  Luft   sich  wieder  durch  Sauerstoftaufnahme 
Indigblau  verwandelt.    Auf  dieser  Eigenschaft  beruht  die  Anwendung  des 
Indigo  in  der  Färberei,   weil  Indigo    nicht    unmittelbar    auf   die  Faser  über- 
ragen werden  kann.    Da  er  hi  Wasser    vollständig   unlöslich    ist    und    nicht 
unmittelbar  von  der  Faser  aufgenommea  wird,  so  muss  er  erst  in  Indigweiss 
^^verwandelt  werden* 

^H  Wird    eine   Lösung   von    Indigblau    in    concentrirter  Schwefelsaure  mit 

^■Wasser  versetzt,  so  entsteht  Indighlauschwefels  äure  und  Indigmono- 
^^kulfo säure  und,  wenn  man  eri^tere  mit  Natriumcarbonat  fällt,  indigblau- 
^^Blprefelsaures  Natron,  das  unter  dem  Namen  Indigcarrnin,  blauer  Ca rm in, 
^^Hiemischblau,  Wunderblau  u,  s.  w.  in  den  Handel  kommt  Wenn  man 
Indigo   auf  einem    Blech   erhitzt,    so    schmilzt    er  nicht,    sondern  entwickelt 

IherrUche  purpurrothe  Dämpfe,  welche  sich  zu  einem  krystallini sehen  Sublimat 
Jirerdichten,  Unter  Indiglack  versteht  man  eine  Mischung  von  Indigolösung, 
|Schwe feisäure,  Alaun  und  Pottasche,  unter  Indigpurptir  Furpurschwefelsäure 
{aus  Indigopulver  und  concentrirter  Schwefelsäure^ 
i  Die    Güte    des    Indigo    hängt   von    dem    grösseren    Gehalte   an  reinem 

indigblau  ab ;  die  besten  Sorten  enthalten  von  diesem  Farbstoffe  75 — bO%,  — 
Indigo    wird    oft  mit   mineralischen    Stoffen    (Kalk,  Sand,    Erde)    verfälscht; 
^«olche  Verfälschungen  erkennt  man  an  dem  Aschengehalt,  wenn   man  Indigo 
^J^erbrennt;  bei  gutem  Indigo  beträgt  der  Aschengehalt  nur  H — 10"/,,. 
^^  Ist  Indigo    mit  Stärke  vermischt,    so  nimmt  die  durch  Chlor  entfärbte 

^Indigolösung  mit  Jodkalium  eine  blaue  Färbung  an.  Die  leichtesten,  tiefblau 
gefärbten,  beim  Reiben  kupfcrroth  erglänzenden  Sorten  gelten  als  die  vor- 
züglichsten. Der  Indigo  zeichnet  sich  durch  eine  ausserordentliche  Haltbar- 
keit, Echtheit  und  Schönheit  aus  und  wird  vorzugsweise  zum  Färben  (von 
Llfenbein,  Holz,  Leder,  Federn,  künstlichen  Blumen  u,  s.  w.),  fenier  als 
fjuarellfarbc,  zur  Herstellung  blauer  Tinte,  als  Waschblau  (mit  Stärke 
vermischt)  u.  s.  w,  verwendet.  Die  Gesammtproduction  der  Erde  beträgt 
rlich  ungefähr  8  Millionen  Kilogramm. 

5.  Lackmus.    Er  wird    aus  verschiedenen  Flechten   (z.  B.  der  Angola- 
ler Lackmusilechte)    gewonnen,    indem  man  dieselben  fein  mahlt,  mit  einem 
Zusatz  von  kohlensaurem  Kalium  und  Ammoniak  gähren  lässt,  mit  Gyps,  Kalk 
öder  Kreide,  unter  Zusatz  von  Alaun,  Pottasche  und  Urin  verdickt,  schliesslich 
aebt  und  trocknet,  Lackmus  ist  sehr  leicht,  lost  sich  im  Wasser  zum  grossen 
Tbti\,  in  ^AJkohol  fast  ganz,  mit  rothlichblaucr  Farbe  auf,  wird  durch  Säuren 
ath    und    dieser   rothe    Farbstoff   durch   Alkalien    wieder    blau  gefärbt  und 
iient  deshalb  zur  Bereitung    von  dem    in    der   Chemie   viel    benutzten    Re- 
agenzpapier (Lackmuspapier).  Lackmus  ist  nicht  haltbar,  wird  als  Leimfarbe 
jriolctt,  als  Oelfarbe  schwarz,    deckt    nicht  gut  und  dient  hauptsächlich    (mit 
lalkwasser    vermischt)    zum    Färben    von    Hok,    ferner    zur    Bereitung    von 
^ickmustinctur    (für    die    Maassanalysc)    und    zum    Blau  färben    von  Marmor. 
Cr  kommt  in    kleinen,   viereckigen,    dunkelblauen    Täfelchen,    die    noch    mit 
Lrcidc,  Sand  und  Pflanzenübcrresten  verunreinigt  sind,  in  den  Handel  Eine 
r^xerige  Lackmuslösung  hält  sich  in  offenen  Gcfässen  gut,    in  geschlossenen 
lagegen  entfärbt   sie  sich  bald.    Aus  dem  Lackmus  lässt  sich  durch  Wasser 


240 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoflfe. 


ein  blauer  Farbstoff,  Azolitmin  genannt,  ausziehen,  der  zum  Färben  von 
Papier,  Wäsche,  Wein,  Zuckerwaren  u.  s.  w.  Verwendung  findet 

6.  Waid  (Färberwaid,  deutscher  Indigo),  aus  den  Blättern  der 
Waidpflanzen  (z.  B.  Isatis  Hncioria),  die  gesammelt,  getrocknet,  gemahlen 
und  zu  kleinen  Kugeln  geballt  in  den  Handel  kommen.  Die  Kugeln  werden 
in  Wannen  mit  Wasser  Übergossen  und  zur  Gährung  gebracht,  indem  man 
sie  bei  einer  Temperatur  von  15 — 20®  C.  etwa  20  Stunden  lang  ruhig  H^:en 
lässt.  Hierauf  wird  die  Flüssigkeit  abgezogen,  sodann  durch  Kalkwasser  der 
Farbstoff  abgeschieden,  der  sich  als  gelbe  Masse  niederschlägt,  und  dieser 
mit  Salzsäure  behandelt.  Man  erhält  dadurch  einen  blauen  Farbstoff;  derselbe 
wird  in  hölzernen  Formen  bei  einer  Temperatur  von  60 — 80®  C.  getrocknet 
Der  beste  Waid  stammt  aus  Frankreich  (ays  Alby  und  Toulouse);  er 
wird  Pastel  genannt.  Dieser  Waid  enthält  einen  schönen  blauen  und  grünen 
Farbstoff,  dessen  Färbekraft  sich  mit  zunehmendem  Alter  vermehrt.  Ihm  folgt 
der  belgische  und  der  thüringische;  weniger  gute  Sorten  liefern  Ungarn 
und  Böhmen. 

Im  17.  Jahrhundert  soll  Waid  in  mehr  als  300  Städten  und  Dörfern 
(Waidstädten  genannt)  des  Thüringer  Landes  angebaut  gewesen  sein.  Er 
wurde  vor  Einführung  des  Indigo  sehr  viel  zum  Blaufärben  benutzt,  ist  aber 
jetzt  durch  jenen  Farbstoff  stark  verdrängt  worden.  Waid  giebt  mit  Indigo  ver- 
mischt einen  schöneren  Farbstoff  als  Indigo  allein.  Er  gehört  zu  den 
echten  Farben. 

IV.  Rothe  Farben. 

1.  Alkanna  (Orcanette,  Schminkwurzel,  Lawsonia),  die  dunkel- 
violette bis  braunrothe  Rinde  der  Wurzel  von  der  in  Kleinasien,  Südeuropa 
und  Ungarn  wachsenden  Alcanna  tinctoria  oder  die  gepulverten  Blätter  der 
im  Orient  und  Nordafrika,  auch  in  Westindien  heimischen  Lawsonia 
inermis  (der  Aegyptischen  Weide,  Henna,  Kopher).  Der  aus  diesen  Pflanzen- 
stoffen gewonnene  Farbstoff  (Anchusin  und  Alkannaroth)  dient  zum 
Rothfärben  von  Holzpolituren,  Oelen,  Tincturen,  Salben  u.  s.  w.,  auch  zur 
Bereiturii^    von  Lackfirniss  und  Schminke  und  wurde    in   früheren  Zeiten  ind 


Zweites  Cspitel«  Hantc,  Tlieere,  Far1>cn,  Firnisse  und  Lacke, 


241 


rberei  viel  venn^endete,  aber  nicht  ganz  echte  Farbe,  ferner  em  gut  zu 
polirendes  Nutzholz  und  dient  zur  Herstellung  rother  L^cljfarben  (wie  z,  B. 
iVienerlack,  Purpurlack  u.  s.  w.). 

3.  Chayaver  oder  Gb^,  ein  aus  den  Wurzeln  der  auf  Java  und  an  der 
Koromandelküste  wachsenflen  Oldenlandie  gewonnener  schöner  und  haltbarer 
rother  Farbstoff. 

4.  Chicaroth,  aus  den  Blättern  der  Bignonia  chüa.  Unwichtiger 
Farbstofif. 

5.  Drachenblut,  siebe  §  251  ^X'. 

6.  Harmalaroth,    aus    dem    pulverisirten  Samen    der  Steppenraute;  im 
ichte  wenig  beständig  und  daher  ohne  Bedeutung. 

1.  Krapp  (Färberröthe),  aus  der  gepulverten  Wurzel  der  FärberrÖthe 
iddeutschlands,  Frankreichü,  Italiens^  Spaniens,  der  Türkei,  Ostindiens  u,  s.  w. 
B:ewonnen,  die  hauptsächlich  zwei  rothe  Farbstoffe  (AUzarin  oder  Krapproth 
und  Rrapppurpur),  einen  gelben  (Krappgclb)  und  einen  braunen  (^Krapp- 
' braun),  enthält  Die  äussere  Rinde  der  Wurzel  giebi  zerrieben  eine  schlechte 
rothe   Farbe,    Mullkrapp   oder    Staubroth.    Die   getrocknete  Wurzel    wird 
^ein   gemahlen    und  liefert  ein    rothgelbes,    eigenthütnlich    riechendes    Pulver. 
Man    nennt    den   Krapp    geschälten    (oder  beraubten,  holländischen),  wenn 
nan    die    Rinde   der  Wurzel    vor   dem     Pulverisiren    beseitigt    hat,    und  un 
geschälten    (unberaubten),   wenn    die   Wurzel    mit    ihrer   Rinde    gemahlen 
rurde.    Als  bester  Krapp    gilt  der  levantinische  (Alizari   oder  Lizari) 
ron  Smyma  und  Cvpem,  auch  von  Bäumen,  die  in  der  Levante  und  Provence 
crultivirt  worden  sind.  Der  avignoner  Krapp  vom  Elsass  und  von  der  Provence 
kommt  in  drei  Sorten  in  den  Handel,    namUch   als  Paulus,  ein  Krapp  von 
rosser   Haltbarkeit,    Jaune,    ein  gelblicher   und    wenig    dauerhafter  Krapp, 
lind    Ros«?.     welchen    man    allein    nicht    verwenden,    sondern    nur    anderen 
i^arben  zur  Nüancirung  hinzusetzen  kann.    Ferner  unterscheidet  man  holländi- 
schen Krapp   mit   orange-  bis  braunrother  Farbe,  elsasser  mit  rothbrauner 
Ibis  lebhaft    gelber    Farbe,     seh  lesischen,    p  falz  er,  ungarischen  u,  s.  w. 
nt  matten  Farben  und  geringwcrthiger,  —  Der  aus  den  Wurzeln  gezogene 
Lrapp  ist  anfangs    gelblich    und    wird    erst  allmälig   an  der  Luft  rolh;  eine 
|Ammoniak  säure  färbt  ihn  pur  pur.  Aus  Krapp  stellt  man  verschiedene  andere 
|Pigmente    her,    von    denen    als     die     wichtigsten    die    folgenden     genannt 
Verden  mögen: 

a)  Krappblumen,  die  man  durch  Auswaschen  und  Gährenlassen  des 
gemahlenen  Krapp  erhält. 

if)  Azale,  durch  Ausziehen  von  Krappblumen  mit  siedendem  Holzgeist 
3wie  Filtriren  und  Fällen  der  Lösung  mit  destillirtem  Wasser  gewonnen.  Man 
at    diesen  Farbstoff  auch  unreines  Alizarin* 

t)  Garanzin  (Kra])pkohle\  Man  erhält  diesen  Farbstoff  durch  Er- 
iutxcn  von  feingemahlenem,  mit  Wasser  befeuchtetem  Krapp,  der  mit  '/»  Theil 
concentrirter  Schwelelsäure  behufs  Zerstörung  der  für  die  Färberei  unwichtigen 
l3iestan<ltheilc  versetzt  wird,  durch  Beseitigung  aller  Säuren  durch  Wasser  und 
iurch  Trocknen,  Garanzin  besitzt  ein  3 — -A  mal  grösseres  Färbevermdgen  als 
Crapp. 

d)    Kolorin,    eine    wen  und    durch    Verdampfen    getrocknete 

ösung   von    Ganinzin,    die    i.  Jich    nur  Alizarin,  Purpurin  und  etwas 

F'cii  enthält 


243 


Drilter  TheiL  Die  Keben-  oder  Hilfsstoflc 


den   noch   nicht 


i)    üaranceuic,    aus   üen   nocli   mcm    ^^chöpften    RückstAndeß   tki 

einmal  benutzten  Krapp  oder  Garanzin  mit  Schwefelsäure  bereitet 

/)  Krapplacke,  Verbindungen  von  AUzarin  und  Purpuriii  mit  basiscba 
Thon  erde  salzen.  Sie  werden  z.  B.  dadurch  gewonnen,  dass  man  Krapp  to 
lange  mit  Wasser  auswäscht»  l)is  letzteres  nicht  mehr  gelb  gefärbt  wird,  diim 
den  gewaschenen  Krapp  mit  Alaunwasser  in  der  VV^arme  auszieht  nnd  dieso) 
Auszug  mit  Borax  fallt.  Die  Krapplacke  stellen  unschädliche,  rosenrothr 
Aquarell-  und  Oelfarben  dar,  deren  Feuer  noch  durch  einen  Zusatx  von 
Zinnsalz  erhöht  werden  kann.  Die  beste  Sorte  wird  Krappcartnio 
genannt, 

g)  Grünes  und  gelbes  Ali  zarin,  aus  Krapp  und  schwefliger  Samt 
gewonnen. 

Die    Krappfarben    besitzen    eine   grosse    Haltbarkeit    und    liefern   sdw 
schöne   und    lebhafte    Anstrichfarben,    wemi   man    sie   mit    Alaun,   Weinstein, 
Zinnsalz,    Eisen  u.  s.  w.  beizt.    Im   Uebrigen    dient   Krapp    zum    Färben  und 
Bedrucken    wollener   und   baumwollener  Stoffe,  und  zwar   hauptsächlich  tum 
sogenannten  Tu rk i s ehr olh färben,  Krapp  gehört  zu  den  echten  FarbsiofioL 
8.  Orseille  (Persio^  Kudbear).    Dieser  Farbstoff  wird  gewannen  aui 
verschiedenen    gemahlenen  tmd  mit  Urin,    .\mmoniak,    Gaswasser    oder  Kall 
übergossenen,  nach  ehiiger  Zeit  mit  Kalk  versetzten  und  zur  Gährung  gebrachte« 
Flechten  (von  Teneriffa,  den  kanarischen  Inseln,  dem  Cap  der  guten  Hoffnung, 
den  Pyrenäen,  von  Uniercalifornien,  Lima,  Valparaiso  u,  s,  w,).   Orseille  ist  ein 
violettTOther,  schöner,  aber  wenig  dauerhafter  Farbstoff,  welcher  hauptsächlid» 
zum  Färben  von  Wolle  und  Seide  benutzt  wird,  aber  durch  Anilin  vcrdrÄwft 
worden    ist    Orseille   kommt    gewöhnlich    in   Teigform  in  den  Handel  ab«? 
auch  in  fast  derselben  Zusammensetzung  als  röthlichviolettes  Pulver, 
gereinigten    Zustande    den   Namen    Persio    oder    Kudbear    (rother 
führt  und  hauptsächlich  von  Lecanora-Arten  gewonnen  wird.  Unter  Orseille* 
carmin  oder  Orseille  pur  pur  versteht  man  gereinigte  Orseille»  die  dadurch 
erhalten  wird,   dass   man   den    Farbstoff  schnell   mit   verdünntem  Ammoaiit 
aus    den    Flechten    auszieht,    den    Extract   mit    Salzsäure  fällt,    den    Niedc^ 
schlag  in  Ammoniak  auflöst,  die  Lösung  bis  zur  Annahme  einer  kirschrothen 
Farbe  der  Luft  aussetzt,  dann  bis  zum  Sieden    erhitzt,  nocJi  einige  Zeit  1»^ 
zur  Annahme  einer  Purpurfarbe  bei  einer  Temperatur  von  70 — 75**  C  warm 
hält  und  endlich  mit  Chlorkalium  und  Alaun  fäUt. 

Wird  eine  wässerige  Orseillelösung  verdampft,  so  erhält  man  0^seill^ 
extract,  Derselbe  findet  nameniUch  in  der  WoUdruckerei  Verwcmiaiig. 
Man  benutzt  die  Orseille  auch  zum  Mischen  mit  anderen  Pigmenten  behufs 
Erzielung  brauner  Farbentöne, 

9.  Saflorroth,  von  den  Bluthen  der  SaHoriiflanze   gewonn«  i 
dunkelrothes,    nach    dem  Trocknen  metallisch  glänzendes  Pulver  *. 
das  sich  in  Alkohol  und  Alkalien  mit  schöner  rother  Farbe  löst.    SallorrotJ] 
ist  sehr  wenig  haltbar,  Alan  kann  seine  Farbenpracht  und  Hallbarkei»  -^  ■  i— -h 
erhöhen,  dass  man  es  mit  Alaun  und  Weingeist  abkocht.    Diese  /  u 

wird  durchgeseiht   und    eingedickt.  (Vergl.  Saflor).  Man  verwendet  2>atiarroüi 
hauptsächlich  zur  Anfertigung  rother  Schminke. 

10,  Rothc  Saftfarben  erhalt  man  aus  dem  Safte  der  PÄonicii  mii} 
Mohnblüten,  der  Heidelbe^en,  Hollundcrbecren,  Ligusterbeeren,  Kertne»' 
beeren  u.  s.  w.  Man  benutzt  sie  vorzugsweise  in  den  Färbereien. 


Zweite  Capitel,  Harge,  TheÄre,  Farben,  Firaiss«  ttB«^ 


243 


%t,  Rothes  Sandelholz  (Santelholz»  Kaliaturhok)  vom  Pterocarpus 
^ sanialimus^  der  in  Ostindien,    Ceylon  und  an  der  Koromandelküste  heimisch 
ist  und  einen  harzartigen   Farbsloflf,  Santalin,  in  einer  Menge  von  14  — lÖ^o 
Lenthält. 

Diesen   Farbstoflf  kann   man    aus    dem  Sandelholz  nicht  durch  Wasser 
(auch  nicht  durch  heisses),    sondern   nur  durch  Weingeist  und  Alkalien  aus- 
gehen, aus  denen  derselbe  durch  Säuren  gefällt  wird.     Santalin  wird  zum 
iFärben  von  Wolle  (seltener  Baumwolle),  zu  Lack»  Leder,  Möbelpolitur  u.  s,  w. 
[benutzt-     Sandelholz    kommt    in    grossen,    aussen    schwarzbräunlichen,    lang» 
Igespaltenen  Stücken  von  50  und   mehr  Kilogramm  Gewicht    in    den  Hauflel 
jnd  zeigt  geraspelt  oder  gemahlen  eine  lebhaft  rothe  Farbe.   Caliaturbolz 
ist  eine  hellere  und  theurere  Sorte  des  Sandelholzes. 

V.    Grüne  Farben. 

1.  Chinesisches  Grün  (chinesischer  oder  grüner  Indigo,  Lokao), 
ein  aus  den  Beeren  des  grün  färbenden  Wegdoms  l  rauch  es  [Rhamnus  chlor  o* 
^horui)  und  des  Rhamnu&  uiiits  Chinas  durch  einen  Gährungsprocess  erzeugter, 

Isehr  haltbarer,  auch  bei  künstlichem  Licht  rein  grün  erscheinender,  in  Wasser 
[etwas  löshcher,  in  Alkohol  und  Aether  unlöslicher,  echter  Farbstofi',  der  in 
Ider  Zeugdruckerei,  VVoUen-  und  Seidenfärberei  Verwendung  findet,  jedoch  durch 
[ipiine  Thecrfarbstoffe  in  neuerer  Zeit  ersetzt  worden  ist.  Das  chinesische 
rGrün  wird  durch  Salpetersäure  zerstört,  durch  Salzsäure  gelöst  und  in  dieser 
ll^ösung  durch  Schwefelwasserstoff  beseitigt,  durch  Alkalien  jedoch  wieder 
Ibergesteilt.  Die  Lösung  wird  durch  Chlorkalk  gelb,  dann  blau,  hierauf  violett 
fid  endlich  rosa  gefärbt  Das  chinesische  Grün  wird  auf  verschiedene  Weise 
Iverfälscht.  Unechtes  chinesisches  Grün  wird  t,  B.  aus  der  gemeinen  Brenn- 
(•essel  gewonnen,  ferner  aus  den  Stengeln  und  Blättern  der  Schafgarbe,  der 
Schlüsselblumen,  des  Labkrautes,  aus  einer  mit  alkalischen  Flüssigkeiten  ver- 
Isetüten  und  einige  Zeit  der  Luft  ausgesetzten  Abkochung  von  gelblichen 
IKaflfeebohnen,  aus  der  Rinde  des  Kreuzdorns,  die  mit  Kalkwasser  gelöst 
lund  mit  kohlensaurem  Kali  gefällt  wird,  u.  s*  w*  (Siehe  Gottgetreu,  »Bau- 
tjaterialicn*,  1881,  Bd.  II,  S.  470.) 

2.  Pflanzengrün  (Chlorophyll),  ein  Farbstoff  der  grünen,  krautartigen 
iPflanzentheile,  welcher  sich  in  den  Zellen  ungelöst  auf  kleinen  Körnern 
[^Chlorophyllkömem)  aus  Proteinstoff  ablagert  und  meistens  aus  frischem 
[Gras,  zarten,  starkgrünen  Pflanzen  und  Algen  in  der  Weise  ausgezogen  wird, 
jilass  man  diese  Pflanzenstotte  mit  Alkohol  oder  Aether  behandelt.  Man  erhält 
Icladurch  eine  schöne,  bei  durchfallendem  Licht  tiefgrüne,  bei  auffallendem 
iLicht  dunkelroth  erscheinende  Lösung.  Aus  dieser  scheiden  sich  Flocken 
laos»  die  getrocknet  eine  dunkelgrüne,  erdige  Masse  bilden.  Pflanxengrün  ist 
lin  Wasser  nicht  löslich,  in  Alkohol,  Aether,  Alkalien,  Säuren  und  Oelen  dagegen 
I  löslich    und    lässt    sich  scheinbar    in    einen    blaugKinen  und  gelben  FarbstotT 

verlegen ;  denn  dass  das  Ptlatizengrün  aus  diesen  beiden  Farbstoffen  zusanr>men- 
gcjsetzt  ist,  konnte  bislang  nicht  bestätigt  werden.  Man  benutzt  das  Pflanzen- 
grün  zur  Gewinnung  einer  Lackfarbe,  indem  man  es  in  Weingeist  auflöst 
I  und  diese  Lösung  mit  essigsaurer  Alaunerde  oder  alkalihaltigem  Alaun  versetzt, 

3.  Saftgrün  (Seegrün,  Bl;isengrün,  Beeren  grün,  Laubgrün, 
IChetnischgrün),  eine  aus  zerquetschten  unreifen  Kreuzdonibeeren  unter 
I Zusatz   von  Alaun    und    Pottasche  durch  einen  Gälirungsfirocess   fge^Q^viK^vv:^ 


244 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


dicke,  harte  und  dichte,  leicht  lösliche,  dunkelgrüne  Farbe,  welche  zum  Malen, 
zum  Färben  von  Stoffen  (besonders  von  Leder),  zum  Bedrucken  von  Tapeten 
und  Papier,  zur  Bereitung  von  grüner  Tinte  u.  s.  w.  verwendet  wird. 

VL  Braune  Farben, 

1.  Bister  (Russbraun,  Röstbraun,  Chemischbraun,  brauner 
Lack,  Sod),  eine  aus  geschlämmtem  Holzruss  (am  besten  Buchenholznss) 
oder  pulverisirtem  und  fein  gesiebtem  Glanzruss  mit  Wasser  und  feinem  Gummi 
arabicum  oder  Lakritzensaft  bereitete,  dunkelbraune,  durchsichtige  Farbe  für 
Wasser-  und  Oelmalerei. 

2.  Saftbraun,  gewonnen  durch  Auskochen  von  eingedicktem  Süssholz- 
saft,  Kaffee-Extract  und  Tabaksaft  oder  aus  einer  Abkochung  von  grob- 
gestossener  Rinde  des  Rosskastanienbaumes,  die  durchgeseiht,  mit  Gummi 
arabicum  versetzt  und  eingedickt  wird,  oder  durch  Auskochen  des  Ken- 
holzes  der  südasiatischen  Acacia  catechu  oder  der  Blätter  und  jüngeren  Triebe 
von  üncaria  Gambir  von  Hinterindien,  Bomeo  und  Ceylon  u.  s.  w.  Letzterer 
Farbstoff  führt  den  Namen  Katechu  und  besteht  hauptsächlich  aus  Katechm; 
er  ist  in  Wasser  und  Alkohol  zum  grössten  Theil  löslich,  enthält  40 — ^50% 
Gerbsäure  und  wird  in  der  Gerberei  und  Färberei,  auch  in  der  Zeugdruckerd 
sehr  viel  verwendet,  weil  er  zu  den  echten  Farbstoffen  gehört.  Die  beste 
Sorte  ist  das  Pegu-Katechu,  dann  folgt  Bombay  Katechu  von  rothbrauner  Farbe, 
und  endlich  das  Bengal-Katechu  von  chokoladenbrauner  Farbe.  Gelbes 
Katechu  {terra  japonica)  kommt  von  Singapore  in  den  Handel  und  dient 
zum  Gerben.  Die  übrigen  braunen  Saftfarben  werden  hauptsächlich  als  Wasser- 
farben benutzt. 

VII.  Schwarze  Farben, 

1.  Chinesische  Tusche,  aus  dem  Russ  von  mehreren  Pflanzen  (z.  B.  von 
Fichtenholz,  dem  die  Harzbestandtheile  entzogen  worden  sind,  von  Reisstroh, 
Korkkohle,  Pfirsichkemen,  Sepienkohle)  und  Oelen  (z.  B.  Sesamöl)  mit  besten 
thierischen    Leim,  Kampher,  Moschus,    Zibeth    und   anderen   wohlriechenden 


Kweites  Cupitel.  K^rze,  Tlitere,  Farbeo,  FirafsM  und 


ein,  Ist  es  zu    schwach   geglüht  worden,   so  zeigt  es  einen  deutlichen  Stich 
[IS  Braune,  auch  erhält  man  einen  bräunlichen  Ton»  wenn  man  Weinbeeren 
>der  WeinheCe  vor  dem  Glühen  mit  Knochen  vermischt.  Man  benatzt  Frank- 
jFter-SchwarÄ   als   Zusatz   zur  Kupfer-    imd   Buchdnickerschwärze  (mit  Lein- 
blfimiss  angerieben),   als   Wasser-,    Leim-    und    Oelfarbe,    in    der    Wachstuch- 
ibrikation  u.  s,  w,  Wird  es  auf  Kalkgrund   aufgetragen  oder  mit  Kalk  ver- 
Dengt,    so   hat   es  —   besonders  im  Freien  —  nur  eine  geringe  Haltbarkeit. 
Sine  ähnliche  Farbe  erhält  man  durch  Verkohlung  von  Korkabfällen,  Kaffee- 
lückstiinden,  Walnussschalen  u.  s.  w,,  welche  unter  der  Bezeichnung  Spanisch- 
schwarz  oder  Kern-,  Kork-  und  Kaffeeschwarz  verkauft  wird. 

3.    Russ,    fein    vertheilter    Kohlenstoff,   der   bei   unvollkommener  Ver- 

E»rennung   organischer   Körper    im    Rauche    entweicht    und    sich    an    kältere 

törper   entweder   als   zarter    lockerer  Anflug  (Flatterruss)  oder  als  braun- 

^der  schwarzglänzende  Masse  (Glanzruss)  ansetzt.  Den  feinsten  Russ  liefern 

>ine  Oele  (z.  B.  Terpentinöl,  Harzgasöl,  Sesamöl,  Kampher  u.  s.  w,),  welche 

einer  besonders  für  diesen  Zweck  construirten  Lampe  verbrannt  und  auf 

letallplatten    aufgefangen  werden.    Verbrannte  Harze  und  harzreiche  Hölzer 

^eben  Kien  russ,  der  durch  Glühen  in  gusseisernen  Cylindem  gereinigt  (feiner 

ad  schwärzer)  wird.    Der  dunkle,    tiefschwarze    und   unzerstörbare  Kienruss 

athält   nur    wenig    Theerbestandtheile    und    wird    als  Deckfarbe,    sowie    zur 

Jereitung    von    Buchdruckerschwärze,    Schuhwichse  u.  s.  w.    verwendet    Aus 

Jlanzruss  stellt  man  Russbraun  (Bister)   her,    aus    Lampenruss    chinesische 

Tusche  (siehe  daselbst),  aus  Birkenruss  eine  braunschwarze  Farbe.    Zur  Ent- 

?mung    der   stets    vorhandenen    Brandharze   wird  der  Russ  mit  Spiritus  an- 

efeuchtet    und    unter  Luftabschluss    geglüht.     Man    benützt    auch    Russ    aus 

Torf,    Braun-    und    Steinkohle    oder    gewinnt    ihn    durch    Verbrennung    von 

tierischen  Körpern;  ersterer  enthält  Arsenik,  letzterer  Salmiak  und  Ammonium- 

erbindungen. 

§  25B,    Thierische  Farbstoffe. 
/,    IVasse  Farbin, 

KttTIC. 

//.    Gdbe  Faräen, 
Keine. 

///,  Biaue  Farben. 
Keine, 

IV,   Roihe  Farben, 

t-  Carmin,  der  an  Thonerde  gebundene  rothe  Farbstoff  aus  der  Coche- 

[le-    oder    Scharlachschildlaus    (Neapel-,    Cactusschildlaus),    welche    auf    der 

Copalptlanze  Mexikos,  Mittelamerikas,  Algiers  und  des  Cap  der  guten  Hoftnung 

ftbt.  Etwa  14Ü.(XK)  Thierchen  liefern  1  kg  Cochenille,  die  aus  Carminsäure 

ad  etwas  Thonerde  nebst  Kalk  besteht.  Aus  1()0  Theilen  Cochenille  erhält 

nan  3 — 4  Theilc  feinsten  Camiin.    Zur  Bereitung  des  Carmin  wird   1   Theil 

Jochenillc  mit  10  Theilen    Regenwasser    10- — 15  Minuten    lang   und  hierauf 

koch  mit   '/la — ^Vjo    Jheil  Alaun    gekocht,    die    Flüssigkeit    durch    ein    Tuch 

eseihl  und  auf  Ilachen  Schüsseln  der  Einwirkung  der  Luft  und  iler  unmitlcl- 

^t^vi  Bestrahlung  der  Sonne  ausgesetzt  Die  sich  hierbei  bildenden  ticfrolhen 

locken  werden  von  der  Flüssigkeit  durch  Zusatz  von  Ei  weiss  oder  Hausen- 

getrennt  und  weiter  der  Luft  und  Sonne  ausgesetzt»  wodurch  ein  weniger 


ittci^ 


filfsftc 


lebhafter  Carmin  erhalten  wird.  Der  eiweisshaltige  Carmin  ist  eti^-^as  körnig  und 
schwer  zerreibHch,  der  mit  Hausenblase  gewonnene  sehr  leicht  zertheilbar  Der 
Carmin  nimmt  eine  helle  Schariachfarbe  an,  wenn  man  der  Cochenillelösimg 
etwas  Kleesalz  oder  Weinsäure  hinzusetzt,  und  eine  Purpurfarbe,  wenn  man  emen 
Theil  des  Alaun  durch  Zinnsalz  ersetzt.  Einen  schönen  Carmin  erhalt  man 
auch  aus  einer  mit  Salpeter  und  Kleesalz  versetzten  Cochenilleabkochung, 
deren  Bodensatz  man  im  Schatten  trocknet.  Je  mehr  Thonerde  der  Cjuniin 
enthält,  desto  geringwerthiger  ist  er;  die  beste  Sorte  führt  den  Namen 
Nakaratcarmin* 

Wenn  man  geringe  Mengen  Carmin  vorsichtig  erhitzt^  so  erhült  man 
den  dunkelpurpurrothen  bis  violetten,  sehr  haltbaren  Carmin  lack  (Mun* 
chener,  Florentiner,  Wiener  oder  Pariser  Lack\  der  zu  Gel-,  Wasser' 
und  Leimfarben,  in  der  Stein-  und  Buchdruckerei,  zum  Lasiren  in  der  Deco- 
rationsmalerei u,  s.  w.  verwendet  wird.  Damit  derselbe  schneller  trocknet« 
wird  ihm  Bleiweiss  zugesetzt;  hierdurch  bekommt  er  jedoch  einen  Sticli  iiif 
Bläuliche,  den  man  durch  Zusatz  von  Gelb  wieder  beseitigen  kann.  Der 
feinste  Lack  wird  erhalten,  wenn  man  2  Thcile  Cochenille  mit  1  Thcil 
Weinstein  und  20  Theilcn  Wasser  kocht,  die  Flüssigkeit  durch  ein  Tucli 
seiht,  30  Theile  Alaun  und  etwas  Zinnsalz  hinzufügt  und  die  Masse  erkalten 
lässt;  hierbei  scheidet  sich  der  Lack  aus.  —  Wird  eine  CocheniUelOsisu; 
mit  einer  mit  Essig  angesäuerten  Bleizuckerlösung  niedergeschlageii,  so  erhih 
man  Carminviolett 

Die  Carminfarben  sind  in  Wasser  unlöslich,  in  Ammoniak  jedoch  lö&lidk 
Ihres  hohen  Preises  wegen  werden  sie  nur  noch  sehr  wenig  in  der  Färlicid 
verwendet,  man  benutzt  sie  vorzugsweise  in  der  Malerei  und  besonders  «uro 
Anlegen  technischer  Zeichnungen  (z.  B.  zu  Schnitten  von  Backsteinmauerwerk), 
auch  zur  Bereitung  von  rother  Tinte, 

2.Kermes(Kermeskörner,Scharlachkörner,  unechte  CocheniUt)» 
die  getrockneten  trächtigen  Weibchen    der  auf  der  Kernies-  oder  Scharkcfa» 
eiche  Südeuropas  und  des  Orients  lebenden  Kermesschildlaus,  Diese  Thierchim 
schwellen,    mit    Eiern    angefüllt,    stark    an    und    sehen    dann    rothen    Beeren 
täuschend  ähnlich.  Sie  enthalten  eine  bräunlich-dunkelrolhe  Masse  und  gelico 
zerrieben    ein    carmoisinrothes    Pulver.      Der   wässerige    Auszug    wird    dureb 
Alkalien  violett,  durch  Säuren  gelbbraun,  durch  Alaun  dunkelroih,   mit  Zitm- 
salz  scharlachroth,    durch   Eisenvitriol   schwarz.     Kermes    ist    von    demstelbeB 
Farbstoff   wie    Cochenille,    besitzt    aber    ein    etwa    12 mal    geringeres    Färbe-, 
vennögen.  Man  benutzt  Kermes  nur  noch  wenig  zum  Färben  von  ZeugsiOJ^H 
(z.  B.  mit  Krapp  vermischt  zum  Färben  der  türkischen  Fez)  und  zur  Bereid^j 
von  Lackfarben,    dagegen  vielfach  zum  Färben  von  Likören,  Conditorwarcn,^ 
Pulvern,  Tinkturen  u.  s.  w.  Nicht  zu  verwechseln  sind  mit  diesem  Fart^stof 
die  Kermesbeeren  (siehe  daselbst). 

Auch  die  polnische  Schildlaus,  welche  an  den  Wurzeln  einiget 
osteuropäischer  Pflanzen  sitzt,  liefert  eine  rolhe   Farbe. 

3.  Lackdyc  (Färbelack,  vergl  §  251)»  ein  im  ostindischen  Lackhaise 
(Stocklack,  Gumrailack)  vorhandener  rother  Farbstoff,  der  durch  BefaandluQg 
des  Harzes  mit  Alkalien  ausgezogen  wird.  Er  bildet  dunkelbraumchwan«; 
geruch-  und  geschmacklose  Kuchen  und  stimmt  im  C# rossen  und  (»anzcn  tnil 
Cochenille  überein.  Wird  der  Farbstoff  aus  einer  Abkochung  des  CiuinmiladL 
mit  sehr  verdünnter  Sodalösung  abgeschieden  und  mit  Alaun  gefallt,  »o  erhflk 


jben,  Firnisse  und  Lacke. 


n7 


[lan  einen  rothen  Niederschlug,  der  Lack-Lack  genannt  wird.  L>as  Lackdye 
ird,  gewöhnlich  in  Salzsäure  gelöst,  mit  Zinnsalz  in  der  Scharlachfärberei 
latt  Cochenille  benutzt.  Auch  der  Lack-Lack  dient  als  Ersatz  der  Cochenille. 
4.  Purpur.  Dieser  Farbstoff  wird  aus  dem  in  den  Schleimdrüsen  der 
Purpurschnecke  enthaltenen  Saft  unter  Lichteinwirkung  gewonnen  oder  aus 
äer  gepulverten  Schnecke  mittelst  Alkohol  und  Aether  ausgezogen.  Der 
rarpur  stellt  eine  prachtvolle,  sehr  haltbare,  glänzende  und  \'iolettrothe 
färbe  dar,  die  ohne  Beize  auf  Faserstoffen  haftet,  Seifen  und  Säuren  wider- 
teht,  jedoch  durch  Chlor  zerstört  wird.  Kr  wurde  im  Alterthume  und  Mittel- 
Jter  zum  Färben  von  Stoffen  und  Garnen  verwendet,  ist  aber  jetzt  durch 
)rseille  und  TheerfarbstofTe  ganz  verdrängt  worden. 


Keine. 


K    Grüne  Farben, 
VI,  S raune  Farben. 


L  Sepia,  der  braune  Saft  aus  dem  Tintenbeutel  des  l'iutenfisches,  welcher 
lern  Thiere  zur  Vertheidigung  und  zum  leichteren  Entkommen  dient  Um 
pne  Fäulniss    zu    verhindern,    wird    dieser    Saft    schnell    eingetrocknet.    Man 

*rreibt  den  getrockneten  Saft  auf  einer  fJlaslafel  zu  Pulver,  bereitet  aus 
liesem  mittelst  starker  Aetzlauge  unter  fortwährendem  l  mrtihren  einen  Teig, 
^ocht  und  filtrirt  denselben,  süsst  seinen  Rückstand  aus,  giesst  das  Aussüss- 
irasser  zu  der  anderen  Brühe,  vermischt  es  mit  doppelt  so  viel  Wasser  und 

igt  so  lange  Schwefelsäure  hinzu,  als  ein  brauner  Niederschlag  er  folgt - 
Endlich  wird  die  Flüssigkeit,  nachdem  die  Masse  etwa  24  Stunden  lang 
kanz  kalt  gestanden  hat,  abgegossen,  der  Niederschlag  bis  zur  Trockenheit 
fcingedampft,  mit  Gummiwasser  angemacht  und  diese  Masse  zu  Täfclchen 
jeformt.  iVergl.  Mothes,   »Illustrirtes  Baulexikon«,  18BI,  Bd.  L,  S.  4t»7/468.) 

)ie  Sepia  liefert  eine  säurefeste  Wasserfarbe  von  sehr  angenehmem  Ton, 
lie  sich  von  allen  Aquarellfarben  am  klarsten  und  gleichmässigsten  auftragen 

ssL  Sepiamalereien  waren  lange  Zeit  in  der  Mode.  —  Die  Sepia  wird  nur  in 
renigen  Orten    Italiens    echt    bereitet    und  die    in    den  Handel  kommenden 

>rten  stellen  meistens  künstliche  Sepia  dar.  Als  beste  Sorte  gilt  die 
j^ömische  Sei>ia, 

2,  Künstliche  Sepia.  Dieselbe  wird  durch  Verkohlung  von  leicht  ent- 
zündlichen Thier-  und  Ptlanzenstofifen  \z.  B.  von  Wolle^  Zucker,  Gummi, 
ausgenutzter  Gerberlohe  u.  s.  w.)  gewonnen.  Von  dem  Grade  der  Erhitzung 
(längt  der  Farbenton  ab.  Künstliche  Sepia  dient,  wie  bemerkt,  als  Ersatz  der 

chlen  Sepia, 

V/f.  Schwarze  Farben, 

Beinschwarz  (Beinkohle,  Knochenkohle,  Elfcnbeinschwarz), 
Jurch  Verknhlung  von  feingepulverten  Knochen  (namentlich  Hammelknochen 
and  Elfenbein)  oder  knochenähnlichen  Stoffen  bei  möglichst  vollständigem 
"^uff  '  -;    gewonnen.    Die    Knochenkohle    besitzt    eine    sammetschwarze, 

jiclii  iidc  Farbe  und  besteht  aus  Kohlenstoff  mit  etwas  phosphorsaurem 

jnd    kohlensaurem    Kalk.    Sie    vermag  Flüssigkeiten   sehr   energisch   zu    cnt- 
Itrben  und  wird  im  Grossen    in  der  Zuckerfabrikaiion    zum  Entfärben,    Ent- 
kallcen  u,  s.  w.  des  Zuckersaftes  ver^^endet.  Man  benutzt  Knochenkohle  auch 
p  ordinären  Anstrichen,  zur  Bereitung  von  Schuhwichse  und  zur  Herstellung 


248 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


von  schwarzen  Lacken  und  Firnissen,  indem  man  sie  zu  diesem  Zwecke 
sehr  fein  mahlt,  schlämmt  und  mit  verdünnter  Säure  wäscht  Als  Aquardl- 
färbe  ist  Knochenkohle  weniger  brauchbar,  weil  sie  sehr  wenig  Deckkraft 
besitzt.  Um  sie  als  Oelfarbe  zu  verwenden,  wird  sie  am  besten  mit  emem 
leicht  trocknenden  Oel  abgerieben,  über  Kohlenfeuer  unter  beständigen 
Umrühren  erwärmt  und  dann  erst  mit  Terpentin  vermischt;  eine  auf  diese 
Weise  bereitete  Oelfarbe  trocknet  schnell.  Eine  rein  schwarze  Farbe,  die 
sich  besonders  für  Kupferdruck  eignet,  erhält  man  durch  Verkohlung 
von  Blut. 

§.  257.  Theerfarbstoffe. 

Die  Theerfarbstoffe  werden  fast  ausschliesslich  aus  Kohlenwasser- 
stoffen des  Steinkohlentheers  gewonnen.  Man  theilt  diese  chemischen 
Farbstoffe  ein: 

1.  Nach  der  chemischen  Zusammensetzung  (nach  G.  Schultz 
imd  P.  Julius,  »Tabellarische  Uebersicht  der  künstlichen  organischen  Farb- 
stoffe,« Berlin  1888)  in:  Nitroso-  und  Nitro-,  Azo-,  Azoxy-  und  Hydrazo- 
farbstoffe; Di-  und  Triphenyl-,  sowie  Anthracenfarbstoffe;  Indophenole  und 
Oxazine;  Thioninfarbstoffe;  Eurhodine,  Safranine,  Induline  und  Nigrosine; 
künstlichen  Indigo,  Chinolin  und  Acridinfarbstoffe. 

2.  Nach  den  Ausgangsstoffen  in:  Benzol-  und  Anilinfarbstoffe, 
Phenol-,  Kresol-,  Naphtalin-  und  Anthracenfarbstoffe. 

3.  Nach  der  zweckmässigsten  Verwendung  in:  BaumwoU-,  VV'oU-, 
Seiden-,  Leder-  u.  s.  w.  Farbstoffe. 

Als  die  wichtigsten  Theerfarben  sind  zu  nennen: 

Für  roth:  Fuchsin,  Korallin,  Eosin,  Magdalaroth,  Alizarin,  Naphtalin- 
roth,  Ponceauroth,    Purpurin,  Echtroth. 

Für  orange:  Alizarinorange,  Orange. 

Für  braun:  Phenyl-  und  Granatbraun,  Anilinbraun,  Bismarckbraun 
(Vesuvin). 

Für  gelb:  Pikrinsäure,  Echtgelb,  Martiusgelb,  Naphtalingelb,  Anilin- 
gelb (Aurin). 


Eweifei 


»pitel, 


iaree, 


lieer«,  Farben,  FfralM«  und 


2i9 


Man   benutzt    die  Theerfarbstoffe  vorzugsweise   zum  Färben  von  Zeug- 
(fitofTen,    Holz,    Papier»   Leder,   Spirituslacken    u.    s.  w,,   zum    Bedrucken    von 
^eug,    zur  Bereitung   von  Erdfarben,    Buntstiften,   Tinten  u,  s.  w.    Nicht  ge- 
eignet sind  sie  zum  Bemalen  von  filas-  und    Thon waren,    weil    sich  die   mit 
tinen  ausgeführten  Malereien  in  der  Hitze  nicht  halten. 

Die  Theerfarben  sind  zum  Theil  echt  (wie  z.  B.  das  Alizarin  und  die 
)raunen  Farben),  zum  Theil  halbecht  und  zum  Theil  unecht  (wie  z.  B, 
Jie  Azofarbstoffe  und  insbesondere  deren  Sulfosäuren). 

Noch  zu  erwähnen  sind    folgende  Farben,    welche    zwar    nicht   zu  den 
tieerfarben  gehören,  jedoch  der  Hauptsache  nach  ebenfalls  aus  Steinkohlen- 
theer  dargestellt  werden* 

Thccr-,    Kohlen-  oder  Steinkohlenschwarz,  aus   100  Gewichtstheilen 
f Kalkhydrat,  %K\  Theilen  Sleinkohlentheer  und  9  Theilen  Alaun,  durch  Glühen 
des  Gemenges  bei  Luftabschluss  gewonnen, 

Steinkohlenbraun,    aus    einer    mit  Wasser   verdünnten    Mischung   von 

fOrangeroth,    das  aus   dem    pechartigen  Rückstand   bei    der  Destillation   von 

Steinkohlentheer    dargestellt    wird,   und    Schwefelsäure   bereitet.    Durch    Ein- 

rirkung  von  Chrom-  und  Salpetersäure  in  der  Wärme  erhält  diese  Mischung 

leine  kräftige  braune  Farbe. 


Anstriche.*) 

§  258.  Allgemeines, 

Vor  dem  ersten  Anstrich  sind  die  Gegenstände  gehörig  auszutrocknen; 

iuf   feuchtem  Holz    oder    feuchten  Mauerflächen    lässt    sich    ein    dauerhafter 

Anstrich  nicht  erzielen.  Würde  mafi  z,  B,  feuchtes  Hokwerk  mit  einem  Oelfarben- 

anstrich  versehen,  so  würde  derselbe  aufblähen,  sich  abschälen  und  abblättern. 

Sodann    müssen    die  Gegenstände    vor  der  Grundirung  auf   das  Sorgfältigste 

jereinigt  werden;    anhaftender  Staub,  Schmutz,  Rost,  Grünspan  u.  s.  w,  sind 

"zu    entfernen.    Die    Grundirung    oder    der    erste    Aufstrich    bezweckt,     die 

Oberfläche    ebener    zu    gestalten,     alle    Fugen     und    Ritzen    derselben    zu 

chlie^isen    und    eine    feste  Verbindung    der    Oberfläche    mit    dem    folgenden 

lostrich    herbeizuführen.    Um  dies    zu  erreichen,    muss    die    zur  Grundirung 

verwendende  Anstrichmasse   sehr   dünnßüssig   gewählt  werden,    damit  sie 

den  anzustreichenden  Gegenstand  möglichst  tief  eindringt  und  alle  Poren 

irerschhesst.    Nach  dem  Trocknen    der  Grundirung  treten  die  Risse,    Ritzen, 

Vertiefungen  u.  s,  w,  der  Überfläche  sehr  deutlich  hervor.  Soll  eine  möglichst 

platte  Fläche  durch  den  Anstrich  erzeugt  werden,  so  müssen  <iie  Fehlstellen 

lit  einem  aus  Leimwas,ser  oder  Leinölfimiss  und  Schlämmkreide   oder  Blei* 

reiss    u,    s.    w.    bereiteten    Kitt    mittelst    eisernen  Spachtels    gut    verstrichen 

Verden  und  es  muss  die  Fläche  mit  natürlichem  oder  künstlichem  Bimsstein 

>der  mit  Schachtelhalm  nass  oder  trocken  abgeschliffen  werden.  Die  geglättete 

BcnutÄtf  Werke:    » Handbuch  der  Baukiindc«,  Ablh,  I»    Bd,  I,  S.  136.  — 

h  der  Archilckluf*,    Bd.  I,  Tlu  H,    18%,  S.    143—155.  —    Moth«s,    .llluslr. 

■n«,    Bd.  lU«    S,  470,  —    Liieger,    »Lexikon  d«r  jrcsammten  Technik«,    1895» 

|tt«  Jt  Artikel :  Anstreichen  und  Anstrich,  —  F.  Spennralh,  »Chemische  und  physikalische 

intcrwtichungcn   der   gchriiuchbchsten   Hiseniinstrichc«,  iVcrhaudlungen  des  Vereines  «ur 

cforderung    des    Gewerriertciünes,    1895,    Hcfr    VI)    —    K.    Eylh    und   F»    S.   Meyer» 

0:i*    Malerbuch«,    Leipzig    JWl.    —   »l)cuts<!he    Bauzciiunß«,    1896.   S.  245  ff,  —  Vcr* 

Me4eae  Andere  ZeitHtiriftcti 


250 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Fläche  wird  sauber  geputzt  und  nach  gehöriger  Austrocknung  mit  dem  Farb- 
anstrich, der  etwas  dickflüssiger  als  die  Grundirungsmasse  zu  wählen  ist, 
versehen. 

Jeder  folgende  Anstrich  soll  erst  nach  vollständiger  Trockenheit,  bezw. 
Erhärtung  des  vorhergehenden  —  also  frühestens  nach  etwa  zwei  Tagen  — 
aufgetragen  werden;  befolgt  man  dies  nicht,  so  wird  —  namentlich  bei 
Oelfarbenanstrichen  —  ein  weiteres  Austrocknen  des  unteren  Anstriches 
durch  den  hart  und  fest  gewordenen  oberen  verhindert  und  es  entsteht 
zwischen  beiden  eine  Spannung,  die  sich  bei  Wärmeeinwirkung  (z.  B.  durch 
Sonnenstrahlen)  vergrössert,  schliesslich  Theile  der  Farbdecke  vom  Unter- 
grunde ablöst  und  Blasen  erzeugt.  Auch  sind  vor  dem  Aufbringen  des 
nächsten  Anstriches  alle  Unreinigkeiten  des  vorhergehenden,  wie  z.  B.  Tropfen, 
Blasen  u.  s.  w.,  durch  Abschleifen  der  Fläche  sorgfältig  zu  entfernen. 

Geputzte  Flächen  im  Inneren  von  Gebäuden  werden  zunächst  mit  Kalk- 
milch geschlämmt  und  hierauf  mit  Seifenlauge,  der  zweckmässig  etwas  Alaun 
oder  Borsäure  zugesetzt  wird,  überstrichen,  um  die  ätzende  (die  Farbe  zer- 
störende) Wirkung  des  Kalkes  aufzuheben;  alsdann  erfolgt  der  Anstrich  mit 
Farbe.  Flecke  in  der  Putzfläche,  die  von  Nässe  herrühren,  müssen  vor  dem 
Anstrich  durch  Aufpinseln  oder  Aufreiben  von  kochend  heissem  Alaunwasser 
mit  etwas  Gyps  entfernt  werden. 

Die  Anstriche  sind  in  langen  Pinselstrichen  aufzutragen  und  beim 
Kiefernholz  stets  in  Richtung  der  Längsfasem  auszuführen.  Der  Anstrich 
muss  durchaus  deckend,  flecken-  und  streifenlos  sein.  In  der  Regel  genügt 
zur  vollständigen  Deckung  ein  dreimaliger  Anstrich.  Bei  Ausführung  mehrerer 
Anstriche  übereinander  hat  man  zur  Erzielung  einer  möglichst  glatten  Fläche 
die  Pinselstriche  sich  kreuzen  zu  lassen  oder  sie  mittelst  Dachspinsels  oder 
Borstenverreibers  zu  verwischen.  Beim  letzten  Anstrich  von  Decken  soll  man 
den  Pinsel  stets  senkrecht  zur  Frontwand  führen,  weil  sonst  die  durch  die 
Haare  des  Pinsels  hervorgerufenen  Linien  in  Folge  der  Schattenwirkung 
sichtbar  werden. 

Es  ist  (meist  durch  Gesetz)  verboten,  zu  den  Anstrichen  von  Fuss- 
böden,  Decken,  Wänden,  Tbürun,  Fenstern  u.  s.  w.  in  Wohn*  und  Geschäfts- 


Zwertc«  Capftel.  Hanse,  Theerc»  Farben,  Flrnisie  und  Lacke, 


251 


die  der    freien  I.uft   ausgesetzt  sind.    Die  Oelfarbe    soll   für  die  ersten  An- 
|Striche  mit  Terpentinöl  flüssiger  angerührt  werden  als  für  die  folgenden.  Für 
Jen  letzten  Anstrich  niuss  die  Oelfarbe  so  dickflüssig  sein,    dass  sie  nicht 
"vom  Pinsel  abfliesst.  Im  Allgemeinen  bedürfen  Mineralfarben  eines  geringeren 
Terpentinzusatzes  als  Pflanzen-  und    rhierfarbstofTe, 

Gemenge  von  Harzöl  und  Leinöl,  femer  Leinöl-Surrogat  oder  Petroleum 
sind  als  Bindemittel    nicht   zu    empfehlen^    ebenso    wenig    beschwerende  Bei- 
mengungen (Schwerspath,   Gyps,   Kreide  u,  s.  w.)  zu  den  Farbkörpern,   weil 
sie  auf  die  Deckkraft  einen  schädlichen  Einfluss  ausüben. 
I  Durch  SauerstoflaufTiahme  (Oxydation)  des  Oeles  erfolgt  die  Erhärtung 

^Bjdes  Anstriches  und  gleichzeitig  eine  Gewichtszunahme  des  Oeles  um  13 
^Hbis  14  %.  Da  der  Farbstoff  ähnlich  wie  der  Sand  im  Mörtel  wirkt,  so 
^Birermag  sich  die  Luft  mit  allen  Theilen  des  Leinöles  zu  verbinden.  Setzt 
^Tnan  einen  getrockneten  Oelfarbenan strich  längere  Zeit  der  Einwirkung  einer 
schwach-alkalischen  Flüssigkeit  aus  (z,  B,  einer  Iprocentigen  Sodalösung),  so 
^Kwird  er  aufgelöst  und  der  zur  Verwendung  gekommene  Farbstoff  ohne  jede 
^■Veränderung  zurückerhalten. 

^H  Die  Haltbarkeit  eines  Oelfarbenanstriches  hängt  ab: 

^H^  l,  von  der  örtlichen  Lage  des  angestrichenen  Gegenstandes  (ob  im 
^»"reien  oder  in  geschlossenen  Räumen,  in  reiner  oder  in  verunreinigter 
^TL»uft,  u.  s,  w.); 

2.  von  dem  angewendeten  Farbstoffe; 
^K  3.  von  dem  Bindemittel  (Leinöl  oder  Fimiss). 

^V  Ueber  die  Widerstandsfähigkeit  der  Farbstoffe  gegen  die  Finwirkungen 

der  Atmosphärcnluft^  des  Sonnenlichtes,  gewisser  Säuren  und  Gase  u.  s,  w. 
^^st  in  den  vorhergehenden  Paragraphen  bei  den  einzelnen  Farben  das  Wichtigste 
^■»creits  mitgetheilt  worden.  Es  erübrigt  noch,  die  das  verharzte  Oel  an- 
zugreifenden, bezw.  zerstörenden  Einflasse  näher  zu  betrachten. 

