Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
iJ.9?.
I
I
c2"~ ~C<7—
"'t -
in
y
Ilfö-
-fl-
y
C~}
^
--OT-- 1^ - ^ - y
V
X
i
/
r
'V
\
SR. EXGELLENZ
DEM HERRN STAATSMINISTER
GABL AUGUST WILHELM EDUABD
VON w I M'rMBgfrBfUf
DEM GEISTREICHEN BEURTHEILER UND
THÄTIGEN BEFÖRDERER
WISSENSCHAFTLICHEN FORTSCHRITTS
AUS TIEFGEFÜHLTER DANKBARKEIT UND VEREHRUNG
EHRFURCHTSVOLL GEWIDMET
-^
I
T o r r e d e.
Cicero erzählt von L. Crassos dem Redner, man habe ihn
ojfl äussern hören, dass er nichts so sehr bereue, als den G.
Papirins Garbo angeklagt zu haben. Denn sich selbst habe er
dadurch für sein ganzes Leben die Freiheit des Handelns be-
nommen und eine Lebensregel sich vorgeschrieben, deren
strenger Befolgung er sich nicht habe entziehen können , ohne
in den damals ausgesprochenen Grundsätzen seine eigene Ver-
urtheilung zu finden. — Fast möchte ich sagen, dass mich eine
ähnliche Empfindung anwandele, indem ich diese Arbeit der
gelehrten Welt übergebe. Je unumwundener ich mich mehr als
ein Mal über das Ungenügende mancher firemden Leistungen auf
demselben Gebiete ausgesprochen und je höher ich die Anfor-
derungen an eine neue Bearbeitung der römischen Alterthümer
gestellt habe, desto lebhafter fühle ich, welche Ansprüche an
mein eigenes Werk gemächt werden dürften. Zwar bin ich
nicht in dem Falle, jene früheren Erklärungen zu bereuen,
und an jenen Grundsätzen kann ich nichts ändern ; wohl aber
bin ich oft bedenklich geworden, ob ich den selbstgemachten
Anforderungen genügen, ob ich das erreichen werde , was ich
gern erstreben möchte.
Dass ein Handbuch der römischen Alterthümer als Ueber-
sicht der Ergebnisse neuerer Forschung gegenwärtig wirkli-
ches Bedürfniss sei , darüber glaube ich kein Wort verlieren
zu müssen. Man würde es selbst unbegreiflich finden, dass
seit 50 Jahren, wo Alexander Adam seine planlose Compila-
tion herausgab, bei so ganz verändertem Stande der Wissen-
VI
Schaft Diemand zu solchem Untembhmen sich entschlossen hat,
wenn es sich nicht ans der grossen Bewegung und dem Kampfe
widerstreitender Meinungen erklärte, die seit dreissig Jahren
auf diesem Gebiete geherrscht und den ruhigen Standpunkt,
den die Bearbeitung eines Handbuchs erfordert, schwierig ge-
macht haben. Die Gährung, welche Niebuhrs unsterbliches
Verdienst in die träge Masse vermeintlichen, auf langverjähr-
ter Ueberlieferung bequem ruhenden Wissens gebracht hatte,
musste sich erst beruhigen ; der hitzige Paroxysmus, der auf
den langen Torpor gefolgt war, musste erst vorübergehen, um
die römische Alterlhumskunde aus ihrem lethargischen Zustande
durch eine heilsame Krisis zur Genesung zu führen. Eine
Menge angeregter Fragen wollte erst beantwortet, specielle
Untersuchungen geführt sein, ehe sich eine festere und allge-
mein gültigere Ansicht bilden konnte.
Ob nun gegenwärtig ein solcher Zeitpunkt ruhigen Ueber-
blicks eingetreten sei, darüber lässt sich freilich verschieden
urtheilen. Eine Zeit lang schien es, als wollte man anfangen,
an etwas Bestimmtem festzuhalten ; aber die neuesten , zum
Theile sehr verdienstlichen Bestrebungen haben wieder grös-
sere Bewegung in der Beurtheilung der staatsrechtlichen Ver-
hältnisse und der Religionsverfassung hervorgebracht. Ueber-
haupt aber braucht man bloss an die Namen Huschke,
Göttling, Rubino, Ambrosch, Clausen, Geib,
Rein, Peter, Merkel u. A. zu erinnern, um das rege
Leben anzudeuten, das in den letzten Jahren auf diesem Ge-
biete eine sehr erspriessliche Thätigkeit entwickelt hat und
auch für die folgende Zeit erfreuliche Fortschritte hoffen lässt.
Demungeachtet musste ich es Hir tbörig halten, den Augen-
blick abwarten zu wollen, wo alle diese Angelegenheiten völ-
lig durchgesprochen und zur Entscheidung gebracht sein wür-
den, und so die Abfassung eines übersichtlichen Handbuchs
vielleicht ad Graecas Kalendas hinauszuschieben. Vielmehr
ist in der That die vielseitige Forschung so weit gediehen, dass
es dringendes Bedürfniss wird, endlich einen Gesammtüberblick
zu erlangen und des im Einzelnen Gewonnenen sich im Zu-
sammenhange bewusst zu werden.
Auch sind wirklich in der letzten Zeit zwei Versuche die-
ni
sem BedürfniMe zu genügen dorch Rnperti's Handbuch und
Zeiss römische Alterthumskunde gemacht worden. Es tbut
mir leid, Ersteres noch ein Mal als eine höchst voreilige
und fehlerhafte Arbeit nennen zu müssen, wie ich das in
Jahns Jahrbüchern, 33. B. 2. H. zum Ueberflusse nachgewier
sen habe: hinsichtlich des Letzteren möchte ich gern eines
Urlheiles überhoben sein^ Was ich wenigstens als Aufgabe
einer neuen Bearbeitung der römischen Alterthümer anerken*
nen muss : 9,auf der Basis eigener Forschung und ausgerüstet
mit der Sicherheit des Urtheils, welche nur ein langes und
ernstes Studium der gesammten schriniichen und in möglich-
ster Ausdehnung der monumentalen Quellen verleihen kann,
die Ergebnisse bisheriger Forschungen auffassend und mit um-
sichtiger Kritik sichtend und berichtigend, das Zerstreute und
Vereinzelte sammelnd, ordnend und verknüpfend, das Vernach-
lässigte und Vergessene ergänzend und neu begründend — mit
solchem Streben sich für die Wissenschaft selbst zu bctbätigen
und die gelehrte Welt auf dem Boden des römischen Alter-
thums einen Schritt weiter zu führen'% diese Aufgabe hat der
Verfasser sich gewiss nicht gestellt.
Was nun gegenwärtigen ersten Theil meines Handbuchs
anlangt, so bedarf es über die beiden Abtheilungen, die er
enthält, einiger Bemerkungen. Es schien unerlässlich, eine
Uebersichl der Quellen vorauszuschicken, und zwar verstand
es sich von selbst, dass von den als Urquellen bezeichneten
an irgend einem Orte gesprochen werden musste, da sie selbst
zu den Allerlhümern gehören. Die Uebersicht der erhaltenen
Quellen aber wird an sich zwar Vielen entbehrlich , Manchem
doch auch erwünscht sein ; ich aber konnte mich der Verpflich-
tung nicht entziehen, Rechenschaft von dem Gebrauche zu ge-
ben, den ich von diesen Quellen machen zu müssen glaube.
Es hat mir ganz fem gelegen, einen literaturgeschichllichen
Abriss geben zu wollen; es galt mir nur, mich darüber zu er-
klären, wie die einzelnen Schrinsteller von mir angesehen
würden, welcher Werth und welche Gültigkeit ihnen von mir
in Bezug auf die antiquarische Untersuchung zugestanden wer-
de. Und das schien um so nölhiger, als über mehrere das Ur-
Iheil keinesweges feststeht; manche überschätzt werden, au-
— ^*- vin — —
dere, besonders von Niebuhr, in nicht verdienter Weise ver-
unglimpft worden sind. Ich will nur den einen Appian nennen,
der von ihm als geistloser und urtheilsunfahiger Schriftsteller
behandelt wird , während ich in ihm gesunden Verstand nicht
vermisse und ihm, mit Berücksichtigung seiner Zeit, trotz
unvermeidlicher Irrthümer, die historische Befähigung nicht
absprechen mag. Aus diesem Gesichtspunkte möge man die
vorausgeschickte Quellenü'berstcht betrachten.
Die zweite Abtheilung umfasst die Topographie der Stadt.
Sie gehört zu den schwierigsten Aufgaben, und doch war es
mir ganz besonders darum zu thun, sie genügend zu lösen. Es
ist mir längst zur festen, tiefgefühlten Ueberzeugung gewor-
den, dass eine klare und lebendige Anschauung des römischen
Lebens — das letzte Ziel unserer darauf bezüglichen For-
schung — gar nicht möglich ist, ohne mit der Oertlichkeit ver-
traut zu sein, auf der sich dieses Leben bewegt. Darum muss
ich diesen Tbeil als einen der wichtigsten in der römischen Al-
terthumskunde betrachten und es war gleich anfangs beschlos-
sen, ihn mehr zu berücksichtigen, als gewöhnlich in Handbü-
chern zu geschehen pflegt. Eine Reise nach Italien, deren
Dauer mir zwar nur einen fast dreimonatlichen Aufenthalt in
Rom gestattete, hat mich hinlänglich belehrt, was ich freilich
auch früher schon hatte bemerken müssen, dass die römische
Topographie bisher sehr leichtsinnig behandelt worden ist;
dass die neuesten Bearbeiter, die als gültige Autoritäten ange-
sehen werden, sich mit den von den älteren Topographen ge-
sammelten alten Zeugnissen begnügt und sich der Mühe eines
für diesen Zweck geflissentlich anzustellenden eigenen Studiums
der Schriftsteller überhoben; dass sie ihre durch nichts be-
gründeten Phantasien als sichere Thatsachen hingestellt und so
bei vielem unbestrittenem Verdienste dennoch ein falsches Rom
aufgebaut haben*). Zugleich aber habe ich lebhaft erkannt,
*) Wem dieses Unheil vielleieht hart scheinen mSefate , der wird
leicht ans den von mir gegebenen Nachweisnngen sich überzeugen
können, dass es vollkommen gerecht ist. Ich habe über die einzelnen
Leistungen mich in der Schrift de Romae veteris murU atque portü,
Lips. \SA%, andeutend erklärt. Eine weitere Begründung wird in ei-
IX
dass, so unentbehrlich auch die unmittelbare Anschauung der
Oerüichkeit im Allgemeinen ist und so viel Unterstützung die
Kenntniss der einzelnen trümmerhaften Denkmäler gewährt,
dennoch die zerstreuten Nachrichten der alten Schriftsteller in
ihrer Vereinigung bei weitem die sicherste Grundlage der Un-
tersuchung gewähren. Ist ja doch das republikanische Rom,
das unsere Theilnahme vorzugsweise in Anspruch nimmt, ganz
verschwunden, und die prachtvollen Anlagen der Kaiserzeit
lassen sich grösstentbeils nur aus unsicheren, vieldeutigen
Mauerresten oder aus ungenauen Berichten einer Zeit, die
noch mehr davon sah, einigermassen errathen. Ich weiss
nicht, wie ich den Muih gehabt habe, über römische Topogra-
phie schreiben zu wollen, ohne noch Rom gesehen zu haben;
aber so unschätzbar mir die eigene Anschauung als Bedingung
der Untersuchung gewesen ist, so kann ich die reichste Quelle
der Erkenntniss doch nur in der alten Literatur finden. Das
Manuscript, das ich nach Rom mitgenommen hatte, ist ganz
bei Seite gelegt worden ; ein zweites nach meiner Rückkehr
vollständig ausgearbeitetes hat vielfältig umgearbeitet werden
müssen, nachdem ich es unerlässlich gefunden hatte, mich
gänzlich von der italiänischen Unkritik und den leichtfertigen
Annahmen der ,, Beschreibung der Stadt Rom'^ loszusagen*)
und die ganze römische Literatur, so wie den hieher einschla-
genden Theil der griechischen noch ein Mal für diesen speciel-
len Zweck zu excerpiren, eine Mühe, die mir sehr belohnend
gewesen ist. Dadurch ist das Erscheinen dieses Bandes ver-
zögert worden ; zugleich aber hat er einen grösseren Umfang
erhalten, als ich selbst erwartet hatte. Habe ich indessen den
Zweck erreicht, die römische Topographie von einer Menge
fest eingewurzelter Irrthümer und wilikühiclicher Annahmen zu
Der nacbsteDS erscheioendeo kritischen Uebersicbt dessen, ivas in den
letzten 25 Jahren fdr römische Topographie geschehen ist, erfolgen.
*) Damit soll keinesweges gesagt sein , dass ich nicht Manches
den Schriften Nibby's, Canina's, Piale's , Bnnsens u. A. verdanke.
Mein Bach selbst weiset das nach, and ich habe mit gebtthrendem
Lobe anerkannt, wo der Eine oder der Andere das Richtige getroffen
hat. Aber des Unbegründeten ist mehr, and die ganze Behandlangs-
weise mnss ich verwerfen.
befreien und ein möglichst vollständiges und wahres Bild von
der alten Roma zu entwerfen, so hoffe ich, es wird die aus-
Itihrliche Behandlung, welche ich diesem Abschnitte gewidmet
habe, keine Missbilligung finden, im Gegentheile erwünscht
kommen. Ich möchte so gern mir einen Dank von meinen
deutschen Landsleuten verdienen und die deutsche Forschung
auf einem Gebiete, wo jeder geglaubt bat, sich Alles erlauben
zu dürfen, von ausländischer Oberflächlichkeit und inländischem
Dilettantismus unabhängig machen: deshalb war es mir vor
Allem darum zu thun, die Nachrichten der alten Schriftsteller
als die sicherste Basis sorgfaltig gesammelt und geordnet vor-
zulegen, damit jedermann über den Grund oder Ungrund der
daraus gezogenen Ergebnisse selbst urtheilen könne. Wie
ich dabei bemüht gewesen bin, ältere und neuere Schriften
möglichst zu benutzen, um das Brauchbare daraus zu gewin-
nen, weiset die Arbeit selbst nach. So ansehnlich übrigens
die Literatur ist, welche ich durch die bereitwilligste Unter-
stützung , sowohl beider hiesigen und der königlichen Biblio-
thek zu Dresden, als mehrerer werthen Freunde vereinigt
habe, so ist doch Manches ungern von mir entbehrt wor-
den: namentlich Piale^s Ausgabe des Venuti, Marti ne 1-
li^s Roma ex ethnica sacra und Cassio, Corso delle ac»
que, Dass neuerlich ein von Nibby nachgelassenes Werk
über Rom erschienen sei , habe ich erst kürzlich durch Sla-
nisl. Aloe aus Neapel bei seinem Besuche erfahren. ~ Eben
aber bei Beendigung meines Buchs kömmt mir endlich der
letzte Theil der „Beschreibung der Stadt Rom^^ zu,
worin sich die Abschnitte über das Marsfeld und die Trans-
tiberina, von Urlichs bearbeitet, finden. Der Theil trägt
die Jahrzahl 1842 und die Vorrede ist vom 3. August 1842
datirt; ich muss aber zu meiner Rechtfertigung erklären, dass
die Auslieferung eben erst jetzt (18. September) erfolgt ist,
so dass ich mir jene Jahrzahl nicht recht erklären kann. Es
bleibt mir nicht so viel Zeit, Urlichs Aufsätze vollständig zu
lesen; aber ein flüchtiger Ueberblick hat mir gezeigt, dass
ich in einigen Punkten mit ihm zusammentreffe, während ich
in vielen anderen direkt und auf das Bestimmteste widerspre-
chen muss.
XI
Wenn übrigens an einigen Stellen die Weise der Be-
handlung nicht ganz der Form eines Handbuchs entsprechend
gefunden werden sollte, so wird sich das ans der Natur der
behandelten Materien erklären. Es soll zwar überhaupt ein
Handbuch von einem Lehrbuche sich dadurch unterscheiden,
dass es nicht nur Resultat«, sondern auch deren Begründung
kurz, aber möglichst vollständig giebt : nur die eigentliche Un-
tersuchung soll davon ausgeschlossen sein. Das habe ich nun
auch, wie ich konnte, zu vermeiden gesucht; wo aber, wie
auf diesem Gebiete, gar nicht zu Resultaten zu gelangen ist,
ohne langverjährte Irrthümer zu berichtigen und falsche Be-
hauptungen zu widerlegen ; wo die Beantwortung einer Frage
nothwcndig von der Entscheidung mehrerer anderer abhängt,
wie die Oertlichkeiten selbst sich gegenseitig bestimmen, da
ist es unvermeidlich, dass die neue Begründung des für richtig
Erkannten, um ihm dem hergebrachten Irrthume gegenüber
Geltung zu verschaffen, etwas ausluhrlicher wird. Ich habe
mich dabei übrigens, so viel sich dazu Aufforderung fand, so
fern als möglich von Polemik gebalten , und wenn ich einige
Male mich unwillig gegen jene vornehm thuende Ungriindlich-
keit erklärt habe, welche die Quellen ignorirt, die Denkmäler
willkübrlich deutet, Unerwiesenes und Unerweisliches täu-
schend als Thatsacben hinstellt und so den irre führt, der die
Untersuchung eben nicht selbst führen kann, so ist es nur ge-
schehen, um die Strenge meines Unheils über die Topogra-
phen, welche jetzt als Autoritäten angesehen werden, voll-
kommen zu rechtfertigen. Es handelt sich da nicht um ein-
zelne Irrthümer, die jederzeit verzeihlich sind, sondern um die
ganze wissenschaftliche Bestrebung. Es möge mir niemand
die Anmassung zutrauen, als könnte ich glauben, nirgends ge-
irrt zu haben ; aber erst wenn man mir Mangel an Gewissen-
haftigkeit in der Forschung, wenn man mir nachweisen kann^
dass ich auf Schleichwegen mit Umgehung der Zeugnisse mei-
nen Hypothesen Geltung zu verschaOen gesucht habe; dass es
mir überhaupt um etwas Anderes zu thun gewesen , als die
Kenntniss des römischen Bodens zu fördern, dann erst werde
ich das Urtheil selbst verdienen, das ich über Andere unum-
wunden, wie ich gewohnt bin, ausgesprochen habe. Was
XII
aber die Punkte anlangt, in denen ich geirrt haben kann , so
möge man sie nicht einzeln herausheben , um einen Tadel zu
begründen, ohne ihnen gegenüberzustellen, was die römische To-
pographie, wie ich hoffe, durch meine Arbeit gewonnen hat.
Eine der einflussreichsten Entdeckungen — wenigstens
ist mir nicht bekannt, dass die Bemerkung schon irgendwo an-
gezeigt sei — wurde von mir leider zu spät gemacht, um zur
sofortigen recht nachdrücklichen Entscheidung 'mehrerer der
bedeutendsten Fragen dienen zu können. Sie betrifft die ca-
pitolinischen Fragmente. Der Zweifel über die rich-
tige Anwendung des Stücks mit der Inschrift Libertatis (s.
Taf. IV.) veranlasste mich nachträglich zu einer genauen Prü-
fung der mit Inschriften versehenen Fragmente und es ergab
sich auf das Schlagendste, dass der antike Plan nicht die bei
uns übliche Orientirung gehabt hat, nach welcher Norden oben,
Osten zur Rechten und Abend zur Linken ist, sondern gerade die
umgekehrte. Es ist bei dem Entwürfe die Eintheilung des Him-
mels als templum berücksichtigt, wobei die/^ar« sinistra ab Orien-
te, dextra ab occasn^ anlicaadrneridientypostica ad septemtrio-
nem war. Das ergiebt sich entschieden aus einigen ihrerLage nach
unzweifelhaften Gebäuden, deren Namen sich auf Fragmenten
finden: erstlich die Scene des Theatrum Marcelli (Bel-
lori Taf. Xn.), dann das Theatrum Pompeii (s. unsere
Taf. ly.) und das Hecatostylum (Bellori ebend.). Die
Inschriften dieser Fragmente würden unserer Orientirung nach
sämmtlich verkehrt, auf dem Kopfe stehen, und dasselbe würde
bei den Inschriften der Porticus Octaviae Statt finden;
so dass sich daraus auf das Gewisseste die Orientirung ergiebt,
bei welcher Süden oben , Osten zur Linken ist. Von dieser
Thatsache ausgehend hat man die unsicheren Fragmente zu be-
urtheilen, und es folgt nun, dass jene beiden Stücke (s. uns.
Taf. IV.) nicht die Basilica lulia und den Salurnlempel ange-
ben können (Anm. 628.); denn nunmehr würde deren Inschrift
verkehrt stehen ; es folgt dasselbe für die angebliche Basilica
Aemilia (Anm. 538.), denn auch hier würde Liberiatis ver-
kehrt stehen ; vielmehr ist es offenbar , dass Canina (dem ich
in Anm. 958. Unrecht gethan habe) dieses Fragment ganz rich-
tig angewendet hat. Es ist mir sehr erfreulich gewesen, durch
diese Bemerkung die aicherste Bestätigung dessen erhalten zu
haben, was ich aus anderen Gründen annehmen musste.
Hinsichtlich der in Bezug auf topographische Ereignisse
befolgten Chronologie bemerke ich, dass ich mich (ast durch-
gängig nach den Fasti Capitolini gerichtet habe , wenn nicht
ein besonderer Grund zur Abweichung vorlag. Auch dann be-
trägt die Differenz nur etwa ein oder zwei Jahre, und sollte
dann und wann die Rechnung weniger richtig gefunden wer-
den, so wüsste ich doch keinen Fall, wo davon eine Entschei-
dung abhinge.
Noch habe ich mich über den beigefugten Plan der Stadt
zu erklären. Es hat durchaus nicht meine Absicht sein kön •
neu , einen voDständigen Plan des alten Rom zu liefern, wo
alle bekannten Gebäude an bestimmter Stelle eingetragen wä-
ren. Ein solcher Plan ist allemal eine Unwahrheit; denn wo
man auch den Ort, den ein verschwundenes Gebäude einge-
nommen haben mag oder muss, im Allgemeinen nachweisen
kann, bleibt doch die ganz genaue Bestimmung (die in den mei-
sten Fällen auch ganz unwesentlich ist) höchst misslich , und
wo nicht deutliche Reste vorhanden sind, finde ich es ganz un-
statthaft, eine bestimmte Form des Gebäudes nach efgener
Phantasie einzutragen. Vielmehr musste es mir darum zu
thun sein, die modernen Punkte anzugeben , auf die sich bei
der topographischen Bestimmung bezogen werden musste, so
dass jedermann sofort die Stelle auffinden könne, wo ein anti-
kes Gebäude angenommen wird. Deshalb habe ich den Plan
in zwei Farben drucken lassen , damit sich das Moderne von
dem Antiken deutlich unterscheide "). Die allgemeinen Formen
der Hügel sind nur zart angedeutet, um nicht der Uebersicht-
lichkeit und Deutlichkeit Eintrag zu thun. Sonst erscheint in
Schwarz nur das sicher Bestimmbare und in Resten Vorhan-
dene. Für das System der Fora und das Capitol sind beson-
*) Id dem Theile , den die neae Stadt hauptsächlich eioDimmt
(Marsfeld and Trans Tiberim), war das Aogebeo aller beachtenswer-
then modernen OertUchkeiten anaasfdhrbar: ich kann da nnr empfeh-
len, einen Plan des neuen Rom zu Hälfe zu nehmen.
XVI
Greozen des Foram. S. 1^69.
Das Gomitium. S. 273.
Das Forum der Republik. S. 281.
Das Forum von [ulins Caesar bis aaf Domitian. S. 329.
Das Forum seit Domitian. S. 345.
Die Fora der Kaiser. Forum Inlium. S. 362.
Forum Augnstum. S. 370.
Forum Traositorium oder Forum Nervae. S. 373.
Forum Traiani. S. 378.
Das Capitoi. S. 385.
Der Palatin und die Velia. S. 415.
DerAventin. S. 446.
Die Tiefe zwischen dem Aventin, Palatio, Capitolin und dem
FLusse. M^ircns Maximas. Forum Boarium. Vicus lugarius. Vicus
Tuscus. velabrum.) S. 467.
Der Caelius. S. 494.
Das Gebiet unter dem Caelius bis zum Aveotin. S. 509.
Der Bsquiliu und die Snbura. S. 521.
Die Celles. S. 563.
Der Viminal. S. 565.
Der Quirinal. S. 567.
Der Coliis hortorum oder Plncius. S. 590.
Die Ebene pegen den FIbm. (Via lata. Cireus Flaminius. Campus
Martins.) S. 693.
Trans Tiberim. (Das Gebiet des faoiculus und des Vatican. In-
sula Tiberina.) S. 650.
Gebäude für Schauspiele. Die Circi. S. 664.
Die Theater. S. 675.
Die Amphitheater. S. 680.
Die Thermen. S. 683.
Die Brücken. S. 692.
Die Wasserleitungen. S. 701.
Anhang. Das Regionen verzeiehniss. Curiosnm urbis Ronae. S. 709.
Erklämog der Tafeln. S. 718.
Nachtiüge und Berichtigungen. S. 719.
i
4
t
Die Q,aellen
Die Qaellen.
Die Kenntniss des römiftehen Alterlhiuis wird im We-
senüiehen ans den SchriftsteUem geschöpft, deren Werke ganz
oder thellweise aus dem Allerthome auf nns gekommen sind.
Bei weitem die meisten dieser Schriftsteiler verfolgen ganz an-
dere Zwecke als geflissentliche Belehmng über römische Ein-
richtungen und römisches Leben , und die Aufgabe des Alter-
thumsforschers ist es , die zerstreuten Nachrichten und gele-
gentlichen Andeutungen zu sammeln, kritisch zu sichten und
auf combinatorischem Wege zum organischen Ganzen zu ge-
stalten. Das Mühevolle dieser Arbeit wird noch bedeutend
gesteigert durch die Ungleichheit und den Widerstreit der
Schriftsteller, die nach Zeit und Verhältnissen , Charakter und
Streben, Fähigkeiten und Bildung, Fleiss und CSewissenhaftig-
keit, in hohem Grade verschieden , nicht selten unter einander
in offenem Widerspruche stehen; das im Wechsel der Jahr-
hunderte Veraltete und unkenntlich Gewordene, jeder nach sei-
ner Weise, oft nur eben wie es der Augenblick eingiebt, er-
klären und deuten ; die bunten Sagen der frühesten Zeit ohne
weitere Reflexion mit treuherziger Leichtgläubigkeit nach-
sprechen, oder, was noch hinderlicher wird, init unzeiiiger
Pragmatik in nüchterne Geschichte zu verwandehi und daraus
ein nie gewesenes Alterthum aulzubauen bemüht sind.
Um daher mit einiger Sicherheit über die einzelnen Fra-
gen urtheilen und, wo Gewissheit nicht zu erlangen ist, doch
das Wahrscheinlichere ausmitteln zu können, ist es unerlSss-
lieh, ueh strenge Rechen»«ii«ft von dem Werthe and der Giil-
1*
1
tigkeit der verschiedenen Quellen zu geben. Es genagt aber
keinesweges, nur die Schriftsteller einer Prüfung zu unterwer-
fen, die gleichsam als einzelne Denksteine späterer Zeiten aus
dem unendlichen Reichthume gerettet auf uns gekommen sind,
ohne in den meisten Fällen selbst Kunde zu geben von ihrer
Abstammung: vielmehr ist eine Würdigung derselben nicht
wohl möglich , ohne zugleich zu untersuchen, welcher Art die
Quellen gewesen, aus denen sie flössen und fliessen konnten.
Deshalb muss man zurückgehen auf die Urquellen, so weit noch
ihre Spuren zu entdecken sind , und dann erst kann in Frage
kommen , in wie weit und in welcher Weise die einzelnen
Schriftsteller davon Gebrauch machen konnten und nachweis-
lich gemacht haben. Als solche Urquellen sind zu betrachten
alle öfenüichen Urkunden nnd Denkmäler, weiche Nachricht
geben konnten von der Zeit, in welcher sie entstanden ; ausser
ihnen aber auch manche Privatdocnmente und Zeugnisse , die
Gemeingut gewisser Familien waren.
Die älteste solche Urquelle der römischen Geschichte —
und die römische Geschichte bort nie auf zugleich Verfassungs-
geschichte zu sein — sind nach der übereinstimmenden Ansicht
des Alterthums die
Annales pontificum; jedoch ist die Zeit ihres Be-
ginnens, so wie ihre Dauer keinesweges völlig im Klaren.
Annales pontificum wurden sie genannt, weil es der Pon-
tifex maximus war , der jähriich die merkwürdigeren Ereig-
nisse, also eine Art Chronik der Stadt aufzeichnete. Ans dem-
selben Grunde wurden sie auch Annales maximi genannt.
Paul. Diac. p. 1S6 MüU. Maanmi atmales (g^eliabanttir
mön magnitudine, sed quod eas pontifex maximus C9^fecissei.
Die Hauptstelle über sie , welche den Zeitpunkt ihres Anfan-
gens und den ihres Anfhörens nennt und von der Weise ihrer
Abfassung nnd Veröffentlichung Nachricht giebt, ist bei Ci-
cero de or. II, 12. Erat enim kütoria nihil aliud ^ nisi an-
nalium confectio , cuius rei memoriaeque puUicae reünendae
causa ab initio rerum Romanarum usqtie ad P- Mudum , poH-
tificem maximum , res amnes singulorum asmorum mandabaf
Uteris pontifex maximus ^erebatque in altum et proponebat
tabulam dornig potestas ut esset popuio cognoseendi, üque
etiam fnme annales maximi nommantur ^). So war also der
jedesmalige Pontifex maximiis der eigentliche Historiograph
oder vielmehr Chronist der Stadt, und indem die jährlichen
AnEEeicfannngen geordnet zusammengestellt wurden, bildete
sich eine magere Cresehichte des Volks. Dass eine solche Samm-
lung und chronologische Anordnung Statt gefunden hahe , und
dass in dieser Form die Annaien in achtzig Bücher ahgetheilt
waren, berichtet zwar nur ein Schriftsteller später Zeit^);
aber es zeuget dafür die Erwähnung bei Cicero und Varro,
und mehr noch wörtlich aus den einzelnen Büchern angeführte
Stellen. — Ausser den angeführten Namen werden sie auch
Annales publici oder schlechthin Annales genannt^)«
Der Zeitpunkt, wo diese Aufzeichnungen begannen, ist
nichtsdestoweniger ungewiss. Zwar sagt Cicero: ab vriiio
rerum Romanarum , und so weit hinauf reichten also die ihm
bekannten; wie denn auch Varro^) wahrscheinlich aus ihnen
1) Vgl. Macrob. Sat. III, 2 «xtr. Pont\ßeibut enim permiss^
est potestas memoriam rerum gestarum in tabulas conferendi et hos
annaies appeiiant equiiem maximos , quasi a ptmtifUihuM mawimis
Jaetos. Uogewuser ist es, ob min an sie za denken habe bei Dio-
ny«. Malic. I, 73. naXatog fiiv ow ovzs avy^'Qatptvs , ovre XoyoyQatpoe
iurl *Pwftiu(uy ovSi tts, in naXauäv fUvvoi Xoywv tv Uqm SdXrcsi üot^^
fUvmv aiaatig T«ff nai^aXafiinv wiy^aipB, So ist auch bei demselben
Schriftsteller, 1,74. inl to5 na{fä r6t^*Ay%iotvai nsifiivov iriveato^, die
Goojectar Niebnhrs {Rom, Gesch. I. S. %%6. 3 Ans^.): nra^a toU
mfx**i^S0iy sehr zweifelhaft. Zwar mSchte von dem Namen weniger
•in Bedenken zn «ntlehnen sein ; aber wie sich weiterhin zeigen wird,
möchte sehwerlieh zugegeben werden k5nnen, dass in Dionysins Zeit,
die Annales maximi noch in den Originaltafeln vorhanden gewesen seien.
7) Serv. z. Virg. Acn. I, 377. Ita autem j4nnales cof^fieie^
bantur: tabuiam dealbatam quotannis Pant^eoß maximus habuit^ tnr
qua praeseriptis eoss, nominibus et aiiorum magistratuum digna
memoratu notare eonsueverat domi tnilitiaeque terra marique gesta
per singulos dies, Cuius diligentiae annuos eommentarios in LXXX
libros veteres reUderunt eosque a Pont\ficibus maximis Annales ma-
ximos appellarunt. Andere Anfiihmngen s. weiter unten.
3) €ic. de rep. II, 15. Diomed. p. 480 Pntsch. Annales pu-
blici, quos ponti/ices scribaeque cor{fleiunt. Indessen können darunter
auch Doch andere weiterhin zu nennende Aufzeichnungen verstandeq
werden, worauf namentlich die scribae hinzuweisen seheinen.
4) L. L. V, 10. p. 79 Sp. nam ut Annales dieunt^ vwit Qpi Flo-
raeve; Diovi Satumoque etc. (Müller nach dem Ilavn. Fhrae, fV
diOj Jovi, Noch näher lag: Flarae, Fediavi Sat.) Aurel. Vict. de
orig* geat. Rojn. 17. fuhrt sie selbst weit über dea Ursprung Roms
6
f
die Namen der Gottheiten anführt, denen Tatius heilige Oerter
weihete, nnd noch in Constantins Zeit wusste Vopiacus '),
dass sie von den ersten Anfängen Roms Nachricht gegeben
hatten. Gleichwohl wird es niemand für glaublich halten ; man
wird es vielmehr ganz gegen den natürlichen Gang der Dinge
finden, dass man gleich bei dem ersten Entstehen des Staats
an eine solche Aufzeichnung sollte gedacht haben , wenn auch
sonst angenommen werden dürfte, dass aus dieser ältesten Zeit
die Gedenktafeln^ oder auch nur Abschriften derselben , bis auf
Cicero sich gerettet hätten.
Den Inhalt dieser Annalen machten, neben den wichtigsten
politischen Ereignissen, Prodigien und überhaupt aufTallende
Naturereignisse aus. , Das erfahren wir besonders durch Cato
b. Gell, n, 28. Ferba Catams ea; Originum IV. Aaec sunt:
Non Ittbet scribere^ quod in tabula apud pont^cem maanmwn
etiy quotienM annona cara, quotiens lunae aut solis lumtni ca^
Kgo aut quid obstiterit. Und diess findet seine Bestätigung
durch Cic. de rep. I, 16. Eine Geschichte, die sich mit der
Statue des Horatius Codes zugetragen habe, führt Gell. IV, 5.
aus ihnen nach Verrius an. — Ihre Form blieb natürlich auch
für die spätere Zeit höchst einfach: ein ganz trockenes und
mageres Yerzeichniss dessen, was im Laufe des Jahrs vorge-
fallen war ^).
hioaos, indem er voo den frähesten albanischen Königen sa^: tit
scriptum est in Annali Pont\fieum IF. Das würde, als ganzUch mit
dem Be^iTe der Annalen in Widerspruch stehend , nothweodig {^egen
ihre Aechtheit misstrauisch machen, wenn nicht vielmehr die ganze
Schrift als nnächt anzusehen wäre.
5) Tacit. 1. Quod post excestum Romuli novello adhue Roma^
nae urbis imperio factum pont\ßces^ penes quos scribendae historiae
potestas fuit, in literas retulerunt, ut interregnum — iniretur etc.
0) Baher sagt Cic. de leg. 1, 2. Nam post annales pont\ficum,
quibus nihil polest esse iucundius , si aut ad Fabium , aut ad eum,
qui tibi semper in ore est^ Catonem , aut ad Pisonem , aut ad Fan-
nium , aut ad Fennonium venias ; quamquam ex his alius alio plus'
habet Vitium j tarnen quid tam exile, quam isti omnes? Wie man
anch über das iucundius denken mag, so ist doch aus dem Zusammen-
hange klar, dass Trockenheit und Dürftigkeit als Charakter der Anna«
len angegeben werden und so sagt auch Quintil. I. 0. X, %. Nam
rursus quid erat futurum, si nemo plus ^ffeeisset eo , qumn sequeba-
turf Nihil in poetis supra Livium Andronumm^ nihil in historiü
supra PontyUmm Annalee haberemus.
DaB AjiiAlireii der Annahm » dM nai^h Gktto tmter dem
Ponüficate des MueiiiB erfolgte, im eriten Viertheil des sieben-
ten JalirhuidertB, erklärt sich tarn Theite wohl datutts, dass
Rom in dieser Zeit bereits eine nicht onbedenlende Gesohichts^
Uleratnr erhallen hatte, deren weitere Fortsetsnng nieht nnter-
bleiben konnte, und dass daduroh die Anfertigung Jenes magern
Verzeichnisses entbehrlieh , auch wohl unter der Würde des
Pontifex maximus gehalten wurde. Indessen scheint diess der
alleinige Grund nicht gewesen zu sein und wahrscheinlich ist
er darin zu suchen, dass damals, und jedenfalls nicht xum er^
sten Male, die Tafeln, welche die Annalen enthielten, ihren Un-
tergang landen. I>enn wenn die Annahme ihres Bestehens in
den frühesten Zeiten der Stadt und während der Könige über-
haupt aDer Wahrscheinlichkeit entbehrt , so wird jenes ab
witw rerum Ramanarum fast zur Unmügliohkeit durch die
Schicksale, welche die Tafeln gehabt haben sollen und müssen.
Sie befanden sich nach dem einstimmigen Zengnisse der Schrift^
steiler in. der Wohnung des Pontifex maximus, d. h. in der
bei dem Vestatempel am Forum gelegenen Regia 9* An Ab-
schriften ist in der frühesten Zeit nicht zu denken : die Regia
war das einzige Geschichtsarchiv für Rom, wenn nicht etwa
sonst religiüse Körperschaften in besonderen Commentariis
diess und jenes verzeichnet hatten. Nun ist es , wenn auch
historische Zeugnisse fehlten, sehr natürlich, dass dieses
schwerfiillige Geschichtsbuch in dem gallischen Brande unter-
ging. Dass man bei dem eiligen Verlassen der Stadt auf die
Rettung desselben sollte bedacht gewesen sein, ist nicht denk-
bar. ' Wusste man doch in dem panischen Schrecken die Hei*
ligtbümer des Vestatempels nicht anders zu retten , als indem
man sie vergrub : kann es doch selbst zweifelhaft scheinen, ob
nicht die XU tabulae, die wichtigste , theuer erkaufte Urkun-
de , Preis gegeben wurde. Viel weniger wird man an jene
Holztafeln gedacht haben ; und dass es nicht geschah, dass die
Chronik der Stadt damals vernichtet wurde, erkennen einige
7) Den Beweis, dass die Regia Amt8fir<^)ldtiag dei Pontifex maxi-
mu» war, s. in der Toposrsphie.
8
Schriftsteller mit Entschfedenheit an ^). Schlagender noch, ab
diese direkten Aussagen, ist ein indirektes Argument*): die
Erwähnung der ersten als beobachtet in den Annalen venseich»
neten Sonnenfinstemiss. Cic. de rep. I, 16. Aiyue hae m
re tanta inest ratio atque solertia^ ui ex hoc die , quem apud
Etmium et in maximis annaUbus consignatum videmus (a. U,
350.), superiores solis dtfectiones reputatae sint usque ad it-
lam, quae nams QmntiUbue fitit regnante Romuio. Es folgt
daraus nicht nothwendig, dass die Annalen erst mit dem Jahre
350 begonnen haben $ aber waren die früher vorhandenen im
gallischen Brande verloren gegangen, der 365 Statt bnd , so
erklärt es sich leicht, warum die früheren Finsternisse nicht
ven^eichnet waren. Die %& Jahre vor der Einnahme eingetre-
tene &st totale Finstemiss war noch im Andenken : die frühe-
ren konnten nicht in gleicher Weise, wie andere in Gedächt»-
niss und Sage fortlebende Begebenheiten, angegeben werden:
man musste sie astronomisch berechnen.
Als ms|n aber in ruhigerer Zeit an die Wiederherstellung
der verlorenen Annalen ging, wobei die erhaltenen Verzeich-
nisse der Magistrate die wesentlichsten Dienste mögen gelei*>
stet haben, da erst dachte man wohl daran, sie in die sagen-
haften Zeiten bis zum Ursprünge Roms hinaufiEuführen , und
die spätere Zeit nahm die Chronik des Romulus mit derselben
Treuherzigkeit für acht hin , als sie den Untergang der ächten
Tafeln übersah. — Wahrscheinlich aber hatten die Annalen
8) Liv. VI, 1. Quae ab eondita urbe fiotna ad eaptam eandem
urbemRomani — gessere •— re« qnum vetusiaie ntmia obteura*^ vel-
ut quae magno intervalh loci vix eemuntur; tum quod parvae et
rarae per eadem tempora iiterae JUere^ una custodia /Ideiü memo-
riae rerum gestarum^ et quod, etiamsi quae in eommentariü pont\fieum
aliisque publieis privatt^que erant monumentis , ineenea Urbe plera-
que interiere etc. Daraaf bezieht sich Plntarch. de fort. Rom.
13. Derselbe flihrt aber auch noch einen älteren dasselbe berichtenden
Gewährsmann an, Nnm. 1. KXdSiog rt« iv*BXlyx''f tifovmv {ovno va^
nets tKtyiY^autrat xo fitfikior) toxv(fiZeTai raff /liv h^xalaQ intivas ava^
y^a^äg iv xoi£ j^krtauut na&^o* r^s n6le(»g ^<pavlo&tu * rag di vvv 90«-
rofuvac ovn ak>i&mg avvjtäia&a* «. r. iL. Sind auch hier zunächst Schrif-
ten gemeint, welche Rande gaben von der Abstammung Nnma^s, so
wird doch dadurch anerkannt, dass keine Denkmäler der Art sich aus
4er Verwiistang der Gallier gerettet hatten.
9) Niebuhr, Rom. Geseh. Tb. I. S. 279. 3, Ausg.
auch spälerhin mehmiab dasselbe Schicksal. Denn peht nur
im ersten panischen Kriege, 512 d. St., brannte das Testahei-
ligthnm ab ^^) , sondern auch 32 Jahre später die Regia aber-
mals "). Und dieselbe Calamität wiederholte sich in oder kurz
vor der Zeit, wo der von Cicero genannte Mucius Pontifex
maximus war, im Jahre 605 d. St. '*) Spur. Postumio L. Pi-
sone Coss. Gingen damals die Tafeln der Annalen verloren,
so konnte in solcher Zeit allerdings ihre Wiederherstellung und
Fortsetzung unnütz erscheinen, während man früher bei dem
Mangel anderer Geschichtsbücher dieselbe nicht unterliess.
Jedenfalls aber mnssten sie damals bereits in Abschriften vor«
hauden sein, aus denen vielleicht später erst die Sammlung in
80 Büchern hervorging.
Demungeachtet sind der Stellen, durch welche ihr späte-
res Vorhandensein bezeugt wird , nur wenige. Für eines der
ältesten Beispiele konnte gelten Liv. XXYII, 7. aus dem
Jahre 544 , wo C Flaccus, um das Recht des Flamen Dialis,
im Senate zu sitzen, zu beweisen, sich auf die Annalen beru-
fen zu haben scheint: Praetor non exoletu vetustate anna-
kitm exempUi stare ws — volebaU Indessen kann auch der
Ausdruck nur Livius selbst angeboren und überhaupt von Bei-
spielen ans alter Zeit verstanden werden. Dann folgt der Zeit
nach die schon angeführte Erwähnung durch Gato b. Gell.
n, 28. Dass Polybiussie benutzt habe, würde nur dann aus
Dionys. I, 74. folgen, wenn dort wirklich dqjuQivoi zu
lesen wäre. Dass aber Cicero sie kannte, folgt aus den an-
geführten Stellen, de rep. I, 16. de orat. ü, 12. und de
leg. I, 2. unzweideutig. Vgl. auch p. Rabir. 5. So wird
auch Yarro sie gebraucht haben, obgleich die Stellen V, 10.
10) Liv. Epit. XIX. Dionys. II, 66. Pliii. N. H. VII, 43, 45.
Val. Max. I, 4, 4. PUt. Parall. e. 17. p. 186 WytI. Aagnstin.
d. eiv. d. III, 18. Oros. IV, 11. V^l. fiberh. Ambroseh, Studien
u. Andeute im Gthiete d, aiiröm. Bod, u. ChU. S. 16.
11) Im J. d. St. 544. Liv. XXVI, 27. pluHbus simul ioeis eirea
/arum incendium wrtum, — eomprehensae Lantumiae forumque pisea-
torium »t atrium reginm, AedeM Fettae vix defsnsa est etc.
13) lal. Ob seq. 78. Faeto ineendio Rmmme cum Regia quoque
ureretur^ saerarium et ex duabtis altera laurue inviolata ecestiterunt
10
p. 79. uad 20. p. 103. weniger streng beweisend sind. An-
ders verhält es sich mit Livius, bei dem man vergeblich
Zeagoisse dafür zu finden meint ^s). Dagegen beontzte sie
Verrius FUccus. Gell. IV, 5. Ea historia de harusjnei-
bus ac de versu isto senario scripta est in Annalibus maximis
libro XL ei in V^rri Flacei l. L Herum memoria digna-
rum ^^), Gellius selbst kannte sie schwerlich nnd berichtet,
wohl nur aus Verrius. — So lässt sich auch aus PI in.
XXXIV, 5, 11. Meritum eins (Tarraciae) in ipsisponam An*
naiium verbis : quod campum Tiberinum gratißcata esset ea
poputo. nicht erweisen, dass er die Nachricht selbst aus ihnen
geschöpft habe, und kaum bedarr es der Erinnerung , dass aus
der Erwähnung bei Quintilian^ geschweige denn bei Vo-*
piscus und S er vi US nichts für ihr Bestehen in dieser Zeit
folge. So wurde also das letzte ziemlich sichere Zeugniss über
ihreFortdauer das des Verrius Flaccus zur Zeit des Augustns sein.
Was die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit dieser An^
nalen anlangt, so ergiebt sich aus dem oben Gesagten, dass für
die ältere Zeit sie nicht das Gewicht authentischer Urkunden
haben konnten und demnach nicht über anderen ans Tradition
IS) Gar nicht hieher gehöri|f ist zunächst I, 32. jineui Mareitu —
hnge antiquUtimum ratus saera publica, ut ab Numa inttituta erant^
faeere , otnnia ea ex eommentariU regis pont\ß,cem in album relata
proponere in publico iubet. Offenbar .sind die reUgiösen SatsungcA
Nama*s gemeint, wie sich noch klarer ergiebt aus Dionys. III, 36.
tuü rite ntfl rmp ieQiÜv ovyy^a<petg, a€ IlofAniXioi awitm^aarOf na^ ov*
td»v (rcvy u^otfavrwvS Xafiwv , aviy^ayfiv eU dilrovg nal Tr^ov^nev iy
ayoffi naoi toiq ßoviofiivoi^ axonetp, aQ atpavia^vai avvißij rtS XQ^^V*
Wenn er ferner IV, 7. von den Namen zweier Consnln sagt : qui ne-
que in annalibus priseisj neque in libris magistratuum inveniuntur ;
so sind damit allerdings wohl die Annales maximi gemeint; nicht aber
als ob er sie selbst benutzt hatte. Vielmehr ist es die Angabe des
Licinins Macer, der er folgt. Dasselbe gilt von cap. 20., und wo sonst
noch Annalen von ihm genannt werden, da sind römische Annalisten
gemeint, wie VIH, 9. 18. u. s. w. Vgl. Laehmanü de J^nt, hiit,
r. livii §.6 — 9.
14) Wann diese, so viel ich weiss, anderw&rts nicht erwähnte
Geschichte sich zugetragen habe, ist nicht bekannt; indessen weiset
die Stelle, die sie im eilften Bache der Annalen einnahm, auf eine
sehr frühe Zeit hin. Um so auffälliger ist der wohlgeglättete Senar;
Maium consilium eoMuUori pessimum est. In ächten Annalen aas
solcher Zeit würde man höchstens einen rauhen Sataraios tu erwartea
haben.
— 11 —
imd Sage hervorgegangenen Annalen standen. Fiür die spätere
Zeit ist kein besonderer Grand ihnen Trene und Glaubwürdig-
keit abzusprechen, obwohl bei den mancherlei VerfiUschungen,
welche man sich zum Ruhme der Vorfahren und der eigenen
Fttnilie anderwärts erlaubte, auch hier 4ie Möglichkeit der In-
terpolation nicht ausgeschlossen bleibt >^).
Dass aber, wie behauptet worden, die Annales maximi
geheim gehalten worden seien , beruht auf dem falschen Ver-
ständnisse der Stelle bei Liv. IV, 3., wo Canuleius spricht:
Obsecro vos, si non adfastoM^ non ad cammentarfos pantfß"
cum admittimur : ne ea quidem scimus^ quae omnes peregrmi
eiiam scruni? Es liegt ganz fem, hier an die Annales ponti-
ficum zu denken , in denen nichts enthalten sein konnte , was
man Ursache gehabt hätte vor der Plebs zu yeri>ergen, und
öberdiess widerspricht es geradezu dem, was Cicero von dem
öffentlichen Ausstellen der Tafeln sagt ^^). Vielmehr sind die
geheimen Bücher der PontiBces zu verstehen, Commentarii
pontificum und Libri pontificum, die nur in den Hän-
den der Patricier waren. Diese Commentarii pontifi-
cum, von denen die Libri pontificii wohl noch verschie-
den waren, dürfen durchaus nicht mit den Annalibns ponti-
JBcom verwechselt werden. Jedenfalls massten die CoIIegia
pontificum, augurum, die Haruspices, überhaupt jede geistliche
Körperschaft ihre heiUgen Bücher haben, welche ihre Wissen-
schaft und das ganze Ritual enthielten, und nur in solcher
Beziehung auf Cultus und geistliches Recht werden die Libri
pontificii oder pontificales, auch Indigitamenta
(Serv. z. Georg. I, 21. Vgl. Censor. d. die nat. 3.) ge-
nannt'7). Dagegen ist es natürlich, dass die Pontifices noch
15) Vgl. Niebnhr, Rom, Gesch. l. S. «77 If. Beck, Epier.
quaest. de antiq. Rom. hUt. fönt, et verit. L. 18U. Leel«re, Des
Jaumanx ehez iee Romain*. Per. 1838.
16) Gic. de or. 11, f2. propanebat tahulam, dornt f potestas ut
€9set popuio eognoeeondi.
17) Gie. de oat. deor. I, 30. Deinde nonUnum non magnus
numerus, ne in ponti/Uiis quidem nosiris, deorum autem innumera-
frt/u. Varro L. L. V, 19. p. 100 Sp. Haee sunt, quontm (qnaram)
tu suerf/icfie emta im oUo, non in veru coquamtur, quas et Aeeius
12
besonder« Bücher fährten, in denen sie alles aufzeichneten,
was in näherem oder entfemterem Bezüge auf sie und ihr Amt
geschah. Das sind jedenfalls die Commentarii pontifi-
cum, ganz dem Sinne des Worts gemäss, wenn es auch viel-
leicht zuweilen in weiterer Bedeutung steht ^^). — In gleicher
Weise hatte das Collegium augnrum seine Libros augura-
les und Commentarios *'), und aus Etrurien hatten die
icribit, et in ponl\fieiU libru videmus. Fest. p. 356. (Tesca) sed
sancta loca undique septa doeent pontifieii libri, in quibtis scriptum
est: \Temp\fim]que sedemque tescumque [sive deo, sive deae] dedica-
veritf ubi eos ae[cipiat voleotes] propitiosque. fierv. z. Vir^.
Georg. I, 21. (Studium quibus arva tueri) Nomina haec numinum
in Indigitamfntis inveniuntur, i. e, in libris pont\ficalibus , qui et
uamina deorum et rationem ipsorum numinum eontinent etc. I o a n n.
L y d. de mens. IV, 20. iXla ^yv ital qnß^ovoQS zo xa&ä^ai rä nopT&-
q>iKaXia ßtßUa xuXci, 0iBQOV rov liXovTwva, Wenn diese Stelleo auf
eiseDilich theologiscbeo lohalt hinweisen, so theilen andere eben daher
entnommene Besiimmnngen über geislUcbes Recht mit. Fest. p. 189.
testimonio esse libros pont\ficum , in quibus sit: Pro primis spoliis
bovoy pro secundis soiitaurilibus , pro tertiis agno publice ßcn de-
bere. Serv. z. Georg. 1, 272. fährt aas den Libris pontificalibns
an: Feriis denicalibus aquam in pratum dueere nisi legitimam non
licet , caeteris feriis omnes aquas licet dedueere. Vgl. Mac r ob.
Sat. I, 16. Eben so Serv. z. Aen. XII, 603. quia cautum fuerat
in ponti/icalibus libris, ut, qui Utqueo vitam Jinivisset, insepuitus ab-
iiceretur. Jedenfalls gehört hieher anch Cic. de rep. II, 31. Pro-
voeationem autem etiam a regibus fuisse , deelarant pont{flcii libri.,
womit man Seneoa epist. 108. vergleiche, nnd ausserdem Cic. de
or. I, 43. Horat. eoist. II, 1, 27. Serv. z. Aen. VII, 190.
18) Als solchen Inhalts erscheinen sie in der Rede p. domo 53.
habetis in eommentariis vestris, C. Cassium censorem de signo Con-
eordiae dedicando ad pontffieum collegium retulisse etc. Cic. Brat.
14. {Possumus suspicari disertum) Tu Coruncanium, quod ex ponti-
Jieum eommentariis lange plurimum ingenio valuisse videatur. Das
sind denn auch bei Dionys. VIII, 56. eu rmf tegotpavrwv y(fa<pal, in
denen das zweimalige Erseheinen der Fortana maliebris aalgezeichnet
war. Wenigstens ist es auffallend, dass aus den Libris pontificiis nur
religiöse Satzungen angeführt, die Commentarii nur in Bezug auf That-
sachen genannt werden; und will man auch diese ganzen Schriften als
ein Corpus betrachten, so wurden doch immer die in sich abgeschlos-
senen Indigitamenta von den fortlaufenden Commentariis zu unter-
scheiden sein.
19) Cic. p. dorn. 15. f^enio ad augures, quorum ego libros , si
qui sunt reconditi , non scrutor, Seneca epist. 108. Praeterea
notat (philologus) cum, quem nos dictatorem dicimus et in historiis
ita nominari legimus , apud antiquos magistrum populi vocatum,
Hodieque id exstat in auguralibus libris. Vgl. Cic. de nat. deor.
II, 4. VaL Max. I, 1, 3. Gell. Xlli, 14. Serv. z. Aen. IX, 20.
Dagegen sagt Cie. de div. II, 18. Itaque in nostris commentariis
scriptum kabemus : love tonantc, ßtlgurante , annitia populi habere
13
Uanispioes nuannigfiiltige Schriften der Art mitgekrachl : Li-
bri haruspicini ^^). — Zu solchen heiligen Bachern ge-
hören endlich auch die Sacra Argeorum, aas denen Var-
ro L. L. V, 8. das berühmte Fragment^') aufbewahrt hat,
und die Tabulae fratrum arvalium 22)*
Konnte nun nach dem oben Gesagten an ächte Annalen
vom Ursprünge des Staats an und selbst aus den frühesten Zei*
ten der Republik nicht gedacht werden, so würden den näch-
sten Anspruch darauf, die ältesten Urkunden zu sein, die
Commentarii regum undLeges regiae haben, wenn
ihre Authentie gewisser wäre. Erstere werden allerdings er-
wähnt von Cic. p. Rab. 5. cum üie omnes et suppUdorum
et verborum accrtitates nan ex memoria vestra ac patmm
vestrorumy sed ex annffUum monumenUt atque ex regum
commentariü canquinerit ; allein gesichert sind sie durch eine
solche Aeusserung keinesweges, und die vnojtiv^/u^Ta des
Numa b. Plutarch. Marc eil. 8. sind nichts anderes als die
Libri pontificii, wie die Vergleichung mit Festus p. 189.
lehrt. — Leges regiae aber werden mehrfach angeführt,
namentlich die des Numa. Dionys. II, 27. (naTaXaf^ßdpo^
fiev) /WAfOTo if in %i^ Nofia üofsniXiav tov fu%d *Pm^
fwX^v aQlav%0Q t^o/u^mr , «V oIq ual w%m yiygan^oi * ^oV
nat^f vlü ovj^yw^ofj pfvulna dyayia&ai — f^jum rijy
üovaiav el^ai rca nargl nmXelr Toil/ß vlovc Mit dieser Be^
rufung auf die Gesetze Numa's , als authentisch vorhandener,
stimmt freilich schlecht überein, was derselbe an einem ande-
ren Orte sagt. X, 1. %0/iid^i^ oXiya %trd i¥ hfaie f}V /}/*
n^at.f wo allerdiDf^s die Bedeotaog von CommeDUrii in weiterem Sinne
verstanden werden kenn, wie denn anch Piatarch. Marceil. 5.
von Ti. Gracchas in Bezus auf das von Cicero and Val. Max. erzählte
Factnm sa^t : u^atiMoTf vno/ivi^fiaaw irTvx<ov.
2a) Cic. de div. I, 33. quoä Etruscorum deelarant et haruspi-
cini etßilguraies et rituales libri, Vgpl. Varro R. R. I, 40. Ma-
crob. Sat. III, 7. führt an: liber Tarquitii transeriptw ex o»ten-
tario TuscQ, und V, 19. libri TageUei,
21) S. ansser den Ausf^aben bes. Otfr. Müllers Abhandl. in
Böttig. Arokäol, u, Kutut, S. 69 ff. und Bansen, Berichtig, i.
Th. I. der Besehreib, d, Stadt Rom, S. 6d8 ff.
22) Marini, Gli AtH de' fratelli arvalL Rom. 1795. Einzelnes
bei Orell. Inser, I. p. 388. II. p. 442.
14
ßXoiC dnewl/tie^a, ä vofiiov %lyi dvvafii¥^ i^ oi na^gimot
rij¥ yvmatv dxo¥ povov. Vgl. cap. 57. oirot ol äina av-
dgec ovyygdyßai^ee vofiovg i% re %mv 'EXXfjvmwp vofmv
xai tAv Ttagd atpiütp avvolg dyQdfpmv l^iüftKav
nQav&fjuav iv iina dtkrotg %ä ßovXo/uivw axontlv. Jeden-
falls meint er in der ersten Steile die Fasten und priesterli-
chen Bücher, wobei der Gedanke an eine bürgerliche Gesetz-
sammlung ausgeschlossen zu werden scheint; und die von C.
Papirius veranstaltete Sammlung enthielt auch in der That
nicht die Gresetze der Könige*^), sondern lediglich die den
Cultus betreffenden Institutionen Numa^s. Wie man aber dem-
ungeachtet Gesetze Nnma's wörtlich anfahren konnte, dafür
könnte zur Beurtheilung dienen Fest. p. 273. (Reus) Numa
in secunda tabula seeunda lege, in qua scriptum est: [sij
quid horum fuit (fuat) unum iudici^ arbitrove^ reove, eo die
diffensus esto. , wenn der königliehe Name , wie das freilich
nicht unmöglich ist, wirklich richtig steht. Denn da die Worte
des Gesetzes, wie sich aus derVergleichung mit Gell. XX, 1.
und Cic. de off. I, 12. ergiebt, jedenfalls in die XII tabb.
gehören, so liesse sich annehmen, dass die unter Numa's Na-
men in diese Tafeln aufgenommenen Gresetze , aus diesen , wie
aus anderen Nachrichten, zusammengestellt wurden ^). Denn
23) Niebuhr, Rom. Getch. I. S. 277. „ond an dem hohen AU
t«r einer Sammlnni^ der Gesetze der KSnii^e, die ein Papirios verfasst,
ist kein Grund zu zweifeln.'* Allein Dionyiius spricht nur von den
durch Ancus Marcius öffentlich bekannt gemachten, dann wieder un-
terges«BgeaeB und voa Papirius neu zusammengesteUtea religiösen
Satzungen. III, 36. «al rac 7T6(^1 twv U^wy av)'yoatpae, ite Ilo/inlXiog
auvearyaaTo, naQ avTtuv (tüHp U^otfaPTviv) kaßojv, aviyQaxftBv sie 9ikrov9
mal nQOv&rjKSv iv v/OQa naa* toXs ßovXofUvois amontlVf ae aaavio&tjvai
avvißri r<f fpovtf, — iisxa di tvv txfioX^y tcuv ßaatXlotv ih ivaarqotpriv
STjfAoalav oo'd'iQ 4j%&i]aav vn avS^hs uootpavtov Fatov Hant^lov ^ xifv
anivTOiv rdiv /e^cuv rjyBfioviav «Jjrovroff. In welcher Beziehung zu dieser
angeblichen Sammlung desG. Papirius das von Pomponius de orig.
iur. Dig. 1,2, 2. einem Sextus Papirius zugeschriebene ius civile
Papirianum stehen könne, dessen Existenz allerdings auch ausser-
dem durch den Commentar des Grauius Flaccus (Dig. L, Iß, 144.)
und Mac r ob. Sat. JII, II. beglaubigt ist, das ist eine von Jenen
Fragen, deren Beantwortung wahrscheinlich alle Zeiten schuldig blei-
ben werden. Vgl. Glück, de iure civili Papiriano. Hai. 1780. Ei-
nert, de Papirio et iure Papiriano. Lips. 1798.
24) Vgl. die gründliche Erörterung b. Dirksen, ZwB{f'Tt{fel-
Prgmte. S. 199 ff. Ohne eben dagegen streiten zu wollen, scheint
15
so viel ist gewiM, dass es in Au^tas Zeit eine Sammlung
der Leges regiae, namentlich derer Nnma^s gegeben haben
mnss, was die häufigen Anfährungen bei Festns beweisen. Es
müssen allerdings zunäehst die Stellen ansgeschieden werden^
in welchen gewisse Gresefze nnr im Allgemeinen dem einen
oder dem anderen Könige zugeschrieben werden ; denn solche
Nachrichten konnten sich anch anf andere Weise, nichl noth-
wendig durch eine Sammlung, erhalten haben : vielmehr kom-
men hauptsächlich die Stellen in Betracht, wo die Gesetze
wörtlich oder als aus der Sammlung entlehnt angeführt wer-
den. Solche Stellen sind ausser den angeführten: Fest,
p. 230 Müll. Phrare (Romuli), p. 178. Occisum. Paul.
Diac. p. 6. Atiuta. p. 221. Parrtci quaestores, p. 222. Pel"
Kees. PI in. XIV, 12, 14. (Numae). Dabei ist übrigens nicht
zu übersehen, dass s&mmtliche von Numa angeführte Gesetze
(mit Ausnahme des oben erwähnten problematischen Gesetzes
aus den XII und etwa des bei Festus unter Occistnn) solche
sind, die ihrem Inhalte zufolge in denLibris pontificiis enthalten
sein mussten, und so kömmt es denn, dass dasselbe Gesetz
öh^ die OpimagpoHa (Fest. p. 189.) eben so wohl aos den
Libris pontificnm, als aus den Legibus Pompilli regis und endlich
ans den Commentarüs Numae angefShrt wird. Plutarch.
Marc eil. 8« Kaltoi gnxüiv iv rofe vnofWfJiAam Nov/jiSv
HofAnlhov Mi n^wia9 wiif$l(av im\ 9iv%iq(av mal rghtap
l»vvifii^v$^w* VgL besonders Dirksen, Versuche z. Krit
u. AuiL d. Quell, d. röm, Rechts. S. 234 ff. — Ausserdem hat-
Bilr doch z^ bad^ke«, wi« eg wenigttMs «iiKwvIfBlktft «ad selbst
durch D i o D Y s. IL 27. X, 57. erwiesen ist , dass früher fl^tige Ge-
Mtze aod solclie, die den Rooigen zugeschrieben wurden , in die XII
avifeaoaimea wurden ^ und d«is niehu uavaliiHiohet darin gefmdfn
werden kann, wenn dieselben mit den Namen der früheren GeseUfeber
beselekMt waren. UiUl wenn aueb Papinlan ^\t XIT genannt haben
«•llte> 80 fährt er doch immer das Gesetz als lex regia an. €oil.
leg. Mos. et Rom. Tit. IV. §. S. Cum patri lew regia dederit in
ßlätm viiae nemsque pöUttaMn ete. Uebrigens darf man nicht Sber-
sehen, dass Festus excerpirt, und dass, wenn Verrius nach Capito je-
nes Zwölftafelgesetz als von Numa herstammend angeführt hatte, er
gar wohl Numa selbst citiren konnte. Wie dem auch sei: ganz un-
fttaidiafl weBigsteaa ist die vun Tumebus vorgeschlagene und aueh
von Müller gutgeheiasene Veränderung in : ßfam in tee» tab.
16
ten sich auch dem Glauben nach Gesetze des Königs TViUus
erhalten. Tacit. Ann. Xu, 8. Adäiiit Claudius s sacra ex
legibus TulU regis piaculague apud bteum Dumae per ponü-
fices danda. Vgl. IQ, 26. Am bestimmtesten aber wird das
Ciassengesetz des Servius Tollius erwähnt. Fest. p. 246.
^^Pro censu classis iuniarum^* Sertfius Tullius cum dixit in
descripHone centuriarum^ accipi debet in censu. und p. 2419.
Procum patricium in deseriptiotte classium , quam /ecU Sep-
vius Tuläus^ significat procerum. Dass indessen noch in Au-
gastos Zeit Commentarii Servii Tallii authentisch vorhanden
gewesen ^^), folgt daraus keinesweges. Festus selbst setzt in
der ersteren Stelle hinzu : ut aii M* f^arro in L F'L rerum
humanarum. So nahm also Verrius seine Notiz aus Varpo und
dieser wahrscheinlich aus einem Aelteren ; vielleicht auch nur
aus den Tabulis censorüs. Cic. Orat. 46.
Wirkliche sehr alte Urkunden hingegen waren die Li-
bri lintei, welche auf der capitolinischen Burg im Tempel
der Moneta aufbewahrt wurden, und die von ihnen wahr-
scheinlich noch zu unterscheidenden Libri magistratuum.
Der erste Ursprung der Libri lintei kann allerdings auch
nicht angegeben werden ; doch reichten sie über den gallischen
Brand hinaus und waren also alter als der Tempel der Juno
Moneta, der erst im Jahre 409 geweihet wurde. Jedenfalls
aber waren sie auch vorher auf dem Capitole verwahrt wor-
den, und das eben rettete sie vom Untergange. Ihre firüheste
Erwähnung geschieht aus dem Jahre 310 bei Livius IV, 7.
7. Quinctius Barbatus interrex eansules creat L. Papirium
MugiUanwn^ L. Sempronium Atratinum. His consuUbus cum
Ardeaimisfoedusrenavatumest; idque manumenii estj ean-
sules eos illo annojtdssey gui neque in annaUbus priscis^ ne-
que in Ubris magistratuum inveniuntur; credo quod trUmni
milüum initio annißterunt, eoperinde ae si totum amium m
imperio fuerint^ stgffectis Ms consuUbus , praeiermissa nomma
consulum horum, Idcinius Macer auetar estj ei in foedere
25) Niebahr, Rom. Gesek. I. S. 277. Laehmano, De fsntt,
Litfiü p. U. 54.
17
Ardeatmo^ et in Unteü Ubrü adMonetae imveniä. In off^
nem Widerspruche mit dieser Stelle, in welcher die Libri lin^
tei und Libri magistratuum ausdrücklich unterschieden werden,
steht eine zweite cap. 20. quod tarn veteres annales, fuodque
magistratuum libri , quos änteos in aede repositoM Monetae
Macer Licintus ciiat idemtidem auctores, nono post demum
anno cum T. Qutnetio Penno A. Comelium Cossum consulem
habeant etc. Hier wären es also nur zwei, verschiedene Nah-
men fair dieselben Bücher, und es könnte die Identität dadurch
noch wahrscheinlicher werden, dass auch die Libri lintei Yer«
zeichnisse der Magistrate enthielten. Liv. c. 13. mhil enim
constaty nisi in libros linteos utroque anno relatum inter ma*
gistratus praefecti nomen. Demungeachtet beweiset die erste
Stelle unwidersprechlich die Verschiedenheit beider; denn die
einzige, überdiess höchst gezwungene Weise sie mit der zweig-
ten zu vereinigen, so dass Livius sage, die Namen fänden sich
zwar nicht in den Libris magistratuum, aber Licinius gebe es
so an, ist schon deshalb ganz unstatthaft» weil Livius jene
Bücher selbst zuverlässig nicht kannte, und was er weiss,
eben nur durch Licinius weiss. Wollte man aber anuehmeP)
Macer habe eine von anderen Annalisten abweichende Nach-
richt gegeben, wie in der That IV, 23. er und Aelius Tubero
sich bei ganz verschiedenen Angaben beide auf die Libros lin*
teos berufen, so hätte in keinem Falle Livius den Widerspruch
ohne ein Wort darüber zu verlieren können hingehen lassen.
Daher mag wohl zu lesen sein : et quos linteos. — Die L ib ri
magistratuum, von denen wir nichts weiter erfahren,
werden noch einmal von Liv. XXXIX , 52. gebraucht , um
den Valerius Antias zn widerlegen. Vielleicht meint er sie
auch IX, 18. Paginas in annalibtu magistratuum fastisque
percurrere licet ^ consulum dictatorumque , quorum nee vir-
iutis, nee fortunae uUo die populum Romanum poenituit.
Auch wie lange beide fortgeführt worden sind, ist unbekannt :
die letzte Erwähnung der Libri magistratuum gehört in das
Jahr 568.
Zu den ältesten urkundlichen Denkmälern gehörten femer
die Tafeln, auf welchen die Bündnisse niedergeschrieben wa-
2
18
ren. Es ist indessen aafTallend , dass solcher UrkoBden sehr
wenig;e erwShnt werden und noch wenigere sich bis auf Poly-
hitts erhalten za haben scheinen. Das erste als niedergeschrie-
ben erwähnte, natüriich sehr verdächtige Bnndniss ist das an-
geblich von Romulus mit den Vejentem geschlossene^^). Nicht
viel sicherer ist das des Tnllus Hostilius mit den Sabinern^^);
so dass das erste gewisse als Urkunde vorhandene das Bönd-
niss des Servius mit den Latinern ist. Die Erztafel, in welche
es eingegraben war, befand sich in dem Bundesheiligthume^
dem Dianentempel auf dem Aventine. Von ihr sagt Dionys.
IV, 26. «vny fii/uuvev ij orijXfj /*tX9^ ^^ ^/*^ff ijXixiag iv
t£ TiJQ ^Agre/utdoe legw KCifiiPTj j^Qa/Li/uarmv syovaa X<*P*"
%TfJQac 'jEXXfjvtKiiv, olg t6 naXaiov t/ 'JEXXäg iy^iro. Der-
selbe fuhrt ferner die im Tempel des Sancus aufbewahrte Ur-
kunde des Bündnisses an, das derselbe König mit den Sabi-
nern schloss. IV, 58. %ovT(av it iatl %mv oQximv fivfj/jieiov
iv 'Pfi/iifj fu^liii€POP iv legä JioQ lltavlov, ov 'Pm/wXoi
SayxTOV naXovaiv , donlg ^vXivrj ßvqatj ßoeia n€Qi%oroe
— yga/utfiaötv uQ%ai%olg im/ej^gafifAirtj <tde yevofievag
avToig ofioXoyiag* Darauf bezieht sich Horat. epist. 11,
1, 25. Ausser diesen beiden, welche Dionysius jedenfalls selbst
sah, und deren Vorhandensein auch Horaz noch in seinen spä-
teren Jahren bezeugt, ist erwiesen nur die authentische Er-
haltung folgender Bündnisse: 1) das der neuen Republik mit
Karthago, von dem Polybius III, 22 ff. ausfuhrlich handelt.
Merkwürdig ist dabei sein Bekenntniss, dass es wegen der Al-
terthümlichkeit der Sprache kaum noch genügend verstanden
werden könne. 2) Das Bündniss mit den Latinem wurde im
Jahre der Einnahme von Corioli erneuert, und die Erztafel
auf dem Forum hatte sich bis auf Cicero erhalten ^^). 3) Das
^ 26) Dionys. II, 55. vTroutivarrotv Se^ xotv Ouievtavdiv änavra
ravra, ojrovSae itotrjaafAtvot n^oc avrovs eis enaxov enj, an^Xai^ ivexA'
QoSi tag ofioloyiat.
27) Dionys. III, 33. xaTalvootfievot rov noXsuov ol 2a^voi x«J
xiav ofjioloyuav ar^Xas avziyQaaovg d^ivTii iv toU ic^oTs,
28) p. Balb. 23. Cum LatinU omnibus foedus ietutn Sp. Catsio
Poitutno Cofninio coss. quU ignorat? quod quidem nuper in eoluntna
aenea meminimu* post rottra incisum et perscriptum fuüse. Damals
19
letzte endlieh, das ans der alten Zeit genannt wird, ist das
schon früher angefahrte foedas Ardeatinum (Liv. IV, 7.), das
wenigstens noch xxi Licinius Macer (Snlla^s) Zeit Torhanden
war. — Aas späterer Zeit , wo die zahlreichen Urkunden in
den Staatsarchiven aufbewahrt wurden ^^), fehlten sie nattirlich
nicht, und es wird sich häufig darauf bezogen ^^). Der Unter-
gang der alten Gedächtnisstafeln aber erklärt sich sehr natür-
lich daraus , dass sie jede politische Bedeutung verloren hat-
ten, wenn man auch die zahlreichen Verheerungen, welche
Rom durch Feuersbrünste erfahr, nicht in Anschlag bringt.
Die nächste Stelle nehmen ihres frühen Ursprungs wegen
(seit Numa. L i v. I, 19.) die verschiedenen Fa s t i ein. Der
Name bedeutet ölTentliche Documente sehr verschiedener Art ;
namentlich Fasti calendares und Fasti consulares
oder magistratuum. Die ersteren, gew. Fasti schlechthin
genannt, sind die frühesten und enthalten den römischen Kalen-
der. Man unterscheidet wiederum Fasti nrbani und Fasti
rustici, von denen die ersteren ungleich höhere Wichtigkeit
haben. Ist auch auf sie späterhin noch einmal zurück zu kom-
men, so scheint es doch nicht unzweckmässig , gleich hier die
allgemeinsten Bemerkungen über ihre Einrichtung mitzuthei-
len. Diese Einrichtung ist von der Art, dass die sämmtlichen
war es also sieht mehr vorhandeD: Livius konnte es demnach ■ nieht
mehr gekannt haben und so kann überbaopt znr BeurtheiJnng solcher
Bemfan^en dienen, was derselbe II, S3. sagt: tantumqne sua laude
obsHtit famae oonsulü Mareiusj ut nüi foedns cum Latinü columna
aenea insculptum montttnen to esset, ab Sp, Cassio ttno , quia
eollega afuerat, ietumy Postiimunt Cominium bellum gesstsse cum
FoUci» memoria cessisset. Vorsichtiger sagt Dionys. VI, 0$. *£y/-
OBv&^ai tuuyal f/ts& oqmoiv tmip ei^vtj9 nai fptXiai, — ^ 9e ra y^a^
qtivta roidäs tv zaig üvv&tjytai^,
Vi) Namentlich auf dem Capitole. Polyb. IH, ÜM>. mal trjffov^
ftivtav TOP 9vr&rf9t(or ¥n vvv tv %akitiutftaat> na^a %ov Jla top Ka-
JtiToikioP iv r^ vmv ayogavofimv rafiul^f %, r, k, Liv. XXVI, 24.
(Bandniss mit den Aetolem) Haee conv^nerunt comcriptaque bien-
nio post Olympiae ab Aelolis, in Capitolio ab Romanis , ut testata
saeratis monumentis. essent. Appiao. Syr. 3U. p. 596 Schw.
ravra ovyyQatf/ofievoi ts xal is ro KatttvwXwv ee Blkxov^ xaktM^ ava»
&i%te9f ov lutl ras alias awd^nas avar&d'dauiy , ^epnov iirrfy^aq>a
X. r. iU
30) S. z. B. Cic. p. Balb. 16. 1^, 23.
2*
20
Jthrestage durch alle zwölf Monate fortlanfend toh nundiiiis
zo nundinis in Abschnitte getheilt und die einzelnen Tage mit
Buchstaben je von A bis H bezeichnet werden, indem nach der
gewöhnUehen Rechnungsweise der K -»er jedesmal der Tag
der Nundinae doppek rückwärts und vorwärts gezählt wird*').
Ausser der Angabe der Kalendae, Nonae und Idos ist jedem
Tage beigesetzt, ob er fastus oder nefastus (F oderN)
war, d. h. ob an demselben der Praetor die solemnia verba :
do, dico, addico sprechen, oder, mit einem Worte, Recht
sprechen durfte. Varro L. L. VI, 4. p. 210. Fasti\per quo»
praetaribus omnta verba sine piaculo licet fari* — Nefasti^
per quos dies nefas fori praetorem : do^ dico, addic9. liaque
non potest agi. Necesse est aliqiio eorum uti verbo , cum lege
quid peragitur etc. Vgl. 7. p. 229. Paul. Diac. p. 93.
Eben so wird durch den Buchstaben G angegeben, ob der Tag
comitialis war, was den Begriff des fastus einschliesst. We-
niger entschieden ist die Bedeutung des vielen Tagen beige-
schriebenen Zeichens !N* ; indessjen sprechen alle Gründe da-
für, dass darunter Tage zu verstehen sind, deren ersterer
31) Nicht als ob die Nundioae jederzeit auf die mit H oder gar
die mit A bezeichnetea Tage geFallea wären. Vielmehr »cheiot es ud-
zweifelhaft iiod Dothweodig, was Merkel z. Ovid. Fast. p. XXXI
f. mit Gründlichkeit durchgerührt hat, dass sie nie in dem folgenden
Jahre auf die mit demselben Bachstaben, wie im vorhergehenden , be-
zeichneten Tage fallen konnten. Denn da die Ralendae lanaariae den
Buchstaben A haben, so scbliesst das Jahr, der letzte December, mit
dem Buchstaben £, und es fehlen also dre-i Tage , oder die Buchsta-
ben F, 6, H, um wieder auf denselben Buchstaben. zu kommen. Fie-
len demnach die ersten Nundinae des Jahrs z. B. auf den Bnchatabeo
C, und daher das ganze Jahr auf die so bezeichneten Tage, so fan-
den die letzten IV Kai. lan. (29 Dec.) Statt. Da nun daran schwer-
lich zu zweifeln ist, dass zwischen den letzten Nundiuis des vorher-
gehenden und den ersten des folgenden Jahrs ebenfalls acht Tage la-
gen, so mossten letztere um drei Buchstaben vorrücken und in dem
angenommenen Falle auf den Buchstaben F für das ganze Jahr fallen.
Dann wären sie nun im nächsten Jahre auf den Buchstaben A getrof-
fen und also auf die Kai. lau. Das aber durfte nie gesehehen und in
solchem Falle wurde zwischen dem letzten December und ersten Ja-
nuar eia Tag eingeschaltet, wie Merkel ans Dio Cass. XLVIII, 33.
nachgewiesen hat. Nun fielen die nächsten auf den mit H bezeichne-
ten Tag. So konnten also an einem Tage, der die Nota A hatte, nie
Nundinae Statt finden, es hätte denn mitten im Jahre intercalirt wei^
den müssen. — Es ist hier zunächst auf den Julianischen Kalender
Rücksicht genommen; allein es liegt am Tage, dass dasselbe bei ei-
nem Jahre von 355 Tagen eintreten musste.
21
Tbeil nefasttts, der übrige fkstus war^^)) es möge das nan
durch nefastas prior, oder nefastas parle auszu-
drücken sein. Verschieden von diesen N*, aber doch von
ähnlicher Geltung waren die mit EN bezeichneten Tage, d. i.
endotercisi oder intercisi, deren mittlerer Theil fastns,
Morgen und Abend uefesti waren. Varro L. L. VI, 4. In-
tercenn (intercisi) dies suat^ per quos mane ei vespeH est ne-
f0t»^ medio tempore inter hosiiam caesam et exta porreetafas.
Vgl. damit die fragmentirte Erklärung desVerrius, Fast.
Praenest. IV Id. lan. — Noch finden sich zwei andere von
den Grammatikem erklärte Sigia. Bei dem 24. März und 24.
Mai stehen die Buchstaben : Q. R. C. F. Sie wurden schon
in alter Zeit missverstanden, wie Verrius Fl accus in den
Fastis Praenestinis dem ersteren Tage beigeschrieben
hat, nämlich : quod eo die rex comitio ßigerit. Mögen auch
die, welche so erklärten, nicht an das anf den 2i. Februar fal-
tende Regifugium gedacht haben, das (übrigens auch zweifel-
haft) doch nicht an mehr als einem Tage Statt gefunden haben
konnte; sondern an einen uralten Opfergebrauch, nach wel-
chem der Rex percussa hostia eilig das Comitium verliess
{Plutarch. Quaest. Rom. 63.), gedacht worden sein , so
ergiebt sich die Erklärung doch schon darum als falsch , weil
das F nothwendig fastus bedeuten muss. Die richtige Er-
klärung gab schon Varro L. L. VI, 4. p. 212. Dies qtri no-
taiur sie: Q. R> C. F. Quando Rex Comitiavit Fas,
32) Die deutlichste Erk1äniD{f giebt mit kanstreicber Gewaudheit,
wi« sie fatt nar Ihm möglich ist, 0 vi d. Fast. I, 45 ff.
Ne tarnen ignoret variorum iura dierum:
Non habet qfficii luc\fer omnü idem.
nie nefattut erit, per quem trta verba siUntur^
FoMtue erity per quem lege lieebit agi.
Nee toto perstare die tua iura putariM ;
Qui iam fastus erit, mane nefastus erat.
Nam simul exta deo data sunt, licet omnia fari,
Ferbaque honoratus libera praetor habet.
Est quoque, quo populum ius est ineludere septiSy
Est quoque qui nono semper ab orbe redit.
Dagefsen köaoea die verstämmeltea Reste der Steile aus Festvs
p. 165., aas denen man anf nefastus posterior hat sehtiesseo wolieo,
nm S4> weniger in Betracht kommen als aus dem halben Worte riores
eben so gut anteriores ergänzt werden kann, wie p. %b^.
22
ü dietus ah eo^ quod eo die reo; gacrißdolus äai ad comi-
tünn, ad quod tempus est nefas^ ab eo Jas; ilaque posi id
tempHs lege actum saepe ^^). Endlich findet sich ein Tag
(15. Juni) bezeichnet: Q. ST. D. F. d. b. Quando Ster-
eus Delatum Fas. Y arro a. a* 0. quod eo die ex aede
Vestae stercus everräur et per Capitolinum clwum in lo-
cum deferiur certum» Paul. Diac. p. 259. — Ausserdem
waren die jedesmaligen feriae, Indi u. dgl. angemerkt, wovon
anderwärts die Rede sein wird.
Die Wichtigkeit dieser Fasti für das lus civile und das
ganze öffentliche Leben springt in die Augen ; gleichwohl be-
Caiuden sie sich ursprünglich in den Händen der Pontifices und
waren daher in der alten Zeit nur den Patriciern zugänglich.
Darum eben sagt Cannleius (L iv. lY, 3.) : si non ad/astos,
non ad cemmentarios pontißcum admittimur. Allein im Jahre
449 wurden sie durch Cn. Flavius an das Yolk verrathen.
Liv. IX, 46. civUe tus reposäum in penetralibus pontißcum
eculgavit fastosque circa forum in albo proposuity utj quando
lege agi possetf sciretur^*). Diese jedoch, der frühere Ka-
lender bis zum Untergänge der Republik, sind für uns verlo-
ren. Bekanntlich wurden durch Cäsar die Fasti calendares,
welche durch willkührliche Intercalation in grosse Yerwirrung
gekommen waren, neu constituirt, und diese erst kennen wir
genauer, da glücklichei*weise mehrere Exemplare, wenn auch
meistens nur in Fragmenten sich erhalten haben. Das älteste
Denkmal der Art sind die Fasti Maffeorum oder Calen-
dariumMaffeanum, angeblich im Jahre 1547 aufgefunden.
Der sonst in Palazzo Maffei befindliche Marmor ist mehrmals
33) Paol. Diac. p. 259 Moll. Quando rex eomiHavit fas , in
fiutiM notari tolet , et hoc videtur tignißcam , quando rex sacrificu'
lus dtvtnis rebus perfectis in eotnitium venit.
. 34) Sehr Uuoig spricht davon aU von einer Galamität Tiir die Ju-
ngten Cic. p. Muren. II. Posset agi lege neene, pauci quondam
seteoant. fastos enim vulgo non habebant. erant in magna potentia
gut eonsulebantur , a quibus etiam dies , tamquam a Chaldaeü , »e-
teoantur. Jnventus est seriba quidam Cn. Flavius, qui eomieum
oeulos eon/txeHt et singulis diebus ediseendos fastos popuio propo-
r? Äff VI I^'if f""'" ^^^^ ^^^^ sapieniiam compilarit. Vri.
ad Att. VI, !. Valer. Max. II, 5, 2. Macrob. Sat. I, 16. ^
23
abgeschrieben worden und dann, wie Vieles der Arl, versehwiin*
den. Es gehört, wie Merkel richtig angiebt^iadieZeit desAugu*
Sias, wenigstens dem Inhalte nach. Die Ireuesie Abschrift aus
dem MS von Pighi ist bei Merkel abgedruckt. Es ist das ein-
zige vollständige , d. h. für alle zwölf Monate , mit wenigen
Lücken, enthält aber übrigens ausser den gewöhnlichen Siglen
und den hauptsächlichsten Festen und Spielen nur wenige,
meist auf AugusUis sieh beziehende Angaben. — Das zweite
hochwichtige Calendarium sind dieFastiPraenestini, ge-
ordnet und zum Theile erklärt von dem bmihmten Grammati-
ker Verrius Flaccus. Leider sind nur die Monate Januar
bis April und der December aufgefunden worden und auch diese
unvollständig ; vom Februar eine einzige Notiz. Der Verlust
des Vebrigen kann nicht genug beklagt werden, da der gelehrte
Grammatiker eine Menge schätzbarer Nachrichten, niunentlich
auch topographische Bestimmungen hineingetragen hat. Die
Fragmente wurden 1774 zu Präneste (Palestrina) aufgefunden,
wo das Calendarium durch ihn selbst aufgestellt worden war.
Diese Nachricht hat Suet. de ill. gramm« 17. erhalten:
Siatuam habet Praeneste in if^/erwre fori parte contra he^
muyciiumj in quofastos a se ordmatos et marmoreo parieti
incisos pubäcarat ^^).
Aehnlich diesen Fastis Praenestinis, nur nicht ganz so
reichhaltig ist das Calendarium Amiterninum, 1703
aufgefunden und die Monate Mai bis December, jedoch nicht
vollständig enthaltend. Eben so das A n t i a t i n u m , 1713 gef.
Fragmente der letzten 6 Monate. Das Venusinum, Mai
und Juni vollständig. Die Fast! Capranicorum (sonst in
Palazzo Capranica), August und September vollständige und
35) Heransgegeben von F o g g i n i. Rom. 1781 . fol. Bei W o I f f
z. Suet. Vol. IV. p. 315 ff. Auch in der engl. SammlnDg d. Riass.
Uebechaopt siod über die Fast! calendares foJgeade Werke xa ver-
gleichen: Graevii T/iet. Ant Rom. t. VIII. van V nassen, Anitn-
adov. in Fast Rom, tacr. fgmta , dig. CtirUtoph, Saxius. Trai.
ad Rh. 1785. 4. Ideler, Handb. d. ChronoL II. S. 135. Orelli,
Jmcr, Lat. II. p. 379. (Eine zweckmassige ZusammeDstellaog aller
Fragmeote.) Endlich die gründlich gelehrte Untersuchung Merkels
a. a. 0.
24
die Fragmente des Pincianum, Esquilinam, Vatica-
num, Farnesianum and Alifanum. Nicht alle sind noch
in den marmornen Fragmenten, sondern nur in Abschriften
vorhanden. In eine viel spätere Zeit (Constantias) gehört das
Wiener oder sog. Lambecianum. Graev. thes. p. 97 ff.
Idelera. a. 0. — Dazu kommen noch mehrere andere, die
sieh nur in Abschriften erhalten haben, welche nach Merkel
p. LIII. in das 9. 11. 13. u. 15. Jhdt. gehören«
Anderer Art sind die sogenannten Fasti rnstici, ein
Kalender für den Landmann, mit Angabe dessen, was in jedem
Monate in Bezug auf den Landbau vorzunehmen sei. Der Art
ist das Calendarium rusticum Farnesianum (in Nea-
pel); ein vierseitiges Prisma, auf dessen Seiten je drei Mo-
nate summarisch verzeichnet sind. Es enthält schon die Ein-
thdlung des Tags in Aequiuoctialstunden ^^).
Von ganz anderem Inhalte waren die Fasti consula-
res oder Fasti magistratnum, ein fortlaufendes Ver-
zeichniss der jährlichen höchsten Magistrate, d. h. der Con-
suln, Dictatoren mit den Magistris equitum und den Censoren.
Bekanntlich wurden unter Paul III (1546) sehr bedeutende
Reste solcher Fasti am Forum Romanum bei dem sog. Gebäude
der drei Säulen '0 ausgegraben, die jetzt auf dem Capitole im
Palazzo de* Conservatori die Wand des nach ihnen benannten
Zimmers bekleiden, und daher auch Fasti Capitolini ge-
nannt werden. Es sind Marmortafeln , in welche die Namen
eingegraben sind «»). Einige neue Fragmente wurden an der-
selben Stelle in den Jahren 1817 u. 1818 aufgefunden. Je-
denfalls schmückten diese Tafeln die Wand eines öffentlichen
Gebäudes, nach Niebuhrs sehr wahrscheinlicher Meinung die
der Curia lulia. — An diese jährlichen Verzeichnisse der Ma-
gistrate schücssen sich die Fasti triumphales an, in
an B."ir7-!^^c- ^'"'- P- *^- Mos. Horb 0«. t. H. tav 44
38) Pas» ^«^i *T Chalcidica beoanot. S. die Topographie.
w.i.e« ,;uVuUram1^?- ^- P/^5- maeht daraus nnbeVeiflicher-
»ioa.^' »««nun aer«arwii , olim m CapitoUo suspensarom , fraj^
85
chronologischer Folge die Namen der Triamphatoren enthal-
tend , mit Angabe des besiegten Volks , und des Tags des
Triumphs'^). In gewisser Hinsicht dichen also diese Fasti
den alten Libris magistratnnm, nor dass diese unstreitig viel
umfassender waren und wohl die sämmtlichen Magistrate
enthielten.
Die verschiedenen Magistrate aber hatten ihre besonde-
ren Commentarios, welche ihre Amtsführung betrafen.
Der Art waren die Gommentarii censorum, Schriften
doppelter Art : erstlich dieTabulae censoriae, bei denen
man freilich zunächst an die den Census betreffenden Regi-
ster zu denken gewöhnt ist, die aber auch noch anderen In-
halts waren. Sie erwähnt Li v. XLIII, 16., obgleich dort der
Ausdruck tabellae publieae befremdend ist. Sie meint auch
wohl Dionys. IV, 22. (von einer Volkszählung unter Ser-
vius Tullius) : fJ^ l9 tole Ttfir^Tocolg (pigevai fQa^ifiaüiv.i
und dasselbe bedeuten auch wohl die censorn Ubri bei Gell.
n, 10. Ein ansehnliches Fragment aber theilt aus den tabu-
Ks censorns mit Varro L. L. VI, 9. p. 262 Sp. Wie man
daraus sieht, enthielten sie auch gewissermassen die Instru-
ction für den Censor, und eben so findet es sich in den
Cotnmeniarüs consularibus und qnaestoriü^ aus d^nen Varro
p. 265. u. p. 268. ebenfalls bedeutende Fragmente anfährt. —
Wenn aber diese Tabulae und Gommentarii unter die Kate-
gorie der Tabulae publieae überhaupt gerechnet werden kön-
nen, so wurden von den gewesenen Magistraten, wie es na-
mentlich von den Censoren angegeben wird, und ihren Nach-
kommen im Tablinum des Hauses die Privataufzeichnungen
aufbewahrt, und diese Schriften mögen eigentlich mit dem
Namen Gommentarii censor um genannt werden '^<').
39) WeDQ ausser solchen Fastis triumphalibns noch besondere
Tabulae triumphales aufgenommen werden (Lachmann. <fe
Jontt. Liv, p. 1!.), so finde ich dafür keinen Grund. Liv. VI, 29.
spricht von der Dedicationsinschrift des aus Präneste erbeuteten und
von T. Quinctius auF dem Capitole aufgestellten fupiter Imperator, und
etwas Anderes sagt auch Fest. p. 363. Trientem. nicht. Eben so ist bei
Liv. XL, 52. dieDedication der aedes Lamm Permarinnm gemeint und
XLI, 28. eine Votivlafel. — j4cta triumphorum nennt Plin. N. H. 1 fin.
40) Dionys. I, 74. SijKovrai 8i «£ äXXwy ra noUmv %al tmv lUfr
26
Eine der wichtigsten Qaellen für Greschichte und Verfas-
sung waren natürlich die Urkunden , welche man unter dem
allgemeinen Namen der Tabulae publicae begreifen kann,
worunter leges, edicta, Senatusconsulta, plebis-
cita, tabulae rationum u. s. w. zu verstehen sind. Von
ihnen im Einzelnen zu sprechen ist hier nicht der Ort; da-
gegen muss die Weise ihrer Bekanntmachung, ihre Aufbe-
wahrung und Erhaltung, die Möglichkeit ihrer Verfälschung
tt. dgl. im Allgemeinen in Betracht gezogen werden.
DieLeges, zunächst als blosse Gesetzvoi*schläge, über
die erst zu verhandeln — und auch diese sind ja fiir die Ent-
wickelung der Verlassung sehr wichtig — wurden gewöhnlich
von dem Vorschlagenden auf dem Forum oder anderen Plätzen
öffentlich ausgestellt, wo sie von dem Volke gelesen und von
librariis, d. h. entweder Schreibern im Privatdienste, oder,
und namentlich in etwas späterer Zeit, von Leuten , die sich
mit dem Verkaufe der Abschriften , wie mit anderem Schrif-
tenhandel befassten, abgeschrieben wurden. Cic. de leg.
agr. II, 5. Aliquando tandem^ me designato^ lex in publi-
cum proponitur. Concurrunt iussu meo phares nno tempore
Ubrarüi descriptam legem ad me afferunt. So wird schon
von den X tabulis erzählt« Dionys. X, 57. nqov&n^xav Iv
dixa tiXvotg %ip ßovXofidvta anon^lVj nuiruv dey6fjL€voi
inapoQd-iaoip Idmxmv* Das war wohl die regelmässige Weise
der promulgatio, und wenn anderwärts erwähnt wird,
dass in der Volksversammlung das Gesetz durch einen Scriba,
oder gar von dem Vorschlagenden vorgelesen wurde ^^), so
»al^ne^ noMov nouiita* toiQ fu^* iavroy iaofUvots , waneq ii(fa na»
r^c^ct, naf^aiiSovai, ?roJÜlol ^ ttalv ano rviv TtfitjTuiCiv oIlxwv avd^eg
inupavus Ol StaipvXaTTavTes avra, Daraaf bezieht sich Pilo. XXXV, 2.
Tahlina eodicibus implebantur et monumentis rerum in magistratu
gestarum., womit Fest. p. 356. Tablinum, zu vergleichen ist. la-
dessen umlassten diese monumenta jedenfalls weit mehr.
, 41) Appian. B. G. I, 12. (T. Gracchas) t*lUvB r^ ygafiftarti
Tovvoftavavayvwvoi, c. \2. Kai rore /liv avT^ noXka fi6fi.yfdfispoQ 6
^(f<**XPff is T^v iniovaav ayo^av avdd'ezo, (pvlattrjv ts nagaoTT^aauevos
txavtfv , ctf( xai axovra ßiaaoawot *Omaoviov , ixikevs avv aneuL^ rf
y^afA/ÄrOTSi Tov vüftov is t6 nA^S'os avayivwinutv. xal aveylvwaxe. *\fg\.
Cic. Phil. I, 10. In gleichem Zwiespalte ergriff der Tribun C. Cor-
27
-if^derspricht diess einer vorheigegaogenea öffentlichen Ans-
Stellung der Tabula legis nicht. — Dasselbe geschah mit den
Edictis magis tratuum. Cic. ad Att. II, 20. edicta eins
(Btbuii) et cottdones describunt et legunt. und deutlicher
ep. 21. edieta BiUuli populo üa sunt iucunda^ ut ewn lo-
cunif ubi proponuntur^ prae multitudine eorum^ qui legunt,
transire nequeant. Auf diese Weise mochten sich viele Le*
ges, die verworfen wurden oder Abänderungen erfuhren, und
Edikte, die sonst nur vorübergehende Gültigkeit hatten, er-
halten haben und späterhin Geschieh tsqnelle geworden sein.
Die Leges perlatae aber wurden in frühester Zeit,
wie man erzählt ^^), in hölzerne, sehr bald aber in eherne
Tafeln eingegraben und öffentlich aui^estellt : zum Theile auf
dem Forum, wie die XII tabulae ^^) \ am häufigsten in einem
Tempel, namentlich in und um den capitolinischen Jupiter-
tempei und in dem Aerarium Saturn! ^^)* — Eine andere Sir
nelius selbst den Codex leg;is nud begann za lesen : Ascon. in Cic. p.
Com. p. 58 OreU. Is (P. ServUias tr. pl.), vbi legis femndae dies
venit et praeco subiiciente scriba verba legis recitare popalo coepit,
et scribam subiicere et praeconem pronunciare passus non est. Tum
Goroeliua ipse codicem recttayit. Vgl. p. 60. Cic. in Vatin. ^. Qnint.
I. 0. IV, 4, 8.
VI) Dionys. III, 36. %ahiuat^ yap or^Xai ovnot rors ^aav, akX
ir ^^iviug «jjra^arrotTO oavlow oi z* voftci tuU tu nif^l rwv U^iiv it€^
yqatfai. . ^ ^
43) Dionys. X, 57. inuevpwoetvtot 9i ttal rov S^fiov töv€ v6*
IfovQf arijkatq %a}Ma7i iyxoi^^ct.vT£s avrovf iipe^^s ^saav iv ayo(fi tw
ejvKpaviazaTov Me^afievoi ronov, JedeDfalls auf dem Comitium. lieber
das Fortbestehen dieser Tafeln erinnere ich mich nirgend etwas gele-
sen zu haben, und doch scheint ihre Erhaltung in der Verwüstung der
Stadt durch die Gallier sehr zweifelhaft, wenn man nicht annehmen
will, sie seien auf das Capitol geschaßt worden , was aech Vieles ge-
gen sich hat. Wahrscheinlicher ist es, dass sie später wiederherge-
stellt wurden.
44) Daher sagt Cic. Cätil. III, 8. memoria teneits — compiu-
res in- Capitolio turret de coelo esse percutseu , cum et simulacra
deorum itnmortaUum depulsa sunt et statuae vetervm hominum de-
ieetae et legum aera liqtu^acta. So auch L i v. VII, 3. Lex vetusta
est priscis literis verbisque scripta, ut, qui praetor maximus sit,
Jdihus Septemhribus clavum pangat, Fixa fuit dextro lateri aedis
Jovis 0. M., ex qua parte Minervae templum est. Daher überhaupt
die Ausdrücke : tabuiam ,/igere und r^ere. Cic. Phil. II, 36. In-
spectantibus vobis toto Capitolio tabulae ßgebantur, , worunter in-
dessen auch andere tabulae, foedera u. dgl. zu verstehen sind. Vgl.
V, 4. I, !.^ XII, 5. ad fam. XII, 1. Plutarch. Cic. 36. m/k^e
fisza noiXüiv T<p KannwUt^, xal rag BfifiaQx*^fi^^ dikxovQ^ ev atg etycif
28
eherstellong der so in einzelnen Tafeln aufgezeichneten Ge-
setze, eine allgemeine officielle Gesetzsammlang gab es nicht;
auch nicht einmal eine strengere Beaufsichtigung. Ausdrück-
lich sagt das Cic. de leg. III, 20. Legum custodiam nuUam
habemus» itaque hae leges suntj quas apparitores nostri vo-
hmt. a librariis peümus: publich lüeris consignatani me-
moriam publicam nuilam kabemus, Graeci hoc diiigentius^
apud quos vofioqivXuHBQ creantur etc. Daher ist es denn
natürlich, dass bei den häufigen Feuersbrünsten, die bald den,
bald jenen Theil Roms von Grund aus vernichteten , eine
Menge Gesetze urkundlich untergingen und nur im Gedächt-
nisse oder in Abschriften sich erhielten. So musste es un-
fehlbar schon beim Brande des Capitols unter Sulla ergangen
sein, wo ja selbst die werthvoUsten Weihgeschenke und Denk-
mäler der glorreichsten Triumphe untergingen ^^), und so ge-
schah es wieder bei der Stnrmung durch die Yitellianer.
Suet. Yesp. 8. Ipse restitutionem Capilotü aggressus ru-
derUms purgandü manus primus admovit — . aerearumque
tabtilarum tria milliay quae stmul cofiflagraverant^ resti-
tuenda suscepit^ undique investigatis ewemplari^
bus instrumentum imperii pulcherrimum ac vetustissimum
confeciif quo continebantur paene ab eo'ordio Urbis Sena-
tusconsulta , plebüdta de societaie et foedere ac priviiegio
cuicunque cencessis. Was unter jenen exemplaribiu zu ver-
stehen sei, erklärt in sehr erwünschter Weise eine in Aqui-
leja gefundene Inschrift, die Concessionen enthaltend, die
Vespasian gewissen Veteranen machte. Am Schlüsse dersel-
ben heisst es: Descriptum et recognitum ex tabula aenea,
quaefixa est Romae in Capitolio ad aram gentis luliacy de-
forasy podio sinisteriore, iab. T, pag. IL loc. XXXIIII^^),
yffüUfoX raff BuxntofUvtov ^oav, aviairaaa «dl dtitp&et^ev» Es g^esefaah
aber aaeh aa aodereo Tempelo, wie an dem der Ops. Cic. Phil. II,
14. u. 8. w. Natfirlicfa aach aa den Orten, auf weiche das Gesetz
sieh besonders bezogt, z. B. Cic. ad Att. 111, 15. Tute sertpsütt ad
me, quoddam caput legis Clodium in curiae poste Jtxiise, ne r«-
ferri, neve dici liceret,
45) S.Liv. VI, 4. XXV, 39. Dionys. IV, 6^^. Plin. XXXV,3,4.
46) Grat er. p. DLXXIII. V^l. Lachmann, de fontt, Liv.
p. 13.
— » —
Zur Vergleichiing kann auch das Monumentnm Ancyr«-*
num dienen, ebenfalls eine Copie der in Rom aufgestellten
Tafel, die Tabula Heracleensis, das Monumentnm
Aphrodisiense u. s. w., und so wurden überhaupt, wie
das natürlich ist, die Originale solcher Urkunden in Rom, die
Copien an den Orten, welche sie betrafen, aufbewahrt^').
Daher konnte denn wenigstens ein Theil der untergegangenen
Tafebd wieder hergestellt werden, und wahrscheinlich war
das auch nach dem ersten Brande des Capitols geschehen,
woraus sich Suetons Angabe erklärt. Ob aber Vespasian die
neuen Tafeln sämmtlich wieder im capitolinischen Tempel,
oder nicht vielmehr grossentheils in dem von ihm erbaueten
grossen und prächtigen Friedenstempel aulstellte, ist zweifel-
haft; nur das ist gewiss, dass an dem einen oder dem an-
deren Orte, früher oder später, die neue Sammlung auch wie-
der unterging; denn das Capitol brannte ja bald nach Vespa*
sians Tode zum dritten Male ab , und unter Commodus auch
der Friedenstempel nebst einem Theile des Palatium und dabei
gingen die wichtigsten öffentlichen Documente verloren ^*).
Die Senatusconsulta, welche Sueton auch unter den
durch den Brand vernichteten Urkunden nennt, scheinen den
Ort ihrer Aufbewahrung mehrmals gewechselt zu haben. In
ältester Zeit scheinen sie in den Händen der Consuln geblieben
zu sein ; ungewiss ob für immer als zu den tnonumeniü rerum
in magistraiM gestarum gehörig, oder nur während ihrer Amts«
flihrung. Weil sie aber oft unterdrückt oder verfälscht wur-
den, erfolgte im Jahre 304 die Verordnung , dass sie an die
Aediles plebis in den Tempel der Ceres zur Aufbewahrung ab-
geliefert würden**). Späterhin war der eigentliche Ort ihrer
Aufbewahrung das Aerarium oder Tabularium, und erst durch
47) S. Dirksen, Fers, «. Krit. u. Au$L d. Quell, d. r. R.
S. 14t f.
48) D i 0 Gas«. LXXII , 24. tuü noXik ni»v avrov mniftavaer,
mote iMÜ %ä y^f/t/tura va rp eiQxS ^^o9ipufvra oXiyov detv nawuik
tfd'oqiijviu,
49) Liv. in, 55. Jnstituiftm etiatn ab iiedem eontulibus (L. Va-
lerio M. Horatio), ut Senaiuseoneulta in aedem Cererü ad aediles
plehis ■ dtferrentur , quae antea arbitrio üonsulum supprimebaniur
vitiabanhtrque*
30
die Niederleg^ng daselbsl erhielten sie Gültigkeit und Rechts-
kraft ^<'). Dass vor des Catulos Bau (674) kein besonderes
Tabniarium gewesen, scheint eine ganzr ungegründete Behaup-
tung zu sein ^'). Einen Brand des Tabularium erwähnt Ci-
cero ^^) : es brannte wahrscheinlich auch unter Sulla mit ab,
daher es Catulus zugleich mit dem Tempel wieder herstellte.
Ein bestimmtes Zeugniss für sein früheres Bestehen giebt Po-
lybius III, 26., wo er vom Bündnisse mit Karthago sagt, es
befinde sich: nagd %6v ^la tov KttnntüXtov iv tco tüv
dyoQavoftwp Ta/Jiielip» Damals war es also wohl nahe am
Jnpitertempel, und erst durch Catulus wurde es über dem Cli-
vus Capitolinus erbauet.
Ausser den Senatsbeschlüssen wurden aber auch entschie-
den bei allen wichtigeren Verhandlungen, nicht nur im Senate,
sondern auch von den Prätoren, wenigstens in den causis pu-
blicis, Protokolle niedergeschrieben. Zu der irrigen Meinung,
dass Senatsprotokoile erst durch Cäsar eingeführt worden
seien, hat Suet. lul. Caes. 20. verleitet: Iniio honore
primus omnrum insütuit^ ut tarn Senatus quam popuK diuma
acta conßcerentur et ptibUcarentur. , wovon nachher die
Rede sein wird ^^). Vielmehr finden sich die sichersten Be-
50) So erxiihlt in Bezo|p aaf das Prodi{;^iain , welches Octavians
Geburt vorherging, Sa ct. Aug. 94. senatum exterrihitn ceniuisse,
ne quü illo anno getiittts educarefur: eos , qtii gravidas uxorcs ha-
berent, quod aU se quUque spem traheret^ curasse, ne Senatuseoniul-
tutn ad aerarium deferretvr. Darauf bezieht sich die heuchlerische
Verordnung des Tiberins, scheinbar, damit kein Todesurtheil übereilt
vollstreckt werde, b. Tacit. Ano. Ili, 51. Igitur factum SenatiM*
consultttm, ne decrefa patrum ante dient decimum ad aerarium de-
ferrentur, idque vifae tpatium damnatis prorogaretur. Aber dasselbe
verfahreo findet sich schoo viel früher. L i v. XXXIX, 4. klagt M.
Fulvius Nobilior, dass sein Gegner M. Aeinilius Lepidus ein ihm nach-
theiliges Senatasconsultum erschlichen habe : quid ab eo quemquam
poste aequi exspectare, qui per infrequentiam furtim Senatasconsul-
tum /actum ad aerarium, detulerit: Ambraciam non videri vi captam,
51) Lach mann, de fontt. Liv. p. 13. n. 4.
5i) De nat. deor. 111, 30. und p. Rabir. perd. r. 3. ohne nä-
here Bestimmung; nur kann damit nicht etwa die aedes Njnnpharum
gemeint sein , wo sich damals die Tabnlae censonim befanden ; sie
wurde erst später durch Clodius in Brand gesteckt. Cic. p. Mil. 27.
de har. resp. %7. Parad. 4. Eben so wenig aber kann das von
Catulus erbanete verstanden werden, das sich mit der Dedicationsio-
sehrift bis auf unsere Zeit erhalten hat.
53) Wie man sich dabei auf Plutarch. Gat. min. t^, berufen
31
weise in Cieero^s Zeit. Cic. p. Sext. 61. Cmus (Pompeii)
sententiam üa frequentUsimus senatus secutus est, ut tmus
di$sentiret hostis , idque ipsum tabulis pubKcis mandaretur
ad memortam posieri temparts sentpttemam. ad Att. XII,
23. quae omnia qma Cato laudibtss exiulerat in coelmn per-
scrihendaqve censuerat^ idcirco in eius sententiam est facta
discessio. Endlich p. Sulla. 14. itaque iniroducOs in sena^
tum indieibus constittä senatores, qm omnia indieum jJicta,
interrogata y responsa perscriberent. Tabulae publicae
in Bezug auf eine gerichtliche Verhandlung werden erwähnt i n
Vatin. 14. haec omnia sciasne diligentia C, Memmn (prae-t
toris) pubHcis tabulis esse notata aique testata, — Von den
Tabulis rattonum versteht es sich von selbst undBezug auf
sie (wegen locus et lautia) hat es wohl auch , dass die Namen
fremder Gesandten im Aerarinm aufgezeichnet wurden ^).
Hinsichtlich der Aufbewahrung dieser Acta senatus
und magistratuum finden sich scheinbare Widersprüche»
Cicero von den Vorsichtsmassregeln sprechend, die er bei
den Verhandlungen über die Verschwörung genommen, sagt
p. Sulla. 15. cum scirem, ita indidum in tabulas publicas
relatum, ut illae tabulae privata tarnen custodia more maio*
rum continerentur^ non occultavi, non continui dornt ^ sedde-
scribi ab omnibus statim librarOs, dividipassim etpennägari
atque edi populo Romano imperavi. So faeisst es auch p.
Arch. 5. Nam cum AppH tabulae negligentius asservataa
dicerentur; Gabinii, quamdiu incotumis Jintf levitas, posi
danmationem calamitas omnem tabtdarum ßdem resignassetj
kSnoe, verstehe ich nicht. Es heisst dort, Cato's Rede im Senate sei
nachg^escbrieben worden , von Schreibern , welche mit actis Giceronia-
ais (Tironianis) zu schreiben verstanden hätten. Denn Stenographen
(das sind ganz eigentlich ar^fietoyoatpoi) habe es damals noch nicht
gegeben : Oonw yä^ ^mtovv ovd* HdtntjvTO rovi tutXovfUvovg mjfitio^
y(^eupovg, aXXa tot« 'jr^<»Tov .eh i'xyog t» nazooT^vat Xiyovaiy. Hier ist
gar nicht von Protokollen die Rede.
54) Jiä rl Ol Tr^eofiivoms itg *PmfMpf onö&Brovv tnl top rov
KfMvov vaop ßttSl^opris ajroyf^atpovrai ir^ög ravg kta^fovg xov raftuiov,.
Selbst die Zahl ihrer Begleitang und Dienerschaft wnrde eingetragen.
Cic. p.Flaeco 18. Hi iret etiam aerarü nostri tabulat faUas e«#«
voiuentnt nam servos novem se habere prieset ntnt^ cum omntno
sine comite venissent.
32
MetelbU — tünta diligentia fuil^ ut adL. Lentuhan prae^
torem rt ad iudiees venerit et unius nowinis litura se commo^
tum esse dixeriL His igitur tabulis nullam Uturam in no*
men A. Licinii videtis. Damit ist wieder die schon angeführte
Stelle aus Piin. XXXV, 2* zu vergleichen, und man möchte
daraus scbliessen, dass die Protokolle der Verhandlungen in
den Händen der jedesmaligen Magistrate geblieben seien ^^).
Dagegen sprechen andere Stellen wiederum entschieden von
öffentlicher Aufbewahrung. Cic. Verr. UI, 79. (Scribarum)
Ordo est honestus. — est vero honestus , quod eorum homi-
fiumßdei tabulae pubKcae periculaque magistratuum commit*
tuntar. Es käme demnach in Frage, was in jedem Falle un-
ter dem viel umfassenden Namen der Tabulae publicae zu ver*
stehen sei? Auch in der Verrina können allerdings speciell die
Tabulae rationum gemeint sein, über deren öffentliche Nieder-
legung im Aerarium kein Zweifel ist ^^). Demungeachtet
mochten in dem einen, wie in dem anderen Falle Verfälschun-
gen wohl vorkommen. S. ausser den angeführten Beispielen :
Cic. de nat. deor. UI, 30.
Die Nachricht aber, welche Sueton von Cäsars neuer
Einrichtung giebt, bezieht sich nicht sowohl darauf, dass er
zuerst regelmässige Protokolle des Senats angeordnet habe,
als dass dieselben für den Zweck öffentlicher Bekanntmachung
redigirt wurden und nun als Acta senatus. Acta popnli
Romani oder publica einen Theil des römischen Tage-
blatts, eines Diario di Roma, ausmachten. M^enn diese An-
ordnung ein wesentliches Förderungsmittel der Oeffeutlichkeit
zu sein scheint, so muss man doch im Gegentheile bekennen,
dass eben von dieser Zeit an die Acta publica an Glaubwürdig-
keit verlieren, indem eine solche officielle Redaction natürlich
nur das aufnahm, was dem Machthaber frommte, und in einer
55) Wollte man aonehmen , dass sie erst bei der Abdication aa
das Archiv abgeliefert worden seien, so haben Cicero*s Worte keinen
rechten Sinn ; denn es war ja in den letiten Tagen des Jahrs , wo
diese Veroffentiichang Statt fand , und es wären also ohnehin die Ta-
balae anmittelbar darauf der privata custodia entzogen worden.
56) S. z. B. Cic. in Pis. 25. Verr. I, %l. ad fam. V, 20.
Q. S. W.
33
ibm genehmen Weise darstettte. Darnm konnte DioCassins
ober die Unzulänglichkeit und Unlauterkeit der Quellen fiir die
Kaiserzeit klagen *7).
Uebrigens hatte sich unverkennbar schon vor Cäsars
Herrschaft eine Art Journal oder Tageblatt gebildet, worin
nicht nur alle öffentlichen Vorgänge, sondern auch andere Ta-
gesneuigkeiten , Privatnachrichten über Todesfälle, Vermäh-
hingen, Geburten, Spiele u. s. w. berichtet wurden. Dieses
Journal, das durch Abschreiber vervielfältigt und auch in diä
Provinzen gesandt wurde, wird wenigstens in Gicero's Zeit
unter den Namen Acta diurna, oder Diurna populi
Romani, Acta Urbis oder Commentarii rerum ur-
banarum , häufig erwähnt >*). So war es also nicht sowohl
57) Die ganze merkwürdige Stelle verdient hier zn stehen. Lllf, 1^.
oi fiivTOt 9tal ofioioßS rots iTQoad'tv ra fihra tavra n^ax^ivra X^x^^i^^^
dvvata&, nQOTt^oy fiiv yä^ ¥g^ re rijv ßovXrjv mal is tbv S^fiov natvra^
ual ti noif^ia nov avfifiaUrf^ §testpd(ftT0' ttdi Sui tovro ituvtt^ re airi
ifAOV-d'avov xoi noXXol awiy^atpov. xan rovrov xal ^ äXi^'d'sia ovrcov,
tl xal TOL /AoXtüra xal tp6ß(o riva xal x^Q^'^'' » ^^»<V ^' ^^^ ^X^9^ naiv
i^i'&flj na(fa yovv tois aXXois xoii xa avra y^anffaa&^ roit ts imafiv^
fiaai TOis ÖTjuoaioi^ r^onov riva evfflaxtTo. ix Öi d^ rov xQ^^ov ixeU
vov T« /Atv nXsiw x^vtfa xaX 9i änodptiTotv yiyvtad'ai ^(>|aro. bI 3i
nov xal Tiva djjfioauv^tiijy aXka avi^iXt^'XTa ys ovra aTtWTtirai, xai
yap X^yeadat xal Tr^aTvea^ai navta n(f69 tä xviv ail x^atovvrwv rtSv V9
naqadovttattüovto^v aiptai ßovk^fAara vnonttvnai, xaX xara zovto noXXa
fiiy ov yiyvoueva d^Qviltitat.^ noV.a dt xal navv ovfAßaiyovxa ayvouxa*,
narra oi, ojS ttntiv, äXXwQ nate, ij uis 7t(faxtizai, dta&Qouta^.
58) Ausrübrlich bandelt davon, doch ohne gehörige Sichtang: Le-
elerc^ Des Joumaux chez les Romains. Par. 1838. und Lieber-
kühn de diurnis Romanortim actis, Vim. 18f0. — Hanptsteilen , ans
denen namentlich auch der Inhalt sich ergiebt, sind: Cic. ad fam,
VIII, 1., wo es freilich scheinen könnte, als habe Coelius diese Nach-
richten nnr eben sammeln lassen^ um sie an Cicero in die Provinz zu
sehicken : JVescio quoius otii esset j non modo perscribere haecy sed
omnino animadoertere, Omnia enim sunt ihi Senatusconsutta, edicta^
fabulaey rumores etc. ep. 11. Quam quisque sententiam dixerif, in
eommentario eit rerum urbanarum, ex quo tu, quae digna sunt^ se-^
lige; multa tränst: inprimis ludorum explosiones et funerum et in-
eptiarum eaeterarum, Daranf antwortet Cicero II, 8. Quid? tt$ me
hoc tibi mandasse ewistimas, ut mihi gtädiatorum cörhpositiones, ut
vadimonia dilata et Chresti compilationem 'mitteres, et ea, quae no-
kis, eum Romae sumusy narrare nemo audeatT ebend. Xll, 23. schreibt
Cicero an Comifieins : Rerum urbanarum aeta tibi mitti eerto seio,
quod ni ita putarem ^ ipse perseriberem etc. Vgl. auchLipsius,
fixe. z. Tacit. Ann. V, 4. Böttiger, Sabina. II. S. 9U., wo in-
dessen ans lächerlichem Missverständnisse die eompilatio Chresti Tdr
die Sammlung selbst ei41ärt wird.
3
34
eine neue Einrichtung Cäsars; sondern was rorber obne öf-
fentliche Autorität geschehen war, das wurde nun o£BcieU
fortgesetzt, und von dieser Zeit an wird die Erwähnung dieser
Diurna allerdings noch häufiger ^^).
Ausser diesen öffentlichen Documenten gab es aber auch
monumenta privata, die als Quellen für die Kenntniss der fru*
heren Zeit gelten konnten. Dahin gehören zunächst die L a u-
dationes funebres und die Tituli imaginum; beides
allerdings verdächtige Quellen^ wie die alten Schriftsteller
selbst mehrfach anerkennen. Die Laudationes, eine schon
den ersten Zeiten der Republik angehörende und vielleicht
noch ältere Sitte ^^), mochten wohl schon bei der Leichenfeier
selbst zum Ruhme des Verstorbenen nnd der ganzen Famili»
manches in einem anderen Lichte als dem der Wahrheit dar-
stellen, und wenn sie, wie gewöhnlich, schriftlich aufbewahrt
wurden, mochte wohl noch gar manches darin verändert wer-
den, was in späterer Zeit den Glanz des Hauses erhöhete. So
sagt Cicero, Brut. 16. quamquamhis laudationibys hisio"
Ha verum no^irarum facta est mendosior. Eben so Liv.
Vni, 40^ Fitiatam memoriam ftmebribuM laudikus rear fat-
59) Tacit. Ann. Ilf, 3. (beim Tode des Germanicns) Matrem
Antoniam non apud auetores verum, non diurna actorum sertptura
reperio ullo insigni qfficio fufictam. XIII, 31. pauca memoria digna
evenere. nisi eui libeat laudandi* fundamcntis et trabxbus, quis mo-
lern amphitheatri apud campum Martit Caesar exstruxerat, Volu-
mina implere; cum ex dignitate populi Romani repertum sit, ree
illustres annalibus, talia diumis (Irbis actU mandare. XVI, ^;^.
Diurna populi Romani per provincias, per exercitus curatius legun-
tur, ut noseatur, quid Thrasea non fecerit Vgl. Snel. Claud,
41. luven. II, !36. Senec. de benef. III, 16. Petron. 53. Lam-
prid. Comm. 15. n. s. w.
60) P. Valerius Poplicola ist der Erste, von dem bcriebtet
wipd, da&s er bei seines CoUegen Brulns Begräbniss die Laudatio pe-
kalten habe, Pinta roh. Popl. 9.; und van da soU der Gebraneh
seinen Ursprung genommen haben. Indessen mag Dionysins nicht
entscheiden, ob^nicht unter den Königen dasselbe Sutt gefunden habe.
V, 17. *• ^v otfv OvaXlqioQ n^iÜTog icar«ar^actro rar vo/ior xMe'Pw
ItaiotQ.fi ntifiivov vno ruiv ßaaJLiow Tra^lafitr, ov» ^x^ to oawi« «i^
neiv. OTi de Pwffaiwv iorlv a^vo^or fvqsfia to na^a raS rawetg zeiv in^
o^iiMov at^d^iuv malvovg xijg notxijj; eüxüu^ Xiyto&at, scal oix 'ÄUj/Wfi
turTOMaTsoTijQaytQ noutTOt, naqa r^s uMf^s i9tooim$ o2da um^ M.T.L
Ausruhrhch spricht darüber Polyb. VI, 53.
35
süque imaginum titutu^^), dum famüia ad se quaejue Jk-
mam reram gestarwn honorwnque fallente mendaeto trä-
kunt ^*). — Aasserdetn aber hielten sich, wie es scheint, bd-
dentende Familien eine Art Hansclironik, oder irgend einer des
Hanses verfasste vielleicht eine particuliire Geschichte seiner
Familie. Etwas der Art wird wenigstens ron der familia
Porcia berichtet: Gell. XIII, 19. quae postea ita esse^ uH
diveratf eognonimusy cum et laudationes fnn^es ei iibrum
eommentarium de fanuUa Porcin legeremus. , und anch des
Messala Bflcher de fiimiliis lassen so etwas voraussetzen *')•
Ausserdem gaben die zahllosen Oeffentliches sowohl als
Privatverhältnisse betreffenden Inschriften eine überaus reich-
haltige Quelle ab. Wir verstehen jetzt unter Inschriften Al-
les, was von schrifUichen AuEEeichnungen aus dem Alterthume,
sei es in Erz oder auf Stein , durch Malerei , Mosaik , oder
sonst auf eine Weise im Originale oder Copie materiell zu
unserer Kenntniss gelangt ist» mit alleiniger Ausnahme der
Handschriften, welche die Werke der Literatur enthalten ; so
dass, wenn sich z. B. unter den Hercuianischen Rollen wirit-
liche Autographen erhalten hätten, sie doch in keinem Falle
hieher gezählt werden könnten. Allein nicht Alles, was wir
darunter rechnen, wird von den Alten mit gleichen Augen be-
trachtet worden sein, wie eben jene Tafeln, welche Gresetze,
Bundnisse , Senats- und Volksbeschlüsse enthielten. Dagegen
6!) In wiefero diese imai^nes zur Geschichtsqnelle werden konn^
ten, erg:iebt sich aus dem, was wir Aber ihre Anordnung im Atrium
des Hanses erfahren. Plin. XXXV, %. aliter apud maiores in atrio
haee erant, quae speeigrentur : — expressi cera vultus tingulia dU-
ponebantur armariis — . Stemmata vero lineis dUcurrehant ad {ma-
gines pietas. Seneca de benef. III, 28. Qui imagines in atrio ex-
ponunt et nomina familiae suae longo ordine ae multis stttmmatum
illigata flexuris in parte prima aedium coUocantj noti fnagis quam
nobilet sunt. Aaet. eieg.-ad Messal. 30. quid quaque index sub
imagine dicat.
62) Vgl. Liv. XXII, 31., wo es sich darum handelt, ob Fabias
pro dictatore oder Dictator gewesen: res inde gestas gloriamque in-
signem ducis et avgentes titulum imaginis posteros , ut, qui pro di-
ctatore, dictator dieeretur, faeile obtinuisse, und Plin. XXXV, 2.
Sed pace Messalarum dixisse lieeat, etiam mentiri clarorum imagines
erat aliquis virtutum amor,
63) Plinius l. I. Similis causa Messalae seni expressit Volu-
mina illa, quae de Jamiliis eondidit etc.
3*
36
gab es aber eine Unzahl weniger selbständiger Gedenkschrif-
len, als Dedicationen, Grabschriften, Votivtafeln, Danksagun-
gen u. dgl. ) die vieirältig über Thatengeschichte sowohl als
politische Einrichtungen, religiöse Satzungen, Sitten und Ge-
bräuche Auskunft geben konnten und noch geben ^'^).
Endlich müssen als Quelle unzweifelhaft auch mündliche
Ueberlieferungen betrachtet werden, namentlich in wiefern
sich dieselben in Gesängen fortpflanzten. Dahin werden zu-
erst heilige Gesänge gehören, wie die carmina Saliorum und
die Lieder der fratres arvales, von denen sich eines erhalten
hat ^^). — Dann wird aber auch mehrfach bezeugt, dass es in
alter Zeit üblich war, bei festlicher Tafel Lieder zum Ruhme
ausgezeichneter Männer zu singen ^^), so dass es dem römi-
schen Volke nicht an epischen, wenn auch rohen, National-
gesängen gefehlt haben kann.
64) Leider hat die verkehrte Ansicht früherer Jahrhunderte einen
Srossen'Theil der wichtigsten Inschriften materiell untergehen lassen.
[an schrieb sie ab, nicht selten höchst fehlerhaft, und Hess sie dann
unbekümmert liegten oder der Marmor wurde auch anderweit verwen-
det. Einzelne kostbare Stücke, die längest durch Abschriften bekannt
waren, sind zuweilen wieder aufgefunden worden, wie der Stein , der
vor Allem über die Lage der Basilica lulia und somit das Forum ent-
scheidend ist. — Die bedeutendsten rSmische und italische Inschriften
enthaltenden Sammlungen sind: lani Gruteri Inter, antiq. tot, orb,
Rom. off.Commel. 1603. fol. Amst. 1707. IVtmi. fol. Re i n e s i i Syntagma
inser, Lips. et Franc. 1682. fol. Fabretti, Inscr, antiq. Korn. 1707.
Gori, Imcr. ant. Gr. et Rom. quae exttant in Etrur. urbb. Flor.
1727. 3 tmi. 4. Muratori, ßfoo. thes. vet. inscr. Mediol. 1739 — 42.
IV voll. Mutei Capitolini ant. inscr. Rom. 1775. 3 voll. fol. Mor-
celli, Operum epigr. Voll. V. Pat. 1819.4. Osann, Sylloge inscr.
Jen. 1822. fol. Orelli, Jnscr. tat. Tnric. 1828. 2 voll. 4. Lepsius,
Inscr. Umbr. et Ose. Lips. 1841 fol. — Die älteste Inscbriflensamm-
lung (aus Rom) ist die des Anonymus von Einsiedln aus dem
Anfange des 9. Jhdts. s. die Topographie.
65) S. Marini a. a. 0. Lanzi, Saggio di Lingua Etrusca. I.
p. 142. Hermann, Elem. Metr. p. 613.
66) Davon spricht Cic. Tusc. I, 2. ^amquam est in Originibus,
solitos esse in cpulis eanere convivas ad tibicinem de clarorum, ho-
minum virtutibus. und IV, 2. gravissimus auctor in Originibus dixit
Cato, morem apud maiores hunc epularum fuisse^ ut deinceps , qui
aeeubarenty canerent ad tibiam clarorum virorum laudes atque vir-
tutes. Vgl. Brut. 19. Varro ap. Non. p. 76 Merc. p. 51 Gerl.
(yissa voce.) Valer. Max. II, 1, 10. besonders auch Horat. IV, 15,
75 sqq. — Niebuhr, Rom. Gesch. l. S. 283 ff. Beck, Epicr.
quaest. de anL Rom. hist p. 9. Wachsmuth, Mit. Gesch. d.
röm. St. S. 20 f.
37
Von diesem ganzen nnendlich reichen Stoffe sind ans nur
wenige verhäütnissniSssig höchst unbedeutende, aber immer
noch höchst wichtige Bruchstücke übriggeblieben, die hier ein-
sein zu verzeichnen nm so weniger nöthig scheint, als das We-
sentlichste davon schon bisher angeführt worden - ist. Vgl.
Creuzer, Ahriss d. röm. Ant. S. 4. Zu diesen wenigen
urkundtichen Denkmälern kömmt die grosse Masse der In-
schriften, die zwar meistens nur durch gelegentliche Erwäh-
nung einzelne Beiträge liefern, aber dennoch als authentische
Quellen von hoher Wichtigkeit sind; ausser ihnen die bildli-
chen Denkmäler und die Münzen, von denen weiterhin beson-
ders gehandelt wird.
Die Annalisten.
Den Uebei^ang zu der römischen Literatur, welche vor-
zugsweise von römischer Geschichte und römischem Leben
handelte, bilden die Annalisten oder ältesten lur uns verlore-
nen Geschichtschreiber. Sie beginnen indessen erst mit dem
zweiten puniscben Kriege, während anerkanntermassen in der
früheren Zeit kein Versuch der Art gemacht worden war.
Das meint Di onys. I, 73. naXaiOQ /aIv ovv ovdh ovyyQa-'
q>€ve, ovih XoyoyQd<pog iatl *Pmjtiaiwv ovdh ih.
Vor den Römern hatten allerdings Griechen Einiges von
römischem Wesen berichtet, zunächst, wie es scheint, durch
den Krieg mit Pyrrhus dazu veranlasst, oder durch das Ver-
hältniss Roms zu den grossgriechischen Städten: etwa wie
Theopompus, nach Plinius III, 5, 9. der Erste, welcher
von Rom sprach, es nur als von den Galliern eingenommen
erwähnte, oder nach ihm Kleitarch in Bezug auf eine Ge-
sandtschaft an Alexander. Dass die Politien des Aristoteles
sich auch auf Rom erstreckt haben sollten ^^)^ ist durchaus
nicht erweislich, auch nicht einmal wahrscheinlich. Plutarch.
Gamill. 22. sagt nur */4Qi(f%Q%iXf]s it 6 (jpiXoaotpog %6 fulv
dXüvai nyV noXiv vno KsXtAv dnQißmg i^Xos ia%ip arnj"
67) Wie Niebttbr, JI. (;. I. S. 14. annebaeo ma«bl6.
38
nomg* Ehen so wenig folgt aus Quaest, Rem* 6, und Dio-
nys. I, 72. Man kann nur sagen, dass er von Rom gewusst^
Wenn Piinins a. a. 0. sagt: Theopkrastus^ qui primus tx^
Umormh aUqua iU Romanis diligentius scripsü (nam Theo*
pampus, ante quem nemo mentionem habuit^ Urbem dumtaa^ai
a GaUis captam dixit^ Clitarchus ab eo proximns legaiionem
toJtium ad u4lra?andrum missam) etc., so übersieht er aller-
dings , dass vor Theopompns schon Aristoteles Rom erwähnt
hatte ; aber eben diess kann als Argument dienen , dass in den
Politien von Rom nicht die Rede war«
Dionysius nennt als den Ersten, der von den alten Zweiten
Roms geschrieben habe, den Hieronymus von Kardia ;
nach ihm T i m a e u s ®®). Selbständiger scheint D i o c 1 e s von
Peparethos namentlich von der ältesten römischen Zeit ge-
handelt zu haben nnd ausser ihnen, wie Dionysius sagt, jLiVQioi
äXXoi> Diese Schriftsteller mögen leider zum Theile Vorbil-
der nnd Quellen für die ältesten römischen Annalisten gewor-
den sein, während die einheimischen Quellen , die eigenen Ur-
knnden, und mehr hoch die italischen, wenig beachtet wur-
den^'). Von dem ältesten römischen Annalisten, Q. Fabius
Pictor, sagt diess bestimmt Plutarch. Rom. 3. Tov dh
nlaviv iyovTOß Xoyov xoi nXeio'iovg /tiaQTVQag rd fuhr «i;-
QKuTaTa ngmoe slg rovg "EXX^vag iSifiane/JiOxXfjg o/7e7ia-
QTlj^iog, «5 xal ^ißiog lUxfiOQ iv Totg nXilajoig intjxoXov^
d^as. Gleichwohl lässt es sich erwarten, dass diese Rom
fern stehenden Griechen die römischen Zustände nicht gehörig
begriffen und ihre Angaben wenig Zuverlässigkeit hatten , und
so sagt Dionys. I, 6. iv fuaa%og oXIya na) ovih av%d du-*
enoviao/jttvwg, ovih dx^tfiäg , clXX* iu vcSv Imfvj^oriior
68) Dionys. I, 6. Hqwtov /Uv, ooa nStfii ttS^vat, r^v'Pfofia'iinfv
T17 ne^l Twv ^Entyovwv irgayfiareia' tneiTa Tif-ttiov tov ^tutiiwTOVf xa
fiiv a(fx(ua röüv iotoquLv iv raic kotvaii ioTO(fiatQ atfrjyrjaafiivov y xov^ oi
TtifoQ IIv^op Ttfy *M7ft$^wniP noXifi'9v$ «iV iSiav t(ara;i^^«yro6 it^y»
funeiav.
69) Niebuhr, R6m. Geseh. I. S. 11^ „aber die Röner waren
blind für ihre eigenen Urkunden, nnd die italiscben können kaum SQ
Cato's Materialien yeiählt werden,^'
dnwafHi%i»y üW&i)Q apiygatffti^., was oar in keinem Falle
in solcher All^meinheit nnd namenüieb von dem auch vorher-
genannten grossen Polybios gesagt werden darfte. Von Ande-
ren erkennt es dieser selbst an ^^).
Die <eren römischen Annalisten hingegen sollten eigent-
lich schon dadurch besondere Geltung haben, dass es durchaus
angesehene und im Staate hochgestellte Männer waren, wie
Fabius, Cato, Piso u. A., wie denn überhaupt erst gegen das
Ende der Republik aus den niederen Ständen Geschichtschrei-
ber herrorgegangen sein sollen '^). Demnngeaehtet kann diess
keinesweges unbedingt zugegeben werden. Namentlich hat die
oben erwähnte Angabe Plutarchs dazu Veranlassung gegeben,
die Selbständigkeit und Glaubwürdigkeit der ältesten Annali-
sten und zunächst des Fabius zu bezweifein, und wenn es auch
möglich ist, dass Plutarch nur aus der Uebereinstimmung
schloss, dass Fabius den Diokles benutzt habe , so kann diese
Nachricht , natürlich nur in Betreff der älteren Zeilen , doch
dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnen , wenn es gewiss ist,
worüber sich allerdings streiten lässt , dass Fabius griechisch
geschrieben hat ^2). Uebrigens greifen auch Polybius und Dio-
70) Polyb. IH, %0. JI^€ füp otv ra Tomvra rmv ovyyffap^iatwft
ola Y^atpMi Xat^ia9 ttal J<»QiXo9 , ovSiv av Sio$ nUov liy^w^ ov yoQ
mvoolag «iUa novqeamjs x«U nttvBiniov lahä^ ifiol /< 9oxova$ raSuf ^ttp
71) Saetoo. At dar. i*het. 3. L, Otaeiliu$ Pilitu$ — primus
omnium libertinorum, ut Cornelius Nepos opinatur, seribere Air fo-
rtan» orsus, nonnUi ab honet tistimo qvoquo seribi tolitam. Er war
Lehrer ües Co. Pompeius Magna«.
72) Die Frauke, ob Fabius, der älteste rSmisebe Geschicbtsohrei-
ber, ^iechisch oder lateiniseb , oder in beiden SpraelieD geseh rieben
habe, nnd ob die verschiedenen Fabischen Aunalen , welehe sich ge-
nanat 0nden, einem oder mehreren Verfassern znzntheilen seien , ist
von Voss ins, de küt, Lat. 1. I. c. 3. nnd de hUt Graee. 1. IV.
e. 13. p. 162Westerm. and neuerdings von Krause, Fitt et J^ta
veit, hist, üom, p. 38 V. ansführlich behandeit worden, ohne, wie es
seheint, dadurch ihrer Lösung näher gebracht worden zu sein. So
▼iel ist zuvörderst gewiss , dass der älteste römische Historiker , der
40
nysitts den Fabius öfter , selbst wo er die Geschiebte seiner
Zeit schreibt, wegen falscher AufTassung der Ereignisse oder
na^orrojv. Liv. XXI!, 57. XXIf[, 11. Derselbe ist es also auch, der
von Pol^bias I, 14. 58. III, 8. 9. scblechtbia ^aßtoQ o'PojfiaYxoe
Qv)'yQa(ptve peaaDof wird ; denn er eben schrieb ja die Geschichte des
zweiten punischen Kriegs, als seiner Zeit: Siort xarä rovg xat^ore 6
yQttipojv yiyove. nnd eben so sagt Livias XXH, 7. Haee est nobilU
ad Trasimenwm pttgna — . Fabium aequalem temporibut
huiutce belli potiMsimum auctorem habut. Andere Stellen aus
Diooysitts beweisen niehts für die Sprache ; eben so wenig das Frag-
ment ans Diod. Sic. VII. b. Georg. Syncell. p. 155 Yen. n. a.
Denn wenn auch das Praenomen angegeben und die eigenen Worte des
Fabins angeführt waren, so könnten sie doch in das Griechische über*
getragen sein. — Dagegen sagt Cic. de div. I, 21. {Aeneae somnium)
quod in Numerii Fabii Pietoris GraecU Annalibus eiusmodi est etc.
Da nun der älteste römische Annalist von Dionysias und Appian aus-
drücklich nicht Nnm er ins sondern Qu intus genannt wird (ausser
den angeP. St. auch Dionys. I, 79.) und eine Verwechseinng der
Vornamen bei Cicero ganz unannehmbar scheint, so hat man zwei An-
nalisten des Namens Fabius Pictor angenommen, die beide griechisch
geschrieben hatten and nach Voss als Bmderssöhne fast gleichzeitig
gelebt haben würden. Dadurch wird indessen Tor die Haoptfrage nichts
gewonnen ; denn diese ist darauf gerichtet , ob jener von Diouysius
als ältester Annalist bezeichnete Q. Fabius nnr griechisch geschrieben
habe? Lateinische Annalen eines Fabius erkennt offenbar an Cic. de
or. II, 12. Itaque quafis apvd Graecos Pherecydes , ffellanieuSy Acu-
Silos Juit aliique permulli, talis noster Cato et Pictor et Piso etc.
und noch deutlicher de leg. 1, 2. abest enim historia a literis no-
stris — . Narn post Annales pontificum — si aut ad Fabium, aut ad
eunty qui tibi setnper in ore est, Catonenty aut ad Pisonem, aut ad
Fanniunty aut ad Fennonium venias, quoinquam ex his alias ali^
plus habet virium, tarnen quid tarn exile, quam isti omnesf Der
Sinn der ganzen Stelle erlaubt nicht, hier an etwas Anderes als an la<^
teinisch geschriebene Annalen za denken, und daher ist anch Cincius
mit Anderen, die griechisch schrieben, übergangen. Auch bat offenbar
Cicero in der Stelle de div. nicht ohne Grund aasdräcklich gesagt : in
Graecis Annalibus. Endlich werden auch Stellen aus den lateinischen
Annalen wörtlich angeführt von Quint. I. 0. I, 6. Gell. V, 4., viel-
leicht aas denselben b. Non. n. Pieumnus, p. 518 Merc. p. 355 Gerl.
Wollte man annehmen, Nnm. Fabins Pictor habe die Annalen des Quiii-
tns in das Griechische übergetragen , was an sich bedenklich scheint,
80 steht dem entgegen, dass dann ja der Tranm sich auch in den la-
teinischen Annalen gefunden haben würde. Diese Schwierigkeiten hat
Krause so lu heben geglaubt, dass Q. Fabins nnr griechische Annalen
geschrieben habe, und ebenfalls griecbiscbe Nnm. Fabins; die lateini-
schen Annalen aber weiset er, da der Vorname nirgend genannt wird,
dem Servias Fabins za, dessen Cicero Brut. 21. gedenkt: Sed
tfivo Catone minores nata multi uno tempore oratores floruerunt.
Nam et A, Albinus; is qui Graeoe seripsit historiamy qui eonsul.
eumr L. Lueuliofuit, et literatus et disertus ßtit , et tenuit cum
hoe loeum quenaam etiam Ser. Fulvius , et una Ser, Fabius Pictor,
et iuris et literarum et antiquitatis bene peritus. Allein das toheiat
41
chronologischer Irrthämer an '>), und nberhanpi scheinen die
grossen Ahweichungen der verschiedenen Annalisien auch noch
durchaus nicht annehmbar za sein ; denn wenn auch Ser. Fabius noch
mit Cato gleichzeitig war, so war er doch jünger und schrieb jeden^
falls später. Nun konnte zwar, wo nur beispielsweise einige Annali-
sten angeführt werden, wie de orat. II, t^. , Cato als der bei wei-
tem Angesehenste zuerst geoannt werden ; aber in der Stelle de leg«
I, 2., wo von den Annalibus pontiBcum an die Annalisten in chrono-
logischer Reihenfolge angegeben werden, konnte in keinem Falle Ser.
Fabius der erste sein und dann erst Cato folgen, sondern diese An-
nalen müssen als die ersten nach den Annalibus pontificum angesehen
werden , and als Xltestea AonaÜsten nennt nun eben Dionysius de«
Q. Fabius, and keinen anderen wird Livius meinen ; vielmehr acheint
überall, mit Ausnahme jener Stelle bei Cicero, nur ein Fabius Pictor
aBgenommeo zu werden. Daher findet sich dena aveh bei Dionyi.
I, 7., wo fast alle bedeutenderen lateinischen Annalisten, welche von
der alten Zeit geschrieben hatten, aufgezählt werden, kein Fabius Pictor
genannt. Dionyaius giebt dort Reebenacbaft ron seinen Vorbereitongan
zu dem Geschichtswerke, das er beginnt. Nachdem er von den grie-
chischen Schriftstellern und den Römern , die griechisch geschrieben,
(Fabios Pictor und Ciocins. cap. d.) gesprochen hat, erzählt er wie
er nach Rom gekommen, der römischen Sprache mächtig worden sei
und so theils durch den Umgang mit kundigen Männern , theils durch
das Studium der römischen (lateioischen) Geschichtschreiber den Stoff
gesammelt habe. Da sagt er: ra di tutrotv iaroQiwv avaieiatfAevos , a£
Ol n^o^ ttvToiv tnatvovfievot *P(üfiaioi avviyqaxpav , IIo^wS n K&riav
%aX 0aßios MaSifioSf *ai OvaU(fioQ Jtvxwi^t naX Auihvio^ Mqouq, jitXtol
Tt luü rt?Moiy xal KaXnoi'Qvioi, Kai tttgoi %. t. X, M uss es zugegeben
werden, dass dieAnnalen des Fabius Pictor jedenfalls zn den bekann-
testen und bedeutendsten gehörten, so muss man sich in der That
wundern, sie hier nicht zu finden, wenn sie von einem anderen Ver-
fasser als Q. Fabius herrührten. — Auf diese Weise mag man aller-
dings dahin kommen, dreifache Fabische Annalen anzunehmen; nichts
aber scheint zu nöthigeu, drei verschiedene Schriftsteller vorauszu-
setzen, vielmehr kann ich in der Annahme, Q. Fabius Pictor habe
doppelte Annalen, griechisch und lateinisch, geschrieben, das Unwahi^
scbeinliche oder gar Unmögliche nicht finden. Vgl. Baehr, Gesch.
d, rÖm. LH. I. S. 346 f. auch wegen Dioeles. — Uebrigens ist bei
Krause, p. 44 f. die aus argem Missverständnisse entsprungene An-
gabe zu berichtigen, dass Polybius III, 0. des Fabius Annalen ßißXov^
vnofMffjaiWQy commentarios, genannt habe. Offenbar ist ja zn verbii^
den : («Vfxa) riJQ vTCO/uvtjasojS Ttüv avakaußavovxwv xa^ ixtlvov ßlßXov9,
73) Polyb. III, 9., nachdem er des Fabius Darstellung der Ur-
sachen zum zweiten punischen Kriege angeführt hat, sagt: TivoQ H
%aQtv ifivTjod^fjv <Paßlov xal rwv vii ixtivov y€yQafifi^vatv ^ Ovx tvetta r^s
m&avoTfjTot Tiav iiQfjfAivotv ayofvuov , /t^ Trtar&vS^ naqa rtoiv 17 ftlv
ya^ TCa^a vovrwv aXoyla wü %o}q\9 t^s ifif/S ii?;yi}a6(aQ avzij 9i aur^e
Svvarai &eojQet<i&at iraga tois iyrvvxovovaiv aJJia xij^ rotv avetXafipoi-
vovTWv rag iutivov ßißXovg intofiinjatotg' 'iva fiif irqog rifv tmy^atpi^v,
aXXä VQOg ra jr^ayuara ßXiniOQw, Man solle nämlich nieht meinen,
weil er Zeitgenosse sei, müsse Alles wahr sein, was er sage. Dio-
nvs. IV, 30. iytaü&a ftaXty avayna^ofiai, fi6fi$^9&a& 0aßiov ttal t6
Qff&üfiov avrov ne^l T/pf iSiraotp twv x^ovwv iiiyx^*!^* Vgl. Baehr a*
a. 0. not. 4.
42
«
in der späteren Zeit das Urtheil Niebuhrs ''^) zu rechtferti-
gen, dass mit Ausnahme Weniger , wie Cincius und Licinina
Macer, man sich um die vorhandenen authentischen Urkunden
wenig bekümmerte , so wie wiederum die späteren Historiker
dieselben vernachlässigten und sich mit eben diesen Annalen
als erster Hauptquelle begnügten. Diesen Vorwurf macht ih-
nen in derThat im Allgemeinen Di onys ins VH, 1., wo er
bei Nachweisung eines groben Anachronismus, einer Verrech-
nung um zwei bis drei Menschenalter, sagt: dkX' ioixev 6
nQwvoe iv Talg XQovoyfa^laig rovto xataxf»Qioag, w yraV-
Tcg ijxoXov&fjaav ol Xoinol — .
Die namhaftesten dieser Annalisten sind , wenn man von
den epischen Dichtungen des Naevius und Ennius absieht,
ausser FabiusPictor, im zweiten punischen Kriege, der
gleichzeitige L. Cincius Alimentus, meistens rühmlich
erwähnt, besonders von Livius als Benutzer von öffentli-
chen, nicht bloss römischen Urkunden. VH, 3. Folsiniis quo-
que clavos, mdices numeri annorum fixos in templo Nortiae^
Etruscae deae^ comparere^ düigens iaiium montimentorum
ofictor Cincius qffirmat. In der ältesten sagenhalten Zeit, wo
ihm dergleichen Monamenta nicht zu Gebote standen , scheint
er dem Fabius gefolgt zu sein oder dieselben Quellen gebraucht
zu haben, wie er denn auch ebenfalls griechisch schrieb ; und
dieser Theil war daher in Kürze behandelt. Di onys. I, 79.
n^qi &k Twp i% TTrjg 'IXiag yBVOfjiivfav KoYvvog fihv ^aßtog
6 IlixTWQ Xsyo/tievog, m Aevuiog %b Kiyxiog x«i Kdxtav
JJoQxtog^ xat lleiamv KaXnovgpiog, xal twv äXXtav ovyyQa-
q^imv ol nXeiovg i^xoXov&t^aav, %fjde yQuq>6i. I, 6. tovtwv
dh dvdqäv ixd%eqog (Fabius und Cincius), olg /ihv avrog Ip-
yotg naQ€yive%o im %ipf i^nuQiav dxQtßiig driygatf/s* Ta
ih agy^aia to /i€%d vijv %%iaiv %f^g noXemg yiVOfJL^va xetpa--
74) Rom, Gesch. I. S. 27B, ,,DeDn nnr was sich Aosalen naonta,
ward, als Geschichtschreiber eDtstandeo, beachtet; Denkmäler nod Ur-
kanden hini^egeo blieben nnbenutzt/* In der That lässt es sich nnr
aaf diese Weise erklären , dass es jedeneit aar Cincias nnd Maeer
sind, aaf welche sieh Livias bemft, wenn es einer Nachweisang aos
Urkunden bedarf.
43
XiWo&ßiQ inidQufi: Gewiss liegt darin eis Grund, weshalb
auch Livins mit (|;leicber Kürze iiber diese Zeit hinwegeilt.
Zu den bedeutendsten Geschichtswerken gehörten nach
der Ansicht des Alterlhums des M. Porcius Cato Origü
nes (öfter auch Annales oder Historiae, doch weniger schick*
lieh genannt), der , wenn man dem Q. Fabius Pictor die latei-
nischen Annalen absprichti der Erslüe gewesen sein würde^ der
in lateinischer Prosa die Geschichte seines Volks geschrieben
hätte. Die hohe Greltung, welche diese Origines bei den Rö-
mern, auch der späteren Zeit, hatten '^), mag durch die ernste
Tendenz und verständige Erwägung begründet gewesen sein,
aber mehr noch gewiss durch das grosse Ansehen, das dieser
Mnster-Römer genoss. Für uns ist es d>en auch unbekannt,
welche Quellen er benutzte, aber das wird sich schweriick
bezweifeln lassen, dass er auch schon vorhandene Geschichts-
bücher gebrauchte und dass für die Zeit , aus welcher zuver-
lässige Berichte nicht vorhanden sein konnten, sein Urtheil
leicht durch jene bestimmt werden mochte '^).
Häufiger werden die Annalisten nach dem dritten puni-
sehen Kriege, oder in der Zeit zwischen den Gracchen und
SnlU. Hieher gehören namentlich: L. CalpurninsPiso
Frugi im Anfange des siebenten Jahrhunderts, von Plin.
Nat. H. II, S3. gravis auctor genannt, von Dionysius den
Xoyim^aTOie beigezählt; nach Niebuhrs Meinung der Vater
jener Manier, welche die Dichtung von der frühesten Zeit in
nüchterne Geschichte umwandelte, worauf allerdings Stellen,
wie Dionys. II, 39. 40. IV, 7. führen können. Femer L.
Coelius Antipater, nach Valer. Max. I, 7, & certus
Ramanae khiorime audor^ womit indessen Liv« XXIX, 25«
75) Auch Di 00 jrs. I, 11. ftgts Oi Si UyttotaT04 v^v 'Pm/utiun^
gvyy^atpdwv , iv ote tgri IIogxMg re Kavatv — naX FaCoi 2eijmQiuv^g
n,t,L Unbillig scheint doch Niebuhrs Urtheil, R. G. 1. S. 26t.
dass sie ihm deshalb als Veroäoftif^e gälten, weil sie das Fabelhafte
der alten Sagen zur Geschichte gestaltet hätten, indem sie darin das
Glaabliche, einen historischen Kern gesacht hätten.
76^ Dionys. I, 79. Utfl^ %6iv in r^g "iXiag ytvofUvuiv KoCvroi
fuu <t>aßto9y o UitnmQ kayofttvoe^ f Aivtuog xe Xiymog ual Kavwv J7«^
$uog naX Uiiatov Ktdnov^vioe ^^QX^v^i^mM w« f. A.
44
27. vergUchen werden mag. — Gleichzeitig Cn. 6 e Hins,
von Dionysius vielfältig gebraucht, von Livius öbei^ngen. —
P. Sempronins Asellio aus derselben Zeit, dessen Ge-
schichte indessen die ältere Zeit schwerlich berührte, und
darum von Dionysius nicht erwähnt, während ein Anderer des-
selben Namens C. Sempronius Tuditanus mit besonde-
rem Lobe von ihm genannt wird, I, 11. — Eines der bedeu-
tendsten Geschichtswerke scheinen die von den ältesten Zeiten
beginnenden Annalen des C. Li ein ins Mac er, aus SuUa's
Zeit, gewesen zu sein. Er wird mehrmals von Livius (IV,
7. 20. 23.) als Beachter der alten Urkunden genannt ; freilich
auch zuweilen gegen Andere zurückgesetzt (VII, 9, X, 9.)
und von Dionysius (VI, 11. VII, 1.) wegen chronologischer
Irrthümer geUdelt. — Sein Zeitgenosse war L. Cornelius
Sisenna(Vell. 11,9. Cic. Brut. 64.): seine Historiae
schlössen ebenfalls die ältere Zeit aus, und umfassten wahr-
scheinlich die Begebenheiten seit der Einnahme der Sudt. —
Aehnliches Lob, wie dem Licinius Macer, wird auch dem Q.
AeliusTubero zuTheilj wenigstens erhellt aus Liv. IV,
23. (vgl. X, 9.), dass er die libro$ linteos und wohl auch an-
dere alte Urkunden benutzte. Indessen stimmte seine Angabe
mit Macer nicht überein. Von ihm sagt auch Dionys. I, 80.
TovßkQtav AiXios, d€iv6e uvr^Q xal nt^l Ttjv oway^ftjv
Tijs loTogias intf^Xi^Q. — Weniger Glaubwürdigkeit scheint
nach Livius (VI, 42. Vin, 19. IX, 5.) der mit Sisenna
gleichzeitige Q. Claudius Quadrigarius gehabt zu haben,
der die Geschichte Roms von der Einnahme der Stadt an
schrieb; bei weitem der verdächtigste aber ist sein Zeitge-
nosse, Q. ValeriusAntias, der häufig wegen lächerlicher
Uebertreibungen und allen Anderen widersprechenden Nach-
richten getadelt wird ^7).
Die Form dieser Annalen scheint im Ganzen unverändert
dieselbe geblieben zu sein, wenn auch Coelius und mehr noch
77) S. s. B. Liv. XXX, 18. XXXVIII, 55. XXXIX, 43. XL, W.
XLII, II. Gell. VI, 8. VII, 19. Diese Summen haben unstreitig mehr
Gewicht, als die Erwähnung hei Dionys. I, 7.
45
Claadiiis Qaadrigarins zs etwas mehr oratorischer Schreibart
oder breiterer Darstellong äbergegangen sein mögen. Denn
dass Cato den Originibu$ seine Reden einschaltete (Liv.
XLVi 25. Epit. XLD[.), wird in der übrigen Abfassnngs*
weise nichts geändert haben. Sämmtliche Schriften dieser Art
werden als trocken nnd dürftig geschildert. Lehrreich sind da-
für die aus Cicero angeführten Stellen de leg. I, 2. und de
orat. II, 12., wo sie mit den griechischen Logographen ver-
glichen werden, wie es auch Dionys. I, 7. thut: elol 9k
Die erhaltenen Quellen.
Diese ganze ältere Literatur ist bis auf unbedeutende in
die Werke späterer Schriftsteller verwebte oder durch Anfüh-
rung der Grammatiker erhaltene Fragmente für uns verloren.
Die sämmtlichen gegenwärtig unseren hauptsächlichsten Quel-
lenschatz bildenden Schriftsteller gehen mit wenigen Aus-
nahmen (Polybius, Gato de re rustica, Plautus
u. Terentitts) nicht über die letzten Decennien der Republik
hinaus. Auch sie sind freilich in den meisten Fällen nur als
Bruchstücke auf uns gekommen und ein böses Geschick hat
sehr oft gerade die Theile untergehen lassen, deren Erhaltung
am wünschenswerthesten gewesen wäre; aber doch ergänzen
sie sich vielfältig und liefern so ein Material, welches reichhal-
tig genug ist, um damit ein ziemlich bestimmtes und deutliches
Bild von dem römischen Leben in seinen verschiedenen Bezie-
hungen zu entwerfen. Zu diesem Materiale tragen sämmtliche
römische und die von römischem Wesen berichtenden griechi-
schen Schriftsteller bei und es ist nicht leicht einer so unbedeu-
tend und für diesen Zweck so steril , dass sich nicht einzelne
oft höchst schätzbare Notizen aus ihm entnehmen liessen«
Wenn daher eine vollständige Auüzählung der Einzelnen un-
nöthig erscheint, so ist es doch zweckmässig eine Uebersicht
der wichtigsten mit kurzer Bezeichnung ihres Werths zu ge-
ben. — Eine der wichtigsten Quellen und in gewisser Hinsicht
die wichtigste von allen ist
— 46 ■
Cicero, nicbt nar weil er der lebendige Zeuge seiner
eigenen Zeit ist, einer Zeit, in welcher das römische Staats«
leben die vollendetste Ausbildung erlangt hatte, zwar dem Ver-
falle schon nahe oder eigentlich darin begriffen, aber doch ohne
dass im Wesentlichen der Formen eine bedeutende Verände-
rung Torgegangen wäre 5 sondern auch weil wir die Kenntniss
eines der wichtigsten Theile der Staatsalterthumer, der römi-
schen Gerichtsverfassung mit dem Rechte selbst, hauptsächlich
und in mancher Beziehung fast ausschliesslich aus ihm entneh-
men. Für diesen Theil sind allerdings und natürlich die Reden
unter allen übrigen Schriften die wichtigsten. Indessen, wenn
auch Cicero als ein durchaus rechtlicher Charakter dasteht,
wollen doch diese Reden mit einer gewissen Vorsicht ge-
braucht sein, da er als Sachwalter besondere Zwecke verfol-
gend im Interesse seiner Clienten nicht selten der Wahrheit
zu nahe tritt, nicht nur durch falsche Darstellung der That-
sachen und falsche Charakteristik der Persönlichkeiten, son-
dern auch durch unrechte Anwendung und Auslegung, ja Ver-
drehung der Gesetze. Wie konnte es auch anders sein, da er
oft aus anderen Rücksichten ganz gegen seine üeberzcugung
eine schlechte Sache zu vertheidigen hatte. Man denke sich
übrigens dabei den Redner vor den Richtern und in der Corona
populi\ die lebhaften Antheil an der Verhandlung nahm und
deren Aeusserungen nicht selten Einfluss auf die Entscheidung
hatten '«). Es galt, wie bei allem mündlichen Verfahren , den
Eindruck des Augenblicks zu benutzen und durch die Macht
der Rede die günstige Stimmung zu erzeugen, ohne zur kalten
Prüfung der Gründe Zeit zu lassen. So waren denn seine Ar-
gumente auf die relative Befähigung und den Charakter derer,
vor denen er sprach, berechnet, wie zum Theile aus seinen
78) p. Rose. Amer. %l, iudices diligenter attendere: popufo
rem indignam videri, Act. I. In Verr. 14. Em quo mihi venil t«
mentem iliud dicere, quod apud 3f. Glabrionem nuper cum in reii-
eiendis iudicibus commemorassem, intellexi vehementer populum Ro-
HUinum eommovtri, Verr. III, 3i. animadvertisHs, iudices, gemitum
populi Romani, cuius frequeniia huic causae nunquam de/uit, \$\,
p. Flacco 1^8. 33. p. Salla 10.
47
eigenen Gesttndnissen hervorgeht ^*). Gemindert wird eini-
germassen diesen Bedenken durch die Erwägnng, dass die mei-
sten Reden in keinem Falle so, wie sie uns vorliegen gehalten
worden sind. Von einigen ist diess sogar nnmöglieh ; von an-
deren bekannt, dass sie nie gehalten worden sind ; aber aaeh
die übrigen sind wohl meistens erst nach der Yerhandlnng aus-
gearbeitet oder überarbeitet worden. So sagt er ja selbst,
Brut. 24. pleraeque emm »cribuntur oratianes habitae tarn,
nonui habeaniur. Vgl. Tnsc. IV^ 25. Von der Rede p. Mi-
lone sagen es ausdrücklich Asconius und Dio Cass. XL,
54. XQ&v^ noS-' va%€QOP uul uard oyoki^v ava&ago^loac
iyQct^t* und wie oft gedenkt er der Bearbeitung und Heraus-
gabe in den Briefen. Indessen konnten auch diese spSteren
Veberarbeitungen sich nicht zu auffallend von der mündlichen
Yertheidigung entfernen , zumal da ja bekanntlich auch der
mündliche Vortrag von Geschwindschreibem nachgeschrieben
wurde. So hatte man z. B. die Rede pro Milone doppelt.
Ascon. Argum. fin. Maneiautem itla quoque excepta eius
oratio* scripsit vero hone, quam legimuSy ita perfecte etc.
Andere dagegen sind wohl völlig ausgeari)eitet, die im Senate
nach der Rückkehr gehaltene sogar abgelesen worden, p.
Plane. 30. quaepropter eius magnitudinem dicta de scripta
est. Die welche wir jetzt dafür unter Cicero^s Namen haben,
ist freilich gerade eine der kürzesten. — Uebrigens machen
79) de fia. IV, 27. non €go teeum tarn ita hqtiar , ut iüdem
hü de rebus, cum L. Muren^m te accusante d^enderem» apud ivm*
peritos tum illa dieta sunt: aliquid etiam coronae datum. Wie er
für Milo a. A. segen seine Ueberaeagna; getproehei hatte, bexeugt er
selbst ad Att. IX, 7. heni^cium sequor, mihi crede, non eausamy
at in Milane, ttt in — sed hacfenus. Stärker Doch ist die ihm bei-
gelegte Aeossernag bei Platareb. Cic. 25. Mowari^ ftir ya^ nar^
ovvTjyo^iiaaQ , ws anoq>vywv t^v Sltnjv ixeivo9 iSlwxev irat{fov alrovm
J^afitrop^ evTü* Hyttat 'jr^aneoiip tnc o^e 6 Kuti^ojv, oiax* thttlv av
yao txalvtjv^ w Mowaru, v^v äünjv a7riq>vyeg ^«a aavror, ovm ifioi «oAv
axoTos Iv (funl rf SixaaTf^(fiw ntQix^avros ; Solche Beispiele von fint-
steilnug lassen sich denn aaeb nachweisen, z. B. p. Caec. 10. ver-
glichen mit p. Clnent. 37. Dem Vorwurfe des Widerspruchs wnsste
er nur durch einen Witz zu entgehen, cap. 50. 51. In Folge einer
Üfaniichea Doppelzm&gigkeit sagt Aseoains, p. Gern. p. %% Or.
esse oratoriae ealliditatis^ ut, cum opus est, eisdem rebuM ab utrm"
que parte vel a eontrariis utantur.
48
I
sieh die Stellen, wo etwa dnrch eine sophistische Aosiegang
der Gesetze oder eine kecke Behauptung das Urtheil der Rich-
ter oder des Volks gefangen genommen werden soll, leicht be-
merklich ; und dann wird man freilich nicht ohne strenge Prü-
fong und Abwägung anderer Zeugnisse dem Redner folgen
dürfen. — Unbestrittenes Gewicht hat dagegen, was in seinen
vertrauten Briefen hieher einschlagendes eingestreut ist; nur
dass die Andeutungen häufig sehr dunkel sind und als wahre
Aenigmen erscheinen. — Von den abhandelnden Schriften ha-
ben natürlich die Reste der Bücher de republica besonders
hohen Werth; hauptsächlich aber doch in so weit, als uns
Polybios verloren ist; denn aus ihm scheint nicht nur das
Meiste die ältere Zeit betreffende entnommen zu sein , sondern
man ^ird, wie seltsam es auch klingen mag, doch behaupten
dürfen , dass Cicero , zwar nicht zur Keuntniss , aber doch
zum recht klaren Bewusstsein des römischen Verfassungssy-
stems erst durch diesen tiefblickenden Staatsmann gekommen
sei. — Mit den Büchern de legibus verhält es sich auf
ähnliche Weise, wie mit Plato's Republik und Gesetzen, und
es muss das Positive von dem Idealen sorgfältig geschieden
werden. — Die übrigen Schriften haben zwar untergeordneten
Werth 5 doch liefern fast alle, mit Ausnahme weniger ganz ab-
stracter, mehr oder weniger Beiträge.
Die Geschichtschrciber.
Unter den Historikern würde auch als Quelle für die
Staatsalterthümer der grosse Po lybi US den ersten Platz ein-
nehmen, wenn uns nicht das sechste Buch, worin er von der
römischen Verfassung im weitesten Sinne handelte, nur in
Bruchstücken erhalten wäre, die auch so noch von unschätz-
barem Werthe sind. Rein anderer Schriftsteller kömmt ihm
gleich an tiefer Einsicht in die römischen Verhältnisse, wie an
sicherem und umfassendem Ueberblicke des ganzen Staatsge-
bäudes. Geborener Staatsmann und selbst als solcher thätig,
namentlich als Vermittler zwischen Rom und seinem Vater-
lande, dann aber auch durch vertrauten Umgang mit den be-
4»
^enteiidsteii MSnneni der Republik in ihrer glorreichsten Zeit,
war er tief eingeweiht in die gesammten Verhältnisse des rö-
mischen Staats ; dabei ruhig, unbefangen und klar , wie We-
nige, und mit scharfem, sicherem Urtheile prüfend, mit Be-
nutzung authentischer Quellen, wo es deren gab. Wenn man die
meisterhafte Auseinandersetzung der Befugnisse und gegenseiti-
gen Beschränkung der verschiedenen Gewalten (cap. 12 — 18.),
und die treffliche Würdigung des Einflusses der römischen Sei-
aiiatfiovla auf alle Verhältnisse lieset(cap. 56.), so fühlet man
schmerzlich die Grösse des durch nichts ersetzten Verlustes.
Nicht ganz so lässt sich über Dionysius von Hali-
karnass urtheilen, so werthroll auch im Ganzen seine !^(-
yiaioXoyia ^Poi/iaiVi; ist. Als subtiler Grammatiker und Dia-
lektiker von der ältesten Zeit schreibend , über die sich die
mannigfaltigsten und bedeutendsten Widerspruche fanden , un-
ternahm er das Unmögliche, die sich entgegen stehenden Nach-
richten, so viel es immer geschehen könnte, zu vereinigen
und aus dem Gewirre der Sagen das Wahre oder Glaubhafte
herauszufinden. Diese aus falscher Ansicht von der Sagen-
geschichte hervorgegangene, übrigens gutmüthige aber sehr
geiahrliche Pragmatik, der sich indessen doch eine gewisse,
Andere mit Neid betrachtende Eitelkeit beigesellt, hat natür-
lich nicht nur auf die geschichtliche Darstellung , sondern auch
auf die Entwickelung der ältesten Verfassungsformeu einen
nicht vortheilhaflen Einfluss haben müssen, und daher muss
man immer vorsichtig bei seinem Gebrauche sein , wenn er
nicht von noch bestehenden Verhältnissen spricht. Und doch
hat er auch diese vielleicht nicht immer gehörig begriffen.
Wiewohl er seit dem Ende der Büi^erkriege (vom J. 723 d.
St.) 22 Jahr in Rom lebte, hat er doch die Schwierigkeiten,
welche dem Ausländer fremde Sprache und fremde Sitte in den
Weg stellten, nicht vollständig überwunden. Daher lassen sich
denn einzelne schlimme Missverständnisse nachweisen, wie
wenn er IV, 27. das tempbttn Foiiis Fortunae durch ay-
dQBias TvyjiQ wiedergiebt ^^) \ oder 11, 70. von den KoXXi-
80) Diesen Irrthum theilt mit ihm freilich aachPlatarch de fort.
Rom. 5. «19V J^ n^i rf iravnfti l^pi^ *p^t«I' MUov9«r, ont^ torkif
4
50
fOiS SaXiotc sprechend sagt : mP to UfOfvXdxiov inl %ov
KoXXivov Xoipov^^); oder vom Dius Fidius IV, 58. Iv Uq^
Jiog IJtariov, ov ^PtofMiioi SdyxTov xaXovaiv ^^). Auch die
doppelte Erzählung von Cincinnatus X, 17. und 24. ist je-
denfalls ein Missverständniss ®3). Wo solche Irrthümer sich
nachweisen lassen, da kann man auch den Verdacht nicht un-
terdrücken, dass, wo ausserdem seine Nachrichten einzeln
dastehen oder Anderen widersprechen, ein Missverständniss
möglich sei. Uehrigens verdient sein grosser Fleiss und sein
eifriges Streben, zu möglichster Grewissheit zu gelangen, alle
Anerkennung. Dass er Urkunden nachging, wenn sich deren
fanden, beweiset die mehrmalige Berufung darauf (s. S. 18«);
und es würde das jedenfalls deutlicher hervortreten, wenn die
Bücher erhalten wären, welche von Zeiten handelten, wo es
mehr öffentliche Quellen der Art gab. Auch Privatdocumente
waren ihm lucht unzugänglich, wie er sich denn namentlich
auf die Commentarios Censorum als solche beruft **).
Neben diesen Ausländem steht der grösste römische Cre-
schichtschreiber Livius. Seine poetische Auffassung und
DarsteUnng ; das ethische Element, welches das Ganze durch-
iaxp^otv, tj a^iavevTut^v , 17 av^gelav. Wie aber beide ans der Fort
Fortuna j welcher Servias an dem Tiber einea Tempel Weihele, eine
Fortuna Fort/s gemacht haben , so hat die neaere Zeit wiederum 00-
ter der Tvx>j avd^tia die Fortuna Virilit verstanden und ihr die schö-
nen Tempelreste am Flusse (S. Maria Egiziaca) zugewiesen. Allein
die Fortuna Firilit nennt Plutarch noch ausserdem als Tvftj ^j4^^,
Quaest Rom. 74* de fort. Rom. 10. Nur hatte sie schwerlich
in Rom einen Tempel. S. d. Topogr.
81) Vorausgesetzt, dass die Lesart richtig ist; denn noch Hegt der
Text des Dionysius sehr im Argen. Vom Tempel des Dius Fidiut
auf dem Quirinale sprechend sagt derselbe IX, 60. inl rov *EvvaUov
82) Freilieh findet sich der Name Sanctut statt Sancus auch in
allen Handschriften bei Varro L. L. V, 10. p. 72 Sp. , bei Festus
p. 241. Praedia (aber offenbar verderbt, während p. 229. Propttir,
die richtige Form steht) u. A. Fast mochte man annehmen, der Name
sei späterhin aus Missverständniss in der Volkssprache verstümmelt
worden.
83) Andere Verstösse s. bei Wach smuth, jielt, Gesch. d. r.
St, S. 47.
84) B. I, 74. dTjXovrai di i^ aXXwv re iroXXiuv xctl twv »aXovfU*
ptov Ti^t^tiKtuv vno(ivt}fAoxQyif — . noUjol 9 tiekv earo rwv rifir^Tttcdiv
ohmv arSi^g im^at^üg pi Sia^pvXATvayt:ig «vr«. ip otg tv^itnuo m. t. L
51
dringt, machen sein Werk zu einem der herrlichsten. Dage-
gen ist es nicht zu verkennen und vieirdltig nachgewiesen, ^ass
er, yielleicht ohne alle Benutzung öffentlicher Urkunden , nur
den älteren Geschichtschreibem , den Annalisten folgte , dass
er auch diese nicht immer mit der gehörigen Kritik benutzte,
auch wohl eben der anmulhigen Darstcliung wegen manche
Erzählung aufgenommen hat, die er gewiss selbst verwarf.
Unbedingte Glaubwürdigkeit wird man ihm also eben so wenig
zugestehen, als absichtliche Verfälschung oder eigenmächtige
Verarbeitung widerstreitenden Stoffs. Er gab, was er eben
fand und kleidete den dürren Stoff in anmuthiges Gewand.
Was man aber bei ihm zu tadeln und zu berichtigen finden
mag, das wird weit mehr die geschichtlichen Thatsachen,
als die Nachrichten über Staatseinrichtungen betreffen. S.
V^achsmuth a. a. 0. S. 32 ff. Lachmann de fontL Li"
v/t., besonders die Schlussübersicht, II. p. 102 ff.
Von den übrigen römischen Historikern geben Caesar
(mit Ausnahme der Kriegsalterthümer), Salustins, Florus
nur wenige Beiträge. Reichhaltiger für unseren Zweck wer-
den erst die Schriftsteller seit Tiberius. Unter ihnen giebt der
geistreiche Velleius Paterculus einzelne schätzbare
Winke; die Anekdotensammlung des Völler ius Maxim us,
nach ethischen Gesichtspunkten geordnet, hat w^enigstens das
Verdienst, eine Menge Nachrichten aus älteren grösstentheils
verlorenen Schriftstellern, aus den Annalisten selbst, erhalten
zu haben. Neben ihm kömmt die ähnliche, aber viel spä-
tere und weil mehr Griechisches als Römisches berücksich-
tigende UotxlXfj loTogla Aelians kaum in Betracht. — ^
Von grösserer Wichtigkeit und zu den reichhaltigsten Quel-'
len zu rechnen istPlutarch; allein von ihm lässt sich mit
Entschiedenheit behaupten, dass die Mittel, welche ihm zu
Gebote standen^ keinesweges ausreichend waren, um zur kla-
ren Einsicht in die römischen Verhältnisse zu kommen, na-
mentlich wo es die früheren Zeiten galt. Hatte er sich auch —
aber schwerlich längere Zeit — in Rom aufgehalten, so ge-
steht er doch selbst, dass ihm damals die lateinische Sprache
4*
52
fremd geblieben war*^) and dass er erst spät anfing sieb da-
mit zu beschäftigen. Mochte nun auch in jener Zeit in-Rom
die griechische Sprache für den gewöhnlichen Verkehr voll-
kommen genügen, so ist es doch offenbar, dass der die la-
teinische nicht entbehren konnte, der gründlichere Studien
über Geschichte und Verfassung machen wollte, und dass, zu-
mal bei einem kürzeren Aufenthalte, für Plutarch der'grösste
Theil der römischen Einrichtungen unverständlich bleiben
musste, ja nicht einmal gehörig wahrgenommen werden konn-
te. Es lässt sich selbst nachweisen , dass in topographischer
Hinsicht ihm nur ein sehr allgemeines undeutliches Bild der
Stadt geblieben war. So hat er denn auch unstreitig in den
meisten Fällen nur griechische Schriftsteller ab Quellen seiner
Biographien gebraucht und der Mangel an gründlicheren Sta-
dien spricht sich am auffallendsten in denen aus, für welche
ein überreiches römisches Material vorhanden war, wie in dem
Leben Cicero^s, das zu den unbefriedigendsten gehört. Wenn
er ausserdem lateinische Schriftsteller und namentlich für die
ältere Zeit Annalisten benutzt hat, so befand er sich nicht auf
dem Standpunkte, um sich die sichersten Führer wählen zu
können, und wohl mag Valerius AnUas viel von ihm gebraucht
worden sein *•). — Von grosser Wichtigkeit sind allerdings
seine Quaestiones Biomanae, weniger durch die oft sehr
ungenügende Lösung der Probleme, als durch die uns erhal-
tene Nachricht von Einrichtungen und Gebräuchen. Sie sind
indessen keinesweges durchgängig aus eigener Beobachtung
hervorgegangen, sondern grossentheils von Varro und Ande-
ren enüehnt, aus deren Schriften Plutarch sich später über
römische Verhältnisse zu unterrichten suchte. Sodann gehört
auch hieher die Schrift nsQl n^c *P(ofMiiwv vv^fjs, und Ein-
zelnes findet sich in den übrigen Schriften zerstreut.
Nach ihm mögen zwei andere Historiker genannt wer-
85} Demosth. 2. iv Se *^f^fi ««^ i^m n^^l rijv^ *IraXiav Sutr^i^
ßüU9 ov ovpl^s ovorii yvfu^dCtad'tu mal n/y *J^uam^v Sidltmrav vno
X^ewv noJUrntwy xal xwv Sta ipiXoüotptav nhjaiaiovrfay, oxpi nore tuü
nof^ t^g ^XiMiae ^^^a^i^a 'Pw/idtt(o7g y^a/tfiaaiv ivtvvxavfiv.
86) S. U eeren, äefontt. 9t auet. vitt.parail. Plutarehi, p. 99 ff.
53
den, welche ihre Geschichte von den ältesten Zeiten Roms
begannen« Appian, dessen grosses Geschichtswerk zwar
nnr eine Compiiation genannt werden mag, aber mit rielem
Verstände geschrieben ist. Die nns gebliebenen Bücher be-
treffen grossentheils auswärtige Kriege nnd sind daher für
die innere Geschichte weniger wichtig; dagegen ist die Er-
haltung von fünf Büchern der *Eiug>vXia oder Bürgerkriege,
zumal bei der Dürftigkeit anderer Quellen, um so schätzba-
rer. — Sodann das grosse Geschichtswerk des Dio Cas-
sius, eines Mannes von redlichem Streben nnd meistens un-
befangenem, leidensehaftlosem Urtheiie^^). Selbst römischer
Senator und die höchsten Würden bekleidend, hatte er wäh-
rend seines langen Aufenthalts in Rom (von Commodus bis
auf Alexander Severus) hinlängliche Gelegenheit, die damali-
gen Verhältnisse und die Geschichte Roms kennen zu lernen.
Indessen begann er für die ältere Geschichte und überhaupt
den ganzen Zeitraum von der Gründung der Stadt bis auf die
Antonine, wie er selbst LXXII, 23. sagt, erst die Materia-
lien zu sammeln, nachdem seine Geschichte des Commodus
namentlich bei Septimius Severus Glück gemacht hatte, und
schwerlich werden seine Studien über die älteren Historiker
und Annalisten hinausgegangen sein. Welchen Quellen er
vorzugsweise gefolgt sein möge, lässt sich um so schwerer
ermitteln, als er selbst gänzlich darüber schweigt ; aber wenn
er auch ältere Schriftsteller, wie Fabius Pictor gebraucht ha-
ben, mag, so ist doch auf einen kritischen Gebrauch dersel-
ben schweriich zu rechnen^*). Von der älteren Geschichte
bis zum mithridatischen Kriege haben wir nur einzelne Bruch-
stücke; von da an sind B. 36 — 60 fast vollständig erhalten
(bis Claudius); von den letzten 20 Büchern (bis Alexander
87) So erscheint er weoigsteus, wo er die Geschichte seiner Zeit
schreibt. Wenn ihm dagegen miss^dostige Urtheile über bedeotende
Männer der Repabliit vorgeworfen werden (Vossias de hüt Gr.
p. 283. mit Westermanns Anm.), so ist doch wohl nicht gehSrig be-
dacht, dass es xom Theile sehr controverse Sätse sind, auf denen die-
ser Tadel bemlit.
88) Vgl. Wilma BS, de fanit. ei auetoritate Vümü CoitU.
Berol. 1835.
54
Sevenis) besitzea wir nur den im Uten Jahrjninderte g^efer-
tigten Auszug des Xiphilinus. Die Behandlung der Ge-
schichte in diesen Buchern ist sehr ungleich. Bis auf Caesar
giebt er fast nur einen ziemlich mageren Abriss; von da au
aber und besonders in der Geschichte seiner Zeit ist er auch
noch im Auszuge sehr ausführlich. Er schaltete die früher be-
tannt gemachte Geschichte der Regierung des Commodus ganz
ein, und fuhr in der späteren Zeit auf ähnliche Weise fort.
Sein Urtheil über die Quellen von Augustus bis auf die An-
tonine ist schon oben (S. 33.) angeführt worden. Als seinen
Grundsatz giebt er in Bezug darauf an , zu geben was ihm
bekannt geworden , es möge wahr oder falsch sein^ aber
auch sein eigenes Urtheil beizufügend^). — Auch Diodo-
rusSiculus ist hier zu nennen, obgleich er für die Kennt-
niss der römischen Alterthümer von geringer Bedeutung ist.
Wie die römische Geschichte an den uns erhalteneu Büchern
überhaupt geringen Antheil hat, so findet sich über Yerfas*
sung und Sitte bei ihm kaum mehr als flüchtige Andeutungen.
Unter den Geschichtschreibern der Kaiserzeit ist im er^
sten Jahrhundert und überhaupt bei weitem der wichtigste
und gediegenste Tacitus. Nahe stehend der Zeit, von der
er schreibt, und zum Theile in derselben lebend; voll Ein-
sicht 10 die Staatsverhältnisse und ohne Partheilichkeit ; aber
mit gerechtem Schmerze den tiefen Verfall des römischen Le-
bens empfindend, steht er als gültigster Zeuge da, und wird,
indem er öfter zwischen der älteren und seiner Zeit Yerglei«
chungen anstellt, auch für die Beurtheiluog der früheren Zu«
stände wichtig.
Suetonius ist weder Geschichtschreiber noch eigent«
lieber Biograph. Seine Vitae sind nur eine ziemlich unvoll-
kommen geordnete Sammlung der mannigfaltigsten Notizen,
unter welche eben so wohl urkundlich beglaubigte Nachrich-
89) B. LIII, 19. o&€V7teQ tial iyw itavza xa if^c -- iJ« nov Sdm
piivroi ti avTOtg «al xijg ifivQ So^naias ig oqov ivdixirai , iv oh aXXo ti
y KtU elaoVf TtxftyQaod'ai^
— w
leb, als bloaiei Sladtgeklätsch aafgenommen sind. Daher wi*
dersprechen sieh denn auch nicht selten die Angaben aof das
Entschiedenste. An seiner Wahrheitsfiebe mag man nicht
sweifeln; allein er gab, wie IKo Cassius, was er er&hren
hatte.
Von da an wird die Geschichte immer dürftiger und es
bleibt im Grande, wenn man Herodian ausnimmt, nur eine
magere nnd unerquickliche Hofgeschichte übrig, die für das
öffentliche Wesen wenig darbietet. Der Art sind die söge*
niännlcn Scriptores kütoriae ^ugtistae : Spartianus, Vo*
piscns, Trebellius Pollio, Aelius Lampridius,
lulitts Capitoliaus, Volcatius. Unter ihnen verdienen
die beiden zuerst genannten noch die meiste Beachtung. Wie
aber überhaupt die Geschichtschreibung zu einer dürftigen
Hofchronik herabgesunken war, bezeugt am besten Inl. Ca-
pitol. Gord. U. 21. (luniiM Cordus) gmAcii et quos servos
habuerit unusquisque principitm^ et quos amicos^ et quot pae*
nuias, quotve chlamydesj quorum etiam scientia nemini prod^
est* Und doch lässt sich eben diesen Schriftstellern häufig der-
selbe Vorwarf machen. Die bedeutenderen Beiträge , welche
sie für die Antiquitäten liefern, betreffen die Topographie und
das Privatleben. — Ganz anderer Art ist zwar der umständ-
liche Ammianus Mareellinus, jedoch für den hier ver-
folgten Zweck wenig ergiebig, wie denn überhaupt aus den
späten Historikern, Epitomatoren und Chronisten *^) die Bei-
träge sehr einzeln sich sammeln lassen. Nur zwei sind noch
besonders hervorzuheben : zuerst Sext.AureliusVictor,
ein Schriftsteller, welchem gemeiniglich wenig Autorität zu-
gestanden wird, der aber dennoch keinesweges der Beachtung
nnwerth ist. Freilich muss man ganz von der Schrift de ort"
gtne gentis Romanae absehen, die wahrscheinUch ein Produkt
der neueren Zeit ist ; dagegen aber tragen die Bücher de viris
illustribus und de Caesan'bvSy namentlich die erstere, unver-
kennbar das Gepräge einer besseren Zeit. Die Vermnthung
90) Roncalli, retwti&ra Latinorum soriptprum ehroniea, P«t.
1781^. 2 tmi.
m
56
Borgbesi^s'^) (oder Mor'celli^s^^)), die auch Niebubr
und Bunsen beirällig aufgenommen baben, dass den F'iris
illustribus die Titoli der von Augustus auf seinem Forum auf-
gestellten Statuen grosser römiscber Feldberrn zu Grunde lie-
gen möchten, kann wohl nur als ein witziger Einfall bezeich-
net werden ; denn dagegen sprechen tbeils manche Unrichtig-
keiten '^)y die in den Inschriften undenkbar sind, tbeils, dass
unter den Römern auch deren erbittertste Feinde sich finden,
von denen genau in derselben Weise Nachricht gegeben
wird'^). Leugnen lässt sich allerdings nicht, dass diese kur-
zen Notizen in einer Art Lapidarstyl abgefasst sind ; aUein es
lässt sich diess auch daraus erklären, dass das ganze Buch nur
ein gedrängter Auszug aus einem grösseren Werke ist. Trotz
einzelner tJnricbtigkeitcq spricht sich durch das Ganze ein ge-
sunder Sinn aus und die Hauptmoniente im Leben der einzel-
nen Personen sind mit Geschick und richtigem Takte hervor-
gehoben, so dass man Grund hat, ein gutes Vori>ild anzuneh-
men und diesen Schriflstclter nicht geradehin zu verwerfen,
wo er von anderen abweicht.
Der zweite noch besonders zu erwähnende Historiker ist
Procopius. Wiewohl er von Ereignissen schreibt, welche
schon weit über die hier zu berücksichtigende Zeit hinatts lie-
geuy so wird er doch dadurch, dass er von den Angriffen der
germanischen Völker auf Rom erzählt, für einige Theile der
Topographie eine der bedeutendsten Quellen.
An die Geschichtschreiber schliessen sich an tbeils die
Geographen, von denen jedoch selbst Strabo far Topographie
der Stadt in den früheren Perioden vor der Kaiseraeit nur we-
91) Borgbesi, Giom. Jrmdico. 1810. I. p. 60. Niebahr^
Rom, Gesch. Baosen, Beschr. d, Sf. Rom. III. B. S. 151.
92) S. Leclerc, des Joumauw ehe% les Rom. p. 19.
93) Wie wean cap. 34. voo AppiosClaadias Caecns gesagt
wird: f^tam, usque Brundisium lapidibus stravit , und Docb
scblimmer: Aquam Anienem in Urhem induxit. oder c. 21. voa
Virginias: corpus eius (filiae) humero gerens ad exercitum pro-
fugit. und von der Cloelia cap. 13. Huie statua equestris in
foro posila. und dgl.
94) Nicbt nur Pvrrbiis, sondern Honnibal, Antiocbas, Viriatb, Mi-
thridat. Vgl. die Topograpbie.
S7
Bige wichtige Beibüge liefert, wUread f8r die spitere Aog-
dehnong des Reichs die sogen. Itineraria und die Cosmo-
graphia des Aethicos oder Inlias Orator, nehst der
Tabula Peatiiigeriana mehr Bedeutang haben *^) : theils
diejenigen, welche geflissentlich and systematisch von römi*-
scher Verfassung gehandelt haben. Dahin gehört namentlich
loannes Lanrentins Lydns. Sein im Jahre 1784 anfge-
fiindenes Werk n$Ql ägyiv vijc *PwfiMia¥ noXiTelag, wie-
wohl erst im sechsten Jahrhunderte verfasst, bleibt trotz aller
Mängel dennoch eine sehr wichtige Quelle für römische Ver-
fassung, und gewährt doch einigen Ersatz liir den Verlust ei-
ner Menge von Schriftstellern, aus welchen der Verfasser
seine Nachrichten nahm. Freilich stand er der älteren Zeit
und Rom selbst viel zu fem, um jene Zustände und Einrich-
tungen gehörig begreifen zu können, und es lassen sich überall
schwere, zum Theile lächerliche Missverständnisse nachwei-
sen, aber selbst aus diesen lässt sich mancher Nutzen ziehen.
Auch seine Schrift iiber den Kalender, fiep} jmjrävf bietet man-
che interessante Notiz. — Ihm schliesst sich an die Notitia
dignitatum ntriusque imperii, von hoher Wichtigkeit
namentlich fiir die Topographie der Stadt <, wegen des Grenz-
verzeichnisses der Regionen. Darüber und über die sogenann-
ten Regionarier s. die Topographie.
^ Encyklopädiker, Theoretiker.
Nach den €ieschichtschreibeni sind bei weitem die wich-
tigste Quelle für die römischen Antiquitäten die Grammatiker,
unter denen nicht bloss die zu verstehen sind, welche von den
Gesetzen der Sprache handeln, sondern alle, welche durch
Erklärung alter und dunkeler Ausdrücke, durch Erläuterung
veralteter oder ihrer Bedeutung nach unklar gewordener Ge-
bräuche und Einrichtungen, durch Erklärung der klassischen
Schriftsteller, Aufschluss über einzelne Theile gebeui Unter
95) S. Ritsch r, Ueber die rermestung des Agrippa und dim
Co9mographU des Aethieus im Eh ei a. Mus. XW^. 4 U.
m
58
ihnen steht oben an M* Terentius Yarro, vom Alterthunie
selbst als der gelehrteste Römer anerkannt. Leider sind seine
wichtigsten Schriften, Herum divmamm et humanarum an-
Üquitaies und de vita popiäi Romani bis aaf wenige , noch
immer sehr wer Ih volle Fragmente verloren. Was uns ausser
dem Werke de re rusiica geblieben ist, die sechs Bücher de
lingua Laiina^ bat zwar, wiewohl hauptsächlich etymologi-
schen Inhalts, durch Erörterung zahlreicher Antiquitäten be-
sonders für die frühere Zeit unbestritten hohen Werth \ indes-
sen ist nicht zu verkennen, dass beim Aufsuchen der Stamm-
wörter sein Gesichtskreis sehr beschränkt ist und dass daher
eine grosse Menge der absurdesten Erklärungen unterlaufen^^).
96) Wiewohl dieses Urtheil niemanden befremden kann , der eini-
yermassen nur sich mit Varro bekannt gemacht hat, so mögen doch
statt vieler einige recht auffallende Beispiele angeführt werden. Ich
übergehe solche, in welcher zwar Varro's Erklärung lächerlich oder
höchst unwahrscheinlich, die Etymologie selbst aber dunkel ist, wie
wenn er Aventinus ab advectu ableitet, der Sümpfe wegen, welche
den Berg von der übrigen Stadt getrennt hätten : ifaque ex eo urbe
advehebautur ratibui ; oder f^e/ta : quod ibi pastores Palatini ex ovi'
bus ante ionsuram inventam vettere tanam sint sotiti. oder Fra-
tres Arvales a Jerendo et arvis u. s. w. , und hebe nur einige aus,
bei denen die wahre Abstammung offen am Tage liegt. Dahin gehört,
dass er VII, 5. p. 362. petlicula in der Bedentang von meretricuta
von peltis (scortum) statt von pettex, naXXaxr^^ ableitet: Scortari
est saepius meretriculam ducere , quae dicta a pelte; r'd enim non
solum anfiqui, qtti dicebant scortum, sed nunc etiam dicimus scortea
ea quae ex corio et peltibus sunt /acta. — In Ateltanis Licet antm-
advertere , rusticos dt'eere , se adduxisse pro scorfo p etticutam.
Dann, wenn er V^, 7. p. 50. Quadrantis ratiti bei Lucilius voa
jener Fahrt nach dem Avcutine herleitet, für die ein Quadrans be«
zahlt worden sei, während es klar wie das. Sonnenlicht ist, dass das
römische Münzzeichen gemeint ist, wie Fest. p. 274. richtig erklärt
hat. Ferner VI, 3. p. 206. die entschieden irrige Erklärung von Se-
ptim ontium, von den sieben Hügeln der nachmaligen Stadt, s. d.
Topogr. und die schon im Alterthunie (Q u i n t. I. 0. I, 6, 37.) ver*
lachten Etymologien von ager ab agendo (V, 4, p. 35.) und gra*
culi, quod gregatim votitant (V, II. p. 81.). Endlich leicht die
unsinnigste von allen, von der nux iugtans: V, 21. p. 104. Eadetn
nux, quody ut nox aercm, huius sitccus corpus facit atruml Frei-
lich ist das überhaupt Charakter der alten Grammatiker, dass sie beim
Etymologisireu gewöhnlich den Wald vor Bäumen nicht sehen. Darüber
klagt schon Plinius XXXV, 3, 4. bei Erklärung der elypeatae ima-
gines: Scutis enim — continebantur imagines , unde et nomen ha»
buere clypeorum , non, ut perversa grammaticorum subtilitas vo»
luit, a du endo. y womit Quintilian a. a. 0. zu vergleichen ist,
und in diesem Sinne mag Athenaeus XV. p. 666. A. mit Recht sa-
gen : Ei pif lavffol i;oar, oiHv ay ^y yffmfifUAXitmv /Acv^orc^Of^.
59
Uebrigens trägt das ganze Werk unverkennbar das Gepräge
grosser Eilfertigkeit und Flüchtigkeit, die zu gründlicher Un-
tersaehung und bedachtsamer lleberlegung nicht kommen lässt,
sondern sich mit dem nächsten Einralle begnügt; und soll man
Yarro nach diesen Büchern, wie sie uns vorliegen, beurtheilen,
so wird man gestehen müssen, dass er zwar als ein Mann von
vielem Wissen, aber von wenig Scharfsinn und gesundem Ür^
theile erscheint* Indessen lässt es sich kaum bezweifeln , dass
das Werk, wie wir es besitzen, keinesweges vollendet ist. Es
ist, wie es scheint, nicht viel mehr als ein Entwurf, Commen-
tarii , in welchen eine Menge Material zusammengetragen ist,
die aber vermutblich noch eine neue Bearbeitung oder wenig-
stens Ueberarbeitung haben erfahren sollen*^). Bei dieser An-
nahme erklärt es sich, wie oft von einem Worte mit gleichem
Rechte mehrere ganz verschiedene Stämme angeführt werden
können, von denen doch nur einer möglich ist. Wie dem auch
sein möge, so viel ist gewiss, dass die unbegrenzte Autorität,
welche diesen Büchern beigemessen worden ist und wird, man-
nigfaltiger Einschränkung bedarf.
Wenn daher VerriusFlaccus der gelehrteste Römer
nachVarro genannt wii'd, so ist doch nicht zu verkennen,
dass selbst das, was uns Sex. Pompeius Festus im Aus-
zugs aus seinem Werke de verborum signtßcatione und an-
deren erhalten hat, von weit grösserer Gediegenheit ist. Den
kläglichen Zustand, in welchem die einzige erhaltene Hand-
schrift auf uns gekommen ist, hat erst Möllers sehr verdienst-
liche Ausgabe zur allgemeineren und besseren Kenntniss ge-
bracht. Für den Yerlust bei weitem des grössten Theils ge*
97) Malier hat wobl das Richtige getroffen, wenn er {PrMf,
VII sqq.). meiut, es seien diese Bäcber nie von Varro heraasgegebeo
worden ond vielleicht gegen seinen Willen unvollendet ins Publikam
gekommen. — Uebrigens sieht der varronische Text noch einer tdch-
tigeo Bearbeitong entgegen, auf den Grund der florentiner Handschrift,
welche, wie man bte und da durch Niebnhr erfahrt, noch ganz Ande-
res bieten muss, als die von Speogel gebrauchte Gollation des Victo-
riuB. Am allerwenigsten wird man die Müüersche Kritik gut heissen
mögeo, vielmehr zugeben fiiässeu, dass der grosse Gelehrte in die ei-
geothümiiche Denk- und Ausdracksweise Varro's durchaus nicht genSr*
^end eingedrungen ist.
wühlt der im achten Jhdt. gefertigte nochmalige von Paulus
Di ac onus veranstaltete Auszug nur sehr geringen Ersatz,
da die Excerpte oft ohne Verstand und Kenntniss gemacht
sind. Nicht nur dass , wie die Vergleichung mit dem erhalte-
nen Festus lehrt, eine grosse Menge der wichtigsten und
schwierigsten liesonders Topographie und Sacra betreffenden
Artikel und die nicht unter einem ausdrucklieben Stichworte
stehenden bistorisclien und antiquarischen Notizen ganz aus-
gelassen sind ; sondern Festus Worte sind oft gänzlich miss-
verstanden oder es ist nur das zunächst und zu Anfange des
Artikels Stehende beibehalten, gleichviel, ob die richtigere Er-
klärung oder die nothwendige Begründung erst in dem Nach-
folgenden enthalten ist '^). Man hat daher bei dem Gebrauche
sorgfältig zu unterscheiden, was des Festus eigene Worte
sind, was dem Paulus angehört, und was endlich von den Her-
ausgebern zur Ergänzung der lückenhaften Theile hinzugefügt
worden ist »»).
Aehnlichen Inhalts, aber nicht gleich an Werth, sind die
98) Es inÖgeD einige weofge Beispiele genügen, am die Zuverläs-
sigkeit and Sorgralt des Paulas in helles Licht zu setzen, p. 157.
sagt Festas: Municipalia sacra vocaniur, quae ab initio habuerunt
ante eivita tem Roman am aeceptam , quae obtervare eot vo-
luerunt Pont\/tees et eo mare /aeere j quo adsuessent antiquitus»
Dafür findet sich bei Paulas Folgendes: Mun. sacra vocabantur,
quae ante Urbem eondttam eolebantur, p.254. Festas: Quiri-
tium fotaae dieuntur y quibus Aneu* Martius Hreumdedit urbem^
quam secundum ostium Tiberit posuit, ex quo etiam
Ostiam, et quia populi opera eas fecerat, appellavit Quiritium. Da-
für Paulas: Quiritium fossae dietae, quod eas Aneus Martius ^
quum Urbem eireumdedit, Quiritium opera fecit. p. 282.
Festas: Retricibus cum ait Cato — sign\ficat aquam eo nomine,
quae est tupra viam Ardeatinaminterlapidem secundum et
tertium. qua irrigantur horti inßra (?) viam Ardeatinam et Asinariam
usque ad Latinam, Paulus: Hetr. q. a. C. aquam eo nomine si-
gn\ßeat, qua horti irrigantur. Vgl. Nota, Nixi dii, Opis, Offendi-
00«. Praetextatum sermonem. Rodus, Sacra via, Tapulianu Tintin-
nare a. s. w.
99) Bis auf den heutigen Tag geschieht es häufig, dass des Pau-
lus Ezcerpte anter Festas Namen angeführt and sogar die Supple-
mente der Herausgeber als sein Text angefahrt werden. In älteren
Schriften findet sich Letzteres gewöhnlich and eine Menge Irrthämer
find daraus hervorgegangen. Diese Ergänzaiigen aber können grossen*
theils nur als ein gelehrtes Spiel angesehen werden; denn welchen
Zweck können Supplemente haben, wie z. B. unter Posimeriumj Pri-
migeniae Fortuna» a. dgi.
61
Bächer desNonins Marcellns. Bei der weit mehr lexi-
calischen als anliqaarischeii Teadenz des Werks, erhäh es
seine Wiehtigkeit hauptsächlich durch die zahfareichen, als Be-
lege dienenden Fragmente sonst verlorener SchriJfUteller. Aus
ihnen, namentlich den varronischen, ist allerdings mannigfal-
tige und reichere Belehrung zu schöpfen, als aus den Erklä-
rungen des Grammatikers selbst, obwohl die kurzen aus dem
Znsammenhange gerissenen Stellen oft sehr änigmatisch da-
stehen. — Viel wichtiger und überhaupt eine der reichhaltig-
sten und nutzbarsten Quellen sind- die Noctes Atticae deä ge-
lehrten und verständig abwägenden Gellius. Ein grosser
Theil der behandelten Materien betrifft das römische Staats-
leben, und die besonnenen Erörterungen werden durch ausführ-
liche Belege aus den gewichtigsten Schriftstellem in einer
Weise gesichert, wie sich kaum bei einem anderen Gramma-
tiker nachweisen lässt. Neben ihm ist, fireilich aus viel spä-
terer Zeit und nicht von gleich ruhiger Besonnenheit und Un-
befangenheit, aber doch als fleissiger Sammler zu nennen Ma-
crobius, dessen SatumaKa besonders für die Sacra eine
ziemlich reichhaltige, freilich nicht ungetriibte Quelle abgeben,
und das ähnliche Werk des Gens orinus de die natalt. —
Untergeordneten Werth haben die Ongines des Isidorus
von Sevilla, welche vielfältige Proben der Unwissenheit jener
Zeit (7. Jahrhundert) enthalten.
Von den alten Erklärern der Schriftsteller ist vor Allen
zu nennen Asconins, dessen Commentare zu fünf Reden Gi-
cero's einen wahren Schatz von Belehrung enthalten , welche
um so höher anzuschlagen ist , als der Crpammatiker in einer
Zeit lebte, wo noch genauere Kunde von den Verhältnissen
in Gicero's Zeit zu erlangen war, und die römischen Institn«
tionen noch nicht so gänzlich untei^egangen waren, um nicht
mehr richtig begriffen werden zu können. Gänzlich davon zu
unterscheiden und von viel geringerem Werthe sind die ehe-
mals auch unter Asconius' Namen gedruckten Schölten zu den
vier ersten Reden der Acta in Yerrem, jetzt gewöhnlich mter
dem Namen Pseudo-Asconins angeführt, und ziemlich auf
einer Stufe mit ihnen, wenn nicht noch niedriger stehen die
62
beiden Schoiiastae Gronoviani. Selten findet sich unter
dieser Spreu ein nutzbares Kom. Dagegen sind allerdings von
grösserer Bedeutung die von An gel o Mai o aus dem Codex
Bobiensis herausgegebenen Schölten, aber doch nicht mit Asco-
nius zu vergleichen und sicher nicht von ihm herrührend.
Zaiilreicher, aber sämmtlich einer späten Zeit angehörig,
sind die £rklärer der Dichter. Unter ihnen ist besonders in-
haltreich der gelehrte Erklärer Virgils, Servius Maurus
Honoratus, der, wie Macrobius, häufiger als recht ist, in
dem Dichter Beziehungen auf Staatseinrichtungen findet und
daher Veranlassung nimmt, darüber zu sprechen. Er selbst,
wahrscheinlich unter Theodosius lebend , erscheint allerdings .
Rom in jeder Beziehung sehr fern stehend, und aus mehrfa-
chen Irrthümern, die sich in Bezug auf Topographie nachwei-
sen lassen, möchte man schliessen, dass die Stadt ihm fremd
geblieben sei ; aber jedenfalls hat er auch ältere Erklärer be-
nutzt und ihre Worte mögen es gewöhnlich sein, wenn er von
noch dauernden Einrichtungen oder vorhandenen Denkmälern
spricht. Dabei konnte es denn ohne Missverständnisse nicht
leicht abgehen. — Ausserdem enthalten auch die Scholien zu
Horaz manches* Brauchbare, namentlich der sogenannte Com-
mentator Gruquianus. Mit ihm stimmen zwar die Scho-
lien des Acro und Porphyrie oft wörtlich überein, sodass
es zweifelhaft wird, in welchem Verhältnisse man alle drei zu
einander zu denken habe ; aber gewöhnlich ist der Erstere der
Reichhaltigere* Auch die Scholien zu Juvenal und Persius sind
nicht gaiiz unbrauchbar.
Eine sehr ergiebige Quelle ist die grosse Encyklopädie des
Plinius. Wenn sie auch weit mehr Material für Topographie
und Privatleben liefert, so findet doch der Verfasser in seinem
die ganze Natur und alle menschliche Thätigkeit umfassenden
Werke genug Veranlassung, auch vom öffentlichen Leben zu
sprechen. Dass das Ganze fast nur eine geordnete Zusammen-
stellung gesammelter Notizen ist, giebt ihm Itir den antiquari-
schen Zweck eher noch höheren Werth, als dass er dadurch
herabgesetzt werden könnte \ nur ist es zu bedauern , dass
nicht öfter die Gewährsmänner namentlich angeführt werden,
63
wofSr die im ersten Bache gegebene Uebersicht der für jedes
einzelne Bneh gebrauchten Schriftsteller nur geringe Entschä-
digung gewährt. — Von d^m Compendium des Solinus, un-
ter dem Namen Polyhistor bekannt , in der Hauptsache eine
Compilation aus Plinius, gehört fast nur das erste Capitel ei-
nigermassen hieher, wegen der Nachrichten über die älteste
Zeit,
Was die theoretischen oder didaktischen Schriftsteller an-
langt, so versteht es sich von selbst, dass jeder für die Disci-
plin oder das Institut, wovon er geflissentlich handelt, auch
jederzeit Hauptquelle ist. So für den Landbau und was damit
zusammenhängt, die Scrtpiores rei msticae : Cato, Varro,
Columella, Palladius; für die Lehre von den Gebäuden
Vi tri] vi US de archiiectura ; für eines der wichtigsten
Staatsinstitute, die Wasserleitungen, Frontinus de aquae
duciibua^ worin nicht nur von deren Anlage, sondern auch
von der Verwaltung und Beaufsichtigung, von den darauf be^
zfiglichen Rechten und Gesetzen gehandelt wird : ein halboffi-
cielles Hauptwerk; für das Kriegswesen, des Flavius Ye-
getiusRenatus Epitome insUtuiionwH rei miliUirU ^ Hy-
ginus de eastrametatione und andere kleinere Schrillen ; für
Aeckervermessung und Colonialwesen die Auetores rei agra-
riae u. s. w. — Endlich bedarf es kaum der Erwähnung, dass
die sämmtlichen juristischen Schriftsteller nicht nur für das
Recht und dessen Anwendung, wenigstens in Bezug auf ihre
Zeit die unantastbarste Autorität haben, sondern dass auch die
Grundbedingungen der Verfassung am klarsten und bestimmte-
sten durch sie aufgestellt sind.
Von den noch übrigen Schriften, theils rhetorischen, theils
philosophischen, oder endlich gemischten Inhalts, liefern Quin-
tili ans Werke nur sehr einzelne, aber nicht unwichtige Bei-
träge. Ein viel reicheres Material, namentlich für die Privat-
alterthümer, lässt sich sowohl den ethischen Schrillen als und
besonders den Briefen Seneca's entnehmen; nur dass das
Bild, welches er entwirft, nicht selten durch rhetorischen
Schwulst und affektirten stoischen Ingrimm entstellt und über«
Urieb^n wird. Vicilfaltige Belehrung gewähren auch die Briefs
04
des jüngeren Plinius, weniger Fronte; aber auch selbst
die Epistolographen der spätesten Zeit, Symmachus, Si-
donius ApoUinaris und Cassiodorus sind, wenn auch
meistens nur eben für diese Zeit, nicht ganz unbedeutend,
jedoch viel wichtiger nicht wenige apologetische und polemi-
sche Schriften der christlich - theologischen Schriftsteller, na-
mentlich des Augustinus, Tertullianus, Minucius
Felix, Arnobius und Lactantius. Was von der rö-
mischen Literatur noch übrig bleibt
die Dichter
so können diese, mit wenigen Ausnahmen, natüriich nur als
untergeordnete Quellen betrachtet werden; indessen geben
doch häufig ihre gelegentlichen Beziehungen auf Oertlichkei-
ten, Verfassung und Sitte eine sicherere Bürgschaft als man-
che geflissentliche Erklärung eines späten Grammatikers. Lei-
der ist uns von den älteren Dichtern eben so wenig erhalten
als von den frühen Annalisten, und namentlich ist der Unter-
gang der historischen Gesänge des Na evius und Ennius,
so wie der Sitlenschilderungen des Lu eil ins zu beklagen..
Um so wichtiger sind die auch übrigens zu dem Trefflichsten
der römischen Literatur gehörenden Komödien des Plautus,
der, wiewohl griechischen Stoff bearbeitend, doch überall mehr
die römischen Zustände ins Auge fasst und fast für alle Theile
der römischen Antiquitäten höchst schätzbares Material lie-*
fert. Bedarf es auch einiger Vorsicht, um das, was von grie-
chischer Sitte aus dem Originale beibehalten ist, von der rö-
mischen zu scheiden, so ist es doch höchst thörig und be-
schränkt, deshalb sein Zeugniss zu verwerfen, so oft es von
dem Gewöhnlichen abweichend dem bequemen Beharren bei
dem Hergebrachten hinderlich wird. Auf der anderen Seite
ist freilich auch Manches, was nur scherzhafte Fiktion sein
mag, für baare Wahrheit hingenommen worden. — Terenz
hingegen ist für diesen Zweck sehr unbedeutend. — Von den
Dichtem des Augusteischen Zeitalters hat die grösste Bedeu-
tung 0 vi diu s, durch seine kunstreiche Erklärung der ersten
65 ^
HUlhe des römischen Kalenders; aber auch seine übrigen
Schriften, namentlii^b die y^mores^ die Büeher de nrte amnndi^
die TrüUa, enthalten viel Brauchbares. Neben ihm sind der
gelehrte Virgil, dem freilich die Erklärer, nnd besonders
Macrobius, Manches unterlegen, woran er gewiss nicht dach-
te; der geistreich seine Zeit schildernde Hör as und der ge«
lehrte Properz (besonders im vierten Buche) die reichhal'-
tigeren. Für die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts aber
liefern Persius, Juvenalis in seinem unvergleichlichen
Zeit- und Sitten -Spiegel, der alle Verhältnisse besprechende
und bewitzelnde Martialis, einige Schtifierungen bei Sta-
tins und das freilich karikirte Bild, welches Petronins auf-
stellt, besonders für die Kenntniss des Privatlebens ein über-
reiches Material. — Mit diesen Namen ist indessen die Reihe
der Schriftsteller, welche als QueUen für die römischen AI-
terthümer zu nennen sind, keinesweges geschlossrn; sondern
es gilt, was schon früher gesagt worden, dass alle, auch
die hier nicht besonders genannten, römischen nnd viele grie-
chische Schriftsteller der späten Zeit, wie DioChrysosto-
mus, Lucianus, Athenaeus, Libanius, Apollo-
nius von Tyana, lulianns, Pollux, Suidas u. a.
hie und da gelegentlich einzelne Beiträge liefern.
Wenn nun aus der hier gegebenen Uebersicht hervor-
geht , dass aus den uns zu Gebote stehenden Quellen zwar
ein massenhaftes und kaum zu bewältigendes Material sich ge-
winnen lässt, dennoch aber nicht nur bedeutende und sehr
empfindliche Lücken bleiben, sondern auch bei der Weise,
wie von Anfange an die Geschichte des römischen Volks ge-
schrieben worden ist, diese Quellen selbst, was die älteste
Zeit anlangt , keinesweges über jeden Zweifel erhaben sind,
vielmehr, indem sie sich mannigfaltig widersprechen, auf die
Unsicherheit ihrer Nachrichten hinweisen, so wird man aller-
dings besorgen müssen, dass unsere Kenntniss des römischen
Alterthums, namentlich wenn es die älteste Verfassung gilt,
nur sehr unvollständig und schwankend sein könne. Denn
Wenn es gewiss scheint, dass bis zu dem Jahre 365 d. St.
den Annafislen kaum erlrebHehe Urkunden zu Gebote stehen
5
&6
konnteii, und das« die VeraiehlaDg aller schiiftlicheii und an-
derer Denkmäler/ welche eine Ermittelung der Wahrheit raög^
lioh gemacht hätten , der Sage einen um so freieren SpieK
räum eröffnete; wenn jene ältesten Gesehichlscbreiber, von
Fabius an, diese Sagen für wirkliche Geschichte nahmen und
pragmatisirend zu vereinigen bemüht waren, oder auch wohi
den leichtfertigen Combinalionen griechischer SchriA^iteller za
treuherzig Glauben schenkten; wenn sie auch in der Zeit,
wo es an urkundlichen Nachrichten weniger fehlen konnte,
nur ausnahmsweise darauf ihre Aufmerksamkeit richteten;
wenn die folgenden Geschichtschreiber sich noch weit weni-
ger zu einem solchen Studium veranlasset fanden und jene An-
nalisten vielleicht zu ihren einzigen Quellen machten, so mag
allerdings eine solche Befürchtung gerechtfertigt erscheinen»
Indessen lässt sich dem entgegenstellen, dass es doch haupt-
sächlich nur die Thatengeschichte, die Begebenheiten waren,
welche von Mnnd zu Mund sich fortpflanzend entstellt und
mit Sagen durchwebt werden konnten ; an deren durehgingi-
ger Glaubwürdigkeit man daher mit Recht zweifeln mag: in
geringerem Maasse aber konnten, zumal in Rom, die politi-
schen Institutionen davon berührt werden , die , wenn auch
immer in fortschreitender Bntwickelung begriflen, doch ihrem
wesentlichsten Gehalte nach fortdauerten und so voraussetzen
lassen, dass die Kenntniss ihrer ursprünglichen Form, von
Geschlecht zu Geschlecht durch Tradition und Monumente
mannigfaltiger Art fortgepflanzt, nie ganz untfirgehen konnte.
Und sind wir auch freilich in Hinsicht auf die frühesten römi-
schen Zustände hauptsächlich auf das verwiesen, was die spä-
tere Zeit für wahr annahm , so fehlt es doch nicht an Andeu«-
taugen, welche gestatten, durch Combinationen und Erwägung
dessen, was möglich und naturgemäss, nach zwei Jahrtausen-
den tiefere Blicke in das älteste römische Staatawesen zu thun,
als die sorglosen Schriftsteller der Republik und ihre Nachfol-
ger versucht haben. Solche Winke nicht unbeachtet zu lassen,
aber eben so wenig sich in einem Meere von Hypothesen und
Conseqnenzen zu verlieren; dem Yulgäi^laubea nicht unbe-
dii^^ zu huldigen, aber auch nicht an die Stelle eiies un man-
67
cbir fcli«bm Ztig« wffieii nissflUHgeii Bildes em no^h nkhü-
gerts Lmfig«b{ld6 b« setaen \ hauplsXehKeh aber iliit besotine-
ner Kritik niid redlicher Gewissenhaftigkeit den Sinn und Wertb
jeder «inzehen Nachriokt m erw&gen : das sind Forderungen,
die emstlieber als je in nnserer Zeit an einen Bearbeiter der
AkePtkUaMT KU stellen sind.
Literatur.
Die r9misoh<>^ Altertküvier sind aek dem WMemAekett
der WiMeoicbftlte» GqpQVitad vMfiUtigep «od leiaaiger Un-
tersnchong gffwiesep PPd die ftie b<itre0Mde Ltterttnr entUUi
ziiUrei0be trefli^he Sebriitevi ntmentliob was Staatsverfas-
sung wi Rechta^ltisrtluMier anlangt, Diese eiaaelue Theile
behandelnden Werke werden jedoch sebieklicher in den Ab^
spbpttteii, welche m bntreffan» genannt ^ hier sind lanächst
mur di(9^iiigftO x« erwähnen, webAe sich die Darstelbing der
gesammten römischen AlterAbdaoer znr Angabe geoaaaht haben,
oder doeb «ich abi lolobe aUgeineine Handbücher i^ikjiBdlgen.
Duner »ind «berhaepV wenige, nnd sin gehören fiist aämmtlieh
den früheren Jahrhunderten oder den letztvergangenei| Jabren.
luii Ueber jene Jiiteran Werk» j^ist ebi Urtbeii abangaben,
wrärcW ggw Pfit^03 und iibeiNBvMig arin* Wer aach wir von;
fem gehört hättei w^ben GMg in noMrem Jabrhaaderle die.
Vnterpu^angen über if»nuABbe fi^scbidiln Ujad Verfassug ge-
nommen haben, der wflrde sich doch sagen können, dass. jene
iil^ren Sl(^n(kn » we«n sie auch naph var^täadigerem Plane
ang#l^g( uid wü wnbr Kritik nnd Sergbll gearbeitet wiron,
als sie wirklipb w<)» doeh Gir den jeUügen Stand der Wissen«»
99heft bQAbst nngeofigend eraoheinen mgaaen. Uebar ^ neue-
ffim ilMMdieir ist da« Urlheil in dar Vorrede naobsnsehen«.
^ g99ä|^ 4lsn hier 9 mit Uebeigebong der nnr tüv den Schul-
gebrauch berechneten Compendien, die ausführlicheren Werke
dieser Art zu nennen :
Rosini, anüquitatum Romanarum corpus aisoluiüsi-
mum c. not. Dempsteri. Amst. 1743. 4. (zuerst Bas. 1583.)
5*
66 .
Mit ibm fliag Terglichen werden: Sam. Pilisei Lern-
«an antiquüatmn Rammartm. Leov. 1713^. % Voll. fol. so-
leut Hag. Com. 1737. 3 YoU. fol.
Nieupöorty Rituum^ gui olim tgmd Rommnos odünue*
runtj sHcdncia exptieaiio. Trai. ad Rh. 1712. 8. oft wieder-
holt: eiD kurzer Abriss, der aber za gelehrten ConuDentarcn
Voranlassung gegeben hat : C. 6. Schwarzii Observatt.
ad NieupoorÜ comp. ant. Rom. Altorf. 1757. Haymann,
Anmerk. ». Nieup. ^AerM. Dresd. 1786.
Beaufort, La repubb'que Romaine , ou plan giniral
i$ taneien g^fwernement de Borne. A laHaye. 1766. 2 Voll. 4.
Maternusvon QWiitLOj AusfiikrL Abhandt. derröm.
jilienk. herausg. von Adler. Altona. 1775. 4 Bde.
Nitseb, Beeckreib* des käueUchen^ wüsenschaftL^ goi"
tesdienstl., palü. u. krieger* Zveiandes der Römer. 3. Aosg.
Erf. 1807— 11. 4 Bde.
Alex. Adam, Tke Roman Antiqtntiee. Lond. 1791.
92. Dentsch von Joh. Leonb. Meyer: /ToAifAvcA d. rom.
Alierih. 4. Aufl. Erl. 1832. 2 Bde.
Reiz, Vorlesungen über die röm. Alierik, naek Ober^
Uns Tafeln. L. 1796. (Wenig geordnet, aber Vieles gute ent-
haltend.)
Crenzer, Abriss der rbm* Aniifuiiäien. 2. Anfl. L.
u. Danast. 1829. (Nur für den Gebrauch bei Vorträgen be-
roehnet und keinesweges alle TMle umfassend.)
Fnss, AnUquiiaies Romanae. Leod. 1820. 3. Ausg.
1836.
G. F. F. Ruperti, Handbuek der rem. Alierik. Tb. I.
HanoT. 1841. Th. 11. 1842. (siehe die Recens. in d. Neuen
Jakrb.ßir Pkäol. u. Pädag. 1841. 33. Bd. 2. H.).
Bojesen, Handb. d. röm. AUerik. a. d. Daniscken
Hhers.van Hoffa. Giess. 1841. (Viefanehr ein Compendinm.)
Zeiss, RSmücke Aäerikumskunde. Th. I. Jen. 1842.
Xopoi^rapUe «er Stadt.
B«8«nd[ere Hfllfsmlttel und
Iilteratnr.
Wenii es «ich von selbst versteht, duss die säannliieheD
Quellen der römisohea Alterthuinskunde im AUgemeinen, fast
tohne Ausnahme auch finr die Topegraphie von Wichtigkeit
sindy so giebl es für diese noch besondere, speeiell sie betref-
fende Hülbmiitel, deren Werth an sehickli^sten hier erwo*
gen wird, ehe die neuere Literatur in Betracht kJmmt, attf
welche sie zum Theile den bedeutendsten Einfluss geübt haben.
Unter ihnen gebührt die erste Stelle dem Regionenverzeieh'*
nisse der unter dem Titel: Notitia dignitatum utrius*
qne imperii oder in partibus Orientis etOccidentis
bekannten statistischen Uebersicht des römischen Reichs. Di«
■nbestreitbare hohe Wichtigkeit dieser einzigen auf uns gekom*
menen authentischenBeschreibungRoms wird es indessen recht-
fertigen, wenn der Text derselben in einer besonderen Beilage
diesem Bande angehängt und eine kurze Uutersnchiuig über
den Plan, die ursprüngliche Gestalt und die Zeit der Abfissung
beigeffigt wird ; denn es wird kaum eine zweite Quelle geben,
deren Gebrauche sich bei gleicher Wichtigkeit so viel Beden«
ken und Schwierigkeiten in den Weg stellten.
Aus diesem Regionenverzeichnisse sind durch vieirältige,
grossentheils mit falscher Gelehrsamkeit gemachte Interpol»«
tionen jene fifr die römische Topographie so unheilvollen Re^
gionare hervorgegangen, denen man die erlogenen Namen P.
Victor und S. Rufus gegeben hat. Die Würdigung der*
selben lässt sich von der Untersuchung über die authentisohe
72
Beschaffenheit ihrer gemeinschaftlichen Grundlage nicht wohl
trennen, und ist daselbst nachzusehen.
Von besonderem Interesse sind zwei in einem MisceHa-
neenbande der Bibliothek zu Kloster Einsiedlen enthal«'
tene, wie es scheint zusammengehörige Handschriften, in wel-
chen ein Unbekannter, der wahrscheinlich zu Anfange des
neunten Jahrhunderts Rom besuchte, topographische Notizen
doppelter Art aifgezeidinet bat. Die erstere ist eise Saaim»
lung von Inschriften , von öffentlichen Bauwerken und Denk-
mälern verschiedener Art , auch christlichen aber weit mehr
altrömischen entnommen. Leider scheint ein Theil davon ver*
loren gegangen zu sein. Das zweite Werkchen giebt eine Be-
schreibung verschiadener Wege durch die StadU Der Vf. giebt
jederzeit den Punkt, von dem er ausgeht, an und das Ziel des
Weges , und nennt nun die auf demselben zur Rechten und
Linken gelegenen bedeutenderen Gebäude, namentlich Kir-
chen, aber eben 30 auch antike Bauwerke. Diess ist indessea
IßB weitesten Sinne zu verstehen, nicht nur von den unmittel-
bar an dem Wege, sondern oft in ansehnlicher {Entfernung da-
von gelegenen Gebäuden, sp da^s sich 9. B. auf den» Wege
von Porta Br Petri nach Portii Salaria die Kirchen S. Apol«
liiiare und S. Eu^tachip, S, Lorenzo in Luciun
und die Rotnnda (Pantheon), anderwärts d^s Pantheon
und d^^ Theatruin Pompeii, die Cotumnä Traiani
und der Umbiiicuß Ilomße (Miliarium anreum) entgegen**
stehen» Den Beschluss macht eine genaue Beschreibung der
Stadtmauer mit ihren Thoren unter summarischer Angabe aller
Pfortchen, Thürme, Brustwebren, Scbiessscharten n. s« w. —
Das Alter dieser Notizeiisammlungen lässt sich in so weit be-«
stimmen , als sie offenbar vor Anlage der Ciltji Leonina , also
vor der Mitte des neuiiteu Jahrhunderts gemacht sind; in einer
Zeit , wo Roms Herrlichkeit no^h kpinesweges verschwunden
war. — Beide Schriften sind zuerst von Mabillon, f^eA
j^naL p, 359 f. herausgegeben^ Er hat indessen die Einrieb«'
tnng der zweiten Schrift gani; unb^chtet gelassen. Sie ist der
Art, dass in dem aufgeschlagenen Buche, auf der Seite zur
IJnken die links, auf der zur Rechten die recht« vom Wege
73
gekfCBeB Punkte tngegeben siui \ mir dass der Abschreiber
MweUeii sieh darin versetien und die richtige SteUnng ver*
wechselt bat. MabiUon nun hat die Seiten hinter einander ab-
drucken lassen» wovon eine grenzenlose Verwirrnng die noth»
wendige Folge war. Den Irrthmn hatte schon Bianchinii
Anastas. t. II. bemerkt; richtig erkannt ist die Anordnung
von Gust. Haenel und durch ihn die Handschrift diploma«
tisch genau in dem Arckioe f* PhiL ti. Paiag. Bd. Y. H. 1.
S. 115 ff« abgedruckt worden, wo sich auch die sorgfältigste
Nachricht über die Beschaffenheit der Handschrift findet ^^y
Wie ungemein schätzbar aber diese Notizen sind, wird sich
bei der Erörterung der einzelnen Stellen yieirältig erweisen« —
Dasselbe gilt von der durch Osann, Sylloge Inscr. p. 502 ff.
bekannt gemachten ähnlichen, freilich viel späteren Sammlungi
welche ein Manuscript der Riccardiana zu Florenz enthält*
Dass sie aus der Sammlung deslucnndus geflossen sein kön-
ne, lässt sich zwar nicht geradehin verneinen ; aber eben so
möglieh ist es, dass sie von dem Liber epigrammatum
abstammt, welches der Florentiner Poggio veranstaltet hat-'
te '). Für eine der wichtigsten Fragen über die Tempelrui-
nen am Cjivus Capitolinus, wo der Anonymus Einsiedlensis
noch einen Zweifel lassen könnte, ist sie entscheidend.
Anders verhält es sich mit einigen anderen mittelalterli*'
eben Nachrichten über den damaligen Zustand der Stadt. Un*-
ter ihnen ist das Buch de mirabilibus Romae der schb^
gendste Beweis von der grenzenlosen Unwissenheit und Bar-
barei jener Zeit (wie es scheint des XU. Jahrhunderts). Wenn
es nicht geleugnet werden mag, dass in dieser Beschreibung
Roms mauclie richtige Angaben enthalten sein können, so
100) Dorch die Gate des Terdieostvollei Heraiugeberf ist mit die
diplomatisch genaae Abschrirt selbst zar Beoutzing mitgetheilt worden.
1) Poggio in der gleich anzuführenden Schrift lasst selbst
den Antonius #preeh<?n : „|n quo Isado (inqwt Antonina) enran et di^
ligentiam tnam, Poggi: qni ista tum pnbliconim tum privatornm ope-
rem epigrammaU intin Urbem et foris quoque mnltis in loeis eonqai-
siu atqne in parvum voiumen coaeU literarnm stndiosis legeuda tra-
didiati.*' Vielleicht ist diese eben der Über epigrammntum, den
Sigoniua wiederholt anfiibrt. s. Osaan p. W%,
74
ist doch kaum abzosehcD, welchen Gebrauch man von einer
Schrill machen dürfe, welche die tollsten und lächerlichsten
Namen, Erklärnngen und Nachrichten in Massen häuft. Man
darf höchstens darauf hin zuweilen eine Vermuthung äussern,
nie einen Beweis daher entlehnen wollen, wenn nicht an-
dere damit übereinstimmende gültigere Nachrichten vorhanden
sind ^^^), Ans diesem durch seinen Unsinn wahrhaft merkwür-
digen Biichelchen scheint auch grossentheib 9 aber nicht allein,
der kürzere, angeblich ron M a r t i Q u 8 P o { 0 n u s (f 1278?) her^
rührende topographische Abriss entlehnt zu sein. In mehre-'
ren Handschriften nämlich (ob je gedruckt, weiss ich nicht zu
sagen: es müsste denn in der Antwerpener Ausgabe von 1574
sein; wenigstens fehlt es bei Schilter) gehet der Chronica Pon-
tificum et Imperatoriun eine kurze römische Oeschichte bis auf
die Geburt Christi oder Augustus voraus. Ob dieselbe wirk-*
lieh vonMartinusPolonus verfa^stsei, oder wenigstens ob sie zu
dem Chronicon gehöre, ist mir sehr zweifelhaft. In hiesiger
Universitätsbibliothek befinden sich drei Handschriften des
Chronicon, und zwei derselben enthalten auch jene historische
Einleitung. Die eine ist £nde des 13, oder Anfang des 14»
Jhdts. schön anf Pergament in 4to. geschrieben. 6ie beginnt
mit einem einze Inen Blatte, das an eine Lage von sieben an»
deren Blättern angeleimt ist. Dieses Blatt enthält von derseK
ben Hand wie das Chronicon selbst den gewöhnlichen ,,Prolo*
gus Cronice. Qnoniam scire lempora summorum pontifi*
fum^^ etc., wovon 41 Zeilen (die regelmässige Zahl) die erste
ßeite füllen, 9 auf der z^xiten stehen, mit den Worten schlies»
ßtni: „et alia ex decreto et passionibus sanctomm.^^ Der
u|)rige Theil der Seite war ursprünglicb unbeschrieben geblie-
ben, und wahrscheinlich ging es unmittelbar dem 9, Blatte der
Handschr. voraus, auf der das Chronicon beginnt s ,,Incipit
' ^ronica Romana. Anno XLU Octaviano augusto'^ etc. Un-*
mittelbar an jenen Prologus aber ist von ähnlicher aber doch
verschiedener Hand und mit blasserer Tinte, auch weniger re-
10^) Dat mlfäHig «od ia veraehiedeoeo Spraoh«« i^ednickte Bttcbel*
^haa findet sich aach io Moatfaaeea, Di^Hum^ ItßUeum, p. 983 f.
75
gcteiaisig, die gmanüte Ustoiisohe Einkittuig angeschrieben,
■it den Werten begiimeDd: ,,Primo igitor tfcendnm est de
Ulf regnis aaioribiis** elc. Sie föUt die folgenden sieben BlÜ-
ler ait Ansnaime der leisten Sdte, anr welche von viel spH^
terer swiefacher Hand ein Revers des Kaiser Sigisnrand an
Martin V* and ein Breye Von Calizt III. geschrieben sind.
An9 dieser Beschaffenheit der sehr vomöglichen und nahe an
Martinas Zeit selbst hinanreichenden Handschrift (in der anch
die Geschichte von der Johanna fehlt) schdnt hervorzugehen,
dass jener Abrfss der älteren römischen Geschichte wenigstena
nicht zu dem Chrenicon Pontificnm gehört, wenn es flberhanpl
dem Vf. desselben beizulegen ist; sondern nor hier zur Er*
gänzung, da Martinns erst von Augustus beginnt, eingeschaltet
wurde, wie es denn anch in anderen Handschriften fehlt. Vgl.
Jl^accaria, Dissertmziam a Storia eecL t. II. p. 301. Dio
jSchrift ist übrigens eben so voll der seltsamsten Angaben , wie
die BtirabiliaHomae; indessen werden unsere Hdschr. in einem
die Manem betreffenden Punkte eine, wenn auch nur negattre,
doph nicht unwichtige Hülfe leisten. Ueberhaupt aber sind
diese und andere ähnliche Schriften in so fem lehrreich, ala
man daraus die aus grober Unwissenheit /stammenden Benen-
nungen einzeber Stellen und Gebäude im Mittelalt^ würdtgdii
lernt. — Für die Bestimmung der Thore ist auch nicht ohnölnr
leresse, was Wilhelm von Malmesbury (XI. Jhdt.) iii
dem vierten Buche de gestU regtan Anglorum davon berichtet.
S« Blanchini z. Anastas. t. H. p. CXLI ff. «^ Au^^er-:
dem ist es natiiriich, dass es eine Menge in Urkunden und an-;
deren Schriften des Mittelalters enthaltene Nachrichten gebeii
muss, deren Benutzung nicht jedermann möglich wird. Durch
ihre Bekanntmachung in dem längst versprocheneu Codex
topographicns werden sich die Herausgeber der Besehe,
d. St. Rom unstreitig das grösste Verdienst erwerben.
Wiphtiger aber als alle diese Bulfsmittel und entscheiden4
für die meisten, wo nicht sämmtliche Fragen und Zweifel, würde
der vermuthlicbuiiterSeptimiusSeverus entworfene und inMar-r
^lortafeh gegrabene Plan der Stadt sein, wenn die Missgunst des
([Jeschickß uns davoq mehr als klägliche Fragmente erbalten
76
hätte. Sie wurden im 16. Jahrbnnderte unter Pins IV. >••)
als Bekleidung der Wand in der Kirche SS. Cosma e Damiano
entdeckt und kamen in den Besitz der Familie Famese. lieber
100 Jahr lagen sie dort unbeachtet und vergessen, und wahr-
scheinlich ging davon verioren. Erst 1673 machte Bei lori,
wie es scheint, mit Benutzung früherer von dem Augenzeugen
des Fundes, Fulvius Orsini, entnommener Zeichnungen,
das Hauptsächlichste davon in 20 Tafeln zusammengestellt be-
kannt -*). Als späterhin die Fragmente mit den übrigen
Schätzen des Hauses Famese an Neapel gekommen waren, er-
hielt sie Benedict XiV. von dem Könige und schenkte sie 1742
an das Museum.Capitolinnm. Allein mehrere von Bei-
lori bekannt gemachte Stucke fehlten schon wieder ; sie wur-
den nach seinen Zeichnungen ergänzt und mit Sternchen be*
zeichnet ^). Ausserdem waren noch viele kleine Stücken
vorhanden, die ebenfalls willkuhrlich in 6 Tafeln zusammen-
gesetzt wurden, und das Ganze bekleidet jetzt die Wand der
Treppe im Museo Capitolino. Manche dieser Fragmente sind
nun allerdings für die Topographie von nicht geringer Wich*
tigkeit, indem sie entweder mehrere namentlich bezeichnete
Gebäude in ihrem Zusammenhange darstellen, oder doch den
Plan einzelner erkennen hissen $ die meisten aber liegen selbst
mit ihren beigeschriebenen Namen als unverständliche Räthsd
vor uns > welche die Neugierde reizen ohne die Kenntniss zu
103) In EmtDfelnB^ gewisserer .Nachriehten |^be ich diess naeh
BuoseD, Beschreib, <f. Stadt Rom. I. Von*. S. XL. Auders spricht
darüber Melchior ri, Guide de Rome, p. 565. ,,Ce trait topoipraphi-
qae de ia ville aocieDoe ^tait plac^ sarlepar^dv tenple de Roanlus
et Renas (nach der gewöhaiiehea irrthümlicheo Meiaons) sar ia ▼oit
«acree , maintenant egiise de St. Cosme et St. Damieo : il fot troay^
an XV sieele. Ces fragmens restereat loai^ms fix^s sar les marailr
les pres le liea, oo on les avait troav^s. Paal lU. les transporta daos
les edifices des Famese etc.*'
4) Fragmenta veetigii veterie Romae ex lapidibua FametianU
ete. Rom. 1673. fol. auch in Graevii thes. t. IV. Nea heraasf^e-
gehen von Amaduzzi (alle %^ Tafeln). Rom. 1764. fol. Ausserdem
Sndet sich das Bedeutendste in Piranesi, ArUUhitd di R» t. I.
and auf Ganina's grossem Stadtplane.
5) Ob B e 1 1 o r i die sämmtlichen Fragmente noch rorfand , oder
ob er nnr das Vorhandene durch Orsini*a Zeiehnoasen ergänzte,
lässt sich wohl nicht zur Gewissheit bringen. Vgl. Bansen, Buehr,
d. Si. R, III. B. S. 33.
77
ttHern, nsd der tdpognphisehe ZnMdmetthang der einselne«
SCneke ist niil weniges Aasnahmen gar nicbt mehr nachzu-
weisen.
Ans der grossen Zahl der für Topographie wiehtJgen In-
schriften verdienen zwei besonders hervorgehoben zu werden.
Erstlich das Monumentum Aneyrannm, die bekannte
ta Ancyra aufgefundene Copie der von Aagustus in Rouh auf-
gestellten Erztafeln, worauf nebst allem Uebrigen, was er für
Rom gethan, auch sämmtliche von ihm aufgeführte, beendigte
oder wiederhergestellte Crebäude verzeichnet sind. Die zweite
Inschrift ist die der sogen. Basis Capitolina, worauf die
Namen der Vici aus fünf Regionen verzeichnet sind, deren Cu-
ratores und Vicomagistri dem Tiberius ein Denkmal setzen
Uessen. Es schien zweckmässig sie zugleich mit dem Regio-
Benverzeichnisse der Notitia abdrucken zu lassen^
Die neuere Literatur, welche sich ziemlich nahe an jene
»ittelalteriichen Nachrichten anscbliesst, gehört zu den um-
fimgreichsten, und enthält gleichwohl kein Werk, weiches for
die jetzige Zeit auch billigen Ansprüchen geniigen könnte. Die
älteren Topographen, welche zum Theile nicht ohne Fieiss ein
ziemlich bedeutendes Material aus den alten Schriltstellem zu-
sammengetragen haben, sind noch viel zu befangen in den
thörigen Traditionen der vorhergegangenen Zeit, und über-
haupt ist Kritik und sorgfältige Interpretation ihrer Zeit viel
zu firemd, als dass sie zur richtigen Ansicht und Klarheit hät^
ten konuDen können, so sehr sie auch durch die Anschauung
der damals noch viel bedeutenderen Reste des alten Roms ge-
gen unsere Zeit im Vortheile waren. Die aber , welche vom
17. Jhdte an mit Eifer eine voUständigere Bearbeitung der rö-
mischen Topographie unternahmen, schlugen den verkehrte-
sten aller Wege ein , indem sie die unächten Regionare zar
Grundlage ihrer Behandlung machten, wodurch die Verwir-
rung nur noch grösser und unheilvoller werden musste. Die
neueste deutsche Forschung aber, die zu den grössten Erwar-
tnngen berechtigte, hat sich der Muhe tiberhoben, den reichen
Stof , den die alte Literatur bietet , zu sammeln , der gleich-
wohl die einzig sichere Grundlage bietet und in den meisten
7$
FälleR ztt viel sieberera ResulUten fiiiiii, ab nadentUclM
Mauerresle «nd ans den Zeiten d^ tiersten Barbtrei stam*
mende Nameu. — Eine sehr verdienstliche Uebersidit der
Leistungen auf diesem Gebiete^ von den ältesten Versuchen
an, enthält die Vorrede %nm l* Theile der Beschr. d. St. Romi
Eine kurze Würdigung der bedeutenderen habe ich in der
Schrift: De Bomae veieris murü atque partum Lips. 1842«
gegeben* Hier mögen daher nur die Schriften selbst namoni*
lieh aufgeführt werden«
Poggius Florentinus, (Poggio. c. 1440.) dsfortu^
nae narietate urbu Romae $i de rtUMü enudom desoriptda. In
der Sammlung seiner Schriften.
Blondus FUvitts(0iondo. f 1463), Roma instaurata*
Bas. 1513. fol«
Andreae Fulvti Sjibini Anüquarii d§ Vrhü mitiqmäa^
Uhis libri V. Rom. 1327. Bresc. 1545. 8.
Bartbolomaeus Marliapus, UrU* Romg^ topogrm*
pkia* Rom. 1534. fol. Um vieles verbessert: Rom. 1544.
Pagegen ist die Ausgabe von 1588 ein Abdruck der ersten.
Auchin Graevii thes. t. III.
Georgii Fabricii Rttma, Bas. (1550.) 8. Graev.
thes» t. III,
Laoio Panno, del/e antichitä della eiitä di Roma.
Ven. 1548. 8.
Onuphrii Panvinii Comfnemiar, ReipukL ibam. 11.
OL lib, I. ^niifuße urbh tm^go. Ven. 1558. 8. in Graev.
thes* t. III.
Janus Jac. Boissard, Topographia Bomaiui0 urhü^
Francof. 1597. fol.
Gttid. Panciroli, de XIF regionibuf uriü Romoo.
(Ein Commentar zu dem Regionenverzeielmisse derNotiiia*)
aneh in Graev. thes. 1. 10,
Alex« Donatns, Romß ttetm oo roeens» Rom, 16%,
4. Graev. 1. 1.
Famiano Nardini, Somü onticop Rom. 1660. 4.
Vierte Aasgabe von Anto», If ibby. Bfim. 1818. 4 Bde. &•
Graev. t. IV.
7»
Olaas Borrichias, de mUiqua Uriü R^mae faeied
Hafn. 1687. Graev. t. IV.
Ridolfino Venuti, Aamrata e suceüftä deeeri^hne
Utpegrmßea delle onHehitä dt Roma* Rom. 1768'. 2 Bde. 4.
Vittte Aasgabe von Stefano Piaie. Rom. 1824. 2 Bde. 4.
A n d r. L u mi s de n, Remarks oit tke antifwties ofRome
tmd iti environs, Lond. 1797. 4.
Gins. Ant. Gnattani, Roma descriUm ed iihistrata.
Rom. 1806. 2 Bde. 4.
Antonio Nibbfy delForo BammnOj della Via sacrm
etc. Rom. 1819. 8. Le mura di R^ma^ disiignate du S$r fFili.
Gell, illustr. du A. ISMy. Rom. 1820.
C. Fea, Nuwa deseriMione di Roma antiea e tnodema.
puhbL da Ang. BoneUL Rom. 1820. 3 Bde. 8. Von demsel-
ben: MtMcelUmea ßhlogiea, critica ed anHquaria»^ Rom..
1790. l. !•-.
£d. Burton, Deser^ ofthe Amtiquiiiek ete. ofRome.
Oxf. 1821. Lond. 1828. 2 VoU. 8. Uober$. v. Sickler.
Weiffl. 1823. 8.
Saehs«, Gosck. n. Bosekr, d. Stadt Rom, Hanov. 1824*
2 Bde. 8.
Platner, Bunsen, Gerbard u. A«, Bowkreib. d.
Stadt Rom, Stattg. 1830. bis jetzt 3 Bde in 5 Abtheilnngen.
Etudeo statütiques sur Rome p, le comte deTour-
non. Par. 1831. 2 Bde. 8. mit Atlas« Der Vf. war r«>miscber
Präfekt von 1810 bis 1814. Das Werk betrifft in der Haupt«
Sache nur das neue Rom, ist aber von Interesse für die Topo-
graphie der alten Stadt besonders wegen der vergleichenden
Ansichten vor und nach der durch die Franzosen veranstalte«
ten Ansgrabungen. Der grosse Plan der Stadt dient vielÜMh
zur Ergänzung des Deutschen.
Lud. Canlna, Indieaziome topogr. di Roma antiea.
Rom. 1831. 3te Ausg. 1841. mit grossem Plane des alten Rom
und vielen Ansichten restaurirter Gebäude. Von demselben i
Delforo Romano e sue adjacenxe. Rom. 1834.
Ausserdem sind theils viele topographische Untersuchun-
gen in andere Werke, wie von Gaetano Marini, Fea
80
ti* s. w. Yerwebt, theils giebi es eine grosse Zahl eiacelne
Punkte betreffender Scbriften, die am gehörigen Orte werden
genannt werden. ^
Noch sind zu erwähnen mehrere Kupferwerke, von denen
namedtlich die älteren, in wie fern sie damals noch erhaltene,
jetzt Verschwundene Ruinen darstellen ^ von nicht geringer
Wichtigkeit sind. Der erste Platz gebührt unstreitig dem
grossen 1551 von Leonardo Bufalini in 24 Uolztafeln
herausgegebenen Plane der Stadt, wie sie damals war. Leider
ist davon nur ein unvollständiges Exemplar auf der Bibliotheca
Barberina in Rom noch vorhanden und dieses jetzt, wie die ganz«
Bibliothek, dem Fremden völlig unzugänglich. Ferner
DuPerac, IvestigideiC antichitä di Roma etc. Rom.
1674. quer fol. Wie anders sahen damals noch die IVümmer
aus ; wie Vieles jetzt ganz verschwundene stand noch, z. B.
das Forum Nervae , das Septizonium , die Trophäen des Ma->
rius« Das Werk ist ziemlich selten ; sämmtliche das alte Rom
betreffende Tafeln (39) aber sind stark retouchirt wieder abge>-
dnickt worden mit dem Bilde Jacob Schletzers auf Taf. 2. statt
des ursprünglichen (nur veränderten) von Giomb. Rossi. In
dieselbe Zeit gehört
Desgodetz (von Colbert nach Rom gesandt), Le* idi-
ficcM aniiques de Rome mesures et dessines. Par. 1682. fol.
Mich. d*Overbeke, Les Restes de Fanciesme Rome*
A la Haye. 1763. 2 Bde. gr. fol. Eines der grossartigsten
Werke.
Giamb. Piranesi, Antichitä Romane. Rom. 1784.
4 Bde. fol. hat in seiner bekannten geistreichen Manier die
wichtigsten Ruinen herausgegeben. Leider ist er nicht ganz
zuverlässig und der Text ist ganz unbrauchbar. In ähnlicher
vortrefflicher Weise ist das neueste grosse Werk :
L Ulf iRossini, ^nUcAtldüomffM. Rom. 1822. 23.gr. fol.
Topogrraphle der Stadt.
Lage, Weichbild und Klima.
Die Stelle, auf wek-her sich, von kleiiien AnfiLngen an«-
gehend» die nachmalige Weltbehemcherin Roma erhob, liegt
an der nordwestlichen Grenze des alten Latinm, hart an dem<
linken Ufer des Flosses, der in der vorrdmischeii Zeit Albnla.
geheissen haben soll ^®^), nachher Tiberis oderTybris ge-
106) Plia. N. H. Ilf, 5, 9. Tiberis, antea Tybrü appeilatu» ei
prius Aibula. Ueber die Abstammuiif; dei Nameaf f^ab e^ eioe dop-
pelte Tradition , eine etraskische und eine römische oder latinische.
Varro L. L. V, 5. p. 45 Sp. Seä de Tiberii ntfmine aneeps hitto^
ria. nam suum Etruria et Latium suum esse eredii, quod Jüerunt
qui ab Thebri vicino regulo yeientum dixentnt appellatum Thebrim:
sunt qui Tiberim priseum nemen LßHnutn Aibuiam vpeitatum liteHi
iradiderunt; posterius proptnr Tiberinum regem Latinorum muta^
tum, quod ibi interierit; nam hoc eiusy ut tradunt, sepulerum. Der
römischeo Ableitouf^ folgen: Liv. I, 3. ut Etruseis Latinisque fluvius
Atbula, quem nunc Tiberim voeant, Jinis esset, and nachher: Tibe^
rinus, qui in traisetu Albutae amnis submersHs eetebre ad posteros
nomen flumini dedit, Dioays. I, 71. {Ttfie^tvoc) nafftveffieU 9i wrb
voo ^vfiarog imoyvfMuv iavnif nutriXsnt vor norafior, "jiXßovlap «<••
lovfuvor fr^re^op. Eben a« Paul. Di ae. p. 4. Aibula, Ovid. Me*
tarn. XIV, 614. Fast. II, 389. Der etmskischen scheint za folgea
Virg. Aea. Vlfl, 330. wo Evander spricht:
asperque immani corpore Tybrisy
A quo post Itali flueium cognomine Tybrim
Diximut: amisit verum vetus Aibula nomen»
wenigstens k.ann er nicht an einen albanisehen König gedacht haben,
wie aveh Serrins gegen Livios bemerkt. Derselbe sagt: HicTuseo*
rum rex fuit, qui iuxta kune ßuvium nugnans oeeidit st ei nomen
ivsposuit, Absard ist die Ton ihm ebenfalls liier and la 111, ftOO. an-
geführte Ableitung von vßQ$s, wenn man auch vielleicht veranlasst
werden kann, den Ursprang des Namens auf die Sieoler sarüekzufdh-
fea, was auch Virgil nicht widersprechen würde. Die Herteitang von
Tiberinus ist allerdings der Form nach fast anglanblich ; gleichwohl
ist sie die in Rom, selbst in den heiligen Büchern angenommene.
6
82
Bannt wurde, etwa 15 Miglien von seinem Ausflusse ins Meer»
Der Umfang der späteren Stadt schliesst eine Gruppe von sie-
ben, oder in weitester Ausdehnung acht Hügeln ein, denen
auf dem jenseitigen Ufer zwei andere Höhen entsprechen. Die
nächsten Umgebungen sowohl als das eigentliche Stadtgebiet
werden, namentlich was die Niederungen anlangt, schon im
Alterthume als eine ungesunde Gegend bezeichnet. Cic. de
rep. n, 6. LocumquB dehgii et /ontibus ätuntbmtem et in
regione pestäetiti tahibrem : coiles enim sunt, qm cum per-
flantuT iprij tum qfferunt val/ibus umbram. Daher die Klage
derer, welche gern sich nach Capna gewendet hätten, bei L i t.
Vn, 38. se — in pestilenti atque arido circa urbem solo lu-
ckari. Aber mcht bot die Niederungen, sondern aoeh die Hö-
ben selbst haben und hatten zum Tbeile ungesunde Luft, waa
der Incus M ephitis, vielleicht auch der Altar der Mala
Fortuna auf dem Esquilin, die ara Orbonaennd die arae
Fe bris sattsam beweisen, deren eine selbst auf dem Paialin
Ijig 107^, Gegen diese Zeugen mögen daher die Worte, welche
Li vi US y, 54, den Camillus sprechen lässt: Non sme cmum
du hominetque kunc Vrbi condendae loeum eiegeruntj salu-^
berrimas eoüo$ , ßumen opportunum , quo ex mediterraneU
hcit Jruges devehantuTj quo maritimi commeatus accfpian-
tut; mute vievuim ad commoditatee nee expoeitum niwna
propinquitate ad pericula classium extemarum; regionum
Serv. I. VIII, 330. mam •t m Poniifieibus inäigiiaH ioiet.-— Weaa
«brigeBS bei Dichtera sicli häufig der Name TibeHHus lladet, Vir«.
AeD. VII, 30. Ovid. Fast. IV, W. 7n. VI, 105. Prop. IV,», 7-,
•0 ist ea woU der Nane dea FloaasoCtea , der Tdr den Flvaa aelbai
atebt.
107) Varre L. L. V, 5. p. 54. Deaot deo iueus BttJOU aaf den
Eaqvilia, Fest«a p. 351. eiae aeäi» M^tü ebeadaselbst. Jeae Al-
täre werdea aasefabrt vea Gie. de aaC deer. Hl, %&, Febris enim
fanum in Pataüo 9t Orbimae md anlem Larum^ 9t oram Mala9 For-
tunen EfuiHü 99m999ratam tridnmuM, oad de leg. II, 11. Arafue
V9tU9 stat in Palatio F9brü, 9t aliertt Etquiiiü Mmla9 Fortunma.
P 1 i B. II, 7, 5. Id9oqu9 9timm publie9 F9bri» fanttm in Paimtio dh
eatum 9st, Orbomu od a9d9m, Lamm 9t ara Malae Fortuna9 Etqui*
tOsi Aber Altäre der Fieber^öttia werdea aacb anf dem BfqotKo und
den Qairiaal seoaaat Valer. Max. II, 5, 1. F9br9m — tBrnpHs 9o*
Ubant, quorum adhut untim in Paimti»^ aiterua^ in arem Mariano*
mm monumnntütum (Esqailia), tertium in snatma Pert9 Fiei hntti
(Qairiaal) smstat.
83
limHae medtmn , ad mcrementum ftrbü nätum Ufdee loeum.
keim grosses Gewicht haben. So musste freilieh das UrtheH
in seiner Zeit aoslUIen.
JedenfiiUs ist vielmehr Strabo's Urthefl sehr richtig,
dass der Ort nicht gewKhlt wurde, weil er besonders geeignet
schien, sondern weil sich eben kein anderer darf>ot. V, 3, 2«
p. 229. an€X&&p%as olmid% {^Pm/AvXov iut\*PA/MiO¥) miaa$
^¥ 'PmfJi>fj¥ ir tonoic oü ngoß aTgiüir fiäXkop 9 ngic
äraymjy IntttiiBiöiQ. o^e ydg iffv/trop t6 Siafpf>e, ov%b
Xfig^y oluelar l%0¥ inifp nifil oarj n6Xei nQOöipofoc. vgl.
§. 7. p. 234. In der That haben die Hagel Roms keine beden*
tende H5he : sie schwankt zwischen 150 und 170 Fuss nnd
nur der Pincius erhebt sich anf etwa 200 Fnss , so wie der
Wall des Servias IVdlios in Villa Negroni, wo der höchste
Punkt des jetzigen Rom an der Stelle, Wo die Statae der Dea
Roma ist, 236 Fuss fiber dem MeeresspiegeP^). Und doch
ist die jetzige Hohe keinesweges überall die der alten Hügel,
indem der Boden fiist allenthalbeia bedeutend erhöhet ist; ja
schon in Nervals Zeit erkennt es Frontinus an, dass die
Hügel nicht mehr ihre ursprüngliche Höhe hätten, deaquaed.
18. nam nunc eolles qui suntj prapter frequenüäm incendio^
rum excreverunt rudere»
Das zu der Stadt gehörige, ihr Weichbild ausmachende
Land, der ursprüngliche ager Romanus, war allerdings,
wie Strabo sagt, sehr beschränkt. Als der Sage nach durch
Numa die Crrenzbestimmung erfolgte, war unstreitig durch
gluckliche Fehden mit den benachbarten Städten schon ein
grösseres Gebiet gewonnen worden*), und dennoch lagen
los) Bestimmani^eo der Höh« verscbiedeoer Pookte, aber nach
sehr verschiedeneo und sehr anter einander abweichenden Messungen
s. bei Bonsen, Beschreib, d. Stadt Rom, Th. I. S. 34 IT. Die ^e-
naaeaten Measangen von George Shackbarj^h in den Phitosophi-
eal Transactions. 1777. Vol. 67. P. 2. p. 594. auch bei La mi «den,
Remarks on the antiquities <^f Rome. p. 137«
9} Man wosste, dass der Gründer der Stadt kein Weichbild ab-
^steckt hatte and dass die termini erst durch Numa aarj^erichtet
seien. Plotarch. Num. 16. Joiui 8k nal olats avToc OQlaai rtjy x^'
Qav oßaoiXsvSf 'PomvXov fiii ßovkt^d'ivTOQ iiofiohtyiioaa^ai tm fUr^tf
Tov otjielov r^v iupai^featv rov oXIotqIov ' Seauov va^ slvai t^9 SwafitotC
T^ o^Wf av ipvlamireu, fi^ tfvinvxoiurov ok ttj^ äifixiae ileyxov. Oo
6*
84
diese Grenzen der Stadt sehr nahe. In Westen machte der
Fluss selbst die Grenze f in Nordost und Osten lagen ganz
nahe mit ihrem Gebiete die Städte CoIIatia, Antemnae, Fidenae,
Labicum und andere ^^^). Daher erstreckte sich denn das rö-
mische Gebiet nicht über den fünften oder sechsten Meilenstein
binans, wie aus der Angabe einiger Stellen, an denen die Amb-
arvalien gefeiert wurden, hervorgeht '^). Am weitesten
reichte das städtische Weichbild südwestlich nach der Meeres-
küste hin. Fest. p. 213. Peciuscum Palati dicta est ea regio
Vrbis^ quam Romuliis obversam posuit ea parte j in gua plm^i"
mum erat agri Romani ad mare versus ^ aim Etruscorum
agrum a Romano Tiberis discluderet, caeterae vidnae cioi-
taies volles aä'fuos haberent oppositos. Dieses kleine Gebiet
ist der eigentliche alte ager Romanus, den Trebatius ager
antiquus nennt '^). Von ihm zu unterscheiden, aber eben-
falls als ager Romanus zu betrachten, sind die durch spätere
Eroberungen weithin über Italien sich erstreckenden Staats-
güter. Daher konnte im zweiten punischen Kriege bei dem
Streite zwischen M. Valerius Laevinus und dem Senate we-
gen Ernennung eines Dictators behauptet werden, dass der
ager Romanus seine Grenzen innerhalb Italiens habe. Liv.
nQOQtxtnaazo *Pwfivkog. Aeniilich Quaest. Rom. 15.
11) Bio solcher Ort ist z. B. Festi KWischen dem fHofteo und
secbsteo MeileDSteine. Strabo a. a. 0- Mtra^v yovv rov nifiitrov
%al rov txvov Xi&ov rwv r« uiXia Biaarjfian'ovTOtv rf c 'Ptufit^g Mtifi-
«■«« rosros 0^QTO* ' rovror a ooiov anotpaivovai r^g tors 'Patfuiüur
yijg. Ol ^ it(fOfiyr^fioveg ^vaiav tnntkovaiv ivrav^ä re xtü iv aXXoig
Tonoig nXtloatv, tag oQioig, av^fi^^ov, ijy «aXovoiV *jifißa^viav. Bbeo
darauf bezieht sich die Feier der Termiaalien am sechsten Meiien-
steioe der Via Laoreotina. Ovid. Fast. 11, 677.
Est via, quae popuium Laurents ducit in agrot,
Quondam Dardanio regna petita duei.
lila lanigeri pticoris tibi, Yermine, Jibrit
Sacra videtjieri sextus ab urbe iapis,
12) Servius z. Virg. Aen. XI, 316. {Est antiquus ager tie.)
Sane antiquus potest et nobilis aecipi vel seeundum Trebatium , qui
de religionibus tibro septimo ait: „Lud qui sunt in agris, qui con-
eilio capti sunt, hos tucos eadem caerimonia moreque eonquiri ha^
berique oportet, ut eaeteros iueos, qui in antiquo agro sunt.^' Ann
Üquum agrum Romanum eogit inteUigi.
85
XXVn, 5. IBa ditcepiaito tenebät, quod contul m SiciUa se
M. Falerium Messalam , gut tum elassi praeesset, dictatarem
dicturum e^se aiebat: Patres extra Romanwm agrum (eum
autem in Italia terminart) negabant dictatorem dici posee.
Wie diess za verstehen sei, erhellt am deutlichsten aus der
Botschaft, welche der Senat an den schwer verwundet zu Ca-
pua liegenden Consul T. Quinctins Crispinns sendet. Liv.
XXVII, 29. tit^ $i ad comiHa ipte Romam venire non posset^
dictatorem in agro Romano diceret comitiorum causa. In sol-
chem Falle wnrde anch geradehin' ein Theil des ager captnms
fSr ager Romanus erklärt. Serv. z. Aen. II, 178. Dagegen
ifltXLIV, 18. Bisineantu annieius laptdatum esse nuncia-
tum est; in Rotnano agro, simutm f^eientibus, der ager JBo-
manus im engeren Sinne zu verstehen, man möge übrigens
interpnngiren wie man wolle. Vgl. Y arro L. L. V, 4. p. 34.
9. p. 61.
Was das romische Klima hinsichtlich der Temperatur an-
langt, so scheint es in alter Zeit strenger als jetzt gewesen zu
sein. Hat anch vor wenigen Jahren Rom das neue und unge-
wohnte Schauspiel von Schlittschuhläufern gehabt, so scheinen
sich doch so ausserordentliche Beispiele strenger Winter, wie
sie aus dem Alterthume berichtet werden, in neuerer Zeit nicht
wiederholt zu haben. Von einem solchen unerhört harten Win-
ter erzählt Dionys. fgmta lib. XII, 8. '£V 'Poi/ffj x^'i^^^^^
ysvofiirov ßiaiov, ir&a 17 iXayiotfj yiiiv xwtivitfjsv^ ovn
iXdvTiav fjp inTcl nodäv to ßci&os» £r giebt an, dass Men-
schen dadurch umgekommen, Schaafe und anderes Vieh erfro-
ren sei. Viele Hänser seien gänzlich verschneiet worden; an-
dere beim Wegtbauen des Schnees eingestürzt. Wahrschein-
lich spricht er von dem Winter des Jahrs 353 d. St., von dem
Li vi US Y, 13. berichtet; Insignis annus hieme gelida ac
nvoosa ßät^ adeo ut viae clausae, Tiberis innaoigabiiis fiie*
rit. Wenn er aber hinzusetzt: %ovto %6 nd&oe oirse tiqo-
^€Qov nore ye^OfAB^ov iv lazoglac yfaipy nsgl vavra %a
ymgia nageik'^fpa/iep , ov&* vartgor i'iae vov «ad** ^f^aQ
yjQovov, ^/turgm yi nvi fiogsio^sga %ov /hüov uarä xov
vnlg ^Ad^viv ygatpofisvov 8i 'EXX^onovzov nagdklfj-
86
Im, 11»), xvn 9k numtov imi nUmv iUßii f^ «lm»vl€V vod"
9tmg ^ Tov negtdxovToe mjvit njv y^r fVütf., so widerw
»pricht dem /Uvoif Augustin, de civ. dei. III, 17., der
ans dem Jahre 483. C. Geiiucio, Cn. Cornelio Coss. voa ei-
nem nicht minder strengen Winter berichtet, wo das Foma
vierzig Tage mit hohem Schnee bedeckt blieb. So ausserotw
dentKche Beispiele werden freilich spSterhio nicht mehr er-
wähnt? indessen sehreibt doch Cicero ad Quin t. fr. n, 12.
prid. Id. (lanuar.) cwb yippm, tenatum uf/re^umtm eolgif
tet, tantttm fuit frigtu , tU popttti comicio coaotut tit not
^tere., und es giebt bei Horaz ") und Anderen genug
Andeutungen einer strengeren Kälte als man jel?* in Aon» zu
erfahren gewöhnt ist.
AUgremeines Bild der Oertlichlieit.
Ehe man sich der Betrachtang der einzelnen Bezirlce, in
welche die ganze Masse der städtischen Anlagen nach dem ein-
fiichsten Eintheilungsprinape zerfällt, zuwendet, ist es nütz-
üch, einen Gesammtüberbliok der OerUichkeit im AUgemeinea
«u erhalten, und sich derselben in ihrem natürlichen Zusam-
menhange, wie sie sich, abgesehen von den darauf entstehen-
den Anlagen , an sich darstellt, deutüch bewnsst zu werden.
Für diesen Zweck fassen wir die Sudt in ihrer weitesten Aus-
dehnung, wie sie durch die Mauer Aurehans bestimmt ist, so
dass auch ein Theil des rechten Ufers entweder zur Stadt
selbst gezogen wird, oder wegen ausserhalb ihrer Grenzen
hegenden aber doch topographisch wichtigen Punkte in Be-
tracht kommt. In diesem Sinne onUässt die Stadt auf dem lin-
der Glwoa"S'«/"'LLTr\'^. '"' *^""««*» "»■»"• '«» «««feMe , 1«
drellf »nH r„ .?^/."'"^ "•«* ■•«* der Bestiaimao> vo« CaUa-
U^ Od I a^'l' ""»••.■. Betrhr. d. St. R. I. S. 86.
Piter. u. i l ' I'^aI /""''? *" Jfl'eiet nit„t Dura nwnine ht-
rewSboliekes .elS. ' ^^' "^ '" J«**'^*'" ^eit etwa« Üd-
87
km Ufer (tmm «lan die HoIm toh S. Stbha aad 8. BaÜMna
diiflireileB iiBberiicksicktii^ lässl) acht Hügel. Der nördlichsle
dieser Hvgel ist der Colli« hortoram, später Mons Pitt-
eins, Ton der Slteren Stadt gänzlich ausgesehiossea. Seine
Bordwestliehe Abdachom; reicht nahe an den Flnss , von den
er sich sädSsÜich hinziehend entfernt. Ein anfänglich ziemlich
kreites, dann in ösUicher Bichtnng schmäler werdendes Thai
trennt ihn Ton dem zunächst gelegenen Qnirinal, der an-
fänglich von Nordost nach Südwest ziehend sich dann südlich
and südöstlich wendet, wo seiner Spitze die südlichere breite
Zonge des Esquilin, die man als die Carinae bezeichnet,
entgegentritt. Dieser sieh östlich ausdehnende Berg tbdlt sich
in zwei von einer gemeinschaftlichen Höhe auslaufende Zun-
gen, deren nördliche um Vieles schmälere und kürzere eben
so, wie der gteichfalls zurücktretende Viminal, von den
scheerenartig sich zusammenbiegenden Carinen und Quirinal
eingeschlossen wird« In Osten vereinigen sich Esquilin,
Viminal und Quirinal fest gänzlich zu einer duzigen
Hochebene, so dass sie nur als verschiedene von einem Berg-
rücken ausgehende Zungen erscheinen. Der von den End-
spitzen dieser drei Hügel begrenzte Raum ist die Tiefe der
Subura. — Südwestlich vom Quirinal, nach dem Flusse hin^
liegt der kleinste von allen Hügeln, der Mons Capitolinus,
dessen höherer nordöstlicher Gipfel von dem südwestlichen, der
Rupes Tarpeia, durch einen beträchtlichen Sattel getrennt
ist. Von dem Quirinal war der Capitolinus in der älteren .Zeit
durch keine so bedeutende Tiefe, wie jetzt, geschieden 4 viel-
mehr mögen beide mit ihren Vl^urzeln sich berührend gedacht
werden« bis grossartige Anlagen eines pracbtliebenden Kaisers
dazu fiihrten, den Raum zwischen beiden Höhen zu ebenen.
Von demFusse der Rupes Tarpeia mögen etwa SOOSchritte
bis zum Tiberis gerechnet werden, der von hier an eine
Strecke lang eine niedere Ebene begrenzt, bis er den sndlich-
aten der Hügel, den dicht am Flusse gelegenen Aventin er^
reicht. Durch ein weites Thal von diesem getrennt zieht sich
weithin nach Osten der Ca e lins, dessen nördtiche Seite in
ihrer ganzen Ausdehnung dem Esquiljn gegenüber liegt, und
88
so den Krass der H8gel schliessL In der Mitte derselben aber
erhebt si€h das Trapeziam des Palatin, dem in Osten der
Caelius, in Nordost und Norden der Esquilin und Qoirinal^ in
Nordwest der Capitolinas and in Südwest der Aventin entge-
gentreten. Von dem nördlichen Abhänge des Palatin zieht sidi
eine minder beträchtliche, anfänglich schmale, dann sich er-
weiternde Höhe nach der westlichen Spitze des Esquilin, den
Carinen hin. Ihr Name war Velia. Durch sie wird das öst-
lich hinziehende Thal des Colosseum yon der westlich bis
an den Capitolinus reichenden Ebene desFornm geschie-
den. Zwischen dem Palatin und Aventin liegt die Vallis
Murcia oder das Thal des Circus Maximus; die Fläche
aber zwischen Palatin, Capitol und dem Flusse war in ältester
Zeit vielleicht grösstentheils mit Sumpf und selbst Seen bedeckt,
wie das theilweise vielleicht selbst vom Forum gilt. Hier war
das y elabrum und das Forum Boarium. — Der Capi-
tolinus, Palatinus, Aventinus und Caelius sind
ganz isolirte, durch Thäler geschiedene Hügel, während der
Esquilinus, Viminalis und Quirinalis sich in einem
Rücken vereinigen. Die ersteren vier und der Esquilin als
fünfter werden gewöhnlich tnontes, der Quirinal und Viminal
coUes genannt.
Den diesseitigen Höhen entsprechen auf dem rechten Ufer
der Mons Vaticanus und Mons lanicnlus. Der erste-
re nördlichere, dem Pincius gegenüber gelegene tritt weiter
nach Westen und zum Theile hinter den laniculus zurück ; die-
ser aber, nahe am Flusse sich erhebend, zieht sich last in der
ganzen Breite der alten Stadt in südlicher Richtung hin, bis er
dem Aventin gegenüber in die Ebene abläuft. Auf diese Weise
wird durch den Pincius, Quirinal, Capitolinus und Aventin auf
dem linken, und den laniculus und Vatican auf dem rechten
Ufer eine ziemlich weite Ebene eingeschlossen, welche der
Tiberis in zwei grossen Krümmungen durchschneidet und so in
drei Felder iibtheilt, von denen das obere und untere auf
dem rechten, das mittlere auf dem linken Ufer liegt. Denn
noch ehe der Fluss die Stadt erreicht, wendet er sieh der lin-
ken Hügelkette zu und lässt so zwischen seinem Ufer und den
Wbem des Valican eine beirftchttiche Ebehe. INets isl der
Mger Vaticanas nnd< ein Theil davon die Pratu Quin-
ctia. Von da strömt er westlich ausbiej^end gerade auf das
nördliche Ende des lanicuios zo nnd beschreibt von diesem sich
wieder abwendend einen grossen Bogen bis zur südwestlichen
Spitze des Capiiols. Die dadurch zwischen dem Flusse und
der linken Hügelkette (Capitolinus, Qnirinalis und Pincius) ge-
bildete weite Ebene ist zum grössten Theile Aet Campus
Martins; den kleineren Südlichen Theil machen die Prata
Flaminia, nachher Circus Flaminius, aus. Ehe nodi
der Fluss das Capitol erreicht, theilt er sich in zwei bald sich
wieder vereinigende Anne und bildet so die Insula Tiberi-
na. Bald darauf, wo er sich am weitesten von dem laniculus
entfernt hat, wendet er sich diesem, am Aventin vorbeiströ-
mend, wieder zu. So entsteht die untere Abtheilung der Ebene
auf dem rechten Ufer, das Transtiberinische Gebiet.
Südlich vom Aventin und ausserhalb der ganzen Hfigelgruppe
schliesst die spätere Mauer noch eine andere Ebene ein, wo
sich ganz isolirt der räthselhafte Scherbenberg (MonteTe-
staccio) erhebt.
Ueber den Plan, den man bei der speciellen Betrachtung
der die Stadt ausmachenden Theile zu befolgen hat, um ein
möglichst anschauliches Bild zu erhalten, kann kein Zweifel
obwalten. Denn wenn die Topographie Roms (wie das von je-
der Stadt gilt) die Darlegung der auf dem oben geschilderten
Räume entstandenen städtischen Anlagen in ihrem Zusammen-
hange sein soll, so ist dadurch schon ausgesprochen, dass man
die zusammengehörigen Massen ungetrennt zu betrachten hat.
Wo nun, wie in Rom, die natürliche Beschaffenheit des städti-
schen Raums das Ganze in einzelne deutlich gesonderte Grup-
pen zerfallen lässt, da wird man unbedingt sich dieser natür-
lichen Leitung überlassen und jede andere nicht aus derselben
Rücksicht hervorgegangene Eintheilnng verwerfen müssen.
So wird man also die Anlagen desCapitols, des Palatin,
M
des Aventin uad Cteliufl, des Harsfeldes u. s. w. I8r
sich als vermdge ihrer natOrlichen Begrenzong von anderen
Theilea abgeschlossene Complexe zn betrachten, und die klei«»
neren von den Hügeln begrensten Ebenen nndThäler diesen an-
noschliesseik haben : es giebt aber auch noch andere Gmppen,
deren Zusammenhang ein künstlicher dnrch die Anlagen selbst
bedingter ist, und die demnach als künsüiche Systeme erschei-
nen. Der Art sind die Fora, die an einander sich reihend
vom Forum Romannm bis znm Forum Traiani ui^;e-
trennt behandelt sein wollen: der Art auch die Wasserlei*
tungen, die über die ganze Stadt das grossartigste Netz bil-
den. Wollte man sie aus einander reissen, so würde man nie
zu einer ohnehin schwierigen Uebersicht des ganzen Systems
gelangen. Sodann aber giebt es gewisse gleichartige Anlagen,
die in der Stadt zerstreut liegen, aber dennoch besser in ihrer
Gesammtheit behandelt werden : das sind die Thermen, die
Ciroi, die Theater und Amphitheater, dieBrücken.
Sie sind freilich jedes auch an seinem Orte als einen Theil der
Bezirkianlagen ausmachend zu erwähnen, aber die genauere
Erörterung findet besser in gemeinsamen Abschnitten Platz*
Schwierig ist allerdings die Aufgabe bei der ewig wechselnden
Geslalt der Stadt, wo eine Anlage die andere verdrängt, das
Gleichzeitige herauszufinden, und streng genommen ist sie gar
nicht zu lösen ; denn während das Eine entsteht, ist das An-
diere schon nicht mehr, und das neu Entstandene macht einem
noch Neueren Platz. Für manche Theile, wie das Forum Ro-
manum, lassen sich wohl gewisse Hauptperioden annehmen;
aber auch in diesen gehen nach und nach die mannigfaltigsten
Veränderungen vor, und es würde auch nichts nützen , wenn
man noch kürzere Zeitabschnitte annehmen wollte. Hier muss
man nun freilich auf das Unausführbare verzichten und nur das
zu erreichen suchen, was überhaupt möglich ist. — Wenn es
aber nur nach dem so dargelegten Plane möglich scheint, ein
zusammenhängendes Bild der Stadt zu entwerfen, so ist doch
eine andere politische Eintheilung derselben nicht ganz zu ver-
nachlässigen: ich meine die durch Augustus eingeführte und
bis in die späteste Zeit festgehaltene Eintheilung in die vier-
91
seh« Regionen. Sie ist als Grandlüfe der topogrnpUicIien
Anordnang ganx unlNranchbar, erstlich, weil sie anf die ganse
frühere Zeit, sieben Jahrhunderte von grösserer JBedeutang als
die ganze folgende Kaiserzeii, gar keine Anwendong leidel^
m^eitens weil, wenn sie auch keinesweges wiUkiihrlioh war«
doch bei der Vervielfaliigung der Bexirfce ans poliseiliehon
Rücksichten notbwendig natürlkh zasanunen Gehörendes ans*
einander gerissen werden musste; drittens, weil spätere Baur
Inst keinesw^es auf diese Grenzen Rüeksicht genonipieB hat
und also die Anlagen einer Region in die andere übergriffen*
Endlich kennen wir auch die ursprünglichen Grenzen der An-
gosteisdien Regionen nur unzureichend und selbst die späte»
ren sind zum Theile sehr zweifelhaft. Indessen ist es doch
zweckmässig, wenn erst das Bild der Sladt vollendet ist, eine
kurze' Uebersicfat dieser Bezirke und dessen, was sie umfasn*
ten, zu geben.
Das Erste aber, wovon überiiaupt die Betraehtang der
Stadt als solcher auszugehen bat, ist ihre Begrenzung durch
Mauern oder andere Befesttgungftanlagen. Wie oft diese in
der königlichen Zeit bis auf Tarquinius Priscns mögen gewech-
selt haben, ist eine durch keine Untersuchung zu lösende und
also unnütze Frage. Es ist natürlich, dass bei fortwährender
Erweiterung des städtischen Gebiets auch mehrfache Einfriedi*
gungen sich succediren mussten; aber die Nachricbten über
diese Vergrösserungen widersprechen sich hinsichtlieh der Zeil
«nd der Urheber vielfältig und der Gang, den solche Befesti*
gongen könnten genommen haben, bleibt uns gänzlich unbe-
kannt. Daher lassen sich für die ganze Dauer des römischen
Staats nur drei Hauptepocben annehmen, in welchen die Stadt,
natürlich in sehr verschiedener Ausdehnung, durch neue
Mauern begrenzt wurde. Die erste dieser Epochen fällt mit
der dem Romolus zugeschriebenen Chröndung der paktini-
sehen Stadt zusammen ; in der zweiten erhielt durch Servius
Tullius das städtische Gebiet, in so weit es durch die Be-
festigungslinien bestimmt wird, den Umfang, welcher über acht
Jahrhunderte lang unverändert derselbe blieb, indem erst Au-
relian der weit über die Grenzen der servisohen Mauer aus«
«8
gedehnten Stadt die dritte, ihrem damaligen Umfange entspre-
chende Befestigung gab. Wenn 125 Jahr später Hon orius
eine neue Mauer erbauet haben soll, so mag das weit mehr von
Wiederherstellung der aurelianischen als von einer neuen Be-
grenzung verstanden werden und im Allgemeinen wird man
behaupten dürfen, dass der Linie jener Befestigung die heuti-
gen Mauern Roms entsprechen, obgleich es schwer nachzu-
weisen ist, was nach unzähligen und zum Theile sehr umfas-
senden Restaurationen etwa noch der Zeit Aurelians angehö-
ren möge*
Pomoerium der ältesten palatinischen Stadt.
Ob vor der Gründung Roms durch Romulus schon auf
dem Palatin und den umliegenden Höhen Ansiedelungen gewe-
sen; was von der Niederlassung der Arka der uuler Eva n-
der ^^^) und einer mehrmaligen Gründung der Stadt *^), von
einem Oppidum auf oder an dem Mons Saturnius (Capito-
linus), Saturnia ^^) genannt; von einem anderen auf dem
laniculus, Aenea oder Antipolis i^); was von den
neuerlich vermutheten Quirium auf dem Quirinal, Vatica
oder Vaticum 1*) zu halten sei , das ist für die römische To-
pographie von geringer Erheblichkeit, da wenigstens sich ein
Zusammenhang zwischen solchen frühen Ansiedelungen und
dem später hier sich entfaltenden Leben durchaus nicht nach-
weisen lässt. — Eben so sind hier die über die Persönlichkeil
des Gründers angeregten Zweifel völlig gleichgültig, da es sich
nur darum handelt, die Begrenzung der Stadt aufzufinden,
welche die Römer selbst als das älteste Rom kannten und be-
trachteten. Diese Stadt aber galt ihnen als von Romulus ge-
115) Varro L. L. V, 4. p. 31. 8. p. 59. Dionys. I, 31. Serr.
z. Vir^. Aea. VIII, 51.
16) Diooys. I, 73. Serv. z. Virg. Ecl. 1, 20. Aen. VI,
773. VII, 678. Fastas. p. 366. Ramam,
17) Varro V, 7. p. 48. Fest. p. 3». Satumia. Serv. z.
Virg. AeD. VIII, 319.
18) Dionyg. I, 73. Plia. N. H. III, 5, 9. n. 68. SerT. i.
Aen. VIII, 319.
19) Nie bahr, Rom. Getek. I. S. ZtO f. (3. AnssO-
93 r
gründet uod dariiber hinaas gab es kein Rom. So kann denn
auch die Topographie der Stadt nur mit dem Pomoerium
des Romnltts beginnen.
Wie sehr sich nun auch die Nachrichten der Geschieht-
Schreiber und Grammatiker über das älteste Bestehen und
Wachsen der Stadt widersprechen, so stimmen doch alle darin
fiberein, dass die erste Gründung vom Palatin ausging, und
dass das älteste Pomoerium nur diese Höhe und ihre Ab-
hänge umschloss. GclL XIII, 14. Antiquis^inutm autem pih>
moeriumt quod q Ramuio insiitutum esij Palatiai moniis ra^
üeibuM termmabaiur. Dasselbe sagt, nur weniger genau die
Grenze bestimmend, Dionys. I, 88. n^QtyQa^Mi mfäym-
froy ojiiiMx %m A09P«». Diese Angaben sind im strengsten Sinne
zu nehmen und nur die irrige Bestimmung einiger Punkte hat zu
der zweifelnden Ansicht fuhren können, dass in der Stelle, welche
die Grundlage jeder Untersuchung über den Umfang der älte-
sten Stadt bilden muss, nicht dieselben Grenzen vorgezeichnet
würden. Tacit. Ann. XII, 24. Sed inüium condendi etj
quod pomoerium Romulus posuerit^ noscere haud absurdum
reor. Igiiur u foro Boario , uU aereum tauri simulacrum
asptcimus, quia id genus animaäum aratro subditur^ sulcus
designandi oppidi eoeptus^ ui magmam HercuUs armm am"
plecteretur. Inde certis spatih interiecH tapides per ima
montis Palatini ad aram Consi, mox ad Curias veteres, tum
ad saceilum Lamm : forumque Romanum et Capüotium non
a Romulo, sed a Tito Tatio additum urbi eredidere. Wir
wissen nicht, woher Tacitus seine Nachricht entnommen hat {
aber jedenfalls stammt sie ans einer Zeit, wo man die Grenzen
der alten Stadt noch sehr genau kannte, und sie sind mit sol-
cher Bestimmtheit angegeben, dass sie nicht nur für Römer
vollkommen deutlich sein mussten, sondern auch uns leicht er-
kennbar sind. Nur in neuerer Zeit haben Missverständnisse
Zweifel darüber entstehen lassen, und man hat geglaubt, in
dem von Tacitus beschriebenenPomoerium eine Ausdehnung zu
finden, die nur auf eine schon erweiterte Grenze der Stadt An-
wendung leiden könne. Um diess als unrichtig zu erkennen,
zugleich aber zu der Gewissheit zu gelangen, dass in den Wor-
feil des Cl^ftciiichtoehreiken etwas fehlerhaft sein iiiiis9e,eiidlieh^
dass dieselbe Linie, welche er beschreibt, anch die Linie der
Mauer sei, ist es nöthig zunächst den Begriff des Pomoe-*
rinm genau festzustellen.
