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Full text of "Handbuch der römischen alterthümer nach den quellen bearbeite"

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SR.  EXGELLENZ 
DEM  HERRN  STAATSMINISTER 

GABL  AUGUST  WILHELM  EDUABD 

VON  w  I  M'rMBgfrBfUf 


DEM   GEISTREICHEN  BEURTHEILER   UND 
THÄTIGEN  BEFÖRDERER 

WISSENSCHAFTLICHEN  FORTSCHRITTS 

AUS  TIEFGEFÜHLTER  DANKBARKEIT  UND  VEREHRUNG 

EHRFURCHTSVOLL  GEWIDMET 


-^ 


I 


T  o  r  r  e  d  e. 


Cicero  erzählt  von  L.  Crassos  dem  Redner,  man  habe  ihn 
ojfl  äussern  hören,  dass  er  nichts  so  sehr  bereue,  als  den  G. 
Papirins  Garbo  angeklagt  zu  haben.  Denn  sich  selbst  habe  er 
dadurch  für  sein  ganzes  Leben  die  Freiheit  des  Handelns  be- 
nommen und  eine  Lebensregel  sich  vorgeschrieben,  deren 
strenger  Befolgung  er  sich  nicht  habe  entziehen  können ,  ohne 
in  den  damals  ausgesprochenen  Grundsätzen  seine  eigene  Ver- 
urtheilung  zu  finden.  —  Fast  möchte  ich  sagen,  dass  mich  eine 
ähnliche  Empfindung  anwandele,  indem  ich  diese  Arbeit  der 
gelehrten  Welt  übergebe.  Je  unumwundener  ich  mich  mehr  als 
ein  Mal  über  das  Ungenügende  mancher  firemden  Leistungen  auf 
demselben  Gebiete  ausgesprochen  und  je  höher  ich  die  Anfor- 
derungen an  eine  neue  Bearbeitung  der  römischen  Alterthümer 
gestellt  habe,  desto  lebhafter  fühle  ich,  welche  Ansprüche  an 
mein  eigenes  Werk  gemächt  werden  dürften.  Zwar  bin  ich 
nicht  in  dem  Falle,  jene  früheren  Erklärungen  zu  bereuen, 
und  an  jenen  Grundsätzen  kann  ich  nichts  ändern ;  wohl  aber 
bin  ich  oft  bedenklich  geworden,  ob  ich  den  selbstgemachten 
Anforderungen  genügen,  ob  ich  das  erreichen  werde ,  was  ich 
gern  erstreben  möchte. 

Dass  ein  Handbuch  der  römischen  Alterthümer  als  Ueber- 
sicht  der  Ergebnisse  neuerer  Forschung  gegenwärtig  wirkli- 
ches Bedürfniss  sei ,  darüber  glaube  ich  kein  Wort  verlieren 
zu  müssen.  Man  würde  es  selbst  unbegreiflich  finden,  dass 
seit  50  Jahren,  wo  Alexander  Adam  seine  planlose  Compila- 
tion  herausgab,  bei  so  ganz  verändertem  Stande  der  Wissen- 


VI 


Schaft  Diemand  zu  solchem  Untembhmen  sich  entschlossen  hat, 
wenn  es  sich  nicht  ans  der  grossen  Bewegung  und  dem  Kampfe 
widerstreitender  Meinungen  erklärte,  die  seit  dreissig  Jahren 
auf  diesem  Gebiete  geherrscht  und  den  ruhigen  Standpunkt, 
den  die  Bearbeitung  eines  Handbuchs  erfordert,  schwierig  ge- 
macht haben.  Die  Gährung,  welche  Niebuhrs  unsterbliches 
Verdienst  in  die  träge  Masse  vermeintlichen,  auf  langverjähr- 
ter Ueberlieferung  bequem  ruhenden  Wissens  gebracht  hatte, 
musste  sich  erst  beruhigen ;  der  hitzige  Paroxysmus,  der  auf 
den  langen  Torpor  gefolgt  war,  musste  erst  vorübergehen,  um 
die  römische  Alterlhumskunde  aus  ihrem  lethargischen  Zustande 
durch  eine  heilsame  Krisis  zur  Genesung  zu  führen.  Eine 
Menge  angeregter  Fragen  wollte  erst  beantwortet,  specielle 
Untersuchungen  geführt  sein,  ehe  sich  eine  festere  und  allge- 
mein gültigere  Ansicht  bilden  konnte. 

Ob  nun  gegenwärtig  ein  solcher  Zeitpunkt  ruhigen  Ueber- 
blicks  eingetreten  sei,  darüber  lässt  sich  freilich  verschieden 
urtheilen.  Eine  Zeit  lang  schien  es,  als  wollte  man  anfangen, 
an  etwas  Bestimmtem  festzuhalten ;  aber  die  neuesten ,  zum 
Theile  sehr  verdienstlichen  Bestrebungen  haben  wieder  grös- 
sere Bewegung  in  der  Beurtheilung  der  staatsrechtlichen  Ver- 
hältnisse und  der  Religionsverfassung  hervorgebracht.  Ueber- 
haupt  aber  braucht  man  bloss  an  die  Namen  Huschke, 
Göttling,  Rubino,  Ambrosch,  Clausen,  Geib, 
Rein,  Peter,  Merkel  u.  A.  zu  erinnern,  um  das  rege 
Leben  anzudeuten,  das  in  den  letzten  Jahren  auf  diesem  Ge- 
biete eine  sehr  erspriessliche  Thätigkeit  entwickelt  hat  und 
auch  für  die  folgende  Zeit  erfreuliche  Fortschritte  hoffen  lässt. 
Demungeachtet  musste  ich  es  Hir  tbörig  halten,  den  Augen- 
blick abwarten  zu  wollen,  wo  alle  diese  Angelegenheiten  völ- 
lig durchgesprochen  und  zur  Entscheidung  gebracht  sein  wür- 
den, und  so  die  Abfassung  eines  übersichtlichen  Handbuchs 
vielleicht  ad  Graecas  Kalendas  hinauszuschieben.  Vielmehr 
ist  in  der  That  die  vielseitige  Forschung  so  weit  gediehen,  dass 
es  dringendes Bedürfniss  wird,  endlich  einen  Gesammtüberblick 
zu  erlangen  und  des  im  Einzelnen  Gewonnenen  sich  im  Zu- 
sammenhange bewusst  zu  werden. 

Auch  sind  wirklich  in  der  letzten  Zeit  zwei  Versuche  die- 


ni 


sem  BedürfniMe  zu  genügen  dorch  Rnperti's  Handbuch  und 
Zeiss  römische  Alterthumskunde  gemacht  worden.  Es  tbut 
mir  leid,  Ersteres  noch  ein  Mal  als  eine  höchst  voreilige 
und  fehlerhafte  Arbeit  nennen  zu  müssen,  wie  ich  das  in 
Jahns  Jahrbüchern,  33.  B.  2.  H.  zum  Ueberflusse  nachgewier 
sen  habe:  hinsichtlich  des  Letzteren  möchte  ich  gern  eines 
Urlheiles  überhoben  sein^  Was  ich  wenigstens  als  Aufgabe 
einer  neuen  Bearbeitung  der  römischen  Alterthümer  anerken* 
nen  muss :  9,auf  der  Basis  eigener  Forschung  und  ausgerüstet 
mit  der  Sicherheit  des  Urtheils,  welche  nur  ein  langes  und 
ernstes  Studium  der  gesammten  schriniichen  und  in  möglich- 
ster Ausdehnung  der  monumentalen  Quellen  verleihen  kann, 
die  Ergebnisse  bisheriger  Forschungen  auffassend  und  mit  um- 
sichtiger Kritik  sichtend  und  berichtigend,  das  Zerstreute  und 
Vereinzelte  sammelnd,  ordnend  und  verknüpfend,  das  Vernach- 
lässigte und  Vergessene  ergänzend  und  neu  begründend  —  mit 
solchem  Streben  sich  für  die  Wissenschaft  selbst  zu  bctbätigen 
und  die  gelehrte  Welt  auf  dem  Boden  des  römischen  Alter- 
thums  einen  Schritt  weiter  zu  führen'%  diese  Aufgabe  hat  der 
Verfasser  sich  gewiss  nicht  gestellt. 

Was  nun  gegenwärtigen  ersten  Theil  meines  Handbuchs 
anlangt,  so  bedarf  es  über  die  beiden  Abtheilungen,  die  er 
enthält,  einiger  Bemerkungen.  Es  schien  unerlässlich,  eine 
Uebersichl  der  Quellen  vorauszuschicken,  und  zwar  verstand 
es  sich  von  selbst,  dass  von  den  als  Urquellen  bezeichneten 
an  irgend  einem  Orte  gesprochen  werden  musste,  da  sie  selbst 
zu  den  Allerlhümern  gehören.  Die  Uebersicht  der  erhaltenen 
Quellen  aber  wird  an  sich  zwar  Vielen  entbehrlich ,  Manchem 
doch  auch  erwünscht  sein ;  ich  aber  konnte  mich  der  Verpflich- 
tung nicht  entziehen,  Rechenschaft  von  dem  Gebrauche  zu  ge- 
ben, den  ich  von  diesen  Quellen  machen  zu  müssen  glaube. 
Es  hat  mir  ganz  fem  gelegen,  einen  literaturgeschichllichen 
Abriss  geben  zu  wollen;  es  galt  mir  nur,  mich  darüber  zu  er- 
klären, wie  die  einzelnen  Schrinsteller  von  mir  angesehen 
würden,  welcher  Werth  und  welche  Gültigkeit  ihnen  von  mir 
in  Bezug  auf  die  antiquarische  Untersuchung  zugestanden  wer- 
de. Und  das  schien  um  so  nölhiger,  als  über  mehrere  das  Ur- 
Iheil  keinesweges  feststeht;  manche  überschätzt  werden,  au- 


— ^*-     vin     — — 

dere,  besonders  von  Niebuhr,  in  nicht  verdienter  Weise  ver- 
unglimpft worden  sind.  Ich  will  nur  den  einen  Appian  nennen, 
der  von  ihm  als  geistloser  und  urtheilsunfahiger  Schriftsteller 
behandelt  wird ,  während  ich  in  ihm  gesunden  Verstand  nicht 
vermisse  und  ihm,  mit  Berücksichtigung  seiner  Zeit,  trotz 
unvermeidlicher  Irrthümer,  die  historische  Befähigung  nicht 
absprechen  mag.  Aus  diesem  Gesichtspunkte  möge  man  die 
vorausgeschickte  Quellenü'berstcht  betrachten. 

Die  zweite  Abtheilung  umfasst  die  Topographie  der  Stadt. 
Sie  gehört  zu  den  schwierigsten  Aufgaben,  und  doch  war  es 
mir  ganz  besonders  darum  zu  thun,  sie  genügend  zu  lösen.  Es 
ist  mir  längst  zur  festen,  tiefgefühlten  Ueberzeugung  gewor- 
den, dass  eine  klare  und  lebendige  Anschauung  des  römischen 
Lebens  —  das  letzte  Ziel  unserer  darauf  bezüglichen  For- 
schung —  gar  nicht  möglich  ist,  ohne  mit  der  Oertlichkeit  ver- 
traut zu  sein,  auf  der  sich  dieses  Leben  bewegt.  Darum  muss 
ich  diesen  Tbeil  als  einen  der  wichtigsten  in  der  römischen  Al- 
terthumskunde  betrachten  und  es  war  gleich  anfangs  beschlos- 
sen, ihn  mehr  zu  berücksichtigen,  als  gewöhnlich  in  Handbü- 
chern zu  geschehen  pflegt.  Eine  Reise  nach  Italien,  deren 
Dauer  mir  zwar  nur  einen  fast  dreimonatlichen  Aufenthalt  in 
Rom  gestattete,  hat  mich  hinlänglich  belehrt,  was  ich  freilich 
auch  früher  schon  hatte  bemerken  müssen,  dass  die  römische 
Topographie  bisher  sehr  leichtsinnig  behandelt  worden  ist; 
dass  die  neuesten  Bearbeiter,  die  als  gültige  Autoritäten  ange- 
sehen werden,  sich  mit  den  von  den  älteren  Topographen  ge- 
sammelten alten  Zeugnissen  begnügt  und  sich  der  Mühe  eines 
für  diesen  Zweck  geflissentlich  anzustellenden  eigenen  Studiums 
der  Schriftsteller  überhoben;  dass  sie  ihre  durch  nichts  be- 
gründeten Phantasien  als  sichere  Thatsachen  hingestellt  und  so 
bei  vielem  unbestrittenem  Verdienste  dennoch  ein  falsches  Rom 
aufgebaut  haben*).     Zugleich  aber  habe  ich  lebhaft  erkannt, 


*)  Wem  dieses  Unheil  vielleieht  hart  scheinen  mSefate ,  der  wird 
leicht  ans  den  von  mir  gegebenen  Nachweisnngen  sich  überzeugen 
können,  dass  es  vollkommen  gerecht  ist.  Ich  habe  über  die  einzelnen 
Leistungen  mich  in  der  Schrift  de  Romae  veteris  murU  atque  portü, 
Lips.  \SA%,  andeutend  erklärt.     Eine  weitere  Begründung  wird  in  ei- 


IX 


dass,  so  unentbehrlich  auch  die  unmittelbare  Anschauung  der 
Oerüichkeit  im  Allgemeinen  ist  und  so  viel  Unterstützung  die 
Kenntniss  der  einzelnen  trümmerhaften  Denkmäler  gewährt, 
dennoch  die  zerstreuten  Nachrichten  der  alten  Schriftsteller  in 
ihrer  Vereinigung  bei  weitem  die  sicherste  Grundlage  der  Un- 
tersuchung gewähren.  Ist  ja  doch  das  republikanische  Rom, 
das  unsere  Theilnahme  vorzugsweise  in  Anspruch  nimmt,  ganz 
verschwunden,  und  die  prachtvollen  Anlagen  der  Kaiserzeit 
lassen  sich  grösstentbeils  nur  aus  unsicheren,  vieldeutigen 
Mauerresten  oder  aus  ungenauen  Berichten  einer  Zeit,  die 
noch  mehr  davon  sah,  einigermassen  errathen.  Ich  weiss 
nicht,  wie  ich  den  Muih  gehabt  habe,  über  römische  Topogra- 
phie schreiben  zu  wollen,  ohne  noch  Rom  gesehen  zu  haben; 
aber  so  unschätzbar  mir  die  eigene  Anschauung  als  Bedingung 
der  Untersuchung  gewesen  ist,  so  kann  ich  die  reichste  Quelle 
der  Erkenntniss  doch  nur  in  der  alten  Literatur  finden.  Das 
Manuscript,  das  ich  nach  Rom  mitgenommen  hatte,  ist  ganz 
bei  Seite  gelegt  worden ;  ein  zweites  nach  meiner  Rückkehr 
vollständig  ausgearbeitetes  hat  vielfältig  umgearbeitet  werden 
müssen,  nachdem  ich  es  unerlässlich  gefunden  hatte,  mich 
gänzlich  von  der  italiänischen  Unkritik  und  den  leichtfertigen 
Annahmen  der  ,, Beschreibung  der  Stadt  Rom'^  loszusagen*) 
und  die  ganze  römische  Literatur,  so  wie  den  hieher  einschla- 
genden Theil  der  griechischen  noch  ein  Mal  für  diesen  speciel- 
len  Zweck  zu  excerpiren,  eine  Mühe,  die  mir  sehr  belohnend 
gewesen  ist.  Dadurch  ist  das  Erscheinen  dieses  Bandes  ver- 
zögert worden ;  zugleich  aber  hat  er  einen  grösseren  Umfang 
erhalten,  als  ich  selbst  erwartet  hatte.  Habe  ich  indessen  den 
Zweck  erreicht,  die  römische  Topographie  von  einer  Menge 
fest  eingewurzelter  Irrthümer  und  wilikühiclicher  Annahmen  zu 


Der  nacbsteDS  erscheioendeo   kritischen  Uebersicbt  dessen,  ivas  in  den 
letzten  25  Jahren  fdr  römische  Topographie  geschehen  ist,  erfolgen. 

*)  Damit  soll  keinesweges  gesagt  sein ,  dass  ich  nicht  Manches 
den  Schriften  Nibby's,  Canina's,  Piale's ,  Bnnsens  u.  A.  verdanke. 
Mein  Bach  selbst  weiset  das  nach,  and  ich  habe  mit  gebtthrendem 
Lobe  anerkannt,  wo  der  Eine  oder  der  Andere  das  Richtige  getroffen 
hat.  Aber  des  Unbegründeten  ist  mehr,  and  die  ganze  Behandlangs- 
weise  mnss  ich  verwerfen. 


befreien  und  ein  möglichst  vollständiges  und  wahres  Bild  von 
der  alten  Roma  zu  entwerfen,  so  hoffe  ich,  es  wird  die  aus- 
Itihrliche  Behandlung,  welche  ich  diesem  Abschnitte  gewidmet 
habe,  keine  Missbilligung  finden,  im  Gegentheile  erwünscht 
kommen.     Ich  möchte  so  gern  mir   einen  Dank  von  meinen 
deutschen  Landsleuten  verdienen  und  die  deutsche  Forschung 
auf  einem  Gebiete,  wo  jeder  geglaubt  bat,  sich  Alles  erlauben 
zu  dürfen,  von  ausländischer  Oberflächlichkeit  und  inländischem 
Dilettantismus  unabhängig  machen:   deshalb  war  es  mir  vor 
Allem  darum  zu  thun,  die  Nachrichten  der  alten  Schriftsteller 
als  die  sicherste  Basis  sorgfaltig  gesammelt  und  geordnet  vor- 
zulegen, damit  jedermann  über  den  Grund  oder  Ungrund  der 
daraus  gezogenen  Ergebnisse  selbst  urtheilen  könne.     Wie 
ich  dabei  bemüht  gewesen  bin,   ältere  und  neuere  Schriften 
möglichst  zu  benutzen,  um  das  Brauchbare  daraus  zu  gewin- 
nen, weiset  die  Arbeit  selbst  nach.     So  ansehnlich  übrigens 
die  Literatur  ist,  welche  ich  durch  die  bereitwilligste  Unter- 
stützung ,  sowohl  beider  hiesigen  und  der  königlichen  Biblio- 
thek zu   Dresden,   als  mehrerer  werthen    Freunde  vereinigt 
habe,   so  ist  doch  Manches  ungern  von  mir  entbehrt  wor- 
den: namentlich  Piale^s  Ausgabe  des  Venuti,  Marti ne  1- 
li^s  Roma  ex  ethnica  sacra  und  Cassio,  Corso  delle  ac» 
que,    Dass  neuerlich  ein  von  Nibby  nachgelassenes  Werk 
über  Rom  erschienen  sei ,   habe  ich  erst  kürzlich  durch  Sla- 
nisl.  Aloe  aus  Neapel  bei  seinem  Besuche  erfahren.   ~  Eben 
aber  bei  Beendigung  meines  Buchs  kömmt  mir  endlich  der 
letzte  Theil  der  „Beschreibung  der  Stadt  Rom^^  zu, 
worin  sich  die  Abschnitte  über  das  Marsfeld  und  die  Trans- 
tiberina, von  Urlichs  bearbeitet,  finden.     Der  Theil  trägt 
die  Jahrzahl  1842  und  die  Vorrede  ist  vom  3.  August  1842 
datirt;  ich  muss  aber  zu  meiner  Rechtfertigung  erklären,  dass 
die  Auslieferung  eben  erst  jetzt  (18.  September)  erfolgt  ist, 
so  dass  ich  mir  jene  Jahrzahl  nicht  recht  erklären  kann.  Es 
bleibt  mir  nicht  so  viel  Zeit,  Urlichs  Aufsätze  vollständig  zu 
lesen;   aber   ein  flüchtiger  Ueberblick  hat   mir  gezeigt,  dass 
ich  in  einigen  Punkten  mit  ihm  zusammentreffe,  während  ich 
in  vielen  anderen  direkt  und  auf  das  Bestimmteste  widerspre- 
chen muss. 


XI 


Wenn  übrigens  an  einigen  Stellen  die  Weise  der  Be- 
handlung nicht  ganz  der  Form  eines  Handbuchs  entsprechend 
gefunden  werden  sollte,  so  wird  sich  das  ans  der  Natur  der 
behandelten  Materien  erklären.  Es  soll  zwar  überhaupt  ein 
Handbuch  von  einem  Lehrbuche  sich  dadurch  unterscheiden, 
dass  es  nicht  nur  Resultat«,  sondern  auch  deren  Begründung 
kurz,  aber  möglichst  vollständig  giebt :  nur  die  eigentliche  Un- 
tersuchung soll  davon  ausgeschlossen  sein.  Das  habe  ich  nun 
auch,  wie  ich  konnte,  zu  vermeiden  gesucht;  wo  aber,  wie 
auf  diesem  Gebiete,  gar  nicht  zu  Resultaten  zu  gelangen  ist, 
ohne  langverjährte  Irrthümer  zu  berichtigen  und  falsche  Be- 
hauptungen zu  widerlegen ;  wo  die  Beantwortung  einer  Frage 
nothwcndig  von  der  Entscheidung  mehrerer  anderer  abhängt, 
wie  die  Oertlichkeiten  selbst  sich  gegenseitig  bestimmen,  da 
ist  es  unvermeidlich,  dass  die  neue  Begründung  des  für  richtig 
Erkannten,  um  ihm  dem  hergebrachten  Irrthume  gegenüber 
Geltung  zu  verschaffen,  etwas  ausluhrlicher  wird.  Ich  habe 
mich  dabei  übrigens,  so  viel  sich  dazu  Aufforderung  fand,  so 
fern  als  möglich  von  Polemik  gebalten ,  und  wenn  ich  einige 
Male  mich  unwillig  gegen  jene  vornehm  thuende  Ungriindlich- 
keit  erklärt  habe,  welche  die  Quellen  ignorirt,  die  Denkmäler 
willkübrlich  deutet,  Unerwiesenes  und  Unerweisliches  täu- 
schend als  Thatsacben  hinstellt  und  so  den  irre  führt,  der  die 
Untersuchung  eben  nicht  selbst  führen  kann,  so  ist  es  nur  ge- 
schehen, um  die  Strenge  meines  Unheils  über  die  Topogra- 
phen, welche  jetzt  als  Autoritäten  angesehen  werden,  voll- 
kommen zu  rechtfertigen.  Es  handelt  sich  da  nicht  um  ein- 
zelne Irrthümer,  die  jederzeit  verzeihlich  sind,  sondern  um  die 
ganze  wissenschaftliche  Bestrebung.  Es  möge  mir  niemand 
die  Anmassung  zutrauen,  als  könnte  ich  glauben,  nirgends  ge- 
irrt zu  haben ;  aber  erst  wenn  man  mir  Mangel  an  Gewissen- 
haftigkeit in  der  Forschung,  wenn  man  mir  nachweisen  kann^ 
dass  ich  auf  Schleichwegen  mit  Umgehung  der  Zeugnisse  mei- 
nen Hypothesen  Geltung  zu  verschaOen  gesucht  habe;  dass  es 
mir  überhaupt  um  etwas  Anderes  zu  thun  gewesen ,  als  die 
Kenntniss  des  römischen  Bodens  zu  fördern,  dann  erst  werde 
ich  das  Urtheil  selbst  verdienen,  das  ich  über  Andere  unum- 
wunden, wie  ich  gewohnt  bin,  ausgesprochen  habe.     Was 


XII       

aber  die  Punkte  anlangt,  in  denen  ich  geirrt  haben  kann ,  so 
möge  man  sie  nicht  einzeln  herausheben ,  um  einen  Tadel  zu 
begründen,  ohne  ihnen  gegenüberzustellen,  was  die  römische  To- 
pographie, wie  ich  hoffe,  durch  meine  Arbeit  gewonnen  hat. 

Eine  der  einflussreichsten  Entdeckungen  —  wenigstens 
ist  mir  nicht  bekannt,  dass  die  Bemerkung  schon  irgendwo  an- 
gezeigt sei  —  wurde  von  mir  leider  zu  spät  gemacht,  um  zur 
sofortigen  recht  nachdrücklichen  Entscheidung  'mehrerer  der 
bedeutendsten  Fragen  dienen  zu  können.  Sie  betrifft  die  ca- 
pitolinischen  Fragmente.  Der  Zweifel  über  die  rich- 
tige Anwendung  des  Stücks  mit  der  Inschrift  Libertatis  (s. 
Taf.  IV.)  veranlasste  mich  nachträglich  zu  einer  genauen  Prü- 
fung der  mit  Inschriften  versehenen  Fragmente  und  es  ergab 
sich  auf  das  Schlagendste,  dass  der  antike  Plan  nicht  die  bei 
uns  übliche  Orientirung  gehabt  hat,  nach  welcher  Norden  oben, 
Osten  zur  Rechten  und  Abend  zur  Linken  ist,  sondern  gerade  die 
umgekehrte.  Es  ist  bei  dem  Entwürfe  die  Eintheilung  des  Him- 
mels als  templum  berücksichtigt,  wobei  die/^ar«  sinistra  ab  Orien- 
te, dextra  ab  occasn^  anlicaadrneridientypostica  ad  septemtrio- 
nem  war.  Das  ergiebt  sich  entschieden  aus  einigen  ihrerLage  nach 
unzweifelhaften  Gebäuden,  deren  Namen  sich  auf  Fragmenten 
finden:  erstlich  die  Scene  des  Theatrum  Marcelli  (Bel- 
lori  Taf.  Xn.),  dann  das  Theatrum  Pompeii  (s.  unsere 
Taf.  ly.)  und  das  Hecatostylum  (Bellori  ebend.).  Die 
Inschriften  dieser  Fragmente  würden  unserer  Orientirung  nach 
sämmtlich  verkehrt,  auf  dem  Kopfe  stehen,  und  dasselbe  würde 
bei  den  Inschriften  der  Porticus  Octaviae  Statt  finden; 
so  dass  sich  daraus  auf  das  Gewisseste  die  Orientirung  ergiebt, 
bei  welcher  Süden  oben  ,  Osten  zur  Linken  ist.  Von  dieser 
Thatsache  ausgehend  hat  man  die  unsicheren  Fragmente  zu  be- 
urtheilen,  und  es  folgt  nun,  dass  jene  beiden  Stücke  (s.  uns. 
Taf.  IV.)  nicht  die  Basilica  lulia  und  den  Salurnlempel  ange- 
ben können  (Anm.  628.);  denn  nunmehr  würde  deren  Inschrift 
verkehrt  stehen ;  es  folgt  dasselbe  für  die  angebliche  Basilica 
Aemilia  (Anm.  538.),  denn  auch  hier  würde  Liberiatis  ver- 
kehrt stehen ;  vielmehr  ist  es  offenbar ,  dass  Canina  (dem  ich 
in  Anm.  958.  Unrecht  gethan  habe)  dieses  Fragment  ganz  rich- 
tig angewendet  hat.   Es  ist  mir  sehr  erfreulich  gewesen,  durch 


diese  Bemerkung  die  aicherste  Bestätigung  dessen  erhalten  zu 
haben,  was  ich  aus  anderen  Gründen  annehmen  musste. 

Hinsichtlich  der  in  Bezug  auf  topographische  Ereignisse 
befolgten  Chronologie  bemerke  ich,  dass  ich  mich  (ast  durch- 
gängig nach  den  Fasti  Capitolini  gerichtet  habe ,  wenn  nicht 
ein  besonderer  Grund  zur  Abweichung  vorlag.  Auch  dann  be- 
trägt die  Differenz  nur  etwa  ein  oder  zwei  Jahre,  und  sollte 
dann  und  wann  die  Rechnung  weniger  richtig  gefunden  wer- 
den, so  wüsste  ich  doch  keinen  Fall,  wo  davon  eine  Entschei- 
dung abhinge. 

Noch  habe  ich  mich  über  den  beigefugten  Plan  der  Stadt 
zu  erklären.  Es  hat  durchaus  nicht  meine  Absicht  sein  kön  • 
neu ,  einen  voDständigen  Plan  des  alten  Rom  zu  liefern,  wo 
alle  bekannten  Gebäude  an  bestimmter  Stelle  eingetragen  wä- 
ren. Ein  solcher  Plan  ist  allemal  eine  Unwahrheit;  denn  wo 
man  auch  den  Ort,  den  ein  verschwundenes  Gebäude  einge- 
nommen haben  mag  oder  muss,  im  Allgemeinen  nachweisen 
kann,  bleibt  doch  die  ganz  genaue  Bestimmung  (die  in  den  mei- 
sten Fällen  auch  ganz  unwesentlich  ist)  höchst  misslich ,  und 
wo  nicht  deutliche  Reste  vorhanden  sind,  finde  ich  es  ganz  un- 
statthaft, eine  bestimmte  Form  des  Gebäudes  nach  efgener 
Phantasie  einzutragen.  Vielmehr  musste  es  mir  darum  zu 
thun  sein,  die  modernen  Punkte  anzugeben ,  auf  die  sich  bei 
der  topographischen  Bestimmung  bezogen  werden  musste,  so 
dass  jedermann  sofort  die  Stelle  auffinden  könne,  wo  ein  anti- 
kes Gebäude  angenommen  wird.  Deshalb  habe  ich  den  Plan 
in  zwei  Farben  drucken  lassen ,  damit  sich  das  Moderne  von 
dem  Antiken  deutlich  unterscheide  ").  Die  allgemeinen  Formen 
der  Hügel  sind  nur  zart  angedeutet,  um  nicht  der  Uebersicht- 
lichkeit  und  Deutlichkeit  Eintrag  zu  thun.  Sonst  erscheint  in 
Schwarz  nur  das  sicher  Bestimmbare  und  in  Resten  Vorhan- 
dene.    Für  das  System  der  Fora  und  das  Capitol  sind  beson- 


*)  Id  dem  Theile ,  den  die  neae  Stadt  hauptsächlich  eioDimmt 
(Marsfeld  and  Trans  Tiberim),  war  das  Aogebeo  aller  beachtenswer- 
then  modernen  OertUchkeiten  anaasfdhrbar:  ich  kann  da  nnr  empfeh- 
len, einen  Plan  des  neuen  Rom  zu  Hälfe  zu  nehmen. 


XVI      

Greozen  des  Foram.  S.  1^69. 

Das  Gomitium.  S.  273. 

Das  Forum  der  Republik.  S.  281. 

Das  Forum  von  [ulins  Caesar  bis  aaf  Domitian.  S.  329. 

Das  Forum  seit  Domitian.  S.  345. 

Die  Fora  der  Kaiser.  Forum  Inlium.  S.  362. 

Forum  Augnstum.  S.  370. 

Forum  Traositorium  oder  Forum  Nervae.  S.  373. 

Forum  Traiani.  S.  378. 

Das  Capitoi.  S.  385. 

Der  Palatin  und  die  Velia.  S.  415. 

DerAventin.  S.  446. 

Die   Tiefe  zwischen   dem  Aventin,    Palatio,   Capitolin  und  dem 

FLusse.  M^ircns  Maximas.  Forum  Boarium.  Vicus  lugarius.  Vicus 

Tuscus.  velabrum.)  S.  467. 
Der  Caelius.  S.  494. 

Das  Gebiet  unter  dem  Caelius  bis  zum  Aveotin.  S.  509. 
Der  Bsquiliu  und  die  Snbura.  S.  521. 
Die  Celles.  S.  563. 
Der  Viminal.  S.  565. 
Der  Quirinal.  S.  567. 
Der  Coliis  hortorum  oder  Plncius.  S.  590. 
Die  Ebene  pegen  den  FIbm.  (Via  lata.  Cireus  Flaminius.  Campus 

Martins.)  S.  693. 
Trans  Tiberim.   (Das  Gebiet  des  faoiculus  und  des  Vatican.   In- 

sula  Tiberina.)  S.  650. 
Gebäude  für  Schauspiele.  Die  Circi.  S.  664. 
Die  Theater.  S.  675. 
Die  Amphitheater.  S.  680. 
Die  Thermen.  S.  683. 
Die  Brücken.  S.  692. 
Die  Wasserleitungen.  S.  701. 

Anhang.  Das  Regionen verzeiehniss.  Curiosnm  urbis  Ronae.  S.  709. 
Erklämog  der  Tafeln.  S.  718. 
Nachtiüge  und  Berichtigungen.  S.  719. 


i 

4 
t 


Die  Q,aellen 


Die    Qaellen. 


Die  Kenntniss  des  römiftehen  Alterlhiuis  wird  im  We- 
senüiehen  ans  den  SchriftsteUem  geschöpft,  deren  Werke  ganz 
oder  thellweise  aus  dem  Allerthome  auf  nns  gekommen  sind. 
Bei  weitem  die  meisten  dieser  Schriftsteiler  verfolgen  ganz  an- 
dere Zwecke  als  geflissentliche  Belehmng  über  römische  Ein- 
richtungen und  römisches  Leben ,  und  die  Aufgabe  des  Alter- 
thumsforschers  ist  es ,  die  zerstreuten  Nachrichten  und  gele- 
gentlichen Andeutungen  zu  sammeln,  kritisch  zu  sichten  und 
auf  combinatorischem  Wege  zum  organischen  Ganzen  zu  ge- 
stalten. Das  Mühevolle  dieser  Arbeit  wird  noch  bedeutend 
gesteigert  durch  die  Ungleichheit  und  den  Widerstreit  der 
Schriftsteller,  die  nach  Zeit  und  Verhältnissen ,  Charakter  und 
Streben,  Fähigkeiten  und  Bildung,  Fleiss  und  CSewissenhaftig- 
keit,  in  hohem  Grade  verschieden ,  nicht  selten  unter  einander 
in  offenem  Widerspruche  stehen;  das  im  Wechsel  der  Jahr- 
hunderte Veraltete  und  unkenntlich  Gewordene,  jeder  nach  sei- 
ner Weise,  oft  nur  eben  wie  es  der  Augenblick  eingiebt,  er- 
klären und  deuten ;  die  bunten  Sagen  der  frühesten  Zeit  ohne 
weitere  Reflexion  mit  treuherziger  Leichtgläubigkeit  nach- 
sprechen, oder,  was  noch  hinderlicher  wird,  init  unzeiiiger 
Pragmatik  in  nüchterne  Geschichte  zu  verwandehi  und  daraus 
ein  nie  gewesenes  Alterthum  aulzubauen  bemüht  sind. 

Um  daher  mit  einiger  Sicherheit  über  die  einzelnen  Fra- 
gen urtheilen  und,  wo  Gewissheit  nicht  zu  erlangen  ist,  doch 
das  Wahrscheinlichere  ausmitteln  zu  können,  ist  es  unerlSss- 

lieh,  ueh  strenge  Rechen»«ii«ft  von  dem  Werthe  and  der  Giil- 

1* 


1 


tigkeit  der  verschiedenen  Quellen  zu  geben.  Es  genagt  aber 
keinesweges,  nur  die  Schriftsteller  einer  Prüfung  zu  unterwer- 
fen, die  gleichsam  als  einzelne  Denksteine  späterer  Zeiten  aus 
dem  unendlichen  Reichthume  gerettet  auf  uns  gekommen  sind, 
ohne  in  den  meisten  Fällen  selbst  Kunde  zu  geben  von  ihrer 
Abstammung:  vielmehr  ist  eine  Würdigung  derselben  nicht 
wohl  möglich ,  ohne  zugleich  zu  untersuchen,  welcher  Art  die 
Quellen  gewesen,  aus  denen  sie  flössen  und  fliessen  konnten. 
Deshalb  muss  man  zurückgehen  auf  die  Urquellen,  so  weit  noch 
ihre  Spuren  zu  entdecken  sind ,  und  dann  erst  kann  in  Frage 
kommen ,  in  wie  weit  und  in  welcher  Weise  die  einzelnen 
Schriftsteller  davon  Gebrauch  machen  konnten  und  nachweis- 
lich gemacht  haben.  Als  solche  Urquellen  sind  zu  betrachten 
alle  öfenüichen  Urkunden  nnd  Denkmäler,  weiche  Nachricht 
geben  konnten  von  der  Zeit,  in  welcher  sie  entstanden ;  ausser 
ihnen  aber  auch  manche  Privatdocnmente  und  Zeugnisse ,  die 
Gemeingut  gewisser  Familien  waren. 

Die  älteste  solche  Urquelle  der  römischen  Geschichte  — 
und  die  römische  Geschichte  bort  nie  auf  zugleich  Verfassungs- 
geschichte zu  sein  —  sind  nach  der  übereinstimmenden  Ansicht 
des  Alterthums  die 

Annales  pontificum;  jedoch  ist  die  Zeit  ihres  Be- 
ginnens, so  wie  ihre  Dauer  keinesweges  völlig  im  Klaren. 
Annales  pontificum  wurden  sie  genannt,  weil  es  der  Pon- 
tifex  maximus  war ,  der  jähriich  die  merkwürdigeren  Ereig- 
nisse, also  eine  Art  Chronik  der  Stadt  aufzeichnete.  Ans  dem- 
selben Grunde  wurden  sie  auch  Annales  maximi  genannt. 
Paul.  Diac.  p.  1S6  MüU.  Maanmi  atmales  (g^eliabanttir 
mön  magnitudine,  sed  quod  eas  pontifex  maximus  C9^fecissei. 
Die  Hauptstelle  über  sie ,  welche  den  Zeitpunkt  ihres  Anfan- 
gens  und  den  ihres  Anfhörens  nennt  und  von  der  Weise  ihrer 
Abfassung  nnd  Veröffentlichung  Nachricht  giebt,  ist  bei  Ci- 
cero de  or.  II,  12.  Erat  enim  kütoria  nihil  aliud ^  nisi  an- 
nalium  confectio ,  cuius  rei  memoriaeque  puUicae  reünendae 
causa  ab  initio  rerum  Romanarum  usqtie  ad  P-  Mudum ,  poH- 
tificem  maximum ,  res  amnes  singulorum  asmorum  mandabaf 
Uteris  pontifex  maximus  ^erebatque  in  altum  et  proponebat 


tabulam  dornig  potestas  ut  esset  popuio  cognoseendi,  üque 
etiam  fnme  annales  maximi  nommantur  ^).  So  war  also  der 
jedesmalige  Pontifex  maximiis  der  eigentliche  Historiograph 
oder  vielmehr  Chronist  der  Stadt,  und  indem  die  jährlichen 
AnEEeicfannngen  geordnet  zusammengestellt  wurden,  bildete 
sich  eine  magere  Cresehichte  des  Volks.  Dass  eine  solche  Samm- 
lung und  chronologische  Anordnung  Statt  gefunden  hahe ,  und 
dass  in  dieser  Form  die  Annaien  in  achtzig  Bücher  ahgetheilt 
waren,  berichtet  zwar  nur  ein  Schriftsteller  später  Zeit^); 
aber  es  zeuget  dafür  die  Erwähnung  bei  Cicero  und  Varro, 
und  mehr  noch  wörtlich  aus  den  einzelnen  Büchern  angeführte 
Stellen.  —  Ausser  den  angeführten  Namen  werden  sie  auch 
Annales  publici  oder  schlechthin  Annales  genannt^)« 

Der  Zeitpunkt,  wo  diese  Aufzeichnungen  begannen,  ist 
nichtsdestoweniger  ungewiss.  Zwar  sagt  Cicero:  ab  vriiio 
rerum  Romanarum ,  und  so  weit  hinauf  reichten  also  die  ihm 
bekannten;  wie  denn  auch  Varro^)  wahrscheinlich  aus  ihnen 


1)  Vgl.  Macrob.  Sat.  III,  2  «xtr.  Pont\ßeibut  enim  permiss^ 
est  potestas  memoriam  rerum  gestarum  in  tabulas  conferendi  et  hos 
annaies  appeiiant  equiiem  maximos ,  quasi  a  ptmtifUihuM  mawimis 
Jaetos.  Uogewuser  ist  es,  ob  min  an  sie  za  denken  habe  bei  Dio- 
ny«.  Malic.  I,  73.  naXatog  fiiv  ow  ovzs  avy^'Qatptvs ,  ovre  XoyoyQatpoe 
iurl  *Pwftiu(uy  ovSi  tts,  in  naXauäv  fUvvoi  Xoywv  tv  Uqm  SdXrcsi  üot^^ 
fUvmv  aiaatig  T«ff  nai^aXafiinv  wiy^aipB,  So  ist  auch  bei  demselben 
Schriftsteller,  1,74.  inl  to5  na{fä  r6t^*Ay%iotvai  nsifiivov  iriveato^,  die 
Goojectar  Niebnhrs  {Rom,  Gesch.  I.  S.  %%6.  3  Ans^.):  nra^a  toU 
mfx**i^S0iy  sehr  zweifelhaft.  Zwar  mSchte  von  dem  Namen  weniger 
•in  Bedenken  zn  «ntlehnen  sein ;  aber  wie  sich  weiterhin  zeigen  wird, 
möchte  sehwerlieh  zugegeben  werden  k5nnen,  dass  in  Dionysins  Zeit, 
die  Annales  maximi  noch  in  den  Originaltafeln  vorhanden  gewesen  seien. 

7)  Serv.  z.  Virg.  Acn.  I,  377.  Ita  autem  j4nnales  cof^fieie^ 
bantur:  tabuiam  dealbatam  quotannis  Pant^eoß  maximus  habuit^  tnr 
qua  praeseriptis  eoss,  nominibus  et  aiiorum  magistratuum  digna 
memoratu  notare  eonsueverat  domi  tnilitiaeque  terra  marique  gesta 
per  singulos  dies,  Cuius  diligentiae  annuos  eommentarios  in  LXXX 
libros  veteres  reUderunt  eosque  a  Pont\ficibus  maximis  Annales  ma- 
ximos  appellarunt.    Andere  Anfiihmngen  s.  weiter  unten. 

3)  €ic.  de  rep.  II,  15.  Diomed.  p.  480  Pntsch.  Annales  pu- 
blici, quos  ponti/ices  scribaeque  cor{fleiunt.  Indessen  können  darunter 
auch  Doch  andere  weiterhin  zu  nennende  Aufzeichnungen  verstandeq 
werden,  worauf  namentlich  die  scribae  hinzuweisen  seheinen. 

4)  L.  L.  V,  10.  p.  79  Sp.  nam  ut  Annales  dieunt^  vwit  Qpi  Flo- 
raeve;  Diovi  Satumoque  etc.  (Müller  nach  dem  Ilavn.  Fhrae,  fV 
diOj  Jovi,  Noch  näher  lag:  Flarae,  Fediavi  Sat.)  Aurel.  Vict.  de 
orig*  geat.  Rojn.  17.  fuhrt  sie  selbst  weit  über  dea  Ursprung  Roms 


6     

f 

die  Namen  der  Gottheiten  anführt,  denen  Tatius  heilige  Oerter 
weihete,  nnd  noch  in  Constantins  Zeit  wusste  Vopiacus  '), 
dass  sie  von  den  ersten  Anfängen  Roms  Nachricht  gegeben 
hatten.  Gleichwohl  wird  es  niemand  für  glaublich  halten ;  man 
wird  es  vielmehr  ganz  gegen  den  natürlichen  Gang  der  Dinge 
finden,  dass  man  gleich  bei  dem  ersten  Entstehen  des  Staats 
an  eine  solche  Aufzeichnung  sollte  gedacht  haben ,  wenn  auch 
sonst  angenommen  werden  dürfte,  dass  aus  dieser  ältesten  Zeit 
die  Gedenktafeln^  oder  auch  nur  Abschriften  derselben ,  bis  auf 
Cicero  sich  gerettet  hätten. 

Den  Inhalt  dieser  Annalen  machten,  neben  den  wichtigsten 
politischen  Ereignissen,  Prodigien  und  überhaupt  aufTallende 
Naturereignisse  aus. ,  Das  erfahren  wir  besonders  durch  Cato 
b.  Gell,  n,  28.  Ferba  Catams  ea;  Originum  IV.  Aaec  sunt: 
Non  Ittbet  scribere^  quod  in  tabula  apud  pont^cem  maanmwn 
etiy  quotienM  annona  cara,  quotiens  lunae  aut  solis  lumtni  ca^ 
Kgo  aut  quid  obstiterit.  Und  diess  findet  seine  Bestätigung 
durch  Cic.  de  rep.  I,  16.  Eine  Geschichte,  die  sich  mit  der 
Statue  des  Horatius Codes  zugetragen  habe,  führt  Gell.  IV, 5. 
aus  ihnen  nach  Verrius  an.  —  Ihre  Form  blieb  natürlich  auch 
für  die  spätere  Zeit  höchst  einfach:  ein  ganz  trockenes  und 
mageres  Yerzeichniss  dessen,  was  im  Laufe  des  Jahrs  vorge- 
fallen war  ^). 


hioaos,  indem  er  voo  den  frähesten  albanischen  Königen  sa^:  tit 
scriptum  est  in  Annali  Pont\fieum  IF.  Das  würde,  als  ganzUch  mit 
dem  Be^iTe  der  Annalen  in  Widerspruch  stehend ,  nothweodig  {^egen 
ihre  Aechtheit  misstrauisch  machen,  wenn  nicht  vielmehr  die  ganze 
Schrift  als  nnächt  anzusehen  wäre. 

5)  Tacit.  1.  Quod  post  excestum  Romuli  novello  adhue  Roma^ 
nae  urbis  imperio  factum  pont\ßces^  penes  quos  scribendae  historiae 
potestas  fuit,  in  literas  retulerunt,  ut  interregnum  —  iniretur  etc. 

0)  Baher  sagt  Cic.  de  leg.  1,  2.  Nam  post  annales  pont\ficum, 
quibus  nihil  polest  esse  iucundius ,  si  aut  ad  Fabium ,  aut  ad  eum, 
qui  tibi  semper  in  ore  est^  Catonem ,  aut  ad  Pisonem ,  aut  ad  Fan- 
nium ,  aut  ad  Fennonium  venias ;  quamquam  ex  his  alius  alio  plus' 
habet  Vitium  j  tarnen  quid  tam  exile,  quam  isti  omnes?  Wie  man 
anch  über  das  iucundius  denken  mag,  so  ist  doch  aus  dem  Zusammen- 
hange klar,  dass  Trockenheit  und  Dürftigkeit  als  Charakter  der  Anna« 
len  angegeben  werden  und  so  sagt  auch  Quintil.  I.  0.  X,  %.  Nam 
rursus  quid  erat  futurum,  si  nemo  plus  ^ffeeisset  eo ,  qumn  sequeba- 
turf  Nihil  in  poetis  supra  Livium  Andronumm^  nihil  in  historiü 
supra  PontyUmm  Annalee  haberemus. 


DaB  AjiiAlireii  der  Annahm »  dM  nai^h  Gktto  tmter  dem 
Ponüficate  des  MueiiiB  erfolgte,  im  eriten  Viertheil  des  sieben- 
ten JalirhuidertB,  erklärt  sich  tarn  Theite  wohl  datutts,  dass 
Rom  in  dieser  Zeit  bereits  eine  nicht  onbedenlende  Gesohichts^ 
Uleratnr  erhallen  hatte,  deren  weitere  Fortsetsnng  nieht  nnter- 
bleiben  konnte,  und  dass  daduroh  die  Anfertigung  Jenes  magern 
Verzeichnisses  entbehrlieh ,  auch  wohl  unter  der  Würde  des 
Pontifex  maximus  gehalten  wurde.  Indessen  scheint  diess  der 
alleinige  Grund  nicht  gewesen  zu  sein  und  wahrscheinlich  ist 
er  darin  zu  suchen,  dass  damals,  und  jedenfalls  nicht  xum  er^ 
sten  Male,  die  Tafeln,  welche  die  Annalen  enthielten,  ihren  Un- 
tergang landen.  I>enn  wenn  die  Annahme  ihres  Bestehens  in 
den  frühesten  Zeiten  der  Stadt  und  während  der  Könige  über- 
haupt aDer  Wahrscheinlichkeit  entbehrt ,  so  wird  jenes  ab 
witw  rerum  Ramanarum  fast  zur  Unmügliohkeit  durch  die 
Schicksale,  welche  die  Tafeln  gehabt  haben  sollen  und  müssen. 
Sie  befanden  sich  nach  dem  einstimmigen  Zengnisse  der  Schrift^ 
steiler  in.  der  Wohnung  des  Pontifex  maximus,  d.  h.  in  der 
bei  dem  Vestatempel  am  Forum  gelegenen  Regia  9*  An  Ab- 
schriften ist  in  der  frühesten  Zeit  nicht  zu  denken :  die  Regia 
war  das  einzige  Geschichtsarchiv  für  Rom,  wenn  nicht  etwa 
sonst  religiüse  Körperschaften  in  besonderen  Commentariis 
diess  und  jenes  verzeichnet  hatten.  Nun  ist  es ,  wenn  auch 
historische  Zeugnisse  fehlten,  sehr  natürlich,  dass  dieses 
schwerfiillige  Geschichtsbuch  in  dem  gallischen  Brande  unter- 
ging. Dass  man  bei  dem  eiligen  Verlassen  der  Stadt  auf  die 
Rettung  desselben  sollte  bedacht  gewesen  sein,  ist  nicht  denk- 
bar. '  Wusste  man  doch  in  dem  panischen  Schrecken  die  Hei* 
ligtbümer  des  Vestatempels  nicht  anders  zu  retten ,  als  indem 
man  sie  vergrub :  kann  es  doch  selbst  zweifelhaft  scheinen,  ob 
nicht  die  XU  tabulae,  die  wichtigste ,  theuer  erkaufte  Urkun- 
de ,  Preis  gegeben  wurde.  Viel  weniger  wird  man  an  jene 
Holztafeln  gedacht  haben ;  und  dass  es  nicht  geschah,  dass  die 
Chronik  der  Stadt  damals  vernichtet  wurde,  erkennen  einige 


7)  Den  Beweis,  dass  die  Regia  Amt8fir<^)ldtiag  dei  Pontifex  maxi- 
mu»  war,  s.  in  der  Toposrsphie. 


8     

Schriftsteller  mit  Entschfedenheit  an  ^).  Schlagender  noch,  ab 
diese  direkten  Aussagen,  ist  ein  indirektes  Argument*):  die 
Erwähnung  der  ersten  als  beobachtet  in  den  Annalen  venseich» 
neten  Sonnenfinstemiss.  Cic.  de  rep.  I,  16.  Aiyue  hae  m 
re  tanta  inest  ratio  atque  solertia^  ui  ex  hoc  die ,  quem  apud 
Etmium  et  in  maximis  annaUbus  consignatum  videmus  (a.  U, 
350.),  superiores  solis  dtfectiones  reputatae  sint  usque  ad  it- 
lam,  quae  nams  QmntiUbue  fitit  regnante  Romuio.  Es  folgt 
daraus  nicht  nothwendig,  dass  die  Annalen  erst  mit  dem  Jahre 
350  begonnen  haben  $  aber  waren  die  früher  vorhandenen  im 
gallischen  Brande  verloren  gegangen,  der  365  Statt  bnd ,  so 
erklärt  es  sich  leicht,  warum  die  früheren  Finsternisse  nicht 
ven^eichnet  waren.  Die  %&  Jahre  vor  der  Einnahme  eingetre- 
tene &st  totale  Finstemiss  war  noch  im  Andenken :  die  frühe- 
ren konnten  nicht  in  gleicher  Weise,  wie  andere  in  Gedächt»- 
niss  und  Sage  fortlebende  Begebenheiten,  angegeben  werden: 
man  musste  sie  astronomisch  berechnen. 

Als  ms|n  aber  in  ruhigerer  Zeit  an  die  Wiederherstellung 
der  verlorenen  Annalen  ging,  wobei  die  erhaltenen  Verzeich- 
nisse der  Magistrate  die  wesentlichsten  Dienste  mögen  gelei*> 
stet  haben,  da  erst  dachte  man  wohl  daran,  sie  in  die  sagen- 
haften Zeiten  bis  zum  Ursprünge  Roms  hinaufiEuführen ,  und 
die  spätere  Zeit  nahm  die  Chronik  des  Romulus  mit  derselben 
Treuherzigkeit  für  acht  hin ,  als  sie  den  Untergang  der  ächten 
Tafeln  übersah.  —   Wahrscheinlich  aber  hatten  die  Annalen 


8)  Liv.  VI,  1.  Quae  ab  eondita  urbe  fiotna  ad  eaptam  eandem 
urbemRomani  —  gessere  •—  re«  qnum  vetusiaie  ntmia  obteura*^  vel- 
ut  quae  magno  intervalh  loci  vix  eemuntur;  tum  quod  parvae  et 
rarae  per  eadem  tempora  iiterae  JUere^  una  custodia  /Ideiü  memo- 
riae  rerum  gestarum^  et  quod,  etiamsi  quae  in  eommentariü  pont\fieum 
aliisque  publieis  privatt^que  erant  monumentis ,  ineenea  Urbe  plera- 
que  interiere  etc.  Daraaf  bezieht  sich  Plntarch.  de  fort.  Rom. 
13.  Derselbe  flihrt  aber  auch  noch  einen  älteren  dasselbe  berichtenden 
Gewährsmann  an,  Nnm.  1.  KXdSiog  rt«  iv*BXlyx''f  tifovmv  {ovno  va^ 
nets  tKtyiY^autrat  xo  fitfikior)  toxv(fiZeTai  raff  /liv  h^xalaQ  intivas  ava^ 
y^a^äg  iv  xoi£  j^krtauut  na&^o*  r^s  n6le(»g  ^<pavlo&tu  *  rag  di  vvv  90«- 
rofuvac  ovn  ak>i&mg  avvjtäia&a*  «.  r.  iL.  Sind  auch  hier  zunächst  Schrif- 
ten gemeint,  welche  Rande  gaben  von  der  Abstammung  Nnma^s,  so 
wird  doch  dadurch  anerkannt,  dass  keine  Denkmäler  der  Art  sich  aus 
4er  Verwiistang  der  Gallier  gerettet  hatten. 

9)  Niebuhr,  Rom.  Geseh.  Tb.  I.  S.  279.  3,  Ausg. 


auch  spälerhin  mehmiab  dasselbe  Schicksal.  Denn  peht  nur 
im  ersten  panischen  Kriege,  512  d.  St.,  brannte  das  Testahei- 
ligthnm  ab  ^^) ,  sondern  auch  32  Jahre  später  die  Regia  aber- 
mals ").  Und  dieselbe  Calamität  wiederholte  sich  in  oder  kurz 
vor  der  Zeit,  wo  der  von  Cicero  genannte  Mucius  Pontifex 
maximus  war,  im  Jahre  605  d.  St.  '*)  Spur.  Postumio  L.  Pi- 
sone  Coss.  Gingen  damals  die  Tafeln  der  Annalen  verloren, 
so  konnte  in  solcher  Zeit  allerdings  ihre  Wiederherstellung  und 
Fortsetzung  unnütz  erscheinen,  während  man  früher  bei  dem 
Mangel  anderer  Geschichtsbücher  dieselbe  nicht  unterliess. 
Jedenfalls  aber  mnssten  sie  damals  bereits  in  Abschriften  vor« 
hauden  sein,  aus  denen  vielleicht  später  erst  die  Sammlung  in 
80  Büchern  hervorging. 

Demungeachtet  sind  der  Stellen,  durch  welche  ihr  späte- 
res Vorhandensein  bezeugt  wird ,  nur  wenige.  Für  eines  der 
ältesten  Beispiele  konnte  gelten  Liv.  XXYII,  7.  aus  dem 
Jahre  544 ,  wo  C  Flaccus,  um  das  Recht  des  Flamen  Dialis, 
im  Senate  zu  sitzen,  zu  beweisen,  sich  auf  die  Annalen  beru- 
fen zu  haben  scheint:  Praetor  non  exoletu  vetustate  anna- 
kitm  exempUi  stare  ws  —  volebaU  Indessen  kann  auch  der 
Ausdruck  nur  Livius  selbst  angeboren  und  überhaupt  von  Bei- 
spielen ans  alter  Zeit  verstanden  werden.  Dann  folgt  der  Zeit 
nach  die  schon  angeführte  Erwähnung  durch  Gato  b.  Gell. 
n,  28.  Dass  Polybiussie  benutzt  habe,  würde  nur  dann  aus 
Dionys.  I,  74.  folgen,  wenn  dort  wirklich  dqjuQivoi  zu 
lesen  wäre.  Dass  aber  Cicero  sie  kannte,  folgt  aus  den  an- 
geführten Stellen,  de  rep.  I,  16.  de  orat.  ü,  12.  und  de 
leg.  I,  2.  unzweideutig.  Vgl.  auch  p.  Rabir.  5.  So  wird 
auch  Yarro  sie  gebraucht  haben,  obgleich  die  Stellen  V,  10. 


10)  Liv.  Epit.  XIX.  Dionys.  II,  66.  Pliii.  N.  H.  VII,  43,  45. 
Val.  Max.  I,  4,  4.  PUt.  Parall.  e.  17.  p.  186  WytI.  Aagnstin. 
d.  eiv.  d.  III,  18.  Oros.  IV,  11.  V^l.  fiberh.  Ambroseh,  Studien 
u.  Andeute  im  Gthiete  d,  aiiröm.  Bod,  u.  ChU.  S.  16. 

11)  Im  J.  d.  St.  544.  Liv.  XXVI,  27.  pluHbus  simul  ioeis  eirea 
/arum  incendium  wrtum,  —  eomprehensae  Lantumiae  forumque  pisea- 
torium  »t  atrium  reginm,    AedeM  Fettae  vix  defsnsa  est  etc. 

13)  lal.  Ob  seq.  78.  Faeto  ineendio  Rmmme  cum  Regia  quoque 
ureretur^  saerarium  et  ex  duabtis  altera  laurue  inviolata  ecestiterunt 


10    

p.  79.  uad  20.  p.  103.  weniger  streng  beweisend  sind.  An- 
ders verhält  es  sich  mit  Livius,  bei  dem  man  vergeblich 
Zeagoisse  dafür  zu  finden  meint  ^s).  Dagegen  beontzte  sie 
Verrius  FUccus.  Gell.  IV,  5.  Ea  historia de harusjnei- 
bus  ac  de  versu  isto  senario  scripta  est  in  Annalibus  maximis 
libro  XL  ei  in  V^rri  Flacei  l.  L  Herum  memoria  digna- 
rum  ^^),  Gellius  selbst  kannte  sie  schwerlich  nnd  berichtet, 
wohl  nur  aus  Verrius.  —  So  lässt  sich  auch  aus  PI  in. 
XXXIV,  5,  11.  Meritum  eins  (Tarraciae)  in  ipsisponam  An* 
naiium  verbis :  quod  campum  Tiberinum  gratißcata  esset  ea 
poputo.  nicht  erweisen,  dass  er  die  Nachricht  selbst  aus  ihnen 
geschöpft  habe,  und  kaum  bedarr  es  der  Erinnerung ,  dass  aus 
der  Erwähnung  bei  Quintilian^  geschweige  denn  bei  Vo-* 
piscus  und  S  er  vi  US  nichts  für  ihr  Bestehen  in  dieser  Zeit 
folge.  So  wurde  also  das  letzte  ziemlich  sichere  Zeugniss  über 
ihreFortdauer  das  des  Verrius  Flaccus  zur  Zeit  des  Augustns  sein. 
Was  die  Zuverlässigkeit  und  Glaubwürdigkeit  dieser  An^ 
nalen  anlangt,  so  ergiebt  sich  aus  dem  oben  Gesagten,  dass  für 
die  ältere  Zeit  sie  nicht  das  Gewicht  authentischer  Urkunden 
haben  konnten  und  demnach  nicht  über  anderen  ans  Tradition 


IS)  Gar  nicht  hieher  gehöri|f  ist  zunächst  I,  32.  jineui  Mareitu  — 
hnge  antiquUtimum  ratus  saera  publica,  ut  ab  Numa  inttituta  erant^ 
faeere ,  otnnia  ea  ex  eommentariU  regis  pont\ß,cem  in  album  relata 
proponere  in  publico  iubet.  Offenbar  .sind  die  reUgiösen  SatsungcA 
Nama*s  gemeint,  wie  sich  noch  klarer  ergiebt  aus  Dionys.  III,  36. 
tuü  rite  ntfl  rmp  ieQiÜv  ovyy^a<petg,  a€  IlofAniXioi  awitm^aarOf  na^  ov* 
td»v  (rcvy  u^otfavrwvS  Xafiwv ,  aviy^ayfiv  eU  dilrovg  nal  Tr^ov^nev  iy 
ayoffi  naoi  toiq  ßoviofiivoi^  axonetp,  aQ  atpavia^vai  avvißij  rtS  XQ^^V* 
Wenn  er  ferner  IV,  7.  von  den  Namen  zweier  Consnln  sagt :  qui  ne- 
que  in  annalibus  priseisj  neque  in  libris  magistratuum  inveniuntur ; 
so  sind  damit  allerdings  wohl  die  Annales  maximi  gemeint;  nicht  aber 
als  ob  er  sie  selbst  benutzt  hatte.  Vielmehr  ist  es  die  Angabe  des 
Licinins  Macer,  der  er  folgt.  Dasselbe  gilt  von  cap.  20.,  und  wo  sonst 
noch  Annalen  von  ihm  genannt  werden,  da  sind  römische  Annalisten 
gemeint,  wie  VIH,  9.  18.  u.  s.  w.  Vgl.  Laehmanü  de  J^nt,  hiit, 
r.  livii  §.6  —  9. 

14)  Wann  diese,  so  viel  ich  weiss,  anderw&rts  nicht  erwähnte 
Geschichte  sich  zugetragen  habe,  ist  nicht  bekannt;  indessen  weiset 
die  Stelle,  die  sie  im  eilften  Bache  der  Annalen  einnahm,  auf  eine 
sehr  frühe  Zeit  hin.  Um  so  auffälliger  ist  der  wohlgeglättete  Senar; 
Maium  consilium  eoMuUori  pessimum  est.  In  ächten  Annalen  aas 
solcher  Zeit  würde  man  höchstens  einen  rauhen  Sataraios  tu  erwartea 
haben. 


—  11  — 

imd  Sage  hervorgegangenen  Annalen  standen.  Fiür  die  spätere 
Zeit  ist  kein  besonderer  Grand  ihnen  Trene  und  Glaubwürdig- 
keit abzusprechen,  obwohl  bei  den  mancherlei  VerfiUschungen, 
welche  man  sich  zum  Ruhme  der  Vorfahren  und  der  eigenen 
Fttnilie  anderwärts  erlaubte,  auch  hier  4ie  Möglichkeit  der  In- 
terpolation nicht  ausgeschlossen  bleibt  >^). 

Dass  aber,  wie  behauptet  worden,  die  Annales  maximi 
geheim  gehalten  worden  seien ,  beruht  auf  dem  falschen  Ver- 
ständnisse der  Stelle  bei  Liv.  IV,  3.,  wo  Canuleius  spricht: 
Obsecro  vos,  si  non  adfastoM^  non  ad  cammentarfos  pantfß" 
cum  admittimur :  ne  ea  quidem  scimus^  quae  omnes  peregrmi 
eiiam  scruni?  Es  liegt  ganz  fem,  hier  an  die  Annales  ponti- 
ficum  zu  denken ,  in  denen  nichts  enthalten  sein  konnte ,  was 
man  Ursache  gehabt  hätte  vor  der  Plebs  zu  yeri>ergen,  und 
öberdiess  widerspricht  es  geradezu  dem,  was  Cicero  von  dem 
öffentlichen  Ausstellen  der  Tafeln  sagt  ^^).  Vielmehr  sind  die 
geheimen  Bücher  der  PontiBces  zu  verstehen,  Commentarii 
pontificum  und  Libri  pontificum,  die  nur  in  den  Hän- 
den der  Patricier  waren.  Diese  Commentarii  pontifi- 
cum, von  denen  die  Libri  pontificii  wohl  noch  verschie- 
den waren,  dürfen  durchaus  nicht  mit  den  Annalibns  ponti- 
JBcom  verwechselt  werden.  Jedenfalls  massten  die  CoIIegia 
pontificum,  augurum,  die  Haruspices,  überhaupt  jede  geistliche 
Körperschaft  ihre  heiUgen  Bücher  haben,  welche  ihre  Wissen- 
schaft und  das  ganze  Ritual  enthielten,  und  nur  in  solcher 
Beziehung  auf  Cultus  und  geistliches  Recht  werden  die  Libri 
pontificii  oder  pontificales,  auch  Indigitamenta 
(Serv.  z.  Georg.  I,  21.  Vgl.  Censor.  d.  die  nat.  3.)  ge- 
nannt'7).  Dagegen  ist  es  natürlich,  dass  die  Pontifices  noch 


15)  Vgl.  Niebnhr,  Rom,  Gesch.  l.  S.  «77  If.  Beck,  Epier. 
quaest.  de  antiq.  Rom.  hUt.  fönt,  et  verit.  L.  18U.  Leel«re,  Des 
Jaumanx  ehez  iee  Romain*.  Per.  1838. 

16)  Gic.  de  or.  11,  f2.  propanebat  tahulam,  dornt f  potestas  ut 
€9set  popuio  eognoeeondi. 

17)  Gie.  de  oat.  deor.  I,  30.  Deinde  nonUnum  non  magnus 
numerus,  ne  in  ponti/Uiis  quidem  nosiris,  deorum  autem  innumera- 
frt/u.  Varro  L.  L.  V,  19.  p.  100  Sp.  Haee  sunt,  quontm  (qnaram) 
tu  suerf/icfie  emta  im  oUo,    non  in  veru  coquamtur,    quas  et  Aeeius 


12    

besonder«  Bücher  fährten,  in  denen  sie  alles  aufzeichneten, 
was  in  näherem  oder  entfemterem  Bezüge  auf  sie  und  ihr  Amt 
geschah.  Das  sind  jedenfalls  die  Commentarii  pontifi- 
cum,  ganz  dem  Sinne  des  Worts  gemäss,  wenn  es  auch  viel- 
leicht zuweilen  in  weiterer  Bedeutung  steht  ^^).  —  In  gleicher 
Weise  hatte  das  Collegium  augnrum  seine  Libros  augura- 
les  und  Commentarios  *'),  und  aus  Etrurien  hatten  die 


icribit,  et  in  ponl\fieiU  libru  videmus.  Fest.  p.  356.  (Tesca)  sed 
sancta  loca  undique  septa  doeent  pontifieii  libri,  in  quibtis  scriptum 
est:  \Temp\fim]que  sedemque  tescumque  [sive  deo,  sive  deae]  dedica- 
veritf  ubi  eos  ae[cipiat  voleotes]  propitiosque.  fierv.  z.  Vir^. 
Georg.  I,  21.  (Studium  quibus  arva  tueri)  Nomina  haec  numinum 
in  Indigitamfntis  inveniuntur,  i.  e,  in  libris  pont\ficalibus ,  qui  et 
uamina  deorum  et  rationem  ipsorum  numinum  eontinent  etc.  I  o  a  n  n. 
L  y  d.  de  mens.  IV,  20.  iXla  ^yv  ital  qnß^ovoQS  zo  xa&ä^ai  rä  nopT&- 
q>iKaXia  ßtßUa  xuXci,  0iBQOV  rov  liXovTwva,  Wenn  diese  Stelleo  auf 
eiseDilich  theologiscbeo  lohalt  hinweisen,  so  theilen  andere  eben  daher 
entnommene  Besiimmnngen  über  geislUcbes  Recht  mit.  Fest.  p.  189. 
testimonio  esse  libros  pont\ficum ,  in  quibus  sit:  Pro  primis  spoliis 
bovoy  pro  secundis  soiitaurilibus ,  pro  tertiis  agno  publice  ßcn  de- 
bere.  Serv.  z.  Georg.  1,  272.  fährt  aas  den  Libris  pontificalibns 
an:  Feriis  denicalibus  aquam  in  pratum  dueere  nisi  legitimam  non 
licet ,  caeteris  feriis  omnes  aquas  licet  dedueere.  Vgl.  Mac r ob. 
Sat.  I,  16.  Eben  so  Serv.  z.  Aen.  XII,  603.  quia  cautum  fuerat 
in  ponti/icalibus  libris,  ut,  qui  Utqueo  vitam  Jinivisset,  insepuitus  ab- 
iiceretur.  Jedenfalls  gehört  hieher  anch  Cic.  de  rep.  II,  31.  Pro- 
voeationem  autem  etiam  a  regibus  fuisse ,  deelarant  pont{flcii  libri., 
womit  man  Seneoa  epist.  108.  vergleiche,  nnd  ausserdem  Cic.  de 
or.  I,  43.  Horat.  eoist.  II,  1,  27.  Serv.  z.  Aen.  VII,  190. 

18)  Als  solchen  Inhalts  erscheinen  sie  in  der  Rede  p.  domo  53. 
habetis  in  eommentariis  vestris,  C.  Cassium  censorem  de  signo  Con- 
eordiae  dedicando  ad  pontffieum  collegium  retulisse  etc.  Cic.  Brat. 
14.  {Possumus  suspicari  disertum)  Tu  Coruncanium,  quod  ex  ponti- 

Jieum  eommentariis  lange  plurimum  ingenio  valuisse  videatur.  Das 
sind  denn  auch  bei  Dionys.  VIII,  56.  eu  rmf  tegotpavrwv  y(fa<pal,  in 
denen  das  zweimalige  Erseheinen  der  Fortana  maliebris  aalgezeichnet 
war.  Wenigstens  ist  es  auffallend,  dass  aus  den  Libris  pontificiis  nur 
religiöse  Satzungen  angeführt,  die  Commentarii  nur  in  Bezug  auf  That- 
sachen  genannt  werden;  und  will  man  auch  diese  ganzen  Schriften  als 
ein  Corpus  betrachten,  so  wurden  doch  immer  die  in  sich  abgeschlos- 
senen Indigitamenta  von  den  fortlaufenden  Commentariis  zu  unter- 
scheiden sein. 

19)  Cic.  p.  dorn.  15.  f^enio  ad  augures,  quorum  ego  libros ,  si 
qui  sunt  reconditi ,  non  scrutor,  Seneca  epist.  108.  Praeterea 
notat  (philologus)  cum,  quem  nos  dictatorem  dicimus  et  in  historiis 
ita  nominari  legimus ,  apud  antiquos  magistrum  populi  vocatum, 
Hodieque  id  exstat  in  auguralibus  libris.  Vgl.  Cic.  de  nat.  deor. 
II,  4.  VaL  Max.  I,  1,  3.  Gell.  Xlli,  14.  Serv.  z.  Aen.  IX,  20. 
Dagegen  sagt  Cie.  de  div.  II,  18.  Itaque  in  nostris  commentariis 
scriptum  kabemus :  love  tonantc,  ßtlgurante ,  annitia  populi  habere 


13 

Uanispioes  nuannigfiiltige  Schriften  der  Art  mitgekrachl :  Li- 
bri  haruspicini  ^^).  —  Zu  solchen  heiligen  Bachern  ge- 
hören endlich  auch  die  Sacra  Argeorum,  aas  denen  Var- 
ro  L.  L.  V,  8.  das  berühmte  Fragment^')  aufbewahrt  hat, 
und  die  Tabulae  fratrum  arvalium  22)* 

Konnte  nun  nach  dem  oben  Gesagten  an  ächte  Annalen 
vom  Ursprünge  des  Staats  an  und  selbst  aus  den  frühesten  Zei* 
ten  der  Republik  nicht  gedacht  werden,  so  würden  den  näch- 
sten Anspruch  darauf,  die  ältesten  Urkunden  zu  sein,  die 
Commentarii  regum  undLeges  regiae  haben,  wenn 
ihre  Authentie  gewisser  wäre.  Erstere  werden  allerdings  er- 
wähnt von  Cic.  p.  Rab.  5.  cum  üie  omnes  et  suppUdorum 
et  verborum  accrtitates  nan  ex  memoria  vestra  ac  patmm 
vestrorumy  sed  ex  annffUum  monumenUt  atque  ex  regum 
commentariü  canquinerit ;  allein  gesichert  sind  sie  durch  eine 
solche  Aeusserung  keinesweges,  und  die  vnojtiv^/u^Ta  des 
Numa  b.  Plutarch.  Marc  eil.  8.  sind  nichts  anderes  als  die 
Libri  pontificii,  wie  die  Vergleichung  mit  Festus  p.  189. 
lehrt.  —  Leges  regiae  aber  werden  mehrfach  angeführt, 
namentlich  die  des  Numa.  Dionys.  II,  27.  (naTaXaf^ßdpo^ 
fiev)  /WAfOTo  if  in  %i^  Nofia  üofsniXiav  tov  fu%d  *Pm^ 
fwX^v  aQlav%0Q  t^o/u^mr ,  «V  oIq  ual  w%m  yiygan^oi  *  ^oV 
nat^f  vlü  ovj^yw^ofj  pfvulna  dyayia&ai  —  f^jum  rijy 
üovaiav  el^ai  rca  nargl  nmXelr  Toil/ß  vlovc  Mit  dieser  Be^ 
rufung  auf  die  Gesetze  Numa's ,  als  authentisch  vorhandener, 
stimmt  freilich  schlecht  überein,  was  derselbe  an  einem  ande- 
ren Orte  sagt.  X,  1.  %0/iid^i^  oXiya  %trd  i¥  hfaie  f}V  /}/* 


n^at.f  wo  allerdiDf^s  die  Bedeotaog  von  CommeDUrii  in  weiterem  Sinne 
verstanden  werden  kenn,  wie  denn  anch  Piatarch.  Marceil.  5. 
von  Ti.  Gracchas  in  Bezus  auf  das  von  Cicero  and  Val.  Max.  erzählte 
Factnm  sa^t :  u^atiMoTf  vno/ivi^fiaaw  irTvx<ov. 

2a)  Cic.  de  div.  I,  33.  quoä  Etruscorum  deelarant  et  haruspi- 
cini etßilguraies  et  rituales  libri,  Vgpl.  Varro  R.  R.  I,  40.  Ma- 
crob.  Sat.  III,  7.  führt  an:  liber  Tarquitii  transeriptw  ex  o»ten- 
tario  TuscQ,  und  V,  19.  libri  TageUei, 

21)  S.  ansser  den  Ausf^aben  bes.  Otfr.  Müllers  Abhandl.  in 
Böttig.  Arokäol,  u,  Kutut,  S.  69  ff.  und  Bansen,  Berichtig,  i. 
Th.  I.  der  Besehreib,  d,  Stadt  Rom,  S.  6d8  ff. 

22)  Marini,  Gli  AtH  de'  fratelli  arvalL  Rom.  1795.  Einzelnes 
bei  Orell.  Inser,  I.  p.  388.  II.  p.  442. 


14    

ßXoiC  dnewl/tie^a,  ä  vofiiov  %lyi  dvvafii¥^  i^  oi  na^gimot 
rij¥  yvmatv  dxo¥  povov.  Vgl.  cap.  57.  oirot  ol  äina  av- 
dgec  ovyygdyßai^ee  vofiovg  i%  re  %mv  'EXXfjvmwp  vofmv 
xai  tAv  Ttagd  atpiütp  avvolg  dyQdfpmv  l^iüftKav 
nQav&fjuav  iv  iina  dtkrotg  %ä  ßovXo/uivw  axontlv.  Jeden- 
falls meint  er  in  der  ersten  Steile  die  Fasten  und  priesterli- 
chen Bücher,  wobei  der  Gedanke  an  eine  bürgerliche  Gesetz- 
sammlung ausgeschlossen  zu  werden  scheint;  und  die  von  C. 
Papirius  veranstaltete  Sammlung  enthielt  auch  in  der  That 
nicht  die  Gresetze  der  Könige*^),  sondern  lediglich  die  den 
Cultus  betreffenden  Institutionen  Numa^s.  Wie  man  aber  dem- 
ungeachtet  Gesetze  Nnma's  wörtlich  anfahren  konnte,  dafür 
könnte  zur  Beurtheilung  dienen  Fest.  p.  273.  (Reus)  Numa 
in  secunda  tabula  seeunda  lege,  in  qua  scriptum  est:  [sij 
quid  horum  fuit  (fuat)  unum  iudici^  arbitrove^  reove,  eo  die 
diffensus  esto. ,  wenn  der  königliehe  Name ,  wie  das  freilich 
nicht  unmöglich  ist,  wirklich  richtig  steht.  Denn  da  die  Worte 
des  Gesetzes,  wie  sich  aus  derVergleichung  mit  Gell.  XX,  1. 
und  Cic.  de  off.  I,  12.  ergiebt,  jedenfalls  in  die  XII  tabb. 
gehören,  so  liesse  sich  annehmen,  dass  die  unter  Numa's  Na- 
men in  diese  Tafeln  aufgenommenen  Gresetze ,  aus  diesen ,  wie 
aus  anderen  Nachrichten,  zusammengestellt  wurden  ^).    Denn 


23)  Niebuhr,  Rom.  Getch.  I.  S.  277.  „ond  an  dem  hohen  AU 
t«r  einer  Sammlnni^  der  Gesetze  der  KSnii^e,  die  ein  Papirios  verfasst, 
ist  kein  Grund  zu  zweifeln.'*  Allein  Dionyiius  spricht  nur  von  den 
durch  Ancus  Marcius  öffentlich  bekannt  gemachten,  dann  wieder  un- 
terges«BgeaeB  und  voa  Papirius  neu  zusammengesteUtea  religiösen 
Satzungen.  III,  36.  «al  rac  7T6(^1  twv  U^wy  av)'yoatpae,  ite  Ilo/inlXiog 
auvearyaaTo,  naQ  avTtuv  (tüHp  U^otfaPTviv)  kaßojv,  aviyQaxftBv  sie  9ikrov9 
mal  nQOv&rjKSv  iv  v/OQa  naa*  toXs  ßovXofUvois  amontlVf  ae  aaavio&tjvai 
avvißri  r<f  fpovtf,  —  iisxa  di  tvv  txfioX^y  tcuv  ßaatXlotv  ih  ivaarqotpriv 
STjfAoalav  oo'd'iQ  4j%&i]aav  vn  avS^hs  uootpavtov  Fatov  Hant^lov  ^  xifv 
anivTOiv  rdiv  /e^cuv  rjyBfioviav  «Jjrovroff.  In  welcher  Beziehung  zu  dieser 
angeblichen  Sammlung  desG.  Papirius  das  von  Pomponius  de  orig. 
iur.  Dig.  1,2,  2.  einem  Sextus  Papirius  zugeschriebene  ius  civile 
Papirianum  stehen  könne,  dessen  Existenz  allerdings  auch  ausser- 
dem durch  den  Commentar  des  Grauius  Flaccus  (Dig.  L,  Iß,  144.) 
und  Mac r ob.  Sat.  JII,  II.  beglaubigt  ist,  das  ist  eine  von  Jenen 
Fragen,  deren  Beantwortung  wahrscheinlich  alle  Zeiten  schuldig  blei- 
ben werden.  Vgl.  Glück,  de  iure  civili  Papiriano.  Hai.  1780.  Ei- 
nert,  de  Papirio  et  iure  Papiriano.  Lips.  1798. 

24)  Vgl.  die  gründliche  Erörterung  b.  Dirksen,  ZwB{f'Tt{fel- 
Prgmte.  S.  199  ff.     Ohne   eben  dagegen    streiten  zu  wollen,    scheint 


15    

so  viel  ist  gewiM,  dass  es  in  Au^tas  Zeit  eine  Sammlung 
der  Leges  regiae,  namentlich  derer  Nnma^s  gegeben  haben 
mnss,  was  die  häufigen  Anfährungen  bei  Festns  beweisen.  Es 
müssen  allerdings  zunäehst  die  Stellen  ansgeschieden  werden^ 
in  welchen  gewisse  Gresefze  nnr  im  Allgemeinen  dem  einen 
oder  dem  anderen  Könige  zugeschrieben  werden ;  denn  solche 
Nachrichten  konnten  sich  anch  anf  andere  Weise,  nichl  noth- 
wendig  durch  eine  Sammlung,  erhalten  haben :  vielmehr  kom- 
men hauptsächlich  die  Stellen  in  Betracht,  wo  die  Gesetze 
wörtlich  oder  als  aus  der  Sammlung  entlehnt  angeführt  wer- 
den. Solche  Stellen  sind  ausser  den  angeführten:  Fest, 
p.  230  Müll.  Phrare  (Romuli),  p.  178.  Occisum.  Paul. 
Diac.  p.  6.  Atiuta.  p.  221.  Parrtci quaestores,  p.  222.  Pel" 
Kees.  PI  in.  XIV,  12,  14.  (Numae).  Dabei  ist  übrigens  nicht 
zu  übersehen,  dass  s&mmtliche  von  Numa  angeführte  Gesetze 
(mit  Ausnahme  des  oben  erwähnten  problematischen  Gesetzes 
aus  den  XII  und  etwa  des  bei  Festus  unter  Occistnn)  solche 
sind,  die  ihrem  Inhalte  zufolge  in  denLibris  pontificiis  enthalten 
sein  mussten,  und  so  kömmt  es  denn,  dass  dasselbe  Gesetz 
öh^  die  OpimagpoHa  (Fest.  p.  189.)  eben  so  wohl  aos  den 
Libris  pontificnm,  als  aus  den  Legibus  Pompilli  regis  und  endlich 
ans  den  Commentarüs  Numae  angefShrt  wird.  Plutarch. 
Marc  eil.  8«  Kaltoi  gnxüiv  iv  rofe  vnofWfJiAam  Nov/jiSv 
HofAnlhov  Mi  n^wia9  wiif$l(av  im\  9iv%iq(av  mal  rghtap 
l»vvifii^v$^w*  VgL  besonders  Dirksen,  Versuche  z.  Krit 
u.  AuiL  d.  Quell,  d.  röm,  Rechts.  S.  234  ff.  —  Ausserdem  hat- 


Bilr  doch  z^  bad^ke«,  wi«  eg  wenigttMs  «iiKwvIfBlktft  «ad  selbst 
durch  D  i  o  D  Y  s.  IL  27.  X,  57.  erwiesen  ist ,  dass  früher  fl^tige  Ge- 
Mtze  aod  solclie,  die  den  Rooigen  zugeschrieben  wurden ,  in  die  XII 
avifeaoaimea  wurden  ^  und  d«is  niehu  uavaliiHiohet  darin  gefmdfn 
werden  kann,  wenn  dieselben  mit  den  Namen  der  früheren  GeseUfeber 
beselekMt  waren.  UiUl  wenn  aueb  Papinlan  ^\t  XIT  genannt  haben 
«•llte>  80  fährt  er  doch  immer  das  Gesetz  als  lex  regia  an.  €oil. 
leg.  Mos.  et  Rom.  Tit.  IV.  §.  S.  Cum  patri  lew  regia  dederit  in 
ßlätm  viiae  nemsque  pöUttaMn  ete.  Uebrigens  darf  man  nicht  Sber- 
sehen,  dass  Festus  excerpirt,  und  dass,  wenn  Verrius  nach  Capito  je- 
nes Zwölftafelgesetz  als  von  Numa  herstammend  angeführt  hatte,  er 
gar  wohl  Numa  selbst  citiren  konnte.  Wie  dem  auch  sei:  ganz  un- 
fttaidiafl  weBigsteaa  ist  die  vun  Tumebus  vorgeschlagene  und  aueh 
von  Müller  gutgeheiasene  Veränderung  in :  ßfam  in  tee»  tab. 


16    

ten  sich  auch  dem  Glauben  nach  Gesetze  des  Königs  TViUus 
erhalten.  Tacit.  Ann.  Xu,  8.  Adäiiit  Claudius s  sacra  ex 
legibus  TulU  regis  piaculague  apud  bteum  Dumae  per  ponü- 
fices  danda.  Vgl.  IQ,  26.  Am  bestimmtesten  aber  wird  das 
Ciassengesetz  des  Servius  Tollius  erwähnt.  Fest.  p.  246. 
^^Pro  censu  classis  iuniarum^*  Sertfius  Tullius  cum  dixit  in 
descripHone  centuriarum^  accipi  debet  in  censu.  und  p.  2419. 
Procum  patricium  in  deseriptiotte  classium ,  quam  /ecU  Sep- 
vius  Tuläus^  significat  procerum.  Dass  indessen  noch  in  Au- 
gastos  Zeit  Commentarii  Servii  Tallii  authentisch  vorhanden 
gewesen  ^^),  folgt  daraus  keinesweges.  Festus  selbst  setzt  in 
der  ersteren  Stelle  hinzu :  ut  aii  M*  f^arro  in  L  F'L  rerum 
humanarum.  So  nahm  also  Verrius  seine  Notiz  aus  Varpo  und 
dieser  wahrscheinlich  aus  einem  Aelteren ;  vielleicht  auch  nur 
aus  den  Tabulis  censorüs.  Cic.  Orat.  46. 

Wirkliche  sehr  alte  Urkunden  hingegen  waren  die  Li- 
bri  lintei,  welche  auf  der  capitolinischen  Burg  im  Tempel 
der  Moneta  aufbewahrt  wurden,  und  die  von  ihnen  wahr- 
scheinlich noch  zu  unterscheidenden  Libri  magistratuum. 
Der  erste  Ursprung  der  Libri  lintei  kann  allerdings  auch 
nicht  angegeben  werden ;  doch  reichten  sie  über  den  gallischen 
Brand  hinaus  und  waren  also  alter  als  der  Tempel  der  Juno 
Moneta,  der  erst  im  Jahre  409  geweihet  wurde.  Jedenfalls 
aber  waren  sie  auch  vorher  auf  dem  Capitole  verwahrt  wor- 
den, und  das  eben  rettete  sie  vom  Untergange.  Ihre  firüheste 
Erwähnung  geschieht  aus  dem  Jahre  310  bei  Livius  IV,  7. 
7.  Quinctius  Barbatus  interrex  eansules  creat  L.  Papirium 
MugiUanwn^  L.  Sempronium  Atratinum.  His  consuUbus  cum 
Ardeaimisfoedusrenavatumest;  idque  manumenii  estj  ean- 
sules eos  illo  annojtdssey  gui  neque  in  annaUbus  priscis^  ne- 
que  in  Ubris  magistratuum  inveniuntur;  credo  quod  trUmni 
milüum  initio  annißterunt,  eoperinde  ae  si  totum  amium  m 
imperio  fuerint^  stgffectis  Ms  consuUbus ,  praeiermissa  nomma 
consulum  horum,    Idcinius  Macer  auetar  estj  ei  in  foedere 


25)  Niebahr,  Rom.  Gesek.  I.  S.  277.  Laehmano,  De  fsntt, 
Litfiü  p.  U.  54. 


17    

Ardeatmo^  et  in  Unteü  Ubrü  adMonetae  imveniä.  In  off^ 
nem  Widerspruche  mit  dieser  Stelle,  in  welcher  die  Libri  lin^ 
tei  und  Libri  magistratuum  ausdrücklich  unterschieden  werden, 
steht  eine  zweite  cap.  20.  quod  tarn  veteres  annales,  fuodque 
magistratuum  libri ,  quos  änteos  in  aede  repositoM  Monetae 
Macer  Licintus  ciiat  idemtidem  auctores,  nono  post  demum 
anno  cum  T.  Qutnetio  Penno  A.  Comelium  Cossum  consulem 
habeant  etc.  Hier  wären  es  also  nur  zwei, verschiedene  Nah- 
men fair  dieselben  Bücher,  und  es  könnte  die  Identität  dadurch 
noch  wahrscheinlicher  werden,  dass  auch  die  Libri  lintei  Yer« 
zeichnisse  der  Magistrate  enthielten.  Liv.  c.  13.  mhil  enim 
constaty  nisi  in  libros  linteos  utroque  anno  relatum  inter  ma* 
gistratus  praefecti  nomen.  Demungeachtet  beweiset  die  erste 
Stelle  unwidersprechlich  die  Verschiedenheit  beider;  denn  die 
einzige,  überdiess  höchst  gezwungene  Weise  sie  mit  der  zweig- 
ten zu  vereinigen,  so  dass  Livius  sage,  die  Namen  fänden  sich 
zwar  nicht  in  den  Libris  magistratuum,  aber  Licinius  gebe  es 
so  an,  ist  schon  deshalb  ganz  unstatthaft»  weil  Livius  jene 
Bücher  selbst  zuverlässig  nicht  kannte,  und  was  er  weiss, 
eben  nur  durch  Licinius  weiss.  Wollte  man  aber  anuehmeP) 
Macer  habe  eine  von  anderen  Annalisten  abweichende  Nach- 
richt gegeben,  wie  in  der  That  IV,  23.  er  und  Aelius  Tubero 
sich  bei  ganz  verschiedenen  Angaben  beide  auf  die  Libros  lin* 
teos  berufen,  so  hätte  in  keinem  Falle  Livius  den  Widerspruch 
ohne  ein  Wort  darüber  zu  verlieren  können  hingehen  lassen. 
Daher  mag  wohl  zu  lesen  sein :  et  quos  linteos.  —  Die  L  ib  ri 
magistratuum,  von  denen  wir  nichts  weiter  erfahren, 
werden  noch  einmal  von  Liv.  XXXIX ,  52.  gebraucht ,  um 
den  Valerius  Antias  zn  widerlegen.  Vielleicht  meint  er  sie 
auch  IX,  18.  Paginas  in  annalibtu  magistratuum  fastisque 
percurrere  licet  ^  consulum  dictatorumque ,  quorum  nee  vir- 
iutis,  nee  fortunae  uUo  die  populum  Romanum  poenituit. 
Auch  wie  lange  beide  fortgeführt  worden  sind,  ist  unbekannt : 
die  letzte  Erwähnung  der  Libri  magistratuum  gehört  in  das 
Jahr  568. 

Zu  den  ältesten  urkundlichen  Denkmälern  gehörten  femer 
die  Tafeln,  auf  welchen  die  Bündnisse  niedergeschrieben  wa- 

2 


18    

ren.    Es  ist  indessen  aafTallend ,  dass  solcher  UrkoBden  sehr 
wenig;e  erwShnt  werden  und  noch  wenigere  sich  bis  auf  Poly- 
hitts  erhalten  za  haben  scheinen.    Das  erste  als  niedergeschrie- 
ben erwähnte,  natüriich  sehr  verdächtige  Bnndniss  ist  das  an- 
geblich von  Romulus  mit  den  Vejentem  geschlossene^^).  Nicht 
viel  sicherer  ist  das  des  Tnllus  Hostilius  mit  den  Sabinern^^); 
so  dass  das  erste  gewisse  als  Urkunde  vorhandene  das  Bönd- 
niss  des  Servius  mit  den  Latinern  ist.    Die  Erztafel,  in  welche 
es  eingegraben  war,  befand  sich  in  dem  Bundesheiligthume^ 
dem  Dianentempel  auf  dem  Aventine.   Von  ihr  sagt  Dionys. 
IV,  26.  «vny  fii/uuvev  ij  orijXfj  /*tX9^  ^^  ^/*^ff  ijXixiag  iv 
t£  TiJQ  ^Agre/utdoe  legw  KCifiiPTj  j^Qa/Li/uarmv  syovaa  X<*P*" 
%TfJQac  'jEXXfjvtKiiv,  olg  t6  naXaiov  t/  'JEXXäg  iy^iro.    Der- 
selbe fuhrt  ferner  die  im  Tempel  des  Sancus  aufbewahrte  Ur- 
kunde des  Bündnisses  an,  das  derselbe  König  mit  den  Sabi- 
nern  schloss.  IV,  58.  %ovT(av  it  iatl  %mv  oQximv  fivfj/jieiov 
iv  'Pfi/iifj  fu^liii€POP  iv  legä  JioQ  lltavlov,   ov  'Pm/wXoi 
SayxTOV  naXovaiv ,  donlg  ^vXivrj  ßvqatj  ßoeia  n€Qi%oroe 
—  yga/utfiaötv  uQ%ai%olg    im/ej^gafifAirtj    <tde  yevofievag 
avToig  ofioXoyiag*    Darauf  bezieht  sich  Horat.  epist.  11, 
1,  25.  Ausser  diesen  beiden,  welche  Dionysius  jedenfalls  selbst 
sah,  und  deren  Vorhandensein  auch  Horaz  noch  in  seinen  spä- 
teren Jahren  bezeugt,  ist  erwiesen  nur  die  authentische  Er- 
haltung folgender  Bündnisse:  1)  das  der  neuen  Republik  mit 
Karthago,  von  dem  Polybius  III,  22  ff.  ausfuhrlich  handelt. 
Merkwürdig  ist  dabei  sein  Bekenntniss,  dass  es  wegen  der  Al- 
terthümlichkeit  der  Sprache  kaum  noch  genügend  verstanden 
werden  könne.    2)  Das  Bündniss  mit  den  Latinem  wurde  im 
Jahre   der  Einnahme  von  Corioli  erneuert,  und  die  Erztafel 
auf  dem  Forum  hatte  sich  bis  auf  Cicero  erhalten  ^^).    3)  Das 


^  26)  Dionys.  II,  55.  vTroutivarrotv  Se^  xotv  Ouievtavdiv  änavra 
ravra,  ojrovSae  itotrjaafAtvot  n^oc  avrovs  eis  enaxov  enj,  an^Xai^  ivexA' 
QoSi  tag  ofioloyiat. 

27)  Dionys.  III,  33.  xaTalvootfievot  rov  noXsuov  ol  2a^voi  x«J 
xiav  ofjioloyuav  ar^Xas  avziyQaaovg  d^ivTii  iv  toU  ic^oTs, 

28)  p.  Balb.  23.  Cum  LatinU  omnibus  foedus  ietutn  Sp.  Catsio 
Poitutno  Cofninio  coss.  quU  ignorat?  quod  quidem  nuper  in  eoluntna 
aenea  meminimu*  post  rottra  incisum  et  perscriptum  fuüse.    Damals 


19    

letzte  endlieh,  das  ans  der  alten  Zeit  genannt  wird,  ist  das 
schon  früher  angefahrte  foedas  Ardeatinum  (Liv.  IV,  7.),  das 
wenigstens  noch  xxi  Licinius  Macer  (Snlla^s)  Zeit  Torhanden 
war.  —  Aas  späterer  Zeit ,  wo  die  zahlreichen  Urkunden  in 
den  Staatsarchiven  aufbewahrt  wurden  ^^),  fehlten  sie  nattirlich 
nicht,  und  es  wird  sich  häufig  darauf  bezogen  ^^).  Der  Unter- 
gang der  alten  Gedächtnisstafeln  aber  erklärt  sich  sehr  natür- 
lich daraus ,  dass  sie  jede  politische  Bedeutung  verloren  hat- 
ten, wenn  man  auch  die  zahlreichen  Verheerungen,  welche 
Rom  durch  Feuersbrünste  erfahr,  nicht  in  Anschlag  bringt. 

Die  nächste  Stelle  nehmen  ihres  frühen  Ursprungs  wegen 
(seit  Numa.  L  i v.  I,  19.)  die  verschiedenen  Fa  s  t  i  ein.  Der 
Name  bedeutet  ölTentliche  Documente  sehr  verschiedener  Art ; 
namentlich  Fasti  calendares  und  Fasti  consulares 
oder  magistratuum.  Die  ersteren,  gew.  Fasti  schlechthin 
genannt,  sind  die  frühesten  und  enthalten  den  römischen  Kalen- 
der. Man  unterscheidet  wiederum  Fasti  nrbani  und  Fasti 
rustici,  von  denen  die  ersteren  ungleich  höhere  Wichtigkeit 
haben.  Ist  auch  auf  sie  späterhin  noch  einmal  zurück  zu  kom- 
men, so  scheint  es  doch  nicht  unzweckmässig ,  gleich  hier  die 
allgemeinsten  Bemerkungen  über  ihre  Einrichtung  mitzuthei- 
len.    Diese  Einrichtung  ist  von  der  Art,  dass  die  sämmtlichen 


war  es  also  sieht  mehr  vorhandeD:  Livius  konnte  es  demnach ■  nieht 
mehr  gekannt  haben  und  so  kann  überbaopt  znr  BeurtheiJnng  solcher 
Bemfan^en  dienen,  was  derselbe  II,  S3.  sagt:  tantumqne  sua  laude 
obsHtit  famae  oonsulü  Mareiusj  ut  nüi  foedns  cum  Latinü  columna 
aenea  insculptum  montttnen  to  esset,  ab  Sp,  Cassio  ttno ,  quia 
eollega  afuerat,  ietumy  Postiimunt  Cominium  bellum  gesstsse  cum 
FoUci»  memoria  cessisset.    Vorsichtiger   sagt  Dionys.  VI,  0$.  *£y/- 

OBv&^ai  tuuyal  f/ts&  oqmoiv  tmip  ei^vtj9  nai  fptXiai,  — ^  9e  ra  y^a^ 
qtivta  roidäs  tv  zaig  üvv&tjytai^, 

Vi)  Namentlich  auf  dem  Capitole.  Polyb.  IH,  ÜM>.  mal  trjffov^ 
ftivtav  TOP  9vr&rf9t(or  ¥n  vvv  tv  %akitiutftaat>  na^a  %ov  Jla  top  Ka- 
JtiToikioP  iv  r^  vmv  ayogavofimv  rafiul^f  %,  r,  k,  Liv.  XXVI,  24. 
(Bandniss  mit  den  Aetolem)  Haee  conv^nerunt  comcriptaque  bien- 
nio  post  Olympiae  ab  Aelolis,  in  Capitolio  ab  Romanis ,  ut  testata 
saeratis  monumentis.  essent.  Appiao.  Syr.  3U.  p.  596  Schw. 
ravra  ovyyQatf/ofievoi  ts  xal  is  ro  KatttvwXwv  ee  Blkxov^  xaktM^  ava» 
&i%te9f  ov  lutl  ras  alias  awd^nas  avar&d'dauiy ,  ^epnov  iirrfy^aq>a 
X.  r.  iU 

30)  S.  z.  B.  Cic.  p.  Balb.  16.  1^,  23. 

2* 


20    

Jthrestage  durch  alle  zwölf  Monate  fortlanfend  toh  nundiiiis 
zo  nundinis  in  Abschnitte  getheilt  und  die  einzelnen  Tage  mit 
Buchstaben  je  von  A  bis  H  bezeichnet  werden,  indem  nach  der 
gewöhnUehen  Rechnungsweise  der  K  -»er  jedesmal  der  Tag 
der  Nundinae  doppek  rückwärts  und  vorwärts  gezählt  wird*'). 
Ausser  der  Angabe  der  Kalendae,  Nonae  und  Idos  ist  jedem 
Tage  beigesetzt,  ob  er  fastus  oder  nefastus  (F  oderN) 
war,  d.  h.  ob  an  demselben  der  Praetor  die  solemnia  verba : 
do,  dico,  addico  sprechen,  oder,  mit  einem  Worte,  Recht 
sprechen  durfte.  Varro  L.  L.  VI,  4.  p.  210.  Fasti\per  quo» 
praetaribus  omnta  verba  sine  piaculo  licet  fari*  —  Nefasti^ 
per  quos  dies  nefas  fori  praetorem :  do^  dico,  addic9.  liaque 
non  potest  agi.  Necesse  est  aliqiio  eorum  uti  verbo ,  cum  lege 
quid  peragitur  etc.  Vgl.  7.  p.  229.  Paul.  Diac.  p.  93. 
Eben  so  wird  durch  den  Buchstaben  G  angegeben,  ob  der  Tag 
comitialis  war,  was  den  Begriff  des  fastus  einschliesst.  We- 
niger entschieden  ist  die  Bedeutung  des  vielen  Tagen  beige- 
schriebenen Zeichens  !N* ;  indessjen  sprechen  alle  Gründe  da- 
für, dass  darunter  Tage  zu  verstehen  sind,  deren  ersterer 


31)  Nicht  als  ob  die  Nundioae  jederzeit  auf  die  mit  H  oder  gar 
die  mit  A  bezeichnetea  Tage  geFallea  wären.  Vielmehr  »cheiot  es  ud- 
zweifelhaft  iiod  Dothweodig,  was  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  XXXI 
f.  mit  Gründlichkeit  durchgerührt  hat,  dass  sie  nie  in  dem  folgenden 
Jahre  auf  die  mit  demselben  Bachstaben,  wie  im  vorhergehenden ,  be- 
zeichneten Tage  fallen  konnten.  Denn  da  die  Ralendae  lanaariae  den 
Buchstaben  A  haben,  so  scbliesst  das  Jahr,  der  letzte  December,  mit 
dem  Buchstaben  £,  und  es  fehlen  also  dre-i  Tage ,  oder  die  Buchsta- 
ben F,  6,  H,  um  wieder  auf  denselben  Buchstaben. zu  kommen.  Fie- 
len demnach  die  ersten  Nundinae  des  Jahrs  z.  B.  auf  den  Bnchatabeo 
C,  und  daher  das  ganze  Jahr  auf  die  so  bezeichneten  Tage,  so  fan- 
den die  letzten  IV  Kai.  lan.  (29  Dec.)  Statt.  Da  nun  daran  schwer- 
lich zu  zweifeln  ist,  dass  zwischen  den  letzten  Nundiuis  des  vorher- 
gehenden und  den  ersten  des  folgenden  Jahrs  ebenfalls  acht  Tage  la- 
gen, so  mossten  letztere  um  drei  Buchstaben  vorrücken  und  in  dem 
angenommenen  Falle  auf  den  Buchstaben  F  für  das  ganze  Jahr  fallen. 
Dann  wären  sie  nun  im  nächsten  Jahre  auf  den  Buchstaben  A  getrof- 
fen und  also  auf  die  Kai.  lau.  Das  aber  durfte  nie  gesehehen  und  in 
solchem  Falle  wurde  zwischen  dem  letzten  December  und  ersten  Ja- 
nuar eia  Tag  eingeschaltet,  wie  Merkel  ans  Dio  Cass.  XLVIII,  33. 
nachgewiesen  hat.  Nun  fielen  die  nächsten  auf  den  mit  H  bezeichne- 
ten Tag.  So  konnten  also  an  einem  Tage,  der  die  Nota  A  hatte,  nie 
Nundinae  Statt  finden,  es  hätte  denn  mitten  im  Jahre  intercalirt  wei^ 
den  müssen.  —  Es  ist  hier  zunächst  auf  den  Julianischen  Kalender 
Rücksicht  genommen;  allein  es  liegt  am  Tage,  dass  dasselbe  bei  ei- 
nem Jahre  von  355  Tagen  eintreten  musste. 