Enthält    das    Bindemittel    Metalloxyde    (Bleiglätte,     borsaures    Mangan 

u.  s.  W-),  so  geben  diese  mit  den  eiweissartigen  Schleimstoffen  des  Leinöles 

^unlösliche  Verbimlungen  ein,  welche  sich  bei  längerem  Lagern  des  Oeles  am 

^Boden  des  Gefässes  absetzen*  Man  wird  daher  ein  so  beschaffenes  Oel  ruhig 

^^tehen    lassen    müssen,    bevor  man    es    ver^vendet;    dann   oxydirt  es  schnell 

und  ivird  rascher  trocken. 

Versuche  von  Spennrath  haben  ergeben,  dass  jeder  Oelfarbenan  strich 
>n  verdünnter  Salz-  und  Saipeiersäure,  von  gasförmiger  Salz-,  Sal|)eter', 
i-ssig-  und  schweteliger  Säure,  von  alkalischen  Flüssigkeiten  und  Gasen, 
kmmoniak,  Schwcfelammonium  und  Sodalösung  zerstört  wird,  (Zum  Ab- 
cixen  alter  Oelfarbenanstriche  verwendet  man  daher  mit  Vortheil  ätzende 
klkalien,  z,  B.  kaustische  Natronlauge.) 

Ferner  wurde  emiiuelt,  dass  ein  Oelfarbenanstrieh  leichter  durch  reines 

Tasser  als  durch  Wasser    mit  Kochsalz,   Salmiak  utid  Chlomiagnesium  oder 

iurch    natürliches   Seewasser,    und    durch    heisses  Wasser    stärker  als  durch 

Vasscr  von  gewöhnücher  Temperatur  zerstört  wird,  dass  dagegen  verdünnte 

Schwefelsäure  ihn  nicht  angreift.    Die  ausgelaugten  Bestandtheile  der  Stein- 

t(ohlenasche    müssen   wegen    ihrer   alkalischen    BeschalTenheit  daher  den  Oel- 

irbenanstrich    anfressen,    desgleichen    die    feine    Asche,    welche    durch    den 

tauch   aus    den  Schonisteinen  mitgerissen  wird    und   sich  auf  dem  Anstrich 

blagert. 


252 


Dritter  Thcil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


In  der  Wärme  wird  der  Anstrich  specifisch  leichter  und  verliert  in  Folge 
Zusammenziehung  seine  weiche,  kautschukartige  Beschaffenheit,  er  wird  steif 
und  spröde.  Will  man  dies  nach  Möglichkeit  verhüten  und  den  Anstrich 
haltbarer  machen,  so  empfiehlt  es  sich,  der  Oelfarbe  eine  Kautschuk- 
lösung in  Stein-  oder  Terpentinöl  hinzuzusetzen.  Da  die  Unterlage,  auf 
welcher  der  Anstrich  haftet,  eine  Verkürzung  der  Farbdecke  nicht  zulässt, 
so  entsteht  in  letzterer  eine  Spannung,  die  mit  Zunahme  und  Dauer  der 
Wärmeeinwirkung  (besonders  der  durch  Sonnenstrahlen  hervorgerufenen) 
grösser  wird  und  schliesslich  in  der  Farbdecke  feine  Risse  (sogenannte 
Luftrisse)  erzeugt.  Spennrath  fand,  dass  ein  mit  Graphit  hergestellter 
Oelfarbenanstrich  bei  Wärmeeinwirkung  nicht  so  leicht  steif  und  spröde 
wurde,  wie  z.  B.  ein  Bleiweissanstrich,  ein  Zinkweiss-  oder  Mennige- 
anstrich, und  dass  letzterer  schon  bei  einer  geringen  mechanischen  Einwirkung 
sofort  brach.  Von  diesen  Farbstoffen  hat  Graphit  das  specifische  Gewicht 
2*3,  Zink  weiss  5*42,  Bleiweiss  6*43  und  Mennige  9'07.  Spennrath  zieht 
hieraus  den  Schluss,  dass  von  zwei  Anstrichen  derjenige  der  Wärme- 
einwirkung kräftiger  widersteht,  dessen  Farbstoff  specifisch 
leichter  ist. 

Der  auf  einer  im  Freien  befindlichen  Eisenfläche  aufgebrachte 
Oelfarbenanstrich  lässt,  wenn  er,  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt,  brüchig 
geworden  ist,  durch  seine  Risse  den  Regen  eindringen,  der  auf  der  bloss- 
gelegten  Metallfläche  Rost  erzeugt;  durch  diesen  wird  dann  der  Anstrich 
weiter  zerstört. 

Schon  durch  eine  massige  Wärme  wird  die  Oelfarbe  gebräunt;  Anstriche 
mit  Zinkweiss,  Bleiweiss  oder  schwefelsaurem  Blei  werden  gelb,  solche  mit 
rother  Mennige  dunkler.  Ist  die  Farbdecke  bereits  hart  und  spröde 
geworden,  so  schaden  auch  die  mechanischen  Einwirkungen  der  bewegten, 
mit  Staubtheilchen  geschwängerten  Luft,  des  Schlagregens,  Hagels  und 
Schnees,  indem  Theilchen  der  Farbdecke  abgelöst  werden.  Endlich  werden 
bei  Eisenanstrichen  durch  die  bei  stärkerer  Erwärmung  eintretenden  Aus- 
dehnungen des  Metalles  Risse  und  Sprünge  in  der  Farbdecke  erzeugt. 

Beim  Austrcichen  empfiehlt    Spentirath.    besonders  drirauf  zu  achte 


Ewettes 


iiteT 


licere«  Farben  *  Fimisde  und 


Anstrich  vorliegt^  mit  Dammarlack  oder  einem  Gemenge  von  Dammarlack,  Copal- 
sLck  und  entsprechendem  Farbstoff.  Ein  langsam  trocknender  Lack  ist  einem 
chnell    trocknenden    entschieden    vorzuziehen,    weil  ersterer   weniger   leicht 
^reisst  und  weniger  Sprünge  erhalt.  Ein  Lacküberzug  schützt  gleichzeitig  den 
Anstrich  durch  seine  Härte.  Es  empfiehlt  sich,  vor  dem  Lackiren  die  Fläche 
Eur  Erzielung  einer  grösseren  Glätte  und  Feinheit  mittelst  Bimsstein,  Schachtel- 
halm,   Sand-   oder    Glaspapier    abzuschleifen.    Einen  äusserst  feinen  Anstrich 
erhält  man,  wenn  man  der    Oel färbe  so  viel  Kreide  zusetzt,    dass  eine  teig- 
tige   Masse    entsteht,  diese  Masse  mit  breitem  Holzmesser    (Spachtel)    auf- 
uach    dem    Trocknen    mit    Bimsstein  u,  s.  w.  trocken  oder  nass  (mit 
lilfe  von  Weingeist  oder  Terpentinöl)  abschleift  und  dann  lackirt 

Soll    der    Glanz    des    Oelfarbenanstriches  vermindert  werden,    so  setzt 
nan  der  Üelfarbe  etwas  Terpentinöl  hinzu.  Nimmt  man  zu  viel  Terpentinöl,  so 
bleiben  nach  dem  Verflüchtigen  desselben  Theikhen  der  Farbdecke   zurück, 
die  durch  einen  Luftzug   weggeblasen  werden  können. 

Um    das    Austrocknen    des    Oeles    in    offenen    Gefässen    zu    verhüten, 

bedeckt  man  die  Oelfarbe  mit  einer  Wasserschicht;    das   unter  dem  Wassef 

sich  bildende  Häutchen  ist  vor  Verwendung  der  Oelfarbe  zu  entfernen. 

^^  Will  man  auf  einen  alten  Anstrich  einen  neuen  aufbringen,  so  enipfiehlt 

^Kes  sich,   die    alte   Farbdecke  vorher  mit  Pottaschenlauge  abzuwaschen.    Das 

^^Sleinigen    eines    Oelfarbenanstriches    erfolgt    in  der  Regel  mit  einer  weichen 

^^Pürste  und  kaltem  Seifen wasser;    besser  ist  jedoch  ein  Abwaschen  mittelst 

^^Schwamm  und  Regenwasser  oder  einer  Abkochung  von  Panamarinde.    Sind 

Fettflecke  u.  dergL  zu  beseitigen,  so  muss  mau  dem  Wasser  1^ — 47o  Öiissiges 

Ammoniak  hinzusetzen.  Einen  alten   Oelfarbenanstrich  auf  Holzwerk  entfernt 

man  vollständig  mit  einem  Pflaster  von  grüner  oder  brauner  Seife  (Fassseife). 

Den  lästigen  Teq>entingeruch  beseitigt    man    am   besten  durch  Zugluft  unter 

^«Zuhilfenahme    der    Heizung;    das    Entweichen    der  Ausdünstungen  des  Oel- 

^Bfarbenanstriches  soll  man  durch  einen  doppelten  Anstrich  mit  Weingeistlack- 

^^fimiss    verhindern    können.    (Vergl    »Handbuch    der  Architektur«,  a.  a.  O,) 

Als    Ersatz    für  Oelfarbcn    dienen    Harzölfarben;    dieselben  liefern 

aber   einen    weniger   haltbaren    Anstrich  als  Leinöl-  oder  Leinölfimissfarben. 

•Impft jhlen  wird  auch  ein  Gemenge  von  lü   Theilen  Köbier  Leim,  15  Theileu 

einölfimiss,    2  Theilen   Kahumchromat,    100    Theilen    Wasser  und  100  bis 

120  Theilen  Farbstoff.  (Vergl  auch  §  204.) 

Oelfarbenanstrich  auf  Metall.  Damit  die  Oelfarbe  auf  der  Metall- 
oberflache  gut  haften  bleibt,  empfiehlt  es  sich,  die  letztere  vor  der  Gruinlirung 
iurch  Schleifen  mit  Sandpapier  oder  durch  Beizen  mit  Säuren    aufzurauhen, 
Senn  von  polirter  Mctallflüchc  lässt  sich  angetrocknete  Oelfarbe  leicht  mit  einem 
lesser  abschaben.  Wendet  man  Säuren  an,  so  muss  man  deren  Reste  zunächst 
ait  Kalkwasser,  ilann  mit  reinem  Wasser  sorgfältig  entfernen.  Immer  ist  für 
^ioc  gründliche  Reinigung   der  Metalloberflächc  von  anhaftendem  Rost  oder 
JrÜnspan  zu  sorgen,  die  am  besten  mittelst  Drahtbürsten  oder  unter  Benutzung 
iron  Säuren  bewirkt    mrö.     Die   Grundirung  erfolgt,  wie  bemerkt,  am  besten 
nit    Bleimennige,    zu    den    weiteren    Anstrichen    benutzt   man    vortheilhaft 
Farbkörper  Graphit,    Ist  das  Metall  der  Einwirkung  feuchter  Luft  aus- 
gesetzt (wie  X,  B.  in  Gewächshäusern),  so  wählt  man  statt  eines  Oelfarben- 
Striches  besser  einen  Ueberzug  mit  einer  1-ösung  von  Schelluck  in  Spiritus 
bdcr  mit  Lackfimiss  (vergl  §  260)  oder  mit  Leinölfimiit»  und  Harzlösungen. 


Tlieil.  Bie 


IfiStO 


Beschlagtheile  aus  Messing  oder  Bronze,  desgleichen  Kronleuchter,  • 
u.  s.  w.  aus  diesen  Metalllegierungen  erhalten  jsuin  Schutte  gegen  <j. 
«wecfcmässig  einen  Mastixlack-Ueber^ug,  durch  welchen  der  Glanz  nidit  fcr* 
mindert  wird, 

Oel färb enanst rieh  auf  Glas.    Zum  besseren  Anhaften  der  Oelfaite 
empfiehlt   es    sich,    die   Glasfläche    durch  Aetzen  mit  Flusssäure  oder  duij 
Behandlung  mittelst  Sandstrahlgebläse  etwas  rauher  zu  gestahei>. 

Oelfarbenanstrich  auf  Hol z.    Nach  dem  Verkitten  aller  Risse  und 
Fugen,    dem    Ueberziehen    aller   Astknoten   mit   einer  Losung  von  Schellack 
in    Spiritus    und    dem    Abschleifen    der  dadurch  entstandenen  Unebenheiten 
mit  Bimsstein  u.  s.  w.    wird   das  Holzwerk,  welches  vollständig  tr- 
von    allen    Unrein igkeiten    befreit  sein  muss,  gewöhnlich  mit  einer 
von   1  Theil  Leinölfimiss,  2  Theilen  Leinöl  und  Farbstoff  (für  helle  An 
Blei-  oder  Zinkweiss,  tut  dunkle  Ocker)  grundirt.  (Eine  Tränkung  des  1.    . . 
mit  reinem  Leinöl  (ohne  Farbzusatz]  hält  Spennrath  für  schlecht,  während 
Andere  sie  empfehlen.)  IMe  Grundirtmg  ist  mit  einem  steifen  Pinsel    und  so 
aufzutragen^    dass    der    Anstrich    überall    in    das    Holz  eindringt.    Nach  dem 
Trocknen  dieses  Anstriches  sind  alle  Schrauben,    Nagelköpfe  u.  s-  w»  satibcr 
und  sorgfältig  einzukitten    und  eiserne  Beschläge  von  Schmutz  und  Rost   m 
reinigen,  sowie  mit  Mennigfarbe  zu  grundiren.  Die  folgenden  Anstriche  werdea 
mit    einem    Gemenge    aus    1    Theil   Firniss,   2   Theilen   rohem  Leinö),  ^'*^^ 
607o  Zink  weiss  (oder  auch  Blei  weiss)  und  bis  zu  2o7o  Erdfarben  ausg 

Soll  die  Naturfarbe    des    Holzes  sichtbar  bleiben,    so    wird  die  i'U^ 
am   besten    mit    heissem    Leinöl    oder   Leinölfimiss    ohne  jeden   Farbacu 
getränkt  und  dann  mit  Copal-  oder  Benisteinlackj  mit  oder  ohne  Lasurüirh 
beimengimg,  ein-  bis  zweimal  überzogen.  Im  Freien  sind  derartige  Anslrid 
nicht    anw^endbar,    dagegen   werden    sie   bei   neuen   Holzfussböden    vicU 
ausgeführt    Alte    Fussböden  pflegt  man  zunächst  mit  Firniss  zu  überzieh 
dann  mit  Erdfarben  deckend  anzustreichen  und  schliesslich  1- — 2 mal  zu  lackir 

Zur  Nachahmung  der  Maserung  edler  Hölzer  wird  die  HolzdaC 
in  gewöhnlicher    Weise   grundirt,    dann    abgeschliffen,    hierauf  mit  einer  ' 
Natur    der   nachzuahmenden    Holzart    entsprechenden  Grundfarbe  bestrich 
sodann  mit  der  Maserung  versehen,  hierauf  lackirt  und  schliessHch  zur 
htitung    des    Nachdunkeins    der    Oelfarbe    und    zur  Beseitigimg  des  Gli 
mit  einer    dünnen    Wachsschicht    überzogen,   w^ozu  mau  eine  Auflösung 
Wachs  in  Terpentinöl  benutzt.  Die  Maserung  wird  entweder  aus  freier 
mit    Hilfe    von     verschiedenen     Pinseln,     Kämmen,     Schlägern,     sowie 
Schwämmen  und  Leinwandstückchen  oder  mittelst  besonderer   mechanisch 
Vorrichtungen    ausgeführt,    z.    B.    mit  Hilfe  von  F lad  erpapieren,    die 
besonders    präparirtem,    bedrucktem    Papier    bestehen    und    als    Oel-    o< 
Wasserdruck -Abziehpapiere   geliefert   werden,   oder    mit    Hilfe   von    Flad< 
druckplatten  aus  Gelatine,  von  Maserircartons,  die  aus  feinstem  Lo» 
papier  bestehen    und  mit    eigens  präparirter  Farbe  bed nickt  sind,   auch 
Flader%valzen  u,  s,  w. 

Zu  envähnen    ist    noch  das    Backhaus'schc  Naturselbstdruckvci^ 
fahren,  das  aber  seiner   sehr  schwierigen  Behandlung  wegen  otir  scheu  Mm* 
gewendet    wird    und    deshalb    hier    nicht    weiter    beschrieben    werden 
(Näheres  hierüber  findet  man  in  Lueger's  > Lexikon  der  gcsammlen  Tecluiih 
1895,  Bd.  1,  S.  371.) 


Zwt[ie%  Capitel.  Hurse.  Tbeerc,  Farben,  Ffruiate  und  LAcke. 


555 


Oelfarbenanstrich  auf  Kalkputz,  Stuck  und  Steinwänden  u.  s,  w» 

Kachdem    der    Putz    gehörig  ausgetrocknet  ist,    was  gewöhnlich    erst    nach 

fl — 2  Jahren  der  Fall  zu  sein  ptiegt,  wird  derselbe  mit  Leinölfirniss  getränkt, 

der  so  dünnfliissig   sein    nniss,    dass    er    lief   in  den  Putz  eindringt  und  alle 

.Poren  desselben  durchzieht,  weil  nur  dann  ein  festes  Haften  der  Üelfarbe  zu 

gewärtigen  ist* 

Diese  Verdünnung    wird  in  der  Regel  mit  Terpentinöl    bewirkt,    doch 
5t    dies    für    Fa^aden  an  striche    nicht    empfehlenswerth.     Fehlerhaft    ist    eine 
»mndirung  mit  T^eimwasscr  oder  dünner  I^eimfarbe,    weil  dieselbe   das    Ein* 
Jringen    der    Oelfarbe  in  den  Putz  verhindert    und  die  Haltbarkeit  des  An- 
Itriches    vermindert     Nach     dem    Trocknen     der    Grundirung    folgen     zwei 
Anstriche  mit  einer  aus  Oelfimiss,  65%  Bleiweiss  unel  25%  Schlämmkreide 
t>estehenden  Farbe;  der  Zusatz  von  Schlämmkreide  soll  den  Anstrich  dauer- 
hafter  machen.     Beim    folgenden    (letzten)  Anstrich  wird  die  Schlämmkreide 
und  auch  der  Terpentinölzusatz  tbrtgelassen  und  zur  Erzielung  einer  glanzlosen 
"lache    Wachsfarbe    hinzugesetzt.     Da    die    letztere    die  Haltbarkeit  des  An* 
Btriches    vermindert»    so    empfiehh    es    sich    zur    Beseitigung  des  Glanzes  auf 
ien  noch  feuchten    letzten    Anstrich    feinen  Sand  aufzustreuen.  Auf  Aussen- 
Sächen  ist  der  Anstrich  in  der  Regel  alle  5 — ü  Jahre  zu  emeuem»  weil  die 
^nne   die    flüchtigen  Oele  verzehrt.    Da  die  Oelfarbe  die  Poren  des  Putzes 
vollständig  verschliesst,  so  kann  die  im  Innern  der  Mauer  etwa    vorhandene 
Feuchtigkeit    nicht    verdunsten;    es  muss  daher  die  Mauer  auch  innen  voll- 
Ständig    trocken    sein,  bevor    man    sie    mit    Oelfarbe    anstreicJien  kann»     Als 
jesie   Zeit    für    Fa^adenanstriche    gelten  die    Monate  Juni,   Juli  und  August, 
jedoch  ist  staubiges  Wetter    zu    vermeiden,    weil    der   Staub    die    Anstriche 
verunreinigt,  W'ird  der  Anstrich  während  des  Thaues  oder  Regens  oder  gar 
während  des  Frostes  aufgebracht,  so  häutet  er  sich  leicht  ab, 

Oelfarbenanstrich    auf   Cementputz.     Für    frischen  CementpuU 

empfiehlt    sich    ein    Anstrich    mit    Käse  in  färben    (vergl.   §  262)    oder    mit 

einem  Gemenge   von  Cement,    etwas  Manganschwarz  und  W^asser,     Statt  des 

letzteren  verwendet    man    auch    der   grösseren  Haltbarkeit  wegen  Wasserglas 

(Cementsilicat  ans  trieb).     Solche    Anstriche   erscheinen    schön   grau   und 

können  fleckenlos  hergestellt  werden,  auch  lassen  sich  auf  ihnen  farbige  Ornamente 

aus  Wasserglas  färben  anbringen  und  nach  dem  Austrocknen  des  Putzes  über 

pc  Oelfarbcn anstriche    auftragen,     (Vergl,    > Centralblatt    der  Bauverwaltung«, 

1885,  S.  360«)  Soli  ein  frischer  oder  noch  nasser  Cementputz  einen  Oel- 

l'arben anstrich  erhalten,  so  muss  man  die  Putzflächc  mit  Leinölsäure  oder 

gewöhnlicher  Harzkernseife^   die   in    schwacher   Lösurig   aufgetragen  und  mit 

Ilüiner  Alaunlösung  überstrichen  wird,  behandeln.  Eine  Grundirung  mit  Essig- 

^äure»  wie  sie  hier  und  da  beliebt  wird,  ist  nicht  zu  empfehlen,  weil  die  Putz- 

iche  dadurch  hygroskopisch  und  ein  Theil  des  Putzes  gelöst  wird.  Behandelt 

nan  die  Putztläche  mit  Magnesiafluat  oder  Fluocimeni  von  Kessler,  so  kann 

na«  frischen  Cementputz  sofort  mit  dauerhaftem  Oelfarbenanstrich  versehen, 

Es  empfiehlt  sich  jedoch,  einen  Oelfarbenanstrich  auf  einen 

Cementputz  erst  nach   1 — 2  Jahren  aufzubringen,  in  welcher  Zeit  die 

kohlensaure  der  Luft  den  im  Cemcnt  enthaltenen  Kalk  in  kohlensauren  Kalk 

ngewflndclt  hat. 

Besitzt    nämlich    der   Cement  noch  ungebundenen  Aetzkalk,    so  erfolgt 
Ver»c»fung  des  Oeles  der    Oelfarbe  und  bei  hinzutretender  Feuchtigkeit 


256 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


eine  Entfernung  der  Kalkseife  nebst  Farbe.  Vorhandene  Ausblühungen,  durch 
welche  das  Anhaften  der  Oelfarbe  verhindert  und  eine  2^ersetzang  der 
letzteren  herbeigeführt  wird,  sind  durch  Behandlung  der  Putzfläche  vor  dem 
Grundiren  mit  einer  schwachen  Säure  (z.  B.  mit  verdünnter  Schwefel-  oder 
Salzsäure,  und  zwar  1  Theil  Säure  auf  100  Theilen  Wasser)  zu  beseitigen 
oder  mit  einer  Eisenvitriol-  oder  kohlensauren  Ammoniaklösung  (2  Theile  an 
der  Luft  zerfallenes  Ammoniak  auf  100  Theile  Wasser),  wobei  die  Kohlensäure 
mit  dem  Aetzkalk  sich  zu  kohlensaurem  Kalk  verbindet.  Diese  Flüssigkeiten 
sind  mit  reinem  Wasser  sorgfältig  abzuspülen.  Nach  dem  Trocknen  der  Putz- 
fläche erfolgt  die  Grundirung  und  der  Anstrich  in  ders^ben  Weise,  wie 
beim  Kalkputz  beschrieben  worden  ist. 

Zur  Grundirung  wird  auch  Kalkolith  empfohlen  (siehe  »Civilingenieurc, 
1884,  S.  206). 

Statt  des  reinen  Cementputzes  wählt  man  zweckmässig  einen  Putz  mit 
Cement  und  einem  Zusatz  von  Kalkhydrat,  wenn  die  Wand  einen  Oelfarbcn- 
anstrich  erhalten  soll.  Längere  Einwirkung  der  Witterung  auf  die  Putzfläche 
befördert  das  Anhaften  des  Oelfarbenanstriches,  weil  die  Cementputzflächc 
poröser  wird. 


§  260.  Leimfarbenanstriche. 

Leimfarbenanstriche  leisten  einen  genügenden  Widerstand  gegen  Dämpfe 
und  massig  feuchte  Luft;  sie  sind  verhältnissmässig  billig  und  trocknen 
schnell.  Man  verwendet  sie  meistens  auf  Wänden  im  Inneren,  auf  Leinwand 
(zu  Zimmer-  und  Theaterdecorationen)  und  auf  Holzwerk.  Die  Farbstoffe 
(zumeist  Erd-  und  Lackfarben)  werden  fein  gemahlen  und  mit  Wasser  an- 
gerieben oder  in  Wasser  einen  Tag  lang  liegen  gelassen,  damit  sie  erweichen, 
und,  falls  zwei  oder  mehrere  Farbstoffe  zur  Erzielung  des  gewünschten 
Farbentones  vermischt  werden  müssen,  geknetet,  dann  getrocknet  und  mit 
Leinöl  oder  zunächst  mit  Wasser  und  dann  mit  Leim  angerührt.  Die  Menge 
des    Leimzusatzes    ist    abhängig    von    der    Güte    des    Leims,    von    der    Be- 


257 


Während  des  Anslreichens  ist  die  Leimfarbe  öfters  umzurühren;  sie  ist 
gleichmässig  aufzutragen  und  soll  auf  dem  angestrichenen  Gegenstand  so  fest 
haften,  dass  sie  beim  Reiben  mit  dem  Finger  nicht  abfärbt  Ein  zu  dick 
aufgetragener  Anstrich  blättert  ab. 

Zum  ersten  Anstrich  auf  Holz  verwendet  man  zweckmässig  eine 
Mischung  von  4  Theilen  Spanischweiss  mit  6  Theilen  reinem  Leim»    welche 

Ieine  Temperatur  von  etwa  4U^  C  besitzt.  Sämmtliche  Fugen  und  Risse 
Ircrden  mit  Kreide  und  Fimiss  verkittet,  Aeste  mit  einer  Mischung  von  ge- 
inahlenem  Bleiweiss  loder  Mennige)  und  Leim  oder  mit  Schellack  überzogen 
oder  vor  dem  Anstrich  mit  feuchtem  Kalk  bestrichen,  nach  dem  Trocknen 
desselben  mit  einem  glühenden  Eisenstab  überfahren,  damit  das  Harz  aus- 
schmilzt und  vom  Kalk  aufgesogen  wird,  und  endlich  mit  Bimsstein  ab- 
'  geschliffen.  Eiserne  Beschläge,  Schrauben-  und  Nagelköpfe  u.  s.  w.  sind  von 
^_Ilo5t  und  Staub  sorgfältig  zu  reinigen  und  mit  Lackfimiss  zu  grundiren.  Zu 
^fcergoldende  Gegenstände  erhalten  einen  Anstrich  mit  einer  Mischung  von 
^Kreide  und  Leim, 

Wählt  man  zum  Anstrich  Ultramarinfarben,  so  rührt  man  dieselben 
nicht  mit  Leimwasser  an,  sondern  giebt  ihnen  einen  Zusatz  von  Mehlkleister 
Klebestoff. 

Wenn  Stein  wände  einen  Leirafarbenanstrich  erhalten  sollen,  so  empfiehlt 
"«s  sich,  dieselben  vorher  mit  Kalkmilch  oder  Alaunwasser,  dem  etwas  Leim 

(zugesetzt  wnrd,  zu  tünchen  und  dann  mit  Seifenwasser  zu  tränken,  Auch 
fechmierseife  wird  als  Grundirungsmasse  benutzt  und  dann  mit  kochendem 
p\^asser  gelöst,  sowie  mit  Wasser  so  verdünnt,  dass  etwa  das  Verhältniss  1 : 9 
entsteht.  Die  Wände  müssen  ausgetrocknet  sein,  weil  auf  feuchten  Wänden 
«in  Leimfarben  anstrich  nicht  lange  hält. 

Wenn    man    einen  Gegenstand    lackiren    will,    so    grundirt    man    ihn 

mehrmals,    bestreicht    ihn  wiederholt   mit    einer   weissen  Farbe,    schleift    ihn 

hierauf  mit  Bimsstein  ab,  giebt  ihm  einen  zweifarbigen,  sehr  feinen  und  mit 

weichem  Pinsel  aufzutragenden  Anstrich,    bestreicht  ihn  nach  dem  Trocknen 

^»des  letzteren  zweimal  mit  stark  v^erdünntem,  kaltem  Knochenleim  und  über- 

^^iebt  ihn   endlich,  wenn  der  Leim  vollständig  getrocknet  ist,  zwei-  bis  dreimal 

■    mit  einem  guten  Wcingeist-Lackfimiss. 

^^  Wasserdicht  wird  ein  Leimfarbenanstrich,    wenn  man    ihn  mit  einer 

^Äfischung    von    1    Gewichtstheil    pulverLsirter    Galläpfel     mit     12    Gewichts- 

^^heilen  Wasser,    die    bis  auf  */,  ihres  Volumens    eingekocht    und   durch  ein 

Tuch    filtrirt  worden   ist,    so    überstreicht,    dass    er   dadurch    erweicht  wird, 

denn    auf  eine  harte  Leimdecke   ist    die  Einwirkuug   dieses  Gerbstoffes  eine 

sehr  geringe*) 

In  den  meisten  Fällen  lassen  sich  Schmutzflecke  mit  weichem  Brot 
^^llein  entfernen ;  die  Reinigung  von  Staub  hat  mit  einem  möglichst  weichen 
^fclaarbesen  oder  Federw^edel  zu  geschehen,  denn  Tuch  ist  zu  diesem  Zwecke 
^^zu.   hart  und  greift  den  Anstrich  an. 

*)  Siehe  Molhcs,   a.  a    O,,   Bd.  I.    S.  122 — 129;   daselbst  findet  man  auch  eine 

^Oiae  Anzahl  von  bewahrten  Keceplen  zu  Anstricheo  auf  Holz,  Metall,  Mauern,  Ziegel- 

~|fu»b5den  u.  s.  w.  Auch  in  der  ersten  Beigabe  «uro   »Kalender  der  Baugewcrks- 

Leitung«   (Berlin!    werden    allj^ihrÜch    cmpfchlenswcrthe    Rccepte    tür   Anstriche    ^er- 

(^cntlichL 


Jfc»ttgi 


i  a«r  B«titto8Uhr%  Band  l|»  > 


258 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Zu  den  Leimfarben  gehören  auch  die  sogenannten  Temperafarben, 
welche  mit  Leimwasser  angerieben,  dann  aber  mit  Eiweiss,  Ziegenmilch, 
Honig,  Wachs  u.  s.  w.  vermischt  und  hauptsächlich  zu  Wandmalereien  und 
zur  Herstellung  von  Theater-Decorationsstücken  verwendet  werden. 


§  26L  Wasserfarbenanstriche. 

Chinesische  Tusche  und  Erdfarben,  die  eine  grosse  Deckkraft  besitzen 
und  sich,  wenn  sie  in  W^asser  angerieben  werden,  mit  diesem  nicht  chemisch 
verbinden,  sondern  sich  in  ihm  nur  fein  vertheilen,  können  zu  Anstrichen 
auf  solchen  Gegenständen  benutzt  werden,  die  sich  in  geschlossenen  Räumen 
befinden  und  keiner  Reibung  ausgesetzt  sind,  also  hauptsächlich  zu  Zimmer- 
und  Theatermalereien. 

Die  Poren  und  Fugen  der  Gegenstände,  welche  einen  solchen  Anstrich 
erhalten  sollen,  werden  durch  Tränken  mit  heissem  Leimwasser,  Gummi 
arabicum  u.  s.  w.  geschlossen.  Sofern  diese  Grundirung  (z.  B.  auf  Holz)  nicht 
recht  haften  bleiben  will,  reibt  man  den  anzustreichenden  Gegenstand  vorher 
sorgfältig  mit  Knoblauch  ab.  Auf  Körper,  die  sich  bei  grosser  Hitze  krumm 
ziehen  können,  darf  der  Leim  nicht  in  kochend  heissem  Zustande  aufgetragen 
werden. 

Auf  die  Grundirung  folgt  gewöhnlich  ein  weisser  Anstrich,  weil  sich 
auf  diesem  die  Wasserfarben  am  besten  abheben.  Zu  diesem  Anstrich  ver- 
wendet man  auf  Holz  meistens  eine  Mischung  von  Bleiweiss  oder  geschlämmter 
Kreide  und  Leimwasser.  Ein  solcher  Anstrich  springt  auf  Pappe  leicht  ab 
und  wird  rissig;  es  empfiehlt  sich  daher,  Pappgegenstände  ohne  Anstrich  zu 
lassen,  dagegen  mit  starkem  weissem  Papier  zu  überziehen  und  auf  dieses 
den  Wasserfarbenanstrich  aufzutragen. 

In  den  meisten  Fällen  genügen  zwei  Anstriche.  Nach  dem  Trocknen 
des  ersten  wird  der  angestrichene  Gegenstand  mit  Schachtelhalm  u.  s.  w.  zur 
Beseitigung  aller  Unebenheiten  abgerieben.  Sind  mehr  als  zwei  Anstriche 
erforderlich,  so  schleift  man  jeden  einzelnen  vor  Aufbringung  des  nächsten 
ab.  Den  obersten  Anstrich  trägt  man  zweckmässig  moEÜcbst  dünn  unL 


Zweites  Cftpftel,  Harze.  Tliecre,  FuTbeii,  Flra!s5P  und  tjicte» 


950 


endlich    durch   einen  kleinen  Zusatz  von  Ochsengalle  oder  Waschseife  gegen 
das  Ausfliessen  auf  Pausleinwand  geschlitzt. 

Als  Farben  benutzt  man  ausser  der  chinesischen  Tusche  hauptsächlich 

Carminlack,    gelben    Ocker,    Gummigutt,    Ultramarin,    Preussisch- 

Blau,  Sepia,    gebrannte  Sienna,  Grün  und  Zinnober.  Man  erhält  durch 

Üschungen    von    Roth    und    Blau    Violett,    von   Roth    und  Gelb    Orange, 

^on  Blau    und  Gelb  Grün,    von  Carminlack  und  sehr  wenig  Preussisch-Blau 

^urpur,  von  Zinnober  und  Carminlack  Scharlach,  von  Carmin,  Preussisch- 

ilau  und  Schwarz  Neutraltinte,  von  gebrannter  Sienna  und  Schwarz  Umbra, 

Kon  Preussisch-Blau  und  Schwarz  Indigo,  von  Preussisch-Blau,  gelbem  Ocker 

lil  gebrannter  Sienna  (Sepia  oder  Carminlack)  Naturgrün  u.  s.  w. 

Tuschzeichnungen  lassen  sich  durch  einen  Ueberzug  mit  Collodium, 
dem  vorher  2%  Stearin  zugesetzt  worden  sind,  conserviren. 


§262,  Kalk>  Kasein-  und  Blutfarbenanstriche. 


^V  Den    billigsten    und   gebräuchlichsten  Anstrich    für  Häuser    erhält  man 

mit  gut  gelöschtem  Kalk  (gewöhnlich  Weisskalk),  welcher  mit  4 — ömal  so 
viel  Wasser  verdünnt»  mit  in  kochendem  Wasser  aufgelöstem  Alaun  (l  kg 
Alaun  auf  etwa  15  /  Kalkmilch  oder  mit  Schmierseife)  versetzt  und  mit  oder 
ohne  Zusatz  von  Kalkfarben    sehr   dünn    auf   das  verputzte  Mauerwerk    auf- 

I getragen  wird,  sobald  dasselbe  vollständig  ausgetrocknet  ist,  weil  anderenfalls 
der  Anstrich  fleckig  wird.  Der  Alaunzusatz  gewährt  einen  guten  Schutz  gegen 
IJngeziefer  (z,  B.  gegen  Wanzen)*  Als  Farbstoffe  verwendet  man  hellen  Ocker, 
reschlämmte  Umbra,  Frankfurter  Schwarz,  Englischroth,  Chrom  oxydgrün  (Per- 
gamenigrün)  oder  Victoriagrün  (Chromoxydgrün  mit  Zinkgelb)  u.  s.  w.;  nicht 
brauchbar  sind  Chrombleifarben  und  Bleiwciss,  letzteres  seiner  Giftigkeit 
regen.  In  der  Regel  erfolgt  der  erste  Anstrich  nur  mit  Kalkmilch,  welche 
Jie  Poren  verstopft  und  die  Fläche  glättet.  Auf  diese  Grundirung  folgen 
neist  zwei  Anstriche  mit  Kalkmilch,  welcher  Farben  im  Verhältniss  von  1  :  1 
[)is  2:1  zugesetzt  werden ;  nur  bei  sehr  scharfem  und  rauhem  Putz  sind 
Irei  Anstriche  erforderlich;  die  Farben  werden  in  weiches  Wasser  ein- 
geweicht und  dann  der  Kalkmilch  beigemengt.  Die  Anstriche  sind  mit  dünn- 
äüssiger  Farbe  aufzutragen,  weil  ein  dicker  Ueberzug  abblättert. 

Im  Allgemeinen  sind  Kaikfarbenanstriche  wenig  dauerhaft  und  färben 
Jcicht  ab.  Um  ihre  Haltbarkeit  zu  erhöhen  und  den  Anstrich  wetterbeständiger 
EU  machen,  empfiehlt  es  sich,  der  Kalkmilch  Leinöl  oder  Leinölfimiss  (etwa 
>^/^,),  Kochsalz,  Seifenlauge,  Heringslake  u,  s.  w,  zuzusetzen  oder  zum  Löschen 
Jes  Kalkes  reine  Milch  statt  Wasser  zu  benutzen.  Im  letzteren  Falle  werden 
iic  beizufügenden  Farbstoffe  zuerst  mit  Milch  angerührt,  beziehungsweise 
ibgerieben  (Milchfarben)  und  dann  dem  Kalk  beigemischt  An  Stelle  der 
Milch  kann  man  auch  gut  abgeriebene  Buttermilch  verwenden.  Sind  die 
r^'arben  zu  verdünnen,  so  setzt  man  ihnen  nicht  W^asser,  sondern  Milch  hinzu. 
uine  Beimengung  von  Kochsalz  (auf  etwa  3  Theile  gebrannten  Kalk,  l  *rheil 
^Salz)  liefert  einen  cementharten,  wetterfesten  und  abwaschbaren  Anstrich. 

Gut  und  dauerhaft,  sowie  abwaschbar   sind  auch  Anstriche  mit  Käse- 
farben (Ka sefn färbe UK  Kaseinanstrichc  haften  gut,    sind  im  Wasser  unlös- 
ykb|  verleihen    dem  Holzwerk  und  der  Leinwand  einigen  Schutz  gegen  Ent- 
oung  und  eignen  sich  fiir  Innen-  tind  Aussenwändc  von  Gebäuden,   <\ix 


260 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Holz  u.  s.  w.  Man  bereitet  diese  Farben  aus  1  Theil  gut  gelöschtem  und 
einige  Zeit  abgelagertem  Kalkbrei,  etwa  5  Theilen  weissem  Käse  (Quark)  und 
reinen  Metalloxyden  oder  Erdfarben.  Organische  Farben,  sowie  die  fast  alle  auf 
Salzbildung  beruhenden  anorganischen  Farben  sind  nicht  brauchbar,  weil  sie 
zersetzt  werden.  (Siehe  »Baukimde  des  Architektenc,  Bd.  I,  Theil  11,  S.  läO.) 
Vor  dem  Auftragen  des  Anstriches  sind  die  geputzten  Flächen  gut  anzunässen. 
Um  eine  frischere  Wirkung  zu  erzielen,  mengt  man  beim  Verreiben  den 
Kaseinfarben  Leinöl,  Harze  u.  s.  w.  bei.  Soll  Papier  mit  Kaseinfarben  bemalt 
werden,  so  ist  dasselbe  mit  Leinöl  oder  Gummi  zu  grundiren.  Leinwand  wird 
mit  einer  Lösung  von  Kautschuck  in  Terpentinöl  vor  dem  Anstrich  über- 
zogen. Die  Verdünnung  der  Kaseinfarben  geschieht  meistens  nur  mit 
Wasser. 

Empfehlenswerth  sind  auch  Anstriche  mit  Blutfarben,  weil  dieselben 
ziemliche  Dauerhaftigkeit  besitzen  und  billig  sind.  Man  lässt  Rinderblut  in 
flachen  Gefässen  2 — 3  Tage  lang  stehen,  bis  es  sich  zersetzt  hat  und  sich 
auf  demselben  helles  Blutwasser  (Serum)  abgesondert  hat.  Letzteres  schöpft 
man  ab,  vermischt  es  mit  gebranntem,  pulverisirtem  und  feingesiebtem  Kalk- 
mehl imd  etwas  Alaun,  so  dass  das  Gemenge  einen  zähen  Schleim  darstellt, 
und  trägt  diese  Masse  ohne  Wasserzusatz  auf  den  Wandputz  zweimal  auf. 
Bei  hölzernen  Decken  in  mit  Dampf  erfüllten  Räumen  ist  ein  dreimaliger 
Anstrich  erforderlich.  Getrocknet  stellen  diese  Anstriche  eine  feste,  hom- 
artige,  in  Wasser,  verdünnten  Säuren  und  Alkalien  unlösliche  Masse  dar. 

Soll  Lehmputz  einen  Anstrich  erhalten,  so  schlämmt  man  ihn  zunächst 
mit  Milch  oder  Wasser  unter  Zusatz  von  Alaun  oder  Schmierseife,  bestreicht 
ihn  dann  mit  einer  Mischung  von  Cement  und  Lehm  in  Wasser,  hierauf 
mit  reinem  Portlandcement,  der  sehr  dünn  mit  Wasser  angemacht  sein  muss, 
und  schliessHch  mit  einer  Milchfarbe. 

Einen  alten  Kalkfarbenanstrich  beseitigt  man  durch  Abwaschen  mit 
Schwamm  und  reinem  Wasser  oder  Seifenlauge,  oder  man  entfernt  ihn  mittelst 
einer  Alaunlösung,  die  nach  dem  Trocknen  mit  Sandpapier  wieder  abge- 
rieben wird. 

Ijcstiiubte  Kalklarbenanstnchc    können    ntir 


Sv«ft«ft  CnpiteL  Jl»t%t,  TÄeefe»  Farben,  Fimlfte  und 

Eme  Wachsleimfarbe  bereitet  man  aus  Farbstoff,  Wachs  njid  ge- 
kochtem Leim,  oder  man  erhält  sie  durch  einen  Zusatz  von  in  Terpentinöl 
aufgelöstem  Wachs  zu  einer  gewöhnlichen  Leimfarbe. 

Die  Wachsfarben  dunkeln  nicht  nach,  werden  aber  in  der  Kälte  spröde. 
Um  einen  matten  Glanz  zu  erzeugen,  reibt  man  sie  nach  dem  Trocknen  mit 

Icinem  wollenen  Lappen  ab. 

r  Zu  erw^ähnen    ist   noch    die    sogenannte   Enkaustik    (Einbrennektinst), 

die    schon    im  Alterthum    bekannt    war   und    in    neuerer    Zeit    in  München 

1^ wieder  in  verschiedenen  Methoden  zur  Anwendung  gekommen  ist.  Nach  dem 
k^on  Fernbach  erfundenen  Verfahren  'wird  eine  Mischung  von  Terpentinöl, 
Wachs,  Bernstein  und  Kautschuck  durch  eine  gelinde  Wärme  auf  die  Malerei 

^aufgeschmolzen,  wodurch  letztere  eine  besondere  Schönheit  und  Dauerhaftig- 
keit erhält. 


g  264.  Sonstige  Anstriche. 


^P  1.    Wasserglasanstriche,    siehe    §  250;     Stereochromie,    eben- 

^^daselbst, 

2.  Stereochfome    Bemalung    des    Cementes    nach    dem    Ver- 
fahren von  Dr.  Koch  und  Dr.  Adamy  in  Darmstadt,  stehe  §  226» 
^_  3.  Theeranstriche,  siehe  §  252. 

^B  4.  Schwedischer  Anstrich  zum  Schutze  von  Holzwerk.  Er  wird 

^Hus  Heringslake,  RoggenmehUKleister,  Schlämmkreide  und  etwas  Ocker  her- 
^^estellt. 

'  5.  Russischer    Anstrich,    ebenfalls    zur    Erhaltimg    von    Holzwerk 

^^  dienend.  Man  löst  Y^  kg  Eisenvitriol  in  12  /  Wasser  auf  und  setzt  dieser 
^■Flüssigkeit  zunächst  ^/^  kg  Kolophonium,  sowie  l^/i  ^^  caput  mortuum  hinzu 
^■und  hierauf  eine  Mischung  von  1  kg  Roggenmehl  und  0'4  /  Wasser.  (Siehe 
>Baukunde  des  Architekten«,  Bd.  I,  Theil  II,  1896,  S.  L^3.) 

6.  Anstrich    für  Stein  und  Holz. 
Zinkoxyd    (Zrnkweiss)    wnrd   mit    Leimwasser  verdünnt   und  mit  dieser 

lüssigkeit  der  Gegenstand  bestrichen.  Nach  etwa  2  Stunden  wird  über  diesen 

Lnstrich    ein    zweiter    aufgetragen    mit    einer   Mischung    von   Chlorzink   und 

simwasser,   wobei    sich    dass    Zinkoxyd    mit    dem   Chlorzink    zu    einer   sehr 

glatten    und  sehr  harten  Masse  verbindet.   Will  man  einen  farbigen  Anstrich 

erhalten,    so  mengt  man  dem  Leimwasser  die  gewünschte  Farbe  bei.    Dieser 

Anstrich    trocknet    schnell,    ist    dauerhaft   und  um  die  Hälfte  billiger  als  ein 

lelfarbenanstrich,  (Siehe    »Deutsches  Baugewerksblalt«,   1885,  S.  13.) 

7.  Wetterfester  Wasserfarbenanstrich  von  E.  Puscher  für 
'cment-  und  Kalkputz. 

Man  löst  1  Theil  Eisenvitriol  in  3  Theilen  Wasser  auf  und  bestreicht 
lit  dieser  Lösung  den  Putz  mehrere  Male,  bis  derselbe  mit  der  Eisen- 
rerbindung  gesättigt  ist  und  keine  dunkle,  grüne  Färbung  mehr  zeigt.  Nach 
icm  Trocknen  stellt  dieser  Anstrich  dann  eine  ockerfarbige,  mit  W^asser 
licht  mehr  abwaschbare  Schicht  dar,  auf  welche  die  Farben  aufgetragen 
werden  k*)nnen.  Ueberstreicht  man  diese  Schicht  zweimal  mit  oprocentigem 
Jeifenwasser,  so  erhält  man  eine  wasserdichte  Oberfläche.  Dieselbe  lässt  sich 
lurch  Bürsten  oder  Reiben  mit  einem  Tuche  glänzend  machen.  (Siehe 
iThonindustrie-Zeitung-r,  1882,  S.  240.) 


262 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoflfe. 


8.  Amphibolin  von  Ad.  Hamann  in  Ernsthofen  (Odenwald). 
Das  mit  dem  Asbest  chemisch  identische  Amphibolin  (Hornblende)  liefert 
eine  waschechte  Wasserfarbe  für  Wandflächen,  abgebundenen  Cementputz, 
Eisen,  Zink,  Glas,  Papier,  Holz  u.  s.  w.  und  bildet  eine  Mittelstufe  zwischen 
Leim-  und  Oelfarbe.  Es  wird  aus  einem  nur  im  Odenwald  vor- 
kommenden Mineral  hergestellt  und  in  Pulverform  in  den  Handel  ge- 
bracht. Dieses  Pulver  wird  zum  Gebrauche  in  ein  reines  Gefass  geschüttet 
und  dann  mit  Wasser,  das  in  ganz  geringen  Mengen  nach  und  nach  zu- 
gesetzt wird,  vermengt  und  mit  demselben  sorgfältig  verrührt,  bis  die  Masse 
ein  vollständig  gleichmässiges  Aussehen  zeigt  und  frei  von  Klumpen  ist 
Durch  weiteren  Wasserzusatz  wird  die  Masse  nur  so  weit  verdünnt,  dass  man 
sie  leicht  streichen  kann,  dass  aber  auch  ein  gut  deckender  Anstrich  erzielt 
wird.  Der  Anstrich  mit  dieser  giftfreien  und  geruchlosen  Masse  trocknet 
sehr  schnell  und  haftet  so  fest,  dass  gewöhnHche  Venmreinigxingen  einfach 
mit  kaltem  Wasser  und  nassen  Tüchern  beseitigt  werden  können.  Amphibolin- 
anstriche  zeigen  die  Sandsteinfarbe;  andere  Färbungen  lassen  sich  durch 
Zusatz  von  5%  Erdfarbe  (auch  Ultramarin),  jedoch  nur  in  hellen  Tönen  er- 
zielen. Man  verwendet  den  Amphibolinanstrich  als  Untergrund  für  Oelmalerei, 
als  ersten  Anstrich  für  Fa^aden  auf  Cementputz,  sofern  die  Wände  nicht 
auf  der  Wetterseite  liegen,  und  hauptsächlich  zu  Innenwänden  und  Decken. 
Alte  Leim-  und  Kalkanstriche,  auch  Oelfarbenanstriche  sind  (am  besten  mit 
Seifenwasser)  zu  entfernen,  um  ein  Abblättern  des  aufgetragenen  Amphibolin- 
anstriches  zu  verhüten.  Horizontale  Flächen,  Fensterbänke,  Balkons  und  am 
Dache  vorspringender  Putz  sind  nach  dem  Amphibolinanstrich  einmal  mit 
Oelfarbe  zu  überstreichen.  Der  Amphibolinanstrich  ist  billiger  wie  ein  Gel- 
färben-,  jedoch  etwas  theurer  wie  ein  Leimfarbenanstrich.  — 

Derselbe  Fabrikant  liefert  auch  eine  Amphibolin-Rostschutz färbe, 
die  auf  rostigem  oder  nicht  rostigem  Eisen  verwendbar  ist.  Das  Pulver  wird 
in  gleichen  Gewichtstheilen  mit  Leinölfimiss  angerührt  und  nöthigenfalls  mit 
57o  Terpentin  und  2 — 3^0  Siccatif  versetzt.  Ein  doppelter  Anstrich  schüut 
selbst  rostiges  Eisen,  dessen  fest  anhaftender  Rost  vor  dem  Anstrich  nicht 
beseitigt   zu  werdeo  braucht,    gegen    das  Durchdringen  und  eine  Neubildung 


jclitfert  und  dürfen  weder  einen  (JeUusatz  noch  eine  Beimengung  eines 
mderen  Stoffes  erhalten.  Man  rührt  sie  zu  einem  dicken  Brei  an»  stjeicht 
denselben  mit  einem  kurzhaarigen  Pinsel  auf  den  Gegenstand   und  reibt  ihn 

'gehörig  ein.  Nach  etwa  24  Stunden,  nachdem  der  erste  Anstrich  getrocknet 
ist,  erfolgt  der  zweite.  Eine  vollkommene  Feuersicherheit  soll  man  durch 
einen  dreimaligen  Anstrich  (Grundirung  mit  billiger  Asbestfarbe  und  zwei 
^•eitere  Anstriche  mit  besonders  hergestellter  feuerfester  Asbestfarbe)  erzielen. 
Auf  alte  Oel färbe  lässt  sich  ein  Asbestfarbenanstrich  nur  schwierig  auf- 
bringen.  Am  besten  soll  sich  für  solche  Anstriche  trockenes,  ungehobeltes 
Bauholz,    wie    es   von   der  Säge  kommt,  eignen.     Gute  Asbestfarbenanstriche 

'werden  selbst  bei  langandauemder  stärkerer  Erhitzung  nicht  blasig.  — 

IEine  feuerfeste  Asbestfarbe  bereitet  Julius  Käthe  inDeutz  folgender- 
■nassen:  Der  bei  der  Asbestfabrikation  sich  ergebende,  ganz  reine  und  höchst 
Beine  Asbeststaub  \v4rd  in  einem  eisernen  Behälter  geglüht,  um  alle  in  ihm 
Enthaltenen  brennbaren  Stoffe  zu  vernichten,  dann  werden  30  Theile  der 
Ijeglühten  Masse  mit  20  Theilen  feinstgepulvertem  feuerfesten  Thon  ver- 
mischt, dem  Gemenge  10  Theile  Borax,  in  30  Theilen  heissem  Wasser  auf- 
gelöst, und  10  Theile  Wasserglas  hinzugesetzt;  hierauf  wird  die  ganze 
Mischung  erwärmt  und  schliesslich  sehr  fein  gemahlen.  Um  sie  zu  färben, 
vermengt  man  sie  mit  Anilin*  oder  Erdfarben.  Der  lösliche  Borax  dringt 
fester  und  tiefer  in  das  Holz  ein  als  Wasserglas,  er  verzögert  das  Trocknen 
und  bewirkt  dadurch  einen  festeren  und  feuerbeständigeren  Ueberzug  auf 
dem  Holze.  (D.  R,P,  Nr,  20937.) 
^  10.  Testalin  von  Hartmann  und  Hauers  in  Hannover  (D.  R.  P. 

m^T.  78607). 
^m  Das  Testalin  besteht  aus  2  wasserklaren  Flüssigkeiten,  nämlich: 

Nr.    1    aus    einer   alkoholischen   Lösung    einer    ganz   besonderen    ( Jel- 
säurekaliseife  und 

Nr.  2  aus  einer  essigsauren  Lösung  von  essigsaurer  Thonerde, 

Diese  beiden  Lösungen  werden  auf  den  ohne  Anwendung  von  Säuren 

gereinigten  Gegenstand  (Stein  oder  Cement)    nacheinander    aufgetragen,    und 

[zwar  mittelst  eines  Pinsels  in  wagrechter  und  senkrechter  Richtung,  so  dass 

eine  recht  satte  Tränkung  erfolgt,  Ist  die  aufgebrachte  Lösung  Nr,  1   (blaue 

itiquette)   eingezogen,    so  dass  die  Struktur  des  Stoffes  wieder  ganz  hervor- 

ritl  (je  nach  Witterung  und  Gefüge  nach  2 — 3  Stunden'),  so  wird  die  Losung 

Nr.  2  irothe  Etiquette)  in  gleicher  Weise  aufgestrichen.  Durch  Wechselwirkung 

ier  Bestandtheile  scheidet  sich  feste  Ölsäure  Thonerde  (unlösliche  Thon- 

Erdeseifci  aus,    welche  sich,    soweit    die  Flüssigkeiten   in  die  Steine   u.  s.  w, 

ron  deren  Oberfläche    eingedrungen  sind,    als   feinvertheilter  Niederschlag  in 

ien  Poren  absetzt    und   auf   diese  Weise    eine    oberflächliche  Erhöhung    der 

Hcbtigkeit   der   Steine  bewirkt.    Diese  Thonerdeseife  besitzt  eine  sehr  hohe 

rajsserabwcisende  Kraft  und  verhindert  das  Eindringen  von  Nässe  in  den  Stein- 

t>a  die  Poren  nicht  vollstäudii;;  geschlossen  werden,  ein  glasurartiger  Ueber- 

*    nicht   entsteht,    so    wird    die  Luftdurchlässii(keit    der    Mauer    nicht 

ben.     Durch    die  Behandlung    mit  Testalin   wird,    wie    die  königliche 

'rülungsstation    für  Üaumalertalien    zu   Charlotten  bürg    festgestellt    hat,    die 

)ruckfesiigkeit    von  Sandsteinen   wesentlich    erhöht    und    die    Abnutzbarkeit 

bedeutend    vermindert     Mit   Testalin    getränkte    Steine    nahmen,    in    Wasser 

j;«legt,  nach  10—15  Minuten  nur  ü-16 — O'TS^o  Nasser  auf.  Durch  TestÄhn 


264 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


wird  die  Farbe  der  Backsteine  gar  nicht,  die  der  Sandsteine  kaum  merklich 
geändert.  Die  Anstriche  sind  abwaschbar,  verhindern  bei  Cementarbeiten 
das  Entstehen  von  Trockenrissen  und  schützen  die  Wände  auch  gegen  das 
Eindringen  von  Staub  und  Russ,  sowie  gegen  das  Ansetzen  von  Flechten  und 
Moosen;  sie  bilden  daher  ein  vortreffliches  Schutzmittel 

11.  Wetterfester  Anstrich  (Mineralmalerei)  von  Keim  &  Comp, 
in  München. 

Die  Wand  erhält  einen  Spritzbewurf  mit  einem  Mörtel  aus  4  Theilen 
reinem,  gewaschenem,  trockenem  Sand  und  1.  Theil  Kalkbrei,  sowie  vor 
dem  Antrocknen  desselben  einen  zweiten  Bewurf,  um  alle  Unebenheiten 
des  ersten  zu  beseitigen.  Auf  diesen  Untergrund  wird  ein  Gemenge  aus 
8  Theilen  Keim'scher  Mahlgrundmasse  (nur  reiner  Sand)  und  1  Theil 
Kalkbrei  etwa  2  mm  dick  aufgetragen  und  glatt  gerieben.  Nach  dem  An- 
trocknen dieser  Masse  wird  die  Fläche  mit  einer  Mischung  von  1  Theil  Kiesel- 
fluorwasserstofifsäure  und  3  Theilen  Wasser  zweimal  getränkt,  um  die  Poren 
des  kohlensauren  Kalkes  zu  öffnen.  Nach  24  Stunden  erhält  der  Untergrund 
einen  dreimaligen  Anstrich  mit  einer  Wasserglaslösung  (1  Theil  Kaliwasserglas 
und  2  Theile  Wasser).  Auf  diesen  steinhart  gewordenen  Mahlgrund  werden 
nach  gehörigem  Annässen  desselben  die  mit  destillirtem  Wasser  angeriebenen, 
von  Keim  besonders  hergestellten,  nur  aus  mineralischen  Bestandtheilen  be- 
stehenden, von  öligen  oder  harzigen  Bindemitteln  und  überhaupt  von  orga- 
nischen Stoffen  freien  Farben  lasurartig  aufgestrichen.  Nach  dem  Antrocknen 
des  Anstriches  wird  das  Bild  drei-  bis  viermal  in  Zwischenräumen  von  je 
12 — 24  Stunden  mit  dem  Keim'schen  Fixirmittel  behandelt,  bis  diese  Flüssig- 
keit nicht  mehr  aufgesaugt  wird.  Die  nicht  eingesogene  Flüssigkeit  ist  schnell 
mit  Löschpapier  wieder  zu  beseitigen. 