Die Gründung Roms geschah, wie nbereinstimmend aner*
kannt wird, nach etruskischem Ritas ^^°). Demzufolge spannte
der Grander, nach Cato^i) angethan mit der Toga eincim
GabmOf und zwar die auspieato, einen Stier und eine Kuh,
ersteren rechts , nach aussen , letztere links, nach innen ^*),
an den Pflug und zog mit dem ehernen Zahne desselben (yaXn^
vrtg) itn primigenius suleus^*)y die Furche, welche
symbolisch Maoer und Graben rorstellend, die SicherheR der
Stadt nach aussen andeuten sollte. Dabei wurde sorgfiUtig
120) Platarch. Rom. Jl. 'O 8i 'Pwfivloe — «p»«;« t^v n6Xtp in
9mtiY9vu4pov£ Moor« nal SiSaaitorrag ^ moTrio ir riiUce. Vgl. Varro
L. t. V, 32. p. 144 Sp. Liv. I, 44.
Sl) Bm Serv. s. Aea. V, 755. (trrfrese detignat ormiro) Qu^m
Cato tu Originihu$ dicit morem /nitse. Conditoret enim civitatis
iaurum in dextram^ vaccam intrinsecut iungebanty et ineineti ritm
V^ibinOf id Ml, togaB parte empnt veiati, parte sueeineti, tenebant
itivam ineurvam, ut giebae omnes intrin$eeus eaderent: et ita ntieo
dueto ioea murorum detignabant , aratrutn suspendentet circa loeä
partantm. Vgl. Isidor. Orig. XV, 2, 3. Aasserdem aiBd HaapI*
Stelleo: Varro L. L. V, 32. p. 144. Oppida eondebant in Lotio
EtruMce ritu multi, id esty iunctis bobut tauro et vacca interiore
tnrmtro eireumagebant etiieum. Hoc /aeiebant religionis causa die aU'
spieato, ut/ossa etmvro essent muniti. Terram unde exseulpserant
fotsam tocabant et introrsum faetam murum, Platarch. Rom. t\/0
^ ocWr^« iftfiaXunf diporpy 2*^^*^ ^^*^9 thTe(cv£o( di ßoZv Sffira »ai
'd^ktunv avroff ^iv inavti ns^ulavywr avXana ßa^iiav roc( Ti^p-aoif
rarr ^ inopUrtar f^ov tortr^ as Monjo* ßiHevg th S^or^or maraorffi^
m%i» siOm wA fugSsfumtf i{i» m(f*o(^ hn^enofUniv, Vgl. Ovld.Fast.
IV, 825.
22) Dadvrek sollte aiisebliell d«i Haines krSftiges HaoJela oack
Aassen, des Weibes Wirken nod Schaffen im Inaern angedeutet wer-
den, loann. Lyd. de mens. IV, 50. pLtta Si rnv inl ty ^avayo^
^«vet» t^t nolnjH Tiler^r C«o£«« tiufoov ftitä dmfiiXswe neftijl^e xh
%ii%oSt rov uiv a^va inl ry/y %ov neoiov nXsvoar ^sv^ag, rtiv Si ^-
Xsiar tTtl TO xijg noltiaC pUooQ^ eiert tovg /ilp af^tvag toXg ifta yivi-
a&M faßi^eg^ rag M ^tßsiag rsik Mov yarifuivt. Auch Varro
sagt vaeea interiore^ wie am richtigsten verbunden zu werden scheint.
Da Übrigens Cato ausdrücklich angiebt, dass der :Hier rechts, die Kuh
links gegangen sei, se folgt daraus, dass die Furche stets in dersel-
ben Richtung (nach der Linken) gesogen wurde.
23) Paul. Dia c. p. 23« Müll. Primigeninw suicas dieüwr, qtii
im eandanda nwm wrbe tauro et vaeea designationis causa impri'
mitur.
dtfaaf geft^htet , iais dM Er4selM»lleB MinimÜiek oaeii mimh
Men, und die doch etwa imeli aussen falleadeii wurden tm
hinter d«n Plage Hergehenden einwärts geworfen ; wo aber
die Maner ein Thor erhalten soUte5 wnrde der Pflog ansgeho-
hen und iiher ifen |Hroian bleibenden Raom binweggetragen '»*)«
Aus dem allen geht nothwendig hervor, daas bei det
Gründung einer neuen Stadt Pomoerion und Maner uniertren»»
lieh waren, wenn es auch nicht ausdrücklich gesagt würde ^^)^
was msB aber unter Ersterem sich vonusteUen habe , darüber
bitte bei der Klarheit so yieler davon sprechender Stellen kein
Zweifel sein sollen. Als authentische Interpretation kann gel*
ten, was Gellius wahrscheinlich aus den liiris mtgurml&m
anfiihrt; XID, 14. Praiocrtami quid e$ietj augures papuK
R^niaui^ qai Hbra$ de mupidk BcripHTtmt, ütbumodi «an*
temikt dejhnemni : Pomoermm eH locus mira ägrum tffätnm
per iothu urbü circmium pone muros regionihus certi» deier^
miamtus^ quifaeitßmem urbani muqncä. Danit stimmt über«
ein Varro L. L. V, 32. Posieä qui ß$bmt orbü urbü prm^
cipüim ; qui qu&d eroipasi murum postmoerimm dictum^ m#*
que ambUu uuspida wrkunufiimnUir. Cippi pomoeri sttmi
et eircum Arwiam ei circum Bomam* und Liv. I, 44. Po^
124) Plntarcli. Ooaeit. Ron. 27. o^*p ^ol niXiv an a^jf
ri»y nvhZv %i»(^i Bia/jieTQovpri£ t^ vviv v€tat(^ai nal turafi^ovoty
•vT«9 «10 ä^rffov, cuff T^p ctQCvfUvijv nanav le^ar «al aavAov ioauivtiv.
Noch deutliclier |^% er d«B Gniod an Ron. II. "On^ ii nvifp ifg^
ßahXv SutvoovvTtu, xtivvviv iitXovrts wü ro »(for^ov vTreo^dmg Biih
Ittfifia n4Hovoi¥. *'0(h¥ aTM¥ t* rtixOQ Uqov n^v t£v ^vJUvv vüfüiovo^
o&aif rä It amoTtifiTttiv tutv re avayiMUav nai tüiv /i^ na-&a(^wy, V|^l.
Serv. a. a. 0. aratrum suspendentei eirea ioca p^rfarum. und
II, 730.
Ift&) DioByfe. I, S8. itt^ifofst ntf^ayw^^v i^/uL tf lo^tf, /9oo9
af6evoe u/mi &t)leiig, Zevx&ivros in a(fOT^ov iXavaa» aolnem Su^yix^ tn¥
fMl^vvap vnoidS99&9u t^ tBtfov» Plsfarck.Rott.lt. Tj fiiv ovv
0tw 07ft9&§r Tiixovg ^ furk ruxog, LeMer Ist di« voa P • « t a « |pe^
9eb«Be Brkläraaf so rerstäAinelt, das» der Sidd nickt erratbeo wer-
den kana , und was Paal. Diac. p. 1^48. In^kt: Potimerium pimti-
ßtah pamerium, ubi pont{ßc99 auMpitahuntur. MHeium autem p0-
moerium quasi promurium , id est proximum muro, läast auf ■ekf
als eis MSaaTcrstiiiidiiisa s^hAesaaa.
M
moeruim [verÜ vm 90/am tntuenies pottmoerium tnierpretan^
tttr esse. Est autem magis circa mumm locusj gtiem in c&n-^
dendis urbäms qucndam Eiruscii qua murmn duchtri enmi^
eertis circa ierminis inaugtarato consecrabant : ttt neque m*
tericre parte aedificia moenibus eanänuarentur , qnae nunc
9ulgo etiam coniungunt, et extrinsecus puri aliguid ab kuma-
m» euliu pateret soU. Hoc spatium quod neque habüari n«*
que ararifas erat, nen magis quodpost mumm esset ^ quam
quod murus post idj pomoerium Romani appellarunt et in Ur^
bis incremento semper, quantum moenia processura erant,
tantum termini hi consecrati proferebantur. Aus allen diesen
Stellen ergiebt sich anf das Unzweifelhafteste, dass Porno e«-
rium keinesweges den ganzen von derManer umschlossenen
Raum ^^^), auf dem die Stadt sich erhebt, bedeutet; nicht also
die Mauer sich um das Pomoerium zog, sondern vielmehr von
diesem nach aussen umgeben wurde. Es war ein aller mensch*
liehen Benutzung entzogener Raum zu beiden Seiten der Mauer,
wiewohl als Grenze der städtischen Auspicien vorzugsweise
der ausserhalb derselben liegende Theil so genannt worden zu
sein scheint. Seine Grenzen waren durch Marksteine, Cippi,
bezeichnete^), wenigstens nach aussen.
Noch irriger ist es, wenn das Pomoerium ak gleichbedeu-
tend mit dem ager effatus genommen wird^^). Davor
hätte schon die einfache Bedeutung des ager warnen sollen,
der ganz eigentlich der urbs entgegengesetzt wird. Es ist aber
auch ganz unvereinbar mit dem, was über den ager (ffatus
berichtet wird. Denn wenn die Definition der Augurn angab :
Pomoerium est locus intra agrum effatum^ und
das Pomoerium der geweihte, die Stadt umgebende Raum war,
U6) Haschke, Verf. d. Serv. S. 102. Gottlio^, Ge$eh. d.
r$m. Staattverf. S. 17.
97) Daher bei Varro : Cij^pi pomoeri ktant et eireum jirieiam
et eireum JHomam, Dasselbe meint Tacitns, weaa er sagt: Jnde
eertü epatüs inteHeeU lapides. Ans späterer Zeit habea sieb der-
gleichen Cippi gerundea. s. Panrin. Deser. urb, Romae in Grttev,
the$, 111. p. 223. Dempster, Etruria regaL Ilf, 16. p. 291. Nar-
dini, Roma antiea ed. J^ibby. I. p. 41. Brotier ad Taeit. t. II.
p. 376 s.
28) Otfr. Maller, Etrusker. IL S. 148. GSttliog a. a. 0.
»7
so ist offenbar, dass der ager ^uius noeh über daisolbe hift-
ausreichen nusste, wenn es imirB agrum ^(Bium sein soHla.
Das wird aber auch ansdrückli^sh gesagl von Varro L. L,
VI, 7. p. 229. Eine (a bado) effata diemtuTj qiäa wguree
fmem auspiciorum eoelestum extra urbem agris sunt
effaiit ut esset* und eben so deutlich Serv. z. Aen. VI,
197. ager poit pomoeria^ tdyi captabantur auguria^ di-
cebatur efjatus. Elwas ganz anderes sind also bei Gel lins
tffati urbis fines , d. i. der vom Pomoeriam eingeschlossene
Stadtraum, während der ager effatus ein ausser der Stadt
und um dieselbe gelegener, für die Auspicien geweiheter Raum
ist. — Das Pomoerium macht die Grenze der auspiciu urbana^
d. h. doch wohl solcher, welche den inneren Angelegenheiten
der Stadt galten : dagegen ist es kein Zweifel, dass Auspicien«
welche sich auf auswärtige Angelegenheiten, selbst auf die
ausserhalb des Pomoerium gehaltenen Wahlen ^^') bezogen,
auch ausserhalb desselben gesucht wurden. Für sie galt nun
auch nicht jeder beliebige Ort im ager Romanos^ sondern es
war im Umkreise der Stadt ein gewisser Bezirk ausdrücklich
dazu bestimmt uuid geweiht, innerhalb dessen das Tabernacu«-
Inm aufgeschlagen sein musste, wenn die Auspicien GülÜgkeit
haben sollten. Das ist der Grund, weshalb in äk^^r Zeit, so
lange die Kriege nicht ausser Italien geführt wurden, die römi-
schen Feldherrn so oft nach Rom neuer Auspicien wegen
zurückkehrten 3^). Solche Auspicien wurden sicher nicht in-
nerhalb des Pomoerium genommen ; hätte aber das Tabemacu*
ban nicht eben in agro effato sein müssen, so würde jeder Ort
129) Laelius Felix Dach Labeo bei Gell. XV, 27. centw^
riata autem comitia intra pomoerium ßeri nefaM esse, quia exervi-
tum Bxira urbemr imperari oporteat; inlra urbem imperari ius non
Sit etc. Vgl. Liv. XXXIX, 15. Hnschke, rerf. ä. Serv. S. 415.
30) Serv. z. Aen.' II, 178. (Omina ni repetant Argis) respexit
Jtamanorum morem: nam st sgressi male pvgnasstnt^ reueriebantttr
ad eaptanda rursus auguria. Mehr im Faidensi«: sed hoc seroa-
tum a ducibus Romanis, donee ab his in Italia pugnatitm est propfer
vidnitaiem; postquam vero iwperiiim longius pro la tum est, ne duat
ab exercitu diutius abesset, si Romam ad renovanda auspicia de ton-
ginquo revertisset, constitutum ut unus locus de eaptioo agro Roma-
nus fieret in ea propincia, in qua bellabatur , ad quem, si tenovari
opus esset auspicia, dux rediret. S, Liv. Vlll, 30. X, 3. XXIlI,
IS. «. S.
7
08
in ügro Romano für dazu geei^et gegolten habeD, «nd man
bitt^ nicht niHhig gehabt , deshalb nach Rom zurückznreMen.
Bin Beispiel, wo ausdhicklich von dem Tabemaeolom ausser-
halb des Pomoerinm gesprochen wird, ist die Erzählung ron
dem Consul Ti. Sempronius Gracchas, der bei den Auspieien
(Gr den Zweck der comitia consutaria ein Versehen begangen
hatte, und nachher brieflich darüber an das CoUegium augu-
nfjii berichtete. Cic. de nat. deor. II, 4. se, guum lege^
rei libros, recordaium esse , vitio siU tabemacubim eapium
fuisse hortos Sdpionis^ quod, qurnn pomoeritim posiem miras"
set habendi sefuttus causa, in redeundo^ guum idempomae^
rium iransiretj auspteari esset obliius. Etwas anders äussert
sich darüber Platarch. Marcell. 5. oror a^x^üv in ofH^tat
uad'eCof^^vos S^m noXswg iymv olnov 17 ciMp^fj¥ fMfiiad'»'^
fiU¥fi¥ vn ahiag i^ipig d^afuaa&y fifjnm ysyapot»^ 017-
fislmp ßefiaim¥ inavsX&9ii^ $ig niktTy dy>€trai ix^ijv va
nQOfiSfiio&mitiiray oinijfia ual Xaßitv IVc^ay« VgL Cie^
de div. I, 17. ad Qnint. fr. II, 2. Val. Max. I^ 1, 3*
Wie man auch über die horti Scipionis denken möge : jeden- .
faUs war das Tabemaeolom ausserhalb des Pomoerinm in agra
^aio.
Was nun das Pomoerinm des Romulos anlangt , so lässt
Tacitus mit dem Ziehen der Furche den Anhng am Forum
Boarium, an der westlichen Ecke des Palatin maclien, etwa
in der Gegend des sogen. lanus Qnadrifrons und des von
den Argentariis fori Boarii dem Septimius Seve*
rns errichteten Bogens. Von da zog sich das Pomoerinm,
die Ära Maxima einschliessend, am nördlichen Rande der
Vallis Murcia oder des Circus Maximus dicht am
Fusse des Berges hin bis zur AraConsi, die gegen das UU'-
tere Ende des Circus zu suchen ist. Hier bog es um die süd-
östliche Ecke des Bergs (S. Gregorio gegenüber), wo Septi*
mins Severus das Septizonium auflübrte, und zog sicl^
durch das Thal zwischen Palatin und Caelius (die Via di S.
Gregorio entlang) bis zu der Stelle, wo die Curiae veteres
lagen. Niemand hat seitAndreas Fulvius bis in die neueste
Zeit in Zweifel gezogen, dass diese Cur iae veteres eben«
99
blls am Atkattg« des Palatin gelegen haben, wie es die Rei-
henfolge der von Tacitus angegebenen Pmikte nothwendig for-
diNri; dagegen haben Nie bahr und Bansen ^^^) hwcbst selisa*
mer und irriger Weise ihnen ihren Piats jenseit des Thals des
Colosseinn am Esquilin (Carinen) in der Gegend der TIttisther'-
men angewiesen. Allein diese nnr anf eine zweideutige Tra-
dition gesiülzte Annahne wird auf das Besdmniesle wideriegt»
nicht nnr durch Taekos selbst, der doch nmnögHch ven der
Ära Gonsi bis m den Titosthemien alle Zwisckenpiinkte ^nge*
nannt überspringen kente, und dnroh die Lage des 8acel-
Inm Lamm, 4as wir weiterhin ebenfalls am Passe des Pa-
latin finden werden ) sondern anoh besonders dnroh das Grenz-
yerzeichnistf der Noiitia, welche, indem sie die Grenzpnnlcie
der zehnten Region (Palatium) angiebt, fast von derselben
Stelle, wie Tacitus, ausgebt, aber nach der entgegengesetzten
Seite, und folgende Namen nennt: Casam Romuli. Aedem
Matris Deum et Apolllnh Rhamnusü. Pentapylum. Domuui
Augu$tanam et Tiberiitnam. Aedem levis. Curiam vete-
_ 131) Niebahr, Rom. G9seh. I. S. 319 f. BvBseB, Besehr. d.
St. R. I. S. 13a. Auch Otfr. Müller, Btruskt. U, S. 143; bat
sich durch Niebahr verleiieo Um««, illess Vir möglich %n halteD. Aber
Niebubr hatte heineo aadereii Groad , der iha veravilaiste das „Un-
glaubliche*' aozuDehmeo, als dass Bloodus Flavius aaröhrt, die
Raine der Titastbermea selbst finde sieh in Notarialsohrifren und dem
gemeinen Leben als curia vttiis bezeiehaet. So giebt sie denn aach,
wahrscheinlich nach ihm, Lncins Fan ans an, Antickitd deiiaCittd
di Roma. p. 106. „Neila parte p«i dioUe Gsrine, che e tolta a mezzo
giorno fa gia ia Curia Veeehia — . £ vogliono oh« fasse in qaei
mezzo, che e tra il giardiao di S. Maria Nnova e S. Pietro in Vin»
coli. £ fra le nitre congietture v'hanno questa priooipale, che in
moltl istromenti antichi di notai si tmora qnesto inogo eognouiinato
alla Curia Vecchia.'' Dagegen sagt schon Andreas Fulvius, De
Urb, antiquitt. p. 307. „Curia antem vetas fnit in anguto Palatii
versas Colosseum, nt quidam tradunt.'^ Wenn er hinzvrngt: „Vorro
tamen ioxta Carioas fuisse ait, ande eapat Viae Sacrae.*' so ist der
Irrthum wahrscheinlich ans dem falsch gelea^acn Namen Cerionia.
f!^ a^ p. 53.) enUUnden. Ob sioh ans jener Angabe bei Biondo und
ncio Fanno etwas für die Lage der Cariae Novae sehliesseu
lasse, wird sich weiterhin zeigen. — Niebnbr hatte noch übrigens ein«
ganz falsche Ansicht von dem Laufe der Sacra via, die er von dem
Abhänge der Carinen fast in gerader Linie nach der Basilica Constan-
Uni gehen liess. Dana mnsste freilieh hier auch das SacellnmLa-
rum (in summa Sacra via) aeia, wohin das Pomoerium des Romalvs
ebenfalls reichte, aod das stisunt« deaa mit der Lage der Curia«
veter es bei den TidistharvMA übt rein.
100
rem ^^^). Foriwiam Residentem. SepUzonntm Dm SeveH.
yictariam Germanicimiam. LupercaL Nichts kann genmer
mitTaeitus übereinsliuimen. Bei ihm liegen die Curiae
veteres zwischen der sädösilichen Ecke des Bergs (Se^
ptizonium)unddeinSacellirni Lamm: nachderNotitia
zwischen deaon Septizonium nnd dem Tempel deslupiter
(Stator); dieser Tempel lag ganz in derNihe desSaeel*
InmLarnm^ wie sich bei der Bestimainng der Sacra via
zeigen wird» Da nun die Notitia zwischen der Curia ve-
ins und dem Septizonium noch einen Punkt, die Por*
tuna Res pic iens ^^)' neunte so scheint es ganz gewiss, '
dass die Cnriae veteres nahe an dem Triumphbogen Gon-
stantins lagen ^)* — £ndUeh ist eben so entscheidend die^
132) Das» die Notitia statt Curiae liefere» den Siof^ular Citria
vßttu hat, iiird in solcher Zeit nnd bei der übrifeD Lttioität dersel-
bea oiemaDdeo befremden. Es war ja doch jedenfalls ein Gebäude»
Uebri^em sagt ja schon Ovid. Fast. III, 139.
lanug tuno Regis posita vivt arhore Phoebis
Ante tuat ßt idem, curia prisca^ Jores,
Das sind aber eben die Curiae veteret : Mac roh. Sat. I, 12. eodetn
quoque ingrediente mense tarn in Regia Curiisque atque flamifium
domibtu iaureae veieres novit faureis mutabantur.
33) Dass Piatareh, de fort. Rom. 10. auf dem Esqnilin ein
iff^y Tvpjt *£:7nar^npofiiinf9 gcnauiit wird , kSmmt hier nicht in Be-
tracht : es sind ja die Grenxea der zehnten Regton , die nur den Pa-
latin enthält.
34) £s wäre iu der That aach unbegreiflich , wie diese Curien,
welche mit der ältesten Eiutheiinng des romischen Volks in die drei
Trlbus und 30 Cnrieo gleichzeitig gedacht werden müssen, an einen
für die alte Stadt so entlegenen Ort hätten gelegt werden können.
Ursprünglieh war es das Gebäude, wo alle 30 Curien ihren Versamm-
lungaort hatten; als aber dessen Räumlichkeit uicht mehr ausreichend
war, wurde an einen anderen Orte ein neues ebenfalls gemeinscbal>-
liebes Gebäude aufgenihrt Daher Curiae veteres und Cnriae
novae. Varro L. L. V, 32. p. 155. Curiae duorum generum: narti
et ubi eurorent eacerdotee res divinatj ut euriae veteres, et uhi
»enaius humanas, ut futia Hostilia, Fest. p. 174. Novae curiae
proximae (e) eampitum Pabridutn aedifieatae sunt, quod parttm am-
piae erant veteres a Romuio Jketae, übe is popuium et sacra in par-
tes XXX dtstribuermtj ut in iis ea saera eurarent. quae cum ex ve-
ttribus in novas evoearentur , septem euriarum per reiigiones evo-
eari n&u potuerunt. Itaqve Foriensis , Raptae, Feliensis ,
Velitime res divin ae ßunt in eeferibus euriis, Dass in diesen Wor-
ten etwas fehlerhaft sein müsse, liegt am Tage, da Festus sieben
Curien als zurückgeblieben angiebt und doch nur vier Namen nennt.
Am nächsten liegt es unstreitig, anzunehmen , dass für IUI , geschrie-
ben worden sei Vll. Anders hat GSttling, Gesch, d. rom. Staats-
verj. S. 59. (vgl. S. 191.) den Text faenustelleu versacbt. Von der
— 1« —
laaelirift der Basis Capilolina^ wrieb« «iilcr dtn Vieii
der zeboicft Regio« eioeii Vicas Gariamm neant >>«).
Von den Curien ging das Ponoeriam weiter zu dem S a-
eellttmLarttiD, welches ebenfiiUs am Fasse des Palatin, ia
samma Sacra via, lag*^). Von da aber wird, wie ge»
wöbnlich bei Tacitiis interpongirt ist, kein Pankt weiter ange-
gebeO) den das Pomoeriam beräbrt batle. Gleicbwpbl ist die
leUie Stelle, das Sacellum Laram, etwa in der Mitte des
Voraiu4etzao|^ atugehend, d«M die Naaea V«lieoiii vnd Velitia Mki
iwei verscliedeDe Corieo bezeicboeo, soodern der letztere dnrch eine
DUiograplife eatstandeB sei, emeDdirt er: Quob quum ex f^eitribns
in novas evocdrentur septem et XX^ JII euriarum per rt/t-
gionem evoeari non potuerunt, itaque Forientity Raptae, Fe-
lieneia res äivinae ßvnt üi veteriktu eun'ü, leh fettehe, dast
mir aaf diese Weise die Worte fframmatiscli gar oiciit erklärbar lebM*
neo; deno woraoT soll man das rronomeo Quae beziebeoT Es müsste
noeb nekr eiaf^etoballet werden, etva: sepiem ei XX aäUxertmi
oder äholicb ; aber aacb dann wäre es bart, septem et XX (wobei «a*
era ^dacbt werdeo moss) als Genitiv zu nebmen. Der Grand aber,
wesbalb Göttliog die Velitia streicbt und aaaifliial, es aeiea ner drei
zarock^eblieben , liegt in der eigenthiimlicben Ansiebt , dass die v e -
teree Cariae (^leicfabedeotend mit den Sacrariis Argeoraa
aeiea, deren Zahl Varro V, 8. eben aof siebea oad. zwanzig aofiebc.
Da nun diese Sacrarien in den vier servischen Regionen vertbeilt wa-
ree (Subnrana, Esqailioa , Gollina , Palatfum), so folgte daraes eotb-
wendig, dass auch die alten Curien in der ganzen Stadt als ^^loeale
Corien** zerstreut gelegen hätten und erst als Novae Cariae ver-
efaigt an eiaeia Orte erbaaet worden seien. Es klingt diess allerdings
sinnreich, ist aber nichtsdestoweaiger schlechterdings aomöglicli. Deae
abgesehen davon , dass die Sacraria Argeorum sich über Hügel ver-
breiten, die enlnehiedeo vor Servivs Tirilius aiebt ca der Stadt gebSr-
ten (wie der eigentliche Esqnilin , Mens Cispius und M. Oppios , und
der Vlniinal) , so m'dsste dann ja auch angenommen werden , dass die
inü zaräekgebUebenea Cvrien ebenfalls niebt beisammen, soadere in
verscbiedeoen Bezirken gelegen hätten. (^Varro: Reliqua Urbis otitn
dtsereta, rum Argeorum sacraria in septem et XX partes urbis sint
dispoeiia.) Und aoter diesen Curien ist die Ve liensis, die eise
identisch mit dem Sacra rium Veliense sein würde: von diesem
aber kennen wir die Lage genau: Varro p. 60. Feliense sexti-
oeps in Felia apud aedem Deum Penatium, Wüsstea wir
ai»er auch niebt, wo die Velia und der Tempel der Penaten gewesee
sei, niebt, das« die Cariae veteres an der Ostseite des Palatin lagen,
so bliebe es ja doch immer eemSgliefa , daes mit dem Sacrarivm Ve*
liease nocb zwei, anderen Bezirken aagebürige, hättee verbuedee aeie
kennen.
135) Gruter. Inscr. CCL. lieber deo iMbweree f rrtbem B u e -
sens, der glauben konnte, die roa derNotitIa erwibule Garia vetus
•ei die Curia iulia, s. deo Absekaitt über das Forum.
36) S. meiae Scbrifl: Ve Rmnue veierie murie aifue p&rüe.
p^ )i3 ff* und d»a . Absebnitt über 4ie.Sa^pa iF>ia^
— ite —
aorjoaÜichoB AkhMgtes -zu dedketi^ 90 iUB fatt ein DriMiail
der StadtgrcBze anbestimst bleibt» Es ist »cht deakbar, dms
Tacitus die Bcsobreibang^ so tmyoUendet gelassen haben sollte;
oad mk Niebabr und Bansen '^^ ^nzunehinen, es habe
von da an keiner Maner bedurft, weil dert See oder Sampf
gewesen sei, ist nnstattbafl : weil erstlich das Sacelfaim Lamai
noch auf der Höbe der Yelra lag und dann, wem bmu anch
wirkiich die Tiefe sich als aUgemetnen See oder Sumpf denken
wollte , und deshalb die Stadt auf dieser Seite keiner Befesti-
gung bedurft hätte , doch das Pomoerium (und nur dieses be-
schreibt ja Tacitus) noth wendig geschlossen werden musste.
Daher scheint es unzweifelhaft, dass zu iaterpnngiren ist; Ihm
ad saeeUttm Larum fortimque Ramanum., man möge nun mit
Brotier das folgende et streichen, oder glauben, dass etwas
ausgefallen sei ^*). Denn das Forum Romanum endet eben
an der nördlichen Ecke des Palatin : war vom Sacellum Larmn
bis dahin die Grenze gezogen, so ergab sich die Linie bis zum
Anfangspunkte von selbst.
Wenn nun oben erwiesen worden ist, dass bei einer neu
gf^griindeten Stadt Pomoerium. und Stadtmauer .unzertrennlich
waren, so ist es entschieden, dass der Furche , welche Taci«
tus ziehen lässt , auch durchaus der Gang der ältesten Mauer
entspricht, und dass wir die Thore der romulischen Stadt anf
dieser Linie zu suchen haben. Bei späterer Erweiterung der
Stadt konnte es allerdings geschehen, dass entweder Theile in
die Mauer eingeschlossen wurden, die man nicht mit in das
pomoerium aufnahm, wie der Aventin innerhalb der serviscben
Ringmauer lag , ohne zu dem für die Auspicien geweiheten
Räume zu gehören ^*); oder dass im Gegentheile das Pomoerium
137) Bs wird mir uelit klar, wie beide die Sacke gedacht baben.
We«B Niebahr saf^t: „voo dort aof die Höbe der Velia an die Ka-
pelle der Lareo : eodlich laogs der via sacra bis ao das Fora» : bier
war Sttttpf bis zon VelabraM.*' so sebeiat es, als habe aeeb er aaeb
/oruw^ue Romanum ioterpangirt. Baasen aber folgt der gew6baU<>
cheo loterpunktioQ and scheint gleichwohl den ganzen Ablauf der Ve«
lia bis tarn Forum einzaschllessen.
38) S. die aogef. Sehr. De Ramme vet, mur, atq, pari. p. 14.
Noch ist es mir das Wabrscheialiebste , dass man za lesen bat: tmm
ad eaeellum Larum /arumque Remamtm, /arum et CapitoHum ete.
39) Ks ist aoeb awetfeUiall , ab je das Pemoerin» gass die Ana«
— loa —
weil ib«r die GnMieA ipt SladtnMer UoMisgekgi wurde.
Der lelsiere Fell iei der bäafigere, kdem neek altem Herfcoat-
aen den Feldkemi« der erobersd die Grensen des Reich« er-
weitert bette, auch das Reckt fr^ftrtndi fommrii ziutaad.
GleiehwoU lialte aeit Sernua kia auf Solle aieiaaiid daToa
Gebraaeli feaMcht, nacii ihan Aagustua, dana Claadius.
Tacit. Abb. XU^ 23. Et p^moerium auaeit Caesar (CUm-^
dioa), märe fruea^ qua m, gm frataUre impenum^ eUam
UrmmaM Urtü prapagare dalur. Nee tarnen dmeas Remaniy
fuamfuam magaü natümitus sutaciisg usarpaoerantj mn L.
SuUa et D- Amgm$tu$. regam in ee ambitio vel gioria tone
tnUgata. Von Anderen wird indessen auch C. lalins Cae-
aar ab Eiweiterer des Pomoerinm genannt, wie sehen
Lipaias so Tacitna bemerlU bat. GelL XUI, 14. sagt vem
Arentitt sprechend; nepteid Ser. TulUus re^, nefue Sulla^
qai praferemdi imperü tüu/um quaeeimt ^^9), neque Dwus Im-
liUSp eiom pemeermm preferrei^ imtra effatos Urbü ßnet aa-
eiueerimi. Eben so Die Cass* XLUI, 50, (von Cäsar) vo
«9 nmßififfiöff ink nkaior if$eiij/aye. ual iv %av%OiQ akXoi^
%e %§a4r of»oia «<» Svllcf nqii/0L$ Holsv. und nocbmals in
des Antonius Rede XLIV , 49. ir %y nokei ive^Qsv&eie 6
iuu v6 nmfi^giov am^s inavi^aas* Letztere Steile könnte
Torsöglich beweisend scheinen , wenn anzunehmen wäre , dass
Die aus des Antonius Rede selbst geschöpft habe. Indessen
kann doch an eiaer Erweiterung durch Cäsar gezweifelt wer-
den. Bekanntlick halte er den Plan, das MarsCeld zur Stadt
zu ziehen. Cic. ad AtL XIII, 33. 35. Er blieb onattsgefiihrt
und doch scheint damit die beabsichtigte Veränderung des Po-^
moerium zusammen zu hängen. Vielleicht hat auch der zwei-
deutige Name Cäsar zu einer Verwechselung mit Angnstas Vei^
dchouDf erhielt, welche die Stadt seit Aureliao hatte. Wenigstens
«rweiterte es dieser aBfSaglteh nieht. Vepise. AvreL 21. iVeo to-
men pomoerio addidit eo tempore, $ed postea.
140) Sachse, GeMck, d, Stadt Rom, I. S. 5t. 82. üherseUt
das: ,,der eioea Rechtsf^od {titulum) sa Erweiteninf des Pomoe-
ri«m z« habe« wünschte 1*' Derselbe «eint aater Dimis luHue kSio«
aaob AuguMtus verstaadea wardea l Er fiibrC asoh Sealigers ErgiuiaBaa
als Festas Worte an.
^ 104
anlas^n^ gegeben ***). Von Letzterem beeengt 'die Vergrös-
seruiYg ebenfalls Dio Ca SS. LV, 6. und am gewissesten die
gleich anzuführenden Inschriften. Wenn man aber auch die
Erweiterung durch Sulla hat in Zweifel ziehen wollen, weil
Dionys. lY, 13. sagt: oivoe 6 ßaoiXeds ißer. Tnllius) 7«-
XwToioQ fjv^fjae %6v mgißöXav rijg noXetog^ vot)^ äve tüH
nivxB ngos^^eie Xofüvg.j so liegt darin gar kein Beweis; denn
Dionysius spricht bloss von der Mauer, wie die folgenden
Worte zeigen : nQoawr^Qfa ih ovn Hi nfty^k&sp 17 «ov<»-
anevij r^g noXeagy ovk iüvrog^ äg tpaüt, %ov (fat/Mviov*
uXX' Motiv aTcavra rd negl n^y niXiv olnavpeva Xf»^i» —
yvfivd %al drelx^ora. Das hat gar keinen Bezug auf
das Pomoerlum. — Nach Claudius werden noch Nero, Tra-
jan und Aurelian als solche genannt, welche die GrenjEe
des Pomoerium hinausrnckten. V opisc. Aurel. 21. Nee ta-^
men pomoerto addidit eo tempore, sed posiea, Pomoerio au-
tent nemini princfpum licet addere^ nisi et, qui agri hmrharki
aUqiia parte Romanam rempubfieam loctipietaverii. addidit
autem Augtuhts, addidit Traiamis^ addidit Nero etc. Selt-
sam in zweifacher Hinsicht ist dagegen eine Stelle bei Seneca
de brev. vit. 14. Sullam ultimum Romanorum protulisse
imperiumf quod nunquam provinciaHj sed Italico agro ac-
quisito mos proferre apud antiquos fuit. Wenn der von Se-
neca mit Tadel erwähnte Grelehrte Sulla als den Letzten nann-
te, so mag das weniger auf sich haben ; schwer erklärlich aber
ist die letztere, wie es scheint Seneca selbst angehörende Be-
hauptung. Denn wenn vor Sulla überhaupt niemand das Po-
moerium erweitert hatte, wie konnte jemals dabei der ager
Italiens in Frage kommen? Will man aber an die früheste
königliehe Zeit denken, so konnte wiederum von ager pro-
vincialis nicht die Rede sein.
Räumlich kann man die verschiedenen Erweiterungen nicht
genauer verfolgen; doch lassen sich einzelne Punkte durch
f41) Aiieh Vopiflcus Aarel. 91. nenot C. Inlias C&sar nieht
noter den Erweiterera des PomoerioBi. Er l&sit iodetseii «och Clau*
dius AUS,
105
aii%efiBiidenie Cippi besliflunen. Ein sdeher Gppas , «nf die
firweilenmg durch AngiisUis bezögUeh ist auf dem Piacius
bei der Kircke S. TriniU de' Monti gefonden wordeai«»)^
von aaderea aus derselben Zeit, mit den Namea der CobsoIb
C. Marcius Cenaoriiius und C. Asinius Gallus (745 d. SU)
scheint sich die urspriiagUche Stelle nicht nachweisen eu las*
sen.-^^). Von Claudius aber sind Cippi im Marsfelde bei Campo
dt Fiore nnd in der Nähe der Porta Latina geAinden wor-
den *♦).
Der paiatimscbe Hügel bildet mn uaregelniSssiges Viereck
and natürlich musste das am Fasse desselben gesogene Pomoe*
rinm dieselbe Form haben. Darauf wird Ton den meisten
Schriftsiellem der der ältesten Stadt beigelegte Name Roma
qnadrata bezogen. So haben ihn Ennius und Varro v^^
standen, deren Worte nachher anzufahren sind ; so auch Dio-
nysius, wenn er sagt, der Tempel der Vesta könne nicht
von Romains erbauet sdn, weil er aosserfaalb der Roma qua*
drata gelegen sei'*^). Allein es gab auch noch eine andere
Tradition, nach welcher die Roma quadrata von der romnli«»
sehen Stadt verschieden und älter als diese gewesen sein sollte«
So berichtete nach Tzetzes z. Lycophr. v. 1232. Dio
Cassius fgmta. Yales. 3, 5. p. 10 St. nfi ik %fJQ /aejtdJifjß
149) Bnosen, Btsehr. d. Stadt Rom, I. S. |3d.
43) Grnter. p. CXCVI. 1. 2. Die letztere iDSchrifl Uatet: ۥ
MARCIVS. L. F.L.N. CENSORINVS. ET. C. ASINIVS. C. F. GALLVS.
UX. S. G. FIN. POMfiH. TERMIN. Gehört bieber ««eb der Cippas
n. 3. mit der Inschrift: IMP. CAESAR DIVI F. AVGVSTVS PONTIFEX
MAXIMVS TRrBinVIC. POTEST. XVII. EX S. C. TERMINAVIT. R.
PAOXIM. CIPP. P£D. CLXVl. S,? Vgl. Pa^vin. Descr, urb, Ramw
ia Graev. thes. IH. jp. %23. Nardini, Roma antica ed. Nibby,
I. p. 42. Brotier ad Taelt. t. II. p. 376 f.
44) Gruter. K 1. n. 4. Tl. CLAVDIVS DRVSf F. CAESAR AVG.
GERMANICVS PONT. MAX. TRIB. POT. Villi. fMP. XVI. COS. HU.
GBNSOR P. P. AVCTIS POPVLI ROMANf FINIBVS POMERfVM
AMPLIAdlT TERMINA^JlTg. Dieser im Marsfelde gofoadeiie Steia
Wurde vor nicht langer Zeit von neuem an derselben Stelle als Thür-
pfoste eines kleinen Haases wieder eotdeekt, s. Bansen, Resehr, d.
St, Ä. I. S. 140.^
45) II, 65. ovre yaQ rb ^(u^iov rovro , iv f to itQov (pvXarreTa*
QTi zye TtTQayofvov Halovfiinjg *J*(of^7^g , rjv ixuvQf ireix^aev^ «jcroff
106
V^/tov ^ Vii/Mvs n»Xa$9t4fov vdt^oit^. Nach diescft Wor*
Un Uhrntt es scheinen , »Is werde diese Vwflf/ T^tguyapog
an einem gänx anderen Orte gedacht, da ihr eben die Stadt aof
dem palatinischen Berge entgegengesetzt wird. Dieselbe Tra«
dilion scheint aach za Piutarchs Rcnntniss gekonmea, tos
Hkm aber miasverstanden worden zu sein. Er sagt Rom. 9.
'PmfA'iJiAs [tilv dfv Tijr HaXovfid^fjp *Pmjt4S^v «ova^povi^f^,
on€Q ia%l TVfQaytavov, Htiob %al intXvov ißavXe%o noXiS^t^f
^ir %on0¥. Er bezieht also die Roma quadrata auch auf den
Aomnlas und lässt doch denselben nachher die Stadt in weite*
rem Umfange gründen und zwar in einer Ansddinung, die erst
bei einer idtfl späteren Erweiterung möglieb gefunden werden
kann. Was er sich dann aber bei den Worten in%ta$ fi^y
'P^/Mjv novadgatf^r gedacht haben möge, ist ganz dunkel.
Die Römer selbst scheinen von einem solchen rorromulischen
Rom keine Ahnung gehabt zu haben, und die ganze Nachricht
Staramt aus den dunkeln Sagen bei griecbiscben SchriftateHem,
welche rieirältig tou einer mehrmaligen Gründung Roms be-
richtet hatten $ Sagen, über deren Gehalt kaum zu einem Ur^
tbeile zu gelangen ist, s. Dionys. I, 72*
Der Name Roma quadrata hatte aber auch noch eine
engere Bedeutung. Auf der Höhe des Palatin befand sieh ein
viereckig aufgemauerter Platz , der vorzugsweise diesen Na«
men führte. Von ihm sagt Festus p. 258 MuH* Quadraia
Roma in Palatio ante templuni AfollinU diciiur , ubi repO'
Mita sunt^ quae solemt boni ominü gralia in urb^ condenda
adhiberi^ quin saxo mtmiius est tnitio in speciem qumdra"
tarn. Eiui loci Ennius meminitt cum ait: ^yEt quis est
erat (qui sc sperat. Müll.) Ramae regnoj^e quadratae^' Die
Stelle ist, wie oft, unrichtig angewendet ; denn regnare kann
sich doch nur auf Rom selbst beziehen. Mehr Schwierigkeit
als Festus Worte hat, was nach Varro darüber Solin. 1,
17. sagt; nam, ut qffirmat Varro ^ aactor JUtigentissimms^
Romam condidii Romulus, Marte gertitus et Rhea Sihia^
vel, ut nonnuUiy Marte et //i«; dietaque est primum Roma
quadrata, quod ad aequilibrium foret posita. Ea incipit
— mr —
a $ih^, quae eü «n area Jfpeäiftüt et ad sttpereitäm icü'
hnrum Caet. habet tetmimm, ubi tagurium ßtit FauitfUL
Nach Gerbard, Besekr. 4. St. Rom. HI. A. p. 81. ad su*
percüütm ecalarum Caü habet termmMn, ubi tugttrium etc.
Sind nun aach die seatae CaH topograptiiscb kaum bestimmba-
rer ab die freilich noch viel unerkKrlieheren scatae Cacif so
scheint doch so viel gewiss, dass hier ein Raum ron grösserer
Avsdebnmg als bei Pestus mit dem Namen belegt wird , und
gleichwohl rühren die Nachrichten ron fast gleichseitigen
Sehriftstellem her. Allein die Angabe des Festns oder Yerrins
Flaccns scheint auf eine Weise Bestätigung zn erhalten , die
ihr entschieden das Uebergewicht über die dunkeln Worte So*
lins rerschaiFt. Unter den Fragmenten des capitoUnischen Plans
(Bellori. tab. XYI.) befindet sich ein kleines Stück mit der
fragmentirten Inschrift : REA APO (Area ApoUinis) ^^*). Auf
dem übrigens leeren Ranow ist eine viereckige Erhöhung, zu
welcher von zwei Seiten eine Anzahl Stufen heraußuhren.
Entsprechender kann nichts der von Fes tu s gegebenen Be-
zeichnung sein ; denn es ist ein locus saxo munitus m spedem
quadratam und diese Stelle liegt in area ApolUnis^ wie es
Varro angiebt, die area aber natürlich ante tmnfhan ApoU
linis^ wie Fes tu s sagt. Man darf also wohl mit Sicherheit
diesen erhöheten viereckigen Platz fir die Roma quadrata
halten. Es ist sehr natürlich anzunehmen, dass nachdem die
kaiserlichen Anlagen den ganzen Palatiu occupirten, der Raum
der Roma quadrata beschränkt wurde; und so bezieht sich
Varpo's Angabe vielleicht auf eine frühere Zeit.
Was die Bedeutung dieser Roma quadrato auf dem Pala-
tin sei , ist aus Festus Worten vollkommen klar. Es ist der
mundus des alten Roms, wie ihn jede nach etmakischem Ri-
14S) A«f 4er9«lbea Tafel befindet sich noeli eia Fragpnieot mit der
Insohrift: ARBA uod daranter POL. Bell ort erklärt es fdr Area
P o 1 1 o e i s , voB der akmand etwas weiss. Vielmehr ist aveh hier zu
er^acea Area ApoWinis; dena die Notitia neoat aaeh in der
ersteo Region (Porta Capena) eine Area ApoUinis. Jene Tiereekige
ErhShaog nimmt Bellori fdr einen AlUr, zu dem von beiden Seiten
Treppen hinan fführen !
-. — 168
tas gegrändete Stadt h«beB mussle ^^^). Denn bevor man die
Forche zu Bestimmttjig des Pomoerium zog, wurde in der IMiUe
des für die Stadt ersehenen Raums eine Grube gegraben, in
welche man die Dioge warf, welche , wie Festus sagt, moU-
baut bofd ominis gratia in urbe candenda adhiberi. Worin
diese bestanden , ist nicht zweifelhaft ♦•) : es waren Feld-
firüchte als das Unentbehrlichste für das Leben und die erste
Bedingung für das Gedeihen, und einige Würfe aus der näch-
sten Umgebung geholter Erde, deren auch wohl, wo, wie in
Rom, zur Gründung der Stadt aus^ verschiedenen Orten Leute
zusammentraten, jeder aus seiner Heimath etwas mitbrachte,
um durch die Vermischung die enge Vereinigung der verschie-
denen Elemente anzudeuten und zugleich des heimathliehen
Bodens an dem neuen Wohnorte nicht zu entbehren.
Thore der palatinischen Stadt.
Jede nach etraskischem Ritus gegründete Stadt musste,
wie S er vi US ausdrücklich sagt**), wenigstens drei Thore
1 47) Ueber 6 S 1 1 1 i o |^ s Meinnng {Ge»eh. d. rom. SiaaUvmf. S. 470,
dass dieser Ort gruma oder {^roma geoaoat wordeo und dass daher
der Name der Stadt eotsUndeo sei, s. meine Schrift: De Romae vet.
murig atq. portU, p. 1^0. und was künftig über den Namea Roma go-
sagt werden wird.
48) Ansdrüeklieh sagen es Ovid. Fast. IV, 8:^1.
Fqsmo ßt ad solidum, fruget iaciuntur in ima
Et de vieino terra petita tolo.
Fo$ta repletur humo plenaeque imponitur tfra.
Et novus accenso futtgitur igne Jbcus,
Inde premens ttivam designat moenia sulco :
jilba iugum niveo cum bove vaeea tulit.
nnd Pinta rch. Rom. 11. Bo^^os yä(f toi^vyt] nt^l ro rvv ttpfiJr&ov
«vxloTiQ^e^ UTta^X^^ ^* "JruvTwv , oaote vopw fAtv dts xaXotg ixQdivTO,
^«» Jf* <»c mpopiaiotg , careri&Tjoav ivrav^a. Kai rilos if ^9 a^iirro
y^ff txaoTos oktyiiv xopi^tuv poi^av tfiaXXov tis Tavza %al Oüv^piywov.
uaXovoi oi Tov fio&^ov tovtov t} »ai rov oXvftnov 6v6uaT& povvdov. Bira
want^xvidov nivr^t^ niQUyQaipav rt^v noXiv, Müller, Etrusker. II.
S. 145. versteht nnter jenen im Mundns geborgenen Dingen ,,die Ge-
rÜtbe, welche man bei der Gründang solcher nrbes zu braoehen pfleg-
te*^ : nämlich das uruum aratri u. s. w. Nicht nar sagen davon Ovid
ood Plotarch nichts, sondern es ergiebt sich auch aus ihren Worten
die Unmöglichkeit der Annahme, indem der Maodus geschlossen wurde,
ehe man an das Ziehen der Furche ging.
49) Za Virg. Aen. I, 4%2. quoniam prudentet diseiplinae aiunty
apud eonditore* Etrusearum urbium non putatat iustas urbßt /«wf«,
109
habea, und damit stimmt tiberein, was von den Thorcn der
palatiniscben oder romulischen Stadt berichtet wird. PI in. N«
H. III, 5, 9. Urbem tres portas habentem Romulus rdiquit^
out (ut pturimas tradentibvs credamvs) quatuor. Die Lage
der ans bekannten Thore macht es wahrscheinlich , dass ih-
rer nnr drei waren; aber anch von diesen dreien werden
nns nur zwei näher bekannt ; von dem dritten hat sich nicht
einmal der Name erhalten, obwohl sich die Stelle, wo es sich
befunden haben mag, mit ziemlicher Gewissheit angeben lässt«
Wenn aber die früheren Topographen , um die Zahl der von
Plinius genannten Thore vollständig zu haben, die Porta
lanualis und Carmentalis hieher gezogen haben, so
wird sich in der Folge zeigen, dass diese ihrer Lage nach
durchaus nichts mit der romulischen Stadt gemein haben konn-
ten, ja dass der eine Name nicht einmal ein wirkliches Thor
bezeichnet.
Die beiden uns namentlich und örtlich bekannten Tliore
sind: die Porta Mugionis oder Mu gonia und die Porta
Romanula oder Romana. Um ihre Lage richtig zu be-
stimmen, muss man zunächst den unabänderlichen Grundsatz
festhalten, dass sie sich an den Stellen werden befunden ha-
ben, wo sich naturliche Aufgänge zu der Höhe des Berges
darboten, indem es undenkbar ist, dass man mit Uebergehung
derselben künstliche Zugänge angelegt haben sollte. Es steht
aber allen Nachrichten zufolge unzweifelhaft fest , dass sich
die beiden Thore an dem nördlichen und westlichen "0) Ab-
tn quihui non trat portal eismt dedietttae et votivae et toi tempia,
Jovis, lunoms, Minervae. Damit Ist oicht notbweodig s^^w^t, dasi der
Thore nicht mehr seto koDotea; aber fdr die paUtinische Stadt scheint
kein (imnii vorhaadeo ca sein mehr aasuDehmea. \ifl, Mieali. J.
p. 115. Müller, Etntsker. II. S. 146. Göttliog, Rom. Staatwerf.
Om 39.
150) Die vier Seiten des Palatin entspreeheo keinesweges geaa«
den Himmelsgegenden. Um daher Missverständnissen vorzabeagen sei
hier bemerkt, dass die eigentlich nach Nordost gewendete Seite, wo
sieb der Aufgaag zu den Faraesiscbea Gärtea und der Titvsbogea be-
findet, als die nördliche ; die dem Capitole zugewendete, wo die Kirche
S. Teodoro, als die westliche ; die itber dem Circns Maximus gelegene
als die südliche^ «ad die dem Gaelioa entgegeuatebeade als di« aat-
liche angenommen wird.
l
f
110
iiange de» Ber|;e$ befunden liabeui and anf beiden Linien ist
nnr je ein Hauptaufgang zn demselben, so dass man hier die
Thore anzunehmen hat, wenn die von den Schriftstellern über
ihre Lage gegebenen Andentungen damit übereinsUnunen, was
vollständig der Fall ist. Diese Andeutongen aber sind nur
relativ: es werden die Stellen nur mittels anderer in der
Nähe befindlicher Oertlichkeiten bezeichnet und deshalb ist es
Böthig, diese vorher kennen zu lernen; überhaupt sich ein
möglichst deutliches Bild von den angrenzenden Räumlichkeit
ten zu entwerfen.
Von dem nördlichen Abhauge des Palatin erstreckt sich,
wie schon gesagt, hinüber nach dem £squilin die mehr und
mehr sich erweiternde und nach dem Forum , den Carineo
und der Tiefe des Colosseum in die Ebene ablaufende Höhe
der Velia. Auf ihrem höchsten Punkte und dicht am ei-
gentlichen Abhänge des Palatin steht der Arcus Titi und
diess ist der Punkt, wo die Sacra via, vom Colosseum her-
kommend, die Velia überstieg. Daher hiess sie hier mit dem
ganzen angrenzenden Theile der Höhe Summa Sacra via.
Von dem Titusbogen wendete sich die Sacra via etwas rechts
qnd lief dann mehr und mehr sich senkend in gerader Linie
bis an die Grenze des Forum Roman um, welches sie an
dessen südöstlicher Ecke (unweit S. Maria Liberatrice) er-
reichte. Ihr weiterer Forlgang ist hier gleichgültig. Eben*
falls von der Gegend des Titusbogens an und entweder hier
mit der Sacra via zusammentreffend oder ohne sie unmittel*
bar zu berühren von der Höhe herabkommend, zog sich eine
zweite Strasse dicht an dem Abhänge des Berges, ebenfalls
in der Richtung des Forum, aber hinter dem Vesta- Heilige
thume (S. M. Liber.) hinweg, wo sie ebenfalls nach allmäh-'
Uger Senkung die Tiefe des Forum erreichte, dann um die
nördliche Ecke des Berges umbiegend am Fusse desselben fast
die ganze westliche Seite entlang fortlief. Ihr Name war
Nova via und in der Nähe des Titusbogens wird sie ganz
analog der Summa Sacra via als Summa nova via bezeich-
net. — Unter dem westlichen Abhänge des Palatin, zwischen
und dem Capitele lag nach der Seite des Fonim zu der
111
VicaiTttscuB u»i weiter wesiKeh asgreiuLeiid an das Fo-
itun Boariam das Velabrttm, nacb jeUt darch die Kirche
S. Giorgio in Vdabro bexeiehnet^^')*
Hält man dieses Bild der unter dem Palatin gelegenen
OertUciikeit fest, so lässt sich die Lage beider Tbore ohne
alle Schwierigkeit bestimmen, während bei den älteren Tc^-
graphen und den Italiänem bis auf den heutigen Tag die un-
gereimtesten Meinungen dardber herrschen und auch die deut*
sehe Forschung nicht zur Klarheit gedrungen ist ^*). — Was
zaerst die Porta Mugionis anlangt, so wird sie mit dieser
Form des Namens genannt von Varro L. L« V, 34. p. 164
Sp. Prwtertm intrm mnroM video porias did: in P^daÜ^
if ») etc. Ders« b. Nonius XII, 5L p. 531 M,
151) Tue Reektfertignai; dieser Bestimmiiisvii über den Ltiif der
Sacra via aad der Nova via, «e wie über die La^f der VeÜa
Sodet sich ip dem folgeodea Abschaitte. Die ganze zasammeohSngende
Baweislibmag aber ist hi der nebrfkeh aBgefilbrteii Sckrift : D^ R^
mae vet. rnnr, atq, poptis. p. 21 — 5). nachsvsehen.
52) Es wBrde nnniitz sein, die unsinnigen und verworrenen An-
gaben der Topographen vor Don all aoznfibreo. Dieser bat laerst
die Porta Mugonia ganz richtig bestimmt, aber die Porta Ro-
mana dachte er sich ganz irrig aoT der Südseite über dem Circas
Maztmus. Dareh Nardiai wurde auch die Stelle der Ronasvlt
richtig angegeben ; dagegen Donati^s richtige Ansicht wieder verlasse^
und die Mugonia jeuseit de« Titnsbogens an die dem Colossenm
entgegenstehende Ecke des Berg« gelegt. So war man der Wahriieü
ziemlich nahe; allein Nibby*s unbegreifliche Verblendung Tuhrte von
neuem zu der verkehrtesten aller Ansichten, dass die Mugoaia bei
S« Teodoro, die Romana aaf der Seite des Titusbtgens aewesen sei,
and das hat auch C a n i n a bei seinem Unvermögen die Untersuchung
selbst auzustelleo treuUeh nachgesprochea , ohne z« bedenken , dasa
bei seiner Annahme von der Lage des Foram und dem Laufe der 8ib-
cra via der Widerspruch der Scbrirtsteller noch viel weniger auszu-
gleiehea sei, als bei Nibby. — Der deuUehea Forsehang hat über dla
Frage, an welchen Seiten die Thore zu suchen seien, kein Zweifel
bleiben können ; aber die eigentlichen Stellen sind auch durch sie
aiebl klar and richtig nacbgewiesaa.
53) M u c i o n i s ist nur alte Schreibart für die später wahrscheio^
lieh allein gebriiuchliche Form Mugionis, indem C uad 6 Ursprung«
lieb ein Baebttabe waren. Eben «o verfault «« «lab aut Carmalus
uod Cermalus, Caius und Gaias n. s, w. 8. Scbaeider»
An^flhrl. tat. Gramm. I. p. 231 ff. Müller, Siru$kar, U S. 269^>
Pest. p. 202. (>reum quwi dieiwwsy ait Fwriut ab antiquU diHum
Uragum (Urgnm), qM94 e# U litsra» $omum per 0 effwfha^t: [et]
00r C lUtra^farmam nihUaminuM G uturpa^ant Plitarcb. Qaaest.
Rom. 54., wo ar macMum. von ^«/^i^s ableitet , «alro J^9r^« r*
F mtyviv^wif Hpt nuf «ilireSi* ^^j yi^ Sjfe4s<VT» vy i^» Mia^tUw
JS'are^to« flr^«|«v^efffan
112
p^ 363 Geri. Ancum in Palatio ai portäm Mttgionii secun^
dam mam sub sinüira. Dagegen heisst sie Mugionia b..
Paul. Diac. p. 144 Müll. Mugionia porta Romae dictaestm
Mugio^^^) quodatn^ qui eidem tuendae praefuit. Die Form
Mugonia endlich findet sich bei Solin. 1, 24. Tarquimuw-
Priscus ad Mugoniam portam supra summam Nooam viam.
Dionysius II, 50. übersetzt: Mvxaividt^ nvXat. Das
Thor bestand bis in späte Zeit, aber mit verändertem Namen.
Es bildete fortwährend den Haupteingang zu den Anlagen des
Palatin auch in der Zeit, wo die Kaiserpaläste ihn grössfcen-
theils eingenommen hatten, und daher wird es vonLivius,
Dionysius und Ovid: Vetus porta. Palatii genannt.
Die Identität dieser Namen ergiebt sich zunächst aus Li r. I,
12. confestim Romana inclinatur acies ftisaque est ad Ve-
terem portam Paiatii, und Dionys. II, 50« {hQo) 'Pm^vXoQ
fikv X)g&(aoim ACt naQa rate xaXov/iiratg Mvxarlat nv^
Attiff, ai g>ifovair eis to IJaXaTiov i% %Sjs h^äg 6doif.y wo«
mit wiederum übereinstimmt Ovid. Trist. III, 1, 31.
Inde petens dextram : Porta est, ait^ ista Palati:
Hie Stator^ hoc olim condita Roma loco est.
Hiedurch ist zugleich die Stelle des Thors genau bezeichnet ;
denn der Tempel des lupiler Stator wird uns eines Theiles ge-
nannt als an der Summa Nova via gelegen: Liv. I, 47.
ex supcriore parte aedium per fcnestras in Novam viam
versas (Jtabitabat enim rex ad levis Statoris) populum Ta--
naquil adloquilur., verbunden mit Solin. 1, 24. Tarquinius
Priscus ad Mugoniam portam supra summam Novam viam.;
anderen Theiles ist seine Lage in der Nähe der Summa Sa-
cra via gewiss. Denn hier auf der Höhe stand die Reiter-
Statue der Cloelia^^), und ihr gegenüber war der Tem*
154) Es sollte weDigsteos heisMo: a Mugione quodmm; wiewobl
die ranze Elymologie absurd zn aennea seio möchte. Varro leitet
den Namen ab a mugttu, nnd darauf weiset auch die fpriechiscbe Form
bei Dionysius hin: Mvxwvidtc nvXnt. Allein das ist auch eben
nichts anderes als ein Versach den Namen zu erklären und überhaopt
ist aus den meisten dieser Etymologien wenig reeller Gewinn za ziehen.
55) LIv. II, 13. in gumma Sacra viafüitpoiita vtrgo intidens
eqno. DIenys. V, 35. KkoiXi^ Si rn na^dv^ ov^qw eixoveg fahäj^
fooQap , ^ arid'eoav inl t^s ie^äs ooov ngiff «iV t^ fyo^äy fi^vvtjf.
IIS
pel ^^*): nicht an der Sacra via selbst, aber nahe jedenfalls
der Stelle, wo beide Strassen sich entweder vereinigten oder
einander (jede als somma) am nächsten kamen ^^). Diese Lage
des Tempels bezeugt endlich ausdrücklich Plutarch. Cic. 16.
iudXei %i^v avyxXtjtov üc t6 %w Sti^oIov JißQhgoi^, o¥
2M%mQa Vw/ialOi uaXovciv, li^Vfjkhfov iv dgyij %^e hgä^
odov n^oß %6 UaXä'fiov dffi6y%(o¥ *•)- — Wenn man sich
non erinnert, dass der Name Summa Sacra via den Theil
der heiligen Strasse bezeichnete , wo dieselbe die Yelia fiber-
stieg, d. h. bei dem Titusbogen, so ist dadurch die Stelle der
Porta Mngionis sehr genau bestimmt und entspricht auf
das Erwünschteste der aUgemeinen Forderung, nach welcher
die Thore an natürlichen Aufgängen zu suchen sind. Denn
eben hier, bei dem Titusbogen, ist der Hauptaufgang der nörd-
lichen Seite , wo jetzt der Weg zu S. Bonaventura und Villa
Mills (sonst Spada) fuhrt. Auf der ganzen Strecke von da biü
zum Forum kann nur auf künstlichem Wege über Stufen zur
Höhe gelangt werden.
Weniger Berühmtheit hatte das zweite Thor, Porta Ro^
mannla, wie Varro es nennt, während es bei Festus
Romana heisst; aber die Nähe gewisser heiliger Stätten und
•/ troff' vag^lvwv vari^tf. Plntarch. Popl. 19. *^vcmetr(u ii rifv
u^äv 636p TtoQtvouivoii tU JlaXatiov av9ow avTtjs ¥tp$7moe , oy nves
ov T^9 JÜLoiXiaßf «Xla t^s Ovals^fias $hat Xiyowtv. Wenn Plutarch vob
der Statue alg noch vorhanden apricbt, so ist das eiitschiedeo unrich-
tig und kann als Probe seiner Zuverlässigkeit und Kenntoiss Roms
dienen. Gerade so sagt anch Serv. z. Aen. VIII, 646. quam in Sa-
cra via hodieque conspicimuM, Aber schon Dionysias Tand sie nicbt
mehr: rai/f^r yjfitli ovjUt* netfiivtjv tv^oft^v. iUyero di , on ifufff^otit»^
ne^l TttS Tti^aior oixiae yevofUvfjs ^tpaviü-d^. Eben so spricht P 1 i n i n s
davon, als in früherer 2eit vorhanden gewesen. Vgl. De Romae vet.
mur. aiq, port, p. 33 f.
156) PI in. XXXIV, 6, 13. E diverto Annius Fetiali^^ equeslrem^
quae fuerit contra lovis Stataris aedem in vesiibtäo Su-
perbi domus^ Faleriae fai»9c fiublieolac consulis ßliae (tradit).
57) S. De Rom, vet, mur. p. 38 IT. Es ist mir jetxt das Wahr^
fcheiniichste , dass die Nova via die Sacra via nicht unmittelbar be-
rührte, sondern von dem Thore aas an dem Abhänge hinlief. Dann
bildete der Aufgang von der Sacra via cum Thore die Verbindung
beider.
58) Ueber den Sinn der Worte : iv apx^ r^t UffiU odov n^^os tv
Jlakartoy avwrrwv^ woran Bunsen und Ambrosch Anstoss nahmen, s.
De Romae vei, mur. atq. pari, f, 51«
8
114
Aran sich knöpfende Opfergebräuche haben Veranlassung ge-
geben, dass nicht nur der Name sich erhalten hat, sondern
auch hinreichende Kunde von der Stelle, wo es sich befand,
uns zugekommen ist. Die wichtigste Stelle, welche sie nennt,
ist bei Varr 0 L. L. VI, 3. p. 205& Hoe sacnßeium fit in
Velahro^ qua in Novum viam exitur, ut anmt qui-
danij ad tejndcrtim Aceat , ut guod ibi prepe faciunt Diit
Manibut sertiNbtis sacerdotei ; qui uierque locus exira ur^
bem antiquam ßiity non ionge a porta RomanulOy de
qua in priore h'bro dixi. Die Worte , auf welche er sich
bezieht, stehen V, 34. p. 1^. Alteram Romanulam^ ab Roma
dictam^ qüae habet gradue in Nova via^*^) ad Vo^
lupiae sacellum. Diese Angaben sind vollkommen hinreichend,
nm die Stelle des Thors mit Sicherheit zu bestimmen. Das Ve-
1 ab r um ist durch die Kirche S. Giorgio, die noch den Namen
in Velabro fuhrt, einer der gewissesten Punkte des alten Rom:
bis hieher reichte also die Nova via und unmittelbar über
ihr, da wo ihr Ausgang in das Velabrum war, lag die Porta
Romanula, etwas höher als die Strasse, so dass Stufen zu
ihr vom Thore herabfahrten. Eben an der von Varro bezeich-
neten Stelle ist nun in der That der einzige westliche Aufgang
zur Höhe, unweit der Kirche S. Teodoro nach Sta. Anastasia
hin. Das war der Clivus Victoriae, von dem auf dem
Palatin gelegenen uralten HeiUglhume der Victoria benannt,
wie weiterhin gezeigt werden wird. Die Stufen , von denen
Varro spricht, gehören wohl nicht der alten Zeit an, sondern
nachdem dort schon längst kein eigentliches Thor mehr war,
wurde die Stelle durch eine Art Treppenspiegel bezeichnet, der
nach drei Seiten hin Stufen hatte, die vielleicht in die Nova
via selbst hinein reichten ; denn im ahen Rom, wo mit Aus-
nahme festlicher Opferziige, welche ihre bestimmt vorgezeich-
neten Wege hatten, an ein Fahren mit Wagen nicht zu den-
ken ist, kann es nichts aulTallendes haben, wenn hie und da
die Strassen durch Stufen unterbrochen wurden. Obiges Re-
159) Nach Scalii^eri onzweifelliafter VcrbesseniDg. Die VuU
g«U liefet: habet gradus in navalia , was an sieb absard is. and la
keiner {;ateo Handschrift sich iladet: alle haben novalia.
1
115
soltat aber, das üe varronisoheii Stellen ergeben, erhalt »detst
seine BesUltigung und weitere Brkläning durch eine dritte
Hauptstelle bei Fes las p. 262 Mail. Romamnm p&rtam vul^
gu$ ffppeikft^ M ex efistyti» deßuit afUM^^^). qui locus
ab antiguis ofpeltm soHtus est Staiaae Ctaeun^ quodin
eo ßät sepfilcrum eius Jamiliae. Sed porta Remana iutti^
tuia est a Homuio infimo clivo f^ieioriae^ qui /•«
eus gradibus in quadram /ormaius est. j^ppei»
lata autem Ramana a Sabinis praecipue^ quod ea prea^ima
aditus erat Romam. Es ist oftnbar, daas der locus gradümt
in quadram formatsu dasselbe bezeichnet, was bei Varro die
gradus in Nora via $ wegen des Tempels der Victoria aber,
nach dem sich der Clivus benannte, s. den von der Velia han-
delnden Abschnitt. — Die kaiserliehen Banten, welche all*
mählig den ganzen Palatin nmfassten, mSgen auch dieser Stelle
eine sehr veränderte Gestalt gegeben haben ; aber ein Aufgang
zur Höhe findet sich hier auch späterhin. Deatlich geht es her-
vor aus Tacitus Hist. I, 27., der an dieser Stelle den Otho
herabsteigen IMsst: per Tiberianam donnm in ypJabrwn^ inde
ad Miliafivm auremm sub aedem Saturn/. Die oben für die
Porta Romanula angenommene Stelle ist hier unverkennbar;
denn dass die domus Tibtriana auf dieser Seite des Berges
lag, über dem Velabrum, wird in dem vom Palatin handelnden
Abschnitte nachgewiesen werden.
Dass die palatinische Stadt noch ein drittes Thor gehabt
haben werde, lehrt schon die Lage der beiden bekannten. Es
ist undenkbar, dass von dem einen znm anderen auf der gan-
zen südlichen und östlichen Seite die Stadt keinen weiteren
Zugang gehabt haben solle, zumal da gerade in Süden der
grüsste Theil des ager Romanus sich ausdehnte. Es hat sich
indessen keine Nachricht davon erhalten und Varro selbst hatte
160) Wafarscheiolich also war es irsepd eio MonvmaBt einer Was»
•erleitang, welches im ^emeiaeo Lebeo porta Romaoa geoaDot
worde, uod jedenfalls \9i% ea aasserhalb der aervisehen Stadt, da sich
dort die Grabstätten der Cioeier befanden; denn mit sehr wenigen
Antnahaien war es nieht gestattet, in der Stadt za beerdigen. S. Dm
Roma« vtt, mur, p. 69.
8'
116
offenbar keine Kairfe daron, da er, wo er die innerhalb der
Stadt gelegenen Thore nennt, nichts davon erwähnt. Bei den
älteren Topographen findet sich ein Name, Porta Tri gonia,
den auch Dacier zu Festas anfuhrt, ohne dass man angeben
konnte, woher er genommen ist. Wahrscheinlich ist es- der
yerstümmeke Name M n g o n i a. Wo aber das dritte Thor ge-
wesen sein möge, lässt sich zwar nicht mit Gewissheit sagen ;
wahrscheinlich ist es indessen, dass es an der südlichen Ecke
des Berges, S. Gregorio gegenüber lag. Noch Septimius Se-
verus, als er dort sein Septizonium erbauete, soll die Absicht
gehabt haben, den Haupteingang zum Palatiam dahin zu ver-
legen ^•*).
ErweiteniDgeo der Stadt. Porta lanualis»
Septimontium.
Die dankelen und verworrenen Sagen, welche von mehr-
fachen bald nach der Gründung der Stadt und fernerhin un-
ter den vier ersten Königen geschehenen Erweiterungen der-
selben sprechen, sind für die Topographie von geringer Wich-
tigkeit. Wollte man Dionysius folgen, in dessen Angaben
die meiste, aber sehr verdächtige Consequenz ist, so hätte in
Voraussicht des Sabinerangriffs Romulus nicht nur das Pala-
tium mit einer stärkeren Mauer umgeben, sondern auch den
Capitolinujs und selbst den Aventin in die Befestigung
gezogen, weniger als eigentliche Stadttbeile, als um die Land-
bewohner und Hirten mit ihren Heerden aufzunehmen ^^).
Sonderbar mag immerhin die Vereinigung dieser drei Berge
161) Spartiao. Sever. Hi. Quum Septifumium /aeeret , nihil
aliud eogitavit, quam ut ex Afriea venientibus suum opus oeeurre-
rety et niäi absente eo per prat^eetum. Vrbit medium simulaerum
eius euet locatum, aditum Palatinis aedibue , i, e, reihum alrium
ab ea parte /aeere voluiste ptrhibetur.
62) Dionys. II, 37. rov /üv HaXatiov rtiixos , wg aa^oJUorf^Of^
iÄ»«« ToZs ivdov, v^Xorlffo^ iffvfiaaw iyti^WTf rovg di naoa*%iiUvov9
avTif loipotfs^ roy ti jivivuvinf «ai xov JCanirwXtvov vvv Uyofuvw ««•-
tatpiftoutv smU xu^fcauifutai naqjeifoXg ntotXofiBivmv , iv ots tu noiftvtm
nai rov« ^^fio^ovp avkiCeo&a$ ras vvnras iniral^eVf «x'^Tv^» (pifov^ »aro*
Xa/iSav<up inoTtffov , naX et rt ailo %i»f^io¥ «o^cuU Mty o^TOiff )r«^{ff«y
igA^kkiVf inoxatpffeiwv naX nt^nnavQdtv x. r. k.
117
ttamentlich (8r die klingen, welche sich zwischen dem Palatin
und den beiden letzteren in jener Zeit nichts als Snmpf und
See denken; dass aber wenigstens zwischen der palatinischen
Stadt und dem capitalinischen Hügel irgend eine Verbindung
Statt fand, scheint wegen 4er Sage des nicht hinwegzuleug-
nenden Asyls and des Templum lovis Feretrii nicht
verkannt werden zu dürfen. Zugleich wurde derM ons Quer-
quetulanus von verbündetem etruskischem Volke anter Cae-
iius oderCaeles Vibeanus besetzt und daher Caelius
benannt: indessen ist damit schwerlich gemeint, dass er zur
Stadt selbst gezogen wurde, und die bald darauf erfolgte Ver-
setzung seiner Bevölkerung in die Tiefe zwischen Palatin und
Capitol, wo eben dadurch der Vicus Tuscus entstanden
sein soll, macht es glaublich, dass der Caelius bis auf den
dritten König nicht dauernd zur Stadt gehörte ^^^). — Durch
ein von der Sage auf das Verschiedenste gestaltetes Ereig-
niss kam die capitolinische Burg in die Gewalt der Sabiner,
wobd die Fragen, ob man darunter nur die Höhe von Ara-
celi (die damals mit dem Quirinale zusammenhängend gedacht
werden muss) oder den ganzen Hügel zu verstehen habe, und
was in letzterem Falle das Schicksal des auf dem Sattel zwi-
schen beiden Spitzen gelegenen Asyls gewesen sei, unbeant-
wortet bleiben. — Als aber Bömer und Sabiner sich zu ei-
nem bürgerlichen Wesen vereinigt hatten, behielten die Letz-
teren den capitolinischen Hügel und den Quirinal (oder
einen Theil desselben) zu ihren Wohnsitzen inne; Romulus
aber fügte angeblich zu dem Palatin den Caelius hinzu ^'^)*
153) D i 0 ■ y 8. 11, 36. jSv itp M^ mfUrog i» To furios iXOtivroi^
f KaÜUos ovofia ^v, xwv Xo^atv Tt£ f iv ^ ttad'idgvv^, JCaUios ete toSe
Xif6v9v »oXeiTtu. \gi. 4, Mg* Ataa. wie aiiek 171. «d4 deo von Cae«
&08 haod^lndeo Abschnitt.
04) Der*, cap. 50. Oi 3i mqü xov *Pw/avIop mU Tariop Tijr r«
iroiUr svdi>€ inoisw ful^ova^ nQOQ&iyrtg M^ovß airj Sic lojpovß , rov
t€ Kv^lviov ttXtf&ivra smU r^ KeUltop' ««2 diMu€v»$ «-«ff otxtfimQ t^9^^
ilkiMtv dituritr fV roU ISloiß ixarc^oc xmQioiS t^Qiovvto» *JPotftvXoS fup
to HaXaTiOV inaxi%<»v wiX xo Kaihw qqos' iax$ 8i xf üaXaxUf n(^jfej[iS'
Tirtos di x6 KamxtiXtarf ont^f e£ ^X^s naxiofß, ntü xov Kvf^üftov ox&ov.
Dionysing denkt sich alse die Sabiner früher im Besitze des Capitols
als des Qairinals and dnraos erklärt sich sam Theiie seine Disposi-
tion des roBolischen Heers, von dem ein Theil den fisqaiUa , ein an*
dierer den Quirinal besetzt, cap. 37 extr.
118 _
Per Avendn» wenn er auch wirklich in die Befestigang ge*
zogen war, wurde von keinem der beiden Theile bewohnt.
Aber diese Befesügung soll nicht einmal den Quirinal einge-
schlossen haben, vielmehr dieser erst durch Numa mit einer
Mauer omgeben worden sein^^^). Die Tiefe zwischen dem
Capitoliaus, dem Palatium, der Yelia und dem Quirinale wurde
iSiim gemeinsamen MarktpUUse ersehen. S. d. Abschn. über
das Forum.
In die Zeit dieser Erweiterungen wird das Entstehen der
Porta lanualis gesetzt: des dritten Thors, welches Varro
als im Innern der Sudt gelegen nennt. L. L. V, 34. p. 165.
Teriia est lanualis dkta ab lano , et ideo ibi positum lani
Signum^ et ius mstiUUwn a Pompüio^ ut scribit in AnnaUhi»
Piso t ut sit aperta seinper» nisi guom bellum sit nusquam.
Es ist diess die einzige Stelle, welche die Porta lanualis
ausdrücklich nennt, wenn auch die dunkele Sage von der
durch lanus den Hörnern gegen die Sabiner geleisteten Hülfe
(luch von einem Thore spricht. Offenbar ist aber auch aus
dieser einzigen Erwähnung, dass man unter der Porta lanua-
lis nichts anderes zu verstehen hat als den berühmten Tem-
pel des lanus Geminus oderBifrons^ der nach uraltem
Gebrauche nur dann geschlossen wurde, wenn das römische
Volk nirgend in Krieg verwickelt war, ein Zustand, der zwi*-
^hen Numa und Angustus nur einmal auf kurze Zeit einge-^
treten war. -^ Wenn sich nun unzweifelhaft ergeben wird,
4a88 dieser Tempel schon in Numa*s Zeit mitten in der Stadt
und zwar an der nördlichen Läogen^eite des Forum Roma«
num lag, so folgt daraus, dass die sogen. Porta lanualis nim-
mermehr ein eigentliches 3tadtthor sein konnte. Zwar ist
sinnreich von N i e b u h r ^ ^) und nach ihm von B u n s e n ;in->
165) Der 8. e«f». S^, «a« t^c irol^cuc r«v nt^fl^Xof uv^vas r<jf
Kvpiv€f iUf ({»* riwg yit^ IV« av^par^ ^tr. Mit der natioii«leii Gewohn-
heit der Sabieer in offeoen Flecken so wehsea stimmt diese ellerdies*
iiberein.
66) Rom. €te96h. I. S. 3)14. „Als beide Stidte mit Gleichheit ver-
fkandpi^ WJirea , effbaoten sie auf der Stresse vom QoiriDftl zum Pele-
tlvra , als Thor der doppetleo Leadwehre, weldie ihre Weichbilder
schied, den defpelleo J|unis, Jeder Stadt mit einem Thors zngewandtt
pffjpQ in Krieffszpiten, d»mit TWi d<M* ^ofa der andeni Bei^taod zviie«
119
f enoBinen worden» 4ie beiden Städte der Römer und Sabiaer
kälten auch nach geschlefiaenem Frieden getrennt von einan-
der bestanden, und ziviseben ihnen sei eben die Porta lanua*
lis eingerichtet worden, die man im Kriege geöffnet habe zu
gegenseitiger Hölfsieistung i im Frieden .aber geschlossen zu
Verhütung. 2n enger Gemeinschaft; aUeifi bei dieser schönen
Deutung ist es ganz übersehen worden, dass dieses Thor ge-
rade die entgegengesetzte Lage hatte, als für solchen Zweck
nöthig gewesen wäre. Denn ilie beiden Thüren des Tempels
waren, wie das Doppeigesicht des Gottes selbst, nach Morgen
und Abend gewendet ^^^), während, um eine Verbindung zwi-
schen Quirinal und Palaiiu herzustellen, sie nach Mittag und
Mittemacht hätten geltehrt sein müssen. £s scheint daher nn»
zweifelhaft, dass ^ler jederzeit offene und einen Durchgang bil-
dende Tempel nur katachrestisch Porta lanualis genannt wor-
den, und es gehört daher die nähere Erörterung der liage, eine
der fo!gereichesten, nicht hieher, sondern in den vom Forum
bändelnden Abschnitt. Bemerkt sei hier nur, dass die Benen-
nung als porta sieb um so leichter erklärt, als ein sehr ge-
wöhnlicher Ausdruck fiir die DeppeUhüren des Tempels Por*
taebelli gewesen zu sein scheint ^®).
Hier möge zugleich auch der Poria Pandana gedacht
werden, obgleich sie eben so wenig als ein römisches Stadt-
thor betrachtet werden kann« Durch Varr o und Solinus **)
lieo könne; geschlossen im Frieden: ley es am onbescIiräiikleB Ver-
kehr nicht zazalgissen-, woraus Fehden entstehen konnten , oder als
Symbol verbnndeoer Gcsdiiedenheit.-'* Baaj^n, Bwekr. d. St. il.
l. S. U5. Vgl. 111. B. S. 116. Lm Forum ds Rome. I. «. 05. An*
»all d. InU, VJIL p. 207 ff.
167) Procop. ßell. Gotb. 1,25. Mtirov nffoowiop ^ufoov p^iv
sr^off aviaxovra, to Si tre^fo*' n^g Svovta ijltop riv^wTtu* Sif^atr xs
j^alitai i(p ixarf^ift ngooMTit^ sltUv. So aach Ovid, Fast. I, 139.
Afc ^o proapicio eoeieatis ianitor aulas
EoüM parte* Hesperüufue HmuL
68) Virg. Aen. VII, 607. Sunt geminas btili partae, \; 294.
Claudenttir belli portae. Platarch. Naip. 20. "Mav^ie airov sm4
^uiQ iv'FwfAti Ai^vj^g, ov nokifiov nih^v ueti^uQi. de fort. Rom. 0.
uiktiod^ 9' ovr t6t€ mU t6 tqv Ua$f09 ^ht^imv^ #r melipaf* vü^ jw
AOVOIV.
69) Varri» L. L. V, 7. p. 4a. antiquum appidum in kme <boe^
fuüee Satumia scribitur, eine veUigia etiam nunc manent trimt
^uod Satumijanum in/auoibuMy quod ^^turmiß portm^ fuam
120
erfahren wir nur, dass ein Durcbgangsbogen am capitoliniachen
Hügel (Mons Saturnins) diesen Namen geführt hat, dass aber
derselbe in alter Zeit Porta Saturnia genannt worden sei
nnd zu der angeblich dort gewesenen Stadt Saturnia gehört
habe. Es nennt sie auch Paul. Di ac. p. 220 Müll. Pandana
paria dicta est Romae, quae semper pateret. Mit dieser Er-
klärung trifil seltsam zusammen eine abenteuerliche Erzählung
bei Polyaen. Strateg. YIII, 25. Eine Bedingung des gai-
lisehen Bündnisses sei gewesen, dass ein Thor der Burg jeder-
zeit geöffnet sei. Um dieser gefahrlichen Blosstellung zu ent-
gehen und doch die Bedingung nicht unerfüllt zu lassen, hätten
die Römer an einer schroffen unzugänglichen Stelle ein Thor
erbauet: Xva dh ita%d %dQ ovv^i^naQ unavTa ttoi^oo« do"
noUv , Inl nirQUQ dnQoaßa%ov nvXf]v fjvnfyfiivfiv »ctTc*
oxet/aoay. Noch auffallender ist es, dass Dionysius die Porta
Pandana mit der Carmentalis zu verwechseln scheint,
und diese geradezu das unverschlossene Thor nennt >^^). Mit
Polyaens Erzählung hat das nichts gemein; denn es ist von der
Einnahme durch Herdonius die Rede, lange vor dem Ueberfalle
der Gallier ; aber irgend ein Zusammenhang dieser Nachrich-
ten scheint doch angenommen werden zu müssen.
Unter dem di*itten Könige, Tullus Hostilius, der die
Bevölkerung der zerstörten Alba Longa nach Rom verpflanz-
te, wnrde der Caelius wirklich der Stadt einverleibt und mit
einer Mauer umgeben 7'). . Damals schon entstand wahrschein-
Iuniu9 serihit ibi, quam nunc voeant Pandanam eto. Solin. I,
13. Jidem (Hercolis eomites) et montem Capitolinum Satvrnium no*
minarunt. Casteiii quoque , quod exeitatierunt, portam SaUtmiam
appeilaverunt, quae pottmodum Pandana vocilata est,
170) Dio Dys. X, 14. wil dta riSv anüaiartuv nvltor 'jtal yaq tjtH
^^f^ nvKoLtjtov JC§m$Tt»Xiov irorra t« ^ioiparov avufiivof Kaff/upripai
avräe *ah>yoiy) iivafltpAoag rr/r dvvafitv, tixe t6 <pQovQu>v,
71) Liv, I, 30. Roma interim ereseit Albae ruinis, duplieatur
tMum numerus.^ Coelitu addititr mons etc. DioDys. III, 1. «V« Si
fiitf oixiat afiotoot rts «ij; , noogtTiixtoe rff -jtoXti xov naXovfitvov KaU
hov Uitfov, ^y&a Boot 'Pwfialwv ^oav Mono*, iU^ovreff tov %wQiov ro
i^HOvv, ttanoiuvaoav oaUat, StraboV, 3. p. 234. ISsst aach den
Caelius erst dureh Adcos Marcias zur Stadt cezog^eo werden: "^tynot
%a ]lfafKto9 n^osXa8mv rh KilLov o(^o9 uaX xo ^A^kvxlvov o^q tcal ro
fUTofif xoirwv ntS/ov 8t9f^TfifUva nal %a mi aüaihntv %vX and twv n^o*
tnst^iOfUifow v^ofi^i^Ktv &vay»aion.
121
lieh die Porta Capena, wodurch das an der siidlicheii Ecke
des Palatin angenommene Thor seine Bedeutung als solches
rerlor. Mit Fiale anzunehmen, dass letzteres schon den Na-
men Porta Capena gefuhrt habe , ist nii^nd ein Grund vor^
banden '^*.^). — Eine neue Vergrössernng der Stadt erfolgte
unter A neu s Mar eins nach der Einnahme der Stadle Poli-
torinm, Tellenae und Ficana. Den von dort Uebergesiedelten
wurde nach übereinstimmenden Nachrichten der Aventin
znm Wohnsitze angewiesen ^^) , eine Disposition , die aller-
171**) Erst jetzt tiod nir Piale's DisserUtiooen cn^koanea,
welche trotz einer Mee^e nsbaltbarer AanakBen deanoeh dat Verati»-
digste ZQ entbalten scheinen, was bisher aber die Tbore Rens ge-
schrieben worden ist. Hieher gehört znnSchst die 6. Abbandlnng:
Della fonda^ione di Roma ^ del Pomerio , Mvrm 9 Parte fattevi da
Uomolo, Rom. 1833. Darin werden die Porta Magioais und die Ro-
manula richtig bestimmt; nar dass man schwerlich wird beistimmea
können, wenn der lanas am Forum Boarinm als die Steile des letata-
ren Thors bezeichnend angegeben wird. Die Annahme einer Porta
Capena aber an der Stelle des Septizoniom grttndet sich lediglich
anf Liv. I, 26., wo von des Horatins Schwester gesagt wird: •frvt'«
ant9 portam Capenam fuit. Da nun der Caelins erst dnrch Tollnf
Hostilifls nach dieser That mit einer Maner vmgeben worden sei, und
demnach anch die spätere Capena damals noch nicht vorhanden gewe*
sen sein könne , so müsse eine ältere desselben Namens am Palatin
gelegen haben. Wie unstatthaft diese Folgerung sei, fällt in die Aa-
ren. Weder ist von Livius irgend eine Reflexion darüber, ob die Porta
Capena damals schon bestanden habe, zu erwarten, noch folgt aus sei-
nen Worten, dass er es so aanehme. Das Grabmal der Horatia war
vor der Capena: Horatiae sepulerum , quo ioco eorruerai ieta, com-'
structum est taxo quadrato. So bezeichnet er also den Ort, unbe-
kümmert um die damaligen Thore. Auch Dionyslns Ilf, 21., wenn
er sagt: (vc yit^ iyyvq iyivtxo rtZv jrvXmv (Piale schreibt: iyvlg xmv
Vihuv!), und weiterhin : ff^ta Si y$voiiivrj tijg nolewf, denkt dabei nur
an die PorU Capena seiner Zeit, vor welcher das Grabmal war. —
Uebrigens hat Piale in einer besonderen Abhandlung (XII) Dei #e-
eondo reeinto di Roma faito da Numa e deüe aggiunte degli atiri
rt ßno a Seroio Tullio. sich die unnütze Mühe gegeben, alle Mauer
und Thore betreflenden Veränderungen von Romulus bis auf Servius
genau nachzuweisen. Mit eti»'as unbefangener Kritik kömmt man bald
dahin, zu gestehen, dass uns zwar im Allgemeinen die allmähligea
Erweiterungen der Stadt bekannt werden , über den Gang der Mauern
aber und die Entstehung der Thore sich nur unsichere Vermulhungeu
aufstellen lassen.
17) Liv. I, 33. quum circa Palatium , eodem veterum Romano-
rum, Sabint Capitolium atque arcem, Coelium montem Albani imr
plessent, Avtntinum novae multitudini datum. Dionys. III, 43.
Üffiazov fUv Tj noXst aolf^av ov fuu^av nffosi&i^KeVp ivtei%ioaQ t6p tty^
l*^vo¥ Av9mvov, — X09TOV Sy TOP Xoipov ina,tti%uf(Aa uava r^g noleatg
offwf ioofiMvoVf ti Tts avTp initf or^roff, xiix^t *^ rüup^^ n^fnißakt,
maX rov« f/urax&dvrag in TeXlipfijg ta xal nohrwffiiOv wai tvtv aXXotv no*
in —
dings sehr befremdlich erscheint, wenn man bedenkt, iass über
60 Jahre nach Abschaffung des Königthums erst die Lex Icilia
^e Aventino publicando erfolgte ^'')« Als dann das leere Poiito-
rium wieder von den priscis Latinis besetzt und endlich von
Ancns gänzlich zerstört worden war, soll wiederum eine grosse
Zahl Latiner nach Rom geführt und ihr der Raum zwischen
Arentin und Palalin überlassen worden sein ^'^). Darunter
kann man indessen wohl nicht das eigentliche Thal zwischen
beiden Bergen verstehen, da in diesem gleich darauf von Tar^
quinius Priscus der Circus Maximus angelegt wurde, L i v. I,
35. , oder der Ort wohl schon längst diese Bestimmung hatte
und damals nur die regelmässige Anlage erfolgte. Dionys.
m, 68,
Das ungefähr war die Ausdehnung der Stadt, als Tar-
qulnlus Priscus den Plan fasslc, in ihrem ganzen Umfange
eine neue stärkere Mauer zu erbauen. Ehe jedoch dieses Un-
ternehmen weiter besprochen wird, ist noch der dunkele und
in aller Zeit schon missverstandene Name Septimontium
zu berücksichtigen. Der Name bezeichnet keinesweges einen
Complex von sieben Bergen, streng genommen nicht einmal
eine Räumlichkeit, sondern ein Fest, einen Tag , an welchem
in Rom an sieben Stellen (nicht Höhen) geopfert Tvoirde, wes-
halb auch Sueton. Do mit. 4. Seplimontiah sacrum sagt.
Es lag aber in dem Zusammentreffen mit der nachmals ange-
nommenen Zahl der Hügel Roms eine zu grosse Versuchung
lur flüchtige Etymologen, wie Varro, um nicht zunächst den
Namen auf sie zu beziehen. So erklärt ihn denn dieser L. L.
yii 3. p; 206 Sp. Dies Septimontium nemüiatus ab his Septem
fnontibuSj in quis siia Urbs est; feriae non poputi^ sed mon^
UMorum modoy ut Paganalibm^^), qui swU alicmus pagu
XewVf OQww htQmnfow^ Iv tovti^ rtp X^9^V xa^/^^tracr. Früher hatte
Diooysias deo Ber^ schon durch Roniulus befestigea lassen, worooter
«r Also wohl nichts als eine voritbergehende Yerschfazan^ verstaQ*
den hat.
173) Liv. IH, 31. 3^ Dionys. X, 31. 32. S. d. Abschn. ob.
den Aventin.
74) Liv. I, 33. qnibtu, ut iungeretur Palatio jiventinum, ad
fiwrtuM data« tedes,
75) M ä 1 i e r schreibt mit der Alüina : PofianaiU. Wiur mit Var^
123
■
So erkläft sich dtniber tuish Plularch. Qoaest. Rom. 09*
kofopy$rio&ai» und ein yersiümmeUes Fragment des loan-
nes Lydus ^'•).
Dass aber der Name in keinem Zusammenhange mit die-
.sen sieben Hageln siehe, lehrt nns gtScklicherweise Anti-
stiusLabeo, naeh welchem Festns p. 348. also berich-
tet: SepUmontio^ mimt jintistius Lifbeo^ hüoe montibu» ß-
rme. Paimtio, cui saerifictym quodfit^ Palatwr dfcüur. Fe-
Kae^ cui item sacnfidum. Fagutali^ Suburae, Cermah, Op*
pioy Caeli'e monii^ Chph wumtu In diese Reihe ist offenbar
ttn Name eingeschoben, da nicht sieben, s(mdem acht Stellen
genannt werden. Niebuhr (I. S. 430.) hat daher die Subu-
ra^ deren Bewohner als pngani (pagus Sttatsanus) nicht en
ro*s Ansdrocksweise vertraut ht, wird keine Aendemof^ nSthip finden ;
im Cregeotheil« wird die Rede darcli den Nominativ noch «ngeschiek-
ter. Der Satz iit so za vervolUtändigea: ut Paganalibus eorum sunt
ftriae, qui tunt alieuiut pagi,
176) Mit der HandsehrlFt der BHcber Tn^l u(fxfi^ t^^ *Fmuetiw9
noXtreias erhielt der Graf dioiseul-Gouffier zn^eicb zwei ein-
zelne Blätter, welche nur theilweise lesbare Fraj^mente der Bücher ne^l
fttfPtSv eotbalten. Diese naeh dem Besitzer der Hdsehr. rra^mentaCa»
«e all na genanoteo Stücken sind von Hase in der Aasgabe deii Buchs
Ttt^l diooTifiitojv mit höchst seltsamen Ergänzungen herausgegeben und
i« Corp. Script, bist. Byz. eben so abgedruekt worden. Die bie-
ber gehörige Stelle lautet mit den Ergänzungen also: •. 118 Bekk.
i^ ra^TTj xul 1^ kiyofiivT] naQ [avToiv ^t7TTt]fiOvi8toC ioQTt/ firtreXtito^
TOvriüTtiy ij TttifioSoi z^g 7roil[cc»p, ort tTri fTirä l]ütf>ovs rä rtt'xf r^t
nnklvoft BiXivr^vaiogy Kt^Qiva^kmg, naka^rlvog]. Ich habe in der Schrift
P» Romae tet, mur, atq, port. p. 6!^. gezeigt, wie noatatthaft fiü
Theil dieser Erganzongea ist; indem ersUieb der Kimog , der ia der
lateinischen Uebersetzung für den Cispius genommen wird, ja schon
nater dem Eaquilinas begriffen ist ; dann der Caelins und Quirinal feb<-
len und dagegen der laniculus, der, Missverständnisse später Zeit aus»
genommen , nie zu der Urbs septicollis gerechnet worden , aufgenom-
men ist; endlich, was das Seltsamste ist, dieser, der laniculus, Mona
Tiburtinus genannt wird. Wahrscheinlich ist, wie dort bemerkt
worden, also zu lesen: [nnX^arivov, *B<ntvk*ov, Ta^ffCoVy^jißBvrivov^
Ttph[Qtavov ij KaiXtoVy Kv(ftva]ltov^ BißivuXtov, Wie aber der Caelius
zu dem Namen Tiberianus komme, darüber ist neben der angef.
ßchrifft der von dieaeai Berge handelnde Abacbaitt nacbsnaehen.
dea manianis gehört, haben könnteiii ausschliessen wollen. Al-
lein gerade die Subura wird aach in einer zweiten, leider sehr
verstümmelten Stelle bei Fes tu s p. 340. genannt, und der
entsprechende Artikel bei Pairl. Diac. lässt den besseren
Handschriften nach den Caelius ans. Septmantium appeUa^
bant diemfestumy quodm Septem locis faciebant sacrificium^
Palatw, FeliQy FagtäalU Subura, Cermalo , 0/^zo et Citpio*
Es ist daher wahrscheinlich, dass dieser Name, CaeHus^ auch
in der ersteren Stelle irrthumlich eingeschaltet ist, um so mehr
als man wie Cispio monti auch Oppio monlt erwarten sollte ;
denn so werden beide Punkte gewöhnlich bezeichnet* Wenn
man nun damit den Namen Caelimontium vergleicht, der
noch der zweiten augustischen Region verblieb, während
schon in alter Zeit die Porta Caelimontana davon ihren
Namen erhielt, so mag man wohl Septimontium und Cae-
limontium als getrennt neben einander bestehend betrach-
ten, und daher haben Bunsen und Möller mit Recht die
Subura beibehalten und den Caelius gestrichen ^^7). — Die
Hauptfrage aber ist, in welche Zeit ein solcher Stadtverband,
auf den indirekt denn doch der Name des Fests hinzuweisen
scheint, gehören möge. Von Niebuhr und Bunsen '*)
und namentlich von dem Letzteren ist es sehr bestimmt ausge-
sprochen worden, dass das Septimontium diejenige Städtever-
bindung sei, welche unmittelbar dem grossen Stadtvereine des
Servins vorangegangen sei. Dem scheint zunächst zu wider-
sprechen, dass darin der Oppius und Cispius enthalten waren,
Heile der Esquilien , welche erst als von Servins zur Stadt
gezogen angegeben werden. Zwar weichen die Nachrichten
hierin ab. Dionys. IV, 13. sagt: ty xe noXti ngogi&fjna
8vo ko^ave, %6v %B OvifiivdXto^ naXovfi^vov %a\ %6v linL\H
Xlror. Damit stimmt uberein Strabo V, 3. p. 234. Nach-
dem er das Unzureichende der Befestigung, so lange die beiden
177) BuDsen, Beschr. d. St. R. I. S. 683 ff. Müller x. Fest.
IK 341. BuDseo hatte früher mit Niebahr die Sahara aasscheiden wol-'
ea. S. 141.
78) Niehtthr, Rom. Gesch. L S. i^i. Baatea«. a. 0. S. 687.
Hügel «lugeflehlosseii gewesen, angedeutet haty Itilirt er fort:
^9is tar T« *IlauvXi¥or Xof^oi^ Mal tw OvtjßitraXior. Dage-
gen werden von Livius I, 44. der Qnirinal und Viniinal ab
die von Servius hinzugefügten Hügel und die Esquilien nur ab
in weiterer Ausdehnung eingeschlossen genannt : ^dMt duoi
celksj Qmrinalem ß^immatemque, tnde demceps avget Es^
fuiK&Sj ibffue^se^ ui loeo digntias ßerety hMi^t. Alle drei
ohne Unterschied endlich nennt Aurel. Vi ct. Vir. ill. 7.
co/lem Qminaiem et f^iminalem et Esfuilias urbi addidit.
Wenn Niebuhr deshalb, weil die Esquilien schon zu dem Septi*
montinm gehören , der Viniinal und Quirinal aber nicht , der
ersteren Tradition den Vorzug giebt, so wird erstlich nicht
klar, wie damit zu vereinigen sei, was eben von ihm mit Recht
ab entschieden angenommen wird , dass auf dem Quirinal die
ursprüngliche und eigentliche Sabinerstadt war. Sodann aber
sind der Oppius mons und Cispius mons gerade die äussersten
Tiieile des Esquilin und dass dieser Berg vor Servius nicht in
der ganzen späteren Ausdehnung zur Stadt gehörte, erkennt ja
auch Livius an, wenn man nicht dazu seine Zuflucht nehmen
will, den Ausdruck äuget EsquiHas von dort aufgeführten Ge-
bäuden zu verstehen. Vielmehr ist die Sache wohl so zu den-
ken. Vor Servius gehörte ein grosser Theil der südlicheren
breiten Zunge des EsquiUn ab Carinae zur Stadt. Eben so
umschloss die Stadtgrenze den vorderen Theil des Quirinal
nebst der zwischen ihm und den Carinen gelegenen Subura.
Ab Servius den übrigen Esquilin, die eigentlichen Esquilien,
Oppius mons und Cispius mons nebst dem Viminale mit zur
Stadt zog, musste nothwendig auch der nördliche Theil des
Quirinal, der mit dem Viminal in einer Höhe sich vereinigt mit
eingeschlossen werden , woraus sich die verschiedenen Anga-
ben hinreichend erklären.
Wie aber Oppius und Cispius dennoch in einen vorservi-
schen Verband gehören konnten, darüber geben vielleicht ei-
nige dunkele Andeutungen Aufschluss, nach welchen der Name
Septimontium selbst älter als Rom , das von Romulns gegrün-
dete, war. Varro sagt L. L. V, 7. p. 47. Übt nunc äö-
128
ntff» Septimontium ''*)9 nominrntum «& iet montibus^
fuos postea urbs muris camprekmdii. Er sieht also den Na-
meu für älter aa als Rom ; es ist die Stelle, welche so heisstr
ahgeseben von der städtischen Anlage; doch denkt er dabei,
wie in der oben angefahrten Stelle, an die sieben Hügel. Da«-
mit trifft die merkwürdige Erklärung des Namens Sacrani
zusammen, Fest. p. 321. Sacrani appetiaii sunt Reote orii^
qiä ex Septimontio Lignres Stcuhsqae earegeruni^ nam vere
socro nati erani. und die gleiche Nachricht bei Serv. z. Aen.
XI, 317. ifines super usque Sicanos) Vsque adßnes Stcanos,
quos Sieuli aliquando tenuerunt, id est^ usque ad ea loca^ m
quibus nmnc Roma est: haec tnim Sieuli habitaüerunt ^ unde
est: >,e/ gentes vmere Stcanae**' Uli auiem a Liguribus
pulsisumtf Ligures a Sacranis^ Sacrani ab Aboriginibus^^).
Wie auch diese Völker historisch zu beurtheilen sein mögen,
so viel scheint aus den drei auffiiUend fibereinstimmenden Naeh*-
richten hervorzugehen, dass der Name Septimontium als in
eine Zeit gehörig betrachtet wurde, die über den Ursprung der
romulisehen Roma hinausreichte, und so bezöge sich das Fest
vielleicht auf einen vorrömischen Zustand, dessen Andenken
dadurch bewahrt wurde.
ie Stadt des Scrvius Tullius.
Ob die sämmüichea Theile, über welche sich nach und
nach der römische Stadibau erstreckt hatte, von einer einzigen
gemeinschaftlichen Mauer umschlossen wurden, als Tarqui-
nius Priscus zur Herrschaft gelangte, das wird niemand
entscheidend bcautworten können. Aber darin stimmen die
179) So hat nach Niebahr I. S. 430. n. 930. vollständiger die
Florentiner Handschr. Gewöhnlich fehlen die Worte: Vbi nuno Aarna
Septimontium.
80) Vgl. dens. z. VI, 734. Bene vrbem Romam dicit teptem in-
9iuMiise montet , et medium tenuil : nam grandis ett inde dubiiaiis,
et alii dicunt, breves septem colliculof a Homulo inclusos, qni tarnen
aliis nominibvi appellabantur. Alii volunt, hos ipsos, qui nunc Munt,
m Romulo inciuMOt, id est, Palatimtm, Quirinalemy Aventinum, Cot-
lium, ß^iminalem, AesquHinum et lanieularem . Alii vero volunt hoe
quidem ßiiese üliis tarnen nominibu* appeilatos etc.
187
Nachricliten überein, dass dieser K^ig bald nach seinem Re«
giernngsantritte einen neaen^ starken und regelmässigen Mauer-
bau begann, der indessen, durch dazwischen fallende Kriege
unterbrochen, noch unbeendigt war, als er selbst nnter den
Beilen der Mijrder fiel 1*1). Servius Tullius beendigte den
Bau und fügte eines der gewaltigsten Werke jener Zeit hinzu,
den Ungeheuern Wall, der die östliche leicht angreifbare Seite
der Stadt decken sollte. Die Grösse seines Verdienstes als
Ordner des inneren Staatslebens und Gründer einer neuen
städtischen Eintheilung hat den Antheil des Tarquinius fast
vergessen lassen, und in neuerer Zeit namentlich hat man sieb
gewöhnt , von den Mauern und Thoren des Servius zu spre^
chen, als ob sie allein sein Werk seien **).
Servius theilte das ganze von der Mauer umschlossen«
Stadtgebiet, mit Ausschluss des Capitols und Aventins in vier
Bezirke, regione*^ eine Massregel, welche mit der Ein-«
theiinng der städtischen Tribus zusammenhängt, an die sich
aber mehrere kaum zu beantwortende Fragen knüpfen. Die
Kenntniss dieser Regionen verdanken wir Yarro, der uns
auch über die in denselben vertheilten Argeerkapellen Nach^
rieht giebt und leider nur einzelne Fragmente aus den heiligen
sie betreffenden Schriften mittheilt ^3). Die erste dieser Re-
131) Dionys. III, 67. nak ja tiljfi t^9 noXitoi avtooiifut uak
^üLvla Tott i(fyaaiai9 ovra n^MTot idomlfiaat lid'OiS afira^iaioie it^tyaafU^
yotQ TTQÖs tinviva xaretoxcva^eif . L i v. I, 36. Muto quoque ittpideo eir-
cutndare Urbem parabat^ quum Sabinttm bellum eoeptis interveniU
Das Unternehmea wurde aber io ruhiger Zeil fortgesetzt, cap. 38.
Nam et muro lapideo, cuius exordittm opcris Sabino betlo iurbatum
eratj urbem qua nondum munierat^ eingere parat.
82) Das Alterthuin hingegen verkennt keinesweges den Antheil,
welchen der ältere König daran hatte. Livins schreibt anch dem S«r-
vios einen Tbeil der Mauer zu. I, 44. ylggere et fotsU et muro cir-
cumdat Urbem: ita pomoerium profert , wenn damit nicht nur die
Mauer auf dem Walle gemeint ist; aber Aurel. Vict. de vir. ill»
6. sagt von Tarquinius: Murum. lapideum Urbi cireumdedit, und cap»
7. von Ser\'iu8 nur : aggerem fossasque fecit.
S3) Varro L. L. V, 8. p. öü tf. Das ganze Capitei ist iteliZB*
sehen. — - Das Wesen der Argeer und die Bedeatnng dieser Sacrarien
kann hier nicht erörtert werden , in wie weit nicht topographisch«
Fragen damit zusammenhängen. Viel Gutes ist darüber von Otfr^
Müller in Böttig. ArohäoL u. Kunet S. 69 ff. vnd von Bonsen,^
Beechr, d. St. R. 1. S. 146 ff. and S. 688 ff. gesagt. Aber der vap*
U8
*
gionen war die Subnrana. Sie umfasste den Caelias, da^
Thal des Colos&eani mit einem Theile der Sacra via (im wei-
teren Sinne), und reichte hinüber über den Theil des Esquilin,
der als die Carinae erkannt werden muss, und wo sich (in der
Geg^end der Titusthennen) der mit dem dunkeln Namen Gero-
liensis benannte Bezirk fand, zu der Subura, diese, wie die
ganzen Carinen, einschliessend. Auflallend muss es immerhin
scheinen und jedenfalls widerspricht es der Meinung, dass die
Subura nur ein untergeordneter, den älteren Stadttheilen an-
geschlossener Bezirk gewesen sei, dass gerade sie der ganzen
Region den Namen gab. Wenn aber Caelius und Subura zu
einer Region gehörten, so ist das entschieden, dass der da-
zwischen gelegene Theil des Esquilin (damals vermuthlich gar
nicht so benannt) nothwendig in derselben begriffen sein musste;
und da die Carinen ebenfalls in dieser Region lagen und der
Ceroliensis dazu gehörte, so ist es klar, dass diese eben auf
der Höhe der Titusthermen und S. Pietro in vincoli zu suchen
sind, wenn sie sich auch vielleicht in die Tiefe erstreckten.
Die zweite Region war die Esquilina, oderEsqui«
liae, die schmälere Zunge des Beides und den ganzen von
Wall und Mauer begrenzten Rücken desselben umfassend. Sie
muss unverhältnissmässig klein erscheinen, wenn man nicht an^
nimmt , dass der östliche Theil der breiteren Zunge dazu ge-
hört habe, und schwerlich wird man auch bis dahin den Be-
reich der Carinen ausdehnen dürfen. — Die dritte Region,
Colli na, begriff in sich den Yimiual und Quirinal und die
dazwischen gelegene. Tiefe; die vierte, Palatium, den gan-
zen Berg dieses Namens nebst der Velia und dem Germalus
oder westlichen Abhang. Wie es mit der Tiefe des Forum
Romanum, Velabrum und Forum Boarium gebalten worden
sei, wird nicht klar; warum aber Capitol und Aventin (aus
ronUcb« Text bedarf noch einer anderen Bearbeitnnc. Scbätzbarer
aU jede Uebersetznnf^ aod alle Vensnche zar HerstelTang würde ein
Abdruck des Textes selbst nach der Florentiner Handschrift^ wo mS)^
lieb ein Facsimile gewesen sein. Jetzt ist ohne Uebersicht dessen,
was diese Handschrift bietet, mit allen jenen Versuchen nichts anzifr-
faofen.
12»
veraeUedeiieii GrvBden) aasgeflehlosseii bfidien, wird Beriick-
sichtigiing finden, wenn ¥on diesen Bergen gehandelt wird.
Mauern und Thore der serbischen Stadt.
Die genane Nachweisang des Ganges , welchen die Be*^
festignng des Senrins Tallins genommen , gehört jetzt zn den
Unmögliehkeiten. Schon Dionysins gesteht, dass sie in
seiner Zeit nicht mehr genau Terfolgt, sondern nar nach noch
vorhandenen Resten beurtheilt und errathen werden könnten,
da sie allenthalben von Gebäuden umschlossen, auch wohl
durch solche Anlagen gänzlich verschwunden waren ^^*). Ge^
genwärtig durfte schwerlich noch ein sicherer Rest davon übrig
sein, und es kann also nur theils aus den Nachrichten über den
Umfang der Stadt, theils aus der Beschaffenheit des Terrains,
theils und hauptsächlich aus dem, was man aus zerstreuten
Nachrichten aber die Lage der Thore erfährt, auf den Gang
der Manem geschlossen werden. Es knüpft sich daher die Er*
wägung desselben am natärlichsten an die Erörterung der Lage,
welche die einzelnen Thore hatten, aus deren Bestimmung
sich der Zug der Mauer und endlich der Umfang der Stadt,
wenn auch freilich nicht mit Genauigkeit, von selbst ergicbt.
Im Allgemeinen aber muss man immer im Ange behalten, dass
Servius (oder sein Vorgänger Tarqninius), wo es möglich war,
die natürlichen Befestigungen , welche steile oder leicht abzu-
schroffende Felswände darboten, benutzte und nur zur Ver-
bindung der Höhen in der Tiefe und durch die Ebene die Mauer
zog. Das bezeugt auch mit klaren Worten Cicero de rep.
II, 6. curus is esttractus ducivsque mvri cum Romuli ^ twn
etiam reHquorwn regum sapienlia dcßnüus ex omni parte ar-
duis praerupiisqne montibus^ utunus aditui, gut esset ivter
Esquilinum Quinnalemque montem , maxhiio aggere obiecto
184) DioDys. IV, 13. il 9e rC rfi^ti n» Svaiv^irtf fttv ovr*
9ik Ter« ne^ilaußavo^oaf <e»r^ nöiXaxo&iv otx^oa^f Ip^ Si rira ^t^-
kavtopTi natu noXkavs ronovt t^t a^ulat naraatuv^g, ßovhj^bitf fu^
xffuv «. r. X.
9
130
/iMUa eingeretur veiiisnma , üique nt ita mmnia nrat tircwn^
iectu ardwo et futisi arcwncüo saxo nüertiur '*^).
Die Zahl der Tbore in der servischen Mauer wird sehr
verschieden angenommen. Nibby (um älterer nicht zu ge-
denken) nimmt deren 26 an, und sind darunter auch drei als
unsicher bezeichnet (trans Tiberim), so rnuss doch eines davon
(P. Aurelia) als unzweifelhaft angenommen werden, da die Be«>
fesügung des laniculus denn doch ein Thor haben nnd eise
Strasse von dort ausgehen mussie. So wurde also immer die
ausserordentliche Zahl von 24 Thoren bleiben. Bu nsen zählt
deren 19, wovon zwei in Weg&U kommen müssen, eine we-
nigstens anders zu benennen ist. Ganz abzusehen ist vorläufig
voa*Plinin& Angabe» nach welcher in Vespasians Zeit die
Stadt 37 Tbore gehabt haben soll. Die Zahl, welche mit
Wahrscheinlichkeit anzunehmen sein dürfte » wird sich von
selbst ergieben , wenn wir die gewisser begUubigten im Um*
kreise der Stadt ihrer Lage nach bestimmt haben und dann die
etwa übrig bleibenden zweifelhaften Namen prüfen. Es isl
ihev auch hier der oben ausgesprochene Grundsatz festzuhal-
ten» dass an den Stellen Thore äsu suchen sind, wo das Be*
dürfniss einer Verbindung nach Aussen hervortritt und na-
mentlich, wo sich natürliche Anfänge zu den Höhen, auf de-
nen die Maner sich hinzog» darbieten. Um aber von einem
sicbi»*en Punkte auszugehen, bedürfen wir eines der Lage nach
unzweifelhaften Thors. Deren sind überhaupt etwa fünf: Gar-
mentalis» Trigemina, Capena» Esquilina und Gol-
lina. Die beiden letzten sind, wegen der aus ihnen führenden
Strassen die gewissesten f da indessen der Wall» an dem sie
lagen, das grosse Befestigungswerk beschloss, so scheint es am
schicklichsten von den der Colli na zunächst gelegenen Tbo*
ren auszugehen und die Stadt nach der Linken umkreisend zu-
letzt zu den Thoren am Walle zurückzukehren.
185) Daraos erklärt sich, was er I, 26. sagt: hds mMtniqü^ tt^
pire. £ben se bestiaiBl spricht davoo Dienys IX, 6ft« ttal r« fUv
131
Die Thore am QuirinaL
SaltUaris. Sanqualis. Fontinalis. Rahunena?
Die Porta Colli bA war das ntfrdliefasite Hior der SCadt
und lag an diesem Endpunkte des Walb, etwa in der Gegend,
wo die Via Salaria und ViaNomentana sieh Knuten.
Von dort hat man die Mauer auf der Höhe des Berges, über
de« Thale , das ihn rom Pincius trennt, vnd der Ehene des
Marsfeldes sieh hinziehend £U denken, bis zu der Stelle , wo
er dem capitolinisohen Hügel am nächsten küoimt. Auf dieser
Seite waren mehrere Thore, deren genauere Bestimmung je-
doch nicht ohne Schwierigkeit ist. Die am besten beghinbigten
sind die Porta Saluiaris und die Sanqualis. Die er*
* stere, welche die nichste von der Coliina her gewesen sein
muss, hatte ihren Namen von dem Tempel der Salus und
lag also wolil über dem dahin führenden Clivus Salu-
tifiissH^^ PauL Diac. p. 327. Saluiarü parta ^peilaiti
e3i ab aede SalaÜs , quttt ei proxima fiät. Es ist diess der
berühmte Tempel, den im Jahre d. St. 4il. C. lanius Babul'^
cns geweihet und Fabius PictM* mit Gemiilden von seiner Hand
gescbmückt halte ^^)* Daraus folgt indessen keinesweges, dass
das Thor erst seit dieser Zeit so geheissen habe) denn jeden*
falls hatte schon in viel iflterer Zeit die Salus dort, wenn kei*
nen Tes^^el^ doch ein Saoellom, wie das fVagment aus den
Büchern der Argeer beweiset) wo schon eine a^d^ S^hUk
genannt wird ^^)* Uebrigens ist zwar jene dürftige Naohrieht
185^) Ganz in anderer Reihenrol^e werden die Tbore auf dieser
Seite TOD Fiüle, DelU portB tettentrionali del teeinto di Sergio,
Rom. 1834. bestimmt. Indem er «ine lietOAdere P«rtaU«iirina-
lis, verschiedea von der Coliina, nod also swischen Capitol und
dem Walle, sechs Thore annimmt, lasst er sie, vom Capilol anstehend
so folgten: Ratumena, Fontinalis, (Jnirinalis, -Salataris,
Stnqitftlis, Collinft. Wie darüber sn nrthetten sei, s. bei der
Porta Coliina vod im Absehnitte rem Qnirinal.
86) Llv. IX, 43. X, 1. PI in. XXXV, 47.
87) Varro L. L. V, 8. p. &8. CoUis SalutariM quarlfeept adver*
sum est pihnmroü (M iil I. JpoUinär M) aedem Saiutis* Darüber kann
kein Zweifel sein, dass diese £tntheilnng naeb den Ar(^eereaj>eUen und
somit die Benennnnf C Ollis Salntarit, die wlederam eine Aede^
oder ein Saeellnm Salstis voraussetzt, llter ist als der Tempel
des Inuius Bsbulens, der ihn nnr nett baaete. Darin Irrt also Saeh^
se, Gesük» d. Siädt Rom. I. 8. tiO., güntiieb.
132
die einzige, welche uns überhaupt von dem nirgends weiter
genannten Thore erhalten ist; und aus Festus selbst, so rer-
stümmeH der Text ist, ersiehet man dennoch, dass er noch
einwandere Herleitang des Namens versucht hatte ; demunge-
«Shte^^rii^r ist kein Grund, der ersteren zu misstrauen, und es
bedarf nur der Vergleichung mit der Porta Sanqualis, um
sich zu überzeugen, dass die Salutaris jedenfalls von dem
Tempel benannt war. lieber dessen Lage aber würden wir
gänzlich im Dunkel sein — denn die Reihenfolge der Argeer-
kapellen.(s. den Abschnitt über die C olles) kann wenigstens
zweideutig scheinen — wenn nicht die Notitia in der Be-
schreibung der sechsten Region (Alta semita, Quirinal) ihn er-
wähnte. Sie geht von der nördlichen Grenze der Region ans,
wie sich daraus ergiebt, dass sie eben dahin zurückkehrend
zuletzt die Thermen Diocletians nennt, und nimmt ihren Weg
nach Süden an der nordwestlichen Seite des Berges hin. Der
erste Punkt, welcher genannt wird, ist dieAedesSalutis
und daher ist es gewiss, dass diese unweit der Thermen lag
und dass die Porta Salutaris das nächste Thor an der
Porta Collina war. Welcher Aufgang zur Höhe aber der
Clivns Salntis gewesen und wie also die Stelle des Tempeis
und Thors genauer zu bestimmen sei, ist weniger entschieden.
Bansen '**) erklärt sich für die Via di Sta. Susanna (bei den
Thennen Diocletians) { ich möchte mich mehr zu der Meinung
Canina^s binneigeA, den Clivus und das Thor in der Gegend zu
suchen, wo man von Piazza Barberina auf der Via di quattro
fontane zur Höhe aufsteigt , indem weiter nach Porta Collina
hin , wo das Thal sich verenget, das Bedürfniss eines Thors
weniger anzunehmen scheint****).
189) Begehr, d. St. Rom. I. $.696. Boasen nimmt drei erweUlicli
nicht neae Aafd^nge an : 1) vom Pincias nach der Kirche Sta. Sumd-
na. 7) den mittleren vom Marsfelde bei Pontana Trevi. 3) den südli-
chen, wovon nachher. Warum bei Qnattro föntane (wenn auch nicht
gaax in derselben Richtung) kein alter Aufgang vorausgesetzt wird,
ist nicht gesagt. Sprechen dagegen nicht entscheidende Gründe, so
wird Canina*8 Annahme annehmlicher scheinen müssen.
88**) Piale weiset mit Berufung auf Bofalani's Plan noch einen
Aufgang zwischen S. Susanna und Palazao Barberini, bei S. Nicola
vorbei, nach, wohin er seiner Ansieht von der Reiheafolge der Thore
133
Das zweite Thor, Porta San qualis, hatte seinen Nir»
men von der Nähe der Aedes Sancioder Dei Fidii. Paal.
Diac. p. 345. Sanquatis porta appellatur proanma aedi
S4inci. Auch diesen Tempel erwähnen diePgmta Argeo-
mm: Colüs MudaKs quinticeps apud oedemDei Fidi. Wird
nun auch nichts zur Bezeichnung der Lage hinzugefugt, so
ergiebt sich doch dieselbe theiis aus der Reihenfolge, in wel-
cher die Saeraria aufgezählt werden, theiis aus einer anderen
Erwähnung des Sahcus* Tempels bei Livins ^**), der ihn dem
Tempel des Qnirinus gegenüber nennt. Da nun dieser Tem-
pel mit Wahrscheinlichkeit in die Nähe von S. Andrea del No-
viziato (di Monte Cavallo) gesetzt wird, so darf man anneh-
men, dass die Porta Sanqualis sich da befunden habe, wo man
von Fontana Trevi zu Piazza di Monte Cavallo au&teigt (Via
della Dataria) ^).
Ausser diesen beiden Thoren lag ebenfalls nach dem Mars-
felde zu die Porta Fontinalis. Ihrer gedenkt Livius
XXXV, 10. aAeri0Ei» (porticum) a porta Pontinali ad Marti*
aram, qua in Campttm iter esseij perduxerunt und in Bezug
auf die Fontinalia, ein in den Fastis Maffeorum und
Amiterninis a. d. III Id. Octobr. angemerktes, auch von
Varro L. L. VI, 3. p. 2Ö4. als Fontanalia und von Fron-
lin. de aquaed. 4. erwähntes Fest, Paul. Diac. p. 85.
Fonünaüa^ faniiam sacra. Unde et Romae Fontinaiis porta.
Ausserdem kömmt der Name auch auf einem au der Via Appia
gefundenen jetzt im Lapidarium des Vaticans befindlichen klei-
l^emlss die Sanqaalis reriegt. Auch dort konnte die SalaUris ffcdacht
werden.
18») Li V. VIFI, 20. quodque aeris ex iit (boois Vitrnvii) redactum
e$t, ex eo aenei orbes facti potiti in tacello Sanci, versus atdem Qui-
rini,
90) Man kannte freilicli , wenn man die Porta Saktaris bei Sta.
Sttsanna annimmt, die Sanqualis beiQuattro fontane denken, denn die-
ser Punkt ist eben so nahe an S. Andrea ; allein die Reihenfolge der
Saerarien seheint dagegen zu sprechen; denn schwerlich lag der Col-
lis Mncialis (über den Namen s. den Abschu. üb. den Qnirinal) mit dem
Salutaris und Quiriualis in solcher nahen N'achbarschaft. Dagegen würde
die angenommene Stelle eben so gut mit Varro übereinstimmen, wenn
der Tempel des Qnirinus, wie Piale will, auf dem südlichen Theile des
Quirinal, wo Andere den Sonnentempel AareUaus annehmen , zu suchen
w»re.
134
neu Grabcippus vor : Dis Manibus A. Afiii Maioris Ubellü"
rii a porta FontinaÜ. So viel nun scheint unsweifelhaft, dass
man dabei an ein nach dem Marsfelde zu gelegenes StadUii9r
zu denken hat; denn dort war die araMartiä (Li v. XL^ 45^),
und nur das Marsfeld wird ohne Zusatz schlechthin Campus
genannt " ■). An welcher Stelle man sie aber zu suchen habe,
ISsst sich nicht zur Gewissheit bringen. Die natiiriicbste An^
nähme würde sein, dass sie zwischen dem Capitole und dem
Quirinale gelegen zur Verbindung des Forum mit dem Mars«
felde gedient habe ; dafür aber entsteht eine Schwierigkeit da-
durch, dass noch ein viertes ebenfalls sehr unsicheres Thor ge«*
nannt wird, welches man wegen der Verbindung, in die es
mit dem Capitole gesetzt wird, hieher legen w müssen meint«
Diess ist die Porta Ra turne na« Sie wird von mehrereii
Schriftstellern, aber immer nur in Beziehung auf eine und die*
selbe Sage genannt. Ein Sieger in circensischen Spielen zn
Veji soll heimkehrend von seinen scheu gewordenen Rossen
bis Rom geführt worden und am Thore herabgestürzt sein.
Die Rosse aber hätten erst vor dem Tempel des lupit^r Capito«
linus still gestanden. Von dem Pfamen des Herabgestfirssteii
habe das Thor den Namen erhalteq *^), Sonst findet sich niiv
f91) Ganz anders urtheiU freilich Nibby, Mura dt Roma. p. 178.
Daran r fassend , dass der Pseodo-Rafas ia dai* swe|l«n Re^aa (CaalU
montium) einea Campas Fontin arnm nennt, verlegt er hieher, iin
den Caelins, auch die Porta Fontinalis. Es lieget aber anch hier ^nz
ap Ta^, wie jeaar Verfülseher der Nofitia durcii die oben ans Llviim
angerdhrten Worte veranlasst worden ist, einpn solchen Namen zn er-
fiqden. Allerdings ist gerade die aater dem Caelias gelegene Gegend,
besonders vor Porta Capena, sehr qnellenreich , and da dort auch eii|
berühmtes Heiligthnm des Mars lag, so war diess la Vfsrbindiiag mi(
den Fontioaübas hiansicheqd, am den Gampas bei Livios avf finen
Campos Fonlinarnm ^n beziehen. Aber wenn aneh selbst jeaep Regior
aar acht würe , so könnte doch Campos alleia bei Livias nimmer-
mehr etwas anderes als das Marsfpld bedeuten, and vov Porta Capeaa
jag wohl eia Templam Martis, aber dip Ära If artii war m
MarsFelde. Vgl. Pinie, Delle porte settentrionali, p. 9t
y^) Plia. N, U, VIII, 42, 65, Afaiu^ avgurium apvd prüe09,plef
fteÜM CircensibuM ewou»40 auHga t*Ai, ut si ttarei, im Capit^lium eu*
purrüse equo$ aedemque Hf (ustrau^ f maximitm Vßrp, eodem perye^
nisMe a f^fis eufß pälma pt Corona , ^umo Batumena , qui ibi viee^
ratj undepostpanompnportße eii. Pljitarch.Popl- 13, roH
vtn^oav TtUiftTTTTOV o ftir^vioxos «£^Aatrr« roa hnrodff^fi^v a%i9^v w^
(parwßuyos^ ot ^ Innoi Ttroifiivttt an pvdtfiiag ifuforpv^ n^faQ%m%^
1S5
gend eme Andentnag weier öker die Lage detseiben, noetl
über den (rüfaeren Namen : auch das bleibt zweifelhaft, ob es
nur eine NebenbeaennoBg eines noch anders benannten Thors,
oder der gewöhnliche Name war. Wenn nun demnach sowohl
für dieFoatinalis ab mäglieberweise für die Ratnmena
Stellen ansEnmitleln sind, so ist sanächst das gewiss» dass an
dem sciion angedentelen Orle^ zwischen dem Quirinal und Ca«
pitoiiaas ein Thor gewesen sein mnsSt Denn wenn man nnter
der Höhe von Araceli bei Maeel de^ Corvi in die Via di Mar-
forio einUitt, eibUekt man zir Linke^ das Grabmal des C.
Pnblicins Bibnlus, eines der wenigen Denkmöler» die
noch in die Zeilen der Republik geboren* Dass dieses Grab-
mal ausserhalb der Stadt gelegen habe, muss als entschieden
angesehen werden; denn mit sehr wenigen Ausnahmen in der
ältesten Zeit, war es niemandem gestattet, sich innerhalb der-
selben beerdigen zn lassen ''^). In geringer Entfernung von
dieser Stelle aber, nach dem Marsfelde hin, in der Via dclla
oUm »axa ri deufiovtov 7/ fipiv 'Uvto navzl to;^«* nQC9 ttjv *Potfiaimv ni»
Xip ixovret rov tjvioxov , w^ ovdtv ^v fyyop avrov Karatiiforros ovdi
naff^yogovvros, aiX tj^cufro, öovta rij ^vfitj utai tpt^oftivov, ^x^ oo rtf
KaitizwLitjf nQOQfU^avTtQ i^ißalßv avrov tvrav^a nct^a ri/v nvlfjv, ijv
vSvParovfiipav »oJUva«. Fest. p. 274. R^tumenm pvrt^ an^mi-
ue 0tftf appellata e§t^ qui iudicra eariamine quadri^ü Victor, EtrU4ci
genwU iuvenü Veiis eontiematu equü •x€U§9it$ Roma» perüi^ qui
equi firuniur tu^n ante eomsiii£s99 , quam peroßHir^nt in Cüpitolium
eonapeetumque ßeliiium quadrigarum oto. Vgl. Solin. 45, 15. Alle
diese Nachrichteo sUmiiieD aoi einer sod derteUea |}«eUe, voe Vf r-
riat Flaceus. deo Piiaias im Vereeichnistie der Tor dai aebU BucAi
beaaUtea SchrifUieller oeaat, dea Fesias «xeerpirte, uad voa dea
aaek PluUrch gewiss direkt oder aiitlelbar die firsäklaof entlehat bat.
LetBterer ist der £iazige, welcher das Thor als aoch bestebead aeaat;
walchea Werlh aber bei ihm solche Angaben habea, ist seboa bemerkt
wordea und wird weiterhin noch dentiicber hervortrelen. Piale frei-
lich {Delle parte tetientrionali dei reeinto di Servi», p. 5.) JBndet in
Plittias and Plutarch den Beweis, dass das Tbor aoch ia später Zeit
vorhandfiB gewesen; 'alleia die totale Uakritik der Italiäaer, hei wel-
chen jedes voa den altea SchrifUtellera berichtete Wort «abedingte
Gältigkeit hat, verdient bei ans gar keine Widerlegnng. Vielmehr
wird maa aanebmen dürfen, dass keiaer dieser Schriftsteller weitere
Keontniss von dem Thore halte, als durch jaaa von irgend einem al-
tea Annalisten bewahrte Sage. —< Müller, Etrusker. IL S. 144. ver-
steht nnter der Batumena die€armentalis; Sachse, GeMeh» d»
St, R. I. S. 227. seheiat sia aaf dem Capitaie selbst anianehmen.
Beides ist unstatthaft.
193) S. meine Schrift: De Romae vei, murit «ly. porl, p. 69.
136
Pedaechia finden sieh die Reste eines zweiften unbekannten
Grabmalsy woraus, wie schon von Anderen bemerkt worden ^^*)y
deutlicb hervorgeht, dass hier eine Strasse war, über der na«
türiich in älterer Zeit anch ein Thor stehen mnsste , das man
um Weniges innerhalb des ersteren Monuments anzunehmen
haben wird. Hieher würde man nun ohne alles Bedenken die
Porta Fontinalis setzen können, wenn nicht die Ratumeaa nach
der angeführten Erzählung diesen Platz zu fordern schiene.
Sollte daher diese wirklich als besonderes Thor in die Reihe
der servischen Stadtthore gehören , so würde man die Fonti-
nalis zwischen dieser Stelle und der Sanqualis annehmen müs-
sen ^^), etwa an dem von Piale angegebenen Orte.
Porta Carmentalis.
Vom Qttirinale führte aller Wahrscheinlichkeit nach
die Mauer da, wo er mit seinen Wurzeln den Capitolinus be-
rührte, nach der Höhe des letzteren Berges ; zog sich an der
nordwestlichen Kante desselben, wo nirgend ein Aufgang war,
hin und stieg dem Flusse gegenüber (das Tbeatrum Marcelli
194) G a n i B a y Indiea%, iopogr. p. 137. B n n s e n , Besehr. d.
St. Rom, III. A. S. 35. Demuoseacbtet fiat Letzterer irrig angeooiii-
men, das Grabnal des Bibalns habe ioaerbalb der Maaem gelegnen.
95) Ob siob indesireB anf dieser Strecke ein schicklicher Platz aasmit«
teln lasse, will ich nicht entscheiden. Bansen S. 626. nimmt als dritten
alten Anffpang zum Qniriaal an : „den sUdlicheu (TreCannelle) nnweit
vam Forum Trigans bei Tor di Milizia vorbei (Vicoio de'Cor-
nelj)'^ Es ist zu beklagen, dass die angezogenen modernen Namen, wie
oft, nicht aar dem Stadtplane bemerkt sind. Nur von dem in Rom Lebenden
ist zu erwarten^ dass ihm die Namen aller Vicoli und einzelnen Stel-
len gegenwärtig seien. Hier ist nun noch überdiess Tor di Milizia
(bei Sta. Caterina di Siena) anf dem Plane als Torre de^ Conti be*
zeichnet. So viel aber scheint gewiss , dass an diesem Aufgange die
Porta Fontinalis nicht angenommen wird, wie auch aus dem kleinen
Plane der servischea Stadt hervorgeht, wo vielmehr die Ratumena an
diese Stelle gesetzt zu sein scheint. Wo aber jenes Thor gewesen
sein solle, wird aus dem Texte nicht klar. Piale dagegen, Delie
parte gettentrionaii, nimmt allerdings die Fontinalis hier an und be-
zeichnet die Stelle genauer p. 7. „la qnale doveva rimanere all' in
circa nel principio del monte detto in oggi Magnanapoli o Bagnanapoli
snir alto e prossima a qnella sorgente descritta dal Cassio e tnttora
esistente incontro la chiesa di S. Silvestro e presse il palazzo Rospi-
gliosi — , dalla quäl porta scendendosi per le tre eannelle si veniva
per la piazza de* SS. Apostoii al Campo Marzo.*'
137
und Fonmi OGtoriam ausscUiessend) in die Ebene herab«
Hier am Abhänge des eigentlichen Capitols (der südwestlichen
Spitze) lag die bernhmte Porta Carmen talis, sogenannt
von dem dort gelegenen aus uralter Zeit stammenden Altare
der Carmentis. Dionys. I, 32. nal ßwf*oi}g id-Maad/Mjp
naqd raig Kug/;iev%iai nvXaic %• "f. X. Solin. 1, 13, Pars
mfima Cajritolmi maniis habitacubim Carmenti ftdt^ übt Car-
mentis tnmcfamtm est, a qua Carmentali partae nomen da^
tum est. Serv. z. Aen. YUI, 337. Haec ara est iuwtapor^
iam, fuae primo a Carmente CarmeniaUs dicia est etc. Die
Lage des Thors wird unzweifelhaft durch die Gewissheit, dass
vor demselben (beim Theatrum Marcelli) das Forum Olitorium
war und dass man von ihr durch den Vicns lugarius , der am
Fusse des Capitols sich hinzog, zum Forum Romanum gelang-
te ^^^). Da man nun wohl annehmen muss, dass sich das Thor
bei einem Aufgange zum Capitole befunden haben werde, so
möchte das Wahrscheinlichste sein, dass es zwischen S. Omo-
buono und Sta. Maria della Consolazione gelegen habe, viel-
leicht bei dem Aufgange zu Monte Caprino, links von der bei
S. M. d. Consolazione hinaufführenden Via di Monte Tarpeo.
Die Porta Carmentalis hatte zwei Bogen , ybrnfcei
oder ia$u *^), und bekannt ist es, dass der rechts gelegene (von
196; AseoDius z. €io. in to^a cand. p. 90 Orell. Ne tarnen
erretis, qitod his temporibut aedes JpoUinu in Palatio fuit (? er
neint seine Zeit.) nohUissima, admonendi estis, non kane a Cieenme
Hgn\ßeari, utpote quam post mortem ettam Ciceronü mttitü annü
Hnperator Caesar, quem nunc Ditmm Augustum dicimus, post Aetia-
oam vietoriam feeeriti sed illam demonstrari, quae est extra portam
Carrnrnitalem, inter forum Otitortum et eireum Piaminium, Llv.
XXIV, 47. (inceDdio) solo aequaia omnia inter Salinas (am Aventin)
ae portam Carmentalem eum Aequimelio higarioque vieo, in templit
Fortunae ac Matris Matutae et Spei esctra portam late vagatut ignis
Sacra profanaque mvlta ahsumsit. XXV, 7. (ereati Illviri) rt^cien^
die aedihus Fortunae et Matris Matutae intra portam Carmentalem,
sed et Spei extra portam. Die Tempel der Fortona und Matata la-
gen aber am Foram Boarinm (Liv. XXXIH, 27.); der Tempel der
Spe« am Forum Oiitoriom. Dazu kömmt noeh Liv. XXVII, 37. von
dem Zufpe der Jung^frauen zum Tempel der luno Regina auf dem Aven-
tia: ab aode Apollinis (dem von Ascouius hezeicbueten) boves femi-
nae aibae duae porta Carmentali in urbem duetae. — A porta Tu-
gario vieo in Jbrtim venere,
92) iaai sind überhaupt IHirchgangsbogen. GIc. de nat. deor.
138
der StadUeite) späterhin Porta Seelerat« genannt wurde,
weil durch ihn die Fabier gezogen und nicht zurückgekehrt
waren. Liv. U, 49. Infetieivia dextro lano partaeCaT'»
menfaliß pn^fecii ad Cremeram ßumen- pervemunt etc. Man
qnüsste Liviua eines schweren Missverständnisses besohuldi-*
«
gen, wenn man nicht damit wörtlich übereinstimmend finden
wollte, was 0 vi d. Fast. 11, 301. sagt:
Carmenlü pwrtae dextro ^**) est via proxima tano.
Ire per hone nolt, guisquie «s, omen habet*
Spätere« Missverständniss hat den Namen Scelerata auf das
ganze Thor bezogen**), während doch nichts entschiedener
II9 27, quod ah evndQ n^men, est dnettirny wt fUQ tranHtimmei p^r^
viae iani, fore$qu9 in liminibus pro/anarum aedium ianuae nonU-
naniur. Es ist also so viel als fornix, wie die VergleichuD^ folgen-
der Stellen lehrt; Cic. Verr. 11, 63. Huiu$ /ornix in foro Syra-
eusis est, in quo nudut filiiu stat (Verrls), nnd Snet. Ans« 3'*
Pompeii qnoqne »taiuam — niaTfnoreo iano suppofuit, oder richti-
ger MupefpoMuitt wie es a«eh bei Cicero zn verstehen ist. In dersel-
ben Bedeutung steht ianns im fgmt, S. (7. de hon. Germ. Rhein. Mut,
lSt7. 4 H. S, S53, Vgl. Tae. Ann. 11,83.— Die rSntseben Hanptthore
hatten wohl gewöhnlich mehr als einen Dnrchgangsbogen, worans sich
euch a« naturlichsten der Name Trigemina erklärt. Es findet sich das-
selbe bei mehreren Tboren in disr Mauer, worttber bei fielegenh^it der
Porta Praenestina gesprochen wird.
198) Diese von Heinsius aufgenommeni; Lesart nag immerhin
4|ie geringere Aolorität der Handschriften für sich haben : ich kann nie
doch nur für die einzig richtige halten, und , wo die Sache selbst da-
jgegen spricht, liegt der Beweis vor, dass auch die besten Codices nickt
ZDveriässig sind. Die von Merkel wieder eingeführte Lesart: Car-
meniis por tue dewtra est via proxima lano, trügt aber den Wi«
derspnich in sich ; denn der lanustempel lag am Theatmm MarceUi,
wofür, wenn man anch ganz von dem schlecht unterrichteten S er vi vs
absieht, die Fasti Capranicomm, XVI Kai. Sept. und die Ani-
t e r n i n i , XV Kai. Nov, den Beweis liefern ; beide haben : Jano ad
fheatrum Mareelii, Zwischen dem Theater aber und der Stadtmauer,
also «noh der Porta Carmen talis, lag das Forum Olitorium; nnd
we man sich anch das Thor denken mag, so ist es 4oeh unmöglich,
es in die Nahe des Theaters nnd mithin des lanustempels zu bringen.
Wollte man aber sagen, der Weg habe sich vom Thoni zum lanos
gewendet, so ist zu entgegnen, dass nicht die v ia^ sondern die porta
aU scelerata galt. Endlich giebt es auch keinen Beweis, dass die*
Aer lanustempel älter sei als Duilius nnd also zu der Fabier Zeit srhon
vorhanden gewesen sei. Aber man dachte wahrseheinlieh an den lanus
Numae, wie ihn Senrius aus Missverständniss falsch angiebt. Vgl.
Mas sogleich über den Zug der Fabier und im Abscbn. vom Forum
über den lanus gesagt wird.
99) So besonders Fes tu s p. ^5. Religioni est quibusdam porta
Carm^nMi ^gredi ßi in aed« Jaui, quae est ^tra eam , senatum hß-
— 1»
igt, aU dass eben dieses Thor, die Verbindwig des htUktcBiem
SudUfaeils mit dem Circus Flaminius bildend, jederseil einea
der gangbarsten blieb, an dem dnrehaos keine libele V^rbeden-
tnng haftete, wie die feierlichen Aufzäge , welche hier- in die
Stadt einsogen, schon allein hinreicbend beweisen.
Gang der Mauer zwischen Gapitol undÄTentin.
Wie Fon dem Fasse des Capitols, an welchem die Porta
Carmentalis lag, der weitere Gang der Mauer gewesen sei,
darnber scheint bei den älteren TofK>graphen keine Meinungs-
verschiedenheit zu sein. Es wird aUgemein angenommen, dass
die Mauer in künsester Linie zum Flusse geführt worden sei
nnd dass von da bis zum Aventin die Stadt keine weitere Be-
festignng gehabt habe, als welche der vorbeiströmende
Tiberis ihr gewährte« Dieser Ansicht folgen auch ohne ir-
gend einen Zweifel Nardini, Nibby, Canina und Pia-
1 e. Zu ganz verschiedener Annahme hat sich dagegen (woU
durch Niebuhr, R. G. I. S. 439.) Bunsen veranlasst ge*
sehen, und einen Mauerzug erdacht, der eine gänzliche Um*
gestaltung dieses Theils der Stadt herbeiführt. Seiner Mei-
nung nach wäre die Mauer von der Porta Cannentalis durch
heri: qvod ea egresst CCCFi PabU mpud Ctwnsräm omnes inierftHi
sunt, cum in aede Jani S. C. /actum esset, ut prqficiscerentur* Aebn-
liebes kehrt nach p. 337. Seelerata porta, wieder. Serv. s. Aen.
VIII, 337. Haee ara est iwsta p^tam, qv4te primo a Cmnmmit» Vst*
mentalis dinta est; postea Seelerata a Fabiis CCCFI, qui per ipsam
in bellum profeeti non sunt reversi. Oros. II, 5. infamibus usque ad
nunc v^eßbulis testes suntfluvims, qui perdidii, H porta , qvae müit,
Dass aber Dameotlicb bei Festui ein schwerer Irrtbam obwalten müsse,
lle^ am Tage. Deon wollte man auch zngeben, wofilr es keinen n«^
weis giebt, dass dieser lannstempel scboa damals vorhaiid«a «ad, was
kaam glanblich ist, hinreichend gpross gewesen sei , um den Senat za
fassen : wie will man es nberbanpt erklfiren, dass der Senat ia Jeaep
2eit sich aasserbi^lb der Stadt versammelt haben soU, was nar ge-
schah, weqn F^sldherm, welche an der Spitze des Heeres stehend das
PoBoerinm nieht überschreiten durften, oder fhsmdea Gesandten eia
Senat ertheilt werden sollte, nqd wovoq vielleieht Liv. III, 63. das
erste Beispiel berichtet £s geschah dann gewöhnlich im Circns Pla-
mtnios, aa oder in {ad and in) dam Tempel der BeHona oder des
Apollo. — Dass Livius aa keinen and^rea Versammlnncsort als die
gewohnliche Cnrie gedacht habe, geht ans seiner Erzählong dentllcb
140
die Ebene zwischen dem Palatin und dem Flusse so gezogen
worden, dass sie den Circus Maximus an der Linie der Carce-
res erreicht hätte. Diese Seite des Circus habe dann selbst
als Mauer gedient und dann sei dieselbe weiter zur Porta Tri-
gemina unter der nördlichen Ecke des Aventin gefuhrt worden.
Für diese Annahme , nach welcher die ganze zwischen dem
Flusse und dem Circus gelegene Ebene von der Stadt ausge-
schlossen gewesen sein wurde, werden zwei Gründe ange-
führt, während das eigentliche Motiv noch im Hintergrunde
bleibt. Der erste ist von dem Auszuge der Fabier entlehnt.
Sie zogen durch das Carmentalische Thor und indem nun vor-
ausgesetzt wird, sie hätten den Weg ins etruskische Land über
die hölzerne Brücke (Pons Sublicius) nehmen müssen, die am
Aventin gelegen habe, folgt freilich daraus das Widersinnige,
dass sie. Wenn die Mauer zum Flusse geführt war, durch ein
anderes Thor wieder hätten hineinziehen müssen, um an die
Brücke zu gelangen. Das Argument beruht, wie man sieht,
auf der Petitio principii, dass die Fabier über den Pons Subli-
cius gezogen seien ; und doch ist es offenbar, dass sie diesen
Weg durchaus nicht nahmen. Denn wie wollte man es erklä-
ren, dass geflissentlich die ganze Scbaar durch den rechtsge-
legenen Bogen des Thors hinauszog, wenn sie zu der weithin
links am Aventin liegenden Brücke gelangen wollten? Vielmehr
iBuss man jedenfalls annehmen, dass die beiden Bogen des^
Thors zu verschiedenen Strassen führten : der zur Rechten ge-
legene nach den Fiaroinischen Wiesen und dem Marsfelde und
dahin zogen die Fabier, die wohl auch dort, ausserhalb des
Pomoerinm sich erst zum exereitus bildeten. Wo sie dann über
den FIuss gegangen seien, wird nicht erzählt ^ aber um an den
Cremera zu gelangen, ist nicht nur nicht nothwendig, sondern
nicht einmal wahrscheinlich, dass sie unmittelbar bei Rom
übersetzten. Dass aber oberhalb Rom ein Uebergang über
den Flnss war, wird kaum bezweifelt werden können, und
wenn erzählt wurde, dass Ratumena von seinen Rossen von
Veji bis Rom geführt wurde, so wird doch wohl niemand ge-
glaubt haben , dass er über den lauiculus und Pons Sublicius
gekommen sei. — Endlich hätten die Fabier auch höchst seit-
141
sam ihren Weg dareh die Carmentolis nach der T«r der Trige*
mina gelegenen Bracke genommen.
Ab zweiter Grand wird angeführt, dass ans alter Züi
nie etwas von Ueberscbwemmungen der inneren Stadt, na*
mentlich des Forum berichtet werde« Das erkläre sich durch
die Annahme einer die Stadt von dem Flusse scheidenden Mauer.
Es ist diess erstlich nicht richtig; denn einzelne hedentende
Ueberschwemmungen werden wirklich erwähnt ^^). Dass es
aber nur bei ausserordentlich hohem Wasserstande geschehen
mochte, erklärt sich daraus, dass von der Könige Zeiten her
die gewaltige Aufmauerung des Tiberufers die Stadt schätzte,
während eine Mauer mit zahlreichen Zugängen, wie Bunsen
sie annimmt, nnmögiich ein hinreichender Damm gegen die
Fluthen gewesen wäre. Endlich konnten bei bedeutendem
Anschwellen des Flusses alle diese Vorkehrungen die il^t
nicht vor Ueberschwemmung bewahren, indem das Wass^
ja selbst durch die Kloaken austreten musste.
Wenn aber aus diesen Bemerkungen ersichtlich ist, dass
es überhaupt fiir die Annahme einer Mauer auf dieser Seite
keinen nöthigenden Grund giebt, so erscheittt der von Bunsen
erdachte Mauerzug als eine völlige Unmöglichkeit, wenn man
damit vergleicht, was Livius ^) von dem festlichen Zuge
tOO) Li V. XXXV, 9. Aquae ingente» 00 anno Jkerunt et TibeHs
loea plana urbis inundavit. So war es auch schon frfiher ge-
schehen, denn XXX, 38. heisst es : Ludi Jpollinaret extra portam
Collinam facti Circo mundato. Dabei hat man freilich an den Gircns
Flaminias gedacht; allein so leicht man aach za dieser Annahme ver-
leitet werden könnte , so widerspricht ihr doch geradezu L i v. XXV,
13. eeneuerunt patree, Apollini tudoe vavendos faeiendoeque — • Zu-
dos praetor in Circo Maximo quum faeturtte esset, edixit, ut po^
pulus per eos ludos stipem Apollini, quantam eommodum esset, con-
ferreL Haeo est origo ludorttm Apollinarium etc. Aas noch früherer
Zeit (507) erzMhlt Orosins IV, 11. Tiberü insolitü auetus imbribue
et ultra opinionem vel diutumitate vel magnitudine redundans omnia
Uomae aedi/lcia in piano posita delevit,
1) Liv. XXVII, 37. ab aede Apollinis boves /eminae albae
duae porta Carmentali in urbem duetae. — A porta lugario vieo üs
forum venere, in foro pompa constitit et per tnanus reste data virgtnem
sonufn voeis pulsu pedum modulantes inceeserunt. in de vico Tuscq
P^elabroque per Boarium forum in elioum Publieium
atque aedem lunonis Reginae perrectum. Man vergleiche den Bansen'*
sehen kleinen Plan der Servischen Stadt oder ziehe sich die Linie auf
142
der JangfrauMn saoh dem Tempel der Imd Regina berichtet.
Der Zug trat durch die Porta Carmeiitalifi in die Btadt ein
ttsd gelaagte durch den Vicas lugarios auf das Ponm. Von
da ging er weiter durch den Vici» Tuscua und das Velabrum,
um über das Forum Boariam auf dem Cütos PnhKcios aut-
steigend zur Höbe des Arentin und dem Tempel der Inno zu
gelangen. Wenn aber, wie Bunsen will, die Mauer vom Ca-
pitoi bar sich an den Circus anschloss und die Seite der Car^
ceres selbst ein Theil derselben, das Forum Boarium zwischen
Hauer, - Circns und Palatin eingezwingt war, so hätte ja der
Circns den Weg nach dem Aventin versperrt ) man hütte nur
fiber ihn hinweg znm Clivns Publicius gelangen können, oder
man hätte za* der von Bunsen dort angenommenen Porta Flu«
mentana wieder ans der Stadt hinaus und durch 'die IVige«
mmfirnoehmals in dieselbe einziehen müssen« Diess alles ist
durch und durch widersinnig und iiberdiess ist dadurch eine
Beschränkung des Forum Boarium herbeigeführt worden, wel^
eher aQe Nachrichten auf das : Entschiedenste widerspre-
dien ^*). —^ Freilich aber musste sich Bunsen zu dieser selt^
samen und völlig undenkbaren Führung der Maoer entschHes-
sen, da er über die Porta triumpbalis die irrthümlichste
alter Ansichten gefasst hatte.
Wenn nun von obiger Annahme ganz abzusehen ist, so
bleibt noch die Frage, ob die vom Fusse des Capitols nach
dem Flusse gezogene Mauer dort endete und erst am Aven«
tiui in gleicher Weise vom Fluase aufsteigend, wieder he-
iiBMrein Plaae, ttm tith ven itr llDmÖglieiikeit des rtun LWIm vvi^e*
sd^rieheaeB Wc^ bei solchem Gaage dfer Mauer tn nhenen^en.
2(^3) Maa yerf^eielie aaeh die schoa erwHhnte Nacbriehl von eiaer
Feaerabruast bei Li v. XXIV, 47. soh aequattt emnüi inier Süiina9{ttm
Aveatia bei der Porta Trigemiaa) acpor tarn Cor mentalem cum Aeqttimeiio
higarioque vieo. in iempiiM Portttnae ae Matris Matutme et Spei eopira
pariam late vagatu» ignis sacra profanaqtte muiia absrnnrit. Das«
XXV, 7. (ereati triomviri) rt^ciendis aedibus Fortunae ei Mairis Ma-
iHiae intra periam € armenialem, sed ei Spei estttm pariam,
Ble Tempel der Fertnaa «od Matnia la^ea am Forum Boarium (Liv.
XXXIII, «7. Orid. Fast. Vi, 473.); wie könntea aie aach dem Hva-
aMseben Plaae inira poriam Varmeniaiem geaanot werdea, uad bStte
dtm Feaer diesea seltsamen Weg f^aommen, se bStte ja aaeb der Cir-
e«s mit abbreonaa
148
gan, oder dh im tinä» aitkng hitdaufettd sie die 8ladt roii
diesem seliied« Letttercs isl an sieb nielit npdeiikbar } denn
wenn auch Dioiiysias sagt, der Tiberis bebe an dieeer
Seite als Befestignng gedient ^^) , so ist doch daneben za
grosserer Sicherheit auch eide Mauer i^rohl mögUch , wie ja
auch Anrelian nach Procopins^) das Martfeld doreh eine ;f,
den Fluss entlang diesseits gezogene Mauer sicherte« Allein ^
sehen wenn man bei Livius *) die Erzählung ron dem An«
griffe des Porsena und der Vertheidigung des Pons Sablieiiis
durch Horatins Codes lieset, wo es ausdrüdüich heisst, die
Stadt sei theils durch Mauern, tbeils durch den Fluss ge-
schätzt gewesen, wird man sieh iiberzengen, dass sie auf
dieser Seite offen und ohne Mauer war, und diess sagt end-
lich ausdrücklich in einer unbegreiflieber Weise von Allen
übersehenen Stelle Dionysius V, 23. q>ivyar%mtf H' tlq %i^v
n6Xtv ändv%nv %a\ 9id fiiäc fttpVQas ßtaCof^ii^wr u&qp^p,
^f^V ^'Vcvai tär noXtfümp in uiinws /M^^'Xif oXl/^v va
ndXir(J) i9l%mv ij noXie dXmrai natd KQdjoß, dtelj^i^
OTog oiaa in 9mv na^d tip no%afi^d$f f$9fmv*
Uebrigens würde auch ohne diese bestimmte Erklärung schon
deshalb die Annahme einer die Stadt von dem Flusse scheiden-
den Mauer hinwegfallen müssen, weil die unmittelbare Ver-
bindung des Forum Boarinm mit dem Flusse und seinen Brü-
^Mf dt$l&uv tifM, natu yiipvQav, ^¥ S" *¥ rf rou fffop^ fUa Svli^^f»^
4) Bell, fioill. II) ^a. nak yr ya^ ng ««r«^ inifim^ fMtatm
liüi^y ff tov I^fi4^$d99^ ox&tf e^rb*, intl rmirp o» viliu 'FtMtmo» <dtt^
a#vfTC« T«9 H^cer»« rip oxv^ftatr^ ro rtüfüt ajtff}nliffUp0i üufimptQ.
5) Liv. II, 10. ifuum ko9iss ade^geni^ pr0 se quisque in urbem
es agriM demigrmnt: vrbem iptam sepiuni praesidiü. alia muriM,
alia Tiberi okieet^ videbantur iuia. Ahm SmhUtias tir
pa€n» kostibuM dedit, ni unus vir/uüset, Hormtiut CoH$s — quipoti^
tuM forte in etattone pontie^ qutrtn eaptum repmetimo impetu lanieuium
atque inde eitatoe deeurrere koetee vidiaeet, trepidamque turban^ #ti<K
rum arma ordimeeque reiinquere, reprekeueane nnguloe, obeietmu o^
teetaneque deum et kominum ßdem teatabatur : nequidquam deteri»
prmoeiSio eoe /tigere» Si trmneitum pontem a torgo reii"
quietent, tarn plue koetium in Puiutio Capitoltoquo
quam in Janieuio fore.
144
cken sowohl von Ovid ab von dem Verfasfler der nnter. dem
Namen des Aethicus oder luliusOrator bekannten Cos-
mographie bezeagi wird ^^^).
tW) Oyid. FaBt. VI, 471.
Pontibut et magno iuneta est eeleberrima ctrco
Areüf quae posUo de bove nomen habet.
Aethic. ad calc. Pomp. Mel. ed. Gfonov. 1722. p. 716. schreibt vom
Tiberifl, nachdem er die Insel gebildet : Post Herum übt unus effectus
per pontem Lepidi, qni nunc abusive a plebe Lapideus dicitur, iuxta
/orum Boarium — transiens adunatur. — Die einzige Schwierige
keit, welche etwa gegen den Wegfall der Mauer erhoben werden könnte,
würde von der Erzählung von des Cigns Gracchus Flucht zu entlehnen
aein ; allein aach sie ist, wie ich in der Schrift De Romae veteris mu-
ris aiq. port, p. 76 flf. gezeigt habe, nur scheinbar. Von jener Flucht
erzählt Plntarch. C. Cracch. 17. 4>£vyovTi yovv r^ ratttjt nav
ixd'Qoiv tnupegofUvofV xaX HaToXaußavovrwv yrt^l t^ SvIIvt^v yiqtvQnVy ot
fiiv dvo q)iXo& nQoxm^eiy avrov TCtXevaavrcs avTol zove Siwxovrae vniarrj^
aav %al fia%6fA(voi V(f6 r^e yB<pv^ag ovdlva naQijnaVy 6tx>Q ani&avoy.
Hier geschieht der Mauer keine Erwähnung ; allein der Bericht ist je-
denfalls ungenau, wie man aus anderen Schriftstellern ersieht: Valer.
Max. IV, 7, 2. Pomponius — concitatum sequentium agmsn inporia
THgemina aliquamdiu acerrima pvgna inkibuit — ; Laetorius autem
in ponte Sublicio constitit et cum , donec Gracchus transiret, ardore
Spiritus sui sepstt. Noch attsfdhrlieher und wahrscheinlich am richtig-
sten erzählt endlich A u r e 1, V i c t. de vir. i U. 65. armata familta
jiventinum occt/pavtt Übt ab Opimio victus, dum a templo Lunae
desiiit, talum intorsit et Pomponio amieo apud portam Trigemi-
nam, P. Laetorio in ponte Sublicio persequentibus resistente in tu-
cum Furinae pervenit. Vgl. Appian. B. C. 1, 16. Wäre es nun wahr,
daiss der Pens Sabllcias vor dem Thore, ausseriialb der Stadtmauer ge-
wesen sei, und dass man seine Trümmer in den Pfeilern, welche bei nie-
drigem Wasserstande unweit Sta. Sabina am Aventin sichtbar werden
sollen, zu erkennen habe, so widerstritte obige Erzählung der Annahme,
das« nach dem Flosse zu keine Mauer gewesen sei, nicht; denn Gracchus
wirde durch die Trigemina nach der ausser der Stadt gelegenen Brücke
geflohen sein. Wenn sieh aber diese Lage der Brücke falsch erweisen
und sie vielmehr am Forum Boarium zu suchen sein wird, so entsteht
allerdings die Frage, wozu es einer Vertbeidigung der Porta Trigemina
bedurfte ? Man niiss aber, um über den \^'eg, welchen Gracchus nahm,
nicht in Irrthum zu geratben, ihn von Anfang an verfolgen. Gracchus
wurde von Opimins auf dem Aventin angegriffen und der Uebermacht
weichend sprang er, wie Aurelins Victor sagt, vom Tempel der Luna
hinab. Darunter versteht Bu nsen (Besehr, d. St. R. 111. A. S. 412.)
aabegreiflieherweise den berühmten Tempel der Diana, das alte latini-
sehe Bandesheiligtbnm , was freilich mit seiner Meinung , dass dieser
Tempel bei Sta. Sabina (und nicht Sta. Prisca) gelegen habe und in sei-
ner Nähe der Pons Soblicius, wohl, übereinstimmte. Allein wenn diese
Annahmen willkübriich sind, so ist noch viel unstatthafter die Identifici-
mng zweier ganz verschiedenen Tempel. Auf dem Aventin war eben
auch ein Tempel der 'Luna (s. d. Absebn. üb. diesen Berg) und ans
L i V. XL , 2. iässt sich scbliessen , dass derselbe auf der dem Circos
zugewandten Seite des Berges stand. Wenn Gracchus hier herabsprang,
145
Porta Triumphalis.
Von der Porta Carmentalis bis zum Flusse mdgen etwa
dreihundert Schritt gesählt werden, und auf dieser kurzen
Strecke werden von allen italienischen Topographen, Nar-
dini, Nibby, Canina, Piale ^^7), ausser der Carmen-
talis noch zwei andere Thore angenommen: Trinmphalis
und Flumentana. Wenn diess auf den ersten Blick der
geringen Entrernung wegen absurd erscheint, so dient doch
zur Entschuldigung, dass sämmtliche genannte Topographen
der Meinung zu sein scheinen, dass die Triumphalis ge-
wöhnlich geschlossen gewesen sei und sieh nur den Triumph-
zügen geöffnet habe, so dass im Grunde doch nur zwei Thore
(Carmentalis und Flumentana) gewesen wären. Entschieden
aber hat sich g^en eine solche Lage Bunsen ^) erklärt, nnd
je zuversichtlicher seine eigenthumliche und folgenreiche An-
sicht vorgetragen und gutgeheissen worden ist, desto genaner
will sie geprüft sein, zumal wenn eine neue, von aUen frü-
heren Annahmen verschiedene Bestimmung nöthig erscheint.
Die erste Erwähnung der Porta triumphalis findet
sich bei Cic. inPis. 23. cum ego CaeHmontana porta in-
troisse dixUsem^ sponsione me^ ni Esquillna introissety homo
promtüsimus lacessiptt; quasi vero id auf ego scire debue^
rim^ ut vestrum quispiam audieriij aut ad rem pertineat^
qua tu porta introierü: modo ne triumphali^ quae porta Ma-
so war es natürlich, dass seine Vcrroljjcr den Clivns Publicias herab-
stämtcs nnd am matoren Eiide desselben lag die Porta Trigemioa.
Frontin. de aqaaed. 5. Incipit dUtrihui Appia imo Puhlicio cliüo
ad portam Trigeminam, Hier sachte Poinponlus die Verrolgenden auf-
zuhalten and daher aapt wohl richtig Aureiius Victor: apud
portam, während es bei Valerius Mafimas ungenauer heisst:
in porta. Vgl. den Abschn. über die Brücken.
207) Fiale, Delle porte del monte Aventüio o delte altre oedi-
dentalu Rom. IS3>4. p. 19 ff. — NurVenuti, D^tcriz, lopogr* II.
p. 170 ff. hat es noch für möglich gehalten, dass sie bei dem Mauso-
leum Hadriani gelegen habe, eine Meinung, welche schon seit Doaati
keiner Widerlegung mehr bedarf. Man hatte doch wenigstens beden-
ken sollen, dass durch ein Thor, welches hart am Flosse oder gar
jenseit desselben gestanden hätte, unmöglich der Weg nach dem Mau-
soleum Attgttsti genommen werden konnte.
8) Beschr. d, St. Rom. I. S. 6)28 ff. II. A. S. 440.
10
146
cedonicts semper proconsulibus ante te paimt. Auch später-
hin wird sie selten ei*wähnt und mit Ausnahme einer Stelle
nur in Bezug auf des Augustus Leichenbegängniss *<'^). In-
dem nun Bunsen die Annahme dreier Thore zwischen Ca-
pitol und Fhiss ungereimt fand, kam er auf den seltsamen
Einfall, dass die Porta triumphalis das grosse Thor des Cir-
ctts Maximos gewesen sei, und ihm zu Liebe ist auch der
sonderbare Mauerzug nach dem Aventin erdacht worden.
Kann nun schon diese Meinung durch den oben geführten
Beweis, dass es hier gar keine Mauer gab, widerlegt schei-
nen, so müssen doch die für das Thor selbst angeführten
Gründe gewürdigt werden, um überhaupt entscheiden zu kön-
nen, ob es sich in dieser Gegend befand. Zuerst soll als
Beweis dienen Varro L. L. V, 32. p. 153 Sp. In circo
primmn unde mittuntur equi^ nunc dicuntur carceres, Nae-
vius oppidum appellai, Carceres dictiy guod coercentur equu
ne mde eweant, antequam magisiratus stgmtm nrisiU Quod
a muri parte pinnü turribusgue carceres oUm fuerunt^
scripsit poeta :
dictatar übt currum insiditj
Pervehitur usque ad oppidum.
Die Worte a muri parte werden natürlich auf die Stadtmauer
bezogen; allein es wird dabei übersehen, dass die Hand-
schriften nicht so lesen , sondern a muris paffem , woraus
Fulvius Ursinus richtig verbessert zu haben scheint: a
Mureis parte ^^); denn eben hier war das Sacellum
Murcis oderMurciae, wovon das ganze Thal Yallis
Murcia hiess. Varro selbst sagt gleich darauf: Intumus
circtis ad JUurcim vocatutn^ ut Prociüus aiebat, ab urceis^
quod is locus esset inter Jigulos: alH dictmt a murteto de-
209) Tacit. Ann. I, 8. vt porta triumphali funus dtieeretur.
SnetoB. Aii|^. iOO. uitnter aiia comp iura eenmerint quidam ßtnu*
triumphali parta dueendum. Als wirklich ^schehen g^iebt es an Dio
C a s s. LVI, k%, fiera Si xovro trjv re itXirtfv ot avtol , otrceo ual tt^ot«-
^oy, a^f/uro* dun xwv inuntiotp Ttvltav «ara tu tjJ ßovl^ Boiavxa ^»cico-
fMQav»
10) Aach Scanner ad Solin. p. 407. emendirte a Mureiae
parU. Mnller: ad muri Mpeciem; dem Sinne nach zalSssi^^, aber za
sehr von den Handsehriften abweichend.
147
ctinatumj quod ibißterii; quoius vestigium manet, quod iH
sacellum etiam nunc Murteae Veneris^^^). So folgt denn
ans Varro^s und Naevitis Worten nickts weiter, als dass in*
alter Zeit die Carceres burgartig mit Zinnen und Thnnnen
erbaut waren und deshalb dieser Theil des Circus Oppidum
genannt würde ").
Etwas mehr Gewicht kann auf den ersten Blick der
zweite Grund zu haben scheinen. Er ist aus der Verglei-
chung der Nachrichten gezogen, welche Sueton und Dio
Cassius von dem phantastisch pomphaften Einzüge geben,
den Nero als Sieger in den griechischen Spielen zurückkeh-
rend in Rom hielt. Nach ersterem hatte Nero schon bei sei-*
nem Einzüge in Neapel, griechischen Gebrauch nachäffend ei-
nen Theil der Stadtmauer niederreissen lassen. In ähnlicher
Weise zog er darauf in Antium, in Albaüum und endlich in
Rom ein, und zwar auf dem Triumphwagen des Augustus,
einen wirklichen Triumph gewissermassen parodirend, mit dem
olympischen Rranze geschmückt, den pythischen in der Hand
haltend. Vor ihm her wurde die übrige Menge der Sieges-
kränze getragen; dem Triumphwagen aber folgte, wie bei
dem Triumphe oder einer Ovatio, eine Beifall klatschende Men-
ge, wahrscheinlich in üblicher Weise Triumphlieder auf den
Kaiser singend. Darauf zog er, nachdem ein Bogen des
Circus Maximus niedergerissen worden war, durch das
Yelabrum und über das Forum nach dem Palatium zum
Tempel des Apollo. So berichtet Sueton'^); Dio Cas-
211) Wo man dieses Säceltom zu «lenken habe, bleibt nneoUchie-
den. Aveh Livias aagt von den durch Anens Marcias nach Rom ^e-
fährten Latinern I, 33. quibus, ut iungitretur Palatio Aventinum, ad
Murciae datae tedet. Vgl. S. 122. and Plin. N. H. XV, 29, 3«.
Paal. Diac. p. 148. Mureiae. Plotarch. Qnaeat. Rom. 20.
Serv. z. Aen. Vfll, 636.
12) So anch Paul. Diae. p. 184. Oppidum dicttur et locus in
eireo, unde quadrigae emittuntnr.
13) Ner. 25. Reversus e Graecia Neapolim, quod in ea primum
artem protulerat ^ älbia equis introiit, ditiecta muri parte ^ ut
mos hieronicarum est, Simili modo Antium, inde Alha^
num, inde Rom am. Sed et Romam eo eurru, quo Augfistus olijn
triumphaverat, et in veste pttrpurea etc. — praeeunte pompa eaete-
rarum (coronanim) cum tituiis — : sequentibus eurrum ovantium ritu
10*
148
sius^^^) aber sagt, bei dem Einzüge in Rom sei einTheil
der Mauer und des Thors niedergerissen worden ^ voran
seien in die Stadt eingezogen die, welche die Siegeskränze
und ihre Titel trugen; dann der Kaiser selbst auf dem Triumph-
wagen, unter Acclamationen der Menge. Und so, fahrt der
Geschichtscbreiber fort, zog er durch den Circus und das
Forum nach dem Capitol und dann nach dem Palatium. —
Weil nun Sueton einen Bogen des Circus niederreissen lässt
und Dio einen Theil der Mauer und des Thors, so schliesst
Bunsen, es sei diess eben die Porta triumphalis, das
zwischen den Carceres in der Mitte gelegene Hauptthor des
Circus gewesen und hier sei Nero , wie alle Triurophatoren
eingezogen. Dabei ist erstlich ganz übersehen, dass^ wenn
der Zug hier in den Circus eintrat, sich ihm ja doch nirgend
ein Ausgang in das Velabrum dargeboten haben würde, wenn
nicht durch Niederreissen ein Weg geöffnet wurde ^^). Sodann
aber habe ich schon früher gezeigt, dass Sueton und Dio
darin TÖllig übereinstimmen, dass ein Theil der Stadtmauer
eingerissen worden sei ; denn auch ersterer sagt : simili modo
uintium^ inde Albanum , tnde Romam. In keinem Falle hat
man sich den Zug, wie andere Triumplizüge aus dem Marsfelde
kommend zu denken \ vielmehr ist es nicht zu bezweifeki, dass
plausorihvs, Augvttianos militesque S0 triumphi eius efamitantibut,
Dehine dirute Ciroi Maximi areu per Velabrum Forumque
Palatium et ApolUnem petiit.
S14) LXIII, 20. *M7tel ovv h r^v 'Fwfif^v iti^laae, rov t< rf /-
Xevf T# KU'&Tjoi'd'tf xal ruiv nvXuiv ne qts^^ayij — naX iieqtoi^
xr}Qav ir^wTO* (itv ol rovs artiparovs, ove av^oovv {oivn^ei), nofiZovzt9
nal lAtT avrevs ezcga — , Piriiva avroQ ia a^fiaTOS tntvtniov — . %al
oi/rctf 3ta TS rov imtoS^o (lov *al itä t^s ayo(fä£ — «€ ro Ka^
Y5) Ueberhaupt ist es mir ganz unerklärlich, wie Bansen sieb
den Weg der Tnumphzüge gedacht habe. Th. I. S. 631. beisst es:
y^y^rro sagt: Der Zttg geht um die Meten herum : man kam also
wieder ywti heraus nnd zog dann weiter durch das Velabrum. *' Aber
wenn oach seiner Meinung das Thor des Circus das Stadttbor war,
durch welches man einzog, und der Zug eben da wieder aus dem Cir-
cus herausgezogen wäre, so hätte er sich ja nothwendig wieder ausser-
halb der Stadt befinden und zu einem anderen Thore wieder in die-
selbe einziehen miissee, um zu dem Velabrum zu gelangen. Uebrigens
ist Varro ganz missverstanden. Die Worte: quod ibi circum metas
Jertut pompa beziehen sich keinesweges auf den Triumph, sondern
auf die Pompa Circensis.
149
Nero von Albanom kommend zur Porta Capena einzog, von
da in den Cireus ^^^)j and aus diesem in das Velabrum, was
nur durch Niederreissen eines Bogens bewerkstelligt werden
konnte, da , wenn auch hier ein Eingang in den Circus war,
derselbe doch dem Triumphzuge keinesweges angemessen sein
konnte. Dass aber derselbe durch den so geöffneten Circus
nicht eintrat, sondern nachdem er schon längst sich durch
die Stadt bewegt hatte, dort hinauszog, das geht ans Sue-
tons und Dio^s Erzählung gleich unwiderleglich hervor.
Eben so unbegründet ist endlich die Annahme Bunsens,
dass die einige Male erwähnten XII portae die Carceres
des Circus selbst seien. Das wären ja doch im Ganzen XIII
portae, da in der Mitte das grosse Thor gewesen sein soll.
Es wird aber im Abschnitte von den Circis gezeigt werden,
wie es schon in der Schrift De Rom. vet. mur. geschehen ist,
dass durchaus kein Grund vorhanden ist, in der Zeit, aus wei-
cher die XII portae erwähnt werden, zwölf Carceres
im Circus anzunehmen. Von dem Namen selbst wird mit den
übrigen unsicheren gesprochen werden.
Wenn demnach die ganze Annahme, daas die Porta
Triumphalis mit dem Hauptthore des Circus identisch sei,
sich nicht nur nichtig und haltlos, sondern mit dem Wegfalle
der angeblichen Mauer selbst als wahre Unmöglichkeit erwei-
set, so ist weiter zu untersuchen, wo denn nun aber das be-
rühmte Thor gelegen haben möge. Eines ist gewiss und ausser
allem Zweifel : dass nämlich der Triumphzog im Marsfelde ge-
ordnet wurde und von da aus in die Stadt zog. Gehörte nun
wirklich die Porta trinmphalis als wirkliches besonderes
Stadtthor in die Reibe der servischen Tbore, so böten sich da-
für zwei Stellen dar, wo es möglicherweise sich befunden ha-
ben könnte : erstlich zwischen dem Quirinal und Capitolinus,
!^16) Durch das gross« Thor in d«r RaDdun; des Circas. Man weode
dagegen nicht «in , dass im Circas Maxentii tu diesem Thore Stnfen
führen and es daher fdr Wagen unzugänglich ist. Dass es im Circas
Maximas nicht so war^ beweiset schon, dass der grosse Obelisk, den
Constantius nach Rom führte, darch eben dieses Thor in den Circus
gebracht wurde. Ammian. Marc. XVII, 4. per Ostiensem portam
PiMcinamque publieam Circo Hiatus est Maxtmo,
150
wenn man vielleickt die Ratumena in Wegfall bringen woll-
te ^^^). Das ist indessen schon darum höchst unwahrschein-
lich, weil man nicht annehmen darf, der Zug sei gleich an-
fangs am Clivus Capitolinus vorüber quer über d^s Forum ge-
zogen, wohin er zuletzt gelangte, um zum Capitole aufzustei-
gen. Es bliebe also nur die gewöhnliche Annahme übrig, wel-
che das Thor zwischen Capitol und Fluss setzt, und ihr würde
in der That unter der Voraussetzung, dass davon kein anderer
Gebrauch als für den Triumph gemacht wurde, nichts entge-
genstehen, wenn überhaupt die Porta Triumphalis ein
Stadtthor gewesen wäre, wenn es sich nicht vielmehr unzwei-
deutig ergäbe, dass recht eigentlich ein Triumphbogen
imMarsfelde den Namen führte, Es geht diess klar her-
vor aus der allbekannten 9 aber leichtsinnig gemi^sbrauchten
Erjsählung vom Triumplizuge Yespasians bei Josephus ^^)*
Per Kaiser hatte nach diesem Geschichtschreiber mit seinem
Sohne Titu^ in einem öffeqtb'chen Gebäude ^^) im JMarsfelde
217) Vgl. Nibby, Mura dt Roma. p. 134. Piaie, DelU porie
del tnpnte Aventino etc. p. !^5.
18) Bell. lad. Vll^ 5, 4. p. 1305 Hiids. Toi 9k mf^arMnutov
navrhs trt vvmrot^ xarit Xoyovg xal täS'*^ ^^o '^otc ^y6fi6a& n^ot^todev»
xSrog xal n e qI d'v gas ovroQ ov röiv avw ßaciXtiwv (dem kaiserli-
chen Palaste auf dem Paiatio), aXla nXrjolov tov rils^IatSog »£••
^0 0 {ixet yoQ ävanapovro r^e vvnroS i«tfvtj9 pi avToxqatooa) ^ ittgl
avTfjv agyo^lvTjv ijSrj Ttjv tta n(fotaoiv Oveonaaiavog xal 7%Toe Satpnj
fUr iot9tparwfüvoh noQtpvgäg 9* ia&^tag narghve afiatixofuvoi^ xal
ftaglaatv eig rovS Oxraovias niqm arpyg. ivtav&a yag ij re
ßovXri xal T« rih] rtav aQx^vttov o7 rs airb rwv rtfitj/Mtranf iTnrtU njf
atpt^iv avTiav avifi^vov, nBnoitjrat 9i'fi^f4^ ^Qo rtay arQwv^ iüpgot^
avTole iiewaf^fvoiv fTi^ aprov xsifi^vwv^ itp ove na^fid'oyTeg ixad'la^»
aar* xal vo argaTuoTixov th&lQjg inev<piifisif TroXXag o^toU rrjg iQSxtjg
fULQTvglag^ ajTOQidovzeg aTtavrfg, xa^uvo^ X^£^^ onkotv ^aav iaß^oea^.
üT^gixatg, fOTSfpavojfiivoi Sa^vaig, Se^a/ticvog o avvoiv t^v 6v<f/i]filav Ov^
fOTtaatavog, ^vt ßovXofUvwv Xiyewy to rijg avyijg iTtoti^oaTO ovfißoXov.
xal noXX^g fx ndvTüiv tiav%iag ysvpfiivffg, ava^näg xal ztj ntgtfi^fiat*
t6 nkiov vijg xe<paX^g fiipog iirautXvy/afievog evxag (Ttoir^aato rag vtvo-
fuafUvag^ o/toiwg Si xal Tirog T^v^aro, fisra Si ra« 9vxäg (ig noiv^ aita^
aiv OviOTraaiavog ßga^ia dia)^x^^^^ Tovg fuv argaTuutag anlXvatv tnl
t6 vevofitofUvor aounov avroig vn6 xwv avroxi^TOQonß ^TQBmad'iv.
ngog Sir^v nvl^v aivog iivfi%mgB^ ano tqv nifin 90^cLt
d$* avT^g ael rovff ^glaftfiov g rijg nqoarjyoglag in av-
rtjüv T9TV xvtav, ivrav^a xgotpijg rs ngoaTToyavovreg xal rag ^^mc/i-
ßutag tod^rag a/i4p$9aa/isvotf rotg di nagiSgvgUvoig rt/ nvXß dvaavttg
^60ig tnsfi>nqv Tpv bgla/ißov diartSv &8aTQ0tv oieSeXay^
rpyrsgj 6n<og §iij rotg nh^^sow 17 &ia ^mv,
\V) Upb^r die Vermqlbiio^, dass damit die ViU« publica $^
151
libenmchtet, wo schon die Nacht über das Heer sich gesam-
melt und geordnet hatte, um die Wohnung der Imperatoren
selbst (n€fl &VQaß %mv ßaaiXBimv)^ nahe beim Tempel der
Isis. Mit Tages Anbruch traten die Imperatoren heraus und
begaben sich nach der Porticus Octaviae, wohin nach alter
Sitte der Senat und die Magistrate beschieden worden wa-
ren ^^^). Nachdem dort Vespasian das. übliche Gebet verrich-
meint sei {De Romae vet. mnr, atq. pari, p. 9I.)> *• d^n Absclin. aber
das Marsfeld.
220) Bunsen sa|^t, Besehr. d. St. R. I. S. 631. „Vespasiaos
Zug ^ht ¥on d«D octavisclien SÜulenf^ngeB (Campo dt Fiore) anf dem
Marafeide, dem ei^eotUch«B Sammelplätze des Heeres, oacb dem Thea-
ter des Marcellus, voo da durch deo Circos." Er versteht also wohl
(obgleich Th. II. A. S. 440. wieder aaders lautet) nicht die Porti-
cus Octaviae, die berühmte voa Auf^ustus erbanete uad in seiner
Schwester Namen dedicirte Säulenhalle mit der Bibliothek und den
trefflichsten Kunstwerken, unweit des Tbeatrum Mareelli, wo noch jetzt
die Beste gezei^^t werden; sondern die Porticus Octavia, von
Cn. Octavius nahe dem Theatrom Pompeii (nach Fest. p. 178 Mull.)
erbaut, aber (nach Vellei. II, t, 2.) doch nicht im Marsfelde, son-
dern im Gircus Flaminius. Augustus soll sie wiederhergestellt haben
(Fest. a. a. O. M o nu m. A n ey r. s. dar. den Abschnitt üb. d. Mars-
feld). Josephus aber sagt ausdrücklich eU Tolg^OHTaovtmQ maufo^
tQvtj und an seiner, des Augenzeugen, Genauigkeit ist in keinem Falle
zu zweifeln , wie es denn auch hoffentlich niemandem einfallen wird,
^Oxraovtovg emendiren zu wollen. Nun entsteht allerdings einige Schwie-
rigkeit daraus, dass man denn doch wohl annehmen muss, in Vespa-
sians Zeit habe die Porticus Oetaviae innerhalb des Pomoerium gele-
gen ; und doch war es eigentlich der Grund, weshalb der Senat ausser-
halb der Stadt versammelt wurde , weil more maiorum der Feldherr
vor dem Triumphe das Pomoerium nicht oberschreiten sollte. Man
muss indessen bedenken, dass in dieser Zeit diess nur noch eine be-
deutungslose Förmlichkeit war, und dass wohl viel mehr darauf gese-
hen wurde, den Empfang (sonst die Bewilligung dea Triumphs) vor
der Stadt, als ausserhalb des Pomoerium zu halten. Von alter Zeit
her war aber eben die Gegend der Porticus Oetaviae die Region, in
welcher für solche Fälle die Senatsversammlnngen gehalten wurden :
d. h. in Circo Flamiuio, bald im Tempel der Bellona, bald ia dem
des Apollo. Nachmals geschah es aber eben auch in der Portieus
Oetaviae. So Tiberius bei Dio Cass. LV, 8. t9 r< t6 ^Oxraovtiev
t^y ßovXrjv ^•d'QOiai Siat t6 jjeu rov mafi-r^fflov avro elvcu, womit un-
streitig die- Porticus Oetaviae gemeint ist, welche gewShnlieh
ta *09iTaovtta oiMf}fjutTa, Oetaviae opera, genannt wird. Dazu kömmt,
dass von Plin. XXXVI, 5. n. 28. eine Curia Oetaviae angeführt
wird, die nur in der Porticus Oetaviae gedacht werden kann, wie die
Curie in der Porticus Pompeii. Dio Cass. XLIV, 16T Das würe also
der Ort, wo der Senat sich versammelte. Wenn endlich das Pomoe-
rium des Claudius bis Campo di Fiore reichte (s. S« 105.), und gleich-
wohl die Porticus OcUvia, wie Plinius und Vellejus ausdrücklich
sagen, im Circus Flaminius war, so lag ja jedenfalls auch diese in-
nerhalb des Pomoerium. Ja noch mehr: es geht aas Plin. XXXIV,
152
*
tet and eine kurze Anrede gehalten hatte, entliess er die Trap-
pen, welche ihn begleitet hatten, zu dem ühlichen FVühstäcke :
er seihst aber kehrte zurück za dem Thore, wel-
ches seinen Namen von den Triumphen hatte,
welche stets durch dasselbe geführt wurden. Dort
frühstückten auch die Imperatoren, legten die TriumphgewSn-
der an, opferten den Gottern, deren Heiiigthümer sich am
Thore befanden, und Hessen dann den Triumphzug durch die
Circos (did liov ^edzQiüv) ziehen, um der Menge das Zu-
schauen bequem zu machen.
Wie nun mit dieser ganz klaren und unzweideutigen Dar-
stellung nicht nur die Bunsensche (allerdings die seltsamste)
Ansicht, sondern auch der ruhige Glaube aller Topographen
an eine Porta Triumphalis in der servischen Mauer vereinbar
sein könne, ist, so lauge nicht dvaymqti^ eine neue Bedeu-
tung erhält, schwer abzusehen : vielmehr ist es offenbar, dass,
wenn die Imperatoren im Marsfelde übernachtet hatten ; wenn
sie von da sich zu dem ausser der Stadt versammelten Senate
begaben, und dann wieder zu dem Triumphalthore zurückkehr-
ten, dass dieses sogenaunle Thor ebenfalls ausserhalb der Stadt,
und zwar im Marsfelde, jedenfalls nahe dem öffentlichen Ge-
bäude, das zum Nachtlager gedient hatte, sein musste. Und
das erhält zum Ueberflusse seine Bestätigung durch die zugleich
gegebene Nachricht, dass der Zug nicht nur durch den Circus
Maximus, sondern 8id rdiv &€u%Qmv, das sind eben die Circi,
ging. Diesen Plural von einem Circus zu verstehen, ist an
sich unmöglich, und wer es Ihun wollte, würde die eben so
klaren Worte Plutarchs :gegen sich haben, der vom Triuroph-
zuge des Paullus Aemilius ganz dasselbe berichtet. Aemil.
Pauli. 32. *0 filv dijjuos iv %b toiq lnni%olQ &a^
drQoiQ, ä KiQXovs %aXovGiV^ ns^i w Tijv dyoQuv
ixQla nr^ldfxivot %a\ räXXa rijg noXetog juiQfj %ai;aXaß6v-
^§G — i&€(aviO. Ja in einer zweiten Stelle "i) wird aus-
3, 7. eotschieden hervor, dass io VespÄsian» Zeit die Porticus
Octavia par nicht mehr vorhanden war. ^^ ,* « ^ •*
221) Lncüli. 37. noU^ Siv^et *al anovBp fioXif Ptrstoav rov dij.
153
dröcklich gesagt, LncuU habe bei seinem Trimnphzuge den
Circus Flaminitts mit erbeuteten Waffen nnd Kriegsma-
schinen ansgeschmöckt, was doch niemand ernstlich Ton einer
blossen Ausstellung an einem Orte, den der Triumphzug nicht
berührt hätte , wird verstehen wollen , was auch dem Sinne
der folgenden Worte durchaus entgegen sein würde. — So ist es
denn nicht unwahrscheinlich, dass eben die Porta trinmpha-
lis jener Bogen war, den Domitian nach seiner lächerlich
pomphaften Rückkehr aus Germanien prächtig erbauete, und
neben ihm einen Tempel der Fortuna Redux 2^^), s. d. Abschn.
YomMarsfelde. — Von diesem Thore also, das yielleiebt
auf der Grenze des Marsfeldes den Eingang zum Circus Flami-
nius (dem Bezirke) bildete, zog man zuerst durch den Circus
dieses Namens und jedenfalls durch die Porta Carmentalis in
die Stadt. Welchen Weg man von da aus genommen, wird
nicht ausdrücklich gesagt; ich möchte aber glauben, dass es
kein anderer gewesen sei, als der des oben erwähnten Fest-
zugs der Jungfrauen: nämlich durch den Yicus lugarius bis
zum Forum, dann an demselben hin (Sub Yeteribus) und durch
den Yicus Tuscus, das Yelabnim und Forum Boarium in den
Circus maximus. Wenigstens war das der sollenne Weg für
die circensische Pompa, den deshalb Cicero eine via tensarum
M. r. X»
2'22) Martial. VIH, 65.
Hie übt Fortunae Reducis ßilgentia late
Templa niient, felix area nuper erat.
Hie sletit Arctoi formosut pulvere belli
Purpureum fundent Caesar ab ore iubar.
Hie lauro redimita comas et Candida cultu
Roma talutavit voee manuque Ducem,
Grande loei meritum testantur et altera dona:
Stat saeer et domiti» gentibus arcus oval.
Hie gemini eurrta numerant elephanta ß'equentem :
Streit im mens is aureus ipse iugis.
Haec est digna tuis, Germanice, porta triump his:
Hos aditus urbem^ Martis habere deoet.
154
nennt 2^^), und da der Triumphziig ebenfiiUs das Velabmm be-
rührte, so wird jede andere Richtung schwierig.
Wer nun etwa noch nach so evidentem ßeweise sich auf
die. oben aus Cicero angeführten Worte berufen wollte, dem
würde zu entgegnen sein, dass in jener Steile die P.orta
Triumphalis mit der Caelimontana und Esquilina
keinesweges auf einer Linie steht. Cicero hatte gesagt , Piso
sei durch die Caelimontana in die Stadt gekommen : Was wet-
test du, erwiedert dieser, dass es die Esquilina gewesen ist?
Wenn nun gleich die Triumphalis kein wirkliches Stadtthor
war : wer wird daran Anstoss nehmen, wenn Cicero fortfährt:
,,Als ob überhaupt etwas darauf ankäme, zu welchem Thore
du eingezogen seiest ;^ nur nicht durch die Triumphalis , die
sonst immer den macedonischen Proconsüln offen gestanden
hat.^^ Das ist das einfachste Zeugma, das es geben kann; ja
es ist im Grunde nicht einmal eine solche grammatische Figur
vorhanden ; denn die Porta Triumphalis ist ja doch das Thor,
durch welches der Triumphator herkömmlich und gesetzlich
seinen Einzug hält^^). Uebrigens ist es gewiss eine irrige
nnd unrömische Vorstellung, wenn man sich dieses Thor für
gewöhnlich geschlossen und nur für den Triumph geöffnet
denkt.
JiW) Vcrr. I, 59. Quis a signo Fertumni in Cireum Maximum
venit, quin in unoquoque gradtt de avaritia tua eammonereiur. quam
tu viam tensarum atque pompae eiusmodi exegisti, ut tu ipse Uta
ire non audeas, V9I. den SchoHasteo and III, 3. V, 7^. otnnesque
diiy qui vehieulis tensarum soUemnet eoetus ludarum initis, quorum
iter iste ad suum quaestum , non ad religionum diguitatem , faeien-
dum exigendumque curavit» Der Vicus Tnscas war zwischen dem
Forum und dem Velabmm. Am Ende desselben stand die Bildsäole
des Vertnmnas. Eine gerade Strasse musste vom Forum dahin füh-
ren; denn der Gott konnte anf das Forum sehen (Prop. IV, 2, 6.).
Eben so gebt aber auch der Trinmphzug durch das Velabmm. S u e t.
Caes. 37. Gallici triumpAi die Felaörtan praetervehens paene ettrru
excusMUM est axe diffraeto. Wenn der Zug von dem Thore geraden
Weges nach dem Circus gegangen wäre, so ist nicht abzusehen, wie
das Velabmm berührt werden konnte ; selbst wenn man^ praetervehi
im strengsten Sinne nehmen wollte.
2A) Vgl. De Romae vet. mur. atq, part. p. 93.
155
Porta Flumentana.
Zu den Tboren, über deren Lage die neueren Topogra*
phen^^^) einig zu sein scheinen, gehör! die Flumentana;
indessen kann man sich nicht verbergen, dass doch auch sie
mehrfachen Zweifeln unterworfen ist. Was zuerst den Namen
anlangt, so ist er durch zahlreiche Erwähnungen hinlSnglich
beglaubigt ^^). L i Vi u s erzählt mehr als ein Mal von Verwü-
stungen, welche das Austreten des Stroms in ihrer Nähe her-
vorgebracht. XXXV, 9. Jquae ingentet eo wmofuemnt et
Tiberis loca plana urbü inandavü» Circa portam Flumen-
tanam eiiam cotlapsa guaedam ruinü sunt. cap. 21. Tiberis
infestiore quam priore impetu fn/aius urbi duo pontes , aedi*
ßcia multa y maxime circa portam Plumentanam , evertit.
Dazu kömmt ein wahrscheinlich ungeschicktes Excerpt des
Paul. Dia c. p. 89. Flumentana poria Romae appellatay quod
Tiberis partem caßuxisse qffirmant ^7). Wenn nun dadurch
%t9) Uobefreifliehe Sorglosiipkeit Siterer Zeit hat die F Innen-
tan« DD die Stelle der F 1 a m i n i a (Porta del popolo) ipesetzt. Die-
ses Thor hat mao auch jederzeit in Graters Thes. inser. za ver-
steheo. Man dachte nicht daran, dass ein von Cicero nnd Varro
erw&hutes Thor nicht in der Mauer A a r e 1 i a n s ipesncht werden könne.
Aneh die Meinung Donati's, dass sie zwischen Capitol nnd Qnirinal
gele^n habe, bedarf keiner weiteren Widerlegnng. S. Nibby , Mura
di Roma. p. 129.
)^6) Ansser den oben anfpefahrten Stellen, Cie. ad Att. VII, 3.
eur, cum portam Flumentanam CoeUu* oeeuparit, 9go Puteoios non
measfaciamt Varro de rernst. III, 2. Nam qnod extra nrbem
est aefm/ieiumf nihUo magU ideo est villa, quam eorum aedyteia,
qui habitant extra portam Flumentanam, aut in Aemilianu. In-
schrillen bei Marini, AtH d, frat. arv. p. Wl.
27) Schwerlich darf man darauf beziehen, was bei Prep. IV, 2,
7. VertnniDus (im Vicns Tasens) spricht:
Hac quondam Tiberinue iter faoiebat, et aiunt^
Aemorum anditot per vada pulsa eonoe.
At poetquam Ute suis tantum eonceseit alutnnis
Fertumnu» verso dieor ab amne deue.
Davon weiss anch Serv. z. Aen. VIII, 90. (ficns mminalis) quae
fuiij übt nunc est Lupereal in Circa, Hac enim labebatur Tiberis
antequam Fertumno /actis saerifieiis averterelur, v|rl. z. V. 98. Es
scheint kaum glanblich, dass der Flnss jemals diesen seltsamen Lanf
könne ^habt haben, nnd man mnss wohl nur an den nberBnthenden
Strom denken. Aber wäre es auch je so gewesen , das ist gewiss,
dass lange vor Erbauung der Porta Flumentana daran nicht mehr zn
denken ist, und in keinem Falle konnte also das Thor davon den Na-
men haben.
156
unzweifelhaft auf die Nähe des Flusses hingewiesen wird , was
auch schon in dem Namen selbst liegt, so hat man sich seit
Nardini dafür entschieden, dass das Thor auf der Linie vom
Capitole zum Tiberis und zwar demselben ganz nahe befunden
habe. Die Nähe der Garmentalis würde kein Bedenken dage-
gen sein ; denn wie diese die Verbindung der Stadt mit dem
CircUs Flaminius machte, so ist gar wohl noch eine zweite mit
dem Forum Olitorium und dem Ufer denkbar. Dagegen hat
man mehrfach einen Widerspruch in der Erzählung von dem
über M. Manlius Capitolinus gehaltenen Gerichte bei Li-
vias228^ gefunden. Als bei den Centuriatoomitien im Mars-
felde der Angeklagte im Angesichte des von ihm geretteten
Capitols sein Verdienst geltend machte, wählten die Consular-
Tribunen einen anderen Ort , von dem aus das Capitol nicht
sichtbar wäre, und dazu wurde der petilinische Hain vor
der Porta Flumentana ausersehen. Nun ist es allerdings
anfnUlig, dass diese Stelle nothwendig dem Capitole noch nä-
her sein musste, während man einen entfernteren Ort erwar-
ten sollte; man müsste denn annehmen, dass man einen dem
Marsfelde, als dem eigenlUchen Comitienplaize, benachbarten
Ort nothwendig habe wählen müssen. Die Nähe aber des Ca-
pitols kann man zwar mit Bunsen einigermassen als ohne
Einfluss betrachten, aus dem Grunde, weil die Bäume den An-
blick desselben würden entzogen haben ; aliein recht genügen
W8) Liv. VI, 20. in Petelinutn lueum extra portam Flumenta-
natn, unde eonspeettts in Capitolium non fsset, eoncilium popuii in-
äictum est. Dasselbe sa^^t, leider ohne das Tbor za oeiineD, Plat-
arch. Camili. 36. "O ^17 ovfiagovijaae 6 KafnXXog fter^yayev l^w
nvXijV rb BixcLOTi^Qiov tk xo Ilet^AJyov akaor o^tv oix ovto9 tov Ka-
lt iTUtUov xaratpetrovi, o re Suanwv txQ^oaro rj narrjyo^itf. nttl rotg x^i^
vovot na(ft%oiQ'riüiv tf fivij/^V ''**'*' yeyovoTOtv. Der Name des Haias
kömmt niri^end weiter vor. Gaoz verschieden davon ist ofieobiir der
in dem Argeerfragmente bei Varro L. L. V, 8. p. 56. (genannte la-
cos Poetelins; denn er lag ja (innerhalb der Stadt) in der Regio
Esqnilina, deren tun lies Sacrariom ia seiner Nähe war. Demungeach-
tet hat Nardini {Roma ant, II. p. 53. ed. Nibby.) sich einfallen las-
sen, beide za identificiren aod beiLivins zu emendiren : extra por-
iam Nutnenianam, wai selbst in die Ansgaben fibergegaugen ist. Als
ob es in der servischen Mauer eine Nomentana bitte geben kennen,
di« erst dnreh Anrollan entstand , während früher die Via Nomen,
tana von der Colli na aasging. Ueberdiess liegt ja die Nomentan«
am Quirinal. Vgl. Piale, Porte deli Jvent, p. %\ f.
157
will doch auch das nicht. Dazu kömmt, dass die Lesart kei-
nesweges sieber steht; denn bei weitem die meisten Haod-
schriftea und die Ausgraben vor Rhenanus haben FrumentM'
rtam, was nach dem Aventin hinweisen würde. Und da auelr
XXXV, 9. dieselbe Variante wiederkehrt, (bei Varro de
re rnst. III, 2. ist es jedenfalls Schreibfehler) so kann
man wirklich an dem Namen irre werden ; nicht als ob es eine
Flumentana nicht gegeben habe; denn sie wird ja dorch
Inschriften beglaubigt; aber wohl in Bezug auf Li vi us. Da-
gegen scheint eine Nachricht, welche Plutarch von einer
späteren Ueberschwemmang giebt, allerdings anf die gewöhn-
lich angenommene Lage hinzuweisen. Er sagt Otho. 4. K^ti
96 nsQl TÖv GvjiißQiv Sh otz/inrca/ia inoiovvti^ ol noXXol
fkoyß^f^Qov* ^Hv f&lv yctf ä^, fi «pl ^y fniXurra ol nofa^'
fAok nXfj&ovoiV» diX ovnm %oiov%o£ i^q&ij nfifif^ ovif
dnwXioa ToaavTa %ul iiitp&sfgev ^ vn^fxv^'slg xal xaTci*
nXvoag noXv fni^os t^g noXemg' nX€la%09^ ff i¥ i^ ro^
in\ ngäaei dianvaXovat ol%op, mg iuvr^v anoffittv
^fiB^wv av^vwv nuTacysIv» Hat man hier dieselbe Stelle
zu verstehen, welche Livius als vorzugsweise den Ueber-
schwemmungen ausgesetzt nennt , so w;ürde daraus die Lage
des Thors in der Nähe des Forum Olitorium folgen. Denn
wenn es gleich gewiss seheint, dass der Getraidemarkt in älte-
rer Zeit vor der Trigeniina war, so muss doch späterhin eine
Aenderung eingetreten sein. Denn die Porticus Minucia,
welche den Beinamen Frume.ntaria fahrte, wird von der
Notitia in der neunten Hegion (Circus Flaminius) genannt,
und zwar in der Nähe des Forum Olitorium; denn von hier
geht die Beschreibung aus. (Vgl. d. Abschn. vom Mars-
felde.) Daher wird man sich wohl immer am meisten be-
stimmt fühlen, die Flumentana hier anzunehmen; aber doch
auch gestehen, dass eine recht sichere Bürgschaft fehlt.
Porta Trigemiiia.
Gegenüber der nördlichen Ecke des Aventin muss die
Mauer vom Flusse aufsteigend wieder begonnen haben ; denn
158
an dieser Ecke selbst lag eines der sichersten Thore , die viel^
erwähnte Porta Trigemina in der von den alten Salzlagern
Salinae benannten Gegend. Es ergiebt sich diess anf das
Entschiedenste aas der aasdriicklichen Bezeichnung dieser
Stelle als des Punktes, wo die Vertheilung der Aqua Appia be-
gann. Frontin. de aqnaed«5. Ductus eius habet longitu-
dinem a eapite usque ad Salinasj qui locus est ad
portam Trigeminam, passuum JCL C^C und nachher:
Incipit disiribut Appia im o Publicio clivo ad portam
Trigeminam. Dazu Solin. 1, 8. Qui Cacus habitatnt
locum 9 cui Salinae nomen est , übt Trigemina nunc porta.
Daher irren entschieden alle die, welche Mauer und Thor wei-
terhin an den westlichen Abhang des Berges (Seite von Sta.
Sabina) verlegen ^^'). Dazu hat nur die allerdings sehr rich-
tige Annahme Veranlassung gegeben , dass der Pons Sublicios
innerhalb der Stadtmauern gelegen habe ; aber mit ihr verband
sich der falsche Wahn, dass man ihn in den Pfeilerresten un-
weit Sta. Sabina zu erkennen habe. Dorthin aber wird doch
niemandem einfallen, den Clivus Publicius zu legen Und eben
so wenig , dass die appische Wasserleitung um die Ecke des
Berges herum dahin geführt worden sei. Gleichwohl sagt
Frontin ausdrücklich, ihre Vertheilung habe am unteren End-
punkte des Clivus bei der Trigemina begonnen. — Der Name,
welchen die älteren Topographen bis auf Nardini lächerlich ge-
nug von den drei Horatiern herleiten, wird mit Wahrschein-
lichkeit von drei Durchgangsbogen erklärt, welche das Thor,
sieher eines der lebhaftesten, wegen des ausserhalb desselben
gelegenen Emporium, vermuthlich hatte.
Porta Navalis.
Weiterhin am Aventin wird von aUen Topographen (mit
Ausnahme Piale^s, welcher sie jenseit des Flusses verwei-
329) Canioa setzt sie zwischen die Brücke nsd SU. Sabina;
Piale p. 15. weiter hinaas unter S. Alessio ; Nardini gar bei SU.
Maria io Aventino (del Prlorato).
15»
ftet)^'^') die PortaNavalis angenommen. Ihrer gescfaiebC
nnr ein einziges Mal Erwähnung von Paul. Diac. p. 179«
Naoalü porta a meinia navatium dzcta, Ihre Bestimmung
hängt also ganz von der der Schiffswerften ab, und diese wer-
den allgemein mit der grössten Bestimmtheit^^) südlich vom
Arentin in die Ebene des Monte Testaccio gesetzt« Einen Be-
weis dafür findet man nirgends : überall wird diese Lage der
N a V a 1 i a als eine Thatsache vorausgesetzt, gleich als wären
sie noch vorhanden. Und doch fehlt es in den alten Schrift-
stellern durchaus nicht an Nachrichten, welche auf eine ganz
andere Stelle mit Entschiedenheit hinweisen. Dahin gehört zuerst
Liv. HI, 26. Spes unica imperii papuli Romani, L. Quincthu^
irant Tiberwi contra eum ipsum iocum^ übt nunc
navalia suntf quatuor iugerum colebat agrum, quae prata
Quinctia vocantur. Wo nun diese /yrato Quinctia gewesen
seien, sagt uns ausdrücklich Plin. XYIII, 3, 4. Aranti qua-
tuorsua iugera in Vaticano^ quae prata Quinctia appelian"
tUTf Cincinnato tiator attutit dictaturam» Allein die einmal,
wenn auch ganz willluhrlich gefasste Meinung hat mehr ge-
golten, als des Römers bestimmtes Zeugniss, das man auf ver^
schiedene Weise zu beseitigen gesucht hat^^). Und doch
müsste es allein schon entscheidend sein, wenn auch nicht noch
andere Nachrichten es vollkommen bestätigten. Denn wenn
■
Plutarch '^) erzählt, es sei dem jüngeren Cato übel genom-
^VS) Etwas nnterbatb des angebliehen Pons Sublicios tvf der Li-
nie der P. Portaensis. Del secondo reeinto di Roma, p. 17. Den Be-
weis dafar scheint er schuldig geblieben zu sein.
3t) S. De Romae vet. mur. atq, p^rt, p. 95.
32) Der Verständigste ist hier immer noch Nardini (HI. p. 369
Nibby.), der doch wenigstens an den Worten beider Schriftsteller fest-
hält nnd annimmt, die eigentlichen Navalia seien swar am Aventia
geweseo, allein bei Porto di Ripetta ein Hafen für die den Flass her-
abkommenden Schiffe. Aber Navalia bedeutet ja doch nicht einen Ha-
fen, sondern ein Arsenal. Was Bansen (Beiehr. d. St. R. II. A.
S. II.) darüber sagt, ist mir ganz unverständlich« Er verspricht den
Beweis, dass die Navalia am Aventin gewesen; aber er ist nirgend
gegeben worden.
33) C a t. min. 39. Hei^euetd'eU 9i vtus vavolv o»n HXa&e vovt
'Ptofialovt^ aXkk navtes fUr a^ovreg xal is^cZip, näaa ^ 17 ßovl^, nolo
di Tov dijfiev /U^of ian^vr<ov n^^ top nezafie/v , woze T«ff ex'd'as mfi^e^
ri^ai mtoneuqv^a^ »al ^^uifipep fitjdiv Syret ttal fptXovtfii^ ieijrea&at
TW a»üatXow ovrov. KaicQt QiM»a¥ itrüns TOt ifaiv§Ta uiü eäS'aitfff
X60
men worden, dass, als ihm bei seiner Rückkehr ans Cypem
die Magistrate und der Senat bis au das Ufer des Flusses ent^
gegengekommen seien, er nicht ausgestiegen sei und nicht eher
angehalten habe, bis die Schiffe zu den Navalibus gelangt
seien, so ist diess mit der Lage derselben vor der Stadt, un-
terhalb des Aventin ganz unvereinbar. Jedenfalls war man
nach alter Sitte ^^) dem Riickkehrenden bis an die Grenze der
Stadt entgegen gekommen, und wenn man nun auch hier , so-
bald die Navalia ausserhalb dieser Grenze lagen, bis dahin als
dem Landepunkte gegangen wäre, so ist doch ein weiteres
Entgegengehen von Seiten der Behörden ganz undenkbar.
Warteten diese aber an den Navalibus, wie war es möglich,
dass Cato an ihn^en vorbei nach denselben fuhr? Noch mehr:
es wird ausdrücklich das Marsfeld als der Ort bezeichnet, wo-
hin die kriegsgefangenen Schiffe gebracht wurden. Liv. XLV,
42. Notes regiae (Persei) captae de Macedonibus invsüatae
ante magnitudtuü inCampo Martio subductae sunt End-
lich giebt völlige Gewissheit Procop. Bell. Goth. IV, 22.
i%i piivxoi Saa fivrjf*€ia tov yivovs iXiXstnvo eV/, iv tolg
«ai 17 §favg tov jiirsiov %oi %^s nokewg oi%ta^ov «ai %i£
vodts usltai, &€a/ia naffTe).ms ämoTov. vemaomov ydq
noifjaa^e^fOi iv ft^<fj! ^^ ttoAci nagd %7jv %ov
Tißifidog ox^V^i ivTavd^ii TS aviijy itaTa&e^uvoif
ii ineipov tr^^votv. Man wende nicht ein, dass rfcJaoixof
nur ein einzelnes Schiffshaus bedeute , für navalia nmaotxoi
stehen raüsste. Ich will nicht dai'auf eiugehen , ob auch der
Singular theils durch die Analogie von vetigia und ve^QtoVj
theils durch ähnliche Stellen sich recbtferligen lasse : es be-
darf dessen gar nicht : auch der einzelne y^oSootxoc würde ein
schlagender Beweis für die Navalia an dieser Stelle sein.
OToXov tte ro vt cvq lov,
%iA) Plotarch. Fab. 18. MilutTa ^ av nc ^ycurar^ ro tfgoiijua
ftmX ri^v irQ^oxrjra rt/S TToitioey ore rot' vTrarov Ba^iopoS ano z^g <pv»
y^g (aach der Schlackt bei Canoae) tnayiovrogy v*g av r^g aXoxwta vuU
astoTfioxBTa nen^x^^ inavioif Tonsuov xai xartftpovg^ ämiKit^otv avtqf
nsal väs UV lag ^ r« fiooX^ uai so ni^&ag airav wmai6(ikvin.
161
Denn ich frage, woher dieses Scliiff, an das sich die Sage von
Aeneasknüpfte^nnd mit ihm dieser vtmaoiuos stammte? Wurde
es vielleicht in Folge alter Tradition aus früher Zeit her von
Staatswegen dort aufbewahrt? Wie wäre es dann, nicht wahr-
scheinlich, sondern möglich , dass seiner nie und nirgend ge-
dacht wird, dass Dionysius, der mit wahrer Aengstlichkeit
alle Punkte aufsucht , an die sich nur nirgend der Name Ae*
neas knüpft, es mit keinem Worte erwähnt; wie hätte Pli<»
nius sich nicht veranlasst sehen mögen, seiner au gedenken!
Vielmehr ist es offenbar , dass dieses Schiff, welches Procop
noch sah, ein Rest aus jener glorreichen Zeit war, wo die vom
Feinde erbeuteten Schiffe zum Theile als Spolien in dem Staats-
arsenale aufgestellt wurden. So sagt Liv. VIII, 14. Navet
Antiathim partim in navaüa Romae sybductae^ partim in*
cmsae. Als die Römer zur Zeil der Weltherrschaft Flotten
auf anderen gelegeneren Punkten erbaueten, hörte jedenfalls
Rom auf ein eigentliches Arsenal zu haben, aber die alten Zeu*
gen früherer Grossthaten blieben dort. Ob in Procopius Zeit
noch mehrere vorhanden waren , geht aus seinen Worten in
keiner Weise hervor ; aber das angebliche Schiff des Aeneas
konnte nur daher stammen. Denn wenn es eine Gewissheit
ist, dass im ersten Jahrhunderte man nichts von einem solchen
Schiffe wusste , so ist ein späteres Entstehen der Sage ohne
materiellen Grand, d. h. ohne Vorh«indensein eines Schiffs,
von dem man so etwas fabeln konnte, eine Unmöglichkeit.
Man konnte ja doch in solcher Zeit nicht irgend ein Schiff brin-
gen und sagen, es sei das Schiff des Aeneas 5 und wenn das
Begehen einer solchen Lächerlichkeit denkbar wäre, so wird
man doch nicht annehmen wollen, es sei publice ein vewaoiKos
dafür erbauet und far sorgfaltige Aufbewahrung gesorgt wor-
den. Wohl aber ist es leicht begreiflich, wie spätere Unwis-
senheit und Fabelsucht einem aus alter Zeit vorhandenen Schiffe
eine solche Bedeutung andichten konnte, wozu das mittelalter-
liche wie das heutige Rom zahlreiche Gegenstücke aufzuweisen
hat. Uebrigens erscheint das von Procopius beschriebene Schiff
fast als ein Modell oder wenigstens als Curiosität ; wo aber als
im Arsenale wird man diese suchen wollen. — Nimmt man
11
162
nun hinzu, dass Livius die macedoniscben Schiffe im Mars-
feide ans Land bringen lässt; dass nachPlutarch dato an
den Behörden vorüber in die Navalia fährt; dass Plinius die
Prata Quinctia an dem Vatican^^^) und Livius dieselben den
Navalibns gegenüber gelegen nennt, so gehört in der That ei-
nige Hartnäckigkeit dazu, um auf dem Zweifel zu beharren«
Fragt ma6 nun aber dagegen , aus welchen Gründen die Na-
valia an den Aventin gesetzt werden, so ist auch nicht ein ein-
ziger dafür angegeben worden, ausgenommen dass Donati
meint — und so haben vielleicht auch Andere gedacht — es
hätten ja der Brücken wegen Schiffe mit hohen Masten und
Segeln nicht weiter den Strom hinauffahren können. Dabei
bat man indessen nicht daran gedacht, dass die Mäste der rö-
mischen Schiffe (wie von Ody^sseus her üblich war) niederge-
legt werden konnten '<^), und wenn Livius ausdrücklich sagt,
dass ,, Schiffe von ungewöhnlicher Grösse^ ^ in das Marsfeld ge-
führt worden, so wird man wohl zugeben müssen^ dass auch
^e gewöhnlichen Schiffe der Römer trotz aller Brücken dahin
gelangen konnten ^^). Uebrigens muss mau nicht vergessen,
dass die Navalia jedenfalls vorhanden waren^ ehe es eine an*
dere Brücke gab, als den Pons Sublicius, der seiner Con-
atruction nach sehr weite Joche haben konnte. — Demnach
wird man die nur von Paulus Diaconus erwähnte Porta Na-
valis aus der Reihe der Stadtthore auszustreichen haben ; die
genauere Bestimmung der Navalia s* im Abschn. vom Mars-
felde.
235) Es ht schon von älteren Topomphen s«It«D<i S®™*^^t wor-
den, dass noch immer die Flache vom Grabmale Hadrians bis Ponte
nolle (Milvtns) i prati ipenannt wird. Möglich ist ein Zasammenbany
mit den pratis Qainctiis, doch muss von dergleichen Assonanzen ein
sehr behatsamer Gebrauch gemacht werden. Bei Procop heisst dieser
Striob NiifwvQt nedla : das sind jnuita Neronis.
36) S. z. B. Cic. Verr. V, 34. Princeps Cleomenes in quadri^
remi Centuripina mal um erigi^ velafteri, praeeidi ancoras im-
peravii,
37) Dien j 8. IX, 68. sagt vom Tiberis, der der Stadt als Mauer
dieee : ov r^ pir ev^ot cer» Tevriffivp nXi'&^etr piltatet' ro 9i ßa&ot
•/of ra ravo) iilua^a* piyiiMis^
163
Mauer und Thore am
Btinueia? Naevia. Raudusculana. Lavernalis^
Ueber keinea Tbeil der semschen Befestigung sind wir
weniger anterrichlet, als über den Gang der Mauer von der
Trigemina bis zu dem Caelius. Dass sie sich auf der Höhe des
Berges bis S. Saba gegenüber hinzog, darüber ist wohl kein
Zweifel ; dagegen entsteht die Frage, ob eben dieser vom ei'*
gentlichen Aventin durch ein Thal getrennte Hügel, auf dessen
zwei Spitzen die Kirchen S. Saba und Sta. Balbina liegen,
zur Stadt gezogen war, oder gar zum Aventin gerechnet
wurde. Letzteres scheint verneint werden zu müssen (s. d.
Abschn. über d. Aventin)^ dagegen scheint die Annahme,
dass die Mauer vom Aventin herab durch die Tiefe fortgeführt
worden sei ^. nicht nur bedenklich, weil sie dann von der so
ausgeschlossenen Höhe bedroht gewesen wäre, sondern es
würden von den drei Thoren, welche auf der Strecke vom
Aventin bis zur Capena am Caelius uns durch Varro gewiss
sind, kaum mehr als zwei Platz finden können. Wenn dem-
nach im Allgemeinen die Topographen sich gegen das Aus-*
schliessen erklären , so sind doch die Meinungen in Hinsicht
der Ausdehnung, in welcher der Hügel zur Stadt gehört habe,
getheilt. Nibby und Canina haben beide die ganze Höhe,
S. Saba sowohl als Sta. Balbina, zur Stadt gezogen , und
so hat es wohl auch Piale gemeint, der nur die Thore anders
bestimmt. Dagegen schliesst Bunsen die Höhe von S. Saba
ans, und zieht die Mauer von der westlichen Ecke der Ther-
mae Antoninianae fast in gerader Linie zum Aventin. Bei
dieser Ansicht bleibt indessen das südliche Ausbiegen der
Mauer unerklärt und scheint nur angenommen zu sein, nm die
Porta Raudusculana unterzubringen ^^^). Müssen wir nun
1^38) Man veryleiehe den kuf Besohr. d. St. R. ^ebSrlcpco nao
der servUchei Stadt. Wen» «s dagegen 8. 637. heisst: „Wen* dem^
Dach die Porta Lavernalis -^ der Tiefe saeäefast an der HlMie Gadliae
laf , 80 haben wir für die BavdaaciilaDa die HShe. von Sta. Balbioa und
rdr die Naevia dat Thal swisebea dieeem Hiigel nad dei« Areatia.'S
eo scheint da« mit dem Plaaa im Widor^nieke xn stebea } denn d«
11-
164
jiucli gestehen , dass unsere Kenntniss in diesem Punkte sehr
unsicher und mangelhaft ist, so scheinen doch die nnzweifel-
bafl hier zu suchenden drei Tbisre für die grössere Ausdehnung
der Mauer und die Einschliessung der Höhe von S. Saba zu
sprechen, wenn man nicht wegen der Richtung, welcher Varro
bei Aufzählung jener Thorc folgt, der Wahrscheinlichkeil ent-
gegen sich der Meinung der italiänischen Topographen an-
schliessen will.
Was nun überhaupt die Thore in diesem Theile der Mauer
anlangt, so lässt sich am eigentlichen Aventin keines mit Si>
cherheit nachweisen, obgleich in keinem Falle bezweifelt wer-
den darf, dass es deren gab , da unter der Höhe Hafen und
Stapelplatz waren und deshalb eben hier der lebendigste Ver-
kehr gedacht werden muss. Auch scheint in der That auf der
Seite am Flusse, bei dem Priorate ein Aufgang gewesen zu
sein, und unbezweifelt ist wenigstens der südliche bei der Ba-
stione di Paolo IH. An die erstere Stelle setzt Nibby die
allerdings sehr problematische Porta Minutia, ein Name
der uns nur durch Paulus Di aconus ^3') bekannt und ron
einem Sacellum oder einer Ära Minuti abgeleitet wird. Ist
nun auch von einem solchen Sacellum nichts bekannt, so bat
ist die Laveroalis bei Sta. Bulbiaa, die Raudusculaoa bei dem west-
licheo Winkel der Thermen verzeichnet. Wo aber nach jenen Wor-
ten die LavernaUs gesucht werden solle , verstehe ich nicht. — Der
Grund aber, weshalb Bansen die Hohe von S. Saba aasschliessen zu
mässea meint, ist daher entlehnt, dass Strabo , wo er die allmählich
dareh die verschiedenen KSnige entstandene BeFestigung würdigt, des
Hügels Dicht cedeokt. Er sa|t V, 3. p. 234. 'jäptos re Ji^agviio^ n^o^
kaßdiV ro KlÜiov oqos nai ro Aßevrlvov OQOt, %aX xo fiera^v rovraar nt-
Siov, St^^ttffUva tuxl Toc an aXXykanf *(ü ano twv ngorixt^xtafiivotv
n^osi'&t^Ktv avayxaivos. Da nun die Höhe von S. Saba nicht unter dem
Aventin mitbegriffen sein könne, so folge, dass sie nicht zur Stadt ge-
zogen worden sei. Allein wenn Ersteres auch richtig ist, so fttigt es
sich doch , ob bei dieser ganz allgemeinen Angabe der Befestigungs-
liaie eine solche Genauigkeit gefordert werden könne, und ob der Hü-
gel von solcher Bedeutung s^Hiieu , um neben dem Aventin besonders
genannt werden zu müssen. Uebrigens würde ja doeh auch nach Ban-
sen ein Theil des Hügels, die nur durch eine geringe Vertiefung von
S. Saba unterschiedeoe Spitze von Sta. Balbina, eingeschlossen gewe*
sen sein, und auch ihrer gedenkt Strabo nicht.
:23y) Paul. Diac. p. 122. Minutia parta Roma« est dicta ab
ara Minuti^ quem deum putabant, und p. 147. Minueia porta appei-
lata e$t eo, quod proxima esset saeello Minutii,
165
man doch nicht mit Unrecht damit verglichen, dasA nach Pli-
nius ^^) einem Praefectos annonae, L. oder F. Minutius
Aogurinus, von dem Volke in dieser Gegend eine Statue ge-
setzt wurde, wegen bewirkter Wohlfeilheit des Getraides.
Bedenkt man nun, wie oft Paulus den Festus ganz unvollstän-
dig und mit groben Missverständnissen excerpirt hat, so wird
man eine Beziehung zwischen jenem Sacellum und der Statue
nicht unmöglich finden, wenn auch die Lage des Thors, ja
selbst, dass es ein Stadtthor gewesen, dadurch keinesweges für
hinreichend begründet gelten kann. Jedenfalls aber bleibt es
zweifelhaft, ob es bei dem Priorate, oder an dem südlichen
Aufgange, wohin gewöhnlich die Navalis gesetzt wird, anzu-
nehmen sein würde.
Ausserdem werden nun von VarroL. L. V, 34. p. 163.
drei Thore genannt, welche auf der Strecke vom Aventin bis
zum Caelius gelegen haben müssen. Leider hat der Text hier
gerade eine bedeutende Lücke und das Verzeichniss der Thore,
das vermuthlich vollständig gegeben war, ist verloren. Nach
Ausfall von zwei Blättern folgen die Worte . . . ligionem Por-
cius designatf guom de Ennio scribens dicit eum coluüse Tu-
tilinae loca. Sequitur Porta Na e via, quod in nemoribtu
240) N. H. XVIII, 3, 4. Minutius AuguHnui, qui Sp. Melium co-
arguerat, farris pretium in trinis nundinis ad aasem redegit unde-
ci/nus plebei tnbunus, qua de causa statua ei extra portam Trige-
minam a populo stipe collata statuta est. Er wird L. Minueius ^e-
aaont von Liv. IV, 8. L. Minueius bove aurato extra portam Tri-
geminam est donatus ne plebe quidem invita, quia frumenium Mae-
lianum assibus in modios aestimatum plebi divisit. , wo von jeber
die Richtigkeit der Worte bove aurato mit Äecht bestritten worden ist.
Dass Minueius Praofectas aanonae war, sagt ders. eap. i%. ZweifeU
haft ist es aber, ob in einer zweiten Stelle PI i nius von demselben
Manne und derselben Auszeichnung spricht. XXXIV, 5, J]., wo von
Ehrensäulen (coLumna Maenia, rostrata u. s. w.) die Rede ist: item
P. Minu4:io praefecio annonae extra portam Trigeminam unciaria
stipe collata. Es scheint nicht notbig, eine Verwechselang der Vor-
namen und der columna mit der statua aaznoehmen; sondern man
möchte glauben, das Verdienst des Ahnherrn habe in der Familie der
Minucier fortgeerbt, worauf die von Fiale, Porte del Aventino.
p. 17. angerührten Münzen der gens Minuoia hinweisen. Und so ist
es auch in keinem Falle znfiUlig, dass die Porti cns Frumenta-
ria, wenn auch nicht vor der Trigemina, ebenfalls von einem Minu'-
cius erbaut wurde. V eil ei. II, 8. V^as übrigens Piale über dieses
Thor schreibt, das enthält mehr als «inen lächerlichen Irrthum.
166
Naeviü. etenim hoH^ nbi ea^ sie dteta^*^). DeindB Porta
Raudnscula ^ quod aerata fuiL — Hint Lävernalis
ab ara Lavtmae , ^iMd ibi ata 9iuB, Es hängt nun Alles
davon ab, wie man sich die Richtung denkt, weicher Varro
bei der Verzeichnung der Thore folgt ; ob man ihn vom Aven*
tin oder vom Caelius ausgehen lässt. Die itatiänischen Toj^
grapben (Nibby, Canina, Piale, und mit ihnen Sach*
s e) nehmen an , er komme von der Porta Capena am Cae-^
litts, so dass diesem Thore am nächsten die Naevia gelegen
habe. Diese Ansicht ist indessen wahrscheinlich irrig ; denn
obgleich der vorhergehende Satz nur ein Fragment ist) so sieht
man doch, dass unmittelbar vorher von einer Stelle des Aven-
tin gesprochen worden war, und dass in Bezug darauf def
Wohnung des Ennius gedacht wti'd, welche auf dem Aventin
war^^). Damit stimmt auch am besten überein, was von des
Valerins Disposition der gegen die Etrusker aufgestellten
fleerbaufen erzählt wird ; wonach der eine an der Cotlina, der
«andere an der Caelimontana , der dritte an der Naevia stand*
l<et«^tere würde nun nach der Annahme der Italiäner der Cae*
limontatia viel zu nahe gewesen sein, während es wahrschein^
lieh ist, dass die Haufen in ziemlich gleicher Entfernung auf^
gestellt waren. Daher scheint Bunsen richtiger anzunehmen,
dass die Naevia dem Aventin, die Lavernalis dem Cae-
lius am nächsten gewesen sei. Am Aventin selbst aber bat
die Naevia nicht gelegen, wie sich mit Gewissheit daraus
ergiebt, dass sie in die XII. Region (Piscina publica) gehörte.
^i\) So scbeiot i^eleseo werden zu niUseo. Spoof^el bat nao^
dem Fior. uod Havo. drackea lassco : Sequitur Porta Naevia quvd in
nettiQribus, {Naeviun etenim hea, ubi ea) sie dicta. Das hat indes-
aea keinen Sinn. Die alten Ausgaben mit der princeps haben NevüM
#der ßfaeviis , und das ist das Richtige. Varro's Aosdnicksweise ist -
es ganz angemessen zu verbindea: Porta Naevia, quod in newtoribuM
Naeviis, etenim sie dicfa looa , ubi ea (porta). Daher ist Spengela
von Müller aufgenommene Coajectur: in nemoribus NaeviiSj Naerii
etenim etc. ganz überflüssig. Die nemora Naevia neaat aacb Fest,
p, 169, Erwähnt wird das Thor aacb von Inl. Obseq. 104.
AT) Hier 0 0. €hron. Ol, 134. t. J. p. 369 Roocalli. Q. Bnnitm
poettt Taronti naseitur^ qui a Catone quaesiore Rommn trtmsUcha
habitavii in tnohte Aventino paroo ädmodum sumtu eomtmtu^ ßt
l^nius anaOfH mini$teri9*
167
DeBn die Basis Capitolina nennt in dieser Region einen
Vieus portae Naeviae, so wie einen zweiten portae
Raudusculanae. Da man nnn noth wendig annehmen mass,
dass durch das Thal zwischen dem Aventin und S. Saba eine
Strasse geführt habe, so ist es sehr wahrscheinlich, dass die
Porta Naeyia hier in der Tiefe lag. Ob dann dieRan-
dasculana^'^3) mitCanina auf die südliche Kante des Hü-
gels (S. Saba gegenüber) und die Lavernalis^) über die
westliche Ecke der Caracalla- Thermen, wo das Znsammen«
treffen mehrerer Strassen jedenfalls einen alten Aufgang an«
zeigt, zu setzen sei, oder ob an letzterem Orte, wie Buns en
glaubt, die Raudnsculana, die Lavernalis hingegen
bei Sta. Balbina war, muss unentschieden bleiben ; doch scheint
die erstere Ansicht natürlicher.
Die Tliore am Caelius.
Capena. Caelimontana. QuerqueltUanal
Der Punkt, wo die von S. Balbina herabsteigende und
das Thal durchschneidende Mauer den Caclius erreichte, lässt
sich mit ziemlicher Genauigkeit aus der Lage der Porta Ca-
pe na nachweisen und auch darüber ist kein Zweifel, dass sie
an der Südseite des Berges auf der Höhe hinzog. Dagegen
lässl sich ihr weiterer Fortgang bis zum Walle zwar nur ver-
mulhungsweise, jedoch mit Wahrscheinlichkeit angeben. Als
feststehend ist anzunehmen, was Piale-*^) und Bunsen gcr
zeigt haben, dass der Lateran und mithin auch die Villa Gin*
stiniani (Massimi), so wie das kleine Tbal, durch welches die
Via Merulana fuhrt, ausserhalb der servischen Befestigungs-
!^43) Das Thor wird nar in BezDg auf den Namen erwlhnt. Fe«
8tus (Paul. Diac.) folgt Varro*s ErkläniDu^. Anders Valer. Max.
V, 6, 3.
44) Aach die Lavernalis wird nur noch von PanI Diac. p. It7.
Laverniones, i^euanot.
45) Delle parle meridionali etc. Rom. 1634. (18!23) p. 5. Bub-
sen, Beschr, i. S. 637. 111. A. p. 477 ff. Anders, aber gewiss irrig,
nrtheilt Caoina, Indiea», tapogr, p. IS. S. den ▲baehii. über den
C a e li u s.
168
linie liegen. Dann leuchtet es ein, dass die Mauer in der Nähe
des Ospedale di S. Giovanni und bei SS. Pietro e Marcelliuo
vorbei am westlichen Rande jener nicht bedeutenden Vertie-
fung hin nach dem südlichen Endpunkte des Walles lief, und
dieser Linie entspricht auch die wahrscheinliche Lage des
Thors , welches allein mit Sicherheit auf dieser Strecke an-
genommen werden kann.
Was nun zunächst die PortaCapena, eines der be-
rühmtesten Hauptthore anlangt, so ist es schon an sich ein-
leuchtend , dass sie nicht auf der Höhe des Caelius , sondern
am Fusse desselben liegen musste , da sie die Hauptverbin-
dung mit den Thälern zwischen Aventin, Palatin und Caelius
machte. Es ergiebt sich aber die Gewissheit der tieferen
Lage daraus, dass über sie, wo nicht die Aqua Appia, doch
eine Abtheilung der Marcia, der Bivus Herculaneus , geleitet
war, von dem ausdrücklich gesagt wird, dass er als tiefer
geführt dem Caelius selbst nichts abgab ^*^), Für die ge-
nauere Bestimmung aber der Stelle , wo das Thor stand , ist
erstlich von grosser Wichtigkeit die Thatsache, dass nahe an
der Stadt sich dieViaLatina von der Appia, welche von
der Porta Capena auslief, trennte '^^). Dieser Trennungspunkt
ist nun noch heute zuverlässig ohne Veränderung derselbe,
zwischen SS. Nereo e AchiUeo und S. Cesareo, wo die La-
tina, die Appia rechts lassend, auf die Porta Latina der au^
relianischen Mauer zuläuft. Das Thor lag also nothwendig
noch weiter nach innen als die erstere Kirche und noch ge-
246) FroDtia. de aquaed. 19. Marcia autem partem sui post
hortos Pallantianos in rioum, gut vocatur Herculaneus , deiicit: i$
per Coelium ductus, ipsius montis usihu* nihil, nt injerior , submi-
nittrans ßnitur 9upra portam Capenam. Daraaf bezieht sich II a r -
tial. UI, 47.
Capena grandi porta qua pluit gutta»
und iQvenai. 3, II.
Suhstitit ad veteres areus madidamque Capenam,
wozu der Scholiast sa^t: quia supra eam aquae ductus est, quem
nunc appellant arcum stil lantem, Primum enim usque ibidem
fuerunt portae, quae (qua?) ^orfa Capena vocabatur. In seiner Zeit
la; freilich die Capena im Innern der Stadt.
47) Strabo V, 3. p- W7. "ji^xerat 8k (ij Aarit^) anb r^^'jinw
169
naiier ergiebt sich die Stelle durch die Auffindung der ersten
Meilensäule der Via Appia«*»), in der ersten Vigna rechts
vor Porta S. Sebastiane (Vigna Nari). Misst man die Ent-
fernung von dieser Stelle, so erhält man für die Porta Ca-
pe na einen Punkt unter Villa Mattei, etwa Sta. Balbina ge-
genüber.
Unzweifelhaft ist es, dass etwas weiter östlich, wo man
Villa Mattei links lassend zwischen S. Stefano rotondo und
Sta. Maria in Domnica (della navicella) zur Höhe aufsteigt,
sich ebenfalls ein altes Thor befunden haben wird, wie denn
auch in der aurelianischen Mauer ihm die Metronia entspro-
chen zu haben scheint; allein seihen Namen kennen wir
nicht; denn der von Nibby und Piale darauf bezogene,
Porta Ferentina, ist nur entweder aus einer falschen
Lesart oder Missverständniss hervorgegangen^'). Demnach
ist das nächste bekannte Thor die Porta Caelimontana.
Wenn auf der einen Seite die östliche Lage des Thors sich
aus der oben aus Livius (II, IL) angeführten Stelle un-
zweideutig ergiebt, auf der anderen gewiss scheint, dass der
Lateran ausserhalb der servischen Mauer zu denken ist, so
giebt die Richtung der Via di SS. Quatro coronati, welche
sich als die alte Caput Africae genannte Strasse erwei-
set, sehr bestimmt die Lage der Caelimontana bei dem
Ospedale di S. Giovanni an. Vgl. den Abschn. über den
Caelius. Von da durchschnitt die Mauer das Thal, wel-
ches den Caelius vom Esquilin trennt und in dieser nach dem
Colosseum hin führenden Tiefe wird von allen neueren Topo-
graphen in der Nähe der Kirche SS. Pietro e Marcellino die
einige Male ohne nähere Bestimmung genannte Porta Quer-
quetulana oder Querquetularia angenommene^), Dass
?i8) Jetzt an der Balustrade des Anfj^ang^s zum Capitolplatze auf-
gestellt.
49) S. was unten über die zweifelhaften Namen gesa^^t wird.
Dass der Name untergegangen, kann nicht befremden, da es kein
llanptthor sein konnte, sondern nur eine Verbindungsstrasse aus ihm
fahrte.
50) Plin. XVI, 10, 15. Silvarum eerte duHnguehatur intigni-
kus (Roma). Fagutali love eiiam nunc^ übt lucus fageus ßiit; porta
170
wenn ein Thor diesen Namen führte, es am Caelius m sncfaea
sei, ist darum wahrscheinlich, -weil der Berg selbst in alter
Zeit Querquetulanus geheissen haben soll, und in diese
dem Esquilin benachbarte Gegend weiset allerdings hin, was
Yarro L. L. V, 8. p. 34. sagt: Secundae regionü Ewqui*
liae, aln has scripsere ab excubüs regts dictas; alü ab eo,
qtiod excultae a rege Tullio esseni. Hute oHgini magis con-
cinunt hca vieini (?), quod ibi iucus FacuUth's et Lamm
Querquetulanum sacellum et lucuß Meßtis et lunanfs
laicinae etc. Yarro meint nämlich, Servias Tallios habe zu-
erst den früher mit Wald bewachsenen Hügel bebaut ; daher
stammten noch die vielen benachbarten Haine. Will man nun
das Sacellum Larum Querquetulanum und das Querquetum
der Querqttetulanae virae bei Fes tu s mit dem Namen des
Caelius, Mons Querquetulanui^ combiniren, so muss man al-
lerdings an den dem Esquilin zugewandten Abhang denken.
Allein die Existenz einer besonderen Porta Querquetu-
lana ergebt sich daraus mit Gewissheit keinesweges. Denn
auch die Caelimontana liegt ja ganz nahe dem Abhänge,
von dessen Eichenwaldung man den Namen herleitet und wenn
der Caelius selbst Querquetulanus hiess, so ist es ja doch das
Natürlichste, dass auch das nach ihm benannte Thor in alter
Zeit statt Caelimontana Querquetulana genannt wurde.
Will man aber geltend machen, dass eine Yerbindung nach
aussen durch das Thal doch am nächsten gelegen habe, so lässt
sich entgegnen, dass sie eben entbehrlich war, wenn Wald
den Ausgang des Thals lullte. So viel wird man daher zuge-
stehen müssen, dass die Existenz einer PortaQuerquetu-
lana bei SS. Pietro e Marcellino keinesweges eine Gewiss-
heitist; denn dass es noch in PI in ins Zeit ein Thor dieses
Namens gegeben habe, geht aus seinen Worten durchaus nicht
hervor, und selbst wenn das etiam nunc darauf bezogen werden
müsste, wäre dadurch die Yerschiedeuheit von der Caelimou-
Querquetulana etc. Fest. 26 1 . Querquetulanae virae puiantur
Mign\ficari nymphae praetidentet querqueto virescenti , quod gemue
liivae indieaut fuüss mira partam^ quae ab eo dieta sii Querque-
tuiaria.
171
tana nkhl erwiesen. Werden ja doch auch von anderen Tho»
ren, wie der CoUina, noch andere, aber auch nur alte nnge»
bräuchliche Namen angeführt.
Der Wall und seine Thore.
Esquilina. Fhninalis. Colt f na.
Der nnbeachiilzteste und künstlicher Befestigung bedürf-
tigste Tbeil der Stadt war die östliche Seite, wo die vereinig-
ten Rücken des Esquilin, Yiminal und Quirinal allmählich in
die Ebene ablaufen. Als daher Servius den Esquilin und Yi-
minal zur Stadt zog, suchte er diese schwächste Seite durch
eines der giössten noch in später Zeit bewunderten Werke zu
sichern. Ihm wird dieses Werk von den Geschichtschreibern
(s. S. 127.) so einstimmig zugeschrieben, dass wenn Plinius
N. H. HI, 5, 9. sagt: Claudiiur ab griente aggere Tar-
guinii Superbiy tnter prima opere mirabili*, man zwei-
felhall wird, ob Tarquinius erst den Bau beendigte , oder ob
die gegen Gabii gerichtete verstärkte Befestigung Veranlassung
geworden, dass das ganze Werk ihm zugeschrieben wurde ^*^).
Die Ausdehnung des 50Fttss breiten Walls, der eine mit Thür-
men versehene Mauer trug und unter sich einen über 100 Fuss
breiten und 30 Fuss tiefen Graben hatte, wird uus nur durch
die an den Endpunkten gelegenen Thore, Esquilina und
Colli na, bezeichnet, die von einander sechs oder sieben Sta-
dien entfernt angegeben werden ^^). Die Zerstörung der Zeit
!t5l) Diofl^s. IV, 54. «al r^g TtoltnH t« ngot tovc Feißiovg (f>4^
QOircft Tov ntQißoXov dia noXvxitoiag i^utfvQov, ratf^ov opv^auivoQ £v«
Qvri^av Hai reixog ävsysi^as v^fnjXoviQov , xal nv^ots StaXafiiov to ;fah»
^ioy irvtcvoriootQ. Was seit MftHiaei besonders Nardini aod Veonti von
einem doppelten Walle und einer Porta inter ärgeres getriLamt
haben, bedarf nach dem von Nibby, Mura äi Romm. p. \2\ f. p. 217.,
von Piale, Delie porte — nella parte Orientale di Roma, p. 7 ff*
nod Sachse, Gesch. d. St. Rom, I. S. 17t. dagegen Bemerkten kei-
ner Beräcksiphtigung mehr. Vgl. Niebahr, Rom, Geseh. 1. S. 436.
(3. Ausg.).
52) Dionys. IX, 68. «V Si xtaglov^ o r^e noXeotg iittfiaxi&ratov
tOTi¥ , ano T(3v 'JSottvXirwr %akov fiivwv ^vkwv fiix^*^ vwv
Kokklvenf, %ti(^onov^ttttg lavlv oj^qov, reupffog re ^or^ o(»fi»(»vjcra* 9r(»o
a«rov, itk&tog^ 17 fl(fetx^ncr^, pulCiav enat^r noSwr, kcU ßet&og iovlv av»
TV9 T^^OMowimow tit^og d* vne^etpioTtfne rijg rwp^ov ^»futr* 9vve%e^
172
hat auch dieses gewaltige Werk grösstentheils verschwinden
lassen; doch sind noch sehr deutlich erkennbare Reste beson-
ders in der Nähe der Thermen Diocletians und Villa Negroni
vorhanden **^).
Hinsichtlich der auf dieser Linie gelegenen Thore haben
i%ir grössere Gewissheit als auf irgend einer anderen Strecke,
und zwei derselben gehören zu den wichtigsten und bekannte-
sten des alten Rom, die fisquilina und die Collina. £r-
stere, dem Caelius zunächst gelegen, lässt sich mit Sicherheit
bestimmen. Wir wissen durch Strabo, dass aus ihr die Via
Praenestina und die Labicana ausgingen und daraus
folgt nothwendig, dass das Thor in der Nähe von S. Giuliano,
oder S. Vito , wo der Arcus Gallieni, oder doch entschieden
zwischen Sta. Maria Maggiore und den sogen. Trofei di Mario
liegen musste. Allein die gewissere Begründung dieser Be-
stimmung lässt sich nicht von der weit schwierigeren Erörte-
rung der Thore, welche der Esquilina in der aurelianischen
Mauer entsprachen, trennen und kann daher erst weiterhin
gegeben werden. — Für die Steile der Collina giebt ent-
schiedene Gewissheit, dass aus ihr, wie noch überdiess aus-
drücklich Strabo ^-^) berichtet, zwei Strassen Salaria und
Nomentana führten. Sie muss also über dem nördlichen
Winkel der Diocletians-Thermen an dem Vereinigungspunkte
der beiden Strassen (Via di Porta Salara und Via di Porta Pia)
fievov ivSod'ev vxfjtjXd^ %al irXaTtt, otov firjre xgioiS Maraanad^vai, jWjJre
vTTOQVTTOfiivojv Tuiv <&tfiikivji^ OLvaTQaTtijvai, TOüvo xb xwqiov Itit a fniv
ioTi fiakiaxa *7ri fiTJxog axaS lotv , irevTTjxovra St noSmv t6 nki"
TOS. Damit verg^leicbe man Strabo V, 3. p. 234. der, uachdem er
vuu der uozureicheaden Befesti^ug durch die früheren Köniffe f^e-
sprochen bat, fortfährt: "HXsy^e Se ^e^ovioe t^v ixXtitpiv avs7riij(fuiae
yüt(f nQosd'sls %6v ze ^HanvkXvov kotpov xoU rbv Ooi'fA,ivd}^iov' Mal xavta
o* tvitpoSa xois i^ay&iv iaxr Sione^ xcupQov ^a&eiav o^v^avres CiV x6
fitos iSiiavxo xfjv yffV, xtü i^ixeivav oaov iiaaxaüiov %uifia tnl
xij trxbs 6q>(^v& xijs xwf(iOv %al tnißakov xti%oi mal Ttv^yovs an 6 xiji
KokXlvrj9 vvXys fiixQ*' '^V^ *IIaxvXlvag.
253) Genauere Angaben darüber s. bei Bnnsen, Beschr. d, Si»
R, I. S. 640 ff.
5i) Strab. V, 3. p. 228. ^ox^wtoi Se Si' ayxwv {SSaßlvtov) ^
Tt JSaMLffla 6S6s ov nolXrj ovaa, tle rjv uai 17 Nutfievtav^ avfntijixBi naxa
"IjQffXov xf/g JSaßiinjg nu/mrjv vntQ xov l'ißiQ^ojg xsifidyyv, vni(f x^s avx^g
nv^g iifxofUvtj x^g KoAXivtjg,
173
etwa da, wo der Anfang der Via del Maecao, gestanden ha*
ben. Sie soll auch Agonensis und, wie es scheint, auch
Quirinalis genannt worden sein^^^). — Ausser diesen bei-*
den die Grenzen des Walls bezeichnenden Thoren wird noch ein
drittes in der Mitte des Walls, an dem Viminal gelegenes ge-
nannt, die Porta Viminalis. Strabo sagt a. a. 0. ans-*
drücklich: vno /tiio^ ih tw yw/tiaTi vqIttj' ioTl nvk^
ofMwwfiOS TAI OvipivaXm X6(pm. Sie wird ausserdem nur
.noch von zwei Schriftstellern erwähnt'^); allein auch ihre
Stelle lässt sich mit vieler Sicherheit angeben. Sie ist bezeich-
net durch eine an der rechten Seite der Diocletians- Thermen
vorbei gerade auf den Wall zu führende alte Strasse , welche
verlängert auf das verschlossene Thor in der aurelianischen
Mauer zulänfty das unstreitig der Viminalis entsprach. Wenn
man daher vom Ende der Via di Strozzi an der südlichen Ecke
der Thermen eine gerade Linie nach der Porta chiusa an den
Castris Praetoriis zieht, so trifft dieselbe (in Villa Negroni)
auf die Stelle des Walls, wo die Viminalis stand und wo'
noch der Einschnitt bemerklich ist. Genau in der Mitte des
Walls liegt nun freilich dieser Punkt nicht ; denn der südliche
Theil, der in der Nähe der Esquilina, etwa hinter S. Antonio
Abbate, endigt, ist um ein Beträchtliches länger, aber so ge-
nau sind auch Strabo's Worte vno /tiiaia t£ j[ißfAaTi nicht
zu nehmen.
Je entschiedener sich nun aber aus Strabo's Beschreibung
ergiebt , was auch Nibby geltend gemacht hat und jedermann
leicht einsieht, dass am Walle mehr als drei Thore durchaus
255) Paul. Diac. p. 10. (Af^oniam) hinc Romae motu Quirina-
lis j4gonut et Collina porta Agonensis, p. 255. Quirinalis
porta diclo sive quod ea in collem Quirinalem itur, seu quod pro-
xime eäm est Quirini sacellum, P i a l e , del seeondo recinto di R^ma.
p. 12. und delle porte settentrionali. p. 12. hat sich durch ielttere
Stelle veranlasst gesehen , ein von Nama herrührendes Thor dieses
Namens , sndiich am Quirinal anzunehmen. S. daröbef den Abschn.
aber den Quirinal.
56) Fest. p. 376. Fiminalis et porta et eollis appellantur,
quod ibi viminum fuisse videtur silva, ubi est et ara Jovi Fiminio
consecrata. Vgl. Paul. Diac. p. 163. Frontin. de aquaed. 19.
(luUa, Tepnla, Marcia) Quae ad libram eollis Fiminalis eoniunetim
infra terram euntes ad Fiminalem usque portam deveniunt
174
nicht lagen, um so mehr muss man sich wundein, dass manche
Topographen gerade hier eine un^attbliche Zahl von Thoren
haben annehmen können. Denn um derer nicht zu gedenken,
welche anf dieser Seite noch eine rein erdichtete Porta in-
ter aggeres, eine Gabiusa oder auch Sabiusa suchten,
hat doch auch Pia le nicht Anstand genommen, auf der kur*
Ken Slreoke des Walls neben den drei Thoren Strabo^s noch
drei andere, Metia, Collatina undCatularia Platz fin-
den zu lassen ^^7). Alle diese Namen, in wie fern sie servi-
sehe Thore bezeichnen sollen, beruhen auf falscher Lesart
oder Missverständnissen und werden gleich näher geprtifl
werden.
Falsche oder zweifelhafte Namen*
An der Verwirrung, welche in diesem, die Thore betref-
fenden Theile der römischen Topographie bis auf die neueste
Zeit geherrscht hat, so dass jeder Plan verschiedene Thore
und die gemeinschaftlichen oft an verschiedenen Stellen zeigt,
hat nicht geringen Antheil der sorglose Glaube, dass alles,
was von alten Schriftstellern mit dem Namen porfa belegt
wird, ein wirkliches Stadtthor gewesen sein müsse. Dane-
ben bat man auch wenig beachtet, wiewohl die verschiedenen
Benennungen der CoUina darauf hinweisen konnten, dass ja
ein und dasselbe Thor ausser seinem ursprünglichen Namen
im gemeinen Leben noch einen zweiten haben konnte ; dass
auch vielleicht Namen veralteten und neue dafür aufkamen,
die nun neben den früheren zweideutig dastehen. Dadurch hat
sich die ohnehin nicht geringe Zahl der servischen Thore be-
deutend vermehrt, während doch eine Vergleichung mit den
wenigen Ausgängen der um so vieles erweiterten Stadt Au-
257) Delle porle del recinto di Servio Tullio nella parte orten*
tale di Roma. etc. Rom. 1833. (1820) p. 15 ff. Was er zur £o^
sehaldi^og anrährt: dass bei den Römera maiLehc Thore ausdrücklich
%a. goUesdieostUcbea HaodlnDgea bestimmt gewesen seien, oder doch
davon' ihren Namen erhalten hätten, enthält eine Lächerlichkeit. Min
gen an manchen Thoren gewisse Sacra gehaftet haben ; aber van wird
doch nicht Thore gebaut haben, am daran sa opfern 1
175
relians gegen eine so angemessene FVeigebigkeit hätte be*
denklich machen sollen. Vergleicht mau die Haoptstrassen,
welche von Rom aasgingen, so findet man in älterer Zeit nar
etwa 9 oder 10, and für diese genügten, 'da aus der Capena,
Esqoilina and Collina mehrere Strassen (7) führten , 5 oder
höchstens 6 Thore vollkommen. Alle übrigen konnten also nur fiir
Communicationswege bestimmt sein , und wenn nun auch die
Beschaffenheit des römischen Bodens eine ungewöhnliche Ver-
mehrung derselben nöthig machte, so ist doch eine ZaU von
19, wie Bansen, oder gar 23, wieNibby undPiale, je-
der in anderer Weise, annehmen, für eine 5 bis 6 Millia pas-
suum im Umfang haltende Mauer allen Glauben übersteigend.-—
Dass aber der Name porta nicht immer von einem Stadtthore
verstanden werden müsse ^^^), das beweisen zahhreiche Bei-
spiele, wo andere Durchgangs- oder Eingangs-Bogen eben so
benannt wurden. Das gilt z. B. von der bekannten Porta
Stercoraria ^^) am Clivus Capitolinus; der Libitinen-
sis im Amphitheater^^); femer gehört dahin die Fene-
Stella®^), bei der man unbegreiflicherweise auch an ein Stadt-
25S) Serv. z. Aen. I, 87. sagt: Omnis exihu vel introitus porta
dicitur, quasi qua potest vel importari, vel exportari aliquid.
59) Fest. p. 344. StercuM em aede Fettae XFH KaL lul. de-
fertur in angipartum medium fere clivi Capitolini , qui locus elat^
ditur porta Stercoraria. Vgl. Varro L. L. VI, 4. p. 313.
60) Das« es im Anphitheater ein Thor gab, welches Porta Li-
bitioeosis geoaaot wurde, bat schon Lipsivs, Saturn-. II, 22.
gezeigt. Es ergiebt sieh mit Gewissheit ans der Vergieichuag des von
Dio Cass. LXXlI, 31. berichteten Anzeichens vom baldigen Tode des
Commodus. on «v r^ raiavTeti^ Vl*^9^ (der vierzehatKgigen Spiele) xo
it^avos avTOv nttxa rag nvlas, »a^ Hg o£ TtXivrwvteg tHtpi^ovra*, *£«-
KOfiia&tf, mitLamprid. €ommod. 16. Galea cius bis per porlam
Libitinensem data est. Vgl. Quint. Docl. 9, 6. Plin. XXXVII,
3, II. Wenn dagegen XXXVI, 5. n. 36. apud Cireum eundem ad
Labioanam portam eunti. von Nibby das aasinnige Labicanam por-
tarn ia Libilinae verwandelt wird, so ist dagegen zu erinnern, dasa
es im Gircns (aoch B n d s e n III. A. S. 635. irrt darin) schwerlieh ei»
solches Thor gab. Vielmehr sind die Worte ad Lab. — euuti mit
Recht gestrichen worden.
61) Der Name wird von den Alten ans der Sage von den gehei*
men Zusammenkünften der Fortuna mit Serviua TuIUqs hergeleitet.
Ovid. Fast. VI, 569.
Jrsit enim. magno eorrepta -eupidine rogis^
Caeeaquo in hoe uno non fuit iila viro t
Nocte domum parva solita est intrare fenestrap
Und§ Fenestellae nomina porta tmaL
- — 176
thor oder Pförtcheii gedacht hat; dahin eben die Triumpha-
lis und die lanualis; die vom Volke mit falschem Namen
genannte Porta Rom an a (s. S. 115.) bei den Gräbern der
Cincier, und gewiss noch mancher Bogen ,2.6. von Wasser-
leitungen^ der über einer Strasse stand ^^^), Auch von den
auf unserem Plane angegebenen 17 Thoren bleiben mehrere
zweifelhaft und es lässt sich die Zahl bis auf 14 oder 15 ver-
ringern ; indessen lässt sich daraus, dass Yarro auf der nicht
bedeutenden Strecke vom Aventin zum Caelius drei Thore an-
fuhrt, allerdings schliessen, dass die servische Mauer ausser
den Hauptthoren nicht wenige andere Ausgänge hatte, wel-
che man griechisch eher mit dem Namen nvXls ^Is nvXfj
nennen würde.
Die fünf Thore aber, welche ausser den schon genann-
ten von Piale und zum Theile auch Nibby noch zwischen der
Capena und Collina angenommen werden, verdanken ihr Da-
sein entweder falschen Lesarten, oder einem Missversländ-
nisse, oder es fehlt endlich so gänzlich an jeder näheren An-
deutung über sie, dass man sich jeder Meinung enthalten
muss. Der erste Fall gilt von der Porta Ferentina, wel-
Mao sieht schon hieraus, dass von nichts weniger als von einem Thore,
auch nicht von dem Tempel der Göttin (Merk. p. CLIII.), sondern
von der Wohnnng des Königs- die Rede ist. Aber weitere Auslcnnft
giebt Platarch. de fort. Rom. 10. wäre xal aweivat 8oxHv avrt^
Tijv J'ujmv Sm Tivo^ S'v(ftSo€ xarotfiaivovaav ig t6 Sütfidriov, o vvv
0eveoT4ÄXav rrvXyjV naXovoiv, und Qnaest. Rom. 36. Jia tL nvXi^v
lilav '&vQiSa xaXova& (r^v yäg tpatviargav tovto aiifjtaivtiv)^ xal jra^* au-
Demangeachtet
dem Navalia, delle porte Navale e Finestrale etc. Rom. 1833. (1830.),
die Fenestella zu einem Stadtthore in der jenseitigen Mauer, der Car-
mentalis gegeuiiber, gemacht.
U%) So ist wahrscheinlich eben die Porta Romana •.,«** e»
epUtylio deßuit aqua'* zu erklären und eben so Marti al. IV, 18.
Qua vicina pluit f'ipianU porta eoiumnu.
Bekanntlich wurde, wo Wasserleitungen über Hauptstrassen ^'"Sen, der
Bogen ansehnlicher erbaut und erhielt gewöhnlich eine ln»ch"»l;, Der
Art sind Porta Maggiore, der Arcus Dolabellae a. s. w. vgl. Fiale,
Delie porte meridionali. p. 5-
177
che Nibby und Piale an den schon oben besprochenen Aiif-
gSLüg zum Caelius (nach Sta. Maria della Navicella) setzen.
Der Name findet sich bei Plutarch, welcher eraählt, wl«
Romulus nach der Ermordung des Talius wegen der verhee-
renden Pest, welche Rom und Latium betraf, und anderer Zei-
chen des göttlichen Zorns die Städte (Rom und Laurentum)
sühnte. Rom. 24. xal ua&aQ/uotg 6 'Pta/iivXos tjyvioe rri«:
noAeiSß ovg in vvv Iotoqovüiv in\ v^s ^bqbvtiv^q
nvXfjg avvT€Xcta&ai. Man kann es nun fast zu den Un-
möglichkeiten rechnen, dass ein Sühnopfer, welches dem neu
entstandenen Rom und einer altlatinischen Stadt galt, an ei-
nem Thore zu Rom gebracht worden sein sollte ; und wo hatte^'
die Stadt des Romulus eine Porta Ferentina? Noch wenijjcr^
Sinn aber würde es haben, wenn man annehmen Mollte, das^
Opfer sei erst nachher an dieses Thor verlegt worden. Da- *
gegen ist es bekannt, dass die Zusanimenkünile der latinischen
Städte, die auch von Rom beschickt wurden, an einem gemein-
schafUichen Heiligthume, wohl in der Nähe des Albanersees,
im lucus Ferentinae (Liv. I, 50. 52. VII, 25.) oder ad Ca-
put aquae Ferentinae (Liv. I, 51.) oder caput Ferentinum
(Liv. II, 38.), iv ^€Q€VTtvM (Dionys. TV^ 45.) gehalten
wurden. Daher hat schon Doujatius bei Plutarch zu lesen
vorgeschlagen inl rijß ^6Q€v%ivfjQ vXt^ey Cluvcr: niy-^
^^g 263^, JUjiQ könute allenfalls annehmen , dass an jenem
Haine ein solches Thor gelegen habe ; aber gerade in Plutarch
hat die Unrichtigkeit der Schreibart mehr Wahrscheinlichkeit
für sich. — Piale«*) hat sich übrigens nicht mit einem Thore
an jener Stelle begnügt. Festus nennt eine Porta Pia-
cularis. p. 213. Piacularis porta appellatur proptet* aliqua
piacftla^ quae ibidem ßebant. Natürlich haben diese piacuia
auf das Sühnopfer an der Ferentina bezogen werden müssen ;
nicht aber als habe das Thor beide Namen gehabt (denn dage-
gen erklärt er sich ein für alle Male «^)), sondern er nimmt
263) S. Drakenborch z. Liv. IT, 38.
61^ Delic porte meridionali. p. 11.
65) Degli antichi arienaii defti Navalia, p. 15.
12
178
ernstlich an, die Piacularis sei unmittelbar neben der Feren-
tina lediglich für das Opfer erbaut worden. Solche Unge-
reimtheiten bedürfen keiner Widerlegung. Nibby^««) setzt
die Piacularis zwischen die CoUina und Salutaris, nur weil
er eben keinen anderen Ort für sie hat. Richtiger ist es je-
denfalls I zu gestehen, dass wir überhaupt von diesem Tbore
nichts wissen, nicht einmal ob es ein besonderes Stadt-
thor war.
Eben so beruht der Name PortaMetia, eines Thors,
das Nibby zwischen die Querquetulana und die Esquilina,
Piale in den Wall zunächst an der Esquilina setzt, nur auf
ein Paar falschen Lesarten in Pia u tu s, wo er nur von den
Herausgebern erdacht ist^^). — Dagegen wird uns wirklich
eine Porta Catularia genannt. Paul. Diac. p. 45. Ca-
tularitt porta Romae dicta est^ qtäa non longe ab ea adpia^
candwn Canioulae sidus Jrugibus inmicum rvfae canes im-
molabantur^ ut fmges ß4ive$cenies ad maiuritaiem perduce-
rentur. Es ist schon von den älteren Topographen bemerkt
worden, dass sich diess beziehe auf das Opfer, welches der
Flamen Quirinalis im lucus Robiginis dem Robigus brachte.
Das geschah, wie wir aus den Fasten mit Bestimmtheit wissen,
am fünften Meilensteine der Via Claudia ^^)^ und es ist daher
r ^Mi) Mura di B^ma, p. 145. An den AoPj^tni^c naok Sta. Sosano«.
67) Plant. Gas. IF, 6, :2. Pseud. I, 3, 97. Id beiden Stellen
kennen die Handschriften einen solchen Namen {^ar nicht. Er ist für
inner beaeitifft dnroh Ritschi, Index seholarum Q4$t, 1849.
68) Es findet allerdings , wie schon von Nibby nnd Bnnsen be-
merkt worden i»t, ein seltsam scheinender Widerspruch zwischen den
beiden Notizen, welche ans neben Paulas über die Feier der Robigalia
erhalten sind,' Statt. Bei Ovid. Fast. IV, 905. wird das Opfer und
der Lneus Robigiois mit der Via Nonentana in Verbindung gebracht:
Uac miki Nemento Romain cum fuce rßdirem^
Obttitit in media Candida turba via.
Plameu in antiquae lucum Hobiginit ibat
Exta canit ßammis, exta daturus ovis»
Dagegen ist in den Fastis Prae n estio is . VII. Kai. Mai. beige-
schrieben : FERUB. ROBIGO. VIA. CLAVDIA. AD. MILIARIVM. V.
NE. ROBIGO. FRVMENTIS. NOCEAT. Zunächst ist nun so viel ge-
wiss, dass alle drei Nachrichten sich auf eine nnd dieselbe Feierlich-
keit beziehen, wie diess in Bezog auf Ovid und die Fast. Praen. die
Uebereinstimmung des Tags unwiderleglich beweiitety so dass nur Pia-
le *s Kurzsichtigkeit und unkritische Flüchtigkeit zwei verschiedene
Handlangen annehmen konnte (Porte orientaii, p. 18.)- Aber i^uck
r
179
offenbar, dass, wenn anch Paulos sagt: Bomae dicta est, wir
doch nicht an ein Thor in der römischen Stadtmaner denken
dürfen. — EndHch hat Piale dem Walle des Servios anch
noch eine Porta Collatina zngetbeilt, nachdem dieselbe
von aUen Topographen als servisches Hior mit Recht verwor«
fen worden war ^^*). Allerdings sagt Paul. Diao. p. 37.
CoUatia oppidum fuit prope Romam , eo quod ibi ope$ alia-
rum cwüatum ßterittt collatae^ a guaporta Romae QoUaUna
dicta est. Wenn es sich aber erweiset, dass dieViaTibur-
tina und die Praenestina beide aus der Porta Esqni-
lina fährten, and die Collatina nothwendig in der Mitte
zwischen beiden laufen musste, so ergiebt sich .sofort die Un«
möglichkeit einer ^besonderen Porta Collatina. Es folgt
aber die Nichtigkeit der Annahme auch ans der angeführten
Stelle Strabo's, dessen Worte darüber, dass ausser der Es-
quilina, Viminalis und Collina auf der Strecke des Walls wei-
ter kein Thor war, gar keinen Zweifel zulassen. Woher also
auch immer der letzte Theil jenes Artikels stammen möge ^<>),
bei Panlas iit offenbar von derselben Sache die Rede nnd iberdiess
geiiört die Notiz ja demselben Grammatiker an, ¥on dem die Fasti
Praenestini berrSbren. Nan war aber die bekannte Via Clan dia
oder Gl o dia ein Zweiip der Piaminia nnd kann nicht in der min-
desten Beziehung zuNomentnm, das in ganz anderer Richtung lag,
stehen. Gleichwohl ist nicht zu bezweifeln, dass die Stelle Ovids,
wenn gleich die Handschriften in gewohnter Weise varüren, durch
und durch gesund ist, und auf der andern Seite .stehen die Fasti Prae-
nestini als authentisches Monument über allem Zweifel, enthalten aber
zugleich noch einen anderen Widerspruch , der zu einer ganz anderen
Annahme zu nöthigen scheint. Denn das Opfer soll am funflen Milia-
rium der Claudia Statt finden ; diese Strasse trennte sich aber von der
Flaminia erst am zehnten Miliarium, so dass ein dort zu yoUbringen-
des Opfer ganz widersinnig ist, zumal da unfehlbar der quintuM ab
Urbe iapis zu verstehen ist. Ueber diesen doppelten Widerspruch
seheint man daher ohne Annahme einer anderen Via Claudia nicht hin«
weg kommen zu können. Wie dem aber anch sei, das ist offenbar,
dass^ von einem noch nberdiess nicht sehr bedeutenden Feste , welches
5 Miglien von Rom gefeiert wurde, nicht ein römisches Thor den Na-
men erhalten konnte, und vielleicht hat man bei dem Namen eben nur
an irgend einen Bogen im Haine der Robigo zu denken.
269) So schon Marliani. I. cap. 8. Entschieden dagegen er-
klärt sich auch Sachse, Gesch. d. St. R. 1. S. 193. 225. Dass er
aber auf Strabo sich berufend die Via Collatina von der Porta Collina
ausgehen lässt, kann nur ein Gedäehtnissfehler sein.
70) Sachse a. a. 0. S. 275. hält es für späteren Zusatz, was
Müller verwirft. Aber von Verrius kann es wenigstens nicht herrühren.
12*
eine Porta CoUatkia konnte erst in einer erweiterten Hauer
Platz finden, nie in der servischea, in welcher überdieas kein
Tkor von einer Strasse benannt ist. — Ausserdem ist hier
soriiükEukommen- auf den Namen Duodecim portae, ein
Attsdraeky welcher bei Plinius N. H. 111, 5, 9. (portae)
qyae sunt hodie numero trigmta sepiemy iUi ui Duodecim se-
mei numereniur. lange Zeit den Topographen Anstoss gegeben
hat. Pjale (Della grandezza dz Roma al tempo di PUnio.
Rom. 1833. p- 21.) hat schon darauf aufmerksam gemacht,
dass nicht zwölf verschiedene Thore darunter zu verstehen
sind, sondern es der Name eines Orts ist. Denn es heisst bei
Inl. Obseq. 130. Mula Romae ad Duodecim portas peperit
(a. U. 7110- ^^^ 11^ d^r irrigen Meinung, dass mit Erwei-
teroBg des Pomoeriom auch eine neue Maueranlage verbunden
gewesen sei, lässt er sie V0n SiiHa am Qniriaale nach dem
Maisfelde zu erbaut werden. Dabei ist übersehen, dass die
Notitia sie in der eilften Region (Circus Maximus) nennt,
und zwar das Curiosum zwischen dem Cerestempel und der
Porta Trigemina; dagegen die gewöhnliche Notitia als er-
sten Punkt der Region. Da nun das Verzcichniss von der Ge*
gend der eilfleu Region ausgeht, wo sie mit der ersten, Porta
Capena grenzt, so ist es höchst wahrscheinlich, dass die An-
gabe der Notitia hier richtiger ist, und dass man die Bogen
derAquaAppiazn verstehen hat, welche proxime portam
Cspenwn 60 pass. weit nach dem Aventin gingen. Frontin.
de aquaed. 5. Dann erklärt sich auch, wie diese XII portae
in Plinius Zeit für Stadttbore angesehen werden konnten ; denn
sie b^en an der Grenze der alten Stadt.
So wäre denn die Reihe der serviscben Thore, die unsi-
cheren mit eingeschlossen, folgende: Am Quirinal bis
zum Capitolinus 1) Sabitaris. 2) SanquaHs, Z) Fontima-
Us, 4) Ratumena? Vom Capitol zum Flusse 5) Car-
mentalis. 6) Flumentana. Am Aventin 7) Trigemi-
na. 8)Minucia? 9) Naevia. 10) Raudusculana. 11) Laver-
nalis. Am Caelius 12) Capena. 13) CaeKmontana. 14)
Querquetulana ? A m W a 1 1 e 15) Esqu Hin a. 16) Vimina--
lis. 17) Co Hin a.
181
Die Befestigung des laniculus.
Auf das rechte Ufer des Tiberis hat sich die alte Stadt
nicht ausgedehnt und der laniculus hat nie zu derselben ge-
hört, so dass Cicero dort die Gründung einer neuen Rom
selbst bedrohenden Stadt als möglich denken konnte ^^^). In-
dessen muss gegen das Ende der Republik die zwischen dem
Hügel nnd dem Flusse gelegene Ebene ansehnlich bebauet und
zahlreich bewohnt gewesen sein, da Augustus sie als Regio
Transtiberina zu der Stadt hinzufügte. Aber schon in
früher königlicher Zeit hatte das laniculum, wie die Ge-
schichte sagt, durch Ancus Marcius eine Befestigung erhalten,
eine Massregel, die sich theils eben aus der militärischen
Wichtigkeit des Punktes erklärt, theils mit dem gleichzeitigen
Baue des Pons Sublicius zusammenhängt. Das wird auch an-
gedeutet von Liv. I, 33. laniculum quoque adiectum^ non
inopia locorum^ sed ne quando ea arx hostium esset, id non
muro soluMj sed etiam ob commoditatem itineris ponte Subli*
cto tum pH?num in Tiberi facto coniungi urbi placutf^).
Jedenfalls hat man also die Befestigungsmauer von der Höhe
nach dem Flusse herablaufend zu denken, bis zu den Punkten,
wo auf der Stadtseite die Mauern am Ufer endigten ^^). Dass
271) de leg. agp. I, 5. Ubi enim cavetur , ne in lanioulo eo-
hniam eansHtuatiM ? ne urbem hatte urbe alia premere atque urgere
postitisT 11, %1, Quid igitur est eausae, quin coloniam in laniculum
poMtint dedueere et suum praetidium in capite atque ccrvicibu9 ve-
stris eolloeare ?
7'^) Vgl. Dionys. III, 45. ^Ertix^oe Sc aeal ro itaXoifitvov *IavU
tiolar, Qffos vynjXbv enintwa tov Tfß^^tos TrorafAvv ntifievov , mal (p^ov^
^äv tnea^v iv ctvr^ ttariaTtjatv, iatpaltlai 'ei>e»a x. r. X, Ganz anders
denkt sich die Sache Procopias. In seiner Zeit waren am lanica-
los (wie noch jetzt) zahlreiche Mühlen , welche durch den hcrabstür-
zeniten Strom einer Wasserleitang getrieben wurden. Sie sieht er in
völliger Unkaude der Zeiten als den Grund der Befestigung an. Bell.
Goth. I, Itf. TOVTov de avrutqv tov xtn^ov, ixtui too Tißi^iBo^ Xotfov
Ttvä (liyav ^vfifiairei elva&j ^v&a dtj oi xiji 'irohwt fivltovtc *x naXaiov
navTSC n%noliiVtat, ars vSarof ivravd'a TroXXov dta uav tov ox^tov
ayofUvov is rrjv rov X6<pov vneQ^oXyv, e« ro xaravriS ai ^vv ^vfin fiS'
yiXfj lovvoi^ dio dn ot itaXa* 'Patfiaioi rov rt Xotpov xa2 rrjv nax ao-
TOP TOV noTafiov • ox'&vv rsix^ ne^iXaßttv fyvtoaap , ds fiif Toii TtoXt'
fUott dwarä ehj rovg re fjtvXatyas Staqy&ti^a* ttal nora^ov dutßäuiv
ävnsTmg rtf Tij9 nSleojs niQißoXaf imßovXsvnv.
73) Hit welchem Rechte Nie bohr, Rom, Gesch. I. S. 439.
182
nun hier es auch nicht an einem Ausgange gefehlt haben kann,
ist natürlich ; wenigstens musste auf der Höhe ein Thor sein,
wo später sich die Porta Aurelia findet. Ob ausserdem
in dem nördlichen oder südlichen Schenkel der Mauer nach
dem Flusse hin Ausgänge waren, wissen wir nicht. Für die
älteste Zeit möchten sie wohl entbehrlich scheinen, als aber
auf dem ganzen rechten Ufer mehr und mehr bedeutende An-
lagen erfolgten, lässt sich wohl nicht bezweifeln, dass sowohl
nach dem Yatican als nach der südlichen Ebene Verbindungen
nicht fehlten.
Die Mauer Aurelians.
Umfang der servischen und der aureliani^
sehen Sladt.
Es ist eine von mehreren Schriftstellern ausdrücklich be-
merkte und von Allen stillschweigend anerkannte Thatsache,
dass von der Könige Zeiten bis auf Aurelian Rom keine neue,
ausgedehntere Begrenzungsniauer erhalten hat. Zwar wird
einige Male, zuerst nach der Einnahme durch die Gallier, und
in Zeiten schwerer Bedrängniss von aussen von erfolgter Wie-
derherstellung der Mauern und Tliümie berichtet 274^ ; doch ist
(3. Ausg.) trotz der gaoz klaren Worte bei Livias sagen konate : „aaf
dem laniculum mochte eine Burg stehen : aber es ist ein ganz falscher
Gedanke, dass von dort herab am rechten Ufer und entsprechend vom
kapitolinischen Berg und Aventinus , Mauern sich an die Tiber ge-
schlossen, und die Brücke gedeckt hätten. 'S ist schwer zu sagen.
Die versprochenen Beweise dafür scheint er schuldig geblieben zu sein:
niemand wird sie geben können. Vielmehr ist das eine ganz falsche
Ansicht j was er meint, dass zwischen Circus nnd Fluss Mauer, die
Brücke ausser der Stadt gewesen sei. S. 0. Wenn auf dem lanicolos
eine mit der Stadt nicht zusammenhängende Burg gelegen hätte, wel-
chen Sinn könnte es dann haben, dass Marius nicht in die Stadt ge-
langen kann, beVor ihm Appius Claudias das Thor des laoiculns ge-
öffnet hat. Ap p i a n. Bell, ci v. I, 6S. KlaidMv 3* ^jämriov %tXiaQxov
TtixotpvlaxovyTa riJQ *J*utfAi]S tqv Xoipov xov wtXovfiavov ^livovidov ev
'jTOTe wa&ovra vtp iavrov trj^ sve^taiaQ avafivi^aai 6 MctQiO^y is v^v
27 A) Liv. VI, 32. von dem auf dem Volke lastenden Aufbaue
nach der gallischen Verwüstung: tantum abesse spes veieris levandi
foenoris, ut trihuto novum foenus contrahereiur in murum a eenso^
ribus loeatum saxo quadrato faciundum, VII, 20. reliquum anni (401)
183
es in allen Fällen eben nur eine refeetio , und wenn auch spS-
teriiin das Pomoerium mehrfach erweitert wurde und die städti-
schen Anlagen sich weithin ausbreiteten, so änderte das in Be-
zug auf die Mauer nichts und die servische Befestigung bildete
fortwährend die Umßingslinie der eigentlichen Stadt. War
nun aber diese Mauer ganz eigentlich zur Antiquität geworden
und war sie in einer Zeit, wo sie auch in Bezug auf das Po-
moerium keine Bedeutung mehr hatte, vielfaltig von Gebäuden
nraschlossen, auch wohl durch manche Anlagen steilenweise
ganz verschwunden, während die städtischen Crebäude weit
aber ihre Linie hrnausreichteu, so erschien Rom allerdings als
eine Stadt ohne Mauer, eine in jener Zeit ungewohnte Er-
scheinung, die sich aber auf das Natürlichste daraus erklärt,
dass seit den punischen Kriegen jede Besorgniss eines Angriffs,
der die Stadt selbst gefährden könne, verschwunden war. Da-
her erscheint Strabo^s ^'*) ethische Reflexion, als sei es
römischer Grundsatz gewesen, dass Männer nicht durch Mauern,
sondern Mauern durch Männer geschützt werden müssten, et-
was unüberlegt ; denn gerade in der Heldenperiode des römi-
schen Volks verschmähete man die Mauer keinesweges und
remacblässigte sie erst dann, als kein Hannibal mehr vor den
Thoren zu fürchten war.
Die wichtigste und ausführlichste Nachricht über die Be-
schaffenheit der Mauer und den Umfang der Stadt unter Au-
gnstns giebt D i o n y s i u s '*). Nachdem er von der Vergrösse-
murU turrtbusque r^ciendis oofuumtum. XXV, 7. creati gunt quin-
queviri murit turrtbusque r^ßciendU.
%1b) V, 3. p. 23 i. Tq fUy oiv i^vfia r^touriv ian t^ r»€ ni»
Xewe. i(fvfiaTOtv tTigoJv d%ifiavov, Kai fiot Bonovaiv ol nowroi tov av»
TCP Aa^siv SiaXoytüfiov negi re atpwv avruiy xal negl rdSy vateQOv, Siori
*I\ofiaioi9 ngoi^Mv oux ano cöiv i^vfiaratv , aXX etJto x*av ojiXotv %aX r^e
otxsiae ager/fS i'x^tp rrjv aaq>aieutv xal rifv «uUj^v suTtogiav Jigofil^fiara
vofii^optai oy r« zeirrj rois ävS^aotv, aÜLa tov9 avdgas rois X6i%ta^,
76) IV, 13. ovToS 6 ßaaiksvQ rtkivTalm fjv^ijae tov
nt(fißoXov rij9 Jtoketos rove ävo toZs nivt€ itQO^&eU Hipove, oQvt»
&evaafiev6e re, ds vo/HrOS ^f, xai jaXXa ta ttq^Q '&£ov^ oaia J»a7r(>a£o(-
fiepos. n(^oa(oTi^oj dt ovn ^rt n go^X&sv » xar aaxiv^ r^c
'jroXtoßSy ovx iütPTof, we (paa^ rov oaifioviov iXX faxiv anavta za
n$ql ttfv noXiv outovf/^ya xotgla^ noJiXa ovxa xal /leyaXa yvfiva xal arc/-
XMrra, xal ^qfara toa noX^filoii iX&ooatP uTroxsloia yeviabai, xal tl /^ip
Uf Tovr« rts o^v r^ fUye&os iiexuSsw ßovhjatva^ t^e ^Pcifiiji, ftXof
184
ruog durch Servius gesprochen hat, setzt er hinzu:, dieser
König sei der Letzte gewesen, welcher die Stadtgrenze (negi-
ßoXo£) er^'eitert habe ; weiter habe sich die Stadtanlage (xava-
üxevrj Tijs noXetae, oder ist es die Befestigung?) nicht ausge-
dehnt, weil die Götter ihre Zustimmung versagten. Vielmehr seien
alle die grossen und zahlreichen Anlagen um die Stadt durch
keine Mauer geschützt. Der Gang der Mauer aber sei schwer
mehr aufzufinden und man entbehre der sicheren Merkmale,
um zu bestimmen, wie weit die Stadt noch Stadt sei. Wenn
man indessen der Spur der Mauer folge, so lasse sich erken*
nen, dass der Umfang Roms (der eigentlichen Stadt) ni<;ht viel
grösser sein möge als der von Athen. — Ein genaueres Maas«
des Umfangs wird nirgends gegeben und wie angemessen der
noch einmal wiederkehrende Vergleich mit Athen (ä<nv) sein
möge, können wir nicht beurtheilen. Wenn indessen die
Länge des Walls von Dionysius auf sechs, von Strabo auf sie-r
ben Stadien augegeben wird, und diese Strecke etwa für den
sechsten oder siebenten Theil der ganzen Befestigungslinie an-
gesehen werden mag, so würde sich allerdings eine Zahl er-^
geben, welche ungefähr dem Umfange Athens entspricht, der
von Thucydides (II, 13.) ^ auf 43 ^Udien angegebei^
wird 277).
Seit Augustus die ganze Stadt in vierzehn Regionen ge*
theilt hatte und so auch die jenseit der Mauer und auf dem
rechten Tiberufer entstandenen Anlagen als wirkliche Stadt-
theile- anerkannt waren, gab es ein festes Grenzmaass nicht,
da die in immerwährender Ausdehnung begriffene Stadt natür-
lich auch von stets veränderlichem Umfange sein musste. In-
dessen haben wir Nachricht von der Grösse derselben unter
Vespasian, von dessen Vermessung Plinius ausnihrlich,
väod'ai re avayxao'&ijasTat «al ov^ t^ei ßißaiov atju^lov ovSiP, ly Ci
yvwaerai , f^XQ* ^ov nooßaivovaa ^ 'jtoXis «V» ^ohe iarl ual nci .
Siä raff niQtXaaßavovaa^ avro nolXaxod'tv ouc^ottc , l'xyv oi riva (pvlar"
Tovti xarä iroMovS t&jtovs zye a^x"^^^^ naTatmev^g^ ßovkrj^titi fuxffuv
avrijv nara xov *jid^vaiov hmumv tov niffUxotrta aarv, ov noXktf xtyt fisii
I^UfV o T^g 'JPojfiyt av <paviitj scvnXo^. Vgl. IX, 68.
277} Mehr darüber s. b. Nibby, Mura di Roma. p. ^ f.
185
wemi aach nicht ohne Donkelheit berichtet Er sagt lü, 5, 0.
Moenia efiu coUegere ambitu Imperatoribus Censoribusque
Fespasianü anno condüae DCCCXÄril past. XIII MCC.