21    

Tbeil  nefasttts,  der  übrige  fkstus  war^^))  es  möge  das  nan 
durch  nefastas  prior,  oder  nefastas  parle  auszu- 
drücken sein.  Verschieden  von  diesen  N*,  aber  doch  von 
ähnlicher  Geltung  waren  die  mit  EN  bezeichneten  Tage,  d.  i. 
endotercisi  oder  intercisi,  deren  mittlerer  Theil  fastns, 
Morgen  und  Abend  uefesti  waren.  Varro  L.  L.  VI,  4.  In- 
tercenn  (intercisi)  dies  suat^  per  quos  mane  ei  vespeH  est  ne- 
f0t»^  medio  tempore  inter  hosiiam  caesam  et  exta  porreetafas. 
Vgl.  damit  die  fragmentirte  Erklärung  desVerrius,  Fast. 
Praenest.  IV  Id.  lan.  —  Noch  finden  sich  zwei  andere  von 
den  Grammatikem  erklärte  Sigia.  Bei  dem  24.  März  und  24. 
Mai  stehen  die  Buchstaben :  Q.  R.  C.  F.  Sie  wurden  schon 
in  alter  Zeit  missverstanden,  wie  Verrius  Fl  accus  in  den 
Fastis  Praenestinis  dem  ersteren  Tage  beigeschrieben 
hat,  nämlich :  quod  eo  die  rex  comitio  ßigerit.  Mögen  auch 
die,  welche  so  erklärten,  nicht  an  das  anf  den  2i.  Februar  fal- 
tende Regifugium  gedacht  haben,  das  (übrigens  auch  zweifel- 
haft) doch  nicht  an  mehr  als  einem  Tage  Statt  gefunden  haben 
konnte;  sondern  an  einen  uralten  Opfergebrauch,  nach  wel- 
chem der  Rex  percussa  hostia  eilig  das  Comitium  verliess 
{Plutarch.  Quaest.  Rom.  63.),  gedacht  worden  sein ,  so 
ergiebt  sich  die  Erklärung  doch  schon  darum  als  falsch ,  weil 
das  F  nothwendig  fastus  bedeuten  muss.  Die  richtige  Er- 
klärung gab  schon  Varro  L.  L.  VI,  4.  p.  212.  Dies  qtri  no- 
taiur  sie:  Q.  R>  C.  F.  Quando  Rex  Comitiavit  Fas, 


32)  Die  deutlichste  Erk1äniD{f  giebt  mit  kanstreicber  Gewaudheit, 
wi«  sie  fatt  nar  Ihm  möglich  ist,  0 vi d.  Fast.  I,  45  ff. 
Ne  tarnen  ignoret  variorum  iura  dierum: 

Non  habet  qfficii  luc\fer  omnü  idem. 
nie  nefattut  erit,  per  quem  trta  verba  siUntur^ 

FoMtue  erity  per  quem  lege  lieebit  agi. 
Nee  toto  perstare  die  tua  iura  putariM ; 

Qui  iam  fastus  erit,  mane  nefastus  erat. 
Nam  simul  exta  deo  data  sunt,  licet  omnia  fari, 

Ferbaque  honoratus  libera  praetor  habet. 
Est  quoque,  quo  populum  ius  est  ineludere  septiSy 
Est  quoque  qui  nono  semper  ab  orbe  redit. 
Dagefsen   köaoea    die    verstämmeltea   Reste  der   Steile   aus   Festvs 
p.  165.,  aas  denen  man  anf  nefastus  posterior  hat  sehtiesseo  wolieo, 
nm  S4>  weniger  in  Betracht  kommen  als  aus  dem  halben  Worte  riores 
eben  so  gut  anteriores  ergänzt  werden  kann,  wie  p.  %b^. 


22    

ü  dietus  ah  eo^  quod  eo  die  reo;  gacrißdolus  äai  ad  comi- 
tünn,  ad  quod  tempus  est  nefas^  ab  eo  Jas;  ilaque  posi  id 
tempHs  lege  actum  saepe  ^^).  Endlich  findet  sich  ein  Tag 
(15.  Juni)  bezeichnet:  Q.  ST.  D.  F.  d.  b.  Quando  Ster- 
eus  Delatum  Fas.  Y arro  a.  a*  0.  quod  eo  die  ex  aede 
Vestae  stercus  everräur  et  per  Capitolinum  clwum  in  lo- 
cum  deferiur  certum»  Paul.  Diac.  p.  259.  —  Ausserdem 
waren  die  jedesmaligen  feriae,  Indi  u.  dgl.  angemerkt,  wovon 
anderwärts  die  Rede  sein  wird. 

Die  Wichtigkeit  dieser  Fasti  für  das  lus  civile  und  das 
ganze  öffentliche  Leben  springt  in  die  Augen ;  gleichwohl  be- 
Caiuden  sie  sich  ursprünglich  in  den  Händen  der  Pontifices  und 
waren  daher  in  der  alten  Zeit  nur  den  Patriciern  zugänglich. 
Darum  eben  sagt  Cannleius  (L  iv.  lY,  3.) :  si  non  ad/astos, 
non  ad  cemmentarios  pontißcum  admittimur.  Allein  im  Jahre 
449  wurden  sie  durch  Cn.  Flavius  an  das  Yolk  verrathen. 
Liv.  IX,  46.  civUe  tus  reposäum  in  penetralibus  pontißcum 
eculgavit  fastosque  circa  forum  in  albo  proposuity  utj  quando 
lege  agi  possetf  sciretur^*).  Diese  jedoch,  der  frühere  Ka- 
lender bis  zum  Untergänge  der  Republik,  sind  für  uns  verlo- 
ren. Bekanntlich  wurden  durch  Cäsar  die  Fasti  calendares, 
welche  durch  willkührliche  Intercalation  in  grosse  Yerwirrung 
gekommen  waren,  neu  constituirt,  und  diese  erst  kennen  wir 
genauer,  da  glücklichei*weise  mehrere  Exemplare,  wenn  auch 
meistens  nur  in  Fragmenten  sich  erhalten  haben.  Das  älteste 
Denkmal  der  Art  sind  die  Fasti  Maffeorum  oder  Calen- 
dariumMaffeanum,  angeblich  im  Jahre  1547  aufgefunden. 
Der  sonst  in  Palazzo  Maffei  befindliche  Marmor  ist  mehrmals 


33)  Paol.  Diac.    p.  259  Moll.    Quando  rex  eomiHavit  fas ,   in 
fiutiM  notari  tolet ,  et  hoc  videtur  tignißcam ,  quando  rex  sacrificu' 
lus  dtvtnis  rebus  perfectis  in  eotnitium  venit. 

.  34)  Sehr  Uuoig  spricht  davon  aU  von  einer  Galamität  Tiir  die  Ju- 
ngten Cic.  p.  Muren.  II.  Posset  agi  lege  neene,  pauci  quondam 
seteoant.  fastos  enim  vulgo  non  habebant.  erant  in  magna  potentia 
gut  eonsulebantur ,  a  quibus  etiam  dies ,  tamquam  a  Chaldaeü ,  »e- 
teoantur.  Jnventus  est  seriba  quidam  Cn.  Flavius,  qui  eomieum 
oeulos  eon/txeHt  et  singulis  diebus  ediseendos  fastos  popuio  propo- 

r?  Äff  VI    I^'if  f""'"  ^^^^  ^^^^  sapieniiam   compilarit.    Vri. 
ad  Att.  VI,  !.  Valer.  Max.  II,  5,  2.  Macrob.  Sat.  I,  16.        ^ 


23    

abgeschrieben  worden  und  dann,  wie  Vieles  der  Arl,  versehwiin* 
den.  Es  gehört,  wie  Merkel  richtig  angiebt^iadieZeit  desAugu* 
Sias,  wenigstens  dem  Inhalte  nach.  Die  Ireuesie  Abschrift  aus 
dem  MS  von  Pighi  ist  bei  Merkel  abgedruckt.  Es  ist  das  ein- 
zige vollständige ,  d.  h.  für  alle  zwölf  Monate ,  mit  wenigen 
Lücken,  enthält  aber  übrigens  ausser  den  gewöhnlichen  Siglen 
und  den  hauptsächlichsten  Festen  und  Spielen  nur  wenige, 
meist  auf  AugusUis  sieh  beziehende  Angaben.  —  Das  zweite 
hochwichtige  Calendarium  sind  dieFastiPraenestini,  ge- 
ordnet und  zum  Theile  erklärt  von  dem  bmihmten  Grammati- 
ker Verrius  Flaccus.  Leider  sind  nur  die  Monate  Januar 
bis  April  und  der  December  aufgefunden  worden  und  auch  diese 
unvollständig ;  vom  Februar  eine  einzige  Notiz.  Der  Verlust 
des  Vebrigen  kann  nicht  genug  beklagt  werden,  da  der  gelehrte 
Grammatiker  eine  Menge  schätzbarer  Nachrichten,  niunentlich 
auch  topographische  Bestimmungen  hineingetragen  hat.  Die 
Fragmente  wurden  1774  zu  Präneste  (Palestrina)  aufgefunden, 
wo  das  Calendarium  durch  ihn  selbst  aufgestellt  worden  war. 
Diese  Nachricht  hat  Suet.  de  ill.  gramm«  17.  erhalten: 
Siatuam  habet  Praeneste  in  if^/erwre  fori  parte  contra  he^ 
muyciiumj  in  quofastos  a  se  ordmatos  et  marmoreo  parieti 
incisos  pubäcarat  ^^). 

Aehnlich  diesen  Fastis  Praenestinis,  nur  nicht  ganz  so 
reichhaltig  ist  das  Calendarium  Amiterninum,  1703 
aufgefunden  und  die  Monate  Mai  bis  December,  jedoch  nicht 
vollständig  enthaltend.  Eben  so  das  A  n  t  i  a  t i  n u  m ,  1713  gef. 
Fragmente  der  letzten  6  Monate.  Das  Venusinum,  Mai 
und  Juni  vollständig.  Die  Fast!  Capranicorum  (sonst  in 
Palazzo  Capranica),  August  und  September  vollständige  und 


35)  Heransgegeben  von  F  o  g g  i  n  i.  Rom.  1781 .  fol.  Bei  W o  I  f  f 
z.  Suet.  Vol.  IV.  p.  315  ff.  Auch  in  der  engl.  SammlnDg  d.  Riass. 
Uebechaopt  siod  über  die  Fast!  calendares  foJgeade  Werke  xa  ver- 
gleichen: Graevii  T/iet.  Ant  Rom.  t.  VIII.  van  V nassen,  Anitn- 
adov.  in  Fast  Rom,  tacr.  fgmta ,  dig.  CtirUtoph,  Saxius.  Trai. 
ad  Rh.  1785.  4.  Ideler,  Handb.  d.  ChronoL  II.  S.  135.  Orelli, 
Jmcr,  Lat.  II.  p.  379.  (Eine  zweckmassige  ZusammeDstellaog  aller 
Fragmeote.)  Endlich  die  gründlich  gelehrte  Untersuchung  Merkels 
a.  a.  0. 


24    

die  Fragmente  des  Pincianum,  Esquilinam,  Vatica- 
num,  Farnesianum  and  Alifanum.  Nicht  alle  sind  noch 
in  den  marmornen  Fragmenten,  sondern  nur  in  Abschriften 
vorhanden.  In  eine  viel  spätere  Zeit  (Constantias)  gehört  das 
Wiener  oder  sog.  Lambecianum.  Graev.  thes.  p.  97  ff. 
Idelera.  a.  0.  —  Dazu  kommen  noch  mehrere  andere,  die 
sieh  nur  in  Abschriften  erhalten  haben,  welche  nach  Merkel 
p.  LIII.  in  das  9.  11.  13.  u.  15.  Jhdt.  gehören« 

Anderer  Art  sind  die  sogenannten  Fasti  rnstici,  ein 
Kalender  für  den  Landmann,  mit  Angabe  dessen,  was  in  jedem 
Monate  in  Bezug  auf  den  Landbau  vorzunehmen  sei.  Der  Art 
ist  das  Calendarium  rusticum  Farnesianum  (in  Nea- 
pel); ein  vierseitiges  Prisma,  auf  dessen  Seiten  je  drei  Mo- 
nate summarisch  verzeichnet  sind.  Es  enthält  schon  die  Ein- 
thdlung  des  Tags  in  Aequiuoctialstunden  ^^). 

Von  ganz  anderem  Inhalte  waren  die  Fasti  consula- 
res  oder  Fasti  magistratnum,  ein  fortlaufendes  Ver- 
zeichniss  der  jährlichen  höchsten  Magistrate,  d.  h.  der  Con- 
suln,  Dictatoren  mit  den  Magistris  equitum  und  den  Censoren. 
Bekanntlich  wurden  unter  Paul  III  (1546)  sehr  bedeutende 
Reste  solcher  Fasti  am  Forum  Romanum  bei  dem  sog.  Gebäude 
der  drei  Säulen  '0  ausgegraben,  die  jetzt  auf  dem  Capitole  im 
Palazzo  de*  Conservatori  die  Wand  des  nach  ihnen  benannten 
Zimmers  bekleiden,  und  daher  auch  Fasti  Capitolini  ge- 
nannt werden.  Es  sind  Marmortafeln ,  in  welche  die  Namen 
eingegraben  sind  «»).  Einige  neue  Fragmente  wurden  an  der- 
selben  Stelle  in  den  Jahren  1817  u.  1818  aufgefunden.  Je- 
denfalls schmückten  diese  Tafeln  die  Wand  eines  öffentlichen 
Gebäudes,  nach  Niebuhrs  sehr  wahrscheinlicher  Meinung  die 
der  Curia  lulia.  —  An  diese  jährlichen  Verzeichnisse  der  Ma- 
gistrate   schücssen  sich   die  Fasti  triumphales  an,  in 


an  B."ir7-!^^c-  ^'"'-  P-  *^-  Mos.  Horb  0«.  t.  H.  tav    44 

38)  Pas»    ^«^i  *T  Chalcidica  beoanot.    S.  die  Topographie. 
w.i.e«   ,;uVuUram1^?-   ^-   P/^5-   maeht  daraus   nnbeVeiflicher- 
»ioa.^'        »««nun  aer«arwii ,   olim  m  CapitoUo  suspensarom ,   fraj^ 


85    

chronologischer  Folge  die  Namen  der  Triamphatoren  enthal- 
tend ,  mit  Angabe  des  besiegten  Volks ,  und  des  Tags  des 
Triumphs'^).  In  gewisser  Hinsicht  dichen  also  diese  Fasti 
den  alten  Libris  magistratnnm,  nor  dass  diese  unstreitig  viel 
umfassender  waren  und  wohl  die  sämmtlichen  Magistrate 
enthielten. 

Die  verschiedenen  Magistrate  aber  hatten  ihre  besonde- 
ren Commentarios,  welche  ihre  Amtsführung  betrafen. 
Der  Art  waren  die  Gommentarii  censorum,  Schriften 
doppelter  Art :  erstlich  dieTabulae  censoriae,  bei  denen 
man  freilich  zunächst  an  die  den  Census  betreffenden  Regi- 
ster zu  denken  gewöhnt  ist,  die  aber  auch  noch  anderen  In- 
halts waren.  Sie  erwähnt  Li  v.  XLIII,  16.,  obgleich  dort  der 
Ausdruck  tabellae  publieae  befremdend  ist.  Sie  meint  auch 
wohl  Dionys.  IV,  22.  (von  einer  Volkszählung  unter  Ser- 
vius  Tullius) :  fJ^  l9  tole  Ttfir^Tocolg  (pigevai  fQa^ifiaüiv.i 
und  dasselbe  bedeuten  auch  wohl  die  censorn  Ubri  bei  Gell. 
n,  10.  Ein  ansehnliches  Fragment  aber  theilt  aus  den  tabu- 
Ks  censorns  mit  Varro  L.  L.  VI,  9.  p.  262  Sp.  Wie  man 
daraus  sieht,  enthielten  sie  auch  gewissermassen  die  Instru- 
ction für  den  Censor,  und  eben  so  findet  es  sich  in  den 
Cotnmeniarüs  consularibus  und  qnaestoriü^  aus  d^nen  Varro 
p.  265.  u.  p.  268.  ebenfalls  bedeutende  Fragmente  anfährt.  — 
Wenn  aber  diese  Tabulae  und  Gommentarii  unter  die  Kate- 
gorie der  Tabulae  publieae  überhaupt  gerechnet  werden  kön- 
nen, so  wurden  von  den  gewesenen  Magistraten,  wie  es  na- 
mentlich von  den  Censoren  angegeben  wird,  und  ihren  Nach- 
kommen im  Tablinum  des  Hauses  die  Privataufzeichnungen 
aufbewahrt,  und  diese  Schriften  mögen  eigentlich  mit  dem 
Namen  Gommentarii  censor  um  genannt  werden '^<'). 


39)  WeDQ  ausser  solchen  Fastis  triumphalibns  noch  besondere 
Tabulae  triumphales  aufgenommen  werden  (Lachmann.  <fe 
Jontt.  Liv,  p.  1!.),  so  finde  ich  dafür  keinen  Grund.  Liv.  VI,  29. 
spricht  von  der  Dedicationsinschrift  des  aus  Präneste  erbeuteten  und 
von  T.  Quinctius  auF  dem  Capitole  aufgestellten  fupiter  Imperator,  und 
etwas  Anderes  sagt  auch  Fest.  p.  363.  Trientem.  nicht.  Eben  so  ist  bei 
Liv.  XL,  52.  dieDedication  der  aedes  Lamm  Permarinnm  gemeint  und 
XLI, 28.  eine  Votivlafel.  —  j4cta  triumphorum  nennt  Plin.  N.  H.  1  fin. 

40)  Dionys.  I,  74.  SijKovrai  8i  «£  äXXwy  ra  noUmv  %al  tmv  lUfr 


26    

Eine  der  wichtigsten  Qaellen  für  Greschichte  und  Verfas- 
sung waren  natürlich  die  Urkunden ,  welche  man  unter  dem 
allgemeinen  Namen  der  Tabulae  publicae  begreifen  kann, 
worunter  leges,  edicta,  Senatusconsulta,  plebis- 
cita,  tabulae  rationum  u.  s.  w.  zu  verstehen  sind.  Von 
ihnen  im  Einzelnen  zu  sprechen  ist  hier  nicht  der  Ort;  da- 
gegen muss  die  Weise  ihrer  Bekanntmachung,  ihre  Aufbe- 
wahrung und  Erhaltung,  die  Möglichkeit  ihrer  Verfälschung 
tt.  dgl.  im  Allgemeinen  in  Betracht  gezogen  werden. 

DieLeges,  zunächst  als  blosse  Gesetzvoi*schläge,  über 
die  erst  zu  verhandeln  —  und  auch  diese  sind  ja  fiir  die  Ent- 
wickelung  der  Verlassung  sehr  wichtig  —  wurden  gewöhnlich 
von  dem  Vorschlagenden  auf  dem  Forum  oder  anderen  Plätzen 
öffentlich  ausgestellt,  wo  sie  von  dem  Volke  gelesen  und  von 
librariis,  d.  h.  entweder  Schreibern  im  Privatdienste,  oder, 
und  namentlich  in  etwas  späterer  Zeit,  von  Leuten ,  die  sich 
mit  dem  Verkaufe  der  Abschriften ,  wie  mit  anderem  Schrif- 
tenhandel befassten,  abgeschrieben  wurden.  Cic.  de  leg. 
agr.  II,  5.  Aliquando  tandem^  me  designato^  lex  in  publi- 
cum proponitur.  Concurrunt  iussu  meo  phares  nno  tempore 
Ubrarüi  descriptam  legem  ad  me  afferunt.  So  wird  schon 
von  den  X  tabulis  erzählt«  Dionys.  X,  57.  nqov&n^xav  Iv 
dixa  tiXvotg  %ip  ßovXofidvta  anon^lVj  nuiruv  dey6fjL€voi 
inapoQd-iaoip  Idmxmv*  Das  war  wohl  die  regelmässige  Weise 
der  promulgatio,  und  wenn  anderwärts  erwähnt  wird, 
dass  in  der  Volksversammlung  das  Gesetz  durch  einen  Scriba, 
oder  gar  von  dem  Vorschlagenden  vorgelesen  wurde  ^^),   so 


»al^ne^  noMov  nouiita*  toiQ  fu^*  iavroy  iaofUvots ,  waneq  ii(fa  na» 
r^c^ct,  naf^aiiSovai,  ?roJÜlol  ^  ttalv  ano  rviv  TtfitjTuiCiv  oIlxwv  avd^eg 
inupavus  Ol  StaipvXaTTavTes  avra,  Daraaf  bezieht  sich  Pilo.  XXXV,  2. 
Tahlina  eodicibus  implebantur  et  monumentis  rerum  in  magistratu 
gestarum.,  womit  Fest.  p.  356.  Tablinum,  zu  vergleichen  ist.  la- 
dessen  umlassten  diese  monumenta  jedenfalls  weit  mehr. 

,  41)  Appian.  B.  G.  I,  12.  (T.  Gracchas)  t*lUvB  r^  ygafiftarti 
Tovvoftavavayvwvoi,  c.  \2.  Kai  rore  /liv  avT^  noXka  fi6fi.yfdfispoQ  6 
^(f<**XPff  is  T^v  iniovaav  ayo^av  avdd'ezo,  (pvlattrjv  ts  nagaoTT^aauevos 
txavtfv ,  ctf(  xai  axovra  ßiaaoawot  *Omaoviov ,  ixikevs  avv  aneuL^  rf 
y^afA/ÄrOTSi  Tov  vüftov  is  t6  nA^S'os  avayivwinutv.  xal  aveylvwaxe.  *\fg\. 
Cic.  Phil.  I,  10.    In  gleichem  Zwiespalte  ergriff  der  Tribun  C.  Cor- 


27    

-if^derspricht  diess  einer  vorheigegaogenea  öffentlichen  Ans- 
Stellung  der  Tabula  legis  nicht.  —  Dasselbe  geschah  mit  den 
Edictis  magis  tratuum.  Cic.  ad  Att.  II,  20.  edicta  eins 
(Btbuii)  et  cottdones  describunt  et  legunt.  und  deutlicher 
ep.  21.  edieta  BiUuli  populo  üa  sunt  iucunda^  ut  ewn  lo- 
cunif  ubi  proponuntur^  prae  multitudine  eorum^  qui  legunt, 
transire  nequeant.  Auf  diese  Weise  mochten  sich  viele  Le* 
ges,  die  verworfen  wurden  oder  Abänderungen  erfuhren,  und 
Edikte,  die  sonst  nur  vorübergehende  Gültigkeit  hatten,  er- 
halten haben  und  späterhin  Geschieh tsqnelle  geworden  sein. 
Die  Leges  perlatae  aber  wurden  in  frühester  Zeit, 
wie  man  erzählt ^^),  in  hölzerne,  sehr  bald  aber  in  eherne 
Tafeln  eingegraben  und  öffentlich  aui^estellt :  zum  Theile  auf 
dem  Forum,  wie  die  XII  tabulae  ^^)  \  am  häufigsten  in  einem 
Tempel,  namentlich  in  und  um  den  capitolinischen  Jupiter- 
tempei  und  in  dem  Aerarium  Saturn!  ^^)*  —  Eine  andere  Sir 


nelius  selbst  den  Codex  leg;is  nud  begann  za  lesen :  Ascon.  in  Cic.  p. 
Com.  p.  58  OreU.  Is  (P.  ServUias  tr.  pl.),  vbi  legis  femndae  dies 
venit  et  praeco  subiiciente  scriba  verba  legis  recitare  popalo  coepit, 
et  scribam  subiicere  et  praeconem  pronunciare  passus  non  est.  Tum 
Goroeliua  ipse  codicem  recttayit.  Vgl.  p.  60.  Cic.  in  Vatin.  ^.  Qnint. 
I.  0.  IV,  4,  8. 

VI)  Dionys.  III,  36.  %ahiuat^  yap  or^Xai  ovnot  rors  ^aav,  akX 
ir  ^^iviug  «jjra^arrotTO  oavlow  oi  z*  voftci  tuU  tu  nif^l  rwv  U^iiv  it€^ 
yqatfai.  .  ^  ^ 

43)  Dionys.  X,  57.  inuevpwoetvtot  9i  ttal  rov  S^fiov  töv€  v6* 
IfovQf  arijkatq  %a}Ma7i  iyxoi^^ct.vT£s  avrovf  iipe^^s  ^saav  iv  ayo(fi  tw 
ejvKpaviazaTov  Me^afievoi  ronov,  JedeDfalls  auf  dem  Comitium.  lieber 
das  Fortbestehen  dieser  Tafeln  erinnere  ich  mich  nirgend  etwas  gele- 
sen zu  haben,  und  doch  scheint  ihre  Erhaltung  in  der  Verwüstung  der 
Stadt  durch  die  Gallier  sehr  zweifelhaft,  wenn  man  nicht  annehmen 
will,  sie  seien  auf  das  Capitol  geschaßt  worden ,  was  aech  Vieles  ge- 
gen sich  hat.  Wahrscheinlicher  ist  es,  dass  sie  später  wiederherge- 
stellt wurden. 

44)  Daher  sagt  Cic.  Cätil.  III,  8.  memoria  teneits  —  compiu- 
res  in-  Capitolio  turret  de  coelo  esse  percutseu ,  cum  et  simulacra 
deorum  itnmortaUum  depulsa  sunt  et  statuae  vetervm  hominum  de- 
ieetae  et  legum  aera  liqtu^acta.  So  auch  L  i  v.  VII,  3.  Lex  vetusta 
est  priscis  literis  verbisque  scripta,  ut,  qui  praetor  maximus  sit, 
Jdihus  Septemhribus  clavum  pangat,  Fixa  fuit  dextro  lateri  aedis 
Jovis  0.  M.,  ex  qua  parte  Minervae  templum  est.  Daher  überhaupt 
die  Ausdrücke :  tabuiam  ,/igere  und  r^ere.  Cic.  Phil.  II,  36.  In- 
spectantibus  vobis  toto  Capitolio  tabulae  ßgebantur, ,  worunter  in- 
dessen auch  andere  tabulae,  foedera  u.  dgl.  zu  verstehen  sind.  Vgl. 
V,  4.  I,  !.^  XII,  5.  ad  fam.  XII,  1.  Plutarch.  Cic.  36.  m/k^e 
fisza  noiXüiv  T<p  KannwUt^,  xal  rag  BfifiaQx*^fi^^  dikxovQ^   ev  atg  etycif 


28    

eherstellong  der  so  in  einzelnen  Tafeln  aufgezeichneten  Ge- 
setze, eine  allgemeine  officielle  Gesetzsammlang  gab  es  nicht; 
auch  nicht  einmal  eine  strengere  Beaufsichtigung.  Ausdrück- 
lich sagt  das  Cic.  de  leg.  III,  20.  Legum  custodiam  nuUam 
habemus»  itaque  hae  leges  suntj  quas  apparitores  nostri  vo- 
hmt.  a  librariis  peümus:  publich  lüeris  consignatani  me- 
moriam  publicam  nuilam  kabemus,  Graeci  hoc  diiigentius^ 
apud  quos  vofioqivXuHBQ  creantur  etc.  Daher  ist  es  denn 
natürlich,  dass  bei  den  häufigen  Feuersbrünsten,  die  bald  den, 
bald  jenen  Theil  Roms  von  Grund  aus  vernichteten ,  eine 
Menge  Gesetze  urkundlich  untergingen  und  nur  im  Gedächt- 
nisse oder  in  Abschriften  sich  erhielten.  So  musste  es  un- 
fehlbar schon  beim  Brande  des  Capitols  unter  Sulla  ergangen 
sein,  wo  ja  selbst  die  werthvoUsten  Weihgeschenke  und  Denk- 
mäler der  glorreichsten  Triumphe  untergingen  ^^),  und  so  ge- 
schah es  wieder  bei  der  Stnrmung  durch  die  Yitellianer. 
Suet.  Yesp.  8.  Ipse  restitutionem  Capilotü  aggressus  ru- 
derUms  purgandü  manus  primus  admovit  — .  aerearumque 
tabtilarum  tria  milliay  quae  stmul  cofiflagraverant^  resti- 
tuenda  suscepit^  undique  investigatis  ewemplari^ 
bus  instrumentum  imperii  pulcherrimum  ac  vetustissimum 
confeciif  quo  continebantur  paene  ab  eo'ordio  Urbis  Sena- 
tusconsulta ,  plebüdta  de  societaie  et  foedere  ac  priviiegio 
cuicunque  cencessis.  Was  unter  jenen  exemplaribiu  zu  ver- 
stehen sei,  erklärt  in  sehr  erwünschter  Weise  eine  in  Aqui- 
leja  gefundene  Inschrift,  die  Concessionen  enthaltend,  die 
Vespasian  gewissen  Veteranen  machte.  Am  Schlüsse  dersel- 
ben heisst  es:  Descriptum  et  recognitum  ex  tabula  aenea, 
quaefixa  est  Romae  in  Capitolio  ad  aram  gentis  luliacy  de- 
forasy  podio  sinisteriore,  iab.  T,  pag.  IL  loc.  XXXIIII^^), 


yffüUfoX  raff  BuxntofUvtov  ^oav,  aviairaaa  «dl  dtitp&et^ev»  Es  g^esefaah 
aber  aaeh  aa  aodereo  Tempelo,  wie  an  dem  der  Ops.  Cic.  Phil.  II, 
14.  u.  8.  w.  Natfirlicfa  aach  aa  den  Orten,  auf  weiche  das  Gesetz 
sieh  besonders  bezogt,  z.  B.  Cic.  ad  Att.  111,  15.  Tute  sertpsütt  ad 
me,  quoddam  caput  legis  Clodium  in  curiae  poste  Jtxiise,  ne  r«- 
ferri,  neve  dici  liceret, 

45)  S.Liv.  VI,  4.  XXV,  39.  Dionys.  IV,  6^^.  Plin.  XXXV,3,4. 

46)  Grat  er.   p.   DLXXIII.    V^l.  Lachmann,  de  fontt,  Liv. 
p.  13. 


—  »  — 

Zur  Vergleichiing  kann  auch  das  Monumentnm  Ancyr«-* 
num  dienen,  ebenfalls  eine  Copie  der  in  Rom  aufgestellten 
Tafel,  die  Tabula  Heracleensis,  das  Monumentnm 
Aphrodisiense  u.  s.  w.,  und  so  wurden  überhaupt,  wie 
das  natürlich  ist,  die  Originale  solcher  Urkunden  in  Rom,  die 
Copien  an  den  Orten,  welche  sie  betrafen,  aufbewahrt^'). 
Daher  konnte  denn  wenigstens  ein  Theil  der  untergegangenen 
Tafebd  wieder  hergestellt  werden,  und  wahrscheinlich  war 
das  auch  nach  dem  ersten  Brande  des  Capitols  geschehen, 
woraus  sich  Suetons  Angabe  erklärt.  Ob  aber  Vespasian  die 
neuen  Tafeln  sämmtlich  wieder  im  capitolinischen  Tempel, 
oder  nicht  vielmehr  grossentheils  in  dem  von  ihm  erbaueten 
grossen  und  prächtigen  Friedenstempel  aulstellte,  ist  zweifel- 
haft; nur  das  ist  gewiss,  dass  an  dem  einen  oder  dem  an- 
deren Orte,  früher  oder  später,  die  neue  Sammlung  auch  wie- 
der unterging;  denn  das  Capitol  brannte  ja  bald  nach  Vespa* 
sians  Tode  zum  dritten  Male  ab ,  und  unter  Commodus  auch 
der  Friedenstempel  nebst  einem  Theile  des  Palatium  und  dabei 
gingen  die  wichtigsten  öffentlichen  Documente  verloren  ^*). 

Die  Senatusconsulta,  welche  Sueton  auch  unter  den 
durch  den  Brand  vernichteten  Urkunden  nennt,  scheinen  den 
Ort  ihrer  Aufbewahrung  mehrmals  gewechselt  zu  haben.  In 
ältester  Zeit  scheinen  sie  in  den  Händen  der  Consuln  geblieben 
zu  sein ;  ungewiss  ob  für  immer  als  zu  den  tnonumeniü  rerum 
in  magistraiM  gestarum  gehörig,  oder  nur  während  ihrer  Amts« 
flihrung.  Weil  sie  aber  oft  unterdrückt  oder  verfälscht  wur- 
den, erfolgte  im  Jahre  304  die  Verordnung ,  dass  sie  an  die 
Aediles  plebis  in  den  Tempel  der  Ceres  zur  Aufbewahrung  ab- 
geliefert würden**).  Späterhin  war  der  eigentliche  Ort  ihrer 
Aufbewahrung  das  Aerarium  oder  Tabularium,  und  erst  durch 


47)  S.  Dirksen,  Fers,  «.  Krit.  u.  Au$L  d.  Quell,  d.  r.  R. 
S.  14t  f. 

48)  D  i  0  Gas«.  LXXII ,  24.  tuü  noXik  ni»v  avrov  mniftavaer, 
mote  iMÜ  %ä  y^f/t/tura  va  rp  eiQxS  ^^o9ipufvra  oXiyov  detv  nawuik 
tfd'oqiijviu, 

49)  Liv.  in,  55.  Jnstituiftm  etiatn  ab  iiedem  eontulibus  (L.  Va- 
lerio  M.  Horatio),  ut  Senaiuseoneulta  in  aedem  Cererü  ad  aediles 
plehis  ■  dtferrentur ,  quae  antea  arbitrio  üonsulum  supprimebaniur 
vitiabanhtrque* 


30    

die  Niederleg^ng  daselbsl  erhielten  sie  Gültigkeit  und  Rechts- 
kraft ^<').  Dass  vor  des  Catulos  Bau  (674)  kein  besonderes 
Tabniarium  gewesen,  scheint  eine  ganzr  ungegründete  Behaup- 
tung zu  sein  ^').  Einen  Brand  des  Tabularium  erwähnt  Ci- 
cero ^^) :  es  brannte  wahrscheinlich  auch  unter  Sulla  mit  ab, 
daher  es  Catulus  zugleich  mit  dem  Tempel  wieder  herstellte. 
Ein  bestimmtes  Zeugniss  für  sein  früheres  Bestehen  giebt  Po- 
lybius  III,  26.,  wo  er  vom  Bündnisse  mit  Karthago  sagt,  es 
befinde  sich:  nagd  %6v  ^la  tov  KttnntüXtov  iv  tco  tüv 
dyoQavoftwp  Ta/Jiielip»  Damals  war  es  also  wohl  nahe  am 
Jnpitertempel,  und  erst  durch  Catulus  wurde  es  über  dem  Cli- 
vus  Capitolinus  erbauet. 

Ausser  den  Senatsbeschlüssen  wurden  aber  auch  entschie- 
den bei  allen  wichtigeren  Verhandlungen,  nicht  nur  im  Senate, 
sondern  auch  von  den  Prätoren,  wenigstens  in  den  causis  pu- 
blicis,  Protokolle  niedergeschrieben.  Zu  der  irrigen  Meinung, 
dass  Senatsprotokoile  erst  durch  Cäsar  eingeführt  worden 
seien,  hat  Suet.  lul.  Caes.  20.  verleitet:  Iniio  honore 
primus  omnrum  insütuit^  ut  tarn  Senatus  quam  popuK  diuma 
acta  conßcerentur  et  ptibUcarentur. ,  wovon  nachher  die 
Rede  sein  wird  ^^).    Vielmehr  finden  sich  die  sichersten  Be- 


50)  So  erxiihlt  in  Bezo|p  aaf  das  Prodi{;^iain ,  welches  Octavians 
Geburt  vorherging,  Sa  ct.  Aug.  94.  senatum  exterrihitn  ceniuisse, 
ne  quü  illo  anno  getiittts  educarefur:  eos ,  qtii  gravidas  uxorcs  ha- 
berent,  quod  aU  se  quUque  spem  traheret^  curasse,  ne  Senatuseoniul- 
tutn  ad  aerarium  deferretvr.  Darauf  bezieht  sich  die  heuchlerische 
Verordnung  des  Tiberins,  scheinbar,  damit  kein  Todesurtheil  übereilt 
vollstreckt  werde,  b.  Tacit.  Ano.  Ili,  51.  Igitur  factum  SenatiM* 
consultttm,  ne  decrefa  patrum  ante  dient  decimum  ad  aerarium  de- 
ferrentur,  idque  vifae  tpatium  damnatis  prorogaretur.  Aber  dasselbe 
verfahreo  findet  sich  schoo  viel  früher.  L  i  v.  XXXIX,  4.  klagt  M. 
Fulvius  Nobilior,  dass  sein  Gegner  M.  Aeinilius  Lepidus  ein  ihm  nach- 
theiliges Senatasconsultum  erschlichen  habe :  quid  ab  eo  quemquam 
poste  aequi  exspectare,  qui  per  infrequentiam  furtim  Senatasconsul- 
tum /actum  ad  aerarium,  detulerit:  Ambraciam  non  videri  vi  captam, 

51)  Lach  mann,  de  fontt.  Liv.  p.  13.  n.  4. 

5i)  De  nat.  deor.  111,  30.  und  p.  Rabir.  perd.  r.  3.  ohne  nä- 
here Bestimmung;  nur  kann  damit  nicht  etwa  die  aedes  Njnnpharum 
gemeint  sein ,  wo  sich  damals  die  Tabnlae  censonim  befanden ;  sie 
wurde  erst  später  durch  Clodius  in  Brand  gesteckt.  Cic.  p.  Mil.  27. 
de  har.  resp.  %7.  Parad.  4.  Eben  so  wenig  aber  kann  das  von 
Catulus  erbanete  verstanden  werden,  das  sich  mit  der  Dedicationsio- 
sehrift  bis  auf  unsere  Zeit  erhalten  hat. 

53)  Wie  man  sich  dabei  auf  Plutarch.  Gat.  min.  t^,   berufen 


31    

weise  in  Cieero^s  Zeit.  Cic.  p.  Sext.  61.  Cmus  (Pompeii) 
sententiam  üa  frequentUsimus  senatus  secutus  est,  ut  tmus 
di$sentiret  hostis ,  idque  ipsum  tabulis  pubKcis  mandaretur 
ad  memortam  posieri  temparts  sentpttemam.  ad  Att.  XII, 
23.  quae  omnia  qma  Cato  laudibtss  exiulerat  in  coelmn  per- 
scrihendaqve  censuerat^  idcirco  in  eius  sententiam  est  facta 
discessio.  Endlich  p.  Sulla.  14.  itaque  iniroducOs  in  sena^ 
tum  indieibus  constittä  senatores,  qm  omnia  indieum  jJicta, 
interrogata y  responsa  perscriberent.  Tabulae  publicae 
in  Bezug  auf  eine  gerichtliche  Verhandlung  werden  erwähnt  i  n 
Vatin.  14.  haec  omnia  sciasne  diligentia  C,  Memmn  (prae-t 
toris)  pubHcis  tabulis  esse  notata  aique  testata,  —  Von  den 
Tabulis  rattonum  versteht  es  sich  von  selbst  undBezug  auf 
sie  (wegen  locus  et  lautia)  hat  es  wohl  auch ,  dass  die  Namen 
fremder  Gesandten  im  Aerarinm  aufgezeichnet  wurden  ^). 

Hinsichtlich  der  Aufbewahrung  dieser  Acta  senatus 
und  magistratuum  finden  sich  scheinbare  Widersprüche» 
Cicero  von  den  Vorsichtsmassregeln  sprechend,  die  er  bei 
den  Verhandlungen  über  die  Verschwörung  genommen,  sagt 
p.  Sulla.  15.  cum  scirem,  ita  indidum  in  tabulas  publicas 
relatum,  ut  illae  tabulae  privata  tarnen  custodia  more  maio* 
rum  continerentur^  non  occultavi,  non  continui  dornt  ^  sedde- 
scribi  ab  omnibus  statim  librarOs,  dividipassim  etpennägari 
atque  edi  populo  Romano  imperavi.  So  faeisst  es  auch  p. 
Arch.  5.  Nam  cum  AppH  tabulae  negligentius  asservataa 
dicerentur;  Gabinii,  quamdiu  incotumis  Jintf  levitas,  posi 
danmationem  calamitas  omnem  tabtdarum  ßdem  resignassetj 


kSnoe,  verstehe  ich  nicht.  Es  heisst  dort,  Cato's  Rede  im  Senate  sei 
nachg^escbrieben  worden ,  von  Schreibern ,  welche  mit  actis  Giceronia- 
ais  (Tironianis)  zu  schreiben  verstanden  hätten.  Denn  Stenographen 
(das  sind  ganz  eigentlich  ar^fietoyoatpoi)  habe  es  damals  noch  nicht 
gegeben :  Oonw  yä^  ^mtovv  ovd*  HdtntjvTO  rovi  tutXovfUvovg  mjfitio^ 
y(^eupovg,  aXXa  tot«  'jr^<»Tov  .eh  i'xyog  t»  nazooT^vat  Xiyovaiy.  Hier  ist 
gar  nicht  von  Protokollen  die  Rede. 

54)  Jiä  rl  Ol  Tr^eofiivoms  itg  *PmfMpf  onö&Brovv  tnl  top  rov 
KfMvov  vaop  ßttSl^opris  ajroyf^atpovrai  ir^ög  ravg  kta^fovg  xov  raftuiov,. 
Selbst  die  Zahl  ihrer  Begleitang  und  Dienerschaft  wnrde  eingetragen. 
Cic.  p.Flaeco  18.  Hi  iret  etiam  aerarü  nostri  tabulat  faUas  e«#« 
voiuentnt  nam  servos  novem  se  habere  prieset  ntnt^  cum  omntno 
sine  comite  venissent. 


32    

MetelbU  —  tünta  diligentia  fuil^  ut  adL.  Lentuhan  prae^ 
torem  rt  ad  iudiees  venerit  et  unius  nowinis  litura  se  commo^ 
tum  esse  dixeriL  His  igitur  tabulis  nullam  Uturam  in  no* 
men  A.  Licinii  videtis.  Damit  ist  wieder  die  schon  angeführte 
Stelle  aus  Piin.  XXXV,  2*  zu  vergleichen,  und  man  möchte 
daraus  scbliessen,  dass  die  Protokolle  der  Verhandlungen  in 
den  Händen  der  jedesmaligen  Magistrate  geblieben  seien  ^^). 
Dagegen  sprechen  andere  Stellen  wiederum  entschieden  von 
öffentlicher  Aufbewahrung.  Cic.  Verr.  UI,  79.  (Scribarum) 
Ordo  est  honestus.  —  est  vero  honestus ,  quod  eorum  homi- 
fiumßdei  tabulae  pubKcae  periculaque  magistratuum  commit* 
tuntar.  Es  käme  demnach  in  Frage,  was  in  jedem  Falle  un- 
ter dem  viel  umfassenden  Namen  der  Tabulae  publicae  zu  ver* 
stehen  sei?  Auch  in  der  Verrina  können  allerdings  speciell  die 
Tabulae  rationum  gemeint  sein,  über  deren  öffentliche  Nieder- 
legung im  Aerarium  kein  Zweifel  ist  ^^).  Demungeachtet 
mochten  in  dem  einen,  wie  in  dem  anderen  Falle  Verfälschun- 
gen wohl  vorkommen.  S.  ausser  den  angeführten  Beispielen : 
Cic.  de  nat.  deor.  UI,  30. 

Die  Nachricht  aber,  welche  Sueton  von  Cäsars  neuer 
Einrichtung  giebt,  bezieht  sich  nicht  sowohl  darauf,  dass  er 
zuerst  regelmässige  Protokolle  des  Senats  angeordnet  habe, 
als  dass  dieselben  für  den  Zweck  öffentlicher  Bekanntmachung 
redigirt  wurden  und  nun  als  Acta  senatus.  Acta  popnli 
Romani  oder  publica  einen  Theil  des  römischen  Tage- 
blatts, eines  Diario  di  Roma,  ausmachten.  M^enn  diese  An- 
ordnung ein  wesentliches  Förderungsmittel  der  Oeffeutlichkeit 
zu  sein  scheint,  so  muss  man  doch  im  Gegentheile  bekennen, 
dass  eben  von  dieser  Zeit  an  die  Acta  publica  an  Glaubwürdig- 
keit verlieren,  indem  eine  solche  officielle  Redaction  natürlich 
nur  das  aufnahm,  was  dem  Machthaber  frommte,  und  in  einer 


55)  Wollte  man  aonehmen ,  dass  sie  erst  bei  der  Abdication  aa 
das  Archiv  abgeliefert  worden  seien,  so  haben  Cicero*s  Worte  keinen 
rechten  Sinn ;  denn  es  war  ja  in  den  letiten  Tagen  des  Jahrs ,  wo 
diese  Veroffentiichang  Statt  fand ,  und  es  wären  also  ohnehin  die  Ta- 
balae  anmittelbar  darauf  der  privata  custodia  entzogen  worden. 

56)  S.  z.  B.   Cic.   in  Pis.  25.  Verr.  I,  %l.   ad   fam.  V,  20. 

Q.   S.   W. 


33    

ibm  genehmen  Weise  darstettte.  Darnm  konnte  DioCassins 
ober  die  Unzulänglichkeit  und  Unlauterkeit  der  Quellen  fiir  die 
Kaiserzeit  klagen  *7). 

Uebrigens  hatte  sich  unverkennbar  schon  vor  Cäsars 
Herrschaft  eine  Art  Journal  oder  Tageblatt  gebildet,  worin 
nicht  nur  alle  öffentlichen  Vorgänge,  sondern  auch  andere  Ta- 
gesneuigkeiten ,  Privatnachrichten  über  Todesfälle,  Vermäh- 
hingen,  Geburten,  Spiele  u.  s.  w.  berichtet  wurden.  Dieses 
Journal,  das  durch  Abschreiber  vervielfältigt  und  auch  in  diä 
Provinzen  gesandt  wurde,  wird  wenigstens  in  Gicero's  Zeit 
unter  den  Namen  Acta  diurna,  oder  Diurna  populi 
Romani,  Acta  Urbis  oder  Commentarii  rerum  ur- 
banarum ,  häufig  erwähnt  >*).    So  war  es  also  nicht  sowohl 


57)  Die  ganze  merkwürdige  Stelle  verdient  hier  zn  stehen.  Lllf,  1^. 
oi  fiivTOt  9tal  ofioioßS  rots  iTQoad'tv  ra  fihra  tavra  n^ax^ivra  X^x^^i^^^ 
dvvata&,  nQOTt^oy  fiiv  yä^  ¥g^  re  rijv  ßovXrjv  mal  is  tbv  S^fiov  natvra^ 
ual  ti  noif^ia  nov  avfifiaUrf^  §testpd(ftT0'  ttdi  Sui  tovro  ituvtt^  re  airi 
ifAOV-d'avov  xoi  noXXol  awiy^atpov.  xan  rovrov  xal  ^  äXi^'d'sia  ovrcov, 
tl  xal  TOL  /AoXtüra  xal  tp6ß(o  riva  xal  x^Q^'^'' »  ^^»<V  ^'  ^^^  ^X^9^  naiv 
i^i'&flj  na(fa  yovv  tois  aXXois  xoii  xa  avra  y^anffaa&^  roit  ts  imafiv^ 
fiaai  TOis  ÖTjuoaioi^  r^onov  riva  evfflaxtTo.  ix  Öi  d^  rov  xQ^^ov  ixeU 
vov  T«  /Atv  nXsiw  x^vtfa  xaX  9i  änodptiTotv  yiyvtad'ai  ^(>|aro.  bI  3i 
nov  xal  Tiva  djjfioauv^tiijy  aXka  avi^iXt^'XTa  ys  ovra  aTtWTtirai,  xai 
yap  X^yeadat  xal  Tr^aTvea^ai  navta  n(f69  tä  xviv  ail  x^atovvrwv  rtSv  V9 
naqadovttattüovto^v  aiptai  ßovk^fAara  vnonttvnai,  xaX  xara  zovto  noXXa 
fiiy  ov  yiyvoueva  d^Qviltitat.^  noV.a  dt  xal  navv  ovfAßaiyovxa  ayvouxa*, 
narra  oi,  ojS  ttntiv,  äXXwQ  nate,  ij  uis  7t(faxtizai,  dta&Qouta^. 

58)  Ausrübrlich  bandelt  davon,  doch  ohne  gehörige  Sichtang:  Le- 
elerc^  Des  Joumaux  chez  les  Romains.  Par.  1838.  und  Lieber- 
kühn  de  diurnis  Romanortim  actis,  Vim.  18f0.  —  Hanptsteilen ,  ans 
denen  namentlich  auch  der  Inhalt  sich  ergiebt,  sind:  Cic.  ad  fam, 
VIII,  1.,  wo  es  freilich  scheinen  könnte,  als  habe  Coelius  diese  Nach- 
richten nnr  eben  sammeln  lassen^  um  sie  an  Cicero  in  die  Provinz  zu 
sehicken :  JVescio  quoius  otii  esset j  non  modo  perscribere  haecy  sed 
omnino  animadoertere,  Omnia  enim  sunt  ihi  Senatusconsutta,  edicta^ 
fabulaey  rumores  etc.  ep.  11.  Quam  quisque  sententiam  dixerif,  in 
eommentario  eit  rerum  urbanarum,  ex  quo  tu,  quae  digna  sunt^  se-^ 
lige;  multa  tränst:  inprimis  ludorum  explosiones  et  funerum  et  in- 
eptiarum  eaeterarum,  Daranf  antwortet  Cicero  II,  8.  Quid?  tt$  me 
hoc  tibi  mandasse  ewistimas,  ut  mihi  gtädiatorum  cörhpositiones,  ut 
vadimonia  dilata  et  Chresti  compilationem  'mitteres,  et  ea,  quae  no- 
kis,  eum  Romae  sumusy  narrare  nemo  audeatT  ebend.  Xll,  23.  schreibt 
Cicero  an  Comifieins :  Rerum  urbanarum  aeta  tibi  mitti  eerto  seio, 
quod  ni  ita  putarem ^  ipse  perseriberem  etc.  Vgl.  auchLipsius, 
fixe.  z.  Tacit.  Ann.  V,  4.  Böttiger,  Sabina.  II.  S.  9U.,  wo  in- 
dessen ans  lächerlichem  Missverständnisse  die  eompilatio  Chresti  Tdr 
die  Sammlung  selbst  ei41ärt  wird. 

3 


34    

eine  neue  Einrichtung  Cäsars;  sondern  was  rorber  obne  öf- 
fentliche Autorität  geschehen  war,  das  wurde  nun  o£BcieU 
fortgesetzt,  und  von  dieser  Zeit  an  wird  die  Erwähnung  dieser 
Diurna  allerdings  noch  häufiger  ^^). 

Ausser  diesen  öffentlichen  Documenten  gab  es  aber  auch 
monumenta  privata,  die  als  Quellen  für  die  Kenntniss  der  fru* 
heren  Zeit  gelten  konnten.  Dahin  gehören  zunächst  die  L  a  u- 
dationes  funebres  und  die  Tituli  imaginum;  beides 
allerdings  verdächtige  Quellen^  wie  die  alten  Schriftsteller 
selbst  mehrfach  anerkennen.  Die  Laudationes,  eine  schon 
den  ersten  Zeiten  der  Republik  angehörende  und  vielleicht 
noch  ältere  Sitte  ^^),  mochten  wohl  schon  bei  der  Leichenfeier 
selbst  zum  Ruhme  des  Verstorbenen  nnd  der  ganzen  Famili» 
manches  in  einem  anderen  Lichte  als  dem  der  Wahrheit  dar- 
stellen, und  wenn  sie,  wie  gewöhnlich,  schriftlich  aufbewahrt 
wurden,  mochte  wohl  noch  gar  manches  darin  verändert  wer- 
den, was  in  späterer  Zeit  den  Glanz  des  Hauses  erhöhete.  So 
sagt  Cicero,  Brut.  16.  quamquamhis  laudationibys  hisio" 
Ha  verum  no^irarum  facta  est  mendosior.  Eben  so  Liv. 
Vni,  40^  Fitiatam  memoriam  ftmebribuM  laudikus  rear  fat- 


59)  Tacit.  Ann.  Ilf,  3.  (beim  Tode  des  Germanicns)  Matrem 
Antoniam  non  apud  auetores  verum,  non  diurna  actorum  sertptura 
reperio  ullo  insigni  qfficio  fufictam.  XIII,  31.  pauca  memoria  digna 
evenere.  nisi  eui  libeat  laudandi*  fundamcntis  et  trabxbus,  quis  mo- 
lern  amphitheatri  apud  campum  Martit  Caesar  exstruxerat,  Volu- 
mina implere;  cum  ex  dignitate  populi  Romani  repertum  sit,  ree 
illustres  annalibus,  talia  diumis  (Irbis  actU  mandare.  XVI,  ^;^. 
Diurna  populi  Romani  per  provincias,  per  exercitus  curatius  legun- 
tur,  ut  noseatur,  quid  Thrasea  non  fecerit  Vgl.  Snel.  Claud, 
41.  luven.  II,  !36.  Senec.  de  benef.  III,  16.  Petron.  53.  Lam- 
prid.  Comm.  15.  n.  s.  w. 

60)  P.  Valerius  Poplicola  ist  der  Erste,  von  dem  bcriebtet 
wipd,  da&s  er  bei  seines  CoUegen  Brulns  Begräbniss  die  Laudatio  pe- 
kalten  habe,  Pinta  roh.  Popl.  9.;  und  van  da  soU  der  Gebraneh 
seinen  Ursprung  genommen  haben.  Indessen  mag  Dionysins  nicht 
entscheiden,  ob^nicht  unter  den  Königen  dasselbe  Sutt  gefunden  habe. 
V,  17.  *•  ^v  otfv  OvaXlqioQ  n^iÜTog  icar«ar^actro  rar  vo/ior  xMe'Pw 
ItaiotQ.fi  ntifiivov  vno  ruiv  ßaaJLiow  Tra^lafitr,  ov»  ^x^  to  oawi«  «i^ 
neiv.  OTi  de  Pwffaiwv  iorlv  a^vo^or  fvqsfia  to  na^a  raS  rawetg  zeiv  in^ 
o^iiMov  at^d^iuv  malvovg  xijg  notxijj;  eüxüu^  Xiyto&at,  scal  oix  'ÄUj/Wfi 
turTOMaTsoTijQaytQ  noutTOt,  naqa  r^s  uMf^s  i9tooim$  o2da  um^  M.T.L 
Ausruhrhch  spricht  darüber  Polyb.  VI,  53. 


35    

süque  imaginum  titutu^^),  dum  famüia  ad  se  quaejue  Jk- 
mam  reram  gestarwn  honorwnque  fallente  mendaeto  trä- 
kunt  ^*).  —  Aasserdetn  aber  hielten  sich,  wie  es  scheint,  bd- 
dentende  Familien  eine  Art  Hansclironik,  oder  irgend  einer  des 
Hanses  verfasste  vielleicht  eine  particuliire  Geschichte  seiner 
Familie.  Etwas  der  Art  wird  wenigstens  ron  der  familia 
Porcia  berichtet:  Gell.  XIII,  19.  quae  postea  ita  esse^  uH 
diveratf  eognonimusy  cum  et  laudationes  fnn^es  ei  iibrum 
eommentarium  de  fanuUa  Porcin  legeremus. ,  und  anch  des 
Messala  Bflcher  de  fiimiliis  lassen  so  etwas  voraussetzen  *')• 

Ausserdem  gaben  die  zahllosen  Oeffentliches  sowohl  als 
Privatverhältnisse  betreffenden  Inschriften  eine  überaus  reich- 
haltige Quelle  ab.  Wir  verstehen  jetzt  unter  Inschriften  Al- 
les, was  von  schrifUichen  AuEEeichnungen  aus  dem  Alterthume, 
sei  es  in  Erz  oder  auf  Stein ,  durch  Malerei ,  Mosaik ,  oder 
sonst  auf  eine  Weise  im  Originale  oder  Copie  materiell  zu 
unserer  Kenntniss  gelangt  ist»  mit  alleiniger  Ausnahme  der 
Handschriften,  welche  die  Werke  der  Literatur  enthalten ;  so 
dass,  wenn  sich  z.  B.  unter  den  Hercuianischen  Rollen  wirit- 
liche  Autographen  erhalten  hätten,  sie  doch  in  keinem  Falle 
hieher  gezählt  werden  könnten.  Allein  nicht  Alles,  was  wir 
darunter  rechnen,  wird  von  den  Alten  mit  gleichen  Augen  be- 
trachtet worden  sein,  wie  eben  jene  Tafeln,  welche  Gresetze, 
Bundnisse ,  Senats-  und  Volksbeschlüsse  enthielten.    Dagegen 


6!)  In  wiefero  diese  imai^nes  zur  Geschichtsqnelle  werden  konn^ 
ten,  erg:iebt  sich  aus  dem,  was  wir  Aber  ihre  Anordnung  im  Atrium 
des  Hanses  erfahren.  Plin.  XXXV,  %.  aliter  apud  maiores  in  atrio 
haee  erant,  quae  speeigrentur :  —  expressi  cera  vultus  tingulia  dU- 
ponebantur  armariis  — .  Stemmata  vero  lineis  dUcurrehant  ad  {ma- 
gines  pietas.  Seneca  de  benef.  III,  28.  Qui  imagines  in  atrio  ex- 
ponunt  et  nomina  familiae  suae  longo  ordine  ae  multis  stttmmatum 
illigata  flexuris  in  parte  prima  aedium  coUocantj  noti  fnagis  quam 
nobilet  sunt.  Aaet.  eieg.-ad  Messal.  30.  quid  quaque  index  sub 
imagine  dicat. 

62)  Vgl.  Liv.  XXII,  31.,  wo  es  sich  darum  handelt,  ob  Fabias 
pro  dictatore  oder  Dictator  gewesen:  res  inde  gestas  gloriamque  in- 
signem  ducis  et  avgentes  titulum  imaginis  posteros ,  ut,  qui  pro  di- 
ctatore, dictator  dieeretur,  faeile  obtinuisse,  und  Plin.  XXXV,  2. 
Sed  pace  Messalarum  dixisse  lieeat,  etiam  mentiri  clarorum  imagines 
erat  aliquis  virtutum  amor, 

63)  Plinius  l.  I.  Similis  causa  Messalae  seni  expressit  Volu- 
mina illa,  quae  de  Jamiliis  eondidit  etc. 

3* 


36    

gab  es  aber  eine  Unzahl  weniger  selbständiger  Gedenkschrif- 
len,  als  Dedicationen,  Grabschriften,  Votivtafeln,  Danksagun- 
gen u.  dgl. )  die  vieirältig  über  Thatengeschichte  sowohl  als 
politische  Einrichtungen,  religiöse  Satzungen,  Sitten  und  Ge- 
bräuche Auskunft  geben  konnten  und  noch  geben  ^'^). 

Endlich  müssen  als  Quelle  unzweifelhaft  auch  mündliche 
Ueberlieferungen  betrachtet  werden,  namentlich  in  wiefern 
sich  dieselben  in  Gesängen  fortpflanzten.  Dahin  werden  zu- 
erst heilige  Gesänge  gehören,  wie  die  carmina  Saliorum  und 
die  Lieder  der  fratres  arvales,  von  denen  sich  eines  erhalten 
hat  ^^).  —  Dann  wird  aber  auch  mehrfach  bezeugt,  dass  es  in 
alter  Zeit  üblich  war,  bei  festlicher  Tafel  Lieder  zum  Ruhme 
ausgezeichneter  Männer  zu  singen  ^^),  so  dass  es  dem  römi- 
schen Volke  nicht  an  epischen,  wenn  auch  rohen,  National- 
gesängen gefehlt  haben  kann. 


64)  Leider  hat  die  verkehrte  Ansicht  früherer  Jahrhunderte  einen 

Srossen'Theil  der  wichtigsten  Inschriften  materiell  untergehen  lassen. 
[an  schrieb  sie  ab,  nicht  selten  höchst  fehlerhaft,  und  Hess  sie  dann 
unbekümmert  liegten  oder  der  Marmor  wurde  auch  anderweit  verwen- 
det. Einzelne  kostbare  Stücke,  die  längest  durch  Abschriften  bekannt 
waren,  sind  zuweilen  wieder  aufgefunden  worden,  wie  der  Stein ,  der 
vor  Allem  über  die  Lage  der  Basilica  lulia  und  somit  das  Forum  ent- 
scheidend ist.  —  Die  bedeutendsten  rSmische  und  italische  Inschriften 
enthaltenden  Sammlungen  sind:  lani  Gruteri  Inter,  antiq.  tot,  orb, 
Rom.  off.Commel.  1603.  fol.  Amst.  1707.  IVtmi.  fol.  Re  i n  e s  i  i  Syntagma 
inser,  Lips.  et  Franc.  1682.  fol.  Fabretti,  Inscr,  antiq.  Korn.  1707. 
Gori,  Imcr.  ant.  Gr.  et  Rom.  quae  exttant  in  Etrur.  urbb.  Flor. 
1727.  3  tmi.  4.  Muratori,  ßfoo.  thes.  vet.  inscr.  Mediol.  1739  —  42. 
IV  voll.  Mutei  Capitolini  ant.  inscr.  Rom.  1775.  3  voll.  fol.  Mor- 
celli,  Operum  epigr.  Voll.  V.  Pat.  1819.4.  Osann,  Sylloge  inscr. 
Jen.  1822.  fol.  Orelli,  Jnscr.  tat.  Tnric.  1828.  2  voll.  4.  Lepsius, 
Inscr.  Umbr.  et  Ose.  Lips.  1841  fol.  —  Die  älteste  Inscbriflensamm- 
lung  (aus  Rom)  ist  die  des  Anonymus  von  Einsiedln  aus  dem 
Anfange  des  9.  Jhdts.  s.  die  Topographie. 

65)  S.  Marini  a.  a.  0.  Lanzi,  Saggio  di  Lingua  Etrusca.  I. 
p.  142.  Hermann,  Elem.  Metr.  p.  613. 

66)  Davon  spricht  Cic.  Tusc.  I,  2.  ^amquam  est  in  Originibus, 
solitos  esse  in  cpulis  eanere  convivas  ad  tibicinem  de  clarorum,  ho- 
minum  virtutibus.  und  IV,  2.  gravissimus  auctor  in  Originibus  dixit 
Cato,  morem  apud  maiores  hunc  epularum  fuisse^  ut  deinceps ,  qui 
aeeubarenty  canerent  ad  tibiam  clarorum  virorum  laudes  atque  vir- 
tutes.  Vgl.  Brut.  19.  Varro  ap.  Non.  p.  76  Merc.  p.  51  Gerl. 
(yissa  voce.)  Valer.  Max.  II,  1,  10.  besonders  auch  Horat.  IV,  15, 
75  sqq.  —  Niebuhr,  Rom.  Gesch.  l.  S.  283  ff.  Beck,  Epicr. 
quaest.  de  anL  Rom.  hist  p.  9.  Wachsmuth,  Mit.  Gesch.  d. 
röm.  St.  S.  20  f. 


37 

Von  diesem  ganzen  nnendlich  reichen  Stoffe  sind  ans  nur 
wenige  verhäütnissniSssig  höchst  unbedeutende,  aber  immer 
noch  höchst  wichtige  Bruchstücke  übriggeblieben,  die  hier  ein- 
sein  zu  verzeichnen  nm  so  weniger  nöthig  scheint,  als  das  We- 
sentlichste davon  schon  bisher  angeführt  worden  -  ist.  Vgl. 
Creuzer,  Ahriss  d.  röm.  Ant.  S.  4.  Zu  diesen  wenigen 
urkundtichen  Denkmälern  kömmt  die  grosse  Masse  der  In- 
schriften, die  zwar  meistens  nur  durch  gelegentliche  Erwäh- 
nung einzelne  Beiträge  liefern,  aber  dennoch  als  authentische 
Quellen  von  hoher  Wichtigkeit  sind;  ausser  ihnen  die  bildli- 
chen Denkmäler  und  die  Münzen,  von  denen  weiterhin  beson- 
ders gehandelt  wird. 

Die    Annalisten. 

Den  Uebei^ang  zu  der  römischen  Literatur,  welche  vor- 
zugsweise von  römischer  Geschichte  und  römischem  Leben 
handelte,  bilden  die  Annalisten  oder  ältesten  lur  uns  verlore- 
nen Geschichtschreiber.  Sie  beginnen  indessen  erst  mit  dem 
zweiten  puniscben  Kriege,  während  anerkanntermassen  in  der 
früheren  Zeit  kein  Versuch  der  Art  gemacht  worden  war. 
Das  meint  Di onys.  I,  73.  naXaiOQ  /aIv  ovv  ovdh  ovyyQa-' 
q>€ve,  ovih  XoyoyQd<pog  iatl  *Pmjtiaiwv  ovdh  ih. 

Vor  den  Römern  hatten  allerdings  Griechen  Einiges  von 
römischem  Wesen  berichtet,  zunächst,  wie  es  scheint,  durch 
den  Krieg  mit  Pyrrhus  dazu  veranlasst,  oder  durch  das  Ver- 
hältniss  Roms  zu  den  grossgriechischen  Städten:  etwa  wie 
Theopompus,  nach  Plinius  III,  5,  9.  der  Erste,  welcher 
von  Rom  sprach,  es  nur  als  von  den  Galliern  eingenommen 
erwähnte,  oder  nach  ihm  Kleitarch  in  Bezug  auf  eine  Ge- 
sandtschaft an  Alexander.  Dass  die  Politien  des  Aristoteles 
sich  auch  auf  Rom  erstreckt  haben  sollten  ^^)^  ist  durchaus 
nicht  erweislich,  auch  nicht  einmal  wahrscheinlich.  Plutarch. 
Gamill.  22.  sagt  nur  */4Qi(f%Q%iXf]s  it  6  (jpiXoaotpog  %6  fulv 
dXüvai  nyV  noXiv  vno  KsXtAv  dnQißmg  i^Xos  ia%ip  arnj" 


67)  Wie  Niebttbr,  JI.  (;.  I.  S.  14.  annebaeo  ma«bl6. 


38    

nomg*  Ehen  so  wenig  folgt  aus  Quaest,  Rem*  6,  und  Dio- 
nys.  I,  72.  Man  kann  nur  sagen,  dass  er  von  Rom  gewusst^ 
Wenn  Piinins  a.  a.  0.  sagt:  Theopkrastus^  qui  primus  tx^ 
Umormh  aUqua  iU  Romanis  diligentius  scripsü  (nam  Theo* 
pampus,  ante  quem  nemo  mentionem  habuit^  Urbem  dumtaa^ai 
a  GaUis  captam  dixit^  Clitarchus  ab  eo  proximns  legaiionem 
toJtium  ad  u4lra?andrum  missam)  etc.,  so  übersieht  er  aller- 
dings ,  dass  vor  Theopompns  schon  Aristoteles  Rom  erwähnt 
hatte ;  aber  eben  diess  kann  als  Argument  dienen ,  dass  in  den 
Politien  von  Rom  nicht  die  Rede  war« 

Dionysius  nennt  als  den  Ersten,  der  von  den  alten  Zweiten 
Roms  geschrieben  habe,  den  Hieronymus  von  Kardia ; 
nach  ihm  T  i  m  a  e  u  s  ®®).  Selbständiger  scheint  D  i  o  c  1  e  s  von 
Peparethos  namentlich  von  der  ältesten  römischen  Zeit  ge- 
handelt zu  haben  nnd  ausser  ihnen,  wie  Dionysius  sagt,  jLiVQioi 
äXXoi>  Diese  Schriftsteller  mögen  leider  zum  Theile  Vorbil- 
der nnd  Quellen  für  die  ältesten  römischen  Annalisten  gewor- 
den sein,  während  die  einheimischen  Quellen ,  die  eigenen  Ur- 
knnden,  und  mehr  hoch  die  italischen,  wenig  beachtet  wur- 
den^'). Von  dem  ältesten  römischen  Annalisten,  Q.  Fabius 
Pictor,  sagt  diess  bestimmt  Plutarch.  Rom.  3.  Tov  dh 
nlaviv  iyovTOß  Xoyov  xoi  nXeio'iovg  /tiaQTVQag  rd  fuhr  «i;- 
QKuTaTa  ngmoe  slg  rovg  "EXX^vag  iSifiane/JiOxXfjg  o/7e7ia- 
QTlj^iog,  «5  xal  ^ißiog  lUxfiOQ  iv  Totg  nXilajoig  intjxoXov^ 
d^as.  Gleichwohl  lässt  es  sich  erwarten,  dass  diese  Rom 
fern  stehenden  Griechen  die  römischen  Zustände  nicht  gehörig 
begriffen  und  ihre  Angaben  wenig  Zuverlässigkeit  hatten ,  und 
so  sagt  Dionys.  I,  6.  iv  fuaa%og  oXIya  na)  ovih  av%d  du-* 
enoviao/jttvwg,  ovih  dx^tfiäg ,  clXX*  iu  vcSv  Imfvj^oriior 


68)  Dionys.  I,  6.  Hqwtov  /Uv,  ooa  nStfii  ttS^vat,  r^v'Pfofia'iinfv 

T17  ne^l  Twv  ^Entyovwv  irgayfiareia'  tneiTa  Tif-ttiov  tov  ^tutiiwTOVf  xa 
fiiv  a(fx(ua  röüv  iotoquLv  iv  raic  kotvaii  ioTO(fiatQ  atfrjyrjaafiivov y  xov^  oi 
TtifoQ  IIv^op  Ttfy  *M7ft$^wniP  noXifi'9v$  «iV  iSiav  t(ara;i^^«yro6  it^y» 
funeiav. 

69)  Niebuhr,  R6m.  Geseh.  I.  S.  11^  „aber  die  Röner  waren 
blind  für  ihre  eigenen  Urkunden,  nnd  die  italiscben  können  kaum  SQ 
Cato's  Materialien  yeiählt  werden,^' 


dnwafHi%i»y  üW&i)Q  apiygatffti^.,  was  oar  in  keinem  Falle 
in  solcher  All^meinheit  nnd  namenüieb  von  dem  auch  vorher- 
genannten  grossen  Polybios  gesagt  werden  darfte.  Von  Ande- 
ren erkennt  es  dieser  selbst  an  ^^). 

Die  &lteren  römischen  Annalisten  hingegen  sollten  eigent- 
lich schon  dadurch  besondere  Geltung  haben,  dass  es  durchaus 
angesehene  und  im  Staate  hochgestellte  Männer  waren,  wie 
Fabius,  Cato,  Piso  u.  A.,  wie  denn  überhaupt  erst  gegen  das 
Ende  der  Republik  aus  den  niederen  Ständen  Geschichtschrei- 
ber herrorgegangen  sein  sollen  '^).  Demnngeaehtet  kann  diess 
keinesweges  unbedingt  zugegeben  werden.  Namentlich  hat  die 
oben  erwähnte  Angabe  Plutarchs  dazu  Veranlassung  gegeben, 
die  Selbständigkeit  und  Glaubwürdigkeit  der  ältesten  Annali- 
sten und  zunächst  des  Fabius  zu  bezweifein,  und  wenn  es  auch 
möglich  ist,  dass  Plutarch  nur  aus  der  Uebereinstimmung 
schloss,  dass  Fabius  den  Diokles  benutzt  habe ,  so  kann  diese 
Nachricht ,  natürlich  nur  in  Betreff  der  älteren  Zeilen ,  doch 
dadurch  an  Wahrscheinlichkeit  gewinnen ,  wenn  es  gewiss  ist, 
worüber  sich  allerdings  streiten  lässt ,  dass  Fabius  griechisch 
geschrieben  hat  ^2).  Uebrigens  greifen  auch  Polybius  und  Dio- 


70)  Polyb.  IH,  %0.  JI^€  füp  otv  ra  Tomvra  rmv  ovyyffap^iatwft 
ola  Y^atpMi  Xat^ia9  ttal  J<»QiXo9 ,  ovSiv  av  Sio$  nUov  liy^w^  ov  yoQ 
mvoolag  «iUa  novqeamjs  x«U  nttvBiniov  lahä^  ifiol  /<  9oxova$  raSuf  ^ttp 

71)  Saetoo.  At  dar.  i*het.  3.  L,  Otaeiliu$  Pilitu$  — primus 
omnium  libertinorum,  ut  Cornelius  Nepos  opinatur,  seribere  Air  fo- 
rtan» orsus,  nonnUi  ab  honet tistimo  qvoquo  seribi  tolitam.  Er  war 
Lehrer  ües  Co.  Pompeius  Magna«. 

72)  Die  Frauke,  ob  Fabius,  der  älteste  rSmisebe  Geschicbtsohrei- 
ber,  ^iechisch  oder  lateiniseb ,  oder  in  beiden  SpraelieD  geseh rieben 
habe,  nnd  ob  die  verschiedenen  Fabischen  Aunalen ,  welehe  sich  ge- 
nanat  0nden,  einem  oder  mehreren  Verfassern  znzntheilen  seien ,  ist 
von  Voss  ins,  de  küt,  Lat.  1.  I.  c.  3.  nnd  de  hUt  Graee.  1.  IV. 
e.  13.  p.  162Westerm.  and  neuerdings  von  Krause,  Fitt  et  J^ta 
veit,  hist,  üom,  p.  38  V.  ansführlich  behandeit  worden,  ohne,  wie  es 
seheint,  dadurch  ihrer  Lösung  näher  gebracht  worden  zu  sein.  So 
▼iel  ist  zuvörderst  gewiss ,   dass  der  älteste  römische  Historiker ,   der 


40    

nysitts  den  Fabius  öfter ,  selbst  wo  er  die  Geschiebte  seiner 
Zeit  schreibt,  wegen  falscher  AufTassung  der  Ereignisse  oder 


na^orrojv.  Liv.  XXI!,  57.  XXIf[,  11.     Derselbe  ist  es  also  auch,  der 
von  Pol^bias  I,  14.    58.  III,  8.    9.    scblechtbia    ^aßtoQ  o'PojfiaYxoe 
Qv)'yQa(ptve  peaaDof  wird ;  denn  er  eben  schrieb  ja  die  Geschichte  des 
zweiten  punischen  Kriegs,  als    seiner  Zeit:    Siort  xarä  rovg  xat^ore  6 
yQttipojv  yiyove.  nnd  eben  so  sagt  Livias  XXH,  7.   Haee  est  nobilU 
ad   Trasimenwm   pttgna  — .    Fabium   aequalem    temporibut 
huiutce   belli  potiMsimum   auctorem   habut.    Andere   Stellen   aus 
Diooysitts  beweisen  niehts  für  die  Sprache ;    eben   so  wenig  das  Frag- 
ment ans  Diod.  Sic.  VII.   b.    Georg.  Syncell.  p.  155  Yen.    n.  a. 
Denn  wenn  auch  das  Praenomen  angegeben  und  die  eigenen  Worte  des 
Fabins  angeführt  waren,  so  könnten  sie  doch  in  das  Griechische  über* 
getragen  sein.  —  Dagegen  sagt  Cic.  de  div.  I,  21.  {Aeneae  somnium) 
quod  in  Numerii  Fabii  Pietoris  GraecU  Annalibus  eiusmodi  est  etc. 
Da  nun  der  älteste   römische  Annalist  von  Dionysias  und  Appian  aus- 
drücklich nicht  Nnm  er  ins   sondern  Qu  intus   genannt  wird   (ausser 
den   angeP.   St.    auch  Dionys.   I,  79.)    und   eine  Verwechseinng  der 
Vornamen  bei  Cicero  ganz  unannehmbar  scheint,  so  hat  man  zwei  An- 
nalisten des  Namens  Fabius  Pictor  angenommen,    die  beide  griechisch 
geschrieben  hatten  and   nach  Voss  als   Bmderssöhne   fast  gleichzeitig 
gelebt  haben  würden.     Dadurch  wird  indessen  Tor  die  Haoptfrage  nichts 
gewonnen ;    denn    diese    ist  darauf  gerichtet ,    ob  jener  von  Diouysius 
als  ältester  Annalist  bezeichnete  Q.  Fabius  nnr  griechisch  geschrieben 
habe?  Lateinische  Annalen  eines  Fabius  erkennt  offenbar   an  Cic.  de 
or.  II,  12.  Itaque  quafis  apvd  Graecos  Pherecydes ,  ffellanieuSy  Acu- 
Silos  Juit  aliique  permulli,  talis  noster  Cato   et  Pictor  et  Piso  etc. 
und  noch  deutlicher  de  leg.  1,  2.  abest  enim  historia   a  literis  no- 
stris  — .  Narn  post  Annales  pontificum  —  si  aut  ad  Fabium,  aut  ad 
eunty  qui  tibi  setnper  in  ore  est,  Catonenty  aut  ad  Pisonem,  aut  ad 
Fanniunty    aut  ad  Fennonium  venias,    quoinquam  ex  his  alias  ali^ 
plus  habet  virium,    tarnen  quid  tarn  exile,   quam   isti  omnesf    Der 
Sinn  der  ganzen  Stelle  erlaubt  nicht,  hier  an  etwas  Anderes  als  an  la<^ 
teinisch  geschriebene  Annalen  za  denken,   und  daher  ist  anch  Cincius 
mit  Anderen,  die  griechisch  schrieben,  übergangen.    Auch  bat  offenbar 
Cicero  in  der  Stelle  de  div.  nicht  ohne  Grund  aasdräcklich  gesagt :  in 
Graecis  Annalibus.     Endlich  werden  auch  Stellen  aus  den  lateinischen 
Annalen  wörtlich  angeführt  von  Quint.  I.  0.  I,  6.  Gell.  V,  4.,  viel- 
leicht aas  denselben  b.  Non.  n.  Pieumnus,  p.  518  Merc.  p.  355  Gerl. 
Wollte  man  annehmen,  Nnm.  Fabins  Pictor  habe  die  Annalen  des  Quiii- 
tns  in  das  Griechische  übergetragen ,  was  an  sich    bedenklich  scheint, 
80  steht  dem  entgegen,  dass  dann  ja  der  Tranm   sich  auch  in  den  la- 
teinischen Annalen  gefunden  haben  würde.     Diese  Schwierigkeiten  hat 
Krause  so  lu  heben  geglaubt,  dass  Q.  Fabins  nnr  griechische  Annalen 
geschrieben  habe,  und  ebenfalls  griecbiscbe  Nnm.  Fabins;  die  lateini- 
schen Annalen  aber  weiset  er,  da  der  Vorname  nirgend  genannt  wird, 
dem  Servias  Fabins  za,  dessen  Cicero  Brut.  21.  gedenkt:  Sed 
tfivo   Catone  minores   nata  multi   uno  tempore  oratores  floruerunt. 
Nam   et  A,  Albinus;   is  qui  Graeoe  seripsit  historiamy   qui  eonsul. 
eumr  L.  Lueuliofuit,   et  literatus   et  disertus  ßtit ,   et    tenuit  cum 
hoe  loeum  quenaam  etiam  Ser.  Fulvius ,  et  una  Ser,  Fabius  Pictor, 
et  iuris  et  literarum  et  antiquitatis  bene  peritus.    Allein  das  toheiat 


41    

chronologischer  Irrthämer  an  '>),  und  nberhanpi  scheinen  die 
grossen  Ahweichungen  der  verschiedenen  Annalisien  auch  noch 


durchaus  nicht  annehmbar  za  sein  ;  denn  wenn  auch  Ser.  Fabius  noch 
mit  Cato  gleichzeitig  war,  so  war  er  doch  jünger  und   schrieb  jeden^ 
falls  später.     Nun  konnte  zwar,  wo  nur   beispielsweise    einige  Annali- 
sten angeführt  werden,    wie  de  orat.  II,  t^. ,   Cato  als  der  bei  wei- 
tem Angesehenste  zuerst  geoannt  werden ;  aber  in  der  Stelle  de  leg« 
I,  2.,    wo  von  den  Annalibus  pontiBcum  an  die  Annalisten   in    chrono- 
logischer Reihenfolge  angegeben  werden,  konnte  in  keinem  Falle  Ser. 
Fabius  der  erste   sein  und  dann  erst  Cato  folgen,    sondern  diese  An- 
nalen  müssen  als  die  ersten  nach  den  Annalibus  pontificum  angesehen 
werden ,   and   als  Xltestea   AonaÜsten   nennt   nun   eben  Dionysius  de« 
Q.  Fabius,  and  keinen  anderen  wird  Livius  meinen ;  vielmehr  acheint 
überall,  mit  Ausnahme  jener  Stelle  bei  Cicero,  nur  ein  Fabius  Pictor 
aBgenommeo  zu  werden.     Daher  findet   sich    dena   aveh  bei  Dionyi. 
I,  7.,  wo  fast  alle  bedeutenderen  lateinischen  Annalisten,  welche  von 
der  alten  Zeit  geschrieben  hatten,  aufgezählt  werden,  kein  Fabius  Pictor 
genannt.     Dionyaius  giebt  dort  Reebenacbaft  ron  seinen  Vorbereitongan 
zu  dem  Geschichtswerke,  das  er  beginnt.     Nachdem  er  von    den   grie- 
chischen Schriftstellern  und   den  Römern ,   die  griechisch  geschrieben, 
(Fabios  Pictor  und  Ciocins.  cap.  d.)   gesprochen  hat,   erzählt  er  wie 
er  nach  Rom  gekommen,   der  römischen  Sprache  mächtig  worden   sei 
und  so  theils  durch  den  Umgang  mit  kundigen  Männern ,   theils  durch 
das  Studium  der  römischen  (lateioischen)  Geschichtschreiber  den  Stoff 
gesammelt  habe.     Da  sagt  er:  ra  di  tutrotv  iaroQiwv  avaieiatfAevos ,  a£ 
Ol  n^o^  ttvToiv  tnatvovfievot  *P(üfiaioi   avviyqaxpav ,  IIo^wS  n  K&riav 
%aX  0aßios  MaSifioSf  *ai  OvaU(fioQ  Jtvxwi^t  naX  Auihvio^  Mqouq,  jitXtol 
Tt  luü  rt?Moiy  xal  KaXnoi'Qvioi,  Kai  tttgoi  %.  t.  X,     M uss  es  zugegeben 
werden,  dass  dieAnnalen  des  Fabius  Pictor  jedenfalls  zn  den  bekann- 
testen  und   bedeutendsten  gehörten,   so  muss   man   sich   in   der  That 
wundern,  sie  hier  nicht  zu  finden,    wenn  sie  von  einem  anderen  Ver- 
fasser als  Q.  Fabius  herrührten.  —  Auf  diese  Weise  mag  man  aller- 
dings dahin  kommen,  dreifache  Fabische  Annalen  anzunehmen;   nichts 
aber    scheint   zu   nöthigeu,    drei  verschiedene  Schriftsteller  vorauszu- 
setzen,  vielmehr  kann    ich   in   der  Annahme,   Q.  Fabius  Pictor  habe 
doppelte  Annalen,  griechisch  und  lateinisch,  geschrieben,  das  Unwahi^ 
scbeinliche  oder  gar  Unmögliche   nicht  finden.     Vgl.  Baehr,    Gesch. 
d,  rÖm.  LH.  I.  S.  346  f.  auch  wegen  Dioeles.  —  Uebrigens  ist  bei 
Krause,  p.  44  f.  die  aus  argem  Missverständnisse  entsprungene  An- 
gabe  zu  berichtigen,  dass  Polybius  III,  0.  des  Fabius  Annalen  ßißXov^ 
vnofMffjaiWQy  commentarios,  genannt  habe.     Offenbar   ist  ja   zn  verbii^ 
den  :  («Vfxa)  riJQ  vTCO/uvtjasojS  Ttüv  avakaußavovxwv  xa^  ixtlvov  ßlßXov9, 
73)  Polyb.  III,  9.,    nachdem  er  des  Fabius  Darstellung  der  Ur- 
sachen zum  zweiten   punischen  Kriege  angeführt  hat,   sagt:   TivoQ  H 
%aQtv  ifivTjod^fjv  <Paßlov  xal  rwv  vii  ixtivov  y€yQafifi^vatv  ^  Ovx  tvetta  r^s 
m&avoTfjTot  Tiav  iiQfjfAivotv  ayofvuov ,  /t^  Trtar&vS^  naqa  rtoiv  17  ftlv 
ya^  TCa^a  vovrwv  aXoyla  wü  %o}q\9  t^s  ifif/S  ii?;yi}a6(aQ  avzij   9i  aur^e 
Svvarai  &eojQet<i&at  iraga  tois  iyrvvxovovaiv   aJJia  xij^  rotv  avetXafipoi- 
vovTWv  rag  iutivov  ßißXovg  intofiinjatotg'  'iva  fiif  irqog  rifv  tmy^atpi^v, 
aXXä  VQOg  ra  jr^ayuara  ßXiniOQw,     Man  solle   nämlich    nieht  meinen, 
weil  er  Zeitgenosse  sei,   müsse  Alles  wahr  sein,  was  er  sage.    Dio- 
nvs.  IV,  30.    iytaü&a  ftaXty   avayna^ofiai,  fi6fi$^9&a&   0aßiov  ttal  t6 
Qff&üfiov  avrov  ne^l  T/pf  iSiraotp  twv  x^ovwv iiiyx^*!^*    Vgl.  Baehr  a* 
a.  0.  not.  4. 


42 

« 

in  der  späteren  Zeit  das  Urtheil  Niebuhrs  ''^)  zu  rechtferti- 
gen, dass  mit  Ausnahme  Weniger ,  wie  Cincius  und  Licinina 
Macer,  man  sich  um  die  vorhandenen  authentischen  Urkunden 
wenig  bekümmerte ,  so  wie  wiederum  die  späteren  Historiker 
dieselben  vernachlässigten  und  sich  mit  eben  diesen  Annalen 
als  erster  Hauptquelle  begnügten.  Diesen  Vorwurf  macht  ih- 
nen in  derThat  im  Allgemeinen  Di onys ins  VH,  1.,  wo  er 
bei  Nachweisung  eines  groben  Anachronismus,  einer  Verrech- 
nung um  zwei  bis  drei  Menschenalter,  sagt:  dkX'  ioixev  6 
nQwvoe  iv  Talg  XQovoyfa^laig  rovto  xataxf»Qioag,  w  yraV- 
Tcg  ijxoXov&fjaav  ol  Xoinol  — . 

Die  namhaftesten  dieser  Annalisten  sind ,  wenn  man  von 
den  epischen  Dichtungen  des  Naevius  und  Ennius  absieht, 
ausser  FabiusPictor,  im  zweiten  punischen  Kriege,  der 
gleichzeitige  L.  Cincius  Alimentus,  meistens  rühmlich 
erwähnt,  besonders  von  Livius  als  Benutzer  von  öffentli- 
chen, nicht  bloss  römischen  Urkunden.  VH,  3.  Folsiniis  quo- 
que  clavos,  mdices  numeri  annorum  fixos  in  templo  Nortiae^ 
Etruscae  deae^  comparere^  düigens  iaiium  montimentorum 
ofictor  Cincius  qffirmat.  In  der  ältesten  sagenhalten  Zeit,  wo 
ihm  dergleichen  Monamenta  nicht  zu  Gebote  standen ,  scheint 
er  dem  Fabius  gefolgt  zu  sein  oder  dieselben  Quellen  gebraucht 
zu  haben,  wie  er  denn  auch  ebenfalls  griechisch  schrieb ;  und 
dieser  Theil  war  daher  in  Kürze  behandelt.  Di  onys.  I,  79. 
n^qi  &k  Twp  i%  TTrjg  'IXiag  yBVOfjiivfav  KoYvvog  fihv  ^aßtog 
6  IlixTWQ  Xsyo/tievog,  m  Aevuiog  %b  Kiyxiog  x«i  Kdxtav 
JJoQxtog^  xat  lleiamv  KaXnovgpiog,  xal  twv  äXXtav  ovyyQa- 
q^imv  ol  nXeiovg  i^xoXov&t^aav,  %fjde  yQuq>6i.  I,  6.  tovtwv 
dh  dvdqäv  ixd%eqog  (Fabius  und  Cincius),  olg  /ihv  avrog  Ip- 
yotg  naQ€yive%o  im  %ipf  i^nuQiav  dxQtßiig  driygatf/s*  Ta 
ih  agy^aia  to  /i€%d  vijv  %%iaiv  %f^g  noXemg  yiVOfJL^va  xetpa-- 


74)  Rom,  Gesch.  I.  S.  27B,  ,,DeDn  nnr  was  sich  Aosalen  naonta, 
ward,  als  Geschichtschreiber  eDtstandeo,  beachtet;  Denkmäler  nod  Ur- 
kanden  hini^egeo  blieben  nnbenutzt/*  In  der  That  lässt  es  sich  nnr 
aaf  diese  Weise  erklären ,  dass  es  jedeneit  aar  Cincias  nnd  Maeer 
sind,  aaf  welche  sieh  Livias  bemft,  wenn  es  einer  Nachweisang  aos 
Urkunden  bedarf. 


43    

XiWo&ßiQ  inidQufi:  Gewiss  liegt  darin  eis  Grund,  weshalb 
auch  Livins  mit  (|;leicber  Kürze  iiber  diese  Zeit  hinwegeilt. 

Zu  den  bedeutendsten  Geschichtswerken  gehörten  nach 
der  Ansicht  des  Alterlhums  des  M.  Porcius  Cato  Origü 
nes  (öfter  auch  Annales  oder  Historiae,  doch  weniger  schick* 
lieh  genannt),  der ,  wenn  man  dem  Q.  Fabius  Pictor  die  latei- 
nischen Annalen  absprichti  der  Erslüe  gewesen  sein  würde^  der 
in  lateinischer  Prosa  die  Geschichte  seines  Volks  geschrieben 
hätte.  Die  hohe  Greltung,  welche  diese  Origines  bei  den  Rö- 
mern, auch  der  späteren  Zeit,  hatten  '^),  mag  durch  die  ernste 
Tendenz  und  verständige  Erwägung  begründet  gewesen  sein, 
aber  mehr  noch  gewiss  durch  das  grosse  Ansehen,  das  dieser 
Mnster-Römer  genoss.  Für  uns  ist  es  d>en  auch  unbekannt, 
welche  Quellen  er  benutzte,  aber  das  wird  sich  schweriick 
bezweifeln  lassen,  dass  er  auch  schon  vorhandene  Geschichts- 
bücher gebrauchte  und  dass  für  die  Zeit ,  aus  welcher  zuver- 
lässige Berichte  nicht  vorhanden  sein  konnten,  sein  Urtheil 
leicht  durch  jene  bestimmt  werden  mochte  '^). 

Häufiger  werden  die  Annalisten  nach  dem  dritten  puni- 
sehen  Kriege,  oder  in  der  Zeit  zwischen  den  Gracchen  und 
SnlU.  Hieher  gehören  namentlich:  L.  CalpurninsPiso 
Frugi  im  Anfange  des  siebenten  Jahrhunderts,  von  Plin. 
Nat.  H.  II,  S3.  gravis  auctor  genannt,  von  Dionysius  den 
Xoyim^aTOie  beigezählt;  nach  Niebuhrs  Meinung  der  Vater 
jener  Manier,  welche  die  Dichtung  von  der  frühesten  Zeit  in 
nüchterne  Geschichte  umwandelte,  worauf  allerdings  Stellen, 
wie  Dionys.  II,  39.  40.  IV,  7.  führen  können.  Femer  L. 
Coelius  Antipater,  nach  Valer.  Max.  I,  7,  &  certus 
Ramanae  khiorime  audor^  womit  indessen  Liv«  XXIX,  25« 


75)  Auch  Di 00 jrs.  I,  11.  ftgts  Oi  Si  UyttotaT04  v^v  'Pm/utiun^ 
gvyy^atpdwv ,  iv  ote  tgri  IIogxMg  re  Kavatv  —  naX  FaCoi  2eijmQiuv^g 
n,t,L  Unbillig  scheint  doch  Niebuhrs  Urtheil,  R.  G.  1.  S.  26t. 
dass  sie  ihm  deshalb  als  Veroäoftif^e  gälten,  weil  sie  das  Fabelhafte 
der  alten  Sagen  zur  Geschichte  gestaltet  hätten,  indem  sie  darin  das 
Glaabliche,  einen  historischen  Kern  gesacht  hätten. 

76^  Dionys.  I,  79.  Utfl^  %6iv  in  r^g  "iXiag  ytvofUvuiv  KoCvroi 
fuu  <t>aßto9y  o  UitnmQ  kayofttvoe^  f  Aivtuog  xe  Xiymog  ual  Kavwv  J7«^ 
$uog  naX  Uiiatov  Ktdnov^vioe  ^^QX^v^i^mM  w«  f.  A. 


44    

27.  vergUchen  werden  mag.  —  Gleichzeitig  Cn.  6 e Hins, 
von  Dionysius  vielfältig  gebraucht,  von  Livius  öbei^ngen.  — 
P.  Sempronins  Asellio  aus  derselben  Zeit,  dessen  Ge- 
schichte indessen  die  ältere  Zeit  schwerlich  berührte,  und 
darum  von  Dionysius  nicht  erwähnt,  während  ein  Anderer  des- 
selben Namens  C.  Sempronius  Tuditanus  mit  besonde- 
rem Lobe  von  ihm  genannt  wird,  I,  11.  —  Eines  der  bedeu- 
tendsten Geschichtswerke  scheinen  die  von  den  ältesten  Zeiten 
beginnenden  Annalen  des  C.  Li  ein  ins  Mac  er,  aus  SuUa's 
Zeit,  gewesen  zu  sein.  Er  wird  mehrmals  von  Livius  (IV, 
7.  20.  23.)  als  Beachter  der  alten  Urkunden  genannt ;  freilich 
auch  zuweilen  gegen  Andere  zurückgesetzt  (VII,  9,  X,  9.) 
und  von  Dionysius  (VI,  11.  VII,  1.)  wegen  chronologischer 
Irrthümer  geUdelt.  —  Sein  Zeitgenosse  war  L.  Cornelius 
Sisenna(Vell.  11,9.  Cic.  Brut.  64.):  seine  Historiae 
schlössen  ebenfalls  die  ältere  Zeit  aus,  und  umfassten  wahr- 
scheinlich die  Begebenheiten  seit  der  Einnahme  der  Sudt.  — 
Aehnliches  Lob,  wie  dem  Licinius  Macer,  wird  auch  dem  Q. 
AeliusTubero  zuTheilj  wenigstens  erhellt  aus  Liv.  IV, 
23.  (vgl.  X,  9.),  dass  er  die  libro$  linteos  und  wohl  auch  an- 
dere alte  Urkunden  benutzte.  Indessen  stimmte  seine  Angabe 
mit  Macer  nicht  überein.  Von  ihm  sagt  auch  Dionys.  I,  80. 
TovßkQtav  AiXios,  d€iv6e  uvr^Q  xal  nt^l  Ttjv  oway^ftjv 
Tijs  loTogias  intf^Xi^Q.  —  Weniger  Glaubwürdigkeit  scheint 
nach  Livius  (VI,  42.  Vin,  19.  IX,  5.)  der  mit  Sisenna 
gleichzeitige  Q.  Claudius  Quadrigarius  gehabt  zu  haben, 
der  die  Geschichte  Roms  von  der  Einnahme  der  Stadt  an 
schrieb;  bei  weitem  der  verdächtigste  aber  ist  sein  Zeitge- 
nosse, Q.  ValeriusAntias,  der  häufig  wegen  lächerlicher 
Uebertreibungen  und  allen  Anderen  widersprechenden  Nach- 
richten getadelt  wird  ^7). 

Die  Form  dieser  Annalen  scheint  im  Ganzen  unverändert 
dieselbe  geblieben  zu  sein,  wenn  auch  Coelius  und  mehr  noch 


77)  S.  s.  B.  Liv.  XXX,  18.  XXXVIII,  55.  XXXIX,  43.  XL,  W. 
XLII,  II.  Gell.  VI,  8.  VII,  19.  Diese  Summen  haben  unstreitig  mehr 
Gewicht,  als  die  Erwähnung  hei  Dionys.  I,  7. 


45    

Claadiiis  Qaadrigarins  zs  etwas  mehr  oratorischer  Schreibart 
oder  breiterer  Darstellong  äbergegangen  sein  mögen.  Denn 
dass  Cato  den  Originibu$  seine  Reden  einschaltete  (Liv. 
XLVi  25.  Epit.  XLD[.),  wird  in  der  übrigen  Abfassnngs* 
weise  nichts  geändert  haben.  Sämmtliche  Schriften  dieser  Art 
werden  als  trocken  nnd  dürftig  geschildert.  Lehrreich  sind  da- 
für die  aus  Cicero  angeführten  Stellen  de  leg.  I,  2.  und  de 
orat.  II,  12.,  wo  sie  mit  den  griechischen  Logographen  ver- 
glichen werden,  wie  es  auch  Dionys.  I,  7.  thut:   elol  9k 

Die  erhaltenen  Quellen. 

Diese  ganze  ältere  Literatur  ist  bis  auf  unbedeutende  in 
die  Werke  späterer  Schriftsteller  verwebte  oder  durch  Anfüh- 
rung der  Grammatiker  erhaltene  Fragmente  für  uns  verloren. 
Die  sämmtlichen  gegenwärtig  unseren  hauptsächlichsten  Quel- 
lenschatz bildenden  Schriftsteller  gehen  mit  wenigen  Aus- 
nahmen (Polybius,  Gato  de  re  rustica,  Plautus 
u.  Terentitts)  nicht  über  die  letzten  Decennien  der  Republik 
hinaus.  Auch  sie  sind  freilich  in  den  meisten  Fällen  nur  als 
Bruchstücke  auf  uns  gekommen  und  ein  böses  Geschick  hat 
sehr  oft  gerade  die  Theile  untergehen  lassen,  deren  Erhaltung 
am  wünschenswerthesten  gewesen  wäre;  aber  doch  ergänzen 
sie  sich  vielfältig  und  liefern  so  ein  Material,  welches  reichhal- 
tig genug  ist,  um  damit  ein  ziemlich  bestimmtes  und  deutliches 
Bild  von  dem  römischen  Leben  in  seinen  verschiedenen  Bezie- 
hungen zu  entwerfen.  Zu  diesem  Materiale  tragen  sämmtliche 
römische  und  die  von  römischem  Wesen  berichtenden  griechi- 
schen Schriftsteller  bei  und  es  ist  nicht  leicht  einer  so  unbedeu- 
tend und  für  diesen  Zweck  so  steril ,  dass  sich  nicht  einzelne 
oft  höchst  schätzbare  Notizen  aus  ihm  entnehmen  liessen« 
Wenn  daher  eine  vollständige  Auüzählung  der  Einzelnen  un- 
nöthig  erscheint,  so  ist  es  doch  zweckmässig  eine  Uebersicht 
der  wichtigsten  mit  kurzer  Bezeichnung  ihres  Werths  zu  ge- 
ben. —  Eine  der  wichtigsten  Quellen  und  in  gewisser  Hinsicht 
die  wichtigste  von  allen  ist 


—    46    ■ 

Cicero,  nicbt  nar  weil  er  der  lebendige  Zeuge  seiner 
eigenen  Zeit  ist,  einer  Zeit,  in  welcher  das  römische  Staats« 
leben  die  vollendetste  Ausbildung  erlangt  hatte,  zwar  dem  Ver- 
falle schon  nahe  oder  eigentlich  darin  begriffen,  aber  doch  ohne 
dass  im  Wesentlichen  der  Formen  eine  bedeutende  Verände- 
rung Torgegangen  wäre  5  sondern  auch  weil  wir  die  Kenntniss 
eines  der  wichtigsten  Theile  der  Staatsalterthumer,  der  römi- 
schen Gerichtsverfassung  mit  dem  Rechte  selbst,  hauptsächlich 
und  in  mancher  Beziehung  fast  ausschliesslich  aus  ihm  entneh- 
men. Für  diesen  Theil  sind  allerdings  und  natürlich  die  Reden 
unter  allen  übrigen  Schriften  die  wichtigsten.  Indessen,  wenn 
auch  Cicero  als  ein  durchaus  rechtlicher  Charakter  dasteht, 
wollen  doch  diese  Reden  mit  einer  gewissen  Vorsicht  ge- 
braucht sein,  da  er  als  Sachwalter  besondere  Zwecke  verfol- 
gend im  Interesse  seiner  Clienten  nicht  selten  der  Wahrheit 
zu  nahe  tritt,  nicht  nur  durch  falsche  Darstellung  der  That- 
sachen  und  falsche  Charakteristik  der  Persönlichkeiten,  son- 
dern auch  durch  unrechte  Anwendung  und  Auslegung,  ja  Ver- 
drehung der  Gesetze.  Wie  konnte  es  auch  anders  sein,  da  er 
oft  aus  anderen  Rücksichten  ganz  gegen  seine  üeberzcugung 
eine  schlechte  Sache  zu  vertheidigen  hatte.  Man  denke  sich 
übrigens  dabei  den  Redner  vor  den  Richtern  und  in  der  Corona 
populi\  die  lebhaften  Antheil  an  der  Verhandlung  nahm  und 
deren  Aeusserungen  nicht  selten  Einfluss  auf  die  Entscheidung 
hatten '«).  Es  galt,  wie  bei  allem  mündlichen  Verfahren ,  den 
Eindruck  des  Augenblicks  zu  benutzen  und  durch  die  Macht 
der  Rede  die  günstige  Stimmung  zu  erzeugen,  ohne  zur  kalten 
Prüfung  der  Gründe  Zeit  zu  lassen.  So  waren  denn  seine  Ar- 
gumente auf  die  relative  Befähigung  und  den  Charakter  derer, 
vor  denen  er  sprach,  berechnet,  wie  zum  Theile  aus  seinen 


78)  p.  Rose.  Amer.  %l,  iudices  diligenter  attendere:  popufo 
rem  indignam  videri,  Act.  I.  In  Verr.  14.  Em  quo  mihi  venil  t« 
mentem  iliud  dicere,  quod  apud  3f.  Glabrionem  nuper  cum  in  reii- 
eiendis  iudicibus  commemorassem,  intellexi  vehementer  populum  Ro- 
HUinum  eommovtri,  Verr.  III,  3i.  animadvertisHs,  iudices,  gemitum 
populi  Romani,  cuius  frequeniia  huic  causae  nunquam  de/uit,  \$\, 
p.  Flacco  1^8.  33.  p.  Salla  10. 