Dieser  Anstrich  zeichnet  sich  durch  grosse  Deckkraft,  Fleckenlosigkeit, 
Abwaschbarkeit  und  Porosität  aus,  welche  die  natürliche  Lüftung  durch  die 
Mauern  gestattet,  femer  durch  einen  schönen  matten  Ton  und  durch  grosse 
Haltbarkeit.  Unter  der  Einwirkung  von  Feuchtigkeit  wird  dieser  Anstrich 
allmälig    härter.    (Näheres    siehe    A.    Keim,     »Die    Mineralmalerei c,    Wic% 


Farbeiit  Firnisse  iinq 


§  2C5»  Bronziren,  Vergolden  u,  s.  w- 


Zum  Bedrucken  von  Tapeten  u.  s,  w,»  sowie  zum  Anstrich  von  Hob-, 

'Gyps-  and  Metallgegenständen,  auch  von  Steinen,  finden  Bronzefarben  vielfach 

Verwendung,    Sie  stellen   fein  pulverisirte  Metalllegierungen    dar  und  werden 

aus  Abfällen  der  Metallschlägerei,  aus  der  sogenannten  Schawine  hergestellt 

^Meistens   bestehen    die  Bronzefarben    aus    einer  Legierung    von    Kupfer    mit 

iink  und  nur,  wenn  sie  hochroth  sind,  aus  reinem  Kupfer.  Eine  hellgelbe 

^Bronaefarbe  enthält  83  Theile  Kupfer  und  17   Thcile  Zink,  eine  orange- 

rothe  83  Theile  Kupfer  und    1    TheÜ    Zink;    echtes   Malergold    (echtes 

Musivgold,  edle  Goldbronze)  wird  aus  den  Abfällen  des  echten    Blattgoldes, 

echtes  Malersilber  (Musivsilber,  echte  Silberbronze)  aus  den  Abfällen  des 

echten  Blattsilbers»   unechtes   Malergold    (Musivgold)    aus    einem    innigen 

Gemenge  von  8  Theilen    feinster   Zinn  feile,  7  Theilen  Schwefel  und  5  Theilen 

Salmiak  durch  Glühen  in  eisernen    Retorten   bis   zur   schwachen    Rothgluth, 

inechtes  Malersilber   (Musivsiiber)    aus    einer  Legierung   von    Zinn    und 

Vismuth    zu   gleichen    Theilen    gewonnen,    die    des    leichteren    Pulverisirens 

regen    mit    Quecksilber    amalgamirt    wird.    Die    schwarze   Bronze    (Eisen- 

tchwarz>  besteht  aus  feinem  Antimonpulver, 

Diese  Metalüegierungen  werden  unter  Zusatz  von  Wasser,  Honig,  Gummi 
irabicum  u.  s.  w.  auf  das  Feinste  zerrieben,  mit  etwas  Oel,  Talg,  Paraffin 
E»der  Wachs  erhitzt  und  durch  Sieben  oder  Schlämmen  nach  ihrer  Feinheit 
>rtirt.  Beim  Erhitzen  bilden  sich  Anlauffarben  (violette,  kupferrothe,  orange, 
goldgelbe,  grüne),  so  dass  man  Bronzefarben  in  allen  mögßchen  Farben  und 
iJuancen    erhalten    kann- 

Die  Bronzefarben  kommen  als  Pulver  in  den  Handel    oder   werden  in 
verkorkten  Probirgiäschen  oder  mit    dem   nöthigen    Bindemittel    verseben    in 
Porzellanschalen  oder  in  Tuben    verkauft.    Häutig    werden    diese   Pulver   mit 
Anilinfarben  gefärbt.  Bronzen  von  gröberem  Korn  werden  Brocate  genannt 
Der  zu  bronzirende  Gegenstand    wird    zunächst    dreimal    mit    Oelfarbe 
bestrichen,  dann  wird,  bevor  der  letzte  Anstrich  getrocknet  ist,  das  Bronze- 
pulver mittelst  Ledcrlappens    oder   trockenen    Pinsels    aufgedrückt,    so    dass 
PS  beim  Firhärten  der    Oelfarbe    festklebt,    Oder   es    wird    das    Bronzepulver 
ait  einer  Schellacklösung  oder  mit  Sicca tiv  vermengt  und    diese   Flüssigkeit 
vie  jede  andere  Farbe  mittelst  Pinsels  aufgetragen.  Bei  dem  ersten  Verfahren 
prhält  man  eine  schönere,  bei  dem  zweiten  eine  haltbarere    Bronzirung,    Bei 
>  tuckornamenten  ist  eine  Grundirimg  mit  Schellacklösung  und  nachdem 

I Trocknen    derselben    ein    Anstrich    mit  einem    stark    klebrigen,    aber    leicht 
trocknenden    Stoff  (sogenanntes    Anlegeöl)    auszuführen,    auf   welchen    das 
teronzepulvcr  aufgestreut  wird. 
[  Befinden  sich  die  bronzirten  Gegenstände  im  Freien,  so  müssen  sie  zum 

Schutze  gegen  Oxydation  der  Bronze  mit  einem  Copallackanstrich  versehen 
werden,  der  jedoch  den  Metallglanz  abschwächt  Werden  die  Bronzepulver 
lit  einem  (möglichst  farblosen)  Bindemittel  angerührt,  so  muss  man  auf  die 
ich! ige  Menge  desselben  wohl  achtet j,  weil  zu  wenig  Bindemittel  eine  zu 
fcringe  Haltbarkeit  hervorruft  und  zu  viel  Bindemittel  den  Metallglanz  vcr- 
lindert  und  die  Wirkung  trübt 

Als    Ersatzstoffe     der    Bronzefarben    dienen:    Safraobronze    und 
Fni^entabrOQze    (beide    aus    dem    Wolfram    hergestellt)^    Anilinfarbe^ 


266 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Murexid,   Hämatoxylinderivate,  Chromchlorid   u.    s.    w.,    die  Säuren, 
Schwefelwasserstoffgasen  und  Witterungseinflüssen  gut  widerstehen. 

Statt  der  Bronzefarben  benutzt  man  zu  Verzierungen  von  Holz,  Stein 
und  Metallen  (besonders  Gusseisen)  auch  äusserst  dünne  Metall- 
blättchen,  namentlich  Gold-  und  Süberblättchen.  Erstere  erhält  man  auf 
folgende  Weise :  Das  reine  (oder  mit  einem  geringen  Zusätze  von  Silber  oder 
Kupfer  versehene)  Gold  wird  zunächst  in  Stangen  ausgegossen,  dann  unter 
wiederholtem  Anwärmen  kalt  (bis  zu  etwa  5  mm  Dicke)  ausgeschmiedet 
(ausgeschlagen)  und  darauf  unter  kleinen  Walzwerken  zu  dünnen  Blechen 
ausgewalzt.  Die  Bleche  werden  mittelst  Schere  in  kleine  quadratische  Stücke 
von  2*5 — 3  cm  Seitenlänge  (Quartiere)  zerschnitten,  dann  zwischen  Pergament- 
blätter gelegt,  die  man  in  ein  doppeltes  Futteral  von  Pergament  (die  Foraij 
schiebt,  und  darauf  mittelst  3 — 8^^  schweren  Handhämmem  mit  convexer 
Bahn  geschlagen,  wobei  man  das  Futteral  auf  einen  Marmor-  oder  Granit- 
block  legt,  dreht  und  wendet  Nachdem  die  Blättchen  auf  diese  Weise  eine 
Grösse  von  10 — 13  rw  im  Quadrat  erreicht  haben,  werden  sie  über  Kreui 
in  4  Theile  zerschnitten  und  diese  Stücke  nochmals  zwischen  Goldschläger- 
häutchen,  d.  h.  dep  äusseren  feinen  Haut  vom  Blinddarm  des  Rindes,  die 
besonders  zu  diesem  Zweck  präparirt  wird,  geschlagen,  bis  sie  die  erforder- 
liche Feinheit  erreicht  haben.  Die  fertigen  Goldblättchen  stellen  Quadrate 
von  6*7 — 9'ocm  Seitenlänge  dar  und  besitzen  im  feinsten  Zustande  nur 
eine  Dicke  von  Vioooo  ^"^^  ^^^^  ^^S^  sie  zu  20 — 25  Stück  in  Bücher  aus 
sehr  glattem  Papier,  das  zur  Verhinderung  des  Anhaftens  des  Goldes  mit 
Bolus  oder  Röthel  bestrichen  ist. 

Bestehen  die  Blättchen  aus  reinem  Gold  (echtes  Blattgold),  so 
lassen  sie,  zwischen  zwei  Glasplatten  gelegt,  das  Licht  mit  gleichmässig 
grüner  Farbe  hindurch.  Echtes  Blattgold  darf  auch,  gegen  das  Licht  gehalten, 
keine  Risse  oder  Löcher  zeigen. 

Das  unechte  Blattgold  (Metallgold,  Goldschaum)  wird  in  gleicher 
Weise  aus  einer  Legierung  von  Kupfer  und  Zink  (Tombak)  hergesteflt, 
jedoch  nur  in   einer  Dicke   von    Yi^oo — '  7tüo(> ''^''^*    ^^    erscheint»    gegen    dai* 


fdntc. 


heete,  FArbeo,  i*inu«ie  und 


Das  Verfahren,    um   mit    diesen    Metallblattchen    die    Gegenstände    zu 
[)lden,  zu    versilbern    u.    s.    w.,    ist  ein    verschiedenes,    je    nachdem    man 
^ine  glänzende  oder  matte  Verzierung  erhalten  will. 

Bei  echter  Glanzvergoldung  wird  auf  den  Gegenstand  eine  heisse 
Leimlösung  ein-  bis  zweimal  aufgestrichen,  nach  dem  Trocknen  derselben 
^in  Gemenge  von  1  Theil  Leim,  H — 8  Theilen  \\  asser  und  Schlämmkreide 
ader  Chinaclay  mehrere  Male  warm  aufgetragen,  dieser  Leimgrund  dann  nass 
und  trocken  geschlififen  (mit  Bimsstein,  Schachtelhalm  und  Sandpapier), 
lierauf  mit  einer  Mischung  aus  PoUment,  1  Theil  Leim  und  30  Theilen 
i^asser  dreimal  bestrichen  und  an  den  Stellen,  die  Glanzvergoldung  erhalten 
"sollen,  noch  mit  zwei  weiteren  Anstrichen,  am  besten  mit  einer  Mischung 
aus  feinstem  Bolus  und  vielem  Wasser,  versehen*  Nach  vollständiger  Aus- 
rocknung  dieses  Glanzgrundes  erfolgt  ein  Abreiben  mittelst  Borstenpinsels, 
sinwand-  oder  FlanelUappenSi  bis  ein  schwacher  Glanz  entsteht  Dann  wird 
mit  klarem,  kaltem  Wasser  oder  mit  einer  Mischung  aus  3  Theilen  Wasser 
und  1  l'heil  Spiritus  der  Glanzgrund  massig  angenässt  und  das  Blattgold 
mit  schwach  eingefettetem  > Anschusspinsel«  aufgelegt  und  mit  dem  >An- 
Btauchpinsel«  fest  angedrückt  Schliesslich  werden  die  Stellen,  welche  glänzend 
erscheinen  sollen,  mit  Polirstahlen,  Achat-  oder  Blutsteinen  polirt,  und  die- 
aigen  Stellen,  welche  matt  bleiben  sollen,  meistens  noch  mit  dünnem, 
[leHenj  und  ftltrirtem  Leim  oder  mit  einer,  gewünscht enfalls  mit  Gummigutti, 
)rachenhlut,  Anilinfarben  u.  s.  w.  schwach  gefärbten  Lösung  von  Schellack 
Spiritus  überzogen. 

Bei    echter    Matt  Vergoldung  wird  der  Gegenstand  mit  einem  drei- 
maligen   Oelfarben-,    Fimiss-,    Lack-    oder    Mennigeanstrich  (z.  B,  bei  Eisen) 
r^ersehen,    dann    mit  Bimsstein    oder    Schachtelhalm    abgerieben    und    hierauf 
mit    sogenanntem    Anlegeöl    (Vergolderfirniss)    bestrichen,    dann    wird    nach 
12 — 24  Stunden,  wenn  dieses    Oel   dem    Trocknen    nahe   ist,   das    Blattgold 
lit    breitem    Haarpinsel   aufgelegt    und    fest  angedrückt  und  schliesslich  die 
Vergoldung,    wenn    gewiinscht,   mit  Leim-  oder  Schellacklosung  mattirt  oder 
fehellt.  Bei  zu  frühem  Aul  legen  des  Blattgoldes  wird  die  Vergoklung  stumpf, 
i)ei  zu  spätem    kein    festes    Anhaften  des  Goldblättchens  erzielt.    Bei  Gegen- 
ständen   im    Freien    wendet   man   vortheilhaft    doppeltstarkes    Blattgold    an; 
ri   einem    Firnissüberzug    würde   die   Vergoldung    rissig  werden,    wenn  der 
Gegenstand  den  Witterungsein  Bussen  ausgesetzt  ist. 

Dieselben  Verfahren  werden  bei  der  echten  Versilberung  und  bei 
Jcr  unechten  Vergoldung  und  Versilberung  angewendet.  Eine  unechte 
Vergoldung  erhalt  man  auch  durch  Auflegen  von  Blattsilber  und  durch 
Ipätcren  Anstrich  mit  Goldfirnisslasirung. 

Soll  Cuivre-poli  nachgealmit  werden,  so  stellt  man  den  Grund 
QögUchst  glasig  und  glänzend  her,  legt  die  Blattbronze  auf,  reibt  sie  mit 
lum wolle  an,  streicht  eine  nltrirte  Rubinschellacklösung  darüber,  bringt 
!raphit  oder  einen  anderen  geeigneten  Farbstoff  mit  passendem  Bindemittel 
^uf,  bürstet  oder  reibt  denselben  auf  den  Hochstellen  wieder  ab  und  über- 
iebt  das  Ganze  schliesslich  mit  einem  durchsichtigen  Lack,  Oder  man  färbt 
|en  glatten,  glänzenden  Grund  mit  Graphit,  Umbra  u,  s.  w.  und  reibt  auf 
ensclben  das  Bronzepulver,  das  mit  etwas  Bolus  und  wenig  Bindemittel 
ersehen  ist,  auf,  vertreibt  dasselbe  nach  den  Tiefen  und  polirt  es  auf  den 
lochstcücn 


268 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Um  eine  Plafond-  (Wachs-,  Geschwind-)  Vergoldung  (auf  Deckea 
und  Wänden)  auszuführen,  bringt  man  warmes  Wachs  oder  ein  Gemenge 
von  Wachs,  venetianischem  Terpentin  und  Talg  warm  auf  und  1^  sofort 
das  Blattgold  auf.  Will  man  die  Arbeit  etwas  verzögern,  so  mengt  man  dem 
Grund  etwas  Leinölfimiss  bei.  Dieses  Verfahren  ist  sehr  schnell  ausführbar, 
aber  wenig  solide. 

Eiserne  und  stählerne  Gegenstände  werden  zunächst  mit 
Salpetersäure  behandelt,  dann  erhitzt,  bis  sie  blau  anlaufen,  und  hierauf  mit 
Blattgold  belegt. 

(Siehe  Eyth  und  Meyer,  Malerbuch,  S.  370—373.) 


§  266.  Die  Firnisse.*) 

Eigenschaften.  Unter  Firnissen  versteht  man  öl-  oder  harzartige 
Flüssigkeiten,  die  an  der  Luft  mehr  oder  weniger  schnell  trocknen  und,  in 
dünnen  Schichten  auf  Gegenstände  aufgebracht,  einen  glänzenden,  meistens 
durchsichtigen,  harten  und  haltbaren  Ueberzug  bilden,  der  den  angestrichenen 
Gegenständen  eine  glatte  Oberfläche  verleiht  und  einen  Schutz  g^en  die 
Einwirkung  der  Feuchtigkeit,  aber  auch  der  Luft  u.  s.  w.  gewährt,  weil  die 
Firnisse  in  Wasser  nicht   auflösbar  sind. 

Die  Firnisse  werden,  ebenso  wie  die  Oelfarben,  durch  Aufnahme  von 
Sauerstoff  trocken  und  fest,  und  es  gelten  diejenigen  für  die  besseren,  deren 
Oxydation  schneller  eintritt.  Ein  guter  Fimiss  muss  daher  schnell  trocknen; 
er  soll  aber  auch  fest  an  dem  mit  ihm  bestrichenen  Gegenstand  haften, 
nicht  rissig  werden  oder  gar  abspringen,  er  soll,  wenn  er  über  einen  An- 
strich aufgetragen  wird,  diesen  selbst  oder  seinen  Farbenton  nicht  verändern 
und  möglichst  farblos  sein,  er  soll  sich  mit  Farbkörpem  mischen  lassen, 
ohne  eine  Veränderung  derselben  hervorzurufen,  er  soll  endlich  einen  dauer- 
haften und  möglichst  hohen  Glanz  besitzen. 

Eintheilung.  Man  unterscheidet:  Oelfirnisse,  Weingeistfirnissc, 
Terpentinölfirnisse,    Oellackfirnisse    (Lacke),     Kautschukfirnisse 


Zweites  Ctpitel»  Harze,  Thecre,  Farben,  Firnisse  und  Lacke. 


endlich  mit  farblosem  Fimiss  überzogen.  Häufig  wird  dann  zum  dritten  Male 
l^ein  Schleifen  und  Poliren  mittelst  Bimssteinpulver,  Tripel,  Haarpuder  u,  s.  w. 
vorgenommen. 

Wenn  Holz  nur  einen  Weingeis tfirniss-Ueberzug  erhalten  soll,  so 
wird  seine  Oberfläche  nach  dem  Abschleifen  gebeizt  und  dann  mit  Üüssigem 
Leim   bestrichen,    damit   der  Weingeistfimiss   nicht   in    das   Holz   eindringen 

tann  und  dasselbe  stellenweise  fleckig  macht. 
Metalle    sind   vor   dem  Aufbringen    des    Firnisses  blank  zu  scheuem 
nd  zu  erwärmen. 
ä)  Oelflrmsse. 
Zur    Bereitung     von    Oelflmissen    ist    möglichst     abgelagertes,     völlig 
lares    und   schnell    trocknendes    Oel   zu    verwenden.    Am  besten  eignet  sich 
Hierzu    das   Leinöl,    weil    es    an    der    Luft  —  namentlich,    wenn    es  vorher 
^—gekocht  wurde  —  rasch   Sauerstofl'  aufnimmt    und   deshalb  schnell   erhärtet, 
^■Seltener   und    nur    für   bestimmte    Zwecke    wird  Mohn-  oder  Nussöl,  in  ein* 
^^zelnen  Fällen  auch  Harzöl  genommen.  Das  gereinigte  Oel  wird  über  ofifenem 
Feuer    oder    durch    indirecten    liberhitzien  Dampf  zum  Sieden  gebracht  and 
entweder  allein  ver^vendet  oder  aber  während  des  Kochens  und  unter  fleissigem 
Umrühren  mit  Mennige,  Bleiglätte,  Bieiweiss,  Zinkoxyd,  borsaurem    Mangan- 
oxydul,   Braunstein,    Gyps    u.    s,    w.    zur    Beschleunigung    des     Trocknens 
^Kveimischt, 
^H  Em p fehle nswerthe  Mischungen  sind  folgende: 

■  12   Theile*)    reines    Leinöl,     1    Theil    Bleiglätte,    2 — 3  Stunden    lang 

■  zusammen  gekocht; 

^K  100  Theile  Leinöl,  P/»  Theile  borsaures  Manganoxydul; 

^K  100  Theile  Leinöl,    Ö  Theile  Bleiglätte,   5  Theile  Wachs,    dick  einge- 

kocht  und  dann  die  klare  Flüssigkeit  abgegossen; 

2  /  Leinöl,    5  g  Manganoxydulhydrat,    Vi^~^   Stunde   lang    zusammen 

(gekocht,  bis  das  Oel  braun  wird. 
i  Solche  Mischungen  können  unmittelbar  zum  Anstrich  benutzt  und  auch 

Pelfarben  beigemischt  werden;  sie  machen  jedoch  die  Farben  dunkler  und 
gelblich  und  sind  daher  für  helle  Anstriche  nicht  zu  empfehlen.  Will  man 
^eisse  Firnisse  für  helle  Oelfarben  erhalten,  so  muss  man  zu  ihrer  Bereitung 
plares  Oel  verwenden,  das  in  Glasern  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  imd 
wiederholt  mit  Wasser  kräftig  durchgeschüttelt  wurde. 

Einen  steifen,  schnell  trocknenden,  mit  Qtw3i  167o  feinpülverisirtem 
aenruss  oder  Kohle  vermischten  und  mit  etwas  Seife  versetzten  Leinöltimiss 
benutzt  man  als  Buch  druck  er  färbe,  einen  consistenten,  mit  Frankfurter- 
Schwarz  vermischten  Leinölfimiss  zum  Kupfer  druck.  Die  für  Steindruck, 
^ronzedruck  und  Federzeichnungen  bestimmten  Firnisse  dürfen  mit  Blei- 
Präparaten  <, Bleiglätte,  Mennige  und  Bleiweiss)  nicht  vermischt  werden. 

Unter  Siccativ    (Trockenöl)    versteht   man    einen    dick    eingekochten, 
chnell  trocknenden  Oeltimiss,    dem    Bleiglätte   und    entwässertes    Zinkvitriol 
|z.  B.   1  kg  Bleiglätte  und  40^ — 50  g  Zinkvitriol  aul  5  kg  Leinöl)  oder  Mangan- 
Präparate  (z.  B.  50 — -60  g  borsaures  Manganoxydul    mit  1  kg  altem    Leinöl 
bgerieben,  dann  49  kg  Leinöl  beigemischt  und  das  Ganze  eine  Viertelstunde 
ag  fast  bis  zum    Kochen  crliitzt)    oder   Braunstein    beigemengt   wird.    Ein 
Eusatz  von  Zinkvitriol  ist  für  grunc  und  sehr  helle  Farben  nicht  empfehlcns* 

•)  Ui9  Theile  bedealen  Gew ich tslh eile« 


270 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


werth,  weil  die  Farben  allmälig  dunkler  werden.  Ein  Braunsteinzusatz  ist 
besonders  für  Zinkweissanstriche  geeignet;  diesen  Zusatz  bringt  man  auf 
eigenthümliche  Weise  in  das  Oel,  man  hängt  nämlich  einen  mit  Braunstein 
gefüllten  Leinwandsack  in  die  etwa  20  mal  so  viel  Inhalt  besitzende,  kochend 
heisse  Leinölmasse  und  kocht  das  Ganze  zweimal  12  Stunden  lang. 

b)  Weingeistfirnisse. 

Dieselben  liefern  einen  ungemein  glänzenden,  harten  und  durchsichtigen 
Ueberzug,  der  auf  Wass er far benanstriche  aufgebracht  werden  kann.  Man 
verwendet  zu  ihrer  Bereitung  starken,  gewöhnlich  QOprocentigen  Weingeist 
und  feingepulverte  Harze  (z.  B.  Schellack,  Sandarak,  Copal,  Mastix,  Elemi, 
Dammar),  welche,  um  ein  besseres  Auflösen  zu  bewirken,  mit  so  viel  grobem 
Glaspulver  vermengt  werden,  dass  dessen  Gewicht  nur  den  dritten  Theil 
vom  Gewichte  des  Harzes  beträgt. 

Man  nimmt  gewöhnlich  auf  1  Theil  Harz  und  Glas  3 — 5  Theile  Wein- 
geist und  erhitzt  diese  Mischung  in  einem  Wasserbade  bis  zur  vollständigen 
Auflösung  des  Harzes.  Da  eine  Schellack-,  Sandarak-  und  Copallösung  allein 
nach  dem  Trocknen  sehr  spröde  wird  und  leicht  Risse  erhält,  so  fügt  man 
diesen  Harzen  noch  Stoffe  (z.  B.  Mastix,  Elemi  und  Terpentin)  hinzu,  die 
den  Fimiss  geschmeidiger  machen,  und  löst  diese  Mischung  in  Wein- 
geist auf. 

1.  Schellackfirniss.  Man  verwendet  gebleichten  Schellack  oder 
kocht  den  fertiggestellten  Fimiss,  um  ihn  zu  entfärben,  mit  Thierkohle  imd 
filtrirt  ihn. 

Empfohlen  werden  folgende  Recepte: 

1  Theil  Schellack,  5  Theile  Weingeist  (ordinärer  Fimiss  für  Möbel- 
polituren) ; 

1  Theil  Schellack,  1  Theil  Mastix,  7  Theile  Weingeist; 

4  Theile  Schellack,  1  Theil  Mastix,  20  Theile  Weingeist,  mit  oder 
ohne  Zusatz  von  2  Theilen  Sandarak  (farbloser  Fimiss); 

4  Theile  Schellack,  1  Theil  Sandarak,  Y2  Theil  venetianischer  Ter- 
pentin, 25  Theile  Weingeist; 


Zweites  Capit«!.  Htrze, 


eni 


230  g   Sandarak,    65  g    venetianischer    Terpentin^    460   je   Weingeistj 

11500  g  Bleiweiss,  das  mit  Wasser  abgerieben,  getrocknet  und  nochmals  mit 

etwas   Terpentin    abgerieben   ist.    Diese    Mischung   liefert  einen  sehr    schnell 

trocknenden    und    erst    nach    dem    Reiben    mit    wollenen    Lappen    glänzend 

werdenden  Finiiss. 

3.  C Opal' Wein gcistfirniss.  Er  stellt  den  vorzüglichsten  Weingeist- 
imiss  dar,  ist  völlig  farblos  und  nach  dem  Trocknen  sehr  hart  Er  eignet  sich 
besonders  zum  Ueberziehen  von  Eisenwaren.  Der  Copal  ist  mehrere  Male  zu 

|5chmelzen,    die   geschmolzene    Masse    zu    pnlverisiren   und    in  Alkohol  unter 
}iöherem    Druck    aufzulösen.     Ungeschmolzener   Copal    löst    sich    in    Alkohol 
aichl    auf.     Man    kann    aber    auch    eine    gute    Lösung    erzielen^    wenn    man 
Theil  Copal  mit  einer  Mischung  von   1  Theil  Weingeist,   Ye    I  heil  Aether 
nd   ^/g  Theil  Terpentinöl  siedet. 

4.  Goldfirniss  (für  Metalle).  125  Theile  Kömerlack,  125  Theile 
Gummigutti,  32  Theile  Safran  in  2400  Theilen  Weingeist  gelöst,  125  Theile 

|Drachenblut    und    125  Theile  Orlean,  jedes  für  sich  in   1200  Theilen  Wein- 
geist gelöst  und  der  erstercn   Mischung  nach  Belieben  hinzugesetzt. 
c)  Terpentinöl  firnisse. 

Man    erhält    dieselben     durch    Auflösung    von    Fichtenharz    (Galipot), 
Mastix,    Dammar,    Asphalt    u.  s.  w,    in    Terpentinöl    Terpentinölfimisse   sind 
geschmeidiger  als  Weingeistfirnisse,  aber  nicht  so  beliebt  wie  diese,  weil  sie 
Ischlecht  riechen. 
Recepte : 

L  Mastixfirniss, 

12  Theile  Mastix,  2  Theile  Terpentinöl; 

4  Theile  Mastix,  4  Theile  Sandarak,  8  Theile  Terpentin  und  32  Theile 
[Terpentinöl. 

2.  Asphaltfirniss,  Asphalt  in  Terpentin  oder  Benzin  aufgelöst. 

3.  Dammarfirniss.     1  Theil  gestossenes  Dammarharz,  2  Theile  Ter- 
[itinöl,  unter  Er^varmung  bis  auf  etwa  80^  C  und  unter  bestandigem  Um- 

Irühren  aufgelöst;  liefert  einen  guten  Anstrich. 

4.  Grüner  Terpentinölfirniss.  1  Theil  Mastix  und  1  Theil  Sandarak 
Iwird  in  starker  Kalilauge  aufgelöst  und  mit  einer  verdünnten  Lösung  von 
Icssigsaurem  Kupferoxyd  versetzt,  dann  wird  der  grüne  Niederschlag  auf 
leinetn  Filter  gesammelt,  eingetrocknet  und  in  Terpentinöl  gelöst. 

5.  Terpentin  öl -Goldfirniss.  Man  verwendet  ihn  zum  Schutze  von 
l-KfetalUegierungen  (z.  B.  Messing,  Tomback)  gegen  Anlaufen  und  um  den- 
[selben  ein  goldähnliches  Aussehen  zu  verleihen.  Bewährt  hat  sich  folgende 
IHischung : 

4  Theüe  Schellack,  4  Theile  Sandarak,  V»  Theil  Drachcnbiut, 
l36  Theile  Kurkumawurzel,  8  Theile  Terpentin,  32  Theile  Terpentinöl 

Neuere  Lösungsmittel  sind  (statt  Weingeist  und  Terpentin):  Holz* 
jcist,  Chloroform,  Benzin,  Ligroin,  Teeröl,  Schwefelkohlenstoff, 
kcther  u.  s.  w.  Einen  nicht  glänzenden  Fimiss  erhält  man  z.  B.,  wenn  man 
\g  Sandarak  in  560^  Aether  auflöst  und  der  Lösung  240^  Benzol  und 
10^  Kanadabalsam  hinzusetzt. 

Zum    Färben    der   Weingeist-   und  Terpentinölfirnisse   benutzt 
hauptsächlich  folgende  Farbstofle: 
für  gelb:  Gelbholz,  Gummig^itti,  Orlean,  Safran; 


272 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


für  blau:  Berliner-Blau  mit  Leinöl  dick  eingekocht  (dieser  Blaulack 
dient  besonders  zum  Lackiren  von  Leder); 

für  roth:   Alkanna,  Brasilienholz,  Drachenblut,  Cochenille,  Sandelholz; 

für  röthlichgelb:  Saflor; 

für  grün:  Grünspan; 

für  braun:  Umbra; 

für  schwarz:  Sumach,  Frankfurter-Schwarz,  Elfenbeinschwarz. 

d)  Oellackfimisse.  Dieselben  stellen  Auflösungen  von  pulverisirtcn 
Harzen  in  einem  Gemenge  von  Leinöl  und  Terpentinöl  dar.  Das  Terpentinöl 
verflüchtigt  sich  an  der  Luft  und  es  entsteht  ein  fester  und  dauerhafter 
Ueberzug,  indem  sich  das  verharzte  Leinöl  mit  dem  verwendeten  Harze 
innig  verbindet.  Die  Oellackfimisse  sind  schwieriger  zu  bereiten.  Man  benutzt 
zu  ihrer  Darstellung  hauptsächlich  Bernstein,  Colophonium  und  Copal,  aber 
auch  Asphalt  u.  s.  w.  Auf  diese  Harze  wird  imter  fleissigem  Umrühren 
heisser  Leinölflmiss  gegossen  und  die  Mischung  etwa  10  Minuten  lang 
gekocht,  dann  wird  der  Kessel  vom  Feuer  genommen  und,  um  den  Fimiss 
dünnflüssiger  zu  machen,  Terpentinöl  unter  kräftigem  Umrühren  hinzugesetzt 
Nach  dem  Erkalten  wird  die  Masse  durch  Leinwand  filtrirt  und  auf  Flaschen 
abgezogen. 

1.  Bernsteinlackfirniss.  Derselbe  ist  sehr  dauerhaft  und  wird  be- 
sonders für  Wagenlackirungen  und  zyxm  Firnissen  von  Eisenwaren  verwendet 
Empfehlenswerthe  Mischungen  sind  folgende: 

6  Theile  Bernstein,  20  Theile  Leinöl,  40  Theile  Terpentinöl; 

1  Theil  Bernstein,  3  Theile  Leinöl  und  so  viel  Terpentinöl,  bis  die 
Masse  die  gewünschte  Dünnflüssigkeit  erreicht  hat; 

1  Theil  gebleichter  Bernstein,  1  Theil  Nussöl,  2  Theile  Terpentinöl 
(Bernstein  wird  mittelst  Kochen  in  Salzwasser  gebleicht.) 

2.  Copallackfirniss.  Er  besitzt  eine  grosse  Haltbarkeit  und  Schönheit 
und  dient  hauptsächlich  zum  Lackiren  von  Oelfarbenanstrichen  imd  Metallwaren. 

Bewährte  Recepte: 

1  Theil  Copal  (vorsichtig  zu  schmelzen),  Y, — 1  Theil  heisser  Leinöl- 
fimiss.  2 — 3  Theile  Terpentinöl: 


parBenTririiiäienBfl 


27a 


Was  Festigkeit,  Dauerhaftigkeit  und  VV'iderstandsfahigkcit  gegen  Wasser 

iind  Hitze  anlangt,  so  libertritft  der  japanische  Lack  alle  übrigen.    Er  wird 

lus    dem  Milchsaft  von  Mhiu  vtmix  bereitet.    Nach  Gottgetreu   (a,  a»  O., 

Jd,  Ilt  S.  4^1)    besteht   der  japanische    Glanzlack    aus    einer  Mischung 

pon   Ti-chou-Hari   mit  Schweinsgalle,   römischem  Vitriol    und  wenig  Wasser, 

schwarze  Lack  aus  einer  Mischung  desselben  Harzes  mit  pulverisirter 

chknochenkohle  oder  Elfenbein  schwarz  und  wenig  Wasser.  Zur  Herstellung 

des  weissen  Lackes  soll  dem  Harze  gemahlenes  oder  geknetetes  Blattsilber 

ainzugesetzt    werden,    während    beim    rothen    Lack    mineralischer   Zinnober 

ier  Saflorblumen^  beim  gelben  Auripigment,  beim  violetten  ein  fein  gepul- 

"Verter  Stein  (Te-che  genannt)  als  Zusatz  dienen  soll.  Der  japanische  Lack  soll, 

auf  mit  dem  Oel  des  Tong-chou-Baumes  bestrirhencn  und  geebneten  Flächen, 

oft  aufgestrichen   werden,  bis  die  letzteren    eine  vollkommen  glatte  Ober- 

äche  erhalten  haben  und  wie  Spiegel  glänzen.  Auf  diese  Flächen  sollen  dann 

lie  Malereien,  Vergoldungen  und  Versilberungen  aufget>racht  und  endlich  die 

lachen  zur  Erhöhung  der  Haltbarkeit  mit  einem  leichten  Lacküberzug  ver- 

ehen  werden.  Um  eine  gute  Erhärtung  des  Lackes  zu  erreichen,  werden  die 

Rckirten  Gegenstände  an  einem  mehr  feuchten  als  trockenem  Ort  aufbewahrt. 

Der  echt  chinesische  oder  siamesische  Lack  wird  aus  dem  Milch* 

ft  von  Stagmaria  vernifictra  dargestellt. 

I   Kautschuk-    und  Guttapercha*Finiisse.    Man  verwendet  dieselben 
hauptsächlich  zum  Wasserdichtmachen  von  Stoßen,  Für  diesen  Zweck  eignen 
*sich  besonders  folgende  Mischungen: 

4  Theile  feinzerschnittenes  Kautschuk  mit  l  Theil  Leinöl  erwärmt; 
1  Theil  Guttapercha  mit  10  T heilen  Leinöl  zusammengeschmolzen, 
Einen  sehr  biegsamen  Firniss  erhält  man  auf  folgende  Weise: 
250^  feingeschittenes  Kautschuck  werden  in  If^  g  geschmolzenes  Colopho- 
lium  geschüttet  und  diese  Mischung  wird  bis  zum  Erkalten  umgerührt,  dann 
aochmals  erhitzt  und  schliesslich  mit  500^  heissem  Leinölfirniss  vermischt 
|nach  Gottgetreu). 

Um  Oel  färbe  undurchdiinglich  und  glänzend  zu  machen  und  ihr 
abschuppen  zu  verhindern,  vermischt  man  1  kg  fertige  Oelfarbe  mit  Vi  § 
tiner  hltrirtcn  Lösung  von  100  g  Kautschuk  und  5  kg  Steinöl. 

Zum     Ueberziehen     von     Guttapercha  waren     wird     ein     Destillat 
ron    100 — 125  g  Guttapercha    mit    2—3  kg  Terpentinöl    oder  Steinkohlen- 
tieer  empfohlen. 

/)  Firnisse  und  Lacke  für  bestimmte  Zwecke. 
Wir  lassen  hier  noch  einige  bewährte  Recepte  folgen. 
Zur  Herstellung  von  Anstrichfarben  als  Ersatz  für  Leinöl ümiss  empfiehlt 
Thies  in  Bissendorf  folgende  Mischung: 

100  Thcilc    Kolophonium,   20  Theile   krystallisirtc    Soda,    50    Theile 
k'asser     werden    zusammen    geschmolzen    und     der    Mischung    25    Theile 
imoniaktlussigkeit  und  250  TheÜc  Wasser  hinzugesetzt. 

Eine  hmissähnliche,  zu  wasserdichten  Anstrichen  verwendbare  Flüssig- 
keit giebt  (nach  Gottgetreu)  eine  Lösung  von  Schellack  in  Ammoniak,  —  einen 
ir  die    meisten    Säuren  unangreifbaren  Firniss    (nach  Mothes)  ein  aus  Kant 
^nd  Leinöl  bereiteter  Firniss  mit  einem  Zusatz  von  Wachs, 

Zinkgegenstände  werden  mit  einem  farbigen  Ueberzug  veraehen» 
sdem  mau  sie  zunächst  mit  Quarzsand   blank  scheuert,  dann  mit  Salzsäure 

|CrOff«n  Htftidbucb  der  H;tiiktatft(ihre.  RahiI  II.  ^^ 


274 


Dritter  Thcil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


anfeuchtet,  hierauf  schnell  mit  Wasser  abspült,  mit  Löschpapier  sorgfaltig 
abtrocknet  und  dann  in  eine  Mischung  von  3  Theilen  Weingeist,  48  Theilcn 
Wasser  und  4  Theilen  Aetznatron  eintaucht,  in  welchen  sie  je  nach  dem 
gewünschten  Farbenton  verschieden  lange  Zeit  gelassen  werden.  (^  Maschinen- 
bauer c,  1880,  S.  48.) 

Für  musikalische  Instrumente  und  Möbel  aus  feinem  Holz 
wird  folgende  Mischung  (nach  Mothes)  empfohlen:  8  g  Sandarak,  4  g  Körner- 
lack,  2  g  Gummimastix,  2  g  Benzoeharz,  in  64  g  Weingeist  aufgelöst  und 
4  g  venetianischer  Terpentin  hinzugesetzt. 

Fussbodenlack:  250  Theile  Schellack,  60  Theile  Kolophonium  in 
1  /  Spiritus  gelöst,  dann  200  Theile  Ocker  und  15  Theile  Umbra  bei- 
gemengt. 

Der  Fussboden  ist  vorher  mit  Leinölfimiss  zu  tränken,  auch  sind  die 
Fugen  mit  einem  Kitt  von  1  Theil  gebranntem  Kalk,  2  Theilen  Mdil  und 
möglichst  viel  Leinölfimiss  auszufüllen. 

Militärlederputzlack  aus  40  Theilen  Borax,  12  Theilen  Schellack, 
800  Theilen  Wasstr  und  10  Theilen  Nigrosm. 

Fussbodenglanzlack.  300  Theile  Orange-Schellack,  250  Theile 
dicker  Terpentin,  100  Theile  gelbes  Acaroidharz  und  350  Theile  94procen- 
tiger  Spiritus  werden  im  Wasserbade  gelöst. 


Drittes  Capitel. 

Kautschuk  und  Guttapercha. 

§  267.  Das  Kautschuk.*) 

Gewinnung.  Das  Kautschuk  (Federharz,  Gummi  elasticum)  stellt  den 
eingetrockneten  und  geronnenen  Milchsaft  verschiedener  tropischer  Pflanzen 
aus  der  Familie  der  Euphorbiaceen,  Apocyaceen,  Urticaceen  u.  s.  w.  dar, 
die   in   Südamerika,    Ostindien,    Afrika   und    Australien   heimisch  sind.    Der 


275 


In  neuerer  Zeit  wird  diese  Gewiiinungsmethode  nur  noch  selten  ange- 

' wendet;  zweckmässiger  sind  die  beiden  folgenden,   jetzt  üblichen  Verfahren, 

Man    bestreicht    etwa    1  m  lange    Hölzer    in   Forni    von    Rüdem    mit    dem 

[Milchsäfte  bis  zu  einem  Gewichte   von   7-5  kg^    trocknet    den  Ueberzug    und 

jschhtit  ihn  mit  einem  scharfen  Messer  auf.     Man    erhält  dann  flache,  etwas 

gekrümmte  Stücke,  welche  den    Namen    »Bisquitc    führen.    Oder  man    fängt 

den  Milchsaft  in  hölzernen  Gefässen    oder    Kürbisschalen    auf,  schäumt    die 

I  Masse   ab   und    vermischt   sie    mit  ihrem   vierfachen    Volumen    Wasser.    Bei 

j  ruhigem  Stehen  des  Gefasses  sammelt  sich  dann  das  Kautschuk  an  der  Ober- 

I fläche  an.  Das  darunter  stehende,  schmutzige  Wasser   wird    abgelassen    und 

ISO  oft  durch  reines  ersetzt,  bis  das  abgelassene    W^asser    frei    von  allen  Un* 

]  reinigkeiten    ist    und  wieder  klar  abfliesst.    Die  zurückbleibende  Masse  wird 

lliierauf  mit  in  wenig  VVasser  aufgelöstem  Alann  (6  g  Alaun  auf  etwa  10  /  Milchsaft) 

fversetzt,  worauf  sich  das  reine  Kautschuk  ausscheidet,  das  dann  geknetet  und 

getrocknet  wird,  (Westindisches,  ostindisches,  centralamcrikanisches  Kautschuk). 

Ein    ergiebiger   Baum    liefert  während  der  mehrere  Monate  dauernden 

Gewinnungszeit  bis    75  kg   Kautschuk,   und   zwar  geben  ältere  Bäume  mehr 

als  jüngere. 

Unter  ^gegrabenem  Kautschuke  versteht  man  den  Milchsaft  aus 
den  Wurzeln  des  Baumes,  der  in  einen  sump6gen  Boden  geflossen  und  dort  zu 
einer  korkartigen  Masse  erstarrt  ist. 

Ei nth eilung.  Man  unterscheidet  hauptsächlich  folgende  Sorten: 
1.  Das  südamerikanische  oder  Para-Kautschiik,  das  anerkannt 
beste,    das    sehr    dünngeschichtet    (Schichten    meist    unter    O'ö  mm    Dicke) 
biniförmigen  Flaschen,  runden  Scheiben  oder  dicken  quadratischen  Tafeln 
den  Handel  kommt,    aussen  ganz  schwarz,  innen    dagegen    heller,    sogar 
ist    und  beim  Reinigen    und   Trocknen    hauptsächlich  in    Folge   Ver- 
ftstung    des   in    ihm    enthaltenen   Wassers    12 — 15%   an  seinem  Gewichte 
cinbüsst, 

IEs  führt  auch  den  Namen  Speckgummi  und  wnrd  vorzugsweise  aus 
dem  Safte  der  Siphoma  elastüa  Brasihens  und  Guaiana's,  aber  auch  aus  dem 
der  Ctcropia  elastica  und  Siphonia  Schomhurgkiana  gewonnen.  Enthält  der 
Speckgummi  Luftblasen  (Hohlräume),  so  ist  er  von  geringerer  Güte, 
2.  Das  centralamerikanische,  aus  dem  Safte  der  Casiiiha  tlasiua^ 
der  Hevta  peruvina  u,  s.  w.,  w^elche  in  Mexiko,  Nicaragua  und  Guatemala 
heimisch  sind. 

3,  Das  afrikanische,  die  gering  wer  thigste  Sorte,  aus  dem  Safte 
der  Vahtü  gummi/era^  einiger  Landolphia-Arten  und  Feigenbäume  bereitet, 
die    auf    Madagaskar,    Mozambique,    Mauritius,    am    Congo,    in    Kamerun, 

Liberia  u.  s.  w.  wachsen. 

4.  Das  Qstindische  aus  dem  Safte  verschiedener  Feigenbäume 
Iz»  B.  Fkus  ilastüaj  indica^   religtosa^   racentosa)    und    einer    in  Sumatra  und 

Singapur  wildwachsenden  Schlingpflaze(£/rf^<?/tf  iiaslka),  Diestis  Kautschuk  fuhrt 
luch  die  Namen  Assam-,  Bomeo-,  Rangun-,  Singapur-,  Pinang-  und  Java- 
ammi  und  kommt  in  unregelmässigen  Blöcken  in  den  Handel,  die  eine 
f^crmengung  von  dunklen  und  hellen,  häufig  Fremdkörper  einschliessendco 
ind  zusammengekneteten  Stücken  bilden. 

5*   Dax   australische,    welches   aus    dem  Safte   verschiedener    Ficua- 
gewonnen  wird. 


276 


Ah  Beschwerungsmittel,  um  die  Ware  büligcr  verkaufen  zu  Icönnen, 
werden  am  Gewinnungsorte  namentlich  Schwerspat  und  Kreide,  aber  auch  Sand» 
Schlamm,  Holz  oder  Wasser  hineingeknetet  und  oft  in  so  bedeutenden  Mas&cn« 
dass  das  Kautschuk  nach  seiner  Reinigung  und  Trocknung  einen  Gewichts- 
Verlust  bis  zu  80*^^,  erleidet.  Dies  ist  namentlich  beim  afrikanischen  und 
auch  beim  ostindischen  Kautschuk  der  Fall,  während  das  Parakautschuk 
meistens  gar  nicht  oder  doch  nur  sehr  wenig  beschwert  wird, 

Eigenschaften.  Kautschuk  besitzt  kein  Getuge,  ist  in  reinem  Zustande 
durchsichtig,  in  dicken  Lagen  gelblich,  geruch-  und  geschmacklos,  ein 
schiechter  Leiter  der  Wärme,  ein  guter  Leiter  des  Schalles,  wird  b^im 
Reiben  negativ  elektrisch  und  leitet  den  elektrischen  Strom  schlecht  (weshalb 
man  es  zum  Ueberziehen  von  Tclegraphcndrähien  benutzt).  Es  enthält  sehr 
viele,  mikroskopisch  kleine  Poren  und  ist  deshalb  in  trockenem  Zustande  sdvf 
hygroskopisch;  die  Wasseraufnahme  beträgt  18*7 — 264%,  und  bei  derselben 
dehnt  sich  das  Kautschuk  um  5 — 16*7  "^  seines  Volumens  aus*  Sein 
specifisches  Gewicht  schwankt  zwischen  0*925  und 0*968.  Kautschuk  lässt  sich 
nach  allen  Seiten  gleichmässig  ausdehnen  und  ist  gereinigt  bei  mittlerer  Temperator 
so  elastisch,  dass  man  es  um  das  7— Hfache  seiner  Länge  ausziehen  kann. 
Nach  dem  Ausdehnen  nimmt  es  seine  frühere  Gestalt  wieder  an.  Diese 
Elasticität  verliert  es  jedoch  bei  0^'  Temperatur;  in  der  Kälte  wird  es  hart, 
aber  nicht  spröde  und  brüchig.  Erwärmt  auf  50*^  C.  wird  Kautschuk  weiche», 
bei  einer  Temperatur  von  100^200^  stark  klebrig  und  von  eigenthümüchem 
Geruch.  Bei  200*^  entsteht  aus  ihm  eine  braunschwarze,  schmierige  Masse,  die 
«ach  dem  Abkühlen  nicht  wieder  fest  wird;  bei  höheren  Hitzegraden  entzündet 
es  sich  und  verbrennt  an  der  Luft  mit  dunkelrother,  sehr  stark  russcndcr 
Flamme,  Im  Allgemeinen  ist  Kautschuk  schwer  zu  zerschneiden,  wenn  man  ö 
jedoch  an  der  Seite,  von  welcher  der  Schnitt  erfolgen  soll,  schraiT  an^tielit,  »o 
lässt  es  sich  leicht  theilen.  Üie  frischen  und  reinen  Schnittflächen  haften  fest 
aneinander,  namentlich  wenn  das  Kautschuk  vorsichtig  bis  10<>**  C  erhitzt 
wild.  In  heissem  Wasser  erweicht  das  Kautschuk,  nimmt  aber  seinen  frühcrco 
Zustand  wieder  an,  wenn  man  es  langsam  austrocknet.  Im  kalten  \V>»);*n 
und  in  Alkohol  löst  es  sich  nicht  auf,  dagegen  ist  es  zum  Theil  lösli 
Wasserfreiem  Aether,  Chloroform,  ätherischen  Oelen,  ganz  reinem  Ter^x: 
(Kamphin),  Schwefelkohlenstoff,  Petroleum,  Steinkohlenöl  und  Benzin;  dic$c 
Stoffe  bringen  das  Kautschuk  zunächst  zum  starken  Aufquellen,  bevor  sie 
es  auflösen,  und  erleichtem  die  Theilbarkeit  der  Masse.  Aether  löst  nur 
l'37o  und  aus  dieser  Lösung  kann  man  das  Kautschuk  wieder  durcK 
Alkohol  fällen.  Als  bestes  Lösungsmittel  für  Kautschuk  gilt  dzt 
leichte  Kamp  her  öl  Chlor^  verdünnten  Säuren  und  Alkalien  widersteht  das 
Kautschuk  sehr  kräftig,  jedoch  wird  es  durch  concentrirte  Schwefeläurc  und 
rauchende  Salpetersäure  schnell  üerstört    Von  Gasen  wird  es  durchdrungen. 

Bei  trockener  Destillation  liefert  Kautschuk  reichliche  Mengen  von  stark 
riechendem,  dunklem,  ätherischem  Gel  (Kautschuköl,  Kautschuciti,  F*r* 
dayin,  Heveen),  das  aus  flüssigen  Kohlenwasserstoffen  bestcht|  Und  hinter* 
lässt,  wenn  rein,  nur  einen  sehr  geringen  Ruckstand, 

Verarbeitung.  Zunächst  wird  das  Rohkautschuk  6—12  Stunden  lan^ 
mit  Wasser  ausgekocht,  dann  die  erweichte  Masse  mit  Walzen  unter  Zuflusj 
von  kaltem  Wasser  geknetet,  hierauf  in  einer  warmen  Trockenkammer  o6 
Monate   lang   getrocknet,    dann   nochmals   in    einer   sogenannten    Knctnmiile 


Brittes  C»piteT,  Kautschtik  und  GutiapercHa. 


277 


geknetet  und    mittelst    heisser    WabEen    zu    dünnen    Platten    gewalzt.    Diese 

Platten  werden  darauf  mittelst  Misch  walzen  mit  horizontalen,  nebenemander 
^^  liegenden  Cylindern  mit  denjenigen  Stoffen  vermischt,  welche  zum  Vulcani- 
^B^iren,  Färben  oder  Beschweren  dienen. 

^B  Beim    Vulcanisiren    werden     10%     pnlverförmiger     Schwefel     oder 

^B Schwefelmetall  (z.  B.  Schwefeläntimon,  Schwefelwismuth)  dem  gut  gereinigten 
^^  Kautschuk  bei  einer  Temperatur  von  50 — 60**  C-  beigemengt  und  das  Ganze 

der  Einwirkung  einer  Hitze  von  127 — 136**  C,  ausgesetzt,  oder  es  wird  das 
^■Kautschuk  in  eine  kalte  Lösung  von  Schwefelchlorür,  in  Benzin  oder 
^B Schwefelkohlenstoff  eingetaucht,  jedoch  ist  das  erste  Verfaliren  das  üblichere. 

Man  erhält  dadurch  eine  gelbliche,  ausserordentlich  elastische,  auch  in  der 
^^Kälte  elastisch  und  weich  bleibende,  in  der  Wärme  nicht  klebrig  werdende 
^Btmd  den  Lösungsmitteln  des  reinen  Kautschuks  gut  widerstehende  Masse, 
^^ welche  vulcanisirter  Kautschuk  genannt  wird.  Wählt  man  den  Schwefel^ 
I  Zusatz  höher  (30 — ijO^o  der  Kautscbukmasse)  und  erhitzt  man  das  zwischen 
^Uieissen  Walzen  hergestellte  und  in  Formen  gepresstc  Gemenge  längere  Zeit 
^Bbei  136' — 142**  C,  in  einem  Kessel,  in  weichen  Dampf  eingelassen  wird,   so 

erhält  man  das  hornisirte  Kautschuk  oder  das  Hartgummi  (Ebonit), 
^Hwelches  eine  schwarze  Farbe  und  eine  dem  Hom  gleichkommende  Härte 
^■besitzt  und  als  Ersatz  von  Hom,  Ebenholz,  selbst  Stahl  dient.  Diese  Härte 
^B^'ächst  mit  zunehmendem  Schwefelgehalt,  jedoch  wird  dadurch  die  Elasticitat 
^Pvermindert.  Härte  und  Elasticität  werden  vermehrt,  wenn  man  dem  Gemenge 

von  Kautschuk  und  Schwefel  noch  Schellack,  Harz,  Asphalt  oder  Guttapercha 

I hinzusetzt.  Ausserdem  erhält  dasselbe  noch  einen  Zusatz  von  Gyps,  Magnesia, 
TTibn»  Schwerspath, Schwefelantimonblei,  Schwefelantimonzink,  Steinkohlentheer- 
Asphalt,  Erdfarben  bis  zu  80%  der  ganzen  Masse,  um  das  Fabrikat  billiger 
ru  gestalten  oder  es  zu  färben.  Zum  Färben  verwendet  man  hauptsächlich : 
Bleiweiss,  Bleiglätte,  Talkum,  Zinkoxyd,  Zinnober,  Schwefelantimon  und 
Kienniss. 

Setzt  man  dem  vulcanisirten  Kautschuk  Sand,  Quarz,  Feuerstein  und 
^^chmirgel  hinzu,  so  erhält  man  eine  harte  Masse,  welche  als  Schleif* 
^Hjnd  Wetzstein  für  Sägen,  Messer,  Sensen,  Sichel  u.  s.  w.  benutzt  werden  kann, 
^^  Wenn  bei  der  Vulcanisinmg  statt  des  Schwefels  rothes  Antimonsulfurat 

und  Kermes  verwendet  wird,  so  bekommt  die  Masse  eine  rothbraune  Farbe. 
Man  verwendet  sie  zu  Cilasuntersätzen,  Flaschenverschlüssen  u,  s.  w. 
^^  Man    kann    das    Kautschuk    auch    in    der    Weise    färben,  dass  man  es 

^Kunächst  mit  einer  in  rectificirtem  Terpentinöl  aufgelösten  Kautschukmasse 
^^ick  überstreicht,  dann  die  mit  dieser  Lösung  vermischten  Farben  aufstreicht 
tind  diese  mit  derselben  Lösung  nochmals  dünn  überzieht. 

Das  Vulcanisiren  wird  bei  weichen  Kautschukwaren  gewöhnlich  nach, 
bei  harten  dagegen  meistens  vor  dem  Formen  derselben  vorgenommen.  Bei 
[inigen  Gegenständen  wird  die  weiche  Kautschukmasse  in  die  Formen  ge- 
|>resst  und  in  denselben  vulcanisiirl. 