Complexa mantes Septem, ipsa dUiditur in regiones quatvor-
decim, campiia Larum CCLXf^. Etusdem spatium, mensura
currente a milliario in oapite Romani fori statato ad süigu-
las portaSf guae suni hodie numero Iriginta septem, iia mt
Duodecim semel numerentur praetereanturqae ex veteribas
Septem j quae esse desieruntp ^cit passuum per directwn
XXX M. DCCLXV. Ad extrema vero tectorum cum castris
Praetoräs ab eodem miUiario per vicos omnivm viarum men*
sura colligit pauUo amplius septuaginta millia passuum. Es
liegt am Tage, wie auch Bansen ^^^) richtig urtheilt, dass
wenn der Umfang auf 13% Miglie angegeben wird, diess sich
nicht auf die servische Mauer, sondern nur anf die ganze Aus-
dehnung der 14 Regionen beziehen kann; indessen mag es
immerhin sonderbar scheinen, dass bei der folgenden Messung
der Entfernung vom Umbilicns Romae , eben jene Mauer mit
ihren Thoren als Grenze angenommen wird. Es wird nämlich
die Grösse der Stadt auf dreifache Weise anschaulich gemacht:
erstlich durch das Maass des Umfangs ; dann indem die Ent*
fernung der 37 Thore vom Miliarium aureum unter dem Clivus
Capitolinus (in capite fori Romani) in gerader Linie gemes-
sen und die Summe der 37 Radien angegeben wird ^*) ; endlich
%n) B99thr. d. Stadt Rom. I. S. 192 f. Vgl. Piale, Delia
l^andeiza di Roma al tempo dt Plinio, Rom. 1833. (1827.), der io
diesem Pankte die richtige Ansicht hat, übrigens die unstatthaftesten
Annahmen häuft,
79) Anders können doch wohl die Worte: Eiutdem tpatium,
mensttra etirrente a milliario in capite. Romani Jbri stahtto ad sin-
guias portal — ^cit passuum ppr directum XÄÄ M. DCCLXß^\
nicht verstanden werden. Gleichwohl kann ich das Bedenken nicht
nnterdrücken , ob in jener Zeit die Messkanst sieh aaf dem Paokte
m5ge befanden haben, dass die idealen Maasse von dem Miliarium au-
reum 7AX den Thoren hätten ermittelt werden können. Aach ist es al-
lerdings sonderbar, dass die beiden angegebenen Messungen auf gaax
verschiedenem Principe beruhen, so dass «ie gar nicht vergleichbar
sind, und doch sollen sie jedenfalls zur Vergleichung der engeren and
weiteren Stadigrenze dienen. £ine solche Vergleichnng wäre aber nsr
eiüigermassen möglich, wenn die idealen Linien in Bezug auf die dop-
pqHe Ausdehnung gemessen wären, oder allenfalla auch die wirkliebe
l^änge der 37 Wege, einmal bis zu den Thoren, dann bis an dje ä«a«
186
durch dteSonime aller Strassen in ihren Rrümmangen von dem*
selben Miliariom aus bis zu den äussersten Gebäuden (der Re-
gionen) mit Einschluss der Castra Praetoria. Man kann nun
allerdings fragen, welchen Werth eine Messung der Radien
nach den Thoren der servischen Mauer haben konnte , wenn
diese Mauer selbst als Antiquität betrachtet und der Umfang
nach den 14 Regionen bestimmt wurde. Für die damalige
Ausdehnung der Stadt (und das ist ja der Zweck der ganzen
Messung) ergiebt sich daraus gar nichts. Gleichwohl kömmt
Plinitts noch einmal auf die servische Stadtgrenze zurück, in-
dem er sagt : CUntditur ab Oriente aggere Tarqumü Superbt\
iMter prima opere niirahUU was in keinem Falle so verstanden
werden kann , als habe der Wall in Plinius Zeit die Grenze
gemacht ; vielmehr rechnet dieser ja selbst die Stadt bis zu
dem jenseit des Walls gelegenen Lager der Prätorianer. Ob
übrigens die angegebene Summe der Radien von 30765 Passus,
wonach Jeder Radius im Durchschnitte eine Länge von 831 '%7
Pass. oder circa 3800 Fuss gehabt haben würde, der Ausdeh-
nung der alten Stadt angemessen sei, wage ich nicht zu be-
haupten; es scheint aber möglich. An der ausserordentlich
scheinenden Anzahl der Thore aber darf man keinen Anstoss
nehmen, um so weniger, als jede bedeutende Verringerung der
Zahl eine ganz unangemessene Länge der Radien zur Folge
haben würde. Es ist natürlich, dass, nachdem die Stadt selbst
grossentheils ausserhalb der Mauer lag, die frühere Zahl der
Thore, wenn sie auch nicht gering war, dennoch nicht genü-
gen konnte ; dass vielmehr so lange die Mauer überhaupt noch
bestand, weit mehr Ausgänge nöthig wurden, um eine hinrei-
chende Strassenverbindung zu erlangen. Eben daher aber er-
klärt es sich, dass nach und nach die alte Mauer ganz ver-
senten GebSode. Das Letztere wurde man nan freilich erlangen,
weaa man obigen Worten den Sinn unterlegte: „die Entfernung der
37 Thore vom Miliariam betragen in eine gerade Linie gelegt'* ; allein
dann erklürt sieh wieder nicht, warum bei dem zweiten Haasse aus-
drüeklich hinzugesetzt wird /»er vicoi, das doch den Gegensatz zu /»er
directum bilden soll. Uebrigens sagt Plinius auch V, 2ty 18. JfiP-
bittu (montis) ad eaeumen XIX M. pa$t, e$t; alHtudo per dire-
ctum ir.
187
scbwasd, nni so konnte denn in der That gesagt werden,
Rom vor Anrelian ohne Maner gewesen sei ^*°).
Von dieses Kaisers grossem Untia*neltaien, das [erst dqrch
Protras ganz erledigt wurde, geben mehrere Scbriflsteiler Nach*
rieht ^^); nur einer aber hat eine Angabe über die Ansdehnni^p
der neuen Befestigung hinzugefügt, eine Angabe, weiche , als
Unglaubliches berichtend, sehr verschieden beürtheilt worden
ist. Es sind die Worte des Vopiscus Aurel. 39. maro«
urhis Romae sie ampiümt^ Mi quinqußginta prope
millia eius ambitu* teneat. Diese an das Fabdhafte gren-
zende Nachricht, nach welcher die Stadt Aurelians einen Uni^
fang von 50 röm. Meilen und, wenn man auch y4 auf die Un-
regelmässigkeit rechnet, demnach einen Durchmesser von mehr
als 12 Meilen gehabt hlUte, hat wirklich an N i b b y ^^) einen
Vertheidiger gefunden. Während im Allgemeinen die Topo-
graphen darin übereinstimmen , dass die jetzigen Mauern mit
geringen Ausnahmen der Linie der aurelianischen entsprechen,
hat Nibbf die seltsame Hypothese aufgestellt, Anrelian habe
wirklich einen so Ungeheuern Raum mit Mauern umgeben; die
jetzige Mauer aber sei das Werk des Uonorius , der nicht nur
für Wiederherstellung des aurelianischen Werks gesorgt, son-
dern die enorme Ausdehnung derselben auf den jetzigen Um-
fang beschränkt habe. Das Ungereimte dieser auf nichts ge-
gründeten Hypothese hat Bunsen^^) mit schlagenden Grün-
den nachgewiesen. Das Wesentliche davon ist, dass erstlich,
da auf dem rechten Ufer eine Erweiterung vor Anlage der
Cittä Leonina (9. Jhdt.) entschieden nicht Statt gefunden hat,
die Stadt sich auf eine unerhörte Weise in die Gampagna aus-
gedehnt haben mtisste, so dass sie noch weit über den alten
ager Romanus hinausgereicht haben würde ; dass ferner es un-
erklärlich bleibt, wie eine solche Mauer spurlos verschwinden
2S0) Zoflim, \y 49. km%ia&ti Se tore ^ *F<ufiy n^Qj^ffw a%%l%»mo^
ovom»
81) VopisG. Aarel. 21. 39. A«rel. Vict. Gaes. 36. Ea-
trop. iX, 15. OroB. VII, 23. Bieron. t. I. p. 'töl Roac. Catfiod.
Chron. t. II. p. 214.
82) Murm ii R^ma, p. 220 ff.
83) Bekehr, d. Stadt Rom, I. p. 646 ff.
188
konnte^ ja noch mehr: dass auch von allen durch sie um-
schlossenen Anlagen kein Rest mehr übrig ist, da doch noth-
wendig angenommen werden müsste, dass nur sehr wichtige
und zahlreiche städtische Anlagen den Kaiser zu einer so maass-
losen Ausdehnung der Befestigung veranlassen konnten. End-
lich kann auch darüber kein Zweifel sein, dass das Lager der
Prätorianer einen Theil der aurelianischen Mauer bildete; denn
nur daraus erklärt es sich, dass von Constantin, als er diese
Truppe aufhob und ihr Lager zerstörte, die drei Seiten ver-
schonte, welche noch jetzt die Stadtmauer bilden. Daher ist
von einer solchen Mauer, welche der Stadt einen Umfang von
gumquaginta miUia passuum gegeben hätte für immer ab-
zusehen, und es kann keinem Zweifel unterliegen, dass in
Vopiscus irgend eine Unrichtigkeit sich eingeschlichen hat.
Wenn man aber dem MissverhäUnisse so hat abhelfen wol-
len, dass man für quinquaginta emendirte quindedm, so ist
dadurch immer nicht genug gewonnen ; denn auch 15 Miglien
sind bei weitem zu viel für den jetzigen Umfang. Das einzig
richtige hat Pia le^*^) getroffen, der zuerst bemerkte, dass
Vopiscus nicht passus^ sondern pedes meint. Das stimmt
mit einem Umfange von ungefähr 11 Miglien, welche der
Mauer des Honorius zukommen, ziemlich genau überein, und
ein genaues Maass will ja Vopiscus nicht geben.
Wenn auf diese Weise die Ungereimtheit in Vopiscus
Angabe und die Annahme einer verschiedenen Ausdehnung
der aurelianischen und der von Honorius wiederhei^estellten,
2S4) Delle tnura Jureliane, Rom. 1833. p. 9. Ohne PUle^t Ab-
handlung zu kennen^ habe ich in der Schrift: De Rovnae veterU murii
atque poriie, p. IM. dieselbe Vermathang ausf^sproeben und freae
mich durch den römischen Tonographen die Uebereinstimmunf; dieses
Maasses mit dem wirklichen Umfange der Stadt nachgewiesen zd fin-
den. Bunsen hat wohl auch Piale^s Ahhandinng nicht gekannt, da sie
erst 1833 im Drucke erschienen, obgleich schon 1822 in der römischen
Akademie vorgelesen worden ist. Die Grande, welche der Vf. gegen
die gewöhnliche Lesart aus Anastasius anführt, sind bei der zweideu-
tigen Autorität dieser Vitae von weit weniger Gewicht als die von
Bansen geltend gemachten. P i a 1 e emendirt übrigens : quinquaginta
prope millia pedum oder quinquaginta peäum millia. Wahrschein-
licher ist es, dass ursprünglich stand: quinquaginta propt pedum
millia.
189
d. h. der jetzigen Mauer beseitigt ist , so bietet eine neue
Schwierigkrit die Messung des Mathematikers Ammon dar,
von welcher Olympiodor b. Phot. Bibl. 80. p. 63 Bekk«
berichtet: %6 di %9iX0Q %f}S ^PuifMiS fiSTQfj&hr naQd''Af*fAm-
POQ %ov jr$mfiitfov UU&* 09 xaiQov r6v&0i n^v ngorigav
na%* awiJQ inidQOjtnljr inoi^aavvo, etxoai nal ivog /u^$^
Xiov didoTfifia iyov dneitix^» Bass nun ein Umfang von
2i Miglien auf die jetzige Mauer, welche durch die Tbore
mit ihren Inschriften sich als von Honorins herrührend kund
giebt, gar keine Anwendung leide , liegt am Tage. Es hat
aber scheinen können , als finde Olympiodors Nachricht eine
Unterstützung durch das, was aus jener dem Chronicon des
Marti nus Polonus vorstehenden Einleitung (s* S. 74 f.)
von Nibby S. 280. angeführt wird: In circuiiu vero ehu
sunt miiltaria XXII, praeter Tratutiberim et civitatem Leth
ninam: cum qüibvs dicitur habere XLII miiltaria. Allein
woher auch immer Nibby das Citat entlehnt haben mag^"^),
so ist das doch entschieden falsche Lesart, und beide Hand-
schriften .der hiesigen Universitätsbibliothek haben die Stelle
also : In circuitu vero eius sunt mtliaria XII, praeter trans-
tyberim et civitatem Leonianam, cum quüms dicitur habere
XLII miliaria. Die letztere unsinnige Zahl ist wahrschein^
lieh aus XVI entstanden; die erstere aber wird ganz ange^
messen erscheinen, da das ganze Tiberufer in das Maass ein*
geschlossen ist. — Bei Olympiodor aber hat Nibby vorge-
schlagen, statt %d zu lesen ^d, und dem stimmt Bunsen bei«
Es wäre auch möglich, dass ungeachtet des Ausdrucks bXxooi
mal ivog fiiXiov man liier nicht an römische Doppelschritte
oder geometrische passus, sondern an gemeine Schritte zu
denken hätte, wodurch sich der Widerspruch ebenfalls aus->
gleichen würde.
Der Gedanke, die Stadt nach acht Jahrhunderten durch
eine neue Mauer zu sichern, der schlagendste Beweis des
tiefen Verfalls, wurde von Aurelian gefasst^ weil in der That
285) Aoch Gftsanbonus la Vopise. Aurel. 39. citirt $o,
und «llerdfiigs findet sich dieselbe Zahl im Lib. de mirib. Ro»ae.
190
*
ottter der Regiening des elenden Gralliemis Ron .schon vor
einem UeberfaUe der germanischen Völker gezittert hatte ^^).
Die kurze Zeit seiner Regierung (270 — 275) reichte für die
Grösse des Werks nicht aus: erst Probus vollendete es ^^).
Demungeachtet erscheint der Zeitraum kurz und ans der
Sehnelligkeit , mit welcher wahrscheinlich der Bau betrieben
wurde , so wie ans der steten Abwesenheit Aurelians (der
nftch Rom nur auf kurze Zeit des Triumphs wegen zurfick-
kehrte) erklart es sich wohl, dass schon 125 Jahr nach Au-«
lelian unter Honorius eine allgemeine Wiederherstellung der
in Trümmern liegenden Mauer ^«) nöthig wurde ^ wobei alle
aurelianische Thore verschwunden zu sein scheinen **)•
' 286) Vopisc. Anrel. 2\. Hü actis, quum videret, posse fieri
ut üliquid täte Herum, quäle suh Gallieno evenerat, prottenitet, ad»
hibitv eonsilio senatus tnuros urbU Ramae dilatavit. Aarel. Viel.
Caes. 35, 7. j4c ne unquam, quae per Gallienum evenerant, accidc-
rent, murU urbem quam validiesimts laxiore amkitu eirettntsepsit.
Von jeDein. Schrecken schreibt Zosimns I, 37. JSxv^a« Si öuoyrw'
uov^aavTts xal in nawos ^&vove ze xal yivove eis 'iv awiX&oyzse ttjv re
iJÜLegiSa fioigtf rwl oipiiv ihftCovto ««I rac iv rmvrtj ^oXett iiro^ovy^
litoif^^ 91 oXXjj r^v^IraXUiv xarakafiovTfg xoU a;|ro« t^9 FwfÄT^e tTtj^toav.
87) Zosim. I, 49. xal Xaßov ryv a^y/iv *J Av^tjMavov awenlfj»
^et&rj ßwtüüvovtoQ Jl^ößov ro ruxof-
88) In der DedicationsiDschrift über Porta S. Lorenzo heisst es:
ob instauratos vrbi aetemae tnuros^ portas ac turres egestis immen-
mU ruderibue*
89) Es erklärt sich das wenigstens nicht hinreichend ans der Zer-
atSriHig, welche die Maner theilweise durcb Totilas erlitt Allerdings
■agt Procop. Goth. ill, 22» roi fUr ovv m^ißoXov roaovtop nad'it'
lev ooov ec roittjfioQtov rov navxos fia)aaTa, and weiterbin spricht er
gar voa der YerDichtong aller Tbore. c. 24. Taera «r«i T&riiat weor-
atv, a^ag aitha vavri rtf or^arcp inl Btliaaf^tw t« Mti nohv ^i^er,
ovnto BikiaaQiov ras nvlae ira^fioaaad'at t«j» negißoXto taxvaavrog. wu-
0«« ya^ Sutqf&ii^ag Ihrilmg hvxey^ aofTtg ovx £p&ff T^x^udiv eatogüf
Beltaa^iog rtxTTjva/itvog. Diese Angabe ist indessen keincsweges ge-
naa ; denn es haben sich mehrere Thore erhalten , welche durch ihre
Iniehriften oder durch den gleichartigea Styl sieh als des Hoaoriva
Baue angehörig ankündigen. Von den ersteren ist jetzt Porta S.
Lorenzo das kenntlichste. Die Inschrift lantet: S. P. Q. R. Impp.
BD. NN; invietiesimü prineipibue AreadtQ et Honario vietoribut et
triumphatoribut setnper Jugg. ob instauratot urbit aetemae muroe
portas ae turres egestis immensis rvderibtis ex suggestione f\ C.
et iMinstris pomitis et magistri utriusq. miliiiae Fl. Stilithonis ad
perpetuitatem nominis eorum simulaera constituit curante FL Macrobio
Longiniano V, C. PraeJ, Urbi D. N. At. Q. eorum. Dieselbe Inschrift
aber findet sich nicht nur über dem geschlossenen Bogen von PortaMag-
g \ ar e, aondern war auch anf derO st i e b s is (S.P)a«lo) «nd der «Uen Po r-
tnei^tia Ms sb ibror ZerstÖrang diirck Urbao VilL im Itseo. Aosiar
— l«l —
Ueberdiew siai wir über dieselben ohae alle Naclirichi,
iodeia ans der ganzen Zeil vor Honorius eine einzige sichere
Notiz über ein ohnehin nicht zweifelhaftes Thor sich findet 2*<'){
denn die Erwähnungen bei Anaslasius dürfen mit allem Rechte
misstranisch betrachtet werden. Daher kann von aureliani-
schen Thoren nur in so fern die Rede sein, als man, aller-
dings mit grosser Wahrscheinlichkeit, annehmen darf, dass
ihre Steile durch den Neobau unter Honmos nicht yerändert
worden ist- Von diesen Thoren aber hat sich bei weitem der
grösste Theil bis auf den heutigen Tag erhalten, wiewohl die
alten Namen meistens mit modernen vertauscht, oder die Thore
selbst ausser Gebrauch gesetzt und vermauert worden sind.
Es gilt daher hier nicht sowohl zu bestimmen, wo die Thore
gelegen haben, als die alten Namen für die vorhandenen Thore
aosznmittehi« Und bei den meisten ist darüber gar kein Zwei-
fel; dagegen sind die Topographen hinsichtlich der östlichen
Thore auf bedeutende Schwierigkeiten gestossen.
Die hauptsächlichsten Quellen, aus denen wir die Benen-
nungen der Thore erfahren, sind Pro copius und der Ano-
nymus Einsiedlensis. Der erstere wird durch Beschrei-
bung der Angriffe der Gothen auf die Mauern Roms vielfSUfg
veranlasst, einzelne Stellen derselben mit ihren Thoren zu be-
schreiben. Leider geschieht es gerade an den wichtigsten
Stellen nicht mit der Genauigkeit, dass seine Worte nicht vei^
schieden gedeutet werden könnten. Der Letztere aber, wel-
cher die genaueste Beschreibung der Mauern liefert '>), ge-
wiesen vier Thoren scheint auch das verschlosseoe Thor an dem Lager
der Pritoriaaer Honorins anzugehören. Vielleicht rührte auch die 1564
mit der Pia vertauschte Porta Nomeatana von ihm her. Die übrigea
aber mögen höchstens aus den Zeiten des Exarchats herstammen und
von einem anrelianischen Thore Ist lieine Spur übrig; denn Porta Mag-
gtore ist ein von ihm vorgefundenes Monument und der schöne Bogen
bei der Bastione di Sangalio gehört auch in eine frohere ZeiL Für
jene Thore aber, welche Honorins Flamen tragen, würde die Inschrift
allein zwar nicht beweisend sein, denn sie iLonnte auch auf restaurirte
Thore gesetzt werden ; allein an Aurelian zu denken verbietet der util
seiner Zeit unverträgliche Baustyl.
:&90) Ammian. Mar cell. XYII, 4. erzShlt, wie der Obelisk,
welchen Gonstantias im Ciroos Mazimus aufstellte, diireh die Porta
Ostiensis in die Stadt gebracht wardta sei.
91) Da die ganze fql^ado ST»rteraB|p akh ha^tiSchliob auf dies«
— m —
hört wiederum einer späten Zeit, dem Anfange des nennten
Jahrhunderts an, und so zuverlässig er auch jedenfalls fiir
seine Zeit ist, so kann doch sein Alter in Anschlag gebracht
werden , wenn man beweisen will , dass in früherer Zeit ei-
nige von ihm genannte Namen anderen Thoren angehört ha-
ben. — Neben diesen beiden können die Verzeichnisse der
Thore im Liber de mirabilibus Romae, bei Mar-
tinus Polonus und mehr noch bei Wilhelm von Mal«
mesbury eigentlich nur als Curiositäten gelten und verdie-
Bescbreibang fandet, so nebme \eh sie ;anz auf oline BeobacbtvD^
der ei^eothämlicbea Orthographie: A porta Sti Pttri cum, ipta
porta UMque portatn Fiamineam turres XVI. propugnacula
BCCLXXXII. poitemas III, Neeessariae IUI. Fenestrae maioresfih-
rinsecus CflL Minores LXVL A porta Flaminea cum ipsa
porta usque adportam Pincianam clausam turres XXFIIIL
propugn. DCXLIIII, Necets. IIL Fenest tnaiores forins,* LXXF, Mi-
nores CHI. A porta Pinciana clausa cum ipsa p orta ad
p ort am Salariam turres XXIL ppg. CCXLIl. Necess. XVII.
fenest. maior. forins. CC. Minor. CLX. A porta Salaria cum
ipsa porta usque Numentanam turr.X. ppg. CXCnill. Nee,
II. Fen. mai.for. LXX. Min. LXK A porta Numentana cum
ipsa porta usque Tiburtinam turr, LVII, ppg. DCCCVI,
nee, II. fen. mai.for. CCXIIII. Min. CC. A porta Tiburtina cum
ipsa porta usque ad Praenestinam turr. XFIIII. ppg. cum
porta Praenestina CCCII. Necess. I. fen. mai.for. LXXX.inaior. (sie.)
CVIII. A porta Praenestina usque Asinariam turr. XXFL
ppg. DHU, nee. FI. fen. mai. for. CLXXX. min, CL. A porta Asi-.
naria usque Metroviam turr. XX. ppg. CCCXLII. nee, IIIL
fen. mai, for, CXXX. minor. CLXXX. A p orta Metrovia usque
Laiin am turr. XX. ppg. CCXCIIII, nee. XVII. fen, mai. for, C,
minor, CLXXXJII. A porta Latina usque ad Appiam turr,
XII, ppg. CLXXII1I. nee. FI. fen. mai. for. LXXX. minor. LXXXF.
A porta Appia usque ad Ost(i)ensem turr, XLFIIII. ppg.
DCXy. Nee. XXIIU. fen, mai. for, CCCXXX, Minor, CCLXXXIIII,
A porta Ost(i)ense usque ad Tiberim turr, XXXF. ppg.
DCCXXXIII. nee, XFII. fen. mai.for, CXXXFIIL Minor. CCXI. A
flumine Tiberi usque ad portam Portensi {Portuensetn)
turr, IUI, ppg. LFIII.fen. mai, for. X. minor, XF, A porta Por*
i(u)enst usque Aureliam turr, XXFIIII. ppg, CCCC, nee, IL
fen. mai. for. CXXXFII. minor, CLXIII, A porta Aurelia t#/-
que Tiberim turr, XXIIII. ppg. CCCXXFIL nee, XI. fen. mai.for,
CLX. min, CXXXL A flumine Tiberi usque ad portam Sei,
Petri turr, FIIII. ppg. CCCCLXXXIW.fen. mai. for, XXL et mi»
nor, FIL postemae II.
PORTA SCI. PETRI IN HADRIANEO
Sunt turres FL ppg. CLXIIII. fen. mai. for. XIIIL minor, XFIIIL
Sunt simul turres CCCLXXXIII, Propugnacula FIL XX, Poster^
nae F. Neeessariae CXFL Fen. maior. forins, IL LXfH, Die Haupt-
sammeii stimmen mit den eioselneo Ansätzen nicht v6Ui|; äberein, was
sich woU ans einzelaea Sehreihfehlera erkUürt.
193
nen höchstens in Bezug auf zwei Thore eintgermassen berück-
sichtigt zu werden.
Procopins ist der einzige alte Schriftsteller, welcher
uns die Zahl der Thore in der aurelianischen Mauer nennt. Er
zählt vierzehn Hauptthore, nvXat^ und einige kleinere, nvXi^
ie^^^^y Der Anonymus fuhrt ebenfalls 14 auf; allein dar-
unter ist die Pinciana, welche von Procopins als TivXiq be-
zeichnet wird, so dass bei diesem ein anderes eintreten mr.ss.
Um nun den Gang der Mauer rings um die Stadt zu ver-
folgen, gehen wir von dem Punkte im Marsfelde aus, wo die-
selbe , dem Endpunkte der jenseitigen Befestigung gegenüber,
begann und längs des Flusses sich hinzog. Denn da auf dem
rechten Ufer von jenem Endpunkte an mit Ausnahme einer ein-
zigen Stelle keine Befestigung war, so konnte der Schutz,
welchen der vorbeiströmende Tiberis der Stadt gewährte, in
Aurelians Zeit nicht hinreichend erscheinen und es wurde des-
halb das ganze Ufer entlang eine, wenn auch weniger starke
Mauer gezogen, welche sich an die von Porta Flaminia nach
dem Flusse geführte anschloss*^. Wo nun diese Miiuer ihren
Wl) Bell. 60 th. I, 19. c/cc iiBv r^e noXtms 6 nt^ißoXoi dU inrä
trvXaf Kol nvXiSas zivas. Welchen Unterschied Procopins zwischen
TtuXtj nnd Ttvlie mache, ersieht sich nicht klar, da keine andere nvltg
von ihm genannt wird. Die Pinciana aber wird fortwährend so be-
zeichnet, so dass, wo sie mit der Salaria zugleich genannt wird, diese
als nifkf^ ihr entgegensteht. I, 28. iSvY' ^^ ar^arevfia 8ia n 7Tvlt3o€
Ilgyxtavij^ «oi 2'aAa^iaQ nvXtjS, Eben so I, Itf. p. 96. Nar einmal
wird auch dieses Thor schlechthin nvktj genannt. H, 10. iSvY^ ^^
Iliyxiavij^ nvAtjC ro ar^arsvaa. Der jetzigen BeschafTenheit nach za
urtheilen, kann der Gmnd der Benennung nicht in der Grösse gefun-
den werden ; indessen ist dieser Bau gewiss nicht vor Belisar zu setzen
und so könnte es allerdings spater ansehnlicher aufgeführt worden sein.
Demungeachtet ist es wahrscheinlicher, dass nvliäee im Gegensatze zu
den Hauptthoren diejenigen genannt wurden, aus denen keine Haupt-
strassen, sondern nur Verbindungswege führten. Vgl. Nibby, Mura
dt Roma, p. 317.
93) Procop. Goth. f, 19. p. 94 Dind. omva Se tqotiov'Pw
fiaioi Tov noxafiov fg>' ixattf^a ro rtje noXioJC rcTjroC fSiiuayro , f^wv
i'(fXOfMtt. TtoXi/^ fuv 6 TlßiQt^ TtaQttMfiujv i^tl nXtiarov rov ne^ifiokov
itfi^tro TJjSe, 6 Si xvjqoq ovrop, «9 ov 6 ne^ifioXoi nava rov ^ovv tov
noxauov ivixti, t'TTTcoff TB noi Üav ivitf,o8u9 tan. Dazu If, 9. p. 183.
xal ffv yot(f TIC avTtf iniuaxof fiaXtara fiotga, ^ tov TißiQtBot i ox&rj
httIv, iTtil ravTtj ot TreUa» ^Pwuatoi S'a^covvrtt tov vdazos rf oxv^ta^
fiaxi t6 tuvoq iinTjfieX^fUvws iSeiuavro. und I, 22. p. 107. ^nurraya^
xoA'Tfi ktifiaxov ovtos tov ns^tfloHov, ikre rov norafiov m^fo^^oviot^
ovSiftiav avTo^« n^oofiol^if insa&tu Mroro^r/ffac «. f. L
13
194
Anfang genommen habe, darüber scheint bei den Topographen
keine Meinungsverschiedenheit zu sein, indem allenthalben die
Stelle, wo sie begonnen, wenig unterhalb Palazzo Farnese an-
genommen wird. Die Mauer selbst ist auf dem linken Ufer
durch Anlage der neuen Stadt spurlos verschwunden and man
hat sich zu jener Annahme nur durch den Gang der jenseitigen
Mauer veranlasst gesehen, deren Spuren man von der Höhe
des laniculus bis zu dem Ufer (Palazzo Farnese gegenüber)
verfolgen zu können glaubt. Wie dem auch sei : dass in Pro-
copius Zeit hier die End- und Anfangs -Punkte keinesweges
waren, das geht aus seinen eigenen Worten unzweideutig her-
vor. Nachdem er von der transtiberinischen Befestigung (sei-
ner Meinung nach zum Schutze der Mühlen) gesprochen und
angegeben hat, dass der Hügel und die Bbene bis zum Flusse
davon umschlossen gewesen, bestimmt er das näher und sagt :
,,Da man nun dort eiue Brücke über den Fluss geschlagen
hatte, verband man die Mauer mit derselben'^ ^^-^). Darauf
erzählt er weiter, wie die Gothen die Wasserleitung, durch
welche die Mühlen getrieben wurden, zerstört und Beliaar an
der erwähnten ,, dicht an der Mauer gelegenen Brücke'' Schiff-
mühlen angelegt habe, da wo die Strömung durch die Bogen
«m stärksten war **), und als die Gothen durch in den Fluss
geworfene Baumstämme diese Vorrichtung zerstörten, zog er
Ketten vor die Brücke, um nichts bis an die Mühlen gelangen
zu lassen ^^). Wenn nun daraus sich hinreichend ergiebt, dass
die Mauer mit der Brücke zusammen hing, und nur so die Aus-
drücke IvvanxBiV %6 %hiyo^ %^ f6g>VQa und j^iipvQa 17 n^oc
rä fiBQißoXm verstanden werden können, so erhält diess noch
!294) Ebend. I, 19. p. 95. J«o Bi^ 0/ naXai 'Ptouaioi rov t* loifor
ual rijv nar avTOv rov nora/iov o%&r]v Tet'xtt^ Ttt^tkaßhiv tyrwQart ^
lifj TOfC nolsuioie Swara elti rovg re fivkiovai duta^tiffat ual nmafiov
Siafiäotv ivneTüis rij» r^g TtoMVtßS liifftßoktf iirißoi'Mvtiy. itviarT$€
ovv zavTp rov noxafiov rfi ve^vQ^, ^waTTzeir r« to t4^
fiiaov rijs noXtcjs ro Ttäig^Sos yrtngiijVTa* ^ivfia,
95) Ebend. p. 96. ffin^oQd'tv r^s ye<pv(fast ijf ft^r» n^QS r%» sr«-
QißoXt^^ ovoT^e ffiyrjo&tjv. — i fiaXtaza ^ xwv vBaxutv htt^^^ <V roir
r^c yttpvoag Kv^rataaroG OMficiovaa narret,
96) Ebend. aXvaetg fia^aG atiif^ds n^0S t^ y^9^(f^ ^^vaw i^tr
uyovfUvag ig Tißcf^tv qXov.
1»5
grössere Gewissheit durch Angabe des hauptsächlichsten Gran-
des, ans dem Belisar die Ketten gezogen habe: ,, damit nicht
etwa die Feinde anf Fahrzeugen durch die Brücke in die Stadt
gelangen könnten*^ >*7). Das hätte gar keinen Sinn , wenn
nicht die Brücke unmittelbar mit der Mauer verbunden gewe-
sen wäre und so die Stadtgrenze gemacht hätte ; denn reichte
die Befestigung über die Brücke hinaus, so konnten ja eben so
gut die Gotheu zwischen Mauer und Brücke landen und waren
dann eben so ip f^ioij t^ noXa, Daher scheint es ausser
allem Zweifel zu sein, dass die Mauern auf beiden Seiten sieb
dicht an die Brücke (den jetzigen Ponte Sisto) anschlössen.
Von diesem Paukte bis zu der Porta Flaminia war, mit
Ausnahme von fünf zum Flusse führenden Pförtchen , welche
der Anonymus als po$temae aufführt , nur ein Thor, welches
Procppius wiederholt Porta Aurelia nennt*^). Doch
kennt er auch schon den späteren Namen Porta St i. Petri
und unter diesem Namen wird es jederzeit von dem Anony«
mus angeführf ). Die Benennung Aurelia findet sich nur
bei Procopius und kann etwas befremdlich scheinen, da Rom
997) Ebend. rccvr« Si ejtoUi ol toüovtov to»v fivlöiv epeita, ^ ort
oüop iv&dvde ig Sdot re xal ^vvoiay ^l&a, ftfj la&waiv ondTOie 9toJÜiai$
ol nolifuoi ivtog xiJQ yetpv^f wü iv uiari nolti ytvofisvot,
98) Eßeod. I, 19. p. 94. Sto Sri oAXag Bvo rijg a6li(üS nvXat
iroxliia&tu n^6e rtiv noXtfilotv ^w^ßatve, t^v re Au^kiav {rj vvv lU^
Xi^v TQv Twv XgiOTOv aTtooTohtJV itoQV(paiov f aze nov nhjalov Ktt/il*
voü^ inwvvfiog itrri) tuU zi/v viri^ top norafibv TißtQiv, cap. 22. p.
lOS. *A8qio»ov rov *Ptofui{arv auTOngaro^os rdtpos i'^oj nvkyg uivf^Xia^
iüvlv, mtiyjunf rov nt^tßokov öoov Ai&ov ßolyv, \%\. p. 108. uod cap.
I^H. oUyovg Si rtvas 9ut nvhjg Av(ftf}Uas ig ^i(fiuvog mdiov itUlsveiß
99) Der letztere Name findet sich aoch beiAethieus Cosmo-
^r. am Pompoo. Mela ed. Gron. 1722. p. 716. Bei den Schriftstel-
lero des Mittelalters werden ihm die abeoteirerllchsten BenennuDgen er>
theiU. Bei Wilhelm v. Malme sb n ry (Blaoch. Anast. II. p. CXLI.)
heisst es Cornelia; im Lib. de mirab. Romae (Montf. Diar.
Ital. p. 283.) Co II in a; bei Marti aus Pol onus nach nnsereo Hand-
schriften Col latia. Darnnter ist der Name Cor ne lia denn doch
nicht aller Beachtnog nnwerth ; denn aaf Inschriflen (G rn t. CCCCLVll,
d. CCCCLXV, 5.) werden curatores viarum Aureliao veterü et novae^
Comeltae et Triumphalis fpenannty und der Lauf der Via Anrelia nova
über den Pont Aelios seh«int om nichts sicherer als der der Cornelia.
Wenn aber Porta maggiore bald Praenestina bald Labicana genannt
wird, waruffl könnte nicht die P. Sti. Petri cbaafaUs bald Aaralia
bald Cornelia fenaant wordea sein T
13*
196
noch ein Thor desselben Namens hatte, auf der Höhe des la-'
niculus über der Via Aurelia. Dieses wird aber von demsel-
ben Schriftsteller mit dem jetzigen Namen Pancratiana ge-*
nannt, während sonderbar genug der Anonymus nur den alten
Namen zu kennen scheint, dagegen das Thor am Pons Aelius
nur P. Sti. Petri nennt. Es erklärt sich aber der Name Au-
relia daraus, dass eine zweite Via Aurelia, zum Unterschiede
von der firüheren Nova genannt, muthmasslich über diese
Brücke führte. — Von diesem Thore ist jetzt keine Spur mehr
vorhanden; nach den Angaben des Anonymus aber lässt es
sich nicht bezweifeln, da$s es auf dem linken Ufer unmittelbar
vor der Brücke stand , obgleich die zweideutigen Erwähnun-
gen bei Procopius sowohl über seine Lage als über die W^eise,
in welcher das Mausoleum Hadriani als ein das Thor be-
schützendes Castell zu der Befestigung gezogen war, kaum zu
einer klaren Vorstellung und sichern Ueberzeugung gelangen
lassen ^^^). Indessen ist auch durch ihn die Lage auf dem
300) Ich leugne nicht, dass die Frage über diese Porta Aurclia
und ihr Verhältniss zum Hadrianeum mir zu den allerdankelstcn ge-
hört. Was Bunsen (Beschr, d. SL R, 11. A. S. 9. 25 f.) darüber
gesagt hat, ist so schwankend und allgemein gehalten , dass seine ei-
gentliche Meinung schwer zu erralhen ist. Dass Procopius die Porta
Aurelia nur zweimal erwähne, ist vermuthlich aus ]Vibby, Mura di
Roma, p. 295. entlehnt: er nennt sie wenigstens sechsmal, und der
Name steht demnach allerdings fest. Ausserdem sagt er, das Grah-
mal Hadrinns habe vor dem Thore gelegen (*?w 'jrvhii j4v^ijlia^)
und Fügt hinzu einen Steinwurf entfernt {oaov kiltov ßoli^v). Ich weiss
nun nicht, in wie weit dieses Maass passend erscheinen kann , wenn
swischen dem Thore und dem Grabmale der Strom floss. Die Ent-
fernung mag leicht 450 — 500 Fuss betragen und es scheint also d*r
Ausdruck allei*dings etwas hyperbolisch. Doch möchte das weniger
ftufrallen: befremdlicher ist es, dass Procopius nicht auf andere Weise
die Lage bezeichnete, dass er überhaupt der Brücke nicht mit einem
Worte gedenkt. Ueberdiess weiss ich nicht, wie man sich die ur-
sprüngliche Befesügung denken soll. Lag das Thor auf dem linken
Ufer, so war die Brücke unbeschützt. Nun sagt freilich Procopius,
dass das Grabmal zur Festung gemacht und durch zwei Schenkel-
mauern mit der Befestigung der Stadt verbunden gewesen sei; «'«'»
dass diess schon durch Aurelian geschehen sein könne , scheint Nibby
mit Recht zu" verwerfen. Ein Honorius konnte das gut heissen , aber
von jenem hochsinnigen Kaiser lässt es sich schwerlich erwarten. —
Nimmt man nun hinzu, was Procopius von den Angriffen der Gotheo
Dicht nur auf das Castell, sondern auch auf das Thor berichtet, so
wird die Sache noch verwickelter. Es heisst I, 22. p. 106. Br rovn
8i roj^w» n^oofohti hi^a ig irvbjv Ai^lUw iyi»*^^ ^9^V w»V«.
m
linken Ufer gewiss, da er ausdrücklich sagt : rij^ tb Avffti*
Das nächste Thor war die Porta Flaminia, an des-
len Stelle Pius IV. (1561.) die jetzige Porta del popoio
(von der daranstossenden Kirche S. Maria del popoio) er-
bauete. Es scheint indessen die alte Flaminia etwas weiter
rechts an dem Abhänge des Pincins gelegen zu haben, da die
Oothen auf sie , als ein schwerzugängliches Thor, keinen An-
griff richteten ^^^). Bald hinter dem Thore folgen die gewal*
iatlxwv xov neQifioXov ooov Xid'ov ßoknv — • rovtov dri rov xatpov ot
TrcuUuol av^^omoi^ (iSoxei yaQ xfi noiei envrUxuiua uvai) re$xio/iao$
3vo is avToy ano rov Tti^ißoXov Oi^itovai §iIqo^ etvtu rov Ttl%ovS n$*
noirjwai. ^oixs yovv nv^tj^ vif;fjXtf nvktjg rijs txtivjj itQoßtßhjfjUvtf,
AU die Gothen Miene macheo (wafarscheinlich unterhalb des Hadria-
neam) über den Floss zo setzen nnd die dort schlecht vertheidigte
Mauer anzugreifen, eilt Constantia, der Berehlshaber des Casteils, da-
bin : üMtoQ uiv uarä ra^oi ixiiae ^vp oXiyois xiolv ißo^d'si , rois dk
nXiloö^ T^9 iv xij TtvXrj re fcal rtf xatp^f fp^ov^äs inifitliiüd'ai Tta^y*
vciXei^. Da fpreuen <fie Gothen das anrelische Thor und den Thurm
Hadrians an : iv xovxto Bt oi Foxd'oi nvXtf xij Av^klq. %al xif y^dgia^
pov 'jiv^at nQOtißaXXov. wobei die Belagerten die Mannorstatnen, wel-
che das Grabmal schmückten, zertrümmerten und auf die Angreifenden
schlenderten, die so znrückgetrieden wurden. Dann heisst es: oura»
xt (V xüf aatpaXtZ xa äfi<pl xtjv itvXriv AvQTjXlav iyivtxo. Es ist nun
allerdings sonderbar, dass von einem Angriflfe auf das aurelische Thor
gesprochen wird, wenn dieses über der Brücke lag und so lange nicht
das davor gelegene Casteli genommen war, gar nicht bedrängt werden
konnte. Dazu kömmt ferner, dass, wenn vom Grabmale Mauern zum
Flusse liefeu, wenigstens in der einen, nach der Peterskirche hin, ja
doch nothwendig auch ein Thor sein musste , wie es auch der Anony-
mus, der die Befestigung jenseit der Brücke besonders beschreibt, an-
giebt : Porta Sei. Petri in Hadrianeo, Procopius aber gedenkt seiner
mit keinem Worte. Er kennt auf der ganzen Seite nur zwei Thore,
die Aurelia na und Pancratiana; denn dass er c. 19. dio J^
aXXac düo XTjS noXtws TrvXag ivoyXtiad'at TtQOi xviv noXsfilwv ^vvißatvt,
x^v xe Avf^iXlav — nal xijv vnl(f xov noxafiov TißsQiv. die letztere
meint, ergiebt sich unzweifelhaft aus c. 18. p, 92. und c. 22. p. 109.
Späterhin bei der Einnahme der Stadt durch Totilas wird das Hadria-
neum und die Brücke von einer Schaar flüchtiger römischer Truppen
besetzt; da ist aber wieder von keinem Thore die Rede. HI, 36. p.
43 i. ovxoe 6 JlavXos, aXtmtofUv^g xoze xys noXiwg , ^ifv iitnevai xix^a»
Moaiotc i'g xe xov'^ASoiavov xatpov avldgafie mal tijv yitfvQav laxe xi^v es
Tlir^ov xov 'AttootoXov xov veojv q>f^ovüav. vgl. IV, 33. p. 630. — Ich
vermag dieses Dunkel nicht aufzubellen; aber auf die Widersprüche
glaubte ich aufmerksam machen zu müssen.
301) Procop. I, 23. p. 109. ov fi^v ov3i niXt^g ^Xa/itviae ane'
«ei^aaavxo, inel fv x^9V KQtjfivtoBei neifUvrj ov Xlav eaxlv evnQoaoSas.
Es hat indessen Nibby p. 304. bemerkt, dass schon unter Gregor II.
(715—731.) sie in der Tiefe gelegen haben müsse, da in dieser Zeit
198
tigen Snbstmctionen des Pincias, deren Opus reticulaUun be-
weiset, dass Aurelian diesen älteren Bau als Theil der Mauer
benutzte. Schon in Procopius Zeit» und wohl lange vor ihm,
hatte sich dieses Stück gesenkt und nach anssen geneigt und
wie es jetzt noch in diesem Zustande Muro torto genannt
wird, biess es damals schon Murus fr actus oder incli-
natus^^^). — Von da kömmt man an die schon in des Ano-
nymus Zeit vermauerte PortaPinciana, welche von Pro-
copius als nvXlg bezeichnet wird. Dass sie auch Belisariit
genannt worden sei, beruht auf einer höchst zweifelhaften
Stelle desselben Schriftstellers ^).
sie den Ueberschwemmang^en ausgesetzt war, wie Anastasini, Vit.
Arcg. p. 165 Blancb. erzählt. Unter Hadrian I. (792) wurde das
Thor selbst durch die Flutfaen zerstört (ebeod. p. 271.). Es müsste
aläo die Versetzung; schon frühzeitig erfolgt sein ; oder meiot Proco-
pius nur, dass wegen des durch den dicht daneben gelegenen Berg
beengten Raumes die Stelle dem AngriiTe ungünstig gewesen sei?
miniae]
ovjtti idaq>ove fiivrot, a)J^ oaov te fi^xoe rov f/fiioeog, ovh ihreat fitv
ov^t aXXwe dieq!0'aQ7f , intki&fj St oorats i(p ixartQv^ , tut tu fiiv ixtoq
Tov äXlov Ttixovs, ro 8i irros tpaivtaO'ai. vmI oji avvov rov iCiQißokov
d leffütyoTa 'jPwfiäioA rfj atptrigff y?MaaTj ix naXaiov xakovat rov %wqqv.
Schon damals hatte sich die Legende gebildet^ dass der Apostel Fe«
trus diese Stelle beschütze.
3) Nach dem Gefechte am Pons Milvius flohen die Römer deo
Mauern zu und die Gothen kamen bis vor die Stadt. I^ 18. p. S9,
ovxia hl StatpvyovTiQ is rov 'Puj/irjs ittgißokov jjl&ovj Siwxovrie rs ot
fagßaQot o/^« h ro Tti%09 'ixorro, a/jrtpl rrjv ^vkijv ^ BtXiOtt(^ia
wvofiaaxa^ vvv. Dann kehrt der Name noch einmal wieder, cap.
22. p. 1U6. ravta fitv afi(pl BiXiaaffiav nvktjv iyivoiTO. Den Grund
der Benennung findet man darin , dass Belisar den nahe gelegenen
,, Palast der Pincier^' (s. d. Abschn. über den Pincius.) bewohnt
babe, wie allerdings bei Anast. vit. Silver. p. 104. 106 Blancb.
gesagt wird. Vgl. N i b b y , Mura di Roma. p. 248. U r 1 i c h s , ^e-
sehr, d St. Rom. \\\. B. p. 572. Wenn man aber bedenkt, dass Pro*
copius die Piociana immer als nvh^ bezeichnet (Anm, 292.) , die an«
gebliofae Belisaria aber beide Male als itvXrj , so wird der Name we«
nigstens in Bezug auf dieses Thor sehr zweifelhaft, und wenn wegen
der Worte rj vivofiaarat vTv nothwendig zugegeben werden müsste,
dass ein Thor mit Belisars Namen benannt worden sei, so würde viel-
mehr Anspruch darauf die Salaria haben, als das Hauptthor, weichet
Belisar selbst vertheidigte. Denn davon, dass die Pinoiana den von
Poos Milvius Herkommenden näher gewesen sei, lüsst sich kein ent-
scheidender Grund entlehnen, weil sich gar wohl das Gefpcht seit«
wärt« gezogen haben konnte. Ueberdiess wird die Salaria aasdriick«
lieb das eigentlich«* Aasgangstbor gegen den Feind genannt* n« 19t p«
199
Dann folgen zwei nnsweifelhafte Tbore, Salaria und
Nomen ta na, iber den gleichnamigen Strassen , welche frü-
her ans der Collina führten, so dass an deren Stelle zweiThore
nöthig wurden« Das erstere besteht, wiewohl in späterer Re-
stanration , noch nnter demselben Namen ; das zweite wurde
von Pins IV. zerstört und dafür etwas weiter nach Porta Sa-
laria hin die jetzige Porta Pia erbaut. Von der Zerstörung
zeugt die Inschrift ^^) des neuen Thors, und die Stelle der
Nomentaaa ist durch eine Tafel mit der Jahrzahl 1564 bezeich-
net. — Nahe diesem Thore beginnen die Mauern der Ca s tr a
Praetoria, weit über die Linie der übrigen Mauer hinaus-
tretend. Da sie durch Anrelian zu einem Theile der Befesti-
gung gemacht waren, blieben diese drei Seiten stehen, als
Constantin die der Stadtseite zugewandte Befestigung des La-
gers niederreissen liess ^). Noch sieht man , wiewohl ver-
manert die Porta decumana und an den Seiten die prind'^
pakt.
Grosse Schwierigkeit hat dagegen die Bestimmung der
Thore, welche hinter dem Lager auf der östlichen Seite der
Stadt folgen, wo uns vier von da ausgehende Strassen, Tibur-
tina , Collatina , Praenestina und Labicana , und wenigstens
zwei sichere Thore, Tiburtina und Praenestina genannt
werden ^). — Zunächst an dem Lager, un4 zwar dicht dartin,
sieht man jetzt ein der Gröjsse nach ungefähr der Pinciana,
hinsichtlich der Bauart den honorischen entsprechendes ver-
mauertes Thor, geschlossen seit undenklichen Zeiten, so dass
niemand seiner je gedenkt ; ja der Anonymus , der doch die
Pinciana, wiewohl auch sie in seiner Zeit vermauert war.
304) PlUM IIIL Pont, Max. Portam Ptam tublata NoiMntana
exitruxit^ viam Piam aequata Alta Semita duxit,
5) Zosin. II, 17. rowg Si II^iTw^tmpovC aT^aridTat i»t^itpa€
$ml xa ip^v^Mt va tovtovs l'xavwa tui&tXtiv.
6) Wiewohl icb «oeh bierüher in der Schrift De Ramae vet.
mur. atq. port. p. 116 ff. aasfiifarlieh gpehandelt habe, so kam icb
doch hier qui ae weDifer die aoefamaUge ErÖrterni»^ oaterlassea, ala
der beaoadere Zweck jeoer Sebrift aieht |^e«tattete, meiae wahre,
aar im Zo§ammenhaa|^e mit aadered Erf^ebnissen bialaaslicb besrän-
det ereebalaeada Meiauaif aas eiaaader zu setxea*
200
nicht vergessen hat, erwähnt es gar nicht. Daher wird es
denn schlechthin das geschlossene Thor, Porta chiusa, ge-
nannt. Weiterhin folgt die Porta S. Lorenzo, so be-
nannt von der ausser der Stadt an der Via Tiburtina gelegenen
Basilika dieses HeiUgen (S. Lorenzo fuori le mura). Sie
muss als ein über einer Hauptstrasse stehendes Thor schon
darum betrachtet werden, weil sie die schon oben erwähnte
Dedicationsinschrift trägt. Das dritte Thor endlich auf dieser
Seite ist Porta maggiore, ursprünglich ein Monument der
Aqua Claudia , die hier über eine Hauptstrasse geführt war,
weshalb natürlich bei dem Bau der aurelianischen Mauer es
als Thor benutzt wurde. Fragt man nun, welche antike Na-
men diesen Thoren entsprechen, so sind die Meinungen sehr
verschieden. Die älteste unzweideutige Nachricht giebt uns
der Anonymus von Einsiedln. Er kennt, wie gesagt,
das geschlossene Thor gar nicht ; die Porta S. Lorenzo aber
nennt er Tiburtina, Porta maggiore Praenestina; nicht
nur in der Beschreibung der Mauer, sondern auch in der In-
schriflensammlung und dem Verzeichnisse der Wege. — Zwei-
felhafter kann es scheinen, ob auch Procopius unter dem
Thore, welches er Praenestina nennt, die Porta Maggiore
versteht. Er zählt überhaupt zwischen Porta Flaminia und
Praenestina, beide eingeschlossen, fünf Thore '^^). Nun fin-
den sich aber auf dieser Strecke nicht fünf, sondern sieben :
Flaminia, Pinciana, Salaria, Nomentana, Clan^
sa, Tiburtina, Praenestina. Von diesen fällt aller-
dings die Pinciana aus, da er die nvXi^€C besonders rechnet ;
aber es bleibt die Frage, ob er dabei auch die Porta chiusa un-
berücksichtigt lässt, und diess ist der eigentliche Gegenstand
des Streits ; denn sobald sie ausgeschlossen wird, ist es en^
307) Goth. I, 19. roT'&ot Si ovx otol t€ ovtiS olov vrgaxoniSif
xo xtixoQ ntQthtßiad^ai. ttvitkt^ «( notnaafievot %aQtaiuuiiaxa nivT§ nvhiv
%wifov 7Jv6%kow in xfJ9 4>XafiipiaQ %Q xriv nakovfAivipf Jlgtutnoxivav.
Danu p. 96. Bikwof^ios 8i xä is xifv ipvXax^v x^s noltws StSMoeuu iß»3a*
srvXiSa füv avTos x^ IIiyniaviiv «cU nvlriy xifV xavxris iv Sf£i4 ^'X^^f i
^aJüBL^ia iiv6fuiara$. — II(fcurecxivav di Bimrf idw$u. $tal xjj ^hauwü^^
ij niymavijg inl ^ortQa «ari» Kovüxavxh^ov tniüxnoe, •— xae 3i Muto*
201
schieden, dass Porta Maggiore ab Praenestina gedacht wer-
den moss. — In späteren Sehrillen, im Liber de mirabi-
iibns Romae, bei Martinns Polonns und Wilh. v.
Malmesbnry wird einstimmig P. S. Lorenzo Tibnrtina ge*
nannt: der Name Praenestina verliert sich ganz'^*) und P.
Maggiore erhält verschiedene andere, leicht erklärliche Be->
nennungen.
Die Mehrzahl der Topographen ist nun der allgemeinen
Tradition gefolgt, und hat S. Lorenzo als Tiburtina angenom*
men, P. Maggiore als Praenestina, wie denn auch jetzt die
entsprechenden Wege aus diesen Thoren führen. Mibby,
im Ganzen derselben Ansicht, hält dafür, dass von den beiden
Bogen der Porta Maggiore der eine ftir die Via Praenestina,
der andere für die Labicana bestimmt gewesen sei, und' dass
daher der eine Theil P. Praenestina, der andere Labicana ge-
heissen habe. Diese in der That auf die Spitze getriebene
Distinktion wird mit Recht von Niebuhr*), wenn auch ge-
wiss nicht aus dem richtigen Grunde, die unhaltbarste von al-
len genannt. — Dagegen hat der scharfsinnige , aber doch
nicht selten zu rasch urtheilende Fabretti (De aquis et
aquaeduct. n. 248 ff.) geglaubt, ein ganz anderes System an-
nehmen zu müssen. Um jeder der oben genannten vier Stras-
sen ein besonderes Thor anzuweisen, entschied er, das ver-
mauerte Thor an dem Lager sei die ursprüngliche Tiburtina ;
aus S. Lorenzo sei die Via Collatina gegangen, aus P. Mag-
giore die Labicana. Für die Praenestina aber, eine der be-
deut|gflH|L Heerstrassen, blieb auf diese Weise nichts übrig
als |Hp|pies gar nicht thorähnlich gebautes Pfortchen zwi-
schen W. Lorenzo und Maggiore. Zu dieser Annahme war er
hauptsächlich durch eine gleich zu erwägende Stelle aus Strabo
veranlasst worden. Dem stimmte (wie gewöhnlich) im Gan-
zen Piale'*^) bei, nur dass er die Inconvenienz , die Via
308) Wenifpstens so weit mir bekannt worden ; doeh was« ich kei-
nesweges zu behaupten, data er nicht irsendwo in mittelaiterlichea
Schriften vorkommen könne.
9) Bßtekr, d. Stadt Rom. h S. 657. Vri. III. A. S. 57!2 IT.
10} S. Nie bahr a. a. 0. WahrscheiuUeh in seiner Aassabc
202 —
Praeneslina durch jenes PfSrtchen, die unbedeutende Colklina
durch ein grosses Thor zu führen, dadurch zu beseitigen such*
te, dass er vielmehr die erstere Strasse von S. Lorenzo aus*
laufen liess, für die letztere kein besonderes Thor annahm.
Späterhin, als man die Zahl der Thore möglichst zu beschrän*
ken gesucht habe, sei das Thor an dem Lager geschlossen
und die Via Tiburtina durch die Porta Praenestina (S. Lo-
renzo) geführt worden« Dagegen habe man die Via Praene-
stina nach Porta Labicana (Maggiore) gelegt und daher sei
die Veränderung in den Namen der Thore erfolgt. So wäre
denn das geschlossene Thor die Porta Tiburtina ; S. Lorenzo
die Praenestina; P. Maggiore die Labicana; und diese Mei-
nung haben Niebuhr und Bunsen für die einzig richtige
erklärt.
Prüft man indessen die dafür beigebrachten Gründe, so
findet sich, dass sie keinesweges eine solche Annahme recht-
fertigen. Das Hauptargument ist, wie schon gesagt, von
Strabo entlehnt. Er sagt V, 3. p. 237. JShu av/uninTes
(ry Aaxivf] üw) ual tj Aaßiuar^j ccQyofidrf^ fßikv dno
aT9Q^ ^ n(p*taa %al %awfiv %a\ to ncdiov %6 *EanvJuvo¥
nQoeiOiif inl nX§icvs %(Siv f' nul n tmaimv %a\ 91A17010-
aaoo Tf» 9iaAa#fl» Aaßmi %%iafMXTi mfL%%imaüiiiivif, ntifU^
rm f iq> vtffcve^ %ov%o /aIv %a\ %d TovanovXov ip ^«£19
dnoXsinsi, TfiJLn/ra ii nf6ß %dß IJutras Kai xi^v Aa%ivfiv.
Wenn also, wie Strabo sagt, die Via Labicana vor der Porta
Elsq[uilina sich von der Praenestina trennte und|M^|wohl
Als das esquilinische Feld zur Linken liess, so sCjOuller-
dings unmöglich, dass beide Strassen zu einem und oemsei-
ben Thore (Porta Maggiore) gelangten. Entweder kann also
die Praenestina nicht diese Richtung gehabt haben , oder die
Labicana muss noch weiter rechts abgegangen sein. — Der
einzige Anbaltepunkt, welchen Strabo's Worte darbieten , ist
die Angabe, dass die Labicana das esquilinische Feld zur
des Ven«ti, die ich Dicht hahe eriaogea kSnocD« Ift dea DUsertatio-
P0a kSmmt darüber nichts vor.
__ 203
Linken gelassen habe, während jedenfalls die Praenestina
es durchschnitt, und es kömmt also darauf an, wie weit sich
dieser Campus ausdehnte. Es ist früher von mir gezeigt
worden 3^'), dass, wenn nach der gewöhnlichen Meinung die
Ruine des Amphitheaters bei Sta. Croce, südlich von Porta
Maggiore, dem angehört, welches die Notitia in der Regio
Esquilina als Amphitheatrum Castrense nennt, und also diesa
der südliche Grenspunkt der Region war, man auch berech»
tigt sein wird, bis hieher den Campus Esquiliniis auszudeh-
nen. Es kann diess besonders dadurch unterstützt werden,
dass der Campus EsquHinus nicht nur in früherer Zeit der
Ort war, wo sich nicht nur der gemeinste Begräbnissplatz
befand f jsondem auch die gewöhnliche RichUtätte , und dass
noch in später Zeit als Letztere das Sessorium (Sta. Croce)
genannt wird. In dieser Voraussetzung nun könnte man an-
nehmen, dass die Via Labicana in der Richtung der heutigen
Via di Sta. Croce '^) gegangen sei, die Praenestina aber schon
ursprünglich auf Porta Maggiore zu$ dann konnte es wohl
geschehen, dass bei dem Baue der aurelianischen Mauer für
Erstere kein besonderes Thor geschaffen, sondern dieselbe
nach der Porta Praenestina gelegt wurde. — Sollte es hin-»
gegen überhaupt bedenklich scheinen, jene Ruine als das Am-
phitheatrum Castrense anzusehen (s. d. Abschn. über den
Esquilin), und nicht wahrscheinlich gefunden werden, dass
die Gegend von Sta. Croce, wenigstens in Strabo^s Zeit, als-
Campus Esquilinus gegolten habe , so lässt sich eine andere,
wie ich meine, noch ansprechendere Anordnung der Strassen
auffinden.
Vor Allem muss man nicht in den Fehler verfallen, zu
meinen, die alten Strassen müssten durchgängig in der Rieh«
ffung gegangen sein, welche durch die nachherigen Thore ge-
geben ist. In Strabo's Zeit, wo keine Mauer ausserhalb der
servischen Thore ihren Lauf unterbrach , war es natürlich.
311) De Rotnae vet. mur, atq. p%ri, p, 119 ff.
12) Ich kann indessen nicht behaupten, ob diese Strasse in der
mchtanj^ einer ölten laufe ; unwahrscheinUcb ist es ab«r nieht«
204
dass ihnen die ihrem Ziele entsprechendste Richtung gegeben
war, and so konnte es geschehen, dass ans einem Thore meh-
rere Strassen in ziemlich spitzem Winkel divergirend auslie-
fen. So ist es unstreitig bei der Porta Esquili na gewe-
sen. Aus diesem Thore führten erweislich drei bedeutende
Strassen: die Tiburtina (wie weiterhin gezeigt werden
wird), die Praenestina und die Labicana. Die Tibur-
tina trennte sich vielleicht gleich am Thore; die beiden an-
deren kurz darauf. Die Ruine, welche gewöhnlich mit dem
Namen Trofei di Mario belegt wird, zeigt durch die Linien
ihrer Mauern unwiderleglich an, dass hier zwei Strassen sich
schieden, in deren Winkel das Monument (um es vorläufig
so zu nennen) hineingebaut ist. Die Strasse zur Linken fuhrt
jetzt nach Sta. Bibiana und ich trage kein Bedenken anzu-
nehmen, dass diess der Anfang der alten Praenestina
war»*«). Als aber die erweiterte Mauer gezogen wurde,
musste es jedenfalls unangemessen scheinen, auf einer so kur-
zen Strecke drei verschiedene Thore zu haben und so wurde
eine der Strassen mit einer anderen zusammengelegt. Nun
könnte man freilich geneigt sein zu glauben, man werde die
weniger wichtige Via Labicana nach der Praenestina verlegt
haben; allein nicht nur wäre es viel unnatürlicher gewesen,
die Erstere nördlicher zu leiten, sondern der Hauptgrund,
weshalb man die Praenestina ihr zuführte, war unstreitig,
weil sich das über der Labicana stehende Monument der Aqua
Claudia von selbst als Thor darbot. Es ist nun natürlich, dass
dieses gleich von Anfange seinen Namen von der wichtigsten
Strasse erhielt und demnach Porta Praenestina hiess,
wie es von Pk*ocopius und dem Anonymus genannt wird. Der
Name Lavicana wurde wohl erst im Mittelalter üblich,
313) Ebeo diese Strasse, welche aaf die oben erwühote geschlos-
aeae Pforte gerdhrt zu haben scheint, erkannte Fabretti als die
Praenestina, und darin scheint er voUlLoinmeu Recht zn haben; aber
jene Pforte konnte doch nimmermehr das pränestinische Thor sein.
Nardini (der weit davon entfernt war, das Richtige zu ahnen) sah
noch den Gang der Strasse von dieser Pforte innerhalb der Maaera.
Roma antiea, t. f. p. 75. Nibb. Poco in U presse alla Maggiore i
oggi una porticina chiusa, e dentro le mura si seorge fra Vigne il
solro della strada, per cai vi ai andava^
205
nachdem der Weg zur heil. Helena wichtiger erschien als der
pränestinische. Darauf deutet Wilh. v. Malmesb. hin,
wenn er sagt: Sepiima porta modo Mator dicttur, olim Si-
rucranüy aL Siracutana dtcebaiur et via Lameana dicitwr^
quae ad Beatam Helenam tendit*
Bei dieser natürlichsten Annahme findet sich nun in Stra-
bo^s Worten , ohne jene Ausdehnung des Campus Esquilinus
anzunehmen, nicht der' mindeste Widerspruch. Wenn man
aber noch ausserdem sich auf Anas tasius berufen hat, der
von einer Schenkung der Aecker zwischen der Porta Sesso-
riana (Maggiore) und der Via Praenestina spreche, so ist
schon von mir in der mehrfach angeführten Schrift (p. 122.)
gezeigt worden, dass diess nur sinnlose Lesart einiger gerin*
geren Handschriften ist und dass die Stelle vielmehr so lautet :
(in vita Silvestri. p. 49 Blanch.) omnem agrwn a porta
Foforritana via itineraria usque ad viam Latinam ad mou"
tem jitbium.
Was nun die Porta Tiburtina anlangt, für welche
man die P. chiusa an dem Lager erklärt hat, so ist man von
der ganz falschen Voraussetzung ausgegangen, dass die Via
Tiburtina aus der Porta Viminalis der servischen Mauer ge-
führt gewesen sei. Dann freilich wäre das Natürlichste, das
ihr gerade entgegenstehende Thor am Lager für die Tiburtina
zu halten. £s ist diess aber schon darum unwahrscheinlich,
weil das viminalische Thor (s. S. 173.) ganz unbedeutend ge-
wesen zu sein scheint, so dass es uns gänzlich unbekannt sein
würde, wenn nicht Festus und Strabo bei Beschreibung des
Walls es erwähnten und Frontin veranlasst gewesen wäre , es
in Bezug auf eine Wasserieitung zu nennen. Das liesse sich
aber kaum erklären, wenn eine solche Hauptslrasse, wie die
tiburtische, von ihm ausgegangen wäre. Sodann reicht auch
ein Blick auf den Plan hin, um sich zu überzeugen, dass na-
mentlich für die ältere Stadt die Führung durch das esquilini-
sche Thor viel zweckmässiger war, als durch das abgelegene
viminalische. Allein es wird auch ausdrücklich gesagt, dass
diese Strasse auf das esquilinische Thor geführt war. Denn
Ovid, wo er den auch von Livius berichteten Schwank er-
206
zählt , durch welchen die Tibicines von Tibur nach Rom zu-
rückgebracht wurden, lässt den Zug durch die Esquilina in
Rom eintreten *^-^). Daher würde denn in der That eine Ver-
leugnung der bessern Ueberzeugung dazu geboren , um nicht
Porta S. Lorenzo für die Tiburtina zu erkennen. —
Das Thor am Lager aber, das nicht einmal, wie alle anderen
und selbst die Pinciana von Thürmen beschützt wird, ist nichts
als eine der von Procopius erwähnten nvXideg, und eben des-
halb konnte es entbehrlich scheinen and vermauert werden.
Dass der Anonymus es gar nicht erwähnt, kann in keinem
Falle als Nachlässigkeit betrachtet werden, sondern wahr-
scheinlich war es damals durch irgend einen Vorbau verdeckt.
Ist doch auch jetzt Porta Asinaria in gleicher V^eise versteckt
und nur durch die Thürme kenntlich ; jenes Thor hatte aber
eben keine Thürme. — Dass aber von Strabo die Via Tibur-
tina nicht genannt wird, ist ganz natürlich. Er spricht bloss
von den Strassen, welche sich mit der Latina vereinigten, und
das sind die Praenestina und Labicana, von denen die erstere
bei Auagnia, die letztere ad Pictas in jene Hauptstrasse aus-
lief. Hier konnte also der Tiburtina gar keine Erwähnung ge-
schehen.
Es bleibt nur noch ein Bedenken gegen die angenommene
und , wie ich glaube , hinlänglich begründete Lage der Porta
Praenestina zu berücksichtigen übrig. Es ist diess entlehnt
aus Procopius, der bei Erzählung des Angriffs derGothen
314) Li vi US erzählt IX, 30. Tibicines, qnia prohihiti a proxi-
tnis eemoribus erant in aedt lovis oetet, quoä traditum antiqtiihis
erat, wgre pasti, Tibur uno agmine abierunt: adeo ut nemo in Urbe
estet , qui saerificiis praecineret, Eiut rei religio tenuit st^nafutn,
tegatotquB Tibur miMerttni^ ut darent operain, ut hi homine* Roma-
nia resiituerentur, Tiburtini benigne poiiiciti primum accitus eo4
in curiam hortati sunt, uti reverterentur Romam: postquam per-
ptlii n^quitfant, eonsiiio kaud abhorrente ab ingenüs homimum eos
adgrediuntur. Die festo alii aUos per speeiem celebrandarum eantu
epularum causa inviiant et vino, cuius aoidum fet^me genus est, one-
rmtos sopiunt: mtque iim im plauatra somno pinetos eomiieiuut ae Ma^
mam deportant^ nee prius sensere , quam plaustris in /oro reiietis
plenos erapuiae eos lux oppressit. Da sai^ nno Ovid. Ptst.
VI, 677.
lamque per Esquilias Rofnanam intraverat urbem (tnrba),
Et mane in medio plaustra fuere foro.
207
auf dieses Thor eines nahe dabei gelegenen Vivarinm oder
(ehemalig^i) Thierzwingers gedenkt, der äasserlich an die
Maoer angebant war*'^). In der Ueberzengong, dass das Am-
phitheatrom Castrense bei Sta. Croee gelegen habe, hat man
denn auch gewöhnlich in dieser Gegend das dazu gehörige Vi-
yariam angenommen ^^). Dagegen mussten sich freilich die
erklären, welche S. Lorenzo für die P. Praenestina hielten,
ond es ist geltend gemacht worden, dass im Alittelalter die
Gegend zwischen dem Walle an den Diocletiansthermen nnd
dem Lager der Prätorianer il Vivaio oder Vivariolo geheissen
habe>'). Wie weit diese Benennung auszudehnen sei, ist
zweifelhaft ; dass aber die Gegend um die Castra jedenfalls ins
thfimlieh so genannt wurde, erklärt sich daraus, dass man die
Castra Praetoria selbst fiir das Vivarium hielt und vorzugs-
weise ii Vivariolo nannte >*). Allein die Castra nnd das von
Procop genannte Vivarinm bestanden gleichzeitig, wie zum
Ueberflosse eine in dieser Gegend gefundene Inschrift aus der
Zeit des Jüngern Gordian bezeuget, s. d. Abschn. über den
Esquilin.
Die Porta Tiburtina (S. Lorenzo) ist an ein Monu-
ment der Wasserleitung der Marcia, Tepula und lulia, die hier
in drei verschiedenen Canälen über einander fliessend über die
Via Tiburtina geführt waren, so angebaut, dass der Bogen
des Thors dem des Monuments entspricht ; allein letzterer ist
bedeutend verschüttet und erscheint daher sehr niedrig, wäh-
rend das honorische Thor auf der Verschüttung selbst st^t.
315) Goth. I, 2%. j. lös. a^ nvkf^v n^tutfearivar inl fMn^¥
%ov m^ohfv, tiv*Fuk(iaunßgBa^iov xoXoSqi. cap. TS. p. III. «A
fiofiadi adXo ß^axif n^QUßaUov tSw&tv avrif (r<? ttixu) oi naXat
novQxa(fw, ottoi« öti Uo$ja9 xs »al rakLa ^^ ««^««(»{aiT«« *Vr«5*«
Ttj^oisv. Oih OT^ xal ßißoLQiov rovzo (avofiaarou. Es lag nahe beim
Thore; dena als die Gothen ia dieae Vormaiier eiagedningen war«a,
nachte Belisar von da eiaea Ausfall: p. 112. jov negißoXov ras nvittt
ityaxXivat ßeliaa^ios iSaTtPoiws , anav inl rovg ivavriovs ^<pie$ t5
16) Nardini, Roma ant. ed. Nibby. t. II. p. 17. Nibby,
Mura di Roma. p. 357. Canioa, Indieaz. topof^r, p. 106. Hl.
17) Urlicks, Btschr, d, Stadt Rom. HI. B. S. 842.
18) Lucio Faaoo dsUo antiehitä di Roma, p. 15 br 16b.
Aadr. Folviua do Ur^ anüfuit. p. 25.
208
Es hiess im Mittelalter auch Porta Taurina, doch wird
daneben immer auch der alte Name, so wie der jetzige
erwähnt. — Von der hier auslaufenden Via Tiburtina
oder Tiburs^^*) war wahrscheinlich die CoUatina ab-
geleitet*
In ähnlicher Weise ist auch für die Porta Praene-
stina (Maggiore), wie schon erwähnt worden, das gross-
artige Monument der Aqua Clandia und des darüber fliessen-
den Anio novus benutzt. Es hat zwei Bogen, allein der eine
(von der Stadtseite rechts) ist vermauert. Am besten lernt
man es kennen aus Du Perac's Abbildung der nach innen ge-
kehrten Fronte, ehe es späteres rücksichtsloses Anbauen ver-
unstaltete. Auf der Aussenseite wird es von dem honorischen
Vorbaue verdeckt. Beim Abbrechen eines mittelalterlichen
Thurms kam hier vor einigen Jahren das bizarre Grabmal des
Eurysaces zum Vorscheine, lieber dem geschlossenen (hono-
rischen) Bogen war dieselbe Dedication, wie auf der Tibur-
tina, gesetzt ; das Monument aber hat drei Inschriften, welche
Claudius als Erbauer, Vespasian und endlich Titus als Wie-
derhersteller der Wasserleitung nennen, s. d. Abschn. über
die Wasserleitungen. Der Name des Thors hat vieirällig ge-
wechselt. Der älteste, Praenestina, der sich noch beim Ano-
nymus findet, scheint, wie schon gesagt, späterhin ganz zu
verschwinden. Der nächste dem Alter nach möchte Porta
Sessoriana sein, von dem nahe gelegenen Sessorium (Sta.
Croce). Daraufweiset schon der Schol. Cruq. zu Horat.
Epod. 5, 100. hin : hinc EsquiKna porta Romae dicüur ad
Sessorium. und zu Sat. I, 8, II. In Esquüiis publicis se*
pulti sunt extra poriam^ in qua est Sessorium. j und so
wird das Thor mit mehrfachen Verstümmelungen von Ana-
stasius und Anderen genannt. Bei Martinus Polonus
und im Lib. de mir. Rom. heisst es Lavicana, aber
dabei wird auch der Name Porta Mai or erwähnt, der sich
319) Plin. epist. VII, 20. Est tna Tiburtina intra primum ia-
pidmn — tnonimentum Pallantis, Dagegen Hortt. Sal. I, 6, 108.
Cum Tihurte wa praeiorem quinque sequuniur J« pu^ri.
209 ^
auch schon bei Wilh. v. Malmesb. findet ^^o). Wahr-
scheinlich röhrt diese Benennung von der Basilica di Sta. Ma-
ria Maggiore her und aus demselben Grunde wurde im 15. Jhdt.
das Thor auch Porta della Donna genannt ^^).
Von hier folgt die Mauer eine ziemliche Strecke der Lei-
tung der Aqua Clandia und macht daher in gerader Linie eine
bedeutende Ausbiegung. Darauf folgt die Ruine des schon
erwähnten Amphitheaters, gewöhnlich Amphitheatrum
Gastrense genannt, dessen Gurve von 16 Bogen in die
Mauer eingeschlossen ist. Das nächste Thor war die Porta
Asinaria, an deren Statt Gregor XIIL im J. 1574. die heu-
tige Porta di S. Giovanni erbauete, um Weniges näher dem
Amphitheater. Das alte Thor wird jetzt durch einen zwischen
seine beiden Thürme gebauten Schuppen verdeckt. Den Na-
men erhielt das Thor, weil es über der Via Asinaria er-
richtet war, die schon von Festus^^) erwähnt wird. Das
Tlior selbst nennt Procopins mehrmals ^'). Im Mittelalter,
beiMart. Pol. u. s.w., fuhrt es auch den Beinamen La te ra-
uensis, von dem nahen Lateranpalaste.
Nach diesem Thore wird in den Verzeichnissen ein jetzt
verschwundenes Thor, Porta Metronis (Gregor.), Me-
troni oderMetronii (Mir. Mart. Pol.) oder endlich Me-
trovia (Anon.) genannt^-*). Nach dem Zusätze beiMart.
Pol. Porta Metronüy übt rivus inßvit cimtatem. hat man
3^0) Wenn Niebnhr, ßeschr. d. Sh R. III. A. S. 574. angiebt,
der Name finde sich schon bei dem Anonymus , so ist das wohl ein
Irrtham. Ich finde ihn nicht. Dagpegeo heisst , was Niebnhr Isug^oet,
bei ihm die Kirche S. M. Maior.
:{|) Nibby, Mvra di Roma. p. 351.
22) Fest. p. 2H2 Müll. Retricibus cum ait Cato — signifieai
aquatn eo nomine, quae est supra viam Ardeatinam inter iapidem
secundum et tertium, qua irriganiur horti ir^a viam Ardeatinam
et Jsinariam usque adLatinam. Vgl. d. Abschn. über die Laodstrassen.
23) Goth. I, 14. III, 20. Woher der Name stamme, ist unbe-
kannt. Eine Ableitung von Asinius ist unmöglich und eine Verstüm-
melang aus Asinia wegen der ErwShnung bei Festus (Verrins) eben-
falls nicht denkbar. Andere Versuche, ihn zu erklären, verdienen gar
keine Beachtung.
24) Die älteste Erwähnung findet sich in einem Briefe Gregors
d. Gr. (590 — 604) IX, 69. Dort heisst sie Metronis, s. Nibby,
Mura di Roma, p. 365.
14
210
ihm den Bogen zugvwieseny unter welchen» jetzt dieMarrana
{Aqua Crabra) in die Stadt flieset, odier, da derselbe in kei-
nem Falle für ein Thor getten kann, es doch in dieser Ge-
gend, hei Piazza della FerrateHa, angenanunen, so dass es
dem Aurgaage zum Caelius zwischen S* Stefano rotoado und
Villa Mattei (s. S. 169.) entsprochen hätte »^s).
Die beiden folgenden Thore, P. Latina und P« Appia
traten an die Stelle der alten Capena, wie die Salaria und
Nomentana die Collina vertraten, Tiburtina und Praenestiaa
die Esquilina. Die Via Latina ging hei S, Cesareo tinka
von der Appia ab (& 168.) und erforderte dahw ein besonde-
res Thor. Jetzt ist es vermauert und der Weg nach Fmsoali
(Tttsculum) fiihrt aus P. S. Giovanni. Der Bau kann viel-
leicht von Honorius herrühren, aber wohl nicht ohne spätere
Restauration, vielleicht durch BeKsar. Auf der Anssenseite
über dem Bogen steht das christliche Monogramm. — Das
zweite Thor, Porta Appia noch im Mittelalter genannt,
jetzt P. di S. Sebastiane, von der ausser der Stadt gelegenen
Basilika , eines der ansehnlichsten, ist nach Nibby's Meinung
späteren byzantinischen Ursprungs, wofür die griechischen
Inschriften sprechen, lieber den im Innern siehenden sogen.
Bogen des Drusus s. d. Abschn. über den Caelius.
Weiterhin und kurz vor dem neuen Stücke Befestigung,
Bastione dl Sangallo, siebet man einen mit Ualbsäulen ver-
zierten und durch ein schweres Architrav unterbrochenen schö-
325) Nibby a. a. 0. Piale, Delh parte meridionalL p. II.
Baoseo, Besohr. d. St R, l, p. 665. Uoerklart bleibt jeiocb dabei
die Ang^abe des Anonymus, bei dem sich Folgendes findet:
• Db skptbm VHS (beim Septizoninm) dsqub porta MstRO Via (sie).
JuMinuira. lohmnnis et pauli In dextra, clivus taitri
Forma iattraneiue Ad scm $tephanum in celiü mante
Ad scm erasmwn Item alia via de porta metrovia. In dextra
SCß mariü dominiea ad scm syxtum. In sinistra aeelesia
Sei iohannis.
Es ist aber wohl möglich , dass hier eine Verwechselung Statt gefan-
den hat und sie würde sich vielleicht nachweisen Lassen, wenn mir
bekannt wäre, wo die Kirche Sti. Erasmi gelegen hat. Denn dieser
Punkt und Sta. Maria (della Navicelln) geboren j.eden falls noch zu
dem ersten Wege. Die zweite Angabe, S. Sislo and S, Giovaaai av.
porta Latina, widerspricht nicht.
— tu
nen Bogen von Ziegelwerk aus sehr guter Zeil. Es ist von
Nibby (p« 201.) überzevgend nachgewiesen worden, das»
durch ihn die Via Ardeatina geführt war, weiche in der
serviscfaen Maoer von der Raudusculana ausging. Dass diese
Strasse selbstäudig von Rom auslief und nicht von einer an-
deren abgeleitet war, dafür spricht auch die oben aus Fes tu s
angeführte Stelle. Weder der Anonymus, noch sonst ein an-
deres VerzetchBiss der Thore nennt dieses Thor, und wahr-
scheinlich ist es schon in früher Zeit vermanert worden. —
Dann folgt das ktzte diesseitige Thor, Porta Ostiensis,
jetct Porta S. Paolo, von der berühmten anderVIaOstien*«
sis gelegenen Basilika. Den ersteren Namen nennt A mm ian
Mar cellin (s. S. 191.); idier schon ira sechsten Jahrhun-
dert findet sich auch der Name P. S. Pauli »s«). Das Thor,
ein hoBorisches, hatte zwei Bogen, und von der Stadtseite
siebet man noch links den zweiten vermauert ; von aussen aber
erscheint des vorgebauten Thurms wegen nur einer. — Nahe
dem Thore ist die Pyramide odw das Grabmal des Cestius in
die Mauer eingeschlossen. Von da gingen die Mauern (jetzt
späte Erneuerung) die Ebene des Testaccio einschliessend bis
an den Fiuss und liefen an demselben hin bis zu dem Punkte,
wo die jenseitige Befestigung das Ufer erreichte« Jetzt sieht
man auf der letzteren Linie nur noch einzelne Trümmer*
Jenseit des Tiberis sind nur noch Spuren der alten Maoer
vorhanden. Sie erstreckte sich weiter unterhalb (Vigna Ce-
sarini gegenüber) als die jetzige. Hier lag zunächst, nicht
fem vom Flusse, die Porta Portuensis, -welche Urban
YIII. (der bekannte Barberini) zerstörte, um (nach Bunsen
550 Schritt) weiter aufwärts die jetzige Porta Portese anzü«
legen. Das Thor halte, wie die Ostiensis uiidPraenestina, eben-
falls zwei Bogen und trug dieselbe Inschrift, wie die Tibur-
tina (S. 190.). Aus ihm fährte die Strasse nach Portus. —
Von da lässt sich die Spur der Mauer verfolgen bis zur Höhe
des lanicuius, wo die Porta Aurelia stand, so bejiannt
32G) Aetbie. Cosmogr. p. 716. Procop. Goth. III, 36.
p. 433.
14-
21«
von der Via Aurelia (velus). Schon bei Procopiu» »«^^
wird sie mit dem jetzigen Namen Pancratiana genannt
(P. S. Pancrazio); aber der alte findet sich noch beim Ano-
nymus und selbst im Lib. de mirab. Romae. — Die
Mauern stiegen darauf wieder hinab ^um Flusse. Reste einer
früheren Befestigung in Giardino Farnese haben zu der allge-
meinen Annahme geführt , dass dort ihr nördlicher Endpunkt
gewesen sei; aber es ist schon oben (S. 194.) gezeigt wor-
den, dass in Procopius Zeit sie durchaus nicht so weit ausge-
dehnt gewesen sein können. Denn wenn er ausdrücklich sagt,
dass die Mauer mit der Brücke (P. Sisto) verbunden gewesen
sei, so kann Letztere nicht über 500 Fuss unterhalb gelegen ha-
ben, es müsste denn die Befestigung am Flusse bis zu der
Brücke zurückgeführt gewesen sein. Es kömmt daher in Fra-
ge , welcher Zeit jene bis an den Fluss reichenden Trümmer
angehören mögen. — • Auf diesem Trakte nun von P. AureUa
(S. Pancrazio) bis zu dem Flusse nennt der Anonymus kein
Thor, sondern giebt nur die Zahl der Thürme, Zinnen u. s. w.
au, und auch bei Wilh. v. Malme sb. ist das vierzehnte und
letzte Thor die Aurelia oder Pancratiana. Ja auch Proco-
pius, wo er erzählt, dass die Gothen ein sechstes Lager un-
ter dem Vatican aufgeschlagen hätten , sagt ausdrücklich , das3
dadurch ausser den fünf Thoren von der Flaminia bis zur Prae-
nesüna noch zwei andere, die Aurelia und die Pancratiana,
bedrohet worden seien und erkennt also ein drittes Thor zwi-
schen diesen beiden nicht an 2®). Gleichwohl wird nicht nur
von anderen Schriftstellern des Mittelalters ein drittes trans«
tiberinisches Thor , Porta Septimiana, genannt, sondern
es erwähnt dasselbe auch Spartian, der im Leben des
327^ Procop. I, 18. p. 92. 17 vntQ irorafiov Tiß^Qiv üayugariov
ivB^oQ ayiov inwyv/ios Qvca, cap. 23. nvXfjv ri/v intQ nora/iov Tißfifvy%
ij IlaymqatiavTi naXttxak, Im Mittelalter hiess sie auch Aurea, ver-
«türamelt ans Aarelia.
ra/iior»
«3
Septimios Severus cap. 19. sagt : Opera publica eius exitatd
SepHsonium et thermae Severfanae. Eins denique etiam ia-
nuae in Transtiberina regione ad portam nominis sm^ qua-
rum forma intercidens statim usum publicum intndit. Ich
habe in der Schrift De Romae vet. mur. atq, pari. p. 127 ff.
gezeig;!, dass das sinnlose Wort ianuae verderbt sein moss,
und dass von einer wahrscheinlich ansgedehnlen Anlage von
Bädern die Rede ist, welche durch Einsturz der sie versor-
genden Wasserleitung (Jbrma) sehr bald wieder ausser Ge-
brauch gesetzt wurden. Daher muss nothwendig statt ianuae
gelesen werden balneae. Was nun das Thor anlangt, so ist
jeder Gedanke an ein von S^ptimius erbautes Stadtthor ganz
auszuschliessen , da es in seiner Zeit gar keine Stadtmauer
gab ; noch weniger er selbst eine solche aufgeführt hat. Dem-
ungeachtet kann die Porta Septimiana immerhin von die-
sem Kaiser selbst herrühren. Die hier von ihm gemachten
Anlagen waren wahrscheinlich sehr umrdnglich und die No-
titia nennt eben auf dieser Stelle eine Area Septimia-
n a 3^'). Auch hat diese Gegend bis in neuere Zeit den auch
jetzt noch nicht ganz unbekannten Namen 11 Settignano
behalten. Es ist wohl denkbar, dass diese Anlagen nach dem
Vatican hin einen Durchgangsbogen hatten, über dem sich
die Dedication des Kaisers befand. Und in der That berich-
ten Marliani und Lucio Fauno 30), dass in früherer Zeit
der Name des Septimius daran zu lesen gewesen sei, bis
Alexander VI. das halb verfallene Thor niederreissen Hess '').
329) Die Handschrift, welche Curiosam urbisRomae betitelt
ist (Mu rat. thes. inscr. t. IV. p. 1\yi.) hat Co rariam Septi-
mianam. Soa^t habe ich nur Aream Septiiniam oder Septimianam
gefunden und daraus erklärt sich auch die von älteren Aslygraphen
erwähnte Ära Septimiana.
30) Marliani, l'rb. Romae topogr. I, 8. Graev. thes. III. p. 75.
Lucio Fanno, Delle atidchitä di Roma. cap. 21. „(dicono) che uel
frontispieio di questa porta Tusso anche il uome di Settimio'^ 8o
auch Aodr. Fulv. de (Jrb, antfquif. p. 45.
3i) Dass das neue Thor nicht auf der Stelle des alten erbaut
worden sei, sondern etwas weiter nach aussen, scheint ein Irrthnm zu
sein. Es sagt Melchiorri, Guide mSthodique de Rotne. p. 46.
,,L* ancienne, que plusieurs appelaient fenestrale, fut un peu plus en
dedans que Ia moderne. '^ Aber wahrscheinlich hat er die Worte des
Lucio Panno missverstauden, bei dem es beisst: ,,L' ultima porta
JW4
Als daher Aurelian hier die Mauer zog, ist es sehr na'türiicby
dass dieser Bogen auch ferner den Eingang in der nunmeh-
rigen Stadtmauer bildete ^^^). Dass nun Procopius diese Porta
SepUmiana nicht nennt, iässt sich vielleicht daraus erklären,
dass es kein grösseres Stadithor war; warum aber der Ano-
nymus davon schweigt, ist schwer zu beurtheilen; nur lässt
sich kaum annehmen, dass hier eine Verbindung mit dem Va-
tican dauernd gefehlt haben könne.
Kommen wir nun zurück auf die Frage, welches die 14
Thore seien, die Procopius augiebt, so ergeben sich allerdings
mit Sicherheit nur 13. Es sind folgende: 1) Aurelia (S.
Petri). 2)Flaminia. 3) Salaria. 4) Nomentana. 5)
Tiburtina. 6) Praenestina. 7)Asinaria. 8) Metro-
nis. 9)Latina. 10) Appia. 11) Ostiensis. IS) Por-
tuensis. 13) Pancratiana. Der Anonymus, Wilh. v.
Malmesb., die Alirabilia, Martinus Pol. zählen allerdings auf
dem linken Ufer 12 Thore; allein sie alle rechnen die Pin-
ciana mit, welche Procopius zu den nvXld§s zählt. Es
scheint daher das Annehmbarste, zu jenen 13 Thoren noch die
Ardeatina hinzuzufügen, zumal da die Entfernung vonP.
Appia bis P. Ostiensis, wenn sie ohne Thore gedacht wird,
unverhältnissmässig gross erscheint; und bei den grossen V^er-
änderuugen, weiche die Mauer in dieser Gegend schon friih
erlitten zu haben scheint, ist es wohl auch möglich, dass sich
dort ein dem beschriebenen Bogen entsprechendes honorisches
Thor befunden habe.
di Trastevcre , che « tra qnella di San Pancratio e*l fiomc , e stata
per UD gran tempo ä dietro cliiainata (conie aiico hara si cbiama) Set-
timiaDa.*' Es ist ja doch ofTeabar zu verbiiideu : un grau ieuipo a
dietro.
332) Vielleicht ist damit auch die Xachricht in Verbioduag zu
setzen, dass Aurelian in der transtiberinischen liegion Bader habe an-
legen wollen, weil es daran gefehlt habe. Vo pisc. A ure 1. 45. Ther-
mal in Transtiberina reffione Jureliunus Jacere paravit, quod aquae
frigidioris copia ilfir dvesset.
Die F o r »•
Das Forum Romanum und die Gebäude am
CliTus Capitolinus.
Der Campo Vaccino ist eine der denkwürdigsten Stellen
des ganzen Erdkreises. Einst der Mittelpunkt des grossartig-
slen politischen Getriebes und unmittelbare Zeuge des erha-
bensten welthistorischen Schauspiels, das eigentliche Herz der
allgebietenden Stadt, nach dessen Pulsen sich das Leben
dreier Welten nomiirte, eine Stätte des Ruhms und des Glan-
zes, umschlossen von Tempeln und Pracbtgebäuden, ist es
jetzt nur ein verödeter, wüster Platz ; aber die grossen Erin-
nerungen, die sich daran heften, machen dem Alterthumsfor-
scber jede Spanne desselben zu einem Heib'gthume, und welche
Theilnahme auch der Palatin, theils als Wiege des Staats,
theils als Thronstätte der Wellbeherrscher; das Capitol als
Sitz der Götter und Veste des Reichs ; die Wunder des Mars-
fekles und der kaiserlichen Fora erregen, so kömmt doch nichts
an Redeuiung jener Tiefe zwischen dem capitolinischen Hügel
und der Höhe des Titusbogens gleich. Alle übrigen Theile
der Stadt scheinen sich nur als untergeordnete Glieder um
das Forum als den eigentlichen Sitz der Seele, von dem alles
Leben ausgehl, zu reihen, und so ist es natürlich, dass die
Kenntniss desselben jeder Retrachtung der übrigen Stadt vor-
angehen muss.
Leider sind die Verwüstungen in dieser Gegend so total
gewesen, dass mit Ausnahme des Ruinenreichthums am Clivus
216
Capitolinus fast alle Gebäude, welche das Forum umgaben,
spurlos verschwunden sind und nur einzelne spärliche 'Reste
ohne sichere Bürgschaft für ihre Bedeutung der Forschung we-
niger zu Führern dienen, als ihr schwer lösbare Räthsel auf-
geben ; aber als ein glückliches Geschick muss es dennoch be-
trachtet werden, dass nach jenen Verheerungen das städtische
Leben sich von dieser Gegend wegwandte und kein neuer An-
bau die Stelle noch unkenntlicher machte und die letzten Trüm-
mer des alten Forum vernichtete. Vielleicht kömmt einst eine
glückliche Zeit, welche den tief unter Schutt und Erde liegen-
den alten Boden offen gelegt sieht und daraus mit Leichtigkeit
und Sicherheit Resultate ziehen kann, die sich jetzt nur müh-
sam und vemiuthungsweise aus den Nachrichten der Schrift-
steller gewinnen lassen;
Bei diesem Mangel an sicheren Anhaltepunkten für die
wichtigsten Fragen darf man sich denn auch nicht wundern,
dass über die Anordnung der verschiedenen Gebäude und
Plälze, welche uns genannt werden, bei den Topographen ^^^^
333) Ausser den allgemeinen topogrnpliisclien Werken gehören
hieher haoptsächiich folgende Schriften: Nibby, Del Foro Romano^
deita ria tacra etc. Rom. 1819. (>crhdrd, Dclla basUica Giulia
ed alcuni siti del Foro Romano. Rom. 1823. F e a , Sülle tovine di
Roma, Rom. 18^28. Piale, Del Foro Romano, stta posizione e gran-
dezza non hene inlete dal Sardini. Rom. 183?. (1818.) Ders. Della
Basilica Giulia etc. 1833. (I82i.) Ders. De' tempj di Giaao etc.
1833. (1819.) Gant na, Detcr, slor. del Foro Romano e tue atf/a-
cenze, Rom. 1834. üers. Sui rostri del foro Romano. Disaertazioni
deir y4ead. Rom. (Atli Rom.) T. Vllf. p. 1U7 ff. Ders. Sugli antiehi
edifizj gid eMistenti nel luogo ora occupalo da IIa chiesa di S» Mar-
tina etc. Rom. 1810. Bunsen, Le forum Romanttm, explique sehn
Veiat detfouilles le 21 ^t7*. 1835. Bulletino delC Insl, 1835 Maio.
Der:». Let forum de Rome reslaures et expliques, Rom. 1837. (en
deax partie:«.) auch Annali d. I. t. Vlll. p. '207 ff. Huschke,
Ifeb. d. Stelle des f^'arro v. den Libiniern, Heid. 1835. Ambrosch,
Studien ?/. Jndeut. im Gebiet des allröm. Bodens u, Cultus. Brest.
1839. Darnnter ist Nibby 'S Arbeit bei weitem die fleissigste ; aber •
von einer falschen Grandan^icbt (Nardinrs) aasgeheod musste er lau-
ter irrige Resultate erhalten. Piale bat das Verdienst, zuerst die
richtige Ansicht von der Lage des Forum wieder geltend gemacht zu
haben ; im Einzelnen aber ist seine Restaaration höchst fehlerhaft.
Die Ergebnisse früherer und besonders der wichtigen neuesten Ans-
grabnogen sind von Bunsen sehr vortheilhaft' benntzt worden; mehr
noch als in den oben genannten Schriften in der Beschr, d. St. R.
III. B. Leider fehlt aber der sonst umsichtigen Behandlung der sichere
Gruud, den genauere Kenntniss und richtiges Verstän^lniss der nlteo
217
die maniiigfaltigsten Ansichten herrschen; weniger verzeihlich
aber ist es, dass bis in die neueste Zeit über die Lage des Fo«*
mm im Allgemeinen die irrthfimlichsten Annahmen haben Platz
finden können. Die ältesten Topographen haben richtig geur-
theilt, dass sich das Forum seiner Länge nach von dem Fusse
des Capitolinns oder dem Triumphbogen des Septimius Severus
nach dem Titusbogen hin ausgedehnt habe. So giebt es Lu-
cio Faun o ^^) an, der es nur fälschlich bis zur Höhe seihst
reichen lässt; so bat es auch bei aller übrigen Unklarheit
Blondus Flavius gedacht und so entschieden Marl i an i.
Allein schon Donati verfiel in den Irrthum, die Linie vom
Arcus Severi bis zum Faustinatempel (oder den 3 Säulen ge-
genüber) für die Breite zu nehmen und das Forum der Länge
nach sich in südlicher Richtung bis über Sta. Maria della Con-
soiazione ausdehnen* zu lassen. Diese ganz irrige Ansieht ist
dann durch Nard in i die allgemeingültige geworden und bis
in die neuesten Zeiten geblieben. Veranlassung zu solcher
Annahme gaben die Stellen der alten Schriftsteller, welche das
Forum als zwischen dem Capitolium und dem Palaün gelegen
angeben. Allerdings sagt Dionys. ü, 50. st«} 9uX6fievo$
rds olttioBie ;f iKi^}c dXXi^Xmv diaivar iv %oXe IdioiQ ixdTi(fo$
Xfo^ioie inoiovvTO* *P(o/ivXoe /liv to llaXdxiov xart^fa^
xal TO KaiXiOP oqoc * iotl dk Tta IlaXaTiif nQOü$XfS* Td^
Tios ih ro Kani%nXiov, o H dfXV^ KaTioyj, aal %6v Kvqi"
viov oy&ov. %6 f vnoxfl/iißvov tu» KanirmXlw ne^ior^ in-^
%6kifav%€g %rf¥ Iv avt^ nttpvKViar vXrjv xal %r^Q XlfMVijQ^ fj
itd %6 itolXov tlvai %6 yjagiov tnXi^dvve xols natiovatp in
%Ä¥ OQfiv rd/iaatf vd noXXd xtioavteg^ dyogdr avTo&t xa-*
T«cni;aarTO, y nai vvv iri iqm/Aivoi 'Pfa/tmlot diuteXovai*
und noch bestimmter, indem er von der Gründung des Vesta-
tem'pels spricht , cap. 66. vde filv Idiag ovn ixt¥9j09, rcJy
(pQatQfviv iariag, noivtjv dh naTearijaaTO ndrrmv fiiar iv
rdi f^eraiv %ov KanivfaXiov %al tov IlaXatiov
SchriflsteUer gewährt. Ganz aobedeateod und ankrilisch int Hirt's
Abhaodlang, Geseh. der ßauk. III. S. 211 ff. mit Taf. XXIII.
334) neUe AnüehÜd della citti di Roma. p. 46 f.
218
%al ß*ic^c dfifpoliß ovaijg rijs d/ogag^ iif f] %a%ea%a%Ht(nut>
ToUgor* Dazu hat man nun nach die Beschreibung der Sa-
bkierschlacht bei Liv. I, 12. gezogen: Mettus CurÜui «6
SabMs princeps ab arce decueurrenU ei effiisos egeräi üo-
matios toio quantum foro spatium est; nee procul
tarn a porta Palatti erat etc. Allein auf diese Stelle
halte man sich am allerwenigsten bemfen sollen ; denn wenn
es entschieden ist, wie früher gezeigt worden, dass die Porta
Palatii oder Mugionis bei dem Titusbogen war, so dienen Li-*
viiis Worte eben zum Beweise, dass das Forum dorthin (öst-
lich) sich ausdehnte. Von jenen Stellen aus Dionysins aber
widerspricht die erstere gar nicht ; denn das Forum ist aller-
dings vnoiulfA^vov .TcS KannfaXm ; die zweite aber ist nur
etwas ungenau ; denn wenn auch das Forum in der That vom
Fusse des Capitolinus sich bis an den Palatin erstreckt, so
liegt doch bei weitem der grösste Theil des von ihm eingenom-
menen Areals seitwärts, wenn man nicht geltend machen will,
dass die allerdings zum Palatin gehörige Velia wirklich dem
Capitolinus gegenüber die Grenze macht. Dass aber Diony-
/sitts durchaus nicht das Forum als zwischen dem eigentlichen
Capitole (der rupes Tarpeia) und dem Palatin (auf der Seite
von S. Teodoro) gelegen bezeichnet, dafür giebt den sicher-
sten Beweis, dass er eben in diese Tiefe den Yicus Tuscus
setzt ^^^) , für den nach der Nardini -Nibby^schen Anordnung
gar kein Platz übrig bleiben würde, da sehr bald hihter S.
Teodoro das Velabrum beginnt. — Wenn demnach die alten
Ueberlieferungcn der Lage des Forum zwischen dem Capito-
linus und der Höhe des Titusbogens keinesweges widerspre*-
dien , so erhält sie ihre vollkommene Bestätigung durch die
Ergebnisse der neuesten Ausgrabungen und überhaupt ist nur
535) V, 36. Tov fiera^v tov IlaXavtiov xal rot KantrwUov tit»
tagoi fiaXtara /itjxvvofAevov araSiots ßivXoiva, Ss nat fifxQ^^ if^» 3V;(>^^-
fw»' oixrjaig vno 'Putfiaiwv »aXeirai ttarä vr^v intz<ff(f*oy Stakxxrvr, ^
ipfQOvaa Siodog anb r^g ar/o^äg fTtl tov fuyav imrodQOfM.ov. Die ün-
ricbtigkeit des in dem jetzi^eo Texte f^eg^ebüDen MiMaes rillt ibri«
(cens in die Äugten: denn die ganze Westseite des Palatin wird nicht
über 1:200—1300 Fuss Hessen, aUe etwa die Hälfte der vierStadieo.
21»
unter dieser Yonnraselzubg etae Vereinigong^ der Naehricbieii
BBÖglich , welche sich theils über elnzeLDie Theile des Fomai,
theils über die es begrenzenden oder benachbarten Strassen
und änderen Oertlichkeiten erhalten haben. Die Kenntmas
der Letzteren muss nothwendig voirausgehen , ehe von einer
genaueren Grenzbestimmung die Rede sein kann, und so iat
hier der Ort, wo von dem Laufe der Sacra via und Nova
via, so wie von der Bedeotuag der Namen Velia, Argile-
tum und einiger anderen gesprochen w^erden nuss.
Die Sacra Tia.
Es war eine alte Ueberlieferung, dass das Bündniss zwi-
schen Romulns undTatius auf der Sacra via ^^^) gesehlossen
worden sei und dass sich der Name eben von dieser Handlung
herschreibe ^^). Diese Sage hat indessen nicht mehr Wahr-
scheinlichkeit für sich, als die Nachricht PI utarchs^^), daas
die Zusammenkunft auf dem davon beftaunten Comitium Statt
gefunden habe. Viehnebr ist es unverkennbar, dass die an
336) Es ixt schon in der Sehrift de Eomae vet, mur. aiq, pert,
p. !23. bemerkt worden, dass nach gntem römischem Gebrauche durchs
ons Sacra via, nicht Via sacra, zn schreiben ist. Ausser den
angefahrten Stellen, Plin. XIX, 1, 6. Suet. Vi teil. 17. Ascon.
I. Cic. p. Mil. 14. sind mir nnr noch einige Inschriften (Grut.
DCXXII, 1. DCXXXVin, 5.) bekannt, wo sich ebenfalls Via sacra
findet. Allein diese späten Grabscbriften haben fnr den richtigen Ge-
brauch nicht mehr Beweiskraft als die N o t i t i a i m p e r i i , wo noch
die SteUuBg dieselbe ist. Ho rat. Sat. f, 9, I. Ibam forte via sacra ^
ist nur durch das Metran bedingt; etwa wie Ovid. Fast. V, 148.
sagt: diva canenda Bona est, während der Name nie dea Bona lau-
tete, noch lauten konnte. Schriftsteller der besseren Zeit aber schreir
ben nnr Sacra via und diese Form ist als die gültige auch durch den
Namen Sacravienses und des F e s tu s Vorschrift, man solle nlchi Saeravta
nnd Novavia, sondern beides getrennt schreiben, über allen ZweiH^l
erhoben.
37) Dionys. II, 46. rovra 6u6a»yrte nal ßotuohi irtl roXg OQitotQ
id(fvoafi6voi xara fiiaijv fiaXiara rrfv xaXovuivr/y ft^äv oSov ow&xQot&r»
actv aiXijlotS. Appian. fgm. 1. I. 5. owtXd'ovrtC^PyjfAvXbs re xal Tai'
Tiog ig Ttfv i^ ixtivov ttgav malovfjUi'T^v o^ov* Fest. p. %^0. Satram
viam quidam appellatam esse existimant, qnod in ea Joedus icium
Sit inter Romulum ac Taiinm. Serr. z. Virg. Aen. VIII, 641.
Huius autem facti in Sacra via signa stant : Romulus a parte Palatii,
Tatius vettientibits a Rostris,
Z6) Rom. 19. ^'Onov fts xaeta avri&stro, ^h.9* ^'^ KofUrtov iro-
liiras' Kofiu^s yk^ *I^fuuQt t6 os^sX&stv uetXovet,
220
dieser Strasse haftenden heiligen Gebräache die Benennung
veranlassten, wie namentlich daraus erhellt, dass die Strecke,
an welcher das Veslaheiligthum oder doch die dazu gehörige
Regia als Wohnung des Pontifex Maximus und das Haus des
Rex sacrificulus lagen, im gemeinen Leben vorzugsweise so
genannt wurde ^3'). Allein im Sacralsinne hatte die heilige
Strasse eine grössere Ausdehnung. Sie begann bei dem Sa-
cellum Streniae und endigte auf der Burg. Die Lage dieser
Kapelle lässt sich mit Genauigkeit nicht bestimmen ; indessen
giebt Varro***) dafür die Gegend an, welche Ceroliensis ge-
nannt wurde, und da diese zu den Carinen gehörte , zugleich
aber in dem Argeerfragmente von einem Wege nach dem Cae-
lius die Rede ist, so werden wir an den dem Caelius zuge-
wandten Abhang des Esquilin gewiesen, oder das zwischen
beiden Hügeln gelegene Thal. Gewöhnlich nimmt man die Ge-
gend nach denTitusthernien hin dafür an. Wie von da an in al-
ter Zeit der Gang der Strasse gewesen sei, ist gänzlich unbe-
kannt. Nachdem die Tiefe grossentheils durch das Amphithea-
trum Flavium eingenommen war, ging sie dieses zur Linken
lassend am Abhänge des Esquilin fort und an dem Golossus
Neronis'^^) vorüber^ sa dass dieser zur Rechten, dann die
339) Göttliug, Gesch, d, röm. Siaatsverf, S. 49. 1202. 235. be-
trachtet die Sacra via als den Umes decumanus der vereinigten Ro-
mer- und Sabine r-Stadt. Dabei ist wohl angenommen, dass sie in ge-
rader Richtung gegangen sei, was entschieden nicht der Fall gewesen
ist. Es giebt für eine solche Bedeutung der Strasse nicht die leiseste
Andeutung, so wenig als Tür eine Verlängerung der Linie durch Ser-
vius Tnllios. Jedenfalls bestand sie schon damals in ihrer ganzen
Lange.
40) L. L. V, 8. p. 52 Sp. Carfnae et inter eas quem ioeum Ce-
roiiensem appellätum apparet, quod primae regionU qvartum taera-
rium scriptum sie est: „Ceroliensis quatriceps circa Minervium qua
in Caeiio monte itur in Tabernola est/' Ceroliensis a carinarum
iunctu die tue Carinae, postea Cerionia^ quod hinc oritur caput Sa--
crae viae, ab Streniae sacello quae pertinet in arcem, lieber die
Schreibart des Argeert'ragments s. de Romae vet, mur. p. 24. und
aber den Namen Cerionia ebend. p. 28.
41) Der Coloss des Zenodorus , nach Sueton 120, nach Pli-
nins 110, nach Hieronymus 107, nach dem Guriosnm urb. R.
102% Fnss hoch, ursprünglich bestimmt den Nero darxnstellen (PI in.
XXXIV, 7, 18.) und nach Sueton. Ner. 31. im Vestibulum der au-
rea domus aufgestellt (vgl. Mar t. de spect. 2.). Die Bildsäule hat
die maanigfachsten Schicksale gehabt. Vespasian, als er den uosinai-
m
Meta Sudans zur Linken blieb. Von da stieg sie zwischen
dem Palatin und dem Tempel der Roma und Venus auf zu der
Höbe des Titusbogens, der über ihr erbaut war ^^). Das Fo-
lgen Baa Nero^s verschwiaden hiess, Hess sie zom Sonaengotte umge-
stalten (darauf bezieht sich Suet. Vesp. 18. eolossi refector. yg\.
Plio. 1. 1.) aod weihete sie an der Sacra via. Dio Cass. LXVI, 15.
Mart. I, 70, 6. Hieron. p. 439 Rone. CommoduS setzte wiederum
der Statae seinen Kopf auf und gestaltete sie zum Hercules um. Dio
Cass. LXXK, 22. £xc. Mqi. p. 225. Lamprid. Comm. 17. He>
rod. I, 15. Hieron. p. 465.' Aber spater muss sie doch wieder zum
Sol umgeschaifen worden sein; denn die Notitia nennt sie in der
vierten Region : Colossum altum pedei CII S. habet in eapite radia
(sie.) numero Septem singula pedum XXII S. Noch jetzt sieht
man dieses Colosses Basis zwischen dem Templum Romae et Veneri»
und dem Colosseum. Allein das ist nicht die Stelle , wo Vespasian
ihn aufstellte, sondern damals stand er hoher und vielleicht war diesa
sein erster ursprünglicher Platz (M art. d e s p ec t. 2')) so dass er
durch Vespasian gar nicht-versetzt wurde. Als aber Hadrian den Tem-
pel der Roma und Venus erbauete, Hess er ihn an die Stelle jener
Basis bringen. Spart. Hadr. 19. et colossum stantem atque
suspensum per Detrianum (?) architectum de eo ioco, übt nunc
templum Urbis est, ingenti mo/tmtne (transtulit), ut operi etiam
elephantes XXIF exhiberet. Et quum. hoe simulaerum post Neronis
vultum, cui antea dicatum fuerat, Soli consecrasset, aliud tale Apol-
lodoro architecto auetore facere Lunae molitus est. Das ist offen-
bar irrig ; die Verwandelung war schon längst geschehen. — Der Co-
loss stand also auch früher an der Sacra via; dass aber diese zwi-
schen der noch vorhandenen Basis und dem Colosseum hindurch führ-
te , ecgiebt sich auf das Entschiedenste aus dem Grenzverzeicbniss«
der Notitia; denn danach gehörte er zur vierten Region (Sacra via),
das Amphitheater zur dritten (Isis et Serapis).
342) Dass die Strasse in dieser Weise geführt war, ergiebt sich
mit der grossten Gewissheit daraus, dass der Coloss nicht nnr, son-
dern auch dos Templum Urbis zu der von der Sacra via begrenzten
und daher beoanoteo vierten Region gehörte. Demungeaehtet ist viel-
fältig angenommen worden, sie sei von ihrem Anfangspunkte, das Am-
phitheater und das Templum Urbis links lassend, fast in gerader Linie
nach dem Friedenstempel (jetzt gewöhnlich Basilica Constantini ge-
nannt) und dem Forum gegongen. Es lohnt kaom die Mühe, das noch
zu widerlegen. Wenn man auch keine Rücksicht auf die Notitia neh-
men wollte, so hätte man doch bedenken Foilen, dass der Tempel des
lupiter Stator und die Porta Mugionis der Sacra via ganz nahe lagen
(s. S. 113.). — Canina, Jndicaz, topogr, p. 72. sagt, beim Auf-
graben um den Tempel der Roma habe man wahrnehmen können, dass
die Strasse früher gerade durch die Area des Tempels gegangen sei;
Hadrian habe sie verlegt. Auch das ist gar nicht denkbar; denn der
Titnsbogen kann nur über der Sacra via gestanden haben, und man
wird doch nicht annehmen wollen, Hadrian habe auch diesen translo-
cirt. Dagegen ist es unbegreiflich, wie T hier seh, Epochen d. bild.
Kunst. S. 313. hat annehmen können, auch der Triumphbogen Coo-
stantins habe über der heiligen Strasse gestanden, indem diese zwi-
schen dem Caeliuff und PaJatinus hervorgekommen sei. Das ist das
Seltsamste von Allem, was über diese Strasse gesagt worden ist. Der
2t2
ram liegt un ein BetrSchtllches tiefer als das Thal des Colos-
seum, und es musste daher die Strasse in ununterbrochenem
Falle bis zu der Grenze desselben wieder hinabsteigen. Das
ist die Strecke, über welche die meisten Zweifel entstanden
sind und deren richtige Bestimmung für die Lage der Gebäude
an Forum von grosser Wichtigkeit ist.
Zwischen dem Titasbogen und dem Capitolinus sind uns
zwei Punkte gegeben, hinsichtlich deren wir die entschiedenste
Gewissbeit haben , dass sie von der. heiligen Strasse berührt
wurden. Der erste ist das Vestaheiligthum, Tempel und Re-
gia begreifend, und mit ihm mag vorläufig der ]\ähe wegen der
Foraix Fabtus, den man als dritten Punkt angeben könnte,
zusammengedacht werden: der zweite ist der Triumphbogen
des Seplimius Severus, hinter welchem der Clivus Capitolinus
seinen Anfang nimmt. — Was den ersten Punkt anlangt , so
geben darüber, dass er in unmittelbarer Verbindung mit der
Sacra via stand, die sogleich näher zu erörternden Stellen aus
Varro und Fes tu s völlige Gewissheit: es folgt aber auch
schon aus der Erzählung bei Ho rat. Sat. I, 9. Ibam forte
via Sacra, und v. 35. Veiitum erat ad Vestae. Es lag aber
das Vestaheiligthum, d. h. der ganze Complex der heiligen Ge-
bäude am Forum und zwar an der Grenze desselben unter dem
Abhänge des Palatin^-^^). Demnach kann dafür kein anderer
Ort gedacht werden, als die Gegend von Sta. Maria Libera-
trice (S. M. Liberaci dalle pene dell' inferno), aufweiche auch
durch die vielfach bezeugte Nähe des Castortempels nothwen-
dig hingewiesen wird**). Endlich setzen auch die hier gefun-
ArcQS CoDstaatioi steht allerdings über der Via triomphalis, denn
diese kömmt vom Circas her ; aber sie mündet erst bei der lieta sa-
doos in die Sacra via ein.
343) Diaoys. II, 66. avfiTrenoliauivwv ijdr^ rtuv Xotpatv ivi fre^i^
ßoXnf xal ftiarj^ a/iupotv ovotj^ r^c ayoQÜe, iv y ttaTiOMtvaarai t6 tt^or,
vgl. Aam. 346. S. 224. mit Anm. 348.
^i) Dionys. VI, 13. berichtet die Sage, ivie die Dioskiiren naeh
der Schlacht am Regillus bei der dem Vestatempel beaacbbarten Quelle
der Jutoroa erschieuen seien : a^avr^ 3i rtHv 'iitntav tteate^* »ai airo»
viif/avT6Q aaio zij^ Itfia^og, i} na^a to u^ov rijs ^Bariag avaSidwoi , i/-
fi*yv nuiovaa iußv^iov oAipjv k. r. X. An dieser Steile, oder nahe da*
bei wurde der Castortempel erbaut : o rs vtw9 rcoy J^omtov^utv^ '6v inl
2JÖ
denen sahbeichen InscbrifteB voq Gräbern und fihrendenkmä*
lern der VesUlinnen diese Lage ausser Zweifel ^*^),
Der Tempel seU>st aber rücbte jedenfalls sieht bis an das
f^orum, sondern lag weiter zurück nach dem Abfaange des Pa-
latin ; dagegen werden uns in unmittdbarer Beziehung auf das
.Fomm und als neben {propter) dem Tempel gelegen, bald das
AtriunVestae oder Atrium regium\ bald die Regia
genannt ^^). Die Frage, ob diese Namen ein und dasselbe
Gebäude, oder verschiedene bedeuten, ist von geringer Wich*
tigkeit*^^), und wird weiterhin ihre Beantwortang finden : hier
TOiv 9tQ>ivij xaXovfiinj rs rv)v -d'Hov tovtqjv ttpa xcfl tte rode x{*ovov vou^
^oiUvrj, Dasselbe erzählt mit hier gleichgültigem Anachrooismus Va-
ter. Max. I, H, I. Castorem vtro et PolUicetn etiam iilo tnnporB
pro imperio populi Ramani excuhuisse cognihnn , quo ad lactim fu-
iumae suum equorümque sudorem ablvere visi ttmt; iunctaque fonti
aedes eorum nullius hominum manu reseratu patuit, \g\. Plntarefa.
Aemil. Paal. %^. Lactaat. de orig. error. 7. Dieselbe dem
€a8t»Ptempel beBadibarte Lage bezeogen 0 vi d. Fast. I, 707. Fra-
trihiu illa deu frairtM de gente deorum Circa lutumee componterw
locus, und Mart. I, 70, 2. yicinum Castora canae Transibis Fes tae
9irgineamque domian,
3i5) H. Aldroaodus, Memorie. o. 3. Vicifto a S. Maria Lib«*
ratrice, dove vogliono che fosse il tempio di Vesta sooo stati ritrovati
da^ dvodieoi sepolcri di virgioi Veatali calle loro iserizioai. S. Lucio
FauDO, Jnfieh, di R. p. 46. Aodr. Fülv. de Urb, antiquit. p. !M6.
Niebnbr, Beschr. d. St. R. fll. A. p. 67.
46) Dass die Regia bei dem Vestatempel lag und eiaen Tb«il
des gaozea riutvot ausmachte , ergiebt sich , abgesehen von inoeren
Gründen, aus mehreren Erwähnungen. Ovid. Fast. VI, 267.
Hie locus exiguus, qui sustinet afria FestaBy
Tunc erat intonsi regia magna Numae,
Trist. ÜI, 1, 29.
tiic locus est Fes laß, qui Pallada servat et ignem :
Hie fuit antiqui regia parva Nnmae,
Plutarch. Num. 14. iHtiuaro ttItjoIov tou t^s *Batiag isqov t^v «a*
loviJ^itjv "Ptiyiav, ohv ßaaiXuov oixt^pa, D i o C as s. Tgmta. Val. XX,
rä Se äij a^x^Xa iv rp itqij. oSo) iiyt, xal ras t£ Siar^ißäe nXt^aioy rov
'EoT*aiov dnoitiTo, Sc hol. Cruq.'z. Horat. I, 2, 15. Regiam dieit
Numae Pompilii, qui ad Festae suam habuit regiam. S o 1 i n. 1 , 21 . (ha-
bitavit) in colle primum Quirinali, dcinde propter aedem Festae, quae
adkuc iia appellatur. Wenn dagegen Serv. z. Aen. VII, 153. sagt:
templum Festae non fuit augurio consecratum, ne illue conveniret se-
uatus, ubi erant virgines; nam haee fuerät regia Numae Pompilii ;
ad atrium autetn Festae oonveniebaty quod fuerat a tempio remo»
tum,, so darf das nur so verstanden wenien, dass die aedes und das
ütrium zwei getrennte Räumlichkeiten waren, die uichtsdestoweBiger
diciit ht\ eiaauder lagea.
47) Ausführlich handelt davon Ambro seh, Stud. u. Andeut.-
kh kaan jedoch mit deu ^elelirCen Verfasser in dea meistea und wich-^
224
kömmt es nur darauf an zu zeigen, dass die Regia selbst an
dem Forum lag. Das ergiebt sich aber nicht nur aus der Nach*
rieht, dass Cäsars Leichnam auf dem Forum vor der Regia
verbrannt wurde ^-^^), sondern ausdrücklich sagtServins z.
Aen. yill, 363. Quis enim fgnorat, Regiam^ tibi Numa ha^
biiaverity in radicibus Palatii ßnibusgue Boniani fori esse.
Dadurch ist die Stelle sehr genau bezeichnet. Denn wenn der
Vestatempel bei Sta. Maria Liberatrice lag, so kann die Regia
nur auf derselben Seite des Forum, d. h. auf der südlichen
Längenseite und zwar als änsserstes Gebäude gedacht werden.
Wer die Worte in fnibus fori Romani bei Seryius so verste-
hen wollte, als hätte die Regia die östliche Grenze des Forum,
auf einer vom Faustinentempel nach dem Palatin zu ziehenden
Linie, dem Capitolinus gegenüber, gemacht, der würde nicht
bedenken , dass sie dann durch eine Strasse, welche an dem
Castortempel vorüber nach dem Titusbogen hin (jedenfalls in
die heilige Strasse) führte und von der sowohl bei der Phokas«
säule als vor der Ruine der 3 Säulen Stücken aufgegraben
worden sind, von dem Vestaheih'gthume getrennt gewesen
wäre, was ganz undenkbar ist. Vielmehr scheint darüber gar
kein Zweifel möglich, dass sie als Theil de^ ganzen %ifji^voQ
auf derselben Linie, und zwar, da sie auf dieser Seite die
äusserste Grenze des Forum bildete, etwas weiter als der
Tempel nach dem Titusbogen hin gelegen habe, während der
Tempel selbst dem Castortempel näher war.
Hieher nun, zu der an der Grenze des Forum gelegenen
Regia führte die Sacra via, wie durch Varro und Festus
ausser allem Zweifel ist. Ersterer sagt L. L. V, 8. p. 52.
Ccroiiensis a carinarum iunctu dictus Carinae, post ea
Cerionia^ quod hinc oritur caput Sacrae viae **) , ab Stre-
Ugstea Pankten nicht übereinstimmen. S. De Romae vet innr. atq,
port, p. ?3 — 48.
348) Appian. Bell. civ. II, 148. fs t^v ayoQoy avdr$s f&taaw
(t^v Mlivt^v), tv&a t6 nala$ *PiofAaioi9 iotl ßaaiXuov, Liv. fipit.
1. CXVI. Caesarü corpus quum in Campum Martium ferretury a
plebe ante Rostra crematum est. Damit vergleiche man auch ein
Fraginent ans Festus p. 333 Mail. [Scriboniannm %^]peilatur ante
atria [puteal, quod fecit Scri]6oiiitii.
49) Welchen Zusammenhang der Name Cerionta mit dem Anfange
225
niae saeello quae perUnet in arcemj qua sacra quotquot
mensibus foruntur in areem et per quam augares ex arce
profecti solent inaugurare. Hidus Sacrae viae pars haec
sola vulgo noia, quae est a Jbro ewtti p rimoro clivo ^^^).
Ueber den Sinn dieser Worte kann kein Zweifel sein, Varro
hat die ganze Ausdehnung der Sacra via angegeben : ab Slre-
niae saeello quae pertinet in arcem; allein, sagt er, im ge-
wöhnlichen Leben wird nur der Theil als Sacra via betrach-
tet, der Ton der Grenze des Porom (denn a foro eunti wird
von dem gesagt, der das Forum verlässt) auf dem vorderen
Clivus aufsteigt. Was für ein Clivus das sei, liegt am Tage :
es ist die unmittelbar vom Forum beginnende Erhebung der
Yelia bis zum Titusbogen. Sie wird bezeichnet durch die
Worte primore clivo ^ d. i. anteriore; denn jenseit des Ti-
tusbogens liegt ja zur Tiefe des Amphitheaters hinabsteigend
ein zweiter Clivus, der auch zur Sacra via gehört, aber im
gewöhnlichen Leben nicht diesen Namen hatte. So ist es
also die ganze Strecke vom Forum bis in die Nähe des Ti-
tusbogens, weiche vom Volke gewöhnlich und vorzugsweise
Sacra via genannt wurde, und so erbalten wir nun für sie
auch eine angemessene Ausdehnung für diese Strasse, wäh-
rend sie in neuester Zeit aus irriger Ansicht von der Lage
der domus regis sacrorum auf eine sehr kleine Strecke, wie-
wohl in verschiedener Weise, beschränkt worden ist. Dem
steht schon entgegen, was Horaz von seinem Spaziergange
der Sacra tU haben könne, ist schwer zu erklaren, s. Otfr. Mül-
ler in Böttig. ArchäoL u, Kunst. S. 81. Der von ihm nach Turnr-
kns aa%enommeue Name Cerolia bessert die Sache um nichts. Noch
wenif^er wird jemand mit Bnnsen lesen wollen : posiea sacra via. Eh
bleibt immer möglich, dass Varro, der sich leicht mit jedem znfklligea
Aoklauf e besagt, an eaerimonia dachte.
350) Das ist die Lesart, welche am besten beglaubigt scheint;
nach Victorias bei Spengel auch die des Florent. Dagegen scheint Nie-
bahr in diesem (nach Bansen, Beschr. d. St. B. i. S. 693.) proan-
maro gefanden za haben^ wos wohl, da sich auch proximo findet, nar
o*
«OS der Vereinigang beider Lesarten primaro entstanden Ist. Das
frgmt. Casin. hat nach Ambrosch primoxo. Ans jenem proximoro clivo
hat Bansen in Folge schweren Missverstand nisses gemacht: proxima
sacro clivo (s. Anm. 371.); Ambrosch: proximo rcffiae clivo, was je-
denralls aonötbig ist. Pär den Sinn macht es wenig Unterschied , ob
man proximo oder primore clivo lieset.
15
ÜK
enähltt weit mehr aber, dass an einem Tbeile der 8traMe>
der Summa sacra ria der Obstmarkt war, M'as eine grös-
sere Ausdehnung voraussetzt '^i)»
Die zweite Hauptstelle, welche die gegebene Erklärung
der Worte Varro's vollkommen bestätigt, ist bei Pestus
p. 290. Sacram tiam quidam oppellaiatn esse existimant^
quod in ea foedus ictum sit inter Romulam ac Tntiitm. qni-
dam quod eo itinere utantur sacerdoies iduKkim saerorWH
conßeiendorum causa, itaque ne eatenks qtHdem, ut tulgns
optnatur, säcra appeltanda est a Regia ad domttm ile*
351) Varro de re rnst. I, 9. Huiusee in&nmn pcmaria summa
Sacra via, uhi potna veneunt, Ovid. Art. am. 11, 265.
Hurt ntburbano poteris tibi dicere missa^
lila vel in Sacra sint licet emta via.
Anthol. Lat. n. 1636.
Quaeque tibi pomi tamquam vemaeuta poma,
De Sacra nulli dixeris esse via.
Bs scheint aber fast, als seien hier nicht nur poma feilgeboten worden,
sondern auch allerhand Galan teriewaaren» Darauf könnte man beziehen
Prep. II, 24, II.
Et modo pavonis cavdae flabella superbae,
Et manibus dura ffigus habere pila.
Et cupit ingratum talos me poscere ebumos,
Quaeque nitent Sacra vilia dona via.
Den letzten Vers nicht eben tiütpoma zn beziehen, rath Ovid. Amor.
1, 8, V9.
Munera praecipue videat quae miserit alter i
Si tibi nil dederit, Sacra roganda via est.
Wenigstens aber hielten hier die Kraozwinderinnen feil. Ovid. Fast.
VI, 783.
Luc\fero subeunle Lares delubra tulerunt,
Hie ubi fit docta multa corona manu.
Das Sacellum Lanira lag nämlieh in summa Sacra Via. Ob hieher
auch za beziehen sei, dass auf Inschriften häufig aur\ficesy caelatoresy
cavatoreSf ßaturarii, pigmentarii^ tibiarii de Sacra via genannt
werden (Grater. DCXXII, 1. DCXXXVIII, 5. 7. DGXXXIX, it.
HXXXIII, 1. Murat. CMXIX, 1. Oreli. 4149. 55. 66. 92. 93.) wiU
ich nicht behaupten, da diess auch von der vierten Region, welche
Sacra via hiess, verstanden werden kann ; bemerkenswerth ist es in-
dessen doch, dass fast aassehliesslich Luxasgegenstünde genannt wer-
den.— Uebrigcns macht es eine Nachricht bei Varro wahrschein lieh,
dass der hier betriebene Handel ein Rest eines früher in der Nahe
gewesenen Verkaufs-Forum war. Er sagt V, ^%. p. 148. Jd corneta Fo-
rum Cupedinis a Cupedio; quem (?) multi Forum Cupidinis a eupi-
ditate. Haee omnia posteaquam contractu in unum loeum , quae ad
vietum pertinebant, et aed\ftcatus locus, appcllatum macellum ete.
Die Corneta aber giebt derselbe in der Nähe der Sacra via an. p. 151.
ut inter sacram viam et macellum editum (?) Corneta. Man möeMe
dabei an die Stelle des Templum Romae et Vencris denken.
227
gi$ gacrificuli^ sed etiam a Regis domo ad sa-
cellum StrentaCy et rursus a Regia utqne in ar-
cem. Wahrscheinlich hat Vcrrius Varro's Erklämng voi'
Augen gehabt, der in den jintiquitates rer, drv. von der
Sacra via ausführlicher als in den Büchern de ling, Lat. ge«
handelt haben mag. Was oben durch die Worte a foro
eunti primore clivo ausgedrückt war , das wird hier durch
die beiden Endpunkte, Regia und domus Regis bezeichnet.
So sagt also Festus : es werde fälschlich im gemeinen Leben
nur die Strecke Sacra via genannt, welche zwischen der Re»
gia und der domus Regis liege. Vielmehr gebühre der Name
auch dem Wege von dem Hause des Rex sacr. zum Sacellum
Streniae und wiederum von der Regia bis zur Burg, so dass
die ganze Strasse vom Sacellum Streniae bis zur Arx Sacra
via zu benennen sei. — Von jenen beiden Endpunkten nun
ist uns die Stelle des einen bekannt: die der Regia, an der
Grenze des Forum Romanum ; der zweite ist nirgend genauer
nachgewiesen : nur das Eine ist gewiss, dass er in ziemlicher
Entfernung von der Regia gewesen sein muss, da zwischen
ihn und diese die ganze Ausdehnung der Sacra via (im en-
geren Sinne) fallt. Daran muss man vor allen Dingen fest
halten, um nicht irre zu werden durch eine Stelle bei Dio
Cassius, welche durch ihre Zweideutigkeit zur Quelle zahl-
reicher Irrthümer geworden ist. Er erzählt, dass Augustns,
als er zum Pontifex Maximus ernannt war, die für diesen
bestimmte Amtswohnung nicht annahm, sondern, weil nun
einmal der Pontifex Max. in aedibus publicis wohnen mosste,
einen Theil seines Hauses (nachher das ganze) veröffentlichte.
Das Haus des Rex sacrorum'(Tov ßaaikime xäv hgdiv) aber
schenkte er den vestaliscfaen Jungfrauen, da es unmittelbar an
ihre Wohnungen stiess «"). Nun enthält diese Nachricht,
352) LIV, 27. eTTttSi^ re rot ^entSov ftiraXX&^aprot a^x*«^£t>c
&xedH'x&if, «ai Sta Tov^ ij povlrj yn^tpieao&ai avTOv rj^lrjatv, ovrt ti
ttvTOv Tr^oe^atO'&ai e«?;, xal iynttuiwiv ol i^avioTtj re %al iSfjk&tv ix.
Tov avysSgtov ual ovxa iniiva Ir ixvgi»&rj, opt oiitiav rivä drj'
fiooiav h'kaßtVy idXa fiigos ti ttjs eavroC , ort top ic^Ugeatp iv
Howi} nmncuti otxetv Wt/v, idr^tioafwat, rrjp ftlvroi tov ß aoiXitnc
'^^\ **?«»' (vulgjo itfjiiov) TalQ &etTTa^^tvots l'^wxrr, i'rst-
9ij ouoToixo^ Tai« oln^oioiv airtor ijv.
15'
n
228
mil Fcstas verglichen, eine völlige UnmögUchLeit. Die VesU*
len wohnten ja doch ohne allen Zweifel ganz nahe dem Tempel
der Vesta^^^), und wohin wir auch immer die domus Regis
setzen mögen, so ist doch das gewiss, dass sie nach Verrius
Erklärung nicht an die Wohnungen der Jungfrauen siossen,
nicht mit ihnen 6/ji6toi)[og sein konnte, da ja die ganze Länge
der Sacra via zwischen beiden lag, deren Ausdehnung sonst
zu Nichts zusammenschwinden würde. Nothwendig muss sich
also die Nachricht bei Dio Cassius auf ein anderes Gebäude
beziehen als das von Verrius als domus Begis bezeichnete.
Es kann aber dem, der unbefangen jene Stelle lieset,
durchaus nicht zweifelhaft sein , dass zwischen jener Weige*
rnng die Amtswohnung des Pontifex Maximus zu beziehen und
der Ueberlassung an die Jungfrauen ein Causalnexus Statt
fand ^) , und dass es eben diese Amtswohnung war, welche
sie erhielten. Denn dass die mit dem Vestaheiligthume ver-
bundene Regia das Staatsgebäude war, welches der jedesma-
lige Pontifex Maximus bewohnte, ist zwar in neuester Zeit
mit Aufwand grosser Gelehrsamkeit nicht nur bestritten, son-
dern gerade hin verworfen worden ^^), ist aber nichtsdesto-
weniger eine nicht hinwegzuleugnende Thalsache. Zwar giebt
es ein einziges ausdrückliches, aber unlauteres Zeugniss: Ser-
vius z. Aen. VIII, 363. sagt: domus enim^ in qua Ponti-
fex kabüatf Regia dicilur^ quod in ea Rex sacrißculus ha-
bitare consuesset. Das widerspricht nun geradezu der Unter-
scheidung , welche Festus zwischen Regia und domus Regis
macht, erklärt sich aber sehr leicht daraus, dass Servius ver-
leitet wurde, den Namen Regia auf den Rex sacrorum zu be-
353) Piin. epist. VII, 19. ajtgit me Fanniae valetudo. CoH"
fraxit kano dum atsidet Juntae, virgitti Festali, sponte primutn, est
enfm qfflnis, deinde etiam ex auctoritate pontificum, Nam virgines,
quum vi morbi atrio Festae eoguntur exeedere, matro-
narum eurae custodiaeque mandantur. Gell. I, 12. Firgo autem
FesiafiSf simul est capta atque in a tri um Festae dedueta, et
ponti/icibus tradita etc. Vgl. Serv. z. Aeu. VH, 153.
54) Es liej^t diess so nahe, dass es bis anf die neueste Zeit
von niemandem verkannt worden ist; aber alle Versnebe, die Schwie*
rigkeit sa heben, sind darcfaans anbefriedigend. Eine Uebersieht der
verscbiedenen Meinungen s. bei Ambro seh. S. Vt ff.
55) Ambrosch, Studien u. Andeutungen, 1. Abbaadl.
229
ziehen, mit dem er gar nichts gemein hat^^^). Dieise Angabe
wird man daher für falsch annehmen müssen ; aber die Regia
ffir die Wohnung des Pontifex Max. auszugeben, dafür lag in
dem Namen kein Grund, und so hat man alle Ursache zu glau-
ben, dass die erstere Angabe : domus^ in qua Pontifex kabi-
tatj Regia eUcitur, auf sicherem Grunde beruhe. Aber auch
abgesehen davon fehlt es nicht an schlugenden Beweisen. Es
ist wohl wahr, dass Sue ton nur sagt, Caesar als Pontifex
Max. habe in einem Staatsgebäude an der heiligen Strasse ge-
wohnt ^^) ; allein was liegt darin für ein Beweis, dass dieses
nicht die Regia gewesen sei? Dagegen ergiebt sich diess aus
anderen Stellen auf das Entschiedenste. Es ist eine bekannt«
Sache, dass sich in der Regia die heiligen Lanzen des Mars
befanden, nnd dass es für ein bedeutungsvolles Zeichen gehal-
ten wurde, wenn dieselben ohne äussere Veranlassung sich
bewegten und ertönten. Der Ort, wo sie sich befanden, wird
ein sacraritim in der Regia' genannt. Davon spricht das Se-
natnsconsultnm bei Gell. IV, 6. Quod C. luUus L, F. Pon-
tifex nuntiavity in sacrario in Regia hastas Maritas motisse^
d. e. r. I. c. lul. Obs. 96. 104. 107. 110. sagt nur hasta^
Mortis in Regia; aber c. 78. heisst es: yasto incendio Ro-
mae cum Rrg^ia quoque ureretur^ sacrainum et ex duabiis al-
tera iaurus ex mediis ignibus inviolata exstitermit. Daraus
ergiebt sich, dass das dem Götterculte geweihete Heiligthum
35$) Eben to sagt er z. Aen. H, &7. Flaminea autem domu$
fiaminü dicitur, sieut regia regis dotnus. Gar nicht io Betracht
kSmmt Paal. Diac. p. ^279. Regia domu», ubi rex habitat. Wie
weoig auch voa Festus eigeoen Worrea übrig ist, so erkennt man
doch leicht, dass Paulas, wie häufige anf die elendeste Weise cxcer<
pirt hat.
57) Ca es. 40. Habitavit primo in Subura modieis aedibus;
post autein pont\fi.catum maximum in Sacra via domo publica. Wenn
in gleicher Weise Cic. ad Att. I, 12. sagt: dornt C. Caesaris. und
ep. 13. apud Caesarem. wenn es p. dorn. 39, heisst: ew ponti/UnM
maximi domo, und eben so de bar. resp. 3. bei Plutarch. Cic.
98. iv Tp Tov KaioaQog olnief, vgl. Caes. 63. , so kann diess nicht nur
Dichts auffallendes haben, sondern es ist selbst passender, dass die
Regia, die ja nicht allein Wohnung des Oberpriesters war, nicht ge<
nannt wird , wenn nur diese bezeichnet werden soll , znmal da hier
Caesar gar nicht als Pontifex Mazimus, sondern als Praetor in Betracht
kam. Plutarch. Caes. 9. Vgl. Klotz, de bar. respi 17.
830
nur eine Abtheilung der Regia war, so wie wahrscheinlich das
Atrium auch dazu gehörte. Der übrige Tbeil war Wohnung
des Pontifex und ganz in seiner Nähe musste sich das Sacra*-
rium befinden. Denn so sagt DioCassius von den Anzei-
chen, welche Caesars Tode vorangingen, XLIV, 17. va 7?
^dg OTrAa Ta ''Aq^ia naq avrü t6t€, f»c *^i nagd a^-
yifiQel, xaTtt 7f n(x%Qiov ufi/nsva^ ip6q>ov %ijs vvk%6s inoi^jaej
'^vmid'fiaav. Mit der grössten Unwahrscheinlichkeit hat man
jlas von den Ancilien der Salier verstehen wollen, wobei man
voraussetzte, dass diese ebenfalls in der Regia aufbewahrt wor-
den seien, zu gewissen Zeiten aber sich in der Wohnung des Ponti-
fex befunden hätten ^^^). Die erstere Annahme würde der Mei-
nung, dass dieser in der Regia selbst gewohnt habe, nur günstig
sein, und man könnte dafür anführen, dass der Sage nach das diin^-
%lg in dieRegiaNumae gefallen sein solIle(Dionys.lI,71. vgl»
Ovid. Fast. III, 357 if. Plut.Num. 13.); allein erwiesen ist
die Sache keinesweges. Wenn Dionys. IL 70. sagt (SäXiOi)
^v iv IlaXafiw «elTai %d Ugä* so wird man natürUch dabei an
die Ancilia denken, und eben so sagt P 1 u t. N u m. 13. fovTtav ovv
qivXanas xo« dftqunoXovg dnideils hovq UaXiovß Isgels*
Auf das palatinische Sacrarium wird man auch, wenn nicht
ein Missverständniss obwaltet, beziehen müssen, wasServ.
z. Aen. VIII, 3, berichtet: ü qui belli susceperat curam, sa-
crartum Mai*tis ingressus jtrimo ancilia commovebat^ post
hasiam simulacri ipsius^ dicens: Mars vigila. Denn
in der Regia gab es kein sinmlacrum Mariis , das eine hasta
hielt, sondern es waren dort die hastae Marlis, Wenn
auch Plutarch, nicht der kundigste Gewährsmann, im Rom.
29. sagt: iv 9h Ty *Pr^yi(f 96 qv 9ia&i9QV/nivov ''/Iqea ngoß"
ayogBV€iP (y«cy/)., so werden doch überall, wo von dem Pro-
digium die Rede ist, hastae Martis genannt. So in dem SC.
beiGellius; so in den aus In 1. Obs. angeführten Stellen;
so ebend. c. 60. und bei Liv. XL, 19. — Wenn es aber
auch wahr wäre, dass die Ancilia in der Regia ihren Platz
358) Cuper, Observ. IV, %. Gutberleth, de SaL 1^ (Polen,
thei. V, p. m,).
baitea, 90 19! doch in keiner Wei^e abxiueben, ms yelehen»
Gnui4a und xu welcliem Zwecke sie ^u gewissen Zeiten 3ich
aellten in der Wobnong des Pontifex beranden boben , wenn
diese nicht eben die Regia war. Die jäbrlicben Umziige der
Salier im Mär» dauerten viele Tage. D i o n y s, II, 70. jo^vt;
^ awmv ia9$ m9qI vd Jlaraß^vui» (Quinquatrus) 9^0! sra«*
fiiyfif iv als diu %^q iidA«o^ äyovai %ovq xoqovq ^is %9 fV^
nyoQav nal %6 HantTwXipv «ai nokX(^9 äXXove Iüqvq tb
%al dijfiooiQVQ nnwe. Ibr Ende war wenigstens nicht vor
dem Tubilustrium , X Kah April,, wie die Fasti Praene*
stini xeigen (vgl. Merkel z. Ovid. Fast. p. CLXIX.).
Gesetzt nun, die Ancilia wären für gewöhnlich in der Regia
aufbewahrt worden, so behnden »ie sich doch diese Zeit über
in den Händen der Salier und wurden erst am Schlüsse der
Ferien wieder an Ort und Stelle gebracht. Daraus erklärt
sich Suet. Otho, 8. Ewpeditionem autem impigre aique
etiam praeproftre inehoavity nuUa ne religionum quidem
curoy 9tdei motis necdum conditis uncilibusy quod
mUtqiiitus i^faifstum haberetur. und Tacit. Hist. I, 89.
Fuere q$ri proßcücenit Othoni moras religionemque non-
dum conditorum ancilium afferrent, womit Polyb.
fgmta. I. XXI, 10. und Liv. XXXVII, 33. zu vergleichen
sind, Otho's Aufbruch fand eben im März Statt, Prid. Id.
Hält man nun damit noch zusammen, was Festus sagt, p.
329. Saltos y quibus per omnes diesy ubicunque ma^ent,
qma amplae ponuniur cenae , si quae aliae magnae sunt , sa-
liares appellantur.y so wird es sehr einleuchtend, dass darauf
(wie schon Cuper bemerkt hat) sieh die Mannones bezie-
hen, welche die Inschrift b. Grut, CLXXIII, 5. Murat.
CCCCLXXXI, 5. Orell. 3244. nennt: Mansiones. Sa-
LIOaUM« PALATINOa. A. VBTKBU»US. OB. ARMOAUH. ANCILIUM ^^^).
359) Die Inschrift hat: armorum annalium, wafancheinlieh faUcb
geleseo. andlium verbesserte Sca liger. Ganz eatsprecheod findet
sich in KaJeadariea a. d. VII. Id. afma ancilia mevent. Das ist,
was Piutarch. Nam. 13. sagt: ^«y Ta( it^as niX^tU uvalaßo^'
232
CUSTpDIAM. C0NST1TUTA8. LONGA. ABTATB. NEOLBGTAS. PBCUNIA.
jjüA. REPARAVERUNT. poNTiPicES. Vestab. ctc. Will man noii
nicht die Lächerlichkeit begehen, die Ancilia jeden Abend an
den Pontifex Maximus abliefern za lassen, so erweiset es sich
als gewiss, dass sie in der Nacht vor den Idas des März sich
weder in der Regia, noch in der eingebildeten domns Pontifi-
cis befinden konnten ^^). — Es ist aber auch ganz unnatür-
lich , die onka "^Qeta durch Ancilia , Schilde des Mars , za
übersetzen. Ein solcher Ausdruck, bei dem jedermann an arma
Martis denken wird, liegt nicht nur dem Dio Cassius ganz
fern, sondern er würde namentlich für die kleineu Schilde der
Salier ganz unangemessen sein (vgl. Po lyb. VI, 22 IF. Ly-
dus de mag. I, 10. 11.). Zwar brauchen JDionysius und
nach ihm Plutarch^') auch das Wort onXa für die Ancilia;
aber nur wo sie von ihnen im Allgemeinen als WalFenstücken
sprechen. Wo sie hingegen eigentlich als Ancilia, als Schilde
bezeichnet werden, steht durchaus und wiederholt der der
Form entsprechende Name niXtr^. — Es wird nun zwar auch
einmal die Bewegung der Ancilien als Prodigium erwähnt ^^) ;
aliein bei Dio Cassius können, namentlich der Zeit wxgen, die
SnXu "u^ßcra nur für anna Martis^ d. h. hastae Martiae gel-
360) Man hat bcsooderes Gewicht auf das Wort rörc gelebt, und
gemeint, das beziehe sich eben nnr auf den Ta^. Aliein das erklärt
sich hinlänglich daraus, dass Dio Cassius den wahren Gmnd, weshalb
sich die Lanzen des Mars in der Nahe des Pontifex befanden, die Rc-
^ia als \Vohnnn§^ desselben gar nicht mehr kannte.
61) Dionys. II, 71. ^Ey 8i raig TrikvatQ, as oi r« 2aUok
(poqovoif xal ae vnt^girai ttvii avvaiv rjqxtjfiivag utto Kav6v(uv KOfii^ovai,
noXlaig naw ovoatc, fiiav tivou Xiyovai dtonsrij, 6vQ&&i9vai ^ avTi}v tpa^
9iv iv rofff ßaaikiioiS rov No/Aa^ fit^Sivog avd'Qwnotp u^ivivmawo^, fitjä*
iyvfüOfiivov ngoTi^ov iv *JtakoiQ toiovtov ajpjfiaToe* i^ ^^^ ufitpozigviv
vnoXaßtiv 'Pojfjiaiovs, ^ioitefinrov ttvat ro inXov. und dann: onk»
Hyovat noXXa ttaTamitvaaaa&ou rm Sionsvät naganlnoia. Eben so
Piutarch. Na in. 13. larogeitat xakmijv n^Xxrjv (\ ovqavov mata'
q>^QOuivtjv (19 rat Nofiä nsatip ;|r«fpaff. — To fiiv yoQ otiXov ^mhv tnl
cuntjgitf Ttjg TtoktiQS. Das ist etwas ganz anderes als wenn schlecht-
hin gesagt wird %a oTriUt Tä*u4geia, wobei niemand zonachst an Schilde,
am wenigsten an die Ancilia, jene ßga%ia aoTridia , sondern nnr an
arma Martis denken wird. Eben so verhält es sich mit Liv. I, ^0.
coelestia arnta, quae ancilia appellantur, vgl. Anm. 359.
62) Liv. Epit. LXVIII. Jncilia cum strepitu mota esse, ante-
^uam Cimbricum bellum eonsummaretur, referuntur, Inl. Obs. 104.
von demselben Prodigium : Ancilia cum crepitu sua spornte 9H0ta.
t33 -^
tett, uad bebndea sich diese, was notorisch ist, in der Regis,
znj^leieh aber aaeh bei dem Pontifex Maximus, s<i ist es offen-
bar, dass dieser in der Regia selbst wohnte.
Dasselbe aber ergiebt sich eben so schlagend aus einem
Briefe Cicero's. Er schreibt mit leisem Vorwurfe ad Att*
X, 3. Fisum ie atunt in Regia: nee reprehendoy qmppe qtmm
ipse ittam teprehensionem non fugerim. Der Sinn dieser
Worte kann gar kein anderer sein, als dass Attieus eine Un-
terredung mit Caesar, der eben als Pontifex Max. in der Regia
wohnte, gehabt habe. Bei jeder anderen Erklärung haben die
Worte : quum ipte iskrm reprehensianem nonßigerim keinen
Sinn. Denn Cicero hatte ja bei Caesars Anrücken Rom ver-
lassen nnd war in dieser ganzen Zeit nie dahin zurückgekehrt ^
wohl aber hatte er, als Caesar von Brundusium wieder nach
Rom zog, in Folge der an ihn ergangenen Einladung in Si-
nuessa oder Formiae eine Zusammenkunft mit ihm gehabt*
Das ist die reprehensio^ die ihn trifft, und befindet sich nun
Attieus mit ihm in gleichem Falle, so muss auch er eine Zu-
sammenkunft mit Caesar gehabt haben ; wird als der Ort der-
selben schlechthin die Regia genannt, so wird dabei voraus-
gesetzt, dass Caesar nothwendig sich da müsse befinden, oder
mit anderen Worten , dass es die domus Caesaris sei. Das
Erscheinen in der Regia an sich kann keine repreheusio be-
gründen, am wenigsten eine solche, wie Cicero trifft, wenn
nicht Regia und Caesar zusammengedacht werden müssen ;
sollte das Beiwohnen bei einer Feierlichkeit , die Caesar dort
abhielt, gemeint sein, so konnte die nähere Bezeichnung nicht
fehlen.
Fragt man nun dagegen, welche Gründe dagegen spre-
chen, so giebt es gar keinen; sondern man hat es lediglich
verneint, um die Schenkung der domus Regis an die Vestalen
erklären zu können. Ist es nun aber unbezweifelt, dass die
Regia am Forum neben dem Vestatempel und also auch den
Wohnungen der Vestalen lag; ist es eben so entschieden, dass
die domus Regis weit von ihr entfernt, am anderen Ende der
Sacra via war, so liegt es klar vor, dass bei Dio Cassius ein
Irrthum obwalten muss, und dass die oUta %w ßaoiXims, wie
SS4
#
er sagt, welche Augiistns als ofiwoixos den VesUlen iiber-
liess, nicht die domusRegis, sondern nur die Regia selbst, d.h.
der Theii, welcher die ihm zukommende Amtswohnung aus-
machte, sein konnte« Wie ein solches Missverständniss ent-
stehen konnte , begreift sich leicht, wenn man bedenkt, dass
sowohl die domus Regis, als die Regia, Letztere wenigstens
der früheren Bedeutung nach, in Dio's Zeit längst verschwun-
dene und yergessene Gebäude waren. Die domus Regis sacri-
ficuli wird uns gar nicht weiter genannt. Es hindert nicthts
anzunehmen, dass sie, auch nachdem Angustus den Sitz des
Pontificats für alle Zeiten in das Palatium verlegt, oder viel-
mehr an des Kaisers Person geknüpft hatte, unverändert die-
selbe blieb ; allein seit durch den grossen neronischen Brand
alle Gebäude in dieser Gegend gänzlich zerstört worden waren
und durch die unsinnige Anlage des weithin bis zum Esquilin
sich erstreckenden goldenen Hauses der Raum, wo sie sich
nur befunden haben kann, eingenommen wurde, muss noth-
wendig die Wohnung des Rex anderswoliin verlegt worden
sein. Wie es mit der Regia, welche in demselben Brande
nebst dem Vestatempel vernichtet worden war, gehalten wor<
den, ob sie in derselben Weise, wie früher, wieder erbaut
worden sei, und wie lange der Name Regia sich erhalten habe,
ist ungewiss. Denn aus Plinius XXXIV, 8, 18. Alexan-
dri quoque tabemaculum sustmere tradwUur soUtae sta*
tuaej ex quibus duae ante JUartis Ultoris aedem dieatae
euntj toiidem ante Regiam., lässt sich kein sicherer Beweis
ableiten, da die Worte dieatae sunt eben so gut von Statuen
gesagt werden konnten, die einst dort aufgestellt worden wa-
ren, und weil Plinius in gleicher Weise eine Menge anderer
Kunstwerke nennt, die er zwar alle gekannt und firüher ver-
zeichnet hatte, die aber sämmtlich im neronischen Brande
untergegangen sein müssen. Wenn aber ausserdem die Re-
gia noch von späten Schriftstellern, als Plutarch, Soli-
uns, Appian und Dio Gassius, erwähnt wird'^'), so
363) Plutarch. Q u a e s t. Rum. 97. Jiä ri tm Jtutfiß^iais
(vielmehr Oetobribus, t. Paul. Diac. p. 81. Fest. p. 178. Oetobtr
t85
lAi wohl za beachteD, dass alle diese Erwähnongen sich aaf
Begebenheiten ans früherer Zeit beziehen, deren keine über
Caesars Zeit hinansreicht. — Sehr beachtenswerth erseheint
es dagegen, dass Martial, wo er seinem Buche den Weg
nach dem Palatin beschreibt, die Regia nicht nennt , sondern
auf den Castortempel die Wohnungen der Jungfrauen folgen
lässt*^-^). Will man dagegen geltend machen, dass aus der-
selben Zeit der jüngere Plinius dennoch von der Regia
spricht, und es als ein schweres Ungebühmiss bezeichnet,
dass Domitian, um über eine Vestale zu richten, die Ponti-
fices nicht in dieselbe, sondern in seine Villa berufen habe ^^),
so kann erstlich bezweifelt werden, ob die Versammlungen
der Pontifices noch in der ehemaligen Regia gehalten wurden.
equus.) eiSotS mTtoSoofiiag ytvofUvtff 6 vmiaaf Siiths Uqo9 'l^^«« ^v^
Mvat, xal rr^v fitv ovQav anonoxpai zie inl Tfjv'Fiiyf$av %aXovfiivfjv KOfil»
(e$ n» T» X. Grdn^ete sieh das auf Plntarchs eigene Wabrnehmnogf, so
würde maa zogebea müsseo, dass Doch in seiner Zeit eine Regia be-
standen habe; allein die meisten dieser Notizen sind aas Varro und
anderer Lect&re zosammengetragen , als er in seiner Heimath anfing
sich mit römischer Geschichte und römischen Aotiquitäten zo beschäf-
tigen (vgl. S. 52.) , und dabei mag er nicht seilen das früher Gewe-
sene , aber längst Untergegangene , für noch Bestehendes genommea
haben. Wenn er daher sogar sagt im Rom. 18. h'waop onlam %ov9
JSaßiVOve inl r^v vvv 'P^yciav nQOjsayoQCvouivyv xal xo rrJ9
*£9Tias Uqov., so hat das nicht mehr Gewicht, als wenn er Poptle.
19. von der Reiterstatüe der Cloelia als noch vorhanden spricht (s«
S. 113. Anm. 155.). Dasselbe gilt von Solin. 1, 21. (Nnma habita-
Vit) propter aedein f^estae in Regia, quae adhue ita appellatur,
Appian. B. C. II, 148. Itv-d'a x6 nakai'Pojfia/ote iaxl ßaoiXeiov» Dio
Cass. XLIII, 24. von dem Menschenopfer unter Caesar, iv 9* oov t^
*jiQtif^ nelfitf n^og ts ruiv JIovT*tpütwv nal ir^be roS Uq4ws too 'jigsmc
kxv'&ijQav nal ys ai nt<palal aixwv ngos xo ßnaileiop wsxi^aav*
Alle diese Erwähnungen der Regia beziehen sich nur auf frühere Zei-
ten, wo über das Bestehen derselben in ihrer ursprünglichen Weise
kein Zweifel ist. Noch weniger wird man sich auf Pseudo-Ascon.
z. Cic. Act. I. i 0 Verr. 7. beziehen wollen; denn solche Benet*
kuogen sind von früheren £rklärern entlehnt.
36i) I, 70, 3.
Quaerit itert dieam: vieinum Catiara eaitae
Transibis Fesiae virginsamque domunt,
Jnde saoro veneranda petes Palatia etivo,
65) Epist, IV, II. Nam quum Corneliam Maximiliam Festa"
lern d^odere vivam concupissety ut qui illustrari saeeulum suum eius»
modi ßxempio arbiträre iur, Ponti/ieis maxitni iure^ seu potiu* immth
nitate tyranniy licentia domini^ reliquos pontißees tion inUegtam, sed
in Albanam villam eonvooavit JVec minore seelere, quam quod uir
eiset videbaiur, absentem inauditamque damnavii.
236
Schon Augustus hatte mit seiner Wohnung auf dem
ein zweites Vestaheiligthum verbanden ^^^) ; offenbar aas kei-
nem anderen Grande, als weil es uraltes Herkommen war,
dass der Pontifex Maximas neben der Yesta wohnte. Es ist
wohl möglich, dass damit auch ein der alten Regia entspre--
chendes Local verbanden war> wo seitdem die Kaiser die
Funktionen des Pontifex versahen. Eine verworrene Bemer-
kung des loann.Lydus scheint diess selbst zu bestätigen.
Er sagt von Numa de mens. I, 16« dkkd fiijy xal vfjp
ßaüiXiwv olniar, i} %akelTai HaXdviov, «avd
%w UgaTinop äuTaiaro &€GfA6v. Lydus denkt sich oft
die Einrichtungen später Zeit als uranfangliche, und so kann
er gar wohl ein maTa top uQa%ix6y ^ta/iov eingerichtetes
Local auf dem Palatin für die Regia Numae gehalten haben.
Wie in der Person des Kaisers sich alle Gewalten concen-
trirten, so wurde das Palatium der Ort, wo diese Gewalten
fungirten und auch die Senatsversammlungen wnirden schon
unter Tiberius dort gehalten ^^j. Indessen mag immerhin
bei Plinius an die alte Stelle der Regia gedacht werden: es
widerspricht diess der Annahme, dass diese im Wesentlichen
Wohnung der Jungfrauen geworden war, nicht. Denn ein
Sacrarium blieb doch jedenfalls darin, so wie es sich bei
der Wohnung des Pontifex * befunden hatte , und es mag in
Bezug auf den Cultus sich noch längere Zeit der Name Re-
966) Ovid. Fast. IV, 949.
Aufwt Vetta dient» eognato Festa pAcepta est
Limine, sie iusti eonstituere patres,
Phoebus habet partem ; Festae pars altera eessit i
Quod superest iliis, tertius ipse tenet,
Metamorph. XV, 864.
Festaque Caesareos inter saerata Penates,
Et cum Caesarea tu, Phoebe domestice, Festa.
Fast. PraeD. IV Kai. Hai. QVOD. EO. DI.. ..ET VBSTAE. IN.
DOMV. IMP. GAESARIS. AV6V....NTiF. MA. DBDICATAST. QVI-
RINIO ET VALGIO COS. V^l. Merk. p. XLIX. GGLVI.
67) Tacit. Aon. 11, 37. quatuor filiis ante Urnen euriae ad-
stantibus — quum in Palatio senatus haberetur. S e rv. s. A« n. Xl,
232. Ideireo eiiam in Paiatii atrio, quod augurato eonditum est,
avud maiores eonsulebatur senatus. loann. Lyd. de mens. I, 36.
«^•iM» IU¥ fti^iri in iyo^s, akX iy nf nalatif» r^ flovl^r ovviyf
0&a4,, was aatiirlicb Tiel %n all^emeio gefasst ist.
287
gia erhalten haben* Ans spkierer Zeil wird die Regia nia
mehr erwähnt und Dio Cassins hat gewiss keine Renntniss von
dem wahren Verhältnisse gehabt, am allerwenigsten aber et-
was von der längst verschwundenen domns Regis gewnsst ^*);
and fand er nnn , dass Aogustos die Wohnang in der Regia
den Vestalen geschenkt habe, so konnte er sehr leicht verlei-
tet werden , diese als Wohnang des Rex anzusehen und den
Namen durch oixia tov ßaoiXiiaQ wv hf^v zu übersetzen,
vielleicht nur eben getreu berichtend, was er fand und ohne
das eigentliche Causalverhältniss einzusehen. Hätte er aber
geradezu sagen wollen ro ßaaiXuov, so wäre diess keines-
weges angemessen gewesen, da Aogustos doch nicht die ganze
Regia, sondern nur die Wohnung des Pontifex verschenken
konnte, und so war verrouthlich in der Quelle, der er folgte,
distinguirt. Uebrigens bedeutet bei Dio Cassius rd ßttaiXtiOV
den kaiserlichen Palast **) , so dass in den wenigen Stellen,
wo die Regia verstanden werden muss ^^) , es zweifelhaft ist,
was- er sich dabei gedacht hat.
Wenn nun auf diese Weise der eine Endpunkt der Sacra
via (im engeren Sinne) gewiss ist: die Regia neben demVesta-*
tempel, unter dem Palatin an der Grenze des Forum , so ist
der zweite von V e r r i u s oder seinem Epilomator F e s t u s ange-
gebene, das Haus des Rex sacrificulus, nicht schwer zu fin-
den. Denn wenn, wie Varro sagt, der Name Sacra via vor-
zugsweise dem Theile der Strasse zukam , welcher auf dem
vorderen Clivus (vom Forum aus) zur Höhe (des Titusbogens)
aufstieg, und nach Verrios derselbe Theil zwischen Regia und
3()8) Sie wird überhaupt %w sieht weiter genannt. Zweifelhaft
kann es scheinen, wie man Herodians Worte verstehen solle, wo er
vom Brande des Friedenstempets unter Coromodns erzählend, wobei aveh
der Vestatempei ein Ranb der Flammen wurde, I, 14. sagt : a^aaaoat
yoQ ro ayaXfia {rys JlaXXaSot) ai r^t 'JBotiat li^eiat na^ivoi^ diot fU*
otfS T^s tf^äf odov fit Typ rov ßaa$Xio}S awX'^p fUTtno/uomt.
Allein hier ist wahrscheinlieh paaiXdtot aul^ der kaiserliehe Palast, vnd
das Bild wurde, wie es am angemessensten war, in das dort befindliche
Vestaheiligthnm gebracht. Bei einem früheren Brande (Dio Cass.
LIV, 24.) retten es eben so die Vestalen anf den Palatin in die Woh«-
nang des Flamen Diaiis.
60) LX, 5. LXVI, 16. LXXVII, 4. LIII, 16.
70) XLIII, 24. XLVIlf, 42.
238
(hm%a Re^ii lag, so moss Letztere eben hier auf der Höhe,
nahe dem Titasbogen gelegen haben. Die ganze Strecke wird
von Dichtern auch sacer clitnu genannt ^^i), der obere Theil
aber, und wahrscheinlich ein grösserer angrenzender Raum
hiess summa Sucra via^ was sich von selbst verstehen
würde, wenn es sich auch nicht aus der Nähe des lupiter
Stator und der Porta Mugionis mit Gewissheit ergäbe. — Es
371) Diese missverstandene Benennung hat zu den seltsamsten
Irrthiimern Veranlassung gegeben. Sie findet sich bei Ho rat. JV,
Conoines maiore poeta plectro
Caesarem, quandoque trahet feroees
Per sacrum ciivum merita decorus
Fronde Sygambros,
und Marti al. I, 70, 5.
Quaeris iterT dicam: vicinum Castora canae
Transibis f^estae virgineamque domum.
Inde sac.ro veneranda pefes Palatia clivo.
Wiewohl nun zu Uoraz die alten Scholiasten ganz richtig erklärt hat-
ten: per sacram viam, und die Vergleichnng mit Bpod. VII, 7.
Intaetus aut Britannus ut desc.enderet
Sacra catenatus via.
tedermann über die Richtigkeit dieser Erklärung belehren konnte, ha-
en doch die Herausgeber sie mit einem „Male*' verworfen, und höchst
ungereimt den Clivus Gapitolians verstanden. Der schwerste Vorwurf
aber trifft die Topographen, welche, obgleich Donati (II, i%, p. COl
Graev.) vollkommen richtig geurtheilt hatte, dennoch die Identität des
Sacer clivos mit der Sacra via nicht erkannt haben. So versteht denn
Nibby, Del Foro Romano, p. 135. auch den Clivus Capitolinus ; Ca-
nina, Foro Rom, p. 78. einen von der Sacra via zum Palatin führen-
den Steig, und eben so B u n s e n , Le forum Romanum» p. ^ f. Les
Forum de Rome, I. p. 33 ff. ßesckr, d. St. R, 111. B. S. &0 ff. Es ist
schon durch Ambrosch, Stud, u, j4ndeut, S. 78. der Irrt hum nach-
gewiesen worden. Was Horaz und Marüal sacer clivus nennen, das
ist der clivus Sacrae viae und so wird er wirklich genannt in den von
Nibbyp. 180. angezogenen Act. Sti. Pigmenii: Coepit Pigmenius
ascendere per ciivum viae sacrae ante templum Romuli, S.
wegoa des letzteren Namens F e a , in den Effemeridi letter, di Roma.
18!^. Dec. p. 385. — Unter Allen aber hat Bnnsen die irrthümlichste
mii4 unstatthafteste Vorstellung vom Laufe der Sacra vift. Aus völli-
gem Missverständniss der Nachricht bei Festns giebt er uns nicht nur
«ine doppelte Sacra via, wovon die eine vom Faustinatempel zum Ar-
eas Septimii Sev. (sub novis), die andere vor dem Vesta- und Castor-
Tempel (sab veteribus) vorbei fuhrt, sondern ausserdem noch ein beson-
deres Stück, das von der Regia nach dem Abhänge des Palatin fuhrt,
wehin er die Wohnung des Rex setzt, und von dieser als Fortsetzung
dieser Sacra via (also der im engern Sinne) seinen Clivus sacer be-
ginnen lässt. Man sehe den grossen Plan in den Monum. d. Inst,
1836. T. XXXlll., wo der Irrthum noch bestimmter ausgeführt ist^
als in dem kleinen Plane der Beschr. d. St. R.
bftl ntui $ber Ambroscb*^') sehr treffend bemerkt, dasf
dem Rex MODrum, der ja m priesteriicber Beziebung an die
Stelle dei rertriebenen Königs trat (Liv. II, 2.), wabrscbeiiH
lieh eines der alten Königtbäoser zor Wohnung angewiesen
wnrde; nnd deren werden eben an der samma Sacra via meh-
rere genannt. Denn hier soll Ancns Marcius gewohnt ha-
ben ^") , nnd ganz in der Nähe mosste ja auch die Wohnung
des Taipqttinitts Priscus sein^-^)» Endlich giebt auch Pli-
nius ^*) das Haus des IVtfqninins Superbus hier an.
Nach dieser Bestimmung des Ganges der Sacra via vom
Sacellum Streniae bis zur Regia, oder der Grenze del Forum,
bleibt noch übrig, ihren weiteren Fortgang bis zum Arcus
Severi nachzuwdsen. Der nächste von der Sacra via berührte
Punkt, welcher uns genannt wird, ist der Fern ix Fabius
oder Fabian US, ein von Q. Fabius Allobrogicus in seiner
Censar, 645 d. St. erbaueler Bogen, der wenigstens bis auf
Constantins Zeit sich erhalten halte. Seiner gedenkt Cic. p«
Plane. 7. Hoc tarnen miror, cur tu hmc potüsimutn ira»eä^
re, qui longissime a te abfuit. Eqmdem st guando,
utßtf iactorin turba^ non illum accusOj gut est in
summa Sacra via, cum eg0 ad Fabium fornieem
impellor, sed eum, gut in me ipsum incurrit atque incidit.
Aus diesen Worten ergiebt sich erstlich , dass der Fabius for^
nix von der summa Sacra via in ziemlicher EntfernuDg liegen
ttusste, nnd dann, dass die Strasse in jedem Falle in gerader
Linie auf ihn zu lief. Schon dadurch werden wir also auf die
Gegend des Yestaheiligthums hingewiesen; denn wollte man
ihn an der entgegengesetzten Seite des Forum, bei dem Fau-
372) a. a. 0. S. 5^
73) Salin. 1, 2$. Anetu Marekis (habitairit) tu summa Sacra
via, ubi aede* Larum est. vgl. Anm. SSI.
74) Liv. I, 41. kabUabat Bnim fx ad lovü Statorit, Solia.
1, ti. Tarquinius Prüeat ad Mugoniam partam^ supra tummam No-
vam Viani. Vgl. S. \\t.
75) N. H. XXXiV, 5, 13. E diverso AnniuM FeiiaiiSy eqvestrem
(sUtoam) , qua« faerit tontra levis Siatvris aedem in vestibuio Su*
perbi domus, Faleriae fiiisse JNihiiwias consulis fiiiae (tradit). Dia
Reilerautae , welebe lar dia ClaaUa gekalten wurde , aUad aber ia
samma Sacra via. Vgl. S. \i% f. Aam. IW.
240
stinatempel, denken, wo die Strasse, von der Regia kommend,
fast in rechtem Winkel sich gewendet haben masste, so hinkt
der ganze Vergleich. Und diese Stelle weisen ihm auch aus-
drücklich drei von einander unabhängige Scholien zu einer an-
deren Stelle Cicero^s an, indem sie ihn entweder nahe bei der
Yesta, oder neben die Regia, oder endlich an den Anfang der
heiligen Strasse setzen '7^). Darunter macht besonders die
letzte Erklärung: der Bogen stehe da, wo man hinter dem
Castortempel, d. h. wenn man an demselben vorüber sei, die
heilige Strasse betrete, die Sache sehr anschaulich und lässt
darüber keinen Zweifel, dass er sich neben der Regia befand,
wo die das Forum südlich begrenzende Strasse (mb vetenbus)
in die Sacra via einmündete. Demungeachtet ist er gewöhn-
lich auf die andere Seite des Forum neben den Fausünatempel
gesetzt worden 7^), wozu eine höchst verwickelte Stelle bei
Trebellius Pollio Veranlassung gegeben hat. Er sagt
Salonin. 1. Fuit denique hactenus statua in pede montis
Romuhi, hoc est ante Sacram viam, inira tempbim Fau*
376) Act. I. in Verr. 7. Fidet ad ipsutn fornieem Fabianum
Ferrem. Daza safpt der Psendo-Ascon. p. 133 Or. Fomix Fabia-
nus areus est ivxta Regiam in Sacra via a Fabio eentore comtru^
etus etc. Von den Scholiasten Gronovs aber hat der eine p. 393. :
Arcus est prope Fcstam, der andere, p. 399. Sacram ingredientibut
viam post tempium Castoris, in quo eius familiae nomen ascriptum
est: Fabi, tu Maseimus ille es. Arcus Latinum non est. Das Letz-
tere kann nur in so fern gelten, als fomix der Aasdrack der besse-
ren Zeit ist. Schon bei Senecadeconst. sap. 1. heisst es von
Cato: a rostris usque ad arcum Fabianum per seditiosae faetionis
manus tractus. und so oft von anderen Bogen. Erwähnt wird der Bo-
gen des Fabins noch bei C i c. de o r. IT, 66. ita sibi ipsum magnum
vtderi Memmitmty ut in forum descendens eaput ad fomicem FabU
demitteret. Anch daraas ergiebt sich, dass es ein Eingangsbogen zum
Fomm war.
77) Bunsen, Beschr. d. St. R. III. B. S. 54. hat in so weit
richtig geartheilt, als er zaletzt wenigstens sah, dass der Bogen auf
der Seite der Vesta neben der Regia müsse gestanden haben. Allein
bei ihm bildet er den Eingang zu der neu geschaffeneo besooderen
Sacra via, welche von der Regia nach der gegen den Palatin hin ge-
setzten domas Regis fiibren soll. S. den grossen Plan aas den Mo*
num, del Instit. 1836. t. XXXIII., der doch wohl eine Art Ulümatan
sein soll. Der der Beschr. d. St. R. beigegebene Plan des Forum ist
Slter als der Text «nd steht mit diesem im Widerspräche. Dort findet
sich der Bogen noch bei dem Faastinatempel. So aach bei Canina,
am Nibby*s and Fea*s nicht za gedenken. Endlich hat aach Ambroseh
ihn wieder dahin gewiesen.
— 241
stinae advecla ad arcum Fabianum, quae haberet inscri-
ptum etc. Bei ErkläruDg dieser dunkeln Worte, ist zunächst
zu beachten, dass der Bogen nicht über der Sacra via stehen
konnte, denn sonst würde die Statue nicht ante Sacram viam^
sondern in S. v. gestunden haben. Sodann ist es oiTenbar,
dass nicht, wie man gemeint hat, von einem doppelten Stand-
orte derselben zu verschiedenen Zeiten die Rede ist, sondern
dass sammtliche Angaben: in pede viontis Romulci^ ante
Sacram viam^ intra templum Famtinae^ ad arcum Fabia-
num, zur Bezeichnung einer und derselben Stelle dienen sol-
len ; denn darauf kam ja doch gar nichts an , ob die Statue
später an einem anderen Orte aufgestellt war. Jedermann
hätte ja dann noch immer die Inschrift lesen können ; dage-
gen folgt aus den Worten; Fuil hactenus statua — quae
haberet inscriptum^ dass sie in der Zeit, wo die Biographie
geschrieben wurde, nicht mehr vorhanden war. Endlich ist
so viel gewiss, dass eine Statue, welche im Tempel der Fau-
stina gestanden hätte, unmöglich zugleich am Fornix Fabius
stehen konnte, und ganz unstatthaft würde es sein, anzuneh-
men, durch den Bogen solle die Stelle des allgemein bekann-
ten Faustinatempels näher bezeichnet werden. Von den vier
angegebenen Punkten nun stimmen drei : in pede montis Ro-
muleij ante Sacram viam und ad arcum Fabianum vollkom-
men überein, und die Schwierigkeit liegt nur in der vierten
Angabe: intra templum Famtinae advecta. Von diesen
Worten bleibt das letzte unerklärlich, und ist jedenfalls ver-
derbt ; denn wer wird jemals von dem Versetzen einer Suiue
advehere gesagt haben a^s). Ueber die Präposition aber, die
man in infra (was ganz unzulässig ist) oder in contra (was
allerdings ganz entsprechend wäre) hat ändern vollen , habe
378) üeber dieses jedenfaUs UDzalässige Wort i^t man am leich-
testen hioffegangen ; ich g^laube aber, so hätte selbst der schlechteste
J^chnftsteller nicht schreiben können. Ohne alle kritlsebe Hnlfsmillel —
and vielleicht giebt es deren nicht einaal — sebeint in diesem Falle
jede Veränderung misslich; sollte indessen der Text eine grössere
Entstellung erlitten haben, so dürfte man vielleicht vermuthcn, dass
XU näherer Bestimmung der Worte intra templum Faustinae hinzu-
gcrugt gewesen sei: u Festa ad areum Fabianum (ennti).
1«
242
ich mich schon früher ^^^) dahin erklärt, dass sie wohl so
viel bedeuten soll als cüra^ d. i. non uUra^ Denn wenn
der Fabitis fornix an der heiligen Strasse (nicht über dersel-
ben) neben der Regia an der Grenze des Forum stand und
auf der anderen Seite der Faustinatempel die Grenze des Fo-
rum machte, so kam es darauf an zu erklären, auf welcher
Seite des Bogens die Statue sich befand. Dass nun ein auf
der anderen Seite des (wiewohl hier schmalen) Forum ste-
hender Tempel genannt ist, darf nicht befremden, da nach
dem Verschwinden der Regia auf der Seite des Palatin kein
besonders ausgezeichnetes Gebäude sein mochte. Ungeschickt
bleibt der Ausdruck immer; aber er gehört auch einem der
ungeschicktesten Schriftsteller an, und eben deshalb darf man
sich dadurch nicht in der Ansicht irre machen lassen, wel-
che durch Cicero und seine Scholiasten so sicher begrün-
det ist.
Der Fornix Fabins fällt demnach mit der Regia zusammen
(vgl. Anm. 459.). Von da muss sich die heilige Strasse demFau-
stinentempel zugewandt haben, um zum Triumphbogen desSepti-
mius Severus zu gelangen. Denn die Aufgrabung dieses Bo-
gens und die Offenlegung des Clivus Capitolinus haben unwi-
derleglich dargethan, dass die Sacra via durch ihn nach dem
Clivus gefuhrt war, woran auch überhaupt gar nicht gezwei-
felt werden konnte. Sämmtliche Gebäude auf der Nordseite
des Forum (als der Faustinatempel, die Basilica Aemilia) ge-
hören der vierten Region Augusts an, welche durch die Sacra
via von der achten Region (Forum Romanum) geschieden
wurde , weshalb die Region selbst Sacra via hiess *^). Daher
379) Dt Romae vet. mur, atq. port. p. 37.
dO) Die Notitia oder vielmehr das Carlos am (nach Mara-
tori thes. IV. p. 2127.) nennt in der Grenzbeschreiban^ der vierten
Region folgende an der Sacra via selbst gelegene Punkte : ColosMvm
(s. Anm. 341.). Metam sudantem. Templum Romae {Romt). Jedem
fobis. Fiam saeram» Banlieam novam et Pauli. Templmn Fau$Hnae,
Davon ist die Basilica Panli das letzte GebXade nach dem Areas Severi
hin, wird aber, wie oft, gleich mit der vor dem Tempel der Faasüna
gelegeaen Basilica nova, d. i. wie die gewShnlicben Handschriften ha-
ben ßaMiitea Constantinünta, genannt. Dass diese mit als Grenzpankt
angegeben wird, darf dorcbans nieht so verstandeB werden , als sei
243
ist es aoch nicht möglich, dass die heilige Strasse über die
Regia hinaus und dann quer über das Forum gegangen sei
(wie Bunsen angenommen hat); denn dann hätte ein Theil
des Forum zur vierten, der andere zur achten Region gehört.
Vielmehr ergiebt sich aus allem bisher Gesagten, dass die
Sacra via, von der Regia gerade nach dem Faustinatempel ge-
hend, die östliche Grenze des Forum machte, so dass ihr auf
ihrem Laufe bis zum Severusbogen das ganze Forum zur Lin-
ken blieb.
Die Nova fia.
Von weniger Wichtigkeit für die Construction des Fo-
rum, aber doch wegen ihrer Beziehungen zu dem Vestaheüig-
thume und der Sacra via hier zu berücksichtigen ist die mehr-
iach unter dem Namen Nova via erwähnte Strasse. Von
ihr ist schon zum Theile bei der Bestimmung der Porta Mu-
gionis (S. 112 f.) die Rede gewesen und daraus, dass Livius
den älteren Targuinius bei dem Tempel des Inpiter Stator,
die Sacra via dicht daran yoriibergenngeo; fondero et folget q«p dar*
am, dass zwischen ihr and der Basilika kein besonders hervorsteehen«
det Gebinde war, wie denn aneb wabrsebeinlieb deshalb analttelbar
vorher die Sacra via selbst genannt wird. Eben so wenig darf man
daran irre werden dnreh Galen, de eompos. medie. I, 1. "Hiif
fio& itai n^oa^iv lyiyi^mrco ngayfiareta dvoiv uiv i^ avr^g rmv Ttffmzmp
ßißXliay indod'ivvuiv , iynaraXi^ip&ivtotv de^ iv rff nara r^v ^^if^y J^^r
dno&^Mv (jLtxa tojv SXLtn', rjyixa rb ri^tf Btgi^VTfS rifievos olav Iftaid^j^
ital uara ro JlaXariov at iitytAat ßißhoO'f^tiai, rrjvtiMVTa yä(f higoty
Tt noXlwv anviXovro pißkia, nal xvtv ifuoy *6aa narä rrjy anod^m^y
iiulvriv ^*9tTo f ^ pLrj^tvbi rwy iy *Pdfp,p tfOnav fy^w of/toXoyQvvroQ avil-
ygatpa rwy ngdtvviv Sv^iy,^ Denn wenn anch im Friedepstempel eine
BibLiothek war «nd aTro&rjttrf flißkiwv eben so viel bedenteo kann aU
ßtpXio&ijxTj, go ist doch hier d^iipit ynstreitig eine tabema Ubraria ge-
meint, und es ist natiirlich, dffs« bei jener F^aersbrnnst der ganse
Theil der Sacra via, welcher zwischen dem Friedeastempel und dem
Palatin lag, abbrennen mosste. Um sich aber völlig von itm Irrthnme
derer, welche die Sacra via vom Tjtnsbogen nach der Basilika gehen
lassen, zn überzeugen, braucht man nur zu vergleichen, was Hero-
di%n eben von jenem Brande, der auch den Vestatempel vernichtete^
erzKhit: I, 14. ort »al tys '£0rias rov nw xaTa^Xsx&iyrog ino roS
nvgbs yuftvto&iv dßiß&if rb r^s IlaXkado^ ayaXfia — . a^&QWfai ykf^ xb
Syakfut at xijg 'BoTiae tdgsiai voQ&ivoi 9ut /Uayg r^f ttgas bSov tis v^
Tov ßaoJUws aph^v fi^xtmoinaay. Nach jener Annahn^ h&ttep ^\t Jang-
frauen nicht npr ejnen sehr seltsamen Umweg ^enomiQieny aendern sie
wiren geradezu ja das Feuer hinein gelaafen.
16*
244
zugleich aber auch an der Nova \ia wohnen lässt, und über-
einstimmend mit ihm, aber noch bestimmter Solinus an
der Porta Mugionis und der summa Nova via, ist nachgewie-
sen worden, dass diese Strasse entweder nahe beim Titus-
bogeu sich Von der Sacra via trennte, oder, was noch wahr-
scheiuticher ist, von dem l%ore ati am Berge sich hinzog. Es
niuss sich nämlich die heilige Strasse hinter dem Titusbogen
etwas rechts gewendet haben und dann in gerader Linie nach
der Hegia gegangen sein, so dass zwischen ihr und dem Berge
ein ansehnlicher Raum blieb. Darum kann Asconius,. wo er
das Haus des Scaurus bezeichnen will, von einer Strasse spre-
chen, welche von der Sacra via nach dem Palatin fährte ^®^),
und also jedenfalls eine Veirbindung mit der Nova via her-
stellte. Die Letztere aber muss sich von dem genannten An-
.fangspunkte, wo sie summa war und hiess, dicht an dem
Berge bin und hinter dem VestaheiUgthume weg, mehr und
mehr sich senkend hingezogen haben. Das erhellt aus den
Stellen, welche von dem Altare berichten, welcher dem Ains
Loquens oder Locutius an der Stelle gesetzt wurde, wo vor
dem Einfalle der Gallier die warnende Stimme gehört worden
war^^). Die Vergleichung dieser sich gegenseitig ergänzen-
den und erläuternden Nachrichten lelirt, dass M. Caedicius,
381) Z. Cic. p. Scaar. p. 27 Orell. Demonstrasse vobü memini
me, hanc domum in ea parte Palatii ettOy quae, cum ab Sacra via
descenderis et per pfoximum vicum, qui est ab sinistra parte, pro-
dierfs, posita est.
82) Cic. de div. I, 45. Nam non multo ante Urbem captam
exaudita vox est a luco Festae, qui a Palatii radice in
Novam vi am devexus est — . ara enim Aio Loquenti , quam
septam vidcmns, exadversus eum locum consecrata est, 11,32.
ex CO Aio Loquenti aram in 'Nova via consecratam. Liv. V, 32.
Eodem anno M. Caedicius de plebe nuntiavit tribunis , se in Nova
via, ubi nunc sacellum est, supra aedem Festae vocem noctis
silentio audisse clariorem humana etc. vgl. 50. 52. Varro b. Gell.
XVI, 17. sicut Aius deus appellatus araque ei statuta est, quae est
in infima Nova via, quad in eo loco divinittis vox edita erat,
Plntarch. CamilL 30. avzot äi iSovaaro vedtv 4>riuy^ xal KXtjSo'^
f'Off avivQOJV iniivov xbv ronov hv <p yvxro}^ ^ xarayy^^ovaa trjv xitii'
ßtt^ßaQOJV OT^axiav in ^eov rd} KsSutita Ma^ot qnovfj irgociTitas. vgl. 14.
de fort. Rom. 5. 4>iifif^c id^vaaro xal KlT^SSvoe {rttur) ixeT Tiagä rtjv
Katvijv 686v, oTtov (paal nfto jov noUftov Ma^at KaiSsxUf fiadiZoiTt
vvMTw^ (potvijv yeyiod'Oi u. t. L
245
als er jene Warnung 2a vernehmen meinte, sich an dem Theile
der Nova via Jl)erand, wo sie von der Höhe bei dem lupiter
Stator sich bereits bis zur Tiere des Forum gesenkt hatte^ und
dass auf dieser Stelle der Altar errichteü wurde, in fnßma
Nova via (Varro), Die Stimme selbst aber ertönte an ei-
nem höheren Punkte, a luco Vesiae^ wie Cicero, $upra
aedem Feitae^ wie Liviussagt, und damit stimmt' übereinr,
dass der Altar exadverstts eum iocum {€i c.) stand. Dmr Hain
der Vesta be&nd sich also oberhalb der Strasse tim Abhänge
des Palatin und musste durch diese vom Tempet' geschieden
werden; denn anders können Cicero^s Worte a lacö f^esthe^
qui a Palatä radice in Novam viant devemts esty ' nicht ver-
standen werden. Wie mit ihnen die Ansicht bestehen könne,
der Hain habe zwischen der. Strasse und dem Tempel gelegen,
ist in keiner. Weise abzusehen.
Bei dem Tempel,^ wo die Nova via ihre tiefste Stelle er-
reichte {inßnta Nova via)^ bog sie um die ilördii(^he Ecke des
Palatin und, berührte das Forum Romanum, wie Ovid sagt 3*^),
wobei nur immer berücksichtigt werdeb muss, dass nicht nur
der als d^r eigentliche Markt geltende freie Platz, der von
den Tempeln und Basiliken eingeschlossen wird, sondern der
ganze Raum, auf dem diese Gebäude au^eführt sind, das
Areal des Forum ausmacht. In. diesem Sinne stiess allerdings
die Nova via auf das Foru« und von dem freien Platze dessel-
ben führte zwischen dem Vestatempel und den drei Säulen
eine Strasse n^ch ihr, wie das aafgegrabene Pflaster gezeigt
hat. Von da ^ng die Nova via wahrscheinlich tief am Ab-
hänge hin und reichte bis in die Nähe der Porta Romanula
und des Velabrum, wie schon früher (S. 114.) gezeigt wor-
den ist,
1
-r— «r
3S3) Fast. Vi, 389.
Fortß revertebar feitü p^eitaiibtu iliae,
Qua Nova Romano nunc via iuncta foro est,
ffuc pede matronam nudo desöendere vidi etc.
246
Die Vclia.
UnKerti'eniilich voll der Untersachong über das Forum
ist die ErörtemDg der Frage, welcher Raum von den Römern
mit dem Namen Velia benannt worden sei. Daher haben anch
BitrBiondo und Lucio Fan no, welche die Lage des Fo-
rum richtig erkannt hatten, zum Th eile auch Mar liani, ein-
geseheti, dass darunter die Höhe zu verstehen sei, welche vom
Palatin (beim Utasbogen) ausgehend nach dem Esquilin sich
erweiternd hinzieht und so die Tiefe des Forum von der des
Colosseüm scheidet ^^*). Aber schon Andreas Fulvius
bezog den Namen auf die Höhe des Palatin selbst*^), auf den
Theil niUnlich, der über dem Yestatempel gelegen ist \ und die
verkehrte Ansicht von der Lage des Forum hat Nardini ge-
nSthigt, das ebenfalls anzunehmen, dem Yenutif Nibby,
Canina ohne weitere Prüfung gefolgt sind. Dagegen strei-
tet indessen schon, dassVarro ausdrücklich sagt, zur vier-
ten sei*vischen Region (Palatium) seien der Germalus und die
Velia gezogen worden ®^) ^ was keinen Sinn hätte, wenn die
Velia ein Theil der oberen Fläche des Palatin selbst gewesen
wäre. Dah^r hatNi^buhr, und nach ihmBunsen, sich
mit R^cht dör früheren Meinung wieder zugewandt und die
Höhe verstanden, worauf die sog. Basilica Constantini und der
Tempel der Venus und Roma (teuiplum Urbis) steht ^7)« Da-
gegen ist AmbroSch aus lauter ungegrundeten Bedenken
d^r Annahme d^r Italianer gefolgt«
Es sind zwei Beziehungen , in welchen der Name Velia
genannt wird : dek* Tempel der Penaten und das Haua des P.
384) Blond. Flav. Koma instatir, III, 73. „IIIdc ergo diximns
Veliam fViisse ea in Palatii parte , quae iuxta Palla<Ham contra fceh'
siam S. Mariae Novae eeltior insurgiU* Lucio Fanno« Aniieh,
di Roma. p. 67. Marliani, Urb. Hmn, ttupogr^ II, 17. p. 98 Graev.
85) De Urku anUquit, p. 210.
86) L. L. V, 8. p. 60 Sp. Qtiartae regionis Paiatiam, quod Pa-
iantes cum Evandro venerunt, qui et Paiatini, -^ huic Cermalum
et FelioM eoniunxerunt.
87) N i e b n h p, Mm, Gesch, I. 8. 431 . Bansen, Betehr, d,
St. R. III. A. S. 8t. — Ambro seil, Stud. u. Andeut, S. 119 f«
«47
Valerius Poplicola. Der Penatentempel wird von den Schrift-
stellern übereinstimmend mit dem Monumentum Ancyranum
als aaf der VeUa stehend angegeben 3"*), aber durch alle diese
Erwähnungen würden wir nicht in den Stand gesetzt sein, den
Ort, wo er sich befand und somit die Velia selbst genauer .zu
bestimmen, wenn nicht eine Stelle bei Dionysius darüber
erwünschten AufscUuss gäbe. In der bekannten Erörterung
über die Bedeutung der römischen Penaten sagt er I, 68. vcdg
iv 'Pfi/iijj deixrvrai tijs dyoQas ov ngoam uard %i^v
inl Kaqivd^ <pi(fovoap inlTO/ttov iiov, vncQoyy
anovEiVOß i9QV/iiivog ov /jiiyaQ» Xiyitai dh nard ti^v ini)i(a^
Qiov yXwTtav TneXalats %6 yuigiov. iv ii Tovroi xeJv-
Tai vfSv TQmuiov d-imv dnoves^ anaaiv oqäv, JENJlS
iniy^uq>'^v i^ovaaiy dr^XoijQav tovq üsvaTag* Diese
Worte haben eine doppelte Corruptel erlitten, einmal in Be-
treff der Inschrift '*) , was hier gleichgültig ist, dann in dem
Namen des Orts , *TntXaiaiQ '®) , worin jedermann sogleich
die Velia erkennen wird (sub Velia). Denn wenn es auch ir-
388) Frgiiit. Arg. b. Varro L. L. V, 8. p. 59. Veliente sexti-
eeps in Feiia apvd avdfsm Deum Psuotium. Varro b. Noo. XII, 51.
p. 531 Mcrc. p. 3l>3 Gerl. Tullum Hottilium in Feliis ubi nunc est
aedis Deum Penatium, Eben so Liv. XLV, 16. Solln. 1, %2, End-
Uch iia MoDQm. Aocyr. A£DEM DEVM PEIHATIVM LN VGLIA.
80) 8. Ambroseb. S. 231 ff. Vgl. Cl aasen, AeneoM t/. die
Penaten. II. 8. 6t4. N. 1116. De Romae veL mur, atq. port p. 49.
Es bleibt nir immer oocb wabrscbeiolicb, dass die Ipscbrift PENATl-
BVS war, oder weil in der alten Scbrift D und P sich kaum unter-
scheiden , wie Dionysius las, ÜENATIBVS , was er, wie gewöhnlich,
griechisch umrormte, so dass er geschrieben haben mag JBNA^I^
weshalb er hinzusetzte , es sei so viel als IIENA2L Dann erklärt
sich voUkommen die folgende Bemerkung i 8oiU€ yi^ fiot, rov H fiijnm
y^afAuaroe avQtffifvov , rtf diXra dylovv ryv ixtlvov Svvafiw rovf 9ra-
latovg, Ais der ursprüngliche Name in JEMlS übergegangen war,
musste natürlich auch geschrieben werden t xov G ftijitw «. r. A. Auf
diese Weise scheint sich Alles sehr leicht zu erklären. Der Einwand^
dass schwerlich auf dem Denkmale bloss Penatibus möchte gestanden
haben, würde nichtig sein. Wenn auob die Inschrift vollständig war
D. PENATIBVS, oder D. M. PENATIBVS , so hatte doch Dionysius
keine Veranlassung mehr als den Namen der Penaten anzuführen.
90) Die Varianten bei Sylburg, Reiske und Ambroseb geben nichts
als : vTi tkalats , vmhiust vTTtXaias, Schon Cftsaubonus zum Mo-
num. Aocyr. emendirte: Oviluu, Cuiacins übersetzte richtig Sub
Velia. Es scheint geschrieben werden zu müssen: ^VneUaig oder
'Tntkitf. S. De Romae vct. mur. p. 44.
248
geud zweifelhaft sein könnte, ob Dionysios den Penatentempel
meine^ so dürfte man doch keinen* Anstand nehmen, den Na-
men der Velia wiederherzustellen, da nahe am Forum, wo
jede Stelle durch ein bekanntes Gebäude bezeichnet ist, die
Annahme eines sojisi nie und nirgends erwähnten Bezirks Sub
oUvis etwas ganz Unerhörtes wäre.
Dagegen ist es so ofTenbar, dass Dionysius vom Penaten-
tempel spricht, dass man sich des Zweifels daran gar nicht
hätte versehen sollen ^^'). Nachdem er iip vorhergehenden
Capitel von den geheimnissvollen layinischen Gottheiten ge-
sprochen hat, sagt er : TOt)p dh ^eov^ tovtovq 'Pw/ialoi fHV
Heruvaß xaXovaiv. Dann führt er an, was Timaeus von der
Gestalt der Gottheiten lin Lavinium berichte und angeblich von
den Einwohiiern gehört hfibe, worauf er fortfährt: iyd dk
oaa filv o^äv cinaatv ov d^f/nSy ovi€ nagd tüv ogtivTiav
ditov^iv, ovif civ iniyQ(iq>£iv oiofiai ielv. — ^U dk avTo^
ve Idiüv inioTotfiai %ui &ios ovStv cino^faXv€$ //« ns^l av-^
Tiav Yqd(p$iv %oid8u iarip pcfoe iv Pdfifj 9tUvv^at %y^
dyoQÜs ov n(i6ow «. t* X» Man müsste Dionysius für den
ungeschicktesten Schriftsteller halten , wenn mau etwas Aur
deres erwarten wollte, als dfiss er pun von dem römischen
Penatentempel zu sprechen anfange $ und in der That wäre es
höphst seltsam, wenn er mit Uebergehun^ dieses hochwichti-
gen und vor allen Anderen hier in Betracht kommenden Hei->
ligthums voi| einein Paar Statuen auß einem namenlosen Tem-
pel spräche; höchst auffallend auch, dass sich die eixovaQ
Tfiy TQfaikwv ^€fav in einem anderep u|id nicht ip ^em Penar
tentempel, wohin sie gehörten, sollten befunden haben. Wenn
aber das alles undenkbar ist, und wir mit völliger Gewissheit
anzunehmen haben, dass der Tempel, den Dionysius be-
schreibt, kein anderer ist als die aede* Deum Penatitim in
Velia ^ so ist e« auch offenbar, dass der letztere ^ame die
Höhe bezeichnet, worauf die Basilica Couslantini und der
391) DemuDgeacbtct ist ps lebhaft bestritten wordeo Yt^i) Am-
bro seh, Stud. u, Anbeut, S. 1^7 ff. S. mcioe Schnti De Romae
vft, mur. atq. port. p. 42 — 48.
249
Tempel der Roma und Venus stehen. Denn darauf weisen
deutlich die Worte hin: vije dyogaQ ov ngocfo xaxd %^v
inl KaQivdß (piqiyvüav inivofiov 696v. Wo auch immer
die Carinen gedacht werden mögen, auf der Höhe oder in der
Tiefe; so viel ist durch Varro**^) gewiss, dass sie an die
Subura grenzten und also nördlich vom Colosseum lagen.
Dorthin konnte man nun jedenfalls auf mehreren Wegen na-
mentlich-auf der Sacra via und auf der hinter dem Romatempel
hinweg führenden Strasse gelangen; nennt aber Dionysius aus-
serdem noch einen kürzeren Weg, so kann dieser nur bei SS.
Cosma e Damiano vorüber gegangen sein, was auch selbst von
dem an der Basilika vorbei fuhrenden gelten könnte, so dass
die Vermothung allerdings grosse Wahrscheinlichkeit bat, nach
welcher man in dem antiken Rundgebäude, welches jetzt die
Vorhalle jener Kirche bildet, eben den Tempel der Penaten
erkennt. Für diese Gegend ist allerdings der Name Sub F'elia
ganz angemessen.
Kann demnach über die Bedeutung und Lage der Velia
kein Zweifel sein, so bleibt nur noch der Widerspruch zu be-
seitigen, den man in den verschiedenen Nachrichten über das
Haus des P. Valerius Poplicola hat finden wollen. Alle stim-
men darin überein, dass Poplicola auf der Velia bauete, und
zwar auf einer hochgelegenen Stelle, so dass das Haus gleich-
sam das Forum zu beherrschen und eine feste Burg zu werden
schien. Da diess aber bei dem Volke Verdacht erregte (die
Häuser der Könige hatten ja auch hier auf der Höhe gestan-
den), liess er das Gebäude niederreissen und bauete sich ein
anderes tiefer unten, wo nachher die Kapelle der Vica Pota
stand. Die Schriftsteller'^) schmücken das nun auf verschie-
392) L. L. V, 8. p. 53. Eidem regioni aitrihuta Sabura, qUod
sub muro terreo Cartnarum. Subura lunius teribit ab eo, quod
ßterit sub aritiqua ürbe; qtioi testimonium potesi esse , quod subest
et loeoy qui Terreus murus voeatur. Sed ego a pago potius Sueeu-*
sano dietam puto Sueeusam* — Pagtts Succusanus , quod suecurrit
Carinis.
93) €ic. de rep. II, 3t. aedes suas detulit sub ß'eiiam post-
eaquam y quod in exeeisiore loeo Feliae eoepisset aed\ßcare,
fo ipso, quo rex Tullus habitaveraty suspieionetn tnovisset etc,
U'iv, II, 7. aedißeabat in summa yelia. ibi afto^ munitoque loeo
250
dene Weise aus. Cicero sagl, das Haus sei excetsiore loco
Veline erbauet worden, und zwar auf der Stelle, wo das Haus
des Tullus Hostilius gestanden habe. Livius bezeichnet den
Ort in summa Velia, alto munitoque loco. Damit stimmen
die Uebrigen im Allgemeinen überein, doch emäbnt keiner
ausser Cicero die Regia TuUi. Für den Penatenlempel nun
und mithin (ur die Lage der Velia wurde aus allen diesen An-
gaben nichts folgen, wenn nicht Cicero sagte, das Haus habe
da gestanden, wo die Regia Tulli gewesen sei, und Varro
(b. Non. XH, 51.) und Solinus (l, 22.) den Tempel der
Penaten au die Stelle derselben setzten. Dagegen ist zunächst
zu bemerken, dass beides nicht wohl neben einander bestehen
kann ; denn der Penatentempel ist jedenfalls älter als die Re-
publik und stand er auf der Stelle der Regia Tulli, so konnte
Valerius dort nicht bauen. Es könnte aber auch das Argu-
ment nur dann Bedeutung haben, wenn Cicero selbst den Pe-
natentempel genannt hätte, denn dann hätte er ihn als in ex-
celsiore loco Veliae bezeichnet. So aber verbindet er nur das
Haus des Königs und das des Valerius, Varro nur das Königs-
baus mit dem Tempel, so dass man mit Recht fragen kann, ob
beide sich die Regia Tulli an derselben Stelle gedacht haben
mögen ; wie streng die Worte eo ipso in loco zu nehmen sind ;
woher endlich beider Nachrichten stammten. Bei allen Er-
wähnungen aller Stätten, deren Andenken nur in der Sage
sich noch erhielt, ist es ganz unstatthaft, topographische Ge-
nauigkeit zu erwarten. Andere lassen ja selbst den Tullus
auf dem Caelius wohnen (Liv. 1,30.). Aber sein Haus mochte
areem inexpugnabilem fore, — Deiata conjestim maieria omnU in-
fra Feliam et^ ubi nunc ß^icaepotae est, dotttus i n inji m o
clivo aedificata. Dionys. V, 19. ör» %iiv otiUmv tv imtf&oyt^ ronoj
fCarcoKCvaoaro 9 Xoipov vn^qKi i(i,evov TtJQ ayo^äe vyfffXor
intiiHiog xal ne ^it o f$ov , öV naXovoi' 'Pwiiauo^ *Bklay^ futXt^a"
fiivos, Plutarcli. Popl. 10. Kai yoff qvt<oq o OlaiXt^iot fxttr^a^
yixivTt;ov vtto rijy maXovftlvrjv Ovikiav, otxiav tJtotf^efiafiivrjv Tp ayo^q
Hak xad'vffvHjay «£ v^ffov^ navra, — *BBI%ovto yoQ oi ipihn %6v OyaX'
/J{ßi4>i', ux^tg op riirov tdumev o dijfiQS avrt^ »al uainmtvaatv outtav
tniivfi^ fUT^narif^y^ onov vvv U^qv iattv Ovixaf llorag. Vgl. Q d a e s t.
Ho in. 91. Valer. Max. JV, 1, 1. de har. reap. 8. Leber tlic
Nameo *E}Ja uoci Ovina Jlova s. De Romae vet, mur, p. 4i.
251
immer auf der Vella sein ; es folgt daraas keiuesweges, dass
alle drei Gebäude auf einem Platze standen. Endlich würde,
wenn man auch das zugeben wollte, sich daraus nichts weiter
ergeben, als dass der Penatentempel nicht bei SS. Cosma e
Damiano gelegen haben könnte, sondern höher hinauf ^''^), wo-
bei er immer noch ov sigoato t^s uyoQae bliebe. Die ^tki-
tOfioQ 69oQ könnte dann im Gegensatze zur Sacra via die
hinter dem Tempel der Roma und Venus weg fuhrende Strasse
sein. — Erweisen sich nun auch diese Einwendungen als nich-
tig, so sind noch viel irriger die Folgerungen, weh-he man aus
einer Stelle des Asconius abgeleitet hat*^). Er bemerkt
gegen Cicero's Behauptung, dass ihm allein vom Staate ein
Haas erbaut worden sei, Valerius Antias berichte, dass einem
Valerins Maximus, Varro, dass einem M. Valerius
(es war nach Dionysius V, 29. des Poplicola Bruder) ein
Hans auf dem Palatin gegeben worden sei. Er selbst fügt
hinzu, dass Poplicola eine Baustelle snb f^elia^ ubi nunc ae-
dis f^ictoriae estj erhalten habe. Mithin hat die Lage sub
yelia mit der in Palatio gar nichts gemein : es sind verschie-
dene Häuser. Was aber Asconius aedis Fictoriae nennt, das
ist offenbar die Fica pota und wahrscheinlich ist dieser Name
zu restituiren. Gleichwohl hat man dieses Sacellum als ei«
304) Glaasen, Aeneoi ti. die Penaten, 11. S. 624. versteht un-
ter vniifoyy aitoTtwQS im eigentlichea Siaae den VoripniDd^ der Velia.
Viel richtiger ist es ^ohl, das Wort als adverbialisch stehend zn be^
tniohteni
05) Z. Cic. in Pis. 22. p. 13 Or. JntiquU enim t^mpon'hu
idem contigii; navi Falerto Max im o^ ut Antias tradidit , inter
aii0* konorts domtu quoque pubiiee aedi/loata est in Palatio, cu--
ius exitus, quo magit insignis esset , in publicum versus declinare-
tur, hoe est, extra privatum aperiretur. Farronem autem tradere,
3i. Falerio, quia saepius vicerat , aedes in Palatio tributas,
Julius Hyginu» dicit in libro priore de viris claris. P. Falerio
Volusi ßlio PHblicolae aediurn repul [Io]rum sub Fe -
/tu, ubi nunc aedis Fictoriae est, populum ex lege , quam
ipse tulerat, concessisse Iradunt, Valerins Antias, der uo zuverlässig-
ste aller rSmischen Annalisten, knüpft an den Namen Valerins Maxi-
Aius die Geschichte von den Thüren , die gewöhnlich in Bezug auf
Poplicola erzShlt wird (PUlarch. Popl. 20.); aber Pilo. XXXVI,
15,24. giebt an, dass ihm, wie seinem Bruder dieselbe Auszeichnung
so Tbeil geworden sei , und zwar setzt er in Betreff des Letzteren
ebenfalls hinzu : qui bis in eodem magistratu Sabinos devicerat*
Ä52
gentlichen Tempel der Victoria angesehen und den inßmus c/i-
vus bei Livius für den Clivus f^ictoriae geballen. Da nun
dieser an der Westseite des Palatin (S. Teodoro) bei der Porla
Romanola genannt wird (S. 114.), so musste daraus eine heil-
lose Vem^irrung entstehen, in Folge deren auch das Thor
nicht an seiner einzig möglichen und ganz unzweifelhaften
Stelle bleiben konnte. Allein der Clivus Victoriae war kei-
nesweges nach einem in der Tiefe gelegenen Sacellum benannt
(wofür es überhaupt kein Beispiel giebt) , sondern, wie der
Clivus Capitolinus , Salutis , Martü , nach dem auf der Höhe
des Palatin gelegenen Tempel der Victoria, dem uralten Hei-
ligthume, das älter als die romulische Stadt gewesen sein
so]] 396^^ Was man sonst aus der gänzlich missverstandeneu
Stelle über die (falsche) Porta Romana bei Festus gefolgert
hat, das bedarf keiner Widerlegung mehr »9.
Wenn es übrigens scheipen könnte, als ob die Schilderung
der Velia bei Liyius, Dionysius und Plutarch, aU einer be-
trächtlichen Höhe, der Wirklichkeit nicht entspreche, so ist
erstlich zu bedenken , wie genau solche Ausschmückungen zu
nehmen sind, und dann nicht zu vergessen, welche Verände-
rungen der Hügel durch die grossen Bauanlagen erfahren ha-
ben mag, welche Yon Nero bis auf Mastentius hier ausgeführt
wurden. Indessen ist auch so noch die Erhöhung keinesweges
unbeträchtlich ; denn das antike Pflaster unter dem Titusbogen
erhebt sich über das Niveau de» Forum um 53 Fuss, und der
Boden der Basilica Constantini um 43 F., ganz nahe bei SS,
Cosma e Damiano. Wer aber die Velia auf der Höhe des Pa-
latin suchte, der hat sich keine Rechenschaft davon gegeben,
wie Dionysius sie als einen selbständigen Hügel bezeichnen
396) Angeblich von dea Arcadero gegründet. Diooys. I, 32.
ßnl di Tp ito^vfp xov lotpov r^ riyff NiHfjS xi^^voi i^eXov^
t€£, ^aiae xtü ravfjf TtatsaxTjaarTO difXTjaiov^, äff «ai «V Ifiov 'Pw
ftatoi ^vov. Das war der Tempel , welchen L* Postqmins weihele
(Liv. X, 33.) nad wohin anfänglich die Magna Mater gebracht wurde.
L i V. XXIX, 14. in aedem Fictoriae , quae est in Palaiio,
perf ufere deam, nnd hier welhete M. Porcius Cato die aedicula Fieto-
riae Ft'rginis, Liv. XXX,V, 9. prope aedem Victoriae.
97) Ausführlich ist über den ganaen Irrthum gehandelt: De Ho-
mae vet, miir. afq, port. p. 46 ff.
253
konnte ^'^); wie es möglich war, dass ausdrücklieb Velia
und Palatium sich entgegen gesetzt wurden*»). — Der
Name lautet ' gewöhnlich f^eh'a, bei Varro aber auch Fe-
/we^^^)y wobei vielleicht auf den doppelten Abhang, nach dem
Forum und dem Amphitheater Rücksicht genommen ist'. Er
findet aber keine Anwendung auf die Gegend des Titus-
bogens, weil für diese der Name summa Sacra via der übli-
che wurde.
Arg^ilctum. Lautumiae.
Es ist allgemeiner Charakter der römischen Topographen,
dass sie die wichtigsten Fragen, über die nicht eben der Au-
genschein belehren kann, entweder ganz übergehen, oder mit
kurzen Worten abthun, dagegen die gleichgültigsten Dinge
genauer Untersuchung unterwerfen. Das unbedeutendste Co-
lumbarium, aus dessen Auffindung sich nicht der mindeste Ge-
winn für die Kenntniss des römischen Bodens ziehen lässt,
wird sich jederzeit einer grösseren Aufmerksamkeit zu erfreuen
haben, als die aus alter Zeit stammenden bedeutungsvollsten
Namen ganzer Bezirke, die sich freilich nic^t ans noch vor-
handenen Mauerresten erklären lassen. So ist es namentlich
mit dem Argiletum geschehen, dem man auf eine schlechte
Autorität hin ohne alle weitere Untersuchung und ohne Rück-
sicht auf die mannigfaltigsten Widersprüche seine Stelle anzu-
weisen für gut gefunden hat.
Die einzige Andeutung fast, aus welcher sich auf die
39S) V, 19. X6<pov vni(f9itifitvov t^e ayo^as vxffijXov (nntudi^ ttal
nfqlrofiov,
99) Mo Dum. An cyr. ABDEM. DBVM. PENATFVM. m. VELIA.
AEDEM. IVVEiTfATIS. AEDEM. MATRIS. MAG. DEIAE. IN. PALA-
CIO. FECI. So heisst es auch in der Rede de har. resp. 8. P.
Falerio — data domus est in Felia publice: at mihi in Palatio re^
stituta., und ebeo so nnerklärUcb würde es seio, wie Livius, Diodt-
Sias und Plutarch, überhaupt aieihand den Palatin neooen mochte,
weno die' Velia nicht eine besondere Hohe , sondern ein Bezirk aof
der Höbe des Palatin war.
400) L. L. V, 8. huic Cermulum et Felias coniunxerunt. ebend.
Feliae unde essent, plares accepi cauiaw, b. Nou. XII, 51. Tut-
tum Hottilium in Feliis.
254
Lage des mit diesem Namen bezeichneten Bezirks schliessen
lässt, ist die Nachrickt, dass an seiner tiefsten Stelle sich der
von Numa erbauete lanustempel befand. Liv. I, 19. lanum
ad infimum Argiletum indicem pacis bellique
feciU Da nan dieser Tempel, die forta belli (S. 119.), am
Forum war , so wäre über die Lage des Argiletum entschie-
den, wenn nicht Servius ausdrücklich eine ganz andere
Stelle angäbe. Er sagt z. Yirg. Aen. VII, 607. ^ySunl'ge^
minae belli portae.^*' Sacrarium hoc Numa Pompi-
lius fecerat circa imum Argiletum iuxta thea^
trum Marcelli, quod fuit in duobus brevissitnis templis.
Duobus autem propter lanum B ifr ontem. Postea captis
Falisds^ civitate Tusciae. inventum est simulacrum lata cum
frontilms quatuor. Unde quod Numa instilu/ratt translatum
est ad forum Transilorium et quatuor portarwn tmum tem-
plum est institutum. Offenbar sind hier die verscbiddensten
Dinge auf die ungehörigste Weise vermengt. Denn das Fo-
rum Transitorium wurde ja nebst dem lanus Quadrifrons erst
durch Domitian erbauet, und Letzterer kann gar keine Bezie-
hung mit dem angeblich bei der Einnahme von Falerii oder Fa-
lisca gefundenen gemein haben. Die Hauptsache aber ist, dass
Servius den lanustempel im Argiletum und zugleich am
Theatrum Marcelli gelegen angiebt. Diese ausdrück-
liche Erklärung war nun viel zu bequem und überhob in viel
zu erwünschter Weise die Topographen aller weiteren For-
schung, als dass sie nicht allgemein als gültig hätte anerkannt
werden sollen. Durch den entschiedenen Widersprach viel
bedeutenderer Autoritäten, die nur nicht auf so ausdrückliche
Weise vom Argiletum sprechen, und von unlösbaren inneren
Widersprüchen iiess man sieh nicht irre machen : es war ent-
schieden, dass das Argileüim bü dem Tbeaimm Marcelli sein
müsse.
Um das ttarichüg z« finden, moss man sich znvörderst
überzeugen, dass der Tempel, von dem Servius spricht, kein
anderer ist, als der des lanus Bifrons**^^) oder lanas
40t) Virs. Aen. VIIi ISO. XU, 198. Bei Ovid. Fast. I, 89.
laniu h\formis.
• 155
Gemintts^^^^), oder lanus Quirinus ^), welche Namen
jederzeit auf den Tempel bezogen werden, dessen Thüren im
Kriege geöffnet, bei allgemeinem Frieden geschlossen wa-
ren*^), und eben diesen Tempel des lanus Geminus nennt
Servius allenthalben als den von Numa erbaueten. Nun ist
aber darüber kein Zweifel, dass dieser Krieg und Frieden an-
zeigende Tempel am Forum stand. Es sagt diess ausdrücklich
Procopius ^) und erzählt, wie die Römer in der Bedräng-
niss der Belagerung zu dem alten Aberglauben zurückkehren
und die Thüren des Tempels hätten öffnen wollen. Es sagen
dasselbe eben so bestimmt andere Schriftsteller ^) der ver-
402) Das ist der gewShnUchste Name. Varro L. L. V, 32. p. 156.
Lautoiae a lavando^ quod ibi ad lanum Geminum aquae caldae JUe^
runt. PI IB. XXXIV, 7, i6. Iühvm Geminut « Numa reg9 äiomius*
^^l. XXXIH, 3,1.3. Flor. 1,2. lul. Capit. Gord. III. 26. Gros.
IV, 12. Maerob. Sat. I, 9. Serv. z. Aen. I, 29i.
3) Hör. IV, 15, 8. vacuum duellis lanum Quirimtm elu$it*
SaeU Aagust. 22. Macrob. Sat. I, 9.
4) Um der daraod eatsteheDden Verlegenlieit z« eotgebeii , hat
man aogpenommen, nicht nur Nama, sondern schon Romains habe einea
lannstempel erbauet, und das sei die belli porta , das der lanuM Qui-
rinus (Qnirini, i. e. Romali!). Sachse, Geseh, d. St, R. I. S. 96 f.
127. Bansen, ßesohr. d, St. R. III B. S. 116. Man hätte sich doch
fragten sollen, was römischer nnd was sabinischer Caltns sei, and über
den Namen konnte allenfalls , wenn maa nicht tiefer einfehen wollte,
Macrobias belehren : Quirinum (lanora invocamas) quasi beilorum
potentem, ab hasfa, quam. Sabini eurim voeant, , wiewohl da mehr
als ein Mittelglied fehlt. Wenn nach Serv. z. Aen. 1,294. XII, 198.
einige angaben, der lannstempel sei von Romalas und Tatias nach dem
Bändnisse gestiftet, so geschah das znr Erklärang des Doppelgesichts;
er selbst aber nennt ihn jederzeit als von Noma herrährend. Und
auch in jener witzigen Auslegnng ist immer das nene sabinische Ele-
ment anerkannt.
5) Bell. Goth. I, 23. p. 122 Dind. fxsi Sk t6v vaov iit
tri ayoga ngo rov ßovlevTTjQlov , oUyov imBQßavrt ra x^a 0«ra.
9VT0> yao ol 'PuifMtioi raff Mol^ag vevofiitcaat xeJUiv. 6 Si vew9 mxa^
Xodxovg ih TCT(fayojv<ff axijfiatt tOTtjns^ tooo^qv fiiv oaav ayakfui tov
lavov auiniiv, iaTi 3i xaJjtovv ovx yoooy fj ntjvwv %iwT9 r« oyakfHt
TovTOf ra luv akXa voLvra ifiq>tgU avd'Qfony^ oiirooaumov di t^v im*
tpal^ ^toVf xal rov ngootonov d'aregov fiiv ngog iawxovra^ ra Ss mgop
iroog dvovra ^Xiov rizgamat, S'vgat 3i xaiuu itp ixatig^ ngoamntg
atQiv.
6) Ovid. Fast. I, 257.
Cum tot sint lani, cur stas saeratus in »no.
Hie ubi iuncta foris templa duobus Kabes T
Seneca, Apoeoloc. p. 396 Ruhk. primus interrogatur sententiam
Janus pater — qui semper videt afia nffoaw nal onüw. 1$ multa d*'
serte, quod in/oro vivat, disUt etc. Mit Procopias aber «timait
256 - —
schiedensten Zeiteu, so dass darüber nicht der entfernteste
Zweifel Statt finden kann, dass der lanus Geminas des Numa,
die noXifiov nvXf], sich nirgend anders als am Foram befand.
Dazu kömmt nun, dass Livius eben diesen index pocis belli-
gue ad in f im um Argiletum erbauen lässt, so dass wir
hinsichtlich dieses Namens nothwendig in die Gegend des Fo-
rum hingewiesen werden. Und diess erhält die vollkommenste
Bestätigung durch mehrfache Erwähnung des Argiletum aus
einer Zeit, in welcher ein Irrthum unmöglich war, und in
Verbindung mit anderen Namen, welche über seine Lage gar
keinen Zweifel lassen. Martial redet I, 3. sein Buch an:
Argiletanas mavis habitare tabernasj
Cum tibiy parve Hber, scrinia nostra vacent?
woraus sich indessen nichts weiter ergiebt, als dass im Argi«
letum der librarius oder bibliopola, bei welchem Martials Epi-
gramme verkäuflich waren, seine Tabeme hatte. Dagegen be-
zeichnet er diese genauer, wo Luperens, welcher das Buch
vom Dichter sich erbeten hatte, angewiesen wird es zu kaufen,
I, 117, 8.
Quod quaeris^ propius petas licebit,
Argi nempe soles subire letum:
Contra Caesaris est forum taberna
Scriptis postibus hinc et inde totis,
Omnes ut cito perlegas poetas.
Illinc me pete, ne rogesj Atrectumi
Hoc ftomen dominus gerit tabemae.
■ierkwprdi| iiberein DioCass. LXXIH, 13., der von Didius futianas
ftvQtäv avTov &vo£tv ^fteXiip, und cap. 14. 'dre t« eiair^Qia itQO
Tov povXevttj ^iov l'^vtv 6 ^lovXiavos. , Stellen, welche man gar
nicht beröhrt bat, vielleicht weil man glaubte, dass sie mit der Lage
der Curie in dieser Zeit nicht vereinbar wären. Unberücksichtigt darf
auch trotz allem Irrthume nicht bleiben, was sich bei dem Schol.
Cruq. 2. Hör. Sat. M, 3, 18. findet. lani autem ttatuae tret eranh
una in ingrettu forty altera in medio , uhi erat eins templftm,
prope basilicam Paulii, vel pro Rostris, huc eoncurrcbant et potUsi-
mum suas »tationes habehant foeneratores , alii ad reddendum Joe-
nvs, alii ad aeripiendtttn, Tertia autem statva erat ad exittimfori,
vgl. dens. z. epist. I, 1, 54. 20, f. So arg die Verwechselung der lani
des Forum mit Bildsäulen des Gottes ist, so beruht doch die Angabe des
laDastempeU prope basiliram Pattlli auf eine!« richtigeren Vorstellunfi^^
»7
mid a«f noch «rwiiiiflcbtere Weise daroh zwei unzweifeHiafte
Pankie I, 2, 5.
Ne tarnen ignores, tibi rim venalis, et erres
ürhe vagfis tota^ me duce tmius erü.
Liberium docH Lucemie quaere Secundum
Limina posi Pacis Palladiumque forum.
Die genauere Bestimmung dieser Plätze kann erst weiterbia
erfolgen; hier genügt die Gewissheit, dass sowohl der Frie-
denstempel als das Fomm Nervae, welches der Dichter tob
dem Tempel der Minerva Palladium forum nennt, kurz aUe.
von ihm angegebenen Oerllichkeiten (man möge das Forum.
Caesaris erklären, wie. man wolle) nordöstlich vom Forum Ro-
manum nach dem Quirinal zu lagen. Befand sich nun jene Ta-
berna Argiletana in der Nähe des Forum Nervae und des Frie^
denstempels, so ist die nothwendige Folge, dass dort auch das
Argiletum war^^'^). Und diess erhält zum Ueberflusse noch
die vollkommenste Bestätigung durch eine vierte Stelle des
Dichters 11, 17., wo er sagt:
Tonstrix Suburae faueibus sedet primü,
Cruenta pendent qua flageUa iortarum^
Argique letum mulius obridet suior.
Die Subura ist eine der gewissesten Gegenden im alten Rom ;
es ist im Wesentlichen die vom Esquilin, Quirinal und Vimi-
■al eingeschlossene Tiefe, wo noch jetzt eine Strasse und am
Quirinal die nahe Kirche Sta. Agata alla Suburra (stgfer Su^
407) Niemand wird daran Anstoss nehmen wollen, dass in dem
einen Epigramm der Bachhändler Atrectas , in dem aoderen Secnodua
genannt wird. Jeder Gedanke an zwei verschiedene Taberoea ist fchon
dadurch aasgeschlossen, dass alle drei Epigramme sich auf die Her-
ausgabe desselben Bacha beziehen. Wenn bei H erat, epist. I, )K0, 1.
Fertumnum Janumque, Über, tpectare viderü:
Scilicet ut prostes Sosiorum puinic6 munäus,
03 mSglich scheinen kann, dass zwei verschiedeae VerkaofsSrter ge-
meint seien, so ist das ein ganz anderer Fall. Denn es sind eben J^a-
tres Sosiiy and so lässt es sich wohl denken (obgleich es keinesweges
nöthig ist), dass sie den Handel in zwei verschiedenen Tabernen trie-
ben, liartials Bochh&ndler hiess wahrscheialieh Atreetus Sectmdus.
Wollte man übrigens dennoch gegen allen gesunden Sinn die Identitiit
nicht anerkennen, so käme darauf nicht einmal viel an ; denn die Naeh-
karschaft des in dem einen Epigramme genannten Foram Caesaris nnd
der SnlNir« weisen dem Argiletam aUein sekon dieselbe Gegend an.
17
S58
bm^ram) den alten Nemen bewahren. Was nmn von Martkl
primae Jauces Snburae genannt wird, das kann nur die Cre-*
gend sein, wo die Spitzen des Quirinal nnd Esqoilin sich ge-
gen einander biegen, und wahrscheinlich ist es gidchbedeutend
mit der prima Subura^ welche derselbe XII, 3, 9. nennt. Die
Subuia hat man sich nichl als eine Strasse, sondern als einen
grösseren Bezirk zu denken. Allerdings wurde sie von einer
Hanptstrasse durchschnitten^ welche vorzugsweise Subora ge-
nannt werden möchte, und sie meint Appian. Bell. civ. I,
98. iffiqovs »ara ri^v xaXovfiipTjv SvßoifQQav ado¥ nefid--
ntfimv* (vgl. d. Abschn. über d. Esquilin). Diese Strasse
ist es unstreitig, welche als Subura maior bezeichnet vor-
kömmt-*<'^) ; woraus sich nicht schliessen lässt, dass ein ande-
rer Theil Subura minor geheisscn habe, sondern der ganze
übrige Bezirk, jedenfalls mehrere Gässchen enthaltend , bildet
den Gegensatz. Ihm gehört auch der von Martial. V, 22, 5.
genannte CUvus Suburanut an. — Grenzte nun das Ai^le-
tum an die Subura, worüber nach Slartials Worten gar kein
Streit sein kann, und reichte es zugleich an das Forum Roma-
num, wo der lanus stand, so ist es offenbar, dass keine an-
dere Gegend gemeint sein kann^ als die von der südlichen
Spitze des Qairinal sich nach dem Capitolinus nnd dem Forum
erstreckt. Die ausgedehnten Anlagen, welche die spätere
Zeit hier entstehen sah, m^en freilich den Namen for den
grössten Theil ausser Gebrauch gesetzt haben, so dass in Mar-
tials Zeit hauptsächlich die von ihm bezeichnete Gegend zwischen
der Subura und dem Forum Nervae und Templum Pacis so be-
nannt werden mochte.
Nach diesen Beweisen liegt es klar am Tage , dass Ser-
vius sich dnes schweren Irrthums schuldig gemacht hat, und
es ist nicht schwer nachzuweisen, wie er enlsleheu konnte.
Denn- am Theatrum Marcelli war allerdings ein zweiter Tem-
pos) In eiaer losebrift b. Marini, AtH de' frai. Arv. h p. 347.
S« ist nicht die eiuis« BrwlibB«ii9, ^'^ Orclli, /fwer. b. S. aeiat.
Die Beaenneag flauet fioh aach beim SekeLCraq. i. Hör. Sat.
1, 6, 113. ocfperftfMim kie forum dieiiur mmi Subura «at'ar, im
qua. vetpari res JkwHoam fß^mdebrnmiur^ aut mimi$ J^equoms fimna.
259
ftl 4e0 lanns, ilea im ersten pimiselieii Kriege C. DuHiiM er-
baaet batte, mA dessen WiederhersteiluDg Angnstas anord-
nete. Ahtr er erlebte seine Vollendung nicht , und Tiberins
weihete ]hn'^<>*). Seiner gedenkt anch Festus, in anderer
Art als Serrins irrend ^% und in den Fasten ist der Tag be-
zeichnet, wo hier dem Gotte geopfert wurde "). Ausserdem
wird nichts über ihn bekannt; es giebt kein Zengniss, ans dem
hervorginge, dass er alter sei als Duiltns, und dieser ihn nur
neu erbaut habe; denn der angeblich in diesem Tempel gefasste
die Fabier betreffende Senatsbeschlass ist ein Missverständniss
und eine Senatsrersammlung in einem lanustempel iiberhaupt
niebt denkbar. So viel ist aber gewiss, dass dieser Tempel
nichts mit dem lanus Geminus des Nama dem index belli pa-
■ cieque gemein hatte , und selbst das ist sehr zweifelhaft, ob
sidi je dort ein Bild des Gottes befand ^^). — Dieser zweite
lannstempel nun hat unstreitig zu dem Irrthume bei Servius
' Veranlassung gegeben« Der Grammatiker, der erweish'ch mit
den Oertlicbkeiten Roms sehr wenig vertraut war, wusste reo
einem lanus am Theatrum Marcelli, den ja seihst die
Fasten nannten ; er fand aber auch , dass Numa den Tempel
des lanus geminus ad infimum Argiletum «fbauet
habe. Der Name Argiletum , damals wohl lange schon eine
409) Tacit. Adii. TI, 49. lisdem temporibus deum aedes vetw
State 9ut igmi aboJUus €90ptesque ab AuguHo dediea»ii — lano Um-
plum, quQd qpud forum Olitorium C. Duilius struxerat etc.
tO) P. f^85. Reiigioni, S. darüber S. 133. Anm. 198. 199.
fl) Fast, gnfra».. XVI Piü. Sep^. JANO AS> THJSATAVlf
MARCELLI.
12) fis folgt diess fast mit NMfawendiekeit aas Orid. Fast.
Cum tot tint lanf, cur stat sacratus in uno,
Hie ttbi iuncta fort$ tempia du^bu* habes t
Was darüber Merkel p. GCtXin. bemerkt; der Temvel an Theater
möge längere Zeit verrallen gewesen, oder der Aufbau langsam betrie-
buea wordea sein, woraas sich Ovids StUlsoit^'eigea erklüre, das bat
tun sa weniger WahrscheiDllcbkcit, als ebeo an den Ort sich ein jähr-
lich wiederkehrendes OpTcr knüpfte. Das Bild, dessen Pliuius ge-
denkt, ILXX.VJ, S. n. 28. /qtnuf paier in suo iemplo dieatus ah An-
gusto, ex Aegypto advecius etc. kann nur in dem eigeatliehen Tem-
pel des laoas Geminus am Forum gedacht werden, da der Tempel am
Forum Olitorium erst drei Jahre nach Augustns Tode dedicirt wurde.
• {>ftbei iat es gleiebgfilttg, ob man interpungirt, wie oben, odor mit
Merkel verbindet : ab Augusto ex Aegypto advectue. •
17*
280
Antiquiläl, war ihm seiner topographischen CielUuig nach nn-
hekannt : kein Wunder, dass er den lanus Gfeminus des Noma^
den index bel/i pacisqae oder die porta belli j sammt dem Ar-
giletum an das Thealrum Marcelli setzte.
Wenn demnach seine Nachricht gegen die Zeugnisse
Martials, der denn doch wussle, welcher Ort mit diesem Na-
men genannt werde, gar nicht in Betracht kömmt, so ist nor
noch nachzuweisen, dass einige andere Erwähnungen mit den
aus Martial gezogenen Folgerungen wohl übereinstimmen. Zu-
vörderst wird das Argiielom auch von Varro^^') genannt
und zwar mitten unter anderen Namen, zum Theile bekannter
Punkte. Dadurch hat man sich verleiten lassen zu glauben^
es lasse sich daraus auf die Lage schliessen, indem man an-
nahm, Varro erkläre die Namen nach einer bestimmten ört-
lichen Reihenfolge. Ich habe aber schon früher gezeigt, dass
diess keincsweges der Fall ist, dass vielmehr Varro nach ganz
anderem Plane verfährt, wenn man dieses Hin- und Uersprin-
gen überhaupt einen Plan nennen kann« Er fasst abschnitt-
weise mehrere unter einen Hauptbegriff gehörige Namen zu-
sammen, hie und da auch wohl Einzelnes einschaltend« So
werden denn zuerst die Fora und Macella abgehandelt; dann
arx und carcer, beides ab arcendoi dann mehrere an sehr
verschiedenen Orten gelegene Haine: Lauretum^ Cometa^
Esculetumy FagvtaL Nach Einschiebung des Armibutrum
folgen dann die Circi^ dann das Camitium. Darauf erklärt
er fünf Namen, welche gewisse Gegenden der Stadt bezeich-
nen: Lautolae, Aegtrimelium^ Ad busta Cralüca, Doliola^
Argiletum. Endlich werden zwei CUvi (der eine am Aven-
tin, der andere am Qnirinal) und einige yici genannt. Dar-
aus ist also offenbar, dass «ine topographische Ordnung hie-
bci durchaus nicht befolgt wird, wozu Varro in einem ety-
mologischen Werke gar keine Veranlassung hatte , und dass
ans der Zusammenstellung, Doliola und Argiletum, die Nach-
barschaft beider eben so wenig folgte als das Lauretum auf
413) L. L. V, 32. p. 157. S. dariiber De Romae vet mur. atq.
pori. p. 58 f.
261
dem ATentin und die Cometa an der Stera via, oder
CUöUM PubticiuM und der Clmis des Capitolmm vetut. —
Dagegen stimmt mil der angenommenen Lage yorlrefflich
überein und ist nur unter dieser Voraussetzung erklärbar die
Stelle Virgils, wo Aeneas von Evander zu den denkwür-
digen Stellen der nachmaligen Stadt fuhrt. Aen. VIII, 345.
f^t'x ea dieia : dehinc progressus monstrat et aram.
Et Car mentalem Romano nomine por tarn, —
Hinc lucum ingentem^ quem Romulus acer atylum
Retulit, etgeUda monstrat sub rupe Lupercaij
Parrkasio dictum Panos de more Lycaeu
Nee non et saeri monstrat nemus Argileti
Testatarque loemm^ et letum docet bospitis Argi*
Hinc ad Tarpeiam sedem et Capitolia ducit.
Wenn Evander von der Porta Garmentalis kommend erst das
Lupercal am Palatin (unweit S. Teodoro) zeigte, und dann das
Argiletum, so ist es dochwohl offenbar, dass dieses nicht beim
Tbeatrum Marcelli vor der Garmentalis sein konnte. Wohl
aber erklärt es sich, wie vom Lupercal, um nach dem Auf-
gange zum Capitole zu gelangen, beide das Forum betreten
musslen, in dessen unmittelbarer Nähe das Argiletum war, da
der lanostempel ad Argiletum und inforo stand.
Der Ursprung des Namens ist ganz ungewiss und dunkel.
Am nächsten lag es an argilla, argilletum zu denken, und
diese Ableitung, die nichtsdestoweniger höchst zweifelhaft er-
scheint ^^-^), giebl wirklich Yarro an^^). Aber er gedenkt
auch einer anderen, nach welcher, wie bei Virgil, der Name
sich von dem Tode eines hier begrabenen Heros herschreiben
414) BuDfeD, Betchr. d. St. E. III B. S. 116. sagt voo den
angeblicheo romalisebea Tempel: „Als laens des Romaltts bildete er
einen Gegensatz mit dem Heiligtbome desselben Gottes, welches Numa
am eotgegengeselzten Abhänge des Berges, nach dem Flosse hin (wo
allein nach sich Thonerde findet, von welcher die Stätte
argiletom hiess) errichtet and welches nnter Tiber ( 1 ) Duilins von
■eoem erbaut hatte/* Ich habe kein Urtheil ober die Thonschlchten
Roms; aber die Bebaaptnng scheint in geradem Widerspruche mit
dem zu stehen, was Hoffmann in der Beschr. I. S. 61 f. sagt.
IS) L. L. V, 39. p. 157. Argiletum sunt qui soripserunt ob Ar-'
gola, seu guod ü hue venerit iSiqu9 sit tepuHusf alii ab argillo,
quod ibi iä genus terras.
2Ö»
s<rftte, üad die maniügraltige Gedtalt, in weleber diese Sage
beichtet wurde *^^) , so wie die Tmesis (^r^i nempe sobs
jtubite leium etc.), beweisen deatlieh, dass dieas die berr«
sobende Meinung wAr«
Ein eben so missverstandener, leicht abgefertigter Name
ist der der Lautumiae. Von Lucio Fauno an bis auf Bun«
sen scheint niemandem ein Zweifei darüber beigegangen eu
sein, dass es nur eine verschiedene Benennung des Gare er
Mamertinus sei^'). Dieses in der römischen Geschichte
so bedeutungsvolle Staatsgefängniss, erbaut von Ancus Mar»
cius ^^) , und von Servius Tullius mit einem noch schanerli«
cheren unterirdischen Kerker, demTuUiannm, versehen >*),
wo die Mitverschworenen Catilina^s erdrosselt wurden *^) und
410) Serv. z. Aeo< VIII) S45. fuhrt aitden tenohiedeae Erklä«
ruDsen an.
17) Blond ui Flav. Roma tnstatir, III, 71. bat bScbst seUsam
di^ Lautumiae nach 6. I^ieola itf careere , saweit Piaasa MoBtanara,
verlegt.
18) Liv. r, 33. eareer ad (Btrorem incresoentü attdadae media
urbe imminens foro aedifieaiar. Der allgemein üb liehe Name Career
Mamertinus d. i. Afariiut lässt sich mit einer alten Autorität nicht
belegen; aber zufällig kann es kaum sein, dass im Mittelalter niebt
nur das GePiingnisa so hcisst, sondern auch die von da nach dem
Marsfelde führende Strasse (Salita di MarfuHo) uiit demselben Namen
genannt wird. ImOrdo Romanus vom Jahre 1143, bei Mabil-
lon, Mas, ItaL II. p. 118* ProsiUens per S. Marcum ascendit sab
arcn manus carneae per cUvum Argentarium inttr insulam eiusdem
nominis et Capitolium; deseendit ante prtvaiam (i. e. carcerem)
M am er tin i elc, Auastas. in vita Anast. p. 63 Blanch. Hio
Fecit basih'cam, quae dicitur Crescentiana (n regione secunda fn via
Ma mertinia in vrbe Roma, vgl. N i b b y , Fora Rom, p« 128. 1 64.
Der Name ist viel zu gelehrt , um im Mittelalter entstanden sein zu
können.
19) Varro L. L. V, 32. p. 150. Career a eoereendo^ quod exire
prohibentur. In hoe pars quae sub terra , TuUianum , ideo quod
additum a Tullio rege. Fest. p. 356. TulUanum^ quod dicitur pars
quaedam earceris, Ser. TuUium regem aedißcasse aiunt. L i v. XXXIV,
44. Pleminius in inferiorem demissus carcerem e*t necatusque. Ders.
XXIX, 23. (von demselben) patefacto dein seelere delegatum in Tut*
lianum ex S, C,
20) Salust. Catil. 55. Est locus in oareercy quod Tallianum
appellaiur , ubi paullulum eseenderis ad laevam , eirtiier duodeeim
pedes humi depressus. Eum muniunt undique parietes atque insuper
camera lapideis fornieibus vinela ; sed ineultu, tenebris, odore foeda
atque terribilie eins Jacies est. In eum locum postquam demissus
Lentuius, quibus praeeeptum erat, iaqueo gulam J)regere, — De Co-
thego, Statilio, Gabfnio, Caepario eodem modo syppUtium sttmtum.
f
263
logurÜiA nein „kalles Bad*^ und den Huni^erlod fuid^^^), ist
nach driltehalb Uiuead Jahren, was wenigstens den unteren
Theil anlangt» noch heute wahrscheinlich in seiner Ursprung*
lichkeit am capitolinischen Hügel zur Hechten des jetzigen Aui-
gangs Tom Forum zu sehen, und auch die auf eine Wieder-
herstellung vom Jahre 775 sich beziehende Inschrift ist erhal*
ten^^). Nun werden aber auch die Lautumiae mehrmals
als Staatsgefangniss genannt, und so hat man geglaubt, auch
diesen Namen auf das der Könige beziehen zu müssen. Am
meisten schien daliir zu sprechen Varro L. L« V, 32. p. 150.
Carcer a coercendo, quod exbre prokibentur. In hoc pars
quae sub terrae TulUanum^ ideo quod addilum u TuUio rege.
Quod Sjfracusit uld de causa cusiodiunUir vocantur
Latomiacy et de Lautumm iranslatum, quod lue quoque in eo
loco lapidicinaefuerunt. Vgl. Paul. Diac. p. 117. LautUr
miae. Etwas Unbequemlichkeit entstand nun allerdings aus
der Nachricht, dass Cato, um die Basilica Porcia zu bauen,
ein Paar Grundstücke m Lautumiis angekauft habe ^^) , zumal
da diese an die Curia Hostilia grenzende Basilika unmöglich
bei dem Carcer am Capitolinus angenommen werden konnte.
Auch stimmte mit jener Annahme nicht wohl überein. die Schil-
derung einer am Forum ausgebrochenen Feuersbrunst, welche
nicht nach dem Carcer hin, sondern in entgegengesetzter
Richtung fortschreitend die Lautumieu und den Fischmarkt,
endlich auch das Yestaheiligthum ergriff ^'^); allein durch sol-
421) Plutarcb. Mar. 13. tutl §ifza %qv d'^lafißov ttg ro Stouiw
21) C. VIBIVS. C. F. RVFINVS. M. COCCEIVS . . . . IVERVA.
EX. S. C. Jetzt «teht zam Theile darüber die Kirche S* Pietro in
carcere e S. Ginseppe.
23) Liv. XXiüX, 44. Cato atria duo, Maenianum et Titium
in Lautumiis et quatuar taberna* in publicum etnit, baeilieam"
que ibi/ecit quae Porcia appeilata est,
24) L i V. XXVI, 27. pluribus simul locis eirca forum ineendium
ortum. eodem tempore septem iabernae^ quae postea quinque, et ar^
gentariae y quae nunc novae appellantur^ arsere. Comprehensa po^
stea privata aedificia; neque enim tum basilicae erant: oompre-
hensae Lautumiae forumque pis catorium et atrium re-
gium. Aedes Festae vix d^ensa est etc. Man sieht deutlich » dass
das Fener auf beiden Seiten des Forum zugleich ausgebrochen war
und sich nach der Velia bin wälzte.
264
che Bedenken haben sich die römischen Topographen 'nie in
ihren einmal beliebten Ansichten stören lassen. Nnr B u n s e h
sah wohl, dass die Basilika nnd der Garcer Mamertinns nicht
zusammengehören könnten, und nahm deshalb an, dieses Staats»
gefängttiss habe zwar den Nameti Lautumiae geführt, aber deiv
selbe sei auf einen grösseren Bezirk ausgedehnt gewesen ^^^),
Nur die letztere Behauptung enthält Wahrheit; dagegen wird
es sich zeigen, dass das alte aus der königlichen Zeit stam-
mende Staatsgefangttiss nie den Namen Lautumiae führte.
Eine aufmerksame Vergleichung der Stellen, in welchen
des einen oder des anderen Namens Erwähnung geschieht,
lehrt, dass der Garcer immer nur genannt wird, wenn von
Einkerkerung Einzelner, schwerer Verbrechen Schuldiger oder
Angeklagter die Rede ist. Es ergiebt sich auch diess schon
als uothwendig aus der Beschaffenheit dieses Gefängnisses, von
dem wohl mit Sicherheit angenommen werden darf, dass es
nie grössere Ausdehnung hatte ; nnd wenn man bedenkt , wie
selten überhaupt und nur in ausserordentUcheu Fällen öffent-
liche Verhailung Statt fand, dass selbst behauptet werden
konnte, der Angeklagte dürfe vor Entscheidung der Gentüriat-
comitien nicht ins Gerängniss geführt werden ^^) ; dass selbst die
Mitverschworeuen Gatilina^s bis zu ihrer Verurtheilung in tibe-
ratn cusiodiam gegeben wurden >') und überhaupt die Ein*
kerkerung nicht selten erst nach gerälltem Urtheile erfolgt zu
425) Betehr, d. St R, fll B. S. 28. „Dieser Name (laatomiae)
ist durehans nur der eines Stadtviertels am Forum, den Livios bei der
Crossen Feaersbranst vom J. 544 ansdräcklicb als solchen mit dem
Fomm piscatoriam nennt. Man hat deshalb gar keinen Grand, an die
unmittelbare Nähe des Mamertinischen Kerkers zn denken , welcher
von den alten Steinbrüchen (Tafgpruben) des Capitois, in denen er an-
gelegt war, auch lautumiae genannt wurde.'*
26) Liv. III, 13. nrginius adripi iitbet homfnem et in vineula
duei. patrteii contra vi resistunt. T, Quinctiut elamitat: Cui rei
capitalis dies dieta Mit, et de quo futurum propediem iudfcium, eum
indemnatum indicta causa non debere vioiari. Tribunus supplicium
negat sumturum se de indetnnato; servaturmn tarnen in vineuiis esse
ad iudicii diem, — Jppellati tribuni medio decreto ius auxitii sui
expediunt in vineula eoniiei vetant etc. Er giebt die ersten vo-
des publ,
27) Sa last. Catil. 47. Senatus deeemit, uti abdieatus ma^-
stratu Lentulus, item eaeteri in liheris cuttodiii haberentur, S.
Lips. I. Tacit. An.n. VI, 3.
265
sein scheint ^>*), weil der Career zugleich auch der locus sup-
plicii war, so ergiebt sich auch kein Bediirfniss eines umfas-
senderen Gerängnisses , das ohnehin nur bei schweren Ver-
brechen Anwendung fand ^*). So mag denn längere Zeit der
kleine Career Mamertinus mit dem Tullianum ausgereicht ha-
ben, und darauf bezieht sich luven. III, 312.
FeUces proavorum atavoSy felicia dicas
Saecuia, quae quandam ntb regibus aique iribfiHÜ
Viderunt uno contentam carcere Romam,
Dagegen musste sich nach und nach das Bedürfniss eines
zweiten Gefängnisses geltend machen und namentlich sobald
man in den Fall kam, zahlreiche Fremde als Staatsgefangene
zu bewachen, die gleichwohl nicht als Verbrecher behandelt
werden konnten. Jedenfalls ist es ein deutlicher Fingerzeig,
dass nur in Beziehung auf solche Fälle die Lautumiae genannt
werden ; nie wo es sich um Einkerkerung eines Verbrechers
handelt. So im J. 555. bei Befürchtung einer Verschwörung
der karthagischen Geiseln und Gefangenen : Liv. XXXII, 26.
trivmviri carceris Lautumiarum^^) tntentiorem cu^
stodimn kaberiiussi.; und in gleicher Weise wird mit den ge-
fiingenen Aetolem verfahren. XXXVII, 3. principes Aetolo^
rum ires et quadraginta — in Lautumias coniecH sunt.
Wenn man femer lieset, dass der Volkstribun L. Flavtus den
Consnl Q. Metellus Celer auf Pompejus Anstiften ins GeFäng-
niss führen Hess, und Metellus daselbst den Senat versammehi
wollte, ja, als der Tribun vor dem Eingange sitzend jedermann
den Zutritt wehrte, Anstalt machen liess die Mauer zu durch-
brechen, um so den Senatoren den Weg zu öffnen^'), so
4!») Sal. Cat. 55. Anot. ad Her. I, 13. Gic. de !nv. II, 50.
Tacit. AoD. III, 51. Aoders ist es bei Maolins, dea Decemvirn a. s. w.
S. Geib, Gesch. d. rom. Crim. Proc. S. 118.
29) Cic. Cat. II, 12. esse carcerem, quem vindicem nefariorum
ae manifestorum srelerum maiores nostri esse t^oluerunt.
30) Schon Daker hat hiezu bemerkt, dass diese BeDenoung un-
l^wShnlich und eioer der beiden Namen überOUssijp sei. Sehr richtig,
wenn nor ein Gefängniss gewesen wäre ; aber eben zur Unterschei-
dung ist Lautumiarum hinzugesetzt.
31) Dio Gas s. XXXVII, 50. «Vi nav 6 MirtXXoS äv&iora/ievos
266
wird man sich leicht fiberzeagen , dass diess auf dea Kerker
am Capitole gar keine Anwendung leidet. Aber mit völliger
Gewissheit ergiebt sich die Verschiedenheit des Carcer nnd der
Lautomiae aus dem Antrage des lulins Sabinusi der aus dem
Grefangnisse vor den Senat geführt nach bitteren Klagen über
die Behandlung im Carcer bittet» man möge ihn von da hinweg
in die Lautumieu bringen« Senec. Controv. 27. p. 300 Bip.
Cum tntroductus esset ex carcere in senatum, postulaiurus ut
diaria acciperet, tunc dixit defame questus : Nikä onerosmn
a vobis petOy sed ut me aut mori veUtis , aut vivere^ — Et
cum dixisset Senianus, locupletes in carcere esse: Homo^ äi-
guit, adhuc indemnatus^ utpossimpivereparricidaspa^
nem rogo. Cum movisset homines et ßebiä oratiane ei
diserta, rediit tarnen ad sales. rogavit^ ut in Lautu^
mias transferretur* Non est^ inguitj [quod] quem^^
quam vestrum decipiat nomen ipsutn Lautumiae : illa ani"
mo meo iauta res est. Diese Stelle erweiset so klar,
dass der Carcer Mamertinus der härtere Kerker für
schwere Verbrecher (wie die parncidacj welche sich mit Sa->
binus dort befanden), die Lautumiae ein leichteres Gefäng-
niss waren, und die Versetzung aus dem Ersteren in die Letz«
teren als eine Wohlthat erschien, dass über die Verschieden-
heit beider ein weiterer Zweifel gar nicht Statt finden kann.
Es steht auch damit durchaus nicht im Vt^iderspruche , was
Var ro L. L. V, 32. p. 151. sagt: Carcer a coercendo, quod
czire prohibentur* In hoc pars quae sub terra, TälUanum,
ideo quod additum a Tuläo rege. Quod Syracusis ubi [simi^
/i ] de causa (Miill. delicti causa) custodiuntur vocantur La*
tomiacj et de Lautumia translatum, quod hie quoque in eo
loco iapidicinaejuerunt. Das ist keinesweges so zu verste-
hen, als ob Lautumiae nur ein zweiter Name fiir den Carcer
wäre, sondern Varro musste nach der hier befolgten Methode
aiap ivTCLvOa a^ffotatu i-&tl^o€u. iTttl Si ixuvoc (uiouxws ii Sij ^loQvüts
utvouoitTo) Torc fia&^ov t6 S^ftoo^uioy iv avr^ t^ ila69uf aitov idTjua
$ial «V avtif Ma&i^Ofifyos ifiTioSvjp wat* fitfiiva i^Uva* iyfyvizOf %iv
«7
(ßi 260 fl.) beide Gefängnisse zusammen nennen^ so wie mit
beiden wieder die Arx verbunden wird. Er brauchte freilich
tiir Römer niebl zu erinnern, dass die Lautamiae ein besond^
res Grefängniss seien. — Dadurch hebt sich nun gänzlich di«
Schwierigkeit, welche in der Erwähnung der Lantumien an
einer vom Carcer ganz verschiedenen Stelle liegt und man hat
nicht nöthig, die ganze Gegend hinter der Nordseite des Fo-
rum darunter zu verstehen. Was nun »her die Lage der Lau**
tumiae, das heisst, des ganzen mit diesem Namen belegten Be-<
zirks anlangt , so ist dafür die Nachricht entscheidend , dasS
Cato, um die Basilica Porcia zu bauen, Grundstücke in
Lautumiis kaufte. Denn da die Basilica an die Curia
Hostilia grenzte '^^^), und diese, wie sich zeigen wird, auf
der Nordseite des Forum, gegen den Faustiuatempel hin gele^
gen haben muss, so werden wir in die Gegend hinter eben die«^
sem Tempel und der Curie gewiesen* Damit stimmt uberein
die Nachbarschaft des Forum piscatorium, das bei jenem
Brande (Anm. 424.) mit den Lautumien zugleich zerstört,
dessen Wiederherstellung aber noch in demselben Jahre (544)
unternommen wurde '') , und das M. Fulyius Nobilior (574)
beim Baue der Basilica Fulvia neu einrichtete ^). Es lag
ganz nahe bei der Basilica. Demnach grenzen die Lautumiae
mit dem Argiletum und können vielleicht selbst als ein Theil
desselben (denn der letztere Name ist unstreitig älter) angese-
hen werden; so dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass Mar-^
tial mit den Worten t Cruentjß pendent fua flagella torio*
tum (S. 257.) die Stelle des Carcer Lautumiarum be^
zeichnet. — Die Erklärung des Namens Lautumiae, sei-»
nem Ursprünge nach, ist sehr zweifelhaft. Was Varro sagt (
AZU) Daher wurde sie avch beim Brftode der Carie von den Flam«
men ergriffen. Ascon. z. Cic. p. Mil. Arg. p. 3i Or. Quo igne
ei ipsa qnoqne cnria fiagravit, et item Porcia basilica y quae erat
ei iunctUy ambusta est.
33) Liv. XXVH, 11. Looaverunt inde reficienda^ quae circa fo-
rum ineendio cone«mta erant (XXVI, Ü7.), septem tabernäs, macei-
lum^ a tri um regium%
34) Liv, XL, 5L M. Fuloius plura et matoris locavit usus, —
huiltcam post argentariat novas et forum fU^^torium,
268
f$iod hie quoqu9 in eo loco lapidicinae fuerunU , das wird
niemandem, der diesen Schriftsteller genauer kennen gelernt
bat, von gprossem Gewichte erscheinen. Es ist eben nnr eine
Folgemng, die er aus dem Namen zieht, und allenfalls ziehen
konnte, wenn die Lautnmien dicht unter der Velia lagen; und
ob dort sich Steintuf oder Bröckeltuf fand , darauf Rücksicht
zu nehmen wird ihm niemand zumuthen. Es trägt aber auch
diese Erklärung den Widerspruch in sich selbst; denn wären
wirklich an der Stelle, wo sich die Lautumien befanden, einst
Steinbrüche gewesen, so könnte diess doch nur von uralten
Zeiten gelten und dann wäre ein griechischer Name für einen
Bezirk in Rom etwas Unerhörtes und fast Unmögliches. An-
ders als mit dieser gelegentlichen Bemerkung verhält es sich
mit der eigentlich von Varro abgegebenen Erklärung, dass
der Name der Latomien bei Syrakus auf das römische 6e-
fängniss übergetragen worden sei. Die Lautumiae werden
erst seit dem zweiten punischen Kriege genannt, und so ist
es allerdings möglich, dass der fremde Name dem neuen
Staatsgerängnisse beigelegt wurde. Nimmermehr aber wird
man zugeben können, dass der Bezirk früher als das Gefang^
niss und von alter Zeit her den griechischen Namen geführt
habe; vielmehr ging er jedenfalls erst von diesem auf die
Umgegend über.
Erscheint nach diesen Ergebnissen das Forum in Osten
(sndost) von der Velia, in Norden (no.) von den Lautnmien
und dem Ai^letum, in Westen (nw.) vom capitolinischen Hü-
gel eingeschlossen 9 so. ist nur noch die südliche Seite (sw.)
zu berücksichtigen. Hier zwischen dem Palatin und der Ro^
pes Tarpeia hat sich sehr früh die Tiefe mit Wohnungen ge-
füllt und es sind daher in unmittelbarer Nähe des Forum nur
zwei Strassenquartiere (Stadtviertel) zu nennen, Yicus
Tuscus gegen den Palatin und Yicus lugarius gegen das
Capitol. Weiterhin lag dasVelabrum und darüber hin-
aus, zwischen Circus und Fluss, dasForumBoarium. Doch
diese Namen sind hier nur zu nennen, da die Betrachtung
dieser ganzen Gegend einem besonderen Abschnitte vorbehal-
ten bleibt. Sindttun aber durch das bisher Gesagte die be-
nachbarten Oertüchkeilen im ADgemeinen besliimDt, an ktiamU
ea zunächst daraof an, die eigentliehen Grenzen des Fonmi
und seine Ausdehnung genauer anzugeben*
Grenzen des Fornni.
Die oben aus den Nachrichten der Schriftsteller gezoge-
nen Folgerungen für die Ausdehnung des Forum vom capito-
linischen Hügel bis zur Velia, denen später noch ein evidenter
aus Statins entnommener Beweis beigefügt werden wird, er-
halten auf das Erwünschteste Bestätigung durch die Ergebnisse
älterer sowohl, als und besonders der neuesten Ausgrabungen*
Es haben dieselben erwiesen, dass das Forum keinesweges,
wie man leicht anzunehmen geneigt sein kann, ein regelmässi-
ges Viereck (Parallelogramm) bildete, und daher der Vorschrift
Vitruvs '^^^), der ein Oblongum verlangt, nicht genügte. Es
hat sich ferner ergeben, dass der freie Platz unstreitig auf al-
len Seiten von begrenzenden Strassen '*^) eingeschlossen war,
die sich durch ihr Pflaster aus unregelmässigen Stücken Ba-
saltlava zu erkennen geben, während der Platz selbst mit Tra-
4^3) Er bat dabei natorlich die FSIle vor Augen , wo res inte§;ra
war, d. b. die Anla^ neuer Städte oder weoifsteoa Fora. Die gaose
Vorschrift, wie sie für das it«iliscbe Bedürfniss, im Ge^jcensatze zu dem
bei den Griechen Ueblicben, einzurichten seien, ist sehr dienlich , na
sieh ein deutlicheres Bild von einer solchen Anlage zu machen. Er
sagt V, 1.^ Itaiiae vero urbibttt non eadem est ratione faeiendumy
ideo qnod a maiorihuM eontuehtdo tradita est, gladiatoria munera
<A /oro dari, Igitur cireum speetacuia spatiosiora intercolumnia
distribuantur^ circaque in porticibus argentariae tabernae maeniana-
que ntperiorilniM eoaxationibti$ eoUoeentur ^ quae et ad usum et ad
veetfgalia publica rede erunt ditposita. Magnitudines autem ad co*
piam hominum oportet ßeri^ ne parvum spatium sit ad ttsum , out
ne propter inopiam popuii vastum forum videatur. Latitudo ita
finigtur, uti longitudo in tres partes cum divisa ßieril, ex his duae
partes ei dentur : ita evim oblonga erit eius forma tio, et ad speeta^
üuiorum rationem utitis dispositio. Ein solches längliches Viereck
von 4SZ Fuss Länge, und 144 Breite bildet das Forum in Pompeji.
36) Auch darin weicht die Einrichtung von der Anlage in Pom-
peji ab, indem dort jede Fahrstrasse vom Forum ausgeschlossen ist,
wie die erböheten Schwellen der Eingangsbogen allein schon beweisen«
Aber der Wiederaufbau Pompeji^s und mithin die neue Anlage des
Forum-^filüt kurze Zeit vor der Verschattung, und in dieser Zeit nahm
man freilich diese Rücksiebt, wie denn auch die später in Rom ent«
standenen Fora voa allen Stnusen trtit abgeicklossene RlUuna tiad.
270
veitinpbtteii belegt ist. Dass diese Strassen wirkKeh die Greii*
zen des Fornm ausmaohteo, darüber kann kein Zweirel sein ;
denn wenn die Lage desselben mitten in der Stadt und zwi-
schen Höhen es unvermeidlich machte, dass verbindende Stras-
sen durch diese Tiefe geführt wurden, so ist es doch ganz un-
denkbar, dass das Forum selbst von ihnen durchschnitten wor-
den sei*
Die eine dieser Strassen , welche die nördliche Längen-
seite des Forum begrenzt, war die oben nachgewiesene Sacra
via. Ihre Linie ist durch das Pflaster vor dem Arcus Severi,
durch dessen mittleren Bogen sie führte, und ein ihm entspre-
chendes Stück gleichen Pflasters, das in den Jahren 1810 und
1830 vor dem Faustinatempel aufgegraben wurde, bestimmt.
Völlig damit übereinstimmend wurde bereits im Jahre 174?, als
man den Kloaken nachgrub, unter den Ulmen vor S. Adriane
ein gleiches Stück entdeckt, dass schon Ficoroni richtig
für die Sacra via erkannte ^^^). Hiedurch ist die nördliche
Grenzlinie gegeben, welche vom mittleren Durchgange des
Arcus Sevcri nach dem Faustinalempel zu ziehen ist, so dass
dieser das äusserste Gebäude am Forum ist, wie auf der ent-
gegenstehenden Seite die Regia. — Mit gleicher Sicherheit
lässt sich nun auch die südliche Grenze bestimmen. Bei den
Ausgrabungen um die Phokassänie, in Folge deren 1835 die
wichtige Entdeckung der Basilica Julia Statt fand, wurde zwi-
schen der Säule und den Stufen der Basilica ebenfalls eine
zweite gepflasterte Strasse aufgedeckt, welche das oflen gelegte
Travertingetäfel des Forum abschliesst. Diese Strasse verlän-
gert führt an den Stufen des Gebäudes der drei Säulen vorbei,
bei deren früher schon erfolgter Ausgrabung ebenfalls ein Stück
iST) FesHgie di Roma ant. p. 73. „Nel ultimo scavo, che tr«-
versava la Via sacra per gli alberi fioo a S. Adriaoo, gi trovo an
pezzo di grossa colonna di franito rosso, che fa tagliata io mezzo in
detto laogo. Ivt il chiavicoae maestro del coodotto, come sopra, ei
oaservö aoUerra mene di 40 palni; e con maravigUa si vidde coati-
1^0, e DOB tanto basso il paviaiento della Via sacra eompoito di ^roui
pezzi di seiei ; mostrando, cbe a retta liaea yeoiva dall' Areo di Tito
tra 1e ile degli olmi verso il Foro Romaoo/* Vgl. Fea, MüeelL i.
p» 157 f. ftansea, Mesehr, d. SL R. 111 B. p. 19.
r
«71
des Pflasten nm Vorseheine kam. Von da hat man die Liwe
der Strasse bei der Stelle des Vestaheiligthums yoriber (Sta.
Maria Libcr.) bis eu iem Pankte zu yerKngem, wo oben,
dem Favstiaalempel ge^enäber der Fomix Fabtns angenommen
worden ist (S. 242.). Sind anf diese Weise die beiden LSn-
genseiten des Fomm gefunden, so ergeben sich die nbrigen
Grenadinien von selbst ) denn in Westen schliesst es mit dem
Abbange des eapitolinischen Hügels ab, in Osten machte die
von der Regia znm Faustinatempel nnter der Velia weg füh-
rende Sacra via die Grenze. In gleicher Weise muss auch
unter den Tempeln des Clivus Capitolinos eine Strasse vorüber-
gegangen sein. Die Längenliuien laufen aber niclit parallel,
sondern coavergiren nach der Velia bin, so dass sich die Breite
des Forum allmählich bedeutend verringert. Es misst in der
Länge 630 Fass pariser Maass; unter dem Capitole beträgt
die Breite 190 Fuss, beim Fanstinatempel nur 110^'*). Wenn
ein solcher für das Forum bestimmter Baum für die colossale
Stadt und die politische Wichtigkeit unvcrhältnissmässig klein
erscheinen mag, so muss man nicht vergessen, dass diese
Stelle gewählt wurde, ehe die kühnsten Hoffnungen nur ahnen
lassen konnten, es werde einst hier sich ein hehtn entfalten,
dem dieser Raum nicht genügen könne, und dass späterhin
eine Erweiterung an sich schwi«*ig und durch des Römers s«
«charakteristisches Festhalten an dem alten Herkommen , durch
die hohe Bedeutung der vielen geweiheten und darum nnverän-
derlichen Stätten ganz unthunlich war. Indessen ist allerdings
seit dem zweiten punischen Kriege viel für die Erweiterung
des Forum gethan worden: nicht durch Vergrössemng des
freien Platzes — das war unmöglich geworden — wohl aber
durch Anlage von Basiliken, welche eben auch für den öffcnlr
liehen Verkehr bestimmt waren. Diese Basiliken aber standen
nicht auf dem ursprünglichen Areal des Forum, sondern et
438) Sq ffiebt es Boosen, Ln forum Mammnum* p. 7. «ad l^sß
forum de Rome. I. p. 15. an. Ii i«r Besekr. d. St. M. Jli B. 8. 20^
wird 4it grSs«te Brcile aaf 110 Fqss aogegfibcD, die eioh «ilmähtie)i
-Mf tOa Fnet verringere. Dass das e^cht riehiif sei» lehrt der ^Vt
gesscheU, med es wideraprickt dep aupk dar Piaa,
272
worden (ur diesen Zweck am Forum getegene Grondstacke
von Privaten angekauft. Daher kann Cicero (adAtt. IV,
16») von einem solchen Ankaufe sagen, er sei geschehen: ut
forum laxaremus. Jeder Annahme eines grösseren freien
Platzes widersprechen die Thatsachen auf das Bestimmteste
und eben so geht aus den Nachrichten über die älteste Be*
schaffenheit des Forum deutlich hervor, dass die es umgeben-
den Hallen und Tabernen auf denselben Linien standen , wo
sich nachher die Basiliken und Tempel fanden '^^^).
439) Es wird aasdräcUich gesagt, wie weiterhin ansrdhrlicher nach-
gewiesen wird , . dass Tarqainias Priscas das Forum mit Hallen und
Tabernen umgab. Dass diese auf den oben angegebenen Grenzlinien
standen und nicht erst später die Gebäude weiter in das Forum her-
einrückten, das ergiebt sich erstlich aus der Erzählung von Virginios,
der seine Tochter bei der Cloacina erstach, indem er aus der Taberne
eines Fleischers das Messer nahm; deutlicher noch daraus, dass die
Basiliken auf beiden Seiten (Liv. XL, 51. XLIV, 16.) anfänglich hin-
ter den Tabernen des Forum lagen. Für die Nordseite ist übrigens
schon der Lauf der Sacra via entscheidend , die ja doch in keinem
Falle das Forum durchschneiden konnte. Daher ist es eine ganz ir-
rige Vorstellung, wenn man meint, die Area des Forum sei durch Er-
bauung von Tempeln und Basiliken immer kleiner geworden (C a n i n a,
Sugli ant. ed\l\ giä etitt. nei luogo ora occup, dalla chiesa di S,
Martina, p. 5.) ; vielmehr gewann das Forum durch diese Anlagen
mehr und mehr Ausdehnung. — Die unstatthafteste Anwendung aber
ist von einer Stelle Varro^s gemacht, und dadurch dem Forum ein
Flächeninhalt zngetheilt worden, welchen die Oertlicfakeit gar nicht
bergiebt. Es sind die bekannten schwierigen Worte de re mst. 1,
9, 9. Eiusdem gentts C. Licinius tribunut pleb, cum esset, post reges
exaetos annis CCCLXV, primus populum ad leges aeeipiundas in
Septem iugera Jorensia e eomitio eduxiL Bus ch ke , Ueber die Stelle
d. Varro von den Liciniem, Heid. 1835. S. 21 ff. hat nach Pighius
Vorgange kein Bedenken getragen, die septem iugera forensia auf den
Flächeninhalt des „plebejischen Forum'^ d. h. mit Ausschluss des
(patricischen) Gomitium, zu beziehen. Es ist nicht nÖthig, hier auf
den Sinn der dunkeln Stelle einzugehen ; es bedarf auch nicht der
Erinnerung, dass eine solche Messung nach Iugera etwas beispielloses
sein würde; dass das ,, plebejische Forum'' ja längst der Ort der Co-
mitia tribnta geworden war ; dass endlich, was Cicero von G. Licinins
Crassus , Plutarch von G. Gracchus erzählt : es bedarf dessen nicht,
weil nur einige Kenntniss der Oertlichkeit hinreicht, um bestimmt ver-
aeinen zu können y dass ein solches Forum von sieben Iugera , wozu
überdiess noch das Gomitium und dann die umgebenden Gebäude kom-
men müssten, schlechterdings zwischen Capitol und Palatin nicht Platz
finden kann. Legen wir die sieben Iugera in ein Oblongum, so dass
die Breite zu 1^40 Fnss angenommen wird, so betriigt die Länge 840 F.
und nimmt man an, das Gomitium habe nur y4 des Ganzen betragen, so er-
hält man. WVi F., und soviel mag etwa die ganze Entfernung vom
Gapitolinns zum Titnsbogen betragen. Will man aber an der Länge
kürzen nnd der Breite suiegen, so geräth man entweder auf der einen
- 273
Das Comitium.
Bei weitem die wichtigste, aber auch die schwierigste der
das Forum und vielleicht aller die römische Topographie be-
treffenden Fragen ist die, in welchem Verhältnisse man sich
das Comitium zum Forum denken solle. Um dasselbe ver-
einigen sich die bedeutsamsten Punkte des Forum : d i e R o -
stra^ die Curie, das Tribunal, und nach ihnen bestim-
men sich wiederum andere, so dass zuletzt die gesummte
Anordnung von der Beantwortung dieser Frage abhängig wird.
Da nun gleichwohl jede Spur des ehemaligen Comitium mit
den glorreichen Denkmälern der Republik im Alterthume selbst
schon verschwunden war, und seiner zwar sehr häufig, aber
immer nur in unbestimmter und zweideutiger, ja oft anschei-
nend widersprechender Weise Erwähnung geschieht, so liegt
eben darin der Grund, dass eine Restauration des Fonim, na-
mentlich für die Zeit der Republik nicht mit der völligen Si-
cherheit gegeben werden kann, welche gerade in diesem
Theile am wünschenswerthesten wäre. Um nun wenigstens
der Wahrheit so nahe, als die flüchtigen Erwähnungen es
möglich machen, zu kommen, ist zunächst die Frage darauf
zu richten, was das Comitium war?
Uebel angewendete Subtililät, der das nahe Liegende
nicht genügte, leitete den Namen Comitium von der Zu-
sammenkunft zwischen Romulus und Tatius und dem auf die-
ser Stelle geschlossenen Bündnisse ab^-^^). Richtiger sagt
Seite in die kaiderlichen Fora , oder aaf der andern ist der Palatin
im We^e. Hnsphke scheint freilieh noch mit Nardini das Porom zwi-
schen Capitol und Palatin nach dem Forum Boariam hin zn legen ;
allein anch hier wnrde es den Vicas Tascns nnd das ganze Velabrum,
ja wohl auch noch ein Stück vom Forum Boarinm verschlingen, zumal
da hier die Breite gänzlich fehlt. Karz die ganze Erklärung ist ohne
Erwägung des vorhandenen Raums und dessen, was möglich ist, ge-
macht, und es folgt daraus nothwendig, dass Varro von etwas ganz
Anderem spricht, als von dem Forum Romanum im Gegensatze zum
Comitium. S. JNiebuhr, Rom. Gesch. III. S. 13 ff. Göttliug, de
loco M. Ter, Farronis de re tust. etc. Jen. 1831.
440) Plutarch. R*om. \^,"Onov de zavra avvid'tVTO, ftixQi vBv
Kofil%u}v iMüUiTa«. xofiii^e yii^ *Fmfiaioi rb awil&tiy ituXovüt. Zoa. VII, 4.
18
274
Varro L. L. V, 32. p. 154. Comtltum ab eoj quod coibani
eo comitiis curiatis et litium causa. Es kann indessen diese
Erklärung leicht zu der ganz irrigen Meinung Veranlassung
geben, als sei das Comitium lediglich ein patricischer Ver-
sammlungsort gewesen ^*^). Es hat seinen Namen allerdings
von den Zusammenkünften der Curien erhalten ; in einer Zeit,
wo es andere Comitien als curiata nicht gab, und als nach-
her die centuriata im Marsfelde, die tributa auf dem Forum
(im engern Sinne) gehalten wurden, blieben die curiata un-
verändert auf dem Comitium, wenn sie nicht in gewissen
Fällen auf dem Capitole vor der Curia Calabra Statt fan-
den ^^). Dagegen war das Comitium von jeher der gewöhn-
liche Ort der Concioncs, und nicht nur für die Patricier, oder
den populus^ sondern nachher auch für die plebes^ wie sich
das bei Bestimmung des Vulcanal zeigen wird. Das eigent-
liche Forum war anfänglich unstreitig blosser Verkaufsort,
durch keine Anspielen für Zusammenkänlte geweiht: fiir sie
war das Comitium abgesondert. Späteres Bedürfniss hat die-
sen Vei4:auf vom Forum Romanum weg auf besondere Plätze
gewiesen, und der frei gewordene Raum ist eigentliches ple-
bejisches Forum geworden. — Schon daraus ergiebt sich, wie
ganz irrig die Annahme derer ist, welche sich unter dem
Comitium ein Gebäude vorstellen oder wenigstens einen mit
Säulen umgebenen, überdachten Raum^^). Vielmehr ist es
441) Spatere UnkaDde hat es wirklicli so verstanden. Psendo-
Aseon. s. Cic. Verr. I, 22» CiHniiiutn: Loetu propter senatum,
quo eoire equitibu» et populo Romano licet* £s ist richtisp, wenn et
nnr anf die Comitien bezogen wird.
42) leh denke dabei nicht nnr an die Comitia ealata, sondern
inck an den Notfafail bei der Belagcrnng dnreh die Gaiiier. Liv. V,
46. Aeeepto inde eenatue deereto , ut et eomitiie euriatü revocaiue
de exsilio iueeu populi Camtilus dictator extemplo dtceretur ete.
43) Die ältesten Astygraphen haben anch hierin viel riehtiferge-
nrtheilt. S. Blond. Flav. Rom. inetaur, II, 67. Lacio Fanno,
Antieh. dt R, p, 62 ff. und besonders Marliani, Urb. Rom, topogr.
III, 1. {Graev. thee, III. p. tOl.). Unklarer ist Donati. Im unendli-
ehen Gewirre seiner Irrthiimer kam Nardini, Roma ant* t. II. p.
151. ed. Nibby. auf den Einfall, die Ruine der drei Sänlen fnr das
Gomitinm zu halten, und obgleich Vennti, Deser, di Roma ant, I.
p. 54. zur früheren riehtigeren Ansiebt znriickgekehrt war, ist ihm
doch Nibby, For. Rom, p. 60. in dieser tbSrigen Meinung beigetre-
ten. Aneh Ganina, For, Rom. p. 60. 165. IndieoM, topogr. p. I5S.
275
ein Tbefl des Fonun seAst, der von seiner poEtiscken Be-
stimmnng den Namen erhalten hat , während der übrige zu
anderem Verkehre angewiesene Theil schlechthin Fomm heisst,
nnd dieser Name anch beides, die ganze ayofa, bezeichner«
Daher wird häafig das Conitiam dem Forum enigegenge-«
setzt ^, und Ersteres der wichtigste Theil des Markts ge*
nannt ^*). Es ist dn freier unbedeckter Platz, wie das übrige
Forum , wie sich daraus ergiebt , dass Truppen darüber zie-
hen'^^), das es Blut und Milch darauf regnet ^^, dass darauf
der heilige Feigenbaum (ficus Ruminalis) stand ^*> und die
omteliliesst es mit Mauern nnd ^®bt ihm S&nlen imd Bedachan;. Die
richtige Ansicht hahen zuerst Piale, Del Foro Rom. Rom. 1832.
(1818.) p. 1& ff. QDd Niebvhr, Besckr. d. St. R. Ili A. S. 61. in
Schutz genommen. Vgl. H ns ohke, Ufiber d. Stelle des Farro u. s.w.
S. 47.
444) An et. ad Her. II, IS. Rem uki pagunt, orato; ni pagunt.
in comitio out in foro ante meridiem eaiuam eonicito. ans den Xll
tab. (Gell. XVII, 2. Qnint. /. 0. I, 6.) Cic. p. Sext. 35. cum fo-
rum, eovtittam, eurünn multa de noeie armatu hominibu^ ae iervü
plerisque oeeupavüsent. Verr. I^ 22» vidi simul eumpopulo Romano
Jbrum eomitiumque adomatum etc. III, 4. Lir. XXaIV, 45. inßito
ot eomitio et CapiMio sanguinis guttae visae sunt. PI in. XV, 18,
20. in foro ipso «c comitio. Snet. Caes. 10. Aedilis praeter eo~
mitium ac forum basiiieasfue etiam CqpitoUum omavit portieikus
ad tempus ewstruetis. Vgl. Anm. 455.
43) Dionys. I, 87. rov Xiovxa tov Xl&tvov^ o« lk««ro rtJQ ayoQcie
xiji twv*Pwuaioßv iv rif> nffarhrtf x^9^V naqa roi9 i/iß6loi9. II, 29. x^**
f/or Tt, tp ^ ica&eiofureg idtna^ip iv r^ tpays^rartif t^9 «^ojpoff. III, 1.
nal ^antBtm n^ xmv ßaoikdwr iv tff nQaxiottf r^g o/o^äff ton^ (Ho^
atilins).
48) LIy. V, 55. Die bekannte Erzählung, als nach dem galli«
sehen Brande das Volk nach Veji aaswandern wollte: quum senatus
post paullo de kis rebus in curia Uostilia haberetur eokortesque ex
praesidiis revertentes forte agmine forum transirent, centurio in eo-
mitio exclamofnt: Sign\fltr, statue Signum: hie manebHnus opHme.
47) Liv. XXXiV, 45. in foro et eomitio — sanguinis guttae
visae sunt. Vgl. I n 1. Obs. 83. in Graeoostasi et comitio sanguine
fiuxit. e. 103. in eomitio lavte pluit.
48) Taeit. Ann. XIII, 58« Sodem anno Ruminalem arborem in
eomitio, quae super oetingentos et quadraginta ante annos Renii Ro-
mulique infantiam texerat, mortuis ramalibus et areseente trunco de-
minutam prodigii looo habitum est, donee in novos fetus revireseeret.
Fest. p. 169 Mali. Navia: fieus quoque in comitio appellatur Navia
ab Atto Navio augure. PUn. XV, 18, 20. Colitur Jteus arbor in foro
ipso ae comitio Romae nata etc. Dionys. III, 71. tixopa naraonsvacat
uvTov {Ntßlov) ^ee^t/i', aviaTfjaiv inl tijg ayopäg ' fj nal iig ifii ^v Ic»
' fi(f6 TOV ßovkevttjQiov nsifUvff, Trlrjoior rijg Uf^ag avnfjg. Die Statne
stand aber in eomitio, Liv. I, 36. Statua Atti — tu eomitio in gradi-
bus ipsü ad laevam euriaeßiit. PI in. XXXIV, 5. Vgl. S. 277.
18*
276
Rostra selbst ^'^^); und wie könnte überhaupt ein Ort, wo
Versammlungen (conciones) gehalten wurden, zu denen man
von der Rednerbühne sprach'*'), bedeckt gewesen sein. —
Veranlassung zu dem Irrthume hat eine missverstandene Stelle
bei Li vi US gegebep. XXVII, 36. Uo anno (&i&) primum,
ex quo Hannibal in Italiam venisset^ comütum tectum esse
memoriae prodümn est^ et ludos Romanos semel instaura-
tos etc. Von dieser Zeit an also, glaubte man, sei das Comi-
tium mit Bedachung versehen gewesen. Es hat aber schon
Piale darauf aufmerksam gemacht, dass auf diese Vt^eise die
Worte: eo anno primum ex quo Hannibal in Italiam ve-
nisset^ gar keinen Sinn haben würden. Vielmehr ist nichts
anderes gemeint, als dass nach zehn Jahren der grössten Be-
drängniss zum ersten Male das römische Volk wieder freier
aufathmete, zum ersten Male die Spiele wieder mit grösserem
Aufwände und in gewohnter Weise feierte. Dabei war denn
schon früher das Comitium mit Segellächern {vela) überspannt
worden, wie es auch später geschah und wie es im Theater
und Amphitheater üblich wurde '^) , damit die Zuschauer der
auf dem Forum Statt findenden Gladiatorenkämpfe gegen die
Sonnenhitze geschützt wären ; denn die ludi Romani fielen in
449) Ascoo. z. Cic. p. Mil. 5. p. 43 Or. (Trib. pl.) concio-
nati sunt eo ipso tempore — quo propter Clodii corpus curia incensa
est ; nee prius destiterunt, quam flamma eius incendii fugati sunt e
eoncione, Erant enim tunc Rostra non eo loco, quo nunc svntj sed
ad Comitium , prope iuncta euriae, Daraas erklärt sich
Cic. p. S e X t. H5. cum ad fratris salutem a populo Romano depre»
eandam venisset, pulsus e rostris in comitio iacuit. Plin«
XXXIV, 6, 11. In qua legatione interfecto (Octavio) senatus statuam
poni iussit „quam octilatissimo loco^^ ; eaque est in Rostris, Das ist
es, was DioDVsias (s. Aniu. 4i5.) iv rcj» tfavtQonarta t^s ayo^as nennt.
Vgl. Cic. Phil. IX, 2.
50) Man vergleiche z. B. Liv. X, 24. III, 10. 11. VIII, 33.
51) Plin. XIX, 1, 6. Postea in theatris iantum umbram fecere,
quod primus omnium invenit Q. Catulus, cum Capitolium deaiearet.
Carbasina deinde vela primus in theatro duxisse traditur Lentulus
Spinther jlpollinaribusludis. Mox Caesar dictator totum forum Ro^
manum intexit viamque saeram ab domo sua ad clivum usque Capito-
linum. Dio Cass. LI II, 31. xal t^v ioor^v ßv ift t^s ayo^avo/ita^
iTTsriXti avv9ia^(U kafiTr^g^ üaxs xr^v re ayo^av iv narrl T*f &iifei iv
naifaneraofiaai Marä xo^vq)^v SiaXaßuv x. r. X, LIX, 23. Toaavni ya^
vneQßokij avTMv (raiv navpMTtbv) iyivttOy wate tial naoantraofiaxa vnt^
t^s ayo^äe vni(fTad^ipfai, Wegen der Theater vgl. Becker, GalluM
oder röm. Seen, I. S. 245 ff.
277
die heissen Tage des Spätsommers. Darom setzt auch Livius
beides in VerbinduDg.
Kann nun darüber kein Zweifel sein, dass das Comitium
ein freier Platz, wie das Forum selbst war, so entsteht die
Frage, ob es in dem oben abgegrenzten Räume , vom Fuss«
des Gapitolinus bis zur Velia in der angegebenen Breite, ent-
halten war, oder ob man isich ausserdem einen daneben gele-
genen Platz denken müsse? Es ist nicht zu leugnen, dass die
meisten Stellen, in welchen des Comitium gedacht wird, der
letzteren Annahme günstiger scheinen können. Dahin rechne
ich zuerst die, welche von der Curie in einer Weise sprechen,
als habe sie auf dem Comitium selbst gestanden. Cic. de rep.
n, 17. Fecitque idem et saepsit de tnanubüs comitium et cu-
riam (Tullus Host.) ; wo man unstreitig saepsit am natürlich-
sten auf eine gemeinschaflliche Umfassung beider bezieht, wel-
che nur dann möglich ist, wenn die Curie auf dem Comitium
selbst erbaut war, nicht an der Seite desselben, wo sie durch
eine Strasse von ihm getrennt werden musste. Femer Liv.