47    

eigenen  Gesttndnissen  hervorgeht  ^*).  Gemindert  wird  eini- 
germassen  diesen  Bedenken  durch  die  Erwägnng,  dass  die  mei- 
sten Reden  in  keinem  Falle  so,  wie  sie  uns  vorliegen  gehalten 
worden  sind.  Von  einigen  ist  diess  sogar  nnmöglieh ;  von  an- 
deren bekannt,  dass  sie  nie  gehalten  worden  sind ;  aber  aaeh 
die  übrigen  sind  wohl  meistens  erst  nach  der  Yerhandlnng  aus- 
gearbeitet oder  überarbeitet  worden.  So  sagt  er  ja  selbst, 
Brut.  24.  pleraeque  emm  »cribuntur  oratianes  habitae  tarn, 
nonui  habeaniur.  Vgl.  Tnsc.  IV^  25.  Von  der  Rede  p.  Mi- 
lone  sagen  es  ausdrücklich  Asconius  und  Dio  Cass.  XL, 
54.  XQ&v^  noS-'  va%€QOP  uul  uard  oyoki^v  ava&ago^loac 
iyQct^t*  und  wie  oft  gedenkt  er  der  Bearbeitung  und  Heraus- 
gabe in  den  Briefen.  Indessen  konnten  auch  diese  spSteren 
Veberarbeitungen  sich  nicht  zu  auffallend  von  der  mündlichen 
Yertheidigung  entfernen ,  zumal  da  ja  bekanntlich  auch  der 
mündliche  Vortrag  von  Geschwindschreibem  nachgeschrieben 
wurde.  So  hatte  man  z.  B.  die  Rede  pro  Milone  doppelt. 
Ascon.  Argum.  fin.  Maneiautem  itla  quoque  excepta  eius 
oratio*  scripsit  vero  hone,  quam  legimuSy  ita  perfecte  etc. 
Andere  dagegen  sind  wohl  völlig  ausgeari)eitet,  die  im  Senate 
nach  der  Rückkehr  gehaltene  sogar  abgelesen  worden,  p. 
Plane.  30.  quaepropter  eius  magnitudinem  dicta  de  scripta 
est.  Die  welche  wir  jetzt  dafür  unter  Cicero^s  Namen  haben, 
ist  freilich  gerade  eine  der  kürzesten.  —    Uebrigens  machen 


79)  de  fia.  IV,  27.  non  €go  teeum  tarn  ita  hqtiar ,  ut  iüdem 
hü  de  rebus,  cum  L.  Muren^m  te  accusante  d^enderem»  apud  ivm* 
peritos  tum  illa  dieta  sunt:  aliquid  etiam  coronae  datum.  Wie  er 
für  Milo  a.  A.  segen  seine  Ueberaeagna;  getproehei  hatte,  bexeugt  er 
selbst  ad  Att.  IX,  7.  heni^cium  sequor,  mihi  crede,  non  eausamy 
at  in  Milane,  ttt  in  —  sed  hacfenus.  Stärker  Doch  ist  die  ihm  bei- 
gelegte Aeossernag  bei  Platareb.  Cic.  25.  Mowari^  ftir  ya^  nar^ 
ovvTjyo^iiaaQ ,  ws  anoq>vywv  t^v  Sltnjv  ixeivo9  iSlwxev  irat{fov  alrovm 
J^afitrop^  evTü*  Hyttat  'jr^aneoiip  tnc  o^e  6  Kuti^ojv,  oiax*  thttlv  av 
yao  txalvtjv^  w  Mowaru,  v^v  äünjv  a7riq>vyeg  ^«a  aavror,  ovm  ifioi  «oAv 
axoTos  Iv  (funl  rf  SixaaTf^(fiw  ntQix^avros ;  Solche  Beispiele  von  fint- 
steilnug  lassen  sich  denn  aaeb  nachweisen,  z.  B.  p.  Caec.  10.  ver- 
glichen mit  p.  Clnent.  37.  Dem  Vorwurfe  des  Widerspruchs  wnsste 
er  nur  durch  einen  Witz  zu  entgehen,  cap.  50.  51.  In  Folge  einer 
Üfaniichea  Doppelzm&gigkeit  sagt  Aseoains,  p.  Gern.  p.  %%  Or. 
esse  oratoriae  ealliditatis^  ut,  cum  opus  est,  eisdem  rebuM  ab  utrm" 
que  parte  vel  a  eontrariis  utantur. 


48    

I 

sieh  die  Stellen,  wo  etwa  dnrch  eine  sophistische  Aosiegang 
der  Gesetze  oder  eine  kecke  Behauptung  das  Urtheil  der  Rich- 
ter oder  des  Volks  gefangen  genommen  werden  soll,  leicht  be- 
merklich ;  und  dann  wird  man  freilich  nicht  ohne  strenge  Prü- 
fong  und  Abwägung  anderer  Zeugnisse  dem  Redner  folgen 
dürfen.  —  Unbestrittenes  Gewicht  hat  dagegen,  was  in  seinen 
vertrauten  Briefen  hieher  einschlagendes  eingestreut  ist;  nur 
dass  die  Andeutungen  häufig  sehr  dunkel  sind  und  als  wahre 
Aenigmen  erscheinen.  —  Von  den  abhandelnden  Schriften  ha- 
ben natürlich  die  Reste  der  Bücher  de  republica  besonders 
hohen  Werth;  hauptsächlich  aber  doch  in  so  weit,  als  uns 
Polybios  verloren  ist;  denn  aus  ihm  scheint  nicht  nur  das 
Meiste  die  ältere  Zeit  betreffende  entnommen  zu  sein ,  sondern 
man  ^ird,  wie  seltsam  es  auch  klingen  mag,  doch  behaupten 
dürfen ,  dass  Cicero ,  zwar  nicht  zur  Keuntniss ,  aber  doch 
zum  recht  klaren  Bewusstsein  des  römischen  Verfassungssy- 
stems erst  durch  diesen  tiefblickenden  Staatsmann  gekommen 
sei. —  Mit  den  Büchern  de  legibus  verhält  es  sich  auf 
ähnliche  Weise,  wie  mit  Plato's  Republik  und  Gesetzen,  und 
es  muss  das  Positive  von  dem  Idealen  sorgfältig  geschieden 
werden.  —  Die  übrigen  Schriften  haben  zwar  untergeordneten 
Werth  5  doch  liefern  fast  alle,  mit  Ausnahme  weniger  ganz  ab- 
stracter,  mehr  oder  weniger  Beiträge. 

Die  Geschichtschrciber. 

Unter  den  Historikern  würde  auch  als  Quelle  für  die 
Staatsalterthümer  der  grosse  Po lybi US  den  ersten  Platz  ein- 
nehmen, wenn  uns  nicht  das  sechste  Buch,  worin  er  von  der 
römischen  Verfassung  im  weitesten  Sinne  handelte,  nur  in 
Bruchstücken  erhalten  wäre,  die  auch  so  noch  von  unschätz- 
barem Werthe  sind.  Rein  anderer  Schriftsteller  kömmt  ihm 
gleich  an  tiefer  Einsicht  in  die  römischen  Verhältnisse,  wie  an 
sicherem  und  umfassendem  Ueberblicke  des  ganzen  Staatsge- 
bäudes. Geborener  Staatsmann  und  selbst  als  solcher  thätig, 
namentlich  als  Vermittler  zwischen  Rom  und  seinem  Vater- 
lande, dann  aber  auch  durch  vertrauten  Umgang  mit  den  be- 


4»    

^enteiidsteii  MSnneni  der  Republik  in  ihrer  glorreichsten  Zeit, 
war  er  tief  eingeweiht  in  die  gesammten  Verhältnisse  des  rö- 
mischen Staats ;  dabei  ruhig,  unbefangen  und  klar ,  wie  We- 
nige, und  mit  scharfem,  sicherem  Urtheile  prüfend,  mit  Be- 
nutzung authentischer  Quellen,  wo  es  deren  gab.  Wenn  man  die 
meisterhafte  Auseinandersetzung  der  Befugnisse  und  gegenseiti- 
gen Beschränkung  der  verschiedenen  Gewalten  (cap.  12 — 18.), 
und  die  treffliche  Würdigung  des  Einflusses  der  römischen  Sei- 
aiiatfiovla  auf  alle  Verhältnisse  lieset(cap.  56.),  so  fühlet  man 
schmerzlich  die  Grösse  des  durch  nichts  ersetzten  Verlustes. 

Nicht  ganz  so  lässt  sich  über  Dionysius  von  Hali- 
karnass  urtheilen,  so  werthroll  auch  im  Ganzen  seine  !^(- 
yiaioXoyia  ^Poi/iaiVi;  ist.    Als  subtiler  Grammatiker  und  Dia- 
lektiker von  der  ältesten  Zeit  schreibend ,  über  die  sich  die 
mannigfaltigsten  und  bedeutendsten  Widerspruche  fanden ,  un- 
ternahm er  das  Unmögliche,  die  sich  entgegen  stehenden  Nach- 
richten, so  viel  es  immer  geschehen  könnte,   zu  vereinigen 
und  aus  dem  Gewirre  der  Sagen  das  Wahre  oder  Glaubhafte 
herauszufinden.     Diese  aus   falscher  Ansicht  von  der  Sagen- 
geschichte hervorgegangene,  übrigens  gutmüthige  aber  sehr 
geiahrliche  Pragmatik,  der  sich  indessen  doch  eine  gewisse, 
Andere  mit  Neid  betrachtende  Eitelkeit  beigesellt,  hat  natür- 
lich nicht  nur  auf  die  geschichtliche  Darstellung ,  sondern  auch 
auf  die  Entwickelung  der  ältesten  Verfassungsformeu  einen 
nicht  vortheilhaflen  Einfluss  haben  müssen,  und  daher  muss 
man  immer  vorsichtig  bei  seinem  Gebrauche  sein ,    wenn  er 
nicht  von  noch  bestehenden  Verhältnissen  spricht.    Und  doch 
hat  er  auch    diese  vielleicht  nicht  immer  gehörig  begriffen. 
Wiewohl  er  seit  dem  Ende  der  Büi^erkriege  (vom  J.  723  d. 
St.)  22  Jahr  in  Rom  lebte,  hat  er  doch  die  Schwierigkeiten, 
welche  dem  Ausländer  fremde  Sprache  und  fremde  Sitte  in  den 
Weg  stellten,  nicht  vollständig  überwunden.  Daher  lassen  sich 
denn  einzelne  schlimme  Missverständnisse  nachweisen,   wie 
wenn  er  IV,  27.  das  tempbttn  Foiiis  Fortunae  durch  ay- 
dQBias  TvyjiQ  wiedergiebt  ^^)  \  oder  11,  70.  von  den  KoXXi- 

80)  Diesen  Irrthum theilt  mit  ihm  freilich  aachPlatarch  de  fort. 
Rom.  5.  «19V  J^  n^i  rf  iravnfti  l^pi^  *p^t«I'  MUov9«r,  ont^  torkif 

4 


50    

fOiS  SaXiotc  sprechend  sagt :  mP  to  UfOfvXdxiov  inl  %ov 
KoXXivov  Xoipov^^);  oder  vom  Dius  Fidius  IV,  58.  Iv  Uq^ 
Jiog  IJtariov,  ov  ^PtofMiioi  SdyxTov  xaXovaiv  ^^).  Auch  die 
doppelte  Erzählung  von  Cincinnatus  X,  17.  und  24.  ist  je- 
denfalls ein  Missverständniss  ®3).  Wo  solche  Irrthümer  sich 
nachweisen  lassen,  da  kann  man  auch  den  Verdacht  nicht  un- 
terdrücken, dass,  wo  ausserdem  seine  Nachrichten  einzeln 
dastehen  oder  Anderen  widersprechen,  ein  Missverständniss 
möglich  sei.  Uehrigens  verdient  sein  grosser  Fleiss  und  sein 
eifriges  Streben,  zu  möglichster  Grewissheit  zu  gelangen,  alle 
Anerkennung.  Dass  er  Urkunden  nachging,  wenn  sich  deren 
fanden,  beweiset  die  mehrmalige  Berufung  darauf  (s.  S.  18«); 
und  es  würde  das  jedenfalls  deutlicher  hervortreten,  wenn  die 
Bücher  erhalten  wären,  welche  von  Zeiten  handelten,  wo  es 
mehr  öffentliche  Quellen  der  Art  gab.  Auch  Privatdocumente 
waren  ihm  lucht  unzugänglich,  wie  er  sich  denn  namentlich 
auf  die  Commentarios  Censorum  als  solche  beruft  **). 

Neben  diesen  Ausländem  steht  der  grösste  römische  Cre- 
schichtschreiber  Livius.  Seine  poetische  Auffassung  und 
DarsteUnng ;  das  ethische  Element,  welches  das  Ganze  durch- 


iaxp^otv,  tj  a^iavevTut^v ,  17  av^gelav.  Wie  aber  beide  ans  der  Fort 
Fortuna  j  welcher  Servias  an  dem  Tiber  einea  Tempel  Weihele,  eine 
Fortuna  Fort/s  gemacht  haben ,  so  hat  die  neaere  Zeit  wiederum  00- 
ter  der  Tvx>j  avd^tia  die  Fortuna  Virilit  verstanden  und  ihr  die  schö- 
nen Tempelreste  am  Flusse  (S.  Maria  Egiziaca)  zugewiesen.  Allein 
die  Fortuna  Firilit  nennt  Plutarch  noch  ausserdem  als  Tvftj  ^j4^^, 
Quaest  Rom.  74*  de  fort.  Rom.  10.  Nur  hatte  sie  schwerlich 
in  Rom  einen  Tempel.     S.  d.  Topogr. 

81)  Vorausgesetzt,  dass  die  Lesart  richtig  ist;  denn  noch  Hegt  der 
Text  des  Dionysius  sehr  im  Argen.  Vom  Tempel  des  Dius  Fidiut 
auf  dem  Quirinale   sprechend   sagt  derselbe  IX,  60.  inl  rov  *EvvaUov 

82)  Freilieh  findet  sich  der  Name  Sanctut  statt  Sancus  auch  in 
allen  Handschriften  bei  Varro  L.  L.  V,  10.  p.  72  Sp. ,  bei  Festus 
p.  241.  Praedia  (aber  offenbar  verderbt,  während  p.  229.  Propttir, 
die  richtige  Form  steht)  u.  A.  Fast  mochte  man  annehmen,  der  Name 
sei  späterhin  aus  Missverständniss  in  der  Volkssprache  verstümmelt 
worden. 

83)  Andere  Verstösse  s.  bei  Wach smuth,  jielt,  Gesch.  d.  r. 
St,  S.  47. 

84)  B.  I,  74.  dTjXovrai  di  i^  aXXwv  re  iroXXiuv  xctl  twv  »aXovfU* 
ptov  Ti^t^tiKtuv  vno(ivt}fAoxQyif  — .  noUjol  9  tiekv  earo  rwv  rifir^Tttcdiv 
ohmv  arSi^g  im^at^üg  pi  Sia^pvXATvayt:ig  «vr«.  ip  otg  tv^itnuo  m.  t.  L 


51    

dringt,  machen  sein  Werk  zu  einem  der  herrlichsten.  Dage- 
gen ist  es  nicht  zu  verkennen  und  vieirdltig  nachgewiesen,  ^ass 
er,  yielleicht  ohne  alle  Benutzung  öffentlicher  Urkunden ,  nur 
den  älteren  Geschichtschreibem ,  den  Annalisten  folgte ,  dass 
er  auch  diese  nicht  immer  mit  der  gehörigen  Kritik  benutzte, 
auch  wohl  eben  der  anmulhigen  Darstcliung  wegen  manche 
Erzählung  aufgenommen  hat,  die  er  gewiss  selbst  verwarf. 
Unbedingte  Glaubwürdigkeit  wird  man  ihm  also  eben  so  wenig 
zugestehen,  als  absichtliche  Verfälschung  oder  eigenmächtige 
Verarbeitung  widerstreitenden  Stoffs.  Er  gab,  was  er  eben 
fand  und  kleidete  den  dürren  Stoff  in  anmuthiges  Gewand. 
Was  man  aber  bei  ihm  zu  tadeln  und  zu  berichtigen  finden 
mag,  das  wird  weit  mehr  die  geschichtlichen  Thatsachen, 
als  die  Nachrichten  über  Staatseinrichtungen  betreffen.  S. 
V^achsmuth  a.  a.  0.  S.  32  ff.  Lachmann  de  fontL  Li" 
v/t.,  besonders  die  Schlussübersicht,  II.  p.  102  ff. 

Von  den  übrigen  römischen  Historikern  geben  Caesar 
(mit  Ausnahme  der  Kriegsalterthümer),  Salustins,  Florus 
nur  wenige  Beiträge.    Reichhaltiger  für  unseren  Zweck  wer- 
den erst  die  Schriftsteller  seit  Tiberius.   Unter  ihnen  giebt  der 
geistreiche    Velleius    Paterculus     einzelne     schätzbare 
Winke;  die  Anekdotensammlung  des  Völler ius  Maxim us, 
nach  ethischen  Gesichtspunkten  geordnet,  hat  w^enigstens  das 
Verdienst,  eine  Menge  Nachrichten  aus  älteren  grösstentheils 
verlorenen  Schriftstellern,  aus  den  Annalisten  selbst,  erhalten 
zu  haben.    Neben  ihm  kömmt  die   ähnliche,   aber  viel  spä- 
tere und  weil  mehr  Griechisches  als  Römisches  berücksich- 
tigende  UotxlXfj   loTogla  Aelians  kaum  in  Betracht.    — ^ 
Von   grösserer  Wichtigkeit  und  zu  den  reichhaltigsten  Quel-' 
len  zu  rechnen  istPlutarch;  allein  von  ihm  lässt  sich  mit 
Entschiedenheit  behaupten,    dass   die  Mittel,  welche  ihm  zu 
Gebote  standen^  keinesweges  ausreichend  waren,  um  zur  kla- 
ren Einsicht  in  die  römischen  Verhältnisse  zu  kommen,  na- 
mentlich wo  es  die  früheren  Zeiten  galt.  Hatte  er  sich  auch  — 
aber  schwerlich  längere  Zeit  —  in  Rom  aufgehalten,  so  ge- 
steht er  doch  selbst,  dass  ihm  damals  die  lateinische  Sprache 

4* 


52    

fremd  geblieben  war*^)  and  dass  er  erst  spät  anfing  sieb  da- 
mit zu  beschäftigen.  Mochte  nun  auch  in  jener  Zeit  in-Rom 
die  griechische  Sprache  für  den  gewöhnlichen  Verkehr  voll- 
kommen genügen,  so  ist  es  doch  offenbar,  dass  der  die  la- 
teinische nicht  entbehren  konnte,  der  gründlichere  Studien 
über  Geschichte  und  Verfassung  machen  wollte,  und  dass,  zu- 
mal bei  einem  kürzeren  Aufenthalte,  für  Plutarch  der'grösste 
Theil  der  römischen  Einrichtungen  unverständlich  bleiben 
musste,  ja  nicht  einmal  gehörig  wahrgenommen  werden  konn- 
te. Es  lässt  sich  selbst  nachweisen ,  dass  in  topographischer 
Hinsicht  ihm  nur  ein  sehr  allgemeines  undeutliches  Bild  der 
Stadt  geblieben  war.  So  hat  er  denn  auch  unstreitig  in  den 
meisten  Fällen  nur  griechische  Schriftsteller  ab  Quellen  seiner 
Biographien  gebraucht  und  der  Mangel  an  gründlicheren  Sta- 
dien spricht  sich  am  auffallendsten  in  denen  aus,  für  welche 
ein  überreiches  römisches  Material  vorhanden  war,  wie  in  dem 
Leben  Cicero^s,  das  zu  den  unbefriedigendsten  gehört.  Wenn 
er  ausserdem  lateinische  Schriftsteller  und  namentlich  für  die 
ältere  Zeit  Annalisten  benutzt  hat,  so  befand  er  sich  nicht  auf 
dem  Standpunkte,  um  sich  die  sichersten  Führer  wählen  zu 
können,  und  wohl  mag  Valerius  AnUas  viel  von  ihm  gebraucht 
worden  sein  *•).  —  Von  grosser  Wichtigkeit  sind  allerdings 
seine  Quaestiones  Biomanae,  weniger  durch  die  oft  sehr 
ungenügende  Lösung  der  Probleme,  als  durch  die  uns  erhal- 
tene Nachricht  von  Einrichtungen  und  Gebräuchen.  Sie  sind 
indessen  keinesweges  durchgängig  aus  eigener  Beobachtung 
hervorgegangen,  sondern  grossentheils  von  Varro  und  Ande- 
ren enüehnt,  aus  deren  Schriften  Plutarch  sich  später  über 
römische  Verhältnisse  zu  unterrichten  suchte.  Sodann  gehört 
auch  hieher  die  Schrift  nsQl  n^c  *P(ofMiiwv  vv^fjs,  und  Ein- 
zelnes findet  sich  in  den  übrigen  Schriften  zerstreut. 

Nach  ihm  mögen  zwei  andere  Historiker  genannt  wer- 


85}  Demosth.  2.  iv  Se  *^f^fi  ««^  i^m  n^^l  rijv^  *IraXiav  Sutr^i^ 
ßüU9  ov  ovpl^s  ovorii  yvfu^dCtad'tu  mal  n/y  *J^uam^v  Sidltmrav  vno 
X^ewv  noJUrntwy  xal  xwv  Sta  ipiXoüotptav  nhjaiaiovrfay,  oxpi  nore  tuü 
nof^  t^g  ^XiMiae  ^^^a^i^a  'Pw/idtt(o7g  y^a/tfiaaiv  ivtvvxavfiv. 

86)  S.  U  eeren,  äefontt.  9t  auet.  vitt.parail.  Plutarehi,  p.  99  ff. 


53    

den,  welche  ihre  Geschichte  von  den  ältesten  Zeiten  Roms 
begannen«  Appian,  dessen  grosses  Geschichtswerk  zwar 
nnr  eine  Compiiation  genannt  werden  mag,  aber  mit  rielem 
Verstände  geschrieben  ist.  Die  nns  gebliebenen  Bücher  be- 
treffen grossentheils  auswärtige  Kriege  nnd  sind  daher  für 
die  innere  Geschichte  weniger  wichtig;  dagegen  ist  die  Er- 
haltung von  fünf  Büchern  der  *Eiug>vXia  oder  Bürgerkriege, 
zumal  bei  der  Dürftigkeit  anderer  Quellen,  um  so  schätzba- 
rer. —  Sodann  das  grosse  Geschichtswerk  des  Dio  Cas- 
sius,  eines  Mannes  von  redlichem  Streben  nnd  meistens  un- 
befangenem, leidensehaftlosem  Urtheiie^^).  Selbst  römischer 
Senator  und  die  höchsten  Würden  bekleidend,  hatte  er  wäh- 
rend seines  langen  Aufenthalts  in  Rom  (von  Commodus  bis 
auf  Alexander  Severus)  hinlängliche  Gelegenheit,  die  damali- 
gen Verhältnisse  und  die  Geschichte  Roms  kennen  zu  lernen. 
Indessen  begann  er  für  die  ältere  Geschichte  und  überhaupt 
den  ganzen  Zeitraum  von  der  Gründung  der  Stadt  bis  auf  die 
Antonine,  wie  er  selbst  LXXII,  23.  sagt,  erst  die  Materia- 
lien zu  sammeln,  nachdem  seine  Geschichte  des  Commodus 
namentlich  bei  Septimius  Severus  Glück  gemacht  hatte,  und 
schwerlich  werden  seine  Studien  über  die  älteren  Historiker 
und  Annalisten  hinausgegangen  sein.  Welchen  Quellen  er 
vorzugsweise  gefolgt  sein  möge,  lässt  sich  um  so  schwerer 
ermitteln,  als  er  selbst  gänzlich  darüber  schweigt ;  aber  wenn 
er  auch  ältere  Schriftsteller,  wie  Fabius  Pictor  gebraucht  ha- 
ben, mag,  so  ist  doch  auf  einen  kritischen  Gebrauch  dersel- 
ben schweriich  zu  rechnen^*).  Von  der  älteren  Geschichte 
bis  zum  mithridatischen  Kriege  haben  wir  nur  einzelne  Bruch- 
stücke; von  da  an  sind  B.  36 — 60  fast  vollständig  erhalten 
(bis  Claudius);  von  den  letzten  20  Büchern  (bis  Alexander 


87)  So  erscheint  er  weoigsteus,  wo  er  die  Geschichte  seiner  Zeit 
schreibt.  Wenn  ihm  dagegen  miss^dostige  Urtheile  über  bedeotende 
Männer  der  Repabliit  vorgeworfen  werden  (Vossias  de  hüt  Gr. 
p.  283.  mit  Westermanns  Anm.),  so  ist  doch  wohl  nicht  gehSrig  be- 
dacht, dass  es  xom  Theile  sehr  controverse  Sätse  sind,  auf  denen  die- 
ser Tadel  bemlit. 

88)  Vgl.  Wilma  BS,  de  fanit.  ei  auetoritate  Vümü  CoitU. 
Berol.  1835. 


54    

Sevenis)  besitzea  wir  nur  den  im  Uten  Jahrjninderte  g^efer- 
tigten  Auszug  des  Xiphilinus.  Die  Behandlung  der  Ge- 
schichte in  diesen  Buchern  ist  sehr  ungleich.  Bis  auf  Caesar 
giebt  er  fast  nur  einen  ziemlich  mageren  Abriss;  von  da  au 
aber  und  besonders  in  der  Geschichte  seiner  Zeit  ist  er  auch 
noch  im  Auszuge  sehr  ausführlich.  Er  schaltete  die  früher  be- 
tannt  gemachte  Geschichte  der  Regierung  des  Commodus  ganz 
ein,  und  fuhr  in  der  späteren  Zeit  auf  ähnliche  Weise  fort. 
Sein  Urtheil  über  die  Quellen  von  Augustus  bis  auf  die  An- 
tonine ist  schon  oben  (S.  33.)  angeführt  worden.  Als  seinen 
Grundsatz  giebt  er  in  Bezug  darauf  an ,  zu  geben  was  ihm 
bekannt  geworden ,  es  möge  wahr  oder  falsch  sein^  aber 
auch  sein  eigenes  Urtheil  beizufügend^). —  Auch  Diodo- 
rusSiculus  ist  hier  zu  nennen,  obgleich  er  für  die  Kennt- 
niss  der  römischen  Alterthümer  von  geringer  Bedeutung  ist. 
Wie  die  römische  Geschichte  an  den  uns  erhalteneu  Büchern 
überhaupt  geringen  Antheil  hat,  so  findet  sich  über  Yerfas* 
sung  und  Sitte  bei  ihm  kaum  mehr  als  flüchtige  Andeutungen. 

Unter  den  Geschichtschreibern  der  Kaiserzeit  ist  im  er^ 
sten  Jahrhundert  und  überhaupt  bei  weitem  der  wichtigste 
und  gediegenste  Tacitus.  Nahe  stehend  der  Zeit,  von  der 
er  schreibt,  und  zum  Theile  in  derselben  lebend;  voll  Ein- 
sicht 10  die  Staatsverhältnisse  und  ohne  Partheilichkeit ;  aber 
mit  gerechtem  Schmerze  den  tiefen  Verfall  des  römischen  Le- 
bens empfindend,  steht  er  als  gültigster  Zeuge  da,  und  wird, 
indem  er  öfter  zwischen  der  älteren  und  seiner  Zeit  Yerglei« 
chungen  anstellt,  auch  für  die  Beurtheiluog  der  früheren  Zu« 
stände  wichtig. 

Suetonius  ist  weder  Geschichtschreiber  noch  eigent« 
lieber  Biograph.  Seine  Vitae  sind  nur  eine  ziemlich  unvoll- 
kommen geordnete  Sammlung  der  mannigfaltigsten  Notizen, 
unter  welche  eben  so  wohl  urkundlich  beglaubigte  Nachrich- 


89)  B.  LIII,  19.  o&€V7teQ  tial  iyw  itavza  xa  if^c  --  iJ«  nov  Sdm 
piivroi  ti  avTOtg  «al  xijg  ifivQ  So^naias  ig  oqov  ivdixirai  ,  iv  oh  aXXo  ti 
y  KtU  elaoVf  TtxftyQaod'ai^ 


—  w  

leb,  als  bloaiei  Sladtgeklätsch  aafgenommen  sind.  Daher  wi* 
dersprechen  sieh  denn  auch  nicht  selten  die  Angaben  aof  das 
Entschiedenste.  An  seiner  Wahrheitsfiebe  mag  man  nicht 
sweifeln;  allein  er  gab,  wie  IKo  Cassius,  was  er  er&hren 
hatte. 

Von  da  an  wird  die  Geschichte  immer  dürftiger  und  es 
bleibt  im  Grande,  wenn  man  Herodian  ausnimmt,  nur  eine 
magere  nnd  unerquickliche  Hofgeschichte  übrig,   die  für  das 
öffentliche  Wesen   wenig  darbietet.    Der  Art  sind  die  söge* 
niännlcn  Scriptores  kütoriae  ^ugtistae :  Spartianus,  Vo* 
piscns,    Trebellius  Pollio,    Aelius  Lampridius, 
lulitts  Capitoliaus,  Volcatius.    Unter  ihnen  verdienen 
die  beiden  zuerst  genannten  noch  die  meiste  Beachtung.  Wie 
aber  überhaupt  die  Geschichtschreibung   zu   einer  dürftigen 
Hofchronik  herabgesunken  war,  bezeugt  am  besten  Inl.  Ca- 
pitol.  Gord.  U.  21.  (luniiM  Cordus)  gmAcii  et  quos  servos 
habuerit  unusquisque  principitm^  et  quos  amicos^  et  quot  pae* 
nuias,  quotve  chlamydesj  quorum  etiam  scientia  nemini  prod^ 
est*  Und  doch  lässt  sich  eben  diesen  Schriftstellern  häufig  der- 
selbe Vorwarf  machen.   Die  bedeutenderen  Beiträge ,  welche 
sie  für  die  Antiquitäten  liefern,  betreffen  die  Topographie  und 
das  Privatleben.  —  Ganz  anderer  Art  ist  zwar  der  umständ- 
liche Ammianus  Mareellinus,  jedoch  für  den  hier  ver- 
folgten Zweck  wenig  ergiebig,  wie  denn   überhaupt  aus  den 
späten  Historikern,  Epitomatoren  und  Chronisten  *^)  die  Bei- 
träge sehr  einzeln  sich  sammeln  lassen.    Nur  zwei  sind  noch 
besonders  hervorzuheben :  zuerst  Sext.AureliusVictor, 
ein  Schriftsteller,  welchem  gemeiniglich  wenig  Autorität  zu- 
gestanden wird,  der  aber  dennoch  keinesweges  der  Beachtung 
nnwerth  ist.   Freilich  muss  man  ganz  von  der  Schrift  de  ort" 
gtne  gentis  Romanae  absehen,  die  wahrscheinUch  ein  Produkt 
der  neueren  Zeit  ist ;  dagegen  aber  tragen  die  Bücher  de  viris 
illustribus  und  de  Caesan'bvSy  namentlich  die  erstere,  unver- 
kennbar das  Gepräge  einer  besseren  Zeit.    Die  Vermnthung 


90)  Roncalli,  retwti&ra  Latinorum  soriptprum  ehroniea,  P«t. 
1781^.  2  tmi. 


m 


56    

Borgbesi^s'^)  (oder  Mor'celli^s^^)),  die  auch  Niebubr 
und  Bunsen  beirällig  aufgenommen  baben,  dass  den  F'iris 
illustribus  die  Titoli  der  von  Augustus  auf  seinem  Forum  auf- 
gestellten Statuen  grosser  römiscber  Feldberrn  zu  Grunde  lie- 
gen möchten,  kann  wohl  nur  als  ein  witziger  Einfall  bezeich- 
net werden ;  denn  dagegen  sprechen  tbeils  manche  Unrichtig- 
keiten '^)y  die  in  den  Inschriften  undenkbar  sind,  tbeils,  dass 
unter  den  Römern  auch  deren  erbittertste  Feinde  sich  finden, 
von  denen  genau  in  derselben  Weise  Nachricht  gegeben 
wird'^).  Leugnen  lässt  sich  allerdings  nicht,  dass  diese  kur- 
zen Notizen  in  einer  Art  Lapidarstyl  abgefasst  sind ;  aUein  es 
lässt  sich  diess  auch  daraus  erklären,  dass  das  ganze  Buch  nur 
ein  gedrängter  Auszug  aus  einem  grösseren  Werke  ist.  Trotz 
einzelner  tJnricbtigkeitcq  spricht  sich  durch  das  Ganze  ein  ge- 
sunder Sinn  aus  und  die  Hauptmoniente  im  Leben  der  einzel- 
nen Personen  sind  mit  Geschick  und  richtigem  Takte  hervor- 
gehoben, so  dass  man  Grund  hat,  ein  gutes  Vori>ild  anzuneh- 
men und  diesen  Schriflstclter  nicht  geradehin  zu  verwerfen, 
wo  er  von  anderen  abweicht. 

Der  zweite  noch  besonders  zu  erwähnende  Historiker  ist 
Procopius.  Wiewohl  er  von  Ereignissen  schreibt,  welche 
schon  weit  über  die  hier  zu  berücksichtigende  Zeit  hinatts  lie- 
geuy  so  wird  er  doch  dadurch,  dass  er  von  den  Angriffen  der 
germanischen  Völker  auf  Rom  erzählt,  für  einige  Theile  der 
Topographie  eine  der  bedeutendsten  Quellen. 

An  die  Geschichtschreiber  schliessen  sich  an  tbeils  die 
Geographen,  von  denen  jedoch  selbst  Strabo  far  Topographie 
der  Stadt  in  den  früheren  Perioden  vor  der  Kaiseraeit  nur  we- 


91)  Borgbesi,    Giom.   Jrmdico.    1810.   I.    p.  60.    Niebahr^ 
Rom,  Gesch.  Baosen,  Beschr.  d,  Sf.  Rom.  III.  B.  S.  151. 

92)  S.  Leclerc,  des  Joumauw  ehe%  les  Rom.  p.  19. 

93)  Wie  wean  cap.  34.  voo  AppiosClaadias  Caecns  gesagt 
wird:  f^tam,  usque  Brundisium  lapidibus  stravit ,  und  Docb 
scblimmer:  Aquam  Anienem  in  Urhem  induxit.  oder  c.  21.  voa 
Virginias:  corpus  eius  (filiae)  humero  gerens  ad  exercitum  pro- 
fugit.  und  von  der  Cloelia  cap.  13.  Huie  statua  equestris  in 
foro  posila.  und  dgl. 

94)  Nicbt  nur  Pvrrbiis,  sondern  Honnibal,  Antiocbas,  Viriatb,  Mi- 
thridat.    Vgl.  die  Topograpbie. 


S7    

Bige  wichtige  Beibüge  liefert,  wUread  f8r  die  spitere  Aog- 
dehnong  des  Reichs  die  sogen.  Itineraria  und  die  Cosmo- 
graphia  des  Aethicos  oder  Inlias  Orator,  nehst  der 
Tabula  Peatiiigeriana  mehr  Bedeutang  haben *^) :  theils 
diejenigen,  welche  geflissentlich  and  systematisch  von  römi*- 
scher  Verfassung  gehandelt  haben.  Dahin  gehört  namentlich 
loannes  Lanrentins  Lydns.  Sein  im  Jahre  1784  anfge- 
fiindenes  Werk  n$Ql  ägyiv  vijc  *PwfiMia¥  noXiTelag,  wie- 
wohl erst  im  sechsten  Jahrhunderte  verfasst,  bleibt  trotz  aller 
Mängel  dennoch  eine  sehr  wichtige  Quelle  für  römische  Ver- 
fassung, und  gewährt  doch  einigen  Ersatz  liir  den  Verlust  ei- 
ner Menge  von  Schriftstellern,  aus  welchen  der  Verfasser 
seine  Nachrichten  nahm.  Freilich  stand  er  der  älteren  Zeit 
und  Rom  selbst  viel  zu  fem,  um  jene  Zustände  und  Einrich- 
tungen gehörig  begreifen  zu  können,  und  es  lassen  sich  überall 
schwere,  zum  Theile  lächerliche  Missverständnisse  nachwei- 
sen, aber  selbst  aus  diesen  lässt  sich  mancher  Nutzen  ziehen. 
Auch  seine  Schrift  iiber  den  Kalender,  fiep}  jmjrävf  bietet  man- 
che interessante  Notiz.  —  Ihm  schliesst  sich  an  die  Notitia 
dignitatum  ntriusque  imperii,  von  hoher  Wichtigkeit 
namentlich  fiir  die  Topographie  der  Stadt  <,  wegen  des  Grenz- 
verzeichnisses der  Regionen.  Darüber  und  über  die  sogenann- 
ten Regionarier  s.  die  Topographie. 

^  Encyklopädiker,  Theoretiker. 

Nach  den  €ieschichtschreibeni  sind  bei  weitem  die  wich- 
tigste Quelle  für  die  römischen  Antiquitäten  die  Grammatiker, 
unter  denen  nicht  bloss  die  zu  verstehen  sind,  welche  von  den 
Gesetzen  der  Sprache  handeln,  sondern  alle,  welche  durch 
Erklärung  alter  und  dunkeler  Ausdrücke,  durch  Erläuterung 
veralteter  oder  ihrer  Bedeutung  nach  unklar  gewordener  Ge- 
bräuche und  Einrichtungen,  durch  Erklärung  der  klassischen 
Schriftsteller,  Aufschluss  über  einzelne  Theile  gebeui    Unter 


95)  S.  Ritsch r,    Ueber  die  rermestung  des  Agrippa  und  dim 
Co9mographU  des  Aethieus  im  Eh  ei  a.  Mus.  XW^.  4  U. 


m 


58    

ihnen  steht  oben  an  M*  Terentius  Yarro,  vom  Alterthunie 
selbst  als  der  gelehrteste  Römer  anerkannt.  Leider  sind  seine 
wichtigsten  Schriften,  Herum  divmamm  et  humanarum  an- 
Üquitaies  und  de  vita  popiäi  Romani  bis  aaf  wenige ,  noch 
immer  sehr  wer Ih volle  Fragmente  verloren.  Was  uns  ausser 
dem  Werke  de  re  rusiica  geblieben  ist,  die  sechs  Bücher  de 
lingua  Laiina^  bat  zwar,  wiewohl  hauptsächlich  etymologi- 
schen Inhalts,  durch  Erörterung  zahlreicher  Antiquitäten  be- 
sonders für  die  frühere  Zeit  unbestritten  hohen  Werth  \  indes- 
sen ist  nicht  zu  verkennen,  dass  beim  Aufsuchen  der  Stamm- 
wörter sein  Gesichtskreis  sehr  beschränkt  ist  und  dass  daher 
eine  grosse  Menge  der  absurdesten  Erklärungen  unterlaufen^^). 


96)  Wiewohl  dieses  Urtheil  niemanden  befremden  kann  ,  der  eini- 
yermassen  nur  sich  mit  Varro  bekannt  gemacht  hat,  so  mögen  doch 
statt  vieler  einige  recht  auffallende  Beispiele  angeführt  werden.  Ich 
übergehe  solche,  in  welcher  zwar  Varro's  Erklärung  lächerlich  oder 
höchst  unwahrscheinlich,  die  Etymologie  selbst  aber  dunkel  ist,  wie 
wenn  er  Aventinus  ab  advectu  ableitet,  der  Sümpfe  wegen,  welche 
den  Berg  von  der  übrigen  Stadt  getrennt  hätten :  ifaque  ex  eo  urbe 
advehebautur  ratibui  ;  oder  f^e/ta :  quod  ibi  pastores  Palatini  ex  ovi' 
bus  ante  ionsuram  inventam  vettere  tanam  sint  sotiti.  oder  Fra- 
tres  Arvales  a  Jerendo  et  arvis  u.  s.  w. ,  und  hebe  nur  einige  aus, 
bei  denen  die  wahre  Abstammung  offen  am  Tage  liegt.  Dahin  gehört, 
dass  er  VII,  5.  p.  362.  petlicula  in  der  Bedentang  von  meretricuta 
von  peltis  (scortum)  statt  von  pettex,  naXXaxr^^  ableitet:  Scortari 
est  saepius  meretriculam  ducere ,  quae  dicta  a  pelte;  r'd  enim  non 
solum  anfiqui,  qtti  dicebant  scortum,  sed  nunc  etiam  dicimus  scortea 
ea  quae  ex  corio  et  peltibus  sunt  /acta.  —  In  Ateltanis  Licet  antm- 
advertere  ,  rusticos  dt'eere ,  se  adduxisse  pro  scorfo  p  etticutam. 
Dann,  wenn  er  V^,  7.  p.  50.  Quadrantis  ratiti  bei  Lucilius  voa 
jener  Fahrt  nach  dem  Avcutine  herleitet,  für  die  ein  Quadrans  be« 
zahlt  worden  sei,  während  es  klar  wie  das.  Sonnenlicht  ist,  dass  das 
römische  Münzzeichen  gemeint  ist,  wie  Fest.  p.  274.  richtig  erklärt 
hat.  Ferner  VI,  3.  p.  206.  die  entschieden  irrige  Erklärung  von  Se- 
ptim  ontium,  von  den  sieben  Hügeln  der  nachmaligen  Stadt,  s.  d. 
Topogr.  und  die  schon  im  Alterthunie  (Q  u  i  n  t.  I.  0.  I,  6,  37.)  ver* 
lachten  Etymologien  von  ager  ab  agendo  (V,  4,  p.  35.)  und  gra* 
culi,  quod  gregatim  votitant  (V,  II.  p.  81.).  Endlich  leicht  die 
unsinnigste  von  allen,  von  der  nux  iugtans:  V,  21.  p.  104.  Eadetn 
nux,  quody  ut  nox  aercm,  huius  sitccus  corpus facit  atruml  Frei- 
lich ist  das  überhaupt  Charakter  der  alten  Grammatiker,  dass  sie  beim 
Etymologisireu  gewöhnlich  den  Wald  vor  Bäumen  nicht  sehen.  Darüber 
klagt  schon  Plinius  XXXV,  3,  4.  bei  Erklärung  der  elypeatae  ima- 
gines:  Scutis  enim  —  continebantur  imagines ,  unde  et  nomen  ha» 
buere  clypeorum ,  non,  ut  perversa  grammaticorum  subtilitas  vo» 
luit,  a  du  endo. y  womit  Quintilian  a.  a.  0.  zu  vergleichen  ist, 
und  in  diesem  Sinne  mag  Athenaeus  XV.  p.  666.  A.  mit  Recht  sa- 
gen :  Ei  pif  lavffol  i;oar,  oiHv  ay  ^y  yffmfifUAXitmv  /Acv^orc^Of^. 


59 

Uebrigens  trägt  das  ganze  Werk  unverkennbar  das  Gepräge 
grosser  Eilfertigkeit  und  Flüchtigkeit,  die  zu  gründlicher  Un- 
tersaehung  und  bedachtsamer  lleberlegung  nicht  kommen  lässt, 
sondern  sich  mit  dem  nächsten  Einralle  begnügt;  und  soll  man 
Yarro  nach  diesen  Büchern,  wie  sie  uns  vorliegen,  beurtheilen, 
so  wird  man  gestehen  müssen,  dass  er  zwar  als  ein  Mann  von 
vielem  Wissen,  aber  von  wenig  Scharfsinn  und  gesundem  Ür^ 
theile  erscheint*  Indessen  lässt  es  sich  kaum  bezweifeln ,  dass 
das  Werk,  wie  wir  es  besitzen,  keinesweges  vollendet  ist.  Es 
ist,  wie  es  scheint,  nicht  viel  mehr  als  ein  Entwurf,  Commen- 
tarii ,  in  welchen  eine  Menge  Material  zusammengetragen  ist, 
die  aber  vermutblich  noch  eine  neue  Bearbeitung  oder  wenig- 
stens Ueberarbeitung  haben  erfahren  sollen*^).  Bei  dieser  An- 
nahme erklärt  es  sich,  wie  oft  von  einem  Worte  mit  gleichem 
Rechte  mehrere  ganz  verschiedene  Stämme  angeführt  werden 
können,  von  denen  doch  nur  einer  möglich  ist.  Wie  dem  auch 
sein  möge,  so  viel  ist  gewiss,  dass  die  unbegrenzte  Autorität, 
welche  diesen  Büchern  beigemessen  worden  ist  und  wird,  man- 
nigfaltiger Einschränkung  bedarf. 

Wenn  daher  VerriusFlaccus  der  gelehrteste  Römer 
nachVarro  genannt  wii'd,  so  ist  doch  nicht  zu  verkennen, 
dass  selbst  das,  was  uns  Sex.  Pompeius  Festus  im  Aus- 
zugs aus  seinem  Werke  de  verborum  signtßcatione  und  an- 
deren erhalten  hat,  von  weit  grösserer  Gediegenheit  ist.  Den 
kläglichen  Zustand,  in  welchem  die  einzige  erhaltene  Hand- 
schrift auf  uns  gekommen  ist,  hat  erst  Möllers  sehr  verdienst- 
liche Ausgabe  zur  allgemeineren  und  besseren  Kenntniss  ge- 
bracht.   Für  den  Yerlust  bei  weitem  des  grössten  Theils  ge* 


97)  Malier  hat  wobl  das  Richtige  getroffen,  wenn  er  {PrMf, 
VII  sqq.).  meiut,  es  seien  diese  Bäcber  nie  von  Varro  heraasgegebeo 
worden  ond  vielleicht  gegen  seinen  Willen  unvollendet  ins  Publikam 
gekommen.  —  Uebrigens  sieht  der  varronische  Text  noch  einer  tdch- 
tigeo  Bearbeitong  entgegen,  auf  den  Grund  der  florentiner  Handschrift, 
welche,  wie  man  bte  und  da  durch  Niebnhr  erfahrt,  noch  ganz  Ande- 
res bieten  muss,  als  die  von  Speogel  gebrauchte  Gollation  des  Victo- 
riuB.  Am  allerwenigsten  wird  man  die  Müüersche  Kritik  gut  heissen 
mögeo,  vielmehr  zugeben  fiiässeu,  dass  der  grosse  Gelehrte  in  die  ei- 
geothümiiche  Denk-  und  Ausdracksweise  Varro's  durchaus  nicht  genSr* 
^end  eingedrungen  ist. 


wühlt  der  im  achten  Jhdt.  gefertigte  nochmalige  von  Paulus 
Di ac onus  veranstaltete  Auszug  nur  sehr  geringen  Ersatz, 
da  die  Excerpte  oft  ohne  Verstand  und  Kenntniss  gemacht 
sind.  Nicht  nur  dass ,  wie  die  Vergleichung  mit  dem  erhalte- 
nen Festus  lehrt,  eine  grosse  Menge  der  wichtigsten  und 
schwierigsten  liesonders  Topographie  und  Sacra  betreffenden 
Artikel  und  die  nicht  unter  einem  ausdrucklieben  Stichworte 
stehenden  bistorisclien  und  antiquarischen  Notizen  ganz  aus- 
gelassen sind ;  sondern  Festus  Worte  sind  oft  gänzlich  miss- 
verstanden  oder  es  ist  nur  das  zunächst  und  zu  Anfange  des 
Artikels  Stehende  beibehalten,  gleichviel,  ob  die  richtigere  Er- 
klärung oder  die  nothwendige  Begründung  erst  in  dem  Nach- 
folgenden enthalten  ist  '^).  Man  hat  daher  bei  dem  Gebrauche 
sorgfältig  zu  unterscheiden,  was  des  Festus  eigene  Worte 
sind,  was  dem  Paulus  angehört,  und  was  endlich  von  den  Her- 
ausgebern zur  Ergänzung  der  lückenhaften  Theile  hinzugefügt 
worden  ist »»). 

Aehnlichen  Inhalts,  aber  nicht  gleich  an  Werth,  sind  die 


98)  Es  inÖgeD  einige  weofge  Beispiele  genügen,  am  die  Zuverläs- 
sigkeit and  Sorgralt  des  Paulas  in  helles  Licht  zu  setzen,  p.  157. 
sagt  Festas:  Municipalia  sacra  vocaniur,  quae  ab  initio  habuerunt 
ante  eivita  tem  Roman  am  aeceptam ,  quae  obtervare  eot  vo- 
luerunt  Pont\/tees  et  eo  mare  /aeere  j  quo  adsuessent  antiquitus» 
Dafür  findet  sich  bei  Paulas  Folgendes:  Mun.  sacra  vocabantur, 
quae  ante  Urbem  eondttam  eolebantur,  p.254.  Festas:  Quiri- 
tium  fotaae  dieuntur y  quibus  Aneu*  Martius  Hreumdedit  urbem^ 
quam  secundum  ostium  Tiberit  posuit,  ex  quo  etiam 
Ostiam,  et  quia  populi  opera  eas  fecerat,  appellavit  Quiritium.  Da- 
für Paulas:  Quiritium  fossae  dietae,  quod  eas  Aneus  Martius ^ 
quum  Urbem  eireumdedit,  Quiritium  opera  fecit.  p.  282. 
Festas:  Retricibus  cum  ait  Cato  —  sign\ficat  aquam  eo  nomine, 
quae  est  tupra  viam  Ardeatinaminterlapidem  secundum  et 
tertium.  qua  irrigantur  horti  inßra  (?)  viam  Ardeatinam  et  Asinariam 
usque  ad  Latinam,  Paulus:  Hetr.  q.  a.  C.  aquam  eo  nomine  si- 
gn\ßeat,  qua  horti  irrigantur.  Vgl.  Nota,  Nixi  dii,  Opis,  Offendi- 
00«.  Praetextatum  sermonem.  Rodus,  Sacra  via,  Tapulianu  Tintin- 
nare  a.  s.  w. 

99)  Bis  auf  den  heutigen  Tag  geschieht  es  häufig,  dass  des  Pau- 
lus Ezcerpte  anter  Festas  Namen  angeführt  and  sogar  die  Supple- 
mente der  Herausgeber  als  sein  Text  angefahrt  werden.  In  älteren 
Schriften  findet  sich  Letzteres  gewöhnlich  and  eine  Menge  Irrthämer 
find  daraus  hervorgegangen.  Diese  Ergänzaiigen  aber  können  grossen* 
theils  nur  als  ein  gelehrtes  Spiel  angesehen  werden;  denn  welchen 
Zweck  können  Supplemente  haben,  wie  z.  B.  unter  Posimeriumj  Pri- 
migeniae  Fortuna»  a.  dgi. 


61    

Bächer  desNonins  Marcellns.  Bei  der  weit  mehr  lexi- 
calischen  als  anliqaarischeii  Teadenz  des  Werks,  erhäh  es 
seine  Wiehtigkeit  hauptsächlich  durch  die  zahfareichen,  als  Be- 
lege dienenden  Fragmente  sonst  verlorener  SchriJfUteller.  Aus 
ihnen,  namentlich  den  varronischen,  ist  allerdings  mannigfal- 
tige und  reichere  Belehrung  zu  schöpfen,  als  aus  den  Erklä- 
rungen des  Grammatikers  selbst,  obwohl  die  kurzen  aus  dem 
Znsammenhange  gerissenen  Stellen  oft  sehr  änigmatisch  da- 
stehen. —  Viel  wichtiger  und  überhaupt  eine  der  reichhaltig- 
sten und  nutzbarsten  Quellen  sind- die  Noctes  Atticae  deä  ge- 
lehrten und  verständig  abwägenden  Gellius.  Ein  grosser 
Theil  der  behandelten  Materien  betrifft  das  römische  Staats- 
leben, und  die  besonnenen  Erörterungen  werden  durch  ausführ- 
liche Belege  aus  den  gewichtigsten  Schriftstellem  in  einer 
Weise  gesichert,  wie  sich  kaum  bei  einem  anderen  Gramma- 
tiker nachweisen  lässt.  Neben  ihm  ist,  fireilich  aus  viel  spä- 
terer Zeit  und  nicht  von  gleich  ruhiger  Besonnenheit  und  Un- 
befangenheit, aber  doch  als  fleissiger  Sammler  zu  nennen  Ma- 
crobius,  dessen  SatumaKa  besonders  für  die  Sacra  eine 
ziemlich  reichhaltige,  freilich  nicht  ungetriibte  Quelle  abgeben, 
und  das  ähnliche  Werk  des  Gens orinus  de  die  natalt.  — 
Untergeordneten  Werth  haben  die  Ongines  des  Isidorus 
von  Sevilla,  welche  vielfältige  Proben  der  Unwissenheit  jener 
Zeit  (7.  Jahrhundert)  enthalten. 

Von  den  alten  Erklärern  der  Schriftsteller  ist  vor  Allen 
zu  nennen  Asconins,  dessen  Commentare  zu  fünf  Reden  Gi- 
cero's  einen  wahren  Schatz  von  Belehrung  enthalten ,  welche 
um  so  höher  anzuschlagen  ist ,  als  der  Crpammatiker  in  einer 
Zeit  lebte,  wo  noch  genauere  Kunde  von  den  Verhältnissen 
in  Gicero's  Zeit  zu  erlangen  war,  und  die  römischen  Institn« 
tionen  noch  nicht  so  gänzlich  untei^egangen  waren,  um  nicht 
mehr  richtig  begriffen  werden  zu  können.  Gänzlich  davon  zu 
unterscheiden  und  von  viel  geringerem  Werthe  sind  die  ehe- 
mals auch  unter  Asconius'  Namen  gedruckten  Schölten  zu  den 
vier  ersten  Reden  der  Acta  in  Yerrem,  jetzt  gewöhnlich  mter 
dem  Namen  Pseudo-Asconins  angeführt,  und  ziemlich  auf 
einer  Stufe  mit  ihnen,  wenn  nicht  noch  niedriger  stehen  die 


62    

beiden  Schoiiastae  Gronoviani.  Selten  findet  sich  unter 
dieser  Spreu  ein  nutzbares  Kom.  Dagegen  sind  allerdings  von 
grösserer  Bedeutung  die  von  An  gel  o  Mai  o  aus  dem  Codex 
Bobiensis  herausgegebenen  Schölten,  aber  doch  nicht  mit  Asco- 
nius  zu  vergleichen  und  sicher  nicht  von  ihm  herrührend. 

Zaiilreicher,  aber  sämmtlich  einer  späten  Zeit  angehörig, 
sind  die  £rklärer  der  Dichter.  Unter  ihnen  ist  besonders  in- 
haltreich der  gelehrte  Erklärer  Virgils,  Servius  Maurus 
Honoratus,  der,  wie  Macrobius,  häufiger  als  recht  ist,  in 
dem  Dichter  Beziehungen  auf  Staatseinrichtungen  findet  und 
daher  Veranlassung  nimmt,  darüber  zu  sprechen.  Er  selbst, 
wahrscheinlich  unter  Theodosius  lebend ,  erscheint  allerdings  . 
Rom  in  jeder  Beziehung  sehr  fern  stehend,  und  aus  mehrfa- 
chen Irrthümern,  die  sich  in  Bezug  auf  Topographie  nachwei- 
sen lassen,  möchte  man  schliessen,  dass  die  Stadt  ihm  fremd 
geblieben  sei ;  aber  jedenfalls  hat  er  auch  ältere  Erklärer  be- 
nutzt und  ihre  Worte  mögen  es  gewöhnlich  sein,  wenn  er  von 
noch  dauernden  Einrichtungen  oder  vorhandenen  Denkmälern 
spricht.  Dabei  konnte  es  denn  ohne  Missverständnisse  nicht 
leicht  abgehen.  —  Ausserdem  enthalten  auch  die  Scholien  zu 
Horaz  manches* Brauchbare,  namentlich  der  sogenannte  Com- 
mentator  Gruquianus.  Mit  ihm  stimmen  zwar  die  Scho- 
lien des  Acro  und  Porphyrie  oft  wörtlich  überein,  sodass 
es  zweifelhaft  wird,  in  welchem  Verhältnisse  man  alle  drei  zu 
einander  zu  denken  habe ;  aber  gewöhnlich  ist  der  Erstere  der 
Reichhaltigere*  Auch  die  Scholien  zu  Juvenal  und  Persius  sind 
nicht  gaiiz  unbrauchbar. 

Eine  sehr  ergiebige  Quelle  ist  die  grosse  Encyklopädie  des 
Plinius.  Wenn  sie  auch  weit  mehr  Material  für  Topographie 
und  Privatleben  liefert,  so  findet  doch  der  Verfasser  in  seinem 
die  ganze  Natur  und  alle  menschliche  Thätigkeit  umfassenden 
Werke  genug  Veranlassung,  auch  vom  öffentlichen  Leben  zu 
sprechen.  Dass  das  Ganze  fast  nur  eine  geordnete  Zusammen- 
stellung gesammelter  Notizen  ist,  giebt  ihm  Itir  den  antiquari- 
schen Zweck  eher  noch  höheren  Werth,  als  dass  er  dadurch 
herabgesetzt  werden  könnte  \  nur  ist  es  zu  bedauern ,  dass 
nicht  öfter  die  Gewährsmänner  namentlich  angeführt  werden, 


63    

wofSr  die  im  ersten  Bache  gegebene  Uebersicht  der  für  jedes 
einzelne  Bneh  gebrauchten  Schriftsteller  nur  geringe  Entschä- 
digung gewährt.  —  Von  d^m  Compendium  des  Solinus,  un- 
ter dem  Namen  Polyhistor  bekannt ,  in  der  Hauptsache  eine 
Compilation  aus  Plinius,  gehört  fast  nur  das  erste  Capitel  ei- 
nigermassen  hieher,  wegen  der  Nachrichten  über  die  älteste 
Zeit, 

Was  die  theoretischen  oder  didaktischen  Schriftsteller  an- 
langt, so  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  jeder  für  die  Disci- 
plin  oder  das  Institut,  wovon  er  geflissentlich  handelt,  auch 
jederzeit  Hauptquelle  ist.  So  für  den  Landbau  und  was  damit 
zusammenhängt,  die  Scrtpiores  rei msticae :  Cato,  Varro, 
Columella,  Palladius;  für  die  Lehre  von  den  Gebäuden 
Vi  tri]  vi  US  de  archiiectura ;  für  eines  der  wichtigsten 
Staatsinstitute,  die  Wasserleitungen,  Frontinus  de  aquae 
duciibua^  worin  nicht  nur  von  deren  Anlage,  sondern  auch 
von  der  Verwaltung  und  Beaufsichtigung,  von  den  darauf  be^ 
zfiglichen  Rechten  und  Gesetzen  gehandelt  wird :  ein  halboffi- 
cielles  Hauptwerk;  für  das  Kriegswesen,  des  Flavius  Ye- 
getiusRenatus  Epitome  insUtuiionwH  rei  miliUirU ^  Hy- 
ginus  de  eastrametatione  und  andere  kleinere  Schrillen ;  für 
Aeckervermessung  und  Colonialwesen  die  Auetores  rei  agra- 
riae  u.  s.  w.  —  Endlich  bedarf  es  kaum  der  Erwähnung,  dass 
die  sämmtlichen  juristischen  Schriftsteller  nicht  nur  für  das 
Recht  und  dessen  Anwendung,  wenigstens  in  Bezug  auf  ihre 
Zeit  die  unantastbarste  Autorität  haben,  sondern  dass  auch  die 
Grundbedingungen  der  Verfassung  am  klarsten  und  bestimmte- 
sten durch  sie  aufgestellt  sind. 

Von  den  noch  übrigen  Schriften,  theils  rhetorischen,  theils 
philosophischen,  oder  endlich  gemischten  Inhalts,  liefern  Quin- 
tili  ans  Werke  nur  sehr  einzelne,  aber  nicht  unwichtige  Bei- 
träge. Ein  viel  reicheres  Material,  namentlich  für  die  Privat- 
alterthümer,  lässt  sich  sowohl  den  ethischen  Schrillen  als  und 
besonders  den  Briefen  Seneca's  entnehmen;  nur  dass  das 
Bild,  welches  er  entwirft,  nicht  selten  durch  rhetorischen 
Schwulst  und  affektirten  stoischen  Ingrimm  entstellt  und  über« 
Urieb^n  wird.  Vicilfaltige  Belehrung  gewähren  auch  die  Briefs 


04    

des  jüngeren  Plinius,  weniger  Fronte;  aber  auch  selbst 
die  Epistolographen  der  spätesten  Zeit,  Symmachus,  Si- 
donius  ApoUinaris  und  Cassiodorus  sind,  wenn  auch 
meistens  nur  eben  für  diese  Zeit,  nicht  ganz  unbedeutend, 
jedoch  viel  wichtiger  nicht  wenige  apologetische  und  polemi- 
sche Schriften  der  christlich  -  theologischen  Schriftsteller,  na- 
mentlich des  Augustinus,  Tertullianus,  Minucius 
Felix,  Arnobius  und  Lactantius.  Was  von  der  rö- 
mischen Literatur  noch  übrig  bleibt 

die   Dichter 

so  können  diese,  mit  wenigen  Ausnahmen,  natüriich  nur  als 
untergeordnete  Quellen  betrachtet  werden;  indessen  geben 
doch  häufig  ihre  gelegentlichen  Beziehungen  auf  Oertlichkei- 
ten,  Verfassung  und  Sitte  eine  sicherere  Bürgschaft  als  man- 
che geflissentliche  Erklärung  eines  späten  Grammatikers.  Lei- 
der ist  uns  von  den  älteren  Dichtern  eben  so  wenig  erhalten 
als  von  den  frühen  Annalisten,  und  namentlich  ist  der  Unter- 
gang der  historischen  Gesänge  des  Na evius  und  Ennius, 
so  wie  der  Sitlenschilderungen  des  Lu  eil  ins  zu  beklagen.. 
Um  so  wichtiger  sind  die  auch  übrigens  zu  dem  Trefflichsten 
der  römischen  Literatur  gehörenden  Komödien  des  Plautus, 
der,  wiewohl  griechischen  Stoff  bearbeitend,  doch  überall  mehr 
die  römischen  Zustände  ins  Auge  fasst  und  fast  für  alle  Theile 
der  römischen  Antiquitäten  höchst  schätzbares  Material  lie-* 
fert.  Bedarf  es  auch  einiger  Vorsicht,  um  das,  was  von  grie- 
chischer Sitte  aus  dem  Originale  beibehalten  ist,  von  der  rö- 
mischen zu  scheiden,  so  ist  es  doch  höchst  thörig  und  be- 
schränkt, deshalb  sein  Zeugniss  zu  verwerfen,  so  oft  es  von 
dem  Gewöhnlichen  abweichend  dem  bequemen  Beharren  bei 
dem  Hergebrachten  hinderlich  wird.  Auf  der  anderen  Seite 
ist  freilich  auch  Manches,  was  nur  scherzhafte  Fiktion  sein 
mag,  für  baare  Wahrheit  hingenommen  worden.  —  Terenz 
hingegen  ist  für  diesen  Zweck  sehr  unbedeutend.  —  Von  den 
Dichtem  des  Augusteischen  Zeitalters  hat  die  grösste  Bedeu- 
tung 0  vi  diu  s,  durch  seine  kunstreiche  Erklärung  der  ersten 


65    ^ 

HUlhe  des  römischen  Kalenders;  aber  auch  seine  übrigen 
Schriften,  namentlii^b  die  y^mores^  die  Büeher  de  nrte  amnndi^ 
die  TrüUa,  enthalten  viel  Brauchbares.  Neben  ihm  sind  der 
gelehrte  Virgil,  dem  freilich  die  Erklärer,  nnd  besonders 
Macrobius,  Manches  unterlegen,  woran  er  gewiss  nicht  dach- 
te; der  geistreich  seine  Zeit  schildernde  Hör as  und  der  ge« 
lehrte  Properz  (besonders  im  vierten  Buche)  die  reichhal'- 
tigeren.  Für  die  zweite  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  aber 
liefern  Persius,  Juvenalis  in  seinem  unvergleichlichen 
Zeit-  und  Sitten -Spiegel,  der  alle  Verhältnisse  besprechende 
und  bewitzelnde  Martialis,  einige  Schtifierungen  bei  Sta- 
tins und  das  freilich  karikirte  Bild,  welches  Petronins  auf- 
stellt, besonders  für  die  Kenntniss  des  Privatlebens  ein  über- 
reiches Material.  —  Mit  diesen  Namen  ist  indessen  die  Reihe 
der  Schriftsteller,  welche  als  QueUen  für  die  römischen  AI- 
terthümer  zu  nennen  sind,  keinesweges  geschlossrn;  sondern 
es  gilt,  was  schon  früher  gesagt  worden,  dass  alle,  auch 
die  hier  nicht  besonders  genannten,  römischen  nnd  viele  grie- 
chische Schriftsteller  der  späten  Zeit,  wie  DioChrysosto- 
mus,  Lucianus,  Athenaeus,  Libanius,  Apollo- 
nius  von  Tyana,  lulianns,  Pollux,  Suidas  u.  a. 
hie  und  da  gelegentlich  einzelne  Beiträge  liefern. 

Wenn  nun  aus  der  hier  gegebenen  Uebersicht  hervor- 
geht ,  dass  aus  den  uns  zu  Gebote  stehenden  Quellen  zwar 
ein  massenhaftes  und  kaum  zu  bewältigendes  Material  sich  ge- 
winnen lässt,  dennoch  aber  nicht  nur  bedeutende  und  sehr 
empfindliche  Lücken  bleiben,  sondern  auch  bei  der  Weise, 
wie  von  Anfange  an  die  Geschichte  des  römischen  Volks  ge- 
schrieben worden  ist,  diese  Quellen  selbst,  was  die  älteste 
Zeit  anlangt ,  keinesweges  über  jeden  Zweifel  erhaben  sind, 
vielmehr,  indem  sie  sich  mannigfaltig  widersprechen,  auf  die 
Unsicherheit  ihrer  Nachrichten  hinweisen,  so  wird  man  aller- 
dings besorgen  müssen,  dass  unsere  Kenntniss  des  römischen 
Alterthums,  namentlich  wenn  es  die  älteste  Verfassung  gilt, 
nur  sehr  unvollständig  und  schwankend  sein  könne.  Denn 
Wenn  es  gewiss  scheint,  dass  bis  zu  dem  Jahre  365  d.  St. 
den  Annafislen  kaum  erlrebHehe  Urkunden  zu  Gebote  stehen 

5 


&6    

konnteii,  und  das«  die  VeraiehlaDg  aller  schiiftlicheii  und  an- 
derer Denkmäler/ welche  eine  Ermittelung  der  Wahrheit  raög^ 
lioh  gemacht  hätten ,  der  Sage  einen  um  so  freieren  SpieK 
räum  eröffnete;  wenn  jene  ältesten  Gesehichlscbreiber,  von 
Fabius  an,  diese  Sagen  für  wirkliche  Geschichte  nahmen  und 
pragmatisirend  zu  vereinigen  bemüht  waren,  oder  auch  wohi 
den  leichtfertigen  Combinalionen  griechischer  SchriA^iteller  za 
treuherzig  Glauben  schenkten;  wenn  sie  auch  in  der  Zeit, 
wo  es  an  urkundlichen  Nachrichten  weniger  fehlen  konnte, 
nur  ausnahmsweise  darauf  ihre  Aufmerksamkeit  richteten; 
wenn  die  folgenden  Geschichtschreiber  sich  noch  weit  weni- 
ger zu  einem  solchen  Studium  veranlasset  fanden  und  jene  An- 
nalisten vielleicht  zu  ihren  einzigen  Quellen  machten,  so  mag 
allerdings  eine  solche  Befürchtung  gerechtfertigt  erscheinen» 
Indessen  lässt  sich  dem  entgegenstellen,  dass  es  doch  haupt- 
sächlich nur  die  Thatengeschichte,  die  Begebenheiten  waren, 
welche  von  Mnnd  zu  Mund  sich  fortpflanzend  entstellt  und 
mit  Sagen  durchwebt  werden  konnten ;  an  deren  durehgingi- 
ger  Glaubwürdigkeit  man  daher  mit  Recht  zweifeln  mag:  in 
geringerem  Maasse  aber  konnten,  zumal  in  Rom,  die  politi- 
schen Institutionen  davon  berührt  werden ,  die ,  wenn  auch 
immer  in  fortschreitender  Bntwickelung  begriflen,  doch  ihrem 
wesentlichsten  Gehalte  nach  fortdauerten  und  so  voraussetzen 
lassen,  dass  die  Kenntniss  ihrer  ursprünglichen  Form,  von 
Geschlecht  zu  Geschlecht  durch  Tradition  und  Monumente 
mannigfaltiger  Art  fortgepflanzt,  nie  ganz  untfirgehen  konnte. 
Und  sind  wir  auch  freilich  in  Hinsicht  auf  die  frühesten  römi- 
schen Zustände  hauptsächlich  auf  das  verwiesen,  was  die  spä- 
tere Zeit  für  wahr  annahm ,  so  fehlt  es  doch  nicht  an  Andeu«- 
taugen,  welche  gestatten,  durch  Combinationen  und  Erwägung 
dessen,  was  möglich  und  naturgemäss,  nach  zwei  Jahrtausen- 
den tiefere  Blicke  in  das  älteste  römische  Staatawesen  zu  thun, 
als  die  sorglosen  Schriftsteller  der  Republik  und  ihre  Nachfol- 
ger versucht  haben.  Solche  Winke  nicht  unbeachtet  zu  lassen, 
aber  eben  so  wenig  sich  in  einem  Meere  von  Hypothesen  und 
Conseqnenzen  zu  verlieren;  dem  Yulgäi^laubea  nicht  unbe- 
dii^^  zu  huldigen,  aber  auch  nicht  an  die  Stelle  eiies  un  man- 


67    

cbir  fcli«bm  Ztig«  wffieii  nissflUHgeii  Bildes  em  no^h  nkhü- 
gerts  Lmfig«b{ld6  b«  setaen  \  hauplsXehKeh  aber  iliit  besotine- 
ner  Kritik  niid  redlicher  Gewissenhaftigkeit  den  Sinn  und  Wertb 
jeder  «inzehen  Nachriokt  m  erw&gen :  das  sind  Forderungen, 
die  emstlieber  als  je  in  nnserer  Zeit  an  einen  Bearbeiter  der 
AkePtkUaMT  KU  stellen  sind. 


Literatur. 

Die  r9misoh<>^  Altertküvier  sind  aek  dem  WMemAekett 
der  WiMeoicbftlte»  GqpQVitad  vMfiUtigep  «od  leiaaiger  Un- 
tersnchong  gffwiesep  PPd  die  ftie  b<itre0Mde  Ltterttnr  entUUi 
ziiUrei0be  trefli^he  Sebriitevi  ntmentliob  was  Staatsverfas- 
sung wi  Rechta^ltisrtluMier  anlangt,    Diese  eiaaelue  Theile 
behandelnden  Werke  werden  jedoch  sebieklicher  in  den  Ab^ 
spbpttteii,  welche  m  bntreffan»  genannt  ^  hier  sind  lanächst 
mur  di(9^iiigftO  x«  erwähnen,  webAe  sich  die  Darstelbing  der 
gesammten  römischen  AlterAbdaoer  znr  Angabe  geoaaaht  haben, 
oder  doeb  «ich  abi  lolobe  aUgeineine  Handbücher  i^ikjiBdlgen. 
Duner  »ind  «berhaepV  wenige,  nnd  sin  gehören  fiist  aämmtlieh 
den  früheren  Jahrhunderten  oder  den  letztvergangenei|  Jabren. 
luii    Ueber  jene  Jiiteran  Werk»  j^ist  ebi  Urtbeii  abangaben, 
wrärcW  ggw  Pfit^03  und  iibeiNBvMig  arin*   Wer  aach  wir  von; 
fem  gehört  hättei  w^ben  GMg  in  noMrem  Jabrhaaderle  die. 
Vnterpu^angen  über  if»nuABbe  fi^scbidiln  Ujad  Verfassug  ge- 
nommen haben,  der  wflrde  sich  doch  sagen  können,  dass.  jene 
iil^ren  Sl(^n(kn »  we«n  sie  auch  naph  var^täadigerem  Plane 
ang#l^g(  uid  wü  wnbr  Kritik  nnd  Sergbll  gearbeitet  wiron, 
als  sie  wirklipb  w<)»  doeh  Gir  den  jeUügen  Stand  der  Wissen«» 
99heft  bQAbst  nngeofigend  eraoheinen  mgaaen.   Uebar  ^  neue- 
ffim  ilMMdieir  ist  da«  Urlheil  in  dar  Vorrede  naobsnsehen«. 
^  g99ä|^  4lsn  hier  9  mit  Uebeigebong  der  nnr  tüv  den  Schul- 
gebrauch  berechneten  Compendien,  die  ausführlicheren  Werke 
dieser  Art  zu  nennen : 

Rosini,   anüquitatum  Romanarum  corpus  aisoluiüsi- 
mum  c.  not.  Dempsteri.  Amst.  1743.  4.  (zuerst  Bas.  1583.) 

5* 


66    . 

Mit  ibm  fliag  Terglichen  werden:  Sam.  Pilisei  Lern- 
«an  antiquüatmn  Rammartm.  Leov.  1713^.  %  Voll.  fol.  so- 
leut  Hag.  Com.  1737.  3  YoU.  fol. 

Nieupöorty  Rituum^  gui  olim  tgmd Rommnos  odünue* 
runtj  sHcdncia  exptieaiio.  Trai.  ad  Rh.  1712.  8.  oft  wieder- 
holt: eiD  kurzer  Abriss,  der  aber  za  gelehrten  ConuDentarcn 
Voranlassung  gegeben  hat :  C.  6.  Schwarzii  Observatt. 
ad  NieupoorÜ  comp.  ant.  Rom.  Altorf.  1757.  Haymann, 
Anmerk.  ».  Nieup.  ^AerM.  Dresd.  1786. 

Beaufort,  La  repubb'que  Romaine ,  ou  plan  giniral 
i$  taneien  g^fwernement  de  Borne.  A  laHaye.  1766.  2  Voll.  4. 

Maternusvon  QWiitLOj  AusfiikrL  Abhandt.  derröm. 
jilienk.  herausg.  von  Adler.  Altona.  1775.  4  Bde. 

Nitseb,  Beeckreib*  des  käueUchen^  wüsenschaftL^  goi" 
tesdienstl.,  palü.  u.  krieger*  Zveiandes  der  Römer.  3.  Aosg. 
Erf.  1807— 11.  4  Bde. 

Alex.  Adam,  Tke  Roman  Antiqtntiee.  Lond.  1791. 
92.  Dentsch  von  Joh.  Leonb.  Meyer:  /ToAifAvcA  d.  rom. 
Alierih.  4.  Aufl.  Erl.  1832.  2  Bde. 

Reiz,  Vorlesungen  über  die  röm.  Alierik,  naek  Ober^ 
Uns  Tafeln.  L.  1796.  (Wenig  geordnet,  aber  Vieles  gute  ent- 
haltend.) 

Crenzer,  Abriss  der  rbm*  Aniifuiiäien.  2.  Anfl.  L. 
u.  Danast.  1829.  (Nur  für  den  Gebrauch  bei  Vorträgen  be- 
roehnet  und  keinesweges  alle  TMle  umfassend.) 

Fnss,  AnUquiiaies  Romanae.  Leod.  1820.  3.  Ausg. 
1836. 

G.  F.  F.  Ruperti,  Handbuek  der  rem.  Alierik.  Tb.  I. 
HanoT.  1841.  Th.  11.  1842.  (siehe  die  Recens.  in  d.  Neuen 
Jakrb.ßir  Pkäol.  u.  Pädag.  1841.  33.  Bd.  2.  H.). 

Bojesen,  Handb.  d.  röm.  AUerik.  a.  d.  Daniscken 
Hhers.van  Hoffa.  Giess.  1841.  (Viefanehr  ein  Compendinm.) 

Zeiss,  RSmücke  Aäerikumskunde.  Th.  I.  Jen.  1842. 


Xopoi^rapUe  «er  Stadt. 


B«8«nd[ere   Hfllfsmlttel    und 

Iilteratnr. 


Wenii  es  «ich  von  selbst  versteht,  duss  die  säannliieheD 
Quellen  der  römisohea  Alterthuinskunde  im  AUgemeinen,  fast 
tohne  Ausnahme  auch  finr  die  Topegraphie  von  Wichtigkeit 
sindy  so  giebl  es  für  diese  noch  besondere,  speeiell  sie  betref- 
fende Hülbmiitel,  deren  Werth  an  sehickli^sten  hier  erwo* 
gen  wird,  ehe  die  neuere  Literatur  in  Betracht  kJmmt,  attf 
welche  sie  zum  Theile  den  bedeutendsten  Einfluss  geübt  haben. 
Unter  ihnen  gebührt  die  erste  Stelle  dem  Regionenverzeieh'* 
nisse  der  unter  dem  Titel:  Notitia  dignitatum  utrius* 
qne  imperii  oder  in  partibus  Orientis  etOccidentis 
bekannten  statistischen  Uebersicht  des  römischen  Reichs.  Di« 
■nbestreitbare  hohe  Wichtigkeit  dieser  einzigen  auf  uns  gekom* 
menen  authentischenBeschreibungRoms  wird  es  indessen  recht- 
fertigen, wenn  der  Text  derselben  in  einer  besonderen  Beilage 
diesem  Bande  angehängt  und  eine  kurze  Uutersnchiuig  über 
den  Plan,  die  ursprüngliche  Gestalt  und  die  Zeit  der  Abfissung 
beigeffigt  wird ;  denn  es  wird  kaum  eine  zweite  Quelle  geben, 
deren  Gebrauche  sich  bei  gleicher  Wichtigkeit  so  viel  Beden« 
ken  und  Schwierigkeiten  in  den  Weg  stellten. 

Aus  diesem  Regionenverzeichnisse  sind  durch  vieirältige, 
grossentheils  mit  falscher  Gelehrsamkeit  gemachte  Interpol»« 
tionen  jene  fifr  die  römische  Topographie  so  unheilvollen  Re^ 
gionare  hervorgegangen,  denen  man  die  erlogenen  Namen  P. 
Victor  und  S.  Rufus  gegeben  hat.  Die  Würdigung  der* 
selben  lässt  sich  von  der  Untersuchung  über  die  authentisohe 


72    

Beschaffenheit  ihrer  gemeinschaftlichen  Grundlage  nicht  wohl 
trennen,  und  ist  daselbst  nachzusehen. 

Von  besonderem  Interesse  sind  zwei  in  einem  MisceHa- 
neenbande  der  Bibliothek  zu  Kloster  Einsiedlen  enthal«' 
tene,  wie  es  scheint  zusammengehörige  Handschriften,  in  wel- 
chen  ein  Unbekannter,    der  wahrscheinlich  zu  Anfange   des 
neunten  Jahrhunderts  Rom  besuchte,  topographische  Notizen 
doppelter  Art  aifgezeidinet  bat.   Die  erstere  ist  eise  Saaim» 
lung  von  Inschriften ,  von  öffentlichen  Bauwerken  und  Denk- 
mälern verschiedener  Art ,  auch   christlichen  aber  weit  mehr 
altrömischen  entnommen.   Leider  scheint  ein  Theil  davon  ver* 
loren  gegangen  zu  sein.    Das  zweite  Werkchen  giebt  eine  Be- 
schreibung verschiadener  Wege  durch  die  StadU  Der  Vf.  giebt 
jederzeit  den  Punkt,  von  dem  er  ausgeht,  an  und  das  Ziel  des 
Weges ,  und  nennt  nun  die  auf  demselben  zur  Rechten  und 
Linken  gelegenen  bedeutenderen  Gebäude,  namentlich  Kir- 
chen, aber  eben  30  auch  antike  Bauwerke.    Diess  ist  indessea 
IßB  weitesten  Sinne  zu  verstehen,  nicht  nur  von  den  unmittel- 
bar an  dem  Wege,  sondern  oft  in  ansehnlicher  {Entfernung  da- 
von gelegenen  Gebäuden,  sp  da^s  sich  9.  B.  auf  den»  Wege 
von  Porta  Br  Petri  nach  Portii  Salaria  die  Kirchen  S.  Apol« 
liiiare  und  S.  Eu^tachip,  S,    Lorenzo  in   Luciun 
und  die  Rotnnda  (Pantheon),  anderwärts  d^s  Pantheon 
und  d^^  Theatruin  Pompeii,  die  Cotumnä  Traiani 
und  der  Umbiiicuß  Ilomße  (Miliarium  anreum)  entgegen** 
stehen»    Den  Beschluss  macht  eine  genaue  Beschreibung  der 
Stadtmauer  mit  ihren  Thoren  unter  summarischer  Angabe  aller 
Pfortchen,  Thürme,  Brustwebren,  Scbiessscharten  n.  s«  w.  — 
Das  Alter  dieser  Notizeiisammlungen  lässt  sich  in  so  weit  be-« 
stimmen ,  als  sie  offenbar  vor  Anlage  der  Ciltji  Leonina ,  also 
vor  der  Mitte  des  neuiiteu  Jahrhunderts  gemacht  sind;  in  einer 
Zeit ,  wo  Roms  Herrlichkeit  no^h  kpinesweges  verschwunden 
war.  —    Beide  Schriften  sind  zuerst  von  Mabillon,  f^eA 
j^naL  p,  359  f.  herausgegeben^     Er  hat  indessen  die  Einrieb«' 
tnng  der  zweiten  Schrift  gani;  unb^chtet  gelassen.   Sie  ist  der 
Art,  dass  in  dem  aufgeschlagenen  Buche,  auf  der  Seite  zur 
IJnken  die  links,  auf  der  zur  Rechten  die  recht«  vom  Wege 


73    

gekfCBeB  Punkte  tngegeben  siui  \  mir  dass  der  Abschreiber 
MweUeii  sieh  darin  versetien  und  die  richtige  SteUnng  ver* 
wechselt  bat.  MabiUon  nun  hat  die  Seiten  hinter  einander  ab- 
drucken lassen»  wovon  eine  grenzenlose  Verwirrnng  die  noth» 
wendige  Folge  war.  Den  Irrthmn  hatte  schon  Bianchinii 
Anastas.  t.  II.  bemerkt;  richtig  erkannt  ist  die  Anordnung 
von  Gust.  Haenel  und  durch  ihn  die  Handschrift  diploma« 
tisch  genau  in  dem  Arckioe  f*  PhiL  ti.  Paiag.  Bd.  Y.  H.  1. 
S.  115  ff«  abgedruckt  worden,  wo  sich  auch  die  sorgfältigste 
Nachricht  über  die  Beschaffenheit  der  Handschrift  findet  ^^y 
Wie  ungemein  schätzbar  aber  diese  Notizen  sind,  wird  sich 
bei  der  Erörterung  der  einzelnen  Stellen  yieirältig  erweisen«  — 
Dasselbe  gilt  von  der  durch  Osann,  Sylloge  Inscr.  p.  502  ff. 
bekannt  gemachten  ähnlichen,  freilich  viel  späteren  Sammlungi 
welche  ein  Manuscript  der  Riccardiana  zu  Florenz  enthält* 
Dass  sie  aus  der  Sammlung  deslucnndus  geflossen  sein  kön- 
ne,  lässt  sich  zwar  nicht  geradehin  verneinen ;  aber  eben  so 
möglieh  ist  es,  dass  sie  von  dem  Liber  epigrammatum 
abstammt,  welches  der  Florentiner  Poggio  veranstaltet  hat-' 
te  ').  Für  eine  der  wichtigsten  Fragen  über  die  Tempelrui- 
nen am  Cjivus  Capitolinus,  wo  der  Anonymus  Einsiedlensis 
noch  einen  Zweifel  lassen  könnte,  ist  sie  entscheidend. 

Anders  verhält  es  sich  mit  einigen  anderen  mittelalterli*' 
eben  Nachrichten  über  den  damaligen  Zustand  der  Stadt.  Un*- 
ter  ihnen  ist  das  Buch  de  mirabilibus  Romae  der  schb^ 
gendste  Beweis  von  der  grenzenlosen  Unwissenheit  und  Bar- 
barei jener  Zeit  (wie  es  scheint  des  XU.  Jahrhunderts).  Wenn 
es  nicht  geleugnet  werden  mag,  dass  in  dieser  Beschreibung 
Roms  mauclie  richtige  Angaben  enthalten  sein  können,  so 


100)  Dorch  die  Gate  des  Terdieostvollei  Heraiugeberf  ist  mit  die 
diplomatisch  genaae  Abschrirt  selbst  zar  Beoutzing  mitgetheilt  worden. 

1)  Poggio  in  der  gleich  anzuführenden  Schrift  lasst  selbst 
den  Antonius  #preeh<?n :  „|n  quo  Isado  (inqwt  Antonina)  enran  et  di^ 
ligentiam  tnam,  Poggi:  qni  ista  tum  pnbliconim  tum  privatornm  ope- 
rem  epigrammaU  intin  Urbem  et  foris  quoque  mnltis  in  loeis  eonqai- 
siu  atqne  in  parvum  voiumen  coaeU  literarnm  stndiosis  legeuda  tra- 
didiati.*'  Vielleicht  ist  diese  eben  der  Über  epigrammntum,  den 
Sigoniua  wiederholt  anfiibrt.  s.  Osaan  p.  W%, 


74    

ist  doch  kaum  abzosehcD,  welchen  Gebrauch  man  von  einer 
Schrill  machen  dürfe,  welche  die  tollsten  und  lächerlichsten 
Namen,  Erklärnngen  und  Nachrichten  in  Massen  häuft.  Man 
darf  höchstens  darauf  hin  zuweilen  eine  Vermuthung  äussern, 
nie  einen  Beweis  daher  entlehnen  wollen,  wenn  nicht  an- 
dere damit  übereinstimmende  gültigere  Nachrichten  vorhanden 
sind  ^^^),  Ans  diesem  durch  seinen  Unsinn  wahrhaft  merkwür- 
digen  Biichelchen  scheint  auch  grossentheib  9  aber  nicht  allein, 
der  kürzere,  angeblich  ron  M a  r  t i  Q  u  8  P o  { 0  n  u s  (f  1278?) her^ 
rührende  topographische  Abriss  entlehnt  zu  sein.  In  mehre-' 
ren  Handschriften  nämlich  (ob  je  gedruckt,  weiss  ich  nicht  zu 
sagen:  es  müsste  denn  in  der  Antwerpener  Ausgabe  von  1574 
sein;  wenigstens  fehlt  es  bei  Schilter)  gehet  der  Chronica Pon- 
tificum  et  Imperatoriun  eine  kurze  römische  Oeschichte  bis  auf 
die  Geburt  Christi  oder  Augustus  voraus.  Ob  dieselbe  wirk-* 
lieh  vonMartinusPolonus  verfa^stsei,  oder  wenigstens  ob  sie  zu 
dem  Chronicon  gehöre,  ist  mir  sehr  zweifelhaft.  In  hiesiger 
Universitätsbibliothek  befinden  sich  drei  Handschriften  des 
Chronicon,  und  zwei  derselben  enthalten  auch  jene  historische 
Einleitung.  Die  eine  ist  £nde  des  13,  oder  Anfang  des  14» 
Jhdts.  schön  anf  Pergament  in  4to.  geschrieben.  6ie  beginnt 
mit  einem  einze  Inen  Blatte,  das  an  eine  Lage  von  sieben  an» 
deren  Blättern  angeleimt  ist.  Dieses  Blatt  enthält  von  derseK 
ben  Hand  wie  das  Chronicon  selbst  den  gewöhnlichen  ,,Prolo* 
gus  Cronice.  Qnoniam  scire  lempora  summorum  pontifi* 
fum^^  etc.,  wovon  41  Zeilen  (die  regelmässige  Zahl)  die  erste 
ßeite  füllen,  9  auf  der  z^xiten  stehen,  mit  den  Worten  schlies» 
ßtni:  „et  alia  ex  decreto  et  passionibus  sanctomm.^^  Der 
u|)rige  Theil  der  Seite  war  ursprünglicb  unbeschrieben  geblie- 
ben, und  wahrscheinlich  ging  es  unmittelbar  dem  9,  Blatte  der 
Handschr.  voraus,  auf  der  das  Chronicon  beginnt s  ,,Incipit 
'  ^ronica  Romana.  Anno  XLU  Octaviano  augusto'^  etc.  Un-* 
mittelbar  an  jenen  Prologus  aber  ist  von  ähnlicher  aber  doch 
verschiedener  Hand  und  mit  blasserer  Tinte,  auch  weniger  re- 


10^)  Dat  mlfäHig  «od  ia  veraehiedeoeo  Spraoh««  i^ednickte  Bttcbel* 
^haa  findet  sich  aach  io  Moatfaaeea,  Di^Hum^  ItßUeum,  p.  983  f. 


75 


gcteiaisig,  die  gmanüte  Ustoiisohe  Einkittuig  angeschrieben, 
■it  den  Werten  begiimeDd:  ,,Primo  igitor  tfcendnm  est  de 
Ulf  regnis  aaioribiis**  elc.   Sie  föUt  die  folgenden  sieben  BlÜ- 
ler  ait  Ansnaime  der  leisten  Sdte,  anr  welche  von  viel  spH^ 
terer  swiefacher  Hand  ein  Revers  des  Kaiser  Sigisnrand  an 
Martin  V*  and  ein  Breye  Von  Calizt  III.  geschrieben  sind. 
An9  dieser  Beschaffenheit  der  sehr  vomöglichen  und  nahe  an 
Martinas  Zeit  selbst  hinanreichenden  Handschrift  (in  der  anch 
die  Geschichte  von  der  Johanna  fehlt)  schdnt  hervorzugehen, 
dass  jener  Abrfss  der  älteren  römischen  Geschichte  wenigstena 
nicht  zu  dem  Chrenicon  Pontificnm  gehört,  wenn  es  flberhanpl 
dem  Vf.  desselben  beizulegen  ist;  sondern  nor  hier  zur  Er* 
gänzung,  da  Martinns  erst  von  Augustus  beginnt,  eingeschaltet 
wurde,  wie  es  denn  anch  in  anderen  Handschriften  fehlt.   Vgl. 
Jl^accaria,  Dissertmziam  a  Storia  eecL  t.  II.  p.  301.     Dio 
jSchrift  ist  übrigens  eben  so  voll  der  seltsamsten  Angaben ,  wie 
die  BtirabiliaHomae;  indessen  werden  unsere  Hdschr.  in  einem 
die  Manem  betreffenden  Punkte  eine,  wenn  auch  nur  negattre, 
doph  nicht  unwichtige  Hülfe  leisten.     Ueberhaupt  aber  sind 
diese  und  andere  ähnliche  Schriften  in  so  fem  lehrreich,  ala 
man  daraus  die  aus  grober  Unwissenheit /stammenden  Benen- 
nungen einzeber  Stellen  und  Gebäude  im  Mittelalt^  würdtgdii 
lernt. —  Für  die  Bestimmung  der  Thore  ist  auch  nicht  ohnölnr 
leresse,  was  Wilhelm  von  Malmesbury  (XI.  Jhdt.)  iii 
dem  vierten  Buche  de  gestU  regtan  Anglorum  davon  berichtet. 
S«  Blanchini  z.  Anastas.  t.  H.  p.  CXLI  ff.  «^    Au^^er-: 
dem  ist  es  natiiriich,  dass  es  eine  Menge  in  Urkunden  und  an-; 
deren  Schriften  des  Mittelalters  enthaltene  Nachrichten  gebeii 
muss,  deren  Benutzung  nicht  jedermann  möglich  wird.    Durch 
ihre  Bekanntmachung  in  dem  längst  versprocheneu  Codex 
topographicns  werden  sich  die  Herausgeber  der  Besehe, 
d.  St.  Rom  unstreitig  das  grösste  Verdienst  erwerben. 

Wiphtiger  aber  als  alle  diese  Bulfsmittel  und  entscheiden4 
für  die  meisten,  wo  nicht  sämmtliche  Fragen  und  Zweifel,  würde 
der  vermuthlicbuiiterSeptimiusSeverus  entworfene  und  inMar-r 
^lortafeh  gegrabene  Plan  der  Stadt  sein,  wenn  die  Missgunst  des 
([Jeschickß   uns  davoq  mehr  als  klägliche  Fragmente  erbalten 


76 

hätte.  Sie  wurden  im  16.  Jahrbnnderte  unter  Pins  IV.  >••) 
als  Bekleidung  der  Wand  in  der  Kirche  SS.  Cosma  e  Damiano 
entdeckt  und  kamen  in  den  Besitz  der  Familie  Famese.  lieber 
100  Jahr  lagen  sie  dort  unbeachtet  und  vergessen,  und  wahr- 
scheinlich ging  davon  verioren.  Erst  1673  machte  Bei lori, 
wie  es  scheint,  mit  Benutzung  früherer  von  dem  Augenzeugen 
des  Fundes,  Fulvius  Orsini,  entnommener  Zeichnungen, 
das  Hauptsächlichste  davon  in  20  Tafeln  zusammengestellt  be- 
kannt -*).  Als  späterhin  die  Fragmente  mit  den  übrigen 
Schätzen  des  Hauses  Famese  an  Neapel  gekommen  waren,  er- 
hielt sie  Benedict  XiV.  von  dem  Könige  und  schenkte  sie  1742 
an  das  Museum.Capitolinnm.  Allein  mehrere  von  Bei- 
lori  bekannt  gemachte  Stucke  fehlten  schon  wieder ;  sie  wur- 
den nach  seinen  Zeichnungen  ergänzt  und  mit  Sternchen  be* 
zeichnet  ^).  Ausserdem  waren  noch  viele  kleine  Stücken 
vorhanden,  die  ebenfalls  willkuhrlich  in  6  Tafeln  zusammen- 
gesetzt wurden,  und  das  Ganze  bekleidet  jetzt  die  Wand  der 
Treppe  im  Museo  Capitolino.  Manche  dieser  Fragmente  sind 
nun  allerdings  für  die  Topographie  von  nicht  geringer  Wich* 
tigkeit,  indem  sie  entweder  mehrere  namentlich  bezeichnete 
Gebäude  in  ihrem  Zusammenhange  darstellen,  oder  doch  den 
Plan  einzelner  erkennen  hissen  $  die  meisten  aber  liegen  selbst 
mit  ihren  beigeschriebenen  Namen  als  unverständliche  Räthsd 
vor  uns  >  welche  die  Neugierde  reizen  ohne  die  Kenntniss  zu 


103)  In  EmtDfelnB^  gewisserer  .Nachriehten  |^be  ich  diess  naeh 
BuoseD,  Beschreib,  <f.  Stadt  Rom.  I.  Von*.  S.  XL.  Auders  spricht 
darüber  Melchior  ri,  Guide  de  Rome,  p.  565.  ,,Ce  trait  topoipraphi- 
qae  de  ia  ville  aocieDoe  ^tait  plac^  sarlepar^dv  tenple  de  Roanlus 
et  Renas  (nach  der  gewöhaiiehea  irrthümlicheo  Meiaons)  sar  ia  ▼oit 
«acree ,  maintenant  egiise  de  St.  Cosme  et  St.  Damieo  :  il  fot  troay^ 
an  XV  sieele.  Ces  fragmens  restereat  loai^ms  fix^s  sar  les  marailr 
les  pres  le  liea,  oo  on  les  avait  troav^s.  Paal  lU.  les  transporta  daos 
les  edifices  des  Famese  etc.*' 

4)  Fragmenta  veetigii  veterie  Romae  ex  lapidibua  FametianU 
ete.  Rom.  1673.  fol.  auch  in  Graevii  thes.  t.  IV.  Nea  heraasf^e- 
gehen  von  Amaduzzi  (alle  %^  Tafeln).  Rom.  1764.  fol.  Ausserdem 
Sndet  sich  das  Bedeutendste  in  Piranesi,  ArUUhitd  di  R»  t.  I. 
and  auf  Ganina's  grossem  Stadtplane. 

5)  Ob  B  e  1 1  o  r  i  die  sämmtlichen  Fragmente  noch  rorfand ,  oder 
ob  er  nnr  das  Vorhandene  durch  Orsini*a  Zeiehnoasen  ergänzte, 
lässt  sich  wohl  nicht  zur  Gewissheit  bringen.  Vgl.  Bansen,  Buehr, 
d.  Si.  R,  III.  B.  S.  33. 


77    

ttHern,  nsd  der  tdpognphisehe  ZnMdmetthang  der  einselne« 
SCneke  ist  niil  weniges  Aasnahmen  gar  nicbt  mehr  nachzu- 
weisen. 

Ans  der  grossen  Zahl  der  für  Topographie  wiehtJgen  In- 
schriften verdienen  zwei  besonders  hervorgehoben  zu  werden. 
Erstlich  das  Monumentum  Aneyrannm,  die  bekannte 
ta  Ancyra  aufgefundene  Copie  der  von  Aagustus  in  Rouh  auf- 
gestellten Erztafeln,  worauf  nebst  allem  Uebrigen,  was  er  für 
Rom  gethan,  auch  sämmtliche  von  ihm  aufgeführte,  beendigte 
oder  wiederhergestellte  Crebäude  verzeichnet  sind.  Die  zweite 
Inschrift  ist  die  der  sogen.  Basis  Capitolina,  worauf  die 
Namen  der  Vici  aus  fünf  Regionen  verzeichnet  sind,  deren  Cu- 
ratores  und  Vicomagistri  dem  Tiberius  ein  Denkmal  setzen 
Uessen.  Es  schien  zweckmässig  sie  zugleich  mit  dem  Regio- 
Benverzeichnisse  der  Notitia  abdrucken  zu  lassen^ 

Die  neuere  Literatur,  welche  sich  ziemlich  nahe  an  jene 
»ittelalteriichen  Nachrichten  anscbliesst,  gehört  zu  den  um- 
fimgreichsten,  und  enthält  gleichwohl  kein  Werk,  weiches  for 
die  jetzige  Zeit  auch  billigen  Ansprüchen  geniigen  könnte.  Die 
älteren  Topographen,  welche  zum  Theile  nicht  ohne  Fieiss  ein 
ziemlich  bedeutendes  Material  aus  den  alten  Schriltstellem  zu- 
sammengetragen haben,  sind  noch  viel  zu  befangen  in  den 
thörigen  Traditionen  der  vorhergegangenen  Zeit,  und  über- 
haupt ist  Kritik  und  sorgfältige  Interpretation  ihrer  Zeit  viel 
zu  firemd,  als  dass  sie  zur  richtigen  Ansicht  und  Klarheit  hät^ 
ten  konuDen  können,  so  sehr  sie  auch  durch  die  Anschauung 
der  damals  noch  viel  bedeutenderen  Reste  des  alten  Roms  ge- 
gen unsere  Zeit  im  Vortheile  waren.  Die  aber ,  welche  vom 
17.  Jhdte  an  mit  Eifer  eine  voUständigere  Bearbeitung  der  rö- 
mischen Topographie  unternahmen,  schlugen  den  verkehrte- 
sten aller  Wege  ein ,  indem  sie  die  unächten  Regionare  zar 
Grundlage  ihrer  Behandlung  machten,  wodurch  die  Verwir- 
rung nur  noch  grösser  und  unheilvoller  werden  musste.  Die 
neueste  deutsche  Forschung  aber,  die  zu  den  grössten  Erwar- 
tnngen  berechtigte,  hat  sich  der  Muhe  tiberhoben,  den  reichen 
Stof ,  den  die  alte  Literatur  bietet ,  zu  sammeln ,  der  gleich- 
wohl die  einzig  sichere  Grundlage  bietet  und  in  den  meisten 


7$ 

FälleR  ztt  viel  sieberera  ResulUten  fiiiiii,  ab  nadentUclM 
Mauerresle  «nd  ans  den  Zeiten  d^  tiersten  Barbtrei  stam* 
mende  Nameu.  —  Eine  sehr  verdienstliche  Uebersidit  der 
Leistungen  auf  diesem  Gebiete^  von  den  ältesten  Versuchen 
an,  enthält  die  Vorrede  %nm  l*  Theile  der  Beschr.  d.  St.  Romi 
Eine  kurze  Würdigung  der  bedeutenderen  habe  ich  in  der 
Schrift:  De  Bomae  veieris  murü  atque  partum  Lips.  1842« 
gegeben*  Hier  mögen  daher  nur  die  Schriften  selbst  namoni* 
lieh  aufgeführt  werden« 

Poggius  Florentinus,  (Poggio.  c.  1440.)  dsfortu^ 
nae  narietate  urbu  Romae  $i  de  rtUMü  enudom  desoriptda.  In 
der  Sammlung  seiner  Schriften. 

Blondus  FUvitts(0iondo.  f  1463),  Roma  instaurata* 
Bas.  1513.  fol« 

Andreae  Fulvti  Sjibini  Anüquarii  d§  Vrhü  mitiqmäa^ 
Uhis  libri  V.  Rom.  1327.  Bresc.  1545.  8. 

Bartbolomaeus  Marliapus,  UrU*  Romg^  topogrm* 
pkia*  Rom.  1534.  fol.  Um  vieles  verbessert:  Rom.  1544. 
Pagegen  ist  die  Ausgabe  von  1588  ein  Abdruck  der  ersten. 
Auchin  Graevii  thes.  t.  III. 

Georgii  Fabricii  Rttma,  Bas.  (1550.)  8.  Graev. 
thes»  t.  III, 

Laoio  Panno,  del/e  antichitä  della  eiitä  di  Roma. 
Ven.  1548.  8. 

Onuphrii  Panvinii  Comfnemiar,  ReipukL  ibam.  11. 
OL  lib,  I.  ^niifuße  urbh  tm^go.  Ven.  1558.  8.  in  Graev. 
thes*  t.  III. 

Janus  Jac.  Boissard,  Topographia  Bomaiui0  urhü^ 
Francof.  1597.  fol. 

Gttid.  Panciroli,  de  XIF  regionibuf  uriü  Romoo. 
(Ein  Commentar  zu  dem  Regionenverzeielmisse  derNotiiia*) 
aneh  in  Graev.  thes.  1. 10, 

Alex«  Donatns,  Romß  ttetm  oo  roeens»  Rom,  16%, 
4.  Graev.  1.  1. 

Famiano  Nardini,  Somü  onticop  Rom.  1660.  4. 
Vierte  Aasgabe  von  Anto»,  If  ibby.  Bfim.  1818.  4  Bde.  &• 
Graev.  t.  IV. 


7» 

Olaas  Borrichias,  de  mUiqua  Uriü  R^mae  faeied 
Hafn.  1687.  Graev.  t.  IV. 

Ridolfino  Venuti,  Aamrata  e  suceüftä  deeeri^hne 
Utpegrmßea  delle  onHehitä  dt  Roma*  Rom.  1768'.  2  Bde.  4. 
Vittte  Aasgabe  von  Stefano  Piaie.  Rom.  1824.  2  Bde.  4. 

A  n d r.  L  u mi s de  n,  Remarks  oit  tke  antifwties  ofRome 
tmd  iti  environs,  Lond.  1797.  4. 

Gins.  Ant.  Gnattani,  Roma  descriUm  ed  iihistrata. 
Rom.  1806.  2  Bde.  4. 

Antonio  Nibbfy  delForo  BammnOj  della  Via  sacrm 
etc.  Rom.  1819.  8.  Le  mura  di  R^ma^  disiignate  du  S$r  fFili. 
Gell,  illustr.  du  A.  ISMy.  Rom.  1820. 

C.  Fea,  Nuwa  deseriMione  di  Roma  antiea  e  tnodema. 
puhbL  da  Ang.  BoneUL  Rom.  1820.  3  Bde.  8.  Von  demsel- 
ben: MtMcelUmea  ßhlogiea,  critica  ed  anHquaria»^  Rom.. 
1790.  l.  !•-. 

£d.  Burton,  Deser^  ofthe  Amtiquiiiek  ete.  ofRome. 
Oxf.  1821.  Lond.  1828.  2  VoU.  8.  Uober$.  v.  Sickler. 
Weiffl.  1823.  8. 

Saehs«,  Gosck.  n.  Bosekr,  d.  Stadt  Rom,  Hanov.  1824* 
2  Bde.  8. 

Platner,  Bunsen,  Gerbard  u.  A«,  Bowkreib.  d. 
Stadt  Rom,  Stattg.  1830.  bis  jetzt  3  Bde  in  5  Abtheilnngen. 

Etudeo  statütiques  sur  Rome  p,  le  comte  deTour- 
non.  Par.  1831.  2  Bde.  8.  mit  Atlas«  Der  Vf.  war  r«>miscber 
Präfekt  von  1810  bis  1814.  Das  Werk  betrifft  in  der  Haupt« 
Sache  nur  das  neue  Rom,  ist  aber  von  Interesse  für  die  Topo- 
graphie der  alten  Stadt  besonders  wegen  der  vergleichenden 
Ansichten  vor  und  nach  der  durch  die  Franzosen  veranstalte« 
ten  Ansgrabungen.  Der  grosse  Plan  der  Stadt  dient  vielÜMh 
zur  Ergänzung  des  Deutschen. 

Lud.  Canlna,  Indieaziome  topogr.  di  Roma  antiea. 
Rom.  1831.  3te  Ausg.  1841.  mit  grossem  Plane  des  alten  Rom 
und  vielen  Ansichten  restaurirter  Gebäude.  Von  demselben  i 
Delforo  Romano  e  sue  adjacenxe.  Rom.  1834. 