Eine  beliebig  zu  gestallende  Masse  erhält  man  aus  1  Thcil  Kautschuk, 

lOO  Theilen  Schwefelkohlenstoff  und  5  Theilen  Alkohol  (von  8»*'  T\  eine 

lesle,    polirbare    Masse    aus    4    Theilen    Kautschuk,    1    Theil    Schwefel, 

Theilen  gebrannter  Magnesia,    2  Theilen    Steinkohlen thcer    und  2  Theilen 

JoUlschwefel ;  nachdem  die  Gegenstände  fertiggestellt  sind,  nmssen  dieselben, 

vor  man  sie  poliit,  längere  Zeit  in  einer  Temperatur   von    120 — 150^  C 


578  üritler  TheiL  Die  Neben-  oder  HfUfistoffe. 

erwärmt  werden.  Kautschukfischbein  erhält  man  aus  eiaer  MischUDg 
10  Theilen  Kautschuk,  2*/,  Theilen  Schwefel,  2  Theilen  Schellack,  2  Tbrild 
Magnesia  und  2  Vj  Theilen  Goldschwefel,  welche  gleichfalls  einer  Tenapcfattir 
von  12*}^ — 150^  C.  mehrere  Stunden  lang  ausgesetzt  werden  muss,  (Gottgetren, 
a-  a.  O.,  S.  489.) 

Verwendung,  Man  benutzt  das  Kautschuk  zur  Anfertigung  »Ott 
Gummi  waren  aller  Art,  z.  B,  von  Blei-  und  Tintengummi,  Bällen,  Puppen,  Gummi* 
schuhen,  Spritzen»  Platten  zur  Abdeckung,  Fäden^  Schnüren  zum  Dichten  von 
Fenstern  und  Thüren,  Schläuchen  und  Röhren.  Sodann  dient  das  Kautschuk 
zur  Herstellung  wasserdichter  Stoffe;  man  fertigt  dieselben,  indem  man  die 
zu  dünnen  Platten  ausgewalzte  Gummi mischung  in  Benzin  auflöst,  sie  aaf 
Walzen  oder  durch  Umrühren  gehörig  durcharbeitet,  die  Ix»5Ung  mittebt 
sogenannter  Streichmaschinc  in  mehreren  dünnen  Schichten  auf  die  Stofic 
aufstreicht»  wobei  der  Benzin  verdunstet,  dann  die  gestrichenen  Stoffe  aU 
solche  in  Dampf  oder  mit  Chlorschwefel  vulcanisirt  und  zu  Mänteln,  Kissen, 
Betteinlagen  u,  s.  w.  verarbeitet  oder  zwischen  rohen  Kautscbukplatten  einbettet 
(auch  auf  dieselben  aufpresst)  und  mit  den  Platten  zusammen  vulcanisirt 
(Dichtungsplatten,  Treibriemen,  Teppiche,  Schuhe  u.  s,  w,).  Siehe  Dr,  F,  Fischer, 
a.  a,  O.,  S,  1127.  —  Femer  verwendet  man  das  Kautschuk  zu  Kitten  (siehe 
§  238),  zu  Firnissen  (siehe  §  266,  g),  zu  Ueberzügen  von  Drähten  elektrischer 
Leitungen,  die  an  feuchten  Wänden  befestigt  oder  in  nassen  Räumen  (auch 
in  Badezimmern)  untergebracht  sind,  zu  Treibriemen,  Streichriemen*  Schleif 
und  Wetzsteinen,  aufgelöst  oder  geschmolzen  auch  zu  wasserdichten  Anstric^icfl, 
zu  Stempeln  u.  s.  w. 

Das  vulcanisirte  Kautschuk  verwendet  man  zur  Fabrikation  von 
Matten,  Ringen,  Luftkissen,  Puffern  für  Pferdebahnen  und  technische  Zwecke^ 
Schläuchen,  Radreifen,  Gasbeuteln  für  Gasmotoren  u.  s.  w.,  das  Hartgummi 
zu  Kämmen,  Schinn-  und  Stockgriffen,  zu  Messerschalen  und  Messerheften, 
zu  chirurgiüchen  Instrumenten,  zu  Ulirwerkcn  für  Wassennesser  (z*  B,  l>ci  dco 
Hartgummiwass ermessen!  von  Schinzel-Lux  in  Ludwigshafen  a.  Rhein),  zu 
Schmucksachen  aller  Art,  zu  Knöpfen,  zu  Blasinstrumenten  und  Höhrrohrcn  u.  s.  w. 

Noch  zu  erwähnen  ist  das  Kamptulikon,  ein  aus  Kautschuk  und 
Korkabfailen  oder  Faserstoßen  und  Haaren  gefertigter  Stoff,  der  Aelinlicfa- 
kcit  mit  Linoleum  und  fast  dieselben  Eigenschaften  wie  dieses  besitit 
und  zu  Fussbodenbelägen  (in  England  auch  in  Pferdeställen)  Verwendung  findet 


§  268.  Die  Guttapercha,*) 

Gewinnung.  Guttapercha  (plastisches  Gummi,  Tubangummi,  GetUnift- 
gummi)  ist  der  getrocknete  Milchsaft  von  Bäumen  aus  der  Familie  der 
Sapotaceen,  namentlich  von  Isonaära  Gutta ^  Dichopsis  und  Pavfna  vo» 
Singapur,    Bomeo,    Sumatra   und    Südmalaga,   der   dadurch   i:  ■    wird. 

dass  man  diese  Bäume  in  einer  Höhe  von  1  Vj  fff  über  dem   i  -n  ÜUl 

und  in  Zwischenräumen  von    12—15  cm    entrindet.    Der    ausöiessende   Saft 
wird  in  Gefässen  aufgefangen  und  gewöhnlich  mit  etwas  Salz  oder  SaUirasser 


*)  Benutzte    Werke:    Gollgetreu,     •BaumaterhUien«,   3,  A«d,,    V»'-^<i 
Bd.  II,    S.  486— 49#5.    —    Dr.  F,  Fischer,    •Handbuch  der  chemischen    ) 
Leipzig    1898,    S,    1126— IPJH.    —    Dr.    Molhcs,   »niuilnrtcs    Bauk^ikon- 
l.ciptjg  1K83,  —    tt.   A 


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versetzt,  um  eine  bessere  Abscheidimg  der  Guttapercha  zu  erzielen,  Lässt 
man  die  Gefasse  ruhig  stehen,  so  bildet  sich  eine  geronnene,  milchähnliche 
Masse,  Dieselbe  wird  vor  ihrer  Erhärtung  mit  den  Händen  zusammen  geknetet 
und  an  der  Luft  getrocknet 

In  den  Handel  kommt  die  Guttapercha  entweder  in  länglichen  Broten 
von  3 — 4  J^g  Gewicht  oder  in  unregelmässigen  Klumpen  von  10 — 12  kg 
Gewicht 

Eigenschaften.  Die  Guttapercha  besitzt  in  unverfälschtem  Zustande 
eine  röthlichbraune  Farbe  und  ist  auf  den  Schnittflächen  weisslich  bis  bräun- 
lich; sie  hat  roh  das  Aussehen  von  lockeren,  zusammengeballten  Leder- 
schnitzeln und  erscheint  im  Handel  als  eine  gleichmässige  Masse  von  dünnen, 
hautartig  übereinanderliegenden,  zähen  Schichten.  Guttapercha  fühlt  sich 
fettig  an  und  riecht  eigenthümlich  (nach  Käse  und  Leder),  In  gewöhnlicher 
Temperatur  ist  sie  zähe,  lederartig,  steif  und  hart,  trocken,  undurchsichtig 
und  nur  wenig  elastisch,  jedoch  leicht  zu  schneiden,  Sie  ist  nur  nach  einer 
Richtung  ausdehnbar,  in  der  entgegengesetzten  zerreisst  sie  bei  genügend 
starker  Zugbeanspruchung,  Ihre  Festigkeit  gegen  Zug  ist  in  der  einen  Richtung 
eine  grosse  (200  kg  für  das  Quadratcentimeter).  Sie  schwimmt  in  Folge  ihrer 
(übrigens  nicht  grossen)  Porosität  auf  dem  Wasser,  obwohl  sie  schwerer  wie 
dieses  ist  Erwärmt  man  Guttapercha  (durch  Eintauchen  in  warmes  Wasser) 
auf  32**  C,  so  wird  sie  biegsam,  bei  48^  beginnt  sie  weich  zu  werden,  auch 
kann  man  sie  bereits,  jedoch  nur  unter  Anwendung  eines  hohen  Druckes, 
^^cneten;  bei  55 — 60^  ist  sie  formbar  und  streckbar  und  kann  zu  ganz  dünnen 
^■(durchsichtigen)  Blättern  ausgewalzt  werden,  auch  ist  sie  dann  so  weich,  dass 
^■jnan  zwei  Stücke  durch  einfaches  Zusammendrücken  zu  einem  eiraigen  ver- 
Weinigen  kann;  bei  yo^  schmilzt  sie  zu  einer  klebrigen,  faden  ziehenden  Masse, 
bei  130'*  beginnt  ihre  Zersetzung;  sie  wird  ganz  flüssig  und  schäumt;  bei 
150**  liefert  sie  ein  Oel,  welches  das  vorzüglichste  Lösungsmittel  der  Gutta- 
;)ercha  bildet 

Guttapercha   ist  in  Wasser,    Alkohol»    verdünnten  Säuren    und  Alkalien 
nlösüch,    dagegen    in    Schwefelkohlenstoflf    und    Chloroform,    aber    auch    in 
erwärmtem  TerytentinÖl,  Rautschuköl,  Benzin  und  Petroleum  zu  einer  dicken 
^fasse  löslich;  sie  wird  durch  stark  concentrirte  Schwefelsäure  und  rauchende 
Baipetersäure  zerstört.    Aether  und  ätherische  Gele  bringen  die  Guttapercha 
tum  Aufciuellen  und  verwandeln  sie   in    eine    teigartige    Masse.    Guttapercha 
ist  ein  guter    Schallleiter,    einer    der    schlechtesten    l^eiter    der  Wärme  und 
Klektricitat  und  wird  beim  Reiben    negativ   elektrisch.    Bei  längerem  Liegen 
in  der  Luft  und  besonders,  wenn  Luft  und  Feuchtigkeit   auf  sie  einwirken, 
trhält  sie  einen  sehr    dünnen,    bläulichen    Ueberzug,    wird    allmälig    brüchig 
and  spröde,  pulverisirbar,  in  Alkohol   und  Aether   löslich    und  beim  Reiben 
3«itiv    elektrisch.    Unter    der    Erde    (etwa    zum    Schutze    von    elektrischen 
Leitungen)    kann  man  sie  nicht  benutzen,    weil    sie  von  Mäusen  u.  s.  w,  zer- 
nagt wird,  auch  nimmt  sie  in  feuchter  Erde  und  unter  Wasser  allmälig  Wasser 
liuf  und  busst  dann  ihre  isolirende  Eigenschaft  ein;  mit  Guttapercha  umhüllte 
>riihte  müssen  deshalb  noch  mit  einer  Metallröhre  umgeben  werden, 

Verarbeitung,  Die  Guttapercha  wird  durch  Waschen  in  anfangs 
kaltem,  dann  allmälig  erwärmte!«  Wasser  unter  beständigem  Kneten  von 
lllen  Verunreinigungen  (z,  H,  von  äand,  Erde,  Baumrinde,  Sägespänen,  Holz- 
^hcilchcn  u.  s.  w,)  befreit  oder   nach   trockenem  Erwärmen  zwischen  stumpf- 


280 


Dritter  Thcil. 


zähnigen  Walzen  gepresst  und  geknetet,  wodurch  ebenfalls  die  Unr 
abgesondert  werden.  Die  gereinigte  Masse  wird  dann  mittelst  Msb. ..:,..  zili 
einem  weichen,  gleichmässigen  Teig  verarbeitet  und  hierauf  soweit  enR-Äftnt, 
dass  sie  plastisch  wird.  Dann  wird  sie  entweder  in  Formen  gepresst  oder 
zu  Schnüren  und  Fäden  ausgezogen  oder  zu  dünneren  Bändern  ausgewaUt 
oder  endlich  in  gleicher  ^Veise  wie  Kautschuk  vulcanisirt  und  homisirt.  Bei 
der  vulcanisirten  Guttapercha  ist  jedoch  die  Verbindung  keine  so  innige  wie 
beim  Kautschuk, 

Verwendung.  Man  benutzt  die  Guttapercha  hauptsächlich  zu  IsoHr    r^- 
elektrischer    Leitungen    (besonders    von    Kabeldrähten   und  Telephond: 
unter  Wasser,  welche  ausserdem  noch  mit  einer  MetallhüUe  umgeben  werdeii^* 
sodann  zur  Herstellung  von  Fäden,  Schnüren,    Schläuchen,  Röhre«    (die    of*! 
mh  Geweben  gefüttert  und  umhüllt  werden)   und  Pumpen  für  saure  T  i 
keiten,  femer  zur  Anfertigung  von  Gefassen  für  Flusssäure,  von  Peuerei«.^   ,. 
Ringen,  Treibriemen,  Schuhsohlen  tmd  Gummischuhen,  von  Sprach-  und  Hör 
röhren^  Walzen  für  Waschmaschinen  und  Wäschemangeln,  chirurgischen  I^ 
menten,  Messerheften,  Bilderrahmen,  Gesimsen,  Winkelmaassen  und  Drc 
Reissschienen,  Dachziegeln,  weiter,  weil  sie  äusserst  scharfe  Abdrücke 
zu  Matritzen  für  Holzschnitte  und   in  der  Galvanoplastik,  sodann  zum  ^\ 
dichtmachen  von  Geweben,    indem    man    sie  mit  Leinöl  zusammenpresst^ 
Ersatz  für  Hom  und  Knochen   zur  HerstelKmg   von  Knöpfen,    Thürdrück 
u.  s.  w.,  zum  Schutze  von  Leder,  Pappe,  Holz   und  Metall,    wenn    dicsell 
den  Einwirkungen  von  Alkohol,   Säuren  und  Wasser,   jedoch  keiner  hohe 
Temperatur  ausgesetzt  sind,  in  dünnen  Blättern  an  Stelle  von  Thierblase 
Wachstaffct,    endlich  zu   künstlichen  Gebissen,    zu  Kitten    für   leden^e  TreÜJ* 
ricmtn  (siehe  §  238),  zu  Firnissen  (siehe  §  266,  g)  u.  s.  w. 

Verschiedenes.  Guttapercha  kommt  niemals  ganz  rein  in  den  Handel 
und  ist  eines  von  denjenigen  Kohproducten,  welche  den  meisten  Verfälsch ungco 
unterworfen    sind.    Zu    den  Verfälschungen  benutzt  man  verschiedene  Hüixe. 

Gereinigte  Guttapercha  hat  eine  fast  weisse  Farbe,  wird  aber  o6 
durch  Carmin  rothlich  gefärbt;  sie  erweicht  in  wamtem  W^asser  tind  ist 
ausserordentlich  plastisch;  man  benutzt  sie  zum  Ausfüllen  hohler  Zähne  und 
gewinnt  sie,  indem  man  gewöhnliche  Guttapercha  in  Benzin  löst,  die  I^Osnng 
durch  gebrannten  Gyps  oder  pulverisirten  Thon  klärt  und  die  Guttapercha 
durch  Zusatz  von  Alkohol  (von  90*^  T.).  wieder  fällt;  letztere  >vird  dann  mit 
heissem  Alkohol  gewaschen  und  in  siedendem  Wasser  zusammengeknctj 
endlich  bei  massiger  Wärme  zu  dünnen  Stangen  geformt,  die  ZMXt\  SchQ| 
gegen  die  Einwirkung  der  Luft  zweckmässig  unter  Wasser  aufbewahrt  wcrd 

Als  Ersatz  für  Hom  und  Knochen  empfiehlt  sich  eine  Mischt] 
von  1  Theil  Guttapercha  und  2  Theilen  Kautschuk  oder  ein  Gemenge 
1  Theil  Guttaperchaabfällen  und  1  Theil  Kautschukabfällen,  das,  mit  Schw*< 
vermengt,  mehrere  Stunden  lang  einer  Hitze  von  120**  C,  ausgesetzt  wtrd7 
Das  Fabrikat  wird  noch  besser,  wenn  man  dieser  Mischung  Gyps,  Hars^ 
Blei  Verbindungen  u.  s.  w.  hinzufügt, 

Einen   guten    Firniss   zum    Ueberziehen  von    Guttapercha  waren     und 
von    Documenten,    deren    Schrift   unverloschbar  gemacht  werden  soU,  er 
man  nach  Fry,   wenn    man  5  kg   Terpentinöl    oder    Steinkohlcnthecröl 
180—240  g  Guttapercha  destillirt. 


"Viertes  Capitet,  t)acb|»appe,  Holzcemeni,  wasserdichte  Leinwatid  o.  s.  w. 


Als  Ersatzstoff  der  Guttapercha  wird  Balata  {BuUy-trei\  das  Milchharz 
am  Orinoko  und  Amazone nstrom  wachsenden  Baumes,  empfohlen,  weil 
ses  Harz  elastischer  als  Guttapercha^  biegsamer  und  schwerer  schmelzbar 
erwärmt  angenehm  riecht  und  die  Wärme  sowohl  als  auch  die  Elektri- 
ät  besser  isolirt,  (Siehe  »Wochenschrift  des  österreichischen  Gewerbe- 
vereinesff,  1878,  S.  121.)  Man  verwendet  Balata  zu  Treibriemen,  Sohlen 
und  Absatzen,  femer  zur  Isolirung  von  Telegraphen  drahten  und  in  d^i 
Zahnarxneikunde,  (Siehe:  Fischer,  a.  a,  O.,  S.  1128.) 

^^B  viertes  Capftel. 

Bpchpappe.  Holzccment,  wasserdiclite  Leimvand,  Linoleum, 
Rorkplatten,  Asbestgewebe,  Unterlagsfilzplatten,  Tapeten, 

8  269.  Die  Dach-  und  Steinpappe  und  ihre  Ersatzstoffe. 

Bestandtheile»  iJie  rohen  Pappen  werden  aus  groben,  langfaserigen 
^^offen  bereitet,  namendich  aus  wollenen  Lumpen  und  altem  Papier.  Je  mehr 
^■ollfaser  die  Pappe  enthalt,  desto  werthvoller  ist  sie.  Nimmt  man  zur 
^fcreitung  pflanzliche  Stoffe,  z.  B,  Leinwand,  Hanf,  Baumwolle,  gemahlenes 
^Broh  und  HoIj^  Gerberlohe  u.  dergl.,  so  ist  6xe  Widerstandsfähigkeit  der 
^rappe  gegen  Wiiterungseinflüssc  eine  geringere;  benutzt  man  erdige  Stoffe, 
jft.  B*  Thon,  Kreide,  Kalk,  Gyps  u,  s.  w,,  so  wird  durch  dieselben  eine 
^binclle  Verwitterung  der  Pa[jpe  herbeigeführt. 

^K  Eintheilung,  Man  unterscheidet  Tafel-  und  Rollen  pappe;  erstere 
wird  a^u  Dacheindeckungen  in  neuerer  Zeit  fast  nicht  mehr  verwendet,  wcü 
die  vielen  Slösse  und  Fugen  manche  Uebelst&nde  erzeugen.  Die  Tafelpappe 
wird  wie  Papier  mit  der  Hand  geschöpft  und  an  der  Luft  getrocknet;  sie 
kommt  zumeist  in  einer  Breite  von  0*75  m  und  in  einer  Länge  von  1  m 
Süwie  in  verschiedener  Dicke  zum  Versandt.    Die   Rollenpappe  wird  mittelst 

Ischinen  bereitet  und  zum  Theil  gepresst-  Am  gebräuchlichsten  sind  folgende 
•ten: 


ir,  70 

Ir.  80 

it,  90 

lt.  100 


1*5      OTW 

13101 
M67  > 
105    ^ 


stärkt 


70  iw*  ^=  50  kg  wiegend, 
80    i»  =  50  >  » 

m    >  =  50  *  » 

1(K)    >=50  > 


Breite  gewöhnlich  1  m. 

Eine    Rolle    enthält 

meistens   50—  60  m^ 

Pappe. 


Die  dünnen  Sorten  werden  vorzugsweise  zu  Unterlagen  bei  Schiefer-  und 
Hokcementdächem,     auch    als    Decklage    bei    Doppelpappdächem    und   zu 

Kjvnsori sehen  Dacheindeckungen  benutzt. 
Das  Imprägniren.     Die    Stofife,    aus  denen    Tafelpappe  hergestellt 
rden  soll,  werden  mit  Steinkohlen theer  vermischt»  oder  es  wird  die  fertige 
ppe  mit  heissem  Steinkohlentheer  oder  mit  einer  Mischung  von  diesem  und 
T'ech  getränkt,  indem  man  sie  in  diese  Flüssigkeit  eintaucht,  hierauf  in  heisses 
|f asser  legt»  sie  dann  nochmals  eintaucht  und  längere  Zeit  (meistens  5  Stunden 
bg)    in  dem  siedenden  Theer  liegen   lässt    Die  Imprägnirung  der  Rollen- 
^ppe  ^dagegen  erfolgt  dadurch,  dass  man  die  Rolle  mittelst  zweier  Quetsch- 
zen  ganz  langsam  durch  ein  Theerbad  hindurchzieht.  Der  bis  zum  Siede- 
nkt    erhitzte   Theer   befindet    sich   hierbei    in    einem    breiten    und  flachen 


Dritter' 


Behälter.  Die  Pappe  wird  mit  ihrer  unteren  Seite  nach  dein  Yerlissen  ikr 
Walzen  über  eine,  auf  dem  Arbeitstisch  gleichmässig  ausgebreitete  Smit 
Schicht  bewegt,  während  auf  die  obere  mit  Hilfe  eines  Siebes  Sand  mogUchst 
gleichmässig  aufgestreut  wird.  Durch  diese  Besandung  soll  das  Zusammeit- 
kleben  der  Pappe  beim  Aufrollen  verhütet  werden.  Der  Sand  ist  durch 
Schlämmen    von    etw^a    vorhandenen    thonigen    und    lehmigen    Bt  dv 

und  durch  Sieben  von  allen  grösseren  Stücken,  sowie  von  Staub  zu  L_  :  .__  cf 
muss  scharfkantig  sein  und  ein  gleichmässiges  Korn,  etwa  von  der  Gr^Ssse 
des  Hirsekorns,  besitzen.  Statt  des  Sandes  kann  man  auch  mit  Vortheü  im* 
kleinerte  Hochofenschlacke  verwenden. 

Der  zum  Imprägniren  der  Pappe  benutzte  Steinkohlentheer  xnvtss  durch 
Destillation  von  den  flüchtigen  Oelen  und  dem  Ammoniakwasser  hcirai 
werden;  er  wird  entweder  allein  verwendet,  oder  er  erhält  einen  Za*%aiz  »on 
schweren,  durch  trockene  Destillation  von  Kolophonium  gewonxicnei 
Harzölen,  oder  von  Schmieröl,  das  ein  mit  Paraffin  gesättigtes  und  aus  dm 
Petroleum,  dem  Erdpech  oder  bei  der  Solar ölfabrikation  aus  Braunkohles 
und  Torf  gewonnenes  Mineralöl  darstellt,  oder  von  Kientheer,  welcher  dtirdi 
trockene  Destillation  von  Nadelhölzern  u.  s.  w,  erhalten  wird,  oder  endlich 
einen  Leinölzusatz.*)  Durch  diese  fetten  Stoffe  erlangt  die  Pappe  eine  grosie 
Geschmeidigkeit  von  langer  Dauer.  Die  mit  nicht  abdestillirtem  (reinem)  Stein- 
kohlcntheer  getränkte  Pappe  nimmt  schnell  eine  grosse  Härte  und  Sprödigköl 
an,  von  welcher  der  Name  i^Steinpappe«  herrührt;  sie  bricht  leicht  beim 
Umbiegen  und  Begehen  und  hat  eine  geringe  Dauer,  weil  sie  sehr  porös  ist, 
die  mit  abdestillirtem  Steinkohlentheer  imprägnirte  Pappe  dagegen  wird  erst 
nach  längerer  Zeit  hart,  spröde  und  gebrechlich,  ist  viel  weniger  pon», 
haltbarer  und  wegen  des  höheren  Harzgehaltes  fester»  Wird  dem  abdestUUrte» 
Steinkohlentheer  natiirlicher  Asphalt»  Harz,  Kientheer >  Schwefel  u,  s.  «. 
zugesetzt  und  mit  dieser  Mischulig  die  Pappe  getränkt,  so  ist  dieselbe  giAi 
besonders  gut  zu  Dacheindeckungen  geeignet  (Asphaltdachpappc), 
während  ein  Zusatz  von  Steinkohlenpech  das  Hartwerden  der  PAfipe 
beschleunigt. 

Um  eine  möglichst  vollkommene  Impragnirung  der  Pappe  zu  erridöu 
wurde  (nach  Gottgetreu,  a.  a.  O.,  Bd.  II,  S.  41)4)  vorgeschlagen,  die  out 
Theer  getränkte  Pappe  zu  trocknen  und  dann  in  kaltes  Wasser  einzutauchen, 
damit  sich  der  Theer  von  der  Oberfläche  der  Pappe  nach  dem  Inneren 
derselben  ziehe.  Hierauf  soll  die  Pappe  nochmals  getrocknet,  daim  wiederholt 
in  siedenden  Theer  getaucht  und  endlich  mit  feinem  Kies,  Steinpulver  u.  s,  w. 
bestreut  werden. 

Der  Anstrich  des  Pappdaches.  Nachdem  die  Pappe  auf  der 
Dachschalung  verlegt  worden  ist,  erhält  dieselbe  einen  Anstrich.  Hierzu  xMir 
abdestillirten  Steinkohlentheer  zu  nehmen,  emptiehlt  sich  nicht,  weil  derselbe 
nach  einiger  Zeit  hart  und  spröde  und  schhesslich  durch  Verwitterung  gMm 
zerstört  wird,  und  zwar  geht  diese  Zerstörung  umso  schneller  vor  sich,  je 
mehr  kalkige  Stoffe  dem  Theer  zugesetzt  werden. 

Luhmann  (>Die  Fabrikation  der  Dachpappe«,  Wien  1883)  empfidlh 
zu  den  Anstrichen  hauptsächlich  folgende  Mischungen: 

70  Theile  abdestilUrtcr  Steinkohlentheer,  10  Theilc  schweirrs  MinermM 
(Schmieröl),  20  Theile  amerikanisches  Harz; 

^  »Handbuch  der  Architektur«,  18$4,  Bd.  11,  HcA  5.  S.  15, 


alertes  Capitcl,  Dsicbp«ppe,  Holzeement,  wasserdtcHte  Leinwand  u.  s,  w. 


75  Theile   abdestillirter    Steinkohlentheer,    10  Theile  Trinidad- Asphalt, 
10  Theile  Kientheer,  5  Theile  Harzöl; 

70     Theile     abdestillirter     Steinkohlentheer,      25     Theile      Kieulheer, 
Theile  Harz; 

70    Theile    abdestillirter    Steinkohlentheer,    20    Theile    Kolophoniuni, 
Theile  Leinölfirniss,  2  Theile  feingepulvcrter  Braunstein. 

Auf  den  frischen  Anstrich  wird  heisser,  grobkörniger  oder  feingesiebter, 
charfkantiger,  thon-  und  lehmfreier  Sand  gestreut. 

Zur  Erhöhung  der  Haltbarkeit  der  Dachpappe  ist  der  Anstrich  von 
Bit  zu  Zeit  zu  erneueni,  damit  die  entstandenen  Poren  wieder  verschlossen 
rerden  und  die  Pappe  die  durch  die  Einwirkung  der  Witterung  und  der 
3iinenstrahlen  verlorenen  öligen  Bestandtheile  zurückerhält,  wieder  ge- 
schmeidig und  durch  einen  Ueberzug  geschützt  wird.  Der  neue  Anstrich  ist 
^j-ufzubringen,  wenn  der  alte  anfängt  zu  schwinden  und  die  Pappe  sichtbar 
^■rird  In  der  Regel  ist  ein  zweiter  Anstrich  schon  nach  2  jatu-en  nöthig 
Hpiamentlich  auf  der  Südseite  des  Daches),  während  der  dritte,  vierte  u.  s,  w. 
Hbieistens  erst  in  Zwischenräumen  von  etwa  4 — -5  Jahren  aufgebracht  werden 
~niüss.  Bei  zu  häufigem  Theeren  bildet  sich  auf  der  Pappe  eine  harte  und  dichte 

I Kruste,  die  durch   Aufstreuen  von  Sand  noch  begünstigt  wird.  Diese  Kruste 
brhält  bei  Wärmeänderungen  Risse  und  durch  dieselben  wird  das  Dach  undicht, 
ISiehe   >Handbuch  der  Architektur«,  a.  a,  O.,  S.  27.)  Es  ist  daher  eine  häufigem 
Erneuerung  des  Anstriches  mehr  schädlich  als  nützlich, 
l  Es  ist  auch  emiifohlen  worden,  die  Pappe  nach  vollständiger  Erhärtung 

JEes  Anstriches  noch  mehrere  Male  mit  einer  Mischung  von  Kalkmilch  und 
Kuhhaaren  zu  bestreichen,  um  die  Verflüchtigung  der  im  Steinkohlentheer 
^enthaltenen  ätherischen  Üelc  nach  Müglichkeit  zu  verhindern  und  der  Dach- 
^^appe  eine  längere  Wasserundurchlässigkeit  zu  verleihen.  (Siehe:  Gottgetreu, 
^.  a,  O,,  Bd.  II,  S.  4Uä,) 

Kennzeichen    einer   guten    und   einer    schlechten  Dachpappe, 
rute  Dachpappe    muss    zähe,    von    filzartigem    Gefüge    und    so  geschmeidig 
ein,    dass   sie  bei  wiederholtem  Umbiegen  nicht  bricht;    sie  soll  vom  Stein* 
lohlenthecr  vollständig  durchdrungen  sein,    so  dass  ihr  Inneres   fettglänzend 
scheint  und  sie  an   keiner   Stelle  eine  theerfreie  Schicht  besitzt  Auch  soll 
lie  Pappe   nach  24  stündigem  Liegen  unter  Wasser  keine  Gewichtszunahme 
eine  solche  tritt  ein,    wenn  die    Pappe    nicht    vollständig    imprägnirt 
aus  schlechten  Stoßen  (z.  B,  aus  Stroh  und  Holz)  bereitet  ist. 
Schlechte    Dachpappe    bricht    leicht,    hat    eine    matte  Farbe  (hervor- 
gerufen   durch    eine  Tränkung  mit  Steinkohlentheer    ohne    Zusatz  von  natür- 
Bchem  Asphalt  u.  s.  w.),  besitzt  eine  schiefrige  Structur  und  fühlt  sich  lappig 
(wenn    nämlich    wasserhaltiger  Theer   zu  ihrer  Tränkung  benutzt  wurde). 
Vortheile    des    Pappdaches:     grosse    Büligkeit     des    DeckstotTes; 
tichterc  Dachconstruction    wegen    des  geringen  Gewichtes  der  Pappe;    gute 
lusnuizung    des    Dachraunies    wegen    der    flachen    Neigung     der    Sparreu; 
Sicherheit    und  Schutz  gegen  Feuer,    weil   Pappe  nur  ganz  langsam   verkohlt 
fid    nicht    mit   heller   Flamme    verbrennt ;    grosse    Dauerhaftigkeit    bei  sach- 
emässcr    Bereitung   der    Pappe,    bei   vollkommener  Imprägnirung,   bei  sorg- 
lliger  Eindcckung  und  rechtzeitiger  Erneuerung    des    Anstriches;    bequeme 
ierstellung  und  leichte  Ausbesserung  schadhafter  Stellen,    Nachtheile:  Da 
lie  Pappe  den  t)eim  Witterungswechsel  eintretenden  Bewegungen    der  Dach- 


284 


Dritter  Thcil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


Schalung  nicht  zu  folgen  vermag,  so  kann  sie  leicht  Risse  erhalten,  auch 
wird  sie  im  Laufe  der  Zeit  durch  die  Einwiricung  des  Theeres  mürbe  und 
gebrechlich,  so  dass  sie  einem  Hagelschlage  keinen  genügenden  Widerstand 
zu  leisten  vermag. 

Zweckmässigste  Verwendung.  Pappdächer  sind  hauptsächlich  für 
Fabrik-  und  landwirthschaftliche  Gebäude,  Hallen,  Baracken,  Güterschupp« 
und  kleinere  Nebengebäude  (Aborte  u.  s.  w.)  zu  empfehlen.  Sie.  müssen  bei 
trockener  und  warmer  Witterung  hergestellt  werden,  damit  sich  der  Theer- 
überzug  n^it.der  Pappe  innig  verbinden  kärai. 

Doppellagiges  Pappdach.  Um.  die;  Haltb^kdt  der  Pappdächer  m 
erhöhen,  wird  mit  Vortheil  eine  doppelte  Lage  Pappe  auf  die  Schalbretter 
gebracht.  Diq  untere  besteht  aus  einer,  i  einseitig  mit  Sand  bestreuten, 
gewöhnlichen  Dachpappenbahn,  Lederpappe  genannt,  welche  mit  der 
gesandeten  Seite  nach  unten  \Yerlegt  wird.  Die  obere  Bahn  wird  auf  diese 
aufgeklebt  und  mit  Sicherheitsdrähten  in.  Entfemimgen  von  etwa  1  m  über- 
zogen, um  dem  Pappdache  eine  grössere  Steifigkeit  und  Widerstandsfähigkeit 
gegen  Winddruck  zu  verleihen  und  die  untere  Papplage  fester  an  die  Dach- 
schalung anzudrücken.  Auf  die  obere  Lage  und  auf  die  geglühten  Banddrähte 
wird  eine  IsoUrmasse  aufgebracht,  welche,  nach  einem  der  obenerwähnten 
Luhmaiin'schen  Recepte  herzustellea  ist.  Als  Anstrichmasse  der  oberen 
•Deckhaut  empfiehlt  Luhman«  u.  A.  eine  Mischung  von:  50  Theilen  ab- 
destillirtem  Steinkohlentheer,  15  Theilen  Trinidad- Asphalt,  10  Theilen  paraffin- 
haltigem  Mineralöl  und  25  Theilen  trockenem,  feingemahlenem  Thon.  (Näheres 
über  die  Construction  dieses  Doppelpappdaches  findet  man  u.  A,  im 
»Handbuch  der  Architektur c,  a.  a.  O.,  S.  29  imd  30.) 

Ersatzstoffe.  Statt  der  Theerpappe  werden  in  neuerer  Zeit  lu 
Dacheindeckungen  und  namentlich  für  Barackenbauten  folgende  Baustoffe 
verwendet,  die  Verbesserungen  der  gewöhnlichen  Dachpappe  darstellen 
sollen.  *) 

\.  Filzpappe.  Zu  ihrer  Fabrikation  benutzt  man  Wollhaare  und 
Steinkohlentheer.     Die    Wollhaare    gewähren    einen    besseren    Schutz    gegen 


Viertes  Capitel.  Dachpappe,  Holfcetnent,  wasserdichte  Lelttwand  n.  ».  w. 


m   und  in  der  Breite  von  1  iw  in  den  Handel    Sie   haben    sich  gut  be- 
wirf, sind  aber  ziemlich  theuer. 

4.  Präparirte  Dachpappentafeln  der  Döcker'sehen  Baracken- 
Ikbrik  zu  Niesky  (Oberlaiisilz).  Dieselben  sind  einseitig  oder  auf  beiden 
eiten  mit  Leinwand  bekleidet  und  sollen  sich  zu  Kind  eckungen  zerlegbarer 
fid  tragbarer  Tropenbaracken  gut  eignen, 

5»  Barackenpappe   von    Rabitz   und  Stabsarzt  a*  D.    Dr.  Eltze 

Berlin.    Sie  besteht  aus  mehreren  Lagen,  die  der  Feuersicherheit  wegen 

»it   einem    hauptsächlich    aus    Asbest    bestehenden  Bindemittel  mit  einander 

frereinigt    sind   und  eine  Dicke  von  zusammen  etwa  1   cm   besitzen.    Werden 

liese  Tafeln  in  einen    Rahmen  eingespannt,   so    besitzen  sie  eine  genügende 

Widerstandsfähigkeit    gegen    die     Witterungseinflüsse;     ven^^endet    man    sie 

^egen  ohne  Rahmen,  so  dringt  die  Feuchtigkeit  von  der  Schnittkante  aus 

die    Pappe    ein,    ivodurrh    die   letztere  sehr  bald  zerstört  wird.    Um  die 

Tafeln    gegen    Regen    und    Feuer    zu    schützen,    werden    dieselben  mit  ent* 

^rechenden  Anstrichen  versehen, 

6.  Asphaltfilz;  siehe  Asphalt  (§  287). 

7,  Sturmpappe  von  Benrath  und  Franck  in  Gelbe  Mühle  bei 
)uren  (Rheinland). 

Die  Sturmpappe  besteht  aus  einem  starken  Jutegewebe,  verbunden  mit 

»chfrei    gearbeitetem    festen    Manilapapicr.    Sie   kommt    in  Rollen  von  100 

und   140  cm  Breite  und  bis  zu  2{)i)  m  Länge  in  den  Handel  Ihr  speciftsches 

rewicht    ist    ein    sehr  geringes,    da    sie    etwa    lümal    so  leicht    wie  mittel- 

chwcrc  Dachpappe  ist. 

Nach  den  Untersuchungen  der  königlichen  Prüfungsstation  für  Bau* 
aateralien  in  Charlottenburg-Berlin  ist  die  Sturmpappe  der  besten  Dachpappe 
Reisslänge  (also  an  Widerstandsfähigkeit  gegen  Stumiebiwirkung)  12\jmal 
iind  an  Dehnungsfähigkeit,  ohne  Risse  zu  erhalten,  omal  überlegen.  Die 
Untersuchungen  auf  Wasserdurchlässigkeit,  bei  denen  die  Proben  U  Tage  lang 
aer  auf  ihnen  ruhenden  Wassersäule  von  2Ö  rm  Höhe  bis  zu  4  m  Höhe 
Iteigend  ausgesetzt  waren,  ergaben  bei  sammtlichcn  (sechs)  Proben  kein 
)urchsickem  des  Wassers,  während  von  10  Proben  bester  Dachpappe,  die 
ater  dem  verhältnissmässig  geringen  Druck  einer  Wassersäule  von  Ö— 25  cm 
lohe  untersucht  wurden,  8  nach  höchstens  einem  Tage  und  18  Stunden  Wasser 
^ndurchsickem  liessen,  während  "2  Proben  nach  9  Tagen  dicht  blieben; 
>n  letzteren  war  eine  mit  einer  nur  6  cm  hohen,  die  andere  mit  einer 
lU  cm  hohen  Wassersäule  belastet  und  geprüft  worden. 

Die  Sturmpappe  dient  nur  zur  Eindcckung  von  Dächern.  Kin  mit 
itesem  Stoß*  eingedecktes  Dach  soll  kaum  den  zwanzigsten  Theil  Klebe- 
nd Flickstellen  aufweisen  wie  ein  gewöhnliches  Pappdach. 

Die  Emdeckung  geschieht  /.wischen  dreieckigen  Leisten,  welche  in 
gleichen,  von  der  Breite  der  Rolle  abhängenden  Abständen  vom  First  bis 
jr  Traufe  auf  die  Brctterverschalung  genagelt  werden,  und  weiter  in  der 
If^eise,  dass  die  Gewebeseite  nach  aussen  und  die  Papierseite  also  auf  die 
)achverschalung  kommt.  Zur  Befestigung  der  Sturmpappe  werden  in  Ent- 
fernungen von  Ih — 20  cm  Dachnägcl  von  25  mm  Länge  und  mit  breitem 
topf  eingeschla;4cn. 

Die  Vcrl)iTidung   der  Stössc   erfolgt  dadurch,   dass   das   Ende   der  auf 

Dache  befestigten  Rolle  etwa  10  cm  breit  mit  einer   kräftigen,   heissen 


2ö*; 


DTttter  Thei!. 


Tischlerleimlösüng  oder  niit  heissem  AspiiaUlack  überstrichen,  dann  die  neoc 
Rolle  10  im  breit  darübergekgt  und  mit  den  Händen  gut  ans^drückt  wnd 
Bei  den  Mauer-  und  Schomsteinanschlüssen  wird  die  Pappe  etwa  In  n«  i& 
die  Hohe  gebogen  und  an    die  Mauer    mittelst  Asphaltlack    i  bt  Attf 

die  Leisten  werden  Sc hutikappen streifen  aus  Stunnpappe  auk  ,  wdcbe 

in  einer  Breite  von  9  cm  und  bis  zu  20  m  Länge  vorräthig  gehalten  werden. 
Die  Sturmpappe  ist  dort,  wo  sie  die  Kappe  später  liberdeckt,  vor  dem  Ucbtr- 
decken  zweckmässig  einmal  mit  Theer  zu  Überstreichen.  Die  Entfernung  r|» 
Nägel  soll  bei  dieser  Befestigung  nur  etwa  3  cm  betragen. 

Das  fertige  Dach  wird  mehrere  Male  (in  geeigneten  Zwt$;ch(*nriiuii]«n| 
mit  heissem    Asphalttheer    (aus    100    Gewchtstheilen    Steink  er    unt! 

15  Gewichtslheilen  Blockasphalt)  oder,  wenn  derselbe  nicht  1  ;  wenloi 

kann,  mit  gutem  Steinkohlen  theer  (ebenfalls  erhitzt)  mittelst  1  hccrschrubbcr 
überzogen.  Durch  diese  Theeranstriche  erlangt  die  Sturmpappe  erst  ihre 
Wasserdichtigkeit.  Alljährlich  —  zur  Sommerzeit  und  bei  gutem  Wetter  — 
ist  dieser  Theeranstrich  zu   erneuern. 

8.  Gepresste  Uelpappe  von  Gebrüder  Adt  in  Forbach, 

Die  Pappe  stellt  eine  sehr  harte,  leichte,  wasserdichte  und  schw»  etil* 
zündbare  Masse  dar,  die  sich  mit  Schneidewerkzeugen  sehr  gut  bearbeiten 
lässt.  Ihre  Dicke  beträgt  bis  6  mm,  Pappe  in  6  mm  Stärke  bleibt  sdbft 
nach  stundenlangem  Liegen  unter  Wasser  (von  Stubenwänne)  hart«  währcDii 
dünnere  Sorten  hierbei  aufweichen. 

9.  FaUbautafeln  nach  dem  Patente  von  Fischer. 

Dieselben  werden  von  der  Falzbaupappenfabrik  zu  Ra witsch 
(Provinz  Posen)  in  den  Handel  gebracht,  und  zwar  in  einer  Länge  von  3  * 
und  in  einer  Breite  von  1  m.  Ihren  Querschnitt  zeigt  Figur  438.  Mjo 
benutzt  sie  mit  Vortheil  zur  Isolirung  feuchter  und  kalter  Wände,  *iiro 
Schütz  von  HoUpaneelen  gegen  den  Einfluss  der  Wandfeucht igkcit^  »tu 
Herstellung  von  fäulniss-,  dunst-  und  feuersicheren  Stall-  imd  Fabrikdeckex! 
und  Dächern,  zum  Schutz  von  hölzernen  Fussböden  gegen  Holsscfawainin. 
zur  Herstellung  von  Kühlräumen  und  Eisbehältem,  zur  Bekleidung  von  Fadl- 
werkbauten  aller  Art,  zur  Isolirung  von  Balkenköpfen  und  in  die  Erde  ge- 
rammten Pfählen  u.  s.  w.  Wenn  man  diese  Tafeln  mit  glatten  Phn  Irj- 
seits  bekleidet  (Fig.  430),  so  eignen  sich  dieselben  auch  zur  i  un| 
selbständiger  Wände,  Auf  dieselben  kann  ohne  Mörtelputz  unmittelbar  tapetirt 
oder  ein  Anstrich  aufgetragen  werden. 

10-  Asphallleinenplatten  von  Randhahn  in  Waldaa  bt* 
Osterfeld. 

Zwischen    zwei    Asphaltpapier  lagen    ist    ein    Jutegewebe    geklebt.    Wf 
Platten  sind  2  m  lang  und  1  m  breit.    Man  verwendet  sie  hauptsäcL 
Dachein decktingen  an  Stelle  von  Holzcement»  wenn  letzterer  —  a.  B.  >% 
des  Winters  —  nicht  angewendet  werden  kann.  Um  eine  genügende  1 
keit    und    Widers  tan  dsHihigk  ei  t   zu    erhalten,    müssen    auf    der    Dachse  n^^tcTi^ 
mehrere  Platten  übereinander  verlegt  werden. 

IL    Biegsame    Melallplatten,    welche   sehr  dünn  gewalzt,    mit  Fca 
getränkt     und     durch     Wasserblei-     oder    Leinölfimiss-AnstricUe    gegr»^    ^^'^ 
iSVitterungseinflüsse  geschützt  werden. 

Als  Anstrichmasse  für  Pappdächer  werden  noch  empfohlen: 


287 

a)  L.  Mac  koscher  Oelcement  Derselbe  wird  nach  folgendem  Recept 
^ bereitet :  1 00  Gewichtstheile  gutes  Leinöl  werden  mit  ^^1^  Braunstein  etwa 
Stunden  lang  in  einem  Kupferkessel  gekocht,  dann  werden  10  Theile 
schwefelblüthe  und  10  Theile  Harz  darin  aufgelöst  Nach  dem  Erkalten  wird 
diese  Mischung  filtrirt  und  in  ihr  eine  Mischung  von  2  Gewichtstheilen 
gfeschlämmtem  Graphit,  2  Theilen  Eisenmennige,  16  Theilen  Cement, 
fl6  Theilen  schwefelsaurem  Baryt,  4  Theilen  Bleioxyd  und  2  Theilen 
alkoholisirter  Silbergiätte  abgerieben, 

6)  Hiller*scher  Mastix.  Diese  Masse  enthält  schwer  zu  verdampfende 
Kohlenwasserstoffe,  ist  elastisch  und  gegen  Nässe  und  Wärme  ziemlich 
widerstandsfähig;  sie  liefert  nach  dem  Trocknen  einen  fest  anhaftenden 
Ueberzug. 

c)  Vulcancement, 

Steinpappe  zu  Verzierungen  im  Inneren. 

Zur  Herstellung  von  Rosetten  und  Stucknachahmungen  von  Kapitalen, 
lahmeni  Leuchtern,  Ampeln  u.  s.  w.  wendet  man  nach  Mothes  (a.  a,  O.» 
^d.  IV,  S.  267)  hauptsächlich  die  folgenden  beiden  Verfahren  an: 

1.  Man  vermischt  18  j:  Schlämmkreide  mit  1  kg  feinem  G)^s,  dann 
|LOcht  man  60  kg   trockene  Papierstreifen,    zerreibt  oder  zermalmt  dieselben 

jTein  und  vermischt  sie  mit  15  g  feingestossenem  Alaun  und  4  g  roher 
Baumwolle.  Diese  Mischung  wird  der  ersteren  zugesetzt  und  auf  das  Ganze 
eine  Mischung  von  2Vs  kg  gutem  Leim  und  1  ^/^  kg  feinem  Fimiss  heiss 
gegossen,  welche  in  2  /  Flusswasser  eine  Stunde  lang  bei  gelindem  Feuer 
gekocht  wurde.  Hierauf  wird  die  ganze  Masse  sofort  tüchtig  und  so  lange 
amgerührt,  bis  sie  anfängt  steif  zu  werden,  dann  in  Gyps-  oder  Zinkformen 
fest  eingedrückt  und  mit  der  Form  in  einer  Trockenkammer  bei  35 — 50**  C 
Temperatur  24  Stunden  lang  getrocknet  und  endlich  ausgeformt.  —  Die 
auf  diese  Weise  hergestellten  Gegenstände  sollen  eine  grosse  Festigkeit  besitzen 
und  polirt  werden  können;  man  kann  sie  beliebig  färben,  auch  vergolden  und 
rersilbern, 

2.  Faserstoffe  werden  in  einem  Holländer  zertheilt  und  1  Theil 
derselben  mit  3  Theilen  Wasserglas,   1  Theil  Kalk,  2  Theilen  Thon,  1   Theil 

and  und  2  Theilen  Zinkoxyd  innig  vermischt,  die  zusammengemahkn 
rurden.  Diese  Masse  ist  knetbar  und  kann  auch  zu  Dacheindeckungs> 
Fussböden-  und  Wandbekleidungsplatten  verarbeitet  werden.  Sollen  diese 
?latten  eine  glatte  Oberfläche  erhalten,  so  werden  die  Formen  vorher 
Inneren  mit  einer  Masse  überzogen,  die  aus  denselben  Stoften  besteht, 
edoch  keine  Faserstoffe  enthält  und  düimer  angemacht  ist. 


Asbestpapier,    Asbestleinen     Asbestplatten      mit     Metall- 
einlage. *) 

1,  Asbestpapier  von  Gaspard  Meyer  in  Paris  (D,  R.  P.  Nr.  28133)- 
Um  ein  feuerbeständiges  Papier  für  Tapeten,  Decorationsstückc,  wichtige 
>ocumente  u»  s,  w.  zu    erhalten,    vermahlt    Meyer  gereinigte,  cardirte,    mit 
k  gebleichte  und  dann    gewaschene    Asbestfasem    unter  Zusatz    von 
,^  Kali-  oder  Natronwasserglas,  auch  wohl    von  4^5%   organischem 

•)  Si«hc  W,  Veucrand,  »Asbest  und  FencrschiiU«,  Wieo,  H*rt)eben's   Verlag» 
S.  111—140. 


288 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstofife. 


Papierstoff  und,  wenn  es  sich  um  die  Fabrikation  von  weissem  Papier 
handelt,  von  feinem  Glimmer-  oder  Talkpulver  in  Holländern  zu  Stoft 
bereitet  aus  demselben  einen  dünnen  Brei,  entzieht  diesem  durch  Schöpfen, 
Pressen  imd  Trocknen  allmälig  den  Wassergehalt  und  leimt  ihn  mit  einer 
Mischung  aus  etwa  47o  Gelatinelösung  imd  67o  Wasserglas,  um  dem  Papier 
selbst  im  stärksten  Feuer  den  erforderlichen  Zusammenhang  in  der  Structor 
zu  geben  und  das  Färben  des  Papiers  in  der  Masse  mit  feuerbeständigen 
Farben  (aus  feuerbeständigen  Thonen  und  Ultramarinen  unter  Zusatz  von 
Zinkweiss,  auch  Wasserglas  [bei  Oelfarben]  oder  Glycerin  [bei  Wasserfarben) 
zu  erleichtem.  Oder  er  stellt  aus  dem  erwähnten  Gemenge  zunächst  den 
fertigen  Papierbogen  her  und  bewirkt  die  mitieralische  Leimung  durch  Ein- 
tauchen desselben  in  ein  Bad  aus  flüssigem  Natron-  oder  Kaliwasserglas 
mit  1^0  Glycerinzusatz.  Eine  zweite  Leimung  mit  Thierleim,  die  in  gewöhn- 
licher Weise  vorgenommen  wird,  dient  nur  dazu,  dem  Papier  einigen  Glanz 
und  Geschmeidigkeit  zu  verleihen.  Auch  zum  Beschreiben  und  Bedrucken 
des  Papiers  sind  feuerbeständige  Tinten  oder  Farbstoffe  zu  verwenden,  damit 
sich  die  Schriftzüge  (oder  der  Druck)  mit  der  Papiermasse  im  stärksten  Feuer 
durch  Verschmelzung  fest  verbinden  können. 

Versuche  haben  ergeben,  dass  derartig  hergestelltes  Papier  nach  dem 
Glühen  bröckelig,  schwarz  und  russig,  also  nicht  mehr  verwendbar  wird,  so 
dass  man  aus  ihm  hauptsächlich  nur  unverbrennliche  Theaterdecorationen 
herstellen  kann. 

Man  hat  auch  Kästen  und  Koffer  aus  diesem  Papier  gefertigt  und  in 
in  ihnen  Kleidungsstücke  von  Cholerakranken  einer  starken  Hitze  ausgesetzt; 
beim  Oefftien  der  Koffer  fand  man  diese  Kleidungsstücke  unversehrt  und 
vollständig  desinficirt  vor.  Solche  Kästen  eignen  sich  auch  vorzüglich  wr 
Aufbewahrung  von  wichtigen  Schriftstücken  in  Archiven  u.  s.  w. ;  sie  werden 
mit  vollkommen  luftdichtem  Verschlusse  von  der  »United  Asbestos  Companyc 
in  London  hergestellt.  Die  Meyer'sche  Erfindung  macht  es  auch  möglich, 
Glasurfarben  für  Porzellanmalereien  u.  s.  w.  einer  Vorprüfung  im  Atelier  zo 
unterziehen,  sowie  Bilder  vorher  auf  Papier  zu  malen  und  dann  auf  Porzelkfl 
übertragen.  [Siehe   ilndustrieblätter^,  18H5^  S.  21.) 


Vferles  Capfte!.  Öachpappe,  Hofzcemtiit,  wösscTdichtc  Leiwwnnd  u.  s.  w.         98& 


Eisen-,  Stahl-^  Kupfer-,  Messing-,  Platin-  oder  Zinkdraht,  galvanisirt, 
[oder  nicht  galvanisirt,  oder  Faserstoffgam  (Zwirn,  Hanf,  Flachs,  Seide, 
[Wolle,  Baumwolle,  Jute,  Haare  u,  s.  w.)  werden  mit  Asbestfasem  so  über- 
1  spönnen,  dass  die  Einlage  allerseits  gleichmässig  eingeschlossen  ist  Aus  diesen 
[Fäden  fertigt  man  gewirkte,  geflochtene,  gestrickte,  gehäkelte  u.  s.  w.  Gewebe, 
Iwelche  zu  Theatervorhängen,  Kleidungen,  Feuerw^ehrgegenständen,  auch  zu 
'  Filtertüchem  und  Filtersäcken,  fem  er  wenn  ihre  Einlagen  aus  schlechten 
Wärmeleitern  bestehen,  zu  Isolirungen  u.  s.  w.  benutzt  werden  können. 

4*  Asbestleinen-Eisenfilz  von  T-  C.  Kirchner  und  G,  Goepel 
rin  Schwein  fürt  (D.  R.  P.  Nr.  20697), 

Ein  Gemisch  von  Asbestfasem  und  Leinen-  oder  Baumw^ollen-  oder 
IWoUenfasem  Avird  auf  dem  Holländer  zermahlen,  dann  ausgepresst  und 
lierauf  mit  dünner  Leim-  und  Wasserglaslösung  zu  einem  flüssigen  Brei  an- 
I  gerührt.  Dieser  Brei  ward  auf  ein  Eisen drahtgefl echt  gegossen,  so  dass  die 
[Fasern  in  die  Maschen  eingezogen  werden,  und  das  Drahtgeflecht  dann 
I  durch  Nasspresswaken  und  endlich  durch  einen  Calander  geführt.  Man  benutzt 
I  diesen  Stoff  vornehmlich  zu  Theaterdecorationen. 

5,  Superatorplatten  von  J.  Nagel  in  Galgocz  (Ungarn).  (D.  R.  P, 

19808.) 

Das    Verfahren    zur   Herstellung   dieser   Platten   ist    ein    verschiedenes. 

Die  JH.  Rheinhardt'sche  Fabrik  in  Würzburg  wendet  das  folgende 

100  Theile  von  gequetschtem,  aufgelöstem  und  gereinigtem  canadtschen 

lAsbest    werden  mit  75 — -350  Theilen  frisch  geglühtem  Zinkoxyd,,  Magnesia, 

IGyps  oder  Kalk  und  Erdfarben  innig  vermischt.  Aus  diesem  Gemenge  wird 

lauf  Krempelmaschienen    eine  Watte  hergestellt,    in  deren  Innerei  ein  Draht- 

Igewebe   oder   Drahtgeflecht  eingelegt  ist.    Die  Watte  wird  nun  in  ein  Walz- 

rerk    gebracht,   in  welchem  sie   eine  Zinkchloridimprägnirung   erhält,    indem 

'  durch  eine  Zinkchloridlösung  laufende  Gurte  oder  Pressfike    ohne  Ende   auf 

sie  gepresst  werden.   Hierauf  wird  die  W^atte  durch  eine  Transportvorrichtung 

«o  lange  fortgeführt,  bis  sie  vollständig  erhärtet  ist.  Sodann  gelangt  das  Fabrikat 

jin  ein  starkes  Glättwerk.  Nach  dem  Verlassen  desselben  wird  es  ausgewaschen, 

getrocknet,  durch  eine  Lösung  von  palmitinsaurer  Thonerde  geführt,  beschnitten 

'^und  zum  zweiten  Male  gepresst 

Diese  Superatorplatten  stellen  einen  unverbrennlichen,  wasserdichten, 
L  wenig  voluminösen,  biegsamen,  anstrich-  und  polirbaren,  auch  rollbaren  Stoff 
Idar,  welcher  grosse  Leichtigkeit  besitzt  (specifisches  Gewicht  der  stets  mit 
[Luftblasen  erfüllten  Masse  =  1*5),  fest,  unzerreissbar  und  widerstandsfähig 
[gegen  die  Einflüsse  der  Witterung,  heisser  Dämpfe  und  Gase  ist  und  sowohl 
iWärme  wie  Schall  und  Elektricität  schlecht  leitet. 