I, 36. Statua Atti — in cotnitio in gradibus ipsis ad laevam
curiaefuit: zumal, wenn man damit PI in. XXXIV, 5, 11.
vergleicht : Alti Nävi statua fuit ante curiam , cuius basis
conßagravit curia incensa P. Clodii ßincre. Eben so auf-
fallig ist es , was über den Standort der Bildsäulen des Py-
thagoras und Alcibiades gesagt wird. Plin. XXXIV, 6, 12.
Invenio et Pythagorae et Alcibiadi in cornibus comitii
positas (statuas) — ea (simulacra) stetere ^ donec Sulla di-
ctator ibi curiam faceret. Die Curie aber wurde von Sulla
nur wiederhergestellt, nicht an einem anderen Orte erbaut;
denn bis sie abbrannte grenzte sie ja an die Basilica Porcia.
So sagt denn auch Plutarch. Num. 8. ioTt^aar Inl vijg
dyoQois ^horag ^aXxus ivo, Tijv f*tv ]AXxißtdSoVj %iqv
dh IIv&ayoQov.i also nicht geradezu iv Tg ayoga. Dazu
kömmt Varro^s freiUch höchst unklare Beschreibung, in wel-
cher die Graecostasis ein locus substructus a comitio ge-
nannt wird'^^^). Sie aber und das darüber gelegene Sena-
45!^) Die gooze, für den Römer freilich verstäadliche, uns, denen
die Autopsie fehlt, mehr verwirrende als aufklüreode Stelle lautet 9oi
878
eutum stebea in der nächsten Beziehung zur Cnrie. End-
lich ist es auch allerdings auflallend, dass nie ein Gebäude
auf der Südseite des Forum (wenigstens aus der Zeit der Re-
publik), nie das VestaheUigthum und die Regia als am Comi-
tium, sondern schlechthin am Forum liegend angeführt wer*
den* Ausserdem wird zuweilen das Comitium in einer Weise
genannt, nach der es als ein ganz vom Forum getrennter
Platz erscheinen kann« So z. B. in der Erzählung von der
Bestürzung, welche die Nachricht von der Niederlage am
Trasimenus verursachte. Liv. XXII, 7. Romas adprmum
nuntium cladis eius cum ingenti terrare ae tumuliu concur^
MUS in forum populi est faotus, Maironae vagao
per viasj quae rspens clades adlaia, quaeve fortuna exerd^
tus esset» obvios percunctontur. et quum Jrequentis conoionis
modo iurba in comitium et curiam versa magistra"
tus vocaret, tandem etc. Man kann hier mit Recht fragen,
warum die auf dem Forum versammelte Menge nach dem
Comitium und der Curie gewendet die Magistrate
rief, nicht das Comitium selbst füllte, wenn es nur eine Ab«
tbeilung des Forum war. Wer sich etwa die Menge, ob<*
gleich Livius sagt populi concursus^ ab Plebejer denken
wollte, die auch in solchem Tumulte respektvoll sich fern
vom Comitium gehalten hätten, den würde, wenn auch nicht
überhaupt eine solche Sondernng sich als ganz unstatthaft er-
wiese, eine ganz ähnliche Stelle widerlegen. Es ist der Fall,
wo die Abgesandten der in der Schlacht bei Cannae Gefan-
genen im Senate um ihre Loskaufung bitten. Liv. XXII, 60*
Ubi is ßnemfedt^ extemplo ab ea turba^ quae in comiiio
erat, clamor ßebilis est sublatusj manusque ad curiam ten»
L. L. V, 32. p. 154. Comitium ah eo, fuod eoibani eo eomitiis auriaÜM
ei litium causa. Curiae duarum generum ; nam et uhi eurarent taeer*
dotet res divinas, ut euriae veteres, et übt senatus humanas, ut curia
Hostilia, quod primus aed{/lcatfit Hostilius rcx, Ante haue rostra,
quoius [loci Mall.] id voeahulum , [quod Sp* M.] ex hostibus eapta
fixa sunt rostra. Sub demtra kuius a eomitio locus substruetus^ ubi
nationum subsisterent legati, qui ad senatum essent missi. Is Grao^
eoitasis appellatus a parte, ut multa. Senaculum supra Qratcosta^
sin^ ubi aedis Coneordiae et basilica Opimia.
17»
debänt Qrmde$^ ut tibi iiberosy Jratrts^ cognalos reHerenU
FemtnMi quoque metus ac necessitas in foro iurbae huic viro-
rum imwuscuerai»
Diese Stellen, denen sich noch mehrere, nur weniger
signifikante beifugen Uessen, können allerdings auf den Ge-
danken bringen, dass das Comitium ein vom Forum ganz un-
abhängiger, d. h. nicht in dem oben begrenzten Areale ent-
haltener Platz, auf dem sich die Curie befunden habe, gewe-
sen sei, jeaseit einer der begrenzenden Strassen und also
doch dicht am Forum gelegen, und man würde vielleicht an
der Nordseite des Forum, in der Gegend des Faustinatempels
einen hinreichenden Raum dafür ermitteln können. Allein
demungeachtet scheint es nicht, als ob einer solchen Vor-
stellung Baum gegeben werden dürfe. Hauptsächlich spricht
dagegen die Lage '^der Rostra, welche unmittelbar an, oder
vielmehr wohl auf dem Comitium waren. Von ihnen wird
nun aber auch ausdrücklich gesagt, dass sie sich ungefähr in
der Mitte des Forum befanden'* ^3), und jedenfalls war ihre
Stelle auf der Grenze zwischem dem Comitium und dem ei-
gentlichen Forum. Das ergtebt sich besonders daraus, dass
bei der Rednerbühne als Auszeichnung für besondere Ver-
dienste Plätze zum Zuschauen bei den auf dem Forum gege-
benen Gladiatorenspielen verliehen wurden ^*). Hält man da-
mit zusammen, dass eben bei diesen Spielen das Comitium be-
deckt wurde (S. 276.), so ersieht man daraus deutlich, dass
hier der zum Comitium bestimmte Theil des Forum begann,
der natürlich von den Kämpfen frei blieb und nur mit Zu- f
schauern sich füllte. Nur so erklärt sich auch die Neuerung,
welche C. Licinius Crassus oder C. Gracchus einführte, in-
dem er als Redner auf den Rostris sich dem Forum zuwandte,
während es bis dahin üblich gewesen war, nach dem Comi-
453) Dio Cass. XLIII, 49. ttal t6 fi^fia iv fi^aty nov 11(^6'
t tffov r^s äyo(fois ov is xbv vvv zottov wi%fu(fiQ^, A p p i a n. B.
C i V. I| 94. iv ayoo^ f^^H ^Q^ '^^^ iftßoXtnv»
54) Gic. Phil. IX, 7. senatui p/acere , Ser. Sulpicio ttatuam
pedestrem aeneam in rostris ex huius ordinis sententia sfaluiy cir-
eumque eam statuam ludis gladiataribusque iiheros posterosque «ius
quoquQ versus pedes quinque habere.
280
tiam und der Carie bin zu sprechen ^^^), und nur unter dieser
Voraussetzung ist der Vergleich bei Front o ad Anton.
Aug. I, 2. p. 148 Rom. passend: quanto rostra foro et co-
mitio svperiora stmt^^). Eine solche Lage des Comitium ist
aber auch darum nothwendig, weil auf demselben sich das ur-
sprüngliche Tribunal praetoris befand ^7), das aber auch
schlechthin auf dem Forum genannt wird ^^). Bei dem Tri-
bunal aber war das Puteal Libonis oder Scribonia-
num und dieses wird ausdrücklich als in der Nähe des For-
nix Fabius und des Atrium Vestae, auch der Rostra,
endlich der aedes D. lulii angegeben ^^). — Bei dieser
.455) Cic. de amic. 25. (C. Licinias Crassus) is primum insH*
tuit in forum versut agere cum populo. Dageg^eo erzählt es P l u t -
arch von C. Gracchas. c. 5, «al xoiy 'jtQo avrov navtotv dt^/iayat'
ydiv TTQOQ xrjv ovyTtXtjrov ttfpoQwvratv tcati ro «aXovft^vov «ofiiirtor, tt^m«
TOS rote ar^atpiis 1^0» 'Jtqos T17V ayooav dijfiijYo^ijaai , xal ro Xotnov
ovTio TTOiiiv «s ixiivov, fiixqi na^iyxMOii xal fitTa&iati. a;|ri7/uaroff ftfyct
n^äyfia utavtjaai n, r. X.
56) Niebahr, Rom. Gesch. I. S. 470. hat dieses VerhältDiss
des Comitium zom Forum richtig erkannt; dagegen ist irrthümlicb
das Geläfel von Giallo aotico, von dessen AuflßQdong Fi coro ni (Fea,
MitcelL I. p. 157.) berichtet, auf das Comitium bezogen nnd daraus
auf die prächtigere Einrichtung der „patricischen Mahlstatt^' im Ge-
gensatze zu dem Forum geschlossen worden, das mit Travertinplatten
getäfelt ist. Niebubr, der noch in der Nardinischen Ansicht von der
Lage des Forum befangen war, konnte das für möglich halten; wie
mau aber trotz der richtigeren Ansicht darauf sich berufen konnte,
ist unbegreiflich , da jene Nachgrabungen gar nicht im Bereiche des
Fomm Statt fanden.
57) Liv. VI, 15. (Dictator) tetla in comitio potita viatorem ad
M. Manlium misit: qui dictatorvt iussu vocatus — agmine ingenii
ad trihunal venit. XXIX, 16. Deoem iegati Loereniium — in comitio
tedentibus consulibus — ante tribunal cum Jlebiii voc\feratione humi
proeiibuerunt. Gell. XX, 1, 11.47. (aus den Xll tab.) ad praetorem
in comitium, Varro L. L. V, 32* p. 151* Plaut. Poen. III, 6, 11,
Macrob. Sat. II, 12.
58) Liv. XXVII, 50. XL, 2. 44.
59) Porphyr, z, Horat. epist, I, 19, 8. Puteal autem Li-
bonis sedt's praetoris fuit prope arcum Fab ianum, dictumque
qitod a Libone illie primum tribunal et subsellia locata sint. SchoU
Cruq. ,, puteal Libonis^' : tribunal. quod autem ait Libonis , hinc
svmsit, quod is primus tribunal in foro statuerit. Ders. z. Sat.
II, 6, 35. puteal locus erat in foro, ad quem conveniebant mereatores
et foeneratores ad tradendum et recipiendum. alii dicunt fuisse pro
rostris, ubi tribunal erat praetoris. Fest. p. 333. [Scribooianum
Bp]peltatur ante atria [puteal, quod fecit Scri]6omt/« etc. Damit kann
nichts anderes gemeint sein, als das Atrium Vestae, nnd das stimmt
luit der Nähe des Fornix Fabius vortrefflich überein^ welche aoeh der
181
Uebereinstimmmig mannigfalüg^er Andentungen miiss man sich
allerdings bestimmt fühlen, die Anordnung Banse ns, nach
welcher er den oberen Theil des Foram, etwa von den drei
Säulen bis zur Yelia als das Comitium annimmt, im Allgemei-
nen für richtig anzuerkennen, und die oben angeführten un-
klaren Aeusserungen über das Verhältniss der Curie zu dem
Comitium dürfen daran nicht irre machen. Auch lässt sich
vielleicht der scheinbare Widerspruch in der Hauptsache durch
die Erwägung beseitigen, dass, wenn auch der Raum, wel-
chen die begrenzenden Strassen einnahmen, sich durch Pfla-
sterung von dem inneren getäfelten Platze abzeichnete, er doch
nichtsdestoweniger zum Forum selbst gehörte, und also die am
Comitium hinlaufende Sacra via eben auch als Theil des Co-
mitium galt. Auf diese Weise kann dann die Curie immerhin
unmittelbar an demselben gelegen genannt werden. Dass aber
das Comitium erhöhet gewesen und Stufen zu ihm hinauf ge-
fuhrt hätten, wie Huschke und Bunsen^^^) meinen, ist
eine durch nichts gerechtfertigte Annahme.
Das Forum der Republik.
Die hauptsächlichste Schwierigkeit, welche dem Entwürfe
eines Plans vom Forum oder der topographischen Bestimmung
der es umgebenden Stellen und Gebäude entgegensteht , liegt
»n dem vielTältigen Wechsel derselben. Die Republik sieht
nach und nach die Anlagen der königlichen Zeit mit Ausnahme
des Vestaheiligthums und der Curie verschwinden und der An-
fang der Kaiserherrschaft findet die wichtigsten Denkmäler der
Republik nicht mehr oder doch an verändertem Platze. Das
Comitium hat seine Bedeutung verloren und an der Stelle des
Tribunal erhebt sich ein Heroon ; die Curie ist einem Tempel
S cb 0 li a s t z. Pe r s. S a t. IV, 49. bezeugt : Foeneratores ad puteal
Seribonü Lieinii (Scribouii LiboDis), quod est in portieu luUa ad
Fabianum arcunit eonsütere solebant, Üie&e porticus Julia kaon
nur als zam Tempel des Divas lalias gehörig betraebtet werden, aod
dieser wurde auf dem Foram vor der Regia erbaut.
460) Huschke,- Ueber d. Stelle d. Farro. S. 47. Bansen,
Besehr, d. St, R, III B. S. 56. Richtiger vrtheilte Niebu h r a. a. 0.
XoZ
gewichen nnd die Rostra sind an einen anderen Ort gebracht.
Der neronische Brand zerstört wiederum einen Theil der
neaen Anlagen und der Wiederaufbau geschieht unter wesent-
lichen Yerändernngen, Neue Tempel entstehen; zuletzt der
des Antonin und der Faustina, und von dieser Zeit an scheint
keine bedeutende Veränderung mehr eingetreten zu sein ; nur
dass unter Commodus der Vestatempel abbrannte und gegen
das Ende des dritten Jahrhunderts der westliche Theil des Fo-
rum, dessen Gebäude Diocletian wiederherstellte. Daher ge-
hört denn der Entwurf eines einzigen das Forum durch alle
Zeiten darstellenden Plans zu den Unmöglichkeiten ; aber auch
eine geschichtliche Darstellung der Veränderungen, in wiefern
sie mit topographischer Bestimmung der einzelnen Anlagen
verbunden sein soll, hat grosse Schwierigkeiten. Sie würde
sich leicht geben lassen, wenn jeder Punkt an sich oder durch
Monumente seiner Zeit bestimmbar wäre ; hingegen lässt sich
die Lage mancher uralter heiliger Stätten nur mit Hülfe von
späten Denkmälern ermitteln, fiir deren Bedeutung es wiederum
des Beweises bedarf. Die Frage über den Castortempel hängt
genau mit der über die Basilica lulia und das Gebäude der drei
Säulen zusammen; die Tempel am Clivus, zum Theile der frü-
hen Republik, zum Theile der Kaiserzeit angehörig, erklären
sich nur gegenseitig; die räthselhafte Zweibeit der Basilica
Aemilia lässt sich nicht aufhellen, ohne die luIia zu berühren.
Es ist daher unvermeidlich, dass entweder manches in eine
spätere Zeit Gehörige voraus genommen, oder mancher Beweis
ausgesetzt wird, bis die Denkmäler an die Reihe kommen , mit
deren Hülfe er nur geführt werden kann. Unumgänglich nö-
thig ^r ist es gewisse Perioden anzunehmen, welche durch
wesentlipbe Umgestaltung des Forum bedingt sind, und deren
lassen sieh hauptsächlich drei festsetzen.
Die erste a;eigt uns das Forum der Republik; denn
diese fand die Anlagen der königlichen Zeit noch unverändert
vor und schuf sie den Bedürfnissen des mehr und mehr sich
entwickelnden Lebens gemäss um. Als Römer und Sabiner
den Bund der Vereinigung schlössen, soll die Tiefe zwischen
Qapitol und Velia mit Gehölz bewachsen gewesen sein und
— »s
sumpfige SleUen gehabt kaben, weshalb maa jedoch nicht an-
zuuebmea braucht, die ganze Fläche sei Sompf oder Bruch
gewesen. Vielmehr ist es hauptsächlich wohl von dem Forum
im engeren Sinne zu verstehen, das erst durch den Cloaken-
bau völlig trocken gelegt worfen sein mag. Darauf weiset
auch die Deutung des Lacus Cnrtius hin, der sich ungefähr in
der Mitte des Forum befand, und deshalb wurde wahrschein-
lich der der Velia zunächst und ursprünglich wohl etwas höher
gelegene Theil zum ältesten Forum oder Comitium gewählt -^^i).
Daher werden zwar den ersten vier Königen auch mehrere
Anlagen am Forum zugeschrieben, wie dem Romulus das V«l-
canal, dem Numa der Vestatempel und die Regia, dem TuUos
Hostilius die Curie, dem Ancus das Staatsgefängniss; aber mit
Ausnahme des Letzteren, das nicht sowohl zum Forum als
zum Capitolinus gehört, liegen alle diese Punkte am Conutium.
und von dem übrigen Räume ist gar nicht die Rede. Dagegen
ist es jedenfalls bemerkenswerth, dass Tarquinius Priscus, der-
selbe König, welcher das Riesenwerk der Cloaken unter-
nahm ^>), auch die ersten Anlagen am unteren Theile des fo*
461) Varro L. L. V, 3t. p. 149. Piso in Annalihut seribit, Sa-,
bind belia, quod fkit Romulo et Tait'o , virum fortiMtimwm Metiitm
Curtium Sabinum , cum Romulus cum suis ex superiore parte im-
pressionem feeisset, Curtium in locum palustrem , gut tum fuit in-
joroj antequam eloaeae sunt Jaetae^ seeessisse atque ad suos in Ca^
12. Ueber die frühere BcschaifeDheit des FoniM: Dienys. II, $0«
(S. 217.) Ovid. Fast. VI, 395.
Hoc, übt nunc fora sunt, udae tenuere paludes:
Amne redundatis fossa madebat aquis.
Curtius Ute taeusj siceas qui sustinet aras,
Nunc solida est tellus, sed lacus ante Juit.
62) Liv. I, 38. iT{fima urbis loea circa forum aliasque in*
feriectas eollibus convalles,quia explanis locis haud/aeile evehebant
ßquas, eloacU e fastigio in Tiberim ductis siecat. Diooys. III, 67.
V^Saro Si «al tos vnovofiovi ooimiv rawgovg. Vgl. ffcmta. XVI, 10.
Pliü. XXXVI, J5, 21. Aupel.Vict. Vir. ill. 8. Strab. V, 3. p.
935. Dia Ca«s. XLIX, 43. Die BeendisuDg i^ Baue« erfolgte erat
unter dem zweiten Tarqainier. So ist za verateben, was Liv. I, 56.
von diesem Konige sagt: er habe nnteraommea, cloaeam maximam^
reeeptaculum omnium purgamentorum urbis, sub terram agendam.
»nd amdrüeklich sagt es Dionys. IV, 44. ngo^vfiiav ^%wv ixl ^$
— 284
nim machte, indem er den Platz mit Hallen und Tabenien
umgeben liess *^^), Von da an besteht erst das Forum in sei-
ner ganzen späteren Ausdehnung und nun erst findet ein Un-
terschied zwischen Comitium und Forum Statt.
. Am Comitium nun, das zunächst in Betrachtung zu
ziehen ist, giebt es keinen üiichtigeren Punkt als die Curia
H o s t i 1 i a , gestiftet vom Könige Tullus, nach der Zerstörung
von Alba^^) und über sechshundert Jahre der gewöhnlichste
Versammlungsort des Senats. Dass sie an der Nordseite des
Forum, der Linie zwischen dem Faustinatempel und dem Se-
verusbogen, lag, ist durch die merkwürdige Stelle bei Pli-
nius, wo er von dem früheren Mangel an einem Mittel den
Tag einzutheilen handelt, eine Gewissheit. Er sagt N. H.
VII, 60. Duodecim tabuUs ortus tantum et occasus nomi-
nantitr: post aliquot annos adiectus est mertdies, accenso
constUum id pronuntiante, cum a Curia inter Rostra
et Graecostasin prospexisf-et solem^^). Es musste
also die Curie nothwendig nach Mittag gewendet sein , wenn
der vor ihr Stehende die Sonne über den Rostris sehen konnte,
und folglich lag sie auf der Nordseite des Comitium. Indessen
entsprach die Richtung keinesweges vöUig der Mittagslinie,
sondern um am Mittage die Sonne vor sich zu haben, musste
Idiai a^X^Q ra xaraXtiqyd'ivTct ^fjUeq/ya vito rov naitnov reXetwaa* , ras
fiiv i^aywyifiovQ twv v^axiov Toup^ovs, äff ixHvos ogvmiv ij^^aTo fii%((i
xov Ttorafiov xarayaysiv. Das ist eben die Cloaca maxiina. Vg^l.
Nie bohr, Böm, Gesch, I. S. 433. Bunsen, Beschr. d. St, R. I.
S. \5% ff. , wo mit Recht der noch Torhandene Baa dem Icünigiichen
Rom vindicirt wird.
463) Liv. I, 35. drca forum privatis aed\ficanda divUa sunt
/oca. vorticus tahemaeqve faatae, Dionys. 111, 67. rijv t« avoQaVy
iv p oixaiovat nal imtXtjatatovui , xal raff äXXae tntxfXoZüi Tro/irucaff
nffaißiQ, ixeivos iuoofit^afv, fQyaortjgioiQ rs xal roTff aXXoi9 «oa/iiois nfoi-
Xaßtov, Dionysias hat hier das Forum seiner Zeit im An^e ; aber da-
mals war der untere Theil ohne politische Bedeutung und am Comitium
befanden sieh nie Tabernen.
64) Liv. I, 30. Cic. de rep. II, 17. Varro L. L. V, Z%. p.
155. Anrel. Vi ct. Vir. ill. 4.
65) Niebuh r, Beschr, d, St. R, III A. S. 60. hat zuerst auf
die entscheidende Wichtigkeit dieser Stelle hingewiesen. Unbeküm-
mert darum nehmen fortwährend die Itali'aner die Curia Hostilia auf
der südlichen Grenzlinie beim Gebäude der drei Säulen an, wobei die
Sonne in Mitternacht zu stehen kömmt.
285
man sich etwas links wenden, und darum werden die beiden
Punkte, Rostra und Graecostasis genannt, zwischen
welche die M ittagslinie fiel. Hinsichtlich der Letzteren macht
allerdings Varro's Angabe einige Schwierigkeit. Er sagt
y, 32. p. 155. Jlnte hanc (curiam) Rostra, quöius id
vocabulum, es hostibus ctqftaßxa sunt rostra. Sub dex-
tra huius a comitio locus substructus^ ubi natio^
num subsisterent tegati, qui ad senatum essent müsi. Is
Graecostasis appellatus, aparte, utmulta. Nun ist es
geradehin unmöglich, dass, wenn die Rostra (ungefähr in der
Mitte des Forum) vor der Curie waren ♦•*), die Graecostasis
dieser zur Rechten liegen konnte; denn dann fiele die Linie
zwischen ihr und den Rostris nach Abend und nicht nach
Mittag. Zu verbinden : Sub dextra a comitio, d. i. vom Co-
mitium aus gesehen, stanti in comitio, scheint nicht statthaft ;
vielmehr gehören jedenfalls die Worte zusammen : a comitio
locus substructus. Aber gleichwohl muss nothwendig ange-
nommen werden, dass Varro bei Betrachtung der einzelnen
Stellen das sub dextra genannt habe, was dem Beschauer vom
Comitium aus zur Rechten lag. Die Graecostasis hat man
nicht als ein Gebäude , sondern nur als einen erhöheten Platz
{locus substructus) zu denken» unbedeckt, wie die Nachrichten
von Prodigien lehren ^^), und daher kann eine Kapelle der
Concordia darauf gesetzt werden (s. u.). Dass aber ein sol-
cher der Curie zur Seite und in keinem Falle auffallend her-
vortretender Platz als Bestimmungspuukt für die MittagsUnie
gebraucht werden konnte, erklärt sich vielleicht daraus , dass
vermuthlich die Curie etwas weiter zurücklag, während die
466) Mit VaiTo*8 ausdrücklicher Erklämog: ante haue Bottra,
stimmt übereil! Diodor. Sic. XII, )^6. zeXao^BlarjQ r^g vnaxaifiiyift
ro/^o^eoiag ravTtfv ets dciSexa j^ceiücovc niva$t»g xn^ciartsg ol vitaxot^
TT^ogijXwaav Totg itQO rov ßovXevxijfflov rore %sif/kivo ^g ifi^
ßokoig. Damit ver§^leiche maa C i e. p. F 1 a c c o. %i. speeulatur at-
que obtidet rostra vindex temeritatis et moderatrix qffleii curia., was
zwar figürlich, aber jedeofalls mit Rücksicht auf die Oertlichkeit gesagt
ist. Ferner As COD. z. Gic. p. Mil. 5. p. 43 Or. erant enim tun0
Rostra non eo loco, quo nunc sunt, sed ad Comitium prope iuneta
curiae.
67) lul. Ob seq. 91. In Graecostasi iaete piuit vgl. 83. 87.
286
GraecosUsis bis an das Comitiam oder die Strasse reichte.
Denn ancb die Curie war erhöbet und es führten zu ihr Stu-
fen ^^*); die Graecostasis aber war jedenfalls dicht daneben.
Höher noch als Letztere — ob aber nördlich oder östlich ron
ihr, bleibt ungewiss — lag das Senaculum, unter d^i man
sich eben auch einen freien Platz zn denken hat, der den Se-
natoren zum gewöhnlichen Sammelplatze am Forum dien-
te ^^). — Ausserdem wird aber an derselben Stelle auch das
Vulcanal angegeben , ein seit den ältesten Zeiten und an-
468) Sie werden ansdricklicli erwahot in der BrxSlilaps vom Bade
des Senrins Tallios. Liv. I, 48. Tum Tarquinius — medium adripii
Serotum, elatumque e curia in inferiorem partem per gra-
aus deiieiU Dionys. IV, 38. yevoftevoc 9 Ifat roi ßovlevnK^iav
luxioiQov iSotgnaaas avxov — ava^^inxtt xara riüv »qijti Idmv rov
ßovXsvTijQlovTWvelsTO ix*XnataaTVQ&opae(fovauiv. Zo-
nar. VII, 9. avnj^otaw «vroy nal «fofac mce ««to twv n(fo T9v
ßovXBvxtiQlov avaßa&fi.wr. Vgpl. Diod. Sic. fgnit. Scriptt.
vetL nov. coli, ed, Mai. t. 11. p. 99. Daraus erklärt sich aoch Cie. ad
Quint. fr. II, t. Deinde eius operae repetite a Graeeostasi et grad^
hu* clamorem sati* magnum sustulerunt. Von der Statue des Attas
Novius, weiche auch in dieser Gegpend nnd zwar tu gradibus ipsis ge-
standen haben soll, wird weiterhin die Rede sein.
69)Varro a. a. 0. Senaculum supra Graecoetasin ^ uhi aedit
Concordiae ei hasiliea Opimia. Senaculum voeatum, ubi senatue
aut uhiienioret comisterent. Bestimmter noch Valer. Max. II, 2, 6.
antea senatus assiduam ttationem eo loci peragehat^ qui hodie quo^
que senatuium appellatur; nee exspeetabat, ut edicto eontraheretur,
»ed inde citatue protinue in curiam veniebat. In ganz anderem Sinne
nimmt das Wort Festns p. 347. Senacula tria ßiisse Romae, in qui-'
bus senatus haberi solitus sit, memoriae prodidit Nicostratus in libro,
qui inseribitur de Senatu habendo, unum, ubi nunc est aedis Concor-
diae inter Capitolium et forum; in quo solebant magistratus D. T.
cum senioribus deliberare. alterum ad portam Capenam. fertium eitra
aedem ßellonae, in quo exterarum naiionum legatis, quos in urbem
admittere nolebant, senatus dabatur. Hier ist also senaculum in der
späten Bedeutnng des Worts (Lamprid. Elag. 4. Vopisc. Anrel.
49.) der Versammlnngssaal des Senats. Aber anch ausserdem ist Vie-
les unklar : namentlich, weshalb die Curia Hostilia übergangen nnd ein
sonst unbekannter Versammlungsort unter dem Capitole erwähnt wird.
Es kSmmt hauptsäehlieh in Frage, wer jener Nicostratus war; ob die
Notiz von Verrius herrührt; in welehem Verhältnisse sie zu der bei
Paul. Diae. p. 337. vorhergehenden steht: Senaculum locus senato^
rum. Selbst eine Verwechselung mit der aedis Concordiae des Opi->
mius am Senaculnm bei der Curia Hostilia scheint nicht unmSgliek.
Indessen wird allerdings von Macrobins ein Senaculnm am Clivus Ca*
pitolinns erwähnt (s. u.). Dass aber in guter Zeit dieser Name nicht
den Versammlungssaal, sondern einen dabei befindlichen Platz bezeich-
nete, lehrt am besten Liv. XLI, 27. porticum ab aede Satumi in Ca--
pitolütm ad senaculnm^ at super iä euriam.
387
geblich yon Romiihis ^^^) dem Crotte geweiheler Ramn« Es
war dort kein Tempel ; Tielieieht ein Altar; nnd daher wird
auch yon Griechen niemals ¥a6ßi sondern nnr bpoV %a€
^Hfpmlutw oder 'JlfpaiütMlw gesagt'* )• Vielmehr war es
eben anch nnr eine Arem, nnd das ist der Ausdruck, den
gewöhnlich die römischen Schriftsteller gebrauchen '>)• Es
war ebenfalls ein höher gelegener Platz ''^) über dem Comi-
tinm'^), wo Romulus nnd Tatius zu gemeinschaftlicher Be-
rathnng zusammen gekommen sein sollen'*); wo Ersterer
angeblich eine Quadriga als Siegeszeichen aufstellte'*), und
wo bis auf Plinius ein uralter Lotosbaum als Rest der vor
der Gründung der Stadt hier bestandenen Waldung sich tt*
halten hatte "). Fragt man, welche Ausdehnung das Vulca*
nal gehabt, und wie es sich zu den beiden anderen
470) Plutarcb. Qnaest. Rom. 47. Jut rl vo top 'Btpalarov
*h^ov ^m ^oUott o 'JPwftvXog i9(^üttrü. Es war Regel , dast der Ttwt*
pel des Valcaa aasserbalb der Stadt geweibet warde. Vitrav. 1,7«
und so findet sieb aacb später ein solcher im Marsfelde. h\r,
XXIV, 10.
71) Ausser Plotarcb aacb Dionysios. s. Anm. 474. 475. 47S.
72) L i y. XXXIX, 46. quod tanguine piuüset in «rwi Fuleani.
XL, 19. IX, 46. lal. Obseq. 69. 60. Fest. p. 238. Füeatarii ludL
Gell. IV, I.
73) Geil. IV, 5. vod der Statte des Horatias Codes, welcbe «r*
sprüaglieb anf dem Comitiam stand (Liv. II, 10. Dioays. V, 25.):
consHütque emn statuam — in ioeum editum tubdueendam , «ff «•
ita in area F'uUani mblimiwri ioeo ttatuendam. Vgl. Platareh.
Popl. 16. Plln. XXXIV, 5, 11. Aurel. Vict. Vir. ill. II.
74) Fest. p. 290. Statua, in Folcanali, quod est mprm e^mi*
Ham, Vgl. Anm. 47S.
75) Dionys. II, 50. nal ras owodovs ^yravd'a tjroMvire, «r
^Htpaiatov fQtjiiattiovxig Uq^ fu*Qov inartavtficön r^s ayogmg. Ander-
wirts wird angegeben , dass die beiden Könige anfSnglieb getrennt,
i'eder mit seinem Senate beratben babe. Plntareb. Rom. 20. *B(fo9»
svovTo dt Ol fiaadeU ovn %v&is iv xoivf /i^ oiUifAof, ^JU' isiarspM
yr^0re{fov iditf fieta xwr inarhvy sha ovrcv« si« Tttvrot' iknaurca« avr^otf»
and mit denselben Worten Zonar. VII, 4. Das kann Tielleiebt rieb»
tiger sebeinen, and vielleicbt eitiSren sieb daravs die beiden Senaevla
am Fomm.
76) Dionys. II, 54. a?ro reiv loifo^mv {Tm¥ Kaftaoi^mv) xi^^m^
90V %aixBov avi^Kh rif 'Hfpaiartjf «. r. i. Platarcb. Rom. 24. *£p
di Totg alXotg Xuij^oo^e moI ^jrcMfovv htofitat ri&^tmmfr in JüOfis^ims»
TovTO Si itvioniaiv iv x^ it(fif ro» 'Htpaitnov gtotajaiftivot smvrov iM
Nbaj9 er€^«rov/«f t'Ofr.
77) Plia. XVI, 44, 86. altera hto» in FuleanaUy quod Romm^
iu9 eonstiiuit ex nietoria de deeumie, aequaeva Vrki itUeiUg^iur, ui
auetor tat MasuHut,
288
der Graecostasis und dem Senaculnm verhalten habe, so kann
es allerdings etwas befremdlich scheinen , dass mehrmals be-
richtet wird, es hätten von da die Volksredner znr versam*
melten Menge gesprochen ^^^). Ein solcher Ort kann natür-
lich nur in der Nähe der Curie, nicht gegen das Ende des
Forum hin gedacht werden, wo der Redner die Versammlung
nicht vor sich gehabt hätte. Dort aber finden wir schon die
Graecostasis und das Senaculum, so dass kein schicklicher
Raum übrig zu bleiben scheint. Allein das Bedenken ver-
schwindet, wenn man die Zeit bedenkt, auf welche sich diese
Nachrichten beziehen, jedenfalls eine Zeit, wo es auf dem
Forum noch keine Rednerbühne gab 7^) , und die Magistrate
von dem über, dem Comitium hochgelegenen Vulcanal zu dem
Volke sprachen. Eben so wenig aber gab es damals eine
Graecostasis, deren Bedürfniss sich dann erst geltend machte,
als die römischen Eroberungen die Grenzen Laliums und end-
lich Italiens überschreitend häufigere Berührungen mit frem-
den Nationen herbeiführten. Für diesen Zweck wurde nun
478) D i o D y s. VI, 67. ira^el&opTsg (o» vTraroi) i'Jtl to tsQov rou
'Hfpaiarov , ^v&a tjv ^oQ avTott täs inxX^aias iniTt^iv» VII, 17. 9ud
n^lv ijfiiqav Xafnr^av veviad'ai maxaXaßofjLivoi {pl dtifia^%oi) ro 'H<pa&^
areiov, iv^a ^v td'OQ avtoi^ inathjauttnv, htaXow fiiv sU itotXnaiav tov
dijfiov. ithjifm&elariQ Si Tt/S ayo^äs — nageld'vtv *IkÜ.io9 6 oi^fiaQxo^
«. r. X, Vou dort spricht Doch der Decemvir Appias Claudius. XI, 39.
ovaßaQ inl rou ^Htpalarov rb itgov iftaXa rbv Bijfiov «<V innia^ülav. , wo
Liv. III, 49. nur la^t: In coneionem Jppius adseendit V^I. Dio-
nys. X, 9.
79) Es scheint kein Grund anzunehmen, dass diese Rednerbühne
schon vor dem Siegle über die Antiaten (417) bestanden habe, and je-
denfalls hat es Li vi US so gemeint. VIII, 14. Naves AntiaHum par-
iim in navaiia Romae subductae, partim incensae , rostrisque earum
tuggestum in foro exsiructum. adomari placuit : Rostraque id temr-
plum appellatum, Aehnlich PI in. XXXIV, 5, 11. eodemque in eon-
tulatu in suggesiu Rostra devictis Jntiatibus fixerat a. U. CCCCXFJ.
Wenn gleichwohl Liv. IV, 17. sagt: Legatorum, qui Fidenis caesi
erant, ttatuae publice in Rosfris positae sunt. , so Lann diess nur
von dem nachherigen Staudorte gelten. Sie wurden in comitio ge-
setzt, cV rc{» (pavegtaraTij^ r^« ayogägt dort wurden auch die Rostra er-
baut. So sind auch Cic. Phil. IX, 2. und PI in. XXXIV, 6. au be-
urtheilen. Uebrigens befand sich der Schmuck der SchUfssehDäbel
tief unten an der Bühne und .darum sagt PI in ins von der Corona
rostrata XVI, 4, 3. Antea rostra navium tribunali pratfixa fori de^
cus erant, veluti p, R. ipsi corona imposita, Posfquam vero tribu-
nitiis seditionibus caicari ae pollui coepere — tum a pedibus eo->
ft/m subiere in eapita civium rostra.
289
ein Theil der Area Vulcani zunächst an der Curie abgegrenzt ;
vielleicht derselbe, von dem früher die Magistrate die Volks*-
versanimlnngen geleitet hatten. Das wird fast zur Gewissheit
erhoben dadurch, dass die von Cn. Flavius errichtete A e d i -
cula Concordiae bald auf der Graecostasis, bald auf dem
Vulcanal genannt wird-^^^). Ein anderer Theil behielt seine
Bestimmung als Senaculum und durch weiterhin entstehende
Gebäude mochte endlich das eigentliche Vulcanal auf einen
sehr kleinen Raum beschränkt werden, was um so weniger
befremden darf, als unterdessen der Gott sein Heiligthum , w^ie
es Regel w^ar, ausserhalb der Stadt erhalten hatte.
Auf der entgegenstehenden (südlichen) Seite nahmen den
grosseren Theil die den Complex des Vestaheiligthums bilden-
den Gebäude ein, von denen bereits oben (S. 222 ff.) gespro^-
eben worden ist. Es ist dort erinnert worden, dass die Ae*-
desVestae, ein Rundgebäude ^') und kein templimi im rö-
mischen Sinne ®^) , nicht bis an das Forum reichte , sondern
etwas zurück nach dem Palatin, ungefähr bei Sta. Maria Li-
beratrice, stand. Vor dem Tempel aber lag wahrscheinlich das
Atrium regium, ein Theil der Regia Numae^^), fnr
öffentliche Zwecke bestimmt*-^), womit jedenfalls das mehr-
480) Liv. IX, 46. aedem Concordiae in area Fulcani gumma
invidia nohilium dedicavit. PI id. XXXI II, 1,6. Flavius vovit aedem
Concordiae , st popuio reconciltasset ordines. — aedieutam aeream
Jecit in Graecostasi^ quae tunc supra cotnitium erat.
81) Fest. p. 262. Rotundam aedem Vestae Numa Pompilius,
rex Romanorum, consecrasse videtur, quod etc. Platareb. Nam.
11. Nofias 9i Uysrai xal t6 Tyc^Boriag U^oy iyxvidiop ne^tßaJUo&at xt}
aaßlartif nv^l (fQovQov, Vgl. Ovid. Fast. Vi, 265.
82) Gell. XIV, 7. Jnter quae id quoque scriptum reliquit
(Varro), non omnes aedes sacras templa esse ac ne aedem quidem ß^e-
stae templum esse. Vgfl. Serv. z. Aen. VII, 153. IX, 4. Aom. 346.
83) Daraus erklärt sich , wie beim Brande am Fomm das Atriam
abbrennen und der Tempel dennoch gerettet werden konnte. Liv.
XXVJI, 27. XXVri, 11. Beide Male heisst es: atrittm Regium, bei
Ovid. Fast. VI, 263. Atria Vestae. Vgl. Anm. 353. Es ist der we-
sentlichste Theil der Regia Numae , die durchaus nicht davon zu un-
terscheiden ist. Ovid. Fast. VI, 264. Trist. III, 1, 27. Tacit.
Ann. XV, 41. Solin. 1,21. PIu la rch. Num. 14. üeber die Schick-
sale des Tempels und der Regia vgl. S.^. Nibby, For. Rom. p. 77.
Ambro seh, Stud. u. Andeut. S. 16.
84) S. Ambrosch. S. 11 fif. Vgl. auch Dio Gass. XLV, 17.
Was aber Servins von Senatsversammlungcn schreibt, kann nur Misa-
Terständniss sein.
19
290
erwähnte Saerarium'^®^) in Verbindang stand. Die Re|p«
selbst reichte als Wohnung des Pontifex Maximus bis an das
Ende des Forum beim Fornix Fabius. An sie stiess, jeden-
falls zunächst am Tempel die Wohnung der Vestalen, bis ihnen
die Regia überlassen wurde. Weiterhin nach dem Forum (im
engeren Sinne) scheint in dieser ganzen Periode ein öffent-
liches Gebäude nicht gestanden zu haben. — Ueber der Ost-
seite des Comitium oder der es begrenzenden Sacra via erhob
sich die Yelia und von hier gelegenen Gebäuden ist nichts be-
kannt ; doch haben im 17. Jhdt. Nachgrabungen in der Linie
von SS. Cosma e Damiano dargethan, dass diese ganze Ge-
gend mit antiken Gebäuden angefüllt war und dass also der
freie Platz des Forum über den Faustinatempel nicht hinaus-
reichte «*). — Auf diesem freien Platze nun, und wahrschein-
lich gegen die östliche Grenze des Forum hin , war das alte
und in früherer Zeit einzige Tribunal (S. 280.), eine durch
Aufmauerung über den Boden des Comitium erhöhete Terras-
se®^: ihm gegenüber, auf der Grenze des Comitium und
Forum die Rostra (S. 279.), ein jedenfalls geräumiges,
mit den antiatischen Schiffsschnäbeln verziertes und wohl mit
einem Geländer umgebenes Suggestum ®®). Zunächst an den
485) Nicht nur des Mars (S. ^29.), sondern auch der Ops Coosivia.
Varro L. L. VI, 3. p. 202. Dea Opeconstvüy quoius in Jte^ta sacra-
rium. Fest. p. 186. Opima spolia. Wenn auch anderen Gottheiten
hier geopfert wurde (Ambro seh. S. 12 f.), so lässt sich deshalb
doch, nicht auf besondere Sacrarien derselben schüessen.
86) Mcmorie di Pietro Santi Bartoli. 50. (Fea, ATtf-
eeli. I. p. 234>) Incontro SS. Cosma e Damiano , ncl mezzo appunto
di campo Vaccine fa cavato in tempo del pöotificato di Alessandro VIT.
da Leonardo Agostini ; e vi si trovarooo edifizj sotterranei in qaantita
tale, che non pareva, che m&i vi fosse stata piazza alcuna : ben e vero,
che non parevano dclli tempi U pin antichi.
87) Daher adscendere in trihunal, Cic. in Vatin. 14. Lir.
XXVIII, 26. Mart. XI, 98, 17. Daraus erklären sich die gradus Au-
reiii in Verbindang mit dem trihunal Aurelium, das jedoch von dem
alten Tribunal ganz verschieden ist. Cic. p. Clnent. 34. p. Flacc.
%%, p. Sext. 15. in Pis. 5. ad Qiiir. p. red. 5. p. dom. 21. Wer
mit Bansen diese gradus von den Stufen des nach seiner Meioang er-
höheten Comitium erklären ivill, nimmt diesen Stellen allen Sinn. In
gleicher Weise warde im Lager das Tribnnal von Hasen aafgebaut.
Dio Cass. LXII, 2. Plin. Paneg. 56.
88) Nardini, Roma ant t. II. p. 141 ed. Nibby. hat geglaalt^
aaf einer Münze (s. ansere Taf.) mit dem Namen PALIRANVS die
. — »1 —
Roftlris standen zahlreiche Ehrendenkmäler und andere Stn^
Inen, wie die der drei Sibyllen (PI in. XXXIV, 5, II.), von
denen in der dritten Periode die Rede sein wird ; die Statuen
getödteter Gesandten (Cic. Phil. IX, 2. Plin.XXXlV, 6.),
Sulla undPompeius (Dio Cass. XLII, 18. Suet. Ca es. 75.
Appian. B. C. I, ti7.), und gewiss noch mehrere. Ausser-
dem aber werden noch einige sehr alte Denkmäler genannt,
deren Bestiinmung grosse Schwierigkeit hat. Es sind deren
namentlich drei, welche im genauesten Zusammenhange ste-
hen: dieStatue des Attus Navius, der heilige Fei-
genbaum {ßeus RutninaUs oder Navia) und das Puteal,
unter welchem der Schleifstein vergraben sein solltcl Alle
beziehen sich also auf die bekannte Erzählung, dass Tarqui-
nins Priscus, als er jene Veränderung mit den Rittcreenturien
vornehmen wollte , an dem Augnr Attas Navius Widerstand
fand; dass dieser vor des Königs Augen einen Schleifstein mit
dem Scheermesser zerschnitt und so demselben Achtung vor
der Prieslerweisheit einOösste. Der Schleifstein und das Mes-
ser wurden auf dem Comitium vergraben und dem Attus Na-
vius wurde eine Statue gesetzt. Eine Erweiterung der Sage
brachte wahrscheinlich auch noch den Feigenbaum damit in
Verbindung. — Von jener .Statue nun sagt Li v. I, 36. Sta"
tua Atti capüe velato, quo in loco res acta esty in comitio^
in gradibus ipsis ad laevam curiae fuit. coteni
quoque eodem toco siiam fuisse memorant, ut esset ad poste-
ros miraculi eius monumentum. Diese W^orte enthalten oOen-
bar die Erklärung, dass die Statue nicht mehr vorhanden war
und damit stimmt überein Plin. XXXIV, 5, 11. Namquer
et Atti Nävi statuafuit ante curiam^ cuius basis conßagra^
Roslra dargestellt za sehen, ond Baasen (fll B. S. 67.) hat dieß» für
eine Gewissheit angaoomnieo. Allein der auf dieser Münze befindliche
Gegenstand kann eher alles Andere yorstellen als Rostra und iasst zu-
nächst an eine Brücke denken. S. d. Abscbn. von d^n Bräeken.
Eben so wenig steht eine zweite Münze, das Sacrum Cloacinae dar-
stellend^ irgend mit der Rednerbiibne in Beztebnng. Bansen erkennt
liier in einem undentlicben Gegenstande ein Aplostre; aber was hat
ein Apluttre mit den Rostris zu schaffen? CJebrigens nehme ich anf
dessen Anordnung der Denkmäler anf dem Gomitiam hier keine Rück«
sieht weiter; denn gegen solche Willkühr und Unkritik giebt es nnr
ein Remedinm, von «lern Martini. IV, fO, 7. spricht.
19 •
292
tii euria ineensa P> Clodii ßmere. Cicero gedenkt ihrer
gar nicht; er sagt nur de divin. I, 17. Cotem autem Ulam
et novaculam defossam in comitio supraque impontum puteal
nccepimus. Gleichwohl beschreibt eben diese Statue als Au*
genzeuge Dionys. III, 71. dnova Kavaanevdaag awov
yjuX%i]Vy dv6aTf]a6V ini Tijg äyogag, ^ nal etg ifkh ijy
srt ngo rov ßovXeviijQiov ueifiivfiy nXrjolo^
^fjQ IsQcig ovxijg, iXdvvwp wigog /nergiov, vi^v negi-
fioXfjv exofioa %aTd tijg n^qiuXrjg. oXiyov ih dno&iv avt^s
ij re dnQVi} %£KQvq)&ai Xiyerai 9ta) 6 ivQog uaTa y^g vno
ßißfiü Tivi*, xaAeiTa« dh ^giag 6 ^onog fSno %iv
!Pc0juaicoy. Klingt dieser Widerspruch Livius und Plinius
gegenüber an sich seltsam, so erscheint er noch weit befremd-
licher, wenn man bedenkt, dass in der Zeit, von welcher
Dionysius nur sprechen kann, die Curia Hostilia gar nicht
mehr vorhanden und die neue Curie an einem anderen Orte
erbaut worden war. Denn er kam, wie er selbst I, 7. sagt,
im Jahre 723 nach Rom und blieb dort bis 745. Schon 710
aber war auf der Stelle der Curia Hostilia der Tempel der
Felicitas erbaut worden. Stand nun demungeachtet die Statue
vor der Curie, so miisste man annehmen, dass erstlich bei
dem Brande die Basis zwar zerstört worden sei, das Erzbild
aber sich erhalten habe, und zweitens, dass sie später vor der
neuen Curie aufgestellt worden sei. — Nicht weit davon nun
war, wie Dionysius sagt, der heilige Feigenbaum, und in der
That wird derselbe von drei anderen gewichtigen Schriftstel-
lern als auf dem Comitium befindlich genannt. Die bedeutend-
ste, leider schwer verderbte, Stelle ist bei Plinius XV, 18,
20. Cotitur ßcu$ arbor in foro ipso ac Comitio Romae nata,
sacro fulffuribus ibi condüisj magisque ob memoriam eius,
quae nutrix fuit Romuli ac Remi conditoris appellata, quo'
niam sab ea inventa est lupa infantibus praebens rumen {ita
vocabant fnammam), miraculo ex aere iuxta dicato^ tanquam
in Comitium sponte transissetj yitto Navio augvre. Iliio
arescitf rursusque cura sacerdotum seritur^^^). Nun war
W) Wie sehr auch dieeer der SilUgscIieii Aasgabe entnommene
293
allerdiogs der Feigenbaam, unter welchem die Knaben gefun-
den sein sollten , ficui Rumtnalü , keinesweges auf dem Co-
mitiura gewesen, sondern bei dem Lnpercal am Palatin (S.
Teodoro), und dort befand sich auch die Erzgmppe, welche
die Wölfin mit den Knaben darstellt '*^^); allein von ihm spricht
auch Plinius nicht; er war schon vor seiner Zeit nicht mehr
vorhanden, wie man deutlich aus Dionysins ersieht: ein Fei-
genbaum auf dem Comitium war an seine Stelle getreten und
von ihm ging die Sage, dass er durch ein Wunder eben jenes
Attus Navius vom Lupercal hieher versetzt worden sei, und
darum hiess er 9Lnchßeu$ Navia. Das erhält glücklicherweise
Text fehlerhaft ist, springt ia die Augen. Maller 2. Fest. p. 168.
lieset grössteotheiis oach Buuseos Vorschlägen : CoUtur ßcus arbor in
foro ipso ac comitio, ante Rom am nata, sacra futguribiis ibi
eondiiis , RuminaÜsque ob memoriam eius , quae nufrix fuit
Romuli ae Remi, eonditorum Urbis, appellafa, quoniam iub ea
irtventa est Ivpa injantibut praebens ruinen {iia vocabant mawinam):
JVavia au lern miraeuio ex aere iuxta dicato ^ tanquam in comi'
tium sponte transisset Atli Nävi augurio. quae cum aretcit,
rursUs eura sacerdotnm seritur. Das ist indessen eine sehr ge-
waltsame Kritik. Nach den HUlfsmitteln, welche der Thuan. u. Vet.
Dalech. an die Hand geben, seheint im Wesentlichen so verändert
werden za müssen : Colitur ßeut arbor in Jbro ipso ac comilio Ro'
mae nata, sacra {X) fulguribus ibi eonditis^ magisque ob memoriam
eius, quae nutrix fuit Romuli conditoris ac Ruminalis ap^
pellaia, quoniam sub ea inventa est lupa infantibus praebens runien
{ita vocabant mammam): miraeuio ex aere iuxta dicato , tanquam
in comitium sponte transisset, Atto Navio augure,
490) Auch dafür ist Dionysins die gültigste Autorität. I, 79.
xb piv ovv aXao9 (IlavoS) oitUrt Siapivtt, tu dt avxQOVf i^ ov n hpinQ
ixoidorai r<p Halatitu n^oftffxodoptipjlvov dtlm*vTai xaza rifv titl xov
mnöB^opov tpi(fovaav oSov. xal Tipiv6g iaxtv avvov hXt/oiov, i'vd'a ttnwv
usirai tov nad'ovs, kvxaipa naiSioiS Bval rols paarovs tnixovaa noi^»
fiara iraXaiäs i^aoiae. Das ist das Erzbild, welches die Aedilen Cn.
u. Q. Ogulnii von den Strargeidern weiheten ; hier am Lupercal , und
keinesweges auf dem Comitium, wofür jede Andeutung fehlt. Liv. X,
U^. adßeum Ruminalem simulacra infantium eonditorum Urbis sub
uberibus lupae posuerunt. Vgl. 1,4. Varro L. L. V, Ä. 0. 60.
Paul. Diac. p. *^7I. RuminalU. Plvtarch. Rom. 4. Ovid. Fast.
II, 410. Serv. z. Aen. VIII, 90. Wenn Letzterer sagt, das Lupercal
sei in Circo , so erklärt sich das aus Dionysins. — Bekanntlich be-
wahrt auf dem Capitole der Palozzo de* Conservatori eines der in-
teressantesten Denkmäler, eine bronzene Wölfin in schönem altera
Style, ganz wie sie mit den Knaben auf bekannten Münzen vorkömmt-
Es seheint nichts der Annahme entgegenzustehen, dass es jene W^ölfla
vom Jahre 458 d. St. sei. Die Knaben fehlen. S. Micali, JUonuin,
U 4%, \. Müll. tt. OesterL Denkm. a. K. L X^ 58»
294
seine Bestäüguug durch Festas^^^), der nur leider aueb
wieder traurig verstümmeU ist; aber so viel ersieht maD
daraus mit Gewissbeit , dass er von jener wunderbaren Ver-
setzung spricht. — So darf es denn auch nicht befremden,
wenn Tacitus^^) den Feigenbaum auf dem Coniitium für die
wahre ficus Rurainalis nahm> die laugst verschwunden war. —
Fragt man nun aber, wo sich dieDenJcmäler befunden haben, so
lässt sich darauf keine bestimmte Antwort geben. Li vi us sagt,
die Statue habe (ehemals) in gradibus ipsü ad laevam curiae ge«
standen. Das kann nnr von der Hostilia und ihren Stufen ver--
standen werden. Aber Dionysius kann diese Curie nicht
meinen und da nur durch den von ihm angegebenen Standort
der Statue die Stelle des Baums bestimmt wird, so hängt diese
von der Frage ab, wo die spätere Curie war (s. u.). Nur
eines der drei Denkmäler scheint gewiss zu sein, das Puteal >
welches angeblich über dem Schleifsteine stand ; denn obgleich
Cicero es nicht näher bezeichnet, so lassen doch Dionysius
Worte, xccAfiTai 8h ^qsuq 6 rono^ vtio tmv 'Pwfjiaiwv,
kaum einen Zweifel, dass damit das allbekannte Scribonia>
num gemeint sei, dessen Lage beim Ti^ibunal schon oben
(S. 280,) nachgewiesen worden ist»*). — Noch war auf dem
Comitium eine Stelle mit einem schwarzen Steine bezeich-
net *•*) , so viel sich aus der verstümmelten Nachricht abneh-^
men lässt, eine Grabstätte; ursprünglich für Romulus be-
stimmt, aber der Sage nach sollte Faustulus da liegen. Nach
einer anderen Nachricht bezeichnete des Faustulus Grab eip
marmorner Löwe»^); aber auch nach Varro soll des Romulus
491) Fest. p. 169. „Navia'^ . ßeus quoque in comitio appellatur
Navia ah Atto Navio au^ure. ^un folf^t die Geschichte vod TarquH
nias ; üana aber kaon man aas den kümmerlichea Restea dea Zosam^
sieohang^ nor erratben.
93) Ann. XIII, 58. Eodem anno Ruminalem arborem in eomi-
tio, quae super octingento* et quadraginta ante annos Remi Romuli-
que infuntiam texerat, mortuif ramalibus et areseente trunoo demir
nutam prodigii looo habitum est, donec in novos fetuM reoireseeret,
93) Anderer Meinung ist Salmas. Exercitt, IHin. p. 1139.
94) Fest. p. 177. Niger lapis in Comitio locumfanestum signi-
ficat, fit alii j Romuli morti destinatum. Med non usu obv[yeiui, at
ibi scpellretur, sed FaQ>/u/«m »tt^'[ciam eins etc.].
93) Dtonya. I, 87. uvig di xcU top liovta xoy ki^woTf o( Isrnro
295
Grab lei den Rosiris und darüber zwei Löwen gewesen
aein^^^). Ausserdem mochte manche Statue als Ehrendenkmal
hier stehen, wie z. B. die des Hermodorus, des Interpreten
bei der Decemviralgesetzgebnng. PI in. XXXI V^, 5, 11.
Der untere Theil des Forum, oder das Forum im engeren
Sinne, war, wie schon gesagt, seit Tarquinius auf beiden
Längenseiten mit Hallen (porlieus) und Tabernen umgeben.
Sie gehörten wenigstens zum grösseren Theile Privatleuten,
denen die Plätze überlassen worden waren '^), bis nach und
nach öffentliche Gebäude sie verdrängten. In den Tabernen
mochte Handel aller Art Statt finden, wie die lanienae in der
Geschichte der Virginia beweisen. Bei derselben Gelegenheit
werden sogar Schulen, ludi Uterarum^ hier angegeben"^).
Als aber auch dieser Theil des Forum grössere politische Be-
deutung erhalten hatte, wurde wohl aller eigentliche Marktver-
kauf entfernt und es blieben hauptsächlich die Tabernen den
Geldwechslern, wovon sie nun selbst argentariae tahernae
genannt werden ^^). Von diesen Tabernen nun haben beide
Längenseiten des Forum ihre Benennungen erhalten, indem
man alte und neue Tabernen unterschied und so die eine Seite
sub Feteribusj die andere sub Novis nannte. Die wichtigste
Stelle für diese Namen ist bei Cic. Acad. IV, 22. , wo sich
ini t^ awfiart rov ^avarvXoo xidijvai cpaaiv.
496) Sc hol. Graq. z. Hör. Epod. 16,12. Nam et Farro pro
rostris tepulerum Romuli dixit, uhi etiam in huitu rei memoriain
duos leones erectos fuisse constat,
97) Liv. I, 35. 8. Anm. 463. Noch XXVI, 10. Mgt denelb«
von dem grossen Brande: Cotnprehenta po$tea priuata aedißcia; n«-
que enim tum basiticae erant.
98) Liv. IH, 44. Firgini venienti in forum (ibi namque in ta*
bemis iiterarum ludi erant) minister deeemviri libidinis manum in»
ieeii, Dionys. Xf, 28. rjv 9t ra dt9wntaXiia rwv ncUSwv %6t6 ^e^i
rt/v ayoQÖLv,
99) Varro b. Noo. p. 532 M. p. 364 Gert, hoe interoallo pri-
mum Jorensie dignitas crevity atque ex tabemis lanienit argentariae
Jaetae, Leider fehlt die Angabe der Zeit. Die älteste Erwähnung
geschieht wohl Liv. IX, 40. beim Triumphe des Papirius Cursor: ut
aurata scuta dominit argentariarum ad forum ornandum divideren^
tur. XX VI, 11. tabemas argentariat , guae eirca forum Romanum
iuno essent. vgl. 27. Varro L. L. Vi, 9. p. 269. ut eomitia indicap
dt roMtrie et argtntarii tabemas oeoludant.
296
die alte und neue Akademie, wie die allen und neuen Taber*
nen entgegengesetzt werden : ut ü, qui sub Novu Molem non
ferunt^ item ille^ cum aestuaret, veterum^ ut maeniano^
rum ^^) SIC Academicorum umbram secutus est. Diese eine
Stelle beweiset evident, dass sub Novis die nördliche, nach Mittag
(Südwest) schauende Seite des Forum genannt wurde, denn sie
ist ja die Sonnenseite ; die südliche aber sub yeteribusy denn
dort war die Schattenseite. Wie aber hier durch den Gegen-
satz beiden Seiten zugleich ihr Name angewiesen wird, so
sind eben so entscheidend für jede einzeln die Nachrichten,
welche von dem Baue der gleich zu besprechenden Basiliken
reden, von denen die eine post argentarias novas, die an-
dere pone veteres aufgeführt wurde. Da nun über deren
Lage gar kein Zweifel ist, so haben wir auch die entschieden-
ste Gewissheit darüber, dass die Novae auf der Linie des Ar-
cus Severi und Faustinatempels, die f^eteres auf der Seite der
drei Säulen lagen ^). — Eine besondere Gruppe dieser Ta-
500) Du das Forom bis zu dea Zeiten der Kaiser zug^leich Platz
rUr öffeDÜicho Spiele war, so bedurfte es einer Einrichtung;, weiche
den Zuschauern hinreichenden Platz gewahrte. Vitruvs Vorschril^
V, I. circum tpoctaeuia spatiosiora intereolumnia distrihvantur^ ciT"
cßque in portioibtis argentariae tabernae moenianaque supertoribu4
coaxationibui eollocentur. entspricht jedenfalls ganz der Anlage des
römischen Forum. Auch hier sind porticus et tabernae und über den-
selben die maeniana, d. h. Balcons oder Loggien, denen dadurch eine
grössere Tiefe gegeben wurde, dass man die Träger derselben über
die Linie der Gebäude oder Säulen hinausreichen liess. Paul. Diac.
p. 135. Maeniana aed\ficia a Maenio sunt appellata. Is enim pri-*
muM ultra columna» extendit tigna, quo ampliarentur superiora.
laidor. Orig. XV, 3, II. Maenius coitega Crasti (s. Mull. z. Paul.)
in foro proieeit materias, ut essen t loca in'quibus speetantes insi^
sterent, quae ex nomine eius maeniana appellata etc. Pseud. -
As COD. z. Cic. Divin. in Caec. 16, exceperat ius sibi unius oo^
lumnaey super quam tectum proiiceret provolantibus tabulatis, undo
ipse et posteri eius spectare munus gladiatarium possent, quod etiam
tum in foro dabatur. Vgl. Varro b. Non. p. 83 M. p. 5V Gerl.
Non. p. 65. (46.) Salm. z. Spart. Peso. li. Schneid, z. Vi«
truv. l. I. Müller z. Fest. 1. 1. lieber den Ursprung des Nameas
vgl. unten Basilioa Porcia und Columna Maenia. — ' Die Mae^
niana sub yeteribus waren nach Varro b. Plin, XXXV, 10. n. 113.
von Serapion gemalt«
1) Es fehlt aueh ausserdem nicht an Erwähnnngeo dieser Ta^
bernen. Varro L. L. VI, 7. p. 237. Sub Novis dieta pars in foro
aed^eiortfm, quod vocabulum ei pervetustum. Plin. XXXV, 4, 8.
Hinc enim ille Crassi oratoris lepos agentis sub yeteribus, cum
testis cotnpellatus instaret: Die ergo^ Crosse, qualom me rerisf Jtf-»
«97
bernen hiess Septem tabemacj später Quinque tab, *^^) , je-
deofalls im eigentlichen Sinne zu nehmen. Sie scheinen nicht
Privatbesitz 9 sondern Staatseigeuthum gewesen zu sein, da
sie von den Censoren publice wiederhergestellt werden ').
Die Seite der Novae ist bis zur Zeit der Basiliken durch
keine bemerkenswerthe Stelle ausgezeichnet; dagegen ist die
der Veteres desto reicher daran. Zuerst lief hier dicht unter
dem Capilole der Vicus lugarius in das Forum ein, an
dessen Anfange der LacusServilius war. Darüber wird
indessen besser in Verbindung mit der Basilica lulia gespro-
chen. Eben so mundete weiterhin der Vicus Tnscus in
das Forum, dessen genauere Lage im Abschnitte, welcher
von der Tiefe zwischen PalaÜn, Aventin und Capitol handelt,
angegeben wird. — Ob an dieser Seite sich auch die Pila
Horatia, wo die Spolien der Curiatier aufgehangen worden
lern, inquitf ostendens in tabula pietum inßcetUtime Galium., womit
zn verpleicbeo Cic.de o r. II, 60. demonslravi digito pietum Galiutn
in Mariano Mcuto Cimbrieo *ub Novit. Das Bild war also dem
sub Feteribus Steheoden gegenüber. Vgl. Qniut. I. 0. VI, 3, 58.
For die Novae s. ooch Liv. III, 48. XXVI, *i7. XL, 5t. fdr die F^
ieres P I i a. XXXV, 10, 36. L i v. XLIV, 16. S o e t. Au g. 100. Plant.
€arc. IV, t, 19. Sub Feteribut^ ibi ntnt, qui dant, quique accipiunt
/oenore,, woraus erhellt, dass es eben aach argentariae waren, wie
die Novae ansdriicklich genannt werden.
502) Eine sicbere Gewähr für die letztere Benennung giebt es in-
dessen nicht. Livios sagt von dem grossen Brande am Forom XXVF,
VI, pluribus eimul ioeis eirea forum incendium ortum. eodem temn
pore tepiem iabemae , quae pottea quinque , et argentariae , quae
nunc novae appellantur , arsere. Allein die Richtigkeit der Lesart
ist schon von Maret in Zweifel gezogen worden. „Nnmeri notam (V)
potant esse, quae uon erat. Habet enim antiquus liber quae postea
vet. et argentariae." Nun ist es allerdings bemerkenswerth,
dass sie als Septem iabemae, nicht als Quinque^ wieder aufgebaut
wurden (Anm. 503.) ; dass sie aber auf der Seite der Novae gelegen
haben, sollten , ist durch nichts erwiesen , ja nicht einmal wahrschein-
lich. Denn Livius sagt ja ausdrückUch, dass an verschiedenen Orten
sugleich Feuer ausgebrochen sei, dass gleichzeitig die Septem tabeiv
oae und die Novae in Flammen gestanden hätten ; das scheint aber
den Gedanken auszuscbliessen , als wären die Septem unmittelbar bei
den Novis, auf derselben Seite gewesen. In jedem Falle bleibt die
Sache zweifelhaft, und so viel ist gewiss, dass bei luven. I, 105.
quinque iabemae Quadringenta parant, nichts nSthigt, gerade an
diese Tabernen zu denken.
3) Liv. XXVII, II. Locaverunt inde r^eienda, quae eirea
forum ineendio eonsumta erant, septetn tabernas, maeeilum,
atrium regium.
298
waren ^<'^), befand, ist ungewiss. Es wird nar gesagt, dass
sie am Anfange der einen Halle stand. — Nach der Schlacht
am Lacus Regulas wurde hier eines der berühmtesten Heilig-
thümer , der Tempel des Gastor und Pollux , gewöhnlich nur
Aedes Castoris genannt^), geweihet. Die Sage, dass
namittelbar nach der Schlacht die Dioskuren am Lacus lu-
turnae erschienen seien, und dass man au dieser Stelle den
Tempel erbaut habe^), giebt uns ziemlich genau die Stelle
des Tempels an. Denn der Quell der luturna war nahe bei
dem Vestaheiligthume und folglich konnte auch der Tempel
nicht entfernt sein. Daher haben sich manche bestimmt ge*-
sehen, die Ruine der drei Säulen für den Castortempel zu er-
kennen ; dass diess aber unrichtig ist, und vielmehr dieses Ge-
bäude zwischen dem YeslaheiLgthume und dem Castortempel
gelegen haben muss, wird sich weiterhin zeigen. Die Weihe
erfolgte im Jahre 269. Id. Quinct. '). Der Tempel, der
604) Dionys. llf, 22. tziQov 9i riJQ agsr^e, fjv tneSaiiaTO *ata
xijv fiaftiv, fiUQTVifiov 17 ywvtaia orv^s , t/ t^€ iri^at naaraSog
aorovoa iv »Yoga, i<p vg ixetro rä oxCXa rwr *j4Xßavwv rgtSv^
ftwv. za fitv ovv oTiAa ijtpmiatai oia ftt^xog x^ovov^ rr^v o tnijUfjaiv t/
OTvltg «pvlarrei ri^v ctvz'ifv *0^aria xaXovfiivrj iriXa, Liv. f, 26.
spolia Curiatiorum ßxa eo ioco, gut nunc pila H oratio appeUor
tur. Es scheint fast, als sei der Name aar aus Missverstandniss aaf
den Pfeiler überf^etragen. Mao hat allerdio|;s die Ilallea am Porom
nicht sovohl auf Säulen, als auf Pfeilern ruhend zu denken, und noch
Ca tu 11, 37, 1. nennt sie: a pilealis nona fratribut pila» Allein in
Tullus Hoktilios Zeit (^ab es noch §;ar keine solchen Hallen und Livins
scheint auch gar nicht pila als Pfeiler zu verstehen ; denn er sagt
veiterbin : inier iila pila et spolia hoMlimn. und damit vereinigt sich
Prop. Hl, 3, 7. Et cecinit Curios fratres et Horatia pila.
5) Daher der Witz des Bibulus, dem Collegen Caesars in der
Aedilität. Dio Cass. XXWII, 8. 6 ovv BißovXog avxog intaxoJTTTwr
l'ityev , or* to avrd r^ IlokvStvnei ninoi4^iag eit/, rov yäg to» vaoi
tnowoH ot TiDoe tov adßltpoy roy Kaazo(*a ovzot , in ixtiyov ftorov ^
e^Oiyv/Aia avrov yiyverat, Sa et. Ca es. 10.
6) S. Anm. 344. Den dort angeTuhrten Stellen sind noch hin-
zuzufügen: Plutarch. Coriol. 3. *£y ixtlvfi de rfj fiaxfj ««^ tov«
^looxovgovs tTtitfavijvaA JUyova*, xal fihra rrjv paxfjv tv&i/S 6q>^i}ra*
geofUvote i8(fWTi toIq 'innoig iv äyogä rrjv vun}v anayyiXkovrae, ov rov
Traget T^y xgyv^v vews ionv avrotg idgv/M^os, Flor. 11, 12. Minoc.
Fei. Octav. 7. Der doppelten Sage gedenken auch ohne £n»'ähnung
des Erscheiocus an dem (juell Cic. de nat. deor. II, 2. Tose. I,
M. Flor. I, 11.
7) Liv^ 11, 42. Plutarch. Coriol. 3. "O&tv nal t^v i7fi*>ay
intrixtov ovaav iv rta *Iou)u4^ /^'/''^ ^^C tidoifQ J*oox6gots arUQiuxaat.
Vgl. Merk. z. Ovid. Fast. p. CXXVI. Mit welchem Rechte aber
299
einzige eigentlich am Forum siehende, scheint in der Zeit der
Republik von massiger Grösse gewesen zu sein, vielleicht nur
ein einfacher Proslylos *°®), auch nach seiner Restauration
durch L. Melellus Dalmaticus ^) ; aber eben die Lage am
Forum, die ihn zum Zeugen des gesammten politischen Trei-
bens machte, während von dem Spiegel der zu ihm führenden
Stufen, wie ehemals vom Vulcanal, zu der Volksmenge ge-
sprochen ^°), in ihm häuiig Versammlungen des Senats gehal-
ten und wohl auch Gerichtsverhandlungen gepflogen wur-
den '^) , hat ihn zu einem der berühmtesten Tempel Roms ge*
macht. Er wurde von Tiberius neu erbaut und 759 VI Kai.
Febr. geweihet, unter seinem und Drusus Namen**) 5 viel-
leicht weil er im J. 747 (wohl zugleich mit der Basilica lulia)
abgebrannt war*^). Der unsinnige Caligula verband den
Tempel mit seinem palatinischen Palaste , liess die Hinlerwand
der Celia durchbrechen und fand ein Vergnügen darin, sich
dort gesagt werde, der Tempel sei ,,bieonip post votaiu*' geweiht, ver-
siehe ich nicht.
5U8) Das scheint hervorzagehea aus Cic. Verr. I, 56. Utrum
exütimatis minus operis esse unam coiumnam ejficere ab integro no^
vam nullo lapide redivt'vo, an quatuor Utas reponere ? cap. 5U. qui
waiore pecuniä quatuor eolumiias dealbandas, quam ille omnes ae^
dificandas locaverit. vgl. cap. 55.
9) Cic. p. Scaur. 40. L* ipse Metellus, avus huius, sanctis^
simos deos ilio consUiuisse in templo videtur in vestro conspectu,
iudices etc. Dazu Ascon. Casforis et Pollucis templum Metellus,
quem nominat, refecerat, Verr. I, 59. Dazu P seud.^-Ascoo. Ex
aede Casforis, quam de manubiis //. Metellus exstruxerat ; qui Me-
tellus suhactis Dalmaiis JJalmaticus appellatus est, Plutarch«
Pomp. 2.
10) Dio Cass. XXXVdl, 6. xcü itQoQ {aIv to Jioaxovgeiov atf
ovTTCQ ixttvos (Caesar) i^t^pr^yogsi dunias. Eben darauf beziehen sich
Cic. p. Sext. 15. p. dorn. ;jl. Plutarch. Cato mio. ^7. Süll.
33. Appian. Civ. 111, 41.
11) Cic. Verr. V, 72. vosque, omnium verum forensium , conr
siliorum maximorum legvm iudiciorumque arbilri et testes, celeben^
rirno in loco P. R. locati, Castor et Pollux, I, 49. in aede Castoris,
celebcrrimo clarissimoque monumentoy quod templum in oculis quo-
tidianoque conspeetu populi Romani est positum , quo saepenumero
senatus convocatur; quo maximarum rerum frequentissimae quotidia
advocationes fiunt. Vgl. p. Quint. 4.
n) Dio Cass. LV, 27. Sueton, Tib. 20. Ovid. F^st. I,
705. Pont. H, 2, 85. Fast. Praon.
13) Dio Cass. LV, 8. Mo Dum. Aocyr. Vgl. Me rk. z. Ovid,
Fast. p. CXXVl.
300
zwischen den Statuen der Dioskuren zu zeigen <^^). Claudias
stellte ihn wieder in der früheren Weise her i^).
Mit dem Jahre 569 beginnt die wichtige Periode der
Basiliken, Gebäude, welche für öffentlichen Verkehr, haupt-
sächlich kaurmännischen bestimmt waren, und erst späterhin
auch zu Gerichtsverhandlungen benutzt wurden"). Vom
Jahre 544 wird ausdrücklich berichtet, dass es damals in Rom
noch keine Basiliken gab i^) . hinter den Hallen und Tabernen
lagen Privatgebäude. M. Porcius Cato war der Erste, wel-
cher in seiner Censur vier Tabernen und einige Privatgrund-
stücke in Lautumns (S. 267.) kauRe , um daselbst eine Basi-
lika zu erbauen, welche nach ihm Porcia genannt wurde ")•
Sie grenzte an die Curie und lag also zunächst dem Comitium ;
ol sie aber bis an das Forum selbst reichte, oder hinterwärts
lag , lässt sich mit völliger Sicherheit weder bejahen , noch
verneinen*»). Als die Curie abbrannte (700), wurde auch
5U) Dio Cass. L[X, 28. Säet. Calip. VI-
15) Dio Gas 8. LX, 6. antSwite Si xal rois Jioanovgotg rov vetur,
16) lieber die Anlüge der Basilikeo nod ibreßchtiminaDg Vitr. V, 1.
17) Liv. XXVI, 27. Comprehensa postea privata aed\ficia: n e-
que enim tum basilicae erant.
18) Liv. XXXIX, 4i. Cato atria duo, Maenium et Tilium, in
Lautumüs et quatuor tabernas in publicum emit, batHitamque ibi
Jecity quae Porcia appellaia est.
19) Es ist allerdings oicht nöthig, unter den vier Tabernen solche
zu verstehen^ welche unmittelbar am Forum lagen, obwohl es das IVa-
tiirlichste ist. Zweideutig ist auch Plutarch. Cato mai. 19. lIoX^
Aa ot nal ir^ug t^v r^g Saaüuxijg xaraottev^v 7/vavriw&7jaav, ^v intivog
*« X^fMiTutp notvwv V TT o xb ßovXevT^Qiov Tji ayo{fa naQißale
9uU Uo^xiav ßaaiXtKtjv Tr^ogTfyÖQevoe, Bedeutender aber ist ungeachtet
einer argen Verwechselung die Nachricht des Pse u do^Ascon. z.
Cic. Divin. in Gaec. 16. Maentus, cum domum suam venderet Ca-'
*?".' '^ jP/öcco censoribut, ut ibi basilica aedificaretur, exceperat ius
sibi unius columnaCj super quam tectum proiiceret ex provotantibus
tabuiatis, unde ipse et posteri eius spectare munus gladiatorium pos-
sent^ quod etiam tum in foro dabatur. Eben so Schol. Gruq. z.
Hör. Sat. I, 3, 21. wo es geradezu heisst: domo sua, quam ad fo*
rwn habebat, divendita. Wenn auch Ersterer aus Unwissenheit
diess auf die Cofumna Maenia , eine Ehrensäule, bezieht, so be-
weiset doch schon die richtige Angabe beider Gensoren und dio
Uebereinstimroung mit Livius, dass seiner Bemerkung eine viel äl-
tere, von ihm nur falsch angewendete Nachricht zu Grunde liegt; und
verbindet man damit, dass eben Maenius der gewesen sein sollte, qui
primus ultra columnas exfendit tigna (Anm. 500.), so erhält diess
noch mehr Gewicht. Endlich wird auch diese Basilica in Gicero's Zeit
als der Versammlungsort der Volkstribunen genannt. Plutarch. Cato
301
sie vom Feuer ergriffen, ambusta est^^*^). Ob sie damals
wiederhergestellt wurde, ist zweifelhaft; wenigstens findet
man sie seitdem nicht weiter erwähnt.
Viel grössere Berühmtheit hat die zweite Basilika erhal-
ten. Das Jahr 574, wo M. Aemilius Lepidus und M. Fulvius
Nobilior Censoren waren, ist eines der merkwürdigsten in
Bezug auf römische Bauunternehmungen. Neben der Ausfüh*
rung anderer grossartiger Werke erbauete Fulvius auch am
Forum, posi argentarias novas, eine BasiUca ^^). Livius
schreibt ausdrücklich alle bedeutenderen Baue dieses Jahrs dem
Fulvius zu ; allein es ist nicht zu verkennen, dass beide Cen-
niD. 5. 'H 8i KoXovfiiiij Iloifxtit ßaoiXtx^ TtfiffTinov tjy ard&tjfia rov
naXaiov KarwvoQ. Bu'jd'orts ovv txti XQV^^^^^^^^ ^^ Sijfia^j^oi xal mio»
rot TOis Bitp(fOii tfiTTodojy ttva^ doKOvyros, tp^ojaay v(ptXtiv avtbv ij /ucro*
OT^aai, Daza scbeiat oao oUerdiogs eio Ort nomittelbar am Forum
geeigaeter als hioter der Garie. Was dagegen oogeführt werden köoDte,
Ist die unmittetbare NÜbe des Porom Piscatorium) nach Plaat. Gapt.
IV, 2, 33.
Tiim piscatoreg, qui praehent populo pisceg foetitfos,
Qui advehuntur quadrupedanti cruciatiii (?) eavterio,
Quorum odos subhasilicanoi omnes ahigit in forum.
Indessen kann aucb dieses Forum nabe genug gelegen babeu, um in
d«r Gegend der Basilica öbelo Geroch zu verbreiten , und im Grunde
hat wohl Bunsen (Beschr. 111 B. S. 29.) sie nur vom Forum weg-
gewiesen, um für seine zwei aemilischen Basiliken Platz zu schaffen.
Vgl. indessen Anm. 538. — Uebrigens wird die Basilica Porcia aoch
noch io einer zweiten plautinischen Stelle genannt. Cure. IV, 1, 11.
Ditis damnosos maritos sub basilica qtiaerito.
Abgesehen von dem dunkeln Sinne der ersten Worte ist jedoch die
Erwähnung der Basilica in zwei plautinischen ComÖdien höchst auf«
fallend. Denn wenn er während des Consulats des P. Claudius und
L. Porcius starb (Cic. Brut. 15. Hitachi, De aetate Plauti. Bonn,
1841.), also 10 demselben Jahre, wo Cato Censor wurde, so konnte
ihm überhaupt am Forum keine Basilica bekannt sein, und überdiess
ist die Porcia hinreichend durch das Forum Piscatorium bezeichnet*
Nun iässt sich zwar füglich annehmen, dass die ganze Scene des Cur-
eulio, eine Art Parabasis, welche mit dem Stücke selbst in keinerlei
Zusammenhange steht, späterer Zusatz, wiewohl immer aus frühester
Zeit sei ; ob aber aucb in den Captivis die Annahme einer Einschal-
tung zulässig sei, dürfte schwerer zu entscheiden sein. Dem Scharf-
sinne des Herausgebers der plautinischen Comödien bleibt die Lösung
dieses Widerspruchs vorbehalten.
520) Ascon. z. Cic. p. Mil. Arg. p. 34 Or. Quo igne et ipsa
quoque curia flagravit, et item Porcia basilica, quae erat ei iuncta,
ambusta est
2t) Liv. XL, 51. M, Fulvius plura et maioris loeavit usus, —
hasilieam post argentarias novas et forum piscatorium, cireumdatis
tabemisj quas vendidit in privatum.
302
soren, welche, früher erbitterte Feinde , ein schönes Beispiel
aufrichtiger Verhöhnung und inniger Eintracht gaben ^^^), anch
in ihren Bauunteruehmungen gemeinschaftlich handelten. Nur
so erklärt es sich , dass die Fulvier in der Folge gar keinen
Antheil an den Veränderungen haben, welche die Basilica er-
fuhr ; dagegen alle Restaurationen von den Aemiliern ausge«
ben. Schon im Jahre 675 mag eine solche durch M. Aemilius
Lepidos Statt gefunden haben, da er Schilder mit den Bildern
seiner Vorfahren (cltpeatae imagines) darin aufhing*®). Dem«
ungeachtet gilt sie noch als Fulvia oder, wenn genauer ge-
sprochen wird, Aemilia et Fulvia*-^). Schon im Jahre
699 aber fand, wie es scheint, ein völliger Umbau durch L.
Aemilius PauUus, den Bruder des nachmaligen Triumvir Le-
pidus Statt. So erfahren wir durch eine sehr wichtige, jedoch
etwas räthselhafle Nachricht bei Cic. ad Att. IV, 16. Paul-
las in medio foro basüicam tarn paene texuit iisdem anti-
quis coluvmis; Warn autem^ quam locavit, facit magnifi--
centissimam, quid quaeris? nihil gralius illo monumcnto^
nihil gloriosius, itaque Caesaris amici (me dico et Oppium^
dirumparis licet) in monumentum illud^ quod tu tollere lau-
dibus solebas^ tU forum laxaremus et usque ad atrium Li-
bertatis explicaremus , contetnpsimus sexcenties HS. cum
privatis non poterat transigi minore pecwiia. Aus diesen
Worten geht soviel mit Gewissheit hervor, dass derselbe Ae-
milius Paullus zu gleicher Zeit eine Basilica am Forum wie-
derherstellte , und eine zweite , neu zu bauende in Contract
gegeben hatte. Was nun die erstere anlangte, so kann darun-
ter eine andere als eben jene Fulvia-Aemilia gar nicht
verstanden werden, und ausdrucklich wird sie von Plutarch
51^2) Das sa^t nicht nar Livius, somlern auch Gell. XU, 8.
Vgl. De Romae vet, mur, atq. port. p. 80. and den Abschn. von
den Brücken.
?3) PI in. XXXV, 3, 4. Post eum (App. ClaudiaAi) M. Jemiliut,
CQÜega in consulatu Q, Lutatii, non in basilica modo Aemilia^ ve-
rum et domi suae posuit,
H) Varro L. L. VI, !^. p. 187. Solarium dictum id, in quo ho-
ras in sole inspieiebantur, quod Cornelius in basilica Aemilia ei
Fulvia inumbravit, s. d. folg. Anm.
303
genannt ^^^). Dagegen ist die Frage, wo die zweite durch
nichts näher bezeichnete erbaut worden sei, voll grosser
Schwierigkeiten. Man hat sich begnügt , Cicero's Nachricht
nur eben gerade so hinzunehmen und hat zwei Basilicas Ae-
milias neben einander auf derselben Seite des Forum angenom-
men ^^). Nun kennt aber das ganze Allerthum , bis auf die
Notitia imperii herab, durchaus nur eincBasilica Pauili
oder Aemilia ^^) und so hat sich denn Buusen durch die
Annahme zu helfen gesucht , Paullus habe beide, die Fulvia-
Aemilia und die neue Aemilia mit einander verbunden und ein
Gebäude daraus gemacht ; wiewohl sie auf seinen Plänen im-
mer getrennt erscheinen. Bei diesem traurigen Versuche,
dem Widerspruche zu entgehen, sind die Fragen nicht berück-»
sichtjgt: wann diess geschehen sein könne? welche Gründe
vorhanden sein konnten, dass man nicht vielmehr beide Basi-
liken neben einander bestehen liess, oder, da die Restauration
der einen und der Neubau der anderen in dieselbe Zeit fielen,
nicht lieber einen einzigen Prachtbau aufführte? Endlich ist
nicht bedacht, welch seltsames Gebäude wohl daraus b'iiie
entstehen müssen , wenn man zwei jedenKiUs sehr ungleiche
Basiliken, die eine aniiquis columnü, die andere magntficen*
tisnma^ so mit einander verbunden hätte, dass sie nur ein
Ganzes ausmachten und für eine Basilica galten. — Der Wi-
derspruch scheint sich vielmehr auf andere Weise zu heben.
Denn wie ich fest überzeugt bin, dass es zu keiner Zeit mehr
als eine Basilica Aemilia am Forum gegeben hat, so ist es
mir auch nicht zweifelhaft, dass die zweite, von Cicero er-
wähnte, für deren Neubau eben erst die Privatgrunds lücke an-
gekauft worden waren, keine andere war, als die nachherige
Basilica lulia. Die Nachrichten stimmen darin überein,
525) Platarch. Caes. 29. Ilavli^ Si vnir^ ovrt %lXta naX^iv-
Tonoaia ToXavra dovrog, atp tjv «cU riyv ßandirniv isteivos, ovo/iaaroy
26) Nibby, For. Rom. p. 156 ff. Canioa, Jndioa%. topogr.
p. 79. 166. B un se n , Besehr, d, St. K. Ul B. S. 29 ff.
27) Tacit. Ano. 111, 72. Plio. XXXVl, 15, 24. Stat. Silr.
!• 1, 29. Plutarch. Caes. 29. Galb. 26. Dio Gass. XLIX, 42.
UV, 24. Appian. Civ. 11,26. JNotit. Reg. IV.
304
dass PauHns mit Caesars Gelde bauete. Sie stellen das so dar,
dass er, wie Curio, in seinem Consulate von Caesar mit einer
bedeutenden Summe (1500 Talente) bestochen worden sei und
diese zum Baue verwendet habe ^^^)^ Darin liegt nun ein unbe-
greiHicherweise unbeachtet gebliebener Widerspruch. DennCi«
cero^s Brief ist im Jahre 699 geschrieben, wie aus der Erwäh-'
nnng des Processes des Scaurus und anderen Umständen un-
zweifelhaft hervorgeht. Das Consulat des PauUus fällt aber
erst in das Jahr 702, also um drei Jahre später, als bereits die
nngeheuere Summe für den Platz, auf dem die Basilika sich
erheben sollte, verausgabt war. Niemand anderes hatte die-
ses Geld hergegeben als Caesar, und das geht deutlich ans
Cicero's Briefe hervor. Denn was könnten die Worte : itaque
Caesaris arnici — in tnonumentum illud — ut forum laxa*
remus — contempsimus sexcenties HS. für einen Sinn ha-
ben, wenn Caesar der ganze Bau nichts anging? Vielmehr
sieht man deutlich, dass PauUus für Caesar und auf dessen Ko-
sten bauete, und das begründet sich noch mehr durch folgende
Erwägung. Niemand gedenkt mit einem Worte des Baues
der Basilica lulia ; sie erscheint mit einem Male als von Au-
gustus vollendet^'). Dass die Beendigung so spät erfolgte,
darf, auch abgesehen von der oft noch längeren Dauer der
römischen Bauten, keinesweges auffallen ; denp bald nach dem
Beginnen trat die Störung der öffentlichen Ruhe ein, die end-
lich einen fnnQährigen Bürgerkrieg zur Folge hatte. Bei Cae-
sars Tode aber war die Basilica fast vollendet, wie Augustus
528) Plntarcb. Caes. 29. (Aom. 525.) Appi an. Giv. If, 26.
JlavXov Se %tXii>tv nat nevroKoaiwv raXayrwv iir^iato — . HavXoc fUy
dij ri^i' IlavXüv XtyoftivTjv ßaaiXutrjv ano rdtv^e twv x^i^atiftv avi&tfltS
^J'atfiaioig, oixoSof^T^fia ne^ixaXkis.
29) Ihre Dedicatioa wird allerdio^s von Hieroo. p. 399. Olymp.
183, 3. aogepeben : Romae basilica Julia dedicata. Das fiele in das
Jahr 708; allein weder Dio Cassius noch Snetoo erwähnen etwas da-
von ; beide sprechen nur von dem Forum lulium , das noch vor der
Beendigung dedicirt wurde. Wollte man aber auch annehmen, die Ba-
silico, wiewohl eben auch noch nicht völlig beendigt, sei dennoch da-
mals auch mit geweihet worden, so müsste man, um so mehr Kugeben,
d^ss sie schon um Vieles früher begonnen worden sei, wie denn auch
der Bau des Forum vor dem Bürgerkriege angefangen worden war.
305
ansdriicUich sagt **<')• Wenn nnn demungeaishtet Platarch
und Appian angeben, Paullos habe mit dem von Caesar erhal-
tenen Gelde die Basilica Aemilia gebant, so erklärt sich diess
leicht. Denn wenn es überhaupt fest stand, dass das Geld
«im Baue einer Basilica verwendet wurde , so war es natur-
lich , dass man diess auf die seinen Namen tragende bezog,
welche ja tiberdiess zu gleicher Zeit von ihm wiederhergestellt
worden war. Will man aber daran Anstoss nehmen, dass
eben diese Aemilia als eines der prachtvollsten Gebäude Roms
angeführt wird'^), während nach Cicero sie iapide redivwo,
also wohl weniger glänzend hergestellt wurde, so muss man
nicht vergessen, dass des PauUus Bau in der Zeit, in welcher
sie gepriesen wird, ja gar nicht mehr vorhanden war. Eine
Nachriebt meldet, dass die Basilica schon im Jahre 7 18 (720)
von dem Sohne des proscribirten L. Aemilius Paullus, dem
Neffen des Triumvir, neu aus eigenen Mitteln erbaut
worden sei '^). Allein etwa zwanzig Jahre später brannte sie
ab und warde dem Namen nach von demselben Paullus, in der
530) Monom. Aiicyr. FORVM. IVLIVM. ET. BASILICAM
QUAE. FVIT. hNTEIi. AEÜEM. CASTORJS. ET. AEDEM. SATVIliM
COEPTA. PROFLfGATAQVE. OPERA. A. PATRB. MEü. PERFECI
ET. EANDEM. BASJLICAM. CONSVMPTAM. INCKNDIO. AMPLIATO
EIVS. SOLO. SVß. TITVLO. iNOMINlS. FILIORVM LXCOHAVl
[et si] VjyVS. JVON. PERFECISSEM. PERFICI. AB. HAEREDIßVS
(ncis iassi). Es i«t g^ewUa bemerkenswerth, dass Angastos die Basilica
Dicht lolia Depot, soodern darch ihre Laf^e zwiscbeo den beiden Tein-
pelo bezeichoet: wahrscheinlich weil sie eben noch nicht als lulia
dedicirt war. Das Forum aber war schon als loliom geweiht, and
daher wird es auch als solches genannt.
31) Plin. XXXVI, 15. 24. Nonne inter magn\fica basilicam
PauiU columniM e Phrygii$ mirabilem» So auch Appian: outoÖo*
(iTj^a irtQixaXX^g, und Pinta rch: ovouaaxov avä&tjfia.
3^) Dio Ca 88. XL IX, 4!^. naX tjJv aroav twv Jlavkov utdovfii-
V7JV Atfiikiog AiTtidoQ Jiavlos ldioi9 riltaiv i^tono^ofitja^ %av rfi
vnattiig, Ka&a^wosv. Was Dio aroa nennt, ist nichts anderes als die
Basilica, wenn es auch eine Portions Aemilia gab. Es ergiebt sich
mit Gewissheit aus einer zweiten Erwähnung (Anm. 533.). Ungeachtet
DDD gesagt wird, dass dieser Paullus aus eigenen Mitteln banete , hat
maa doch aDgeooramea, damals sei erst die 699 wiederhergestellte Ba-
silica, von der Cicero sagt: tarn paene texuit, beendigt worden. Wahr-
scheinlich nahm man iSoixoiofitiy fdr den Bau vollenden. Allein es
ist niehts anderes als aufbauen: und wäre diess auch nicht, so würde
doch nichts darin iiegea, als- dass PauUus seinea Bau damals be-
endigte«
20
300
m
That aber von Aogustas und aaderen Frenndeo wieder ad%e«
baat ^3'). Nun erst wurde es die prächtige Basilica mit Sin-
len aus phrygischem Marmor, die Plinius und Plutarcb sahen
und priesen; nur dass sie unter llberius im J, 775. soboa
wieder eine Ausbesserung erfahren hatte ^). Von einer zwd«
ten aber ist nie und nirgend die Rede '^).
Für die Stelle der Basiiica ist Cicero^s Nachricht entsehei*
dend. Sie lag in medio Jaro^ wobei man nur nicht an die
Mitte des ganzen Forum mit Einschlnss des Comitium zu den-
ken hat. Vielmehr ist es ungefähr die Mitte des eigenUicheB
Forum, nicht völlig gegenüber dem Gastortempel, und diese
Gegend bezeichnet Cicero auch anderwärts mit denselben Wer»
.ten 3^). In keinem Falle aber reichte sie anfänglich bis an
das Forum, da Livius ausdrücklich sagt, sie sei post argenta"
rias novas angelegt worden. — In dem Grunde der Kirche S.
Adriano hat man 1655 eine Marmorbasis mit einer Inschrift
gefunden , welche vom Aufstellen einer Statue in einer Basi»
lica spricht®'). Das stimmt mit der angenommenen Lage sehr
wohl überein ; denn die Kirche fällt zum grösseren Theile in
die Basiiica. Dass aber in derselben noch Mauern der Basiiica
vorhanden seien, ist eine durch nichts zu erweisende Annah-
me. — Wenn nun aber nachgewiesen worden ist, dass die
533) Dio Gas». LIV, 24. ^ t$ 9TPa^ Havltfc istap&tf , nttl r«
flrvA &7f etvT^s yrffos ro'JBoTfOuov itfiMtzo — . 17 jnir ovv otoa futa tovto
oivouaxi fiiv vTso AlfitXiovt is ov to rov notffQavtOi nmt avn^f yipQ^
ihjAvd'ti, Ttf Si i'ifyif 9n jHyovatov naX vn» %wf rov IlavXov ^Uutr
34) Tacit. Ann. Hl, 712. lüden diebus Lepidus m senatu pe^
tivit, ut basilieam PaulUj Jemilia monumonta , propria petunia Jir»
maret ornaretque,
35) Maa ver^leiclie sämmtlicbe bisher angefahrte Stetlea, und
man wird sich überzeugen, dass das ganze AUerthum nur eine Basiüea
Aemilia kennt. So auch bei Statias Silv. I, t, 20. sublimiM regia
PauUi; and so die Notitia im. Grensveneichnisse der viertea
Region.
.. 36) Ad Qu int. fr. 11,3. Disei.pr^ Beetia de atnMu apud prme^
torem Cn, Domitium in foro media. Das ist die Gegead de«
Caslortempels.
37) GABINIVS. VETTIVS. PROBIANVS. V- C. PRAEF. VRB.
STATVAM. CONLOCARI. PRA£C£P1T. QVAE. ORNAMENTO. BASI-
LICAE. ESSE. POSSIT. INLVSTRl. S.fiibby s«Nard. J{om. m#.
t. 11. p. 228. Faro Rom. p. 155.
BftsiBca, von deren Neubaiie Cicero sprioiit, nimiiiermehr ein«
Aemilia, sondern die lulia war» so folgt daraus auch , dass das
willkühriich zusammengesetste Fragment des capitolinischen
Plans in keinem FaUe aof die Aemiiia zu beziehen ist ^^•). Zu*
gleich aber ergiebt sich, dass zwischen der Aemiiia und der
Curie hinreichender Raum fiir die Porcia wai*, wenn diese
wirUich bis an das Forum reichte '*).
538) Mit diesem Fragmente (Bellori. t. IV. am (^enanesten bei
P i r a D e s i , Antick, di RomM, t. I. «ad auf G a n i n a ' s Stadtplane)
iftt merkwürdiger Missbranch getrieben worden , nad Tast jede neoe
Abbildung zeigt es anders, namentlich in Hinsicht der Schrift. Wer
es bei Nibby {For. Rom, tav. 2.) oder gar bei Bnaaen {Begehr.
III B. t. 1.) sieht, der mass nothwendig getaascht werden nnd es für aus-
gemacht halten, dass die Basilica Aemiiia dargestellt ist. Allein die
Saebe y«riiält sieb gaaz anders. Das Fragment besteht eigentlich a«s
zwei Stücken (s. nnsern Plan.) nnd gehört leider zum grossen Theile
za den nicht mehr im Originale vorhandenen, sondern nach Bellorfs
«od HDgeblicb Falvins Ursinna Zeichooagea wiederhergestellten Tb«i-
len. Das mittlere kleine Stack zeigt die Inschrift BASIL und in anderer
Richtung die Bnehstaben RTAT, die darch das grosse nachgebildete StHck
saLIBEftTATlS ergänzt werden. Damit bat man aua ein (wenn ich aielit
irre) auch nicht mehr im Originale vorhandenes kleines, einzeln gefun-
denes StBck verbunden, worauf EMILI steht, offenbar nur aus dem
Grunde , weil man nach Cicero die Basilica Aemiiia und das Atrium
Libertatis sich beisammen denken zu müssen glaubte. Man scheint
dafür auch noch ein Argument aus Plntareh und Tacilos entnommen
zu haben. Als nämlich die Nachricht von Otho*s Vecrath und dem
Abfalle der Pratorianer an Galba gelangte, wurden von seiner Parthei
die deutseben Truppen, welche im Atrium Libertatis lagen , herbeige-
rufen. Tacit. Hist. l, 31. ut Germanieos miiites e Libertatis atrio
arcesserent. Nun sagt aber Plntareh, die ersten Truppen seien
durch die Basiliea Panlli auf das Forum gekommen. Galb. 26. «ipci^
vovxo jrqiMtov tmtilg^ sha ojtXUai 8iä trj9 IlavXov ßautiXtnrJ9 ^(^ostpeQo-
usvot. Allein das sind die aus dem Marsfetde oder vom Lager der
Pratorianer herbeisturmenden. Die Deutschen schwankten lange : Ger-'
fnaniea vemilla diu nutavere; oder sie kamen nach Sueton. Galb.
JO. zu spSt: itinere devio per ignorantiam locorum retardaü; was
auf die Lage des Atrium bei der Basiliea nun gar nicht passt. Vgl.
d. Abseha. über den Aventin.
39) Sie ist so auf dem Plane II. angegeben , ohne jedoch eine
solche Lage Tdr gewiss ausgeben zu wollen. Man könnte selbst zwei-
felhaft werden, ob die Aemiiia dem Forum ihre Fronte zukehrte, oder
ob sie ihrer Lange nach an demselben lag. Denn da sie post argen-
tarias novae gebaut wurde , so kann damals ihr Haupteingaog nicht
vom Forum gewesen sein. In diesem Falle würde eine zweite auf die«
ser Seile nicht Platz finden. Dieses Bedenken erhält noch mehr Ge-
wicht durch eine Münze, welebe sich auf die Wiederherstellung durch
M. Lepidus bezieht und die Basilica von der Seite zeigt (s. unsere
Taf. n. 7.). Ob dagegen wiederum in Gic. in Vatin. 0. und ad fam.
XIV, t. verbmden mit Plntareh. Gat. min. 5. ein Grund liegen kSnne,
die Porcia nebes der Gorie am Foram anzuaehmen , will ich nieht eat-
20-
306
Weniger wissen wir von der dritten BasiCca, der Sem^
pronia, im J. 584. vom Censor Ti. Sempronius Gracchua
erbaut. Er kaufte dazu das Haus des Scipio Africanus und
mehrere angrenzende Tabernen , pone f^eieres^ bei der Bild-
säule des Vertumnus ^'^^)« Dieses Signum f^ertumni aber
stand im Vicus Tuscus, und zwar am Ende desselben ^^), so
dass es sehr zweifelhaft wird, ob die Basilica überhaupt als an
Forum stehend betrachtet werden kann. Die gewöhnliche Mei-
nung ist) dass die lulia an ihre Stelle getreten sei ; allein dem
stehen mehrere Bedenken entgegen , worüber bei Letzterer z«
sprechen ist. Wenn man berücksichtigt, dass der Vicus
Tuscus, das Velabrum und Forum Boarium Orte lebhaften
Handels waren, so erscheint die Anlage einer Basilica in die-
ser Gegend als sehr angemessen. Die Sempronia wird aber
weiter gar nicht erwähnt und so ist es uugcwiss, ob sie in
späterer Zeit noch vorhanden gewesen , oder ob vielleicht
durch eine der Feuersbrünste, welche diese Gegend mehrmals
verheerten, sie ihren Untergang fand und nicht wieder erbaut
wurde.
Ausser diesen drei Basiliken, über deren Existenz in den
Zeiten der Republik kein Zweifel ist, wird noch eine vierte,
die Opimia, genannt. Sie ist aus eiuer einzigen Erwähnung
bekannt, bei Varro L. L. V, 32. p. 155. Senaculum supra
Graecostasin , übt aedis Concordiae et basilica Opimia,
Ausserdem findet sich nicht die leiseste Andeutung über sie.
scheiden. Die tabula Faleria soll allerdinfs an einer Seitenwand der
Curie gewesen sein (Anm. 599.)? ^^ ^^^ ^^^ Cicero^s Worten folge^
dass dort der Versauiinlungsert der Volkstribunen gewesen sei , ist mir
nicht klar; und auch dann noch ist der Beweis nicht stringent. So
bleibt also jede geoanere nestimmuog höchst unsicher. Vgl. S. 310.
540) Liv. XL IV, 16. Ti. Sempronius ex ea pecunia, quae ipsi
atlributa eratj aedes P, AJrieani pone yeteres ad fertumni »ignum
lanienasque et tabemae , eoniunclas in publicum emit b(uilieamqu0
faciendam euravit, quae pottea Sempronia appellata est.
41) Pseudo-Ascou. z. Cic. Verr. I, 59. Signum rertumni
in ultimo vico Thurario est (i. e. Tusco) , sub basilicae angulo fls-
ctintibus se ad postremam dexleram partim. Der ullimus vieus Tuscus
kann nur an der Grenze des Velabrum gedacbt werden ; sein prinei-
pium ist, wie das des Ingarius, am Forum. Ob aber die erwähnte
Basilica die Iniia, oder einer alten vom Scholiasten benatztea Nach-
richt zufolge die Sempronia sei, das ist ganz ungewiss.
— so»
und darf man aueh sonst von nar einmaliger Erwähnang sonst
unbekannter Stellen kein Bedenken gegen die Richtigkeit her-
nehmen, so seheint doch in diesem Falle der Zweifel sehr be»
gründet. Nach dem Untergange des C. Gracchus erbauete der
Consnl Opimius nach dem Beschlüsse des Senats einen Tem«.
pel der Concordia^^). Darunter kann in keinem Falle
eine Wiederherstellung des von Camillns am Clivus Capitolinus
geweiheten Concordientempels verstanden werden, sondern
ein Neubau, der eben unter diesen Umständen anstossig er-
schien. Gleichwohl stand auch er am Markte und es scheint
mit Sicherheit anzunehmen, dass er an die Stelle der von Fla-
vius auf dem Vulcanal errichteten Aedicnla Concordiae trat.
Diesen Tempel nun meint offenbar Varro ; aber dass Opimius
zu gleicher Zeit eine Basilica gebaut habe, davon wird nir-
gends etwas berichtet. Der Text Varro^s scheint verderbt zu
sein. Der Havniensis , welcher nach dem Florentinus *^) die
beste Autorität zu sein scheint, lässt den ganzen Satz, Sena^
542) Appian. Civ. I, 26. ^ Si fiovXfj xal veuw 'Oftovoias ttvTOP
IV oyo^a TTf^oiira^Bv iytiQai,, Plotarch. C. Gracch. 17. yviaas rove
noXiiois t6 xaTOcnuvaa&iv'Ofioyoiae U^ov i/no xot'Onifiiov. Aaj^astia.
de civ. dei. 111,25. Eleganti $ane senahttconsullo eo ipto ioco, tibi
fttnereus ilie /umullvs commu$us est, uhi tot cives ordinis cuiuaque
cecideruni, aedes Concordiae Jacia est, ut Gracckorum. poenae testis
coMcionantum oculos feriret etc. Sehr zweiFelbaft bio ich , ob viel-
leicht hieher aach der aoerklärlicbe Vers b. Plaut. Cnrc. IV, 1, 2i.
gehöre.
Ditis damnosos maritos apud Leucadiam Oppiam.
Bs ist offjCDbar aar der amgemodeUe Vers 11.
Ditis damnosos maritos sub basilica quaerito,
aber nebea seiner Unverstäodlichkeit ist er auch metrisch uorichtig.
Der Vet. cod. Cam. hat allerdings nach Pareus Oppiam : aus geringe-
ren Handschriften führt derselbe an Operiavi. Die Vermuthung liegt
also nahe, dass Opimiam zn lesen sei. Den Namen Leucadiam aber
gestehe ich in keiner Weise erklären zu können. Sollte zu lesen
sein : apud Concordiam Opimiam ? Oder liegt darin irgend eine ver-
borgene Anspielung auf das Gehässige des Baus, da auch Piutarch an-
führt, dass einmal ein Spottvers daran geschrieben worden sei?
43) Was hier von dem Florentinus zu halten sei, darüber bin ich
ganz im Unklaren. Spengel giebt nach Victorius durch den ganzen
Abschnitt Varianten ans 'ihm. Gleichwohl sagtNiebuhr, ßesehr. d,
St. R. III A. S. 67. ,,Bs scheint offenbar, dass die Stelle des Varro —
unklar, wie dnrcbv^nsg sein Tezt^ und hier fehlt leider die f le-
ren tini sehe Handschrift — doch so viel darthut, dass vom Co-
mitium na<^h der Curie gewandt, die Basilica Opimia und das Vnloanal
racbts 1agcn.<< etc.
— 3ia —
eulmn ^^ Opimia aus« Ich denke mir es als iii8|^ch, dass
gestanden habe: ubi aedü Concor Aae Opimia et basiUea.
Ob dann noch Porcia hinzugefügt gewesen sei, will ich nicht
entscheiden ; aber sie, glaube ich, ist gemeint, und das wurde
dann allerdings gegen die Lage am Forum selbst sprechen.
Wie dem auch sei, so viel ist gewiss, dass die Existenz einer
Basilica Opimia sehr problematisch erscheint.
Das Vulcanal mnsste, wie schon erwähnt worden, fast
ganz von dem Goncordientempel , der Graecostasis und dem
Senaculum eingenommen werden; von den Schicksalen der
Curie aber wird bis gegen das Ende des siebenten Jahrhun-
derts nichts bekannt. Es hat nicht fehlen können, dass auch
sie mehr als ein Mal erneuert worden ist; allein Sulla der
Dictator ist der Erste, welcher als Wiederhersteller genannt
wird ***). Sein Bau brannte bekanntlich im J. 700. bei Clo-
dius tumultoarischem Leichenbegängnisse ab-^^), und in her-
kömmlicher Weise erfolgte der Wiederaufbau durch seinen
Sohn Fauslas-*^). Allein der neue Bau stand nur kurze
Zeit-^^), weil Caesar Sulla's Namen auch von diesem Monn-^
544) PI In. XXXIV, 6, !2. Jnvenio ei Pi/thaf^orae et Alcihiadi
in eornihus comHii positat (staluas) cum hello Samniti Apollo Py-
Ihtvs fortUsimo Graiae gentis iussisset et altert saptentissimo n-
mulacra eelebri ioeo dicarL ea steiere donee Sulla dictator
' ihi euriamfaeeret. s. die Anm. 546. Der Ausdruck in corni"
bus comitii macht einige Schwierig^keit. Es kann domit nichto gemeint
sein^^ als die Ecken, gerade wie Tacitos vom Tribunal sagt, Ann.
I, 75. iudiciis adsidebat in cornu tribunalie, ne praetorem eu*
ruli depelleret, woFdr bei Sneton. Tib. 33. assidebafque mUtim,
vet ex adverso in parte primori. Allein wären die Statuen an ver-
schiedenen Ecken aufgestellt gewesen, so hätte doch nur eine dem
Baue Sulla's im Wege sein können. Also ist wohl in eomibu* soviel
als t'n cornu.
45) Cic. p. Mil. 33. mit Ascon. p. 34 Or. Philipp. VI, 4.
Ascon. z. Cic. In Pis. 4. p. 8. Dio Cass. XL, 49. Appian,
Civ. II, 21.
•*6) U IQ Cass. XL, 50. t<5 r« ßovXtvr^^tor rtf *avar« rf tüS
JvXXov vtu avotxoSofi^acit frQoSiTuiap, ^v fiir ya^ ro 'OatiXun^ ^ /»«r«-
axivaüTO 3i vno rov SvXXüv. XLIV, 5. fiovXtvTJJQMy xi r* »aiv6p
jTot^aat n'^ociraSar (Caesari), insi^^ ro 'OorüUor xotirc^ aromoSofui»
^*v *ardrf(^(hj * n^oipaaiv fUv rov paov Biwxla9 iyrav&a ouufioptf&n*
1'«*, bv ual 6 ^iir&dos iinta^xiiaae ii^noi^aiv • ijpy^ ^i, ouot9 f^^re «r
txeii^i^ ro rov JSMov ovofia awZ^tro.
47) Erwähoongen 4er Curie »ach dem Wiedemafbaae b.Cie. p,
M. Marc. 3* 5. p. Lig. 12. p. Deiot. 2.
Sil
neDte tilgen wollte. Ein GelöMe Aente zn» Vorwande, sie
niederreiisen za lassen und an ihrer Stelle einen Tempel
der Felicitas zn weihen (708.). Ob denrnn^jeaehtet sie
später wieder erbant worden sei, darüber wird in der nächsten
Periode gesprochen.
Nachdem so die Hanptseilen des Forum mit ihren Gebän^
den bestimmt sind, bleibt noch die Betracfatnng der westlichen
Seite anter dem Capitolinns übrig, und am schicklichsten be-
rucioiichtigt man Uer gleich die sämmtlichen am Fusse und
Abhänge des Hagels gelegenen Gebäude, weil sie gewissei^
massen zum Forum gehören, oder doch unmittelbar sich au
dasselbe anschliessen. Dieser kleine Raum ist noch jetzt mit
zahlreichen Resten der bedeutungsvollsten Denkmäler ange*-
fallt, weiche zum Theile erst neuere Ausgrabungen offen gn^
legt haben, und es giebt daher im alten Rom nicht leicht eins
Stelle, deren Restauration sich so vollständig als hier geben
liesse. Eben daher ist aber eine chronologische Nachweisnng
weniger nöthig und erspriesslich, indem die noch vorhandenen
Reste sich gegenseitig erklären müssen.
In der Linie der Sacra via, welche an der Basilica Paulli
vorbeiftthrte, steht jetzt, noch im Forum selbst, der Triumph-
bogen des Septimius Severus. Die Strasse führte
durch seinen mittleren Bogen und wandle sich dann links, wo
der Clivus Capitolinus, der zum Tempel des lupiter fuh-
rende Steig, der Weg der Triumpbzüge nach dem Capitole, be-
gann ^'^^). Hinter dem Triumphbogen zur Rechten des Clivus
sieht man noch zum grössten Theile den Plan des berühmten
Tempels der Concordia, von M. Furios CamiUus (388?)
548) SeiD Pflaster liest Jetzt, to weit die neaeo Aolagea die Auf-
Srabaog gestattet habeo, 08*00. Et dürfte wohl Dicht nebr dasselbe
eein, 60$ die Ceasoreu Q. Fuivius Flaceas ead A. Postumius Albious
im J. 579. wie es scfaeiot, zuerst Anlesen iiessem. Liv. XLI, 27. e/i-
tfum Capitolinum stitee stemendum euraverunt et porticum ab aede
Satumi in Captfoiium ad $enaeulum etc. Aaf sehr anschanliche
Weise erklärt sich hiernach, was Cicero von dem Gebraoche, beim
Anfsteigeo des Triamphs zam Capitole die Geransenea in das Gefäog-
niss fahren zn lassen, sagt. Verr. V, 30. cum de foro in CapHolium
CHfTum ßmetere indpiunt, iiios duci in earcerem iubent. Das Ge-
fängniss liegt zar Rechten, der Zog wendet sich links. VgL Zon. VII, 'iU
31«
nach Ausgleichimg des Zwistes der StSnde gegrändet ^»), Die
grosse Vorhalle des Tempels, zu deren Höhe Stufen fahrten,
war yielleicht in früherer Zeit die mehrmals erwähnte area
Concordiae*^), und vielleicbt ist davon das hier genannte
Senaculam nicht verschieden^^). Der. Tempel wurde im
J. 747. von Tiberlus neu erbaut und unter seinem nnd Dnisus
]>^amen geweihet ^^), Eine Menge trefflicher Kunstwerke wuN
den darin aufgestellt ^^). Wie er übrigens in der Zeit der Re*
pubb'k häufig zu Senatsversammlungen gebraucht worden war,
so diente er dazu auch noch unter den späten Kaisem ^).
Neben dem Tempel der Concordia, ebenfalls über den
Clivus, steht die Ruine derdreiSäulen, die sehr verschieden,
am häufigsten aberlupiterTonans benannt worden ist. Dass
sie dem nicht weniger berühmten Tempel desSaturnns an-
gehört, ist eine der entschiedensten Gewissheiten, die nnr noch
von Leuten, welche ihr Dafürhalten höher stellen als die Quellen,
oder absichtlich die Aogen verschliessen, verkannt werden kann.
549) Ovid. Fast. I, 641 ff. Platarch. Camill. 42. T^ ^ vor«-
o
Tempels, der gerade dem Foram zugekehrt ist. Eben so treffend sagt
Fest, p. H47. uhi nunc est aedis Coneordiae, inier Capitolium et
forum ; denn der Tempel liegt dicht am Berge und anter ihm, jenseit
des Clivus, beginnt das Forum. Endlich bezeichnet seine Lage genau
auch Dio Cass. LVIII, 11. nhfoiov tov oixr/fiaTos ir xtf *Oftovohi^f\
denn der Carcer liegt ganz nahe bei dem Tempel.
50) Liv. XXXIX, 56. sanguine pluUse in area Coneordiae sa*
iig credebant. XL, 10. Jn area Fuleani et Coneordiae »anguinem
pinit, lul. Obs. 59. In area f^ulcani per biduum^ in area Concor^
diae totidem diebus sanguinem piuit, vgl. 60. Indessen Ist es aach
möglich, dass die Concordia auf dem Vulcanal selbst gemeint ist. Die
Treppe des Tempels erwühnt Cic. Phil. Vll, 8. (eqnites Romani)
qui frequentissimi in gradibus Coneordiae tteterunt, vgl. Anm. 573.
51) Fest. p. 347. So nahe es liegt, an eine Verwechselnog mit
dem Senaculum am Comitium zu denken, wo ja auch ein Concordien*
tempel war, so wird diess doch widerlegt durch M aerob. I, 8. (Sa*
turnus) habet aram et ante senätttlum. Die ara Saturoi aber war
eben hier.
52) Dio Cass. LV, 6. Sneton. Tib. 20.
53) PI in. XXXIV, 8, 19. n. 73. 80. 89. 10, 36. n. 66. 131.
XXXVI, 27, 67. XXXVn, 1, 2.
54) Lamprid. Alex. 6. Quum tenatui frequen» in euriam,
h, e, in aedem Coneordiae tempium inaugttratutn eonveniuet Vo*
pisc. Prob. 11.
313
Ehe jedoeh der Beweis gelBhrt wird, ist die äheste Gesciüehte
der satomischen Heiligthämer am Clivns Capitolinas zu beruh'»
res. Es be&nd sich dort, angeblich ans den Zeiten der satur-
nisehen Colonie slammend, eine uralte Ära Satnrni, wel-
clie Dionysios als noch in seiner Zeit bestehend augiebt and
die also von dem später erbauten Tempel zu unterscheiden
ist ^^^). Dabei soll auch ein Sacellum Ditis gewesen
sein ^^). Der Tempel aber soll im J. 256. A. Minucio M.
Minucio Coss. geweihet worden sein, wiewohl Andere berich-
teten, dass die Dedicationsinschrift einen Consul des vorher*
gehenden Jahres, T. Lartins genannt habe, nnd das Beginnen
des Baus dem Tarquinius Soperbus, ja selbst Tullus Hostilius
zugeschrieben wurde ^^). Er wird von den Schriftstellem
555) Dion ys. I, 34. xal t6v ßiafxov t^ Kqavta rovs*Eneiol9 i8qv'
aßod'ai fii-&* *HQtutliov9, 6s i'r« *al vvv SiafiivBi itctqa zfj ^i^fj
Tov Xotpov «aza rr^v avodov ryv an 6 xiJQ dyo(fäe wi^ov
aar siQ ro KantroHtov^ t^v re -d^vaietv, rjv ttal tn ifiov Pojfia7o$
t&vov X. 1. X, lo eioer zweiten Stelle, wo von dem Baue des Tempels
die Rede ist, kauo es zwar scfaeineo, als habe dieser den Altar er-
setzt : VI, ] . iitl TOVTfuv (paal rwv vnaTvnv tov vtotv xad'uq(0'&^va& r^f
KQovta xuTu typ avodov tt/v ete to KayriTwXiov ipi(fOvaav in t7]S ayo^äs
»al d7jfioT6Xc7g avaSiiyj&7^va& reu d'tt} xa^* txaarov iviawov iograe re
ttal ^vaias. ro ^e fr^orov ßwfiiv avzod't mad'iBgvad'ai Xlyovaiv vqt *Hip(C«
ftUovQ Ttareaxtvaofiiyov ic. r. X. Allein anderweitige Erwähnungen des
Altars lassen an dessen Bestehen unabhängig vom Tempel nicht zwei-
feln. Fest. p. 32^. Satumii quoque dicebantur, qui castrum in imo
clivo Capitolino incolebant, ubi ara dicata ei deo ante bellum Tro-
ianum videtur, quia apud eam snpp lican t apertit eapiti-
bu8 etc. Das ist also ein Schlnss aas dem Gebraache, der noch be-
stand. Mac roh. Sat. I, 8. unterscheidet aosdriicklicb Altar nnd
Tempel: habet aram et ante tenatulum. illie Graeco ritu captte
aperto res divinaßt, quia prima a Pelasgis, post ab Hereule ita eam
a principio faetitatam putant Aedem vero Satumi aerarium Ro-
mani esse voluerunt. Vgl. d. folg. Anm.
56) Mac r ob. Sat. I, 11. Pelasgos — eoepisse Satumo cereos
poHut aceendere et in saee llum Ditis arße Satumi cohae*
rons oscilla quaedam pro suis capitibus ferre,
5T) Liv. Iljji^ Dionys^ VI, 1. s. Anm. 554. Er setzt hinzu:
ri^v Sa yQag)^v rijs tSqvaewf rov vaov nvfs fxiv torooovat XaßeTv Tiror
^apxiov TOV imavsvaovra r«? Tt^oa&sv tviavTtS, oi oh ßaatila Tagnif
viov Tov inmeaovra Ttjs «(>r^C" xijv Bi »a^i^gtoatv rov vaov XaßBiv JTo-
oTovttov Kouivtov xarä yn^tptofia ßovXijs* Macrob. I, 8. Tu If um Ho*
stilium, cum bis de Albanis, de Sabinis tertio iritemp hasset j inveni
fanum Satumo ex voto conseeravisse et Satumalia tune primum
Romas instittita, quamvis Varro libro sexto ^ qui est de sacris ae-
dibus, scribat, aedem Satumo ad forum Jaciendam locasse L. Tar^
qtiinium regem. T. vero Larcium dtetatorem Saturnalibus eam de-
dieasse. Nee me ßfgit, Gellium scribere^ senatum deerwisse, ut ao"
314 ,
fAs unmittelbar am Forum stehend genannt, am untersten Ende
des Ciivus ^^^). Wie vortrefflich aber auch diese Beseichnun-
gen auf die Ruine der drei Säulen passen, so sind sie doch
nicht so stringent, dass sie nicht auch auf einen anderen nahen
Tempel bezogen werden könnten. Denn diese Seite des Fo^
rum zeigt überhaupt drei Tempelruinen : den Concordien-
tempel, über den kein Zweifel ist; die drei Säulen,
und die Ruine der achtSäulen. Letztere, zur Linken des
Ciivus steht dem Forum noch näher und kann allenfalls auch
lA imo cliüo genannt werden. Da nun im Monumentnm
Ancyranum die Basilica lulia tnter aedem CoMtorU et 00-
dem Saturni angegeben wird, so bat Ganina ^*) die acht
Säulen für den .Saturnustempel erklärt, die drei Säulen aber,
die auch er früher dem lupiter Tonans zutheilte für den Tem-
pel des Yespasian^^). Das diess unrichtig sei, lehrt schon
S e r V. z. A e n. II, 1 16. Orestü vero ossa Aricia Romam trans^
/ata sunt et condita ante templum Sattitni^quod est ante ciivum
CapitoUnum iuxta Concordiae templum.i denn liegt
des Saturni ßeret, eique rei L, Furium tribunum tniiiium pratfuiise,
Daj köoote nur «ioo HesUaratioa sein, etwa 323.
558) Varro b. M aerob. 1. I. ad forum. Taeit. Hist. I, 27.
per Tiberianam domum in Velabrum inde ad Miliarium aureum Mub
aedem Saturni pergit. Das Miliariam stand aber in capite fori. Daher
Sneton. Otb. 6. fi< se in foro sub aede Saturni ad Miliarium
aureum opperirentur. Vgl. Pia tareb. Galb. 24. Fast. A mite rn.
XVI Kai. Jan. Saturno ad forum. Anderseits wird er an den Anfang
des Cüvas gesetzt. Serv. z. Aen. II, 116. ante templum Saturni,
quod est ante Clivum Capitolinum. VIII, 319. (Sataroos) et eibi op-
pidum feeit $ub Ciivo CapiloHno, ubi nunc eiue aedes videtur. Vgl.
Fest. p. 322. in imoclivo Capilolino, Varro L. L. V, 7. p. 46. Sa^
tumi fanum in faueibu* (Capitolii).
59) Indiea%. topogr. p. 159. Foro Rom, p. 30. Es sind avch
einige wilikährUeh verbundene Fragmente des capitölinischen Plans za
Hülfe genommen worden, die Nibby zuerst auf die Basiliea lulia be-
sogen hat. S. dar. in der folgenden Periode.
60) Ich erinnere mich, gelesen zu haben, dass Canina bei der
neuesten Aufraumung des Tabularium (s. Bullet, d, Imt, 1841.
Ifarz.) die Bestätigung dieser Ansicht gefunden haben will, indem
die vom Tabularium herab führende Treppe durch den Tempel der 3
Säulen verschlossen worden sei. £r müsse daher spater erbaut und
deshalb der Vespasiantempel sein. Dabei ist aber übersehen , dass ja
der Saturnustempel mehr als einmal, zuletzt von Septimias Sevents
neu gebaut ujid jedenfalls erweitert worden ist, wodurch sein Verhält-
nUi zum TabBlarioB noth wendig verändert wenlen musste.
315
aneb der Tempel der acht S&ulea dem der Coocordia nahe, so
wurde er doch sehr unschieklich iusta genannt werden ^^').
Aber es giebl viel schlagendere Beweise dafür, dass vielmehr,
wie Bansen richtig annimmt, die drei Säulen dem Sa-
tnrnns, die acht dem Vespasian angehören. Das
Grenzveraeichniss der Notitia, das sich in dieser Region
(VIII) vor allen anderen mit völliger Klarheit verfolgen lässt,
nennt vom Carcer Mamertinus herkommend: Templum Con-
cordiae, et Salumiy ei Fetpasiani^ et Titi, Da nun die
drei Säulen dem Concordientempel zanächst sind, so ist es
scht)n daraus klar, dass sie dem Satumustempel angehören.
Aher noch viel grössere Gewissheit erhält diess durch die In-
schriftensammlung des Anonymus von Einsiedeln. Durch
sie sind uns glücklicherweise die vollständigen Inschriften aller
drei Tempel, die theitweise noch an den Rainen zu lesen sind,
erhalten. Sie lauten : Senalus populusq. romanus incendio
eon\sumpium restiUäi dwo vespasiane augmtol* S. P. Q. B»
impp. caess. severus et antoninus. | pü Jelic aag restüm'
runt. S. P, Q. B. aedem coticordiae vetustate eoUapsä. in
ine\üorein fadem opere et cultu splendidiore restituerunt ^%
Ist nun schon die Uebereinstimmung mit der Notitia in der
Reihenfolge der Tempel von der grössten Bedeutung, so wird
endlich entscheidend, dass sich auf beiden in Frage stehenden
Tempeln die Inschriften zum Theile noch finden. Denn über
den acht Säulen lieset man : SENATVS POPVLVSQVB ROMANVS
INCENDIO CONSVMPTVM EBSTITVIT. und auf dem Archilrav der
drei Säulen stehen noch die Buchstaben ESTITVER. Diesem jeden
Zweifel niederschlagenden Argumente hat Canina dadurch zu
entgehen gesucht, dass er die Inschriften, welche beim Ano-
nymus fortlaufend geschrieben sind, falsch abtheilte und die
Worte Divo Fespasiano Augtute zu der mittleren Inschrift
561) Gerade so 6ageD dieMirab. Romae {Monffauc. Diar, IlaL
p. 293. Effemeridi letter. di Roma. I. p. 383.) Templum ConeardiaB
iuxta Capitolium, ante qvod areus triutnphaiis , unde erat atoensus
in CmpiMium, iuxta aerarium publicum <t quod erat templum Saturni.
02) Die loschrifleo sind nach der diplomatisch senaoen Abschrlfl
meines verehrteo Freaodes Gastav Haeaef gegeben.
316
zog. Nun ist zwar die Interpunktion in dieser Handschrift,
wie in vielen, etwas sehr Unzuverlässiges; dass aber hier
das Punctum richtig die beiden Inschriften scheidet, erweiset
sich aus einer ähnlichen (wenn nicht gar im Wesentlichen
derselben) Inschriftensammlung, deren Handschrift sich in der
Riccardiana zu Florenz befindet ^^^). Sie giebt die drei In-
schriften getrennt also:
S. P. Q. R. incendio consumptum restüuit dioo FeMpa-
siano Aygusto^^).
S. P, Q. R. imp, Caes. Severus et Antonintts Pii Jelices
Aii^gg* restituerunt.
S, P* Q. R, aedem Concordiae vettistate collapsam in
meb'orem faciem opere et cultu splendidiore restitue-
rwTtf«*).
£s kann also darüber kein Zweifel sein, dass der mittlere
Tempel, von dem noch die drei Säulen stehen, der Saturnus-
tempel ist. Er wurde (710?) von L. Munatius Plauens neu
erbaut ^®) und , wie wir aus der Inschrift erfahren , zuletzt
von Septimius Severus erneuert. — Vor dem Tempel stand
in aller Zeit ein heiliger Feigenbaum und bei ihm eine
Bildsäule des Silva uns, um derentwillen er entfernt wer-
den musste^'). Der Tempel selbst aber diente seit den äl-
563) S. Osann, Sylloge inscr, p. 502. und die loschriften p.
518 f. Avs Ganina, SugU antieki ed\fi%J — dalla ehiesa dt S.
Martina, p. 2i. ersieht man, dass in Florenz eben anch eine Hand-
schrift des Ilinerarinm des Anonymus sich findet. In welcher Biblio*
tbek, hat er nicht für nothig f^efonden anzugeben ; allein es ISsst sich
vermulhen, dass das Ilinerarium auch hier mit der Inschriftensamm-
lung verbunden ist.
64) Ueber die Frage , wo die letzten drei Worte gestanden haben
mögen, wird weiterhin gesprochen.
65) Die Inschrift des Concordientempels befand sich ehedem in
der Laterankirche. S. Nibby, For. Hont, p. 137. Poggio, Rui-
nar. urb, Romas descr. p. 5t. (1513) Tührt von den acht Säulen eben-
falls die Inschrift, doch auch schon nur bis restituit an und giebt das
Gebäude irrthümlich für den Concordientempel aus. Nibby p. 145.
nimmt davon mit Recht Gelegenheit, auf die grosse Unsicherheit aller
topographischen Angaben aus dieser Zeit aufmerksam zu machen.
66) Sueton. Aug. 29. Inschrift b. Grut. CCCCXXXIX, 8.
Orell. 590.
67) PI in. XV, 18, 20. Fuit et ante Satumi aedem (ficus), Ur-
bis anno CCLX sublata , saero a restalibut Jaeto , cum Siivani «»-
mulaerum subverteret.
317
testen Zeiten der Aepnblik als Schatzhans des Staats, Aera-
rium^^^), worin die öfientUchen Gelder, wichtige Docu-
mente und Register , wie auch die 9igna miiztaria^*) auf*
bewahrt wurden. In wie weit dazu ein in keinem Falle sehr
geräumiger Tempel geeignet sein konnte, weiss ich nicht an-
zugeben ; jedenfalls aber stand er deshalb späterhin in genaue-
ster Beziehung mit dem Tabulariom, das unstreitig selbst
auch aerarium war und genannt wurde. Dieses Tabularium,
das eigentliche Archiv des Reichs, von dem noch ein grosser
Theil als Unterbau des Palazzo Senatorio erhalten ist , erhebt
sich, aus Quadern von Tuf und äusserlich Peperin erbaut '<'),
unmittelbar hinter den Tempeln der Concordia und des Satur-
nus und nimmt die ganze Breite des Forum ein. Es war er-
baut nach dem Brande des Capitols (670) von Q. Lutatius Ca-
tulus, und die Ded'.cation (674) war noch in Nardini's Zeit
zu lesen 7'). Dass es nicht das erste Tabularium war, wel-
ches Rom erhielt, ist jschon fräher (S. 30.) bemerkt worden,
und schon die Gleichzeitigkeit des Baus mit dem des capitolini«>
sehen Tempels lässt darauf schliessen, dass das frühere bei
demselben Brande untergegangen war; aber an dieser Stelle
wurde es wohl erst von Catulus erbaut.
568) Platarch. Pool. !2. rafiulov fih anidtiia tot rov Kqq^
vov vaoVf cp fil%Qiwvv xQiofjLivoi ButxiXovQi. Qnaest. Ro m. 42. Paol.
Diac. p. 2. Solio. 1, 12. Macrob. I, 8. Serv. z. Georg. II, 502.
z. Aen. VIII, 319. 3-i2.
69) Liv. III, 69. Uaeo omnia adeo mature p$rfecta accepimus,
ui Signa eo ipso die a quaestoribus ex aerario promta delataque in
Campum quarla diei hora mota ex Campo sint.
70) Eine ausrübrlichere BescbreibuDg giebt Bunseo, Beseht,
d. St, R. in A. S. 40 ff. Was die Resaltate der vor zwei Jabren vor*-
genommeuea AofraQinung im lonern gewesen , ist mir noch nicht ge-
oaaer ersicbUich geworden.
71) Q. LVTATIVS. Q. F. Q. N. CA'fVLVS. COS. SVBSTRVCTIO-
PTEM. ET. TABVLARIVM. EX. S. C. FACIVNDVM. COERAMT. Grut.
CLXX, 6. Nardini, Rom, ant, II. p. 300. Nibby, For, Rom. p.
149. Oreil. Inscr, 31. Ueberall finden sich Varianten. EX. S. G.
giebt Grater. S. S. Nardini. DE. S. S. (de senatos sententia) Ma-
zocchi (nach Or.). Am merliwiirdigsten aber ist die Angabe bei Pog-
gio, Ruin, Urb. R. descr, p. 50. „Extaot io Capitolio fornices da-
plici ordine novis inserti aedificiis, publici nanc salii receptacalam, in
qaibas sculptnm est litteris vetostissimis atqoe admodom humore salis
exesis, Q. Luctatiam, Q. f. et Q. CattuUnm coss. (sie) sabstructioaem
et tabalarinm de suo faciundam caravisse.*'
318
Links vom Satarnostempel (für den davor Stehenden) nnd
etwas tiefer liegt die sogenannte SehoIaXantha, eine Reihe
(jetzt drei) gewölbter nicht nnter einander verbundener Gemä-
cher, indem jedes nur vom Tempel her einen Eingang hat. Es wa-^
ren, wie die bei der Ausgrabung in Marliani's Zeit daran ge*
fundenen Inschriften zeigen, Expeditionszimmer oder uber-^
haupt Amtslocale für die Scribae und Praecones der Aedi«
len ^72). Es ist wahrscheinlich, dass diese Sehola in früherer
Zeit zum Aerarium gehörte, da die scribae in eHvo Capito*
Uno ausdrücklich genannt werden ^^). Eine Reihe ähnlicher
Gemächer oberhalb des Saturnustempels , an das Tabularium
angelehnt und von da in einem stumpfen Winkel dem Clivos
sich zuwendend, ist durch die neuesten Ausgrabungen zn
Tage gefördert worden. Vor ihnen liegt eine schöne Säu-
lenhalle, von wo aus die einzelnen Gemächer ihre Eingänge
haben« Offenbar hatten diese dieselbe Bestimmung wie jene
untere Sehola. Merkwürdig aber ist es, dass eine Inschrift
auf einem Stücke des Architravs der Halle von der Weihe
der Xll DU Consentes spricht '*), deren Aufstellung an die-
sem Orte um so wahrscheinlicher wird, da schon Yarro ih-
rer Bildsäulen am Forum gedenkt ^% Die Halle, deren SSu-
572) C. AVILIVS. LICINIVS. TROSrVS. CVRATOR. SCHOLA-
RVM. DE. SVO. FECIT-. — BEBRYX. AVG. L. DRVSrANVS. A. FA-
BIVS. XANTHVS. CVR. SCRIBIS. LfBRARIIS. ET. PRAECONIBVS
AED. CVR. SCHOLAM. AB. INCHOATO. REFECERVXT. MARMORI-
BVS. ORNAVERVNT. VICTORIAM. AVGVSTAM. ET. SEDES. AE-
NEAS. ET. CETERA. ORNAMENTA. DE. SVA. PECVNIA. FECE-
RVNT. Grat. CLXX, 3. Marliani, Vrh. topogr, W, 10. Lucio
F t n n 0 , Ant. di Roma. p. 49.
73) Cic. Phil. II, 7. Quü enim eques Romanus, quü praeter U
adoleseent nobiiis qui uHiut ordinis, qui se eivem meminisset , cum
senatuM in hoo templo (Coocordiae) ettei, in divo CapitoUno non
fuit? quiM nomen non deditf quamquam neo eeribae Mt^fficere, ne»
tabuiae nomina iiiorum eapere potuerunt. vgl. p. Sext. 12. ad
AtU II, !• p. red. in sen. 5. 13.
74) S. Buiiei. d. InsL 1835. Bunsen, BeseAr. d. St. R. III B.
S. 9. S. die Naohtriige.
75) R. R. f, 1. Et quonfam [ut aiuni] dei faetenfe» adiuvant,
prius invocabo eos ; nee, ut Homerua et Ennius, Musas, sed XII deoe
eonsentie ; neque tarnen eos urbanos, quorum imagines ad forum au-^
ratae stant, sex mores et fnninae totidem , sed iiios XII deos , qui
mas^ime agrieolarum duees sunt.
31»
ien (so weit wegen der tteuen Strasse bat aufgegrabeii wer-
den können) noch wiewohl zerbrochen oder doch in den Ba-
sen erhalten sind, fasst eine Terrasse mit marmornem Pavi-
mente ein, zwischen dem Tabularium und dem Clivns. — Den
achmalen Gang zwischen der ScholaXantha and dem Satnmiis-
tempel nimmt Bansen för den Ort, wohin am 15. Jani jeden
Jahrs der Unrath aus dem Vestaheiligtbame gebracht wurde,
und glaobt noch Reste der Porta Stercoraria zu finden;
allein weder kann man das ein angiportum nennen, noch war
jener Ort am untern Ende desClivus, sondern in der Mitte ''*).
Von andern Denkmälern ist aus dieser Periode nur noch der
aaf der anderen Seite des Concordientempels am Berge selbst
gelegene Carcer zu nennen, von dem schon oben (S. 2ß2 ff.)
gesprochen worden ist. Nicht weit von ihm, im Forum nach
derBasilicaAemilia hin, lag auch der berühmtelanu Stempel,
der schicklicher in der dritten Periode in Betracht gezogen
wird.
Auch der innere freie Platz zählte wichtige alte Denkmä-
ler. Ungefähr in der Mitte war der Lacus Curtius, an
den sich die doppelte Sage von der Sabinerschlacht und von
der Aufopferung des M. Cnrtius knüpfte '7). Mit VerwerAing
57S) Das folgt schon aas Varro L. L. VI, 4. p. 1^13. quod 00
die ex aede Featae etereus everritur et per Capitolinum eli»
vum in loeum defertur eertum. Aber deatlicher sa^Fest. p. 344.
Siereue ea aede Festae XFII Kai. lul, d^ertur in angiportum
medium fere clivi Capiiolini, qui loctn elauditur p&rta
Stercoraria. Vgl. Paul. Diac. p. :K59. Quando. Weoo aaeh naek
M aerob. Sat. I, 7. Satnm den Beinaniea Stereuiue hatte, so hÜagt
das doch damit in keioem Falle sasammen und die Mitte des Cllvaa
Capitoliaus, der bis sur Hohe fahrte, kaon ja doch nicht ao seiaea
Anfangfe sein.
77) Die erste Sage giebt Liv. I, 13. monumentum eiue pugH&0,
ubi primum ex profunda emersus paiude equue Curtium in vaäo #to-
tuit^ Curtium lacum appellarunt. Diooys. II, 42. 6 Si Koi(^toe
^okia fiofdijaag evv %lfOvt^ QioZtxai i% 1^9 lifä>yrj£ za onla Ixmv $mI
ets rov %a^axa aTtayerat. ovros 6 ronot ct^ox^x^ora* fiip ^Sij, ««AfXrcM
S* ii iiui^ov rov na^ov^ Xov^wf Xazos, «V fitatf fialtara eiv r^g
'J^wftaivjv iyoQa£. Plutarch. Rom. IS. Ovid. Fast. VI, 31^6«
Stat. I, I, 68. 78. Von der zweitea spricht selbst oogläabig Liv.
VII, 6. Plio. XV, 18, 20. Valer. Max. V, 6, %. {in media parte
fori.) Zoii«r. VII, 25. Gros. HI, 5. PaoK Diftc.p.4<^. Curiiiaoum.
Aagnst. de civ. d. V, 18.
320
beider gaben Andere in natürlicherer Weise über den Namen
Auskunft, indem sie berichteten, dass der Ort vom Blitze ge-
troffen und deshalb vom Consul G. Cnrtius (308) nmsehlossen
worden sei, wonach man sich den Lacns als ein Puteal zu
denken haben wird ^^^). Ganz nahe dabei standen, gleichsam
als Wahrzeichen der plebejischen Ackerbürger ein Feigen-
baum, eine Weinrebe und einOelbaum; Letztere viel-
leicht etwas entfernter und bei ihnen ein Altar, der bei den
Spielen zur Leichenfeier Caesars entfernt wurde ^^). — Zwei-
felhaft kann es scheinen, ob das Sacrum Cloacinae auf
dem eigentlichen Forum oder, wie gewöhnlich angenommen
wird*^), auf dem Comitium stand. Wenn auf der einen Seite
die Sage , dass Romulus und Tatius an dieser Steile sich ge-
sühnt hätten ^^), während zugleich von ihrer Zusammenkunil
das Comitium den Namen erhalten haben sollte, für die letz-
tere Meinung zu sprechen scheint, so weiset auf der anderen
die unmittelbare Beziehung auf den Cloakenbau auf das untere
Forum hin. Und ein solcher Standort wird deutlich bezeichnet
578) Varro, nachdem er die beiden Sagen angeführt hat, fahrt
fort L. L. V, 32..p. 150. C, AeliuM et Lutatius tcribunty eum iocum
esse Julguritum et ex S. C, sepium esse, id qitod factum est a
Curtio consule, quoi M. Genucius fuit coUega, CitrNum appellatum.
Auf das Puteal weiset auch hin Suet. Aug. 57. Omnes ordines in
iaeum Curtittm quotannis ex voto pro sattife eins stipem iaciebant.
Dasselbe ist die ara bei Ovid. Fast. VI, 397.
CurtiuM nie locus, siecas qui sustinet aras^
Nunc solida est tellus, sed laeus ante fuit,
79) Plin. XV, 18, 20. Eadem (ficus) fortuito satu vivit in me-
dio foro, qua sidentia imperii Jundamenta ostento fatali Curtius ma»
ximis bonis, hoc est virtute ac pietate ac morte praeclara expleverat.
Aeque fortuila eodem loco est vitts aique olea, umbrae gratia seduli-
tate plcbeia satae; ara inde sublata gladiatorio muncre Divi lulii,
quod novt'ssime pugnavit in foro. Buns'en, Beschr. Hl B. S. 45.
versteht unter der ara den locus Curtius oder das Puteal selbst, was
ganz unstatthaft ist; denn in welches Jahr man auch diese Spiele
setzen möge , so ist doch so viel gewiss , dass sie früher fallen , als
alle jene Nachrichten, welche vom Lacus als noch bestehend sprechen.
80) B u n s e n , Beschr. III B. S. 59. C 1 a us e n , Aeneas u. d.
Pen. H. S. 736.
81) Pilo. XV, 18; 36. Fuit (myrtus) ubi nunc Roma est, tarn
tum cum conderetur; quippe ita traditur, myriea verbena Romanos
Sabinosque, cum propter raptas virgines dimicare voluissent, deposi»
tis armis purgatos in eo loco, qui nunc signa f^eneris Cluacinae ha»
ket; dum enim antiqui purgare dieebant. Vgl. Serv. z. Aen.
1 , 7n.
321
durch die EnShlung vom Tode der Virginia, welche vom Vater
nach den Novae tabemae bei derCloacina, wo er aus einer /r»it«-
na das Messer nimmt ^*^), geführt wurde. Die Tabemen waren ja
aber nicht am Comitinm, sondern am Forum. Bedenkt man öber-
diess , dass jene Sage vom Ursprünge des Namens Comitium
viel mehr auf witzig grammatischer Spitzfindigkeit als anf hi-
storischer Ueberlieferung beruht , so wird man Grund genug
haben, die Cloacina anf dem eigentlichen Forum, wenn auch
nahe dem Comitium , an der Seite nach den Novae tabema«
anzunehmen. — So möchte ich auch glauben , dass die Sta-
tue des Marsyas, welche als Sinnbild städtischer Freiheit
galt*^), nicht auf dem Comitium, sondern dem Forum im en«
582) Liv. HI, 48. tedueit ßliatn ae nutrieem prope Cioacina0 ad
tabemas, quibus nunc NovU ett nomen, afque ibi ab lanio euiiro ar-
reptQ etc. Auch bei Plaatas werdeo Comitium acd sacrum CioaeinnB
unterscbieden. Cure. IV, I, tf. [v^l. Anm. 603.]
Qui periurum eonvenire mtlt hominem miito in eamiiivm ;
Qui mendacem et gioriorum, apud C/oacinae saerum,
MÜDzeo der Gens Massidia stellen dieses Sacram dar. S. uns. Taf. V. d. 4.
Was man alles daraaf hat erkeDoen wollen, ist bei Bunsen und
Clans en a. a* 0. zu finden. Ich kann mich mit solcher Denkmttler-
erklamoff nicht vereinbaren. Das Denkmal erscheint als ein erhöhe-
ter Platz ^ vom mit einem rundlichen Geländer mit der Inschrift
CLOAG umgeben, hinter dem zwei (auch drei) weibliche Figuren
•leben; daher bei Plinius: Signa Cioaoinae, Dass bei dem Gelinder
nicht an die Rostra za denken sei, ist schon erwähnt worden (Anm. 488.);
eben so wenig aber möchten darin die Sehranken, welche das Comi-
tium vom Forum schieden, zu erkennen sein, obgleich eine solche
Abtheilung wahrscheinlich Sutt fand. Die Umfassung ist aogenrallig
gerundet und zeigt das Sacellum von der Vorderseite als einen locus
septus. Ob die ganze Form auf eine Schiffsprora in beziehen sei,
will ich weniger bestimmt verneinen ; nur wurde sie eine andere Be-
deutung haben müssen als die des Comitium als SUatssckiff. — Selt-
sam klingt die Nachricht von einem Prodigium dea Jahrs 575. Inl.
Obs. 62. Jncendio circa forum cum plurima esscnt dcusta , aedes
Feneris sine uilo vestigio cremata. Wenn hier nicht aus dem Sa-
cellum Veneris Cloa4$inae eine aedes Feneris geworden ist, ao bleibt
es unerklärlich ; denn einen Vennatempel gab es am Fomm nie ; am
wenigsten in jener Zeit. Dio Cassius sagt zwar LIX, II. nal
{*ha) is t6 ^ti; ayo{fi uätpQcSia&ov ayakfia avri7ff_(Dmsillae) ioofiir^ii^
TOP T4f ngffi ^tov inl xat9 ojiioiaig TiftaXß na^if^mdjj. ; allein hier iat je-
denfalls der Tempel der Venus Genetriz auf dem Forum inlinm zb
verstehen.
83) Schol. Cruq. z. Hör. Sa t. I, 6, 120. Marsya statua erat
pro rostris, ad quam solebant eonvenire causidici etc. Serv. z. Aen.
IV, 58. (Lyaeo) Qui — apte urbibus libertatis est deus; unde etiam
Marsyasy minister eius, civitatibus in foro positus , libertatis tnäi-
dum est; qui erecta manu testatur nihil urbi deesse. Vgl. n. III, 2^-
21
329
geren Sinne gestanden habe» Sie wird -gaass nabe den Roatris
genannt ; aber erst in einer Zeit, wo diese nicht mehr an ihrer
früheren Stelle , sondern sub Veteribus waren, — Auf dem
Forum stand auch dieColnmnaMaenia, eine Ehrensäole,
welche dem Sieger über dieAntiaten errichtet worden war^*^)«
Dabei bleibt eine andere Stelle bei PI in ins unerklärlich. Er
spricht von dem früheren Mangel eines Mitteis, den Tag in
regelmässige Abschnitte einzutheilen und giebt die oben er-
wähnte Weise, den Mittag zu bestimmen an, wenn der Ac-
eensns Cos. vor der Curie die Sonne zwischen Graecostasis
und Rostra wahrnahm. Dann fahrt er fort YII, 60. a eobtmnu
Maenia ad carcerem mcUnato sidere supremam fronuntiabMt.
Ob diess auch vor der Curie geschah, ist ungewiss. Yarro
L. L. VI, 2. p. 187. sagt nur: postea lex Praetoria id gue-
fue iempus üibet esse supremtün^ quo praeco in comitio
supremam pronuntitmt populo^^). Der Sonnenuntergang ist
nun überhaupt nie von irgend einem Punkte des Forum zu se-
hen, weil das Capitol im Wege ist ; er ist aber auch nicht ge-
meint, sondern der letzte Abschnitt des Tags bis zum Unter-
gange. Unbegreiflich bleibt nur, wie der Carcer genannt
Di« Nike 4er Rostrt bezeui^t auch S e n e e. de b e a e f. VI, 39. (luliae)
ffmim, tp^um ac rostra^ ex quibut pater Ittgem d$ udulteriU iuierat,
filiae in stupra plaeuüte, quotidianum ad Marsyam eoneursum. Vgl.
Dio Cagi. LV, 10. Plin. XXI, 3,6. Martial. II, 64,8.
584) PUb. XXXIV, 5, 11. Antiquiw eolumnarum (celebratio),
aieut C. Maenio^ qui devieerat priscot Latinos. Livins VIII, 13^
spricht voD einer Reiterstatve. yg\. Niebahr, Rom, Gesek. III, 167.
85) Durch Varro's ansdräcUiche Erklamos, dass es ia coaitio
^schah, widerlegt sich allein schon (wenn solch abenteaerliche Idea
überhaupt der Widerlegung bedarf) die Meinung Hansens, Besehr.
III A. S. 70. B. S. 44., der verbindet: a eolumna Maenia ad oaro&rem,
and anoimtnt, dass »an durch eine angelegte Leiter jedesmal sar
HShe der Säule gestiegen sei und dort das Sinken der Sonne beobach-
tet habe. — Der Schol. Gruq. z. Hör. Sat. I, 3, %t. nndPseado-
Ascon. z. Cic. divin. in Caec. 16. beziehen die Colanma Maenia
irrthümlich auf die Basilica Porcia ; aber auch selbst bei einem sol-
chen Standorte bleibt es unmöglich, die Sonne in der Gegend des Car-
cer zu sehen. Es gedenkt der CoIumna Maenia auch Cic. p. Sezt.
58. , wo von dem Emprange des Sextius bei den Gladiatorenspielen
auf dem Forum die Rede Ist : venit — ad eolumnam Maeniam, tan^
iuM est ejf omnibtte gpeetacuiis tieque a (fapitolio , tantut em fori
tanoellii plausus ewcitatus etc. Das scheint anzudeuten, dass di«
Säule gegen das Ende des Forum am Gapiteliavs stand; denn von da
baginat da« Beifallklatseheo.
— ita —
werdea kovale; deaa woUn man auch Cnrie und Cottdtfauii
1^ und wie man sich nberhaopt aaf dem Forum stellen mag,
so liegt er jederzeit nördlich. Wenn nnn unstreitig tu Ver«
binden ist: sidere a columna Mnenia ad carcerem inelüatöj
d. h. wenn die Sonne an der Sanle voritter sieli nach der Seite
des Carcer neq;te , so scheint nach der mir Torschwebenden
Otientimng ancb seihst im Sommer der Carcer ein sehr an-
geeigneter Punkt ta sein« Daher IXsst sich anch die Stelle
der Sittle fiicbt genauer angehen. — Eine zweite berihmt^
Ehrensiiule war ehenhUs hier, die Golnmna rostrata«
welche im ersten pnnischen Kriege dem Seehelden C. Dni-
lins gesetzt wnrde ***); und ausserdem gewiss manche Ststuey
wie die Beiterstatue des L. CamOlns und nach Livins auch
des Maenius , des Q. Mardos Tremulus ror dem Castortei»«
fdl, wo später auch dem L. Antonius, dem Broder des
Trinmvir, die von Cicero so bitter verspottele Statue aufga^
stellt wurde '^). Indessen mögen die Denkmäler auf diesem
Theile des Forum nicht so zahlreich gewesen sein als auf dem
Condtimn, da Sonst der freie Platz den mancherlei Zweekcv^
denen er diente, nicht genügt haben würde. Denn hier Wür-
den erstlieh seit d. J. 282. in der Regel dieComitia tri««
buta gehalten, wobei man den ganzen Raum durch gezogene
Seile in die nötUgen Abtheilungen schied *>)• Sedann hcfand
580) PHd. XXi, », 11. Sil. ftal. VF, 163 IT. Qaint. J. 0. I. 7.
eolumna f^niraia , quae •»€ C. Duilio in ftv p&$itm. BelMDotUcb
ist, wiewohl lehr frogiiieDtift , dra hscirift d«r SKiile noeh crhahtfO
«Dd bolndet sieh in die Basic einer medernen NaeMiidaog der Sttak
«iafesetst aaf dcai Gapitale^ lai Palazaa de* Coatervatarl. Sie wurde
bei« Aren» Sereri gefondea, woran» tieh einlsennassea auf des Stand«
ort der Saale sebliesaea lässt. Wevv ^e Inseirriflt , wie man meint,
einer spttterea Wiederharatelloag des Monnmeots aagebtfrt, so \si we«
nigstens die altertbümiiebe Perm beibebaften. y$k Platner,. Besekr^
d. St. R. ili A. S. »00«
87) Wegen Ganillita and Maeninv, Liv.VIlI, 13.; wegea Mareia«»
IX^ 43. Mareiu9 de Hemieia ttiamphafu im nrketm reäiit, $latuaqu€
equegfriw in f&ro daereta ett^ quoB anfn templwn Cas$orii poHU Bit.
ibrar sedenbt anoh in bitteren» Ver|:leiebe mit Aatoaias Gic. Pbil.
y\y 5< In foT^ L, Ant0tHi rtahfum widemw, tieut iUmm Q. TremttH,
qui Msrmeow deHHi, mntB €^ioris. Vgl. S. 91H.
88) D i o n V s. VU, 59. oi ii d^it^fot, ov^aM^v^ «o si^aa /«*»
^rp^ipMxm imltfüiap, faßmUit^p ofroiödsB fgMofpwiamim^y hr aJs tfi^itXov
as f»^ afir<«af>^iu mff wtis. Appiaa. CiT. ttly 80. o» ^i #Mras
21 •
24
aich hier wenigstens noch ein zweites Tribunal, das aasdrfiek«
lieh in media foro genannt wird, was auf die Cregend dei
Castortempels hinweiset ^'^). Gleichwohl ist es zweifelhaft,
ob dieses dasselbe ist, welches als Tribunal Aurelium
wiederholt genannt wird'°), und das eben in der Nähe des
Castortempels gewesen zu sein scheint. Das Tribunal des
Praetor urbanus scheint auf dem Comitium geblieben zo
sein; dagegen sind es durchaus quaestionesy welche als auf
dem Forum verhandelt angeführt werden; aber quaesUone»
verschiedener Art'^), und es kömmt daher in Frage, ob jeder
Praetor sein eigenes Tribunal hatte, oder verschiedene Falle
auf einem und demselben verhandelt werden konnten. Wahr-
scheinlicher ist es, dass mehr als ein Tribunal (natürlich nicht
für alle Quaestionen) auf dem Forum war '^) ; nur muss man
sie nicht als von Stein gebaut, sondern von Holz aufgeschlagen
denken *'), so dass sie ohne Mühe weggenommen ui^d wieder
ir« fiyy ayo^av neQiaxotvtaifisvoi ryp Xo'jfrtv ixaXow, Tiese Eiafacbbelt
WiMf in 80 spSter Zeit, von der Appiao erzShlt, allerdiogs aafTalleD
CharikL I. S. %n.
589) Cic. ad Quin t. fr. II, 3. düti pro Bestia de amhitu apud
fraetarem Cn. Domitium in foro medio maximo eonventu.
90) Cic. p. Sex t. 15. in Pis. 5. p. Claent. 34. p. dorn. 2*
Mao Dimmt an, dass es vom Consnl M. Anrelins Cotta im J. 680 erbaut
worden sei.
91) Z; B. de repetundis: Cie. p. Place. 28. Verr. I, 59.
p, CIneot. 34. de ambitu: ad Qnint. fr. II, 3. inter tiea^
rioe: p« Rose. Amer. 5. de venefieiis : Liv. VIII, 18. lege
Lieinia Junta: in Vatin. 14. Aucb Milo^s Anklage findet aaf
dem Forum Statt. Das ergiebt sich daraus, dass Pompejns seinen
Platz während der Verhandlung vor dem Saturnnstempel nimmt. Ascon.
arg. p. 41 Or. Sedebat eo tempore Cn, Pompeiue ad aerarivm, nnd
ipee pro aerario ui pridie eontedit sepius deleeta manu miiitum.
Ihn redet aber Cicero an. e. 25. non hoe iam Ciodianum crimen fi-
memue, sed tuas, Cn. Pompei {te enim iam appello ea voce, ut me
üudire potsis), tuas, tuas, inquam, euspiciones perhorreseimus.
92) Nur so erklärt sich Cic. in Vatin. 9. quum cum tu eon»
ivlem in vineula dueeree et ab tabula Faleria eollegae tui mitti i»-
berent: feoerisne ante Rostra pontem eontinuati* tribunalibus , per
quem eon*ul populi Romani — non in earcerem , sed ad supplicium
et ad necem dueereturf und.c. 14. iudiees quaestionum de proximie
tribunalibus esse depulsos. vgl. p. Glnent. 27.
93) Daher wird das Holz zum Verbrennen des Clodios von den
Trlbanalen genommen. Aston. M ilon. arg. p. 34. Populus düee Sem.
8t5
aufgebaut werden konnten« — Ausserdem aber war das Fo-
rum bis über die Zeit der Republik hinaas der regelmässigt
Schauplatz der Gladiatorenkämpfe, wobei das Volk ringsam
auf Schaagerüsten und den Balcons oder Loggien (maeniana)
sttschauete ^**). Es geschah nach Plinias zum letzten Mala
bei der Leichenfeier (oder Tempelweihe?) des vergötterten
lulius Caesar, womit indessen andere Nachrichten nicht über-
einzustimmen scheinen'^). Jedenfalls steht die Veränderung
in genauem Zasammenhange mit dem Bau des ersten Amphi-
theaters durch Statiiius Taurus, obgleich anfangs wahrschein-
lich noch oft der alte Schauplatz beibehalten wurde. — In ähn-
licher Weise und bei gleichen Gelegenheiten wurde auch das
Foi*um zu öffentlichen Gastmahlen benutzt ^^). Um diesen
Zwecken zu genügen, musste nothwendig darauf gesehen wer-
den, dass der Raam nicht zu sehr von Denkmälern in An-
spruch genommen wurde; und darin liegt wohl auch ein Grund,
weshalb einmal Censoren alle Statuen'^), welche prioaii
Ciodio scriba eorpus P, Clodii in euriam intuiii eremaviique MubielHü
0t tribunulibus ttmensU et eodieibus librariorum, Dio Cass. XL, 49.
594) Platarch. G. Gracch. 12. "^/mA^Uv o diffiog e^sao&M fto*
feaTootuvaaavrts i^tfiiad-ovv, Vitrav. V, 1. Gic. p. Sext. 58. Lir.
XXIII, 30. XXXJ, 50. Prop. IV, 8, 76.
95) Pliu. XV, 18, 20. ara inde sublata gladiatario munere Divi
lulii, quod novissime puf^nauit in foro* Dagegen sagtnook
von Agnppa's Leichenfeier, 747. Dio Gaas. LV, 8. innatinot inlxf
*Ayifin'Jiq, oTtKofiax*^ — ^^ ^^^^ SsiktoX^^ Sia re rijv n^oQ rov 'jiy^hmmif
T^ifATjp^ nal 8ta t6 noXla rcivv ntf^l xijv ^o(fav oiioaofitfftaTatP MiMi»a^ct«»
iyivovzo. Demnach wäre in dieser Zeit noch immer das Forum dar
regelmässige Ort Tiir lodi fanebres gewesen; und damit stimmen öber-
ein S u e t o D. T i b. 7. MunuM gladiatorium in memoriam pairis et ai-
terum in avi Drusi dedit dioenie temporibut ae loeia : primwm Ai
foro, $ecundumin amphitheatro, und Ovid. Art. I, 163,
HoM aditus Cireueque novo praebebit amori
Sparsaque so lÜ cito trietis arenaforo*
96) Liv. XXXIX, 46. P, Lieinii funeris causa viseeratio dat€
et gladiatores eentum viginti pugnaverunt, et ludi fanebres per tri"
duum facti, post Indos epulum, in quo, quum toto foro strata trieli-
nia essen l, tempestas cum magnis proeeilis coorta coegit plerosque
tabernacula statuere in foro. Dasselbe geschieht D i o C a s s. XL, 49.
and so ist L i v. XLI, 33. zu verstehen.
97) Plin. XXXIV, 6, 14. L. Piso prodidit, M. Aemilio C. Po-
piiio II coss. a censoribus P. Cornelio Scipione (Nasiea) M, Popili^
statuas circa forum eorum qui magistratum gesserunt, sublatas omnes
praeter eas quae popuU aut senatus sententia statutae essent Aar.
Vict. Vir. iU. 44;
326
$ieh a«f 4em Forum gesetot hatten, wegschaffen liesaea, wie«^
wohl 49S Bauptmotiv Jedenfalls war» dass es Aaszeichming
hleiben sollte. Bei festlichen Gelegenheiten aber, wenn die
Pompa circepsis über das Forum ssog» wurde dasselbe voröber-
gebend präcblig geschmückt ^'^) , uod ausserdem waren die
Maeniana und zum Tbeile die Seiteuwände öffentlicher Ge-
bäude, so wie deren Inneres mit den wertbvollsten Gemälden
decprirt^^), — Zuletzt sind noch die lani des Forum zu er-
wähnen I wenn mau nach dem noch erhaltenen vierfachen la-
nus des Forum Boarium sie beurtheilen darf, sehr umfängliche
Durcbgangsbogen , über denen sich Gemächer befanden, wel-
che den Geldwecbslern besonders bei ihren Geschäften als
Obdach dienten. Das Forum hatte ihrer drei, wie ausdrück-
lich gesagt wird, am Eingange (von der Velia her), summua,
gegen die Afilte, medius, und am unteren Ende, imus^^^).
598) Cic. Vcrr. I, 22. III, 4. IV, 3. 57. Liv. X, 46. IX, 40.
Sa et. Caes. 10.
09) Das erste Beispiel g%h M. Valeriut Messala. Plin. XXXV,
4, 7. Dignatio avtem (picturae) praeeipua Romae inerevit — a M.
Falerio Messala; [qai] prineeps tubtslmm picturae proelii, quo Car»
thaginienses et Hieronem in Sieilia vicerat, proposuit in latere ew-
riae ffostiliae, anno a. Ü. c, CCCCXC. Aof dieses Bild beziehen die
Schoiia Bobieosia za Cic. in Vatio. 9. die dort und ad fan.
XIV, 2. i^eoannte tabula Faleria and erlclaren aaf gleiebe Weise die
p, Quint. 6. erwähnte tabula Sextia, So stellte nach Plinips aaoh
L. UostilittS Maocinns ein die Einnahme Kartha|^o*s darstellendes Bild
aaf: L. Host. Mane, qui primus Carthaginem irruperat, situm eiue
easpugnationesque depictas proponendo in Joro et ipse assistons po-
pvlo speetanti singula enarrando. So bekleidete die maeniana sub
Feieribus ein grosses Bild Serapions (Anm. 500.)* Nach der Binnabne
von Korinth warde es gewöbnlieb, Gemälde griechischer Künstler Eom
Schmuck des Forum zn gebraueben. Plin. 4, 8. Deinde video et in
Jbro positas vulgo etc.
600) Ho rat. Epist. I, f, 54. haee lanus summus ab imo Pro-
doeet. Sat. II, 3, 18. Postquam omnis res ntea Janum Ad medium
fraeta est. Wenn der Schoüast lar letzteren Stelle angiebt, es seien
drei lani gewesen : in ingressu fori, in medio and ad eantum, so ist
kein Grund, das mit Bentley and Heindorf zu verwerfen ; im Gegen«
theile ist die Annahme, Janus sei der Name eines Fieus, ganz on-
atattbaft. Denn der Ort, welcher lanus medius genannt wurde , war
sub Novis, worüber kein Zweifel ist. Derselbe Seholiast sagt zur er«
ateren Stelle: Duo lani ante basilicam Paxilli steierunt (s. u.), uhi
locus erat foeneratorum. lanus autem hie platea dioifur, ubi mcr^
eatores et foeneratores sortis eawta convenire solebani* So richtig
das ist, indem die Gesohäfle nicht nur innerhalb des Bogeni^ abgemaeht
irarden, sondern überhaupt um denselben der Saramelplats jener Laot«
r
«7
Daron war BftmenUich der lanns medius der Oü/ an dem
die meisten Geldgeschätle gemacht wurden, gewissermassen
die römische Börse ^^). Diese lani haben sich jedenfalls auf
der Nordseite des Foromi zwischen dem Arcus Severi und
dem Faustinatempel befanden und mit der Nachricht, dass der
eine nahe der Basilica Panlli gestanden habe, stimmt vortreff-
lich iiberein der Bericht, denLabacco von einer Nachgra*
bong zwischen S* Adriano und dem Faustinatempel giebt.
Man fand ein mit Säulen geschmücktes viereckiges Gebäude,
das man mit Unrecht für den Tempel des lanus gehalten hat').
Gewöhnlich nimmt man an , dass sie über der das Forum be-^
grenzenden Strasse (Sacra via) gestanden haben. Es würde
sich darüber entscheiden lassen, wenn die Stelle, wo jene
Boine gefunden wurde, genauer bezeichnet wäre. — Zum
Schlüsse dieser Periode möge die mehrerwähnte Schilderung
aus Plaut. Cure. IV, 1. hier stehen, worin die verschiede-
nen Stellen des Forum und seiner Umgebungen als Sammel-
plätze gewisser Classen bezeichnet werden.
Qui periuntm cojt venire toU hominem^ mitto in Co*
initium\
10 Qui mendacem et gloriosum apud Cloaeinae iä"
crum.
Diiis damnoeos fMriios $uk ba$ilioa quaeritOf
war, §• kABi ja do«h £e Eusteas 4e8 Bo^aa lelbst ia keiadm FalU
geleogoet werden, aacb wenn man von dem durch Labacco berichteten
Fnode absieht. Hless naa aber dieser Bo^en lanus medius, so mvst
es auch eiaea summus nod imus gegeben habea ; denn das« die gansa
Seite des Forum lanus geheissen habe, ist eine ganz willknhriicha
Behauptung.
601) Cic. de off. If, 125. Sed de tote hoe genere^ de quaerenda,
de ooUoeanda peeunia , etiam de utenda eammodiau a qvihusdam
opHmie viris ad medium lanum sedemHbus , quam ab ullis pkiloso-
phis uila in sehola disputatur. Darauf bezieht aicb Cicero'a Spott
über die Insebrirt der Statue des L. Aataaias : Sed illa statua pal"
maris, de qua, si meliora tempora essenty non passem sine risu di^
eere: „L. Antonio lani medii pairamo*', Itanef lanus medius in L.
Antonii cUentela sit? quis unquam in iOo lano initentus est, qui L.
Antonio mille nummum ferret expensumf Vgl. ausser Bentlay «•
Heindorf a. a. 0. Beier z. Cic. d« off. 1. l. Obbarius s.
Hör. epist I, 1, &4. p. 72.
2) S. Canina, Indicaz. topogr, p. 167. Labaeoa's Werk«
waria sich ein Gmndiisa dea anfjj^fandeaen Gebäudaa befinden soll,
habe teb siebt baootsea köuaa.
SJM
Ibidem erunt scorta ewoleta^ quique stqnUari solent,
Symbolarum coUatores apud forum piscarium.
Inforo infimo boni homines atqiie dites ambtihnt.
15 In medio propter canalem, ibi ostentatores meri.
Conßdentes garrulique et malevoli supra Lacum^
Qui alteri de nihilo audacter dicunt contumeliam^
Et qui ipsi sat habentj quod in se possit vere dicier.
Sub y eteribus ibi sunt, qui dant^ quique acci-
piunt foenore,
20 Jfone aedem Castoris ibi sunt, subito quibus cre-.
das male.
In Tu SCO vico ibi sunt homines, qui ipsi sese ven-
ditant.
In Velabro vel pistorem, vel lanium , vel aruspicem^
Vel qui ipsi vortqnt, vel qui aliis ut vorsentur prae-
beant,
[Ditis damnosos maritos apud Leucadiam Oppiam,"} ^^)
Die hier namhaft gemachten Oertlichkeilen sind bis auf einige
bereits in Betracht gezogen worden. Was V. 14. forum in-
fimum genannt wird, kann nur die Gegend unter dem Capi-
tole sein. Ich möchte damit vergleichen Cic. de or. III^ 33.
M. vero Mamilium nos eiiam vidimus transverso ambulantem
foroy quod erat insigne, cum, qui id foceret, focere civibus
, Omnibus consilii sui copiam etc. Was aber mit den Worten:
in medio propter canalem gemeint sei, ist mir sejir zweifel-r
haft, wenn nicht ganz einfach darunter eine in die Kloake
führende Abzugsrinne zu verstehen ist^). Supra Lacum end-
603) Ich enthalte mich hier eben so wohl der Kritik der Stelle,
fdr die es mir an genügenden Hölfsmittelo fehlt, als der specieüeo
Erklämng. Mehrere Verse zeigen sich schon von Seiten des Metrum
als nnrii^htig. V. 9. ist vielleicht nach voU zu interpnogiren and statt
hominem za lesen eum. Auch V. 20 kann so nicht bestehen. Ueber
den Doppelvers II. u. 21. s. Anm. 542. Aber auch eine Erklämng,
aus welchen Gründen der öden jener Art Menschen der eine oder der
andere Ort angewiesen wird^ möchte, in wie weit sie überhaupt möglich
Ist, erst nach der allgemeiuen Kritik der ganzen Scene versucht wer-
den können. Denn es ist mir zweifelhaft^ ob alle Verse einer und
derselben Zeit angehören.
4) Darauf könnte in der That eine Stelle Tertnllians dt
palL 5. fuhren t Ego nihit qffieio advigilo, nutia rostra praeocpt/po^
329
lieh wird wohl als die Gegend der Rostra za denkea sein. —
Wenn sich aber auch nicht von allen in dieser Schilderung
berührten Einzelheiten Rechenschaft geben lässt, so ist doch
die allgemeine, auch durch anderweitige Andeatangen bestä-
tigte Bemerkung nicht ohne Interesse, [dass im alten Rom
Leute eines gewissen Schlags gewöhnlich ihre Sammelplätze
an bestimmten Orten hatten ^^).
Das Forum yon lulius Caesar bis auf
Domitian.
Die Veränderungen, welche das Forum durch Caesar
erfuhr, dürfen keinesweges als willkührlich getroffene und aus
blosser Laune hervorgegangene betrachtet werden; vielmehr
stellte sich nur jetzt erst in den veränderten Oertlichkeiten
die Umwandelung äusserlich dar , welche in der Geltung der
einzelnen Theile seit langen Zeiten vorgegangen war. Das
Comitium hatte längst, wie die Curiatcomitien selbst, seine
frühere Bedeutung verloren ; der Zauber, der in alten Zeiten
die Curie, wie den Senat, umgab, war gewichen ; die Rostra
waren der Tummelplatz der wildesten Leidenschaften gewor-
den und wie das ganze politische Treiben sich dem unteren
nulla praetoria observo, c anales non odoro, cancelhs non adoro,
suhtelUa non contundo. , wenn diese Lesart Dicht ^ar verdächtif
schiene. Paul. D i a c. p. 45. Canalicolae forenses homines pau-
pereg dicH, quod circa canales fori consuterent. giebt aoch kei-
nen weiteren Aufschlnss.
605) Dergleichen Andeatangen finden sich nicht selten bei Cicero.
t. B. p. Quin t. 6. ipse suos necessarios ab atriit Liciniis et a fau-
cibus maceiii corrogat. Dazu Verr. III, 6!^. Albam Jemilium so-
deniem in faucibus mareUi loqui paiam ,,vicisse Ferrem ; emtos ha-
bere iudices'* etc. — Aibam habebo iudicem ; entn fiominem , qui $e
ipse sciirram improbistimum cxistimari vuU etc. p. Qoint. 18. Fi-
xit enim semper inculte atque horride ; natura tristi ac recondita
fuit: non ad iolarium, non in Campo, non in conviviis vertatus est.
(Nicht hieher gehörig ist wohl od He renn. IV, 10. Ita petulans es
atque acer, ut ne ad solarium quidem idoneue elc. Es scheint za le-
sen: ßd sipariom.) Dahin rechne ich auch p. Place. 28. Hoc nimi-
Tum est tllud, quod non longe a gradibus Aureliis haec causa dicitur.
ob hoc crimen hie locus abs te, Laeli, atque illa turba quaesita est.
«d fam. VIII, 1. (Coelius Cic.) Te a. d. IXKal. lun. subrostrani
{quod illorum eapiti sit) dissiparani periisse.
990
Theile des Fornm zogew^ndet kalte, so musste auch den De*
magogen eine mehr in der Mitte desselben gelegene Stelle
geeigneter für ihre Vorträge erscheinen. Aber das Festhal-
ten an dem Hergebrachten hatte keine Vernickung der ein«'
mal geheiligten Stätten zugelassen, bis der Zeitpunkt gekom-
men war, wo überhaupt die alten Formen zerbrochen wer-
den, und das gesammte Volk sich dem Willen eines Einzigen
fügen sollte, den es der Mehrzahl nach selbst zu der Höhe
emporgehoben hatte, auf der er allein zu stehen würdig war.
Verworfen von- der Nobilität, aber stark durch die Gunst des
Volks, musste Caesar sich um so mehr veranlasst sehen, die
Denkmäler, an welchen die Erinnerung an die Herrschaft der
Aristokratie haftete, zu beseitigen und dem Forum eine sei-
ner jetzigen Bedeutung entsprechendere Einrichtung zu geben.
Die Zerstörung der ehrwürdigen Curia Hostilia, gleich-
sam die Leichenfeier der Republik selbst, erleichterte es ; die
neue von Faustus Sulla erbauete brauchte weniger geschont
zu werden. Von nun an sollte dem Senate ein Versamm-
lungssaal angewiesen sein, der den Namen dessen trug, der
über Rom herrschen wollte. Noch blieb die Curie am Co-
mitium; aber dieses selbst wurde noch bedeutungsloser, in-
dem die Rednerbühne mit ihren Denkmälern ihm entzogen
wurde, und wenn diess auch nicht alles durch Caesar selbst
zur Ausführung kam, so sind doch alle unter Octavian ein-
tretenden Veränderungen nur Ausführung der von Caesar ent-
worfenen Pläne.
Die nähere Betrachtung derselben beginnt billigerweise
mit der Curie, Es ist bereits erwähnt worden, dass die neu
von Sulla eii)auete unter dem Verwände, einen Tempel der
Felicitas an ihrer Stelle zu weihen, niedergerissen wurde,
gewiss mehr weil der Senat seinen Sitzungssaal von Caesar
erbalten sollte, als aus Hass gegen den Namen Snlla. Es
scheint mehr als ein Jahr vergangen zu sein, ehe beschlossen
wurde, dass eine neue als Curia lulia erbaut werden solle,
was erst kurz vor seinem Tode geschah *°*). Daher hat er
606) D i 0 C a 8 s. XLIV, 5« ß9vUtmi^v ri r» tuMfbr ««ft^oai irfOf-^
531
sislbst aa dem Nedmo keinen Theil, sondern Octavian begann
nnd vollendete ihn, wie das Monumentam Ancyrannm
bezeugt, wo die Cnrie an der Spitze der eigenen Werke
Octavians steht, während andere als von Caesar begonnen,
▼on Ersterem nur beendigt angegeben werden. Fragt man
nun aber, an welcher Steile des Forum die neue Curie er-
baut worden sei, so erweisen sich alle darauf bezügliche
Nachrichten als unzulänglich für eine bestimmte Beantwor-
tung, und es lassen sich darüber nur V ermuthungen anfsteK
len. Ein doppeltes Zeugniss haben wir dafür, dass auch sie
am Comitium stand ^<* 7). Nun sagt freilieh eine Nachricht,
dass nach Caesars Tode (711) in Folge yieler Prodigien be-
schlossen worden sei, die Hostilia wiederaufzubauen^), und
man könnte dadurch bestimmt werden, zu glauben, dass der
Neubau auf derselben Stelle nur unter verändertem Namen
ausgeführt worden sei; allein dem widerspricht, was man
nicht beachtet hat, Varro^s Angabe , dass die neue Curie als
locus profanus erst zum templum habe inaugurirt werr
den müssen'). Indem man sich nun nach einer anderen
Stelle umsah, welche am Comitium sein konnte, hat man die
Ruine der drei Säulen neben dem Vestatempel dazu ersehen,
da dieses Gebäude wenigstens zum Theile noch am Comitium
gestanden haben muss. Diese Ansicht konnte dadurch Be-
stätigung finden, dass eines Theils auch die Rostra ihren
Platz sub Feterihus erhielten, und dann dass die Fragmente
der Fasti consulares hier ausgegraben wurden, die sehr schick«
ita^av , tJtttSri ro OoriXtov ualve^ aromoiofifj&tP uad^i^i&rf, — oVwff
/Eit^r« «V iiuifif> TU Tov ^vkXov ovofia ata^otvo ndk HtSQOv «x naw^Q «oro-
intevaad'iv 'lovkiov ovouaad'tltj, Z o n a r. X, \%.
607) Plio. -XXXV, 4, 10. Jdem in curia gtwqut, quem in eomi-
tio eeusecrabat (Aagastns) , duas tabula» impressii variBti ete. D i o
Ca SS. XL VII, 19.^ nal to ßovXsvnJQwv ro 'lovhov in avrov nXifd^ty
8) Dio Cass. XLV, 17. »al Sta tovto t6 n ßovkBvrti^wv rö
'Oariitov avomoSofttf&^ai — i^tpio&vf. Es ist jedenfalls nDterbliebeo.
9) Gell. XIV, 7, 7. Tum adseripsit (Varro) de loci$, in quibtü
senatuseonsultum ßsri iuf passet, doeuitqne eor(/irmatjitque,* nisi in
Uca per augures eonstiiuto, quod templum appellaretur , senatuscon^
suHum factum esset, iustum id nen fuisse. Ptopterea et in curia Bo*
stilia, et in Pompeia, et post in Julia, eum pro/ana ea l^ea
fuissent, templa esse per augures eanstitttta.
332
lieh in der Curie gedacht werden mögen. Demnngeachtet
itelit sich dem eine grosse Schwierigkeit entgegen. Das M o-
nam. Ancyr. nennt an der Spitze der von Augustns aus-
geführten Bauten : GVRIAM. ET. CONTliVENS. EI. CHALCIDI€VM.
Nun gehört allerdings der Name Chalcidicum zu den noch
nicht hinreichend erklärten ^^^), jedoch ist so viel gewiss, dass
an die Curie noch ein anderer Bau stiess, der von einiger
Bedeutung sein musste, da er besonders unter Augustus Wer-
ken aufgeCuhrt wird. Dio Cass. LI, 22. nennt zugleich noch
ein drittes Gebäude: %6 %e ^^-d-tivatov %a\ %6 XaXnt8t%ov
fivofintafiivov , %a\ to ßovXevtiJQiov v6 ^lovXieiov — xo-
&itQfaaev* Da nun die Noti tia neben dem Castortempel ein
templum Minervae anführt, und unter Domitians Bauten eine
Minerva Chaloidica genannt wird ^^), so hat Bunsen, wie
schon Chishull gethan hatte, angenommen, das im Monum.
Ancyr. genannte Chalcidicum sei ein solcher Minervatempel
gewesen ^^), und ihm gehöre die Ruine der drei Säulen an.
610) S. Schneider, Stratico u. Marini zu Vitr. V, 1, 4.
Die 6 1 0 s s. fs i d. erkläreo, Chalcidicum, foris deambulatoriutn, quod
et peribulum {•jttQißoXot) dicitur et iterum (pterom, ala). und damit
verträgst sich wohl Vitruvs Vorschrift Tiir Basilikeo von bedeutender
Länge : Sin autem locus erit amplior in longitudine, Chalcidica in
extremis partibus constiluantur. Dagegen bietet die Halte der £n^
machia zu Pompeii, deren Dedication an demselben Gebäude Chalcidi-
eum, cryptam, porlicus unterscheidet, nichts dar, was man auf den er-
ateren Namen beziehen könnte, so dass er unerklärt bleibt; man müsste
denn vermnthen wollen, dass ein Solarium in superiore parte zu ver-
stehen sei, wie auch Bansen, Les Jor, de Rome, I. p. 6U. annimmt.
Bechi, del Calcidico e della Cripta di Eumaehia etc. Nap. 1820.
Tersteht es gewiss irrig von der Vorhalle.
11) Euseb. od. Hieron. Ol. 217. p. 443 Rone. Auch derCa-
tal. Imp. Vienn. t. II. p. 243 Rone, nennt unter demselben Kaiser:
Templum Casiorum et Minervae.
12) Dabei wird vorausgesetzt, dass bei Dio zu lesen sei: ro re
'j^&ijvaiov t6 Mal XaltuSuiov wyof*. Man übersieht aber ganz, dass das
Monum. Ancyr. den Minervatempel ja auch und ohne alle Beziehung zur
Curie und dem Chalcidicum nennt. Ueberhaupt wollen dergleichen
vieldeutige Anklänge sehr vorsichtig benutzt sein, und wie sehr sie
täuschen können, sei hier an einem Beispiele gezeigt. Die Notitia
Donnt eben auch in dieser Region, von der Gegend des Carcer aus-
gehend ; Senatum, Atrium Minervae, Der Senatus ist nach dem
' Sprachgebrauche der Zeit nichts anderes als die Curie, und wollte man
sie als die lulia betrachten, so wäre nichts natürlicher, als unter
dem Atrium Minervae das ^Jd^vatov XakiuButov zu verstehen. Da
■u aber die Curia lulja am Comitinm gelegen war, sö würden wir
333
Wie grundlos diese Annahme sei , wird in der nächsten Pe*
riode gezeigt werden ; ausserdem fallt es aber in die Augen,
dass, wenn hier ein solcher Tempel stand^ kein Platz iiir'die
Curie blieb. Dieser Verlegenheit hat Bnnsen durch den sehr
unglücklichen Gedanken zu entgehen gesucht, dass die Curie
hinter dem'Minerventempel am Palatin, wo sich sehr bedeu-
tende Reste eines grossen Gebäudes finden, gewesen sei. Den
Hauptbeweis dafür findet er in der Notitia, welche in der
zehnten Region die Curia vettu nennt, was im Gegensatze ztf
einem (wie ganz willkührlich angenommen wird) von Theodo-
sius erbaueten Senaius die Curia lulia bedeuten soll. Das
Unstatthafte dieser Annahme wird jedem einleuchten, der be-
denkt, dass dann die Curie weder Ton Plinius in eomitio^
noch von Dio Cassius na^ee rä Ko/unitp genannt werden
konnte ; dass es überhaupt zu den nnglaublichen Dingen ge-
hört, sie sei in der zehnten Region (Palatium) und nicht in der
achten (Forum Romanum) erbaut worden ; dass sie dann nicht
fuglich continens Chalcidico sein konnte, da nothwendig beide
durch die Nova via geschieden werden mnssten, und der Ge-
danke, sie seien durch einen über die Strasse gespannten
Brückenbogen verbunden gewesen, ist doch gar zu abenteuer-
lich. Der grösste Missbrauch aber ist mit der Angabe der
Notitia getrieben ; denn die von ihr genannte Curia vetus wird
der ganz deutlichen Reihenfolge nach auf der entgegengesetz-
dabin gebracht werden, dieses ftin Capitole zu «neben, wenn wir nicbt
g^Iücklicherweise binreicbende Beweise hätten, dass es am ent§^e{^enge*
seUten Ende des Fomm \^%, Und dass diess nnzweifelbaft ist, dafdr
fuge ich dem oben Gesagten hier den schlagendsten Beweis hinzu«
Herodian. If, 0. erzählt von einem Traume des Septimins Severus:
fiiyav nal ytyvaiov 'iimov flaoiXtxotS <paXttQo&^ Mxoofirjfiirov ^tj^ Ski*
K.
^iw€U, avTif di äXXws iotwti vno^vvai xs avxov^ xal OQafUVov inl Toif
VioxotS (pi(fuv Tt aatpaXws »al ar^vai ßfßaifuQ inl xij ^ äyogäs fii»
0ij£ X. r. X. So war also das alte txKhjataatTKfioVy wie durchweg das
Comitium genannt wird, da, wo von der Sacra via man in das Fomm
eintrat, und von da erst gelangte Sevems auf das medium forum^
wo nachher zum Andenken an das Tranmgesicht seine Reiterttat««
stand.
334
tea, dem Caelins zugewendeten Seite des Palatia angegeben
und bedeutet nichU anderes als die Guriae reteres, wie schon
oben gezeigt worden ist (S. 99 ff.). Endlich gab es in der
Zeit, wo die Notitia verfasst ist, sicher keine Curia loüa
•mehr.
Es ist mir nur eine Andeutung bekannt , aus der man
schliessen könnte, dass die Curie an diesem Orte gewesen sei $
aber entscheidend ist auch sie nicht, da die ganze Stdle höchst
unklar ist. Sie findet sich bei Prep. IV, 4., wo der Dichter
von dem Verrathe der Tarpeja erzählt:
Lucus eratfeHx kederoso contüus antro,
Mtdtaque nativU obstrepit arbor aquh.
Sitvant ramosa damusj qua du/cü ab aettu
Pistula poturaa ire iubebat twes.
Hunc Tatiusfontem vallo praecingü acemo
Fidaque suggesta castra coronai humo.
Quid tum Romafuitj tubicen mcina Curetis
Quum quateret ienio murnmre saxa Iovu7
Atque ubi nunc terris dicuntur iura mbactü^
Stabant Romano pila Sabinaforo.
MuTua erant montei i ubi nunc est curia scpta^
Bellicus ex illo fönte bibebat equus»
Uinc Tarpeia deae fontem libavit etc.
Die Curie kann keine andere als die lulia sein und am nach*
sten liegt es, bei der Quelle an den Lac us lu turn ae neben
dem Vestatempel zu denken. Wäre nun wirklich zum Tem-
peldienste der Vesta das Wasser der Intuma gebraucht wor-
den, so würde man mit ziemlicher Gewissheit annehmen dür-
fen, dass die Curie sich neben dem Vestatempel befunden habe.
Das ist aber eben nicht der Fall; sondern es wurde für den
heiligen Dienst täglich das Wasser vom Quell der Camenen
vor Porta Gapena gehoh^^). Vietleicbl bat Properz sich über-
•13^ Plitarck, Nam. 13. Ir« ^i %^a$ Movaati xa&Aefdiüiu ri
fw^lov-^ in«iiV0 «cU rät tm pi avto X€9fM»pa6 -— . n^y ^i fnffh^f V ^^^^9^
Xaußip099a* naff fffU(^a» aywl^Qw* sm^ ^ai0m9i Yo «brdwropor« Vgl.
ÖlaaseD, jieneas u, die Penaten, 11. S. 718.
335
h«iipt gar keine genan bestknmte Oerdiciikeit gedacht, sondern
mit dichteriseher PhanUsie ein Bild vom damaligen Rom ent-
worfen, ohne danach zu fragen, ob der lucus^ das hederosum
mntnm nnd die Quelle in der Wirklichkeit vorbanden gewe-
sen. Bei dieser Unzulänglichkeit der Nachrichten wage ich
nber die Stelle der Curie kein bestimmtes Urtheil auszuspre-
chen ; wenn inde^en nochmalige genaue Messungen den hin-
.reicbenden Kaum ergeben, so würde ich es dennoch am
wahrscheinlichsten linden, dass sie an der Stelle der drei
Säulen gestanden habe, und wurde unter dem Chalcidicum
eben ein deambulatorium verstehen, das die Stelle des Se*
naeulam bei der Curia HostiUa vertrat. Ausserdem würde
man, da es einen anderen Platz am Comitium nicht giebt,
sie auf der Stelle des ehemaligen Vulcanal zu suchen haben,
was indessen viel weniger Wahrscheinlichkeit hat, zumal da
die Graecostasis , welche doch nicht ganz abgelegen von der
Curie gedacht werden kann, sich dort in dieser Periode
nicht mehr befand *^^). — Was sonst noch über die Curia
Ittlia und namentlich über den Altar und die Statue der Vi-
ctoria zu bemerken ist, das verbindet sich besser mit der
Erörterung über das Senatsgebäude der dritten Periode.
Eine zweite bedeutende Veränderung, welche Caesar
vornahm, war die Versetzung der Rostra an eine andere
Stelle des Forum. Ehe jedoch diese genauer nachgewiesen
wird, ist es zweckmässiger von dem Tempel zu handeln, der
ihm nach seinem Tode als Divus lulius geweiht wurde«
Es ist schon früher erwähnt worden ^'), dass Caesars Leich-
614) Plin. XXXin, 1, S. in Graeeostast, quae tune tupra eamf'
tium erat. Die Graecostasis bestand aber bis in die spätestea Zeiten.
Für diese Periode ist mir indessen nor noch eine Erwähnung bekannt.
Kalend. Pinc. IX Kai. Sept. LVNAE IN GRAECOSTASI. Weniger
Schwierigkeit würde das Bedenken machen, ob dort noch Raum für
die Curie sein konnte. Denn es ist zweifelhaft, ob die Goocordia
Opimia noch bestand, und vielleicht kSnnte damit zusammenhängen,
dass zugleich mit dem Baue der Curie auch der eines neuen Concor-
dientempels beschlossen wurde. Dio Gass. XLIV, 4. vsmy rs 'Ofwr
voUtQ Katvijii (Uff nal 9t oütov et^ijvovvtes olxodo/i^aa$ koI rTan^yv^mf
avrijv injoietp a/eir tyvwaav.
15) S. X%i' Aura. 348. Vgl. De Romae veU mur, atq. port, p. Vt,
Gie. Phil. 1,9. Dio Gass. XLIV, 90.
33« .
nam auf dem Forum (Comitinm) vor der Regia oder, was da-
mit sehr wohl übereinstimmt, afite Rostra verbrannt wurde.
Auf dieser Stelle wurde zuerst ein Altar, dann ein Tempel
errichtet •^«). Daraus ergiebt sich , wie irrig die Annahme
Bunsens ist , dass dieser Tempel jenseit der das Forum be-
grenzenden Strasse an der Velia gestanden habe. Vielmehr
war er auf dem Forum (Comitium) selbst errichtet und mit
seiner Vorderseite dem Capitole zugekehrt ^7). Es war ein
peripteros pycnostylos *»), und die Halle vor der Regia schloss
wahrscheinlich das Puleal ein, da dieser locus religiosiu sei-
nen Platz behauptete (s. Anm. 459.). Der Tempel scheint
sich auf hohem Unterbaue erhoben zu haben und wahrschein-
lich führten zu ihm zwei Reihen Stufen, so dass der zwi-
schen ihnen hoch gelegene Spiegel einen passenden Ort
gewährte, um zu einer Versammlung zu sprechen. Diese
%ijfinlQf wie Dio Cassius es nennt , wurde nach der Schlacht
bei Actium mit den Rostris der erbeuteten ägyptischen Schiffe
616) Ap plan. Civ. H, 148. Vv{^a ßviftoQ npwTOf hi^, vvv T
tarl wwff avTov KaiaaQog, III, 2. yip^ofitevog ovv ttara rijvSe njv wron
tc^ioiv avyytvis rf Kaiaagi (C. Amatius), vnB(f^kyn fiaXtara avTOv t«-
^twToe Mal pwfiov vTTi^i^xodufiti rij nv^a. Dio C a s s. XLIV, 51. fiat^
fi0v Ttva iv T<jf TtJQ nv(fäe x^9^*9 l^Qvoafievoi. Es scheint diese ara
nicht verschiedea zu seio von der von Aadoren erwähnten columna»
So et. Caes. 85. Postea sotidam. columnam prope XX, pcdum lapidis
Numidiei in f ovo statuit, seripsttque PARENTI PATRIAE. Sie word»
durch Dolabella wieder umgestürzt. Cic. Phil. I, 2. eversio illius
exsecratae eolumnae. ad Att. XIV, 15. 0 mirifictim DolahtUam
meuml — columnam tollere,- loeutn illum stemendum loearel Gleich-
wohl ist es unstreitig dieselbe columna, welche von Brutus auch ara
genannt wird. Cic. ad fam. XI, 2. fit tanta Jrequentia militum w*
teranorum, quos ttiam de reponenda ara eogiiare audimus. Auf der-
selben Stelle wurde nachher der Tempel des Divus Julius erbaut. Dio
Cass. XLVII, 18. %al ^q^ov oi tv rs rjj ayoQf xal iv rif roTrtj», *V f
ixUavzOt nQonaTißaXXovTo (triumviri). und so auch Appian. Kalend.
Antiat. XV Kai. Sept. AEDIS. Dl VI. IVL. DED. Am it. DIVO. IVLIO
AD. FORVM.
17) Ovid. Metam. XV, 841.
— ut semper Capitolia nostra forumque
Vivus ab exceUa prospectet Julius aede.
Bp. ex Pont. 11, 2, 85.
Fratrihui assimilis, quos proxima templa tenentu
Divus ah exceUa Julius aede videt.
|S) y itr. III, 3. Ergo Ihfcnostylus est, cuius intereolumnio uniua
et dimidiatae eolumnae crassitudo interponi potest; quemadmodum
est Divi Julii et in Caesaris foro Feneris^
— w
gescIuMckt ^i^), null voa dieser Zeit aa Rostra lulia
genannt.
Die3S masste yoraasgesehiekt werden , um mit JUarheil
voa der Veränderung sprechen zn können, welche die eigent*
liehen Rostra ^°) erhihren. Es ist schon bemerkt worden,
dass die Lage der Rostra in der letzteren Zeit der Republik
nicht mehr recht angemessen erscheinen konnte, seit der Red-
ner zu dem auf dem nnterea Forum versammeltea Volke zu
sprechen hatte. Daher kömmt es unstreitig, dass die Dema-
gogen häufig statt derselben die Stufen des Castortempels wäh-
len (Anm. 510.). Dass nun eine Versetzung der Rednerbühne
Statt gefunden habe, ist gewiss ^^) ; wenn aber berichtet wird,
dass es noch durch Caesar selbst, kurz vor seinem Tode ge-
schehen sei 22), so erheben sieh dagegen nicht zu beseitigende
Widersprüche. Wir wissen nämlich, dass ihre neue Stelle
sub f^eteribus war, und natürlich konnten sie da nur ungeBhr
in der Mitte sein, also entweder vor dem Castortempel, oder
noch weiter nach der Basilica Inüa hin , weil nur auf diese
Weise der Redner die Versammlung vor sich haben konnte.
Nun spricht aber Cicero j9ro rostris^ Phil. VI, 5. AdMfi-
die a sini$ira itlam equs9trem statuam inauratam etc.,
and diese Statue stand, wie er gleich darauf sagt, vor dem
CastiNlempel: In fore L. Antwdi staiutm videmus, Hcui il-
lern Q. Tremulif qm Hernico$ devicily anie Castoris. Man
könnte nun freilich seine Zuflucht dazu nehmen, die Worte
ante Castoris nur auf die Statue des Marcius zu beziehen; al-
lein auch diese koante ja nicht mehr ab vor dem Tempel ste-
hend genannt werden, wenn die Rostra sich dort befanden
und übrigens ist das nicht der einzige Widerspruch. Eben so
619) Dio Cass. LI, 19. r^ xt ttptjniSu rov lovlu/ov ^(»4pot; roU
%0) Bansen hat sie richtige unterschieden; dagegen ist allea,
was Caaina, Indieazione iopagr. p. I&3. 163. Sui ro$tri del foro
Romano, Atti Rom. VIII. p. 107 ff. sagt, voll der grös»ten Ungereimt-
heiten. Bei iliin sind die Rostra foUa die von Caesar versetole».
*il) Ascon. z. Cie. p. Mil. 5. Erant enim tune Rostra na«
eo loco, quo nune sunt, sed ad Comttium, prope iunota Curiae,
22) Dio Cass. XLIII, 4». »al ro ßtjfia «v iiiaif irov n^^vi^ov
Tf); 470^£$ or« i£ top 9fvr %onov at^txw^o&tj.
n
338
unvereinbar mit Dio ist Cicero^s Vorschlag, der Familie des
Sulpicius Schauplätze an den Rostris zu geben (Anm. 454.),
wenn diese selbst auf dem Forum standen, wo die Kämpfe
Statt fanden und kein Zuschauer Platz haben konnte ; endlich
aber ergiebt sich, dass bei Caesars Tode die Rostra noch auf
ihrer alten Stelle waren, entscheidend aus Liv. Epit. CXVI.
Caesaris cofyus quum in Campum Martiumjhrretur^ aplebe
ante Rostra crematum est. Diese Verbrennung ge-
schah aber vor der Regia (S. 224.) und also offenbar zwischen
den alten Rostris und dem Tribunal. Man muss daher noth-
wendig annehmen, dass die Versetzung zwar noch in Caesars
letzter Lebenszeit beschlossen, aber eben so, wie der Bau der
Curie erst durch Octavian ausgeführt wurde. Dass nun die
neue Stelle der Rostra sub F'eteribus war, erfahren wir ^urcb
die Nachricht von Augustus Leichenbegängniss. Säet. Aug.
100. bifariain laudalus est: pro aede Dwt lulii a Tiberioy
et pro Rostris sub f^eteribus a Druso Tibertißlto.^ und dabei
werden ausdrücklich die Rostra lulia der eigentlichen Redner-
bühne entgegengesetzt. Dio Cass. LVI, 34. nQors&eiof^s
9k Tije TcXivfig inl %ov i^/iifjj'OQiUOV ßijfiatoQ, and
filv iueivov o Jgovaog vidvdyvw dno di TcSy iTiqm¥
ifj^ßoXfav tiiv 7ovXl(or o TtßtQios di^/tioatov äij Tira
xard toyfiaXoyop in aVTiji roiovde ineXdiavo ^**). — Beider
Rednerbuhne standen die Statuen des Sulla und Pompejus, wie
früher an der alten Stelle. Beide waren nach der Schlacht bei
Pharsalus weggenommen worden, aber Caesar stellte sie wie-
der auf '^)., Davon war wenigstens die des Sulla eine statua
equestrü ^^). Ferner zwei Statuen Caesars ^®) und eine
6!23) So wurde aach der Octavia eine doppelte Laodatiö von bei-
den Rostris sebalteo. Dio Cass. LIV, 33. xi^v ^Oxiaovtav t^v adth-
^nv iarod'ai*ovaav itifoi^tto int roi 'lovktov ^Qt^ov Trabant raauaTi xai
TOT« tni Too vex^Oü x^aaftBvoQ, ital ülvto^ re ixti xbv iniratpwov ehre,
ica2 6 jQOvaot inl rov ßi^fiaTOS,
^ ;J4) Dio Cass. XLII, 18. rote luv eixoraQ rov re Ilofimfiov »al
rov JSuXXov ras ml rw ß^fiax^ iavwaas avfiJiov. XLffI, 49. »al avr^
Os^ pr^fioTi) Tj Toü JSvaXov rov re JIofiTtfjtov tintotv amdo&rj, S n e t.
C a e s . 7 5 . Sed et ttatuas L, Sullae et Pompeü a p lebe disieetasreposuit,
25) Appian. Civ. I, 97. tinova re aviov inii^vaov tnl 'iitnov
ir(fO rdßv tfißoXwv avi&eaav,
26) D i 0 G a s 8. XLIV, A. «al int yt rov fii^fKtros 9vo {arSQtayraii)^
Reiterstatoe Octavians *^7). Ausserdem haben wohl aacb die
in alter Zeit in Rostris aufgestellten £hrendenkniäler hier
ihren Platz wieder erhalten.
Was nun die schon in voriger Periode besprochene B a -
silicalulia anlangt, so ist über die Stelle, welche sie am
Forum einnahm, kein Zweifel, vielmehr vereinigen sich alle
Nachrichten über sie mit den Ergebnissen der Ausgrabungen,
um ihr mit völliger Gewissheit ihren Platz anweisen zu kön-
nen. Das Monumentnm Ancyranum giebt sie als zwi-
schen den Tempeln des Castor und des Saturn gelegen an
(Anm. 530.); eine Bezeichnung, welche höchst angemessen
erscheint, wenn man bedenkt, dass in Augustus Zeit zwischen
ihr und dem Satumustempel kein Gebäude stand, und erst spä-
ter dicht unter diesem der Tempel Vespasiaus erbaut wur-
de ^®). In später Zeit wird zwischen diesem und der Basilica
vor fttv ius TOPS TTolirat aemcw^roff, rov 9i we ryv noXtv ac nohofftUaQ
iirifmfUvov^ fiträ rdr üti<pavmy ttiiv inl toU TO«ovro«ff i^ivouioftivmy
id'ifvaavto, \f;\, Cic. ad iftm. XII, 3.
627) Vellei. II, 61, 3. konorutum equestri $tatua^ quae hodie-
que in Hoslrü poiita etc. Cic. ad Brat. 15. Dio Cass. XL VI, 1^.
28) Das eben scbeioeo die SberseheD zq baben, welche die Raine
der acht Saale n forden SatorDoatempel erklärten. Nibby, For, Rom.
p. 94 ff. bat zwei St'uckeu des capitoliniscben Plans (s. unsere Taf. IV. n. 3.)
aof die Basilica lalia and den Tempel des Divos lalias (den er dicht
daneben setztj bezo^n, nnd G a n i n a ist ihm darin mit einigen Abwei-
cbnngen gefolgt, die den Irrtbum nar noch scblimmer machen. Es ist
ganz annötbig^ nach erlangter richtigerer Ansieht von der Lage des
Forum ond seiner Gebaade alle dawider sprechenden UnmÖglichkeitea
hervorznheben. Nar einige allgemeine Bemerkungen mögen gegen eine
solche Deatong gemacht werden. Abgesehen davon, dass die beiden
Stücke, sowohl was den Gruudriss als die Schrift anlangt, von ganz
verschiedener Grösse sind, was man vielleicht daraas erklären könnte,
dass nur das eine Original, das andere nach Bellori (angeblich Orsini)
gemachte firgänzang ist, gleicht dieser Grundriss sehr wenig einer Ba-
silica, am wenigsten, wie man sie in Caesars Zeit erwarten muss. Es sind
nnr zwei um eine oblonge Area laufende CryptaeoderPorticns, durch viele
leicht aogedeatete Pfeiler gebildet. Kein» Säulen , keine Stufen , wie
sie die Ausgrabung zu Tage gefördert hat, kein Tribunal, deren noto-
risch mehrere darin waren, während der Plan diess alles überall auch
bei ganz anbedeutenden Gebäuden, selbst in Privathäusern genau an-
giebt. Es ist ferner nicht bedacht, dass, wenn dieser Risi der Basi-
lica angehören sollte, sie ihrer Länge nach am Forum gelegen haben
müsste , wodurch den beiden Tempeln , welche entschieden zwischen
ihr und dem Vestatempel gelegen haben, der Platz weggenommen
würde; es ist nicht bedacht, wo die Graecostasis Platz finden solle,
welche derselbe capitolinische ?\mü, ganz anders als die angebliche
22*
340
iMiek üt Graecoslasis ed^, wie es nmm aach kamUt^ das
Graeeostadian erwähnt; warn aber diese Ueher verlegl
worden sei, darüber ist nichts bekannt. In dieser ReihenlUgc
finden sieh die Gebinde in der Notitia anfgelnhit: Tewipham
Coneordfae H Satumi ei f^espatimm et TiÜ*^^). Cmpkmlutm.
Miliarium auremm. Viefom, lugarium. Graecoetmiium. Baei-
tica lulia^ templum Castamm ete. Damit stinat femor vor-
trelHieh nberein die Angabe, dass der Laens Serrilins
am Anfange des Vicos logarios bei der Basilica lalia gewesen
sei *^) \ wie denn eben auch die Notitia den Vicns lugarias
nennt, der von der Porta Carmentalis am Capitole sich hin»
ziehend bei dem Vespasiantempel in das Fonun einmiindete.
kömmt daxQ noch zam Ueberfinsse die in der nächsten
Bsiilica, als eio sehr lUUliehei Gebaode seist« (Vgl. sosere Tafelo
und die dazu gegebene BrUäroog.) Dass sie aber neben der Basilica
lag, geht ans der Notitia nnd dem Catal. imp. Vienn. p. t47
Rene, auf das Klarste berrer. WUI man aua etwa fragen , was demi
aber der GmadrfSs bedente, so ist daran f nar sa aatworten, dass die
eapitoliniscben Fragmente iiberbaopt fast aar Gebäude zeigen, die
Hiebt nor ihren Namen naeh, sonders oft aueb , was die Art der Ge-
binde anlangt, ans vnerklärlicb bleibea. Hier ist aber jeder Versneh
zvr Erkl&fiiBg überhaupt bedenklich ; dean erstlich ist es sehr zwei-
feihaft, ob die Stfickea zusamueagehlirea , and dann würde aas aar
daaa ein sicheres (Jrtheii haben können , wenn wir Originale vor oas
hüttea. So aber kans die Veründcrnng eines einzigen Bacbstabeas
dem Ganzen eine gaaz falsche Dedealaog gegeben haben. Ich kaan
mit Bansen in dem Grundrisse nichts als eise Porticus erkennen,
gerade wie eia anderes FragUMut (Bellori t. XVI.) die Per tica a
Aemilia zeigt. Es ist sehr glaublich, dass es eiae Porticus
I u I i a gab ; denn Angnst dedicirte eiae sdehe Halle unter den Namea
seiner Enkel Cains und Lucius Caesar (Aam. S3t.) , so wie er unter
deren Namea auch die BasiUca neu bauete. So wie aber diese nicht
Basilica Caii et Lucii, sondern lulia geaannt wurde, so wird aach die
'Portions diesea Namen gehabt haben. Will man einwenden, dass das Mo-
num. Aoeyr. nichts von einer solehen Porticus meldet, so ist darauf
SU erwiedera, dass mehrere von Augostus zwar erbaaete, aber unter
anderem Namea dedicirte, wie die Porticus Liviae und OctaWae, dort
aicbt anfgerdbrt sind. Die Basilica aber hatte er schon früher aus-
gebaut.
629) Voa einem Templum Titi 4st mir weiter nichts bekaant. Das
Capitol aber darf an dieser Stelle aicbt befremden. Die Beschreibung
geht vom Vespasiantempel auf die Hübe uad kSmmt mit dem Vieas
lugarias wieder an das Forum , wo das erste Gebinde die Gfsecoata-
sls Ist.
30) Fest. p. 290. Senfiiiw laeut appeUabatmr [ab] ea, fui eum
/meiendum eurmvtrüt im prineipio viti iwgmrii, eomtintfu In
MUte^ in pio i^eo JkH nffigi^ hydrae pofita m M. jigrippe.
J4l
Periode geheftd x« machende Stelto ans Stalius, welebe die
gaase Orienlining in Bevög auf die Statue Domitiaiis giebt. —
Diese aa sich schon ganz klaren Beaeiebnungen haben nun
auch durch die Entdeckungen des J. 1835 die entschiedenst^
Bestätigttag erhalten. Bei der Aufgrabung des Bodens des
Forum bei der Phokassäule kam jenseit der das Getäfel be-
grenzenden Strasse ^e lange Linie von fünf Marmorstu-
fen zum Vorsehein , die offenbar einem grossen Gebäude an«
geborten, das für kein anderes als die Basiiica lulia erkannt
werden kennte. Das erhielt denn auch seine volle Bestätigung
durch Auffindung einer Marmorbasis, welche Reste einer in-
sebrift zeigte, die zwar s|Nuiieh genug, aber doeh roilkonunea
hinreichend sind, deren Idenlität mit einer schon im sechzehn^
ten lahrirandert vollständig abgeschriebenen unzweifelhaft dar-»
zutbun, welche die BasiUca lulia nennt *^^). Selleil treffen
aUe Umstände so erwünscht zusammen, um ein (Sebäude to{MH
graphisch bestimmen zu können; und da wir wissen , dass in
der Folge zwischen der Basiiica und dem Vestaheiligthume
noch zwei Tempel lagen, so ist dadurch die Restauration die-*
ser ganzen Seite des Forum vollständig gegeben. Zwischen
der Basiiica und dem Castorlempel lief wahrscheinlich der Yi-
cus Tusctts in das Forum ein ; wie weit aber Erstere in den-
selben hineinreichte , ist ungewiss. Pseudo-Ascon. z.
Cic. Verr. I, 59. sagt: Signum f^ortwnni in ultimo
vico Turario est sub basilicae üngulo fltcttn-
tibu9 se ad postremam dea^tram partem* Das wird
631) Sie ist schon von Panvinioa im KegioneBverzeicIiiiitse mitge-
theilt (Graev.^thes. 111. p. 39<J.)- Groter CLXXi, 7. giebt an,
aie sei bei den drei Säulen gefaoden worden ; aber Panvin sagt : prope
columnam, d. i. die Phokassanle, also dieselbe Stelle, wo sie ne«
euCdeckt worden ist. Das heutige Fragment yorhält sich zn der frii-
hereü Abschrift also:
GABimrS. FETTIFS
A PROBUNFS. F. C. PRAEF. FRB.
ASILICA STATFAM. QFAß. ^ASILICAÄ
ER. ÄEPARATAB IFUAE. A. SE. NOFJTER. AEPARATAfi
SET. ADIECIT ORNAMENTO. ESSW^. ADIECIT
Vgl. Buihtino d. hut* 1519. Mftno. Biinsen, Buckr. d. St. Jl.
m I. ». H.
342
von Bunsen (III B. 8. 41.) auf die lalia bezogen. Mir ist
die Sache zweifelhaft. Die lulia war unstreitig ein sehr gros-
ses Gebäude, wie sich aus dem ergiebt, was sogleich über ihre
Benutzung gesagt werden wird. Wenn aber die Bildsäule des
Vertumnus am Ende des Vicus Turarius, d. i. Tuscns, stand
und doch auch ganz nahe der Basilica, so scheint doch entwe-
der der Vicus auf einen zu kleinen Raum beschränkt zu wer-
den, oder Letztere müsste eine unglaubliche Ausdehnung ge-
habt haben. Es kömmt also in Frage, ob man mitNardini
(II. p. 176.) dieSempronia verstehen dürfe, für welche al-
lerdings die Grundslücke bei dem Signum Vertumni angekauft
wurden *®*). — Die Basilica brannte noch unter Augustns ab
(Anm. 530.) und wurde von ihm neu unter den Namen seiner
Enkel Caius und Lucius erbaut s^). Im Jahre 282 wurde sie
mit vielen anderen Gebäuden wiederum durch Feuer zerstört
und von Dioclctian wieder hergestellt ^). — Sie diente vor-
zugsweise zu Gerichtssitzungen und namentlich wurden hier
die catisae centumviraies verhandelte^). Da nun diese vier-
fach waren, d. h. vier besondere conciUa zu Gericht sassen,
so hatte sie auch vier Tribnnalia, die ausdrücklich ge-
nannt werden 3«), Ausserdem finde ich sie noch dreimal er-
632) S. ADm. 540. Baosen meint, die lalia sei an die Stelle der
Semprooia gelrelen, aber eben dagegen spricht die jedeofallä beträcht-
liche EntferouDg des Vertumnos. (Jebrigeos ist es durchaus nicht nö-
thig anzunehmen , dass der Scholiast von seiner Zeit spreche. Die
"*"i^,x ^^^^^ ^^\ ^«*t s'"^ •«» älteren SchrirtstcUcrn entnommen.
33) Monum. Ancyr. (Anm. 530.) Suet. Aue. 29. Ouaedam
etiam opera sub nomine a/ienö , nepotum sctUcet et nxorü sororis-
que/ectt: lUporticum hasilicamqu e Lueii et C aii: item
porticus Liviae et Oetaviae theairumque Marcelli,
34) Catal. imper. Vienn. t. Jl. p. 247 Rone.
35) PI in. ep. V, 21. Descenderam in basilicam luiiam — . Se-
dehant iudices, centumvfrf venerant etc. II, 14. VI, 33.
3Ö) „Wenn die Topographen von vier Tribunalen träumen, so ist
diess ein blosses Missverständniss einer leicht Ter t ig gelesenen
oder nachgeschriebenen andern Stelle desselben Plinius , wo
er von einem vierfachen Gerichte spricht". Bunsen, Besehr, III B.
Ä. 87. Dagegen mussten, wie er sagt, drei Tribunale darin gewesen
sein, weil Plinius ein primum tribunal, nicht pritu, nenne. Es ist
jederzeit schlimm , die alten Schriftsteller leichtfertig zu lesen;
aber noch schlimmer, sie gar nicht zu lesen und die von Anderen ci-
SI- k? D I . ? "**'"* *'"""•' nachzusehen, endlich sie zu verwechseln.
Xlicht P 1 1 n I u 8 nennt ein primum tribunai und nicht nacl» ilim (VI,
343
wähal : erstlich In Bez^g aaf Caligala, der mehrmab vou ib-
rem Dache Geld unter das Volk auswarf^^^), und ausserdem
von Statins und Martial. s. d. folg. Periode.
Auch derCIi vus Capitolinus hat in dieser Zeit melu*^
fache Veränderungen erfahren. Augustus stellte hier das Mi-
liarium aureum auf^^)$ der Form nach wohl den ge-
wöhnlichen römischen Meilensteinen gleichend, aber wahr-
scheinlich miJt vergoldeter Bronze bekleidet. Seine Stelle wird
angegeben am Anfange des Forum Romanum,. unter dem Sa-
lurnuslempeP^). Seine Bedeutung ist nicht völlig klar. Irrig
ist jedenfalls die Meinung, dass von ihm die Messung der rö-
mischen Strassen begonnen habe ; vielmehr ist es gewiss, dass
die Meilen erst von den Thoren au gerechnet wurden. Eben
so irrig hat man aus PUnius scbliesseu wollen, dass darauf die
Entfernung der einzelnen Thore von diesem Paukte angegeben
gewesen sei ; denn Plinius spricht nur von der Vermessung
Vespasjans, und im Grunde hatte dieselbe in einer Zeit , wo
Rom schon weit über die alten Tbore hinaus sich erstreckte,
geringen Werth ; noch weniger kann sie Beziehung auf Au-
gustus Oberaufsicht über die römischen Heerstrassen haben.
Dagegen wird es durch Plutarchs Angabe, dass hier alle
33.) haben die ,,leichtfertigeD'' Topographen vier Tribaoalia angeoom-
nieo, sondero es sagt diess mit klaren Worten Qu int. I. 0. XII, 5, 6.
von dem Redner Trachallns : Certe cum in basilica lulia diceret
primo tribunali , quatuor autem iudieia, ut tnoris est, eogeren-
tur atqtte omnia clamoribuM fremerent ^ et^ auditum eiim et intelle-
ctum, et, quod agentibui eaeteris oon turne Host ss im um
J'uit, laudatum quoque ex quatuor tribuna li but 7ne~
min i. Ich habe das nicht übergehen wollen, om, weil es gerade mit
kurzen Worten geschehen konnte , an einem Beispiele za zeigen , auf
wessen Seite eigentlich die Leichtfertigkeit und das tfXvagtiv ist.
637) Suet. Calig. 37. Quin et nummos non medioeris summae
0 fastigio batilicae luli'ae per aliquot dies sparsit in plebem. Viel-
leicht hatte er sie Benutzt, um darüber seine Brücke nach dem Capi-
tole zu scblogen. cap. 2!2.
38) Dio Cass. LIV, 8. rote di^ avros re jrooazaTijg zoiv ttcqI
xijv *F(/jfAfiV bSifiv ai(jed'tls xal t6 %(fvaovv /liXtov utithjfiivov laxijas,
39) Plin. III, 5, 9. mensura currente a Miliario aureo in ca-
pite Roma ni fori statuta ad singulas portai. Tacit. Hist. I, 27.
(Otho) per J'iberianam domum in Felabrum; inde ad Miliarium au^
reum sub aedem Satumi. Suet. Oth. 6. ut se in foro sub aede
Üaturni ad Miliarium aureum opperirentur, s. d. folg. Anm.
S44
Wege ludiens ihren Endponkt gebabt^^^^), wahrscheaftikb,
dass auf dem Miliarium die Namen und Längen der versohie*
denen von Rom auslaufenden Strassen verzeichnet waren. Es
wurde in so fem als der Mittelpunkt, umbitieusy des römischen
Reichs angesehen. Neben dem Triumphbogen des Septimius
Severus haben die Ausgrabungen eine grosse runde Basis zu
Tage gejfordert, die von Bunsen^^) als dem Mtliarium an-
gehörig erkannt wird ; angeblich ist auch ein Stück der Säule
gefunden worden. Mit Tacitus und Sneton stimmt das aller-
dings nicht fiberein ; denn sie liegt nicht unter dem Saturnus-
tempel, sondern gerade unter dem der Concordia. Man müsste
also annehmen, dass irgend eine Anlage am Clivus, yielleicht
die des Vespasiantempels die Versetzung des Miliarium veran-
lasst hätte. Und allerdings nennt der Anonpnus von Ein-
siedln wiederholt: Sei. Sergii^ ubi umbiticum Ramae, Die
Kirche SS. Sergio e Bacco lag aber hinter dem Arcus Severi
zum Theile auf der Area der Concordia. Indessen macht
dagegen doch die Reihenfolge, in welcher die Notilia die Denk-
mäler nennt, bedenklich. Sie giebt nach den Tempeln am Cli-
vus und dem Capitolium: Miliarium aureum. Vicum luga-
rium. Graecaitadium, Basilicani luliam etc. Stand nun das
Miliarium unter dem Saturuustempel, so war es allerdings zu-
nächst am Vicus lugarius. Es könnte daher jene Basis auch
einem anderen Denkmale angehört haben, s. d. folg. Periode. —
In dieser Zeit wird auch ein Denkmal erwähnt, das wegen
der wiederholten Verbindung mit dem Concordientempel hier
anzunehmen sein wird. Es ist der Tempel (oder wohl mehr
Kapelle, aedicula) des Genius Publicus oder Genius
populi Romani'^^), den ausserdem eine späte Nachricht
SO) P lata r eh. Galb. 24. dia Ty9 T$ße^iov titdovfUpfjs JOuUas
äff ißadi^iv ets ayo^itv, ol xqvaovQ tiazr^xst vtlutv^ eis ov ai xt-
iiva& T^S^Irallag odol icaaai tele vTwa&r,
6 SO)
ftaraßat
T fiijfii: - ,
41) Le forum Rornanum, p. 14. Beschr. d, St. R, III B,
S. 10t.
42) Dio Ca SS. XL VII, 2. yv%lq r« in\ rov vim %ot Ftviov rov
iijfiov Kai inl njfff 'Ofiovo/ag naftnXi^&Bit t9^v&tj90tv, L, 8. »aX ßvae tt^cu-
Tov fup is tov T^ff *Ofi9VOias vabVf ^itetra 91 »al titl rovg äXlovs nivrae
84S
mit den Rostris in Vei%indinig bringt*^'). Endlich wurde im
J. 767, wegen der Wiedereriangong der unter Vanis verlore-
nen römischen Feldzeichen bei dem Salurnnstempel ein dem
Tiberios geweihler Triumphbogen errichtet**), von
dem jedoch keine Spur mehr übrig ist. Ein anderer Triumph-
bogen war dem Augustus auf dem Forum errichtet worden ;
seine Stelle wird aber nicht näher bezeichnet**). — An dem
Lacus Curtius , wo Galba ermordet worden war, wurde ihm
spater eine Statue aufgestellt *<»).
Das Forum seit Domltian.
Das entsetzlichste Ereigniss, welches Rom betroffen hat,
war der grosse wahrscheinlich dorch Nero angestiftete un<
absichtlich weiter verbreitete Brand. Bd weitem der grössl»
Theil der Stadt mit den altehrwärdigen Denkmälern der kö*
aiglichen Zeit und der Bepublik, den glänzenden Anlagen der
ersten Kaiser und den herrlichsten Werken griechischer Kunst
wurde efn Raub der Flammen. Nach Tacitus bekannter Schü-'
dernng (Ann* XV, 38 — 41.) blieben von den vierzehn He«^
gionen nur vier und jedenfalls die unbedeutenderen verschont;
drei wurden von Grund aus vernichtet, von den sieben ubri*
gen blieben nur einzelne ebenfalls stark beschädigte Gchäude
stehen*^). Unter den letzteren war auch die achte Region
lavv6To inl vb tov vaov rov Piviov rov 8t)aov idov&ij. Vgl. Fast.
Ami lern. Vlil Non. Oet. GENIO PVBLIGO.
643) Catal. iuip. Vieaa. p. ^46 Rone. (Aureliaaus) Crejitampo-
puli Rüfnani aureum in rostra posuit, S. d. fol^. Periode.
44) Tacit. A BD. II, 41. Fine anni arcut propter aedem Sü"
iurni ob reeepi^a iigna cum Faro amissa ^ duetu Gertnanici, auspi^
eiu Tiberii (dicatur).
45) Dio Cass. LT, 19. tuä aifnSa rQ<maio^6^oy Xv xs x^ B^sv
reßiia, ttal 6ti(fav iv xij 'Fututtiff o/o^^ tSwxay.
46) Säet. G a 1 £. %^[ SenatuSy ut primum licitum /uit, statuam
ei deerwerat rostratae coiumnae svperstantem in parte fori, qua
trucidatus est. Taeit. H ist. II, 55. populus cum lauru ac ßoribus
Gaibae imagines cireum templa tuÜt, eongestis in modum tumuU
eoronis iuxta Laeum Curtii, quem loeum Galba moriens sanguine
ij^ecerat.
47) Cap. 40. Quippe in regiones quatuordecim Roma dividitur,
quarum quatnor integrae manebant; tres solo tenus deiectae; septetn
teliquis pauea teotorwn vesiigia supererant laeera et semiusta» Es
346
oder das Forum Romanam, doch blieb das Gapitol UBVersehrt
und wahrscheinlich auch der untere Theil des Forum. Da*
gegen brannten die Gebäude am Comilium, von denen Tacitus
die Regia und den Veslatempel ausdrücklich nennt, nieder,
und also jedenfalls auch die Curie, sie mochte nun neben der
Yesta stehen, oder auf der entgegengesetzten Seite. Ihr Un-
tergang aber wurde nun eben Veranlassung, dass jedenfalls
Domitian eine sehr bedeutende Veränderung an dem Forum
eintreten liess. Ich finde zwar allgemein angenommen, dass
die C u r i a I u 1 i a bis in die spätesten Zeiten bestanden habe ;
aber es fehlt an jedem Beweise dafür. Die letzte Erwähnung
derselben geschieht nach der Ermordung Caligula's, wo der
Senat aus Widerwillen gegen den Namen der lulier nicht in
ihr, sondern auf dem Capitole sich versammelt <^-^^). Von da
an gedenkt niemand mehr des Namens; wohl aber wird aus-
drücklich gesagt, dass Domitian ein neues Senatsgebäude auf-
führte. Die übrigen Topographen scheinen gar nicht weiter
darüber nachgedacht, sondern in sicherer Ruhe angenommen
zu haben, dass, was von Augustos gebaut worden sei, auch
durch alle Zeiten habe besteben müssen ; Bunsen aber ist of-
fenbar zu der gleichen Annahme durch die späte Erwähnung
eines Denkmals veranlasst worden, das sich in der Curia lulia
befand. Augustus nämlich weihete darin einen Altar der
Victoria und eine Bildsäule der Göttin^'). Sie war in
Dio^s Zeit noch vorhanden, wie er ausdrücklich sagt, und wird
noch später erwähnt ^^). Sprächen nun nicht andere Gründe
scheint das doch etwas zu viel gesagt. Von der achten Region blieb
jedeofalls ein Theil stehen, und auch die neunte kann nicht so total
yerwüstet worden sein. Dio Cass. LXII, 18. sagt indessen auch: xk
Svo Ttov fii^ij (rz/g noktwi) ixav&fj.
648) S u e t o n. C a 1 i g. 59. Et senatus in asserenda lihertale adeo
eontensit, ut Coss. primo non in curiam , quia lulia vocaba^
tur , sed in Capttolium convocarent.
49) Dio Cass. LI, 22. iviazriai Si ig avro (t6 ßoyXevT^^Mv) r o
a^aXfia rö ry/ff Nixt^g ro »al vvv ov St/lüiv, m «b«i«v, or*w«|p
avT^g zifv a^xV^ inTyaaTO. yv dt 8tj tüiv Ta^avrivwP xtü ixti'&iv igvyv
'PioiAtjv TCOfiHfüiv IV TS TCji Qwtdgiif idgv&t^ xal u^iyvntiotg Xafpv(jotg
ixoofiTi&tj, Vgl. Sueton! Aug. 100. /<mti« triumphali porta dueen--
dum, praecedente Fictoria, quae ett in curia,
50) Herodian. V, 5. (Heliogabalus^ nifiipag xf «ff x^^FiffiifP
iniXeiQiv iv r» ftsoaiTdrtff xijg QvyMkyxov xoniif vynglQxdxm ve v^v tutiva
r
347
dagegen, so wäre «s allerdings das Natürlichste, sie fortwäh-
rend an ihrer ursprünglichen Stelle zu denken; erweiset es
sich hingegen, dass das spätere Senatsgebäude an einem Orte
stand, wo die Curia lulia niramermehr gewesen sein konnte,
so wird eben so natürlich anzunehmen sein, dass die Statue
der Göttin, das hochwichtige Heiligthum der Curie , bei dem
Brande gerettet worden sei ; es ist auch selbst möglich , dass
die Curie, da nur ein Theil des Forum abbrannte, nicht so
völlig zerstör! wurde, dass nicht die Statue, wahrscheinlich
ein v^oldetes Bronzebild, erhalten worden wäre. Mit einem
Worte, von der späteren Existenz eines beweglichen Kunst-
werks lässt sich in keinem Falle auf die Fortdauer des Ge-
bäudes, in dem es sich befunden hatte, schliessen. Dagegen
erfahren wir, dass Domitian einen Senatus, d. i. in der
späteren Latinität eine Curie, bauete^^'). Vespasian fand
nach seinem Siege über Vitellius Rom noch zum grossen Theile
vom neronischen Brande her in Schutt und Asche ^3). Der
Aufbau der Privatgebäude war unterblieben; die öffentlichen
Bauten hatten jedenfalls der einen unsinnigen Anlage des gol-
denen Hauses nachstehen müssen ; dazu kam noch der Brand,
der das Capitol bei dem Angriffe der Vitellianer zerstörte. Die
zehnjährige Regierung dieses Kaisers und die zweijährige sei-
nes Sohnes Titus konnten natürlich nicht hinreichen, um die
Ungeheuern Anlagen, welche von beiden unternommen wurden,
zu beendigeu ; zumal da dio letztere wiederum einen grossen
Theil Roms in einem mehrtägigen Brande untergehen sah. Da-
her fällt die Ausführung und Vollendung derselben überall Do-
mitian zu. Die Curie war jedenfalls nicht das dringendste
avaTt&tjva* tmtQ xetpal^e roo ayakfiaros r^s NUtji, VII, 1 1 . wo Nea-
fierde einige Soldaten Maximios in die Curie treibt: ovo di tj rfftis
vt^tt^'OTtoor ineatovaai rwv ßovXtvofilvtuv -d'cAiJoarrcf «iV ro avvi^Qiov
iigt^X&ov, MS TOP lif^vfiifoif ßwfiov rijs NUr^i vittQßijva^ tovvovq, Noch
spätere firwäbnnngen s. Anm. 658.
651) Hieron. ao. 92. t. I. p. 443 Rone. Prosp. Aquit. p. 571.
Cassiod. Cb ron. t. 11. p. 197. Catal. imp. Vienu. p. ^43.
52) Saeton. Vcsp. 8. Deformis urbt veteribus incendiU ac
rtnnii erat: vacutu areas oecupare et aed\ficare^ $i possessores ce«-
sarent, cuicunque permüU.
848
Bedfirfniss ' gewesen, da eine Menge Tempel ihre Stelle ver-
treten konnten; übrigens war es ja anch schon gewöhaiieh
geworden, die Versammlangen im kaiserlichen Paläste zu hal-
ten. So wurde sie jedenfalls erst von Domitian erbaut ; aber
nicht an ihrer früheren Stelle. Wir erfahren diess daraus,
dass seitdem vor ihr der lannstempel stand und da beide Ge-
bäude sich gegenseitig bestimmen, so ist hier der Ort, za-
nächst die Stelle des Tempels zu erörtern. Es ist oben (S.
255 IT.) gezrigt worden, dass dieser Tempel des lanus
Geminus oder Quirinus, der index beUi pacisque oder
die poHa belii, am Forum stand ; jedenfalls aber an einer et-
was abgelegenen Stelle ^^^), da bei so unzähligen Stellen, wei-
che die Oertlichkeiten des Forum berühren, seiner nirgend Br^
wähnung geschieht. Für die genauere Bestimmung ergeben
sich nun allerdings Schwierigkeiten aus den dunkeln Sagen,
welche von seinem Ursprünge reden ; Sagen, welche uns nur
durch Dichterstellen oder Grammatiker der spätesten Zeit be-
kannt werden. Demungeachtet sind Letztere durchaus nicht
geradehin zu verwerfen, da ihre Nachrichten gewöhnlich aus
alten Quellen stammen; und muss man auch anerkennen, dass
in den meisten Fällen, namentlich wo es sich um topographi-
sche Fragen der älteren Zeit handelt, sie aller klaren Vorstel-
lung ermangeln, so kömmt es nur darauf an, dass sie getreu
berichten, was sie fanden. Das scheint aber eben hier ge-
schehen zu sein und die arge Verwirrung, welche man auf den
ersten Blick in den Nächrichten über den lanustempel wahr-
nimmt, ist nicht ihnen zur Last zu legen, sondern denen, wel-
che eine Sage aus frühester Zeit auf ein späteres Denkmal
bezogen, ohne zu ahnen, dass dadurch zwei ganz geschiedene
Oertlichkeiten identificirt wurden. — Alle treffen darin zu-
sammen, dass sie an den lanustempel die Sage von einem im
Kriege gegen Tatius den Römern vom Gotte geleisteten kräf-
653) Das heisst in Bezog auf das Fonim selbst ; fibriseos an einer
gewiss sehr lebhaften Stelle. Mart. X, 78, 3. vom lanns vor Do-
mitian:
Perüiu$ txiguoM habitabas ante Penates,
Plurima qua medium Roma terebai Her,
Ugen Beistände kvipfen. Als nämfich 4ie Sabinen (durch Ver-
raUi, oder mit Gewalt) durch ein Tber eindriDgen wollten,
liess lanns einen mächtigen Quell heissen Wassers iiervor-
k«chen und trieb so die Feinde zurück. Den Ort» wo diess
geschah, und der von dem wannen Quell den Namen Lau«
tolae führte, setzt Ovid unter den Capitolinus, in dessen
Nähe ja eben der lanuslempel stand $ als Begebenheit aber,
wobei der GoU sich hälfreich zeigte, giebt er den Yerrath
der Tarpeja an. Fa st. I, 359.
liie manu mulcfins propeücam edpeeiara barbam
ProtinuM OebaUi rettuUi arma Taii,
Utque Uvk atstoi armillü eapia Sübinis
Ad iummae tocüas iuxerü arcis Her.
Inde^ velui nunc est, per quem deseendUis^ inquity
ArdHU9 in volles et ***) fora cUvus ^at.
Et tarn centigerat porimn^ Satumia euius
Bempserat opposüas üisidioea sera$*
Cum iäntö veriius committere numine pugnam
Ipse meae movi ealiidus artis opus,
Oraque, qua potlens epe sum, fontana reclun
Sumque repentinas eiaculatus aquas.
Ante tarnen madidis subieci sulpAura venis^
Clatiderei ut Tatio fervidus hnmer Her.
Cnius ut utüita^ pultis percepta Sabinisj
Quaefueraty tute redditaforma loco est.
Ära mihi posita est pareo ceniuncta saeeUo etc.
Es ist oEettbar, dass Ovid sich das Thor, durch welches die
Sftbiner eindringen wollen, am Fusse des Capitolinus denkt;
es verschitesst den CKvus, welcher zur Ii6he fuhrt. Ob ^
damit den Clivus Capitolinus meine, oder einen anderen , lässi
sich nicht entscheiden. Letzteres ist jedenfalls passender;
654) Merkel bat den hasdseliriflTicbeii Anteritäten folgeiid d»
frSbcre Lesart per fwra wieder aafgeaoiUDe« und xur Priifvnf dertel*-
beo aof^fordert. ?ioch Heiner Ueberttea{raQ|f giebt iie gür keinen Srn«;
denn wo der Cltvai besinnt, da bSrt das Fomm aitf nnd es lassen sieb
wobl/mi ptr vßlle$, triebt aber vailw peffora^ neek weniger ein
elivus per fora denken.
350
wenn auch nicht gerade nothwendig, dass Ovid es so gedacht
habe; die Erwähnung des Fornm passt aar den einen wie
auf den anderen. Genug das Thor stand unten am Berge
und da hier das Wunder der plötzlich vorbrechenden heissen
Quelle geschah , so hätten nach Ovids Vorstellung auch die
Lautolae hier sein müssen. Endlich ist es das Gewisseste,
dass der lanustempel hier stand ; denn ihm zu Liebe ist ja die
ganze Erzählung in dieser Weise von Ovid gedichtet ^*^).
Ganz anders hingegen berichten darüber die Grammatiker.
Ohne Rücksicht auf das Bestehende zu nehmen, ja ohne viel-
leicht genauere Kenntniss davon zu haben, erzählen sie nur,
was sie bei alten Schriftstellern, vermuthlich Annalisten oder
Yarro darüber gelesen hatten, und lassen die ganze Begeben-
heit in der Gegend der Carinen am Esquilin vorgehen. Die
wichtigste Stelle ist bei Mac roh. Sat. I, 9. Cum belle Sa--
bmo — Romani portam^ quae sub radicibus collis
Viminalis erat^ quae postea ex eventu lanualis vo^
eata esiy claudere festinarent, quia in ipsam hostes ruebant^
poslquam est clausa, mox sponte patefacta est. cumque ite»
rurii ac tertio idein contfgisset, armati plurimi pro limine^
quia claudere nequibantj custodes steterunt, Cumque ea:
alia parte acerrimo proelio certaretur^ subita
fama pertulit^ fusos a Tatio nostros. Quam ob cau^
^am Romanik qni aditum tuebantur territi proßigerunt. cum*
que Sabini per portam patentem irrupturi essentj Jertur ex
aede lani per hanc portam magnam vim torrentium undis
scatentibus erupisse — . ea re placitum^ ut belli tempore ve->
lut ad Urbis auxilium profecto deofores reserarentur. Diese
Angabe, dass das Thor, wo der heisse Quell hervorbrach, un"-
ter dem Viminal gelegen habe, ist den Topographen sehr an-*
655) Es bleibt nocb Manches in Ovids Erzablun; seltsam, noch
nehr in Met. XIV, 775 ff., wo dieselbe Geschichte mit einigen Ab-
weichungen berichtet wird. Das Sonderbarste ist, dass der Versach
der Sabiner, sich der Borg zu bemächtigen, gegen alle Geschichte als
durch des Gottes Beistand vereitelt dargestellt wird. Es ist das in-
dessen natürliche Folge der Verbindang zweier ganz verschiedener
Sagen ; denn der lanvs steht zvr Tarpeja nicht in der entferntesten
Beziehung.
361
stössig gewesen. Das Leichteste war, sie geradeza für Eid-
sehaltQDg eines Abschreibers (!) zu erklären oder za emen-
diren*^^). Dabei übersieht man, dass anderwärts der Name
iauiae Cainnae von den dort befindlichen Laatolae, in Ueber-
einstimmnng mit Macrobios, abgeleitet wird^'); nberhaapt
aber zeugt jeder Versuch zur Aenderung von mangelndem
Verständniss der ganzen Sage. Denn aus Macrobius selbst
ist es klar, dass von einem ganz anderen Orte, als vom Forum
die Rede ist. Wie man immer vom historischen Standpunkte
aus über jene Sabinerschlacht nrtheilen möge : so viel ist ge-
wiss, dass die Sage sie als eine Doppelschlacht darstellt, wie
denn gleich anfangs Romulus sein Heer in zwei Schaaren al^-
getheilt haben sollte, deren zweite Lucumo befehligte. Auf
dem Forum, wo das Haupitreffen geliefert wird, kämpfen Ro-
mulus und Tatins : der zweite Kampf findet bei den Carinen
Statt. Darum sagt Macrobius: Cumque ex alia parte
acerrimo proelio ceriaretur^ subito fama pertulü j ßtsos a
Tatio nostros. d. h. die jenes Thor Vertheidigenden hörten,
auf dem Forum sei Tatius Sieger. Und so spricht denn auch
ausdrücklich von der Doppelschlacht Dionys. II, 41. X) dh
TttTioc %al oi Saßivoi (pQWfQiev jfiVOfABVoi uaftiQOV xvg$9i
— ix Tov äag>aXove ^äfj %6v noXt/iov itifpMQOv. noXXal fukp
ovp avTtov iyiyorro xoi fiä noXXäe nQoq>da$ie Tro^cor^a-
ton€9ivx6t(i9v dXXiJXoeg di oXiyov nsJgai re xal avfinXo"
xul — • /nfytatat if ix nagatdiews oXats Talß dwdiM9$
ngos dXXyjXag fidxcti 8$%val xal (povoß ixavigmv no^
656) So Nibby, Mura dt Roma. p. 69. Baasen, Besekr. d.
St R. J. S. 145. Richtiger urlheilte Niebohr, Rom. Gesch. I. S. 3:^0,
ohne auf deu Widerspruch einzu§;eheo.
57) Serv. z. Aen. VIII, 361 {Lautae Carinae) Mit, quod R^
mani Sabinis instantibus fugientes eruph'one aquae /eroentü et ipH
Uberati et hoste* ab insequendo repretsi. aut quia ealida aqua /o-
vandis vtdneribus apta Juit, locus Lautulus appellatus ost. Vgl.
z. I, 295. Huius autein aperiendi vel elaudendi templi ratio varia
est. alii dicunt, Romulo contra Sabinos ptignante, quum in eo esset,
ut vinceretur, calidam aquam ex eo loeo erupisse , quae fugavit ex^
trcitum Sabinorum. Mine ergo traetum morem, ut pugnaluri ape^
rirent templum, quod in eo loeo fuerat constitutum ad spem pristixi
auxilii.
38« - —
Ivß ^^). Demnach scheint die Lage der Laaiolae unter den
Carinen gewiss, aber sie waren längst verschwanden und die,
welche, wie Ovid, den lanus am Forum kannten, suchten sie
natürlich auph dort, und konnten nun keine andere Beziehung
des göttlichen Beistandes finden, als zum Verrathe der Burg»
Dass aber Macrobius sagt, jenes Thor am Fusse des Viminal
(das wenigstens nicht zur palatinischen Stadt gehören konnte)
sei nachher Porta lanualis genannt worden, enthält einen Wi-
derspruch ; denn der lanustempel (und der ist ja gleichbedea-
tend mit der Porta lanualis) gehört erst dem zweiten Könige
an. Oder hätte Numa wirklich denselben bei den Carinen,
ad infimum Argiletum, das wir noch spät hier finden,
erbaut und wäre er erst bei dem Neubaue an das Forum und
d^n Capitolinos versetzt worden? In diesem Falle würden
auch Varro's Worte, L. L. Y, 32. p. 156. Lautolae a
itf«df/i<^o, quod ibi ad Ißrmm Geminum aquae caldae J^U0^
runU von der alten Stelle zu verstehen sein.
Wenn diess unentschieden bleiben muss, so ist dagegen
gewiss, dass in der späteren Kaiserzeit er vor der Curie stand.
Ausdrücklich sagt es Procop« Goth. I, 25. iyjii ik %6p v$mv
iv T^iiyoQÖi ngo %ov ßovXntv^Qiov , oXIyov VTtsgßdvfi %tt
JUfy«, und, es folgt daraus nothwendig, dass das Senatsge-
bäude von dem oberen Theile des Forum, dem ehemaligen Ce-
mitinm, hinweg in die Gegend des Carcer verlegt worden war.
Weil man sich nun von der Vorstellung, dass die Curia lulia
bis in die spätesten Zeiten müsse bestanden haben, nicht
658) St) scheint den Sinn dieser Worte, wenn Ich recht verstehe,
anch Merkel z. Ovid. Fast. p. GXX. ^efasst zn haben. Anderes
ist irrig. Varro giebt keinesweges die Porta lanualis !n der Maner
der ältesten palatinischen Stadt an; w'w war« das anch möglich ge-
wesen ! Intra murot gilt ja von der servischen Maner, die in Varro^a
Zeit nech die Stadt nmschloss. Pie lautulae 9wtra urbem bei Paul.
Diac. p. 118. sind nicht mit Müller als ausser der romaliscbea
Stadt za verateben. Sie sind ganz verschieden von denen, die einst
bei» lanus waren. Nicht hieber gehörig ist übrigens Angnstin. de
eiv. dei. III, 13. Siquidem ad obsidionem quoque perventum esi et-
vitatii clausüque portü te tutbantur. QuibuM dolo nperÜM admÜMS-
que hostibus intra moenia in ipso foro — pugna commissa est* Er
denkt offenbar an den Verrath der Tarpeja.
353
trennen konnte., hat man die Tbatsache, dass in Procopius
Zeit das Senatsgebäude am Capitole war, durch folgende Hy-
pothese zn erklären gesucht. Es ist bekannt, dass unter Va-
lentinian II. und Theodosius vorzüglich auf Ambrosius Betrieb
dem heidnischen Gultus in Rom kräftig entgegengearbeitet
wurde. Damals wurde der bis dahin erhaltene Dienst der Vesta
auFgehoben und da noch immer in der Curie der Altar der
Victoria stand, diess aber für den dem Christenthume anhän-
genden Theil der Senatoren Gewissenssache war, so wurde
dieser hinweggeschaSt;. Symmachus als Praefectus Urbis und
an der Spitze der heidnischen Parthei stehend, bat dringend
um Wiederherstellung**^), aber des Ambrosius kräftiger Wi-
derspruch verschaffte dem Christenthume den Sieg *^). Darauf
hin nimmt nun Bunsen mit grosser Sicherheit an, um den
Streit der Partheien ganz beizulegen, habe Theodosius ein
neues Senatsgebäude hergestellt und die Curia lulia sei seitdem
geschlossen gewesen*^). Man erwarte dafür keinen Beweis ;
es ist nicht die leiseste Andeutung eines solchen Baues, über-
haupt einer Veränderung der Art vorhanden : es ist reine Hy-
pothese, offenbar nur deshalb ausgedacht, weil die Victoria
659) Epist. X, 61. Quis ita familiaris est barbarisj ut aram
Vtctoriae non requirat ? Cauti in posterum sumut et tristium rertim.
ostenta vitamusi reddatur tantum nomini honor, qui numini dene-
gatu9 est.
60) Am\>ro8. ep. (ad calc. Symm. ed. Parei.) 1. p. 470. Si &o-
die gentUis aliquis Imperator, quod abstt, aram statueret simulacris
et eo convenire cogeret Christianos — et in ea Curia sententiam
diceret, ubi iurati ad aram simulacri in sententiam eogerentur etc.
2' p. 473. Cum vir dar. Praefectus Urbis Symmachus ad clementiam
iuam retulisset, ut ara, quae de urbis Romae curia sublata fuerat,
redderetur loco etc. p. 482. Sic deam esse et yictoriam crediderunt
•te. — Huius aram strui in urbis Romae curia petunt, hoc est, quo
plures eonveniunt Christiani. Es ist wohl zn bemerken, dass nnr
der Altar, nie die Statue der Victoria genannt wird ; denn ara simu-
lacri bei Ambrosius ist nnr der einem Götzen geweihete Altar. —
Wenn übrigpens Ambrosius durchdrang, so kann Claudia n. de VI
cons. Honor. 597.
jliffuit ipsa suis ales Ficioria templis,
Romanae tutela togae, quae divite pompa
Patricii reverenda Jbvet saeraria coetus^,
nur figürlich verstanden werden, wiewohl auch dann noch die Erwäh-
nung seltsam bleibt.
61) Les forum de Roms. I. p. 64. {Annali d. Inst. t. Vllf. p.
:268.) Besehr. d. St. R. III B. S. 108 f.
23
354
nun einmal schlechterdings in der lulia gedacht werden sollte.
Allein dabei ist ganz übersehen, dass der lanus vor der Carie
schon] in viel finihercr Zeil erv^ähnt wird , eben der Curie,
welche der eigentliche Ort der Senatsversammlungen schon
damals war. Denn als Didius lulianus zum ersten Male als
Imperator in die Curie kömmt, opfert er dem vor ihr stehen*
den lanus. Dio Cass. LXXIlI, 13* ual tiXog, ineiiilj ngie
%6 awedgiov i^X&e Kai rdi 'lavü rm fiQo ftiv &vqwp avtov
&vaBtv f/uAAfV, iSex^ayov ndvzeg %. t. A. cap. 14. o%9 xd
itQnijQia ngo %ov ßovXhVT%Qiov i^vev 6 VovXiavog*^^),
So finden wir also schon lange vor Theodosius die eigentliche
Curie in der Nähe des Capitols und es ist kein anderes Ge*
bände, als der von den Chronisten (Anm, 651.) genannte Se-
natus, den Domilian erbauete. Denn mit demselben Namen
nennt sie an derselben Stelle, wo sie einzig gesucht werden
kann^ dieNotitia: Reg. FIIL Forwn Romanum magnum.
Continet Rostras III. (s. u.). Gen/um popuü Romani (bei
der Concordia). Senatum. Airium Mineroae. Forum Cae-
sarisy Augusti etc. Die Nachweisung der kaiserlichen Fora
wird das noch deutlicher machen ; einstweilen vergleiche maa
meinen Plan der Fora. — Es hat aber ein glücklicher Fund
uns noch überdicss die ausdrückliche Bestätigung in die Hände
geliefert. In der Kirche Sta. Martina (bei S. Adriano und dem
Severusbogen) befand sich sonst eine Inschrift, welche von
der Wiederherstellung des Secretarium Senatus im J. 407.
spricht <^'). Der Ausdruck Secretarium Senatus kann in kei-
662) Damit süraint aueb vortrefflich überein Inl. Cap< Pertin.
4. De caitris nocte quum ad senatum venisset, neque inwniretur ae--
dituus y in iemplo (Joncordiae resedit. Wird aach auderwärU der
CoDcoi'dientempel selbst als Curie betrachtet^ so werden beide sich
doch oifenbar hier eutfcf^eogeselzt; aber sie liefen ganz oahe beisaiik-
men und deshalb wartet Pertiaax im Tempel.
63) SALVIS. DD. NN. HONORIO. ET. THEODOSIO. VICTO-
RIOSISSIMIS. PRINCIPIBVS. SECRETARIVM. AMPLISSIMI. SENA-
TVS. yVOD. VIR. INLVSTRIS. FLAVIANVS. INSTITVERAT. ET
FATALIS. IGNIS. ABSVMPSIT. FLAVIVS. ANNIVS. EVCH.^RIVS
EPIFANIVS. V. C. PRAEF. VRB. VICE. SACRA. IVD. REPARAVIT
ET. AD. PRISTINAM. FACIEH REDVXIT. Crut. CLXX, 5. Oreil.
:28. Nardini. II. p. 230. Nibby, For. Rom. p. 151. Caniaa, Sugli
ant. ed\f. gid e$üt nel luog. ora occup, dalta eh* di S. Martina.
p. 14.
nem Falle, wie Bunseii gethan, von der Curie selbst verstan-
den werden, und die etwas spätere Notitia nennt das Senats-
gebände selbst noch Senatus. Vielmehr bat man eine beson-
dere dazu gehörige Localität zu verstehen oder einen Theil
des Ganzen, man möge nun annehmen, dass er als eine Art
Tabularium oder für andere Zwecke gedient habe. Nach der
Inschrift scheint es, dass Flavianus, der 309 Praef. Urb. war,
dieses Secretarinui zuerst gebaut habe (instituerat) ^ der Se-
natns war aber längst hier***). — Nach dem allen scheint es
unzweifelhaft, dass die Curia lulia seit dem neronischen Brande
nicht mehr bestand; dass Domitian ein neues Senat^gebände
schul; dass dieses in der Gegend der heutigen Kirche Sta.
Martina (Acad. d. S. Luca) stand, und vor ihm der lanus, ein
kleiner mit Bronze bekleideter Tempel (Anm. 405.), vor dem
wahrscheinlich ein Altar war *^).
Wenn nun oben als das Annehmbarste hingestellt wurde,
dass die Curia lulia die Stelle der drei Säulen eingenommen
habe, so gewinnt diess noch an Wahrscheinlichkeit dadurch,
dass späterhin sich dort ein jedenfalls auch von Domitian er*
bauter Minervehtempel befand. Denn die Notitia nennt
auf der Südseite des Forum : Graecostadium^ Basilica lulia.
Tcmplum Cas forum et Minej'vae. Festam. Darin findet nun
Bunsen, wie schon oben (S. 332.) gesagt worden, den Be-
weis, dass das von Dio Cassius zugleich mit dem XaXKi&iKOV
und der Curie genannte lt4&ijvaiov ein hier von Augustits gc-
weihetes Templum Minervae Chaicidicae gewesen sei **) , den
664) Darum wird er «ach bei einem Brande noter Garious mit dem
Porum Caesaris , dem Graecostadiom und der Basilica lalia genannt.
Catal. imp. Vienn. t. II. p. ^47 Rone. Es iat der untere Theil des
Forum, -«elclier zerstört wird.
65) Darauf fuhren 0 v i d s Worte : j4ra mihi posiia Mt parvit
coniuncta sacello.
66) Les forum de Rome, I. p. 60 f. Beschr. d. St. R. III B,
S. 94 f. „ — so wollen wir doch noch bemerken , dass der Ausdruck,
welcher keinen Zweifel übri^ lässt, dass Curia et Chaleidicum die
Curie mit dem ihr vorgebauten MinervenheiU^tbum bezeichnen, näm-
lich Curia cum Chalcidico Minervae, wirklich derjenige ist, mit wel-
ehern jene Anlage in der, dem Aitgnstischen Verzeichnisse seiner Werk«
und Thaten am Ende beigefügten Zusammenfassung aufgeführt ist.**
Man erstaunt in der That über solche täusobeade Angaben. Das Frag-
23^
356
nachher Domitian neu erbaut habe. Es kann kaani eine leicht^
sinnigere Combination geben. Der Minerventempel, von wel-
chem Dio spricht, wird im Monum. Ancyr. lange nach der
Curie und dem Chalcidicum genannt. Es war jedenfalls em
Tempel auf dem Aventin^^^^). Domitians Minerva Chalcidica
aber lag im Märsfelde unweit des Pantheon^*). Demunge-
achtet wird man den Tempel am Forum auch als dieses Kai-
sers Werk anzusehen haben. Domitian hegte für zwei Gott-
heiten besondere Vorliebe: [lanus und Minerva^'). Wie
überall in der Stadt durch ihn lani erbaut wurden ^o), so wei-
hete er auch mehr als einen Minen^entempel, z. B. auf dem
von ihm angelegten Forum Transilorium, die erwähnte Chal-
cidica im Marsfelde und jedenfalls auch den Tempel zwischen
der Vesta und den Dioskuren. Vielleicht wies er eben des-
wegen der Curie (wenn diese als lulia hier gestanden hatte)
meflt des am Schlüsse des Mod. Anc. angfehäogten Sammariom giebt
io der vierteo Zeile nnr (Pulvinar) AD. CIRCVM. CVRIAM. CVM.
€ . . . Der übrige grüsste Theil dessen , was anP dieser Zeile stand,
ist verloren: die fünfte fängt an : IVLIAM. Die Minerva ist also nur
ein Geschenk Bunsens ; die Inschrift weiss nichts davon. Er sagt nnn
fVeilich, jede andere AusfiiUnng der Lücke sei unstatthaft: ,, Tont au-
tre Supplement parait coatraire a Tespace, qn' occnpe la lacnne/'
Aach das ist eine ganz falsche Behauptung. Die Zeilen des Monnm.
zählen in der Regel über 50, bis 61 Buchstaben; bei seiner ErgSn-
zong aber : ad Circum. Curiam cum Chalcidioo Minervae stve luliam,
würden auT die vierte des Epilogs nnr 39 kommen. — Wenn in sol-
eher Weise die versproohen« y.ganz vollständige'' Wiederherstellung
des Monum. Anc. gegeben werden soll, so wird die römische Topogra-
phie davon keinen Gewinn haben: hoffentlich wird das aber nicht der
Fall sein.
667) Vgl. Fast. Praen. XIV Ral. Apr. Fest. p. 257. Quinqua-
frtf*. p. 333. Scribae. Ovid. Fast. Vl^ 722. Kalend. Amitern.
u. Exqnil. XIII Ral. Inl. Merk. z. Orid. p. CXLI. und d. Abschn.
üb. d. Aventin.
68) Die Notitia (Curiosum) nennt den Tempel der Minerva Chal-
cidica in der nennten Region. Die Mi ra b. R o m. (M o n t f a u c. Diar.
Jtal. p. 28d. Effemer. lett, I. p. 163.) bezeichnen so den Ort, wo jetzt
die Kirche S. Maria sopra Minerva steht: luxta Pantheon Tempium
Minerve Calcidie, vgl. Nardini, Rom, ant, III. p. 131.
69) Dio Ca SS. LXVII, l:j ^6ov filv ya^ r^v jä&t^vw ig rcc fiA-
iiota ijyaXlg,
70) Das glänzendste Monument der Art war der Tempel des la-
nns Quadrifh>ns auf dem Forum Transitorium. Ausserdem sagt Sue-
ton, Dom. 13. lanos arcusque cum quadrigU et insignibus trium^
phorum per regiones urbis tantos ae tot exetruwit, ui tuidam Graeoe
iiueriptum iit areui: ^^7.
J57 -:
einen anderen Platz an, um iiir seinen Mjnei*veniempel die
Stelle zu gewinnen.
Am änssersten Ende der nördlichen Seite unter der Velia
wurde der Gemahlin des Antoninus Pius, Fanstina, der
Tempel erbaut ^''), dessen noch jetzt sehr bedeutende Reste
der Kirche S. Lorenzo in Miranda angehören. Wie die In-
schrift sagt, wurde er später Antonin selbst zugleich mit Fau-
stina geweiht'^).
Von den Veränderungen, welche am Glivus Capitolinus
vorgingen, ist zunächst zu erwähnen der Tempel des
Vespasian, dem, wie oben gezeigt worden (S. 315.), die
Rnine der acht Säulen angehört. Er erhebt sich auf einer
20 Fuss hohen Substruction von Traventinquadem und war ein
peripteros hexasiyloM. Seine Vorderseite war nicht dem Se-
verusbogen zugekehrt, sondern auf der entgegengesetzten
Seite. Das beweiset nicht nur der Unterbau, an dem deutlich
zu erkennen ist, dass nie eine Treppe dort hinauffährte, son-
dern auch die durch den Anonymus vollständig erhaltene In-
schrift (S. 315.). Denn auf dem Architrav über deu sechs
Säulen stehen nur' die Worte : Senatum populusque Romanus
incendio consumium restiluit. Für die eigentliche Dedication:
Divo yespasiano , ist auf dieser Seite kein Platz und ist es
auch wohl ungewöhnlich, dass eine Inschrift halb auf der Hin-
terseite eines Tempels steht, so entschuldigt das doch hier die
Lag^ desselben und am Triumphbogen Constantins findet eben
auch eine Theilung der Inschrift Statt ^^). Uebrigens gehört
die Restitution, von welcher die Inschrift spricht, unstreitig
der Zeit tiefen Verfalls an, wie die schlechten und ungleichen
671) lul. Capitol. Ant. P. 6. Tertio anno impern iui FautH-
nam vxorem perdidit , quae a senatu consecrata est, delatis circeu'
sibus atque templo, vgl. 13.
72) DIVO. ANTONINO. ET. DIVAE. FAVSTINAE. EX. S. C.
Ucber die Bedeutuog der loschrift und die Angehörigkeit des Tempels
liod allerdings die Meinungen getbeilt, indem Andere sie auF die jUn-
gere Faustina und ihren Gemahl M. Aurelius Antoninus beziehen. S.
Nibby, For. Rom, p. 183. und dön Abschn. üb. das MarsTeld.
73) Vgl. Piale, degU ant. templi di Fespasiano e de IIa Con^
rordia, Rom. 1834 (1818). Er nimmt richtig die acht Säulen für den
Vespaaiantempel ; aber die drei halt er noch für den lupitor Tonans.
1
358
Capitelle und Basen und die Säulenschäfte selbst zeigen, de*
ren einzelne Stücke zum Theiie falsch über einander gesetzt
sind 9 so dass einige oben dicker sind als unten. Ueber ein
schwerlich mit Recht auf diesen Tempel bezogenes Stück des
capitolinischen Plans s. die Erklärung zu Taf. IV. n. 5.
So standen nunmehr, die Vesta und den lanus-, so wie
den später hinzukommenden Faustioatempel nicht gerechnet,
am Forum wenigstens sechs Tempel, und wenn man den der
Felicitas noch als bestehend annehmen darf, sieben ; dazu zwei
grosse Basiliken. In der Mitte dieser Herrlichkeit beim Lacus
Curtius stellte Domitian seine colossale. Reiterstatue auf, und
hier ist der Ort, die berühmte Stelle aus Statins anzuführen,
welche der bisher gegebenen Anordnung gleichsam das Beglau^
bigungssiegel aufdrückt. Silv. I, l, 22.
Par opej*i sedes : hinc ob via limfna pandit,
Qtäjesst/s be/lis assertae munere prolis
Ptimus iter nostris ostendit ad aelhera Divis. —
At laterum passus hinc luUa iecta^^*) luenturf
lUinc beUigeri subliinis regia PauUi,
Tergapater blandoque videt Concor dia vultu.
Ipse autem puro celst/m capui aerc septus
Templa superfulges et prospectare videris^
An nova contemptis surgant Palaiia flammis
Pulchrius; an tacita vigiletface Tt'oicus ignis,
Alque exploraias tarn laudet f^esta ministras.
Eine Vergleichung des Plans der Fora wird die vollkommenste
Uebereinslimmung mit dieser Beschreibung lehren. Gerade
gegenüber der Statue erhebt sich der Tempel des Divns lulius ;
zur Rechten die Basilica lulia, zur Linken die Basilica Ae-
milia ; im Rücken die Tempel der Concordia und des Vespa-
674) So hat Markland mit Recht, wenn auch nur nacb einer
Handschrift, geschrieben, während die Vulgata templa hat. Piale,
fiella hatilica Giulia p. 14. scheint irrig anzunehmen, es sei Conjectur.
Gerade so sagt Mart. V(, 38.
/fl;/t clamor centumquc viri, dentumque coronae
yulgnsy et if{fanti Julia tecia plaeent.
wo die Erwähnung iler CeDtainviralgericbte die Basilica bezeicbneo.
389
siau. Der Kaiser selbst, mit etwas rechts gewendetem Kopfe
schaut nach dem Vestaheiligthome und dem Palatin» Dass die
Statue beim Lacus Curtius stand, sagt Statius selbst v. 68.
Nach Domitian scheinen in der Nähe der Curie (Senatus)
und weiterhin an der zum Marsfelde führenden Strasse meh-
rere Triumph- oder Ehren-Bogen errichtet worden zu sein
(Anm. 6ä7.). Die abenteuerlichen Benennungen, welche ib>-
oen im Mittelalter gegeben werden, wie Arcus manus car-
iieae, vielleicht anch panis aurei, geben nichts. an die
Hand, wonach sich ihre Bedeutung mit einiger Sicherheit
bestimmen liesse, und übrigens sind diese Denkmäler nicht
Ton so allgemeiner Wichtigkeit, dass dadurch eine weitl&u^
tige Untersuchung gerechtfertigt würde (vgl. d. Abschn. vom
Capitol.). Am Forum selbst aber wurde der noch erhal-
tene Triumphbogen des Septimius Severus erbaut,
auf der Grenze der Sacra via und des Clivus Capitolinus und
zur Hälfte vor dem Concordientempel stehend. Im Mittelalter
war zwisch6b ihn und den Tempel die Kirche SS. Sergio e
Bacco eingebaut und ihr Thurm stand auf dem Bogen. —
Neben ihm, nach dem Vespasiantenipel hin, haben die neue-
sten Ausgrabungen eine hohe, nach dem Forum einen sanf-
ten Bogen bildende Terrasse offen gelegt. Ganina hat sehr
glücklich in einem Relief am Triumphbogen de» Constantin
die Darstellung dieser Seite des Forum, mit allen Tempeln
und anderen Denkmälern am Clivns erkannt. Es zeigt Con-
stantin auf dieser mit einem Geländer versehenen Terrasse
stehend und zu dem Volke sprechend, und dadurch hat er
sich bestimmt gesehen, hieber die Bostra zu setzen ^^^).
675) Sui üostri det foro Romano. MH Rom. VIII. p. 107 9. In-
dicaz. topogr. p. 163. Was für Roslra er aber eigentlich aiiter deu
piu antichi verstehe, das Hi mir bei den zahlreichen Widersprüchen,
in die er sich verwiciccit, nicht iilar geu'orden. So viel sieht man
wühl, dass er sie den Bostris laliis entgegensetzt; aber diese selbst
sind ihm ja (irrig genug l) die von Caesar versetzten J^ostra der Re-
publilL. /nätcas. p. 153. Bansen h^t^Betehr. III B. S. 103.)dioss mit
Hecht verworfen ; aber seine Annahme, dass Domitian die Rostra hie-'
her verlegt habe and der daher ihnen beigelegte Name RostraPla*
via, ist um nichts begründeter. Es scheint hiervon jeher eine freie,
vielleicht auch erhöhote Area gewesen zu sein. Darauf lasst sich vicN
1
360
Nuu aötbigt zwar nichts anzunehmeu , dass es gerade die
Hostra sein müssen, von denen der Kaiser spricht; indessen
ist es allerdings möglich, dass in später Zeit sieh hier eine
Rednerbühne befunden hat. Es wird diess wahrscheinlich
erstlich dadarch, dass dasCuriosnm urb. Rom. das Yer^
zeichniss der Reg. VIII. beginnt: Rosirwt IIL Das wären
die lulia, die sab f^eleribus und die am ClivtUy und somit
würde die ganze Area des Forum bezeichnet sein. Zwar gab
es in der Zeit der Republik auch Rostra auf dem Capitole ^'^)$
allein es ist weder wahrscheinlich, dass diese noch im An-
fange des fünften Jahrhunderts bestanden, noch kann fuglich
das Verzeichniss sie hier mit berücksichtigen. Dann aber
sagt der Catal. imp. Vienn. t. II. p. 246 Rone, von Au-
relian : Genium populi Romani in rostra postät. Da nun das
Curiosum unmittelbar nach den Rostris den Genius populi Ro-
mani nennt, so wird es in der That wahrscheinlich , dass es
hier auch Rostra gegeben habe, und vielleicht könnte die
runde Basis neben dem Severusbogen, die man für das Milia-
rium aureum gehalten hat, eben dem Genius angehört ha-
ben ").
leicht -schon beziehen, dass Pompejos beim Process des Milo hier sei-
nen Sitz nimmt. Ascon. Miion. ar{^. p. 41 Or. Aber deutlicherwei-
set darauf hin Sueton. Tib. 20. y/ Germania in Vrbem post biefi"
nium regressus, friumphum , quem distulerat, egit , proseguentibtis
etiam legatisy quibvs triumphalia ornamenta impetrarat Je priu9-
quam in Capitolium ßevteret ^ desrendit e cum/, seque praesidenti
patri ad genua submitit. Es ist die Scene , welche der grosse Wie-
ner Cameo darstellt. S. E c k h e 1 , Pierres grav. I . M o n g e z, Iconogr.
Born, 19. t. IL p. 62. Eben dabin hatOtho seine Verschworenen bestellt
(Anm. 639.) ; aber damals gab es dort keine Rostra : sie waren sttb
Feteribus, Die Folgerungen^ welche Bunsen ansDioCass. LXXIV,
4. 5. gezogen hat, sind ganz willkührlich. Eben diese Stelle , vergli-
chen mit llerodian. IV, 2. und Plin. Paneg. 65. spricht recht ei-
gentlich dafiir, dass es noch die alten Rostra waren, wo die laudatio
herkömmlich gehalten wurde.
676) Cic. ad Brut. 3. Nam fantae multitudinis , 'quantam co-
pit urbs nostra, concursus est ad me /actus, ea cum usque in Capi-
tolium deductuM maximo clamore atque ptausu in rostris, cotiocatus
sum. Vgl. de nat. deor. I, 38. Sie konnten auch dort gar nickt
Tehlen.
77) Canina unterseheidet gewiss irrig Umbilieus Romae
und Miliarium aureum. Was sollte der Umbilieus anderes sein?
Aber er sah richtig, dass das Miliarium hier nicht wohl gestanden ha-
ben könne.
361
Noch ist znriickzukonmeii auf die schon oben (S. 291.)
erwähnten Statuen der Sibyllen; Denkmäler der 'älte-
sten Zeit, welche dennoch den Untergang des Reichs überlebt
zuhaben scheinen. Von ihnen sagt PI in. XXXIV, 5, 11.,
wo er die ältesten Erzbilder aufliihrt: Equidem et Sibyllae
iuxta Rostra esse non nuror^ (res sint hcet: una, quam Sex.
Paeudus Taurus aedilis plebis instituii; duae^ quasM. Mes*
saU. Primas putarem hos et Atti Nävi, positas aetate Tat'
quinii Prisci, nisi regum aniecedentium esseut in Capitolio,
Plinius kann nur die rostra sub f^eteribus meinen : ob sie
, auch früher bei denselben standen, bleibt ungewiss. Wenn,
nun von diesen Sibyllenstatuen sich keine Erwähnung weiter
indet, so ist es um so merkwürdiger, dass sie in ganz später
Zeit, wenn auch unter anderem Namen wieder auftauchen,
und dass sogar eine ganze Strasse davon ihre Benennung er-
halten zu haben scheint. Es sagt nämlich Procopins in der
schon mehrmals angeführten Stelle über den lanustempel,
Goth. I, 25. iyu ii vov vemp iv %^ dyoga ngo %ov ßoV"
XeVTfjQiov oXiyov vnsqßaifTi %d rgia fpava. ovtm yaQ
'Pw/ualoi Tag Moiguß VBVOfAiinaai maXtlv* Es ist nun
nicht zu verkennen, dass erstlich Procopius wirklich drei Sta-
tuen meint und dann, dass diese drei als Parcae bezeichne-
ten Bilder keine anderen sein werden als die drei Sibyllen.
Ihren damaligen Standort nimmt man in der Gegend von S.
Adriano an, und in der Tfaat wird diese Kirche als in iribus
Jaus erbaut genannt ^^^). Aber dasselbe wird auch von SS.
Cosma e Damiano gesagt ^^)j so dass man annehmen könnte,
es sei entweder die ganze Gegend des Forum oder wenigstens
die ehemalige Sacra via so benannt worden; denn beide Kir-
678) Anastas. Vit. Honor. I. p. 121 Blaoch. Fecit eeelesiam
beato Adriano martyri in trihut fatit. Einige HdäcEr. haben ia
tribus foris, was gpewiss falsch ist.
79),Ana8t. Vit. Hadr. I. p. 254. In eecletia vero beatorum
Comae et Damiani in tribut fatis vestem de sfauracin fecit
Ob bieher auch za ziehea sei, dass Martioas Pol. sowohl als die Mi-
rab. Rom. bei S. Martina nad S. Adriano ein templmn fatale anfüh-
ren, m^g ich nicht entscheiden : es kann anch vom lanustempel ver-
standen werden.
36»
dien führen auch den Beinamen m Sacra via. Ueber diese
Vennuthangeu lässt sich nicht wohl hinausgehen ^^<>); der
Name verdient aber , wegen der daran sich knüpfenden Be-
stimmung mehrerer Pankte Beachtung.
Das letzte Denkmal, welches das Forum, als ein grosser
Theil seiner Herrlichkeit schon untergegangen sein mochte,
noch erhielt, war die im J. 608 vom Exarchen Smaragdus
dem nichtswürdigen Kaiser Phokas gesetzte, noch auf dem
Platze des Forum stehende Ehrensäule. Die erst im J. 1813
ausgegrabene Inschrift der Basis s. b. Fea, Iscrisioni dimo-
num. ant. irov, nelle attuali escavasioni etc. Rom. 1813.
Nibby, Foro Rom. p. 164. Bunscn, Beschr. IIIA. S.271.
Zwischen der Säule und dem Pflaster vor der Basilica Julia
sieht man drei grosse Basen, welche Statuen trugen. Andere
Denkmäler der Art standen beim Severusbogen ; darunter
wahrscheinlich eine Statue Constantins, deren Inschrift
der Anonymus vor der des Sevenisbogens giebt. Er sah also
jedenfalls die Statue noch. -Später befand sich die Inschrift
im Lateran, und unter ihr die des Concordientempels ^^).
Die Fora der Kaiser.
Forum lulitan.
Es scheint ein Widerspruch darin zu liegen , dass in der
Zeit, wo das Forum, das den Bedürfnissen der Republik ge-
nügt hatte , seine Bedeutung der Hauptsache nach mehr und
mehr verlor, an die Anlage neuer Fora gedacht werden konn-
te; und dass eben der Mann, durch welchen die Republik und
mit ihr das politische Leben auf dem Forum den Untergang
fand, selbst zuerst daran dachte, Rom ein zweites Forum zu
680) Ausrührlich handelt davon Bansen, Beschr. d. St, R. III B.
S. 124 f. V>1. Merkel z. Ovid. Fast. p. CXX. — Was Erstercr
S. 121. nach einer, wohl aoT etwas ^anz Anderes sich beziehenden
Inschrift beim Anonymus v. E. von einer spälercn Aasdehnan^ des
Forum unter den Palatin sa^t, wodurch zu dem Hauptschiffe des Fo-
rum gfleichsam das Kreuzschiff gekommen sei , das seheint keine Be-
achtung zu verdienen.
8!) Nibby, Foro Rom. p. 137. Bunsen. III B. 8. 114.
3Ö3
geben. Allein diese neuen Fora hatten auch keineswegei die
Bestimmung, dem politischen Leben zu dienen, was überhaupt
in dem Namen nicht liegt, da ja die Yerkaufsplätze ihn eben
so gut und im Grunde ursprünglich führen, und also neben
dem Forum Romanum auch ein Forum Boarium, Piscalorium,
Olitorium u. s. w. bestand. Vielmehr war es einen Theiles
bei der immer wachsenden Volksmenge und den ins Unendliche
sich mehrenden Rechtshändeln Bedürfniss, neue Gerichtsstäl-
ten zu errichten; auf der anderen Seite aber sollten diese
prachtvollen Anlagen zugleich Denkmäler ihrer Erbauer sein.
Daher bieten auch diese Fora nicht nolhwendig freie Plätze
dar, sondern jedes ist ein von einer Mauer eingehegter Com-
plex von Gebäuden, oder auch nur ein Tempel mit einem t/-
ftBVog und mQtßoXoQj woraus es sich erklärt, dass das von
Vespasian erbauete, keinesweges aber als Forum dedicirte
Templum Pacis dennoch in späterer Zeit Forum Vespasiani
oder Forum Pacis genannt wurde. Von dieser Art sind in der
That die drei ersten Kaiserfora, welche Rom erhielt und erst
die grosse Anlage des Forum Traiani umfasste mit anderen
Gebäuden auch eine Basilica.
Caesar hatte schon vor dem Beginnen des Bürgerkriegs
die Anlage eines neuen Forum beschlossen und mit ungeheue-
rem Aufwände mitten in dem lebhaftesten Theile der Stadt,
wo alle Besitzungen ausserordentlichen Werth hatten, das
Areal, auf dem es entstehen sollte, angekauft ^®2^. Welche
Einrichtung er damals beabsichtigt habe, und in wie weit der
Bau angefangen worden und fortgeschritten sei , ist nicht be-
kannt ; als er aber in der Schlacht bei Pharsalus der Gottheit,
von der sich der Stamm der lulier ableitete, als Venus Ge*
netrix einen Tempel gelobt hatte, und dieser seinen PLitz
auf dem Forum erhielt, musste nothwendig dadurch die ganze
übrige Anlage bedingt werden. Es wurde ein ve/uevos, von
dem, wie es scheint, aller Verkauf ausgeschlossen war, und
68>^) Sueton. Caes. 26. Forum de manubiis inchoavit , cta'us
area super HS millies consHHt, PI in. XXXVI, 15, 24. Pyramides
regum rmraviur, cum solum tantum foro exstruendo HS miilies Cae-r
sar dictator emerit. Wahrscheinlich im J. 702,
J64
die Gella des Tempels selbst wurde zuoiTribuual beslimml ^*^).
Im Vergleiche zu dem Forum Romanum war es jedenfalls von
viel geringerem Umfange und daher wurde dieses seitdem und
bis in die spätesten Zeiten auch Forum magnum ge-
nannt ^^). Die Dedication erfolgte 708 nach seinem Trium-
phe ^^) , ehe es noch völlig beendigt war, so dass selbst die
Statue der Venus damals nur im Modell aufgestellt werden
konnte ®^). Erst durch Augustus erhielt es seine Vollendung,
wie dieser selbst im Monum. Ancyr. sagt.
lieber die Frage nun, wo dieses Forum gelegen habe,
hätte man nicht einen Augenblick zweifelhaft sein sollen, und
doch sind darüber die verschiedensten Meinungen ausgespro-
chen worden. Die älteren Topographen haben es meistens hin-
ter dem Faustinatempel gesucht. Richtiger, doch ohne ge-
nauere Bestimmung wies ihm schon Nardini seinen Platz
hinter S. Adriano an, und damit stimmt auch Piale überein;
den Beweis aber hat allein Ganina geführt ®7), wiewohl er
sich noch vollständiger geben lässt. Dagegen hat B u n s e n ^^)
eine ganz andere Stelle dafür gefunden. Im Ganzen jener
älteren Meinung sich anschliessend nimmt er seine Lage auch
in der Richtung vom Faustinatempel nach dem südlichen Ab-
lauf des Quirinal, dicht unter diesem an, und glaubt im T o r
683) Appian. Civ. 11, 102. *AviavrjüB %aX t^ reysTsi^tf zoy vawv,
i^cntQ yv^ato fiHXoDV ev ^a^aki^ fiaxtia^ai. xal rijuivos t^ vtia 9r£-
(fti'&t^Hey , o 'Pi'jfiaiotS ^ra^bv ayoQCtv ihan , ov twv (oviwv , om inl
TiQu^eai avnovTOßv is aXlr^kove, ttad^a xal Hi^aatt yv xtQ ayoqa ^ijtov^
Qiv rj fiavd'otvovai rä dixata,
84) Dio Ca SS. XLIK, 22. ryv ya^ ayogav xyv ht avrov nexh/^
fiivnv xaTeaxevaoaTO ' xal lari fiiv ne^tataX^azi^a rys 'Pwfiaiai , t6
S* a^iwfia t6 ixelvtfS inyv^asv, wäre xal fityaXyv avryv ovofiat.ea&at,
85) Dio G a s s. a. 0. ravn/v te ovv xal top veutv tov ryg *AtpQO'
SiTtjs, WS xtU aQ)[9jyiTi3oS rov yivovs alrov ovoyg, no&t/aas, xad'id(fwaey
ev^g Tore, Vgl. Appian. Civ. III, 28.
86) Plio. XXXV, 12, 45. (Arcesilans plastes) Ab hoc faetam
Fenerem Genetrieem in Joro CaesarU et priusquam abtolveretur fe-
$tinatione dedicandi positam.
87) IVardioi, Rom, ant. II. p. 236. Piale, de' tempj dt
Giano, p. 5. della hatilica Giulia, p. 10. del tempio di Marie Ul^
iore, p. 9. Caoina, For. Rom, p. 04. und besonders Sugli ant,
cdif, giä esist, nel luog, ora oceup, dalla Ch, di S, Martina, p. 8.
88) Lu forum de Rome. II. p. 7 ss. Bekehr, d. St, R. 111 B.
S. 144 ff.
365
de^ Conti die Cella des Tempels der Venns Genetrix ge-
funden zu haben. Es ist nicht nöthig, auf eine besondere Wi-
derlegung dieser Ansicht einzugehen, da sie ihre gänzliche Be-
seitigung bei Nachweisung der unzweifelhaften Stelle des Fo-
rum luHum von selbst finden wird.
Die Schriftsteller geben nur einige wenige Andeutungen
darüber. Plinius erzählt, dass auf dem Vulcanal ein Rom
an Jahren gleicher Lotosbaum gestanden habe, dessen Wur-
zeln' bis zu dem Forum Caesars vorgedrungen seien ^®^). Da
nun das Vulcanal bei der Curia Hoslilia war, so werden wir,
wenn auch eine genauere Bestimmung sich daraus nicht er-
giebt, doch dadurch hinter die Seite des Forum gewiesen, wo
die Basilica Aemilia lag. Wichtiger ist die Angabe Yitruvs,
dass der Tempel der Venus ein pycnostylos gewesen, d. h.
dass die Intercolumnien das Maass von 1 % unterem Säulen-
durchmesser oder 3 moduli gehabt'^). Nun giebt unsPal-
1 a d i 0 eine für unsere Frage unschätzbare Nachricht von einer
Auffindung, welche unter seinen Augen in der Gegend, zwi-
schen der Salita di Marforio und dem Tempel des Mars Ultor
(Forum Augusti), als man den Grund zu einem Hause grub^
Statt fand. Man entdeckte die Reste eines Tempels, bedeu-
tend genug, um den ganzen Grundriss aufnehmen zu können^
den Palladio mittheilt. Die Intercolumnien waren 1 V2 Durch-
messer der Säulen weit, weniger Vii Durchm., was Palladio
besonders hervorhebt, da er nie eine so dichte Säulenstellung
gesehen habe "i). Leider hat er die Stelle nicht genauer be-
689) Plio. XVf, 44, 86. Ferum altera lotos in Fulcanali, qw>d
Romulus insliiuit ex victoria de decumis, aequaeva Urhi inteliigi-
tur, ut auctor est Masurius. Radtees eins in forum usque Caesaris
per stationes municipiorum penetrant,
90) Vitr. III, 3, 2. Ergo Pycnostylus est, euius intereolumnio
unius et dimidiatae columnae erassitudo interponi potest, quemadmo-
dum est Divi lulii et in Caesaris foro Feneris, et si quae aliae sie
sunt comparatae,
91) Palladio, Architettura, Venet. 1642. lib. IV. p. 128. „Rio-
eootro a1 Tempio di Marte Veodicatore , del qoale sono stati posH i
disegai di sopra: oel laogo, che si dice in Paotano, che e die-
tro di Marforio; era aoticameDte il Tempio, che segne: le cui
fondamenta farono scoperte cavandosl per fabricar voa casa; e vi fa
ritrovato anco aoa qaaotita grandissima di marmo lavorati tatti eceel-
366
zeichnet, so dass man nicht erfahrt, wie nahe oder fern er dem
Tempel des Mars IJItor gestanden. Die Uebereinstimmnng
aber mit Vitrnv, bei der Seltenheit solcher Tempel mnss an
sich schon ftir entscheidend gelten, dass dieser Tempel kein
anderer war, als der der Venus Genetrix auf dem Forum lu-
lium. Damit aber vereinigt sich auch noch auf das Erwünsch-
teste die Angabe der Notitia, welche dem Forum auf das
Klarste hier seine Stelle anweiset: Genium popuURomani, Sc-
natum. Atrium Mineroac, Forum Caesaris^ At/gustietc. ^^^).