Ausserdem  sind  theils  viele  topographische  Untersuchun- 
gen in  andere  Werke,  wie  von  Gaetano  Marini,  Fea 


80    

ti*  s.  w.  Yerwebt,  theils  giebi  es  eine  grosse  Zahl  eiacelne 
Punkte  betreffender  Scbriften,  die  am  gehörigen  Orte  werden 
genannt  werden.     ^ 

Noch  sind  zu  erwähnen  mehrere  Kupferwerke,  von  denen 
namedtlich  die  älteren,  in  wie  fern  sie  damals  noch  erhaltene, 
jetzt  Verschwundene  Ruinen  darstellen  ^  von  nicht  geringer 
Wichtigkeit  sind.  Der  erste  Platz  gebührt  unstreitig  dem 
grossen  1551  von  Leonardo  Bufalini  in  24  Uolztafeln 
herausgegebenen  Plane  der  Stadt,  wie  sie  damals  war.  Leider 
ist  davon  nur  ein  unvollständiges  Exemplar  auf  der  Bibliotheca 
Barberina  in  Rom  noch  vorhanden  und  dieses  jetzt,  wie  die  ganz« 
Bibliothek,  dem  Fremden  völlig  unzugänglich.    Ferner 

DuPerac,  IvestigideiC  antichitä  di  Roma  etc.  Rom. 
1674.  quer  fol.  Wie  anders  sahen  damals  noch  die  IVümmer 
aus ;  wie  Vieles  jetzt  ganz  verschwundene  stand  noch,  z.  B. 
das  Forum  Nervae ,  das  Septizonium ,  die  Trophäen  des  Ma-> 
rius«  Das  Werk  ist  ziemlich  selten ;  sämmtliche  das  alte  Rom 
betreffende  Tafeln  (39)  aber  sind  stark  retouchirt  wieder  abge>- 
dnickt  worden  mit  dem  Bilde  Jacob  Schletzers  auf  Taf.  2.  statt 
des  ursprünglichen  (nur  veränderten)  von  Giomb.  Rossi.  In 
dieselbe  Zeit  gehört 

Desgodetz  (von  Colbert  nach  Rom  gesandt),  Le*  idi- 
ficcM  aniiques  de  Rome  mesures  et  dessines.  Par.  1682.  fol. 

Mich.  d*Overbeke,  Les  Restes  de  Fanciesme  Rome* 
A  la  Haye.  1763.  2  Bde.  gr.  fol.  Eines  der  grossartigsten 
Werke. 

Giamb.  Piranesi,  Antichitä  Romane.  Rom.  1784. 
4  Bde.  fol.  hat  in  seiner  bekannten  geistreichen  Manier  die 
wichtigsten  Ruinen  herausgegeben.  Leider  ist  er  nicht  ganz 
zuverlässig  und  der  Text  ist  ganz  unbrauchbar.  In  ähnlicher 
vortrefflicher  Weise  ist  das  neueste  grosse  Werk : 

L  Ulf  iRossini,  ^nUcAtldüomffM.  Rom.  1822. 23.gr.  fol. 


Topogrraphle  der  Stadt. 


Lage,  Weichbild  und  Klima. 

Die  Stelle,  auf  wek-her  sich,  von  kleiiien  AnfiLngen  an«- 
gehend»  die  nachmalige  Weltbehemcherin  Roma  erhob,  liegt 
an  der  nordwestlichen  Grenze  des  alten  Latinm,  hart  an  dem< 
linken  Ufer  des  Flosses,  der  in  der  vorrdmischeii  Zeit  Albnla. 
geheissen  haben  soll  ^®^),  nachher  Tiberis  oderTybris  ge- 


106)  Plia.  N.  H.  Ilf,  5,  9.  Tiberis,  antea  Tybrü  appeilatu»  ei 
prius  Aibula.  Ueber  die  Abstammuiif;  dei  Nameaf  f^ab  e^  eioe  dop- 
pelte Tradition ,  eine  etraskische  und  eine  römische  oder  latinische. 
Varro  L.  L.  V,  5.  p.  45  Sp.  Seä  de  Tiberii  ntfmine  aneeps  hitto^ 
ria.  nam  suum  Etruria  et  Latium  suum  esse  eredii,  quod  Jüerunt 
qui  ab  Thebri  vicino  regulo  yeientum  dixentnt  appellatum  Thebrim: 
sunt  qui  Tiberim  priseum  nemen  LßHnutn  Aibuiam  vpeitatum  liteHi 
iradiderunt;  posterius  proptnr  Tiberinum  regem  Latinorum  muta^ 
tum,  quod  ibi  interierit;  nam  hoc  eiusy  ut  tradunt,  sepulerum.  Der 
römischeo  Ableitouf^  folgen:  Liv.  I,  3.  ut  Etruseis Latinisque  fluvius 
Atbula,  quem  nunc  Tiberim  voeant,  Jinis  esset,  and  nachher:  Tibe^ 
rinus,  qui  in  traisetu  Albutae  amnis  submersHs  eetebre  ad  posteros 
nomen  flumini  dedit,  Dioays.  I,  71.  {Ttfie^tvoc)  nafftveffieU  9i  wrb 
voo  ^vfiarog  imoyvfMuv  iavnif  nutriXsnt  vor  norafior,  "jiXßovlap  «<•• 
lovfuvor  fr^re^op.  Eben  a«  Paul.  Di ae.  p.  4.  Aibula,  Ovid.  Me* 
tarn.  XIV,  614.  Fast.  II,  389.  Der  etmskischen  scheint  za  folgea 
Virg.  Aea.  Vlfl,  330.  wo  Evander  spricht: 

asperque  immani  corpore  Tybrisy 

A  quo  post  Itali  flueium  cognomine  Tybrim 
Diximut:  amisit  verum  vetus  Aibula  nomen» 
wenigstens  k.ann  er  nicht  an  einen  albanisehen  König  gedacht  haben, 
wie  aveh  Serrins  gegen  Livios  bemerkt.  Derselbe  sagt:  HicTuseo* 
rum  rex  fuit,  qui  iuxta  kune  ßuvium  nugnans  oeeidit  st  ei  nomen 
ivsposuit,  Absard  ist  die  Ton  ihm  ebenfalls  liier  and  la  111,  ftOO.  an- 
geführte Ableitung  von  vßQ$s,  wenn  man  auch  vielleicht  veranlasst 
werden  kann,  den  Ursprang  des  Namens  auf  die  Sieoler  sarüekzufdh- 
fea,  was  auch  Virgil  nicht  widersprechen  würde.  Die  Herteitang  von 
Tiberinus  ist  allerdings  der  Form  nach  fast  anglanblich ;  gleichwohl 
ist  sie  die  in   Rom,   selbst  in    den  heiligen  Büchern   angenommene. 

6 


82    

Bannt  wurde,  etwa  15  Miglien  von  seinem  Ausflusse  ins  Meer» 
Der  Umfang  der  späteren  Stadt  schliesst  eine  Gruppe  von  sie- 
ben, oder  in  weitester  Ausdehnung  acht  Hügeln  ein,  denen 
auf  dem  jenseitigen  Ufer  zwei  andere  Höhen  entsprechen.  Die 
nächsten  Umgebungen  sowohl  als  das  eigentliche  Stadtgebiet 
werden,  namentlich  was  die  Niederungen  anlangt,  schon  im 
Alterthume  als  eine  ungesunde  Gegend  bezeichnet.  Cic.  de 
rep.  n,  6.  LocumquB  dehgii  et  /ontibus  ätuntbmtem  et  in 
regione  pestäetiti  tahibrem :  coiles  enim  sunt,  qm  cum  per- 
flantuT  iprij  tum  qfferunt  val/ibus  umbram.  Daher  die  Klage 
derer,  welche  gern  sich  nach  Capna  gewendet  hätten,  bei  L  i  t. 
Vn,  38.  se  —  in  pestilenti  atque  arido  circa  urbem  solo  lu- 
ckari.  Aber  mcht  bot  die  Niederungen,  sondern  aoeh  die  Hö- 
ben selbst  haben  und  hatten  zum  Tbeile  ungesunde  Luft,  waa 
der  Incus  M ephitis,  vielleicht  auch  der  Altar  der  Mala 
Fortuna  auf  dem  Esquilin,  die  ara  Orbonaennd  die  arae 
Fe  bris  sattsam  beweisen,  deren  eine  selbst  auf  dem  Paialin 
Ijig  107^,  Gegen  diese  Zeugen  mögen  daher  die  Worte,  welche 
Li  vi  US  y,  54,  den  Camillus  sprechen  lässt:  Non  sme  cmum 
du  hominetque  kunc  Vrbi  condendae  loeum  eiegeruntj  salu-^ 
berrimas  eoüo$ ,  ßumen  opportunum ,  quo  ex  mediterraneU 
hcit  Jruges  devehantuTj  quo  maritimi  commeatus  accfpian- 
tut;  mute  vievuim  ad  commoditatee  nee  expoeitum  niwna 
propinquitate  ad  pericula  classium  extemarum;  regionum 


Serv.  I.  VIII,  330.  mam  •t  m  Poniifieibus  inäigiiaH  ioiet.-—  Weaa 
«brigeBS  bei  Dichtera  sicli  häufig  der  Name  TibeHHus  lladet,  Vir«. 
AeD.  VII,  30.  Ovid.  Fast.  IV,  W.  7n.  VI,  105.  Prop.  IV,»,  7-, 
•0  ist  ea  woU  der  Nane  dea  FloaasoCtea ,  der  Tdr  den  Flvaa  aelbai 
atebt. 

107)  Varre  L.  L.  V,  5.  p.  54.  Deaot  deo  iueus  BttJOU  aaf  den 
Eaqvilia,  Fest«a  p.  351.  eiae  aeäi»  M^tü  ebeadaselbst.  Jeae  Al- 
täre werdea  aasefabrt  vea  Gie.  de  aaC  deer.  Hl,  %&,  Febris  enim 
fanum  in  Pataüo  9t  Orbimae  md  anlem  Larum^  9t  oram  Mala9  For- 
tunen EfuiHü  99m999ratam  tridnmuM,  oad  de  leg.  II,  11.  Arafue 
V9tU9  stat  in  Palatio  F9brü,  9t  aliertt  Etquiiiü  Mmla9  Fortunma. 
P 1  i  B.  II,  7,  5.  Id9oqu9  9timm  publie9  F9bri»  fanttm  in  Paimtio  dh 
eatum  9st,  Orbomu  od  a9d9m,  Lamm  9t  ara  Malae  Fortuna9  Etqui* 
tOsi  Aber  Altäre  der  Fieber^öttia  werdea  aacb  anf  dem  BfqotKo  und 
den  Qairiaal  seoaaat  Valer.  Max.  II,  5,  1.  F9br9m  —  tBrnpHs  9o* 
Ubant,  quorum  adhut  untim  in  Paimti»^  aiterua^  in  arem  Mariano* 
mm  monumnntütum  (Esqailia),  tertium  in  snatma  Pert9  Fiei  hntti 
(Qairiaal)  smstat. 


83    

limHae  medtmn ,  ad  mcrementum  ftrbü  nätum  Ufdee  loeum. 
keim  grosses  Gewicht  haben.  So  musste  freilieh  das  UrtheH 
in  seiner  Zeit  aoslUIen. 

JedenfiiUs  ist  vielmehr  Strabo's  Urthefl  sehr  richtig, 
dass  der  Ort  nicht  gewKhlt  wurde,  weil  er  besonders  geeignet 
schien,  sondern  weil  sich  eben  kein  anderer  darf>ot.  V,  3,  2« 
p.  229.  an€X&&p%as  olmid%  {^Pm/AvXov  iut\*PA/MiO¥)  miaa$ 
^¥  'PmfJi>fj¥  ir  tonoic  oü  ngoß  aTgiüir  fiäXkop  9  ngic 
äraymjy  IntttiiBiöiQ.  o^e  ydg  iffv/trop  t6  Siafpf>e,  ov%b 
Xfig^y  oluelar  l%0¥  inifp  nifil  oarj  n6Xei  nQOöipofoc.  vgl. 
§.  7.  p.  234.  In  der  That  haben  die  Hagel  Roms  keine  beden* 
tende  H5he :  sie  schwankt  zwischen  150  und  170  Fuss  nnd 
nur  der  Pincius  erhebt  sich  anf  etwa  200  Fnss ,  so  wie  der 
Wall  des  Servias  IVdlios  in  Villa  Negroni,  wo  der  höchste 
Punkt  des  jetzigen  Rom  an  der  Stelle,  Wo  die  Statae  der  Dea 
Roma  ist,  236  Fuss  fiber  dem  MeeresspiegeP^).  Und  doch 
ist  die  jetzige  Hohe  keinesweges  überall  die  der  alten  Hügel, 
indem  der  Boden  fiist  allenthalbeia  bedeutend  erhöhet  ist;  ja 
schon  in  Nervals  Zeit  erkennt  es  Frontinus  an,  dass  die 
Hügel  nicht  mehr  ihre  ursprüngliche  Höhe  hätten,  deaquaed. 
18.  nam  nunc  eolles  qui  suntj  prapter  frequenüäm  incendio^ 
rum  excreverunt  rudere» 

Das  zu  der  Stadt  gehörige,  ihr  Weichbild  ausmachende 
Land,  der  ursprüngliche  ager  Romanus,  war  allerdings, 
wie  Strabo  sagt,  sehr  beschränkt.  Als  der  Sage  nach  durch 
Numa  die  Crrenzbestimmung  erfolgte,  war  unstreitig  durch 
gluckliche  Fehden  mit  den  benachbarten  Städten  schon  ein 
grösseres  Gebiet   gewonnen  worden*),   und  dennoch   lagen 


los)  Bestimmani^eo  der  Höh«  verscbiedeoer  Pookte,  aber  nach 
sehr  verschiedeneo  und  sehr  anter  einander  abweichenden  Messungen 
s.  bei  Bonsen,  Beschreib,  d.  Stadt  Rom,  Th.  I.  S.  34  IT.  Die  ^e- 
naaeaten  Measangen  von  George  Shackbarj^h  in  den  Phitosophi- 
eal  Transactions.  1777.  Vol.  67.  P.  2.  p.  594.  auch  bei  La mi «den, 
Remarks  on  the  antiquities  <^f  Rome.  p.  137« 

9}  Man  wosste,  dass  der  Gründer  der  Stadt  kein  Weichbild  ab- 
^steckt  hatte  and  dass  die  termini  erst  durch  Numa  aarj^erichtet 
seien.  Plotarch.  Num.  16.  Joiui  8k  nal  olats  avToc  OQlaai  rtjy  x^' 
Qav  oßaoiXsvSf  'PomvXov  fiii  ßovkt^d'ivTOQ  iiofiohtyiioaa^ai  tm  fUr^tf 
Tov  otjielov  r^v  iupai^featv  rov  oXIotqIov  '  Seauov  va^  slvai  t^9  SwafitotC 
T^  o^Wf  av  ipvlamireu,  fi^  tfvinvxoiurov  ok  ttj^  äifixiae  ileyxov.    Oo 

6* 


84    

diese  Grenzen  der  Stadt  sehr  nahe.  In  Westen  machte  der 
Fluss  selbst  die  Grenze  f  in  Nordost  und  Osten  lagen  ganz 
nahe  mit  ihrem  Gebiete  die  Städte  CoIIatia,  Antemnae,  Fidenae, 
Labicum  und  andere  ^^^).  Daher  erstreckte  sich  denn  das  rö- 
mische Gebiet  nicht  über  den  fünften  oder  sechsten  Meilenstein 
binans,  wie  aus  der  Angabe  einiger  Stellen,  an  denen  die  Amb- 
arvalien  gefeiert  wurden,  hervorgeht  '^).  Am  weitesten 
reichte  das  städtische  Weichbild  südwestlich  nach  der  Meeres- 
küste hin.  Fest.  p.  213.  Peciuscum  Palati  dicta  est  ea  regio 
Vrbis^  quam  Romuliis  obversam  posuit  ea  parte j  in  gua  plm^i" 
mum  erat  agri  Romani  ad  mare  versus  ^  aim  Etruscorum 
agrum  a  Romano  Tiberis  discluderet,  caeterae  vidnae  cioi- 
taies  volles  aä'fuos  haberent  oppositos.  Dieses  kleine  Gebiet 
ist  der  eigentliche  alte  ager  Romanus,  den  Trebatius  ager 
antiquus  nennt '^).  Von  ihm  zu  unterscheiden,  aber  eben- 
falls als  ager  Romanus  zu  betrachten,  sind  die  durch  spätere 
Eroberungen  weithin  über  Italien  sich  erstreckenden  Staats- 
güter. Daher  konnte  im  zweiten  punischen  Kriege  bei  dem 
Streite  zwischen  M.  Valerius  Laevinus  und  dem  Senate  we- 
gen Ernennung  eines  Dictators  behauptet  werden,  dass  der 
ager  Romanus  seine  Grenzen  innerhalb  Italiens  habe.   Liv. 


nQOQtxtnaazo  *Pwfivkog.    Aeniilich  Quaest.  Rom.  15. 


11)  Bio  solcher  Ort  ist  z.  B.  Festi  KWischen  dem  fHofteo  und 
secbsteo  MeileDSteine.  Strabo  a.  a.  0-  Mtra^v  yovv  rov  nifiitrov 
%al  rov  txvov  Xi&ov  rwv  r«  uiXia  Biaarjfian'ovTOtv  rf  c  'Ptufit^g  Mtifi- 
«■««  rosros  0^QTO* '  rovror  a  ooiov  anotpaivovai  r^g  tors  'Patfuiüur 
yijg.  Ol  ^  it(fOfiyr^fioveg  ^vaiav  tnntkovaiv  ivrav^ä  re  xtü  iv  aXXoig 
Tonoig  nXtloatv,  tag  oQioig,  av^fi^^ov,  ijy  «aXovoiV  *jifißa^viav.  Bbeo 
darauf  bezieht  sich  die  Feier  der  Termiaalien  am  sechsten  Meiien- 
steioe  der  Via  Laoreotina.  Ovid.  Fast.  11,  677. 

Est  via,  quae  popuium  Laurents  ducit  in  agrot, 

Quondam  Dardanio  regna  petita  duei. 
lila  lanigeri  pticoris  tibi,  Yermine,  Jibrit 

Sacra  videtjieri  sextus  ab  urbe  iapis, 

12)  Servius  z.  Virg.  Aen.  XI,  316.  {Est  antiquus  ager  tie.) 
Sane  antiquus  potest  et  nobilis  aecipi  vel  seeundum  Trebatium ,  qui 
de  religionibus  tibro  septimo  ait:  „Lud  qui  sunt  in  agris,  qui  con- 
eilio  capti  sunt,  hos  tucos  eadem  caerimonia  moreque  eonquiri  ha^ 
berique  oportet,  ut  eaeteros  iueos,  qui  in  antiquo  agro  sunt.^'  Ann 
Üquum  agrum  Romanum  eogit  inteUigi. 


85    

XXVn,  5.  IBa  ditcepiaito  tenebät,  quod  contul  m  SiciUa  se 
M.  Falerium  Messalam ,  gut  tum  elassi  praeesset,  dictatarem 
dicturum  e^se  aiebat:  Patres  extra  Romanwm  agrum  (eum 
autem  in  Italia  terminart)  negabant  dictatorem  dici  posee. 
Wie  diess  za  verstehen  sei,  erhellt  am  deutlichsten  aus  der 
Botschaft,  welche  der  Senat  an  den  schwer  verwundet  zu  Ca- 
pua  liegenden  Consul  T.  Quinctins  Crispinns  sendet.  Liv. 
XXVII,  29.  tit^  $i  ad  comiHa  ipte  Romam  venire  non  posset^ 
dictatorem  in  agro  Romano  diceret  comitiorum  causa.  In  sol- 
chem Falle  wnrde  anch  geradehin'  ein  Theil  des  ager  captnms 
fSr  ager  Romanus  erklärt.  Serv.  z.  Aen.  II,  178.  Dagegen 
ifltXLIV,  18.  Bisineantu  annieius  laptdatum  esse  nuncia- 
tum  est;  in  Rotnano  agro,  simutm  f^eientibus,  der  ager  JBo- 
manus  im  engeren  Sinne  zu  verstehen,  man  möge  übrigens 
interpnngiren  wie  man  wolle.  Vgl.  Y  arro  L.  L.  V,  4.  p.  34. 
9.  p.  61. 

Was  das  romische  Klima  hinsichtlich  der  Temperatur  an- 
langt, so  scheint  es  in  alter  Zeit  strenger  als  jetzt  gewesen  zu 
sein.  Hat  anch  vor  wenigen  Jahren  Rom  das  neue  und  unge- 
wohnte Schauspiel  von  Schlittschuhläufern  gehabt,  so  scheinen 
sich  doch  so  ausserordentliche  Beispiele  strenger  Winter,  wie 
sie  aus  dem  Alterthume  berichtet  werden,  in  neuerer  Zeit  nicht 
wiederholt  zu  haben.  Von  einem  solchen  unerhört  harten  Win- 
ter erzählt  Dionys.  fgmta  lib.  XII,  8.  '£V  'Poi/ffj  x^'i^^^^^ 
ysvofiirov  ßiaiov,  ir&a  17  iXayiotfj  yiiiv  xwtivitfjsv^  ovn 
iXdvTiav  fjp  inTcl  nodäv  to  ßci&os»  £r  giebt  an,  dass  Men- 
schen dadurch  umgekommen,  Schaafe  und  anderes  Vieh  erfro- 
ren sei.  Viele  Hänser  seien  gänzlich  verschneiet  worden;  an- 
dere beim  Wegtbauen  des  Schnees  eingestürzt.  Wahrschein- 
lich spricht  er  von  dem  Winter  des  Jahrs  353  d.  St.,  von  dem 
Li  vi  US  Y,  13.  berichtet;  Insignis  annus  hieme  gelida  ac 
nvoosa  ßät^  adeo  ut  viae  clausae,  Tiberis  innaoigabiiis  fiie* 
rit.  Wenn  er  aber  hinzusetzt:  %ovto  %6  nd&oe  oirse  tiqo- 
^€Qov  nore  ye^OfAB^ov  iv  lazoglac  yfaipy  nsgl  vavra  %a 
ymgia  nageik'^fpa/iep ,  ov&*  vartgor  i'iae  vov  «ad**  ^f^aQ 
yjQovov,  ^/turgm  yi  nvi  fiogsio^sga  %ov  /hüov  uarä  xov 
vnlg  ^Ad^viv    ygatpofisvov   8i  'EXX^onovzov   nagdklfj- 


86    

Im,  11»),  xvn  9k  numtov  imi  nUmv  iUßii  f^  «lm»vl€V  vod" 
9tmg  ^  Tov  negtdxovToe  mjvit  njv  y^r  fVütf.,  so  widerw 
»pricht  dem  /Uvoif  Augustin,  de  civ.  dei.  III,  17.,  der 
ans  dem  Jahre  483.  C.  Geiiucio,  Cn.  Cornelio  Coss.  voa  ei- 
nem nicht  minder  strengen  Winter  berichtet,  wo  das  Foma 
vierzig  Tage  mit  hohem  Schnee  bedeckt  blieb.    So  ausserotw 
dentKche  Beispiele  werden  freilich  spSterhio  nicht  mehr  er- 
wähnt? indessen  sehreibt  doch  Cicero  ad  Quin t.  fr.  n,  12. 
prid.  Id.  (lanuar.)  cwb  yippm,  tenatum  uf/re^umtm  eolgif 
tet,  tantttm  fuit  frigtu ,  tU  popttti  comicio  coaotut  tit  not 
^tere.,  und  es  giebt  bei  Horaz  ")  und  Anderen  genug 
Andeutungen  einer  strengeren  Kälte  als  man  jel?*  in  Aon»  zu 
erfahren  gewöhnt  ist. 

AUgremeines  Bild  der  Oertlichlieit. 

Ehe  man  sich  der  Betrachtang  der  einzelnen  Bezirlce,  in 
welche  die  ganze  Masse  der  städtischen  Anlagen  nach  dem  ein- 
fiichsten  Eintheilungsprinape  zerfällt,  zuwendet,  ist  es  nütz- 
üch,  einen  Gesammtüberbliok  der  OerUichkeit  im  AUgemeinea 
«u  erhalten,  und  sich  derselben  in  ihrem  natürlichen  Zusam- 
menhange, wie  sie  sich,  abgesehen  von  den  darauf  entstehen- 
den Anlagen ,  an  sich  darstellt,  deutüch  bewnsst  zu  werden. 
Für  diesen  Zweck  fassen  wir  die  Sudt  in  ihrer  weitesten  Aus- 
dehnung, wie  sie  durch  die  Mauer  Aurehans  bestimmt  ist,  so 
dass  auch  ein  Theil  des  rechten  Ufers  entweder  zur  Stadt 
selbst  gezogen  wird,  oder  wegen  ausserhalb  ihrer  Grenzen 
hegenden  aber  doch  topographisch  wichtigen  Punkte  in  Be- 
tracht  kommt.   In  diesem  Sinne  onUässt  die  Stadt  auf  dem  lin- 
der Glwoa"S'«/"'LLTr\'^.  '"'  *^""««*»  "»■»"•  '«»  «««feMe ,  1« 
drellf  »nH  r„    .?^/."'"^  "•«*  ■•«*  der  Bestiaimao>  vo«  CaUa- 
U^  Od    I    a^'l'  ""»••.■.  Betrhr.  d.  St.  R.  I.  S.  86. 

Piter.  u.  i  l    '  I'^aI  /""''?  *"  Jfl'eiet  nit„t  Dura  nwnine  ht- 
rewSboliekes  .elS.  '      ^^'      "^  '"  J«**'^*'"  ^eit  etwa«  Üd- 


87 

km  Ufer  (tmm  «lan  die  HoIm  toh  S.  Stbha  aad  8.  BaÜMna 
diiflireileB  iiBberiicksicktii^  lässl)  acht  Hügel.  Der  nördlichsle 
dieser  Hvgel  ist  der  Colli«  hortoram,  später  Mons  Pitt- 
eins,  Ton  der  Slteren  Stadt  gänzlich  ausgesehiossea.  Seine 
Bordwestliehe  Abdachom;  reicht  nahe  an  den  Flnss ,  von  den 
er  sich  sädSsÜich  hinziehend  entfernt.  Ein  anfänglich  ziemlich 
kreites,  dann  in  ösUicher  Bichtnng  schmäler  werdendes  Thai 
trennt  ihn  Ton  dem  zunächst  gelegenen  Qnirinal,  der  an- 
fänglich von  Nordost  nach  Südwest  ziehend  sich  dann  südlich 
and  südöstlich  wendet,  wo  seiner  Spitze  die  südlichere  breite 
Zonge  des  Esquilin,  die  man  als  die  Carinae  bezeichnet, 
entgegentritt.  Dieser  sieh  östlich  ausdehnende  Berg  tbdlt  sich 
in  zwei  von  einer  gemeinschaftlichen  Höhe  auslaufende  Zun- 
gen, deren  nördliche  um  Vieles  schmälere  und  kürzere  eben 
so,  wie  der  gteichfalls  zurücktretende  Viminal,  von  den 
scheerenartig  sich  zusammenbiegenden  Carinen  und  Quirinal 
eingeschlossen  wird«  In  Osten  vereinigen  sich  Esquilin, 
Viminal  und  Quirinal  fest  gänzlich  zu  einer  duzigen 
Hochebene,  so  dass  sie  nur  als  verschiedene  von  einem  Berg- 
rücken ausgehende  Zungen  erscheinen.  Der  von  den  End- 
spitzen dieser  drei  Hügel  begrenzte  Raum  ist  die  Tiefe  der 
Subura.  —  Südwestlich  vom  Quirinal,  nach  dem  Flusse  hin^ 
liegt  der  kleinste  von  allen  Hügeln,  der  Mons  Capitolinus, 
dessen  höherer  nordöstlicher  Gipfel  von  dem  südwestlichen,  der 
Rupes  Tarpeia,  durch  einen  beträchtlichen  Sattel  getrennt 
ist.  Von  dem  Quirinal  war  der  Capitolinus  in  der  älteren  .Zeit 
durch  keine  so  bedeutende  Tiefe,  wie  jetzt,  geschieden  4  viel- 
mehr mögen  beide  mit  ihren  Vl^urzeln  sich  berührend  gedacht 
werden«  bis  grossartige  Anlagen  eines  pracbtliebenden  Kaisers 
dazu  fiihrten,  den  Raum  zwischen  beiden  Höhen  zu  ebenen. 
Von  demFusse  der  Rupes  Tarpeia  mögen  etwa  SOOSchritte 
bis  zum  Tiberis  gerechnet  werden,  der  von  hier  an  eine 
Strecke  lang  eine  niedere  Ebene  begrenzt,  bis  er  den  sndlich- 
aten  der  Hügel,  den  dicht  am  Flusse  gelegenen  Aventin  er^ 
reicht.  Durch  ein  weites  Thal  von  diesem  getrennt  zieht  sich 
weithin  nach  Osten  der  Ca e lins,  dessen  nördtiche  Seite  in 
ihrer  ganzen  Ausdehnung  dem  Esquiljn  gegenüber  liegt,  und 


88    

so  den  Krass  der  H8gel  schliessL  In  der  Mitte  derselben  aber 
erhebt  si€h  das  Trapeziam  des  Palatin,  dem  in  Osten  der 
Caelius,  in  Nordost  und  Norden  der  Esquilin  und  Qoirinal^  in 
Nordwest  der  Capitolinas  and  in  Südwest  der  Aventin  entge- 
gentreten. Von  dem  nördlichen  Abhänge  des  Palatin  zieht  sidi 
eine  minder  beträchtliche,  anfänglich  schmale,  dann  sich  er- 
weiternde Höhe  nach  der  westlichen  Spitze  des  Esquilin,  den 
Carinen  hin.  Ihr  Name  war  Velia.  Durch  sie  wird  das  öst- 
lich hinziehende  Thal  des  Colosseum  yon  der  westlich  bis 
an  den  Capitolinus  reichenden  Ebene  desFornm  geschie- 
den. Zwischen  dem  Palatin  und  Aventin  liegt  die  Vallis 
Murcia  oder  das  Thal  des  Circus  Maximus;  die  Fläche 
aber  zwischen  Palatin,  Capitol  und  dem  Flusse  war  in  ältester 
Zeit  vielleicht  grösstentheils  mit  Sumpf  und  selbst  Seen  bedeckt, 
wie  das  theilweise  vielleicht  selbst  vom  Forum  gilt.  Hier  war 
das  y  elabrum  und  das  Forum  Boarium.  —  Der  Capi- 
tolinus, Palatinus,  Aventinus  und  Caelius  sind 
ganz  isolirte,  durch  Thäler  geschiedene  Hügel,  während  der 
Esquilinus,  Viminalis  und  Quirinalis  sich  in  einem 
Rücken  vereinigen.  Die  ersteren  vier  und  der  Esquilin  als 
fünfter  werden  gewöhnlich  tnontes,  der  Quirinal  und  Viminal 
coUes  genannt. 

Den  diesseitigen  Höhen  entsprechen  auf  dem  rechten  Ufer 
der  Mons  Vaticanus  und  Mons  lanicnlus.    Der  erste- 
re  nördlichere,  dem  Pincius  gegenüber  gelegene  tritt  weiter 
nach  Westen  und  zum  Theile  hinter  den  laniculus  zurück ;  die- 
ser aber,  nahe  am  Flusse  sich  erhebend,  zieht  sich  last  in  der 
ganzen  Breite  der  alten  Stadt  in  südlicher  Richtung  hin,  bis  er 
dem  Aventin  gegenüber  in  die  Ebene  abläuft.  Auf  diese  Weise 
wird  durch  den  Pincius,  Quirinal,  Capitolinus  und  Aventin  auf 
dem  linken,  und  den  laniculus  und  Vatican  auf  dem  rechten 
Ufer  eine  ziemlich  weite  Ebene  eingeschlossen,  welche  der 
Tiberis  in  zwei  grossen  Krümmungen  durchschneidet  und  so  in 
drei  Felder  iibtheilt,  von  denen  das  obere  und  untere  auf 
dem  rechten,  das  mittlere  auf  dem  linken  Ufer  liegt.    Denn 
noch  ehe  der  Fluss  die  Stadt  erreicht,  wendet  er  sieh  der  lin- 
ken Hügelkette  zu  und  lässt  so  zwischen  seinem  Ufer  und  den 


Wbem  des  Valican  eine  beirftchttiche  Ebehe.  INets  isl  der 
Mger  Vaticanas  nnd<  ein  Theil  davon  die  Pratu  Quin- 
ctia.  Von  da  strömt  er  westlich  ausbiej^end  gerade  auf  das 
nördliche  Ende  des  lanicuios  zo  nnd  beschreibt  von  diesem  sich 
wieder  abwendend  einen  grossen  Bogen  bis  zur  südwestlichen 
Spitze  des  Capiiols.  Die  dadurch  zwischen  dem  Flusse  und 
der  linken  Hügelkette  (Capitolinus,  Qnirinalis  und  Pincius)  ge- 
bildete weite  Ebene  ist  zum  grössten  Theile  Aet  Campus 
Martins;  den  kleineren  Südlichen  Theil  machen  die  Prata 
Flaminia,  nachher  Circus  Flaminius,  aus.  Ehe  nodi 
der  Fluss  das  Capitol  erreicht,  theilt  er  sich  in  zwei  bald  sich 
wieder  vereinigende  Anne  und  bildet  so  die  Insula  Tiberi- 
na. Bald  darauf,  wo  er  sich  am  weitesten  von  dem  laniculus 
entfernt  hat,  wendet  er  sich  diesem,  am  Aventin  vorbeiströ- 
mend, wieder  zu.  So  entsteht  die  untere  Abtheilung  der  Ebene 
auf  dem  rechten  Ufer,  das  Transtiberinische  Gebiet. 
Südlich  vom  Aventin  und  ausserhalb  der  ganzen  Hfigelgruppe 
schliesst  die  spätere  Mauer  noch  eine  andere  Ebene  ein,  wo 
sich  ganz  isolirt  der  räthselhafte  Scherbenberg  (MonteTe- 
staccio)  erhebt. 


Ueber  den  Plan,  den  man  bei  der  speciellen  Betrachtung 
der  die  Stadt  ausmachenden  Theile  zu  befolgen  hat,  um  ein 
möglichst  anschauliches  Bild  zu  erhalten,  kann  kein  Zweifel 
obwalten.  Denn  wenn  die  Topographie  Roms  (wie  das  von  je- 
der Stadt  gilt)  die  Darlegung  der  auf  dem  oben  geschilderten 
Räume  entstandenen  städtischen  Anlagen  in  ihrem  Zusammen- 
hange sein  soll,  so  ist  dadurch  schon  ausgesprochen,  dass  man 
die  zusammengehörigen  Massen  ungetrennt  zu  betrachten  hat. 
Wo  nun,  wie  in  Rom,  die  natürliche  Beschaffenheit  des  städti- 
schen Raums  das  Ganze  in  einzelne  deutlich  gesonderte  Grup- 
pen zerfallen  lässt,  da  wird  man  unbedingt  sich  dieser  natür- 
lichen Leitung  überlassen  und  jede  andere  nicht  aus  derselben 
Rücksicht  hervorgegangene  Eintheilnng  verwerfen  müssen. 
So  wird  man  also  die  Anlagen  desCapitols,  des  Palatin, 


M    

des  Aventin  uad  Cteliufl,  des  Harsfeldes  u.  s.  w.  I8r 
sich  als  vermdge  ihrer  natOrlichen  Begrenzong  von  anderen 
Theilea  abgeschlossene  Complexe  zn  betrachten,  und  die  klei«» 
neren  von  den  Hügeln  begrensten  Ebenen  nndThäler  diesen  an- 
noschliesseik  haben :  es  giebt  aber  auch  noch  andere  Gmppen, 
deren  Zusammenhang  ein  künstlicher  dnrch  die  Anlagen  selbst 
bedingter  ist,  und  die  demnach  als  künsüiche  Systeme  erschei- 
nen. Der  Art  sind  die  Fora,  die  an  einander  sich  reihend 
vom  Forum  Romannm  bis  znm  Forum  Traiani  ui^;e- 
trennt  behandelt  sein  wollen:  der  Art  auch  die  Wasserlei* 
tungen,  die  über  die  ganze  Stadt  das  grossartigste  Netz  bil- 
den. Wollte  man  sie  aus  einander  reissen,  so  würde  man  nie 
zu  einer  ohnehin  schwierigen  Uebersicht  des  ganzen  Systems 
gelangen.  Sodann  aber  giebt  es  gewisse  gleichartige  Anlagen, 
die  in  der  Stadt  zerstreut  liegen,  aber  dennoch  besser  in  ihrer 
Gesammtheit  behandelt  werden :  das  sind  die  Thermen,  die 
Ciroi,  die  Theater  und  Amphitheater,  dieBrücken. 
Sie  sind  freilich  jedes  auch  an  seinem  Orte  als  einen  Theil  der 
Bezirkianlagen  ausmachend  zu  erwähnen,  aber  die  genauere 
Erörterung  findet  besser  in  gemeinsamen  Abschnitten  Platz* 
Schwierig  ist  allerdings  die  Aufgabe  bei  der  ewig  wechselnden 
Geslalt  der  Stadt,  wo  eine  Anlage  die  andere  verdrängt,  das 
Gleichzeitige  herauszufinden,  und  streng  genommen  ist  sie  gar 
nicht  zu  lösen ;  denn  während  das  Eine  entsteht,  ist  das  An- 
diere  schon  nicht  mehr,  und  das  neu  Entstandene  macht  einem 
noch  Neueren  Platz.  Für  manche  Theile,  wie  das  Forum  Ro- 
manum,  lassen  sich  wohl  gewisse  Hauptperioden  annehmen; 
aber  auch  in  diesen  gehen  nach  und  nach  die  mannigfaltigsten 
Veränderungen  vor,  und  es  würde  auch  nichts  nützen ,  wenn 
man  noch  kürzere  Zeitabschnitte  annehmen  wollte.  Hier  muss 
man  nun  freilich  auf  das  Unausführbare  verzichten  und  nur  das 
zu  erreichen  suchen,  was  überhaupt  möglich  ist.  —  Wenn  es 
aber  nur  nach  dem  so  dargelegten  Plane  möglich  scheint,  ein 
zusammenhängendes  Bild  der  Stadt  zu  entwerfen,  so  ist  doch 
eine  andere  politische  Eintheilung  derselben  nicht  ganz  zu  ver- 
nachlässigen:  ich  meine  die  durch  Augustus  eingeführte  und 
bis  in  die  späteste  Zeit  festgehaltene  Eintheilung  in  die  vier- 


91    

seh«  Regionen.  Sie  ist  als  Grandlüfe  der  topogrnpUicIien 
Anordnang  ganx  unlNranchbar,  erstlich,  weil  sie  anf  die  ganse 
frühere  Zeit,  sieben  Jahrhunderte  von  grösserer  JBedeutang  als 
die  ganze  folgende  Kaiserzeii,  gar  keine  Anwendong  leidel^ 
m^eitens  weil,  wenn  sie  auch  keinesweges  wiUkiihrlioh  war« 
doch  bei  der  Vervielfaliigung  der  Bexirfce  ans  poliseiliehon 
Rücksichten  notbwendig  natürlkh  zasanunen  Gehörendes  ans* 
einander  gerissen  werden  musste;  drittens,  weil  spätere  Baur 
Inst  keinesw^es  auf  diese  Grenzen  Rüeksicht  genonipieB  hat 
und  also  die  Anlagen  einer  Region  in  die  andere  übergriffen* 
Endlich  kennen  wir  auch  die  ursprünglichen  Grenzen  der  An- 
gosteisdien  Regionen  nur  unzureichend  und  selbst  die  späte» 
ren  sind  zum  Theile  sehr  zweifelhaft.  Indessen  ist  es  doch 
zweckmässig,  wenn  erst  das  Bild  der  Sladt  vollendet  ist,  eine 
kurze' Uebersicfat  dieser  Bezirke  und  dessen,  was  sie  umfasn* 
ten,  zu  geben. 

Das  Erste  aber,  wovon  überiiaupt  die  Betraehtang  der 
Stadt  als  solcher  auszugehen  bat,  ist  ihre  Begrenzung  durch 
Mauern  oder  andere  Befesttgungftanlagen.  Wie  oft  diese  in 
der  königlichen  Zeit  bis  auf  Tarquinius  Priscns  mögen  gewech- 
selt haben,  ist  eine  durch  keine  Untersuchung  zu  lösende  und 
also  unnütze  Frage.  Es  ist  natürlich,  dass  bei  fortwährender 
Erweiterung  des  städtischen  Gebiets  auch  mehrfache  Einfriedi* 
gungen  sich  succediren  mussten;  aber  die  Nachricbten  über 
diese  Vergrösserungen  widersprechen  sich  hinsichtlieh  der  Zeil 
«nd  der  Urheber  vielfältig  und  der  Gang,  den  solche  Befesti* 
gongen  könnten  genommen  haben,  bleibt  uns  gänzlich  unbe- 
kannt. Daher  lassen  sich  für  die  ganze  Dauer  des  römischen 
Staats  nur  drei  Hauptepocben  annehmen,  in  welchen  die  Stadt, 
natürlich  in  sehr  verschiedener  Ausdehnung,  durch  neue 
Mauern  begrenzt  wurde.  Die  erste  dieser  Epochen  fällt  mit 
der  dem  Romolus  zugeschriebenen  Chröndung  der  paktini- 
sehen  Stadt  zusammen ;  in  der  zweiten  erhielt  durch  Servius 
Tullius  das  städtische  Gebiet,  in  so  weit  es  durch  die  Be- 
festigungslinien bestimmt  wird,  den  Umfang,  welcher  über  acht 
Jahrhunderte  lang  unverändert  derselbe  blieb,  indem  erst  Au- 
relian  der  weit  über  die  Grenzen  der  servisohen  Mauer  aus« 


«8    

gedehnten  Stadt  die  dritte,  ihrem  damaligen  Umfange  entspre- 
chende Befestigung  gab.  Wenn  125  Jahr  später  Hon orius 
eine  neue  Mauer  erbauet  haben  soll,  so  mag  das  weit  mehr  von 
Wiederherstellung  der  aurelianischen  als  von  einer  neuen  Be- 
grenzung verstanden  werden  und  im  Allgemeinen  wird  man 
behaupten  dürfen,  dass  der  Linie  jener  Befestigung  die  heuti- 
gen Mauern  Roms  entsprechen,  obgleich  es  schwer  nachzu- 
weisen ist,  was  nach  unzähligen  und  zum  Theile  sehr  umfas- 
senden Restaurationen  etwa  noch  der  Zeit  Aurelians  angehö- 
ren möge* 

Pomoerium  der  ältesten  palatinischen  Stadt. 

Ob  vor  der  Gründung  Roms  durch  Romulus  schon  auf 
dem  Palatin  und  den  umliegenden  Höhen  Ansiedelungen  gewe- 
sen; was  von  der  Niederlassung  der  Arka der  uuler  Eva n- 
der  ^^^)  und  einer  mehrmaligen  Gründung  der  Stadt  *^),  von 
einem  Oppidum  auf  oder  an  dem  Mons  Saturnius  (Capito- 
linus),  Saturnia  ^^)  genannt;  von  einem  anderen  auf  dem 
laniculus,  Aenea  oder  Antipolis  i^);  was  von  den 
neuerlich  vermutheten  Quirium  auf  dem  Quirinal,  Vatica 
oder  Vaticum  1*)  zu  halten  sei ,  das  ist  für  die  römische  To- 
pographie von  geringer  Erheblichkeit,  da  wenigstens  sich  ein 
Zusammenhang  zwischen  solchen  frühen  Ansiedelungen  und 
dem  später  hier  sich  entfaltenden  Leben  durchaus  nicht  nach- 
weisen lässt.  —  Eben  so  sind  hier  die  über  die  Persönlichkeil 
des  Gründers  angeregten  Zweifel  völlig  gleichgültig,  da  es  sich 
nur  darum  handelt,  die  Begrenzung  der  Stadt  aufzufinden, 
welche  die  Römer  selbst  als  das  älteste  Rom  kannten  und  be- 
trachteten.   Diese  Stadt  aber  galt  ihnen  als  von  Romulus  ge- 


115)  Varro  L.  L.  V,  4.  p.  31.  8.  p.  59.  Dionys.  I,  31.  Serr. 
z.  Vir^.  Aea.  VIII,  51. 

16)  Diooys.   I,   73.    Serv.   z.   Virg.  Ecl.   1,  20.   Aen.   VI, 
773.  VII,  678.  Fastas.  p.  366.  Ramam, 

17)  Varro   V,   7.   p.  48.   Fest.   p.   3».   Satumia.   Serv.   z. 
Virg.  AeD.  VIII,  319. 

18)  Dionyg.  I,  73.    Plia.  N.  H.   III,  5,   9.   n.  68.   SerT.   i. 
Aen.  VIII,  319. 

19)  Nie  bahr,  Rom.  Getek.  I.  S.  ZtO  f.  (3.  AnssO- 


93      r 

gründet  uod  dariiber  hinaas  gab  es  kein  Rom.  So  kann  denn 
auch  die  Topographie  der  Stadt  nur  mit  dem  Pomoerium 
des  Romnltts  beginnen. 

Wie  sehr  sich  nun  auch  die  Nachrichten  der  Geschieht- 
Schreiber  und  Grammatiker  über  das  älteste  Bestehen  und 
Wachsen  der  Stadt  widersprechen,  so  stimmen  doch  alle  darin 
fiberein,  dass  die  erste  Gründung  vom  Palatin  ausging,  und 
dass  das  älteste  Pomoerium  nur  diese  Höhe  und  ihre  Ab- 
hänge umschloss.  GclL  XIII,  14.  Antiquis^inutm  autem  pih> 
moeriumt  quod  q  Ramuio  insiitutum  esij  Palatiai  moniis  ra^ 
üeibuM  termmabaiur.  Dasselbe  sagt,  nur  weniger  genau  die 
Grenze  bestimmend,  Dionys.  I,  88.  n^QtyQa^Mi  mfäym- 
froy  ojiiiMx  %m  A09P«».  Diese  Angaben  sind  im  strengsten  Sinne 
zu  nehmen  und  nur  die  irrige  Bestimmung  einiger  Punkte  hat  zu 
der  zweifelnden  Ansicht  fuhren  können,  dass  in  der  Stelle,  welche 
die  Grundlage  jeder  Untersuchung  über  den  Umfang  der  älte- 
sten Stadt  bilden  muss,  nicht  dieselben  Grenzen  vorgezeichnet 
würden.  Tacit.  Ann.  XII,  24.  Sed  inüium  condendi  etj 
quod  pomoerium  Romulus  posuerit^  noscere  haud  absurdum 
reor.  Igiiur  u  foro  Boario ,  uU  aereum  tauri  simulacrum 
asptcimus,  quia  id  genus  animaäum  aratro  subditur^  sulcus 
designandi  oppidi  eoeptus^  ui  magmam  HercuUs  armm  am" 
plecteretur.  Inde  certis  spatih  interiecH  tapides  per  ima 
montis  Palatini  ad  aram  Consi,  mox  ad  Curias  veteres,  tum 
ad  saceilum  Lamm :  forumque  Romanum  et  Capüotium  non 
a  Romulo,  sed  a  Tito  Tatio  additum  urbi  eredidere.  Wir 
wissen  nicht,  woher  Tacitus  seine  Nachricht  entnommen  hat  { 
aber  jedenfalls  stammt  sie  ans  einer  Zeit,  wo  man  die  Grenzen 
der  alten  Stadt  noch  sehr  genau  kannte,  und  sie  sind  mit  sol- 
cher Bestimmtheit  angegeben,  dass  sie  nicht  nur  für  Römer 
vollkommen  deutlich  sein  mussten,  sondern  auch  uns  leicht  er- 
kennbar sind.  Nur  in  neuerer  Zeit  haben  Missverständnisse 
Zweifel  darüber  entstehen  lassen,  und  man  hat  geglaubt,  in 
dem  von  Tacitus  beschriebenenPomoerium  eine  Ausdehnung  zu 
finden,  die  nur  auf  eine  schon  erweiterte  Grenze  der  Stadt  An- 
wendung leiden  könne.  Um  diess  als  unrichtig  zu  erkennen, 
zugleich  aber  zu  der  Gewissheit  zu  gelangen,  dass  in  den  Wor- 


feil  des  Cl^ftciiichtoehreiken  etwas  fehlerhaft  sein  iiiiis9e,eiidlieh^ 
dass  dieselbe  Linie,  welche  er  beschreibt,  anch  die  Linie  der 
Mauer  sei,  ist  es  nöthig  zunächst  den  Begriff  des  Pomoe-* 
rinm  genau  festzustellen. 

Die  Gründung  Roms  geschah,  wie  nbereinstimmend  aner* 
kannt  wird,  nach  etruskischem  Ritas  ^^°).  Demzufolge  spannte 
der  Grander,  nach  Cato^i)  angethan  mit  der  Toga  eincim 
GabmOf  und  zwar  die  auspieato,  einen  Stier  und  eine  Kuh, 
ersteren  rechts ,  nach  aussen ,  letztere  links,  nach  innen  ^*), 
an  den  Pflug  und  zog  mit  dem  ehernen  Zahne  desselben  (yaXn^ 
vrtg)  itn  primigenius  suleus^*)y  die  Furche,  welche 
symbolisch  Maoer  und  Graben  rorstellend,  die  SicherheR  der 
Stadt  nach  aussen  andeuten  sollte.     Dabei  wurde  sorgfiUtig 


120)  Platarch.  Rom.  Jl.  'O  8i  'Pwfivloe  — «p»«;«  t^v  n6Xtp  in 

9mtiY9vu4pov£  Moor«  nal  SiSaaitorrag ^  moTrio  ir  riiUce.    Vgl.  Varro 
L.  t.  V,  32.  p.  144  Sp.  Liv.  I,  44. 

Sl)  Bm  Serv.  s.  Aea.  V,  755.  (trrfrese  detignat  ormiro)  Qu^m 
Cato  tu  Originihu$  dicit  morem  /nitse.  Conditoret  enim  civitatis 
iaurum  in  dextram^  vaccam  intrinsecut  iungebanty  et  ineineti  ritm 
V^ibinOf  id  Ml,  togaB  parte  empnt  veiati,  parte  sueeineti,  tenebant 
itivam  ineurvam,  ut  giebae  omnes  intrin$eeus  eaderent:  et  ita  ntieo 
dueto  ioea  murorum  detignabant ,  aratrutn  suspendentet  circa  loeä 
partantm.  Vgl.  Isidor.  Orig.  XV,  2,  3.  Aasserdem  aiBd  HaapI* 
Stelleo:  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  144.  Oppida  eondebant  in  Lotio 
EtruMce  ritu  multi,  id  esty  iunctis  bobut  tauro  et  vacca  interiore 
tnrmtro  eireumagebant  etiieum.  Hoc  /aeiebant  religionis  causa  die  aU' 
spieato,  ut/ossa  etmvro  essent  muniti.  Terram  unde  exseulpserant 
fotsam  tocabant  et  introrsum  faetam  murum,  Platarch.  Rom.  t\/0 
^  ocWr^«  iftfiaXunf  diporpy  2*^^*^  ^^*^9  thTe(cv£o(  di  ßoZv  Sffira  »ai 
'd^ktunv  avroff  ^iv  inavti  ns^ulavywr  avXana  ßa^iiav  roc(  Ti^p-aoif 
rarr  ^  inopUrtar  f^ov  tortr^  as  Monjo*  ßiHevg  th  S^or^or  maraorffi^ 
m%i»  siOm  wA  fugSsfumtf  i{i»  m(f*o(^  hn^enofUniv,  Vgl.  Ovld.Fast. 
IV,  825. 

22)  Dadvrek  sollte  aiisebliell  d«i  Haines  krSftiges  HaoJela  oack 
Aassen,  des  Weibes  Wirken  nod  Schaffen  im  Inaern  angedeutet  wer- 
den, loann.  Lyd.  de  mens.  IV,  50.  pLtta  Si  rnv  inl  ty ^avayo^ 
^«vet»  t^t  nolnjH  Tiler^r  C«o£««  tiufoov  ftitä  dmfiiXswe  neftijl^e  xh 
%ii%oSt  rov  uiv  a^va  inl  ry/y  %ov  neoiov  nXsvoar  ^sv^ag,  rtiv  Si  ^- 
Xsiar  tTtl  TO  xijg  noltiaC  pUooQ^  eiert  tovg  /ilp  af^tvag  toXg  ifta  yivi- 
a&M  faßi^eg^  rag  M  ^tßsiag  rsik  Mov  yarifuivt.  Auch  Varro 
sagt  vaeea  interiore^  wie  am  richtigsten  verbunden  zu  werden  scheint. 
Da  Übrigens  Cato  ausdrücklich  angiebt,  dass  der  :Hier  rechts,  die  Kuh 
links  gegangen  sei,  se  folgt  daraus,  dass  die  Furche  stets  in  dersel- 
ben Richtung  (nach  der  Linken)  gesogen  wurde. 

23)  Paul.  Dia c.  p.  23«  Müll.  Primigeninw  suicas  dieüwr,  qtii 
im  eandanda  nwm  wrbe  tauro  et  vaeea  designationis  causa  impri' 
mitur. 


dtfaaf  geft^htet ,  iais  dM  Er4selM»lleB  MinimÜiek  oaeii  mimh 
Men,  und  die  doch  etwa  imeli  aussen  falleadeii  wurden  tm 
hinter  d«n  Plage  Hergehenden  einwärts  geworfen ;  wo  aber 
die  Maner  ein  Thor  erhalten  soUte5  wnrde  der  Pflog  ansgeho- 
hen  und  iiher  ifen  |Hroian  bleibenden  Raom  binweggetragen  '»*)« 
Aus  dem  allen  geht  nothwendig  hervor,  daas  bei  det 
Gründung  einer  neuen  Stadt  Pomoerion  und  Maner  uniertren»» 
lieh  waren,  wenn  es  auch  nicht  ausdrücklich  gesagt  würde  ^^)^ 
was  msB  aber  unter  Ersterem  sich  vonusteUen  habe ,  darüber 
bitte  bei  der  Klarheit  so  yieler  davon  sprechender  Stellen  kein 
Zweifel  sein  sollen.  Als  authentische  Interpretation  kann  gel* 
ten,  was  Gellius  wahrscheinlich  aus  den  liiris  mtgurml&m 
anfiihrt;  XID,  14.  Praiocrtami  quid  e$ietj  augures  papuK 
R^niaui^  qai  Hbra$  de  mupidk  BcripHTtmt,  ütbumodi  «an* 
temikt  dejhnemni :  Pomoermm  eH  locus  mira  ägrum  tffätnm 
per  iothu  urbü  circmium  pone  muros  regionihus  certi»  deier^ 
miamtus^  quifaeitßmem  urbani  muqncä.  Danit  stimmt  über« 
ein  Varro  L.  L.  V,  32.  Posieä  qui  ß$bmt  orbü  urbü  prm^ 
cipüim  ;  qui  qu&d  eroipasi  murum  postmoerimm  dictum^  m#* 
que  ambUu  uuspida  wrkunufiimnUir.  Cippi  pomoeri  sttmi 
et  eircum  Arwiam  ei  circum  Bomam*  und  Liv.  I,  44.  Po^ 


124)  Plntarcli.  Ooaeit.   Ron.  27.  o^*p  ^ol  niXiv  an    a^jf 

ri»y  nvhZv  %i»(^i  Bia/jieTQovpri£  t^  vviv  v€tat(^ai  nal  turafi^ovoty 
•vT«9  «10  ä^rffov,  cuff  T^p  ctQCvfUvijv  nanav  le^ar  «al  aavAov  ioauivtiv. 
Noch  deutliclier  |^%  er  d«B  Gniod  an  Ron.  II.  "On^  ii  nvifp  ifg^ 
ßahXv  SutvoovvTtu,  xtivvviv  iitXovrts  wü  ro  »(for^ov  vTreo^dmg  Biih 
Ittfifia  n4Hovoi¥.   *'0(h¥  aTM¥  t*  rtixOQ  Uqov  n^v  t£v  ^vJUvv  vüfüiovo^ 

o&aif  rä  It  amoTtifiTttiv  tutv  re  avayiMUav  nai  tüiv  /i^  na-&a(^wy,  V|^l. 
Serv.  a.  a.  0.  aratrum  suspendentei  eirea  ioca  p^rfarum.  und 
II,  730. 

Ift&)  DioByfe.  I,  S8.  itt^ifofst  ntf^ayw^^v  i^/uL  tf  lo^tf,  /9oo9 
af6evoe  u/mi  &t)leiig,  Zevx&ivros  in  a(fOT^ov  iXavaa»  aolnem  Su^yix^  tn¥ 
fMl^vvap  vnoidS99&9u t^  tBtfov»     Plsfarck.Rott.lt.    Tj  fiiv  ovv 

0tw  07ft9&§r  Tiixovg  ^  furk  ruxog,  LeMer  Ist  di«  voa  P  •  « t  a  «  |pe^ 
9eb«Be  Brkläraaf  so  rerstäAinelt,  das»  der  Sidd  nickt  erratbeo  wer- 
den kana ,  und  was  Paal.  Diac.  p.  1^48.  In^kt:  Potimerium  pimti- 
ßtah  pamerium,  ubi  pont{ßc99  auMpitahuntur.  MHeium  autem  p0- 
moerium  quasi  promurium ,  id  est  proximum  muro,  läast  auf  ■ekf 
als  eis  MSaaTcrstiiiidiiisa  s^hAesaaa. 


M    

moeruim  [verÜ  vm  90/am  tntuenies  pottmoerium  tnierpretan^ 
tttr  esse.  Est  autem  magis  circa  mumm  locusj  gtiem  in  c&n-^ 
dendis  urbäms  qucndam  Eiruscii  qua  murmn  duchtri  enmi^ 
eertis  circa  ierminis  inaugtarato  consecrabant :  ttt  neque  m* 
tericre  parte  aedificia  moenibus  eanänuarentur ,  qnae  nunc 
9ulgo  etiam  coniungunt,  et  extrinsecus  puri  aliguid  ab  kuma- 
m»  euliu  pateret  soU.  Hoc  spatium  quod  neque  habüari  n«* 
que  ararifas  erat,  nen  magis  quodpost  mumm  esset  ^  quam 
quod  murus  post  idj  pomoerium  Romani  appellarunt  et  in  Ur^ 
bis  incremento  semper,  quantum  moenia  processura  erant, 
tantum  termini  hi  consecrati  proferebantur.  Aus  allen  diesen 
Stellen  ergiebt  sich  anf  das  Unzweifelhafteste,  dass  Porno  e«- 
rium  keinesweges  den  ganzen  von  derManer  umschlossenen 
Raum  ^^^),  auf  dem  die  Stadt  sich  erhebt,  bedeutet;  nicht  also 
die  Mauer  sich  um  das  Pomoerium  zog,  sondern  vielmehr  von 
diesem  nach  aussen  umgeben  wurde.  Es  war  ein  aller  mensch* 
liehen  Benutzung  entzogener  Raum  zu  beiden  Seiten  der  Mauer, 
wiewohl  als  Grenze  der  städtischen  Auspicien  vorzugsweise 
der  ausserhalb  derselben  liegende  Theil  so  genannt  worden  zu 
sein  scheint.  Seine  Grenzen  waren  durch  Marksteine,  Cippi, 
bezeichnete^),  wenigstens  nach  aussen. 

Noch  irriger  ist  es,  wenn  das  Pomoerium  ak  gleichbedeu- 
tend mit  dem  ager  effatus  genommen  wird^^).  Davor 
hätte  schon  die  einfache  Bedeutung  des  ager  warnen  sollen, 
der  ganz  eigentlich  der  urbs  entgegengesetzt  wird.  Es  ist  aber 
auch  ganz  unvereinbar  mit  dem,  was  über  den  ager  (ffatus 
berichtet  wird.  Denn  wenn  die  Definition  der  Augurn  angab : 
Pomoerium  est  locus  intra  agrum  effatum^  und 
das  Pomoerium  der  geweihte,  die  Stadt  umgebende  Raum  war, 


U6)  Haschke,  Verf.  d.  Serv.  S.  102.  Gottlio^,  Ge$eh.  d. 
r$m.  Staattverf.  S.  17. 

97)  Daher  bei  Varro :  Cij^pi  pomoeri  ktant  et  eireum  jirieiam 
et  eireum  JHomam,  Dasselbe  meint  Tacitns,  weaa  er  sagt:  Jnde 
eertü  epatüs  inteHeeU  lapides.  Ans  späterer  Zeit  habea  sieb  der- 
gleichen Cippi  gerundea.  s.  Panrin.  Deser.  urb,  Romae  in  Grttev, 
the$,  111.  p.  223.  Dempster,  Etruria  regaL  Ilf,  16.  p.  291.  Nar- 
dini,  Roma  antiea  ed.  J^ibby.  I.  p.  41.   Brotier  ad  Taeit.   t.  II. 

p.  376  s. 

28)  Otfr.  Maller,  Etrusker.  IL  S.  148.  GSttliog  a.  a.  0. 


»7    

so  ist  offenbar,  dass  der  ager  ^uius  noeh  über  daisolbe  hift- 
ausreichen  nusste,  wenn  es  imirB  agrum  ^(Bium  sein  soHla. 
Das  wird  aber  auch  ansdrückli^sh  gesagl  von  Varro  L.  L, 
VI,  7.  p.  229.  Eine  (a  bado)  effata  diemtuTj  qiäa  wguree 
fmem  auspiciorum  eoelestum  extra  urbem  agris  sunt 
effaiit  ut  esset*  und  eben  so  deutlich  Serv.  z.  Aen.  VI, 
197.  ager  poit  pomoeria^  tdyi captabantur  auguria^  di- 
cebatur  efjatus.  Elwas  ganz  anderes  sind  also  bei  Gel  lins 
tffati  urbis  fines ,  d.  i.  der  vom  Pomoeriam  eingeschlossene 
Stadtraum,  während  der  ager  effatus  ein  ausser  der  Stadt 
und  um  dieselbe  gelegener,  für  die  Auspicien  geweiheter  Raum 
ist.  —  Das  Pomoerium  macht  die  Grenze  der  auspiciu  urbana^ 
d.  h.  doch  wohl  solcher,  welche  den  inneren  Angelegenheiten 
der  Stadt  galten :  dagegen  ist  es  kein  Zweifel,  dass  Auspicien« 
welche  sich  auf  auswärtige  Angelegenheiten,  selbst  auf  die 
ausserhalb  des  Pomoerium  gehaltenen  Wahlen  ^^')  bezogen, 
auch  ausserhalb  desselben  gesucht  wurden.  Für  sie  galt  nun 
auch  nicht  jeder  beliebige  Ort  im  ager  Romanos^  sondern  es 
war  im  Umkreise  der  Stadt  ein  gewisser  Bezirk  ausdrücklich 
dazu  bestimmt  uuid  geweiht,  innerhalb  dessen  das  Tabernacu«- 
Inm  aufgeschlagen  sein  musste,  wenn  die  Auspicien  GülÜgkeit 
haben  sollten.  Das  ist  der  Grund,  weshalb  in  äk^^r  Zeit,  so 
lange  die  Kriege  nicht  ausser  Italien  geführt  wurden,  die  römi- 
schen Feldherrn  so  oft  nach  Rom  neuer  Auspicien  wegen 
zurückkehrten  3^).  Solche  Auspicien  wurden  sicher  nicht  in- 
nerhalb des  Pomoerium  genommen ;  hätte  aber  das  Tabemacu* 
ban  nicht  eben  in  agro  effato  sein  müssen,  so  würde  jeder  Ort 

129)  Laelius  Felix  Dach  Labeo  bei  Gell.  XV,  27.  centw^ 
riata  autem  comitia  intra  pomoerium  ßeri  nefaM  esse,  quia  exervi- 
tum  Bxira  urbemr  imperari  oporteat;  inlra  urbem  imperari  ius  non 
Sit  etc.     Vgl.  Liv.  XXXIX,  15.    Hnschke,  rerf.  ä.  Serv.  S.  415. 

30)  Serv.  z.  Aen.'  II,  178.  (Omina  ni  repetant  Argis)  respexit 
Jtamanorum  morem:  nam  st  sgressi  male  pvgnasstnt^  reueriebantttr 
ad  eaptanda  rursus  auguria.  Mehr  im  Faidensi«:  sed  hoc  seroa- 
tum  a  ducibus  Romanis,  donee  ab  his  in  Italia  pugnatitm  est  propfer 
vidnitaiem;  postquam  vero  iwperiiim  longius  pro la tum  est,  ne  duat 
ab  exercitu  diutius  abesset,  si  Romam  ad  renovanda  auspicia  de  ton- 
ginquo  revertisset,  constitutum  ut  unus  locus  de  eaptioo  agro  Roma- 
nus  fieret  in  ea  propincia,  in  qua  bellabatur ,  ad  quem,  si  tenovari 
opus  esset  auspicia,  dux  rediret.  S,  Liv.  Vlll,  30.  X,  3.  XXIlI, 
IS.  «.  S. 

7 


08    

in  ügro  Romano  für  dazu  geei^et  gegolten  habeD,  «nd  man 
bitt^  nicht  niHhig  gehabt ,  deshalb  nach  Rom  zurückznreMen. 
Bin  Beispiel,  wo  ausdhicklich  von  dem  Tabemaeolom  ausser- 
halb des  Pomoerinm  gesprochen  wird,  ist  die  Erzählung  ron 
dem  Consul  Ti.  Sempronius  Gracchas,  der  bei  den  Auspieien 
(Gr  den  Zweck  der  comitia  consutaria  ein  Versehen  begangen 
hatte,  und  nachher  brieflich  darüber  an  das  CoUegium  augu- 
nfjii  berichtete.  Cic.  de  nat.  deor.  II,  4.  se,  guum  lege^ 
rei  libros,  recordaium  esse ,  vitio  siU  tabemacubim  eapium 
fuisse  hortos  Sdpionis^  quod,  qurnn  pomoeritim  posiem  miras" 
set  habendi  sefuttus  causa,  in  redeundo^  guum  idempomae^ 
rium  iransiretj  auspteari  esset  obliius.  Etwas  anders  äussert 
sich  darüber  Platarch.  Marcell.  5.  oror  a^x^üv  in  ofH^tat 
uad'eCof^^vos  S^m  noXswg  iymv  olnov  17  ciMp^fj¥  fMfiiad'»'^ 
fiU¥fi¥  vn  ahiag  i^ipig  d^afuaa&y  fifjnm  ysyapot»^  017- 
fislmp  ßefiaim¥  inavsX&9ii^  $ig  niktTy  dy>€trai  ix^ijv  va 
nQOfiSfiio&mitiiray  oinijfia  ual  Xaßitv  IVc^ay«  VgL  Cie^ 
de  div.  I,  17.  ad  Qnint.  fr.  II,  2.  Val.  Max.  I^  1,  3* 
Wie  man  auch  über  die  horti  Scipionis  denken  möge :  jeden-  . 
faUs  war  das  Tabemaeolom  ausserhalb  des  Pomoerinm  in  agra 
^aio. 

Was  nun  das  Pomoerinm  des  Romulos  anlangt ,  so  lässt 
Tacitus  mit  dem  Ziehen  der  Furche  den  Anhng  am  Forum 
Boarium,  an  der  westlichen  Ecke  des  Palatin  maclien,  etwa 
in  der  Gegend  des  sogen.  lanus  Qnadrifrons  und  des  von 
den  Argentariis  fori  Boarii  dem  Septimius  Seve* 
rns  errichteten  Bogens.  Von  da  zog  sich  das  Pomoerinm, 
die  Ära  Maxima  einschliessend,  am  nördlichen  Rande  der 
Vallis  Murcia  oder  des  Circus  Maximus  dicht  am 
Fusse  des  Berges  hin  bis  zur  AraConsi,  die  gegen  das  UU'- 
tere  Ende  des  Circus  zu  suchen  ist.  Hier  bog  es  um  die  süd- 
östliche Ecke  des  Bergs  (S.  Gregorio  gegenüber),  wo  Septi* 
mins  Severus  das  Septizonium  auflübrte,  und  zog  sicl^ 
durch  das  Thal  zwischen  Palatin  und  Caelius  (die  Via  di  S. 
Gregorio  entlang)  bis  zu  der  Stelle,  wo  die  Curiae  veteres 
lagen.  Niemand  hat  seitAndreas  Fulvius  bis  in  die  neueste 
Zeit  in  Zweifel  gezogen,  dass  diese  Cur iae  veteres  eben« 


99    

blls  am  Atkattg«  des  Palatin  gelegen  haben,  wie  es  die  Rei- 
henfolge der  von  Tacitus  angegebenen  Pmikte  nothwendig  for- 
diNri;  dagegen  haben  Nie  bahr  und  Bansen  ^^^)  hwcbst  selisa* 
mer  und  irriger  Weise  ihnen  ihren  Piats  jenseit  des  Thals  des 
Colosseinn  am  Esquilin  (Carinen)  in  der  Gegend  der  TIttisther'- 
men  angewiesen.  Allein  diese  nnr  anf  eine  zweideutige  Tra- 
dition  gesiülzte  Annahne  wird  auf  das  Besdmniesle  wideriegt» 
nicht  nnr  durch  Taekos  selbst,  der  doch  nmnögHch  ven  der 
Ära  Gonsi  bis  m  den  Titosthemien  alle  Zwisckenpiinkte  ^nge* 
nannt  überspringen  kente,  und  dnroh  die  Lage  des  8acel- 
Inm  Lamm,  4as  wir  weiterhin  ebenfalls  am  Passe  des  Pa- 
latin  finden  werden )  sondern  anoh  besonders  dnroh  das  Grenz- 
yerzeichnistf  der  Noiitia,  welche,  indem  sie  die  Grenzpnnlcie 
der  zehnten  Region  (Palatium)  angiebt,  fast  von  derselben 
Stelle,  wie  Tacitus,  ausgebt,  aber  nach  der  entgegengesetzten 
Seite,  und  folgende  Namen  nennt:  Casam  Romuli.  Aedem 
Matris  Deum  et  Apolllnh  Rhamnusü.  Pentapylum.  Domuui 
Augu$tanam  et  Tiberiitnam.    Aedem  levis.    Curiam  vete- 


_  131)  Niebahr,  Rom.  G9seh.  I.  S.  319  f.  BvBseB,  Besehr.  d. 
St.  R.  I.  S.  13a.  Auch  Otfr.  Müller,  Btruskt.  U,  S.  143;  bat 
sich  durch  Niebahr  verleiieo  Um««,  illess  Vir  möglich  %n  halteD.  Aber 
Niebubr  hatte  heineo  aadereii  Groad ,  der  iha  veravilaiste  das  „Un- 
glaubliche*' aozuDehmeo,  als  dass  Bloodus  Flavius  aaröhrt,  die 
Raine  der  Titastbermea  selbst  finde  sieh  in  Notarialsohrifren  und  dem 
gemeinen  Leben  als  curia  vttiis  bezeiehaet.  So  giebt  sie  denn  aach, 
wahrscheinlich  nach  ihm,  Lncins  Fan  ans  an,  Antickitd  deiiaCittd 
di  Roma.  p.  106.  „Neila  parte  p«i  dioUe  Gsrine,  che  e  tolta  a  mezzo 
giorno  fa  gia  ia  Curia  Veeehia  — .  £  vogliono  oh«  fasse  in  qaei 
mezzo,  che  e  tra  il  giardiao  di  S.  Maria  Nnova  e  S.  Pietro  in  Vin» 
coli.  £  fra  le  nitre  congietture  v'hanno  questa  priooipale,  che  in 
moltl  istromenti  antichi  di  notai  si  tmora  qnesto  inogo  eognouiinato 
alla  Curia  Vecchia.''  Dagegen  sagt  schon  Andreas  Fulvius,  De 
Urb,  antiquitt.  p.  307.  „Curia  antem  vetas  fnit  in  anguto  Palatii 
versas  Colosseum,  nt  quidam  tradunt.'^  Wenn  er  hinzvrngt:  „Vorro 
tamen  ioxta  Carioas  fuisse  ait,  ande  eapat  Viae  Sacrae.*'  so  ist  der 
Irrthum  wahrscheinlich   ans  dem  falsch  gelea^acn  Namen  Cerionia. 

f!^  a^  p.  53.)  enUUnden.  Ob  sioh  ans  jener  Angabe  bei  Biondo  und 
ncio  Fanno  etwas  für  die  Lage  der  Cariae  Novae  sehliesseu 
lasse,  wird  sich  weiterhin  zeigen.  —  Niebnbr  hatte  noch  übrigens  ein« 
ganz  falsche  Ansicht  von  dem  Laufe  der  Sacra  via,  die  er  von  dem 
Abhänge  der  Carinen  fast  in  gerader  Linie  nach  der  Basilica  Constan- 
Uni  gehen  liess.  Dana  mnsste  freilieh  hier  auch  das  SacellnmLa- 
rum  (in  summa  Sacra  via)  aeia,  wohin  das  Pomoerium  des  Romalvs 
ebenfalls  reichte,  aod  das  stisunt«  deaa  mit  der  Lage  der  Curia« 
veter  es  bei  den  TidistharvMA  übt  rein. 


100    

rem  ^^^).  Foriwiam  Residentem.  SepUzonntm  Dm  SeveH. 
yictariam  Germanicimiam.  LupercaL  Nichts  kann  genmer 
mitTaeitus  übereinsliuimen.  Bei  ihm  liegen  die  Curiae 
veteres  zwischen  der  sädösilichen  Ecke  des  Bergs  (Se^ 
ptizonium)unddeinSacellirni  Lamm:  nachderNotitia 
zwischen  deaon  Septizonium  nnd  dem  Tempel  deslupiter 
(Stator);  dieser  Tempel  lag  ganz  in  derNihe  desSaeel* 
InmLarnm^  wie  sich  bei  der  Bestimainng  der  Sacra  via 
zeigen  wird»  Da  nun  die  Notitia  zwischen  der  Curia  ve- 
ins  und  dem  Septizonium  noch  einen  Punkt,  die  Por* 
tuna  Res pic iens  ^^)' neunte  so  scheint  es  ganz  gewiss, ' 
dass  die  Cnriae  veteres  nahe  an  dem  Triumphbogen  Gon- 
stantins  lagen  ^)*  —     £ndUeh  ist  eben  so  entscheidend  die^ 


132)  Das»  die  Notitia  statt  Curiae  liefere»  den  Siof^ular  Citria 
vßttu  hat,  iiird  in  solcher  Zeit  nnd  bei  der  übrifeD  Lttioität  dersel- 
bea  oiemaDdeo  befremden.  Es  war  ja  doch  jedenfalls  ein  Gebäude» 
Uebri^em  sagt  ja  schon  Ovid.  Fast.  III,  139. 

lanug  tuno  Regis  posita  vivt  arhore  Phoebis 
Ante  tuat  ßt  idem,  curia  prisca^  Jores, 
Das  sind  aber  eben  die  Curiae  veteret :  Mac  roh.  Sat.  I,  12.  eodetn 
quoque   ingrediente  mense   tarn   in  Regia  Curiisque  atque  flamifium 
domibtu  iaureae  veieres  novit  faureis  mutabantur. 

33)  Dass  Piatareh,  de  fort.  Rom.  10.  auf  dem  Esqnilin  ein 
iff^y  Tvpjt  *£:7nar^npofiiinf9  gcnauiit  wird ,  kSmmt  hier  nicht  in  Be- 
tracht :  es  sind  ja  die  Grenxea  der  zehnten  Regton ,  die  nur  den  Pa- 
latin  enthält. 

34)  £s  wäre  iu  der  That  aach  unbegreiflich  ,  wie  diese  Curien, 
welche  mit  der  ältesten  Eiutheiinng  des  romischen  Volks  in  die  drei 
Trlbus  und  30  Cnrieo  gleichzeitig  gedacht  werden  müssen,  an  einen 
für  die  alte  Stadt  so  entlegenen  Ort  hätten  gelegt  werden  können. 
Ursprünglieh  war  es  das  Gebäude,  wo  alle  30  Curien  ihren  Versamm- 
lungaort  hatten;  als  aber  dessen  Räumlichkeit  uicht  mehr  ausreichend 
war,  wurde  an  einen  anderen  Orte  ein  neues  ebenfalls  gemeinscbal>- 
liebes  Gebäude  aufgenihrt  Daher  Curiae  veteres  und  Cnriae 
novae.  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  155.  Curiae  duorum  generum:  narti 
et  ubi  eurorent  eacerdotee  res  divinatj  ut  euriae  veteres,  et  uhi 
»enaius  humanas,  ut  futia  Hostilia,  Fest.  p.  174.  Novae  curiae 
proximae  (e)  eampitum  Pabridutn  aedifieatae  sunt,  quod  parttm  am- 
piae  erant  veteres  a  Romuio  Jketae,  übe  is  popuium  et  sacra  in  par- 
tes XXX  dtstribuermtj  ut  in  iis  ea  saera  eurarent.  quae  cum  ex  ve- 
ttribus  in  novas  evoearentur ,  septem  euriarum  per  reiigiones  evo- 
eari  n&u  potuerunt.  Itaqve  Foriensis ,  Raptae,  Feliensis , 
Velitime  res  divin ae  ßunt  in  eeferibus  euriis,  Dass  in  diesen  Wor- 
ten etwas  fehlerhaft  sein  müsse,  liegt  am  Tage,  da  Festus  sieben 
Curien  als  zurückgeblieben  angiebt  und  doch  nur  vier  Namen  nennt. 
Am  nächsten  liegt  es  unstreitig,  anzunehmen ,  dass  für  IUI ,  geschrie- 
ben worden  sei  Vll.  Anders  hat  GSttling,  Gesch,  d.  rom.  Staats- 
verj.  S.  59.  (vgl.  S.  191.)  den  Text  faenustelleu  versacbt.    Von  der 


—  1«  — 

laaelirift  der  Basis  Capilolina^  wrieb«  «iilcr  dtn  Vieii 
der  zeboicft  Regio«  eioeii  Vicas  Gariamm  neant  >>«). 

Von  den  Curien  ging  das  Ponoeriam  weiter  zu  dem  S  a- 
eellttmLarttiD,  welches  ebenfiiUs  am  Fasse  des  Palatin,  ia 
samma  Sacra  via,  lag*^).  Von  da  aber  wird,  wie  ge» 
wöbnlich  bei  Tacitiis  interpongirt  ist,  kein  Pankt  weiter  ange- 
gebeO)  den  das  Pomoeriam  beräbrt  batle.  Gleicbwpbl  ist  die 
leUie  Stelle,  das  Sacellum  Laram,  etwa  in  der  Mitte  des 


Voraiu4etzao|^  atugehend,  d«M  die  Naaea  V«lieoiii  vnd  Velitia  Mki 
iwei  verscliedeDe  Corieo  bezeicboeo,  soodern  der  letztere  dnrch  eine 
DUiograplife  eatstandeB  sei,  emeDdirt  er:  Quob  quum  ex  f^eitribns 
in  novas  evocdrentur  septem  et  XX^  JII  euriarum  per  rt/t- 
gionem  evoeari  non  potuerunt,  itaque  Forientity  Raptae,  Fe- 
lieneia  res  äivinae  ßvnt  üi  veteriktu  eun'ü,  leh  fettehe,  dast 
mir  aaf  diese  Weise  die  Worte  fframmatiscli  gar  oiciit  erklärbar  lebM* 
neo;  deno  woraoT  soll  man  das  rronomeo  Quae  beziebeoT  Es  müsste 
noeb  nekr  eiaf^etoballet  werden,  etva:  sepiem  ei  XX  aäUxertmi 
oder  äholicb ;  aber  aacb  dann  wäre  es  bart,  septem  et  XX  (wobei  «a* 
era  ^dacbt  werdeo  moss)  als  Genitiv  zu  nebmen.  Der  Grand  aber, 
wesbalb  Göttliog  die  Velitia  streicbt  und  aaaifliial,  es  aeiea  ner  drei 
zarock^eblieben ,  liegt  in  der  eigenthiimlicben  Ansiebt ,  dass  die  v  e  - 
teree  Cariae  (^leicfabedeotend  mit  den  Sacrariis  Argeoraa 
aeiea,  deren  Zahl  Varro  V,  8.  eben  aof  siebea  oad.  zwanzig  aofiebc. 
Da  nun  diese  Sacrarien  in  den  vier  servischen  Regionen  vertbeilt  wa- 
ree  (Subnrana,  Esqailioa ,  Gollina ,  Palatfum),  so  folgte  daraes  eotb- 
wendig,  dass  auch  die  alten  Curien  in  der  ganzen  Stadt  als  ^^loeale 
Corien**  zerstreut  gelegen  hätten  und  erst  als  Novae  Cariae  ver- 
efaigt  an  eiaeia  Orte  erbaaet  worden  seien.  Es  klingt  diess  allerdings 
sinnreich,  ist  aber  nichtsdestoweaiger  schlechterdings  aomöglicli.  Deae 
abgesehen  davon ,  dass  die  Sacraria  Argeorum  sich  über  Hügel  ver- 
breiten, die  enlnehiedeo  vor  Servivs  Tirilius  aiebt  ca  der  Stadt  gebSr- 
ten  (wie  der  eigentliche  Esqnilin ,  Mens  Cispius  und  M.  Oppios ,  und 
der  Vlniinal) ,  so  m'dsste  dann  ja  auch  angenommen  werden ,  dass  die 
inü  zaräekgebUebenea  Cvrien  ebenfalls  niebt  beisammen,  soadere  in 
verscbiedeoen  Bezirken  gelegen  hätten.  (^Varro:  Reliqua  Urbis  otitn 
dtsereta,  rum  Argeorum  sacraria  in  septem  et  XX  partes  urbis  sint 
dispoeiia.)  Und  aoter  diesen  Curien  ist  die  Ve liensis,  die  eise 
identisch  mit  dem  Sacra rium  Veliense  sein  würde:  von  diesem 
aber  kennen  wir  die  Lage  genau:  Varro  p.  60.  Feliense  sexti- 
oeps  in  Felia  apud  aedem  Deum  Penatium,  Wüsstea  wir 
ai»er  auch  niebt,  wo  die  Velia  und  der  Tempel  der  Penaten  gewesee 
sei,  niebt,  das«  die  Cariae  veteres  an  der  Ostseite  des  Palatin  lagen, 
so  bliebe  es  ja  doch  immer  eemSgliefa ,  daes  mit  dem  Sacrarivm  Ve* 
liease  nocb  zwei,  anderen  Bezirken  aagebürige,  hättee  verbuedee  aeie 
kennen. 

135)  Gruter.  Inscr.  CCL.  lieber  deo  iMbweree  f rrtbem  B u e - 
sens,  der  glauben  konnte,  die  roa  derNotitIa  erwibule  Garia  vetus 
•ei  die  Curia  iulia,  s.  deo  Absekaitt  über  das  Forum. 

36)  S.  meiae  Scbrifl:  Ve  Rmnue  veierie  murie  aifue  p&rüe. 
p^  )i3  ff*  und  d»a .  Absebnitt  über  4ie.Sa^pa  iF>ia^ 


—  ite  — 

aorjoaÜichoB  AkhMgtes  -zu  dedketi^  90  iUB  fatt  ein  DriMiail 
der  StadtgrcBze  anbestimst  bleibt»  Es  ist  »cht  deakbar,  dms 
Tacitus  die  Bcsobreibang^  so  tmyoUendet  gelassen  haben  sollte; 
oad  mk  Niebabr  und  Bansen  '^^  ^nzunehinen,  es  habe 
von  da  an  keiner  Maner  bedurft,  weil  dert  See  oder  Sampf 
gewesen  sei,  ist  nnstattbafl :  weil  erstlich  das  Sacelfaim  Lamai 
noch  auf  der  Höbe  der  Yelra  lag  und  dann,  wem  bmu  anch 
wirkiich  die  Tiefe  sich  als  aUgemetnen  See  oder  Sumpf  denken 
wollte ,  und  deshalb  die  Stadt  auf  dieser  Seite  keiner  Befesti- 
gung bedurft  hätte ,  doch  das  Pomoerium  (und  nur  dieses  be- 
schreibt ja  Tacitus)  noth wendig  geschlossen  werden  musste. 
Daher  scheint  es  unzweifelhaft,  dass  zu  iaterpnngiren  ist;  Ihm 
ad  saeeUttm  Larum  fortimque  Ramanum.,  man  möge  nun  mit 
Brotier  das  folgende  et  streichen,  oder  glauben,  dass  etwas 
ausgefallen  sei  ^*).  Denn  das  Forum  Romanum  endet  eben 
an  der  nördlichen  Ecke  des  Palatin :  war  vom  Sacellum  Larmn 
bis  dahin  die  Grenze  gezogen,  so  ergab  sich  die  Linie  bis  zum 
Anfangspunkte  von  selbst. 

Wenn  nun  oben  erwiesen  worden  ist,  dass  bei  einer  neu 
gf^griindeten  Stadt  Pomoerium.  und  Stadtmauer  .unzertrennlich 
waren,  so  ist  es  entschieden,  dass  der  Furche ,  welche  Taci« 
tus  ziehen  lässt ,  auch  durchaus  der  Gang  der  ältesten  Mauer 
entspricht,  und  dass  wir  die  Thore  der  romulischen  Stadt  anf 
dieser  Linie  zu  suchen  haben.  Bei  späterer  Erweiterung  der 
Stadt  konnte  es  allerdings  geschehen,  dass  entweder  Theile  in 
die  Mauer  eingeschlossen  wurden,  die  man  nicht  mit  in  das 
pomoerium  aufnahm,  wie  der  Aventin  innerhalb  der  serviscben 
Ringmauer  lag ,  ohne  zu  dem  für  die  Auspicien  geweiheten 
Räume  zu  gehören  ^*);  oder  dass  im  Gegentheile  das  Pomoerium 


137)  Bs  wird  mir  uelit  klar,  wie  beide  die  Sacke  gedacht  baben. 
We«B  Niebahr  saf^t:  „voo  dort  aof  die  Höbe  der  Velia  an  die  Ka- 
pelle der  Lareo :  eodlich  laogs  der  via  sacra  bis  ao  das  Fora» :  bier 
war  Sttttpf  bis  zon  VelabraM.*'  so  sebeiat  es,  als  habe  aeeb  er  aaeb 
/oruw^ue  Romanum  ioterpangirt.  Baasen  aber  folgt  der  gew6baU<> 
cheo  loterpunktioQ  and  scheint  gleichwohl  den  ganzen  Ablauf  der  Ve« 
lia  bis  tarn  Forum  einzaschllessen. 

38)  S.  die  aogef.  Sehr.  De  Ramme  vet,  mur,  atq,  pari.  p.  14. 
Noch  ist  es  mir  das  Wabrscheialiebste ,  dass  man  za  lesen  bat:  tmm 
ad  eaeellum  Larum  /arumque  Remamtm,  /arum  et  CapitoHum  ete. 

39)  Ks  ist  aoeb  awetfeUiall ,   ab  je  das  Pemoerin»  gass  die  Ana« 


—  loa  — 

weil  ib«r  die  GnMieA  ipt  SladtnMer  UoMisgekgi  wurde. 
Der  lelsiere  Fell  iei  der  bäafigere,  kdem  neek  altem  Herfcoat- 
aen  den  Feldkemi«  der  erobersd  die  Grensen  des  Reich«  er- 
weitert bette,  auch  das  Reckt  fr^ftrtndi  fommrii  ziutaad. 
GleiehwoU  lialte  aeit  Sernua  kia  auf  Solle  aieiaaiid  daToa 
Gebraaeli  feaMcht,  nacii  ihan  Aagustua,  dana  Claadius. 
Tacit.  Abb.  XU^  23.  Et  p^moerium  auaeit  Caesar  (CUm-^ 
dioa),  märe  fruea^  qua  m,  gm  frataUre  impenum^  eUam 
UrmmaM  Urtü  prapagare  dalur.  Nee  tarnen  dmeas  Remaniy 
fuamfuam  magaü  natümitus  sutaciisg  usarpaoerantj  mn  L. 
SuUa  et  D-  Amgm$tu$.  regam  in  ee  ambitio  vel  gioria  tone 
tnUgata.  Von  Anderen  wird  indessen  auch  C.  lalins  Cae- 
aar  ab  Eiweiterer  des  Pomoerinm  genannt,  wie  sehen 
Lipaias  so  Tacitna  bemerlU  bat.  GelL  XUI,  14.  sagt  vem 
Arentitt  sprechend;  nepteid  Ser.  TulUus  re^,  nefue  Sulla^ 
qai praferemdi  imperü  tüu/um  quaeeimt  ^^9),  neque  Dwus  Im- 
liUSp  eiom  pemeermm  preferrei^  imtra  effatos  Urbü  ßnet  aa- 
eiueerimi.  Eben  so  Die  Cass*  XLUI,  50,  (von  Cäsar)  vo 
«9  nmßififfiöff  ink  nkaior  if$eiij/aye.  ual  iv  %av%OiQ  akXoi^ 
%e  %§a4r  of»oia  «<»  Svllcf  nqii/0L$  Holsv.  und  nocbmals  in 
des  Antonius  Rede  XLIV ,  49.  ir  %y  nokei  ive^Qsv&eie  6 
iuu  v6  nmfi^giov  am^s  inavi^aas*  Letztere  Steile  könnte 
Torsöglich  beweisend  scheinen ,  wenn  anzunehmen  wäre ,  dass 
Die  aus  des  Antonius  Rede  selbst  geschöpft  habe.  Indessen 
kann  doch  an  eiaer  Erweiterung  durch  Cäsar  gezweifelt  wer- 
den. Bekanntlick  halte  er  den  Plan,  das  MarsCeld  zur  Stadt 
zu  ziehen.  Cic.  ad  AtL  XIII,  33.  35.  Er  blieb  onattsgefiihrt 
und  doch  scheint  damit  die  beabsichtigte  Veränderung  des  Po-^ 
moerium  zusammen  zu  hängen.  Vielleicht  hat  auch  der  zwei- 
deutige Name  Cäsar  zu  einer  Verwechselung  mit  Angnstas  Vei^ 


dchouDf  erhielt,  welche  die  Stadt  seit  Aureliao  hatte.  Wenigstens 
«rweiterte  es  dieser  aBfSaglteh  nieht.  Vepise.  AvreL  21.  iVeo  to- 
men  pomoerio  addidit  eo  tempore,  $ed  postea. 

140)  Sachse,  GeMck,  d,  Stadt  Rom,  I.  S.  5t.  82.  üherseUt 
das:  ,,der  eioea  Rechtsf^od  {titulum)  sa  Erweiteninf  des  Pomoe- 
ri«m  z«  habe«  wünschte  1*'  Derselbe  «eint  aater  Dimis  luHue  kSio« 
aaob  AuguMtus  verstaadea  wardea  l  Er  fiibrC  asoh  Sealigers  ErgiuiaBaa 
als  Festas  Worte  an. 


^ 104    

anlas^n^  gegeben  ***).  Von  Letzterem  beeengt  'die  Vergrös- 
seruiYg  ebenfalls  Dio  Ca  SS.  LV,  6.  und  am  gewissesten  die 
gleich  anzuführenden  Inschriften.  Wenn  man  aber  auch  die 
Erweiterung  durch  Sulla  hat  in  Zweifel  ziehen  wollen,  weil 
Dionys.  lY,  13.  sagt:  oivoe  6  ßaoiXeds ißer.  Tnllius)  7«- 
XwToioQ  fjv^fjae  %6v  mgißöXav  rijg  noXetog^  vot)^  äve  tüH 
nivxB  ngos^^eie  Xofüvg.j  so  liegt  darin  gar  kein  Beweis;  denn 
Dionysius  spricht  bloss  von  der  Mauer,  wie  die  folgenden 
Worte  zeigen :  nQoawr^Qfa  ih  ovn  Hi  nfty^k&sp  17  «ov<»- 
anevij  r^g  noXeagy  ovk  iüvrog^  äg  tpaüt,  %ov  (fat/Mviov* 
uXX'  Motiv  aTcavra  rd  negl  n^y  niXiv  olnavpeva  Xf»^i»  — 
yvfivd  %al  drelx^ora.  Das  hat  gar  keinen  Bezug  auf 
das  Pomoerlum.  —  Nach  Claudius  werden  noch  Nero,  Tra- 
jan  und  Aurelian  als  solche  genannt,  welche  die  GrenjEe 
des  Pomoerium  hinausrnckten.  V opisc.  Aurel.  21.  Nee  ta-^ 
men  pomoerto  addidit  eo  tempore,  sed  posiea,  Pomoerio  au- 
tent  nemini princfpum  licet  addere^  nisi  et,  qui  agri  hmrharki 
aUqiia  parte  Romanam  rempubfieam  loctipietaverii.  addidit 
autem  Augtuhts,  addidit  Traiamis^  addidit  Nero  etc.  Selt- 
sam in  zweifacher  Hinsicht  ist  dagegen  eine  Stelle  bei  Seneca 
de  brev.  vit.  14.  Sullam  ultimum  Romanorum  protulisse 
imperiumf  quod  nunquam  provinciaHj  sed  Italico  agro  ac- 
quisito  mos  proferre  apud  antiquos  fuit.  Wenn  der  von  Se- 
neca mit  Tadel  erwähnte  Grelehrte  Sulla  als  den  Letzten  nann- 
te, so  mag  das  weniger  auf  sich  haben ;  schwer  erklärlich  aber 
ist  die  letztere,  wie  es  scheint  Seneca  selbst  angehörende  Be- 
hauptung. Denn  wenn  vor  Sulla  überhaupt  niemand  das  Po- 
moerium erweitert  hatte,  wie  konnte  jemals  dabei  der  ager 
Italiens  in  Frage  kommen?  Will  man  aber  an  die  früheste 
königliehe  Zeit  denken,  so  konnte  wiederum  von  ager  pro- 
vincialis  nicht  die  Rede  sein. 

Räumlich  kann  man  die  verschiedenen  Erweiterungen  nicht 
genauer  verfolgen;    doch  lassen   sich  einzelne  Punkte  durch 


f41)  Aiieh  Vopiflcus  Aarel.  91.  nenot  C.  Inlias  C&sar  nieht 
noter  den  Erweiterera  des  PomoerioBi.  Er  l&sit  iodetseii  «och  Clau* 
dius  AUS, 


105    

aii%efiBiidenie  Cippi  besliflunen.  Ein  sdeher  Gppas ,  «nf  die 
firweilenmg  durch  AngiisUis  bezögUeh  ist  auf  dem  Piacius 
bei  der  Kircke  S.  TriniU  de'  Monti  gefonden  wordeai«»)^ 
von  aaderea  aus  derselben  Zeit,  mit  den  Namea  der  CobsoIb 
C.  Marcius  Cenaoriiius  und  C.  Asinius  Gallus  (745  d.  SU) 
scheint  sich  die  urspriiagUche  Stelle  nicht  nachweisen  eu  las* 
sen.-^^).  Von  Claudius  aber  sind  Cippi  im  Marsfelde  bei  Campo 
dt  Fiore  nnd  in  der  Nähe  der  Porta  Latina  geAinden  wor- 
den *♦). 

Der  paiatimscbe  Hügel  bildet  mn  uaregelniSssiges  Viereck 
and  natürlich  musste  das  am  Fasse  desselben  gesogene  Pomoe* 
rinm  dieselbe  Form  haben.  Darauf  wird  Ton  den  meisten 
Schriftsiellem  der  der  ältesten  Stadt  beigelegte  Name  Roma 
qnadrata  bezogen.  So  haben  ihn  Ennius  und  Varro  v^^ 
standen,  deren  Worte  nachher  anzufahren  sind ;  so  auch  Dio- 
nysius,  wenn  er  sagt,  der  Tempel  der  Vesta  könne  nicht 
von  Romains  erbauet  sdn,  weil  er  aosserfaalb  der  Roma  qua* 
drata  gelegen  sei'*^).  Allein  es  gab  auch  noch  eine  andere 
Tradition,  nach  welcher  die  Roma  quadrata  von  der  romnli«» 
sehen  Stadt  verschieden  und  älter  als  diese  gewesen  sein  sollte« 
So  berichtete  nach  Tzetzes  z.  Lycophr.  v.  1232.  Dio 
Cassius  fgmta.  Yales.  3,  5.  p.  10  St.  nfi  ik  %fJQ  /aejtdJifjß 


149)  Bnosen,  Btsehr.  d.  Stadt  Rom,  I.  S.  |3d. 

43)  Grnter.  p.  CXCVI.  1.  2.  Die  letztere  iDSchrifl  Uatet:  ۥ 
MARCIVS.  L.  F.L.N.  CENSORINVS.  ET.  C.  ASINIVS.  C.  F.  GALLVS. 
UX.  S.  G.  FIN.  POMfiH.  TERMIN.  Gehört  bieber  ««eb  der  Cippas 
n.  3.  mit  der  Inschrift:  IMP.  CAESAR  DIVI  F.  AVGVSTVS  PONTIFEX 
MAXIMVS  TRrBinVIC.  POTEST.  XVII.  EX  S.  C.  TERMINAVIT.  R. 
PAOXIM.  CIPP.  P£D.  CLXVl.  S,?  Vgl.  Pa^vin.  Descr,  urb,  Ramw 
ia  Graev.  thes.  IH.  jp.  %23.  Nardini,  Roma  antica  ed.  Nibby, 
I.  p.  42.  Brotier  ad  Taelt.  t.  II.  p.  376  f. 

44)  Gruter.  K  1.  n.  4.  Tl.  CLAVDIVS  DRVSf  F.  CAESAR  AVG. 
GERMANICVS  PONT.  MAX.  TRIB.  POT.  Villi.  fMP.  XVI.  COS.  HU. 
GBNSOR  P.  P.  AVCTIS  POPVLI  ROMANf  FINIBVS  POMERfVM 
AMPLIAdlT  TERMINA^JlTg.  Dieser  im  Marsfelde  gofoadeiie  Steia 
Wurde  vor  nicht  langer  Zeit  von  neuem  an  derselben  Stelle  als  Thür- 
pfoste  eines  kleinen  Haases  wieder  eotdeekt,  s.  Bansen,  Resehr,  d. 
St,  Ä.  I.  S.  140.^ 

45)  II,  65.    ovre  yaQ  rb  ^(u^iov  rovro ,   iv  f  to  itQov  (pvXarreTa* 

QTi  zye  TtTQayofvov   Halovfiinjg  *J*(of^7^g ,    rjv   ixuvQf   ireix^aev^   «jcroff 


106    

V^/tov  ^  Vii/Mvs  n»Xa$9t4fov  vdt^oit^.  Nach  diescft  Wor* 
Un  Uhrntt  es  scheinen ,  »Is  werde  diese  Vwflf/  T^tguyapog 
an  einem  gänx  anderen  Orte  gedacht,  da  ihr  eben  die  Stadt  aof 
dem  palatinischen  Berge  entgegengesetzt  wird.  Dieselbe  Tra« 
dilion  scheint  aach  za  Piutarchs  Rcnntniss  gekonmea,  tos 
Hkm  aber  miasverstanden  worden  zu  sein.  Er  sagt  Rom.  9. 
'PmfA'iJiAs  [tilv  dfv  Tijr  HaXovfid^fjp  *Pmjt4S^v  «ova^povi^f^, 
on€Q  ia%l  TVfQaytavov,  Htiob  %al  intXvov  ißavXe%o  noXiS^t^f 
^ir  %on0¥.  Er  bezieht  also  die  Roma  quadrata  auch  auf  den 
Aomnlas  und  lässt  doch  denselben  nachher  die  Stadt  in  weite* 
rem  Umfange  gründen  und  zwar  in  einer  Ansddinung,  die  erst 
bei  einer  idtfl  späteren  Erweiterung  möglieb  gefunden  werden 
kann.  Was  er  sich  dann  aber  bei  den  Worten  in%ta$  fi^y 
'P^/Mjv  novadgatf^r  gedacht  haben  möge,  ist  ganz  dunkel. 
Die  Römer  selbst  scheinen  von  einem  solchen  rorromulischen 
Rom  keine  Ahnung  gehabt  zu  haben,  und  die  ganze  Nachricht 
Staramt  aus  den  dunkeln  Sagen  bei  griecbiscben  SchriftateHem, 
welche  rieirältig  tou  einer  mehrmaligen  Gründung  Roms  be- 
richtet hatten  $  Sagen,  über  deren  Gehalt  kaum  zu  einem  Ur^ 
tbeile  zu  gelangen  ist,  s.  Dionys.  I,  72* 

Der  Name  Roma  quadrata  hatte  aber  auch  noch  eine 
engere  Bedeutung.  Auf  der  Höhe  des  Palatin  befand  sieh  ein 
viereckig  aufgemauerter  Platz ,  der  vorzugsweise  diesen  Na« 
men  führte.  Von  ihm  sagt  Festus  p.  258  MuH*  Quadraia 
Roma  in  Palatio  ante  templuni  AfollinU  diciiur ,  ubi  repO' 
Mita  sunt^  quae  solemt  boni  ominü  gralia  in  urb^  condenda 
adhiberi^  quin  saxo  mtmiius  est  tnitio  in  speciem  qumdra" 
tarn.  Eiui  loci  Ennius  meminitt  cum  ait:  ^yEt  quis  est 
erat  (qui  sc  sperat.  Müll.)  Ramae  regnoj^e  quadratae^'  Die 
Stelle  ist,  wie  oft,  unrichtig  angewendet ;  denn  regnare  kann 
sich  doch  nur  auf  Rom  selbst  beziehen.  Mehr  Schwierigkeit 
als  Festus  Worte  hat,  was  nach  Varro  darüber  Solin.  1, 
17.  sagt;  nam,  ut  qffirmat  Varro ^  aactor  JUtigentissimms^ 
Romam  condidii  Romulus,  Marte  gertitus  et  Rhea  Sihia^ 
vel,  ut  nonnuUiy  Marte  et  //i«;  dietaque  est primum  Roma 
quadrata,  quod  ad  aequilibrium  foret  posita.    Ea  incipit 


—  mr  — 

a  $ih^,  quae  eü  «n  area  Jfpeäiftüt  et  ad  sttpereitäm  icü' 
hnrum  Caet.  habet  tetmimm,  ubi  tagurium  ßtit  FauitfUL 
Nach  Gerbard,  Besekr.  4.  St.  Rom.  HI.  A.  p.  81.  ad  su* 
percüütm  ecalarum  Caü  habet  termmMn,  ubi  tugttrium  etc. 
Sind  nun  aach  die  seatae  CaH  topograptiiscb  kaum  bestimmba- 
rer ab  die  freilich  noch  viel  unerkKrlieheren  scatae  Cacif  so 
scheint  doch  so  viel  gewiss,  dass  hier  ein  Raum  ron  grösserer 
Avsdebnmg  als  bei  Pestus  mit  dem  Namen  belegt  wird ,  und 
gleichwohl  rühren  die  Nachrichten  ron  fast  gleichseitigen 
Sehriftstellem  her.  Allein  die  Angabe  des  Festns  oder  Yerrins 
Flaccns  scheint  auf  eine  Weise  Bestätigung  zn  erhalten ,  die 
ihr  entschieden  das  Uebergewicht  über  die  dunkeln  Worte  So* 
lins  rerschaiFt.  Unter  den  Fragmenten  des  capitoUnischen  Plans 
(Bellori.  tab.  XYI.)  befindet  sich  ein  kleines  Stück  mit  der 
fragmentirten  Inschrift :  REA  APO  (Area  ApoUinis)  ^^*).  Auf 
dem  übrigens  leeren  Ranow  ist  eine  viereckige  Erhöhung,  zu 
welcher  von  zwei  Seiten  eine  Anzahl  Stufen  heraußuhren. 
Entsprechender  kann  nichts  der  von  Fes  tu  s  gegebenen  Be- 
zeichnung sein ;  denn  es  ist  ein  locus  saxo  munitus  m  spedem 
quadratam  und  diese  Stelle  liegt  in  area  ApolUnis^  wie  es 
Varro  angiebt,  die  area  aber  natürlich  ante  tmnfhan  ApoU 
linis^  wie  Fes  tu s  sagt.  Man  darf  also  wohl  mit  Sicherheit 
diesen  erhöheten  viereckigen  Platz  fir  die  Roma  quadrata 
halten.  Es  ist  sehr  natürlich  anzunehmen,  dass  nachdem  die 
kaiserlichen  Anlagen  den  ganzen  Palatiu  occupirten,  der  Raum 
der  Roma  quadrata  beschränkt  wurde;  und  so  bezieht  sich 
Varpo's  Angabe  vielleicht  auf  eine  frühere  Zeit. 