Die  Superatorfabrikate  kommen  hauptsächlich  in  drei  Formen  in  den 
iHandel,  nämlich  als  Su{)eratorl innen,  eine  feste  dünne  Leinwand  von 
[500 — li)0  g  Gewicht,  als  Superatorcarton,  von  consistenterer  Beschaffen- 
jhcil  und  7Ü0 — 80*}^  wiegend,  und  als  Superatorplatten,  ein  pappartiges 
jpabrikat  von  10(X> — 1200^  Gewicht  für  das  Quadratmeter,  Die  Breite  dieser 
'Fabrikate  beträgt  1  /»,  die  I>änge  ist  beliebig;  man  kann  Rollen  von  10,  20 
und  30  m  Länge  von  der  Fabrik  beziehen. 

Man  kann  die  Superatorfabrikate  verwenden  als  Feuerschutzplatten  für 
Theater  u.  s.  w.,  zu  Dacheindeckungen,  Barackenbauten  und  Kriegslazarethen, 
ferner  xur  Herstellung  von  Gebäuden  in  den  Tropen»  zu  Feuerwehrgegenständt^^ 


290 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


als  Isoliningsmittel  für  Leitungsrohren,  Kessel,  Dampfcylinder  u.  s.  w.,  als 
Füllstoff  für  Cassenschränke,  als  Feuerschutzmittel  bei  eingetretener  Feuers- 
gefahr (durch  Auflegen  von  Superatordecken  auf  den  brennenden  Gegen- 
stand) u.  s.  w.  Bei  Isolirungen  wird  auf  den  Kessel  u.  s.  w.  zunächst  ein 
Gemenge  von  Wasserglas,  Federweiss,  Thierhaaren,  Korkstückchen  und 
Pflanzenfasern  2 — 5  cm  dick  aufgetragen  und  dann  diese  Schicht  mit 
Superatorplatten  bekleidet. 

.§  271.  Unterlagsfilzplatten. 

Eisenfilz    der  Filzfabrik  A.  G.  Adlershof  in  Berlin. 

Der  Filzstoff  wird  aus  der  Wolle  von  Wildschafen  hergestellt,  wobei 
man  sich  besonderer  Maschinen  bedient,  und  mittelst  hydraulischer  Presse 
ausserordentlich  kräftig  zusammengepresst,  ohne  dass  er  dadurch  seine  Elasticitat 
einbüsst.  Der  Filz  wird  hierauf  mit  geeigneten  Fetten  (z.  B.  mit  Stearin  oder 
Paraffin)  imprägnirt,  imi  ihn  wasserdicht  zu  machen,  und  oberflächlich  nach 
besonderem,  durch  Patent  geschütztem  Verfahren  mit  Chromalaun  behandelt, 
wodurch  er  eine  grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  äussere  mechanische 
Angriffe,  sowie  gegen  die  schädliche  Einwirkung  von  Schmieröl  erlangt. 
Obwohl  der  Eisenfilz  eine  bedeutende  Druckfestigkeit  besitzt  (bis  etwa  1000  kg 
für  das  Quadratcentimeter),  beansprucht  man  ihn  in  der  Praxis  doch  nur  mit 
höchstens  25  kg  für  das  Quadratcentimeter.  Die  Platten  werden  in  Stärken 
von  10,  15,  20  und  25  mm  und  in  verschiedenen  Längen  und  Breiten 
angefertigt. 

Die  Verwendung  des  Eisenfilzes  ist  eine  sehr  vielseitige.  Hervorzuheben 
ist,  dass  er,  zwischen  den  Fundamenten  von  schnell  laufenden  und  geräusch- 
voll arbeitenden  Maschinen,  von  Dampfhämmern  u.  s.  w.  verlegt,  die  schädlichen 
Erschütterungen  im  Gebäude  und  die  Schallübertragung  auf  benachbarte  Wohn- 
räume wesentlich  vermindert.  Man  ordnet  ihn,  um  die  Uebertragung  der  durch 
vorbeifahrende  schwere  Fuhrwerke  u.  s.  w.  hervorgerufenen  Erschütterungen 
zu  verringern,  in  den  Fundamenten  der  Umfassungsmauern  von  W^ohngebäuden 
an,  verwendet  ihn  zur  Isolirung  von  Trägem  und  Säulen,  um  die  ScliaiiuVn:!' 


Vierfe«  Capttel»  Dftctipsppe,  Holscemeat,  wasserdiclite  LefnWÄnd  li.  a,  w» 

in  Hiischberg   in  Schlesien    im    Jahre    1839    erfundenen    Baustoff   zur    Ein* 
ideckung  flacher  Dächer,  namentlich  Pultdächer,  meistens  in  folgender  Weise: 
lAnf  die   zum  Schutze  gegen  Fäulniss  und  Schvvammbildung  mit  Zinkchlorid 
oder    Carbolineum    Avenarius    getränkte    Dachschalung    wird    zunächst    eine 
etwa  2 — 3  mm  hohe  Sand-  oder  Aschcnschicht  zum  Zwecke  der  Ausgleichung 
aller   Unebenheiten   der    Unterlage    und    der  Verhütung   des  Zerreissens  der 
.ersten    Papierlage    in   Folge  Werfens    und  Verziehens    der  Schalbretter,  oder 
leine  Lage  dünner  Dachpappe,  welche  durch  Nägel  befestigt  wird,  oder  eine 
^e  Papier,  das    mit  Asphalt  und  Theermasse  durchtränkt  ist,  aufgebracht. 
luf  diese  Unterlage  kommt  eine  Lage  Rollenpapier,  welche  einen  mit  einer 
k^eichen  Bürste  aufzutragenden  Anstrich  von  erwärmtem»  dünnflüssigem  Holz- 
Zement  erhält  Auf  diese  ward  eine  neue  Papierlage  gebracht  und  gleichfalls 
[angestrichen  imd  dies  wird  so  lange  fortgesetzt»  bis  vier    Papierlagen  aufge- 
^bracht  sind.    Auf   die   oberste    kommt  nochmals  ein  Anstrich,  und  zwar  am 
esten    aus    einer  Mischung   von  50  Theilen    abdestillirtem  Steinkohlenlheer, 
15  Theilen  Trinidad- Asphalt  oder  Kolophonium,   10  Theilen  parafifinhaltigem 
Vlineralöl  oder  5  Theilen  Harzöl  und  25 — 30  Theilen    fciiigepulvertem    und 
getrocknetem  Thonschiefen  Dieser  Anstrich  wird  mit  einer  10 — 15  tnm  hohen 
^age  aus  feinem  Sand,  feinem  Steinkohlengrus  oder   pulverisirter   Schmiede- 
Schlacke  bedeckt,  auf  welche  eine  6—10  cm  dicke  Schicht  aus  gröberem  Kies, 
len  man  mit  Lehm,  Thon,  Lette  u.  s.  w»  oder  Chausseeschlamm   vermischt, 
aufgebracht  wird.  Schliesslich  kann  man  noch  eine  Schicht  Mutterboden  auf- 
schütten, um  auf  dem  Dache  eine  Rasenbleiche  anzulegen  oder  Sträucher  und 
Flamen  anzupflanzen. 

Ein  Holzcementdach  ist  zwar  in  der  ersten  Anlage  et^vas  theuer, 
erfordert  aber  bei  sachgemässer  Herstellung  fast  gar  keine  Unterhaltungs- 
kosten, da  seine  Haltbarkeit  und  Dichtigkeit  sehr  gross  ist;  es  ist  feuersicher 
und  besitzt  eine  ausserordentliche  Widerstandsfähigkeit  gegen  starken  Wind- 
}nick  und  Hagel  Die  Holzccmentdeckung  lässt  sich  auch  auf  massiver 
Unterlage  gut  anwenden. 

§  273.  Wasserdichte  Leinwand  und  ähnliche  Stoffe,'*') 

Wasserdicht  gemachte,  gewebte  und  gewalkte  Stoffe  werden  nicht  nur 
la  Zelten,  sondem  auch  zur  Bekleidung  von  Baracken,  zur  Eindeckung  von 
)lcheni^  zur  Herstellung  von  Fussbödeu  u.  s,  w.  benutzt,  Soll  zu  Dach- 
Hndeckungen  Segeltuch  verwendet  werden«  so  wird  dasselbe  mit  Theer 
jctränkt,  dann  auf  die  Schalung  gespannt,  zum  zweitenmale  mit  ganz  dünn- 
Büssigem  *rheer  bestrichen  und  dreimal  mit  feinem  Saud  oder  Steinkohlen- 
^chlackenklein  oder  Hammerschlag  gepudert  und  schUesslich  gew*eis§t, 

Das  von  Fröhlich  und  Wolff  in  Cassel  fabricirte  Tee  toi  in,  eine 
wasserdicht  gemachte  Leinwand,  dient  ebenfalls  zu  Dackeindeckungen,  kann 
Biber  auch  zu  Wandbekl  ei  düngen  Verwendung  finden. 

Die  von  der  Hamburger  Jute-Spinnerei  in  den  Handel  gebrachte 
[)räparirte  Lcitiw:«ntl  wml  xum  Bedecken  v(in  Fusslniilen.  Warulen  iinrl  Djirhern 
apfohlen. 

♦)  Siebe:  Möthcs,  »lllustrirtes  Baulexikoni,  Bd.  11.  1«82,  S.  114.  —  W.  Lange, 
•  Der  Barackenlmti-,  1895.  S,  20-22.  —  »Handbuch  der  Architektur-»  Th.  III.  Bd.  11. 
icft  V,  S.  45—48. 


ittw  ' 


«eben*  oder 


iffStO 


und  in  den  Calandern  durch  gewaltige  gehebte  Presswaken  auf  eine  fauli 
beständig   gemachte  Juteunterlage   von   120  m  Lange   je   nach   der    htaS 
sichtigten  Stärke    des   Korkteppichs    in    stärkerer    oder    schwächerer    Schicht 
aufgewalzt  und  endlich  durch  zwei  Polierwalzen  geglättet  wird.     Ist  il 
schehen,  so  wird  die  Juteunterlage,  welche  die  Rückseite  des  Linoleums 
gefimisst,    sowie    mit  einem   Menniganstrich  versehen»    und   der  Stoff  a. 
in  lange,  geheizte  Trotkenschuppen  gebracht,  in  welchen   er  etwa  2  M 
lang  bleiben  muss. 

Handelt  es  sich  nur  ym  einfarbige  Ware,  so  muss  dieselbe  na^ 
V^erlassen  des  IVockenhauses  noch  etwa  4  Monate  lang  im  Lagerhausc 
ehe  sie  versandt  werden  kann.  Soll  jedoch  das  Linoleum  gemustert  wcrilcu, 
so  gelangt    es   vom  Trockenhaus    in    die  Druckerei,    um    hier    mit   Oeifarbfj> 
von    feinster    Beschaffenheit    und    grösster  Haltbarkeit    mittelst    messingeiien 
quadratischen  Druckblöcken  von  etwa  bO  cm  Seitenlange  durch  Handf  — 
bedruckt    zu    werden.     Diese    [)ruckformen    werden    von    der    Delmcm 
Linoleum  Fabrik  selbst  hergestellt   und    bereiten    eine   ausserordentlif  Ijc   M 
da  die  Fertigstellung    einer    einzigen  Form    fast    ein    Jahr    Zeit    bcMusiniu  : 
Nach    dem    Bedrucken    wird    das   Linoleum    nochmals    in    den  Trockenniöin 
gebracht  und  in  demselben  2 —  3  Monate  lang  belassen. 

Das  Delmenhorster  Ankeriinoletun  wird  entweder  einfarbige  gewöhnlich 
rothbraun,  oder  in  geschmackvollen  Teppich*,  Fliesen-  oder  Parkettn 
hergestellt;  femer  nach  einem  besonderen  Verfahren,  welches  der  j 
patentirt  ist^  als  Granit-.  Schattirt-  oder  Gescheckt-Linoleura,  ba 
welchem  die  Musterung  bis  zur  Rückseite  durch  den  Stoff  hindnrcbgehi 
und  daher  im  Gegensatz  zu  dem  bedruckten  Linoleum  niemals  abgetreten 
werden  kann.  Diese  ausserordentlich  haltbare  Ware  steht  natürlich  im  Preise 
viel  höher.  In  neuester  Zeit  ist  die  Delmenhorster  Linoleum fabrik  auch  mit 
der  Herstellung  von  Linoleum  mit  durchgehenden  Teppich-  und 
Parkettroustern  beschäftigt,  das  noch  im  diesem  Jahre  ri808'i  in  den  Handel 
gebracht  werden  soll, 

c)  Herstellung  des  Taylor'schen  Linoleums  (Corticinej,  Da 
Unterschied  zwischen  dem  Walton*schen  und  dem  Taylor'schen  Verfahre. 
von  deren  jedem  es  übrigens  mehrere  Modificationen  giebt,  besteht  : 
sächlich  in  der  Oxydation  des  Leinöles.  Wahrend  bei  dem  Walton-S ,  . 
wie  oben  bemerkt,  das  Leinöl  auf  natürliche  Weise  —  vorwiegend  durch 
Luft  —  oxydirt  wird,  erfolgt  die  Oxydation  des  Leinöles  bei  tleni  Titylor- 
System  durch  Einkochen,  also  vorwiegend  durch  Hitze. 

Femer  verwendet  man  zur  Herstellung  dieses  Linoleums  keif 
Copale,  Das  Taylor'sche  Verfahren  stellt  sich  etwas  billiger  in  i 
geringeren  specifischen  Gewichtes  der  Masse  und  eignet  sich  daher  v*^ 

weise   zur  Massenfabrikation,    d    L    zur   Herstellung    einer  Ware,    die 

Schichten    des   Publicums    in  Folge  des  billigen  Preises  zugänglich   geuuchc 
werden  kann. 

Um    der   grossen   Verbrauchssteigerung  zu  genügen,   wird  in  der  Rtt- 
dorfer  Fabrik  das  langwierige  Handdruckverfahren  nur  für  gewisse  M 
effecte  beibehalten,  im  Uebrigen  aber  eine  kunstvoll  construirte  Druckma^^.,,» 
benutstf   welche   nach   Art   der  Kattun-Druckmaschinen    mittelst  Walxeti   die 
Muster  aufträgt  und    in   kurzer  Zeit  beträchtliche   Massen  von  Unoktm»  m 


ipitel 


SpÄppeT 


tmwmm  u*  t*  w. 


295 


bedrucken  vermag,  da  sie  in  drei  Minuten  dasselbe  leistet,  was  ein  geschickter 
ianddrucker  in  einem  Tage  fertigstellt* 

Das  Linoleum  wird  in  Dicken  von  1 — 5  mm  hergestellt    und  in  abge- 
passten  Stücken  (Teppichen,  Vorlegern  u,  s,  w.)  oder  in  verschieden  langen 
ihnen  von  2  m  Breite  geliefert;  die  gangbarsten  Sorten  haben  eine  Stärke 
v^on  2 — 4r  mm. 

d)  Eigenschaften  des  Linolenms.  Das  Linoleum  besitzt  mannig- 
ifache  Vorzüge:  Es  ist  ausserordentlich  dauerhaft,  leicht  zu  reinigen,  schall- 
Etmpfend,  ziemlich  feuerbeständig,  da  es  nur  sehr  langsam  verbrennt,  und 
wasserdicht;  es  schliesst  die  Zugluft  ab  und  liefert  im  Sommer  einen  kühlen,  im 
"^Vinter  einen  wannen  Fussboden,  es  ist  kein  Staubfänger^  erleichtert  ungemein 
das  Gehen,  vermeidet  ein  Ausrutschen,  wie  dies  beim  Parkettfussboden  so  leicht 
möglich  ist,  sieht  immer  sauber  aus,  ist  elastisch  und  erzeugt  beim  Begehen 
kein  Geräusch.  Man  kann  annehmen,  dass  gutes  Linoleum  in  Wohnräumen 
12  Jahre  lang,  durchgemustertes  Delmenhorster  Ankerlinoleum  sogar  20  Jahre 
lang  hält. 

Nach    den   Ermittelungen    der    >  königlichen   Prüfungsstation    für   Bau- 
materialien zu  Charlottenburg <   besitzt  das  Ankerlinoleum  eine    Zugfestig- 
keit von  durchschnittlich  Ü4'5  kg  für  das  Quadratceutimeter  und  zeigt  beim 
Zerreissen  eine  Verlängerung  von  durchschnittlich  9'17(v  Die  Untersuchungen 
^—ergaben,  dass  dieses  Linoleum  weder  Wasser  aufnimmt  noch  durchlässt,  und 
^Wass  sich  ein  Probestück    von  50  cm^  Schleiffläche  bei  einer  Belastung  von 
^^KU  kgj  sowie  bei  440  Umgängen  der  Schleifscheibe  (unter  Anwendung  von  20  g 
^jNaxos  Schmirgel  Nr  3  auf  je  22  Scheiben  Umgänge  pro  Minute)  und  für  den 
'      Schlei fhalbmesser  von  22  cm  nur  um   18  cm^   abnutzt    (unter  gleichen  Ver-, 
^^hältnissen    beträgt    diese    Abnulzbarkeit    z,  K    beim    Granit  41 — 4*7,  beim 
^KEichcnholz  7*3 — 83,  beim  Mamor  24 — ^247,  bei  Thonplatten  4*0 — 54  cm^). 
^"  Das  speci fische  Gewicht  des  Ankcrlinoleums  beträgt  im  Mittel  1  0>^3, 

und  es  ist  die  Walton'sche  Ware  um  etwa  lö^o  schwerer  als  die  Taylor'sche» 
demnach  feinporiger  und  inniger  zusammengq>resst. 

ke)  Verwendung.  Man  benutzt  das  einfarbige,  durchgemusterte, 
ichattirte  und  gescheckte  Linoleum  hauptsächlich  zum  Belegen  von  Fuss- 
köden  in  Wohn-  und  Geschäftsräumen,  Treppen  und  Corridoren,  Küchen 
md  Badezimmern,  Schulen  und  Krankenhäusern,  Amtsgebäuden  und  Ge- 
ängnissen  u,  s.  w.  Für  Räume,  die  stark  begangen  werden,  eignet  sich  vor- 
züglich das  Anker-Granitlinoleum,  weil  es  in  Folge  seiner  Durch- 
musterung dauernd  haltbar  ist;  für  Esszimmer  und  solche  Räume,  in  denen 
sich  Eichenmöbel  und  Holzlambris  befinden,  dient  das  in  HolztÖnen  her- 
gestellte, von  Parkettfussboden  kaum  zu  unterscheidende  Parkettlinoleum, 
Prunkräume  das  neue,  in  17  Farben  ausgettihrle,  durchgemusterte,  teppich- 
tige  sogenannte  Inlettlinoleum,  zu  abgepassten  Teppichen  und  Vorlegern 
^as  bedruckte,  für  Decks  auf  Kriegs-  und  Kauffahrteischiffen  das  einfarbige, 
Tidlich  für  Wandbekleidungen  in  Küchen  und  Badezimmern  das  sogenannte 
'andlin oleum,  welches  das  Aussehen  eines  Mettlacher  FliesenbeKiges  besitzt, 
|ls  Ersatz  für  diesen  gilt  und  vor  demselben  den  Vorzug  hat,  dass  es  nur 
etwa  den  dritten  TheÜ  kostet  und  ohne  Fugen  ist. 

Man  kann  das  Linoleum  nicht  blos  auf  Holzfussböden  und  Holztreppen, 
>ndem  auch  auf  Cemenl-  oder  Gyps-Estrich,  Steinfussböden  und  Stein- 
reppen,    Pappunterlagen    u.    s.   w.    verlegen*    Eine    sehr    empfehlenswerthc 


29») 


Dritter  Theil.  Die  NeUca-  oder  HHIsstofle 


Deckenconstruction,  welche  Feuersicherheit  besitzt,  dem  UngCÄiefei  uod  den 
Mäusen  keine  Schlupfwinkel  bietet  und  kein  Scbeuerwasser  aufuimmi,  bQdcji 
preussische  Kappen  oder  Cementbeton  zwisclien  eisernen  Trägem  mit  G)|>s- 
Estrich  und  Linoleumbelag. 

Das  Linoleum    darf  nicht  eher  verlegt  werden,  als  bis  seine  Unterlage 
(Holzfussboden,  Estrich,  Beton  u,  s.  w.)  vollständig  üusgetrocknet   ist,  anderen- 
falls   entsteht   Schimmelbildung,    welche   unangenehme   Gerüche    erzeugt   und 
allmälig  zerstörend  auf   das  Linoleum    trotz    seiner    wasserdichten    Rückseite 
einwirkt ;  auch  hindert  der  wasserdichte  Linoleumbelag  bei  Holzfnssboden  deren 
Austrocknung,  so  dass  Fäulniss  entstehen  kann.  Das  Linoletim  wird  entw^cdcr 
auf   seine  Unterlage    aufgenagelt  oder    mittelst  Copal-Harzkitt    vollstandif 
aufgeklebt,  Auf  Marmor-,  Stein-,  Cement-  und  Asphaltbod^n,  sowie  auf  Stein-, 
Marmor-  und  Eisenstufen  wird  das  Linoleum  auch  mit  wasserfreiem  Cx-rv-* 
leim  aufgekittet  und  bei  Verwendung  auf  Gyps    und  Kalkestrich  auf  em 
pappenunterlage    mit    Kleister   aufgeklebt,  die  selbst  auf  den  Estrich  l- 
und  an  den  Nähten  des  Linoleums,  sowie  an  den  äusseren   Kanten  zui 
hinderung  des  Durchnässens  mit  wasserdichtem  Kitt  handbreit  bestrichen  wird 

Linoleum  wird  nach  dem  Abfegen  mit  kaltem  oder  warmem  Seifenwas»r 
mittelst  einer  nicht  zu  harten  Bürste  gescheuert,  nach  Entfenmng  des  Schmuti- 
wassers  mittelst  Tüchern  mit  klarem,  kaltem  AVasser  abgewaschen,  mit  '  ' 
reinen  Tuch  getrocknet  und  mit  einer  Conservirungsmassc  aus  Oel  und  1 
wachs  eingerieben,  wobei  man  sich  am  besten  eines  Wol Häppchens  bedicm» 
Je  nach  der  Benutzung  der  Räume  ist  diese  Conservirung  alle  4 — 4j  WoehflO 
vorzunehmeo.  Soda  und  sodahaltige  Seife  dürfen  zum  Reinigen  dci 
Linoleums  nicht  benutzt  werden,  weil  diese  Stoffe  Fette  lösen  ^^M  ct-hr 
bald  die  Oelfarben  zerstören. 

2.   Korkplatten. 

Die  deutschen  Kork  werke  (G.  m,  b.  H.)  in  Bremen  stellen  seit 
einiger  Zeit  aus  gepresstem  Kork  in  Form  von  Platten  eine  Ware  her, 
weiche  für  die  verschiedensten  Zwecke  gut  geeignet  ist  Das  Verfahren  besteht 
darin,  dass  sorgfältig  gereinigte  und  geschrotete  KorkabfäUe  mittelst  starker 
hydraulischer  Pressen  unter  Anwendung  eines  Bindemittels  zu  Platten  von 
sehr  verschiedener  Dichtigkeit  zusammengepresst  und  einer  Exwännung  aus- 
gesetzt werden. 

Diese  Platten  zeichnen  sich  durch  eine  grosse  Festigkeit,  durch  üo- 
emptindlichkeit  gegen  Nässe  und  Hitze  und  durch  Dauerhaftigkeit  aus;  sie 
bilden  einen  vorzügüchen  Isoliningsstoff,  eignen  sich  vortreffUch  zu  Wand* 
bekleidungen  für  Wohn-  und  Schiffsräume,  zum  Belegen  von  Fussböden  und 
Schiffsdecks  und  finden  auch  Verwendung  als  Vorleger  vor  Badewannen^ 
Zur  Herstellung  von  Fahrradgriffen  und  Pedalen,  von  Korkspunden,  Schuh- 
sohlen, Verdichtungsscheiben  u.  s.  w.  In  neuester  Zeit  hat  man  aus  dieser 
Korkmasse  auch  Schleif-  und  Polirscheiben  gefertigt,  denen  nachgerühnft 
wird,  dass  sie  sehr  elastisch  sind,  wenig  wiegen,  gegen  Nässe  und  Hitze 
eine  grosse  Widerstandsfähigkeit  besitzen,  ihre  Form  nicht  verändcn>.  »^i'- 
feinsten  Polirarbeiten  gestatten,  nicht  leicht  zerreissen,  keines  Uebci 
von  Leder  oder  einem  anderen  weichen  Stoff  bedürfen,  die  PoHrtHmK^ 
nur  wenig  beanspruchen,  und  dass  auf  sie  die  zur  VerA\*endung  kommcntic« 
Schleif-  und  Polirmittel  unmittelbar  aufgetragen  werden  können, 

(Vergl  auch  §  99,  Korksteine,) 


Giertet 


ftpitel 


lipappe,  Hoiiceroent,  wtttMrdxcHt«  T^owand  u.  8,  w. 


§  275.  Tapeten*) 

Zum    Bekleben    von    Zimmerwänden,    auch    Zimmerdecken    u.    s.    w. 
benutzt  man  Tapeten  aus  verschiedenen  Stoffen.  Man  unterscheidet: 

1,  Papiertapeten,  Dieselben  werden  in  Rollen  von  8  w  Länge  und 

l7  cm  (ausnahmsweise  und  bei  sehr  grossen  Mustern  bis  70  cm)  Breite  aus 

glattem  oder  geripptem  Maschinenpapier  hergestellt,    welches  durch  Walzen- 

" druck  oder  (bei  besseren  Sorten)  durch  Handdruck  mittelst  Leim-,  Oel-  oder 

^VVachsfarben  nach  voraufgegangener  Grundirung  gemustert  mrd.    Erfolgt  die 

Jrundinmg    mit    Lasurfarben,    so    wird    das  Papier    vorher  geleimt^   benutzt 

nan  jedoch  zur  Herstellung  des    gleichmässigen    Farbengrundes    Deckfarben, 

^o    bleibt    das    Papier    ungeleimt    Die    Grundirung   wird    durch  Handarbeit 

)der  mit  Hilfe  von  besonderen  Grundir-  oder  Fonciermaschinen  bewirkt, 

leren    Filzwaben    die    Farbe    aufnehmen    und    auf   das    Papier    übertragen. 

FKach    dem  Trocknen    des    ersten  Anstriches  wird  das  Papier  geglättet    und 

mn    bedruckt    (einfache,    matte    Tapeten)    oder    vor    dem     Bemustern 

Itatinirt  (Glanztapeten),  indem  man  alle  kleinen  Vertiefungen    der   Ober* 

lache  mit    Talk  pul  ver    ausfüllt,    das    mittelst    Bürsten    eingerieben    wird.    Es 

npfiehlt  sich  bei  Tapeten,  die  satinirt  werden  sollen,  der  Grundfarbe  Gyps 

iinzuzusetzen.   Sind   nur  einzelne  Stellen    der  Tapete    zu  satinireni   so  deckt 

rian  auf  die  Tapete  vor  dem  Bürsten  eine  Schablone, 

Beim  Handdruck  benutzt  man  Formen,  welche  aus  mehreren,  kreuzweise 

Iusammengeleimten  Brettern  bestehen,  die  mit  einem  Brette  aus  feinfaserigem 
Suchsbaumholz  bedeckt  sind,  welches  das  Muster  enthält.  Die  feineren 
rheile  dieser  Figur  werden  durch  eingeschlagene  Fa^ondrahtstifte  gebildet. 
)ie  Druckformen  besitzen  die  Tapetenbreite  zur  Länge  und  eine  Höhe 
on  20^ — 50  cm  je  nach  der  Grösse  des  Musters.  Mit  den  Formen  wird 
lie  Tapete  demnach  stückweise  bedruckt.  Beim  Maschinen  druck  benutzt 
man  Walzen  aus  Holz,  Zinnlegirung,  Kupfer  oder  auch  Solnhofer  Kalkstein, 
luf  deren  Oberfläche  die  Muster  entweder  vertieft  oder  erhaben  ausgeführt 
ind,  und  die  in  solcher  Zahl  in  der  Maschine  vorhanden  sind,  als  Farben 
tum  Bedrucken  des  Papieres  benutzt  werden.  Nach  dem  Auftragen  jeder 
einzelnen  Farbe  wird  das  Papier  getrocknet  und  geglättet.  Das  Bedrucken 
ier  Tapeten  mit  giftigen  Farben  (z.  B.  mit  Schweinfurter  Grün)  ist  gesetz- 
lich verboten. 

Ausser    den  matten  und  satinirten  Tapeten  stellt  man  gefirnisste 

find  lackirte    her,    deren    Muster    oft    eine    Nachahmung    von    Fliesenbe- 

tlcidungen    (z.  B,  für  Badezimmer  und  Küchen)    oder  von    Holzmaserungen 

Ix.  B.  zum  Bekleben  von    Decken  und  Paneelen)  darstellen  und  im  letzteren 

Falle    die    Natur    der   verschiedenen    Holzarten  genau  wiedergeben,  und  die 

einen   Ueberzug   von    mit   Terpentinöl   verdünntem  Copalftmiss  erhalten,  um 

Ibgewaschen  werden  zu  können,  —  ferner  gepresste  oder  gaufrirte  Tapeten 
ait  durch  Gaufrirmaschinen  aufgepresstem,  farblosem  Reliefmuster,  —  sodann 
ergoldete  und  versilberte  Tapeten,  bei  denen  das  Muster  ent^veder 
inmitielbar  mit  Gold*  oder  Silberbronze  uuf  das  Papier  aufgedruckt  oder 
,uf  das  mit  Leinöl^miss  aufgedruckte  Muster  Blattgold  oder  Blattsilber 
•)  Siehe:  »Baukundc  de«  ArcbUcktcn«,  1S9ß,  Bd.  T,  Th.  IL  —  Gotlgetreu, 
BaüTii.itcririlicn«*  IB83,  Hd.  i.  S.  650.  —  Mothcs.  »llinatrtftea  M^niaiiitiöftt^  U 
»-B1L  " 


298 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  HilfsstoiTe. 


aufgelegt  wird,  —  Iristapeten,  bei  denen  die  nebeneinander  aufgetragenen 
Farben  durch  sanft  verwaschene  Mitteltöne  allmälig  in  einander  übergehen, 
so  dass  die  Tapeten  ein  dem  Farbenspiel  des  Regenbogens  ähnliches  Aussehen 
erhalten,  —  Marmortapeten  mit  marmorfarbigen  Mustern,  —  Decorations- 
tapeten mit  Landschaften,  —  Architekturtapeten  mit  Gegenständen  aus 
der  Baukunst  u.  s.  w.  Hervorzuheben  sind  die  veloutirten,  bestäubten, 
erhabenen  Sammet-  oder  Wolltapeten,  deren  gesammte  Papierfläche 
mit  Velours  (buntem  Baumwollenstaub)  bedeckt  ist,  in  welchen  das  Muster 
mittelst  Balancirpresse  eingedrückt  ist  (ganze  Velourstapete),  oder  deren 
Flächen  nur  stellenweise  und  der  Zeichnung  entsprechend  mit  Velours  ver- 
sehen sind,  im  Uebrigen  aber  aus  buntem,  glattem  oder  mit  besonderem 
Muster  bedrucktem  Papier  bestehen  (halbe  Velourstapeten).  Das  Veloutiien 
erfolgt  nach  dem  Grundiren  und  dem  Bedrucken  des  Papiers.  Letzteres  wird 
an  den  Stellen,  welche  die  Wolle  aufnehmen  sollen,  mit  Leinölümiss  be- 
strichen, dann  in  einen  langen  Kasten,  dessen  Boden  aus  Kalbleder  oder 
Pergament  besteht,  gelegt,  hierauf  der  Wollstaub  hineingethan,  der  Kasten 
mittelst  Deckel  verschlossen  und  nun  mit  Holzstäbchen  auf  das  Leder  oder 
Pergament  geschlagen,  wodurch  die  WoUstäubchen  hochgeschleudert  werden; 
sie  verbreiten  sich  bei  ihrem  Herabfallen  auf  der  Papierfläche,  bleiben  an 
den  gefimissten  Stellen  hängen  und  trocknen  mit  dem  Fimiss  an. 

Nach  der  Anzahl  der  Farben,  die  zur  Herstellung  des  Musters  erforder- 
lich sind,  unterscheidet  man  femer  ein-,  zwei-  und  m  ehr  händige  Tapeten. 
Die  Muster  heissen  Streumuster,  wenn  eine  oder  mehrere  Figuren  in 
regelmässiger  Vertheilung  auf  einfachem  oder  fortlaufend  gemustertem  Fonds 
sitzen,  Spitzmuster,  wenn  die  Figur  abwechselnd  aufrecht  oder  umgestünt 
verwendet  wird,  und  fortlaufende,  wenn  die  Muster  scheinbar  zwanglos 
wiederkehren. 

Zur  Einfassung  der  Tapeten  dienen  Bordüren  (Borten),  welche 
meistens  nur  eine  geringe  Breite  besitzen,  oder  auch  15 — 35  mm  breite 
Goldleisten  von  3  (und  mehr)  m  Länge,  zur  Verzierung  der  Ecken 
sogenannte  Eckstücke,  zur  Verzierung  von  Zimmerdecken  Plafondrosetten, 


iertes  Capitel, 


SpäppT 


aent« 


iicMe 


efowaTKl  u.  t.  w. 


es  empfiehlt  sich  deshalb,  an  diesen  Stellen  einen  Leinwandstreifen  auf- 

''ztikleben  tind  ihn,  wenn  nöthig»  festzustiften.    Bessere   Tapeten    werden    zum 

Schutze   gegen    die    Einwirkung   des  im    Putze  enthaltenen  Aetzkalkes    nicht 

uamiltelbar  auf  die  Wand    geklebt,    sondern    es    wird   die   vorher    geleimte 

VVand  zunächst  mit  einer  Lage  Makulatur  (^Zeitungspapier)   beklebt    und  auf 

^dieselbe    die    Tapete    mit  Kleister  befestigt.    Feuchte    Wände  sind  mit  sehr 

lünnen  Blei-  oder  Zinkplättchen  oder  mit  einer  doppelten  Lage  Oelpapier  zu 

ekleiden  und  auf  diese  die  Tapeten  zu  kleben ;  Holztiächen  oder  sehr  unebene 

IWände  müssen  vor  dem  Tapezieren  mit  billigem  Jutestoff  (Nessel  oder  Schotter- 

Jeinwand)  überspannt  w^erden.  Auf  glattem  Gypsputz  bleiben  die  Tapeten  nicht 

ingc  haften.  Bei  den  Velourstapeten  wird  stets  eine  Makulaturunterlage  ange- 

^rendet  und  es  werden  die  Kanten  nicht  überdeckt,  vielmehr  wird  unter  den 

blossen  ein  Papierstreifen  von  der  Farbe  des  Velours  zur  Verhinderung  de« 

)urchscheinens  der  Makulatur  aufgeklebt. 

Ist  die  Tapete  mit  Ultramarinfarben    bedruckt,    so    kann    sich  bei.  der 
Versetzung    und    dem    Sauerwerden  des  Kleisters    Schwefelwasserstoff  bilden, 
^reicher  sich  in  den  frisch  tapezirten  Zimmern    durch   einen  Fäulniss-Geruch 
bemerkbar  macht,  der  erst  nach  einiger  Zeit  verschwindet. 
^_^  Beim  Tapezieren  sind  die  Fenster  stets  geschlossen  zu  halten, 

^H  2.  Ledertapeten,  welche  aus  Thierhäuten    (meistens  Kalbfellen)  her- 

^ftestellt    werden,    die    ein    erhabenes  Muster   mit  Hilfe    von  vertieft  gravirten 

^Bstempeln    oder   mittelst   zweier   gravirten  Walzen  erhalten,    das  oft  bedruckt 

oder  bemalt,  auch  vergoldet  oder  versilbert  wird    Diese   Ledertapeten,    die 

luch  die  Bezeichnung  Cordovatapeten  führen,  werden  auf  Leinwand,  die 

Biber  einen  Rahmen  gespannt  ist,   geklebt  und  dann  in  einer  hölzernen  Um- 

ahmung    an    der    Wand    befestigt,    so    dass    abgetheilte    Felder   {panneaux) 

tntstehen. 

Die  imitirten  Ledertapeten  bestehen  aus  dickem,  pappartigem, 
lanfpapier;  dasselbe  wird  zwischen  Metallformen  gepresst  und  hierauf  mit 
Farben  bedruckt,  auch  wohl  vergoldet  oder  versilbert  oder  mit  Hand- 
nalereien  versehen  und  wie  |ede  andere  Papiertapete  auf  die  W'and  geklebt, 
iVegen  der  Dicke  des  Fapieres  ist  diese  Befestigung  mit  Schwierigkeiten 
verknüpft,  auch  lost  sich  die  Tapete  leicht  wieder  von  der  Wand  ab, 

3.  Gewirkte  Tapeten,  schon  im  14.  Jahrhundert  zum  Bekleiden  vüo 

bänden  benutzt.    Wichtige    Arten    sind:    Hautelissetapeten    (Gobelins) 

lit  senkrecht  aufgezogener  Kette,  Basselisselapeten  mit  wagrecht  laufender 

Lette,  türkische  oder  persische  Tapeten,  aus  feiner,    meistens    ziemlich 

iunkler    Wolle    gewirkt,    Chinatapeten,    deren    Muster    den    Wellen    der 

eiden-  und  WoUarbeit    gleichen,    welche   mit    der  Nadel   auf  den   Kanewas 

jemacht    werden,    und    Federtapeten,    die    aus    Vogelfedem    hergestellte 

Illuster  besitzen.  Die  kostbarsten    gewirkten    Tapeten    sind    die  Brabanter; 

\ic    werden    vielfach    durch    Malerei    nachgeahmt    (braba mische   gemalte 

^'apeten).     Die    Gobclinstofflapete    von    Joseph    Hermann    in  Berlin 

teilt  ein  Gewebe    dar,    dessen    Kette    aus    Garn    und    dessen  Einschlag  aus 

tohflachs  besteht;   sie    wird    mittelst    Handformen    bedruckt  und  kommt    in 

tollen  von  70  (m   Breite    und    bis    zu   50  m  Länge   zum    Versandt.    Diese 

[jiDcte  hat  das  Aussehen  von  Seide,  Man  spannt  sie  oder  klebt  sie  auf  die 


3(X) 


4  Seiden-  oder  Stofftapeten,  Auf  eine  aufgeklebte  oder  aufge- 
nagelte Unterlage  von  Jutestoff  wird  die  Zeugtapete,  auf  welche  die  %'-♦-- 
entweder  gemalt  oder  mit  Seide  oder  Wolle  in  zwei  oder  mehreren 
aufgestickt  sind,  aufgenagelt;  die  Nagelköpfe  werden  mit  Goldleisten  nua- 
deckt.  Tapeten  aus  sehr  kostbaren  Stoffen  (z,  B.  aus  Seide)  werden  über 
hökeme  und  durch  Keile  anzutreibende  Rahmen  gespannt^  die  mit  Gold- 
leisten  eingefasst  werden.  Hierher  gehören  auch  die  Flockentapeicft, 
deren  Grund  aus  grober  Leinwand  besteht  und  deren  Muster  durch  Auf- 
streuen von  Flock-  oder  Scherwolle  gebildet  werden,  sowie  die  Wachst  ach» 
oder  Wachsleinwandtapeten,  die  als  Ersatz  der  echten  Ledertapeten 
dienen,  entweder  einfarbig  oder  mit  bunten  Mustern  bedruckt  oder  kunstvoll 
bemalt  werden  und  abwaschbar  sind,  und  die  niederländischen  Kattuß- 
tapeten. 

5,  Lincrusta  Wal  ton.  LTnter  diesem  Namen  kommt  ein  aus  HoUstoC 
oxydirtcm  Leinöl  und  einigen,  von  den  englischen  Fabriken,  die  diese  Tapetenait 
herstellen,  nicht  genannten  Stoffen  zusammengesetzte  Masse  in  den  Hamki 
die  auf  Leinwand  ausgebreitet  ist.  Die  Herstellung  der  Tapete  erfolgt  in 
der  Weise,  dass  die  mit  der  Masse  bedeckte  Leinwand  zwischen  Walzen 
geführt  wird,  deren  eine  glatt  ist»  während  die  andere  das  Muster  cjngrarin 
enthält,  dann  die  Deckschicht  mit  Farben  nach  einem  besonderen  Verfahren 
bedruckt  oder  mittelst  Prägemaschinen  mit  vertieften  Mustern  versehen  wird 
Aus  diesem  Stoff  werden  auch  profilirte  Leisten  und  kleine  Gesimse  hcr^ 
gestellt.  Man  kann  Lincrusta  Walton  sowohl  mit  Seifenwasser,  als  auch  Wi 
stark  verdünnten  Säuren  reinigen, 

ix  Holztapeten  (Fourniertapelen,  vergl.  auch  §  148)  von  Mahlex- 
Segesscr  in  Luzem.  Papierdünn  geschnittene  Fourniere  aus  Eichen-,  Ahons% 
Nussbaum-,  Mahagoni-,  Ebenholz  u.  s.  w.  werden  auf  Rollenpapier  aufgeklebt 
und  dieses  wie  jede  andere  Papiertapete  auf  der  Wand  befestigt,  Diese 
Holztapeten  werfen  sich  nicht  und  bleiben  rissefrei,  was  beim  masstvCT 
Täfelwerk  bei  Temperaturveränderungen  meistens  nicht  der  Fall  ist.  Mit 
Hilfe  dieser  Tapeten  und  unter  Benutzung  von  Friesen,  Gesimsen  üimI 
Leisten  aus  Massivhol 2  kann  man  jede  Holzvertäfelung  täuschend  und  mit 
geringen  Kosten  nachahmen.  Die  geputzten  VVände  werden  in  gleicher  W*eisc 
wie  bei  der  gewöhnlichen  Tapezierung  vorbereitet  und  die  Holztapeten  auf 
^ler  Holzfläche  mittelst  nassen  Schwammes  angefeuchtet  und  auf  der  Rtickseite 
mit  Kleister  von  starker  Consistenz  bestrichen  und  erst  aufgeklebt,  nachdan 
sie  mindestens  10  Minuten  lang  mit  dem  Kleister  gelegen  haben,  anderenialb 
entstehen  auf  der  Tapete  Blasen, 

7.  Aluminiumtapeten.  In  neuester  Zeit  hat  man  auch  Tapeten  vcr» 
suchsweise  aus  Aluminium    hergestellt  und  diesen  Tapeten  ein  reliefartiges 
Muster  gegeben,  auch  hat  man  die  Aluminiumtafeln  wie  Papiertapeten  farbig 
behandelt.    Man   rühmt  diesen  Tapeten  nach,  dass  sie  sich  k  i  ' 
und  somit  bequem  reinhalten  lassen,    dass    sie   grosse  SchmiL 
barkeit,  Feuerbeständigkeit  und  Leichtigkeit  besitzen,  und  dass  iiki 
auf  feuchten  Wänden  verwenden  kann.  Nachtheilig  für  eine  weitere  \ 
ist  ihr  noch  zu  hoher  Preis.  Das  Anbringen  der  Aluminiumtapeten  ert 
der  Weise,  dass  man  die  Wandflächen  mit  Holzleisten,  Dübeln  oder  1 
versieht  und  die  Tapeten  auf  dieselben  mit  Aluminiumnägeln  befestigt 
i Schweizerische  Bauzeitimg«,  18980 


Fwnne«  Capitel.  Hftnf,  Taoe,  Seile.  Strickep  Stroli»  Rohr  und  Moos* 


301 


Fünftes  Capitel. 

Hanf,  Taue,  Seile,  Stricke,  Stroh,  Rohr  und  Moos, 

§  276,  Hanf,  Taue,  Seile  und  Stricke. 

Rohstoff*  Zur  Herstellung  von  Tauen  und  Seilen  verwendet  man  haupt- 

ichlich  Hanf  {cannabis)^  von  Sackband  und  minderwcrthigen  Schnüren  Hanf- 

rerg  (Hanfhetie),  von  Stricken  und  groben  Gurten  auch  Flachswerg,  von  sehr 

iünnem,  feinem  Bindfaden  und  zum  Weben  von  besseren  Gurten  Flachs,  zu 

rransmissionsseilen  Manilahanf  und  in  neuerer  Zeit  Baumwolle,  zu  Zug- 

eflen  oftmals  dünne  Lederriemeo,  zu  starken  Tauen  Eisen-  und  Stahl- 

_  Iraht,    zu  untergeordneteren  Seilen  und  Stricken  auch  ostindischen   Hanf^ 

Manilahanf,  Aloehanf,  Stroh  (siehe  den  nächsten  Paragraphen),  HoIü- 

^wolle,    Hobelspäne,    Lindenbast,    Cocosnussbast,  Pferde-  und  Kuh- 

laare.    Die   letzten    drei  Stoffe   werden    fast    ausschliesslich    nur  zu   solchen 

Stricken  verarbeitet,    an    denen   Gegenstände    (z.  B.    Papier)    zum    Trocknen 

lufgehängt  werden  sollen. 

Sehr  geschätzt  ist  der  deutsche  Reinhanf  von  Königsberg,  der  bad Ische 
chleisshanf,  der  russische  Reinhanf  von  Riga^  der  slavonische  von  Peter- 
^ardein,  der  slovakische  von  Pressburg.  —  50  kg  russischer  Hanf  liefern 
ein  gehechelt  32^-33  kg  spinnbaren  Hanf. 

Das  Gewicht  eines  80  m  langen  Fadens  aus  feinem  Hanf  und  eines 
pO  m  langen  aus  gewöhnlichem  Hanf  beträgt  etwa   */^  kg, 

Eintheilung.    Man    unterscheidet  je  nach  der    Stärke,    Herstellungs- 
r^sc  und  Verwendung  folgende  Sorten; 

1.  Fäden  (Figur  440*)  a),  die  aus  drei  oder  vier  oder  mehreren 
Fasern  (^)  gesponnen  sind, 

2*  Litzen  (0,  w^elche  aus  mehreren  zusammengedrehten  Fäden 
bestehen. 

3.  Strang,  Rüstseil  und  Klafterschnur,  welche  dieselbe  Dicke  wie 
die  Fäden  besitzen,  LG — 2  4  ni  lang  sind  und  an  einem  (dem  dickeren)  Ende 
pine  Schlinge,  an  dem  anderen  eine  Zuspitzung  haben. 

4.  Schnur,  Bindfaden  und  Zugstrang  (O,    w^elcbe  gewöhnlich  aus 
oder  vier  Litzen  zu  drei  oder  vier  Fäden  bestehen,  1- — 13  fnm  dick  und 

neistens  30 — 36  m  lang  sind  Die  schwächsten  Bindfäden  stellt  man  nur 
nus  zwei  rechlsgedrehten  Hanffäden  her,  die  nach  links  zusammengedreht 
iind,  die  schwächsten  Schnüre  aus  drei  links  gesponnenen,  durch  Rechts- 
rehen vereinigten  Fäden, 

ö,  Sackband;  man  versteht  hierunter  stärkeren  Bindfaden  aus  minder- 
irerthigem  Rohstoff. 

G,  Stricke,  aus  drei  oder  vier  Schnüren  zu  vier  Litzen,  9 — 18  mm 
meistens  18—30  m  lang.  Die  schwächsten  Stricke  werden  auch  nur 
drei  oder  vier  groben  Fäden  hergestellt,  die  rechts  gedreht,  sowie  sehr 
Jrall  gesponnen  und  durch  eine  Unke,  ebenfalls  sehr  starke  Drehung  mit- 
pinander  verbunden  werden, 

?•  Leinen*  Diese  Namen  führen  die  stärkeren  Stricke. 
8p  Seil  oder  Bindetau,   aus  vier  Schnüren  zu  sechs  bis  acht  Litzen, 
1^2 — 15  mm    stark    und    gewöhnlich    7 — 8  m    lang    oder  nur  aus  4  Litzen, 

*)  Ans  MothtÄ*  i.ni«atrirtcs  Lexikon<t,  1884»  Bd.  IV,  S.  186. 


302 


Dritter  TheU.  Die  Neben-  oder  Hil&stoffe. 


welche  um  ein  gerades,  dünnes  Hanfseil  (Seele  oder  Strähne  genannt) 
links  gedreht  sind  (sogenanntes  Patentseil).  Die  Fäden  sind  hierbei  links 
gesponnen  und  die  Litzen  rechts  gedreht. 

9.  Pfahl  tau,  aus  vier  Litzen  zu  10 — 16  Fäden,  20 — 26  mm  stark 
und  26  m  lang. 

10.  Kranztau,  aus  vier  Litzen  zu  20 — 30  Fäden,  30 — 32  mm  stark 
und  6  m  lang. 

11.  Flohrtau,  desgleichen,  jedoch  8  m  lang. 

12.  Anfahrtstau,  desgleichen,  jedoch  70 — 80  m  lang. 

13.  Rammtau,  aus  vier  Litzen  zu  50  Fäden,  35 — 40  mm  stark  und 
28—31  m  lang. 

14.  Schiffs  tau,  aus  mehreren  Litzen  mit  Seele  zur  Ausfüllung  des 
Zwischenraumes  oder  ohne  eine  solche.  Die  groben  Fäden  werden  mit 
Rechtsdrehung  gesponnen.  Diese  Taue  führen  in  der  Seemannssprache  die 
Namen  Trossen-,  Want-  und  Kabelschlag.  Die  Trossen  sind  dreischäftig 
oder  dreikardeelig,  d.  h.  sie  bestehen  aus  drei  Kardeelen  oder  Kordeln  zu 
18 — 50  Fäden;  der  Wantschlag  ist  vierschäftig,  der  Kabelschlag  besteht  aus 
neun    Kardeelen.    Die    Länge    der  Schiffstaue    ist    eine    sehr    verschiedene. 

15.  Stärkstes  Tau  oder  Kabeltau,  aus  drei  oder  vier  Seilen  zu 
drei  Litzen  von  geringer  Fadenzahl  und  mit  Seele. 

16.  Drahtseil  aus  0*5 — 3*5  mm  starken  Eisen-  oder  Stahldrähten, 
bei  Blitzableitern  auch  aus  Kupferdrähten.  (Siehe  §  177.) 

17.  Hanfgurte,  doppelt  gewebt  etwa  4  mm  stark,  vierfach  gewebt 
6 — 7  mm  stark,  Breite  bis  zu  60  cm. 

Am  gebräuchlichsten  sind  die  runden,  dreilitzigen  Seile. 
Flache  Hanfseile  werden  gewöhnlich  durch  Zusammennähen  von  4 — 6 
rimden  Seilen  erhalten.  Zu  starke  Taue  haben  den  Nachtheil,  dass  sie  sich 
schwer  über  Rollen  biegen  lassen. 

Herstellung.  Die  Anfertigung  der  Taue,  Seile,  Stricke  u.  s.  w.  ge- 
schieht meistens  durch  die  Hand  des  Seilers  mit  Hilfe  des  Seilerrades  und 
auf  der  Seilerbahn ;  Maschinenarbeit  ist  bei  uns  seltener,  in  England  dagegen 
bei    der    Herstellung    von     Schiffs  tauen     (Patentseilen)    seit   dem    Ende  tk^- 


Fönftw  Capitel.  Hftnf,  Taue.  Seilei  Stricke,  Strolj 


und  Winden.)    Im    Maschinenbau  dienen  die  stärkeren  Taue  und  Drahtseile 

Kelfach  zur  Fortpflanzung  der  Bewegung  (Seiltransmissionen,  Drahtseilbahnen.) 
Verschiedenes.  Ein  Zusammendrehen  der  Fäden  ist  zwar  vom  Uebel» 
eil  lästige  und  für  das  Seil  auch  schädliche  Ueberschlingyngen  (sogenannte 
unken)  entstehen  und  in  ihm  eine  von  innen    nach   aussen    hin  wachsende 
otreckung  (Spannung)  eintritt»    die  seine  Haltbarkeit  und  Tragfähigkeit  stark 
^beeinträchtigt.    Es    lässt    sich  aber  eine  Drehung    nicht    vermeiden,    weil  die 
^■Päden  nicht  gleich  stark  sind;  dieselbe  ist  auch  nothwendig,  damit  das  Seil 
^^ichl  zu  locker  wird.  Die  Zunahme  der  Streckung  im  Seile  ist  umso  grösser, 
je  kleiner  der  innere  Raum  (die  Seele)  im  Verhältniss  zum  Seildurchmesser  ist» 
Je  feiner  die  Fäden  sind,   desto    grösser   wird    dieser  Innenraum    und    desto 

(fester  das  Seil.    Der  Biegungswiderstand  oder  die  Steifheit  wächst   mit  dem 
Duadrate    des  Seildurchmessers,    mit    der    Stärke    des  Zusammendrehcns    der 
Fäden  und   umgekehrt    mit    dem  Rollendurchmesser.    Um  Ueberschlingungen 
tnöglichst  zu  verhüten,  empfiehlt  es  sich,  die  Seile  vor  ihrer  Verwendung  lang 
bangen  zu  lassen  und  zu  schütteln,  damit  sie  gerade  werden  und  keine  Ver- 
drehungen   erleiden;    auch    sind    sie    im    möglichst    trockenen    Zustande    zu 
verw'cnden,  weil  nasse  Seile  um  etwa  25%  weniger  tragen.  Durch  das  Drehen 
verHert  der  Faden    V&'^Vs    seiner    ursprünglichen  Länge,    Das  Gewicht  des 
Seiles  wächst  ungefähr  mit  dem  Quadrate  des  Durchmessers, 
^^         ^^^    Erhöhung    der    Dauerhaftigkeit    werden    die   Taue  und  Seile  mit 
^ÄVachs  oder  Seife  eingerieben  oder  mit  heissem  Theer  bestrichen    oder  mit 
^Miesem  Stoff  getränkt  (warm  registrirt)    oder   mit    Kreosot    imprägnirt.    Das 
^^etztere    ist  am  empfehlenswerthesten ;    man    bestreicht    die    Taue   und  Seile 
mit  einer  verdünnten  Leimlösung  und  bringt  sie  dann  in  ein  starkes  Lohbad, 
^durch  welches  der  Leim  in  Folge  Einwirkung  der  Gerbsäure   auf  die  Hanf- 
^Btden    niedergeschlagen    wird,    welche    dann    das   Kreosot    leicht  aufsaugen. 
^^Ein  Thceren  vermindert  die  Tragfähigkeit  und  erhöht  bei  Tauen  und  Seilen, 
die  über  Rollen  laufen,  die  Reibung,  w^odurch  auch  die  Gefahr  der  Erhitzung 
yergrössert  ward.  Man  sollte  deshalb  nur  diejenigen  Taue  und  Seile  theercn, 
k'elche  in  der  Nässe    (unter  Wasser)    Verwendung    finden    sollen.     Nicht  gut 
st  CS,  den  heissen  Theer  nur  überzustreichen,   weil  derselbe  dann  nicht  bis 
Mitte  des  Seiles  dringen  kann  und  im  Inneren  desselben  leicht  Gährung 
ttnd  Fäulniss  entstehen,  man  wird  vielmehr  zweckmässiger  die  einzelnen  Fäden, 
lus  welchen  das  Seil  zusammengedreht  werden  soll,  durch  ein  heisses  Theerbad 
kiehen    und    dann    warm    mit    einander   vereinigen.    Diese  Imprägnirung   hat 
möglichst    schnell    zu    erfolgen,    weil    die   Hanffäden    durch    die    Hitze  des 
Theer  es  leiden, 

Tragfähigkeit    und    Gewicht.    Die  Tragfähigkeit  ist,   wie  bemerkt, 
"trockenen  und  ungetheerten  Seilen  grösser  als  bei  nassen  und  getheerten; 
PI    letzteren    beträgt    der    Verlust    an    Tragkraft    etwa  25%;    auch  ist  die 
Tragfähigkeit  bei  Seilen,  die  über  Rollen  geführt  werden,  eine  geringere  als 
ü    solchen,    die    frei    hängen.    Nach    Wiebe    beträgt    die    Arbeitslast    bei 
Jfachcr  SicliLTheit, 
bei  ungetheerten  und  trockenen  Seilen:  /*=?86^*  kg 
bei  getheerten  und  nassen  Seilen:  P^==^6bJD^  kg^ 
die    Seile    über    Rollen    laufen    und    mit  D  ihr    Durchmesser   in    cm 
«cichnct  wird.    Aus    diesen    Formeln   erhält   man    die  Grösse  des   Durch- 
iiessers 


304 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


für  ungetheerte  und  trockene  Seile  zu  D  =  0'lOiyp^^ 
für  getheerte  und  nasse  Seile  zu  D=0'12bypcm, 

Nachfolgende  Tabellen  sind  von  der  Firma   Feiten    und  Guillanme 
in  Köln  a.  Rh.  für  die  von  ihr  fabricirten  Hanfseile  aufgestellt  worden. 