Wie nahe nun das Forum lulium dem Forum Augusti zu setzen
sei, das kann zweifelhaft scheinen. Canina lässt es bis S.
Martina reichen und sieht die antiken Bogen, welche in dieser
Gegend erhalten sind als Theile der Einfassungsmauer an ^^),
Dadurch hat er sich den Platz für die Basilica Aemilia weg-
genommen, die nun in schräger Lage zwischen die Fora ein-
gezwängt erscheint. Es würde aber doch möglich sein, das
Forum so weit herabzurticken, wenn man annimmt, dass die
Basilica der Länge nach am Forum gelegen habe (Anm. 539.).
Dagegen ist es aus einem anderen Grunde nicht wahrschein-
lich : weil die Notilia zwischen dem Senatus und dem Forum
lentemcnle. Noa si sa da chi egii fossc cdfficato, ne a qnal Dio fossc
consecrato: ina perche ne* fragmenti della Gola diritta della sua coi^
nice si vcdono de' Delfini intugliati, ed in alcuni luoghi tra Tun DoU
fino e i'aitro vi sono de' Trideuti, mi do a creder che egli fosse dc-
dicato a Nettano. L'aspetlo an» era TAIato a toroo. La saa maniera
era di spesse colonne. Gli intcrcolunnij erano la uodecima
parte del diametro deÜe colonne meno di un diametro
e me zz o: il che io repnto degno di avertimento, per noii haver vednto
intercolunnij cosi piccioli io alcnn altro ediGcio antico. Di questo Tein-
pio non si vede parte alcana in piedi : ma dalle reiiqaie sue, che sooo
iiolte^ s'i poluto yenir in eogoitione degli universali, cioe della Pianta
e deir Alzato, e de' saoi membri particolari, i qaali sono tatti lavorati
eoB roirablle artificio.*' Es bedarf kaum der Erinnerung, dass jeno
Sculpturen nicht im mindesten berechtigen, an Neptun zu denken, des-
sen Tempel hier etwas Unerhörtes wäre.
692) Wenn man damit Bansens Plan der Fora vergleicht^ so
erscheint seine Anordnung als eine reine Unmöglichkeit, da bei ihm
das Forum Nervae zwischen dem Forum lulium und dem Forum Au-
gustl liegt. Das wird sich aber noch entschiedener erweisen , wenn
gezeigt wird , dass das Forum Nervae nimmermehr in diese Region
gehörte.
93) Diese Bogen sind auf unserem Plane mit Bunsen zur Ba*
silica argentaria gezogen, welche die Notitia nennt; es ist aber durch*
ans keine Genvissbeit, dasa diese hier gewesen.
367
noch ein Gebäude, das Alriam Minervae nennt, für das dann
kein Platz bliebe.
Wenn man nun also daran gar nicht zweifeln darf, dass
das Fornmiulium zwischen der Salita di Marforio und dem
Forum Augusti lag , so ist nur noch ein scheinbarer Wider-
spruch zu beseitigen. Martial sagt, in einer schon oben
(S. 256.) geltend gemachten Stelle, die Taherne seines Buch-
händlers sei contra Caesaris forum und doch auch in Argl-
leio. Nun ist zwar dort angenommen worden , dass das Ar-
giletum von der südlichen Spitze des Quirinal sich bis nach
dem Forum erstreckt habe (vgl. S. 352.), wo der lanus-
tempel stand ; allein in Martials Zeit scheint nur die Gegend
vom Forum Nervae und dem Friedenstempel nach der Subura
hin so genannt worden zu sein. Ueberdiess nennt aber der
Dichter dieselbe Taberne limina post Pacü Palladiumque
forum^ und das kann nur eben Jenes Argiletum sein. Daraus
wird es klar, dass Martijil nicht von dem Forum des lulius
Caesar spricht, sondern von dem, welches der Caesar seiner
Zeit, Domitian, eben angelegt hatte; dem Forum Transito-
rium, oder Palladium, oder Nervae. Der eigentliche Name»
welchen Caesars Forum führte, war unstreitig Forum lu-
lium; denn so nennt es das Monumentum Ancyranum.
Nun ist es wahr, dass gewöhnlich es Forum Caesaris
genannt wurde ^^) ; allein demungeaohtet konnte ein von dem
eben herrschenden Kaiser erbauetes Forum in seiner Zeit
schlechthin Forum Caesaris genannt werden ^^) . Uns
freilich kann das zweideutig klingen ; aber wenn einem Römer
gesagt wurde, ein Ort sei im Argiletum und zugleich contra
forum Caesaris, so konnte er natürlich nicht irren, sondern
wussle, dass Domitians Forum gemeint sei ^^). So löset sich
604) Vitr. a. 0. Plin. XVI, 44, 86. XXXV, 10, 36. Kaleod.
Pinc. VI Kai. Ocü
95) So hat man ja die Worte Ovid. Trist. III, 1, VI. Haew
Munt Jora CaeMarU^ durchaus nur auf das eine Forum Augusti bezie-
hen wollen, was nicht nöthig scheint.
• 96) Dass .Domitians Forum mit dem Mi nerven tempel schon damals,
wenn auch nicht vollendet, stand, sagt ja Martial seihst zu Anfange
des Buchs. Wenn daher 111, 3S, 4. VII, 65. und VilJ, 44, 6. nur eiu
368
der scheinbare Widerspruch leicht und man hat nicht nöthtg
anzunehmen, dass das Argiletum, wenigstens in dieser Zeit zu
beiden Seiten des Forum Nervae, nach der Subura und nach
dem Forum Romanum hin gewesen sei. — Nun leuchtet aber
auch ein, dass wenn Ovid. Fast. I, 257. sagt:
Crjm tot si'nt lani^ cur stas sacratus in tmo
Hic^ ubi iuncta Joris templa duobus habes ?
keine anderen gemeint sein können als das Forum Romanum
und das lulium. Denn auf der Verbindung beider steht aller-
dings der lanustempel, wiewohl dem ersteren näher. Wie
man an das Forum Augusti denken könne, begreife ich nicht.
Wenn man auch das Forum lulium hinweg denkt, so hat doch
nie das Augustum so weit herabreichen können, dass die Be-
zeichnung irgend passend erscheinen könnte.
Was endlich den Lotosbaum anlangt, dessen Wurzeln
sich so weit erstreckt haben sollen, so kann in Betracht,
dass Pliuius etwas Ausserordentliches melden will, darin
kein Widerspruch gefunden werden. Denn das Forum lu-
lium und das Vulcanal können sich allerdings so nahe ge>
kommen sein, dass man nicht nöthig haben wird, eine grös-
sere Entfernung als von etwa 150 Schritt anzunehmen, was
bei manchem anderen Baume nicht besonders auffallen würde,
für einen Lotos, man möge nun Celtis australis oder rich-
tiger wohl Diospyros lotos verstehen, allerdings bedeutend
scheint.
Das Forum lulium mag sehr prachtvoll gewesen sein.
Vor dem Tempel der Venus stand die Reiterstatue Caesars,
das seltsam geformte Ross darstellend, das ihn allein als Rei-
ter sollte gelitten haben «^ 7). Berühmte Gemälde griechischer
forum triplex genannt wird, so bezieht sieb das nnr auf Gerieb tsver-
handluDgen , die vom Forum Transitoriom ausgeschlossen waren. Es
sind die ti*ia fora , die auch Ovid. Trist. III, 1:2, 2^. nennt: Ro-
manum, lulium^ AugtttH.
697) Sueton. Caes. 61. Utehatur autem equo insigni pedibu»
prope humanis et in modum digitorum ungulis Jltsisf quem natum
apud se cum haruspiees Imperium orbii terrae signifieare domino pro-
nuntiastent , magna cura aiuit, nee patientem sessoriä alterius pri^
mus adtcmdit: euiuM etiam instar pro aede' yeneris Genitrieii pott-
360
RiiA^Mr «chmfiekleii den Tempel ^*^) , der aach anssefdem
reiche Weihgescbeiike enlhielf). — Uebrigens iät das P<h
nun lulium jederzeit als eines der drei jiirislischen Fora zu be-
trachten (Anm. 696.) nnd es fanden im Tempel auch wohl Se-
natsversammlungen Statt ^^^). Sonil ist von seinen Schick-
salen sehr wenig bekannt. Wahrscheinlich blieb es beim ne-
ronischen Brande verschont; vielleicht weil seine hohe Ein-
iassnügsmaner es schützte i oder anch weil die Verwüstung
nicht bis dahin reichte. Dagegen wird es unter den Gebäuden
genannt, welche die Feuersbrunst unter Carinus zerstörte und
Diocleüan wieder hersteÜte *). Dass es noch der Ordo Ro-
ea dedieavtt. 1^1 in. Vllt, A% ßl» Neu Cd^saris Dietatoris quem-
quam aiium reeepüse dor»<k equu$ traditur, idemque humanis timileg
pedes priores habuisse, hae ^ffigie loeatus ante Feneri$ GenetrieU an*
dem. Dem widersprieht s«1tstttt Stat. Sflv. I^ f^ 86*
Cedai 0yt(«f> Latiae qui e^ttra templa Dionee
Caesarei stat sede /ort; quem tradere es ausus
PellaeOf Lysippe^ duei} m^a Caesmris efa ,
jivrata eerviee tuUt.
^fS) PI IQ. VII, 38. XXXV, 4, 9. Unarktirlich bleibt mir immer
avH. Art. I, 79.
Bt fora eonvehiw/it — quis dredere pos*it 7 — awutri^
Flammaque in arguto saepe reperta foto*
Stthdita qum Fensris faeto de marmore tempUf
Appias expressis aera pulsat aquis^
Uta saepe loeo eapitur e^tuuiius Jtncri ete.
mU HI, 451.
Hos Fenus e templis multo radiantihus aur^
Lenta vides Utes Appiadesque de'ae:
vgl. Rem ed. am. 660. Non, illas Utes Appias ipsa pröhal. Das9
voa dem Forum laliam «od dem Tempel der Veona Genetrix die Rede
sei, scheint ausser Zweifel; aber mit Bentiey z. Herat. Od. l,
^, 14. an einen von der Aqua Appia ausgebenden Sprinf^braMien zn
denken, ist (^anz nnmÖg^Iich, da diese von der Porta Capena nach der
Porta Trifemiaa gefdhrt und überbaopt anter allen die niedrigste war.
99) PI in. XXXVII^ 1« 5. Caesaf Diotator sex dactyliotKeeas in
aede Venetis Genetrieis eonsecraoit, IX, 35, 57. qttoniam Divüs lulius
thoracem, quem Feneri Genetriei in templo eius dteavif, eX Brilan-
wids marg^aritis factum tfoiuerU intelligi*
700) Taeit. Abu. XVI, 27. At postera iuee, duae praetoriae co»-
hartes armatae templum Genetrieis Fenetis insedere, Aditum sena»
ins ghbu9 togatorum obsederat non öoeultU gladiis; dispersiqve per
fera ae baeiiieas ettuei militares^ inter quotttm astpeeius et minas
imgressi euriam semUores. Die Curie kann kier nur d^f Tempel
selbst sein.
1) Catal. imp. Vienn. p. )4T* opeta publha arserunt, Se-
natum, Forum'y Caesaris Patrimonium ^ Basilieam luliam et Graeeo-
Stadium, Es ist offenbar zu verbinden Forum Caesaris; was aber
370
luanus V. J. 1143 erwähnl, wird unten gezeigl werden f e$
kann aber schon damals Ruine gewesen sein.
Forum Augfustum«
Wenn man vom Platze der Trajansäule, sich links wen-
dend und die kleine Kirche S. Maria in Campo Carleo rechts
lassend, unter dem Quirinal nach Tor de^ Conti hingeht, sieht
man bald zur Rechten eine ungeheuere Mauer von gewaltigen
Pepcrinblöcken , die mit vielen Biegungen gegen 140 Schritt
sich hinzieht. Ehe sie endet, gelangt man an einen Durch-
gangsbogen derselben, jetzt Arco de' Pantani genannt
und von Traventinquadern gebaut, der wegen der bedeutenden
Verschüttung jetzt ziemlich niedrig erscheint. Wenn man
durch diesen Bogen tritt , um nach der zum Campo Yaccino
führenden Via Bonella zu gehen, so sieht man sogleich rechts,
an dem Kloster S. Annunziata (früher S. Basiiio), drei schöne,
hohe korinthische Säulen mit ihrem Gebälk, worüber man den
Glockenthurm erbaut hatte. In ihnen hat schon Palladio mit
vollem Rechte den Tempel des MarsUltor auf dem Forum
Augusti erkannt 7^2). Jene Mauer ist nichts anderes als
die Einfassungsmauer, welche das Forum von der übrigen
Stadt absperrete und ihm bei den so häufigen Feuersbrünsten
Schutz gewährte ^) ; der Arco de' Pantani war ein Eingangsbo-
gen, zu dem Stufen führten, wie frühere Nachgrabungen ge-
zeigt haben; denn Fahrstrassen waren von diesen Anlagen
gänzlich ausgeschlossen.
Augustus hatte im Kriege gegen Brutus und Cassius dem
Mars Ultor einen Tempel gelobt. Die immer wachsende Volks-
menge und gleichzeitige Vermehrung der Rechtshändel be-
mit Patrimonium anznrangeD sei , weiss ich oicbt. Uoter Diocletian
beisst es dann': tnultae operae publieae Jabrioata* sunt. Senatum,
Forum Caesaris, Basiiica lulia etc.
702) Palladio, Arehitett, Hb. IV. p. 15. Piale, del tempio
di Harte Uitore etc. Vgl. N i e b n h r s vortreffliche Beschreibang der
Ueberreste, Besehr. d. St. R. III A. S. 275 ff. Abbiidongen b. Deago-
d e 1 1, Ed{f. ant. d. Ä. p. 139. 0 v e r b e k e , Restet de tane. R. pl. 38.
3) Daraos erklärt sich, was Tacitus yom neronischeo Brande
sagt, XV, 38. neque enim domus munimentü septae, vel templa
murii eineta, aut quid aliud morae interiaeebal.
371
stimmte ihn, damit ein Forum zu. verbinden, und es wnrde der
öffentlichen Benutzung übergeben, noch ehe der Tempel be-
endigt war, dessen Dedication erst im Jahre 752 erfolgte ^^*). —
Das Forum war auf der Stelle erkaufter Privatgrundstücke er-
baut ^), und deshalb fiel es kleiner aus, als Augnstus ge-
wünscht hatte, indem andere Besitzer ihre Häuser nicht frei-
704) Sae to D. A.ns. 99. Publica opera plurima exstruwit — /o-
rum cum aede Martit Ultoris — . Fori exstniendi cautafait
hwminum et iudiciorum mulMudo, quae videbatur, non si^fflcienlibus
duobus etiam tertio indiger: Itaque festinantiuM necdum perfecta
Martis aede publicatum est. — Jedem Marli bello Philipp ensi pro vl-
tione paterna sutcepto voverat. Bei DioCassias LV, 10. ist leider
eioe Lücke ^ darch die «ns alles eotzogeD ist| was er aber den Baa
f^estk^i haben kann. Wenn derselbe LIV, 8. bei Gelegenheit der von
Phraates zaräckgegebenen Feldzeichen erzählt: *ai veu)v*'A^eo£ T^
fAw^ov iv rcj» KaTTiTatXl^ xara ro tov Jios tov ^k(f€TQiov ^ijh/if^a
n{f6s Ttiv Twv orjfiiUav ayu'd'taiv nal ^tjtpiO'd^vai ixfktuaSf xal inol^ae.,
so scheint mir die Annahme einer Umstellung der Worte , so dass iv
%£ KaniTwXii^ zu dem Tempel des lapiter gehSrt bitte (s* Merkel
z. Ovid. Fast. V, 55!^.), doch sehr bedenklich; denn weder wurde
der Tempel auf dem Fomm aas diesem Grande erbaut, noch lässt
sich zwischen ihm und dem des lapiter Feretrias irgend eine Bezie-
hung auffinden. Man raässte Dio eine Verwechselung Schuld geben,
da Augustus auch den kleinen Tempel des lapiter Feretrias nen bauete.
Aber die von Nibby dem zweiten Bande Nardinl's beigefügte Münze
Aogasts (n. 31. s. uns. Taf. n. 20.)^ beweiset, wie sehen Piale p. 10.
und Niebahr S. 281. geltend gem'aeht haben, dass nothwendig ein
zweiter Tempel des Mars Ultor angenommen werden mnss; denn der
kleine runde Tempel, den sie zeigt, kann ja doch nicht dem Forum
angehSren. Und im Grande lassen sieh doch die Worte Ovid. Fast.
Nee eati» est meruitse sctmI eognomina Marti:
^ Persequitur Parthi tigna retenta manu, —
Rite deo templumque datum nomenque bU ulfo,
Et meritUM voti debita solvit honor,
eben auch von einem zweiten Tempel verstehen , wenn auch freilich
daraus kein Mars BisuUor geschliffen werden darf. Dann würde aber
auch aus Dio nicht folgen , dass der Tempel auf dem Fornm erst 734
begonnen worden sei. Geweihet wurde er ober nach völliger Beendi-
gung doch erst 752., wie man aus Dio trotz der Lücke und schon aus
dem Inhaltsverzeichnisse des Buchs ersieht, und ausserdem sagt es
Vellei. II, 100, 2. eo ipso anno, quo magn\fi,centissimi gladiatorii
muneris naumachiaeque spectaculis D, Jvgustus, abhinc XXX annos
se et Gallo Caninio Coss, dedieato Martis ternplo animos oculosque P,
R. repleverat ete. Auf diesen langen Verzug, dessen Ende Augustus
uBgednIdig entgegen sah, bezieht sich der Scherz bei M aerob. Sat.
II, 4. Cum multi Severo Cassio aecusante absoluerentur et architectus
fori jiugusti exspeetationem operis diu traheret, ita ioeatus est: Fei-
lem Cassius et meum forum accuset.
5) MoBum. Ancyr. PRIVATO. SOLO MARTIS. VL-
TORIS. TSMPLVM. FORVMQVE. AV6VSTVM (feci).
24'
1
372
wiHig abtreten wollten ^^^). Es erweiterte sich su Iwiden Sd-
ten des Tempels in zwei Halbkreisen, wie die schon von Pal*
ladio ziemlich vollständig anfgenommenen Reste zeigen. Das
wird wahrscheinlich unter der von den Schriftstellem erwähn-
ten doppelten porticus verstanden , worin Augustns die Sta-
tuen der berühmtesten römischen Feldherren habüu triumphali
unter Beifügung ihrer tUuli aufstellte ^. Ausserdem werden
zahlreiche Kunstwerke , welche dem Tempel und Forum zum
Schmucke dienten ^), und überhaupt die Anlage als eine der
prächtigsten genannt ^). — Unter Tiberius wurden zu beiden
Seiten ^des Tempels dem Drusus und Germanicus Ehrenbogen
errichtet, die ihre Statuen trugen ^o). Sonst erfahren wir
über die Schicksale des Forum nichts, als dass es unter Ha-
drian eine Restauration erfuhr^')* — Seine Bestimmung war
706) Sa e top. Aag. 50. Forum angustitis feeity non au$uä ex^
torquere postesMoribu* proximas domos, Dass iodessen der Raam oieht
allzusehr zu beschränken sei, ersieht man aus i) i o G a s s. LVI, %7,
ra TC u^^cMii Tora fUv^ iniiS^ o Tifia^iQ top imroS^ftop n^otutwdoxev ^ iw
rj Tov AvyovQTOv ayoff^ ttaX ^inniov SifSfit^ r^onov % iva mal &tf^ü»r
7) Sueton. Aug. 31. Froximum a diis immoriaiibus honorem
metnoriae dueum praestitit, qui imperium populi Romani ex minimo
maximum reddidieeent, Itaque efopera euiueque manentibus titutie
restituit, et etatuae omnium triumphali effi^^ie in uiraquefori eui por-
tieu dedieavit. Dio Gass. LV, 10. Gell. IX, 11. Lamprid. Alex.
Sev. Itö. Der tituli, welche Snetoo nicht erwähnt, gedenkt Plio.
XXIF, 0. Aemilianum quoque Scipionem Varro auctor est donatum
obsidionali in j^flnca, Manilio Coneule, cohortibue eervatit totidem--
que ad servandat eas eductis, quod et etatuae eius in foro suo Divus
Augutttu subtcripsit. Dabei hatte er auch sich selbst nicht verges-
sen. V eil ei. II, 39^ 2. D, Auguetus praeter Hiepaniae aliasque gen-
tes, quarum titulit forum eius praenitety paene idem foeta Aegypto
stipendiaria, quantum pater eius Gaiiia, in aerarium reditus eontulit,
Ueber die Meinung, dass diese Inschriften Grundlage der Viri ill. des
Aurel. Victor seien, s. S. 56.
8) Plin. VII, 53. XXXIV, 8, 18. 13, 40. XXXV, 4, 10. 10, 36.
n. 94. Ovid. Fast. V, 555 ff. Trist. II, 295.
9) Plin. XXXVI, 15, 24., wo es mit der BasiUea AemiUa uud
dem Tjcmplnm Pacis inter magnifica genannt wird.
10) Tarit. Ann. II, 64. structi et arcus eiroum latera tempii
Mortis Ultoris cum ejfigie Caesarum.
11) Spart. Ha dr. 19. — Erwähnungen aus dem Mittelalter sind
mir nicht bekannt. Vielleicht war es speitig zerstört und ft« der Stelle
des Tempels die Kirche S. Basilio erbaut worden. So wird seine Stelle
im Ordo Rom. v.J. 1143 (Mabill. Mus. Jtal. U. p. 143.) beseioli^
net. Denn dass es im Mittelalter den Namen Martls forum gefihrt
habe, dardr finde ich kcinoo Beweis. Di« Mirab» Rom.» auf die sieh
873
•
vorzugsweise für causae pubUoae und sortiHonBs iudicutn 'i^).
Ausserdem aber verlieh ihm Augustus mehrfache Aaszeich-
BUBg) indem er verordnete, dass hier die jungen Caesaren die
toga viriHs nehmen (oder wie auf dem Capitole sumta togu
opfern) $ die zur Verwaltung der Provinzen bestimmten Magi»
strate von hier in dieselben abgehen; hier die Triumphe be-
wiUigt und die Insignien der Triumphatoren , so wie die er-
oberten Signa militaria niedergelegt werden sollten o. s. w* ^').
Forum Transitorium oder Forum Nervae.
Eine ähnliche Anlage, wie Caesar und Augustus, machte
anch Yespasian, indem er das prachtvolle Templum Pacis er-
bauete. Sie glich jenen in so fem ganz, als ebenfalls eine
Umfassungsmauer den Tempel mit seinem %i/i9Pog umschloss;
aber sie hatte nicht die Bestimmung als Forum zu dienen
und kann ako auch nicht hieher gezogen werden, so genau
sie auch mit dem Systeme der Fora zusammenhängt. Es
wird sich weiterhin zeigen, dass dieser Friedenstempel nahe
Baoseo (IIF. B. S. 152.) beruft, haJ>ea deo Namen |^ar nicht. Die
seltsame Benennung des Marforio aber, das beisst eben der jetzt
ifflMna. Capitol. befindlichea Statae eines Flassgottes, die hMtimulaerum
Mariü, bald MamerHniy vom Anonymus von Einsiedln richtiger *
Tiberis genannt wird, kann keinen Grund abgeben, dabei an den Tem^
pel des Mars zu denken , so leicht anch der Ankiaog dazu verleiten
mag. Wie hätte auch das Forum Augusti je bis an die Salita di Mar-
forio oder nur in deren Nahe reichen können. Vgl. den Abschn. vom
Capitole.
712) Sueton. Aug. 29. cautumque, ut separaHm in eo publica
iudicia et sartitiones tudieum ßerenl. Von Tr^ao aagt Dio Cass.
LXVIII, 10., dass er dort Hecht sprach. Vgl. Mart. Vn,51.
Pompeium quaeras, et nosti forsitan, Auetum;
UUorii prima Marlie in aede seiet, .
Jure madene varioque logae limatue in ueu.
wovon Piale den Beweis entlehnt, dass es zwei Tempel ^es Mars Ul-
tar gegeben habe (prima in aede) 1
13) Dio Cass. LV, 10, — lavrw di tuü rovs i^ovovs, oooms av
i&ekiiaafai, rovs r§ tn rtav italSwv iftovrag nal it rovs ^^ßovs iyyoo'
ipo/Uvovf ixeias navrwQ a^tmfihO'cu, xoi roug ini tag ctQxäe tag Mo^-
fiovs oTtXXouivovg iüttd^cv a^o(^fiäoO'a*, raff t£ yvwfiag rac ^^Q^^ tmv
vunjTfjifivap fx(Z ^rjv ßovX^r nouitf^<ti. Mal rovg nifiif/avzag avxa T«p
^Aq^i Tovtijf xal to QKnm^ov xai rbv ozitpayov aratri^iva*.^ — ^ av vi
iror« aiififla ezf^axuoxMa h noltfilovi äXovza ayanofna&p, «V rov vaov
«9Ta xid'e0&a$.
374
M
an der BasiÜca Constantini, hinter der Aedes Penatium und
dem TempluDi Fausünae hg. Dadurch war zwischen ihm und
den Foren Caesars und Augustus ein noch mit Privatgebäa*
den besetzter Raum geblieben, und diesen benutzte Domi-
tianum ein viertes Forum anzulegen, dass auch nicht
die Bestimmung der drei juristischen Fora haben, sondern
nur zur Verbindung der sämmtlichen Fora und des Templum
Pacis dienen sollte. Nerya erst hat es vollendet und dedi-
cirt und daher sowohl als von seiner Bestimmung und end-
lich von seinpm Haupttempel hat es mannigfaltige Namen er-
halten (Transitorium, Pervium, Nervae, Palla-*
dium), die vor Allem als identisch zu erweisen sind. Nach
einer Nachricht kann es scheinen, als sei der Bau dieses Fo-
rum schon von Yespasian begonnen worden. Aur. Vi ct.
Ca es. 9. (Vesp.) Namqye Romae Capitolium — aedes Pth
cisj Claudii monumental amphitkeatri tanta vis, multaeque
aUae^ ac forum caepta ae patrata. Allein Andere sagen
davon nichts | die Anlage wird Domitian zugeschrieben. Sue-
ton. Domit. 5. (exeitavit) forum, quod nunc Nervae vo-^
catur. Damit vergleiche man nuuLamprid. Alex. Sev*
28. Statuas cofossas velpedestres nudas, pet equestres dhns
tmperatoribusinforo Divi Nervae^ quodTransitoriutß
dicitur, ioeavü. pnd Aurel. Yict. Caes. 12. (Nerva) de^
dicato priusjbro^ quod appellalur Pervium, quo aedes JUi"
nervae eminentior eonsurgit ei magnißeentior ; endlich, da
der Tempel des lanus Quadrifrons ein wesentlicher
Punkt auf dem Forum Domitians ist, loann. Lyd. de mens.
IV, 1. {TB%Qdfio(iq>ov) %al roiovvo^ awov uyaXfJia iy ▼«!
ipoQia %ov ^sQßä Iti xal vvv Xfysrai OBüViagjiivov. V^I.
Serv. z. Aen. VII, 607. (S. 254.). Der Name Palla-
dium forum bei Mart. I, 2, 5« erklärt sich aus dem Tem-
pel der Minerva,
Bei so vielen ausdrücklichen Erklärungen der Identität
ist es nun fest unglaublich, dass es jemandem habe einfallen
können, das Forum Transitorium fiir verschieden von
dem Forum Nervae zu halten; gleichwohl hat Bunsen
aus diesem einen Forum zwei gemacht, das Forum Nervae
375
mit dem Tempel der Minerva und das Transitorium Domitians
mit dem lanus. Beide zusammen sollen dann gleieh sein dem
Fomm Palladium Martials ! — Wäre das nur eine der zahl-
losen Phantasien, die in der römischen Topographie jeder sich
erlauben zu dürfen geglaubt hat, so wurde es gar keine Be-
achtung weijfcer verdienen, sondern zu dem vielen Unnützen
zu werfen sein, das auf diesem Gebiete geträumt worden ist.
Wenn aber der Grund zu dieser Annahme tiefer liegt und sie
nur als ein mit Entstellung der alten Zeugnisse geflissentlich
«rsonnenes Mittel erscheint, um die Unmöglichkeit einer an-
deren verkehrten Ansicht zu verbergen, so erheischt das eine
nähere Beleuchtung und nebenbei eine strenge Rüge.
Das unschätzbare Grenzverzeichniss derNotitia nennt
in der klarsten Reihenfolge das Forum Transitorium
(i. i. Forum Nervae) in der vierten Region; dagegen in
der achten Region: Forum Caesarisj Augusti, Nervae
Traiani. Da nun Bunsen das Forum Caesaris bei Tor de*
Conti annimmt, so dass das Bbrum Nervae zwischen ihm und
dem Augustum zu liegen kömmt (s. seinen Plan), so ist es
unmöglich, dass das Forum Transitorium oder Nervae zu der
vierten, und das For. Caesaris zu der achten Region gehören
konnte. Anstatt nun darin den Beweis zu finden , dass Cae-
sars Forum nimmermehr an jener Stelle h'egen konnte, hat er
stillschweigend den Text der Notitia gegen alle Handschriften
und Ausgaben anders interpungirt und lieset Forum Caesaris^
Avgttsti, Nervae^ Traiani; wobei natürlich verschwiegen
wird, dass dann die Stellung sein mtisste : Caesaris , Nervae j
Augusti^ Traiani* So konnte nun freilich neben dem Fomm
Nervae noch ein besonderes Transitorium in der vierten Re-
gion dem Alterthume zum Trotze geschaffen werden, wobei
allerdings das Templum Pacis seinen Platz verlor. Hiernach
beurtbcile man, mit welcher Gewissenhafb'gkeit in der römi-
schen Topographie verfahren worden ist»
Die Lage des Fomm ist ausser Zweifel • Wenn man von
den Säulen des Mars Ultor kommend aus der Via Bonella sich
links in die Via Aless^qdripa wendet, so kömmt man sehr
bald an zwei tief verschüttete korinthische Säulen, deren mit
S76
«ehr verslümmelften Ueiieb verziertes (SebXlk eine Attike trügt,
in deren Mitte zwischen den Säulen nun auch in Rdief dia
Figur einer Minerva sieht. Die Säulen werden seil langen
Zeiten le Colonnacce genannt^ eben jenes Bild der Mi-*
nerva aber ist Veranlassang zu der thörigen Annahme gewe*
sen, man habe die Reste eines Tempels der Göttin vor sich«
Vielmehr stand dieser Tempel, nämlich kein anderer als der
Tempel des Forum Nervae, noch im sechzehnten Jahrhundert
in einer schönen Ruine mit Nervals Dedication vor den Colon*
nacoe ^^*). DfieRingmaner, von welcher die Colonnacce ein Theil
sind, schloss sich, wie bei dem Forum Augnsti an den Tempel an,
und auch hier war neben demselben (auf der Seite der Colonnacce)
ein grosser Eingangsbogen. Aber Paul V. liess die grossen,
h^rlichen Ueberrefife abbrechen und den Marmor zum Baue
der Acqua Paola verwenden, Gleicha^eitig mit der Anlage der
Via Alessandrina wurde der Platz fiberbaut, und selbst die
Erinnerung an den Tempel verlor sich: man bezog, was die
älteren Berichterstatter von ibu)«|sagten , auf die Säulen des
Mars Ultor ^^). — Ausser dem Minerventempel war ein zwei-
tes Hauptgebäude des Forum der Tempel desIanusQuadri-«
frons '*), den wir uns der Form nach ungefähr wie den la-
nus am Forum Boarium vorzustellen haben. Dieses Gebäude
war es wohl, welches im Mittelalter d^n ^ameq Area di No^
fährte« — Uebrigens ifit es sehr wahrscheiplicb , wie Nie-
b u h r bemeriLt, dass das Fonup deshalb Transitorium odei«
Pervium genannt wurde, weil durch dasselbe, was bei kd^
nem der übrigen Kaiser-Fora Sutt fand, eine Hanptstrafy^
nach der Subura fülirte, weshalb auch der Eingangsbpgen bei
Ik Pdrac ausserordentlich weit erscheint. — Im Mittelalter
714) So tbeilt sie Du P^rae t. 5. mit. Er tagt dasa : „ossi^i
DOn ai vede vestig^ di foro io Roaia pik Utiani di asso.<< Aaeh bei
Gamucciy j4niiehitd di R. p. 55. Badet sieb eine Abbildang. Diet
Coioonacce bei Desgodatz. p. 159 If. Overbeke.pl. 39.
15) Vgl. Niebplirs seboa erwabnten vortrefflieben AarsaU, B&^
sehr, d, St. R, III A. S. 276 ff., wo aaeb von der venicbiedea milger
theiltea iaacbrift dea Teapela gabaadelt wM^ Avaaenla» Piale,
del tempio di Marie ültore etc
16) Martini. X, 28. StaL Silv. IV, 3, 9. Sevv. n. loann,
hjd. a. •• 0.
377
wurde es fibrigens, wie Bansen wahrscheinlich gemacht hat,
Forum Traiani genannt, nnd man unterschied ein Forum
maius und minus dieses Namens '^9*
717) ßesehr. d. Si. R. III B. S. 1S4. Ich cebe hier die höchst
merkwürdige Stelle ans dem Ordo Rom. vom Jahre 1143, wo der
Zog des Pabstes am zweiten Ostertajj^e von der Peterakirche naeh dem
Lateran beschrieben wird. M ah i\\, Mus, ItaL II. p. 143. Proniiens
per Parionem (?) inter eircum Jlexandri (Piazza Navona) ei theatrum
Pompeiiy deseendtt per porlicum Jgrippinam (eine Hdschrft setit
binza : sanetae Mariae Rotundae, Pantheon), aseendit per Ptneam (?)
iuxta Pülatinanty proeUiens ante sanctum Marcum (Pal. di Venezia)
OMcendit tuh areu Manne corneae per elivium argentarium (Salita di
Marforio) inter insulam eiusdem nominis et capitolium, deecendit
ante privatam Mamertini (carcer) ; intrat tut areu triumphali inter
templum fatale (S. Martina oder laous?) et templum Coneordiae,
progrediens inter forum Traiani et forum Caesaris ; eubintrat arcum
Neroiae inter templum eiuedem Deae et templum fani, aseendit ante
asylum (T. Di vi loiii?) per silicem (Sucn via), übt eeddit Simon Ma"
gus, iuxta templum Romuli (Aedes Penatiam) ; pergit sub areu triam-
phali Tili et f^espasiani, qui voeatur Septem lueemarum; deseendit
ad Metam sudantem ante triumphalem arcum Constantini^ reelinans
manu laeva ante amphitheatrum et per Sanctam viam iuxta Colo-
seum revertitur ad Lateranum. Len^^oen lässt es sich nicht, dasa,
wenn man aneh unter Forum Traiani das Fomm Nervae versteht, der
Zog doch eioen seltsamen Weg nimmt. Denn nachdem er schon -bei
dem Carcer nnd Concordientempel an das Fomm Romannm gekommen
ist, geht er wieder znriick nnd kSmmt bei SS. Gosma e Damiano wie-
der herans an dasselbe Fomm. Dass aber templum Romuli die Aedes
Peoatium bedeutet, und nicht, wie Bansen will, den Tempel der V^
nns nnd Roma, ist eine Gewissheit. Letzterer heisst gewöbnlieh tem-
plum Concordiae et Pietatis. So sagt Martinas Polonus: Item
retro S, Cosmam fuit templum Pacis, Item foris fuit templum Ro-
piuli. Item ubi est S. Maria nova, fuit templum CShcordiae et Pie-
tatis. Eben so die Mirab. Rom. p. 294. Montf, Effemer. lett, I.
p. 385. Retro (S. Cosm.) fuit Templum Pacis et Latouae^ super idem
templum Romuli, Post S, Mariam novam duo templa Conoordime
et Pietatis, Bei Anastas. Vit. Fei. IV. p. 9T. heisst es: Hie f^
eit basilieam Sanctorum Cosmae et Damiani in urbe Roma, in loeo^
qui appellatur Fia saera iuxta templum urbis Romae; aber dass dar
mit der Tempel der Venus und Roma gemeint sei, ist kaum glaublich 9
denn er ist ziemlich weit entfernt. Andere Handschriften setzea
hinzu: vel Rontuli. Noch Poggio, de variel, fort* p. 51. sagt: Ro*
fßuli templum^ cuius pars muri vetustissima quadrato lapide nuno
quoque mirandam speeiem sui praebet : hodie Cosmae et Damiani
martyr/bus eonseeratum. Jenen Doppel tempel nennt er Castoris et
Pollueis. Es ist wahrscheinlich, dass man die Bilder der Penaten Air
Romulus und Remns hielt« — Das asylum erklärt man für den Tem-
pel des Diws lulins, der nach Dio Cass. XL VII, 19. zum Asyle ep-
hobea worden war. Mart. Pol. dagegen sagt: Item in eeelesia S.
Cosmae (hinter der aedes Penatinm) ßtit templum asyli. und die Mi-
rab. S, Cosmatis eeelesia, quae fuit templum asyli. Sind auch bei^
der Benennungen gewöhnlich absurd, so kommt es doch hier nur dais
auf an, was in ihrer Zelt so genannt wurde. Nimmt man nun das
378
Forum Traiani.
So hatte sich denn vom Fasse des Capitols^ und Palatins
bis unter den südlichen Abhang des Quirinals eine ununterbro-
chene, allen Privatbesitz ausschb'essende Folge prachtvoller
üiFentlicher Anlagen gebildet, die nicht übertroiTen werden zu
können schien. Und doch schloss sich ihnen unmittelbar dar-
auf folgend ein neuer dieselbe Bestimmung habender Prachtbau
an, der nicht nur den Glanz der früheren Anlagen verdun-
kelte , sondern auch die gesammten Fora Caesars , Augustns
und Nervals an Ausdehnung weit übertraf. Das Forum, wel-
ches Traj an durch den grossen Meister Apollo dorus von
Damascus 7^*) erbauen liess, wird als die grossartigste Pracht*
anläge geschildert, und die späte Zeit, welche die Schönheit
im Einzelnen nicht mehr zu würdigen verstand, staunte iqi
Gefühle ihrer Unfähigkeit Aehnliches hervorzurufen das Rie-
senhafte des Baues an i^). Zeit und Barbarei haben auch
Foram Traiani als Foram Nervae — wie donn die Mirab. p. 29S.
Effem. p. 38!^. ähnlich sagen: ii^fica hune terminum fuit tempium
(BIT. palatium) cum duobus foris Nervae cum tempio suo divi Ner^
9ae, cum maiori foro Traiani — * so kann der areu$ Nerviae nichts
sein, als ein Biogan|^sbogen vom Foram Gaesaris zum Foram Nervae,
und das tempium eiutdim deae der Tempel der Minerva (ob daher
oder von dem daran stehenden Namen Nervals?). Zwischen ihm und
dem lanns Qaadrifrons würde dann der Znf^ hindurch gehen. — Un-
verstündlich sind mir sonst in der Beschreibung der Procession die
tarnen: perParionem,^ obgleich noch jetzt in diese^ Gegend eineStrassp
Via di Parione heisst. Die Mirab. p. !^92. sagen: Ad ooneham PO'
rionis fuit tempium Cnei Pompei, Dann per Pineam iuxta Palati-
nam; aber noch jetzt heisst dieser Bezirk, die neunte Region des
neuen Rom, Rione Pigna, so wie eine Kirche S. Giovanni della Pigna,
nnd die Kirche S. Marco in Pal. di Veaezia hiess ad Paiatinas, Der
areus iriumphalis inter tempium Fatale et tempium Coneordiae kann
natürlich nicht der Severasbogen sein, s. S. 359. dnd den Abschn.
vom Gapitol.
718) Dio Gass. LXIX, 4. ^jinoXUBmQev rov a^iv^urova roy f^
ayo^är tcal to t^Ssiop, x6 zs yvfivaoiaVf rä rov Tfcüaifov iro&ijfiaTa iv
t^'Pfif^fJ ttaTaoKtoaaavra»
19yAmmian. Marc. XVI, 10. erzählt von Gonslantius Besuch
in Rom : Ferum cum ad Traiani forum venisset , eingularem sub
omni eoelo structuram, ut opinamur, etiam numinum aeeensione mi'
rabilem, haerebat attonitus, per giganteoe eontextue eireuu{feren$
mentem, nee relatu [in]effabiles, nee rursus mortalibus appetendos.
Omni itaque spe huiußmodi quidpiam eonandi depulsa, Traiani
equum so tum locatum in atrii medio , qui ip$um prineipem vehit.
S79
'dieses Wunderwerk zerstört und verhältnissmässig geringe
Ueberreste lassen den Zusammenhang des Ganzen nur er-
rathen.'*
Wie es scheint hat Trajan gleich nach seinem Regie-
rungsantritte den Bau begonnen. Seltsam klingt eine Nach-
richt Anrelius Victors, dass er die von Domitian be-
gonnenen Fora prachtvoll ausgeführt habe ^^) ; um so. mehr
als die Chronisten, sonderbar genug, den Bau des Forum
Traiani übereinstimmend unter die Regierung Domitians
setzen ^^). Ob man daraus schliessen dürfe , dass Domitian
den Plan gehabt, ein solches Forum anzulegen, oder dass
Trajan den Bau vor seiner Regierung begonnen habe, will
ich nicht entscheiden; das aber scheint gewiss anzunehmen,
dass derselbe nach seinem eigenen Plane ausgeführt wurde.
Leider sind wir fast ohne Nachricht darüber, da Dio Gas-
si us nur ganz kurz davon spricht, und nUr nach den Er^
wähnungen der dazu gehörigen Theile und den noch sicht-
baren Ueberresten, zugleich aber auch nach den auf die De-
dication geprägten Münzen lässt sich eine Restauration ver-
suchen ^<). Diese Theile sind 1) die Area fori und gleich-
fmitari se velle dicehat et potse, Cut prope adstans regalis ffor^
misda, cuius e Perttd$ discessum supra monsfravimus , respondit
gestu gentili: j4nte, inquit, Imperator, stabulum tale condi iubeto,
ei vales : equus, quem /äbricare dftponit, ita late meeedat, ut üte,
quem videmus. Vgl. Cassiod. Varia r. VII| 6. Traiani forum vel
sub astiduitate videre miraculum est.
7^0) Ca es. 13. {TtKieinJ) Adhue Romae a Domitiano eoepta
fora atque alia multa plus quam magn\/iee coluit omavitque.
21) Hieron. t. I. p. 443 Rodo. Multa opera Romae facta , in
quibui Capitolium, Forum traruitorium , divorum Portieus , Isium
ao Serapium, Stadium, Horrea piperataria, Fespasiani templum, Mi-
nerva Chaloidicay Odeum^ Forum Traiani, Thermae Traianae et
Titianae, Senatue etc. Eben so Prosp. Aqait. p. 57 f. nad Cas-
siod. ChroD. If. p. 107. Letzterer i^iebt für das Forom Traiani das
zehote Re§rieningsjahr Domitians an.
%%) Erst die in der Zeit der franzosischen Herrschaft, leider sehr
beschränkt nnteroommenen Ansi^rabangen haben es g^estattet, den Ver-
such dazu zu machen. S. Tournon, Etudes itatist. sur Romt, t. II.
p. 293. pl. 28. 29. Fea, Notisie degli seavi neif Anßteatro Flavio
e nel Foro Traiano, Rom. 1813. De rs. herizioni di Monumenti pnb-
hlici. Rom. 1813. p. 7. Nibby, Del Foro Trqfano. Anhan§r z. 2. Bd.
d. Nardini. mit Plan von Ant. de Romanis. Fea, / reclami del Foro
Traiano. Rom. 1832. Bansen, Les forum de Rome. II. p. 24 ff.
Der 8. Beeehr. d. St. R. III B. 3. 159 ff.
380
bedeutend damit jedenfalls Atrinm fori mit der Reiter*
Statue Trajans '»). 2) Basilica Ulpia ^^). 3) Co-
lumna Traiana ^^). 4) Bibliotheca Ulpia 2«). 5)
TempIumD. Traiani^^). 6) Arcus triumphalis Tra-
iani ^®). Davon sind nun der Anschauung ein Stück der
Area, ein grosser Theil der Basilica und der freie Platz auf
dem die Säule steht , nebst den muthmasslichen Resten der
Bibliothek wiedergegeben.
So viel ist denn unzweifelhaft gewiss, dass das Forum
Trajans sich umnittelbar an das des Auguslus anschloss, und
der offengelegte Theil lehrt, was auch sonst nothwendig an*
genommen werden müsste, dass diesem zunächst die Area
fori' oder das Atrium lag* Man kann sich darunter nur
einen freien Platz oder Vorhof vorstellen, ringsum von hohen
Säulengängen umschlossen, und dem entspricht auch das auf-
gegrabene Stück. Bunsen hat sich durch einige Münzen,
welche einen Tempel zwischen zwei Säulenhallen oder auch
bloss den Tempel mit der Umschrift S. P* Q. R. OpHmo
Prmcipi S. C. und auf der andern Seite Trajans Bild mit
Bezeichnung des fünften Consulats zeigen (s.uns. Taf. V. n. 10.),
bestimmen lassen, darin den Tempel des Divus Traianus zu
723) Gell. Xin, 24. In fastigiü fori Traiani sitnuiaem iuni
Sita etc. — Quaerebat Favorinus cum in area fori amhularet
ete. Ammian. Marc. 1. 1. Traiani equum solum locatum in atrii
medio.
24) Lamprid. Co mm. 2. adhuc in praetexta puerili eongia-
rium aedit atque ip$e in basilica Traiani praesedit. Die Man«
zen haben die Inschrift Basilica Ulpia. s. aus. Taf. V. n. 13.
25) S. Anm. 736 — 738.
m Dio Gass. LXVIII, 16. nareoHSvoos di nal ßißUotv wxofhi-
M^9, Gell. XI, 17. sedentibus forte nobis in bibliotheca templi Tra^
iani. Später befand sie sich in den Thermen Dioclelians. V o p i s c.
Prob. 2. Usus autem sum — praecipue libris ex bibliotheca Ulpia j
aetate mea thermis Dioeletiani. Aarel. 1. Tacit. 8. Nichtsdesto-
wenif^er mass sie von da wieder aaf das Forum gebracht worden sein ;
denn Sidonius Apoll, saj^ IX, 16. Cum meis p<fni statuam per-
ennem Nerva Traianus titulis videret . Inter auctores utriusque
fixam Bibliothecae, and noch deutlicher carm. 8. Ulpia quod
rutilat porticus aere meo,
27) Spart. Hadr. 19. Quum opera ubique i^ßnita fecisstt^
nunquam ipse, nisi in Traiani patris templo, nomen suum scripsit.
28) Dio Cass. LXVIII, 29. xcti oi fuv iifiBa alrf T(foneucq>^
ifov n(fog noXlois aXlo$9 iv airp Tp ^o^ avrov noQswweiov,
381 —
erkenieB vni ilm hier ft«f ian Tordenten lltdle des Pomm,
der zuerst beendigt worden, anzunehmen. In fie beiden Hai-
Jen legt er die Bibliotheken. Ich habe kein Urlheil über die
Aecbtheit dieser mir unbekannten (bei Eekhel fehlenden) Mün-
zen; aber die Saehe ist unmöglich. Denn nie ist einem rö-
mischen Kaiser bei seiiiem Leben in Rom selbst oder ItaKen
ein Tempel erbaut worden. Ausdrücklich sagt das I>io Cass.
LI, 20. iv jftiQ i^i *B^ äam av%£ Ty re äXXjj ^TaXia ovn
ia%iv OQViC vc»y mal if onoaovovv Xoyov nrog a|/o»v
hiX/^fjae vwto notijcai* ft€%aXkalaüt /jtivvoi Ktivrav&a
volff if&äQ awa^fiaafnv aXXai tb laod-Boi Ttpal 9l9o¥^
Tutf %al &ij *al fJQ^a notslvat* Wenn nun auch Bnnsen
annimmt, der. Tempel sei erst später von Hadrian dem Tra-
jan geweiht worden (was an sich höchst seltsam ist; denn
Trajan wird doch nicht auf seinem Forum einen namenlosen
Tempel erbaut haben, der nach seinem Tode ihm dedicirt wer-
den könnte), so widerspricht dem nicht nur Spartian, der
auf das Deutüehste sagt, Bfadrian habe den Tempel Trajans
selbst gebaut, sondern es wurden das auch die Münzen selbst
• widerlegen ; denn sie müssen sich ja doch auf die Dedication
des da^estellten Tempels beziehen, und in welcher Weise
könnte diese Statt gefunden haben 7 Man könnte allenfalls nur
an einen Tempel Nervals denken, der hier gestanden habe, da
allerdings gesagt wird, dass Trajan seinem Adoptivvater Tem-
pel weihete 7^). Allein auch das ist schlechterdings verwerf-
lich, da Ammian ausdrücklich sagt, die Reiters tatue Tra-
jans habe allein in der Mitte des Atrium gestanden: Tra-
ianr equrnn solum hcattm in atrii media, qni ipsum
principem vehit., und darauf beziehen sich Hormisdas Worte:
ita Ute »uccedaty ui iste, quem videmns. FreiKch hat Bun-
sen das wichtigste Wort solum bei der Uebersetzung wegge»
lassen I Hier war also nichts von einem Tempel, und so hat
es auch richtig Canina angenommen. — Zu beiden Seiten
des Platzes , namentKcb aber unter dem Quirinal finden sieb
ItÜ) PI IB. Paneg. 34. Nervam laerimü primum, ut ßiium de'
euit, mox templü honestoiti.
38»
bedeutende Reste grosser halbziileUormiger Baue. Die Letz-
teren werden gewöhnlich die Bäder des PauUus Aemilius
(Bagni di Paalo Emilio) genannt und davon der Name
der Strasse Magnanapoli abgeleitet, welche von der Säule
nach Tor deUe Milizie bei S. Caterina di Siena auf die Höhe
fuhrt ^^°). Jedenfalls ist es vielmehr ein zu dem Forum gehö*
riger Bau, da nach Canina^s Untersuchungen auf der entgegen-^
gesetzten Seite- (le Chiavi d^oro) sich die Spuren einer glei-
chen halbzirkel formigen Erweiterung verfolgen lassen 'i).
Zunächst an diesem Atrium fori liegt die fiinfschiffige
Basilica, ihrer Länge nach querüber das Forum sich aus-
dehnend und also die eine Längenseite dem sogen. Atrium zu-
kehrend. Ihr mittlerer Tbeil liegt offen, so weit, dass jede der
vier Reihen 10 Säulen zeigt, von denen die Basen zum Theile
an ihrer ursprünglichen Stelle gefunden wurden '^). Wie weit
sich das Gebäude nach beiden Seiten hin ausdehnte, ist unent-
schieden ^3). Die ßreite beträgt gegen 170 Fuss. Der Ein-
gang war von dem Atrium her, also auf der Längenseite. Er
war dreifach, d. h. zu beiden Seiten des Haupteinganges wa-
730) Der Name Mt§paaDapoli ist wahrscheiDlicIi aas magnanimi
Patillt entstanden, was Worte einer Inschrift sein mögen.
31) Canina, Jndicaz, topogr, p. 177 s.
Z%) Man hat seit der Ausgrabung die zum Theile sehr ansehnli-
chen Brnchstiieke grauer Granitsäulen, welche hier gefunden wurden,
in den durch die Basen bezeichneten Reihen aufgestellt. Es ist aber
zweifelhaft, ob diese Säulen dem Innern der Basilica angehörten und
ob dieses nicht vielmehr Säulen von Giallo antico und Paonezzato hatte,
wovon auch Reste gefunden worden sind. S. Nibby, dei Foro Tra^
jano. p. 353. Piatner, Besckr. d, St. Ä. IH A. S. 287.
33) Ganina, Indieaz, top, p. \72. wendet auf die Basilica das
Fragment des capitolinischen Plans an, von welchem oben bei der Ae-
milia gesprochen worden ist. Er Tugt daher statt des Stücks mit dem
Namen EMILIA ein anderes kleines Fragment mit der Schrift VLPIA
an (s. uns. Taf. IV. n. 6.). Den Namen LIBERTATIS erklärt er da-
her, dass hier die Hanumissionen Statt fanden: Sidon. ApolL carm.
^ fia.
Nam modo not iamjetta vocant, i9d ad Ülpiapoteunl
Tejora^ donahis quos tibertate Quirites,
Quorum gaudentes exeeptant verhera malae.
Es bleibt auch das immer ungewiss , aber jedenfalls spricht diese An^
Wendung Jes Fragments mehr an, (s. den Abschn. vom Aventin.) und
darüber kann kein Zweifel sein, dass der Name Libertatis dem Ge-
bäude selbst angehört, in dem er steht, und nicht einem ausserhalb
gelegenen, wie denn das Fragment auch uieht einmal eines zeigt, auf
das man ihn beziehen könnte.
— -383
ren zwei kleinere ^^) ; zu allen fahrten Stufen von Giallo an*
tico» Auch der Boden der Basilica war mit Hatten dieses
Marmors und Paonezzato getäfelt» Ihr Dach, und vielleicht
überhaupt die Bedachung aller bedeckten Theile des Forum
war von Bronze '^).
Jenseit der Basilica steht die Säule , mit dem Piedestal
117 Fuss hoch, bei einer Stärke, welche unten 11, oben 10
Fuss beträgt Der Schaft ist von dem durch einen Lorbeer-
kranz gebildeten Wulste gerechnet und mit Ausschluss der
zwei über dem Capitell die Basis der Statue bildenden Stücken
aus 19 Cylindern von weissem Marmor zusammengesetzt, in
welche zugleich die Stufen gehauen sind (184), auf welchen
man im Innern zur Höhe aufsteigt. Sie erhalten durch 45
OeJFnungen (rimae) einiges Licht. Um den ganzen Schaft
schlingt sich ein Band von vortrefflichen Reliefs, welche die
Kriege Trajans gegen Deeebalus darstellen. Man zählt darauf
allein 2500 menschliche Figuren ^*). Die Säule sollte neben-^
bei ein Denkmal sein , in welcher Höhe der Berg , welcher
hier nach dem Capitolinus hin sich abdachte, um für das Fo«
mm die Ebene zu gewinnen, abgegraben worden sei. Es sagt
das nicht nurDio Cassius, sondern auch die Inschrift des
73 i) So zeigeo die Basilica aach lIHnzen, s. vds. Tat. V. n. 13.
35) Aof das Foram Traiani Dämlich bezieht man, wie es scheint,
mit Recht Pansa d. V, 1^, 4. wü ^ *Pw/iai(ov ayo^a xoofiov t§ i'lvitta
Tov Xomov ^iag d^ia. Mal ftdliara it tov 0(f0(f4iV xahtov itsnottigUvav*
nod X, 5, 5. */*wftcc/o<c 9k 17 avof^d /uyi&ovQ i'ivma mtX natoümviji r^t
aXhjs ^aviMi ovaa naQixsxat, t»v OQotpov laiätovy. Es %9M damals vor«
zugsweise als das römische Fornm. So sart aoeh Cessio d. Ghroa.
H. p. 204 Rone, von der Verbrenauegp der Syographa (Anm. 738.) : Ttf-
hulai debitarum in m^dio Ramana9 urbis foro ineendio eoner&-
marunt.
30) Sie ist aasfdhrlich behandelt von Fabretti, de eolumna TVo*
iana, Rom. 1590. fol. s^stochen von Pietro Santi Bartoli. Daa
grosse Pracbtwerk Piranesi^s, Tro/eo 0 sia magn\fiea colonna eo«
eiide etc. giebt die g^nze Sfiale in einem ans 6 Tafeln bestehenden
10 Fnss hohen Blatte vnd die Details in 20 Tafeln im grossten
fol. Vgl. Platner a. a. 0. Hirt^ Gesch. d. Bank. II. S. 355. Die
Höhe wird sehr verschieden angegeben, was sich wohl ans der Ver-
schiedenheit der Maasse erlüärt, zum Theile wohl anch, jenachdem die'
Statne mitgerechnet warde, oder nicht. Die Notitia (Gnrios.) sagt:.
Coiumnatn eochlidem altam pedes CX2LFII S, gradoe intus habet
CLXXX. /enesiras XLF. Andere Handschriften geben 128^1 Fuss nnd
185 Stufen ao; Cassiod. Chron. p. 200 Rone, die Hohe aaf 140 F.
S84 - —
Piedestals selbst ^'^). Die Säole trog die Statue Trafans ; jetet
steht darauf der Apostel Petrus. $ie war jedenfalls sekon ur»
sprünglich zum Grabmal Trajans bestimmt, dessen Asche aaefa
darin beigesetzt wurde <^). Aber die Ruhestätte des ,, besten
Kaisers'^ ist nicht verschont geblieben. Als Sixtns V. (1585)
die Grabkammer offnen liess, fand man sie leer. Jetzt ist sie
vermauert. — Die Säule stand auf. einem nicht grossen freien
Platze -von 66 F. Länge und 56 F. Breite. Auf zwei Seiten
wurde dieser Platz durch Hallen mit doppelter SäulensteHung
begrenzt. In den dahinter gelegenen Gebäuden vemnitbet man
die Bibliotheken, Graeca et Latina.
Das Forum reichte aber noch weiter, obgleich es nnge-
wiss bleibt, ob es diese grössere Ausdehnung schon durch
Trajan, oder erst durch Hadrian erhielt. Ausgrabungen aber
die Säule hinaus haben Stücken ungeheuerer Granitsäulen za
Tage gefordert und es wahrscheinlich gemacht, dass hier der
Tempel stand, den Hadrian dem Trajan weihete und den
dieNotitia mit der Säule nennt. So sprechen auch einige
hier gefundene Inschriften von Ehrendenkmälem, welche theib
737)SENATVS. POPVLVSQVE. ROMANVS 1 IMP. CAESAR!. DIVI
NERVAE. F. NERVAE | TRAIANO. AVG. GERM. DACICO. PONTIP 1
BIAXIMO. TRIB. POT. XVII. IMP. VI. COS. VI. P. P 1 AD. DECLA-
RANDVM. QVANTAE. ALTITVDIISIS | MONS. ET. LOCVS. TANTä
e]feriB\S. SIT. EGESTVS. Dio Cass. LXVIH, 16. «at ¥aT7iawir
r^ oyoQ^ *al nlova ftlyunttv^ afia fUy is raopi^ iavrf, .ikfia 9k eig inU
cstSir rov scora t^v iyoffav l'^you. navzoQ yoQ rov xwflov ineivov OQe^^
rov. ovroCy »ariaKaipe tooqvxov oaov • nliov avlQ%Bij wÜTtiv
ajQotof i% TovTov irsdtPT/v xaTStnuvaaa, Um so seltsamer klingt Ur*
lieh 8 Behauptung, die loschrift sage nur aus, dass die Ahgrabung nur
k der Höhe der Basis Statt gefunden habe {Besckr. d. St. R. III B.
S. 362.). Aber die Dedication gehört ja doch nicht der Basis^ sondern
dem gauzen Denkmale an. Es ist natörlicb, dass nicht auf der Stelle
der Säule 120 Fuss hoher Berg war { aber er musste wegen der Anlage
des Forum jedenfalls weitbin abgeböscht werden, und die Höhe, ia
der diess gesehab, bezeiehnet die S&nle.
38) Dio Cass. a. a. 0. und LXIX, 2. rSt, 9i rosr 2\fa7avov hcra h
rf uiovi avrov KareTi&f^. Aur. Vi ct. Ep it. Huius exutti eorporü
eineres relati Romam humatique Traiani foro $ub eius columna et
tmago mperpoiita, Eutrop. VIII, % Cas slod. Chron. p. 200.
Hieron. p. 450. Oisa eius in urnam atiream eollata et in foro euh
eolumna posita : tolusque omnium intra urbem septtitus est. Letzteres
ist nicht gegründet. S. De Romae vet mur: atq, part, p. 69. und
den Abschn. üb. den Qntrinal.
385
vonHadrian demTrajan erriehtet, theils ihm selbst gesetzt ymr-
den^^'). DenTriumphbogen nimmt man gewöhnlich auf
der Seite des Porom Augastom als Eingangsbogen an, und
damit stimmt allerdings überein, dass Flaminio Vacca in
der Gegend der Kirche Spolia Christi (S. Maria in Campo
Carleo) Reste eines solchen Bogens ausgraben sah. Memo-
rie, 9. (bei Nardini. t. IV. p. 7. Fea, MiscelL I. p.
56.). — Es erstreckte sich also das Forum Traiani von
dem Forum Augusti wahrscheinlich bis an die Via lala oder
die Nähe des Marsfeldes, wo andere grosse Anlagen sich
anschlössen. Wie lange es bestanden, ist nngewiss ^).
Der Anonymus von Einsiedln nennt es noch auf dem
Wege von Porta Nomentana nach dem Forum Romanum.
Später im Mittelalter scheint, wie schon gesagt worden, das
Forum Nervae so genannt worden zu sein ; doch lässt sich
daraus nicht schliessen, wie viel noch von dem wahren Forum
Traiani gestanden habe. Indessen scheinen dieMirab.Rom.
davon als von etwas Verschwundenem zu sprechen.
Das Gapitol.
Der capitolinische Hügel, der kleinste der sieben , erhebt
sich kaum 300 Schritte vom Ufer des Tiberis , von Südwest
nach Nordost sich hinziehend (S. 87.), und zerfällt von Natur
in drei Abtheilungen, nämlich den südwestlichen Giprel, wo
Palazzo Caffarelli, den nordöstlichen, wo S. Maria in Araceli,
und die beide trennende beträchtliche Vertiefung, jetzt Piazza
del Campidoglio. Die Höhe von Araceli ist bedeutender als
die von Caffarelli; der Boden der Kirche wird auf 151 F. über
739) S. Bunsen, Beschr, III ß. S. 179 f. Die ietelere bezieht
sich aaf deo Eriass der Gelder, welche Privatpersoaen dem Fiscus
schuldeten. Hadrian hatte die Syn^ rapha aof dem Forum Traiaai ver-
breonea lassen (Spart. Uadr. 7.) und deshalb wurde ihm hier das
Denkmal gesetzt.
40) Erwähnungen aus alter Zeit, zum Theil in Bezug auf dort
errichtete Denkmäler finden sich noch bei lul. Capit M. Ant. 17.
112. Lamprid. Alex. Sev. 2d. Vopisc. Tacit 9. Anrel. Vict.
Epit. 16.
25
386
dem Meeresspiegel angegeben. — In den vier Regionen des
Senrius war der Hiigel nicht begriffen ^*^) : es wird nicht ge-
sagt, weshalb, oder was sein Verhältniss za ihnen gewesen
sei* Man hat gemeint, des Senrius Eintheilang beuehe sieb
anf die vier plebejischen Tribus und der CapitoUnus sei durch"
aus patricisch gewesen. Versteht man darunter, dass nur Pa-
tricier ihn bewohnt haben, so widerstreitet dem neben Ande-
rem, dass nach des Manlius Verurtheilnng beschlossen wurde^
es solle fernerhin kein Patricier auf Burg oder Capitol woh-
nen'^^). Ein solcher Beschloss ist nicht denkbar, wenn dort
eine eigentliche Patricierstadt war. Richtiger nimmt man an,
dass der Bei^ als Veste des Staats eigentlich keinem Einzelnen
Privatbesitz gewähren, oder wenigstens nicht einer Region
einverleibt werden, sondern allen gemeinschaftlich sein soll-
te ^^). Dass drei Argeerkapellen auf das Capitol kamen, ist
sehr wahrscheinlich, da nach Varro deren 27 waren und die
vier Regionen augenscheinlich nur 24 enthielten. Es stimmt
diess auch ganz mit der angegebenen dreifiaichen Abtheilnng
überein. Diese drei Abtheilungen werden schon im Alterthume
mit verschiedenen Namen genannt und es werden die beiden
Gipfel sich als Capitolium und Arx entgegengesetzt^).
741) Varro L. L. V, 8. p. 50. sagt, nachdem er bereits vom Aven*
tin und Capitol gehandelt hat: Reit qua urhis olim dfscreta, eum
Argeorum saeraria in septefn et XX partes urbu eint disposita, Nan
folgen die vier Regionen. Vgl. S. 127 f.
A%) Liv. VI, 20. ne qui$ patrieius in arce out Capitolio hahi-
tarei. Platarch. Gnmili. 36. Quaest. Rom. 91. Yaler. Max.
VI, 3, 1.
43) Göttling, Geech, d, vom, Staattverf. S. 235. Vgl. Husch-
ke, rerf. d, Serv, Tüll. S. 100 ff. Doch wird mit solcher Künstelei
sich niemand einverstehen können.
44) Strabo V, 3. p. 230. Mera de rijv xtiaiv m'd'gwnovS ov}^
nXvSas 6 *Pwfiiloi yO-^oi^ev, anoSel^as aavkov Ti rifievos fteraiv
T^s aM^as xal Tov KanitaßXiov, Dionys. 11,15. to ycw /* «-
To£ü %o}qIov tov T« KaniTwXiov nal rng axpoff, o ßutXtira»^
vvv xara xijv *Poi(ialwv SiaXcmov fis&o^iov cvoiv S^vfimv, *al
^v rote TOV avfißeßrjxoTOQ inwvvfiov vXais äfixdttipia$ xar afnporf^ag
raff ovyajtTOvaas roU Xitpotg ka^'ovag inimuovy iiQOV aveU aavlov mitaii^
ftaX vaov Kzl TovT<ft xaTamuvaaafievos. Gell. V, 12. Est autem etiam.
aedes Feiovit Romae inter areetn et Capitolium. So findet
sieh häufig verbunden Capitolium et arm, Cie. Catil. IV, 9. Verr.
V, 72. Liv. IF, 7. 49. III, 18. IV, 45. V, 39. 4d» 41. 47. 51. VI, 20.
XXXVIII, 51.
_i- 387
Die Vertiefiing zwischen beiden wird als das alte Asylant
bezeichnet, und fahrt den Namen In ter dnos lacos^-^^). —
Anf welcher der Höhen nan aber der capitolinische Tempel,
auf welcher die Barg gewesen, darüber findet bis auf den heu-
tigen Tag der hartnäckigste Streit Statt. Andreas Fnlyius
scheint zuerst die Arx anf die südwestliche Höhe gesetzt za
haben. Mit hellerem Blicke wies ihr Marl iani die Höhe von
Araceli an; aber Donati verwarf es und setzte beide, Ca-
pitolinm und Arx, auf die Höhe Caffarelli. Nardini endlich
in seiner Unklarheit kam zu dem Resultate, dass die Burg auf
dem südwestlichen , der Tempel auf dem nordöstlichen Gipfel,
also auf der Höhe von Araceli gelegen habe, und nach ihm
haben dasselbe alle italiänischen Topographen als gewiss an-
genommen. Die deutsche Forschung hingegen verwirft diess,
und setzt den Tempel nach Pal. Cafiarelii und die Burg nach
Araceli ^^), und diess ist die einzig richtige Ansicht.
Die Beweisführung wird allerdings durch das Schwanken
der Schriftsteller im Ausdrucke etwas erschwert; denn ob-
gleich, wo genauer gesprochen wird, Capitolium und Arx aus-
drücklich unterschieden und sich entgegengesetzt werden, so
wird doch auch häufig der ganze Berg CapitoUum genannt, und
wiederum wird er in seiner ganzen Ausdehnung als Arx, die
Veste des Reichs, wie er es war, bezeichnet. Daraus folgt
745) Die Hanptstelle h. Dionys. a. 0. Liv. I, 8. locum , qtii
nunc teptus dcscendentibus tnter duoi iucos est, asylum aperit. V e I-
lei. I, 8, Ü. asylo facto inter duos Iucos, Vitrav. IV, 8, 4. inter
duos Iucos Feioois (aedes). Fast. Praeuest. Nou. Marl. VEDIO-
VIS. INTER. DVO..VCOS. Ovid. Fast. III, 429.
Una nota est Marti J^ouis, sacrata quod Ulis
Templa putant Iucos Fediovis ante duos.
Dasselbe ist bei Prop. IV, 8, 31. Tarpeios inter lueos. s. iras uotea
über das Haus des Maalius, die Moaeta uod das Asyl gesagt wird. —
Man hat dieser VertieFuDg den Namen Intermontiam gegeben, den
das Altertham gar nicht kennt. Wenn er sich nicht schon früher fin-
det, so stammt er wahrscheinlich von Andreas Fulvius her, wel-
cher {de Ui'h,' antiquit. p. 85.) /is&OQioy 8vo7v dgvp^oiv bei Diouysias
fälschlich übersetzt: intermontium duorum quer ce forum,
46) Neben den Topographen ist za erwähnen Aycqaius de Ca-
pitoiioy für nasere Zeit ganz nnbranehbar. Hirt, Der oapiloUnische
lupitertempei, AbhdSMdl, d. Berl, Akad. 1813. mit richtiger Ansicht
von der Lage. Niebahr, Rom, Gesck, I. S. 558. Am genügendsten
handelt davon Bansen, Besehr. d. St, R. 111 A. S. 14 ff.
25*
388
dann weiter, dass auch, wo nar entweder der Tempel oder
die Burg in Betracht kam, bei UDgenaaem Ausdrucke der eine
wie der andere Name gebraucht werden konnte. Ueberhaapt
aber scheint das Verhältniss der Burg zum ganzen Berge so
beurtheilt werden zu müssen : die Höhe von AraceU, dem Qui-
rinal zunächst, ist die ursprüngliche alte Bnrg, arx^ welche
im Kampfe mit den Römern die Sabiner inne haben, und wo
ihres Königs Tatius Haus ist'* 7). Später erweitert sie sich,
so dass sie die gegenüberliegende Höhe, den Mons Tarpeins
einschliesst, wo das Capitoliuro entsteht. Beide wurden jeden-
falls von einer gemeinschaftlichen Befestigung umschlossen und
das Capitol, ohnehin die grössere Fläche dari)ietend , ist von
jetzt an der wichtigere Theil, daher aucb auf ihn zunächst alle
Angri iTe gerichtet werden. Aber der einmal zur Arx gestem-
pelte Gipfel behauptet vorzugsweise für sich den Namen ; um
80 sicherer, als geheiligte Gebräuche sich an Ort und Namen
knüpfen*^). So ist nun der ganze Berg die Burg der Stadt
und des Reichs ; aber im engeren Sinne heisst so die nordöst-
liche Höhe und ihr wird in gleichem Sinne das Capitol entge-
gengesetzt. Die Erzählungen von den Ereignissen, durch wel-
che das Capitol entweder durch List eingenommen oder er-
stürmt wurde, sind es eben, woraus sich hauptsächlich der
Beweis für die Lage des Tempels entnehmen lässt. Die erste
und wichtigste betrifft die Ueberrumpelung durch He rdonins.
Er landet des Nachts an der Stelle, wo das Capitol ist
und der Fluss noch kein Stadium von dem Berge
entfernt; also offenbar gegenüber der westlichen Spitze.
Er dringt durch das carmentalische Thor, das an dieser
Seite lag, zur Höhe und bemächtigt sich der Festung {tp^ov-
Qtov)' Von da dringt er erst weiter vor nach der nahen
747) Plntarch. Rom. 20. "SiiKCi Si Tarto^ fuv, Ötiov vvv o t^s
JHon^Trjg vaos iori. Solin. 1, 21. Tatius in aree, ubi nunc est ae-
des lunonis Monetae,
48) P • n 1. D i a c. p. 18. Auguraeulum appeliabant antiqui, quam
nos arcem dieimus, quod ibi augures publice auspicarentur. \g\.
Varro L. L. V, 8. p. 53. VII, 2. p. 289. Cic. de off. III, 16. Liv.
I, 18. 24. Serv. z. Aen. XII, 120. Valer. Max. Vlil, 2, 1.
— ^— «KKr
Barg und besetet auch sie ^'^*). Die&e eine Erzählung, wo
ausdrücklich das Capitol dem Flusse zunächst und an ihm das
carmentaliscfae Thor genannt wird, und erst nach Einnahme
der westlichen Höhe die Schaar des Herdonius weiter nach
der nahe gelegenen Bui^ zieht, ist allein entscheidend. Es
ist aber damit zu vergleichen , was in der gallischen Belage-
rung von des Pontius Cominius Bolschaft und dem Ver-
suche der Gallier, das Capitol zu ersteigen, berichtet wird.
Der Bote ersteigt ebenfalk den Felsen an der dem Flusse zu-
nächst gelegenen Stelle bei dem carmentalischen Thore, wo es
nachher die Gallier, welche seine Spur bemerkt haben, ver-
suchen. Von hier stürzt sie Manlius hinab ^). Man hat nun
freilich darin gerade den Beweis finden wollen, dass die Burg
749) DioDVS. X, 14. nlavoat St Sut rov Tißigtatt notajjtovy
n(fo9i0%B Tfji *PwfAtji «ara tovxo ro x^^iov , tV'&a ro JCanirciiiov
ianVf ovS* okov 0%adiov an ixov rov nora/iiov. yoav 3i
pUaai TijvucavTa vvxtss mU noJdx na^ ohjv xifv nohv tjov^la' iljv ovv'
egyov iaßotv i^efiißace tovg Svi^aQ nara anovBtfV Kctl dia tiSv catkei"
aratv nvitSv (elai yc^ rtt^ßs u^al nvlat rov KaitiTotUov nara zi &ia(p<tr
TOP ayetfUvaij Ka^ fievrivae tuTag naXoSatv) avaßißaoag r»v Svva'
fitPf ths ro q>(fovQiov. imi^Bv 9* in\ rt/y au(fav tiaauevog
{^art oi Tip JCamtwXi<if n^ossxV^) acifttivtfg iyeyovBi %ü-
^log. Unbedeuteod der Kürze wepeo ist Liv. III, 15. Espsule$ servi-
que — duee Jppio Uerdonio Sabine noete Capiiolium aique arcem
oeeupavere. Bei der Wiedererobernog wird der Kampf nur um deo
Tempel gesehildert (c. 18.) and es beisst donn: Ita CapitoHum reou-
peratum. Die Barg wird als Nebensache behandelt. Dionysias hin-
gegen nennt wiederholt rä tp^ov^ut. Oros. II, iZ» und Augast. d.
civ. d. III, 17. sind ohne Bedeatang.
50) Liv. V, 4Ö. Pontius CominiuMy impiger ittvenis, operam
pollieilus, incubans eortici secundo Tiberi ad urbem d^ertur, inde,
qua proanmum fuit a ripa, per praeruptum eoque negieeium hostium
eustodiae saxum in Capiiolium evadit. c. 47. Gaiiiy teu vettigio no-
tato humanoy qua nuntüu a Feiis pervenerai, teu sua tponte animad-
verso ad Carmen tis saxorum adecensu aequo — in summum evasere.
P 1 a t a r c h. C a m i 1 1. 25. fcal na^alkaTTwv ael vovg iy(^ffyo06Tag roTg
tpiyyiot »al rtf ^oQvßat Tsup-iu^fisrog ißaSi^e n^g r^v KaQ/isvrld§L
jrvAtfv, n nieiünjv elx^y ffOv%laVj nal fiaitara %ax oottjp OQ&iog 6 rov
KaatixviMov Xiq>og aviattfiu. Vgl. Dio Gas 8. fgm. 31. Liv. VI, 16.
VII, 10. Plutarch. de fort. Rom. 12. Camill. 36. Serv. k.
Aen. VIII, 652. Tune Manlius, eiistos Capitolii , Gallos delrusit ex
aree. Wer das von der eigentlichen Barg verstehen will, bedenkt
nicht, daas Virgils eigene Worte :
In summo eustos Tarpeiae Manlius arcis
Stabat pro templo et Capitolia eelsa tenebat,
gerade daa Gegentbeil aassagen. Die arx Tarpeia ist ^htn das
Capitol.
380 —
hier gewesen sei, weil des Manlios Haus sich in dieser beftiB-
den haben soll. Das kann aber nur für die Grewicht haben,
welche in jener Nacht sich jeden, wie im tiefsten Frieden, in
seinem Hanse schlafend denken und überhaupt voraussetzen,
dass uns in solchen Erzählungen jeder einzelne Umstand mfisse
berichtet sein '**).
Eben so anschaulich ist die Beschreibung, welche Taci •
tus vom Sturme der Yitellianer giebt^^). Der Angriff ist
lediglich auf das Capitol, das heisst die Höhe des Tempels ge-
richtet, und dabei brennt dieser selbst ab. Tacitus nennt das
abwechselnd Capitolina arx und Gapitolium. Die Stür-
menden rücken zuerst, wie es scheint, auf dem Clivus Capito-
751) Hirt und nach ihm Bunsen haben gehend gemacht, dass
die der Inno heiligen Gänse , welche durch ihr Geschrei den Manilas
herbeiriefen, nur bei dem lupitertempel gedacht werden konnten, da
ja der Tempel der Inno Moneta auf der Barg erst spater erbaut wurde.
Es ist das allerdings wahrscheinlich; aber stringeut ist der Beweis
nicht ; denn warum sollten diese heiligen Vögel nicht auch ganz unab-
hängig vom Tempel gedacht werden koaoen? Schon Nardini hatte
sich dagegen verwahrt; und wenn auch Plutarch. de fort. Rom»
12. sagt : X^ytg it^ol ittQl rov vewv tije *'H^as ir^itpovro S't^ancvovreg
r^v &t6v.9 so ist darauf gar kein Gewicht zu legen.
52) II ist. HI, 71. cito agmine forum et imminentia foro tem--
pla praetervecii erigunt aeiem per adversum eollem uique ad prinuu
Capitolinae arcia fores. Erant antiquitus portieus in la»
tere elivi, dextrae subeuntibus: in quarum iectum egressi
taxit tegulitque Fitellianot obruebant. Neque Ulis manus nisi gla-
diis armatae; et arcesiere tormenta aut missiiia tela longum vide-
batui\ facea in prominentem portieum iecere et leqvebantur ignem ;
ambujttasque Cepitolii fores peneprassent, ni Sabinus revulsas undi-
que statuasy decora maiorum in ipso aditu vice muri obieoisset. Tum
diversos Capitoiii aditus invadunt, iuxta iucum asyli
et qua Tarpeia rupes centum gradibus aditur. Impro*
Visa utraque vis: propior atque aerior per asylum ingruebat. nen
tisti poterant seandentes per coniuncta aedificia, quae, ut
in multa paee , in altum edita solum Capitoiii aequabant.
Hie ambigitur, ignem tectis oppugnatores iniecerint, an obsessi, quae
crebrior fama est, quo nitentes ae progressos depeilerent. lüde lapsus
ignis in porticus appositas aedibus. mox sustinentes fastigium aquir
lae vefere lignc traxerunt flammam alueruntque. Sie Capitolium
elausis foribus indefensum et indireptum ronßagravit, D i o C a s s.
LXV, 17. Sueton. Vit. 15. und Gros. VII, 8. geben nichts lopo-
graphisch bemerkenswerthes * indessen stimmt S n e t o n s Angabe, dass
Vitellius vom Palatin aus dem (gegenübergelegenen) Palaste Tibers
der Stürmung zugesehen habe, wohl überein. Wie übrigens Tacitus
sagt Capitolinae areis fores, so auch L i v. XXVIIl, 39. lovi Optimo
Maximoy praesidi Capitolinae areis. Das ist in beiden Fäileo das
Capitol selbst.
r
S»l
iinus an. Dabei weisen die Säalenbalien zurRechlen ent-
Bchieden anf die aödwesüicbe Höhe hin. Auf der anderen Seite
würden sie, wenn sie dem Aubteigenden zur Rechten waren,
von den Belagerten durch die Strasse getrennt gewesen sein,
und sie hätten nicht von deren Dache abwehren können. Da
hier der Sturm fruchtlos ist, greifen die Vitellianer anderwärts,
Ton zwei rerschiedenen Seiten (dtversos aditus) an ^^^) : vom
Haine des Asyls ^'^), d. i. von der Seite , wo jetzt beim Pa-
lazzo de' Conservatori die grosse Treppe nach Monte Caprino
fiihrt (s. uns. Plan lU.), und da, wo die Cenium gradus zur ru-
pes Tarpna führen. Ob diese Centum gradus bei S. Maria
della Consolazione anzunehmen seien oder weiter westlich,
kann hier unentschieden bleiben, da so viel ausser Zweifel ist,
dass sie zur Höhe Caffarelli führten. Vom Asyle her (Pal. de'
Conservatori) war die Gefahr dringender. Da wo jetzt die
Treppe zu Monte Caprino führt und auf der ganzen Seite stan-
den angelehnt an den Berg Häuser, die bis zur Höhe des Bergs
reichten (m altfim edita solum Capiiolü aequabant). Diese
wurden in Brand gesteckt ; das Feuer ergrilT dann die angrenzen-
den Hallen und endlich den Tempel. — Wer nun den lupiter-
tempel auf der Höhe von Aracell suchen will, für den bleibt
Tacitus Schilderung in jeder Hinsicht unerklärlich.
Ein zweiter eben so schlagender Beweis für die Lage
des Tempels auf der südwestlichen Höhe liegt darin, dass er
auf dem Gipfel des Bei^s erbaut wurde, welcher den Namen
Mens Tarpeius fiihrte^^). Der Name sollte sich bekannt-
753) BuBsen Bbersetzt „Nun priffiBB tie die aBdern Zapäof^e
des Capitols Ba'% und nberiiaBpt bat man aus dieser Stelle %e^]i\o^
000, das» 08 aar drei Anfsäosa zum Capitoliaas i^gebea habe. Das
kSaaea iod^BseB die Worte ^ar niebt bedeatao ; es siad vielnehr Za-
gäog^e auf entg^cgeogesetzteo Seilen.
54) Nicht der Clirus Asyii, wie Baasea meiat; voo Ihm ist
hier %^v nicht die Rede. Es seheint BBzweifelhaft, dass za beiden
Seiten des Tabnlariam Wege zum Asyle (Piazza del Campidoslio)
führten. Von dem Platze aus störmen die Vitellianer.
55) L i V. I, 55. Indfi ad negotia urbana animum eonverh'i, quo-
rum erat primum^ ut lovis templum in monte Tarpeio mitnumentum
regni sui nominisqtte relmquerei. Dionys. Hl, 69. aarods&Satrwv S'
m^Toip (tdhf ouavBiMtvtBmvy tov vnBqiuifUvoy Ti}€ ayOQat X&tpov, og rota
luv imakiito ToQnrj'ioi, vvv de KantTiuMvos, ad&is iuilsvasp avtovs Jus«
392
lieh von dem Verrathe der Tarpeia herschreiben, eme Sage^
über welche die Alten selbst sehr verschieden dachten. Nur
darin stimmen alle fiberein , dass nach Erbaunng des Tempels
der Name ausser Gebranch kam; dass die Höhe seitdem Ca*
pitolium genannt wurde und nur eine Felswand derselben
Höbe, die bekannte Richtstätte, fortdauernd Saxum Tar-
peium hiess ^^^). Und wie noch Tacitus die Gentnm gradus
bei der rupes Tarpeia nennt, so hat sich der Name bis auf un-
sere Zeit erhalten. Denn nicht nur heisst noch immer ein
Gässchen bei Tor de^ Specchj Yicolo di Rupe Tarpea,
sondern es stand auch hier bis gegen das Ende des 16. Jhdts.
eine Kirche, wdche den Beinamen S. Caterina subTar-
peio hatte ^^).
Dass ferner die Burg auf der Höhe von Araceli war ^^),
ergiebt sich eben so gewiss daraus, dass sich auf ihr der Tem-
pel der lunoMoneta befand. Er war auf der Stelle erbaut,
wo das Haus des verurtheilten M. Manlius CapitoUnus gestan-
den hatte, und dieses war, wie schon bemerkt worden, auf der
/lavTtvaafUvovS tintiv, iv onolff rov U<pov x^Q^^ &io^ai 9ei^aei rovg
&ifieXlo»s. 8. d. folg. Aom.
756) Varro L. L. V, 7. p. 47. Capitolium dictum^ quod hie, ctim
fundamenta foderentur aedis Jovis^ caput humanuni dieitur inven-
tum, hie mons ante Tarpeiut dictus a virgine Festale Tarpeia, quae
ibi ab Sabinls necata armis et sepulta, qvoius nominis mönimentum
relictum, quod et tarn nunc eius rupes Tarpeium appel-
latur saxum. Piutarch. Ram. 18. Tffs j*ivTo$ Ta^ytas iiuZ ra*
ifilatj^i 6 kotpoQ (uvo/iaCsTO Tagnifiot, ol%qi9 ov TaQTtvviov ßaadAmg Jtt
tÖv ronov xa&iCQOvvTos a/ia rs rä kfitpava fiitri%'l%d^j nak rovvopu t^9
Ta^tjiae i^iXine, TlX'^y nirgav IV« vvv iv rtf KaTiinaXifo Ta^wtjtav
uaXovaiv , atp t/s if^iirrovy rous uaxov^ovs. Vgl. DioBys. II, 40.
Prop. IV, 4. ZoBar. VII, 3. Was Festas p. 343. Saxum Tarpe-
ium, gesagt habeo möge, ist bei der Verstämmelaog oiebt mit Gewiss-
heit za errathen ; nur kann bei obigen ausdräcklicbeo firklaruageB,
dass eio Theil desselben Bergs , wo das Capitol erbaut wnrde , noch
immer Saxum Tarpeium heisse , die Ergänzung nicht widersprechend
ausfallen.
57) S. Bunsen, Beschr, d. St, R. III A. S. 14. Bei Lucio
Fauno und Martin eil i indessen, auf die er sich, wie immer, ohne
nähere Nachweisuog bezieht, ist mir wohl die halb verfallene Kirche,
nicht aber der Beiname vorgekommen.
58) Ich habe in der Schrift De Romae vet, mur. atq, port. p. 3.
die Vermnthuog geäussert, dass die ganze Benennung S. Maria in Ära-»
celi Entstellung von in arce sei. Dasselbe war aber schon von Hirt
und Niebuhr ausgebrochen. S. Platner, ßeschr. d. St, R, III A.
S. 348.
S93
Bnrg'^*). Es sagt aber Ovid, dass von dein Tempel der
Concordia Stnfen zur Inno Moneta führten*^), und da dieser
nnbezweifelt neben dem Aufgange zur Höhe von Araceli lag,
so ist dadurch auch die Lage des Tempels und der Burg be-
stimmt. Es konnte also Nardini, welcher die Ruine der acht
Säulen für den Concordientempel hielt, die Stufen der Moneta
nach der entgegengesetzten Höhe fuhren; wie man aber das-
selbe mit der jetzt bekannten Lage jenes Tempels vereinbar
finden könne, ist unbegreiflich.
Endlich kommen noch mancherlei andere Argumente hin-
zu. Dahin gehört, wie Bunsen bemerkt hat, dass Caligula
vom Palatin über den Tempel des Augustus (und wahrschein-
lich die Basilica Inlia) eine Brücke nach dem capitolinischen
Tempel schlagen liess ^i), was ganz undenkbar ist, wenn die-
ser auf dor Höhe von Araceli war; denn dann hätte die Brücke
über das Forum geführt werden müssen. Femer erzählt Li-
vius, dass ein grosses Felsstück vom Capitole nach dem
Vicus lugarius herabgestürzt sei*^), und ein anderes Mal
spricht er von einer Substruction des Capitols über dem Aequi-
maelium ^^) ; das war aber eben hier bei dem Vicus lugarius.
Endlich hat man auch mit Recht angeführt, was Cicer^o von
der Wiederherstellung der durch den Blitz herabgestürzten
759) Liv. V, 47. cui universi seiibras JarrU et quartarios vini
ad aedes eiut, quae in arce erant, contulernnt. VI, 20. quum domus
eius futsset, uhi nunc acdes^ atque qfficina Monetae est VII, 28.
Plutarch. Camill. 36. Ol Si *Pwfiaiot ri^v oiniav atrov naxatmor
y^avTSS is^ov idQvoavto d'eac, vv Movi)Tav MaXova& xal to Xotnov iy/t^tpi'
aavTOy fitjSiva tiuv JlatQixiwp inl r^s ax^as ttaronutv. Vgl. D i o C a 8 8.
fgm. 31. Ovid. Fast. VI, 183 ff.
60) F a s t. I, 637.
. Candida, te niveo posuit lux proxima templo^
Quafert sublimes alta Moneta gradus,
Nunc hene prospicies Latiam Concordia, turbam clc.
61) Sueton. Cal. 22. super templum Divi Augusti ponte trans-
misso Palatium Capitoliumque coniunxit : mox, quo propior esset, in
area Capitolina novae domus ßindamenta iecit. Vgl. d.Abscfao. v.Palatia.
62) XXXV, 21. Saxum ingens sive imbribus, sive motu terrae
leviore, quam ut alioqui sentireturj lab^actum in vieum^ Jugarium ex
Capitolio procidit et multos oppressit.
63) XXXVIJI^ 28. SubstrueÜimem super Aequimaelium in Ca-
pitolio,
994
lupilerstatue anf dem Capitole sagt ^*^). Sie wurde nach Mor-
gen gerichtet und sah nach dem Fornm nnd der Gorie : das ist
nnmöglicb bei einer auf der Höhe von AraceU aufgestellten
und nach Osten gerichteten Statue ^^). — Zn dem allen lässt
sich noch hinzufügen, dass schon die Richtung des Clivus Ca-
pitolinns, über den jetzt kein Zweifel mehr ist, nothwendig auf
die südwestliche Höhe hinweiset; denn er fahrte ja zum Tem-
pel und hat von ihm seinen Namen. Endlich fallt es auch in
die Augen, dass die sehr beschränkte Höhe von Araceli gar
nicht den hinreichenden Raum für den grossen lupitertempel,
die area Capitolina^ wo Volksversammlungen gehalten wur-
764) Gatil. III, 8. iidemque (hanispices) iviserunt timulacrum
jovü /aeere maius et in ixcelso collocare , et contra, attfue ante
Jüerat, ad orientem convertere, ac se sperare dtxerunt , si
illud Signum, quod videtis,. solis ortum et forum curiamque
conspiceret, fore etc. Vorher aber ist ausdrücklich gesagt, dass
die Statue in Capitolio war. lo Rom horte ich dasselbe Argument
für die Lage bei Araceli geltend machen. Man nahm an, das Bild
habe auf dem südlichen GiebeJ des Tempels gestanden, wobei man an
der Richtnng nach Osten keinen Anstoss nahm. Aber die Statne hatte
keinesweges auf einem Akroterium , sondern ganz unabhängig vom
Tempel auf einer SSuIe gestanden. Dio Cass. XXXVII, 9. tv yaQ
T9f KanixmJdt^ avä^&dvres ts noXXol tmu »sqawiBv ovvi%u»vtv^oav, %al
ayaXfiara aXXa re xaljiog inl xiovoe Idgvfiiv ov, Inl. Obs.
i^. Signum qiie lovis cum columna disiecCvm, und so wurde auch
^ie neue aufgestellt. Cic. de div. I, 12.
Tum fore ut occultos populus sanctusque senatus
pemere conatus posset, si solis ad ortum,
•ponversa inde patrum sedes populique vi der et, —
Atque una ßxi ac signati temporis hora
Jupiter exe eis a elarabat sceptra columna.
65) Auf die benachbarte Läge möchte ich auch beziehen, dass
pnter Vespasian eine Wiederherstellung des Theatrum Marcelli nölhig
war. Sueton. Vesp. 19. Ludis per qups scena üfarcelliani theatri
restituta dedieahatur. Wahrscheinlich war sie beim Brande dps Capi-
tols auch vom Feuer ergriffen worden. Vielleicht erklärt sieh daraus
auch Hierqn. p. 465 Rone. (Gommodus) Jn Capitolium fulmen ruit
et magna inflammatione facta hibliotheca et vicinae quoque aedes con-
crematae, und Oros. VII, \^. f ulmine Capitolium ictum, ex quo fa-
cta inflammatio bibliothecam illam maiorum cura studioque composi-
tam aedesque alias iuxta sitas rapaci turbine concremavit. Von einer
Bibliotheca Capitolina ist mir nichts bekannt; wohl aber ist es mög-
lich, dass die unter dem Capitole gelegene Bibliotheca Octaviae von
den Flammen ergriffen wurde. Sie war schon unter Tituft verbrannt,
aber doch wohl mit der Porticus wiederhergestellt worden. Uebrigens
schliesst bei Dio Cass. LXVf, 24. auch hier das Verzeichniss der
vom Feuer vemichtetes Gebäude mit der Porticus Octavia und dem
Capitole«
895
den, und so riele andere Tempel und Denkmäler darbieten
konnte.
Nach diesen Beweisen muss ich die Frage als völlig ent-
schieden betrachten und man wird mit allem Rechte die bedeu-
tenden Reste , welche im Bereiche des Palazzo Caffarelli in
früherer Zeit zerstört worden sind und zum Theile sich noch
finden, namentlich die gewaltigen nicht tief unter dem jetzigen
Boden liegenden Sabstructionen 7^^) dem capitolinischen Tem-
pel zuei kennen darren. — Der Bau des Tempels wurde be-
kanntlich von Tarq^inius Priscus beschlossen, wohl auch der
Platz dazu ausersehen; aber begonnen wurde er erst von Tar-
quinius Superbus ^7). Ob es Regel war, dass den drei Gott-
heiten jederzeit auf den höchsten Punkten der Stadt der Tem-
pel erbaut wurde, oder ob das römische Capitol erst für spätere
766) S. Memorie di Pietro SanH Bartoli. 111. Fea, MUcelL V.
p. CCLIII. Baasen, Beschr. d» St. R. 111 A. S. 23. Noeh zeist
man Reste des lapiterteinpels in eiocin zu Pal. Caffarelli gehörigen —
Hohnerstalie.
67) Gic. de rep. U, 20. aedemgue in Capitolio lovi Optimo
Maxiino hello Sabino in ipsa pugna vovisse faciendam etc. c. 2i.
Votum pairis Capitolii aedificatione persolvit, Liv. I, 38. (Tarq. Pr.)
et aream ad aedem in Capitolio Jovis, quam voverat hello Sahino —
occupat /ündamefitis. c. 53. (Tarq. Sup.) qtium — fundamentis tempUiü"
eiendis — intentumse esse simularet, e. 55. utJovis templum in monte
Tarpeio mottumentum regni sui nominisque relinqueret : Tarquinios re^
ges amhosy patrem vovisse , ßlium ff er/ecitse, Dionysius lässt al-
lerdings die Exaogaratioa schon outer dem älteren Tarqaintus gesche-
hen (111, 6tf.) und selbst den Unterbau vollenden, IV, 59. ixeivog yitQ
*K t4» rslevrattf noXifitj^ faa%6fisvog 7t{^h9 2'aßlvovg T^v^aro Tw Jit nal
«jf "fl(p7 xal Tff 'A'ÖTjvf, täv v$nijap rfl fiaxfj • vaohg avro7e xaraanevA»
961P ' Hai Tov pip^ mUntkoVt tv&a i^f^votaS'at i'ueXle roo9 «d^covC ctva-
Xfippaol-TS tuU %iofiaai psyälei^ i^ti^aaaTO n. r. L Das ist aber nicht
wahrsebeiotieh. Vgl. Niebohr, Rom. Geseh. I. S. 401. 543. Ta-
eitus ijt der Einzige, welcher gewiss irrth Um lieh und vielleicht selbst
mit Verwechselung des Dianentempels von einem noter Servius fort-
gesetzten Baue redet. Hist. \\\y VI. Foverat Tarquinius Priseus rex
hello Sahino, ieceratqtie fundamenta spe magis futurae magnitvdi^
nis, quam quo modicae adhuc populi Romani res suffleerent, mox
Servius Tullius sociorum studio, deinde Tarqmnius Superhus eapta
Suessa Pometia kostium spoliis exstruxere. Eben so unwahrschein-
lich ist es, dass der ältere Tarqoinins schon die lupiterstatue bestellt
habe, wie Plin. XXXV, 12, 45. sagt. Wenn Hieron. t. I. p. 298
Rone, und Gas sind. Ghron. t. 11. p. 166. gar von Numa sagen:
Capitoliitm qnoque a fundamentis aedificavit, so liegt vielleicht eine
Nachricht vom Capitolium veius zu Gmnde. S. d. Abscba. vom Qni-
rinal.
— 396
Anlaf^en die Norm abgab, lässt sich wohl nicht entscheiden ^^*).
Der Mons Tarpeius aber, der in Rom dazu bestimmt
wurde, war nicht frei von früher dort geweihten Heiligthü-
mern: sie mussten exaogurirt werden, um Raum für den Tem-
pelbau zu gewinnen. Aber Terminus und luven tas, die
eben auch hier ihre Altäre hatten, willigten nicht ein und ihre
Heiligthümer mussten in den Bau eingeschlossen werden (s.
unt.). Bekannt ist die Sage , dass beim Graben des Grundes
ein menschliches Haupt gefunden worden sei und dass davon
Tempel und Höbe den Namen erhalten haben ^^). Der Bau
erhob sich jedenfalls auf einer gewaltigen Substruction J<>) über
unterirdischen Felsenkammern und brunnenartigen Tiefen, die
man theilweise wieder entdeckt hat '^). Eine vollständige
Restauration des Tempels ist mehrfach versucht worden und
lässt sich auch g^ben, liegt aber ausser dem Plane dieses Buchs.
Es sei nur bemerkt , dass das Maass der vier Seiten zusam-
mengenommen achtPlethra oder l'^ Stadium betrug 7^) und
dass die Vorderseite nach Mittag gekehrt war ^s). Tarqninius
führte das grosse Werk aus, indem er tyrannisch die Plebs zu
Frohndiensten zwang 7-^), und es war fast beendigt, als sein
768) Vitror. I, 7. lovi et lunoni et Minervae in exeeUüiimo
loeo, vnde moenium maxima part eonspieiatur, areae disiribuantur.
Vgl. Mueller, Etrtuk. IL S. 146.
69) Varro L. L. V, 7. p. 47. Dionys. IV, 59. Plin. XXVIII,
2, 4. n. 8. w.
70) Damit sind aber oicht zu verwechseln die substrueiiones in-
sanae Capüolü, welche Plin. XXXVI, 15, 24. ooter den Wandern
des alten Rom nennt. Vielmehr ist das von dem Abhänge des Bergs
xn verstehen. Liv. VI, 4. Capitolium quoque saxo quadrato sub^
struetum est: opu$ vei in hae mtign\ßeentia urbis eonspiciendum.
71) Bansen, Nacktr, %. Betchr. d. St, R. III A. S. 649 f. Es
sind die favisiae Capitolinae, über welche Varro schon keine genü-
gende Auskunft geben konnte. Gell. II, 10. Panl. Diac. p. 83«
Faviisae.
72) Dionys. IV, 61. Inotr^^ ^ in\ niffiptidoi vyniXnQ ßißtjxmg^
oxrcbr^^fof rijv ntf^iodov^ diaxoatutv noSmy lyyiora v^v niev^op ^x^Z
ixamjv, oUyov di ri ro SutXXarTav tvQOi ng av T^i vniffOfji^ rov
fiijxovs 9ro^o TO niatos ovS* oXt»v nsvrmaidena noSwv,
73) D i o ny 8. a. a. 0. ix fuv rov uatä nffocmnov fU^fovg ir(f6g fu^
Qtiftß^v ßlinorros.
74) Liv. I, 56. Intentus perjiciendo templo fabris ttndique ex
Etruria adcitis non peeunia lolum ad id publica est usus, sed oparis
etiam ex p lebe. Daher sagt Cic. Verr. V, 19. etenim vel Capito-
397
Sturz erfolgte. Daher warde der Tempel noch im ersten Con*
sularjahre vonM. Horalius Palvillas geweiht '7^). — Er konnte
als tuscanischer Bau keine gefällige Form haben: breit und
verhältnissmässig niedrig, iiberhaapt von gedrückten Verhält-
nissen. Von den drei neben einander gelegenen, durch ge*
meinschaftliche Wände geschiedenen Gellen gehörte die mitt-
lere dem lupiter. Das Bild des Gottes, ursprünglich ein
thönernes, als dessen Verfertiger Turanius von Fregellae ge-
nannt wird , stellte ihn sitzend dar, das Gesicht mit Minium
bemalt und wahrscheinlich bekleidet mit einer Tunica palmata
und Toga picta, da die Triumphatoreu daher dasselbe Costüm
entlehnten 7^). Rechts war die^ Cella der Minerva, link9
die der Inno ; beide Göttinnen waren stehend dargestellt, wie
die Münzen zeigen, s. Taf. Y. n. 15. 16. Es ist wahrschein-
lich, dass Jede Cella eine besondere Kapelle hatte, worin die
Statue der Gottheit sich befand, indem von der Aufstellung ei-
ner vergoldeten Quadriga über der aedicula in der cella lovii
und von dort auFgehangei^en vergoldeten Schilden gesprochen
wird '^). — Ausserdem waren im Bereiche des Tempels , wie
schon bemerkt worden, die Altäre und Kapellen des Termi-
nus und der luventas; ersterer im Pronaon der Cella Mi-
nervae, wo über ihm, wie es der Cultus verlangte, ein Hyp-
aethron gelassen war; letztere in derselben Cella nahe dem
Standbilde der Göttin ^^). Endlich befand sich wahrscheinlich
lium, sicut apud maiores nostros factum est, publice, gratis, coaetis
fabris operisque imperatis exaedißcari atque t^ffici potuit., wis sich
in keinem Folie auf den Bau dnrcb Gatnius beziehen kann.
775) Polyb. in, 2%. Liv. II, 8. Platarch. Popl. 13. 14. Dio
Cass. fg^mt. 2b, Serv. z. Aen. VI, 8. XI, 2.
76) S. B'dttiger, KunstmythoL II. S. 19t ff. Becker, de to-
micis Rom. fab. p. 34 s.
77) Liv. XXXV, A\. de multa damnatorum quadrigae inaura-
fae in Capitolio positae in cella lovis supra fastigium aediculae et
duodecim elipea inaurata,
78) Die römischen Schriftsteller sprechen indessen gewöhnlich
Dar von dem Terminus. So Cato b. Fest. p. 152. Nequitum: et
Cato Originum l. /. Fana in eo loco eampluria fuere: ea exaugu-
ravit, praeterquam quod Termine Janum Juit, id nequitum exaugu*
rari. Liv. I, 55. nam quum amnium saeellorum exaugurationes adr
mitterent aves^ in Termini fimo non addixere. Dagegen V, 54. hie
quum augurato liberaretttr Capitolium^ luventat Terminusque ma-
396
in der Cella lupiiers die goldene Victoria, welche Hiero
dem Senate in den Zeiten schwerer Bedrängniss gesandt hatte
und vennuthlich hatte sie auch eine Kapelle erhalten 77>).
Auf dem Akroterium jedenfalls des südlichen Giebels stand
gleich anränglich das thöneme Viergespann , dessen wunder-
bares Anschwellen im Brennofen als Vorbedeutung der künfti*
gen Grösse Roms angesehen wurde ^<*). Eine l$tatue des lu-
pilcr wird dabei nicht erwähnt, woraus indessen nicht folgt,
dass sie gefehlt habe. Im Jahre 458 stellten die Bruder Gn.
und Q. Oguluii ein anderes, wahrscheinlich bronzenes Vier-
gespann mit der Statue lapiters ebenfalls in eubnine auf. Dass
es an die Stelle jener vejfentischen Quadriga getreten sei , ist
bei der hohen Bedeutung, welche ihr beigelegt wurde (Serv.
z. Aen. VII, 188.), kaum glaublich. Es hatte also vielleicht
seinen Platz über dem nördlichen Giebel. Dieselben Ogulnier
legten im Tempel eherne Thürschwellen und weiheten Silber-
ximo gaudio patrum nostrorum moneri se non pasH, Nar den Ter-
miaus scheint auch anzaerkenocn Ovid. Fast. JI, 665.
Quid novo cum ßerent Capitolia T nempe deorum
Cuncta lovi eestit turba locumque dedit,
Terminus, ut veteres memorant, inventut in aede
Restitit et magno cum Jove iempla tenet.
Nunc quoque se supra ne quid nisi sidera eemat,
Exiguum templi tecta foramen hahent.
Verl. Paal. Diac. p. 368. Eben so Serr. z. Aeo. IX, 448. „Ca^
pitoli immobile saxum^'. ood Lactaot. 1, 20. Die loveotas aber
neont neben dem Terminus Dionys. III, 69. tSo^i Si Toig olwvoTtoXo&Q
vni^ ixdinov ßwfiov rwy xa^iS^v/Uvwv SiafuiprevaapivoiS, iav na^axtw
^Qtv oi ^sol, Tore utvuv ovrove. oi fitv ovv äkXoi <>6oi r« 9tal Saiuoptf
tnit^e^ßttv avToig £ip *«()a xtoQia rovg fiutfiove fjteTatpi(feiy' ol dl tov
TiQfiovoi »aX x^g NtovrjtoQ noÜla naganovfiiroig zoU fiapziot %aX hna-
ffOvüM'V ovx txtiad^eaVf ovv^ ^viaxovto na^axw^ijotu tiZv zonwv. TOiyao^
ro& avfiTreQieXijfp&r^aav avToiv ol ßwfiol rfj nazaaxavfi räiv UQoiy, «al wr
6 p.kv 'ixe^^og iax&y iv x^ ngovai^ xy g *jä'&tiväg , 6 S* sxi-
ifog iv avxijf r«f a^x<j» nXr^aiov xov edovg. Endlich fdgt bei-
den August in. de civ. d. IV, %Z. noch den Mars hinzu, der sich
weiter nicht erwrähnt findet. Der aedicula der Inventas gedenkt auch
Plin. XXXV, 10. n. 108. (Nicomachus) Pinxit hie raptum Proserpi-
nae, quae tabula Juit in Capitolio in Minervae delubro super aedi-
eulam luventatis,
779) Der Senat, der hoehsinnig, wie das ganze rSmisehe Volk,
trotz der ^oik aUe Gesehenke an Geld dankend ablehnt, antwortet
dem Könige : L i y. XXII, 37. Fietoriam omenque aeeipere ; sedtmquo
0i se Divae dare, dicare Capitolium, templum lovis Optimi MiMsinU.
80) PIntareh. Popl. 13. Plin, XXVIlf, )8, 4. XJXV, «, 4».
399
gescbiiT in lopiters Cella'^^), wie Camillns drei golden«
Schaalen daselbst niedergelegt hatte (Lir. VI, 4.). Aach die
Statue des lupiter Imperator, welche T. Qainctius Cincinnatus
Ton Praeneste weggeführt hatte, war in dem Tempel aufge-
stellt *^) und überhaupt mag sich derselbe nach und nach mit
Weihgeschenken gefüllt haben. Wie im J. 561 die Aedilen
am Giebel vergoldete Schilde aufhingen (Liv. XXXV, 10«),
so waren mehr und mehr selbst die Säulen mit Schilden und
Feldzeichen behangen worden ; so dass die Censoren M. Fnl^
vius Nobilior und M. Aemilius Lepidus sich veranlasst sahen,
den Tempel von dem entstellenden Schmucke zu säubern ^').
lieber 400 Jahre hatte sich der ursprüngliche Bau erhal-
ten, da brannte er im J. 670 während des sullanischen Bür-
gerkriegs aus unbekannt gebliebener Veranlassung ab^^). Die
Wiederherstellung wurde von Sulla unternommen ^^) und
nachher Q. LutatiusCatulns übertragen, nicht ohne Wi*
derspruch Caesars ^^), der noch später beabsichtigt haben soll,
781) Liv. Xy 23. aenea in CapitoHo limina 0i trium mensarum
argentea vasa in eella lovis, Jovemque in oulmiue cum quadrigis -—
posuerunt \gU Piaat. Trin. l, 2, 46.
Nam nunc ego tt tt surripuisse iuspicer
Jovi eoronam de eapite • Capitolio,
Qui in euhnine adstat summo etc.
8. Becker, de comicis Rom. f ab. p. 3H sqq.
82) Liv. VI, 29. T. Quinetius — Romam revertit triumpkani^
qu€ $ignum Praeneste adeeetum lovi* Jmperatorie in Capitolium tu-*
lit. Dedicatum est inter cellam lovis ac Minervae. Aba ia keioer
der Gellen, sondern wohl an dem Pfeiler der Wand, welche beide
schied.
83) Liv. XL, 51. aedem lovis in Capitolio eolumnasque eirea
poliendas aibo locavit: et ab his eolumnis , quae incommode oppo^
Sita videbantur, signa amovit\ eiipeaque de eolumnis et Signa mili»
taria a^fixa omnis generis demsit.
84) Appian. Civ. I, 83. t6 rs XamrwXiov, vno rafy ßaaiUot»
TeT^oMoeioig nov n^oa&ev Ir^o« yevofievoVf ivanQtfod^ jcoi r^r euviap
ov^sU ijt€v6e$, yg^l. 86. Tacit. Hist III, 72. Arserat et ante Capi*
tolium eivili bello, sed fraude privata.
85) Tacit. 1. l. Curam vietor Sulla suseepitj neque tarnten de^
dieavit. Vgi. Anm. 789. Plntarch. PojiL 15. rov de 8evre^v avi^
an/as fikw ^vXXag, iney^d^ ds rj Mad'ts^feaei Kavovlos, ^vlXa n^^ano»
^etrovroQ,
86) Sneton. Ca es. 15. Primo praeturae die Q. Catulum de
r^ectiime Capitolii ad disquisilionem populi vocavit^ rogatione pnH
mulgata, qua eurationem eam in alium tran^ferebat. Dio Cass.
XXXVII, 44. cT^arri fUv ya^ , öttoi« %h fUv tov KarovXov Brofia etxo
400
Gatulus Namen am Tempel zu tilgen und den seinigen dafiir
zu setzen ^^^), was indessen nicht geschah. Während aber
im römischen Tempelbaue nach griechischen Mustern bedeu-
tende Veränderungen vorgegangen waren , wurde das Capitoi
aus religiösen Bedenken ganz in der früheren Weise , nur von
prächtigerem Materiale erbaut ^^), wozu Sulla Säulen vom
Tempel des Zeus Olympios aus Athen kommen liess ^*). —
Nach der durch den Slurm der Vitellianer herbeigeführten
Zerstörung liess Vespasian es sich angelegen sein, den
Tempel so bald als möglich wiederherzustellen ^^), Auch jetzt
wurde er aber nach dem früheren Plane wieder erbaut, und
die Haruspices gestatteten keine Aenderung, als dass an der
Höhe zugesetzt wurde ^^). Aber Yespasians Bau stand nur
kurze Zeit. Gleich nach seinem Tode, als der Tempel kaum
geweihet worden, wurde er in dem grossen Brande, der be-
sonders die neunte Hegion verheerte, wieder zerstört und Do-
mitian bauete den vierten mit einer vorher nicht gesehenen
rov vaoü Tou Jtos rov KaniTwXiov aupat^t&eifj (nXonTfQ re ya^ otvTOv tv»
&we %al Tov XoyiOfiov zdiv mfahofUvwv x^iiäzfov otti^tci)^ t«? ifi ify
Ilofi/Jiijt^f T« Xotnä TTQose^eQyctaao^at tniXQaiteitj. V(jl. Liv. epit.
XCVIII. Templum Jovis in Capitolio, quod incendio eoTuumtum ao
r^ectum erat, a Q. Catulo dedicatum est. Gell. II, 10.
787) Dio Cass. XLIII, 14. ro t« ovofia avzov {KaiaaQos) inlro
KanntoMov avrl rov Karoukov, ciff jcoi tov v6ojv, i<p oi zp ixaon/ati «ü-
d-vveiv iiuivov inex^^V^^^f ^^^^^^^^^*^^ om)'y^a<p7Jvai f.x4ktvaav» Ta-
cit. Hist. 111, 1%. Lutatii Catuli nomen inier tanta Caetarum opera
usque ad niellium mansit. Vgl. Cic. Verr. IV, 31.
88) Dionys. IV, Öl. inl yoQ ro7( ocvrocff ^efitUoiQ 6 fjLträ rijp
tfiTt^Tjaiv oiKoSouTj&aU xara rovc naxlgag ijfioiv tvfjiO^ , rjj nokvrtXsitf
Trj9 vhji fiovov OiaXkäxTOiv rov a^xaiov. Tacit. l. l. lisdem rursut
vettigii* situm est, postqnam interiecto CCCCXF annorum spatio
L, Scipione C, Norhano coss, ßagraverat.
89) PHd. XXXVf, %h, 61. Sic est incfioatum Athenis templum
Jovis Olympii, ex quo Sulla Capitolinis aedibus advexerat columnas,
90) Dio Cass. LXVI, 10. rov re V£(bv rov iv KaniTOtXi^f £u&vs
owoBofiuv "^Q^aro, avros re rov xoo ngöÜTog i%(pogit)oai x. r. A. S o e - ^
ton. Vesp. 8. Jpse restitutionem Capitolii a^gressus ruderibus pur-
gandis manus primus admovit ac stto collo quaedam extulit. Anrel.
Vlct. Caes. V. Plutarch. Popl. 15.
91) Tacit. Hist. IV, 5S. Curam resHtuendi Capitolii in L.
Festinum confert — . Ab eo contracti haruspices monuere, ut reliquiae
prioris delubri in paludes aveherentur : templum iisdem vestigii* siste-
retur, nolle dcos mutari veterem formam, — Altitudo ae-
dibus adiecta, id solum religio annuere. Die Granüle^ang geschah
XI Kai. lul.
401
JVacht ''^)« Aus späterer Zeit wird nichts über den Tempel
bekannt, ausser dass mit ungenauer Angabe von einem firande
auf dem Capitole unter Commodus gesprochen wird (Anm,
761 •)• Aber Domitians Tempel stand wahrscheinlich noch un-
ter Uonorius, wenn etwas Wahres an der Erzählung ist , dass
Stilicho die goldenen Platten, mit welchen die Thüren beklei-
det waren, abnehmen liess*^).
Vor dem Tempel war die Area Capitolina, ein freier
aber wohl nicht sehr geräumiger Platz, wo häufig conciones
und cfmäiia^ nicht bloss die calata^ gehalten wurden ^^).
Dabei die Curia Calabra, vor welcher an den Kaienden
jedes 3ionats die Geltung der einzelnen Tage desselben ver-
kündet wurde '^) \ dass aber dabei auch eine casa Romuli ge-
standen habe, beruht vermuthlich auf einem Missverständ-
nisse ^^). Von der Curia Calabra, die nur für Sacra bestimmt
792) Platarch. Popl. 15. **jiua voq rm rekevr^aai OvsoTtaata»
vov iy^Tt^TJad^ zb KanvtothoVm *0 ii rirüLQTOs ovros vmo Jofiaxiavov
ual avvtitXio^ %oX na&iiQw^tj. Vgl. Dio Cass. LXVI, Zi» Saetoo.
Dom. 5.
93) Zosim. V, 38. xal ovroe ya^ d'vgaf iv rf t^s 'Fduijt Ka»
niTottkita x(f*^^*V noXvv 'üatovti arit&fidv fjfxtpuafjiivai anoXiniaat ngos-
^vffwv yfvgafifiivov ' mtsero regt servantur,
94) Liv. XXV, 3. quam dies advenitset conctltumque tarn fre-
quem plebis adesset, ut multitudinem area Capiiolü vix eaperet,
5CXX1V, 53. ea bina comüia (triumviris creaodis) Cn, Domititu prae-
tor vrbanus in CapitoUo habuiL Vgl. XLIII, 16. XLV, 36. Pin t-
arch. Pauli. Aemil. 30. ni{fl tov oq^qov av^is uavaXafißavovTat
%o Kanawkiov. ixsi yaQ oi diffia^xot Tr^v ixxltjolav t(itM.ov ä^tiv.
T i. Gracch. 17. Die unmittelbare Nähe des Tempels ergiebt sich
besonders aus Appian. Civ. I, 15. (Graechus) uariiafie roB Kaitinu-
Xiov TOV vidiv f ty&a %ti(^OT0VTja6iv tfitXkov , xal ra uioa t^« imtXrjaiai.
Bei dem folgeodeo Tumulte beisst es : («ff rovc rc of^fioQxovg 9thavva9
diatpvytiv ix fUaov »at tov veviv tovq isqias inixleiaai.
95) Varro L. L. VI, 4. p. 208. Primi dies mensium nominati
Ealendae ab eo, quod his diebus calantur eins mensis Nonae a pon-
tificibuSf quintanae an septimunae sint futuraSy in Capitoiio' in Cu-
ria Calabra etc. Vgl. Paul. Diac. p. 49. Curia* uad die folg.
Anm.
96) Es sagt diess Macrab. Sat I, 15. calaia, id est, vocata
in Capitolium plebe iuxta curiam Calabram, guae easae Romuli
froxima est. Non war aber die casa Romuli am Palatin. Dionys.
, 79. (es sind seine eigenen, nicht Fabius Worte) ßlo9 S* atroti (no-
402
war, ist eine zweite für den Senat bestimmte zu unlerscbei^
den, die im Jahre 579 auf dem hier befindlichen Senaculum
erbaut wurde (Anm. 469.). Endlich musste natürlich die
Area auch eine Rednerbiihne haben: es sind die von Cic. ad
Brut. 3. erwähnten Rostra.
Ausserdem werden eine Menge Heiligthümer erwähnt,
die zum Theile wohl als Sacella, zum Theile aber auch als
grössere Tempel gedacht werden müssen. Hier stand der kleine
Tempeides lupiter Ferelrius, der für den ersten in Rom
erbaueten galt; der Tempel, wo zuerst Romulus, dann Cos-*
6US, zuletzt Marcellus spolia opima geweiht hatten. Es ist
nicht die mindeste Andeutung vorhanden, dass er auf der Burg
gewesen sei, wie noch von Bunsen angenommen wird; im
^fOfAOvarottpovQfii Xayovo q*P(ouvXov Xiyofiivrj, tjv <fv^
XazTOvaiv Ufiav oh tovtcjv inifiekae^ ovoiv tnl t6 as/nvore^ov i^ayov^
reg. v^l. Plutarcb. Rom. ^0. Dio Cass. XLVIir, 43. LIII, 16.
LIV, !29. Senec. Cons. adHelv. 9. Endlich nenot sie auch wirk-
lich die Notitia io der zehotea Regioo. (V^l. den Abschn. üb. den Pa-
latin.) Man hat daher anfeooinineD, es habe zwei casae Romuii gege-
ben, was in so fern {^anz anwahrscbeinlich ist, als gewiss nicht zwei
Gebäude denselben Namen fährten. Vielmehr scheint Macrobius Vir«
gils Worte, Aen. Vi!/, 654.
In sumtno eustos Tarpeiae Manlitu arcis
Stdbat pro templo et Capüolia ceUa tenebat,
Romuleoque recens horrebat regia eulmo.
falsch anfgefasst und aus einem Gebäude zwei gemacht zu haben.
Denn Virgii meint wahrscheinlich die Curia Caiabra selbst, wie es
Servias richtig erklart: Curiam Calabram dicit^ quam Romulus
texerat eulmi*. Damit stimmt sehr wohl überein Senec. Gontrov.
6. Jnter haee tarn effusa moenia nihil est humili easa nobilius. fa-
stigiatis tupra teetis auro puro fulgent praelucet Capitolium. und
Controv. 9. Colit etiamnum in Capitolio eatam victor omnium
gentium populut. endlich Martial. VIH, 80., denn in keiner der
Stellen wird die Hütte CQMa Romuli genannt. Seltsamer noch klingt
es freilich, wenn man bei Vitruv. II, 1. lieset: Item in Capitolio
commone/acere polest et significare mores vetustatis Romuli casa in
aree saerorum stramentis teeta. AUein das hat Vitruv nicht geschrie-
ben. Alle Handschriften und die Ausgaben vor locundus (die Princeps
und die Florent. v. 1496.), ja die erste Ausgabe des locundus selbst
(Ven. 1511.) haben: Romuli easa et in aree saerorum stramentis
teeta. Erst in den späteren Ausgaben bat er das et gestrichen und
dadurch den Widerspruch herbeigeführt. Es ist zu verbinden : et in
aree teeta saerorum stramentis, was auch ohne Hinzufugung der Pi€-
position Vitruvs Ausdrucksweise ganz angemessen ist. Es gab also
auch auf der Burg Sacella, deren alterthümliche Bedachung geflissent-
lich erhalten wurde. Man hat übrigens nicht bedacht, dass, wenn
auch an der Burg viele heilige Gebräuche hafteten , doch arx saero-
rum eine seltsame Benennung sein würde.
403
Gregentheile wird er durchaus in CapitoUo genannt , was in
Urkunden, wie das Monnmentnm Ancyranum, entscheidend
ist ^*'). Wenn Dioaysius in seiner Zeit die Längenseiten auf
nur ISPnss angiebt, so klingt es seltsam^dassLivius (1, 33.)
von einer schon durch Ancus Marcius geschehenen Erweite-
rung spricht. In Dionysius Zeit war er verfallen ; Augustus
stellte ihn wieder her**). Zu den ältesten gehört ferner der
Tempel der Fides, von Numa gegründet, im ersten punischea
Kriege (495) von A. Atilins Calatinus und nachher von M.
Aemilius Scaurns wieder erbaut ^*). Er stand ganz nahe dem
Inpitertempel und war geräumig genug, dass darin Senatsver-
bandlungen gehalten werden konnten *^^). Der von Cicero mit
ihm genannte Tempel der Mens war zugleich mit einem da-
neben stehenden Tempel der Venus Erycina nach der
Schlacht am Trasimenus gelobt und beide zwei Jahre später
geweiht worden*). Auch ihn hatte M. Aemilius Scaurus
797) LSv. I, 10. tpoUa ducis kos f tum eaesi tuspensa ad id apt9
Jereuio gereut in CapitoUum adscendilj ibique ea guum ad quereum
pattoriius saeram deposuitäet^ simul cum dono designaoit templo /o-
vis JlMes, eognomenque addidit deo: Jupiter Feretri^ inquit etc. —
Haee iempli est origo, quod primum omnium Romae sacratum est,
D 10 DYS. II. 3i. iitxk oi xyr vefinijv rt xal d'vgiay vfdtp xaraaxevu'
cas ^ FiOfAvioQ tTtl xrjg utoffvtfijs rov JCannmliov h&tfov Jyo^y ev iiuxei'
Xjoüqi *ihafuuoi ^i^t^ior, w fUyav irt ya^ airov oin^trat agyalep
IXV09 iUittovaQ ij vivTS voimv nah diita raff fit^ove nlev^as t/wv, \g\.
Plntareh. Rom. iS. Marc«ll. 8. Bio Cass. XLIV, 4. Propert.
IV, 10, 45. Serv. t. Aea. VI, 860.
98) Monom. Amcyr. IPf. CAPITOUO. lOVIS. FERETRI —
ABDBM. L i v. IV, to. Hoe ego quum Augustum Caesarem, templo-
rum omnium conditorem aut restitutorem, ingressum aedem Feretn'i
Jovis, quam vetustate dilapsam refeeit, se ipsum iu thorace linleo
scriptum legisse audissem etc.
99^ PI u ta rc h. N a m. 16. IX^mtop H (paoi xai Hiareote scai Ti^
fioroi uqov iSQvaaa^tu, vgl. Liv. 1,21. Cic. de aat. deor. II, 23.
ut Fides, ut Mens, quas in Capitolio dedieatas videmus proxime a
M, Aemilio Scauro; ante autem ab Atilio Calatino erat Fides eon-
secrata. de off. Iu, 29. Qu£ igitur iusiurandum violat^ is Fidem
vioiat, quam in Capitolio vicinam lovis Optimi Maximi, ut in Ca-
tonis oratione est^ maiares nostri esse voiuerunt, \gi, Dio Gass.
XLV, 17. Fast. Amitero. IUI. Oct. FIOEI. LN. CAPITOLIO.
800) Appian. Giv. I, 16. rtyrouivwr Si roüretv ^ ßovJJj ovv^Ji^
^ep sie TO ri7« JUersut^ Uifov. Val. Max. HI, 2, 17. in aedem. Fides
publice eonvoeati patres eonseripti a eonsule Mudo Seaevola,
I) Liv. XXII, 10. Feneri Erycinae aedem Q, Fahius Ma-
ximue dietmior vovii, quia ita ex /atalibus libris editum erat, ut is
26*
404
wiederhergestellt®^^). Ausser der Vcnns Erycina wird aach
ein Tempel der Venus Capitolina und der Venus Vi-
ctrix erwähnt'), wohei es ungewiss bleibt, ob darunter
verschiedene Tempel zu verstehen sind. Ferner zwei Tem-
pel des lupiter^) und ein Tempel der Ops ^). Plut-
arch. de fort. Rom« 10, giebt auch einen Tempel der
Fortuna Primi genia als von Servius auf dem Capitole
erbaut an ; allein erwähnt wird ein Tempel dieser Göttin nur
auf dem Quirinale. Li v. XXIX, 36. XXXIV, 53. XLIII, 13.
und es scheinen bei Plutarch hinsichtlich der Lage der Forta-
nentempel mehrere unrichtige Angaben zu sein. Auch bewei-
set die von Nibby, For. Born, p. 145. aus Palestrina ange-
führte Inschrift: Tu qtuie Tarpeio coleris vicina TonanÜ Vc^
torum vindex semper Fortuna meorum etc. vielmehr das Da-
sein eines Tempels des lupiter Capitolinus oder eines Capi«
tpls zu Praeneste, als eines Tempels der Fortuna auf dem
Capitole zu Rom; und dass praenestinische Inschriften die
Fortuna häufig nennen, ist sehr natürlich. Indessen mag
die Göttin immerhin auch einen Tempel auf dem römischen
Capitole gehabt haben, und möglich ist es, wie Nibby meint,
voveret, euius maximum Imperium in eivitate esset, Menti aedem
T. Otaeilius praetor vovit, XXlil, 31. Interea duumviri ereaü sunt
Q, Fabius Maximus et T, Otaeilius Crassus ae^ibus dedicanäis,
Menti Otaeilius, Fabius Feneri Erycinae, Utraque in Capitolio est,
canali uno discretae. Darauf bezieht Merk. z. 0 vi d. Fast. VI,
^1., wie es scheint, mit Recht Varro's Worte bei Philarg. z. Virg.
Georg. IV, 265. canalis eas dispescit. Kai. Maff. and Venus.
VI Id. luo. MENTI. IN. CAPITOL.
802) Cic. de pat. deor. 11, 23. Plutarch. de fort. Rom.
10. *ffr» de icai /Vw.wjyff, ^ vr^ Jia EvßovUaQ vswt, i}v Jdivz£fi tutXov-
aiy alla nal tovto ^xavQOC AitUhog tts^I tä Ki^uß^uta, toU X9^^^*^
ytyovats 9ca&ti(ßOja6y.
3) Sucton. Cai. 7. Uabuit in matrimonium Agrippinam, Af.
jtgrippae et luliae ßliam, et ex ea novem liberos tulit: quorum duo
infantes adhuc rapli, unus iam piierascens , insigni festivitate cuius
^ffigiem habitu Cupidinis in aede Capitolinae Feneris Livia dediea-
vit. Vielleicht der so oft wiederholte Bogenspaoner. Galb. 18. Fast.
Amitern. VIII Id. Oct. VENER. VICTR. IN. CAPITOL.,
4) Liv. XXXV, 41. Aedes duae lovi eo anno in Capitolio rfe-
dieatae sunt. Foverat //• Furius Purpureo praetor Gallico hello
unam, alteram eonsul, Dedicavit Q, Mareius Ralla duumvir,
5) Liv. XXXIX, 32. quod aedes Opis in Capitolio de eoelo
taela erat. Fast. Gapran. VIII Kai. Sept. OPI. IN. CAPITOLIO.
405
dass sich auf ihn bezieht C 1 e m. Pr o t r e p t. IV, 51 . p. 15 Sylb.
*P(a/ialot dh m fUyana naTOQ&dfuxTa t^ ^29 dpan&iv^
%€c — q>iQorTeQ9lß TÄv uonQfova dvi&tiuav avrtjv^ a|ioy ¥imf
%6v dijpedQiiiya v^ifMiinaQ %fj &m. Mau würde nämlich an
die Porta Stercoraria (S. 175.) zu denken haben: sie war
in der Mitte des Clivus Capitolinus und also könnte der Tem»
pel schon auf der Höhe gestanden haben. Nibby, der frü-
heren Meinung folgend, hielt den Vespasiantempel dafür. Ob
Piutarch auch den Tempel der Fortuna Obsequens hie-
her setze, ist nicht klar. Die Basis Capitolina nennt einen
Vicos Fortunae Obsequentis in der ersten Region, Porta
Capena.
Aeusserst dunkel sind die Andeutungen, die sich mehr-
fach über ein Templum Honoris et Virtutis finden,
welches G. Marius weihete, wobei auch auf das Capitol
hingewiesen zu werden scheint. Es sagt Cic. p. Sext. 54.
Semei, inquam^ se ladis hämo papularis commisit omnino^
cum in templo Honoris - yirtutis honos esset hü"
bilus virtutiy Caiique Marii, conservatoris huius impe-
rii, monumeutum municipi eius et reipubUcae defensori
sedem ad saiutem praebuisset. Er spricht von dem Senalus-
consultüm, durch welches seine Rückkehr beschlossen wurde,
und wenn das dem Vf. der Scholia Bobiensia auffällig
gewesen ist, da dieser Beschluss im Tempel des lupiter 0. M.
gefasst worden sei (nach c. 61.), so beseitigt sich das leicht,
indem mehrere Senatusconsulte in dieser Angelegenheit er-
folgten. Daher erklären denn dieselben Scholien zur Plane.
32. ,,t7fo Senatusconsulto ^ quod in monumento Marti
factum est, quo mea salus omnibus est gentibus common^
dala^^, richtig; in templo scilicet Honoris et f^irtutis ^ in
quo actum primum videtur de restitutione Ciceronis. Allen
Zweifel benimmt endlich Cic. de div. I, 28. ut audivisses^
in monumento Marii de tuo reditu magnißcentisshnum
illud senatusconsultum esse factum. Dass aber Marius ei-
nen solchen Tempel weihete, bezeuget nicht nur Vitruv UI,
2, 5. ad Mariana Honoris et Virtutis sine postico a Mutio
facta (aedes). und Praef. 1. VII, 17. (Mutius) qui magtia
406 ■'■
scieniia cor^fisus aedes Honoris et VirtuHs Maritmae eettae
columnarumque et epütyUorum symmetrias legitimis artis
instüuiis perjecit^^^)^9 sondern auch zwei dem Marius ge-
setzten Ehrendenkmälern angehörige Inschriften, welche den
Tempel ausdrücklich nennen ^). Wenn daher Vater. Max.
ly 7, 5« von demselben Traume Cicero^s sprechend sagt: Nam
in aede lovis Mariana S. C. de reditu eius est factum.^ so
wird man geneigt, einen Irrlbum und eine Yermengung der
Senatusconsulte im lupitertempel und in dem des Honos und
der Virtus anzunehmen. Marius nun hatte an zwei Orten
Monnmenta mit Trophäen errichtet, deren eines dem jugur-
thinischen, das andere dem cimbrischen Kriege gegolten zu
haben scheint. Val. Max. VI, 9, 14. qtä Afrieam subegUy
80.6) Dass Vitravs Text fehlerhaft sei, beweiset schon das doppelt*
Ohjekt. Das' Wahrsebeiolicbste ist mir, dass man lu lesen und xq
verbinden bat, aedi$ Honoris et Firtutis Marianae , so lästig auch
die Hänfaog der vielen Genitive ist Rode bat nach Piranesi's
Vorgänge geändert aedes Honoris et F. Marceliianas und Sachse,
Gesch. d. St, R. I. S. 451. hat mit wahrer Verwegenheit Marius Na*
men auch aas der ersteren Stelle Vitriivs und endlich aus Festus her*
auscorrigirt. Zu solcher Kritik ist er immer bereit, wo er keinen
Ausgang sieht. Aber abgesehen davon , dass nun auch Cicero corri-
girt werden miisste, ist es ganz absurd, bei Festus an die Aedes Ho-
noris et Virtutis des Marcellus zu denken , da dieser Doppeltempel in
der Tiefe bei Porta Capena lag und also nie den Auspieiea hinderlicb
seia konnte.
7) Die erstere, von der Basis einer einst in Arrezzo befiodlichen
Statue des Marius entnommen, steht bei Gori, Jnscr. 1. p. 248. In
ihr sind seine sämmtlicben ttiuli angegeben, und gegen das Ende beisst
es : DE MANVBIIS CIMBRICIS ET TEVTOMCIS AEDEM HONORI
KT VIRTVTI VICTOR FECIT. Auch bei Orell. 543. Die zweite
giebt Nardini, Roma ant, HI. p. 138, Sie ist, wie es scheint, nur
eine vermnthlich fehlerhaft gelesene Wiederbolung* jener, oder beide
hatten vielmehr wohl ein gemeioschaftliches Original. Die letztere soll
zwischen dem Mausoleum Augusli und dem Piiicius gefunden worden
sein, woraus man ganz irrig gefolgert hat, dass hier das zweite Mo*
niimentum Marii gewesen sei. So nimmt auch Urlichs, Besehr, dm
St, R, III B. S. 205. an ; aber diese Inschrift gehört ja doch nimmer-
mehr einem von Marius erbaueten Denkmale , sondern , wie die zu
AreZzo, einem ihm gesetzten Ehrendenkmale an. Ausserdem sagt der-
selbe seltsam genug von den Trophäen des Marins auf dem Esquilin:
„die Meinung, dass ein gewisser Mucius daneben der Tugend umI
Ehre einen Tempel gebaut habe, beruht auf einer Verwechslung mit
dem berühmten Tempel des Marcellns und auf einer falschen Lesart
bei Vilniv. III. 1." (2, 5.). Aber die Inschrift, auf die er sich vorher
berufen hat, nennt ja selbst das templum Honoris et Virtutis und be-
glaubigt so zum Ueberflnsse die an sich schon ganz sichere BrwKh-
nnng Vitruva.
407
lugw*tham reg^m ante eurrum egit; qui Teutonomm Cimr
brorumque eserciius delevä; cutus bina trophaea in
Urbe speciantur. Eines derselben aber scheint auf dem Ca-
pitole gewesen zu sein. Das machen nicht nur obige Stellen
wahrscheinlich; sondern ganz besonders Properz, der mit
Unwillen von dem llebermuthe der Cleopatra sagt : III, 11, 45.
Foedaque Tarpeio conopea tendere saxo (ausa);
Iura dare statuas tnter et arma Mari.
womit man vei^leiche Dio Cass. L, 4, wo%' av%i]v %a\ lüv
inwi %£ ofivvoij noielad'ai %6 iv tu KaniTwXim 9i^
%daat. So viel ist übrigens aus Festus gewiss, dass der
fragliche Tempel auf einer Höhe stand, p. 344. Summisstorem
atüs aedem Honoris et Firtuiis C. Marius fecit, ne, si
forte qfficeret auspiciis publicis^ augures eam demoUri co-
gerent*
Augustus erbauete auf dem Capitole einen Tempel des lu-
piterTonans. Bis vor kurzer Zeit hat man, verleitet durch
den erlogenen Victor, die drei Säulen am Clivus Capitolinmi
(Saturnustempel) dafür gehalten« Er wird aber durchaus in
Capitolio genannt ^0^), und da Augustus in Folge eines Traum*
gesichts ihn für den lanilor des Capitolinus erklärte ') , kann
er nicht fern von diesem gewesen sein. Wenn übrigens Au-
gustus wirklich als Seitenstück zu dem lupiter Feretrius dem
MarsUltor eine Aedicula weihete (Anm. 704.), so wird sie
sich auch hier befunden haben. — Domitian erbauete zum Anden-
ken an seine Rettung während des Kampfs mit den Vitellianern
erst dem lupiter Conservator amVelabrum ein Sacellum, dann dem
lupiterCustos einen grossen Tempel auf dem Capitole ^^) .
808) MoDsm. Aa«yr. Säet. Aug. 29. aedem TonantU lovis in
Capitolio. '. — Tonanti loui aedem conteeravit liberatue perieulo, cum
Expeditione Cantabrica per noelumum iter lectieam eiut Juigur per^
etrinxiseet eervumque praelueentem exanimaeset» Pilo. aaXVI, C,
6. marmoreos parietee hahuit soena if. Seauri, non faeile dixerim,
teetos an solidi» glebis positot, »iouti est hodie loeis Tonaniis aedes
in Capitolio. Vfl^l. Dio Cass. LIV, 4. Fast. Amitoro. KaU Sept.
lOVI. TONANTI. IN. CAPITOLIO.
9) SiittoD. cap. 91. Dio Cass. I. I.
10) Tacit. üist. III^ 74. Ac potiente rerum paire, disieeto ae-
408
Der letzte Tempel, den ich erwähnt finde, war der der Wohl-^
thätigkeit, welchen das Capitol darch Marc-Anrel erhielt*").
Zahllos mag die Menge der Stalnen, Ehreudenkmäler nnd
Weibgeschenke gewesen sein, welche theils den Tempel des
lupiter, theils die Area füllten i^), nnd mit Recht sagt woU
Serv. z. Aen. II, 319. in Capitoliq entm deorum tymnium
simnlacra colebantur. Wie es schon früher einmal von Cen-
soren geschehen war, so sah sich anch Augastus veranlasst,
den Ueberflnss za entfernen und anderwärts aufzustellen >').
Zweifelhaft ist es, wo der von Tacit. Ann. XV, 18. er-
wähnte lächerliche Triumphbogen Nero^s gestanden habea
möge.
Während nun so die sudwestliche Hohe oder das eigent*
liehe Capitol sich allmählich mit Tempeln angefüllt hatte, wer-
den auf dem nordöstlichen Gipfel oder der Arx nur einige we-
nige öffentliche Gebäude namhaft gemacht. Es hat da^ zum
Thelle wohl seinen Grund in der Beschränktheit der Fläche,
welche diese Spitze darbietet, mehr aber gewiss in der ur-
sprünglichen Bestimmung als eigentliche Veste, und als das
eigentliche Templum für die auspicia publica^ das einen Platz
mit freier Umsicht verlangte. Denn hier war das augtiracu-
him, der Stein, auf welchem der Augur Platz nahm, wenn er
himmlische Zeichen beobachten wollte ^*). Nur zwei Tempel
ditui contubernio (wo er verborgea gewesen war) modieum saeeilum
lovi Conservatori aramgue posuit, casusque sitos in marmore expres^
Sit, Mo3f Imperium adeptus lovi Custodi templum ingens seque in
iinu dei sacravit, Suet. Dom. 5. Novam autem excitavit aedem in
Capitolio Custodi lovi»
811) Dio Cass. LXXI, 34. nhiarordi tv i^i^ytolq^ ^»ijy«y.
Tctrcj» «a^ pr^ito} axova&ivTi nQOtmoXiaaQ avTi^y,
12) Es Hesse sich ein lang^es Verzeichniss geben, wenn es einen
besonderen Werth hätte. Ich erwähne nnr die Statnen der rSmischea
Könige am Tempel der Fides. A ppian. Ci v. I, 16. Dio Cass.
XLIil, 45. Pliu. XXXIV, 5, II. Ascon. z. Cic. p. Sranr. p. 30
Or. und die beiden Golosse, Apollo und lupiter, Plin. XXXIV, 7, 18.
Eine columna rostrata, im ersten panischen Kriege (499) errichtet,
erwähnt Liy. XLII, 20.
13) Sueton. Cal. 34. Statuas virorum illustrium ab Aitgnsto
ex Capitolina area propter angusHas in Martium eampum coliatas
ita subvertit atque disiecit, ut restitui salvis Htulis non valuerint.
14) Die Hauptstelle ist bei Liv. I, 18. (Nama) inde ab avgurp
409
werden hier genannt. Der erste wurde der Inno Moneta
cAaut, ein Name, den die Göttin angeblich in Folge einer
von der Bnrg herab gehörten göttlichen Stimme erhielt «i*).
Es geschah im J. 408. und es wurde dazu die Stelle ersehen,
wo das Haus des M. Manlius Capitolinus gestanden hatte >«).
Mit dem Tempel wurde nachher die römische Münzstätte ver-
bunden"') 5 er selbst wurde im J. 580 neu erbaut. Liv,
XLII, 7. — Der zweite war ein Tempel der Concordia
ohne besondere Berühmtheit; erbaut im zweiten punischen
Kriege, 536. *•). Wenn aber auch weiter kein Heiligthum
genannt wird, so lässt es sich doch nicht bezweifeln, dass auf
der Burg noch mehrere und vielleicht uralte Sacella waren, die
nur weniger Berühmtheit erlangt haben, wie denn überhaupt
der Glanz des Capitols die Burg in Schatten stellte. Ob dahin
— deductus in arcem in lapide ad meridiem versus eonsedit. Augur
md laevam eins capite velato sedem cepit etc. Paul. Diac. p. 18.
Auguraculum appellabant antiqui^ quam nos areem dieimus , quod
ibi augures publica auspicarentur* Sehr uDgeoaa sagt Pia tarcb.
Nnm. 7. nagalaSrnv di fiavrete xal isqiU avißatvtv «<V to Kanixdi)MV.
Taffnri'iov avro kowov ol ror« ^Patfuuot nffo^yoQ^vov, Dana beisst es !
Ooxtt» Si xrjv ßaaJMiTjv ävaXaßuiv ia&^ra Marifiatve Nofiäs ih to nX^&o9
obro Tij£ ofx^ciff. Vgl. Anm. 744.
815) Cic. de div. I, 45. cum terrae motus /actus esset „Ut sue
pleno procuratio fiereV^ vocem ab aede lunonis ex arce exsHUsse,
quocirca Junonem illam appellatam Monetam, vgl. If, 32. Das würde
vopanssetsen , dass der Tcdipel »Iter sei als der Name ; die Zeit sei-
ner Erbauang aber keaaen wir genau, s. d. folg. Anm.
16) Liv. VII, 28. (Camillus) inter ipsam dimicationem aedem
Junoni Monetae voviL — locus in arce destinattts, guae area aedtum'
M, Manlii Capitolini fuerat. — Anno postquam vota erat aedes Mo-
netae dedicatttr. Vgl. Plntarcb. Camill. 36. Ovid. Fast. VI,
183. Macrob. Sat. I, 12. Fast. Blaff, nod Venas. Kai. lun. Auf
derselben Stelle giebt Sei in. I, 21. die WohouDg des Tatios ao ;
schwer vereiobar aber ist damit (Cic.) p. dorn. 38. ergo eius (Maolii)
domum eversam duobus lucis tonvestitam videmus. Wenn die duo
lud Dicht fuglich andere sein könneo als die des Asyls , so scheint
eine ganz andere Vorstellung von der Lage des Hauses zu Grunde zu
liegen. Vgl. Anm. 745.
17) Liv. VI, 20. Adieetae morttto notae sunt: publica una, quod,
quum domus eius fuisset, ubi nunc aedes atque officina Mo^
netae est, latutn ad populum est, ne quis patricius in arce aut
Capitolio habitaret. Vgl. Snidas. Jl/or^rcc.
18) Liv. XXII, 33. In religionem etiam venit, aedem Concor-'
diae, quam per sedittonem militarem biennio ante L, Manlius prae^
tor in Gallia vovisset, loeatam ad id tempus non esse, itaque duum-
viri ad eom rem ereati — aedem in aree faciendam loeaverunt
Fast. Praan. Non. Febr. CONCORDIAE. IN. ARCE. FERIAS etc.
410
vieUeicb( auch die Aedes Yeneris Calvae (Lactant. I,
20.) unddie Aralöris Pistoris (Ovid. Fast. VI, 387.
Lact, ebend.) zu rechnen seien, ist ganz ungewiss»
Dass in der Vertiefung zwischen beiden Gipfeln das
Asyl angenommen werden muss, ist schon oben nachgewie-
sen worden (Anm. 741.}. Alle Nachrichten sprechen, wie
das der Begriff des Asyls erheischt, von einem gleichzeitig ge-
weihten Tempel, d. h. Heiligthume, unter dessen Schutze die
hier sich sammelnde Menge lebte ^^^). Aber der Name der
Gottheit wird nicht genannt ; das Alterthum kannte ihn selbst
nicht. In keinem Falle darf man an den Tempel des Veio vis
denken, der noch in später Zeit bestand, während die eigent-
liche Stelle des Asyls von einer Ummauerung umschlossen war,
um keine Gelegenheit zu Missbrauch zu geben ^^). Jener
Tempel des Veiovis aber wird zwar inter duos lucos oder
inter arcem et Capitolium genannt (Anm. 740. 741.), viel-
leicht darf man aber annehmen, dass er auf der Seite der Burg
stand, da er nngenau auch in arce angegeben zu werden
scheint ^^).
Es bleiben noch die Oertlichkeiten am Abhänge des Bergs
der Betrachtung übrig. Die wichtigste Frag« hiebei ist, wo
819) Liv. n, 1. Quid mim futurum fuU , *i illa poitorum eoti"
venarumque plebs, trans/uga ex suis populisy sub tutela inviO'
lati templi aut libertaUm. aut cerfe impunitatem adepta, toluta
Tijff noXfOjg T^v fCQwrnv 'iC^vaiv Xafißa^
riuiarco. nom. ». Jinttra rijg noAfOJS tijv »r(>a;ryy iw|»ir»»»' a«^/*»-
vovarjs uq6v r$ fv^ifiov toiQ a<p*aTafiivott nazaaTUvaaaivxiS , o &eo9 ^
:^0) Dio ias«. XL VII, 19. Nachdem er voo dem mit dem Tem-
pel des Divas lulius verbundeoen Asyle gesprochea hat: ottc^ ohdsvi
ovdi rdiv ä'ewv, sriU/v töüv inl rov ^PwfUXoü yevofUvwP, iSf^tutttaav. ««/-
TOI Ktti ixslvo To vtnnutv avnu.tt.TL rnv aavliav Uirä tvy XütV avdoWf
fa*. naher sagt ebeDLiv. 1,8. loeum^ qui nunc septus »wpw-
dsnlibus inter duos lucos est, asylum aperit.
2i) PI in. XVI, 40, 79. JVonne simulaerum Feioms in arce
e eupresso durat, a eondita ürbe DCLXl anno dieatum T Schwerlicli
wird mao das Holzbild vom Tempel treBoeo kSooen. Die VermnChaag
Merkels«. Ovid. Fast. p. CXXVIII., das» urx Fediovis eioe üb-
liche BeoeoBQDip ^weseo sei, fiode ich Dicht wahrscheiDlicli.
411
dasSaxnmTarpeium gewesen sei. Die älteren Topogra-
phen, Lucio Fauno, Mariiani, Donati, Nardini, nehmen es auf
'der Westseite des Capitols nach dem Flosse bin über Piazza
Montanara oder (Donati) über Tor de' Specchj an. Erst in
neuerer Zeit ist man davon abgegangen ^^^)j indem man zwei
Stellen bei Dionysius damit nicht vereinigen zu können
glaubte. Er sagt von der Hinrichtung des C a s s i u s VIII, 78.
vot/vo TO TiXog zije iUtjs Xaßovofjgy dyayovrsQ ol Tafilm
tov avdqa inl voV vnc^xeffie^ov %i;g uyoqag UQfjfira^^,
dndvTfüV 6QwvT0r, ig^itpav xaTci %r^g nixQag. und ähnlich
von Coriolan VII, 35. ineraiev äyuv ad%ov inl rov
vneQxel^erov %^s dyoQag ).6(pQV* ian di %6 ji^mglov «piy-
fivoQ iiaiaiog^ ö&sv avtolg i&og ßdXXeiv vovg ine&ara"
%iovg. Indem man nun glaubte, der Felsen und das Herab-
stürzen müsse vom Markte aus sichtbar gewesen sein, nahm
man an, die Stelle sei über S. Maria della Consolazione ge«
wesen. Es haben auch mir Dionysius Worte früher vieles
Bedenken gemacht ; allein dennocli bin ich überzeugt, dass das
' Saxum Tarpeium auf dieser Seite nicht gewesen ist. Denn
nicht nur ist der Berg hier gerade weniger schroff als auf der
Westseite , sondern es zog sich ja auch von dem Forum bis
zum carmentalischen Thore unmittelbar am Abhänge der Yicus
lugarius hin, und es ist nicht denkbar , dass die Verurtheilten
in diesen hinabgestürzt worden seien, wenn man auch davon
absehen wollte, dass jedenfalls die Häuser den Abhang hinan
gebaut waren. Finden wir nun überdiess, dass noch jetzt,
wie durch alle Zeiten, die Kante des Berges über Tor de'
Specchj Rupe Tarpea heisst, dass dort der Yicolo di
RupeTarpea ist und eine jetzt verschwundene Kirche s u h
Tarpeio hiess, so erscheint es als unabweisbare Forderung,
auf dieser Seite den tarpejischen Felsen auzunehmen; zumal
da es höchst wahrscheinlich ist, dass der Abgruqd, in den die
Verurtheilten gestürzt wurden, ausserhalb der Stadt war« Bei
%%2) ParflAu de la Malle, Memoire $ur U ponV&n de la ro^
ehe TarpHenne, Memaires de f^ead. 1810. Ihm fol^;! Bunten,
Besekr, 111 A. S. *^8.
Alt
Dionysias nun ist ,,die über dem Forum gelegene Hohe*^ ge-
wöhnliche Bezeichnung des Capitolinus und es kömmt nur dar-
auf an, ob man die Worte dndvriov oqiavttüv zu dem Vorher-
gehenden oder dem Folgenden ziehen will. Es können daher
Worte, welche keinesweges bestimmt aussagen, dass die Voll-
ziehung der Strafe vom Forum aus gesehen worden sei, die
Gründe nicht aufwiegen, welche für die Lage des Saxum Tar-
peium auf der Westseite sprechen. Wenn nun Lucio Faune
berichtet, dass vor nicht langer Zeit bei S. Andrea in Vincis
ein marmornes Thor und viele zum Berge führende Stufen aus-
gegraben worden seien ^^^), so wird man auch allen Grund
haben, die Centum gradus, welche nach Tacilus zurRu-
pes Tarpeia führten, darin zu erkennen. Ob auch bei der Con-
solazion in der Richtung zu der heutigen Via di Monte Tarpeo
ein alter Aufgang gewesen sei, ist unentschieden. ^- Uebri-
gens darf man sich die Höhe d^s tarpejischen Felsien keines-
weges als sehr bedeutend vorstellen. Welche Stelle man ihm
auch zuweisen möge, so wird sie doch nirgends auf mehr als
höchstens 80 Fuss angenommen werden können >^). — An
dem südwestlichen Abhänge nach dem Flusse hin lag das car -
mentalische Thor und dabei die Ära Carm^ntis (S.
137.). Die Lage des Thors muss noch etwas anders bestimmt
werden, als dort geschehen ist. S. die Nachträge.
Die nordwestliche Seite bietet nichts bemerjeenswerthes
dar. Hier wo jetzt die Hauptwege zum Capitolsplatze und S.
Maria in Araceli führen, war im Alterthume kein Aufgang;
der Berg war durch die Befestigung nach aussen gänzUch ab-
823) Lncio Faano, Aniich. di Roma. p. 30. Qai presso le ra-
dici del eoUe, presso la chiesotta di S. Andrea in Viocg , dod e i^raa
tempo, ehe fa scoverta e ritroYata ana porta di marmo che cod moUi
gradi, che aadavano ia sü , accenoava la salita, che era gia ne la
Rocca.
^i) Schwülstige Uebertreibaag ist es, wenn der Rhetor Seneca
Controv. 3. dea Ort so beschreibt: Stat moles abscissa in profun-
dum freqiientibut exasperata saxiSj qua6 aut elidafkt corpus, aut de
integro gravius impellant, inhorrent scopulis enatceniibus latera et
immcnsae altitudinit tristis aspeetus; electus potissimum locus ^ ne
damnati suepius deiieiantur, Maa mass aber doch wenigstens eine
wirklich schroffe Felswand dafür Sachen, und diese habe ich nur auf
der Seite toq Tor de* Specchj finden können.
413
geschlossen. Am Ende der Via della Pedäcchia, wo man links
nach Palazzo di Venezia einbiegt, finden sich die Reste des
(S. 136.) schon erwähnten Grabmals (jetzt eine Verkaufsbude)
und rechts im Vicolo Hacel de* Corvi das Grabmal desBi-
bulus, ein in so fem wichtiges Denkmal, als es deutlich be-
weiset, dass in gleicher Richtung^ wie die heutige Via di Mar*
forio, eine alte Strasse lief, an deren Fortsetzung ausserhalb
der Mauer das Grabmal mit seiner Fronte lag ®^^)« Die jetzige
Salita di Marforio führt im Mittelalter den Namen Clivus
argentarius ^^). Es ist ungewiss, wie alt er ist; da aber
die Strasse nach dem Forum führt, wo ehedem die argentariae
novae waren, so ist es möglich, dass er aus sehr alter Zeit
stammt; möglich aber auch, dass ein Gebäude späterer Zeit
ihn veranlasst hat. Denn die Natitia nennt in derReg. VIIL
von den^ Forum Traiani kommend, vor dem Tempel der Con-
cordia Basilicam argentariam. Es ist das jedenfalls
dasselbe, was der Ordo Romanus und die Mirabilia In*
siäa argmtaria nennen. B unsen, der früher (III A. S. 37.)
glaubte, es werde damit die Basilica Aemilia gemeint, was
ganz unmöglich ist, da diese sich ja in der vierten Region fin-
det, hat später >') eine besondere Basilica dieses Namens an-
825) Es ist von Travertioqnadern erbant mit Pilastern toscanlscher
Ordnung. Die Inschrift ist folgende : G. POBLICIO. L. F. BIBVLO
AED. FL. 110^0RIS. VIRTVTISQVB. CAVSSA. SENATVS. CON-
SVLTO. POPVLIQ. IVSSV. LOCVS. MONVMENTO. OVO. IPSE. PO-
STEREIQVE. EIVS. INFBRRENTVR. PVBLIGE. DATVS. EST. Ich
habe in der Schrift De Romae vef. mur, atq. port. p. 69. gezeigt,
dass man ganz irrig aus dieser Inschrift geschlossen habe , das Grab-
mal sei innerhalb der Stadt gewesen. Vielmehr besteht die Auszeich-
nung lediglich darin, dass dem Manne publice ein ioeiu sepuleri er-
theilt wird. Eben so findet es sich in den Inschriften der GrÜberstrasse
in Pompeji an den Monumenten des Allejus Libella, der Mammia, des
Scaums u. s. w.
26) Ordo Rom. v. J. 1143. MabiiL Mui. Ital. II. p. 143.
aicendit $ub areu Manus eameae per cltvium (sie) arfentarium, »'»-
ter intulam eiusdem nominU et eapitolium, detcendit ante privatam
Mamertini, Mirab. Rom. Mon^f. Diar, Ital. p. 1293. Effem, lett,
I. p. 3SI. In elivo argeniarii Templum Coneordiae et Satumi. In
iniula (bei Montf. tu Toluta) Templum Baechi, inßne huius inmle
argentarie Templum Fetpasiani. Dadurch wird der Glivos argeota-
,rius bis zur anderen Seite des Forum ausgedehnt.
?7) Les forum de Rome. I. p. 66. Bekehr, d. St. R. III B. S. 3S.
Vielleicht bezieht sich aufwiese BasUica auch Di g. XXXIV, %, Z%. §. 4.
414
genommen, von der sich in den Gebäuden hinter S. Martina
längs der Salita di Marforio bedeutende Reste finden sollen.
Es sind dieselben Bogen , welche Piranesi und Canina zum
Forum Caesaris ziehen. Die Annahme hat wegen der Angabe
der Notitia viel Wahrscheinlichkeit, wenn auch noch keine
Gewissheit dafür vorhanden ist. So viel ist aber offenbar, dass
diese Basilica argentaria dem vom Marsfelde auf dem Clivus
zum Forum Gehenden zur Linken war, da der OrdoRo ma-
tt u s den Zug per clicum argentarium , inter insulam eius*
dem noviinis et CapüoUum hindurch gehen lässt. — Ueber
dieser Strasse scheinen mehrere Ehrenbogen gestanden zn ha-
ben. Zwei derselben nennt deutlich der Ordo Romanus (Anm.
717.); den einen nahe bei Palazzo di Venezia, Arcus Ma-
nns carneae, den anderen nur als Arcus triumphalis
gegen den Ausgang des Clivus auf das Forum Rpmanum.
Letzteren hält Bunsen (UI B. S. 119.) für den Triumphbo-
gen Marc -Aureis, dessen Inschrift der Anonymus von Ein-
siedln erhalten hat ; hauptsächlich, weil in der Kirche S. Mar-
tina Reliefs von demselben aufbewahrt wurden, die jetzt zu
den Zierden des Palazzo de' Gonservatori gehören. Indessen
scheinen die Inschriften, welche der Anonymus mit jener zu-
gleich als in CapitoUo angiebt, nicht hier, sondern auf der
Höhe gesammelt zu sein. — Am Ausgange dieses Clivus,
rechts am- Berge liegt der Carcer Mamertinus (S. Pietro
in carcere), von dem S. 262 ff. gesprochen worden ist. Ihm
gegenüber lag bis unter Sixtus V. (1585 — 1590.) der be-
kannte Marforio, die colossale Statue eines liegenden Fluss-
gottes, mulhmasslich des Tiberis, wie ihn auch der Ano-
nymus von Einsiedlu wiederholt benennt.. Die Unwissenheit
des Mittelalters hat kein Bedenken getragen, ihn für ein Bild
des Mars zu halten und eben so hier ein Templum Martis (S.
Martina) anznnehmen ® ^^). Er wird aber auch simulacrum
Mamertini genannt ^9), was selbst gegen das Alter des
91X9) Mirab. a. a« 0. Ante privatum euMtodiam Mtnnertini ttnr
plum Martis, ubi nunc iaeet simulacrum eius,
^9) Martin. Polon. Jtem sub CapitoUo, ubi iaeet simu-
415
Namens Carcer Mamertinus misstrauisch machen kann. Cre-
genwärtig befindet sich die Statue im Hofe des Museo Capito*
Uno. — Zwischen dem Carcer und dem Concordientempel und
seit dem Baue des Arcus Severi [unmittelbar hinter diesem be-
ginnend war ein Aufgang zu dem Asyle, daher von den Topo«
graphen gewöhnlich Clivus Asyli genannt, obgleich dieser
Name bei den Alten nicht vorzukommen scheint. Von ihm
müssen aufwärts zur Burg dieStufen derMoneta geführt
haben, und auf dieser Seite des Carcer waren jedenfalls auch
dieScalaeGemoniae, aufweiche die im Gerängnisse Hin«
gerichteten geworfen wurden®*'^). Das Pflaster dieses Auf-
gangs vom Arcus Severi zum heutigen Capitolplatze ist im
sechzehnten Jhdt. gefunden worden und neuerlich beim Ans*
graben des Triumphbogens wieder zum Vorscheine ge«
kommen '*).[
Der Palatia und die Yelia.
Nächst dem Capitole hat der Palatin das meiste geschieht*
liehe Interesse. Wie er den Keimpunkt enthält, von dem die
Entwickelung des merkwürdigsten Staatsorganismus ausging,
so erscheint er von Augustus an als fortdauernder Sitz der
vollendeten Weltherrschaft, als die kaiserliche Burg und das
lacrum Mamertini, fuit templum lovu, El ist offeobar, dass io
keinem Falle der Name Marforio berech tii^eo kann , das Forum An-
^osti (Martis foram) ia diese Nähe za briogeo.
830) Eine sehr deutliche Bezeichnung dieses We^s bei den Sca-
lae Gemottiae findet sich bei Dio Cass. LVIH, 5. intiSii n naliy r^f
KanmaXü^ d'vaae ig t^v ayogay tutnjn (JSTjfiwtfoi)^ qI oinixtu avrov ol
So^vipo^oi dia re xiJQ o9ov tijs i9 ro ^tofiQtTyQioy ayovatit
iieT^anovTO , fi^ Bwri^ivr^Q cufrtf viro tov ox^v inaMolot}&noaif
ual ttara %wv avaßaa (lotv^ xa^* iv ol d$Matovjü€PO$ c^^«*
^vovvTO, naT iovzts wkiad-op xal nardntaov. Vgl. Valer« Max.
Vly 9> 13. (Caepio) in publieü vineulü tpiritum deposuit corpusque
eiut funesti camifieis maaibut laceratum in seaiis Gemonii* iaceni
magno cum horrore toiius fori Romani conspectum 9*t, Pilo. VIII,
40,61. f acit. Hist. 111,74.
31) Lncio Fanno, Antich. di Roma, p. 32. Noa e molti anni,
che si h scoverta nna strada lastricata di sette pie larga, che si sten-
deva da la piazza, che e so nel GampidogUo, verso Tarco di Settimio^
che l giü nel piaoo.
416
Centrum des Reichs ^'^), bis gänzlich veränderte Verhältnisse
die Verlegung der Residenz von Rom hinweg nach anderen
Städten herbeiführten. Aber so unzertrennlich schien der
Name Palatium von dem kaiserlichen Hoflager, dass er auch
auf die späteren Residenzen überging ^').
^ Von der Lage des Bergs in der Mitte der sechs übrigen
Hügel und von seiner Gestalt und Orientirung ist bereits die
Rede gewesen (S. 88. 105.). Seine ursprüngliche Höhe lässt
sich nicht wohl bestimmen, da unendlicher Schutt von alter
Zeit her den Boden bedeutend erhöhet hat. Nach Calandrelli
beträgt die Höhe des Bodens der Kirche S. Bonaventura
160 Fuss über dem Meeresspiegel. Der Berg bietet noch jetzt,
sichtbar besonders an der Seite des Circus Maximus, ander-
wärts tief verschüttet, gewaltige Trümmermassen dar , Reste
der prachtvollen Kaiserpaläste, die indessen schwerlich eine
zusammenhängende Restauration gestatten ^-^). Eben darin.
832) So drückt sich Tacit Bist. 111,70. aas: nteilium in Pa-
latium, in ipsam imperii arcem regressum,
33) Dio Gasi. LIH, 16. naXiUai di xaßaaileta JIaXaru>v. ovx
or« Mal tSo^i nox» ovraic avxa QVOfid^ead'ai, aXl oti iv %$ rv} JJaXazU^
6 KaXaoQ wku xai ixsi tu ar^azm'iov stxs * uai nva tuü n^of t^v tov
*J\u/iülov ftffo^volxriatv tp^utjv y otxla aviov ano tov nuvzoi o(^ovs iXafii.
Kai dia rovzo xav a)Xo^i irov 6 aoroxQeiTVti^ Karalvtj, rijv tov itakatloy
inbtkrjoiv y narayi^yri avTou laxi*» Wegpeo der sehr verschieden versuch-
ten Brldärung des Namens s. Varro L. L. V^ 8. p. 51). Panl. Diac.
£. 220. Palatium. Dionys. I, 32. II, 1. Serv. z. Aen. VIII, 51.
insere Zeit ist nach mit einer neuen beschenlLt worden. Hiillmann,
üömisehe Grundverf, S. 4. 19. leitet Palatinm von itäv Xaziov {Xtikzov)
ab. Vgl. Göttling, Gesch, d, rUm. Staatsverf, S. 44.
34) Es ist demungeacbtet mehrfach versucht worden. Bian-
e h i n i , del Palazso de' Cosari, Veron. 1738 fol. T h o n^ s und B al-
lan ti*s Werk, // Palazzo de' Cetari habe ich nicht benutzen können.
Ausserdem lernt man die Trümmer am besten kennen aus Du P^rac,
yestigj deir antich. di Homa, t. 7 — 11. Guattani, Aoma deser, ed
illustr» I. p. 47 ff. Tournon, Etudes stat. sur Rome. pl. 23. 2i.
und BetcAr. d. St. ü. HI A. S. 85 ff. mit Plan III. -* Der grösste Theil
des Palatin wird jetzt von den FarnesischenGärten, der schSnen
Villa Mi lls (sonst Spada) und dem Orto Roncioni (oder Rooconi?)
eingenommen. In den Ersteren sind besonders bemerkenswerth die Hnine
des grossep Saals, gewöhnlich Bibllotheca Palatina genannt, und die so-
genannten Bäder der Livia, tief verschüttet. In Villa Mills, wo früher
eine der ansehnlichsten Ruinen stand, jetzt sichtbar nur noch unter der
Erde eine Reihe Zimmer, die man dem Baue Domitiaos zueignet« In dem
Orto Roncioni hat man einen Hippodrom erkennen wollen. Auch der
übrige östliche und südliche Theil der Höhe, der in mehrere Weia-
417
dass die mehr mid mehr erweiternden oder sich snecedlrenden
Anlagen der Kaiser von Tiberios bis Alexander Sevems, be*
sonders durch Calignla, Nero, Domiüan , Elagabal und Ale-
xander, nach nnd nach fast die ganze Fläche der Höhe ein-
nahmen y und der Berg der Hauptsache nach in ihnen auf-
geht, liegt der Grund, weshalb die einzelnen Theile sich to-
pographisch nur sehr unvollkommen bestimmen lassen; denn
die Nachrichten darüber sind in der Regel ganz allgemeiner
Art, oder sie setzen schon eine genauere Bekanntsehaft mit
der Oertlichkeit voraus. Die Ueberreste aber können uns in
keinem Falle Gebäude früherer Zeiten zeigen, da der neroni-
sche Brand das Palatium vor allen anderen Staditheilen ver-
heerte, und auch Nero's neuer Bau hat jedenfalls späterhin be-
deutende Veränderungen eriitten. Daher haben im Grunde
die Abhänge des Berges, wo sich nach etwas genaueren Nach-
richten mehrere besonders ilir die älteste Zeit wichtige Punkte
nachweisen lassen, ein grösseres topographisches Interesse
als der obere Berg.
Die meisten dieser Punkte, als die Curiae veteres,
der lupiter Stator, die Porta Mugionis und die alten
Königshäuser, der Hain der Vesta, der heilige
Feigenbaum, die Porta Romanula mit dem Clivns
Yictoriae und die Casa Romuli, sind indessen schon
zur Erörterung gekommen, so dass nur noch eine Nachlese
übrig bleibt. — Der dem Gapitole gegenüber liegende Abhang
hiess mit besonderem Namen Cermalus oder Germa-
1 u s ^3^). Der Grund, weshalb er von dem Palatin selbst un-
Ifärteii Kerfällt, enthÜlt zahlreiche Trommer, wornnter namentlich die
schönen Bogen in der Visoa del Coüegi o Inglese so bemer-
ken sind.
835) Varro L. L. V, 8. p. 60. huie (Palatio) Cermalum et VeliaM
eoniunxerunt, — Germalttm a germanU Rontulo et Remo, quod ad
ßeum ruminalem et ii ibi inventi, quo aqua ibema Tiberü eos de»
tulerat in alveolo expositos. Wegen der doppelten Schreibart s. Anm.
153. Nach Plntarch war die sp'dter übliche Form Cermalus. Rom.
3. 2\>v Si TTOrafitoi nnTaxlu^orrog 17 itX7jUfiv(^m xr^v ottäipijv vnolaflovaa
tuü fisrem^ieaaa n^mQ xavijyeyiuf lU xofifiov inummS fiäl&ax6v, o vvv
Ke^/MiXov Halovai, nakat 3i FtQfutyoVf ws touuv, or« xccl rove iiotltpovs
yiffiavovf 0po/iaiovotv, und so hat auch Festns geschrieben. PavK
Diac. p. 55. Cermalus. p. 341. Septimontium. S. Niebahr, Rom.
27
418
lerschieden warde , M-ird nicht recht klar : vielleiclit ist er
darin zu Sachen, dass sich die Ahdachang besonders gegen den
lanus des Forom Boarinm hin in Absätzen weiter vorschob,
während spätere Anlagen die Gestalt des Berges .bedeutend
verändert haben mögen. Hier war dasLupercal, der Sage
nach eine von der Arkader Zeiten her dem Pan geheiligte
Grotte*^*), und dabei der heilige Feigenbaum, ficus rumi-
nalis, wo die Zwillinge mit der Wölfin gefunden worden wa*
ren (S. 293. Anm. 490.). Genauer wird die Stelle nicht be-
zeichnet, und ihre Bestimmung hat grosse Schwierigkeit. Zn-
vörderst ist festzuhalten, dass man ganz irrig von dem Feigen-
baume auf dem Comitium auf die Nachbarschaft des Lupercal
und Forum geschlossen hat. Es ist schon oben (S. 293 f.) ge-
zeigt worden, dass der Baum angeblich durch ein Wunder auf
das Comitium versetzt worden war. Sodann muss es ent-
schieden für irrig gelten, wenn Serv. z. Aen. YIII, 90.
sagt: ßcus rtimtnalüy ad qvam efectt sunt Remus et Romu^
lusi guaejuü übt nunc est Lupercai in Circo. Es ist das
jedenfalls Missverständniss der Angabe , dass das Lupercal
sich an dem Wege zum Circus befand , wie Dionysius aus-
drücklich ^sagt. Es ist also offenbar nicht das Thal des
Circus selbst, sondern der Cermalus, an dem der Weg nach
dem Circus hinfährt. Die weitere Bestimmung hängt genau
mit der der Casa Romuli zusammen. Das Argeerfragment
Gesch, I. S. 430. (3. Ausg.). Varro schreibt das zweite Mal Germaius
nnr der Etymologie wegen : doch haben im Argeerrragmente die Hand-
schriften und Ausgaben durchgängig Germalense.
836) Dionys. I, 79. koI ijv yoQ jis ov nolv cmlxotv hgoi %(uqo9
vXji ßa^u'if Qvvt^(feip^6 Kai nitf^a ttotin ntjya^ uputaa. ciU^'Cro ya^^ Uw
TOP irniod^ofiov fpiqovaav odov, cap. 32. vvv fiiv ow ifvfi^
yreTtokiafilvoir rcj» xtfUvii \AovTtt^iiiaXli^) zäiv ni^t^ %wiflutv BvotinMOto^
ylyovtv J^ naXata rov toitov tpvaii. r^v oi ro a^xatov, tue A^y«Ta»,^ ^'^"^
Muov ino Tif X6<p(^ /*fy^9 9gv/if laalti^ xaTt^Qetpitf wul ugrjvlite tmo tale
nixQaii ifißvi^ioi. n, t, L Merkel z. Ovid. Fast. p. CXLIX
f. bat sehr richtig bemerkt, dass es absurd ist, Obiges für Worte des
Fabius Pictor zu halten. Man hatte doch bedenken sollen, was ein
alter römischer Annalist und was ein Ausländer in Augustns Zeit
schreiben konnte.
41»
liemii an Aem Cermalus eine Aeieu Romnli *^'), die nir*
gend weiter erwähnt wird, «o dass es zweirelhaft ist^ ob man
aie von der Casa Romuii sn iinterscheiden habe» Letztere
aber lag gans besUmmt auf dieser Seite des Beiges. D i o n y <-
Sias sagt weiterhin : «fsr (axf/pmp) Hi nal $t6 ifnh ijr %ie iti
xw ilBtAoyTiot; inl %i^ nfoc %9p Innoffo/iop ör^^ot/oyc
XafipoQ 'Pm/AvXov XtyofUptj* Diese «nm Qrcos fahrende^
Sehlacbt kann aber nur der Aufgang zwisehen S. Teodoro nad
S. Anastasia gewesen sein; denn anf der Seite des Cirens
kann sich nie eine solche Schlndit befanden haben. Das atinwit
nun auch völlig mit dem Grenzverzeichaisse der Notitia
iiberein , welche (Reg. X.) von der Seite des Cermalus aua*-.
gehend und nach dem Forum und der Velia sich wendend mit
der Casa Romnli beginnt und, nachdem der ganze Berg
umkreiset ist, von dem Cirens zaruckkehrend mit dem Iiu-
percal scUiesst (S« 99.). Daraus eigiebt sieb, dass Letzte*
res weiter als die Casa Ritenli nach dem Circua hin lag^ aber
auch noch anf der Westseite des Berges ,,an dem Wü^e zum
Circus^^ wie Dionysius sagl. Mehr. Schwierigkeit macht nnn
allerdings Plntarchs Angabe der Stelle, wo die Casa Ro-
muli sich befunden habe. Rom. 20. ^PußfMvhoQ ii (mx$i) nagd
sovs Xeyo/iiwovg ßad-fkois Kalijg dn%fis* ovioi ii sla$
91€qI WjV de x6r Innoig^/uop xov fidya^f in /laJUerv/ot; «a-
mßaaiv. In der Nähe stand auch der Cornelkirschbaum,
der aus der Lanze, welche Romulus vom Aveniin nach dem
Palatin geschleudert haben sollle , erwachsen war '^) , aber
ft37) Varro L. L. V, 8. Genmalemm ^uintieeps apud modern Ro-
mulL Man hat oft die Kirche S. Teodoro far dea Tempel des Homa-
los erklärt , and möglich ist es allerdiogs , dass dieses RuodgebÜade
über einem antiken Tempei steht^ obgleich nach Platner, Be^ckr^
d. Si. R, III A. S. 370. die sichtbaren Zaegelmaiiern die Construction
der christlichen Zeiten zeigea sollen. Für die Casa Romuii aber scheint
die Stelle xa fern vom Cirens za sein, und ein Tempel des Romulas
wird nun eben nicht weiter genannt, auch nicht eiomjil naehdem die
Hütte wiederholt abgebrannt war. Dio Cass. XLVIlf, 43. LI V, 29.
38) Pia tare h. a. a. 0. 'JBvraü&a 3i %al xijv xQavsiav iwaaav ttiv
27"
420
bei |der Anlage jener Slufen beschädigt worde und abstarb :
Fatov 9h KaiaaqoQj mg fpaa, tuq dpaßdaas iniouevd^v^
%oQ %al w¥ T€][ViMP nt^iOQWtowmv TU fiX^alov, iXa&op
al fl^ai naumO'tiaai narrdnaat, xal %6 qivxov i/MXQdv&i]»
sagt Platarch *^*). Wo nun aber dieses Pnlchram litus ge-
wesen sei, wird nii^end gesagt; indessen hat doch der Name
^nur dann einen Sinn, wenn man eine Gegend annimmt, welche
dem Flusse gegenüber lag, und so wird man auf die Kante des
Berges, etwa über S. Teodoro bis S. Anastasia hingewiesen.
Daher möchte ich annehmen, dass die Casa Romuli unweit der
Porta Romanula, aber auf der Seite von S. Teodoro, das Lu-
percal aber etwa dem lanus gegenüber gewesen sei. — Auf
der dem Caelius entgegenstehenden Seite, zwischen denCu-
riae veteres (in der Nähe des Constanünbogens) und dem
Septizonium (an der südlichen Ecke des Berges) nennt
die Notitia Fx>rtunam Respicientem, die also wohl
hier einen Tempel hatte, vielleicht aber auf der Höhe des Bergs.
Mit dieser Angabe stimmt genau überein die Basis Capi-
tolina, auf der in der zehnten Region nach dem Ficus
Curiarwn ein f^icus Fortunae Bespicientis genannt wird.
Auf der oberen Fläche waren mehrere uralte Heiligt hu-
mer. Aelter noch als die romulische Stadt sollte der Tem-
pel oder wenigstens das Heiligthum der Victoria sein, von
dem schon S. 252 gesprochen worden ist. Seine Lage wird
einigermassen dadurch bestimmbar, dass zu ihm von der Porta
Mm. Gesch. 1. S. 2iS. 3. A.
939) Danach hat Gerhard beiSoiin. 1,18. scalarum Caci, mit
vieler Wahrtcheinlicbkeit verbessert: scalarum Caii. Man hat aaf
diese scalae aneh bezogen Prop. IV, t, 9.
Qua gradibus domus isla Remi sc sustuUty olim
Unus erat ßratrum^ maxima regna foeus,
wo Laehmann mit Ueiusins schreibt : Qua Gradibus etc. ; allein wenn
es aach wahrscheinlich ist, dass Properx die Casa Romali meint, so
ist es doch ganz vnerweislich , dass schon vor Caligola diese Stnfen
gewesen, und dass der Ort den Namen Gradus geführt habe. Ob sich
ans jenen Worten aaf einen Tempel schliesseo lasse, ist sehr zweifel-
haft, da ja eben die Casa noch später besteht. — Uebrigens bleibt es
auch doolLcl, wie man sich die Scalae Pulchri litoris zu denken habe;
denn Plotarch giebt sie nicht gerade als zam Circas hinabführend an,
sondern ns(jl t^ sie tar ünt69(fpfiw tuaafimnv.
421
Romanula der Clivus Victoriae hinaufluhrte ^^). Vielleichl
stand er also über dem Circus and es könnte wohl selbst die
Victoria Germanicianä, welche die Notitia auf dieser
Seite nennt, darauf bezogen werden. — Ferner war hier die
ursprüngliche CuriaSaliorum (Palatinorum), wo die An-
cilia und der Lituus Romuli aufbewahrt wurden, und in Bezug
auf diese Sacra wird sie besonders erwähnt-^'). Auisserdem
besass auch der Palatin eine der Arae Febris (S. 82.) und
ein auch aus alter Zeit stammendes Sacellum Deae Viri-
placae^^). Endlich kann hieher auch die domns flami-
nis Dialis gerechnet werden. Dio Cass. LIV, 24.
Den zweiten grösseren Tempel (wenn man den der Yiclo-
ria als einen solchen ansehen darf) erhielt der Palatin im
J. 562, nachdem (13 Jahre früher) die Magna Mater Idaea
nach Rom gebracht worden war*^^)« Auch über seine Lage
giebt nur die Notitia Aufschluss. Sie nennt ihn unmittelbar
nach der Casa Romuli, und es muss daher für unzweifelhaft
gelten, dass er über dem Cermalus nach dem Forum hin lag,
und zwar so, dass seine Vorderseite nach Morgen gekehrt
war **). Er wurde zweimal durch Feuer zerstört $ zuerst im
840) Ein Fragment des capitolioischen Plans (Bellori t. IV.)»
eben dasselbe, welches durch die loschrift: SEVERI ET AitTONINl
AVG^NN, die Zeit, wo der Plan aufgeoommeo wurde, coustatirt, seigt
auch den Namen c/tVVS VICTORIA«. Die daneben liegenden Gebäude
weiss ich aber nicht zu bestimmen.
41) Wegen der Ancilia s. S. Z^O, Gic. de div. I, 17. qui qui-
dem Romuli lituus — cum tituM 9s$et in curia Saliarum^ quae est
in Palatio, ea^ue deJUtgravisset , invenius esi integer. Dionvs.
fgmt. XIV, 5* iv Si r^ ^^Piafiri kclKm r«c U^a itsi^l t^p «o^vip^y tpffv»
(livtj TQv nakariov avyKaratpMYUoa «. r. A. Va 1er. Max. I, 8, II.
42) Valer. Max. II, f, 6. Quoties vero inter virum et uxorem
aliquid iurgii intercesserat , in sacellum Deae Firiplaeae, quod est
in PalatiOf veniebant.
43) L i V. XXXVI, 35. Per idem fere^ tempus aedes Magnae Ma-
tris Idaeae dedicaia est: quam deam is P. Cornelius (Nasiea) adve-
dam ex Asia P. Comelio Seipione, eui post AlJVicano fuit eognomen^
P. Lictnio consulibus in Palatium a mari detulerat. Locaverant ae^
dem faeiendam ex senatusconsulto M. Livius C» Claudius censores,
M. Comelio P. Sempronio consulibus: tredecim annis postquam lo-
cata erat dedicavit eam M. lunius Brutus. Vgl. XXIX, 14. (Cic.)
de harasp. resp. 12.
^41) Dio Cass. XL VI, 43. ro re t^s p^toos tiav d-ewv a^aXpa
To iy Tif IlaXatitf ov (^QOiyoQ toi xas xov ifUov^ avaxola^ n^ots^ov
fiXinov) n(fQ9 6vapäs aao tovropettov pezeovQWfti,
— 422
J«643, woeio Metellos itm wieder erbaut xa baben Scheint <^^/
dann im J. 755, wo Angustas ihn wieder herstellle^^). — Ob
der Tempel des lupiter Victor, welchen die Notitia «^
zwischen der Domns Augosti und der Curia vetos nennt, der-!
selbe sei, von dem Liv. X, 29. und 0 vi d. Fast. IV, 621.
sprechen, ist nngewiss, ifnd selbst ob der Beiname Victor rieh-
ttg sei, kann bezweirelt werden. Ganz einzeln steht die Er*
wHhnnng eines Bacchnstempels und eines Torus Cy-
beles bei Hart. I, 71, 9. Beide sind der Zeit und dem Orte
nach nobeslimBibar« £ben so das von Dio Cass. LXXIV,
3. erwShnte *Afifi9l0iO9 nnd das in einer Inschrift genannte
templum lovis Propngnatoris. S. Nardini, Rom. ant,
III, p. 196« Orell. InscrA%. — Ausserdem ist aus der Zeit vor
Augüstus zu bemerken die Stelle,- wo das Haus des Vitruviua
Vaocus aus Fundi gestanden hatte, das wegen Verrath des Be-»
Sit2ers im J. 423 geschleift wurde. Sie blieb unbebaut und
hiess seitdem Vacci prata^"); w^ie lange diese sich aber
— ^ —
845) lul. Obs, ^, Maxima p^rs urbis exusta cum aede Matrit
Mügntie* Auf die \ViederhorstelluBg nach dSesom Brande ma; sich
kaxiehen Ovid, Fast. IV, 347.
Nasiea aceepit, templi non perstitil aucior.
Avgustut nunc est, ante Metelius erat.
46) Valer. Max. I, 8, lU Qttod Q. Claudiae statua in vesti^
buto templi Matris deum poiita bis ea aede ineendio consutnpta,
prius P, Nasiea Scipione et L. Bestia, item M, Servilio et L, Lamia
eoi, in sua basi ftammis intaeta itetit. Es war derselbe Brand, wo
auch AngustuB \Vobnno|f zerstört wurde. Dio Cass. LV, 12. Vgl.
Merkel z. Ovid, Fast. p. XLV. CXXIX. , wo die Stelle ans Val.
Max. übersehen ist. Der Wiederanfban dnrch An^stns bezeugt ausser
Ovfd. das Monnm. Ancyr. AEDEM. MATRIS. MAGNAE. IN. PA-
LATfO. FECl. Fast. Praan. Pr. Id. Apr. LVDI. IN. CIRCO. M.
D. M, I. IN PALatio QVOD. EO. DIE. AEDIS. Eins DEDICATA. EST.
47) Das C n r i 0 8 n m hat nur Templum lobis. Man würde am natürlich«
•ten an den Inpiter Stator denken, der hier gewesen sein mass. Aber in P a n-
C i t* 0 1 i ' B nnd L a b b e ' a Text steht j4edemlQvisrietoris. Gerade in die-
ser Gegend, bei dem Templum Romae nennt dagegen in der vierten Region^
die mit der zehnten grenzt, das Curioanm wiederum Aedem lobis , und
Jene Ausgaben Aedem lovis Statoris. Es ist m5glich, dass der Inpiter
Stator jenseit der Sacra via gestanden hat, so dass er zur vierten Re-
gien gehSren konnte; mSglich aber auch, dass die beiden Tempel im
Verzeichnisse die Namen gewechselt haben. Im Ganzen ergiebt sich
so viel, dasi einer von beiden am Palatin, nnd beide sich nahe wa-
ren. Vgl. auch loseph. Ant. lud.JCIX, 4, 3. Dio Cass. LX, 35.
48) L i V. VIII, 19. aedes Juere in Palatio eius, quae Faeeiptala
diruto aedißcio publicafoque solo appellata. (Cic.) p. dorn. 38. In
Fütici pratis domus ßiit M. Facci\ quae publieata est et eversa , ut
illius facinus memoria et nomine hei notaretur.
483
von Anbau frei erhielten, ist uagewiss. Bekannter ist die ans
ähnlicher Veranlassung entstandene PorticusGatuli. Als
M. FulvittS Flaceus mit C« Gracchus umgekommen war, wurde
sein Haus auf dem Palatin niedei^erissen und sein Verwandter
Q. Ltttatius CaUüus erbauete später nach dem Siege über die
Cimbern auf der Stelle jene Halle ^*^). Dicht daran lag das
HausCicero^s, erbaut von M. Livius Drusus, dann einem
Crassus gehörig, in keinem Falle aber dasselbe, welches einst
L.Crassus der Redner besessen hatte und dessen damals
verschwenderisch scheinende Pracht ihm zum Vorwurfe ge*
macht wurde ^^). Als Cicero verbannt war, steckte es Clo-
dius in Brand und zog einen Theil zur Porticus Catuli, bei
weitem den grössten aber verband er, wiewohl er ihn der Li-
bertas weihete, mit seinem gleichzeitig daselbst erkauften Hau-
se *^). Trotz der vieirältigen Erwähnungen ergiebt sich jedoch
849) V a 1 e r. Max. VI, 3, 1. Caeterum Flaeciana area cum diu
penatibut vaeua mansUset^ a Q, Catulo Cimbricit spoiiii adomata
est, (Gic.) p. don.- 43. Tu^ Q, Catule^ M» Fulvii domum, cum U
fratrU lui socer fuutet, monumentum iuarum manuhiarum esse vo*
luUU. Vgl. d.' folg. Adiu.
50) PI in. XVH, 1, 2. XXXVf, 3. Cicero kaufte allerdings zu
hohem Preise das Haus eines Crassus auf dem Palatin. ad fam. V,
6. Ego tua gratulatione commotut , quod ad tne pridem scripseraSy
veUe te bene evenire^ quod de Cratso domum emt'uem, emi eam
f'psam domum XXXV. vgl. Gell. Xlf, 1?.; allein es kann diess nicht
das Hans des L. Crassus Orator gewesen sein. Zwar würde aas der
Decl. in Cic. 2. cum in ea domo Aabitares, komo ßßgitiosissim^,
quae P. Crassi, viri clarissimifuit, kein gfsniigender Beweis entlehnt
werden können ; aber es sagt Ve 11 ein 8 von L. Livius Drusos II, 14,
3. Cum aedyicaret domum in Palatio, in eo loco, ubi est, quae quon-
dam CieeroniMy mox Censoriai fuit, nunc Staiilii Sisennae est, etc.
Drusus und L. Crassus waren aber gleichzeitig und Letzterer bewohnte
iiberdiess sein väterliches Haus oder wenigstens ein ererbtes. Plio.
XVII, 2. Jedenfalls ist M. Crassus zu verstehen.
51) Plutarch. Cic. 33. "O St KXwStoi i^ldaa^ tot Kutigwva
Katini^rjaB fiiv avrov taf inavXtig, KatiTCQTias S$ t^v otxiav, Mal rif
roTt^ vaov 'MXevd'tgiae tTrtffHoSofjinae. Dio Cass. XXXVIII, 17. nal
f} TS ovaia avrov for^fisv&Tj «al y oixia , otanig rtroQ itoXsfilov^ utarir'
axatptf, x6 TS i'Soupog avr^g fs vsihv ^Ehv^tffiaQ av^r^xav. Appian.
II, 15. Cic. in Pis. 11. mit Ascon. und überhaupt die Rede p. domo,
namentlich c. 41. domus mea illa prope tota vaeua est. vix pars ae-
dium mearum decima ad Catuli porticum aceetsit. causa Juit am-
hulatio et monumentum, et isla Tauagraea, oppressa libertate , Li-
bertas. in Palatio, pulcherrimo prospectu, porticum cum conelavibus
pavimentatam trecentum pedum concupierat , amplissimum peristy^
lumj caetfira eiusmofli i /acile ut omnium domos et laxitate ei digni-
424
für die Lage des Hauses and nithin auch der Porticns Catuli
nichts sicheres. Mehrere Andeutungen lassen vermutben, dass
es am Rande des Berges über einem Abhänge und wahrschein-
lich auf der nordöstlichen Seite stand **'). — Auf dem Palatin
war auch Catilina's Wohnung, die durch Augustus zu sei-
nem Hause gezogen wurde '^)$ femer ein Haus des Anto-
nius, das Augustus an Agrippa und Messala schenkte ^^), und
das durch seine Pracht damals berühmte Haus des Scan-
rus ^'). Ueberhaupt scheint der Palatin vorzugswdse von
▼ornebmen Römern bewohnt worden zu sein, bis die immer
mehr sich ausdehnenden kaiserlichen Anlagen den Privatbesitz
gänzlich ausschlössen. '
Mit Augustus beginnt für den Palatin eine neue Pe-
riode. So bescheiden auch der nunmehrige Alleinherrscher
ohne Pracht nnd Aufsehen wohnte, so ist doch der Umstand,
dass diese Wohnung eben auf dem Palatin war und dass er sie
als Haus des Pontifex Maximus zum Staatseigenthum machte,
entscheidend iur die künftige Bestimmung des Berges zur kai-
serlichen Residenz geworden. Augustus war in dieser Region
geboren, ad Capita bubula, einer nicht sicher bestimm-
täte svperaret. Dabei tilgte Gledias deo Namen des Catalns und de-
dicirte die Halle unter dem seiuigen. p. dorn. 53. de bar. resp.
tl' — Bekanntlicb erhielt Cicero seine area xnriick und der Wieder-
anfban erfolgte aaf Staatskosten, in Pia. 22. de bar. resp. 6. 8.
15. ad Att. IV, 1. 2. Vgl. Sacbse, Gesck. d. St. R. I. S. 561.
852) Plntarcb. Cic. 8. sagt sebr nngenaa : yx«( nt^l to Ha*
Xartov, Dagegen bcisst es p. d o m. 37. In eonspectu praeterea totiut
vrbu domui est mea. Daber fdbrt Cieero's Weg von seinem Hanse
nacb dem Fomm Sber die Sacra via. Plntarcb. Cic. 22. Kalrrf^
tov t% Halariov noffolaßinv t6v uiiyrXof , ^ye Sia r^s u^£ 69ov Hol
jijs ayoffäc fiioi^i, und so erklärt sieb «ebr natSriicb die Erwibnang
des Fornix Fabius p. Plane. 7. (S. 23U.)* ^»cb bezeicbaender ist
es, dass Vettius Cicero vtcinum eoiuulU (Caesaris) nennt (Cic. ad
Att. II, 2i.)f wodurcb man auf die Höbe über der Regia gewiesen
wird.
53) Sneton. de ill. Gramm. 17« (Verrins Flaeens als Lebrer
der Enkel Angosts) doeuitque in atrio Catilinae domvs, quae part
Palatii fune erat,
54) D i 0 C a s s. LIII, 27. mtl hret^i n oixla ^ iv xy Uolaxl^
OQti, ^ ir^OTiQov uiv rov*Artioviov yerofiirrj, vari^or 9i rm xM^Ayjffi'x»
itit nal Tflp MiOQüJjg. dod'iiaa, $MTt(pUr&ti , rf /lir MiOüoi^ o^v^^ov
ixoi(jioaTQ, TOV Si *jiy(fi7T7Tay avvoutov tnonjoaxo,
55) Ascon. z. Cic. p. Scann p. 27 Or. Plin. XXXVI, 3.
425
karen OerlHehkeii'**). Nock unbekannter ist die Stelle des
von ihm als Mann zuerst bewohnten Hauses des Redners C
Licinius Calvus: iuxta forum tupra sealas anmtarias.
Nachher bezog er das Haus des Horten sius auf dem Pala-
tin, eine sowohl der Ausdehnung als der Einrichtung nach
nissige Wohnung*^). Diess geschah wenigstens schon vor
dem sicilischen Kriege gegen Sex. Pompeins (71 8), und als
damals der BUtz in diese Wohnung geschlagen hatte, kaufte
Augnstos mehrere angrenzende Häuser und erbauete das sei*
nige neu, soll auch zugleich schon den Tempel des Apollo
gelobt haben**). Dieser Tempel, der zweite, wdcher dem
Gotte in Rom geweiht wurde **) , ist entweder erst nach der
Schlacht bei Actium begonnen worden, oder es hat der schon
angefangene Bau wahrscheinlich eine früher nicht beabsich-
S56) SnetoD. Aap. 5. Natut est Augustus —^ regione Palatii
ad Capita bubuia, uhi nunc Mactarium habet aliquanto poet, quam
Mßceeeitf eotutitutum. Dieses Sacrarimii ist dareliaiis nicht mit dem
Tempel des Divas Angostas lu vent'eehseiD. Weon es för i^ewiss MUf
luoelimen wäre, dass Servius denselben Ort meine, so wären frei-
Hell die Capita bnbala deatlich i^enng bezeicbnet. Er sa^t zn Aen.
VllI, 361. {lautae Carinae) aut propter Jugustum, qui natus e$t Cu"
riii veteribue et nutritue in lautu Carinie, Allein es gab über An-
gnstns GeburtstMtte und den Ort, wo er erzogen worden, ▼erschiedene
nachriehten. Sneton sagt: Nutrimentorum eine ostenditur adkue
ioeiis in avito euburbano iuwia Felitrae permodieus et eellae pena*
riae instar; tenetque vieinitatem opinio, tanqnam et naitis ibi sit.
So kann aneh Servins einer andern Nachricht folgen.
57) Sneton. Ang. 72. Habitamt primo iuxta Romanum fO'
rum, supra Sealas anularias in domo ^ quae Caivi oratoris ßierat;
postea in Paiatio ; sed nihilominus aedibus modieis Horten$ianis ne^
que lasritate neque eultu eonspieuis , vt in quibus portieus breves
essent Albanarum eolumnarum et sine marmore ullo aut insignipa*
vimento eonelavia.
5d) Volle i. II, Sl* Fietor Caesar deinde reversus in Urbem-,
eontraeias emtionibus eomplures domos per proeuratores, quo laxior
JUtet ipsius publieis se usibus destinare professus est: tempiumqua
Apollini et eirea portieus faeturum promisit , quod ab eo singulari
ewstructum mun^ßeentia est. Dio Cass. XLIX, 15. t6xs di oiniav
TS ovrtp M Tov dfffiooiou bo'&fjvaM ^yvittoav. t6v ya^ tonop, öV iv r<f
HaXatiia (v. ^ari^), eiaw omo^ofiijoal tiva, iwnjTOt idtjfioaiwea , kaI
xif Unolituy* Uf^enisy^ instS^ tu^awo^ is avrbr SYMaTdaniftps, Die Ver-
bientlichnng bezieht sich hier nur auf die fär Apollo bestimmte Area;
in Bezug auf Augustus Wohnang erfolgte sie später, nachdem er Poa-
tifex llaximus geworden war, erst zum Theile Dio Cass. LIV, tT.
und bald darauf ganz LV, 19.
59) Aseon. z. Gie. in tog. cand. p. 90 Or. S. Circns
Flaminins.
426
tigle Aosdehnang erhalten $ deon wie Au^sins dem
sehen ApoUo bei Actiom einen Tempel weihele, so wurde
auch der auf dem Palaün auf ihn bezogen ^^y Die Dedica-
tion erfolgte im J. 726, und es kann daher der Brand voul
J. 756 (Dio Cass. LV, 12.) nur einen Theil der kaiserli-
chen Wohnung zerstört haben, zu der er unmittelbar gehörte.
Ueber sein ungestörtes Bestehen bis auf Nero ist aber keia
Zweifel. Er war mit Säulenhallen umgeben, in welchen sieh
die berühmte doppelte Bibliothek, Graeca et Latina
befand ^'). Hier war es, wo unter Augustus und auch spä-
ter oft der Senat versammelt wurde ^^). Zwischen den Säu-
len von afrikanischem Marmor standen die Statuen des Da-
naus und seiner 50 Töchter ^^) und auf dem freien Platze
angeblich eben so viele 'Reiterstatuen der Söhne des Aegy-v
ptus ^*). Im Tempel selbst, der aus Marmor von Luna erbaut
860) Virf:. Aen. VIH, 704. Prop. IV, 6, 17. 07. Daher auch
PhoebuM NavalU» Prop. IV, 1, 3. Vgl. loseph. de bell. Ind.
II, 4. Ovid. MetaiD. XJIf, 715.
€1) Dio C 0 s s. LIII, 1. ro r« 'AnoUmvt^v x6 n ir rf ntÜLarli^
maX ri Tifiirtofia tu ns^l auro, raff n cbro^^Kaff rtSv ßißiMuv i^titoitfoe
$uü Ma&U(^oe. SuetoD. Aug. 29. Templum ApollinU in ea parte
Palatinat domus ewcitavit^ quam ßilmine ietam desiderari a deo Aa-
ruüpiees ptonuntiarant. Addita porttcus cum bibiiotheoa Latina
Graecaqu9, quo loeo iam senior saepe etiam senatum habuit ete*
Vgl. Mooum. Aneyr. Ovid. Fast. IV, 951. Fast. Amitern. n.
Antiot. Vlir Id. 0«tobr. — Horat. epist. 1^3, 17. Ovid. Trist.
HI, 1, 63. PliD. VII, 58. Schol. Inven. I, l*i8. Die beiden Biblio-
theken bestandea ganz getrennt, wie die Grabscbrifteo beweisen, in
welchen servi nod liberti eben so wohl a bibiiotheoa Latina Apolli-
nis, als a bibiiotheoa Graeca Palatina genannt werden. Panvin.
JDeser. urb. R. Graev, thes, 111. p. 305. Groter. DLXXVI, 9.
DLXXVII, 8. DLXXVIII, 5. Orell. 40. 41.
62) Saeton. 1. 1. Darauf besieht sich Tacit. Ann. II, 37.
Igitur quatuor JUiis ante limen curiae adstantibus, loeo sententiae,
quum in Palatio senatut haberelur, modo Ho rtensii int er ora-
tores ei tarn imaginem, modo Augusti intuens ad hune modum
eoepit. Dean in der Bibliothek befanden sich die Basten oder elipea-
lae imagines der SchrifUteller. Vgl. cap. 83. Cum censereiur (Ger-
»anico) elipeue auro et magnitudine inaignis int er auctoree
ploquentiae, adseveravit Tiberiue, eolitum paremque eaeterie di-
eatttrum, neque enim eloquentiam Jortttna diecerni, et sati* inlustrcy
ei veteree inter scriptoree haberetur,
63) Prop. H, 31, 3. Ovid. Amor. II, 2, 4. Trist. III, 1, 61.
64) Sehol. Pers. 2, 56. Aeron tradit, quod in portieu ApoUir
nie Palatini ßterunt Danaidum ^ßgies, et contra eae »üb dito tot-
idem eqtseelree JiHorum Aegypti,
«7
war**^), stand die-Statue des Apollo Ciiharöedos zwisehen La<-
lona nnd Diana *% nnd wahrscheinlich anoh Slatnen der Mu»
sen^^; auf dem Akroleriam des Giebels Sol aaf einer Qua«
driga ^'). Der freie Platz vor dem Tempel ist die Area
Apollinis, von der früher gesprochen worden ist. Hier
war die Roma quadrata ^^). — Während aber -der Tem^-
pel mit seinen Schätzen so vieirältig beschrieben wird, sind
über seine und der kaiserlichen Wohnung Lage die Nachrich«*
ten bei den Klassikern äusserst dürftig. Um, so schätzbarer
ist eSy dass die Notitia uns beide genau nachweiset. Ihr
Grenzverzeichniss fahrt fort: Atdem Matrü Deum etApol-
S65) Serv. t. A«i. VIII, 720. In temphJpolUnü in PäUHo d^
soiido matmQre effeeio, guod adlatum ßierat de Partm Luna^y qui est
in eof{/tnio Tuseiae et Liguriae (Ctrrara).
66) Prop. n, Sl (23), 15.
Dein de inter matrem dem ipse interque tororem
Pythius in longa carmina veste sonat.
Davon ist za unterscheiden die Statne , welche der Dichter y. s. er-
wähnt. Er meint Au^stns als Apollo dargestellt. Serv. z. Ecl.
IV, 10. tangit Augtutum, cui timulaerum factum est cum JpoHinie
etmetis insignibus. S e b o I. G r u q. z. Hör. e p i s t; I, 3, 17. Pata^
tinue autem j4poUo dictut est a monte Palatino, uhi Caesar in bi^
biiotheea sibi statvam posverat habitu ae statu Apollinis» V§rl. M li (»
ler, Hdb. d- Arckäol, S. 523. C lausen, jieneas n. d, Pen, If,
S, 1102, Ueberhanpt: Hirt, Geseh. d. Bauk, 11. S. 266. Peterse n,
Einleit. in d, Stua. d» Areh. S. 87 IT. — Ansserdem stand hier auch
noch ein colossales Erzbitd des Apollo. Plin. XXXIV, 7, 18. Fide^
mus eerte Tuscanicum Jpollinem in bibliotkeea templi Avgusti, quin-»
quaginta pedum a pollice.
67) Daraur bezieht sich vermnlhlich luven. VII, 37.
Accipe nunc artes, ne quid tibi conferat iste,
Quem colis et Mwtarum et Apollinis aede relieta,
wo man ganz unpassend an den Tempel des Hercules Musarum gedacht
hat. Deutlicher sagt nach der Wiederherstellung Domitiaos Mart,
XII, 3, 9.
Jure tuo veneranda novi pete limina templi,
Reddita Pierio sunt ubi templa ehoro.
68) Prop. V. 11., der überhaupt nachzusehen ist. Andere Runsl-
werke und Weihgeschenke werden erwähnt: Plin. XXXIV, 3, 8,
XXXVI, 5. n. 13.32. XXXVII, 1, 5. Auch die Sibyllinischen Bücher
wurden hier aufbewahrt. Snet. eap. 31. Ammlan. Marc. XXIII, 3,
von dem man zugleich erfährt, dass unter lulian der Tempel durch
einen Brand zerstSrt wurde.
60^ S. 107. Das ist die svifv%to^Us rov Jlulaviov bei losephus
Ant. lud. XIX, 3, 2. Er giebt selbst an, dass hier Rom aearüadet
sei : ir^roy Si okifü^pas rys 'PoffuUiev 96Uot9 tovzo noffaiilmtetv 6
428
Unit Rhamnusä^^^). Pentapylum''^). Domum Augusianam
ei Tiberianam, Aedem labü. Curiam veterem. Daraus ist
es klar, dass Augnstus Haas aaf der Nordostseite des Palatin,
auf der Strecke zwischen dem Htusbogen und dem Vestahei-
ligthume, wenn auch nicht nothwendig an dem Abhänge selbst,
lag ; und damit stimmt vortrefflich tiberein, dass der Aufgang
ixL demselben von der Sacra via beim Titusbogen war, woher
die dort gelegene Porta Mugionis den Namen Porta vetus
Palatü erluelt '>).
870) Ungeachtet dieses auffalleDdeo Beioamens bat man doch je-
denfalls an keinen anderen Tempel als den des Apollo Palatinns zu
denken. Der Pseudo- Victor hat daraus eine Aedes Rhamnusiae ge-
macht.
71) Ein nicht erklSrter Name. Das Cnriosnm hat Sypentadj^
lu9 und in der anderen Handschrift Syptnta Dalius, Was es auch
immer sein möge, es ist keioesweges nöthig, es swisehen den Apollo-
tempel nod Augusttts Wohnung zu setzen, da eben die Notitia Sfler
gleichartige Gebände zusammen nenut, wenn sie auch nicht unmittel-
bar auf einander folgen. So wird auch die domus Tiheriana gleich
mit der Auguttana verbunden, obgleich sie an einer ganz anderen
Stelle lag. So ist es auch mit den Tempeln der Magna Mater und
des Apollo.
1%) Die deutlichste Anweisung giebt nach der Notitia Ovid.
Trist. III, 1. Er l'ässt sein Buch an dem Vestatempel vorbelgeTiihrt
werden und sagt dann:
Inde peiens deatram, Porta est, ait, üta Palati,
Hie Stator, hoc primum condita Roma loeo est.
Singula dum miror, video fulgentihus armis
Conspicuos postes, tectaque digna deo.
Von da, der Wuhnuog Augnstus, wo vor der Thüre die Lorbeerbäume
stehen, wird es erst weiter zum Apollotempel gefuhrt, v. 59.
Inde tenore pari gradihus suhlimia celsis
DuQor ad intonsi Candida tecta dei.
Signa peregrinis ubi staut alterna columnis
Belides et stricto barbams ense pater;
Quaeque viri doeto veteres cepere novigue
Peetore, lecturis inspicienda patent.
Daraus ergiebt sich ebenfalls, dass der Tempel weiter von der Porta
Palatü entfernt war , als Augustus Wohnung. So erklärt sich auch
Tacit. Hist. II!, 68. Jnterclusum aliud iter, idqtte soium, quod in
Saeram viam pergeret, patebat. tum consilii inops in Palatium re-
dit. Vilellius war vom Palatin mit seiner Familie herabgekommen,
um im Tempel der Concordia der Herrschaft zu entsagen. Das Volk
versperrt ihm jeden Weg und lässt nur die Sacra via offen, so dass
er in den kaiserlichen Palast zurückkehren muss. Dazu Dio^Cass.
LXV, ^. naxpayov in tov Ilalaniov xov Kaioa^a joy ir «vr<p «W^v-
ipijaai^a, xal iia r^ff ts^as iSov favffav tot avTon^acoffa. und LXXVII,
4. avTOf di ayijyayov 3ia t^s is^äg 66ov, wf tuU H xo Uakattov nofit^
ovpTse. vgl. S. Wi f.
42»
In dem spSteren Paladimi filhii ein Theil den Numen
Domns Tiberiana nnd man muss daher annehmen, dass
Hberins auf dem Palatin ein eigenes Hans hatte, das Ursprung-
lieh wohl ganz unabhängig von dem des Anguslus war und
erst durch spätere Bauten mit ihm rereinigt worden sein
mag*''). Ob es von ihm oder für ihn von Aiq;ustns erbaut
war, ist unbekannt; eben so ob er ab Kaiser, ehe er sieh
nach Capreae zurückzog, darin wohnte. Es scheint auf der
Seite des Circus gelegen zu haben, so dass sein hinterer Theil
bis an die westliche Seite (über dem Velabrum) reichte* Denn
hier stieg Otho, während Galba am Apollotempel opferte per
TikerUmam domum oder, wie es anderwärts heisst, posiica
parie Palatii nach dem Vehbrum hinab ^*) und von hier sah
Vitellius der Erstürmung des Capitols zu (Anm. 751.). Daraus
erklärt sich dann auch , weshalb die Notitia auf der ganzen
Seite des Circus, von dem Septizonium bis zum Lnpercal kei«
nen Punkt namhaft macht, als die Victoria Germaniciana. Es
war nämlich die domus Tiberiaua schon mit der Augustana ge-
nannt worden. — In später Zeit wird einer Bibliothek in
Tlberins Palaste gedacht '^) : es versteht sich , dass sie nicht
873) Saekse, Gesch. d. St. R. II. S. 1^6. hat htzweifelt, datt
der Name voa dem An^stns Tiberias beirihre vod ihn von dem En-
kel desselben, Cali^!a*s Adoptivsohoe, ber^eleitet. Es ist das iodea*
sen sehr aQwabrscheinlich, da dieser noch sehr jaog nmgebracht wnrde,
nnd schwerlich nach dem bedentnn^slosen Knaben (natSiov sa^ Die
Ca SS. LVIII, ;^3. LIX, 1.) ein Haopttheil des Palastes würde benannt
worden sein. Wir wissen von Tiberins Wohnims, so lange er alt
Angastns in Rom blieb, überhanpt gar nichts; denn wenn nach Sne*
ton. Tib. t5. er früher im Hause des Porapejns anf den Carinen, dann
in den Gärten des Maecenas wohnte, so gilt das nnr von der Zeit»
wo zwischen ihm und Aagnstns grosse Spannung herrschte. Dass er
aber als Kaiser anderwärts als anf dem Palatin seine Residenz gehabt
haben sollte, ist ganz unwahrscheinlich, nnd da er anf diesem Rerga
geboren war (Sunt. c. 5.), ist es selbst mSglich, dass er dort ein
ererbtes Hans besass.
74) Tacit. Hist. I, 27. per Tiherianam domum in Felahmm»
Plutarch. Galb. 24. d^a xijt I^ße(^iov tudovfUvtjg oixlag »araßag,
ifiadi^tv %h ayoQop. Sneton aber sagt Otbo 6. proripuitque $b
vostica parte Palatii ad constitutum; Es kann nnr derClivuf
Victoriae als der W^, anf dem er hinabstieg, gedacht werden , nnd
denselben Weg nimmt Vitellius , als er nach dem Aventin entflieht,
wo Tacitns Hist. III, 85. ganz ahnlich sagt: per aversam Pa*
iatii partem Aoentinum — defertur»
75) Gell. XIII, 19. Cum in domus Tiherianae Miiotheoa so-
4ao —
Too Tiberhis berrtihreii konnte, wie denn nberbaupi immer zu
bedenken ist, dass durch den neronisehen Brand alle früberen
Anla^n des Pahtin vemichiet worden sein müssen ; dass aber
in den Complexe der neuen Kaiserpaläste fortwährend eine
domus Augusti and Tiberii unterschieden wurden f 7*). -^ Auf
den Palatin setEt man auch gewöhnlich das einzige von Tibe*
rios in Rom neu geschaffene Werk, den Tempel des An«
gttstus, den er nach einem Senatusconsulte mit Livia er^
bauete, aber auch mcht vollendete, oder wenigstens die Dedi-
cation unterliess, die erst durch Caiigula geschah '^). Die ein-
sige Gewähr indessen, die sich für diese Annahme anfuhren
lässt, ist die zweideutige Erwähnung bei Plin« XII, 19, 42.
Radicem tius (cinnami) magni fonderit vidimus in Palaiii
iemploj quodfecerat Dwo Auguito coniux Augmia^ Es
lässt sich nicht leugnen, dass der Ausdruck m Potain ttmflo
sehr sonderbar ist, wenn man nicht einen zweiten Tempel als
Gegensatz annimmt, so dass Livia im Bereiche des kaiserli-
chen Palastes ein besonderes Heroon eiiMiut hätte '^). Es
macht diess auch die späte Vollendung und Dedication des ei-
gentUcheu Templum Augusti wahrscheinlich. Gegen dessen
deremus e(e. Vopise. Prob. 3. Usus atttem stim — praecipue Ubris
eas bibUotheea Uipia — item 9X domo Tiberiana, VieUeicbt war eia
an die Stelle der Palatina geireteo, die io dieser Zelt nicht mehr er*
wähpt »ird.
876) So spricht es gpanz treffend ans Joseph. An tiq. Ind. XIX.
I, 15. 68ov^ T§ itt^a^ xm^ovvtiQ naifijaav usriiv Ft^fiaviuoo
filv olulav xoü iWbv ^rarooff, o» rox9 avfiQTfKaQav ovrfffifUvtj Si
itulrrj Sta ro sV ro ßaailetov ov^ tri ohtoSofiia^g istaozoo rmv
*r rfi r^Y^fiovlq. ytyovo rutv aamj&häxo fU^v9 ovofiart twv oiuoSo*
fujoaftivwy, ij Mal ti fi£(fwv oaaqoimi a^iavtiav t^ imwntfUa» na»
77) Tacit. Ann. VI, 45. (Tiberius) Ne pubiiee quiäom nüi duo
opera ttruwfi, templum Augmto et seenam Pompeiani theatri: eaquo
perfecta contemptu ambitionie an per eeneetutem kaud dedieavit. Da-
gegen Sueton. Tib. 47. quae sola tusceperat, j4ugU9ti templum
rtetitutionemque Pompeiani theatri imperfecta pott tot annos reli-
quit. Cal. 21. Opera eub Tiberio semiperfecta , templum Augueti
theatrumque Pompeii absolvit. Dio Gass. LVI, 46. LVII, 10. L1X,7.
78) Das scheint auch in Dio Cassios Worten zn liefen, LVI,
46. xal avTif iV we TJ*Puftif VQ^^t yfijtpto&iv pfv vno %iQ yei^ovolag,
otaoSo^tf&iv Si vno r« rfc Jiiovtag xoi t^b rov I^ße^iov, hroii^&rf, nai
aJÜio^$ noUmxo&t. Es ist eben so weaif nüthiff , den San der Livia
und den des Tiberias anf einen Tempel ev beziehen, als die Worte
fluUo^« noUaz^^* Snunaatiseh »it V9V^ insammeastimmen.
431
Anlage aaf dem Palatin aber macht besonders der Umstand be-
denklich, dass Caligola ihn gewis8erma3sen als Pfeiler für seine
Bracke nach dem Cäpitole benutzte. Sueton. Calig. 22.
9uper teny»bim DM Augusii pante transmüso Palaiium Cor
piioliumque conntnant. Dadurch ist wenigstens der Gedanke,
dass er auf der Höhe gelegen haben könne, ganz ausgeschlos-
sen JT*) ; aber auch selbst der Abhang des Berges scheint keine
passende Stelle zu geben: man wurde ihn in der Tiefe zwi-
schen Capitol und Palatin erwarten.
Von Caligula^s Erweiterung des kaiserlichen Palastes
ist uns wenig bekannt, obgleich sie sehr umfassend gewesen
sein soll ^). Wir erfahren nur, was schon erwähnt worden,
dass er die Gebäude des Palatin bis an den Castortempel ror-
schob (S. 209.)» dass durch ihn die Scalae Caii angelegt
und jene Brücke, die in. keinem Falle lange gestanden haben
wird, gebaut wurde. Ausserdem ist so viel gewiss , dass in
dieser Zeit noch mehrere ansehnliche Privathäuser, namentlich
auf der nordöstlichen Seite, standen *') , und es scheinen die
kaiserlichen Anlagen sich mehr nach dem Circus hin gewendet
zu haben ^*). — Erst Nero^s ungeheuere Anlagen nahmen,
879) Freilich bat ihn Canina, Indic. topogr. p. 260. so anoeh-
men/müsseD, da er dea capitoliDischen Tempel aaf die Höbe von Ära-
cell setzt« So müsste denn die Brücke über das Forum gegaagea
sein und da ist freilieb keia Platz fdr ein Templnm Aagnsti. Aber Ca-
ligula's Brücke war sieber über die Basilica Inlia i^efohrt (Aam. 637.).
JDas ergiebt sieb am deutlichsteo aus loseph. Aotiq. lad. XIX, 1,
11. wo von der Verscbwöruoy gegen Galigala die Rede ist: ttpAja^
TfXovfitvaf vTib Tov JTcubv naoijv TiolXaxis xcuoos nal vni(f ztff ßa»
ailtn^ g laxafA^vov «cd Blutig y^vo^ v noX a^yv^iov xi^fj^ta d^a^f
movyta waai xarcr lutpakrjg * vtffijMV 3i iar* t6 aviyog eig rijv ayo^itr
ifiQov. Vgl. Piale, della BasUiea Giulia» p. 17.
80) Plin. XXXVI, 15. n. 111. Bu vidimus urbem totam cini^
domtbus principum Caii et Neronis.
81) Es siad die oben (S. 4:^4.) erwähnten Hiuser^ welche noch in
Asconins and Plinins Zeit bis aof Nero standen. Vgl. Sachse, Geseh,
d. SL R, II. S. 28.
82) Hier war wahrscheinlich die von losepbas (Anm. 873.) er-'
wähnte domtu Germanioi, und ausserdem wird entschieden ober dem
Cirens eine domus Gelotiana genannt. Saeton. Gal. 18. CommiHt
9t subitos (Gircenses) , cum e Geiotiana apparatum Cirei proipiettn-
iem pauei ex proximi9 nutentanU postuiassent, Dass es ein Theil des
kaiaeriichea Paiastei war, lehrt die lasehrift bei Grat. DXCVIII, 7.
^•'
4S2
wie es seheint» schon vor dem Brande allen Prirathesils aof
dem Palatin in Ansprach *^^). Es sind aber zwei verschiedene
Paläste Nero^s zu unterscheiden. Der erste, die Domas
transitoria, hatte wahrscheinlich ziemlich dieselbe Ausdeh-
nungi wie der spätere, der nur mit viel grösserer Pracht auf-
geführt wurde. Die Anlage reichte vom Palatin hinüber auf
die Esquilien, wo sie sich den (kaiserlichen) Gärteh des Mae-
cenas, am Walle des Servius,*anschloss **). Die Gebäude des
Palatin wurden darauf durch den Brand gänzlich zerstört'' )
und nun begann mit rasender Verschwendung der Bau der Do-
mus aurea, welche den Palatin und die Velia, das Thal des
Golosseum und die Höhe der ütusthermen, bis in die Nähe des
esquilinischen Thors umfasste und nicht nur von der Sacra via,
sondern ohne Zweifel von mehreren Strassen durchschnitten
wurde, lieber den Palast auf dem Palatin selbst erfahren wir
wenig, als dass die einzelnen Abtheilungen ihre früheren Na-
men behielten. Wo Hadrian den Tempel der Venus und Roma
erbauete, war das Atrium des Palastes, in dem Thale des
Golosseum dieStagnaNeronis ein von reichen Gebäuden
umgebeuer Weiher; an der Stelle der Titusthermen und wei-
terbin weitläufige Parkanlagen *^). Vollendet wurde der Bau
8YMPH0R0. TfiSSBRAiaO. SER. CAESARI8. DB. DOMO. G£LO-
TIANA.
883) Wenigstens ist ein längeres Bestehen der PrivathMoser nicht
EU erweisen. Plin. XVK, 1. spricht narvon den Lotosbüamen, welebe
in dem Hause des L. Crassos gestanden hatten. Sie gingen erüt dnreh
den Brand verloren, aber von dem Hanse wird das nieht gesagt.
84) Sneton. Ner. 31. Domum a Palatio Etquilias usque/ecit.
Quam primo Transitoriam, mox ineendio abtumtam restitutam-
que Auream nominavit. Vgl. Plin. XXXVI, !22, 46. nnd d. folg.
Anm.
85) T a ei t. A n n. XV, 39. Eo in tempore Nero, Antii offene, non
ante in Urbem regrettue est, quam domui eius^ qua Palatium et Mae-
eenatis hortos eontinuaverat, ignis propinquaret. Neque tarnen sieti
potuit, quin et Palatium et domus, et euneta circum haurirentur.
86) Eine nähere Beschreibung gehört nicht hieber. Klassische
Stellen darüber sind Sneton a. a. O. yeetibulum eius Juit, in quo
eoloMtUM (Anm. 341.) CXX pedum etaret ipHue ^ffigie. tania laxitas
utportieuM tripUeet miiiiaria* haberet; item etagnum maris instar
eireumseptum aed\fteiis ad urbium speeienu Rura insuper arvis atqum
vinetis et paseuis silvisque varia cum multituäine omnis generis pe-
€udum aeferarum. In eaeteris partibus ^euneia auro Uta , distineta
43J
dareh Nero nicht« daher Otho eine grosse Somme zur weite-
reu Aosfcihrang bewilligtet^') ; aber natürlich konnte während
der kurzen Dauer seiner Herrschaft nichts erhebliches gesche-
hen, und weniger noch dachte Vi teil ins daran, obgleich
ihm der Bau Nero^s noch nicht einmal genügte ^*). — Als
Vespasian zur Regierung gekommen war, beschränkte er
den kaiserlichen Palast wieder auf den Palatin und wandelte
alle über diesen hinausreichenden Tbeiie der Aurea domus in
grosse gemeinnützige Anlagen um , oder überliess den Raum
an Privatleute ; der Palast selbst aber erhielt seine Vollendung
erst durch Domitian oder noch später. Topographisches In-
teresse haben indessen die Nachrichten über Domitians
Baue wenig: sie sprechen fast nur von der Pracht, die daran
verschwendet war, oder von einzelnen Sälen, Bädern, Diäten,
die als Theile des Ganzen weder örtlich bestimmbar noch wich-
tig sind ••). — Was durch Traja n geschehen sein möge, ist
gemmü unionumque eonehU erant, Coenationes laqueatae tahuUs
eburneü versatilibus, ut fiorts JUtulü , ut unguenta desuper tparge^
rentur. Praecipua coenalionum rolunda , quae perpetuo diebus ac
noctibus vice mundi ntreumagcretur : balineae marinü et albulis
fluentes aquis, Eiutmodi domum cum absolutam dedicaret^ hacteniu
comprobavU, ut te diceret quasi hominem tandetn habitare coepisse.
uad Mart. Spect. 2.
Hie ubi sidereuM propius videt tutra colossue
• Et erescunt media pegmata celsa via^
Invidiosa feri radiabant alria regis,
Ufiaque iam tota stabat in urbe domus»
Hie, ubi eonspicui venerabilis amphitheatri
Erigiiur moles, stagna Neronis erant.
Hte ubi miramur veloeia munera, thermas,
jibstulerat miseris tecta superbus ager,
Claudia diffusas ubi portieus explicat umbrasy
Ultima pars aulae dti/tcientis erat.
Leider ist voo einer Portieus Claudia oiehU bekannt. VirL Ta-
cil. Ann. XV, 42. Saehse, Geseh. d. St. R. II. S. 35 ff. Piale,
Helle Terme Traiane, della domus aurea di Ncrone, e della Titi do-
mus. Korn. 1832 (1827).
887) Suet. Oth. 7. Nee quidquam prius pro potestate subserü
psitf quam quingenties HS ad peragendam Auream domum.
88^ Dio Cas g. LXV, 4. or» ov9k rp oixltf ttj tw NiQmvot tj}
XQvo^ ijifiuiTo, äU,a — Tjxtäxo avtov, naxiSg ts <}xti9tivcu tuü muv^ oXtyn
ttal ran^vp xsxQ^a&a& Uyutv. * *
^ 89) Platareh. Popl. 15. 'O pdvroi '&av/iaaa9 rov KanntoXlov
W nohniUiav, si fU4Xp elSiv h otnlq JofUTtavov qtow fj fiaadue^p, 4j
paAavsiov ij naXhuädiop Sianav, ol6v «W* ro Isyopsrov ^Enixa^fiov n(f6g
28
434
nicht bekannt ; aus seiner Zeit werden auf der Basis CapitiH
lina in der Reg. X sechs Vici genannt: Padi. Curiarum* Far*
ttmae Retpicieniü. Saluiaris. ApolUnü. Huutsce {que) diei.
Davon' sind der ersle» vierte nnd sechste ganz unbeluLnnt.
Von dem letzten möchte man auf einen Tempel der Fortuna
schliessen. Auffällig ist übrigens die Angabe der Chronisten»
dass unter seiner Regierung die domus aurea Neranü durch
eine Feuersbrunst vernichtet worden sei ^*°). Bekannt dagegen
ist es, dass bei dem Brande des Friedenstempels unter Com-
modus auch das Palatium von den Flammen ergriffen wurde;
wie weit damals die Verheerung reichte, wird nicht genauer
angegeben; doch scheint der Schade allerdings beträchtlich
gewesen zu sein'^). — An der Südspitze des Palatin führte
Seplimius Severus sein Septizonium auf, ein Bau,
von dem noch gegen das Ende des 16. Jhdts. zwar Verhältnisse
Bässig geringe, aber immer noch ansehnliche Ueberreste stan«
den, bis Sixtus V. sie zerstören und die Säulen nach dem Va-
tican bringen liess ^^). Aber trotz der uns mehrfach durch
tiv aawTW „Ov tpddv&^amos xv ^ M * t%ut voaov* %alQti9 MovC'**
T0COVTOV St» rt irpoff JofierMriip ilnttv itfotix^^ • Ov% evaeß^s oiSi ipiX6^
T&fios rv Y iaci' fx'^ voaov* xiä^m outodofiwv,^ woraus sieh nicht ein-
mal mit Sicherheit auf eioe besonders zn unterscheidende Demos Do-
mitiani schliessen lässt. Andere Lobpreisnni^en finden sich wiederholt
bei Martial und Statins. Vgl. auch Plin. XXXVI, 5. n. 38. und
lal. Gap. Pert. 11., wo ein Theil einer Halle Sieilia, ein Speisesaal
Coeitafto /ov£t ^nannt wird. — Aneh wo die von Philost r. Vit.
Apollo n. Tyan. VII, 32. erwSbnten AdonisgrSrten, Adonaea, ge-
wesen, ist sehr angewiss ; indessen giebt von dieser Anlage das Frag-
ment des capitolinisehen Plans mit der Inschrift DONAEA (Bellori.
t. XI.) einigermassen eine Vorstellung.
890) Gros. VII, 12. bezeichnet es als göttliche Strafe für die Ghri-
gtenverfolgungen : Ferumtamen eontinuo Romae aurea domus a JVe-
rane totü privatü pubh'eisque rebus impensis eondita repentino eon-
ßagravit ineendio, ut intelligeretur missa etiam ah aliis perseeuUo
in ipsius potissime tnonumentiSj a quo primutn exorta esset, atque
in ipso auetore puniri, Hieron. p. 447 Rone. (J. 105 n. Chr.) giebt
den Brand noch vor der Verfolgung an. ^
91) Dio Ca SS. LXXII, 24. IV re t6 nMxtov iittw^tof^hf s«»-
^l&9 {^ nv^) lud noklk naw avxov naxinava^v^ &ovs naX r« y^fifiava
%a rn AoxS isoo&inovra oifyev isZy ndrra o^o^yo«. Vgl. Oros. VII,
16. Herod. I, 14.
92) Abbildungen der Ruine geben Du P^rae. tav. IX Gamuc-
e i , Antich. di Roma, p. 83. Spekulum Row^ «M^rfti^e. t* 45. Ung«*
BÜgeader bei Mariiani, bonati, Veauti.
435
UUttche Darstdltuig dieser Reste gewordenen Uekeriieferong
ist doeli über die waiire Beachaffenheil des Gebäudes und mehr
noch über den Namen« der übrigens viel älter bt ab Sevems,
durchaus nicht zur Klarheit zu kommen *^^)^ und es hat daher
für uns eben auch nicht mehr Bedeutung als andere in ähnli*
eher nnbestimmler Weise genannte Gebäude des Palatin. —
Die letzten Kaiseri welche im Bereiche der Kaiserpaläste sel^
ständige Baue unternahmen« waren Ela gab al und Alexan-
der Severus* Ersterer weihete den Tempel des Helioga-
balus ^) und richtete ein öf entliches Bad , einen Ort der
893) Severus beabsichtifte , wSe es beisst, bier den HaapteiogaD^
znm Palatiam cu macbeo. Spart. Sev. tA. Quttm Septfsonium fa-'
oerei, niAil aliud cogiUsvU ^ qimm ut em jiftiea venientibut suum
opus oecurreret; et niii absente eo per praefeetum urbü medium
eimulacrum eiue esset ioeatum, aditum Paiatinis aedihus , id est re-
gium atrium ab ea parte /acere voluisse perhibetur, quod etiam poet
Alexander quum. teilet facere^ ab aruspicibus dicilur esse prohibituSj
quum Jkoe seistitaius non Utasset, V^. c. 19. Aieroo. t. I. p. 469.
Cassiod. Cbroo. t. li. p. 206. Gatai. imp. Vieon. p. 244 Rone.
Ob aber der Ort dea Namen erst durch diesen Bau erhielt, oder schon
Mber bier ein Septizoniam war, Ut zweifelbart. Von Titas sagt Sue-
1 0 n. e. 2. Natus est — prape Septizonium^ sardidis aedibus etc. Wo
dieses i^ewesen, Ist ganz nnbekannt, nnd nnr falsche Folgemngen ha-
ben es in die dritte Region gebraebt; so daas die MSglicbfceit niebt
ansgeseblossen wird, Sevems habe nur an dem schon früher so go-
nannten Orte einen neuen Bau anfgefohrt. Was nnn aber den Namen
anlangt, so bat man daraus ganz irrig gefolgert, das Gebäude habe
sieben StociLwerke und demnach sieben Reihen Säalen über einander
gehabt, woraus sieb die seltsamsten Restaurationen ergeben haben.
Es scheint gewiss, dass nie mehr als drei Reihen SSnlen waren, wie
si'e noch die Ruine zeigte. Was aber der Name bedeute, darüber fin-
det sich keine Andeutung. Bei Ammian. Marc. XV, 7. beisst es
Septiemxodium , und SepOzodium haben aueh die Handachriften des
Hieronymus. Die Verstümmelungen im Mittelalter, SeptisoUvm, Septem
soUa, Septm eaÜs, Septodium^ verwirren nnr noch mehr. Bs ist selbst
die Frage, ob der vom Anonymus von Einsiedln und Anderen eben
bier genannte Name einer Strasse, Septem viae, nicht nueh darauf
zu bezieben ist* Vgl. besonders Nibby's lehrreiche Anmerkung z«
Nnrdini. III. n. 207 IT., wo die Geaebiebte des GeSlades im Mittel-
alter genno verfolgt wird. •— Oft damit verwechselt, aber ganz davon
zu untersebeiden ist daa Grabmal dea Severus, von dem Spart. Get.
7. sagt : Jllatusque (Geta) est maiarum sepulero, hoe est Severi, quod
9st in Appia via ountikus ad portam desstrum, speeie Septizonii ex-
etruetum, quod eibi iUe vivus orua^erat. — *> Aach ein Stuck des ea-
pUoUnisebea Plaas (Beliori. t. XIX.) bat man auf den Cireus Mazl-
mns und daa Septizoatam bezogen $ aber der Gnuidrlss entspricht den
Abbildungen der Beste darchans nicht.
94) Lamprid. Heliog. 3. Ueliogabalum in Palatino monte
iusBta aedes imperaiarias ooMsoermoit oiqua tompUtm /eoit, vgl. eap. I.
28*
436
Schande ein ^^^); beide sind topographisch nicht besümmbar.
Ausserdem wird auch erwähnt, dass er die Strassen des Pala*
tin mit Porphyr und Verde antico pHastem liess, wiewohl das
auch eine Verwechselung sein kann ; denn von Alexander wird
dasselbe' berichtet"^). — Von Letzterem sind nur die zu sei-
ner Mutter, der lulia Mammaea, Ehre erbaueten und
nach ihr benannten Diaetae^^) bekannt, welche später in
der Volkssprache adMammam hiessen. — Nach dieser Zeit
ist das Interesse am Palatin mehr und mehr gesunken und er
ist eigentlich nie wieder dauernde Residenz gewesen, nur dass
Alaxentius während der kurzen Zeit seiner Usurpation ihn
bewohnt zu haben scheint und selbst Thermen daselbst ange-
legt haben soll ^^). Es ist natürlich,* dass bei den Eroberungs-
zügen der germanischen Völker die kaiserlichen Paläste vor-
züglich heimgesucht wurden ; aber die Sieger hatten doch nicht
sowohl Zerstörung als Plünderung im Auge, und so kann das
Ganze in der Hauptsache sich noch lange erhalten haben.
VonderVelia nebst der Summa Sacra via und ih-
ren der frühesten Zeit angehörenden Denkmälern, dem Sacel-
lum Lnrum, der Aedes Penatium, der Ära Orbo-
nae, ist schon gehandelt worden. Grössere Gebäude werden
hier bis auf Nero nicht genannt und vielleicht war selbst die
Höhe vom Titusbogen östlich ein Verkaufsplatz. Vgl. Anm.
351. Aber nach Nero sah die Vclia mehrere Anlagen entste-
Anr. Vict. Gaes. !^3. Tgl. Herod. V, 5. Hieron. I. p. 471. Gas-
si od. GhroD. II. p. !208 Rodc.
895) L a m p r. c. 8. Lavaertim publicum in aedibus aulicü feeit,
timul et palam populo exhibuit etc.
96) L a m p r. Hei. 24. Stravit et saxis Lacedaemontie ae por-
phyreticis plaleas in Palatio, quas j4ntoninianai vofiavit. quae säxa
usque ad notträm memoriam manterunt, sed nuper eruta et exsecta
sunt. Alex. 25. /4lexandrinum opus marmorii de duobus marmori'
kusy hoc ett porphyretico et Lacedaemonio primus imtituit, Palatio
exomato hoe genere marmorandi,
97) L am pr. Alex. 26. In matrem Mammaeam uniee piu$ ßtit,
ita ut Romae in Palatio faceret diaetas nomine Mammaeae, qua*
imperitum vulgus hodie ad Mammam voeant. Eine Diaeta ist eine
isolirte kleioe Wohonag, gewöhnlich in Parkanlagen: etwa wie ein
römisches Casino oder ein Pavillon. S. bes. PI in. epist. II, 17.
V, 6.
98) Gatal. imp. Vieon. t. II. p. 248 Rone.
437
heu, ^0 unstreitig zu den prächtigsten Roms gehljrten. Ves-
pasian erbaaete nach dem Triumphe über Jerusalem ein Tem-
plumPacis ^*^) ; zwar wohl nicht auf der Velia selbst, aber
doch unmittelbar daran. Es war nicht ein einzelner frei ste-
hender Tempel, sondern es gehörte dazu ein tifi^voß und n^
QtßoXog 9 d. h. er stand auf einer area septa^ und das Ganze
glich also völlig einem Forum, wie das lulium oder Augustum,
nur dass ihm diese Bestimmung nicht gegeben war ^o^). Der
Tempel war mit der äussersten Pracht erbaut, mit den herr-
lichsten Kunstwerken, wozu Nero's Palast hatte beisteuern
müssen, und kostbaren Weihgeschenken ausgestattet, unter
denen sich auch die jüdischen Tempelschätze befanden ^) ; end-
lich war dabei auch eine Bibliothek *). Kein Wunder also, dass
er zu den ersten Sehenswürdigkeiten Roms gerechnet wurde
und dass die vierte Region , Sacra via, ihren Namen ver-
änderte und nunmehr Templum Pacis hiess, wie selbst das
olBcielle Yerzeichniss hat.
Ueber die Steile aber, wo sich der Tempel befunden habe,
ist in neuerer Zeit heftiger Streit gewesen. Aus den alten
Schriftstellern geht nicht viel mehr hervor , als dass er ganz
891)) los eph. Bell. Ind. Vif, 5, 7. Mera Si rovg &QMfißoy9 wü
n^ ßsßaiorattiv rije ^PwfMiiiav ^ysuovlai naraaraatv Ohsonaotavoe l'yvm
TifASvof Etai^vTjQ naraanevaifat, Dio Cass. LXVI^ 15. Suet. Vesp.
9. Anr. Vict. Caes. 9.
900) Es ergiebt sich das aus den sogleich aDzaführeadeD Stilen,
welche theils von dem Brande sprechen , theils geradezu ein Forum
Pacis nennen.
1) loseph. a. a. 0. raxv 8^ S^ fiaXa %al nwtjQ av&Qotniyni
ntQkirtov enivolae iziXBi^liuzo. J'y ya^ ix lov nXovjov x^9V7^^ ftaifjMvlt^
XQfioafi£voe, tri ncal rote ttmaXai tutrvj^ojfiivoie y^aw^s ta xa* nXaoTutoie
l'^yoi£ avTO xaTtxoa/tTjae * ndvra yä(j €tg intivov tov vttuv avv^r&tj lecU
naxixi^ , Si mv tt,v d'iav avd'Qvmot 7T(f6za^ov ne^l naaav tnXaviuvro
T^v oltcovfiii^v — . uivl&i^xc dt ivzav&a xai ra ix tov u^ov twv *Jov'
Baimv x(}vaä xazaaxivaafiaxa^ offtvvpofievog in avzois. PI in. XXXIV^
8. n. 84. Atque ex omnibus, quae retuli, clarissima quaeque tarn sunt
dicata a Fespasiano Principe in templo Pacis aliisque eius operibus,
violeniia Neronis in Urbem convecta et in sellariis domus aureae dis-
posita* Vgl. XXXVI, 15, 24.^ wo der Tempel unter die pulcherrima
operum, quae unquam vidit orbis, gerechnet wird, und Herodian.
I, 14. fi^yiarov xoei xdkkiozov ytvofitvoy rcuv iv rj noXsi i'^wv. nlov^
Qmzazov dt ifV navrtov Uq6»v, Pausan. VI, 9, 1.
%) Gell. V,21, 9. XVI, 8, IJ,
438
nahe dem Fonnn und der Sacra via lag *^*), tmd die mittelailer«
liehen Traditionen geben ihn hinter SS* Cosma e Damiano
an ^)» Dadurch haben sich denn alle Topographen Ton Poggio
bis auf Fea bestimmen lassen , die colossale^ drei grosse Bogen
und andere bedeutende Reste zeigende Raine, welche neben
der genannten Kirche nach S. Maria nuoTa (S« Francesca) hia
steht, für diesen Friedenstempel zu halten* Piranesi war
der Erste, der sich in seiner Weise ohne erhebliche Grunde
dagegen erklärte und , lächerlich genug , die Ruine fiir das Ta»
blinum der Domus aurea ausgab. Verständiger und gründlicher
führte Nibby denBeweis, dass sie der Basilica Constan"»
tiniana angehören müsse, dagegen der Friedenslempel nick»
wärts nach dem Forum Nervae hin gewesen sei. Allein er
fand an Fea einen heftigen Gegner und anch Andere behaup-
teten die Richtigkeit der alten Meinung*), bis endlich doch
die Wahrheit Anerkennung gefunden hat. • — Das Hauptargo«
ment haben die Gegner Nibby^s daher entnommen, dass in den
Mauern der Ruine sich Ziegel gefunden haben, auf deren Stem-
pel ^^äitaa Domitianae genannt sind*), und es soll diess als
903) SuetoD. Vesp. 9. FeeU et nova opera: templum Pae£g
foro proximum, Wegeo der Sacra via 8. Anm. 34?. Eioe wichtij^e
Stalle Martiali wird weiterbin geltead gemacbt werden.
4) M a r t. P o 1 o n. It^m retro S» CostBatn Juit i^mplum Paeit^
Hirab. Korn. p.i94 Mimif.od.Effem. Utt, I. p. 385. taneli Cotmatu
eeclegtOy quae fuit templum Atyli. retro Juit templum Paeis et La^
tonae,
5) Nibby, della Fia tacra {For. Rom.) p. 189 IT. Fes bat aicli
dorcb seine ungezosene Gesenscbrift: La hasilica di Coslantino tban^
dita della Fia taera. Rom. 1819. ein scblechles Denkmal gesetzt, zu-
mal da er überall im Unrechte ist. Br hatte Traber die Ruine für den
Tempel, erklärt: Prodromo dt nuow oteerüasioni etc. Rom. 1816.
p. 34 8. ; vielleicbt aucb noch in einer anderen, mir nicht bekannt ge«
wordenen Schrift. Ruhiger, aber ohne allen Brfols suchte die alte
Meinung aufrecht zu erhalten Nie. R a 1 1 i , Sü le rovine del iempio
della Paee. Rom. 18M. Bunsen, Besehr, d, St. R. 111 A. S. 991 IT.
stimmt in so fern Nibby bei, 'als er die Ruine für die Basilica erkennt;
aber er nimmt an , auf derselben Stelle habe fHiher der nach dem
Brande nicht wieder erbauete Tempel gelegen, was entschieden un-
richtig ist Das einzig Richtige bat dieses Mal Canina getroffen.
Indicaz. topogr. p. 81. Seine Ansicht soll hier ihre festere Begrin-
dnng luden.
6) Fea a. a. 0. p. 7. EX FIG. DOMITIANIS MINOR. — OPVS
DOLIAR EX PRAED. DDNN. Solche Stempel sind nicht selten. Be-
sondere Erwähnung verdienen : OP. D. KX. PR. AV6. N. FL. DOMI-
— 499
Beweis gelten, Anas das Gebäude von den FlaTiem aafgefShrt
sei, wir also noch die Raine des von Vespasian erbauten Fri^.
denstempels ror ans hätten. Es ist aber dagegen sehr richtig
bemerkt worden, dass erstlich solche Stempel, wenn ihre Zeit
anch ganz ausser Zweifel ist, doch nur beweisen können, dass
der Baa nicht älter sein kann ; dass aber ja doch sehr häufig
das Material früherer Gebäude zur Aufführung neuer verwen-
det wurde; dass ferner ii,t figlmae Domüianae eben so gut
und noch wahrscheinlicher von einer /amüia DamMa benannt
sein können, als von Domitian ; endlich dass die auf dem Stem-
pel sich findende Bezeichnung der Herrscher durch DD. NN,
(dominorum nostrorum) erst gegen das dritte Jahrhundert ge-
bräuchlich werde. Allein am besten widerlegt sich die aus
dieser Inschrift gezogene Folgerung durch die Dedication des
Tempels. Sie erfolgte schon im sechsten Jahre der Regierung
Vespasians '^'), und folglich in einer Zeit, wo der kaiserlichen
Familie gehörige Güter nimmermehr den Namen praedia Da-
mitiana, sondern nur Flaviana führen konnten. Begreiflicher-
weise konnte der erstere Name, der nicht der Familie ange-
hört, erst eintreten, als Domitian Herrscher und alleiniger
Besitzer worden war, und damit stimmt wieder der Zusatz,
dominorum nostrorum nicht überein. Ueberhaupt haben diese
Stempel gar nichts mit Domitian gemein. Die praedia Domi-
TIANAS MAIORES. Hier hat mao die Bachstaben FL. durch Flavias
erklärt, während sicher flg^iiaae darin lieren Boss. Zwar wird aach
ein Stempel angefahrt: OP D EX P AVG N. FL DOMITIANAS CAL-
PYRNI, and natürlich hat man erklärt : Opus doliare ex ßglinü Au^
gusti nostri Flavias Domitianat ; allein es ist jedenfalls falsch gelesen
und mnss heissen EX P. AVG. N., da das Wort praedia nie fehlt.
Wenn übrigens ein Stempel hat: OPVS DOLIARE EX PRED DOMI-
TIANI AVGV. , so kann, die Richtigkeit vorausgesetzt, aach darin
nichts anffalleudes liegen and in keinem Falle daher der Beweis ge-
nommen werden, dass alle jene Ziegel aus Domitians Zeit seien. Ue-
brigens gehören die drei letzten Stempel keinesweges der fraglichen
Haine, sondern ganz verschiedenen Gebäaden an.
907) Dio Ca SS. LXVl, 15. *Enl Sj rov Ovtmraatavov wtop, mI
inl Tou Thov rira^ov a^%6viu>v ro r^s Eli^vtj9 xlfitvot na^tegw&ii'
Es ist wohl möglich, dass Domitian noch mancherlei zur Verschöne-
rnng that, so dass Statins Silv. IV, 3, 17. sich erlanben konnte zn
sagen : Qui reddit CapiMio Tonantem Et Paeem propria domo ro^
ponii. Aber der Ban des Tempels selbst gehört ganz Vespasian an
lind ganz vollendet sfihUdert ihn ja aach Plinius. Anm. 901.
440
tianaj wo diese figUnae waren , sind Guter der t^amUia Do^
ffttita, welche durch Nero in kaiserlichen Besitz kamen ^^^) and
in demselben jedenfalls darch alle Zeiten blieben* Daher er^
klärt es sich, warum die Stempel bald AVG. N. oder DN. AVG^
bald DB. NN. zeigen.
Um aber die Verschiedenheit derRnine von dem Friedens^
tempel zn erweisen» ist es zuvörderst nöthig die Frage zu er^
örtern, wie lange er bestanden habe? Es ist bekannt, dass er
kurz vor Commodus Tode abbrannte ') und niemand gedenkt
allerdings seiner Wiedererbauung. Ja es wird auch der Tem-
pel aus späterer Zeit nur einmal in solcher Weise erwähnt,
dass man ihn fiir wiederhei^estellt ansehen möchte ^<»)$ 4enB
der Ausdruck, %i %ije EiQ^vijg nifA^voQ ^^) , ist allerdings
908) Dio Cass. LXI, 17. Ol uijv aJÜC alros xal t^v Jofiixtav rijy
xij^ioa — iitanixtiivs (paQfiamo», — »al Vonsvai vs touto nce^atu Sta
TÄ aniftOTa airr^i Tft iv Batatii naX tp rft 'Paff*wl9i ovxa %, t. Jl. Dtzü
. gehörten aac|i die Horti Domitiani am Vatican a. A. — Was hingegreD
den Titel 0. N. (dominus noster) anfan^, so ist es zwar geerröndet,
dass er erst im dritten Jlidt. gewöbolich wird; aliein nidHadestoweni-
ger hatte ihn in der That schon Domitian angenommen, wie klar her-
vorgeht ans Sneton. Dom. 13. aeclamari etiam in amphttheatro
epulari die iibenter audiit: Domino et Dominae fe Heiter * und sa lieas
er seine Befehle mit der Formel bekannt machen: Dominus et deus
noster sie fieri iubet. So giebt endlieb den Titel eiae losohrifl:
SEX. LICINIVS PVDENS LEGIONI$ XXTl. XL K, lANVARIAS. ANNO
im D, N. DOMITIANI CAESARIS AVGVSTI GEKMANIGI AVDI
MEM.XONEM. Descript, de f Egypte^ II. p. 220. Orcll. Inscr, 5?1.
AVG, N, findet sich, wie unter Cumuodus. so auch unter Hadrian«
Titeln. Orell, 5016,
9) Dio Cass. ^LXXll, 24, tt?^ t« virnotq a(^^lv «| olnlai
T^oj %al ets TÖ Ei^vaiov ifintabv räc ano^}xaf tojp ts u^tyvnTiwv
Kalrdir AQaßlwv tpo^riiap imviifiaro' J'g re zojlakatiov fitrtwf^io&tv
hi^T^Mre n,jr. A. He«rodian. 1, 14. ovn yaq ofißQov 7r(^ovnäQ!;avT09,
OVTt vsjpwv a^QOiO&ivTwv t oeta/iov Si öXfyov Tr^oytrofi/vov yf/S ^ etze
mnpfTOv vvxrat^ »at6vt%^ivT09 y «i« Kai nvQoe yro-^fv ix rov a^ofiov
Sta^QvivTOt navTO xyff Eigi^t^g zifitvog »artaJüjf^ %. z. A. Dann sagt
er : KazatpiiSar^di zo ttvq zov zi vtwv %a\ navza zov 7ri(fifioXov inert'
fttf^ xal rä nltiaza zijg noXewg «al xaiXiaza tQya (lolcn. de com-
pos. med. I, 1. yixa za rijg Ei(jiJvt^s zffievog o7or txav&tj. Es ist '
aonderbar, dass die Chronisten weder den Bau durch Vespasian, noch
den Brand ^nter Commodus erwäbnen. Hieronymus spricht nur vom .
Palatium und dem Vestalcmpel.
10) Trcb. Poll. XXX tyr. 31. (Victorina) Nemo in templo Por
eis dieturiu est, me feminas inter tyrannos — posuisse.
11) Galen, a. a. 0. sagt: «a& ixaoryv fffiigav eh zo r^g SU
ififvtjg xi(ievo9 atfutvovfievovy «a&m xtü nffo zov xav&^ai näaip ify
441
eweideutig. Dagegen wird seit dem Bude des vierten oder
dem Anfange des fünften Jahrhunderts dieses xifMvoQ Forum
Pacis oder Forum Vespasiani genannt *^2), ein, wie
schon früher bemerkt worden ist, nach der Analogie der Fora
Caesaris, Nervae, Augusti, ganz passender Name. Was aber
hauptsächlich gegen eine Wiederherstellung zu sprechen
schien, ist eine Stelle bei Procop. Goth. IV, 21. ßoiv di
%te dyiXfj ie *Piif*^ vno %oiTOV top ygavop d/iq>l deikijp
wfflav ii dygov ^lisi did Tfjß dyogäs f^v q>6gov ISlfijv^ß
naXavoi *Pmfialo$* ii^%av&a ydf mj 6 %fiQElqil}¥ijQvtds
%BQavv6ßXri%0Q ferofiei^OG itt naXaiov »9t%ai.
iov$ di Tiß agyata ngS %awf;e dfj tt^q dyoQaQ UQi^Vf], ual
ßwQ inl vavTniß yaXuovg itn^ui, ^ßidiov, oJ/iat, tov ^A&fi"
^alov 1^ Avainnov iQyov, dyakfiava ydg iv X^Q9
vot/To» nokkd Tovtotv &ij %olv dvigolv noiij/Aa^
%d iü%iv. Es ist offenbar, dass «eirai nicht, wie Fea will,
so viel sein kann als situm estj denn dann hätten die Worte
lUQavvoßXriTog ix nakatov yeyo/xeyoe gar keine Bedeutung ;
viehoaehr war der Tempel in Procopius Zeit jedenfalls Ruine.
Darum hat nun Nibby angenommen, er sei gar nie wieder
aufgebaut worden, und Niebuhr findet den Grund darin,
dass ein Tempel, von dem der höchste lupiter durch den Blitz-
strahl Besitz genommen, keiner anderen Gottheit wieder habe
geweiht werden dürfen. Bunsen endlich stimmt dem bei,
lässt durch Maxentius die Basilica an die Stelle des Tempels
treten, und hält sie mit dem sie umgebenden Pflaster für das
Forum Pacis. Es möge jene leicht zu widerlegende Behaup-
tung für jetzt dahin gestellt bleiben ; es sei nur erinnert, dass
CS ganz unerwiesen ist, der Tempel selbst sei unter Commodus
l^os a&Qoi^ead'ai, Er hat freilich auch, wo er von dem Brande spricht,
dieselben Worte gebraucht.
912) Aminian. Marc. XVI^ 10. nennt antcr den Prachtgebaaden
Roms, welche Constantias bewundert, Urbis tempium, forumque Pa-
cisy et Pompeii theatrum etc. Eben so Procop. Goth. IV, 21. (s.
u.) und Marceil in. Chron. t. H. p. 277 Rone. Romae in foro Pa»
eiM per dies Septem terra mugitum dedit. Dagegen Symm.ach. ep.
X, 78. cum ad forum Fespasiani — fuissemus ingressü and eben so
der Gatal. imp. Vienn. p. ;e43. s. a.
442 —
dnroh den Blits zenISrt worden. Herodian stellt das nur
als möglich hin; dagegen sagt Dio Oassias aasdrfickiich,
das Feuer sei in einem Hause beim Tempel ausgebrochen und
habe diesen ergriffen. Wenn indessen die Tradition, nach
welcher Pro copius den Tempel tuQovvoßXiswos in naXuiw
nennt, strenge Wahrheit enthült und auf Commodus Zeit zu
bezieben ist, so müsste man freilich zugeben, dass er seit je*
nem Brande Ruine geblieben sei; aber schlecht verträgt sieh
damit nicht nur die Erwähnung bei Trebellius, sondern
auch namentlich, dass Ammian das Forum Pacis noch unter
den Torzüglichsten Sehenswürdigkeiten nennt; und bedenkt
man, dass noch Procopius zahlreiche Meisterwerke griechischer
Kunst hier aufgestellt fond, so möchte man glauben, dass die
Verheerung durch den Brand gar nicht so allgemein gewesen
sei, als sie geschildert wird« Denn wollte man auch anneh-
men, der Tempel sei zwar aus irgend einem religiösen Beden«
ken Ruine geblieben, dagegen aber die Wiederherstellung sei««
ner Umgebungen erfolgt; woher sollten in jener Zeit, seit
Septimins Sevems jene Kunstscbätze gekommen sein ? Sie er-
klären sich nur, wenn man annimmt, dass sie der Dedication
Vespasians angehören. Es scheint demnach kaum eine Auf-
klärung des Dunkels, das über der späteren Geschichte des
Tempels selbst schwebt, möglich; aber das ist gewiss, dass
das %ifMVog bis in späte Zeiten unter dem Namen Forum Pa-
cis oder Vespasiani bestand. *^ Wie man nun die Meinung
rechtfertigen wolle, die Basilioa, deren Ruinen wir neben SS.
Cosma e Damiano sehen, stehe auf der Stelle des Friedeus-
tempels und hier sei das Forum Vespasiani gewesen , ist nicht
abzusehen. Denn wenn Maxentius die Basilica erbauete, und
Procopius noch den Tempel auf seinem Forum sah, so ist es
offenbar, dass beide von einander ganz verschieden waren. Es
widerlegt sich das aber auch durch Martials Angabe, dass
die. Tabeme seines Buchhändlers Umtna post Pacis PaUadnim-
que forum sei. Denn das Forum Nervae und die Basilica lie-
gen viel zu entfernt von einander, als dass die Bezeichnung
nur einigermassen passend sein könnte.
Dass hingegen die viel erwähnte Ruine wirklich der Ba-
443
•ifica angehört, welche Mazettthis haneie und die nach seiBen
Suirze anter Constantins Namen dedieirt wurde, dafiir haben
wir die schlafendsten Beweise. Zonächst spricht von dem Bane
AureK Viet. Caes. 40, 26. jtdhuc cuneta operüj gwie
magtdßee cotutruxerai (Maxentins), Urbü/anum^^^) otptB
boMäieam Fievä meritis patre$ wermere* Die Stelle aber
weiset ihr anf das Bestimmteste nnd Deotlichste die Not it in
an. Das Guriosnm nennt in der vierten Region vom Coloft-
•eum herkommend: Templum Romae* Aeiem lobt». Füan
^aermm. Baailicam novam et PauU. Tempbtm Faustmae.
DieLabbe'sche Ausgabe undPanciroli haben: Tempbtm
Bomae et Venerü. Aedem leeü SUUarie. Fiam socram*
Busilieam ConstantiHianam. Templum Fmutimw.
Basilicam PaulL Dazu kömmt noch die höchst erwünschte
Nachricht des Catal. imp. Vienn. p. 243 Rone, der nnter
Domitians Werken nennt : horrea ptperatariaj tibi modo est
BasUica Constantiniana et, Forum Fespafiani. Diese horreu
piperataria sind die von DioCassins genannten dno&^nat
%mv we Alfvn^imv nal tAv 'A^ßltav ^o^/W. Sie wur-
den erst von den Flammen des brennenden Friedenstempelg
ergriffen nnd lagen also weiter vorwärts; denn das Feuer
wälzte sich nach der Sacra via und dem Palatin. Durch
dieses alles werden wir genöthigt, das Templum Pacis zwi*
sehen der fiasilica und dem Forum Nervae zu suchen, nnd
höchst wahrscheinlich gehört ihm, d. h. seiner Umfassung
das Stück einer aus gewaltigen Peperinquadem erbaueten
Mauer an, die man an der Kirche SS. Cosma e Damiano
sieht, und das mit der Mauer des Forum Nervae parallel
läuft. Für die Basilica aber bat der Einsturz eines Theils
des Gewölbes im J. 1828 noch einen schlagenden Beweis ge«
liefert, dass es wirklich die von Maxentius erbauete ist) denn
913) Der Tempel der Venns and Roma war unter Maxentias
durch einen Brand jedenfalls nur tfaeilweise zerstört und durch ihn
wiederhergestellt worden. Gatal, imp. Vienn. p. tAS Rone.
MaxenHus Imp. ann, FL Hoo Jmp^ templum Romae arsit et fa-
brieatum est Hiernach sind Fea, p. |^7. und Ratti. p. 29. zu be^
richtigeo.
444
man fand in dem Gemäuer steekend eine Münze mit dem Na-
men dieses Kaisers '^^).
Der schon oft erwähnte Triumphbogen desTilus,
der auf dem höchsten Punkte der Sacra via steht, weiset
zwar durch seine schönen, leider sehr schiecht gehaltenen
Reliefs auf den jüdischen Triumph hin , aber seine Inschrift,
auf der dem Colosseum zugewandten Seite, in welcher er nicht
nur Angustus, sondern auch Divus genannt wird ^^), so wie
das Relief in der Mitte der Gewölbdecke, welches die Apo-
theose des Kaisers darstellt, beweisen, dass er wenigstens erst
nach seinem Tode vollendet und dedicirt sein kann« Er ist
besonders auf der dem Forum zugewandten Seite sehr restau-
rirt. Schon beim Anonymus von Einsiedln und durch das
ganze Mittelalter heisst er Septem lucernae oder Arcus septem
Ittcemarum.
. Unweit der Basilica und des Titusbogens nach dem Co-
losseum hin und links an der hier iu das Thal hinab sich sen-
kenden Sacra via, stand anfänglich der Coloss des Nero
(Anm. 341.), bis Hadrian auf dieser Stelle den grossen und
prächtigen Tempel der Roma und Venus, späterhin ge-
wöhnlich Tempi um Urbis genannt, erbauete "). Von
diesem Tempel finden sich noch sehr bedeutende Trümmer zwi-
schen S. Maria Nuova oder S. Francesca Romana und dem
Colosseum, welche zuerst Nardini richtig benannte , während
die Ruine im Mittelalter Templum Concordiae et Pietatis
heisst ^^9 lu^d die älteren Astygraphen sie bald Isidis et Sera-
914) S. Bansen, Beschr. d. St, R. III A. S. ^9S.
15) SENATVS. POPVLVSQVE. ROMANVS. DIVO. TITO. DIVI
VESPASIANI. F. VESPASIANO. AVGVSTO. Eine zweite bei dem
Bogen gefundene Inschrift, weiche den Zusatz Divus nicht hat, gehört
nicht ihm, sondern einem früher gesetzten Ehrendenkmale an, oder es
ist eine einfache Gedenktafel des Siegs über Jerusalem. S. Lucio
Pauno, j4nt. dt Ä. p. 64. Nibby z. Nardini. I. p. 3Ü6. Abbil-
dungen des Triumphbogens sind häufig. S. bes. die von Santi Bar-
toli in Bellori ß^et, areut August, triumph. int. Üb. 3-^. «nd im
SpecuL Romanae magnific, t. 12.
16) S. Spart. Hadr. 19. Dio Cass. LXIX, 4. Cassiod.
Chroo. p. 201 Rone. HU Co9$. (Pompciano et Atiliano) templum Ro-
mae et FenerU factum est, quod nunc Urbis appellatur.
17) Martin. Polen, und Mirab. Rom. p. %^iJion1f. oder
445
pidis, bald Solis et Lanae, sogar Castoris et PoUncis nennen.
Es war, wie die Reste zeigen, ein Doppeltempel, dessen zwei
in balbkreisformige Tribunen endigende Zellen mit ihren Cur- .
Ten, also mit dem Röcken an einander sUessen, so dass die
eine dem Forum, die andere demColosseum zugekehrt war'^>).
(Vgl. den Plan der Stadt). Die letztere ist jetzt allgemein zu-
gänglich, die zweite ist im Kloster von S. Francesca einge-
schlossen. Der Tempel nach Hadrians eigenem Plane erbaut,
dessen ungünstige Beurtheilpng dem grossen Baumeister Apol-
lodorus das Leben kostete (Dio Cass. LXIX, 4.), war ein
Fsendodipteros decastylos und pahm mit seinen Hallen den
ganzen Raum zwischen der Sacra via und der von der Basilica
Constantini nach dem Colosseum führenden Strasse ein ^*).
In den beiden Gellen waren die colossalen Statuen der beiden
Göttinnen , sitzend dargestellt ^9). Nach Münzen von Anto-
ninus Pius (s. Nardini. I. n. 12. 13.) scheint der. Tempel
durch diesen Kaiser eine Restauration erfahren zu haben«
Effem, leit. I. p. 385. Ueber Anastas. Vit. Fei. IV. p. 07BUnch.
8. Anin. 717.
918) Dem entspricht ganz die Beschreibung beiPrudent« contr.
Symm. I, 2\A,
Ac Sacram resonare viam mvgitibui ante
Delubrum Romae; eolitur nam sanguine et ipsa
More deae, nomenque loci eeu ntimen habetur;
Atque Urbis Fenerisque pari te eulmine tollunt
Temploy timul ffemtnis adolentur tura deabtis-
Ob das RelieP, welches F. A. Visconti in ütü Effem. lett. I. p. 106.
bekannt gemacht hat, wirklich die eine Fagade des Tempels darstelle,
ist doch nicht entschieden.
19) Genanere Beschreibungen s. bei Nibby z. Nardini. I. p.
^96 fr. Foro Rom. p. ^09 ff. Niebubr und Bunsen, Betchr, d. St.
R. \\\ A. S. 299 ff., wo auch ein Aufriss und Durchschnitt der Ruine
sowohl als des restanrirten Tempels beigefügt ist, nebst einigen darauf
bezüglichen Münzen.
20) Ueber die nnverhaltnissmässige Grösse der Statuen spottete
Apollodor. Dio Cass. a. a. 0. *al ns^l rwv etyaXfiaxuiVf or^ iiti^ova
t/ xara tov tov vtpovg rov fieyaqov X6yov tjroaj'&ij, av va^ al ^coi,
t<pri f i^avaarriasad'al re xal e^sld'eiv id'elijaatoiv , ov iuvti&^aovrat.
Der Statue der Roma gedenkt auch Serv. z. Aen. II, 227. von den
Schlangen an Minervenstatuen : Ut maxima pars in spiram eolleeta
ante pedes sit, eoiia vero cum eapitibus ereetis post clipeum, id est,
inter seutum et simulacrum deae latebant, ut est in templo Urbi$
Romae, Jedenfalls ist es von der Dea Roma selbst zu verstehen, die
bekanntUch der Minerva ganz iUialich gebildet wurde.
4M
Marc-Anrel ond Faitötina erhieltea in ihm silbesrne Sutnen
und einen Altar, auf dem alle Brautpaare Roms opfern soll«
ten *>^). Von der Wiederberstellang nach dem Brande unter
Maxentius ist schon gesprochen worden (Anm. 913.)«
Der ATentin.
Wenn die Hngel Roms in chronologischer Folge zur Be«
trachtung gezogen werden sollten, je nachdem sie früher oder
später der Stadt wirklich einverleibt wurden, so wurde der
Arentin eine der letzten Stellen einnehmen mfissen; allein
diese Rücksicht hat für die Topographie, welche die schon
vollendete Stadt nach dem Zusammenhange der einzelnen Theile
schildern will, keinen Werth, und würde vielmehr jeder über-
sichtlichen Darstellung hinderlich sein. Daher schliesst sich
am besten dem Capitol und Palatin der ihnen zunächst gelegene
Aventin an. Er erhebt sich als isolirte Höhe südwestlich
vom Palatin, so dass das zwischen beiden gelegene Thal des
Circus Maximus die nordöstliche Grenze bildet« Auf der nord-
westlichen oder der Flussseite bot der Berg wahrscheinlich in
alter Zeit eine steile, vielleicht durch Kunst noch unzugäng-
licher gemachte Felswand dar, so dass zwischen ihm und dem
Flusse mehr^Raum blieb als jetzt, wo die Masse des Schutts
den Berg abschüssig gemacht und den Weg am Ufer bedeutend
verengt hat« Weiterhin tritt der Berg mehr südlich zurück
und indem auch der Fluss auswärts biegt, entsteht eine geräu-
mige Ebene, die, noch weit über die Grenzen des Berges hin^
aus von der aurelianischen Mauer umschlossen, von dem unweit
der Porta Ostiensis gelegenen Scherbenberge die Ebene des
Monte Testaccio genannt wird« In Südost wird der Aventin
durch ein sehr entschiedenes Thal von einer geringeren Höhe,
die immer abnehmend sich bis gegen die Porta Appia hinzieht,
n\) Dio Cass. LXXI, 31. t^ ^i Ma^^ n«X «^ ff*^^ ^T^
447
gelreimt. Auf ihren beideii hödisteii Punkten Kegea üe Rir-
oben S. Sakba und Su. Balbina* Dm8 nn Alterihome diese
Höhe nicht su dem Aventin gerechnet wurde» mnsa deshalb
angenommen werden, weil erstlich der Umfang des Berges auf
nicht mehr als zwölf Stadien angegeben wird ^^^)^ und zwei*
tens in Angustus Eintheilung ausschliesslich der wahre Aven-
tin die dreizehnte nach ihm benannte Region bildet, während
jene Höhe theils zu der zwölften, Piscina publica, theils zu
der ersten, Porta Capena gehört ^>). Sonderi>ar bleibt es in-
dessen immer, dass für Letztere ein Name aus dem Alterthume
durchaas nicht genannt wird*
Der Mame Aventinus hat sehr verschiedene AbleiUm-
gen erfahren. Die alte Sagengeschichte erzählte von einem
albanischen Könige desselben Namens, der auf dem Berge be-
graben, oder gar einem Nachkommen des Hercules, von dem
er benannt worden sei ; grammatische Spitzfindigkeit hat noch
andere Wege zur Erklärung ausgesonnen ; aber alle diese Be-
mühungen beweisen nur, dass der Name schon in alter Zeit
•unverständlich war ^'9* — Die erste Bevölkerung, soll der
972) Bei DioDysins ITI, 43. werden freilich oach dea Jetzigen
Ansgaben 18 Stadien angegeben: n^WTOV fUvxfj n6le* uot^ay ovfur-
ft^ay nQ09i&Tf%9y , trtH%has tbv Xiyouwov Aifvtivw. im Ss Xo^og
vy^tjlog irruiMwi iicrafxaldeita nov naöimv rnv ne^ifier^ov. Aliein die
vaticanische'Hdschr. bat nach Niebnhr dtudsna nnd damit stimmt eine
zweite X, 31. ifberein, wo fast dieselben Worte wiederkehren. Dieses
Maass findet nar auf den eigentlichen Aventin Anwendung.
93) Vgl. S. 107. Bansen, Besehr, I. S..635.
2i) Varro L. L. V, 7. p. 48 Sp. Avmtinum aliqvot de eautU
diettnt, NaeviUs ab avibus, qnod eo §9 ab ' JHberi ferrent aves; alU
ab rege yiventino Albano, quod ibi sit sepuitus; alii Aventinum ab
adventu hotninum, quod commune l,atinomm ibi Dianae templum
9it constitutum, Ego maxime puto ab advectu ; nam olim paludibus
mons erat ab reiiquis disctusus : itaque eo ex urbe advehebantur rh^
tibut etc. Der Sage vom hier gefalleBen nnd beerdigten Aibaoerkonige
folgen noch Liv. I, 3. Paul. Diae. p. 19. Hieron. p. 265 Rone.
Dagegen ISsst Virgil Aen. VII, 656. den Aventinns, Sohn des Her«
enles nnd der Rhea hier geboren werden, ond darauf bezieht sich
loann. Lyd. de mag. I, 34. 6 di Toxot p»9€ t^ n^rniyoQiw *5
M9 Twv'HoamletSoiPy cv« 6 'FwfuUmr 9ro<^s lut^iSwxe, Indessen
spielt doch auch Virgil auf die Ablaitung ab ambue an. Vlli, 23).
Stabat acuta eilex praeeieie vndique »axis
Speluneae dore^ insurgmu, altissima visuf
Birarum nidis domue opportana voluemm,
S«rvitta nr erstercn StelU lugt noch einea Kiteig der Aborigiscr des-
— 448
Aventun durch Ancus Alareias erhalten haben *'^); aber am
Ende des dritten Jahrhunderts d. St finden wir ihn fast nnbe-
wohnt als Staatseigenthum, ager publicus^ der von den Patri*
eiern in Possess genommen ist nnd nach hartem Streite durch
eine Lex Icilia in Parcellen an Plebejer vertheilt wird*^).
Es ist nicht zn verkenneo, dass er auch später vorzugsweise
von Plebejern bewohnt wird, und noch unter den Gracchen
tritt das deutlich hervor; aber widerlich nur ist die Vorstel-
lung, die ihn geradehin zu einer Plebejervorstadt, einer Art
Ghetto macht. — Der Aventin blieb demungeachtet, und zwar
bis auf den Kaiser Claudius, vom Pomoerium ausgeschlossen;
warum? darüber scheinen die gelehrtesten Römer selbst in
Zweifel gewesen zu sein; doch war die Meinung, dass es
wegen der ungünstigen Zeichen, welche Remus dort erhalten
habe, geschehen sei, die vorherrschende 3^). Neuerdings hat
selben Namens hinzn, nnd aus Varro de ;ente pop. Rom. Sabinot
a Rotnulo susceptos istum accepüte montem, quem ab Avente, fluvio
provineiae sitae , appellaverunt Aventinum, , was indessen auch sehr
bedenklich scheint. Die unnatürlichste Ableitung^ ist jedenfalls die
varronische ab advectu, — Ueber den Namen Mureus , den der Berg
nach Paul. Diac. p. 148. Murciae. gehabt haben soll, s. d. folg.
Abschn.
925) S. 121. In Nnma^s Zeit wird ergänz unbewohnt geschildert.
Plutarch. Num. 15. Mvd'oloyovai ya^ iiQ rov ^Aßtvrlvov JLotpov ovnm
fjUQoS ovra zrjQ noXeojc ovdi awoucovuevov, ccAA' txovra ni^yas rc Sa^tXeZs
iv avTip »at vairae oxisqclS (ponäv Svo Sai/iovaS JTixov xal 0avvov,
%^) Dionys. X, 31. ehitpi^e ydg ri xa2 oLxo^ {^ImiXkwQ) noUrev
fia xaivov, aSuSv mtofisQiad'ijvai roTff STjuovaii tottov sis outuSv vtavor
ansvas xöv nakovuBvov AvsvtTvov, — Ö£ ovx einaQ tot ftofTO, aJX ^v
dtjfi6a$6g Ti »al vAr^s avanlaüiS, c. 32. <ug ä* aneXvaaro TovTas xat susr»*
yoQiae f Tov vnig tov vouov Xoyov sUitpti^tv * ^v Si TOiosdß ' oaa /ur
idwßTai Tivsg f^ov ix Stxaiov xnjaafieyot^, ravTa tovs xvgiove %aTi%tiv '
ooa Si fießiaafUvoi Ttvis i] tdonj kaßoyvai tlaxodofii^aavTO xotuaafUvovt
Tat Sanavas , as äv ol ouiiTtjTal yvioat, Tif ^Vf'^ na^adiSovai ' ra ^
cilka, ooa av r^ df^fiooia, XOtQ^s wy^e tov d^/iov naqoXaßovxa SuUad'tu»
Vgl. Liv. III', 31.32. Müller z. Varro L. L. V, 6, 40. Hnschke,
rerf. d. Serv. S. 61.
%7) Gell. XIII, 14. Propterea quaesitum est ae nuno etiam in
quaesttone est, quam ob causam «x Septem urbis montibus, cum ea^
teri sex intra pomoerium sint, Aventinus solum, quae pars non lon^
ginqua nee ii\frequens esty extra pomoerium sit^ neque id Ser, Tulr
lius rex, neque Sulla^ qui proferendi pomoerii titulum quaesivit^ ne»
que postea Divus Julius, cum pomoerium prqforret, intra effatos Ur"
bis ßnes ineluserint, Uuius rei Messaia aliquot causas videri seripsit;
sed praeter eas omnes ipse unam probat^ quod in eo monte Rem$ii
^ — 449
man den Grand darin gesucht, dass auf diesem Berge der
Tempel der Diana als gemeinschaflliches Heiiigthum des lati-
nischen Bundes lag; indem er dadurch gewissermassen Ge-
meingut des Bundes und Sitz einer nicht ausschliessend römi-
schen Gottheit geworden sei, hätten dort auch keine städti-
schen Auspicien gepflogen werden können ^^^). Mir scheint
die ältere Beziehung auf Remus die natürlichste ; denn die
Sage ist jedenfalls uralt, und auf den geschichtlichen Gehalt
kömmt hiebei gar nichts an.
•Aus der frühesten Zeit finden sich auf dem Aventin meh-
rere berühmte Stellen. Als ältestes Denkmal muss der Sage
nach gelten der Altar des Evander, der am Fusse des
Berges bei der Porta Trigemiiia stand 2^); und in derselben
Gegend, bei den Salinen, war die Höhle des Cacns^®),
so wie der Altar den Hercules nach Auflindung der Rinder
dem lupiter Inyentor geweiht haben sollte ^^). Ferner
bewahrte auf der Höhe eine Stelle, Remoria oderRemu-
ria genannt, das Andenken an die Auspicien des Remus ^^),
und ein Bezirk hiess Lauretum, von dem Lorbeerhaine, wo
urhis condendae gratia auspicaverit, avesque irrttas habuerit supera-
tutque in ampicio a Romulo sit. Zuletzt hat E m i 1 D r a a q die Mei-
iiung anfgestellt, dass der Aveotin der eigeotliche alte Begrabaissplatz
uod deshalb ausg^eschlosseo gewesen sei. Allein dass er irgend als
solcher genannt werde, ist mir nicht bekannt, und einzelne Beispiet«
aus der mythischen Zeit, wie das des Aventinos und Totius, beweiseo
natürlich nichts. So weit die Nachrichten reichen, erscheint als Haupt-
begräbnissplatz der Campus Esquilinus.
928) Niebuhp, ßöin. Gesch. I. S. 407. 3. Ausg.
29) D i 0 n y s. I, 32. xal ßwfiovt e&eaaafir^v idqvfiivov9^ Ka^ffiiv»
Tjj fihv imo Ttf KaitvtdiXioi na^a zaiC Ka^utviiai nvAatt ^ EvavBQt^ ük
30) S o I i n. I, 8. Qui Cacut habitavit locum , eui Salinae no-
men est, ubi Trigemina nunc porta. Vgl. Virg. Aen. VUI, 190 ff.
Ovid. Fast. I, 551 ff. Der Name hat sich Tdr eine Stelle des Ber-
ges nach dem Flnsse bis jetzt erhalten.
31) Dionys. If 39. td^vtrai nhjaiov tov zonov Jibe £v(ftaiov
fiuifioVf off iari z^S Patfii^g na^a zfj TQtdvfiut» itvh},
32) Paul. Diac. p. 276. Remurinus ager dloltu^ qnia posseS'
»US est a Remo, et habitatio Remi Remona, Sed et locus in summo
Aveiitino Remoria dicitur , ubi Remus de urbe condenda fuerat au-
spicatus. Vgl. Dionys. I, 85. 86. 87. Nie bahr, Rom, Geseh, I.
S. 231. Maller z. Fest. p. 402.
29
450
Tatins begraben sein sollte '**)• Nahe diesem LaaretQm, aber
nicht in demselben war auch das Armilustram oder Ar-
mi 1 US tri um , ein Name, der ursprünglich wohl nur ein Fest
bezeichnete, aber auf den Ort, wo es gefeiert wurde , selbst
übergegangen ist ^*). Endlich war auf dem Berge auch seit
Numa der Altar des lupiter Elicius^^), und jedenfalls
auch des C o n s u s , da die Ilalendarien an den Consualien ein
ihm auf dem Aventin zu bringendes Opfer verzeichnen '^).
Grössere Bedeutung erhielt der Aventin durch den Tem«
pol der Diana, den Servius Tullius von den vereinigten
93^) Vnrro L. L. V, 32. p. 151. In eo .Ayeotino) Lauretum^ ab
eo, ([110(1 ibi septiltus est Tati((g rex, qui ah Lauren tibus interjeeius
est. Jb sUva iavrca , (juod ca ibi excisa et aed(ficatus est vicut.
Wie oft, zwei ^anz heterogene Ableitungco. Wie mau sieht, biess in
Varro^s Zeit nar der Bezirk so; der Hiiin war verschwiiDden, vielleicht
sehoD seit der Lex Icilia. So sagt auch F I i a, XV, 30, 40. Dural et
in Urbe (oomen) imposihcni loco , quando Loretam in Aventino vo-
catur , tibi siiva lauri fuit, und Dionys. III, 43. oQ xoxe ftlv vhit
navTooa'jiil^ fuaibi ^v, TtkiiartjC dl xal 9(alh'arTjg da(pP7js, cf ys uiav»
^TJ^TOV vTTO 'J^iufiaivttv 9(aXi7Tai tonot ns <f altov * vvv <fi otxuov «or«
nÄi^Q?;S Unat, Vgl. Pest. p. 360. Tatium. Serv. z. Aen. Vill, 276.
Man unterschied ein Laureium maius und minus, Kai. Capraa. Id.-
Aug. VOUTVMiNO. IN. LORBTO. MAIORE. und die Bffsis Capito-
1 i n a nennt einen Ficus Loreti minoris und Loreti maioris. Es wird
dasselbe Vcrhällniss sein, wie bei der Subura maior und minor. Vgl.
d. fol^. Anm.
34) Varro a. a. 0. p. 152. und ausführlicher VT, 3. p. 204.
Armilustrium ab eo quod in Armilustrio armafi sacra Jaeiunt, nisi
locus potius dictus ab his ,* sed quod de his prius, id ab luendo aut
lustro, id est, quod circumibant luden tcs ancilibus armafi, Paul.
Dia.c. p. 19. Armilustrium fesium erat apud Romanos , quo res di-
vinas armati faciebant, ac, dum sacrificarent, iubis canebant, Liv.
XX VII, 37. in Armilustro lapidibus Visum pluere, Plntarch lasst
hier den Tatius begraben werden. Rom. 23. 'O Si ro ]uiv atüfsa rov
2'*atiov Koplaat ivriptü^ U^aips mal nsirats Tre^l ro uaXovfiivovl/i^piXov^
OTQtov iv *AovtvTiv(a, Das ist jedenfalls ungenau, da die Basis Capito-
lina neben jenen beiden noch einen besonderen Ficus Artnitustri nennt.
Vgl. Fast. Maff. und Amitern. IV Kai. Nov. Eine nach Lucio
Fanno, Ant, di jR. p. 78. bei S. Alessio gerundene Inschrift: SA-
CRVM MAG. VIGI ARMILVSTRI, macht es wahrscheinlich, dass er
in dieser Gegend war.. Eine zweite bei Grut. XXXIX, 5., welche
mit dem Vicus die Porticus Minervae Aventinensis nennt, wird fdr an*
acht gehallen.
35) Varro L. L. VI, 9, p. 273. Sic Elieii Jovü ara in Aventino
ab elieiendo, Liv. 1,20. lovi Elicio aram in Aventino dieavit(Stim^).
Plutarch. Nnm. 15. rov is ronov^lXisuov das isuhov n^otayo^iv^^
rai. Vgl. Ovid. Fast. III, 295 IT.
3d) Fast. Capraa. XJI Kai. Sept. CONSO. IN. AVENTINO
SAGRIFIGIVM. Amitern. Pr. Id. Dec. CONSO* IN. AVENTIN.