Was  die  Bedeutung  dieser  Roma  quadrato  auf  dem  Pala- 
tin  sei ,  ist  aus  Festus  Worten  vollkommen  klar.  Es  ist  der 
mundus  des  alten  Roms,  wie  ihn  jede  nach  etmakischem  Ri- 


14S)  A«f  4er9«lbea  Tafel  befindet  sich  noeli  eia  Fragpnieot  mit  der 
Insohrift:  ARBA  uod  daranter  POL.  Bell  ort  erklärt  es  fdr  Area 
P  o  1 1  o  e  i  s  ,  voB  der  akmand  etwas  weiss.  Vielmehr  ist  aveh  hier  zu 
er^acea  Area  ApoWinis;  dena  die  Notitia  neoat  aaeh  in  der 
ersteo  Region  (Porta  Capena)  eine  Area  ApoUinis.  Jene  Tiereekige 
ErhShaog  nimmt  Bellori  fdr  einen  AlUr,  zu  dem  von  beiden  Seiten 
Treppen  hinan  fführen ! 


-. —    168 

tas  gegrändete  Stadt  h«beB  mussle  ^^^).    Denn  bevor  man  die 
Forche  zu  Bestimmttjig  des  Pomoerium  zog,  wurde  in  der  IMiUe 
des  für  die  Stadt  ersehenen  Raums  eine  Grube  gegraben,  in 
welche  man  die  Dioge  warf,  welche ,  wie  Festus  sagt,  moU- 
baut  bofd  ominis  gratia  in  urbe  candenda  adhiberi.   Worin 
diese  bestanden ,   ist  nicht  zweifelhaft  ♦•) :   es  waren  Feld- 
firüchte  als  das  Unentbehrlichste  für  das  Leben  und  die  erste 
Bedingung  für  das  Gedeihen,  und  einige  Würfe  aus  der  näch- 
sten Umgebung  geholter  Erde,  deren  auch  wohl,  wo,  wie  in 
Rom,  zur  Gründung  der  Stadt  aus^  verschiedenen  Orten  Leute 
zusammentraten,  jeder  aus  seiner  Heimath  etwas  mitbrachte, 
um  durch  die  Vermischung  die  enge  Vereinigung  der  verschie- 
denen Elemente  anzudeuten  und  zugleich  des  heimathliehen 
Bodens  an  dem  neuen  Wohnorte  nicht  zu  entbehren. 

Thore  der  palatinischen  Stadt. 

Jede  nach   etraskischem  Ritus  gegründete  Stadt  musste, 
wie  S  er  vi  US   ausdrücklich   sagt**),   wenigstens  drei  Thore 


1 47)  Ueber  6  S 1 1 1  i  o  |^  s  Meinnng  {Ge»eh.  d.  rom.  SiaaUvmf.  S.  470, 
dass  dieser  Ort  gruma  oder  {^roma  geoaoat  wordeo  und  dass  daher 
der  Name  der  Stadt  eotsUndeo  sei,  s.  meine  Schrift:  De  Romae  vet. 
murig  atq.  portU,  p.  1^0.  und  was  künftig  über  den  Namea  Roma  go- 
sagt  werden  wird. 

48)  Ansdrüeklieh  sagen  es  Ovid.  Fast.  IV,  8:^1. 

Fqsmo  ßt  ad  solidum,  fruget  iaciuntur  in  ima 
Et  de  vieino  terra  petita  tolo. 

Fo$ta  repletur  humo  plenaeque  imponitur  tfra. 
Et  novus  accenso  futtgitur  igne  Jbcus, 

Inde  premens  ttivam  designat  moenia  sulco : 
jilba  iugum  niveo  cum  bove  vaeea  tulit. 
nnd  Pinta rch.  Rom.  11.  Bo^^os  yä(f  toi^vyt]  nt^l  ro  rvv  ttpfiJr&ov 
«vxloTiQ^e^  UTta^X^^  ^*  "JruvTwv ,  oaote  vopw  fAtv  dts  xaXotg  ixQdivTO, 
^«»  Jf*  <»c  mpopiaiotg ,  careri&Tjoav  ivrav^a.  Kai  rilos  if  ^9  a^iirro 
y^ff  txaoTos  oktyiiv  xopi^tuv  poi^av  tfiaXXov  tis  Tavza  %al  Oüv^piywov. 
uaXovoi  oi  Tov  fio&^ov  tovtov  t}  »ai  rov  oXvftnov  6v6uaT&  povvdov.  Bira 
want^xvidov  nivr^t^  niQUyQaipav  rt^v  noXiv,  Müller,  Etrusker.  II. 
S.  145.  versteht  nnter  jenen  im  Mundns  geborgenen  Dingen  ,,die  Ge- 
rÜtbe,  welche  man  bei  der  Gründang  solcher  nrbes  zu  braoehen  pfleg- 
te*^ :  nämlich  das  uruum  aratri  u.  s.  w.  Nicht  nar  sagen  davon  Ovid 
ood  Plotarch  nichts,  sondern  es  ergiebt  sich  auch  aus  ihren  Worten 
die  Unmöglichkeit  der  Annahme,  indem  der  Maodus  geschlossen  wurde, 
ehe  man  an  das  Ziehen  der  Furche  ging. 

49)  Za  Virg.  Aen.  I,  4%2.  quoniam prudentet  diseiplinae  aiunty 
apud  eonditore*  Etrusearum  urbium  non  putatat  iustas  urbßt  /«wf«, 


109    

habea,  und  damit  stimmt  tiberein,  was  von  den  Thorcn  der 
palatiniscben  oder  romulischen  Stadt  berichtet  wird.  PI  in.  N« 
H.  III,  5,  9.  Urbem  tres  portas  habentem  Romulus  rdiquit^ 
out  (ut  pturimas  tradentibvs  credamvs)  quatuor.  Die  Lage 
der  ans  bekannten  Thore  macht  es  wahrscheinlich ,  dass  ih- 
rer nnr  drei  waren;  aber  anch  von  diesen  dreien  werden 
nns  nur  zwei  näher  bekannt ;  von  dem  dritten  hat  sich  nicht 
einmal  der  Name  erhalten,  obwohl  sich  die  Stelle,  wo  es  sich 
befunden  haben  mag,  mit  ziemlicher  Gewissheit  angeben  lässt« 
Wenn  aber  die  früheren  Topographen ,  um  die  Zahl  der  von 
Plinius  genannten  Thore  vollständig  zu  haben,  die  Porta 
lanualis  und  Carmentalis  hieher  gezogen  haben,  so 
wird  sich  in  der  Folge  zeigen,  dass  diese  ihrer  Lage  nach 
durchaus  nichts  mit  der  romulischen  Stadt  gemein  haben  konn- 
ten, ja  dass  der  eine  Name  nicht  einmal  ein  wirkliches  Thor 
bezeichnet. 

Die  beiden  uns  namentlich  und  örtlich  bekannten  Tliore 
sind:  die  Porta  Mugionis  oder  Mu  gonia  und  die  Porta 
Romanula  oder  Romana.  Um  ihre  Lage  richtig  zu  be- 
stimmen, muss  man  zunächst  den  unabänderlichen  Grundsatz 
festhalten,  dass  sie  sich  an  den  Stellen  werden  befunden  ha- 
ben, wo  sich  naturliche  Aufgänge  zu  der  Höhe  des  Berges 
darboten,  indem  es  undenkbar  ist,  dass  man  mit  Uebergehung 
derselben  künstliche  Zugänge  angelegt  haben  sollte.  Es  steht 
aber  allen  Nachrichten  zufolge  unzweifelhaft  fest ,  dass  sich 
die  beiden  Thore  an  dem  nördlichen  und  westlichen  "0)  Ab- 


tn  quihui  non  trat  portal  eismt  dedietttae  et  votivae  et  toi  tempia, 
Jovis,  lunoms,  Minervae.  Damit  Ist  oicht  notbweodig  s^^w^t,  dasi  der 
Thore  nicht  mehr  seto  koDotea;  aber  fdr  die  paUtinische  Stadt  scheint 
kein  (imnii  vorhaadeo  ca  sein  mehr  aasuDehmea.  \ifl,  Mieali.  J. 
p.  115.  Müller,  Etntsker.  II.  S.  146.  Göttliog,  Rom.  Staatwerf. 

Om      39. 

150)  Die  vier  Seiten  des  Palatin  entspreeheo  keinesweges  geaa« 
den  Himmelsgegenden.  Um  daher  Missverständnissen  vorzabeagen  sei 
hier  bemerkt,  dass  die  eigentlich  nach  Nordost  gewendete  Seite,  wo 
sieb  der  Aufgaag  zu  den  Faraesiscbea  Gärtea  und  der  Titvsbogea  be- 
findet, als  die  nördliche ;  die  dem  Capitole  zugewendete,  wo  die  Kirche 
S.  Teodoro,  als  die  westliche ;  die  itber  dem  Circns  Maximus  gelegene 
als  die  südliche^  «ad  die  dem  Gaelioa  entgegeuatebeade  als  di«  aat- 
liche  angenommen  wird. 


l 


f 


110    

iiange  de»  Ber|;e$  befunden  liabeui  and  anf  beiden  Linien  ist 
nnr  je  ein  Hauptaufgang  zn  demselben,  so  dass  man  hier  die 
Thore  anzunehmen  hat,  wenn  die  von  den  Schriftstellern  über 
ihre  Lage  gegebenen  Andentungen  damit  übereinsUnunen,  was 
vollständig  der  Fall  ist.  Diese  Andeutongen  aber  sind  nur 
relativ:  es  werden  die  Stellen  nur  mittels  anderer  in  der 
Nähe  befindlicher  Oertlichkeiten  bezeichnet  und  deshalb  ist  es 
Böthig,  diese  vorher  kennen  zu  lernen;  überhaupt  sich  ein 
möglichst  deutliches  Bild  von  den  angrenzenden  Räumlichkeit 
ten  zu  entwerfen. 

Von  dem  nördlichen  Abhauge  des  Palatin  erstreckt  sich, 
wie  schon  gesagt,  hinüber  nach  dem  £squilin  die  mehr  und 
mehr  sich  erweiternde  und  nach  dem  Forum ,  den  Carineo 
und  der  Tiefe  des  Colosseum  in  die  Ebene  ablaufende  Höhe 
der  Velia.  Auf  ihrem  höchsten  Punkte  und  dicht  am  ei- 
gentlichen Abhänge  des  Palatin  steht  der  Arcus  Titi  und 
diess  ist  der  Punkt,  wo  die  Sacra  via,  vom  Colosseum  her- 
kommend, die  Velia  überstieg.  Daher  hiess  sie  hier  mit  dem 
ganzen  angrenzenden  Theile  der  Höhe  Summa  Sacra  via. 
Von  dem  Titusbogen  wendete  sich  die  Sacra  via  etwas  rechts 
qnd  lief  dann  mehr  und  mehr  sich  senkend  in  gerader  Linie 
bis  an  die  Grenze  des  Forum  Roman  um,  welches  sie  an 
dessen  südöstlicher  Ecke  (unweit  S.  Maria  Liberatrice)  er- 
reichte. Ihr  weiterer  Forlgang  ist  hier  gleichgültig.  Eben* 
falls  von  der  Gegend  des  Titusbogens  an  und  entweder  hier 
mit  der  Sacra  via  zusammentreffend  oder  ohne  sie  unmittel* 
bar  zu  berühren  von  der  Höhe  herabkommend,  zog  sich  eine 
zweite  Strasse  dicht  an  dem  Abhänge  des  Berges,  ebenfalls 
in  der  Richtung  des  Forum,  aber  hinter  dem  Vesta- Heilige 
thume  (S.  M.  Liber.)  hinweg,  wo  sie  ebenfalls  nach  allmäh-' 
Uger  Senkung  die  Tiefe  des  Forum  erreichte,  dann  um  die 
nördliche  Ecke  des  Berges  umbiegend  am  Fusse  desselben  fast 
die  ganze  westliche  Seite  entlang  fortlief.  Ihr  Name  war 
Nova  via  und  in  der  Nähe  des  Titusbogens  wird  sie  ganz 
analog  der  Summa  Sacra  via  als  Summa  nova  via  bezeich- 
net. —  Unter  dem  westlichen  Abhänge  des  Palatin,  zwischen 

und  dem  Capitele  lag  nach  der  Seite  des  Fonim  zu  der 


111 


VicaiTttscuB  u»i  weiter  wesiKeh  asgreiuLeiid  an  das  Fo- 
itun  Boariam  das  Velabrttm,  nacb  jeUt  darch  die  Kirche 
S.  Giorgio  in  Vdabro  bexeiehnet^^')* 

Hält  man  dieses  Bild  der  unter  dem  Palatin  gelegenen 
OertUciikeit  fest,  so  lässt  sich  die  Lage  beider  Tbore  ohne 
alle  Schwierigkeit  bestimmen,  während  bei  den  älteren  Tc^- 
graphen  und  den  Italiänem  bis  auf  den  heutigen  Tag  die  un- 
gereimtesten Meinungen  dardber  herrschen  und  auch  die  deut* 
sehe  Forschung  nicht  zur  Klarheit  gedrungen  ist  ^*).  —  Was 
zaerst  die  Porta  Mugionis  anlangt,  so  wird  sie  mit  dieser 
Form  des  Namens  genannt  von  Varro  L.  L«  V,  34.  p.  164 
Sp.  Prwtertm  intrm  mnroM  video  porias  did:  in  P^daÜ^ 
if »)  etc.    Ders«  b.  Nonius  XII,  5L  p.  531  M, 


151)  Tue  Reektfertignai;  dieser  Bestimmiiisvii  über  den  Ltiif  der 
Sacra  via  aad  der  Nova  via,  «e  wie  über  die  La^f  der  VeÜa 
Sodet  sich  ip  dem  folgeodea  Abschaitte.  Die  ganze  zasammeohSngende 
Baweislibmag  aber  ist  hi  der  nebrfkeh  aBgefilbrteii  Sckrift :  D^  R^ 
mae  vet.  rnnr,  atq,  poptis.  p.  21  —  5).  nachsvsehen. 

52)  Es  wBrde  nnniitz  sein,  die  unsinnigen  und  verworrenen  An- 
gaben der  Topographen  vor  Don  all  aoznfibreo.  Dieser  bat  laerst 
die  Porta  Mugonia  ganz  richtig  bestimmt,  aber  die  Porta  Ro- 
mana dachte  er  sich  ganz  irrig  aoT  der  Südseite  über  dem  Circas 
Maztmus.  Dareh  Nardiai  wurde  auch  die  Stelle  der  Ronasvlt 
richtig  angegeben ;  dagegen  Donati^s  richtige  Ansicht  wieder  verlasse^ 
und  die  Mugonia  jeuseit  de«  Titnsbogens  an  die  dem  Colossenm 
entgegenstehende  Ecke  des  Berg«  gelegt.  So  war  man  der  Wahriieü 
ziemlich  nahe;  allein  Nibby*s  unbegreifliche  Verblendung  Tuhrte  von 
neuem  zu  der  verkehrtesten  aller  Ansichten,  dass  die  Mugoaia  bei 
S«  Teodoro,  die  Romana  aaf  der  Seite  des  Titusbtgens  aewesen  sei, 
and  das  hat  auch  C  a  n  i  n  a  bei  seinem  Unvermögen  die  Untersuchung 
selbst  auzustelleo  treuUeh  nachgesprochea ,  ohne  z«  bedenken ,  dasa 
bei  seiner  Annahme  von  der  Lage  des  Foram  und  dem  Laufe  der  8ib- 
cra  via  der  Widerspruch  der  Scbrirtsteller  noch  viel  weniger  auszu- 
gleiehea  sei,  als  bei  Nibby.  —  Der  deuUehea  Forsehang  hat  über  dla 
Frage,  an  welchen  Seiten  die  Thore  zu  suchen  seien,  kein  Zweifel 
bleiben  können ;  aber  die  eigentlichen  Stellen  sind  auch  durch  sie 
aiebl  klar  and  richtig  nacbgewiesaa. 

53)  M  u  c  i  o  n  i  s  ist  nur  alte  Schreibart  für  die  später  wahrscheio^ 
lieh  allein  gebriiuchliche  Form  Mugionis,  indem  C  uad  6  Ursprung« 
lieb  ein  Baebttabe  waren.  Eben  «o  verfault  ««  «lab  aut  Carmalus 
uod  Cermalus,  Caius  und  Gaias  n.  s,  w.  8.  Scbaeider» 
An^flhrl.  tat.  Gramm.  I.  p.  231  ff.  Müller,  Siru$kar,  U  S.  269^> 
Pest.  p.  202.  (>reum  quwi  dieiwwsy  ait  Fwriut  ab  antiquU  diHum 
Uragum  (Urgnm),  qM94  e#  U  litsra»  $omum  per  0  effwfha^t:  [et] 
00r  C  lUtra^farmam  nihUaminuM  G  uturpa^ant  Plitarcb.  Qaaest. 
Rom.  54.,  wo  ar  macMum.  von  ^«/^i^s  ableitet ,  «alro  J^9r^«  r* 
F  mtyviv^wif  Hpt  nuf  «ilireSi*  ^^j  yi^  Sjfe4s<VT»  vy  i^»  Mia^tUw 
JS'are^to«  flr^«|«v^efffan 


112    

p^  363  Geri.  Ancum  in  Palatio  ai  portäm  Mttgionii  secun^ 
dam  mam  sub  sinüira.    Dagegen   heisst  sie  Mugionia  b.. 
Paul.  Diac.  p.  144 Müll.  Mugionia porta  Romae  dictaestm 
Mugio^^^)  quodatn^  qui  eidem  tuendae  praefuit.    Die  Form 
Mugonia  endlich  findet  sich  bei  Solin.  1,  24.   Tarquimuw- 
Priscus  ad  Mugoniam  portam  supra  summam  Nooam  viam. 
Dionysius  II,  50.   übersetzt:    Mvxaividt^  nvXat.    Das 
Thor  bestand  bis  in  späte  Zeit,  aber  mit  verändertem  Namen. 
Es  bildete  fortwährend  den  Haupteingang  zu  den  Anlagen  des 
Palatin  auch  in  der  Zeit,  wo  die  Kaiserpaläste  ihn  grössfcen- 
theils  eingenommen  hatten,  und  daher  wird  es  vonLivius, 
Dionysius  und  Ovid:  Vetus  porta. Palatii  genannt. 
Die  Identität  dieser  Namen  ergiebt  sich  zunächst  aus  Li r.  I, 
12.  confestim  Romana   inclinatur  acies  ftisaque  est  ad  Ve- 
terem  portam  Paiatii,  und  Dionys.  II,  50«  {hQo)  'Pm^vXoQ 
fikv  X)g&(aoim  ACt  naQa  rate   xaXov/iiratg  Mvxarlat  nv^ 
Attiff,  ai  g>ifovair  eis  to  IJaXaTiov  i%  %Sjs  h^äg  6doif.y  wo« 
mit  wiederum  übereinstimmt  Ovid.  Trist.  III,  1,  31. 
Inde  petens  dextram :  Porta  est,  ait^  ista  Palati: 
Hie  Stator^  hoc  olim  condita  Roma  loco  est. 
Hiedurch  ist  zugleich  die  Stelle  des  Thors  genau  bezeichnet ; 
denn  der  Tempel  des  lupiler  Stator  wird  uns  eines  Theiles  ge- 
nannt als  an  der  Summa  Nova  via  gelegen:  Liv.  I,  47. 
ex  supcriore  parte  aedium  per  fcnestras  in  Novam  viam 
versas  (Jtabitabat  enim  rex  ad  levis  Statoris)  populum  Ta-- 
naquil  adloquilur.,  verbunden  mit  Solin.  1,  24.   Tarquinius 
Priscus  ad  Mugoniam  portam  supra  summam  Novam  viam.; 
anderen  Theiles  ist  seine  Lage  in  der  Nähe  der  Summa  Sa- 
cra via  gewiss.     Denn  hier  auf  der  Höhe  stand  die  Reiter- 
Statue  der  Cloelia^^),  und  ihr  gegenüber  war   der  Tem* 


154)  Es  sollte  weDigsteos  heisMo:  a  Mugione  quodmm;  wiewobl 
die  ranze  Elymologie  absurd  zn  aennea  seio  möchte.  Varro  leitet 
den  Namen  ab  a  mugttu,  nnd  darauf  weiset  auch  die  fpriechiscbe  Form 
bei  Dionysius  hin:  Mvxwvidtc  nvXnt.  Allein  das  ist  auch  eben 
nichts  anderes  als  ein  Versach  den  Namen  zu  erklären  und  überhaopt 
ist  aus  den  meisten  dieser  Etymologien  wenig  reeller  Gewinn  za  ziehen. 

55)  LIv.  II,  13.  in  gumma  Sacra  viafüitpoiita  vtrgo  intidens 
eqno.  DIenys.  V,  35.  KkoiXi^  Si  rn  na^dv^  ov^qw  eixoveg  fahäj^ 
fooQap ,  ^  arid'eoav  inl  t^s  ie^äs  ooov  ngiff  «iV  t^  fyo^äy  fi^vvtjf. 


IIS    

pel  ^^*):  nicht  an  der  Sacra  via  selbst,  aber  nahe  jedenfalls 
der  Stelle,  wo  beide  Strassen  sich  entweder  vereinigten  oder 
einander  (jede  als  somma)  am  nächsten  kamen  ^^).  Diese  Lage 
des  Tempels  bezeugt  endlich  ausdrücklich  Plutarch.  Cic.  16. 
iudXei  %i^v  avyxXtjtov  üc  t6  %w  Sti^oIov  JißQhgoi^,  o¥ 
2M%mQa  Vw/ialOi  uaXovciv,  li^Vfjkhfov  iv  dgyij  %^e  hgä^ 
odov  n^oß  %6  UaXä'fiov  dffi6y%(o¥  *•)-  —  Wenn  man  sich 
non  erinnert,  dass  der  Name  Summa  Sacra  via  den  Theil 
der  heiligen  Strasse  bezeichnete ,  wo  dieselbe  die  Yelia  fiber- 
stieg, d.  h.  bei  dem  Titusbogen,  so  ist  dadurch  die  Stelle  der 
Porta  Mngionis  sehr  genau  bestimmt  und  entspricht  auf 
das  Erwünschteste  der  aUgemeinen  Forderung,  nach  welcher 
die  Thore  an  natürlichen  Aufgängen  zu  suchen  sind.  Denn 
eben  hier,  bei  dem  Titusbogen,  ist  der  Hauptaufgang  der  nörd- 
lichen Seite ,  wo  jetzt  der  Weg  zu  S.  Bonaventura  und  Villa 
Mills  (sonst  Spada)  fuhrt.  Auf  der  ganzen  Strecke  von  da  biü 
zum  Forum  kann  nur  auf  künstlichem  Wege  über  Stufen  zur 
Höhe  gelangt  werden. 

Weniger  Berühmtheit  hatte  das  zweite  Thor,  Porta  Ro^ 
mannla,  wie  Varro  es  nennt,  während  es  bei  Festus 
Romana  heisst;  aber  die  Nähe  gewisser  heiliger  Stätten  und 


•/  troff'  vag^lvwv  vari^tf.  Plntarch.  Popl.  19.  *^vcmetr(u  ii  rifv 
u^äv  636p  TtoQtvouivoii  tU  JlaXatiov  av9ow  avTtjs  ¥tp$7moe ,  oy  nves 
ov  T^9  JÜLoiXiaßf  «Xla  t^s  Ovals^fias  $hat  Xiyowtv.  Wenn  Plutarch  vob 
der  Statue  alg  noch  vorhanden  apricbt,  so  ist  das  eiitschiedeo  unrich- 
tig und  kann  als  Probe  seiner  Zuverlässigkeit  und  Kenntoiss  Roms 
dienen.  Gerade  so  sagt  anch  Serv.  z.  Aen.  VIII,  646.  quam  in  Sa- 
cra via  hodieque  conspicimuM,  Aber  schon  Dionysias  Tand  sie  nicbt 
mehr:  rai/f^r  yjfitli  ovjUt*  netfiivtjv  tv^oft^v.  iUyero  di ,  on  ifufff^otit»^ 
ne^l  TttS  Tti^aior  oixiae  yevofUvfjs  ^tpaviü-d^.  Eben  so  spricht  P 1  i  n  i  n  s 
davon,  als  in  früherer  2eit  vorhanden  gewesen.  Vgl.  De  Romae  vet. 
mur.  aiq,  port,  p.  33  f. 

156)  PI  in.  XXXIV,  6,  13.  E  diverto  Annius  Fetiali^^  equeslrem^ 
quae  fuerit  contra  lovis  Stataris  aedem  in  vesiibtäo  Su- 
perbi  domus^  Faleriae  fai»9c  fiublieolac  consulis  ßliae  (tradit). 

57)  S.  De  Rom,  vet,  mur.  p.  38  IT.  Es  ist  mir  jetxt  das  Wahr^ 
fcheiniichste ,  dass  die  Nova  via  die  Sacra  via  nicht  unmittelbar  be- 
rührte, sondern  von  dem  Thore  aas  an  dem  Abhänge  hinlief.  Dann 
bildete  der  Aufgang  von  der  Sacra  via  cum  Thore  die  Verbindung 
beider. 

58)  Ueber  den  Sinn  der  Worte :  iv  apx^  r^t  UffiU  odov  n^^os  tv 
Jlakartoy  avwrrwv^  woran  Bunsen  und  Ambrosch  Anstoss  nahmen,  s. 
De  Romae  vei,  mur.  atq.  pari,  f,  51« 

8 


114    

Aran  sich  knöpfende  Opfergebräuche  haben  Veranlassung  ge- 
geben, dass  nicht  nur  der  Name  sich  erhalten  hat,  sondern 
auch  hinreichende  Kunde  von  der  Stelle,  wo  es  sich  befand, 
uns  zugekommen  ist.  Die  wichtigste  Stelle,  welche  sie  nennt, 
ist  bei  Varr  0  L.  L.  VI,  3.  p.  205&  Hoe  sacnßeium  fit  in 
Velahro^  qua  in  Novum  viam  exitur,  ut  anmt  qui- 
danij  ad  tejndcrtim  Aceat ,  ut  guod  ibi  prepe  faciunt  Diit 
Manibut  sertiNbtis  sacerdotei ;  qui  uierque  locus  exira  ur^ 
bem  antiquam  ßiity  non  ionge  a  porta  RomanulOy  de 
qua  in  priore  h'bro  dixi.  Die  Worte ,  auf  welche  er  sich 
bezieht,  stehen  V,  34.  p.  1^.  Alteram  Romanulam^  ab  Roma 
dictam^  qüae  habet  gradue  in  Nova  via^*^)  ad  Vo^ 
lupiae  sacellum.  Diese  Angaben  sind  vollkommen  hinreichend, 
nm  die  Stelle  des  Thors  mit  Sicherheit  zu  bestimmen.  Das  Ve- 
1  ab r  um  ist  durch  die  Kirche  S.  Giorgio,  die  noch  den  Namen 
in  Velabro  fuhrt,  einer  der  gewissesten  Punkte  des  alten  Rom: 
bis  hieher  reichte  also  die  Nova  via  und  unmittelbar  über 
ihr,  da  wo  ihr  Ausgang  in  das  Velabrum  war,  lag  die  Porta 
Romanula,  etwas  höher  als  die  Strasse,  so  dass  Stufen  zu 
ihr  vom  Thore  herabfahrten.  Eben  an  der  von  Varro  bezeich- 
neten Stelle  ist  nun  in  der  That  der  einzige  westliche  Aufgang 
zur  Höhe,  unweit  der  Kirche  S.  Teodoro  nach  Sta.  Anastasia 
hin.  Das  war  der  Clivus  Victoriae,  von  dem  auf  dem 
Palatin  gelegenen  uralten  HeiUglhume  der  Victoria  benannt, 
wie  weiterhin  gezeigt  werden  wird.  Die  Stufen ,  von  denen 
Varro  spricht,  gehören  wohl  nicht  der  alten  Zeit  an,  sondern 
nachdem  dort  schon  längst  kein  eigentliches  Thor  mehr  war, 
wurde  die  Stelle  durch  eine  Art  Treppenspiegel  bezeichnet,  der 
nach  drei  Seiten  hin  Stufen  hatte,  die  vielleicht  in  die  Nova 
via  selbst  hinein  reichten ;  denn  im  ahen  Rom,  wo  mit  Aus- 
nahme festlicher  Opferziige,  welche  ihre  bestimmt  vorgezeich- 
neten Wege  hatten,  an  ein  Fahren  mit  Wagen  nicht  zu  den- 
ken ist,  kann  es  nichts  aulTallendes  haben,  wenn  hie  und  da 
die  Strassen  durch  Stufen  unterbrochen  wurden.    Obiges  Re- 


159)  Nach  Scalii^eri  onzweifelliafter  VcrbesseniDg.  Die  VuU 
g«U  liefet:  habet  gradus  in  navalia ,  was  an  sieb  absard  is.  and  la 
keiner  {;ateo  Handschrift  sich  iladet:  alle  haben  novalia. 


1 


115    

soltat  aber,  das  üe  varronisoheii  Stellen  ergeben,  erhalt  »detst 
seine  BesUltigung  und  weitere  Brkläning  durch  eine  dritte 
Hauptstelle  bei  Fes  las  p.  262  Mail.  Romamnm  p&rtam  vul^ 
gu$  ffppeikft^  M  ex  efistyti»  deßuit  afUM^^^).  qui  locus 
ab  antiguis  ofpeltm  soHtus  est  Staiaae  Ctaeun^  quodin 
eo  ßät  sepfilcrum  eius  Jamiliae.  Sed  porta  Remana  iutti^ 
tuia  est  a  Homuio  infimo  clivo  f^ieioriae^  qui  /•« 
eus  gradibus  in  quadram  /ormaius  est.  j^ppei» 
lata  autem  Ramana  a  Sabinis  praecipue^  quod  ea  prea^ima 
aditus  erat  Romam.  Es  ist  oftnbar,  daas  der  locus  gradümt 
in  quadram  formatsu  dasselbe  bezeichnet,  was  bei  Varro  die 
gradus  in  Nora  via  $  wegen  des  Tempels  der  Victoria  aber, 
nach  dem  sich  der  Clivus  benannte,  s.  den  von  der  Velia  han- 
delnden Abschnitt.  —  Die  kaiserliehen  Banten,  welche  all* 
mählig  den  ganzen  Palatin  nmfassten,  mSgen  auch  dieser  Stelle 
eine  sehr  veränderte  Gestalt  gegeben  haben ;  aber  ein  Aufgang 
zur  Höhe  findet  sich  hier  auch  späterhin.  Deatlich  geht  es  her- 
vor aus  Tacitus  Hist.  I,  27.,  der  an  dieser  Stelle  den  Otho 
herabsteigen  IMsst:  per  Tiberianam  donnm  in  ypJabrwn^  inde 
ad  Miliafivm  auremm  sub  aedem  Saturn/.  Die  oben  für  die 
Porta  Romanula  angenommene  Stelle  ist  hier  unverkennbar; 
denn  dass  die  domus  Tibtriana  auf  dieser  Seite  des  Berges 
lag,  über  dem  Velabrum,  wird  in  dem  vom  Palatin  handelnden 
Abschnitte  nachgewiesen  werden. 

Dass  die  palatinische  Stadt  noch  ein  drittes  Thor  gehabt 
haben  werde,  lehrt  schon  die  Lage  der  beiden  bekannten.  Es 
ist  undenkbar,  dass  von  dem  einen  znm  anderen  auf  der  gan- 
zen südlichen  und  östlichen  Seite  die  Stadt  keinen  weiteren 
Zugang  gehabt  haben  solle,  zumal  da  gerade  in  Süden  der 
grüsste  Theil  des  ager  Romanus  sich  ausdehnte.  Es  hat  sich 
indessen  keine  Nachricht  davon  erhalten  und  Varro  selbst  hatte 


160)  Wafarscheiolich  also  war  es  irsepd  eio  MonvmaBt  einer  Was» 
•erleitang,  welches  im  ^emeiaeo  Lebeo  porta  Romaoa  geoaDot 
worde,  uod  jedenfalls  \9i%  ea  aasserhalb  der  aervisehen  Stadt,  da  sich 
dort  die  Grabstätten  der  Cioeier  befanden;  denn  mit  sehr  wenigen 
Antnahaien  war  es  nieht  gestattet,  in  der  Stadt  za  beerdigen.  S.  Dm 
Roma«  vtt,  mur,  p.  69. 

8' 


116 

offenbar  keine  Kairfe  daron,  da  er,  wo  er  die  innerhalb  der 
Stadt  gelegenen  Thore  nennt,  nichts  davon  erwähnt.  Bei  den 
älteren  Topographen  findet  sich  ein  Name,  Porta  Tri  gonia, 
den  auch  Dacier  zu  Festas  anfuhrt,  ohne  dass  man  angeben 
konnte,  woher  er  genommen  ist.  Wahrscheinlich  ist  es-  der 
yerstümmeke  Name  M  n  g  o  n  i  a.  Wo  aber  das  dritte  Thor  ge- 
wesen sein  möge,  lässt  sich  zwar  nicht  mit  Gewissheit  sagen ; 
wahrscheinlich  ist  es  indessen,  dass  es  an  der  südlichen  Ecke 
des  Berges,  S.  Gregorio  gegenüber  lag.  Noch  Septimius  Se- 
verus,  als  er  dort  sein  Septizonium  erbauete,  soll  die  Absicht 
gehabt  haben,  den  Haupteingang  zum  Palatiam  dahin  zu  ver- 
legen ^•*). 

ErweiteniDgeo   der  Stadt.      Porta  lanualis» 

Septimontium. 

Die  dankelen  und  verworrenen  Sagen,  welche  von  mehr- 
fachen bald  nach  der  Gründung  der  Stadt  und  fernerhin  un- 
ter den  vier  ersten  Königen  geschehenen  Erweiterungen  der- 
selben sprechen,  sind  für  die  Topographie  von  geringer  Wich- 
tigkeit. Wollte  man  Dionysius  folgen,  in  dessen  Angaben 
die  meiste,  aber  sehr  verdächtige  Consequenz  ist,  so  hätte  in 
Voraussicht  des  Sabinerangriffs  Romulus  nicht  nur  das  Pala- 
tium  mit  einer  stärkeren  Mauer  umgeben,  sondern  auch  den 
Capitolinujs  und  selbst  den  Aventin  in  die  Befestigung 
gezogen,  weniger  als  eigentliche  Stadttbeile,  als  um  die  Land- 
bewohner und  Hirten  mit  ihren  Heerden  aufzunehmen  ^^). 
Sonderbar  mag  immerhin  die  Vereinigung  dieser  drei  Berge 


161)  Spartiao.  Sever.  Hi.  Quum  Septifumium /aeeret ,  nihil 
aliud  eogitavit,  quam  ut  ex  Afriea  venientibus  suum  opus  oeeurre- 
rety  et  niäi  absente  eo  per  prat^eetum.  Vrbit  medium  simulaerum 
eius  euet  locatum,  aditum  Palatinis  aedibue ,  i,  e,  reihum  alrium 
ab  ea  parte  /aeere  voluiste  ptrhibetur. 

62)  Dionys.  II,  37.  rov  /üv  HaXatiov  rtiixos ,  wg  aa^oJUorf^Of^ 
iÄ»««  ToZs  ivdov,  v^Xorlffo^  iffvfiaaw  iyti^WTf  rovg  di  naoa*%iiUvov9 
avTif  loipotfs^  roy  ti  jivivuvinf  «ai  xov  JCanirwXtvov  vvv  Uyofuvw  ««•- 
tatpiftoutv  smU  xu^fcauifutai  naqjeifoXg  ntotXofiBivmv ,  iv  ots  tu  noiftvtm 
nai  rov«  ^^fio^ovp  avkiCeo&a$  ras  vvnras  iniral^eVf  «x'^Tv^»  (pifov^  »aro* 
Xa/iSav<up  inoTtffov ,  naX  et  rt  ailo  %i»f^io¥  «o^cuU Mty  o^TOiff  )r«^{ff«y 
igA^kkiVf  inoxatpffeiwv  naX  nt^nnavQdtv  x.  r.  k. 


117 

ttamentlich  (8r  die  klingen,  welche  sich  zwischen  dem  Palatin 
und  den  beiden  letzteren  in  jener  Zeit  nichts  als  Snmpf  und 
See  denken;  dass  aber  wenigstens  zwischen  der  palatinischen 
Stadt  und  dem  capitalinischen  Hügel  irgend  eine  Verbindung 
Statt  fand,  scheint  wegen  4er  Sage  des  nicht  hinwegzuleug- 
nenden Asyls  and  des  Templum  lovis  Feretrii  nicht 
verkannt  werden  zu  dürfen.  Zugleich  wurde  derM ons  Quer- 
quetulanus  von  verbündetem  etruskischem Volke  anter  Cae- 
iius  oderCaeles  Vibeanus  besetzt  und  daher  Caelius 
benannt:  indessen  ist  damit  schwerlich  gemeint,  dass  er  zur 
Stadt  selbst  gezogen  wurde,  und  die  bald  darauf  erfolgte  Ver- 
setzung seiner  Bevölkerung  in  die  Tiefe  zwischen  Palatin  und 
Capitol,  wo  eben  dadurch  der  Vicus  Tuscus  entstanden 
sein  soll,  macht  es  glaublich,  dass  der  Caelius  bis  auf  den 
dritten  König  nicht  dauernd  zur  Stadt  gehörte  ^^^).  —  Durch 
ein  von  der  Sage  auf  das  Verschiedenste  gestaltetes  Ereig- 
niss  kam  die  capitolinische  Burg  in  die  Gewalt  der  Sabiner, 
wobd  die  Fragen,  ob  man  darunter  nur  die  Höhe  von  Ara- 
celi  (die  damals  mit  dem  Quirinale  zusammenhängend  gedacht 
werden  muss)  oder  den  ganzen  Hügel  zu  verstehen  habe,  und 
was  in  letzterem  Falle  das  Schicksal  des  auf  dem  Sattel  zwi- 
schen beiden  Spitzen  gelegenen  Asyls  gewesen  sei,  unbeant- 
wortet bleiben.  —  Als  aber  Bömer  und  Sabiner  sich  zu  ei- 
nem bürgerlichen  Wesen  vereinigt  hatten,  behielten  die  Letz- 
teren den  capitolinischen  Hügel  und  den  Quirinal  (oder 
einen  Theil  desselben)  zu  ihren  Wohnsitzen  inne;  Romulus 
aber  fügte  angeblich  zu  dem  Palatin  den  Caelius  hinzu ^'^)* 


153)  D  i  0  ■  y  8.  11, 36.  jSv  itp  M^  mfUrog  i»  To furios  iXOtivroi^ 
f  KaÜUos  ovofia  ^v,  xwv  Xo^atv  Tt£  f  iv  ^  ttad'idgvv^,  JCaUios  ete  toSe 
Xif6v9v  »oXeiTtu.  \gi.  4,  Mg*  Ataa.  wie  aiiek  171.  «d4  deo  von  Cae« 
&08  haod^lndeo  Abschnitt. 

04)  Der*,  cap.  50.  Oi  3i  mqü  xov  *Pw/avIop  mU  Tariop  Tijr  r« 
iroiUr  svdi>€  inoisw  ful^ova^  nQOQ&iyrtg  M^ovß  airj  Sic  lojpovß ,  rov 
t€  Kv^lviov  ttXtf&ivra  smU  r^  KeUltop'  ««2  diMu€v»$  «-«ff  otxtfimQ  t^9^^ 
ilkiMtv  dituritr  fV  roU  ISloiß  ixarc^oc  xmQioiS  t^Qiovvto»  *JPotftvXoS  fup 
to  HaXaTiOV  inaxi%<»v  wiX  xo  Kaihw  qqos'  iax$  8i  xf  üaXaxUf  n(^jfej[iS' 
Tirtos  di  x6  KamxtiXtarf  ont^f  e£  ^X^s  naxiofß,  ntü  xov  Kvf^üftov  ox&ov. 
Dionysing  denkt  sich  alse  die  Sabiner  früher  im  Besitze  des  Capitols 
als  des  Qairinals  and  dnraos  erklärt  sich  sam  Theiie  seine  Disposi- 
tion des  roBolischen  Heers,  von  dem  ein  Theil  den  fisqaiUa ,  ein  an* 
dierer  den  Quirinal  besetzt,  cap.  37  extr. 


118   _ 

Per  Avendn»  wenn  er  auch  wirklich  in  die  Befestigang  ge* 
zogen  war,  wurde  von  keinem  der  beiden  Theile  bewohnt. 
Aber  diese  Befesügung  soll  nicht  einmal  den  Quirinal  einge- 
schlossen haben,  vielmehr  dieser  erst  durch  Numa  mit  einer 
Mauer  omgeben  worden  sein^^^).  Die  Tiefe  zwischen  dem 
Capitoliaus,  dem  Palatium,  der  Yelia  und  dem  Quirinale  wurde 
iSiim  gemeinsamen  MarktpUUse  ersehen.  S.  d.  Abschn.  über 
das  Forum. 

In  die  Zeit  dieser  Erweiterungen  wird  das  Entstehen  der 
Porta  lanualis  gesetzt:  des  dritten  Thors,  welches  Varro 
als  im  Innern  der  Sudt  gelegen  nennt.  L.  L.  V,  34.  p.  165. 
Teriia  est  lanualis  dkta  ab  lano ,  et  ideo  ibi  positum  lani 
Signum^  et  ius  mstiUUwn  a  Pompüio^  ut  scribit  in  AnnaUhi» 
Piso  t  ut  sit  aperta  seinper»  nisi  guom  bellum  sit  nusquam. 
Es  ist  diess  die  einzige  Stelle,  welche  die  Porta  lanualis 
ausdrücklich  nennt,  wenn  auch  die  dunkele  Sage  von  der 
durch  lanus  den  Hörnern  gegen  die  Sabiner  geleisteten  Hülfe 
(luch  von  einem  Thore  spricht.  Offenbar  ist  aber  auch  aus 
dieser  einzigen  Erwähnung,  dass  man  unter  der  Porta  lanua- 
lis nichts  anderes  zu  verstehen  hat  als  den  berühmten  Tem- 
pel des  lanus  Geminus  oderBifrons^  der  nach  uraltem 
Gebrauche  nur  dann  geschlossen  wurde,  wenn  das  römische 
Volk  nirgend  in  Krieg  verwickelt  war,  ein  Zustand,  der  zwi*- 
^hen  Numa  und  Angustus  nur  einmal  auf  kurze  Zeit  einge-^ 
treten  war.  -^  Wenn  sich  nun  unzweifelhaft  ergeben  wird, 
4a88  dieser  Tempel  schon  in  Numa*s  Zeit  mitten  in  der  Stadt 
und  zwar  an  der  nördlichen  Läogen^eite  des  Forum  Roma« 
num  lag,  so  folgt  daraus,  dass  die  sogen.  Porta  lanualis  nim- 
mermehr ein  eigentliches  3tadtthor  sein  konnte.  Zwar  ist 
sinnreich  von  N  i  e  b  u  h  r  ^  ^)  und  nach  ihm  von  B  u  n  s  e  n  ;in-> 


165)  Der 8.  e«f».  S^,  «a«  t^c  irol^cuc  r«v  nt^fl^Xof  uv^vas  r<jf 
Kvpiv€f  iUf  ({»*  riwg  yit^  IV«  av^par^  ^tr.  Mit  der  natioii«leii  Gewohn- 
heit der  Sabieer  in  offeoen  Flecken  so  wehsea  stimmt  diese  ellerdies* 
iiberein. 

66)  Rom.  €te96h.  I.  S.  3)14.  „Als  beide  Stidte  mit  Gleichheit  ver- 
fkandpi^  WJirea ,  effbaoten  sie  auf  der  Stresse  vom  QoiriDftl  zum  Pele- 
tlvra ,  als  Thor  der  doppetleo  Leadwehre,  weldie  ihre  Weichbilder 
schied,  den  defpelleo  J|unis,  Jeder  Stadt  mit  einem  Thors  zngewandtt 
pffjpQ  in  Krieffszpiten,  d»mit  TWi  d<M*  ^ofa  der  andeni  Bei^taod  zviie« 


119 


f  enoBinen  worden»  4ie  beiden  Städte  der  Römer  und  Sabiaer 
kälten  auch  nach  geschlefiaenem  Frieden  getrennt  von  einan- 
der bestanden,  und  ziviseben  ihnen  sei  eben  die  Porta  lanua* 
lis  eingerichtet  worden,  die  man  im  Kriege  geöffnet  habe  zu 
gegenseitiger  Hölfsieistung  i  im  Frieden  .aber  geschlossen  zu 
Verhütung. 2n  enger  Gemeinschaft;  aUeifi  bei  dieser  schönen 
Deutung  ist  es  ganz  übersehen  worden,  dass  dieses  Thor  ge- 
rade die  entgegengesetzte  Lage  hatte,  als  für  solchen  Zweck 
nöthig  gewesen  wäre.  Denn  ilie  beiden  Thüren  des  Tempels 
waren,  wie  das  Doppeigesicht  des  Gottes  selbst,  nach  Morgen 
und  Abend  gewendet  ^^^),  während,  um  eine  Verbindung  zwi- 
schen Quirinal  und  Palaiiu  herzustellen,  sie  nach  Mittag  und 
Mittemacht  hätten  geltehrt  sein  müssen.  £s  scheint  daher  nn» 
zweifelhaft,  dass  ^ler  jederzeit  offene  und  einen  Durchgang  bil- 
dende Tempel  nur  katachrestisch  Porta  lanualis  genannt  wor- 
den, und  es  gehört  daher  die  nähere  Erörterung  der  liage,  eine 
der  fo!gereichesten,  nicht  hieher,  sondern  in  den  vom  Forum 
bändelnden  Abschnitt.  Bemerkt  sei  hier  nur,  dass  die  Benen- 
nung als  porta  sieb  um  so  leichter  erklärt,  als  ein  sehr  ge- 
wöhnlicher Ausdruck  fiir  die  DeppeUhüren  des  Tempels  Por* 
taebelli  gewesen  zu  sein  scheint ^®). 

Hier  möge  zugleich  auch  der  Poria  Pandana  gedacht 
werden,  obgleich  sie  eben  so  wenig  als  ein  römisches  Stadt- 
thor betrachtet  werden  kann«  Durch  Varr  o  und  Solinus  **) 


lieo  könne;  geschlossen  im  Frieden:  ley  es  am  onbescIiräiikleB  Ver- 
kehr nicht  zazalgissen-,  woraus  Fehden  entstehen  konnten ,  oder  als 
Symbol  verbnndeoer  Gcsdiiedenheit.-'*  Baaj^n,  Bwekr.  d.  St.  il. 
l.  S.  U5.  Vgl.  111.  B.  S.  116.  Lm  Forum  ds  Rome.  I.  «.  05.  An* 
»all  d.  InU,  VJIL  p.  207  ff. 

167)  Procop.  ßell.  Gotb.  1,25.  Mtirov  nffoowiop  ^ufoov  p^iv 
sr^off  aviaxovra,  to  Si  tre^fo*'  n^g  Svovta  ijltop  riv^wTtu*  Sif^atr  xs 
j^alitai i(p  ixarf^ift  ngooMTit^  sltUv.     So  aach  Ovid,  Fast.  I,  139. 
Afc  ^o  proapicio  eoeieatis  ianitor  aulas 
EoüM  parte*  Hesperüufue  HmuL 

68)  Virg.  Aen.  VII,  607.  Sunt  geminas  btili  partae,  \;  294. 
Claudenttir  belli  portae.  Platarch.  Naip.  20.  "Mav^ie  airov  sm4 
^uiQ  iv'FwfAti  Ai^vj^g,  ov  nokifiov  nih^v ueti^uQi.  de  fort.  Rom.  0. 
uiktiod^  9'  ovr  t6t€  mU  t6  tqv  Ua$f09  ^ht^imv^  #r  melipaf*  vü^  jw 

AOVOIV. 

69)  Varri»  L.  L.  V,  7.  p.  4a.  antiquum  appidum  in  kme  <boe^ 
fuüee  Satumia  scribitur,    eine  veUigia  etiam    nunc  manent  trimt 

^uod  Satumijanum  in/auoibuMy  quod  ^^turmiß  portm^  fuam 


120 

erfahren  wir  nur,  dass  ein  Durcbgangsbogen  am  capitoliniachen 
Hügel  (Mons  Saturnins)  diesen  Namen  geführt  hat,  dass  aber 
derselbe  in  alter  Zeit  Porta  Saturnia  genannt  worden  sei 
nnd  zu  der  angeblich  dort  gewesenen  Stadt  Saturnia  gehört 
habe.  Es  nennt  sie  auch  Paul.  Di ac.  p.  220  Müll.  Pandana 
paria  dicta  est  Romae,  quae  semper  pateret.  Mit  dieser  Er- 
klärung trifil  seltsam  zusammen  eine  abenteuerliche  Erzählung 
bei  Polyaen.  Strateg.  YIII,  25.  Eine  Bedingung  des  gai- 
lisehen  Bündnisses  sei  gewesen,  dass  ein  Thor  der  Burg  jeder- 
zeit geöffnet  sei.  Um  dieser  gefahrlichen  Blosstellung  zu  ent- 
gehen und  doch  die  Bedingung  nicht  unerfüllt  zu  lassen,  hätten 
die  Römer  an  einer  schroffen  unzugänglichen  Stelle  ein  Thor 
erbauet:  Xva  dh  ita%d  %dQ  ovv^i^naQ  unavTa  ttoi^oo«  do" 
noUv ,  Inl  nirQUQ  dnQoaßa%ov  nvXf]v  fjvnfyfiivfiv  »ctTc* 
oxet/aoay.  Noch  auffallender  ist  es,  dass  Dionysius  die  Porta 
Pandana  mit  der  Carmentalis  zu  verwechseln  scheint, 
und  diese  geradezu  das  unverschlossene  Thor  nennt  >^^).  Mit 
Polyaens  Erzählung  hat  das  nichts  gemein;  denn  es  ist  von  der 
Einnahme  durch  Herdonius  die  Rede,  lange  vor  dem  Ueberfalle 
der  Gallier ;  aber  irgend  ein  Zusammenhang  dieser  Nachrich- 
ten scheint  doch  angenommen  werden  zu  müssen. 

Unter  dem  di*itten  Könige,  Tullus  Hostilius,  der  die 
Bevölkerung  der  zerstörten  Alba  Longa  nach  Rom  verpflanz- 
te, wnrde  der  Caelius  wirklich  der  Stadt  einverleibt  und  mit 
einer  Mauer  umgeben  7').  .  Damals  schon  entstand  wahrschein- 


Iuniu9  serihit  ibi,  quam  nunc  voeant  Pandanam  eto.  Solin.  I, 
13.  Jidem  (Hercolis  eomites)  et  montem  Capitolinum  Satvrnium  no* 
minarunt.  Casteiii  quoque ,  quod  exeitatierunt,  portam  SaUtmiam 
appeilaverunt,  quae  pottmodum  Pandana  vocilata  est, 

170)  Dio  Dys.  X,  14.  wil  dta  riSv  anüaiartuv  nvltor  'jtal  yaq  tjtH 
^^f^  nvKoLtjtov  JC§m$Tt»Xiov  irorra  t«  ^ioiparov  avufiivof  Kaff/upripai 
avräe  *ah>yoiy)  iivafltpAoag  rr/r  dvvafitv,  tixe  t6  <pQovQu>v, 

71)  Liv,  I,  30.  Roma  interim  ereseit  Albae  ruinis,  duplieatur 
tMum  numerus.^  Coelitu  addititr  mons  etc.  DioDys.  III,  1.  «V«  Si 
fiitf  oixiat  afiotoot  rts  «ij; ,  noogtTiixtoe  rff  -jtoXti  xov  naXovfitvov  KaU 
hov  Uitfov,  ^y&a  Boot  'Pwfialwv  ^oav  Mono*,  iU^ovreff  tov  %wQiov  ro 
i^HOvv,  ttanoiuvaoav  oaUat,  StraboV,  3.  p.  234.  ISsst  aach  den 
Caelius  erst  dureh  Adcos  Marcias  zur  Stadt  cezog^eo  werden:  "^tynot 
%a  ]lfafKto9  n^osXa8mv  rh  KilLov  o(^o9  uaX  xo  ^A^kvxlvov  o^q  tcal  ro 
fUTofif  xoirwv  ntS/ov  8t9f^TfifUva  nal  %a  mi  aüaihntv  %vX  and  twv  n^o* 
tnst^iOfUifow  v^ofi^i^Ktv  &vay»aion. 


121    

lieh  die  Porta  Capena,  wodurch  das  an  der  siidlicheii  Ecke 
des  Palatin  angenommene  Thor  seine  Bedeutung  als  solches 
rerlor.  Mit  Fiale  anzunehmen,  dass  letzteres  schon  den  Na- 
men Porta  Capena  gefuhrt  habe ,  ist  nii^nd  ein  Grund  vor^ 
banden  '^*.^).  —  Eine  neue  Vergrössernng  der  Stadt  erfolgte 
unter  A  neu  s  Mar  eins  nach  der  Einnahme  der  Stadle  Poli- 
torinm,  Tellenae  und  Ficana.  Den  von  dort  Uebergesiedelten 
wurde  nach  übereinstimmenden  Nachrichten  der  Aventin 
znm  Wohnsitze  angewiesen  ^^) ,  eine  Disposition ,  die  aller- 


171**)  Erst  jetzt  tiod  nir  Piale's  DisserUtiooen  cn^koanea, 
welche  trotz  einer  Mee^e  nsbaltbarer  AanakBen  deanoeh  dat  Verati»- 
digste  ZQ  entbalten  scheinen,  was  bisher  aber  die  Tbore  Rens  ge- 
schrieben worden  ist.  Hieher  gehört  znnSchst  die  6.  Abbandlnng: 
Della  fonda^ione  di  Roma  ^  del  Pomerio ,  Mvrm  9  Parte  fattevi  da 
Uomolo,  Rom.  1833.  Darin  werden  die  Porta  Magioais  und  die  Ro- 
manula  richtig  bestimmt;  nar  dass  man  schwerlich  wird  beistimmea 
können,  wenn  der  lanas  am  Forum  Boarinm  als  die  Steile  des  letata- 
ren  Thors  bezeichnend  angegeben  wird.  Die  Annahme  einer  Porta 
Capena  aber  an  der  Stelle  des  Septizoniom  grttndet  sich  lediglich 
anf  Liv.  I,  26.,  wo  von  des  Horatins  Schwester  gesagt  wird:  •frvt'« 
ant9  portam  Capenam  fuit.  Da  nun  der  Caelins  erst  dnrch  Tollnf 
Hostilifls  nach  dieser  That  mit  einer  Maner  vmgeben  worden  sei,  und 
demnach  anch  die  spätere  Capena  damals  noch  nicht  vorhanden  gewe* 
sen  sein  könne ,  so  müsse  eine  ältere  desselben  Namens  am  Palatin 
gelegen  haben.  Wie  unstatthaft  diese  Folgerung  sei,  fällt  in  die  Aa- 
ren. Weder  ist  von  Livius  irgend  eine  Reflexion  darüber,  ob  die  Porta 
Capena  damals  schon  bestanden  habe,  zu  erwarten,  noch  folgt  aus  sei- 
nen Worten,  dass  er  es  so  aanehme.  Das  Grabmal  der  Horatia  war 
vor  der  Capena:  Horatiae  sepulerum ,  quo  ioco  eorruerai  ieta,  com-' 
structum  est  taxo  quadrato.  So  bezeichnet  er  also  den  Ort,  unbe- 
kümmert um  die  damaligen  Thore.  Auch  Dionyslns  Ilf,  21.,  wenn 
er  sagt:  (vc  yit^  iyyvq  iyivtxo  rtZv  jrvXmv  (Piale  schreibt:  iyvlg  xmv 
Vihuv!),  und  weiterhin :  ff^ta  Si  y$voiiivrj  tijg  nolewf,  denkt  dabei  nur 
an  die  PorU  Capena  seiner  Zeit,  vor  welcher  das  Grabmal  war.  — 
Uebrigens  hat  Piale  in  einer  besonderen  Abhandlung  (XII)  Dei  #e- 
eondo  reeinto  di  Roma  faito  da  Numa  e  deüe  aggiunte  degli  atiri 
rt ßno  a  Seroio  Tullio.  sich  die  unnütze  Mühe  gegeben,  alle  Mauer 
und  Thore  betreflenden  Veränderungen  von  Romulus  bis  auf  Servius 
genau  nachzuweisen.  Mit  eti»'as  unbefangener  Kritik  kömmt  man  bald 
dahin,  zu  gestehen,  dass  uns  zwar  im  Allgemeinen  die  allmähligea 
Erweiterungen  der  Stadt  bekannt  werden  ,  über  den  Gang  der  Mauern 
aber  und  die  Entstehung  der  Thore  sich  nur  unsichere  Vermulhungeu 
aufstellen  lassen. 

17)  Liv.  I,  33.  quum  circa  Palatium ,  eodem  veterum  Romano- 
rum,  Sabint  Capitolium  atque  arcem,  Coelium  montem  Albani  imr 
plessent,  Avtntinum  novae  multitudini  datum.  Dionys.  III,  43. 
Üffiazov  fUv  Tj  noXst  aolf^av  ov  fuu^av  nffosi&i^KeVp  ivtei%ioaQ  t6p  tty^ 
l*^vo¥  Av9mvov,  —  X09TOV  Sy  TOP  Xoipov  ina,tti%uf(Aa  uava  r^g  noleatg 
offwf  ioofiMvoVf  ti  Tts  avTp  initf  or^roff,  xiix^t  *^  rüup^^  n^fnißakt, 
maX  rov«  f/urax&dvrag  in  TeXlipfijg  ta  xal  nohrwffiiOv  wai  tvtv  aXXotv  no* 


in  — 

dings  sehr  befremdlich  erscheint,  wenn  man  bedenkt,  iass  über 
60  Jahre  nach  Abschaffung  des  Königthums  erst  die  Lex  Icilia 
^e  Aventino  publicando  erfolgte  ^'')«  Als  dann  das  leere  Poiito- 
rium  wieder  von  den  priscis  Latinis  besetzt  und  endlich  von 
Ancns  gänzlich  zerstört  worden  war,  soll  wiederum  eine  grosse 
Zahl  Latiner  nach  Rom  geführt  und  ihr  der  Raum  zwischen 
Arentin  und  Palalin  überlassen  worden  sein  ^'^).  Darunter 
kann  man  indessen  wohl  nicht  das  eigentliche  Thal  zwischen 
beiden  Bergen  verstehen,  da  in  diesem  gleich  darauf  von  Tar^ 
quinius  Priscus  der  Circus  Maximus  angelegt  wurde,  L  i  v.  I, 
35. ,  oder  der  Ort  wohl  schon  längst  diese  Bestimmung  hatte 
und  damals  nur  die  regelmässige  Anlage  erfolgte.  Dionys. 

m,  68, 

Das  ungefähr  war  die  Ausdehnung  der  Stadt,  als  Tar- 
qulnlus  Priscus  den  Plan  fasslc,  in  ihrem  ganzen  Umfange 
eine  neue  stärkere  Mauer  zu  erbauen.  Ehe  jedoch  dieses  Un- 
ternehmen weiter  besprochen  wird,  ist  noch  der  dunkele  und 
in  aller  Zeit  schon  missverstandene  Name  Septimontium 
zu  berücksichtigen.  Der  Name  bezeichnet  keinesweges  einen 
Complex  von  sieben  Bergen,  streng  genommen  nicht  einmal 
eine  Räumlichkeit,  sondern  ein  Fest,  einen  Tag ,  an  welchem 
in  Rom  an  sieben  Stellen  (nicht  Höhen)  geopfert  Tvoirde,  wes- 
halb auch  Sueton.  Do  mit.  4.  Seplimontiah  sacrum  sagt. 
Es  lag  aber  in  dem  Zusammentreffen  mit  der  nachmals  ange- 
nommenen Zahl  der  Hügel  Roms  eine  zu  grosse  Versuchung 
lur  flüchtige  Etymologen,  wie  Varro,  um  nicht  zunächst  den 
Namen  auf  sie  zu  beziehen.  So  erklärt  ihn  denn  dieser  L.  L. 
yii  3.  p;  206  Sp.  Dies  Septimontium  nemüiatus  ab  his  Septem 
fnontibuSj  in  quis  siia  Urbs  est;  feriae  non  poputi^  sed  mon^ 
UMorum  modoy  ut  Paganalibm^^),  qui  swU  alicmus  pagu 


XewVf  OQww  htQmnfow^  Iv  tovti^  rtp  X^9^V  xa^/^^tracr.  Früher  hatte 
Diooysias  deo  Ber^  schon  durch  Roniulus  befestigea  lassen,  worooter 
«r  Also  wohl  nichts  als  eine  voritbergehende  Yerschfazan^  verstaQ* 
den  hat. 

173)  Liv.  IH,  31.  3^   Dionys.  X,   31.  32.    S.   d.  Abschn.  ob. 
den  Aventin. 

74)  Liv.  I,  33.   qnibtu,  ut  iungeretur  Palatio  jiventinum,    ad 
fiwrtuM  data«  tedes, 

75)  M  ä  1  i  e  r  schreibt  mit  der  Alüina :  PofianaiU.     Wiur  mit  Var^ 


123 

■ 

So  erkläft  sich  dtniber  tuish  Plularch.  Qoaest.  Rom.  09* 

kofopy$rio&ai»  und  ein  yersiümmeUes  Fragment  des  loan- 
nes  Lydus  ^'•). 

Dass  aber  der  Name  in  keinem  Zusammenhange  mit  die- 
.sen  sieben  Hageln  siehe,  lehrt  nns  gtScklicherweise  Anti- 
stiusLabeo,  naeh  welchem  Festns  p.  348.  also  berich- 
tet: SepUmontio^  mimt  jintistius  Lifbeo^  hüoe  montibu»  ß- 
rme.  Paimtio,  cui  saerifictym  quodfit^  Palatwr  dfcüur.  Fe- 
Kae^  cui  item  sacnfidum.  Fagutali^  Suburae,  Cermah,  Op* 
pioy  Caeli'e  monii^  Chph  wumtu  In  diese  Reihe  ist  offenbar 
ttn  Name  eingeschoben,  da  nicht  sieben,  s(mdem  acht  Stellen 
genannt  werden.  Niebuhr  (I.  S.  430.)  hat  daher  die  Subu- 
ra^  deren  Bewohner  als  pngani  (pagus  Sttatsanus)  nicht  en 


ro*s  Ansdrocksweise  vertraut  ht,  wird  keine  Aendemof^  nSthip  finden ; 
im  Cregeotheil«  wird  die  Rede  darcli  den  Nominativ  noch  «ngeschiek- 
ter.  Der  Satz  iit  so  za  vervolUtändigea:  ut  Paganalibus  eorum  sunt 
ftriae,  qui  tunt  alieuiut  pagi, 

176)  Mit  der  HandsehrlFt  der  BHcber  Tn^l  u(fxfi^  t^^  *Fmuetiw9 
noXtreias  erhielt  der  Graf  dioiseul-Gouffier  zn^eicb  zwei  ein- 
zelne Blätter,  welche  nur  theilweise  lesbare  Fraj^mente  der  Bücher  ne^l 
fttfPtSv eotbalten.  Diese  naeh  dem  Besitzer  der  Hdsehr.  rra^mentaCa» 
«e  all  na  genanoteo  Stücken  sind  von  Hase  in  der  Aasgabe  deii  Buchs 
Ttt^l  diooTifiitojv  mit  höchst  seltsamen  Ergänzungen  herausgegeben  und 
i«  Corp.  Script,  bist.  Byz.  eben  so  abgedruekt  worden.  Die  bie- 
ber  gehörige  Stelle  lautet  mit  den  Ergänzungen  also:  •.  118  Bekk. 
i^  ra^TTj  xul  1^  kiyofiivT]  naQ  [avToiv  ^t7TTt]fiOvi8toC  ioQTt/  firtreXtito^ 
TOvriüTtiy  ij  TttifioSoi  z^g  7roil[cc»p,  ort  tTri  fTirä  l]ütf>ovs  rä  rtt'xf  r^t 

nnklvoft  BiXivr^vaiogy  Kt^Qiva^kmg,  naka^rlvog].  Ich  habe  in  der  Schrift 
P»  Romae  tet,  mur,  atq,  port.  p.  6!^.  gezeigt,  wie  noatatthaft  fiü 
Theil  dieser  Erganzongea  ist;  indem  ersUieb  der  Kimog ,  der  ia  der 
lateinischen  Uebersetzung  für  den  Cispius  genommen  wird,  ja  schon 
nater  dem  Eaquilinas  begriffen  ist ;  dann  der  Caelins  und  Quirinal  feb<- 
len  und  dagegen  der  laniculus,  der,  Missverständnisse  später  Zeit  aus» 
genommen ,  nie  zu  der  Urbs  septicollis  gerechnet  worden ,  aufgenom- 
men ist;  endlich,  was  das  Seltsamste  ist,  dieser,  der  laniculus,  Mona 
Tiburtinus  genannt  wird.  Wahrscheinlich  ist,  wie  dort  bemerkt 
worden,  also  zu  lesen:  [nnX^arivov,  *B<ntvk*ov,  Ta^ffCoVy^jißBvrivov^ 
Ttph[Qtavov  ij  KaiXtoVy  Kv(ftva]ltov^  BißivuXtov,  Wie  aber  der  Caelius 
zu  dem  Namen  Tiberianus  komme,  darüber  ist  neben  der  angef. 
ßchrifft  der  von  dieaeai  Berge  handelnde  Abacbaitt  nacbsnaehen. 


dea  manianis  gehört,  haben  könnteiii  ausschliessen  wollen.  Al- 
lein gerade  die  Subura  wird  aach  in  einer  zweiten,  leider  sehr 
verstümmelten  Stelle  bei  Fes  tu s  p.  340.  genannt,  und  der 
entsprechende  Artikel  bei  Pairl.  Diac.  lässt  den  besseren 
Handschriften  nach  den  Caelius  ans.  Septmantium  appeUa^ 
bant  diemfestumy  quodm  Septem  locis  faciebant  sacrificium^ 
Palatw,  FeliQy  FagtäalU  Subura,  Cermalo ,  0/^zo  et  Citpio* 
Es  ist  daher  wahrscheinlich,  dass  dieser  Name,  CaeHus^  auch 
in  der  ersteren  Stelle  irrthumlich  eingeschaltet  ist,  um  so  mehr 
als  man  wie  Cispio  monti  auch  Oppio  monlt  erwarten  sollte ; 
denn  so  werden  beide  Punkte  gewöhnlich  bezeichnet*  Wenn 
man  nun  damit  den  Namen  Caelimontium  vergleicht,  der 
noch  der  zweiten  augustischen  Region  verblieb,  während 
schon  in  alter  Zeit  die  Porta  Caelimontana  davon  ihren 
Namen  erhielt,  so  mag  man  wohl  Septimontium  und  Cae- 
limontium als  getrennt  neben  einander  bestehend  betrach- 
ten, und  daher  haben  Bunsen  und  Möller  mit  Recht  die 
Subura  beibehalten  und  den  Caelius  gestrichen  ^^7).  —  Die 
Hauptfrage  aber  ist,  in  welche  Zeit  ein  solcher  Stadtverband, 
auf  den  indirekt  denn  doch  der  Name  des  Fests  hinzuweisen 
scheint,  gehören  möge.  Von  Niebuhr  und  Bunsen  '*) 
und  namentlich  von  dem  Letzteren  ist  es  sehr  bestimmt  ausge- 
sprochen worden,  dass  das  Septimontium  diejenige  Städtever- 
bindung sei,  welche  unmittelbar  dem  grossen  Stadtvereine  des 
Servins  vorangegangen  sei.  Dem  scheint  zunächst  zu  wider- 
sprechen, dass  darin  der  Oppius  und  Cispius  enthalten  waren, 
Heile  der  Esquilien ,  welche  erst  als  von  Servins  zur  Stadt 
gezogen  angegeben  werden.  Zwar  weichen  die  Nachrichten 
hierin  ab.  Dionys.  IV,  13.  sagt:  ty  xe  noXti  ngogi&fjna 
8vo  ko^ave,  %6v  %B  OvifiivdXto^  naXovfi^vov  %a\  %6v  linL\H 
Xlror.  Damit  stimmt  uberein  Strabo  V,  3.  p.  234.  Nach- 
dem er  das  Unzureichende  der  Befestigung,  so  lange  die  beiden 


177)  BuDsen,  Beschr.  d.  St.  R.  I.  S.  683  ff.  Müller  x.  Fest. 

IK  341.     BuDseo  hatte  früher  mit  Niebahr  die  Sahara  aasscheiden  wol-' 
ea.  S.  141. 

78)  Niehtthr,  Rom.  Gesch.  L  S.  i^i.  Baatea«.  a.  0.  S.  687. 


Hügel  «lugeflehlosseii  gewesen,  angedeutet  haty  Itilirt  er  fort: 

^9is  tar  T«  *IlauvXi¥or  Xof^oi^  Mal  tw  OvtjßitraXior.  Dage- 
gen werden  von  Livius  I,  44.  der  Qnirinal  und  Viniinal  ab 
die  von  Servius  hinzugefügten  Hügel  und  die  Esquilien  nur  ab 
in  weiterer  Ausdehnung  eingeschlossen  genannt :  ^dMt  duoi 
celksj  Qmrinalem  ß^immatemque,  tnde  demceps  avget  Es^ 
fuiK&Sj  ibffue^se^  ui  loeo  digntias  ßerety  hMi^t.  Alle  drei 
ohne  Unterschied  endlich  nennt  Aurel.  Vi  ct.  Vir.  ill.  7. 
co/lem  Qminaiem  et  f^iminalem  et  Esfuilias  urbi  addidit. 
Wenn  Niebuhr  deshalb,  weil  die  Esquilien  schon  zu  dem  Septi* 
montinm  gehören ,  der  Viniinal  und  Quirinal  aber  nicht ,  der 
ersteren  Tradition  den  Vorzug  giebt,  so  wird  erstlich  nicht 
klar,  wie  damit  zu  vereinigen  sei,  was  eben  von  ihm  mit  Recht 
ab  entschieden  angenommen  wird ,  dass  auf  dem  Quirinal  die 
ursprüngliche  und  eigentliche  Sabinerstadt  war.  Sodann  aber 
sind  der  Oppius  mons  und  Cispius  mons  gerade  die  äussersten 
Tiieile  des  Esquilin  und  dass  dieser  Berg  vor  Servius  nicht  in 
der  ganzen  späteren  Ausdehnung  zur  Stadt  gehörte,  erkennt  ja 
auch  Livius  an,  wenn  man  nicht  dazu  seine  Zuflucht  nehmen 
will,  den  Ausdruck  äuget  EsquiHas  von  dort  aufgeführten  Ge- 
bäuden zu  verstehen.  Vielmehr  ist  die  Sache  wohl  so  zu  den- 
ken. Vor  Servius  gehörte  ein  grosser  Theil  der  südlicheren 
breiten  Zunge  des  EsquiUn  ab  Carinae  zur  Stadt.  Eben  so 
umschloss  die  Stadtgrenze  den  vorderen  Theil  des  Quirinal 
nebst  der  zwischen  ihm  und  den  Carinen  gelegenen  Subura. 
Ab  Servius  den  übrigen  Esquilin,  die  eigentlichen  Esquilien, 
Oppius  mons  und  Cispius  mons  nebst  dem  Viminale  mit  zur 
Stadt  zog,  musste  nothwendig  auch  der  nördliche  Theil  des 
Quirinal,  der  mit  dem  Viminal  in  einer  Höhe  sich  vereinigt  mit 
eingeschlossen  werden ,  woraus  sich  die  verschiedenen  Anga- 
ben hinreichend  erklären. 

Wie  aber  Oppius  und  Cispius  dennoch  in  einen  vorservi- 
schen  Verband  gehören  konnten,  darüber  geben  vielleicht  ei- 
nige dunkele  Andeutungen  Aufschluss,  nach  welchen  der  Name 
Septimontium  selbst  älter  als  Rom ,  das  von  Romulns  gegrün- 
dete, war.  Varro  sagt  L.  L.  V,  7.  p.  47.  Übt  nunc  äö- 


128 

ntff»  Septimontium  ''*)9  nominrntum  «&  iet  montibus^ 
fuos  postea  urbs  muris  camprekmdii.  Er  sieht  also  den  Na- 
meu  für  älter  aa  als  Rom ;  es  ist  die  Stelle,  welche  so  heisstr 
ahgeseben  von  der  städtischen  Anlage;  doch  denkt  er  dabei, 
wie  in  der  oben  angefahrten  Stelle,  an  die  sieben  Hügel.  Da«- 
mit  trifft  die  merkwürdige  Erklärung  des  Namens  Sacrani 
zusammen,  Fest.  p.  321.  Sacrani  appetiaii  sunt  Reote  orii^ 
qiä  ex  Septimontio  Lignres  Stcuhsqae  earegeruni^  nam  vere 
socro  nati  erani.  und  die  gleiche  Nachricht  bei  Serv.  z.  Aen. 
XI,  317.  ifines  super  usque  Sicanos)  Vsque  adßnes  Stcanos, 
quos  Sieuli  aliquando  tenuerunt,  id  est^  usque  ad  ea  loca^  m 
quibus  nmnc  Roma  est:  haec  tnim  Sieuli  habitaüerunt ^  unde 
est:  >,e/  gentes  vmere  Stcanae**'  Uli  auiem  a  Liguribus 
pulsisumtf  Ligures  a  Sacranis^  Sacrani  ab  Aboriginibus^^). 
Wie  auch  diese  Völker  historisch  zu  beurtheilen  sein  mögen, 
so  viel  scheint  aus  den  drei  auffiiUend  fibereinstimmenden  Naeh*- 
richten  hervorzugehen,  dass  der  Name  Septimontium  als  in 
eine  Zeit  gehörig  betrachtet  wurde,  die  über  den  Ursprung  der 
romulisehen  Roma  hinausreichte,  und  so  bezöge  sich  das  Fest 
vielleicht  auf  einen  vorrömischen  Zustand,  dessen  Andenken 
dadurch  bewahrt  wurde. 

ie  Stadt  des  Scrvius  Tullius. 


Ob  die  sämmüichea  Theile,  über  welche  sich  nach  und 
nach  der  römische  Stadibau  erstreckt  hatte,  von  einer  einzigen 
gemeinschaftlichen  Mauer  umschlossen  wurden,  als  Tarqui- 
nius  Priscus  zur  Herrschaft  gelangte,  das  wird  niemand 
entscheidend   bcautworten   können.     Aber  darin  stimmen  die 


179)  So  hat  nach  Niebahr  I.  S.  430.  n.  930.  vollständiger  die 
Florentiner  Handschr.  Gewöhnlich  fehlen  die  Worte:  Vbi  nuno  Aarna 
Septimontium. 

80)  Vgl.  dens.  z.  VI,  734.  Bene  vrbem  Romam  dicit  teptem  in- 
9iuMiise  montet ,  et  medium  tenuil :  nam  grandis  ett  inde  dubiiaiis, 
et  alii  dicunt,  breves  septem  colliculof  a  Homulo  inclusos,  qni  tarnen 
aliis  nominibvi  appellabantur.  Alii  volunt,  hos  ipsos,  qui  nunc  Munt, 
m  Romulo  inciuMOt,  id  est,  Palatimtm,  Quirinalemy  Aventinum,  Cot- 
lium,  ß^iminalem,  AesquHinum  et  lanieularem .  Alii  vero  volunt  hoe 
quidem  ßiiese  üliis  tarnen  nominibu*  appeilatos  etc. 


187    

Nachricliten  überein,  dass  dieser  K^ig  bald  nach  seinem  Re« 
giernngsantritte  einen  neaen^  starken  und  regelmässigen  Mauer- 
bau  begann,  der  indessen,  durch  dazwischen  fallende  Kriege 
unterbrochen,  noch  unbeendigt  war,  als  er  selbst  nnter  den 
Beilen  der  Mijrder  fiel  1*1).  Servius  Tullius  beendigte  den 
Bau  und  fügte  eines  der  gewaltigsten  Werke  jener  Zeit  hinzu, 
den  Ungeheuern  Wall,  der  die  östliche  leicht  angreifbare  Seite 
der  Stadt  decken  sollte.  Die  Grösse  seines  Verdienstes  als 
Ordner  des  inneren  Staatslebens  und  Gründer  einer  neuen 
städtischen  Eintheilung  hat  den  Antheil  des  Tarquinius  fast 
vergessen  lassen,  und  in  neuerer  Zeit  namentlich  hat  man  sieb 
gewöhnt ,  von  den  Mauern  und  Thoren  des  Servius  zu  spre^ 
chen,  als  ob  sie  allein  sein  Werk  seien  **). 

Servius  theilte  das  ganze  von  der  Mauer  umschlossen« 
Stadtgebiet,  mit  Ausschluss  des  Capitols  und  Aventins  in  vier 
Bezirke,  regione*^  eine  Massregel,  welche  mit  der  Ein-« 
theiinng  der  städtischen  Tribus  zusammenhängt,  an  die  sich 
aber  mehrere  kaum  zu  beantwortende  Fragen  knüpfen.  Die 
Kenntniss  dieser  Regionen  verdanken  wir  Yarro,  der  uns 
auch  über  die  in  denselben  vertheilten  Argeerkapellen  Nach^ 
rieht  giebt  und  leider  nur  einzelne  Fragmente  aus  den  heiligen 
sie  betreffenden  Schriften  mittheilt  ^3).     Die  erste  dieser  Re- 


131)  Dionys.  III,  67.  nak  ja  tiljfi  t^9  noXitoi  avtooiifut  uak 
^üLvla  Tott  i(fyaaiai9  ovra  n^MTot  idomlfiaat  lid'OiS  afira^iaioie  it^tyaafU^ 
yotQ  TTQÖs  tinviva  xaretoxcva^eif .  L  i  v.  I,  36.  Muto  quoque  ittpideo  eir- 
cutndare  Urbem  parabat^  quum  Sabinttm  bellum  eoeptis  interveniU 
Das  Unternehmea  wurde  aber  io  ruhiger  Zeil  fortgesetzt,  cap.  38. 
Nam  et  muro  lapideo,  cuius  exordittm  opcris  Sabino  betlo  iurbatum 
eratj  urbem  qua  nondum  munierat^  eingere  parat. 

82)  Das  Alterthuin  hingegen  verkennt  keinesweges  den  Antheil, 
welchen  der  ältere  König  daran  hatte.  Livins  schreibt  anch  dem  S«r- 
vios  einen  Tbeil  der  Mauer  zu.  I,  44.  ylggere  et  fotsU  et  muro  cir- 
cumdat  Urbem:  ita  pomoerium  profert  ,  wenn  damit  nicht  nur  die 
Mauer  auf  dem  Walle  gemeint  ist;  aber  Aurel.  Vict.  de  vir.  ill» 

6.  sagt  von  Tarquinius:  Murum.  lapideum  Urbi  cireumdedit,  und  cap» 

7.  von  Ser\'iu8  nur  :  aggerem  fossasque  fecit. 

S3)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  öü  tf.  Das  ganze  Capitei  ist  iteliZB* 
sehen.  — -  Das  Wesen  der  Argeer  und  die  Bedeatnng  dieser  Sacrarien 
kann  hier  nicht  erörtert  werden ,  in  wie  weit  nicht  topographisch« 
Fragen  damit  zusammenhängen.  Viel  Gutes  ist  darüber  von  Otfr^ 
Müller  in  Böttig.  ArohäoL  u.  Kunet  S.  69  ff.  vnd  von  Bonsen,^ 
Beechr,  d.  St.  R.  1.  S.  146  ff.  and  S.  688  ff.  gesagt.    Aber  der  vap* 


U8    

* 

gionen  war  die  Subnrana.  Sie  umfasste  den  Caelias,  da^ 
Thal  des  Colos&eani  mit  einem  Theile  der  Sacra  via  (im  wei- 
teren Sinne),  und  reichte  hinüber  über  den  Theil  des  Esquilin, 
der  als  die  Carinae  erkannt  werden  muss,  und  wo  sich  (in  der 
Geg^end  der  Titusthennen)  der  mit  dem  dunkeln  Namen  Gero- 
liensis  benannte  Bezirk  fand,  zu  der  Subura,  diese,  wie  die 
ganzen  Carinen,  einschliessend.  Auflallend  muss  es  immerhin 
scheinen  und  jedenfalls  widerspricht  es  der  Meinung,  dass  die 
Subura  nur  ein  untergeordneter,  den  älteren  Stadttheilen  an- 
geschlossener Bezirk  gewesen  sei,  dass  gerade  sie  der  ganzen 
Region  den  Namen  gab.  Wenn  aber  Caelius  und  Subura  zu 
einer  Region  gehörten,  so  ist  das  entschieden,  dass  der  da- 
zwischen gelegene  Theil  des  Esquilin  (damals  vermuthlich  gar 
nicht  so  benannt)  nothwendig  in  derselben  begriffen  sein  musste; 
und  da  die  Carinen  ebenfalls  in  dieser  Region  lagen  und  der 
Ceroliensis  dazu  gehörte,  so  ist  es  klar,  dass  diese  eben  auf 
der  Höhe  der  Titusthermen  und  S.  Pietro  in  vincoli  zu  suchen 
sind,  wenn  sie  sich  auch  vielleicht  in  die  Tiefe  erstreckten. 

Die  zweite  Region  war  die  Esquilina,  oderEsqui« 
liae,  die  schmälere  Zunge  des  Beides  und  den  ganzen  von 
Wall  und  Mauer  begrenzten  Rücken  desselben  umfassend.  Sie 
muss  unverhältnissmässig  klein  erscheinen,  wenn  man  nicht  an^ 
nimmt ,  dass  der  östliche  Theil  der  breiteren  Zunge  dazu  ge- 
hört habe,  und  schwerlich  wird  man  auch  bis  dahin  den  Be- 
reich der  Carinen  ausdehnen  dürfen.  —  Die  dritte  Region, 
Colli  na,  begriff  in  sich  den  Yimiual  und  Quirinal  und  die 
dazwischen  gelegene. Tiefe;  die  vierte,  Palatium,  den  gan- 
zen Berg  dieses  Namens  nebst  der  Velia  und  dem  Germalus 
oder  westlichen  Abhang.  Wie  es  mit  der  Tiefe  des  Forum 
Romanum,  Velabrum  und  Forum  Boarium  gebalten  worden 
sei,  wird  nicht  klar;  warum  aber  Capitol  und  Aventin  (aus 


ronUcb«  Text  bedarf  noch  einer  anderen  Bearbeitnnc.  Scbätzbarer 
aU  jede  Uebersetznnf^  aod  alle  Vensnche  zar  HerstelTang  würde  ein 
Abdruck  des  Textes  selbst  nach  der  Florentiner  Handschrift^  wo  mS)^ 
lieb  ein  Facsimile  gewesen  sein.  Jetzt  ist  ohne  Uebersicht  dessen, 
was  diese  Handschrift  bietet,  mit  allen  jenen  Versuchen  nichts  anzifr- 
faofen. 


12»    

veraeUedeiieii  GrvBden)  aasgeflehlosseii  bfidien,  wird  Beriick- 
sichtigiing  finden,  wenn  ¥on  diesen  Bergen  gehandelt  wird. 

Mauern  und  Thore  der  serbischen  Stadt. 

Die  genane  Nachweisang  des  Ganges ,  welchen  die  Be*^ 
festignng  des  Senrins  Tallins  genommen ,  gehört  jetzt  zn  den 
Unmögliehkeiten.  Schon  Dionysins  gesteht,  dass  sie  in 
seiner  Zeit  nicht  mehr  genau  Terfolgt,  sondern  nar  nach  noch 
vorhandenen  Resten  beurtheilt  und  errathen  werden  könnten, 
da  sie  allenthalben  von  Gebäuden  umschlossen,  auch  wohl 
durch  solche  Anlagen  gänzlich  verschwunden  waren  ^^*).  Ge^ 
genwärtig  durfte  schwerlich  noch  ein  sicherer  Rest  davon  übrig 
sein,  und  es  kann  also  nur  theils  aus  den  Nachrichten  über  den 
Umfang  der  Stadt,  theils  aus  der  Beschaffenheit  des  Terrains, 
theils  und  hauptsächlich  aus  dem,  was  man  aus  zerstreuten 
Nachrichten  aber  die  Lage  der  Thore  erfährt,  auf  den  Gang 
der  Manem  geschlossen  werden.  Es  knüpft  sich  daher  die  Er* 
wägung  desselben  am  natärlichsten  an  die  Erörterung  der  Lage, 
welche  die  einzelnen  Thore  hatten,  aus  deren  Bestimmung 
sich  der  Zug  der  Mauer  und  endlich  der  Umfang  der  Stadt, 
wenn  auch  freilich  nicht  mit  Genauigkeit,  von  selbst  ergicbt. 
Im  Allgemeinen  aber  muss  man  immer  im  Ange  behalten,  dass 
Servius  (oder  sein  Vorgänger  Tarqninius),  wo  es  möglich  war, 
die  natürlichen  Befestigungen ,  welche  steile  oder  leicht  abzu- 
schroffende  Felswände  darboten,  benutzte  und  nur  zur  Ver- 
bindung der  Höhen  in  der  Tiefe  und  durch  die  Ebene  die  Mauer 
zog.  Das  bezeugt  auch  mit  klaren  Worten  Cicero  de  rep. 
II,  6.  curus  is  esttractus  ducivsque  mvri  cum  Romuli  ^  twn 
etiam  reHquorwn  regum  sapienlia  dcßnüus  ex  omni  parte  ar- 
duis  praerupiisqne  montibus^  utunus  aditui,  gut  esset  ivter 
Esquilinum  Quinnalemque  montem ,  maxhiio  aggere  obiecto 


184)  DioDys.  IV,  13.  il  9e  rC  rfi^ti  n»  Svaiv^irtf  fttv  ovr* 
9ik  Ter«  ne^ilaußavo^oaf  <e»r^  nöiXaxo&iv  otx^oa^f  Ip^  Si  rira  ^t^- 
kavtopTi  natu  noXkavs  ronovt  t^t  a^ulat  naraatuv^g,  ßovhj^bitf  fu^ 
xffuv  «.  r.  X. 

9 


130 

/iMUa  eingeretur  veiiisnma ,  üique  nt  ita  mmnia  nrat  tircwn^ 
iectu  ardwo  et  futisi  arcwncüo  saxo  nüertiur  '*^). 

Die  Zahl  der  Tbore  in  der  servischen  Mauer  wird  sehr 
verschieden  angenommen.  Nibby  (um  älterer  nicht  zu  ge- 
denken) nimmt  deren  26  an,  und  sind  darunter  auch  drei  als 
unsicher  bezeichnet  (trans  Tiberim),  so  rnuss  doch  eines  davon 
(P.  Aurelia)  als  unzweifelhaft  angenommen  werden,  da  die  Be«> 
fesügung  des  laniculus  denn  doch  ein  Thor  haben  nnd  eise 
Strasse  von  dort  ausgehen  mussie.  So  wurde  also  immer  die 
ausserordentliche  Zahl  von  24  Thoren  bleiben.  Bu  nsen  zählt 
deren  19,  wovon  zwei  in  Weg&U  kommen  müssen,  eine  we- 
nigstens anders  zu  benennen  ist.  Ganz  abzusehen  ist  vorläufig 
voa*Plinin&  Angabe»  nach  welcher  in  Vespasians  Zeit  die 
Stadt  37  Tbore  gehabt  haben  soll.  Die  Zahl,  welche  mit 
Wahrscheinlichkeit  anzunehmen  sein  dürfte »  wird  sich  von 
selbst  ergieben ,  wenn  wir  die  gewisser  begUubigten  im  Um* 
kreise  der  Stadt  ihrer  Lage  nach  bestimmt  haben  und  dann  die 
etwa  übrig  bleibenden  zweifelhaften  Namen  prüfen.  Es  isl 
ihev  auch  hier  der  oben  ausgesprochene  Grundsatz  festzuhal- 
ten»  dass  an  den  Stellen  Thore  äsu  suchen  sind,  wo  das  Be* 
dürfniss  einer  Verbindung  nach  Aussen  hervortritt  und  na- 
mentlich, wo  sich  natürliche  Anfänge  zu  den  Höhen,  auf  de- 
nen die  Maner  sich  hinzog»  darbieten.  Um  aber  von  einem 
sicbi»*en  Punkte  auszugehen,  bedürfen  wir  eines  der  Lage  nach 
unzweifelhaften  Thors.  Deren  sind  überhaupt  etwa  fünf:  Gar- 
mentalis»  Trigemina,  Capena»  Esquilina  und  Gol- 
lina.  Die  beiden  letzten  sind,  wegen  der  aus  ihnen  führenden 
Strassen  die  gewissesten  f  da  indessen  der  Wall»  an  dem  sie 
lagen,  das  grosse  Befestigungswerk  beschloss,  so  scheint  es  am 
schicklichsten  von  den  der  Colli  na  zunächst  gelegenen  Tbo* 
ren  auszugehen  und  die  Stadt  nach  der  Linken  umkreisend  zu- 
letzt zu  den  Thoren  am  Walle  zurückzukehren. 


185)  Daraos  erklärt  sich,  was  er  I,  26.  sagt:    hds  mMtniqü^  tt^ 
pire.     £ben  se  bestiaiBl  spricht   davoo  Dienys    IX,  6ft«  ttal  r«  fUv 


131    

Die  Thore  am  QuirinaL 
SaltUaris.  Sanqualis.    Fontinalis.  Rahunena? 

Die  Porta  Colli  bA  war  das  ntfrdliefasite  Hior  der  SCadt 
und  lag  an  diesem  Endpunkte  des  Walb,  etwa  in  der  Gegend, 
wo  die  Via  Salaria  und  ViaNomentana  sieh  Knuten. 
Von  dort  hat  man  die  Mauer  auf  der  Höhe  des  Berges,  über 
de«  Thale ,  das  ihn  rom  Pincius  trennt,  vnd  der  Ehene  des 
Marsfeldes  sieh  hinziehend  £U  denken,  bis  zu  der  Stelle ,  wo 
er  dem  capitolinisohen  Hügel  am  nächsten  küoimt.  Auf  dieser 
Seite  waren  mehrere  Thore,  deren  genauere  Bestimmung  je- 
doch  nicht  ohne  Schwierigkeit  ist.  Die  am  besten  beghinbigten 
sind  die  Porta  Saluiaris  und  die  Sanqualis.  Die  er* 
*  stere,  welche  die  nichste  von  der  Coliina  her  gewesen  sein 
muss,  hatte  ihren  Namen  von  dem  Tempel  der  Salus  und 
lag  also  wolil  über  dem  dahin  führenden  Clivus  Salu- 
tifiissH^^  PauL  Diac.  p.  327.  Saluiarü  parta  ^peilaiti 
e3i  ab  aede  SalaÜs ,  quttt  ei  proxima  fiät.  Es  ist  diess  der 
berühmte  Tempel,  den  im  Jahre  d.  St.  4il.  C.  lanius  Babul'^ 
cns  geweihet  und  Fabius  PictM*  mit  Gemiilden  von  seiner  Hand 
gescbmückt  halte  ^^)*  Daraus  folgt  indessen  keinesweges,  dass 
das  Thor  erst  seit  dieser  Zeit  so  geheissen  habe)  denn  jeden* 
falls  hatte  schon  in  viel  iflterer  Zeit  die  Salus  dort,  wenn  kei* 
nen  Tes^^el^  doch  ein  Saoellom,  wie  das  fVagment  aus  den 
Büchern  der  Argeer  beweiset)  wo  schon  eine  a^d^  S^hUk 
genannt  wird  ^^)*    Uebrigens  ist  zwar  jene  dürftige  Naohrieht 

185^)  Ganz  in  anderer  Reihenrol^e  werden  die  Tbore  auf  dieser 
Seite  TOD  Fiüle,  DelU  portB  tettentrionali  del  teeinto  di  Sergio, 
Rom.  1834.  bestimmt.  Indem  er  «ine  lietOAdere  P«rtaU«iirina- 
lis,  verschiedea  von  der  Coliina,  nod  also  swischen  Capitol  und 
dem  Walle,  sechs  Thore  annimmt,  lasst  er  sie,  vom  Capilol  anstehend 
so  folgten:  Ratumena,  Fontinalis,  (Jnirinalis,  -Salataris, 
Stnqitftlis,  Collinft.  Wie  darüber  sn  nrthetten  sei,  s.  bei  der 
Porta  Coliina  vod  im  Absehnitte  rem  Qnirinal. 

86)  Llv.  IX,  43.  X,  1.  PI  in.  XXXV,  47. 

87)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  &8.  CoUis  SalutariM  quarlfeept  adver* 
sum  est  pihnmroü  (M  iil  I.  JpoUinär  M)  aedem  Saiutis*  Darüber  kann 
kein  Zweifel  sein,  dass  diese  £tntheilnng  naeb  den  Ar(^eereaj>eUen  und 
somit  die  Benennnnf  C Ollis  Salntarit,  die  wlederam  eine  Aede^ 
oder  ein  Saeellnm  Salstis  voraussetzt,  llter  ist  als  der  Tempel 
des  Inuius  Bsbulens,  der  ihn  nnr  nett  baaete.  Darin  Irrt  also  Saeh^ 
se,  Gesük»  d.  Siädt Rom.  I.  8.  tiO.,  güntiieb. 


132    

die  einzige,  welche  uns  überhaupt  von  dem  nirgends  weiter 
genannten  Thore  erhalten  ist;  und  aus  Festus  selbst,  so  rer- 
stümmeH  der  Text  ist,  ersiehet  man  dennoch,  dass  er  noch 
einwandere  Herleitang  des  Namens  versucht  hatte ;  demunge- 
«Shte^^rii^r  ist  kein  Grund,  der  ersteren  zu  misstrauen,  und  es 
bedarf  nur  der  Vergleichung  mit  der  Porta  Sanqualis,  um 
sich  zu  überzeugen,  dass  die  Salutaris  jedenfalls  von  dem 
Tempel  benannt  war.     lieber  dessen  Lage  aber  würden  wir 
gänzlich  im  Dunkel  sein  —  denn  die  Reihenfolge  der  Argeer- 
kapellen.(s.  den  Abschnitt  über  die  C olles)  kann  wenigstens 
zweideutig  scheinen  —  wenn  nicht  die  Notitia  in  der  Be- 
schreibung der  sechsten  Region  (Alta  semita,  Quirinal)  ihn  er- 
wähnte.    Sie  geht  von  der  nördlichen  Grenze  der  Region  ans, 
wie  sich  daraus  ergiebt,  dass  sie  eben  dahin  zurückkehrend 
zuletzt  die  Thermen  Diocletians  nennt,  und  nimmt  ihren  Weg 
nach  Süden  an  der  nordwestlichen  Seite  des  Berges  hin.  Der 
erste  Punkt,  welcher  genannt  wird,  ist  dieAedesSalutis 
und  daher  ist  es  gewiss,  dass  diese  unweit  der  Thermen  lag 
und  dass  die  Porta  Salutaris  das  nächste  Thor  an  der 
Porta  Collina  war.    Welcher  Aufgang  zur  Höhe  aber  der 
Clivns  Salntis  gewesen  und  wie  also  die  Stelle  des  Tempeis 
und  Thors  genauer  zu  bestimmen  sei,  ist  weniger  entschieden. 
Bansen  '**)  erklärt  sich  für  die  Via  di  Sta.  Susanna  (bei  den 
Thennen  Diocletians)  {  ich  möchte  mich  mehr  zu  der  Meinung 
Canina^s  binneigeA,  den  Clivus  und  das  Thor  in  der  Gegend  zu 
suchen,  wo  man  von  Piazza  Barberina  auf  der  Via  di  quattro 
fontane  zur  Höhe  aufsteigt ,  indem  weiter  nach  Porta  Collina 
hin ,  wo  das  Thal  sich  verenget,  das  Bedürfniss  eines  Thors 
weniger  anzunehmen  scheint****). 


189)  Begehr,  d. St. Rom.  I.  $.696.  Boasen  nimmt  drei  erweUlicli 
nicht  neae  Aafd^nge  an  :  1)  vom  Pincias  nach  der  Kirche  Sta.  Sumd- 
na.  7)  den  mittleren  vom  Marsfelde  bei  Pontana  Trevi.  3)  den  südli- 
chen, wovon  nachher.  Warum  bei  Qnattro  föntane  (wenn  auch  nicht 
gaax  in  derselben  Richtung)  kein  alter  Aufgang  vorausgesetzt  wird, 
ist  nicht  gesagt.  Sprechen  dagegen  nicht  entscheidende  Gründe,  so 
wird  Canina*8  Annahme  annehmlicher  scheinen  müssen. 

88**)  Piale  weiset  mit  Berufung  auf  Bofalani's  Plan  noch  einen 
Aufgang  zwischen  S.  Susanna  und  Palazao  Barberini,  bei  S.  Nicola 
vorbei,  nach,  wohin  er  seiner  Ansieht  von  der  Reiheafolge  der  Thore 


133    

Das  zweite  Thor,  Porta  San qualis,  hatte  seinen  Nir» 
men  von  der  Nähe  der  Aedes  Sancioder  Dei  Fidii.  Paal. 
Diac.  p.  345.  Sanquatis  porta  appellatur  proanma  aedi 
S4inci.  Auch  diesen  Tempel  erwähnen  diePgmta  Argeo- 
mm:  Colüs  MudaKs  quinticeps  apud  oedemDei  Fidi.  Wird 
nun  auch  nichts  zur  Bezeichnung  der  Lage  hinzugefugt,  so 
ergiebt  sich  doch  dieselbe  theiis  aus  der  Reihenfolge,  in  wel- 
cher die  Saeraria  aufgezählt  werden,  theiis  aus  einer  anderen 
Erwähnung  des  Sahcus* Tempels  bei  Livins  ^**),  der  ihn  dem 
Tempel  des  Qnirinus  gegenüber  nennt.  Da  nun  dieser  Tem- 
pel mit  Wahrscheinlichkeit  in  die  Nähe  von  S.  Andrea  del  No- 
viziato  (di  Monte  Cavallo)  gesetzt  wird,  so  darf  man  anneh- 
men, dass  die  Porta  Sanqualis  sich  da  befunden  habe,  wo  man 
von  Fontana  Trevi  zu  Piazza  di  Monte  Cavallo  au&teigt  (Via 
della  Dataria)  ^). 

Ausser  diesen  beiden  Thoren  lag  ebenfalls  nach  dem  Mars- 
felde zu  die  Porta  Fontinalis.  Ihrer  gedenkt  Livius 
XXXV,  10.  aAeri0Ei»  (porticum)  a  porta  Pontinali  ad  Marti* 
aram,  qua  in  Campttm  iter  esseij  perduxerunt  und  in  Bezug 
auf  die  Fontinalia,  ein  in  den  Fastis  Maffeorum  und 
Amiterninis  a.  d.  III  Id.  Octobr.  angemerktes,  auch  von 
Varro  L.  L.  VI,  3.  p.  2Ö4.  als  Fontanalia  und  von  Fron- 
lin.  de  aquaed.  4.  erwähntes  Fest,  Paul.  Diac.  p.  85. 
Fonünaüa^  faniiam  sacra.  Unde  et  Romae  Fontinaiis  porta. 
Ausserdem  kömmt  der  Name  auch  auf  einem  au  der  Via  Appia 
gefundenen  jetzt  im  Lapidarium  des  Vaticans  befindlichen  klei- 


l^emlss  die  Sanqaalis  reriegt.     Auch  dort  konnte  die  SalaUris  ffcdacht 
werden. 

18»)  Li  V.  VIFI,  20.  quodque  aeris  ex  iit  (boois  Vitrnvii)  redactum 
e$t,  ex  eo  aenei  orbes  facti  potiti  in  tacello  Sanci,  versus  atdem  Qui- 
rini, 

90)  Man  kannte  freilicli ,  wenn  man  die  Porta  Saktaris  bei  Sta. 
Sttsanna  annimmt,  die  Sanqualis  beiQuattro  fontane  denken,  denn  die- 
ser Punkt  ist  eben  so  nahe  an  S.  Andrea ;  allein  die  Reihenfolge  der 
Saerarien  seheint  dagegen  zu  sprechen;  denn  schwerlich  lag  der  Col- 
lis  Mncialis  (über  den  Namen  s.  den  Abschu.  üb.  den  Qnirinal)  mit  dem 
Salutaris  und  Quiriualis  in  solcher  nahen  N'achbarschaft.  Dagegen  würde 
die  angenommene  Stelle  eben  so  gut  mit  Varro  übereinstimmen,  wenn 
der  Tempel  des  Qnirinus,  wie  Piale  will,  auf  dem  südlichen  Theile  des 
Quirinal,  wo  Andere  den  Sonnentempel  AareUaus  annehmen ,  zu  suchen 
w»re. 