Runde  Seile  aus  bestem  russischen  Reinhanf. 


Ungetheert 


Getheert 


Durchmesser 


Millimeter 


Gewicht 

für  das  Meter 

Länge 


Arbeitslast 
bei  Sfacher 
Sicherheit 


in  Kilogramm 


Durchmesser 


Millimeter 


Gewicht 

für  das  Meter 

Länge 


Arbeitslast 
bei  Sfacher 
Sicherheit 


in  Kilogramm 


16 
18 
20 
23 
26 
29 
33 
36 
39 
46 
52 


ü-20 
0-26 
0-31 
0-36 
()-51 
062 
0-78 
093 
1-03 
1-50 
1-97 


200 

254 

314 

416 

531 

660 

855 

1017 

1194 

1661 

2122 


16 
20 
23 
26 
29 
33 
36 
39 
46 
52 


0-22 
0-35 
0-42 
0-56 
0-70 
0-87 
104 
1-15 
1-68 
2-18 


176 

275 

363 

464 

578 

748 

890 

1044 

1453 

1857 


Runde  Seile  aus  bestem  badischen  Schieisshanf. 


Fünftes  Capitel.  Hanf,  Taue,  Seile,  Stricke,  Stroh,  Rohr  und  Moos. 


305 


Flache  getheerte  Seile  aus  bestem  badischen  Schieisshanf. 


Breite 

Dicke 

Gewicht  für  das  Meter 

Länge 

Bruchbelastung 

in    Millimeter 

in     Kilogramm 

92 
105 
118 
130 
130 
144 
157 
157 
183 
183 
200 
250 
310 

23 
26 
26 
29 
33 
33 
33 
36 
36 
39 
44 
46 
47 

2-35 
304 
3-36 
4-26 
4-80 
5-28 
560 
6-24 
7-20 
7-84 
9-25 
1210 
1500 

14812 
19110 
21476 
26390 
30030 
33264 
36267 
39564 
46116 
49959 
61600 
80500 
101600 

Getheerte  Kabelseile  aus  bestem  badischen  Schieisshanf. 


Durchmesser  in 

Gewicht  für  das  Meter  Länge 

Arbeitslast  bei  6facher  Sicherheit 

MiUimeter 

i  n    K  i 

1  o  g  r  a  m  m 

59 

267 

4550 

65 

3-70 

5530 

72 

400 

6780 

78 

4-80 

7960 

85 

5-60 

9450 

92 

6-40 

11070 

98 

7-46 

12575 

105 

8-53 

14420 

Die  verschiedenen  Arten  der  Befestigung  der  Taue  und  Seile 
aneinander  oder  an  andere  Gegenstände  sind :  *) 

1.  Der  einfache  Knoten  (Fig.  441  u).  Wendet  man  ihn  am  Ende 
eines  Seiles  an,  so  wird  er  zur  blinden  Schleife. 

2.  Der  Fischerknoten  oder  englische  Knoten  (Fig.  441  /).  Er 
wird  hauptsächlich  bei  Seilverlängerungen  angewendet,  zieht  sich  sehr  fest, 
ist  aber  beim  Nachlassen  des  Seiles  wieder  leicht  lösbar. 

3.  Der  gerade  Knoten  oder  Kreuzknoten  (Fig.  441  e).  Man 
benutzt  ihn  zur  Befestigung  eines  Seiles  in  der  Mitte  eines  anderen. 

4.  Der  Web  er  knoten  (Fig.  441  g).  Er  liefert  eine  sehr  feste  Ver- 
bindung zweier  Seile. 

5.  Der  geschleifte  Knoten  oder  Kunke  (Fig.  441  r).  Derselbe 
zieht  sich  nicht  bei  gespanntem  Seil,  löst  sich  jedoch  leicht  beim  Nach- 
lassen desselben. 


•)  Siehe  Mothes,  a.  a.  O.,  Bd.  IV,    S.  312  u.  313;    Artikel:    Tau;    demselben 
eBtstammen  auch  die  Figuren  441  a—u. 

Kr&ger,  Handbuch  der  Baustofflchre.  Band  11.  ''^^ 


306 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


6.  Der  Feuerwerksknoten  oder  Schifferknoten  (Fig.  441  s). 
Man  benutzt  ihn  hauptsächlich  zur  Umwickelung  von  Hölzern  und  von 
stärkeren  Tauen  mit  dünneren  Seilen. 

7.  Der  Zimmermannsknoten  oder  deutsche  Knoten  (Fig.  441/). 
Er  bildet  eine  sich  sehr  fest  ziehende  Schlinge. 

8.  Der  gerade  Knoten  mit  Schleife  oder  der  geschleifte  Kreofr 
knoten  (Fig.  441  /). 

9.  Die  Bucht  (Fig.  441  o),  eine  Schleife,  welche  durch  Anlegen  des 
Seilendes    an  das  Seil  und  feste  Umwickelung   mit  Bindfaden  gebildet  wird. 

10.  Der  Schlag  (Fig.  441  ^);  er  wird  angewendet,  wenn  man  einen 
Gegenstand  an  ein  horizontal  gespanntes  Seil  anhängen  will. 

11.  Der  halbe  Schlag  (Fig.  441  /). 

12.  Der  Schild-  oder  Wasserknopf  (Fig.  441  a).  Die  Fäden  der 
Seilenden  w^erden  aufgedreht  und  mit  einander  verknüpft. 

Werden  die  Enden  doppelt  statt  einfach  geknüpft,  so  entsteht  der 
doppelte  Schildknopf.  Der  Schildknopf  soll  das  Auftresseln  der  Seilenden 
verhüten. 

13.  Der  Kreuzknopf  (Fig.  4-H  m).  Er  dient  zu  demselben  Zweck 
wie  der  Schildknopf. 

14.  Die  Augsplissung  (Fig.  441  d). 

15.  Der  Schauermann's-  oder  Waldknopf  (Fig.  441  c\  ein  Knoten 
in  der  Mitte  eines  Seiles.  Wiederholt  man  ihn  zweimal  übereinander,  so  nennt 
man  ihn  doppelten  oder  deutschen  Waldknopf. 

16.  Die  einfache  oder  doppelte,  kurze,  runde  oder  lange  Ver- 
splissung  (Fig.  441  d);  sie  dient  zur  Verbindung  zweier  Tauenden. 

17.  Der  Plattstich  (Fig.  441  h). 

18.  Die  Verschlingung  (Fig.  441  ^);  sie  dient  zur  schnellen  Ver- 
kürzung zu  langer  Seile.  Eine  Verschlingung  zum  Aufhängen  an  Haspel  und 
Ring  stellt  Figur  441  /  dar. 

1\).  Die  Verflechtung  (Fig.  441  «)  zur  Herstellung  von  Matten  aus 
Bindfaden,  —  u.  s.  w. 


»tvltei, 


litt 


foot. 


ferner  wegen  ihrer  schlechten  Wärmeleitungsfühigkeit  und  Porosität  und 
wegen  der  trotz  des  Mäusefrasses,  dem  sie  sehr  ausgesetzt  sind,  ziemlich 
langeo,  meistens  12 — 15  Jahre  währenden  Haltbarkeil.  Um  die  P'euergefähr- 
keit  etwas  zu  vermindern,  ist  empfohlen  worden,  das  Stroh  mit  Kalkwasser 
zu  sättigen.  Weniger  feuergefährlich  sind  auch  die  Lehm  Strohdächer,  zu 
denen  etwa  8  ^^  dicke  Stroh biisc hei  verwendet  werden,  welche  in  einen 
Lehmbrei  eingetaucht  worden  sind,  femer  die  Strohlehmschindel,  die 
man  datiurch  erhall,  dass  man  entweder  nur  eine  Seite  der  5 — 7  cm  dicken 
und  of)— ♦>(>  cm  breiten,  aus  Stroh  gefertigten  Tafeln  mit  Lehm  bestreicht, 
mit  der  dann  die  Tafeln  auf  das  Dach  gelegt  werden,  damit  das  Stroh  den 
Lehm  gegen  die  Nässe  schützt,  —  oder  dass  man  beide  Seiten  der  Strohtafeln 
mit  einem  Lehmiiber^ug  versieht  und  in  die  obere,  der  Feuchtigkeit  ausgesetzte 
Lehmschicht  Strohbündel  so  hineinsteckt,  dass  dieselben  vorstehen  und  die 
obere  Dachfläche  bedecken.  —  Nicht  zu  verwechseln  mit  diesen  Lebm- 
schindeln  sind  die  aus  Kiefern*  und  Eichenholz  gefertigen,  auf  einer  Kante 
mit  einer  etwa  *J  cm  starken  Zuspitzung,  auf  der  anderen  mit  einer  etwa 
2 — 2^!^  cm  tiefen  Nuth  versehenen,  meistens  03 — 10  cm  langen  und  8 — ]2  crn 
(und  darüber)  breiten  Schindeln,  welche  ebenfalls  zu  Dacheindeckungen, 
aber  auch  zum  Bekleiden  von  Aussenwänden  und  in  einigen  Gegenden 
Schlesiens  und  Oestcrrcichs  als  Unterlage  für  Schieferdächer  Verwendung 
finden,  ^Fig,  442.) 

Bei  der  Ausführung  von  Stakerarbeiten  werden  schwache  (am  besten 
kiefeme)  Hölzer  mit  einer  dickbreiigen,  aus  zerkleinertem  (Krumm-  oder 
Wirr-)  Stroh.  Lehm  und  Wasser  bestehenden  Masse  umwickelt  und  zur  Bildung 
von  Windel-  und  Wickelböden,    sowie  von  Stak-  und  Wellerwänden  benutzt. 

Strohscile  werden  aus  Handgeflecht,  bei  grösserem  Bedarf  auch 
mittelst  eigens  zu  diesem  Zwecke  construirten  Maschinen  (z.  B.  mit  der 
StrohseiKspinnmaschinc  von  Chr  Soeborg  und  L.  Petersen  in  Ros- 
kildc,  mit  welcher  z%veiHtzige  Stroliseile  angefertigt  werden  können,  oder  mit 
der  von  der  Konigin-^K^rienhütte  in  Cainsdorf  bei  Zwickau  gebauten,  zur 
Herstellung  von  Strohseilen  für  Giessereizwecke  dienenden  Maschine)  hergestellt 
und  zu  landwirthschafllichen  Zwecken  (z.  B.  zum  Binden  tlcs  Getreides,  zum 
Einbin ilen  zarter  Gewächse  u.  s.  w.)  benutzt,  femer  zum  Befestigen  von  Stroh- 
Ijündeln  auf  Dächern,  als  schlechte  Wärmeleiter  z\ir  IsoUrung  von  Dampf- 
leitungsröhren, in  der  Metallgicsserei  zur  Kembildung  u.  s.  w. 

Ferner  stellt  man  aus  Stroh  Geflechte  her.  die  ihrer  schlechten  Wärme- 
leitung wegen  zum  Bedecken  von  Mistbeeten  und  Gewächshäusern,  auch 
als  Fussmatten  u.  s.  w.  verwendet  werden,  sodann  Mosaikarbeiten  (namentlich 
iür  Schachtel-  und  Dosendeckel),  Bänder,  Hute,  Bienen-  und  andere  Körbe, 
Teller,  Papier.  Blumen  u.  s.  w.  Endlich  benutzt  man  auch  das  Stroh  als 
PackKtoff. 

Das  Stroh  wird  nach  Gebunden  verkauft ;  ein  Gebund  enthält  meistens 
0*0D  m^  Stroh  und  liefert  etwa  ÜiUJ  h/  Hacksei  l  m^  festgebundenes  Stroh 
wiegt  ö(j  Xvi"*  1  "^'^  Strohlehm  (3  BuntI  Krummstroh  enthaltend)  frisch 
rJOO  J!g,  trocken  1070  k^. 

Karphiiplattei^  der  Bau-  und  Uolirplattenfabrik  von  Joh.  Bar* 
^^..u.i  und  R.  von  Stern  in  Wien  X. 

Langstroh  wird  mit  Hilfe  einer  eigens  ftlr  diesen  Zweck  construirten 
Maschine   zu    Platten  in  der  Weise    verarbeitet,   dass    das   in    den    Trichter 


Dritter  Theil.  Die  Neben-  oder  Hilfsstoffe. 


der  Maschine  eingeworfene  und  von  einem  Transporteur  in  paralleler  Lagerung 
unter  einen  mit  hydraulischer  Druckvorrichtimg  versehenen  Stossbalken 
geschobene  Stroh  zunächst  beliebig  stark  gepresst  und  dann  in  einem  aus 
einem  System  von  10 — 25  Nadeln  bestehenden,  nach  Art  der  Nähmaschine 
construirten  Apparat  mit  Jute  oder  einem  anderen,  ihr  ähnlichen  Stoff,  der 
einseitig  oder  auf  beiden  Seiten  das  Stroh  bedeckt,  zusammen  abgesteppt 
wird,  derart,  dass  aus  der  Maschine  eine  1 — 20  cm  dicke  Platte  von  etwa 
1  m  Breite  und  endloser  Länge  heraustritt. 

Diese  Karphitplatten  werden  nach  Bedarf  zugeschnitten  und  entweder 
nicht  weiter  verändert  oder  mit  einem  Oelfarbenanstrich  versehen  oder  mit 
feuerbeständigen  oder  fäulnisswidrigen  Stoffen  imprägnirt. 

Da  ein  jeder  Strohhalm  ein  mit  Luft  angefülltes  Röhrchen  darstellt, 
so  bildet  die  Karphitplatte  einen  ausgezeichneten  und  dabei  billigen  Isolir- 
stoff, der  den  weiteren  Vorzug  hat,  dass  man  ihn  leicht  verwenden  kann, 
indem  man  die  zu  isolirenden  Gegenstände  (Röhren  u.  s.  w.)  mit  der  Platte 
einfach  umhüllt. 

(Siehe  »Wiener  Bauindustriezeitung«,  1898,  und  »Baumaterialien- 
kunde«, 1898,  Heft  10.) 

2.  Rohr. 

Das  Rohr  wird  zu  Dacheindeckungen,  zum  Berohren  von  Holzwerk 
(an  Decken  und  Fachwerkswänden),  zu  Rohrmatten,  Gartenzäunen,  Spalieren, 
Spazierstöcken,  Stuhlsitzen,  Korbmacherarbeiten  u.  s.  w.  verwendet. 

Als  Deckrohr  (für  Dächer)  dienen  die  getrockneten  Halme  des 
gemeinen  Schilf-  oder  Teichrohres  {Phragmttes  communis  Trin)^  die  nicht 
älter  als  2  Jahre  sein  dürfen  und  völlig  reif  (weissgelb)  sein  müssen.  Sie 
werden  ungeschält  und  meistens  in  Längen  Von  1*0 — 1'2  ni  verwendet 
und  in  einer  Schicht  von  4*2 — 4'8  cm  Stärke  auf  das  Dach  gelegt.  Rohr- 
dächer haben  im  Allgemeinen  dieselben  guten  und  schlechten  Eigenschaften 
wie  die  (oben  erwähnten)  Strohdächer,  jedoch  ist  ihre  Haltbarkeit  eine 
grössere.  —  Das  Deckrohr  wird  schockweise  bezogen;  jedes  Schock  enthält 
üü  Bund   zu   je    0^05 — Q'ÜO  m"^    oder    30   Bürden    zu   je   lü  Schoben;  jede 


Fttnfies  Capitel.  Hanf,  Taue,  Seile»  Stricke,  Stroh,  RoKr  tind  Moos, 


309 


In    neuerer    Zeit    verwendet    man    zum    Berühren    von    Hobwerk    mit 
^ortheil  ein  aus  Schilfrohrstengeln    und    geglühten  oder  verzinkten    Drähten 
efertigtes    Gewebe    (Rohrgewebe),    das    einfach,   doppelt    oder    dicht 
ergestellt   wird.    Die    einfachen    Rohrgewebe,   bei    denen    die   Rohrstengel 
arallel  angeordnet  und  in  Abständen  von  je  20  cm  mit  Drähten  verbunden 
sind,    wendet    man     vorzugsweise    für    Zimmerdecken    und    Zwischenwände 
Wohngebäuden  auf  Schalung  oder  Lattung  an;    die    Schalbretter    werden 
Lim  Schutze  gegen  die  Feuchtigkeit    des    Mörtels  zweckmässig    mit  Asphalt- 
papier bedeckt.    Doppelte  Rohrgewebe  werden  für  schwerere    Decken  und 
_nur  auf  starken  Latten  oder  Leisten  mit  10 — 20  cm  Zwischenraum  benutzt, 
edoch  kann  man  sie  auch  zur  Herstellung  von   äusseren  Wandbekleidungen 
verwenden.  Bei  Anwendung  von  zwei  Rohrgeweben  wird  ein  weitmaschiges 
über  ein  dichtes  so  gelegt,  dass  die  Stösse  nicht  übereinander  fallen,    und 
werden    beide    Gewebe    auf   2'ö — 3  cm    starke    Latten  genagelt,    die  in 
cm  Abstand    auf    die    Balken    oder    bei  Wandbekleidungen  auf  tj — 7  cm 
ke,   in    Entfernungen  von  etwa   1  m  von  einander  anzuordnende  Ständer 
tigt  werden.  Der  aufgebrachte  Mörtel  dringt  dann  durch  das  obere  Gewebe  in 
untere  und  stellt  auf  diese  Weise  eine  Verbindung  zwischen  beiden  her. 
Die   mit  Rohrgeweben    hergestellten  Decken  oder  Zwischendecken  er- 
halten keine    Risse,   besitzen    eine  grosse  Leichtigkeit,    dämpfen    den   Schall, 
ind  billig  und  besitzen  eine  grosse  Haltbarkeit.   Wenn  man  sie  mit  Cement- 
nörtel  verputzt,  so  Ti^derstehen  sie  der  Feuchtigkeit  und  bis  zu  einem  gewissen 
Jrade  auch  dem  Feuer.  Sie  lassen  sich  mit  einer  Drahtschere  leicht  zerschneiden, 
>hne  dass  durch  die  Theilung  der  innere  Zusammenhang  zerstört  wird»  Die 
tohrgewebe  kommen  in  Breiten  von   1 — 1*4^ — L6-—1 '8^-2^  2*25  und  2'5  m 
den  Handel  und  in  solchen  Längen,  dass  jede  Rolle  10  oder  20  m^  misst 
)erartige  Rohrgewebe  sind  der  Finna  Strauss  und  Russ  in  Cottbus  patentirt. 
Zu  Wandbekleidungen  können  auch  die  von  H,  F.  P.  Rusch  in  Kobier 
iabricirten  Matten  benutzt  werden,  welche  aus  Rohrstengeln,  Holzleisten  und 
)raht  bestehen.  Diese  Rohrmatten  werden  auf  40  cm  von  einander  entfernte 
Yandständer  genagelt.  (Fig.  443.) 

Man  rechnet  bei  einer  einfachen  Berührung  auf  \  m^  Fläche  30 — 36 
Stengel.  Auch  das  Mauerrohr  wird  schockweise  bezogen;  jedes  Schock  besteht 
itis  30  Bunden  mit  je  3t}  Stengeln  und  enthält  etwa  170^}  laufende  Meter  Rohr, 
m^  Mauerrohr  wiegt   IGO  k^. 

Zum  Bedecken  von  Mistbeeten  und  Treibhäusern,  sowie  als  Schutz- 
leeken gegen  Frost  und  Hagelschlag  benutzt  man  in  der  Gärtnerei  Rohr- 
latten,  welche  mit  präpaririem  Bindfaden  geflochten  sind. 

Zur  Herstellung  von  Gartenzäunen,  Obstspalierwändcn,  Spanier- 
Stöcken,  Möbeln  u,  s,  w.  dienen  die  05 — 9  m  langen  Halme  des  Drachen- 
Rohres,  des  Malakkarohres,  der  Rotangpalme,  des  spanischen  Schalmeien-  oder 
^fahlrohres  u.  A.  Das  spanische  Rohr  stellt  die  schlanken  Triebe  und 
5tiUnme  einiger  in  Nordafrika  heimischen,  aber  auch  in  Süddeutschland 
ad  in  der  Schweiii  culttvirten  Arten  von  Calmus  und  Arundo  dar. 

Als  Flechtstoff  für  Stuhl  sitze  (Stuhl  röhr)  verwendet   man  2  bis 
mm  breite    Bänder,    die    aus    der    pHanzlichen    Oberhaut    und    den  unter 
licHer  liegenden  äusseren  Stammtheilen  der  Rotangpnlme  Südasiens  gefertigt 
Verden.    Aus    diesem    Palmenholz    stellt    man    auch    in   Japan   Schränke,  in 
Zhmvi  und  auf  den  Sundainseln  Schii^'staue,  in  Indien  Brücken  u,  s,  w,  h^t. 


310 


Dritter  Thcil.  Die  NeJben-  oder  Hilfsstoffe. 


Zu  Korbmacherarbeiten  benutzt  man  auch  das  Pedigrohr,  d.  h. 
1 — 6  mm  starke,  dem  Inneren  des  Stammes  (dem  Mark  oder  Pedig)  ent- 
nommene Stäbchen  oder  Drähte. 

Das  Rohr  kommt  roh  (d.  h.  mit  noch  sichtbaren  Knoten')  oder 
gereinigt,  geschabt  und  abgeschliffen  (ohne  Knoten)  oder  zu  Bändern 
u.  s.  w.  geschnitten,  oft  auch  durch  Ausschwefeln  gebleicht  in  den  Handel. 
Gutes  Rohr  zeigt  eine  geschlossene,  glasige  Oberfläche,  welche  beim  Um- 
biegen des  Stengels  nicht  springt. 

3.  Moos, 

Das  Moos  kommt  in  nahezu  4000  Arten  in  der  Natur  vor;  haupt- 
sächlich unterscheidet  man  jedoch  nur  Leber-,  Laub-  und  Torfmoose. 
Man  benutzt  Moos  in  der  Technik  zu  verschiedenen  Zwecken,  so  z.  B.  zum 
Ausfüllen  von  Zwischendecken,  weil  trockenes  Moos  Schall  und  Wärme 
schlecht  leitet,  auch  zum  Isoliren  von  Wänden,  sodann  wegen  seiner  Eigen- 
schaft, Wasser  stark  aufzusaugen,  als  Dichtungsmittel  für  Ziegeldächer  auf 
landwirthschaftlichen  Gebäuden  an  Stelle  des  Kalkmörtelverstriches,  vor  dem 
es  den  Vorzug  besitzt,  dass  es  nicht  abfällt,  femer  zum  Ausfüllen  der  Fugen 
bei  massiven  Brunnenmauem,  wobei  es  gleichzeitig  wie  ein  Filter  wirkt,  und 
bei  Mauern  aus  Geschiebe-  oder  Feldsteinen  (Trockenmauem),  selbst  bei 
Futtermauem  in  nassem  Boden.  Für  diesen  letzteren  Zweck  wählt  man  zweck- 
mässig lang  gewachsenes  und  fettes  Moos.  Endlich  benutzt  man  Moos  zum 
Dichten  von  Fenstern  und  Balkonthüren  im  Winter  (Moosguirlanden),  sowie  von 
Holzwänden  (namentlich  Blockhäusern)  und  verwendet  hierzu  am  besten  das 
weiche,  selbst  nach  langer  Trockenheit  durch  Aufnahme  von  Feuchtigkeit 
schnell  wieder  locker  werdende  Wasser-  oder  Quellmoos. 

Einem  stärkeren  Druck  vermag  Moos  nicht  zu  widerstehen. 


Sachregister. 


311 


SACHREGISTER. 


Ein  *  bedeutet:  mit  Illustration,   die  römischen  Ziffer  nennen  den  Band,   die 
arabischen  die  Seitenzahl. 


A. 

Abbau  natürlicher  Gesteine 

I,  74. 

Abbinden     hydraulischer 
Bindemittel  II,  55. 

Abbinden  von  Porlland- 
cement  II,    56,    84,    100. 

Abbinden  von  Puzzolan- 
und  Trassmörtel    II,    56. 

Abbinden  von  Romancement 

II,  71. 

Abbrechen  im  Steinbruch 
I,  76. 

Abdeckplatten  aus  Guss- 
eisen I,  503. 

Abdeckung,  wasserdichte  II, 
134. 

Abdrehen  von  Metallstücken 
I,  489. 

Abgratpresse  I,  477. 

Abhauen  I,  476. 

Abkühlung  des  Glases  II, 
192. 

Ablängen  I,  485. 

Abmessungen  der  Bausteine 
I,  96. 

Abnutzbark  eit  der  Gesteine 
I,  94. 

Abnutzungshärte  (-Festig- 
keit) I,  94. 

Abraum  I,  73. 

Abrichtmaschine  I,  398. 

Abscheidungszone  I,  444. 

Abschleifmaschine     von 
Bauschinger  I,  94. 

Abschneideapparat    von 
Hausding  I,  171. 

Abschneidetisch  für  Dach- 
ziegel von  Schlickeysen 
I,  171. 

Abschroten  I,  476. 

Absetzbrett  für  Ziegel  I, 
1Ö9* 

Absetzsäge  I,  387. 


Absolutes  Gewicht  I,  5. 
Absonderungsstücke(-klüfte) 

I,  19. 
Absorptionsvermögen       des 

Thones  I,  111. 

Absprengen     des     Gesteins 
mittelst  Kalk  I,  77. 

Abstreichmeissel  I,  480. 

Abtrummen  (Fällen)  I,  378. 

Abziehen  des  Glases  II,  192. 

Achat  I,  3. 

Achtkanteisen  I,  505. 

Ackererde  I,  73. 

Aderschwamm     (Haus- 
schwamm) I,  432. 

Adouzieren  I,  473. 

Adular  I,  3. 

Aegyptiarf  I,  228. 

Aeschel  II,  225. 

Aetzen  des  Glases  II,  199. 

Aetzgrund  I,  107. 

Aetzkalk  II,  5,  U. 

Aetzprobe  I,  525. 

Aetzverfahren  I,  107. 

Agatholz  I,  353. 

Ahorn  I,  334. 

Akajougummi  II,  213. 

Akaroidharz  II,  211. 

Akazie  I,  339. 

Aktinolith  I,  3. 

Aktinolithschiefer  I,  29. 

Alabaster  I,  4,  23. 

Alabasterglas  11,  198. 

Alaunschiefer  I,  59. 

Albit  I,  3. 

Albolith  I,  110. 

Aleppokiefer  I,  372. 

Alexandergrün  II,  230. 

Alfenide  I,  555. 

Alizarin  II,  217,  241. 

Alkanna  II,  240. 

Allerheiligenholz     I,     356 ; 

II,  240. 
Allerheiligenkirsche  I,  345. 
Alluvialsand  I,  66. 


I   Almandin  I,  4. 

I    Almaser  Stein  I,  26. 

j   Alpenbirke  I,  337. 

Alpenerde  I,  325. 
I   Alpenföhre  I,  371. 

Alpengranit  I,  32. 
1   Alpenkalkstein  I,  25. 
I   Alpenweide  I,  338. 
;   Aluminium  I,   2,  545,  546. 
I    Aluminiumbronze  I,  556. 
j    Aluminiumtapete  II,  300. 

Alter  der    lebenden  Bäume 
I,  288. 
I    Amarantholz  I,  353. 
1    Amberger  Gelb  II,  222. 

Ambos  I,   474. 
'    Ambraholz  I.  353. 
I   Amerikanische  Esche  I,  326. 
I    Amethyst  I,  3. 
I    Amiant  I,  3. 

Ammoniaktraganth  II,   214. 

Amphibol  I,  3. 

Amphibolin  II,  262. 

Amphibolin-Rostschutz- 
farbe  II,  262, 

Amyrisharz  II,  210. 

Anamesit  I,  47. 

Anderthalbfaches    Glas    II, 
190. 

Andesin  I,  3. 

Anfahrtstau  II,  302. 

Angolacopal  II,  210. 

Anhydrit  I,  4,  23. 

Anilin  I,  216. 

Animoharz  II,  210. 

Ankerit  I,  4. 

Ankerlinoleum   II,  2f-3. 

Anlassen  der  Gussstücke  I, 
473. 

Annalin  H,  25. 

Annalith  II,  35. 

Anorthit  I,  3. 

Anschlageisen  I,  389. 

Anschmieden   eines  Schrau- 
benkopfes  I,  477. 


312 


Sachregister. 


AnsctEeii  I,  476. 
Anstehende,  das  J,  20, 
Anstriche  11,  24^. 
Anstriche  auf  Cemec  1 11»  1 16, 
Anstriche  uuf  Eisen  I,  41)2. 
Anstriche  auf  Holz  I,   4<J8. 
Anstriche  auf  Stein  I,  107. 
Anstrich,  nissischer  11,  261. 
Anstriche,   verschiedene   II, 

261. 
Anstrich,    wetterfester,    von 

Keim  ir,   264. 
Anlhracen  U,  216. 
AnlhracentH  II,  21(>. 
Anthracit  I»  5- 
Autifrictionsmetall  I,  556. 
Anlik  linde  I,   äO. 
AntiiDerülion  I,  436. 
Atitimongelb  II,  221. 
Antitnonialblei  J,  543. 
Antimon  nicket  I,   548. 
Antinionockcr  11,  Ü^U 
AntimöiiüX3'd  11,  221. 
Antimon  seh  warz  II,  2.H4. 
Antimonzinnober  II,  2d^. 
Antiniionin  I,  436. 
An  Wärmeofen  II,  185. 
Aoziegel  I,  24  ct. 
Apatit   I,   5. 
Apfelbauia  I,  347, 
Apfelkirschbaam  I,  346. 
Aragonischcr  Feldspath  I,  4. 
Ara^onit  I,  4* 
Archimedischer    Bahrer  I^ 

392. 
Architckturtnpctc  II,   2f*8. 
Armenisches  Gummi  11,  214. 
Aruandons   Grün  II,  231, 
Arsenhlendc,  rothe  IL  2*29, 
Arscnikrubiii  II,  220. 


f    Asphalt  künstlicher  II,  152. 
I       161,  217. 
Asphaltabdeckung    II,   15l| 

155. 
'   Asphaltaastricbll,  159,  160.    I 
Asphaltbeton  II,  157. 
Asphaltbleiplitteu  v.  Siebel 
i       II,  284. 
Asphalt  braun  II,  159. 
Asphalte  compricn^  II,  152. 
Asphalte  coul6  II,  163. 
Asphaltdach  II,    157. 
Asphaltdachpappc    II,   158, 

282. 
i    Aspbaltestrich  II,  155. 
Asphaltlllzplatten  H,   158. 
AsphaUfimisa  II,  160,  27!. 
Asphaltfundorte   n,   151. 
Asphaltisolirung  II,  156. 
Asphaltkitt  II,  160,  162. 
Asphaltlack  II,  159, 
Asphalt  leinen  platten    von 

Randhahn  II,  286. 
AsphaJtmacjidam  H,  160. 
Asphaltmastix  II,  153. 
AsphaJtplatteii  II,  155. 
Asphalt  rühren  IT,  158. 
Asphalt  stein,    künstlicher 

II,  157. 
Asphaltstein,  natürlicher, 

II,  151. 
Asphallslrassen  II,  152. 
Asphalttbeer  II,  151. 
Asphaltverrilschuneen    II, 

16L 
Assimilation  I,  26£). 
Astniulc  J,  2m 
Asiknoleo  I,  293. 
Atakjimit  I,  530. 
Atlasbeerbaum  I,  lii\K 


Ausdeliaungscocnicient,  cit-       [ 

bischer,    der    oaturlicheft      \ 

Gesteine  I,   13. 
Aasdrehstahl  I,  489. 
Ausgehende,  das  I,  20. 
Aushängesäge  I,  387. 
Ansk eilen  I,,  20. 
Auslängen  I,  425, 
Ausreiber  I,  392. 
Ausroden  I,  3?9, 
Ausächneidesige  I,  386,  I 

AussommerQ  des  Thoacs  1, 

130. 
Austrocknen    des  Holie»  I, 

422. 
Auswintern   des   Thones  I, 

I2y. 

Aventurin  I,  3. 
Alt  I,  384. 
Asalc  II,  241. 
Azurblau  I,  226. 
Azurit  I,  530. 

B. 

Backenhobel  I,  396. 
Backofensteiß   I.  62, 
Backstein  I,  235. 
BahamahoU  I,  356;  H,  240. 
Balata  II,  2SU 
Ballbohrer  I,  302. 
Balleisen  I,   389. 
Ballenxiün  I,  539, 
Balsam  II,  211. 
Balsampappel  I,   332. 
BabamtAnne  I,  866. 
Bamboo  f,  228. 
Bandeisen  I,  504, 
Bandsäge  L  101*. 
Bandsägemaschine  I,  385. 


Sachregister. 


313 


Basaltmandelstein  I,  48. 

Basaltporphyr  I,  48. 

Basalttuff  I,  48,  68. 

Basaltwacke  I,  48. 

Basselissetapete  II,  299. 

Bast  I,  272,  273. 

Bastarderle  I,  535. 

Bastard- Guajakholz   I,   358. 

Bastei-Ofen  II,  10. 

BathmeUll  I,  551. 

Bauholz-Eintheilung  I,  380. 

Bauholz-Normalprofile    I, 
560. 

Banmdarre  I,  292. 

Baumheide  I,  353. 

Bausand  I,  66. 

Baumwollensegeltuch   11, 
292. 

Bausteine    aus    Gerbereiab- 
fällen I,  264. 

Bausteine  aus  Infusorienerde, 
I,  264. 

Bausteine     aus    Korkmasse 
I,  261. 

Bausteine,  leichte,  von  Mur- 
jahn I,  264. 

Bausteine  aus  Rückständen 
der  Sodafabrikation  1, 265. 

Baustifte  I,  512. 

Bauxit-(Beauxit-)stein  I,  250. 

Beerenblau  II,  238. 

Beerengrün  II,  243. 

Befahren  des  Thones  I,  131. 

Befestigungsschrauben    I, 
489. 

Beinglas  n,  178. 

Beinkohle  II,  247. 

Beinschwarz  II,  247. 

Beizen  I,  409;  II,  218. 

Beiztincturen  I,  410. 

Belageisen  I,  506*. 

Belastung,     zulässige,     der 
Hölzer  I,  307. 

Bengalindigo  II,  238. 

Benguelacopal  II,  210. 

Benzocharz  II,  211. 

Benzol  II.  216. 

Berberisstrauch  I,  347. 

Berberitze  I,  347. 

Berberitzenwurzel    II,    235. 

Berechnung  der  natürlichen 
Bausteine  I,  96. 

Bergahorn  I,  334. 

Bcrgblau  II,  223. 

Bergceder  I,  357. 

Bergeversalz  I,  74. 

Berggelb  II,  222. 

Berggrün  II,  230. 

Bergguhr  I,  66. 

Berglasur  II,  223. 

Berghammer  I,  76. 


Bergkiefer  I,  371. 
Bergkrystall  I,  3. 
Berglinde  I,  332. 
Bergmehl  I,  66. 
Bergsand  I,  65. 
Bergtheer  II,  151. 
Bergtrass  II,  61. 
Bergulme  I,  330. 
Bergzinnerz  I,  539. 
Berkumer  Stein  I,  43. 
Berlinerblau  II,  224. 
Berlinerbraun  II,  233. 
Berlinergrün  II,  231. 
Berlinerroth  U,  228. 
Bermudaceder  I,  369. 
Bernstein  II,  214. 
Bemsteinlackfirniss  II,  272. 
Beryll  I,  5. 

Besatz  der  Bohrlöcher  I,  78. 
Beschickung   der   Hochöfen 

I,  442. 
Beschlagen  der  Hölzer  1, 383. 
Beschneiden   der   Hölzer   I, 

383. 
Beschneiden .  eiserner  Ar- 
beitsstücke I,  487. 
Beschneiden    der    Ziegel   I, 

155. 
Bessemerfarbe  II,   234. 
Bessemerprocess  I,  449,  453. 
Besseraer-Roheisen  I.  448. 
Bestossmaschine  I,  489. 
Bethelliren  I,  430. 
Beton  II,  134. 
Betonbereitung  II,  141. 
Betondach  II,  146. 
Betoncanäle    II,  149. 
Betonmischmaschinen     II, 

142. 
Betonmischungen  II,  147. 
Betonröhren  II,  149. 
Betonversenkung  II,  147. 
Betonverwendungen  II,  143, 
Bewegungsschrauben  I,  485. 
Bieberschwänze  I,  158,  171, 

242. 
Biegen  des  Holzes  I,  404. 
Biegen  des    Eisens    I,   476, 

482. 
Biegemaschine  I,   405,  485. 
Biegeprobe  T,  521,  522. 
Biegsamkeit   des   Holzes   I, 

302. 
Biegungsfestigkeit,    siehe : 

Festigkeit. 
Bikford'scher    Zündfaden   I, 

78. 
Bildhauergyps  II,  25. 
Bildungsgewebe  I,  271. 
Bille  I,  97*. 
Bimetall  I,  557. 


Bimssandbetondecke  II,  147. 
Bimssandstein  I,  254. 
Bimsstein  I,  46. 
Bimssteinconglomerat  I,  61. 
Bimssteinporphyr  I,  46. 
Bimssteintuff  I,  62. 
Bindefähigkeit  des  Thones  I, 

123. 
Bindeisen  II,  188. 
Bindemittel,  hydraulische  II, 

55. 
Bindetau  II,  301. 
Bindfaden  II,  301. 
Birke  I,  335. 
Birkenerle  I,  325, 
Birkentheer  II,  215. 
Birnbaum  I,  345. 
Birne  (Converter)  I,  453. 
Bisquitporzellan  I,  226. 
Bister  II,  244. 
Bitterholz  I,  355. 
Bitterspath  I,  4. 
Bitumelith  II,  110. 
Bitumen  II,  151. 
Bituminöser  Mergel  I,  29. 
Blätterdurchgänge  I,  8. 
Blättersandstein  I,  57. 
Blättertraganth  II,  214. 
Blanc  fixe  II,  219. 
Blasen    des  Glases  II,   185. 
Blasengrün  II,  243. 
Blasenstahl  I,  453. 
Blatterstein  I,  37. 
Blattgold,  echtes  IT,  266. 
Blattgold,  unechtes  I.    552; 

II,  2GG. 
Blattgrün  I,  269. 
Blatt parenchym  I,   274. 
Blattsilber  II,  266. 
Blaubrüchigkeit  I,  529. 
Blaue  Farben  II,  223,  238. 
Blaueisenerde  11,  224. 
Blauen  des  Gla.ses  II,    192. 
Blauer  Carmin  II,  225. 
Blauerz  II,  225. 
Blauholz  I,  335;  II,  238. 
Blaupurpur  II,  238. 
Bleche  aus  Aluminium  1, 547. 
Bleche  aus  Blei  I,  544,  545. 
Bleche  aus  Eisen  I,  507. 
Bleche    aus   Kupfer  1,  ,534. 
Bleche  aus   Messing  I,  551. 
Bleche    aus    Zink  1,  537. 
Bleche  aus  Zinn  I,  541. 
Blechlehre  I,  507. 
Blei  I,  541,  543. 
Bleicherlehm  I,  72. 
Bleigelb  II,  221. 
Bleiglätte  I,  542. 
Bleiglanz  I,  .5,  541. 
Bleiglasuren  I,  221. 


314 


Sachregister. 


Bleigusswaren  I,  544. 
Bleikrystallglas  II,  177. 
Bleikugel  I,  544. 
Bleimennige  II,  229. 
Bleioxyd  I,  541. 
Bleiphosphat  I,  541. 
Bleiröhren  I,  544. 
Bleiroth  I,  299. 
Bleispath  I,  541. 
Bleiüberzug  auf  Eisen  I,  495. 
Bleiweiss  II,  219. 
Bleizinnober  IT,  229. 
Blendstein  I,  237. 
Blöchelhobel  I,  396. 
Blockmühle  I,  149. 
Blockzinn  I,  539. 
Blüthenblau  II,  238. 
Blumenesche  I,  327. 
Blutbuche  I,  328. 
Blutfarbenanstriche  II,  260. 
Blutholz  II,  238. 
Blutkitt  II,  167. 
Blutstein  I,  5,  355. 
Bodennägel  I,  513. 
Bodenschnitthobel  I,  396. 
Bogensäge  I,  387. 
Bohlen  I,  381. 
Bohlstämme  T,  381. 
Bohnenbaum  I,  348. 
Bohnen    der    Fussböden    I, 

401. 
Bohnerz  I,  5,  440. 
Bohrarbeit  I,  77. 
Bohrer  I,  391,  489. 
Bohrfestigkeit  I,  87. 
Bohrknarre  I,  392. 
Bohrkurbel  I,  392. 
Bohrmaschine  I,  8,  393,  489. 
Bohrratsche  I,  392. 
Jkjhrrollc  I,  S9^; 


Brand  I,  291. 

Brandschiefer  I,  60. 

Brasilienholz  I,  355 ;  II,  235, 
240. 

Brasiletholz  I,  356. 

Bräunen  des  Eisens  I,  497. 

Braune  Farben  II,  233,  244, 
247. 

Brauneisenstein  1, 5, 439, 440. 

Brauner    Thoneisenstein    I, 
440. 

Braunholz  II,  238. 

Braunkohlentheer  II,   217. 
I    Braunschweiger  Grün  II,  231. 
I    Braunspath  I,  4. 
I    Breccien  I,  61. 
I    Breccienmarmor,  künstl.  II, 
I        129. 

I    Brechstange  I,  76*. 
I    Brechweide  I,  338. 
I    Breiteisen  I.  97. 
I    Breitenwachsthum    des 
I        Baumes  I,  275. 
I    Breithacke  I.  76*. 

Bremerblau  II,  225. 
'    Bremergerün   II,    225,  231. 
]    Bremswerke  I,   198. 
i    Brennbarkeit   des  Holzes  I, 
I        320. 
I    Brenn bord  I,  382. 

Brennen    der   Thonwaren  I, 
I        198. 

I    Brennholz  I,  383. 
i    Brennofen  I,  198,  204. 
I    Bretter  I,  382. 
1    Brettnägel  I,  513. 
I    Brettsciten  I,  382. 
i    Brillantgelb  II,   222. 
'    Briquetts  II,  162,  217. 

BriLimiiamelnll  I,   bbCi. 


Buckelplattcn  I,  510*. 
Bugmessing  I,  551. 
Buntkupfererz  I,  530. 
Buntsandstein  I,  51,  54. 
Bunzc  (Punze)  I,  490. 
Bunziren  (Punziren)  I,  4£ 
Burgberger  Grünsandstein 

57. 
Burgunderharz  II,  208. 
Burgundische  Eiche  I,  ^ 
Bumettiren  I,  428. 
Buttern ussbaum  I,  342. 
Butzenscheiben  II,  200. 

j        C  (siehe  auch  K). 

Calcinirofen  II,  188. 
Calcit  I,  4. 
I    Calcium  I,  2. 
Calciumoxyd  II,  5. 
Caliber  I,  478. 
Caliberwalzen  I,  478. 
Campagne  (Ofenreisc)  I,  4-1 
Canadabalsam  II,  212. 
Canalofen  von  Bock  I,  IS 

214*. 
Canalofen  von  Fellner    ni 

Ziegler  I,   191. 
Canalziegel  I,  242*. 
Caneelstein  I,  4. 
Cannelirtes  Glas  D,  189. 
Caputmortuum  II,  228. 
Carbolineum   I.  436. 
Carbolöl  II,  216. 
Carbolsäure  II.  216. 
Carmin,  blauer  II,  239. 
Carmin,  brauner  II,  234. 
Carmin,  gelber  II,  237. 
Carminlack  II,  246. 
Cqftniii,  rother   U,   245. 


Sachreßist' 

^^^3I5^H 

^Hpeicent  von    Fahnejelm    II, 

Chemisch  braun  11,  214. 

Cowdee  II,  210.                              ^| 

H.  113. 

Chemischgelb  II,  222. 

Crownglas  II.   177,   180.                ^M 

^HCemcDt    aus    Infusorienerde 

Chemischgrün  II,  243. 

Cnbaholz  11.  235.                           ^H 

■     II,  113. 

Chemische  Untersuchung  des 

Cubalack  II,  23«i.                          ^M 

^HCement  von  Kcenc  TI«   112. 

Thoncs  I.   na 

Cuivrepoli  1,  534;   II,    2*37.          ^H 

^BCeiDCDt  von  Loriot  II,  1 12. 

ChcmischcZusaramcnsctzung 

Cupromangan   I.  557.                       ^^M 

^HCement  von  Louitz  II*  112t 

des  Hohtes  I.  2S2. 

Curcuma  II,  235.                           ^H 

^BCement    von    Raiisome    II, 

Chiastolithschiefer  I,  41. 

Cyanit  I,  4.                                        ^H 

H^  111. 

Chicaroth  II,  241. 

iCyklon«,     Zerkleinemngs-          ^^M 

^HCementt  weisser,   englisclier 

Chincsischgelb  H,  299. 

maschine  I,  148.                         ^H 

Hr.    ^^'     ^* 

Chinesischgrün  II,  243. 

Cylinderbohrmaschine  I,                ^H 

^HCement  ans  Wjesenerde  11, 

Chinesische  Tusche  II.  244. 

404.                                            ■ 

■r  112. 

258. 

Cylinderglas  11,  190.                      ^M 

^HCcmembordsteine    II,    1^1 . 

Chlorit  I.  4. 

Cylindersage  I,  380.                        ^H 

^MCementbrennofen  v.  Bietsch 

Chloritglimrnerschiefcr  I,  41 , 

Cylindersieb  I,  417.                        ^^| 

H^  II.  rr**. 

Chloritiznets  I,  31*. 

Cy  linder  walze  I,  145.                     ^^U 

^BCcmenibrcnnofen    von    Ka- 

Chlorophyll  I,  2G9,  283;  II. 

< Zypresse  I,  376.                              ^H 

^H     Tralewski    und     Pasquicr 

24:^. 

^^M 

■^11,  71»*, 

Chromgelb  IT,  222. 

^H 

^^RTementbrcnnofen  von  Sieh- 

Cbromgrün  II,  222,  231. 

D.                          ^B 

^M     mon    und   Rost    II.    80^. 

Chromitstetn  I,  251. 

^^H 

^Bremen« dach pblten  II,  122*. 

Chrom  leim  II,  1G5, 

Dachbrücke  I,   103^.                      ^M 

■rcmcntdiclcn  II,  12,=»,  VJV^ 

Chroraolith  I,  228, 

Dacheindeckungszicgel       II,          ^H 

^WL^mcntestrich  11,   117. 

Chrom ornnfje  11,  927. 

193.                                          ^1 

^HCemcutgussd.^ch  II»  133. 

Chromroth  II,  227. 

Dachfenster   aus    Gasseisen         ^^| 

^HCcmcnt^yps  11,  45. 

Chromstahl   I.  459. 

I,  .103,                                          H 

^B^ementtren    des    Schmiede- 

Chrorozinnober  II.  227- 

DAchlliiche    der    Schichtung          ^H 

^H    eiseus  I,  453. 

Chrvsen  II,  *Jl7, 

^1 

^HCcmentirpulver  I,  473. 

Chrysokalk  I.  .550. 

Dachleinwand,  englische  IL           ^H 

^Kementkalk  IT,  53. 

Chrysonn   I,  551. 

292.                                                  H 

^HCcmentkupfer  1,  532. 

Chrvsotil  I,  4.  3(). 

Dachpappe  II.  281.                       ^H 

^BCe'nientmarraor  TT.  129. 

Circularsiigc  I.  4«8, 

DachpappenanstncheII,282,          ^H 

^BCemeDtmortel  II,    105. 

Circülarscherc   I,  487»                ' 

287.                                               ■ 

^BCcmcntplatten  I!,   119,  124. 

Citrinholz  I,  353. 

Dachpappenstifte  1,  512.               ^H 

^HC<:meit Irinnen  IT,  121. 

Classiftcntion  der  nalürlicbeo 

Dachpfannen  aus  verzinktem           ^H 

^■Ccmcnt röhren  TT,  129. 

Gesteioe  I,  82. 

Eisenblech  I,  511«.                     ^M 

^HCementsandprobcn  II,  H8* 

Clayband  I,  440, 

Dachplatten  I,  242.                        ^H 

^BDcmenlsfahl   I,  452. 

Coak^slein  I,  252. 

Dachrinnen    aus     Gusseiseo           ^^M 

^^Cemenistnken  IT,  12^. 

Coakäiuheisen   1,  448. 

I,  51  »3.                                            ^M 

^BTcni entstein    von    RAnsome 

Cochenille  II,  245. 

Dachschiefer  I,  59,                          ^H 

■^  1I>  128. 

Cochenille,  unechte  II,  246. 

Dachschindel  II,  307.                     ^M 

^H'ement Wasser  I,  rj32. 

Compounddraht   I,  555. 

Dachziegel  aus  Thon  I,  153,           ^^M 

^^fcemcnt  Würfel  für  Eisenbahn* 

Compoudplaiten   I,  481* 

158,  171,  243.                           ^B 

■^  obcrKiu  U,   VU. 

Concenirationsschnieben     I, 

Dachziegel     ans     Gusseisen          ^H 

^■r.rruM.tru-.^.'!   r,  256. 

531,  548. 

I.  bübK                                        ^M 

■  i                            11.  22.*). 

Concentrttlionsstein  (Kupfer) 

Dachsiegel     ans    Schmiede-          ^H 

■  i                           I.  553. 

1.  r»3i. 

eisen  I.  510^.                              ^M 

^HCentrilu^ai^'uss  I,  471. 

Concret  II,  1.S4. 

Dänischweiss  II,  22(\                     ^^^H 

^^Centrifui^alpuropc  I,  l:iH. 

Coögloroer;Uc  I,  60. 

Dama^i»tahl  I,  459.                       ^H 

^KirittTXinibohrer  l,  391. 

Conservirungsmittel  für  HoTx 

Dammar  11,  210.                             ^H 

^^Cerrusit  I,  MI. 

I,  427, 

Dammarfirniss  II,  271.                   ^^M 

^Khalcedon  I,  3. 

Copalbckfirniss  IT,  272. 

Dammerde  I,   73.                            ^^B 

^^Ebulcedancenicnt  TI,  fl5. 

Copiüwcingcistrirniss  11, 271 » 

Dammgrube  I,  l<>9.                       ^^B 

^^rhftmottemurtel  IT,  150. 

Copirdrchh.ink  I,  4iH. 

Damnistein  I,  443.  ^                       ^^M 

^^thamotfeste-tn    1,    153.    249. 

Copirmusrliinc  I,   100,   404. 

Dampfluimmer  I,  475.                   ^H 

^KI|yriotte(ie^el  I.  252. 

Coquille  I,  455,  4f>5. 

D.ir  -^        "  -sTÖhrcn  T .  502          ^M 

^^^ppn^nieT kreide    II«    220. 

Cordüvittapete  II,  299. 
Corsit  I,  m. 

D>                   1  I,  154.                    ^B 

^^K«  h 

Dar                  i'fesse     von                  ^^H 

^^^Kseep&ppel  I,  332. 

Corticine  IT.  293. 

r-n  I.  163                     H 

^■■^vor  lU  241. 

Coulcor  H,  22G. 

Du:             1, 3<;a                 ^H 

^Kfsemuthblaii  II,  239. 

Conrliarilhari  U,  210, 

DaQtrgewebe  I,  271.                    ^H 

316 


Sachregister. 


Dauerhaftigkeit  der  Gesteine   j 

I,  90.  ! 

Dauerhaftigkeit   der  Hölzer   I 

I,  308.  1 

Deckfarben  n,  218.  | 

Deckgrund  I,  107.  j 

Decorationstapete  II,  298.      j 
Deckrohr  II,  308. 
Decoupirsäge  I,  386. 
Defribeurmaschine  I,  416.       | 
Dehnbarkeit  I,  14.  , 

Dehnung  des  Schmiedeeisens   < 

I,  519. 
Dehnungsprobe  I,  522,  523.   | 
Deistersandstein  I,  55.  | 

Delftware  I,  232.  I 

Deltamctall  1,  557. 
Desintegrator  I,  142;  II,  82».    ; 
Dessindraht  I,  511.  i 

Diabas  I,  36. 
Diabasaphanit  I,  37. 
Diabas-Kalkmörtel  II.  65. 
Diabasmandelstein  I,  37. 
Diabasporphyr  I,  37. 
Diabasschiefer  I,  37. 
Diabastuff  I,  62. 
Diabaswacke  I,  37.  | 

Diallajr  I.  4. 
DiallAg^uhJtro  I»   '6H. 
D)a]laggr[LDulit  I,  33. 
Diamaixifarbe  II,  334. 
Bjamatiliti   I,  lüO. 
Diamant  -  Kern  -  Bohr  - 

maschinc  I,  106*  I 

Diamantkilt  II,  166,  169.       | 
Diamanlsagc  h  JÜ2. 
Dichten  ¥or  Quellen  II,  134, 
DickeQwachslham  des  Bau* 

mes  I,  272. 
Dielen  I,  381, 


Dolomitkalk  I,  28. 
Dolomitmergel  I,  28. 
Dolomitsand  I,  28,  65. 
Dolomitspath  I,  4. 
Dolomitsteine  I,  251. 
Doppelfalzziegel  I,  245. 
Doppelglas  II,  190. 
Doppelhobel  I,  394. 
Doppelmetall  I,  557. 
Doppelwalzwerk  I,  146*. 
Doppelwasserglas  II,  201. 
Dotterweide  I,  338. 
Douciren  des  Glases  II,  192. 
Dracenitziegel  I,  251. 
Drachenblut  II.  211. 
Draht  aus  Aluminium  1, 547. 
Draht  aus  Blei  I,  545. 
Draht  aus  Eisen  I,  511. 
Draht  aus  Kupfer  I,  534. 
Draht  aus  Zink  I,  538. 
Draht,  gezogener  I.  511. 
Drahtgeflecht  I,  511. 
Drahtglas  II,  193. 
Drahtschere  I,  488. 
Drahseilbahnen  I,  127,  198. 
Drahtstifte  I,  512. 
Drahtziehen  I,  483. 
Drainröhren  I,  174. 
Drechslerbank   I,  402. 
DicchslerklU  11,  171. 
Drehbank  f,  402.  488. 
Drehbank  von  EsK^rer  1, 106i 
Dreh  batik   von   Offenbacher 

I,  lÜH*. 
Drehbohrer  I,  3^. 
Drehmeissel  I,  389. 
Drehrohrc    I,  ^^9. 
Drehsieb  I,  417. 
Drehsucht  I.  292. 
Drehwuchs  I,  1^92. 


Dorchschroten  I,  476. 
Darchsichtigkeit   des  Steins 

I,  9. 
Durchsichtigkeit  des  Holzes 

I.  318. 
Dyassandstein  I,  53. 
DynaskrystaU  II,  150. 

E. 

Ebenholz,  blaues  I,  353. 
Ebenholz,  buntes  I,  358. 
Ebenholz,  echtes  (schwanes) 

I,  357. 
Ebenholz,  falsches  I,  358. 
Ebenholz,  künstliches  1, 358. 
Eberesche  I,  34i^. 
Ebnen  (Schlichten)  I.  476. 
Ebonit  II,  277. 
Echte  Farben  II.  219. 
Eckenbohrcr  I,  393. 
Eckstein  I,   156. 
Eckstücke    für    Tapeten  II, 

298. 
Edelesche  I.  326. 
Edelkastanie   I,  340. 
Edeltanne  I,  365. 
Eibe  I.  377. 
tibischc   I,  :sk\.K 
Eiche  It  32L 
Eiche,  indische  I,  363. 
EichenholB  I,  359. 
EJcheDholx,  gelbes  II.  23& 
EiDbrennekuosl  IJ,  261. 
Einbrennen  in  Hok  I*  415t 
EinfachbLiltrtge    Esche    I, 

326. 
Einfaches  Glas  II,   IW. 
Einfallen  derScbichiciiI.3lX 
Ein  fahrt  spbLtleii     aus    Tfaon 


Sachre^ster. 


317 


ech,  verzinktes  I»  509. 

ech,  verzinntes  1, 509. 

au  II,  224. 

aht  I,  511. 

de,  rothe  II,  229. 

z  II,  290. 

anz  I,  5,  439. 

immer  I,  5,  439. 

leis  I,  39. 

ilk  I,  440. 

es  I,  4. 

esel  I,  3. 

tt  II,  173. 

ck  II,  159. 

angan  I,  446. 

snnige  II,  227. 

ker  I,  439. 

yd  (Farbe)  II,    228, 

hm  I.  439. 
th  II,  22a 
liiefer  I,  41. 
bwamm  I,  444. 
hwarz  II,  234. 
rten  I,  438. 
on  I,  68. 
jlett  II,  22a 
Tiol  I,  4. 
Iren  I,  502. 
II,  197, 
e  I,  293. 

i  (Mondstein)  I,  3. 
kitt  II,  167. 