4U
Beiträgen der Städte des latiniscben Bandes als gemeinschaft-
liches Bundesheiligthum erbauete *'7). Ob dabei wirklich die
Kunde von der gleichen Vereinigung der ionischen Städte zum
Baue des Artemision zu Ephesus eingewirkt habe, das möchte
sehr zu bezweifeln sein, und wahrsche^ilicher ist es, dass erst
durch die griechischen Geschichtschreiber die Analogie beider
Thatsachen hervorgehoben wurde. Richtiger ist die Bemer*
knngy dass Rom durch den Bau des Tempels auf einer seiner
Höhen stillschweigend als Haupt des Bundes anerkannt war*»
de >^). Wie lange der ursprüngliche Bau sich erhalten habe»
wird nicht gesagt; doch scheint er noch in Augustus Zeit,
wenn auch natürlich restanrirt vorhanden gewesen zu sein , da
Dionysittsin ihm noch die Originaltafeln desFoedus Latinum
und der Lex IcUia sah *')• Das setzt wenigstens voraus, dass
keine Zerstörung durch Feuer Statt gefunden hatte. Wahr*
scheinlich wurde er aber unter Augustus durch L. Comificius
neu gebaut ^^). — Auf welcher Stelle des Aventin er sich be-
fand, ist zweifelhalt, was überhaupt von allen Gebäuden dieser
937) Varro L. L. V, 8. (Aom. 924.) Liv. I, 45. Jam tum erat
inelytum Dianae Ephesiae fanum : id communiter a eivitatibut Atiae
factum fama ferehat* Quum consensum deosque eonsoeiatos lauda^
ret mire Seruüis inter proeeres Latinorum — saepe iterando eadem
perpulit tandemf ut Romae fanum Dianae populi Latini cum populo
Romano facerent, Didors. IV, %6, nal iura touto uaTMOxeoaasy i|
e»v mnaaai avv^vtytuty at iroXais y^fiarwv xov TtJQ *A^rip&3of vaov , riv
intl Too fieyloTov ruip iv xij *PfOfifj Xoiffov idQvfjUvoi^ AvbvzIpov. Vgl.
Fest. p. 343. Servorum. F as t.'CaDr aa. Ami lern, und Antiat.
Id. Aoy. DIANAE. IN. AVENTINO. Martial. XII, 67.
38) Liv. a. a. 0. £a erat coi^fetsio, caput rerum. Romam esse.
Daher aach die Erzählang voa dem listigerweise durch eioea Römer
feopferteo Stier, ao den sich die Bediogung der Herrschaft knüpfte,
liv. a. a. 0. Platarch. Quaest. Rom. 4. Valer. llaz.
VII, 3, I.
39) Dionys. IV, 126. ori^hjv utaxamuvaaas %ahiäipt ly^awgp iy
tavttf xa T< io^avxa xotg avv£8^oi£ nal xäs fiBxaaxovaat xiji üwoiov no»
hig, avxij BUfiuvev 17 oxtjhi fii%^t x^s ifi^s rjhxia^ tv xf x^f 'ji(fxifii^o9
ieoif tutfUrfjf y^afifiaxiov 'l'rovaa xa^am^Qai 'BXXtivimiVf oh xo noUaioy
^ BUmq ix^äro, X, 32. (9 vofios) oe iaxtw iv axiikfj %fM»fp y^YQo^f^f^of^
ijv avid'foav tv xif Avtirxlv^^ ttofUaavris tis x6 t^c *A^6fiäoß U^oy,
40) Suetoo. Au 9. 29. Multaque a multU exstrueta sunt: ei"
eut a Mareio Philippo aedes Uereulie Musarum; a L. Com\fieio ae*
des Dianae. Da jeder weitere Zosats fehlt , kano kaum ein andei^r
Tempel der Diaaai als der HavpUempel auf dem AveatiB Tentandea
werden.
29*
4S2
Höhe gilt. Bafalinrs Plan verzeichnet ihn bei der Kirche S.
Prisca, und so haben ihn auch Donati, Nardini, Venuti und
Canina angenommen. Bunsen hat sich (wie schon Marliani
und Lucio Fauno) durch Folgerungen, deren Unrichtigkeit
schon oben (Anm. 206.) nachgewiesen worden ist, veranlasst
gesehen, ihn bei S. Sabina oder S. Alessio anzunehmen. AI«
lein die Nachricht, dass das Haus des Licinius Sara über dem
Circus lag und zugleich nahe dem Tempel der Diana ^^^), wei-
set allerdings auf die Gegend von S. Prisca hin. Martial
nennt wegen dieses Tempels den Avenün CoUis Diana e.
VII, 73. XII, 18, 3.
Einen zweiten Haupttempel erhielt der Berg nach der
Eroberung von Veji durch Camillus, von wo das Standbild
der lunoHegina, der Angabe nach ein Holzbild, hinweg-
gefuhrt und auf dem Aventin geweiht wurde. Vier Jahre spä-
ter wurde der Tempel von demselben Camillus dedicirt ^^).
Auch er ist unter den Tempeln, welche Augustus neu bauete,
wie das Monum. Ancyr. bezeugt, lieber seine Lage aber wis-
941) Martial. VI, 64, 12. sag^t von seinen Epigrammen:
Quique videt propiut magjii certamina Circi
Laudat Jvenfinae vtcinus Sura Dianae,
Es ist eine kümmerliche Aosflucht, dass ancb ein bei S. Sabina gele-
gener Tempel, weil er «lach auf dem Aventin gewesen, benachbart
habe genannt werden können. — Ob das Fragment des capitoliaischen
Plans bei BeUori tav. I., das ein Templum MliVERBAE und dane-
ben, jenseit einer doppelten Säulenreihe mit der Inschrift CORNIFIGI,
ein Stiick eines anderen zeigt, wie Canina meint,, darauf zu beziehen
sei, ist ungewiss, aber nicht ohne Wahrscheinlichkeit. Nur wird sich
daraus keine Diana Cornificia, sondern eine Porticus Cornificia er-
geben.
A2) L i V. V, 22. erzählt das Wuuder,' wie die Statue mit lauter
Stimme erklärt habe, nach Rom folgen zu wollen, und sagt dann : in-
Ugramque in Aventinum, aeternam sedem suam , quo vata Romani
dictatoris vocaverant, perlaiam, nhi templum ei postea idem, qui
voverat, Camillus dedieavit. vgl. cap. %'S. 31. Nach Livius Plut-
arch. Gamill. 6. Valer. Max. I, 8. 3. Das Holzbild uennt Dio-
B y s. fgm. XIII, 3. *0 avTog KauiXkoe «nri T»)y Ovüvravwv n6XtPfT(fa^
Tiuwv ijviaTO TjJ BaatX§i<^*'Hoi^ T^ iv Ovicvravoig, iäp 9t(faTijap vfji ni^
ktfug X9 TC ^oavov ay%ijq sv *J*(ufi7j xu&iSffvaetv koI aißaafiMvg avrp
ttavaaryasa^ai noXvrelsZs, Vielleicht hängt damit zusammen, dass spä-
ter wieder cupresrea iimulacra der Göttin geweiht werden. Liv.
XXVII, 37. lul. Obs. lOd., nachdem nicht lange vorher ein Erzbild
derselben anfgestellt worden war. XXI, ö^Ä. Signum aeneum matronae
lunoni in Aventino dedieaverunt.
493
sett wir gar nichts. Aus der Procession, welche im zweiten
panischen Kriege, wie Livitts erzählt, in Folge von Prodigieu
nach dem Tempel angeordnet wurde^ hat man schliessen wol-
len, dass er bei S. Sabina gewesen sei, weil der Zag den Cli-
vas Pablicias hinaufgeht *-^^); es folgt aber daraas gar nichts.
Der Clivus Publicius, von den Aedilen L. und M. Publi-
cii Malleoli angelegt, oder vielmehr wohl erweitert und ge-
pflastert **)<, war der Hauptauigang zum Aventin an der Porta
Trigemina , und in älterer Zeit wenigstens die einzige Fahr-
strasse. Es konnte also der Zug vom Forum aus gar keinen
anderen Weg nehmen und für die Lage des Tempels ergiebt
sich daraus weiter nichts, als dass er oben auf der Höhe
war. — Der Aventin hatte auch einen Tempel d^s lupiter,
der zwar von keinem Schriftsteller, so viel mir bekannt ist,
genannt wird, aber unter den Tempeln, welche dasMonu-
mentnmAncyranum als von Augustus auf diesem Berge
gebaut nennt, aufgeführt wird. S. was unten über den Tem-
pel der Liberias gescigt wird. Uebrigens bezeugen auch sein
Dasein die Fasti Am item. Id. Aug. F£R. lOVI. DIAN^iB
VORTVMNO. IX AVENTINO. Man erfährt daraus zugleich, dass
Vortumnus liier eben auch ein Sacellum oder einen Altar
943) Liv. XXVII, 37. inde (a foro) üico Tuteo Felahroque per
Boarium forum in elivurn Publieium atqu$ aedem lunonü Reginae
perr^ectutM,
44) Fest. p. 238. Puhlieius clious äjfpeilatur, quem du9 fratres
L, M, Puhticii Malleoli AedHe$ Cur, peeuariis condemnaHs ex pe»
eunia, qua/n ceperant, munierunt ut in Aventinum vehicuii, Fei ve-
nire possit. (Die letzten corruptea Worte lieset Müller mit Ursi*
nus: vehictilit Velia veniri possit. Das hat ^r keioeo Sinn, man
m^ge sich die Velia deolLen , wo man wolle. Nach Arndts Verblei-
chanp hat die Haadschrift üieht f^el, sondern Ae/, und darnach ist
vielleicht su lesen : ut in Aoentinum vekiculis h. cl. veniri pouitJ)
Varro L. L. V, 32. p. 157. Clioos Publicius ab aedilibus piebei pu-
blicis (1. Publiciis, obgleich auch Festos Pahlieis hat), quieum publice
aedificarunt, {Wie gewöhnlidi neben der unbezweifeit richtigen Ab-
leitung noch eine zweite unnütze.) Vgl. Ovid. Fast. V, 287. Ueber
seinen Anfang an der Porta Trigemina s. Anm. 206. und S. 158.
Man vergleiche damit noch Liv. XXVI, 10. eoniuies trtmtfugas Nu*
midarum, qui tum in Aveniino ad mille ei ducentos erantf media
urbe iransire Etquiliat ituierunl. — quos quum e» aree CapitoliO'
que elivo Publicio in equis decurrentes quidam vidiesent^ eaptum
Aventinum conclamaverunt, -^ Im Jahre 551 d. St. branntea alle G««
bände am Clivus ab. L i v. XXX, 26.
N
454
hatte und genauer bezeichnen dessen Stelle die Fast. Ca*
pran. VORTVMNa. IN. LORBTO. BiAIORE. — Oefter wird der
auch im Monum. Ancyr. als TonAngnstos neu erbaut genannte
Tempel der Minerva erwähnt, der wenigstens schon im
zweiten panischen Kriege vorhanden war ^*^)*^ aber seine
Stelle ist eben auch ungewiss, wenn man nicht das Fragment
des capitolinischen Plans (Anm. 940.) oder die verdächtige In-
schrift (Anm. 934.) geltend machen will* — Etwas genauer
lässt sich der Tempel der Bona Dea bestimmen. Wir wis«
sen von ihm, dass er an einer Stelle des Aventin stand, welche
Saxum, oder vollständig wohl Saxum sacrum hiess^^).
Sie wird als diejenige bezeichnet, wo Remus die Auspicien ge»
sucht hatte, bnd das war natürlich auf der Höhe; aber dort
lag der Tempel der Bona Dea nicht, sondern, wie Ovid sagt,
an einem sanft ablaufenden Abhänge *^). Hadrian versetzte
945) Fest. p. 257. Quinquatrus. Minervae autem dieatum eum
dient existimant, quod eo die aedis eins in Aventino consecrata est»
p. 333. Scribas, itaque cum Livius Andronicus hello Punieo eecundo
scripsisMct earmen, quod a vir^inibue est cantatum, quia prosperius
resp. populi R, geri coepta est, publice atlributa est in Jventino
aedis Minervae, in qua liceret scribis hisirionibusque conststere ,ae
dona ponere in honorem Livi, quia hie et seribebat fabulas et age*
bat. Auf die Quinquätrus, XIV Kai. Apr., legt Verrius, wie bei
Festas, die Dedication auch id den Fast. Praen. (Per. Minervae
qnod) AEDIS. IN. AVEiXTIiVO. £0. DIB. EST (dedicata). Dagegen
anrXIll Kai. lol. die Fast. AmiterD. und Exquii. MINERVA£
IN. AVENTINO. Eben so 0 v i d. F a s t. VI, 722. Dass man aus die-
sen AbweichuDgen nicht auf zwei verschiedene Tempel scbliessen dürfoy
sondern wohl anzunehmen sei, dass über die ursprüngliche Dedication
es eine doppolte Tradition gegeben habe« bemerkt richtig Merkel %.
Ovid. Fast. p. CXLI.'
46) Ovid» Fast. V, 148. (interea diva canenda Mona est.)
Est moles nativa, Iqco res nomina Jecit:
Appellant Saxum. pars bona moniis ea est.
Uuic Remus institerat fruslra, quo tempore fralri
Prima Palatinae regna dedistis aves.
Templa patres illic, oculos exosa viriles
Leniter acclivi cons tituere iugo.
Dieselbe Stelle meint jedenfalls (Cic.) p. dorn. 53. cum Licinia virgo
Festalis — T- Flaminio Q. Mctello consulibus aram et aedieulam et
pulvinar sub Saxo sacro dedicasset.
47) Bnnsen, Beschr. d. St. R. III A. S. 408. , »Allerdings passt
anf diese Stätte der Ausdruck von Pcstus, der Tempel habe anf
dem h(>cbsten Aventin gestanden*' n. s. w. Festns oder
vielmehr Paul. Diac. sagt p. 276. Sed.et locus in summo Aventino
Remoria dieitur, übt Remus de urbe condenda fumvtt ampiwUus*
r
45»
ihn an eine andere Stelle ^*^) ; aber in derselben Gegend mnss
er doch geblieben sein; da noch die Noiitia ihn als Aedes
Bonae Deae Subsaxanae nennt; man mnsste denn an-
nehmen, dass eben nor bei der Versetzung der Name zur Er»
innemng an den ursprünglichen Ort geblieben sei. Ist nun
aber die erstere Annahme richtig und gehörte gleichwohl der
Tempel zur zwölften Region, Piscina publica, so kann er nur
an der südöstlichen ^eite des Aventin, den Höhen von S. Sab*
ba vnd Sta. Balbina gegenüber gelegen haben ; Und diese Seite
kann auch nur für dieRemnria angenommen werden, da
Remus ja doch nach Mittag gewendet sein musste ; schon des-
halb ist also die Meinuag derer ganz zu verwerren, welche
den Tempel bei S. liaria in Aventino (del Priorato) gesucht
haben. Leider nennt die Notitia in der zwölften Region fast
nur ganz unbekannte Namen, so dass aus der Reihenrolge der-
selben sich wenig schliessen lässt. Indessen ist es bemerkens-
werth, dass zwischen dem Tempel und den Thermen des Ca»
raealla nur ein Punkt, Clivus Deiphini oder Signum
Delphin! verzeichnet ist. — Der Tempel war von der Vcsta-
liD Claudia Ual« Mai. dedicirt ^^) , und wurde nach Ovid von
Livia neu erbaut.
Noch sind zwei sichere Tempel des Aventin übrig : erst^
iich der der L u n a, von dessen wahrscheinlicher Lage an der
nnd erwähnt als8 des Tempels mit keinem Worte. Nor aas der Ver-
gleicbanp mit Ovid ergiebt sich die IVachbarschaft beider; aber Ovid
giebt deutlich genug zu erkennen^ dass der Tempel unter dem Saxum
stand. Wenn Propert. IV, 9. nach d«r Sage, deren auchMacrob.
Sat. I, 12. gedenkt, erzählt, dass Hercules, nach Ucber^indung d«s
CncQS, auf dem Foraro Boarium von heftigem Durste ergriiTen and
keine Quelle flndend den Stimmen der Fraoeo folgend, welche eben
das Fest der Bona Dea feierten, zu deran Tempel gekommen und dort
zurückgewiesen worden sei, weshalb er, nachdem er Gewalt gebraucht,
wiederum geboten habe , dass nie Weiber an seinen Opfern an der
Ära Afaxima Theii nehmen und seinen Tempel betreten sollten, so
würde man sehr mit (Inrecht daraus schliessen , dass der Tempel in
der Nähe des Forum Boarium gelegen habe; denn wer möchte von
dem Dichter verlangen, dass er g^nan die Entf«rnaog der beiden Oert-
liehkeiten beachten solle«
94H) Spart. Hadr. 19. aedem Bonae Deae tranetuUt.
49) Ovid a. a. 0. und Mac r ob. Sat. I, 12. Auetor est Cor-
neiiu* Labeo, kuie Maiae aedem CalendU MaiU dedieatam ȟb nomine
ßonae Deae,
456
Seite des Circos schon in der Adiii. 206. gesprochen worden
ist. Wie ganz irrig die Meinung Bunsens ^^'^) sei, dass er
identisch sei mit dem Tempel der Diana, worauf seine ganze
Bestimmung dieses Tempels, des Pons Sublicius und desMauer-
zngs zwischen dem Capitole und Aventin basii*t ist, das be-
weisen ganz allein schon die Kaiendarien, welche beide Tempel
als an verschiedenen Tagen dedicirt angeben ^'). Ueberhaiipt
aber ist eine solche Verwechselung der beiden Gottheiten we-
nigstens in solcher Zeit in Rom etwas ganz Unmögliches.
Wenn daher Tacitus Ann. XV, 41. unter den alten Heilig«
thümem, welche der neronische Brand zerstörte , auch nennt
(templum) veiiLstissima religione^ quod Seroius Tuläus Lu-'
nae — sacraverat. , so ist entweder anzunehmen , dass er,
dem über die älteste Geschichte keinesweges die Glaubwürdig-
keit und Genauigkeit zugestanden werden kann , wie über die,
welche er schreibt, nicht die Namen als identisch, sondern die
Tempel verwechselt habe, oder dass der Tempel der Luna
auch von Servius geweiht worden ist. Es ist auch ganz un*
erwiesen und nicht wahrscheinlich, dass die Höhe des Aventin
von dem neronischen Brande betroffen worden sei, da nicht
nur das Feuer vom Circus aus vielmehr nach Osten und Nor-
den sich verbreitete, sondern auch kein einziges Gebäude die-
ses Berges unter den wiederhergestellten genannt wird, was
sich gar nicht denken lässt, wenn darunter die Haupttempel
der Diana und Inno Regina gewesen wären. Wenn man viel*
950) Beschr. d. St. Ji. IH A. S. 4t2. V^l. De Roma» vet, mur.
atq. port. p. 77.
51) Fast. Praeo. Prid. Kai. April. LVNAE. IN. AVE
€apraii. Amitern. und Aotiat. Id. Aug. DIANAE. L\. AVBNTINO.
Ovid. Fast. III, 883.
Luna regit menses, hntut quoque teinpora mensis
Finit Aventino Luna colenda tugo,
Aniserdem erw'ahoeo deo Tempel Liv. XL, 2. Vitrav. V, 5, 8. An-
pel. Vict. Vir. ill. 65. Oros. V, Vi. Vjfl. Merkel i. Ovid.
Fast. p. XLIV. — Dass derselb« Tempel vou dem Cu^^osam urb.
Rom. in der eilften Regioo, Circas Mai^imus, genaont werde, ist nicht
. wahrscheinlich. Nach der Zusammenstellung: Templum Soli* et Lunae
et tempfum Mercurii, könnte man' vennuthen^ dass es ein dem Sol and
der Lana gemeinschaftlicher Tempel gewesen sei ; aber auch dagegen
sprechen Gründe. Vgl. den Folg. Abschn. Die übrigen Ausgaben der
Notitia haben ihn gar nicht.
457
leicht MarliaL IX, 4, 9. auf. dea lunotempel des Aventiir
bezieben wollte, so schweigt doch Alles von dem der Diana.
Auch bei einem früheren Brande des Circus und Aventin (Ta-
c it. Ann. VI, 45.) scheinen hauptsächlich nur Privatgebäude
gelitten zu haben. — Der zweite noch übrige Tempel ist der
der Libertas, gegründet von Ti. Sempronius Gracchus, dem
Vater des Siegers bei Benevent, der ihn mit einem auf diesen
Sieg sich beziehenden Gemälde schmücken Hess '^^). Dass
Angustus ihn neu gebaut habe, ist bisher auf die Autorität
des iUonumentum Ancyranum allgemein angenommen worden,
obgleich in der Aufzählung der Tempel : AEDES. MIiNERVAE
ET. IVNOMS. REGINAE. ET. lOVlS. LlßERTATIS. IN. AVExNTINO
der Mangel der verbindenden Partikel zwischen lovis und Li-
bertatis aufTällig genug sein musste. Es konnte auch wohl eine
solche Wiederherstellung in Folge eines früher gefassten Se-
natsbeschlusses ^^) gedacht werden. Allein durch die Ent-
deckung der griechischen Uebersetzung des Monumentum an
demselben Tempel zu Ancyra (nach Hamilton, Research, in
As. min. t. II. n. 102. mitgetheilt und zu Wiederherstellung
des lateinischen Textes glücklich benutzt von Franz in Ger-
hards Archaeol. Zeitung n. 2.) ist die Sache zweifelhaft ge-
worden. Denn die Uebersetzung nennt in dem angehängten
Summarium der neuen Gebäude keinen Tempel der Libertas,
sondern Jioq 'JEXcvd-egiov, weshalb der Herausgeber im Au-
gusteischen Texte den Namen Libertatis für verderbt hält und
achreibtiovis Liberatoris. Esistdiess allerdings nicht ohne
Wahrscheinlichkeit, obgleich ein Tempel unter diesem Namen nir-
gends genannt wird und dieFastiAmitemini, welche sonst
nie den Beinamen weglassen, einfach sagen lovi in Aventino; end-
lich auch bei Tacit. Ann. XV, 64. und XVI, 35. das libare
lovi Liberatori mehr dem Jios 2(a%iJQ0Q der Griechen ent^
952) Liv. XXIV, 16. Dtgna res visa , ut stmnlacrum celehrati
eins diei Gracchus, postquam Romam rediit, pingi iuheret in aede
Libertatis, quam pater eius in Aventino ex muttatieia pecunia Ja-
eiendam curaoil dedicavitqtte. Erwähnt wird er auch von Paul. D i a e.
p. 121. Liberiatü,
53) Dio Gas 8. XLIII, 4i. nal yccuv ^EUv^e^flas BtjuqüU^ t^njip^
aavTo,
458
spricht (Becker, CharikL I. S. 444.). Es bleibt wenigstens
zweifelhaft. Ob nan aber mit diesem Tempel, dessen Lage
übrigens ganz unbekannt ist, das vielerwähnte Atrium Lie-
ber tatis verbunden, oder wo es ausserdem gewesen sei; ob
es endlich nur ein oder zwei Gebäude desselben Namens
gegeben habe, das gehört zu den verwickeltslen und folge-
reichsten Fragen. Es erscheint zuerst im J. 542. bei Li-
vius XXV, 7. PhiUas Tarentinw — adüum sibi ad ob*
Hdes Tarentinos invenit. Custodiebantur in AUio Liberia»
tis minore eura etc. Dann wird einmal (559) seine Wie-
derherstellung zugleich mit der Villa publica erwähnt, XXXIV,
44«, wahrscheinlich nachdem es durch einen Brand zerstört
worden war'^-^). Diese Verbindung beider Gebäude ist schwer-
lich zufällig; sondern, wie Merkel z. -Ovid. Fast. p.
CXXX. richtig bemerkt, ist offenbar die Hauptbestimmung
des Gebäudes, für die Geschäfte der Censoren zu dienen. Es
ist das ersichtlich aus zwei Stellen bei Li vius, XLIII, 16«
Censores extemplo in Atrium Liberiatis escenderunt, et ibi
signatis tabeliis jmblicis clausoque tabulario et dimissis ser*
vis publicis^ negorunt^ se prius quidquam publici negotii
gesturos^ quam iudicium popuU de se factum esset, und bei
dem Streite über die Einordnung der Ubertiy XLV, 15.
postremo eo descensum est^ ut ex quatuor urbanis tribubus
unam palam in Atrio Libertatis soriirentur, in quam omnes^
qui servitutem sercissent^ coniicerent. Namentlich scheint
es in besonderer Beziehung zu den Manumissionen gestanden
zu haben, was weiterhin noch mehr Wahrscheinlichkeit er-
balten wird, und vielleicht ist es auch nicht zufallig, dass
bei Milo^s Processe die Folter der Sklaven dort Statt findet.
Cic. p. Mil. 22. Sed quaesliones urgent Miloncm, quae
sunt habitae nunc m Atrio Libertatis* Qtdbusnam de ser-
vis? etc. Man könnte dadurch auf den Gedanken gebracht
»5i) Fcat. p. 241. Probrum virginU Festaiü ui eapite punir^
tury vir, qui eam ineesiavittet , verberikus neearBiar: lex fixa in
Atrio LibertatU cum multü aliis legibus incendio coniumpta est, ut
üit M. CalQ tXxu Da« setzt jedenfalU schon eia Unseres Bestehen
voraus.
459
werden, das Atrium Libertatis habe ausserhalb der Stadtmauer
gelegen, da Cicero ausdrücklich verneint, dass der eamufex
das Forum betreten und innerhalb der Stadt sich aufhalten
dürfe '^^); allein es ist diess nichtsdestoweniger täuschend,
und quaesiiones, de sertis sind selbst auf dem Forum ange-
stellt worden *^). So viel aber leuchtet ein, dass dieses
Atrium Libertatis — und es findet sich bis hieher Leine An-
deutung, aus der nur entfernt auf ein zweites geschlossen
werden könnte — als ein Amtslocal der Censoren nimmer-
mehr auf dem Aventin sein konnte , und endlich wird dieser
Gedanke durch Cicero^s Aeusserung, das Forum solle bis zum
Atrium Libertatis ausgedehnt werden, gänzlich ausgeschlos-
sen. Indem ich aber diese Worte Cicero's, ad Att. IV,
Iß. Paullus in medio foro basiticam tarn paene texuit m-
dem anliquis eolumnü; i/lam autem^ quam tocavit^ ß^
magTuficeniissimam. quid quaeris? nihil graUus ilio monU"
mento , nihil glofiosius. itaque Caesaris amici (nie dico et
Oppium j dirumparis licet) in monumentum illud^ quod tu
tollere laudibus solebas^ ut forum laxaremus et usque ad
Atrium Libertatis expUcaremus contempsimus sexcenties HS*
cumpriuatis non poterat transigi minore pecunia. efficiemus
rem gloriosissimam. nam in Campo Martio septa tributis co^
mitiis marmorea summ et tecta facturi eaque cingemus ex*
eelsa porticu etc. nochmals erwäge und namentlich die von
Merkel z. Ovid. Fast« p» GXXXIL ausgesprochenen
955) Cic. p. Rab. perd. 5. Sed moreretur pritts 'acerbüsima
morte Gracchus, quam in eiui concioni camifex consüteret , quem
non modo Joro, sed etiam coelo hoc ac spintu censoriab leges aique
urbis domicilio carere voluerunt. cap. 4. Quamobrem uier nostrum
tandem, LabienCy popularis est? Tune, qui civibus Romanit in con^
eione ipsa cami/icem, qui vinela adhiberi pulas oportere. qui in
Campo Martio comitiis centttriatis auspieato in loco crucem ad sup*
plicium civium dt^/fgi et constitui iubes : an ego, qui funestari con*
eionem contagione camißcis Veto ? qui expiandum forum populi R<h
mani ab Ulis nefarii sceleris vestigiis esse dico f
56) Liv. XXVI, ^7. Bei Uotersuchon^ aber eine tod röm. B^ör-
gern durch Sklaven bewirkte Brandstiftnng: eaeterum ut coram an
arguebantur et quaestio eof ministris faeinoris foro medio haberi
eoepta esty,fassi omnes, atque in dominos servosque conscios animad*
versum est. Gleichwohl mnsste auch damals der eam\fex ausserhalb
der Sudt wohnen. Plaut. Pseud. I, 3, 97.
460 -'
Zweifel berücksichtige, ändert sich in etwas meine Ansicht
von dieser Stelle. Es wird mir sehr einleuchtend, dass Ci-
cero von vier ganz verschiedenen Anlagen spricht. Die er-
sten beiden sind die Basiliken, deren zweite ich nur als die
lulia erkennen kann. Aber die Worte : Ilaque Caesarü amici
etc. beziehen sich nicht mehr auf sie. Ihr Sinn ist: da Paui-
lus so glänzend baut, so wollen wir in Caesars Auftrage nicht
zurückbleiben. Die Erweiterung nun des Forum ist keiqe an-
dere als die Anlage des Forum lulium, für das damals der
Grund und Boden angekauft worden war, während die Basilica
schon gebaut wurde und nicht erst vom Ankaufe des Areals die
Rede sein konnte; und doch meldet Cicero dem Atticus eine
Neuigkeit. Stimmt der Preis, den Cicero angiebt, sexcen-
iies Zr5. nicht mit Sueton und Plinius überein, welche
ihn auf miities HS. erhöhen, so kann eine spätere Ucbertrei-
bung wohl Statt gefunden haben, oder es wurde nach der
Schlacht bei Pharsalus noch mehr hinzugekault. — Endlich
von den Worten an: efficiemtus rem gloriosissmam, spricht
Cicero wiederum von etwas ganz Anderem. Es sind die Septa
im Marsfelde, die zu allen diesen Bauen noch hinzukommen.
Dort war der Raum Staatseigenthum und brauchte nicht zu
hohem Preise angekault zu werden. So muss man, glaube ich,
in diesen dunkeln Worten unterscheiden, und was daraus sich
für das Atrium Libertatis ergiebt, wird sich gleich zeigen,
wenA von den späteren Erwähnungen desselben Namens ge-
sprochen worden ist. — Es wird vieirältig berichtet, dass As i-
niusPollio ein Atrium Libertatis erbauete und darin
die erste öffentliche Bibliothek -gründete *^7). Es wird
957) Sneton. Aag. ^9. Multaque a multU exstrtteia sunt. —
ab Asinio Pollione Atrium Libertatis, Von der Bibliothek spricht
Pli D. VII, 30. in bibiiotheeay quae prima in orbe (l. ürbe) ab Afimio
Pollione ex manubiis publicata Romae est. nod XXXV, %. Asinii Pol-
lionis hoc Romae inventum, qui primus bibliothecam dicando ingenia
hominum rem pubiicam fecit. Dasselbe sind die monumenta Asinii
oder PoUionis, XXXVI, 5. n. 23. 24. 25. 33. Sie befand sich aber
eben im Atrium LiberUtis. Ovid. Trist. III, 1, 71.
^ec me, quae doctis patuerunt prima libelliSy
Atria Liberias tangere passa sua est.
aod noch aasdrücLlicher Isidor. Orig. VI, 5, %> Primum aufem
461
nicht ein neues im Gegensatze zu einem (ruberen genannt, son*
diem es heisst schlechthin Atrium Libertatis. Da aber der Tem-
pel der Liberias auf dem Aventin war, so hat man einmütbig
auch dieses Atrium dahin gelegt und es als Theil desselben
betrachtet. Allein möge nun Augustus den Tempel der Li-
berias wiederhei^esteUt, oder der alte sempronische noch ge-
standen haben, so muss es doch jedenfalls seltsam erscheinen,
dass Poilio dem einen oder dem anderen jenes Atrium solle
beigefugt haben, und fragt man nach dem Grunde, weshalb
beide vereinigt angenommen werden, so giebt es dadfr gar kei«
neu. Die einzige scheinbare Andeutung könnte man finden in
Mart. XII, 3., der zu seinem aus Spanien nach Rom ge-
sandten Buche sagt:
Non tarnen Hoppes eris, nee tarn potes advena dicij
Ciiius habet fratres tot domus alta Remt.
wenn man nämlich die domus Remi für den Aventin nimmt.
Das hat aber Martial durchaus nicht gemeint; sondern er spricht
von dem Apollotempel auf dem Palatin, wie die folgenden Verse
zeigen :
Iure tuo veneranda novi pete Umna templi^
Reddita Pierio sunt übt tentpla choro.
Auf diese Weise ist gar kein Grund vorhanden, etwas Anderes
anzunehmen, als dass Poilio das alte Atrium Libertatis neu
bauete ; und dass dieses zum Theile eine neue Bestimmung er-
hielt, erklärt sich aus den ganz veränderten Verhältnissen: es
gab ja selbst keine Censoren mehr« — V^as nun die Haupt-
frage anlangt, wo sich dieses alte von Poilio nur erneuerte
Atrium befand, so kann, wenn man sich überzeugt, dass Ci-
cero unter dem zur Erweiterung des Forum angekauften Bo-
den das Areal des nachherigen Forum lulium versteht, die Be-
antwortung nur dahin ausfallen, dass es gegen das Marsfeld
bin zwischen dem Capitolinus und Quirinal lag. Bei dieser
Romae biblioihecas publicavit Poilio^ Graeeas nmnl atque Latinas^
additU auctorum vnaginibtu in Atriöy quod de manubiü magn\/ieeW'
tütimum imtruxefat. Nicht anf PoUio's Baa, sondlera aaf die erste
Dedication bezieht sich Ovid. Fast. IV, 6)^3.
462
Lage erklärt sieh dann auch, warum Livius von den Censoren
sagt: in Alriuni Libertatü escenderunt; denn, wie scboii
mehrmals gesagt worden ist, vom Qairinal erstreckte sich vor
Trajan ein Ansläurer nach der Höhe von Araceli, und eben
hier müsste das Atrium gesucht werden, das demnach allerdings
hochgelegen sein konnte. Auf diese Weise erscheint nun eben
Canina^s Anwendung des capitolinischen Fragments (Anm.733.
Taf. IV, n. 4 und 6.) auf die Basiiica Ulpia höchst angemes-
sen *^<^). Das Forum Traiaui nahm die Stelle in Anspruch,
wo das Atrium stand, und so wurde es, da als besonderes Ge-
bäude es natürlich die Anhige gestört haben würde, zu dem
Ganzen gezogen, ohne dass weder der Name, noch die bishe-
rige Bestimmung ganz aufgehoben wurde. Daraus erklärt sich
dann die Inschrift der Tribüne, Liberiatü, und vielleicht ging
selbst die Bibliotheca Ulpia aus der des Pollio hervor. — Hat
sich nun zugleich für das Atrium eine grössere Entfernung vom
Forum Romanum ergeben , so erscheint auch die Nachricht
Suetons weniger autTaUend, die nach dem Palatium berufenen
deutschen Truppen hätten sich aus Unkunde des Weges ver-
spätet (Anm. 538.); indessen scheint darauf überhaupt nicht
viel zu geben, da Tacitus die Sache anders darstellt. Mit dem
Aventin aber hat, wie sich aus Allem ergiebt, das Atrium Li-
bertatis gar nichts gemein; hier war nur ein Tempel der Li-
berias ; das Atrium und die nachmalige Bibliothek bestanden
durch alle Zeiten ganz getrennt von ihm.
Die Basis Capitolina, auf welcher 17 Yici der Reg. XIO.
oder des Aventin verzeichnet sind, nennt darunter einen Vi-
cusFidii und einen Vicus Fortunae Dubiae, und man
muss daraus auf Heiligthümer dieser Gottheiten schliessen.
Allein bekannt ist darüber weiter nichts und da die Region
auch die' Ebene unter dem Berge begreift, ist es ganz unent-
schieden, ob sie dort oder auf dem Bei^ selbst lagen. — Von
958} Er hat iodesseD doeh in so fern eine falsche AnwendiiDg da-
von (gemacht, als er es aaf dem Plane an der Seite des Qairinal ein»
getragen hat, wodurch die Inschrift yerl^ehrt zn stehen iLtfmmt. Viel-
nehr gehört die Tribane süt dem Namen LiherUtis aaf die Seite de«
Capitols.
J
468
profanen Gebladen ist ans früherer Zeit schon die Wohnung
desEnnius genannt worden (S. 166.); sonst ist wenig be-
kannt; nur so viel lenchtet hindurch, was überhaupt die Ge-
schichte des Berges voraussetzen iMsst, dass die ganze Zeit
der Republik hindurch hauptsächlich plebejische Familien hier
wohnen mochten. Unter Trajan wohnte, wie wir durch Mar-
tial erfahren (Anm. 941.), auf der Höhe über dem Circus des
Kaisers Freund LiciniusSura. Er erbanete auch hier Bä*
der, babteum, oder Trajan ihm zu Ehren und unter seinem
Namen ^^*)* Ein Fragment des capitolinischen Plans (B ei-
le ri t. 4.) zeigt ein solches Gebäude mit der Inschrift BAL.
SVRAE. Nach Canina soll der Grundriss ganz den Triim-
mem unter S. Prisca entsprechen, so dass, wenn diess zuver-
lässig ist, sie hier anzunehmen sein würden ^o). Auch das
Curiosum nennt Tkerfnas Syres et Dedanas; dagegen ha-
ben die anderen Ausgaben der Notitia Thermas Varianas
ei DecianaSj von denen weiter nichts bekannt ist, ausser dass
gegen Porta S. Paolo eine Bleiröhre mit der Inschrift : AQVA
TRAIAN. Q ANICIVS. Q F. ANTONIAN . . CVR. THERMARVM. VA-
RIANARVItf. ausgegraben worden ist. Grut. CLXXXII, 7.
Wegen des Zweifels, ob sie in diese Hegion gehören und we-
gen der von den Chronisten genannten Decianae s« d. Abschn.
von den Thermen.
Zum Gebiete des Aventin gehört noch die zwischen ihm
und dem Flusse liegende Ebene ; anräoglich nur ein schmaler
Streif, dann zu einer ansehnlichen Fläche sich erweiternd.
Diese ganze Gegend wird in alter Zeit extra portam Tri-
geminam genannt und gehörte zu den lebhaftesten Theilen
der Stadt. Denn hier war der Hafen und das Emporinm
959) D i 0 C a 8 8. LXVIII, 15. r^ ^J JSovQtf, r^ Aauvltf not ratprjv
9tifM>oiav Kai avdffMVTa tdame rtXsvrtfoartt' oortf igrovro luU nhovxoo
wü ctvxVfititTog aa>iiUTOf iiors ttal yvfivaatmf *FtafitUoi9 otnoSofjtijaai. Da«
gegen Aurei. Vict. Caes. 13. (Trai.) quippe qui Surae familiari
opu$ sacraverit^ quae Suranae sunt. Bpit. 13. Hie ob honorem Su'
raßj euius studio imperium arripuerat^ iavaera eondidit.
AO) Nach Bnoseo, Besehr. \\{ A. S. 399r soU auch bei S.
Prisca eioe Bleirobre gefaodeo worden sein, welche die Aqua Ttaiana
nenne. Mariiani soU sie mittheilen; bei ihm Ist sie mir nber niebt
vorgekommen.
464
oder der Stapelplatz für alle den Tiberis herauf kommende Im*
porten; hier jedenfalls auch' von alter Zeit her der hauptsäch*
liebste KornbandeP^'). Die meisten der hier ^uns bekannt
werdenden öffentlichen Anlagen fallen in die Zeit zwilscben
dem zweiten und dritten pnnischen Kriege, wo die Aedilen M.
Aemilius Lepidus und L. Aemilius PauUus, wie es scheint,
zuerst eine geregelte Anlage des Emporium unternahmen nnd
dabei eine Säulenhalle, diePorticus Aemilia, erbaue-
ten -*-) wie ihre Nachfolger, M. Tuccius und P, lunius Brutus,
eine zweite, inter lignarios, womit die Niederlagen der
liolzhändler gemeint sein mögen ^•''). Dann erfolgte in der
Censur des M. Aemilius Lepidus und M. Fulvius Nobilior der
Bau des Hafens und einer Brücke über den Tiberis y so wie die
Anlage eines Forum und anderer Hallen ^'^); von den näch-
sten Censoren aber, Q. Fulvius Flaccus und A. Postumins AI-
binus wurde das Emporium mit Steinplatten getäfelt, Treppen
zum Flusse hinab gelegt, die Porticus Aemilia wiederherge-
stellt und eine andere zur Höhe des Aventin gefuhrt ^^). Von
allen diesen Anlagen lässt sich ausser der Brücke und dem
Hafen (s. d. Abschn. von den Brücken) im Einzelnen nichts
mit Bestimmtheit nachweisen ; nur lehren die in der Gegend
von Vigna Ccsarini zahlreich in verschiedenen Zeiten gefunde-
nen unbearbeiteten Marmorblöcke zum Theile mit Nummern
und Namen der Absender ^^), und der Name la Marmo-
961) Darauf ist schon oben (S. 163.) hingewiesen worden, und et
erhall die Aauahine BestatiguDg dadurch, dass die Basis Gapitoilna in
dieser Region einen P'icus Frumcntariu» nennt.
62) Liv. XXXV, 10. AedilUas intignis eo anno Juit M, Aemiln
Lepidi et L. AemilU Paulli, — Porticum unam extra por tarn Trige-
minam (fecerunt) emporio ad Tiberim adiecto.
63) Liv- XXXV, 41. porticum extra portam Trigeminam inter
lignarios fecerunt,
6i) Liv. XL, 51. M. Fulviu^ plura et maioris loeavit ttsvs :
portum et pilas ponti* in Tiberim — et forum et porticum extra
portam Trigeminam»
65) Liv. XLI, Ä7. Et extra portam Trigeminam emporium la-
pide ttraveruntf stipitibutque sepserunt; et porticum Aemitiam refi-
ciendam curarunt ^ gradibusque adscentum ab Tiberi in emporium
fecerunt, et extra eandem portam in Aventinum porticum siliee
straverunt etc.
66) Flaminio Vacca, Memor. 05->98. bei Nardini. t. IV.
465
rata, den noeh diese Ckgend fSfart, dass hier der Aosschif-
fungsplatz für fremden Marmor war, wahrscheinlich aber auch
Bildhanerweri^tittten.
Die weite unterhalb des Priorats beginnende, von dem
Berge, der Stadtmauer und dem Flusse begrenzte Ebene, wo
man sich die hauptsächlichsten Magazine , die von der Notitia
genannten HoYrea Galbiana und Aniciana und an-
dere *^^) zu denken haben wird, ist besonders merkwürdig
durch den in derselben liegenden Monte Test accio, einen
künstlichen ans lauter Scherbenschutt aufgehäuften Hügel von
153 Fuss Höhe (nach Conti) und Va Miglie im Umfange. Die
Entstehung dieses Hügels ist noch nicht hinreichend erklärt
und wird es wahrscheinlich nie werden. Unter den man-
cherlei Versuchen dazu verdient zunächst die schon von Nar«
dini gewürdigte Vulgärsage, er sei entstanden aus den Scher-
ben der Gefasse, worin die zinsbaren Völker ihren Tribut
gebracht hätten, natürlich gar keine Beachtung. Die gewöhn-
lichste Meinung ist dagegen seit Marliani und Andr. Fulvius,
dass hier von alter Zeit her ein grosses Töpferquartier ge-
wesen sei; und man hat die Bestätigung darin finden wollen,
dass die Notitia in dieser Region ein DoNolum nenne. Al-
lein dieser Name ist wahrscheinlich nur aus einem weniger
verständlichen entstanden; denn das Curiosum hat dafür
Dolocenuntj worin vielleicht DoUchenum liegen mag. Uebri-
gens ist gar nicht abzusehen, welchen Sinn der Name in Be-
zug auf den Berg haben könne; und gab es auch in Rom
eine Stelle, welche DoÜola hiess, so war doch diese keines-
weges hier, sondern bei der Cloaca maxima, s. d. folg. Ab-
schn. Ueberhanpt aber wird die ganze Annahme einer sol-
chen Entstehung durch hier gewesene Töpferwerkstätten durch
die Thatsacbe widerlegt, dass man bei Anlage der zu Wein-
kellern dienenden Grotten im Innern des Berges mitten unter
p. 38 s. Fea^ MUcell, I. p. 93. Bunson, Besckr, d. St R. \\\ A.
S. 432.
967) Vgl. Gput. Jnscr. LXXV, 1. Orell. 45. Ihre Reste siird
•8 jedenfsUs, welche Bnfalini auf seinem Plane als Horreu pojmfi
Romani verzeichnet hat.
30
4M
MM SekotM auf tin Orahmil sImm^s«), iToiHat deoficb ber-
Torgebt^ däsi fiese Auniäufttiig erst ifl BpHttr Zeit Suii fuid«
Ueberdiess beschränkt sie sich nicht blost titf den Berg^ ftoiih
dem die gatize Ebeile nmbef i»t unl 15---' 30 Fiiss iär^ den
alten Boden erhöhet^ und diese Erhöhung besteht zarii grossem
Theile ans demselben Schutte. Die Porta Ostiensis aber, von
Honorius erbauet, steht selbst auf dieser Erhöhung und dient
zum Beweise, dass die AufhäuAing schon zu Anfange des fünf-
ten Jahrhunderts Torhanden war. Wenn nunBuusen des*
halb vermuthet, sie sei bei der Wiederherstellung der aureliani«>
s^hen Mauer durch Honorius entstanden, wie denn die Inschrift
über Porta S« Lorenzo u. s» w. selbst sage, die Emeoeruug s«
eg9§tü immensis ruderibus geschehen, so klingt diess woU
etwas befriedigender 9 allein unwklärt bleibt es immer, wo-
ber ein solcher utiermesslicher Scherbenschutt gekommen sei
und Warum man ihn eben hier innerhalb der Stadt aufgehäuft
habe. — Der Name Mon$ Testac^us ist sehr alt t er findet
sieb in einer Schenkungsurkunde, welche in Marmor einge-
graben in die Wand der Vorballe der Kirche S. Maria in
Cosmedin (Bocca della Veritä) eingemauert ist ^^)« Diese
Urkunde soll spätestens dem achten Jahrhunderte angehören.
Bei alten Schriftstellern aber sucht man vergeblich nach einer
Andeutung, die maa auf diesen Berg beziehen könnte '^)<
969} BoBseo, B^ekr. d. Si. R. III A. S^. 434«
69) Crescimbeoi, Storia della Chiesa di S. Maria in C—-
medin* p. 63 f. nach Baaseo, Besekr. III A. S. 433.
70) Gaaz irrig ward« man die Worte bei Glaodian. de VI
C0D8. Hon. 529.
Sid oculis placituttt tuis instgniot auctii
C ollibu9 ei Hoia maior ee Eomu tfidemdam
ObtuliL addebant pulchrum nova moenia vultum etc.
nnf den Testnccio kezieben ; denn gleich nachher heisst es :
Etexit eubitae ittrrei^ eineioeque CQegil
Septem eontinuo montes iuvenetcere muro.
Die von Honoriui hergestellte Maner umschloss allerdings anch chae
den Scherbenberg auf dem linken Ufer acht Hitgel, da der Pincina
hinsu gezogen war, ond jeoseit des Flusses kam als neunter noeh der
laniculus hinzu. Es ist also der Ausdruck teptem montes nur allge-
meine Bezeichnung Roms ; aber hatte Claudian darauf anspielen wol-
len, dass durch den TesUecio ein Hügel hinangekommen sei, so wäre
eben diese Bezeichnung höchst unpassend.
487
Die Tiefe Zwischen dem ATentin, Palatino
Capitolin und dem Flasse.
Circus Maximus» Forum Boarium. F^teus /u-
garius. F'icus Tuscus^ Velahrum.
Vom Palatin wird der Aventin durch ein ziemlich schma'^
les Thal getrennt, das in ältester Zeit am Vieles tiefer gewe-
sen, dorch die Anlage des Circus Maximas aber bedeutend
erhöhet worden sein soll ^^i). Der alte Name dieses Thals war
ftd Marcim oder Marciae, von einem Altare der dea
Murcia, worunter nach einstimmiger Erklärnng der Sohrifi-
steiler Vena« verstanden wurde. Der Ursprung und die wahre
Bedeutung des Namens sind zweifelhaft: die gewöhnlichste
Meinung, das» es so viel sei als Murtea oder Myrtea^ wobei
angegeben wird , das Thal sei mit Myrtengebiisch bewachsen
gewesen, ist eben auch nur ein späterer Versuch zur BrkIM*
rang und ganz unstatthaft ist es wenigstens den letzteren Na*
ttien für die ältere Form auszugeben , aus der später Marcia
entstanden sei '^). Der Altar war innerhalb des Circus^ wes-
971) Dlonys. I, 43. »X^bto Bl {Alivuvot) iuf hd^onf rdfy mtft»
m^nXOfUporP rj 'JPfUfiji j Xowou %ov nakovfUvov Jlaiapr/ov , wa(fl Sv 9
vownj HaraoKSvao&iZaa noii^ iS^vr&tj ßa&eia nal ttriv^ tfi^ayy^, i»
9t toif vmß^ov ;woyoff ixma&ti nas 6 /u«ra{v TcSy lo^otv avXo9,
72) Varro L. L. V, ^%. p. 154. Intumus cirCiu Ad Mureim vc*
Mfttifi ; ut Pronilius aiebat, ab urceit, quod u locus esset inter ßgU"
los t alii dieunt a murteto deeiinatum, quod ibifuerit ; quoius vesiü
gium manef, quod ibi saceilum etiam nunc Murteae Feneris. Letz>
teres scheint Varro's oi^tu^ Meinnog zu sein und vieUeieht hat er nur
eben die Form des Namens der Etymologie angepasst) denn andere
Schriftsteller bezeugen, dass Mureia die gewShnliche Form war» Pli n.
XV, 29, 36. Quin et ara vetus fuit Feneri Myrteae, quam nunc Mur*
eiam vocanL PI utar eh. Qua est. Rom. 20. ttal yoQ ijv vvy Mov(^
nlav 'jifp(foSiv7jv koIopoi ^ Mvqxlav xo nalatov § wc tomsp , mvofJLa^ov.
Livins, dessen Nachrieht ja doch ans altea Qnellen stammt ^ sagt I|
33. quibus (Latinis), ut iungeretur Palatio JventinuMj ad Murciae
datae sedes» Andere leiteten den Namen ron einer froheren Benen*
nung des Aventin, MureuSf ab, oder von dem ersehlaffenden Wesen der
Göttin, quae murcidos faceret. Paul. Diae. p. 148. Muroiae deae
saeellum erat sab monte AventinOf qui antea Murtus vocabaturt
ßerv. z. Aen, VIII, 636. f^aliis autetn ipsa, ubi dreenses editi sunt,
ideo Murcia dicta est, quia quidam vieinum montem Murcum appet'
latum volunti alii quod fanum Feneris Fertieordiae ibifuerit, eirea
30*
halb nach Varro der intumus Circus ad Murdae genannl
Wurde. Eine genauere Angabe der Stelle fehlt, da Varro'ä
von den Carceres handelnde Worte zu dunkel sind , und die
Lesart auf Conjectur beruhet. — Mit grösserer Sicherheit
lässt sich die AraConsi bestimmen, die ebenfalls von dem
Circus eingeschlossen wurde. Aus Tacitus, welcher das
Pomoerium des Romulus von dem Forum boariüm am Fusse
des Palatin hin bis zu diesem Altare und von da zu den Curiae
veteres fuhrt (S. 93.), geht unwiderleglich hervor, dass die
Ära Consi gegen die südliche Spitze des- Palatin lag, wo das
Septizonium des Septimius Severns war* ^3). Die weitere^
Rechtfertigung dieser Annahme ist in dem Abschnitte, der von
den Gebäuden für Schauspiele handelt, nachzusehen, wo auch
die Geschichte und die ganze Einrichtung des Circus abgehan-
delt wird ; hier sei vorläufig nur bemerkt, dass er in seiner Vollen-
dung das ganze Thal von dem Septizonium an bis überS. Anasta-
sia in der Länge von 3^2 Stadium, ausfüllte. Ausser allem Zwei-
fel ist es, und selbst aus den noch von P an vi n und Du Perac
(T. 11.) abgebildeten, jetzt fast ganz verschwundenen Resten
quod netnus e myrUtU fuUset, inde mvtata litera Murciam appelia-'
tarn: alii Murciam a murco , quod est murcidum, dictum voiunt:
pars a dea Murcia, quae, cum tbi Bacchanalia essent, f untrem sacri
ipsius murcidum faceret, AugrostiB. de civ. d. IV, 16. deam Mur^
dam, quae praeter modum non m^veret, ac faceret hominem, ut ait
Pomponius, murcidum, id est, nimis desidiosum et inactuosum. Vgl.
AppuL Met. VI. p. 395 Oad. Tertvll. de spect. 8. Glansen,
Jeneas u. d. Pen, \U S. 733. Wie Servios das ganze Thal Valli»
Murcia nenot, so auch Claudian. de laud. Stil. 11, 404.
j4d coeium quolies vatlis tibi Murcia ducet
Nomen, Aventino Pallanteoque recessu,
973) Tacit. Ann. XII, 24. Varro L. L. VI, 3. p. 202. Consna^
lia dicta a Conso , quod tum feriae pubiicae ei deo et in Circo ad
aram eius ab sacerdotibus ludi Uli, quibus mrgines Sabinae raptae.
Der Altar war unter der Erde oder überbant, und nur zur Zeit der
Spiele sichtbar. Plut. Rom. t4. Kai vä^ 6 3wu6t iv t^ fiil^or* rtSr
SmtoBqofiotv iouv iupay^s tov aXXov xi^ovov , tv oi toU innutoiv avtaQiP
avaxcLAvitreTcu. Tertoll. de spect. 5. et nunc ara Conso iili in
Circo defossa est ad primas metas sub terra cum inscriplione huiu^^
modi: Consus consiiio , Mars duello , Lares comitio potentes. Der-
selbe sagt c. 8. Consus {ut diximus) apud metas sub terra delitescit.
Etwas anders Serv. «. Aen. VIII, 636. Consus autem est deus con-
siliorum; qui ideo templum sub tecto in Circo habet, ut ostendatur
tectum debere esse consilium. Wegen der primae metae bei Tertul-
lian 8. den Abschn. die Cirei.
409
«rsiehlUch, dass der Halbkreis, in welchem die beiden Lünge»-
seilen sich vereinigten bei dem Septizoninm, die Carceres aber
in der Gegend von S. Anastasia waren. Hier schloss sich an
den Circos das Forum Boarium an, daher die AraMa-
xima, angeblich von Hercules sich selbst, oder nach Anderen
ihm von Evander errichtet, bald an den Eingängen zum Cir-
cns , bald nahe dem Forum Boarium , oder auch auf diesem
selbst genannt wird ^^*), Im Bereiche des Gircus aber, d. h.
Iheils in demselben, theils unmittelbar daran, waren viele alte
und berühmte Tempel, deren nähere Bestimmung indessen , da
■ über die meisten alle genauere Angaben fehlen, sehr schwierig
ist« Am besten ist es, dabei das Verzeichniss der Notitia,
d. h. das Curiosnm urbis Romae zu Grunde zu legen.
Dort beginnt die Beschreibung der Reg. XI. von der Grenze
der zwölften, oder dem gerundeten Ende des Circus ausge-
hend, also : Regio XL Circus Maximut. ConUnei templum
Solis^ ei Lunae, et lemplum Mercurü. Aedem Matris deum^
et lobis* Cererem, Die übrigen Ausgaben lassen die Tempel
des Sol und der Luna, und wiederum der Magna Mater und
des lupiter aus und schieben an letzterer Stelle ein templum
Ditis patris ein. Von jenen Tempeln nun wird der des S o I
vonTacitus apud Circum genannt 7^); dagegen sagt Ter-
tuUiau. despeet. 8. Circus Soä principaiiter consecratur:
cuius aedes media spatio et effigies de fasUgio aedis emicat.
Die Worte media spatio können zunächst darauf führen ,. an
97 i) Serv. z. Aeo. VIH, 271. InjgßtiM enim ett ara IloretdU, tie-
ut videmus hodieque p m t ianua» C irci M ax im t. Diese ia-
nua» köoneD kunoi etwas aodercs seio, oU die Ejni^äage zo deo car-
ceres; (leno hier mass der AUar aoceiioiDineo wcrdeo. Dionyjs. 1,40.
6 9t ßojfAoe, itp ob Totff ^txoLTas tn^d'vütr 'H^amXijs »ahtirai fuv vito
*l*wfiaiiov Mlytacoe ' i'ori Si Boa(fi<ts XtyofUvt^s ayo^ä^ nXfjuiov. Dalie-
gen sagt Ovid. Fast. 1, 581.
ConsUtuUque sibiy quae Maxima dieitur, aram
Hie, übt part urhU de bove nomen habet.
woraus sich wenigstens die anmittelbare Nähe des Forom Boariom er-
giebt. Vgl. Liv. 1,7. Prop. IV, 9, 67. Plutareh. (^uaest. Rom.
60. Ganz nahe dabei, aber schon im Forum mass sieh ein Tempel
^es Hercules befunden haben, s. Anm. 993.
75) Ann. XV, 74. grate* deis decemuniur propriutque honas
Solif eui est vetus aedes apud Circum,
470
fiwa klemen Tempel auf 4er Spina o^er zwisdMi den Helen
)En denken, und so ist es in der Tfaat von Einigen ingenommen
worden*'^) $ allein wenn auch spätere Denkmäler uns auf der
Spina kleine tempelarüge Gebäude 9(^gen, so scheint doch fir
die frühere Zeit derepi Annahme nicht statthaft zu sein , und
man wird vielmehr nach jenen Worten den Tempel des Sol
ausserhalb des Circus ap der Seite des Aventin in der Mitte
der ganzen J^änge des Circus zu depken haben. Udierbanpt
ist es mir iin^weifelhafl, dass obige yopo Curiosum genannte
Tempel ^ämmtlich zwischen dem Circus und dem Aventin mud
plso an dessen Abhänge standen; denn diese Grenze der Re-
gion ist e^ ofepbar, welche zuerst beschrieben wird, und zwei
derselben lassen sich wirklich daselbst nachweisen. Von oh
nem T^npei der L u o a ist mir weiter keine Erwähnung be-
kannt; veiteu^hlich aber deutet auf ihn Tertulliaa. de
spect. 9. Deiugo vero qHodHgas Soli, bdffgs Lwtae 94m-'
wermnU vgl. Cassiod. Var. III, 51., wiewohl auch ^ne
oraLunae im Circus ^b^t war. loann. Lyd. de mens.
I, 12. Man könnte versucht sein, im Curiosum ohne Inter-
punktion zu lesen : templuni Solis ei iMnaa^ et temptum JUer^
curü\ und so einen gemeinschaftlichen Tempel beider Gott-
heiten anzunehmen, wenn nicht ander^'ärts der Tempel des
Sol allein genannt würde; in keinem Falle aber kann es
derselbe Tempel der Luna sein, von dem im vorigen Ab-
schnitte die Rede gewesen ist, da dieser sonst von dem
Kaiendarien in Circo und nicht in Aventino genannt werden
würde. — Etwas sicherer lässt sich über den Tempel des
M er cur entscheiden. Es war das alte Beiligthum, über
dessen I>edication im J. 258 d. St.^ wie Livius berichtet,
zwischen den Consuln Streit war ?'). Er war nach Ovid
976) Panvin. de bid. eiro, I, 17. {firaev. tkes. IX. p. 218.)
Ifardioiy Rom. ant III. p. 234.
77) Liv, II, U, AedeM Mereurii dedicata est Idibui Maus, c. 27.
Certamen const/libus inciderat^ uter dedt'caret Mereurii aedem. Dass
es eben dieser Tempel war, ergiebt sich aos ^r Veri^lcichang mit
Ovid. Fast. V, 669.
Templa tibi posvere patres speetanfia Circum
Jdibus; ew iiip est ftaep tibi festa dies.
0
«71
itam CÜTMU «ogewMdet; 84nm4 aber geben ake ScbrifUtflller
4id Lage aiehi näher an, avaser Haas Appnlejua ihn retro
meHtm Mwrtiai nennt *^>. Dagegen berichtet Angetoni
naeb Paaaeri, djunr i» einer Vigoa zwiaeben don Cirens
nnd dem Aventin die Reale dnea Tenip«^ aigegraben wnr^
den , iea an Altar mit dem Cadaeena ak Tempel dea Mer^
enr sn erkennen gab 7*). -^ Dasa die Magna Mate^
Denm hier ebenlalk einen Tempel hatte, atimmt mit ihrer
Verehrung im- Grens , we die Denkmäler anf der Spina ihr
Bild zeigen, wohlGberein*^); von einem Teaipel dea lauter
aber ist mir nichts weiter bekannt. Was endlich die be-
rühmte Aedes Cereris, Liberi Liberaeque, gewöbn-
lieli Aedes Cereris genannt, anlangt, so ist Canina^s
Meinung, dass ihr die Säulen in S. Maria in Coamedin ange-
hören, schlechterdings verwerflich. Diese Kirche liegt ent-
achieden im Forum Boarinm ^ der Tempd der Ceres aber wird
dmnchaua wxia Circum oder a4 Circum angegeben, und end-
lich sagt Dionjsius, dasa er über den Carcere3 erbaut war ® %
978) Metam. VL p. 893 Oad. Si quU a fuga reiraAere, pel oc-
culiam demonttrare polerit fugilioam regit ßliam, Feneru aneiilam,
nomine Psychen, conveniat retro Murtiat metoM Mercurium praedi-
cßtorem^ aceepttirut etc.
79) Nardioi, Rom, ant III. p. 245, Essere stato fra il Circo
B rAveotino si raccoglie da quaoto io Marco Aurelio scrive TAnge-
loni, le cui parole soqo: Qai m* accade U rcferire ci6, che iatesi dal
jSig. Fraiu^esco Passeri etc. Affermava di aver vedato gli aoai addielro
sceperto da alcuoi cavatori il tempio auddetto eatro ooa eerta vigoa
poflta tra il Gerchio Masaino e'l llonte Aventioo coli* Ära poco minore
de* oostri Altari , ne* lati della qaale stavauo scelpHi il caduceo eU
Pegaso (?) etc. Die Rcsle entsprechen augehlich vollkommeo dem Rnod-
tempel, den eine Münze Marc-Aurels zeigt. Dies« Entdeckung ist
auch für die Bestimmung der übrigen Tempel sehr wichtig, indem da-
durch bestätigt wird, dasjg das Greazverzeifboiss des Cariosum an der
&eite des Aventin hingeht.
SO) T .e r t u 1 1. d c s p e c i. S. Frigehat daemonum eoneilium sine
sua Matre Magna; ea itaque illic projssidet euripo. Es ist nicht u5-
tfaig, das auf einen Tempel zo Jbe^ehea« sondern nar auf das Bild der
Göttin, wie die vorhe-r gfiaaaateii £ier ajid Dalpfaioe; aii^ der Tem-
pel ist dprch das Cttriosum gewiss.
81) Taeit. Ana. If, 49» von der Dedieation das von Angustus
wiederhergestellten Tempels aareh Tiberias: Libero Liberaeque et
Cereri iuxta Ciream Maximum, quam j4, Postumius dietator vove-
9*a4. Vitien v. III, 3, h (Sehe.) ornantqtts signis ßeHlibus out aereis
inauratii earum /astigia Tuscanieo more, uti e$f ad Cireum Maxi-
472
wli8 nicht [anders verslunden werden kann , als dass er sich
ebenfalls am Abhänge des Aventin auf der Linie der Careeres
erhob, was mit der Angabe derNotitia vöUig übereinstimmt. —
Hinsichtlich einiger anderer hieher gehöriger Tempel verlässl
uns die Hülfe der Notitia. Gewiss ist es aber, dass an dem
Circus und, wie es scheint, ziemlich entfernt vom Forum Boa-
rium ein Tempel der Venus stand, den Q. Fabius Gurges
im J. 458 geweihet hatte. Trotz mehrfacher Erwähnung er-
giebt sich aber die Stelle nicht genauer *®^). Dasselbe gilt von
dem Tempel der Flora, den die Ae4ilen L. und M. Publicii,
mum Cereris etc. Plio. XXXV, \%, 45. Plastae laudatUsimi füera
Damophilns et Gorgasyg, iidernque pietores , qui Cereris aedetn Ro^
mae ad Circum . Maximvm utroque genere artit tuae exeoluerunt*
DioDys. VI, 94. Kaaatoi 91 6 tTtgog tojv vTraroiv — tov ts vtwv zyg
JijfMjT^c^ i€al Jiovvaov nal Ko^s fv rif uera^tf XQOvtif ma^U^woiv , 6t
laxtv tnl ToTs tov fiiy lax ov inir oö qq (lov xl q fiaa$v^ vniQ
avxäs i9g vui voi r ag atflasts, iv^auivov fiiv avxov uivkov üo^ *
axovfiiov xov OixxaxwQOS vni(f xijg v6X;twg ava&ijativ rote ^eoU «. r. !•
*£l7tiSoe e(pd'6igev. OfTenbar ist es derselbe Üng;lücksra(l , von dem
Strabo redet, VJIT, 0. p. 381. xov 9e Jpoivaov (Gemälde des Aristi-
des) avaxelfiBvov iv x(jf JTj/ir^xgelt^ x<a tV ^Ptufiji xaUdorov t^ov itaoQh'
fitv, ifin^'nad'lvxog Si xov vtw avvnftavla&rj %al ^ y^oifipv vawaxl. Der
voD Dio genannte Tempel der Spes gehört nicht hieher; er lag am
Forum Olitorium und Dio giebt nur, wie auch anderwärts die beiden
£ndpnokte der Feaersbmnst an. Merkwürdig ist es, dass nach Taci-
tns zugleich mit dem der Ceres auch dieser Tempel der Spes und di^
ebenfalls dieser Gegend angehörigen Tempel der Flora und des lanus
neu geweiht wurden ; obgleich es kaum denkbar ist, dass die Wieder-
herstollung nach dem Brande erst 37 Jahre später erfolgt sein sollte.
Kunstwerice im Ceres-Tempel nennt PI in. XXXV, 4, 8. 10, 36. n. 99.
982) L i V. X, 31. Eo anno Q. Fabiui Gurges, consulis filitis ali^
quot matronas ad populum stupri dßmnatas peeunia multavit ex quo
multaticio aere f^eneris aedeniy quae prüpe Circum est, JaciendQtn CU"
ravit, XXIX, 37. (M. Livius et C. Claudius, censores) viam e /aro
Boarfo ad Fenerts et drea foros pubiieos — loraverunt. Das setzet
ofTcnbar eine grössere Entfernung voraus. Erwähnt wird auch diesef
Tempel ad Cirenm Maximum von Fest. p. ^65. Rustiea Vinalia;
wenn aber als Tag der Dedication und das Fests von ihm XIII Kai.
Sept. angegeben wird, so stimmt das nieht mit den Kalendarien über-
ein, Kai. Capran. XIV Kai. Sept. VENEKI. AD. CIRCVM. MAXIMVM.
und so sind die Vinalia überall verzeichnet. Bei Fun. XVIII, !^9.
schwankt, wie Afüller bemerkt bat, die Lesart zwischen XIII und XIV.
Auf die Kalendarien ist keine Rücksicht genommen worden. Zweifel-
haft bleibt es übrigens bei Vergleichung der Stellen ausVarro, Pliuius
und PluUrch (Anm. 972.), ob der Tempel an die Stelle des Sacellom
Murciae trat.
473
dieselbeki welche den Clivas Pablicius anlegten abd' zaerst die
Floralia mit pireensischen Spielen feierten, hier am Grcns
Maximns erbaut hatten, und 4er mit dem Gerestempel zugleich
von Augustns erneuert, yon Tiberius dedicirt wurde ^^3). —
Endlich werden im Bereiche des Circus noch zwei sich be-
nachbarte Tempel genannt, des Summanus und der Inven-
tas^*^); der erstere erbauet in dem Kriege mit Pyrrhns ^^),
der zweite im J. 561 fast gleichzeitig mit dem Tempel der
Magna Mater auf dem Palatin, 549 d. St. geweiht®^).
Das Forum Boarium, einer der grössten und be-
rühmtesten Plätze Roms, reich an Tempeln und anderen Denk-
mälern der ältesten Zeit, begann nahe am Circus und erstreckte
sich bis an den Fluss. Alle Grunde, welche man gegen eine
solche Ausdehnung aufgestellt hat, sind durchaus nichtig, und
der Zweifel nur veranlasst durch die Angabe der falschen Re-
gionarier, P. Victor und Sez. Rufds, welche es in die achte
Region setzen , oder durch den Wahn , dass die Stadt durch
eine Mauer vom Flusse getrennt gewesen sei^^). Ein Punkt
in der Nähe des Circus ist uos durch den Arcus Argen ta-
983) Ta c it. Ann. H, 49«, nachdem er vtfn dem Gerestempel iuxta
Circum Moicimum gesprochen hat : eodemque in loco aedem Florae
ab Lucio et Marco Publioiis aediiibus constituiam. Vgl. den Ahscba.
nber die Circi.
84) PI in. XXIX, 4. De anserum honore, quem meruere Gatto"
rum in Capilolium ascensu deprehenso, dixi. Eadem de causa sup^
plicia annua canes pendunt inter aedem luventatis et Stimmani vivi
in furca sambueea arbore JixU Ob dabei an den Gebrauch bei der
Feier der Lujperealien and also ao die Lage der Tempel am Lnpercal
zn denken sei, wie M erkeL z. 0 vid. Fast. p. CXCI. meint, ist sehr
zweifelhaft; denn Hände wurden bei verschiedenen Gelegenheiten ge-
opfert. S. ausser Plutarch. Rom. 21. Qaaest. Rom. 68. ebend.
Xi^%. und die S. 178. angeführten Steilen.
85) Ovid. Fast. VI, 7:^5.
Reddiia, quisgttit t# est, Summano templa feruntur
Tune, cum Romanis, Pyrrhe, timendus eras,
Kai. Amitern. Ezqui i. .Venus. XII Kai. lal. SVMMANO AD
CIRC. MAX.
86) L i V. XXXVII, 36. Item luventatis aedem in Circo Maximo
p. Licinius LucvUus duumvir dedicavit Foverat eam sexdecim an-
nis ante M. Livitis consul, quo die Hasdrubaietn exereitumque eius
eecidit idem eensor eam faeiendam loeavit M, Comelio P, Sempro-
nio consulibus,
87) S. bes. Nardini, Rom. ant, II. p. 257 ss. Niebnhr,
fiöm, Geseh, I, 439.
474
riomm hü S« Giorgio ia Yehtbro gewiss; aiMflepden «ber
ergiebt sich üe Nacfabarsebaft beider auf das EnUchiedeiisle
aas dea Amn. 974. für die Ära Maxima atigeitihrten SteUen.
Eben so gewiss ist es, dass das Fonim Boarinm bis an den
Tiberis reicbte, indem aasdrücklich der Zusammenhang dessel-
ben mit den Brocken bezeugt wird ^*^). Ganz unstatthaft ist
es übrigens, sich dieses Forum als einen regelmässigen Platz
mit Hallen iimgd>en zu denken, wie Canina gethan hat**):
lassen sich ameh die Grenzen in der Breite nicht genauer an-
geben, so mnss doch angenommen werden, dass nördfich (nach
dem Fonutt Romannm h]n)dasyelabrnm, a«f dessen Grenze
jener Bogen der Argentarii zu stehen scheint, und der Vicns
Inga ri US sie bildeten, und dass eben so wohl S. Maria in
Cosmedtn als S. Maria 4d Sole und S. Maria Egiziaca inner-
halb dersdben lagen« *** Der Name wird verschieden abgelei-
tet Blosse dichterisehe Fiction ist es, wenn er auf die Ria-
988) Ovid. Fast. VI, 4T1.
Pontibus ßt magfio iuncta tH celeherrima efreo
Area^ quae posito de hove nomen habet,
Nardinl bat sich um dieses Zeagniss za beseitigeo. nar durch den
Absorden Einfall helfen können, sUtt Pontibus za schreiben Montibus.
Aber eben so sagt Aethicos Cosmogr. an Gronovs Pomp. Mol.
1792. p. 716. per pontem Lepiäiy qui nunc abusive m plebe LapideuM
fUeitur^ iuMßta forum Boarium, VfL dea Abscho. von de«
Brücken. Damit streitet auch nicht im Miodestea die NoHiricht von
einer Feoersbmast bei L i v. XXXV, 40. inoendio a foro Boario orto
dUm ncciemque aed\/ieia in Tiberim versa arsere. Das Feaer bradi
Mmf dem Forum Boarinm aus und der Therl aaeh dam Flusse bin
^raante ab. Bmgegwi stimait völlig ebeffeia, was von einem aadereu
Bnwde zwischen den SaUaen (bei Porta Trigemina) «ad der Porta
Carmentalis «rzShlt wird. Liv. XXIV, 47. solo aequata omnia inter
Salinas ac portam CarwunMem cum Aequimelio lugarioque vtco, in
tempits Fortunao ae Malris Matutae et Spei eattra portam täte va-
fatus ignis sacra profanaque multa absumsit. Denn die Tempel der
ortnna und Matuta lagen eben im Forum Bearium und da das Feuer
am Flusse hia bis zur Carmentalis wnthete, m&ssci sie ungefihr auf
4er Linie zwiseben diesem Tbore und der Trigemina gedacht werden.
Pas ergiebt sich noch sicherer durch die Nachricht von dem Wieder-
aufbaue. L i V. XXXV, 7. (triumviri) rqfieiendis aedibus Fortunae et
Siatris Matutae intra portam Carmentalem, sed et Spei extra por-
fam. Es wäre absurd, den Tempel der Matuta intra portam Carmen-
talem zu nennen , wenn er mit dem Forum Boarinm bei dem lanus
lag, wohin übrigens das Feuer in keinem Falle reichte.
89) Man sehe seinen Plan der Stadt» In noch engere Orenzeii
bat B n B s e n seines seltsamen Mauerzags wegen das Forum Bearjum
einschränkea müssen. Vgl. S. M2.
I7S
ier des-Hensoks bezogen itrird ^*^) ; gewöWidier scbeint der
Cäaiibe gewesen xa gein, dass er doreh eimen ron Aegina hin*
weggdiihrlen md ißri an^esteUlen Stier von Bronze venui*
lasst worden sei ")• Attein das könnte dodi niefat vor den
macedonischen Kriegen geschehen sein, wahrend der Name
unbestritten viel älter ist. Daher bleibt immer die natiirlichste
Erkläraog, dass auf diesem Platze von alter Zeit her der Och-
senmarkt war *^), nnd eben deshalb wurde wohl daselbst jen^
Stier ab an dem geeignetsten Orte aufgestellt.
Die bedeutendsten Heiligthümer des Porom Boariom wa«
ren die Tempel des Hercules, der Fortuna und der Ma«
tuta, deren häufige Erwähnungen zwar nirgends deutliche
Bezeichnung ihrer Lage enthalten, aber doch mit Beihülfe der
in dieser Gegend erhaltenen bedeutenden Tempelresle nicht un«'
wahrscheinliche Yermnthungen gestatten. Was zunächst dea
Tempel des Hercules anhingt, so sind darüber die JNachrich<»
ten unerklärbar und unvereinbar ohne die Annahme , dass es
in dieser Gegend mehr ab ein Heiligthum dieses Gottes gab.
Der Haupttempel scheint seiner Beziehung zur Ära Maxima
wenden, da er sogar als gleichzeitig mit dieser gegrindet ange^
9M) Ppop. IV, 9, 17,
Herculü ite 6oo»#, nostra^ labor ulUmß eiavae;
Bü mihi quaesifyte, bü mea yraeda, boves,
Afvaaue mugitu sßneite boaria iongo:
SobiU erant Jkomae pateua veitra /(frttm,
91) Plln. XXXIV, 2y 5. Boa aereu9 in^e oaptus m/oro Boario
p$t Romae, Bestimmt fol^ diisser Abldtang Ovid. Fast. VI, 472.
(Aiun. 988.) «n^ jedeafalU auck, vi« fss sisheiiit, selbst mit BeEiehaDg
^f dea Ritas der Stadtspäada«f. Tacit* Aaa. Xdl, 24. mft^ro üo*-
rio, übt aereum tauri simulaerum'aMpieimus, quia id g^umg atUmaiium
ßrair^ Mubditur, tulmu de^manäS oppidi isoeptua.
9t) Varro L. L. V, 89. p. 147. Qvo üoi{ferrent snas Tontrover'
§109 tt, quae yenderenhfr veilent^ quo ferrent, forum appeVarunt, übt
quid generatim, additum ab eo eognomen, ut Forum BoaHum, Forum
VlitBrium «tc. Paal. Diac. p. SO. Boarium forum Romae dicebtH
tur, quod %bi venderentur botfea, Daiier kano weh! Lir. XXI, et.
fbro Boario bottem in tertiam oontignationem 9ua iponte vscendUte, at^
juß inde tumuitu habitaUtrum territum $et9 deieeisse., ans solchem
Verkaufe erklart werdfo. Es ist allerdings aoffalleod, "wie Ovid nad
Taeitas das «bersekea koaoten. Gleichwelil bezeugt noch die inscbrilt
jenes Bbreodeukmals, welches die argentatii et negotiantes boarii er«
rMtetee, dass oeoh fai^ driltea JahrhiiBdeit^ ^iespr Handcil hier be«
triebea wurde.
476
geben wird**'), zwar gewiss im Forum Boaridm, aber niehl
fern vom Circos angenommen werden zu müssen. Unstreitig
war diess der mehrfach erwähnte Tempel des Hercules Vi-
ctor, zu unterscheiden von einem gleichnamigen Ueiligthume,
das an der Porta Trigemina stand ^*) ; aber ungewiss bleibt es^
ob damit gleichbedeutend der ebenfalls am Circus genannte
993) Solin. 1, 10. Suo quoque numini idem ffereuies intütuit
aranty quae maxima apud ponf{fices habetur .— . conseptum etiam^ in-
tra quod rilus sacrorum [actis hovicidiis docuit Potifios, Hoc sacel'
(um Herculi in Boario /oro est, in quo argumenta et convivit et ma-
iestatis ipsius remanent, Nam divinitus illo neqtie canibus neque
muscis ingressus est. So verbindet auch beide Tacit. Ann. XV, 41.,
wo er nnttr den im Derooischeo Brande yernichteteo alleo Heiligthä*
mern nennt: et Magna ara Janumque , quae praesenti Herculi Areas
Evander saeraverat, Nicnnt anch Solinns nur ein sacelium, so ist doch
kein Zweifel, dass eben der fraglicbe Tempel darunter zn verstehen
Ist, wie die Vergleichnng mit PI in. X, 29, 41. lehrt. Romae in ae-
äem Hereulis in foro Boario nee museae nee eanes in tränt, und so
ist es denn auch anstreitig derselbe, den der Dichter Pacavias mit
Gemälden geschmückt hatte: Plin. XXXV, 4, 7. Proxime celebrata
ßst in foro Boario aede Hereulis Paeuvii poetae pictura.; derselbe
auch, wo sich die Statne des Gottes befand , welcher an den Tageo
der Triamphe das CostUm der Triumpbatoren aogelegt wurde. Ders.
XXXI V, 7^ 16. Hercules ab Evandro sacratus, utprodunt^ in foro
BoariOy qui triumphalis vocatur atque per triumphos vestitur habitu
triumphali, Mao nimmt gewohnlich an, es sei nur eine Statue ge-
wesen, welche am Wege der Triumphzüge gestanden habe ; aber dass
er von Evander geweiht war, weiset vielmehr auf den Tempel hin,
da man doch nicht drei verschiedene Monumente diesem wird zuschrei-
ben wollen. Wenn der Zug, wie sehr natürlich , eben auch an dem
Tempel vorüber ging, so war es der Bedeutung des Gottes als Victor
oder Invictus sehr angemessen, dass sein Bild im Tempel als Trium-
phator bekleidet wurde, wie ja überhaupt die Tempel an der Via
triumphalis sammtlich festlich geschmückt wurden.
94) M aerob. Sat. IH, 6. Farro Divinarum libro quarto FietO"
rem Herculem putat dictum, quod omne genus animalium vieerit,
Romae autem Fietoris Hereulis aedes duae sunt : una ad portam Tri-
geminam, altera in foro Boario. Huius eommenti causam Masurius
Sabinus Memorialium libro secundo aliter exponit. Marens, inquit,
Oetavius Herennius prima adoleseentia tibieen, postquam artis disti^-
sus suae est, instituit mereaturam; et bene re gesta decimam Her^
euli profanuvit. postea cum navrgans hoc idem ageret^ a praedonU
hus cireumventus fortissime repugnavit et Victor reeessit. hunc in
somnis Hercules docuit, sua opera servatum. eui Oetavius impetrato
a magistratibus loeo aedem sacravit et Signum , Fictoremque literis
incisis appellavit. Dasselbe giebt ganz gleichlautend Serv. z. Aen.
VlII, 363., weil beide ihre Notiz wörtlich aus Sabinus entlehnten. Of«
fenbar moss aber der Tempel ad portam Trigeminam als der jenes
Oetavius angesehen werden, und- der Beiname Victor wird schwerlich
erst daher seinen Ursprang haben.
477
•Hercales Invictns.set**'). Wenn nnn antserdem PH«
nias XXXIV > 8. n. 57. Myrons Werke aa&äUend sagi:
Uercukm eUam^ gm est apud CXrcum Maximmn in aede Pom^
peü MagnL and darunter denn doch nichts anderes als eine
aedes Hercuia verstanden werden kann, so weiss ich in der
That nicht, ob ich einen neu von Pompejus am Circus gegrün-
deten Tempel annehmen soll, da allerdings Plinius sonst immer
schlechthin die aedes HercuUs inforoBoario nennt, oder ob
an eine nicht weiter erwähnte Wiederherstellung der Letzte-
ren durch ihn zu denken sei, und der Schriftsteller nur in Be-
zug auf die vermuthlich auch von Pompejus dedicirte Statue
diesen Ausdruck zu gebrauchen sich veranlasst sah. Man wird
indessen wohl Ersteres wahrscheinlicher finden, obgleich nir-
gend weiter ein solcher Tempel erwähnt wird und in diesem
Falle vier verschiedene Tempel des Hercules in dieser Ge-
gend angenommen werden müssten. Wie dem nun auch sei,
dass auch der alte Tempel nicht fem vom Circus und der Ära
Maxima war, scheint noihwendig zugegeben werden zu müs-
sen und wohl mag man damit in Verbindung bringen, dass un-
ter Sixtus IV. (1471 — 1483) zwischen S. Maria in Cosmedin
und dem Circus das colossale Bronzebild des Hercules, das
jetzt im grossen Saale des Museo Capitolino aufgestellt ist,
entdeckt wurde , wenn auch diese angeblich in einer Grotte
unter der Erde gefundene Statue nicht als eigentliches Tempel-
bild zu betrachten sein möchte ^^). — Sicher aber zu unter-
scheiden von der alten aedes in foro Boario ist ein zweimal
erwähnter Rundtempel, bei dem sich das Sacellum Pu-
995) Fast. Ami lern. Prld. Id. Ang. HERCVLI INVrCTO AD
CIRGVM MAXIM. Es kaoD diess allerdings auch auf die Ära Maxime
■bezogeo werden; aber es ist kaum wahrscbeiolich , das« der Gott io
Bezug auf zwei so verwandte Heiligthämer verschiedene BeinameD ge-
habt haben sollte.
96) Der Werth der Statae wird sehr verschieden benrtheilt; man
findet den Styl sehr manierirt nnd dem möchte ich aach beistimmen,
wie denn die ganze Haltung der Figur mir aBnatürlich und affektirt
erscheint; dagegen pries sie einer der einsichtsvollsten Kenner der
Antike und selbst trefiUcher Künstler jederzeit als ein Muster sorgfäl-
tiger Ausführung. Ich erwähne diess nur, damit nicht jemand, der
sie nicht kennt, versucht ^ird,. an das von Plinius erwähnte Brzbild
zu denken.
478
4i>citiae Pstrieiae be&nd. Lir. X, 23. huignem stqn
pHeatianem Jeeit certamm in saeeilo PudidHäe Päirioiä^
fuaein/aro Botaioest ad aedem roiundam HerculiM^
inier matronas ortum. Es ist augenschdnlich, dass Liviitf
einen anderen als den allbekannten Tempel des Hercules meint,
und dass er eben zur Unterscbeidung ihn als Rundtempel be«
zeichnet. Noch gewisser wird diess durch Fest. p. 242«
PudioUiae rignum itiforo Bovario est uhifamüiana aedieset
(ubi Aemiliana aedis est) Herculis. eam qiädam Foriunae esse
exisüjnant. Möge nun Scaligers sehr wahrscheinliche Ver-
besserung, Aemilitma^ richtig sein oder nicht, so viel leuchtet
ein, dass hier von einem besonderen Tempel die Rede ist, den
man von der gewöhnlichen aedes inforo Boario zu unterschei«
den hat; und ist nun erwiesen, dass das Forum Boarium bis
an den Fluss reichte , so scheint es auch unbedenklich , den
noch grösstentheils erhaltenen Rundtempel, jetzt S. Maria
del Sole, oder eigentlich S. Stefano alle Carrozze
genannt, für diese aedes Herculis Aemiliana anzusehen *'').
J>a nun ganz nahe dabei ein zweiter kleiner Tempel, jetzt
die armenische Kirche S. Maria Egiziaea, steht'*), ein
097) Er ist g^wSboIlcb voo denen, welebe gar Ldncm Bep*lff von
der Lage des Forum hatten, für den Vestatempel gehalten worden,
.offenbar nur weil es eia Randtempel ist. Im Ordo Kom. v« J. 1143.
(Mab i 11. Mut, Itai, 11. p. 125.) heisst er Twenn er wirklieb gemeint
ist; templum Sibyllae, was ebenfalls^ wie bei der berrlicben Ruine
In TivoU, nur seinen Grund in der Form haben mag, so dass man nicht
daraus auf ein templum Cybeles hätte scbliessen sollen (B u n s e n ,
Besehr. d. St, R, III A. S. 664.), wobei das Forum Olitorium überdiess
auf eine ganz unmögliche Weise ausgedehnt wird. Piale erklärte
unseren Tempel für den des Hercules Victor ) aber seine Abhandlung,
del tempio volgarmente detto di Festa etc. Rom. 1817. (nicht in den
beiden Bänden der Dissertazioni enthalten) ist mir nicht zugekommen.
98) Dieser schone kleine Tempel, eines der ansprechendsten Denk-
mäler des alten Rom ist ▼erschieden, am gewöhnlichsten Fortana Vi-
ril is benannt worden; wiewohl diess die unverständigste Benennung
war, die man fdr ihn finden konnte. Sie ist veranlasst durch Diony-
sius, der von Servius Tnllius sagt, IV, 27. vuovq 8vo KaraoTUvaeafie^
voi Tüfti^y — Tov fup iv ayo^f rfj ttalovfiivrj Boa^i<f, tov ^ art^ov iirl
taig ^ioatrov TißiQto9<, ^V ^AvÜ Qtiav 'jrffo^TjyofftvaiVy (oQ xalvvv vno
'jptoficiiaiv xaX67Tcu» Mit ihm stimmt äberein Platareh. de fort.
Rom. 5. T^v Si 9r^o9 t£ itotau^ ^XV^ 06qt*v ttaJLovatrf one(f iarlp
lo%vifay, 17 anfiOTetfTtx^v, ^ ayo^eiav. Allein es ist schon S. 49. ent-
gegnet worden (was in Bezog auf Diooysius auch Bansen in den Naeln
479
Tempel, 4er vhetütsB mitftreilig noch ieQ Zriten te Repii«
trSpeo KU in A. S. 665 bemerkt hat rffl. Merkel x. Ovid. Fast,
p. CXL.), dass beide den Namea tempium Fortü Fortunae missver-
standea haben. Um so schlimmer ist es, dass die Neaerea diese Toxf
uivS^tiaf die tfie existirt hat, mit der Fortuna ViriUs identificirt und
deren Tempel am Ufer des Tiberis, ja so^ar hier {gesucht haben. Dass
die Göttin unter solchem Beinamen ein Sacellam gehabt haben könne,
mag ich keinesweges mit Bansen verneinen. Denn obgleich Ovid.
air. und de fort. Rom. 10. iart ^i xal na^^a rov r^i * ji<pQo9lTri9
^Em.zaiXaQioo ßwfivv "uif^^tvoi TvpjQ idos. Nor ist es jedenfalls an ei*»
nem ganz anderen Orte zu soeben. Um aber auch den Gedanken gaox
auszoscbiiessen , dass der Tempel der Fors Fortuna hier gestan-
den haben könne, und also nur ein unwesentlicher Irrthnm in der Be-
nennung Statt finde, möge gleich hier bemerkt sein , dass dieser Tem-
pel gar nicht auf dem Unken Ufer, sondern jenseit des Tiberis, ja gar
nicht innerhalb der Stadt, auch nicht einmal in ihrem späteren (Jm-
fauge, sondern ziemlich entfernt lag. Es werden nämlich drei Tempel
derselben Göttin angefahrt, die sämmtiich traos Tiberim waren.
Brstlich der von Servias erbanete: Varro L. L. VI, 3. p. 200. Dies
ForlU Fortunae appellatut ab Servio Tullio rege, quod ü Janum
FortU Fortunae aecundum Tiberim extra urbem Romam dedi"
eavit lunio mense. Ihn meint wohl auch Doaat«z. Teront. Phorm.
V, 6, 1. Fors Fortuna est, cuius diem festum colunt, qui sine arte
aliqua vivunt : huius aedes trans Tiberim est. Neben ihm, oder doch
nahe dabei, weihete der siegreiche Gonsul Sp. Carvilius Maximas (460)
einen zweiten. Liv. X, 46. de reliquo aere aedem Fortis Fortunae
de manubiis faeiendam tocavit, prope aedem eins deae ab rege Ser^
Tullio dedicatam. Von ihm findet sieh weiter keine Erwähnung ;
vielleicht war er ganz eingegangen: wenigstens ist mir diess wahr*
scheinlicher, als dass Carvilius den servischen Temoel an einer ande^
ren Stelle wiedererbaut haben sollte, wie Merkel z. Ovid. Fast,
p. CXLII. meint. Dagegen wurde unter Tiberius (769) ein dritter
Tempel der Fors Fortuna in den hortis Caesaris, also auch auf
dem rechten Ufer (wie aus Horat. Sat. I, 9, 18. Trans Tiberim
loHge cubat is prope Caesaris kortes. bekannt ist) geweiht. Taclt.
Ann. II, 41. aedes Fortis Fortunae^ Tiberim iuseta, in hortis , quos
Caesar dictator populo Romano legaoerat (dicatnr). P 1 u t a r c b.
Brut. 20. TW S^/i<a Tiav ni^ap rov norafiov najnmv a7roXiiXei/i.fidy(oi^f
ei vvv ioT& Tvxrfi iSQov, Dass dabei nicht etwa an eine Wiederher-
stellung des servischen Tempels gedacht werden dürfe , lehrt schon,
dass das Fest der Göttin an einem Tage an zwei verschiedenen Orten
gefeiert wurde. Fast. Amitern. VIII Kai. lul. FORTI FORTVNAE
TRANSTIBER. AD MILLIAR PRIM ET SEXT. nämlich der Via Poi^
tnensis ; wobei freilich aufTallig ist, dass nach Tacitus der Tempel
in hortis Caesaris nicht an demselben Tage , sondern ßne anni ge*
weiht war. Aber entschiedener ergiebt aicb die Lage beider aus
Ovid. Fast. VI, 765.
Quam eito ven'erunt Fortunae Fortis konores l
Post Septem luces Junius aotus erit.
lie, deam laeti Fortem eeiebrate, Quirites :
In Tiberis ripa munera regis habet.
Pars pede, pars etiam eeleri deaurrite eymba etc.
480
buk angebört ^*), so üt es wohl möglich, dass man io
ihm eben die Padicitia Patricia zu erkennen hat ^oooy^
Ans der VergleichuDg mit der Angabe des Raleodarinm nnd der an«
Horaz angeführten Stelle ergiebt sich klar, dass der Tempel des Sei«-
vins am sechsten Mllliarinm, der neue nnd die horti Caesarü am ern-
sten lagen. Es würde eben so nngereimt sein, nach dem ersten Mei"
lensteine, der ganz nahe vor der damaligen Stadt sein mnsste, in Käh-
nen zu fahren, als dass Horaz einen Bekannten am sechsten Meilen-
steine besuchen wollte. Vgl. Merkel a. a. 0., dessen wahre Mei-
nung nur seltsam verschleiert ist. — Diesen Sinn haben nun auch Vai«-
ro*s Worte extra urbem Romam, nnd wenn die Entfernung von 6000
Passus auffallend scheint, so muss man bedenken, dass auch ander«
römische Tempel fern von der Stadt lagen, wie die Fortuna Mu^
riebris am vierten Meilensteine der Via Latina. Fesrt. p^ %Vl, Pw
dieitiae. Valer. Max. I, 8, 4. V, t, 1. vgl. Liv. II, 40. Dionys.
VIII, 55. Pinta rch. Coriol. 37. Hier wissen wir den Grund; bei
dem servischen Tempel zufallig nicht. Freilich würde man Übrigens
in der königlichen Zeit auf dem rechten Ufer kein romisches Gebiet
suchen; aber tränt Tiberim lag der Tempel ja doch entschieden«
Wenn übrigens Merkel die Topographen schilt, dass sie einen Tem-
pel der Fortuna Dubia angenommen haben, so mag das in Bezug
auf Ovid V. 776. Grund haben ; denn die dea dubia ist ja eben For-
tuna. Aber doch gab es wahrscheinlich einen solchen Tempel. Die
Basis Capitolina nennt in der Reg. XIII. (Aventin) einen Vi cua
Fortuuac Dubia e.
909) Eine genaue Beschreibung giebt Platner, Beschr. d. St,
R. III A. S. 34i ff. Vgl. Bunsen ebend. S. 6»5. Palladio, Jrehi-
tettura. lib. IV. p. 48 IT. Desgodetz, Les id\f. ant. de R. p. 96 ff.
överbeke, Les restet de Vane, R. I. t. 28. (Sämmtliche Werke
und Pi ran es i, Antich, Rom, I, 22« geben auch den vorbor genannten
llnndtempel.) — Hirt ist, so viel ich weiss, der Einzige, welcher mit
höchst oberflächlichem Haisonnement den Bau in die spätere Kaiserzeit
verweiset, Getch. d. Bauk, I. S. 244. ; aber Material sowohl als Styl
weisen vielmehr entschieden auf die spätere Republik hin.
1000) Manhatdie PadicitiaPatrieia mit viel weniger Wahf^
•cheinlichkeit in der Kirche S. Maria in Cosmedin gesucht; Andere ha«
ben dagegen geradehin die Existenz eines solchen Tempels geleugnet
und nar eine Statue mit Altar angenommen (Sackse, Geteh. d. SK
jl. I. S. 365.). Daa ist gewiss unrichtig. Livins spricht allerdings
von einem Sacellnm und freilich sagt Festus p, 318. Sacella (ft(cuD*
tar loca) Dit taerata tine leeto, nnd Trebalius bei Gell. VI, 12.
Saceilum ett loeut parwtt deo tacratut cum ara. allein wie oft werden
la doch kleine Tempel taceila genannt; nnd Trebatius selbst leitete
ja das Wert von tacrum und cella ab: quati tacra cella. Dagegen
erkennt Livius in der Tbat einen Tempel an, wenn er gleich darauf
sagt: quumte f^irginia et patritiam et pudtcam in Patrieiae Pudici-
iiae templum ingrettam -^ vero gloriaretur, vnd so sagt auch
Prep. II, 6, 25.
Templa Pudieitiae quid oput ttatttitte pvetiis.
Auch geht aus Livius durchaus nicht hervor, dass in seiner Zeit das
Heiligthum nicht mehr bestanden habe; denn im Folgenden, wo er
sagt : yulgata dein religio a poilutis — pottremo in obiivionem venit,
»prickt er nur ven dem in Folge jenes Streits erbauten sacelium Pu-
481
elwas mehr Wahrsdieinlichkeit, wiewohl auch nur
vermuthuiigsweise, lässt sich der von Serviua Tollius aaf dem
Fornm Boarium erbauete Tempel der Fortana bestimmen.
Zwischen dem Circus und dem genannten Rundtempel, und
von Letzterem durch einen geräumigen Platz getrennt, liegt
die sehr alte Kirche S. Maria in Cosmedin oder, wie sie
in frühester Zeit liiess, in schola Graeca ^^<'^). Sie ist
errichtet in den Ruinen eines jedenfalls sehr ansehnlichen al-
ten Tempels, von dem noch acht Säulen in die Wände der
Kirche eingemauert zu sehen sind« Die Zeil ihrer Entste-
hung ist nicht bekannt, aber gewiss is^ es, dass sie schon
lange bestand, als iladrian I. (772 — 795) sie grösser an-
legte 2). Für kein antikes Gebäude scheint nun diese SteUe
geeigneter als für den Fortunatempel; denn obgleich dessen
Lage nirgends bestimmter angegeben wird ^), so weisen- doch
dieitiae PUbeiae in vico Longo. Ist «Iso auch darchaiu ketoe Ge-
wissbeit vorbandeo , so scheint doch eine solche BeoeoouDg des Tem-
pels wohl möglich and weolssteos wird er für keioea der aodereo in
dieser Gegend nos bekaonteo gelten können, — Bemerkt sei noch,
dass sieh ehedem in der Kirebe eine (moderne) Inschrift fand:
Moe dudum Juerat fanum per ttmpora prUea
Conttructum Phoebo mortiferoque lovi,
woraus man anf ein fentplum Dttis geschlossen hat, das die gewöha-
liehen Aasgaben der Notitia in der Reg. XI. nennen. Allein wenn ihre
Angabe richtig ist (das Cnriosam kennt es nicht; s. S. 469.)» so lag die-
ser Tempel an der Seite des Circas, zwischen denen des Mercnr and
der Geres. Ueberhaapt sind solche Inschriften in der Regel Irrlichter,
wie denn auch S. Martina in einer solchen templum Mortis genannt
wird. C a n i n a , Sugli ant. ed\f, giä esitt nel luogo ora oeeup. deiia
Chieta dt S. Mariina. p. 12.
1001) Der Name, den auch der Anonymus von Biosiedlo gebraacbt,
sebreibt sich daher, dass sie einer grieobischen Gemeinde aagehSrle,
und so heisst .denn noch jetzt ein neben ihr hinführendes Gasschen
Vicolo de IIa Greca. Die jetzt übliche Benennnng in Cosmedin
wird von einem Platze in Consta ntinopel hergeleitet. S. Platner,
ßesehr, d. St. R. \\\ A. S. 380 f. Ausserdem fuhrt sie auch in der
Volkssprache den Namen Bocca dellaVerita von einer in der
Vorhalle eingemauerten colossalen Brunneumaske , die der Sage aaeh
xur Ermittelung falscher Kide diente.
2) Anastas. Vit. Hadr. p. 963 Blanch. Diaeoniam vero
tanetae Dei Genitricis temperque virgini* Mariae Scholae Graeeae,
quae appellatur Cosmedin^ dudum brevem in aedifieiis exi-
stent em sub ruinis positam restauravit. Er liess den grossten
Theil des alten Gebäudes zerstören.
3) Dionys. IV, 27. sagt nur schlechthin: «V ayo^i tiJ xaior-
fiivfj Botf^iti. Sonst wird er übarhanpt meistens nur in Bezug auf den
31
488
fuuge EnräbBUDgen auf diese Gegead hin« Namemlick spriclit
daiiir die sekaa oben (Audi. 988.) erwähnte Nacbiicht von
der Feuersi)ninBt zwischen der Porta Trigemiia und der Car«
mentalis. Man sieht kbr, dass das Feuer nicht weiter bin
nach den Cirtos ond dem Veiabmm reichte und dass also
der Fortanatenpel dem Fkisse naher liegen musste, wie diess
mit jener Kirche der Falt ist, weldie saeh eben in der Liniet
weiche Livius aagiebl, befindet. Damit streitet keinesweges
Die Ca SS. XLIII, 2L der von Cae$ars Triamphe sagt: 6
Oer Triamphziig hätte sehr gat aoeh diesen Tempel beräbren
kennen $ mir rerträgt sich damit nicht eine andere Angabe»
welche das Ydakrum nennt. Sneton. Gaes^ 37. GalUd
iriumphi iie Vdabrtnn praetervehtns paene c^rru escussus
est^ axe diffraoto. Allein das von Die genannte Tvfjuov
ist gar nicht, ^^ein Tempel der Fortuna, sondern der FelicitaSj
wie sich ans 9 trab o VIII, 6. p. 381. ergiebt. A^v^ovXXi^
dl nataanevueag to %iJQ Ev^v^i^s hgor nal a%odff rira
Xf^otv 7j%r^aajo wv tJj^ev dviqidvrmv 6 Mo^i/Atos, fo$ uo-
a/nijawv rd Ufip fujQ$ draieiietag^ fj% dnoimoior. ovn
dniffdixe dh^ dXX dvi&i^xe, xfXivaae atgetr, e/ ßavX^Tau
nfd»s i* i^BQhV iXBlvos, ov 9pQov*w{ous ovidr • «?or' iyt>#otr/-
fui Tov dvad-ivToe fiuXXor. JMusste nun' nicht ohnehin ]Sv^
TV^la durch Felicilas übersetzt werden , so reichte zur Ent-
scheidung hin Cic. Verr. IV, 2. L« Mymmius, cum Thespiü
ea, quae ad aedem Felicilalü sunt -^ tolkret. Wenn nun
der Fortunatempel einer der bedeutendsten des Forum Boariam
war, und die Reste in S. M. in Cosmedin augenscheinlich ei-
nem grösseren Tempel angehören, so scheint es sehr natürlich,
dieselben ihm zuzueignen. Es wird mir diess noch wahrscheio-
lich^ durch die Nachricht, dass L. Stertinius zwei Bogen bei
den Tempeln der Fortuna und der Matuta erbauete. Liv.
Brand erwSbot, io welchem wooderbarer Weisa das Holxkild des Ser-
▼ivs unversehrt geblichen scia soUte. Dionys. c. 40. Ovid. Fast.
VI, 663 ff. Valer. Max. I, 8, |1. Plin. VUf, 46, 74.
48»
XXXm^ 37. de manubfis Ju^s fomices in J9r& Bomio ante
Fertunae aedem et Matrie Mattrtae^ vnum in Utaxima Circ^
Jeeit, UoBMigKch k^nnea inest Bogen zwecklos auf ^» PoruDi
biiigetleUt worden sein \ vielmehr wird man sie ab EiogangsK
bogen za demselben zo denken haben, den einen von der Seile
des Aventio oder der Porta Trigemina, den andern gegen den
Vicns Ingarios oder Aie Porla CarmenUlis ; den dritten vom
Gircus her ; denn m dreo MaxinM ist naliirKcb niebt so am
verstehen, als habe der Bogen innerbatb desselben gfstanden,
Tieknehr fuhrt die näehale Umgebung des Cireos ^ wie schon
geseigt worden, denselben Namen. Da nun S. Marin in Cos-^
medin an der Grenze des Forum Boarium nnclt dem Avenlio
an steht, so ist es sehr einlenefatend^ dass hier der Eingangs*
bogen am Portnnatempel stand und ihm entsprechend auf der
anderen Seile, nach der Carmentaüs, der zweite bei dem Tem-
pel der Mater Mainta. Denn dieser anch von Servins ge«
gründete, von Camillus nach der Erobenng von Yeji wUer*"
eriianete Tempd scheint eben an der entgegengesetzten Grenze
des Platzes gestanden zu haben ^oo*)^ und unter dieser Vorou»*
Setzung erscheinen erst Livins Worte: eole aequata omnim
inter Sab'nas #c portam Carmentalem cum jteqaimetio luga*
nwfue tarn. 01 tempKs FoHunae ae AJatris Maiatme et Spei
extra portam täte vagatus ignis tacra profanaque multa ab^
sumnt. und (triumviri) reßciendis aedibus Fortunae et JUatris
Matutae intra portam Carmentalem^ sed et Spei extra por-
1004) Die Haaptstellcn sind Llv. V, 19. (CamBlds) iudos magnos
C3t senatutconsulte vovit Feiis eaptit $e ßicturum ; aedemqve Mattt^
tae Matri$ rt^ctam dedieaturuvt , tam anto ab rege Ser. TulUo de^
dieatam, cap. 9^. Tum Ittnoni Reginae tempittm in Aventino loeavit^
dedieavilque Matutae Matri. Orid. Fast. Vf, 47 f.
Pontibti* et magno ittneta est eeleberrima eireo
Area,, qttae pasifo de bove nomen habet.
ffae ibi iuce ferunt Matatae saera parenti
Sceptriferas Servi templa dedüse manui.
VgL Flotarch. Camill. 5. Qoaest Rom. 10. Gaas irrfs bat
nan aas Ovid. v. 503.
Lux eadem, Fortuna, tua est^ aaeiorque loeueque,
fcMiessen wollen, dass er nalre am Fortvnatempel getegen 6alre. Da-
mit wird nidits weiter gesagt, ab dass beide am Fonim Boarinm wa^
reo. ^~ Erwähnt wird er aoeb in Bezug anf eine dort anfgeslellte Vv^
tivtafel voa Lir. XM, W.
31-
484
tarn, völlig angemesiBeD. Des Tempels der MttuUt geschieht
in späterer Zeit keine Erwähnung und auch wie länge der der
Fortuna sich erhalten habe, ist ungewiss. Wenn indessen
die Nachricht, welche Zosimus II, 13. von einem Brande
im J. 308. giebt: Ka%d Sh *t^v 'Pwjiifjy ißinaaovTOs nvgog,
ih9 ü dd^oQ, HT€ in yijg — o %^s 2Vx^ff itpXiyß^ ^wg^
auf ihn zu beziehen ist, so dürfte man vielleicht annehmen,
dass er seitdem nicht wieder erneuert und dann in seine Roi-t
nen die Schola Graeca gebaut wurde.
Noch ist auf dem Forum Boarium zu erwähnen eine Steile
Doliola genannt, unweit der hier in den Fluss mundenden
Cloaca maxima. Der Name und die Heiligkeit der Stätte,
wo es verboten war auszuspucken, schrieben sich daher, dass
daselbst gewisse Heiligthümer in irdenen Gefassen vergraben
worden waren ; sei es nun bei dem Ueberfalle der Gallier, wie
Livins und Festus, oder schon in älterer Zeit, wieVarro
berichtet »o«*). — Ferner war hier nnd, wenn Dio's Angabe
genau zu nehmen ist, in der Mitte des Platzes die schauerliche
Stelle, wo zu wiederholten Malen und noch spät den Mahnun^
gen der sibyllinischen Bücher zufolge Galltis et Galhi, Grae^
eus et Graeca lebendig begraben wurden, woran sich eine
jährlich im November wiederkehrende Griechen nnd Gallier
1005) Varro L. L. V, 32. p. 156. Loeu$ qui vocatur Doliola ad
Cluacam maacumam, ubi non licet despuere, a doliolis 4ub terram
Eorum duae traditae historiae , quod alii inesse aiunt ot$a eadave^
rutn, alii Nutnae Pompili religiosa quaedam post mortem eiu» in^
Jossa, Er kennt also die Sa^^e voa der Yergrabang der Heiligthamer
bei dem Ueberfalle der Gallier nicht, wie sie Liv. V. 40. erzählt:
Flamen Interim Quirinalis virginesque Feitales, omissa rerum sua'
rum cura, quae saerorum seeum ferenda quae — relinquenda essent,
eonsultanteiy quisve ea locus fideli adservatunu custodia esset, opti-'
mum dueunt^ eondita in doliolis sacello proximo aedibus JUsminis
QuirinaliSy ubi nunc despui religio est^ de/odere, Dass dabei nicht,
wie Nardini meinte, an einen zweiten Ort auf dem Qnirinale za den«
ken ist, beweiset Paul. Diac. p. 69. Doliola locus in Urbe sie vo*
catus^ quia invadentibus Gallis Senonibus Urbem saera in eodem loeo
doliolis reposita Juerunt, Qua de causa in eodem loco ne despuere
alicui licebaL so wie die von Müller angefUhrle Glosse des Placi-
das bei Maio, Class. auct, III. p. 45!2. Delioca (doliola) locus de*
pressus prope cloaeam maximam, ubi appropinquaniibus Gallis saera
quaedam Romani loco oceulta (o) dtfenderunt (defodemiit).
485
aasschliessenle OpferhaDdlang konpfte ^^<^^). — Dagegen ist
ganz willkührlieh die AnDahme, dass sieh hier auch der Ort
kefandeo habe, weleherAd buslaGallica hiess, angeblich
weil daselbst die Leieben der Gallier während oder nach der
Belagerung des Capitols verbrannt worden waren ^). Sie
beruht nur darauf, dass Varro den Namen zwischen dem Ae-
qnimelium und den Doliolis nennt ; allein er befolgt, wie schon
S. 260. gezeigt worden ist, keine topographische Reihenfolge-.
Andere haben eben so willkührlich den Ort in der vierten Re-
gion, oder gar wegen des Arco di Portugallo in der neunten
angenommen* Vielmeiir müssen wir gestehen , von seiner
Lage gar nichts zu wissen. — Bemerkt sei noch, dass die er-
sten bei einer Leichenfeier gehaltenen Gladiatorenspielc auf
dem Forum Boarium Statt gefanden haben sollen ^).
Gegen das Capitol und das Forum Romanum lagen das
Aequimeliura und der Vicus lugarius. Was für eine
Oertlichk^t man unter dem Ersteren sich vorzustellen habe,
1006) Liv. XXIf, 57. Interim ex Jatalibut lihrit sar.r\/ieia ali-
quot extraordinaria facta : inter quae Gallus et Galla , Graecus et
Graeea^ in Joro Boario ȟb terra vivi demisti sunt in loeum eaxo
eonseptum, iam ante hottiis humanis, tninime Romano saero, imbu-
'tum. Das geschah naeh Livias nach <t«r Schlacht bei Cannae ; dio
■difoyvvov itQvwarrie «V fiiüij rfj ifoffa in x^ofiov rtvos SstuaTW&ipTS^f
Xiyovtas *'BXiriva $tal rakartjy *xarak^tff60&at to aar». Das ayd^ywov
ist wohl aar MissverstÜndoiss; die atvoga aber ist das Boarium. Voa
demselben Falle sagt Plutarch. Ria reell. 3. ^vayxaod^aav eV^ai
Xoyhii rta)v i» töiy ^ißvXXsiwv, xal Svo fity'*£l3i9jvaft Siviga nal vyvahta,
dvo Si r<xXaTa€ 6fioio}S iv rij nakovfiiitj ßodiv €^o(^tj^ Muro^v^ai ^cwvretc *
ots i'u xal vvv iv r^ Ifoefi^Qtw fit^vl i(pa»<ftv*'BX/.rjoi Mal raXdra$s «7ro3-
(iijvovg xal a^tüLTOVQ i§^v(^tae. Ebea dasselbe erzShlen Zonar. Vlll,
19. Oros. IV, 13. Spätrer Wiederhol QOgen gedeoken Piataroh.
Quae St. Rom. 83. und Plio. XXVlil, 2, 3. Boario vero in Jbro
Graeeum Graecamque defoesos aut aliarum gentium y cum quibui
tum res esset, etiam nostra aetas vidit.
7) Varro L. L. V, 32. p. 156. Locus Ad busta GalUca quod
Roma recuperata Galiorttm ossa , qui possederunt urbem, ibi coacer-
vata ac consepta. Liv. V, 48. iam pigritia singulos sepeliendi pro^
miscue acervatos cumulos hominum urebant, bustorumque inde Galli-
corum nomine insignem locum/ecere, XXII, 14. media in urbe , qua
nunc Busta Galtica sunt,
8) V a l c r. Max, 11, 4, 7. Gladiatorium munus primum Romae
datum est in Joro Boario App. Claudio M, Fuluio Coss*
466
wird »ioht völlig klar, uod die Mg/emem befolgte Aklataflg
des Namens, tach welcher hier das Haas des VolksfreoDdes
8fp Maelius gestanden haben und mch seinem nngläcUiekett
finde niedergerissen worden sein soll, befriedigt kdneswegcs^
sondern möchte so vielen anf blosser Adiiteration bemhenden
ErUärongen unverständlich gewordener Namen beizuzählen
•ein ^«'O'). Auch hat das Allerthnm in der That noch eine an*
dere Ableitung gekannt, wie sich aus Dionys. fgmt. I. XII,
1. (Maio Ciasß. «tic/.U. p. 466.) scUiessen läset* Er sagt:
%6 laineior ^txvfiyhov ^Pmfiuioi nakoi^ip * aJxo^ yd^ tp
fM^9fjtia¥ ix9¥ iiox^'^ Xiyovai' %6nQV oiv fiPa M^Xi^v
ii dfXV^ HkTj&dpva, vavt^v, cvfi^&tefdwzmv aAA^-
Xts uaw vii}v fiiar ixipOQap täv ivofjui^mp, j^iuufi^Juop
iKoiX^aay. Leider feUt der Znsammenhang $ aber offenbar
folgt er nicht der gewöhnlichen Erklärung, und es sieht fast
aus, als habe er sie eben bestritten. Uebrigens erfahren wir
über diese Oertliebkeit nur so viel^ dass es ein VerkaofilphAz
war, wo namentlich Lämmer, ein der Opfer wegen starkes
Bedürfniss , feil waren ^<') ; und endlich, dass es gerade unter
dem Capitole lag^O) wobei aber immer noch dazwischen der
Yictts lugarias angenommen werden kann; denn für einen
Theil desselben kann es in keinem Falle angesehen werden, da
1009) Varro L. L. V, ^%, p. 156. Aequimelium qu^d aequaim
M^U äomus pubiicoj quod regnum oecuparß voluii U, Liv. IV, 16.
Dammm deinie, ut monument^ mrta essei 0ppres§a0 nd^gnae spHy
dirui eteUmplo inssii, id Jequimeiium apptiiatHtn 09t. VfL Vtler.
Max. VI, 3, I. Aurel. Vict. Vir. 111. 17. Alicuri iü 4ie ErUä-
rafif bei (Cio.) p. dorn. tS, Sp. Mßlii regnum appetentit demus ut
eomplanata, eequid aliud T aequum ac€id(s$9 Meiio papulm Romaau$
iudieaoit^ nomine ipso Aequimelii MtultiHae poen^ comprohuta e§t^
•bsieieh ««oh Vtler. Max. VI, 3, I. sie aofeDomneo hat.
10) Cic. de div. II, IT. cum in A^qftimeltam. mitimus , qui
äjftrat agnvm^ quem immohmms etc. Wer fewohot Ist , aUeo röml-
•eheo Nameo einen grteehlsebea Stamm naterEolegeB^ würde hieraaeh
vielleicht ao fiykor denken.
11) Das erglebt flieh ans Liv. XXXVIIF, 28. Substruetionem
super Aequimetium in CapitoUo — ioeaverunf. Es folgt daraus nicht,
dass das Aeonimeliam nnmittelbar am Berge lag ; es war nur eine ge*
Dauere Bezeiehnnog der Stelle nSthir als durch den Vicns lugarlus
gegeben werden konnte, der sich an dieser ganzen Seile des Capitols
hinzog. Ans L i v. XXVII, 37. A porla (Garmentali) lugario vico in
forum venere. scheint aber richtig gefolgert zu werden , dass er bis
an das Thor reichte.
r
407
Livias in der NachmlU T«n jomtm Bnade aajidriieUidt unter-
•cheidet cum j^tfUim&Uo hfgmwfüe vfeo.
Der Vicns Ingarim, diurk die Verbindmig der leb-
iMtfteBtea Plätze und Strassen ehier der berubiniastcii SudU
theile, dessen Nanen die Cmmmakiker ron einem Alfeare der
I«no lufa abieilen >^'^) , iDSg sieh wahnBcbeinlicb von der
Porta Cannenlalis dkbi anter dem Capitolo bis znin Forum
Romann» bin (vgl. & 14L 340. 393.)> wobei es oueiiischie-
den Ueibt, wie weit er mit dem Aequimelium g^n das Forum
Boariom bin reichle« Ausser jenem Altare werden aus älterer
Zeit keine darin gelegenen UeMi^iimer oder andere öffent-
liche Gebäude genannt ; unter Augustus aber wurden hier Al-
täre der Ceres und der Ops Augusta geweiht ^^i). Wo
die Strasse in das Forum eiumündet^, bei der BasUIca Julia,
war, wie schon S. 340. erwäbnt worden ist, der LacusSer-
vilius, ein Bmnnenbecken , das durch die suUanische Pro-
seription eine traarige Berühmtheit erhalten hat ^*).
An den Yicus logarius sebloss sich, hinter den Veie-
res tabemae des Forum nach dem Palatrn sich ausdehnend
ein nicht minder berühmtes Strassenquartier, der Vicus
Tu sc US, in spätester Zeit auch Turarins genannt, an.
Der Name selbst weiset entschieden auf eine hier ansässige
etmskiicbe Bevölkerung und einen in die frCfhcste Keit gehö-
renden Ursprung bin ; indessen gab es darüber eine doppelte
Tradition. Ein Theil lässt die unter Caelius Vibennus oder
Caeles Yibenna entweder in Romulus oder in Tarquinius Pri«
1012) Psal. Diae. p. lOi. lugarius viau diclus Somae , qut'm
iki fumrat gra Jumoni» lugas, quam futabtml metrimouia iuirgere,
Placid. h. Maio, Class. üucU UI. f* 476. I*igi lunoni, a qua vieus
i¥gariu4. Ära ibi sita est» Nibby, FWr. Rom, p. 1U3. fiodot die Ab-
leitung voQ iugum DAtürlieber.
13) Fast. Avitern. IV U. kag. FfiRIAfi QVOD EO DlG
AMAE CfiKERI MATRI ET OPI AVGVSTAB EK VOTO SVSCEPTO
GONSTITVTAB SVNT CRETICO ET LO.IiG. COS. (7iO?) AebuluA
die Fast. Gapraa. nad Aatiat.
14) Gie% p. R*fla. Attier. 9%* Mmitö$ oa4s9s non ad TVati"
m^enum Imemn^ ted ad Set^iium vidimu9» Senao. da f>r«v» 3. v(-
dtant largum in f$ta $amgminwm tt 4%^ra ßerviümm laeum {id anim
proteriptionü Sullanae spoliarium est) »enati>rum capita.
48»
S0II8 Zeit nach Rom jg^kommenen Schaären hier angesiedelt
werden ^^^^); die Anderen geben an, dass der Rest der von
Porsena gegen Aricia gesandten Truppen sich nach Rom ge-
flächtet und diese Wohnplätze erhalten habe'^). Die Lage
dieses Yicus zwischen dem Palatin und dapitol y also an die
südliche Seite des Forani Romanom grenzend, bezeichnet am
deutlichsten Dionys. V, 36. ots iimnev i) ßovXf) imgav
%^S nokswg, ivd-a olulas e/ueXXov TtaTaoH^väaaa&ai' %6v
fiBTaiv %ov re IJaXavTiov kccI tov KanmoXiov riwafOi
fiaXiara fifjxvvofierov araHotg ^^) avXmvaj oe fJ^iyfite t/iw
1015) Varro L. L. V, 8. p. 51. Caelius mons a Caelio Fibenno
Tvico duce nobtii, qtii cum lua manu dicitvr Romulo ventsse auxi-
Ho contra Latinum regem, hinc poat Caelii inortttm, quoä nimit
. munita loca tenerent neque nne sutpicione essent, deducti dicuntur
in planum. Ah eis dictus vicus Tuscvt etc. Tacit. Ana. IV, 65;
Düchdem er die alte Beoeonaog; des Gaelias, Qoerquetolaoas erwibot:
mox Caelium appellitaium a Caele Fibenna, qui dux gentis Etrutcae
cum avxilium appellatum duetaviseet, sedem eam acceperat a Tar-
quinio Priseo, seu quis aiiu* regum dedii, nam eeriplore» in eo die-'
sentiunt. caetera non ambtgtta sunt, magnas eas copias per plana
ttiam ae /oro propinqua habitasse, unde Tuseum vieum e voeabulo
advenarum dictum. Prop. IV, 2, 49.
Et tu Roma meis tribuisti praemia Tuscis,
Unde hodie vicus nomina Tuseus habet.
Tempore quo sociis venit Lucomedius armit
j4tque Sabina feri contudit arma Tati.
Vgl. Serv. s. Aeo. V, 560., d. to\g, Anm. und den Absclin. vom
Caelios. Das Weitere darüber s. in den Staatsaltertbämern.
16) LIv. IF, 14. Mutlos Romae hospitum urbisque earitas t^
nuit. kic locus ad kabitandum datus , quem deinde Tuseum vicum
appellarunt. Eben so Dionys. V, 36. SchoK Crnq. k. Horat.
S a t. 11} 3» 228. Tusci aliquando ab Aricinis pulsi contulere se Ro-
tnam et vicum^ qui modo Turarius dicitur , insederunt eique suum
nomen dederunt. Dasselbe in der Hauptsache sajpt Panl. DIac. p.
354. Tuseus incus Romae est dictus^ quod ibi kabitaverunt Tusci, qui
reeedente ab obsidione Porsena remanserunt. ; aber er bat, wie gpe-
wÜbnlieb nur das exeerpirt, was zu AnAio^e des Artikels stand, wah-
rend Festus, wie man ans dem Fragmente siebt, auch die varronisohe
Erklärung beigefügt batte.
17) Es ist schon Anm. 333. darauf aufmerksam gemacht worden,
dass dieses Maats entschieden falsch ist, denn die ganze Seite des
Palatin wird kaum über zwei Stadien messen. Aber selbst die ganze
Ausdehnung vom Forum Romanum bis an den Aventin bat noch bei
weitem nicht diese Lange und zwischen diesem Berge und dem Vicus
Tuseus liegen noch das Velabmm und das Forum Boariom. Die zm
erwartende neue Kritik des Dioajrsios wird diess vielleicht bcrich«-
Ugen.
489
ytigiOP iiaX^H%(^, 17 (piqwjüa &ioioc dni r^e ayoQag inl
tov fAiyav innoägofior. Klar ergiebt sich aber aach dieselbe
aas der mehrmals angeführten Beschreibung des Festzngs bei
Liv. XXVII, 37. m fora ptmp0 constft/i; — tnde vico
Tuseo yelabroqve per Boarium forum in clhnim PubK-
dum ^^ per rectum, vgl. XXXIII, 26. (Anm. 1010.). Es
ist schon bemerkt worden, dass er wahrscheinlich zwischen
der Basilica lulia und dem Castortempel in das Forum einmün-
dete (S. 341.) und dass von da eine gerade Strasse bis an die
Grenze des Velabrnm fuhren mnsste, da die am Ende des Vi-
cus stehende Statue des Vertumnus auf das Forum schaue-
te ^^^^). Andere Heiligthümer werden hier nicht erwähnt; da-
gegen isl es gewiss, -dass hier ein bedeutender Handelsverkehr,
namentlich in Luxusartikeln Statt fand und eben daher schreibt
sich auch der Name Turariu s, der spät erst vorkömmt, wäh-
rend dieser Verkauf schon längst dort seinen Sitz hatte i^).
Uebrigens stand die Bevölkerung dieses Stadttheils in übelem
Rufe, wie aus Horat. Sat. II, 3, 228. Tusci turba impia
vici. bekannt ist; und zwar schon von alter Zeit her^^).
1018) S. Anm. 223. Varro rdf^t deo aogefuhrten Worten hinzu:
et idco ihi Fortumnum stare , quod U deus Etruriae pritteepg. So
sprechen Alle, die seiner erwähnen, nur von einem signnm Vortomni,
nicht von einem Tempel. Cic. Verr. I, 5U. mit dem SchoL Liv.
XLIV, 16. Prep. IV, 2, 5. wo VertmUoos selbst sagt:
iVec m0 turba tuvat, nee ternpio laetor ebumo:
Homanum tatit est potte videre forum.
Wenn daher Festus p. 209. Picta. angiebt: eiut rei argumentum
est pictura in aede Fertumni, et Conti, quarum in altera M, Fulvius
Flaoeus, in altera T. (L.) Papirius Cursor triumphantes ita pieli
sunt., so möchte ich in Betracht, dass beiden Gottheiten im Angost
auf dem Aventin geopfert wurde (s. S, 450. i53.) beide Heiligthümer dort
annehmen.
19) Ihn meint Horat. Epist. Tf, !, 2G9.
JJe/erar in vicum vendentem tus et odores,
Et piper, et quidquid chartis amicitur ineptit.
In Marti als Zeit wurden hier die besten Seidenzenge verkauft:
XI, 27, II.
Nee nisi prima velit de Tüsco serica vico.
20) Man versteht unter der turba impia gewl>hnlich lenones,
meretrices u. s. w. Scbol. Cruq. in Tusco vico habitabant lenones,
meretrices, Joeneratoree etc. Acr. Turbam impiam aut negotiatores
accipimue aut lenones, sed melius lenones intelligimus, qui inhuma-
nissimi Munt — . deinde quod in vieo turario ante meretrices prosta-
bant. Damuf bezieht man «och Plant. Cure. IV9 1, 2t.
490 — -
Der Yiciis Tusciu gehörte zur aofatea Region '°2>) ; iie
GresEe d^ eilfken madite das swisdieH ihm und. dem Fomai
Boariom liegende Velahrun. Ist anch die Bedeotnng dieses
Nainens eben so dunkel, als der meislen aus Sitester Zeit. stam-
menden, so wird man doch daraus, dass, einen einxigen un-
glücklichen VersBch zur Erklärung aasgenommen, aUe Nach-
riehten ihn davon ableiten, dass man hier, wo Snmpf oder See
gewesen, mit Kähnen ge&hren set (9eAr£Mr<r), mit Reobl
schliessen dürfen, dass bei Aoms Entstehen diess wirklich 4ie
Beschaffenheit dieser Tiefe war 2^); daher denn auch vor der
Anlage der Cloaca maxima diese Gegend nii^t angebaut sein
konnte. — Die Lage des Veiabmm zwischen dem Vicus Tuscus
und dem Forum Boarium ergiebt sich auf das Entschiedenste
aus den Nachrichten über den Weg, welchen Feslzüge regel-
mässig zu nehmen pflegten. Wie nach Livins die Jungfrauen
In Tuseo vieo ibi sunt hwnines qui ipti sete venditanL
Weno aber diesem Verse voraas^eht:
Pont aedem Castoris ibi sunt subito quibus credas male.
80 weiss ich aicbt, ob beide neben einander bestehen können; denn
eben hinter dem Castorlempe! mass entschiedeu der Vicaa Tuseas ge-
wesen sein.
\^%\) Aar dieser Strecke bis cam Vicus lugarias sind die Gebüode
l&u Sueben, welche das Gnriosom in der Re^. VIII. nach dem Vesta-
tempel neaot : Horrea J^rippianm, Aquatn nsmentmn IUI Scarot ntb
emdem (v. IUI Seattrot sab aede). Atrium Caei, Portieum marguri-
tariam, Elephantum herbarium, laotcr nicht näher bestimmbare Punkte.
Ueber den Blephas herbarius s. b«in Forum Olitorium.
22) Varro L. L. V, 7. p. 49. olim paludibus mons (Avcntinus)
erat ab reliquis disclusus : ilaque eo ex urbe advehebantvr ratibus^
quoius vestigia, quod efl, qua ttim, dieitur Felabrum, et unde eseen^
debant ad riimam Novam viam locus sacellum labrum. f^'^etabrum
a vehendo. Felaturam facere etiam nunc dicuntur , qui id mercede
ßteiunt. In dieser schwer verderbten, nichtsdestoweniger aber der
Hauptsache nach verstSndlicben Stelle scheint bei den bisherigen Htiirs-
initteln mit Sicherheit nur das von Turnebns vorgeschlagene ad ir{ß-
mam (Sp. iDPnmam) Novam viam hergestellt werden zu können, Ti-
bull. II, 5, 33.
Jt qua retabri regio patet, ire soUbat
Exiguus puisa per vada Unter aqua.
Vgl. Ovid. Fast. VI, 399. Prop. IV, 9, 5.
Qfiü Felabra suo stognabant ßumine, quaqut
Nauta per urbanas velificahat aquas.
• Plutareh. Rom. 5. KaXsZrui 9i vvp 6 tdno^ Biilav^itr, «r» tov no^
rmstoo TToXläMii hns^xhopivov Btsir^fatovvTO fr«^0/»«/otC leura ro0 ro rc
fngiev «fV iyoQAi^' t^v Si noQ&uiistv ßfflarov^atr nalovütr. Wegen
einer zwcibca voa ilim gegebeoisti Erklärung a. a* folg* Aam.
491
roin Fonim aas Tuseo vieo FeltAroque per Boarium forum
sach den AveoliB zieheB, sd war lEess aaeli jederzeit der
Weg der Ponpa circettsia aach deraCircuaMaxiaias i^^>).
Die Breite des VelalNnun , d« k. seine Ausdebaang zwiscfaea
deai A icns Toscas und dem Forum Boariam, welche äbrigeai
kaum seiir betraebüicli gewesea seia kann, lässt sieb nur in so
weit bestimmen, als der schon erwähnte Areas argenta-
riorom die Grenze des Fonim Boariom anzeigt and zugieieh
der Beiname der daaebea stebeadea Kirche S« Giorgio ia
10t3) Dass dies« PMDpa darch dm Vica« TvAoas i^nfr, «rgMt flick
z^aacbst aas €ic. Verr. 1, 59. Quis a signo Fertumni in Cir-
titm Maximum venii^ quin in unoquoque gradu de avariita ti/a commo-
ntretur T quam tu virnm twMtattim atque pompse tiumodi tategisU, tti
tu ipte illa ire non audeuM. v^l. III, 3. aod V, 72. omnesque dii, qui
vehicufis tentatum totlemntM eoetut iudorum initisy quorum iter itfe
ad suum quaestum, •#« ad rtUgionum dignitatem Jaeiendnm emigen^
dumque curavit. Das Signum Fertumni stand am Eode des Vicus
Taseus ; die darauf fbtgeade Strecke dvreh das Velabnrm bis zum Gir*
CDS kalte Verrcs pSaslera U«fea. Damit v^^rgleicbe man Orid^FasI«
VI, 399.
Qua Felabra p&hnt in Cirmun duMft pampa»^
Nit praeter aatiees eatiaque cannafuit,
nnd Sueton. Caes. 37. Gattici triumphi die Felabrum praeterveh^m
paene curru exeussus e$t axe diffracto. Der Zog kam vom Capitole
über das Forum. Diooys. VII, 72. II(f\v a^inod^at twv Vfwrwv nop^
nyv tankküv rotg d'eoig tn rijv ptyhttjv V%ovTig i^ovülav ano red Ku"
n$TmXio9 rt «ai di &yo^at uyavT69 iirl rpr fiiyar tnnodgopor, Dass
er aber von da weiter darch den Vieas Tnscas zog, sagt am dentlich-
sten Pia tareh. Rom. 5., wo er die zweite, Gbrigeas einen bedeaten*
den Anachronismns eatbalteade Erktirang des Namens Velfbram giebt ;
"Jipioi di XiyovQ*j tifv t ig r 6v i'smo^Qö po'v <fl^ovaav t 5 ay o»
pag nuQoSor itaTanerttrvvm rovg riyr ^d'ietr na(ffxovtag , imv^fp
OQlopivüvt' ^fimiovl Si t6 latiov ßf/Xov SvopAtlovat. Diese nagoSog
ȣ uyooag Ist eben der Vieas Taseas mit dem Vetabram, bei Dionysias
fast mit denselben Worten: ^ f^^ovtra SioSog ctTrö tijg ayogäg iirl top
pfyay innoSgopov» und darum sagt P o r p li y r. z. Hör. S a ti II, 3, 228.
Tttseus dicitar vieut, qua itur in Fefabrum. aihalicli rom Porom aus»
Deshalb wurde auch am Tage der Pompa das Forum geschmückt. Lit.
IX, 40. Dictator ex senafuicomutto triumphavit, euiui triumpho ionge
maximam speeiem eaptiva arma praebuere. tantum magn\ficentiae
Visum in iis, ut aurata scuta dominis argen tariarum ad forum oman-^
dum dividerentur, inde natum initium dieitur Jori or^
nandi ah aeditibus, quum tensae dueerentur. Schrieb
sich nun der Gebrauch von einem Triumphe her , so ist es auch eia-
louohtend, dass die Triomphzuge denselben Weg nahmen, wie es denn
überhaupt nicht wahrseheinlich ist, dass sie einen anderen als den her*
kSmmlichen Processionswer gegangen sein sollten ; und im Grunde sind
Ja die Pompa ciroeusis and das Triumphgeprin^e eines Urspruni^. vgl.
Anm. 223. Büttiger, Kunstmytliot. II. S. 198.
492
Velabro (auch verderbt in velo aureo) bezeugt, dass das
Velabrum bis hieher reichte. Dasselbe lehren aber auch alle
Zeugnisse, welche das Velabmin mit der Nova via und der
Porta Romanula in- Verbindung setzen. Denn hier an der Nova
via sollte nach Varro der Landungsplatz für die über das Ve-
labrum Setzenden gewesen sein und hier unweit des Thors,
aber doch im Velabrum war angeblich das Grab der Acca
Larentia, wo die Larentinae oder Larentalia gefeiert wur-
j^Qio24^, Ob das an der Nova via gelegeneSacellum Volu*
p i a e ebenfalls zum Velabrum oder zum Palatin zu ziehen sei,
ist ungewiss ^^). — Ausserdem gab es noch ein Velabrum
minus, das man aber ganz irrthümlich hieher gesetzt hat.
Diese Lache wurde gebildet durch den Abfluss der Lauto-
lae, jener warmen Quelle beim lanus Geminus^^). Hat
sich nun früher ergeben, dass diese Lautolae unter den Cari-
nen waren (S. 351 f.), so muss nothwendig auch das Vela-
brum minus in dieser Gegend gewesen sein ; aber weiter lässt
sich darüber nichts sagen; denn lange vor Varro war die
Quelle und die Lache verschwunden und er kannte beide Na-
1024) Ausser der aogerdhrteD Stelle Varro' s V, 7. p. 49. dcrs.
VI, 3. p. 205. Larentinae , quem diem quidam in scribendo Larenta-
lia appellantf ah Aeca Larentia nominatus, quoi saeerdotes nostri
publice parentant —'. Hoc taerificium ßt in Velabro, qua in Novam
viam exitur, ut aiunt quidam, ad tepulerum yiccae, ut quod ibi prope
faciuni Diis Manibus tervilibu* saeerdotes; qui uierque locus extra
urbem antiquam fnit non longe a porta Bomanula, Dazu Cic. ad
Brut. 15. in eoque sum maiorum exemplum seeutus, qui hune ho-
norem mulieri Laren tiae tribuerunt ^ cui vos pontificf^s ad aram in
yelabro facere soletis, und Macrob. Sat. I, 10. ideo ab Anco in Ve-
labro loco celeberrimo urbis sepulta est, ae sollemne saerifieium ei*
dem, constitutum, quo Diis Manibus eius per ßaminem saerißcaretur,
\g\. Fast. Praen. VIII Kai. lau. Die F. Maff. notireo das Opfer
X Kai. lao.
25) Varro L. L. V, 34. p. 164. von der Porta Romaoula : quae
habet gradus in Nova via ad Volupiae sacellum. Vgl. Macrob.
Sat 1, 10.
26) Varro L. L. V, 32. p. 156. Lautolae a lavando , quod ibi
ad Janum Geminum aquae caldae fuerunt. Ab his palus Juit in mi-
nore Velabro, a quo quod ibi vehebantur iintribus Velabrum, "' >V-
lud maius de quo supra dictum est. Auch abseseheo voo der Erwäh-
Dung des laons weiseo Varro*s Worte deutlich geuuf: darauf hio , dass
nicht beide an eioem Orte wareo. Aber mau dachte sich eben deo
laous und das Argiletnm bei dem Forum Olitoriumy und daher kam
der Irrtbum.
49S
men nur als ABliqaiUlten. — Von anderen HeUi^humern als
den oben genannten ist in dieser Gegend nichts bekannt ; die
Notitia nennt nach der Porta Trigemina Apollinem Cae-
lispieem« Herculem Olivarium. Velabrum. Allein
mii diesen Namen scheinen keine Tempel bezeichnet zn wer^
den ; es sind wohl nnr Statoen, welche wahrscheinlich ange*
führt werden, weil sich Strassen nach ihnen benannten. Von
Aogustus sagt Sneton. c. 57. ptetiosissma deorum simu*
iacra mereeius vicaim dedicabaij vi AfolUntm, Sandaliarium
et lovem Tragoedum aliaque. Wie sich nach diesem Apollo
jedenfalls der Vicus Sandaliarius nannte, so mögen anch
andere daher ihre Namen erhalten haben und in so fern waren
diese Denkmäler geeignete Punkte für ein Grenzverzeichniss*
Wenigstens kann der Hercules Olivarius nicht für einen
der Tempel des Hercules gelten. Wahrscheinlich stand er
schon im Velabrum und hatte wohl selbst den Namen daher,
dass hier von alter Zeit her hauptsächlich der Oelverkauf
war ^^^0« Ueberbaupt mag das Velabrum darin Aehnlichkeit
mit dem Vicus Toscus gehabt haben, dass daselbst ebenfalls
ein lebhafter Verkehr namentlich in Bezug auf die feineren Ge*
nüsise der Tafel Statt finden mochte ^^) , so dass es eine Art
Forum Cupedinarium gewesen zu sein scheint. Auf diese
Weise reihet sich hier ein Verkaufsplatz an den anderen bis
zu dem Forum Olitorium, das nur deshalb hier nicht in Be^
tracht kömmt, weil es schon ausserhalb der Stadt liegend dur^h
die servische Mauer von den übrigen getrennt war. — An der
Grenze des Velabrum stehen noch jetzt zwei dem Forum Bo^
arium angehöreude Denkmäler, mit denen ich, in die Nähe des
Circus zurückgekehrt, die Betrachtung dieser Gegend schliesse.
1027) Plant. Capt. III, 1, 29.
Omnes compaeto rem. agunt, quasi in felabro olearii.
28) Ho rat. Sat. If, 3, 29.
Edicit, piscator utiy potnarius, aueepi,
Uvguentarius ac Tusci turba impia viei^
Cum seurris fartor, cum f^elabro omne maeellum
Man§ domum veniani.
Dazu der Scboi. Crnq. Velabrum locus Romaey ubi prostabant
omnia^ qua* ad victus rationem ei delieias pertinebant.
490
grosse FeuersbruDst ihn verheert batte, gab der Kaiser Geld
zum Wiederaufbaue her, worauf er so grossen Wcrlh gelegt
haben soll, dass er den Berg seitdem Mons August us ge-
nannt wissen wollte, wiewohl eine andere Nachricht sagt, dass
der Senat diess beschlossen habe, weil mitten in den Flammen
eine Statue des Tiberius unversehrt geblieben sei ^o^«). Es ist
schon S. 123 bemerkt worden, dass danach höchst wahrschein-
lich im fgmt. Caseol. des loann. Lydus die Lücke 2u er*-
ganzen ist : TißeQiavor ^ KaiXiov ; denn wenn auch Tacitus
und Sueton nicht den Namen Tiberianus^ sondern Augnsttis
angeben, so hat doch vermuthlich Lydus bei irgend einem
Schriftsteller gefunden, dass der Berg nach Tiberius benannt
worden sei, und die in der Handschrift erhaltenen Anfangs-
buchstaben Tiß scheinen gar keine andere Ergänzung zuzu-
lassen, zumal da ausserdem der Caelius in der Reihe der sie-,
ben Berge fehlen würde.
Getheilt sind die Meinungen der Topographen darüber, ob
die Höhe, welche mehrmals unter dem Namen Caeliolus
neben dem Caelius genannt und von ihm unterschieden
wird^^), der Vorsprung von, SS. Quattro Coronali oder der
ialU Jldelütimut omntsque eins casus com es , posfquam varia für»
tuna ewaetus cum omnibus reliquiU Caeliani exereitus Etruria ew^
eessit montem C.aelium oecupavit et a duce suo Caelio ita appelWa»
#«« (appellitavit). Ihr folgt Taci tus a. a. 0. und auch Festos
p. 355; ru*CT/i» vicum. fahrt sie an , im Widerspruche mit der oben
aogerührten Erkläniu;, weon nicht auch dort Paolns unvollständig cx-
eerpirt bat. Vgl. Niebuhr, BJom, Gesek, I. S. 423.
1035) Sueton. Tib. 48. Quod tarnen hen^cium tanti aestima-
Vit, ut montem Caelium appellatione mutata vocari Jygustum tusse-
rit, Tacit. Ann. IV, 64. Jdduntur sentenHae, ut mons Caelius
in posterum Augustus appellaretur, quando cunetis circum flagran^
iibus sola Tiherii ^gies, sita in domo lunii senatoris inviolata man-
sisset. War diets wirkUeh Senatsbeschluss , ao wird auch eioe Zeit
lang der Berg oificiell so, vielleicht selbst Tiberianus genaoot worden
sein; aber eben so natürlich ist es, dass die Benennung nicht in die
Volkssprache überging und dass wenigstens nach Tiberius Herrschaft
niemand mehr daran dachte.
36) Varro L. L. V, 8. p. 52. sagt, nachdem er von der Ahrdh-
rang der Gaelianer in den Vicus Tuscus (Anm. 1016.) gesprochen: do
Cäelianis qui a suspicione liberi essent, traductos in eum loeum,
qui voeatur Caeliolus, cum Caelio coniunetum, (Cic.) de bar. res p.
15. L. Pisonem quis nescit kis ipsis temporibus maximum etsanctis-
simum Dianae saeellum in Caeliculo sustulisseT Daher bei Mnrt.
XII, 18.
497
sebmale vom Lateran Dach Porta Maggiore hinziehende Rü-
cken sei, welcher die Bogen der neronischen Wasserleitung
trügt. Letzteres nimmt Bansen, Ersteres mitPiale Ca-
nina an^^^^O- ^^^ unstatthafteste, aber gewöhnlichste Mei-
nnng ist, dass man die. Höhe zu yersteben habe, welche von
Piazza delia Ferratella bis Porta Latina sich an der Stadt-
mauer hinzieht. — Bansen gründet seine Annahme auf die
Bemerkung, dass jene Höhe in alter Zeit nicht mit dem Cae-
lias zusammen gebangen haben könne , sondern zwischen ihr
und dem Lateran das Thal ansgefSUt worden sein müsse, und
so habe man den Caeiiolos zu denken. Dem wurde nun aller-
dings direkt Varro widersprechen, wenn in seinem Texte rich-
tig gelesen würde: aim Caelio eoniimctum; da aber die Hand-
schriften haben cum Caelion^ die Florentiner nach Niebuhr
cum Caelion^ , so scheint vielmehr gelesen werden zu müssen
cum CaeHo nunc coniunciumf wie Müller geschrieben hat.
Ob demungeachtet jene vom Lateranplatze und SS. Pietro e
MarcelHno bis zur Via di S. Croce reichende Höhe für den
Caeliolus anzusehen sei, scheint doch zweifelhaft. Denn dass
sie ausserhalb der servischen Stadt lag, ist entschieden ; dann
scheint es aber widersinnig, dass der unverdächtige Theil der
Etrusker so weit weggewiesen worden sein sollte, während
man die verdächtigen mitten in der Stadt, im Vicus Tnscus,
wohnen hiess. Wenn ferner in der Rede de bar. resp.
ein SacellumDianae auf dem Caeliolus genannt wird, an
das sich gewiss sehr alte Sacra gentilicia knüpften 3*), so ist
es zwar nicht unmöglich, dass dieses ausserhalb der Stadt ge-
legen habe; aber natürlicher wird man es jedenfalls inner-
halb derselben suchen. Es scheinen aber auch Varro*s Worte
nicht notbwendig so verstanden werden zu müssen, als sei
Dum per limina U potenüorum
Sudatrix toga Ventilat, vagumque
Maior Caeiitu et minor fatigat,
1037) Bnnsen, Besehr. III A. S. 478. 1. S. 638. 601. PisU,
delle parte meridionali , del vero sito dei Ceiiolo eto. Rom. 1834.
(1823.) Ca nina, Indieaz, topogr, p. 56.
38) de har. resp. I. 1. multi sunt etiam in hoe ardine, qui so»
erifieia gentilieia iilo ipso in saeello statuta ioea anniversarii faeti*
tartnt,
32
498
4et Caeüolus später mit den Caelios phf sisdi reribrndca wor-
den; sie köaneo aack bedeuten^ der jetzt zam GaeUns 9»-
-börl, gerechnet wird. Ja, iek nöchle es nieht eiaaal valiiv
seheiDiieh laden, dass jene Ansfiilknig des Thals beim Laie-
jam schon in den Zeiten der Repnbljk erfolgt sein sollte* —
-Camina hat für seine Annahme keinen anderen Gniad, ab
dass der Vorsprung von SS. QiaUro, durch eine Scklncbt
gewisaermassen Ton dem Hauptberge abgesondert ^ woU flir
eine besondere Höhe babe geilen können. i>as ist fineäieh
kein stringenter Beweis; aber unpassend erschejnt es nieki,
^ewohl auch noch andere Mögliefakeiten bleiben. Denn der
^Ilaelias wird dnrck die verschiedenen Aufgäiige nnd Sehinök"
ien in mehrere Tbeüe sehr devtlicb abgetheilt. Der Ctivns,
welcher Ton der Via di S. Gregorio bd SS. Gioyanni e Paolo
vorbei nach S. Tommaso Cabrt, und dn zweiter, auf dem
man von S. Maria in Domnica oder der Piazza deila Naviedia
nach der Ferratella hinabstdgt, isoliren &st die Höhe von 8.
Gregorio und Villa Mattd ; und eben so wird von ersterem
and der Via della Navicella £e Höhe begrenzt, anf welcher
SS* Giovanni e Paolo liegt. So bleibt es immer ungewiss,
welcher Theil Caeiiolns genannt worden sei, und nur, dass er
innerhalb der servischen Mauer zn suchen sti, wird man an*
nehmen müssen. — ^ Bemerkt sei zugleich, dass nachLivins
Tulins Hostilios hier selbst seinen Sitz genommen haben sollte.
I, 30. Caeäus additur wrbi mons ; et , qu^ frequentimg hü-
bitaretur^ eam sedem TuUus regime ctqrit ibique hahiimrii.
Aber nach anderer Tradition , war das Hans des KönigB in
f^elia. S. Anm. 393. Der falsche Victor hat darnach die
Curia Hostilia hieher gesetzt!
Der noch vorhandenen Beste antiker Gebäude auf den
Caelius sind sehr wenige. Sie beschränken sich auf einzeln
stehende Bogen von Wasserldtungen und Substructions-
mauem. Das älteste Denkmal darunter ist der nahe bei S.
Tommaso stehendeArcus Dolabellae, dn dnfaeher Durch-
gangsbogcn im J. 761 von Travertinquadern erbaut »<'")• Seine
1039) Die Inschrift dei DenkmaU lantet: P. CORNELIVS* P. F.
4W
Be^ntong ist verseKe&n angenonuiea worden; man hat ihn
sogar für üt Porta CaetiiioBtana aasgegeben, woMcb der
grösste Theil des Caelins Ton der Stadt ansgescklossen gewe-
sen wftre« Das Wahnobeinlichste ist, dass der Bogen einer
hier ober die Strasse geführten Wasserleitang angehörte ^^^).
Der von Via di S. Gregoiio zwisclKn dieser Kirche nnd SS.
GioFanni e Paolo langsam 2a ikn aolsteigende Weg hiess
wahrscheinlich im Alterthame ClivnsScanri, da im Mittel-
alter nicht sowohl die Strasse als die Höhe toa S« Gregorio
diesen Namen fShrt^*). Wahrscheinlich nihi« die Benennung
▼on einem Seaaras her, der die Strasse plastem üess.
Aber nicht nur der Mangel an Rjesten antiker Gcbände
lüsst die Topographie des Caelins im Dunkeb, sondern es akid
aneh der Nachrichten über hier gewesene öffenliidie Gebinde
nnr weauge; wie denn überhaupt der Berg durch die ganze
Zeit der H«pnbltk durch keine bedeutendere Anlage ausgezeich-
net war. Von heiligen Statten sind ausser jenem Sacellum
Dianae inCaeliolo aus früherer Zeit nur zwei bekannt,
das Sacellum der Dea Carna«^) und das kleine Heiligthnm
der Minerva Capta *'). — Der bedeutendste der wenigen
DOLABSLLA. €. IVmVS. C. F. SILANV8. PLAMfiN. MARTfAL
€0S. BX. S. G. FACIVNDVM. GVRAVERVNT. fDBÜQVB. PROnA-
VBHVNT.
1040) S. BmseB. S. 473. «a4 daaAbtclia. Sb. äie Was 8 er-
leitangeo.
41) Her Nam« Uodet «leh in S. Greger. «piet. Vif, 13. ^tn
hmtmn manrngierii S. Anäreue ApotUli positi in Arne ur^ in CU90
S^mtri. Der AnoByrnaiv. Bim. nennt ib« CUvu$ TVruK, anf ^m
Wege Dm Mptem viu utque Porta M^trovim: in tinUira. JohannU
et pMil£, in ämtrm, elivus tauri, Br selieiBt eise die reelits gelegene
HBlie 00 IM neDoen ; i«on anf dem Gtivns stieg er selbst anf. — We-
her Bansen die Naehrieht bat, dass die Plastemng Im labre 67S er*
folgt sei OU A. S. 481.), ist mir oiebt belLaont.
k%) M aerob. Sat. I, tt. NannuUi pvtaverunt iuntmn mmtem
a lunio Bruto — ninninatum, quod hoe mente , id est Ruhndte in*
niie, puUo Tarqumio saemm Camae Beae in Caeife monfv veti reme
feeerit. Da« fimum Cinmae D«nnt Tertnli. ad aat. ff, 9. Vgl.
Orid^Fast. Vf, lOK Fast. Maff. Ral. fua. Merkel s. Orid.
Fast p. GXGIV.
43) Orid. Fast. III, 837.
Caekiis em alte qua mone deewndii in aequum,
Miey ubi nen plana ett, eed prepe plana via est.
Parva licet videa» Captae deluhra Minervae etc.
32'
500
Tempel, die auch aus späterer Zeit auf dem Caelius bekannl
sind, mag der des DivusCIaudius gewesen sein , begon-
nen von Agrippina, aber von Nero zerstört ; dann von Yespa-
sian hergestellt ^°*^). Die Bestimmung seiner Lage hän^ ganz
davon ab, wo man das Castell des von Nero auf den Caelius
geleiteten Theils der Aqua Claudia annimmt, oder eigentlich,
da diese ein eigenes Castell nicht hatte, bis zu welchem Punkte
man die neronischen Bogen gefuhrt sein lässt« Denn Fron-
tin sagt de aquaed. 20. Portern tarnen sui Claudia prius
in arcus, qui vocantur Neronianiy ad Spem Freierem trans^
fett. Hi directi per Coelium montem iuxta templum Du>i
Claudii terminantur. Die Arcus Neroniani ^^), von Porta
Maggiore herkommend, ziehen sich über jenen schmalen Hu-
gelrücken, den vermeintlichen Caeliolus bis zur Santa Scala,
wo der Platz und die Gebäude des Lateran sie unterbrechen.
.Dann beginnen sie wieder in der Via di S. Stefano rotondo
Man bat dieses delubrutn in dem im ArgeerfragmenCe genannteu Mi-
ner vi um wiederzofiodea geglaubt. Varro L. L. V, 8. p. h%, Cenn
lienses quatrieept circa Minervtum y qua in Caeiio monte itur , in
Tahemota est. Nardini, Rom, ant, I. p. 199. Merkel z. Ovid.
p. CXXI. Ovids BescbreibuDg passt allerdiogs am besten auf eine
Stelle, wo der Caelios mit allmäbliger Abdacbong sieb in die Ebene
verliert, nnd eine solcbe ist nur bei dem Lateran denkbar, daber auch
Bansen S. 479. die Gapta Minerva dort annimmt. Dann muss frei*
lieh das Minervium etwas Anderes sein; denn dass dortbin die Cari*
nen und mitbin der Ceroliensis nicbt reicbt, ist offenbar. Es scheint
aber ein« so strenge Erkiämng jener Worte niebt nöthig , nnd naeh
Bnnsens Annahme wurde das Sacellnm ausserhalb der serviscben
Mauer gelegen haben, was nicht wahrscheinlich ist. Man wird sich
also wohl eher Nardini's Meinung zuneigen mögen, nnd deren Richtig-
keit vorausgesetzt, würde die CapU Minerva an der nördlichen Seite
des Berges gegen das Amphitheater zu suchen sein. Der im Frag-
mente genannte Anfang zum Caelins kann niebt ohne Wahrscheinlich-
keit mit Nardini als die Via della Navicella betrachtet werden. Vgl.
den Absohn. vom Esquilin.
1044) Sueton. Vesp. 9. Feeit et nova opera: templum Paeis
foro proximum Divique Claudii in Coelio monte, eoeptum quidem
ah Agrippina, sed a Nerone prope Janditue destructum. Dasselbe
sind die CJaudii manumenia, welche Au rel. VI ct. Caes. 9. nennt.
45) Sie werden aueh Arcus Caelimontani genannt in In-
sehrirten, welch« eine toUle WiederbernellnDg dnrefa Septimius Se-
verus und Caracalla melden. Grut. CLXXXVII, S. Nach den Titeln
der Kaiser folgt: ARGVS. COBLIMONTANOS. PLVRIFARIAM. VE-
TVSTATE. CONLAPSOS. ET. CONRVPTOS. A. SOLO. SVA. PBCV-
NIA. RESTITVERVNT. Vgl. Bnnsen. S. 471. Canina, /«Aeal.
topogr. p. 49.
501
und gehen, jedoch auch mit einer bedeutenden Lücke, bis zu
dieser Kirche fort. Nun entsteht aber die Frage , ob auch die
Bogen jenseit des Arcus Dolabellae, bis gegen den Garten von
S. Giovanni e Paolo (de^ Passionisti), der neroniscben Leitung
angehören. Es ist diess die gewöhnlichste Meinung, und in
dieser Voraussetzung hat Canina in der Mitte jenes ein längli-
ches Viereck bildenden und mit bedeutenden Substructionen
umgebenen Gartens den Tempel des Claudius angenommen.
Dagegen ist erinnert worden, dass, wenn dort erst, am Ab-
hänge die Vertheilnng des Wassers begonnen hätte, man nicht
einsehe, was dem Caelius selbst geblieben sei ^^^*). Um das
Gewicht dieses Einwurfs zu prüfen, ist es nöthig, die Anstal-
ten, durch welche der Berg mit Wasser versorgt wurde, ge-
nauer ins Auge zu fassen. Vor Nero war auf den Caelius die
Aqualulia gefuhrt, und, wie es scheint, auch eine Abthei-
Inng der Marcia^')| ab aber dieser Kaiser die Claudia
dahin leitete, legte er keine neuen Castelle an, sondern be-
nutzte die schon vorhandenen der früheren Leitungen ^*). Das
führte die Vernachlässigung derselben herbei, und so kam. es,
dass eine Zeitlang der Berg auf die einzige Claudia beschränkt
war, so dass, wenn diese einer Reparatur bedurfte, das Was-
ser gänzlich fehlte. In derselben Lage befand sich der Aven-
tin, und um diesem Uebelstande abzuhelfen, stellte Trajan die
alten Leitungen wieder her, während natürlich auch die Clau-
dia blieb ^•). Es. ist also offenbar, dass Nero seine Bogen bis
1046) So Dach Cassio, Corte delie aeque, Bonsea. S. 472.
Vgl. Plaminio Vacca, Memorie. 120.
47) Froatin. 19. pars luliae ad Spem f^eterem ^ifßcepta eastel-
iü Coelii montu diffunditur, v|fl. 83. und über die Marcia d. Abschn.
von dea Wasaerlei tvogeo.
48) Prontin. 76. Qui colUt (Caelios et AveDliDaa), priiuquam
Claudia perdueeretur , utehantur Marcia et lulia, Sed postquam
Nero imperalor Claudiam opere areuato altiut exeeptam usgue ad
iemplum Divi Claudii perduxit , ut inde distrihueretur^ priores non
ampliatae^ sed omissae sunt : nulla enim easteiia adfeoit, sed iisdem
usus est; quorum, quamvis mutata aqua, vetus appellatio perman-
sit. d. h. man naante sie fortwahreDd Castella aqnae Inliae oad Mar-
eiae, ebgleicb et die Aqaa Glaadia war, die voa iboea aus zor Ver-
tbeiloDg kam.
49) Der«. 87. Ac prope publicata überlas est; tarnen et sedula
deinde partitione dislributa , ut regionibus , quibus singulae servie-
502
zu dneB CaiteU einer firiibereB hätnmg führte, voa wo die
VerEbeilung de» Wassert nach den üinrigen Casteliea — devi
MlikrHcb lalle der Berg deren mebrere — Slalt fand* Es
würde aber ganz widersinnig sein, diese» erste Castett nickt
an einem der höchsten Pnnkle and in der Milte des Caelins,
aendern bei SS. Gioranin e Paolo gegen dca Alriunig anzaneb»
men» Dagegen kann dort imaierbin ein anderes Castdl gewe*
sen sein nnd der Arcms DdabeUae selbst bczcngl ja, dass lange
vor Nero hier eine Lehnng aof Bogen war. Demnach scheiiit
das von Cassio nadBnnsen angenanimene System, nadk
welcbam die Arcus Neroniani bei S. SieEuio Rolondo odkr an
der Piazza deBa NaviceUa geendet hätten, aUerdings angemes^
sen, und in dieser Gegend wurde, dann auch der Tempel des
Gkndiua gestanden babm« Eine genauere Bestinuning aber
sebeinl kaum möglich. Zwar nennt das Yerzeichaiss der No-
Iilia den Tempel und beginnt die AnfzSblung mit ihm) aber
theils sind die meisten darin angegebenea Punkte entweder
ganz unbekannt, oder ihrer Lage nach ehe» so angewiaas
tbeils schemC in das Verzeiehniss selbst Verwirrang gekommen
zu sein, wie die in den versehiedenen Handsehriflen verschie-
dene Reihenfolge zeigt, so dass nwn daran keinen zuverlässi-
gen Führer hat. Einige haben die Kirche S. Stefium» das
grössle Rundgebäude Ronm, fiir den Tempel gehallen. Nnti
soll zwar deren Banart vid zn schlecht sein, als dass sie für
ein antikes Gebäude geben könate, das wmrde indessen nicht
hindern anzunehmen, dieser auffallende Bau sei über den Trüm-
mern eines solchen aufgeführt. Die älteren Astygraphen er-
klären sie für den Tempel des Faunus,. obne dass sich die Ent-
stehung dieser Benennong nachweisen Hesse. Mardini da-
gegen und nach ihm Canina betrachten sie ab ein au dem
auch von der Notitia nnd gleicb nach dem Tempel des Chndius
genannten Maeellnm magnum gehöriges Knppe^bäi»*
bmmi tiquae, pfuret ämrmtur; tamqwmm CoeHa H jiwmtÜM, in qum
9okt Cktttdim )P«r arcus N^romimmot due^haiyr, quü ßefmtt vi, f«v-
tiens refeetio aliqua intervenisset , etUbtrimi colies HHfBnt^ Qmi*
km* tmne yhtm afuae , 9t infHmis Martia redtliia omph'ort 0pere
m Co^ho in Jwmiünum twf «• ptrdueiiur^
de ^^^^). Scbwcriicb wiri skli bei den Maagel bestiiiiBterer
Angaben über solche Vemraifamigpen binaiis kommen lasten \
nnr wird rntt den Tempel nnd das MaoeUnn ab benachbart zn
denken haben, da db Notitn sie neben anander nennt.
Mit grösserer Sicberbril lässt sich die Lage der ent in
sfttter Zeit bekannt werdenden, mehr&eh durch Inschriften be-
glanbigten Castra pereg^rina nnd des wahrscheniticb da-
mit verbondenen Templim lovis Redneis bestimmen.
Diese Castra peregrina wefdcn «nsBer den Insehriften
nnr ron der Notitia nnd Ammian. Marcell. erwähnt,
bei dem es too dem dureh lufian überwundenen Cbnodomar
beisst ; XVI, 12 extr. Et tUebus posiea yaucü duetus ad
OBmitatum imperatorü mütusque exinde Romam in CasttU
peregrims , fua^ an tmamU sdmi Caelio ^ wtori^ vetemi cau"
Mute» esf» Weiche Bestimmnng sie aber gehabt, das ist Atu
so dunkel ab die Zeit ihres Entstehens» Die gewöhnliche Mei*
nnng, dass es ein Lager fir fremde Truppen gewesen, wird
anrar dadurch nnterslütxt, das» die darauf sieh beauebesden In«
10$O) Wir wfsMb iMIieli aveli tos diesem KacelUiii etwas FHIm-
res darchams nicht. Bans es S. 467. f^iebi sie eine Gewissheit an,
es sei In der Gensur des M. Aemifios Lepidas ond M. Falvius NobiHor
im S. 575 aaipelest wordea} rennathlich mmek PauL Dtae^ ». 125.
Maeellum dictum a Mmeeiio quodam, qui ex§rcehat in Urbe iatroci'-
nium; quo damnato eensores Aemiliui ei FutttiüM tfatuerunt, ut in
dam0 eius ok$<nda vendereniwr, Alleio wer ssfl, dass dieses liaeaf-
Inm auf dem Caelins gewesen sei? Es s^b ja deren mehr in Rom,
und fiberdtess erwHhnt es Livios XL, 51. tu der Aafz5hliiir(r der
Werke dieser Ceasar keiaesweses, woU tiber das Forum pi§cBt0ri»m
poit argentaria$ novas , das XXVII, If. (vgl. mit XXVI, 27.) eben
s«eh mtfoe/ftim genaiHit winl. Aeeb dte A&Dahme, dass das Macellnm
des CaeKos vea Nero aacalegt sei, steht gana ohne Beweis da. I>io
Ca SS. sagt allerdings LaI> 18. ryv ayogay rwv oif/cjv, ro fianellov
mwoft00fUvoVf tca&s4^atos, alleitt, dass diess tovk Caelivs zv yerstehea
sei, ist nor Vermathnng, und so giebt es also auch iLeioe Gewissheit,
dass die Monze Nero*s, welche ein Kappelgebaade mit Hallen ond der
Inschrift MAC. AVG. darstellt (Ta f. V. n. 17.), ons den ursprünglichen Bau
der Kirche S. Stefano zeige. Koppelgebaode, als Schlachthäuser dienend,
scbeiaesr atterdiags auf den mae^lÜM oblitfl geweseo i« sein. Schonff ar-
dloi hat dafür dss Pragnest Varro*» k Non. VI, 2. f- 4lSMerc.
p. 364 Gerl. aagefArt : et patir Divum Mmicum fttlmen igni JtT'
vido actum mittat in tholum macB^ii, ood wenn, w>e wahrscheinlich,
das segeaanaCe PaatWs« ta Pompeji nicbta ist als ehe« eia Maeellum
(s. IJrtlehs 9$tekr. d. St, M, Ut B. B. ^tS.), so dieal es tor Be-
stfitigung.
504
Schriften wiederholt den Princeps peregrimrym nennen , ein
Titel, der sonst eine militärische Wurde bezeichnet; allein
nicht TöUig lässt sich daraus erklären, dass offenbar in Ver-
bindung damit der Tempel des lupiter Redux stand, der
nns zwar auch nicht von Schriftstellern genannt wird, aber
durch eine der Inschriften, wie durch andere Umstände hin-
länglich beglaubigt ist. Diese bei S. Maria in.Domnica gefun-
dene Inschrift, eine Yotivtafel pro salute et reditu eines Kai-
sers, dessen Mame fehlt, lautet in ihrem letzten Theile also :
DOMITIVS. BASSVS. PR. AGENS. VICE. PRINGIPIS. PERBGRmORVM
TBMPLVM. lOVIS. REDVCIS. C. P. (castr. peregr.) OBfNI. GVLTV
DE. SVO. EXORNAVIT. Dazu kömmt eine zweite von Yenuti
L p. 186. theilweise, dann vonNibby z. Nardini I.p. J203.
vollständig mitgetheilte, jetzt im Museo Kircheriano des Col-
legio Romano., die einen Aedilis castrorum nennt: GENIO
SANCTO GASTRORVM PEREGRINORVM cYR. ALEXANDER cANAU-
CLARIVS (?) qVOD PBREGRE CONSTITVTVS VOYIT aEDIL. GA-
STRORVM votuM (?) LIBBNS SOLVIT ^osi). Daraus erklären sich
auch die bei der genannten Kirche gefundenen marmornen
Schiffe, von deren einem, das lange Zeit vor der Kirche stand,
diese sowohl als der Platz den Namen della Navicella er-
halten haben ^^). £s sind offenbar Votivgeschenke für glück-
liche Rückkehr. Leugnen lässt sich nun nicht, dass der Zu-
sammenhang dieses Tempels und dieser Weibgescfaenke mit
einem Lager für fremde Truppen nicht völlig klar ist , und es
haben daher Manche dieCastra peregrina flir ein zur Aufnahme
von Fremden bestimmtes Quartier gehalten; wogegen sich frei-
lich wieder erinnern lässt, dass der lupiter Redux sich ja doch
auf die Rückkehr nach Rom bezog. Bleibt aber auch diess
dunkel, so ist doch die Lage der Castra und des Tempels
1051) Die entere Iiechrifl t. bei Grut. XXII, 3. Orell. 1256.
Eine dritte nennt COCCEiVS PATRVINVS PRINC. PEREGRINORVM.
Sie ist nach bei der Kircbe gefanden. Des Inpiter Redox gedenkt
nosserdem euch Mnrtinl. VIII, 15.
52) Jetzt ist an die Stelle dieses xerträmmerten eine Copie ge-
treten, welche Leo X. ferUgen liess. Ausserdem waren sonst mebrere
kleinere in Villa Mattel.
906
bei S. Maria in Domnica dorcli die gefandeneii Denkmäler
gewiss.
Was ausserdem von heiligen oder sonst bedeutungsvollen
Stätten auf dem Caelius genannt wird, beschränkt sich auf ei-
nen einmal erwähnten I s is t e m p e P°^^),, die ebenfalls nur durch
Ovid bekannte Aqua Mercurii, deren vortrefflichen Quell
Fea im Garten der Camaldulenser von S. Gregorio wieder auf-
gefunden hat*^), und den Campus M artialis, wo im März
die £quiria gehalten wurden, wenn etwa das Marsfeld über-
schwemmt war ^^). Wo dieser Platz anzunehmen sei , auch
darüber herrschen verschiedene Meinungen. Manche und mit
ihnen Piale wollen in der Schlucht zwischen den Höhen von
SS. Giovanni e Paolo und SS. Quattro Coronati die Form eines
Circus erkennen und nehmen deshalb an, diess sei der Ort für
die Wettrennen gewesen j aber wenn auch hier einst ein Hip-
podrom gewesen sein sollte, wogegen Vieles zu sprechen
scheint , so hat doch diese Oertlichkeit niemals . den Namen
Campus liihren können. Mehr Wahrscheinlichkeit hat die Ver-
mutbung, dass der Platz in der Gegend des Laterans zu suchen
sei, zumal da der Lateranplatz im Mittehilter Campus Laier a-
nensis hiess und die nahe Kirche S. Gregorio (jetzt S. Maria
Imperatrice) den Beinamen in Martio hatte ^^).
1033) Trebell. Poll. XXX tyr. 2h. Tetriearum domtu hodieque
tXMtat in monte Caeiio inter duo9 Iucom contra Isium Metellinum
puleherrima. loh leiif^oe indesflen nicht, dass die Stelle mir höchst
verdiehtif^ ist.
54) Ovid. Fast. V, 673.
Eät aqua Mereurii pariae vicina Capenae,
Darauf hin ist die Qaelle ipewöhnlich in die erste Region , Porta Ga-
peoa, verlegt worden , indem man sie vor dem Thore dachte. Es ist
aber zweifelhaft, ob sie nicht innerhalb der servischen Mauer war.
S. Fea, AwUo partie. per la condothira — deif atqua di Mereu"
rio, Rom. 18^8. Er sowohl als Canina nehmen nach dem falschen
Sex. Rufus dabei einen Tempel des Mercur an.
55) Ovid. Fast. 111, 519.
Altera gramineo gpectabis EquiHa eampo,
Quem Tiberü eureü in latus urget aquis.
Qui tarnen eiecta ti forte tenebitur unda,
Caelius aceipiet pulverulentus equos*
Paul. Diac. p. 131. Martialis campue in Coelio monte dieitur^
quod in eo Equiria solebant fieri ^ si quando aquae Tiberis campum
Martium oeoupassent. Vgl. den Abschn. über das Mars fe Id.
56) S. Nardini, Rom, ant. I. p. 207. mit Nibby's Aam.
— — 5M
Wenn nnn der Caeltns mebl eben dureh bedeutende Tens
pel and öffentliche Pracbtgebände ausgezeicbnet war, so ist er
es wei^siens in der Kaiserzeil dnrcb Privatwobmmgen vor-
nehmer nnd bernbrnter Homer gewesen. Das sagt im Ailge-
neines schon Martial , wenn er ren der Salntatio tfmtna per
potentiarum sprechend eben den Caetios und €aeliohis nennt
(Anm. 1U37.), nnd iieileicfat kann selbst ans ier besten ZeR
der Republik das Haus des Claufins Centumalns hietrer gerech*
net werden, dessen Höbe den Augnni auf der Borg btnderlieh
war^o*'); aber namentlich seit dem Untergange derRepoblrk
werden uns mehrere PaBste bekannt. Bahin gehört das präch-
tige Hans des Ma murr a, des Formtaners, der in den galli-
scben Kriegen vnter Caesar sen grossem Reiebtbnm gelangte
und bei dem Bane eine früher nicht gesehene Yerscbwendnng
kostbaren Marmors übte *•). Ferner war hier das Taterlicbe
Haus «der die Garten des Marc -An rel, so wie das seines
Grossvaters Annius Verns, wo er zum Tlieile eraogen
worder letzteres neben dem Palaste der Laterani^^). Ein
grösserer Paktsf waren auch jedenfalls die Aedes Vectilia-
nae, wo hf ier letzten Zeit Govmodos wohnte, weil ihn
Fsreht und Gewissensangst im Palatium nicht schlafen lies-
Venvli^ Deter. iapügr. L f* IM'. Baides, Besehr. IR A. 8. 479.
CftOiB«, Indie, toprogr, p. 54.
t057) Vfller. Max. Vllf, !&, I. Ch»4iu9 CeUhtmalu» ak tmguri^
bus iutsuM altitudinem äamus iuae, quam in Caelto mmite habehmi,
tubmitiere, quia kis ex arce avgurium capientibus qjßeielmL
58) Plio. XXX VI, 6, 7« Frimum Romae parietes crusla mar»
mari» ^peruüse Miat 4amu9 $um9 im Caelto montt CameUus Nepas
tfaÜdit Mämurram Formü$ nahtm , tquitem Romawwm , pntrfeehtm
fßbrum C, C—tarU in Gallia» — Mic namque nt Mfmmurrm CataiÜ
y§rQMen$is earminibtu pro§eitnu, quem et ree et domut iptiue ela-
riua quam Catuliue diagit habere^ quidqnid habitUset Cinnafu GalUa.
Vgl. Ca tu IL XLII, 4.
59) lal. Cap itol. M. Ant. 1. Naitu ewi Marcus Romae Fl
KaL Maiat in motfte Cetie {n hortir. — Edueatue ett in eo loeo, in
quo natut est, et in domo ati sui Feri iuxta aedes Laterani. Damit
stimmt sehr wohl öberefn, was Plamfnio Vccc«, Memor, 18. be-
richtet, dass die sehSve Reitervtatae «les Marevs Aarefhis, welche jetzt
die HaapCslerde der Ptarza del CampMogfio ist, iir eiirer Vigoa bei der
Seal« Santa geTandea wifHea sei. Was Fea, SuHe rovine di Roma,
ao Wiakeln. Storia flf. p. 411. dagegen erinnert , giebt wenigsteas
keine bündige WideHegang.
507
9tm^^^). Hier wurde er aocb emordel. DieNotilia Bemt
ab Neatrom yeciilUma ud so risd wahrscheinEch aacb bei
Iah Capii. die Worte; CamawAts i$ Feetüimni^ oeeinu
e$t, anCiafassen» Bansen sebliesat daraus , dftss Gornmodos
hier grossartige Anlagen gemacht habe, und vermuthet sie eben
in dem Garten von SS. Giovanni e PiMrio, von wo aaeb ein
nnterirdiseber Gang in das Amphitheater fuhren soll. Was
indessen über jene Trümmer bekannt ist, wonach neh da-
sdbst grosse Wasserbebäfcer befnden haben, macht die Sache
doch sehr zweSeibaft. — Das beriihmteste Haus aber, in
fniberer Zeil schon jedenfalls eines der prScbttgsten , seil
Constantin das bedentangsvidlsle, war die Demns Latera*»
nornm, schon von lavenal X, 18. egrtgiae Lateranormn
aeäes genannt. Es lissl sich kaum em gegründeter Zweifel
dagegen erheben, dass man unter diesem vom, Dichter ge-
nannten Hause den an der Sstfichen Grenze des Claelius ge-
legenen Palast zu verstehen bat, der noch jetzt in seiner
modernen Umgestaltmig der Lateran beisst. Unter Nero ge^
bJSrIe er der vornehmen Familie der Plaulii Laterani. Vgl.
Heinrieb zu VHI, 140. Damals wurde der Cos. des. Plan-
tiM Lateranns wegen Verschwörung hingerichtet (Tacit.
Ann. XV, 49. 60«), und jedenfalls war seitdem der Palast
kaiserliches Eigenthum. So finden wir denn, dass er von
Septimius Severus seinem Freunde Lateranus geschenkt wur-
de ^') , und wenn auch vielleicht dieser nicht von der Fa-
milie der Plautier abstammte, so erscheint es doch sehr na-
turGch , dass Severus ihm eben das Hans zum Geschenke
1S6U) Lamprid. Com». 16. DePaUtio ^m ad Caeiium iN#it'
lern in FeetiUana» atdes m^fravit , iMfua« $e in PüiaHo po*s0 dor--
mtre. lul« Cap. Pertiu. 5. j4d Palatium erga Ptrtinm» pr&fseius,
quod tune vaeuum erat, quia Cammodus in FecHUanU «cefjtff nt.
Bei deo spätes CkroDisten itt der Name Bebrfaeli verderbl: Iti Hie-
ron, p. 467. domtu Fettiliani, Eben so Oros. VII, 16. Catal. i»p.
Vienn. p. 244 Rone. Exeesßit domo Fieliliana. Caftina hat dacaas
eine domus Fiteltiana gemacht.
6l)Anrel. Vict. Epit. 20. In amieot inimieosque pariter ve-
hement; quippe qui Laleranum, Ciionem, Anulinum^ Bassum, eaete-
rosque alios ditaret, aedihus quoque memoratu dignis , quarum prae-
eipuas videmus^ Parthorum quae dieuntur ac Laterani»
506
1
machte, das seioen Namen führte. Später finden wir es als
den Palast Constantins, der ihn prachtvoll schmückte, eine
Kirche bauete und angeblich dem römischen Bischöfe schenk«
te ^^^^). Endlich war auf dem Caelius auch des Symmachus
Wohnung *').
Die Namen, welche uns ausserdem das Verzeichniss der
]>fotitia nennt, scheinen mit Ausnahme zweier keine Erklä-
rung zuzulassen. Der erstere jener beiden Caput Africes
oder Africae, der mehrmals auf Inschriften und nachweis-
lich zuerst unter Caracalla vorkömmt ^'^), bezeichnet eine
Strasse, oder vielleicht nur eine gewisse Stelle derselben,
offenbar in der Nähe des Colosseum; denn der Anonymus
vonEinsiedln nennt vom Titusbogen nach dem Lateran
gehend: Arcus conttanttni. Meta sudante. Caput affricae.
Quaituor eoronuti. Sei iohannis in lateranis. Da der Name
früher nicht genannt wird, darf man vielleicht vermuthen,.
dass er einer Anlage des Septimius Severus gilt, des Africa-
ners, der ja auch das Septizonium gebaut haben soll, um den
aus Africa (Via Appia) Ankommenden zu imponiren. — Der
zweite Name, Mica aurea, wird nach einem Epigramme
Martials *^) von einem Speisesaale Domitians erklärt, ohne
dass es dafür eine Gewissheit gäbe. Vgl. d. Abschn. vom
Quirinal.
106)^) Niceph. VII, 49. o ^17 uiaxiffvrjaiov mlX avro 6 avrot iroXv»
xihus re Hat fpUoTi/i<oe av^yit(f6, r^ X^tartf ava&eU avro. Vgl.
Bunseo. IH A. S. 503.
63) Symm. ep. III, 12. 88. VII, 18. 19.
64) Orell. 2934. IMPER ATORI CAESARI M. AVRELIO ANTO-
NINO AVG. L. SEPTIMI SBVERI PII PERTINACIS FILIO DOMINO
INDVLGENTISSIMO PAEDAG06I PVBRORVM A CAPITE AFRICAE.
Id einer zweiten, Mtrin. j4tti, 11. p. 425. Or. 2685. PEDA606VS
A CAPVT AFRICAE. nnd Grat. DLXXXV, 6. Or. 2935. PAEDA-
GOG. PVERORVM. AC. APVT. AFRICAS. Vgl. Nibby, Mura di
Roma, p. 173.
65) 11, 59. Mica voeor, quid sim, cßmü : eoenatio parva.
Ex me Caesareum prospieU inde thoium.
509
Das Gebiet unter dem Gaelitts bis zum ,
Aventin.
Südlich vom Caelius bis zu dem Avenün dehnt sich ein
hügeliges Gebiet aus, das die aurelianische Mauer von der
Porta Ostiensis bis zu der muthmasslichen Porta Metronis ura-
schliesst. Es umfasste in der Augustiscben Eintheilnng zwei
Regionen: die erste, Porta Capena, und die zwölfte,
Piscina publica. Die letztere gehört zu den unberühmte-
ren und bis zum dritten Jahrhunderte n. Chr. wird keine be-
deutendere Anlage in derselben, auch dann noch eine einzige
bekannt. Nicht dasselbe gilt von der ersten Region, wo von
alter Zeit her bedeutsame heilige Stätten und wichtige Tempel
waren. Die ganze Region wird ihrer Länge nach von der an
der Porta Capena beginnenden Via Appia und der bei S. Ce-
sareo von ihr sich trennenden Via Latina durchschnitten.
Sie lag also gänzlich ausserhalb der servischen Mauer und
kann zum Beweise dienen, wie viel in Augustus Zeit die Stadt
an Umfang gewonnen hatte.
Es ist schon erwähnt worden, dass über das Thor selbst
eine Abtbeilung der Aqua Marcia geführt war und dass wahr^
scheinlich durch die Bogen, auf welchen die ebenfalls hier in
die Stadt eintretende -^pia nach dem Avcntin geführt war, die
Xn portae gebildet wurden, welche die Grenze der eilflen
Region, Gircus Maximus gemacht haben werden. Ganz nahe
dem Thore war der von Marcellus nach der Eroberung' von
Syracus erbauete, aber schon früher gelobte Doppeltempel des
Honos und der Virtus; oder vielmehr zwei neben einander
stehende ganz gleiche Tempel. Es ist bekannt, dass Marcel-
lus einen und denselben Tempel unter dem doppelten Namen
Honoris et Virtutis weihen wollte, dass er aber von
den Pontifices Widerspruch erfuhr: negabant unam ceilam
duobus rede dedicari^^^^). Der Grund lag unstreitig darin.
1066) Liy. XXVIf, 25. ^tiffiit hello Gallico ad ClatHdium aedem
Mwori et FirtuH vovUeet , dedieatio ehte a pontißeihue impedUha-
510
dass Marcellas den Tempel des ffonos, den schon vor ihm
(520) Q. Fabius yemieaaas erbauet iiatte ^^*'')j aar ereeoerte,
und gleichwohl zugleich der Yirlus dediciren wollte. Daher
war es auch der Tempel der Virtus, der nach dem Wider-
spruche der Pontifices hinzugefügt wurde ^*). Beide Tempel
wurden erst nach Marcellas Tode dedicirt, waren aber mit
den von ihm aus Syrakus hinweggefiihrten Meisterwerken grie-
ehischer Kunst geschmückt^"). Dass siegelrennt von einan-
der bestanden, ist vielfältig bezeugt ^^), so dass, wenn einige
Male für beide der Singular aedü Honoris et Viriutis steht,
diess nur fSr Ungenauigkeit gelten kann ^'). Der neronische
iur, quod negahantf nnam eellam duobus reete dedieari; quia, si d9
eoeio taetOj out mrodigii aliquid in ea factum esttt, d(fficilis proeu-
ratio foret etc. Valcr. Max. I, I, 8. Plutarch. MarcelL 28.
1067) Ci€. d« Bat. deor. Uj-Sd. Fidts Firtutit tempium, vides
Honoris a M. Marcello renovatum, quod muitis ante annis erat bello
Ligustico a Q. Maxime dedicatum. Höchst aurfällig ist eine Stelle
Cie. de leg. II, 93. Noetit emtra per tarn Collinam medem
Honoris p et aram in eo loeoßiisse, memoriae proditum est, ad eam
cum lamina esset inventa et in ea scriptum BOMINA HONORIS^ ea
eausa fuit aedis huius dedieandae. SoU mao wirkliefa dort eine« Tem-
pel des Hooes aanebmen, oder steht Collinam falsch fdr Capenamf
68) L i V. 1. I. ita addita Firtutis aedes adproperato opere, iie-
quo tarnen ab ipso aedes eae dedieatae sunt,
69) L i V« XXV, 40. spricht voo der V^egrähmog der Kaostsehätze
aas Syrakas, als erstem Anfange der nachherigen fieentia spoliandi,
die zuletzt die Tempel des Mareellos selbst betroffen habe: quae
postremo in Romanos deos , tempium id ipsitm primum , quod a Mar-
,eeiU eximie omatum est, vertit. Fisebantur enim ab extemis ad
pertam Capenam dedieata a Marcello templa propter excellentia eitu
generis omamenta, quorum perexigua pars comparet. Vgl. G i c. V e r r.
IV, 54. Lir. XXX1V,4. PUtarch. Marc. 21. Dio Cass. XLVlIf,
43. Tgl. Ami. 1071.
70) Am entschiedensten Va 1er.. Max. I, 1, 8. Ea pont\ßcum ad-
94Miiiane effedum est, ut Marcellus separatis aedibus Honoris ae
Firtutis simulacra statueret, and Symmaeh. epist. I, 21. Hene ac
sapienter maiores nostri — aedes nonori ac Firtuti gemella fade
iumetim ioearunt. Vgl. Cic. ad Att. IV, 1.
71) Cic. Verr. IV, 54. Romam quae asportata sunt (a Marcel
1o), ad aedem Honoris atque Firtutis — videmus. Ascon. z. Cic.
10 Pia. 19. Idem cum statuam siH ae patri itemque ovo poneret in
monumentis avi sui ad Honoris et Firtutis aedem j subseripsit: IJi
Mareelli novies coss. Sehr verworren ist die Nach rieht, welche S e rr.
z. Aen. I, 8. giebt. Er sagt von den Mnsen (Camenae): His Numa
aedieuiam aeneam brevem fecerat; quam postea de eoelo taetam et
in aede Honoris et Firtutis eoliocatam Fulvius Nobiiior in aedem
Hereulis iransiuUt, unde aedie Hereulis Musarum appeilatur, Wakr-
Mhcialich beslekt ea alch auf da« ven Lirtaa (Awn. 1070.) erwikale
511 — '-
Brand wtr es jedeaUb, der fAt ^erttörtet so dass Vespaaiaii
ikre WiederhersteUuBg «steniaJim ^'^). Bei de« Tenpel di»
Honog soll einer Nacbricht aus später Zeit zufolge der jährli-
che Festzttg der romisctien Bitter nacli dem Capitole seineo
Aa&og genomoiea haben '^) , wiihrend eine frühere Anga2>e
den Tempel des Mars nennt ^-^). Sehen darin mag nan ei-
nen Beweis finden, däss beide Tempel nicht fem von einander
waren» nur kann letzlerer dem Tbore niebt eben so nahe ge*
standen haben, da berichtet wird, dass im J. 457 der Fossweg
vom Thore bis zu ihm mit Steinplatten belegt, und wiederum
im J. 564 die Strasse dahin gepflastert wurde ^^)« Aus £esen
Nachrichten ergiebt sich zugleich, was auch andere Erwäh-
nungen anzunehmen nöthigen ^^), dass der Tempel wirklich an
der Via Appia selbst lag, wenn auch niehi gerade hart an der-
selben ; denn nur die Appia kann verstanden werden. Wäre
Factum, dass die Statuea voa den Tempeln des Slarcellns andemrarU
dedicirt wurden. S. was unten über die Aedes Camenarum ge-
sagt wird, Qn4 den A^cbo. vom €ireu6 Flnminins.
1072} PI in. XXXV, 10. n, 120. PoH ewn Jiterc in auetoriiaH
Cornelius Pinus et Accius Prfseus, qui ffonoris et Firtutit aedes Im^
permtori Feepaeiano jinfcuetü restitnenii pinasernnt,
73) AureL Vict. Vir. iil. 32. (Q. Fnbius Ruiltnflus) Hie prp-
mui inttiiuit, uti equites Romsni Idibus Quintilibus ab aede Ho -
noris equis insidentes in Capü^Uum tronsirent. Die Angabe er»
weiset sich iosofero als nnricbtig, als die Entstehung des Gebrauchs
um fast 70 Jahre friiher angegeben wird, als die erste Weibe d«s
T^Diilom Honoris Statt fand; man miissie denn aDnebmea, ^ss amsb
Q. I*abius Verrucosus nur einen schon vorgefundenen Tempel wieder
erbauet habe , oder dass wenigstens eine Ära Honoris an der Stelle
gewesen sei. Vgl. Anm. 1068.
74) Diony s. VI, 13. ^vaiai r< nolvTsUlg as xa&* jkxaatoy iviav"
TOP 0 d^ftx)^ tTrireleZ diu rtov ^^ylaxmv hntlmv Iv ixt^vX KvivziXh^ Xtyo»
fUv*ff Tttlff ualovjUvatS iidots — . vnig aatavta 91 rovr« 17 fitra r^y
^vaiav inizsXovuivff nofinij rwy ixoynitv rbv drjfioaiov^ mTtoy, ot uara
^vlag Tt Mal Xoxovs Mexocfit^fiivot oroixij^bv. in\ t<Sy 'imtütv iy^^vfisras
no^tvovrat Travttg , ojS in /iax^e ^xovrtQ — aff^afitvo t fitv an 6
teQov Ttvo9*ji^€eni ¥^w rigfff n6kew€ tS^vfidvov «. r. X.
75) Liv. X, tS. (Ogninli) semitamque saxo quadrato a Capena
porta ad Marlts straverunt. XXXVIIf, 26. viam siiioe stemendmn u
porta Capena ad Martit loeaverunt (eensores).
76) Gic. ad Qnint. fr. III, 7. Romae et maxime Appia ad
MarJis mira proltmies, Crassipedie ambulatio abtata , korti , taber-
nae plurimae, magna vis aquae ueque ad Piseinam pubiicam. Vgl.
Aam. 1070. «ad den Schol. z. luven. I, 7. Luemm Martis dieit,
qni Romme est in Appia^ in quo solebmni reeitare poetae.^ was ni
gens in Bezug auf die Werte, die «r erUiucn wiil, absard ist.
512
es auch zulässig, in beiden angeführten Stellen an einen beson-
deren Weg nach dem etwa seitwärts gelegenen Tempel zn
denken, so widerlegt diess doch gänzlich eine andere Nachricht
bei Liv. X, 47. Eodem nnno (459) ab aedilibus curulibus
t>ia a Mortis siliee ad Bomllas persirata est. Es begreift
sich leicht, dass nicht von einer neben der Appia herlanfenden
Strasse die Rede sein kann, sondern dass es die Appia selbst
ist, von welcher Hirt (Gesch. d. Bank. 11. S. 107.) richtig
anzunehmen scheint, da^s sie Anfangs nicht gepflastert, son-
dern nur beworfen war. Die zuerst erwähnte semita nach
dem Tempel des Mars war ein neben der Fahrstrasse hinge-
hender We^ für Fussgänger, ein Trottoir. Ebensowenig ist
es erwiesen, dass der Tempel auf einer Anhöhe gelegen habe.
Man hat diess geschlossen aus einer Inschrift, welche von dem
Ebenen des Clivus Martis spricht i^t:^. Hit&t Inschrift ist
vor der Porta Appia (S. Sebastiane) in der Vigna Nari gefun-
den worden, eine römische Meile von der Porta Capena,
und das ist denn doch gewiss, dass der Tempel nimmermehr so
entfernt von diesem Thore lag ^®). Es ist also sehr zweifel-
haft, ob sie sich auf ihn bezieht, zumal da sich eine Andeutung
findet, dass in der Nähe wahrscheinlich noch ein anderes Hei-.
ligthum des Mars war 7»), Wenigstens aber ist es ganz un-
statthaft, den Tempel, wie Canina gethan hat , auf der Höhe
über der muthmasslichen Porta Ardeatina (in Vigna Albanese)
anzunehmen, etwa 600 Fuss von der Strasse und über 3000 F.
JOrr) SENATVS. POPVLVSQVE. ROMANVS. CLIVOM. MARTIS
PECVNIA. PVBLICA. IN. PLANITIAM. REDIGENDVM. CVRAVIT.
Sooderbar genug wird noch eine zweite ähnliche angerührt: CLIVVM
MARTIS. PEC. PVBLICA. IN. PLANICIEM. REDEGERVNT. S. P,
Q. R.
78) Serv. z. Aen. I, 296. Denique in Urbe duo eins iempia
sunt: unum Quirini intra urbem^ quasi ctutodis , Med tranquiili:
aliud in Appia via extra urbem prope porlam , quasi bellatoris , id
est, Gradivi, Vgl. Liv. VII, %^, Wie könnte auch' sonst Pro p. IV,
3, 71. sagen:
Armaque quum tulero portae votiva Capenae,
Subscribam : salvo grata puella viro.
79) Liv. XXII, 1. Romae Signum Martis ad Simulaera luparum
sudasse. Es scheint keine andere Erklürnng mSglicb, als Simuiaem
luporum für den Nanen eines Orts z« halten.
518
TOB dem Tfaore entfernt; endlich so zur Seite abgelegen, dass
er in keiner Weise, wie ausdrücklich geschiebt, dem Thore
entgegenstehend genannt werden konnte ^^^^). Ich glaube, man
wird nicht sehr irren , wenn man ihn in der Gegend von S.
Sisto sucht.
Nahe den Tempeln des Honos und der Virtus — denn
hier reihet sich eine bedeutsame Stelle an die andere — war
auch die Vallis Egeriae mit dem Lncus Camenarum
und der Grotte mit dem heiligen Quell. Wie das Verhältniss
dieses Hains und Quells zu dem Heiligthume der Egeria in dem
Haine der Diana Nemorensis bei Aricia *^) zu beurtheilen sein
dürfte, darüber giebt kein Zeugniss des Alterthums genügende
Aufklärung; aber wahrscheinlich ist es, dass die ursprünglich
an den Hain und See bei Aricia (den herrlichen Lago di Nemi)
sich knüpfende Sage in früher Zeit auf eine römische Oertlich-
keit übergetragen worden ist, die gleichsam ein Miniaturbild
der Urstälte abgab ; und wenn Numa selbst den Hain den Ca-
menen geweiht haben sollte, so lag es sehr nahe, hier auch den
Ort seines vertrauten Umgangs mit Egeria, die ja für eine der
Camenen galt, zu suchen ®^). — Was nun aber die topogra«
1080) Ovid. Fast. VI, 191.
Lux eadem Marti festa est, quem prospieit extra
Appositum teetae porta Capena viae.
Dazu die tob Merkel aas dem Cod. Mooac. I. edirte Glosse: tem-
plum mortis stat recta J)ronte contra capenam portam et est appo^
situm extra ad viam tectam qvae et hodie est rome. Diese Fia
teeta, die den Toposraphea viel Schwierigkeit g^emaebt bat, kaoa für
nichts anderes igelten, als eine vom Thore zum Tempel geführte Por-
ticns, und sie sland noch zu AnTange des oeuoteo Jahrhunderts , wie
eine Angabe des Anonymus von Einsiedln bezeugt. Er kömmt
von S. Cesareo und beschreibt den Weg zum Septizonium also : JND.
(in dextra) xystus (S. Sisto). int. ^sinistra) Nereus et achiiletis,
Inde ^ portieu usq, ad forma, inde ad FIL vias ibi sea lu-
da et septiioniu. Die hier genannte forma ist die Wasserleitung an
der Porta Capena, wohin also von S. Sisto eine Porticns führte. Eine
andere geradehin Teeta genannte Strasse nennt ia Verbindung der
Flaminia Hart. VIII, 75. III, 5.
Sl) Ovid. Fast. III, 263 ff. %n ff. Metam. XV, 482 ff. Virg.
Aen. VII, 761. mit Servins.
82) Plutarcb. Num. 13. lässt die Weihe auf den Rath der
Egeria in Folge des herabgefallenea Ancile geschehen: hi di j^^vai
MovaaiQ na^te^woaiTO xw(^lov ixuvo »al rovc ns^l avTO Xetuwva^t ottov
zä jsoXXä tposTiuQOi awdiatQlflovüiv avzif * r^v da nijyrjv, 17 nara^dn rö
33
514
phische BestimnuiBg des Heiligtimms aolangt, so geben dar-
über die berübinteD Verse luven als, Sat. III, 10 ff. die
Hauptstelle ab, und enthalten zugleich die vortrefflichste Be-
schreibung des Orts, wie er damals theils durch künstliche
Pracht der Natur entfremdet, theils durch Ueberlassung an ein
Bettlergesindel entweiht war. Der Freund , den der Dichter
begleitet, bleibt an der Porta Capena stehen:
Sed dum tota domus reda eowpomlur una^
Substitit ad veteres arcus madidamque Capenam^
Hie übt noctumae Numa consiituebat amicae.
Nunc sacri fontis nemus et delubra iocantur
ludaeisj quorum cophinus foenumque iupttttx.
Omnü enim populo mercedem pendere husa est
Arbor^ et eiectü mendicai silva Camtnis.
In vollem Egeriae descendimus et spehmcas
DUsimiles veris: quanto praesentius esset
Numen aquae^ viridi si margine clauderet undas
Herba, nee mgenuum tdolarent marmara tophum.
Nur die unbegreiflichste Sorglosigkeit und Vernachlässigung
der allen Zeugnisse hat zu der Verkehrtheit führen können,
die Vallis Egeriae in dem vor Porta S. Sebastiano links von
der Appia und unweit des sogen. Circo di Caracalla gelegenen
Thale, la Caffarella genannt, zu suchen, und die darüber auf
einer massigen Anhöhe gelegene kleine Kirche S. Urbano gar
für den Tempel des Bonos und der Virtus zu erklären ^^^^y
Xto^iov, v9(o^ uoop ojrodsT^ai raiff 'JBoriaai ncL^ivotC «. r. X, Bestimm-
ter noch L i y. 1, Hl . Lueus erat, quem medium ex opaeo epecu fons
perenni rigabat aqua, quo quia *e pertaepe Numa sine arbitris, vel-
ut ad congretsum deae y i^ferebat, Camenis cum tocum saeravit,
quod earum ibi conciiia eum^ eoniuge sua Egeria essent, Serv. z.
Aen. 1^ 8. Hit (Musis) Numa aedieulam aeneam brevem feeerat ete.
Vgl. Sulpic. sat. 67. Wahrend aber eine Uebertragaag von Arieia
nach Rom jedenfalU aoznoebmen ist, kehrt Ovid. Metam. XV, 4S7.
Dar für seinen Zweck das Verhiltniss nm , und liast • die Bgeria ans
Trauer über Numa's Tod Rom verlassen und im Haine von Arieia sieh
verbergen. — Wie übrigens daa Wasser vom Qnell der Camenen zq
dem Tempeldienste der Vesta gebraucht wurde, so galt es auch fär
ein vortreffliches Trinkwasser. Vitruv. Vllf, 3 Sehn, sagt von war-
men Quellen : (aqua) quae in potione Ha est suavis, uti nee fontinü"
lis ab Camoenisj nee Mareia saliens desideretur.
1063) DemuDgeachtet haben es Veniiti, Duerüi. U. p. 18. vad
515
Es ist vielmehr schon aus Invenals Worten offenbar, dass dar
Lttcns Camenanun, der mit der Vallis Egeriae zusammenföllt,
ganz nahe an der Porta Capena war, und ausdröeklich sagt es
der SchoUast : Stetü exspectans rkedami «bi solent procon"
sules turare in via Appia ad portam Capetimm^ id esi^ ad Ca*
menas. und e](en so bestimmt ergiebt es sich ans einer ande«
ren Erwähnnng der Camenen als neben den Tempeln des Ho-
nos und der Virtus gelegen. Symmach« ep. I, 21. Sed enim
propier eas (aedes H. et V.) Cofnenarum religio sacro Jimii
advertiiur.^ womit man noch vergleichen kann, dass Ser*
vi US die von Numa herrührende Aedicola der Camenen in den
Tempel des Honos versetzt (Anm. 1072.). Damit stimmt end-
lich auch die Notitia überein. Sie nennt A«*^. /• Poriä
Capena. Coniinet aedem Honoris, et FirMis. Comenas.
lieber diese allgemeine Bestimmung wage ich indessen nicht
hinaus zu gehen, da die genauere Beschaffenheit dieser in viele
Grärten und Weinberge getbeilten Gegend mir nicht deutlich
vorschwebt. — Ob aber bei dem Haine auch eine Aedes Ga-
me nar um war, das möchte ich weder bejahen, noch ver-
neinen. Die einzige mir bekannte Erwähnung findet sich bei
Plin. XXXIV, 5, 10. Notaimn ab auetoribus et L. Accium
poetam in Camenarum aede maxitna forma siatuam sibi po^
suisse etc. Die Basis Capitolina nennt sowohl einen f^icus
Honoris ei Virlutis als Camenarum ^^^^)*
Gnattani, Ronui deser, II. p. Ai. so angenoinmea. GvwShnliek
wird der znr Kirche umgeschafTene kleiqe Tempel Tenipio di Bacco
fl^enaoat, ohne allen hioreichenden Gmnd. Plale hat, wegen der in
früherer Zeit in dem unteren Räume gefundenen Sparen von Gräbern,
mit Wahrscheinlichkeit angenommen, dass es ein über Gräbern stehendes
Fanum sei. S. meine Sehr. DeRomae vet, mur.atq. port. p. 69. not. »3.
Beschr. d. St. R. III A. S. 640. Im .Thale unter der Kirche liegt die
ansehnliche Ruine eines Nymphenm , welche eben Tür die Grotte und
Quelle der Egerla ausgegeben wird. Richtiger erklärt man es für ein
Heiligtham des AImo, der das Thal bewässert Beschr. d. St. R.
S. 644.
10S4) Noch eine Frage, welche sich an den Hain der Bgerta knüpft,
istt ob analog dem Vorbilde bei Aricia sich hier auch ein Clivu^
Aracinus befand? Denn wenn auch Ovid. Art. I, 259- Fast. III,
263 ff. sich gewiss auf Aricia beziehen , so lassen doch die öfteren
Erwähnungen, die ihn immer als Aufenthalt römischer Bettler bezeich-
nen, fast so etwas yermutben. laveli. IV, 117 ff. Mart. II, 19. X,
33^
51«
Ausserdem nennen die gewöhnlichen Ausgaben derNo-
titia (das Curiosum nicht) in dieser Region den von L. Cor*
neUus Scipio (495?) erbaueten Tempel der Tempestas ^^®^),
und einen übrigens ganz unbekannten Tempel der Minerva.
Grösseres Interesse haben einige andere Punkte in der Nähe
des Thors. Dort war erstlich der Lapis Mai^alis, wie es
scheint, ein walzenförmiger Stein, den man in Zeiten grosser
Trockenheit in Proccssion in die Stadt zog, um Regen zu er-
langen ^^). Femer wird an der Porta Capena ein Versamm*
lungsort des Senats, Senaculum, erwähnt; jedoch lässt sich
aus dem Ausdrucke bei Fest us p. 347. adportam Capenamj
nicht abnehmen, ob es innerhalb der servischen Mauer, oder
vor dem Thore gelegen habe. An sieh ist das Eine so gnt
denkbar als das Andere, da ja auch am Tempel der Bellona
vor dem Carmentalischen Thore eines der drei von Festns ge-
nannten Senacula war. Der einzige Fall, in dem wirklich
dort gehaltene Versammlungen erwähnt werden, kömmt in
dem Jahre nach der Schlacht bei Cannae vor. L i v. XXIII,
5, 3. XII, Z2, 10. Bei Martial oameoüich scheint es unDatürlich, ei-
nen Clivus bei dem wohl 15 Miglien entfernten Aricia zo verstehen.
Aber es sei die Fra^re nnr hing^en-orfen, ohne irgend darüber entschei-
den za wollen.
1085) Den Erbauer nennt eine der Grabschriften aus dem Familien-
becräbnisse der Scipionen : HONC OINO PLOIRVME COSENTIONT
R . . . . DVONORO OPTVMO FVISSE VIRO LVCIOM SCIPIONB. FI-
LIOS BARBATI CONSOL CEEHSOR AIDILIS HIC FVBT A
HEG CEPIT CORSIGA. ALERIAQVE VRBE DEDET TEMPESTATI-
BVS AIDE MERITO. Ausserdem gedenkt des Tempels nur Ovid.
Fast VI, 193.
Te qitoque, TempesUUj meritam delubra /atemur^
Cum pene est Carsis ohruta eiassü aquU,
86) Paul. Diac. p. ^. Aquaelicium dieitur, quum aqua piuvia^
iig retnediü quibusdam elicitur, ut quandam^ H ereditur, tnanali
lapide in urbem ducto, und deutlicher p. 1!18. Manalem vocabani
iapidem etiam petram quandam, quae etat extra portam Cape^
na$Ht iumta aedem MartU, quam quum propter nimiam eieeitatem in
Urbem pertraherent insequebatur pluvia statim, eumque, quod aquas
manarent, manalem Iapidem dixere. Dazu Varro b. Non. XV. p.
547 M. p. 375 Oerl. Trulleum, Unde manalü lapis appellatur in
pontifiealibus saeris, qui tune movetur cum piuviae exoptantur. und
Antist. Labeo b. Fulgent. p. 559. M. p. 388 G. ßbrae ieearis
sandaracei eoioris dum Juerint , manales tune verrere opus est pe-
tras, id est, quae solebant antiqui in modum eylindrorum per Umi"
tes trahere pro piuviae eommutanda inopia.
517
32. Cansules edixeruntp quoties in senatum vocassent^ uU
senaiores, qufbusque in senatu dicere sententiam licerei , ad
portam Capenam eonvenirenU Praetoresj quorutn iurisdiciio
eratf tribunalia ad Piscinam publicum posuerunt. eo vadimo*
niafieri iusserunt, ibique eo anno ius dictum est. Welche
Gründe obschweben konnten, dass dieses ganze Jahr hindurch
man die Curia Hostilia und die Tribunale auf dem Forum mied,
scheint kaum errathen werden zu können ; denn von irgend ei-
ner Calamttät, etwa einem Brande, der das Forum betroffen
haben könnte, wird nichts gemeldet ; vielmehr waren unmittel«
bar vorher dort bei einer Leichenfeier Gladiatorenspiele gege-
ben worden ; und an nicht durch die Noth gebotene umfassende
Baue lässt sich in dieser Zeit der Siussersten Bedrängniss meht
denken. Aber eben aus dieser Nachricht möchte man schlies-
sen, dass der Senatssaal innerhalb der Stadt gelegen habe;
denn man wird es kaum wahrscheinlich finden, dass der Senat
sich ein Jahr lang regelmässig vor dem Thore versammelt ha-
ben sollte. Es würde sich sicherer entscheiden lassen , wenn
wir wüssten, wo die Piscina publica sich befunden bat; denn
vermuthlich waren, wie auf dem Forum , die Tribunale nicht
von der Curie getrennt ; indessen ist es höchst unwahrschein-
lich, dass auch diese vor der Stadt sollten aufgeschlagen wor-
den sein.
Die Via Appia, als die erste und lebhafteste Hauptstrasse,
war der römischen Sitte gemäss vorzüglich reich mit Grabmo-
numenten besetzt *<*«'). Durch die Erweiterung der Stadt kam
eine Menge derselben innerhalb der Thore zu liegen und noch
sieht man in dieser Gegend nicht wenige theils wohl erhaltene,
theils zerstörte Denkmäler dieser Art. Hier zeigte man noch
in Livius Zeit das Grabmal derHoratia, an der Stelle, wo
sie durch die Hand des siegreich zurückkehrenden Bruders ge-
tödtet worden sein sollte ^*) ; hier waren die Gräber der
1087) Gic* Tasc. I, 7. an tu egressus poria Capena^ cum Ca-
latini, Sctpionum, Serviliorum , Metellorum septilcra videt , tniseros
putas Hlos?
88) Liv. I, !26. Horaiiae geptilcrum^ quo loeo corruerat Ma,
518 ^ —
Servilii^ Metelli, Fnrii, Acilii und Anderer; hier
hatte auch Septimi US Severus sein Monumenium im Styl
des Sepüzonium aufgeführt i^^^). Durch ein glückliches Ge-
schick ist uns eines der interessantesten, das Grab derSci'»
pionen erhalten worden. Es wurde 1780 links von der Ap^
pia, ungefähr 400 Schritte innerhalb Porta S. Sebastiano in
der Vigna Sassi entdeckt, aber, wie gewöhnlich , zur Berei*
cherung der Sammlungen des Vaticans rücksichtslos geplun«
dert, so dass man jetzt die daraus hinweggeführten Denkmä-
ler, namentlich den Sarkophag des Scipio Barbatus und die
von den Wänden abgesägten Inschriften im Mus. Piö-Clemen-
tino suchen mnss , und im Grabmale selbst nur Copien der
letztern eingesetzt findet *<)). In demselben Monumente soll
auch Ennius beigesetzt worden sein *'); ob aber die darin ge-
eofutrtietum est saxo quadraio. Vorher: obvia ante portam Cape-
nam ßiit. Sehr irrig hat man hieber auch bezogen Bf artial. III, 47.
Capena grandi porta qua pluit ffutta,
Phrygiumque MatrU Mmo qua lavat Jerrum,
Horait' orum qua viret taeer eamput,
Et qua pusiUum fervet Heroulis fanum.
Faustine, plena Bassus ibat in reda.
OiTeohar beschreibt der Dichter deu Weg aach dem Laodgate des
Bassns, von dem Tbore ans immer weiter ihn verfolgend. Daher ge-
hSrt der Campus Horatiomm, wo der Kampf Statt gefunden hatte , so
wenig hieher als das noch entferntere Herculis faoam, woraus nnr
Panvin diese Region mit einer aedicala Hercuiis besohenki hat. Wie
die Vergleichung mit IX, 64. B5. 101. lehrt, war dieses Fanam wahr-
scheinlich nicht fern von dem Tempel, in welchem sich Domitiaa als
Hercules darstellen liess, am achten Meilensteine der Via Appia.
1089) Spart. Getal 7. Illatusque est maiorum sepulero, hoe est,
Severi, quod est in Jppia via euntibus ad portam dealrum specie
Septiionii exstruetum, quod sibi Hie vivus omaverat.
00) Aasrdhrlichere Nachricht darüber geben G. B. Viscoati, Mo-
num» degli Scipioni. Rom. 1785 fol. Niebahr, Rom. Gesch, I. S.280.
S Ausg. Beschr. </. St. R. III A. S. 612 ff. Die Inschriften auch b.
Orell. 550 ff. Vorzüglich schSn ist die Grabschrift des Sohnes des
Africanos Maior: QVEI APICEM INSIGNE PIALIS FLAMINIS GBS-
SISTEI I MORS PERFECIT VT TVA ESSENT OMNIA | BREVIA BO-
NOS FAMA VIRTVSQVE GLORIA ATQVE INGENIVM. QVIBVS SEI |
IN LONGA LICVISSET TIBE VTIER VITA 1 FAGILE SVPERASES
GLORIAM I MAIOUVM. QVARE LVBENS TE IN GREMIV. SCIPIO
RECIPIT TERRA PVBLI | PROGNATVM PVBLIO CORNELI. Gross
auch durch ihre Kurze die des Sohnes des Asiaticus : PATER REGEM
ANTIOCO SVBEGIT.
91) Hieron. p. 379 Rone. Ennius poeta septuagenario maior
artieulari morbo periit^ sepultusque est in Seipionis monumento via
Appia intra primum ab urbe milliarium*
51»
fandene 98ste (auch im Vaüean) ihm angehöre, ist sehr zwei-
felhaft. Livias spricht von einer Statue« XXX VIH, 56.
Et Romue exira portam Capenam in Scipionum monumento
tres Mtaiuae sunt, quamtn duae P. et L. Sdpionwn dicuniur
e$9e, tertia poetae Q. Enniu Bekanntlich stritt man schon
damals darüber, wo Scipio Africanus Maior begraben sei.
Wegen der in dieser Region angegebenen Thermae
Severianae et Commodianae s. den besonderen Afi-
schnitt. Die Notitia nennt ausserdem unter anderen un«*
verständlichen oder unbestimmbaren Namen Aream Apollmit
ei Spei, während für den letzteren Namen das Curiosum
Splenis hat; endlich auch drei Ehrenbogen: Arcum Divi
Veri, et Traüim, et Drusi. Jedenfalls hat man sie sämmtlich
über der Appia zu denken, und gewöhnlich will man den im
Innern der P. S. Sebastlano stehenden antiken Bogen für den
Arcus Drnsi erkennen '<>*^), Die Benennung erscheint
nicht unpassend, und wenn dagegen theils erinnert worden ist,
dass Sneton einen arcus marmareus nenne, während dieser
im Wesentlichen von IVarertin gebaut sei; theils dass die
Säulen das zusammengesetzte (römische) Capitell haben, das
von Vitniv noch nicht erwähnt werde und zuerst am Arcus
üti vorkomme, so können diese Ai^umente auf kein grosses
Gewicht Anspruch machen. Denn erstlich besteht zwar der
Hauptbau aus Travertin, aber einzelne llieile aus weissem
Marmor; und zu einer so strengen Genauigkeit wird man Sue-
ton nicht verpflichten können. Das Capitell aber würde immer
nicht in Widerspruch mit Vitruv stehen ; denn jünger ist der
Bogen ja doch ; nur wenigstens gewiss älter als die (von Ca<^
racalla) darüber gelegte Wasserleitung, die auch die Zerstö-
rung des obern Theils herbeigefiührt haben mag. Vgl. Pia t«^
uer, Besckr, d. St. A III A. S. 621. — Wie es dagegen
zu erklären sei, dass das V^erzeichniss der No tili a zwischen
dem Tempel des Mars und den genannten drei Bogen Fltunen
109t) SoetOB. Claud. I. Praeierea senatus inter alia comp Iura
marmoreum areum eum tropaeü via Appia deorwit. Vgl. Taeit.
Ano. II, 83.
520 —
AlnonU auffahre, ist mir unversländiicb. Denn was man jetzt AI-
mone (Aqnataccio) nennt, kann nie innerhalb der Stadt geOossen
sein : hier fliesst nur die Marrana, der gewöhnlichen Meinung
nach der alten aqua Crabra entsprechend. — Grosses Inter-
esse hat, wie die ganzen Umgebungen Roms, namentlich auch
die Gegend von S. Sebastiano mit ihren Denkmälern, unter
denen sich das imposante Grabmal der Caecilia Metella
(Capo di Bove) auszeichnet. Aber hier muss nothwendig die
Stadtmauer als Grenze dienen, da über diese hinaus sich
schwer eine zweite würde finden lassen, lieber den bei Capo
di Bove liegenden Circ US desMaxentius (gew. di Cara-
calla) s. den Abschn., der die Circi behandelt.
Weniger lässt sich von der zweiten Hälfte dieses Gebiets,
welche die zwölfte Region, Piscina publica, umfasste,
sagen. Sie gehört zu den uns unbekanntesten Theilen der
Stadt, und ausser dem noch am Aventin gelegenen, aber zn
dieser Region gehörenden Tempel der Bona Dea (S. 454.)
und den Thermen des Caracalla, Thermae Antoninianae,
nebst einer von demselben Kaiser bei diesen Thermen angeleg-
ten prächtigen Strasse ^^*^) , kennen wir von den Gebäuden
dieser Gegend gar nichts, so dass auch die von der Notitia ge-
nannten Namen für uns bedeutungslos sind. Die Region um-
fasste ausser dem Thale unter dem Aventin hauptsächlich die
Höhe von S. Sabba und Sta. Balbina, so dass in der servischen
Mauer die ThoreNaevia, Raudusculana und Laver-
nalis, in der aureUanischen die Ostiensis und die Ar-
deatina ihr angehören; doch sind ihre Grenzen jenseit der
Thermen schwer bestimmbar. Den Namen hatte sie von ei-
nem öffentlichen Schwimmteiche, der aber schon in Augnstus
Zeit längst verschwunden war»*). Ausser den aus Gcero,
1093) Spart. Car. 9. Idem viam novam munivit, quae est sub
eius ihermü, AntoninianU scilioet, qua puhhrius inter Ranumas
plateas non facile quidquam tnvenias. AureL Vict. Caea. 21.
aueta Urbs magno aecessu viae Novae. Dia Strasse hiess selbst Via
IHova, wie man ans 4er Notitia ersieht, wo sie eben so angeführt wird.
94) Fest. p. %\Z, PUeinae pubüeae hodieque nomen manei^
tpsa non eofstat ad quam et naiatum et ewereitaiiouü alioqui causa
ventebat populus.
5*1
Livins und Feslas angefahrten Stellen ist mir nnr noch eine
für die Region selbst unbedeutende Stelle bekannt ><^>«). lieber
die Thermen, deren ungeheuere Ruinen unter Sta. Balbina
liegen, s. den sie betr. Abschn.
Det Esquilin und die Subura.
Dem Caelius zunächst und nördlich von ihm liegt der
Esquilin, der leicht der umrängUchste der sieben Hügel ge-
nannt werden mag, wenn man darunter auch die Höhe der
Ca r inen begreift, welche in der servischen Eintheilung nicht
zur esqailinischen Region, sondern zu der ersten, Suburana
gehörte. In dieser Ausdehnung theilt sich der Berg in zwei
ungleiche, aber in derselben Richtung westlich vorspringende
Zungen, die sich nach Osten zu einem BergrüciLen vereinigen.
Die um Vieles breitere von dem Caelius durch das Thal des
Amphitheaters getrennte, wo wir die alten Carinae finden wer-
den, kann man als die Höhe von S. Pietro in vincoli und der
Titasthermen bezeichnen. Durch ein schmales Thal, dem die
Via di S. Lucia in selci folgt, wird sie von der nördlichen
Bergzunge- getrennt, welche nebst der ganzen östlichen Aus-
dehnung des Berges die eigentlichen Esquiliae bildet und
in alter Zeit in zwei Bezirke, Cispius mons und Oppius
mons zerfiel. Das fst die Höhe von S. Maria Maggiore.
Ein ebenfalls schmales Thal, dessen Richtung die Strassen Via
Urbana und V. di S. Pudenziana angeben, und das allmählich
sich erhebend durch Villa Negroni bis gegen den Wall des
Servius hinzieht, scheidet den Esquilin von dem nördlich gele-
genen Viminal. Die Tiefe endlich, welche sich zwischen den
Spitzen des Esquilin, Viminal und Quirinal eingeschlossen be-
findet, ist die alte Subura. Die Höhe des Berges ist bedeu-
teuder als die der übrigen: der Boden der Kirche S. Maria
Maggiore wird auf 177 F. über dem Meeresspiegel angegeben.
1095) Ammian. Marc. ^VH, 4. Von dem Obelisk (des Late-
rans), den Gonstaotius im CircQS aafrichteo Hess : per Oitiensem por-
tarn Pücinamque pubiicam Circo Hiatus est Maxime.
532
Der Name Esqmliae, wofür vieli Ea^quiUae gesebriebea
wurde, wird verschieden erklärt, indem man ihn bald von ex-^
cubiae^ bald von wxcolere ableitete. Dagegen scheint das AI«
tertfaum die in neuerer Zeit beliebt gewordene Ableitung von
esculusy esculeUim nicht zu kennen ^^*^).
Die Topographie des Esquilin, in wie fem es sich um
Bestimmung der Lage einzelner Gebäude und Uebertragung
antiker von den Schriflstellern genannter Namen auf bestimmte
Oertlichkeiten handelt, gehört zu den schwierigeren Aufgaben,
da bei dem fast gänzlichen Mangel sicherer durch Ueberresle
alter Anlagen gegebener Anhaltepunkte, die meistens sehr un-
bestimmten Andeutungen um so weniger genügen, als sich
in dieser Gegend auch wenig alte Namen erhalten haben. Ei-
nes der wichtigsten Momente für die Erkenntniss der Oertlich-
keit, ist die richtige Bestimmung derCarinae. Die früher
allgemeine und noch von den italiänischen Topographen festge-
haltene Meinung, nach welcher diese Carinae in die Tiefe von
dem Forum Nervae nach dem Amphitheater gesetzt werden,
ist insofern entschieden unrichtig , als unzweifelhaft der Name
die Höhe von S. Pietro in vincoli bezeichnet. Es geht das
1096) Varro L. L. V, 8. p. 54. Seeundae regionis Exquiliae, alii
hat seripsere ab exeubüM regit dictatf alii ab eo, qvgd BxcuUae a
rege Tuilio essenL Hute origini magit eoncinunt ioea vicini , quod
ibi luevt Faeutalit et Larinn Querquehtlanum taeellum, et lueut Me-
JMt 9t Innonit Lueinae^ quontm angutü ßnet : nanmirum; tarn diu
tnisn täte avarilia nunc eti. Eben diese Slelle ist es uDStreitis^
welche za der AbleituDg von etculut verleitet hat, weil man glaubte,
Varro wolle den Nanen eben auch von einem Haine, einem eteuleiumy
abstammen lassen. Müller schaltete sogar ein : alii ab aeseuletit.
Huie origini etc. Ich habe schon anderwSrts gezeigt, wie schlecht
Varro*s Worte verstanden worden sind. Dass er gar nicht an etculut
dachte, beweiset schon, dass er ExquHinus schreibt. Vielmehr meint
er, der Berg sei früher mit Wald bewachsen gewesen , woher sich
noch die vielen Haine schrieben; Servins TuUias habe den Wald aas-
gerottet und den Berg bebauet. Es lässt sich nicht leugnen , dass
diese Ableituag grammatisch, wenn man damit inqnilinut vergleicht,
am meisten Tdr sich hat. Was die Orthographie anlangt, so scheint
Exquiliae die altere Schreibart zu sein. Vermnthlich ging in der
Aussprache der härtere Laut in den gelinderen über, und so schrieb
man dann auch. Der Ableitung von excubiae folgt auch Ovid. Fast.
III, ;U5.
jidde quod exenbiat ubi rex Romanut agebat
Qui nune Etquiliat nomina eollit habet etc.
Vgl. Merkel, p. GXXVII.
523
mit Gewissheit hervor ausDionys. III, 22. der vom Tigit*
lam sororiom sagt: fori if iv %ä aterdunui tcS q)igoyri dn6
Kaglyr^s «ex toi *colg inl rov Kvngior Igya/uiras arcra"
niv. Stieg man also von den Carinen in das Thal znm Vicos
Cyprius hinab, so mussten diese offenbar die Höhe einnehmen,
und es wird sich diess eben so auch aus dem ergeben, was
unten über den Oppius mons gesagt wird. Auf diese Weise
erklärt sich wohl auch am natürlichsten die Nachricht von dem
Trnppenmarsche des Placcus, als Hannibal vor Rom erschien.
Liv. XXVI, 10. In hoc tumultu FuMvs Flacctis porta Ca--
pena cum exercitu Romam ingressus media nrbe per Carfnifs
EsqutHas contendit. inde egressus inter Bsqvilinam ColHnam*
que poriam posuii castra. Es ist an sich nicht denkbar, dass
der Umweg um die ganze Zunge des Berges gemacht worden
sei,' und in diesem Falle hätte der Weg nur durch die Subura
gehen können ^^''). Auf der anderen Seite aber geht man
wohl auch zu weit , wenn man die Ausdehnung der Carinen
lediglich auf die Höhe beschränkt. Es streitet damit schon,
dass nach Varro der Ceroliensis, eine tfffenbar dem Cae-
lius sehr nahe Oertlichkeit, wo am Sacellum Streniae die Sacra
via begann, ein Theil der Carinen war (S. 224.) ; und eben
so lassen sich andere Angaben nicht damit vereinigen. Denn
in den Carinen lag eines der bedeutendsten Heiligthümer des
1097) Zar Vergleichungp kann dienen die Schildernn; des Kampfs
twiacben Marias und Sulla. Appian. Civ. I, 58. Die feindlicbea
Feldberrn trafen a,af der Höbe des Esqailin in der Gegend von S.
Maria Maggiore sasainmen : Magios de $tal JSovlnixtoe antjvroiv {SvXktf^
nsQl T^v Aiaiiiktiov ayoQav. Nacbdem Marias nach dem Tempel der
Tellus zurückgeworfen war, wie Piatarcb. Süll. 9. sagt, und mit
seinen Anbängern in eiliger Flncbt die Stadt verlassen batte, zog
Sulla von der Höhe hinab auf die Sacra via nach dem Forum : An p*
c. 59. *0 dl JSvlXae tot« fiiv ig zyv Xiyofiivtjv *Ii^kv oSov naQtjtd^e»
Sein Weg geht nicht durch eines der nach der Subura führenden TbS«
ler: dortbin bat er eine andere Abtbeiluog seiner Truppen gesandt,
c. 58. xtf} o SüiXaQ ixoiXei' re rovt vtaXsZg ix rov azQatoitloov , xal iri-
^vt xarci Ttiv xaXovfiivtjv ^vßovqgav oSov ns^Uns/tnsv , p xata vwrov
ro)v iroXefiiwv ¥fiiklov ^aio&at nt(fiS^afi6vteg, auch würde ihn ein sot-
eber Weg gar nicht auf die Sacra via gebracht haben. Vielmehr ist
es Jedenfalls dieselbe Strasse, auf welcher Flaccas über die Carinen
gezogen war, wo auch Sulla nach der Sacra via herabsteigt. Vgl.
Oros. V, 19.
524
ganzen Esquiliu, der Tempel der Tellus, im Jahre 484
im Kriege gegen die Picenter von P. Sempronias Sophus ge-
lobt und an der Stelle des lange vorher (266) niedergerissenen
Hauses des Sp. Cassius erbauet. Dass aber dieser Tempel
nicht auf der Höhe anzunehmen sei, dafür spricht mehr als ein
triftiger Grund. Dionysius nennt ihn als an der zu den
Carinen führenden Strasse gelegen , worunter nichts anderes
verstanden werden kann, als ein aus der Tiefe dahin führender
Weg ; aber gleichwohl lag er entschieden selbst im Bereiche
der Carinen, nahe dem Hause des Pomp ejus ^o'^). Wollte
man nun auch annehmen, er sei am Abhänge erbauet worden,
so dass er zwar am Berge, aber doch noch an der zur Höhe
führenden Strasse gestanden habe, so widerspricht dem die
ausdrückliche Angabe, dass die Fläche des Hauses des Cassius,
oder doch der grösste Theil derselben als freie Area vor dem
Tempel gelegen habe '^), wofür ja doch der Abhang gar keinen
Raum darbieten konnte. Wird man schon dadurch zu der
1098) SnetoD. de ill. Gr. 15. sogt von Leoaeus, eioein Freige-
lasseneo des Pompejus: docuitque in Carinis ad Tellurts aedem, in
qua regione Pompeiorum domus /uerat. Die domus Pompeiana in
Carinis wird vielfältig erwähot. Dio Cass. XLVIJJ^ 38. Saetoo.
Tib. 15. Vellei. H, 77. Aarel. Vict. Vir. ill. 84. lal. Cap.
Gord. I. 3. de bar. resp. 23. Dio Nähe des Tempels bezeugt aach
Appiao. Civ. 11, 126. ^Avrwviov rijv ßovXijv auptaXoSyrot «r« n^6
t^fAiga^ is to rys JT^g if^ov^ ay%oxaTw fiaXtara ov rijs ointlaQ^AvTwviov,
Er bewohnte oamlich das Haus des Pompejus. Vgl. Cic. Phil. I, 13.
Dio C ass. XLIV, 22. Jedenfalls bezieht sich auch Cic. ad Quin t.
fr. III, 1, 4. auf diese Lage des Tempels. Denn wie die Portieus Ca-
tuli neben dem Hause des M. Cicero war, so stand vermuthlich das des
Qnintns nicht weit vom Tempel der Tellus. Dieses war aber in den
Carinen. 11,3. Endlich sagt ausdrücklich Serv. z. Ae.n. VIII, 361.
Carinae sunt aed\ficia facta in carinarum modutn, quae erant circa
templum Teiluris,
99) Dionys. VIII, 79. ort fitra xov ^avarov xov Kataalov ij x
ouua xaxsaxaiptj, moI fii%QA xov de aveixai 6 xonos avx^s cii-
d'Qtoe e^at xov veat x^s J^V^» 6u variQoa i ^6X*s naxeaxsvaxs %a6'
tfois iv fU^u xivl avx^g *axä xr^v inl Kagivas <pigova av o3ov.
So auch Liv. II, 41. dirutas publice aedes. ea est area ante Teilu-
ris aedem. Vgl. p. dorn. 38. Valer. Max. VI, 3, I. — Sehr son-
derbar klingt, was PI in. XXXIV, 6, 14. sagt: eam vero (sUtuam),
quam apud aedem Teiluris statvisset sibi Sp, Cassius, qui regnum
effectaverat, etiam conflatam a censoribus. Wollte man darauf hin
den Tempel als alter und von Sempronius nur neu erbaut annehmen,
so bleibt ausserdem der Widerspruch, dass erst über 40 Jahr nach
Cassius Venirthtilung Censoren ernannt werden.
525
Annahme genöthigi, dass die Carinen sich von der Höhe wei-
ter in die daranter gelegene Hefe erstreckten, so erklärt sich
auch auf diese Weise besser, was Varro von ihrem Verhält-
nisse zur Subura sagt, V, 8. p. 53. Eidem regioni attributa
Subura , quod sub muro terreo Carinarum. Man hat auch
diesen Erdwail — denn dafür muss ja doch murus terreus gel-
ten — auf die Höbe gesetzt ; aber wenn es auch selbst weiter-
hin von der Subura heisst : subest ei loco, gut Terreus mums
vocatur.j so weiss ich doch in der Tbat nicht, ob eine solche
Befestigungsweise auf der Höhe nicht beispiellos sein dürfte,
und ob es nicht natürlicher ist, sie in der Tiefe, vielleicht zwi-
schen dem Quirinal und dem Esquilin anzunehmen. Endlich
kann der Beiname in tellure, welchen die kleinen von S.
Francesco di Paola und S. M . de^ monti nach Tor de' Conti
hin gelegenen Kirchen S. Salvatore und S. Pantaleone geführt
haben, kaum unter anderer Voraussetzung passend erschei-
nen^ — Die genauere Bestimmung des Tempels , wenn eine
solche überhaupt möglich ist, hängt mit der Frage eng zusam-
men, wo der mehrmals erwähnte Vicus Cyprius ^^^^) ge-
wesen sei. lieber ihn ist die bedeutendste Stelle die Erzählung
von der Ermordung des Servius bei Liv. I, 48. Ipse prope
exsanguis quum semianimi regio comitatu domum se recipe^
rely pervenissetque ad summum Cyprium vicum, ab
tiSf qui missi ab Tarquiniofugientem consecuti erant, inter--
ßcitur. Weiterhin heisst es von der TuUia, welche ebenfalls
von der Curie aus denselben Weg nimmt: quwn domum se
reciperelf pervenissetque ad summum Cyprium vi cum,
ubi Dianium nuperfuit^ ßectenii carpentum dextra in Vir-
bium 1) clivumy ut in collem Esquiliarum eveheretur^ re-
1100) Diess scheint die einzig zuISssige Sehreibart za sein. Va rro
L. L. V, 3)2. p. 158. Ficus Cyprius a cypro, quod ibi Sabini cives
additi consederunt, qui a bono omtne id appellarunt. Narrt eyprum
Sabine bonum. Wer, wie Speng^el , Cipriu9 schreibt^ tbot es liegen
die besten Handschriften und die Autorität des Livins und Dionysius.
1) Ob diese Form des Namens sich vertheidigen lasse, wi^ Mer-
kel z. Ovid. Fast. p. C^CLVi. namentlich wegen des Zusammentref-
fens mit einem Dianium und einer Aehnlichkeit zwischen der Todes-
art des Servius und des Virbius (Hippolytus) meiot, das scheint doch
526
iUtit paüidus atque inkibuit ßrenoM tr, qm iumenia mgebmi^
iacenUmque domnae Servium trucidatum estendii. Foedum
inhumanumque mde traditur scebis , momtmentoque locus est:
Sceleratum ticum vocant, quo amens — TulUa per
pairis corpus carpmtum egisse fertur ^^^^). Servias wolmte
auf dem Esquilin ^) , wobei man nicht an die Höhe der Cari-
nen, sondern an den eigentlichen Esquilin zu denken hat ; sei
es nun die schmälere Zunge, oder der östliche TheÜ der brei-
teren. Indem man nun der Meinung war, ebendaselbst habe
sich auch das Haus des Tarquinius befunden, und damit die
Voraussetzung verbindend, dass die königliche Wohnung über
dem Vicus Patricius (im Thale zwischen dem Esquiliir
und.Viminal) gelegen habe, hat man angenommen, dass der
Vicus Sceleratus dem Anfange der Via di S. Lucia in
selci entsprochen und der Clivus Orbius links von dem*
selben zur Höhe (der schmäleren Zunge) geführt habe ^). Al-
zweifelbaft. JVicht aar heisst der Clivns bei Festnsp. f82. Orhius,
•ondcro aaeh bei Solin. 1, 25. Urbius, nnd so flodet es sieh ja aoek
in guten Handschriften des Livios. Bei Dionys. IV, 39. ovtos 6 or«*
vamoC, "OXfliog xaXovfjtevoe Ttgoregoif , <f ixdvov tov Seivoo »al fivaa-
^ov na&oue j^ceß^s viro 'jPfoptauxtP narä r^v TPar^toy yltivTap xoXmU
räi.y wo der Vaticanus anch'^OQ^iog hat, scheint eine Verwechselung^
Statt zu finden; denn nicht der Clivns Orbius wurde wohl Sceleratus
l^enaont; sondern ein Tbeil des Vicns €yprius. Jedenfalls aber ist die
Lesart des Vatie. die richtig^e; denn nimmermehr hätte es.Diooysius
einfallen kOnnen, den Vicus Cyprius durch '*Olßios zu übersetzen,
selbst wenn er eine Ahnung von dem angebliehen sabiniichen Ur-
sprünge gehabt hätte.
1102) D Ion ys. IV, 39. sagt nur sehr allgemein : iyyvs ovra rys oU
tUa9 ^Brj TOV ToÜiiov natahtßavtBQ xariaaa^av. und weiter lasst sich
ans der Erzählung fnr die Oertlichkeit nichts abnehmen.
3) Liv. I, 44. dcinceps äuget Esquiiias , ibique ipse , ut looo
dignitOM Jleret, habitat. Dionys. IV, 13. l'v&a «eU avzoi inot^üarö
Tt^v oherjaiv iv r^ nQaxiaxo/ xiJQ laxvXiag ro7r<u. Wenn aber die Woh-
nung von den Neueren bald anf dem Cispius, bald auf dem Oppius an-
gegeben wird, so ist für das Eine so wenig Grund vorhanden als für
das Andere; und wenn Solin. 1,25. sagt: svpra clivum Urbium, so
ist das jedenfalls nur aus obiger Erzählung geschlossen.
4) Urlichs, Beschr. d. St. R. III B. S. 191. Bei Fe^tus,
p. 18!^. Orbius eUvus. und p. 333. Sceleratus vicus, wird allerdings,
so viel sich aus den verstümmelten Worten schliessen lässt, die Sache
so dargestellt, als sei Tollia nach der väterlichen Wohnung geeilt,
um davon Besitz zu nehmen. Livius sagt : guum domum se recip»^
ret, und eine gemeinschaftliche Wohnung des Servius und Tarquinius
lässt sich nicht wohl denken. Aber es ist ja auch die Lage der er*
S87
Im aber eia solches Verhältniss des königlichea Haoses asum
Yieiis Patricias giebt es gar keine Andeatang; man hat nnr
wiliktihrlich darauf geschlossen nach Paal. Diac. p. 221.
PairieiuB tricus Romae dictus eo , quod ibi patricü habitave^
ruaij iubenie Servio TulliOj ut^ si qvid moKrentur adoernu
ipsum^ ex locü superioribus opprimerentur» Will man auch
dieser seltsamen, darch kein anderes Zengniss beglanbigten
und eine höchst sonderbare Vorstellong von dem Verhältnisse
der Patricier zur königlichen Macht verrathenden Notiz wirk«
lieh eine historische Gültigkeit zugestehen, so ergiebt sich
doch darans für die Lage der Königswohnung gar nichts , als
dass sie, was wir ohnehin wissen, auf der Höhe war. Ans*
serdem aber wird die Wohnung des Tarqninius ausdrucklich
von der des Servins unterschieden. Solin. 1, 25. Servius
Tultius Esfiiiliis stipra clhum Urbium — . Tarquinius Super-
bus et rpse Esquiliis supra clivttm Pullium ^^^^) ad Fagutalem
lucum. Wenn auf diese Weise nirgend ein Grund vorbanden
ist, den Vicus Cyprios in der Via di S. Lncia in selci zn er-
kennen, so stehen im Gegentheile einer solchen Annahme we-
sentliche Bedenken entgegen. Denn nach Dionysius war
dasTigillum sororium, jenes avju^oQag jttvfj/iuioy, wel-
ches das Andenken an den Schwestermord des Horatius er-
hielt, an dem Clivus, der von der Höhe der Carinen nach dem
Vicus Cyprius führte. Nun nennt aber die Notitia, und
zunächst das Curie sum urb. R. in dieser Region folgende
Punkte : Reg^. ly^ Templam Pacis. Continet Portieum ab-
sidaiam. Aurewn bucinum* Apolünem Sandaliarium. Tem-
plum Teiiurts. Ttgillum tororium. Colossum^
Metam sudan fem eic. Daraus folgt, dass das Tigillum sor.
nicht weit von dem Colossus Neronis bei dem Amphitheater
war, und mithin auch in dieser Gegend, keinesweges in dem
Stereo bo nD|pewiss, dass mao eben aueb aa einen über die Garioea
rührenden Weg denken kann.
1105) Ihn erwähnt Varro L. L. V, 32. p. 158. Simili de eauta
Puiiius et Coseonius (clivi), quod ab his vioeuris dieuntur aed{fieait.
Das ist die von Müller wiederhergestellte Lesart der Handschriften,
nieht, wie die Aasgaben haben, Publiiiu»,
528
Thale von S. Lucia in selci, der Vicas Cyprios, der hier sum*
nms hiess, nicht weil es stht Insserstes Ende war , sondern
nach der Analogie von Htmma. Sacra via^ summa Nova üur ,
f^iprma f%/irVi , weil es der hiSohsle Pankt der ansteigenden
Strasse war. Nar dieser Tbeil wurde in Folge jener Schand-
that Vicas Sceleraius g^Ainl^^^^). Das Verzeichniss
der Noiitia nennt ans die übrigen uns wohlbekannten Gebäude
der Region in so entschieden riohiiger Reihenfolge, dass auch
an der Richtigkeit der vorhergehenden Angaben nicht gezwei-
felt werden kann^ und wir messen daher annehmen, dass auch
der Tempel der TeUiis nicht sehr Entfernt vom Colosse war,
da zwischen beiden vom Curiosäm nur das Tigillam sororium
genannt wird, während die iifarigen Aasgaben vor diesem noch
Horrea charlaria anführen* Ans dem allen ergiebt sich das
freilich ziemlich unbestimmte Resultat, dass der Vicus Cyprius
eine unter der Höhe der Carinen hinlaufende Strasse war und
dass der Tempel etwa in der Gegend zwischen S. Pantaleone
und S* Maria de^ Monti gelegen haben kann '). Eine genauere
Bestimmung scheint um so weniger statthaft, als es sich nicht
klar ergiebt, ob Servius nach Livius Darstellung von der Cu-
rie den Vicus Cyprius entlang seinen Weg nahm , oder ob er
denselben nur berührte.
Das mehrerwähttte Tigillum sororinm, ein quer über
1106) Nor 80 erkIMrt sich Varro V, 33. p. 159. Prope hvne (Cy
fitinm) viüus Seeierahu «tc. Vgl. aasMr den schoa angeführten Siel*
en Ovid. Fast. VI, 595 ff.
7) Nnrdini, Rom» ant. I. p. 3127. fuhrt eioe Stelle «us den
Actis S. Gordia Dl ao, aas der er nicht ohne Grond anf die Nach*
baracfaaft des Fornm Nervae schUesst : Cletnentianui praeoepit ei ea-
put amputari ajite templum in Tel iure corpusqite eittg proiici ante
Paltadi* aedem in loeum supra dictum» nnd wahrseheinlich ist es
anch, dass bei Anas las. Vit. S. Coro, p, 22 Blanch. quem tarnen
iussit tibi praetentari cum praejecto Urbit in interludo noctu ante
templum Palladis.^ wo die Handschriften in tellude, intelure nnd tu
tellure geben, das Letztere die wahre Lesart ist. £in Fragment des
capitolinischen Plans (t. XIIL) zeigt zwei parallel liegende Tempel,
bei denen sich leider nur noch die Inschrift AEDES findet. Eine ne-
ben ihnen lanfeude Strasse ist mit den Buchstaben INTEL bezeich-
net, was schon Bellori fiir in Tellnre erklärte. Die Tempel, wel-
che Ganina dem falschen Rnfns znfolge dem Sol and der Lnna zu«
eignet, lassen sich nicht bestimmen ; es scheint aber allerdings , dass
ein grösserer Bezirk den Namen in Tellure gefahrt hat.
52»
die Strasse gezogener Balken , zur Erinnemiig an das Joeh,
unter welchem Horatius zur Sahne des Schwestermords hatte
hindurch gehen müssen, verdankte seine Erhaltung bis in die
späteste Zeit — der Notitia zufolge bis in das fünfte Jahrhun*
dert — den eben auf jene Begebenheit sich beziehenden Stihn-
opfem, welche jährlich an den daneben errichteten Altären der
Inno Sororia und desIanusCuriatius Statt hatten ^^o*)«
Ueberbanpt ist der Esquilin reich, zwar nicht an grösseren
Tempeln, aber wohl an alten heiligen StäUen ; ehe jedoch von
ihnen ^ie Rede sein kann,, sibd erst die übrigen zum 6d)iete
des Berges gehörenden Thäler zu betrachten. Zwischen ihm
und dem Caelins liegt zuvörderst das Thal des Colosseum.
Hier war jedenfalls der Bezirk, welcher in alter Zeit Gerö-
ll ensis genannt wurde, nach Varro *) ein Theil der Cari-
1108) L iy. I, %6, (pater) qttibuMdam piaeuktHbtu MOWi/teiU /aetü,
quae deinde genti Horatiae tradita sunt, irantmüsit per viam tigillo
eapite adoperto velut sub iugum mint iuvenem» Id hodie quoque pw
bliee semjjerrqfeetum manet, ^ Sorortum tigil/um voamt, D l o o vs.
III, 7'2» MOHeivot ßtofAOv« tdffvaofisyoi dvo, top fiiv^Il^ag, ^ liXoyx^ int^
OKonetv ä9eX(pas* top 9* 'in^ov tmxmQiov ^$ov ztyoQ ij daifiovoSy *Iapov
JbtyofUvov %aza n^v imwaf^tov yXwTtap , iaatvvftov di Ko^axltov TÖiv
avai^t&ivToiv avaxfftwv vnb roS av3^6s' nal &voias rivae in clvtoXs
noa^aayriQ roig xe aXXoit tta^a^fioZf ^^«rafroy utü relevruivTec vwnyar
yov Tov 'O^ariov vno ivyov, — ^or* a iv rf msvom^ ». r. X. — it^a
o'l X8 ßwfiol lUvovotv oiTOTS iSgvd'ivTtt, xal ivkov vTvi^ ttvtdiv xixaTiu
Svol vots avxutov aXl^lwvToiiois iytjQM)afUvov, 6 ylvtxat xoZs i^wvoiv vni^
netpotlng xalovfjtsvor x^ *Putfiaiitfj otaXittxw avXov aif tXipiji, touro
filv dff t6 x^Q^ov xijs avfi(po(fae\ov ai'9^69 fipijfistov iv xfi n6?,ei Vx$
avXaxTBif -d'voiaiQ ytQtugofjupov wA 'Pwfiralwp «a^ axaaxw ivutvtor.
Fest. p. 297. Sororium ttgillum. — duo ti^Ula tertio stiperieeto,
quae pater eiu$ constituerat^ velut *ub iugum mistuM / tubit , conse-
cratisque ibi aris lunoni Sororiae et lano Curiatio Itberatua omni
noxia sceleris est auguriis approbantibtis. ex quo sororium id tigil"
tum est appellatum. Vgl. Paul. Diac. p. 307. Aurel. Vi ct. vir.
ill. 4, 9. quod nunc quoque viae suppositum (1. auperpositam) Soro^
rium appellatur.
9) L. L. V^ 8. p. 52. Carinae et inter eas, quem looum Cero-
liensem appellatum apparet, quod primae regionis quartum saerä»
rium scriptum .sie est: „Cerolienses quatriceps circa Minervium qua
in Caelio monte itnr in Tabernola est/^ Ceroliensii a carinarum
iunetu dietus Carinae^ postea Cerionia, quod hinc oritur caput Sor
erae viae, ab Streniae sacello quae pertinet in arcem ejbc. Vgl.
S. 220. Eioen Hain der Sirenia oeoDt Symmach. ep. X, 35. jib
exortu paene urbis Martiae strenarum usus adolevit ßuetoritate re-
gime Tatii^ qui verbenas Jelicis arboris ex luco Strenuae anni novi
auspices primus accepit,
34
530
neiif obwohl aus fletnen überaas dunkeleii Worten sich nicht
zn einer denttiehen Vorslellung gelangen lässt. Nun ist ans
dem Argeerfinagmente ersichtlich, dass diese Oertlichkeit dem
Caelius beüiachbart sein, und dass das Sacellum Stre-
niae schon in der Tiere unter dem Esquilin liegen musste,
da hei ihm die Saera via ihren Anfang nahm. Man irrl
also wohl nicht, wenn man diese Kapelle uQter die Titus-
thermen setzt, etwa dem Aufgange zum Caelius, jetzt Via
delia Navicella, gegenüber. Den östlichen Fortgang des Thals,
wo zwischen Via Lavicana und V. di S. Giovanni dieiUrehe
S. demente liegt, pflegt man als die im Argeerfragmente ge*
nannte Tabernola zu betrachten, ohne eigentlich sagen zu
können, welche Bedeutung auch nur der Name haben könne. —
Weiter wird über diese ganze Gegend nichts bekannt, bis auf
Nero, welcher in dieser Tiefe die schon erwähnten Hagna^
zu der aurta domus gehörig, anlegte. An ihrer Stelle er-
bauete Vespasian das riesenhafte Amphitheater, über wel-
ches der von den Gebäuden für Schauspiele handelnde Ab-
schnitt nachzusehen ist. Nahe diesem noch jetzt dem Römer
zum Stolze gereichenden Wunderwerke stehen zwei interes-
sante Denkmäler, das eine grösstentheils zerstört, das andere
verhältnissmässig wohl erhalten. Ersteres ist die Met a Su-
dans, ehedem ein gewiss prachtvoller Springbrunnen, von
dem freilich jetzt nur eine klägliche Ruine in der Mitte des
Beckens, welches das Wasser aufnahm, zu sehen ist. Nach
den Chronisten war es ein Werk Domitians ^^^^), wobei es
zweifelhaft bleibt, ob schon vor ihm sich an dieser Stelle ein
solcher Springbrunnen befunden habe , da allerdings derselbe
Name schon früher vorkömmt ^^). — Das zweite wichtigere
1110) HieroD. p. 443 Rone. Prosp. Aquit. p. 67i. Gassiod.
Gbron. t. II. p. 198. Gatal. imp. Vienn. p. 243.
11) Senec. ep. 56. In ii$ , qua» me nn» avoeatione cireumr-
sirepuntf essedas transeurrenUt pono, »t fahrum inquilinum^ et «ar-
rarium vieinum, aut hune, qui ad Metam sudantmn tabulas experi-
iur et tibias etc. Der Name scheiot mit der Beschaffenheit der Raine,
namentlich wie sie froher befanden worden , in keinem rechten Ein-
klänge na stehen^ and es könnte diess vielleicht der Annahme, daas
der Sprinsbmnnen an die Stelle einer früheren Meta tadans getreten
531
Benkmal ist der Triamphbogea Consiantins am Ein-
gange zu dem Tbale zwischen dem Palatin und Gaelius nach
seinem Siege über Maxentius errichtet, wie die Inschrift anf
beiden Seiten aussagt ^i^^). Besondem Werth verleihen dem
schon durch seine historische Bedeutung hoch interessanten
Monumente die vortrefflichen Sculpturen, welche einer viel
besseren Zeit angehörend zum Schmucke desselben verwendet
sind. Es sind theils Statuen gefangener Dacier, theils Reliefs,
welche sich auf Trajan beziehen und aus seiner Zek stam*
raen ^^). Cregen sie stechen die geistlosen Reliefs , welche
aus Constantins Zeit selbst hinzugekommen sind , seltsam ab.
Seine gute Erhaltung verdankt der Bogen jedenfalls der Ver-
ehrung, welche man gegen den ersten christlichen Kaiser
hegte; auffallend ist es aber, dass er, der gleichsam auf der
Grenze von vier Regionen steht (der II. Caeliraontana , der
in. Isis et Serapis, der IV. Sacra via, und der X. Palatium),
von der Notitia in keiner derselben genannt wird.
In dem Thale, welches die schmälere Zunge des Esqui-
lin von dem Viminal scheidet, war derVicus Patricius,
in der Richtung der heutigen Via urbana und Via di S.
Padenziana. Die Rechtfertigung dieser Annahme wird sich
sogleich aus der Bestimmung des Cispius Mons ergeben.
Die Tiefe aber, welche von den Spitzen des Esquilin, Vi-
sei, zar Unterstützang dienen. Vgl. Fieoroni, Festig, di Rom.
ant. I, §. Nrebnhr, Beschr. d. St. R. Hl A. S. 31!^.
1112) IMP. CAES. FL. CONSTANTINO. MAXiMO. P. P. AVGV-
STO. S. P. Q. R. QVOD. INSTINCTV. DIVLMTATIS. MENTIS. MA-
GNITVDINB. CVM. BXERCITV. SVO. TAM. DB. TYRANINfO. QVAÜI
DB. OMNI. BIVS. FACTIONB. VNO. TEMPORE. IVSTIS. REMPV-
BLICAM. VLTVS. EST. ARMIS. ARCVM. TRIVMPHIS. INSIGNEM
DICAVIT.
13) Man bat deshalb annebmeD wollen, der Bogen habe urspriing-
licb dem Trajan gegolten, and sei dann Constantin geweiht worden,
unter HininfägiiDg auf ihn bezüglicher Bildwerke) AUeia weon anek
im Ganzen die Gonstruction der Arkaden eine bessere Zeit zu verra-
then scheinen könnte, so wird diess doch durch die Mischaog von Ar-
chitektnrstücken verschiedener und spaterer Zeiten, welche gleich beim
ursprünglichen Bane verwendet worden sind, hinlänglich widerlegt. S.
darober Nie bahr, Beschr, d, St. R. III A. S. 314 ff., wo sich anch
eine aosrdhrliche Bescbreibaog findel. Abbildangeo bei Bellori,
r»t. are. Aug. t. 23. OTerbeke, Restes de Vane, R, II. t. 8. 9.
Piranesi. jint. Rom, L
34*
5»
minal and Qairinal eingeschlossen wird, war die vielbe-
rühmte Sabura, einer der lebhaftesten Bezirke des allen
Rom. Es ist alle Tradition, dass lange wohl ehe die erwei-
terte Stadt sich bis hieher erstreckte, und unabhängig von der-
selben sich hier eine dorfahnliche Niederlassang befand, die
auch nachdem die Carinen zur Stadt gezogen waren, sich ge-
sondert erhielt. So giebt Varro an, L. L. V, 8. p. 53.
Subura luntus $cribit ab eoy quod ßierit nib antiqua urbe;
quoi iestmoniwn potest esse, quod subest ei ioco, qui Terreus
murus vocatur* Sed ego a pago potius Suceusano diciam
puio Suecusam ; nunc scribüur teriia Utera C, non B. Pagus
Suecusanus, quod suecurrü Cerinü. Das wird erläutert durch
Fest p« 309. Suburam Ferrius alio libro a pago Suceu^
sano dictam aä: hoc vero maxime probat eorum auctoriiatOy
qui aiunij ita appeUaiam et regionem urbis et tribum a sta*
tivo praesidioy quod solitum sit succurrere ExquilOs , infe-
stantibus eam partem Gabinis. indicioque esse^ quod adhuo
ea tribus per C literam, non B scribatur. Vgl. p. 302. Suc'
cusanam tribum. und Quint. I. 0. I, 7« et Subura^ quum
tribus iiteris notatur, C tertiam ostendit (SYC.) m*). Wie es
demungeachtet gekommen sei, dass trotz des scheinbar unter-
geordneten Verhältnisses dieses Stadltheils mit Hintansetzung
des Caelius und der Carinen die erste Region in der serviscben
Eintheilung Suburana genannt worden, bleibt ein ungelösetes
Problem. Noch jetzt fuhrt der Anfang der Strasse, welche
in ihrem Forlgange Via di S. Lucia in selci heisst, den
Namen S üb urra und wohl ist es möglich, dass diese ganze
Strasse zur alten Subura gehörte und man in ihr die JSv-
ßovQ^a odoQi welche Appian nennt (Anm. 1098.), zu er-
kennen hat; vielleicht war diess die zweimal erwähnte Su-
bura maior. Dagegen ist die weitere Ausdehnung bis un-
ter den Quirinal durch den Beinamen der schon im fünften
Jahrhunderte erbaueten Kirche S. Agala alla Subnrra (im
IIU) Eine seltsame Etymologe giebt der Sehol. Craq. i. Hör.
Epod. V, 58. Subura autem dieta est a tuburendo^ quod in ea
regione Romae aliquando subustionibu» paludeta Heeata sint. Vgl.
Husch ke, Verf, d. Serv, S. 57.
■ ■ ■ 533
Mittelalter bald m StAurray bald super Subura) beglaubigt.
Ob der Aufgang nacb dieser Kirche und dem Quirinal fiir die
yon Martial V, 22, 5. genannte aüa semita Suburani elm
gelten könne, wird im folgenden Abschnitte besprochen. Die
mannigfaltigen Crewerbe, welche in dieser Gregend getrieben
wurden, machten die Subura zu einem der lebendigsten Stadt-
tbeile und es wird das Gewühl und der Lärm, welcher hier
herrschte, ron Martial namentlich mit lebhaften Farben ge-
schildert ^^1^). Vorzüglich scheint es daselbst eine Menge Cau-
ponen gegeben zu haben und, was sich gern damit yert)and,
sabfareiche Freudenmädchen ^^). Indessen wohnten in der Su-
bura auch angesehene Familien ^'), und in keinem Falle wird
man den ganzen Bezirk nur als Ort niedriger Gewerbe am
•denken halben. — Von öffentlichen Gebäuden dagegen , oder
loeis reUgiosii der Subura ist gar nichts bekannt^ als die
iibrigens auch ganz unbestimmbare Turris Mamilia, wo
Id. Octobr. die Suburanenses, wenn sie über die Sacravienses
die Oberhand gewannen, den Kopf des dem Mars geopferten
Pferdes anhefteten i*).
Was nun die Höhe des Esquilin selbst anlangt, so theilt
sie sich politisch in drei Theile ab: dieCarinae, Oppius
mons undCispius mons. Wie weit sich der Bezif'k der
Carinen yon S. Pietro in yincoli östlich ausgedehnt haben
möge, wird sich kaum bestimmen lassen. Diese Höhe fährte
11t5) V, 22. XII, 18. Das Beiwort elamosa bexiebi sich wahi^
scheiolich auf das Aasrafen geriD^rdgigerWaareo und Speisen, welche
Heromiriiger feil boten. Vgl. Becker, Gallu*. I. S. 244 f. Aeholieh
heisst sie bei luven. XI, 51. fervens. — Ein eigentlicher Vcrkaufs-
platz, forum, war hier wohl nicht; vielmehr sind es HSker, canpones,
vou welchen der unbemitteltere seine Bedürfnisse im Einzelnen kauft.
Mart. VII, 31, 12. X, 94, 5. Einpn Blick in das Treiben dieser Gegend
gestattet auch luven. XI, 136 ff. wo die perguia eines structar, der
in dieser Kunst unterrichtet, sehr interessant geschildert wird.
16) Mart. VI, 66. XI, 61, 3. 78. Pers. V, 32.
17) So Caesar: Suet. Caes. 46. Habitavit primo <Z Subura
modieU aedibuB, und in Martinis Zeit L. Arruntius Stella. XII, 3, ».
18) Fest. p. 178. Oeiober equus. — de euiuM capite non levis
eontentio solebat esse inter Suburanenses et Saeratnenses , ut hi in
Regiae pariete, Uli ad turrim Mamiliam id figerent. V^nU Diac.
p. 131. Mamilia turris intra Suburae regionem a Mamtlto nomen
aeoepit. Vgl. Plutarch. Qnaest. Rom. 97.
r- 534
moeh im seohzebnteii Jabrfaunderte denNamen te Carra^^^^};
aber wie weit derselbe gereicht habe, wird nicbi geiia^er an-
gegeben. So viel scheint indessen als gewiss anzHoehniea,
dass der grössere Theil der breiteren Zunge davon ausgescUos^
sen werden niuss. Es folgt diess fast mit Noihwendigkeit auß
Fest. p. 34S. Sepiimontio. — Oppius autem a/^ellatus esi^
ui ait Farro rerum kmumBTitm L. VIIL^ ab Opüre Ofpio
Tuseulano, qtä cum preesidio TuMCUlanorwn missus ad R0-
vMtm iuendam, dum TuUus HoMtüius VeioM appugnaret^ eonr
iederat in Carinü et Un casira habuerai. Es bleibt fireilich
nüglioh) worauf Festus Worte zunächst führen können , dass
der Name Carinae den Namen Oppius verdrängt habe $ denn
später werden ja nur Carinae und Esquiliae unterschieden und
in Varro's Zeit waren beide Benennungen, Oppips und Cispius,
nur noch Antiquitäten ^^) y aber so lange ein Oppius mons un-
terschieden wurde, kann er nur auf dieser Höhe gedacht wer-
den, da ausserdem innerhalb der serviscben Mauer gar kein
Raum für ihn sein würde. Auch Tällt es in die Augen, dass
die zweite servische Region ganz unverhältnissmässig klein
gewesen sein würde, wenn die ganze hreite Zunge als Carinae
zu der schon ohnehin sehr grossen ersten gehört hätte; und
auf ihm Oppius waren vier Argeerkapellen, was ein deutlicher
Beweis ist, dass er eine beträchtliche Ausdehnung hatte.
Wenn daher selbst S. Martine noch als im Bereiche der Carra
genannt wird^^), so kann doch durchaus nicht angenommen
werden, dass die ursprünglichen Carinae sich bis dahin er-
streckt hätten, und vielleicht reichen selbst die Titusthermen
noch über sie hinaus. Der Cispius^^) hingegen nimmt die
1119) Andr. Fnlv. de Urb. antiquit. p. 304. V^l. Niebukr»
ilom. G9$th, I. S. 431.
)0) Die Namen kommen nor bei den Grammatikern vor. Nach
Gelliut XV, 1, %, könnte es allerdings scheinen, als sei Gispias
auch noch in dieser Zeit üblich {^wesen. Br sagt: deinde suheuntes
moniem Cupium, canspieimus insulam quandam oeeupatam igni etc.
Allein das ist jeden faUs eben auch nnr gelehrte Benennung; im ge-
meinen Leben würde der Ansdrack nicht verstanden worden sein.
21) Nach Urlichs, Betehr. d, St. Ä. III B. S. 190.
ti) So heisst der Berg bei Festus und Gellius. vgl. Paul.
Diac. p. 49. Bei Varro L. L. V, 8. p. 55. hat der Florent: Cespeue
und im Argeerfragmente Cespiu»; das eine Mai corropt Seepttw.
535
Bcfamälere Zunge des Berges ein. Fest. a. a. 0. Smüit0r
Cisjmtm a Laevo Cüpio uänagntnoj qui eiusdem rd causa
eam pariem EsfuUiarumy quae iacet ad vicum Patticnan ver-
nts, m qua regione Bit aedis Meßiüj tuitus est. Es ist schon
erwähnt word^, dass der nach Panl. Diac. p. 221. im
Tbale gelegene Yicils Patrioius kein anderer war als die zwi-
sdMn dem Esqniiin and Viminal hinfuhrende Strasse, womit
nicht nur die obige Bestimmung des Cispins^ sondern auch
die gelegentliche Nachricht öbereinstimml, dass man von ihm
ans das Capitolium vetns auf dem Qnirinal sehen konnte^ ^^3).
Aker die entschiedenste Gewissheit giebt Anastasius, d^
im Leben Pius 1. p. 14 Bh die Kirche S. Pudenziana in
vico Palricii erbaut nennt, und mit ihm der Anonymul
von Einsiedln. In seiner Zeit führten noch die meisten
Strassen die Namen der alten Yici, und so nennt er denn
auch hier die Kirchen S. Pudenziana und S. Eufemia (später
zerstört) „in vico patricii^^. Es folgt aber auch schon aus
der Reihenfolge der Argeerkapellen , dass der Cispius die
schmälere Zunge war. Denn ihre Aufzählung beginnt süd-
lich mit dem Caelius und schreitet nördlich vorwärts. Daher
finden sich die vier ersten Sacraria auf dem Oppius , die bei-
den für die Region übrigen auf dem Cispius, was auch seiner
Ausdehnung angemessen ist.
Der Esquilin war allen Nachrichten zufolge in alter Zeit
mit Waid bedeckt, und daher hatten sich auch späterhin noch
viele heilige Haine erhalten, von denen freilich in Yarro^s Zeit
nur noch wenige Reste übrig waren ^). Ohne genauere Nach-
richt über deren Lage zu haben, lässt sich dieselbe doch eiui-
1U3) Es ist diess ersichtlich aas Mart. VII, 73.
MtquUiU domu* est, domus est tibi colle Dianae^
Et tua Patrioius oulmina vious habet*
Mino vidua» Cybelesy illine sacraria Festae,
Jnde noifum, veterem prospieis inäe lovem.
Wenn vnter dem Tempel der Cybele nicht füsUch etwas Anderes als
die Magna Mater auf dem Palati n verstanden werden kann, so leuchtet
08 ein) dass, wohin man auch den Yicus Patricias legen möge, von
ihm aas weder dieser, noch das eigentliche Capitol, noch endlich der
Vestatempel gesehen werden konnte, und es bleibt also nar das Capi-
toliom retos übrig. Vgl. den Absehn, vom Qnirinal.
24) L. L. V, 8. p. 64. quorum angusti fines : non mirum^ iam-
diu enim täte avaritia nunc est.
536
germassen bestammen, da die Ai^eerfragmente sie zur Beseich-
aaii(; der Sacrarien anfuhren. Demnach war das Fagutal
oder der Locus fagutalis mit dem Sacellum lovis
Fagutalis auf dem zunächst nach dem Caelius gelegenen
Theile, wo der Reihenfolge - nach der Oppius mons princeps
angenommen werden moss i^^^). Darauf folgte, nach der Porta
Esquilina hin, der Lucus Exqnilinus, der zur Bestimmung
der dritten und vierten Kapelle dient ^*); dann der Lucus
Poetelius auf dem Cispius gelegen und wahrscheinlich nicht
weit von S. Maria Maggiore ^^) ; endlich der Lucus luno-
nisLucinae mit dem im Jahre 379 d. St. erbaueten Tem-
pel der Göttin, wo das letzte Sacrarium war, weshalb er auf
der westlichen Spitze zu suchen sein wird ^^). Zwischen beide
tl!l5) Varro t. a. 0. Insaerü Jrgeorum seriptutn est sie : „Op*
pitu mons princeps Exquilisovis (Müll. Exquilis ouls) lucum faeuta^
lern etc.'* V, 32. p. 15!^. Fagutal a fago^ unde etiam lovis Fagutalis
quod ibi sacellum. Vgl. Panl. Diae. p. 87. FagutaL p. 341. Septi-
montium. Fest. p. 348. Septimontio, Plin. XVI, 10, 15. Silvarum
eerte distingnehatur insignihus (Roma). Fagutali lovi etiam nunc,
ubi lucus fageus fuit.
26) Ob aber diesem lucus Exquilinus , wo das Argeerfragment
das dritte and vierte Saerarium angiebt, gleiobbedeatead sei das JEscu-
letum, dessen Varro V, 32. p. 152. gedenkt: Cameta a comis — ui
Eseuletum ab esculo dictum etc.^ das ist sehr zu bezweireln. Dass
Varro einen Hain dieses Namens in Rom meine, gebt aas dem Znsam-
menbange bervor, und überdiess erwäbnt ibn aucb Plin. XVf, 10» 15.
0. Hortensius Dietator, cum plebs secessisset in Janiculum, legem in
Eseuleio tulit eic. Wenn aber dieses Bsealetam auf dem Esqailin ge*
Wesen wMre» so lässt sieb kanm denken, dass Varro nicht daranf den
Ifamen des Berges bezogen haben sollte. Man dreht sich also nur im
Rreise, wenn man den Namen Bsquilinas von escnletum ableitet und
dieses um des Namens willen auf den Esqailin setzt.
27) Im ArgeerlVagmente heisst es: Sceptiut mons quinticepsois
(M. eis) lucum Poetelium, Er wird weiter nicht erwäbnt und ganx
irrig haben die Siteren Topographen ihn mit dem lucus Petelinus oder
Petilinus bei Liv. VI, 20. Plutareh. Gamill. 36. identificirt, wo-
durch eine heillose Verwirrung in die Untersuehung über die Porta Flu-
mentana gekommen ist. Vgl. Anm. 228. Dass im Fragmente Sceptius,
was auch die besten Handschriften haben, nur aus Cespius verderbt
ist, ergiebt sich mit Gewissheit schon daraus, dass Varro selbst sagt,
es sei aus den Saeris Argeomm ersichtlich, dass der Bsquilin ehedem
io zwei montes^ Oppius und Cespius getheilt gewesen sei. Das schliesst
jeden dritten Namen aus.
28) Bei Varro a. a. O. Cespius mons sexticeps apud aedem
lunonis Lucinae ubi aeditumus habitare solei. Wenn die Ordnung,
nach welcher die Argeerkapellen genannt werden , sich jedenfalls auT
einen Jährlichen Umgang oder Opferzug bezieht, so muss die sechste
"n
^t
537
letztere möchte noch derLucusMefitis einzuschalten sein,
da die Aedes Mefitis gegen den Vicus Patricias hin gelegen ge-
nannt wird "^*). Nicht unwahrscheinlich ist es, dass eben hier
auf dem Esquilin auch der Lucus Libitinae war, wo die
Libilinarii ihre Niederlage hatten '®). Eine bestimmte Angabe
darüber ist mir nicht bekannt, aber die Nähe des allgemeinsten
Begräbnissplatzes spricht dafiir.
Wie schon der Lucas Mefitis auf die ungesunde Luft die-
ser Gegend hinweiset, so zeugen davon deutlich die hier be^
findlichen Altare der Mala Fortuna und derFebris (s.
S. 82.). Letzterer stand auf dem Platze des Mounmentom
G. Marii, das wir unweit S. Maria Maggiore finden werden.
der Resioa nothweDdis da gewesen sein, wohin der vom Caelius ans-
sehende Zog znletzt gelangte ; das Ut aber offenbar die über Via nr-
bana gelegene Höbe. Daas der Tempel der Inno Lacina schon in Ser-
vins Tallins Zeit vorhanden gewesen, ist eine Folgerung ans Dionys.
IV, 15. der nach Piso*s Annalen berichtet: ßovXofisvoe tcdi roip iv aotn
Star^ifiarrwv t6 nl^&o« tl8iva*, t&v re yswwfiipory nn^SaenoywoiUvmVt
nai Ttav eh avd^as iyy^atpofAivatv ^ ¥Taiev , oaov ¥dti vofiiofia xaraapi'
^tip vniQ inaüTov tovs n^ofnxovrag' tis ftiv xbv t^£ JBiXet&viag &tj»
oav^bv nv 'Poitfiaioi HaXovaiv * Hgay 0<aafpogop, viti(f rdiv yswwfiivwv
stg di Tov xrjg *ji(fQodhtjg iv ahm Ha&idQvftivav , ij¥ nQotayo(f9vova$
^ifiirinjVf vjtig tmv aatoywofiitHiiV, eig di vhv xijg Ne^TfjTog vniQ rmp
9tg avdf^g a^xofUvatv awTeXst$f, Wie unsicher eine solche Folgerung
sei, liegt auf der Hand. Dagegen nennt das Jahr der Erbauung PI in.
XVI, 44, 85. Ramae vero lotos in Lueinae area, anno qui ßiit sins
magUtratihuM CCCLXÄIX Urbü aeäe eondiia. Vgl. Foggini z.
Fast. Praen. p. 22. Sachse, Gesch, d, St. R. I. S. 476. Merkel
z. Ovid. Fast. p. GXXVII. Worauf die Sage beruhe, die Kirche S.
Maria Maggiore sei auf den Trümmern dieses Tempels erbaut, ist mir
nicht bekannt} Anastasius weoigsteos sagt nichts davon and die Rei-
benfolge der Argeerkapellen spricht dagegen. Nach Ovid. Fast.
II, 433.
Monte sub Esquilio multü incaeduus annü
Junonit magnae nomine lueus erat.
würde der Hain am Abhänge des Berges zu denken sein; indessen
hat das kein grosses Gewicht und der Lotosbanm, der auf dem freien
Platze am Tempel stand , galt ja als ein Rest des Hains. Vgl. noch
Paul. Diac. p. 147. Martias calendas. Ovid. Fast III, 245 if. und
die Fast. Praen. VI Non. Mart. FERIAE. MARTI. IVNONI. LVCI-
NAE. EXQVILIIS. QVOD. EO. DIE. AEDIS. EI TA. EST. PER
MATRONAS etc.
1129) S. Fest, in der oben für den Cispins angeführten Stelle.
Genannt wird er auch von Varro V, 8. p. 54.
30^ Dionys. IV, 15. (Aom. 1128.) Plutarch. Quaest. Rom.
23. ^Mc rtra ngog rag ratpag nifjrgaaxovatv iv ttf Atßtxlvfjg^ vofUZovteg
*AfpgodlTfiv elva& ttjv At-ßt^lv^jv. Varro b. Non. p. 64 Merc. p. 45
Gerl. Proluvium, Fest. p. 265. Rustica vinalia.
538
Unstreitig mosste zar Verpestung der Luft die Nähe des Cam-
pusEsquilinus, wo, wie weiterhin bei Erörterung einer der
schwierigsten Fragen gezeigt werden wird, nicht nur der altge-
meinsleBegräbnissplatz war, sondern selbst frei liegende Leich-
name der V^wesuttg überlassen wurden, bedeutend beitragen^
und darin ist jedenfalls hauptsächlich der Grund zu suchen, dass
der Esquilin wenigstens früher von den wohlhabenderen Classcn
der Bürger gemieden wurde und, wie der Viminal, nur mit gerin-
geren Leuten bevölkert war^*^^). Daraus erklärt es sich auch,
dass die gaaze Zeit der Republik hindurch nichts von bedeutende-
ren ötfentliohen Anlagen bekannt wird. Ausser den schon erwähn-
ten Tempeln derTellus und luno Lucina, der Fortuna Seia (Ann.
1179.)) der Tvyfj'JSmaTQctpofiiyf] (Plut. de fort. Rom. 10.) und
einem Tempel der Diana im Vicus Patricius^^) kann nur etwa
noch ein nicht ganz sicherer Tempel der Spes angeführt wer-
den, von dem nachher die Rede sein wird ; und allenfalls kann
in Frage kommen, ob der Name Curia veccbia, den im
Mittelaller die Ruine der Titusthermen führte, zu der Annahme
berechtige, dass hier die am Compitum Fabricium erbaueten
1131) Zweifelhaft bio ich, ob ich es darauf beziehen soll, wenn In-
VCD. in, 69. von dem naeh Rom strömenden griechiscbeQ Gesindel safft:
ffie alta Sicyone, att hie Amydone relieta.
Hie Jndro, ille Samo, hie Trailibus, aut Alabandis
Esquilias dictttmque petunt a vimine cotlem,
Viscera magnarum domuutn dominique ßtturi.
Ich kann mich kaum überzeugen, dass er meine, dieses Geschmeiss ziehe
in die HSoser der Reichen anf dem Esqnilin nnd Viminal ein. Es
ist wohl wahr, dass in spaterer Zeit der Esqnilin mit zahlreichen Pa-
lästen besetzt war; aber sie entstehen hauptsächlich erst im zweiten,
mehr noch im dritten Jahrhunderte, wo auch mehrere Kaiser bedeu-
tende Anlagen zu eigenem Gebrauche daselbst machten ; die Hauser
aber der literarischen Notabilitaten , die einst hier wohnten (s. u.))
waren keinesweges reiche Paläste. Auf dem Viminal wird zwar noch
zur Zeit der Republik ein prächtiges Haus genannt; aber im Ganzen
scheint er sich nie aas seiner Unbedeutendbeit erhoben zu haben und
gerade auf ihm können die magnae domus am wenigsten gesucht wer-
den. Daher scheint es wenig passend , dass gerade diese Berge ge-
nannt werden, und vielleicht will luvenal vielmehr sagen, dass diese
Abenteurer, die mit leeren Händen, ein lumpiges Gesindel , nach Rom
kommen, in einem geringeren Stadttheile ihr Unterkommen suchen, bald
aber durch ihre arteg in der tief gesunkenen vornehmen Welt beliebt,
angesehen und vertraut, endlich Eigentbumer der Häuser werden, in
die sie sich auf niedrige Weise eingescbmeiehelt haben.
Vt) Plutarch. Quaest. Rom. 3. Jia rl noXXwv ortwy iv'Ptn^tj
d^es ouu itsiounv.
589 —
Curiae noyae geweaea seien ^^^%). Das Curiosam nenat
allerdings noch: Hercukm SyUauum^ Minervam Medicam
«nd Isidem Patrieütmi aber von diesen onsidieren Nanen
kann erst weiter unten die Rede sein. Dag^en scheint es
ausser Zweifel, dass ein interessantes Denkmal aus der Zeit
der Republik auf der Höhe des Berges stand. Es ist schon
oben (S. 406«) angefahrt worden, dass C. Marias zwei Sie«*
gesdenkmäler, bma traphaea oder montsmenta errichten liess,
von deren einem nachgewiesen worden ist, dass es sich wahr-^
scheinlich auf dem Capitole befand. Nun steht noch jetaet bei
den Kirchen S. GioKano und S. Eusebio in den Winkel, wel-'
eben die Strassen di S. Bibiana und di Porta maggiore bilden,
hineingebaot die Ruine eines antiken Gebäudes. Es ist, wie
der Augenschein gelehrt hat, ein Wassercastell^ das Fabretti
{de aguü et aquaed. I, 39 ff.) der Claudia, Piranesi hin«
gegen (Antich. Rom. I. p. 26.) der lulia zueignet; aber in
zwei Nischen desselben standen ehedem die schönen Trophäen,
welche seit Sixtus V. (1585) die Balustrade des Gapitolplatzea
zieren. Eine durch das ganze Mittelalter fortlaufende Tradi-
tioti bezeichnet sie als die Trophäen des Manns unter dem Na*
men Cimbrum ^)und noch jetzt wird dieRuineTrofei di Ma^
1133} Fest. p. 174. Nwae euriae pr^asim^ eampiium Fabrietum
aedificatae sunt, quod parum amplae erant veteres a Romuio factae.
Sie auf iem Bsqnilin und zwar aaf der flSbe der Carioea zn saebea,
fiebt es keineD aodereD Gmod, als dass im Mittelalter altea Urkuoden
zufolge eine Gegend bei S. Pietro in viocoli den Namen Curia vetus
fiibrte. Blond. Plav. Roma inataur. II, at. Lveio Paono, Ant.
di R» P- 106. Dass darunler nicht die Curiae veteres verstanden wer-
den können , ist S. 98 fl. gezeigt worden ; dagegen wSre es mSglich,
dass sich die novae hier befanden hStten, wiewohl auf Benennungen
Jener Zeit überhaupt nicht zu viel zn geben ist.
34) Ordo Rom. a. 1143. Mabill. Mus. IUI. W. p. 14t. redit
ad palatium per montem Exquiiinum, intrans sub areum, ubi ditihtr
maeellum Lunanum (s» a.) , progreditur ante templum Marii, qvod
voeatur Cimbrum. Poggio Flor, devariet urb. Rom. fol. 50. Sunt
et monumenta quaedam scripta, quae hodie Cimbron appeliant, Tem-
pittm ew manubiis eimbrieis a C. Mario factum : In quo adhuo eins
trophaea conspiciuntur. Darnach sollte man glauben j Poggio habe
noch eine Inschrift daran gelesen. Dass er aber, wie der Ordo Rom.
ein templum nennt , darf keinesweges die Existenz eines solchen an-
nehmen lassen; denn eben dadurch, dass er sich auf die Trophäen
bezieht, bezeichnet er die Ruine des GastelU .
540
rio beiiaiinl und die Kirche S« Giuliano fahrt den Beinamen
alä Traf ei di Mario. Man ist also dorchaus berechtigt) das
eine Monumentum G. Marii hier anzunehmen und auf diese
Oertlichkeit passt sehr wohl die Angabe bei Valer. Max. II,
5, 6., dass der eine Altar der Fiebergöttin in area JUariana*
rum monumentorum sei. Wenn man den Styl jener Trophäen
der Zeit Trajans entsprechend gefunden hat, so ist zuvörderst
freilich nicht daran zu denken, dass wir die ursprünglichen
von Marius errichteten Denkmäler vor uns haben könnten.
Sie waren in der suUanischen Periode zerstört worden und
Caesar sorgte für ihre Wiederherstellung "'^). Offenbar muss
aber eine abermab'ge Erneuerung Statt gefunden haben, da die
Trophäen sich zuletzt an dem Castelle einer Wasserleitung
befanden, die, wenn es die lulia war, erst im J. 719, wenn
die Claudia, erst 803 nach Rom geführt wurde; und da die
Uebereinstimmung mit ähnlichen Sculpturen ans Trajans Zeit
nicht in Abrede gestellt werden kann, so könnte sie allerdings
durch Trajan geschehen sein \ aber für entscheidend wird die-
ser Beweis nicht gelten können \ denn ein Theil der Aehnlich-
keit kömmt jedenfalls auf Rechnung der Gleichartigkeit der
Waffenstücke, aus denen sie zusammengesetzt sind ^^).
Erst unter Augustus sah der Esquilin auf seiner Höhe
grössere öffentliche Anlagen enUtehen. Dahin gehören zu-
nächst die berühmten Horti Maecenatis, eine grosse
Parkanlage, welche einen Theil des servischen Walls und des
Campas Esquilinus umfassten, wodurch dieses früher schauer-
liche Leichenfeld zum angenehmen Spaziergange umgeschaffen
wurde '^). Wenn wir aber darüber bestimmte Nachricht ha-
lt 35) Sueton. Gaes. 11. iropaea C. Marii de lugurtha, deque
Cimbrii atque Teutonis, oiim a Sulla difiecta, restituit Ihrer gedenkt
aack noeh V aler. M az. IV, 4, 8. VI, 9, 14. -a. S. 406 fl. und die Nack-
triffe.
36) Abbildungen der ganzen Roine mit den Trophäen a. b. Du
P^rat, Feitigf. t. 27. Gamncci, JnHch. di R. p. 100. Die Tro-
phäen im Speculum Rom* magn\fic, t. 53. 54.
37) Bekannt ans Ho rat. Sat. I, 8, 14.
Nunc licet Esguiliie habitare salubribus atque
Aggere in aprieo spatiari^ qua modo triste*
Albie if\formem epeetabant ostibue agrum.
541
ben, 80 ist dagegen zweifdhaft, wie weit diese Gürten sich
südlich ausgedehnt haben, indem eines Theib nns gemeldet
wird, dass Nero die Anlagen der aurea domus oder schon firö-
her der domus transitaria bis zu ihnen fortgeführt habe ^»s))
anderen Theils ihre Lage durch die Thermen Trajans bezeich-
net wird''). Die Beantwortung dieser Frage ist nicht von
der Untersuchung über die Thermen des Esquilin zu trennen
und daher dort nachzusehen. Der in diesen Gärten gelegene
Palast des Maecenas befand sich jedenfalls auf einem, der höch-
sten Punkte und ein Theil desselben erhob sich nberdiess in
mehreren Stockwerken, um die freie Aussicht über die ganze
Stadt und weithin nach Tibur und Tusculum zu gestatten. Da-
her sah auch Nero von hier ans der grossen Fenersbrunst
zu ^^). Durch Erbschaft fielen die Horti Maecenatis dem Au-
gusttts zu, und wurden öfter von der kaiserlichen Familie, na-
mentlich von Tiberius vor seiner Thronbesteigung bewohnt
(Anm. 873.). Aus der späteren Kaiserzeit ist mir keine Er-
wähnung erinnerlich und vielleicht waren sie anderen Anlagen
gewichen. Ob sich in ihnen auch der von Mäcenas angelegte
mit erwärmtem Wasser angefüllte Schwimmteich befand, ist
sehr ungewiss '^*)* — Benachbart den Gärten des Maecenas
Zo V. 7. „navis korlU*^ sa^t ^^^ Scbol. Craq. antea Esquitina
regio sepulcru servorum et müerorum erat dedieala, Maeeemas autem
tonsiderafu aerU saiubritatem hortos eo loeo eonstituit. ood zq v. 14.
guia in Etquiliit Maecenas domum exstruxit eique addidit amoenos
hartos perditit pritu et subrutis sepuicrit,
1138) Tacit. Ann. XV, 39. Vgl. Sneton. Ner. 3t. Anm. 884.