134    

neu  Grabcippus  vor :  Dis  Manibus  A.  Afiii  Maioris  Ubellü" 
rii  a  porta  FontinaÜ.  So  viel  nun  scheint  unsweifelhaft,  dass 
man  dabei  an  ein  nach  dem  Marsfelde  zu  gelegenes  StadUii9r 
zu  denken  hat;  denn  dort  war  die  araMartiä  (Li v.  XL^  45^), 
und  nur  das  Marsfeld  wird  ohne  Zusatz  schlechthin  Campus 
genannt "  ■).  An  welcher  Stelle  man  sie  aber  zu  suchen  habe, 
ISsst  sich  nicht  zur  Gewissheit  bringen.  Die  natiiriicbste  An^ 
nähme  würde  sein,  dass  sie  zwischen  dem  Capitole  und  dem 
Quirinale  gelegen  zur  Verbindung  des  Forum  mit  dem  Mars« 
felde  gedient  habe ;  dafür  aber  entsteht  eine  Schwierigkeit  da- 
durch, dass  noch  ein  viertes  ebenfalls  sehr  unsicheres  Thor  ge«* 
nannt  wird,  welches  man  wegen  der  Verbindung,  in  die  es 
mit  dem  Capitole  gesetzt  wird,  hieher  legen  w  müssen  meint« 
Diess  ist  die  Porta  Ra  turne  na«  Sie  wird  von  mehrereii 
Schriftstellern,  aber  immer  nur  in  Beziehung  auf  eine  und  die* 
selbe  Sage  genannt.  Ein  Sieger  in  circensischen  Spielen  zn 
Veji  soll  heimkehrend  von  seinen  scheu  gewordenen  Rossen 
bis  Rom  geführt  worden  und  am  Thore  herabgestürzt  sein. 
Die  Rosse  aber  hätten  erst  vor  dem  Tempel  des  lupit^r  Capito« 
linus  still  gestanden.  Von  dem  Pfamen  des  Herabgestfirssteii 
habe  das  Thor  den  Namen  erhalteq  *^),     Sonst  findet  sich  niiv 


f91)  Ganz  anders  urtheiU  freilich  Nibby,  Mura  dt  Roma.  p.  178. 
Daran r  fassend ,  dass  der  Pseodo-Rafas  ia  dai*  swe|l«n  Re^aa  (CaalU 
montium)  einea  Campas  Fontin  arnm  nennt,  verlegt  er  hieher,  iin 
den  Caelins,  auch  die  Porta  Fontinalis.  Es  lieget  aber  anch  hier  ^nz 
ap  Ta^,  wie  jeaar  Verfülseher  der  Nofitia  durcii  die  oben  ans  Llviim 
angerdhrten  Worte  veranlasst  worden  ist,  einpn  solchen  Namen  zn  er- 
fiqden.  Allerdings  ist  gerade  die  aater  dem  Caelias  gelegene  Gegend, 
besonders  vor  Porta  Capena,  sehr  qnellenreich ,  and  da  dort  auch  eii| 
berühmtes  Heiligthnm  des  Mars  lag,  so  war  diess  la  Vfsrbindiiag  mi( 
den  Fontioaübas  hiansicheqd,  am  den  Gampas  bei  Livios  avf  finen 
Campos  Fonlinarnm  ^n  beziehen.  Aber  wenn  aneh  selbst  jeaep  Regior 
aar  acht  würe ,  so  könnte  doch  Campos  alleia  bei  Livias  nimmer- 
mehr etwas  anderes  als  das  Marsfpld  bedeuten,  and  vov  Porta  Capeaa 
jag  wohl  eia  Templam  Martis,  aber  dip  Ära  If  artii  war  m 
MarsFelde.     Vgl.  Pinie,  Delle  porte  settentrionali,  p.  9t 

y^)  Plia.  N,  U,  VIII,  42,  65,  Afaiu^  avgurium  apvd  prüe09,plef 
fteÜM  CircensibuM  ewou»40  auHga  t*Ai,  ut  si  ttarei,  im  Capit^lium  eu* 
purrüse  equo$  aedemque  Hf  (ustrau^  f  maximitm  Vßrp,  eodem  perye^ 
nisMe  a  f^fis  eufß  pälma  pt  Corona ,  ^umo  Batumena ,  qui  ibi  viee^ 
ratj  undepostpanompnportße  eii.  Pljitarch.Popl- 13,  roH 
vtn^oav  TtUiftTTTTOV  o  ftir^vioxos  «£^Aatrr«  roa  hnrodff^fi^v  a%i9^v  w^ 
(parwßuyos^  ot  ^  Innoi  Ttroifiivttt  an  pvdtfiiag  ifuforpv^  n^faQ%m%^ 


1S5    

gend  eme  Andentnag  weier  öker  die  Lage  detseiben,  noetl 
über  den  (rüfaeren  Namen :  auch  das  bleibt  zweifelhaft,  ob  es 
nur  eine  NebenbeaennoBg  eines  noch  anders  benannten  Thors, 
oder  der  gewöhnliche  Name  war.  Wenn  nun  demnach  sowohl 
für  dieFoatinalis  ab  mäglieberweise  für  die  Ratnmena 
Stellen  ansEnmitleln  sind,  so  ist  sanächst  das  gewiss»  dass  an 
dem  sciion  angedentelen  Orle^  zwischen  dem  Quirinal  und  Ca« 
pitoiiaas  ein  Thor  gewesen  sein  mnsSt  Denn  wenn  man  nnter 
der  Höhe  von  Araceli  bei  Maeel  de^  Corvi  in  die  Via  di  Mar- 
forio  einUitt,  eibUekt  man  zir  Linke^  das  Grabmal  des  C. 
Pnblicins  Bibnlus,  eines  der  wenigen  Denkmöler»  die 
noch  in  die  Zeilen  der  Republik  geboren*  Dass  dieses  Grab- 
mal ausserhalb  der  Stadt  gelegen  habe,  muss  als  entschieden 
angesehen  werden;  denn  mit  sehr  wenigen  Ausnahmen  in  der 
ältesten  Zeit,  war  es  niemandem  gestattet,  sich  innerhalb  der- 
selben beerdigen  zn  lassen  ''^).  In  geringer  Entfernung  von 
dieser  Stelle  aber,  nach  dem  Marsfelde  hin,  in  der  Via  dclla 


oUm  »axa  ri  deufiovtov  7/  fipiv  'Uvto  navzl  to;^«*  nQC9  ttjv  *Potfiaimv  ni» 
Xip  ixovret  rov  tjvioxov ,  w^  ovdtv  ^v  fyyop  avrov  Karatiiforros  ovdi 
naff^yogovvros,  aiX  tj^cufro,  öovta  rij  ^vfitj  utai  tpt^oftivov,  ^x^  oo  rtf 
KaitizwLitjf  nQOQfU^avTtQ  i^ißalßv  avrov  tvrav^a  nct^a  ri/v  nvlfjv,  ijv 
vSvParovfiipav  »oJUva«.  Fest.  p. 274.  R^tumenm pvrt^  an^mi- 
ue  0tftf  appellata  e§t^  qui  iudicra  eariamine  quadri^ü  Victor,  EtrU4ci 
genwU  iuvenü  Veiis  eontiematu  equü  •x€U§9it$  Roma»  perüi^  qui 
equi  firuniur  tu^n  ante  eomsiii£s99 ,  quam  peroßHir^nt  in  Cüpitolium 
eonapeetumque ßeliiium  quadrigarum  oto.  Vgl.  Solin.  45,  15.  Alle 
diese  Nachrichteo  sUmiiieD  aoi  einer  sod  derteUea  |}«eUe,  voe  Vf  r- 
riat  Flaceus.  deo  Piiaias  im  Vereeichnistie  der  Tor  dai  aebU  BucAi 
beaaUtea  SchrifUieller  oeaat,  dea  Fesias  «xeerpirte,  uad  voa  dea 
aaek  PluUrch  gewiss  direkt  oder  aiitlelbar  die  firsäklaof  entlehat  bat. 
LetBterer  ist  der  £iazige,  welcher  das  Thor  als  aoch  bestebead  aeaat; 
walchea  Werlh  aber  bei  ihm  solche  Angaben  habea,  ist  seboa  bemerkt 
wordea  und  wird  weiterhin  noch  dentiicber  hervortrelen.  Piale  frei- 
lich {Delle  parte  tetientrionali  dei  reeinto  di  Servi»,  p.  5.)  JBndet  in 
Plittias  and  Plutarch  den  Beweis,  dass  das  Tbor  aoch  ia  später  Zeit 
vorhandfiB  gewesen;  'alleia  die  totale  Uakritik  der  Italiäaer,  hei  wel- 
chen jedes  voa  den  altea  SchrifUtellera  berichtete  Wort  «abedingte 
Gältigkeit  hat,  verdient  bei  ans  gar  keine  Widerlegnng.  Vielmehr 
wird  maa  aanebmen  dürfen,  dass  keiaer  dieser  Schriftsteller  weitere 
Keontniss  von  dem  Thore  halte,  als  durch  jaaa  von  irgend  einem  al- 
tea Annalisten  bewahrte  Sage. —<  Müller,  Etrusker.  IL  S.  144.  ver- 
steht nnter  der  Batumena  die€armentalis;  Sachse,  GeMeh»  d» 
St,  R.  I.  S.  227.  seheiat  sia  aaf  dem  Capitaie  selbst  anianehmen. 
Beides  ist  unstatthaft. 

193)  S.  meine  Schrift:  De  Romae  vei,  murit  «ly.  porl,  p.  69. 


136    

Pedaechia  finden  sieh  die  Reste  eines  zweiften  unbekannten 
Grabmalsy  woraus,  wie  schon  von  Anderen  bemerkt  worden  ^^*)y 
deutlicb  hervorgeht,  dass  hier  eine  Strasse  war,  über  der  na« 
türiich  in  älterer  Zeit  anch  ein  Thor  stehen  mnsste ,  das  man 
um  Weniges  innerhalb  des  ersteren  Monuments  anzunehmen 
haben  wird.  Hieher  würde  man  nun  ohne  alles  Bedenken  die 
Porta  Fontinalis  setzen  können,  wenn  nicht  die  Ratumeaa  nach 
der  angeführten  Erzählung  diesen  Platz  zu  fordern  schiene. 
Sollte  daher  diese  wirklich  als  besonderes  Thor  in  die  Reihe 
der  servischen  Stadtthore  gehören ,  so  würde  man  die  Fonti- 
nalis zwischen  dieser  Stelle  und  der  Sanqualis  annehmen  müs- 
sen ^^),  etwa  an  dem  von  Piale  angegebenen  Orte. 

Porta  Carmentalis. 

Vom  Qttirinale  führte  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
die  Mauer  da,  wo  er  mit  seinen  Wurzeln  den  Capitolinus  be- 
rührte, nach  der  Höhe  des  letzteren  Berges ;  zog  sich  an  der 
nordwestlichen  Kante  desselben,  wo  nirgend  ein  Aufgang  war, 
hin  und  stieg  dem  Flusse  gegenüber  (das  Tbeatrum  Marcelli 


194)  G  a  n  i  B  a  y  Indiea%,  iopogr.  p.  137.  B  n  n  s  e  n ,  Besehr.  d. 
St.  Rom,  III.  A.  S.  35.  Demuoseacbtet  fiat  Letzterer  irrig  angeooiii- 
men,  das  Grabnal  des  Bibalns  habe  ioaerbalb  der  Maaem  gelegnen. 

95)  Ob  siob  indesireB  anf  dieser  Strecke  ein  schicklicher  Platz  aasmit« 
teln  lasse,  will  ich  nicht  entscheiden.  Bansen  S.  626.  nimmt  als  dritten 
alten  Anffpang  zum  Qniriaal  an  :  „den  sUdlicheu  (TreCannelle)  nnweit 
vam  Forum  Trigans  bei  Tor  di  Milizia  vorbei  (Vicoio  de'Cor- 
nelj)'^  Es  ist  zu  beklagen,  dass  die  angezogenen  modernen  Namen,  wie 
oft,  nicht  aar  dem  Stadtplane  bemerkt  sind.  Nur  von  dem  in  Rom  Lebenden 
ist  zu  erwarten^  dass  ihm  die  Namen  aller  Vicoli  und  einzelnen  Stel- 
len gegenwärtig  seien.  Hier  ist  nun  noch  überdiess  Tor  di  Milizia 
(bei  Sta.  Caterina  di  Siena)  anf  dem  Plane  als  Torre  de^  Conti  be* 
zeichnet.  So  viel  aber  scheint  gewiss ,  dass  an  diesem  Aufgange  die 
Porta  Fontinalis  nicht  angenommen  wird,  wie  auch  aus  dem  kleinen 
Plane  der  servischea  Stadt  hervorgeht,  wo  vielmehr  die  Ratumena  an 
diese  Stelle  gesetzt  zu  sein  scheint.  Wo  aber  jenes  Thor  gewesen 
sein  solle,  wird  aus  dem  Texte  nicht  klar.  Piale  dagegen,  Delie 
parte  gettentrionaii,  nimmt  allerdings  die  Fontinalis  hier  an  und  be- 
zeichnet  die  Stelle  genauer  p.  7.  „la  qnale  doveva  rimanere  all'  in 
circa  nel  principio  del  monte  detto  in  oggi  Magnanapoli  o  Bagnanapoli 
snir  alto  e  prossima  a  qnella  sorgente  descritta  dal  Cassio  e  tnttora 
esistente  incontro  la  chiesa  di  S.  Silvestro  e  presse  il  palazzo  Rospi- 
gliosi  — ,  dalla  quäl  porta  scendendosi  per  le  tre  eannelle  si  veniva 
per  la  piazza  de*  SS.  Apostoii  al  Campo  Marzo.*' 


137    

und  Fonmi  OGtoriam  ausscUiessend)  in  die  Ebene  herab« 
Hier  am  Abhänge  des  eigentlichen  Capitols  (der  südwestlichen 
Spitze)  lag  die  bernhmte  Porta  Carmen  talis,  sogenannt 
von  dem  dort  gelegenen  aus  uralter  Zeit  stammenden  Altare 
der  Carmentis.    Dionys.  I,  32.   nal  ßwf*oi}g  id-Maad/Mjp 

naqd  raig  Kug/;iev%iai  nvXaic  %•  "f.  X.  Solin.  1,  13,  Pars 
mfima  Cajritolmi  maniis  habitacubim  Carmenti  ftdt^  übt  Car- 
mentis tnmcfamtm  est,  a  qua  Carmentali  partae  nomen  da^ 
tum  est.  Serv.  z.  Aen.  YUI,  337.  Haec  ara  est  iuwtapor^ 
iam,  fuae  primo  a  Carmente  CarmeniaUs  dicia  est  etc.  Die 
Lage  des  Thors  wird  unzweifelhaft  durch  die  Gewissheit,  dass 
vor  demselben  (beim  Theatrum  Marcelli)  das  Forum  Olitorium 
war  und  dass  man  von  ihr  durch  den  Vicns  lugarius ,  der  am 
Fusse  des  Capitols  sich  hinzog,  zum  Forum  Romanum  gelang- 
te ^^^).  Da  man  nun  wohl  annehmen  muss,  dass  sich  das  Thor 
bei  einem  Aufgange  zum  Capitole  befunden  haben  werde,  so 
möchte  das  Wahrscheinlichste  sein,  dass  es  zwischen  S.  Omo- 
buono  und  Sta.  Maria  della  Consolazione  gelegen  habe,  viel- 
leicht bei  dem  Aufgange  zu  Monte  Caprino,  links  von  der  bei 
S.  M.  d.  Consolazione  hinaufführenden  Via  di  Monte  Tarpeo. 

Die  Porta  Carmentalis  hatte  zwei  Bogen , ybrnfcei 
oder  ia$u  *^),  und  bekannt  ist  es,  dass  der  rechts  gelegene  (von 


196;  AseoDius  z.  €io.  in  to^a  cand.  p.  90  Orell.  Ne  tarnen 
erretis,  qitod  his  temporibut  aedes  JpoUinu  in  Palatio  fuit  (?  er 
neint  seine  Zeit.)  nohUissima,  admonendi  estis,  non  kane  a  Cieenme 
Hgn\ßeari,  utpote  quam  post  mortem  ettam  Ciceronü  mttitü  annü 
Hnperator  Caesar,  quem  nunc  Ditmm  Augustum  dicimus,  post  Aetia- 
oam  vietoriam  feeeriti  sed  illam  demonstrari,  quae  est  extra  portam 
Carrnrnitalem,  inter  forum  Otitortum  et  eireum  Piaminium,  Llv. 
XXIV,  47.  (inceDdio)  solo  aequaia  omnia  inter  Salinas  (am  Aventin) 
ae  portam  Carmentalem  eum  Aequimelio  higarioque  vieo,  in  templit 
Fortunae  ac  Matris  Matutae  et  Spei  esctra  portam  late  vagatut  ignis 
Sacra  profanaque  mvlta  ahsumsit.  XXV,  7.  (ereati  Illviri)  rt^cien^ 
die  aedihus  Fortunae  et  Matris  Matutae  intra  portam  Carmentalem, 
sed  et  Spei  extra  portam.  Die  Tempel  der  Fortona  und  Matata  la- 
gen aber  am  Foram  Boarinm  (Liv.  XXXIH,  27.);  der  Tempel  der 
Spe«  am  Forum  Oiitoriom.  Dazu  kömmt  noeh  Liv.  XXVII,  37.  von 
dem  Zufpe  der  Jung^frauen  zum  Tempel  der  luno  Regina  auf  dem  Aven- 
tia:  ab  aode  Apollinis  (dem  von  Ascouius  hezeicbueten)  boves  femi- 
nae  aibae  duae  porta  Carmentali  in  urbem  duetae.  —  A  porta  Tu- 
gario  vieo  in  Jbrtim  venere, 

92)  iaai  sind  überhaupt  IHirchgangsbogen.  GIc.  de  nat.  deor. 


138    

der  StadUeite)  späterhin  Porta  Seelerat«  genannt  wurde, 
weil  durch  ihn  die  Fabier  gezogen  und  nicht  zurückgekehrt 
waren.  Liv.  U,  49.  Infetieivia  dextro  lano  partaeCaT'» 
menfaliß  pn^fecii  ad  Cremeram ßumen-  pervemunt  etc.  Man 
qnüsste  Liviua  eines  schweren  Missverständnisses  besohuldi-* 

« 

gen,  wenn  man  nicht  damit  wörtlich  übereinstimmend  finden 
wollte,  was  0 vi d.  Fast.  11,  301.  sagt: 

Carmenlü  pwrtae  dextro  ^**)  est  via  proxima  tano. 
Ire  per  hone  nolt,  guisquie  «s,  omen  habet* 
Spätere«  Missverständniss  hat  den  Namen  Scelerata  auf  das 
ganze  Thor  bezogen**),  während  doch  nichts  entschiedener 


II9  27,  quod  ah  evndQ  n^men,  est  dnettirny  wt  fUQ  tranHtimmei  p^r^ 
viae  iani,  fore$qu9  in  liminibus  pro/anarum  aedium  ianuae  nonU- 
naniur.  Es  ist  also  so  viel  als  fornix,  wie  die  VergleichuD^  folgen- 
der Stellen  lehrt;  Cic.  Verr.  11,  63.  Huiu$  /ornix  in  foro  Syra- 
eusis  est,  in  quo  nudut  filiiu  stat  (Verrls),  nnd  Snet.  Ans«  3'* 
Pompeii  qnoqne  »taiuam  —  niaTfnoreo  iano  suppofuit,  oder  richti- 
ger MupefpoMuitt  wie  es  a«eh  bei  Cicero  zn  verstehen  ist.  In  dersel- 
ben Bedeutung  steht  ianns  im  fgmt,  S.  (7.  de  hon.  Germ.  Rhein.  Mut, 
lSt7.  4  H.  S,  S53,  Vgl.  Tae.  Ann.  11,83.—  Die  rSntseben  Hanptthore 
hatten  wohl  gewöhnlich  mehr  als  einen  Dnrchgangsbogen,  worans  sich 
euch  a«  naturlichsten  der  Name  Trigemina  erklärt.  Es  findet  sich  das- 
selbe bei  mehreren  Tboren  in  disr  Mauer,  worttber  bei  fielegenh^it  der 
Porta  Praenestina  gesprochen  wird. 

198)  Diese  von  Heinsius  aufgenommeni;  Lesart  nag  immerhin 
4|ie  geringere  Aolorität  der  Handschriften  für  sich  haben :  ich  kann  nie 
doch  nur  für  die  einzig  richtige  halten,  und ,  wo  die  Sache  selbst  da- 
jgegen  spricht,  liegt  der  Beweis  vor,  dass  auch  die  besten  Codices  nickt 
ZDveriässig  sind.  Die  von  Merkel  wieder  eingeführte  Lesart:  Car- 
meniis por  tue  dewtra  est  via  proxima  lano,  trügt  aber  den  Wi« 
derspnich  in  sich ;  denn  der  lanustempel  lag  am  Theatmm  MarceUi, 
wofür,  wenn  man  anch  ganz  von  dem  schlecht  unterrichteten  S  er  vi  vs 
absieht,  die  Fasti  Capranicomm,  XVI  Kai.  Sept.  und  die  Ani- 
t  e  r  n  i  n  i ,  XV  Kai.  Nov,  den  Beweis  liefern ;  beide  haben :  Jano  ad 
fheatrum  Mareelii,  Zwischen  dem  Theater  aber  und  der  Stadtmauer, 
also  «noh  der  Porta  Carmen talis,  lag  das  Forum  Olitorium;  nnd 
we  man  sich  anch  das  Thor  denken  mag,  so  ist  es  4oeh  unmöglich, 
es  in  die  Nahe  des  Theaters  nnd  mithin  des  lanustempels  zu  bringen. 
Wollte  man  aber  sagen,  der  Weg  habe  sich  vom  Thoni  zum  lanos 
gewendet,  so  ist  zu  entgegnen,  dass  nicht  die  v  ia^  sondern  die  porta 
aU  scelerata  galt.  Endlich  giebt  es  auch  keinen  Beweis,  dass  die* 
Aer  lanustempel  älter  sei  als  Duilius  nnd  also  zu  der  Fabier  Zeit  srhon 
vorhanden  gewesen  sei.  Aber  man  dachte  wahrseheinlieh  an  den  lanus 
Numae,  wie  ihn  Senrius  aus  Missverständniss  falsch  angiebt.  Vgl. 
Mas  sogleich  über  den  Zug  der  Fabier  und  im  Abscbn.  vom  Forum 
über  den  lanus  gesagt  wird. 

99)  So  besonders  Fes  tu  s  p.  ^5.  Religioni  est  quibusdam  porta 
Carm^nMi  ^gredi  ßi  in  aed«  Jaui,  quae  est  ^tra  eam ,  senatum  hß- 


—  1» 

igt,  aU  dass  eben  dieses  Thor,  die  Verbindwig  des  htUktcBiem 
SudUfaeils  mit  dem  Circus  Flaminius  bildend,  jederseil  einea 
der  gangbarsten  blieb,  an  dem  dnrehaos  keine  libele  V^rbeden- 
tnng  haftete,  wie  die  feierlichen  Aufzäge ,  welche  hier-  in  die 
Stadt  einsogen,  schon  allein  hinreicbend  beweisen. 

Gang  der  Mauer  zwischen  Gapitol  undÄTentin. 

Wie  Fon  dem  Fasse  des  Capitols,  an  welchem  die  Porta 
Carmentalis  lag,  der  weitere  Gang  der  Mauer  gewesen  sei, 
darnber  scheint  bei  den  älteren  TofK>graphen  keine  Meinungs- 
verschiedenheit zu  sein.  Es  wird  aUgemein  angenommen,  dass 
die  Mauer  in  künsester  Linie  zum  Flusse  geführt  worden  sei 
nnd  dass  von  da  bis  zum  Aventin  die  Stadt  keine  weitere  Be- 
festignng  gehabt  habe,  als  welche  der  vorbeiströmende 
Tiberis  ihr  gewährte«  Dieser  Ansicht  folgen  auch  ohne  ir- 
gend einen  Zweifel  Nardini,  Nibby,  Canina  und  Pia- 
1  e.  Zu  ganz  verschiedener  Annahme  hat  sich  dagegen  (woU 
durch  Niebuhr,  R.  G.  I.  S.  439.)  Bunsen  veranlasst  ge* 
sehen,  und  einen  Mauerzug  erdacht,  der  eine  gänzliche  Um* 
gestaltung  dieses  Theils  der  Stadt  herbeiführt.  Seiner  Mei- 
nung nach  wäre  die  Mauer  von  der  Porta  Cannentalis  durch 


heri:  qvod  ea  egresst  CCCFi  PabU  mpud  Ctwnsräm  omnes  inierftHi 
sunt,  cum  in  aede  Jani  S.  C. /actum  esset,  ut  prqficiscerentur*  Aebn- 
liebes  kehrt  nach  p.  337.  Seelerata  porta,  wieder.  Serv.  s.  Aen. 
VIII,  337.  Haee  ara  est  iwsta  p^tam,  qv4te  primo  a  Cmnmmit»  Vst* 
mentalis  dinta  est;  postea  Seelerata  a  Fabiis  CCCFI,  qui  per  ipsam 
in  bellum profeeti  non  sunt  reversi.  Oros.  II,  5.  infamibus  usque  ad 
nunc  v^eßbulis  testes  suntfluvims,  qui  perdidii,  H  porta ,  qvae  müit, 
Dass  aber  Dameotlicb  bei  Festui  ein  schwerer  Irrtbam  obwalten  müsse, 
lle^  am  Tage.  Deon  wollte  man  auch  zngeben,  wofilr  es  keinen  n«^ 
weis  giebt,  dass  dieser  lannstempel  scboa  damals  vorhaiid«a  «ad,  was 
kaam  glanblich  ist,  hinreichend  gpross  gewesen  sei ,  um  den  Senat  za 
fassen :  wie  will  man  es  nberbanpt  erklfiren,  dass  der  Senat  ia  Jeaep 
2eit  sich  aasserbi^lb  der  Stadt  versammelt  haben  soU,  was  nar  ge- 
schah, weqn  F^sldherm,  welche  an  der  Spitze  des  Heeres  stehend  das 
PoBoerinm  nieht  überschreiten  durften,  oder  fhsmdea  Gesandten  eia 
Senat  ertheilt  werden  sollte,  nqd  wovoq  vielleieht  Liv.  III,  63.  das 
erste  Beispiel  berichtet  £s  geschah  dann  gewöhnlich  im  Circns  Pla- 
mtnios,  aa  oder  in  {ad  and  in)  dam  Tempel  der  BeHona  oder  des 
Apollo.  —  Dass  Livius  aa  keinen  and^rea  Versammlnncsort  als  die 
gewohnliche  Cnrie  gedacht  habe,    geht  ans  seiner  Erzählong  dentllcb 


140    

die  Ebene  zwischen  dem  Palatin  und  dem  Flusse  so  gezogen 
worden,  dass  sie  den  Circus  Maximus  an  der  Linie  der  Carce- 
res  erreicht  hätte.  Diese  Seite  des  Circus  habe  dann  selbst 
als  Mauer  gedient  und  dann  sei  dieselbe  weiter  zur  Porta  Tri- 
gemina  unter  der  nördlichen  Ecke  des  Aventin  gefuhrt  worden. 
Für  diese  Annahme ,  nach  welcher  die  ganze  zwischen  dem 
Flusse  und  dem  Circus  gelegene  Ebene  von  der  Stadt  ausge- 
schlossen gewesen  sein  wurde,  werden  zwei  Gründe  ange- 
führt, während  das  eigentliche  Motiv  noch  im  Hintergrunde 
bleibt.  Der  erste  ist  von  dem  Auszuge  der  Fabier  entlehnt. 
Sie  zogen  durch  das  Carmentalische  Thor  und  indem  nun  vor- 
ausgesetzt wird,  sie  hätten  den  Weg  ins  etruskische  Land  über 
die  hölzerne  Brücke  (Pons  Sublicius)  nehmen  müssen,  die  am 
Aventin  gelegen  habe,  folgt  freilich  daraus  das  Widersinnige, 
dass  sie.  Wenn  die  Mauer  zum  Flusse  geführt  war,  durch  ein 
anderes  Thor  wieder  hätten  hineinziehen  müssen,  um  an  die 
Brücke  zu  gelangen.  Das  Argument  beruht,  wie  man  sieht, 
auf  der  Petitio  principii,  dass  die  Fabier  über  den  Pons  Subli- 
cius gezogen  seien ;  und  doch  ist  es  offenbar,  dass  sie  diesen 
Weg  durchaus  nicht  nahmen.  Denn  wie  wollte  man  es  erklä- 
ren, dass  geflissentlich  die  ganze  Scbaar  durch  den  rechtsge- 
legenen Bogen  des  Thors  hinauszog,  wenn  sie  zu  der  weithin 
links  am  Aventin  liegenden  Brücke  gelangen  wollten?  Vielmehr 
iBuss  man  jedenfalls  annehmen,  dass  die  beiden  Bogen  des^ 
Thors  zu  verschiedenen  Strassen  führten :  der  zur  Rechten  ge- 
legene nach  den  Fiaroinischen  Wiesen  und  dem  Marsfelde  und 
dahin  zogen  die  Fabier,  die  wohl  auch  dort,  ausserhalb  des 
Pomoerinm  sich  erst  zum  exereitus  bildeten.  Wo  sie  dann  über 
den  FIuss  gegangen  seien,  wird  nicht  erzählt  ^  aber  um  an  den 
Cremera  zu  gelangen,  ist  nicht  nur  nicht  nothwendig,  sondern 
nicht  einmal  wahrscheinlich,  dass  sie  unmittelbar  bei  Rom 
übersetzten.  Dass  aber  oberhalb  Rom  ein  Uebergang  über 
den  Flnss  war,  wird  kaum  bezweifelt  werden  können,  und 
wenn  erzählt  wurde,  dass  Ratumena  von  seinen  Rossen  von 
Veji  bis  Rom  geführt  wurde,  so  wird  doch  wohl  niemand  ge- 
glaubt haben ,  dass  er  über  den  lauiculus  und  Pons  Sublicius 
gekommen  sei.  —  Endlich  hätten  die  Fabier  auch  höchst  seit- 


141 

sam  ihren  Weg  dareh  die  Carmentolis  nach  der  T«r  der  Trige* 
mina  gelegenen  Bracke  genommen. 

Ab  zweiter  Grand  wird  angeführt,  dass  ans  alter  Züi 
nie  etwas  von  Ueberscbwemmungen  der  inneren  Stadt,  na* 
mentlich  des  Forum  berichtet  werde«  Das  erkläre  sich  durch 
die  Annahme  einer  die  Stadt  von  dem  Flusse  scheidenden  Mauer. 
Es  ist  diess  erstlich  nicht  richtig;  denn  einzelne  hedentende 
Ueberschwemmungen  werden  wirklich  erwähnt  ^^).  Dass  es 
aber  nur  bei  ausserordentlich  hohem  Wasserstande  geschehen 
mochte,  erklärt  sich  daraus,  dass  von  der  Könige  Zeiten  her 
die  gewaltige  Aufmauerung  des  Tiberufers  die  Stadt  schätzte, 
während  eine  Mauer  mit  zahlreichen  Zugängen,  wie  Bunsen 
sie  annimmt,  nnmögiich  ein  hinreichender  Damm  gegen  die 
Fluthen  gewesen  wäre.  Endlich  konnten  bei  bedeutendem 
Anschwellen  des  Flusses  alle  diese  Vorkehrungen  die  il^t 
nicht  vor  Ueberschwemmung  bewahren,  indem  das  Wass^ 
ja  selbst  durch  die  Kloaken  austreten  musste. 

Wenn  aber  aus  diesen  Bemerkungen  ersichtlich  ist,  dass 
es  überhaupt  fiir  die  Annahme  einer  Mauer  auf  dieser  Seite 
keinen  nöthigenden  Grund  giebt,  so  erscheittt  der  von  Bunsen 
erdachte  Mauerzug  als  eine  völlige  Unmöglichkeit,  wenn  man 
damit  vergleicht,   was  Livius  ^)  von  dem  festlichen  Zuge 


tOO)  Li  V.  XXXV,  9.  Aquae  ingente»  00  anno  Jkerunt  et  TibeHs 
loea  plana  urbis  inundavit.  So  war  es  auch  schon  frfiher  ge- 
schehen, denn  XXX,  38.  heisst  es :  Ludi  Jpollinaret  extra  portam 
Collinam  facti  Circo  mundato.  Dabei  hat  man  freilich  an  den  Gircns 
Flaminias  gedacht;  allein  so  leicht  man  aach  za  dieser  Annahme  ver- 
leitet werden  könnte ,  so  widerspricht  ihr  doch  geradezu  L  i  v.  XXV, 
13.  eeneuerunt  patree,  Apollini  tudoe  vavendos  faeiendoeque  —  •  Zu- 
dos  praetor  in  Circo  Maximo  quum  faeturtte  esset,  edixit,  ut  po^ 
pulus per  eos  ludos  stipem  Apollini,  quantam  eommodum  esset,  con- 
ferreL  Haeo  est  origo  ludorttm  Apollinarium  etc.  Aas  noch  früherer 
Zeit  (507)  erzMhlt  Orosins  IV,  11.  Tiberü  insolitü  auetus  imbribue 
et  ultra  opinionem  vel  diutumitate  vel  magnitudine  redundans  omnia 
Uomae  aedi/lcia  in  piano  posita  delevit, 

1)  Liv.  XXVII,  37.  ab  aede  Apollinis  boves  /eminae  albae 
duae  porta  Carmentali  in  urbem  duetae.  —  A  porta  lugario  vieo  üs 
forum  venere,  in  foro  pompa  constitit  et  per  tnanus  reste  data  virgtnem 
sonufn  voeis  pulsu  pedum  modulantes  inceeserunt.  in  de  vico  Tuscq 
P^elabroque  per  Boarium  forum  in  elioum  Publieium 
atque  aedem  lunonis  Reginae  perrectum.  Man  vergleiche  den  Bansen'* 
sehen  kleinen  Plan  der  Servischen  Stadt  oder  ziehe  sich  die  Linie  auf 


142 

der  JangfrauMn  saoh  dem  Tempel  der  Imd  Regina  berichtet. 
Der  Zug  trat  durch  die  Porta  Carmeiitalifi  in  die  Btadt  ein 
ttsd  gelaagte  durch  den  Vicas  lugarios  auf  das  Ponm.  Von 
da  ging  er  weiter  durch  den  Vici»  Tuscua  und  das  Velabrum, 
um  über  das  Forum  Boariam  auf  dem  Cütos  PnhKcios  aut- 
steigend  zur  Höbe  des  Arentin  und  dem  Tempel  der  Inno  zu 
gelangen.  Wenn  aber,  wie  Bunsen  will,  die  Mauer  vom  Ca- 
pitoi  bar  sich  an  den  Circus  anschloss  und  die  Seite  der  Car^ 
ceres  selbst  ein  Theil  derselben,  das  Forum  Boarium  zwischen 
Hauer,  -  Circns  und  Palatin  eingezwingt  war,  so  hätte  ja  der 
Circns  den  Weg  nach  dem  Aventin  versperrt )  man  hütte  nur 
fiber  ihn  hinweg  znm  Clivns  Publicius  gelangen  können,  oder 
man  hätte  za*  der  von  Bunsen  dort  angenommenen  Porta  Flu« 
mentana  wieder  ans  der  Stadt  hinaus  und  durch  'die  IVige« 
mmfirnoehmals  in  dieselbe  einziehen  müssen«  Diess  alles  ist 
durch  und  durch  widersinnig  und  iiberdiess  ist  dadurch  eine 
Beschränkung  des  Forum  Boarium  herbeigeführt  worden,  wel^ 
eher  aQe  Nachrichten  auf  das  :  Entschiedenste  widerspre- 
dien  ^*).  —^  Freilich  aber  musste  sich  Bunsen  zu  dieser  selt^ 
samen  und  völlig  undenkbaren  Führung  der  Maoer  entschHes- 
sen,  da  er  über  die  Porta  triumpbalis  die  irrthümlichste 
alter  Ansichten  gefasst  hatte. 

Wenn  nun  von  obiger  Annahme  ganz  abzusehen  ist,  so 
bleibt  noch  die  Frage,  ob  die  vom  Fusse  des  Capitols  nach 
dem  Flusse  gezogene  Mauer  dort  endete  und  erst  am  Aven« 
tiui  in  gleicher  Weise  vom  Fluase  aufsteigend,  wieder  he- 


iiBMrein  Plaae,  ttm  tith  ven  itr  llDmÖglieiikeit  des  rtun  LWIm  vvi^e* 
sd^rieheaeB  Wc^  bei  solchem  Gaage  dfer  Mauer  tn  nhenen^en. 

2(^3)  Maa  yerf^eielie  aaeh  die  schoa  erwHhnte  Nacbriehl  von  eiaer 
Feaerabruast  bei  Li  v.  XXIV,  47.  soh  aequattt  emnüi  inier  Süiina9{ttm 
Aveatia  bei  der  Porta  Trigemiaa)  acpor  tarn  Cor  mentalem  cum  Aeqttimeiio 
higarioque  vieo.  in  iempiiM  Portttnae  ae  Matris  Matutme  et  Spei  eopira 
pariam  late  vagatu»  ignis  sacra  profanaqtte  muiia  absrnnrit.  Das« 
XXV,  7.  (ereati  triomviri)  rt^ciendis  aedibus  Fortunae  ei  Mairis  Ma- 
iHiae  intra  periam  € armenialem,  sed  ei  Spei  estttm  pariam, 
Ble  Tempel  der  Fertnaa  «od  Matnia  la^ea  am  Forum  Boarium  (Liv. 
XXXIII,  «7.  Orid.  Fast.  Vi,  473.);  wie  könntea  aie  aach  dem  Hva- 
aMseben  Plaae  inira  poriam  Varmeniaiem  geaanot  werdea,  uad  bStte 
dtm  Feaer  diesea  seltsamen  Weg  f^aommen,  se  bStte  ja  aaeb  der  Cir- 
e«s  mit  abbreonaa 


148 

gan,  oder  dh  im  tinä»  aitkng  hitdaufettd  sie  die  8ladt  roii 
diesem  seliied«  Letttercs  isl  an  sieb  nielit  npdeiikbar }  denn 
wenn  auch  Dioiiysias  sagt,  der  Tiberis  bebe  an  dieeer 
Seite  als  Befestignng  gedient  ^^) ,  so  ist  doch  daneben  za 
grosserer  Sicherheit  auch  eide  Mauer  i^rohl  mögUch ,  wie  ja 
auch  Anrelian  nach  Procopins^)  das  Martfeld  doreh  eine  ;f, 
den  Fluss  entlang  diesseits  gezogene  Mauer  sicherte«  Allein  ^ 
sehen  wenn  man  bei  Livius  *)  die  Erzählung  ron  dem  An« 
griffe  des  Porsena  und  der  Vertheidigung  des  Pons  Sablieiiis 
durch  Horatins  Codes  lieset,  wo  es  ausdrüdüich  heisst,  die 
Stadt  sei  theils  durch  Mauern,  tbeils  durch  den  Fluss  ge- 
schätzt gewesen,  wird  man  sieh  iiberzengen,  dass  sie  auf 
dieser  Seite  offen  und  ohne  Mauer  war,  und  diess  sagt  end- 
lich ausdrücklich  in  einer  unbegreiflieber  Weise  von  Allen 
übersehenen  Stelle  Dionysius  V,  23.  q>ivyar%mtf  H' tlq  %i^v 
n6Xtv  ändv%nv  %a\  9id  fiiäc  fttpVQas  ßtaCof^ii^wr  u&qp^p, 
^f^V  ^'Vcvai  tär  noXtfümp  in  uiinws  /M^^'Xif  oXl/^v  va 
ndXir(J)  i9l%mv  ij  noXie  dXmrai  natd  KQdjoß,  dtelj^i^ 
OTog  oiaa  in  9mv  na^d  tip  no%afi^d$f  f$9fmv* 
Uebrigens  würde  auch  ohne  diese  bestimmte  Erklärung  schon 
deshalb  die  Annahme  einer  die  Stadt  von  dem  Flusse  scheiden- 
den Mauer  hinwegfallen  müssen,  weil  die  unmittelbare  Ver- 
bindung des  Forum  Boarinm  mit  dem  Flusse  und  seinen  Brü- 


^Mf  dt$l&uv  tifM,  natu  yiipvQav,  ^¥  S"  *¥  rf  rou  fffop^  fUa  Svli^^f»^ 

4)  Bell,  fioill.  II)  ^a.  nak  yr  ya^  ng  ««r«^  inifim^  fMtatm 
liüi^y  ff  tov  I^fi4^$d99^  ox&tf  e^rb*,  intl  rmirp  o»  viliu  'FtMtmo»  <dtt^ 
a#vfTC«  T«9  H^cer»«  rip  oxv^ftatr^  ro  rtüfüt  ajtff}nliffUp0i  üufimptQ. 

5)  Liv.  II,  10.  ifuum  ko9iss  ade^geni^  pr0  se  quisque  in  urbem 
es  agriM  demigrmnt:  vrbem  iptam  sepiuni  praesidiü.  alia  muriM, 
alia  Tiberi  okieet^  videbantur  iuia.  Ahm  SmhUtias  tir 
pa€n»  kostibuM  dedit,  ni  unus  vir/uüset,  Hormtiut  CoH$s  —  quipoti^ 
tuM  forte  in  etattone  pontie^  qutrtn  eaptum  repmetimo  impetu  lanieuium 
atque  inde  eitatoe  deeurrere  koetee  vidiaeet,  trepidamque  turban^  #ti<K 
rum  arma  ordimeeque  reiinquere,  reprekeueane  nnguloe,  obeietmu  o^ 
teetaneque  deum  et  kominum  ßdem  teatabatur :  nequidquam  deteri» 
prmoeiSio  eoe /tigere»  Si  trmneitum  pontem  a  torgo  reii" 
quietent,  tarn  plue  koetium  in  Puiutio  Capitoltoquo 
quam  in  Janieuio  fore. 


144    

cken  sowohl  von  Ovid  ab  von  dem  Verfasfler  der  nnter.  dem 
Namen  des  Aethicus  oder  luliusOrator  bekannten  Cos- 
mographie  bezeagi  wird  ^^^). 


tW)  Oyid.  FaBt.  VI,  471. 

Pontibut  et  magno  iuneta  est  eeleberrima  ctrco 
Areüf  quae  posUo  de  bove  nomen  habet. 
Aethic.  ad  calc.  Pomp.  Mel.  ed.  Gfonov.  1722.  p.  716.  schreibt  vom 
Tiberifl,  nachdem  er  die  Insel  gebildet :  Post  Herum  übt  unus  effectus 
per pontem  Lepidi,  qni  nunc  abusive  a  plebe  Lapideus  dicitur,  iuxta 
/orum  Boarium —  transiens  adunatur.  —   Die  einzige  Schwierige 
keit,  welche  etwa  gegen  den  Wegfall  der  Mauer  erhoben  werden  könnte, 
würde  von  der  Erzählung  von  des  Cigns  Gracchus  Flucht  zu  entlehnen 
aein ;  allein  aach  sie  ist,  wie  ich  in  der  Schrift  De  Romae  veteris  mu- 
ris  aiq.  port,  p.  76  flf.  gezeigt  habe,  nur  scheinbar.     Von  jener  Flucht 
erzählt  Plntarch.  C.  Cracch.   17.     4>£vyovTi   yovv  r^   ratttjt  nav 
ixd'Qoiv  tnupegofUvofV  xaX  HaToXaußavovrwv  yrt^l  t^  SvIIvt^v  yiqtvQnVy  ot 
fiiv  dvo  q)iXo&  nQoxm^eiy  avrov  TCtXevaavrcs  avTol  zove  Siwxovrae  vniarrj^ 
aav  %al  fia%6fA(voi   V(f6   r^e  yB<pv^ag  ovdlva  naQijnaVy   6tx>Q  ani&avoy. 
Hier  geschieht  der  Mauer  keine  Erwähnung ;  allein  der  Bericht  ist  je- 
denfalls ungenau,  wie  man  aus  anderen  Schriftstellern  ersieht:  Valer. 
Max.  IV,  7,  2.  Pomponius  —  concitatum  sequentium  agmsn  inporia 
THgemina  aliquamdiu  acerrima  pvgna  inkibuit  — ;  Laetorius  autem 
in  ponte  Sublicio  constitit  et  cum ,   donec  Gracchus  transiret,  ardore 
Spiritus  sui  sepstt.    Noch  attsfdhrlieher  und  wahrscheinlich  am  richtig- 
sten erzählt  endlich  A u r e  1,  V i c t.  de  vir.    i U.  65.   armata  familta 
jiventinum  occt/pavtt     Übt   ab  Opimio  victus,  dum  a  templo  Lunae 
desiiit,  talum  intorsit et Pomponio  amieo  apud  portam  Trigemi- 
nam,  P.  Laetorio  in  ponte  Sublicio  persequentibus  resistente  in   tu- 
cum  Furinae  pervenit.  Vgl.  Appian.  B.  C.  1, 16.     Wäre  es  nun  wahr, 
daiss  der  Pens  Sabllcias  vor  dem  Thore,  ausseriialb  der  Stadtmauer  ge- 
wesen sei,  und  dass  man  seine  Trümmer  in  den  Pfeilern,  welche  bei  nie- 
drigem Wasserstande  unweit  Sta.   Sabina  am  Aventin  sichtbar  werden 
sollen,  zu  erkennen  habe,  so  widerstritte  obige  Erzählung  der  Annahme, 
das«  nach  dem  Flosse  zu  keine  Mauer  gewesen  sei,  nicht;  denn  Gracchus 
wirde  durch  die  Trigemina  nach  der  ausser  der  Stadt  gelegenen  Brücke 
geflohen  sein.    Wenn  sieh  aber  diese  Lage  der  Brücke  falsch  erweisen 
und  sie  vielmehr  am  Forum  Boarium  zu   suchen  sein  wird,  so  entsteht 
allerdings  die  Frage,  wozu  es  einer  Vertbeidigung  der  Porta  Trigemina 
bedurfte  ?  Man  niiss  aber,  um  über  den  \^'eg,  welchen  Gracchus  nahm, 
nicht  in  Irrthum  zu  geratben,  ihn  von  Anfang  an  verfolgen.     Gracchus 
wurde  von  Opimins  auf  dem  Aventin   angegriffen  und  der  Uebermacht 
weichend  sprang  er,  wie  Aurelins  Victor  sagt,  vom  Tempel  der  Luna 
hinab.     Darunter  versteht  Bu  nsen  (Besehr,  d.  St.  R.  111.  A.   S.  412.) 
aabegreiflieherweise  den  berühmten  Tempel  der  Diana,  das  alte  latini- 
sehe  Bandesheiligtbnm ,  was  freilich  mit  seiner  Meinung ,  dass  dieser 
Tempel  bei  Sta.  Sabina  (und  nicht  Sta.  Prisca)  gelegen  habe  und  in  sei- 
ner Nähe  der  Pons  Soblicius,  wohl,  übereinstimmte.    Allein  wenn  diese 
Annahmen  willkübriich  sind,  so  ist  noch  viel  unstatthafter  die  Identifici- 
mng  zweier  ganz  verschiedenen  Tempel.     Auf  dem  Aventin  war  eben 
auch  ein  Tempel  der 'Luna  (s.  d.  Absebn.   üb.  diesen  Berg)  und  ans 
L  i  V.  XL ,  2.   iässt  sich  scbliessen ,  dass  derselbe  auf  der  dem  Circos 
zugewandten  Seite  des  Berges  stand.  Wenn  Gracchus  hier  herabsprang, 


145    

Porta  Triumphalis. 

Von  der  Porta  Carmentalis  bis  zum  Flusse  mdgen  etwa 
dreihundert  Schritt  gesählt  werden,  und  auf  dieser  kurzen 
Strecke  werden  von  allen  italienischen  Topographen,  Nar- 
dini,  Nibby,  Canina,  Piale  ^^7),  ausser  der  Carmen- 
talis noch  zwei  andere  Thore  angenommen:  Trinmphalis 
und  Flumentana.  Wenn  diess  auf  den  ersten  Blick  der 
geringen  Entrernung  wegen  absurd  erscheint,  so  dient  doch 
zur  Entschuldigung,  dass  sämmtliche  genannte  Topographen 
der  Meinung  zu  sein  scheinen,  dass  die  Triumphalis  ge- 
wöhnlich geschlossen  gewesen  sei  und  sieh  nur  den  Triumph- 
zügen geöffnet  habe,  so  dass  im  Grunde  doch  nur  zwei  Thore 
(Carmentalis  und  Flumentana)  gewesen  wären.  Entschieden 
aber  hat  sich  g^en  eine  solche  Lage  Bunsen  ^)  erklärt,  nnd 
je  zuversichtlicher  seine  eigenthumliche  und  folgenreiche  An- 
sicht vorgetragen  und  gutgeheissen  worden  ist,  desto  genaner 
will  sie  geprüft  sein,  zumal  wenn  eine  neue,  von  aUen  frü- 
heren Annahmen  verschiedene  Bestimmung  nöthig  erscheint. 

Die  erste  Erwähnung  der  Porta  triumphalis  findet 
sich  bei  Cic.  inPis.  23.  cum  ego  CaeHmontana  porta  in- 
troisse  dixUsem^  sponsione  me^  ni  Esquillna  introissety  homo 
promtüsimus  lacessiptt;  quasi  vero  id  auf  ego  scire  debue^ 
rim^  ut  vestrum  quispiam  audieriij  aut  ad  rem  pertineat^ 
qua  tu  porta  introierü:  modo  ne  triumphali^  quae  porta  Ma- 


so  war  es  natürlich,  dass  seine  Vcrroljjcr  den  Clivns  Publicias  herab- 
stämtcs  nnd  am  matoren  Eiide  desselben  lag  die  Porta  Trigemioa. 
Frontin.  de  aqaaed.  5.  Incipit  dUtrihui  Appia  imo  Puhlicio  cliüo 
ad  portam  Trigeminam,  Hier  sachte  Poinponlus  die  Verrolgenden  auf- 
zuhalten and  daher  aapt  wohl  richtig  Aureiius  Victor:  apud 
portam,  während  es  bei  Valerius  Mafimas  ungenauer  heisst: 
in  porta.     Vgl.  den  Abschn.  über  die  Brücken. 

207)  Fiale,  Delle  porte  del  monte  Aventüio  o  delte  altre  oedi- 
dentalu  Rom.  IS3>4.  p.  19  ff.  —  NurVenuti,  D^tcriz,  lopogr*  II. 
p.  170  ff.  hat  es  noch  für  möglich  gehalten,  dass  sie  bei  dem  Mauso- 
leum Hadriani  gelegen  habe,  eine  Meinung,  welche  schon  seit  Doaati 
keiner  Widerlegung  mehr  bedarf.  Man  hatte  doch  wenigstens  beden- 
ken sollen,  dass  durch  ein  Thor,  welches  hart  am  Flosse  oder  gar 
jenseit  desselben  gestanden  hätte,  unmöglich  der  Weg  nach  dem  Mau- 
soleum Attgttsti  genommen  werden  konnte. 

8)  Beschr.  d,  St.  Rom.  I.  S.  6)28  ff.  II.  A.  S.  440. 

10 


146    

cedonicts  semper  proconsulibus  ante  te  paimt.  Auch  später- 
hin wird  sie  selten  ei*wähnt  und  mit  Ausnahme  einer  Stelle 
nur  in  Bezug  auf  des  Augustus  Leichenbegängniss  *<'^).  In- 
dem nun  Bunsen  die  Annahme  dreier  Thore  zwischen  Ca- 
pitol  und  Fhiss  ungereimt  fand,  kam  er  auf  den  seltsamen 
Einfall,  dass  die  Porta  triumphalis  das  grosse  Thor  des  Cir- 
ctts  Maximos  gewesen  sei,  und  ihm  zu  Liebe  ist  auch  der 
sonderbare  Mauerzug  nach  dem  Aventin  erdacht  worden. 
Kann  nun  schon  diese  Meinung  durch  den  oben  geführten 
Beweis,  dass  es  hier  gar  keine  Mauer  gab,  widerlegt  schei- 
nen, so  müssen  doch  die  für  das  Thor  selbst  angeführten 
Gründe  gewürdigt  werden,  um  überhaupt  entscheiden  zu  kön- 
nen, ob  es  sich  in  dieser  Gegend  befand.  Zuerst  soll  als 
Beweis  dienen  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  153  Sp.  In  circo 
primmn  unde  mittuntur  equi^  nunc  dicuntur  carceres,  Nae- 
vius  oppidum  appellai,  Carceres  dictiy  guod  coercentur  equu 
ne  mde  eweant,  antequam  magisiratus  stgmtm  nrisiU  Quod 
a  muri  parte  pinnü  turribusgue  carceres  oUm  fuerunt^ 
scripsit  poeta : 

dictatar  übt  currum  insiditj 
Pervehitur  usque  ad  oppidum. 
Die  Worte  a  muri  parte  werden  natürlich  auf  die  Stadtmauer 
bezogen;  allein  es  wird  dabei  übersehen,  dass  die  Hand- 
schriften nicht  so  lesen ,  sondern  a  muris  paffem ,  woraus 
Fulvius  Ursinus  richtig  verbessert  zu  haben  scheint:  a 
Mureis  parte ^^);  denn  eben  hier  war  das  Sacellum 
Murcis  oderMurciae,  wovon  das  ganze  Thal  Yallis 
Murcia  hiess.  Varro  selbst  sagt  gleich  darauf:  Intumus 
circtis  ad  JUurcim  vocatutn^  ut  Prociüus  aiebat,  ab  urceis^ 
quod  is  locus  esset  inter  Jigulos:  alH  dictmt  a  murteto  de- 


209)  Tacit.  Ann.  I,  8.  vt  porta  triumphali  funus  dtieeretur. 
SnetoB.  Aii|^.  iOO.  uitnter  aiia  comp  iura  eenmerint  quidam  ßtnu* 
triumphali parta  dueendum.  Als  wirklich  ^schehen  g^iebt  es  an  Dio 
C  a  s  s.  LVI,  k%,  fiera  Si  xovro  trjv  re  itXirtfv  ot  avtol ,  otrceo  ual  tt^ot«- 
^oy,  a^f/uro*  dun  xwv  inuntiotp  Ttvltav  «ara  tu  tjJ  ßovl^  Boiavxa  ^»cico- 
fMQav» 

10)  Aach  Scanner  ad  Solin.  p.  407.  emendirte  a  Mureiae 
parU.  Mnller:  ad  muri  Mpeciem;  dem  Sinne  nach  zalSssi^^,  aber  za 
sehr  von  den  Handsehriften  abweichend. 


147    

ctinatumj  quod  ibißterii;  quoius  vestigium  manet,  quod  iH 
sacellum  etiam  nunc  Murteae  Veneris^^^).  So  folgt  denn 
ans  Varro^s  und  Naevitis  Worten  nickts  weiter,  als  dass  in* 
alter  Zeit  die  Carceres  burgartig  mit  Zinnen  und  Thnnnen 
erbaut  waren  und  deshalb  dieser  Theil  des  Circus  Oppidum 
genannt  würde  "). 

Etwas  mehr  Gewicht  kann  auf  den  ersten  Blick  der 
zweite  Grund  zu  haben  scheinen.  Er  ist  aus  der  Verglei- 
chung  der  Nachrichten  gezogen,  welche  Sueton  und  Dio 
Cassius  von  dem  phantastisch  pomphaften  Einzüge  geben, 
den  Nero  als  Sieger  in  den  griechischen  Spielen  zurückkeh- 
rend in  Rom  hielt.  Nach  ersterem  hatte  Nero  schon  bei  sei-* 
nem  Einzüge  in  Neapel,  griechischen  Gebrauch  nachäffend  ei- 
nen Theil  der  Stadtmauer  niederreissen  lassen.  In  ähnlicher 
Weise  zog  er  darauf  in  Antium,  in  Albaüum  und  endlich  in 
Rom  ein,  und  zwar  auf  dem  Triumphwagen  des  Augustus, 
einen  wirklichen  Triumph  gewissermassen  parodirend,  mit  dem 
olympischen  Rranze  geschmückt,  den  pythischen  in  der  Hand 
haltend.  Vor  ihm  her  wurde  die  übrige  Menge  der  Sieges- 
kränze getragen;  dem  Triumphwagen  aber  folgte,  wie  bei 
dem  Triumphe  oder  einer  Ovatio,  eine  Beifall  klatschende  Men- 
ge, wahrscheinlich  in  üblicher  Weise  Triumphlieder  auf  den 
Kaiser  singend.  Darauf  zog  er,  nachdem  ein  Bogen  des 
Circus  Maximus  niedergerissen  worden  war,  durch  das 
Yelabrum  und  über  das  Forum  nach  dem  Palatium  zum 
Tempel  des  Apollo.     So  berichtet  Sueton'^);   Dio  Cas- 


211)  Wo  man  dieses  Säceltom  zu  «lenken  habe,  bleibt  nneoUchie- 
den.  Aveh  Livias  aagt  von  den  durch  Anens  Marcias  nach  Rom  ^e- 
fährten  Latinern  I,  33.  quibus,  ut  iungitretur  Palatio  Aventinum,  ad 
Murciae  datae  tedet.  Vgl.  S.  122.  and  Plin.  N.  H.  XV,  29,  3«. 
Paal.  Diac.  p.  148.  Mureiae.  Plotarch.  Qnaeat.  Rom.  20. 
Serv.  z.  Aen.  Vfll,  636. 

12)  So  anch  Paul.  Diae.  p.  184.  Oppidum  dicttur  et  locus  in 
eireo,  unde  quadrigae  emittuntnr. 

13)  Ner.  25.  Reversus  e  Graecia  Neapolim,  quod  in  ea  primum 
artem  protulerat  ^  älbia  equis  introiit,  ditiecta  muri  parte  ^  ut 
mos  hieronicarum  est,  Simili  modo  Antium,  inde  Alha^ 
num,  inde  Rom  am.  Sed  et  Romam  eo  eurru,  quo  Augfistus  olijn 
triumphaverat,  et  in  veste  pttrpurea  etc.  —  praeeunte  pompa  eaete- 
rarum  (coronanim)  cum  tituiis  — :  sequentibus  eurrum  ovantium  ritu 

10* 


148    

sius^^^)  aber  sagt,  bei  dem  Einzüge  in  Rom  sei  einTheil 
der  Mauer  und  des  Thors  niedergerissen  worden ^  voran 
seien  in  die  Stadt  eingezogen  die,  welche  die  Siegeskränze 
und  ihre  Titel  trugen;  dann  der  Kaiser  selbst  auf  dem  Triumph- 
wagen, unter  Acclamationen  der  Menge.  Und  so,  fahrt  der 
Geschichtscbreiber  fort,  zog  er  durch  den  Circus  und  das 
Forum  nach  dem  Capitol  und  dann  nach  dem  Palatium.  — 
Weil  nun  Sueton  einen  Bogen  des  Circus  niederreissen  lässt 
und  Dio  einen  Theil  der  Mauer  und  des  Thors,  so  schliesst 
Bunsen,  es  sei  diess  eben  die  Porta  triumphalis,  das 
zwischen  den  Carceres  in  der  Mitte  gelegene  Hauptthor  des 
Circus  gewesen  und  hier  sei  Nero ,  wie  alle  Triurophatoren 
eingezogen.  Dabei  ist  erstlich  ganz  übersehen,  dass^  wenn 
der  Zug  hier  in  den  Circus  eintrat,  sich  ihm  ja  doch  nirgend 
ein  Ausgang  in  das  Velabrum  dargeboten  haben  würde,  wenn 
nicht  durch  Niederreissen  ein  Weg  geöffnet  wurde  ^^).  Sodann 
aber  habe  ich  schon  früher  gezeigt,  dass  Sueton  und  Dio 
darin  TÖllig  übereinstimmen,  dass  ein  Theil  der  Stadtmauer 
eingerissen  worden  sei ;  denn  auch  ersterer  sagt :  simili  modo 
uintium^  inde  Albanum ,  tnde  Romam.  In  keinem  Falle  hat 
man  sich  den  Zug,  wie  andere  Triumplizüge  aus  dem  Marsfelde 
kommend  zu  denken  \  vielmehr  ist  es  nicht  zu  bezweifeki,  dass 


plausorihvs,  Augvttianos  militesque  S0  triumphi  eius  efamitantibut, 
Dehine  dirute  Ciroi  Maximi  areu  per  Velabrum  Forumque 
Palatium  et  ApolUnem  petiit. 

S14)  LXIII,  20.  *M7tel  ovv  h  r^v  'Fwfif^v  iti^laae,  rov  t<  rf /- 
Xevf  T#  KU'&Tjoi'd'tf  xal  ruiv  nvXuiv  ne  qts^^ayij  —  naX  iieqtoi^ 
xr}Qav  ir^wTO*  (itv  ol  rovs  artiparovs,  ove  av^oovv  {oivn^ei),  nofiZovzt9 
nal  lAtT  avrevs  ezcga  — ,  Piriiva  avroQ  ia  a^fiaTOS  tntvtniov  — .  %al 
oi/rctf  3ta  TS  rov  imtoS^o (lov   *al  itä  t^s  ayo(fä£  —  «€  ro  Ka^ 

Y5)  Ueberhaupt  ist  es  mir  ganz  unerklärlich,  wie  Bansen  sieb 
den  Weg  der  Tnumphzüge  gedacht  habe.  Th.  I.  S.  631.  beisst  es: 
y^y^rro  sagt:  Der  Zttg  geht  um  die  Meten  herum  :  man  kam  also 
wieder  ywti  heraus  nnd  zog  dann  weiter  durch  das  Velabrum. *'  Aber 
wenn  oach  seiner  Meinung  das  Thor  des  Circus  das  Stadttbor  war, 
durch  welches  man  einzog,  und  der  Zug  eben  da  wieder  aus  dem  Cir- 
cus herausgezogen  wäre,  so  hätte  er  sich  ja  nothwendig  wieder  ausser- 
halb der  Stadt  befinden  und  zu  einem  anderen  Thore  wieder  in  die- 
selbe einziehen  miissee,  um  zu  dem  Velabrum  zu  gelangen.  Uebrigens 
ist  Varro  ganz  missverstanden.  Die  Worte:  quod  ibi  circum  metas 
Jertut  pompa  beziehen  sich  keinesweges  auf  den  Triumph,  sondern 
auf  die  Pompa  Circensis. 


149    

Nero  von  Albanom  kommend  zur  Porta  Capena  einzog,  von 
da  in  den  Cireus  ^^^)j  and  aus  diesem  in  das  Velabrum,  was 
nur  durch  Niederreissen  eines  Bogens  bewerkstelligt  werden 
konnte,  da ,  wenn  auch  hier  ein  Eingang  in  den  Circus  war, 
derselbe  doch  dem  Triumphzuge  keinesweges  angemessen  sein 
konnte.  Dass  aber  derselbe  durch  den  so  geöffneten  Circus 
nicht  eintrat,  sondern  nachdem  er  schon  längst  sich  durch 
die  Stadt  bewegt  hatte,  dort  hinauszog,  das  geht  ans  Sue- 
tons  und  Dio^s  Erzählung  gleich  unwiderleglich  hervor. 

Eben  so  unbegründet  ist  endlich  die  Annahme  Bunsens, 
dass  die  einige  Male  erwähnten  XII  portae  die  Carceres 
des  Circus  selbst  seien.  Das  wären  ja  doch  im  Ganzen  XIII 
portae,  da  in  der  Mitte  das  grosse  Thor  gewesen  sein  soll. 
Es  wird  aber  im  Abschnitte  von  den  Circis  gezeigt  werden, 
wie  es  schon  in  der  Schrift  De  Rom.  vet.  mur.  geschehen  ist, 
dass  durchaus  kein  Grund  vorhanden  ist,  in  der  Zeit,  aus  wei- 
cher die  XII  portae  erwähnt  werden,  zwölf  Carceres 
im  Circus  anzunehmen.  Von  dem  Namen  selbst  wird  mit  den 
übrigen  unsicheren  gesprochen  werden. 

Wenn  demnach  die  ganze  Annahme,  daas  die  Porta 
Triumphalis  mit  dem  Hauptthore  des  Circus  identisch  sei, 
sich  nicht  nur  nichtig  und  haltlos,  sondern  mit  dem  Wegfalle 
der  angeblichen  Mauer  selbst  als  wahre  Unmöglichkeit  erwei- 
set, so  ist  weiter  zu  untersuchen,  wo  denn  nun  aber  das  be- 
rühmte Thor  gelegen  haben  möge.  Eines  ist  gewiss  und  ausser 
allem  Zweifel :  dass  nämlich  der  Triumphzog  im  Marsfelde  ge- 
ordnet wurde  und  von  da  aus  in  die  Stadt  zog.  Gehörte  nun 
wirklich  die  Porta  trinmphalis  als  wirkliches  besonderes 
Stadtthor  in  die  Reibe  der  servischen  Tbore,  so  böten  sich  da- 
für zwei  Stellen  dar,  wo  es  möglicherweise  sich  befunden  ha- 
ben könnte :  erstlich  zwischen  dem  Quirinal  und  Capitolinus, 


!^16)  Durch  das  gross«  Thor  in  d«r  RaDdun;  des  Circas.  Man  weode 
dagegen  nicht  «in ,  dass  im  Circas  Maxentii  tu  diesem  Thore  Stnfen 
führen  and  es  daher  fdr  Wagen  unzugänglich  ist.  Dass  es  im  Circas 
Maximas  nicht  so  war^  beweiset  schon,  dass  der  grosse  Obelisk,  den 
Constantius  nach  Rom  führte,  darch  eben  dieses  Thor  in  den  Circus 
gebracht  wurde.  Ammian.  Marc.  XVII,  4.  per  Ostiensem  portam 
PiMcinamque  publieam  Circo  Hiatus  est  Maxtmo, 


150    

wenn  man  vielleickt  die  Ratumena  in  Wegfall  bringen  woll- 
te ^^^).  Das  ist  indessen  schon  darum  höchst  unwahrschein- 
lich, weil  man  nicht  annehmen  darf,  der  Zug  sei  gleich  an- 
fangs am  Clivus  Capitolinus  vorüber  quer  über  d^s  Forum  ge- 
zogen, wohin  er  zuletzt  gelangte,  um  zum  Capitole  aufzustei- 
gen. Es  bliebe  also  nur  die  gewöhnliche  Annahme  übrig,  wel- 
che das  Thor  zwischen  Capitol  und  Fluss  setzt,  und  ihr  würde 
in  der  That  unter  der  Voraussetzung,  dass  davon  kein  anderer 
Gebrauch  als  für  den  Triumph  gemacht  wurde,  nichts  entge- 
genstehen, wenn  überhaupt  die  Porta  Triumphalis  ein 
Stadtthor  gewesen  wäre,  wenn  es  sich  nicht  vielmehr  unzwei- 
deutig ergäbe,  dass  recht  eigentlich  ein  Triumphbogen 
imMarsfelde  den  Namen  führte,  Es  geht  diess  klar  her- 
vor aus  der  allbekannten  9  aber  leichtsinnig  gemi^sbrauchten 
Erjsählung  vom  Triumplizuge  Yespasians  bei  Josephus  ^^)* 
Per  Kaiser  hatte  nach  diesem  Geschichtschreiber  mit  seinem 
Sohne  Titu^  in  einem  öffeqtb'chen  Gebäude  ^^)  im  JMarsfelde 


217)  Vgl.  Nibby,  Mura  dt  Roma.  p.  134.    Piaie,  DelU  porie 
del  tnpnte  Aventino  etc.  p.  !^5. 

18)  Bell.  lad.  Vll^  5,  4.  p.  1305  Hiids.  Toi  9k  mf^arMnutov 
navrhs  trt  vvmrot^  xarit  Xoyovg  xal  täS'*^  ^^o  '^otc  ^y6fi6a&  n^ot^todev» 
xSrog  xal  n e qI  d'v gas  ovroQ  ov  röiv  avw  ßaciXtiwv  (dem  kaiserli- 
chen Palaste  auf  dem  Paiatio),  aXla  nXrjolov  tov  rils^IatSog  »£•• 
^0  0  {ixet  yoQ  ävanapovro  r^e  vvnroS  i«tfvtj9  pi  avToxqatooa) ^  ittgl 
avTfjv  agyo^lvTjv  ijSrj  Ttjv  tta  n(fotaoiv  Oveonaaiavog  xal  7%Toe  Satpnj 
fUr  iot9tparwfüvoh  noQtpvgäg  9*  ia&^tag  narghve  afiatixofuvoi^  xal 
ftaglaatv  eig  rovS  Oxraovias  niqm arpyg.  ivtav&a  yag  ij  re 
ßovXri  xal  T«  rih]  rtav  aQx^vttov  o7  rs  airb  rwv  rtfitj/Mtranf  iTnrtU  njf 
atpt^iv  avTiav  avifi^vov,  nBnoitjrat  9i'fi^f4^  ^Qo  rtay  arQwv^  iüpgot^ 
avTole  iiewaf^fvoiv  fTi^  aprov  xsifi^vwv^  itp  ove  na^fid'oyTeg  ixad'la^» 
aar*  xal  vo  argaTuoTixov  th&lQjg  inev<piifisif  TroXXag  o^toU  rrjg  iQSxtjg 
fULQTvglag^  ajTOQidovzeg  aTtavrfg,  xa^uvo^  X^£^^  onkotv  ^aav  iaß^oea^. 
üT^gixatg,  fOTSfpavojfiivoi  Sa^vaig,  Se^a/ticvog  o  avvoiv  t^v  6v<f/i]filav  Ov^ 
fOTtaatavog,  ^vt  ßovXofUvwv  Xiyewy  to  rijg  avyijg  iTtoti^oaTO  ovfißoXov. 
xal  noXX^g  fx  ndvTüiv  tiav%iag  ysvpfiivffg,  ava^näg  xal  ztj  ntgtfi^fiat* 
t6  nkiov  vijg  xe<paX^g  fiipog  iirautXvy/afievog  evxag  (Ttoir^aato  rag  vtvo- 
fuafUvag^  o/toiwg  Si  xal  Tirog  T^v^aro,  fisra  Si  ra«  9vxäg  (ig  noiv^  aita^ 
aiv  OviOTraaiavog  ßga^ia  dia)^x^^^^  Tovg  fuv  argaTuutag  anlXvatv  tnl 
t6  vevofitofUvor  aounov  avroig  vn6  xwv  avroxi^TOQonß  ^TQBmad'iv. 
ngog  Sir^v  nvl^v  aivog  iivfi%mgB^  ano  tqv  nifin 90^cLt 
d$*  avT^g  ael  rovff  ^glaftfiov  g  rijg  nqoarjyoglag  in  av- 
rtjüv  T9TV xvtav,  ivrav^a  xgotpijg  rs  ngoaTToyavovreg  xal  rag  ^^mc/i- 
ßutag  tod^rag  a/i4p$9aa/isvotf  rotg  di  nagiSgvgUvoig  rt/  nvXß  dvaavttg 
^60ig  tnsfi>nqv  Tpv  bgla/ißov  diartSv  &8aTQ0tv  oieSeXay^ 
rpyrsgj  6n<og  §iij  rotg  nh^^sow  17  &ia  ^mv, 

\V)  Upb^r  die  Vermqlbiio^,   dass  damit   die  ViU«  publica  $^ 


151    

libenmchtet,  wo  schon  die  Nacht  über  das  Heer  sich  gesam- 
melt und  geordnet  hatte,  um  die  Wohnung  der  Imperatoren 
selbst  (n€fl  &VQaß  %mv  ßaaiXBimv)^  nahe  beim  Tempel  der 
Isis.  Mit  Tages  Anbruch  traten  die  Imperatoren  heraus  und 
begaben  sich  nach  der  Porticus  Octaviae,  wohin  nach  alter 
Sitte  der  Senat  und  die  Magistrate  beschieden  worden  wa- 
ren ^^^).    Nachdem  dort  Vespasian  das.  übliche  Gebet  verrich- 


meint  sei  {De  Romae  vet.  mnr,  atq.  pari,  p.  9I.)>  *•  d^n  Absclin.  aber 
das  Marsfeld. 

220)  Bunsen  sa|^t,  Besehr.  d.  St.  R.  I.  S.  631.  „Vespasiaos 
Zug  ^ht  ¥on  d«D  octavisclien  SÜulenf^ngeB  (Campo  dt  Fiore)  anf  dem 
Marafeide,  dem  ei^eotUch«B  Sammelplätze  des  Heeres,  oacb  dem  Thea- 
ter des  Marcellus,  voo  da  durch  deo  Circos."  Er  versteht  also  wohl 
(obgleich  Th.  II.  A.  S.  440.  wieder  aaders  lautet)  nicht  die  Porti- 
cus Octaviae,  die  berühmte  voa  Auf^ustus  erbanete  uad  in  seiner 
Schwester  Namen  dedicirte  Säulenhalle  mit  der  Bibliothek  und  den 
trefflichsten  Kunstwerken,  unweit  des  Tbeatrum  Mareelli,  wo  noch  jetzt 
die  Beste  gezei^^t  werden;  sondern  die  Porticus  Octavia,  von 
Cn.  Octavius  nahe  dem  Theatrom  Pompeii  (nach  Fest.  p.  178  Mull.) 
erbaut,  aber  (nach  Vellei.  II,  t,  2.)  doch  nicht  im  Marsfelde,  son- 
dern im  Gircus  Flaminius.  Augustus  soll  sie  wiederhergestellt  haben 
(Fest.  a.  a.  O.  M  o  nu  m.  A  n  ey  r.  s.  dar.  den  Abschnitt  üb.  d.  Mars- 
feld).  Josephus  aber  sagt  ausdrücklich  eU  Tolg^OHTaovtmQ  maufo^ 
tQvtj  und  an  seiner,  des  Augenzeugen,  Genauigkeit  ist  in  keinem  Falle 
zu  zweifeln ,  wie  es  denn  auch  hoffentlich  niemandem  einfallen  wird, 
^Oxraovtovg  emendiren  zu  wollen.  Nun  entsteht  allerdings  einige  Schwie- 
rigkeit daraus,  dass  man  denn  doch  wohl  annehmen  muss,  in  Vespa- 
sians  Zeit  habe  die  Porticus  Oetaviae  innerhalb  des  Pomoerium  gele- 
gen ;  und  doch  war  es  eigentlich  der  Grund,  weshalb  der  Senat  ausser- 
halb der  Stadt  versammelt  wurde ,  weil  more  maiorum  der  Feldherr 
vor  dem  Triumphe  das  Pomoerium  nicht  oberschreiten  sollte.  Man 
muss  indessen  bedenken,  dass  in  dieser  Zeit  diess  nur  noch  eine  be- 
deutungslose Förmlichkeit  war,  und  dass  wohl  viel  mehr  darauf  gese- 
hen wurde,  den  Empfang  (sonst  die  Bewilligung  dea  Triumphs)  vor 
der  Stadt,  als  ausserhalb  des  Pomoerium  zu  halten.  Von  alter  Zeit 
her  war  aber  eben  die  Gegend  der  Porticus  Oetaviae  die  Region,  in 
welcher  für  solche  Fälle  die  Senatsversammlnngen  gehalten  wurden : 
d.  h.  in  Circo  Flamiuio,  bald  im  Tempel  der  Bellona,  bald  ia  dem 
des  Apollo.  Nachmals  geschah  es  aber  eben  auch  in  der  Portieus 
Oetaviae.  So  Tiberius  bei  Dio  Cass.  LV,  8.  t9  r<  t6  ^Oxraovtiev 
t^y  ßovXrjv  ^•d'QOiai  Siat  t6  jjeu  rov  mafi-r^fflov  avro  elvcu,  womit  un- 
streitig die- Porticus  Oetaviae  gemeint  ist,  welche  gewShnlieh 
ta  *09iTaovtta  oiMf}fjutTa,  Oetaviae  opera,  genannt  wird.  Dazu  kömmt, 
dass  von  Plin.  XXXVI,  5.  n.  28.  eine  Curia  Oetaviae  angeführt 
wird,  die  nur  in  der  Porticus  Oetaviae  gedacht  werden  kann,  wie  die 
Curie  in  der  Porticus  Pompeii.  Dio  Cass.  XLIV,  16T  Das  würe  also 
der  Ort,  wo  der  Senat  sich  versammelte.  Wenn  endlich  das  Pomoe- 
rium des  Claudius  bis  Campo  di  Fiore  reichte  (s.  S«  105.),  und  gleich- 
wohl die  Porticus  OcUvia,  wie  Plinius  und  Vellejus  ausdrücklich 
sagen,  im  Circus  Flaminius  war,  so  lag  ja  jedenfalls  auch  diese  in- 
nerhalb des  Pomoerium.    Ja  noch  mehr:   es  geht  aas  Plin.  XXXIV, 


152    

* 

tet  and  eine  kurze  Anrede  gehalten  hatte,  entliess  er  die  Trap- 
pen, welche  ihn  begleitet  hatten,  zu  dem  ühlichen  FVühstäcke : 
er  seihst  aber  kehrte  zurück  za  dem  Thore,  wel- 
ches seinen  Namen  von  den  Triumphen  hatte, 
welche  stets  durch  dasselbe  geführt  wurden.  Dort 
frühstückten  auch  die  Imperatoren,  legten  die  TriumphgewSn- 
der  an,  opferten  den  Gottern,  deren  Heiiigthümer  sich  am 
Thore  befanden,  und  Hessen  dann  den  Triumphzug  durch  die 
Circos  (did  liov  ^edzQiüv)  ziehen,  um  der  Menge  das  Zu- 
schauen bequem  zu  machen. 

Wie  nun  mit  dieser  ganz  klaren  und  unzweideutigen  Dar- 
stellung nicht  nur  die  Bunsensche  (allerdings  die  seltsamste) 
Ansicht,  sondern  auch  der  ruhige  Glaube  aller  Topographen 
an  eine  Porta  Triumphalis  in  der  servischen  Mauer  vereinbar 
sein  könne,  ist,  so  lauge  nicht  dvaymqti^  eine  neue  Bedeu- 
tung erhält,  schwer  abzusehen :  vielmehr  ist  es  offenbar,  dass, 
wenn  die  Imperatoren  im  Marsfelde  übernachtet  hatten ;  wenn 
sie  von  da  sich  zu  dem  ausser  der  Stadt  versammelten  Senate 
begaben,  und  dann  wieder  zu  dem  Triumphalthore  zurückkehr- 
ten, dass  dieses  sogenaunle  Thor  ebenfalls  ausserhalb  der  Stadt, 
und  zwar  im  Marsfelde,  jedenfalls  nahe  dem  öffentlichen  Ge- 
bäude, das  zum  Nachtlager  gedient  hatte,  sein  musste.  Und 
das  erhält  zum  Ueberflusse  seine  Bestätigung  durch  die  zugleich 
gegebene  Nachricht,  dass  der  Zug  nicht  nur  durch  den  Circus 
Maximus,  sondern  8id  rdiv  &€u%Qmv,  das  sind  eben  die  Circi, 
ging.  Diesen  Plural  von  einem  Circus  zu  verstehen,  ist  an 
sich  unmöglich,  und  wer  es  Ihun  wollte,  würde  die  eben  so 
klaren  Worte  Plutarchs  :gegen  sich  haben,  der  vom  Triuroph- 
zuge  des  Paullus  Aemilius  ganz  dasselbe  berichtet.  Aemil. 
Pauli.  32.  *0  filv  dijjuos  iv  %b  toiq  lnni%olQ  &a^ 
drQoiQ,  ä  KiQXovs  %aXovGiV^  ns^i  w  Tijv  dyoQuv 
ixQla  nr^ldfxivot  %a\  räXXa  rijg  noXetog  juiQfj  %ai;aXaß6v- 
^§G  —  i&€(aviO.    Ja  in   einer  zweiten  Stelle  "i)  wird  aus- 


3,  7.   eotschieden    hervor,     dass   io    VespÄsian»   Zeit  die   Porticus 
Octavia  par  nicht  mehr  vorhanden  war.         ^^      ,*     «  ^     •* 

221)  Lncüli.  37.  noU^  Siv^et  *al  anovBp  fioXif  Ptrstoav  rov  dij. 


153    

dröcklich  gesagt,  LncuU  habe  bei  seinem  Trimnphzuge  den 
Circus  Flaminitts  mit  erbeuteten  Waffen  nnd  Kriegsma- 
schinen ansgeschmöckt,  was  doch  niemand  ernstlich  Ton  einer 
blossen  Ausstellung  an  einem  Orte,  den  der  Triumphzug  nicht 
berührt  hätte ,  wird  verstehen  wollen ,  was  auch  dem  Sinne 
der  folgenden  Worte  durchaus  entgegen  sein  würde.  —  So  ist  es 
denn  nicht  unwahrscheinlich,  dass  eben  die  Porta  trinmpha- 
lis  jener  Bogen  war,  den  Domitian  nach  seiner  lächerlich 
pomphaften  Rückkehr  aus  Germanien  prächtig  erbauete,  und 
neben  ihm  einen  Tempel  der  Fortuna  Redux  2^^),  s.  d.  Abschn. 
YomMarsfelde. —  Von  diesem  Thore  also,  das  yielleiebt 
auf  der  Grenze  des  Marsfeldes  den  Eingang  zum  Circus  Flami- 
nius  (dem  Bezirke)  bildete,  zog  man  zuerst  durch  den  Circus 
dieses  Namens  und  jedenfalls  durch  die  Porta  Carmentalis  in 
die  Stadt.  Welchen  Weg  man  von  da  aus  genommen,  wird 
nicht  ausdrücklich  gesagt;  ich  möchte  aber  glauben,  dass  es 
kein  anderer  gewesen  sei,  als  der  des  oben  erwähnten  Fest- 
zugs der  Jungfrauen:  nämlich  durch  den  Yicus  lugarius  bis 
zum  Forum,  dann  an  demselben  hin  (Sub  Yeteribus)  und  durch 
den  Yicus  Tuscus,  das  Yelabnim  und  Forum  Boarium  in  den 
Circus  maximus.  Wenigstens  war  das  der  sollenne  Weg  für 
die  circensische  Pompa,  den  deshalb  Cicero  eine  via  tensarum 


M.  r.  X» 


2'22)  Martial.  VIH,  65. 
Hie  übt  Fortunae  Reducis  ßilgentia  late 

Templa  niient,  felix  area  nuper  erat. 
Hie  sletit  Arctoi  formosut  pulvere  belli 

Purpureum  fundent  Caesar  ab  ore  iubar. 
Hie  lauro  redimita  comas  et  Candida  cultu 

Roma  talutavit  voee  manuque  Ducem, 
Grande  loei  meritum  testantur  et  altera  dona: 

Stat  saeer  et  domiti»  gentibus  arcus  oval. 
Hie  gemini  eurrta  numerant  elephanta  ß'equentem : 

Streit  im  mens is  aureus  ipse  iugis. 
Haec  est  digna  tuis,  Germanice,  porta  triump his: 

Hos  aditus  urbem^  Martis  habere  deoet. 


154    

nennt  2^^),  und  da  der  Triumphziig  ebenfiiUs  das  Velabmm  be- 
rührte, so  wird  jede  andere  Richtung  schwierig. 

Wer  nun  etwa  noch  nach  so  evidentem  ßeweise  sich  auf 
die. oben  aus  Cicero  angeführten  Worte  berufen  wollte,  dem 
würde  zu  entgegnen  sein,  dass  in  jener  Steile  die  P.orta 
Triumphalis  mit  der  Caelimontana  und  Esquilina 
keinesweges  auf  einer  Linie  steht.  Cicero  hatte  gesagt ,  Piso 
sei  durch  die  Caelimontana  in  die  Stadt  gekommen :  Was  wet- 
test du,  erwiedert  dieser,  dass  es  die  Esquilina  gewesen  ist? 
Wenn  nun  gleich  die  Triumphalis  kein  wirkliches  Stadtthor 
war :  wer  wird  daran  Anstoss  nehmen,  wenn  Cicero  fortfährt: 
,,Als  ob  überhaupt  etwas  darauf  ankäme,  zu  welchem  Thore 
du  eingezogen  seiest  ;^  nur  nicht  durch  die  Triumphalis ,  die 
sonst  immer  den  macedonischen  Proconsüln  offen  gestanden 
hat.^^  Das  ist  das  einfachste  Zeugma,  das  es  geben  kann;  ja 
es  ist  im  Grunde  nicht  einmal  eine  solche  grammatische  Figur 
vorhanden ;  denn  die  Porta  Triumphalis  ist  ja  doch  das  Thor, 
durch  welches  der  Triumphator  herkömmlich  und  gesetzlich 
seinen  Einzug  hält^^).  Uebrigens  ist  es  gewiss  eine  irrige 
nnd  unrömische  Vorstellung,  wenn  man  sich  dieses  Thor  für 
gewöhnlich  geschlossen  und  nur  für  den  Triumph  geöffnet 
denkt. 


JiW)  Vcrr.  I,  59.  Quis  a  signo  Fertumni  in  Cireum  Maximum 
venit,  quin  in  unoquoque  gradtt  de  avaritia  tua  eammonereiur.  quam 
tu  viam  tensarum  atque  pompae  eiusmodi  exegisti,  ut  tu  ipse  Uta 
ire  non  audeas,  V9I.  den  SchoHasteo  and  III,  3.  V,  7^.  otnnesque 
diiy  qui  vehieulis  tensarum  soUemnet  eoetus  ludarum  initis,  quorum 
iter  iste  ad  suum  quaestum ,  non  ad  religionum  diguitatem ,  faeien- 
dum  exigendumque  curavit»  Der  Vicus  Tnscas  war  zwischen  dem 
Forum  und  dem  Velabmm.  Am  Ende  desselben  stand  die  Bildsäole 
des  Vertnmnas.  Eine  gerade  Strasse  musste  vom  Forum  dahin  füh- 
ren; denn  der  Gott  konnte  anf  das  Forum  sehen  (Prop.  IV,  2,  6.). 
Eben  so  gebt  aber  auch  der  Trinmphzug  durch  das  Velabmm.  S  u  e  t. 
Caes.  37.  Gallici  triumpAi  die  Felaörtan  praetervehens  paene  ettrru 
excusMUM  est  axe  diffraeto.  Wenn  der  Zug  von  dem  Thore  geraden 
Weges  nach  dem  Circus  gegangen  wäre,  so  ist  nicht  abzusehen,  wie 
das  Velabmm  berührt  werden  konnte ;  selbst  wenn  man^  praetervehi 
im  strengsten  Sinne  nehmen  wollte. 

2A)  Vgl.  De  Romae  vet.  mur.  atq,  part.  p.  93. 


155 


Porta  Flumentana. 

Zu  den  Tboren,  über  deren  Lage  die  neueren  Topogra* 
phen^^^)  einig  zu  sein  scheinen,  gehör!  die  Flumentana; 
indessen  kann  man  sich  nicht  verbergen,  dass  doch  auch  sie 
mehrfachen  Zweifeln  unterworfen  ist.  Was  zuerst  den  Namen 
anlangt,  so  ist  er  durch  zahlreiche  Erwähnungen  hinlSnglich 
beglaubigt  ^^).  L i  Vi u s  erzählt  mehr  als  ein  Mal  von  Verwü- 
stungen, welche  das  Austreten  des  Stroms  in  ihrer  Nähe  her- 
vorgebracht. XXXV,  9.  Jquae  ingentet  eo  wmofuemnt  et 
Tiberis  loca  plana  urbü  inandavü»  Circa  portam  Flumen- 
tanam  eiiam  cotlapsa  guaedam  ruinü  sunt.  cap.  21.  Tiberis 
infestiore  quam  priore  impetu  fn/aius  urbi  duo  pontes ,  aedi* 
ßcia  multa  y  maxime  circa  portam  Plumentanam ,  evertit. 
Dazu  kömmt  ein  wahrscheinlich  ungeschicktes  Excerpt  des 
Paul.  Dia c.  p.  89.  Flumentana poria  Romae  appellatay  quod 
Tiberis  partem  caßuxisse  qffirmant  ^7).     Wenn  nun  dadurch 


%t9)  Uobefreifliehe  Sorglosiipkeit  Siterer  Zeit  hat  die  F Innen- 
tan«  DD  die  Stelle  der  F 1  a  m  i  n  i  a  (Porta  del  popolo)  ipesetzt.  Die- 
ses Thor  hat  mao  auch  jederzeit  in  Graters  Thes.  inser.  za  ver- 
steheo.  Man  dachte  nicht  daran,  dass  ein  von  Cicero  nnd  Varro 
erw&hutes  Thor  nicht  in  der  Mauer  A  a  r  e  1  i  a  n  s  ipesncht  werden  könne. 
Aneh  die  Meinung  Donati's,  dass  sie  zwischen  Capitol  nnd  Qnirinal 
gele^n  habe,  bedarf  keiner  weiteren  Widerlegnng.  S.  Nibby ,  Mura 
di  Roma.  p.  129. 

)^6)  Ansser  den  oben  anfpefahrten  Stellen,  Cie.  ad  Att.  VII,  3. 
eur,  cum  portam  Flumentanam  CoeUu*  oeeuparit,  9go  Puteoios  non 
measfaciamt  Varro  de  rernst.  III,  2.  Nam  qnod  extra  nrbem 
est  aefm/ieiumf  nihUo  magU  ideo  est  villa,  quam  eorum  aedyteia, 
qui  habitant  extra  portam  Flumentanam,  aut  in  Aemilianu.  In- 
schrillen  bei  Marini,  AtH  d,  frat.  arv.  p.  Wl. 

27)  Schwerlich  darf  man  darauf  beziehen,  was  bei  Prep.  IV,  2, 
7.   VertnniDus  (im  Vicns  Tasens)  spricht: 

Hac  quondam  Tiberinue  iter  faoiebat,  et  aiunt^ 

Aemorum  anditot  per  vada  pulsa  eonoe. 
At  poetquam  Ute  suis  tantum  eonceseit  alutnnis 
Fertumnu»  verso  dieor  ab  amne  deue. 
Davon  weiss    anch    Serv.  z.   Aen.  VIII,   90.   (ficns  mminalis)  quae 
fuiij  übt  nunc  est  Lupereal  in  Circa,    Hac   enim    labebatur  Tiberis 
antequam  Fertumno /actis  saerifieiis  averterelur,  v|rl.  z.  V.  98.     Es 
scheint  kaum  glanblich,  dass  der  Flnss  jemals  diesen  seltsamen  Lanf 
könne  ^habt  haben,  nnd  man  mnss   wohl  nur  an   den  nberBnthenden 
Strom  denken.     Aber  wäre  es  auch  je   so   gewesen ,   das    ist  gewiss, 
dass  lange  vor  Erbauung  der  Porta  Flumentana  daran  nicht  mehr  zn 
denken  ist,  und  in  keinem  Falle  konnte  also  das  Thor  davon  den  Na- 
men haben. 


156    

unzweifelhaft  auf  die  Nähe  des  Flusses  hingewiesen  wird ,  was 
auch  schon  in  dem  Namen  selbst  liegt,  so  hat  man  sich  seit 
Nardini  dafür  entschieden,  dass  das  Thor  auf  der  Linie  vom 
Capitole  zum  Tiberis  und  zwar  demselben  ganz  nahe  befunden 
habe.  Die  Nähe  der  Garmentalis  würde  kein  Bedenken  dage- 
gen sein ;  denn  wie  diese  die  Verbindung  der  Stadt  mit  dem 
CircUs  Flaminius  machte,  so  ist  gar  wohl  noch  eine  zweite  mit 
dem  Forum  Olitorium  und  dem  Ufer  denkbar.  Dagegen  hat 
man  mehrfach  einen  Widerspruch  in  der  Erzählung  von  dem 
über  M.  Manlius  Capitolinus  gehaltenen  Gerichte  bei  Li- 
vias228^  gefunden.  Als  bei  den  Centuriatoomitien  im  Mars- 
felde der  Angeklagte  im  Angesichte  des  von  ihm  geretteten 
Capitols  sein  Verdienst  geltend  machte,  wählten  die  Consular- 
Tribunen  einen  anderen  Ort ,  von  dem  aus  das  Capitol  nicht 
sichtbar  wäre,  und  dazu  wurde  der  petilinische  Hain  vor 
der  Porta  Flumentana  ausersehen.  Nun  ist  es  allerdings 
anfnUlig,  dass  diese  Stelle  nothwendig  dem  Capitole  noch  nä- 
her sein  musste,  während  man  einen  entfernteren  Ort  erwar- 
ten sollte;  man  müsste  denn  annehmen,  dass  man  einen  dem 
Marsfelde,  als  dem  eigenlUchen  Comitienplaize,  benachbarten 
Ort  nothwendig  habe  wählen  müssen.  Die  Nähe  aber  des  Ca- 
pitols kann  man  zwar  mit  Bunsen  einigermassen  als  ohne 
Einfluss  betrachten,  aus  dem  Grunde,  weil  die  Bäume  den  An- 
blick desselben  würden  entzogen  haben ;  aliein  recht  genügen 


W8)  Liv.  VI,  20.  in  Petelinutn  lueum  extra  portam  Flumenta- 
natn,  unde  eonspeettts  in  Capitolium  non  fsset,  eoncilium  popuii  in- 
äictum  est.  Dasselbe  sa^^t,  leider  ohne  das  Tbor  za  oeiineD,  Plat- 
arch.  Camili.  36.  "O  ^17  ovfiagovijaae  6  KafnXXog  fter^yayev  l^w 
nvXijV  rb  BixcLOTi^Qiov  tk  xo  Ilet^AJyov  akaor  o^tv  oix  ovto9  tov  Ka- 
lt iTUtUov  xaratpetrovi,  o  re  Suanwv  txQ^oaro  rj  narrjyo^itf.  nttl  rotg  x^i^ 
vovot  na(ft%oiQ'riüiv  tf  fivij/^V  ''**'*'  yeyovoTOtv.  Der  Name  des  Haias 
kömmt  niri^end  weiter  vor.  Gaoz  verschieden  davon  ist  ofieobiir  der 
in  dem  Argeerfragmente  bei  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  56.  (genannte  la- 
cos  Poetelins;  denn  er  lag  ja  (innerhalb  der  Stadt)  in  der  Regio 
Esqnilina,  deren  tun  lies  Sacrariom  ia  seiner  Nähe  war.  Demungeach- 
tet  hat  Nardini  {Roma  ant,  II.  p.  53.  ed.  Nibby.)  sich  einfallen  las- 
sen, beide  za  identificiren  aod  beiLivins  zu  emendiren :  extra  por- 
iam  Nutnenianam,  wai  selbst  in  die  Ansgaben  fibergegaugen  ist.  Als 
ob  es  in  der  servischen  Mauer  eine  Nomentana  bitte  geben  kennen, 
di«  erst  dnreh  Anrollan  entstand ,  während  früher  die  Via  Nomen, 
tana  von  der  Colli  na  aasging.  Ueberdiess  liegt  ja  die  Nomentan« 
am  Quirinal.     Vgl.  Piale,  Porte  deli  Jvent,  p.  %\  f. 


157    

will  doch  auch  das  nicht.  Dazu  kömmt,  dass  die  Lesart  kei- 
nesweges  sieber  steht;  denn  bei  weitem  die  meisten  Haod- 
schriftea  und  die  Ausgraben  vor  Rhenanus  haben  FrumentM' 
rtam,  was  nach  dem  Aventin  hinweisen  würde.  Und  da  auelr 
XXXV,  9.  dieselbe  Variante  wiederkehrt,  (bei  Varro  de 
re  rnst.  III,  2.  ist  es  jedenfalls  Schreibfehler)  so  kann 
man  wirklich  an  dem  Namen  irre  werden ;  nicht  als  ob  es  eine 
Flumentana  nicht  gegeben  habe;  denn  sie  wird  ja  dorch 
Inschriften  beglaubigt;  aber  wohl  in  Bezug  auf  Li  vi  us.  Da- 
gegen scheint  eine  Nachricht,  welche  Plutarch  von  einer 
späteren  Ueberschwemmang  giebt,  allerdings  anf  die  gewöhn- 
lich angenommene  Lage  hinzuweisen.  Er  sagt  Otho.  4.  K^ti 
96  nsQl  TÖv  GvjiißQiv  Sh  otz/inrca/ia  inoiovvti^  ol  noXXol 
fkoyß^f^Qov*  ^Hv  f&lv  yctf  ä^,  fi «pl  ^y  fniXurra  ol  nofa^' 
fAok  nXfj&ovoiV»  diX  ovnm  %oiov%o£  i^q&ij  nfifif^  ovif 
dnwXioa  ToaavTa  %ul  iiitp&sfgev  ^  vn^fxv^'slg  xal  xaTci* 
nXvoag  noXv  fni^os  t^g  noXemg'  nX€la%09^  ff  i¥  i^  ro^ 
in\  ngäaei  dianvaXovat  ol%op,  mg  iuvr^v  anoffittv 
^fiB^wv  av^vwv  nuTacysIv»  Hat  man  hier  dieselbe  Stelle 
zu  verstehen,  welche  Livius  als  vorzugsweise  den  Ueber- 
schwemmungen  ausgesetzt  nennt ,  so  w;ürde  daraus  die  Lage 
des  Thors  in  der  Nähe  des  Forum  Olitorium  folgen.  Denn 
wenn  es  gleich  gewiss  seheint,  dass  der  Getraidemarkt  in  älte- 
rer Zeit  vor  der  Trigeniina  war,  so  muss  doch  späterhin  eine 
Aenderung  eingetreten  sein.  Denn  die  Porticus  Minucia, 
welche  den  Beinamen  Frume.ntaria  fahrte,  wird  von  der 
Notitia  in  der  neunten  Hegion  (Circus  Flaminius)  genannt, 
und  zwar  in  der  Nähe  des  Forum  Olitorium;  denn  von  hier 
geht  die  Beschreibung  aus.  (Vgl.  d.  Abschn.  vom  Mars- 
felde.) Daher  wird  man  sich  wohl  immer  am  meisten  be- 
stimmt fühlen,  die  Flumentana  hier  anzunehmen;  aber  doch 
auch  gestehen,  dass  eine  recht  sichere  Bürgschaft  fehlt. 


Porta  Trigemiiia. 

Gegenüber  der  nördlichen  Ecke  des  Aventin  muss  die 
Mauer  vom  Flusse  aufsteigend  wieder  begonnen  haben ;  denn 


158    

an  dieser  Ecke  selbst  lag  eines  der  sichersten  Thore ,  die  viel^ 
erwähnte  Porta  Trigemina  in  der  von  den  alten  Salzlagern 
Salinae  benannten  Gegend.  Es  ergiebt  sich  diess  anf  das 
Entschiedenste  aas  der  aasdriicklichen  Bezeichnung  dieser 
Stelle  als  des  Punktes,  wo  die  Vertheilung  der  Aqua  Appia  be- 
gann. Frontin.  de  aqnaed«5.  Ductus  eius  habet  longitu- 
dinem  a  eapite  usque  ad  Salinasj  qui  locus  est  ad 
portam  Trigeminam,  passuum  JCL  C^C  und  nachher: 
Incipit  disiribut  Appia  im o  Publicio  clivo  ad  portam 
Trigeminam.  Dazu  Solin.  1,  8.  Qui  Cacus  habitatnt 
locum  9  cui  Salinae  nomen  est ,  übt  Trigemina  nunc  porta. 
Daher  irren  entschieden  alle  die,  welche  Mauer  und  Thor  wei- 
terhin an  den  westlichen  Abhang  des  Berges  (Seite  von  Sta. 
Sabina)  verlegen  ^^').  Dazu  hat  nur  die  allerdings  sehr  rich- 
tige Annahme  Veranlassung  gegeben ,  dass  der  Pons  Sublicios 
innerhalb  der  Stadtmauern  gelegen  habe ;  aber  mit  ihr  verband 
sich  der  falsche  Wahn,  dass  man  ihn  in  den  Pfeilerresten  un- 
weit Sta.  Sabina  zu  erkennen  habe.  Dorthin  aber  wird  doch 
niemandem  einfallen,  den  Clivus  Publicius  zu  legen  Und  eben 
so  wenig ,  dass  die  appische  Wasserleitung  um  die  Ecke  des 
Berges  herum  dahin  geführt  worden  sei.  Gleichwohl  sagt 
Frontin  ausdrücklich,  ihre  Vertheilung  habe  am  unteren  End- 
punkte des  Clivus  bei  der  Trigemina  begonnen.  —  Der  Name, 
welchen  die  älteren  Topographen  bis  auf  Nardini  lächerlich  ge- 
nug von  den  drei  Horatiern  herleiten,  wird  mit  Wahrschein- 
lichkeit von  drei  Durchgangsbogen  erklärt,  welche  das  Thor, 
sieher  eines  der  lebhaftesten,  wegen  des  ausserhalb  desselben 
gelegenen  Emporium,  vermuthlich  hatte. 

Porta  Navalis. 

Weiterhin  am  Aventin  wird  von  aUen  Topographen  (mit 
Ausnahme  Piale^s,    welcher  sie  jenseit  des  Flusses  verwei- 


329)  Canioa  setzt  sie  zwischen  die  Brücke  nsd  SU.  Sabina; 
Piale  p.  15.  weiter  hinaas  unter  S.  Alessio ;  Nardini  gar  bei  SU. 
Maria  io  Aventino  (del  Prlorato). 


15»    

ftet)^'^')  die  PortaNavalis  angenommen.  Ihrer  gescfaiebC 
nnr  ein  einziges  Mal  Erwähnung  von  Paul.  Diac.  p.  179« 
Naoalü  porta  a  meinia  navatium  dzcta,  Ihre  Bestimmung 
hängt  also  ganz  von  der  der  Schiffswerften  ab,  und  diese  wer- 
den allgemein  mit  der  grössten  Bestimmtheit^^)  südlich  vom 
Arentin  in  die  Ebene  des  Monte  Testaccio  gesetzt«  Einen  Be- 
weis dafür  findet  man  nirgends :  überall  wird  diese  Lage  der 
N  a  V  a  1  i  a  als  eine  Thatsache  vorausgesetzt,  gleich  als  wären 
sie  noch  vorhanden.  Und  doch  fehlt  es  in  den  alten  Schrift- 
stellern durchaus  nicht  an  Nachrichten,  welche  auf  eine  ganz 
andere  Stelle  mit  Entschiedenheit  hinweisen.  Dahin  gehört  zuerst 
Liv.  HI,  26.  Spes  unica  imperii  papuli Romani,  L.  Quincthu^ 
irant  Tiberwi  contra  eum  ipsum  iocum^  übt  nunc 
navalia  suntf  quatuor  iugerum  colebat  agrum, quae prata 
Quinctia  vocantur.  Wo  nun  diese /yrato  Quinctia  gewesen 
seien,  sagt  uns  ausdrücklich  Plin.  XYIII,  3,  4.  Aranti  qua- 
tuorsua  iugera  in  Vaticano^  quae  prata  Quinctia  appelian" 
tUTf  Cincinnato  tiator  attutit  dictaturam»  Allein  die  einmal, 
wenn  auch  ganz  willluhrlich  gefasste  Meinung  hat  mehr  ge- 
golten, als  des  Römers  bestimmtes  Zeugniss,  das  man  auf  ver^ 
schiedene  Weise  zu  beseitigen  gesucht  hat^^).  Und  doch 
müsste  es  allein  schon  entscheidend  sein,  wenn  auch  nicht  noch 
andere  Nachrichten  es  vollkommen  bestätigten.     Denn  wenn 

■ 

Plutarch  '^)  erzählt,  es  sei  dem  jüngeren  Cato  übel  genom- 


^VS)  Etwas  nnterbatb  des  angebliehen  Pons  Sublicios  tvf  der  Li- 
nie der  P.  Portaensis.  Del  secondo  reeinto  di  Roma,  p.  17.  Den  Be- 
weis dafar  scheint  er  schuldig  geblieben  zu  sein. 