I,  3. 

I,  42. 

;ät  des  Holzes  I,  300. 
:ätsmodul   s.  Festig- 
stein I,  56. 
irz  II,  210. 
r  I,  197.  I 

•aum  I,  345.  1 

inmasse  II,  40.  | 

inschwarz  II,  247.      | 

324. 
324. 
rbaum  I,  349. 

Grün  II,  231. 
rben  II,  219. 
asnren  I,  222. 
en  des  Eisens  I,  497. 
en    des    Glases    I, 

che  Untersuchung 
hones  I,  125. 
I,  530. 
•mis  I,  274. 
th  II,  228. 
ler  Röhrenofen    I, 

igelb  II,  222. 


Englischgrün  II,   225,  231, 

233. 
Englischroth  II,  228. 
Engobiren  I,  155 
Enkaustik  II,  261. 
Enkaustiren  II,  40. 
Enstatit  I,  4. 
Entglastes  Glas  II,  182. 
Entkohlungsperiode  I,  454. 
Entphosphorungsperiode  I, 

456. 
Entsilberung  des  Bleiglanzes 

I,  542. 
Entzündbarkeit   des   Holzes 

I,  320. 
Epidermis  1,  271. 
Erbsenstein  I,  4. 
Erdalkaliglasuren  I,  222. 
Erdfarben  II,  219, 
Erdglasuren  I,  221. 
Erdgrün  II,  232. 
Erdharz  II,  151,  214. 
Erdpech  II,  150. 
Erdschellack  II,  211. 
Erhaltung    der    natürlichen 

Gesteine  I,  108. 
Erlangerblau  II,  224. 
Erle  I,  324. 
Ermann's  Birke  I,  337. 
Ernährung    des    Baumes  I, 

281. 
Erratische  Blöcke  I,  64. 
Eruptionsperiode  I,  454. 
Erweiterungsbohrer  I,   391. 
Erze  I,  439. 
Esche  I,  326. 
Eschel  II,  225. 
Eschenblätteriger  Ahorn  I, 

335. 
Espe  I,  331. 

Essbare  Kastanie  I,  340. 
Essigbaum  II,  2-^7. 
Essigdorn  II,  235. 
Estrichgyps  II,  26. 
Estrichziegel  I,  233. 
Etage  (im  Steinbruch)  I,  74. 
Etagenofen  von  Dietsch  II, 

79*. 
Excavator  I.  128. 
Excenterpresse  I,  477. 

F. 


Fachwerksziegel  I,  242*.        1 
Fackelbaum  I,  372.  ' 

Fa^ondraht  I,  511.  | 

Fa^oneisen  I,  505. 
Fa9onhobel  I,  396. 
Fa^onnirmaschine  I,  404. 
Fa9onschcre  I,  488. 
Fadenglas  II,  196. 


Fächerpalme  I,  363. 
Fällen  der  Bäume  I,  377. 
Färbeginster  II,  236. 
Färbelack  H,  246. 
Färben  der  Gesteine  I,  107. 
Färben  des  Glases  11,  178. 
Färben  des  Holzes  I,  409. 
Färben    der    Thonwaren    I, 

218 
Färbereiche  J,  323. 
Färberreseda  II,  237. 
Färberröthe  II,   241. 
Färberscharte  II,  236. 
Färberwaid  II,  240. 
Färberwau  II,  237. 
Fäulniss  des  Holzes  I,  289, 

427. 
Fäustel  I,  76*. 
Fahlerz  I,  530. 
Fahluner  Diamanten  I,  555. 
Fahrmaschine  I,  131. 
Fallen  der  Schichten  I,  20. 
Faltenglimmerschiefer  I,  41. 
Falzbautafeln  von  Fischer  II. 

286*. 
Falzbohlen  I,  492. 
Falzen  I,  492. 
Falzhobel  I,  395. 
Falzzange  I,  492. 
Falzziegel  1, 172,  244*,  245*. 
Falzziegelpressen    I,    172 — 

174*. 
Fangschaufel  I,  76. 
Faradayin  II,  276. 
Faraday'sches  Glas  II,  177. 
Farbe  I,  9. 
Farbe  des  gebrannten  Thones 

I,  115,  116. 
Farbe  des  Holzes  I,  317. 
Farbenbeständigkeit  I,  10. 
Farbfluate  von  Kessler  1, 110 
Farbstoffe  II,  218. 
Fascicularcaiübiuml,  284*. 
Faschinenholz   I,  383. 
Fasergyps  I,  4. 
Faulbrüchigkeit  I,  529. 
Faulen  des  Thones  I,    132. 
Fayence  I,  230. 
Fayence-Majolikafliessen     I, 

234. 
Federhammer  I,  475,  491. 
Federharz  II,  274. 
Federhobel  I,  395. 
Federkraft  des  Holzes  I,  300. 
Federtapete  II,  299. 
Feilmaschine  I,  489. 
Feinbrechwalzwerk  v.  Baxter 

I,  147. 
Feindouciren  des  Glases  II, 

192. 
Feineisen  I,  450,  503. 


^^^^si^^^^^^^^f 

^H 

^^^^H           Feinen   des   Eisens  I,    449,    | 

Festigkeit  der  Ziegel  U  ^1*   1 

r              i^^l 

^^^B 

274. 

i                 Tri  1,  41. 1 

^^^^H            Feitijähriges  HoU  h  277. 

Festigkeit  des  Zinks  I,  53(i. 

Fücoer  i,  34i<            ' 

^^^^^B            Feinkort) eisen  t,  452L 

FestigkeiUpiobcn     für     hy* 

F!te;:rTT!irTr  T,  ^^. 

^^^^^H             Feinperiüde  I,  454. 

drnuUsche  Bindemiltel  U* 

Y                                     J 

^^^^^H            Feinscharriren  I.  *>7, 

57. 

i                                       \ 

^^^H            FetnEchleifcn  L  10^ 

Fcuerbaum  I,  3(J8. 

^                    nc  ILJn' 

^^^^^H             FeinH^lzen  I,  479. 

Fcuerbestlirdigkeit    der   na-   i 

^         '''-         1 

^^^H            Feldiihorn  I,  324. 

turlichen  Gesteine  I,  Ü4. 

1            -l  i 

^^^B             Feldbacksteia  I,  237. 

Feuerfester  Kill  II.  173.         ' 

1                        i.  UM 

^^^H             Feldofen  ^Meiler)  I,    198* 

Feuerfester  Mörtel   If,    141». 

h>,.^.^^>  i.  ^-1...      ■ 

^^^^^H             Feldofen  zum  Kulkbrcnaen 

Feuerfeste  .Steine  1, 157,  247. 

Fluutr  von  Kes&lfi  ■ 

^^^H 

Feuerfester  Thon  1,  7<K 

Fl„,,,.r,„l      l       .L-S                ^ 

^^^H             Feld^path  1.  3. 

Feuersrbutzmillei  I,  4S:HJ. 

1- 

^^^^^B             FeldspathbasiLlt  I»  47. 

Feuerselzen   I.  77. 

1                                                                 i 

^^^^^B              Feldspalhporzellan   I,    2ii. 

Feuerstein  I.  23. 

lo^^ 

^^^^^H             Fchispathisundstein  1,   57. 

Feuerwerksknoten  U,  306. 

Flösseisen  I,  520. 

^^^^^H             Feldsteinporphyr  I»  34. 

Fibrovasalbüodcl  (-stränge) 

Flu&?mittel  I.  113. 

^^^^1             Fcldulme  1,  3^. 

I.  272. 

Fhi5-s.*f5d  T,  «♦;, 

^^^^^1              Felaitpechstein  I«  44. 

Fichte  I,  3G7.                          ! 

1- 

^^^^^H              Felsitporphyr  I»  t^i. 

Fichtenharz  II»  206, 

l 

^^^^^H              FelsittufT  I^ 

Fichttanne  1,  367. 

l'i'brc    1     iMjl\ 

^^^H              Fehirei^^eu   1,  miK 

Fisettholz  IL  23li,   237. 

Forderwagen  1.  UT 

^^^H              Fenchelholz  I.  364. 

FiligrangUs  II.  1%. 

jr., ,    .-, 

^^^^^H               FcnslereiseD  1,  iijb*. 

Filzcichc  I,  322. 

1 

^^^H              Fea.stcr|^lris  U,  177,  190. 

Filzgewebe  I,  270. 

V                     ,   .,  .- 

^^^^^H             FernambtikhoU  1,  355. 

Filzpappe  11^  284, 

i-                           r      («T    L« 

^^^^Hr               Ferolicnhob  I,  354. 

Fimmel   I,  77. 

. -lüo  sikliul 

r                                Ferrochrom  I,  469. 

Findlinge  I,  lil. 

11.   IIH».               j 

Ferroraangnn  I,  44<>. 

Fingerhuiblau  II,  22.t 

Porrobarkeil  dertiai 

Ferrosiliciuni  I,  44Ö. 

Firnisse  II,  268,_  273. 

H7. 

Festigkeit   des   Aluminiums 

Firstenblau  I,  7.x 

FormeiscB  I,  T^^     | 

I.  54*;. 

Fischerknoten  II.  205. 

Fotmeiseftv 

Festigkeit   des  Asphalts  II, 

Fixirungswasserglas  II,  201* 

Formen  f. 

itia. 

Fixofen  II»  7*. 

Forni«                    "^MH 

Festigkeit  des  BelOQs  11,  tS7. 

Flacheiscn  I,  :i89. 

Form !                    '^^^I 

Festigkeit  des  Bleies  1,513. 

Flachhammcr  I.  97** 

Forrrn                   ^^^^B 

Festigkeit  der  Bronze  I,  bb4. 

Flachhobel  (eiserner)  I,  397. 

Forn                          V 

Fesligkeit    des  Cemenlkalk- 

FLichziegel  I,  242. 

■ 

mortels  II,    lü5. 

Fladem  im  Holze  I.  280. 

I 

Festigkeit  des  Glases  11«  184. 

Fladerpapier  U.  254, 

1 

Festigkeit  des  Gusseiseos  I, 

FlacIcTwake  II,  254. 

515. 

Fl.Tchenw.ichsthum  des  Bau- 

1 

Festigkeit  des  HoUes  I,  3()3. 

mes  I,  275. 

'    Foüfn»ren  J 

Festigkeit  des  hydraulischen 

Flammendoloroit  I,  28, 

FourfiirkT.-i- 

KalkmärtcU  Ih  G9. 

Flammofen    I.    4.%*;    462*. 

FouiT 

Festigkeit  des  Kupfers  1, 53^. 

474;  II,  185. 

Frtiir                                   { 

Festigkeit  des  Messing  1»  552. 

Flammofen  mit  Regenerativ- 

^ 

Festigkeit     der    natürlichen 

'        feueruog     (Sicrocns'scher) 

[                                        1  , 

Gesteine  I,  8tK 

I.  45«>. 

4.!?I\                      .^j 

Festigkeit    des    Portlandce- 

Flaramofcnfrischcn    I,    449, 

Frankfurter  ScItf^f^'^H 

mentf  11,  87,  l>5. 

450. 

FrAaklinit  l.  4^^^^^! 

Festigkeit     des     PuzzolaO'» 

Flansch enröhrc»    aus  Guss- 

FranzösisclirT  C^^^^^ 

^    (Schlacken-)Cemenls  11,75. 

eisen  I,  502. 

^H 

Festigkeit  dcsRomancements 

Flasche  i  Formkasten)  I,  467. 

Franxösischj^vB  D*fl^H 

II.  n. 

Flaschcnglas  11.   177»  180. 

232.                   V 

Festigkeit      des     Schmiede- 

Flusergueis I,  40. 

Framoseahr              Vi 

eisens  I,  518. 

Flattcrruss  II,  245. 

Frauen*:.-  1                11 

Festigkeit  des  Stahles  I,  52tJ. 

1    Flatlerulme  I,  230. 

Frau                           11 

Festigkeil   des  Tfassmortcls 

Flavien  ü.  23»J. 

Frwk                         M 

. 

11,  Ü2. 

Fiechtwcide  1,  SaS. 

Fries«  ittr  T»K^^^B 

Sachregister. 


319 


Frischblei  I,  542. 

Frischen    (Herdfrischen)    I, 
449. 

Frittofen  II,  188. 

Froschbramschnitthobel      I, 
39Ü. 

Frostbeständigkeit    der    Ge- 
steine I.  89. 

Frostprobe  I,  90. 

Frostrisse  I,  293. 

Frachtschiefer  I,  41. 

Fuchsschwanz  I,  38G. 

Fügebank  I,  394. 

Füllzellen  I,  272,   274. 

Fugbock  I,  394. 

Fukoidensandstein  I,   56. 

Funkenzünder  I,  78. 

Fussbodenflies.sen  I,  233. 

Fussbodenlack  II,  274. 

Fussbodenplatten  1, 104, 153. 

Fussmatten    aus    Eisenfilz 
II,  2iH). 

Fustik,  alter  I,  35G;  II,  235. 

Fustik,  neuer  II,  236. 

G. 

Gabbro  I,  38. 
Gabbroschiefer  I,  38. 
Gabelpfanne  I,  472. 
Gänze  I,  446. 
Gärbstahl  I,  452. 
Galläpfeleiche  I,  322. 
Gallipot  II,  208. 
Galmei  I,  535. 
Galtgrünstein  I,  57. 
Gang  I,  21. 
Ganister  11,  149. 
Ganister,  künstlicher  II,  150. 
Ganistersteine  I,  252. 
Garanceux  II,  242. 
Garanzin  II,  241. 
Garaufbrechen  I,  449. 
Garbenschiefer  I,  41. 
Garfrischen  I,  449. 
Garfrischperiode  I,  454. 
Garkupfer  I,  533. 
Garnierit  I,  548. 
Garnkirksteine  I,  249. 
Gartenerde  I,  73. 
Gashammer  I,  475. 
Gaskamraerofen    von  Mcnd- 

heim  I,   21(J*. 
Gasleitungsröhren  I,  502. 
Gasofen  zum  Glasschmelzen 

II.   186. 
Gasringofen  mit  Rcgenerativ- 

feucrung  von  Kscherich  I, 

217*. 
Gattersägen    I,    101*,    102, 

384. 


Gattirung  I,  442. 
Gebirgsformationen  1,  I6. 
Gebläseofen  I,  125. 
Gefässtheile  I,  272. 
Gefüge  I,  17. 
Geigenharz  II,  212. 
Geissfuss  I,  389. 
Gekrösestein  I,  4. 
Geländereisen  I,  505*. 
Gelbe  Farben  II,  221,  235. 
Gelbe  Hausfarbe  II,  222. 
Gclbeisenstein  I,  4^. 
Gelberde  I,  69;  II,  222. 
Gelbholz  I,  356. 
Gelbholz,     ungarisches     II, 

235—237. 
Gelbholzextract  II,  236. 
Gelbin  II,  321. 
Gelbholzextract   II,  236. 
Gelbkraut  II,  237. 
Gelbockcr  II,  223. 
Gelbwurz  II,  235. 
Gelenkbasalt  I,  48. 
Geliert's  Grün  II,  232. 
Geriffelte  Walzen  I,   145. 
Gerolle  I,  64. 
Geruch  des  Holzes  I,  319. 
Geschiebe  I,  61. 
Geschwind  Vergoldung    II, 

268. 
Gesenke  I,  476,  490. 
Gesimshobel  I,  395. 
Gesimshobelmaschine  1, 105. 
Gesimsstein  I,  240. 
Gesundheitsgeschirr  I,    230. 
Gcstellsteine    für    Hochöfen 

I.  157. 
Gewebesystem  I,  271. 
Gewicht,  absolutes  und  jspe- 

cifischcs  1,  5. 
Gewindebohrer  I,   487. 
Gewinde    der   Schrauben  I, 

*186. 
Gewinnung  derGesteinel,  73. 
Gewinnungskosten  I,  78. 
Gewölbesteine  I,  241,  242. 
Ghc  II,  241. 

Gicht  (Gichtgasfung)  I,  443. 
Gicssbare  Massen  II,    43. 
(jiesserci  I,  461. 
Giessgrube  I,  469. 
Gicsskelle  I,  472. 
(r inster  II,  236. 
Gittercisen  I,  505*. 
Glätten  I,  476. 
Glanz  I,  9. 

Glanz  des  Holzes  I,  318. 
Glanzgrün  II,  2.-M). 
Glanzlack,    japani.scher   II, 

273. 
Glanzruss  I,  245. 


Glanzschleifen  I,  100. 

Glanztapete  II,  297. 

Glanzvergoldung  II,  267. 

Glas  II,  175. 

Glasabfälle  II,  175. 

Glasachat  I,  46. 

Glasbausteine  II,  194. 

Glasbläserlampe    II,    197, 
199. 

Glaseigenschaften  II,  183. 

Glaserdiamanten  II,  200. 

Glaserkitt  II.  167. 

Glaserstifte  I,  512. 

Glasfabrication  II,  185. 

Glasfenster  II,  200. 

Glasfliesen  II,  193. 

Glasgalle  II,  188. 

Glashartguss  -  Fussboden- 
platten II,  193. 

Glashartguss-Mauerstcine  II, 
195. 

Glashartguss  -Wandbeklei- 
dungsplatten II,  195. 

Glasincrustationen  II,  197. 

Glasiren    der   Thonwaren  I, 
219. 

Glaskopf  I,  439. 

Glaskorallen  II,  196. 

Glaskugel  fürGlühlichtlampe 
II,  iy9. 

Glaslava,  schwarze  I,  46. 
Glasmacherpfeife  II,  188. 
Glasmalerei  II,  199. 
Glasmosaik  II,  198. 
Glaspapier  II,  198. 
Glasperlen  II,  196. 
Glasporzellan  II,  182. 
Glasraffincrie  II,   199. 
Glasröhren  II,   196. 
Glassätze  II,   177. 
Glasschuum  II,  188. 
Glasschmelzofen  von  Siemens 

II,   l«f;*.   188*. 
Glasseide  II,   197. 
Glasstangen  II,  196. 
Glasthränen  II,   181. 
Glaswandl)ckleidungsplatten, 

gcpresstc  11,   195. 
Glaswolle  II,   197. 
Glaukonitsand  I,  65. 
Gleitungsfestigkeit,    siehe : 

Festigkeit. 
Glimmer  I,  3. 
Glimmcrl)asalt  I,  47. 
Glimmerdiorit  I,   36. 
Glimmergesteine  1,  3!*. 
Glimmergneis  I,  39. 
(xlimmcrgranulit  I,    33. 
Glimmcrjiorphyr  I,   37. 
Glimmerschiefer  I,  40. 
Glimmersyenit  I,    35. 


320 


Sachregister. 


Glockenbronze  I,  553. 
Glockeamühle  I,  30. 
Glühdrahtzüntier  I,  78, 
Glühspao  I,  524. 
Glycerinkitt  II »   174. 
Gneis  (Gneuss)  T,  39, 
Gneisglimmerücliiefei  I,  41* 
Gncisgrioit  I,  B2. 
Goftisgranulit  I,  3?^. 
Gobelins  JI,  2Ö0. 
Gobelinstomapete  11,    291». 
GoUerbaurn  I,  3Ö1, 
Goldbronze  II,  222, 
Goldesche  h  326. 
GoKitirniss  II,  27  U 
Goldglätte  II,  221. 
Goldmünzien  It  557. 
Goldocker  II,  223, 
Goldpurpur  II,  228. 
Goldregen  I,  348* 
Goldroth  II,  228. 
Goldsaturtiobe  II,    229. 
Goldschaum  11^  26t>* 
GoDg-Gong  I,  5^9. 
Gothaer  Gelb  II,  gm 
Gouache  färben  II,  218» 
Goudron  II,  151. 
Grabsand  I,  65. 
Grabscheit  I,  76*. 
Grabstichel  1,  48a 
Grammatit  I,  3. 
Gfanadillhok  I*  359- 
Gxanalin   (Kupfer-)  I,  533* 
Granat  I,  4* 
Granit  1,  "61. 

Granit,   kiiDstlfcher  11,  129. 
GraniteUo  I,  M. 
Granitit  I,  S3. 
nranitlinoleuni  II,  295. 


Greensand  T,  52. 
Greisen  I*  33. 
Grenadillhok,  rülhes  I,  359, 
GrenadillhoU,   iichwarxes  I, 

358. 
Griffel  schiefer  I,  59, 
Griffilh's  Weiss  I,  49S. 
Grind  I,  291. 
Grobeisett  I,  503, 
Grobjähriges  Hok  I,  276. 
Grobkaik  J,  26. 
Grobmörtel  II,   134, 
Grobwahe  I,  479. 
GroÄsfruchtige  Eiche  I,  323. 
Gross  ylar  I,  4, 
Grubenbau   I,  73. 
Gruben    äuöi    Kalkbreuuec 

II,  6. 
Grubensand  I,  65. 
Grunbkieri  I»  541, 
Grüne  Farhen  H,  230,243, 
Grün  erde  II,  232, 
Grüner  Granit  I,  3, 
Grüuerle  J,  325. 
Grüumaudelstelti  I,  L7. 
Grunöl  II,  217, 
Grünsand   I,  65, 
Grünsandjstein  I,  52,  56. 
Grünspan  I,  534;  II,  232. 
Gr Ullstein  I,  36. 
Grünsteincouglomerat  I,  61. 
Grünatein^chiefer  I,  36. 
Grundeisen  I,  389. 
Grundgewebe  I,  273. 
Grußdiobel  I,  3H5, 
Grundirm aschine  II»  297. 
Grundstücke  (Bruchsteine)  I» 

95, 
Grus  I,  64. 


Gu^smessing  I,  551. 
Gussneasllberr    chinciisctes 

I,   555. 
Giiss^lahl  I,  460, 
Gusstombak  I,  5^il. 
Gu  SS  waren  I,   50Ö, 
Gussiink  1,  53^. 
Guitapercha  II,  278. 
Gutiaperchaftmisse  IL  STi 

280. 
Guttapercbakitle  IT,   17?- 
Gvps  I,    4,  mi    th  ^J.  31, 

32,  ^^20. 
Gyps.  hydraulischer  IT,  261 
Gypsbeton   II,   35, 
Gytasbrenncn  II,  28. 
Gypsbrcnnöfen  II,  28^.  ^. 
Gypsdielen   II,  4<J. 
Gypsdiden  (Kokos-|  11,  52. 
Gypsdielen  rait  Cemcntubet- 

\ug  II,  48, 
Gypadrahthau  IT,  51. 
Gypsestrich  II,  44. 
Gypsformen  If,  38, 
Gypsgesimse   II,   36- 
Gypsbobldiclcn  II,  49. 
Gypskalk  II,  26,  34, 
GypsHjarmor  II,  40. 
Gypsniauetwerk  II,  35. 
G)TJsmodeDe   11,  S7. 
Gypsmtktel  II,  25,  33. 
Gypspis<&bau   IIj  35. 
GypspuU  II,  ii3* 
Gypsspatb.  I,  1^3. 
Gypsslein   I,  256* 
Gypsstuck  II,  36,  40. 
Gypsstuckersati  II,  52- 
Gypswändc    mit     Rohrg^ 

webceinlage  II,  42, 


Sacbregistcr. 

^^^^^^^s5^^W 

Hafefschlche  I.  :j4<> 

Haueisen  I,   103*. 

Holzcellulose  I,  416.                      ^M 

^Hagebuche  I.  328, 

Haumesser  I.  103*. 

Holzcement  I,  419:11,  290.          ^M 

^feagedorn  I,  34li 

Hausenblasenkitt  11.  165. 

Holzer«at2!;tofre  I,  418,  419.          ^H 

^Hainbuche  I,  323. 

Hausachwarauj  I.  73. 

HobeHsig  II,  215.                          ^M 

^Blaken  (Nase)   I.   158, 

Haustein  I,  %. 

Holzfasern  I,  279.                            ^H 

Kkakenslahl  I,  489. 

Hauteli&selapetc  II,  29i^. 

HoUliI/.platten  I,  419.                     ^H 

■      Halbeisen  L  97*. 

Hautgewebe  I,  271. 

Holzgneis  1,  40.                              ^H 

1       Halb^anit  I,  3% 

Hnuimehhh.iu  I,  291. 

Holzgj'pstrockcnstuckJI,  52.           ^^| 

^biolbharze  II,  207, 

HAvnulrae  I,  330. 

Hokkitt  11  168.                               ^1 

^pialbhoU  I.  38h 

Hcbclschere  T,  487. 

Holzkirschbaum  I.  .344                     ^M 

^Halbportellan  I.  230. 

Hefenschwarx  II,  244. 

Holzkohlenroheiscn  I,   448.           ^^^ 

Halbrundcisen  I,  505». 

Hcfteiscn  II,  188. 

HoUmasse     für      p).istische           ^^| 

■PHsübtrockenpresse     I,    165* 

Heiligenholz  I,  360, 

Verzierungen  I,  421.                    ^^M 

■[   im,  170. 

Heissgussporzellun     I,    226. 

Holzmcissel  1,  388.                        ^1 

^Blalde  I,  127,  129. 

Heister  I.  3:iS. 

Holzmosaik  I,   414.                          ^^M 

^feambtirgerbku  Ih  224,  225, 

Hemde  der  Lehmform I,  470. 

Holzöl  II.  215.                                 ^H 

^Blambnrg  er  weiss  II,  220. 

Herdforraerei   I,  466. 

Hol/pappe  I,  419.                           ^^| 

^^blammenpparat  tod  Böhme 

Herdfrischen  I.  440. 

Holzpaste  von  Kletz^inski  I,          ^H 

^H    ir,  'J2^, 

Herdfrischstahl  I.  450. 

420,                                              ^1 

^Klammertrockenpiesse  1, 170* 

Herdßlas  II,  175. 

Holzporen  I,  279.                            ^H 

^feandriiustel  I.  96*. 

Herdofen  I,  462*, 

Holzringe    (Jahresringe)     I,           ^^| 

^HBandfornierei  der  Ziegel  I, 

Hereintreibearbeit  I»  76. 

276.                                                   ^B 

^H^    1 52. 

Herlitxen&trauch   I,  348. 

Holzschliff  I,  416.                         ^M 

^KländktppkarreD  I,  127,  1%, 

Hessischer  Tiegel  I,  252. 

Holzschwamm    I,    73.    432.           ^H 

^VHandleisteneiseo  I,  5(>5** 

Hessonit  I,  4. 

Holzseilbretter  11,  51.                    ^M 

~  Handmalerci  auf  Holz  1.409. 

Heveen  II,  276. 

Holzspaltemaächine   I,   388.          ^^| 

Handpresse  L  154*, 

Hickoryhol/,  I,  360, 

Holzstoff  I.  416.                              ^M 

^^Handröhrenpressc  mit  Stem- 

Hilsüandstein  I,  57. 

Holzstoffhaltiges   Papier   I.          ^H 

mt     pcldruck  I,  175*. 

Hiötermauerungsstcine  I, 

H 

^^Klands%e  I,   101, 

237. 

Holztapete  II,  300.                          ^H 

^fciandwihwcrk  I,   1  tB*. 

Hirschhölder  I,  318. 

HoUtheer  II,  215,                           ^M 

^bfauf  \h  301. 

Hobd   I,  393. 

Holzwolle  I,  415.                           ^H 

^KTanffidcTi  11.  301, 

Hobelmaschine  I,  393,  489. 

Homogenisiren   des   Thones          ^^H 

^nianfK^rt  II.  302. 

Hobeln    von    FUchcisen   I, 

h  Hl,  129,  139.                         ^M 

KH.mfse^^eUuth  11,  292. 

469. 

Homogenschnecke     (Misch-          ^^M 

^B^armahiroth   11,   241' 

Hochofen  I,  412.  443^,  444. 

Schnecke)  von  Schlickeysen          ^H 

^blArtblei  I,  543, 

H  och  ofengcs  teil  st  eine  1, 157. 

I,  139*.                                          ^1 

^HiartBoss  I,  447. 

Hochofenguss  I,  461. 

Honigthau  I,  291.                            ^M 

KHartglas  IT,  182. 

Hochofenschlacken   II,  65. 

Hopfenbuche  I,  329.                      ^1 

^H Hartgummi  IL  277. 

HochofcnÄchlackcnstein      I, 

HorizontaUransport  auf  Zie-           ^^M 

■  Hartgu*.^  I,  4ÖU  465»   470, 

257. 

geleieti   I,   196,                               ^H 

^HHartgYpsdicleri   11,  46. 

Höxter  Stein  I,  54. 

I!ornb:^um  I.  328.                          ^H 

^■Harthkrze  H,  207, 

Hohibohrer  mit  5i.ahn  I,  391. 

Hornblende  I.  3,                              ^^B 

■Hartlolh  r,  41»0,  557. 

Hohldielcn  aus  Gyps  11,  49. 

Hornblcndefch  I,  29,                      ^M 

^KHartporzellaii  h  224. 

Hohlglas  Ih  195. 

Honibicndegneis   f,  39.                   ^^M 

^»HArtriei^el  I.  34iH. 

Hohlkanlcisen   I,  505*. 

Hornblendegranit  1.  32,  35.           ^M 

^Bllurtsteingut  I,  230, 

Hohlkcgelhobel   I,  396, 

Hornblendegranulit  I,  SS.             ^H 

HjhLarzc  JI.  207. 

Hohlmeisscl  l,  489, 

Homblendeporphy^r  I,  37.            ^^M 

^»Jiirifarbeii  11,  219, 

Hohlperlcn  U,    196. 

Hornblendesyeait  I,  35.                 ^^U 

^BHarzformeii  fiii  Gypssacbea 

Hohlsteine   I,  239. 

Horacrsatzsiofl"  II»  280.                 ^H 

V   U.  SH. 

Hohlsteine     aus     Steingut- 

Hornisiren    des    Kautschuk          ^^| 

^BHarz^:iDge  im  Holze  I,  280. 

ttiiissc  I,  240. 

U.  277.                                        H 

^HlIar£botii}^tbau  I,  291. 

HobliJiegel  I,  159,  239,  243. 

Hurn«; lein  I,  23.                              ^H 

^mUrikin  ],  VÄK 

Holder  I.  3r»0, 

H                   rphvr  I.  34,                ^M 

HtMarzlcim  U,  208. 

HülUndcrweiss  11.  220. 

H'                  l,':i48.                    ^M 

^■irarzol  H  208. 

Holunder  I.  349,  3;XK 

11                   T,  444.                      ^M 

^■flarzolfrirbeii  U,  253. 

Hol«  I.  267. 

1!                   .1  I,  504.                  ^M 

^fciar^sicif«  II,  207. 

Hr-1'      L..-,...t. ..;...    I,    41J^, 

Ih                 L  73.                         ^M 

^HHaselnussbäum    {Haa«!)    I, 

Ho                              11,   218. 

91.                        ^1 

^m   3h0. 

HL.i_..._,. :'jn  I,  'Inf,. 

?i ._,,,    virginischi*    r           ^H 

HHaubank  I.  132. 

H(>l£bran4(vchmk  1.  41 

■ 

^m         V  Hin4bitch  der  B*« 

•tofftt?^—    ^^'"■*  '' 

322 


Sachregister. 


Hniicln  I,  95. 
Hyalilbfilns  IT,  178, 
Hydraulischer  Kalk  II,  53, 

57,  66, 
Hydraalische  Presse  I,   81, 

154,  170;  II,  93> 
Hydraulische     Presse      mit 

Pumpwerk   für   Accumu^ 

Utorcnbe trieb  I,  179*. 
Hydrokalksteiu  I,  258- 
Hydrosandstein  I,  257. 
Hypersthen  I,  74. 
Hypoderm  J,  27  K 

h 

Igelfobre  I,  372, 

Immergrüne] che  I,  322, 

Imprägniren  des'Hokes  I, 
427, 

Inanspruchnahme  der  Bau- 
stoffe, siehe  Festigkeit. 

lD«lighUu  11,  238, 

Indigcarmiö  IJ,  28Ö. 

Indiglack  11,  239. 

Indipo  H»  231J,  242,  243, 

ludigpurpur  II,  239. 

Indigweiss  II,  239. 

ludiBch^elb  n.  236. 

Indischrolh  II,  228. 

Infusorienerde  I,  66, 

Ingot  I,  455. 

Inlctlinoleum  H,  295, 

Inoxydations  verfahren  von 
Barff-Böwer  I,  499, 

Insccten,  holzzcrstöreiidc  I, 
294. 

Intarsien  I,  414. 

InicrccllularrÄüTOc  I,  270, 


Jaspis  (St  ein  zeug)  I,  228- 
Jaunc  II.  24  L 
JaunebriUant  11,  222. 
Jochbache  I,  820. 
JCMiblci  II,  222, 
Juchtenleder  II,  216, 
Jndengold  II,  223. 
Judenkirsche  I,  348, 
Juden massgläser  II,  190- 
Judenpech  II,   150, 
Jurakalkstein  I,  25, 
Jurasandstein  I,  55. 

K  (siehe  auch  C), 

Kabelachlag  H,  302, 
Kabeltau  U,  äÜ2. 
Kacheln  I,  232, 
Kadmiumgelb  II,  222- 
Kadmiumgriin  II,  222- 
Käsefarben  II.  219. 
Käselcitt  II,  166. 
Kaffee  schwarz  II,  246, 
Kaiscrblau  II,  225. 
Kaisergrün  IT,  233- 
Kaiscrroth  fl,  228. 
KaliaturhoU^  11,  243. 
Kalamit  I,  3, 
Kaliblau  II,  224. 
Kalifeldspath  I,  3. 
Kaliglimmer  I,  3, 
Kalibohlglas  H,  177. 
Kalikrystallglas  n,  177. 
Kalium  I,  If. 
Kali  Wasserglas  II,  201. 
Kalk  n.  4. 

Kalk,  halbkohl  ensa?irer  II,  5, 
Kalk,  hydraulischer  II,  13* 
Kalkanstriche  II,  259, 


Kalkspath   I,  4, 
Kalksleifl  I,  23;  II,  i 
Kalkstein,  künstlicbet  1,25a, 
Kalk  stein  platten  I,  1Ü5. 
Kalktalkschiefer  I,  41- 
Kalkthonschiefcr  I,  41. 
Kalktuff  I,  20,  62, 
Kalkwasser  II,   13,  220, 
Kalkwciss  U.  220. 
Kaltbrüchigkeit  I,  529, 533, 
Kaltguss  I,  470,  472.  _ 
Kambiformiellen  I,  273L 
Kambinm  I,  272. 
Kamins tein  I,  242. 
Kamm  erbau  I,  12S. 
Kammerofeci  von  Bock  IIJO. 
Kampechehol^  I,  355. 
Kampechehotzblau  II,  !^ 
Kampheröl  II,  270. 
Kamptalikon  II,  278, 
Kanarische  Pappel  I,  332. 
Kanonen roelall  I,  553, 
Kantbeitel  1,  389. 
Kanthok  I,  381. 
Kaolin  I,  4,   6f ,  69. 
KaolinceiDent  n,   150. 
Karbon i Site Q  des  HoUes  I, 

432, 
Karfunkel  I,  4, 
Karlsbader   SprudeLsleia  I, 

26. 
Kamaubapalme  I,  SS3% 
Kamieshobel  I,  396* 
Karpathcn Sandstein  I,  56. 
Karphitplatten  II,  307. 
Karrmaschine   T,   131, 
Kasein  färb e nanstrkhe  II, 

259. 
Kasseler  Ziegelflammofcn  I, 


Sachregister. 


32a 


Keileisen  I,  505*. 
Keilhaue  I,  70*. 
Keilhauenarbeit  I,  76. 
Keilsprengen  I,  76. 
Keilstein  (Gewölbestein)   I, 

241. 
Kermes  II,  246. 
Kenneseiche  I,  322. 
Kermeskörner  II,  246. 
Kernfäule  I,  290. 
Kernholz  I,  279. 
Kemholzbaum  I,  279. 
Kernmarke  I,  467. 
Kernrisse  I,  292. 
Kemschacht  I,  443. 
Kemschäle  I,  293. 
Kernschwarz  II,  245. 
Kernstück  I,  467. 
Kessel  im  Steinbruch  I,  74. 
Kesselblech  I,  508. 
Kesselblechwalze  I,  479. 
Kesselbraun  II,  233. 
Kesselofen  II,  7*. 
Kesselstein  I,  242. 
Kessler'sche  Fluosilikate  I, 

109. 
Keupersandstein  I,  54. 
Kiefer  I,  369. 
Kiefer,  gelbe  I,  373. 
Kienbaum  I,  369. 
Kienöl  II,  215. 
Kienruss  II,  245. 
Kienzopf  I,  292. 
Kies  I,  64. 
Kiesel  I,  2. 
Kieselgalmei  I,  535. 
Kieseiguhr  I,  66. 
Kieselkalkstein  I,  26. 
Kicselkopal  II,  210. 
Kieselmehl  I,  66. 
Kieselsäure  I,  2. 
Kieselsandstein  I,  51. 
Kieselschiefer  I,  23. 
Kieselzinkerz  I,  535. 
Kieseritcement  II,  112. 
Kilns  I,  5bO. 
Kippwagen  I,  127,  196. 
Kirchbergergrün  II,  233. 
Kirschbaum  I,  343. 
Kitte  II,  164. 
Klafterschnur  II,  301. 
Klarschleifen  des  Glases  II, 

192. 
Klastische  Gesteine  I,  50. 
Klay  I,  68,  71. 
Klebesand  II,  149. 
Kleister  II,  165. 
Klingstein  I,  43. 
Klinker  I,  178,  229. 
Klinkerung  I,  113. 
Klobenholz  I,  383. 


Klobsäge  I,  384. 
Klöpfel  I,  96*. 
Klopfsteine  I,  237. 
Klumpenlack  II,  209. 
Kniehebelpresse   von  Bem- 

hardi  I,  182. 
Knirkbaum  I,  368. 
Knochenersatzstoff  II,    280. 
Knochenkohle  II,  247. 
Knochenleim  I,  406. 
Knopflack  II,  209. 
Knopfmetall(Lüdenscheider) 

I,  5.^3. 
Knoten  II,  305,  306. 
Knotenschiefer  I,  41. 
Knüppelholz  I,  383. 
kobaltblau  II,  225. 
Kobaltbraun  II,  233. 
Kobaltbronce  II,  229. 
Kobaltgrün  IT,  232. 
Kobaltroth  II,  228. 
Kobaltultramarin  11,  225. 
Kobaltviolett  II.  229. 
Kochperiode  I,  454. 
Kochsalz  I,  4. 
Königsblau  II,  225. 
Königsgelb  JI,  221.' 
Königsholz  I,  361. 
Königsroth  II,  228. 
Kölnerbraun  II,  233. 
Kölnergelb  II,  222. 
Kölnische  Erde  II,  233. 
Körnerlack  II,  208. 
Körnerzinn  I,  549. 
Kohleisenstein,  I,  440. 
Kohlenblende  I,  5. 
Kohlenkalkstein  I,  25. 
Kohlensäure  I,  2,   91. 
Kohlensandstein  I,  53. 
Kohlenschiefer  I,  60. 
Kohlenschwarz  II,  249. 
Kohlenstoff  I,  2. 
Kohlenstoffsteine  I,  252. 
Kohlentiegel  I,  252. 
Kohlenziegel  II,  165. 
Kohlpalme  I,  363. 
Kohlungszone  I,  445. 
Kokkolith  I,  4. 
Kokolithplatlen  II,  52. 
Kokosgypsdielen  II,  52. 
Kolkothar  II,  228. 
Kollergang  II,  30*,  82,  140, 

142*. 
Kolophonit  I,  4. 
Kolophonium  II,  208,  212. 
Kolorin  II,  241. 
Konische    Walzen    I,    145, 

146*. 
Kopaivabalsam  II,  213. 
Kopal  II,  209. 
Kopalgummi  II,  214. 


Kopfpresse  I,  486. 
Kork  I,  271. 
Korkeiche  I,  323. 
Korkformstücke  I,  263. 
Korkisolirmasse  I,  263. 
Korkplatten  II,  293. 
Korksteine  I,  261,  500. 
Korkteppich  II,  293. 
Korkulme  I,  330. 
Kornelkirsche  I,  348. 
Krämpziegel  I,  158,  243*. 
Krahnpfanne  I,  472*. 
Kranawittsbaum  I,  368. 
Krankheiten  der  Hölzer   I, 

289. 
Kranzhobel  I,  396. 
Kranztau  II,  302. 
Kraplack  II,  242. 
Krapp  U,.241. 
Krappblumen  II,  241. 
Krappcarmin  II,  242. 
Krappkohle  II,  241. 
Kratercement  II,  150. 
K  rausblätterige  Esche  1, 326. 
Kraushammer  I,  97*. 
Krebs  I,  291. 
Kreide  I,  25;  II,  220. 
Kreide,  grüne  II.  232. 
Kreide,  pariser  II,  235. 
Kreide,  rothe  II,  230. 
Kreide,  schwarze  II,  235. 
Kreiselpumpe  I,  128. 
Kreissäge  1, 101, 102*,  103*, 

385,  488. 
Kreisschere  I,  487. 
Kremserweiss  II,  219. 
Kreosot  II,  215. 
Kreosotiren  I,  430. 
Kresol  II,  216. 
Kreuzbohrer  I,  77*. 
Kreuzdorn  I,  3.')0. 
Kreuzeisen  I,  505*. 
Kreuzhaue  I,  76*. 
Kreuzholz  I,  381. 
Kreuzknopf  II,  306. 
Kreuzknoten  II,  305,  306. 
Kreuzraeissel  I,  389. 
Kreuzschlag  I,  474, 
Kreuztanne  I,  367. 
Kriechenbaum  I,  346. 
Kröneleisen  I,  97*. 
Krünelhammer  I,  97*. 
Krokodil  I,  484. 
Kronenbohrer  I,  77*. 
Kronglas  II,  177,  180. 
Kronsäge  I.  388. 
Kropf  I,  291. 
Krücke  II,  191. 
Krummholzkiefer  I,  371. 
Kryolithglas  I,  226. 
Kiystallglas  II,  180. 
21* 


324 


Sachregister. 


KryslalUnische  Geste me    I, 

15. 
Krystallsandstein  I,  51. 
Künstlicher  Marmor  IL  41* 
Künstlicher    SLcid    I,    109, 

569;  II,  129,  ^iOö. 
Kynstlicher  Stein    aus    Ce- 

mcnt  IT,  3&. 
Künstlicher  Stein  aus  Gyps 

II,  35. 
Kügelbasalt  I,  43- 
Kugeldiorit  1,  36, 
Kügelfallmüble  I,   148. 
Kugelkii^pmühie  I,  148. 
KugelkoUerwcrk  von  Ville- 

roy  n,  30*, 
Kugelmühle  1.  174*;  U,  m. 
KuDkc  II,  305, 
Kunst ebenhoUmasse  voq 

Gotts<;halk  I,  419. 
Kuiistguss  I,  469, 
KuDstholz   von  Villeroy  I, 

420, 
Kunstsleiu   von    Lindacr  I, 

264. 
Kunsttuffstcin  I,  266. 
Ktin Striegel   von  Kleber  I^ 

Kupfer  I,  530,  532. 
Kupferiitualgam  I,  557, 
Kupferbiay  II,  223. 
Kupferblet^h  I,  5S4. 
Kupferchlorid  I,  530. 
Kupferiiraht  I,  534. 
Kupferdrucksch  wari  II ,  244- 
Kupfererze  I,  630, 
Kupfergtunz  T,  530. 
Kupfitrgrüii  If  530. 
Kiipferhattin) erschlag  1,  534. 


Lack  IL  208.  273. 

Lack,  brauner  IL  244. 

Lack„  chiaesischer  II,    S^d. 

Lack,  gelber.  IL  207. 

Lack,  japanischer  II,  273, 

Lack,  schwarzer  11,  27$. 

Lackdye  IL  ^Oa  209,  246. 

Lackfarben  IL  219. 

Lackfirnisse  II,  272, 

Lack-Lack  II,  247. 

Lackmtist-Papier)  IL  239* 

I,adc  (Fonnkastcij)    I,    467. 

Längcn^rachsChum  des  Bau- 
mes I,  275. 

lÜrche   1,  374. 

Lärchenbaum,  weisser  1, 375. 

Lärchen tanne  I,  374. 

IJiutern  des  Eisens  I,   451. 

Lageuglimmerschiefer  I,  41- 

Lagetigaeis  I,  40. 

LtHjer  L  21. 

Lambertskiefer  I,  373, 

Lamoorer     Brasil  ieoholi    I, 
356. 

Landoreprocess  1,  456. 

Langhobelm aschine  T,   397. 

Langlochbohrmaschitie   I, 
489. 

Lang^sprengeistD  11,  189, 

Lasurblau  IL  226. 

LasurlarbcD   II,  218« 

Latten  üägcl  I,  613. 

Lattstätame  1,  3Ö4. 

Latsche  L  371. 

Laubgrün  II,  243. 

LaubhÖker  I,  32  L 

Uubsäge  L  386,  387. 

Laügenfarben  11,  219. 

Lava  L  4^, 


Lehnasteine  L  252. 
Lehmstrohdach  II,  307- 
Leim  L  40*>. 
Leimen  (Lehm)  L  71, 
Leimen  des  Hok^  I*  406, 
Leimfarben  11,  219. 
Leimfarbe  nao  striche  11,  iSi 
Leimgyps  II,  ^32. 
Leimkitt  IL  164. 
Lei  mw  ei  SS  II,  22ij, 
Leim^wingc  I,  406. 
Leine  (Strick)  IL  301. 
Leinöl  II,  250. 
Leinölstück  II,  40. 
LetDwatid,  wasserdichte  II, 

291. 
Ijcipiiger  Gelb  II,  222. 
Leistenboliel  1,  ^96, 
Leitbündel   I,  272. 
Lcithenerblau  II.  225, 
LeitspindelbaDk  I,  486, 
Leitungssystem  L  272. 
Lemnische  Erde  I,  221. 
Lcnne  (Ahorn)  L  335. 
L^tte  L  71. 

Lette  Qkohlensandsteio  I,  5S. 
LetternhoU   I,  364. 
Leuchtfarbe  von  Balroain  H« 

264. 
Leucit  1,  3. 
LcacilbasaU  I,  47* 
Leucitdolerit  I,  46, 
Lcticitlava  I,  49. 
Leucittnff  I,  63. 
Liamoner    Brasilienbcili    I, 

356. 
Liaskalkslein    L  25. 
Libfifonafa^ern  I,  272. 
Lichlücker  II,  223. 


[               Sachrcgislcr 

^^^5™ 

Koss  r,  7L 

Manganbraun  II,  234. 

Maltiren  des  Glases  IT.  199.          ^| 

^Eülhen   I,  490. 

Manganoxyd  I,  3. 

Mattvergoldung  II,  267.                  ^^M 

^Eothkoiben  I,  490. 

Mannesmann'schcs  Rohren- 

Mauerfrass  I,  26,  73,                        ^B 

^Kokao  II.  24:3. 

walz verfahren  J,  48Ö. 

Mauer gvps  II,  26.                          ^^H 

^Kokomoüvbeirieb  I,  127. 

Manilakopal  II.  210. 

Mauerrohr  11,  309.                           ^H 

^Eorbccrwcide  I,  33K, 

Mantel  (I.ehmform)  I.  470. 

Mauerstein  I,  235.                         ^M 

^Koriof scher  Mörtel  11.   19. 

Mantelrohren  aus  Blei  und 

Mauken  des  Thones  I.   132.           ^H 

^Koriorscber  Cement  II,  112. 

Zinn  I.  544, 

Maurischer  Kitt  II,   168,                ^^M 

^Eolhwas^er  I,  490. 

MaDtclschncckc  I.  128. 

Maxim  umnictall  I,  551,                  ^^^ 

^Kowit2'scher  Cement  11, 112. 

Marbel  II,  188. 

Medaillenbronce  I,  5,53.                  ^^U 

^Eowrvf  I,  190, 

MarcasitperUn  II,  196. 

Medinacement  II,  110.                    ^H 

^^K-urmann 'scher     Mörtel    IJ^ 

Marccanit  I,  46. 

Mecrcssand  I,  66.                             ^H 

V^150. 

Margarit  I,  3. 

Mehlbeerstrauch  I,  349.                  ^M 

^■^QSterglasur  I.  22^. 

Marieluisenblau  II,  224. 

Mehlthan   I,  291.                              ^M 

^■.üster^tefnc  11»  196, 

Marienglas  I,  4, 

Meiler    iFddofen)    I,    198\           ^M 

^^Litft^urchlassfgkeit  1,  11. 

Marineleim  11,  172. 

441;  II,  6.                                     ^M 

^^LnfthatTimer  I,  475. 

Mark  I.  274,  27^ 

Aleisselbohrer  I,  77*,                       ^H 

^Luftholz  I,  ^53. 

Marketerien   I,   114. 

Melanit  I,  4.                                      ^H 

^EuftmÖrtcl  IT,  2. 

Markflecke  I,  278. 

Mclaphyr  I,  37.                                 ^H 

^KaftBchliimniung  I,  136, 

Markkronc  ^scheide)  I,  275. 

Melaphyrmandelstein  I«  38,           ^^| 

^■.»uftsch Windung  des  Thones 

Markrühre   I,  276, 

Melaphyrporphyr  I,  38.                  ^^U 

■^  I,   112. 

Markstrahlen  I,  274,  276, 

Membran  I,  268.                               ^H 

^■.tiftiiegel  I.  25?}, 

Marmor  I,  24. 

Mennige  II,  229.                             ^M 

^Kuppe  l,  448,  449.  452. 

Marmorimitation  1,108,110; 

Mergel  I,  28,                                      ^M 

^H,uppcnhcrd  I,  448. 

II.  39. 

Mcrgelerdc  I,  29.                              ^H 

^^LuppcnmÜhlc  I,  449. 

Marmor,  künstlicher  I,  569. 

Mergc)5chiefer  I,  29.                      ^M 

^^Luppenquetüche  I,  449« 

Marmorcement   II,  44. 

MergeltufT  I,  21».                                 ^H 

^■LuppenwAlze  I,  479. 

MarmoTcement    vun    Kccne 

Merii^tcm  I,  271.                             ^H 

11,  31. 

Mesophyll  h  274.                          ^M 

^1                  M. 

Marraorplatlen   I|   105, 

Messing  I.  .551.                                 ^^H 

Marmorlapcten  II,  298. 

Met.alle  I,  437.                                 ^M 

^Wichtigkeit    der    Schichten 

Marmorweiss  11,  220. 

Mctalllarben  il.  219,                       ^H 

^M  I,  m 

MannoriTtes  Glas  II,   198. 

Metallformen  für  Gyps-                   ^^M 

^Blagdeburgergrun    11,   225^ 

Marsbraun  11,  223. 

«achen  II.  38.                                 ^M 

^B   231. 

Marsgelb  II,  223. 

Met.illgla.<i   II,  183.                          ^H 

^Bf»gentubroTice  U,  2G5. 

Marsoranße  II,  223. 

MetaMgold  11.  261^                           ^M 

^^Bdagiicsiacemcnl  11,  109. 

Marsrolh  II,  228. 

Metallkitt  I.  557.                            ^M 

^Mdagnesiakalkceinent  II,  110. 

Maithenhok  11.  240. 

Metalliegierungen  I.  549,              ^^M 

^^■lägnesitsteinc  I»  251. 

Martin*Sicmcns- Verfahren  1, 

Metallosyde  1,  2.                              ^M 

^^plagneiiitim  I,  2. 

466. 

Metallplatten.  biegsame  für          ^^H 

^■Aagnesiumglinimcr  X,  '6, 

Mnschinenlironce  I,  653. 

Abdeckungen  21,  286.                ^^| 

^Bfagaeteisenerz  1,  439. 

Maschinen furmeret  der 

Metallsilber  II,  266,                        ^H 

^^kagneteiscnsaDd  I«  65. 

Steine  I,  169. 

Metamorph  i  sehe       Gesteine           ^^M 

^Bdaß:neteiHenstc)fi  I.  4«  439. 

Mosch incnnägel  I.  513, 

^M 

^Bftagnetinduktor  I,  78. 

Maschinen  seh indcl  I.  382. 

Meteorstahl  I,  460.                          ^H 

^Bdaguctit  I,  439« 

Masern  des  llokcs  I.  280, 

Milchfarben  11,  219,   259.             ^M 

^Bjlil^etkicä  I«  4. 

MascrirCiirton  11,  254. 

Mil'i-'i.'.^  a,  178.                       ^H 

^■BigonihoU  I,  3GL 

Maserung  künstliche  II,  254, 

M>1                  k  II.  274.                  ■ 

^■Sa^ebkirsehe  1,  344« 

MajiscrorracTci   I,  4t]9, 

M.l!                ,r  II,  19;                    ^1 

^■f^joliku  I.  233. 

Miissel  1.  446. 

Milloryblau  U,  224.                         ^B 

^^käjolikaß  lesen.  Schweizer  I, 

Massclgraben  1,  472. 

Minenzündcr  I.  78.                          ^^M 

H^234. 

Masäholdcr  I,  334, 

Mineralbister  II,  234.                     ^H 

^■falürhit  T,  530. 

Masstkot  ir,  221. 

Miner allibtu  11.  '224,                        ^M 

■^           rrio  u,  2.m 

Mastbuche  1,  327, 

Mincr.il färben  11,  ^19.                     ^H 

m^           rin  1,  r>4o. 

M^tstix    (Gunimtnia&tix)    11. 

Mineralgelb   11,222.                         ^M 

^kH£ttü>heii  II,  219, 

W9. 

MinerulgrÜn   11,232.                         ^H 

^^Hgold  Ih  223,  2Gr>. 

Mastix  von  Hill«  II,  287.     | 

Mineralmaletci     von    Kdm          ^^| 

^^Hiilber  11,  2Gr>. 

Maitixrcmcnt  II,   168. 

11,  2(H.                                        ^M 

^^Kenche  I,  327. 

M^is^tixbrniäs  11.  271. 

Miner.i [orange      U,  229.                 ^M 

^^H^lbentoc^  11.  21 K 

Miii»tix  Scrliat  Ü,  1C9. 

MineialschwuT«    II.  235,               ^^ 

^^Brlweide  I.  33^ 

Masttanne  I,  365. 

Mincralwciss  11.210,                            J 

326 


Sachregister. 


Miriette-Eri  1,  440. 

Miinielbergcr    SiJidsteiö   I, 

Neapelroth  II,  2^.               1 
Negundoahom  I,  33^.           ' 

Miscbhomogeojcb Decke  voq 

57. 

SchlickeyscQ  I,  139*. 

Muffel  I,  325. 

Nelkenfarbe,  braune  11,233. 

Misctungea   von    Beton  11, 

Müffeifarben  I,  225. 

Nepbelin  I,  3. 

137. 

Muffelofen  I,  225 j  II,  2U0. 

Nephelinbasalt  I,  47. 

Mtsciluagen    von     Cemeot- 

Muffe nröhren  aus  Gasscisen 

Nepbelmdolerit  I,  46. 

kalkraörlel  II,  107. 

I,  502. 

Nepbelmlava  I,  60. 

Mischuagen  voaKalkmorlel 

Muffenrobren       aus      Tbon 

Neubenaer   Marraor  I,  WL 

II,  16. 

I,   175. 

Neugelb  H,  221 

Miichuugea    von   Portlaud- 

Mulde  I,   20. 

Neugrün  11,  233. 

t^emecitmortel  Ilp  1U3, 

MuldeofaUziegel  I,  245, 

Neusilber  J.  555. 

Mispel  I,  351. 

MuUktapp  II,  241. 

Neutrap  11,  62. 

Mi  tlcl  gcge  n  En  tzü  ndl  i  clike  i  t 

Mundstück      für      Röhren* 

Neuwelis  II,  219. 

de^  Hol/es  I,  437. 

pressen  I,  175. 

Neuwieder  Grün  II,  ^SL 

Mittelol  II,  2  KL 

MuudMück  fiir  Ziegelpressen 

NicarageahoU  I,  366, 

MiüelwaUcn  I,  47B. 

I,  Km,  171. 

Nickel  I,  54B,  M9. 

Mittlers    Grün  H,  231, 

Murexyd  II,  229. 

Nickclantimonglana  I,  ä4& 

Moctaeri  I,  4W. 

Muschelgold  II.  223. 

Nickderi^e  I,  548. 

Modelle  für  Eisen guis forme q 

Mu5cbelk]ilk5tein  I,   25. 

Nickel münien  I,  558. 

I,  4m, 

Mtischekand  I,  65. 

Nickehtahl  I,  460, 

MöHerBng  I,  442. 

Muschelsand^tein  I,   57. 