39) Acr. z. Hör. v. 8. antea sepulcra tränt in loea, in quo
sunt horti Maecenatis , ubi sunt modo thermae. Bestimmter
der Schol. Craq. ad hunc iocum^ ubi Priapus stabat, olim servorum
eadavera portari solebant sepelienda, ubi quondam Thermae
Traianae et domus Creseehtiae,
40) Sneton. Ner. 38. ffbe ineendium e turri Maeeenatiana
prospeetans ete. Die turris ist nicht so wohl ein Tharm, als ein über
das übrige Gebäade hinausragender Theil von mehreren Stockwerken,
bei Ho rat. III, 29, 10. moles propinqua nubihus arduis, s. Heyne
z. Tib. I, 7, 19. Gerade so gebrauchen die Griechen nv(^og. S.
Becker, Charikles, I. S. 195. In Bezug auf die weite Umsicht sagt
Horaz: Ne semper udum Tibur et Aesulae Declive eontempieris ar-
Wim et Telegoni iuga parrieidae,
4l)DloCass. LV, 7. n^vStre xoXvfifl^&oav ^s^^fiov vdairoc h
rj nolet natsoMvaae. Vgl. d. Abschn. üb. die Thermen.
542
waren auch die Horti Lamiani ^^'^^), wahrsebeinlieh Ton
Aelius Lamia, dem von Horaz gefeierten, angelegt; and da
nach Valer. Max. IV, 4, 8. schon in früherer Zeit das alte
edle Geschlecht dieser Lamiae da, wo nachher das Monnmen-
tum Marii errichtet wurde, seine Wohnung hatte, so ist die
schon von Nardini geäusserte Vermuthung, dass sie in der
Gegend von S. Bibiana gewesen sein möchten, nicht unwahr-
scheinlich. Hier wurde Caligula begraben; wahrscheinlich
aber später seine Asche anderwärts beigesetzt *^).
Augustus machte selbst auf dem Esquilin umfängliche An-
lagen, wiewohl nicht unter seinem Namen ; ob aber damnter
auch das Macellum Livianum gehört habe, ist eben so
Eweifelbaft als dessen Lage zwischen S. Maria Mäggiore oni
S. Vito gewiss. Alles was Urlichs {Beschr. d. Si. R. lUB.
S« 211 f.) über seine Weihe und die angeblich damit verbun-
dene Po rticus Li via sagt, erweiset sich bei näherer Prü-
fung durchaus als unrichtig. Die Stelle, welche von seiner
Einweihung sprechen soll, ist bei Dio Cass. LV, 8. (Tiber.)
gm OB /liTa t^q ßAfjt Qoß» Allein wo ist je ein Macelinm %9^
fiiriüfjba genannt worden , was jederzeit einen der Gottheit
geheiligten Raum bedeutet. Vielmehr ist eben hier die Po r-
ticusLivia gemeint, in welcher sich der zugleich geweihete
Tempel der Concor dia befand, wie man aus O vi d unzwei-
deutig ersiebt **). Nun wird allerdings von einer späteren De-
1142) Philo lud, ne^l a(fST, M.nQeoß. t. 2. p. 597 Mao;. Mtra-
nXtiQiOV 9i tiaiy aX^katv r« xal t^s TroXeutg,
43) Suetoo. Gal. 59. Cadßver clam in hortos Lamianos üspor-
tatum et tumultuario rogo temiambuAum levi cespite obrulum est;
postea per sorares ab exsilio revertat ertUum, cretnatum tepul-
tumque.
44) FasL VI, 633.
Te quoque magnifiea^ Concor dia, dedicat aede
Livia, quam coro praettilit iila viro,
Disee tarnen, venient aetat, vbi Livia nunc est
Porticut, immentae tectafuere domus,
Sie war nämlich auf der Stelle erbaut, wo das Haus des öppigea und
grausamen Vedius PoUio gestanden hat. August erbte es von ihm und
Hess es niedorrcissen , um das Andenken des Mannes tu vernichtep.
543
dication der Porücas Livia berichtet. Dio Cass. LVI, 27.
17 V« ovo c! 17 Aiovta naXovfkivij dxo9o/Ai^&ii re iß
%ifi/i}v %ov %9 Fatov sca) rov Aovnlov, t&v Ktxiüa^
Qmv, mal TOT« na&iSQw&fj* Allein hier ist einzig wahr die
Verbesserung Merkels z. Ovid. Fast. p. CXLI., wonach
za lesen ist ij t« azod f] 'lovXia xaXovfuPtj. Denn abge«
sehen davon, dass die Porticus Livia lange vor dieser Zeit als
bestehend erwähnt wird, was fiir einen Sinn soll es haben,
dass die Porticus zur Ehre des Caios und Lucius erbauet
wurde, wenn die Dedication unter dem Namen der Livia er-
(blgte, zumal da beide Caesaren nicht mehr lebten ? Nur in so
fem möchte ich von Merkel abweichen, als mir es wenigstens
unentschieden scheint, ob unter der oToa 7ovXla die Basilica
lulia oder die Porticus lulia zu verstehen sei. Denn Sueton
sagt ja Aug. 29. porticum basMcarnquc Caü ei Lucn. Vgl.
Anm. 628. — Was nun das Macellum anlangt, so ist wenig-
stens so viel gewiss, dass lange vor Augustus hier ein solcher
Markt bestand; denn Appian sagt ja in der schon mehrmals
Dio Cass. LIV, 123. on(oi iitjdhf fimjfUovpifv iv t?J irokti ^xS 9 «av«*
ßakui¥^ ntf^iar^ov ynoSofuiaaTO , «al o» t6 0vofia t6 top HwXl»-
vog, iVM t6 T^i udioviaQ iniy(^i^9, revro fUv ovv vvre^ov iwoAjQe.
Das war im J. 739. Die Dedication erfolge 747. Dagre^eo die Dedi-
cation der 9roä*Iovlia erst 7Ü5. Schon daraas ist es ja lilar, dass
VCD der Porticos Livia s>r nicht die Rede sein kaoo ; denn diese
wird schon von Ovid. Art. I, 71. erwibnt:
JVec an vfiettiT, quae prüeü spana iaheiiii
Pariieus aueteris Livia nomdn habet.
also wenigstens om zwBlf Jahre früher als das von Dio berichtete De-
dieationsjahr , wo überdiess Ovid schon einig« Jahr exsilirt war. —
Ans Dio^s Ausdrocke 9r«^/ffr<por ergiebt sich zugleich, wie gans
irrig Urlichs annimmt , die Porticns Livia sei ein SMnIengang auf
der HShe über Via di S. Lncia in selei, von der Subora nach den Ma-
cellnm gewesen. Vielmehr schlössen ihre vier Halien in derselben
Weise, wie die Porticns Octaviae, eine Area ein nnd aof ihr den Tem-
pel der Goncordia, wie in jener die Tempel des lopiter nnd der föne.
Daher ist es ein Schtes vB/iiviüfia und so erkIMrt sich Plin. XIV, 1,
3. üna viiis Ramae in Liviae porticibus subdialeg inambu--
lationes wnbrosis perguliM opaeat. Ausserdem scheint derselbe bei
dem Tempel der Conoordia (nach S. 218.) an den Tempel am Clivu»
Capitolinns zn denken. Aber .dieser war ja im J. 764 unter Tiberina
und Dmsus Namen dedicirt, nicht unter dem der Livia. Dass endlich
das Macellum Liviannm und die Porticns Livia gar nichts mit einander
gemein hatten, ergiebt sich daraus, dass dieNotitia Brsteres in der
fnnften, Letztere in der dritten Region nennt. — Der Porticns gedenkt
auch Strab. V, 3. p. 360.
544 •
angeflBhrten Stelle Civ. I, 58. Marios und Sulla seien zusam«
mengetroffen negl vf^v AIü%vXbiov dyoQav ^^^^). Ob nun
dieses Macellum Esquilinum ebenfalls von Livia oder
von Augusttts unter deren Namen neu eingerichtet worden sei»
oder ob der Name von einem früheren Erbauer herrühre, das
wage ich nicht zu entscheiden. Allerdings wird der Ort in
mittelalterlichen Schriften eben so wohl Macellum Libiae
oder Libyae als Llvianum genannt ^^); aber freilich ist
auf Benennungen dieser Zeit nicht viel zu geben.
Was nun diePorticus lulia^^) oder Caii etLucii
Caesar um anlangt, so ist sie durch Suetons ausdroeUiche
1145) Eine loschrift bei Glampini VeU mon. I. ». 245. (o.
ürlichs. S. 210.)lantet: C. COCCIVS. C. L. HERAC. AR6ENTARIVS.
DB. FORO. ESQVILINO etc. Eine zweite von Grater p. CLXVIII,
7. als in der Kirche S. Vito beandlich angegeben : FL. EVRIGLES
EPITYNCHANVS. VC. PRAEF. VRB. CONDITOR. HVIVS. FORI. CV-
RA VIT. Schwerlich wird der Aasdmck conditor von etwas Anderem
als einer Wiederherstellnog zu verstehen sein; jenes Fomm Bsqnili*
nnm aber, wie die ^laxvXe^s ayo^a bei Appian, ist eben das Maceilnm
Liviannm. Was Urlichs S. 21U f. angiebt, dass die Republik nnr
ein Maceilnm gekannt habe, das im J. 573 auf dem Caelins angelegt
worden sei ; dass Augnstns den Esqnilien neben jenem esquilinischen
Forum noch einen grossen Markt, das Maceilnm Liviannm gewährt
habe, das ist alles ganz nngegriindet und beruht, die ersteren Behaup-
tungen anlangend, auf dem falschen Verständnisse zweier Stellen , bei
Varro L. L. V, 33. p. 148. uod Liv. XXVII, 11. (Vgl. Anm. 1050.)
Weder bauten die Censoren in jenem Jahre das Macellum auf dem
Caelius, noch war dieses das einzige, noch giebt es endlich irgend
eine Andeutung, dass Augustus eine solche Anlage auf dem Esquilin
gemacht habe. Es ist nur der Name Liviannm, der zu der Vermuthung
fuhrt. ■- . • . •
46) A D a s t. Vit. L 1 b e r 1 1. p. 57 Blanch. Hie fectt basilicam
naminisuo iuxta macellum Libiae, Vit. Sixti IIL p. 70. Uio
feeit basilieam sanetae Mariae (Maggiore) , quae ab antiquis Liberii
cognominabatur iuxta macellum Libyae, Hieher gehört nun
auch die schon angeführte Stelle des Ordo Rom. v. J. 1143. p. 141.
wo der Frocessioosweg von S. Maria Maggiore nach dem Lateran an-
f gaben wird: intraru sub arci/m (Gallieni), ubi dicitur macellum
uHanum (1. Liviannm), progreditur ante templum Marii, quod
voeatur Cimbrum. Dadurch ist zugleich die Lage ziemlich genau be-
seichnet! zwischen S. M. Maggiore und dem Arcus Gallieni oder der
Kirche S. Vito, die auch den Beinamen ad macellum martyrum fuhrt,
weil hier viele den Märtyrertod erlitten haben sollen, auf einem Steine^
den man noch in der Kirche aufbewahrt.
47) Dass eine zu Ehren der Söhne des Agrippa (von der lulia)
erbauete Halle lulia genannt werden konnte, darf nicht befremden;
denn beide waren von Augustus in aller Form adoptirt. Sueton.
Aug. 64.
545
Angabe hiidäiiglich gesichert and wenn bei Dio GajMias sehen
um des chronologisehen Widersprnchs willen nothwendig aroä
*IavXia zu lesen ist, so möchte ich auch das lieber von der
Porticus als von der Basilica verstehen, namentlich weil das
Monumentnm Ancyranupoi von der Letzteren als noch unbeen-
digt spricht. Nach Sneton. Aug. 101. wurde diese Schrift
mit seinem Testamente und zwei anderen Aufsätzen dem Se*
nate übergeben, damit sie in Erztafeln gegraben am Mausoleum
aufgestellt werde. Will man nun auch zugeben, dass sie vor
765, also früher als das Testament abgefasst sein könne , so
ist es doch nicht wahrscheinlich, dass die Qaosel: et $i vvms
non perfeeissem^ perfid ab keredibm meis iusti^ darin gebUe«
ben sein würde, wenn die Basilica schon zwei Jahre früher
dedicirt war. Ob nun aber die Porticus eben. hier auf dem
Esquilin gewesen sei, das lässt sich durchaus nicht behaupten.
Das Monum. Anc. nennt sie nicht: das darf um so weniger
befremden, als auch die Porticus Livia und Qptaviae darin
nicht erwähnt sind (vgl. Anm. 628.), und eben so wird das Ne-
mns Caii et Lucü Caesarum nicht unter den operibus , son-
dern nur gelegentlich inBezug auf dieNaumachie genannt i^^^).
Dass es aber eine Anlage Augusts war, versteht sich von
selbst, und ist durch den Epilog des Monum. so wie durch an-
dere Nachrichten unzweifelhaft gewiss ^^). Daher ist es denn
selbst möglieh, dass die Porticus lulia zu dieser Anlage gehört
hat. Zwar findet sich auch auf dem EsquiUn ein Denkmal, an
dem die Namen der Caesaren Caius und Lucius zu haften
scheinen : unweit Porta Maggiore, dem von den Trofei di Ma-
1148) NAVALIS. PROELIl. SPECTACVLVM. POPVLO. DEDI
TRANS. TIBERIM. IN. QVO. LOGO. NVNC. NEMVS. EST. CAB-
SARVM.
49) Di« griechische Uebenetzung (Gerh. ArchawL Zeit. 2.
S. 2%) nennt: aXaoi Katau^atr, Darnach ist in der lateinischen In-
schrift, wo die sechste Zeile anfängt CAESARVM, zv ergänzen nemtu
Caesarum, Dio Gass. LXVI, 25. ancb von einer Naomachie unter
Titus: 1^0» iv vtjf alasi zf rov Fatov tou re uiovxiov. Taeit. Aon.
XIV, 15. apud nemtu y quod navaCi $tagno eircumposuit Augustut,
Sueton. Ang. 43. Die Notitia nennt es als Gaianum als ersten
Funkt der Reg. XIV. Im Gariosnm: Continet Gaianum et Frygia-
num, wo zu lesen Lucianum,
35
548
nicht berechtigen, gerade ein Nympfaaeam anzunehmen; in Be-
treff des Arguments aher, welches unstreitig das wichtigste
sein würde, der Stelle, welche das Nymphaeum Alexandri im
Grenzverzeichnisse der Notätia einnimmt^ ist es unbegreiflicb,
wie man nicht eben darin den sichersten Beweis gefunden hat,
dass dieses nimmermehr bei Santa Croce gelegen haben kann.
Denn imCuriosum — und auch die übrigen Ausgaben der
Notitia weichen nur in einer einzigen hier gleichgültigen Um-
stellung ab ^>^) — beisst es also: Regio V* Exquäiae. Canii-
net Lacum Orfei. MaceUum Limani. Nympheum Alexandri.
Cohories II vigäum* Hertos Paliantianos. Berculem SyUa--
num. Amphitheatrum Casirense. Campum f^immalem sub
aggere. Minerüom Meiicam, leidem Pairiciam* Es sei jetzt
voriäufig im Sinne der Topographen angenommen, was ich
schlechterdings verwerfen muss , dass die Curve , welche bei
S. Croce einen Theil der Stadtmauer . bildet, dem Amphithea
trum Castrense angehöre : nun bedenke man aber, dass, wäh*
rend überhaupt 10 Punkte zur Begrenzung der grossen esqnili-
nischeu Region dienen, drei derselben und darunter die ausge-
dehnten Horti Pallantiani zwischen dem Nymphaeum und dem
Amphitheater genannt werden, da doch jene Ruine ganz nahe
bei Letzterem liegt. Dagegen ist das Nymphaeum der nächste
Punkt am Macellum Livianum und diess weiset uns deutlich
auf eine Gegend hin , wo allerdings einer sicheren Nachricht
und früher aufgefundenen, jetzt verschwundenen Resten zu-
folge ein Nymphaeum war. Denn der Anonymus vonEin-
siedln giebt von Porta S. Lorenzo bei S. Bibiana vorbei
nach S. Yito gehend Folgendes an :
ITBH ALIA VIA TIBVRTINA VSQVE AD SGM VITVH
(In sin.) Forma claudiana, PER ARCVM . (In dextr.) Scae agathae.
Scae bivianae NIMPHEVM Sei eusebii.
und wiederum von S. Maria Maggiore nach Porta maggiore
gehend , zur Linken : Sca maria maior Scs vitus. Nympheum
1154) Sie stellen 4eB Hercnlea . SttUanvs v«r die Horti Palian-
tiani.
S49
Scä bimna, wobei ebenfalls der Name Nympheum nicbt unler
Scs vitus, sondern anf derselben Linie, zwischen den beiden
Punkten zur Linken' und Rechten steht. Hiemach kann man
aUerdings geneigt sein, die Lage dicht bei dem muthmasslichen
Castell der Aqua lulia anzunehmen, wobei der Gedanke , der
Anonymus könne dieses irrthiimlich für ein solches gehalten
haben, ganz auszoschliessen ist. Indessen ist auch eine Nach-
richt, welche Flaminio Vacea giebt, nicht unberücksichtigt zu
lassen. * Er berichtet, dass zwischen den Trofei di Mario und
Porta maggiore, in Vigna Altieri die Statuen einer aus dem
Bade steigenden Venus und eines Hercules nebst Mosaiken ge-
fiinden worden seien, in einem achteckigen Gebäude, das er
für ein Brunnengebäude hielt ^^^>). Wie dem nun auch sei :
ein Nymphaeum war hier, und da die Notitia das Nymphaeum
Alexandri unmittelbar nach dem Macellum Livianum nennt, so
kann es keiii anderes als dieses gewesen sein.
Fällt auf diese Weise die Benennung der Ruine bei S.
Croce als Nymphaeum gänzlich hinweg, so ist auch daher kein
Beweis zu entnehmen, dass diese Gegend zur esquilinischen
Region gehört habe, und es fragt sich, ob es dafür andere An-
deutungen giebt. Für eine solche, oder vielmehr für einen
entscheidenden Beweis gilt nun allerdings die Ruine des Am-
phitheaters neben S. Croce, worin man von jeher und ohne
allen Zweifel das von der Notitia in dieser Region genannte
Amphitheatrum Castrense erkannt hat. Um diess zu
prüfen, ist es nöthig, sämmtliche von der Notitia genannten
Punkte in Betracht zu ziehen und , so weit diess möglich,
zu bestimmen. Das Erste , was nach dem Nymphaeum Ale-
xandri genannt wird,* ist der Wachposten der zweiten Ge-
hörte derVigiles; für uns natürlich ganz unbekannt. Dann
1155) Memor. 109. (Nardini, Jlotit. ant. IV. p. 42. Fea,
MueelL f. p. XCVIII.) Mi ricordo, dietro le spoglie di Mario accanio
U via, che mena a porta Maggiore , neUa vigna degli AJtieri , vi Fo
trovata una Venere beliissima , ch*esce dal bagoo , ed uo Ereole di
manno, coUocate in opera in uoa fabbrica ottaogolare : suppongo pot-
esse essere nna fönte. Vi si trovarono ancbe dae musaici etc.
550
aber folgen die Horti Pallantiani, einst eine Besitzung
des mächtigen Freigelassenen des Claudius, Pallas, lieber
ihre Lage sind wir nicht ohne NachrichU Frontin. de
aqua ed. 20. sagt von der Leitung des Anio novus und der
Claudia, welche auf denselben Bogen in besonderen Canälen,
der Anio tiefer, die Claudia darüber fiiessend, hinter dem so*
gen. Sessorium an die Mauer treten und längs derselben hin
über Porta Maggiore hinweg weiter gehen : Fituuntur arcus
earum post hortos Pallantianos ei mde m tmum ür»-
bis fiUulü A'dueuntar. Portern tarnen sui Claudia prius m
arcus, qui tocautur Nerontam^ adSpem Fe ierem trat»-
Jert. Die Arcus Neroniani (S. 500.) beginnen diesseits Porta
Maggiore, wo die Claudia sich in scharfem Winkel nach die-
sem Thore wendet. Hi^ ist uns also die Spes Vetus gewiss.
Aber von da zog die Leitung der Qandia weiter und endigte
hinter den Horti Pallantiani. So lagen also diese offenbar
rechts von dem Thore, zwischen diesem und den Trofei di
Mario. Aus diesem Grunde scheint Fabretti's Annahme, das
Castell der Trofei gehöre der Claudia an , sehr ansprechend,
und die Meinung, es sei die lulia, wird um so zweifelhafter,
als von ihrer Yertheilung auf dem Escpiilin gar nichts gesagt
wird. Frontin. 19, Hae tres a piscinis in eosdem arcus
redpiuniur. Summus in his est luUae^ inferior Tepulae^ de*
inde Marcia* Quae ad libram coUis VminaUs ccniunctim
infra terram euntes ad Fhninalem usgue pertam deveniunt.
Ibi rursus emergunt. Prius tarnen pars luliae ad Spem Ve^
terem excepia castetüs Coeliimontis diffunditur; Marcia au-'
tem partem sui post hortos Pallantianos in rivum^ qui vocU"
tur Herculaneusj deUcit etc. So versorgte also der Rest der
lulia den Viminal und nicht den Esquilin, man mSsste denn
annehmen, dass sie später als Frontin dahin geleitet worden
sei, was nicht wahrscheinlich ist, da der Esquilin ohnehin
wasserreich genug war. Nimmt man noch eine dritte Stelle
Frontins hinzu, art. 21., wo er vom Anio vetus sagt: Ae-
ctus vero ductus^ secundum Spem Feterem veniens intra
portam ExquiUnam , m alios rivos per Urbem diducitur.,
so ergiebt sich, dass der Name Spes Vetus, oder ad Spem
fUd
Vdoreoiy wakrsoheiDiieh nicht sowohl bloss etnenTempel i^^^),
aondera die Gegeod bei Porta Maggiore bezeichnet, damals
ansserhalb der eigentlichen SUidt gelegen^ die Horti Pal-
iantiani aber zwischen dem Thore, S. Bibiana und den
Trofei di Mario anzunehmen sein werden. Auf diese folgt
im Verzeichnisse derNotitia der Hercules Sullanus, wo-
bei man fireilich eben so wohl an eine blosse Statue, wie
deren mehrere zur Bestimmung der Grenzen gebraucht wer-
den, als an einen Tempel denken kann, Venuti, Deser. I.
p. 159. bat den Namen der oben besprochenen Ruine, le Gal-
luzse daher zo erklären gesocht, dass hier der von 0. lunius
Bmtos Callaicus erbauete Tempel des Hercules gewesen
sei« Die UnStatthaftigkeit dieser Vermuthung ergiebt sich so-
fort daraus, dass Pliniua diesen Tempel am Circus Flami-
nitts anfihrf ); dagegen ist es allerdings bemerkenswerlh,
dass bei der Rnine das Fragment einer Inschrifl gefunden ist,
weiche den Hercules Victor nennt ^*). Ich enthalte mich jedes
UriheOs, ob das Zehneck fSr einen solchen Tempel zu halten
1156) Allerdia^ gab ei ia dieser Gegead eioeo Tempel der Spe»^
aber zweifelhafi ist es, ob er nocb innerhalb der anrelianischen Mauer
kg. Die eiazige mir bekaoate aoadräckliche BrwabaaBg ist bei Dio-
DJS. 1X^24., wo von dem Siege des Horatias iiber die Etmsker vor
den Tboren Roms erzSblt wird : c»? ^i njv ra wfoJnyy pt^fi^ Atto ove^
ivimjaav n, r. X, Ist dieses Maass richtig^ so mnss der Tempel aasser-
balb der Mauern gelegen baben ; denn nach dem NoUi^schen Plane be-
trügt die EDtfernang von S. Vito oder der Stelle, wo das esqailinische
Thor angenommen werden mnss, bScbstens 4080 rümiscbe Fuss; die
acht Stadien aber geben 5000 Fuss und es reblea also fast VA SU-
dinm» Daza kb*ramt, dass die Spes Vetos auch in Bezog auf d4 Aqua
Appia genannt wird. Prontin. 5. lungitur ei ad Spetn f^eterem in
eof\/lnio hartorum Torquatianorum et Platitianorum ramus yiugu-
stae, ab Augueto in supplementum eins additus, imposito eognomine
regpondenti Gemellarum, und art. 65. Ad Getnellat tarnen, gut locus
est inter Spem Feterem^ ubi iungitur cum ramo Augustae etc. Die-
ser Punkt ad Gemeilas, wo die beiden Leitungen sich vereinigten, ist
jedenfalls ausserhalb der Stadt aozunehmen und überhaupt kann die
Appia nicht so nahe bei Porta Maggiore in die Stadt eingetreten sein.
57) N. H. XXXVI, 5. n. 26. (Mars sedens cotosseus) tu tempio
Bruti Caiiaici apud eireum eundem. Er hatte eben nur den Flaminius
genannt.
58) Gmt« L, 9. ,Jn Campo Esquilino^ non procul a tempio
deeageno t» Wnea fuadam fragmentum^*. HEHCV.. und darunter
VICTOa.
552
sei, aber in dieser Gegend mag allerdings der Hercules Sollt-
nus zu Sachen sein und, wenn man sieh erinnert , dass Solla
auf dieser Höhe über Marias siegte, so ist es aach nicht un-
wahrscheinlich, dass er eben da dem Hercnles Victor einen
Tempel weihete '^^^). Dazu kömmt, dass in den Ausgaben des
Plinius vor Harduin den obigen Worten angefügt ist : ad La-^
bicanem portam. In den bessern Handschriften fehlt diess,
und es ist mit Recht als eine ganz unstatthafte Glosse heraus-
geworfen worden ^^); denn in Plinius Zeit gab es nicht einmal
ein solches Thor und der Circus ist ja am anderen Ende der
Stadt. Aber wie ein solches Glossem beigeschrieben werden
konnte, würde sich daraus erklären, wenn wirklich bei Porta
Maggiore (im Mittelalter Lavicana« s. S. 204.208.) ein Tempel
des Hercules, der Hercules SuUanus stand.
Auf diesen Namen nun folgt im Verzeichnisse das Am-
phitheatrum Gastrense, das uns nur durch diese einzige
Erwähnung bekannt wird. Der Name selbst sägt es aus, dass
es zu dem Lager der Prätorianer gehörte, und zur Bestätigung^
dient, dass in dieser Gegend auch ein eben diesen Truppen
angehöriges Vivarium bestand (S. 207.). Da nun jenseit
S. Croce sich jene zur Stadtmauer gezogene Ruine eines Am-
phitheaters findet, so hat man von jeher auf sie den Namen
Castrense bezogen und die Regio Esquilina bis dahin sich er-
strecken lassen ^i). Damit ist nun aber die Notitia selbst ganz
1159) Einen anderen Tempel des Hercules Custot weibete eben-
falls Sulla im Girons FUminins nacb Ovid. Fast. VI, 209 ff.
60) Merkel z. Ovid. Fast. p. LXfV. tcbla^ statt der Worte
ad portam Labieanam vor ad pontem yatieanum. Aber wenn aacb
nicbt der i^anze Znsatz sieb entschieden als nnäcbt ergäbe; was hat
der Pons Vaticanns, wenn es eine Brücke dieses Namens gab, mit dem
Gircns Flaminius gemein?
61) Nur Urlicbs scheint, ohne die Raine bei S. Croce za be-
riicksicbtigeQ, sich anders darüber zu erküren. Er sagt III B. S. 34)2.
„Auf der andern Seite ist es von vorn berein anzunehmen, dass dem
ausgedehnten Lager der Prätorianer^ nahe bei der Sltem Porta Prae-
nestina (nach ihm S. Lorenzo^ gelegen, welches u. a. seinen eigenen
Tempel hatte, auch ein Amphitheater nicht gefehlt habe, natürlich
durch Gonstantins Zerstörung sammt allen übrigen Gebäuden vernich-
tet.^^ Dabei scheint nicht bedacht zu sein, dass, wenn es durch
Gonstantin vernichtet worden wäre , die Notitia es nicht nenneD
könnte.
553
unvereinbar. Dorefa ihre Angaben, die in der*grö8sten Ord-
nung sich erweisen, sind wir bis in die Nähe der Porta Prae-
nestina oder Maggiore gisbracht. Nun wird das Amphitheatnim
Castrense genannt, und unmittelbar darauf derCampusVi-
minalis sub aggere. Lasstmannnn auch diesen gleich
jenseit Porta S. Lorenzo beginnen, so bleibt doch eine Strecke
Ton mehr als 4000 Fuss, auf welcher nicht ein einziger Punkt
genannt wird. Dass das Verzeichniss nicht einen solchen
Sprung gemacht haben wird, liegt auf der Hand; wie man
aber gewöhnlich sich auf die Reihenfolge desselben nur berufen
hat, wo dadurch die schon gefasste Meinung unterstutzt wur-
de, so hat man auch diesen Widerspruch übergangen, wenig-
stens ihn nicht gellend gemacht. Dagegen hat man allerdings
an dem grossen Umfange der Region Anstoss genommen. Die
N 0 1 i t i a giebt ihn auf 15600 Fuss an ; dagegen hat ihn B u n-
sen (Besckr. rf. St. R. I. S. 181.), natürlich unter der Vor-
aussetzung, dass das Amphitheater bei S. Croce die südliche,
der Campus Yiminalis die nördliche Grenze machen, auf mehr
als 21000 Fuss berechnet. Um dennoch das Maass des Curio-
sum aufrecht zu erhalten, leugnet er, dass der Campus Yimi-
nalis, und eben so wenig dieser Hügel zur fünften Region ge-
hört haben, zumal da die Trennung desselben von dem Quiri-
nal unnatürlich und gegen das Eintheilungsprincip sei , indem
überall den augusteischen Regionen die servische Eintheilung
zu Grunde liege. Im Texte der Notitia aber will er statt Cam-
pum Funinaiem lesen Campum Esguilinum. Bei dieser über-
eilten Annahme ist gänzlich tibersehen, dass die Grenzen der
sechsten Region, die sonach den Yiminal mit dem Quirinal
umfassen müsste, von der Notitia sehr deutlich angegeben wer-
den und den Yiminal durchaus ansschliessen. Alle von ihr
genannten Punite liegen auf dem Quirinal : an der Seite gegen
den Yiminal giebt sie folgende an : Teniplum Dei Quirini.
HortoB Sallustianos, Gentem Flaviam. Thermas Diocletia-
nas. Letztere liegen auf der Scheide der beiden Hügel ; wol-
len wir aber nicht etwa den Tempel des Quirinus und die Gens
Flavia auf den Yiminal setzen, so müssen wir zugeben, dass
dieser nicht zu der Region gehört hat«— - Anders bat Urlichs
SM
(in B. S. SOS.) die Sehwierigkeit zu heben gesucht. Seioe
Worte sind; ,,Natibrlich miisate das esqiiilioisebe Feld, so
weit es die Gräber irgend zuliessen, immer mehr beschrSnki
werden, je mehr mit der Bevölkerung die Baulust slieg ; und
daher mag es wohl kommen, dass die Notitia seiner keine Er-
wähnung thut. Legen wir es auf diese Weise nahe an das
esquilinisebe Thor und beschränken es auf einen kleinem nir-
gends an die Regionsgrenxe anstossen jen Baum, wo auch spä-
ter noch die Verbrecher hingerichtet wurden, so werden wir
auch das daran grenzende TiniinaUsche Feld mehr herunter-
rücken müssen, so dass es unmittelbar unter den Wall des Vi-
minals, von welchem sich bekanntlich in Villa Negroni Reste
befinden, gesetzt werden nmss.^^ Wie Letzteres gemeint sei,
ist mir ganz unklar; höchst sonderbar aber ist die Vorstellung,
dass das esquilinische Feld durch die städtischen Anlagen nach
dem Thore hinauf gedrängt worden sein soll, während es viel-
mehr in der Natur derSache liegt, dass, je mehr die Stadt sich
ausdehnte, desto weiter der Campus hinausgerückt, d. h. anf
den entfernteren Theil beschränkt wurde« Es erweiset sich
aber auch die Annahme, dass der Platz, wo die Verbrecher
hingerichtet wurden, nahe am esquilinischen Thore gewesen
sei, entschieden als unrichtig«
In alter Zeit wurde ohne Zweifel die ganze Fläche, wel-
che sich innerhalb der Grenzen des Esquilin östlich von der
serviscben Mauer, durch wenig bedeutende Vertiefungen un-
terirrochen ausdehnt, Campus Esquilinus genannt. Hier
war der gewöhnlichste Begräbnissplatz ; keinesweges nur fiir
das gemeine Volk, sondern eben auch fSr die angesehensten
Familien i'*^). Allerdings war aber hier auch ein grösserer
Platz, wo die freies Begräbniss fanden, welche sich keine be-
sondere Stelle kaufen konnten, besonders aach für Skla-
1162) Das erhellt am dentlicbsten aas Cic. Phil. IX, 7. uHque
ioeum t^miero in eawipo E^gnilino ۥ Pansm consmi, sem quo
in ioeo videtur^ pede$ triginta quoquo versus adsiffnet^ quo Ser. tSui-
picius if{ferntur. Vgl. Ritsehl, Abb. ab. die Porta Ifctia, vor dem
Ind. &eM. «Mt iW^ p* 6.
55&
▼eQ ^^^)9 und eben so wurden hier Todesstrafen, wie Kreozi«
gnng der ^Javen vollzogen **) und die LeiehBame nnbeerdigt,
•ft in grosser Zahl hingeworfen ^^), wovon der Ort den Na-
men Puticnli erhalten haben aoU^^). Eben um diesem Ue*
beistände absohelfen und das Leiehenfdd zn entfernen , legte
vielleicht Maecenas hier seinen Park an, wodorch wahrsebein*
lieb die Begräbnissstelle weiter hinaosgerüekt wnrde . Wir erbh«
ren darüber nichts weiter; aber darüber fehlt es nicht an Nach-
richten y dass fortwährend and bis in die s|N&teaten Zdten der
Richtplatz der SkUven und anderer Vemrtheilten istCamirasEs-
qoilinus oder nahe dabei war ^^). Unter den daffir zeugenden Stel-
1103) Die HavpUtelle darüber ist bei Horat. Sat. I, 8, S.
Buü prius anguitii eteeta eadavera eellü
Conservus viii porUunda locMkat in area :
Boe mÜ9rae pUbi stabat commune sepuierum^
Pantolaho seurrae Nomentanoque nepoiu
Miile pedet in J)ronUy treceniot eippu$ in agrum
ffio dahat: heredes monumentum ne sequereiur,
Rlebtig erklärt der Sc bei« Aor. Negeio qui$ donavit arrum iuum
populQ Md sepnlera §t pomii Jtnes, ui habeant in laHtudinem mille
pedes, trecentosque in longitudinem, Hoe autem feeit, ne heredes
eHu publicum invadereni mamtmentum nee haberent faeultaHm p^
tendi epatium illud miile pedum ei ireeentorum,
64) Darauf beziebt ficb vnstreiti; Plaut. Mil. U. 4, 6.
Credo ego istoc eatemplo tibi eese pereundum extra portam^
Diipeseie mmnibut patibulum cum kabebie.
wie Rita cbl a. a. 0. S. 9. ans dem Ambrosianns berfpestellt bat.
Ueber die Strafe der Rranzi^ng, wotn patibulum , erux uv^A furea
dienten, s. die PrlvaUltertbnmer. YgU TaeiV XV, 60. Aam« 1167.
65) Namentlieb Vemrtbeilte. Ein Beispiel, wo es ia Masse go-
scbab, die Empörer Ton Rbeginm betreifend, IHbrt Dionjrslns an.
Mai. Script, vet, nov, colL II. p. 525. «al ov^i ra^s Mxvxov^ aXK
Huva&ivTtt iu rij^ ayoQaQ ek ayanenra/i'ivov r« tt^ r^s n6X§(oS ycei^/ov
vno oiwvwv 9tal uwotv Suf^a^aav. Daber sagt Hör. Epod. V, 99.
infepulta membra different lupi Et Eefuilinae alitee. und daber
Sat. I, 8, 16. der ager albis oesibu* in/ormie,
66) Varro L. L. V, 5. p. 42. Extra oppida a puteie Puticuli,
guod ibi in puteie obruebantur kominee ; niei potiue, ut AeHue serü
bit, Puliculae, quod puteecebant ibi eadavera pr^ieeta, qui loeue
publieue ultra Esquiiiae, Dasselbe sagt jedenfalls naeb Varro Paul.
Diac. p. 216. Scbol. Grnq. z. Sat. I, 8, 10. a puteü, foesie ad
eepelienda eadavera pauperum looue dietus e*t FutieuU* kic etiam
erant publicae uslrinae.
67) Taeit. Ann. li, 32. in P, Mareium eoneuhe extrm por^
tarn. Etquilinam , eum eUueieum eanere iuMtissenty mare prieeo ad»
vertere, Sneton. Gl and. 25. Civitatem Romanam ueurpantet in
campo Eequilino seeuri pereueeit* Deaselbea Ort beseicbaet Taei*
556
len ist eine besonders bemerkenswerth. Galba hatte den Frei-
gelassenen des Nero, Patrobiuä mit dem Tode bestraft. Nach
seinem Ende kaufte ein Freigelassener des Patrobius 'seinen
Kopf und warf ihn am Grabe seines Herrn, oder an der Stelle,
wo er hingerichtet worden war, hin "««). Davon sagt PI u t-
arch. Galb. 28. ig^ty^a^j y tovq vno t£v Kaiaagtov ho-
hx^ofiivovg S-avavovo^. 6 ih tonoQ Stjavegriov xa-
XhHai. Dieser Name ist offenbar verderbt. Lipsius z.
Tac. XV, 60. erklärt ihn: „quia semitertio ab urbe milliari."
So hat nie ein Römer gesprochen und er konnte nicht so spre-
chen ; denn so häufig die Bezeichnung durch ad quintvm , ad
decimum (lapidem) ist, so würde doch sestertius gar keinen
Sinn haben , eben weil dabei lapis gedacht werden müsste,
und doch zur Bezeichnung der Mitte zwischen zwei Milliarien
kein lapis stand. In solchem Falle sagte man inter secun-
.dum et lertium lapidem^ oder mtra tertium ab Urbe lapi-
dem^ oder, was das Gewö'bnb'chste ist, man nahm den Mei-
lenstein, dem der Ort am nächsten war, z. B. ad tertium,
wenn er auch nicht eben dabei stand. Wie ich schon an-
derwärts ^^) gezeigt habe, muss bei Plutarcb nothwendig ge-
lesen werden: o 9h Tonog JSeaadgiov xaX£Hai. Denn
so hiess der Ort, wo noch in den spätesten Zeiten die Vcr-
urtheilten hingerichtet wurden. So heisst es in den Ex-
cerpt. Vales. e libris chron. (am Schlüsse des Am-
mian. p. 310 Bip.) von Theoderich : Itaque Theodorus, ßKm
BasiHii Odoin comes eius insidiabatur ei. Dum haec cogno-
Xns als RichtpUtz Tiir SUareo. XV, 60. (PlanUus Lateranus) Ra-
ptus in loeum servilibtu poenü tepositum manu Statu trilmni tru'
cidaiur.
1168) Tacit. Bist. I, 49. Galbae corpus diu negleetvm et /i-
eenüa tenebrarum plurimis ludibriis vexatum dispensator Argius, e
prioribus servis, humili sepultura in privatis eius horh's contexit,
Caput per lixas eoionesque suffixum laeeratvmque ante Patrobii tu-
tnulum {libertus is JVeronis punitvs a Galba ßierat) postera demum
die repertum et cremato iam eorpori admixtum est. Damit verglei-
ehe man Suetoo. Galb. 20. j4b his Patrobii Neroniani libertus
eentum avreis redemtum eo loco , ub.i iussu Galbae animad"
versum in patronum /uerat, abiecit,
69) De Romae vet, mur, atq, port. p. 120.
— 557
püseij im paiatiOf quod appeUatw^SeMMorium, eäput eins
amputari praeeepit. So sagt auch der S^chol. Croq. z.
Hör. Epod. y , 100. EtquilnniB mons Romas ex septem
montibtü. hinc Egfuilma poria Ramae dicitur ad Sessorntm^
übt certus erat locus sepulcrorum ad eorpora pauperum aui
seekratorum viliumque coniburenda aut canibus proiidenda.
und zu Sa t. I, 8» 11. in EsquHiis publicis eepuUi sunt extra
portam in qua est Sessoriüm ^^'^). Wie nun der Name Ses-
sorium za erklären sei, welchem Zwecke das Gebäude dien-
te, ob es vielleicht ein Gerichtssaal war, darüber bin ich im
Unklaren; aber über den Ort, wo es sich befand, ist kein
Zweifel. Denn eben die Basilica di S. Croce wird uns als in
palatio Sessoriano erbaut genannf), und hiess deshalb auch
Basilica Sessoriana^ wie das Thor, neben welchem sie steht
(Maggiore) Porta Sessoriana (S. 206.) , so dass gar kein
Grund vorhanden ist, der Ruine , welche man für das Nym*
phaeum Alexandri ausgegeben hat, den Namen Sessoriüm
abzusprechen. Es war also der Richtplatz keinesweges nach
dem alten Esquilinischen Thore (bei S. Vito) hinanfgedrängt,
sondern vielmehr weiter hinabgerückt worden, vielleicht selbst
über die Grenzen des Campus Esquilinus hinaus. Wenigstens
spricht S trab o^s Angabe, dass die Via Labicana das esquili-
nische Feld zur Linken lasse (S. 208.), dafür, dass die Gegend
zur Rechten dieser Strasse nicht mehr dazu gehörte. Noch
weniger aber kann ich aus den oben angeführten Gründen zu*
geben, dass die Regio Esquilina bis zu S. Croce oder
darüber hinaus reichte. Ihre Grenze machte wahrscheinlich
südlich die von den Trofei di Mario nach dem Thore führende
Via Praenestina oder früher Labicana, nördlich die vom vimi-
nalischen Thore nach dem geschlossenen vor den Castris Prae-
1170) Ob man daran« sehliessea dürfe, das Thor in der anrelia-
niseheo Ilaner (Porta maggiore) sei auch Eaqoilina genannt worden,
oder ob der Scholiast es mit dem alten esqnilinischen verwechselt,
will ieh nicht entscheiden ; aber Letzteres ist wahrscheinlieher, da er
ja von dem alten Begriibnissplatze spricht.
71) Anastas. Vit. Silvestr. p. 45 Blanch. Eodenr tempore
feeii Cottsiantinus Auguetue hatilieam in palatio Sessoriano,
ubi etiam de ligno sanetae crueis dovuni uostri lesu Christi posuit.
tariis fihrende Slns8e. Bis daiim gdiörte das vinualisoiie
Feld zu dieser Region $ die Castra seilest und das übrige Geinel
dazu za ziehen, wäre ganz Hnnalüriich. Denungeachlet und
obgleich die Grenzen fast überall durch gerade Strassen and
die SudUnauer gegeben sind , wird der Umfang der Region
immer noch mehr betragen, als die Notitia ai^[iebt) aber das*
selbe gilt auch von der den Qoirinal umfassenden sechsten und
überhaupt von allen nach dieser östUchen Seite hin sieh aus*
dehnenden» Worin das Fielleicbt seinen Grund habe , wird in
den Bemerkungen zur Notitia gesagt werden.
Fragt man nun, was för ein Amphitheater denn das bei
S. Croce gelegene sei? so lässt sich darauf nur antworten,
dass wir es nicht wissen^ und das darf keineswe^ auffiQlig
erscheinen. Eben so würden wir nicht die mindeste Runde
von einem Amphitheatrum Castnense haben , wenn nickt ge*
rade die Notitia es zur Grenzbestimmung gebraucht hätte.
Nach der Stelle aber, welche Letzteres im Verzeichnisse zwi-
schen den Horti Pallantiani oder dem Hercules SuUanus und
dem Campus Viminalis einnimmt, mnss es zwischen Porta
Maggiore und Porta S. Lorenzo gelegen haben oder unmittel-
bar jenseit derselben , worauf der Campus Viminalis seinen
Aniang nimmt. Das stimmt auch sehr gut damit überein, dass
in dieser Cregend das von Procoiuus genannte Vivarinm war
(S. 207.) und überhaupt ist diese Lage einem zum Lager ißc
Prätorianer gehörigen Amphitheater angemessener.
Nacb dem Campus Viminalis werden im Grenzverzeich-
nisse nur noch zwei Punkte bezeichnet durch die Namen Mi-
nerva Medica und Isis Patricia. Von beiden wissen
wir nichts $ aber der Reüienfolge nach scheint die Minerva
Medica anf oder an dem Viminal angenommen werden zu mfis*
sen und der Name Isis Patricia weiset vielleicht auf den Vicus
Patricius hin. Dann schliesst die Region mit dem Lacus
Orphei, der im Veczeiciinisse zuerst, vordem Macellum Li-
vianum genannt istV^^^). Nicht unwahrscheinlich ist die Verum-
lirt^) Daraaf besieht sich Martiai. X, 19, 4. «U er sein Buch
aa dsa jüagerea Piini» Madet»
ÜiaBg, 4afl8 von ihm die Kirehe 8. Lacia in nMi ieo BeiuH
BIM in Orfeo (beini Anonymas in Ortheä) erhalten hake.
Noch sind mehrere einzelne Denkmäler za nennen. Neben
der Kirche S. Vito steht der Arens Gallieni , ein einfacher
Begen ans Trayertin, der, wie die Inschrift aagt^ diesem Kai-
ser und seiner Gremahlin, Snlonia, zu Ehren von einem §;ewis*
sen M. Amrelius Victmr errichtet wnrde "'^). In dieser Gegend
war auch das esqoilinische Thor; oh es aber weiter
einwärts gestanden habe, wie die Richtung des sorischen
Walls anzodenten scheint, oder näher an der IVofei di Mario,
wie die Strassentrennung wahrscbeintich macht, darüber lässt
sich streiten. Ein zweiter Ehrenbogen war in dieser Gegend
Gordian III errichtet Seine Trümmer wurden gegen das
Ende des 15. Jhdts. nach Berichten Ton Aogenzeagen aasge-
graben und zum Baue der Basilica di S. Lorenzo in Damaso
(1495) verwendet '^). Unstmtig ist es der „Arcus^^ , wel«
/, per/er. brevis est lahor peractae
jiltum vineere tramitem Suhurae.
Illic Orphea protenus viäebis
Udi vertice luhrieum theatri,
Miranies que /erat ^ avemque re'giSy
Raptum quae Phryga pertulit Tonanti,
Das udum theatrum, wobei Urlichs (S. 198.) %9t an einen Cirens
hat denken wollen, ist nichts als die wahrscheinlich kreisförmige An-
lage des Springbrunnens, der dnrch Orpheus, den unter staunende»
Thieren {mirantes ferae) die Leier Schlagenden, eben zum Theater
wird. Der attus trames Suburae mnss ein Aufgang in der Gegend
der heutigen Snbura gewesen sein. Dasselbe ist jedenfalls V, Tl, S.
alta semita Suburani elitfi, obgleich man versucht sein konnte,
an einen Aufgang ans der Subura zum Quirinal zu denken ; denn diese
Region hiess Jita semita und dort wohnte Martial. AHein er spricht
eben auch von dem beschwerlichen Wege zur H9he des Bsquilin und
Bo ist es wahrscheinlicher, dass er denselben aitus trames meint» zu-
mal da in den Worten peraetae Suburae liegt, dass der Glivus be-
gann, wenn man (vom Quirinal aus) durch die Subura hindurch war.
1173) GALLIENO. CL8MENTISSIM0 PRINGIPI CVIVS INVICTA
VIRTVS SOLA PIETATE SVPERATA EST. ET SALONIAE SAN<
CTISSIMAE AV6V. M. AVRELIVS VICTOR. DEDIGATISSIMVS I^-
MINI MAIESTATIQVfi EORVM. Abgebildet bei Bell ori, Fet are.
V %2. Nach der daselbst gegebenen Restanration hatte der Bogen
SU beiden Seiten kleinere gehabt, wie die Triumphbogen ^w Septi-
mius Sererus und Gonstantin. Jetzt steht nichts als der mittlere
Bogen. Spee. Rom. magn\f, i. %it»
74) Andr. Piily. die Urb, antiquii. p. ft7. „Coiutat enim in
hoc regione fiiisse olim Areum triumphmiem umHte iantmm Gatdiani
560
cheü der AnonyB^^^^OQ Einsiedln aaf dem Wege von
Porta Tiburtina nach S. VUo (Via di S. Bibiana) nennt
(S. 548.). Das ist ein neuer schlagender Beweis, dass hier die
ursprüngliche Via Praenestina lief (S. 204.); nicht nur
weil der Bogen jedenfalls über einer Hauptstrasse stand, son-
dei-n auch weil die prachtvolle Villa der Gordiane mit den
grossen Thermen ausserhalb der Stadt an der Via Praenestina
lag ^^7^). — Von den zahlreichen Grabmonumenten , welche
an den diese Gegend durchschneidenden Strassen errichtet sein
mochten — das von Plin. epist. VII, 29. erwähnte des
Pallas: via Tiburtina intraprimwn lapidem, lag wahrschein-
lich ausserhalb der aurelianischen Mauer — sind, in früherer
Zeit mehrere aufgefunden worden ; darunter ist das Grabmal
der Arruntier das bedeutendste.
Von zwei Vicis, die uns als im Bereiche des Esquilin ge-
nannt werden, lässt sich der eine, Vicus Africus, so ge-
nannt, weil in einem der punischen Kriege afrikanische Gei-
, sein dort bewacht worden sein sollten ^^), nicht topographisch
bestimmen. Etwas sicherer ist derVicusSandaliarius,
Imperatoris , in aggerihus Tarqutnii, euius quidem marmora e pro-
funda iellure eruta converti vidimtu in omamenfa Tempil ac Paiatii
S. Laurentü in Damaso," Luc. Fano. Antich. di R, p. 109. „Al-
quaato sopra ;li Arg^ini di Tarquioio presso la strada cheaadava
ad nscire per la porta, che ora ai vcde qui chinsa, vo-
g^liono alcuni, che Tlmp. Gordiaao havesse an hello arco ornato di Tro-
fei ed altri simili oroameoti marmorei, i cui marmi nella passata ela
soDO statt cavati qaivi molto sotterra e portati via per ornare il pala^io
e la chiesa di S. Lorenw ia Damaso.«* Die porta chiusa ist die ver-
mauerte Pforte zwischen P. S. Lorenro nod P. Maggiore. Sie war
zam Aasganje gelassea worden , als die Via Praenestina nach Porta
Maggiore verlegt wurde. Auf ßu fall ni's Plane, den ich leider nur
aus Nolli's verkleinertem Nachsliche kenne, trennen sich an den Trofei
di Mario zwei Strassen. Pie *ur Rechten, offenbar ursprünglich die La-
bicana, läuft gerade auf Porta maggiore zu. Von der zur Linken gehl
wiederum links die Tiburtina ab , nach P. S. Lorenzo. Die gerade
Strasse, offenbar die alte Praenestina ist nur noch ein Stück fortge-
führt; aber ibr entspricht genau das Stück Strasse, welches vor der
vermauerten Pforte angezeigt ist.
1175) lul. Cap. Gord. III. 8t. Dotnus Gordianorum etiam nunc
exgtaty quam iste Gordianus pulcherrime exornavit, et villa eorum
via Praenestina etc.
76) Varro L. L. V, 32. p. 15S. Eafquilii» FicuM AJrieus, qnod
ibi obeides 9X Afriea hello Punieo dieuntur eustodiii. Mit dem Caput
Afrlcae hat er gar nichts gemein.
561
der seinen Namen von der Statue des Apollo Sandalia-
rins hatte, welche darch Augustus daselbst aufgestellt wor-
den war**^'). Diese Statue nennt dieNotitia in der vier-
ten Region vor dem Tempel der Tellus und da einer von Pan-
vinius beigebrachten Inschrift zufolge in diesem Vicus der Tem-
pel der Fortuna Seia gelegen zu haben scheint ^^), zu-
gleich aber berichtet wird, dass dieser Tempel in Nero^s aurea
domus eingeschlossen wurde ''), so scheint er sich bis auf die
Höhe der Carinen erstreckt zu haben. Er wird auch in Bezug
auf dort befindliche tabemae librariae genannt *<'). DerPseudo-
Rttfus nennt auch einen Vicus Ursi pileati und da die
Kirche S. Bibiana den Beinamen ad ursutn pileatttm führte,
so hat man ihn in dieser Gegend angenommen ; aber ein Vi-
cus des Namens wird, so viel ich weiss, nirgend weiter er-
wähnt •*).
' Aber auch so lange der Esquilin weniger ausgezeichnet
durch prächtige Paläste war, nimmt er doch unsere Theilnahme
ganz besonders in Anspruch , weil auf ihm mehrere der be-
rühmtesten Schriftsteller wohnten. Hier soll das Haus Vir-
gils gewesen sein, nahe den Gärten des Maecenas ^>) ; hier
wohnte Properz *'); hier auch der jüngere Plinius, wie
es scheint, in dem bescheidenen Hause des Pedo Albino-
1177) Säet 0 0. Aug. 57. pretiosisstma deorum simulaera fner-
catus vicatim dedicabat,- ut ApoUinem Sandaliarium etc.
78) Panvin. Deser, Urb, Ä. in Graev. thes. Hl. p. 288. Sie
lautet: GERMAIVICO. CAESARE. C. FONTEIO. CAPITONE. COS.
KAL. IVN. SEIAE. FORTVNAE. AVG. SACR. SEX. FONTEIVS. C.
L. TROPHIMVS. CN. POMPEIVS. CN. L. NIGEPHORVS. MAG. VICI
SAI^DALIARI. REG. IUI. ANNI. XVIII. V. D.
79) Plio. XXXVI, n, 46. Hoc (lapide) eonttruxerat aedem Far^
tunae, quam Seiam appeiianty a Seroio fege saeratam^ aurea domo
compUxus,
80) Gell. XVin, 4. in Sandaliario forte apud librarios fuimut.
. 81) Andr. Fnlv. de Urb, antiquit, p. 127. Luc. Faun. JnU
di R, p. 109. Pia tue r, Beschr. d. St, R. III B. S. 331. Oh die dort
gegebeoe Erklärung des Namens richtig sei, bleibe dahin gestellt.
82) D 0 n a t. Vit. V i r g. 6. hßbuitque domum Romae in Esquilii*
iuxta hortos Maeeenatis.
83) Prop. 111/ 23, 23.
I, puer, et cittu haee aliqua propone eolumna;
Et dominum Exquiliit tcribe kabitare tuum,
36
562
vanus "«*). Wie viel mag hier Horaz gelebt and aof dem
„sonnigen Walle" gewandelt haben, bis er ewtremü Exqui-
Uis seine Rnbeställe fand«*). Ob aoch, wie man angiebt,
Persius Wohnung auf dem Esquilin gewesen sei, darüber
fehlt es mir an Beweisen. Einen abenteuerlichen Namen nennt
der Anonymus von Einsiedln, einPalatium Pilati. Wie
dieser Name zu deuten sei, lässt sich nicht sagen ; aber ganz
unstatthaft ist es, wenn Urlichs (S. 220.) ihn aus einer
Verwechselung mit dem Ursus ptleatus entstanden sein lässt.
Der Anonymus giebt dieses Palatium zwischen S. Puden-
ziana und S. Maria Maggiore an, und wie wäre es da
möglich, dass auch S. Bibiana ad ursmn päeatum genannt
wurde.
Bemerkt sei noch, dass der Esquilin mit dem Viminal in
der augustischen Eintheilung zwei Regionen bildete, die dritte
nnd fünfte, während die Subura zur vierten gehörte. Die
dritte Region, welche die ganze breite Zunge des Esquilin bei
ungewisser östlicher Grenze und das Thal des Colosseum um-
fasst, fuhrt in der Notiüa den Namen Isis et Serapis,
was einen Tempel der ägyptischen Gottheiten voraussetzt.
Aber schwerlich kann das der ursprüngliche aus Angustus Zeit
stammende Name sein. Denn wie schon zur Zeit der Repu-
blik mehrmals dem sich eindrängenden ausländischen Cultus
gesteuert und die Tempel der Isis und des Serapis, welche
von Privaten erbauet worden waren, nach Senatsbeschluss
niedergerissen wurden «^), so duldete zwar Augustus die vor-
1184) Er wohnt« nahe dem Lacas Orphei, wie wir aas dem oben
aDgefdiirtea Epigramme Marti als erfahreo: Va. 10.
lUie parva tui domus Pedonii
Caelata e$t aquilae minore penna.
Iq Bezug auf diese Sendung sagt Plin. ep. Hl, 2\. Mioquitur Mu-
sam, mandat, ut domum meam in Exquiliis quaerat etc.
85) Sueton. Vit. Hör. 20. Humatus et eonditus est extremü
Esquilüs iuxta Maecenatii tumulum,
86) Darauf bezieht sich vielleicht Liv. XXV, I., schwerlich aber
IV, 30., besUmmt hingegen Valer. Max. I, 3, 3. L. j4emiliusPauUu$
eonsui, cum senaiu* hidU et Serapi* Jana diruenda eetuuistet, ea-
que nemo opifieum attingere änderet, posita praetexta secuHm arri-
puit templique eiu$ foribw it^flixit Denselben Befehl ertheilte der
Senat noch im J. 700. Dio €ass. XL, 47. äotut 9k i/M^ye koI iuelvo
563
gefimdeiieQ Tempel, aber nicht innerhalb des Pomoeriam i^^');
und als dennoch dawider gehandelt wurde, verbot er ausdrück-
lich, dass ein Tempel dieser Art näher als 1000 Passus von
der alten Stadtgrenze erbauet würde ^^). Daher mnss auch
der ägyptische Tempel, in der Nähe von SS. Pietro e Haiv
cellino, von dessen Ausgrabung Santi BartoU berichtet**),
späteren Ursprungs gewesen sein 5 wohl aber kann er der Re-
gion den Namen gegeben haben. So wurde ja auch der Name
der vierten Region, Sacra via, nach Vespasians Bau in Tem-
plum Pacis verwandelt.
ie Golles.
Im Gegensatze zu den bisher genannten Hügeln, denen
bei genauerem Ausdrucke die Benennung montes ertheilt wird,
werden die drei im Nordosten der Stadt gelegenen Höhen, von
denen zur älteren Sudt nur die beiden südlicheren gehörten,
Colles genannt *<>). Welche Rücksicht obgewaltet haben
rify low ^ftod-iv rigae ovdsvoS irtov yivio&iu. rovg ya(f vaov£ av-
TiSv, ovs I8lq. xivi9 intjioinvTO ,^ Ka&eXsiv rv ßovXij i'Soitv. ou yä^^ S^
TOv€ S'eovg tovtovs inl noAv ivofitaaVf ical ort ye nal iisvUTiatv, oima
nal dtffiooüf avrovs aißso^cu, ijw rov ncttfiij^iov 0<päQ iSgvaavro, la
wie weit diess damals aasgeführt wurde, ist aogewiss: im J. 707.
Würde io Folge vod Prodigien derselbe Befehl ertheilt. XLII, 26.
I'^ol« yvdfifj Twv fiavT%<ov^ nana av**« t« t« iiuu^Q Octdog) itaX rä
TOP Sa(fani3os TSfisviof^aTa xa/rounia»f/at. Jetzt weaigstens geschah es
wirklich, «od aus Versebeo wurde auch ein Tempel des Mars uiedep-
gerissen.
1187) Dio C ass. LIII, ^, xal rä /a^v le^a ra Aiyvnria ovx isi9i'
£e(ro uaai tov ncjfitf^iov. rußv 8i ^17 vadiv ngovoutv inoujaaTO * -rove
JUv yoü tdtonwv rtvoiv ytyevijfiivovg roTi re natalr avrtuv »al rotg
(KYovois, «t y^ ziPts nBQi^aav , intOTCSvaaai ixiXtvoß , zovs 8i lomovf
avTos ävsKttiaazo. Ob der Tempel, welcher unter dem Triumvirate
beschlossen wurde, Dio Cass. ALVII, 15. wirJdicb erbauet worden
sei und wo, ist nicht bekannt. ^ ^ ^ ^ v ,
88) Ders. LIV, 6. za zb is(fä za AlyvnzMt intuovza av&ie ig
TO aarv aviazeikev, anu7i<jjv, fitjdiva firjdi iv zt} nQoaaztlnf avzä iv
zog oyBoov tjfitazadiov nottiv. Das ist 7^« Sudien von der Stadt,
was ungefähr einer römischen Meile von 1000 Passus entspricht. Ein
gleiches Verbot erfolgte noch unter Tiberius. Tacit. Ann. II, 85.
Actum ei de sacris AegyptiU ludaicisque pellendii etc. Die Veran-
lassung dazu erzählt loseph. Ant. lud. XVllI, 3, 4.
89) Memor, 2. b. Fea, MUcell. I. p. CCXXII.
90) Entscheidend dafür ist das Argeerfragment bei Varro. Wäh-
36*
564
möge, um einen solchen Untersehied za machen, wird sich
kaum eirathen lassen, da das Wort selbst, man möge es von
eolere oder von celleiHi ableiten, kein Merkmal andeutet, das
diesen Hageln vor den übrigen eigenthümlieh wäre. Am mei-
sten würde man irren, wenn man den Unterschied in der Dif-
ferenz der Höhe suchen wollte ; denn gerade hier finden sich
die höchsten Punkte der Stadt auf dem linken Tiberufer *"').
Wäre von dem Yiminal und Pincius oder wenigstens von dem
Ersteren eben so, wie von dem Qairinal, zu erweisen, dass
er ursprünglich sabiniscbe Bevölkerung gehabt habe, so möchte
vielleicht die Verschiedenheit der Benennung sich aus der
Stammverschiedenheit der Bewohner erklären, wogegen der
Mons Capitolinus keinen Beweis abgeben könnte; denn der
Mons Tarpeius, der nachher als Capitolium dem gaiizen Berge
den Namen gab , ist römisch im eigentlichen Sinne, und nur
die nördliche Spitze, die Arx, sabiuisch. Aber dass sich die
Sabinerstadt bis über den Yiminal ausgedehnt habe, dafür
giebt es keine Andeutung, man müsste sie denn in der servi-
sehen Eintheilung finden wollen, die allerdings wohl das in
eine Region zusammenfasste , was gleichartige Einwohner-
schaft hatte, so dass das Palatium die altrömische, die Subu-
rana (Caelius und Carinen) die etruskische, die CoUina die sa-
biniscbe Bevölkerung enthalten haben würde »2) : die esquili-
nische Region war der Tradition nach ein neu hinzugekomme-
ner erst durch Servius bevölkerter Stadttheil. Allein dieselbe
Ueberlieferung lässt ja eben so auch den Yiminal erst durch
diesen König zur Stadt gezogen werden^ und in diesem Falle
konnte er eben so gut zum Quirinal als zum Esquilin geschla-
gen werden. Dass indessen Quirinal und Yiminal schon sehr
iitih einen Gegensatz zu den übrigen Bergen biideteir, geht
read der Caelius und säjnmtUche Stellen der Esqoilien montet ge-
nannt werden , heissea sie aaf dem Viminal and Qairinal dnrchaas
eolles.
1191) Die jetzige Höhe des Viminal wird bei S. Lorenzo in Panis-
perna auf 160 Fuss aogegeben. Beschr. rf. St. R. I. S. 37.
92) Vgl. Hasebke, Ferf. d. Serv. Tüll. S. 67.
565
daraus hervor, dass beide vom Septimontiiun (S. 123«) ausge-
schlossen waren.
Der Yiminal.
Der dem Esquilin zunächst gelegene Hügel, der kleinste
unter den CoUes, ist der Yiminal is. Er bildet eine schmale,
westlich vorspringende Zunge, deren östlicher Rücken sich
mit dem des Quirinal vereinigt. Nach dem Esquilin zu hatte
er unter sich den Vicus Patricius und eine durch Villa ^egroni
bis gegen den Wall ziehende Vertiefung sondert ihn einiger-
massen von diesem Berge ab. Von dem Quirinal trennte ihn
ein nicht minder berühmtes etwas breiteres Thal, das jetzt die
Via di S. Vitale und unter der Krümmung des Quirinal die Via
de' Serpenti durchschneiden. Der ersteren Strecke entspricht
der alte Name Vallis Quirini. Der Name des Hügels
wird im Alterthume durchaus von dem Weidengebüsche {Salix
m'minea s. vmmalis , Plin. XVI, 37, 69. XVH, 20, 32.
oder erraticaf XXXI, 3,27. Vitr, VIH, 1, 3.), womit er
bedeckt gewesen sein soll, abgeleitet, und das erhält durch
den Altar des lupiter Viminus oder Viminius, mit dem
der nahe lupiter Fagutalis zu vergleichen ist, seine volle Be-
stätigung ^^'3). Derselbe Name diente zugleich zur Bezeich-
nung der ersten Argeerkapelle in der dritten servischen Re-
gion, Colli na. Es waren deren zwei auf diesem Hügel;
die übrigen vier auf dem Quirinal ; aber die zweite wird von
Varro nicht genannt *^).
1193) Varro L. L. V, 8. p. 57. FiminalU a Jove Fimino, guod ibi
arae, sunt qut, quoä ibi vimina Juerint, Das läuft auf dasselbe hin-
aas. Pest. p. 373. Fiminalis porta et eollis appellantur, guod ibi
viminum ßiiMse videtur silva, ubi Bit et ara Jovi Fiminio eonsecrata.
luven. 111, 71. dictum a vimine collem. Daher soheiat die Verma-
thaag Göttliugs {Staatsver/. S. 4S.), dasa der «rsprüof^liche Name
V i b e n n a 1 i s gewesen sei, alles Grundes za entbehren.
94) Er sagt: Terliae regionis colies quinque ab deorum Jani$
appellati e quit nobiles duo eolles, Fiminalii etc. — CoUit Quiri-
nalit Quirini fanum etc. Das soll nicht etwa heissen, es seien in
der dritten Region nnr fünf Sacraria Argeontm gewesen, denn er nennt
ja selbst das dritte bis sechste aaf dem Quirinal. Vielmehr hatte ent-
weder der zweite Collis seinen Namen nicht von einem /ant<m, oder
die Stelle hiess gar nicht GoUis , wie ja auch in den anderen Regio-
566
Ausser der zwölften und siebenten Region giebt es keinen
Stadttheil 9 ^über den die Nachrichten so dürftig wären , als
über den Viminal und es lässt sich das jedenfalls nur daraus
erklären, dass er durch alle Zeiten einer der unansehnlicheren,
hauptsächlich von der niederen Klasse bewohnten Bezirke war.
Zwar wird uns aus dem letzten Jahrhunderte der Republik ein
glänzender, damals vor allen bewunderter Palast genannt.
Plinius XVn, 1, 2. nachdem er von den damals Aufsehen
erregenden Häusern des Crassus Orator und Q. Catulus auf
dem Palatin gesprochen hat, fahrt fort: rnullo vero pulcher-
rvna consensu omntum aetate ea in coile yiminaU C, Aqui-
tn equiiü Romani, clarioris illa etiam^ quam iuris civilis
scientia. Allein das ist nur eben eine einzelne Erscheinung,
der bis in die spätesten Zeiten nichts ähnliches zur Seite steht.
Die einzigen Gebäude, welche uns bekannt werden, sind Ther-
men, welche in den Actis martyrum eine bedeutende Rolle
spielen* Unter ihnen würde zuerst zu nennen sein das Lava-
crumAgrippinae, wenn seine Existenz besser beglaubigt
wäre. Seine Annahme hinter S. Lorenzo beruht nur auf der
Tradition, dass daselbst zwei Bacchusstatuen gefunden seien,
mit der Inschrift IN LAVACRO AGRIPPINAE "'^). Sodann sollen
nach den Act. S. Laurentii bei der Kirche dieses Heiligen in
nen Gerolienses, Veliense, Germalense ohne Bezeichnnog als tnans
vorkommea.
1195) Woraaf Urliehs {Beseht. III B. S. 338.) die bestimmte An-
gabe gruiidet, dass dieses iavacrum von ,,der i^rosssinoigeD Gemahlin
des Grermanieas'* tingelegt worden sei, darüber i^eht mir keine Ver-
muthong bei. Warum konnte es nicht eben so gnt die jcloi^ere sein?
— Derselbe bemft sich aaf „mehrere Inschriften'* und „verschiedene
Bildsäulen mit der Unterschrift in lavaero Jgrippinae.*' Es wird die
Nachweisung dieser Inschriften, die, wie immer, gänzlich fehlt, zu
erwarten sein, ehe sieh darüber urtheilen ISsst. Mir ist nur die Nach-
richt von jenen Bacchusstatuen bekannt. Von ihnen sagt mit undeut-
lichem Ausdrucke Marliani, Urb. R. iopogr. IV, 21. „ubi simulacra
dno Bacchl reperta femntur, et index huiusmodi: IN LAVACRO
A6RIPPINAB.*' und nach ihm Luc. Faun. jint. dt R. IV, 6. p. 113.
},dove dicono, che slano state ritrovate dne imagini di Bacco con-
questo titolo'* etc. Diese Inschrift kann unmöglich Tur vollstindig,
•ondera nur für ein Fragment gelten und daher bleibt es immer ge-
wagt, bloss darauf bin hier Thermen einer Agrippina anzunehmen.
Ganz unstatthaft scheint es, das Fragment des capitollnischea Plans,
bei Bellorl t V. darauf zu beziehen.
567
panispenia dieThermae Olympiadis "**), bei der Kirche
S.' Pudenziana Thermae Novati gewesen sein* 7). Man
wird dabei jedenfalls an gewöhnliche balnea za denken haben,
wie sie Rom in grosser Menge hatte. Erst Diocletian
legte auf der Höhe, wo Viminal und Qoirinal sich vereinigen,
ganz nahe am Walle des Serviiis die ungeheueren Thermen an,
8. den Abschn. von den Thermen.
Von dem Lager der Prätorianer, der Porta Yiminalis und
dem verschlossenen Thore neben dem Lager ist schon im Ab-
schnitte von den Mauern und Thoren gehandelt worden. Aus-
serdem bietet der Viminal durchaus nichts bemerkenswerthes
dar, als etwa das Sacellum Naeniae deae, das ultra
poriam Ftmmalem angegeben wird, so dass selbst seine
Lage innerhalb der aurelianischen Mauer nicht sicher ist *^).
Der Quirinal.
Der Quirinal erscheint in der Reihenfolge der sieben
Hügel zuletzt, obgleich er in der Geschichte der Stadt auch
chronologisch einen der ersten Plätze einnimmt und mit der
frühesten Entwickelnng des römischen Staatslebens auf das
Unzertrennlichste verflochten ist. Aber ungeachtet die zahl-
reichen Heiligthumer, welche der Mehrzahl nach den Berg
als uralten Sitz eines sabinischen Cultus deutlich zu erkennen
geben, bis in späte Zeiten ihre Geltung behaupten, tritt doch
unleugbar derselbe gegen das Capitol, den Palatin und andere
Theile der Stadt frühzeitig zurück und erlangt keinesweges die
1196) S. Blond. Fla v.J7om.tii«tot/r. If, 20. Nardini. II. p. 47.
Deo Beioamen der Kirche in Panispema, der aach in Palispema oder
in pane e perna geschrieben wird , will man von dem Haaie eines
Perpenna oder Perperna ableiten.
97) Anastas. Vit. Pii I. p. t4 Blanch. Hie ex rogatu Beatae
Praxedii dedicavit Eecle$iam Thermas Novati in vieo Pairicii in
honorem $ororis suae sanetae Potentianae,
98) Panl. Diao. p. 163. Naeniae deae saeellum extra portam
Fiminalem ßterat dedieatum. In F e s t u s yerstommeltem Texte steht
ultra. — Ganz abergehe ich den angeblichen Tempel des Silvanna,
dessen Existenz am Viminal nur anf einer Inschrift bemht, die, wenn
irgend etwas, entschieden anacht ist. Grat. DCCGLXXI, 2.
566
politische Bedeutung derselben. Abgesehen davon lässt sich
aber auch der Quirinal nicht wohl anders als im Zusammea-
hange mit dem Viminal und dem Pincius betrachten und so ist
ihm schon dadurch die Stelle , die er in der Topographie der
Stadt einzunehmen hat, angewiesen.
Er bildet eine lange schmale Bergzunge, die von dem
breiten Rücken , durch den er mit dem Esquilln und Viminal
zusammenhängt, ausläuft. Sie erstreckt sich von Porta Sa-
laria in der Richtung nach Südwest und krümmt sich dann nach
der Höhe der Garinen hin, den Viminal, Cespius und die daza
gehörigen Thäler nebst der Subnra einschliessend. Im Norden
trennt den Berg ein tiefes Thal von dem Collis hortorum oder
Pincius ; weiterhin begrenzt ihn die in das Marsfeld sich ver-
laufende Ebene, und zwischen ihm und dem Capitolinus liegen
die kaiserlichen Fora. Es ist schon (Anm. 737.) bemerkt wor-
den, dass auf dieser Seite der Berg einst weiter hinüber reichte
und nur durch Abgrabung die Ebene für das Forum Traiani
gewonnen wurde. Die jetzige Höhe ist ungefähr die des Vi-
minal: etwa 160 Fuss über dem Meeresspiegel '^^0?
In der servischen Stadt machte der Quirinal den grösse-
ren Theil der dritten Region, Colli na, aus und von den
sechs Argeerkapellen lagen hier vier, daher vier CoUes unter-
schieden werden ; nach der im Argeerfragmente selbst ange-
gebenen Reihenfolge: Quirinalis, Salutaris, Mucia-
lis i3o<^), Latiaris. Der erste Name, von dem wichtigsten
1199) Der Boden der Kirche S. Maria degli angeli in den Diode-
tiansthermen wird auf 170 F. ang^egeben; allein hier findet wohl eine
ansehnliche Erhöhung S(att, wie die noch an ihren ursprünglichen
Stellen stehenden gewaltigen Granitsäulen beweisen. Sie sind zum
Tbeile versohiittet und die Basen sind nur zum Scheine daromgelegt.
11200) Dieser Name ist allerdings aufTällig, um so mehr als dahin-
ter der Name einer Gottheit zu suchen ist. Denn Varro sagt L. L.
V, 8. p. 57. Tertiae regionU collet quinque ab deorum Janit appel-
latiy und nachdem er obige yier genannt hat, p. 59. Horum deorum
arae, a quihus eognomina habenty in eius regionis partibus sunt.
Von einer Gottheit solchen Namens ist aber nichts bekannt und es
hat daher Scaliger MariialU vorgeschlagen, was Möller auch in den
Text aufgenommen hat. Die Conjeetur stutzt sich hauptsachlich auf
Dionys. IX, 60.^ wo der Tempel des Dius Fidins in\ rov *EwaXlov
X6<pov angegeben wird, und das Argeerfragment sagt : Coliü Mucialis
guintie§p$ apud aedem Dei Fidi, Bs hat aber Urlich a (Beschr.
56»
Heiligthtime, dem Tempel des Quirinus entlehnt, bat die
übrigen verdrängt nnd ist Name des ganzen Hügels gewor-
jeaisoi), wäbrend er früber Agonus geheissen baben soll^).
Auf welcber Stelle nun dieser Tempel des Qairinus gelegen
habe, das ist die wichtigste Frage für die Topographie des
Quirinal, weil nach ihm sich andere Heib'gtbümer bestimmen
nnd von diesen wiederum andere Oertlichkeiten abhängen«
Desto beklagenswertber ist es, dass trotz zahlreicher Erwäb-
nongen es an recht sicheren Anhaltepunkten dafür fehlt und
nur durch künstliche Combinationen zur Wahrscheinlichkeit
zu gelangen ist. Zuvörderst ist die Frage zu erörtern, ob alle
III B. S. 367.) sehr richtig bemerkt, dass *JBvvaXios Xotfog nichts ande-
res ist, als Collis Qairinalls; denn den römischen Unterschied zwi«
sehen Mars and Qairinus drücken die griechischen SchriftsteUer durch
"j^^e nnd *EwaLo9 ans; nicht nur Dionvsius, z. B. II, 4d. ror 9*
'JBpvaXtov Ol ^afiTvoi ttal naQ iit$ivu>v oi 'JPfofiaToi fiad'ovreg Kv^Xvov
ovofAa^ovaiv, ovjc i';|royrcff hhrttv t6 aitgifiie, she Zägtfe iarlv^ eTr^ «Va-
Qog Ttg ofioiae *j4g6i riuae ^x^^'i sondern auch Poljb. III, 25^ 6. von
den Bündnissen mit Karthago : zov Se ogxov ofiweiv tdei rotovrov *
inl /liv rctfv irgforotv Qvvd^xctiv Kagx^Soviove dev rovS d'sovS zoits na»
r^tüovg' 'I^üjfiaiove di Jid uHd'ov, nara r& naXouov i&oe. inl Si rov«
tctnf zov ^Agta nioX zov 'JBwdhov. Vielmehr hätte also Dionysius Mar«
tialis gar nicht darch *£i'vaho6 übersetzen können , nnd d^r Name
Mucialis muss beibehalten werden , so unverständlich er ist. Vgl.
Plutarch. Rom. 99. Sery. z. Aeu. I, %9%,
1201) Die Niebuhrsehe Hypothese, dass auf dem HSgel vor Roma
Entstehen ein sabinischer Flecken, Qnirlum, gelegen habe, mag ich
weder adoptiren , noch geradehin verwerfen ; auch gehört die Frage
aber die Bedeutung des Namens Quirites nicht hieher (s. die Staats-
alterthümer); aber der Name Qnirinalis wird davon nicht lab«
zuleiten sein, sondern vom Tempel des Quirinus, wie sich aus dem
Argeerfragroente unzweideutig ergiebt: Collis Quirinalit terticepsois
opud aedem Quirini. Uebrigens ist die Herleitnug von Quirites oder
Curetes alt. Varro sagt: Collis Quirinalis {ob Müll.) Quirini for-
num, sunt gut a Curelibus, qui cum Tatio Curibus venerftnt Rom am
— qtiod voeabulum coniunctarum regionum nomina obliteravit, di*
dos enim colles plures apparet ex Argeorum sacr\ficiis etc. Vgl.
d. folg. Anm. Den grammatischen ZusammenhaDg von Quirinus and
Quirites wird freilich niemand ableugnen wollen.
2) Fest. p. %9h, Quirinalis collis qui nunc dteitur, olim AgiH
nus appellabatur , anteguam in eum commigrarent fere Sabini Cu^
ribus venientes post foedus inter Romulum et Tatium ietum, a quo
hanc appellationem sortitus est: quamvis existiment quidam, quod
in eo factum sit templum Quirino, ita dictum. Paul. Diac. p. 10.
Agonium. hinc Romae mons Quirinalis Agonus et Collina porta
Agonensis. Darauf bezieht sich wohl auch Dtonys. II, 37. von des
Romulus strategischer Disposition : ir/^a ^£ (jiotQa) rov KvQiyioy
{neiHxovoa)f ovnw rora tavzjjv y%ov%a xi^ ngoar^yogtay-
570
jene Erwähnnngen sich aaf ein und dasselbe Heiligtham be-
zieben, oder ob deren mehrere auf. dem Qnirinal anzunehmen
sind ^^^^). Bekannt ist es , dass Romulus nach seinem räthsel-
hafien Verschwinden als Quirinns verehrt ' wurde , und dass
Numa ihm unter diesem Namen einen Tempel erbaut haben
soll ^). Dabei muss natürlich der Gedanke, als sei jetzt erst
der Cultus des Quirinns entstanden, und es habe vorher kein
Heiligthum des Gottes auf dem Quirinal gegeben, ganz besei-
tigt werden. Faktisch erscheint aber der Tempel zuerst im
Jahre 318 , wo daselbst Senatsversammlung gehalten wird ^),
und jedenfalls ist diess die im Argeerfragmente genannte aedes
Qutrmi, wo das dritte Sacrarium der Region war. Dann
wurde im J. 461 von L. Papirius Cursor der von seinem Vater
gelobte neue Tempel geweiht., wobei es höchst unwahrschein-
lich ist, an einen von dem früheren ganz Verschiedenen , also
zweiten zu denken ; vielmehr war er jedenfalls neu auf der
SteUe des früheren erbaut^). Im Jahre 705 brannte er ab
f|203) Grundlich handelt davon Merkel s. Orid. Fast. p.
GXLIII f. Ich gestehe indessen, dass mir, wie es mir bei dieser sonst
so schätzbaren Arbeit nicht selten (^eht, nicht Alles verstandlich ist.
So viel ersieht sich, dass er mehr als ein Heili^hom annimmt; aber
ob zwei oder drei, oder gar vier, das wird nicht klar. Anch hat der
Glaube an einen Circns Florae nachtheilij^ eingewirkt. Wie ich na-
mentlich in Bezug auf Augustus Bau' von ihm abweichen zu müssen
glaube, wird die obige Auseinandersetzung zeigen.
4) Dionys. II, 63. avrov re t6v *litfivlov , df n^tirroya yevo^
fuvov y naza t^v {hn^v^ avaiv^ Uqov narainuvij tuü dvaiati diiTfjolot€
ira^e Kvffivov inovofAaiofuvov YeQaioead'a$. Diesen Tempel meint
Ovid. Fast. II, 509.
Templa deo fivnt. coUü quoque diettit ab ilio est:
Et referunt certi sacra patema dies,
und jene ^oia^ sind demnach die in den Fasten XIII Ral. Mart. ao-
Urten Quirioalia. Kai. Farnes. QVIR. N QVIRINO IN GOLLE.
5) Liv. IV, tX. a yirginto senatus in aede Quirini eontulitur.
Wenn es bedenklich scheinen kann , in dieser Zeit schon den Tempel
als geräumig genug zur Senatsversammlung anzunehmen , so machen
doch die Umstände, unter welchen sie eben dort gehalten wurde , die
Sache sehr glaublich. Denn der Feind stand nahe vor der Porta CoU
lina; der andere Consul hatte eilig aufdem Walle Truppen zusammen-
gezogen: Julius consul in aggere mnrisque explicat eopias.^ und
sehr natürlich kömmt der Senat an einem Orte zusammen , der der
Gefahr nahe ist.
6) Liv. X, 46. Jedem Quirini — ah dietatore patre votam
ßlius consul dedicavit exomavitque hostium spoliis etc. PI in. VII,
60. Princeps Romanis solarium korologium statuisse ante undodm
571
und von seinem Aafbaue erfahren wir^nichts. Dagegen wis-
sen wir, dass Augastas angeblich im J. 738 einen neuen gros-
sen Tempel des Quirinus weihete. Ihn hat man nun von der
aedes Papiriana trennen und somit zwei verschiedene Tempel
annehmen wollen. Ich übergehe ganz die Argumente der äl-
teren Topographen, welche durch den Glauben an die Aecht-
heit des Victor und Rufus und die Existenz eines Circus Flo-
rae zwischen Quirinal und Pincius verleitet worden sind, ein
nopum templum Qtärini in der siebenten Region anzunehmen,
und berücksichtige nur den von Merkel aus Dio Cassins
gezogenen Schluss. Dieser sagt LIV, 19. nfilv 91 ^ dq>0Q^
/i&a&at tdv %ov KvVqIvov va6v ua&iif maep i% nai^^ß
ol^odofiriGaQ. Gegründet ist es nun allerdings, dass Dio
den Ausdruck ix umvijs in der Regel dann gebraucht, wenn
von etwas ganz neu Entstehendem die Rede ist, und so die
blosse Wiederherstellung eines schon vorhandenen Gebäudes
ausschliesst ^^^''). Allein hier ist doch zu bedenken, dass der Tem-
pel von Augustus ganz neu und jedenfalls sehr erweitert er-
baut wurde, dass das Monumentum Ancyranum ihn wie
die ebenfalls nur an der Stelle früherer errichteten Templa lo*
vis Feretrüj Mina^vae^ Iiinonis Reginae , Lamm , Deum Pe*
anno», quam cum Pyrrko bellatum est, ad aedem Quirini L, Papi-
riu* Cursor , cum eam dediearet a patre suo votam, a Fahio Festale
proditur. Voo dieser Dedicatioa spricht wahrscbeiolich Ovid. Fait.
VI, 787.
Tot rettant de mense dies, quot nomtna Parcis,
Cum data sunt trabeae templa, Quirine, tuae,
uDd daher steht ia den FasL Veous. III Kai. lol. QVIRINO IN
COLLE, woraus aor folgt, dass die Dedicatioa des oeuen Tempels
ao einem anderen Tage Statt fand.
1207) Sie mnss indessen schon vor dem Ende des Jahrs 708 erfolgt
sein. Man ersieht es aus Dio Cass. XLIII, 45. »al rote fiiv av"
S^iavTa avToB (Kaiaa^of) ik((pavTivov ^ vars^ov 3k *al a^fia oXov iv
rate ffanoS^ofilaiQ ftsra twv S'elov ayaXftdrwv nifintO'd'ai tyviooav.
SXhjv ri Twa tix6va i9 rov tov KvqIvov vahv — avi&teav.
Darauf bezieht sich die von Merkel angefahrte Stelle aus Cic. ad
Att. XIII, 28. Quid? tu hunc de pompa, Quirini contuherna-
lem, hie nostris moderaiis epistolis laetaturum putas (vgl. Anm.
1222.)- Man wird gar oft, wo von dem Brande eines Tempels oder
anderen Gebäudes die Rede ist, anzunehmen haben, dass nur eine
theilweise Zerstörung Statt gefunden habe. So wahrscheinlich auch
hier, und daraus erklärt sich die schnelle, vermuthlich nur nothdurf-
tige Wiederherstellung, bis Augustus den Neubau unternahm.
572
natiumt Matris Deumn. A. unter die nova opera setzt, und
dass daher sehr wohl gesagt werden konnte, er sei i% natv^g
erbaut worden. Der Widerspruch, der sich aus derZeitbe»
Stimmung Dio^s in Bezug auf das ungewisse Zeitalter Vi-
truvs zu ergeben scheint, kann mich nicht abhalten, den
von ihm UI, 2, 7. erwähnten Tempel für den von Augustus
dedicirten zu erklären ; denn die Identität liegt klar vor Au-
gen. Es war, wie wir durch ihn erfahren, ein Dipteros : Di"
pteros autem octattylos etpronao etposHco, sed circa aedem
dupliees habet ordmes columnarumj uti est aedes Quirini Da-
rica et Ephesiae Dianae lonica. Wenn man damit vergleicht,
was Di 0 Cassius zu den oben angeführten Worten hinzu-
setzt: elnoy ih %ovto (nämlich in uaiviJQ olxoio/Aijaag) , ot»
Si ital ißdo/Afinovj^a nioatv avvov inoafAt/oaPj
oaa ncQ w ndvta Hij avris dteßim. xun vovtov X6yo¥ vi*
a\v naQiax^y ^S ^«i iienhf^9ee av%6, dXX* cv %a%d %vyirjv
aXlws ngdiag.^ so sieht man erstlich, weshalb er das in uou"
yijg hervorbebt. Hätte August einen Tempel mit 76 Säulen
vorgefunden und in derselben Weise wiederhergestellt, so
wäre nichts auffallendes dabei gewesen; er bauete ihn aber
neu, grösser und mit reicherer Säulenstellnng. Sodann ist es
aber handgreiflich, dass diese 76 Säulen eben dem von Yitruv
genannten Dipteros angehören. Denn dessen innere Säulen-
stellung, mit sechs an jeder Fronte und nach der Regel 13 an
jeder Seite, giebt, da die Ecksäulen nur einmal zählen 34;
die äussere mit acht Säulen in der Fronte und 15 an den Län-
genseiten 42 -(- 34 =: 76 ^^^^). Wer daraus nicht die Iden-
1208) Nichts anderes als diese um den Tempel laufende Halle ist
die von den Topographen noch besonders angenommene Porticas
Quirini. Es ist nur Martial, der sich des Namens bedient, in-
dem er sein Buch anweiset, wo es sich Leser suchea solle. XI, 1» 9.
f^icini pete porticum Quirini :
Turbam non habet otiosiorem
Pompeius, vel Agenori$ puella.
Fei primae dominus levis carinae.
Nardini nahm sie in der Vallis Qnirini an; Urlichs giebt nach
ihm dieses Thal fdr einen der lebhaftesten Stadttheile aas: das sind
ganz grundlose Behauptungen. Aus der zweimaligen Brwähniing der
Vallis Quirini ergiebt sich gar nichts als eben der Name.
573
titäl beider Tempel erkennt, für den giebt es in sc^cben Dingen
überhaupt lieinen Beweis und er mag immerhin glauben, dass
es zwei Tempel des Quirinus, jeden mit 76 Säulen gegeben
habe. — Wenn ich aber diess mit Entschiedenheit verneinen
miiss, so bleibt es demungeachtet möglich, dass ausserdem
noch ein Sacellum Quirini auf dem Quirinal bestand.
Darauf fuhrt Paul. Diac. p. ^5. QuirinaUs porla dicta^
sive quod ea in coUem Quirmalem itur , Meu quod proanme
eam est Quirini saceilum. Auf einen so elenden Epitomator
würde freilich, wo es sich namentlich um einen Ausdruck han«
delt , nicht viel zu geben sein ; aber die Worte quod praxi"
me eam $acel(}xkm) finden sich auch in dem verstümmelten
Texte des Festus und ihm ist nicht zuzutrauen , dass er den
grossen Tempel des Quirinus sacellum genannt haben werde«
Ueberdiess konnte dieser schwerlich proxime partum CoUinam
gewesen sein.
Die ältesten Topographen, wie die neuesten nehmen einstim-
mig an, der Tempel habe aufdertliohe über S. Vitale, etwa in der
Gegend von S. Alidrea delNoviziato oder di Monte Cavallo ge-
standen, und so schwach und zweideutig die dafür beigebrachten
Argumente sind, scheint man doch aus anderen Gründen daran
festhaltenen müssen. Was die alten Antiquare von früher dort
erfolgter Ausgrabung seiner Fundamente und von der Verwen-
dung des Marmors zur Treppe von Araceli berichten, das ist
theils höchst unsicher, theils entschieden falsch ^^o*), so dass
sich darauf kein Beweis gründen lässt; vielmehr sind es die
Angaben der Notitia, welche auch hier einzig und allein
auf den richtigen Weg führen können. Sie nennt zwischen
den Thermen Gonstantins und dem Tempel des Quirinus Sta--
tuam Mamuri. Daran hat man besonders fest gehalten und
sich auf eine angebliche Schenkung Innocenz I. an die Kirche
S. Vitale berufen, worin allerdings der Cävus Mamuri in der
Nähe von S. Vitale genannt zu werden scheint. Anastas.
Innoc. I. p. 64 Blanch. Domes Emeriti in clivo mam-
1200) S. Nibby z. Nardini, Rom. ant. II. p. 75.
574
miMTi ^^^®) inira urbem iuxta basiltcam. Ausserdem ge-
ben die meisten Handschriften kurz vorher noch an : Balneum
in eodem loco iuxta templwn Mamuri. Da nun die Basilica
(Kirche) neben dem Clivus Mamuri nicht wohl eine andere
sein kann als S* Vitale, welcher die Schenkung gemacht wird,
so würde auch die von der Notitia genannte Siatua Mamuri
über dieser Kirche in der Nähe von S. Andrea zu suchen sein.
Dem scheint nun freilich zu widersprechen, dass die Acta S.
Susannae in einer weiterhin für die salustischen Gärten an-
zuführenden Stelle die Kirche S. Susanna auf der entgegen-
gesetzten Seile des Quirinal apud Vicum Mamuri nennen;
aber dass dort wenigstens der Tempel des Quirinns nicht gele-
gen haben kann, ergiebt sich auf das Gewisseste aus dem
Grenzverzeichnisse in Verbindung mit einer Stelle Vitruvs
VU, 9, 4. Er spricht von den römischen Fabriken des minium
und sagt: Eae autem officinae sunt inter aedem Flarae et
Quirini. Die Notitia aber nennt in der Reg. VI. folgende
Punkte: Templum Salutis et Serapis. Floram. Capitolium
antiquum, Thermas Constantinianas* Statuam Mamuri. Tem-
plum Quirini etc. Es liegen also zwischen der Flora und dem
Quirinus drei derselben, was eine beträchtliche Entfernung
voraussetzen lässt, so dass Vitruvs Bezeichnung ganz unpas-'
send erscheinen müsste. Die Tempel können nur sich nahe
gedacht werden, wenn der eine über dem westlichen, der an-
dere über dem östlichen Abhänge lag, zwischen ihnen nur die
Breite des Hügels. Der Floratempel aber muss an der West-
seite gedacht werden ; denn von hier geht offenbar die Notitia
aus, da zuerst der Tempel der Salus genannt wird, von dem
das über dem Clivus Salutaris stehende Thor seinen Namen
hatte. Thore aber können ja nur an der dem Marsfelde zuge-
kehrten Westseite gedacht werden. Daher wird man denn
doch bei der Annahme stehen bleiben müssen, dass der Tempel
des Quirinus in der Gegend von S. Andrea, wenigstens be-
stimmt an der dem Viminal zugekehrten Seite des Hügels ge-
1210) Die Handschriften geben daFdr auch Mamurtini, Mannutini^
maiori.
575
wesen sei und das wird darch VergleichiiDg dessen, was wir
von den übrigen Tempeln wissen, noch mehr gesichert werden,
als durch die zweideutige Erwähnung des Clivus Mamuri. Das
Zeugniss der Acta S. Sosannae möchte ich nicht gerade mit
Urlichs verwerfen, indem es gar nicht unmöglich scheint, dass
der ß^icus Mamuri^ wenn der Name richtig ist, sich bis zu
S. Susanna ausdehnte. Wie man aber jene Statua Mamuri
zu beurtheilei^ habe, ob wirklich ein Bild des Verfertigers der
Ancilia zu verstehen sei, das bleibe dahingestellt. Weder
Ovid, noch Plutarch, noch Festus sagen etwas davon, dass
ihm eine Statue gesetzt worden sei; Alle sprechen nur von
dem Gesänge, durch den er geehrt wurde ^^^^), und im (xromie
steht er in der nächsten Beziehung vielmehr zu den palatini-
sehen Saliern. Indessen hatten ja die Salti AgonenstM oder
Collini auf dem Quirinale ihren Sitz ^^), und das ganze Insti-
tut stammt von Numa dem sabinischen Könige, dessen Hans
selbst auf diesem Hügel angegeben wird ^^).
Weitere Bestätigung erhält die Annahme solcher Lage
des Templum Quirini durch die freilich auch dürlb'gen Nach-
richten von einem der ältesten Heiligthümer, dem Tempel des
Semo Sancus oder Dius Fidius. Im Argeerfragmente
heisst es bei Varro V, 8. p. 58. ColUs Mucialit quinticeps
apudaedem DeiFidiin delubro, tibi aeditumus habere sotet.
Freilich wird uns nun der an sich problematische GoUis Mu-
cialis, auf keine Weise näher bezeichnet ; allein da die Ar-
geer vom Yiminal kommen, wo die beiden ersten Sacrarien
121t) Ovid. Fast. III, 389. Plotarch. Nnm. 13 extr. Panl.
Diac. p. 131. Mamuri. — Was äbrigcas das in mehrerea Handichrif«
tea des Anastasias vorkommende templam Mamari anlangt, so nrtheilt
wohl Urlichs richtig, dass die Statue nnter einer aedicula gestanden
habe. Der Art sind ja wohl auch in der Reg. VIII der ^ütia die
Quatuor Scauri tuh aede,
1^) Dionys. II, 70^ o/ fiip yag Itäyotvaleis, vno 8i rtvmv «alo»»
fisvoi KoXXiyoi JSdkioi, dv t6 le^ofpvXouuov icviv inl rov KoXXivov ilo-
wov (I) fisva Nofiäv ansBtix&rjaav vnb ßaoMcag 'Oardiov le. t. 1.
Vgl. Varro L. L. VI, 3. p. 196. Liv. V, 52. Ambrosch, Stud. u.
Andeut, S. 146. 175.
13) Plut^arch. Num, 14. Olniav ^ e7%sv eri^ap ne^l t6v Xv
ffivov X6<pov, ^9 hl vvv Tov TOTiov intSttm^ouow. Solin. 1, ^1.
57«
der Region waren, so isl es sehr natürlich, dass sie zuerst
nach dem ColUs Quirinalis gelangen und da der Collis Salutaris
als erster von der Notitia genannter Punkt nördlicher liegen
muss, so ist der Mucialis wenigstens mit grosser Wahrschein«'
lichkeit weiter nach dem Capitolinus hin anzunehmen und weil
nahe bei dem Tempel des Sancus die von ihm benannte Porta
Sanqualis war, muss er nolhwendig an dem westlichen Rande
des Rerges gedacht werden. So ergiebr sich^ für die Stelle,
wo der Tempel stand, da zugleich ein Aufgang zum Berge ge-
sucht werden muss, die Gegend der Piazza di Monte Cavallo
oder des Palazzo del Quirinale. Damit stimmt nun sehr wohl
überein, dass er dem Tempel des Quirinus gegenüber genannt
wird. Es ist die schon S. 133. angeführte Stelle, Liv. VIII,
20. wo er von der Gonfiscation des Vermögens des Vitruvius
Vaccus spricht und sagt : quodque aeris ex iis redacium est^
ex eo aenei orbes facti positi in sacello Sanci^ versus aedem
Quirini i«"). Es kann also auch dieser Tempel nicht weit
von dem des Quirinus entfernt gewesen sein und da er des
Thors wegen am westlichen Rande gelegen haben muss, so
bestätigt diess die angenommene Lage des letzteren über dem
östlichen Abhänge. — Die Gründung des Heiligthums fällt in
die frühesten Zeiten und wird selbst dem Tatius zugeschrie-
ben ^^). Auch spricht in der That für sein Alter, dass darin
Rocken und Spindel der Caia Caecilia oder Tanaquil, nach
Plntarch auch ein Erzbild derselben und ihre Sandalen aufbe-
1^14) Wird hier aach nur ein Sacellam g^enannt, so darf man doch
durchaus nicht an zwei verschiedene Heiligpthümer denken. Tacitus
nennt noch das Sacellum Lamm in summa Sacra via, während das-
selbe von Augastus im Mon om. Ancy r. als aedes Lamm anfgefahrt
wird, und so sind sehr häufig kleinere Tempel sacella genannt woi^
den. Allein bei dem Tempel des Dius Fidins darf das am wenigsten
befremden ; denn nicht nur war es wahrscheinlich ein kleines Heilig«
thnm, sondern auch , was charakteristisch für ein SaccUnm ist , ein
vnM^^or. Varro L. L. V, 10. p. 72. Dius et Divus, unde Suh
DivOj Dius Fidius, Itaque inde eius perforaium teetum, üt ea videa-
tur Divum, id est eaelum. Quidam negant tub tecto per hune deie^
rare oportere.
13) Tertull. ad nat. 11^ 9. Est et Sancus propter hospita^
lilatem a rege Tatio fanum eonsecutus, s. Merkel z. Ovid. Fast.
VI, 217. p. CXXXVl. Vgl. Prop. IV, 9, 74. Dionysius lässt ihn
von Tarquinius Superbas erbanet werden. Anm. 1217.
577
wahrt worden '^^*), und die Urkande des Bündnisses, welches
Tarqoinius Saperbus mit Gabii schloss (S. 18.). Im J. 288.
wnrde durch S. Postnmius Regillensis der von dem zweiten
Tafqninias erbauete Tempel geweihet '^) and vielleicht hat
er bis in Augastns Zeit gestanden , da Varro nnd Dionysins
jene Antiquitäten noch selbst sahen.
Nicht weit von dem sanqualischen Thore, aber etwas
südlicher scheint der Tempel der Flora gelegen zu ha-
ben, worauf nicht nur die Reihenfolge der Notitia hinweiset,
sondern auch die Verbindung, in die er von Vitruv mit dem
Tempel des Quirinus und von Anderen mit dem Capitolium
vetus gebfacht wird. Denn vor dem Baue des capitolini-
schen dreizelligen Tempels war schon längst auf dem Quiri-
nal ein in gleicher Weise den drei Gottheiten geweihtes Hei*
ligthum , das zwar durch den späteren grossen Tempel in
Schatten gestellt worden war, aber bis zum Verfalle des Reichs
sich erhalten hatte. Von ihm sagt Varro L. L. V, 32. p.
158. Clivus proa:umus a Flora s?isu^ versus Capitolium ve*
iusy quod ibi sacellum levis, lunonis, Minervae; et id an-
tiquius quam aedis, quae in Capitolio facta. Wie sich daraus
die Nachbarschaft des Floratempels ergiebt, so wird dieselbe
auch von Martial und der Notitia bezeugt^*), und da
1216) Plin. VIII, 48, 74. Lanam in eolu etJü$o Tanaquilis, quM
eadem Caia Caecilia vocata est, in iemplo Sangt durasse prodente
se, auetor est M.^ Varro. ^ P i n t a r c h. Q a a e s t. Rom. 30. fje iv tf
rov ^Saymov^ Ig^tf x**^^« av3fi$a9 '^ko^9JM«y • l»«4ro ^i nalat ual omp^
SaXuL nal ar^oacro« , ro fiiv oiHOv^laQ avv^s, ro d^ ive^ytlas ovfi»
poXov.
17) Dionys. IX, 60. tv 81 vfi nokti tov vemv rov Jlunlov Jutt
JSiTOQioQ Iloarov/uos 6 awimaroi avT09 Ha&U^at (ifjvo^ 'lovvlov rai«
xaXovfUvaig N6wai9 inl rou 'BwaXiov Xotpov^ %ataoMvaod'ivza ftkv
vni^ Tov Tslevxalov ßaqiXdate Ta^nivt'iov, r^i Si vofuC^oiUvtit tt«^« *i\tf.
ßaioi^ avisowatws ov Tvxavra vtt ititirov. Fast. Venus. Non. Iiin.
10. FIDIO. IN. COLLB.
18) Die Uebereinstimmang mit Varro nod Martial ist wiedenim
ein Beweis für die ricfatise Reibeofolge ihrer Ansabeo. Martial
sagt V, 22,
Sed Ttburtinae $um prosßimvs aceoia ptlae,
Qua videt antiquutn rustiea Flora tovem»
Vgl. VI, 27. Anderwärts nennt er den Ort ad Firum, I, 117. Ueber
beide Namen ist mir nichts weiter bekannt Eine dritte Bezeiehnnog
seiner Wobnnof bestSttgt die Lage des Floraterap«ls aaf dem westli-
eben Rande. I, 109.
37
578
Letztere in südlicher Kichtung das Capitol nach der Flora
nennt, so wird man es anf der südlichen Spitze des Qoirinal
(der Höhe Ton Magnanapoli) anzunehmen haben, wohin wahr-
scheinlich auch der C o 1 1 i s L a t i a r i s der Argeer zu setzen
ist, wenn auch keinesweges aus dem von Nardini angegebe-
nen Grunde. Dem Floratempel aber haben bisher alle Topo-
graphen einen Circus Florae, auch selbst ein Theatrum
beigegeben und deren Lage bei Piazza Barberina, dann aber
natürlich auch den Tempel in dieser Gegend angenommen.
Es beruht diess lediglich auf einem Missverständnisse, wie
im Abschnitte über die Circi gezeigt wird.
Der Tempel der Salus war im Jahre 450 von C. lu-
nius Bubulcus geweiht ^^i»)^ jedenfalls aber halle die Göttin
schon früher hier ein Heiligthum gehabt, da nach ihm sich
der Collis Salutaris benannte, und diese Eintheiluug un-
streitig viel älter ist. Berühmt ist er durch die Gemälde,
mit welchen Fabius Pictor ihn geschmückt halle «°) ; ausser-
dem aber erfahren wir wenig von ihm 5 nur dass er schon
27 Jahr später vom Blitze getroffen, keincswegcs aber, wie
Oros. IV 4. angiebl, zerstört wurde. Vielmehr stand er,
wie man aus Plinius ersieht, bis auf die Zeit des Kaisers
Claudius, wo er abbrannte. Wie aber seine Lage durch die
Nähe der Porta Salutaris an dem westlichen Rande des Ber-
ges gewiss ist, so dient endlich auch er vorzüglich dazu, die
angenommene Stelle der Aedes Quirini zu bestätigen. Denn
nahe bei der Salus war das Haus des Pomponius Atti-
At mea Ftpsanas speetant eoenaetila lauruM ;
Faetus in hae ego sum tarn regione senex.
Br meiDt die Porüous Asrippae im Mars Felde, wie IV, IS. VipsanM
eoiumnae, Wepen der Lage des GapitoUnm vetas {Jupiter antiquui)
Ygl. Anm. U24.
1219) L i V. X, 1. (G. lanias Bubalcns) aedem Salutisy quam cofuul
voveratf ceruor locaveraty dietator dedicavit, \$\. IX, 43.
20) PUd. XXXV, 4, 7. Apud Romanos quoque homos maturo
huie arti eontigit. Siquidem eognomina ex ea Pietorum traxerunt
Fabii elariMsimae gentit, princepsque eius , ci^nominiM ipse , aedom
Saiutis pinxit anno Urbit oonditae CCCCL , quae piehara durantt
ad noitram memorimn, modo Clmtdii prineipatu emuta, V^, Valer.
Max. VIII, 14, 6.
57»
CHS ^^^^)\ nickt weil davon aber auch der Tempel des Qairi-
ans '^), und bedenkt man demnach, dass ihm sowohl der Tem«^
pel der Salus als des Sanciis und der Flora benachbart wa-
ren, dass ferner diese drei simmüich auf der Westseite la-
gen, so ist eine andere Lage als auf dem östlichen Rande,
ungefähr in der Mitte der Bergznnge kaum möglich.
Dunkel sind die Nachrichten von den auf dem Quirioal
gewesenen Tempeln der Fortuna, und selbst ihre Zahl
ist aweifelhaft. Gewiss wissen wir, dass deren drei unweit
Porta GolUna standen und dass die Gegend selbst ad tres
Fortnnas genannt wurde ^*). Genauer werden sie nirbt
beseichnet, und anderweitige Erwähnungen reichen zu ihrer
Bestimmung ni<5ht aus. Ovid gedenkt zweier Tempel der
Fortuna Publica, die beide im Bereiche des Quirinal lac
gen; aber der Name Publica ist eine allgemeinere Bezeioh*-
nung, und wie man aus den Kaiendarien ersieht, ist das eine
Mal die Fortuna Primi genia zu verstehen >^) , und ihr
mi) Gie. ad Att. IV, 1. Brundüium veni Nonit Seaü. ibimiki
Tullia nua fuit praesto natali $uo iptQ die, qui ca»u idem natalit
erat et BrundUinae eolgniae et tuae vicinae Salutis, Es war der
DedicatioDstag des Tempels. Fast Gapraa. Noq. Aug. SALVTI
IN. GOLLB. QViairfALE. SACRiFlGIVM. PVBLIGVM. Eben so die
Fast. Amitera. und Antiat.
22) Gie. de leg. I, t. eerte non longe a tui$ aedihue
inambulant past eieeeteum suum Ramulus Proeuio lulio dixerit, te
deum esse et Quirinum voeari, tempiumque sibi dedieari in
eo ioeo iusserit, Daraos erklärt sieb, was derselbe ad Att.
XII, 45. in Bezng anf Gaesars Sutae Im Tempel des Qnfrians schreibt:
De Caesare vieino scripseram ad te, quia cognoram ex tuis lit^-
ris, 9um oivpaov Quirino malo quam Saiuti., wodareh deuUieb daraof
blngewieseo wird, dass beide Tempel dem üaase des Atticas aahe wa-
ren. Eben so nennt sich Martial, dessen Wohnung am Floratempel
war, Nachbar des Qnirinus. Des Atticas Hans wird auch voa Gorn.
Nep. Att. 13. genannt: damum habuit in eolie Tamphilanam»
23) Vitrnv. HI, 2 Sehn, ffuius autem (aedis in antis) exem-
plar erit ad tres Fortunas ; ex tribus, quod est proxitne partam
Collinam,
24) Fast. V, 72«.
Nee te praetereo, populi Fortuna potentis
Publica^ eui templum luce sequente datum.
Man vergleiche damit Fast. Bxqnil. VIII Kai. Ina. (dem eatspre-
ehenden Tage) : FORTVN. PVBLIG. PR. IN GOLL. Dass die Bach-
Stäben PR. Primigeniae bedenten nnd nieht, wie man gewellt bat,
populi Ramanij ergiebt sich ans den Fast. Venus., welche haben FOR-
TVN. PRIM IN GOL. Wie aber Merkel richtig bemerkt, mag vi«l-
37 •
nag wohl mer der drei Tenpd aagehort haben. Er war er-
baut vobP. Seni|iroDiiis Sophos uid im Jahre 558 geweiht "**).
Der 2weite von Ovid '*) erwähnte Tempel hingegen kann nieht
ia derselben Gegend gestanden haben« Es folgt ans den Fast.
Praen., welchen Non. Apr. beigesehrieben ist. FORTVNAK
PVBLICAE. CITBAIO... IN. COLLE. Was man unter dem eoilis
eüeriar zu verstehen habe, ist zweifelhalt. Merkel fasst
es von der Seite des Berges über derVailis Quirini (S. Vitale),
und allerdings ist das die der Stadt zugekehrte Seite, wie er
denn auch iu volle Quirini geschrieben bat. Nun stand aller*
dings in der Gegend von S. Vitale ein Altar der Fortuna.
Plutarch. de fort. Rom. 10. iy ih tA fMugm etti^mnm
TvyfjQ ßmfAOQ EviXmdog. Der Vicus longns ist die Via
di S. Vitale ^') und in der That ist schon auf Bufalini^s Plane
dort ein „Templnm Fortnnae Pnblicae*^ verzeichnet, was je»
leicht Ovid sie auch faUcb gedeutet haben. Dai^egen kann ich durch-
aas die Folgernng nicht billigen, das« der Tempel froh verschwanden
seiy weil er zuletzt von Liv. XLIH, 13. erwähnt werde, and aosser-
dem die ,,nota dedicationis*^ in den Fast. Maff. nicht fehlen kISnnte.
Das wäre erst za erweisen. Ganz irrig aber ist es, wenn mit Sachse,
weil Platarch einen Tempel der Primigenia auf dem Capitole nennt
(S. 404.), vermnthet wird, es sei das CapitoHum antiqnum za verste-
hen, nnd dieses mit Nardini ,,in extrema et remotissima montis ora^%
vielleicht gar ansserhalb des Pomoerium angenommen wird. Zar Wi-
dcrlegnng kann die eine Stelle aas Martial VII, 73. dienen:
Esqviiüs domui est; domus est tibi colU Diana«;
Et tua Patrieius euitnina vieus habet.
Hine viduae Cybeles , illine saeraria Festae,
Inäe nowitn, veter em prospieis inde lovem.
Ks fällt in die Angen , dass von kWnem der genannten Punkte das
Gapitolium Vetus gesehen werden konnU , wenn es nicht auf der sfid-
liehen Spitze des Quirinal lag. Nardini*s Irrthnm ist durch den er-
diehteten Circns Florae veranlasst.
1225) Liv. XXXIV, 53. aedem Fortunae Primigeniae in eoiia
Quirinaii dedicavit Q. Mareius Baiia, duutnvir ad id ipsum ereatus.
voverat eam deeem annis ante Punieo bello P. Sempronius Sophus,
loeaverat idem eensor.
26) Fast. IV, 375 (»ach Merkel).
Qui dicet, quondam satrata est volle Quirini
Hae Fortuna die Publica, verus erit.
27) Man ersieht es schon aus Anastas. Vit. Innoc. I. p.- 64
Blanoh. in dem schon erwähnten Verzeichnisse der Schenkungen an
S. Vitale: domum iuxta basilicam in vieo longo. Deutlicher noch
sagt der Anonymus von Ein sie diu auf dem Wege von P. S.
Patri nach S, Lueia in Orthea: Sei vitalis in vieo longo.
581
4Mh sehwerlich eiaen anderee Grand hat, ab dass er von Ovid
M valle Qttirini genannt wird. Ob aber jene Eöeinte , die
ich nicht recht zu übersetzen weiss, für die Publica gelten
könne, das scheint doch sehr zweifelhaft. Wenn ein Tempel
der Fortana Pnblica (Primigenia), wie es wahrscheinlich ist,
bei dem coUinischen Thore lag, und ein zweiter auf dem vor-
deren Theile des Qnirinal, so konnte dieser ganz richtig auch
m eüeriare eoib genannt werden. Es hängt Alles davon ab,
•b man bei Ovid mit Merkel schreibt in tiaUe Quir'. oder mit
den meisten Handschriften m eolb Q*, was freilich mit den
Fast. Praen. am bejten übereinstimmt. Demnadi müssen zwei
der Fortnnentempel an der Porta CoUina unbestimmt bleiben.
Schwerlich gehurt hieher, was loann. Lyd. de mens. IV,
7. sagt : ir ^amfj ty V/**fa Tfaütroe %ij ndvTnv Tvyri
Im Vicus longus war in alter Zeit das später eingegangene
Sacellum Pudicitiae Plebeiae (Anm. 1000.). Vielleicht
war diese Stelle in dem Thale des Qairinns nicht ohne Grund
gewählt ; denn wie es nun eine doppelle Pudicilia gab, so stan-
den auch vor dem Tempel des Qnirinus zwei heilige Myrten,
von denen die eine patricia^ die andere plebeta genannt wur-
de i^**). An der Porta CoUina aber und zwar innerhalb der
Stadt, unmittelbar am Walle war der Campus Scelera-
tus, die traurige Stelle, wo die der Unkeuschheit überführten
Vestalen als leidigen Vorzug ihrer Unantastbarkeit lebend in
einer gemauerten Gruft ihr Grab fanden ^*). Man könnte da-
1228) Plin. XV, 29, 36. Inter antiquütima namque deluhra ha-
betur ^Quirini, hoe est, iptius RomuU; in eo $aerae fitere myrti duae
ante aedem ipsam per iongvm tempue, altera patricia appellata^ al-
tera plebeta» Patricia multis annis praevaluit, exuberanM ap laeta ;
quamdiu senatus eiiam floruit, illa ingens ; plebeia retorrida ae
equalida. Quae pottquam evaluit, ßavescenie patricia Marnieo bello,
languida auctaritae patrum Jacta est ae paulatim in sterilitatem
emareuit maiestas.
29) Die HaopUtelleo sind : D i o d y s. II, 67. noiJua&sUat Si fU%(ft
T^s JKoXkivtfs nvJjfg ivrbs rov x§i%ov9 atg inpuov vno yijv natemtevaa/U'
rov afitt Toti iwatpiots «6a/iotg xl&tvtM n, t. L Plutareh. Nvm.
10. ^ dk Ttjv na^&sviay xaca&oxvpooa (<oaa naroffvTTttai aa^a t^
KoXXivTjv XsyoßUytjv nvltjy. iv jJ eetl zi€ ivtot rijs neXsms ot^g yfw-
hjt na^axeiyovoa sro^^oi. 'Bvzav^a navoonsvaiatas uatctYitai pho^
582
dareh iioh bestimint fühlen, ansunehmen, dass das Pomoeriom
nicht ao weit gereicht habe; doch ist diess tSoschend; denn
erstlich hinderte nichts die Beerdigung der Vestalen innerhalb
desselben , und dann war ja eben die Stelle unmittelbar an,
vielleicht in dem Walle selbst ^*><»). Dionys ins schreibt die
Uinführung dieser Strafe dem Tarquinius Piriscus zu; Livins
scheint das erste Beispiel im Jahre 405 gefunden za haben f
irrig ist jedenfkUs seine Erklärung des Namens >^). — Vor
demselben Thore war ein Tempel derVenusErycina, der
wahrscheinlich von der späteren Mauer eingeschlossen wnr«
de '*)• Bei ihm sollten einmal, wegen Ueberschwemmung des
Circus die ludi Apollinares gehalten werden, wobei aber kei-
nesweges an einen Circus in dem Thale zwischen dem Qnirinal
und Pincius zu denken ist ^).
ov fifyae t%u)v avio^iv »araßaai» se. r. L, Demnach ist die SteUe im
tnneni der Stadt rechts voü dem Thore anzaoehmen. \^\. Fest. p.
B33« Se9l9fatu9 eampui. Serv. s. A«b. XI, SOS.
1230) So scheint es nach Plntarch: t^9 Si »araßaoTjt ^ re xA?-
V^l. indessen d. foU. Anm.
31) Di«nys. Ill, C7. Er aennt eine Pinaria als die Erste. Liv.
VIII, 15. (Minncia Vestalis)/icfo iudieio viva sub terram ad partam
Collinam dextra via strata defosta Scelerafo campo. credo ab in-
tuto id et lo€^ nommi fäetum. Dana wiird« die irans analoge Porta
Scelerata , die Castra Soelerata und Anderes unerUSrlich sein. Viel-
mehr Ist es ein Iocum infavstus. Daher erklären sich auch hei Prop.
IV, 6, 11. die C9lhna€ h0rha:
32) Ovid. Fast. IV, 871.
Tempia frequentari Collinam proxtma portal
Nunc deeei, a Siculo nomina eotle tenent,
und Remed. am. 549.
JSst prope Collinam templum venerabile partam :
Impomit Umplü nominm cel$ys Rryat.
Darauf besieht sich wahrscheinlich auch die Refcel hei Vitrnv. f, 7.
S3) hiv. XXX, 38. ita abvndavit TibeHs, ut ludi Jpoltinarw,
Cir96 imtndüto ««fra pürtam Collinam ad aedem Erydnas ß^enerü
parmii »int. Dass die SteUe nicht in Jenem Thale war, ersieht maa
deutlich aaa dem Folgenden. Caeiorum ludorum ipso die, tnbifa t»-
renitaie drto, pompa duei eoopta ad porlam Collinam rtvoeata do-
duetaque in Circum e#/, qvum decessisse inde aqvam nvntiatvm o$-
99U Wenn der Ort der Spiele in jenem Thale hitte sein solleo , so
fcbnat« der Bib^d^ mm Circus mit den Careeres und dem Hanptthore
aur auf der Seite von Plasta Barherina her (gedacht werden, die Rnn-
dang^, wie sie das Thal seihst gleht; nnd wie hStte dann die Pompa
sa Porta CoUiaa hinansslehea kSnnen! Vgl. d. Abschn. Sher die
drei. ^
583
Von dem Tempel des Serapis, welchen die Notitia
mit dem der Salus nennt, ist nichts weiter bekannt. Ein acht
Fnss langes Brachstück einer Inschrift, welche der Dedication
dieses Tempels dorch Elagabal anzugehören scheint, befand
sich ehemak in der Kirche S. Agata alla Sahara ^'^). Wahr-
scheinUch bildete es ein Stück des Fassbodens der Kirche und
ging bei der Emeuerang desselben verloren. Woher es aber
genommen war, ist unbekannt.
In das Thal, welches den Qairinal von dem Pincias trennt,
setzt die ibereinstimmende Annahme der Topographen die
Horti Salastiani, deren Lage in der sechsten Region
auch eben so anbezweifelt ist, als ihre Aasdehnung angewiss.
Dem allgemeinen Urtheile zufolge befanden sie sich ausserhalb
der servischen Mauer und nahmen nicht nur jenes Thal bis zu
Porta Salaria, sondern auch einen Theil des Pincias ein. Sie
waren von dem Geschichtschreiber Salastius angelegt , als er
mit erpressten Schätzen aus Numidien zurückgekehrt war '*).
Als zu ihnen gehörig werden nicht nur das Haus desSalu-
stius, sondern auch Thermen, ein Forum, und ganz
besonders ein Circus betrachtet, in der That berichten die
alten Topographen, dass die Gegend noch in ihrer Zeit Saln*
stricum oder Salustium genannt worden sei^^)$ aber
*,
m4) Grat. LXXXV, 6. Vgl. Nibby %. Nardini. 11. p. S4.
35) Iq der «oXchten Reip. in C. Sal. 7. heisst tax unde tu^
fui modo ne paternam quidem domum redfmere pohteris , repente
iamquam somnio beatus hortos pretioMisnmos , viUam Tiburti, C.
CaesarU reliquas possessiones paraveris. Vgt. Dio Gass. XLIIl, 9.
fiarteo Caesars aa dem collioisehen Thore nennt Inl. OJis. 131. Tur-
ris horiorum Caesarü ad portam Collinam de eoelo taeta. Dem*
Daoh icheint es fast, als habe Salasts Anlage diese Garten mit
vmfasst.
36) Andr. Pniv. de Urb, ant. p. 140. „Exstant adhue horto-
ruf/i vestifia in profunda valle, parum intra portam Salariam tnter
montem Quirinatem et eollem Horfulorum , euivs partem hi Horti
cum eistemie aquarvm oeenpabant, unde eoltis nomen aceepit, loeue
autem nune'ab ineoiis dieitur eorrupte Saluttricvm/' Lac. Fann.
jint. di R. IV, 10. p. 120. „Presso la ehiesa di S. Sosanna fn il Foro
di Salttstfo, il ^uale non bebbe qninei molto dl Inngi casa sna. della qaale
pochi vestigi sene veggono hoggi. ma vi h bene restato il nome, che il
voigo conlinova & chlamare questo Inogo Salostrieo.'' Vgl. Dona't.
de urbe R. Graeo, th. llf. p. 5^1. „Kodie Salustium voeatur.*'
1
584
wie weit diese Beneonaog auszudehnen sei, gebt ans ihren un-
hestimmten Angahen nicht hervor; nur sieht man, dass auch
die Höhe, auf der S. Susanna liegt, darunter zu begreifen ist,
and hier namentlich wird das Forum Salustii angegeben ^^3^).
Damit stimmt ferner überein, dass der Anonymus von
Einsiedln auf dem Wege nach Porta Salaria (durch das
Thal) hinter S. Suaanna Thermae salustianae et piramidem
nennt, und gleich darauf von Porta Nomentana nach dem Fo-
rum gehend, zur Linken Tkennae diocletianae ; zur Rechten
Thermae sallustianae. Sca ausanna. Ueberdiess wird das
Haus des Salustius in der Nähe der Porta Salaria angege-
ben ^^) und endlich soll nach Fulvius und Faunus in dieser (re-
gend eine Inschrift gefunden sein, in welche ein Yenustempel
in den salustischen Gärten genannt wird ^').
Demnach sollte man glauben, dass die Lage hinreichend
beglaubigt sei , und es wird denn auch in Folge aller dieser
Nachrichten angenommen, dass die Horti Salustiani mit Haus
und Circus ausserhalb der servisohen Mauer und zwar von
Porta Salaria und Collina nach dem Pincius hin gelegen habe, '
also für den, welcher auf der Via Salaria zur Stadt kam , zur
Rechten. Damit scheinen indessen zwei viel gültigere Zeug-
1237) Act. S. Susann. D. BaroD. ann. ai. 294. Domus 5. Su-
'$annae et Gabinii patris erat eoniuneta domui Setz Caii Papae in
eexta regione, Atta Semita oiim, nunc Fia Pia apud Vieum Mamuri
ante forum Salustii, sive apud arcwt portae Salariae iuxta aedea Sa-
hutii. Weiterhin beisst es: Est apud gentiies auctores meutio da
aedibuM hortitque Salustii in eadem regione poeitis, Perseverat kac-
tenus nobilis memoria S. Susannae eodem in loeo etc.
3d) Procap. de bell. Vand. I, 2. rctp dk irvUg opaxXivaPTtc
tta^ iiovoiav ^AIoq^x^v te naX r^v n^rtay xfj nolss iSiiapro , oi 9i
ta£ T8 otiUac Mn^Tjoav, at raZg nvXatc ayxtaia ^aar , iv ah ^v nal
^ JaXovorlovj rov *Pioftaioig t6 nahuov rifv unoQiav y^ayfayroe^
11$ di xa nltiora Vf^iuavTa »al ig ifii «arJ^Jt«.
o™??2^^rSo ^^Jl^' ^- M. AVRELIVS. PACORVS. M, GOCCEIVS
SI5,;ir o.ctm*^?.?/'^^'- VENERFS. HORTORVM. SALLVSTIA-
NOIWM. BASEM. CVM. PAVIMENTO. MARMORATO. DEANAB. D.
™iS51i*.o .i cAr ,;ol; ^- AVR- PACORVS. aeditvvs. sangtab
onüSiU J^Mi^^c ^^- "ORTIS. SPBI. ARAM. CVM. PAEMENTO
SOMNIO MON TVS SVMTV. SVO. D. D. Für die Lage des Tem-
pels folgt natarlich daraos gar nichts, noch wenn beider Steine Fnnd-
hStfr*" ^^""* ^^ 5 denn die Denkmäler gelten ja anderen Gott-
585
Bisse sehwer vereinbar za sein. Erstlich die Erzählung ron
dem Eindringen der Truppen Vespaaians in die Stadt, bei Ta-
cit. Hist. III, 82. TripartÜo agmine, pars ut adsiüerai
FlMumia via; pars tuxia ripam Tiberis incessit; tertium
agmenper Salariam ColUnae partae propinquabat. •— Miles
yUeUianus trinis et ipse praesidiis occurriL ProeKa ante
urbem multa et variat sed FlaviarUs consUio ducum praestan-
tibus saepius prospera. li tantum conflictati sunty qui in
partem sinisiram urbis ad Salustianos horios
per angusta et lubrica viarum flexerant. Sth
perstantes maeeriis hortarum Fite/b'ani ad serum usque diem
saxis pitisque subeuntes arcebant, donee ab ^quitibus, qui
porta CoUina irruperant circwnvenirentur. Wenn man die
aurelianische Mauer hinwegdenkt, so ist es offenbar, dass , da
die Flavianer auf der Via Salaria gegen die Porta Collina an-
rückten , das ßeetere ad sinistra urbis nur nach der Seite,
der Porta Viniinalis hin gedacht werden kann , wodurch wir
auf die Gegend hinter den Diocletiansthermen hingewiesen
werden.
Noch unbegreiflicher ist die Angabe derNotitia. Sie
nennt unmittelbar nach dem Tengflwn Dei Qtiirini^ Hortes
Salustianos. Gentem Flaviam. Thermas Diocietiaftas. Hat
sich nun aus der obigen Bewebfiihrung ergeben, dass der Tem-
pel des Quirinus auf der Ostseite des Quirinal, in der Gegend
von S. Andrea gelegen haben muss, so würde daraus folgen,
dass die salustische Anlage noch diesseits der Thermen begon-
nen habe, und dass die Thermen selbst vielleicht einen Theil
derselben einnahmen. Ich halte das nicht für unmöglich, zu-
mal da das sogen. Forum Salustii bei S. Susanna angegeben
wird, wobei man, freilich nur vermuthungsweise, an einen
freien, mit Hallen umgebenen Platz denken kann. Scheinen
auf solche Weise die Horti eine ausserordentliche Ausdehnung
gehabt zu haben, so muss man bedenken, dass solche Anlagen
durchaus nicht darauf Anspruch machten, lediglich Privatbesitz
zu sein; dass sie vielmehr zum Theile öffentlich waren, wie
ja das Forum und die Thermen beweisen, und dass sie unbe-
denklich von öffentlichen Strassen durchschnitten werden konn-
586
ten, Bo gat als die awea damus. Und ansserordeiiUich wek-
läafkig waren sie jedenfalls, da sich ja darin eine portieus
miUiarensü beiilnd, d. h. deren Spatiom 1000 Passus be-
trag 1240^. — Als Reste der Thermen betrachtet Uiiichs die Rui-
nen in Villa Mandosi, zwischen S. Snsanna und Porta Salaria,
was nicht anmöglich scheint. Der Circus aber ist eine reine
Erfindung der Antiquare, wie in dem Abschn. v. den Circis
gezeigt werden wird« — Die Horti Salustiani wurden später-
hin kaiserliches Eigenthum, ohne dass ich angeben könnte,
wie oder wann. Aber unter Nero erscheinen sie als solches
(Tacit. Ann. XIII, 47.) und mehrere Kaiser, namentlich
Vespasian{Dio Cass. LXYI, 10.) und Aurelian (Vopisc.
Aur. 49.) pflegten sie zu bewohnen. Nerva starb hier (Hie-
ron, p. 445 Rone.).. Vgl. auch Ulp. Dig. XXX, 1, 39.
Zwischen ihnen und den Diocletiansthermen nennt die
Notitia Gentem Plamamj worunter man das von Domitian
prächtig erbauete Grabmal der Flavier zu verstehen hat. Es
wird gewöhnlich Templum Gentis Flaviae genannt, weil
ts aisjanum^ iljgiiov, errichtet und geweiht war ^^); aber es
war nichtsdestoweniger ein lepuicrum, und gewiss wissen
wir, dass die Asche der Inlia Titi hier beigesetzt war, und
dass Domitians Asche heimlich mit der ihrigen vermischt wur-
de«^). Aber wahrscheinlich war es auch die Ruhestätte Vespa-
fiians. Domitian hatte dieses Monumentura an der Stelle des
1240) Vopisc. Aurel. 49. 3filliarensem denique partieum in
horifs Sallufiii arnavit, in qua quotidie et equos et se fatigahat,
M«D 'mivA si« oatörlich Diokt io eiuer seraden Lioie zv denken haben.
Vgl. auch loc. auet. Paoeg. Coast. 14.
41) S. meine Schrift De Romae vef. mur, atq, port, p. 69.
49) 'S ue ton. Dom. 17. Cadaver eins popuiari eandapila per
vespiliones exportatum Pkyllis nutrix in suburbano nio Latina via
ßtneravit: sed reliquiat iemplo Flaviae gentis elam in-
iuiit tinerihutque luiiae Titi fiiiae, quam et ipsa edur
eaverat, commitcuit. Unter den häufig^en Erwähnnosen weiset am
denthchsten auf diese BestimmuDf hin Mart. V, 64, 5.
Tarn vidna iubent uc$ vivere Mausoiea,
Cum doceant ipsos potse perire deas*
nnd die Anspielung anf den /i^h^ rd^off auf Kreta, IX, 34, 7.
€rnotia vae, inquit (lap.)i n^bis monumenta dedistis :
-- - ,_- Cernite quam plus sit Caesaris esse patrem.
Vgl. IX, 1, S. 8, 12. Stat. SilT. IV, 8, 18.
W7
Hanses erbaat, in dem er geboren war ^^ad Malum Punicum^^^
ein Name, der nicht weiter erwähnt wird ^*^^).
Der Qnirinal gehört nnter die wenigen Theile der Stadt,
wo noch gegen das Ende des dritten und im yierten Jahrhun-
derte kolossale kaiserliche Anlagen gemacht wurden. Es sind
die schon oft genannten Thermen Diocletians und Con-
sta ntins, Letztere an der Stelle des Palazzo Rospigliosi.
lieber beide s. den von den Thermen handelnden Abschnitt. —
Ausserdem nehmen alle Topographen, von Andreas Fulvius
bis auf Urlichs mit völliger Sicherheit an, dass auch der von
Aurelian erbauete prächtige Tempel desSol auf dem Qni-
rinal gelegen habe, und einmüthig weiset man ihm die ehedem
sehr bedeutenden Reste im Giardino Colonna zu , die wegen
eines thurmartig ragenden Theils im Mittelalter Torremesa,
nachher mit unsinnigem Namen Fron tispizio di Nerone
(auch Tunis Maecenatiana) genannt wurden^). Fragt man
nun, was zu dieser Annahme berechtige, so wird man verge-
bens nach einem Beweise sich umsehen ; vielmehr scheint eine
grundlos ^ — ich kann nicht sagen, von wend zuerst — gefasste
Meinung von allen Nachfolgenden ohne weitere Prüfung nach-
gesprochen worden zu* sein. Zwar giebt Nardini (II. p. 112.)
und nach ihm Veniiti und Canina an, Vopiscus sage im
Leben Aurelians, er habe den Sonnentempel auf dem Quirinale
erbaut; allein diess ist falsch. So oft er auch des Tempels
gedenkt, nennt er doch nie diesen Berg^^); vielmehr wird
sich aus ihm selbst nachweisen lassen, dass der Tempel wahr-
scheinlich in einer ganz anderen Gegend war. Er erzählt
cap. 1., wie er zur Lebensbeschreibung Aurelians veranlasst
worden sei : Hilaribus, quibus omniafesta etfieri debere m-
1243) Sveton. Dom. 1. D<mUHan%u uahu est — regione Urbü
texta ad Malum Punieum , domo , quam postea in templum gtntU
Flaviae convertit. vgl. 5. 15.
44) Abbildnogreo bei Du P^rae, Fettigj, t. 31. Crtaucci,
jint. di R. p. nu Palladio, AtehiUU. 1. IV. p. 4t ff.
45) S. kMTt\. c. 10. 25. 28. 85. 39. 48. Tac. 9. Vgl. Anrcl.
VSct. Gaes. 35. Entrop. IX, 25. Zosim. I, 61. Hieron. t. I.
p. 481. Gassiod. Chron. t. 11. p. 214. Catal. Imp. Vicnn.
p. 246 Rooc.
588
mm et dieij mpltiü soknmbus vehicuh suo me et iudiciali
carpento pmefectusurlns — luniue Tiberianus accepit. Ibi
fuum animusa amsis atfue a negotns'pubHeu solutus ac li-
bervacaretf sermonem mu/tum aPalatio usque ad hör'
to s Va lerianos insüluit^ et in ipso praecipue de vita prin*
cipum. Quumque ad templum Soiis venissemus ah
Aureliano principe consecratum, juod tpse nonni-
hilum ex eins origine sangtdnem duceret, quaesürit etc. Wir
wissen nicht , wo die Horti Valeriam, wenn überhaupt der
Name richtig ist^^^^), gewesen sein mögen ; aber so viel leuch-
tet ein , dass der Weg zu ihnen nicht über den Qoirinal bei
demFrontispiciumNeronis vorbeigegangen sein kann, und eben
so klar ist es, dass der Sonnentempel Aurelians nicht in sol-
cher Nähe des Palatin war ; dass vieLnehr Yopiscus von einer
längeren Fahrt spricht, während welcher sich diese Unterhal-
tung entsponnen hatte. Da es nun durchaus unwahr ist, dass
Yopiscus den Tempel auf dem Quirinal angebe, noch sich ir-
gend eine andere Andeutung dafür findet, so frage ich, mit
welchem Rechte man die Reste in Giardino Golonna dafür er-
klärt, die über ihre Bedeutung selbst keine weitere Auskunft
geben, als dass hier einst ein grosses Gebäude stand? Dagegen
giebt das Verzeicbniss der Notitia den Sonnentempel in der
siebenten Region an, die ja doch gewiss nicht auf die Höhe
des Quirinal reichte. Sie nennt unter lauter unverständlichen
Namen Campum Agrippae, Templum SoUs etCastra. Wo
der Campus Agrippae anzunehmen sei, ist ebenfalls eine nicht
leicht zu beantwortende Frage (s. d. folg. Abschn.); aber so
viel ist ausgemacht^ dass auf dem Quirinal kein Platz dafür ist.
1!K46) Aus dem Cod. Pal. giebt Salmasios die Variaote FarianoM.
Sie würden ebeo so QDbestimiDbar sein. Zwar werdeo gewöhDÜcb
Girteo dieses Namens bei der Spes Vetos angenommen, nach Lam-
prid. Heliog. 13. ipte seeesstt ad hortos Spei reteris, and 14.
fftäe itutn est in hortos , ubi f^arius invenitur eertamen aurigandi
parans. Allein wenn diese Gärten yariani gebeissen batten, ao wBrde
sie Lampridins nicbt hortos Spei Feteris nennen. In Bezog aaf den
Sonnentempel aber ist ej ganz «nmöglieb^ an die Gegend der Spes
Vetos zn denken. Die Vermnthung liegt niebt fern, dass die Horü
Lueulliani gemeint sein können, da diese unter Claudius dem Valerius
Asiaticus gebSrten and dorcb ibn bedeutend ycrscbönert wurden. S.
Aom. \TM,
Gleichwohl lag der Sonnentempel nnd diese sonst nabekanatea
wahrscheinlich aber zum Tempel gehörigen Gastra eben im
Campus Agrippae. Das erfahren wir — und es ist diess aber«
mals ein Beweis für die Richtigkeit der Angaben der Notitia —
ans dem in vieler Hinsicht höchst schätzbaren Catalogns
Imperatorum Vienn. Dort heisst es t. II. p. 246 Rone.
Hie muro urbem cinxit: Templum *olU, et cästra in eampo
Agrippae dedicavit: Genium popvli Romani aureum in ro^
9tra potuü. Dadurch scheint jener Wahn gänzlich beseitigt
und es wird fiir den Campus und den Tempel eine Stelle in der
lang ausgedehnten siebenten Region zu suchen sein. — Uebri-
gens gab es allerdings auf dem Quirinal ein altes Heiligthum
des Sei. Fast. Ca p ran. VI Id. Aug. SOL. INDI6ITIS. IN
COLLE. QVIRINALE. SACRIFICIVM. PVBLICVM. Vgf. d. Ami-
ieru.; allein das bezieht sich jedenfalls auf das Pulvinar
Solis neben dem Tempel des Quirinus, wo Papirius das So-
larium aufgestellt halte. Qu int. I. 0. I, 7. Interim G qtuh
que (adiec(a), ut in pulvinari Solis j qvi colitttr iuxta aedem
Quirinii VESPERVG, quod vesperuginem accipimtis, — Dage-
gen hat allerdings Elagabal auf dem Quirinal gebaut ; nicht nur
wahrscheinlich den erwähnten Serapistempel, sondern auch
einSenaculum mulierum, wie es schon früher daselbst
einen solchen Or't zu Versammlungen der römischen Matronen
gegeben zu haben scheint ^^*''). — Als sechste Region hiess
1247) LainprSd. Heliog. 4. Feeit et in colle Quirinali tena-
eulum, id est mulierum senatum, in quo ante fuerat conventus ma-
tronarum solennibtu duntaxat diehut, et si unqttam aliqva matrona
tontularis coniugii omamentis esset donata. Schon sehr früh fiodea
wir Venaminlaogeii der rSmiscben Matroaen zur Berathuog aber {pe-
meiDschaftlicbe ÄDgelegenheiten ; z. B. als das Gold za dem Weih|pe-
scheDke fdr deo delpbischea Apollo fehlte. Liv. V, %b. cunu cum
eopia non esset, matronae, coetibus ad eam rem eonsultandam hü"
bitis et eommuni decreto pollicitae tribunis miUtum aurum et omnia
ornamenta sua in aerarium detulerunt. Ferner als der Blitz io dea
Tempel der laao Regina geschlagen hatte und die Haruspices erklär^
len, prodigium id ad malronas pertinere» Liv. XXVll, 37. aedilium
curulium edioto in CapitoUum eonvoeatae, quibus in urbe Romana
intraque deeimum lapidem ab urbe domieilia essent, ipsae inter st
quinque et viginti delegerunty ad quas ex dotibus stipem eof\ferrent
Pfftch JSlagabai scheint das Senacolnm eingegangen za sein , vielleicht
in Folge «einer thörigen Bestimmangen ; denn Vopiac. Aarel. 49*
MO
der QniriaiJ Alta Semita; wahrseheinlich Name der
Strasse , welche noch jetzt von Piazza di Monte Gavallo in
gerader Linie bis zu dem Ihore.iuhrt, &rada di Porta Pia«
Der GoUw faortonim oder Pineiu».
Die bisher genannten Hügel machen das eigentliche Rom
aus und man hat deren in keiner Zeit mehr als sieben gezählt ;
vielmehr heisst die Stadt auch in ihrer grössten Ausdehnung
immer urbs sepHcollis. Gleichwohl schliesst die aurelianische
Mauer noch einen achten sehr ansehnlichen Hügel ein, der in
alter Zeit CoUis hortorum, in der spätesten Kaiserzeit
Mons Pincius hiess, wie er denn noch jetzt Monte Pin-
cio genannt wird. Ausserhalb des alten Pomoerium nicht
nur, sondern überhaupt der servischen Ringmauer gelegen
wurde er besonders zu Gärten, wohl im eigentlichen Sinne zu
Gartenbau benutzt ; aber als gegen das Ende der RepublÜL un-
ermessliche Schätze und verschwenderische Prachtliebe zu
grossen Luxusbauten führten, da war es sehr natürlich, dass
auch auf dem Collis horlorum, mit seiner herrlichen Aussicht
und seiner gesunden Luft, grosse prächtige Anlagen entstan-
den, zumal da gerade hier noch keine städtischen Gebäude hin-
derlich waren. — Der Hügel dehnt sich von Porta Salaria
westlich bis Porta Flaminia aus. Seine Grenzen machen süd-
lich das Thal, das ihn vom Quirinal trennt; westlich die
Ebene des Marsfeldes. Jetzt kann man zur Bestimmung der^
selben nennen: Via di S. Basilio, Piazza Barberina, Via di
due macelli, Piazza di Spagna und Via del Babuino. Seine
Höhe ist beträchtlicher als die der übrigen Hügel des linken
Ufers, mit Ausnahme des Walls in Villa Negroni "♦•).
Die erste und bei weitem die berühmteste jener Anlagen
sag^: Senatum $Ufe nnaeulum matnmü reddi voluerat, ita nt pri-
mae iiiie, quae sacerdotia senatu auctore meruUeent,
\%k%) Der Boden des CastDo id Villa Ladovisi wird als kSehster
Pookt 204 F. hoch angeseben; Villa Medici 165 (in der Beeehr, ä,
St. R. I. S. 37. werden nach Shnkbar^ 185« 9. angegeben; aber in
den Pkiloe. Traneaet. 1777. IK p. 592. siebt 165.); Kirebe S. Trinita
a«' Bonti 159 F.
— . SOI -^^
waren die Horti Luculliani* Ihre Lage auf dem nnchis
ist dadurch gewiss, dass unter ihnen die nach dem Marsfidde
geführten Bogen der Aqaa Virgo begannen. Front, de
aqua ed. 22. Arcus yirgini$ initiam babeni sab horHs loh
cullianü ^>^')« Diese Bogen aber nahmen erweislich ihren An-
fang über der Via di Capo le Gase, s. d. Abschn. von den
Wasserleitungen. Die Geschichte der Gärten ist bis auf Clao-
dins Regierung unbekannt; damals aber gehörten sie dem Va-
leritts Asiaticus , und waren der hauptsächliche Grund, wes-
halb die nach ihrem Besitze strebende Messalina ihm den Un-
tergang bereitete. Hier feierte sie ihre verbrecherische Ver-
mählung mit Silius (luven. X, 334.) und hier wurde sie auf
Claudius Befehl getodtet. Die Gärten verblieben wahrschein-
lich ihrer Tochter Octavia ^<^), und fielen nach deren Tode ih-
rem Gemahl Nero zu, und seitdem waren sie wohl kaiserliches
Eigenthum, als welches sie bestimmt Plutarch nennt, der sie
zu den prächtigsten Anlagen rechnet'^). Die Familie der
Domitier, zu welcher Nero gehörte, hatte vielleicht schon
firüher Besitzungen auf dem Pincius ; wenigstens war daselbst
1249) Statt dieser nnzweifelhaften Lesart hat Dederich In der
neneo Aasgabe des Froatia nach den Haadsehrifleo, welehe £ucilümii
oder Luciilianü s^ben, das Erstere aufgenommeo mit BemfoDS aaf
Tacit. Ana. XI, 32. Igitur Messalina Lucuiiianos in hartos, SiliuM
dissimulando metu ad tnünia fori digrediuntur,^ wo aUerdiags Luoi"
lianos aach haadschrifUiche Lesart ist. Allein dass über die iUchtis^
keit des Namens Lucuiiianos ^r icein Zweifel Statt finden kann^ lehrt
die Vergleichaog anderer Stellen. Bei Tacit. c. 37. Interim Messa-
lina Luoullianis in hortis prolatare vitam etc. schwankt die Lesart;
dagegen sagt loann. Antioefa. Escerpt. Vales. p. 809. jedea-
falls nach Dio Cassius, dessen Text auch darnach erg&nzt worden
ist: T(Sv fiiv ßaatXeiatv iititod'eiaa^ ntgl di rovs 'uiaianxov lajnov^
^lavuffUvfi. Diese Horti Asiatici sind aber eben die Lueulliani,
Tacit. c. 1. Nam Falerium Asiaticum, bis consulem , fuisse
quondam adulterum eius (Poppaeae) credt'dii: pariterque hortis in-
Aians, quos a Lueullo eoeptos iruigni magnijicentia ewtoliebat,
Suilium accusandis utrisque immiitit,
50) Nardini, Rom, ant, III. f. 139. berichtet, dass an der
Via Feiice, wo die Via di Porta Pinciana abgeht^ ein Stück Fries ge-'
fanden worden sei, worauf in grossen Buchstaben der IVame OCTA-
VlAI stand. Es stimmt das sehr wohl mit der Lage der Garten
iiberein.
61) L neu II. 39. *'Onov imU vvr, inldo9*y roiavrffp r^e rffvipSf^
a^*&ftavpTtu»
592
ihr Grabmal, wo auch Nero^s A;}che beigesetzt wurde ^>^3).
Der Tradition nach soll es über der Kirche S. Maria del po-
polo (neben Porta del popolo) gewesen sein. — Ob hingegen
hier auch die Gärten des Pompeios gewesen seien, wird iv
folgenden Abschnitte erörtert werden.
Woher der Berg den Namen Pin eins erhalten habe, ist
ganz nngewiss. Die gewöhnliche Meinung, dass die Familie
der Pincier daselbst einen grossen Palast gehabt habe, ruhet
auf höchst unsicherer Grundlage. Zwar scheint in einer In-
schrift bei Grnt. CCCLII, 5. eine Gens Pincia genannt zu
werden, und die Existenz eines ansehnlichen Palastes im Gar-
ten von S. Triniti de' Mouti ist durch die noch in Bufalini's
Zeit vorhandenen Trümmer und mehrfache Erwähnungen aus-
ser Zweifel; aber dass diess das Haus der Pincier gewesen
sei, dafür giebt es, so viel mir bekannt ist, durchaus kein ge-
nügendes Zeugniss. Denn wenn Theoderich bei Cassiod.
Var. III, 10. schreibt: praesenti admonitione declaramut,
ut marmoraj quae de domo Pinctana constat esse deposüa ad
Ravennatem urbem per Catabolenses vestra ordinaltone dm-
gantur.^ so nöthigt gar nichts eine domus Pinciorum anzuneh-
men, sondern es kann sehr wohl ein kaiserlicher Palast auf
dem Pincius gemeint sein. Und diess wird besonders wahr-
scheinlich durch eine Stelle bei Anastasius. Er sagt
Vit. Silver. p. 104 Blanch. abUt VUitarint Patrichu in
palatitim Pincianum. aber weiterhin p. 106. Tunc fecit
beatwn Siherium Papam venire ad se in palatium (in)
Pincis.^ vergl. Hadr. p. 253. Bened* III. p. 401.,
wodurch die Benennung Palatium Pincianum hinreichend er-
klärt ist. Eben so ist es mit dem Beinamen der jetzt ver-
schwundenen, aber noch von Bufalini neben jenen Trümmern
verzeichneten kleinen lürche S. Felicis in Pincis. Wer
den Namen des Berges von dieser Kirche ableiten will , der
überspringt die Frage, woher deren Beiname komme? Die na-
1252) S n e te D. N e r. 50. Reliquiat Belogt et Alexandra nutriret
cum Acte eoneubina gentili Domitiorum monumento eondiderunt;
quod proMpicitttr e Campo Martio impositum colli hortttrum. In eo
monumentQ Molium porphyretici marmorU »uperstanU Lunensi am
fircumseptum ut lapide Thtuio*
593
türiichste Antwort ist, dass sie ihn vom Berge selbst hatte,
aaf dem sie stand. Wenn also nicht andere mir unbe-
kannte Beweise für eine domus Pinciorum vorhanden sind,
so wird es besser sein, zu gestehen, dass wir den Ur-
sprung des Namens nicht kennen. Wie sich übrigens aus
Anastasius ergiebt und schon S. 198. bemerkt worden ist,
bewohnte Belisar diesen Palast während seiner Yertheidigung
Roms "*3).
Unweit der .Kirche S. Felicis, nach der Stadtmauer hin,
giebt Bufalini^s Plan ein grosses antikes Rundgebäude an, un-
ter dem Namen Templum Solis, und einen solchen Tempel nen-
nen auch Marliani und Lucio Fauno ^*) ohne, wie es
scheint, dieselbe Ruine damit zu bezeichnen. Worauf sich
diese Angabe gründen möge, ist mir ganz unbekannt.
Die Ebene gegen den Fluss.
f7a lata. Cireus Flaminius. Campus MarÜus.
So spärlich sich auch verhältnissmässig in den bisher zur
Erörterung gekommenen , bei weitem den grössten Theil des
alten Rom aasmachenden Bezirken deutlich erkennbare Reste
antiker Gebäude darbieten, welche als sichere Anhaltepunkte
für die Forschung dienen können , so wird doch die Untersu-
chung bedeutend dadurch erleichtert, dass diese Gegenden sich
jetzt und seit vielen Jahrhunderten fast gänzlich frei von neue-
rem städtischem Anbaue darstellen, so dass leichter ein Ueber-
blick des Terrains zu gewinnen ist. Anders verhält es sich
mit dem noch übrigen Theile der Stadt, der seit langen Zeiten
von einer gewaltigen Häusermasse bedeckt ist, welche den
1!253) Es ist das voa Procop. 60 th. II, 8 uod 9. erwähnte ^ro*
54) Letzterer sa^t Antich, di R. IV, 11. p. 122. „Sopra questo
colle fa il tempio del Sole , che vogliono che fasse la , dove si vede
hoggi oe la cima del colle presso la muraglia uoa grao fabrica antica
k i^uisa d* an mezzo cerchio, che e f^ih per andare ia rovina.''
Bafallni giebt ein völlig Zirkelrandes Gebäode an; indessen hat er
leider sehr häufig die Rainen ergänzt.
38
594
alten Boden ganz ankenntlich macht. Zwar giebt es gerade
hier mehrere theils nnzweifelhafle , theils mit ziemlicher Si-
cherheit bestimmbare Punkte, als das Mausoleum Augusti, den
in Piazza Navona seiner Form nach erhaltenen Circas, das
Pantheon und die Minerva, das Theatrum Pompeii, den Circus
i^aminius, die Porticus Octaviae und das Theatrum Marcelli ;
aber das Gewirr der zahllos und planlos sich durch einander
schlingenden Strassen und Gässchen macht trotz derselben die
Orientirung äusserst schwierig. Dazu kömmt, dass in der Re-
gel die alten Schriftsteller , wo sie von Gebäuden dieser Ge-
gend sprechen, sie nur ganz allgemein m Campo Martio oder
in Circo Flaminio angeben, was bei der bedeutenden Ausdeh-
nung dieser Ebene so gut als keine Bezeichnung ist. Es lässl
sich erwarten , dass in mittelalterlichen Schriften und Urkun-
den öfter Bezug auf antike Gebäude genommen werden mag;
allein solche Quellen sind mir für jetzt nicht zugänglich ge-
wesen, und aus Anastasius ist gerade für diesen Stadttheil fast
gar kein Gewinn zu ziehen. Es kömmt also hier besonders
darauf an^ die alten Nachrichten , so weit sie Andeutungen
enthalten, sorgfältig zu benutzen und durch Yergleichung und
Combination so viel als möglich zu ermitteln.
Das hier zur Erörterung kommende Gebiet dehnt sich von
den Abhängen des Capitolinus, Quirinal und Pincius als ge-
räumige Ebene bis zum Flusse hin aus. Schmal zwischen dem
Pincius und dem Tiberis erreicht es südlicher durch die Krüm-
mung des Flusses eine ansehnliche Breite, bis es unter dem
Capitole, wo der Strom diesem Hügel wiederum nahe tritt,
abgeschlossen wird. Man kann es im Allgemeinen als die
Ebene des Alarsfeldes bezeichnen, obgleich im strengeren
Sinne nicht dem ganzen Räume dieser Name zukömmt, man
vielmehr drei Bezirke zu unterscheiden hat, deren Abgrenzung
indessen nur zufällig ist, oder auf politischer Eintheiiung be-
ruht. Die ganze Ebene wird durch eine von der Gegend des
Capitolinus aus nach Porta Flaminia laufende gerade Strasse»
die heutige Via del Corso, in zwei sehr ungleiche Theile ab-
getheiU : die zur Rechten dieser Strasse den Hügeln zunächst
liegende Fläche bildet mit einem Theile des Pineios die sie-
995
benteR^on^^^^), Via lata, so genamit eben yon der sie
begrenzenden Strasse, welcbe erweisUeh ibrem sSdKobenTheiie
naeb diesen Namen liilurte ^<^), in ihrem Fortgange aber Fla-
minia genannt wnrde. Diese Region gebort zu den unbe-
kanntesten, vielleicht aneb zn den unbedeutenderen und die
einzige Frage ron Wiebtigkeit ist die sehon oben berührte,
was man von dem Campus Agrippae zuhalten habe, den
die Notitia mit dem aurelianisehen Sonnentempel hier verzeicb-
net« Man hat ohne Rücksicht auf diese Angabe gemeiniglieb
angenommen, dass der ganze Raum, wo Agrippa seine grossen
Anlagen der Thermen mit dem Pantheon und der Portious
Neptuni machte, unter diesem Namen zu verstehen sei. N ar-
din i, der seiner Anordnung nach Regionen zufolge notwen-
dig auf den Widerspruch stossen masste, bat schon darauf
aufmerksam gemacht, dass alle jene Gebäude in der neunten
Region iagen, und dabei geäussert, es möchten wohl einige
der vielen Anlagen Agrippa's sich auf die siebente erstreckt
haben und der Name daher rähren, ohoe sivb bestimmter
darüber zu erklären. Es lässt sich aber mit aller in solchen
Dingen möglichen Klarheit nachweisen, nicht nur dass diess
1!^55) So wird man wenigstens far die spitere Zeit anznnehmeD
haben; wie weit die angnstische Region g^ereicht haben möge, mnss
unentschieden bleiben; indessen nmfasste anch sein Pomoerinm tchoo
einen Theil des Pincins. S. S. 105.
56) Es ersieht sich mit Gewissbeit aus der Bezeichnung der au
der StradsL del Gorso gelegenen alten Kirchen S. Maria (neben Pal.
Doria) und S. Marccllo (ihr gegenüber): sie werden in via lata g^
nanat. z. B. Ana st. Greg. IV. p. 339 Blaoch. in Dinconia beatae
Mariae in via Lata. Hadr. p. 266. Htulum $ancti Mareelli in via
Lata, Nun wird zwar auch die Basilica d. SS. Apostoli in Via lata
genannt: ebend. p. 254« 258. ; allein das seheint allgemeinere Benen-
nung zu sein und dass jene Kirchen ganz eigentlich an der Via lata
lagen, ergiebt sich ans den Nachrichten von Ueberschwemmungan.
Anast. Benod. III. p. 401. (Tiberis) e^inde expandit $e super pia-
team, quae vocatur yia Lata et ingreestu est in basilicam sancfae
Dei Genitricis Mariae, p. 408. wird noch hinzugesetzt: quae ibidem
est. Vgl. Gregor. II. p. 165. Hadr. p. 271. Die Kircbe S. Maria
steht in der Linie des Gorso; S. Marcello tritt um ein Bedeutendes
zurück, so dass zwischen ihr und Pal. Simonetti ein freier Platz ist.
Vielleicht war das die Breite der aheo Strasse, zumal da vor Palazzo
Sciarra dasselbe eintritt. Uebrigens hat die Strasse den Namen erst
spät abgelegt; denn noch Luc. Fauno sagt, Ant. di R. p. 130.
„come anco in/ino ad hoggi riliaae il auo aome aotieo.'^
38*
r .
596
80 war, sondern auch was für Anlagen hier zu suchen sind.
Die HanptsteUe über den Campus Agrippae ist bei Die Ca ss.
LV, 8. t6 TS neilov %6 '^yglnnetoy nX^v t^s ovoäc,
nal Td JeiQißiTmQiov avros o jivyovaroc iäij/ioci^üt»
näinlich nach Agrippa's Tode. Fragen wir , was das für eine
tnoä sei, welche er ausnimmt, so giebt er uns gleich darauf,
nachdem er erklärt hat, was dasDiribitorium gewesen, darüber
Auskunft: 17 di iy tü nsdifo arodj ijy ij IlmXa ^ dieXq^i^
nvTOV (^/iyQinna), y nal rot/ff ^QÖfjtovg dianoa/jb'^^
aaaa^ inoiei, oviinm i^eigyaoro. Diese Porticus PoJae
wird unter diesem Namen nirgends weiter genannt ; aber es
kann kaum zweifelhaft sein, dass es die öfter erwähnte Por-
ticusEuropae war, wie sie von einem lupiters Liebe zur
Europa darstellenden Gemälde hiess. Denn Dio nennt in Ver-
bindung mit ihr figo/^ove und eben diese Porticus wird als
ein Ort genannt, wo Laufübungen Statt fanden ^^^^). Dazu
kömmt die ausdrückliche Angabe, dass sie von der Abendsonne
erwärmt wurde ^*) , was auf keine Lage besser passt als in
1!2S7) Mart. TI, 14, 3. von dem eapUtor eoenae Sellas:
€urrit ad Europen y et te, PauUine tuosque
Laudat Jchilleos, *ed eine fine pedes.
und VII, 32, 11. wo er den Atlicus lobt, weil er nicht mit anstreo-
{fenderen Uebnngen, sondern nur durch Lauf sieh znm Mahle vor-
bereite :
Sed curris niveas tantum prope Firginie undas^
j4ut ub< Sidonio taurui amore caiei,
Ifach Plin. XXXV, 10. n. 114., der unter den in verschiedenen Hallen
zu Rom befindlichen Gemälden des Antiphilus auch nennt: in Pom^
peia vero Cadmum et Europen, kSnnte man auf den Gedanken kom-
men, die Porticus Europae sei eben die Pompeia; allein das Ge^n-
theil enpebt sich sofort aus dem ersteren Epigramme Martials, nach
welchem Selius von der Europa zu den Septis , dann nach dem Isis-
tempel, dann nach dem Hekatostylon , endlieh zur Porticus Pompeii
ISuft, und naeh dem Bade zur Europa zurückkehrt. Vg^l. was unte«
über die Porticus Octaviae g^esai^ wird.
58) Ders. III, ;^0, 11. von Canius Rufus:
j4n spatia earpit lentiu Argonautarumt
An delicatae eole rursus Europae
Inter tepente* post meridiem humoe
Sedet ambulatve Über omnibue eurisf
und II, 14, 15.
Lotus ad Europae tepidae buxeta reeurrit^
Si quis ibi eerum earpat amieue iter.
V$i. XI, 1, 13. Schon Donati (III, 17.) hat bemerkt, dass man da-
durch auf die Gegend unter dam PimIus hingewieteii werde.
597
der siebeDten Regioa gegen dea Fhicios. Das ist nnn wahr-
scheiDlich anch die anderwärts genannte PorticusVipsa-
nia, und da wir schon in Galba^s Zeit diese zur Casernimng
von Truppen benutzt finden'*^'), so erklären sich daraus die
von Aurelian nach dem Catal. Imp. (S. 589.) im Campus
Agrippae dedicirten und von der Notitia an derselben Stelle
rerzeichneten Gastra. In dieser Gegend also, die ich ge-
nauer zu bestimmen nicht wage, muss demnach auch das
Templum Solis gesucht werden, das Aurelian im Campus
Agrippae mit grosser Pracht erbanete; der Campus selbst aber,
yermuthlich die Ton Agrippa ausser den Thermen dem Volke
durch Testament gescheidLten Gärten umfassend ^^), ist höchst
wahrscheinlich das äXXo nMov, das Strabo in seiner be-
wundernden Beschreibung des Marsfeldes in der Nähe dessel-
ben nennt, wie gleich weiter ausgeführt werden wird.
Die übrigen von der Notitia in dieser Region genannten
Namen scheinen kaum eine topographische Bestimmung zuzu-
lassen; und auch die Annahme, dass die Porticus Con-
stantini unter den Thermen dieses Kaisers gewesen sei, ist
durch nichts hinreichend begründet. Die dabei genannten Eqtd
Tiridatis regü jirmeniorum bleiben unerklärlich. S. d. Ab-
schn. über die Thermen. Jedenfalls ab«r sind in die Region
die Triumphbogen des Claudius und Marc-Aurel
gehörig. Der erstere , vielleicht mehr ein zum Ehrendenkmale
benutzter Bogen der Virgo, dessen Reste unter Pins IV. (1555)
ausgegraben wurden , stand am Anlange der Piazza di Sciar-
ra^O» v^d ^^^^ d^ wurden im J. 1641 andere Trümmer 23
1259) Tacit. Bist. I, 31. Müttu ei Celtiu Marhu ad eleotot
lllyrioi exereitus npsania in portieu tendeniet, Plntarch. Galb.
25. Tov ^ *lXXvQtxaS ray/utTof ar Tjj ftaXovfUvrj nwnttSt Bijffuvüf 4n^ti^
rimedsvovTO^ anforal^ MaqtoQ KiMOf. Ob auch die von Martial.
I, los und IV. 18. erwähnten Fiptanae laurus nnd Fipianae eolumnoB
darauf zn beziehen sind , ist nicht zu entscheiden , aber es ist mSg-
lieb, und die pwta pluens lunn sehr wohl für einen Bo^^en der Aqna
Viri^o anch in dieser Gebend gelten.
60) D i 0 G a 8 8. LIV, 29. fuü r&T8 yovv tt^avi ra ü^lo* tuil to
ßetXarttov rb iivdwfi&p avrov wniXinw» An Garten zn denken , wel-
che mit den Thermen in Verbindung gestanden hatten, verbietet deren
Lage.
61) Flamin. Vacca, Memor, 28. Lnc.Fanno, AnHek, di
R. p. 130.
Pakt tkf fti]%efii]ideD, worunter das Fragment einer Inschrifk,
welche die Dedication in Bezug auf die Unterwerfung Britan«
Biens enthält ^^^^). Der Triomphbogen des Marcus Aurelius
«her stamL ztemlich Ir phl erhalten noch in der Mitte des sieb*-
aehnten Jahrhunderts bei Palazzo Fiano, bis Alexander YII»
ihn iin J. 1662 abbrechen liess «3). Von ihm sind die schöneli
Aelieft, weldie jetsit die Treppe des Palazzo de^ CoaserFatori
auf dem Capiftok zieren.
IKe übrige grosse Ebene zwischen der Via lata nnd dem
flusse zerfällt wiedennn ia zwei wohl von einander zu unte^-
scheidende Theile^ denCirens Flaminius und den Cam«^
pt* Martius« Andere machen drei Abtheilangen , indete
mA auBser dem Circns Flaminius einen Campus Inaior und
üia^r unterscheiden. Diese Eintheünag beruhet hanptsach-
lich auf (ter schon erwähnten Angabe S t r a b o ^ s , der von den
«rat in der letzten Zeit enistandenen Prachtanhgen Roms
aprechend) eine vortreffliche BefeehreibnDg des Campus Mar-
tins, als der die meisten enthaltenden Gegend , giebt. V, 3.
p« 361. (236.) %ovT9iyy &h ^d nXet ora 6 MaQvios ix^
»dfinoe, fiQ6g %9f q)twei stQogXafitir %al tdV in %^e ngo-
^oiac K6a/ior. »al yäf 96 (uiy^&os %ov nsdiov *at;/m-
€iar aHdXvTOV nuQi%mv t£ Toaovtip nX^&ct, %Av afalg^
Mal ntftm, nal mikmlarga Y^fiva^o^nvmv • %a\ td ntgtuei*
Oi tm*
126)2) Den genauesten Bericlit darüber ^ebt D 0 n a t. de urh» Rom.
ni} 16. Graev, thes, IIL p. 752, wo auch die Inschrift mitgetheilt ist.
Bi iit wohl fear VerMhen, dass bei Nardini, III. p. 115. nnd Ca-
• ina^ Mdi9a%. tt>pogt, p. 139. das, was bei Donati als Er^oxufig
aofe^bea wird» als Fragmeot der laschrift erscheint ood angekehrt.
63) Dieser Bogeii bat verschiedene Namen geführt. Zuletzt bteas
er Arco di Portnl^allo, angeblieh von der Wohnung des portagiesischet
Cvesandten. Aber Plaain. Vaeca, Mrnnor. \i, fSbrt an, dass er
früher Arco delli Retrofoli genannt worden sei. Lucio Fanao,
jfnt. d. R. IV, 13. p. 125. giebt als den in seiner Zeit gewöhnlicbMi
Namen am Arco di Tripoii. Anastas. Hadr. I. p. 271 Blanch.
acheint ihn mit den Worten : ad arettm gut voeaiur tres fatcieeloM
s« bezalchneD. Die Antiquare nannten ihn sonst Arcus Domitiani,
wovon weiterhin die Rede sein wird. S. bes. Severoli, Atti delF
jäead. di Cortona. I. Diss. XI. Nardini. III. p. 116 m. Nibby's
Anm. Die Reliefs im Mum. Capit. IV. t. 11. 12.
S99
j^Qo^infjv o^iV imd€in¥Vfi€i^ai dvaandXXauvoi^ nafi^ovoi
vijv &ioiv. nX^oloif ^ ia'rl rot/ nßiiov %ov%ov
nal aXXo nsdiov, na\ avoal mvnhp nafunXf^d-BlQ, %ai
äXofj, mal &iarQa rgtOy %al d/Aq>i&iuvQO^, 9tal vaol nokv-
%9XeJe «cd owsyile dXXi^Xotg ' »q ndgsQyoy dv do^m^v uno-
qmiv^iv %fjv aXkip^ noXir. Damit verbindet man nun die Er-
wäkBUg eines Campus minor bei Catall. LY» 3* Er schreibt
9jt Camerias : Te campo quaesicimus mmore; Te in Circo , te
in Omnibus äbettis ^^^*) ; Te in templo superi lovis sacrato^
In Magni simul ambutationo^ Darin bat man das aXXo ns-
diov Strabo^s zn erkennen geglaubt nnd darunter den von der
Krämnnrog des Flusses umschlossenen Raum, etwa in der
Breite bis Piazza Navona verstanden. Betrachtet man aber
die Stelle CatuUs unbefangen, so wird man jedenfalls die Rei-
henfolge, in welcher die Oertlichkeiten genannt werden, auf-
fallig finden. Denn dem angenommenen Campus minor zu-
nächst würde die Porticus Pompeü, beim Theater, liegen, wäh-
rend diese unnöthigerweise zuletzt, nach dem Gapitole genannt
wird« Wie daher der zweideutige Ausdruck cmnpuß minor gar
nicht nöthigt, an den Campus Martins zu denken, so ist es selbst
möglich, dass damit der Campus Martialis , mit dem Grcus der
Circus Maximus gemeint ist, zu dem auch die iabemae librariae
am besten passen würden. Noch viel weniger aber kann jener
Theil der Ebene das aXXo nsdiov Strabo's sein. Denn er hat
eben den eigentlichen Md^tog udfinog als den für die aV^o-
TodQOfUat> und übrige innuolm, so wie überbaupt die ge-
1264) Wie das c« veritehea sel^ Ist dmakel. Mao erklart e« rdr
tabemae librariae und bernft sich aof den attischen Spracbg^ebranch.
Ich gestehe, dass mich das nicht befriedigt, obgleieh ich selbst keine
bessere BrUaruog xa geben weiss. Aber wenn man in Athen sagte
iU tooy;ov, eU rä fiv^a, etg zas xvzQaQ, za ßtßXia u. 8. w., so kam das da-
her, dass in bestimmten xvtdots des Markts der Gesammlrerkanf dieser
Waaren war^ was Ter die zerstreaten librariae in Rom keine Analogie
giebt. Endlich hatte aach der Athener nicht sagen können ev näa*
rotg /9i^W. Ist demnngeaehtet die Erklamng richtig, so spricht sie
effenbar für den Circos Maximas; denn am Vertamnns (Hör. epist.
I«20, 1.) nnd überhaupt in der Nahe des Fomm (Gic. Fhil. 11, 9.)
gab es allerdings tabemoi tibrurias.
600
sammte Gymnastik bestimmteii Ort beschrieben, und diese Ue-
bungen fanden gerade auf dem für den angeblichen Campus mi-
nor beansprachten Räume Statt, in unmittelbarer Nähe des
Flusses. Wahrscheinlich ist es aber auch nicht, dass Slrabo
unter dem äXXo ntdlov den Circus Flaminius verstehe. Denn
wenn auch Varro L. L. V, 32. p. 154. sagt: Item simi&äe
causa Ctreus Flaminius dicitur^ qui etrcum aed^ficatus est
Flamimum eampum.j so ist mir doch nicht bekannt, dass ir-
gendwo diese Benennung gebraucht würde; und da überhaupt
in dieser Gegend sich kein grösserer freier Platz befand , so
konnte Strabo sie kaum für ein neiiop ansehen. Vielmehr
geht aus Allem hervor, dass er ihn mit zu dem Md^ioQ Ka/ur-
nos rechnet, wie denn beide eine Region ausmachten, und
daher ist es wahrscheinlicher , dass jenes a AAo nediov kein
anderes war, als der oben besprochene Campus Agrippae , der
jenseit der Via lata (oder schon Flaminia) gelegen und einer
anderen Region angehörig allerdings als ein besonderes be-
nachbartes Feld dem Marsfelde entgegengesetzt werden konnte.
Demnach hat man die ganze Ebene vom Theatrum Mar-
celli bis Porta Flaminia, und in der Breite zwischen dem Flusse
und Via lata nur in zwei sehr ungleiche Theile, Circus Fla-
minius und Campus Martins, abzntheilen, die jedoch
nur eine, den ersteren Namen führende Region , die neunte,
bilden. Schwer ist es genauer zu bestimmen, wo die Grenze
beider gewesen sei und was jedem Theile angehört habe, zu-
mal da die Notitia hier gar nicht als Fuhrer dienen kann,
weil sie in ihrer Weise die gleichartigen Gebäude zusammen
nennt, wenn sie auch fern von einander lagen. Indessen wird
sich ans der Erörterung der einzelnen Anlagen im Allge-
meinen die Ausdehnung des Circus Flaminius und mithin die
Grenze ergeben.
Ich beginne die Betrachtung der Region im Einzelnen da,
wo sie an die achte grenzt, indem ich alles das ihr zurechne,
was unter dem Capitole und ausserhalb der servischen Mauer
lag. Hier ist der erste Punkt von Bedeutung das Forum
Olitorium vordem carmentalischen Thore. Zwar finde ich
allgemein von den Topographen angenommen, dass dieses Fo-
flOl —^
nun entweder zu der achten oder gar za^der eiUten Region
gehört habe ; aber einen Grund dafür habe ich nirgend gefun-
den als den von der Notitia in der achten Region verzeichne-
ten Elephantns herbarins, der so wenig mit dem Fo-
mm Olitorium gemein hat, als berbae and olera gleichheden-
lend sind ^^^^). Wie es aber überhaupt ganz unglaublich ist,
dass die achte Region über die Grenze der eigentlichen Stadt
bis vor das carmentalischeThor ausgedehnt worden sein sollte,
so liefern die Nachrichten über die Gebäude des Forum Olito-
rium den Beweis, dass es allerdings zur nennten Region ge-
hörte. Das Forum zählte mehrere, wenn auch kleinere Tem-
pel. Bekannt sind namentlich die der Spes, der Inno So-
spita, derPietas unddeslanus, die wiederholt vor dem
carmentalischen Thore und am Forum Olitorium angegeben
werden. Der Tempel der Spes war im ersten punischen
Rriege von M. Atilius Galatinus erbaut ^^): es ist derselbe,
1265) Ceber diesen Elephas herbarins giebt es aus dem AI-
terthame weiter keioe Nachricht ; aber zweimal wird er in mittelalter-
lichen Schriften erwähnt: erstlich von dem ÄDonymns von Bin- ^
siedln der anf dem Wege ans dem Marsfelde nach dem Aventin znr
Rechten nennt: Theatrum (Marc.) iterü ^p portieü utq, ad elephantü,
Jnde fp seolä graacor, ; dann in einer die Kirche Araceli betreffenden
Urkunde, hinsichtlich deren ich mich nnr anf Vennti, Deseri%, I.
n. 89 beziehen kann, da mir die Storia <f Araceli von Casimiro un-
bekannt ist. Darin wird der Elephas mit dem Inpitertempel in Ver-
bindung gebracht, und so stand er jedenfalls unter dem Capitole, wo-
mit eben so wohl der Anonymus als die Notitia übereinstimmt, die
vom Vestatempel nach dem Vicus Ingarins zurückkehrend ihn als letz-
ten Punkt der achten Reg^ion nennt.
66) Gic. de nat. deor. II, 23. ante autem ah Atilio Calatino
«rat Fides conteerata. So haben alle Handschr. Dagegen de leg.
II, 11. reete etiam a Calatino Spee eanseerata est. Schon Lambin
verbesserte darnach in der ersteren Stelle erat Spes eons. und dass
diess richtig ist, beweiset die übereinstimmende Nachricht beiTacit.
Ann. II, 49. Spei aedes a Germanieo sacratur: hano Atilius
voverat eodem hello. Aus dem Znsammenhange ist es klar, dass Ta-
citus den Tempel am Forum Olitorium meint; denn simmtliche Dedi-
cationen beziehen sich auf Wiederherstellungen nach dem Brande der an-
geblich 723 diese Gegend rerwüstet hatte. (S. über dieses Jahr die
Nachtr. zu S. 472.) Taeitus bezeichnet den Tempel nicht näher; Li-
vius giebt ihn zweimal ewtra portam Carmentalem an , XXIV , 47.
XXV, 7. aber XXI, 62. in foro Olitorio, Ob aber Cicero mit Recht
dem Calatinus den ersten Tempel der Spes zuschreibe, das kann be-
zweifelt werden, da es ja vor dem esquiliniseben Thore das alte Hei-
ligthnm, die Spes Vetus, gab, das wenigstens in Bezug anf eine viel
KUere Begebenheit genannt wird, s. Anm. 1156. Der dort angeführten
welche im sweiten pnnisohen Kriege, bei dem groMen Brande
auf dem Forum Boariom ebenfalls y erniehtet , bald aber wie-
derbeifpestellt wurde (S. 483.). Im J. 723 traf ibn dasselbe
Scbicksal , aber wiederum wird seine Dedication durch Ger^
manicns berichtet. Dunkeler ist die Geschichte des Tempek
der Inno, der von C. Coinelius Cethegus in der Schlacht ge-
gen die Insubrer gelabt nnd im J. 558 dedicirt war. Es ist
selbst noch streitig, ob der Göttin der Beiname Sospita
oder Matnta euzusprechen sei i^«?), «nd daher giebt es auch
iSier sein weiteres Bestehen keine Gewissheit, indem noch ein
zweites Heiligthum der Sospita auf dem Palatin gewesen zu
sein scheint, auf das sich die Nachricht von einer Wiederher
steDung im J. 663 eben so gut beziehen kann ^^). Der wich-
tigste Tempel für unsere Frage ist der der Pietas. Die
Sage, die vielleicht nur eben ab fromme Legende zu betrach-
ten ist, will, dass an dieser Stelle einst eine Tochter ihren
Vater oder ihre Mutter mit der Milch ihrer Brust im Gefäng-
nisse ernährt habe , und dass deshalb der Ort der Pietas ge-
weiht worden sei ^^). Den Tempel aber gelobte im J. 563
Stelle Mis Dionysiis ist aocli biBC^zanigen LiT. II, Sl. tideoque id
h^Uum ipsü insiititmoeRtbus, utprimö pugnatum md Spei sit aeqno
Aktrte; iterutn ad portam Coliinam.
1267) Li V. XXXII, 30. C^ntnl prineipio pvf^nmß vovit aedmn S^^
spitae lunoni. XXXIV, 63. Aedeg to anno aliquot dedieatae tunt:
mna lunonis Matutme in foro 0 litorio, votm ^tiadrienmio
amU a C. Cornelia eonsule Gallico belle» cennr idem dedirmvit. Soit
Sieronius wird in letzterer Stelle statt Matuta, der Lesart aller Hasd-
aebr., Sospita getchriebea , des offenbaren Widersprochs weisen nad
weil eine I«im> Ifatat« airgelid weiter yerkSmmt, aoch die Naiaen nichl
tnr glelckbedeutead gelten kÖAnea. Anderer Meinnofr ist C I a a s e n ,
Jen. «. d. Pen, II. S. A77.« der die lono Matata beibebalten will:
daaa mSiste aatiirlieb derselbe Nane auch in der ersteren Steile s<e-
aebriebea werden, was aoch viel oawabrscbcialieher ist.
68) Ovid. Fast. II, 55.
Prineipio mensie Phrygiae eontermina Mfatri
Sospita delubrie dieiittr aueta novit.
Nune ubi sint Ulis quae sunt sacrata Ralendis
Templa deae 7 longa procubuere die.
Der Teiapel der Magaa Mater war auf dem Palatin irod ganx anstatt«
bafk ist es mit Bansen, Besehr. IH A. S. 664. an den angeblifbea
Tempel der Cybeie (S. Maria del Sole) za denken , der fem f eaog
vom Forom Olitariom stebt. — Von jener Wiederberstellang sprecben
Clc. de div. I, :». 4i. and Inl. Obs. 115.
69) Ve%K. p. MO. PietaH aedem aoneeeratam ab Aeilio ainnt
603
4er Cönsvl IT. Aeiliiis Glabrio in der Schkcht bei lliemo-
pylae , imd sein Solin dedieirte ihn 573 ^^^^). Nim wird uns
iJ^er belichtet, dass Caesar, als er den Baa des nachmaligen
Theatrum Marcelli begann, um den Raum dafür asn ge-
winnen, der dort befindlichen Tempel nicht schonte, und dass
das Theater auf der Stelle des Templwn Pietatis war 'i). Da
mn darüber kein Zweifel ist, dass das Theatrum Marcelli in
der neunten Aegion lag, so folgt daraus , dass auch das Forum
Olitorium, auf dem der Tempel gestanden hatte, in dieselbe
Region gehört. Und derselbe Beweis lässt sich auch vom Tem-
pel des I a nu s entlehnen. Auch er war am Forum Olitorium
erbaut, aber die späteren Erwähnungen nennen ihn ad thea"
trum Marcelli. S. 254. 259. Jedenfalls ist das Forum Olito-
eo loeo, quo quondam mutier habitaverit, guae patrem mum inciusum
eareere mammu suis elam aiuerit: ob hoc factum impunitas et cofi'
9t$sa est. Y^l. die folg. Anm. nnd Valer. Max. II, 5, 1. IV, 5, 7.
1270) L i V. XL, 34. Aedes duae eo anno dedicatae sunt, — altera
inforo Oiitorio Pietatis. eam aedem dedieavit BIT. Aeilius
€riabrio duumvir, statuamque auratam, quae prima omnium in JtaHa
statua aurata est^ patri Glabrioni posuit. Is erat^ qui ipse eam ae-
dem voverat, quo die cum rege Antiocho ad Thermopylas depugnas^
set; loeaveratque idem ex senatuseonsulto.
71) Pl-in. VII, 36. Quo miraculo matris salus donata ßliae
pietati est ambaeque perpetuis alimentis, et locus ille eidem eonse-
eratus deae C. Quinetio if. Acilio eoss. templo Pietatis exstrueto in
illius eareeris sede , ubi nunc Ma rcelli thea trum es f. Die
Bestätigung; der Tbatsache, dass der Tempel wirldieh Caesars Bane
vieUeicbt noch mit anderes hatte weichen müssen, eiebt Dio Cass.
XLIII, 49. ^inxow ti r* ««rot tov Iloanffiov outoiofi^üeki i&skTfoas
Vffowaxeßakevo ^v, oim iJiiriXeos Si. aila Tovro täv 6 Avyovoros
f$»wä xavra iimo^v^etg and Ma(f»ov Ma^XXov rov idsliptdov inuh^'
fuioe. rag 3i ohtlaQ rovs re vaov9 90vq iv r<p X(u^l^ iuelt^ o^roC 6
KoiaoQ xübd'eliav airietv XXaßev n. r. X. Zu nnterscbeidea ist von die-
•em Tempel ein zweiter im Circus Fiaminins selbst. Inl. Obs. 114.
Aedes Pietatis in ciroo Flaminio clausa ßilmine ieta. Anf ihn bexie-
ben sich die Fast. Amitern. Ral. Dec. PIETATI AD GIRG. FLA-
MIN. — Da nan aber durch den Ban des Theaters der Tempel rer-
AchwQuden war, so erweiset sich die Annahme, dass die drei Tempel,
deren Reste sich in S. Nicola In carcere finden, die der Spes, Inno
nnd Pietas seien (s. Vennti, Deser. II. p. 60. Nibby k. Nardini.
II. p. !^66. Ganina, Indica%. p. 277.), als unstatthaft. Avcb spricht
dagegen, dass der Tempel der Spes in dem Brande vom J. 7213 allein
als zerstört genannt wird , nnd auch nur seine Dedieation dnrth 6er-
manicns von Tacitns erwühnt wird. Jene drei dicht bei einander
gelegene Tempel (der eine ionischer, zwei dorischer Ordnung) würden
jedenfalls ein Schicksal gehabt haben. Vgl. Sachse, QeseU. d. St.
R. I. S. 426.
604
rhun durch den Ban des Theaters sehr beschränkt worden and
bat den Raum zwischen demselben und der Stadtmauer einge-
nommen, so dass mit Recht die heutige Piazza Montanara als
ein Rest davon angesehen werden kann. Uebrigens ist es sehr
zweifelhaft, ob der Platz in der Zeit, wo das Theater erbauet
wurdcj noch zu solchem Veriiaufe diente und eben so unge-
wiss, ob je hier in der Nähe ein Forum Piscarium war,
das wir vielmehr in der Zeit der Republik in der Nähe des
Forum Romanum, hinter den argentarüs novü finden ^^^*).
lieber das Theatrum Marcelli ist das Weitere in dem beson-
deren Abschnitte nachzusehen.
Die vom Capitole nach dem Flusse gelegene Ebene scheint
in alter Zeit keinesweges durchaus Staatseigenthum , sondern
in mehrfachen Privatbesitz getheilt gewesen zu sein. Die be-
deutendste dieser Besitzungen waren wahrscheinlich in frühe-
ster Zeit die Prata Flaminia oder Campus Flaminius,
wo C. Flaminius, zwei Jahre vor der unglücklichen Schlacht
am Trasimenus den Circus anlegte, von welchem seitdem
die ganze Gegend und späterhin die ganze neunte Region Cir-
cus Flaminius genannt wurde. S. d. Abschn. über die Circi.
Doch müssen sie bald Staatsgut geworden sein, da schon zur
Zeit der Decemvirn Volksversammlungen daselbst gehalten
12T2) Varro L. L. V, 32. p. 147. spricht davon, wie von etwa»
der früheren Zeit Angehörendem : übt quid generatim (venderetar),
additum. ab eo cognomen, ut Fontm Boariumy Fortim Olitorium ; hoe
erat antiquum macellum, ubi olerutn copia. Der Sinn Icann indessen
auch sein, dass in alter Zeit das macelh/tn nichts ajs olera dargebo-
ten habe. Die Worte aber, welche vom Fonim Pisdariom sprechen,
sind verderbt: Secundum Tiberim ad Junivm Forum Piscarium vo-
eant; ideo ait Plautvs: „apud piscarium, ubi variae res/' Statt
des nnverstSndlichen ad lunium lesen Andere Junonium, lanvm, lani-
um: der Havn. hat tyimum. Aus Bansens verworrener Anmerkung,
Beschr, d. St. R, I. S. 629. ersieht man nicht klar, ob ad merum
Lesart des Florcntinns oder Conjectnr sein soll ; vermothlich das Letz-
tere. Allein wenn anch im Argeerfragmente der Havn. merum hat,
d. i. murum^ so erklart sich das ans der alten Schreibart mocrum.
Hier aber bitte Varro selbst doch in jedem Falle murum geschrieben.
Die heutige Pescheria ist allerdings in der Nähe des Theatrum Marcelli
bei den Resten der Porticus Octaviae; aber in Plautus Zeit, auf den
Varro sich bezieht, war entschieden das Forum Piscarium in der Nahe
der Basilica Porcia, der Lantumiae und Argentariae novae. S. 267. 301.
Anm. 519.
605
wurden ^^'*). Die Republik and die erste kaiserliche Zeit hat
diese Gegend mit Tempeln and anderen öffentlichen Gebäuden
sich anfüllen sehen, wie kaum eine andere, und etwa den
westlichsten dem Flosse zunächst gelegenen Theil ausgenom-
men, kann nii^end ein grösserer freier Platz geblieben sein.
Aber dort waren vermuthlich Privatbesitzungen, horti.
Zu den ältesten Heiligthümern gehörte der Tempel des
Apollo, bis auf Augustus der einzige Tempel dieses Gottes
in Rom. Gelobt im J. 321 auf Veranlassung einer Pest, wurde
er zwei Jahre später dedicirt '^) und späterhin öfter zu Senats-
versammlungen benutzt ^^). Seine Lage lässt sich ziemlich
genau bestimmen, da er einmal zwischen dem Forum Olito-
rium und dem Circus Flaminius, dann wieder bei der Porticus
Octaviae angegeben wird ^^). Da nun diese Porticus ganz
1!273) L S y. HI, 54. ea omnia in pratis FlaminiU coneilio piebis
aetOj quem nunc circum Flaminium appellant. Eben so als die sieg-
reichen Consuin den Senat des Triumphs wegen im Marsfeide versam-
mein und dieser nicht inter arma berathen will cap, 63. itaque inde
eonsules , ne eriminationi locus esset , in prata Flaminiay übt nunc
aedes j4pollinis est {iam tum Apollinare appellabant) avocavere se-
natum. Das ist der von Varro genannte Campus Flaminius, S. 600.
74) Liy. rV, |{5. Pestilentia eo anno aliarum rerum otium
praebuit. aedis Apollini pro valeludine populi vota est. c. 29. C.
lunius consttl aedem Apollinis absente collega sine sorte dedieavit.
Eine abermalige Dedication, jedenfalls desselben Heiligthnms, erwähnt
ders. Vlly 20. Wahrscheinlich war eine Wiederherstellung nöthig
geworden; denn was Sachse, Gesch. d. St. R. I. S. 357. meint, dass
sie wiederholt worden sei, weil die erste verfassungswidrig geschehen,
ist ganz undenkbar. Auf eine spatere Wiederherstellung weiset hin
Plin. XIII, 5, 11. Cedrinus est Romae in delubro Apollo Sosianus,
Seleucia adveetus. und XXXVI, 5. n. 28. Par kaesitatio est in Apolli-
nU templo Sosiani, Niobae liberos morienles Scopas an Praxiteles
fecerit. Hardouin bezieht es richtig auf G. Sosius, der zur Zeit des
Triumvirats von Antonius zum Praefectus Syriae et Ciliciae ernannt
wurde und im J. 722 Consul war. Dio Gass. XLIX, 22> L, 2.
75) Liv. XXXIV, 43. XXXVII, 58. XLI, 17. extra urbem in
aede Apollinis. XXXIX^ 4. ad aedem Apollinis. Cic. ad Q. fr. II,
3r ad Apollinis.
76) Ascon. z. Gic. in tog. cand. p. 90 Or. Ne tarnen erre-
tis, quod his iemporibus aedes Apollinis in Palatio fuit (sit) nobilis-
sima, admonendi estis, non hanc a Cicerone significari, utpote quam
post mortem etiam Ciceronis multis annis Imperator Caesar, quem
nunc Divum Avgustum dicimus, post Actiacam viotoriam fecerit : sed
illam demonstrari, quae est extra portam Carmentalem, in-
ter forum Olitorium et circum. Flaminium. ea enim
sola tum demum Romae Apollinis aedes. Plin. XXXVI,
5. n. 54. Ad Octaviae vero porticum Apollo Philisei Rhodii
606
nahe bei dem Theathim Marcelli ist, so nmas er zwischen die<-
sem und dem Circos gewesen sein, an der Strasse, welche
von da nach dem cannentalisehen Thore führte ^^^^). — Nicht
weniger beriihmt war der Tempel der Belle na. Als sein
Gründer gät Appios Claodias Caecns, der im J. 4S^ in der
Schlacht gegen die Etmsker allerdings der Göttin einen Tem-
pel gelobt hatte '*). Dagegen giebt eine andere Nachriebt den
Appios Claudius Regillensis an, der 200 Jahre fraher die Bil-
der seiner Vorfahren darin anfgestellt habe '^), so dass jenes
in delubro »uo» Von einer viel spateren Ausbesserung unter Gon-
stantius spricht eine Inscbrift bei Grat. XXXVIII, 6. Wenn Asconios
ihn den einzigen ApoUofcempel dieser Zeit nennt, so seheint dem frei«
lieb zu widersprecben die Nachricht bei Liv. XL, 51., wo er unter
den Werken des M. Pulvius nennt: porticum extra portam Trigemi"
nam, et aiiam post Navalia^ et ad fanum HerculU, ^t post Spei ad
Tiberim aedern Apollinis Mediei. Denn der Tempel, von dem hier
die Rede ist, kann nimmermehr a«/ 7i frertm gestanden baben. Man müssle
also, um Asconius zu rcchtrertigen, annehmen, der zweite Tempel sei
später eingegangen ; wenn anders nicht die ganze Nachricht bei Livius
trügerisch ist; wie man denn beim Lesen der Stelle in der That ei^
wartet) dass ebenfalls von einer Porticus die Rede sein werde, und
darch den Tempel überrascht wird. Ueberdiess weiss ich nicht , wie
man den Apollo Medicus von dem Tempel an der Porticus Octaviae tren-
nen soU ; denn in Folge einer Pest wird er erbaut, und die Ladi Apol-
linares (vgl. Liv. XXV, 12.) werden aufAnlass einer zweiten perpo^
tui> Liv. XXVII, 23. leb habe das nur andeuten wollen, da nach
einer brieflichen Mittheilnng von K. Fr. Hermann die ganzliche Be^
•eitigung jenes Apollo Medicus zu erwarten ist. — Die Worte Giccro^s,
auf welche sich Asconius bezieht, sind folgende : Quod caput (M. Mar
rii) etiam tum plenum animae et spiritus ad Syllam usque ab lanü-
eulo ad aedem Apollinis manibus ipse suis pertulit (Catilina). Man
vergleiche damit PIntarch. Sull. 32. Md^xov rtra Ma^iov rwv i*
r^s itfavtloQ OToasws änoxrtlvae v^y uiv t(6<palrfv tv avo(^<^ «ad'e^op^vtjf
c^ 2vlX(^ 7r(foe^vtYxe, ra de TTspt^^avTr^ffltf» rov *AnoUMvo£ i)yvi oyt&
nooesX^üfv antviif/aro tae xi7^as. Dass er den Apollotcmpel an das
Forum versetzt, zeugt abermals, wie wenig er in Rom orientirt war.
1277) Das ersieht mau aus der mehrerwähnten Stelle bei Liv.
XXVIl, 37. ab aede Apollinis boves feminae albae duae porta Car-
mentali in.urhem ductae.
78) Liv. X, 19. Dicitur Appius in medio ptignae discrimine —
ita precatus esse: Bellona si hodie nobis victoriam dvis , ast rgo
templum tibi voveo, Ovid. Fast. VI, 203.
Appius est auctor, Pyrrho qui pace ncgata
Multum animo vidit, lumine captus erat,
79) PI in. XXXV, 3, 3. Smrum vero elypeos in saero vel pu-
blico dirare priiHttim primus instituit, ut reperio, Appivs Claudius j
qui consul rum Sermlio fuit anno Vrbis CCLIX» Posuit cnim in
Bellanae aede maiores suos etc. Das geschah doch wohl nur in einen
Ton ihm erbaneten Tempel. Den DedieationsUg (ob den ersten!) neu-
m
spätere Crelübde nur von einem Nenbane des von dem Abn ge-
gründeten Tempels zu verstehen sein würde, wie das hänig
geschehen ist. Er muss ganz nahe am Circos und ebenfalls
nahe der Grenze des Campus Martins gelegen haben , wie sieh
weiterhin zeigen wird, und hier war der Ort, wo bei weitem
am hänßgsten die ausserhalb des Pomoerium zu haltenden Se-
natsversammlungen Statt fanden ^>*<'), wie denn auch eines der
drei Senacula bei ihm angegeben wird ^^). An der Rückseite
des Tempels lag eine kleine Area , auf welcher die Co In m na
bellica stand, von wo, altem nicht mehr wirklich zu be-
wericstelligendem Gebrauche zufolge, der Fetialis die Lanze
symboKsch in das feindliche Land warf, ehe ein Krieg begoi^
nenwurde^^). — Der Circus Flaminins selbst, über den
nen Ovid und die Fast. Venvs. III Nod. lan. BBLLON. IN. CIR€
FLAM. Vgl. Nie bahr, Rom. Gesch. Jll. S. 430. Merkel z. Ovid.
Fast. p. CXXXV.
1280) Lir. XXVin, 38. XXXI, 47. XXXIH, 22. XXXVI, S?.
XXXJX, 29. XLI, 6. XLII, 28. 36. lo allen diesen Stellen heisst es
in aede Bellonae ; eben so PIntarch. Sull. 30. Die Cass. fgm.
135. Dage«:ea Liv. XXX, 21.40. XXXVIIl, 44. XLII, 9. 21. ad an-
dern Bellonae.
81) Fest. p. 347. Senacula: tertium citra aedem Bellonae,
82) Serv. z. Aen. IX, 53. Denique cum Pyrrhi tetnporibttg
adversum transmarinum hoslem bellum Romani gesturi essent , nee
invenirent loeum, ubi hanc solennitatom per Jeciales indicendi belli
celebrarent, dederunt operam, ut unvs de l^yrrhi militibUM eaperetnr,
quem fecerunt in Circo Flaminio locum emcre, ut quasi in hostili loco
ius belli indicendi implerent: denique in eo loco ante pedem {?) Bel-
lonae eonsecrata est oolumna. Wie diese Erzählung za henrtheilen
sein möge, bleibe dahin gestellt, aber über den Gebrauch selbst ist
kein Zweifel. Ovid. Fast. VI, 205.
Prospicit a tergo summum brevis area eircum$
Est ibi non parvae parva columna notae.
ff ine solet kasta manu belli praenuntia mitti^
In regem et gcntes cum place t arma capi,
Paul. Diac. p. 33. Bellona dicebatur dea bellorum^ ante eufus fem-
plum erat eolumella, quae bellica vocabatur, super quam hastam Uk'
ciebant, quam bellum indicebatur. Auf des Servius Erklärung weiset
hin Placid. bei Mai Class. auct. III. p. 437. Bellica oolumna ante
aedem Bellonae, quae Pyrrhi temporibus constituta dicitur , ut eay-
euntes ad bellum superiacerent eam hasta, veluti conspecto hoste is^
sent. Der Gebrauch bat sich bis in späte Zeit erhalten. So thut es
AngnstQS bei der Kriegserklärung gegen KJeopatra. Dio Cas^. L, 4«
»al n^ös t6 *£ifvfiov ik&ovTSf yravra tä nqonoHfiui »axa tb vofit^ofi^
vov S*a Tov Kaioa^og , die »al (pr^rudiov , inoitjaay. So noch Mare-
Aurel. LXXI^ 33. raura re slnmv %aX xo Soffv to alfiardiSes na(fu tf
*Brveliff ie ro iroUfiiov dt^ xwqIov, die ys %aX twv ifvyytvofUrwv aivtf
iJMovaa, cuMvrlaaf, t^oj^fii^'d^t^ . , ^
60B
der besondere Abschnilt nachzusehen ist, dehnte sich unter
der Arx (Araceli) , auf welcher Seite die Carceres waren,
nach dem Flusse hin aus. Zwischen ihm und dem Theatrum
MarceUi lag die Porticus Metelli, zwei Tempel, des lu-
piterStator und der Inno einschliessend. Die Geschichte
dieser Tempel und der sie umgebenden Hallen, an deren Stelle
nachher die Porticus Octaviae (wiederum wohl zu unter-
scheiden von der Porticus Octavia) trat, gehört zu den ver-
wickeltsten Partien der römischen Topographie. Erbaut war
die Halle von Q. Caecilius Metellus nach seinem Triumphe
über Macedonien, also nach 605 d. St. Ob aber derselbe auch
zu gleicher Zeit die beiden Tempel gründete, oder ob er sie
vorfand und nur mit den Hallen umgab, das ist nach den vor-
handenen Nachrichten sehr zweifelhaft. Es sagt Ye Hei. I,'
11, 3. Hie est MeHllus JUacedonicus ^ gut porticus^ quae
fitere circumdatae duabus aedibus sine inscriptione po-
sitis, quae nunc Octaviae poriicibus ambiuntur, fecerat.
Vgl. n, 1, 2. Ist es nun schon an sich auflallend , dass die
Tempel keine DedicaüonsinschriA erhalten hatten, so klingt
noch seltsamer die von PI in. XXXVI, 5. n. 42. berichtete
Sage : Nee Sauron atque Batrachum obliierari convenit^ qui
Jecere iempla Octaviae porticibus inclusa, natione ipsi Laco*
nes, Quidam et opibus praepotentes fiiisse eos putant ac sua
impensa conslnixisscj inscriptionem sperantes. Qua
negata hoc iatnen alio loco et modo usurpasse. Sunt certe
etiamnum in columnarum spiris insculpta nominum eorum ar-
gumenta lacerta atque rana. Will man nun auch und jeden-
falls mit Recht diese Erzählung und selbst die Namen der
Kunstler als eben durch jene Bildwerke veranlasst betrach-
ten ^^^^), so geht doch daraus so viel hervor, dass man dieTem-
i;^3) Es ist aas Winkelmaon, Anmerh, üb. die Bank, d, AU,
W. I. S. 379. bekannt^ dass io der Kirche S. Loreazo foori le nara
das ionische Capileil der eineo Säule in dem Auge der Volute eioea
Frosch, iD dem aodereo Debeu der Blume eioe Eidechse zeigt, s. t.
XIV. Allein dieses Capitell gehört gewiss nicht jener Zeit an und
überhaupt ist es fast unglaublich , dass Piinias die Volute spira ge-
oannt haben könne, was jederzeit die Basis bedeutet. S. Fernows
Anm. S. 461. V^l. d. lo\$, Anm.
• • •
609
pd nicht dem Metellns zuschrieb. Dagegen sagt aber wieder-
um Vellejns von ihm: Hie idem primus omnium Romae
aedem ex marmore in ifs ipsis monumentis molitus etc.
und von dem Bildhauer Pasiteles PI in. XXXVI, 5, 40. Na*
tus hic in Graeca Italiae ora et eititate Romana donahu cum
0$ oppidis Iwemfecit eboreum in Metelli aede, qua Campus
petitur. In der Porticus aber lag eben ein Tempel des Inpiter
Stator. Crleichwohl kann PUnius diesen nicht meinen; denn
nicht nur würde er ihn in porticibus Octaviae und nicht seltsam
durch die Worte qua Campus petitur bezeichnen, sondern
er giebt auch kurz vorher die lupiterstatue im Tempel der Por-
ticus von anderen Künstlern verfertigt an: intra Octaviae
v&ro porticus in aede lunonis ipsam deam Dionysius , et Po-
lycles aliamy F'enerem eodem hoo Philiscus; caetera signa
Praxiteles ^^^*). Timarehidis filii lovem, qui est inpro'
xima aede, Jecerunt. Endlich berichtet Liv. XL, 52.
dass schon im Jahre 574 vom Censor M. Aemilius Lepidus ein
Tempel der luno Regina in Circo Flaminio geweihet wurde
(vgl. XXXIX, 2.), was jedenfalls von dem Bezirke zu verste-
hen ist; und Vitruv. III, 1, 5. giebt als Baumeister des Tem-
pels des lupiter Stator in portieu Metelli einen Hermodius
(Hermodorus ?) an. — Um aus diesem Gewirre von Wider-
sprüchen herauszukommen, sehe ich keinen anderen Weg, als
l!lt84) Ich habe diesen Nameo, statt dessen Stlli^ Patiteles auf-
genommen hat , beibehalteo , obgleich es auffallen kann , dass vorher
«Dter den in Rom befindlicbeo Werken des Praxiteles in der Porticns
Octaviae nichts als der Cupido genannt wird. Aber den Pasiteles an
Beine Stelle zu 8etz($n scheint noch viel bedeoklicher ; denn von ihm
aagt gleich darauf Plinins : Feeisse opera complura dieitur; sed qua9
feeerii, nominafim non referhir. Also kaante er Jedenfalls kein Werk
von ihm. Ohne allen Grund aber ist die Aonahme Silligs in Bbttig,
Amalth. III. S. 296., dass dieser Pasiteles die Statuen für Augnstut
gefertigt habe, so wie im Catal. art, p. 106. dass Saums und Batra-
ehus demselben die beiden Tempel gebaut hätten. Es giebt auch nicht
eine Andeutung, dass Augustus ausser der Porticus auch die Tempel
neu bauen Hess; denn was im Monum. Ancyr. steht: AEDES. MINER-
VAE. ET. IVNOms. REGINAS. ET. lOVlS. LIBERTATIS. IN. AVEN-
TINO, gilt von den Tempeln auf dem Aventin. So beruhet auch alles,
was Sachse, Ge$oh. d, St. B. I. S. 537. darüber sagt, auf lauter
falschen Prämissen. Es wird sich übrigens zeigen, dass die Porticus
Octaviae wahrscheinlich um ein Bedeutendes später erbauet wurd#»,
als Sillig annimmt.
39
610 —
mit Verwerfung der Fabel bei Plinins ammnehmen, dass Me-
tellus allerdings beide Tempel vorfand ^^^*) und nur diePorticns
darum baaete; dass der von ihm selbst eii>aiiete marmorne
Tempel nicht einer der beiden war ^*) , und dass die Worte
in iis ip$ü manumenUs entweder in weiterem Sinne zu neh-
men sind 9 oder auf einer Verweebselung beruhen. Ob und
wann jene Tempel eine Erneuenu^ erfahren haben mögen,
wird uns nicht bekannt.
Dass nun an die Stelle der von Metellus erbaneten Hallen
die Portictts Oetaviae trat^ ist schon aus den angefnfar*
ten Stellen gewiss^ . nach denen dieselben Tempel nachmals von
ihr eingeschlossen wurden» und eben so werden andere Kunst-
werke als früher in der Porticos Metelli, nun m Octaviae ope-
ribus angegeben ^^). Allein die Zeit, wo Augustus im Namen
seiner Schwester ^^) diese Anlage machte, ist keinesweges
sicher. Es wird allgemein angenommen, dass es nach dem
ersten dalmatischen Feldzuge 721 geschehen sei, nach Dio
Cass. XLIX, 43. iH€iiij re ol J9XfAd%ai Trayt^Acitf insyth
1285) Dass beide za gpleicfaer Zeit erbauet und dedicirt waren, also
picbt d«YOB die Rede sein kann, dasA Metellus den lupitertempel banem,
das erkennt nicht nur jene Sage an, sondern auch eine zweite von
PUnins ebendaselbst berichtete : In hvU aede exstitisse picturam cuU
tusque r^liquos Mine* femineü argumentia constaL Eiemim /aeta
lunonU aede cum ii\ferrentur signa^ permutasse geruli traduntur et
id religiqne eustodttunty velut ipsis diis sedem ita partitü. Ergo et
in lunonü aede cuUus est, qui lovis esse debuit,
86) KiB delubrum lovis Statoris in Circo Flaminio nennt Varro
bei M aerob. Sat. III, 4. aber es kann auch eben der in der Porti-
CU8 MetelU sein, wie auch lal. Obs. 75. eine aedes Itmonis Aegins»
in Circo Flaminio anfuhrt.
87) Plia. XXXIV, 6, 14. tob der Coraeliar Sedens knie posiim
— in M^telli publica porticu, quae statua nunc est in Octaviae o^
ribus. Vgl. Plutarch. C. Gracch. 4. Ebea daselbst befand »iah
die turma Alexandriy jene grosse lysippische Reitergroppe. Vellei.
I, 11, 3* (Metellus) quique hanc turmam statuarum equestrium, qua*
frantem aedium speclant, hodieque maximum amamsntum eins Zoo«,
ex Maeedonia detulit, PI in. XXXIV, 8. n. 64. Andere vorsägUcbe
Kunstwerke nennt derselbe, XXXV, 10. n. 114. XXXVI, 5. n. 15. %%. U.
98. Zweifelhaft aber ist es, ob hier derOrbispietus, das Resultat der be-
rühmten Vemessung Agrippa's war, der allerdings die Wand einer Portiens
bekleidete. Es kömmt darauf an, ob bei P l i n. III, 2. zu ledeo ist a sorore
etfM,odera. #. sua. Im ersteren Falle ist Agrippa*s Schwester und diePer-
ticns Europae zu verstehen ; im letzteren die P. Octaviae. Ich balte das
Brstere für richtiger. Vgl. Ritschi, Rhein. Mus. \6^. I. S. »06.
88) Suf ton. Aug. 29. s. Anm. 633. Oyid. Art. 111, 391.
611
&ilputg %mr ßißXitop %dg '0%Too(yulUrilc äni tijg ddeXtpijg
avtov nXfj'd-Blaixg na%$üusvuaev* Akgeseben yon anderen
Widersprüchen erscheial diess schon dam» nnmögliob, weil
Vitra V. III , 2, & Sehn, noch die Porticat Melellt nennt:
(peripteros) quemaimodttm est in parüeu MetM loms Staio^
ris HermoiL Dass aber Vitrov sein Werk nm Vieles später
geschrieben habe >^^^), lässt sich erweisen. Denn wenn er auoh
in der Anrede immer nur die Namen Iwuperator und Cae-
sar gebranchty so liefert doch eine Stelle, V9 I» 7., wie sehen
Schneider p. LXV. bemerkt hat, den Beweis, dass Oetavian
sebon längst den Namen Aogustns fährte, den er bekanntlich
727 erhielt, indem dort eine aedes Augwti zn Fanmn erwähnt
wird. Es sprechen aber aneh andere Gründe dafür, dass die
Porfcicns Oclaviae vor dem Tode des Marcellus (731) wenige
stens nicht dedicirt worden ist. Denn PI ata rch sagt Marc.
30. Eig dh %ifjL7]V ainw nal /iPijf^r 'On'gäßia fihv 17 M'^^ii
rifv ßtßX^o^nrjV aW^xa, Kodt^aQ fi d-ia%Qov, iniygd'if/ag
MttQiieXXov *^). Die Bibliothek war aber ein Theii der Por-
ticns and wird auch von Dio Cassias als zugleich gegründet
genannt*^). DerOrt^ wo die Bibliothek sich befand, ist
wahrscheinlich die mehrmals erwähnte sckola in porticihu$
1289) Sachse, Gesch. d. St, R, I. S. 579., dem Merkel s.
Ovid. Fast. CXLIV. nicht hätte beistimmeo solleo, folgert aus der
Brwähanag derPorticos Metelli, dass Vitrav atcht sp&ter als 724 keaae
geschriebeo habeo. Vielmehr hätte mao daraus schliessen sollea, dass
die Angabe Dio's in Bezug auf das Jahr irrig sei.
90) Daher sagt denn aoch wohl Ovid. Art. I^ 67 ff. ganz richtig:
Tu modo Pompein Uuius tpatiare sub umbra.
Cum sol Uercuhi ttrga Uonn adit.
Aut uhi muneribu* nati $U0 mun»ra mat^r
Addidit; eaotemo marmore dives opus^
91) Her BiMiotbak gedenkt aaeh Siiet<fD. d«.ill. gr. 21. von
G. Melissas, welcher ia Augvstas Auftrag eiirasi ordinandarum hihlUh-
theearumin Oetaviae portUm srnrnpit, Sia nefat ebenfalls Ovid.
Trist. lil, 1, 69. wo seia Buah, ia der pclatloisehea Rrbliothek ab-
gewiesen, andere asfsachti
Altera tempta peto vioino iunmia theairo,
Maa bat dabei irrig ao di« aades HercaUs-Hfiisarum gedacht (aaeh B e a 1 1.
s. Hör. Epist. II, 2, 94.): die altettt templa sind die der Porticirs
Oetaviae. Dar grosse Braad aater Titas vernichtete sie mit allen
SehntMo dar Kunat and Literatur. Dio Casa. LXVI, 24.
39*
612
Ociaviaey welche auch zu Senatsversammlungen diente, g;erade
wie die palatiaische Bibliothek (Anm. 861. 862.), und sie wird
daher auch geradezu curia Octavia genannt 1292^, Unter den
capilolinischen Fragmenten hat sich glücklicherweise ein be-
deutendes Stück erhalten, worauf sich der Grundriss der Per-
ticus und beider Tempel nebst den Inschriften findet (s. uns.
Taf. IV.). Wie es Vitruv angiebt, ist der Tempel des lupiler
ein Peripteros, der der Inno hingegen ein Prostylos hexasty-
los. Hinter den Tempeln ist ein grosses Hemicyclium ange-
geben : das ist jedenfalls die schoia mit den Bibliotheken. Jetzt
stehet noch der Kirche S. Angelo in Pescaria gegenüber die
Ruine des dem Flusse zugewendeten Haupteinganges mit der
Dedicationsinschrift, welche Septimius Severus und Caracalla
als Wiederhersteller nach einer Feuersbrunst nennt, und ein-
zelne Säulen in der Via di Pescaria. Auch von den Tempeln
sollen sich im Innern der modernen Gebäude erhebliche Reste
finden. S. Nibby z. Nardini. UI. p. 11.
Dicht neben der Porlicus Octaviae zeigt dasselbe Frag-
ment des capitolinischen Plans die Aedes Herculis-Mu-
sarum, von M. Fulvius Nobilior, schwerlich in seiner Cen-
sur, wie man gewöhnlich annimmt, sondern gleich nach sei-
nem Triumphe über die Aetoler erbauet. Welcher Idee der
Gründer folgen mochte, als er dem Hercules in diesem Sinne
einen Tempel weihete , das ist schon den Alten selbst nicht
klar gewesen, und jeder hat das Problem in seiner Weise zu
lösen versucht *^). Das Wahrscheinlichste ist, dass Darstel«
1292} P li D. XXXV, 10. n. 114. (ÄDtiphilos) Namqu9 et He$ionam
nobilem pinxit et Alexandrum ae Philippum cum Minerva, qui sunt
in sckola in Oetoviae portieibus, XXXVl, 5. n. 22. (Capido
Praxitelis) nunc in Octaviae eeholis positus. Dag^epeo n. 2S*
Simiiiter in curia Octavia quaeritur de Cupidine Jütmen ie»
nente, ^^ Multa in eadem eehola sine auetoribus plueent. Bei-
ipiele voD dort s®l>*lteoea SeDaUvereammlou^ea 8. Aom. %%0. Dai
Uanze wird aach Octaviae opera f^enaoot , Plin. XXXVl, 5. n. 15.,
4>der ta *(htTaovia ounjfiata. Di o Ca 8 8. LXVI, ^.
93) Am besUmmtesteii apricht aieli darüber aas Enmenias pro
last. 8choI. Aug. p. 195 AraU. Aedem Uerculis Musarum in Circa
Ftatninio Fulvius ille Nobilior ex pecunia censoria /ecit, non id
modo secutus^ quod ipse literis et summa Poetae (fionii) amieitia
dueeretur, sed quod in Graecia quum esset imperator aeeeperat Her*
613
langen des kiiharspielenden Herakles und der Wonscb , die be-
deatendsten der aus Ambracia weggeführten Kunstschätze,
jene Musen, in geeigneter Weise zu dediciren, in dem Kunst
und Wissenschaft schätzenden Fulvius den Gedanken erweck-
ten ^^'^). Der Tempel wurde von L. Marcius Philippus, des
Augttstus Stiefvater, neu gebaut*^), und ebenfalls mit einer
eulem MuMagetem eM$9 eomitem ducemque Mtaarum, Idemque primus
novem signa , hoc est omnium Camoenarum ex Ambraeiensi oppido
translata svb tutela fortissimi numinit eonsecravit {ut res est) qufa
mutuis operihus et praemiU iuvati omarique deberent Musarum gutes
defensione Herculis , et virtus Herculis voce Musarum. Damit yer-
biDde man Gic. p. Arcb. 11. lam vero ille, qui cum AetolU Ennio
comite bellavit, Fulvius non dubitavit Mortis manubias Musis eon-
secrare, PI in. XXXV, 10. n. 66. (Zeuxis) Feeit et Jtglina opera^
quae sola in Ambracia relicta sunt, cum inde Musas Fulvius Nobilior
Romam transferret. nnd Itfacrob. Sat. I, 12. Fulvius Nobilior in
fastis, quos in aede Herculis Musarum posuit etc. Am absurdesten
eriLlärt Platarcb. Q. R. 69. Jia tl ttavos ^v ßtofibg 'H^audiovc ttal
Movamf ; rj or« yoafifiaxa tov^ ns^ Evav^Qov ioldaiev ^H^aatX^c , «us
*l68a9 iOTOifrjKs. Man siebt aber darana, wie indirekt ana aUen Br-
wahnangen, daja nicbt von einem HerenlesMnsarnm die Rede
sein kann, sondern nur von einem dem Hercoles und den Mnsen §fe-
meinsebaftlichen Heiligtbome, and dass man daber ricbtiger a e d e •
Herculis -Mns am m scbreibt oder wie Enmenins p. 198. tbut:
aedes Herculis atque Musarum. Das führt zurikk auf die scbon Anm.
1071. erwäbnte merkwürdige Stelle bei Serv. z. Aen. I, 12. His
(Musis) Numa aediculam aeneam brevem /eeerat , quam postea de
eoelo tactam et in aede Honoris et Firtutis conlocatam Fulvius No-
bilior in aedem Herculis transiulit, unde aedis Herculis Musarum
appellatur. Die Nacbricht ist wabrscbeinlich aus Varro entlebnt und
an der Tbatsacbe, dass ein Sacellum der Camenen aus dem Tempel
des Honos in den des Hercules versetzt wurde, lässt sieb scbwerlicb
zweifeln. MSglicb ist es auch, dass zugleich Runstscbätze ans des
IfarceUus Tempel scbon damals von Fulvius in den neuen Tempel ge-
bracht wurden, wenn auch die Statuen der Musen salbst ambracische
Beute waren.
1294) Dass in dem Tempel wirklich eine Statue des Herenles mit
der Rithara war, ersiebt man aus Ovid. Fast. VI, 804. Annuit AI-
cides increpuitque lyra,
95) Sueton. Aug. 29. Multaque a mulHs emstrueta sunt: sie-
ut a Marcio Philippo aedes Herculis Musarum. Ovid. Fast.
VI, 791 (799).
Didte^ Pierides, quis vos adiunxerit isti,
Cui dedit invitas victa noverea manus.
Sie ego: sie Clio. clari monimenta Philippi
Aspicis, unde trahit Marcia casta genus,
Merkel, p. CXLV. meint) der Tempel oder wenigstens die Porticus
sei zugleich mit der der Octavia erbauet ; nicht von PhiKppus, sondern
von Augnstus zu Ehren seines Stiefvaters ; denn Philippus sei schon
vor 705 gestorben, wie sich aas derNaebricht bei Dio Cass. XLI, 14.
ergebe, dass der in diesem Jahre verstorbene M. Perperna, der mit Pbi-
614
Siulimhalle «mgebm, Se mier dem Namen Porti cns Phi-
lip pi öfter erwähnt wird ^2»«).
Ga» nahe dieser Parlicus nach dem Flosse hin , wo jelst
PalaEso Cenci sieht, pflegt man das Theatrum Balbi an-
zvnehmen ^ westlich aber von der Rundung des Circus lag das
Theatrum Pompeii, yon dem noch jetzt Ueberreste an
Palazzo Pio unweit Campo di Fiore sich finden. S. über beide
den bes. Abschn. An die Scene des letzteren Theaters stiess die
berühmte PorticusPompeii. Angelegt ganz eigentlich für
den Zweck soeniseher Spiele, damit bei eintretendem Regen
die Zuschauer aus dem unbedeckten Theater sich dahin begeben
könnten ^^, diente sie auch ausserdem zum angenehmen Spa-
ziergange, und umfasste, wie es scheint, eine doppelte Plata-
nenpflanflcung. Was aber dieser ganzen Anlage vor allem An-
Uppna C«aMr gewesen, der letzte Ton eUen deeen gewesen s«i, die
iHiiiread jener Censir Seoetonen waree. Es berabet d«s tmf einer
Verwechselnog mit eiaem früheren L. Philippns^ der im J. 666 mit
Perperpa Gensor war, wahrend des Avgnstns Stiefvater erst 30 Jahre
spiter mm C»Dsniate gelangt. Dass er wenigstens noch nach Caesars
Tode lebte, sagt ansdr'iicUiefa Sa e ton. Ang. 8. caeterutm urbe re-
pUitm hereditattm adüt , duhitanU matre^ vitrieo vero Martio Phi-
lippo cofWiiari multum dUtuad^nte* vnd wie man ans Cic. Phil.
IX, 1. ersieht, war er einer der drei nach Mntina an Antonios ge-
schickten Gesandten. Wie lange er gelebt habe, nnd wann also die
Dodication erfolgt sein könne, wissen wir nicht. — Was übrigens die
Inschrift des eapitolinischen Frfgmeots anlangt, so giebt sie zwar
Bellori t. II. so an: ...CVS OCTAVIAE ET HE... allein die letz-
Un Bocbsinhen sind sehr zweifelhaft, wie man ans der Vergleichnng
des Facsimile bei Piranesi, Antich, R&tn, I. t. II, 18.* und anf Ga-
pina's Plan« der alten Stadt ersieht. Dass beide Anlagen von ein-
ander ganz unabhängig waren , beweiset sehen die zwischen beiden
angegebene sie scheidende Haper.
i2H) Mnrtial. V, 49, 9. sagt zo Labienns, der wegen seiner
sondaitMren Haartracht fSr dreiköpSg angesehen werden konnte :
Talern Geryonem fuUte credo.
VUbm cmueo porticum Phiiippi:
Si <• viderii Mereules^ perüti.
Erwähnt wird sie anch in Bezug auf Kunstwerke von PI in. XXXV,
10. n. 66. 114. Ovld. Art. III, 167. gedenkt des bei ihr Sutt fin-
denden Verkaufs falscher Haan. Das Curiosnm nrb. Rom., das
die Porticns Octavia« ninht nennt, giebt gleichwohl die Portietu Pht-
lippi an, und die übrigen Ansgahea der Notitia auch die aedet
tttireuiü.
07) Vitr. V, 0. Post aoefunn poriieus sunt eoiutitumdmt , uii
cum imhr94 repentimi hidos interpellavtrini, habeat popuiuM , quQ $e
reeipUt 9» tkeatro , ek^ragiaque lawmmenta habemU md eompar^n-
dum : uii sunt p^ticus Pompeianae etc.
615
depen weltgescUckÜiche Berähmiheit gegeben hat, ist die C u-
riaPompeii, eine in der Porticos selbst befindlicke Exedra,
oder ein Saal, in welchem 2ttr Zeit sciuiischer Spiele und aiieb
«asserdem zuweilen SenaUversamnlongen gehalten zu werden
piegten, und wo Caesar vor der Statue des Pompeius ennor«
det wurde ^^*^). Sie wurde nachher als locus sceUratus ver*
mauert ^^). — Verschieden ist die Frage beantwortet worden,
ob die anter dem Namen Hecatostyion rorfcoramende Halle
¥on der Porticus Pompeii verschieden, oder der Name nur
Benennung derselben sei. Für das Letztere haben sich Do*
nati und Venuti entschieden, wahrend Nardini es in Zweifel
lässt. Wahr ist es, dass die Erwähnungen zweideutig /iind,
namentlich weil in Bezug auf beide Platanenpflanzungen ge-
nannt werden und durch einen Brand das. Theater und das
Hecatostyion zerstört wurde ^^°)j aUeio ausserdem, dass an-
■**JkiB>^M
\tW) Di« Stelle!^ welche roQ diet#m Erei^nUfl« ipr^dhen, gebea
aucli das meiste Lieht über die Perticvs. Piatarcb. Br«t. 14.
JSjoa ytLQ ^ fiw tüh nt(fl ro ^ar^oi^f i^iS^Av }l%ov9a, ip tf Hofi-
ntjtov TIS elitwv et(m^xe&, xijg noksioi OTr^aafUrtjQf oze tais woais nuU t^
d'satQ^f xhv xinöv intw^tf ijtd^nvw* M xavvtiP oip tj piynXryroe eieoe-
leiTo n. T, X. Gaee. 66. ^ ^ otiifiMVJ^^ rw ip^y^p inuvov %aX rov
i/<Sva xto^^t elf ov 17 ümjmltftQS ^^oia&tf Tuxe^ H^fn/Tn^tov p^ imwm
f4>ivüiv^Tf '&satff^. Appiao. Civ, I, 115. 9iai ^ ^aav iv rf
Hofjtnrjtov •d'sdrff^ff n<ü ßo-nk^vxtj q^ov tfi^XkM rdiv ng neol
«vro oluiov iofo&cu, elwd'oi tnl t«u9 S-itu^ v»d$ fiyv§ad^u, €ie. de
dir. 11, 9. Liv. Ep. GXVI. Dio Gass. XLIV, 16. 59. Saeten.
Gaes. 80. Vgl. Veliei. II, 4S, %, Aseoa. in Gie. Mil. 25. p. 5!^
Or.-^ Ovid. Art. I, 67. Hart, V, 10. Plia. XXXV, 10. 11. 114.
11. n. U6.
99) Sueton. Caea. 88. Curiam, in qua oceUu* €9t, ohstrui
plaeuit. Daraus erld&rt sich, was derselbe Aa|f. 31. berichtet: Pam^
peil quequs ttatuam eontra theatri eiu9 regiam marmore0 lano tu-
ptrposuit, irmmiatam e turta, in qua €, Caesar Jkerai oeetsut. nod
Pub. XXXV, 9, 35. Huitu (Poty^paoU) est tabula in porticu Pom^
peiiy quae ante curiam eins Juerat. Gaaz irrig ist es, was Appiaa.
Ciy. II, 147. erzählt: ro ßovXsvr^ifWV» iW^« 0 KoHaa^ ^^^7»* «ar-
iifXeiap,
1300) Hier. Chr OD. p. 475 Eeac. anter Philippus: TAeatrum
Pompeii incensum et Becatostylon, Die Plataaeogaoge bei der Por-
ticas Pempeia erwähnt in einer nicht dorchass erklärbaren Stelle Prep.
11, 39, 11.
Seilicet umbrösis tordet Pompeia eolumnü
PortzeuSf aulaeis nohilis Attalieis,
Et creber platanit pariier surgenUbue ordoy
Flumina sepilo quaeque Marona caäunt,
616
derwärts Letzteres von der Porticus Pompeii ausdrücklich un-
terschieden wird, liefern V auch zwei Fragmente des capitolini-
schen Plans den Beweis, dass beide von einander unabhängig
waren, aber dicht neben einander lagen ^^^^) ; und so hat es
Canina richtig angenommen. Ob aber das Hecalostylon noch
innerhalb des Circus Flaminius, oder schon im Campus Mar-
tins lag, davon wird weiterhin gesprochen werden. Bei
dem Theater hatte Pompeius, dessen städtische Wohnung in
den Carinen war (Anm. 1098.), auch sich eine Privatwohnung er-
baut«), und das sind wahrscheinlich die einen Hör ti Pom-
peii. Wenn eine andere Besitzung ausdrücklich ab korti
superiores unterschieden wird 3), und diese in der Ebene
Tot leviier lymphu tota erepitantibut urh9,
^ Cum subito Triton ore recondit aquam.
Ob diese Platanen nothwendig in der Porücns Pompeii angenommea
werden müssen, das lässt sich nicht entscheiden, ehe der räthselbafte
folj^ende Vers, in welchem die lacobsche auch von Lachmann beibe-
haltene Conjectnr Anione nicht befriedigt, seine Erklärung gefunden
hat. Man glaubt aber, die Bestütigung in 6er Pompeia umbra, Prep.
IV, 8, 75. Mart. V, 10. XI, 47. zu finden. Nun heisst es aber bei
Martial. III, 19.
Proxima eentenis ostenditur ursa eolumnit ,
Exomant ßctae qua platanona ferae.
und daraus hat man geschlossen, dass das Hecatostylon eben die Pom-
peia sei. Gleichwohl unterscheidet beide derselbe II, 14.
Inde petit centum pendentia tecta eolumnit:
liiinc Pompeii dona nemusque duplex.
Die Schwierigkeit hebt sich, wenn man annimmt, dass zu beiden Sei-
ten der Porticus Pompeia (daher nemus duplex) und also auch zwi-
schen ihr und der daneben liegenden Hekatostylos Platanengänge wa-
ren, so dass Martial nur den an der Seite der Letzteren (daher pro-
xima) meint. *
1301) Das erstere dieser Fragmente (Bellori t. XV. s. uns. T. IV.)
zeigt das Theater und ein Stück der an die Scene stossenden weit-
läuftigen Porticus. Unzweifelhaft gehört dazu ein zweites Stück (Bell,
t. XII.), das die Portsetzung derselben und daneben «ine andere lange
Säulenstellung zeigt mit der Inschrift HECATOSTYLON. Dass beide
nicht von ganz gleichen Dimensionen sind, erklärt sich daraus, dass
das erstere nur Ergänzung nach Orsini's Zeichnung ist.
2) Pinta rch. Pomp. 40. Kalroi nounr^Coi auros axQt tov xqU
tov ^Qiau^ov /iSTQlo^i nal atpehai ^mjotv. TartQov de 'Pvjfialoig tovto
otj xo xaXov xal nsQißotjrov avunas d'^ar^ov^ woTref iaoXauov ri, na^t'
xiKry^varo lafAir^Hgav oixiav ixtlrrig, avtititp^ovov dl %a\ Tavtfjv.
3) As CO n. z. Cic. Mil. arg. p. 37 Or. Timebat autem Pom-
peius Milonem^ $eu timere se timulabat ; plerumque non domi suae,
sed in hortis manebat, idque iptum in superioribut , circa
quos etiam magna manus militum exeubabat. c. 25. p. 50. Diximus
— ideo ne domi quidem suae, sed in hortis superioribus ante
617
nicht gedacht werden können, so lasst sich kaum eine andere
Lage als auf dem Pincius denken, obgleich es eine bestimmtere
Andeutung dafür nirgends giebt ^'^^). Sie kamen mit des Pom-
peius übrigen Gütern an Antonius (Cic. Phil. II, 27.) und
wurden dann wahrscheinlich kaiserliches Eigen thum.
Am Theater errichtete Claudius dem Tiberius einen Eh-
renbogen^), und ganz nahe an demselben war die von der
Porticus Octaviae ganz verschiedene Porticus Octavia,
von Cn. Octavius nach dem Triumphe über Perseus von Mace-
donien erbaut und v.on Augustus unter demselben Namen neu
dedicirt ^)« Sie muss jedoch bald nachher, wieder eingegan-
gen sein, da Plinius sie nur noch aus schriftlichen Nachrichten
kannte '). Sie gab vielleicht in Rom das erste Beispiel korin-
thischer Säulenstellung und wurde deshalb auch Porticus
Corinthia genannt.
indicium mantU$9^ ita ut vi Harn quoque praestdio militum efreum-
daret, ygl. p. 51. Dagegen gilt jedenfalls von den Gärten im Mars-
felde Platarch. Pomp. 44. *Bv rovrt^ Si ßovXofAevos vnttrov aatoBtl-
^ai Hofinyioe *A<p^dviov a^yvpiav tie räe tpvkas av^XioHSv wti^ airov.
Mal Tüvro TiaTtovTtg stQ rovff Jloftntftov nynovs iXafißavov,
1304) Aaf sie bezieht D o n a ti , de urb. R, III, 23. Graev, p. 787.
ond mit ihm Urlichs, Beschr. III B* S. 57!^. was Plio. Paneg.
50. sagt: Ipsos Ulo$ magni aliquando imperatoru hortos, iliud nun^
quam nüi Caesaris tuhvrbanum ticemur, §inimus, implemus.f woraus
sich ein Ueberlassen der Gärten an* Privaten ergiebt. Man kann aller-
dings nicht wohl an die Horti Lucnlüani decken, da diese gewiss noch
nach Tn^an bestanden haben, nnd so bleibt die Beziehang auf die
Gärten des Pompejns möglich.
5)Saeton. Claad. II. Tiberio marmoreum arcum iuxta
Pompeii theatrum, deeretum quidetn olim a senatUy verum omUsum
peregit,
6) Volle i. II, 1. Tum Seipio Natiea in Capitolio porticus,
tum, quas praediximus Metelius , tum in circo Cn. Octavius muUo
amoenissimam moliti sunt. Fest. p. 178. Octaviae porticus di/ae
appellantvr, quarum alteram theatro Marcelli propiorem Oetavia
soror Augusti fecit ; alteram theatro Pomp, proximam Cn. Octavius
Cn. filius , qui fuit Aed. cur, Pr, Cos. decemvirum sacris faoiendis
triumphavitque de rege Perse navali triumpho : quam combustam
r^ciendam euravit Caesar Augfistus. Moo. Ancyr. PORTICVM
AD. CIRCVM. FLAMINIVM. QVAM. SVM. APPELLARI. PASSVS. EX
NOMIIVE. EIVS. QVI. PRIOREM. BODEM. IN. SOLO. FECERAT
OCTAVIAM.
7) PI in. XXXIV, 3, 7. Invenio ei a Cn. Octavio^ qui de Perseo
rege navalem triumphum egit factam particum duplieem ad eircum
Flaminiumy quae Corinthia sit appellata a eapitulis aereit co^
lumnarum.
618
Von mehreren Tempeln, welche im Circns Flaminius ge-
junnt werden, scheint der des Hercnles Gustos mit
WabrseheinlichJbeit bestimmt werden zu können. Die einzige
Nachricht über ihn ausser der Erwähnung in den Kalenda-
rien ^^^^) findet sich bei Ov id , der, nachdem er vom Tempel
der Bellona gesproch», Fast, VI, 209. sagt:
Aliera pars drei Custode sub Hercule tuta est,
Quod deus Euboico carmine manue habet.
Munerü est tempusy qui Nonas lue\fer ante est :
St titulos quaeris^ Sulla probavft opus.
Da der Tempel der Bellona gegen den Theil des Circus lag,
wo die Carceres waren, denn das ist jedenfalls summtu dreus^
so kann die altera pars ent^^eder von der anderen Seite, oder
von der Rundung des Circus verstanden werden. Das Erstere
scheint das Natürlichere, und so mag man den Hercules Gu-
stos in der Nähe des Palazzo di Venezia denken. — Ausser-
dem werden genannt die Tempel der Diana und der Inno
Regina, welche M. Aemilius Lepidus im J. 574 dedicirte
(Liv. XL, 52.). Dass der letztere nothwendig von dem luno-
tempel in der Porticus Octaviae unterschieden werden müsse,
scheint hervorzugehen aus lul. Obs. 75. In drco Flaminio
porticus inter aedem lunonis Reginae et Fortunae tacta.
Es geschah im J. 597. und damals stand bereits der Tempel
Hercnlis-Musarum; auf der anderen Seite aber hatte der In-
notempel neben sich den lupitertcmpel, so dass für einen drit-
ten kein Platz ist. Der Fortunatempel aber ist wahrscheinlich
<|ie Aedes Fortnnae Equestris, welche Q. Fulvius
Flaccus in einer Schlacht gegen die Geltiberer im J. 571 ge-
lobte und sechs Jahre später weihete'). Er stand nahe am
1303) Fast. Veoas. Pr. Non. lun. HERC. MAGN. CYSTO. Ca-
tran. Pr. Id. Aog. HERCVLI. MAGNO. CVSTODI. IN. CIRCO. FLA-
IN. Letztere Angabe ist oach Merkels Urtbeile (p. CXXXV.) ir-
rig statt Here. Jnvieto ad Cire, Max. wie die F. Amitern. habeo.
9) Liv. XL, 40. 44. Er baoete ihn enito studio, n« ufUtm Ro-
mae amplius aut magn\ficentius templvm esset, und begiog dabei
den Frevel , die Mamarziegel vor einem Tempel der Iobo Laeinia in
Bruttiis nebmeo zu lassen ; alleia er wurde durch Senatsbescblass ge-
nöthigt, sie zarückzageben. Liv. XLH, 3. Val er. Max. I, 1, IM.
619
Thetlmii Pompeü, wo ihn noch Vitruv ii^Bnt^*^^), imd es ist
iaber nm so a«frälligier , 4ass , als im J. 775 die römischen
Ritter für die Gesundheit der Livia der Fortuna Equestris ein
Weihgeschenk gelobt hatten, man in Rom keinen Tempel der
Göttin unter diesem Beinamen fand und sieb nach Antium
wenden musste ^i). Es haben indessen schon Donati und Nar-
dini darauf aufinerksam gemacht , dass unter Täerius , oder
vielleicht noch unter Augustns das Theatrum Pompeü theil-
weise durch Brand zerstört worden war, und vermuthlich war
damals auch der Tempel derFortnna vernichtet worden < und
es ist daher nur seltsam, dass Tacitus davon spricht, als habe
es nie einen solchen Tempel in Rom gegeben. Allein, wie
schon früher bemerkt worden ist, er scheint überhaupt mit der
Geschichte alter Tempel nicht sehr bekannt zu sein. -^ Noch
werden genannt der Tempel des Mars, von D. lunius. Brutus
Callaicus erbauet i^); des Neptun, der als deMrum Cm.
ihmitn angeführt wird '^), des Castor und Pollux i^),
CeLer die Dedicatioa Liv. XLII, 10. Was übrif^ens die ampUtudo
anlangt, so kann sie, wenn es von der Grösse verstanden werden soll,
aar fSr Aasacbmückunff des Historikers gMtej^, und es widerspncht
dem schon, was Livins selbst angiebt, er habe nar die Hälfte der Zie-
fei abnehmen lassen : td satis fore ratut ad Hgendum qvod aed\/^
cwretur. Vgl. lul. Oba. 113.
1310) Vitrny. Ill, 3, 2 Sehn, quemadmodum est ForJunae Eque*
ttri» ad theatrum Upideum. Das Theater des Pompeias gilt als das
«rste sCeioerne und der Beiname scheint ihm geblieben zu sein , to
dass sich nicht einmal daraus schliessen lässt, ob damals die beidea
anderen schon slaaden. Vgl. den Abscha. aber die Theater.
11) Tacit. Ann. III, 71. Jncestil dein religio , quonam in
templo locandum foret donum , quod pro valetiidine j4ugustae equi-
t9i M^mani voverant Equestri Fwrtunae, nam eUi delubra eius deae
mulia in urbe, nullum tarnen tali cognomento erat.
12) Plin. XXXVI, 5. n. 26. Mars est etiamnum sedens eolosseus
etusdem (Scopae) in templo Bruti Callaici apud circum eundem.
Dass das Bild des Gottes nicht in einem fremden Tempel , sondern in
seinem eigenen Heiligthume war, folgert man mit Recht ans dem Frgmt.
des Corn. Nep. bei Prise. VIII, 4. p. 370 Kr. j4edi$ Martis est
in Circo Flaminio architectata ab Hermodoro Salaminio,
13) Plin. a. a. 0. Sed in maxitna dignatione Cn, Domitii de-
lubro in Circo Flaminio Neptunus ipse et Theiis atque Jchilles
etc. Die grosse Gruppe des Scopas. Das ipse würde keinen Sinn ha-
ben, wenn es nicht ein Tempel des Neptun gewesen wäre. Ihn nennt
aber die schon von Lncio Faono angeführte Inschrift (Gmt. CCCXVIII«
5.) ABASCANTO AVG. LIB. ABDITVO AEDIS NEPTVNi QVAE EST
'^ CIRCO FLAMINIO etc. Avf daasalba HeiligUin besieht sieb
^
— e20 —
und vielleicht auch des Vulcan i»^*). Ob jedoch die letzteren
als eigentliche Tempel, oder nur als Sacella im Circus selbst
zu denken sein möchten, will ich unentschieden lassen : topo-
graphisch sind sie sämmtlich unbestimmbar.
Die wenigsten der hier genannten Gebäude werden von
der Notitia genannt. Man darf deshalb nicht annehmen,
dass sie zur Zeit der Abfassung, im Anfange des fünften Jhdts.
nicht mehr vorhanden gewesen seien 5 denn es zeugen ja die
noch erhaltenen Säulen der ebenfalls übergangenen Porticus
Octaviae davon, dass sie den Verfall des Reichs lange über-
lebte. Ueberhaupt aber befolgt das Verzeichniss in dieser Re-
gion eine etwas andere Methode, indem es nicht nur die be-
grenzenden Gebäude angiebt, sondern aus der Menge der An-
lagen, mit welchen die Ebene bedeckt ist, einzelne bedeuten-
dere hervorhebt , um durch di^se Punkte den ganzen Flächen-
raum zu bezeichnen. Wäre diess nicht Absicht gewesen, so
hätte zur Begrenzung hingereicht, die Via lata und Flaminia,
den Tiberis und das Capitol zu nennen. In einer gewissen
Ordnung werden allerdings jene Punkte auch angegeben, und
unverkennbar geht das Verzeichniss vom Circus Flaminius
aus ; aber es werden ausser den Theatern nur wenige Punkte
genannt. Unter diesen nehmen die erste Stelle ein: S tabula
IIII factionum, der Marstall, in welchem die Rosse für
die Circusspiele gehalten wurden. Wir haben keine weitere
Nachriebt darüber, als dass sie Vitellius mit grossem Aufwände
bauete '^), wiewohl sich voraussetzen lässt, dass sie auch frü-
her schon ansehnlich genug waren, da Caligula aus Leiden-
schaft für die factio prasina häufig daselbst speisete '7). Höchst
vielleicht das Prodiginm bei Liv. XXVIII, 11. ara Neptuni multo su-
dore mantuse in circo Flaminio dicebatur, , wiewohl auch ein Altar
im Circus gemeint sein kann.
1314) Vitrav. IV, 8, 4 Sehn. Castoris in circo F/aminio.V ^Bt.
Amit. Id. Aüg. GASTORI. POLLVCI. IN CIRCO FLAMLMO.
15) Fast. Capran. X Kai. Sept. VOLCAN. IS*. VOLCAPiO.
IN. CIRCO. FLAMINIO.
16) Tacit. Hiat. 11, 94. [pse sola perdendi eura stahula au-'
rigis exstruere.
17) So e ton. Cal. 55. Prasinae facHoni ita addictus ei dedi-
tus, ut eoenaret in ttabulo assidue et maneret. \g\, Dio Gas«.
621
wahrscheinlich hat man sie nahe am Circns gegen das Capiiol
anzunehmen; denn yon dieser Gegend gehl die Nolilia aus.
Dann nennt sie nach der Porticus Philippi Minuciam ve-
terem et Frumentariam, wobei es zweifelhaft bleibt,
ob man darunter eine und dieselbe oder zwei verschiedene Hal-
len zu verstehen habe. Zufällig ist es gewiss nicht, dass ein
Minucius, aus der von alter Zeit her um die annona verdien-
ten Familie (Anm. 240.) , der 642 Consul war, als Erbauer
genannt wird, und dass in einer Porticus dieses Namens die
öffentliche Vertheilung des Getreides oder der iesserae ge-
schah >«»»). Möglich ist es aber auch, dass ursprünglich die
Minucia dazu gedient hatte und nachher eine neue Frumentaria
erbaut wurde, weshalb die erstere Vetus genannt wurde. Für
ihre genauere Lage ist mir keine Andeutung bekannt. — ' End-
lieh giebt die Notitia noch eine CryptaBalbi an, ver-
muthlich einen dem Theatrum Balbi benachbarten oder selbst
dazu gehörigen bedeckten Gang; denn unmittelbar darauf wer-
den die drei Theater, und zuerst das des Baibus genannt.
Alle bisher gemannten Gebäude lagen im Circus Flami-
nius : jenseit derselben begann der CampusMartius, auch
schlechthin Campus genannt ^*). Wo genau die Grenze
beider zu ziehen sei, darüber fehlt es freilich an ausdrücklichen
Erklärungen, aber nicht an Andeutungen, durch deren Ver-
gleichung es möglich wird, sie mit ziemlicher Bestimmtheit
anzugeben. Nach der Sage gehörte das Gebiet zwischen der
Stadt und dem Flusse den Tarquiniern, oder sie hatten es un-
rechtmässigerweise als Eigenthum behandelt. In dem ersteren
Lichte stellt es kurz Li vius dar II, 5. j^ffer Tarjuimommj
LIX, 14. Es gebt freilich daraas nicht hervor, dass die IFfaetiones
damals gemeiDscbaftliche stabula id einem öffentlichen Gebäode hatten.
1318) Vellei. II, 8, 3. Per eadem tempora clarut eitu Minucii,
qui porticus, quae hodieque eelebres sunt, molitus est, em Seordiseis
triumphiu fuit. Der Getreideaustheilung gedenkt schlechthin in der
Minacia Appul. de mnnd. extr. p. 74, 14 Elm. Decuriones ad eon-
ißssum publicum commeabunt, et alius ad Minuciam Jrumentatum
venit, et aliis in iudicjis dieitur dies. Erwähnt wird sie auch von
Cic. Phil. II, 34. Lampr. Comm. Id. und in einer Inschrift,
Gmt. GGCGII, 4. wird ein proeuraior Minueiae genannt.
19) 8. Drakanb. z. Lir. III, 27. XXXV, 10.
-''-*• 622
jid Atter urkem ac Tiberim fuU , eonseeraius Merti Mar-
tius demde campus fuit. Anders aber erscheint das Yerkäil-
niss bei Di»nys. V, 13. nal fifp a^cS^ j^y, oof/p inixvijp^
%o, voie fif/iiva nXffQop Sxavai iär^ijuav, ep [mvov ^£eio-
^90i nMikVf o Htlxat fA9%alv v^c %b noXewe ual tov npora»
/«oif* %omo it "^gsoQ vnaQy^iV Uqov ol nQir^QOif iflß^i-^
oar'i^o, 'mnoig Te Xnfimvti ual viois aajcoi/ai wg iyonkievs
fi9XiTUQ yviAvdoiov iniTfjdiiavavov. Sri dk nal n^ Tavnw
UqSp ^v tov &€Ov 9aviB9 Tagnvrioe äk Qtp&tBQtaifJLe^^
tansifw avTO, ßii/$0Tov ii} ifj^ov/MU towov rex/j^i^giov Mhm$
vo nQax&hi^ vno %Ä¥ vndvtov toza ntgl %ov£ iv awm nag^'
not/c* Nun folgt die Erzählung von dem in den Fluss gewor*
fenen Getreide, an dem man nicht gewagt habe, sich zu ver«
greifen, während alles übrige Eigenthum der Tarquinier preis*
gegeben worden sei. Diese Darstellung hat sehr viel für sieh
und es ist wohl zu beachten, dass auch Livius sagt: fmm
campi frucium quia religioaum erat consvmere *^
fadere in Tiberim, Uebrigens ist ja doch so viel gewiss, dasf
es dort schon vor Tarquinius ein Staatseigenlhum und zwar
einen von Anbau freien Raum geben musste, da wenigstens
seit Servius daselbst Comitien und Census gehalten war*
den^^^^)» Demungeachtet darf man nicht glauben^ dass die
Tarquinier das ganze Feld besessen haben, noch dass es in
dieser Ausdehnong nach ihrer Vertreibung dem Mars geweiht
worden sei, man mosste denn annehmen, dass die Schenkung,
durch welche die Vestale Tarracia dem römischen Volke den
von ihr besessenen catf^ms Tiberinus überliess, gleiehzeilig
erfolgt sei ").
1320) V(rl. Nie bahr, Rom. Gesek. l. S. 587. Uaschke, rerf.
d» Serv. S. 4L6 f., wo UdesMo nehreres nobaltbar ist.
21) PUB. XXXiV, 6, II. Jnvenüur statua deereta et Tarraeiaß
CaioB »io0 Svffetioö virgini Feitali, ut poneretur, ubi vellet. — Me^
ritum eiui in tpsit ponam Annalium verbü : quod eampum Tiheri*
num grat\fieata e^sei e« populo. UebereiasUmmeiid d«niit wärde es
seiDy dass die A«sieiehiivD|p ibr dareb eine lex Horatia zaerkaoDt
wvrde. GelL VI, 7. Ki T^rraeüun quidem virginem f^eatae fnissB
lex Boratia tuti$ e$t^ quae auptr ea €d populum lata etc. VVeiit
er aber sagt: quod vampum Tiberi»um <tv# Marti um populo
Romano eondouasset, , so ist das gewiss nur seia eifeoor ^asatz,
— :. 6S3
Di^ BestimmiiDg des UanfeUes war non bekaimtlieh
hftBptsächlich eine doppelte, indem es erslUcIi der eigenlliebe
Platz for alle gymnastischen und kriegerischen Uebimgen war,
and zweitens zn grossen Volksversamminngen , conciones und
eemitia diente. Nothwendig muss angenommen werden, dass
ftir diese Versammlangen ein bestimmter Theil des Campas
vorzugsweise in Gebrauch war nnd natürlich ist es, dass man
dazu den Theil gewählt haben wird, welcher der Stadt am
nächsten war. Wahrscheinlich wurde der eigentlich fiir die
Abstimmung angewiesene inaognrirte Platz in alter Zeil nur
einfach eingehegt, etwa wie für den Zweck der Comitia tri-
buta auf dem Forum geschah oder nach Art der attischen fifga
und xaTatp^yfia'ia (S. 323. Anm. 588.), nnd in wie fem er
so einer Schaafhiirde nicht unähnlich war, wurde dafür der
Name Septa, oder noch fraher Ovile gewöhnlich ^3^^). Als
nicht Worte der Lex, die er vor sich hatte ; denn die ganze Bbene
konnte eben so wenig Eigenthnm dei* Tarracin sein. Vgl. indessen,
was weiterhin über den Campna Slartins im engeren Sinne gesagt
wird. Voll Missverständnisses, aber doch auch vielleicht auf die Gleich-
seitigkeit derScfaenkoDg hinweisend, ist die Nachricht, welche Plnt-
aroh bei Einigen fand, dass die Tiberinsel nicht durch das vom Felde
der Tarquinier, soodern von dem der Tarquinia (Tarracia) gemäbete
Getreide entstanden sei. Popl. S. JBtftoi $i tovto ovfjLntotiv Mrooav-
Qiv ov% ort Ta^wlov «a^M^ai^ xb neiloVy olUm xi^ovoiq varioov oJUo
vwqIov ofioqovv ex£iv(^ Ta^xvyiat aveiar^e. 'H 8i Taf^mwla na(^lvo^ ^p
ti^eut ftia Twv ^BarUtSiuy «. t. A. Der Name der Tarraeia war mit der
lex Horatia in den alten Anoalen aufbewahrt und aus ihnen fiihreu ihn
Flinius und Gellins , Letzterer mit Berufung auf die Worte der Lex
an: et kann also von einer Tarqainia nicht die Rede sein. Allen
das wird auch in Plutarchs Nachricht anerkannt, dass das Harsfeld
nicht einem Besitzer gehörte, nnd kurz vorher sagt er selbst: rov
d* *AQhiav mdiov to ijdiaTOV inUi^Trjxo Ta(^vviO£, tutX tovto Tif -d-tf
IZ%2) Serv. z. Virg. Ecl. I, 34. Septa proprie sunt loea in
Campo Martio inclusa täbulatis , in quibus stans populus Romanus
suffragia ferre eonsueverat, Sed quoniam haec septa simiiia sunt
ovilibus, duo haec invieem pro se ponuntur, ut hoc ioeo' septa pro
ovilibus posuit. Lehrreich ist die Stelle bei Liv. XXVI, 2Z.f we bei
einem Wahlstreite der praerogaUoa Feturia iuniarum eiae Be»fv&^
chuog mit den ssniores In dem ovile zugestanden wird: Citatis Fe-
turiae senioribus datum seereto in ovili cum his colUquendi tempus.
Man ersteht daraus , dass das Ovile nar bestimmt war , die jedesmal
stimmende Centurie aufzunehmen , wodurch sich dann auch der Aus-
druck intro vocare erklärt. Bei luven. VI^ b^iS. , wo von der aedes
Isidis gesagt wird, äntiquo quac proxima surgit ovili ^ ist die Stelle
des alten Oriie so Terstehen, wo damals die Septa mamorea waraa,
624 ^—
aber Agrippa die von Caesar begonnenen Septa marmorea
für die Comitia tributa erbauete, geschah es, wie an sich na-
türlich ist und klar sich erweisen iässt, an derselben Stelle,
wo früher schon die Versammlnngen gehalten worden waren
(s. u.), und so liegt es also ausser allem Widerspruche , dass
diess im eigentlichen Marsfelde geschah. Die Lage der Septa
. lulia ist uns aber durch den Gang der Aqua Virgo ziemlich
genau bekannt. In einer schon früher angeführten Stelle Fron-
tin. 22. heisst es: Aretis Vh^ginis initium habent sub hortis
LucuUianis , finiuntiir in Campo Martio secundum Jrontem
Septorum. Die Virgo war nach den Thermen des Agrippa
geleitet und musste also die Via lata durchschneiden, wo viel-
leicht der oben erwähnte Ehrenbogen des Claudius ihr ange-
hörte. Ein anderes Stück der Leitung, mit besonderer Pracht
erbaut, wurde in Donati^s Zeit beim Graben des Grundes zur
Fronte der Kirche S. Ignazio aufgefunden und ist von ihm aus-
führlich beschrieben {de urb. R. III^ 18.). In dieser Gegend
wird man sich das Ende der Bogen zu denken haben und es
müssen demnach die Septa, von denen sich unter S. Maria in
via lata und Palazzo Dona Reste finden sollen, sich südlich
längs der Strasse und jedenfalls bis Palazzo di Venezia hinge-
zogen haben. An ihrem südlichen Ende und wo der Campus
Martins mit dem Circus Flaminius (dem Bezirke) grenzte, lag
vor Caesars Baue wenigstens die Villa publica, ein Ge-
bäude, das von alter Zeit her bestiinmt war , den Magistraten
bei Abhaltung des Census und Truppenaushebungen zu die-
nen ^'^'), aber auch Gesandte fremder Völker, denen der Ein-
die iD luvenaU Zeit eben so wenig mehr politische Bedeotung hatten. '
Vgl. Anm. 1323.
1323) Liv. IV, 2t. Eo anno C. Furiu$ Paeiius et M, Geganiu$
Maeerinus censores villam publicam in Campo Martio probaverunt,
ibique primum centiu populi est actus, I^wa geschah im J. 317;
von einer Eroenernog und Erweiterang spricht derselbe XXXIV, 44.
Die Haaptsleiie aber ist bei Varro de re mst. III, 2. Sed non
haec inquit, villa, quam aed\/icarunt maiores nostri Jrugalior ae
melior est, quam tua Uta perpolita in Reatino? — Jät cum haec
Sit communis universi populi, illa solius tua: haec quo suceedant e
Campo eives et reiiqui omnes, illa quo equae ^ asini: praeterea
cum ad rempubiieam administrandam haec sit utilis, ubi cohortes
6»
tritt ia die Stadi nicht gestattet wurde , aufisniiehmen ^^>^) ; 90
wie wahreeheinlicb die römischen Feldherm vor dem Triumphe
and Alle, welche das Pomoerinm, weil sie cum imperio wa-
ren, nicht überschreiten durften, daselbst in der Regel ihreii
Aufenthalt nahmen. Die Gewissheit, dass die YjUa pjubliciar
mit den alten Septis verbunden war, und die ^usdrücUjche Er-
Uärung Yarro^s, das$ sie in Ctpnpo MarUo exiremo lag, wei-
sen fast mit Nothwendigkeit auf die Gegend des Palazzo di
Venezia hin^^), und dieselbe Stelle fordern unabweisbar die
ad deleetum con$uli adductae pon^idant^ ujbi arm^ astendant, übt
eeruores censu admittant populum, Däraaf antwortet Axius : Tua,
inquity haee in Campo Martio ewtremß utilis et non deliciU mmptu-
otior ^uatn omnet omnium Reatinae? tarn et ohlita tahulis pictis,
nee minus signis omata, an mea etc. — Et cum vilia non sit sine
fando magno et eo pjolito euitura , tua i§ta neque agrum habet ul-
lum, nee bovem, nee equam,
1324) Beispiele s. Liv. XXX, 21. XXXIII, 24.
25) Eioe ^enaae Besthnmang das Raums, dea die Septa ttod die
Villa einj^enommeo haben möchteo, hat Sachse, Gesch, d* St. R.
II. S. 65 ff. versucht. Seine fleissig^e Untersuchung, die ich in solcher
Weitläuftigkeit hi£r sieht verfolgen , ooch eioer KriU^t noterwarfeti
kann, verdient gewiss alle Anerkennung: allein es fehlt ihr demnnge-
achtet an Klarheit, nai9entlich iib«r das Verhaltniss der späteren Septa
zu dem alten Oviie und der Villa publica. Wena er von Letzterer sagt,
dass sie bis zum Jahre 700 nicht zq den Septis (ovile) gehört habe^
so ist das insoferu wahr, als sie bei den Wahlen zu* l^einen Amts-
4iandiungen, nicht etwa als Diribitorium diente. Aus Varro selbst l|t
das ja klar, der mit Anderen dort verweilet, bis die diribltio tabella-
rum vorüber ist. Aber es kömmt für die Topographie nur darauf a^,
dass sie bei dem Ovile lag,, und dass die Septa marmorea an dje^sen
Stelle traten: beides ist aber unzweifelhaft. Ob mit dc^ sp$terea
Septis auch eine Villa publica verbunden war, darüber fehlen uns die
Nachrichten. Caesars Plan war es allerdings gewesen. Gic. adAtt.
IV, 16. narn in Campo Martio Septa tributis comitiis marmorea su-
mus et teeta facturi, eaque oingemus exeejtsa porticu, ut mille pas-
$uum confioiatur. simnl adiungetur huie operi viila etiam publica.
Aber ob es so ausgeführt wurde, ist unbekannt; denn nie wird seit
dieser Zeit eine Villa publica genannt. Varro , der sein Werk über
den Landbau im achtzigsten Jahre, also etwa 717 oder 718, zehn Jahr
vor der Dedication der Septa schrieb , spricht natürlich no^h V09 der
alten; aber daraus folgt nicht, dass sie damals noch gestanden habe;
denn er kann gar WQhl den Dialog in eine frühere ^eit versetzen,
.wofür es ja anderwärts nicht an Beispielen f^hlt. Gleiehwobl wird
wan jedenfalls annehmen müssen, dass irgend ein anderes Gebäude sie
ersetzte; ob an derselben Stelle, das ist zweifelhaft;, aber gewiss in
unmittelbarer Verbindung mit den Septis. Das scheinen nun eben die
SaaiXsta nlajalov %ov t^Q*'Ia*dos iB(^ov zu sein, wo nach loseph. de
b e i I o lud. VlI, 5, 4. Vespasiao |ind Titns die Nacht vor dem Trium-
phe zubrachten.
40
626
Erzühlangen von der von SnMa in der Villa publica oder den
Ovile uad nahe am Circos be^ngenen Grausamkeit ^^*). Aaf
diese Weise ist der eine Pnnkt für die Grensbestimmuttg ge-
wonnen und man wird die Scheidelinie zwischen dem Palazeo
di Venezia und dem Circns, der Via di S. Marco folgend, m
ziehen haben. Wollte man nun diese Linie in gerader Rich-
tung nach dem Flusse verlängern, so würde sie gerade durch
das Theatrum Pompeii gehen und es könnte zweifelhaft wer-
den, ob dieses Theater nicht schon zum Marsfelde gehörte.
Nichtsdestoweniger scheint diess unstatthaft zu sein. Ich will
mich nicht auf den Gegensatz bei Cic. de fato 4. berufen:
qmd enim loci natura afferre potest^ ut in porticu Pom-
peii potifis quam in Campo ambuiemus? Dean es kann auch
die künstliche Anlage dem freien Wiesenplatze entgegengesetzt
sein ; aber das Theater und die Porticus waren jedenfalls auf
Privat-Grund und Boden erbaut, und verbunden damit waren
die Gärten und das Haus des Pompeius $ solcher Privatbesitz
kann aber im Marsfelde in dieser Zeit durchaus nicht angenom-
men werden. Dagegen ist es gewiss, dass es ganz an der
Grenze des Circus Flaminius gelegen haben muss. Plinius
Wt9) Di% Niedermetze1nti(^ wird vod den Meisten in FiUapnhli^
genanDt. L I r. Ep. LXXXVIII. Oeto millia deäitarum in vUla pti-
biiea trueidttvit, Va 1er. Max. IX, 2, 1. QuatU9r legiones -^ inpu-
biioa Villa, quae in Marlio campo erat — ohtruneari iut$iL So
ftveh Strabo V. 4. p. 382 (249.)- r^f^i«^»« ardgat ij tttffmuox^ovf,
wütolv, eit tifT orißiooiaw InavX&r r^ 1^ rw Mafgtltf uaretyaywv «/(p£«.
Vsl. Flor. III, 7U Aar. Vict. Vir. ill. 75. Da« Ovile hiafegeo
aennt Lacao. II, 197.
Tunt ßo9 He$periae, LaÜi iam sola ivventus
Coneikit et miserae maeuiavit ottHia Romao.
worattfl sieh wenigstens die unmittelbare Naebbarscfaalt erglebt. End-
lieb setzt die Scene an den Circns Flaminius Piutareb. Süll. 30.
06 fAtfv AXXn nal vovtovg nal rwr aXlatv rovc ne^^Broftivovt tis /$«•
nurx»^ovt ^d-^oiaa^ naqa xip initid^ofiov, Htilti x^jv oiyahjxOp
th xh x^t *JSwov9 itgov., und dass dieser mit der Villa grenzte, gebt
ja überbaupt daraus henrer, dass Sulla die GrSuelseene absicbtlieb la
der Nfibe der Senatsversammiung veranstaltete. Auch Seneca de
dem. I, 12. sagt, der Senat sei versammelt gewesen in vieino md
aedem Bellonae. Es ergtebt sieb also aus diesen Nacbriebten
banpt, dass erstlieh die Villa publica unmittelbar bei dem Ovile war
und dann, dass beide dem Circns Flaminius ganz nabe lagen ; endlieb
folgt daraas, dass die spKteren Septa die Stelle der KIteren einnab-
men ; denn über ibre Ausdehnung von S. Maria in via lata nach Pa-
lazzo di Venezia bin ist kein Zweifel.
sagt XXXIV, 7, 18. von einer kolossalen iq^teritatae : taUs
in Campo Martio lupiter a Dioo Claudio Caesfure di^
caius, qui devoratur Pompeiani tkeairi vicinitate*
und daher ist es eben wohl annehmbar, dass das Hecatostylon
gerade die Grenze zwischen beiden Bezirken machle. Vgl«
8. 616. Auf dieser Grenze nan stand ganz gewiss der Bogen^
durch welchen der Triumph in den Gircus Flaminio^ (die ftrata
Ftaminia) ab das erste Gebiet, das er berährte, eintrat ^«^f).
8. 153. mit Anm. 218.
13t7) loh eriDBere dle«8 notb eioiiitl, weil kh )ti}f8v6r«tandeii wo^
den bin, so bestimmt ich aach in der Schrift de Ramae vet, mar*
atq. pori. p. 92. gesagt hatte : ,,Qnare pertam Tfiamphalem piito
fnisse in finibus Gampi Martii, qua ejiitos erat in (^rcom Fiamininn.'*
K. Fr. Hermann hat in den Gott. gel. An», d. J. 1U5 St« in Bezog
aaf die Stelle C i c. a d Q o i n t. fr. 11, S, 3. senatui ad JpoUini't /uii,
ut Pompeitu adesset. eine nene Möglichkeit anfgesteiit, die Bunsensche
Meinnog, dass das grosse Thor im Circus Maximus die Porta Trium-
uhälis gewesen sei, 2u retten, indem er vermothet, das ganze eigenl-
liehe Forum R«manum (das Gomitiom ausgenommen) atl eben so , wie
das Boariam , Velabrum u. s. w. vom Pomoerium aosgescblossen ge>
Wesen, worans sich erkläre , wie Pompeins yorber üod nachher habe
aaf dem Forum erscheinen können , nnd doch der Senat seinetwegen
ad Apollinis gehalten werden masste, weil das Imperium proconsulare
ihn binderte, das Pomoerium zu überschreiten. Ich mnss die aasfiihp-
Uchere Prüfung dieser Ansicht einem besonderen Aufsätze vorbehalten,
und kann hier nur vorläufig bemerken, dass so sinnreich die Hypothese
erscheint, sie dennoch durehaus unmöglich ist, nnd dass sich das £r-
sebeinen des Pompeius iauerhalb des Pomoerium auf ganz andere Weise
erldärt. Was aber die Porta Triumphalis anlangt, so bin ich eben
missverstanden worden. Ich habe nicht entfernt daran gedacht, sie
zu einem Thore im Cireas Flaminius, dem Hippodrome, zu machen,
sondern sie, wie ich es eiazig für wahr halleu kann , auf der Grenze
des Circus Flaminius, d. h. des so benannten Bezirks angenommen.
Jeder anderen Annahme steht losepbus auf das Entschiedenste entge-
gen. Dass die Bunsensche Meinung, wenn gleichwohl der von ihm
angenommene Mauerzng verworfen wird, noeh einen Fürsprecher fin-
den könnte, hätte ich nicht geglaubt. Denn wenn der Triumphsäg
bereits durch den Circus Flaminius sieh bewegt hatte und dureh ein
Stadtthor eingezogen War, wie hätte man den Eingang zum Circus,
wohin er erst später gelangte, Porta Triumphalis ntuncn mögen, selbst
wenn mit ihm, was entschieden nicht der Fall ist, das Pomoerium be-
gonnen hätte. Vielmehr ist es natürlieh, dass der Eingang zu dem
Gebiete des Triumph zugs , das vnmittcfbar jenseit des Marsfeldes be-
ginnt, als Porta Triumphalis galt. Und darauf ^weiset avixtoQst bei
losephus gebieterisch hin. Es müsste vor allen Dingen erklärt wer-
den, wie damit etwas Anderes gesagt Werden ködne , als dass Vespa-
slan sich dahin zurück begab , woher er gekommen war , d. 1. nach
dam Marsfelde. Wenn daher mein sehr gelehrter Frfeund das Trium-
phalthor in diesem Sinne fasst — nicht als Eingang zu dem verböte-
40'
628
Gehen wir nun nach dieser Grenzbestimmung zarBetrach«
long der Ebene selbst über, so finden wir sie die ganze Zeit
' der Republik hindurch fast ganz frei von städtischen Anlagen
als weiten Anger, der einzig der Gymnastik und kriegerischen
Uebnngen, oder theilweise zu Volksversanimlungen dient. Ei-
nige wenige loci religiosi werden ohne genauere Bezeichnung
genannt, und seit dem sechsten Jahrhunderte entstehen ein-
zelne Tempel. Unter den Ersteren ist am bekanntesten die
PalusCapreae oder Caprae, wo Romulus während der
Volksversammlung verschwunden sein sollte ^^^^)$ über die Stelle
aber findet sich keine Andeutung. Etwas mehr lässt sich über
die Lage der Gegend vermuthen, welche Tarentum oder
Terentum ^^) hiess, wo sich die Ära Ditis Patris et
Proserpinae befand und die bidi saeculares gefeiert wur-
den. Aus den ausführlichen, mit geringen Abweichungen über-
einstimmenden Erzählungen, nach welchen der Sabiner Vale-
sius göttlicher Verheissung zufolge hieher kam und statt in
dem grossgriechischen Tarent am Tiberis die Genesung seiner
Kinder fand und den Altar der unterirdischen Götter entdeckte,
neo Stadtkreise, sondern la dem Triamphalpebiete — so wird er es
gewiss nicht mehr nnwahrscheinlich finden, dass es ausserhalb der
Stadt gewesen sei.
1328) Welches von beiden die rieb tigere Form sei, ist zweifelhaft.
Bei Paul. Diac. p. 65. Anr. Vict. Vir. ilU 2. Hieron. p. 293
Hone, scheint Caprae fest zn stehen; bei Solin. 1, 20. capreae;
bei Liv, I, 16. Qvid. Fast. II, 489. Flor. I, I. schwankt die Les-
art. Für caprae sprechen allerdings die griechischen Schriftsteller,
plntarcb. Rom. 27. Nnm. 2. Zonar. VII, 4., die atyog sXos über-
setzen. Demnngeacbtet glanbe ich, dass capreae richtiger ist, dass
aber im Altertbnme selbst schon der Name verderbt worden ist.
29) Auch bei diesem Namen ist die Orthographie schwankend.
Fest p. 329. und p. 350. Serv. z. Aen. VIII, 63. Martial. IV,
1« 8. X, 63, 3. Aus on. Id. XI, 34. schreiben Terentum oder Terentui,
nnd die Ableitung von ierere zeugt für das Bestehen dieser Form.
Bei Valer. Max. 11,4, 5. steht zwar auch Terentum; aber die Er^
Zählung selbst scheint, wie Merkel z. Ovid. Fast. p. CXLVI.
richtig bemerkt, Tarentum zu fordern; denn Valesios will ja nach
Tarent. Bei Censorin» 17, 10. schwankt die Lesart. Dagegen hat
entschieden Tarentum Liv. Epit. XLIX. Zosimus II, 1 — 3. und
nach überwiegender Autorität der Handschriften Ovid. Fast. I, 501.
Endlich auch Stat. Silv. IV, 1, 38.» wo verderbt ara parentU steht.
Man wird auch hier anerkennen müssen, dass Tarentum zwar dia
richtigere Form fein möge, dass aber auch vielfältig Terentum gesagt
irnrde.
629
erfahren wir so viel, dass der Ort hart am Hasse und zwar im
äussersten Marsfelde lag ^^^o), und dass es ein camjms ignifer
war, dem vulcanischer Ranch entstieg '^). Demnach mag das
Tarentum in der Nähe des Mausoleum Augusti und des Porto
di Ripetta zu suchen sein, wo alle Zeiten hindurch ein üblicher
Landungsplatz gewesen zu sein scheint. In dieser Gegend
nun müssen auch allen Nachrichten zufolge die Navalia gewe-
sen sein (S. 159 if.); wahrscheinlich zwischen Piazza Navona
und dem Porto di Ripetta ; denn ehe Augustus den Obelisk auf-
stellte und sein Mausoleum erbauete, war hier der Raum durch
nichts beengt ; die folgende Kaiserzeit aber kennt in Rom selbst
kcineNavalia mehr. Unbekanntist dagegen die Petronia aqua
oder amnis und die Quelle, aus der sie floss, Gati fons^'),
vielleicht in der Nähe der Septa. — Die bedeutendsten Heiligthü-
mer desCampus sind, erstlich dieAraMartis. So selten sie er-
wähnt wird,ersieht man doch daraus,dass von der Porta Fontinalis
eine Porticus zu ihr geführt war (S. 133.), dass sie nicht fern
von der Stadt sein konnte, und noch bestimmter aus der Nach-
richt, dass nach beendigten Comitien die neuen Censoren an
ihr auf den Curulsitzen Platz nahmen ^^\ dass sie an dem Orte
1330) So viel wenigstens ist noeh aus dem verstämmelten Texte
des Fes tu 8 p. 329. Saecularet ludi, za erkennen: aram quoque
Biti ac [Proserpinae consecraverat in] Bxiremo Mart\\ü campo , qnod
Terentum ap]pellatur. Dasselbe säet abrig:ens Zosim. II, i. iv
iaxaTü» nov ntlfisrov rou ^jigeiov itiiiov. Wo aber dieses extremnm
zu suchen sei, darüber giebt das Orac. Sibyll. bei Zosim. 1. 1. eiv
wünschte Auskunft:
^'OTCitrj axBivorarov.
Das ist nun eben die Gegend des Mausoleum Augusti ; denn dort hat
das Marsfeld die geringste Breite. Ob der Name der Kirche S. Lucia
della Tinta (Tenta), wieNardini III. p. 97. meint, 'damit zusammen-
hangen könne, will ich nicht weiter erörtern.
31) Nach Zosim. II, 3. weihete an derselben Stelle Poplicola
einen Altar mit der Inschrift: ÜoTrhos BaU^tot Ilonkmolat to ^v*
"Aoij »al IIs(fos(p6vp hn^Q r^e Fmftaiwv iXivd'e^iiie» Auch Vaier.
Max. nennt den Ovifumans iolum,
32) Paul. Diao. p. 45. Cati Jörn y ex quo aqua Petronia in
TUferim fiuity dietu», quod in agro cuiusdam ßierit Cati. Fest. p.
250. Petronia amnis est in Tiberim perfluens, quam magistratus au-
spicato transeunt, cum in Campo quid agere volunt etc.
33) Liv. XL, 45. Comitiü perfectü , ut iraditum antiquitus
est, oensores in Campo ad aram Martis sellis curuUbus eonsederunt.
630
4er CopiiUen, in der Nähe des Ovile war. Gänzlich davon zn
. ojitergcheiden hat man daher wahrscheinlich die aedesMar-
tisy von der sich anch nur eine sichere Erwähnung fin-
det ^^^) , die aber einer Andeutung zufolge vielmehr in dem
Theile des Marsfeldes gewesen zu sein scheint, wo die Equi-
ria gefeiert wurden ^'). Unbekannt ihrer Lage nach ist auch
die Aedes Lamm Permarinum, im J. 564 von L. Ae-
milius Regillus gelobt» und 575 von dem Censor Bf. Aemilius
Lepidus geweiht 3^). Sicherer ist der Tempel derlutnrna,
der erst gegen das Ende der Republik von Q. LuUtius Ca-
tulus erbaut war. Seine Lage wird von Ovid bei den Bogen
4er Aqua Virgo angegeben ^0» ^^^ ^^ ^^^ Nähe der Septa. —
I7ach lul. Obseq. 77. Turbinis vi in Campo columna ante
1334) Di 0 C a 8 8, LVI, 24. o re yc^ tov "'Agem^ »«off 6 iv nf ?r<J/y
avTOv fSv ixtgavyfa&if,
15) So yennatke Ick nach Ovid. Faf t. II, 855.
lamque duae restant noctes de ntense seeunda,
Martque eito$ iunctit eurribus urgei equos.
E<c V6r9 poiitum permannt Equiria notnen,
Qnae deus in eampo prospiett ipse sHO.
Zweifelhaft bio Ich, ob aof denselben Tempel zn beziehen izt DIo
Gas 8. LX, 5. tv yag dij r^ tov jivyovarov vovfirjviif, iv rj iyByiwr^vOy
^yotvitovTo piv ^TTTtoit ov 9$ ixetvov Si, akX ort 6 rou ^jigtot^ vabi iv
wavT^ ttm&tigmrc Wenif^stena ist es weder der Dedicationstag des
Mars Extrtinnranens , noch des Ultor. Was dag^egen Ganina von
Tenpelsparen in einem Hause der Via degli Specchj sagt , Jndiraz.
topogr. p. %\U „veaoe da me riconoseinto aver esso appaKennto •
q««l tempio di Marte , ehe dicesi snll^ antorita di Vitmvio edificato
«on archilettvra di Ermodoro Saltmino nella parte media del Campo
marzio'< etc., das ist rein ans der Laft gegriffen. Vitrav nennt weder
einen soleben Tempel, noeb den Hermodoms. Letzterer wird nnr in
dem oben angerdbrten Fragmente des Gometios als Architekt der aedes
lovis Statoris erwähnt — Uebrigens giebt Vitrnv. I, 7. als allge-
melae Regel an : iiarit ewtra i/r6em, sed ad Campum,
36) Liv. XL, St2. Idem (M. Aem. Lep.) dtdieavit aedem Larum
Permarinum in Campo. voverat eam annis undeeim ante L. Aemilius
KegUhM navali praeiio advereui praefeetos regit Jntioehi. Nnn folgt
die Dedieationsiaschrift. Mae roh. Sat. I, 10. ündeeimo autem Ka-
lendas (lanaar.) feriae sunt LarihuM eonseeratae ; quibus aedem bello
Aniiothi A^miHtte Regillus praetor in Campo Martio eurandam
vovti,
ST) Serv. «. Aen. XII, 139. nach Varro: Huie /bnti propter
aqvarum inopiam saerißeari soht; eui tutatiue Catuiue primua
templum in Campo MarHt fetit Ovid. Fast I, 453. (III Id. laa.)
Te qttoqve haß eadem, Tumi soror, aede reoepii
Hie, ubi Firginea Campus obitur aqua.
fSrwIhnt finde ich ihn anch von Gie. p. GUent. 36.
831
aedem lovis decwsa cum ngno auraio. mdsste man auch
einen lupitertempel im Marsfelde annehmen; allein das ist
weder dorch eine andere Erwähnung beglaubigt, noch über-
haupt wahrscheinlich, und der campus lavü, wo nach Spart.
P esc. 12. das Haus des Pescennius Niger stand, ist eben-
falls verdächtig. In jener Stelle scheint Pighius mit Recht
m CapitoUo zu schreiben. '
So hatte sich bis zum Ende der Republik der Campus
Martius als freies' Feld erhalten \ einzig dienend zu politischen
Versammlungen, zu Waffenübungen , Rosselenken und Gym-
nastik aller Art '^^^). Für letzteren Zweck scheint besonders
der Theil gedient zu haben, der dem Flusse zunächst ist und
Ton dessen Krümmung umschlossen wird, da unstreitig der
allgemeine Badeplatz davon nicht getrennt werden kann'^).
Und dieses Stück blieb anch fernerhin fiir solche Uebungen
bestimmt, als der übrige freie Raum des Marsfeldes durch
weit ausgedehnte und prächtige Bauanlagen bedeutend be*
schränkt wurde. Daher kömmt es, dass man späterhin ein
besonderes Marsfeld im engten Sinne unterscheidet, oder
eben jenem Theile vorzugsweise den Namen beilegt ^<>), nach-
dem der grössere, der Stadt zunächst gelegene Theil von ei-
nem ausgedehnten Systeme ununterbrochener Prachtgebäude
in Anspruch genommen ^ nicht mehr ab eigentlicher Campus
1338) Die vollstindigsten SchilderoDgen 8. bei Borat. Od. !, 8.
und Strabo a. a. 0.
39) Zar Clodia sagt Gic. p. Goel. 15. habe» hortot ad Tihe-
Hm, ae diligenter eo loeo praeparasti, quo omnis iuventvs natandi
eauta v^nit, Daza Hor. III, 7, 25 If. mit Porpbyr. Veget. I, 10.
S. die Privataltertbümer.
40) Dass in der jetzigen Eintbeilnng des neuen Rom die Riane
IV, den nSrdlicbsten Theil des MarsPeldes mit der Piazza di Spagna
nnd dem Pincins bis zu Porta Pinciaoa begreifend, den Namen Campo
Marzo fahrt, kann nnr zufällig sein. Es ist ofienbar, dass hier, wo
die Ebene in geringer Breite zwischen Flnss nod Hügel eingezwängt
ist, nicht der eigentliche Campus sein konnte. Wenn dagegen Lam-
prid« Alex. 26. sagt: Basilicam Alexandrinam instttuerat inter
Campum Martium et Septa Agrippiana, in latum pedum centumy in
iongum pedum mille , ita ut tota eolumnit penderet, quam t^ffieer^
non poiuit motte praeventus, , ao wird auch, ein Campius im engeren
Sinne gemeint, nnd dieser kann nnr westlich von den Septis gedacht
werden; denn nördlich van ihnen reiohteo bereits andere grosse An«
la^e« bi4 an dia Via lata«
^ — 632
gelten konnte. Diese grossartigen Anlagen begannen mit
dem Untergange der Republik durch Caesar. Kam auch sein
riesenhaner Plan, das Marsfeld städtischem Anbaue zum Pri-
yatbesifze zu überlassen^ indem der Fluss vom Pons Milvius
nach dem Vatican geleitet und der ager Vatieanus zum Cam-
pus gemacht werden sollte ^^-*^), nicht zur Ausfuhrung, so wa^
doch durch die Anlage der S e p t a *^) der Anfang zu dett
grossen Werken gemacht, welche die nächste Zeit hier ent-
stehen sah. Wie weit dieser schon oben besprochene Bau
vorgerückt gewesen , als er unter der Hand der Mörder fiel,
ist nicht bekannt : wir erfahren nur, dass Lepidus, der Trium-
vir, den Bau foftsetzte und endlich Agrippa ihn übernahm und
die Dedication im J. 727 erfolgte *•). Welcher Art die An-
lage der Septa nach Caesars Plane werden sollte, ist aus Ci-
ee^'s Worten nicht klar ersichtlich, so wie es ungewiss
bleibt, ob sie nach diesem ersten Plane ausgeführt wurden.
Die beiden Fragmente des capitolinischen Plans (Bellori i*
X.), von denen das kleine die Buchstaben LIA zeigt, werden
um so sicherer auf die Septa lulia bezogen, als die Reste un-
ter Palazzo Doria völlig übereinstimmend damit gefunden wor-
den sind^^). Demnach hatten sie auf der Seite der Via lata eine
1341) Cic. ad Att. XIII, 33. sed easusermo a Capitone de urbe
augenda, aponte Mvlvio Tiherim duci seeundum montet Faticanot:
campum Martium coaed\ficari; illum auiem campum Faticanum
fieri quasi Martium eampnm,
A2) Cic. ad Att. IV, 16. qjffieiemus rem gloriosüsimam : nam
in Campo Martio septa tributis comittis marmorea sumus et tectafa-
cturi, eaque cingemus excetsa poriicu , ut ttiUle passuum, eoiifieiatur.
simul adiungetur huie operi P^ilta etiam publica.