3t)  S.  De  Romae  vet.  mur.  atq,  p^rt,  p.  95. 

32)  Der  Verständigste  ist  hier  immer  noch  Nardini  (HI.  p.  369 
Nibby.),  der  doch  wenigstens  an  den  Worten  beider  Schriftsteller  fest- 
hält nnd  annimmt,  die  eigentlichen  Navalia  seien  swar  am  Aventia 
geweseo,  allein  bei  Porto  di  Ripetta  ein  Hafen  für  die  den  Flass  her- 
abkommenden  Schiffe.  Aber  Navalia  bedeutet  ja  doch  nicht  einen  Ha- 
fen, sondern  ein  Arsenal.  Was  Bansen  (Beiehr.  d.  St.  R.  II.  A. 
S.  II.)  darüber  sagt,  ist  mir  ganz  unverständlich«  Er  verspricht  den 
Beweis,  dass  die  Navalia  am  Aventin  gewesen;  aber  er  ist  nirgend 
gegeben  worden. 

33)  C a t.  min.  39.  Hei^euetd'eU  9i  vtus  vavolv  o»n  HXa&e  vovt 
'Ptofialovt^  aXkk  navtes  fUr  a^ovreg  xal  is^cZip,  näaa  ^  17  ßovl^,  nolo 
di  Tov  dijfiev  /U^of  ian^vr<ov  n^^  top  nezafie/v ,  woze  T«ff  ex'd'as  mfi^e^ 
ri^ai  mtoneuqv^a^  »al  ^^uifipep  fitjdiv  Syret  ttal  fptXovtfii^  ieijrea&at 
TW  a»üatXow  ovrov.    KaicQt  QiM»a¥  itrüns  TOt  ifaiv§Ta  uiü  eäS'aitfff 


X60    

men  worden,  dass,  als  ihm  bei  seiner  Rückkehr  ans  Cypem 
die  Magistrate  und  der  Senat  bis  au  das  Ufer  des  Flusses  ent^ 
gegengekommen  seien,  er  nicht  ausgestiegen  sei  und  nicht  eher 
angehalten  habe,  bis  die  Schiffe  zu  den  Navalibus  gelangt 
seien,  so  ist  diess  mit  der  Lage  derselben  vor  der  Stadt,  un- 
terhalb des  Aventin  ganz  unvereinbar.  Jedenfalls  war  man 
nach  alter  Sitte  ^^)  dem  Riickkehrenden  bis  an  die  Grenze  der 
Stadt  entgegen  gekommen,  und  wenn  man  nun  auch  hier ,  so- 
bald die  Navalia  ausserhalb  dieser  Grenze  lagen,  bis  dahin  als 
dem  Landepunkte  gegangen  wäre,  so  ist  doch  ein  weiteres 
Entgegengehen  von  Seiten  der  Behörden  ganz  undenkbar. 
Warteten  diese  aber  an  den  Navalibus,  wie  war  es  möglich, 
dass  Cato  an  ihn^en  vorbei  nach  denselben  fuhr?  Noch  mehr: 
es  wird  ausdrücklich  das  Marsfeld  als  der  Ort  bezeichnet,  wo- 
hin die  kriegsgefangenen  Schiffe  gebracht  wurden.  Liv.  XLV, 
42.  Notes  regiae  (Persei)  captae  de  Macedonibus  invsüatae 
ante  magnitudtuü  inCampo  Martio  subductae  sunt  End- 
lich giebt  völlige  Gewissheit  Procop.  Bell.  Goth.  IV,  22. 
i%i  piivxoi  Saa  fivrjf*€ia  tov  yivovs  iXiXstnvo  eV/,  iv  tolg 
«ai  17  §favg  tov  jiirsiov  %oi  %^s  nokewg  oi%ta^ov  «ai  %i£ 
vodts  usltai,  &€a/ia  naffTe).ms  ämoTov.  vemaomov  ydq 
noifjaa^e^fOi  iv  ft^<fj!  ^^  ttoAci  nagd  %7jv  %ov 
Tißifidog  ox^V^i  ivTavd^ii  TS  aviijy  itaTa&e^uvoif 
ii  ineipov  tr^^votv.  Man  wende  nicht  ein,  dass  rfcJaoixof 
nur  ein  einzelnes  Schiffshaus  bedeute ,  für  navalia  nmaotxoi 
stehen  raüsste.  Ich  will  nicht  dai'auf  eiugehen ,  ob  auch  der 
Singular  theils  durch  die  Analogie  von  vetigia  und  ve^QtoVj 
theils  durch  ähnliche  Stellen  sich  recbtferligen  lasse :  es  be- 
darf dessen  gar  nicht :  auch  der  einzelne  y^oSootxoc  würde  ein 
schlagender  Beweis  für  die  Navalia    an  dieser  Stelle  sein. 


OToXov  tte  ro  vt  cvq  lov, 

%iA)  Plotarch.  Fab.  18.  MilutTa  ^  av  nc  ^ycurar^  ro  tfgoiijua 
ftmX  ri^v  irQ^oxrjra  rt/S  TToitioey  ore  rot'  vTrarov  Ba^iopoS  ano  z^g  <pv» 
y^g  (aach  der  Schlackt  bei  Canoae)  tnayiovrogy  v*g  av  r^g  aXoxwta  vuU 
astoTfioxBTa  nen^x^^  inavioif  Tonsuov  xai  xartftpovg^  ämiKit^otv  avtqf 
nsal  väs  UV  lag  ^  r«  fiooX^  uai  so  ni^&ag  airav  wmai6(ikvin. 


161    

Denn  ich  frage,  woher  dieses  Scliiff,  an  das  sich  die  Sage  von 
Aeneasknüpfte^nnd  mit  ihm  dieser  vtmaoiuos  stammte?  Wurde 
es  vielleicht  in  Folge  alter  Tradition  aus  früher  Zeit  her  von 
Staatswegen  dort  aufbewahrt?  Wie  wäre  es  dann,  nicht  wahr- 
scheinlich, sondern  möglich ,  dass  seiner  nie  und  nirgend  ge- 
dacht wird,  dass  Dionysius,  der  mit  wahrer  Aengstlichkeit 
alle  Punkte  aufsucht ,  an  die  sich  nur  nirgend  der  Name  Ae* 
neas  knüpft,  es  mit  keinem  Worte  erwähnt;  wie  hätte  Pli<» 
nius  sich  nicht  veranlasst  sehen  mögen,  seiner  au  gedenken! 
Vielmehr  ist  es  offenbar ,  dass  dieses  Schiff,  welches  Procop 
noch  sah,  ein  Rest  aus  jener  glorreichen  Zeit  war,  wo  die  vom 
Feinde  erbeuteten  Schiffe  zum  Theile  als  Spolien  in  dem  Staats- 
arsenale aufgestellt  wurden.  So  sagt  Liv.  VIII,  14.  Navet 
Antiathim  partim  in  navaüa  Romae  sybductae^  partim  in* 
cmsae.  Als  die  Römer  zur  Zeil  der  Weltherrschaft  Flotten 
auf  anderen  gelegeneren  Punkten  erbaueten,  hörte  jedenfalls 
Rom  auf  ein  eigentliches  Arsenal  zu  haben,  aber  die  alten  Zeu* 
gen  früherer  Grossthaten  blieben  dort.  Ob  in  Procopius  Zeit 
noch  mehrere  vorhanden  waren ,  geht  aus  seinen  Worten  in 
keiner  Weise  hervor ;  aber  das  angebliche  Schiff  des  Aeneas 
konnte  nur  daher  stammen.  Denn  wenn  es  eine  Gewissheit 
ist,  dass  im  ersten  Jahrhunderte  man  nichts  von  einem  solchen 
Schiffe  wusste ,  so  ist  ein  späteres  Entstehen  der  Sage  ohne 
materiellen  Grand,  d.  h.  ohne  Vorh«indensein  eines  Schiffs, 
von  dem  man  so  etwas  fabeln  konnte,  eine  Unmöglichkeit. 
Man  konnte  ja  doch  in  solcher  Zeit  nicht  irgend  ein  Schiff  brin- 
gen und  sagen,  es  sei  das  Schiff  des  Aeneas  5  und  wenn  das 
Begehen  einer  solchen  Lächerlichkeit  denkbar  wäre,  so  wird 
man  doch  nicht  annehmen  wollen,  es  sei  publice  ein  vewaoiKos 
dafür  erbauet  und  far  sorgfaltige  Aufbewahrung  gesorgt  wor- 
den. Wohl  aber  ist  es  leicht  begreiflich,  wie  spätere  Unwis- 
senheit und  Fabelsucht  einem  aus  alter  Zeit  vorhandenen  Schiffe 
eine  solche  Bedeutung  andichten  konnte,  wozu  das  mittelalter- 
liche wie  das  heutige  Rom  zahlreiche  Gegenstücke  aufzuweisen 
hat.  Uebrigens  erscheint  das  von  Procopius  beschriebene  Schiff 
fast  als  ein  Modell  oder  wenigstens  als  Curiosität ;  wo  aber  als 
im  Arsenale  wird  man  diese   suchen  wollen.  —  Nimmt  man 

11 


162    

nun  hinzu,  dass  Livius  die  macedoniscben  Schiffe  im  Mars- 
feide  ans  Land  bringen  lässt;  dass  nachPlutarch  dato  an 
den  Behörden  vorüber  in  die  Navalia  fährt;  dass  Plinius  die 
Prata  Quinctia  an  dem  Vatican^^^)  und  Livius  dieselben  den 
Navalibns  gegenüber  gelegen  nennt,  so  gehört  in  der  That  ei- 
nige Hartnäckigkeit  dazu,  um  auf  dem  Zweifel  zu  beharren« 
Fragt  ma6  nun  aber  dagegen ,  aus  welchen  Gründen  die  Na- 
valia an  den  Aventin  gesetzt  werden,  so  ist  auch  nicht  ein  ein- 
ziger dafür  angegeben  worden,  ausgenommen  dass  Donati 
meint  —  und  so  haben  vielleicht  auch  Andere  gedacht  —  es 
hätten  ja  der  Brücken  wegen  Schiffe  mit  hohen  Masten  und 
Segeln  nicht  weiter  den  Strom  hinauffahren  können.  Dabei 
bat  man  indessen  nicht  daran  gedacht,  dass  die  Mäste  der  rö- 
mischen Schiffe  (wie  von  Ody^sseus  her  üblich  war)  niederge- 
legt werden  konnten '<^),  und  wenn  Livius  ausdrücklich  sagt, 
dass  ,, Schiffe  von  ungewöhnlicher  Grösse^ ^  in  das  Marsfeld  ge- 
führt worden,  so  wird  man  wohl  zugeben  müssen^  dass  auch 
^e  gewöhnlichen  Schiffe  der  Römer  trotz  aller  Brücken  dahin 
gelangen  konnten  ^^).  Uebrigens  muss  mau  nicht  vergessen, 
dass  die  Navalia  jedenfalls  vorhanden  waren^  ehe  es  eine  an* 
dere  Brücke  gab,  als  den  Pons  Sublicius,  der  seiner  Con- 
atruction  nach  sehr  weite  Joche  haben  konnte.  —  Demnach 
wird  man  die  nur  von  Paulus  Diaconus  erwähnte  Porta  Na- 
valis  aus  der  Reihe  der  Stadtthore  auszustreichen  haben ;  die 
genauere  Bestimmung  der  Navalia  s*  im  Abschn.  vom  Mars- 
felde. 


235)  Es  ht  schon  von  älteren  Topomphen  s«It«D<i  S®™*^^t  wor- 
den, dass  noch  immer  die  Flache  vom  Grabmale  Hadrians  bis  Ponte 
nolle  (Milvtns)  i  prati  ipenannt  wird.  Möglich  ist  ein  Zasammenbany 
mit  den  pratis  Qainctiis,  doch  muss  von  dergleichen  Assonanzen  ein 
sehr  behatsamer  Gebrauch  gemacht  werden.  Bei  Procop  heisst  dieser 
Striob  NiifwvQt  nedla :  das  sind  jnuita  Neronis. 

36)  S.  z.  B.  Cic.  Verr.  V,  34.  Princeps  Cleomenes  in  quadri^ 
remi  Centuripina  mal  um  erigi^  velafteri,  praeeidi  ancoras  im- 
peravii, 

37)  Dien  j 8.  IX,  68.  sagt  vom  Tiberis,  der  der  Stadt  als  Mauer 
dieee :  ov  r^  pir  ev^ot  cer»  Tevriffivp  nXi'&^etr  piltatet'  ro  9i  ßa&ot 
•/of  ra  ravo)  iilua^a*  piyiiMis^ 


163 


Mauer  und  Thore  am 
Btinueia?  Naevia.  Raudusculana.  Lavernalis^ 

Ueber  keinea  Tbeil  der  semschen  Befestigung  sind  wir 
weniger  anterrichlet,  als  über  den  Gang  der  Mauer  von  der 
Trigemina  bis  zu  dem  Caelius.  Dass  sie  sich  auf  der  Höhe  des 
Berges  bis  S.  Saba  gegenüber  hinzog,  darüber  ist  wohl  kein 
Zweifel ;  dagegen  entsteht  die  Frage,  ob  eben  dieser  vom  ei'* 
gentlichen  Aventin  durch  ein  Thal  getrennte  Hügel,  auf  dessen 
zwei  Spitzen  die  Kirchen  S.  Saba  und  Sta.  Balbina  liegen, 
zur  Stadt  gezogen  war,  oder  gar  zum  Aventin  gerechnet 
wurde.  Letzteres  scheint  verneint  werden  zu  müssen  (s.  d. 
Abschn.  über  d.  Aventin)^  dagegen  scheint  die  Annahme, 
dass  die  Mauer  vom  Aventin  herab  durch  die  Tiefe  fortgeführt 
worden  sei ^.  nicht  nur  bedenklich,  weil  sie  dann  von  der  so 
ausgeschlossenen  Höhe  bedroht  gewesen  wäre,  sondern  es 
würden  von  den  drei  Thoren,  welche  auf  der  Strecke  vom 
Aventin  bis  zur  Capena  am  Caelius  uns  durch  Varro  gewiss 
sind,  kaum  mehr  als  zwei  Platz  finden  können.  Wenn  dem- 
nach im  Allgemeinen  die  Topographen  sich  gegen  das  Aus-* 
schliessen  erklären ,  so  sind  doch  die  Meinungen  in  Hinsicht 
der  Ausdehnung,  in  welcher  der  Hügel  zur  Stadt  gehört  habe, 
getheilt.  Nibby  und  Canina  haben  beide  die  ganze  Höhe, 
S.  Saba  sowohl  als  Sta.  Balbina,  zur  Stadt  gezogen ,  und 
so  hat  es  wohl  auch  Piale  gemeint,  der  nur  die  Thore  anders 
bestimmt.  Dagegen  schliesst  Bunsen  die  Höhe  von  S.  Saba 
ans,  und  zieht  die  Mauer  von  der  westlichen  Ecke  der  Ther- 
mae  Antoninianae  fast  in  gerader  Linie  zum  Aventin.  Bei 
dieser  Ansicht  bleibt  indessen  das  südliche  Ausbiegen  der 
Mauer  unerklärt  und  scheint  nur  angenommen  zu  sein,  nm  die 
Porta  Raudusculana    unterzubringen  ^^^).    Müssen   wir   nun 


1^38)  Man  veryleiehe  den  kuf  Besohr.  d.  St.  R.  ^ebSrlcpco  nao 
der  servUchei  Stadt.  Wen»  «s  dagegen  8.  637.  heisst:  „Wen*  dem^ 
Dach  die  Porta  Lavernalis  -^  der  Tiefe  saeäefast  an  der  HlMie  Gadliae 
laf ,  80  haben  wir  für  die  BavdaaciilaDa  die  HShe.  von  Sta.  Balbioa  und 
rdr  die  Naevia  dat  Thal  swisebea  dieeem  Hiigel  nad  dei«  Areatia.'S 
eo  scheint  da«  mit  dem  Plaaa  im  Widor^nieke   xn  stebea }  denn  d« 

11- 


164    

jiucli  gestehen ,  dass  unsere  Kenntniss  in  diesem  Punkte  sehr 
unsicher  und  mangelhaft  ist,  so  scheinen  doch  die  nnzweifel- 
bafl  hier  zu  suchenden  drei  Tbisre  für  die  grössere  Ausdehnung 
der  Mauer  und  die  Einschliessung  der  Höhe  von  S.  Saba  zu 
sprechen,  wenn  man  nicht  wegen  der  Richtung,  welcher  Varro 
bei  Aufzählung  jener  Thorc  folgt,  der  Wahrscheinlichkeil  ent- 
gegen sich  der  Meinung  der  italiänischen  Topographen  an- 
schliessen  will. 

Was  nun  überhaupt  die  Thore  in  diesem  Theile  der  Mauer 
anlangt,  so  lässt  sich  am  eigentlichen  Aventin  keines  mit  Si> 
cherheit  nachweisen,  obgleich  in  keinem  Falle  bezweifelt  wer- 
den darf,  dass  es  deren  gab ,  da  unter  der  Höhe  Hafen  und 
Stapelplatz  waren  und  deshalb  eben  hier  der  lebendigste  Ver- 
kehr gedacht  werden  muss.  Auch  scheint  in  der  That  auf  der 
Seite  am  Flusse,  bei  dem  Priorate  ein  Aufgang  gewesen  zu 
sein,  und  unbezweifelt  ist  wenigstens  der  südliche  bei  der  Ba- 
stione  di  Paolo  IH.  An  die  erstere  Stelle  setzt  Nibby  die 
allerdings  sehr  problematische  Porta  Minutia,  ein  Name 
der  uns  nur  durch  Paulus  Di aconus  ^3')  bekannt  und  ron 
einem  Sacellum  oder  einer  Ära  Minuti  abgeleitet  wird.  Ist 
nun  auch  von  einem  solchen  Sacellum  nichts  bekannt,  so  bat 


ist  die  Laveroalis  bei  Sta.  Bulbiaa,  die  Raudusculaoa  bei  dem  west- 
licheo  Winkel  der  Thermen  verzeichnet.  Wo  aber  nach  jenen  Wor- 
ten die  LavernaUs  gesucht  werden  solle ,  verstehe  ich  nicht.  —  Der 
Grund  aber,  weshalb  Bansen  die  Hohe  von  S.  Saba  aasschliessen  zu 
mässea  meint,  ist  daher  entlehnt,  dass  Strabo ,  wo  er  die  allmählich 
dareh  die  verschiedenen  KSnige  entstandene  BeFestigung  würdigt,  des 
Hügels  Dicht  cedeokt.  Er  sa|t  V,  3.  p.  234.  'jäptos  re  Ji^agviio^  n^o^ 
kaßdiV  ro  KlÜiov  oqos  nai  ro  Aßevrlvov  OQOt,  %aX  xo  fiera^v  rovraar  nt- 
Siov,  St^^ttffUva  tuxl  Toc  an  aXXykanf  *(ü  ano  twv  ngorixt^xtafiivotv 
n^osi'&t^Ktv  avayxaivos.  Da  nun  die  Höhe  von  S.  Saba  nicht  unter  dem 
Aventin  mitbegriffen  sein  könne,  so  folge,  dass  sie  nicht  zur  Stadt  ge- 
zogen worden  sei.  Allein  wenn  Ersteres  auch  richtig  ist,  so  fttigt  es 
sich  doch ,  ob  bei  dieser  ganz  allgemeinen  Angabe  der  Befestigungs- 
liaie  eine  solche  Genauigkeit  gefordert  werden  könne,  und  ob  der  Hü- 
gel von  solcher  Bedeutung  s^Hiieu ,  um  neben  dem  Aventin  besonders 
genannt  werden  zu  müssen.  Uebrigens  würde  ja  doeh  auch  nach  Ban- 
sen ein  Theil  des  Hügels,  die  nur  durch  eine  geringe  Vertiefung  von 
S.  Saba  unterschiedeoe  Spitze  von  Sta.  Balbina,  eingeschlossen  gewe* 
sen  sein,  und  auch  ihrer  gedenkt  Strabo  nicht. 

:23y)  Paul.  Diac.  p.  122.  Minutia  parta  Roma«  est  dicta  ab 
ara  Minuti^  quem  deum  putabant,  und  p.  147.  Minueia  porta  appei- 
lata  e$t  eo,  quod  proxima  esset  saeello  Minutii, 


165    

man  doch  nicht  mit  Unrecht  damit  verglichen,  dasA  nach  Pli- 
nius  ^^)  einem  Praefectos  annonae,  L.  oder  F.  Minutius 
Aogurinus,  von  dem  Volke  in  dieser  Gegend  eine  Statue  ge- 
setzt wurde,  wegen  bewirkter  Wohlfeilheit  des  Getraides. 
Bedenkt  man  nun,  wie  oft  Paulus  den  Festus  ganz  unvollstän- 
dig und  mit  groben  Missverständnissen  excerpirt  hat,  so  wird 
man  eine  Beziehung  zwischen  jenem  Sacellum  und  der  Statue 
nicht  unmöglich  finden,  wenn  auch  die  Lage  des  Thors,  ja 
selbst,  dass  es  ein  Stadtthor  gewesen,  dadurch  keinesweges  für 
hinreichend  begründet  gelten  kann.  Jedenfalls  aber  bleibt  es 
zweifelhaft,  ob  es  bei  dem  Priorate,  oder  an  dem  südlichen 
Aufgange,  wohin  gewöhnlich  die  Navalis  gesetzt  wird,  anzu- 
nehmen sein  würde. 

Ausserdem  werden  nun  von  VarroL.  L.  V,  34.  p.  163. 
drei  Thore  genannt,  welche  auf  der  Strecke  vom  Aventin  bis 
zum  Caelius  gelegen  haben  müssen.  Leider  hat  der  Text  hier 
gerade  eine  bedeutende  Lücke  und  das  Verzeichniss  der  Thore, 
das  vermuthlich  vollständig  gegeben  war,  ist  verloren.  Nach 
Ausfall  von  zwei  Blättern  folgen  die  Worte  . . .  ligionem  Por- 
cius  designatf  guom  de  Ennio  scribens  dicit  eum  coluüse  Tu- 
tilinae  loca.     Sequitur  Porta  Na e via,  quod  in  nemoribtu 


240)  N.  H.  XVIII,  3,  4.  Minutius  AuguHnui,  qui  Sp.  Melium  co- 
arguerat,  farris  pretium  in  trinis  nundinis  ad  aasem  redegit  unde- 
ci/nus  plebei  tnbunus,  qua  de  causa  statua  ei  extra  portam  Trige- 
minam  a  populo  stipe  collata  statuta  est.  Er  wird  L.  Minueius  ^e- 
aaont  von  Liv.  IV,  8.  L.  Minueius  bove  aurato  extra  portam  Tri- 
geminam  est  donatus  ne  plebe  quidem  invita,  quia  frumenium  Mae- 
lianum  assibus  in  modios  aestimatum  plebi  divisit.  ,  wo  von  jeber 
die  Richtigkeit  der  Worte  bove  aurato  mit  Äecht  bestritten  worden  ist. 
Dass  Minueius  Praofectas  aanonae  war,  sagt  ders.  eap.  i%.  ZweifeU 
haft  ist  es  aber,  ob  in  einer  zweiten  Stelle  PI  i  nius  von  demselben 
Manne  und  derselben  Auszeichnung  spricht.  XXXIV,  5,  J].,  wo  von 
Ehrensäulen  (coLumna  Maenia,  rostrata  u.  s.  w.)  die  Rede  ist:  item 
P.  Minu4:io  praefecio  annonae  extra  portam  Trigeminam  unciaria 
stipe  collata.  Es  scheint  nicht  notbig,  eine  Verwechselang  der  Vor- 
namen und  der  columna  mit  der  statua  aaznoehmen;  sondern  man 
möchte  glauben,  das  Verdienst  des  Ahnherrn  habe  in  der  Familie  der 
Minucier  fortgeerbt,  worauf  die  von  Fiale,  Porte  del  Aventino. 
p.  17.  angerührten  Münzen  der  gens  Minuoia  hinweisen.  Und  so  ist 
es  auch  in  keinem  Falle  znfiUlig,  dass  die  Porti  cns  Frumenta- 
ria,  wenn  auch  nicht  vor  der  Trigemina,  ebenfalls  von  einem  Minu'- 
cius  erbaut  wurde.  V  eil  ei.  II,  8.  V^as  übrigens  Piale  über  dieses 
Thor  schreibt,  das  enthält  mehr  als  «inen  lächerlichen  Irrthum. 


166    

Naeviü.  etenim  hoH^  nbi  ea^  sie  dteta^*^).  DeindB  Porta 
Raudnscula ^  quod  aerata  fuiL —  Hint  Lävernalis 
ab  ara  Lavtmae ,  ^iMd  ibi  ata  9iuB,  Es  hängt  nun  Alles 
davon  ab,  wie  man  sich  die  Richtung  denkt,  weicher  Varro 
bei  der  Verzeichnung  der  Thore  folgt ;  ob  man  ihn  vom  Aven* 
tin  oder  vom  Caelius  ausgehen  lässt.  Die  itatiänischen  Toj^ 
grapben  (Nibby,  Canina,  Piale,  und  mit  ihnen  Sach* 
s  e)  nehmen  an ,  er  komme  von  der  Porta  Capena  am  Cae-^ 
litts,  so  dass  diesem  Thore  am  nächsten  die  Naevia  gelegen 
habe.  Diese  Ansicht  ist  indessen  wahrscheinlich  irrig ;  denn 
obgleich  der  vorhergehende  Satz  nur  ein  Fragment  ist)  so  sieht 
man  doch,  dass  unmittelbar  vorher  von  einer  Stelle  des  Aven- 
tin  gesprochen  worden  war,  und  dass  in  Bezug  darauf  def 
Wohnung  des  Ennius  gedacht  wti'd,  welche  auf  dem  Aventin 
war^^).  Damit  stimmt  auch  am  besten  überein,  was  von  des 
Valerins  Disposition  der  gegen  die  Etrusker  aufgestellten 
fleerbaufen  erzählt  wird ;  wonach  der  eine  an  der  Cotlina,  der 
«andere  an  der  Caelimontana ,  der  dritte  an  der  Naevia  stand* 
l<et«^tere  würde  nun  nach  der  Annahme  der  Italiäner  der  Cae* 
limontatia  viel  zu  nahe  gewesen  sein,  während  es  wahrschein^ 
lieh  ist,  dass  die  Haufen  in  ziemlich  gleicher  Entfernung  auf^ 
gestellt  waren.  Daher  scheint  Bunsen  richtiger  anzunehmen, 
dass  die  Naevia  dem  Aventin,  die  Lavernalis  dem  Cae- 
lius am  nächsten  gewesen  sei.  Am  Aventin  selbst  aber  bat 
die  Naevia  nicht  gelegen,  wie  sich  mit  Gewissheit  daraus 
ergiebt,  dass  sie  in  die  XII.  Region  (Piscina  publica)  gehörte. 


^i\)  So  scbeiot  i^eleseo  werden  zu  niUseo.  Spoof^el  bat  nao^ 
dem  Fior.  uod  Havo.  drackea  lassco :  Sequitur  Porta  Naevia  quvd  in 
nettiQribus,  {Naeviun  etenim  hea,  ubi  ea)  sie  dicta.  Das  hat  indes- 
aea  keinen  Sinn.  Die  alten  Ausgaben  mit  der  princeps  haben  NevüM 
#der  ßfaeviis ,  und  das  ist  das  Richtige.  Varro's  Aosdnicksweise  ist  - 
es  ganz  angemessen  zu  verbindea:  Porta  Naevia,  quod  in  newtoribuM 
Naeviis,  etenim  sie  dicfa  looa ,  ubi  ea  (porta).  Daher  ist  Spengela 
von  Müller  aufgenommene  Coajectur:  in  nemoribus  NaeviiSj  Naerii 
etenim  etc.  ganz  überflüssig.  Die  nemora  Naevia  neaat  aacb  Fest, 
p,   169,   Erwähnt  wird  das  Thor  aacb  von  Inl.  Obseq.  104. 

AT)  Hier 0  0.  €hron.  Ol,  134.  t.  J.  p.  369  Roocalli.  Q.  Bnnitm 
poettt  Taronti  naseitur^  qui  a  Catone  quaesiore  Rommn  trtmsUcha 
habitavii  in  tnohte  Aventino  paroo  ädmodum  sumtu  eomtmtu^  ßt 
l^nius  anaOfH  mini$teri9* 


167    

DeBn  die  Basis  Capitolina  nennt  in  dieser  Region  einen 
Vieus  portae  Naeviae,  so  wie  einen  zweiten  portae 
Raudusculanae.  Da  man  nnn  noth wendig  annehmen  mass, 
dass  durch  das  Thal  zwischen  dem  Aventin  und  S.  Saba  eine 
Strasse  geführt  habe,  so  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die 
Porta Naeyia  hier  in  der  Tiefe  lag.  Ob  dann  dieRan- 
dasculana^'^3)  mitCanina  auf  die  südliche  Kante  des  Hü- 
gels (S.  Saba  gegenüber)  und  die  Lavernalis^)  über  die 
westliche  Ecke  der  Caracalla- Thermen,  wo  das  Znsammen« 
treffen  mehrerer  Strassen  jedenfalls  einen  alten  Aufgang  an« 
zeigt,  zu  setzen  sei,  oder  ob  an  letzterem  Orte,  wie  Buns  en 
glaubt,  die  Raudnsculana,  die  Lavernalis  hingegen 
bei  Sta.  Balbina  war,  muss  unentschieden  bleiben ;  doch  scheint 
die  erstere  Ansicht  natürlicher. 

Die  Tliore  am  Caelius. 
Capena.  Caelimontana.  QuerqueltUanal 

Der  Punkt,  wo  die  von  S.  Balbina  herabsteigende  und 
das  Thal  durchschneidende  Mauer  den  Caclius  erreichte,  lässt 
sich  mit  ziemlicher  Genauigkeit  aus  der  Lage  der  Porta  Ca- 
pe na  nachweisen  und  auch  darüber  ist  kein  Zweifel,  dass  sie 
an  der  Südseite  des  Berges  auf  der  Höhe  hinzog.  Dagegen 
lässl  sich  ihr  weiterer  Fortgang  bis  zum  Walle  zwar  nur  ver- 
mulhungsweise,  jedoch  mit  Wahrscheinlichkeit  angeben.  Als 
feststehend  ist  anzunehmen,  was  Piale-*^)  und  Bunsen  gcr 
zeigt  haben,  dass  der  Lateran  und  mithin  auch  die  Villa  Gin* 
stiniani  (Massimi),  so  wie  das  kleine  Tbal,  durch  welches  die 
Via  Merulana  fuhrt,  ausserhalb  der  servischen  Befestigungs- 


!^43)  Das  Thor  wird  nar  in  BezDg  auf  den  Namen  erwlhnt.  Fe« 
8tus  (Paul.  Diac.)  folgt  Varro*s  ErkläniDu^.  Anders  Valer.  Max. 
V,  6,  3. 

44)  Aach  die  Lavernalis  wird  nur  noch  von  PanI  Diac.  p.  It7. 
Laverniones,  i^euanot. 

45)  Delle  parle  meridionali  etc.  Rom.  1634.  (18!23)  p.  5.  Bub- 
sen,  Beschr,  i.  S.  637.  111.  A.  p.  477  ff.  Anders,  aber  gewiss  irrig, 
nrtheilt  Caoina,  Indiea»,  tapogr,  p.  IS.  S.  den  ▲baehii.  über  den 
C  a  e  li  u  s. 


168    

linie  liegen.  Dann  leuchtet  es  ein,  dass  die  Mauer  in  der  Nähe 
des  Ospedale  di  S.  Giovanni  und  bei  SS.  Pietro  e  Marcelliuo 
vorbei  am  westlichen  Rande  jener  nicht  bedeutenden  Vertie- 
fung hin  nach  dem  südlichen  Endpunkte  des  Walles  lief,  und 
dieser  Linie  entspricht  auch  die  wahrscheinliche  Lage  des 
Thors ,  welches  allein  mit  Sicherheit  auf  dieser  Strecke  an- 
genommen werden  kann. 

Was  nun  zunächst  die  PortaCapena,  eines  der  be- 
rühmtesten Hauptthore  anlangt,  so  ist  es  schon  an  sich  ein- 
leuchtend ,  dass  sie  nicht  auf  der  Höhe  des  Caelius ,  sondern 
am  Fusse  desselben  liegen  musste ,  da  sie  die  Hauptverbin- 
dung mit  den  Thälern  zwischen  Aventin,  Palatin  und  Caelius 
machte.  Es  ergiebt  sich  aber  die  Gewissheit  der  tieferen 
Lage  daraus,  dass  über  sie,  wo  nicht  die  Aqua  Appia,  doch 
eine  Abtheilung  der  Marcia,  der  Bivus  Herculaneus ,  geleitet 
war,  von  dem  ausdrücklich  gesagt  wird,  dass  er  als  tiefer 
geführt  dem  Caelius  selbst  nichts  abgab  ^*^),  Für  die  ge- 
nauere Bestimmung  aber  der  Stelle ,  wo  das  Thor  stand ,  ist 
erstlich  von  grosser  Wichtigkeit  die  Thatsache,  dass  nahe  an 
der  Stadt  sich  dieViaLatina  von  der  Appia,  welche  von 
der  Porta  Capena  auslief,  trennte '^^).  Dieser  Trennungspunkt 
ist  nun  noch  heute  zuverlässig  ohne  Veränderung  derselbe, 
zwischen  SS.  Nereo  e  AchiUeo  und  S.  Cesareo,  wo  die  La- 
tina,  die  Appia  rechts  lassend,  auf  die  Porta  Latina  der  au^ 
relianischen  Mauer  zuläuft.  Das  Thor  lag  also  nothwendig 
noch  weiter  nach  innen  als  die  erstere  Kirche  und  noch  ge- 


246)  FroDtia.  de  aquaed.  19.  Marcia  autem  partem  sui  post 
hortos  Pallantianos  in  rioum,  gut  vocatur  Herculaneus ,  deiicit:  i$ 
per  Coelium  ductus,  ipsius  montis  usihu*  nihil,  nt  injerior ,  submi- 
nittrans  ßnitur  9upra  portam  Capenam.  Daraaf  bezieht  sich  II  a  r  - 
tial.  UI,  47. 

Capena  grandi  porta  qua  pluit  gutta» 
und  iQvenai.  3,  II. 

Suhstitit  ad  veteres  areus  madidamque  Capenam, 
wozu  der  Scholiast  sa^t:    quia   supra  eam  aquae   ductus   est,    quem 
nunc  appellant  arcum  stil lantem,    Primum  enim  usque  ibidem 
fuerunt  portae,  quae  (qua?)  ^orfa  Capena  vocabatur.     In  seiner  Zeit 
la;  freilich  die  Capena  im  Innern  der  Stadt. 

47)  Strabo  V,  3.  p-  W7.    "ji^xerat  8k  (ij  Aarit^)  anb  r^^'jinw 


169    

naiier  ergiebt  sich  die  Stelle  durch  die  Auffindung  der  ersten 
Meilensäule  der  Via  Appia«*»),  in  der  ersten  Vigna  rechts 
vor  Porta  S.  Sebastiane  (Vigna  Nari).  Misst  man  die  Ent- 
fernung von  dieser  Stelle,  so  erhält  man  für  die  Porta  Ca- 
pe na  einen  Punkt  unter  Villa  Mattei,  etwa  Sta.  Balbina  ge- 
genüber. 

Unzweifelhaft  ist  es,  dass  etwas  weiter  östlich,  wo  man 
Villa  Mattei  links  lassend  zwischen  S.  Stefano  rotondo  und 
Sta.  Maria  in  Domnica  (della  navicella)  zur  Höhe  aufsteigt, 
sich  ebenfalls  ein  altes  Thor  befunden  haben  wird,  wie  denn 
auch  in  der  aurelianischen  Mauer  ihm  die  Metronia  entspro- 
chen zu  haben  scheint;  allein  seihen  Namen  kennen  wir 
nicht;  denn  der  von  Nibby  und  Piale  darauf  bezogene, 
Porta  Ferentina,  ist  nur  entweder  aus  einer  falschen 
Lesart  oder  Missverständniss  hervorgegangen^').  Demnach 
ist  das  nächste  bekannte  Thor  die  Porta  Caelimontana. 
Wenn  auf  der  einen  Seite  die  östliche  Lage  des  Thors  sich 
aus  der  oben  aus  Livius  (II,  IL)  angeführten  Stelle  un- 
zweideutig ergiebt,  auf  der  anderen  gewiss  scheint,  dass  der 
Lateran  ausserhalb  der  servischen  Mauer  zu  denken  ist,  so 
giebt  die  Richtung  der  Via  di  SS.  Quatro  coronati,  welche 
sich  als  die  alte  Caput  Africae  genannte  Strasse  erwei- 
set, sehr  bestimmt  die  Lage  der  Caelimontana  bei  dem 
Ospedale  di  S.  Giovanni  an.  Vgl.  den  Abschn.  über  den 
Caelius.  Von  da  durchschnitt  die  Mauer  das  Thal,  wel- 
ches den  Caelius  vom  Esquilin  trennt  und  in  dieser  nach  dem 
Colosseum  hin  führenden  Tiefe  wird  von  allen  neueren  Topo- 
graphen in  der  Nähe  der  Kirche  SS.  Pietro  e  Marcellino  die 
einige  Male  ohne  nähere  Bestimmung  genannte  Porta  Quer- 
quetulana  oder  Querquetularia  angenommene^),    Dass 


?i8)  Jetzt  an  der  Balustrade  des  Anfj^ang^s  zum  Capitolplatze  auf- 
gestellt. 

49)  S.  was  unten  über  die  zweifelhaften  Namen  gesa^^t  wird. 
Dass  der  Name  untergegangen,  kann  nicht  befremden,  da  es  kein 
llanptthor  sein  konnte,  sondern  nur  eine  Verbindungsstrasse  aus  ihm 
fahrte. 

50)  Plin.  XVI,  10,  15.  Silvarum  eerte  duHnguehatur  intigni- 
kus  (Roma).  Fagutali  love  eiiam  nunc^  übt  lucus  fageus  ßiit;  porta 


170    

wenn  ein  Thor  diesen  Namen  führte,  es  am  Caelius  m  sncfaea 
sei,  ist  darum  wahrscheinlich,  -weil  der  Berg  selbst  in  alter 
Zeit  Querquetulanus  geheissen  haben  soll,  und  in  diese 
dem  Esquilin  benachbarte  Gegend  weiset  allerdings  hin,  was 
Yarro  L.  L.  V,  8.  p.  34.  sagt:  Secundae  regionü  Ewqui* 
liae,  aln  has  scripsere  ab  excubüs  regts  dictas;  alü  ab  eo, 
qtiod  excultae  a  rege  Tullio  esseni.  Hute  oHgini  magis  con- 
cinunt  hca  vieini  (?),  quod  ibi  iucus  FacuUth's  et  Lamm 
Querquetulanum  sacellum  et  lucuß  Meßtis  et  lunanfs 
laicinae  etc.  Yarro  meint  nämlich,  Servias  Tallios  habe  zu- 
erst den  früher  mit  Wald  bewachsenen  Hügel  bebaut ;  daher 
stammten  noch  die  vielen  benachbarten  Haine.  Will  man  nun 
das  Sacellum  Larum  Querquetulanum  und  das  Querquetum 
der  Querqttetulanae  virae  bei  Fes  tu  s  mit  dem  Namen  des 
Caelius,  Mons  Querquetulanui^  combiniren,  so  muss  man  al- 
lerdings an  den  dem  Esquilin  zugewandten  Abhang  denken. 
Allein  die  Existenz  einer  besonderen  Porta  Querquetu- 
lana  ergebt  sich  daraus  mit  Gewissheit  keinesweges.  Denn 
auch  die  Caelimontana  liegt  ja  ganz  nahe  dem  Abhänge, 
von  dessen  Eichenwaldung  man  den  Namen  herleitet  und  wenn 
der  Caelius  selbst  Querquetulanus  hiess,  so  ist  es  ja  doch  das 
Natürlichste,  dass  auch  das  nach  ihm  benannte  Thor  in  alter 
Zeit  statt  Caelimontana  Querquetulana  genannt  wurde. 
Will  man  aber  geltend  machen,  dass  eine  Yerbindung  nach 
aussen  durch  das  Thal  doch  am  nächsten  gelegen  habe,  so  lässt 
sich  entgegnen,  dass  sie  eben  entbehrlich  war,  wenn  Wald 
den  Ausgang  des  Thals  lullte.  So  viel  wird  man  daher  zuge- 
stehen müssen,  dass  die  Existenz  einer  PortaQuerquetu- 
lana  bei  SS.  Pietro  e  Marcellino  keinesweges  eine  Gewiss- 
heitist; denn  dass  es  noch  in  PI  in  ins  Zeit  ein  Thor  dieses 
Namens  gegeben  habe,  geht  aus  seinen  Worten  durchaus  nicht 
hervor,  und  selbst  wenn  das  etiam  nunc  darauf  bezogen  werden 
müsste,  wäre  dadurch  die  Yerschiedeuheit  von  der  Caelimou- 


Querquetulana  etc.  Fest.  26 1 .  Querquetulanae  virae  puiantur 
Mign\ficari  nymphae  praetidentet  querqueto  virescenti ,  quod  gemue 
liivae  indieaut  fuüss  mira  partam^  quae  ab  eo  dieta  sii  Querque- 
tuiaria. 


171 

tana  nkhl  erwiesen.  Werden  ja  doch  auch  von  anderen  Tho» 
ren,  wie  der  CoUina,  noch  andere,  aber  auch  nur  alte  nnge» 
bräuchliche  Namen  angeführt. 

Der  Wall  und  seine  Thore. 
Esquilina.     Fhninalis.     Colt  f na. 

Der  nnbeachiilzteste  und  künstlicher  Befestigung  bedürf- 
tigste Tbeil  der  Stadt  war  die  östliche  Seite,  wo  die  vereinig- 
ten Rücken  des  Esquilin,  Yiminal  und  Quirinal  allmählich  in 
die  Ebene  ablaufen.  Als  daher  Servius  den  Esquilin  und  Yi- 
minal zur  Stadt  zog,  suchte  er  diese  schwächste  Seite  durch 
eines  der  giössten  noch  in  später  Zeit  bewunderten  Werke  zu 
sichern.  Ihm  wird  dieses  Werk  von  den  Geschichtschreibern 
(s.  S.  127.)  so  einstimmig  zugeschrieben,  dass  wenn  Plinius 
N.  H.  HI,  5,  9.  sagt:  Claudiiur  ab  griente  aggere  Tar- 
guinii  Superbiy  tnter  prima  opere  mirabili*,  man  zwei- 
felhall wird,  ob  Tarquinius  erst  den  Bau  beendigte ,  oder  ob 
die  gegen  Gabii  gerichtete  verstärkte  Befestigung  Veranlassung 
geworden,  dass  das  ganze  Werk  ihm  zugeschrieben  wurde  ^*^). 
Die  Ausdehnung  des  50Fttss  breiten  Walls,  der  eine  mit  Thür- 
men  versehene  Mauer  trug  und  unter  sich  einen  über  100  Fuss 
breiten  und  30  Fuss  tiefen  Graben  hatte,  wird  uus  nur  durch 
die  an  den  Endpunkten  gelegenen  Thore,  Esquilina  und 
Colli  na,  bezeichnet,  die  von  einander  sechs  oder  sieben  Sta- 
dien entfernt  angegeben  werden  ^^).     Die  Zerstörung  der  Zeit 


!t5l)  Diofl^s.  IV,  54.  «al  r^g  TtoltnH  t«  ngot  tovc  Feißiovg  (f>4^ 
QOircft  Tov  ntQißoXov  dia  noXvxitoiag  i^utfvQov,  ratf^ov  opv^auivoQ  £v« 
Qvri^av  Hai  reixog  ävsysi^as  v^fnjXoviQov ,  xal  nv^ots  StaXafiiov  to  ;fah» 
^ioy  irvtcvoriootQ.  Was  seit  MftHiaei  besonders  Nardini  aod  Veonti  von 
einem  doppelten  Walle  und  einer  Porta  inter  ärgeres  getriLamt 
haben,  bedarf  nach  dem  von  Nibby,  Mura  äi  Romm.  p.  \2\  f.  p.  217., 
von  Piale,  Delie  porte  —  nella  parte  Orientale  di  Roma,  p.  7  ff* 
nod  Sachse,  Gesch.  d.  St.  Rom,  I.  S.  17t.  dagegen  Bemerkten  kei- 
ner Beräcksiphtigung  mehr.  Vgl.  Niebahr,  Rom,  Geseh.  1.  S.  436. 
(3.  Ausg.). 

52)  Dionys.  IX,  68.  «V  Si  xtaglov^  o  r^e  noXeotg  iittfiaxi&ratov 
tOTi¥ ,  ano  T(3v  'JSottvXirwr  %akov fiivwv  ^vkwv  fiix^*^  vwv 
Kokklvenf,  %ti(^onov^ttttg  lavlv  oj^qov,  reupffog  re  ^or^  o(»fi»(»vjcra*  9r(»o 
a«rov,  itk&tog^  17  fl(fetx^ncr^,  pulCiav  enat^r  noSwr,  kcU  ßet&og  iovlv  av» 
TV9  T^^OMowimow  tit^og  d*  vne^etpioTtfne  rijg  rwp^ov  ^»futr*  9vve%e^ 


172    

hat  auch  dieses  gewaltige  Werk  grösstentheils  verschwinden 
lassen;  doch  sind  noch  sehr  deutlich  erkennbare  Reste  beson- 
ders in  der  Nähe  der  Thermen  Diocletians  und  Villa  Negroni 
vorhanden  **^). 

Hinsichtlich  der  auf  dieser  Linie  gelegenen  Thore  haben 
i%ir  grössere  Gewissheit  als  auf  irgend  einer  anderen  Strecke, 
und  zwei  derselben  gehören  zu  den  wichtigsten  und  bekannte- 
sten des  alten  Rom,  die  fisquilina  und  die  Collina.  £r- 
stere,  dem  Caelius  zunächst  gelegen,  lässt  sich  mit  Sicherheit 
bestimmen.  Wir  wissen  durch  Strabo,  dass  aus  ihr  die  Via 
Praenestina  und  die  Labicana  ausgingen  und  daraus 
folgt  nothwendig,  dass  das  Thor  in  der  Nähe  von  S.  Giuliano, 
oder  S.  Vito ,  wo  der  Arcus  Gallieni,  oder  doch  entschieden 
zwischen  Sta.  Maria  Maggiore  und  den  sogen.  Trofei  di  Mario 
liegen  musste.  Allein  die  gewissere  Begründung  dieser  Be- 
stimmung lässt  sich  nicht  von  der  weit  schwierigeren  Erörte- 
rung der  Thore,  welche  der  Esquilina  in  der  aurelianischen 
Mauer  entsprachen,  trennen  und  kann  daher  erst  weiterhin 
gegeben  werden.  —  Für  die  Steile  der  Collina  giebt  ent- 
schiedene Gewissheit,  dass  aus  ihr,  wie  noch  überdiess  aus- 
drücklich Strabo  ^-^)  berichtet,  zwei  Strassen  Salaria  und 
Nomentana  führten.  Sie  muss  also  über  dem  nördlichen 
Winkel  der  Diocletians-Thermen  an  dem  Vereinigungspunkte 
der  beiden  Strassen  (Via  di  Porta  Salara  und  Via  di  Porta  Pia) 


fievov  ivSod'ev  vxfjtjXd^  %al  irXaTtt,  otov  firjre  xgioiS  Maraanad^vai,  jWjJre 
vTTOQVTTOfiivojv  Tuiv  <&tfiikivji^  OLvaTQaTtijvai,  TOüvo  xb  xwqiov  Itit  a  fniv 
ioTi  fiakiaxa  *7ri  fiTJxog  axaS lotv ,  irevTTjxovra  St  noSmv  t6 nki" 
TOS.  Damit  verg^leicbe  man  Strabo  V,  3.  p.  234.  der,  uachdem  er 
vuu  der  uozureicheaden  Befesti^ug  durch  die  früheren  Köniffe  f^e- 
sprochen  bat,  fortfährt:  "HXsy^e  Se  ^e^ovioe  t^v  ixXtitpiv  avs7riij(fuiae 
yüt(f  nQosd'sls  %6v  ze  ^HanvkXvov  kotpov  xoU  rbv  Ooi'fA,ivd}^iov'  Mal  xavta 
o*  tvitpoSa  xois  i^ay&iv  iaxr  Sione^  xcupQov  ^a&eiav  o^v^avres  CiV  x6 
fitos  iSiiavxo  xfjv  yffV,  xtü  i^ixeivav  oaov  iiaaxaüiov  %uifia  tnl 
xij  trxbs  6q>(^v&  xijs  xwf(iOv  %al  tnißakov  xti%oi  mal  Ttv^yovs  an 6  xiji 
KokXlvrj9  vvXys  fiixQ*'  '^V^  *IIaxvXlvag. 

253)  Genauere  Angaben  darüber  s.  bei  Bnnsen,  Beschr.  d,  Si» 
R,  I.  S.  640  ff. 

5i)  Strab.  V,  3.  p.  228.  ^ox^wtoi  Se  Si'  ayxwv  {SSaßlvtov)  ^ 
Tt  JSaMLffla  6S6s  ov  nolXrj  ovaa,  tle  rjv  uai  17  Nutfievtav^  avfntijixBi  naxa 
"IjQffXov  xf/g  JSaßiinjg  nu/mrjv  vntQ  xov  l'ißiQ^ojg  xsifidyyv,  vni(f  x^s  avx^g 
nv^g  iifxofUvtj  x^g  KoAXivtjg, 


173 

etwa  da,  wo  der  Anfang  der  Via  del  Maecao,  gestanden  ha* 
ben.     Sie  soll  auch  Agonensis  und,  wie  es  scheint,  auch 
Quirinalis  genannt  worden  sein^^^).  —  Ausser  diesen  bei-* 
den  die  Grenzen  des  Walls  bezeichnenden  Thoren  wird  noch  ein 
drittes  in  der  Mitte  des  Walls,  an  dem  Viminal  gelegenes  ge- 
nannt, die  Porta  Viminalis.     Strabo  sagt  a.  a.  0.  ans-* 
drücklich:   vno  /tiio^   ih  tw  yw/tiaTi  vqIttj'  ioTl  nvk^ 
ofMwwfiOS  TAI  OvipivaXm  X6(pm.    Sie  wird  ausserdem  nur 
.noch  von  zwei  Schriftstellern  erwähnt'^);   allein   auch  ihre 
Stelle  lässt  sich  mit  vieler  Sicherheit  angeben.   Sie  ist  bezeich- 
net durch  eine  an  der  rechten  Seite  der  Diocletians- Thermen 
vorbei  gerade  auf  den  Wall  zu  führende  alte  Strasse ,  welche 
verlängert  auf  das  verschlossene  Thor  in  der  aurelianischen 
Mauer  zulänfty  das  unstreitig  der  Viminalis  entsprach.     Wenn 
man  daher  vom  Ende  der  Via  di  Strozzi  an  der  südlichen  Ecke 
der  Thermen  eine  gerade  Linie  nach  der  Porta  chiusa  an  den 
Castris  Praetoriis  zieht,   so  trifft  dieselbe  (in  Villa  Negroni) 
auf  die  Stelle  des  Walls,  wo  die  Viminalis  stand  und  wo' 
noch  der  Einschnitt  bemerklich  ist.     Genau  in  der  Mitte  des 
Walls  liegt  nun  freilich  dieser  Punkt  nicht ;  denn  der  südliche 
Theil,  der  in  der  Nähe  der  Esquilina,  etwa  hinter  S.  Antonio 
Abbate,  endigt,  ist  um  ein  Beträchtliches  länger,  aber  so  ge- 
nau sind  auch   Strabo's  Worte  vno  /tiiaia  t£  j[ißfAaTi  nicht 
zu  nehmen. 

Je  entschiedener  sich  nun  aber  aus  Strabo's  Beschreibung 
ergiebt ,  was  auch  Nibby  geltend  gemacht  hat  und  jedermann 
leicht  einsieht,  dass  am  Walle  mehr  als  drei  Thore  durchaus 


255)  Paul.  Diac.  p.  10.  (Af^oniam)  hinc  Romae  motu  Quirina- 
lis j4gonut  et  Collina  porta  Agonensis,  p.  255.  Quirinalis 
porta  diclo  sive  quod  ea  in  collem  Quirinalem  itur,  seu  quod  pro- 
xime  eäm  est  Quirini  sacellum,  P  i  a  l  e ,  del  seeondo  recinto  di  R^ma. 
p.  12.  und  delle  porte  settentrionali.  p.  12.  hat  sich  durch  ielttere 
Stelle  veranlasst  gesehen ,  ein  von  Nama  herrührendes  Thor  dieses 
Namens ,  sndiich  am  Quirinal  anzunehmen.  S.  daröbef  den  Abschn. 
aber  den  Quirinal. 

56)  Fest.  p.  376.  Fiminalis  et  porta  et  eollis  appellantur, 
quod  ibi  viminum  fuisse  videtur  silva,  ubi  est  et  ara  Jovi  Fiminio 
consecrata.  Vgl.  Paul.  Diac.  p.  163.  Frontin.  de  aquaed.  19. 
(luUa,  Tepnla,  Marcia)  Quae  ad  libram  eollis  Fiminalis  eoniunetim 
infra  terram  euntes  ad  Fiminalem  usque  portam  deveniunt 


174    

nicht  lagen,  um  so  mehr  muss  man  sich  wundein,  dass  manche 
Topographen  gerade  hier  eine  un^attbliche  Zahl  von  Thoren 
haben  annehmen  können.  Denn  um  derer  nicht  zu  gedenken, 
welche  anf  dieser  Seite  noch  eine  rein  erdichtete  Porta  in- 
ter  aggeres,  eine  Gabiusa  oder  auch  Sabiusa  suchten, 
hat  doch  auch  Pia le  nicht  Anstand  genommen,  auf  der  kur* 
Ken  Slreoke  des  Walls  neben  den  drei  Thoren  Strabo^s  noch 
drei  andere,  Metia,  Collatina  undCatularia  Platz  fin- 
den zu  lassen  ^^7).  Alle  diese  Namen,  in  wie  fern  sie  servi- 
sehe  Thore  bezeichnen  sollen,  beruhen  auf  falscher  Lesart 
oder  Missverständnissen  und  werden  gleich  näher  geprtifl 
werden. 

Falsche  oder  zweifelhafte  Namen* 

An  der  Verwirrung,  welche  in  diesem,  die  Thore  betref- 
fenden Theile  der  römischen  Topographie  bis  auf  die  neueste 
Zeit  geherrscht  hat,  so  dass  jeder  Plan  verschiedene  Thore 
und  die  gemeinschaftlichen  oft  an  verschiedenen  Stellen  zeigt, 
hat  nicht  geringen  Antheil  der  sorglose  Glaube,  dass  alles, 
was  von  alten  Schriftstellern  mit  dem  Namen  porfa  belegt 
wird,  ein  wirkliches  Stadtthor  gewesen  sein  müsse.  Dane- 
ben bat  man  auch  wenig  beachtet,  wiewohl  die  verschiedenen 
Benennungen  der  CoUina  darauf  hinweisen  konnten,  dass  ja 
ein  und  dasselbe  Thor  ausser  seinem  ursprünglichen  Namen 
im  gemeinen  Leben  noch  einen  zweiten  haben  konnte ;  dass 
auch  vielleicht  Namen  veralteten  und  neue  dafür  aufkamen, 
die  nun  neben  den  früheren  zweideutig  dastehen.  Dadurch  hat 
sich  die  ohnehin  nicht  geringe  Zahl  der  servischen  Thore  be- 
deutend vermehrt,  während  doch  eine  Vergleichung  mit  den 
wenigen  Ausgängen  der  um  so  vieles  erweiterten  Stadt  Au- 


257)  Delle  porle  del  recinto  di  Servio  Tullio  nella  parte  orten* 
tale  di  Roma.  etc.  Rom.  1833.  (1820)  p.  15  ff.  Was  er  zur  £o^ 
sehaldi^og  anrährt:  dass  bei  den  Römera  maiLehc  Thore  ausdrücklich 
%a.  goUesdieostUcbea  HaodlnDgea  bestimmt  gewesen  seien,  oder  doch 
davon'  ihren  Namen  erhalten  hätten,  enthält  eine  Lächerlichkeit.  Min 
gen  an  manchen  Thoren  gewisse  Sacra  gehaftet  haben ;  aber  van  wird 
doch  nicht  Thore  gebaut  haben,  am  daran  sa  opfern  1 


175    

relians  gegen  eine  so  angemessene  FVeigebigkeit  hätte  be* 
denklich  machen  sollen.  Vergleicht  mau  die  Haoptstrassen, 
welche  von  Rom  aasgingen,  so  findet  man  in  älterer  Zeit  nar 
etwa  9  oder  10,  and  für  diese  genügten,  'da  aus  der  Capena, 
Esqoilina  and  Collina  mehrere  Strassen  (7)  führten ,  5  oder 
höchstens 6  Thore  vollkommen.  Alle  übrigen  konnten  also  nur  fiir 
Communicationswege  bestimmt  sein ,  und  wenn  nun  auch  die 
Beschaffenheit  des  römischen  Bodens  eine  ungewöhnliche  Ver- 
mehrung derselben  nöthig  machte,  so  ist  doch  eine  ZaU  von 
19,  wie  Bansen,  oder  gar  23,  wieNibby  undPiale,  je- 
der in  anderer  Weise,  annehmen,  für  eine  5  bis  6  Millia  pas- 
suum  im  Umfang  haltende  Mauer  allen  Glauben  übersteigend.-— 
Dass  aber  der  Name  porta  nicht  immer  von  einem  Stadtthore 
verstanden  werden  müsse  ^^^),  das  beweisen  zahhreiche  Bei- 
spiele, wo  andere  Durchgangs-  oder  Eingangs-Bogen  eben  so 
benannt  wurden.  Das  gilt  z.  B.  von  der  bekannten  Porta 
Stercoraria  ^^)  am  Clivus  Capitolinus;  der  Libitinen- 
sis  im  Amphitheater^^);  femer  gehört  dahin  die  Fene- 
Stella®^),  bei  der  man  unbegreiflicherweise  auch  an  ein  Stadt- 


25S)  Serv.  z.  Aen.  I,  87.  sagt:  Omnis  exihu  vel  introitus porta 
dicitur,  quasi  qua  potest  vel  importari,  vel  exportari  aliquid. 

59)  Fest.  p.  344.  StercuM  em  aede  Fettae  XFH  KaL  lul.  de- 
fertur  in  angipartum  medium  fere  clivi  Capitolini ,  qui  locus  elat^ 
ditur  porta  Stercoraria.    Vgl.  Varro  L.  L.  VI,  4.  p.  313. 

60)  Das«  es  im  Anphitheater  ein  Thor  gab,  welches  Porta  Li- 
bitioeosis  geoaaot  wurde,  bat  schon  Lipsivs,  Saturn-.  II,  22. 
gezeigt.  Es  ergiebt  sieh  mit  Gewissheit  ans  der  Vergieichuag  des  von 
Dio  Cass.  LXXlI,  31.  berichteten  Anzeichens  vom  baldigen  Tode  des 
Commodus.  on  «v  r^  raiavTeti^  Vl*^9^  (der  vierzehatKgigen  Spiele)  xo 
it^avos  avTOv  nttxa  rag  nvlas,  »a^  Hg  o£  TtXivrwvteg  tHtpi^ovra*,  *£«- 
KOfiia&tf,  mitLamprid.  €ommod.  16.  Galea  cius  bis  per  porlam 
Libitinensem  data  est.  Vgl.  Quint.  Docl.  9,  6.  Plin.  XXXVII, 
3,  II.  Wenn  dagegen  XXXVI,  5.  n.  36.  apud  Cireum  eundem  ad 
Labioanam  portam  eunti.  von  Nibby  das  aasinnige  Labicanam  por- 
tarn  ia  Libilinae  verwandelt  wird,  so  ist  dagegen  zu  erinnern,  dasa 
es  im  Gircns  (aoch  B  n  d  s  e  n  III.  A.  S.  635.  irrt  darin)  schwerlieh  ei» 
solches  Thor  gab.  Vielmehr  sind  die  Worte  ad  Lab.  —  euuti  mit 
Recht  gestrichen  worden. 

61)  Der  Name  wird  von  den  Alten  ans  der  Sage  von  den  gehei* 
men  Zusammenkünften  der  Fortuna  mit  Serviua  TuIUqs  hergeleitet. 
Ovid.  Fast.  VI,  569. 

Jrsit  enim.  magno  eorrepta  -eupidine  rogis^ 
Caeeaquo  in  hoe  uno  non  fuit  iila  viro  t 

Nocte  domum  parva  solita  est  intrare  fenestrap 
Und§  Fenestellae  nomina  porta  tmaL 


- —    176    

thor  oder  Pförtcheii  gedacht  hat;  dahin  eben  die  Triumpha- 
lis und  die  lanualis;  die  vom  Volke  mit  falschem  Namen 
genannte  Porta  Rom  an  a  (s.  S.  115.)  bei  den  Gräbern  der 
Cincier,  und  gewiss  noch  mancher  Bogen  ,2.6.  von  Wasser- 
leitungen^ der  über  einer  Strasse  stand  ^^^),  Auch  von  den 
auf  unserem  Plane  angegebenen  17  Thoren  bleiben  mehrere 
zweifelhaft  und  es  lässt  sich  die  Zahl  bis  auf  14  oder  15  ver- 
ringern ;  indessen  lässt  sich  daraus,  dass  Yarro  auf  der  nicht 
bedeutenden  Strecke  vom  Aventin  zum  Caelius  drei  Thore  an- 
fuhrt, allerdings  schliessen,  dass  die  servische  Mauer  ausser 
den  Hauptthoren  nicht  wenige  andere  Ausgänge  hatte,  wel- 
che man  griechisch  eher  mit  dem  Namen  nvXls  ^Is  nvXfj 
nennen  würde. 

Die  fünf  Thore  aber,  welche  ausser  den  schon  genann- 
ten von  Piale  und  zum  Theile  auch  Nibby  noch  zwischen  der 
Capena  und  Collina  angenommen  werden,  verdanken  ihr  Da- 
sein entweder  falschen  Lesarten,  oder  einem  Missversländ- 
nisse,  oder  es  fehlt  endlich  so  gänzlich  an  jeder  näheren  An- 
deutung über  sie,  dass  man  sich  jeder  Meinung  enthalten 
muss.   Der  erste  Fall  gilt  von  der  Porta  Ferentina,  wel- 


Mao  sieht  schon  hieraus,  dass  von  nichts  weniger  als  von  einem  Thore, 
auch  nicht  von  dem  Tempel  der  Göttin  (Merk.  p.  CLIII.),  sondern 
von  der  Wohnnng  des  Königs-  die  Rede  ist.  Aber  weitere  Auslcnnft 
giebt  Platarch.  de  fort.  Rom.  10.  wäre  xal  aweivat  8oxHv  avrt^ 
Tijv  J'ujmv  Sm  Tivo^  S'v(ftSo€  xarotfiaivovaav  ig  t6  Sütfidriov,  o  vvv 
0eveoT4ÄXav  rrvXyjV  naXovoiv,  und  Qnaest.  Rom.  36.  Jia  tL  nvXi^v 
lilav  '&vQiSa  xaXova&  (r^v  yäg  tpatviargav  tovto  aiifjtaivtiv)^  xal  jra^*  au- 


Demangeachtet  

dem  Navalia,  delle  porte  Navale  e  Finestrale  etc.  Rom.  1833.  (1830.), 
die  Fenestella  zu  einem  Stadtthore  in  der  jenseitigen  Mauer,  der  Car- 
mentalis  gegeuiiber,  gemacht. 

U%)  So  ist   wahrscheinlich   eben  die  Porta   Romana   •.,«**    e» 
epUtylio  deßuit  aqua'*  zu  erklären  und  eben  so  Marti  al.  IV,  18. 

Qua  vicina  pluit  f'ipianU  porta  eoiumnu. 
Bekanntlich  wurde,  wo  Wasserleitungen  über  Hauptstrassen  ^'"Sen,  der 
Bogen  ansehnlicher  erbaut  und  erhielt  gewöhnlich  eine  ln»ch"»l;,  Der 
Art  sind  Porta  Maggiore,  der  Arcus  Dolabellae  a.  s.  w.     vgl.  Fiale, 
Delie  porte  meridionali.  p.  5- 


177    

che  Nibby  und  Piale  an  den  schon  oben  besprochenen  Aiif- 
gSLüg  zum  Caelius  (nach  Sta.  Maria  della  Navicella)  setzen. 
Der  Name  findet  sich  bei  Plutarch,  welcher  eraählt,  wl« 
Romulus  nach  der  Ermordung  des  Talius  wegen  der  verhee- 
renden Pest,  welche  Rom  und  Latium  betraf,  und  anderer  Zei- 
chen des  göttlichen  Zorns  die  Städte  (Rom  und  Laurentum) 
sühnte.  Rom.  24.  xal  ua&aQ/uotg  6  'Pta/iivXos  tjyvioe  rri«: 
noAeiSß  ovg  in  vvv  Iotoqovüiv  in\  v^s  ^bqbvtiv^q 
nvXfjg  avvT€Xcta&ai.  Man  kann  es  nun  fast  zu  den  Un- 
möglichkeiten rechnen,  dass  ein  Sühnopfer,  welches  dem  neu 
entstandenen  Rom  und  einer  altlatinischen  Stadt  galt,  an  ei- 
nem Thore  zu  Rom  gebracht  worden  sein  sollte ;  und  wo  hatte^' 
die  Stadt  des  Romulus  eine  Porta  Ferentina?  Noch  wenijjcr^ 
Sinn  aber  würde  es  haben,  wenn  man  annehmen  Mollte,  das^ 
Opfer  sei  erst  nachher  an  dieses  Thor  verlegt  worden.  Da-  * 
gegen  ist  es  bekannt,  dass  die  Zusanimenkünile  der  latinischen 
Städte,  die  auch  von  Rom  beschickt  wurden,  an  einem  gemein- 
schafUichen  Heiligthume,  wohl  in  der  Nähe  des  Albanersees, 
im  lucus  Ferentinae  (Liv.  I,  50.  52.  VII,  25.)  oder  ad  Ca- 
put aquae  Ferentinae  (Liv.  I,  51.)  oder  caput  Ferentinum 
(Liv.  II,  38.),  iv  ^€Q€VTtvM  (Dionys.  TV^  45.)  gehalten 
wurden.  Daher  hat  schon  Doujatius  bei  Plutarch  zu  lesen 
vorgeschlagen  inl  rijß  ^6Q€v%ivfjQ  vXt^ey  Cluvcr:  niy-^ 
^^g  263^,  JUjiQ  könute  allenfalls  annehmen ,  dass  an  jenem 
Haine  ein  solches  Thor  gelegen  habe ;  aber  gerade  in  Plutarch 
hat  die  Unrichtigkeit  der  Schreibart  mehr  Wahrscheinlichkeit 
für  sich.  —  Piale«*)  hat  sich  übrigens  nicht  mit  einem  Thore 
an  jener  Stelle  begnügt.  Festus  nennt  eine  Porta  Pia- 
cularis.  p.  213.  Piacularis  porta  appellatur  proptet*  aliqua 
piacftla^  quae  ibidem  ßebant.  Natürlich  haben  diese  piacuia 
auf  das  Sühnopfer  an  der  Ferentina  bezogen  werden  müssen ; 
nicht  aber  als  habe  das  Thor  beide  Namen  gehabt  (denn  dage- 
gen erklärt  er  sich  ein  für  alle  Male  «^)),  sondern  er  nimmt 


263)  S.  Drakenborch  z.  Liv.  IT,  38. 

61^  Delic  porte  meridionali.  p.  11. 

65)  Degli  antichi  arienaii  defti  Navalia,  p.  15. 


12 


178    

ernstlich  an,  die  Piacularis  sei  unmittelbar  neben  der  Feren- 
tina  lediglich  für  das  Opfer  erbaut  worden.  Solche  Unge- 
reimtheiten bedürfen  keiner  Widerlegung.  Nibby^««)  setzt 
die  Piacularis  zwischen  die  CoUina  und  Salutaris,  nur  weil 
er  eben  keinen  anderen  Ort  für  sie  hat.  Richtiger  ist  es  je- 
denfalls I  zu  gestehen,  dass  wir  überhaupt  von  diesem  Tbore 
nichts  wissen,    nicht  einmal   ob  es    ein   besonderes  Stadt- 

thor  war. 

Eben  so  beruht  der  Name  PortaMetia,  eines  Thors, 
das  Nibby  zwischen  die  Querquetulana  und  die  Esquilina, 
Piale  in  den  Wall  zunächst  an  der  Esquilina  setzt,  nur  auf 
ein  Paar  falschen  Lesarten  in  Pia u tu s,  wo  er  nur  von  den 
Herausgebern  erdacht  ist^^).  —  Dagegen  wird  uns  wirklich 
eine  Porta  Catularia  genannt.  Paul.  Diac.  p.  45.  Ca- 
tularitt  porta  Romae  dicta  est^  qtäa  non  longe  ab  ea  adpia^ 
candwn  Canioulae  sidus  Jrugibus  inmicum  rvfae  canes  im- 
molabantur^  ut  fmges  ß4ive$cenies  ad  maiuritaiem  perduce- 
rentur.  Es  ist  schon  von  den  älteren  Topographen  bemerkt 
worden,  dass  sich  diess  beziehe  auf  das  Opfer,  welches  der 
Flamen  Quirinalis  im  lucus  Robiginis  dem  Robigus  brachte. 
Das  geschah,  wie  wir  aus  den  Fasten  mit  Bestimmtheit  wissen, 
am  fünften  Meilensteine  der  Via  Claudia  ^^)^  und  es  ist  daher 


r    ^Mi)  Mura  di  B^ma,  p.  145.  An  den  AoPj^tni^c  naok  Sta.  Sosano«. 

67)  Plant.  Gas.  IF,  6,  :2.  Pseud.  I,  3,  97.  Id  beiden  Stellen 
kennen  die  Handschriften  einen  solchen  Namen  {^ar  nicht.  Er  ist  für 
inner  beaeitifft  dnroh  Ritschi,  Index  seholarum  Q4$t,  1849. 

68)  Es  findet  allerdings ,  wie  schon  von  Nibby  nnd  Bnnsen  be- 
merkt worden  i»t,  ein  seltsam  scheinender  Widerspruch  zwischen  den 
beiden  Notizen,  welche  ans  neben  Paulas  über  die  Feier  der  Robigalia 
erhalten  sind,' Statt.  Bei  Ovid.  Fast.  IV,  905.  wird  das  Opfer  und 
der  Lneus  Robigiois  mit  der  Via  Nonentana   in  Verbindung  gebracht: 

Uac  miki  Nemento  Romain  cum  fuce  rßdirem^ 
Obttitit  in  media  Candida  turba  via. 

Plameu  in  antiquae  lucum  Hobiginit  ibat 
Exta  canit  ßammis,  exta  daturus  ovis» 
Dagegen  ist  in  den  Fastis  Prae  n  estio  is .  VII.  Kai.  Mai.  beige- 
schrieben :  FERUB.  ROBIGO.  VIA.  CLAVDIA.  AD.  MILIARIVM.  V. 
NE.  ROBIGO.  FRVMENTIS.  NOCEAT.  Zunächst  ist  nun  so  viel  ge- 
wiss, dass  alle  drei  Nachrichten  sich  auf  eine  nnd  dieselbe  Feierlich- 
keit beziehen,  wie  diess  in  Bezog  auf  Ovid  und  die  Fast.  Praen.  die 
Uebereinstimmung  des  Tags  unwiderleglich  beweiitety  so  dass  nur  Pia- 
le *s  Kurzsichtigkeit  und  unkritische  Flüchtigkeit  zwei  verschiedene 
Handlangen   annehmen  konnte   (Porte  orientaii,   p.  18.)-    Aber  i^uck 


r 


179    

offenbar,  dass,  wenn  anch  Paulos  sagt:  Bomae  dicta  est,  wir 
doch  nicht  an  ein  Thor  in  der  römischen  Stadtmaner  denken 
dürfen.  —  EndHch  hat  Piale  dem  Walle  des  Servios  anch 
noch  eine  Porta  Collatina  zngetbeilt,  nachdem  dieselbe 
von  aUen  Topographen  als  servisches  Hior  mit  Recht  verwor« 
fen  worden  war  ^^*).  Allerdings  sagt  Paul.  Diao.  p.  37. 
CoUatia  oppidum  fuit  prope  Romam ,  eo  quod  ibi  ope$  alia- 
rum  cwüatum  ßterittt  collatae^  a  guaporta  Romae  QoUaUna 
dicta  est.  Wenn  es  sich  aber  erweiset,  dass  dieViaTibur- 
tina  und  die  Praenestina  beide  aus  der  Porta  Esqni- 
lina  fährten,  and  die  Collatina  nothwendig  in  der  Mitte 
zwischen  beiden  laufen  musste,  so  ergiebt  sich  .sofort  die  Un« 
möglichkeit  einer  ^besonderen  Porta  Collatina.  Es  folgt 
aber  die  Nichtigkeit  der  Annahme  auch  ans  der  angeführten 
Stelle  Strabo's,  dessen  Worte  darüber,  dass  ausser  der  Es- 
quilina,  Viminalis  und  Collina  auf  der  Strecke  des  Walls  wei- 
ter kein  Thor  war,  gar  keinen  Zweifel  zulassen.  Woher  also 
auch  immer  der  letzte  Theil  jenes  Artikels  stammen  möge  ^<>), 


bei  Panlas  iit  offenbar  von  derselben  Sache  die  Rede  nnd  iberdiess 
geiiört  die  Notiz  ja  demselben  Grammatiker  an,  ¥on  dem  die  Fasti 
Praenestini  berrSbren.  Nan  war  aber  die  bekannte  Via  Clan  dia 
oder  Gl o dia  ein  Zweiip  der  Piaminia  nnd  kann  nicht  in  der  min- 
desten Beziehung  zuNomentnm,  das  in  ganz  anderer  Richtung  lag, 
stehen.  Gleichwohl  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass  die  Stelle  Ovids, 
wenn  gleich  die  Handschriften  in  gewohnter  Weise  varüren,  durch 
und  durch  gesund  ist,  und  auf  der  andern  Seite  .stehen  die  Fasti  Prae- 
nestini als  authentisches  Monument  über  allem  Zweifel,  enthalten  aber 
zugleich  noch  einen  anderen  Widerspruch ,  der  zu  einer  ganz  anderen 
Annahme  zu  nöthigen  scheint.  Denn  das  Opfer  soll  am  funflen  Milia- 
rium  der  Claudia  Statt  finden ;  diese  Strasse  trennte  sich  aber  von  der 
Flaminia  erst  am  zehnten  Miliarium,  so  dass  ein  dort  zu  yoUbringen- 
des  Opfer  ganz  widersinnig  ist,  zumal  da  unfehlbar  der  quintuM  ab 
Urbe  iapis  zu  verstehen  ist.  Ueber  diesen  doppelten  Widerspruch 
seheint  man  daher  ohne  Annahme  einer  anderen  Via  Claudia  nicht  hin« 
weg  kommen  zu  können.  Wie  dem  aber  anch  sei,  das  ist  offenbar, 
dass^  von  einem  noch  nberdiess  nicht  sehr  bedeutenden  Feste ,  welches 
5  Miglien  von  Rom  gefeiert  wurde,  nicht  ein  römisches  Thor  den  Na- 
men erhalten  konnte,  und  vielleicht  hat  man  bei  dem  Namen  eben  nur 
an  irgend  einen  Bogen  im  Haine  der  Robigo  zu  denken. 

269)  So  schon  Marliani.  I.  cap.  8.  Entschieden  dagegen  er- 
klärt sich  auch  Sachse,  Gesch.  d.  St.  R.  1.  S.  193.  225.  Dass  er 
aber  auf  Strabo  sich  berufend  die  Via  Collatina  von  der  Porta  Collina 
ausgehen  lässt,  kann  nur  ein  Gedäehtnissfehler  sein. 

70)  Sachse  a.  a.  0.  S.  275.  hält  es  für  späteren  Zusatz,  was 
Müller  verwirft.  Aber  von  Verrius  kann  es  wenigstens  nicht  herrühren. 

12* 


eine  Porta  CoUatkia  konnte  erst  in  einer  erweiterten  Hauer 
Platz  finden,  nie  in  der  servischea,  in  welcher  überdieas  kein 
Tkor  von  einer  Strasse  benannt  ist.  —   Ausserdem  ist  hier 
soriiükEukommen- auf  den  Namen  Duodecim  portae,  ein 
Attsdraeky  welcher  bei  Plinius  N.  H.  111,  5,  9.  (portae) 
qyae  sunt  hodie  numero  trigmta  sepiemy  iUi  ui  Duodecim  se- 
mei  numereniur.  lange  Zeit  den  Topographen  Anstoss  gegeben 
hat.    Pjale  (Della  grandezza  dz  Roma  al  tempo  di  PUnio. 
Rom.  1833.  p-  21.)  hat  schon  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  nicht  zwölf  verschiedene  Thore  darunter  zu  verstehen 
sind,  sondern  es  der  Name  eines  Orts  ist.     Denn  es  heisst  bei 
Inl.  Obseq.  130.  Mula  Romae  ad  Duodecim  portas  peperit 
(a.  U.  7110-    ^^^  11^  d^r  irrigen  Meinung,  dass  mit  Erwei- 
teroBg  des  Pomoeriom  auch  eine  neue  Maueranlage  verbunden 
gewesen  sei,  lässt  er  sie  V0n  SiiHa  am  Qniriaale  nach  dem 
Maisfelde  zu  erbaut  werden.    Dabei  ist  übersehen,  dass  die 
Notitia  sie  in  der  eilften  Region  (Circus  Maximus)  nennt, 
und  zwar  das  Curiosum  zwischen  dem  Cerestempel  und  der 
Porta  Trigemina;  dagegen  die  gewöhnliche  Notitia  als  er- 
sten Punkt  der  Region.  Da  nun  das  Verzcichniss  von  der  Ge* 
gend  der  eilfleu  Region  ausgeht,  wo  sie  mit  der  ersten,  Porta 
Capena  grenzt,  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  die  An- 
gabe der  Notitia  hier  richtiger  ist,  und  dass  man  die  Bogen 
derAquaAppiazn  verstehen  hat,  welche  proxime  portam 
Cspenwn  60  pass.  weit  nach  dem  Aventin  gingen.  Frontin. 
de  aquaed.  5.  Dann  erklärt  sich  auch,  wie  diese  XII  portae 
in  Plinius  Zeit  für  Stadttbore  angesehen  werden  konnten ;  denn 
sie  b^en  an  der  Grenze  der  alten  Stadt. 

So  wäre  denn  die  Reihe  der  serviscben  Thore,  die  unsi- 
cheren mit  eingeschlossen,  folgende:  Am  Quirinal  bis 
zum  Capitolinus  1)  Sabitaris.  2)  SanquaHs,  Z)  Fontima- 
Us,  4)  Ratumena?  Vom  Capitol  zum  Flusse  5)  Car- 
mentalis.  6)  Flumentana.  Am  Aventin  7)  Trigemi- 
na. 8)Minucia?  9)  Naevia.  10)  Raudusculana.  11)  Laver- 
nalis.  Am  Caelius  12)  Capena.  13)  CaeKmontana.  14) 
Querquetulana ?  A m  W a  1 1  e  15)  Esqu Hin a.  16)  Vimina-- 
lis.  17)  Co  Hin  a. 


181 


Die  Befestigung  des  laniculus. 

Auf  das  rechte  Ufer  des  Tiberis  hat  sich  die  alte  Stadt 
nicht  ausgedehnt  und  der  laniculus  hat  nie  zu  derselben  ge- 
hört, so  dass  Cicero  dort  die  Gründung  einer  neuen  Rom 
selbst  bedrohenden  Stadt  als  möglich  denken  konnte  ^^^).  In- 
dessen muss  gegen  das  Ende  der  Republik  die  zwischen  dem 
Hügel  nnd  dem  Flusse  gelegene  Ebene  ansehnlich  bebauet  und 
zahlreich  bewohnt  gewesen  sein,  da  Augustus  sie  als  Regio 
Transtiberina  zu  der  Stadt  hinzufügte.  Aber  schon  in 
früher  königlicher  Zeit  hatte  das  laniculum,  wie  die  Ge- 
schichte sagt,  durch  Ancus  Marcius  eine  Befestigung  erhalten, 
eine  Massregel,  die  sich  theils  eben  aus  der  militärischen 
Wichtigkeit  des  Punktes  erklärt,  theils  mit  dem  gleichzeitigen 
Baue  des  Pons  Sublicius  zusammenhängt.  Das  wird  auch  an- 
gedeutet von  Liv.  I,  33.  laniculum  quoque  adiectum^  non 
inopia  locorum^  sed  ne  quando  ea  arx  hostium  esset,  id  non 
muro  soluMj  sed  etiam  ob  commoditatem  itineris  ponte  Subli* 
cto  tum  pH?num  in  Tiberi  facto  coniungi  urbi  placutf^). 
Jedenfalls  hat  man  also  die  Befestigungsmauer  von  der  Höhe 
nach  dem  Flusse  herablaufend  zu  denken,  bis  zu  den  Punkten, 
wo  auf  der  Stadtseite  die  Mauern  am  Ufer  endigten  ^^).     Dass 


271)  de  leg.  agp.  I,  5.  Ubi  enim  cavetur ,  ne  in  lanioulo  eo- 
hniam  eansHtuatiM  ?  ne  urbem  hatte  urbe  alia  premere  atque  urgere 
postitisT  11,  %1,  Quid  igitur  est  eausae,  quin  coloniam  in  laniculum 
poMtint  dedueere  et  suum  praetidium  in  capite  atque  ccrvicibu9  ve- 
stris  eolloeare  ? 

7'^)  Vgl.  Dionys.  III,  45.  ^Ertix^oe  Sc  aeal  ro  itaXoifitvov  *IavU 
tiolar,  Qffos  vynjXbv  enintwa  tov  Tfß^^tos  TrorafAvv  ntifievov ,  mal  (p^ov^ 
^äv  tnea^v  iv  ctvr^  ttariaTtjatv,  iatpaltlai  'ei>e»a  x.  r.  X,  Ganz  anders 
denkt  sich  die  Sache  Procopias.  In  seiner  Zeit  waren  am  lanica- 
los  (wie  noch  jetzt)  zahlreiche  Mühlen ,  welche  durch  den  hcrabstür- 
zeniten  Strom  einer  Wasserleitang  getrieben  wurden.  Sie  sieht  er  in 
völliger  Unkaude  der  Zeiten  als  den  Grund  der  Befestigung  an.  Bell. 
Goth.  I,  Itf.  TOVTov  de  avrutqv  tov  xtn^ov,  ixtui  too  Tißi^iBo^  Xotfov 
Ttvä  (liyav  ^vfifiairei  elva&j  ^v&a  dtj  oi  xiji  'irohwt  fivltovtc  *x  naXaiov 
navTSC  n%noliiVtat,  ars  vSarof  ivravd'a  TroXXov  dta  uav  tov  ox^tov 
ayofUvov  is  rrjv  rov  X6<pov  vneQ^oXyv,  e«  ro  xaravriS  ai  ^vv  ^vfin  fiS' 
yiXfj  lovvoi^  dio  dn  ot  itaXa*  'Patfiaioi  rov  rt  Xotpov  xa2  rrjv  nax  ao- 
TOP  TOV  noTafiov  •  ox'&vv  rsix^  ne^iXaßttv  fyvtoaap ,  ds  fiif  Toii  TtoXt' 
fUott  dwarä  ehj  rovg  re  fjtvXatyas  Staqy&ti^a*  ttal  nora^ov  dutßäuiv 
ävnsTmg  rtf  Tij9  nSleojs  niQißoXaf  imßovXsvnv. 

73)  Hit  welchem   Rechte  Nie  bohr,    Rom,    Gesch.    I.    S.   439. 


182    

nun  hier  es  auch  nicht  an  einem  Ausgange  gefehlt  haben  kann, 
ist  natürlich ;  wenigstens  musste  auf  der  Höhe  ein  Thor  sein, 
wo  später  sich  die  Porta  Aurelia  findet.  Ob  ausserdem 
in  dem  nördlichen  oder  südlichen  Schenkel  der  Mauer  nach 
dem  Flusse  hin  Ausgänge  waren,  wissen  wir  nicht.  Für  die 
älteste  Zeit  möchten  sie  wohl  entbehrlich  scheinen,  als  aber 
auf  dem  ganzen  rechten  Ufer  mehr  und  mehr  bedeutende  An- 
lagen erfolgten,  lässt  sich  wohl  nicht  bezweifeln,  dass  sowohl 
nach  dem  Yatican  als  nach  der  südlichen  Ebene  Verbindungen 
nicht  fehlten. 

Die  Mauer  Aurelians. 
Umfang    der    servischen    und   der   aureliani^ 

sehen  Sladt. 

Es  ist  eine  von  mehreren  Schriftstellern  ausdrücklich  be- 
merkte und  von  Allen  stillschweigend  anerkannte  Thatsache, 
dass  von  der  Könige  Zeiten  bis  auf  Aurelian  Rom  keine  neue, 
ausgedehntere  Begrenzungsniauer  erhalten  hat.  Zwar  wird 
einige  Male,  zuerst  nach  der  Einnahme  durch  die  Gallier,  und 
in  Zeiten  schwerer  Bedrängniss  von  aussen  von  erfolgter  Wie- 
derherstellung der  Mauern  und  Tliümie  berichtet  274^ ;  doch  ist 


(3.  Ausg.)  trotz  der  gaoz  klaren  Worte  bei  Livias  sagen  konate :  „aaf 
dem  laniculum  mochte  eine  Burg  stehen :  aber  es  ist  ein  ganz  falscher 
Gedanke,  dass  von  dort  herab  am  rechten  Ufer  und  entsprechend  vom 
kapitolinischen  Berg  und  Aventinus ,  Mauern  sich  an  die  Tiber  ge- 
schlossen,  und  die  Brücke  gedeckt  hätten. 'S  ist  schwer  zu  sagen. 
Die  versprochenen  Beweise  dafür  scheint  er  schuldig  geblieben  zu  sein: 
niemand  wird  sie  geben  können.  Vielmehr  ist  das  eine  ganz  falsche 
Ansicht j  was  er  meint,  dass  zwischen  Circus  nnd  Fluss  Mauer,  die 
Brücke  ausser  der  Stadt  gewesen  sei.  S.  0.  Wenn  auf  dem  lanicolos 
eine  mit  der  Stadt  nicht  zusammenhängende  Burg  gelegen  hätte,  wel- 
chen Sinn  könnte  es  dann  haben,  dass  Marius  nicht  in  die  Stadt  ge- 
langen kann,  beVor  ihm  Appius  Claudias  das  Thor  des  laoiculns  ge- 
öffnet hat.  Ap  p i  a n.  Bell,  ci  v.  I,  6S.  KlaidMv  3*  ^jämriov  %tXiaQxov 
TtixotpvlaxovyTa  riJQ  *J*utfAi]S  tqv  Xoipov  xov  wtXovfiavov  ^livovidov  ev 
'jTOTe  wa&ovra  vtp    iavrov  trj^  sve^taiaQ  avafivi^aai  6  MctQiO^y  is  v^v 

27 A)  Liv.  VI,  32.   von   dem  auf  dem  Volke  lastenden  Aufbaue 

nach   der  gallischen  Verwüstung:   tantum  abesse  spes  veieris  levandi 

foenoris,  ut  trihuto  novum  foenus  contrahereiur  in  murum  a  eenso^ 

ribus  loeatum  saxo  quadrato  faciundum,  VII,  20.  reliquum  anni  (401) 


183    

es  in  allen  Fällen  eben  nur  eine  refeetio ,  und  wenn  auch  spS- 
teriiin  das  Pomoerium  mehrfach  erweitert  wurde  und  die  städti- 
schen Anlagen  sich  weithin  ausbreiteten,  so  änderte  das  in  Be- 
zug auf  die  Mauer  nichts  und  die  servische  Befestigung  bildete 
fortwährend  die  Umßingslinie  der  eigentlichen  Stadt.  War 
nun  aber  diese  Mauer  ganz  eigentlich  zur  Antiquität  geworden 
und  war  sie  in  einer  Zeit,  wo  sie  auch  in  Bezug  auf  das  Po- 
moerium keine  Bedeutung  mehr  hatte,  vielfaltig  von  Gebäuden 
nraschlossen,  auch  wohl  durch  manche  Anlagen  steilenweise 
ganz  verschwunden,  während  die  städtischen  Crebäude  weit 
aber  ihre  Linie  hrnausreichteu,  so  erschien  Rom  allerdings  als 
eine  Stadt  ohne  Mauer,  eine  in  jener  Zeit  ungewohnte  Er- 
scheinung, die  sich  aber  auf  das  Natürlichste  daraus  erklärt, 
dass  seit  den  punischen  Kriegen  jede  Besorgniss  eines  Angriffs, 
der  die  Stadt  selbst  gefährden  könne,  verschwunden  war.  Da- 
her erscheint  Strabo^s  ^'*)  ethische  Reflexion,  als  sei  es 
römischer  Grundsatz  gewesen,  dass  Männer  nicht  durch  Mauern, 
sondern  Mauern  durch  Männer  geschützt  werden  müssten,  et- 
was unüberlegt ;  denn  gerade  in  der  Heldenperiode  des  römi- 
schen Volks  verschmähete  man  die  Mauer  keinesweges  und 
remacblässigte  sie  erst  dann,  als  kein  Hannibal  mehr  vor  den 
Thoren  zu  fürchten  war. 

Die  wichtigste  und  ausführlichste  Nachricht  über  die  Be- 
schaffenheit der  Mauer  und  den  Umfang  der  Stadt  unter  Au- 
gnstns  giebt  D  i  o  n  y  s  i  u  s  '*).   Nachdem  er  von  der  Vergrösse- 


murU  turrtbusque  r^ciendis  oofuumtum.  XXV,  7.  creati  gunt  quin- 
queviri  murit  turrtbusque  r^ßciendU. 

%1b)  V,  3.  p.  23 i.  Tq  fUy  oiv  i^vfia  r^touriv  ian  t^  r»€  ni» 
Xewe.  i(fvfiaTOtv  tTigoJv  d%ifiavov,  Kai  fiot  Bonovaiv  ol  nowroi  tov  av» 
TCP  Aa^siv  SiaXoytüfiov  negi  re  atpwv  avruiy  xal  negl  rdSy  vateQOv,  Siori 
*I\ofiaioi9  ngoi^Mv  oux  ano  cöiv  i^vfiaratv ,  aXX  etJto  x*av  ojiXotv  %aX  r^e 
otxsiae  ager/fS  i'x^tp  rrjv  aaq>aieutv  xal  rifv  «uUj^v  suTtogiav  Jigofil^fiara 
vofii^optai  oy  r«  zeirrj  rois  ävS^aotv,  aÜLa  tov9  avdgas  rois  X6i%ta^, 

76)  IV,  13.  ovToS  6  ßaaiksvQ  rtkivTalm  fjv^ijae  tov 
nt(fißoXov  rij9  Jtoketos  rove  ävo  toZs  nivt€  itQO^&eU  Hipove,  oQvt» 
&evaafiev6e  re,  ds  vo/HrOS  ^f,  xai  jaXXa  ta  ttq^Q  '&£ov^  oaia  J»a7r(>a£o(- 
fiepos.  n(^oa(oTi^oj  dt  ovn  ^rt  n go^X&sv  »  xar aaxiv^  r^c 
'jroXtoßSy  ovx  iütPTof,  we  (paa^  rov  oaifioviov  iXX  faxiv  anavta  za 
n$ql  ttfv  noXiv  outovf/^ya  xotgla^  noJiXa  ovxa  xal  /leyaXa  yvfiva  xal  arc/- 
XMrra,  xal  ^qfara  toa  noX^filoii  iX&ooatP  uTroxsloia  yeviabai,  xal  tl  /^ip 
Uf  Tovr«  rts  o^v  r^  fUye&os  iiexuSsw  ßovhjatva^  t^e  ^Pcifiiji,  ftXof 


184    

ruog  durch  Servius  gesprochen  hat,  setzt  er  hinzu:,  dieser 
König  sei  der  Letzte  gewesen,  welcher  die  Stadtgrenze  (negi- 
ßoXo£)  er^'eitert  habe ;  weiter  habe  sich  die  Stadtanlage  (xava- 
üxevrj  Tijs  noXetae,  oder  ist  es  die  Befestigung?)  nicht  ausge- 
dehnt, weil  die  Götter  ihre  Zustimmung  versagten.  Vielmehr  seien 
alle  die  grossen  und  zahlreichen  Anlagen  um  die  Stadt  durch 
keine  Mauer  geschützt.  Der  Gang  der  Mauer  aber  sei  schwer 
mehr  aufzufinden  und  man  entbehre  der  sicheren  Merkmale, 
um  zu  bestimmen,  wie  weit  die  Stadt  noch  Stadt  sei.  Wenn 
man  indessen  der  Spur  der  Mauer  folge,  so  lasse  sich  erken* 
nen,  dass  der  Umfang  Roms  (der  eigentlichen  Stadt)  ni<;ht  viel 
grösser  sein  möge  als  der  von  Athen.  —  Ein  genaueres  Maas« 
des  Umfangs  wird  nirgends  gegeben  und  wie  angemessen  der 
noch  einmal  wiederkehrende  Vergleich  mit  Athen  (ä<nv)  sein 
möge,  können  wir  nicht  beurtheilen.  Wenn  indessen  die 
Länge  des  Walls  von  Dionysius  auf  sechs,  von  Strabo  auf  sie-r 
ben  Stadien  augegeben  wird,  und  diese  Strecke  etwa  für  den 
sechsten  oder  siebenten  Theil  der  ganzen  Befestigungslinie  an- 
gesehen werden  mag,  so  würde  sich  allerdings  eine  Zahl  er-^ 
geben,  welche  ungefähr  dem  Umfange  Athens  entspricht,  der 
von  Thucydides  (II,  13.) ^  auf  43  ^Udien  angegebei^ 
wird  277). 

Seit  Augustus  die  ganze  Stadt  in  vierzehn  Regionen  ge* 
theilt  hatte  und  so  auch  die  jenseit  der  Mauer  und  auf  dem 
rechten  Tiberufer  entstandenen  Anlagen  als  wirkliche  Stadt- 
theile-  anerkannt  waren,  gab  es  ein  festes  Grenzmaass  nicht, 
da  die  in  immerwährender  Ausdehnung  begriffene  Stadt  natür- 
lich auch  von  stets  veränderlichem  Umfange  sein  musste.  In- 
dessen haben  wir  Nachricht  von  der  Grösse  derselben  unter 
Vespasian,    von   dessen  Vermessung  Plinius    ausnihrlich, 


väod'ai  re  avayxao'&ijasTat  «al  ov^  t^ei  ßißaiov  atju^lov  ovSiP,  ly  Ci 
yvwaerai ,   f^XQ*  ^ov  nooßaivovaa  ^   'jtoXis  «V»  ^ohe  iarl  ual  nci  . 

Siä  raff  niQtXaaßavovaa^  avro  nolXaxod'tv  ouc^ottc ,  l'xyv  oi  riva  (pvlar" 
Tovti  xarä  iroMovS  t&jtovs  zye  a^x"^^^^  naTatmev^g^  ßovkrj^titi  fuxffuv 
avrijv  nara  xov  *jid^vaiov  hmumv  tov  niffUxotrta  aarv,  ov  noXktf  xtyt  fisii 
I^UfV  o  T^g  'JPojfiyt  av  <paviitj  scvnXo^.     Vgl.  IX,  68. 

277}  Mehr  darüber  s.  b.  Nibby,  Mura  di  Roma.  p.  ^  f. 


185    

wemi  aach  nicht  ohne  Donkelheit  berichtet  Er  sagt  lü,  5,  0. 
Moenia  efiu  coUegere  ambitu  Imperatoribus  Censoribusque 
Fespasianü  anno  condüae  DCCCXÄril  past.  XIII  MCC. 
Complexa  mantes  Septem,  ipsa  dUiditur  in  regiones  quatvor- 
decim,  campiia  Larum  CCLXf^.  Etusdem  spatium,  mensura 
currente  a  milliario  in  oapite  Romani  fori  statato  ad  süigu- 
las  portaSf  guae  suni  hodie  numero  Iriginta  septem,  iia  mt 
Duodecim  semel  numerentur  praetereanturqae  ex  veteribas 
Septem  j  quae  esse  desieruntp  ^cit  passuum  per  directwn 
XXX  M.  DCCLXV.  Ad  extrema  vero  tectorum  cum  castris 
Praetoräs  ab  eodem  miUiario  per  vicos  omnivm  viarum  men* 
sura  colligit  pauUo  amplius  septuaginta  millia  passuum.  Es 
liegt  am  Tage,  wie  auch  Bansen ^^^)  richtig  urtheilt,  dass 
wenn  der  Umfang  auf  13%  Miglie  angegeben  wird,  diess  sich 
nicht  auf  die  servische  Mauer,  sondern  nur  anf  die  ganze  Aus- 
dehnung der  14  Regionen  beziehen  kann;  indessen  mag  es 
immerhin  sonderbar  scheinen,  dass  bei  der  folgenden  Messung 
der  Entfernung  vom  Umbilicns  Romae ,  eben  jene  Mauer  mit 
ihren  Thoren  als  Grenze  angenommen  wird.  Es  wird  nämlich 
die  Grösse  der  Stadt  auf  dreifache  Weise  anschaulich  gemacht: 
erstlich  durch  das  Maass  des  Umfangs ;  dann  indem  die  Ent* 
fernung  der  37  Thore  vom  Miliarium  aureum  unter  dem  Clivus 
Capitolinus  (in  capite  fori  Romani)  in  gerader  Linie  gemes- 
sen und  die  Summe  der  37  Radien  angegeben  wird  ^*) ;  endlich 


%n)  B99thr.   d.  Stadt  Rom.  I.   S.  192  f.    Vgl.   Piale,   Delia 

l^andeiza  di  Roma  al  tempo  dt  Plinio,  Rom.  1833.  (1827.),  der  io 
diesem  Pankte  die  richtige  Ansicht  hat,  übrigens  die  unstatthaftesten 
Annahmen  häuft, 

79)  Anders  können  doch  wohl  die  Worte:  Eiutdem  tpatium, 
mensttra  etirrente  a  milliario  in  capite.  Romani  Jbri  stahtto  ad  sin- 
guias  portal  —  ^cit  passuum  ppr  directum  XÄÄ  M.  DCCLXß^\ 
nicht  verstanden  werden.  Gleichwohl  kann  ich  das  Bedenken  nicht 
nnterdrücken ,  ob  in  jener  Zeit  die  Messkanst  sieh  aaf  dem  Paokte 
m5ge  befanden  haben,  dass  die  idealen  Maasse  von  dem  Miliarium  au- 
reum 7AX  den  Thoren  hätten  ermittelt  werden  können.  Aach  ist  es  al- 
lerdings sonderbar,  dass  die  beiden  angegebenen  Messungen  auf  gaax 
verschiedenem  Principe  beruhen,  so  dass  «ie  gar  nicht  vergleichbar 
sind,  und  doch  sollen  sie  jedenfalls  zur  Vergleichung  der  engeren  and 
weiteren  Stadigrenze  dienen.  £ine  solche  Vergleichnng  wäre  aber  nsr 
eiüigermassen  möglich,  wenn  die  idealen  Linien  in  Bezug  auf  die  dop- 
pqHe  Ausdehnung  gemessen  wären,  oder  allenfalla  auch  die  wirkliebe 
l^änge  der  37  Wege,  einmal  bis  zu  den  Thoren,  dann  bis  an  dje  ä«a« 


186    

durch  dteSonime  aller  Strassen  in  ihren  Rrümmangen  von  dem* 
selben  Miliariom  aus  bis  zu  den  äussersten  Gebäuden  (der  Re- 
gionen) mit  Einschluss  der  Castra  Praetoria.  Man  kann  nun 
allerdings  fragen,  welchen  Werth  eine  Messung  der  Radien 
nach  den  Thoren  der  servischen  Mauer  haben  konnte ,  wenn 
diese  Mauer  selbst  als  Antiquität  betrachtet  und  der  Umfang 
nach  den  14  Regionen  bestimmt  wurde.  Für  die  damalige 
Ausdehnung  der  Stadt  (und  das  ist  ja  der  Zweck  der  ganzen 
Messung)  ergiebt  sich  daraus  gar  nichts.  Gleichwohl  kömmt 
Plinitts  noch  einmal  auf  die  servische  Stadtgrenze  zurück,  in- 
dem er  sagt :  CUntditur  ab  Oriente  aggere  Tarqumü  Superbt\ 
iMter  prima  opere  niirahUU  was  in  keinem  Falle  so  verstanden 
werden  kann ,  als  habe  der  Wall  in  Plinius  Zeit  die  Grenze 
gemacht ;  vielmehr  rechnet  dieser  ja  selbst  die  Stadt  bis  zu 
dem  jenseit  des  Walls  gelegenen  Lager  der  Prätorianer.  Ob 
übrigens  die  angegebene  Summe  der  Radien  von  30765  Passus, 
wonach  Jeder  Radius  im  Durchschnitte  eine  Länge  von  831  '%7 
Pass.  oder  circa  3800  Fuss  gehabt  haben  würde,  der  Ausdeh- 
nung der  alten  Stadt  angemessen  sei,  wage  ich  nicht  zu  be- 
haupten; es  scheint  aber  möglich.  An  der  ausserordentlich 
scheinenden  Anzahl  der  Thore  aber  darf  man  keinen  Anstoss 
nehmen,  um  so  weniger,  als  jede  bedeutende  Verringerung  der 
Zahl  eine  ganz  unangemessene  Länge  der  Radien  zur  Folge 
haben  würde.  Es  ist  natürlich,  dass,  nachdem  die  Stadt  selbst 
grossentheils  ausserhalb  der  Mauer  lag,  die  frühere  Zahl  der 
Thore,  wenn  sie  auch  nicht  gering  war,  dennoch  nicht  genü- 
gen konnte ;  dass  vielmehr  so  lange  die  Mauer  überhaupt  noch 
bestand,  weit  mehr  Ausgänge  nöthig  wurden,  um  eine  hinrei- 
chende Strassenverbindung  zu  erlangen.  Eben  daher  aber  er- 
klärt es  sich,  dass  nach  und  nach  die  alte  Mauer  ganz  ver- 


senten  GebSode.  Das  Letztere  wurde  man  nan  freilich  erlangen, 
weaa  man  obigen  Worten  den  Sinn  unterlegte:  „die  Entfernung  der 
37  Thore  vom  Miliariam  betragen  in  eine  gerade  Linie  gelegt'* ;  allein 
dann  erklürt  sieh  wieder  nicht,  warum  bei  dem  zweiten  Haasse  aus- 
drüeklich  hinzugesetzt  wird  /»er  vicoi,  das  doch  den  Gegensatz  zu  /»er 
directum  bilden  soll.  Uebrigens  sagt  Plinius  auch  V,  2ty  18.  JfiP- 
bittu  (montis)  ad  eaeumen  XIX  M.  pa$t,  e$t;  alHtudo  per  dire- 
ctum ir. 