Nlckelüber£ug     amf    Wam 

MÖllon  I,  95. 

MuliTgold  11,  223. 

I,  496. 

MoQch  tHohkicuel)  I,  243. 

Musivsilber  11,  265. 

Nieren  I,  SL 

Mörsermühle  I,  14^;  II,  m. 

Musk^ithoU  I,  364. 

Niet  I,  491,  514. 

Mond  II,  1,    15. 

Muskowtt^ranit  I,  3^. 

Nietciica  I,  dQ^, 

Mörtel,    amerikanischer   II, 

Musselinglas  II,   198. 

Nieten^icher  I,  491. 

24- 

Mu3terdru.ht  I,  ,^52.                ' 

Nietkluppe  I,  491. 

Mörtelkasten  II,  13. 

Mutle reisen  I,  505. 

Nietmaschine   I,   491. 

I^Iörtelmaschine      II,      15*, 

Jlykotbanaton  I,  43li. 

Nielpfannc  1,  491. 

Iß,  IfM. 

Nieiprease  I,   491. 

Morteltransportwiigcn      von 

K. 

NictpulxmascKinc  I,  49  L 

Hilkt^  li,  Ifh 

Nietstempel  I,  491. 

MörteUroramei      von     B  Öd- 

Nabeleisen 11,  188, 

NitrobeoEol  II,  216, 

länder  11,  15. 

Nachpresseß      der      Ziegel 

Nonne  (HobUiegel)  I,  Ä 

Mörtel  von   I^ndot  II,   19, 

I,  1.53. 

Nordische  Erle  L  324, 

Mörtel  von  Rübdc   U,  24. 

Nadelhölzer  I,  365. 

Norm  al  d  r  u  ck  f^  stigke  i  U- 

Mörtel  von  Sieht   11,   25- 

Nägel  I.  512,  513. 

apparat  von  AmUcr-Liffoi 

JfQhncd   II,  250. 

Nägeischrauben  I,  514. 

II,  94*, 

Molassesan<üleiD  I,  52,  57. 

Kagelbohrcr  I,  3,^2. 

Normal  formal      für     Ziegd 

^H 

^^1 

F                S»chr<rg^Hter 

^^^^^^^^^^^H 

^P^utbhobel  I^  395. 

Oolitbische  Erze  I,  440, 

Pariserroth  11,  229.                          ^M 

^Wuibumschinc   X.  398,  iSil 

Opalglas  ir,  178,  198. 

ParkeUinoleum  II.  295.                  ^H 

^PfuUholz  I.  383. 

Opemienl  II,  221. 

Parkeltafeln  von  Hurtig    I,            ^^M 

^■^ 

Ophic^ilcit  I,  30. 

420.                                                   H 

^m 

Opobalsam  II,  213. 

Partialringofen  I.  213*.                   ^M 

Opodeldok  II,  213. 

Pasjsauer  Tiegel  I,  252,                  ^H 

^HObsidiaQ   I|  4fi. 

Oxydationszone  I,  445. 

Pastel  II,  240.                                 ^M 

^K)bsidUnlava  I,  49. 

Orangefarben  II,  221. 

Pastellfarben  II,  219.                      ^H 

^Bobüibäume  I,  343. 

Orangelack  II,  23<>. 

Pateatb ohrer  von  Hübner  I,          ^^^| 

■(Ochsenauge  II,  \m. 

Orangeracnnige  II,  229. 

39L                                            ^1 

^Ocbscnmngc  I,  242* 

Orcanetie  II,  240. 

Patentcomposition  von  Rath-          ^^M 

Ocker  I,  4. 

Oreide  I,  551. 

Jen  I,  493.                                   ^M 

Ocker,  blauer  IT,  224, 

Orientalischer  Granit  I,  32. 

Patentgelb  II.  222.                         ^M 

Ocker,  gelber  IJ,  223. 

Originalgrün    II,  233. 

Patentgrün  II.  233.                         ^M 

^Ocker,  künsUicber    II.  223. 

Orlean  II,  2:36. 

Patentseil  O.  302.                            ^M 

■pckei,  rothet  II,  •>22,  229, 

Orlcanlack  II,  23^. 

Patentziindfaden    von    Bick*           ^^| 

■Dckergelb  II,  222. 

Orseille  II,  242. 

ford  I,  78.                                      ^M 

■Pelbaum  T.  352. 

Orthoklasgesteinc   I,  31. 

Patina  I,  534,  554.                            ^M 

■belbaumharz  11,  210, 

Ortboklasporphyr  I,  35.  37. 

Patronenbank  I,  486.                       ^H 

^^Oelblau  11.  220. 

Ortziegel   I,  *243, 

Pattinson'scbes   Weiss    IT»            ^H 

,      Oekement  von  Mack  11,  287* 

Ovaleiscn  I,  .505», 

220.                                          ^1 

^■pclcementkitt     Ttm    Kreye 

Ovalwerk  I,  488, 

Paulus  II,  241.                               ^M 

^H    II,  1(j8. 

Pauschen  I,  539,                             ^M 

^■Delen  de^  Holzes  I.  40^. 

p. 

Pausilipptud  I,  62.                          ^H 

^fcelfurbenanstricbe   II,  250. 

Paynisiren  I,  428.                            ^H 

^HgaUkrbeuauslrtcbe    auf  Ce- 

Packet  ^ Eisen-)  I,  452. 

Pech  II,  208,  215.                         ^M 

^Hppentpuu  II,  255. 

Palalinil   I,  38. 

Pechmakadam   II,  160.                     ^^H 

^"©ÖfarbcD anstriche  nuf  Gtas 

Palisanderholz  I,  362. 

Pechol  11,  215.                                ^M 

II.  254. 

Pallisadenbolz  I,  363. 

Pechstein  I.  44.                                   ^H 

^^Oeirarbennnstricbe  auf  Holz 

PalmenboU  I,  3Ö3. 

Pechsteinporphyr  I,  44.                  ^H 

■^  n.  254. 

Palmito  I,  363. 

Pech  tan  ne  I.  367.                             ^H 

^HDelfarbeDanstricbe  ^luFKalk« 

Palmyra  I,  363. 

Pedigrohr  I,  310.                              ^M 

■^  puU  II,  255* 

Panakokohok  I,  a59. 

Pegmatit  I,  32.                                ^H 

^^fcelfaibenaD striche  auf  Me- 

Fand  um  II,  210, 

Pegmatolith  I.  3.                              ^^M 

^f  talJe  II,  253. 

Pannctier's  Grün  II,  231. 

Pegnie  II.  210.                               ^M 

^■Delfarbcnan-slrichc  furStein- 

Panzerdachplallcn  I,  511*. 

Pepenno  I,  63.                               ^H 

H^  wände  11,  255. 

Panzerplatten  I,  481,  Ö08. 

Pcriderm  I.  271.                              ^H 

^Bbelfarbenaoälricbe  für  Stuck 

P.-ipicrbirke  I,  :337. 

Periklin  I.  3.                                  ^M 

r     II,  255, 

Papiermache  II,  52. 

Perk in sr Öhren  I.  514.                     ^^M 

Oellirnisse  II.  2(i9. 

Papiertapclc  IT,  21*7. 

Perlen  H,   196.                                  ^H 

t|<)eirormerei  I,  154. 

Pappdach  II,  283, 

Perlcaes^enK  II.  196,                      ^H 

^K)elt;rÜn  II.  23<). 

Pappel  I,  331. 

Pertit  I,  45.                                      ^M 

^fcelkitt  II,  1H7. 

Pappelbirke  I,  ,337. 

Perlitporphyr  I.  45,                        ^^M 

^Kenackfiraisse  II,  272. 

Pappolein  II.  293, 

Perlmuttergta!«  II,  178.                   ^H 

^^feelnussbaum  I.  342. 

Papyrislit  I,  559, 

Perlsand   I,  65.                                   ^H 

^^belpappe  von  Adt  IX,  286. 

Papyrolith   I,  b>S, 

Perlstein  I,  45.                               ^M 

^fcelidiw,ir£  II,  235. 

Paradiesbaum  I,  353. 

Ferlwetss  II.  220.                          ^M 

■Dcbtem  I,  154, 

PnraRin  II,  215,  217. 

Permanent  weiss  11.  219.                 ^^U 

HDelwebs  II.  2m 

Par:i;!ontt  1.  fi. 

Permeabilität  I,  12.                        ^H 

^fcerter^Ii^e  I.  :^7. 

Par-                ter  1,  40. 

PemambukhoU  II,  240,                ^H 

^HOeiterrciebiaebe     Riebe     I. 

Par                      M,  275. 

Persio  II,  242.                               ^M 

■^  322, 

FanUU'llHilucr   I,  391. 

Persische  Tapeten  II,  299.            ^H 

■Dfenkiicbel  I,  232. 

ParalleUchere  I.  488. 

Persiscbroth  II,  228,                     ^H 

■T'      •       T,  353. 

Prtnuvrm  I,  540, 

Perubalsam   II.  213,                       ^M 

■  <                 I,  3. 

P;lrcnrhym   I,   270, 

Petinet|;>cwcbe  11.   197.                   ^H 

^^^a^gv^rM^vorphyr  I,  37. 

Piirian  I,  227. 

Petrogen  II,  204.                             ^M 

^■MHibaum  I,  352. 

Puriancrment  II,  44. 

Petrosilex  11.  204.                          ^M 

^^K  I, 

Piiriserbluu   II,  224. 

Fcwtcr  I,  556.                                ^H 

^^■ndinbii»  r,  3«;. 

PariscrBell.   H,  222. 

Pfahltau  U.  302.                             ^M 

^^■bßabtiro  1«  38. 

Parisergrün  M,  233. 

Pfanne  I,  158.  24^                       ^M 

^BrnphAdtfeU   t.  42. 

PÄrberlwck  U,  n^. 

Pfanncnblech  I,  5U,                      ^H 

328 


Sachregister. 


Pfaffenhätelieii  I,  351. 

Pockholz  I,  359,                     1 

Profilhobel  I,  Bm. 

Pfefferstein  I,  63. 

PcKiophyllin  II,  211. 

Proiilkant  e  d  sc  hlei  f ma^chist 

Prerdcbetrieb  I,  121. 

Polen  I,  539, 

von  Offen  bacber  I,  lOö. 

Pfeifenthon  h  70. 

Poliren  der  Gesteine  l,  100, 

Profikteine  I,  155,  ^41. 

Pfeilerbasiilt  I,  48, 

Poliren   des  Glases  II,   192. 

Prosencbyra  I,  27a 

PfkajecEräö  II,  243. 

Polirhoh  II.  im. 

Pfotogyn   I,  32. 

Pflaosiensaft  I,  286* 

Polimittel  I,  101. 

Protögyngneis  I,  3^. 

Fflaumenhaum  I,  346. 

Polirroth  II,  228, 

Protoplasma  I,  267,  283. 

PflockselKCD   (-sprengeD)   I, 

PolisanderboU  I,  362. 

Prngelbok  I,  383. 

76.                                       1 

Politur,  falsche  I,  lOL 

Prüfangsgertthschafleii    ffii 

Phetiantlirea  II,  217. 

Politurfahigkeit  der  Gesteine 

Fortlandceme^t  11,  9Ö- 

PhcDDl   II,   216. 

I,  88.  89, 

Prnfno  g    b  y  d  ranlisch  ei 

Pbenylsäure  Tl.  217. 

PolixiiuderboU  I,  802, 

BinderoiUel  II,  54. 

Phlocm  I,  y'/if. 

Folsterstifte  I,  512, 

Prüfungsma^chinen     for 

PWoemät fahlen  I,  274. 

Poren  des  Holzes  I,  279. 

Eisenwaren  I,  525- 

PhÖnijtchamottecciDent  11, 

Poröse  Steine  I,  238, 

Pulsomeler  I,  im 

Ki/iK 

Porosität  I,  10. 

Pnn^e  I.  49CK 

PhoQolkh  I,  4B. 

Porosität  des  Thones  I,  124. 

Pnrpar  II,  247- 

PhonoUthlava  I,  49* 

Porosität  des  S.indstcines  I, 

P^jrpurcannin  II,  229. 

Phyllil  I,  44. 

58. 

Purpurholz   I,  353, 

Pkke  J,  37*. 

Porphyr,   schwarzer  I,  37*       ' 

Purpun^eide  I,  338. 

Pißmente  IL  218. 

Porphvrartiger  Granit  I,  32. 

Füddeln  I.  M9,  450, 

Pikrinsäure  11,  SIT, 

Porphyfit  1,  37. 

Puddelofen  I,  45t*, 

Pikrolith.  I,  4. 

Porpbyrluff  I,  62. 

Püddelstähl  I,  452, 

Pil^mehlthati  I,  291. 

Portlandcemcnt   II.  53,  56, 

Pniaen  I,  21. 

Pinie  I,  372. 

76. 

F^it^fiuat  I,  110. 

Pioolieokiefer  I,  372.              i 

PortlandcementmÖrtel    II, 

FmtÄbobel  I,  394, 

Pinschbeak  I,  550.                  i 

114. 

Pnj^olane  II,  56,  57,  59, 

Piöushari  II,   208. 

Fortlandceroent,  vermiscbter 

PuzzolanccTneiil  II,  53,  7i 

Pitschpiue  1>  373* 

11,  lOR 

Pn^iolanerde  1,  63. 

PlänerkaJk  I,  26. 

Formel  lau  t  echtes  I,  224. 

Pyramidenbasalt  I,  48. 

Plan ersand stein  I,  56. 

Ponellan,  englisches  I,  226, 

Pyramideneiche  I.  321. 

Flafondrosette  II,  298. 

Porzellanerde  I,  4. 

Pyren  II.  217. 

FLifondyergoidung  II,  9.m. 

Porzellan,   französisches  I, 

PvTidin  II,  216. 

Plagiokias  I,  3. 

226. 

P^rii  I.  4. 

PlagiokliisKesteine  l,  35. 

Porzelbnglas  11,  178. 

Pyritnbbrände   I,  441. 

Flanirgesinisniaschinc    voo 

PorÄelUnknopfe  I,  2*27, 

Fyrographie  I,  415. 

Humer  I,  106, 

Poriellan,  parisches  I,  227. 

Pyrometer  T,  125. 

PkDbobelmaschine  T,  397,      ' 

Porjiellan.  R^aunrur'sches  II, 

Pyro  metrische  Uotersuchune 

PLiDken   !,   381. 

182. 

des  Thones  I,  125. 

^H 

Tafel  39. 


330 


Sachregister. 


Rosmarinweide  T,  33S* 

Sichsiachgrün  11,  232. 

Sattel  im  Gebirge  I.  20. 

Rosskaslanic  I,  341. 

Sägen  I,  438. 

Sftttelbretter  I,  382. 

Rost  h  492. 

Sägeböcke  (^klÄUe)    I.  381, 

Satumiißnober  II,  2S9, 

RoslfeuerbiU  II,   173. 

Slgemaschinen  I,  384. 

Sauerdorn  1.  347;    11,  m 

Rostkitl  IL  IIB. 

Sägemühlen  1.  384, 

Sauerkirsche  1,  BiL 

Rpslscliiitifarbe        (Amphi- 

Säulen  aus  Gusscisen  I,  502. 

SauerstofiF  I,  2. 

hollü]  IT,  mi. 

Säulenbasalt  I.   48. 

,Saum  (Schlägt  I,  96*. 

RoatschutÄiaittel  I,  432, 

Säuleneisen,  gewundenes,  I, 

Saumschwellc  I,  lOö. 

Rotang  I.  363, 

5t>5*. 

Scagliola  IL  44. 

RoUtor  von  Siemens  Ip  448> 

Saflor  (Safflor}  11,  225,  236. 

Schaarscbiadel  I,  382. 

Rottbucbe  I,  3^7. 

Sanorcafinin  11,  237. 

Schabhobcl  I,  393, 

Rotheiche  I,  322, 

Siflorgelb  n,  236, 

Schablonen  für  runde  Thoii- 

Roth  eise  noch  er  I,  5?  II,  229. 

SaOnrront   11,  242. 

stücke   I,  17B. 

Roth^iaensteio   I,  5»  439, 

Safran  II,  :I37. 

Schablonen      iür     Eio^i*- 

Rotbe  Farb<jn  Ih  221,  240, 

Safranbronce  II,  265. 

forroen  I,  465. 

24&. 

Saftbmuii  11,  321. 

Schabloneßschicfer  I,  !W. 

Rotberle  I,  324, 

Saftfarben.    roihe    II,     242, 

Schabslofl^  1,  417. 

Rother  Sandstem  L  54^ 

Saftgehalt  des  Holzes  1.286. 

Schacht  I,   74. 

Rüthblckrz  T,  Ml, 

Sartgtün  11,  243. 

Schachieihobel  I.  397. 

RotbbrÜchiEkeit  J,  520.  633, 

Saftroth  IT,  240. 

Schachtofen  van  Bock  11,  f^. 

Rothaule  1    290. 

Sablwcjde  I,  338. 

Schachtofen  von  Kawdewiki 

Roihßchte  I,  367. 

Salpeierfrass  I.  27. 

und  Pasquier  11,  7^. 

Rotbhok  L  356;    IL    240. 

Salpetersäure  !,  25, 

Scharfhobel  I.  3S4. 

Rothknjjferer/,  I,  530. 

Sakkupferem  I,  530. 

Schalbretter  I.  382, 

Rothtanae  I.  3^7. 

Sammettapete  IT^  298. 

Schalenguss  I,  470. 

Roihweide  I.  33ö, 

Sand  1,  64,  65 

Schal  steinschiefer  1,  60. 

RothÄinkerz  I,  535. 

Sand      £ur      Cementmörtel-    ; 

Scharffeuerfarben    I,  2^ 

Rotirende  Sä|:e  I,  385, 

bercltunjg  11.  102, 

.Scharlachciche  I,  H22, 

Rübinachwefel   IJ.  229. 

Saud      iiur     Kalkmortelbe- 

Scharlachkomer  11,  24S. 

Ruchbirke  I.  336. 

reitung  ö,  17. 

ScharrharÄ  IL  208. 

Rückensäge  I,  386. 

Sandnrakfirniss  II,  270, 

Scharrireiscn  I,  97*. 

Rücktohlung  I,  454. 

Sandarakhar^  11.  211. 

Scharrirea  I,  97. 

Rüdersdorfer    Kalkqfen   IIj 

SandelhoU  {rothes)    I,  353; 

Scharte,  gelbe,  II,  236, 

9*. 

11.  L^43. 

Schauermanns    Kßopf     H« 

Rührft^erk  I,  134. 

Sandeln  des  Hohes  I,  426. 

306. 

Rüster  i;  329. 

Sandformerei  1.    152,  466. 

Schaufel  1,  75». 

Rüstseil  II,  301. 

Sandix   11.  221, 

Schftunagyps  I,  4, 

Ruinenmarmor  I,  27. 

Sandmergel   I,  29,  71. 

Scheel'sches  Grün    IL  233. 

Rundeisen   K  503. 

Sandpapierm.i5ch|ne    I,  399, 

Scbeibendraht  I,  552. 

Rundeis^ii     il  (»eflirbti*^     T     ' 

Sandstein   L  50. 

Scheibeohobelmaschine      L 

^H 

Sachregister. 

331 

HscMeferfliesea  I,  105. 

Schleifmaschine  I.  100.  488. 

Schnittgla«  11,  176. 

^1  Schiefergneis  I.  40, 

Schleifmittel  I.  ll>0. 

Schnittholz  I.  381. 

HSchiefergrÜQ  11.  ^30. 

Schleifpulver  l,   lÜO. 

Schnittsteine  I.  96. 

^H  Schieferhammer  I,   103^. 

Schleimharz  II.  213. 

Schnittzicgel  I,  243. 

■  Schicferkitt  II.  174. 

Schleppmühle  I,   149. 

Schnitzermesser  I,  390. 

■Schieferletle   I.  68,  7L 

Schleppzange  I,  4Ö3. 

Schnur  II,  301. 

■  Schiefern ägel   I,  513. 

Schleudermühlc  T,  142,  143; 

Schöngelb  II,  223, 

■Schieferplattcn  I.   103.  104, 

II,  82*. 

Schörl  I,  3. 

■  SchteferscbeTe  I.   103*. 

Schlich  L  539. 

Schörlgranit  I,  32. 

■  SchieferLbon  I,  fAK  70. 

Schlichten   I,  476. 

Schotter  I,  64. 

■  Schietcrwebs  II.  '219. 

Schlichlhobel  I,  mL 

Schrägstein  I,  241. 

^BSchieDenwaUcn  I,  47^^ 

Schlichthobelraaschine        I, 

Schräg\^  alzwerk  v*  MifcHfies* 

H  Schiessarbeit   I,  77. 

489. 

mann  I,  485. 

■  Schifferknülen  II,  3()6. 

Schlichtmeissel  I.  389. 

Schrämhammer  I,  76^ 

■Schi^hobcl  I.  :i%. 

Schlichtitahl  I,  489. 

Schrämmaschine  T,   76. 

■  Schiffprofilhobcl  I,  3%. 

Schlrcker  I,  22Ö. 

Seh  rum  spie  SS  I,  76*. 

■Schiffsnagel  I,  613. 

Schltereu  U,   185. 

Schrauben  I,  485.  514. 

■Schiffstau  n.  iWJ. 

Schlie*5kopf  I.  491. 

Schrauben    aus    Messing    I, 

■Schildknopf  n,  3lHi. 

Schliesss-ige  1,  387.                  i 

552. 

■Schtlfbretter  II.  4<j. 

-SchlitÄmascliine  I,  76* 

.Schraubenbohrer      I,      391, 

■Schilfpalroe  I,  3H3. 

SchltUsäge   I,  387, 

4>*7. 

^HSchilfsandstem  I,  55« 

Schlossnä^jel  1,  513. 

Schraubengewinde    I,    485* 

HSchindcl  11,  307, 

Schi  11  ff  1/122. 

Schraubenmutter  I,  485, 487, 

■Schindeldach  I,  382. 

Schmack  11,  237, 

ScKraubenprcsse  I,  477. 

^KSchindelnägel  I,  513. 

Schmälte  II.  225. 

Schraubenschlüssel    I,   486. 

HSchippe  I.  lij*. 

Schraauchkanal  I,  210. 

Seh  raube  tisch  neid  eisen        X, 

■SchUckenbürste  I,  480. 

Schroclzbarkcit  I,  13. 

486. 

^HSch  lacke  occment  Tl,  T4, 

Schmehbarkctt   des  Thones 

Schraubeaschneid kluppe    X, 

^Ktchlackenstcin  I.  257. 

I.   114,  125. 

487. 

^  Schlackentrift  I,  144. 

SchmclzbarkciUscalft   I,    1.3. 

Seh  ra  üben  schneidmaschinel. 

Schlackenainn  I,  540. 

Schmeizfarben   11,  219. 

486. 

^J^chlügel  L  7f»*,   96*. 

Schraelzungszone   I,  445. 

Schranbhobel  I,  394, 

HjSchlaj^elarbeit   I.  Hl 

Schroclzzink  I,  538. 

Schraubslahl  I,  486, 

^^^chlämmb assin  I,  133. 

Schmiedbarer    Gtiss  I,    'UM, 

Schreiner  stifte   I,  512. 

^^^ch lammen    des    Thones    I^ 

473. 

.Schriftgranil  I,  32. 

H^  122.   132. 

Schmiedeeisen  I,  438,    51^. 

Schroten  (Fallen)  I.  378.                       * 

^^Kchlämmgruben  1,  133. 

520. 

Schroten  I.  476,                                     i 

^BSchlümmmaschinen    I,    133. 

Schmiedeeiserne  Rohren  1, 

Schrothobcl  I,  394. 

■^  135«. 

Ö14. 

Schrotmcissel  I,  389. 

■schlag  (Santn)  I,  96*. 

Schmiedefeucr  I»  474. 

Schrotsäge  I,  384. 

^fechlai;  (Knoten)  II,  300. 

Schmiedehammer  I,  474. 

Schnippeisen  I,  489. 

■|chlagcisen  I.  ti7*.  389.  _ 

Schmiedemaschinc     I,    477. 

Schruppst;ild   I,  489. 

^BSchla^en  der  Ziegel   I*   152« 

Schmieden  I,  474. 

Schubfestigkeit,    siehe   Fes- 

^fechlagloth  I,  .557. 

Schmieden    in    Gesetiken  I, 

tigkeit. 

^fbchUi^prciisc  von  Kernhardi 

476. 

Schubkarren  I,  127. 

■^  I.  174:  n,  123«. 

Schmicdepre^ise  I,  477. 

Schüttgelb  n,  237. 

^HSchlai,' probe  I,  525. 

Schmiedeprobe  I,  525. 

.Schul telsicb  I.  417. 

^fechlxigwcrk  I.  134.  ^ 

Schmiedezange  I,  474- 

Schuppcnbewäüserungs*  Zie* 

^^Kch1:ifnm<)chnufel  I,  75« 

Schmiege  I,  105. 

gel  pressform  von  Schlick- 

^^pchlangenlHjhrer  I,  393. 

.Scbmierlhon  II,   149. 

cysen  I,   164*. 

^■SchUnj^cntichlc  1,  SütS. 

Schminkwurzcl  IT,  240. 

Schüppcnborke  I,  272. 

^KchlangenhoU  I  3f>4. 

Sehmirgeifcilcn  II,  201. 

SchuppenfaUziegel    I,    245i 

^Kchl;in(^en stein   t,  'M), 

Seh necken bohrer   I,  391. 

246». 

^Kchichciidorn  I,  34f>. 

.Schneidendes Glases  II,  200. 

Schuppenglu*  11  189. 

^Bßchlcif^pp.irat      von       Dau- 

Schneidemühle  1,  3H4. 

Seh  uppeiipanzcrfArbc  11,227« 

^H^  schintjcr  C,  7. 

Schnellerofen   11,  71. 

Sri-                'it^fer  I,  104. 

^■Schleifappantt    far    Glfts  II, 

Schncllgyps  JI.  25. 

SU              ir,  215. 

■^  l%t. 

Schnellloth  I,  557. 

Sctuu/niitici      gegen     Ver- 

^Kc  Hieifeu  des  Glase«  TI,  195. 

.Schnellwrtlze  I,  479, 

wittrtung  der  natürlichea 

^H^chUifen     tWr     nftttirljchcn 

Seh niilfosiig keil  der  Hölzer 

Gesteine  X,    106» 

■T  Gextetn«  U  99. 

I.  mi. 

Schwalarbcit  1,  im, 

■ ^H 

832 


Sachregister. 


SchwamralrauhölE  I*  381* 

Segerponellan  I.  226. 

SoUinger  Fljesen  I,  U,  W. 

Schwanzbammer  I»  47Ö. 

Seideahok  I,  354. 

Sommereiche  I,  321. 

Schwarten   1,  73,  3Ö2. 

Sddeotapele  II,  300. 

Sommerlinde  I.  333. 

Schwarzblech  I,  507. 

Seifenablagerung  I,  21. 

SoreFscber  Cement  II.  109. 

Schwarj&brüchißkeit  I,  529. 

SeifenÄioßen  I,  539. 

SoreVscher  Kitt  11,  173. 

Schwarzdofii   I,  346. 

Seiger  I,  20, 

SoreVscher   Ziiikccinent  II» 

Schwane    Falben    U,    234, 

Seil  n.  301. 

112, 

2*4,  247. 

Seilbahnen  I,  197, 

Spaltbarkeit  I,  8, 

Schwarierle  I.  324. 

ScHbetrieb  I,  127, 

Spaltbarkcit   der   H^Uer  I, 

Schwarzfichte  h  3€8, 

Seiiscbneidemaschine  I,  102. 

29JK 

Schwarxkk^fer  I,  371. 

SeladöDit  II,  232. 

Spaltbiberschwan«  I,  241 

Schwarzkupfer  I,  531. 

Seknitraüi-tet  11,  tl]. 

Spaltebenen  I,  8, 

SchwarzUndc  T,  333. 

SelJer'sches           Schrauben- 

Spalte  isen  I,   103*. 

Sclniarz|i<tppel  !♦  331. 

system  I,  4B6. 

Spalten  der  natürlicbeo  Ge- 

Schvi Arzpecb  11,  217. 

Senegalgummi  IT,  213. 

steine  h  76,  77. 

Schwafitanne  I,  367. 

Separator  von  Slehmon  und 

Spaltfestigkeit     der    Hölitr 

Schwebende,  ilas  I,  "20. 

Rost  I,   14^. 

I,  305. 

SchwcdUcbes  Gtüh  n,  23^. 

Sepia  II,  247. 

Spakungsstücke  I,  8. 

Schwefel  L  2. 

Sericiischiefcr  I,  41. 

Spalzenhobel  I,  397, 

Schwefel babam  IT,  213- 

Serpentin  I,  4,  30- 

Spangriju  II,  232, 

SchwcfcJblei  T,  541 ;  11,  Wf. 

Serpentinasbest  I,  30. 

Spanisch  braun  II,  233. 

Schwefel  formen    für    Gyps- 

Serpentinfels  I.  30. 

Spanisch  schwarz  II,  245. 

sachen   H,  ,-tS, 

Setzharomer   I,  490. 

SpanificbweUs  II,  220, 

Schwefelkies  h  4,  91. 

Setikopf  I,  491. 

Sparkalk  II,    18, 

Seh  wefelkiesabbraüde  1, 441  - 

Sevenhaum  I,  369. 

Sparrennai^el  I,  5UI, 

Schwefelktipfcr  I,  bdO. 

S^'^resporzellau  T,  226, 

Sparrholi  1,  3.Ht, 

Schwefelsäure  I.  2, 

Shappingmaschine  f,  189. 

Spaten  I,  7»;*, 

Schwefeltbecr  11,  217, 

Sheppeystein  II,  7U. 

Späth  eigenste  in  I,  6,  400. 

Schwefelwiisserstoff  I,  2. 

Siccaüv  II,  250,  2ö9. 

SpeckR^immi   II,  275- 

ScbwefcUink  I,  535, 

Sickerloth  1,  229. 

Speckstein  I,  4. 

Schwelfsüge  I,  386,387, 

Siderolith  I,  229, 

Speichenhobel  I,  397. 

Schwein  furter  Grün  11,232. 

Siebcylinder  11,  83, 

Spei  che  rge  webe  I,  274. 

Scbweisseiaen    I,    448,  520. 

Sieben    der    Thonoasse    I^ 

SpeisewaUe  I,  137. 

Sch^eissen  I,  470,  490, 

150. 

Spe^sartin  I,  4. 

Schwcissofeii   I,  462. 

Sicbrobre  (-platte)  I,  273. 

Specibsches  Gewicht  I,  &, 

Schwemnistetne,  rheiatache 

Siebihell  I,  272. 

Specifischen      Gewicht     d«i 

I,  254, 

Silberahoni   I,  ;i35* 

Hokes  Ip  29ö. 

Schwetikj*us!i  I,  4TL 

Silberblick  L  542, 

Sphärolilhfehl,  44,45,440- 

Seh  w  e  Q  kz  tc|^e  1  b  i  bei  sc  h  wa  riz 

Silberccder  I,  375. 

üilb(ir!mt-|f»    ninrtTpnlriTiibci'Tii* 

Spiegcl     der     Schichtfläche 
T    91 

■1 

^^1 

[               Sachrcßisici 

^^^^^^^^^^^^ 

^Bplifit,  doppelter  h  1^3. 

Staudachcr     Ccmcntdach- 

Stock  I,  20. 

■Splititfaule  I,  ^00. 

platten  II,  122. 

Stockßule  I,  290. 

^Kpliaibol/.  I,  279. 

Staurolilh  I,  5,                          ' 

Stockhammer  I,  97*. 

^HspHiithohluium  I«  2VJ. 

Staurolithscbtefer  I,  4L 

Stockholz  I.  383. 

^BprengkoHk    fiir    Glas    II» 

Stcchbeitel  1,  38fi 

Siocklick  11,  208. 

■_2Ü0 

Stecheicbe  I,  322. 

Stock wcrksbaa  I,  75, 

^Pprcut:ifcl  II.  5Ü. 

Stechpalme  I,  351, 

StofFtapete  IT,  300. 

^^Eprodtgk^it  I,  14. 

StechxeuK  I.  388,  390. 

Stollen  I.   74. 

^Kprodigkeit    des    HoUes  I, 

Steck  baura   I,  368. 

Storax  II.  213. 

■T  303. 

Stegcemcntdieleu  II.   126. 

Stossbank  I.  394, 

^■Sprof^cneisen  I,  505*. 

Steinbearbeitung^nitiijchincn 

Siossbohrcr  T,  71*. 

^H^prudelstein  I,  4. 

I,  98,  99*,  1*>6, 

Strähne  11.  302. 

^KpundboKrcr  h  B92. 

Stembrechkostcn  I,  79. 

Strahlenrisse  I,  292. 

^Bpundhobel  I,  395, 

Steinbrechraaschincn  1, 146: 

Strahbstcin   I.  440. 

^H^pundmaschine   I|  398. 

II.  26».  82. 

Strandkiefer  I,  372. 

^■ßpunduri^cl  I,  513. 

Steinbruch  anläge   I,  73. 

Strang  IT.  30L 

^^pptirstcin  ^Kupfer)  I,  531. 

Steineiche  I,  321.  322. 

Strangfalmcgel  I,  17L  173, 

^Ktabeinj^^uss  I,  471. 

Steingelb  II,  223, 

246. 

■Stabeiscn  I,  438»  503,  518. 

SteingTÜn  11,  232. 

Strangfircsse   für    Ziegel    I, 

■^  520. 

Sleiogut  1,  230. 

160-163^, 

^Kuhhobel   I,  3%. 

Steinhobclmaschinc  I»97, 98. 

Strass  II,  178,  180. 

^KtAb2eu^^  I,  396. 

Steinholz  (Xylolilh)  I,  260. 

Strassenpßastersteinc    aus 

^BSUcheldraht  I,  511. 

Steinkicfer  I,  372. 

Thon  I,  229.                                          - 

'       SUcbelwubcn  I,   I4^i. 

Steinkitt  II,  167, 

Strauchholz  I,  383. 

1       St:ittcbi   I,  441. 

Steinkohle  I,  5. 

Strauch  weich  sei  I,  315, 

^■Slummcu  (Fällen)  I,  378. 

Steinkohlenbrano  11,  249. 

Strebebau  I.  75. 

^Biärkekttt  II,  167,  170. 

SteinkohlcnschwntÄ  11.  249. 

Streckeisen  II.  189. 

^Buirel%^alzen   I.  -180. 

Sleiukohlentheer  IT.  216, 

Strecken  I.  475, 

^BtafTordshirc  i.  23Ü. 

Steinlinde  I,  332. 

.Streckofen  II,   189. 

^SLiff^tuck  n,  40. 

StcinmcrgeT  I,  29. 

Streichen  der  Schichten  1.20.                   , 

Stahl   I,  4:^K  .'>26.  528. 

Steinpappe  II,  52,  282,  287. 

Streichen  der  Ziegel  1,  152. 

Stahl  bildmigft|jcri(Hlc    I,  45. 

Steinsiigen   I,   11*1. 

Streublau  11,  226. 

Sulilbhiu  n,  224. 

Stcin^iili   I.  4. 

Streusand   I,   65. 

^Stahlblech  r.  50H. 

Steinschal maschioe  T.   106. 

Strich  I.  9. 

■Stahlbroucc  J,  554. 

SleiDsluck  11,  Ml 

Strichpulver   I,  8» 

^Htabldrahtä.igc  I,   101. 

Steinweichsel  I,  344. 

.Strick  II.  301. 

^^Ktahlfa^on^^iBs  1,  4H0. 

Steinsteug  I.  227. 

Siriixelgelb  II.  222. 

^H^tahlgujss,     getemperte  r.     I, 

Steinte ugflicscü  I,  229, 

Slrobe  I.  872, 

^H    474. 

StcinÄcugrohrcn  I.  228, 

Stroh  II.  306. 

^^tahlhärliing  1,  527« 

SterameiÄen  1.  389. 

Strohdach   II,  306. 

I^^Stahlkeile   jtur    Stetngewin- 

Sleminhcvbel  I,  394. 

Strohiehm  11,  2. 

nun«  I,  76* 

Stcmmmaschiocn  I,  390, 

Str.ihlehmf^chiüdcl    II,   307. 

b^tAhlmhren  I,  4S5. 

Stemmj^cug  I.  388,  390. 

Slrohseil    II.  307.                                     j 

^Btahlroth  II.  228. 

Stempel  I,  490, 

StrohseilÄptnnmaschinc      11, 

^Htahhtciu  1,  440. 

Stcmpelprcssmaschinc  1, 159. 

307. 

^Ptahl waren  I,  503. 

Stengclgneis  T,   40. 

Strosse  I.  74. 

■Stakerurbeilea  IT,  2,  307, 

Ste uze l berger  Stein  I,  43. 

Strossen biiu  I.  75, 

■|ukbol/   U  3H2. 

Stephenson**cher    Kitt     11, 

Structur  1,   17. 

^H^tallsteine  aus  Thon  I»  229* 

169, 

Stubeß!«and5tein   I.  55. 

^Btantpfanphalt  11,  152* 

Stcrcochromie  II.  206, 

Sliiccolnstro  If,  23, 

^^Blüngencben  J,  503, 

Stcrnberger  Kuchen    1,  57. 

Siuck  H,  23,  39. 

^BUnlol  I,  51«). 

Stembobrer  I.  77*, 

Stuckgvps  11.  25, 

^Btanse  I,  49n. 

Sierronictall  I.  551,  567, 

StufeuwaUen  I.  480. 

^Blstuenlironce  l,  554. 

Siichsiigc  1,  386. 

Stuhlrohr  11,  :tÜ9, 

^^Bljkluenpor^elJan  U  22<3. 

STicUpcrb'U  IT,    190. 

Stur«*p»ppc  von  Benrath  und 

^mm^MTiin  (I,  23L 

T  I.  2, 

Fraock  II,  285. 

^^Kkiilk  n,  IS,  68. 

I,  321. 

Siurr-blech  I.  507. 

^^Hrotl)  n,  24L 

.->ur,inic:r.^d    1,    4^9. 

Smr/.btcch\vul/.en  I.  479. 

^^Bkcn 

Stigtiiit  1,  44, 

Stutt^.\rtcr  Sandstein  I.    55#                   i 

^■Rehprobc   I,  023. 

Stink mergel  I«  29. 

Suakimgummi  n,  214. 

^Btattdacher  Ccmcnt    11.  70. 

Stinkquari:  1,  3. 

SütAkirNche  I.  344. 

. 1 

334 


Sachregister. 


Siisswasserkalk  I,  26. 

Tcrrakottabük  I.  419. 

'   Trägerweliblecli  I,  fiCB*. 

Süsawasserquarz  I,  23. 

Tenralitb  I,  1^29- 

1    TrägcrwellhlecOi,    bombütei 

Sulfitcdlulose  I,  417. 

Terranova  II,  113. 

I,  510. 

S^lfitstoff  r,  417. 

Terrassenbau  I,  73,  127. 

Trag^inth  II,  214. 

Sumacb  11,  237. 

Terrazzo  11,   118. 

Tragwände  aus  Gussei^ea  I. 

Sumpfcedcr  I,  376. 

Tcrrajaofliesea  II.  118. 

5ü2. 

Sumpfcy presse  I,  37 G. 

Testalin  1,  110.  II,  2«3. 

Transportelüricbtxmgen   aaf 

Suinpfeiche  I,  323. 

Textur  I,   17. 

Ziegeleien  I,  196. 

Sumpfen  des  Thuces  I,  lai 

Testur  des  HoUes  I,  279. 

Trappgranulit  I,  33. 

Sup*^ratorcartOD  11,  281J, 

Tiiau  (Hokkrankbeit)  I.  291. 

Trapptuff  I.  63. 

Superatorlinneii   11,  289. 

Theer  II,  5J15. 

Trass  II.  56,  5T,  61,  63. 

Supcratorplatlcn  XI,  289. 

Tbeerfarbsloffc  XI,  248. 

Trassestrieb  IX.  HR 

Syenit  I,  34. 

Tbeeröl  II,  216. 

TraTertin  I,  26.  62, 

Syenitgneis  I»  35, 

Theer^chwarz  IX,  248. 

Tranbeneichc  I,  321. 

SyemtgranU  I,  32.  35. 

Thce? Wasser  II,  2l(i. 

Traubenkirsche  I,  345. 

Syenitporphyr  I,  35, 

Theilungsgewebe  I,  271, 

Traue  reiche  I^  321. 

Syenitschiefirr  I,  36. 

Thenards  Blau  XI,  225. 

Traueresche  I,  326, 

Sykomore  I,  343. 

ThieHscbe  FarbstciflTe  IL  245. 

Trauerft^eide  I.  338. 

Synklinale  h  20. 

Tb  otnasscb  lacke  I,  456. 

Treiben  I,  475. 

Tboniasverfahren  I,  455. 

Treibkygel  I,  mi 

T, 

Thon  I,  67,  110. 

Treibpech  I,  490. 

Tbüneisenstein  1,  5. 

Treibrisse  im  CementII,99. 

TafelbaaaU  I,  4a 

Thonfliescn  X,  233. 

Treten  des  Thones   I.    131. 

Tafelglas  JI,  177,  188,  1^ 

ThongHmmerschiefer  I,   41. 

Tremolit  I,  3. 

Tafelglas,  geblasenes,  11.188. 

Tlionmcrgel  I,  28,  71. 

Trichter    (im  Steinbruch)  I, 

Tafelglas,  gegossenes.  11,191. 

Tboupfeifen   I,  23^, 

74. 

Tafellack  11,  208. 

Tbonporpbyr  f,  34. 

Trichtcrofen  IT,  7*. 

Tafelmessinß  I,  551. 

Thonsdiiefer  I,  58. 

Triebsand  I,  65. 

Tafelpappe  II,  281. 

Thonscboeider  I.  136,  137*, 

TriowalKWerk   I,  480. 

TafeUcbiefer  l,  59. 

138*. 

Tripel  T,  101. 

Tai^ebaii  I.  73,  126.  12T. 

Thonsteiopcjrpbyr  T,  34, 

TripoUth  II.  52- 

Talk  X,  4;  XI.  220. 

Thräncnschwamm   (Haus- 

Tritthamroer  I,  49L 

Talkglimmerschiefer  X.  41, 

scbwarom)  I,  432. 

Trockenanlagen    für    Thosr 

Talkgneis  I,  39. 

Tikboh  I,  363. 

waren  188—193». 

Talkscbiefer  I,  29. 

Tiscblerstifle  I,  512. 

Trockenapparate  I,  423*, 

Talmi   I,  551. 

Tiegel  I,  461. 

Trocken baggcr  I.  128. 

Tam^Tam  I,  553. 

Tiegelherdofea  I,  462, 

Trocken ge rüste   I,  185*. 

Tangentialguss  I,  470. 

Tiegelofea  I,  444,  461*. 

Trockenöl  II,  250,  269, 

Tanne   I.  465. 

Tigersandstein   I,  54- 

TrockenpresfCD    für    Thon- 

Tapete  II.  297. 

TiroletPrün  11.  230. 

watcn   T    ltJ8 — 170*. 

^H 

Sachregister. 


335 


Tuffkreide  von  Mastricht  I, 

26. 
Turmalin  I,  3. 
Tunnalinfels  I,  42. 
Tnnnalinglimmerschiefer   I, 

41. 
Tunnalinschiefer  I,  42. 
TurnbuUs  Blau  II,  224. 
Turners  Gelb  222. 
Tuschfarben  II,  219. 

u. 

Uchatiusstahl  I,  459. 
Uebergänge  der  Gesteine  I, 

21. 
Uebergangskalkstein  I,    25. 
Uebergangsthonschiefer  I, 

41. 
Ueberfangen  des  Glases  II, 
179. 
Ueberfangglas  U,  179. 
'  Uebergekippte  Schichten,  I, 

20. 
Ueberrcissen   des    Glases  I, 

192. 
Ueberstürzte  Schichten  1, 20» 
Uhrglas  n,  197. 
Ulme  I,  329. 
Ultramarin  II,  226. 
Ultramaringclb  II,  221. 
Ultramaringrün  II,  233. 
Umbra  II,  234. 
Umbra,  kölnische  II,  283. 
Ummantelungen  des  Eisens 

I,  499—501. 
Umschmelzbetrieb  I,  461. 
Unechte  Farben  II,  219. 
Ungarischgrün  II,  230. 
Universalfestigkeitsmaschine 

von  Werder  I,  81. 
Universalkitt  II,  172. 
Universalwalzwerk  I,  480. 
Unterlagsplatten   aus  Guss- 
eisen I,  502. 
Untersuchung  der  Thon- 

masse  I,  118. 
Urgrünstein  I,  38. 
Urkalkstein  I,  24. 
Urmeristem  I,  274. 
Urthonschiefer  I,  41. 
Uwarowit  I,  4. 


Vakuolen  I,  267. 
Vandyksrolh  II,  227. 
Veilchenholz  I,  365. 
Velourstapete  II,  298. 
Venetianischer  Estrich    II, 
118. 


Venetianische  Perlen  II,  196. 
Venetianisches    Weiss    II, 

220. 
Verbindung,    zweck  - 

massigste,  der  Hölzer  I, 

426. 
Verbleiung  I,  495. 
Verblender  1,  153, 177,  238. 
Verblendsteine  I,  237. 
Verbranntes  Stabeisen  1, 529. 
Verbrennungszone  I,  445. 
Verbund-  (Compound-) 

Platten  I,  481. 
Verdrehungsfestigkeit,  siehe 

Festigkeit. 
Verflechtung  II,  306. 
Verglasung    des   Thones   I, 

113. 
Vergolden   der   Gesteine   I. 

104. 
Vergoldergussmasse  II,   43. 
Vergoldung  II,  267. 
Verkleidungssteine  I,  237. 
Verkupferung  I,  496. 
Vernickelung  I,  496. 
Vernieten  I,  491. 
Veronesergelb  II,  222. 
Veronesergrün  II,  232. 
Verschlackungsperiode  I, 

454. 
Verschlagnägel  I,  513. 
Verschlingung  II,  306. 
Versilberung  II,  267. 
Versplissung  II,  306. 
Versteinerte  Harze  II,  214. 
Vertical   stone   rubber   von 

Wilkinson  I,  100. 
Verticaltransport  auf  Ziege- 
leien I,  197. 
Verunreinigungen  des 

Thones  I,  115. 
Verwerfung  I,  21. 
Verwitterung  I,  90. 
Verzinnung  I,  495. 
Vicat'sche   Normalnadel  II, 

91. 
Victoria-Kunststeine  II,  128. 
Viereisen  I,  389. 
Vierkanteisen  I,  503. 
Violettholz  I,  353. 
Virginischer  Kirschbaum 

I.  345. 
Visiren  I,  96. 
Vitriolbleierz  I,  541. 
Vogelbeerbaum  I,  349. 
Vogclkirsche  I,  344. 
Vogelzunge  I,  489. 
Volumcnbeständigkeit  II,  56, 

71,  85,  99. 
Volumenometer  II,  90. 
Vorhalter  I,  491. 


Vorschlaghammer  I,  474. 
Vorwärmzone  I,  444. 
Voutendecke  von  Koenen  II, 

133. 
Vulkancement  II,  287. 
Vulkanglas  U,  182. 
Vulkanische  Gesteine  I,  15. 
Vulkanisches  Glas  I,  46. 
Vulkanischer  Sand  I,  65. 
Vulkanisiren  des  Kautschuk 

II,  277. 
Vulpinit  I,  4. 

w. 

Wachholderbaum  I,  368. 
Wachholderceder  I,  369. 
Wachholderharz  II,  211. 
Wachsfarben  U,  219. 
Wachsfarbenanstriche  II, 

260. 
Wachsleimfarbenanstriche 

II,  260. 
Wachspalme  I,  363. 
Wachspolitur  I,  40 J. 
Wachsseife  I,  401. 
Wachsthum  des  Baumes  I, 

274. 
Wachsvergoldung  II,  268. 
Wackenthon  I,  48. 
Wad  n,  234. 
Wärmeausdehnung  der 

Sandsteine  I,  58. 
Wärmeeffect   des  Holzes   I, 

319. 
Wärmeleitungsfähigkeit  I, 

11. 
Wärmeleitungsfähigkeit  des 

Holzes  I,  320. 
Wagenkastenmacherhobel  I, 

397. 
Wagnerstifte  I,  512. 
Waid  II,  240. 
Walderde  I,  73. 
Waldknopf  II,  306. 
Waldulme  I,  330. 
Walkererde   (Walkerde)   I, 

72. 
Wallnussbaum  I,  341. 
Wallonschmiede  I,  450. 
Wallstein  I,  443. 
Walzblei  I,  545. 
Walzdraht  I,  511. 
Walzen  I.  478. 
Walzenbank  I,  480. 
Walzendrehbank  I,  489. 
Walzenglas  II,  190. 
Walzenglasmacherei     II, 

189*. 
Walzenstrasse  I,  478. 
Walzenstrecke  I,  478. 


336 


Sachregister. 


Walicntisch  I,  480, 
WäbenzugmaschiDe!  I,  478, 
Walzmessiag  I*  55L 
WaUwerk   I,   144  r   II»  26, 

WandbekleiduDgiiplattea    I, 

17£»;  II.  19.^. 
Wandfliesen  I,  233. 
Wandhobel  I,  395. 
WacgcnhQbd  I,  395, 
Wannen  ofen     £um     Glas- 

scbmekcn   U,  185,    186. 
Wantschlag  II,  dm. 
Wasserau  f n  ahm  e  v  e  rmögcn 

des  Tbones  I,  111» 
Wässerbychc  X,  343- 
WaMerdicbltEkeit  des  Port* 

landccmentniört«?!«  II»  114 
Wasserfarben  II,  21^. 
Wasserfar  benanstriche     II» 

258,  mh 

WassergehttU  des  Holjies  I, 

286, 
Wasser^ewcbe  I,  271,  274. 
Wasserglas  11,  2ÜL 
Wasserglasanslricbe  I,  109  j 

11,  203, 
Waaserglasgallerte  11»   903. 
WasserKlaskJll  II,   174/205. 
Wiissergrüti  II,  23L 
W^assefhebemascbineD    I, 

128. 
Wasserkalk  von    Lengerich 

II,  69. 
Wasserkn^pf  II.  306. 
Wasserleitun^ssrohren  I,  502. 
Wasscrlinde  I,   3ci3. 
%V^ssermnrlcl  U,  53. 
Wassersth necke  T,  138. 


Weiss  blcierz  I,  541. 
Weissbuche  h  328, 
Weissdorn  I,   349. 
Weisse  Esche  1,  326, 
Weisseiche  I,  323. 
Wctsseisen  I,  447, 
Weisse  Farben  U,  219. 
Weisserle  I,  324, 
Weisstrr  Thon  II,  220. 
Weissos  Roheisen  I,  446. 
Weissfiiale  I,  291. 
Weissfichte  I,  368. 
Weissgnss  1,  556. 
Weisskiefer  I,  369. 
Wejsslie|!fendes  1,  53. 
WeissiEie&siri^  1,  551, 
Wei^süickelkies  I,  548. 
Weissstrabl  I,  441. 
Weissstuck  II,  39. 

WeissstuckpuU  II»   34, 
WVisstiione  I,  365. 

Weiss  weide  I,  337. 

Weymnthskjefer  I,  372. 

Wellblech  I,  509*. 

WeUblechnägel  I,  514, 

WcUendolorait  I,  28. 

Werfen  deäi  Holies  I,   312, 

Werftweidc  I,  33Ö. 

Werkblei  I,  542. 

Werkbok  I,  383. 

Werksleine  l,  96. 

Werkstücke  I,  96. 

Werkiink  I,  535. 

Wcserplatteu   I,   105. 

Wesensandstein  I,  56. 

Wetlerbeständigkcit  der  n&< 
tiiT liehen  Gesteine  I,    UO, 

Wetterbes  tan  digkeil     des 
Glases  II,   184, 


Wintereiche  I,  321. 
Winterlinde  I»  332, 
Wippsäge  I,  a%. 
Wisninthloth  I,  557, 
Wölframstahl  I.  450, 
Wolfsalabl   I,  449. 
Wolken bnrger  Stein  I,  4 
WoUt^pete  IIp  29a 
WootzstaM  I,  459. 
Würfelnickel  I,  54l^. 
Wulsteisen  I»  506*. 
Wnlstgliminerscliiefer  I, 
WunderbUü  II,  239. 
Wijndkork  I,  272»  290. 
Wurfprobe  I,  525, 
Wurmfrasa  I,  293.  427. 

Xylem  I,  272. 
Xylemslrahlen  I»  274, 
Xylol  II,  216. 
Xylolith  (Siemholzk  I,  S 


Ybe  I,  377. 
Yellowpine  I,  373. 


Zähigkeit  I.  14. 
Zähigkeit  des  Holjees  I,  i 
Zangen  des  SchwclsÄeisec 

452,  479. 
Zange wiiUen  I,  479. 
Zaffer  II,  225,  236, 
Zahnbammer  I,  97*. 
Zahnkilt  II,    174. 


Sachregister. 


337 


Ziegelerde  I,  71. 
Ziegelflammofen,  Casseler  I, 

Ziegelflammofen,  geschlosse- 
ner I,  ÜOI*. 

Ziegel flammofen,  mit  unter 
Zwang  gestellter  (über- 
schlagender) Flamme  I, 
201*. 

Ziegelflammofen,  offener  I, 
200*. 

Ziegelformat  I,  236. 

Ziegelthon  I,  71. 

Ziehbank  I,  389. 

Ziehklinge  I,  399. 

Ziehmesser  I,  390. 

Ziehscheibe  I,  483. 

Zierlcisteneisen  I,  505*. 

Zimmermannsknoten  II,  306. 

Zink  I,  535,  536. 

Zinkblende  I,  5,  535. 

Zinkcement  von  Sorel  II, 
112. 

Zinkdraht  I,  538. 

Zinkerze  I,  535. 

Zinkfolie  I,  536. 

Zinkgelb  II,  223. 

Zinkgrau  II,  221. 

Zinkgrün  II,  232. 

Zinkkupfergrün  II,  231. 

Zinknägel  I,  538. 


Zinkoxyd  I,  535. 
Zinkspat  I,  535. 
Zinksulfitfarbe  I,  493. 
Zinküberzug    auf   Eisen    I, 

494. 
Zinkweiss   I,    536;  II,  221. 
Zinkwellblech  I.  537. 
Zinn  I,  538,  540. 
Zinnamalgam  I,  541. 
Zinnasche  I,  540. 
Zinnbrillanten  I,  555. 
Zinnfolie  I,  540. 
Zinngusswaren  I,  540. 
Zinnkies  I,  538. 
Zinnkörner  I,  540. 
Zinnlegierungen  I,  555. 
Zinnober  I,  5;  H,  222,  227, 

230. 
Zinnröhren  I,  540. 
Zinnstein  I,  538. 
Zinnüberzug    auf    Eisen   I, 

495. 
Zirkelsäge  I,  385. 
Zirkonsyenit  I,  35. 
Zitterpappel  I,  331. 
Zobtenfels  I,  38. 
Zopftrockenheil  I,  292. 
Zollgläser  II.  190. 
Zor^seisen  I,  506*. 
Zuckerahorn  I,  335. 


Zuckerbirke  I,  337. 

Zuckerkiefer  I,  373. 

Zünder  I,  78. 

Zündfaden      von      Bickford 
I,  78. 

Zündhölzchenhobel    I,  397. 

Zündschnur  I,  78. 

Zürbelkiefer  I.  371. 

Zürgelbaum  (-Strauch)  1, 352. 

Zugfestigkeit,  siehe   Festig- 
keit. 

Zugfestigkeitsapparat       von 
Michaelis  U,  91*. 

Zugmesser  I,  390. 

Zugstrang  I,  301. 

Zuschläge    zur     Verhütung 
des  Eisens  I,  442,  451. 

Zuschlaghammer  I,  474. 

Zusammenschwemmungs- 
breccien  I,  61. 

Zweimalschmelzerei   I,  450. 

Zweispitz  I,  96*. 

Zwergbirke  I,  337. 

Zwergkiefer  I,  371. 

Zwergkirsche  I,  345. 

Zwergweide  I,  338. 

Zwetschenbaum  I,  346. 

Zwickauergelb  II,  222. 

Zwillingswalzwerk  I,  479. 

Zwischgold  II,  266. 


Druckfehlerverzeichniss. 

Band    I,  S.  279,  Zeile  1  lies:  »Splintholz«  statt:  »Schnittholz«. 
»      II,   »      15,      »     15  von  unten  lies:  »nicht  nur«  statt:  »nicht«. 
<»      II,   »    188,      »       1  lies:  »Boetius«  statt:   »Boetuis«. 


KrQger,  Handbuch  der  Baustofnobrc.  Hand  II. 


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Tafel  44. 


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