43) Dio Cass. LIII, 23. nal 6 'Ay^lima^ ra 2t7rtk wvofiaajiiva
kad'Uoiuasv. — xavza Sl tv tu ^A^ilw ne9icf oroaig nig^S vtto tov
uitTtioov TTQOS raff q>vX£Ttxae aQxaiQBQlag aüVn^noSofirjfUva utai nlal^
h^tvdii kal ^(oVQafpi^/taair intxoofiTjQiP, *tovXiä avtä cbro zou Avyov*
üTOv ngoSayoQevaac.
44) Die Erkläniog des Fragments bleibt demnogreachtet sehr
sebwierig, und ich kann weder Canina's Anwendung, noch GÖtt-
lings Deiitting (Rom, Staatsverf» S. 386.) beistimmen. Die schmalen
Gänge zwischen den Pfeiierreihen können unmöglich Tdr die Abtbei-
langen der Tribns gelten ; auch ist deren Zahl ja viel zn gross. Denn
die Fragmente zeigen deren schon 29 und sie sind anf keiner Seite
abgeschlossen. Zwischen beide Stacke moss aber noch ein grosses
Stack ergänzt werden, d&s die InschHft SEPTA IV... enthielt, wozn
wenigstens 16 Reihen nöthig sind ; so dass man wohl 50 Abtheilungen,
.^ — 633
siebenfache, darch acht Reihen von Pfeilern oder Säalen ge*
bildete Halle; auf den anderen Seiten aber wahrscheinlich
schmälere Sänlenstellongen. Nothwenidig müssen diese Hallen
einen ganz freien Platz eingeschlossen haben, wo die Ver-
sammlungen gehalten wurden und die Rostra des Marsfeldes
waren ^^^) ; denn es sind mehrmals innerhalb derSeptaGladia-
torenspiele ^^) und selbst eine , wenn auch sehr beschränkte
Naunfachie ^0 gegeben worden. Unter Domitian , als sie
langst ihre politische Bedeutung ganz verloren hatten, schei-
nen in ihnen die yomehmsten Kaufhallen Roms gewesen zu
sein ^®). Im neronischen Brande blieben sie wahrscheinlich
verschont ; dagegen wurden sie durch die furchtbare Feueis-
brunst, welche unter Titus die meisten Anlagen des Marsfel-
des und Circus Flaminius vernichtete oder doch stark beschä«-
digte, ebenfalls zerstört^'). Spartian berichtet im Leben
trenn nicht mehr, anzunehmen haben wird. Canina hat deren noeh
viel mehr ang^enommen. Anch die Villa publica in den dahinter lie-
genden von Sänlenstellnngen und zahlreichen ganz von einander ge-
trennten kleinen Piecen umgebenen Parallelogrammea zu erkennen,
ist gewiss ganz irrig; das sind jedenfalls Verkanfshallen. Noch viel
weniger ist irgend etwas von den pontes zu seh^n. Was GÖttling da-
für halten will, sind eben auch nur Taberoen. Man muss vor allen
Dingen nicht vergessen, dass der capitolinische Plan in einer Zeit
aufgenommen ist, wo von Comitien gar keine Rede mehr war, und
dass nach wiederholten Bränden man ja gar nicht daran denken darf,
die agrippinischen Septa in ihrer ursprÜDgllehen Gestalt vor sich zu
haben. Daraus erklären sich die den inneren Raum rollenden Gebäude,
währeod er urspriioglich frei angenommen werden muss. Die sieben-
fache Halle kann nur für die Porticus Septornm gelten, welche mehr-
fach erwähnt werden. Plin. XVI, 40. XXXVI, 6. o. 29. Vgl. die
Staatsalte rth um er.
1345) Dass das Marsfeld seine Rednerbühne hatte, versteht sich
von selbst; in den Septis aber erwähnt sie Dio Cass. LVI, 1. ual
avrf {TißsQlt^) %a\ o jivyovoxoi is ro nQoaaretov anavryaag ijX^i
ta fite drov ts ra JTfTrra, navcavd'a an 6 ßi^/jiafos rbv iijfjLov tjana'
oaro.
46) So die ludi funehret zu Ehren Agrippa's, Dio Cass. LV, 8.
und bei der Dedication des Forum Augnstum. lV, 10. Sueton. Aug.
43. Cal. 18. Claud. 21. Ner. n.
47^ Dio Cass. LIX, 10. (Caligula) htoltjoB Sk rohe Aydivas rov-
vovs Ta fiiv iTQtora iv roic Remote, nav xo xtaglav liutvo StOQv^at
xcd vdaros nltf^waag, 'tva (itav vavv hayaytj.
48) Martial. IX, 59. X, 80. Andere Erwähnungen s. II, 14, 57.
49) D 1 0 C a 8 8. LXVI, 24. xal yoQ ro SsffoiJtuov, uaX xo ^laatop^
r« TS J^CTTva, Kol ro JIoaitS<jiytoVf to re ßaXavuov ro rov *AyQlnnoVf
wü rb Hop&ewp, ro r« Jst^tfivriui^wv ^ $uä rb rov BaXßov ^iar^oy^
j .1^ 634
HadriaBS c. 19.) da^s dieser Kaiser das Pantheon, die SepUi,
die Basilica Neptuni wiederhergestellt h^be. AUe diese 6e-
bäude wurden dareh jenen Brand zerstört ; aber es ist nicht
glaublich^ dass weder Domitian noch Trajan sie hergestellt
haben sollte, S. was sogleich über das Pantheon gesagt wird.
Dieser ersten grossen Anlage im Marsfelde folgten sehr
bald andere umfassende Prachtbauten, Nahe dem nördlichen
Ende der Septa, fast in der Mitte der ganzen Ebene, legte der
grosse Agrippa die ersten öffentlichen Thermen an, deren
nördliche Grenze das Pantheon machte. Die Thermen (s- den
bes. Abschn.) sind bis auf wenig bedeutende Reste verschwun-
den, das Pantheon aber, durch seine .Weihe zu einer christ-
lichen Kirche (S. Maria ad martyres oder auch della rotonda),
wozu es vom Kaiser Phokas (607) überlassen wurde, fast in
seiner ursprünglichen Gestalt erhalten, steht jetzt als das be-
deutendste antike Gebäude Roms da. Unnütze Klügelei um
die alten Zeugnisse uubekümmerter Architekten hat in neuerer
Zeit die Meinung aufgestellt , dieses Rundgebäude sei nie ein
Tempel, sondern ein Theil der Thermen gewesen. Es bedarf zur
Beseitigung dieses Einfalls nur dereinfachen Anführung der Stel-
len alter Schriftsteller, in welchen es ausdrücklich templum g^
nanut wird i'^^). Anders hat Pia le den Bau beurtheilt^ in-
dem er zwar auch annimmt, er habe ursprünglich einen Theil
der Thermen ausmachen sollen , aber während des Baues sei
die Rotunde zum Tempel umgeschaffen worden *^). Es scheint
ual rffv Tov Ilofimjtov axtfr^v, nal rot 'Ojcrceovc« omi^/nna ual fura
tdfv ßtßUmp, TOV v$ vtvtv cov Jthz tov KwttrotXiov fietä nav ouwäotv
€»TOv fiariKavaiv,
1350) Plin. XXXVI, 5. o. 38. ApHppae Paniheum deeoravit Dio-
genes AtheniensU et Caryatides in coiumttis fem pH eins proban^
tur inter pauea operum. M aerob. Sat. II, 13. (die Perle der Cleo^
patra) Jaetae ex una margarita duae impositaeque simulacro Feiie-
ris, ut monatruosae magnitudinis, in templo, quod Paniheum di-
eitur. Vgl. Inl. Gap. ilnton. P. 8. Serv. z. Aeo. IX, 408. (Hirt)
Oiseruaiioni istorico - architettoniche topra il Panteon, (Dasselbe
auch deotsch.) Gesch. d, Bank, \\, S. 283.
51) Piale, Del eorpo rotondo del Panieon, Rom. 1834. gegen
eine mir nicbt bekannte Scbrift : Vintegritä del Pantheon vivendi-^
cata a Mareo Agrippa. Rom. 1820. Vgl. aoeb F • a , Concltuiono per
fintegritd del PanUon. Rom. 18»7,
635
diess allerdings möglich ; zamal da die vorgebanete Säulenhalle
schwerlich mit dem Ganzen barmonirend gefanden werden
kann. Von allen Topographen aber wird das Gebäude Tempel
des lupiter Ulior genannt, nach einer Stelle bei Plin ins,
welche sonst so gelesen wurde : norme inter magnifiea —
Pantheon lovi UUori ab Agrippa factum. Das ist gedankenlos
angenommen und nachgesprochen worden, ohne zu erwägen,
wie ein Tempel des lupiter Ultor Pantheon genannt werden
konnte, und dass anderer Nachricht zufolge er ganz anderen
Gottheiten geweiht war. Denn DioCassius sagt LID, 27.
%6 T8 JIdv&Biov ivofAaofiivov i^iTiXeof (^YQinnue)» nqos-
ayoQsvcTai di ovtch vdxa fikv Sri noXXäv d'tmv einovag iv
%ols dyaX/iaai ****) vä ve nov ''/^geatg ual rw T^g 'A^pQOÜTfjg
iXaßiP. Es waren also die Hauptgötter des Tempels Mars
und Vetfus, und da auch die Statue des Divus lulius darunter
war, Agrippa auch selbst die des Augustus im Tempel aufstel-
len wollte, so sieht man deutlich, dass das ganze Heiligthum
den Göttern des iulischen Geschlechts geweiht war ^^), Der
lupiter Ultor bei Plinius aber beruht nur auf einer Comiptel
des Textes, und es ist längst ron lan aus dem trefflichen Bam-
bergensis verbessert : nomte tectvm diribitorii *♦) ab Agrippa
ßicti» (s. dar. unten). — Das Pantheon ist jederzeit als eine
der Hauptzierden Roms betrachtet worden ^% Der grosse
13512) Ob diese Worte sieh rechtfertigen lassen kSnnen, bezweifelQ
ich. Tb keinem Falle können sie bedenten, dass die Attribute aller
Gottheiten in den Statuen des Mars und der Venns vereinij^t gewesen
seien. Die vorgeschlagene Verbesserung, ajia xoi^ ayaliM,aai, genügt
anch nicht völlig.
53) Dio Ca SS. a. a. 0. ^ßovXi^d^ fiev ovv 6 ^j^y^lmcag ttal riv
jii^yovoTov ivwao'&a iSojSatu, ri^v re vov t^ov iTtAtXtjoiv avr^ dovvai'
fiy Sß^a/Uvov Si avTov ftTjddrtQov , iusi fUv top ngori^v Kaiaa^c,
tv Si T<} irgovat^ tov re Ü4vyoiaTov xal iavrov opSff&dvzag tmijüB,
54) Die Handschr. hat: puleherritna opera quae unquam vidit
orhit. non ut teetum delibitori ab agrippa faütis. Denkbar
ist es , dass gestanden haben könne : nonne Pantheum et teetum du
ribitorfi, zumal da der Monac. h^t facta; aber der lupiter Ultor ist
handgreifliche Gormptel«
55) Ammian. Marc. XVI, 10. nennt mit schwülstigen Worten
unter den Wunderwerken Roms : Pantheum , velut regionem teretem
specioea oelsitudine fomieatam. Das ist vielleieht ia demselben Sinne
gesagt, wie sieh Dio Cass. a. a. 0. den Namen erklärt: wf Si
iydi vofiiiot, ort &QXo4*Sit oV rf wgm^ ngogiomw.
636
Brand unter Titus mag es theilweise zerstört haben (Anm.
1346.); Domitian stellte es wieder her, wie der CataL
Imp. Vienn. p. 243 Rone, meldet. Aber schon unter Tra-
jan brannte es von einem Blitzstrahle getroffen von neuem >3^«),
und wurde darauf von Hadrian erneuert ^^), der öfter darin
Recht sprach **). Die letzte WiederhersteUung erfuhr es
durch Septimius Severus, und seine Dedication steht noch
über der Säulenhalle **). Noch jetzt, wiewohl zum Theile
seines Schmucks entkleidet ^o) , durch aufgesetzte Glocken-
thSrmchen entstellt und durch die nahe stehenden Häuser
beengt und verbaut ^>), gehört es zu dem Sehenswerthesten,
d«'is Rom bietet. Hier ist Raphaels Grab.!
Ausser dem Pantheon und den im Rücken desselben nach
dem Circus Flaminius hin sich ausdehnenden Thermen ver-
dankte das Marsfeld dem Agrippa noch zwei andere berühmte
Anlagen, beide wahrscheinlich in der Nähe dfer Septa. Die
1356) Oros. VII, 12. Pantheon Romae fulmine eonerematunu
Eben so HieroD. p. 450 Rone, im J. 112.
57) Spart. Hadr. 19. Romae instauravit Pantheum , Septa,
basilicam Neptttni. Wie es scheint , hatte also, wohl die ganze Ge-
gend vom Fener gelitten.
58) Dio €ass. LXIX, 7. nal iSlua^e fieza rdip 'sr^onütv, rori fihi
§v Tf» JIalaTl(ft, Türe de iv rfj ayogf tio re nav&eifft,
59) IMP. CAES. L. SEPTIMIVS. SEVERVS. PIVS. PERTINAX
ARABIGVS. ADIABENICVS. PARTHICVS. MAXIBTVS. PONTTF. MAX
TRIB. POTEST. X. IMP. XI. COS. III. P. P. PROCOS. ET||IMP
CAES. M. AVRELIVS. ANTONINVS. PIVS. FELIX. AVG. TRIB
POTEST. V. COS. PROCOS. PANTHEVM. VETVSTATE. CORRV-
PTVM. CVM. OMNI. CVLTV. RESTJTVERVNT. Darüber auf dem
Friese: M. AGRIPPA. L. F. COS. TERTIVM. FECIT. Wie lul.
Cap. Anton. P. 8. , wo unter Antonios Werken zu Rom auch ein
tempium Agrippae genannt wird, zu verstehen sei, ist zweifelhaft.
60) Schon Constantius II. Hess 663 die vergoldete Bronzebeda-
chuDg abnehmen. Anastas. Vit. S. Vital, p. 15!2 Blanch. Omnia
quae erant in aere ad omatum civitatis deposurt; sed et ecclesiam
beatae Mariae ad tnartyresj quae de tegulis aereis e^at cooperta,
discoperuit. Et in regiam urbem cum aliis diversis, quae deposue-
rat, direxit Urban VIII, der bekannte Barberini, Hess auch noch
den Bronzeschmuck der Halle abnehmen , worauf sich der Spottvers,
Quod non fecere barbari, fecere Barberini, bezieht.
61) Zur Zeit des französischen Gouvernements beabsichtigte man
durch Abbrechen der die Rotonda versteckenden Gebüude einen grösse-
ren freien Platz um dieselbe zu bilden, s. Tournon, Etudes Statist,
s. Rome. pl. 30. Alle jene schönen Plane sind seitdem schlafen ge-
gangen. — Vgl. Sach sc , Gesek^ d. St* R, II. S. 88.
«37
erstere war eine Säulenhalle, über deren eigentliche Bescbaf*
fenheit und Bestimmung die Schriftsteller jedoch im Dunkeln
lassen, indem sie bald OToä ^ tw Jloaeidüvog oder tö
JloasiiwvioVj bald basilica Neptuni, dann wieder por-
ticusArgonaularum von den sie schmückenden GemäU
den genannt wird ^^®^). Noch verwirrender erscheint endlich
auf den ersten Blick die Angabe des Curiosum urb. Bom»,
das erst basiUcas Neptuni^ Matidies^ Marciani nennt, dann
weiterhin porticum Argonautarum et Meleagri **). Viel-
leicht erklärt sich aber eben daraus die wechselnde Benen-
nung, wenn man annehmen darf, dass ein Basilikenbau mit
einer Portieus umgeben war. Von einem Tempel des Neptun, ^
wie ihn die älteren Topographen und auch Canina annehmen,
findet sich nirgend eine Erwähnung, obgleich die ganze An^
läge sich auf die Seesiege Agrippa's bezog und in gewisser
Art dem Gotte der Meere geweiht gewesen sein mag. Ob
die eilf Säulen, welche man jetzt an der Fronte der Dogana
di terra auf Piazza di pietra siebt, diesem Baue angehört
haben, wie Nardini und Canina meinen, dass ist zwar nicht
gewiss , aber nicht unwahrscheinlich , und in der Nähe der
Septa scheint nach Dio und Martial die Portieus Argonautar
Tum gesetzt werden zu müssen.
Das zweite grosse Gebäude war das Diribitorium,
das erst nach Agrippa^s Tode im J. 746 von Augustus dedicirt
wurde : ein ungeheuerer Saal, dessen Bedachung der ausser«-
ordentlichen Spannung wegen für eines der Wunderwerke
Roms galt, und nach dem Brande anter Titu^ nicht wiederher-
1362) Dio Gass. LIII, 27. r^v aroav xijv tov IToaeidöjvoS tuvo^
ßiaofiivTjv xcei i^toxodofit^oep tnl xati vavx^atiais , nai t^ ruiv ^A^yo^
vavTwv yQctq>fj imXafjinQvvs. LXVI^ ^. nnter den darch deo Braad
zerstörten Gebäuden, ro JloüetSojviov. Dagegen heisst sie bei Spart.
Hadr. 19. hasiliea Neptuni, und Martial. II, 14. III, 20. XI, 1, U.
bezeichnet &ie deutlich als Portieus Argonautarum. Es kann aber
wohl eine basilica griechisch axoa genannt werden ; schwerlich hin-
gegen wird sich nachweisen lassen, dass ein lateinischer Schriftsteller
den ersteren Ausdruck für eine portieus gebraucht habe.
63) Die iibrigeii Aasipabeo der Notitia lassen die basiliea Na-
ptuni wejg.
638
gestellt wel^eu koonte ^^^). Die Bestimmung des Gebäudes,
wie sie der lange missverstandene Name selbst angiebt, war,
bei den Comitien zur Sonderung der Stimmtäfelchen und Er-
mittelung des Resultats der Abstimmung zu dienen (s. die
Staats alterthümer), und weiset nothwendig auf unmittel-
baren Zusammenhang mit den Sepüs -hin; genauer aber lässt
sich die Lage nicht besümmen. Da Caligula es zuweilen bei
grosser Hitze als Theater benutzte (Dio Cass. LIX, 7«),
möchte man einen Rundbau vermuthen, wiewohl der Aus-
druck oJnog in der Regel von viereckigen Sälen gebraucht
wird*
Bei so umfassenden Bauten, durch welche Agrippa einem
grossen Theile des Campus Martins ein ganz neues Ansehen
gab, ist es nicht zu verwundern, dass Auguslus selbst hier
weniger unter eigenem Namen bauete ; doch hat auch er zur
Verschönerung beigetragen. Zuvorderst stellte er den Obe-
lisk, der jelzt auf Monte Citorio (einer geringen nur wenig
über die Fläche sich erhebenden Anhöhe) errichtet ist , als rie*-
senhaften Gnomon auf, damit sein Schatten auf der weithin
mit Marmorlafeln belegten Ebene die Stunden anzeige , dere&
Linien, mit Berücksichtigung der verschiedenen Tageslänge,
durch in \ den Stein eingelegtes Brz bezeichnet waren *^).
1364) Dio Cas». LV, 8. to tb neSiov t6 *AyQiinrBioVf lilijy t»c
ütoag^ Kctl ro ^hi^iß$TVjQ*oy avrbt 6 AvyovoroQ i^tjfiooUvoe. vovto (Uv
yä(f (/fV di oixof fiiyiarog rdiv nwnoxe fiiap o^tp^y avovTiuy vvv yag
Btfy TTaoTiS rijs arfyr^s avrov %a&aiQi^iUniv , or« ov* ^Svvnd^ atvd'is av-
ctijviu* a%9y^t iütir) • re *Jljffi7rxa^ olxodofiovfityov nariMSra, xal rote
9vy6tiUa^. So zählt es auch Fun. XXXVJ, 15, 24. (S. 035.) zu
dem Bewünderoswärdigsteo. Derselbe sagt XVI, 40< Fuit memoria
no4tra et in porticibus Septorum a M, Agrippa relieta (arbor s. trabs),
aeque miraculi causa , quae diribitorio superfuerat, XXpedibu* bre-
vior, tesquipedali crassitiidine. Br hat rorher von einem 120 F.
lan^n Stamme sesprocben. — Erwähnt wird es aach von Suetoo.
Claad. 18.
65; Die Hauptstelle darüber ist bei Pilo. XXXVI, 10. Ei, qui
est in Campo, Divus Augustus addidit mirabüem usum, ad deprehett'
dendas tolis umbras dierumque ac noctium ita magniiudines, strato
iapide ad magnitudinem obelisci, cui par ßeret umbra brumae eonn
fectae die sexta hora^ pauUatimque per regvlas (quae sunt ex aere
inclusae) singulis diebus decresceret ac rursus augeteeret, digna
eognitti rei et ingenio fecundo Nävi (f) mathemaiici etc. Vgl. cap.
9. n. 71. Die DedicationsiDschrift aof der Basis Ut folgende: iMP
639
Die Bads dieses OiieliskeB ist bei der Kirche S« Lorenzo in
Liicina gefunden worden^ und nicht weit davon auch der Obe-
lisk selbst, so dass sein Standort an dieser Stelle für gewiss
za halten ist i»«^). — Ferner errichtete schon fünf Jahre früher
nördlich von diesem Solarium Aogustus sein Mausoleum.
Es war llngst üblich geworden, dass ausgezeichneten Perso«
nen eine Grabstätte im Marsfelde verwilligt, wurde ^^\ ge*
wohnlich wohl in dem nördlichsten Theile, zwischen der Via
Flaminia und dem Tiberis, wo auch das Mauscdeum erbauet
wurde ^). Es erhob sich auf nmdem marmomem Unterbaue
CAESAR. DiVI. F | AVGVSTVS | PONTIFEX. MAXIMVS ] IMP. XÜ
COS. XL TRIB. POT. XIV 1 AEGYPTO. IN. POTESTATEM 1 POPVLI
ROMANi: REDÄCTA 1 SOLI. DONVM. DEDIT.
1366) S. bes. L. Fauno, AnLdiRAV^ 13. p. 126. Andr. Folv.
dt urh, antiquit. p. ItöS. Nibby s. NardioL 111« p. Sl a. Caoiaa,
Indiea%. top. p. 236. Auch der Anonymus von Ein siedln nennt
ibn bei S. Lorenzo in Lacina, and wahnscbeinllch stand er also da-
mala nocb.
67) Säet OD. Aas* 100. in Matueleo oondiderunt. Jd opui in*
Ur Flaminiam viam rfpamque TiherU seseto suo coruuiatu exttruxe^
raty circumteetasque Silvas et atnbulationes in u$um populi tune
iam puhliearat. Ansriibrlicber beacbreibt es Strabo V, 3. p.
S61 (236.). ^
68) Strabo a. a. 0.^ nachdem er von der Pracbt des Marsfcl*
des gesprochen : d&om^ Ugonoeniotarov vofitaavrts top tottov tovtov
xai xa TtSy ini(pav£OTaTOJV uvtjfiata ivrav&a nateaytsüaaav avSqwv 9tal
yvvatxdiv. So war hier Salla beerdif^t. Liv. Ep. XC. Plutarch. 38.
Appian. Civ. I, 107. Dio Cass. XXXIX, 64. Lncan. II, 222.,
wo medio Campo schwerlich penaa za nehmen ist Garacalla liess es
anfsachen und erneuern. Dio Cass. LXXVII , 13. So Caesar iM
nar^tjfov fiVT^fiitoy, Dio Cass. XLIV, 51., so wie seine Tante lalia,
Sneton. Caes. 84. Liv. Ep. CVL Dio Cass. XXXIX, 64., und
seine Tochter, luHa Pompcii, Plutarch. Pomp. 53. Caes. 23.
So die vor Mutina gefallenen Hirtins und Pansa, Liv. Ep. CXIX.
Auch Agrippa hatte hier sein Monumentum, Dio Cass. LIV, 28.,
wiewohl er nicht darin beigesetzt wurde. Das Mausoleum Aogustl
wurde schon vor seinem Tode als Grab der Angehörigen gebraucht;
denn Marcellus wurde darin beigesetzt, Dio Cass. LIII, 30. Virg.
Aen. VI, 873 ff. Serv. z. Aen. V, 4. (nur giebt er ganz irrig an,
dass es zur Ehre des Marcellus erbaut sei.), «ad Agrlppa^ so wie
Octavia und Drusus. Ovid. Cons. ad Liv. 67.
Condidit Agrippam, quo te, Marcelle^ sepuiero,
Et eepit generös iam locus ille duos.
Fix posito Agrippa tumuli bene ianua clausa est,
Perßeit officium funeris, eeee, soror*
Eeee, ter ante datis iactura novissima Drusus
A magno lacrimas Caesare quartus habet.
S40 .
k^gelartig in mehreren Erdterrassen, die mit immergrünen
Bäumen bepflanzt waren, und deren oberste die Erzstatue des
Augnstus trug. Zwei Obelisken, deren einer jetzt bei S. Ma-
ria Maggiore, der andere zwischen den Colossen von Monte
Cavallo steht, scheinen erst später darauf oder davor errichtet
worden zu sein ^^e»). Hinter dem Monumente nach* Porta Fla-
minia hin stiess daran ein weitläufiger Hain oder Park, in
dessen Mitte sich die Ustrina befand. Jetzt ist der Unter-
bau zu dem sogenannten Anfiteatro Correa nmgeschaffen, wo
früher Thiergefechte gehalten wurden, jetzt im Sommer die
sogen. Fuochetti, Nachtfeste bei Musik, Erleuchtung und
Feuerwerk. — Von einer dritten Anlage , welche Augustus
machte, ist es zweifelhaft, ob sie im Campus Martius oder
noch im Circus Flaminius war. Es ist die mehrmals er-
wähnte Porticus Ad Nationes, oder XIV Nationes,
wo Statuen der verschiedenen Völker personificirt aufgestellt
Wenn daher bei Saeton. Cland. 46. ein besonderes inonumentttm
Druti erwähnt wird, so möchte vielmehr das nach cap. 1. von dem
Heere in den castris errichtete monumentum honorarium zu verstehen
sein. Aber, wie schon Casaubonns bemerkt hat, Dio Cass. LX, 35*
^iebt es anders an. So ist es anch kaum glaublich, dass des Agrippa
Söhne, Cains et Lucius Ca.e8ar6s , nicht im Mausoleum sollten beige-
setzt worden sein, und doch nennt Dio Cass. LXXVIII, 24. ein bje-
aooderes Grabmal derselben , und überhaupt blieb es fortwährend das
Grab der Familie der Caesaren, so dass es auch tumulus Caesarum
genannt wird. Tacit. Ann. HI, 9. von Piso, des Germanicus Morder:
auxit vulgi trat, quia navem tumulo Caesarum adpulerat, (Man sieht
auch hieraus, dass am Porto di Ripetta von jeher ein Landungsplatz,
gewesen ist«) Zu Hadrians Zeit war das Mausoleum ganz angerdllt.
so dass niemand mehr darin Platz fand. Dio Cass. LXIX, 23. to
yaq rov jivyovarov {jtvijfia) tmnkriQWTO , Kai ovxir ovStis iv avx^
ivd&ij, y weshalb Hadrian sein Mausoleum erbaut habe. S. dar. den
folg. Abschn. Wahrscheinlich waren dip von Nero getödteten Mitglier
der des Hauses der Caesaren die letzten , deren Asche durch Galba
im Mausoleum Augusti beigesetzt wurden. In der Ruine desselben
soll der jetzt im Cortile des Palazzp de' Conservatori befindliche Cip-
^us der älteren Agrippina gefunden sein (womit Dio Cass. LVIII,
^% nicht in Widerspruch steht ; denn wiewohl Tiberius ihr und ihrem
Sohne Drusus diese Grabstätte verweigert hatte, wurde doch beider
Asche durch Caiignla dahin gebracht. LIX, 3.) , und nicht weit davon
mehrere andere mit Namen früh verstorbener SprÖsslinge der Caesa-
ren. S. Canina, Indicaz. top. p. 239.
1369) Ammian. Marc. XVII, 4. Seeutaeque aetatet alias transr
tulerunt : quorutn unus in raticano, alter in hortis ^allustii, duo ii^
Augusti monumento erecii sunt.
641
waren ^>^^). Sie wird am Tbeatnun Pompeii genannt, aber es
kann bezweifelt werden, ob Augustas eine nene Porticos
bauete nnd nicbt nnr die Statuen aufstellte; denn das Mo-
num. Ancyr. sagt nichts davon.
Nahe dem Mausoleum muss eine andere ihrem Ursprünge
nach ganz unbekannte Halle gewesen sein, die mehrmals mit
dem Namen Via tecta genannt wird. Alle Erwähnungen
weisen darauf hin, dass sie zwischen der Flaminia und dem
Flusse, beiden nicbt fem, und höchst wahrscheinlich in der
Gegend des Tarentum war ^^).
Ausserdem gehören Augustus Zeit mehrere auf seine Per^
son bezügliche, wiederholt bei seiner Rückkehr aus Feldzügen
geweihete Altäre an. Zuerst die Ära Fortunäe Reducis,
deren zweimalige Dedication in den Fasten angemerkt ist ^^),
1370) PI in. XXXVI, 5. n. 39. ante aditiim porHcus Ad Nationes,
ond D. 41. Idcm et a Coponio XIF Nationes , quae Munt circa Poni'
peil, facta» auctar est. Bestimmter sagt Serv. z. Aen. VIII, 7!^l.
\ Poriicum enim Augustus fecerat, in qua simuiacra omnium gentium
conlocaverat , quae porticus appeilabatur Ad Nationes. VpT. S o e -
ton. Ner. 45. Mao könnte an die dem Theater gpanz nahe Porticus
Octavia denken, wenn nicht Plinias deatlich genn|p sag^te, dass diese in
seiner Zeit nicht mehr vorhanden war ; denn dass der Name ganz in
Versessenheit gekommen sein könne, scheint nicht annehmbar.
71) Martini. HI, 5. sendet sein Bnch von Fomm Cornelii an
der Via Aemilia, weiche in die Flaminia mündete, nach Rom an la-
lins Procnlos und sagt:
Protenus hunc primae quaeres in limine Tectae.
und mit derselben Hinweisang VIII, 75.
Dum repetit sera conduclos nocte penate»
Lingonus a Tecta Flaminiaque recens.
aber am deutlichsten bezeichnet dieGegend Senec. Ap ocol. p. 3S9Bip.
Iniicit HU (Claudio) manum Talthybius deorum nuntius et trahit
capite obvoluto, ne quis cum possit agnoscere, per campum Martium:
et inter Tiberim et viam tectam descendit ad it{feros. Damit kann
wohl nichts anderes gemeint sein, als die Stelle des Altars des Pinto
und der Proserpina, wo leicht der Eingang zur Unterwelt angenom-
men werden konnte, folglich das Tarentum. Auch Liviu s XXII, 36.
erwähnt eine via fornicata quae ad Campum erat; aber ob darunter
jene Tecta zu verstehen sei, das ist ganz uogewiss.
n) Fast. Ami t. III Non. Oct. LVDI DIVO AVGVSTO ET PORT.
REDVCI COMMITT. XVIII Kai. lan. CONS. iV FBR. CONSO. ÄRA
FORTVNAB REDVCI DEDIC. EST. Dio Cass. LIV, 10. wv ovSiv
nifOQTfxaro, nkiiv Tvpi re ^Enavaytoyta {pvvftt ya^ irojs avryy inaXeaav)
fimfAOv iS^v&^pa$, Dieselbe heisst in der griechischen Uebersetzung
des Mon. Ancyr. Tv^ti J^mrei^a. Die mehrmalige Dedication solcher
Altäre kann nichts auffallendes haben, da es ja ganz gemeine Sitte
41
642
Dass sie im Marsfelde gewesen, wird zwar nicht gesagt; aber
es wird wahrscheinlich dadurch,' dass Domitian hier und wie
V \«\'> ^ S* 153. vermatbet worden ist, an der Porta Triumphalis einen
Tempel der Fortuna Redux erbauete ^'^3). Schon vor
ihm aber waren am Triumphalthore gewisse Altäre, auf denen
der Triumphator, ehe er einzog, opferte ^^), und passend ist
wenigstens diese Stelle auf der Grenze des Trinmphalgebiets,
da das Marsfeld gewissermassen im Gegensatze zur Stadt das
Ausland repräsentirt. — Die Weihe einer Ära Pacis in
Bezug auf Angustus wird zu drei verschiedenen Malen er-
wähnt, und zwar in Campo Martio ^^). Es ist nicht unwahr-
scheinlich , dass ein solcher Altar eben auch am Triumphal*
thore war, und das wären dann die von losephus erwähnten
naqiiQVfjbivoi ty nvky &eoi.
Schon früher hatte Statilius Taurus im Marsfelde
das erste steinerne Amphitheater erbaut '^^. Von seiner
Lage wissen wir gar nichts. Die alten Topographen, wie
Andr. Fulvius, Luc. Pannus und Marliani haben Ihörigerweise
war, bei der Rückkehr in die Heimath VotivtafelD oder dergleicheo
aufzastelleo.
1373) Martial. VIII, 65. (Anm. ;22;2.) Vg^l. Claod. de VI cons.
Hon. 1. Der Triumphbogen, von dem Martiai sagt: gemini cur-
rus mimefant elephanta frequentem , sieht man auf der Manze Taf.
V, 18. .
74)iosepb. Bell. Ind. VH, 5, 4. toiq di ira^tB^vfiivoi^ rff
n^Xrj ^vaamg &foig ^tfjmov tot ^Qiafißov sc. r. ^
'75) Zaerst im J. 741. Fast. Amit. IV ]Hon. lol. JN* FER. EX
S. C. Q. E. D. ÄRA PACIS AVG. IN CAMP. MAR. CONSTITVTA
EST NERONE ET VARO COS. Dio Cass. LIV, 25. saj^t: ^' %e ya^^
ßovXfj ffi'ffoiodij nal Ido^B atplaiv akXa re xal ßwfiov tv avrt^ ti}
fiovlevrij^itu vnip r^ff rov jivyovaxov inavooov notijaaa&ai. Aa-
gnstns nahm das nicht an und daTdr wnrde wohl die Ära Pacis im
Marsfelde geweiht. Die zweite Erwühnnng geschieht in den Fast.
Praen. III Kai. Febr. ]>P FERIAE. EX. S. G. QVO[D. EO] DIB
ÄRA. PACIS. AVGVSTA[E. IN] MARTIO [CAMPO] DEDICATA [E]ST
DRVSO. ET. CRISPINO. G[OS]. Das ist das Jahr 745 und daraof
bezieht sich Ovid. Fast. I, 709 ff. vielleicht anch Dio Cass. LIV,
35., obwohl das Jahr nicht dasselbe ist. Ovid. III, 882. erwähnt
endlich noch eine dritte Feier an der Ära Paeis III Kai. April. Vgl.
Merk. p. XVIII. XXXVIII. XLIII.
76) Dio Cass. LI^ 23. Tov Si Sij Kalaaoot ro Wropror Ir*
MvvtjytTiKov li^ii'ov xal iitxoiajQi xoXi iavrov xiltQtt moX na&UqtoQiv
6nXof*axi^. Säet. Aug. 20*
643
das sogen. Castrense dafür gehalten; Piranesi und Venuti
setzen es an die Stelle des Monte Citorio und glauben, dass
die Anhöhe durch seine Trümmer entstanden sei. Canina da*
gegen berufet sich auf den Bericht des Fontana über die Nach-
grabungen beim Bau der Curia Innocenziana, die bis zu einer
Tiefe von 77 Palm nichts als aufgehäuften Schutt u. dergl. er-
geben haben sollen, und sucht nun das Amphitheater an der
Stelle des Monte Giordano, einer ähnlichen Anhöhe. Mir
scheint es überhaupt thörig, jetzt noch Spuren des Amphithea-
ters finden zu wollen', da es wahrscheinlich schon in der zwei-
ten Hälfte des ersten Jahrhunderts gar nicht mehr vorhanden
war (s. den Abschn. über die Theater) und wir müssen
vielmehr bekennen, dass wir von seiner Lage nichts wissen,
als dass es im Marsfelde war.
Nach Augustus haben die Bauten im Campus Martius
lange geruht. Unter Tiberius wurde überhaupt nichts der Art
unternommen: Caligula begann zwar neben den Septis den
Bau eines grossen Amphitheaters ; aber Claudius liess ihn wie-
der niederreissen und stellte die deshalb zerstörten Bogen der
Aqua Virgo wieder her.
Wie gross der Schade gewesen sein möge, den der nero-
nische Brand im Marsfelde anrichtete, darüber fehlt es an
Nachrichten. In den ersten sechs Tagen dieses fürchterlichen
Ereignisses scheint es ganz verschont geblieben zu sein ; und
Nero wies dem obdachlosen Volke die weitläufigen Anlagen
desselben zum ersten Aufenthalte an. Aber das Feuer brach
von neuem aus und verwüstete auch einen Theil dieser Region.
Tacitus sagt darüber Ann. XV, 40. Necdum posito ineta
redibat levis rursttm grassatus ignis^ patulü magit urbis lo*
eis; eoque strages hominum minor, delubra deum et porficfis
amoenitati dicatae latius procidere. Plusque infamiae id m»
cendium habuit, quia praediis TigUlini Aetnilianis prorupe--
rat. Allein diese Aemiliana sind selbst ihrer Lage nach pro-
blematisch '^^^). Aus Sueton. Claud. 18. Cum Aemiliana
1377) Bansen, Btstthr. d. St, R. I. S. 187. sagt: {in Aemilia»
nis) „also in dem Tbeile des Mars Feldes , welcher sich vom Cirens
41'
644
periinacius arderent ifi diriintorio duabuM noetibus mansiij
ersieht man freilich, dass sie nicht gar fem von den Septis
sein konnten ; nnr darf man in keinem Falle sie in dem Mars-
felde annehmen ; denn wenn wir auch unter den Kaisern all-
mählig Privatbesitz daselbst entstehen sehen, so werden doch
die Aemiliana schon in einer Zeit genannt, wo an praedia im
Campus nicht gedacht werden kann i*^"). Da sie sich demun-
geachtet bis an den Fluss erstreckt zu haben scheinen ''), so
können sie vielleicht in dem Tfaeile des Circus Flaminius ange-
nommen werden, der zwischen den beiden Theatern, Balbi
und Pompeii, liegt. In dieser Giegend waren allerdings auch
die meisten Porticus und Tempel. Dann firagt es sich aber
wieder, wo man das Amphitheater des Statilius Taurus denken
solle, das einzige Gebäude, welches uns namentlich als durch
den Brand zerstört genannt wird ^) ; denn dieses wird aus-
drücklich im Marsfelde angegeben. So viel scheint gewiss,
dass die Anlagen Agrippa's nicbt voa der Zersterai^ betroffen
wurden. Ihnen hatte uberdiess Nero ein Jahr vor dem Brande
eine glänzende Erweiterung gegdben, indem er den Thermen
die seinigen, Thermae Neronianae anschloss, die später,
vielleicht in noch grösserer Ausdehnung, von Alexander Seve-
rus erneuert und dann Thermae Alexandrinae genannt
wurden« S. den Abschn. von den Thermen.
Unter Titus erfolgte die grosse Feuersbninsf , welche den
grössten Tbeil der Anlagen im Marsfelde und dem Circus Fla-
Flaminitts nach dem Qairinal hiozieht." Worauf diese Behaaptang
sich gründe, ist mir unbekannt; aber wie es anf dieser Strecke habe
praedia geben können, hatte wohl der Erklärung bedurft; denn hier
Ist alles mit den weitUuftigeo Anlagen Agrippa*s angefüllt.
1378) Varro de re rust. Ili, 2, 6. Nam quqd extra vrhem est
aed^cium, nihilo magit ideo est villa, quam eorum aed\ficia^ gut
habitani extra portam Flumentanam, aut in Aemilianis.
79) Darauf scheint die Inschrift einer Bronzeplatte, Grnt.
CLXXVI, 2. hinzuweisen: S\^. L. ARRVNTIO. STELLA. NAVIS
HARBNARIA. QVAE. SERVIT. IN. AEMILIANIS. REDEMPTORfi. L.
MVCIO. FELICE.
80) D i 0 C a i 8. LXII, 18. r6 ts ya^ IlaXaxtvov o^ot ovfinav , nal
%6 ^iaxQW tov Tav(fov^ xij9 ze loatije noXewt ra Svo vov /i^^tj ittavdti.
Es sind das nur eben zwei Punkte, die, wie mehrmals, angegeben
werdeoi um die Aosdehoang der Verheerung anzudeuten.
€45
mialos verheerte (S. Anm. 1349.)* Demiuigeaehtet darf man
gewiss nicht annehmen, dass alle von Dio Gassius genannten
Crebäude wirklich zerstört worden. Viele wnrden wahrschein-
lich nor mehr oder weniger beschädigt; sonst wäre es uner-
klärlich, dass sie fortwährend als bestehend genannt werden,
während unter DomiUans Werken aus der neunten Region von
wiederhergestellten Gebäuden nichts genannt wird, als das
Pantheon, die Tempel der Isis und des Serapis und die
Minucia vetus* Von wem ursprünglich die Tempel der
ägyptischen Gottheiten, die eben auch im Brande untergegan-
gen waren, herrührten, ist nicht bekannt $ aber mit grosser
Sicherheit lässt sich ihre Lage unweit S. Maria sopra Minerva
bei d^ Kirche S. Stefano del Cacco, d. i« zwischen den Septis
lolüs und den Thermen Agrippa^s bestimmen, da hier nicht nur
die berühmte Gruppe des Nil und andere ägyptische Bildwerke
gefanden worden sind ^'^'), sondern auch^e Nachbarschaft der
Septa mehrfach bezeugt ist ^>). Von Commodus und Caracalla
wird im Allgemeinen gesagt, dass sie dem Dienste der ägypti-
schen Götter besonders ergeben gewesen, und Letzterer soll
ihnen prächtige Tempel erbaut haben. Spart. Carac. 9.
Wenn aber Lampridius von Alexander Severus c. 26.
sagt: Isium et Serapium iecenter omavit etc., so gilt das je-
denfalls von den Tempeln im Marsfelde, und sie haben sich
bis in die späteste Zeit erhalten und werden noch von der No-
titia genannt. — Dass die Kirche S. Maria sopra Minerva,
wie es der Beiname selbst angiebt, über einem Minervatempel
erbaut sei, ist allgemeine, nicht zu bezweifelnde Tradition, die
noch dadurch Bestätigung erhält, dass hier, und nicht bei der
sogen. Minerva Medice, die schöne Statue der Pallas Giusti-
niani (S. 546.) gefunden sein soll ^^). Es scheint unzweifel-
1381) Flamin. Vacca, Memar. 26.37. (Nardiai, Roma ant
IV. p. 15. Fea, MitcelL I. p. LXVi.) Aldroaadi, Mtmor. 8. (Fea.
p. CGVIII.) Saoti Bartoli, Memor. \\%. (Fea. p. CCLIV.). Vgl.
Veauti, Deseriz, H. p. 113. Nibby z. Nardiai. III. p. n9.
Sachse, Geteh, d. St. R. I. S. 650 f.
8?) Die Stellen aas luveaal und losephas sind schon obea Anm.
1323. 1325. Mgefahrt.
83) Santi Bartoli, Memor. 112. Fea, Muo9Ü. I. p. CCLIV.
Vgl. Nibby z. Nardiai. III. p. 131.
646
haft, dass hier der von Domitian erbauete Tempel der Mi-
nervaChalcidica stand, der im Wiener Veraeichniss der
Kaiser als sein Werk genannt und von den Mirab. Rom. ne-
ben dem Pantheon angegeben wird ^384). Ausserdem erbauete
Domitian ein Odeum und ein Stadium. Beide werden von
der Noütia in der neunten Region genannt; aber des Ersteren
SteUe lässt sich gar nicht; die des Letzteren nur vermu-
thungsweise angeben. S. die Abschn. über die Circi und
die Theater.
Unter Nerva, Trajan und Hadrian scheint mit Ausnahme
einiger schon oben genannter Restaurationen wemg im Mars-
felde gebaut worden zu sein. Ganz einzeln steht die Nachricht
von einem Theater Trajans da, das Hadrian habe abbrechen
lassen ««). — Erst unter den Antoninen erfolgte eine neue
grössere Anlage, von der mehr als die dürftigen Nachrichten
der Schriftsteller die Ehrensäulen Zeugniss ablegen, welche
beiden Kaisem errichtet wurden. Gegenwärtig steht nur noch
die Säule Marc-Aurels, eine Nachahmung der Trajan-
Säule und in derselben Weise, nur in weniger gutem Styl die
Feldzüge gegen die Marcomannen darstellend, auf der nach
ihr benannten Piazza Colonna am Corso. Sie wird gewöhnlich
Colnmna Antoniniana genannt, was an sich ganz rich-
tig ist, wenn man nur nicht, wie früher allgemein angenom-
men worden ist, Antoninus Pius, sondern M. Antoninus Phi-
losophus darunter versteht. Dass sie ihm angehört, beweisen
nicht nur die Reliets , worunter sich selbst das Wunder des
auf das Gebet der Christen erfolgten Regens findet »«) , son-
138$) Catal. Iinp. Vieon. t. 11. p. 243 Rone, uuler den vieleo
Banleu üümiUaDs : Ueum et Serapeum, Mineroam Caleidieam. Mi-
rab. lUui. Montf, Diar. Hai. p. 292. Effem. lett, di Roma. I. p.
H».i. Juxta PunUieon Templum Minerve Caleidie, Auch die Notitia
neuuL in derscUi d Ordüoiig Iteum et Serapeum, Minervam Chaleidi-
ram. Ob aber Domitiao einen ganz neuen Tempel schuf, oder nur
eiucn früher schon vorhandenen, durch das Feuer zerstörten neu
baufcle, das ist ungewiss. Vgl. S. 332. 356. und Nardini. III. p. 130 f.
8 ) Spart. 11 ad r. 8. iheatrifm, quod ilie (Traianus) in Campo
JUartio post/erat, contra omnium vota dcslruxit,
«ö; Dio Ca SS. LXXI, 1». Die bekannte Erzühlnug von der legio
Jnlminatrix. Die inlercsäanteste Atbildung der Säule s. im Spee.
Rotfi. magnif, 33.
647
dem auch eine merkwürdige, jetzt im Lapidarium des Vatican
befindliehe, nahe dabei an einem Hanse (wo jetzt das Postge-
bände) gefundene Inschrift, nach welcher einem Freigelasse-
nen Adrastns erlaubt wurde, sich bei der Säule ein kleines
Hans zu erbauen, um gleichsam den Custoden derselben zu
machen. Er wird darin wiederholt j^roci^rator columnae cen-
tenariae Dm Marci genannt i^^^). Dagegen war das Monu-
ment des Antoninus Pins eine einfache rothe Granitsäule
auf einem Postamente von weissem Marmor. Sie stand früher
unweit der Curia Innocenziana an Monte Citorio im Garten
der Casa della Missione. Jetzt ist nur noch die Basis vorhan-
den und im päbstlichen Garten des Vatican (il Boscareccio)
aufgestellt. Sie hat auf drei Seiten sehr beschädigte Reliefs von
mittelmässiger Arbeit (seit Kurzem ergänzt), deren eines , das
beste, die Apotheose des Kaisers darstellt. Die vierte Seite enthält
die Inschrift*^). Wahrscheinlich stand die Säule des Marc-
Aurel in der Mitte einer Anlage nach Art eines Forum , mit
dem nach seinem Tode ihm geweihten Tempel^'), der am
schicklichsten auf der dem Corso entgegenstehenden Seite an-
zunehmen sein wird.
Von den Thermen des Commodus und Alexan-
1387) Orell. /itier. 39. Nibby %. Nardini. III. p. 1:^3. Naeh
seinen Aufgaben bat die Säule mit Einschluss der viereckiffon Basis
eine HSbe von SSV» Fnss bei einem Dnrcbmesser von llys F. und
besteht aas 7Ä über einander liegenden Cylindern. (Andere Angaben
weicben bedeutend ab.) Wie bei der Trajansanle steigt man auf Stu-
fen im Innern zu ihrer Höhe auf, von wo man die beste Uebersicht
der neuen Stadt hat.
88) DfVO. ANTONINO. AVG. PIO. ANTONINVS. AVGVSTVS
ET. VERVS. AVGVSTVS. FILII. Die Arbeit an der Säule Marc-Au-
rels steht der an der herrlichen Trajansänle bedeutend nach ; aber die
Reliefs dieser Basis sind noch um Vieles geringer, und würden kaum
als Werke dieser Zeit gelten, wenn nicht die Inschrift es beglaubigte.
Abbildungen bei Visconti, Mus, Pio-Clem. V. t. 28—30. mit den
früheren Ergänzungen. Vgl. besonders Platner, Beschr, d, St. H.
II A. S. 388 ff.
89) lul. Cap. M. Ant. 18. Unde etiam templum ei constitutum,
dati saeerdotes Antoniniani et sodales et flamines etc. Anr. Vi ct.
Epit. 16. Ob*euius honorem templa, columnae multaque alia de-
' ereta sunt. Daher nennt die Notitia Templum Antonini et columnam
cochlidem altem pedes CLXXX, 5. gradus intus habet CCIIL , wo
offenbar das Maass falsch ist. Daraus ist aber der Irrthum entsprun-
gen, dass hier ein Tempel des Aatoninua Pios gewesen sei.
«48
der Severus wird in dem besonderen von den Thermen
handelnden Abschnitte die Rede sein ; indessen sei, nm Irnin-
gen zu vermeiden, gleich hier bemerkt, dass dieCommodia-
nae vomAnonymusvonEinsiedln jederzeit an der Stelle
genannt werden, wo man nur die Thermen Agrippa^s erwarten
kann ^^^^). Von der Bedeutung der Piazza Navona, die sich
1390) Ich hebe hier einige fdr die Topographie des Mar^feldes lehr-
reiche Stellen ans seioem Verzeichnisse der Wege ans. Es ist dabei
fest za halten, dass, wa« er Circus flamineu9 nennt, Piazza Navona
ist^ wie er denn diese selbst durch die daran liegende Kirche S. Agnese
bezeichnet. Bei dem ersten Stück ist in d«r Handschrift die Orient!-
rang verwechselt, so dass IND. steht, wo INS. stehen sollte: richtig
ist es, wie folgt.
In sinistra. lu d extra.
A PORTA SGI PETAI VSQVE AD SCAM LVGIAM IN ORTHEA.
Circus flamineus. Sei laurenln in damaso.
Rotunda Theatrum Pompei. cypresus,
Thermae commodianae Sei laurentii, Capitoiium»
Tiberü (d. i. der Marforio) ARCVS SEVERI
Sei Hadriani Cavailus eonstantini etc.
A PORTA SCT PETRI VSQVE AD PORTAM SALARIAM.
IN SINISTRA PER ARCVM IND. Circusßamineus, ubi seä agnes.
Sin apollinaris Thermae alexandrianae et sei eustachii
Sei laurentii in iueina Rotunda et thermae commodianae
Oholiseum (d. i. Solarium) FORMA VIRGINIS. Columna antonini etc.
A PORTA FLAMINEA VSQVE VIA LATERANENSE
Pariturium (T) Sei laurentii in Iueina
Sei silvestri et sie p porticum usque columnam ANTONINI. Oholiseum
Forma virginis fraeta columna antonini.
Sei mareelli. Iterü j? portieü usque via lateranense
Ad apostolos Thermae alexandrinae
iln via ßaminea foris murum) Sei Eusiadii (sie) et rotunda
In desßtera sei valentini) Thermae commodianae
In sinistra. tiheris Minervium et ad scm marcum,
(In der linken Colnmne gehören die beiden vorletzten Zeilen nicht hieher.)
A PORTA SCr PETRI VSQVE PORTA ASINARIA
Per arcum
Circus flamineus. ibi seä agnes Sei laurentii in damaso.
Thermae alexandrinae Theatrum Pompei
Sei eustachii, Rotunda Cypresus
Thermae commodianae Sei laurentii in minerva (?)
Minerviam (sie), ibi seä maria Capitolium
Ad sem marcum Set sergii. ibi umbilicum romae
Forum traiani et columna eins Sei georgii
Tiberis (Marforio) R. PER ARCVM SEVERI
^üf hadriani. Forum romanum Seä maria antiqua. etc»
Man darf nicht vergessen , dass die genannten Punkte naturlich nicht
immer dicht am Wege liegen, noch anoh die rechts und links angege-
benen sich gerade gegenüber stehen. Als der Anonymus sein Itinera«
riam niederschriebi war das Marsfeld noch frei von der jetzigea Hau-
649
nieht nur ihrer Form nacb ab Gircas ankändigt, sondern auch
^sott dem Anonymus wiederholt irrthiimlieh Circus Flaminnis
genannt wird^ handelt der Absehn, über dieCirci. — Nach
Alexanders Zeit wird fast niehts von Banten mehr im Mars-
felde erwähnt. Gordian lil. hafte den Plan zu einer Unge-
heuern Porticns unter dem Pineius gefasst^'*^), aber wahr-
scheinlich kam er nicht zur Ausführung oder doch nicht in die-
ser Weise. Die Portieus Flaminia , welche Gallien bis zum
Pons Mnlvius zu fähren unternahm (Treb. Poll. 6a 11. 18.),
gehört nicht in das städtische Geltet. Demungeachtet müssen
die Säulenhallen in späterer Zeit bis gegen den Pons Aelins
ausgedehnt worden sein ; denn kurz vor dieser Brücke, in der
Via del Banco di S. Spirito, stand, gleichsam den Schluss der-
selben machend, der von Gratianus, Yalentinianus und Theo-
dosius errichtete Triumphbogen, dessen Inschrift der bis dahin
reichenden Portieus gedenkt ^^).
Was sonst noch von Gebäuden durch das Yerzeichniss
der Notitia oder aus anderen Nachrichten dem Namen nacb
bekannt wird, das ist entweder seinem Ursprünge oder seiner
Lage nach ganz unbekannt. Das erstere gilt von dem Tem-
plum Boni Eventus, das in Bezug auf eine nach ihm be-
sermaase, aod so zeiehneto er anf ^ was zu beiden Seiten des jedes-
maligen Weges, wenn anch in einiger Entfernung lag. Uebrigens sieht
man, dass von S. Silvestro bis Piazza Colonna und wiederum von S.
Marcello bis S. Marco oder Palazzo di Venezia die Via lata entlang
Portieus waren. Die beim Theatrum Pompeii angegebenen Cyprestu^
gehören wahrscheinlich der Portieus Pompeii an.
1391) lul. Cap. Gord. III. 32. Instituerat porticum in Campo
Martio sub coll.e pedum rntile, ifa ut ah altera parte aeque mille
pedum portieus ßeret, atque inter eas pateret spaiium pedum quin-
gentorum: cuius spatii hinc atque inde viridaria essent lauro, myrto
et huxo frequentata etc.
92) Der Anonymus von Einsiedln giebt die Inschrift also
an : In Arcu Proximo Ponte Petri. Imperatores eaesares. DDD, NNN.
gratianus valentiniantts et theodosius pii felic6s, semp. auggg. arcum
ad eoneludendum opus omne porticuum maximarum aetemi nominis
sui peeunia propria fieri omarto (ornariq.) iusserunt. Hiernach scheint
es, als haben diese Kaiser selbst die Porticns erbaut, an deren Ende
der Bogen stand. Erwähnt wird er anch im Ordo Rom. von 1143.
Mabill. Mus, Ital. II. p. 143. intrans sub areu triumphali Tkeodo^
*ii, Valentiniani et Gratiani imperatorum. Als Triumphbogen kann er
«igentlich wohl nar Insofern gelten , als er über der damaligen Via
triomphaUs stand.
650
nannte Porticus erwähnt wird ^^^^). Letztere wurde unter
Valentinian I. von dem Präfecten Claudius an den Thermen
Agrippa^s erbaut; der Tempel hingegen war natürlich längst
vorhanden ; aber wann und von wem er gegründet sei , ist
gänzlich unbekannt. — Ausserdem nennt das Curiosum zwei
Basiliken, Matidies(ae) und Marciani (Marcianae?), die
folglich beide auf Trajans Zeit hinweisen; ferner einePor-
ticusMeleagri und noch einige nicht wohl erklärbare,
zum Theile auch verderbte Namen. Weder jene Basiliken,
noch die Porticus scheinen topographisch bestimmbar.
Trans Tiberim.
Das Gebiet des laniculus und des Vatiean.
Insula Tiberina.
Wie schon in früher Zeit, angeblich durch Ancus Mar-
cius, der laniculus eine Befestigung erhielt und durch zwei
nach dem Flusse geführte Schenkelmauern ein Theil des rech-
ten Tiberufers Rom angeschlossen wurde, davon ist oben
(S. 181.) die Rede gewesen. Zum Sudtgebiete im eigentli-
chen Sinne gehörte freilich der jenseitige Anbau nicht, auch
selbst dann nicht, als Augustus ihn den dreizehn diesseitigen
Regionen als vierzehnte beigefügt hatte; indessen lag immer
ein Theil von Rom auf dem rechten Ufer, während die Urbs
ledigUch auf das linke beschränkt war »*). Dieses ganze Jen-
1393) Ammiao. Marc. XXIX, C cxlr. ittsfauravit veiera pltirima.
Inter quae porticum excitavit ingentem, lavacro Jgrippae contiguam,
Evenhti Boni cognominatam , ea re, quod huiut nominü prope visitur
iemplum,
94) Bekannt ist der Unterschied , welchen die Jaristen zwischen
Roma and Urbs schon im au^steischen Zeitalter machen. Marc eil.
Dig. L, 16, 87. Ul Alfenus ait, Urbs est Homa, qua muro cingere^
tur: Roma est etiam, qua continentia aedtßcia essen t; nam Jiomam
noti muro lentis existiihari , ex consuetudine quotidiana posse intel-
ligi^ quum diceremus Romam nos ire^ etiamsi extra urbem habita-
remus. l. 2. Ürbts appeUatio muris^ Romae autem continentibus ae-
di/iciis ßnitur, quod laHus patet. Vgl. l. 139. 147. — Mit dem la-
uiculns verhält es sich noch etwas anders. Hier war allerdings fraber
eine Mauer der Bcfcsligung halber gezogen ; aber was sie oioschio»,
651
seitige Gebiet zerfiUlt von Natur in drei deuUich von einander
abgesonderte Theile, «deren erster den laniculas nnd die
zwischen ihm und dem Flosse liegende Ebene umfasst; der
andere den Vatican und das östlich von ihm sich ausbrei-
tende Feld; und zu beiden kömmt noch die Insel, welche
den Theatern des Marcellus und Balbns gegenüber durch den
in zwei Arme sich theilendeu, bald aber sich wieder vereini-
genden Tiberis gebildet wird.
Diese Insula Tiberina, die ich zuerst zur Betrach-
tung ziehe, weil sie gleichsam ein Anhang zum Marsfelde ist,
soll der bekannten Sage nach durch das nach der Vertreibung
der Tarquinier vom Campus gemähete und in den Fluss ge-
worfene Getreide entstanden sein '^'^). Vielleicht häng^ es
mit dieser Sage zusammen, dass die Insel als sacra galt und
von allem profanen Anbau frei blieb. Als im Jahre 462 in
Folge einer Pest nach Epidaums gesandt worden war, um das
Bild des Aesculap nach Rom zu fähren, und das rnckkehrende
Schiff statt dessen die heilige Schlange mitbrachte , soll diese
beim Vorüberfahren an der Insel hinüber geschwommen sein
und sich daselbst verborgen haben "^). Darauf wurde dem
Aesculap auf der Insel ein Tempel erbaut, und von jetzt an
wurde sie als diesem Gotte heilig betrachtet und nach ihm be-
nannt *7). Dass mit dem Tempel auch ein roao%o/i€loi^ ver-
ir^hörta demnageachtet nieht zur Urbs, nnd darcb Angastas Eintheilong
bat die Transtiberina gewiss keine andere Geltang erhalten ; auch
wohl selbst nicht , nachdem AnreJian die erweiterte Mauer gezogen
hatte ; denn die vierzehnte Region umfasst auch den Vatiean, der nur
im weitesten Sinne zu Aom gehört.
1395) Li V. 11, 5. Insulam inde panllatim et atiU, quaefert fernere
ßumen, eodem t'nvectis faetam. postea oredo additas molet manuque
adiuttim , ttt tarn eminens area ßrmaqve iemplis quoque ae portieU
bus tttstinendis esset Vgl. Dionys. V, 13. Plutarch. Popl. 8.
96) Liv. Epit. XI. Quam civitas pestilentia laboraret, missi le-
ffati, ut Aesculapii Signum Romam ab Epidavro transferrent ; an-
ffiiem, qui sc in navem eoriim contvlerat , in quo ipsum numen esse
constabat, deportavcre : eoque in insulam Tiberis e^rresso , eodem
loco aedps Aesculapio conserrata est. Vgl. Ovid. Metam. XV, 739.
Fast. 1,200. Paul. Diac. p. 110. Ininsula. Valer. Max. 1,8,2.
PI in XXIX, i,2^. Fast. Praen. Kai. lan.
97) Dionys. a. a. 0. xa2 Xart vov fiitjfitiov tp<pavh tov rote
t(jYovt t f^jaog tvfieyd&ijs 'Amdijntov ts^a , 7t6QÜdv<no9 iu rov noiafiov
652
•
banden worden sei, entbc^, wie schon Nardmi (in. p. 351.)
bemerkt hat, alle» Beweises ; im Gegentheile seheint Sueton.
Cland« 25« dagegen zu sprechen. In Epidanros waren aller-
dings bei dem Tempel Krankenwohnnngen (s. Becker, Cka-
riJkles. 11. S. 113 f.), und auch in Rom mag wohl mancher
auf der Insel Heilung gesucht haben ; aber von einer Verpfle-
gungsanstalt ist nirgends die Rede. — Ausserdem waren hier
zwei andere Tempel, des Faunus und des lupiter; der er-
»tere von Strafj^ldern im J. 558 eiiaut und zwei Jahre später
geweiht ^^^% zugleich mit dem Tempel des lupiter, der sechs
Jahre firnher von L. Furius Purpureo gelobt worden war*^).
Ferner scheint auch der Semo San c US oder DeusFidius
hier ein Sacellum gehabt zu haben, woraus schon bei christ-
lichen Schrißstellern des Alterthums der Irrlhum entstanden
ist, dass Simon Magus hier verehrt worden sei ^^^). Dasselbe
gilt endlich auch vom Tiberinus, wie der Flussgott in den
Indigitamenten hiess , da- ihm am 8. December auf der Insel
geopfert wurde ^). — Die Gründung dieser Tempel war jeden-
falls Veranlassung, dass die Insel frühzeitig durch eine Brücke
N. r. X, Insuia Aesculapii heisst sie bei Saeton. Ciaud. /{5. Bei
äidon. Apoll, ep. I, 7. insuia serpentis Epidauri.
1398) Liv. XXXFir, 4^. XXXIV, 53. Ovid. Fast. II,. 193.
Idibus agrestis fumant altaria Fauni
Hie, ubi discrefas insuia rumpit aquas.
Dass er aaf der oberea Spitze der Insel gelegen habe , folgt daraus
keinesweges. Als Prostylos fahrt ihn mit dem lupitertempel Vitra v.
III, 2y 3 Scbo. an.
99) Der lopiterteropel wird in den eben aus Livins ond Vitraviss
angefOhrtea* Stelleo mit dem des Paunas- nnd ausserdem von Ovid.
Fast. I, 293. als bei dem Tempel des Aescalap gelegen genannt.
Aaffallig ist es allerdings, dass in den Fast. Praen. Kai. lan. steht
(Aescu)LAPia. VEDIOVI. IN. ixXSVLA, und unstatthaft jedenfalls bei
Liv. XXXI, 21. die Lesart: aedemque Deo lovivovit; so dass Mer-
kels Conjectur aedemque f^ediovi vovit (z. 0 v i d. F a s t. p. CXXiV.)
viel Wahrscheinlichkeit hat. Allein der Widerspruch wird dadurch
nicht gehoben; denn wenn auch bei Livius die Vergleichung mit
XXXV, 41. eine Verwechselung wahrscheinlich machen könnte, so
stehen doch immer Ovid und Vitruv entgegen.
1400) Ins tio. Mart. Apol. 2. Euseb. Bist, e ccl. H, 12.
Es ist längst dagegen die im Vatican befindliche Inschrift aDgePuhrt,
welche auf der Insel gefunden den Semo Sangus Deus Fidius nennt.
S. Grat. XGVI, 5. Nardini. III. p. 353.
1) Fast. Amitero. VI Id. Dec. TIBERINO IN INSVLA.
653
mit dem linken Ufer, and wahrscheinlich bald darauf auch mit
dem rechten verbunden wurde. S. d. Abschn. von den Brü-
cken. Seitdem wird sie auch inter duos pontes ge-
nannt ^^^^), In den Actis martyrom fuhrt sie wiederholt den
auflalligen Namen Insula Lycaonia; jetzt heisst sie von
der darauf befindlichen Hauptkirche Isola di S. Bartolommeo.
Es ist eine von allen Topographen wiederholte Sage, dass ihr
mit Bezug auf [die Sendung nach Epidaurus später durch Sub-
structionen der Ufer die Form eines Schiffs gegeben worden
sei. Worauf diese Angabe sich e^entlich gründe, kann ich
nicht nachweisen; indessen wollen die älteren Topographen
die Reste davon gesehen haben *)•
Der Mons laniculus, gewöhnlicher lanicnlnm ^),
1402) Plntareb. Popl. 8. Tovro vvv v^aai ioriv le^a marit r^v
TtoXtVy ^x^i ^^ vaovs d'säiv nal ^egmarove, tcedsiTai ^i qtwv^ rij yjtari'
vüfv Miaij dvoiv yetpvQÖiv, M aerob. Sat. II, 1?. praeeipuum locum
(inter pisces) lupus tenuit,- et quidem 2>, qui ijiter duos pontes captus
est. Er belegt das mit einer Stelle ans des C. Titins Rede pro lege
Fannia, und einer andern aus Lncilins. Vgl. Ho rat. Sat. II, !2, 3!?.
lustin. Mart. a. a. 0. Ans Pivtarch. Otho 4. tcal tov iv
fisaonorafi iif vijotjf Fatov Kalaa^os av^qiawa — ittp ioTri^M
usraiTT^aqiivTa nglߣ ras avaroXas, (vgl. Tacit. Hist. I, 86. Snet.
Vesp. 5.) bat Nardini eine Insnia Mesopotamia gemacbtl
3) Marliani, ürb, Rom, topogr. V, 16. Andr. Fuly. de Urb,
antiquit. p. 345. Lucio Fauno, Antich. di Rom, V, 4.
4) Es ist mir kein Fall bekannt, wo deutlich im Casus rectns
laniculus als Nomen proprium stünde; vielmehr sagen nicht nur die
römischen Schriftsteller jederzeit /nm'cu/ttffi (Liv. I, 33. II, 10. Paul.
Diac. p. 104.), sondern auch die Griechen. Dionys. 111,45. IX, 24.
Dio Ca SS. XXXVil, 27. XLVI, 45. Plutarch. Num. 22. Unstreitig
liegt der Grund darin, dass man die befestigte Höhe eben als Burg,
ein Fort, betrachtete, oder in anderer BcKiehung wieder als nrge-
scbicbtliche Stadt. (Virg. Aen. VIII, 358. Varro b. August, de
civ. dei. VII, 4. Plin. 111,5. n. 68. Macrob. Sa 1. 1, 7.) Wo man
ausdrücklich den Berg bezeichnen will, wird das Appellativnm dazu
gesetzt. Flor. I, 25. in monte laniculo, III, 23. eollem laniculum,
Dionys. V , 22< %ov uoXovubvov 'Im^ImcXop oxd'ov, A p p i a n. I, 68.
Tov Xotpov rov KoXov/ievov ^lavovitkov, u. s. w. Ganz consequent wird
er daher von Serv. z. Aen. VI^ 784. /aMictf/<rrM genannt. laniculus
für sich allein scheint nur moderne Benennung zu sein ; aber ich be-
halte sie als solche bei, weil wir den Berg nicht auf den Theil be-
sobränken, der den Römern eigentlich als laniculum galt. Die wahre
Bedeutung und Abstammung des Namens ist , wie bei den übrigen Hü-
geln, verloren. Bei weitem die gewöhnUchste — allerdings die am
nächsten liegende — Ableitung ist von lanus , dessen Stadt hier ge-
wesen sei. S. ausser den oben angeführtem Stellen, Ovid. Fast, f.
654 -:—
bildet einen ziemlich luiggedehnten Bergrücken, der sudlich
dem Aventin gegenüber beginnt nnd nördlich etwas über S.
Onofrio , wo der Flnss östlich ansbiegt , endet ^*^^. Seine
grösste Erhebung hat er auf der südlichen Strecke, wo seine
Höhe bei S. Pietro in Montorio 185 F. und über den Fonta-
noni der Acqua Paolina 297 F. betragen soll. Nördlich tritt
er dem Flusse ziemlich nahe , so dass zwischen beiden nur
eine schmale Niederung bleibt; südlich dagegen wird durch
die Krümmung des Flusses ein geräumiges Feld ihm ange»
schlössen, das dem Forum Boarium gegenüber die grösste
Breite erlangt. Diess ist die eigentliche Regio Transtibe-
rina, die nur nach und nach sich weiter nach dem Vatican
hin ausdehnt und endlich diesen selbst begreift. Ein Anbau
dieser Ebene hat jedenfalls längst vor Augustus Statt gefun-
den, während die darüber liegende Höhe lediglich als Burg be«
stand ^) ; aber mit Ausnahme ansehnlicher Gartenbesitzungen
245. Sery. z. Aen. VIII, 357. Andere erklärten ihn daher, dass hier
gleichsam die Pforte gewesen sei, welche ins feindliche etrnskiscbe
Land führte. Paul. Diac. p. 104. laniculvm dictum, quod per eum
Romanus popultis primitus transierit in agrum Etruscum, Man möchte
das lieber umkehren nnd sagen, das lanicnlum sei der Schlüssel zu
Rom gewesen ; aber die ganze Erklärung ist gesucht.
1405) Sehr merkwürdig bleibt die Stelle Martinis IV, 64. , wo
die Villa des Julius Martialis longo laniculi iugo recumhens genannt
wird. Wenn die ausdrücklich erwähnte Nahe der Via Flaminia und
Salaria, und des Pons Mulvius darüber keinen Zweifel lässt , dass der
fern von der Stadt gelegene Monte Mario gemeint ist, so gestehe ich,
dass ich auch nach dem, was Bunsen, Beschr, d. St. R. II A. S. 4.
darüber gesagt hat, nicht einsehe, wie diese Höhe als eine Fortsetzung
des laniculus habe gelten können, mit dem sie in keinem Zusammen-
hange steht, man müsste denn die ganze Hügelkette^ welche sich in
einem Halbkreise hinter dem Vatican bis gegen Monte Mario hinzieht,
als laniculus betrachten.
6) D i 0 n y s. V, 22. Am deutlichsten erscheint das lanicnlum in
dieser Eigenschaft bei den Centuriatcomitien, während deren Abhaltung
im Marsfelde ursprünglich zum Schutze der Stadt eine Besatzung dahin
gelegt und auf der Höhe das rothe Feldzeichen aufgepflanzt wurde.
Dio Cass. XXXVII, 26. 27. Maerob. I, 16. Liv. XXXIX, 15.
Gell. XV, 27. Vgl. die Staatsalterthnmer. — Der Gegensatz
zur Stadt ergiebt sich aber auch aus den Sccessionen der Plebs, die
eben so nach dem laoiculum Statt finden , als nach dem Mona sacer
und dem Aventin vor seiner Bebauung. S. Liv. Epit, XI. Plin.
XVI, 10, 15.
655
scheint nur die niedersle Klasse, Fischer ^^^^) , Gerber ^) und
Leute , die sonst ein niedriges 6eweii)e trieben >) , dort ge-
wohnt zn haben. Damit stimmt dann auch ganz überein, dass
unter Augnstus diese Region der (wohl gesetzliehe) Wohnort
zahlreicher Juden war ^^) , die Ton jeher* in Rom gering ge-
achtet waren, und wiederholt in bestimmte Gegenden ausser
der Stadt gewiesen wurden.
Daher zäUt die Regio Transtiberina auch weder ansehn-
liche Tempel, noch andere bedeutende Gebäude. Ausser dem
Tempel der Fors Fortuna, von «dem Anm. 998. gesprochen
worden ist, sind nur wenige heilige Stellen bekannt. Sie be-
schränken sich auf den Lucus Furinae, dessen Lage
irans Tiber im aus den Erzählungen von dem Tode des C.
1407) Daher wurden hier die Lndi piscatorii gefeiert. Fest. p. 210.
PUcatorii ludi vocanhtr, gut mense lunt'o trans Tib erim ßeri #o-
tent pro quaettu pUcantium. und p. 238. Piscatorii ludi vocantur, qui
quotannis mense lunio trans Tib er im ßeri solent a PR. Urbano
pro piscatoribus Tiberinis, quorum quaestus non in Macellum pervenit,
sediere in aream Volcani^ quod id genus pisciculorum vivorum datur
ei deo pro animis humanis. Es siad die Ludi Tiberini, deren Ovid.
Fast. VI, 237. gedenkt:
Tunc ego me memini ludos in gramine eampi
Aspicere et dici, litbrice Tibriy tuos,
Festa dies Ulis, qui lina madentia ducuni,
Quique tegunt parvis aera recurva cibis, '
Dass Ovid die Spiele in das Marsfeld versetze nod so in Betreff eines
noch üblichen jährlich wiederkehrenden Festes mit Verrius in offenem
Widerspruche stehen könne, kann ich nicht mit Merkel p. CHI. für
möglich halten. £s fragt sich, ob campus hier das Marsfeld bedeutet,
und wäre das zn verneinen, so könnte es selbst zweifelhaft werden,
oh der campus Tiberinns, welchen Tarracia dem Volke schenkte, auf
dem linken Ufer gewesen sei. Vgl. S. 622. Einen ncus Tiberini
nennt die Basis Capitolina in der Reg. XIV.
8) Darauf bezieht sich bei luven. XIV, 202. merx ableganda
trans Tiberim, was gleich darauf durch corium erklärt wird; und bei
Martial. VI, 93, 4. detraeta cani Transtiberina cutis. Dass das
Curiosnm urb. Rom. in der Reg. XIV. eine coriaria Septimiana
nennt, ist schon Anm. 329. erwähnt worden.
9) Der Art ist bei Martial. I, 42. der Transtiberinus ambula-
tor, Qui pallentia sulphurata fractis Permutat vitreis.
10) Philo de virt* t. II. p. 568 Mangey sagt in seiner Lob-
preisung des Angustus, er sei den Juden nicht feind gewesen, son-
dern habe ihnen gestattet , in Rom zn wohnen : tijv ni^av tov Tißi^
(fetog noTOMov fteyahjv t^q 'PwfMtfe anoTOfirjv^ nv ovn ^yrou natixofU^
vrjv ital oiHovfjUytjv ir^os ^lovdalwv, 'Fw/muo$ oi ^oay ol nkiiovs ottB'
656
Gracchus bekannt isl^l"), unddic Arac Fontis, in deren
Nähe Numa's Grab gewesen sein sollte"). Endlich ist
auf der Basis Capitolina ein Vicus Lamm Rnralium
verzeichnet.
Von profanen bemerkenswerthen Oertlichkeiten werden
hiehcr gesetzt die Mucia prata, das Land, welches Mncins
Scaevola virtutü causa zum Geschenke erhielt ") 5 indessen
geht aus der ganz allgemeinen Bezeichnung trans Tiberim
keinesweges hervor, dass sie der Stadt so nahe gelegen haben;
im Gegentheile spricht dagegen, dass der Ort noch in Diony-
sius Zeit den Namen führte, wo es schon eine Regio Trans-
tiberina voll anderem Anbau gab. Vielleicht mögen sie et-
was unterhalb Rom angenommen werden. So ist es auch
zweifelhaft, ob das Feld, welches von einer häufig daselbst
wachsenden Pflanze Codeta genannt wurde, innerhalb des
späteren Stadtgebiets zu suchen sei, und nur däss es trans Ti-
berim lag, ist beglaubigt 1^). — Zu den bedeutendsten Pri-
1411) Aarel. Vi ct. Vir. ili. 65. cUU^tov aXaog ^E^wvvow sagt
Plutarch. C. Gracch. 17. Vgl. Appian. Civ. I, 2G. Cic. de
nat. dcor. III, 18. Varro L. L. VI, 3. p. jJOl.
12) Cic. de leg. JI, 22. quod procul ad Fontis aras regem no-
stritm Numam conditum accepimut. Noma war der alftgemeioea Tra-
dition nach am laniculum begraben. Dionys. II, 76. xftra« 8* iv
^lavMOvhf ni^ap Tov TißlQiog^ Tora/iov. Plutarch. Num. 22. HvqI
uiv ovx i'Soaav top vexoov, avrov xwXvoavrof, ate Xivtrai • Svo Si 'Ttoiv-
anderen Ort meint, ersieht man daraus, dass er eben von der Sitte
wirklicher Beerdigung spricht. Jene Särge waren aber im J. 573 tub
laniculo gefunden worden.
13) Liv. II, 13. Patres C. Mucio virtutis causa trans Tiherim
rum dono dedere, quaepostea sunt Mucia prata appetlata, Dionys.
, 35. ovtos 6 xf^QOS ictfC rdiv xa&' ^fiäe xQovtov Movkio^ Xetfiwygg
jcaAovvrac. Paul. Diac. p. 144.
14) Paul. Diac. p. 58. Codeta appellatur ager trans Tiberim,
quod in eo virgulta (!) nascuntur ad caudarum equinarum simiiitu-
dinem, vgl. p. 38. £s ist die bekannte Pflanze Equisetum arvense,
tnnovqis (Katzenzagel), Plin. XXVI, 13. XVIII, 28. n. 259. Sueton
sagt Caes. 39. dieser habe ein nauale proelium in minore Codeta
effossolacu gegeben. Dagegen Die Cass. XLIII, 23. %<oQiov ya^f t»
iv T<p ]AQaiQ> 7rMtt> Kod^vas vSioq re ig avzo ig^xe tuü ravi ig^yaytv»
Beide widersprechen sieh nicht, wie man gemeint hat; denn Sseton
sagt ja ansdrückllch tu minore codefa^ und diese war also im
Marsfelde; die maior trans Tiberim. Darauf weiset aach hin, was
657
vatbesitzuDgen auf dem rechten Ufer, gehörten jedenfalls die
Horti Caesaris, welche durch Caesars Vermächtniss an
das Volk berühmt worden sind **^^). Ans dem über den späte*
ren in diesen Gärten erbaueten Tempel der Fors Fortuna Ge-
sagten (Anm. 998.) erhellt, dass sie den südlichsten Theil der
unter dem laniculus gelegenen j^ene eingenommen haben müs-
sen. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass es eben diese Horti
Caesaris waren, wo Augustus die grosse Naumachie an-
legte und nachher das Nemus Caesarum (Caii et Lu-
cü) ^^). Letzteres trat jedoch keinesweges an die Stelle der
er cap. 44. sa^t: Jn primü MartU templum, quantum nusquatn
esset, exsiruere (destinabat) , repleto et eomplanato lacu , in quo
naumachiae spectaculum ediderat. Der Tempel sollte natürlich im
Marsfelde gebaut werdea. Vgl. Dio Gass. XLV, 17. Die Codeta
trans Tiberim aber ist aoeh durch die Notitia beglanbigt, wel-
che 10 der Reg. XIV. Campum Codetanum verzeichnet, üebrigeos
war Codeta wohl arsprünglich Ploral and ist nur abusive Femioinum
geworden.
1415) Cic. Phil, ir, 42. Snet. Caes. S3. Dio Cass. XLIV, 33.
Appian. Gir. 11,143. Horat. Sat. 1,9, 18. Tacit. Ann. II, 41.
Platarch. Brat. 20. Ob sie Gaesars v&terliches Erbtheil waren,
oder dem L. Gaesar, der nach der Uebergabe von Utica getödtet wur-
de, gehört hatten, weiss ich nicht cu entscheiden. Gürten des Letz-
teren nennt allerdings Gic. ad Att. XI, 6.
16) Mon. Ancyr. NAVALIS. PROELII. SPEGTAGVLVM, PO-
PVLO. DEDI. TRANS. TIBERIM. IN. QVO. LOGO. NVNC. NEMVS
EST. GAESARVH. Das Folgende ist verstümmelt; mon sieht aber,
dass das Becken 1800 Fnss lang and 1200 F. breit war. Diese au-
thentische Nachricht reicht allein hin, am sa beweisen, dass bei Ta-
cit. Ann. XII, 56. ut quondam Augustus strueto eis Tiberim
stagno. ein Fehler sein müsse. Es'ist wahrscheinlich zn lesen: uis
Tiberinty wie Varro L. L. V, 15. p. 88. sagt: cum ideo saera et
uls et eis Tiberim non medioeri ritu ßant. Gell. XII, 13, 8. dice-
batur eis Tiberim et uls Tiberim. üebrigeos sprechen auch
andere Schriftsteller von der Naumachie auf dem rechten Ufer. Stat.
Silv. IV, 4, 5.
Continuo dextras flavi pete Tybridis orasy
Lydia qua penitus stagnum navale eoercet
Aipa, suburbanisque vadum praetexitur hortis.
und Front in. de aqua ed. II., der vermuthet, dass Augustus um
der Naumachie willen die (traostiberinische) aqua Alsietina nach Rom
geleitet habe. — Dass die Naumachie in den hortis Gaesaris angelegt
worden sei, wird nicht gesagt; es ist aber kaum eine andere Stelle
denkbar, zumal wenn man vergleicht, was von Tiberius erzählt wird,
der einmal von Gapreae nach Rom kam , aber vor der Stadt an den
Gärten an der Naiimachie wieder umkehrte. Saeton. Tib. 72. tri-
remi usque ad proximos Naumachiae kor tos subveetus est Dort
müssen aber eben die Horti Gaesaris gewesen sein.
42
658
Nanmacbie» sondern umgab nor dieselbe als Park J^^i?) : sie
bestand wenigstens bis auf Titus ^*) , und noch unter Alexan-
der Severus waren Reste davon zu sehen ^»). — Wo die
Naumachien des Domitian ^^) und des Philippus Arabs ^^) ge>
wesen seien, ist nicht bekannt. — Von den Anlagen des Septi-
mius Severus an der Porta Septimiana ist schon früher die
Rede {gewesen (S. 213.) ; auch Aurelian soll beabsichtigt ha-
ben, Thermen in dieser Region zu bauen ^^) ; ob sie aber zur
Auslttbrung gekommen, ist unbekannt. — Die Nutiüa und die
Basis Capitolina nennen ausserdem noch manchen dunkelen
Namen, aber nichts von Bedeutung, als etwa die Hör ti Ge-
tae und die Castra lecticariorum ^^), die genauer sich
nicht bestimmen lassen.
1417) Sneton. Aog. 43. sagt: navaie proelium eirea Tiberim
eavato solo , in quo nunc Caesarum nemu* est. Das ist uogeoaa :
richtiger steht bei Tacit. Aon. XIV, 15. apud nemus , quod navali
stagno circumposuit Augustus,
18) Sie ist mehr als eiomal aach Augustos benutzt worden. Dio
Gas 5. LXI, 20. (iVero) iSeinviat rov B^fiov «ri nlolwv iv tm itgtoiw^
7. Dedit et navaie proelium in veteri naumaekia.
19) Dio Cass. LV, 10. vavfiaxla iv rtf %ißi(flia^ iv J »al vvv ¥ti
OTjfitta Tiva avrijQ deittyvjaif Hegawv xal ^Ayh^vaiuty inoi^p^. Vgl.
Ovid. Art. 1, 171.
20) Saeton. Do mit. 4. Edidit navales pugnas paene iusta-
rum elassium effosso et circumstructo iuxta Tiberim laeu. Dio
Ca SS. itXVIl, $. iv «atvif rivt X^Q*V vavftaxiav tTretdlsae, Sie wurde
überdicss wieder eingerissen und von den Steinen der durch einen
Brand zerstörte Circus Maximus gebaut. Sueton. cap. 5. Uebrigens
ueunt das Curiosnm in der Reg. XIV. Naumachias V, (?) und im
Mittelalter biess die ganze Gegend von S. Pietro Naumachia. Ana-
stas. Leo III. p. 30tt Blanch. Paschal. p. 323. Mirab. Rom.
MoniJ, Diar. ItaL p. 291. Effem. lett. 1. p. 158.
21) Aurel. VI et. Gaes. 28. exstructoque tränt Tiberim laeu,
quod eam pariem aquae penuria fatigabat , annum (Irbis millesi-
ntum ludis omnium generum oelebrant. Das Ist doeh wahrscheinlich
von einer Naunachie zu verstehen.
22)Vopisc. Aurel. 45. Thermas in Transtiberina regione
Aurelianus faeere paravit hyemates^ quod aquae frigidioris eopia
illic deesset,
23) Bei der grosien Entfernung dieser Gastra in der entlegensten
Region lisst sich wohl nicht daran denken, dass es die Station der
ieclicarii gewesen sei » wo man fdr 4en tugeablicUiehen Bedarf eise
099
Wo der lanicaliu nördlich endet , beginnt, etwas hinter
ihn zorncklretend und durch ein schmales Thai (Valie d^ Infer-
no) von ihm gesondert» der Mons oder Coliis Vatica-
nus ^^^). Was im Allgemeinen von dem rechten Ufer bemerkt
worden ist : dass es nicht znr Stadt im strengeren Sinne ge*
hörte, das gilt ganz besonders von diesem Gebiete, das weder
je von der Befestignng der Stadt umschlossen , noch städtisch
bewohnt worden ist; im Gegentheile seiner ungesunden Luft
wegen berüchtigt war und gemieden wurde 2*), Erst unter
den Kaisem wird hier gebaut, aber mir für Privatzwecke der-
Lectica habe miethea kooDeo. Wohl aber geschah es, dass mao auf
Tage, vielleicht aoch zu Reisea miethete. Darauf bezieht sich das
eandueer^ »ellam bei Invea. VI, 351.
1424) Die Ableituageo des NameaSy welche die altea Sehriftsteller
geben, sind äusserst gesucht, und beweisen eben, dass er schon ihnen
nnverstÜndlich war. Die gewöhnlichste scheint von vatieinium gewe-
sen za sein. Paul. Diac. p. 379. yatieanus eoilü appellahu est,
quod eo potitus sit populus Romanus vaium responso expulsis
Etntstis, Sie erkennt auch Gell. XVI, 17. als die übliche an; da-
gegen aber scheint er Varro^s Ableitung des deus Faticanus^ den er
als praeses agri Faticani nimmt, von vagire {Fagitanus ^ August.
de eiv. d. IV, 8« 11.) auch auf die Oertlichkeit zu bezieben. Nie-
bnhr, Rom. Gesch. I. S. 320. hat als blosse Vermuthung geäussert,
es könne wohl hier eine etruskische Stadt, Faiica oder Fatieum ge-
legen haben, wovon der ager Fatieanus seinen Namen haben möge.
In ganz anderem Tone sagt Bnnsen, Bßschr. d, St. R, II A. S. 4.
„der vatieaniscfae Hügel war in der vorrömischen Zeit der Sitz einer
etruskischen Stadt, Vaticum oder Vatica , die ihm den Namen gab. —
Ihre Feldmark (ager Vaticanns) dehnte sich längs des rechten Tiber^
vfers, dem Gebiet von Latium, und dem von Fidenä gegenüber bis
znr vejeutischen Feldmtrk aus.*' Das ist jene höchst verwerfliche
Manier, die rein subjectiven Einbildungen , zu deren Beweise nie je-
mand auch nur den Versuch wird machen wollen, als Thatsachen hin-
zustellen. — Dass diese Gegend einst zu etruskischem Gebiete ge-
hörte, dafür sprechen die räumlichen Verhältnisse noch viel bestimm-
ter als die Nachricht bei PI in. XVI, 44, 87. Fetustior au fem Urbe
in Faticano Hex, in qua titulus aereis literis Etruseis etc. Aber
eine Stadt Vaticum ist blosser Einfall Niebuh rs ; und wer will nun
gar noch wissen, wie weit ihr Gebiet gereicht habe! Qtuie neque fu-
turOy negue sunt facta^ tarnen sciunt!
2b) Tacit. H ist. II, 93. Pottremo, ne salutis quidem cura^ infa-
mibus Faticani locis magna pars teiendit. unde crebrae in vulgus mor-
tes. Ausserdem galt der ager Fatieanus auch als besonders schlech-
tes Ackerland. Cic. de lege agr. II, 35. agros veroy Faticanum
et Pupiniamy cum suis optimis atque uberibus eampis eof^ferendos
seilicet non putabunt (Campani). und berüchtigt war das vinum Fa-
ticanum. Martial. VI, 92. Fatieana bibis : bibis venenum, X, 45.
Faticana bibas, si deleciaris aceto. I, 19. n. s. w.
42*
- — 660
selben, bis endlich die Gründong der wichtigsten Kirche, seit
dem vierten Jahrhunderte wahrscheinlich Yeranlassang wird,
dass anch in dieser Gegend zahlreichere Wohnungen ent-
stehen.
Aus der Zeit der Republik wird von dem ganzen Gebiete
nichts bekannt, als dass hier diePrataQuinctia lagen, ge-
genüber der Stelle des Campus Martins, wo die Navalia wa-
ren. In der ersten Kaiserzeit finden wir zwei grosse Garten-
anlagen, die Horti Agrippinae (der älteren) und Horti
Domitiae. Die ersteren, welche nachher Caligula's Eigen-
thum waren, mögen vom Tiberufer bei S. Spirito sich bis zur
Peterskirche erstreckt haben ^*^^). Hier erbauete Caligula den
Circufi, in dem er seine Leidenschaft im Rosselenken befrie-
digte und derselbe Circus ist es , wo Nero anfangs ohne Zu-
schauer derselben Leidenschaft fröhnte, der berüchtigt ist
durch die Martern der Christen, die bei nächüichen Spielen in
der tunica molesia oder picata brennend zur Erleuchtung
dienten. S. d. folgenden Abschnitt. Die Gärten der Domitia
aber sind ihrer Lage nach dadurch bekannt, dassHadrian
darin sein prachtvolles Mausoleum erbauete ^^9 ^i^ moles
1426) Dass die (^rteo bis an ieu FIoss reieliteD, ersiebt man ans
Senec. de ira. III, 18. adeo impatiens fuit differendae voiupiatis
(Caiigoia), qyatn ingens crudeiitas sine dilafione poscebat, ut in
äpysto matcmorum hortorum, qtii portieum a ripa separat, inamhu-
ians quosdam ex Ulis cum matronis atque altis senatoribus ad lu-
eemam decoUaret Vgl. Philo de virt. t. II. p. 572 Maogey. We-
gen des Xystus Beclier, GaUus, I. S. 286.
27) lul. Cap. Ad ton. P. 5. Sed Adriano apud Baias mortuo
reliquias eins Romam pervexit sanete ac reverenler atque in hortis
Domitiae colioeaviL Dio Cass. LXIX, 23. iraifij Si n^^os avrtf rcj»
irozafjuf ngof zj Y^9^(f^ ^^ Aikitf. ivzav&a ya(f to pvrjfjLa %axta%tv^
aaato. Spart.' U ad r. 1&. Die aasfubrlicbste Nachricht davon giebt
Procop. Gotb. 1,22. p. 106 \i\uA,*ASQiavov xov *Pwiial(av CLvronga'
TOQoc ratpos t^u» TtvXtjs Jtvgt^Xiae imh; anixotv tov 7tt(fifi6Xov öaov ki-
i^ov ßok^v, ^iap,a Xoyov noiXoiJ a^iov. TTtnoijjTai yoLQ fx Ud'ov Ilagiov,
%al Ol Xid'ot €9 aXki^JiovS (Aifivnaaiv, ovdiv aXko ivrog l'xovrsg, nXivgai
r§ avtov rioaaQts ilaiv loai akkrjXaiSy tv^os fiiv Qxtdov t& is Xi&ov fioltfv
inaOT^ l'xovaa, fJtrjuos öf viitQ rb xiji TToXtvjs rtlxos. ayaXuaxa xe avap
i» kid^ov tiQl xov auxov avdgwv xe tial ^Innmv ^avfiaoia ota. Die Sta-
tuen wurden zam Tbeile eben bei der Belagerung, von welcher Pro-
eopius sehreibt, zertrümmert und auf die Angreifenden geschleudert.
Vgl. Anm. 300. Eine ausnihrliche Beschreibung und Geschichte des
Denkmals giebt Bunsen, Beschr, 11 A. S. 404 ff.
661
Hadriani, jetzt Casteiio di S. Ang^elo. Diese Gärten werden
noch aus Aurelians Zeit unter demselben Namen erwähnt , da
dieser Kaiser sie öfter bewohnt haben soll ^*^^). Beide waren
in Nero^s Besitz gekommen, nnd konnten daher auch beide
Horti Neronis genannt werden >*). Ob sich neben dem^
Grabmal Hadrians noch ein zweiter Circus befanden haben
möge, darüber s. d. folg. Abschn. Dieses Grabmal ist die Be.*
gräbnissstätte der folgenden Kaiser und ihrer Familien, sicher
bis auf Commodus und gewiss nicht über Caracalla hinaus ge-
blieben 3^). Ausserdem scheinen in derselben Gegend noch
1428) Vopisc. Aorel. 49. Dtsplicebat ei, quum esset Homae^
hahUare in Palatio ^ ac magit placebat in hortii Sallustii vel in
Domitiae vivere,
29) Tacit. Ann. XV, 39. 44.
30) Ausdrücklich werden als beigesetzt Im Grabmale Hadrians
genannt Antoninos Pias , Jal. Cap. Marc. Anton. 7., Lncios Ve*
rus, lut. Cap. Ver. M., Commodus, Lamp rid. C oro m. 17. Audser>
dem bat der Anonymus von Einsiedln eilF Grabschriften abge-
schrieben, die sämmtlich vom Mausoleum (,,in Adriano**) entnommen
sind, und worunter sich die des Antoninus Pius, seiner Gemahlin Fau-
slina, des Lucius Verus, L. Aelius und des Commodus beßnden. Dia
übrigen sechs gehören sämmtlich Kindern der beiden Antonine
an. Die des Marc-Aurel ist nicht darunter. Schwerer aber Uist
sich wegen der folgenden Kaiser zu einer Ueberzeugung gelangen.
Von Septimins Severus sagt Herodia n. IV, 1, 4. ctTri&evro (tt^v »aX-
mjv) iv rtf vtif, iv&a Mägnov rt xal tdÜv tsqo aozov fiaaUiutv Uffik
fAvijfiaTa iiixvvrai, Dio Cass. LXXVI, 15. Mal fisxä tovio rä ootä
ii vdgiav Ttogtpvgov Xid'ov i/nßXrjd'ivTa i's ts rijv 'Pai/iv/y inofila&tj nal
ic t6 *j4vT(ovtveiov anizi^tj. Spart. Scver. 19. Hiatus sepuiero
Marci Antonini, quem ex omnibus imperatoribus tantum coluit etc.
vgl. cap. 24. (urnam) yfntoninorum sepulcru illatam. Eben so sagt
von Caracalla Dio Cass. LXXVIII, 9. To ^ ovr ^Awotvivov rore
aw^a ixau-d^ , nal rä oata iv Ttf ^AvToavivfl^ XQvtpa wteroe es rifv
^Po}firjv xofiia&ivra hi^T), und von der lulia Domna und Geta cap. 24.
V0T6Q0V fiivTot ital i*sira, ojantQ %al ra xov Fira uaza ngoc rije Mai^
Ofjs, njff aBiXtpijs avzijg is ro rov ^ uiiTinvlvov rtfiiviaua fiSTexofiia&tf.
Ist nun darunter das Hadrianeum zu verstehen , so steht in geradem
Widerspruche damit S parti ans Angabe, der von Geta cap. 7. sagt:
Illatusque est maiorum sepuiero, hoc est Severi , quod est in Appia
via euntibus ad portam dextrutn specie Septiionii exstructum, quod
sibi nie vivus ornaverat, und ähnlich von Caracalla lul. Cap it.
Macrin. 5. Deinde corpus Antonini Ramam reniisit sepuicris ma-
iorum inferendum. Ich verkenne die überwiegend« Autorität Hero*
dians nicht; indessen ist nicht zu übersehen, dass ja Caracalla den
Namen Antoninus angenommen hatte, und dass ein von ihm vielleicht
im Bau beendigtes Grabmal eben auch ^Avxwvwuov genannt werden
und daraus der Irrthum entspringen konnte. Wahrscheinlicher ist es
jedoch, dass die ganze Erklärung bei Spartian : hoc est Severi — vi-
vus ornaverat, eine unverständige Glosse ist, und dass kein besonde«
662
fflehrere aosebnliche Grabmäler gewesen za sein. Eines der-
selben, eine Pyramide, grösser noch als die des Cestins, hat
sich, wiewohl ihrer Marmorbekleidung beraubt, bis zum Ende
des 15. Jhdts. erhalten, wo Alexander VI. es abbrechen
liess "«»). Es führte im Mittelalter den Namen seputcrumRo*
muh^^)j und späterhin haben die Antiquare es noch aben*
tenerlicher Sepulcrum Scipionis j4fricani genannt ^^). Sehr
merkwürdig ist bei mittelalterlichen Schriftstellern die Erwäh-
nung eines am Circus Neronis gelegenen Templnm Apol-
linis über dem, oder bei dem die Peterskirche erbaut sei ^^).
res Grabmal, sondern das Septizooinm am Palatin ^meitit ist, wel-
ches nur rälschlich an die Via Appia gesetzt wird, die nicht weit da-
von beginnt. In diesem Falle würde das Anm. 893. darüber Gesagte
zn berichtigen sein. — lieber Caracalla hinans ist gewiss kein Kaiser
wieder im Hadrianeum beigesetzt worden, wogegen selbst die allge-
meine Regel, dass nur Mitglieder einer Familie in einem Grabmale
Platz finden dürfen, sprechen würde. Die Kaiser bis Elagabal hatten
gleichsam den Namen nnd die FamilienangehÖrigkeit der Antonine
Qsnrpirt, wodurch es Entschuldigung findet. Sie galten als deren ma-
iores. Elagabal, der letzte dieser Antonine, erhielt keine ßeerdigung;
Alexander Severus aber bekam ein eigenes Grabmal. Lamprid.
Alex. 63. Cenotaphium in Gailia^ Romae sepulcrum amplüsimum
meruit.
t431) Blond. Flav. Rom, inttour, I, 4«. p. 231. Lnc. Faono,
Antich. diR. V, 12. p. 155. Andr. Falvius, de Urb. ant. p, 292.
32) Ordo Rom. aT. 1143. MabtlL Mut. ItaL 11. p. 143. intrat
per pontem (Adrianum) et exit per portam CoUinam (Aureliam. s.
Anm. 299.) ante tempium et easteUum Adriani: prqßciteent ante
obeliseum Neronis intrat per porticum iuxta sepulcrum Romuli etc.
Vgl. Mir ab. Rom. Monlf. Diar. ItaL p. 291. Effem, lett. I.
p. 158.
33) Die Veranlassung dazu ist die allerdings eben so seltsame
Fabel bei Acren, z. Ho rat. Epod. 9, 25. Cum Afri adversus Ro-
manos denuo rebellarent, consulto oraculo responsum est, ut sepul-
crum Seipioni Jieret, quod Carthaginem respieeret. tunc levati cinC"
res eius sunt e Pyramide in Faticano constituta et humati in sepulcro
eius in portu Carthaginem respiciente,
34) Anastas. Vit S. Petri. p. 2 Blanch. qui sepultus est
via Aurelia in templo Apollinis , iuxta locum, ubi cruei/ixus est,
iuxta palatium (circum) Neronianum in Faticano, iuxta terriforium
triumphale, Vit. S. Corn. p. 22. et posuit (corpus S. Petri) iuxta
loeum^ ubi eruc{/txus est — in templo Apollinis in Montem aureum
in Faticano Palatii Neroniani ele. Vit. Silvestr. p. 42. Item his
temporibus fecit Avgustus Constantinus ex rogatu Silvestri Episcopi
Basilicam Beato Petro Apostolo in templo Apollinis. Mir ab. Rom.
Mon^f, p. 290. Effem. lett. I. p. 155. Inß^ palatium Neronianum
683
Verbindet man damit die Auffindung zahlreicher von Tauro-
boiien handelnder Inschriften ^*^^) , so wird man nicht zwei*
fein können, dass wenigstens seit Antoninus Pius und viel-
leicht bis zu Ende des vierten Jahrhunderts hier ein eifriger
Mysteriendienst der Cybele und des Mithras seinen Sitz hatte,
woraus sich der Tempel des Apollo, das heisst eben des Son-
nengottes erklärt. Das Auffallendste ist, dass die Inschrif*
ten bis auf Theodosius Zeit reichen und dass demnach neben
dem christlichen Gottesdienste zu S. Pietro so lange dieser
heidnische Cultus, wenn auch vieUeicbl nur geheim bestan-
den hat.
lieber die Brücken, welche das vaticanische Gebiet mit
dem Marsfeide verbanden, und die über sie geführten Strassen
s. die besonderen Abschnitte,
Ott templum JpollinU, quod dicihtr tancla Petronitla, ante quoä est
basilica, quae voeatur f^aticanum etc.
1435) Zu diesen an Ort und Stelle ^eFandenen lusehrifteo kömmt
ao€h als eben so seblag^eader Beweis die merkwürdige ara Lugdanea-
sis, deren Inschrift von einem Taurobolinm pro salute Jntonini Pii
durch einen gewissen L. Aerailius Carpos spricht. Oreil. Jnser. 2322.
Darin heisst es: VIRES (testicnlos) BXCEPIT ET A VATICANO
TRANSTVLIT. ARAm ET BVGRANIVM SVO mPENDIO CONSACRA-
VIT etc. Andere hieher gehörige laschriften s. bei Orell. 2335.
2340 ff.
1
664
Gebäude für Schauspiele.
I) Die drei.
Zu besserer Uebersicht fasse ich die zerstreut in der
Stadt liegenden, aber durch ihre Gleichartigkeit und ihre Be-
stimmung in einem gewissen Zusammenliange stehenden An-
lagen, und zunächst die für öffentliche Schauspiele errichte-
ten zusammen. Die Erörterung der Einrichtung, welche im
Allgemeinen solche Gebäude hatten und die genauere Beschrei-
bung der einzelnen sind hier ausgeschlossen, und bleiben dem
Abschnitte, der von den Spielen handeln muss, vorbehalten.
Hier sollen nur kürzlich die Nachrichten, welche uns von
dem Entstehen derselben, und den wesentlichsten Verände-
rungen, welche sie erlitten, zugekommen sind, zusammen-
gestellt und die unsicheren oder falschen Annahmen der To-
pographen geprüft und beseitigt werden.
Die älteste römische Zeit kennt keine anderen Schau-
spiele als Pferde- und Wagenrennen; daher sind auch die
Circi, die Rennbahnen, die frühesten hieher gehörigen Aula-
gen. Bis zum Jahre 513 hatte Rom nur einen Circus, den
bei weitem berühmtesten Circus Maximus oder auch
schlechthin Circus genannt; von Tarquinius Priscus indem
Thale zwischen dem Palatin und Aventin angelegt. Unstrei-
tig war diese Anlage an die Bedingung der Trockenlegung
der Niederungen durch die Cloaken geknöpft (S. 283.), wie-
wohl selbst die Sage vom Raube der Sabinerinnen anerkennt,
dass in demselben Thale, am AlUre des Consus um Vieles
früher circensische Spiele gehalten wurden. Die erste von
Tarquinius getroffene Einrichtung war wohl nicht eigentlich
ein Bau zu nennen. Es wurde der Platz abgesteckt und ge-
ebnet, und jeder der dreissig Curien ein bestimmter Raum
angewiesen, um sich Schaubühnen (spectacula) zu errichten,
665
wis in der einfacbsteD Weise und wobl nar auf die Dauer
der Spiele geschah. So mag vielleicht der erste wirkliche
Bau dem jüngeren Tarquinius zugeschrieben werden i^^®).
Im Jahre 425 wurden zuerst careeres iur die Wagen ge-
baut ^7),^ und nach und nach vervollkommnet sich die Ein-
richtung (Liv. XLI, 27.); doch darf man bis auf die Kai-
serzeit sich durchaus nicht ein Bild davon entwerfen, das
den späteren Kunstdenkmälem entspräche, wo eine mit Py-
ramiden, Statuen und kleinen Tempeln besetzte Spina er-
scheint. Letztere (der Name selbst ist späten Ursprungs)
fehlte vielleicht ganz* und nur die hölzernen Metae schrieben
den Wagen ihre Bahn vor, da noch unter Caesar durch Weg-
nahme derselben der ganze innere Raum zur freien arena
for ein grosses Gefecht gemacht wurde ^*). Caesar wird als
1436) Liv. I, 35. sa^t von Tarqnioias Priscns : Tum primum circo,
qui nunc Maximut dteitur, detignatus locus est, loca divisa patribus
equitibusque ^ übt gpectacula tibi quitque Jacerent; fori appellati.
Das ist wahrscbeinlicher als, wie es Diooysias darstellt, HI, 68.
KwtiQM^oaot Sb mü xw fiiyunov rwv htnoopopKOV Toquvvio^ tov fit^
ra£v xov re AvBvrivov %al toS UtiXarriov nsifsevov, n^nov vnoQzi"
yov9 ntQl avTOv noAf,aag nad'lS^ag* riwg ya{f iurwres id'twQOuv in
ixQitav, Soffatiov ^vkivaig axf^raU inuHttfiiviov, uaX iitXwv rovg Tonovg
tk T^MMOvra tpQazqag, inaartj q>^dr^q fitot^ar aTridatxt fiiav, wart iv
rfj nQogrjKovoTi x(n(^q ua&e^ofisvov txaoTOp d^ioi^stv. So lasst deoD
auch Livias cap. 56. die Plebs ooter Tarqnioias SaperbnS über die
forot in Circo Jaciendot klaf eo , während Dionys. IV, 44. diesen
Kooif^ den Circus nnr äusserlich mit Hallen umgeben lässt. Vgl. A a*
rel. Vict. Vir. ill. 8.
37) Liv. VHI, %0. Carceret eo anno in Circo primum ttatuti.
lieber die Zahl der Careeres bis auf Domitian und die sie bedingende
Zahl der bei jedem Missns Wettstreite ndeo Wagen habe ich in der
Schrift De Romae vet mur, atq. port. p. 84 ff. gesprochen. Da die
Frage wegen der XII portae erledigt ist (S. 18ü.), habe ich keine
Veranlassang hier daraaf zarückznkommen. lieber die Folgerungen,
welche sich aus Cassiod. Var. Hl, 51. ziehen lassen könnten, wird
künftig gesprochen werden. Einstweilen sei nur dem in jener Abband*
lang Gesagten noch die deutliche Stelle des Servins z. Georg.
IH, 18. beigefügt. Er sagt zu Virgils Worten „Centum quadriiugos
agitabo ad Jlumina eurrus'* : Id est uniut diei exhibebo cfrcentes
iudos, quia, ut Farro dieit in libris de gente populi Romani, olim
XXF mittut fiebanU — Ergo centum eurrus teeundum antiquitatem
dixit etc.
38) Suetoo. Ca es. 39. Nam quo laxiut dimicareiur , tublatae
metae, inque earum locum biua cattra ex adoerto constituta erant.
Von Heiligthümero im Circus wird aus früherer Zeit nnr die ara
Conti erwähnt. S. 468. Tertnilian giebt ihre Stelle ad primat metat
au, was allerdings sehr zweideutig ist. Ans Tacitus, der das Pomoe-
666
der Ersle genannt, der den Circos ansehnlich erweiterte und
zum Schutze der Zuschauer bei Thiergefechten den Euripus
anlegte !«»)• Auch jetzt noch wurden nur die unteren Sitzrei-
hen von Stein erbaut 5 die oberen Stockwerke waren >on Holz,
und daraus erklärt es sich, dass der Circus wiederholt durch
Feuer zerstört werden konnte. Der erste solche Brand, durch
den indessen nur ein Theil unterging, wird im J, 723 kurz vor
der Schlacht bei Actium erwähnt *«). Vermuthüch hängt da^
mit zusammen, dass Augustus dasPulvinar neu bauete'*^).
Derselbe stellte auch zuerst einen Obelisk zwischen den Me^
ten auf **>. Im J. 789 brannte wiederum die gegen den Aven-
ün gelegene Seite ab ♦«). Claudius scheint zuerst dem Circus
eine prächtigere Einrichtung gegeben zu haben. Die Carceres
waren bisher von Tufstein gewesen 5 er erbauete sie von Mar-
mor, und errichtete Meten von vergoldeter Bronze statt der
bisherigen hölzernen **). — Da der neronische Brand am
Circus selbst ausbrach, so kann man kaum anders annehmen,
als dass er dadurch gänzlich zerstört wurde ; doch muss er
sehr bald wiederhergestellt worden sein $ denn schon vier Jahre
nom des Roraulas von der ara maxima zur ara Conti und von da ga
den curiae veteres fuhrt, scheint mit Sicherheit seschlossen zu wei^
den , dass die ara Consi gegen die südliche JScke des Palatin lag.
Da nun aher dort unzweifelhaft die Rundung des Circus war, so kön-
nen diese primae metae nicht die den Carceres zunächst stehenden
sein. War es vielleicht übliche Benennung für die am unteren Ende
stehenden Meten, weil um sie zuerst die Wagen gelenkt werden
miusten? Oder nimmt Tcrtuliian den umgekehrten Standpunkt?
1439) Sueton. Gaes. ^9. tpatio Cirei ab uiraque parte produ-
cto et in gyrum Euripo addito, Plin. YIII, 7* Das ist der Circus,
den Dionysius sah, and seine Be8chreü>ang, 111, 68. nur zu lang, um
hier zu stehen, ist vor Allem nachzulesen, um ein deutliches Bild von
der ganzen Anlage zu erhalten. Mit seinen Angaben über die Aus*
dehnang des Circus steht jedoch Plin. XXXVl, 15, %i. In Wider-
spruch. Vgl. Nardini, Roma ant.\\\, p. ^%Q,
40) Dio Ca SS. L, 10. naX nv(f cuU« tc ov% SXiya, ndl avzou rov
wito^oofiov noho — ^tf&e^QW»
41) Sneton. Aug. 45. Monum. Ancyr. PVLVINAR. AD
CIRCVM. MAXIMVM. Vgl. Sa et ob. Claud. 4. Fest. p. 354.
Tefuam,
42) Plin. XXXVl, 0. n. 71. Ammian. Marc. XVI, 10.
43) Tacit. Ann. VI, 45. Dio Cass. LVllI, 26.
44) Sueton. Claud. 21. Circo vero Maximo marmoreii ear-
eeribus auratitque metii , quae utraque et tophina ao lignea antea
ßierantf exoullo^ propria senatoribus eotutituit ioca ete.
667
darauf hielt Nero darch ihn seinen lächerlichen Trinmphzng
und hing an dem Obelisk des Augustos, der folglich stehen ge-
blieben war, seine Siegeskränze auf. Dio Cass. LXIII,
21. — Schon nnter Domitian aber brannten von Neuem beide
Seiten ab, und der neue Bau wurde von den Steinen der kürz-
lich angelegten Naumachie aufgeführt. Sueton. Dom. 5.
Wahrscheinlich erhielt damals der Circus eine Erweiterung
und eine Vermehrung der Careeres, da Domitian den vier Fa-
ctionen zwei neue hinzufügte. Suet. c. 7. Von nun an wird
man zwölf Careeres zu denken haben. Jedenfalls beendigte
erst Trajan den Bau und darum konnte die Dedicationsinschrift
sagen, dass er den Circus erweitert habe i^^). Unter Antoni-
nus Pius stürzte, während die Ludi Apoliinares gefeiert wur-
den, ein Theil der Sitzreihen ein und eine Menge Menschen
fanden den Tod ^^). Seitdem wird wenig mehr von den Schick-
salen des Circus bekannt, als dass Constantin d. 6. eine Er-
neuerung unternahm ^7) } aber noch im sechsten Jhdt. be-
schreibt Cassiodor.Var. III, 51. die Spiele, die darin ge-
halten wnrden.
Viel dürftiger sind die Nachrichten über den Circus
Flaminius, von dessen Lage im Allgemeinen S. 608 die
Rede gewesen ist. Er war im J. 533 in der Censur des C.
Flaminius erbaut, * der gegen Hannibal fieM^), und die Ablei-
tung des Namens von dem des Erbauers ist daher eben so na-
türlich als von den Pratis FlaminäSy in denen er lag ^'). Die-
1445) Dio Ca 89. LXVIII, 7. cvrut yoQ itov Kai fjteyaXotfQwv »al
fieyaXoyvwfiijtnf i'tpv, wäre xtd rf tititoSgofif^ imyqawatf ozi i^affKovvra
/ic/2^ai xal ne^xtMiore^ov i^si{^yütaaTo.
45) Catal. imp. Vieno. t. II. p. ^44 Rone, ffoc Imper, Cir^
censibtu ApolUnaribus Parteetorum eoiumna (f) ruit et oppresiit
homines MCXIL Das Factom ist anch dureh lol. Gap. Anton.
P. 9. beglaubigt.
47) Aurel. Vi ct. Ca es. 40, 27. ji quo (Coost.) ettam post
Circus Maximus exeultus mirifice. Unter CaracaÜa giebt der Catal.
imp. Viean. p. 245. an: Hoc Imp. lanuae Circi ampiiafae sunt,
48) Liv. Epit. XX. C. Flaminius eensor viam Flaminiam mu-
nivit et circum Flaminium exstruxit, Cassiod. Chron. p. 178
Rone. L, Feturius et C, Lutatius. Hie Coss, via Flaminia munita
et circus /actus, qui Flaminius appellatur.
49) Die erstere Ableitung giebt Paol. Diae. p. 89. Die zweite
668
ser Circii3 wird sehr sehen in Bezug auf darin gehaltene
Spiele genannt, und die ludi Taurtr\ so wie die pleben sind
wohl die einzigen, welche mit Sicherheit ihm zugewiesen
werden können ^**®). Wie dagegen schon früher die praia
Flaminia häutig zu plebejischen Versammlungen dienten, so
fanden deren auch später od in dem Circus Statt ^'). AnfTal-
lend ist es, dass keine Erwähnung des Circus über das erste
Jahrhundert hinaus reicht; und auffallend eben auch, dass der
Anonymus von Einsiedln wiederholt die Piazza Navona Cir-
cus Flaminius nennt, woraus so viel hervorgeht, dass man
in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts den wahren
Flaminius nicht mehr kannte ^^). Gleichwohl sollen sich
dessen Reste bis in das sechzehnte Jahrhundert besonders
bei S. Caterina de' fiinarj und Palazzo JMattei erhalten
haben *3).
Ausser diesen beiden könnte in dem ganzen Umfange der
Stadt, wie die aurelianische Mauer ihn bestimmt, höchstens noch
ein dritter Circus angenommen werden ; aber auch er wird wahr-
scheinlich in Wegfall kommen müssen. Die Piazza Navona
kündigt sich noch jetzt durch ihre Form als eine Anlage der Art an,
und in mittelalterlichen Schriften wird sie, wiewohl unter ver-
Varro L. L. V, 3)2. p. 134. Beide vermischt bei Plutarch. Q.
H. 66.
1450) Varro L. L. V, 32. p. 154. Item simili de causa Cfrcus
Flaminius dieitur, gui cireum aed^/lcatut est Flaminium campum,
et quod ibi quoque ludis Tauriis equi cireum metas eurrunt, vgl.
Fegt. p. 351. Wegen Aev plebeii Valer. Max. I, 7, 4. Cum ple-
beiis ludis quidam paterfamilias per cireum Flaminium priusquam
pompa induceretur servum suum verberibus multatum sub furca ad
supplicium egisset etc. ladcssea erzählt Liy. II, 36. lange vor Er-
bauaog des Circas Flaniinias dieselbe Geschichte als bei den ludis
magnis im Circus Maximus vorgeralleo. Dionys.^ VII, 69. sagt
dl avoifäg, Ausserdem ist mir aar noch die Krokodiljagd be-
kannt, welche Angustos darin veraaslaltete. Dio Cass. LV, 10. xal
uezä tovTo ic r« rov 4>Xa/iiv$or innod^ofiov v3(u(f i^VX^f ^^^ ^^ avttS
»ooxoSedo» «£ tMl TQ^OMorra narexontjoav,
51) Cic. ad Att. I, li. res agebatur in eirco Flaminio, et
erat in eo ipso loeo illo die nundinarum nam^yv^ig. p. Sext. 14.
Liv. XXVII, 21. u. 8. w.
52) Die Mir ab. Rom. Montf. Diar, Ital. p. 287. Effem. leil,
I. p. 75. geben ihn ad pontem ludaeorum an. Damit kann auch Piazza
Navona gemeint sein. S. d. Abschn. v. d. Brücken.
53) Andr. Folv. de Urb. antiquit. p. 264. Luc. Fanno, Jn-
tieh. di Roma, IV, 23. p. US.
669
schiedenen Namen, darchaas als Circus angeführt. Der Ano-
nymus von Einsiedln nennt sie wiederholt Circus Fla-
mineus mit dem Zusätze ubi scä agnes; aber 900 Jahre spä-
ter wird ihr der wahrscheinlich etwas richtigere Name Circus
Aleooandrmus beigelegt ^^^). Demungeachtet ist es zweifel-
haft, ob hier ein eigentlicher Circus war. Man könnte wohl
an die Equiria denken, die im Marsfelde gehalten wurden;
allein es ist sehr wahrscheinlich, dass wenigstens noch in Au-
gnstus Zeit dieses Fest gar nicht in einem Circus, sondern
durch Wagenrennen im freien Marsfelde gefeiert worden
ist ^^). Die Antiquare haben eine neue Benennung für den
1454) Ordo Rom. ai. 1143. Mahill. Mus. Hai. IL p. 143. Pro$i-
it'ens per Parionem (Via di Pariooe) inter circum Alexandri et theo-
trum Pompeii descendit per porticum Jgrippinam, and die Mirab.
Rom. Montf, p. 2t$G. Effem, p. 71. aenoea iha theatrum Alexandri
iuxla S. Mariam Rotundam.
55) Merkels Vermothung z. Ovid. Fast. p. GLX. , dass es
im Circus Flamiuias {prata Flaininia) g^eschebeo sei, kana ich dorch-
aus Dicht beistimmen : oie ist der Circus Flaminius zum Marsfelde ge-
rechnet worden, und im Campus Martins wurden, wie alle Nachrichten
ausdrücklich sagen, die Equiria gehalten. So ausser Ovid. Fast.
II, 857. Varro L. L. Vl^ 3. p. 196. Equiria ab equorum cursu; eo die
enim eurrunt in Martio' campo, Paul. Diac. p. 81. Equiria ludi,
quo* Romulus Marti inttituit per equorum cursutn, qui in campo Mar-
tio exerrebantur. Fest. p. 131. Martiaiis campus in Coelio monte di-
eitur, quod in eo Equiria sofebantßeri, si quando aquae Tiberis cam-
pum Martium occupatsent, Dass aber das Wettrennen auf dem Freien
Rasenplätze nahe am Flusse Statt fand, das wird nicht leicht hinweg-
geleuguet werden können. Ovid. Fast. 111, 519.
Altera gramine o speetabis Equiria Campo
Quem Tiberis cur vis in latus urget aquis,
Qui tarnen eieeta si forte tenebitur unda,
Caelius accipiet pulverulentus equos.
Wäre von einem Circus die Rede, so würde nicht nur gramineo ein
höchst unnützer Zusatz sein , sondern es zeigt auch deutlich der Ge-
gensatz, Caelius pulverulentus, dass gramineus Campus ganz eigent-
lich verstanden werden soll ; und wie im Campus Martiaiis die Spiele
ohne Circus abgebalten wurden^ so gewiss auch im Campus Martins.
Daraus erklärt sich nun buchst wahrscheinlich Serv. z. Georg. I||,
18. Olim enim in littore ßuminis Circenses agitabantur , in altero
latere positis gladiis , ut ab utraque parte esset ignaviae praesens
periculum. Die Reflexion, dass eine Feier in dieser Art der magni-
ficentia Romana in Augustns Zeit nicht entspreche, kann kein Gewicht
haben , wo es sich um einen aus alter Zeit stammenden geheiligten
Gebrauch handelt. Dass Dio Cass. LVI, !^7. sich nicht auf die Equi-
ria bezieht, hat Merkel z. Ovid. Fast. p. CLX. bemerkt. — Ca-
nina's Verkehrtheit, der aus dem Feste der Equiria ein Gebäude
gemacht und es auf Monte Citorio gelegt hat, verdient keine Wider-
legung.
— ezo —
Platz erftanden s sie nennen ihn mit angeblich antikem Namen
Circus AgoTtalis und leiten daher die moderne Benennung; Na-
vona ^^^^). Es bedarf zur Beseitigung eines solchen Circus
nur der einfachen Erwägung, dass ja doch die AgonaUa ge-
wiss nicht durch Circenses gefeiert worden sind. Vielmehr
ist meine Ueberzeugung, dass hier ein Circus nicht war; wahr-
scheinlich aber ein Stadium^ vermuthlich zu den Thermen Ale-
xanders gehörig, die nothwendig dicht dabei gelegen haben
müssen. Gymnische Agonen waren längst in Rom eingeführt:
Caesar erbauete im Marsfelde für diesen Zweck ein Stadium,
jedoch nur ad tempus ^^). Dasselbe wird von Augustus be-
richtet: sein Stadium war von Holz und also auch nicht für
die Dauer berechnet ^^). Wohl aber erbauete Domitian ein
bleibendes Stadium ^*), und wo anders wird das gewesen sein,
als im Marsfelde. Da eines Circus weiter gar keine Erwäh-
nung geschieht, so ist es das Natürlichste, dieses Stadium in
Piazza Navona zu erkennen. Ja ich möchte entscheidend für
diese Annahme die Angabe des Cur iosum urb. Rom. nen-
nen, in welchem in der Reg. IX. nach den drei Theatern und
dem Odeum folgt : Stadium, capitloca XXXLXXXVlIh
Dieses Stadium ist es denn auch jedenfalls, wo nach dem
Brande des Amphitheatrum Flavium die Spiele gefeiert wur-
den. Dio Cass. LXXVIII, 25. od^^v ij S-ia %£v jaopo/na'-
ymv iv T« ataditp ln\ noXXd irtj iTcXda&v* »nd wenn
man bei dem griechischen Schriftsteller — obgleich das ganz
gegen seinen Sprachgebrauch ist — unter arddiov einen Cir-
cus verstehen wollte, so werden anderwärts beide auf das Be-
stimmteste unterschieden. Lamprid. Hei. 26. Omnes de
Circo, de tkeatro, de stadio — meretrices coilegit. Alex.
Sev. 24. ad instaurationem theatri, drei, amphitheatri et
1456) So thut es io der Tbat selbst Nibby z. Nardini. III.
p. 73.
67) SuetoD. Gaes. 39. Jthletae stadio ad tempus exstructo
in regioüe Martii campi eertaverunt per iriduum.
58) Dio Cass. LIU, I. nal yvfivixos Se tore aywvt tnaBlov
Two£ iv ti} 'A^titjf TTtdioj ^v?Jvov 9taTaoxevaa-&ivToey inoiij&y.
59) SuetoD. Dom. 5. Cassiod. CbroD. t. II. p. 197. Ga<
tal. imp. Vieno. p. %AZ,
C71
i; WO Saloiasiiis aas seiner begien Handscbrift, welche
et adü hatte, sladü emendiri hat. Demnach hatte Alexan*
der bei der Anlage seiner Thermen das Stadium erneuert, und
die Aehnlichkeit der Form liess es im Mittelalter für einen
Circus gelten; vielleicht rührt auch der Name CircusAle*
xandrinus nur von der Nähe der Thermen her ^^^^). Vgl
den Abschn. von den Thermen«
Ist diese Voraussetzung richtig, so war der dritte Cir^
cns, welchen Hom, aber schon ganz ausser dem Bereiche
der Stadt erhielt, der, welchen Caligula in den Gärten der
Agrippina (S. 660.) anlegte , wovon der Ort noch in später
Zeit Caianum hiess ^^). Es ist derselbe Circus, der nach-
her dem Nero zu seinen circensischen Belustigungen diente ^2),
und daher gewöhnlich CircusNeronis, im Mittelalter Pa*
Uttium Neromi genannt wird. — Was hingegen von dem
sehen oben erwähnten Circus, der sich nördlich vom Mause*
leum Hadriani befunden haben soll, zu halten sei, darüber lässt
sich um so schwieriger urtheilen, als die Berichte über früher
1460) Wenn es wirklich gegründet ist^ wasNibby aDfiihrt, das«
im Mitlelalter eine in oder bei den Thermen Alexanders gelegene Ma-
rienkirche in crypta Agonis genannt wurde , so ist die Möglichkeit
vorhanden, dass die Piazza Navona den Namen Agon geführt hat; aber
das würde eben lÜr die angedeutete Bestimmang sprechen. Denn die
gymnischen Spiele werden immer als griechische bezeichnet , ond so
kounle wohl dem für Agonistik bestimmten Platze, dem Stadium , die-
ser Name selbst beigelegt werden.
61) Sueton. Cal. 54. auHgahat eaatructo plur\fariam ctrco.
Beslimmter PI in. XVI, 40. Abies admirationis praecipuae visa est in
navij quae ex Jegypto Caii principis iussu obeliscum in Fadcano
Circo statu tum — adduxit, und Suet. Glaud. 21. Circenses fre-
quenter etiam in Faticano eommisit. Wegen der Benennung Dio
Dass. LIX, 14. wate aal vvv (zi JTa'tavdv an autov to xw^ioVy ip
V tä aQfAaia 7jax£i, naltlo^ai. Vielleicht erklärt sich daraus» das von
der JVotitia in der Reg. XIV. angefahrte Caianum; so dass nicht
an das nemus Caesarum zu denken sein würde. S. Anm. 1149.
6^) Die entschiedenste Gewissheit giebt Plin. XXXVI, 11. Ter-
iius {phtW^cMs) Romae in Faticano Caii et Neronit princi-
pum Circo. Tacit. Ann. XIV, 14. clausum valle Faticana spa-
iivm, in quo equos regeret. Vgl. Suet. Ner. 22. S. 660. Wie bei
Plin. XXXVII, 2, 7. das theatrum peculiare trans Tiberim in hortis
zu verstehen sei, wage ich nicht zu entscheiden, da der Ausdruck in
dieser Verbindung zweideutig und die Stelle dunkel, vielleicht selbst
verderbt ist.
672
beobachtete Reste ungenau und sich widersprechend sind ^*^^)j
und die Andeutungen, welche etwa bei alten SchriftsteUem
gefunden werden möchten, eben auch auf den Circus Neronis
bezogen werden können (dessen Lage bei S. Pietro unbezwei-
feit ist), vielleicht auch nicht einmal nölhigen , gerade einen
Circus anzunehmen ^*).
Der einzige Circus, von dem noch deutlich erkennbare
Trümmer vorhanden sind, liegt ziemlich fem von der Stadt
vor Porta Appia (S. Sebastiano) , links von der Strasse und
unmittelbar unter dem Grabmale der Caecilia Metella (Capo di
Bove), der Basilica di S. Sebastiano gegenüber. ^Er wurde
sonst allgemein Circo di Caracalla genannt; aber die
schlechte Bauart (namentlich aucli die zur Erleichterung der
Gewölbe eingemauerten irdenen Gefässe) weiset auf eine spä-
tere Zeit hin. Den Beweis dafür lieferte eine bei den Ausgra-
bungen, welche Torlonia im J. 1825 veranstaltete, gefundene
Inschrift, welche den Romulus, Sohn des Maxentius
nennt ^^), und damit stimmt die Angabe des Catal. Imp.
Vienn. t. 11^ p. 248 Rone, überein, wo es unter Maxentius
1463) S. Andr. Fulv. de Urb, antiquit, p. 272. Venuti, De-
scriz. 11. p. 180. fi ansen, Beschr, d. St. R, II A. S. 17 f.
64) Die bedeutendste Stelle ist bei Procop. Goth. II, 1. Er
spricht von einem Gelechte iv NiQWpof mäitf, and sagt: oiadiov
fiiycL ivrav&a ix nukaiov iartv , iv <^ ^j^ ol Tp9 noXetus fiovouaxot t6
TiQOXiQOV ^ywvi^ovT^, noXkd ts aXXa ol iiaXatr av^^wnoi a/itpl to oxaStov
TovTO oixrfftara idtlfiavto, x«i an avrov aisvconov^, cuff tb etxds, na%^
€ax6&i rov xwQ^v ^vfißaivei, tiiai. Damals war also das vaticanisehe
Gebiet bewohnt, aber der Name Nigatvog ntSiov umrasst jedenTaUs auch
die Gegend von S. Pietro und man wird solchen Anbau hier natürlicher
finden, als so Tero von der Stadt, hinter dem jetzigen Castetio di S.
Angelo; znmal da Procopius da, wo er von den Angriffen aaf das Castell
spricht^ gar nichts davon erwähnt. Zweifelhaft in anderer Art ist wie-
derum die Nachricht bei Lamprid Heliog. 23. elephantorum qua-
titor quadrigas in raücano agitasse (fcrtur), dirutU sepuicrü, quae
ohsistebant. Da« kann nicht wohl vom Circus Neronis verstanden
werden, sondern von einem für den Zweck geebneten Raame: aber ein
Circus folgt daraus nicht. '
XENT. etc. Orell Injcr 1069. Vgl. ßianconi, Descriz, de" Cer-
thiparUc diqueUo di Caracalla, Uom. 1789 fol. Nibby, Dissert.
del Circo dl homolo Rom. 1825. B arges s, Descr. ofthe Cireue
mJ fv VA n **tf'^''""^'"" bei Panvin, i/e lud. circ. Graev.
ihes. IX. p. 213. Du P^rac, Festigj. t. 40.
673
beisst: ^^rmüB in Palatio fecit et Ctrtum. in Catecumpas
flmes magna ßtit Es ist schon von Bansen nach Sarti be-
merkt worden , dass notbwendig gelesen werden muss et Cir-
cum in Catecumpas (Catacombis). James magna ßiit^^^^).
So sch'ätzbnr übrigens diese Ueberreste sind, so thnt man doch
gewiss Unrecht, wenn man diesen spaten Bau als eine feste
Norm für die Constraotion sämmtlicher Circi annimmt, wovon
künftig weiter die Rede sein wird.
Ausser den bisher genannten Circis, von denen vier nn-
sweifelhaft sind, nehmen von alter Zeit her die Topographen
sümmtKch noch zwei andere an, die nie existirt haben , son-
dern rein von den Antiquaren erfanden sind. Der erste ist
der sogen. Circus Florae, dem die Topographen bis anf
Canina und Urlichs herab, ohne auch nur dem Zweifel Raum
zu geben, zuversichtlich seine Stelle zwischen dem Quirinal
und Pincins, wo jetzt die Piazza Barberina ist, anweisen.
In den alten Schriftstellern findet sich nicht eine Andeutung
flir einen solchen Circus, man müsste sich denn auf die un«
Hebten Regionarier berufen wollen; und man wurde sich
kaum die Qudle des Irrthums erklären können, wenn nicht
die PastiVenusini darüber Aufschluss gäben. Dort steht
V und IV Non. Mai. Folgendes beigeschrieben:
C V. C LVD. IN CIRCO
D IV. C FLORAE
Man nahm Florae fSr den Genitiv und verband in circo Fla-
rae^ während zu verbinden war, ludi Florae in Circo. Dass
aber diese Spiele im Circus Maximus gefeiert wurden, dafür
ist der schlagendste Beweis, dass eben die Aedilen L. und
M. Publicii, welche zuerst diese Spiele gaben, den Tempel
der Flora am Circus Maximus erbaueten *^). — Eben so
grundlos ist die Annahme eines Circus Salustii, von dem
1466) Das ist die gewöhnliche Bexeivhrtnqg der Gegead von S. Se-
bastiane, wo iDfto noch jetzt zu dem oaterirdischen Gottesacker hin*
illbsteigt. S. Anastas. Vi t. Hadr. p. 264 Blanoh. Leon. III. p.
:^90. Nicol. I. p. 418.
67) S. 472 f. Vgl. Ovid. Fast. V, 291. De Rom. vei. mttr.
atq. port p. 9S.
43
674
ebeo auch das ganze Alterthnm nichts weiss. Die Beweise^
welche man für die ganz wiiikfihriiche Behauptung der älte-
ren Topographen, die ihn in die Gärten des Salnst, in das
Thal hinter Piazza Barberina setzen, anfuhrt ^*^% sind 1) von
den Ruinen, welche das Thal zu beiden Seiten enthält, ent-
lehnt ; Ruinen, durch die sich niemand veranlasst finden wird,
einen Circus darin zu erkennen, wenn er nicht in der Ab-
sicht dahin kömmt, ihn zu finden. Gäbe es irgend ein altes
Zeugniss, dass in den salustischen Gärten ein Circus gewesen
sei, so möchte man ihn mit Recht hier suchen; so aber geht
aus den Ruinen in ihrem jetzigen Zustande nichts hervor, als
dass einst bedeutende Anlagen hier gewesen sein mögen, deren
Zweck und Beschaffenheit nicht mehr zu ermitteln ist. Frei-
lich glaubt man 2) ein solches Zeugniss in der Nachricht zu
haben, dass in den Gärten des Salust ein Obelisk errichtet ge-
wesen sei ^^) 'j allein auch auf anderen Punkten Roms standen
ja Obelisken, wo an einen Circus eben so wenig zu denken
ist, und wenn man endlich 3) sich auf Vopiscus beruft, der
im Leben Aurel. 49. sagt: MHiareruem denique poriicum
in hortis Salustii omavity m qua quoUdie et equos et se
fatfgabat.j so übersieht man, dass ja doch eben diese Jft/to-
rensiä porttcus nimmermehr ein Circus war, und dass, wenn
die salustischen Gärten einen solchen gehabt hätten, Aurelian
doch wahrscheinlich ihn benutzt haben würde. Gestationen
aber und Hippodrome waren in den römischen Gärten etwas
ganz Gewöhnliches (s. Becker, Galius. I. S. 287.)? etwa«
1468) S. besonders Ed. Gerhard, Eputola ad Gerlachium, in
dessen Ausgabe des Sätest. :^ Th. und üpliehj, Besehr. d. St, Ä.
III B. S. 380 ff. Wenn Gerhard, namentlich in Besng anf den Circus
riorie sehr vorsichtig spricht, so hat dagegen der Letztere die Trüm-
mer unter dem Pincius mit selcber Zuversicht gedeotet, dass, wer sit
nicht kennt, glauben muss, die ganzen Carceres des vermeintlichen
Circus Salustii seien noch vorhanden. So ist nicht selten viel be-
schrieben worden, wo man im Grunde so gut als nichts sieht.
69) Ammian. Marc. XVII, 4. Seeutß^que aetatet alio» frans-
tulerunt, quorum unu$ in f^atieano, alter in hortis Saliustii,
duo in Jtigusti monumento erecti sunt. So viel mir übrigens bekannt
ist, bat man diesen jetzt vor S. Trinita de' Monti aurgestellten Obe-
ÜMUS Salnstianus keinesweges in dem Thale, wo man den Circus sucht,
sondern auf Monte Pincio in Villa Ludovisi aufgefunden.
676
ganz Anderes aber ist etn für öffeDtliehen Gebrauch bestimm-
ter Circas. Daher sind die Ciroi Florae et Salustii
ganz aus dei römischen Topographie anszostreicfaen, und über-
haupt anzuerkennen, dass ausser dem Circus Maximus,
Flaminius, Neronis und Maxentii kein funfUr mit
Sicherheit angenommen werden kann«
2) Die Theater.
Weit späteren Ursprungs als die Circi sind die römischen
Theater. Waren auch längst scenische Spiele in Rom einge-
führt, so wurde doch die Bühne nur für den jedesmaligen Ge-
brauch von Holz zuweilen mit verschwenderischer Pracht **7o^
errichtet, um wieder abgebrochen zu werden, und der Ver-
such des Censor Cassius, ein bleibendes Theater herzustellen,
scheiterte an der Strenge des Consuls Scipio Nasica ^i).
Pom peius weihete in seinem zweiten Gonsulate (699) das
erste von ihm 7^) erbauete steinerne Theater, nicht ohne von
1470) Rarz vor der Dedicatioa des Pompeianum (695) hatte M. Ae-
milius Seanrns aar für die Dauer seiner Spiele {temporaria mora)
jenes nngeheaere, 80000 Measchen fassende Theater mit einer Pracht
erbaut, hinter welcher, wie Plinios XXXVl, 15. n. 114. anerkennt,
die folgenden bleibenden ßane weit zoriickblieben.
71) Liv. Bpit. XLVIli. Quum locatum a eensaribus theatrum
exiirueretur, P. Comeiio Narioa auetare, tatnquam inutUe et noei-
iurtttn puhlicis moribus ex eenatuseontuUo destruetum est, populus-
que aliquamdiu stans ludos speetavit. Vellei. I, 15. ante trien-
niutn, quam Caetius censor a Lupercali in Palatiiim versus thea-
trum faeere institfiit, cui in demoliendo eximia civitatis severitas
et Cos* Scipio restitere. Valer. Max. ff, 4, 2. Appian. Giv. I,
2S. Aagnstin. de civ. d. I, 31. Ans keiner dieser Stellen ergebt
sich eigentlich, dass es ein steinernes Theater werden sollte. Das
sagt nnr Oros. IV, ^1. Eodem tempore eensores theatrum lapidettm
in Urbe eonstrui eensuerunt, quod ne tune fieret, Scipio Nasica gra-
vissima oratione obstitit. — Debrigens scheint damit nicht recht ver-
einbar, was Liv. XLy 51. als in der Censur des M. Aemilius Lepidus
geschehen angiebt. Unter seiaen Bauten nennt er theatrum et pro-
scenium ad y/poiiinis. Vielleicht erbaoete er die seena von Stein,
aber keine cavea. Uebrigens ist es beachteaswerth , dass Caesar in
derselben Gegend, ad Apollinis den Bau des nachmaligen Theatrum
Marcelli begaan.
72) Ganz grundlos ist wahrscheinlich die von D i o C a s s. XXXIX,
38. mitgetheilte Sage, dass Demetrins, der bekannte Frelgelasjene
desPompeius, das Theater aus seinen Mitteln gebaut und nur in Pom-
peins Namen dedicirt habe. Wegen der Dedicalion im zweiten Gon-
43*
876
Strenget Denkenden Tadel deshalb zn erflikren ^^'s), so dass er
es selbst für nötbig gefonden haben soll, den Bau durch einen
auf der Höhe desselben errichteten Tempel der VennsVi-
ctrix zu sichern, zu dem anscheinend die Sitzreihen nur die
Treppe bilden sollten ^*). Von der Lage des Theaters ist oben
snlate s. aasfer Dio Plutarcli. Pomp. 52. v^l. 40. Vellei. II, AS,
2. As COD. I. €2e. ia Pis. ary- p. I. 9 Orall. uad zu eap. 27. p.
15. Wegea des scheiobarea Widerspracha bei Gell. A, 1. a.
Aam. 1474.
1473} T a c i t. A D a. XIV, 20. Quippe eranty fui Cn, quoqut Pom-
peium ineusatum a senioribus /errent, quod inün$uram theairi seäem
posuU»$Jt, nmm anUa $ubiturii$ gradibiu ei seene in tempus »tructa
ludQs ein 9olit09: vei, $i vetuttiora repeim, stantem popvium #/>#•
etavisse, ne, si considerei, theafro dies totos ignavia continuareU
74) Tertall. de apaet. 10. itaque Ampeiue Magnue soio
theatro 9U0 minor j oum Hiam areem omnium iurpitudinum exstru-
xiitet, veritu* quandoque memoriae suae eensoriam animadversionem
yenerie aedem euperpeeuit , et ad dedieationem edieio pQpuium vo-
cans non theatrum , $ed Veneris templum nuneupavit; eui eubieei-
mus, inquit, gradue spectaeulorum, Dass man eioea Tempel der f>-
iiii# yieiriio su veratehea babe» gebt ans Plin. VIU, 7. benrop: F^mr
peii quoque allero eonsuiatu dedicatione templi Feneris Fictrieie
pugnavere in Circo etc. Aocb bezeugt Marliani, Urb. Rom. to-
pogr, V, 10., dass er im J. 1525 beim Theater eine MarmoiiaTel habe
ausgraben sehen , mit der Inschrift VENERIS V1GTR1GI9. AnfTallig
mnss daher auf den ersten 3lick in doppelter Hinsieht eracheinea,
was Tiro bei Geil. X, 1. über den Zweifei sagt, ob man ia der
Dedicationsinschrift habe coe tertium oder tertio schreiben sollen:
Cum Pompeius, inquit, aedem Fietoriae dedieaiurue /oret , C9§r
ius gradus vice ikeatri eseent, nomenque eins et honores inseribe-
rentur , quaeri coeptum est , utrum consui iertio inseribendum
esset, an tertium. Hier fallt zuerst der Widerspruch ia die Au-
gen, dass die Dedication im dritUa Coasulata geschehen sein soll,
während alle anderen SchnfUteller einstimmig das zweite Coasulat
nennen. An einen Irrthum ist in solchem Falle nicht zu denken, zu-
mal da unmittelbar vorher Varro^a aben darauf sieb beaiebende
Worte angerührt sind: Pomppius timide, quod in theatro, ne ad-
seriberetj eonsul tertium aut tertio, emtremas Utaras non
scripsit, (Br schrieb TfiRT.) Es scheint daraus hervorzugehen, dass
der Tempel spater hiazuliam , und das Theater erst jetzt die Dedica-
tionsinschrift erhielt. Was aber die aedes Fietoriae aalangt, ao
möchte ich glauben, dass eine Verwechselung mit der Fenus Fietrim
Statt gefunden habe, falle sie nun dem Schriftsteller oder dem Ab-
schreiber zur Last. Dabei ist iadeasen nicht zu leugnen, dass wahr-
scheinlich mehr als ein Tempel sich auf der H9he des Theaters be-
fand. Das lehrt schon Sueton. Gland. 2t. Ludos dedieatianis
Pompeiani theo tri, quod ambtutum restituerat, e tribunali posiio in
orchestra eommisit, cum prius apud superiores aedes suppli-
easset, perque mediam eaveam sedeniibus ae silentibus ounetis de-
seendisset. Es scheint sich aber darauf auch die Melduag der Paati
A mit. zu beziehen, in denen Pr. Id. Aug. steht VENERl YIGTAIGI
637
die Rdte gewesen. NaehPlia. XXXVI, 15. b. 115. hätte
es 40,000 Zuiohacier gefa^sst) nach dem Curios. Urb. Rom.
nur 17^580! Und doch stimmen bei Plinius alle Handschriften
uberein, auch der Bambergensis. vgl. Tacit. Ann. XIH,
54. — ' Von seinen Schicksalen erfahren wir, dass unter Ti«*
berios die Scena abbrannte und der Kaiser die Wiederherstel-
ludg ttnter Pompeius Namen äbernahm, weil niemand aus der
Familie des grossen Pompeius vermögend genug war, es selbst
zu thuH. Wie aber Tiberius allen Bauten abgeneigt war, so
vollendete er auch diesen nicht, oder unterliess doch dessen
Dedication, die erst durch Claudius erfolgte '^'^). Der neue
Bau wurde durch den Brand unter Titos wieder zerstört; denn
im neronischen Brande geschieht des Theaters keine Erwäh-
nung | und abermals brannte es mit dem Hecatostylon im J.
249 unter Pbilippus (Hieron. p. 475.); aber auch da muss
es wiederhergestellt worden sein ; denn bis in späte Zeit hat
das Theatrum Pompeii als eines der bedeutendsten Ge-
bäude gegolten ^^) und sein Ruhm hat selbst die anderen etwas
verdunkelt.
I »■ I «11
HON. VIRTVT. PfiLlCITATI (N THfiATRO MARllOREO. Das thea-
tnim Penpeii Iraisat vonngsweise l^pideum, auch n«chd«di es xwei
andere gid) (Aain. 1310.), «od marmoreum Ut nichts anderes. Wahr^
acbeinlich gilt dasselbe von dem Fragmente eines anderen Ralenda-
rinm, Oreil. Insiff. 33. APOLLIN. LATON. AD THEATtl. MARC
FELIGITATI IN CAM. MART. lOVI STATOR. IVN. REG. AD CIR
FLAM. Das Theatrum Pompeii konnte leicht als xnm Marsfelde ge-
hörig angesehen werden , da es unmittelbar auf der Grenze dessel-
ben lag«
1475) Tacit. Ann. III, 12. At Pompeii theatrum igne fortuito
huustum Caesar eastructurum poilicitus est, ec, quod nemo e tamir
lia reetaurando evjfficeret; manente tarnen mnnine Pompeii. Suet.
T i b. 47. Nam et quae sota sutceperat, Avgusti templum restitutio-
nemqtie Pompeiani theairi, imp erfeeta post tot annoe reliquit.
und von Caligola sagt er cap. 1^1. Opera $ub Tiberio eemiper-
fecta, templum Augusti theatrumque Pompeii^ abiohit. Tacitns
spricht nur von Unteriassung der Dedicatlon. VI, 45. Ne publice qui"
dem, nin duotfpera struxit: templum Auguito et scenam Pompeiani
theatri: eaqme perfecta contempfu atnbiti&nU, an per teneotutem,
haud dedicavit. Dio Gass. LX, 6. ^Ciaadius) r<S re ItoiMnpid^ zifv
Tov d'sAt^v fin^fMfv (aniBwxs), nal avxf Mcti xb Tiß^Qlov ovof/ut itf
TV omjrn it^o^iH i'/Qayfipy iirtiS'^ nav&stomv avryv av^miofMi^*.
deinen Namen setzte er nur in Bezug auf die Dedicatton hinzu.
7S) Ammian. Marc. XVI, 10. nennt es noch unter den beson-
ders der BewiMidenuig wertbea Anlagen.
678
Weit weniger Berfibmthelt hat das zweite Theater er-
langt, welches CorneliusBalbasimJ. 741 einweihete ^^7^).
Es wird weiter keine Nachricht von ihm gegeben, als dass es
ebenfalls durch die Feoersbrnnst unter Titus, wohl aber nur
theilweise, zerstört wurde. Dio Cass. LXYI, 24. Es ist
aber wiederhergestellt worden, denn noch dieNotitia nennt
es ^*). Hinsichtlich seiner Grosse widersprechen sich das
Curiosum und die übrigen Ausgaben der Notitia in merkwür-
diger Weise. Ersteres giebt ihm nur 11,510 Plätze, Letztere
30,065.
Fast gleichzeitig mit dem Theater des Baibus dedicirte
Augustus das Theatrum Marcelli. Von seiner Lage habe
ich S. 603 gesprochen und schon bemerkt, dass es bereits von
Caesar begonnen worden war ^'). Augustus weihete es 741
dem Andenken seines früh verstorbenen Schwestersohoes M ar-
cellus *^), und man muss wohl annehmen, dass der Bau dem
des Pompeius nicht nachgestanden haben, sondern eher präch-
tiger gewesen sein werde ; allein dennoch hat es nicht dieselbe
Berühmtheit erlangt; obgleich ihm das Curiosum die grösste
Zahl von Sitzplätzen, 20,000, giebt. Als bei dem Sturme
der Yitellianer der capitolinisehe Tempel abbrannte, hat wuhr-
scheinlich das Feuer sich auch in die Tiefe verbreitet und das
Theater ergriffen ; denn Vespasian stellte die Scena desselben
wieder her**). Später wird nur noch gemeldet, dass Ale-
U77) Dio Ca88. LIV, 25. S«aeton. Aug. %9. PIId. XXXVI,
7 12.
78) Vielleicht aber spStcr; denii noch nach Domitian neniit M ar-
tial. X, 61, 11. nur Mareelli Pomveianumque.
70) S. Anm. 1271. Der aus Dio Cassins ancpefahrten Stelle ist
hinznzQfii^en Saeton. Ca es. 44. theatrumque sttmmae magnitudi-
nis Tarpeio monti aeeubans (exstniere destinabat). Dio Cass. LIII,
30. (Ma^tXXov) Tjj Si fyjl^'p Tov d'taxQov rov vQonaraßXti^ivcoi /ur
vfio rov Kaiaagof, Ma^iiXov di wvofiaafUvov irifiT^ae. '
80) Monum. Ancyr. THEATRVM. AD. AEDEM. APOLLINfS
IN. SOLO. MAGNA. EX. PARTE. A privatis EMPTO. FECI. QVOD
SVB. NOMINE. M. MARCELLI. GENERL NITESCIT. Snet. An;.
20. Dio Cass. LIV, 2A. Es wurde bei der Feier der Floralia ge-
weiht. Plin. VIH, 17, 25. Q, Tuberone Fabio Max. cos*. If^ Nonas
Maias iheatri Marcelli dedieatione etc.
81)Sueton. Vesp. 19. Lvdü , per quo» scena Marcelliani
theatri rettttufa dedicabahtr, vetet^ quoque aeroamata revocaverat.
679
xander Severus es wiederherstellen wollte (Lamprid.
Alex. 44.) und ausser dem Curiosum ist mir keine weitere
Erwähnung bekannt. Noch jetzt aber stehen bei Piazza Mon-
tanara bedeutende Reste der Cavea, über denen der Palazzo
Orsini erbaut ist. Man kann sie nur mit Schmerz und Unwil-
len betrachten, da ihre altergrauen Bogen zu Schlosserwerk-
stätten, wenn ich mich recht erinnere, oder anderem schmutzi-
gem Gebrauche herabgewürdigt sind ^^^^).
Das sind die drei eigentlichen Theater ®3), und mehr hat
deren Rom nie gehabt. Zu ihnen kömmt aber noch das
Ode um, wie die Bedeutung des Namens es erheischt, ein
kleineres für musikaUsche Leistungen bestimmtes und deshalb
bedecktes Theater. Von wem es ursprünglich gebaut sein
möge, wird nicht völlig Uar. Plinius (XXXVI, 15, 24.)
gedenkt schon eines iheatrwn tectum aus voraugustischer
Zeit; das war indessen jedenfalls ein theatrum subitarium.
Dagegen möchte man vermuthen, dass Nero, als er sein tudi"
crum guinquennale ad merem Graeci certaminis einsetzte
(Tacit. Ann. XIV, 20.), einen solchen Bau unternommen
habe. Nachricht haben wir aber nur darüber, dass Domitian,
der freilich auch im Marsfelde durch die Feuersbronst un-
ter Titus zerstörte Gebäude wiederherstellte, ein Odeum
bauete ^^), was jedenfalls mit seiner Einführung der ludi Ca^
pitoHni (Sueton. Dom. 4.) zusammenhängt. Anderwärts
wird der Bau dem Traian zugeschrieben, was vielleicht seinen
Grund nur darin hat, dass Apollodorus der Baumeister
war ®^), oder dass Traian es vollendete. Ammian (XVI, 10.)
nennt es unter den Prachtgebäuden Roms, und das Curiosum
giebt ihm XDC loca.
1482) AbbildoDgen 8. bei Du P^rac, retttgf. t. 38. Pifanesi,
j4nt, Rom, t. IV. t. 25 ff.' 0 vrrbe ke, Rettei de Vanc. R, HI. p. 45.
83) Daher bei Ovid. Tr. III, 12, 24. Proque tritms resonant
terna theatra forU. Die g^ewSholichen Ausgaben der Notitia
zähleo Theatra quaiuor, wobei das Odeam mitferechoet ist.
84) Saeton. Dom. 5. Gassi od. Ghron. p. 197 Rone.
85) Dio Gass. LXIX, 4. tov * AitoJloBwQov ^ rbv itQ%i,Tlmova^
TOP njv ayo(^äv ual ro tfdsiovt t6 ti yv/ivaoiov, r« tov TffoXavov noi/tf»
fiota, iv Tp 'Pfififi naTeunaväaavza,
\
«80
5) Die Amphitheater.
Nffcen den Wagenrennen waren glaiiatores bei dem rd-
misehen Volke die beliebtesten Schaaspiele. Sie wurden bis
zum Untergänge der Republik theils im Circos, theils anf dem
Forum gegeben (S. 3S5.) ; in Ersterem wurden auch die we-
nigsiens schon seit dem sechsten Jahrhunderte üblichen Thier-
gefechte oder venationet gehalten. Weder die eine , noch die
andere Räumlichkeit konnte In der Folge recht passend mehr
erscheinen : der Circns eignete sich seiner grossen Länge we-
gen nicht wohl dazu ; auch waren die Metae hinderlich ; das
Forum musste, je mehr es sich mit Pracbtgebäuden und Denk-
mälern füllte, immer untauglicher zu diesem Zwecke werden :
es bedurfte eines Gebäudes, das rings um eine ganz freie Arena
die Zuschauer aufnahm, so dass keiner vom Kampfplatze gar
zu entfernt war. So erfand man das Amphitheater. Die erste
Nachricht, die uns von einer solchen Einrichtung gegeben
wird, klingt in der That ßibelhaft. C. Scribonius Curio, der
eifrige Anhänger Caesars, soll bei der seinem Vater veranstal-
teten Leichenfeier zwei sich den Rücken (die Rundung der
Cavea) zukehrende bewegliche Theater haben erbauen lassen,
in denen früh scenische Spiele Statt fanden. Dann sollen beide
mit den Zuschauern herumgedreht worden sein, dass die Ca-
veae sich entgegenstanden und aus beiden mit Wegfall der
Scenae ein Amphitheater entstand >♦••). Bald nachher liess
Caesar (768) ein wirkliches Amphitheater, wiewohl auch von
Holz auffuhren, und ihm wird zuerst der Name Amphithea-
trum beigelegt «0. Statilius Taurus aber erbauetc im
1486) PI In. XXXVI, 15. n. 117. Theatra duo iuxta feHt amplis-
tima e ügno , eardinuwi tingulorum versatiii stupensm iibramento,
in quibvs utrüqu^ antemeridiano Ivdorum speetaeuio edile inUr
S9se avettiSy »e invieam »bstreperent twnae, repente eircumactü,
ut contra starent, pottreno iam die diseedentibus tabulis et earni-'
bus in se eoeunt^us faeiebat ampkitheatrum et gladiatorum speeta-
cuia edebaty ipiuwi magi^ auetoratum populum Romanum eireuv^erens.
87) Dio Cais. XLIII, W. nal nolkovf y» iir avrois mal vavro'
9anovs aymvac td^xa^ ^lax^ov r« nvvtivttmv ut^^twaag, S tud a^t^
^iaxQov cjc ro» niqti nayraxo^iv ei^ai a^'sv etaiP^t h'**' v^<^
681
r
MursM^a angeMkli 725 das erste steinenie ^*^)* fis ist bis*
«rf YeSpukui das eineige geblieben ] denn Caligola hatte swar
neben den Seplis einen grossen Bau dieser Art begonnen;
aber Clandias setzte ihn nieht nmr nieht fort, sondern liess ihn
jedenUls wieter abbrechen, da er die durch Caligula deshalb
aerstfirte Leitung dar Aqua Virgo wiederherstellte^*)* Das
Yon Nero im Marsfelde erbaaete Amphitheater aber war nur
ein voriibei^hendes aus H0I2 *<^). Im neronischen Brande
wurde der Bau des StatiBus Taums wahrscheinlieb gans zer«
stört (Anm. 1380.), und man scheint mit Gewissheit anneh-
men zu dürfen, dass er nie wiederhergestellt worden ist, da
seitdem sich nirgends eine Erwühnung ißvon findet **)•
Bben dadurch sah sich wahrscheinlich Vespasian veran-
lasst, ein neues Amphitheater, das Amphitheatrum Pla-
Tium, und zwar mitten in der Stadt zu erbauen, wie schon
Angustas den Plan gehabt haben soUte '*). Der Platz wurde
dazu in dem Thale zwischen dem Caelius, dem Esquüin und
der Velia gewählt, wo damals das Stagnum Neronis war *>),
und der Bau mit einer Grossartigkeit ausgeführt, welche, wenn
148S) S. 642. Amn. 1376. Vgl. Strabo VI, S. p. 361. (136.) Ta-
eit Ann. III, lt.
89) SuetoD. Gal. 2i. Inehoavit autem aqua^duetum regtone
Ttburi, et amphitheatrum iuxta Septa ; quorum operutn a sueeeeeare
eius Claudio alterum peraetum, omitsum alterum est. Davon apricht
die loschrift bei Grat. CLXXVI, 5. OrelL 703. Tl. CLAVDIVS
DRVSI F. CAESAR. AVGVSTVS. GERMANICVS. PONTIF. MAXIM
TRIB. POT. V, IMP. XI. P. P. COS. DBS. IUI. ARCVS. DVCTVS
AQVAE. VIRGINIS DISTVRBATOS PER G. CAESARBM. A FVNDA-
BIENTIS NOVOS FECIT. AG RESTITVIT.
OS) Saetoa. Ner. 12. Munere, qmod in amphitheatro iigneOf
im regione Martii eampi intra anni spatium /akrioa^, dodü , nemi»
neu» oteidit ete. V^. Taeit. Add. Xill, 31.
91) Ueberbaapl sebeiot das Aiapbitbeaker das Taaras , aa arfraut
das Volk aacb anfangs &ber dieses Geschenk gewesea saia aoU, doab
.^bt zn den besonders angesebenen Gebäuden gehör! in haben* Von
Calignla wird ausdräcklich gesagt, dass er es veraehtat habe. Di»
Ca SS. LIX, 10. t^ ya(f tov Duvqov ^icetffov vm^f^ppovifoe.p wiewohl
er, wabrseheialich früher doch Spiele daria gegeben halte. Snaton.
Cal. 18.
92) Sa e ton. Vesp. 9. Feeit et nova opera — ampkitAeatrtim
urbe media, ut destinatee eompererat Auguetum.
93) Martial. de spect. 2, b. .
Hiß ubi eonepteui venermbilis amphitheatri
Erigitur moles, stagna Nenmi» want.
682
irgend elwas, der römischen Grösse wahrhaft entsprechend
genannt werden kann ^*^*). Vespasian beendigte ihn nicht $ in*
dessen soll doch schon er die drei unteren Gradus dedicirt ha-
ben, während die eigentliche Dedication des Ganzen im J. 80
durch Titus geschah, und die gänzliche Vollendung erst durch
Domitian erfolgte '^). Von seinen späteren Schicksalen er-
fahrt man , dass unter Antoninus Pius eine Restanration er-,
folgte (lul. Cap. Ant. P. 8.); dass unter Macrinus am Tage
der Vulcanalia der Blitz einschlug und der oberste Thail weg-
brannte, was sich wohl daraus erklärt, dass die oberste Gal-
lerie zum Theile und vielleicht auch, wie im Circus, die obe-
ren Sitzreihen von Holz waren. Die Beschädigung soll sehr
bedeutend gewesen sein, und viele Jahre wurden die Spiele
im Stadium gehalten ^^). Elagabal unternahm die Wiederher-
stellung (Lamprid. Hei. 17.), aber beendigt wurde sie wohl
erst durch Aleicander Severus (Lamprid. Ah 24.). Ein
1494) Die Maasse giebt Melchiorri, dem ich folge, weil altere Mes-
soDgeD weniger richtig scheinen, wie folget: äusserer Umfang, 1641FiiS8
(röm.), Höbe, 157 F. Die lange Axe, 581 F., die kurze 481. Die
lange Axe der Arena, !^85 F., die kurze , 182 F. Umfang derselben,
748 F. Genauigkeit scheint auch in diesen Maassen nicht Statt zu
Hoden; aber im Allgemeinen lassen sich die Verhältnisse darnach be-
nrtheilen. Die Zahl der Zuschauer, die es fassen konnte, wird von
der Notitia auf 87,000 angegeben , was der GrSsse vollkommen ent-
sprechen mag.
95) So giebt es der Catal. Imp. Vienn. p. 243 Rone. an.
Er sagt unter Vespasian : ffic prior tribus gradibus amphitheatntm
dedicavit. Unter Titus : Hie amphitheatrum a tribus gradibtu Pa-
tris sui duo* adieeit. Unter Domitians Bauten nennt er: Amphithe-
atrutn usgue ad elypea. Ich kann hinsichtlich der Anwendung dieser
Worte auf die €onstruction des Amphitheaters nur auf die unten zu
nennenden beschreibeoden «od untersuchenden Schriften verweisen;
nur das muss ich bemerken , dass die Worte , amphitheatrum usqu^
ad elypea schwerlich von blosser Aufhängung bronzener Schilde ver-
standen werden können, sondern nur von einer Fortsetzung und Voll-
endung des Baues. Von der Dedication durch Titus sprechen Sne ton.
Tit. 7. Dio Cass. LXVI, 25. Vgl. Aurel. Vict. Caes. 9, 7.
Pausanias V, 12, 4. schreibt das Amphitheater gar dem Traian zu;
denn nichts anderes ist das &iaxQOv fiiya xvttXorfQsQ Travraxo^ev.
96) Dio Cass. LXXVIII^ 25. to r« ^iargov^ro xvvtfyeTUtap
ntgawoie iv alxfl toüv 'HaaiOTfiaw if'-^(^<f ßhj^h ottw naxsipXijfitj,
w9tB Vfjv %9 ovo* n$Qißoh>iv atfzov TToiaav xa2 ca iv rt} rov ttvttXov
idaaet navxa naxaxavdijvai , fcojc xovxov xa Xotna nv^w&ivxa d'gav»
o&tfpai, — futl iv fii^tt xal avxo rouxo ncQuyivexo , o^ev ^ d'da vtSv
fiorofiaxwiv iv nf otadi^ inl noUxt txtj ijiliod'tf. Vgl. Hieron.
p. 471 Rone. Catal. Imp. Vienn. p. 245.
683
ähnliches Schicksal traf das Gebäude unter Decins (Hieron.
p. 475.) ; aber bald nachher wird es wieder gebraucht und p>is
in das sechste Jahrhundert Verden Thiei^efechte darin gehal-
ten. Wie es späterhin zur Festung gemacht wurde ; wie dann
die römische Barbarei ron seinen Steinen neue Paläste (die
Cancelleria und Palazzo Famese) gebaut hat , kann hier nicht
erzählt werden i^*'). Jetzt noch ist die gewaltige Ruine des
Colosseum **) unter den Denkmälern römischer Grösse
Gegenstand besonderer Bewunderung; die äussere vier Stock-
werke hohe Mauer steht aber nur auf der nordöstlichen Seite,
ungefähr yg des Ganzen. — Dass ausserdem die Notitia noch
ein Amphitheatrum Castrense erwähnt, und dass sich
in der Stadtmauer bei S. Croce die Ruine eines Amphitheaters
findet, welches nicht füglich das Castrense sein kann , davon
ist schon oben (S. 549 ff.) die Rede gewesen.
Die Thermen.
Zu den wesentlichsten Bedürfnissen gehörte iur den Rö-
mer das tägliche Bad, und schon die einfache Sitte der besse-
ren republikanischen Zeit kennt nicht nur in den Häusern der
Reicheren besondere für diesen Zweck getroffene Einrichtun-
gen, sondern es gab auch zahlreiche Anstalten, in denen jeder-
mann für Bezahlung einer Kleinigkeit baden konnte : sämmt-
lich Privatunternehmen, die jedoch gewissermassen unter poli-
zeilicher Aufsicht standen **). Der spätere Luxus hat die
Ansprüche, welche man an solche Anstalten machte, unendlich
gesteigert und so sind aus ihnen die öffentlichen Thermen ber-
ühr) Die ziemlich reichhaltige Literatur ist bei Nibby, d&ll^
jinßieatro Flavio, Anhang zu Nardini. I. p. 1^33. Dacbzaseheo. Hia-
zuznfögen ist noch F e a , Noti%ie degli scavi nelf Jijtßteatro Flavio,
Rom. 1813. BuDsen, Beschr. d. St. R, III A. S. 319 fif. Die voll-
ständigste Geschichte des Gebäudes bis auf die neueste Zeit giebt
Nibby.
98) Der Name Colosseum (eigentlich Colisaeus) findet sich zu-
erst bei Beda. s. Nibby p.JtSS. Ob er von der Grösse des Baues,
oder von dem Coloss des Nero, der daneben stand, herzuleiten sei,
darüber sind die Meinungen getheiltf aber das Letztere scheint
richtiger.
99) S. Becker, Galius od. Rom. Scenen. IL S. 12.
, — 684
yoTgeg^ngeUi £i Bebeii itu Hattptsweoken dcB Bads uüd der
Gymaastik UnterhalUiDg aller Art zd bieten bestimmt waren.
Sie ersteo solcher Thermen » welche zur uiientgeltUchen Be*
BuUuing offen standen ^^^o)» legte Agrippa im Marsfetde an^
im Rucken des Pantheon, wie S« 634. gezeigt worden ist ')•
Wir sind berechtigt, ron dem gleichseitig erbaueten Pantheon
auf die geschmackvolle Pracht dieser Thermen zn schliessen f
gleichwohl sind sie doch durch nachfolgende noch ausgedehU'^
tere und prächtigere Anlagen etwas yerdunkelt worden , und
werden im Vergleiche zu diesen weuiger genannt« Sie waren
auch unter den Gebäuden, welche unter Tittis tom Feuer lit-
ten, doch müssen sie sehr schnell Wiederhergestellt worden
sein, da Martial sie fortwährend erwähnt *). Sie haben sich
auch bis in späte Zeit erhalten, und werden von der Notitia
genannt. Vgl. was unten über die Commodianae gesagt wird.
Nahe den Thermen des Agrippa, und yielleicht an sie
grenzend bauete Nero die seidigen. Es ist schon oben
(S. 679.) geäussert worden, dass diese Anlage wahrscheinlich
mit der Einführung griechischer Spiele zusammenhing, und
daher wird auch ausdrücklich gesagt, dass er Thermen und
ein Gymnasium erimuete ^). Diese Nachricht ist um so
iSOO) E« wftT »eboB frfih«r seaekeb««, dass MäBMi*, «r«lcb« di«
Volksgunst suchten, auf einzelne Tage freies Bad und Ocl gewährten,
i. Caliui, S. 48. Vea Agrifpa Mgt Dlo Ca««. LCV, tf. ital tüte
f^y (hei seinem Tode) w^^r»»« t« 9ipiat fal to fiu^u&v to Mr«w-
uov avTOv xariLnev, wate Trgoitta avtovc Xova&ai, x^9^^ tiva is tovro
t» uivrovüTä» 3ovi. Das darf gewiss nicht se verstudeu irerdes, Ms
sei das Bad in Agrippa's Thermen erst nach seinem Tode frei gewe-
sen. Vielmehr bestimmle nur das Testament, dass auch fernerhin das
^Qotna Xova^ai Statt ßnden sollte , und deshalb waren gewisse Ein-
künfte angewiesen, von denen der unvermeidliche Aufwand bestritten
werden sollte. Dagegen darf diaa nieht aiiBehaieD, dass ia allen Ther-
men der folgenden Zeit uoentgeltlieh gebadet worden sei; aber es
wurde nur eine Kleinigkeit geaahlt. Aiieh in denen Agrippa's ist ea
vennuthUch späterbin so gewesen«
O Wegen der Dedicatioe s. Die Cass. Uli, %7, Vgl. ^iin.
XXXIV, 8. n. 62. XXXV, 4, 9. XXXVI, 23, 64.
^) Z. B. in, 20, 15. 36, 6. Wenn daher vott Spart. Hadr. 19.
uBler den von diesem Kaiser wiederbergestelltea Gebäiidett auch daa
iavaorum Agrippa^ genannt wird, so mnss daa von einer abermaligen
Restnnraiiett vcf standen werden.
3) Tacit. Ann. XIV, 47. Gymnatium eo anno dedieahm «
Nerone praeMumque ohtim ^quiU ae senaiui, Grmca facilitaU,
wiohciger, aU sieh eben daraas Folgerungen fiir die Bedentang
der Piazza Navona ziehen lassen (8. 670.). Denn mehrfachen
Zeognissen zufolge erftahren die Thermae Neronianae
dareh Alexander Sererus eine Bmenemng, und wurden seiU
dem Thermae Alexandrinae genannt ^^<)^). Diese Ale*
xandrinae aber müssen an der (jstlieheo Längenseite der Piazza
Navona gelegen haben, da der Anonymus von Einsiedln sie
dreimal zwischen dieser (Cireus flamineus) und der Rotanda
oder dem Pantheon bei 8. Eustaohio anführt. S. Anm. 1390.
Haken wir nun oben gesehen, dass Alexander aooh das Sta*
dinm erneuerte (S. 671.), so ist der Schluss sehr natflrlieb,
dass dieses schon trüber mit den neronisohen Thermen verboa»
den war, und dass wir eben darin den wesentlichsten Theil
des Gymnasium Neronis zu erkennen haben. Demnach
würden die Thermae Neronianae zwischen das Pantheon und
Piazza Navona um 8. Sustachio zu setzen sein und sie mögen
sich in ihrer wahrscheinlich durch Alexander erhaltenen Erweit^
rung bis Piazza Madama und 8. Luigi de^ Francesi erstreckt
haben« Die häuBgen comparativen Erwähnungen der Dick*
ter *) lassen vermuthen, dass die Anlage prächtig genug ge-
Das scbliesst also die Bfider ein. Dagegen unterscheidet Sa e ton.
Jier. 12. JnstituU et quin^uennah eertam^n primuß oMnnim Ramae
more Graeco iriplex: musicum, gymnicum ^ equestre ^ quod appella-
Vit Neronia. Dedicatisque thermit atque gymnasio tenatui
quoque et equiti oleum praebuit. Vgl. Aur. Vict. Epit. S. Hie-
rop. p. 433 Rone.
1504) So sagt ausdriieklieh Gassiod. Chron. t. II. p. 194 Rone«
(Crassos et Balbns) His Coes. thermae a Nerone aedißeatae , quae
Neronianas appellavit, euiut odio mutato voeabuio nunc Alexandri-
nae nominanluT' and p. 209. vnter Alexander (Albiaiu et Maximns)
His Coss. Thermae Neronianae Aleaoandriuae voeatae sunt. Im Ca-
tai. Inp. Vicna. p. !^43. stekt aar: Et Thermae Alexandrinae de-
dicatae sunt. Eben so bei Hieron. p. 473. (J. *?29) Thermae A(^
»andrinae Romae aed^/lcatae. Alle diese Naebrichten finden ihre Ver-
einigang in den, was Lamprid. Alex. %$. schreibt: Opera veterum
principum instauranit: ipse nova multa eonstituit: in his thermae
nominis sui iuxta eas^ quae Neronianae fiierunt, aqua indueia^ quae
Aleaandrina nunc dieitur. Darnach seheint es klar, dass Alexander
sieht nar die neronisohen Thermen wiederherstellte, sondern aacb ih-
nen dnrch einen Neubau eine grossere Ausdehnung gab, und dass seit-
dem die vereinigte Anlage Thermae Alexandrinae genannt wurde. Vgl.
Aurel. Vict. Gaes. 24.
5) Martini. II, 48, 8. IH, 25. Vfl, 34, 5. XII, 83, 5. S tat. Sil y.
I, 5, 62.
wesen sein mag ; die spätere Zeit aber kennt keine Thenote
Nerouianae : an ihre Stelle sind die Alexandrinae getreten und
daher werden auch nur diese von der Notitia sowohl in der
Reg. IX. als im Summarium genannt.
Die dritten Thermen ^^^^) wurden von Titus auf dem
Esquilin, nahe beim Amphitheater erbaut, wo früher ein Theil
der zur aurea domus gehörigen Anlagen gewesen war ').
Von ihnen sind noch viele Ruinen vorhanden, aber Ruinen,
die durch ihre Beschaffenheit den Topographen schwer lösbare
Räthsel aufgegeben haben. Es ist nämlich unverkennbar, dass
der eigentlicbe Bau der Thermen über den Trümmern eines
grossen älteren Gebäudes errichtet ist. Das hat schon Pal -
ladio gefunden, in dessen Zeit es noch möglich war, einen
Plan der ganzen Anlage aufzunehmen. Dieser Plan zeigt drei
verschiedene Gebäude, 1) den alten unteren Bau ; 2) die dar^
über liegende grosse Anlage der Theny en ; 3) an deren öst-
licher Seite über der Via di S. Lucia in selci schräg nach S.
Martino sich ausdehnend eine ähnliche , aber um Vieles klei-
nere Anlage. Palladio^s Plan ist durch ein von Canina ent-
decktes Stück der capitolinischen Fragmente ^) , das völlig
damit übereinstimmt , auf das Erwünschteste beglaubigt , und
es kömmt nur darauf an, die Gebäude richtig zu erklären.
Mit einem höchst ungenügenden Raisonnement hat Piale ')
1506) Martlal. X, 51, II. HI, 20, !«• Ob anch 11, 14, 14. mit
Sehneidewin zu lesen »ein mochte: Nam temisjterum ihermts ite-
rumqve lavatur., das bedarf doch noch der Erwagang^.
7) Hartial. Spect. 2.
Mio, ubi miramur veioeia tnunera, thermas,
Ahstulerat tnüerü tecta superbus ager,
8) S. Memorie Romane di Antiehitä e di Belle Arti, Rom. 1825.
9) Delle Terme Traiane dette dal volgo erroneamente di Tito,
Rom. 1832. (1827.) Vorangegangen war ihm De Romanis, Le an-
iiehe eamere Esquiline dette eommunemente deile Terme di Tito.
Rom. 1822. fol. Auch Nie bahr, Besckr. d. St, R. III B. S. 221.
hat sich zu dieser Ansicht verleiten lassen. Er scheini Palladio*8
Plan der sich in Borlingtons Sammlung der Pläne Palladio's
befinden soll, nicht gekannt zu haben. Piale hat ihn seiner Abhandlung
beigeriigt. Bnrlingtons Werk habe ich nicht gesehen. Die Pläne der
beiden Thermen nach Palladio finden sich , wiewohl abweichend und
getrennt auch ia Cameron, The Batht of the Romans. Loud. 1772.
Fol. pl. VII. X. p. 55. und Le Terme dei Romani ditegnate da Andr.
«87
za beweken gesvcht, dass die Thermen des Titas gar niebt
hier, sondern unten im Thale gewesen , nnd dass die grosse
obere Raine den Thermen Trajans angehöre, die auf einem
Baue der domas aurea stehen : die kleinere Anlage bezeichnet
er als den Palast des Titos. Seine durchaus anhallbare Be-
weisfiihrang kann hier nicht im Einzelnen widerlegt werden ;
es genügt vielmehr zu zeigen, dass Canina vollkommen Recht
hat, wenn er die grossen Thermen als die des Titas, den klei-
neren Ban als die Thermae Traiani benennt. — Dass
Trajan Thermen baaete, ist anbezweifelt, nnd eben so gewiss,
dass sie nicht an die Stelle der Titasthermen traten , sondern
beide selbständig neben einander bestanden. Denn nicht nur
nennt die Notitia in der Reg. IIL Thermas Titianas^ et
Traianas^ sondern sie werden eben so auch von den Chroni-
sten gleichzeitig angeführt. Dabei mnss man jedenfalls anneh-
men, dass durch Trajan auch dieTitusthermen eine umfassende
Restauration erfahren haben, was bei einem in der Eile aufge-
führten und vielleicht vor der Vollendung dedicirlen Gebäude
nicht auffallen kann ^^^^). Höchst merkwürdig ist es nun, dass
die Chronisten einstimmig den Bau beider in die Regierung
Domitians setzen und Cassiodor ausdrücklich das Jahr 90
nennt ^^). Daraus scheint hervorzugehen, dass Trajan den
Bau der einen, wie der anderen, nicht als Kaiser, sondern
schon nach seinem zweiten Consulate ausführte $ und wurden
Palladio e ripubbl, da 0. B. Scamozzi. Vicenza. 1785. Uv. V. Vif.
p. 18. — Werke, welche vorzüglich sich mit den Malereien fler Raiocn
beschäftigen, sind Carletti, Le antiche camere delle Terms dt
Tito, Rom. 1776. Ponce, Deser. des bains de Titus, Par. 1786.
1510) Saeton. Tit. 7. Amphiikeairo dedicato thermisque
iuxta celeriter exetructis. Daher auch bei Martial veioeia
munera. Vgl. Dio Cass. LXVI, 25.
11) Gasaiod. Chron. t. II. p. 197 Rone. Catal. Imp. Vienn.
p. 243. Hieron. t. I. p. 443. Neben den Trajansthermen weiden die
des Titus anch in der bekannten Inschrift dea Ursns Togatns genannt.
Grnt. DCXXXVII, 1. OrelL 2591. Graer. thes. Ant. Rom. XII.
p. 394. Anth. lat. 890. Meyer.
Vrtue TogatuM vitrea gut primus piia
Lust dßcenter cum meis lusoribvs
Laudante populo maximis eiamoribus.
Thermis Traiani, tkermu Agrippae et Titi.
Multum et Neronis.
mui bei4e ficht m einander i^leidizeitig von ihm gahaot^ so ist
es auch sehr Jlrklärlicb^ dass die ganze Anlage anf seine Rech-
nang kommen konnte ^^^% wenn aveh fiir die ältere immer der
Name der Titasthemen blieb. Welehe von beiden Anlagen
nun als Thermae Traianae zu benennen sei , das geht deutlich
daraus hervor, dass Anastasios die Kirche S. Martino de^
Monti itupia Therma» Traianas erbaut werden lässt ^*).
Das können nur die kleineren Thermen sein, die bis gegen
jene Kirche sich erslreekten, während die grossen viel ent-*
fernter davon liegen. — Blan kann nun freilich nicht ohne
Ciriind fragen, was Trajan bewogen haben möge, den von ihm
15U) Ich sedeoke hier der in mehr als einer Hinsieht anfTalliscn
Angabe des Pansanias, der von Trajan V, 12, 4. sagt: onoaa 8^
avTOv, Kod d-iargor jüya mv^ioTS^is navTa^od^ev^ aal oU
tBo96ftijfin h limtov Sifoftovs, ntffoiJKov luü ig Svo oraSlaiv ft^xos.
Wenn man damit Pio Gass. UXIX, 4« Tergleicht: *Anolko9mQo» cov
o^j^irixTOva , fov t^v ayoqav «eü ro ^SeioVy ro r« yvuvaatoVf za zov
7^^»v^^v ftouifiara iv rj I^f^jj naTaox^vdoaPTa. so konnte man das
&iaT^ov fdr das t^dilov nehmen ) aber dieses konnte doch nicht «mcIo-
re^h nawaxod-av sein. Vielmehr kann nur das Amphitheater verstan*
aan werden, und konnte Paosanias dieses 4em Trajan zosehreiben,
vm wie viel mehr nicht die Thermen. Uebni^ens ist such das Maaas
des Circtts in jedem Falle unrichtig.
13) Vit. Symmachi. p. 88 Blancb. Intra cioitatem Romanam
^ßnlieam sanetarum Sihettri 0t Martini « fundamento construseit
iuxta Thermat Traianas. In der Vita Silvestri p. ;34.
heisst es ^«forf« Thermas Domitianas,; mit welchem Rechte, ist
unklar ; nur so viel ist gewiss, dass es eben die Trjyanstherraen sind.
Das beweisen die von Piale nach Scamoazi ans der Sy nod. Rom. 11.
angerahrlen Worte : Fenerunt omnes Presbyteri urhis Romae et Dia-
eoni omnes ^U, intra Thermat Domitianas, quae nunc Traianae,
und anderwärts: quae eognominantnr Traianae, Uebrigcns ist auch
dicht bei S. Martino folgende Inschrift gefunden worden ; IVLIVS FB-
LIX CAMPANIANVS V. C. PRAEFECTVS VRBI AD AVGENDAM
TMMiA^VM TBAIANARVM CRATIAM CONLOCAVIT. Dieser Lage
widerstreiten auch keinesweges die Erwähnungen bei dem Anony-
mus von Einsiedln. Er kömmt von S. Lacia und nennt Thermae
iraiani ad vineula (S. Pietro in vincoU). Man muss notbwendig schrei-
ben Thermae traiani. ad vineula ; denn die Thermen durch die Rir-
ohe näher zn bezeichnen, kann ihm nicht einfallen. Wenn er ein an-
deres Mal vom Forum kommend sagt Palatium Traiani (d. sind die
Thermen), i^^ ^^ vineula,, so muss man seine unbestimmte Weise,
die Punkte anzugeben, kennen, um das natürlieh zu finden. So nennt
er noch einmal erst j4d vineula, dann Palatium Traiani, Es ist aber
Überhaupt wahrscheinlieh^ dass bei ihm die ganze Anlage der Thermen
Thermae Traiani heisst, wenn er nicht etwa gar die grSssere durch
palatium, die kleinere durch Thermae Traiani bezeichnet.
689
neu gebauten grossen Tltusthermen diese verhältnissmä^sig
viel nnbedeutenderen Bäder anzufügen? Auch darüber giebi
eine Meldung des Catal. Imp. Vienn. erwünschten Auf-
schluss. Die heillose Sittenverderbniss des ersten Jahrhun-
derts hatte es längst sugelassen, dass Männer und Frauen ge-
meinschafUich badeten. Wir erfahren, dass unter Hadrian
ein Verbot dagegen erging '^'^); aber es war schwerlich das
erste, sondern nur eine Wiederholung, wie dergleichen neue
Einschärfungen auch später vorkommen, ohne, wie es scheint,
das Uebel ausrotten zu können. Nun heisst es im Catal.
p. 244. unter Trajan : Hoc Imper. muUeres in Termü Tra--
iams laterunt.^ und so scheint es ganz klar, dass Trajan den
Titttsthennen ein Franenbad hinzufiigte ; gerade wie wir Män-
nerbad und Frauenbad in Pompeji dicht an einander finden. —
Demnach wird man den Namen Thermae Titi für die grössere
Anlage nicht antasten dürfen, und die kleinere für das von Tra-
jan hinzugefügte Frauenbad ansehen müssen.
Einige Schwierigkeit machen wiederum die Thermae
Commodianae. Es wird erzählt, dass Cleander, der mäch-
tige Freigelassene des Commodus, grosse Thermen erbaut
habe und dass sie in des Kaisers Namen dedicirt wurden i^).
Nun führt, wie schon oben (S. 648. mit Anm. 1390.) bemerkt
worden ist, der Anonymus Thermen des Commodus an einei
Stelle an, wo für sie gar kein Platz sein kann, wenn man
nicht die Thermen des Agrippa darunter verstehen will. Da-
gegen sind die Thermae Commodianae von der Nolitia in der
ersten Region verzeichnet und man muss also vielleicht anneh-
men, dass die Agrippinae von Commodus erneuert und aus
Missverständniss der Dedicationsinschrift nach ihm benannt
wurden. Indessen bleibt dieser Punkt sehr ungewiss , zumal
da Lampridius sagt, dass nach Commodus Tode sein Name
von allen Monumenten getilgt wurde, was freilich nicht aus-
1514) S. Becker, Gallut od. Rom. Seen. 11. S. 49.
15) Lamprid. Comm. 17. Opera etus praeter lavaerum, guod
pleander nomine iptius fecerat, nulia exeiant; ted nomen eins aiie-
nie operibus incieum senatue erasit. Herodlao. I, 12. Uieroo. p.
465. Cassiod. Ghron. p. ;^05. Catal. Imp. Vieno. p. ^4.
44
690
schUesflt, dass er durch Septimius Severas ^,odio senatus**
wiederhergestellt worden sein konnte.
Zunächst auf die Gommodianae folgen der Zeit nach die
Thermae Severianae, die von Lamprid. Seven t9.
und den Chronisten >^^^) erwähnt werden» und von der Noti-
tia in der Reg. I. verzeichnet sind.
Von grösserer Bedeutung waren die von Caracalla er-
baneten Antoninianae, deren ungeheuere Trümmer noch
jetzt unter S. Balbina in Erstaunen setzen, wie denn schon
das spätere Alterthum den grossen Saal derselben für UBoach-
ahmbar erklärte ^^. Die Dedication war durch Caracalla er«
folgt, aber Elagabal bauete die äusseren Porticus, die erst
von Alexander vollendet wurden **). Unter Aurelian litten
sie durch einen Brand und wurden tob diesem Kaiser wieder-
hergestellt. Catal. Imp. p. 246.
Sehr verworren sind die Nachrichten über die Thermen
des Aventin. Das Curiosum urb. Rom. nennt Tkermas
Syres (Surae) et Decianas, während die übrigen Ausgaben
der Notitia haben Thermas f^arianas et Deeianas. Es wurde
das unbedenklich in Suranas verwandelt werden können, wie
das Summarium der Notitia hat , in welchem jene Farianae
durchgängig fehlen, wenn nicht unweit Porta S. Paolo eine
Bleiröhre mit dem Namen der Thermae Farianae gefunden
sein sollte (S. 463.). Demungeachtet möchte ich eher an eine
Verfälschung durch falsches Lesen glauben, als . solche Ther-
men annehmen, von denen das ganze Alterthum schweigt.
Denn Elagabal, dessen eigentlicher Name Varins war, soll
zwar ein von Caracalla begonnenes lavaerwn vollendet oder
doch den Bau fortgesetzt haben ; aber das sind eben jene gros-
sen Thermen unter S. Balbina, wie aus dem Zusätze tn vico
Sulpicio deutlich hervorgeht; denn der doppelte VicusSulpicins
lag nach der Basis Capitolina in der Reg. I. und an der Grenze
1516) Cassiod. Chpon. p. J06. Catal. Imp. p. 244. Hieron.
p. 46».
ir) Spart. Capac 9. Vgl. Sever. 2\. Cassiod. p. tWS.
Catal. Imp. p. 243. Hieron. p. 471.
18) Lamprid. Hcl. 17, Alex. JJ5.
091
üeser Region Regen die Thernen des Caracalla. — Deamack
dürften nur Thermae Suranae anzanehmen sein, d. i. das
schon S. 483. nachgewiesene Balneum Surae. Was aber die
Decianae anlangt, so fehlen sie zwar im Snmmarinm des
Cnriosum, allein vermnthlich nur aas Versehen 9 denn die eine
Hdschr. wenigstens überschreibt: Thermae JtT», während
nnr 10 aufgezählt werden. Dass aber Decius Thermen banete^
bezeugen die Chronisten i^^*).
Die ausgedehnteste Anlage dieser Art erhielt Rom durch
Diocletian, von dessen Thermen auf der Scheide des Vi-
minal und Quirinal noch jetzt die Ungeheuern Trümmer ste-
hen, die mehr als die kahlen Erwähnungen einiger Schrift-
steller *^) von ihnen zeugen. Ihnen folgten die Thermen C on-
stantins, die letzten, welche in Rom gebaut wurden >^).
Ihre Ruinen standen noch in Du Peracs '^) Zeit auf dem
Quirinal an der Stelle des Palazzo Rospigliosi ) jetzt sind sie
gänzlich verschwunden. — Bei diesen Thermen waren, aber
schwerlich von Anfange, die berühmten Colosse von Monte
Cavallo aufgestellt, bis sie Sixlus V. (1585 — 90) vor dem
Quirinalpalaste aufstellen liess ^>). Sie werden in doppelter
Hinsicht wohl immer Probleme bleiben: erstlich als Werke
der Kunst, welche die Lüge ihrer Hericunft aus dem Alter-
1519) Gassiod. Chron. p. 21). Eatrop. 9, 4. Im Gattl.
Imp. p. 246. steht allerdings: Hoc Imperat. Thermae Commodiana»
dedieatae eumi; allein die NoUtia oeanl ja beide in ganz verseliiedc-
neu Reg^ionen.
20} Vopise. Prob. 2. nennt sie in Bezo^^ anf die darin anfge-
stallte Bibiiotbeca Ulpia. Ausserdem erwähnt sie der Catal. Imp.
Viena. p. 2i7. nod die Notltia in der Reg. VI. Ihre Dedicalions-
insehrift, die sieh aveh in der Sammlang des Anonymus v. Blas. Sn*
det, s. bei Grat. CLXXVUI, 7. OrelK Insor. 1056.
21) Sie werden in Schriften kanm erwähnt. Aar. Vi et. Caes.
40, 27. j4 quo (Const.) etiam pott Cireut Maximus exeuUtu mirifiee,
atque ad lavandum institutum opus eaeteris haud multo dis-
par. Ausserdem nennt sie die No titln in der Reg. VI., nnd eine
bei den Trümmern gefundene, sehen von Poggio, de fortunae tt«-
rieiate urb, R, fol. 51 Bas. erwähnte Insehrift sprieht von einer Re-
stauration derselbea durch Petrooins Perpenna, der 443 Praefect war.
Grat. CLXXVII, 7. Orell. 1147.
22) Deren Ansicht giebt er FeeiigJ. t. 32.
23) S. Luc. Fauno, AnHeh, di R. IV, 8. p. 118. Andr. Fulv.
de Urb. antiq. p. 136. und vor Allen Platner. ßeeehr. d. Si. R»
III B. S. 404 Cf.
44*
tbame mit heriibergenommen haben '^^^), and gleichwohl dareh
ihren grandiosen Styl auf Originalität Anspruch zu haben schei-
nen; zweitens als topographische Fragezeichen, da diese
Werke wenigstens in Constantins Zeit nicht geschaffen werden
konnten, sie also wohl früher auch einen anderen SUndoii hat-
ten, und da selbst die Construction ihrer früheren Basen woU
darauf hinweisen mag, dass sie noch um ein Bedeutendes spä-
ter an die Thermen versetzt wurden. Die N o t i t i a nennt in
der Reg. VII. Equoi Tiridatis Regt's Armentorum (der be-
kanntlich zu Nero^s Zeit Rom besuchte). Es ist durch nichts
erwiesen, dass damit diese Colosse gemeint seien, wie die
Sage sie bezeichnet, der die Topographen des sechzehnten
Jahrhunderts folgen; aber es lässt sich, wie ich glaube, auch
kein genügender Gegenbeweis führen, und to werden beide
wohl immer zu den Problemen gehören.
Die Brücken.
Von den Verbindungen des jenseitigen Ufers mit der Stadt
hat bisher nur im Vorübergehen gesprochen werden können,
da die Brücken, durch welche sie hergestellt wurden, sich nur
gegenseitig erklären und daher im Zusammenhange betrachtet
sein wollen. Leider lassen uns über diesen so wichtigen Theil
der römischen Topographie die Nachrichten der Allen auf sehr
unerwünschte Weise im Stiche und von den acht oder neun
Brücken, die Rom gehabt haben mag, lassen sich kaum drei
ihrer Entstehung, Benennung und übrigen Geltung nach mit
Sicherheit nachweisen. Die meiste Schwierigkeit macht übri-
gens gerade die , für welche es nicht an zahlreichen Erwäh-
nungen, aber durchaus an bestimmter örtlicher Bezeichnung
1524) BekaDDtlich war die eine Grnppe als opus Phidtae, die andere
als opus Pra^i^^^' bezeichnet, wie das aof die neaea Basen iiberge-
nnfcen ist. Da>> ^>^^® Inschriften nicht im Mittelalter erfunden wor-
den sein können, liest auf der Hand ; vtebnehr haben sie zn der mit
naiver Icnoraoz erfondeoen Fabel Veranlassung gegeben, welche man
in den liirab. Rom. Monlf, Diar. Ital, p. 289. Effem, lett. I. p. 79.
findet. — Im Speeulum Rom. magn\f, zeigen zwei 1546 und 1550 ge-
stochene Rupfertafeln die Colosae von beiden Seiten in ihrem damali«
gen Znstande auf der Basis mit obigen Inschriften.
093
rdilty der Pons Sablicius, die SUeste aller römischen Brü-
cken. Sie war, wie die Geschichischreiber melden, von^An-
cos Marciiis erbaut, als er das laniculum befestigte [und durch
Schenkelmauem mit der Stadt verband ^^^^)j durchaus von Holz,
woher sich ihr Name schreibt. Man wird es nun jedenfalls
natürlich finden, dass diese Brücke, welche die einzige Ver-
bindnng mit der Festung des laniculum bilden sollte, innerhalb
der diesseitigen und jenseitigen Mauer, also zwischen Porta
IVigemina und Porta Carmentalis erbaut worden sei ; aber das
ist nicht die Ansicht der Topographen. Mit seltener lieber*
einstimmung nehmen alle an, dass sie weiter unterhalb am
Aventin, ziemlich unter S. Sabina gelegen habe, wo noch
jetzt bei niedrigem Wasserstande Pfeiler einer Brücke sichtbar
sein sollen ^^). Ich habe mich bis jetzt vergeblich bemüht, zu
ergründen, worauf eigentlich diese Annahme beruhe : ich finde
nur, dass Marliani, Urb. Rom. topogr, V, 14. sagt: ,,Ne-
que enim est cur non credamus haec fuisse huius pontis vesti-
gia, quamquam de eins loco varia traduntur.^% und dass Luc.
Fauno und Andr. Fulvius es geradehin annehmen, ohne
einen Grund dafür anzugeben. Ihnen sind alle Anderen ge-
folgt ^'). Zugleich wird angegeben, dass die Brücke später von ei-
. nem Aemilius von Stein gebaut worden sei und seitdem A e m i 1 i u s
oder Lepidi pons, endlich auchLapideus genannt wor-
den sei. Um die Unrichtigkeit dieser Behauptungen zu erwei-
sen, ist es nöthig, zunächst festzustellen, wie lange die Brücke
nicht nur Pons Sublicius gewannt worden, sondern wirklich
von Holz erbaut gewesen sein möge. Wir erfahren zunächst
1525) Liv. I, 33. id (lanicalam) non muro tolum, sed etiam oh
cammoditatem iHneris ponte suhlieio tum primum in Tiberi facto
eoniungi urhi placuit, Dionys. IIF, 45. IX, 68. Plntarcb. Num. 9.
26) Ich habe darüber in der Schrift De Romae vet. mur. atq,
port. p. 78 ff. aasnihrlich gesprochen, und musa mit einer einzigen
Abweichong bei den Ergebnissen jener Untersuchang stehen bleiben.
27) Das Beste über die römischen Brocken giebt Piale, degli
antiehi ponti di Roma. Rom. 1834. (1828.) Er hat richtig gesehen,
dass der Pons Sobiicias fortdauernd als hölseme Bracke bestanden
hat und dass der Aemilius verschieden von ihm ist; aber indem auch
er ohne alle Pröfang davon ausgeht, dass diese Brücke am Aventin <
gewesen sei und an der Aechtheit des falschea Victor nicht zweifelt,
hat sein Urtheil nicht richtig ausfallen klSnnen.
OM
von ihren Sohidualen, dass sie za wiederholten Malen bis iq
Augustus Zeit von den Wasserflathen weggerissen wurde ^^^^)j
was den Holzbau wahrscheinlich macht, aber nicht notkwen-
dig erweiset* Dagegen bezeogen unzweideutig und ausdriicfc-t
lieh das Bestehen der hölzernen Brücke in Augustus Zeil
und bis in seine letzten Regieningsjahre Varro, Diony«
sinsj Ovid ^^), und lange nach ihm Plinius^), waJu^
scheinlieh auch Plntarch) und wenn auch nicht überall so
ausdrückliche Erklärungen sich finden , so wird doch der Pens
Sublidus noch öfter erwähnt ^^); es wird berichtet, dass An-
toninus Pius ihn wiederherstellte 3^), und selbst die KoUtta
nennt ihn noch*
Der Beweis nun , dass der Sublicius späterhin von* Stein
erbaut und nach dem Erbauer Aemilios genannt worden sei,
glaubt manbeiPlutarch. Num, 9. zu finden. Er spricht
von der varronischen Etymologie der pantifiees und sagtt
1528) Dio Cass. XXXVH, 58. L, 8. Uli, 33.
%9) Varro L. L. V| 15. p. 87. Pont^ees — ego a ponte arhifrwr;
nam ab hU Sttblieiu9 est /aeiuM primum, ut restituhu taepe, cum
ideo Sacra et uls et eis Tiberim non medioeri ritu fiant, D i o d y s.
III, 45. K«} T^t/ ^vUvijv ylmvgav, i}V avhv jro^eov x«) ctSfjQOv ^ifii9 v^
mvtiuv d»aM(faTUO^at vcvy ^vitur, iiuivQf (Adcus) int&tirfu rf Tißi^t*
liyeraiy rjv a%Q $ rov nagovtoQ 8ta(pvXatT0vaiv ^ tegav tiv(u
9fOfiti^ovT*9, %l di ri> nov^oeuv cwt^g f^^^os, ot it^^etyrat &iQanaiovo^
&vaia9 Tiväs inATeXovvreg apta xy itaTaaxtvij narQiovg. Endlich eia
ebenfalls ganz anzweidentiges Zeog^niss bei Ovid. Fast. V, 622.
Tune fuoque prUegrum virgo simitiaera virorum
Mittere roboreo scirpea port te solet.
30) Er spricht von der Verbindung des Balkenwerks ohne Eisen,
XXXVI, 15, 23. Quod item Romae in ponte Subtieio religiosum
estf posteaqnam Coclite Horatio dtfendente aegre revulsus est. Es
war unmöglich, sich so auszudrücken, wenn die Brücke damals nicht
mehr von Holz war.
31) Tacit. Bist. I, 86. (Tiberis) qui immenso auetu proruto
ponte Sublicio ac strage obstantis molis r^usus non modo iacentia
et plana urbis loca, sed secura huiusmodi easuum implevit, S e n e ca
de vita beata 25. In Sublieium pontemme trans/er et inter egen-
tes me abige* Vgl. über diesen Aufenthalt der Bettler die angef. Sehr.
S. 79.
32) I Q i. C a p i t. Anton. P. 8. Unter den vom Kaiser erneuer-
ten Bauwerken wird auch genannt pons Sublicius. Man kann freilich
allenfalls annehmen, es sei der einmal übliehe Name auch einer stei-
Mraen Brüeke gebUeben ; aber niehts aöthlgt dasa ; vielmehr spricht,
was PluUrch darüber sagt, ganz dagegen.
f
— ess —
iJMWmff TOlG UQcvoiy* Ov ydg &efn%6y iXX inä'^
Qu%%^ ^y€ia&a$ *P(a/i>alovg %^¥ nawdXvoir t^s
Oi&ijdov xatrd i^ %i Xoyioy avyy$YOfktpiod'tti iid täv £t;-
lay. *H d\ ii&iifii noXXolg va%%QOv iieigyda&ii
XQ6yoi£ vn jilfiiXiowifi^Tevovtog^^^^). Ov fM,^^
aXkd %a\ vf^v ivXlr^ t cSv No/ia XQ^^^ dnoX^lnta&ai
Xiyavüiv, vnd Magniov %av lQo§Jbi Svya^q^dw ßaadevav^
toQ dnc%$Xea&€iifay. Die Stelle ist allerdings etwas unklar ;
aber das ist unverkennbar, dass Platarcb von etwas Bestehen-
dem spricht, was auch der Infinitiv avyy9yof»g>AQ&a$ ver-
langt; und wie hätte er auch in dem Augenblicke, wo er sagt,
dass die hölzerne Brücke für heilig gelte (auch Dionysius sagt
Uffdp elvai yof$iiovT9s) und immer für ihr Bestehen gesorgt
werden müsse, angeben können, dass AemiUnS sie von Stein
erbaut habe. Dazu kömmt, dass in der Zeit, wo etwa eine
steinerne Brücke an die Stelle der hölzernen hätte treten kön-
nen, es gar keine Censoren mehr gab. Denn die letzten Cen-
soren sah das Jahr 732$ Plinius aber — und man braucht gar
nicht so weit herabzugehen — Dionysins und Ovid , welche
beide später schrieben, kannten die hölzerne Brücke. Ueber-
diess findet sich der Name Pons Aemilius auch in den Fast.
Capran. und Amitern. XVI Kai. Sept. PORTVNO AD PON-
TBM ABMILIVM, und diese Fasten enthalten keine Angabe^ wel-
che über das zweite Regiernngsjahr des Tiberius hinausginge.
Demnach liegt die Verschiedenheit des steinernen Pons Aemi-
lius und des Sublicius am Tage, und es giebt keinen früheren
Beweis dafür, dass an seine Stelle eine steinerne Brücke ge-
treten sei, als die zweideutige Nachricht beiServius, der
zu Aen. VIII, 646. von Porsena sagt: cum per Subäcium
pottiemj hoc est ligneum^ qtd modo Lapideus dicitur.
1533) Die An8s>bea haben r€tfiii»0VT09, was offenbar fehlerhaft ist;
denn in keinem Falle war die Brücke von einem Qnastor, sondern
von einem Ceasor erbaut. Nibby emendirte deshalb TifMSrrosi ich
habe schon in der ans* Sehr, bemerkt, dass vielmehr zu lesen ist t«-
«96
transire conareiur. Bfaa müsste also annehmen, dasa im An-
fange des fünften Jahrhunderts es wirklich keinen Pons Sobli-
eius, sondern dafür eine steinerne Brücke gegeben habe, ob-
gleich die Notitia dagegen bedenklich machen kann. Ehe da-
von weiter gesprochen wird , ist auf den Aemilins zurückza-
kommen. Ich habe in der mehrerwähnlen Schrift die Vermn-
thung geäussert, dass man dabei an die Bracke zu denken habe,
deren Pfeiler M. Fulviiis Nobilior erbauete. dessen College in
der Censur M. Aemilius Lepidus war; nnd dass diess die
Brücke am Avenün gewesen sei, da sie in Verbindung mit
dem Hafen genannt wird ^^^). Denn dass die Aemilier an
den Bauten des Folvius Theil hatten, davon zeugt die Basilica,
die auch von Fulvius erbaut war, aber immer von den Aemi-
liem wiederhergestellt und nach ihnen benannt worden ist.
Es hat diess gewiss viel für sieb, zumal, da es für den Portu-
nus keine geeignetere Stelle geben kann, als am Hafen. Es
ist aber noch eine andere Annahme möglich, bei der sich viel-
leicht alle Nachrichten vereinigen lassen. Ovid sagt Fast.
VI, 471.
Pontibus et magno tuncta est celeberrima eirco
Areüy quae posito de bove nomen habet.
Das kann nicht von einer Brücke verstanden werden, son-
dern von Brücken: ein dichterischer Plural würde in sol-
cher Verbindung ganz unzulässig sein. Eine dieser Brücken
nun ist der Pons Sublicius ; die zweite kann keine andere sein,
als die, welche noch jetzt zur Hälfte wenig unterhalb der Ti-
berinsel S. Maria Egiziaca gegenüber steht und unter dem Na-
men Ponte rotto bekannt ist. Diese Brücke nennt die Gosmo-
graphie des Aethicus •*) potis Lepidi, mit dem Bemerken,
1534) Liv. XL, 51. M. FulviuM plura et matorü locavit usus^
Portum et pilat pontis in Tiheritny ' guibut pilit fornices
post aliquot annot P. Scipio J/ricanus et L. Mummius censoret lo-
eaveruni imponendos.
35) An der GrooovscheD knag. des Pomp. Mela vom J. 1722.
p. 716. Fluvioritm rex pulcher Tiberis, eui primatum aetemae urbis
notnae tingularit tribuit magnitudo , natdtur ex monte Apennino ;
eurrit millia CCCC. per urbem iocram geminatur et faeit insulam
regioni XIF, ubi duo pontes appellantur, Post iterum ubi unui ^-
feetus per poniem Lepidi, qui nunc abusive a plebe La»
«97
dass aus MissyerstSndniss gewcShnliph pons lapideus gesagt
werde. Es ist nun doch möglieb, dass diess der P^ons Ae-
milias war, der hier angeachtet des Sublicias erbant wurde,
am aa dem lebhaftesten Orte eine sichere Verbindung mit dem
jenseitigen Ufer zu haben, während der Sublicius nur aus re-
ligiösen Gründen erhalten wurde : es erklärt sich aber auch,
wie die Brücke vorzugsweise iapideus, im Gegensatze zu dem
nahen Sublicius genannt werden konnte ^^'^) ; endlich auch, wie
Plutarch i; Xid'ivfl sagen konnte, als habe es nur eine gege-
ben ; denn es kam nur die eine in Betracht, welche gleichsam f
Stelhrertreterin jener war «'). — Noch sind zwei Stellen zu V^
erwägen, aus welchen man yielleicht auf die Lage des Subli-
cius ausserhalb der Stadtmauer schliessen kö'nnte. Die erstere
istbeiPolyb. VI, 55. KouXfjv y^Q X^y^^^ *fOP !flQa%to3f
inixXfj&ivta 9iaymvtC6fiBVov nQog tvo %miß vnBvavvin¥ inl
tA uaravTtx^ tijc ycqyVQag Tre^ari, %ijg inl töv TißiQidog,
^ %9t%ai ngo rijg noXemg, inelnXij&og ini^BQOfAsvov
Mb tmr ßofj&ovyTmy rolg noXeploig, ißloav%at /nj ßtaad*
fH¥Oi naganiawoiv 9tg ttjv noXtr^ ßoav inioTQatpivra %olg
»aTontVf wg räy^og dvaywQtiaavxag itaanav xrjv yifpvgai^.
Allein ngo %ijg noXetog ist der natürlichste Ausdruck, den Po-
lybius von einer unmittelbar an der Stadt, also dicht davor ge-
legenen Brücke gebrauchen konnte ; es ist darum keinesweges
soviel als Hco vijg noXsmg oder nQ6 %mv nvXiv; vielmehr
geht auch aus den Worten fi'^ ßtaadf^ttvoi nuQaniaioaiy eis
Tijv noAift hervor , dass die Brücke die unmittelbare yeri>in-
dung des jenseitigen Ufers, des laniculum, mit der Stadt hW-*
dete, ohne dazwischen liegende Befestigung. — Noch weniger
pideus dicitur^ iuxta forum Boarium, quem Caeum di'
cunt (?)y transieiu adunatur, Uebrigens kana die BeoeonoD|^ Pont
Lepidi nur der spatestea Zeit aDgehÖreo: die Notitia kennt ihn nicht;
aber wenn der Name eines Aemilius Lepidns in der Dedication ent-
halten war, 80 konnte jene Benennung entstehen.
1536) MitSenrina steht äbrigrens in Widersproch der gleicbzeitig^e
MaerobinsSat. I, 11 extr. pont» qui nunc Sublicius dieitur; aber
das ist wohl einem älteren Grammatiker entnommen.
37) Mit dieser Lage des Aemilias verträgt sich auch am besten,
was von dem Leichname des Elagabal erzählt wird, Lamprid. Hei.
17.; obgleich das kein grosses Gewicht hat. Vgl. luven. VI, 32.
096
folgt aus der zweiten Sieile. £s sagt Appian. Civ« I, 38.
Kai SvXXag /üiß fde ÜOiXiaß nvXae (Caelimontana) %»l to
naQ* avjäg vslyoc M TiXt$ o%qa%im%my%a%BXifißuve,IIoi/^
n^ibe ih WS HokXipag Mqü^ viXsi * nal rglsor 4nl %i^v
ivXivfiP ydgwQtty ix»Q^h ^i thaffrop ngo %£p %$ix^3^ ^^
iiadoyj^v vnifjb€V9* tolg it vnoXoinoie 6 JEvXXag ig %^v fKo-
XdV i^dgat, doftj ual igyf noX^fjUov. Mdii würde ganz mit
Unrecht ans den letzten Worten, als Gegensatz genommen,
schliessen, dass die ^vXivtj yiffivga vor dem Thore gewesen
sei. An Thore, durch welche die Stadt hätte gesperrt werden
können, ist überiianpt in dieser Zeit nicht mehr zu denken,
und nicht vor der Caelimonuna und Collina lagen die Heeres*
abtheilungen, sondern sie hielten dieselben besetzt : so mnsste
auch die zum lanieulum führende Brücke besetzt werden, sie
mochte vor oder innerhalb der Trigeraina liegen. Die übrigen
Truppen aber führte SoUa zum Kampfe in der Stadt selbst. —
Daher mache man sich los von der ganz willkührlichen Annah*
me, dass der Pons Sublicius vor Porta Trigemina unter S. Sa-
bina gelegen habe , und denke ihn zwischen Ponte rotto und
dem Thore $ dann wird man auch die Schilderungen von der
Flucht beim Ueberfalle der Gallier viel angemessener fin-
den *"»>
Dass es übrigens schon, ehe M. Fulvius jene Pfeiler
baoete, mehr als eine Brücke in Rom gab, beweiset die
Erwähnung vom J. 560. Liv. XXXV, 21. Tiberü infestiore
guam przore impetu Hiatus urbi duo pontesj aedißda multa,
maxime circa portam Flumentanam everiit. Man vergleiche
auch lul. Obs. 75. (J. 597.) Pontis maximi tectum eolumnis
in Tiberim deiectum. Das ist jedenfalls von einer bedeckten
Brücke zu verstehen, und auf eine solche bezieht sich wahr-
scheinlich die auf Taf. V. n. 19. abgebildete Münze des M.
1538) Liy. V, 40. eaetettt inttr »e onere partito ferunt via, quae
Sublicio ponte dutit ad lanieulum. Valer. Max. \, 1, 10. Urbe enim
a Gallig capta , cum flamen Quirinalis virginegque FegfaUg gacra
onmre partito ferrent, eagque pontem Sublicintn tranggressag et eli-
vum^ qui ducit ad lanieulum , 9$cendere incipienteg L. Mvaniug — »
agpemigget etc.
w»
Ik^us Pdfikanns, a«f der attn unbegreiilicherweise die Roelfa
hal erkemien wollen« (S. Aftm« 488.)
Voa den äbrigen Brüeken lässt sich wenig Sicheres sagen.
Data die beiden die Tiberinsel mit den Ufern yeri>indendeo,
wegen der Benennung Inter du9$ pomtes schon in früher Zeit
vorhanden gedacht werden müssen, ist schon S. 653. bemerkt
worden* Die diesseitige (jetzt Ponte Qnattro capi) wurde
Pons Fabricius genannt, von ihren £rbauer (dem er-
sten?), wie ihn die Inschrift nennt ^^>») $ die jenseitige (jetstP.
S* Bartoiommeo) wird von den Antiquaren für den von der
Noiitia genannten Pons Cestius gehalten, und sie scheint
auch im Mittelalter den Namen geführt zu haben. Die daran
befindliche Inschrift, welche von einer Wiederherstellung uo-
ter Valentinian, Valens und Gratian herrührt, nennt sie Pons
Gratianus«^').
Ausser den genannten vier Brücken, Sublicius, Aemilios,
Fabricius und Cestius, nennt die Notitia deren noch vier : Ae-
Uusj uiureHuSf Mibmu und Proü*^). Von ihnen gehört
1539) L. PABRICIVS. C. F. CVR. VJAR. FAClVNDVM. COERAVIT
IDEMQVB. PROBAVIT. Bine zweit« iMohrift ftlt eiaer Wiedorber-
stellDDg : Q. LEPIDVS M. F. M. LOLLIV > M. F. COS. EX S. G.
PROBAVERVNT. Von dem Bave des Fabricins itai J. Cn. spricht Dio
Gas«. XXXVll» 45. ntU 17 fitfv(fa ^ h^lvtj ^ 17 h to v^owtov xh h
T(p Tt/fdgiSi ov (piqovaa^ xaTfoxevaad^ , ^aßQuUa tthjd^uaa. Es ist
nicht deokbar^ dass sie damals zuerst gelavt worden sei, man mosste
denn annehmen , dass der Name laier dnos pontes voa der späteren
Zeit falsch verstanden worden sei nnd sich %^v nicht anf die Insel*
brücken besiehe. Was der S c h 0 1. € r n q. z. Hör. S a t. il^ 3, 96.
jya Fabricio non tristem ponte reverti" sagt : hie autem pons dictus
est a Fahrieio eonsule conditorey qui nunc Lapideus nominatur iunetus
insulae Tiberinae., das ist g^anz irrig. S. Aom. 1534.
40) Nach den Titeln der Kaiser folgt : PONTEM. FELICfS. NO-
MINIS. GRATIANI. IN. VSVM. SENATVS. AG. POPVLI. ROM. CON-
STITVI. DBDICARIQ. IVSSERVNT. Sie war unter der Präfectnr des
Symmachns erbaut. Ammian. Marc. XXVII, 3. Symm. ep. V. 76.
X, ^5. Vgl. Nibby s. Nardlni. III. p. 3«0.
4t) Noch andere Namen kennt dasjifittelaiter. Im Lib. de ml-
rab. Rom. Montf. Diar. Itai. p. 284. liest man: Pontes isti sunt:
pons Milvius ; pons Adriannsy qui dicitur Judaeorum, quia ibi ludaei
habitant (Andere scheinen P. Fabricins oder P. Sisto so zu nennen) ;
pons Fabiani iuxta ipsum; pons Neumanus, pons Jntoninus; pons
GraOani; pons Senatorum; pons marmoreus Theodosii; et pons f^a-
ientinianus. Weniger unsinnig erscheint das Verzeichniss , wie es
Nibby in den Effem. lett. I. p. 76. hat abdrucken lassen: NU sunt
Pontes, Pons Milvius. Pons Adrianus^ P»n$ Neronianus, Pons Fabri-
700
der Hilvius (Ponte Molle), ganz ausser dem Bereiche der Stadt
gelegen, nicht hieher ; von den drei übrigen aber ist nur der
Aelius (jetzt P. S. Angelo) bekannt, von Hadrian bei der
Gründung seines Mausoleum erbaut ^^*% und gerade auf dieses
zuführend. Aber schon vor Hadrian fand eine Brückenver«
bindung mit dem Vatican Statt. Von einer solchen Brücke
finden sich noch die Trümmer bei S. Spirito ; sie führte nach
den Gärten desXaligula und Nero, und sie ist es jedenfalls,
welche die-Mirab. Rom. Pons Neronianus nennen.
Bei den Antiquaren heisst sie Pons Vaticanus und in wie
fem sie darüber die Via triumphalis gehen lassen P. Trium-
phalis. Es hat jedoch B uns en (Beschr. d. Si. R. IIA.
S. 6 ff.) genügend nachgewiesen , dass die Via triumphalis,
welche über den Monte Mario führte, nicht über diese Brücke
gelegt sein konnte, und er nimmt daher mit Piranesi den Pons
Triumphalis oberhalb des Aelius an, wo sich hinter Tordinone
noch Reste eines der Pfeiler finden sollen. Es ist wohl denk-
bar, dass nach Anlage des Aelius, wenn zugleich der Strasse
diese Richtung gegeben wurde, die ältere Brücke einging, und
auch der sogen. P. Neronianus scheint bald verschwunden zu
sein ; denn die Notitia nennt ihn nicht und in Procopius Zeit
bildete Hadrians Brücke die einzige Verbindung.
Der Pons Aurelius wird am wahrscheinlichsten von
der jetzt Ponte Sisto genannten Brücke verstanden, die nach
dem laniculum und der Porta Aurelia fahrte ^'). Sie wird im
Mittelalter Pons Antoninus genannt ^*), und die Erwäh-
eius. Pons Gratianus. Port» Senatorius. Pons Marmoreus Theodosii,
et Pons Falentinianus, Aber es ist sehr misslich, von dieseii Namen
Gebravch za machen, zumal da man nicht weiss, ob alie diese Briirken
in der Zeit der Abfassung als bestehend zu denken sind. Der Name
P. Senatorins bezeichnet Ponte rotto; bei den Antiquaren aneh
Pons Palati nus.
1542) S p a r t. H a d r. 19. Fecit et sui nominis pontem et sepulcrum
iuwta Tiberim. Der Anonymus von Einsiedln hat die Inschrift aufbe-
wahrt. Damals hiess die Brücke PonsS. Petri.
43) Man konnte freilich auch an die zum Vatican rührende Brü-
cke (Neronianus) denken , wenn die Via Aurelia nova darüber gelegt
war; allein dann fehlte im Verzeichnisse jedenfalls eine der unteren
Brücken.
44) S. die von Ntrdini III. p. 362. aus den Actis martyram an-
701
nong beider im sinnloseii VerzeieluiiMe der Mirabilia (wie es
bei Montfaaeon abgedrackt ist) hält mich nicht ab, auch den
Namen Valentinianns darauf zn beziehen, da ehedem eine
Inschrifk an den Pfeilern die Kaiser Valentinian , Valens und
Gratian nannte. Grat. CLX, 6. Ob, wie Piale meint, diese
Brücke von Caracalla erbaut war, um nach den Anlagen d^s
Septimius Severus zu fahren, und daher P. Antoninus geheis-
sen habe, darüber wage ich gar kein Urtheil ; Aurelius hiess
sie wenigstens deshalb in keinem Falle«
Es bleibt noch der von der Notitia genannte Pens Probi
übrig. Von ihm haben wir weiter gar keine Kunde; da aber
alle übrigen Namen entschieden anderen Brücken angehören,
so bleibt nur die Brücke am Aventin , auf welche der Name
bezogen werden kann. VieUeicht bezeichnet auch der Name
der Mirab. Pons Marmareus Theodosü keine andere Brücke;
denn dass die Pfeiler von Travertin waren, kann dabei nicht
in Betracht kommen.
Die Wasserleitungfcn "**).
's
Zu den bewundernswürdigsten Werken der Römer gehö-
ren die Anstalten, durch welche die Stadt mit Wasser versorgt
wurde. Aus weiter Feme zogen sich die Leitungen durch die
gefohrten Stellen. Der Name findet sich aaeli bei Anastas. Hadr.
p. 271 Blaoch. Der Name laaionleaflis stammt aar aus dem fal-
schen Victor.
1545) Ich moss hier ganz davon absehen, eine aasfuhrliche Darstel-
lang des Ganges der verschiedenen Leitoagen nnd ihrer Verzweignn-
gen in der Stadt zn geben. Abgesehen von dem Räume, den die Ua-
tersuchung über eine so verwickelte Materie iu Anspruch nehmen
wurde, gestehe ich anch , dieser Aufgabe durchaus nicht gewachsen
zu sein, indem dazu sehr specielle Forschungen ia der Campagna so-
wohl als in der SUdt erforderlich sind und überhaupt darüber mit ei-
niger Sicherheit nur in Rom selbst geschrieben werden kann. Ueber-
diess habe ich Cassio's Werk, Corso delle aeque. Rom. 1756. nicht
benutzen können, nnd was mir zu Gebote stand: Fabretti, de aquis
etaquaeduct. in Graev, thes, i. IV. Piranesi, Antich, Rom. t. I.
und was sich zerstreut bei Westphal, die römische Kampagne»
Berl. 1829. und Gell, Rome and iU vicinity. Lond. findet, ist
theilweise mehr verwirrend als zur. Klarheit führend. Der Zweck
dieses Abschnitts ist vielmehr eine Uebersicbt der sÜmmtlichen Was-
serleitungen zu geben, und anzudeuten, welche Theile der Stadt
hauptsächlich durch die einzelnen versorgt worden.
71»
Gampagna, ganze BSehe Wassers in mannshohen CanSlen anf
zahllosen hohen Bogen nach Rom führend, damit aoeh die
höchsten Punkte der Stadt des unendlichen Reichthums theil-*
hafUg würden. Und wie wir jetzt das Colossale dieser Werke
in den vorhandenen Trümmern anstaunen, so waren sie schon
im Alterthume Gegenstand der höchsten Bewunderung und
wurden zu dem Bedeutendsten gerechnet, wodurch sich römi-
sche Macht und römischer Unternehmungsgeist verkündete ^^*^).
Die erste Wasserleitung erhielt Rom 442 durch den Gen-
sor Appius Claudius Caecus, und sie wird daher Aqua Ap-
pia genannt^O* Sie begann nach Frontin. ^^) de aquaed.
5. an der Via Praenestina zwischen dem 7. und 8* Milliarium,
in agro Lucullano^ und reichte bis zu den Salinen ,^qvi loetts
est adPortam Trigeminam^^ Ihre Länge betrug 11,190 pas-
sus, und zwar 11,130 p. unter der Erde. Nur von Porta Ca-
pena an war sie 60 passus weit anf Bogen gefuhrt, durch wel-
che wahrscheinlich die XII portae gebildet wurden. S. 180.
Ihre Vertheilung begann „timo Publicio clwo ad portam Tri-
gemtnam.^*
Die zweite war der Anio vetus, 481 begonnen vom
Censor M\ Curius Dentatus ,,^0? manubiis de Pyrrho captis^^;
beendigt von M. Fulvius Flaccns. (Front. 6. Aur. Vi ct.
Vir. ill. 33.) Die Leitung begann oberhalb Tibur und hatte
eine Länge von 43 Miglien. Sie war fast ganz unter der Erde
geführt; nur 221 p. über der Erde. Sie tritt zwischen P. S.
1646) Plin. XXXVI, 15. o. 123. Quodsiquis diligentw oBMÜma-
V9rit aquarum abundantiam in publioo, balineü, domibtis, wripü^
hüftiif auburbanü, viiiis, tpatia advenientis, exstrueto$ areug, montes
perßfSMos, convalles aequatasy faiebitur nihil magis mirmndum fuiut
in toto orbe terrarum. Strabo V, 3. p. 360 (2^b). Tooovtop d* darl
jb ihaywytiiov vßwQ dia tvir vSQaytuysiwv y wart noxaftovQ ifia r^f
ftoXiitt^ xal vtüp vnovofiwv ^^^v$ anapav de ülxiav axtfSov Se^afttvag
mU oifpwvaQ Mal x^ovroug l^f^y aqt&Qvovg ». t, jl. V^|. die ooten
aazuföhreode SteUe aus Procop. Goth. I, 19.
47) Froatio. de aquaed. 5. Liv. IX, 29. Aar. Viel. Vir.
ill. 34., wo ralschlich der Anio angegebea wird.
48) Die hier gegebene Uebersicht schliesst sich flir die alteren
Leitnnj^en f^aaz der des Froatio an; so dass zuerst ihre chrooolog^i-
sehe Reihenfolge, dann ihre relatire Hohe, endlieh ihre Benutzan|p in
dea verschiedenen Stadttkeilen ia Betraebt k$«ifliL
7«S
Lorenzo und Haf^iore nahe bei der letzteren an die anrelia«
Bische Maaer*
Die dritte, Aqua Mar cia, eine der vortreHichsten '^**),
wurde von Q. Marcios Rex im Auftrage des Senats 606 er*
baut. Sie begann 36 Miglien von Rom, seitwärts der Via Va«
leria und hatte eine Länge von 61,710% p. Davon 7463 p«
über der Erde, nämlich 528 auf Substructionen und 6935 p.
auf Bogen geführt *^). Angustus führte ihr einen 800 pass.
ferner liegenden Quell hinzu, und diese Leitung , wekhe auch
der Afpia etwas abgab, wurde nach ihm Aqua Augusta
genannt, ohne als besondere gezählt zu werden. Frontin. 12.5.
Auf sie folgte im J. 627 die von den Censoren Cn. Ser-
vilins Caepio und L. Cassius Longinus gefasste Aqua Te-
pula, deren Ursprung zwei Miglien rechts vom zehnten Mil-
liarium der Via Latina war. Von ihrer früheren Leitung wird
nichts bekannt; als aber im J. 719 Agrippa einen neuen Was*
serschatz zwei Miglien rechts vom zwölften Milliarium dersel-
ben Via Latina als Aqua lulia fasste, vereinigte er ihn mit
der Tepula bis an die Piscina an der Via Latina. Von da aber
wurden beide getrennt in besonderen Canälen in Vereinigung
mit der Leitung der Marcia weiter geführt , so dass in dem
obersten Canale die lulia, in dem mittleren die Tepula , in dem
untersten die Marcia floss (Front. 8. 9. 19.). So gehen noch
jetzt die drei Canäle über Porta S. Lorenzo, indem die
dreifache Leitung unweit P. Maggiore an die aurelianiscbe
Mauer tritt.
Die sechste Wasserleitung war die Aqua Virgo *i),
1549) PI in. XXXf, 3, 24. ClarUsima aquarum omniutn in toto
orbe, ß*igoris saiubritatisque palma praeeonio (Irbis, Marcia est, inter
rßliqua deum munere Urbi tributa. StraboV, 3. p. 367 (2i0). ac di
*Pi»f*ijv noxl^ovzoi %di na^ct raika BvSontfiovvrog vdara» So aoeh Vi-
tmv. Vllf, 3, 1 Scfao. Piatarch. Goriol. 1. Propert. 111,22,24.
Martial. VI, 42, 16. Stat. Siiv. I, 5, 25. Sie warde von Agrippa,
wohl eben bei dem Baoe der lalia wiederhergestellt. DIo Gasn.
XLIX, 42.
50) So giebt es Prontio. 7. an. PI in. 1. 1. sagt: novem milU"
bus pass, fornieibus structis perdueta. Er hat auch die i&cherliche
Verwechselang des Q. Martina Res mit Ancus Marcias nicht verschmäht.
51) Der Name wird verschieden erliliirt. Frontin. 10. giebt an,
704
von Agrippa für den Zweck seiner Thermen naehRom geführt.
Sie war in einer sumpfigen Gegend am achten Milliariam der
Via CoUalina gefasst, und lief auf bedeutendem Umwege
grösstentheils unter der Erde bis zum Pincius, von wo sie auf
den unter den LucuUischen Gärten (S. 591.) beginnenden Bo-
gen weiter nach dem Marsfelde geführt war. Die ganze Länge
der Leitung betrug 14,105 pass. ""). Sie ist auf dem linken
Ufer die einzige alte Wasserleitung, welche, wiewohl sehr ge-
schmälert y noch der neuen Stadt zu Gute kömmt, und bildet
jetzt die schöne Fontana Trevi.
Als siebente kann man die Aqua Alsietina in der Re-
gio Transtiberina betrachten. Sie wurde von Augustus am
Lacus Alsietinus (Lago di Martignano) 6500 pass. recbtg vom
14. Milliarium der Via Claudia gebsst und in einer Länge von
22,172 pa$s« nach dem unter dem laniculus gelegenen Gebiete
gefiibrt. Sie lieferte das schlechteste Wasser; daher sie^ wie
Frontia meint, wohl nur ffir die Naumachie und zur Bewässe-
rung der Gärten bestimmt war.
Die achte wurde im J. 789 von Caligula begonnen und
803 von Claudius als Aqua Claudia dedicirt. Sie und die
zugleich gebauete Leitung des Anio novus waren die riesen-
haftesten Werke dieser Art. Die Claudia entstand aus zwei
reichhaltigen Quellen, Caerulus und Curtius nahe am 38. Mil-
liarium der Via Sublacensis , und nahm noch einen dritten
Quell, Albudinus, auf; alle drei von vorzüglicher Reinheit,
so dass ihr Wasser für das beste nach der Marcia galt, und
der Albudinus selbst zur Verstärkung derselben gebraucht
wurde ^^). Die Länge der ganzen Leitung betrug nicht we-
dass eioe Jaogfraa die Queilea c^eseigt habe, und dasselbe wird noch
irgendwo anders erzählt. Anders PI in. XXXI, 3, 25. und wiederum
verschieden Cassiod. Var. VII, 6.
1552) Frontin. 10. Dio Gass. LIV, II. Ihr Wasser galt fdr
besonders angenehm znm Bade. Piin. LI. Horum amnium compara-
tione differentia supra dicta deprehendiiur, cum quantum Firgo tathi^
tantum praestet Marcia hauttu. Vgl. Ovid. Trist. III, 12, 22.
Martial. V, 20, 9. VI, 42, 18. XI, 47, 6. Plinius klagt darüber, dass
in seiner Zeit beide Leitungen zu wenig Wasser mehr nach Rom selbst
führten, da ihnen schon vorher zu viel entzogen werde.
53) Frontin. 13. 14. Vgl. Sueton. Calig. 21. Claud. 20.
(.Iiiiipri4. Aleji^. 30.
705
niger ab 46,406 pass. and darunter waren 9567 pass. opere
areuato. Noch höher aufwärts am 42. Mllliarium der Vi.i
Soblacensis war der Anio n<^vus gefasst, zu dem am 38.
Mill. den Quellen der Claudia gegenüber noch der rivus Her-
culaneus kam. Unter allen Leitungen war diese die läng-
ste, nach Frontin. 15. 58,700 'pass. und hatte die höchsten
Bogen, zuweilen 109 Fnss hoch. Die Claudia und der Anio
novus kommen auf denselben Bogen über einander fliessend
zur Stadt, so dass der Canal des Letzteren der höhere ist.
Von ihrem Eintritte in die Stadt, von dem ihnen angehörigen,
zur Porta Praenestina benutzten Monumente und den Hortis
Pallantianis, wo ihre Bogen endeten, ist schon früher die
Rede gewesen.
Diese neun Leitungen kennt Frontin, und wohl mag er
in Betracht so ungeheuerer Werke mit einigem Rechte am
Schlüsse des Verzeichnisses hinzulügen: Tot aquarum tarn
multis necessariis molibus pyraniidas videlicet otiosas com-
pareSf out inertia sed fama celebrata opera Graecorum.
Der Höhe des Spiegels nach giebt Frontin folgende Ord-
nung an: 1) Anio vetus^ die höchste von allen. 2) Claudia.
3) lulia. 4)Tepula. 5)Marcia^^^*y 6) Anio vetus. l)Virgo.
8) Appia. 9) Alsietina^ unter allen die niedrigste „quae
Transtiberinae regioni et maxime iacentibus locis servit.*^
Späterhin sind noch einige neue Leitungen hinzugekom-
men. Procop. sagt Goth. I, 19. p. 95 Dind. 'Pdfir^g dk
oyjTol TiaaaQ^ßxalSexa /tilv vd nX^&oß datv , ix nXiv&ov
dh (ünTTifiirijs (keinesweges alle) %olß ndXai dv^gdnoig ne-
nolfjVTai^ ig roaovTOV evQovß %al ßa&ovs difjuovTBS coWe
dv&Qwntp Ynnw oj^ov/tiivta iwavd'a Innevetp dvvc^Td elvai^
1554) Die Marcia hatte od ihrem Urspi*unge die Höhe der Claodia.
aber die alteren Leitungen wareo meistens anter der Erde ond also
tiefer gerdhrt. Frontin. 18. erklärt diess daraus, dass man entweder
die ars librandi, das Nivelliren , noch nicht gehörig verstanden habe,
oder dass man absiehllich die Leitung verborgen habe, so lange Rom
noch Krieg in seiner Nähe za fürchten hatte. Sobald dless nicht mehr
der Fall war, and man kein Abschneiden des Wassers zu fürchten
hatte, war unstreitig das Leiten auf Bogen , um solche Wasseruiasscn
zur Höbe der Hügel za bringen, die geeignetste Methode.
45
706
Ist diese Aogabe richtig, so müssen noch fünf neue LeiUin«
gen entstanden sein; allein nur für zwei giebt es einige Si-
cherheit. Die erstere davon ist die aus der Nähe des Lacus
Sabatinus (Lago di Bracciano) auf die Höhe des laniculus ge-
leitete, die noch jetzt als Acqua Paola aber verdorben durch
das aus dem See aufgenommene Wasser, über S. Ketro in
Montorio eine gewaltige Wassermasse ausschüttet Man ver-
muthet, dass es die AquaTi^aiana sei, welche auf Mün-
zen dieses Kaisers genannt wird ^^^^)^ zugleich aber auch die
Ciminia, welche sich im Epilog der Notitia erwähnt fin-
det, wobei freilich der Name Saltus Ciminius etwas weite
Ausdehnung erhält. Wie aber auch über die Benennung zu
urlheilen sein möge, unter den 14 Leitungen Procops ist diese
gezählt 'j denn er gedenkt ja der Mühlen , welche , wie noch
jetzt, von dem herabstürzenden Wasser getrieben wur-
den **).
Ebenfalls sicher scheint als besondere Leitung die Aqua
Alexandrina zu sein, von Alexander Severus für den Ge-
brauch seiner Thermen angelegt. Lamprid. Alex. 25. Sie
erkennt Fabretti mit grosser Wahrscheinlichkeit in der 14 Mi-
glien von der Stadt, zwischen der Via Praenestina und Labi-
cana, oder zi^nschen der Stelle des alten Gabii und dem Lacus
Regillus in der Nabe der Quellen der heutigen Acqua Feiice
beginnenden Leitung. Die geringe Höhe ihres Spiegels er-
klärt sich eben aus der Bestimmung für die in der Ebene gele-
genen Thermen.
Die noch fehlenden drei Leitungen um die Zahl 14 voll zu
machen, sind ganz unsicher. Der Epilog der Notitia nennt
deren überhaupt 19, zum Theile mit verderbten oder sonst un-
erklärbaren Namen. Ausserdem erklärt sich die grosse Zahl,
1555) AquaTraiana wird diese Leitung aach wiederholt in den
j4ctü martyrum genannt. S. Fabretti, de aquaed. 912. Graev.
thet, t. IV. p. 1705. Nardini, Rom, ant. 111. p. 379.
56) Pro CO p. Goth. 1, 19. tovtov Si ajToc^ zov %(io^v , hnot
fi^liuyeg in nakaiov itaytsg ntnoirjvttu^ an vdaros ivtaJu&a noXlou Sia
fiiv Tov o%BToy ayofUvov ie t^v tov io<p9v vni^ßo^v^ S9 to itartiptH Si
Svr ^fiji f^^fl iv^^v^t l6vT09,
707
wie schon Pabretti bemerkt bat, wahrscheinlieb daraus, dass
mehrere rtVt, welche in einen Cänar vereinigt zur Stadt ka-
men, einzeln aufgezählt sind. Unter diesen Namen scheinen
dieder Severiana und Antonia (Antoniniana) Beachtung
zn verdienen. Erstere kann vielleicht mit den Anlagen des
Septimius in der Reg. Transtiberina zusammenhängen (S. 213.);
letztere kann für den Föns Antoninianus genommen werden,
womit Caracalla die Marcia verstäi4:te, wie die Inschrift über
Porta S. Lorenzo sagt. Bnnsen (Beschr. d.St.R. I. S.202.)
hat noch überdiess eine Aqua lovia (von Diocletian) ange-
nommen, indem der Anonymus von Einsiedln eine For-
ma/oAta nenne. Allein dort steht: Inde ad porta j4ppiam.
ibi forma iapia quae venu de marcia et currit usq. ad ripam.
Da er nun von S. Sisto nach dem Circus geht und also die
Porta Appia offenbar die Capena ist, so ist es auch wahrschein-
lich, dass der Name aus Forma Appia verderbt ist.
Was nun die Versorgung der einzelnen Stadttheite an-
langt, so ward zunächst das Gebiet des Caelius und Avenlin
durch die Appia versehen, die fireilich nicht auf die Höhe ge-
langte '^^^). Späterhin wurde ein Theil der Marcia, der rivus
Herculaneus am Caelius hin nach dem Aventin geführt; der
Caelius selbst aber erhielt einen Zweig dcriulia. Frontin.
19. Vgl. S. 501 f. Endüch führte Nero eine Abiheilung der
Clandia dahin, die dann weiter nach dem Palatin und Aventin
geleitet wurde (Front in. 20.), und da auf dem Aventin eine
Bleiröhre mit der Inschrift Aqua Traiana gefunden sein soll
(S. 463.), so scheint es möglich, dass dicss durch Trajan ge-
schah 5 denn es wäre widersinnig, an die Aqua Traiana trans
Tiberim zu denken. Vorher aber hat wahrscheinlich den Pa-
latin die Marcia und jedenfalls die lulia versehen, denn die
Leitung am Clivus Scauri war gewiss älter als Nero. — Das
Capitol erhielt trotz allem Widerspruche die Marcia (Fron-
tin. 7.) und dann auch die Tepula. — Die Gegend des Esqni-
1557) Mao erwäge darnach^ ob es wahrscheiolich sei, dass die nie-
drige und ferne Appia auf dem Fomm Inliam habe hohe Springbrun-
neD bilden kSnnen. S. Anm. 698.
45*
708
lin, wo die meisten Leitungen ankommen, war besonders reich.
Sie genoss die beiden Anienes und die Claudia, während die
Marcia, Tepula und lulia besonders den Viminal und Quirlnal
versorgt zu haben scheinen. Front in. 19. Dem Pincius kam
die nach dem Marsfelde geleitete Virgo zu Gute und dieses er-
hielt zuletzt noch die Alexandrina ; das transtiberinische Ge-
biet aber erhielt bis zur Anlage der Aqua Traiana alles Trink-
wasser vom linken Ufer durch Leitungen über die Brücken
(Frontill. 11.) $ denn die AJsietina war dazu untauglich.
1
Anhang.
Das RegioncnTerzcichniss.
Es war meine Absicht, dem hier folgenden Verzeichnisse der
vierzehn Regionen Roms eine kurze Unlersuchung ober den Ur-
sprung und die allmühlige Umgestaltang dieser Schrift, endlich fiber
die falschen Regionare vorauszuschicken, allein es ist daraus eine
umDlngliche Abhandlung entstanden, die hier nicht Platz finden
kann und die ich gleichwohl unvollständig mitzutheilen Bedenken
trage. Indem ich sie daher für einen anderen Zweck zurücklege,
beschranke ich mich auf einige Andeutungen über den Werth die-
ses hochwichtigen Documents und den Gebrauch, den man davon
zu machen hat.
Dass das Ve^eichniss nur GebSnde des heidnischen Roms ent*
halte, keine christliche Kirche nenne, ist schon von Bun sen (Bc"
sehr, d. St. R. I. S. 175.) geltend gemacht worden. Daraus würde
indessen nicht folgen , dass es vor Constantin gemacht sei ; denn
es konnte gar wohl ein heidnischer Verfasser die christlichen Kir-
chen ganz unbeachtet lassen ^ aber es findet sich darin auch nicht
eine Notiz, die jünger w2fre als Constantin, und man hat also we-
nigstens keinen Grund, es für später abgefasst zu halten *) ; denn
dass es der zweiten Abtheilang der zuerst von Panciroli edirten
Notitia dignitatum voransteht, kann* ich nur als zufällig betrachten,
da es wenigstens gewiss nicht für diesen Zweck gefertigt ist ; wie
denn eine Vergleichung mit der ähnlichen Uebersicht der Regionen
von Constantinopel lehrt, dass beide nach ganz verschiedenen Prin-
cipien abgefasst sind. Es kann aber auch nicht früheren Ursprungs
sein ; denn es werden darin zahlreiche Gebäude des dritten Jahr-
handerts und Constantins selbst genannt, und wenn man die ganze
*) fn d«r Topaf;rapfaie bin ich der gewShnlichen Moionng gefolgt,
dass das Grenz verzeichniss gleichzeitig mit der Notitia dignttatuin,
eia Jahrhundert später zu setzen sei. Der hier sich ergebende Wi-
derspruch, dessen weitere Begründung vorbehalten bleibt, kann ohne
wesentlichen Einfloss daneben bestehen.
710
Eiorichtang richtig erkaont hat, erscheinen diese (Sebflade unenl-
behrlich. Am wenigsten darf man annehmen, dass ein Verzeich-
niss aas Aagastos Zeit zu Grunde liege, in das nur spätere Ge-
bäude nachgetragen seien : dagegen sprechen schon die Namen der
Regionen, Isis et Serapis und Tempium Pacis. Demungeachtet ist
es höchst wahrscheinlich, dass ältere statistische Nachrichten da-
bei benutzt sind ; nicht für die AnfiEählung der Gebäude, wozu es
deren nicht bedurfte , sondern für die aligemeinen Angaben der
Häusermenge und des. Umfangs der Regionen« Man wird Aber die
Schwierigkeit hinsichth'ch des ümfangsmaasses der fünften und
sechsten Region, wenn man nicht geradezu andere Zahlen setzen
will, nicht hinweg kommen ohne die Annahme, dass die aureliani-
sche Hauer weiter ging als die Regionen, deren Haass das Ver-
zeiehniss giebt.
Was nun bei geoaaerer Prfifung dieser topographischen Ueber-
sicht sich als ganz unzweifelhaft darstellt, ist, dass sie nichts als
ein Grenzverzeichnlss sein will : d. h, sie nennt eine Anzahl von
Gebäuden oder anderen, oft unbedeutenden Punkten in ihrer wirk-
lichen Aufeinanderfolge, woraus sich ungefkhr der Dm&ng der Re-
gionen ergiebt. Am deutlichsten tritt das hervor in der viertev,
sechsten, achten und zehnten Region. In der vierten ist es hand-
greiflich und eben so in der achten , wenn man nur den allerdings
etwas seltsamen Gang, den die Beschreibung nimmt, gehörig ver-
folgt { aber auch in den übrigen würden wir genau dasselbe wahr-
nehmen, wenn uns nicht gar zu viele unberflhmte Punkte unbekannt
wären. Dabei ist indessen zu bemerken, dass namentlich das so-
gen. Curiosum zuweilen diese Reihenfolge unterbricht, indem es
gleichartige Gebäude, die an verschiedenen Stellen genannt wer-
den sollten , zusammenfasst. Ein schlagendes Beispiel findet sich
in der vierten Region, wo das Curiosum nennt: Basilicam no-
vam, et Pauli. Templum^austinae. Die Bas. nova ist
dieConstantiniana; der Faustinatempel aber liegt zwischen ihr
und der Aemilia. Dasselbe ist mehrmals geschehen.
Dieses Grenzverzeichniss nun ist in verschiedener Gestalt auf
uns gekommen. In der einfachsten hat es die doppelte Handschrift
der Valicana bewahrt, welche den Titel führt : Curiosum urbis
Romae Regionum XIIII cum Brebiariis suis, und ich
trage kein Bedenken, dieses Curiosum für authentisch zu halten;
denn nichts darin, von allem, was wir kennen, ist entbehrlich. Da-
gegen sind andere Texte, wie sie von Paneiroli und Labbe edirt
sind, vielfiich interpolirt. Sie erscheinen freilich reichhaltiger;
aber eben nur weil Vieles später eingetragen worden ist, ohne den
Plan des ursprünglichen Verzeichnisses zu berücksichtigen. Dabei
711
ist iiidesseB nicht abzaleognen, dass hie ^nd da in dem Guriosum
die Ordnnttf^ gestOrt sein kann, wie das Beispiel der XII portae
xeigt, die wahrscheinlich von den anderen Handschriften richtiger
an die Spitze der Reg. XL gestellt werden. Die Schreibart des
Gnriosnm zeugt Ohrigens yon der tiefen Barbarei der Zeit, in wel-
cher dieses Exemplar weniger abgeschrieben als niedergeschrieben
wurde ; aber an eine Abfassung in solcher Zeit ist deshalb nicht zu
denken ; am wenigsten an einen Auszug , denn wo wir nur seihst
bekannt genug sind^ flnden wir das Verzeichniss höchst vollstjiudig.
Angehängt ist ihm erstlich eine summarische Aufzählung der
Brücken, Thermen, Fora u. s. w. und zweitens ein „Breviarium^*
des Ganzen. Ob Erstere ursprünglich dazu gehOrt habe, ist aus
mehr als einem Grunde zn bezweifehi: das Breviarium aber ist ge-
wiss andern Ursprungs.
Aus diesem höchst werthvollen topographischen Abrisse sind
nun jene unheilvollen Regionare, der sogenannte P. Victor und
Sex. Ruf US hervorgegangen: ein reiner literarischer Betrug,
wenn auch nicht nothwendig derer, welche vielleicht nur aus eige-
nem Interesse eine Menge aus der Lectilre der Schriftsteller und
von anderen Monumenten gewonnener Namen nach Maassgahe ih-
res Verständnisses und ihrer HQlfsmittel bald richtig, bald irrthüm-
lich in die einzelnen Regionen eintrugen. Wohl aber trifft der
schwere Vorwurf absichtlichen Betrugs die, welche verschiedenen
Exemplaren der so verfälschten Schrift die erdichteten Namen P.
Victor und Sex. Rnfns beilegten und so zwei Schriftsteller schufen,
die nie existirt haben. Dass diess wirklich so ist , kann jedermann
auch ohne tieferes Eingehen auf topographische Untersuchungen
auf den ersten Blick wahrnehmen. Eine Menge Namen sind aus
blossem Missverständnisse oder ans falschen Lesarten hervorgegan-
gen, oder sie sind der topographischen Renntniss der Zeit geuiäss
an einen falschen Ort gewiesen. Die längst verschwundenen Denk-
mäler der frühen Republik, ja der königlichen Zeit, und die des
spätesten Kaiserthums stehen bunt durch einander, wie sich gerade
die Notizen darüber darboten. Ich habe einige Beispiele , wo man
den Betrug gleichsam in avroqxa^f^ ertappt in der Schrift de Ro~
mae vet, mur. atg, port. p. 12 f. nachgewiesen und gestattete es
hier der Raum, so wollte ich durch alle Regionen die Stellen der
Schriftsteller und die Inschriften nachweisen, aus denen die Intei^
polation geflossen ist. Schade ist es gewiss um manche aus jetzt
nicht mehr vorhandenen Inschriften oder anderen Nachrichten ge-
zogene Notiz; aber wie soll man nur irgend von Schriften Ge-
brauch machen, in denen der offenbare Betrug auch das vielleicht
auf sichererem Grunde beruhende verdäclitig macht.
712
Ich gebe nun das Curiosnm urbis Romae, wie es i'on M ura*
tori, Tkesaur, Inscript, t. IV. bekannt gemacht worden ist, mit
allen noch so abscheulichen Fehlern, die sich grOsstentheils leicht
verbessern lassen. Eine V^ergleichung mit der Notitia des Panciroli
in Graev. thes. t. YV, oder der 1651 erschienenen Ausgabe von
Labbe, die Muratori daneben hat abdrucken lassen, wird die nicht
selten vorkommenden falsch geschriebenen Namen berichtigen hel-
fen. Die unter B angeführten Vari«inten gehören der zweiten von
Muratori gebrauchten Handschrift an.
Incipit Curiosum urbis Romae Regionum
XIIII. cum Brebiariis suis.
Regio I.
Porta Gapena. Gontinet aedem Honoris, et Virtatis. Gamenas.
Lacum Promethei. Balneum Torquati. Thermas Severianas, et Gom-
modianas. Aream Apollinis, et Splenis. Vicum Vitriarium. Areaui
Pannariam. Mutatorium Gaesaris. Balneum Abascanti, et Mamertini*
Aream Garrucae. Aedem Martis. Flumen Almonis. Arcum Divi Ve»
ri, et Traiani, et Drusi. Vici X. Aed. X. Vicomag. XLVUl. Guriae
U. Insulae UIGGL. Domus GXX. Horrea XVI^ Balnea LXXXVI.
Lacos LXXXI. Pistrina XX. Gontinet pedes XH. GG. XI.
Regio U.
Gaelimontium. Gontinet Glaudium. Macellnm magnum. Lnpa-
rios '). Atrium Gyclopis. Gehörtes V. vigilum. Gaput Africes.* Ar-
borem sanctam. Gastra peregrina. Domum Philippi. Victiltana. Lu-
dum matutinum, et Dacicum. Spoliarium. Saniariam. Micam aureani.
Vici VU. Aedes VH. Vicomag. XLVIH. Curat. ») IL Insulae iTlL
DG. 0 Domus GXXVU. BaUiea LXXXV. Lacos LXV. Pistrina XV,
Gontinet pedes XU. GG.
Regio IIL
Isis et Serapis. Gontinet Monetam. Amphitheatmm qai capit
loca LXXXVII. Ludum magnum. Domum Britti. Praesentis sum-
mum *) choragium. Lacum pastorum. Scholam Qnaestornm et Ga-
platorum *). Thermas Titianas, et Traianas. Porticum Libies. Gastra
Misenalium. Vici XU. Vicomag. XLVIIL Gurat. II. Insulae
IIDCCLVU. Domes LX. Horrea XVIU. Balnea LXXX Lacos
LXV. Pistrina XVI. Gonünet pedes XIIGGCL.
i) Prae,vnU,snnum. 5} VajwiuioruZ ^ "* ^^*
713
Regio IV.
Templum Pacis. Gontinet Porticum absidaUun. Aura (eum) Bu«
einam. Apollinem Sandaliarum. Templam TcHaris. Vigilum soro-
ran '). Golossnm ahum pedes GU. 'S'. Habet in capita VII. (radia)
singula pedam XXII. 'S*. Metam sadantem. Templum Romi ^). Ae-
des lobä. Viam Sacram. Basiltcam novam , et Pauli. Templum
Fanstinae. Foram Transitorium. Suburam. Balneum Dafnidis. Vici
VUL Aedes octo. Vicomag. XLVIÜ. Gurat. «) II. Insulae ÜDGLYH.
Domns LXXXVUI. Horrea XVIII. Babea LXV. Lacos LXXI. Pi-
strina XV. Gontinet pedes XIII.
Regio V.
Exquiiiae. Gontiaet Lacum Orfei. Macellum Liviani. Nym-
pheum Aiezandri. Gobortes II vigUum. Hortos Pallantianos. Her-
culem Syllannro. Ampbitbeatrum Gastrense. Gampum Viminalem
9xih aggere. Minervam Medicam. Isidem Patriciam. Vici XV. Vico-
mag. XLVÜI. Gurat. U. Insulae IIIDGGGL. Domus GLXXX. Hor-
rea XXJH. Balnea LXXV. Lacos LXXIV. Pistrina XV. Gontinet
pedes XVDG.
Regio W.
Alta Semita. Gontinet Templum Sahitis et Serapis. Ploram.
Gapitolium antiquum. Tbermas Gonslantinianas. Statnam Mamyri.
Templum Dei Quirini. Hortos Sallnstianos. Gentem Flabiam. Ther-
mas Diocletianas. Gobortes UI vigilum. X tabernas. Gallinas albas.
Vici XVU. Aedes XVU. Vicomag. XLVUI. Balnea LXXV. Lacos
LXXUI. Pistrina XVI. Gontinet pedes XV. DGG.
Regio VU.
Via Lata. Gontinet Lacum Ganymedis. Gobortes V vigilom.
Arcum novum. Nympbeum lobis. Aedlcula Gapraria. Gampum Agrip-
pae. Templum Solis et Gaslra. Porticum Gypsiani, et Gonstantini.
Equos Tiridatis regis Armeniorum. Forum Suarium. Mansuetas.
Lapidem pertusura. Vici XV. Aedes XV. Vicomag. XLVUI. Gurat.
IL Insulae* UI.DGCCV. Domus GXX. Horrea XXV. Balnea LXXV.
Lacos LXXVI. Pisti'ina XVI. Gontinet pedes XUI. GGG.
Regio Vm.
Forum Romanum Magnura. Gontinet Rostras IIL Genium Po-
puli Romani. Senatum. Atrium Minervae. Forum Gaesaris, Augu-
sti, Nenae Traiani. Templum Traiaai et Golumnam cocblidem, al-
lara pedes CXXVII. -S-. Grados intus babet GLXXX. feneslras
XLV. Gobortes VI vigtlum. Basilicam argentariani. Templum Gon-
cordiae, et Salurni, et Vespasiani, et Tili. Gapitolium. Miliarinm au-
6) Tfgilluin sororium. 7) B. Romae. 8) B. Curaioria.
V
714
reum. Vicnm lagariam. Graecastadiam. Basiliea lalia, Templam Ca-
ttromin ') , et Minervae, Veatam. Horrea Agrippiana« Aquam cer-
nentem Uli Scaros ^®) sub eadem. Atrium Caei. Porticum Margari-
tariam. Eiephantum herbarinm. Vici XXXIV* Aedes XXXIV. Vi-
comag. XLVIU. Curat. U. Insulae UI. CCCCLXXX. Domiia CXXX.
Horrea XVUI. Balnea LXXXVI. Lacos CXX. Pistriiia XX. Coiiti-
oetpedesXini.LXVII.
Regio IX.
Circus Flaminius. Contiiiet Stabula Dil foetioaum VI ")• Porti-
cum Philipp! . Minuciam veterem, et Fnunen tariam. Cryptam Balbi.
Theatra III. '') in primis Balbi, qnod capit loca XI. DX. Pompeii, ca-
pit loca XVII. DLXXX. Marcelli, capit XX. Odenm, capit loca X.
DC. Sudiuffl, capit loca XXX. LXXXVIII. Campum Martiom. Tri-
garium. Ciconias nixas. Pantheum« Basilicas Neptuni, Matidies,
Marciani. Templum Antonini, et Colnmnam cochlidem, altam pedes
CLXXV. -S-. Gradus intus habet CCIU. fenestras LVI. ThermaB
Alexandrinas, et Agrippinas. Porticum Argonautamm, et Meleagri.
Iseum et Serapeum. Minervam Chaicidicam. Divorum mensule ^*)
Felicles. Vici XXXV. Aedes XXXV. Vicomag. XLVUI. Curat. U.
Insulae II. DCCLXXVII. Domus CXL. Horrea XXV. Balnea LXIU.
Lacos CXX. Pistrina XX. Continet pedes XXXII. D.
Regio X.
IHdatium. Continet Casam Romnli. Aedem Matris Deum, et
ApoUinis Rhamnusii. Sypentadylns "). Domum Augustianam , et
Tiberianam. Aedem lobis. Curiam veterem. Fortunam Respicien-
tem. Septizonium Divi Severi. Victoriam Germanianam. Lupercam.
Vici XX. Aedes XX. Vicomag. XLVUI. Curat. II. Insulae II.
DCCXLU. Demos LXXXIX. Horrea XLVIU. Balnea XLIIII. Lacos
XC. Pistrina XX. Continet pedes XI. DX.
Regio XI.
Circus Maximus. Continet Templum Solis, et Lunae, et tem-
plum Mercurii. Aedem Matris Deum, et lobis. Cererem.'XU por-
Us. Portam Trigeminam. ApoUinem Caelispicem. Herculem Otiva^
rium. Velabrum. Arcum Constantini. Vici XXI. Aedes XXI. Vico-
mag. XLVUI. Curat. II. Insulae U. D. Domus LXXXVIII. Horrea
XVI. Balnea XV. Lacos XX. Pistrina XVI. Continet pedes XI. D.
9) B. Castorum, 10) B. Sacrot, Notit. Qualuor Scaurot sub aede.
II) Sehr richtig. Als Domitiaa zu den vier Factionco zwei neac
hiozni^efttgt hatte, masste es auch sex stabola geben; aber die beiden
giogea wieder ein und so gab e« bei vier Faetiooen immer noch sex
subnla. \2) B. Theatra F. 13) Bei Marat. ist angemerkt: ant
Mensale, B. Mensutem, Notit. Insulam Felieulae, H) B. Sypenta
Daliui. Notit. PeMapylum,
715
Regio Xn.
Pbcina publica. Contioet Aream radicariam. Viam novam. For-
tnnam Mammosain. Isidem Apenodariam »0« Aedem Bona« Deae
Snbsaxanae. Glevam '^) Delfini. Themas Antoninianas. VII domas
Parthonim. Gampum lanatariam ")• Domum Ciionis. Gohortes IIII.
yigilam. Domum Gornificies. Privata Hadriani. Vici XVII. Aedes
XVII. Vicomag. XLVffl. Gurat. D. Insalae IL GGGGLXXXVII.
Domos GXIU. Horrea XXVH. Balnea LXUI. Lacos LXXX. Pistri-
na XXV. Gontinet pedes XII.
Regio Xin.
Aventiiiiis. Gontinet Armilostriiim, Templam Dianae et Miner-
vae. Nymphea HI. Thermas Syres et Decianas. Dolocennm. Mappa
aorea. Platanonis. Horrea Galbes et Aniciana. Porticnm Fabariam.
Scalam Gassim. Fomm pistoram. Vici XVm. Aedes XVIII. Vico-
mag.XLVIU. Gurat. II. Insulae II. GGGGLXXXVII. Horrea XXXV.
Balnea XLIIII. Lacos LXXXIX. Pistrina XX. Gontinet pedes XVIIL
Regio XIV.
Transtiberina. Gontinet Gaiannm, et Frigiannm. Naumachias
V. et Vaticannm. Hortes Domities. Molinas. Balneum Ampelidis, et
Dianes. Gohortes VII vigiinm. Statuam Valerianam. Gaput Crorgo-
nis. Fortis Fortuna. Gorariam Septimianam. Hereulem sub terram
medium cubantem. sub quem plurimum aurum positum est. Gam-
pum Bruttianum '"), et Godetanum. Hortos Getes. Gastra Tectica-
riomm >*). Vici LXXVHI. Vicomag. XLVÜI. Gurat. H. Insulae
im. GGGGV. Domus GL. Horrea XXII. Balnea LXXXVI. Lacos
GLXXX. Pistrina XXHU. Gontinet pedes XXXIH.
Bibliothecae XXVIH.
Obelisci VI.
In Girco Maxime duo, minor habet pedes LXXXVHI -S-. max-
ier habet pedes CXX^I -S-. In Gampo Martio unus , altus pedes
LXXII -S-. In Vaticano unus altus pedes LXXV. In Mausoleo Au-
gusti IL alti singnii pedes XLII -S-.
Pontes Vin.
Aelius. Aemilius. Aurelius. Milvius. Sublicins. Fabricius. Gae-
stius, et Probi.
Montes septem.
Gaelius. Aventinus. Tarpeius. Palatinus. Exquilinus. Vatica-
nus, et laniculensis^^).
15) Not. Atkonodoriam. 15) B. Ciivum. 17) Not. Lanata-
rium, 18) B. Brutianum, 19) LeeticaHorum. W) Offenbar
Missverst&ndaUs der Septem montes , wobei die colles gar aieht ge-
zSliU werdeo.
716
Campi VIIL
ViminalU. Agrippae. Martias. GodetaDUs. OcUvius. Deqna-
rius^^). Lanatarius, et Bnitianas.
Fora XI.
Romaouin. Magnum^^). Gaesaris. Augiisti. Nervae Traiani.
Aenobarbi. Boariam. Snarium. Pistorum. Galloniin, et Rasticorum.
Basilicae X.
lulia. Ulpia. Pauli. Bestilia-^). Neptunia. Hatidies. Marcia-
nes. Vascolaria. Floscellaria. Gonstantiniana.
Thcrmae XI.
Tkraianae. Titianae. Gommodianae. Antoninianae. Syranae. Agrip-
piaaae. Alexandrinae. Dioeletianae. Gonstantioianae. Severianae.
Aquae XVIffl.
Traiana. Annia. Marcia. Gaerulea. Glaudia. Herculea. Inlia.
Aagustea. Attica. Appia. Alseatina^). Aetina. Giminia. Aurelia.
Damoata. Virgo. Tepula. Severiaaa. Antoniana. Alexandrina.
Viae XVin.
Traiana. Appia. Latina. Lavicana. Praenestina. Tiburtina. Nu-
mentana. SaLiria. Flaminia. Aemilia. Glodia. Valeria. Anrelia.
Campana. Ostiensis. Portnensis. laniculensis. Laurenlina. Ardea«-
tina. Setina. Tiberina. Quintia. Galiica. Gassia. Gornelia. Trium-
pbalis. Palinaria. Asinaria. Giminia.
Horum Breviarium.
Gapitolia II. Girci II. Ampbitheatra IL Golossi II. Golumnac
cochlides II. Theatra IIL Ludi Uli. Nanmackiae V. Nympbea XV.
Equi magni XXII. Dei anrei LXXX. eburnei LXXIIII. Arci
marmorei XXXVII. Portae XXXVII. Vici GGGGXXIII. Aedes
GGGGXXIII. Vicomagistri DGGLXXIL Guratores XXVIII. Insulac
per totam urbcm XLVL DCU. Domus MDGGXG. Horrea GGXG.
Balnea DGGGLVI. ^') Lacos quod est putea MGGGLII. Pistrina
GGLIIII. Lupanariae XLVL Latrinae publicae, quod est sicessos,
GXLIIII. Gehörtes praetoriae X. Urbanae IUI. Vigilum VIL quo-
rum excuviloria XIIII. ^^) Vexilla communia duo. Gastra equitum
singulariorum, peregrinorum, Ravennanlium, lecticarionim, silaga-
riorum, Misenantium, tabellariorum, victimariorum. Mensae oleariae
per totam urbem IL GGG.
21) Not. PecuariuM. %%) Ebenralls Missverständniss. Das Ro-
manum liiess eben Magnom. Es fehlt aber das Trairsitoriam. 23) B.
resh'lla. 24) B. SeHna, Die Notiüa hat noch eine ^Uia: beide
zusammen machen die AUeaHna, 25) B. DCGCLXV. 26) Das
\&i die beste BemerkoDg. Je eine Cohors vigilnm versah den Dienst
in zwei Regionen. Im Regioneoverzeicbaisse stehen ans Missverständ-
niss immer cohortcs.
717
Verzeichniss der auf der Basis Gapitolina
geoannten Viei.
(Die Incorrectfaeit der Inschrift macht die Bestimmniiff der Eodangeii
schwierig. Ich gebe sie daher genau nach Groter CCL., so dass
man vor jedenv Namen Fieo za denken hat.)
Reg. I. Camenarum. Dnisiano. Sulpici nlterior. Sulpici ci-
terioris. Fortanae Obsequent. Paiverario. Honor (.) et Viriutis.
Trioni ararum. Fahrici.
Reg. X. Padi. Coriarum. Fortunae Respicientis. Salutaris.
Apollinis. Huiusque (ce) diei.
Heg. XII. Veneris Almae. Piscinae publicae. Dianae. Geio8(?).
Triari. Signi salientis. Laci tecti. Fortunae Mammosae. Colafiti Pa-
storis. Porlae Rudasculanae. Poila {e) Naevia (e). Victoris.
Reg. XIII. Fidii. Frnmentario. Trium vianini. Geiseli (?).
Valeri. Laci miliari (5). Fortunali. Capitis canteri. Trium aiitum.
Novo. Loreti minoris. Armiluslri. Columnae iigneae. Materiario.
Mundiciei. Loreti maioris. Fortunae Dubiae.
Reg. XIV. Gensoris. Geniini. Rostratae. Longi Aquilae.
Stat({/)ae Siccianae. Quadrat!. Raciliani minoris. Raciliani maioris.
lanuclensis. Brntiano. Lamm ruraliuro. Statuae Valerianae. Salu-
taris. Pauli. Sex. Lucei. Simi publici. Patralilli. Laci restiluti.
Saufei. Sergi. Ploti. Tiberini.
718
Erklärung der Tafeln.
I. Vergleichender Plan der Stadt. S. die Vorrede.
II. Plan der Fora.
III. Plan des Capitols im 16. Jhdt. Vgl. die Vorrede.
IV. Fragmente des capitolinischen Plans, a) Kleines Fragment,
die Area Apollinis wahrscheinlich mit der Roma quadrata zei-
gend. Zu S. 107. b. c. d) Fragmente, welche gewöhnlich auf
die Basilica Aemilia, richtiger auf die Ulpia bezogen werden.
Zu S. 307. Anm. 538. S. 382. Anm. 733. S. 462. Vgl. die
Vorrede, e. f) Die angebliche Basilica lulia, nach Nibby^s
falscher Annahme. Zu S. 339. Anm. 628. g) Fragment mit
der Inschrift ORDIA. Zu S. 358. Ich kann mich nicht über-
zeugen, dass damit der Goncordientempel am Glivus Capitoli-
nus gemeint sei, weil durchaus der Raum fOlr den Saturnustem-
pel und den Glivus zu fehlen scheint, h) Porticus Octaviae
mit den Tempeln des lupiter Stator und der luno Regina ; da-
neben der Tempel des Hercules und der Musen. Zu S. 612.
Die Inschrift VS OGTAVIAE EIM ist nach Ganina gegeben.
Statt der letzten undeutlichen Buchstaben giebt Bellori ET HE,
wogegen ich eben so misstrauisch bin. i) Theatrum Pompeii
mit einem Theile der Porticus. Zu S. 614.
V. Erläuternde Münzen nach Nibby und Bunsen. 1) M. des Ti. Mi-
nucius Angurinus. S. 165. Anm. 240. 2) Aedes Vestae. M.
d. Gens Gassia. 3) Ders. Tempel. M. Vespasians. S. 289. 4)
Gloacina. M. d.L.MussidiusLongus. S. 291. Anm. 488. S.321.
Anm. 582. 5) Lnpa an der Ficus Ruminalis. Sex. Pompeii.
S. 291 ff. 6) Puteal Libonis. Paul. Lepidi. S. 294. 7) Basilica
Aemilia. M. Lepidi. S. 307. Anm. 539. 8) Aed. Divi lulii. Im-
per. Gaes. lU vir iter. S. 336 f. 9) lanustempel. M. Nero^s.
S. 348 ff. 10. 11) Angeblicher Tempel Traians. Trai. cos.
V. S. 380. 12) Forum Traiani. Trai. cos. VI. S. 385. 13)
Basilica Ulpia. Trai. cos. VI. S. 382. 14) Aed. Romae et Ve-
neris. Hadr. cos. IH. S. 444 f. 15) Gapitolium. M. Vespasians
und 16) dasselbe. M. Domitians. S. 397 ff. 17) Macellum ma-
gnum? M. Nero's. S. 503. Anm. 1050. 18) Arcus Domitiani.
M. Domitians. S. 153. 19) M. d. Loliins Palikanus. z. S. 291.
Anm. 488. S. 698. 20) Augusti. Angebl. Tempel d. Mars Ultor
auf dem Gapitole. Anm. 704. S. 407.
719
Nachtrage und Berichtigungen.
S. 18. Z. 15. mit den Sabinern : I. Gabinern. Irrthümlich
ist das BOndniss als von Servias geschlossen angegeben , statt von
Tarquinius Superbus.
S. 23. Im Speculum Romanae magn\ficentiae gehört zu den
interessantesten Blättern ein Facsimile der Fasti Maffeani. Ich
kann nicht sagen, ob das Blatt des Arius Montanus dasselbe ist;
aber es ist wahrscheinlich, da der verkleinerte Nachstich in Graev*
thes. fast ganz damit übereinstimmt. Da nun gar kein Grund ist,
an der Treue dieser vielleicht ältesten Copie, welche die Tafel mit
allen ihren Brüchen und deutlich erkennbaren Ergänzungen dar-
stellt, zu zweifeln, gleichwohl dieselbe nicht unbedeutend von der
Pighischen Abschrift abweicht, so scheint Letztere keinesweges so
hoch zu stellen zu sein, als ich auf Merkels Urtheil hin angenommen
habe. Er hat diese Tafel wohl nicht gekannt.
S. 27. Anm. 43. Di od. Sic. XII, 26. xai Tekefjd^ihrjg t^
VTtoxeifievrjg vofio&^aiag^ ravnjv iig dddixa ^f^lxodg nlvaxag ^a^
^a^avtsg ol vitatoiy Ttpogi^Xcnaav roig tcqo tov ßovXiutrjQlov ritt
XHfiivoig ifipoXoig. 'IT di ypaqiftffa vofio&eala ßguxiojg xal oTte-
Qlrrwg (wyiuHfiivri diffuive '&avfi€tCofi6prj fie'xQ^ toSp %a^ Vf^^S
%ac(ßiSv, Damals gab es aber schwerlich schon Rostra (S. 288.) und
80 liegt auch darin kein Beweis, dass die nrsprflnglichen Tabulae
noch vorhanden gewesen seien.
S. 33. Wegen der Acta publica vor Caesar s. Ascon. z.
Gic. Mil. 5. p. 44 Orell. cap. 17. p. 49.
S. 55. Aus Versehen ist der für die ältere Zeit wichtige 7U>^
naras übergangen, der gleich bei Dio Cassius erwähnt werden sollte.
S. 73. Die Florentiner Inschriftensammlung kann nicht von
Poggio herrühren ; denn er hielt die acht Säulen für den Concor»
dientempel und sah also die volle Inschrift nicht mehr.
S. 74. Anm. 102. Das Buch de mirab. Romae ist von Nibby
in den Effemeridi ietterarie. Rom. 1820. mit Anmerkungen her- ^
ausgegeben.
S. 76. Die capitolinischen Fragmente wurden als Bekleidung
einer Wand (d. h. als Fragmente dazu benutzt) gefunden. S. Fla-
720
minioVacca, Memor. 1 . bei Nardinu IV. p. 5. F e a , MistelL
I. p. LH. Nibby, For. Rom. p. 188.
S. 79. Der zweite Theil vod Fea^s Miscell. erschien Rom. 1836.
Von demselben war zu em'ähnen, Diss, sulie rovine di Roma, an
der Storia delle arti di Winkebnann, Rom. 1784.
S. 80. Zu erwähnen war Nolli's JVuova pianta di Roma.
1758., der grösste und trefflichste Plan des neuen Rom. Ihm ist
auch ein verkleinerter Nachstich des Bufalinischen beigefügt. —
Auch der Plan des damaligen Rom im Specul. Rom. magnif. von
Ambro s. Brambilla. 1582. ist in vieler Hinsicht interessant.
Ebendas. Von Kupferwerken waren noch zu nennen : Specu-
ium Romanae magnificentiae^ eine bald stärkere , bald schwächer«
Sammlung in den Jahren 1544 — 1575. gestochener Ansichten rö-
mischer Ruinen und Bildwerke, ihres Alters wegen zum Theile sehr
interessant. Ferner Valadier, Raccoltä delle piü belle fabbri-
che di Roma e suoi contorni. Rom. 1810 — 18|8. 5 Hefte. — Von
DuPcracs Werk giebt es auch einen Sadelcrschen Nachstich un-
ter dem Titel : Festigj d. antich. di Roma^ Tivoli^ Puzzuoli etc.
Prag. 1606. Ebert bezeichnet ihn in offenbarem Irrthume als Ori-
ginalausgabe und die Blätter Du P6racs als Nachstich. Eben so
irrig giebt Brunet die erste Ausgabe derselben von 1621 an. Nach
Bunsen {Resr.hr. d. St. R. Vorr. S. XXXVI.) sind Letztere zuerst
1573 erschienen: die Exemplare, welche ich gesehen habe, tragen
die Jahrzahlen 1618. 1653. 1674. — Seit meiner Rückkehr aus Italien
soll auch ein nach gelassenes Werk N i b b y ^ s, Roma nelf anno 1838.
in 3 B. 4. erschienen sein. Ich habe es noch nicht gesehen.
S. 137. Die Lage der Porta Carmen talis ist nicht ganz
richtig bestimmt. Sie muss etwas weiter nach dem Theatrum Mar-
celii hin angenommen werden, wie der Plan sie zeigt.
S. 141. Anm. 200. Wegen der LiuU ApoUinares im Circus
Maximus vgl. Anm. 1446.
S. 204. lieber die ältere Via Praenestina vgl. S. 560.
S. 207. Auf dem Plane des Ambros. Brambilla im Spee. Rom.
magnif. ist viehnehr ein Platz ausserhalb der Mauern neben den
Gastris als Vivarium bezeichnet.
S. 213. Anm. 331. Der Irrthum inMelchiorri's Guide ist Schuld
des Uebersetzers.
S. 219. Anm. 336. Fia saera steht auch bei Senec. Con-
trov. XXVU. p. 299Bip.
S. 241. Bei Trebell. Poll. ist zu schreiben erecta ad arcum
Fabianum^ was in diese Latinität sehr wohl passt. Bei der häufi-
gen Verwechselung zwischen advectus ^ arrectus und erectns ist
die Emendation leicht.
721
S. 302. Wegen der Stelle ans Cicero und des capitolinisehen
Fragments (Anm. 538.) vgl. S. 459 ff. und die Vorrede.
S. 318. Das Wesentliche des Fragments dieser Inschrift ist :
.... ONSENTIVM SACROSANCTA SIMVLACRA CVM OMNI
LO ETTIVS etc.
S. 398. Wegen der Nlnti vgl. Dio Cass. XLV, 17., wo
vermnthlich etwas fehlerhaft ist. Bunsens ErkUlrnng, Beschr*
III A. S. 112. Anm. ") kann ich nicht beistimmen.
S. 403. Wegen der Fides s. Anm. 1266.
S. 404. • Ueher das Capitol zu Praeneste vgl. Schol. luven:
XIV, 90.
S. 405. Jedenfalls bezieht sich auf Wiederherstellung eine«
von Sulla zerstörten Monumentum G. Marii, was Plutarch. Gaes.
6. erzählt. Vgl. damit Anm. 1135.
S.435. Anm. 893. Wegen des Sepulcrum Severi vgl. Anm. 1430.
S, 457. Ich bin jetzt überzeugt, dass im Monum. Ancyr.
kein Fehler ist. Man hat zu lesen lovis-Libertatis^ wie Honoris^.
Virtutis und Herculis-Musarum. Die Verwandelung in ^log ^JSXsv-
{ytqlov ist sehr natürlich. Die Wiederherstellung des Epilogs durch
Franz scheint noch nicht völlig zu genügen. Im Punkte des Pulvi-
nar ad Circtim Maximum ist seine Voraussetzung, dass es auch in
der lateinischen Inschrift ausgelassen gewesen sei, gewiss irrig.
Entschieden fordern es die Anfangsworte der vierten Zeile , AD
GIRGVM ; denn nie ist der Gircus Flaminius schlechthin Gircus ge^
nannt worden. Auch sind die Gebäude offenbar so geordnet, dass
erst sämmtliche auf die Gottheit sich beziehende (wozu das Pulvinar
gehört), dann die ftlr das öffentliche Leben, zuletzt die zur An-^
nehmlichkeit dienenden genannt werden ; so dass die beiden Porti*^
cus und das Nemus Gaesarum (S. 545.) nicht getrennt werden kön-
nen. Vielmehr wird man so zu ergänzen haben :
Op. fec. nova. Aedem. Mar/u. lovü, Tonantis. et, 'Feretri, Apoilinis
Divi. luli. Quirini. Minerva«. lunonü, Regtnae. lovü. Libertatis
Lamm. Deum. Penatium.Iuve^/a^.if (a/>7«.i902im.Xt((^ercaAA/i^mar
Ad. Gircum. Guriam. cum. CAalcidico. Forum. Augustum. Basilicam
luliam. Ti^eatrum. M. Marcelli. Porticus. in. Palatio. Nemus
Gaesarum. Porticum. ad. Circum. Flaminium.
Mit der Porticus ad Girc. Flam. schliesst auch die griechische
Uebersetzung und das Schlusszeichen hinter Gaesarum fehlt wenig-
stens auf der Ghishullschen Tafel. — Wäre mir übrigens früher be-
kannt gewesen, dass unter den neu abgeschriebenen Stücken sich
der Epilog befinde, so würde ich mir die Bemerkung in Anm. 666.
erspart haben.
S. 472. Anm. 981. Vgl. Anm. 1266. Dio's Angabe, dass die
46
722
Tempel der Ger^s und der Spes im J. 723 abgebrannt seien , steht
mit Strabo in Widersprocli. Letzlerer sah noch im Gerestempel das
Gemälde des Aristides, das seit der ZerstfVmng von Korint^ sich
daselbst befand. Er kennt aber schon die um Vieles spftteren Ank-
lagen des Marsfeldes und Gircus Flaminius, auch das Theatrum Mar-
ceUi^ das nicht vor 741 dedicirt worden ist. Wollte man nun auch
annehaien, er sei sa verschiedenen Zeiten in Bern gewesen, so tisst
es sich doch schwerlieh vor 723 denken, und selbst dann wider-
spricht er noch immer; denn er sagt ja, der Brasd habe virnazl
Statt gefunden. Nimmt man nun hin2u, dass die Tempel erst im J.
770 neu dedicirt wurden, so wird eine Verwechselung bei Dio wafar-
seheinlich. — Statt ^wpetpavlit^ 1. twvrjqpoph&i].
S. 5i2i Die Insdirift findet sich beim Anonym, v. E. Grut.
GLU, 6, 7.
Bbendas. Anm. 10T9. fehlt nach signian Mortis^ Appiavia,
Einen Tempel des Mars an der Appia, 15 Stadien von Rom erwflhnt
Appian. Giv. III, 41.
S. 522. Wegen tnquitinus im Vergleiche mit ExquiUaus vgl. V
Huschke, Ferf. d. Serv. S. 60. S^
S. 545. Anm. 1149. Wegen desGaianum s. Anm. 1461.
S. 551. Z. 12. mnss es heissen Tempel des Mars. Venuti
giebt fälschlich einen Tempel des Hercules an.
S. 595. Ganina hat auf seinem Plane den Gampns Agrip-
pae in der siebenten Region den Septis gegenflber verzeichnet.
Allein jedenfalls ist er weiter nach Piazza di Spagna hin zu setzen.
S. 60f. Anm. 1282. Bei Servius ist zu lesen ante aethm
Beihnae^ und so sind auch die Worte von Scaliger z. Paul.
Diac. V. Bellona angeführt. Die Golumna, welche vielleicht als
symbolischer Grenzstein zu betrachten ist , stand allerdings post
aedem; allein auch Paul. Diac. sagt ja ante aedem.
S. 611. Z. 18. I. 726.
S. 616. Anm. 1301. Von der Inschrift des Fragments sind nur
die Buchstaben TOSTYLVM erhalten.
Druck von Brcntkopf und lllirtel in Leipzig.
-4-
i
t
ij
NTL
..v^
L^
I •
VvUcrj
WM;M
VV
L' 1 l5i L v-;- 11 il ^- J UM ■>> L-LJ ii ■> .Fl'' l'-\\ uJ.
IT \. ^^ ^ M
zxr
DER
K'"3SMi;-'n:ExT /iltef^tihilmer
^
i
* .
A 538778
HlMaä^rLP^ MICHIQAN
3 0015 06388 3907
Beok.ex.
Handbuch, de. r . Aaeo.—
i 80 he n alte r t hueme r
A5CL
\ I
1
tEA APO
•4^ .
Vs OCTAYIAKKIM x
■■-';■ w Ci c. c C L C o - ci T' D ci
r ■
JiEDIS lOVI«
=; r ■ : f:
• ■ f^
A£DIS IV2IONI8
— n:^-.
I V
V-
-^ \
• ■
/
s» -
L
1|/-
■■jO'or oocooo rc coo o^X'^Jooo
V.
'J "5 O O 0 O f^ o o O O Ü ■■. O J o o
J !.■ O . U
AED18 HERCYL l^^'SAR
- O o c 15 i- ■ O O
C i' t o O r '•■ c i,
1 L r
n
1^ i~
r^
i_
X
'r^i
y
1-.
OS
, r ■
) o
O- .> 1 O O O ^v
o o . » o a o ,5r D a ', 0
.
SIL
r
— (. ■ -
\LFLV
J O 3
./•■
EMIU
;>
\-
f/
/VUA
I
I
\