187    

scbwasd,  nni  so  konnte  denn  in  der  That  gesagt  werden, 
Rom  vor  Anrelian  ohne  Maner  gewesen  sei  ^*°). 

Von  dieses  Kaisers  grossem  Untia*neltaien,  das  [erst  dqrch 
Protras  ganz  erledigt  wurde,  geben  mehrere  Scbriflsteiler  Nach* 
rieht  ^^);  nur  einer  aber  hat  eine  Angabe  über  die  Ansdehnni^p 
der  neuen  Befestigung  hinzugefügt,  eine  Angabe,  weiche ,  als 
Unglaubliches  berichtend,  sehr  verschieden  beürtheilt  worden 
ist.  Es  sind  die  Worte  des  Vopiscus  Aurel.  39.  maro« 
urhis  Romae  sie  ampiümt^  Mi  quinqußginta  prope 
millia  eius  ambitu*  teneat.  Diese  an  das  Fabdhafte  gren- 
zende Nachricht,  nach  welcher  die  Stadt  Aurelians  einen  Uni^ 
fang  von  50  röm.  Meilen  und,  wenn  man  auch  y4  auf  die  Un- 
regelmässigkeit rechnet,  demnach  einen  Durchmesser  von  mehr 
als  12  Meilen  gehabt  hlUte,  hat  wirklich  an  N  i  b  b  y  ^^)  einen 
Vertheidiger  gefunden.  Während  im  Allgemeinen  die  Topo- 
graphen darin  übereinstimmen ,  dass  die  jetzigen  Mauern  mit 
geringen  Ausnahmen  der  Linie  der  aurelianischen  entsprechen, 
hat  Nibbf  die  seltsame  Hypothese  aufgestellt,  Anrelian  habe 
wirklich  einen  so  Ungeheuern  Raum  mit  Mauern  umgeben;  die 
jetzige  Mauer  aber  sei  das  Werk  des  Uonorius ,  der  nicht  nur 
für  Wiederherstellung  des  aurelianischen  Werks  gesorgt,  son- 
dern die  enorme  Ausdehnung  derselben  auf  den  jetzigen  Um- 
fang beschränkt  habe.  Das  Ungereimte  dieser  auf  nichts  ge- 
gründeten Hypothese  hat  Bunsen^^)  mit  schlagenden  Grün- 
den nachgewiesen.  Das  Wesentliche  davon  ist,  dass  erstlich, 
da  auf  dem  rechten  Ufer  eine  Erweiterung  vor  Anlage  der 
Cittä  Leonina  (9.  Jhdt.)  entschieden  nicht  Statt  gefunden  hat, 
die  Stadt  sich  auf  eine  unerhörte  Weise  in  die  Gampagna  aus- 
gedehnt haben  mtisste,  so  dass  sie  noch  weit  über  den  alten 
ager  Romanus  hinausgereicht  haben  würde ;  dass  ferner  es  un- 
erklärlich bleibt,  wie  eine  solche  Mauer  spurlos  verschwinden 


2S0)  Zoflim,  \y  49.  km%ia&ti  Se  tore  ^  *F<ufiy  n^Qj^ffw  a%%l%»mo^ 
ovom» 

81)  VopisG.  Aarel.  21.  39.  A«rel.  Vict.  Gaes.  36.  Ea- 
trop.  iX,  15.  OroB.  VII,  23.  Bieron.  t.  I.  p. 'töl  Roac.  Catfiod. 
Chron.  t.  II.  p.  214. 

82)  Murm  ii  R^ma,  p.  220  ff. 

83)  Bekehr,  d.  Stadt  Rom,  I.  p.  646  ff. 


188    

konnte^  ja  noch  mehr:  dass  auch  von  allen  durch  sie  um- 
schlossenen Anlagen  kein  Rest  mehr  übrig  ist,  da  doch  noth- 
wendig  angenommen  werden  müsste,  dass  nur  sehr  wichtige 
und  zahlreiche  städtische  Anlagen  den  Kaiser  zu  einer  so  maass- 
losen Ausdehnung  der  Befestigung  veranlassen  konnten.  End- 
lich kann  auch  darüber  kein  Zweifel  sein,  dass  das  Lager  der 
Prätorianer  einen Theil  der  aurelianischen Mauer  bildete;  denn 
nur  daraus  erklärt  es  sich,  dass  von  Constantin,  als  er  diese 
Truppe  aufhob  und  ihr  Lager  zerstörte,  die  drei  Seiten  ver- 
schonte, welche  noch  jetzt  die  Stadtmauer  bilden.  Daher  ist 
von  einer  solchen  Mauer,  welche  der  Stadt  einen  Umfang  von 
gumquaginta  miUia  passuum  gegeben  hätte  für  immer  ab- 
zusehen, und  es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  in 
Vopiscus  irgend  eine  Unrichtigkeit  sich  eingeschlichen  hat. 
Wenn  man  aber  dem  MissverhäUnisse  so  hat  abhelfen  wol- 
len, dass  man  für  quinquaginta  emendirte  quindedm,  so  ist 
dadurch  immer  nicht  genug  gewonnen ;  denn  auch  15  Miglien 
sind  bei  weitem  zu  viel  für  den  jetzigen  Umfang.  Das  einzig 
richtige  hat  Pia le^*^)  getroffen,  der  zuerst  bemerkte,  dass 
Vopiscus  nicht  passus^  sondern  pedes  meint.  Das  stimmt 
mit  einem  Umfange  von  ungefähr  11  Miglien,  welche  der 
Mauer  des  Honorius  zukommen,  ziemlich  genau  überein,  und 
ein  genaues  Maass  will  ja  Vopiscus  nicht  geben. 

Wenn  auf  diese  Weise  die  Ungereimtheit  in  Vopiscus 
Angabe  und  die  Annahme  einer  verschiedenen  Ausdehnung 
der  aurelianischen  und  der  von  Honorius  wiederhei^estellten, 


2S4)  Delle  tnura  Jureliane,  Rom.  1833.  p.  9.  Ohne  PUle^t  Ab- 
handlung zu  kennen^  habe  ich  in  der  Schrift:  De  Rovnae  veterU  murii 
atque  poriie,  p.  IM.  dieselbe  Vermathang  ausf^sproeben  und  freae 
mich  durch  den  römischen  Tonographen  die  Uebereinstimmunf;  dieses 
Maasses  mit  dem  wirklichen  Umfange  der  Stadt  nachgewiesen  zd  fin- 
den. Bunsen  hat  wohl  auch  Piale^s  Ahhandinng  nicht  gekannt,  da  sie 
erst  1833  im  Drucke  erschienen,  obgleich  schon  1822  in  der  römischen 
Akademie  vorgelesen  worden  ist.  Die  Grande,  welche  der  Vf.  gegen 
die  gewöhnliche  Lesart  aus  Anastasius  anführt,  sind  bei  der  zweideu- 
tigen Autorität  dieser  Vitae  von  weit  weniger  Gewicht  als  die  von 
Bansen  geltend  gemachten.  P  i  a  1  e  emendirt  übrigens :  quinquaginta 
prope  millia  pedum  oder  quinquaginta  peäum  millia.  Wahrschein- 
licher ist  es,  dass  ursprünglich  stand:  quinquaginta  propt  pedum 
millia. 


189    

d.  h.  der  jetzigen  Mauer  beseitigt  ist ,  so  bietet  eine  neue 
Schwierigkrit  die  Messung  des  Mathematikers  Ammon  dar, 
von  welcher  Olympiodor  b.  Phot.  Bibl.  80.  p.  63  Bekk« 
berichtet:  %6  di  %9iX0Q  %f}S  ^PuifMiS  fiSTQfj&hr  naQd''Af*fAm- 
POQ  %ov  jr$mfiitfov  UU&*  09  xaiQov  r6v&0i  n^v  ngorigav 
na%*  awiJQ  inidQOjtnljr  inoi^aavvo,  etxoai  nal  ivog  /u^$^ 
Xiov  didoTfifia  iyov  dneitix^»  Bass  nun  ein  Umfang  von 
2i  Miglien  auf  die  jetzige  Mauer,  welche  durch  die  Tbore 
mit  ihren  Inschriften  sich  als  von  Honorins  herrührend  kund 
giebt,  gar  keine  Anwendung  leide ,  liegt  am  Tage.  Es  hat 
aber  scheinen  können ,  als  finde  Olympiodors  Nachricht  eine 
Unterstützung  durch  das,  was  aus  jener  dem  Chronicon  des 
Marti nus  Polonus  vorstehenden  Einleitung  (s*  S.  74  f.) 
von  Nibby  S.  280.  angeführt  wird:  In  circuiiu  vero  ehu 
sunt  miiltaria  XXII,  praeter  Tratutiberim  et  civitatem  Leth 
ninam:  cum  qüibvs  dicitur  habere  XLII  miiltaria.  Allein 
woher  auch  immer  Nibby  das  Citat  entlehnt  haben  mag^"^), 
so  ist  das  doch  entschieden  falsche  Lesart,  und  beide  Hand- 
schriften .der  hiesigen  Universitätsbibliothek  haben  die  Stelle 
also :  In  circuitu  vero  eius  sunt  mtliaria  XII,  praeter  trans- 
tyberim  et  civitatem  Leonianam,  cum  quüms  dicitur  habere 
XLII  miliaria.  Die  letztere  unsinnige  Zahl  ist  wahrschein^ 
lieh  aus  XVI  entstanden;  die  erstere  aber  wird  ganz  ange^ 
messen  erscheinen,  da  das  ganze  Tiberufer  in  das  Maass  ein* 
geschlossen  ist.  —  Bei  Olympiodor  aber  hat  Nibby  vorge- 
schlagen, statt  %d  zu  lesen  ^d,  und  dem  stimmt  Bunsen  bei« 
Es  wäre  auch  möglich,  dass  ungeachtet  des  Ausdrucks  bXxooi 
mal  ivog  fiiXiov  man  liier  nicht  an  römische  Doppelschritte 
oder  geometrische  passus,  sondern  an  gemeine  Schritte  zu 
denken  hätte,  wodurch  sich  der  Widerspruch  ebenfalls  aus-> 
gleichen  würde. 

Der  Gedanke,  die  Stadt  nach  acht  Jahrhunderten  durch 
eine  neue  Mauer  zu  sichern,  der  schlagendste  Beweis  des 
tiefen  Verfalls,  wurde  von  Aurelian  gefasst^  weil  in  der  That 


285)  Aoch  Gftsanbonus   la  Vopise.   Aurel.   39.   citirt  $o, 
und  «llerdfiigs  findet  sich  dieselbe  Zahl  im  Lib.  de  mirib.  Ro»ae. 


190    

* 

ottter  der  Regiening  des  elenden  Gralliemis  Ron  .schon  vor 
einem  UeberfaUe  der  germanischen  Völker  gezittert  hatte  ^^). 
Die  kurze  Zeit  seiner  Regierung  (270 — 275)  reichte  für  die 
Grösse  des  Werks  nicht  aus:  erst  Probus  vollendete  es  ^^). 
Demungeachtet  erscheint  der  Zeitraum  kurz  und  ans  der 
Sehnelligkeit ,  mit  welcher  wahrscheinlich  der  Bau  betrieben 
wurde ,  so  wie  ans  der  steten  Abwesenheit  Aurelians  (der 
nftch  Rom  nur  auf  kurze  Zeit  des  Triumphs  wegen  zurfick- 
kehrte)  erklart  es  sich  wohl,  dass  schon  125  Jahr  nach  Au-« 
lelian  unter  Honorius  eine  allgemeine  Wiederherstellung  der 
in  Trümmern  liegenden  Mauer  ^«)  nöthig  wurde  ^  wobei  alle 
aurelianische  Thore  verschwunden  zu  sein  scheinen  **)• 


'  286)  Vopisc.  Anrel.  2\.  Hü  actis,  quum  videret,  posse  fieri 
ut  üliquid  täte  Herum,  quäle  suh  Gallieno  evenerat,  prottenitet,  ad» 
hibitv  eonsilio  senatus  tnuros  urbU  Ramae  dilatavit.  Aarel.  Viel. 
Caes.  35,  7.  j4c  ne  unquam,  quae  per  Gallienum  evenerant,  accidc- 
rent,  murU  urbem  quam  validiesimts  laxiore  amkitu  eirettntsepsit. 
Von  jeDein.  Schrecken  schreibt  Zosimns  I,  37.  JSxv^a«  Si  öuoyrw' 
uov^aavTts  xal  in  nawos  ^&vove  ze  xal  yivove  eis  'iv  awiX&oyzse  ttjv  re 
iJÜLegiSa  fioigtf  rwl  oipiiv  ihftCovto  ««I  rac  iv  rmvrtj  ^oXett  iiro^ovy^ 
litoif^^  91  oXXjj  r^v^IraXUiv  xarakafiovTfg  xoU  a;|ro«  t^9  FwfÄT^e  tTtj^toav. 

87)  Zosim.  I,  49.  xal  Xaßov  ryv  a^y/iv  *J  Av^tjMavov  awenlfj» 
^et&rj  ßwtüüvovtoQ  Jl^ößov  ro  ruxof- 

88)  In  der  DedicationsiDschrift  über  Porta  S.  Lorenzo  heisst  es: 
ob  instauratos  vrbi  aetemae  tnuros^  portas  ac  turres  egestis  immen- 
mU  ruderibue* 

89)  Es  erklärt  sich  das  wenigstens  nicht  hinreichend  ans  der  Zer- 
atSriHig,  welche  die  Maner  theilweise  durcb  Totilas  erlitt  Allerdings 
■agt  Procop.  Goth.  ill,  22»  roi  fUr  ovv  m^ißoXov  roaovtop  nad'it' 
lev  ooov  ec  roittjfioQtov  rov  navxos  fia)aaTa,  and  weiterbin  spricht  er 
gar  voa  der  YerDichtong  aller  Tbore.  c.  24.  Taera  «r«i  T&riiat  weor- 
atv,  a^ag  aitha  vavri  rtf  or^arcp  inl  Btliaaf^tw  t«  Mti  nohv  ^i^er, 
ovnto  BikiaaQiov  ras  nvlae  ira^fioaaad'at  t«j»  negißoXto  taxvaavrog.  wu- 
0««  ya^  Sutqf&ii^ag  Ihrilmg  hvxey^  aofTtg  ovx  £p&ff  T^x^udiv  eatogüf 
Beltaa^iog  rtxTTjva/itvog.  Diese  Angabe  ist  indessen  keincsweges  ge- 
naa ;  denn  es  haben  sich  mehrere  Thore  erhalten ,  welche  durch  ihre 
Iniehriften  oder  durch  den  gleichartigea  Styl  sieh  als  des  Hoaoriva 
Baue  angehörig  ankündigen.  Von  den  ersteren  ist  jetzt  Porta  S. 
Lorenzo  das  kenntlichste.  Die  Inschrift  lantet:  S.  P.  Q.  R.  Impp. 
BD.  NN;  invietiesimü  prineipibue  AreadtQ  et  Honario  vietoribut  et 
triumphatoribut  setnper  Jugg.  ob  instauratot  urbit  aetemae  muroe 
portas  ae  turres  egestis  immensis  rvderibtis  ex  suggestione  f\  C. 
et  iMinstris  pomitis  et  magistri  utriusq.  miliiiae  Fl.  Stilithonis  ad 
perpetuitatem  nominis  eorum  simulaera  constituit  curante FL  Macrobio 
Longiniano  V,  C.  PraeJ,  Urbi  D.  N.  At.  Q.  eorum.  Dieselbe  Inschrift 
aber  findet  sich  nicht  nur  über  dem  geschlossenen  Bogen  von  PortaMag- 
g  \  ar  e,  aondern  war  auch  anf  derO  st  i  e  b  s  is  (S.P)a«lo)  «nd  der  «Uen  Po  r- 
tnei^tia  Ms  sb  ibror  ZerstÖrang  diirck  Urbao  VilL  im  Itseo.  Aosiar 


—  l«l  — 

Ueberdiew  siai  wir  über  dieselben  ohae  alle  Naclirichi, 
iodeia  ans  der  ganzen  Zeil  vor  Honorius  eine  einzige  sichere 
Notiz  über  ein  ohnehin  nicht  zweifelhaftes  Thor  sich  findet  2*<'){ 
denn  die  Erwähnungen  bei  Anaslasius  dürfen  mit  allem  Rechte 
misstranisch  betrachtet  werden.  Daher  kann  von  aureliani- 
schen  Thoren  nur  in  so  fern  die  Rede  sein,  als  man,  aller- 
dings mit  grosser  Wahrscheinlichkeit,  annehmen  darf,  dass 
ihre  Steile  durch  den  Neobau  unter  Honmos  nicht  yerändert 
worden  ist-  Von  diesen  Thoren  aber  hat  sich  bei  weitem  der 
grösste  Theil  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten,  wiewohl  die 
alten  Namen  meistens  mit  modernen  vertauscht,  oder  die  Thore 
selbst  ausser  Gebrauch  gesetzt  und  vermauert  worden  sind. 
Es  gilt  daher  hier  nicht  sowohl  zu  bestimmen,  wo  die  Thore 
gelegen  haben,  als  die  alten  Namen  für  die  vorhandenen  Thore 
aosznmittehi«  Und  bei  den  meisten  ist  darüber  gar  kein  Zwei- 
fel; dagegen  sind  die  Topographen  hinsichtlich  der  östlichen 
Thore  auf  bedeutende  Schwierigkeiten  gestossen. 

Die  hauptsächlichsten  Quellen,  aus  denen  wir  die  Benen- 
nungen der  Thore  erfahren,  sind  Pro copius  und  der  Ano- 
nymus Einsiedlensis.  Der  erstere  wird  durch  Beschrei- 
bung der  Angriffe  der  Gothen  auf  die  Mauern  Roms  vielfSUfg 
veranlasst,  einzelne  Stellen  derselben  mit  ihren  Thoren  zu  be- 
schreiben. Leider  geschieht  es  gerade  an  den  wichtigsten 
Stellen  nicht  mit  der  Genauigkeit,  dass  seine  Worte  nicht  vei^ 
schieden  gedeutet  werden  könnten.  Der  Letztere  aber,  wel- 
cher die  genaueste  Beschreibung  der  Mauern  liefert '>),  ge- 


wiesen vier  Thoren  scheint  auch  das  verschlosseoe  Thor  an  dem  Lager 
der  Pritoriaaer  Honorins  anzugehören.  Vielleicht  rührte  auch  die  1564 
mit  der  Pia  vertauschte  Porta  Nomeatana  von  ihm  her.  Die  übrigea 
aber  mögen  höchstens  aus  den  Zeiten  des  Exarchats  herstammen  und 
von  einem  anrelianischen  Thore  Ist  lieine  Spur  übrig;  denn  Porta  Mag- 
gtore  ist  ein  von  ihm  vorgefundenes  Monument  und  der  schöne  Bogen 
bei  der  Bastione  di  Sangalio  gehört  auch  in  eine  frohere  ZeiL  Für 
jene  Thore  aber,  welche  Honorins  Flamen  tragen,  würde  die  Inschrift 
allein  zwar  nicht  beweisend  sein,  denn  sie  iLonnte  auch  auf  restaurirte 
Thore  gesetzt  werden ;  allein  an  Aurelian  zu  denken  verbietet  der  util 
seiner  Zeit  unverträgliche  Baustyl. 

:&90)  Ammian.  Mar  cell.  XYII,  4.  erzShlt,  wie  der  Obelisk, 
welchen  Gonstantias  im  Ciroos  Mazimus  aufstellte,  diireh  die  Porta 
Ostiensis  in  die  Stadt  gebracht  wardta  sei. 

91)  Da  die  ganze  fql^ado  ST»rteraB|p  akh  ha^tiSchliob  auf  dies« 


—  m  — 

hört  wiederum  einer  späten  Zeit,  dem  Anfange  des  nennten 
Jahrhunderts  an,  und  so  zuverlässig  er  auch  jedenfalls  fiir 
seine  Zeit  ist,  so  kann  doch  sein  Alter  in  Anschlag  gebracht 
werden ,  wenn  man  beweisen  will ,  dass  in  früherer  Zeit  ei- 
nige von  ihm  genannte  Namen  anderen  Thoren  angehört  ha- 
ben. —  Neben  diesen  beiden  können  die  Verzeichnisse  der 
Thore  im  Liber  de  mirabilibus  Romae,  bei  Mar- 
tinus  Polonus  und  mehr  noch  bei  Wilhelm  von  Mal« 
mesbury  eigentlich  nur  als  Curiositäten  gelten  und  verdie- 


Bescbreibang  fandet,  so  nebme  \eh  sie  ;anz  auf  oline  BeobacbtvD^ 
der  ei^eothämlicbea  Orthographie:  A  porta  Sti  Pttri  cum,  ipta 
porta  UMque  portatn  Fiamineam  turres  XVI.  propugnacula 
BCCLXXXII.  poitemas  III,  Neeessariae  IUI.  Fenestrae  maioresfih- 
rinsecus  CflL  Minores  LXVL  A  porta  Flaminea  cum  ipsa 
porta  usque  adportam  Pincianam  clausam  turres XXFIIIL 
propugn.  DCXLIIII,  Necets.  IIL  Fenest  tnaiores  forins,*  LXXF,  Mi- 
nores  CHI.  A  porta  Pinciana  clausa  cum  ipsa  p  orta  ad 
p  ort  am  Salariam  turres  XXIL  ppg.  CCXLIl.  Necess.  XVII. 
fenest.  maior.  forins.  CC.  Minor.  CLX.  A  porta  Salaria  cum 
ipsa  porta  usque  Numentanam  turr.X. ppg.  CXCnill.  Nee, 
II.  Fen.  mai.for.  LXX.  Min.  LXK  A  porta  Numentana  cum 
ipsa  porta  usque  Tiburtinam  turr,  LVII,  ppg.  DCCCVI, 
nee,  II.  fen.  mai.for.  CCXIIII.  Min.  CC.  A  porta  Tiburtina  cum 
ipsa  porta  usque  ad  Praenestinam  turr.  XFIIII.  ppg.  cum 
porta  Praenestina  CCCII.  Necess.  I.  fen.  mai.for.  LXXX.inaior.  (sie.) 
CVIII.  A  porta  Praenestina  usque  Asinariam  turr.  XXFL 
ppg.  DHU,  nee.  FI.  fen.  mai.  for.  CLXXX.  min,  CL.  A  porta  Asi-. 
naria  usque  Metroviam  turr.  XX.  ppg.  CCCXLII.  nee,  IIIL 
fen.  mai,  for,  CXXX.  minor.  CLXXX.  A  p  orta  Metrovia  usque 
Laiin  am  turr.  XX.  ppg.  CCXCIIII,  nee.  XVII.  fen,  mai.  for,  C, 
minor,  CLXXXJII.  A  porta  Latina  usque  ad  Appiam  turr, 
XII,  ppg.  CLXXII1I.  nee.  FI.  fen.  mai.  for.  LXXX.  minor.  LXXXF. 
A  porta  Appia  usque  ad  Ost(i)ensem  turr,  XLFIIII.  ppg. 
DCXy.  Nee.  XXIIU.  fen,  mai.  for,  CCCXXX,  Minor,  CCLXXXIIII, 
A  porta  Ost(i)ense  usque  ad  Tiberim  turr,  XXXF.  ppg. 
DCCXXXIII.  nee,  XFII.  fen.  mai.for,  CXXXFIIL  Minor.  CCXI.  A 
flumine  Tiberi  usque  ad  portam  Portensi  {Portuensetn) 
turr,  IUI,  ppg.  LFIII.fen.  mai,  for.  X.  minor,  XF,  A  porta  Por* 
i(u)enst  usque  Aureliam  turr,  XXFIIII.  ppg,  CCCC,  nee,  IL 
fen.  mai.  for.  CXXXFII.  minor,  CLXIII,  A  porta  Aurelia  t#/- 
que  Tiberim  turr,  XXIIII.  ppg.  CCCXXFIL  nee,  XI.  fen. mai.for, 
CLX.  min,  CXXXL  A  flumine  Tiberi  usque  ad  portam  Sei, 
Petri  turr,  FIIII.  ppg.  CCCCLXXXIW.fen.  mai.  for,  XXL  et  mi» 
nor,  FIL  postemae  II. 

PORTA  SCI.  PETRI  IN  HADRIANEO 
Sunt  turres  FL  ppg.  CLXIIII.  fen.  mai.  for.  XIIIL  minor,  XFIIIL 

Sunt  simul  turres  CCCLXXXIII,    Propugnacula  FIL  XX,    Poster^ 

nae  F.  Neeessariae  CXFL  Fen.  maior.  forins,  IL  LXfH,  Die  Haupt- 
sammeii  stimmen  mit  den  eioselneo  Ansätzen  nicht  v6Ui|;  äberein,  was 
sich  woU  ans  einzelaea  Sehreihfehlera  erkUürt. 


193    

nen  höchstens  in  Bezug  auf  zwei  Thore  eintgermassen  berück- 
sichtigt zu  werden. 

Procopins  ist  der  einzige  alte  Schriftsteller,  welcher 
uns  die  Zahl  der  Thore  in  der  aurelianischen  Mauer  nennt.  Er 
zählt  vierzehn  Hauptthore,  nvXat^  und  einige  kleinere,  nvXi^ 
ie^^^^y  Der  Anonymus  fuhrt  ebenfalls  14  auf;  allein  dar- 
unter ist  die  Pinciana,  welche  von  Procopins  als  TivXiq  be- 
zeichnet wird,  so  dass  bei  diesem  ein  anderes  eintreten  mr.ss. 

Um  nun  den  Gang  der  Mauer  rings  um  die  Stadt  zu  ver- 
folgen, gehen  wir  von  dem  Punkte  im  Marsfelde  aus,  wo  die- 
selbe ,  dem  Endpunkte  der  jenseitigen  Befestigung  gegenüber, 
begann  und  längs  des  Flusses  sich  hinzog.  Denn  da  auf  dem 
rechten  Ufer  von  jenem  Endpunkte  an  mit  Ausnahme  einer  ein- 
zigen Stelle  keine  Befestigung  war,  so  konnte  der  Schutz, 
welchen  der  vorbeiströmende  Tiberis  der  Stadt  gewährte,  in 
Aurelians  Zeit  nicht  hinreichend  erscheinen  und  es  wurde  des- 
halb das  ganze  Ufer  entlang  eine,  wenn  auch  weniger  starke 
Mauer  gezogen,  welche  sich  an  die  von  Porta  Flaminia  nach 
dem  Flusse  geführte  anschloss*^.    Wo  nun  diese  Miiuer  ihren 


Wl)  Bell.  60  th.  I,  19.  c/cc  iiBv  r^e  noXtms  6  nt^ißoXoi  dU  inrä 
trvXaf  Kol  nvXiSas  zivas.  Welchen  Unterschied  Procopins  zwischen 
TtuXtj  nnd  Ttvlie  mache,  ersieht  sich  nicht  klar,  da  keine  andere  nvltg 
von  ihm  genannt  wird.  Die  Pinciana  aber  wird  fortwährend  so  be- 
zeichnet, so  dass,  wo  sie  mit  der  Salaria  zugleich  genannt  wird,  diese 
als  nifkf^  ihr  entgegensteht.  I,  28.  iSvY'  ^^  ar^arevfia  8ia  n  7Tvlt3o€ 
Ilgyxtavij^  «oi  2'aAa^iaQ  nvXtjS,  Eben  so  I,  Itf.  p.  96.  Nar  einmal 
wird  auch  dieses  Thor  schlechthin  nvktj  genannt.  H,  10.  iSvY^  ^^ 
Iliyxiavij^  nvAtjC  ro  ar^arsvaa.  Der  jetzigen  BeschafTenheit  nach  za 
urtheilen,  kann  der  Gmnd  der  Benennung  nicht  in  der  Grösse  gefun- 
den werden  ;  indessen  ist  dieser  Bau  gewiss  nicht  vor  Belisar  zu  setzen 
und  so  könnte  es  allerdings  spater  ansehnlicher  aufgeführt  worden  sein. 
Demungeachtet  ist  es  wahrscheinlicher,  dass  nvliäee  im  Gegensatze  zu 
den  Hauptthoren  diejenigen  genannt  wurden,  aus  denen  keine  Haupt- 
strassen, sondern  nur  Verbindungswege  führten.  Vgl.  Nibby,  Mura 
dt  Roma,  p.  317. 

93)  Procop.  Goth.  f,  19.  p.  94  Dind.  omva  Se  tqotiov'Pw 
fiaioi  Tov  noxafiov  fg>'  ixattf^a  ro  rtje  noXioJC  rcTjroC  fSiiuayro ,  f^wv 
i'(fXOfMtt.  TtoXi/^  fuv  6  TlßiQt^  TtaQttMfiujv  i^tl  nXtiarov  rov  ne^ifiokov 
itfi^tro  TJjSe,  6  Si  xvjqoq  ovrop,  «9  ov  6  ne^ifioXoi  nava  rov  ^ovv  tov 
noxauov  ivixti,  t'TTTcoff  TB  noi  Üav  ivitf,o8u9  tan.  Dazu  If,  9.  p.  183. 
xal  ffv  yot(f  TIC  avTtf  iniuaxof  fiaXtara  fiotga,  ^  tov  TißiQtBot  i  ox&rj 
httIv,  iTtil  ravTtj  ot  TreUa»  ^Pwuatoi  S'a^covvrtt  tov  vdazos  rf  oxv^ta^ 
fiaxi  t6  tuvoq  iinTjfieX^fUvws  iSeiuavro.  und  I,  22.  p.  107.  ^nurraya^ 
xoA'Tfi  ktifiaxov  ovtos  tov  ns^tfloHov,  ikre  rov  norafiov  m^fo^^oviot^ 
ovSiftiav  avTo^«  n^oofiol^if  insa&tu  Mroro^r/ffac  «.  f.  L 

13 


194    

Anfang  genommen  habe,  darüber  scheint  bei  den  Topographen 
keine  Meinungsverschiedenheit  zu  sein,  indem  allenthalben  die 
Stelle,  wo  sie  begonnen,  wenig  unterhalb  Palazzo  Farnese  an- 
genommen wird.  Die  Mauer  selbst  ist  auf  dem  linken  Ufer 
durch  Anlage  der  neuen  Stadt  spurlos  verschwunden  and  man 
hat  sich  zu  jener  Annahme  nur  durch  den  Gang  der  jenseitigen 
Mauer  veranlasst  gesehen,  deren  Spuren  man  von  der  Höhe 
des  laniculus  bis  zu  dem  Ufer  (Palazzo  Farnese  gegenüber) 
verfolgen  zu  können  glaubt.  Wie  dem  auch  sei :  dass  in  Pro- 
copius  Zeit  hier  die  End-  und  Anfangs -Punkte  keinesweges 
waren,  das  geht  aus  seinen  eigenen  Worten  unzweideutig  her- 
vor. Nachdem  er  von  der  transtiberinischen  Befestigung  (sei- 
ner Meinung  nach  zum  Schutze  der  Mühlen)  gesprochen  und 
angegeben  hat,  dass  der  Hügel  und  die  Bbene  bis  zum  Flusse 
davon  umschlossen  gewesen,  bestimmt  er  das  näher  und  sagt : 
,,Da  man  nun  dort  eiue  Brücke  über  den  Fluss  geschlagen 
hatte,  verband  man  die  Mauer  mit  derselben'^ ^^-^).  Darauf 
erzählt  er  weiter,  wie  die  Gothen  die  Wasserleitung,  durch 
welche  die  Mühlen  getrieben  wurden,  zerstört  und  Beliaar  an 
der  erwähnten  ,, dicht  an  der  Mauer  gelegenen  Brücke''  Schiff- 
mühlen angelegt  habe,  da  wo  die  Strömung  durch  die  Bogen 
«m  stärksten  war  **),  und  als  die  Gothen  durch  in  den  Fluss 
geworfene  Baumstämme  diese  Vorrichtung  zerstörten,  zog  er 
Ketten  vor  die  Brücke,  um  nichts  bis  an  die  Mühlen  gelangen 
zu  lassen  ^^).  Wenn  nun  daraus  sich  hinreichend  ergiebt,  dass 
die  Mauer  mit  der  Brücke  zusammen  hing,  und  nur  so  die  Aus- 
drücke IvvanxBiV  %6  %hiyo^  %^  f6g>VQa  und  j^iipvQa  17  n^oc 
rä  fiBQißoXm  verstanden  werden  können,  so  erhält  diess  noch 


!294)  Ebend.  I,  19.  p.  95.  J«o  Bi^  0/  naXai  'Ptouaioi  rov  t*  loifor 
ual  rijv  nar  avTOv  rov  nora/iov  o%&r]v  Tet'xtt^  Ttt^tkaßhiv  tyrwQart  ^ 
lifj  TOfC  nolsuioie  Swara  elti  rovg  re  fivkiovai  duta^tiffat  ual  nmafiov 
Siafiäotv  ivneTüis  rij»  r^g  TtoMVtßS  liifftßoktf  iirißoi'Mvtiy.  itviarT$€ 
ovv  zavTp  rov  noxafiov  rfi  ve^vQ^,    ^waTTzeir  r«  to  t4^ 

fiiaov  rijs  noXtcjs  ro  Ttäig^Sos  yrtngiijVTa*  ^ivfia, 

95)  Ebend.  p.  96.  ffin^oQd'tv  r^s  ye<pv(fast  ijf  ft^r»  n^QS  r%»  sr«- 
QißoXt^^  ovoT^e  ffiyrjo&tjv.  —  i  fiaXtaza  ^  xwv  vBaxutv  htt^^^  <V  roir 
r^c  yttpvoag  Kv^rataaroG  OMficiovaa  narret, 

96)  Ebend.  aXvaetg  fia^aG  atiif^ds  n^0S  t^  y^9^(f^  ^^vaw  i^tr 
uyovfUvag  ig  Tißcf^tv  qXov. 


1»5    

grössere  Gewissheit  durch  Angabe  des  hauptsächlichsten  Gran- 
des, ans  dem  Belisar  die  Ketten  gezogen  habe:  ,, damit  nicht 
etwa  die  Feinde  anf  Fahrzeugen  durch  die  Brücke  in  die  Stadt 
gelangen  könnten*^  >*7).  Das  hätte  gar  keinen  Sinn ,  wenn 
nicht  die  Brücke  unmittelbar  mit  der  Mauer  verbunden  gewe- 
sen wäre  und  so  die  Stadtgrenze  gemacht  hätte ;  denn  reichte 
die  Befestigung  über  die  Brücke  hinaus,  so  konnten  ja  eben  so 
gut  die  Gotheu  zwischen  Mauer  und  Brücke  landen  und  waren 
dann  eben  so  ip  f^ioij  t^  noXa,  Daher  scheint  es  ausser 
allem  Zweifel  zu  sein,  dass  die  Mauern  auf  beiden  Seiten  sieb 
dicht  an  die  Brücke  (den  jetzigen  Ponte  Sisto)  anschlössen. 

Von  diesem  Paukte  bis  zu  der  Porta  Flaminia  war,  mit 
Ausnahme  von  fünf  zum  Flusse  führenden  Pförtchen ,  welche 
der  Anonymus  als  po$temae  aufführt ,  nur  ein  Thor,  welches 
Procppius  wiederholt  Porta  Aurelia  nennt*^).  Doch 
kennt  er  auch  schon  den  späteren  Namen  Porta  St i.  Petri 
und  unter  diesem  Namen  wird  es  jederzeit  von  dem  Anony« 
mus  angeführf  ).  Die  Benennung  Aurelia  findet  sich  nur 
bei  Procopius  und  kann  etwas  befremdlich  scheinen,  da  Rom 


997)  Ebend.  rccvr«  Si  ejtoUi  ol  toüovtov  to»v  fivlöiv  epeita,  ^  ort 
oüop  iv&dvde  ig  Sdot  re  xal  ^vvoiay  ^l&a,  ftfj  la&waiv  ondTOie  9toJÜiai$ 
ol  nolifuoi  ivtog  xiJQ  yetpv^f  wü  iv  uiari  nolti  ytvofisvot, 

98)  Eßeod.  I,  19.  p.  94.  Sto  Sri  oAXag  Bvo  rijg  a6li(üS  nvXat 
iroxliia&tu  n^6e  rtiv  noXtfilotv  ^w^ßatve,  t^v  re  Au^kiav  {rj  vvv  lU^ 
Xi^v  TQv  Twv  XgiOTOv  aTtooTohtJV  itoQV(paiov  f  aze  nov  nhjalov  Ktt/il* 
voü^  inwvvfiog  itrri)  tuU  zi/v  viri^  top  norafibv  TißtQiv,  cap.  22.  p. 
lOS.  *A8qio»ov  rov  *Ptofui{arv  auTOngaro^os  rdtpos  i'^oj  nvkyg  uivf^Xia^ 
iüvlv,  mtiyjunf  rov  nt^tßokov  öoov  Ai&ov  ßolyv,  \%\.  p.  108.  uod  cap. 
I^H.  oUyovg  Si  rtvas  9ut  nvhjg  Av(ftf}Uas  ig  ^i(fiuvog  mdiov  itUlsveiß 

99)  Der  letztere  Name  findet  sich  aoch  beiAethieus  Cosmo- 
^r.  am  Pompoo.  Mela  ed.  Gron.  1722.  p.  716.  Bei  den  Schriftstel- 
lero  des  Mittelalters  werden  ihm  die  abeoteirerllchsten  BenennuDgen  er> 
theiU.  Bei  Wilhelm  v.  Malme  sb  n  ry  (Blaoch.  Anast.  II.  p.  CXLI.) 
heisst  es  Cornelia;  im  Lib.  de  mirab.  Romae  (Montf.  Diar. 
Ital.  p.  283.)  Co  II  in  a;  bei  Marti  aus  Pol  onus  nach  nnsereo  Hand- 
schriften Col  latia.  Darnnter  ist  der  Name  Cor  ne  lia  denn  doch 
nicht  aller  Beachtnog  nnwerth ;  denn  aaf  Inschriflen  (G  rn  t.  CCCCLVll, 
d.  CCCCLXV,  5.)  werden  curatores  viarum  Aureliao  veterü  et  novae^ 
Comeltae  et  Triumphalis  fpenannty  und  der  Lauf  der  Via  Anrelia  nova 
über  den  Pont  Aelios  seh«int  om  nichts  sicherer  als  der  der  Cornelia. 
Wenn  aber  Porta  maggiore  bald  Praenestina  bald  Labicana  genannt 
wird,  waruffl  könnte  nicht  die  P.  Sti.  Petri  cbaafaUs  bald  Aaralia 
bald  Cornelia  fenaant  wordea  sein  T 

13* 


196    

noch  ein  Thor  desselben  Namens  hatte,  auf  der  Höhe  des  la-' 
niculus  über  der  Via  Aurelia.  Dieses  wird  aber  von  demsel- 
ben Schriftsteller  mit  dem  jetzigen  Namen  Pancratiana  ge-* 
nannt,  während  sonderbar  genug  der  Anonymus  nur  den  alten 
Namen  zu  kennen  scheint,  dagegen  das  Thor  am  Pons  Aelius 
nur  P.  Sti.  Petri  nennt.  Es  erklärt  sich  aber  der  Name  Au- 
relia daraus,  dass  eine  zweite  Via  Aurelia,  zum  Unterschiede 
von  der  firüheren  Nova  genannt,  muthmasslich  über  diese 
Brücke  führte.  —  Von  diesem  Thore  ist  jetzt  keine  Spur  mehr 
vorhanden;  nach  den  Angaben  des  Anonymus  aber  lässt  es 
sich  nicht  bezweifeln,  da$s  es  auf  dem  linken  Ufer  unmittelbar 
vor  der  Brücke  stand ,  obgleich  die  zweideutigen  Erwähnun- 
gen bei  Procopius  sowohl  über  seine  Lage  als  über  die  W^eise, 
in  welcher  das  Mausoleum  Hadriani  als  ein  das  Thor  be- 
schützendes Castell  zu  der  Befestigung  gezogen  war,  kaum  zu 
einer  klaren  Vorstellung  und  sichern  Ueberzeugung  gelangen 
lassen  ^^^).    Indessen  ist  auch   durch  ihn  die  Lage  auf  dem 


300)  Ich  leugne  nicht,  dass  die  Frage  über  diese  Porta  Aurclia 
und  ihr  Verhältniss  zum  Hadrianeum  mir  zu  den  allerdankelstcn  ge- 
hört. Was  Bunsen  (Beschr,  d.  SL  R,  11.  A.  S.  9.  25  f.)  darüber 
gesagt  hat,  ist  so  schwankend  und  allgemein  gehalten ,  dass  seine  ei- 
gentliche Meinung  schwer  zu  erralhen  ist.  Dass  Procopius  die  Porta 
Aurelia  nur  zweimal  erwähne,  ist  vermuthlich  aus  ]Vibby,  Mura  di 
Roma,  p.  295.  entlehnt:  er  nennt  sie  wenigstens  sechsmal,  und  der 
Name  steht  demnach  allerdings  fest.  Ausserdem  sagt  er,  das  Grah- 
mal  Hadrinns  habe  vor  dem  Thore  gelegen  (*?w  'jrvhii  j4v^ijlia^) 
und  Fügt  hinzu  einen  Steinwurf  entfernt  {oaov  kiltov  ßoli^v).  Ich  weiss 
nun  nicht,  in  wie  weit  dieses  Maass  passend  erscheinen  kann ,  wenn 
swischen  dem  Thore  und  dem  Grabmale  der  Strom  floss.  Die  Ent- 
fernung mag  leicht  450  —  500  Fuss  betragen  und  es  scheint  also  d*r 
Ausdruck  allei*dings  etwas  hyperbolisch.  Doch  möchte  das  weniger 
ftufrallen:  befremdlicher  ist  es,  dass  Procopius  nicht  auf  andere  Weise 
die  Lage  bezeichnete,  dass  er  überhaupt  der  Brücke  nicht  mit  einem 
Worte  gedenkt.  Ueberdiess  weiss  ich  nicht,  wie  man  sich  die  ur- 
sprüngliche  Befesügung  denken  soll.  Lag  das  Thor  auf  dem  linken 
Ufer,  so  war  die  Brücke  unbeschützt.  Nun  sagt  freilich  Procopius, 
dass  das  Grabmal  zur  Festung  gemacht  und  durch  zwei  Schenkel- 
mauern  mit  der  Befestigung  der  Stadt  verbunden  gewesen  sei;  «'«'» 
dass  diess  schon  durch  Aurelian  geschehen  sein  könne ,  scheint  Nibby 
mit  Recht  zu"  verwerfen.  Ein  Honorius  konnte  das  gut  heissen ,  aber 
von  jenem  hochsinnigen  Kaiser  lässt  es  sich  schwerlich  erwarten.  — 
Nimmt  man  nun  hinzu,  was  Procopius  von  den  Angriffen  der  Gotheo 
Dicht  nur  auf  das  Castell,  sondern  auch  auf  das  Thor  berichtet,  so 
wird  die  Sache  noch  verwickelter.  Es  heisst  I,  22.  p.  106.  Br  rovn 
8i  roj^w»  n^oofohti  hi^a  ig  irvbjv  Ai^lUw  iyi»*^^  ^9^V  w»V«. 


m 

linken  Ufer  gewiss,  da  er  ausdrücklich  sagt :  rij^  tb  Avffti* 

Das  nächste  Thor  war  die  Porta  Flaminia,  an  des- 
len  Stelle  Pius  IV.  (1561.)  die  jetzige  Porta  del  popoio 
(von  der  daranstossenden  Kirche  S.  Maria  del  popoio)  er- 
bauete.  Es  scheint  indessen  die  alte  Flaminia  etwas  weiter 
rechts  an  dem  Abhänge  des  Pincins  gelegen  zu  haben,  da  die 
Oothen  auf  sie ,  als  ein  schwerzugängliches  Thor,  keinen  An- 
griff richteten  ^^^).    Bald  hinter  dem  Thore  folgen  die  gewal* 


iatlxwv  xov  neQifioXov  ooov  Xid'ov  ßoknv  — •  rovtov  dri  rov  xatpov  ot 
TrcuUuol  av^^omoi^  (iSoxei  yaQ  xfi  noiei  envrUxuiua  uvai)  re$xio/iao$ 
3vo  is  avToy  ano  rov  Tti^ißoXov  Oi^itovai  §iIqo^  etvtu  rov  Ttl%ovS  n$* 
noirjwai.  ^oixs  yovv  nv^tj^  vif;fjXtf  nvktjg  rijs  txtivjj  itQoßtßhjfjUvtf, 
AU  die  Gothen  Miene  macheo  (wafarscheinlich  unterhalb  des  Hadria- 
neam)  über  den  Floss  zo  setzen  nnd  die  dort  schlecht  vertheidigte 
Mauer  anzugreifen,  eilt  Constantia,  der  Berehlshaber  des  Casteils,  da- 
bin :  üMtoQ  uiv  uarä  ra^oi  ixiiae  ^vp  oXiyois  xiolv  ißo^d'si ,  rois  dk 
nXiloö^  T^9  iv  xij  TtvXrj  re  fcal  rtf  xatp^f  fp^ov^äs  inifitliiüd'ai  Tta^y* 
vciXei^.  Da  fpreuen  <fie  Gothen  das  anrelische  Thor  und  den  Thurm 
Hadrians  an :  iv  xovxto  Bt  oi  Foxd'oi  nvXtf  xij  Av^klq.  %al  xif  y^dgia^ 
pov  'jiv^at  nQOtißaXXov.  wobei  die  Belagerten  die  Mannorstatnen,  wel- 
che das  Grabmal  schmückten,  zertrümmerten  und  auf  die  Angreifenden 
schlenderten,  die  so  znrückgetrieden  wurden.  Dann  heisst  es:  oura» 
xt  (V  xüf  aatpaXtZ  xa  äfi<pl  xtjv  itvXriv  AvQTjXlav  iyivtxo.  Es  ist  nun 
allerdings  sonderbar,  dass  von  einem  Angriflfe  auf  das  aurelische  Thor 
gesprochen  wird,  wenn  dieses  über  der  Brücke  lag  und  so  lange  nicht 
das  davor  gelegene  Casteli  genommen  war,  gar  nicht  bedrängt  werden 
konnte.  Dazu  kömmt  ferner,  dass,  wenn  vom  Grabmale  Mauern  zum 
Flusse  liefeu,  wenigstens  in  der  einen,  nach  der  Peterskirche  hin,  ja 
doch  nothwendig  auch  ein  Thor  sein  musste ,  wie  es  auch  der  Anony- 
mus, der  die  Befestigung  jenseit  der  Brücke  besonders  beschreibt,  an- 
giebt :  Porta  Sei.  Petri  in  Hadrianeo,  Procopius  aber  gedenkt  seiner 
mit  keinem  Worte.  Er  kennt  auf  der  ganzen  Seite  nur  zwei  Thore, 
die  Aurelia  na  und  Pancratiana;  denn  dass  er  c.  19.  dio  J^ 
aXXac  düo  XTjS  noXtws  TrvXag  ivoyXtiad'at  TtQOi  xviv  noXsfilwv  ^vvißatvt, 
x^v  xe  Avf^iXlav  —  nal  xijv  vnl(f  xov  noxafiov  TißsQiv.  die  letztere 
meint,  ergiebt  sich  unzweifelhaft  aus  c.  18.  p,  92.  und  c.  22.  p.  109. 
Späterhin  bei  der  Einnahme  der  Stadt  durch  Totilas  wird  das  Hadria- 
neum  und  die  Brücke  von  einer  Schaar  flüchtiger  römischer  Truppen 
besetzt;  da  ist  aber  wieder  von  keinem  Thore  die  Rede.  HI,  36.  p. 
43  i.  ovxoe  6  JlavXos,  aXtmtofUv^g  xoze  xys  noXiwg ,  ^ifv  iitnevai  xix^a» 
Moaiotc  i'g  xe  xov'^ASoiavov  xatpov  avldgafie  mal  tijv  yitfvQav  laxe  xi^v  es 
Tlir^ov  xov  'AttootoXov  xov  veojv  q>f^ovüav.  vgl.  IV,  33.  p.  630.  —  Ich 
vermag  dieses  Dunkel  nicht  aufzubellen;  aber  auf  die  Widersprüche 
glaubte  ich  aufmerksam  machen  zu  müssen. 

301)  Procop.  I,  23.  p.  109.  ov  fi^v  ov3i  niXt^g  ^Xa/itviae  ane' 
«ei^aaavxo,  inel  fv  x^9V  KQtjfivtoBei  neifUvrj  ov  Xlav  eaxlv  evnQoaoSas. 
Es  hat  indessen  Nibby  p.  304.  bemerkt,  dass  schon  unter  Gregor  II. 
(715—731.)  sie  in  der  Tiefe  gelegen  haben  müsse,  da  in  dieser  Zeit 


198 

tigen  Snbstmctionen  des  Pincias,  deren  Opus  reticulaUun  be- 
weiset, dass  Aurelian  diesen  älteren  Bau  als  Theil  der  Mauer 
benutzte.  Schon  in  Procopius  Zeit»  und  wohl  lange  vor  ihm, 
hatte  sich  dieses  Stück  gesenkt  und  nach  anssen  geneigt  und 
wie  es  jetzt  noch  in  diesem  Zustande  Muro  torto  genannt 
wird,  biess  es  damals  schon  Murus  fr  actus  oder  incli- 
natus^^^).  —  Von  da  kömmt  man  an  die  schon  in  des  Ano- 
nymus Zeit  vermauerte  PortaPinciana,  welche  von  Pro- 
copius als  nvXlg  bezeichnet  wird.  Dass  sie  auch  Belisariit 
genannt  worden  sei,  beruht  auf  einer  höchst  zweifelhaften 
Stelle  desselben  Schriftstellers  ^). 


sie  den  Ueberschwemmang^en  ausgesetzt  war,  wie  Anastasini,  Vit. 
Arcg.  p.  165  Blancb.  erzählt.  Unter  Hadrian  I.  (792)  wurde  das 
Thor  selbst  durch  die  Flutfaen  zerstört  (ebeod.  p.  271.).  Es  müsste 
aläo  die  Versetzung;  schon  frühzeitig  erfolgt  sein ;  oder  meiot  Proco- 
pius nur,  dass  wegen  des  durch  den  dicht  daneben  gelegenen  Berg 
beengten  Raumes  die  Stelle  dem  AngriiTe  ungünstig  gewesen  sei? 


miniae] 

ovjtti  idaq>ove  fiivrot,  a)J^  oaov  te  fi^xoe  rov  f/fiioeog,  ovh  ihreat  fitv 
ov^t  aXXwe  dieq!0'aQ7f ,  intki&fj  St  oorats  i(p  ixartQv^ ,  tut  tu  fiiv  ixtoq 
Tov  äXlov  Ttixovs,  ro  8i  irros  tpaivtaO'ai.  vmI  oji  avvov  rov  iCiQißokov 
d  leffütyoTa  'jPwfiäioA  rfj  atptrigff  y?MaaTj  ix  naXaiov  xakovat  rov  %wqqv. 
Schon  damals  hatte  sich  die  Legende  gebildet^  dass  der  Apostel  Fe« 
trus  diese  Stelle  beschütze. 

3)  Nach  dem  Gefechte  am  Pons  Milvius  flohen  die  Römer  deo 
Mauern  zu  und  die  Gothen  kamen  bis  vor  die  Stadt.  I^  18.  p.  S9, 
ovxia  hl  StatpvyovTiQ  is  rov  'Puj/irjs  ittgißokov  jjl&ovj  Siwxovrie  rs  ot 
fagßaQot  o/^«  h  ro  Tti%09  'ixorro,  a/jrtpl  rrjv  ^vkijv  ^  BtXiOtt(^ia 
wvofiaaxa^  vvv.  Dann  kehrt  der  Name  noch  einmal  wieder,  cap. 
22.  p.  1U6.  ravta  fitv  afi(pl  BiXiaaffiav  nvktjv  iyivoiTO.  Den  Grund 
der  Benennung  findet  man  darin ,  dass  Belisar  den  nahe  gelegenen 
,, Palast  der  Pincier^'  (s.  d.  Abschn.  über  den  Pincius.)  bewohnt 
babe,  wie  allerdings  bei  Anast.  vit.  Silver.  p.  104.  106  Blancb. 
gesagt  wird.  Vgl.  N  i  b  b  y ,  Mura  di  Roma.  p.  248.  U  r  1  i  c  h  s ,  ^e- 
sehr,  d  St.  Rom.  \\\.  B.  p.  572.  Wenn  man  aber  bedenkt,  dass  Pro* 
copius  die  Piociana  immer  als  nvh^  bezeichnet  (Anm,  292.) ,  die  an« 
gebliofae  Belisaria  aber  beide  Male  als  itvXrj ,  so  wird  der  Name  we« 
nigstens  in  Bezug  auf  dieses  Thor  sehr  zweifelhaft,  und  wenn  wegen 
der  Worte  rj  vivofiaarat  vTv  nothwendig  zugegeben  werden  müsste, 
dass  ein  Thor  mit  Belisars  Namen  benannt  worden  sei,  so  würde  viel- 
mehr Anspruch  darauf  die  Salaria  haben,  als  das  Hauptthor,  weichet 
Belisar  selbst  vertheidigte.  Denn  davon,  dass  die  Pinoiana  den  von 
Poos  Milvius  Herkommenden  näher  gewesen  sei,  lüsst  sich  kein  ent- 
scheidender Grund  entlehnen,  weil  sich  gar  wohl  das  Gefpcht  seit« 
wärt«  gezogen  haben  konnte.  Ueberdiess  wird  die  Salaria  aasdriick« 
lieb  das  eigentlich«*  Aasgangstbor  gegen  den  Feind  genannt*  n«  19t  p« 


199 

Dann  folgen  zwei  nnsweifelhafte  Tbore,  Salaria  und 
Nomen ta na,  iber  den  gleichnamigen  Strassen ,  welche  frü- 
her ans  der  Collina  führten,  so  dass  an  deren  Stelle  zweiThore 
nöthig  wurden«  Das  erstere  besteht,  wiewohl  in  späterer  Re- 
stanration ,  noch  nnter  demselben  Namen ;  das  zweite  wurde 
von  Pins  IV.  zerstört  und  dafür  etwas  weiter  nach  Porta  Sa- 
laria hin  die  jetzige  Porta  Pia  erbaut.  Von  der  Zerstörung 
zeugt  die  Inschrift ^^)  des  neuen  Thors,  und  die  Stelle  der 
Nomentaaa  ist  durch  eine  Tafel  mit  der  Jahrzahl  1564  bezeich- 
net. —  Nahe  diesem  Thore  beginnen  die  Mauern  der  Ca  s  tr a 
Praetoria,  weit  über  die  Linie  der  übrigen  Mauer  hinaus- 
tretend. Da  sie  durch  Anrelian  zu  einem  Theile  der  Befesti- 
gung gemacht  waren,  blieben  diese  drei  Seiten  stehen,  als 
Constantin  die  der  Stadtseite  zugewandte  Befestigung  des  La- 
gers niederreissen  liess  ^).  Noch  sieht  man ,  wiewohl  ver- 
manert  die  Porta  decumana  und  an  den  Seiten  die  prind'^ 
pakt. 

Grosse  Schwierigkeit  hat  dagegen  die  Bestimmung  der 
Thore,  welche  hinter  dem  Lager  auf  der  östlichen  Seite  der 
Stadt  folgen,  wo  uns  vier  von  da  ausgehende  Strassen,  Tibur- 
tina ,  Collatina ,  Praenestina  und  Labicana ,  und  wenigstens 
zwei  sichere  Thore,  Tiburtina  und  Praenestina  genannt 
werden  ^).  —  Zunächst  an  dem  Lager,  un4  zwar  dicht  dartin, 
sieht  man  jetzt  ein  der  Gröjsse  nach  ungefähr  der  Pinciana, 
hinsichtlich  der  Bauart  den  honorischen  entsprechendes  ver- 
mauertes Thor,  geschlossen  seit  undenklichen  Zeiten,  so  dass 
niemand  seiner  je  gedenkt ;  ja  der  Anonymus ,  der  doch  die 
Pinciana,  wiewohl  auch  sie  in  seiner  Zeit  vermauert  war. 


304)  PlUM  IIIL  Pont,  Max.  Portam  Ptam  tublata  NoiMntana 
exitruxit^  viam  Piam  aequata  Alta  Semita  duxit, 

5)  Zosin.  II,  17.  rowg  Si  II^iTw^tmpovC  aT^aridTat  i»t^itpa€ 
$ml  xa  ip^v^Mt  va  tovtovs  l'xavwa  tui&tXtiv. 

6)  Wiewohl  icb  «oeh  bierüher  in  der  Schrift  De  Ramae  vet. 
mur.  atq.  port.  p.  116  ff.  aasfiifarlieh  gpehandelt  habe,  so  kam  icb 
doch  hier  qui  ae  weDifer  die  aoefamaUge  ErÖrterni»^  oaterlassea,  ala 
der  beaoadere  Zweck  jeoer  Sebrift  aieht  |^e«tattete,  meiae  wahre, 
aar  im  Zo§ammenhaa|^e  mit  aadered  Erf^ebnissen  bialaaslicb  besrän- 
det  ereebalaeada  Meiauaif  aas  eiaaader  zu  setxea* 


200 

nicht  vergessen  hat,  erwähnt  es  gar  nicht.  Daher  wird  es 
denn  schlechthin  das  geschlossene  Thor,  Porta  chiusa,  ge- 
nannt. Weiterhin  folgt  die  Porta  S.  Lorenzo,  so  be- 
nannt von  der  ausser  der  Stadt  an  der  Via  Tiburtina  gelegenen 
Basilika  dieses  HeiUgen  (S.  Lorenzo  fuori  le  mura).  Sie 
muss  als  ein  über  einer  Hauptstrasse  stehendes  Thor  schon 
darum  betrachtet  werden,  weil  sie  die  schon  oben  erwähnte 
Dedicationsinschrift  trägt.  Das  dritte  Thor  endlich  auf  dieser 
Seite  ist  Porta  maggiore,  ursprünglich  ein  Monument  der 
Aqua  Claudia ,  die  hier  über  eine  Hauptstrasse  geführt  war, 
weshalb  natürlich  bei  dem  Bau  der  aurelianischen  Mauer  es 
als  Thor  benutzt  wurde.  Fragt  man  nun,  welche  antike  Na- 
men diesen  Thoren  entsprechen,  so  sind  die  Meinungen  sehr 
verschieden.  Die  älteste  unzweideutige  Nachricht  giebt  uns 
der  Anonymus  von  Einsiedln.  Er  kennt,  wie  gesagt, 
das  geschlossene  Thor  gar  nicht ;  die  Porta  S.  Lorenzo  aber 
nennt  er  Tiburtina,  Porta  maggiore  Praenestina;  nicht 
nur  in  der  Beschreibung  der  Mauer,  sondern  auch  in  der  In- 
schriflensammlung  und  dem  Verzeichnisse  der  Wege.  —  Zwei- 
felhafter kann  es  scheinen,  ob  auch  Procopius  unter  dem 
Thore,  welches  er  Praenestina  nennt,  die  Porta  Maggiore 
versteht.  Er  zählt  überhaupt  zwischen  Porta  Flaminia  und 
Praenestina,  beide  eingeschlossen,  fünf  Thore '^^).  Nun  fin- 
den sich  aber  auf  dieser  Strecke  nicht  fünf,  sondern  sieben : 
Flaminia,  Pinciana,  Salaria,  Nomentana,  Clan^ 
sa,  Tiburtina,  Praenestina.  Von  diesen  fällt  aller- 
dings die  Pinciana  aus,  da  er  die  nvXi^€C  besonders  rechnet ; 
aber  es  bleibt  die  Frage,  ob  er  dabei  auch  die  Porta  chiusa  un- 
berücksichtigt lässt,  und  diess  ist  der  eigentliche  Gegenstand 
des  Streits ;  denn  sobald  sie  ausgeschlossen  wird,  ist  es  en^ 


307)  Goth.  I,  19.  roT'&ot  Si  ovx  otol  t€  ovtiS  olov  vrgaxoniSif 
xo  xtixoQ  ntQthtßiad^ai.  ttvitkt^  «(  notnaafievot  %aQtaiuuiiaxa  nivT§  nvhiv 
%wifov  7Jv6%kow  in  xfJ9  4>XafiipiaQ  %Q  xriv  nakovfAivipf  Jlgtutnoxivav. 
Danu  p.  96.  Bikwof^ios  8i  xä  is  xifv  ipvXax^v  x^s  noltws  StSMoeuu  iß»3a* 
srvXiSa  füv  avTos  x^  IIiyniaviiv  «cU  nvlriy  xifV  xavxris  iv  Sf£i4  ^'X^^f  i 
^aJüBL^ia  iiv6fuiara$.  —  II(fcurecxivav  di  Bimrf  idw$u.  $tal  xjj  ^hauwü^^ 
ij  niymavijg  inl  ^ortQa  «ari»  Kovüxavxh^ov  tniüxnoe,  •—  xae  3i  Muto* 


201 

schieden,  dass  Porta  Maggiore  ab  Praenestina  gedacht  wer- 
den moss.  —  In  späteren  Sehrillen,  im  Liber  de  mirabi- 
iibns  Romae,  bei  Martinns  Polonns  und  Wilh.  v. 
Malmesbnry  wird  einstimmig  P.  S.  Lorenzo  Tibnrtina  ge* 
nannt:  der  Name  Praenestina  verliert  sich  ganz'^*)  und  P. 
Maggiore  erhält  verschiedene  andere,  leicht  erklärliche  Be-> 
nennungen. 

Die  Mehrzahl  der  Topographen  ist  nun  der  allgemeinen 
Tradition  gefolgt,  und  hat  S.  Lorenzo  als  Tiburtina  angenom* 
men,  P.  Maggiore  als  Praenestina,  wie  denn  auch  jetzt  die 
entsprechenden  Wege  aus  diesen  Thoren  führen.  Mibby, 
im  Ganzen  derselben  Ansicht,  hält  dafür,  dass  von  den  beiden 
Bogen  der  Porta  Maggiore  der  eine  ftir  die  Via  Praenestina, 
der  andere  für  die  Labicana  bestimmt  gewesen  sei,  und'  dass 
daher  der  eine  Theil  P.  Praenestina,  der  andere  Labicana  ge- 
heissen  habe.  Diese  in  der  That  auf  die  Spitze  getriebene 
Distinktion  wird  mit  Recht  von  Niebuhr*),  wenn  auch  ge- 
wiss nicht  aus  dem  richtigen  Grunde,  die  unhaltbarste  von  al- 
len genannt.  —  Dagegen  hat  der  scharfsinnige ,  aber  doch 
nicht  selten  zu  rasch  urtheilende  Fabretti  (De  aquis  et 
aquaeduct.  n.  248  ff.)  geglaubt,  ein  ganz  anderes  System  an- 
nehmen zu  müssen.  Um  jeder  der  oben  genannten  vier  Stras- 
sen ein  besonderes  Thor  anzuweisen,  entschied  er,  das  ver- 
mauerte Thor  an  dem  Lager  sei  die  ursprüngliche  Tiburtina ; 
aus  S.  Lorenzo  sei  die  Via  Collatina  gegangen,  aus  P.  Mag- 
giore die  Labicana.  Für  die  Praenestina  aber,  eine  der  be- 
deut|gflH|L  Heerstrassen,  blieb  auf  diese  Weise  nichts  übrig 
als  |Hp|pies  gar  nicht  thorähnlich  gebautes  Pfortchen  zwi- 
schen W.  Lorenzo  und  Maggiore.  Zu  dieser  Annahme  war  er 
hauptsächlich  durch  eine  gleich  zu  erwägende  Stelle  aus  Strabo 
veranlasst  worden.  Dem  stimmte  (wie  gewöhnlich)  im  Gan- 
zen Piale'*^)  bei,   nur  dass  er  die  Inconvenienz ,  die  Via 


308)  Wenifpstens  so  weit  mir  bekannt  worden ;  doeh  was«  ich  kei- 
nesweges  zu  behaupten,  data  er  nicht  irsendwo  in  mittelaiterlichea 
Schriften  vorkommen  könne. 

9)  Bßtekr,  d.  Stadt  Rom.  h  S.  657.  Vri.  III.  A.  S.  57!2  IT. 

10}  S.  Nie  bahr  a.   a.  0.    WahrscheiuUeh  in   seiner  Aassabc 


202    — 

Praeneslina  durch  jenes  PfSrtchen,  die  unbedeutende  Colklina 
durch  ein  grosses  Thor  zu  führen,  dadurch  zu  beseitigen  such* 
te,  dass  er  vielmehr  die  erstere  Strasse  von  S.  Lorenzo  aus* 
laufen  liess,  für  die  letztere  kein  besonderes  Thor  annahm. 
Späterhin,  als  man  die  Zahl  der  Thore  möglichst  zu  beschrän* 
ken  gesucht  habe,  sei  das  Thor  an  dem  Lager  geschlossen 
und  die  Via  Tiburtina  durch  die  Porta  Praenestina  (S.  Lo- 
renzo) geführt  worden«  Dagegen  habe  man  die  Via  Praene- 
stina nach  Porta  Labicana  (Maggiore)  gelegt  und  daher  sei 
die  Veränderung  in  den  Namen  der  Thore  erfolgt.  So  wäre 
denn  das  geschlossene  Thor  die  Porta  Tiburtina ;  S.  Lorenzo 
die  Praenestina;  P.  Maggiore  die  Labicana;  und  diese  Mei- 
nung haben  Niebuhr  und  Bunsen  für  die  einzig  richtige 
erklärt. 

Prüft  man  indessen  die  dafür  beigebrachten  Gründe,  so 
findet  sich,  dass  sie  keinesweges  eine  solche  Annahme  recht- 
fertigen. Das  Hauptargument  ist,  wie  schon  gesagt,  von 
Strabo  entlehnt.  Er  sagt  V,  3.  p.  237.  JShu  av/uninTes 
(ry  Aaxivf]  üw)   ual  tj  Aaßiuar^j   ccQyofidrf^  fßikv  dno 

aT9Q^  ^  n(p*taa  %al  %awfiv  %a\  to  ncdiov  %6  *EanvJuvo¥ 
nQoeiOiif  inl  nX§icvs  %(Siv  f'  nul  n  tmaimv  %a\  91A17010- 
aaoo  Tf»  9iaAa#fl»  Aaßmi  %%iafMXTi  mfL%%imaüiiiivif,  ntifU^ 
rm  f  iq>  vtffcve^  %ov%o  /aIv  %a\  %d  TovanovXov  ip  ^«£19 
dnoXsinsi,  TfiJLn/ra  ii  nf6ß  %dß  IJutras  Kai  xi^v  Aa%ivfiv. 
Wenn  also,  wie  Strabo  sagt,  die  Via  Labicana  vor  der  Porta 
Elsq[uilina  sich  von  der  Praenestina  trennte  und|M^|wohl 
Als  das  esquilinische  Feld  zur  Linken  liess,  so  sCjOuller- 
dings  unmöglich,  dass  beide  Strassen  zu  einem  und  oemsei- 
ben  Thore  (Porta  Maggiore)  gelangten.  Entweder  kann  also 
die  Praenestina  nicht  diese  Richtung  gehabt  haben ,  oder  die 
Labicana  muss  noch  weiter  rechts  abgegangen  sein.  —  Der 
einzige  Anbaltepunkt,  welchen  Strabo's  Worte  darbieten ,  ist 
die  Angabe,   dass  die  Labicana  das  esquilinische  Feld  zur 


des  Ven«ti,   die  ich  Dicht  hahe  eriaogea  kSnocD«    Ift  dea  DUsertatio- 
P0a  kSmmt  darüber  nichts  vor. 


__    203    

Linken  gelassen  habe,  während  jedenfalls  die  Praenestina 
es  durchschnitt,  und  es  kömmt  also  darauf  an,  wie  weit  sich 
dieser  Campus  ausdehnte.  Es  ist  früher  von  mir  gezeigt 
worden  3^'),  dass,  wenn  nach  der  gewöhnlichen  Meinung  die 
Ruine  des  Amphitheaters  bei  Sta.  Croce,  südlich  von  Porta 
Maggiore,  dem  angehört,  welches  die  Notitia  in  der  Regio 
Esquilina  als  Amphitheatrum  Castrense  nennt,  und  also  diesa 
der  südliche  Grenspunkt  der  Region  war,  man  auch  berech» 
tigt  sein  wird,  bis  hieher  den  Campus  Esquiliniis  auszudeh- 
nen. Es  kann  diess  besonders  dadurch  unterstützt  werden, 
dass  der  Campus  EsquHinus  nicht  nur  in  früherer  Zeit  der 
Ort  war,  wo  sich  nicht  nur  der  gemeinste  Begräbnissplatz 
befand  f  jsondem  auch  die  gewöhnliche  RichUtätte ,  und  dass 
noch  in  später  Zeit  als  Letztere  das  Sessorium  (Sta.  Croce) 
genannt  wird.  In  dieser  Voraussetzung  nun  könnte  man  an- 
nehmen, dass  die  Via  Labicana  in  der  Richtung  der  heutigen 
Via  di  Sta.  Croce  '^)  gegangen  sei,  die  Praenestina  aber  schon 
ursprünglich  auf  Porta  Maggiore  zu$  dann  konnte  es  wohl 
geschehen,  dass  bei  dem  Baue  der  aurelianischen  Mauer  für 
Erstere  kein  besonderes  Thor  geschaffen,  sondern  dieselbe 
nach  der  Porta  Praenestina  gelegt  wurde.  —  Sollte  es  hin-» 
gegen  überhaupt  bedenklich  scheinen,  jene  Ruine  als  das  Am- 
phitheatrum Castrense  anzusehen  (s.  d.  Abschn.  über  den 
Esquilin),  und  nicht  wahrscheinlich  gefunden  werden,  dass 
die  Gegend  von  Sta.  Croce,  wenigstens  in  Strabo^s  Zeit,  als- 
Campus  Esquilinus  gegolten  habe ,  so  lässt  sich  eine  andere, 
wie  ich  meine,  noch  ansprechendere  Anordnung  der  Strassen 
auffinden. 

Vor  Allem  muss  man  nicht  in  den  Fehler  verfallen,  zu 
meinen,  die  alten  Strassen  müssten  durchgängig  in  der  Rieh« 
ffung  gegangen  sein,  welche  durch  die  nachherigen  Thore  ge- 
geben ist.  In  Strabo's  Zeit,  wo  keine  Mauer  ausserhalb  der 
servischen  Thore  ihren  Lauf  unterbrach ,  war  es  natürlich. 


311)  De  Rotnae  vet.  mur,  atq.  p%ri,  p,  119  ff. 
12)  Ich  kann  indessen   nicht  behaupten,   ob  diese  Strasse  in  der 
mchtanj^  einer  ölten  laufe ;  unwahrscheinUcb  ist  es  ab«r  nieht« 


204    

dass  ihnen  die  ihrem  Ziele  entsprechendste  Richtung  gegeben 
war,  and  so  konnte  es  geschehen,  dass  ans  einem  Thore  meh- 
rere Strassen  in  ziemlich  spitzem  Winkel  divergirend  auslie- 
fen.    So  ist  es  unstreitig  bei  der  Porta  Esquili na  gewe- 
sen.    Aus  diesem  Thore  führten  erweislich  drei  bedeutende 
Strassen:    die  Tiburtina  (wie   weiterhin  gezeigt  werden 
wird),  die  Praenestina  und  die  Labicana.     Die  Tibur- 
tina trennte  sich  vielleicht  gleich  am  Thore;  die  beiden  an- 
deren kurz  darauf.     Die  Ruine,  welche  gewöhnlich  mit  dem 
Namen  Trofei  di  Mario  belegt  wird,  zeigt  durch  die  Linien 
ihrer  Mauern  unwiderleglich  an,  dass  hier  zwei  Strassen  sich 
schieden,  in  deren  Winkel  das  Monument  (um  es  vorläufig 
so  zu  nennen)  hineingebaut  ist.    Die  Strasse  zur  Linken  fuhrt 
jetzt  nach  Sta.  Bibiana  und  ich  trage  kein  Bedenken  anzu- 
nehmen,   dass  diess  der  Anfang  der  alten  Praenestina 
war»*«).    Als   aber  die   erweiterte  Mauer  gezogen  wurde, 
musste  es  jedenfalls  unangemessen  scheinen,  auf  einer  so  kur- 
zen Strecke  drei  verschiedene  Thore  zu  haben  und  so  wurde 
eine  der  Strassen    mit  einer  anderen  zusammengelegt.     Nun 
könnte  man  freilich  geneigt  sein  zu  glauben,  man  werde  die 
weniger  wichtige  Via  Labicana  nach  der  Praenestina  verlegt 
haben;  allein  nicht  nur  wäre  es  viel  unnatürlicher  gewesen, 
die  Erstere  nördlicher  zu  leiten,   sondern  der  Hauptgrund, 
weshalb  man  die  Praenestina   ihr  zuführte,   war  unstreitig, 
weil  sich  das  über  der  Labicana  stehende  Monument  der  Aqua 
Claudia  von  selbst  als  Thor  darbot.     Es  ist  nun  natürlich,  dass 
dieses  gleich  von  Anfange  seinen  Namen  von  der  wichtigsten 
Strasse  erhielt  und  demnach  Porta  Praenestina  hiess, 
wie  es  von  Pk*ocopius  und  dem  Anonymus  genannt  wird.     Der 
Name  Lavicana  wurde  wohl  erst  im  Mittelalter  üblich, 


313)  Ebeo  diese  Strasse,  welche  aaf  die  oben  erwühote  geschlos- 
aeae  Pforte  gerdhrt  zu  haben  scheint,  erkannte  Fabretti  als  die 
Praenestina,  und  darin  scheint  er  voUlLoinmeu  Recht  zn  haben;  aber 
jene  Pforte  konnte  doch  nimmermehr  das  pränestinische  Thor  sein. 
Nardini  (der  weit  davon  entfernt  war,  das  Richtige  zu  ahnen)  sah 
noch  den  Gang  der  Strasse  von  dieser  Pforte  innerhalb  der  Maaera. 
Roma  antiea,  t.  f.  p.  75.  Nibb.  Poco  in  U  presse  alla  Maggiore  i 
oggi  una  porticina  chiusa,  e  dentro  le  mura  si  seorge  fra  Vigne  il 
solro  della  strada,  per  cai  vi  ai  andava^ 


205    

nachdem  der  Weg  zur  heil.  Helena  wichtiger  erschien  als  der 
pränestinische.  Darauf  deutet  Wilh.  v.  Malmesb.  hin, 
wenn  er  sagt:  Sepiima  porta  modo  Mator  dicttur,  olim  Si- 
rucranüy  aL  Siracutana  dtcebaiur  et  via  Lameana  dicitwr^ 
quae  ad  Beatam  Helenam  tendit* 

Bei  dieser  natürlichsten  Annahme  findet  sich  nun  in  Stra- 
bo^s  Worten ,  ohne  jene  Ausdehnung  des  Campus  Esquilinus 
anzunehmen,  nicht  der' mindeste  Widerspruch.  Wenn  man 
aber  noch  ausserdem  sich  auf  Anas  tasius  berufen  hat,  der 
von  einer  Schenkung  der  Aecker  zwischen  der  Porta  Sesso- 
riana  (Maggiore)  und  der  Via  Praenestina  spreche,  so  ist 
schon  von  mir  in  der  mehrfach  angeführten  Schrift  (p.  122.) 
gezeigt  worden,  dass  diess  nur  sinnlose  Lesart  einiger  gerin* 
geren  Handschriften  ist  und  dass  die  Stelle  vielmehr  so  lautet : 
(in  vita  Silvestri.  p.  49  Blanch.)  omnem  agrwn  a  porta 
Foforritana  via  itineraria  usque  ad  viam  Latinam  ad  mou" 
tem  jitbium. 

Was  nun  die  Porta  Tiburtina  anlangt,  für  welche 
man  die  P.  chiusa  an  dem  Lager  erklärt  hat,  so  ist  man  von 
der  ganz  falschen  Voraussetzung  ausgegangen,  dass  die  Via 
Tiburtina  aus  der  Porta  Viminalis  der  servischen  Mauer  ge- 
führt gewesen  sei.  Dann  freilich  wäre  das  Natürlichste,  das 
ihr  gerade  entgegenstehende  Thor  am  Lager  für  die  Tiburtina 
zu  halten.  £s  ist  diess  aber  schon  darum  unwahrscheinlich, 
weil  das  viminalische  Thor  (s.  S.  173.)  ganz  unbedeutend  ge- 
wesen zu  sein  scheint,  so  dass  es  uns  gänzlich  unbekannt  sein 
würde,  wenn  nicht  Festus  und  Strabo  bei  Beschreibung  des 
Walls  es  erwähnten  und  Frontin  veranlasst  gewesen  wäre ,  es 
in  Bezug  auf  eine  Wasserieitung  zu  nennen.  Das  liesse  sich 
aber  kaum  erklären,  wenn  eine  solche  Hauptslrasse,  wie  die 
tiburtische,  von  ihm  ausgegangen  wäre.  Sodann  reicht  auch 
ein  Blick  auf  den  Plan  hin,  um  sich  zu  überzeugen,  dass  na- 
mentlich für  die  ältere  Stadt  die  Führung  durch  das  esquilini- 
sche  Thor  viel  zweckmässiger  war,  als  durch  das  abgelegene 
viminalische.  Allein  es  wird  auch  ausdrücklich  gesagt,  dass 
diese  Strasse  auf  das  esquilinische  Thor  geführt  war.  Denn 
Ovid,  wo  er  den  auch  von  Livius  berichteten  Schwank  er- 


206    

zählt ,  durch  welchen  die  Tibicines  von  Tibur  nach  Rom  zu- 
rückgebracht wurden,  lässt  den  Zug  durch  die  Esquilina  in 
Rom  eintreten  *^-^).  Daher  würde  denn  in  der  That  eine  Ver- 
leugnung der  bessern  Ueberzeugung  dazu  geboren ,  um  nicht 
Porta  S.  Lorenzo  für  die  Tiburtina  zu  erkennen.  — 
Das  Thor  am  Lager  aber,  das  nicht  einmal,  wie  alle  anderen 
und  selbst  die  Pinciana  von  Thürmen  beschützt  wird,  ist  nichts 
als  eine  der  von  Procopius  erwähnten  nvXideg,  und  eben  des- 
halb konnte  es  entbehrlich  scheinen  and  vermauert  werden. 
Dass  der  Anonymus  es  gar  nicht  erwähnt,  kann  in  keinem 
Falle  als  Nachlässigkeit  betrachtet  werden,  sondern  wahr- 
scheinlich war  es  damals  durch  irgend  einen  Vorbau  verdeckt. 
Ist  doch  auch  jetzt  Porta  Asinaria  in  gleicher  V^eise  versteckt 
und  nur  durch  die  Thürme  kenntlich ;  jenes  Thor  hatte  aber 
eben  keine  Thürme.  —  Dass  aber  von  Strabo  die  Via  Tibur- 
tina nicht  genannt  wird,  ist  ganz  natürlich.  Er  spricht  bloss 
von  den  Strassen,  welche  sich  mit  der  Latina  vereinigten,  und 
das  sind  die  Praenestina  und  Labicana,  von  denen  die  erstere 
bei  Auagnia,  die  letztere  ad  Pictas  in  jene  Hauptstrasse  aus- 
lief. Hier  konnte  also  der  Tiburtina  gar  keine  Erwähnung  ge- 
schehen. 

Es  bleibt  nur  noch  ein  Bedenken  gegen  die  angenommene 
und ,  wie  ich  glaube ,  hinlänglich  begründete  Lage  der  Porta 
Praenestina  zu  berücksichtigen  übrig.  Es  ist  diess  entlehnt 
aus  Procopius,  der  bei  Erzählung  des  Angriffs  derGothen 


314)  Li  vi  US  erzählt  IX,  30.  Tibicines,  qnia  prohihiti  a  proxi- 
tnis  eemoribus  erant  in  aedt  lovis  oetet,  quoä  traditum  antiqtiihis 
erat,  wgre  pasti,  Tibur  uno  agmine  abierunt:  adeo  ut  nemo  in  Urbe 
estet ,  qui  saerificiis  praecineret,  Eiut  rei  religio  tenuit  st^nafutn, 
tegatotquB  Tibur  miMerttni^  ut  darent  operain,  ut  hi  homine*  Roma- 
nia  resiituerentur,  Tiburtini  benigne  poiiiciti  primum  accitus  eo4 
in  curiam  hortati  sunt,  uti  reverterentur  Romam:  postquam  per- 
ptlii  n^quitfant,  eonsiiio  kaud  abhorrente  ab  ingenüs  homimum  eos 
adgrediuntur.  Die  festo  alii  aUos  per  speeiem  celebrandarum  eantu 
epularum  causa  inviiant  et  vino,  cuius  aoidum  fet^me  genus  est,  one- 
rmtos  sopiunt:  mtque  iim  im  plauatra  somno  pinetos  eomiieiuut  ae  Ma^ 
mam  deportant^  nee  prius  sensere ,  quam  plaustris  in  /oro  reiietis 
plenos  erapuiae  eos  lux  oppressit.  Da  sai^  nno  Ovid.  Ptst. 
VI,  677. 

lamque  per  Esquilias  Rofnanam  intraverat  urbem  (tnrba), 
Et  mane  in  medio  plaustra  fuere  foro. 


207 

auf  dieses  Thor  eines  nahe  dabei  gelegenen  Vivarinm  oder 
(ehemalig^i)  Thierzwingers  gedenkt,  der  äasserlich  an  die 
Maoer  angebant  war*'^).  In  der  Ueberzengong,  dass  das  Am- 
phitheatrom  Castrense  bei  Sta.  Croee  gelegen  habe,  hat  man 
denn  auch  gewöhnlich  in  dieser  Gegend  das  dazu  gehörige  Vi- 
yariam  angenommen  ^^).  Dagegen  mussten  sich  freilich  die 
erklären,  welche  S.  Lorenzo  für  die  P.  Praenestina  hielten, 
ond  es  ist  geltend  gemacht  worden,  dass  im  Alittelalter  die 
Gegend  zwischen  dem  Walle  an  den  Diocletiansthermen  nnd 
dem  Lager  der  Prätorianer  il  Vivaio  oder  Vivariolo  geheissen 
habe>').  Wie  weit  diese  Benennung  auszudehnen  sei,  ist 
zweifelhaft ;  dass  aber  die  Gegend  um  die  Castra  jedenfalls  ins 
thfimlieh  so  genannt  wurde,  erklärt  sich  daraus,  dass  man  die 
Castra  Praetoria  selbst  fiir  das  Vivarium  hielt  und  vorzugs- 
weise ii  Vivariolo  nannte  >*).  Allein  die  Castra  nnd  das  von 
Procop  genannte  Vivarinm  bestanden  gleichzeitig,  wie  zum 
Ueberflosse  eine  in  dieser  Gegend  gefundene  Inschrift  aus  der 
Zeit  des  Jüngern  Gordian  bezeuget,  s.  d.  Abschn.  über  den 
Esquilin. 

Die  Porta  Tiburtina  (S.  Lorenzo)  ist  an  ein  Monu- 
ment der  Wasserleitung  der  Marcia,  Tepula  und  lulia,  die  hier 
in  drei  verschiedenen  Canälen  über  einander  fliessend  über  die 
Via  Tiburtina  geführt  waren,  so  angebaut,  dass  der  Bogen 
des  Thors  dem  des  Monuments  entspricht ;  allein  letzterer  ist 
bedeutend  verschüttet  und  erscheint  daher  sehr  niedrig,  wäh- 
rend  das  honorische  Thor  auf  der  Verschüttung  selbst  st^t. 


315)  Goth.  I,  2%.  j.  lös.  a^  nvkf^v  n^tutfearivar  inl  fMn^¥ 
%ov  m^ohfv,  tiv*Fuk(iaunßgBa^iov  xoXoSqi.  cap.  TS.  p.  III.  «A 
fiofiadi  adXo   ß^axif  n^QUßaUov   tSw&tv   avrif  (r<?  ttixu)  oi  naXat 

novQxa(fw,  ottoi«  öti  Uo$ja9  xs  »al  rakLa  ^^  ««^««(»{aiT««  *Vr«5*« 
Ttj^oisv.  Oih  OT^  xal  ßißoLQiov  rovzo  (avofiaarou.  Es  lag  nahe  beim 
Thore;  dena  als  die  Gothen  ia  dieae  Vormaiier  eiagedningen  war«a, 
nachte  Belisar  von  da  eiaea  Ausfall:  p.  112.  jov  negißoXov  ras  nvittt 
ityaxXivat  ßeliaa^ios    iSaTtPoiws ,    anav  inl  rovg  ivavriovs    ^<pie$  t5 

16)  Nardini,  Roma  ant.  ed.  Nibby.  t.  II.  p.  17.  Nibby, 
Mura  di  Roma.  p.  357.  Canioa,  Indieaz.  topof^r,  p.  106.  Hl. 

17)  Urlicks,  Btschr,  d,  Stadt  Rom.  HI.  B.  S.  842. 

18)  Lucio  Faaoo  dsUo  antiehitä  di  Roma,  p.  15 br  16b. 
Aadr.  Folviua  do  Ur^  anüfuit.  p.  25. 


208    

Es  hiess  im  Mittelalter  auch  Porta  Taurina,  doch  wird 
daneben  immer  auch  der  alte  Name,  so  wie  der  jetzige 
erwähnt.  —  Von  der  hier  auslaufenden  Via  Tiburtina 
oder  Tiburs^^*)  war  wahrscheinlich  die  CoUatina  ab- 
geleitet* 

In  ähnlicher  Weise  ist  auch  für  die  Porta  Praene- 
stina  (Maggiore),  wie  schon  erwähnt  worden,  das  gross- 
artige Monument  der  Aqua  Clandia  und  des  darüber  fliessen- 
den Anio  novus  benutzt.  Es  hat  zwei  Bogen,  allein  der  eine 
(von  der  Stadtseite  rechts)  ist  vermauert.  Am  besten  lernt 
man  es  kennen  aus  Du  Perac's  Abbildung  der  nach  innen  ge- 
kehrten Fronte,  ehe  es  späteres  rücksichtsloses  Anbauen  ver- 
unstaltete. Auf  der  Aussenseite  wird  es  von  dem  honorischen 
Vorbaue  verdeckt.  Beim  Abbrechen  eines  mittelalterlichen 
Thurms  kam  hier  vor  einigen  Jahren  das  bizarre  Grabmal  des 
Eurysaces  zum  Vorscheine,  lieber  dem  geschlossenen  (hono- 
rischen) Bogen  war  dieselbe  Dedication,  wie  auf  der  Tibur- 
tina, gesetzt ;  das  Monument  aber  hat  drei  Inschriften,  welche 
Claudius  als  Erbauer,  Vespasian  und  endlich  Titus  als  Wie- 
derhersteller der  Wasserleitung  nennen,  s.  d.  Abschn.  über 
die  Wasserleitungen.  Der  Name  des  Thors  hat  vieirällig  ge- 
wechselt. Der  älteste,  Praenestina,  der  sich  noch  beim  Ano- 
nymus findet,  scheint,  wie  schon  gesagt,  späterhin  ganz  zu 
verschwinden.  Der  nächste  dem  Alter  nach  möchte  Porta 
Sessoriana  sein,  von  dem  nahe  gelegenen  Sessorium  (Sta. 
Croce).  Daraufweiset  schon  der  Schol.  Cruq.  zu  Horat. 
Epod.  5,  100.  hin :  hinc  EsquiKna  porta  Romae  dicüur  ad 
Sessorium.  und  zu  Sat.  I,  8,  II.  In  Esquüiis  publicis  se* 
pulti  sunt  extra  poriam^  in  qua  est  Sessorium. j  und  so 
wird  das  Thor  mit  mehrfachen  Verstümmelungen  von  Ana- 
stasius  und  Anderen  genannt.  Bei  Martinus  Polonus 
und  im  Lib.  de  mir.  Rom.  heisst  es  Lavicana,  aber 
dabei  wird  auch  der  Name  Porta  Mai  or  erwähnt,  der  sich 


319)  Plin.  epist.  VII,  20.  Est  tna  Tiburtina  intra  primum  ia- 
pidmn  —  tnonimentum  Pallantis,  Dagegen  Hortt.  Sal.  I,  6,  108. 
Cum  Tihurte  wa  praeiorem  quinque  sequuniur  J«  pu^ri. 


209    ^ 

auch  schon  bei  Wilh.  v.  Malmesb.  findet  ^^o).  Wahr- 
scheinlich röhrt  diese  Benennung  von  der  Basilica  di  Sta.  Ma- 
ria Maggiore  her  und  aus  demselben  Grunde  wurde  im  15.  Jhdt. 
das  Thor  auch  Porta  della  Donna  genannt  ^^). 

Von  hier  folgt  die  Mauer  eine  ziemliche  Strecke  der  Lei- 
tung der  Aqua  Clandia  und  macht  daher  in  gerader  Linie  eine 
bedeutende  Ausbiegung.  Darauf  folgt  die  Ruine  des  schon 
erwähnten  Amphitheaters,  gewöhnlich  Amphitheatrum 
Gastrense  genannt,  dessen  Gurve  von  16  Bogen  in  die 
Mauer  eingeschlossen  ist.  Das  nächste  Thor  war  die  Porta 
Asinaria,  an  deren  Statt  Gregor  XIIL  im  J.  1574.  die  heu- 
tige Porta  di  S.  Giovanni  erbauete,  um  Weniges  näher  dem 
Amphitheater.  Das  alte  Thor  wird  jetzt  durch  einen  zwischen 
seine  beiden  Thürme  gebauten  Schuppen  verdeckt.  Den  Na- 
men erhielt  das  Thor,  weil  es  über  der  Via  Asinaria  er- 
richtet war,  die  schon  von  Festus^^)  erwähnt  wird.  Das 
Tlior  selbst  nennt  Procopins  mehrmals  ^').  Im  Mittelalter, 
beiMart.  Pol.  u.  s.w.,  fuhrt  es  auch  den  Beinamen  La  te  ra- 
uensis,  von  dem  nahen  Lateranpalaste. 

Nach  diesem  Thore  wird  in  den  Verzeichnissen  ein  jetzt 
verschwundenes  Thor,  Porta  Metronis  (Gregor.),  Me- 
troni  oderMetronii  (Mir.  Mart.  Pol.)  oder  endlich  Me- 
trovia  (Anon.)  genannt^-*).  Nach  dem  Zusätze  beiMart. 
Pol.   Porta  Metronüy   übt  rivus  inßvit  cimtatem.   hat  man 


3^0)  Wenn  Niebnhr,  ßeschr.  d.  Sh  R.  III.  A.  S.  574.  angiebt, 
der  Name  finde  sich  schon  bei  dem  Anonymus ,  so  ist  das  wohl  ein 
Irrtham.  Ich  finde  ihn  nicht.  Dagpegeo  heisst ,  was  Niebnhr  Isug^oet, 
bei  ihm  die  Kirche  S.  M.  Maior. 

:{|)  Nibby,  Mvra  di  Roma.  p.  351. 

22)  Fest.  p.  2H2  Müll.  Retricibus  cum  ait  Cato  —  signifieai 
aquatn  eo  nomine,  quae  est  supra  viam  Ardeatinam  inter  iapidem 
secundum  et  tertium,  qua  irriganiur  horti  ir^a  viam  Ardeatinam 
et  Jsinariam  usque  adLatinam.  Vgl.  d.  Abschn.  über  die  Laodstrassen. 

23)  Goth.  I,  14.  III,  20.  Woher  der  Name  stamme,  ist  unbe- 
kannt. Eine  Ableitung  von  Asinius  ist  unmöglich  und  eine  Verstüm- 
melang  aus  Asinia  wegen  der  ErwShnung  bei  Festus  (Verrins)  eben- 
falls nicht  denkbar.  Andere  Versuche,  ihn  zu  erklären,  verdienen  gar 
keine  Beachtung. 

24)  Die  älteste  Erwähnung  findet  sich  in  einem  Briefe  Gregors 
d.  Gr.  (590  —  604)  IX,  69.  Dort  heisst  sie  Metronis,  s.  Nibby, 
Mura  di  Roma,  p.  365. 

14 


210    

ihm  den  Bogen  zugvwieseny  unter  welchen»  jetzt  dieMarrana 
{Aqua  Crabra)  in  die  Stadt  flieset,  odier,  da  derselbe  in  kei- 
nem Falle  für  ein  Thor  getten  kann,  es  doch  in  dieser  Ge- 
gend, hei  Piazza  della  FerrateHa,  angenanunen,  so  dass  es 
dem  Aurgaage  zum  Caelius  zwischen  S*  Stefano  rotoado  und 
Villa  Mattei  (s.  S.  169.)  entsprochen  hätte  »^s). 

Die  beiden  folgenden  Thore,  P.  Latina  und  P«  Appia 
traten  an  die  Stelle  der  alten  Capena,  wie  die  Salaria  und 
Nomentana  die  Collina  vertraten,  Tiburtina  und  Praenestiaa 
die  Esquilina.  Die  Via  Latina  ging  hei  S,  Cesareo  tinka 
von  der  Appia  ab  (&  168.)  und  erforderte  dahw  ein  besonde- 
res Thor.  Jetzt  ist  es  vermauert  und  der  Weg  nach  Fmsoali 
(Tttsculum)  fiihrt  aus  P.  S.  Giovanni.  Der  Bau  kann  viel- 
leicht von  Honorius  herrühren,  aber  wohl  nicht  ohne  spätere 
Restauration,  vielleicht  durch  BeKsar.  Auf  der  Anssenseite 
über  dem  Bogen  steht  das  christliche  Monogramm.  —  Das 
zweite  Thor,  Porta  Appia  noch  im  Mittelalter  genannt, 
jetzt  P.  di  S.  Sebastiane,  von  der  ausser  der  Stadt  gelegenen 
Basilika ,  eines  der  ansehnlichsten,  ist  nach  Nibby's  Meinung 
späteren  byzantinischen  Ursprungs,  wofür  die  griechischen 
Inschriften  sprechen,  lieber  den  im  Innern  siehenden  sogen. 
Bogen  des  Drusus  s.  d.  Abschn.  über  den  Caelius. 

Weiterhin  und  kurz  vor  dem  neuen  Stücke  Befestigung, 
Bastione  dl  Sangallo,  siebet  man  einen  mit  Ualbsäulen  ver- 
zierten und  durch  ein  schweres  Architrav  unterbrochenen  schö- 


325)  Nibby  a.  a.  0.  Piale,  Delh  parte  meridionalL  p.  II. 
Baoseo,  Besohr.  d.  St  R,  l,  p.  665.  Uoerklart  bleibt  jeiocb  dabei 
die  Ang^abe  des  Anonymus,  bei  dem  sich  Folgendes  findet: 

•  Db  skptbm  VHS  (beim  Septizoninm)  dsqub  porta  MstRO  Via  (sie). 
JuMinuira.  lohmnnis  et  pauli    In  dextra,  clivus  taitri 
Forma  iattraneiue  Ad  scm  $tephanum  in  celiü  mante 

Ad  scm  erasmwn  Item  alia  via  de  porta  metrovia.  In  dextra 

SCß  mariü  dominiea  ad  scm  syxtum.   In  sinistra  aeelesia 

Sei  iohannis. 
Es  ist  aber  wohl  möglich ,  dass  hier  eine  Verwechselung  Statt  gefan- 
den  hat  und  sie  würde  sich  vielleicht  nachweisen  Lassen,  wenn  mir 
bekannt  wäre,  wo  die  Kirche  Sti.  Erasmi  gelegen  hat.  Denn  dieser 
Punkt  und  Sta.  Maria  (della  Navicelln)  geboren  j.eden falls  noch  zu 
dem  ersten  Wege.  Die  zweite  Angabe,  S.  Sislo  and  S,  Giovaaai  av. 
porta  Latina,  widerspricht  nicht. 


—  tu   

nen  Bogen  von  Ziegelwerk  aus  sehr  guter  Zeil.  Es  ist  von 
Nibby  (p«  201.)  überzevgend  nachgewiesen  worden,  das» 
durch  ihn  die  Via  Ardeatina  geführt  war,  weiche  in  der 
serviscfaen  Maoer  von  der  Raudusculana  ausging.  Dass  diese 
Strasse  selbstäudig  von  Rom  auslief  und  nicht  von  einer  an- 
deren abgeleitet  war,  dafür  spricht  auch  die  oben  aus  Fes  tu  s 
angeführte  Stelle.  Weder  der  Anonymus,  noch  sonst  ein  an- 
deres VerzetchBiss  der  Thore  nennt  dieses  Thor,  und  wahr- 
scheinlich ist  es  schon  in  früher  Zeit  vermanert  worden.  — 
Dann  folgt  das  ktzte  diesseitige  Thor,  Porta  Ostiensis, 
jetct  Porta  S.  Paolo,  von  der  berühmten  anderVIaOstien*« 
sis  gelegenen  Basilika.  Den  ersteren  Namen  nennt  A mm ian 
Mar  cellin  (s.  S.  191.);  idier  schon  ira  sechsten  Jahrhun- 
dert findet  sich  auch  der  Name  P.  S.  Pauli »s«).  Das  Thor, 
ein  hoBorisches,  hatte  zwei  Bogen,  und  von  der  Stadtseite 
siebet  man  noch  links  den  zweiten  vermauert ;  von  aussen  aber 
erscheint  des  vorgebauten  Thurms  wegen  nur  einer.  —  Nahe 
dem  Thore  ist  die  Pyramide  odw  das  Grabmal  des  Cestius  in 
die  Mauer  eingeschlossen.  Von  da  gingen  die  Mauern  (jetzt 
späte  Erneuerung)  die  Ebene  des  Testaccio  einschliessend  bis 
an  den  Fiuss  und  liefen  an  demselben  hin  bis  zu  dem  Punkte, 
wo  die  jenseitige  Befestigung  das  Ufer  erreichte«  Jetzt  sieht 
man  auf  der  letzteren  Linie  nur  noch  einzelne  Trümmer* 

Jenseit  des  Tiberis  sind  nur  noch  Spuren  der  alten  Maoer 
vorhanden.  Sie  erstreckte  sich  weiter  unterhalb  (Vigna  Ce- 
sarini  gegenüber)  als  die  jetzige.  Hier  lag  zunächst,  nicht 
fem  vom  Flusse,  die  Porta  Portuensis,  -welche  Urban 
YIII.  (der  bekannte  Barberini)  zerstörte,  um  (nach  Bunsen 
550  Schritt)  weiter  aufwärts  die  jetzige  Porta  Portese  anzü« 
legen.  Das  Thor  halte,  wie  die  Ostiensis  uiidPraenestina,  eben- 
falls zwei  Bogen  und  trug  dieselbe  Inschrift,  wie  die  Tibur- 
tina  (S.  190.).  Aus  ihm  fährte  die  Strasse  nach  Portus.  — 
Von  da  lässt  sich  die  Spur  der  Mauer  verfolgen  bis  zur  Höhe 
des  lanicuius,  wo   die  Porta  Aurelia  stand,   so   bejiannt 


32G)   Aetbie.    Cosmogr.    p.    716.    Procop.    Goth.    III,    36. 
p.  433. 

14- 


21«    

von  der  Via  Aurelia  (velus).  Schon  bei  Procopiu»  »«^^ 
wird  sie  mit  dem  jetzigen  Namen  Pancratiana  genannt 
(P.  S.  Pancrazio);  aber  der  alte  findet  sich  noch  beim  Ano- 
nymus und  selbst  im  Lib.  de  mirab.  Romae.  —  Die 
Mauern  stiegen  darauf  wieder  hinab  ^um  Flusse.  Reste  einer 
früheren  Befestigung  in  Giardino  Farnese  haben  zu  der  allge- 
meinen Annahme  geführt ,  dass  dort  ihr  nördlicher  Endpunkt 
gewesen  sei;  aber  es  ist  schon  oben  (S.  194.)  gezeigt  wor- 
den, dass  in  Procopius  Zeit  sie  durchaus  nicht  so  weit  ausge- 
dehnt gewesen  sein  können.  Denn  wenn  er  ausdrücklich  sagt, 
dass  die  Mauer  mit  der  Brücke  (P.  Sisto)  verbunden  gewesen 
sei,  so  kann  Letztere  nicht  über  500  Fuss  unterhalb  gelegen  ha- 
ben, es  müsste  denn  die  Befestigung  am  Flusse  bis  zu  der 
Brücke  zurückgeführt  gewesen  sein.  Es  kömmt  daher  in  Fra- 
ge ,  welcher  Zeit  jene  bis  an  den  Fluss  reichenden  Trümmer 
angehören  mögen.  — •  Auf  diesem  Trakte  nun  von  P.  AureUa 
(S.  Pancrazio)  bis  zu  dem  Flusse  nennt  der  Anonymus  kein 
Thor,  sondern  giebt  nur  die  Zahl  der  Thürme,  Zinnen  u.  s.  w. 
au,  und  auch  bei  Wilh.  v.  Malme sb.  ist  das  vierzehnte  und 
letzte  Thor  die  Aurelia  oder  Pancratiana.  Ja  auch  Proco- 
pius, wo  er  erzählt,  dass  die  Gothen  ein  sechstes  Lager  un- 
ter dem  Vatican  aufgeschlagen  hätten ,  sagt  ausdrücklich ,  das3 
dadurch  ausser  den  fünf  Thoren  von  der  Flaminia  bis  zur  Prae- 
nesüna  noch  zwei  andere,  die  Aurelia  und  die  Pancratiana, 
bedrohet  worden  seien  und  erkennt  also  ein  drittes  Thor  zwi- 
schen diesen  beiden  nicht  an  2®).  Gleichwohl  wird  nicht  nur 
von  anderen  Schriftstellern  des  Mittelalters  ein  drittes  trans« 
tiberinisches  Thor ,  Porta  Septimiana,  genannt,  sondern 
es  erwähnt   dasselbe  auch   Spartian,  der  im  Leben  des 


327^  Procop.  I,  18.  p.  92.  17  vntQ  irorafiov  Tiß^Qiv  üayugariov 
ivB^oQ  ayiov  inwyv/ios  Qvca,  cap.  23.  nvXfjv  ri/v  intQ  nora/iov  Tißfifvy% 
ij  IlaymqatiavTi  naXttxak,  Im  Mittelalter  hiess  sie  auch  Aurea,  ver- 
«türamelt  ans  Aarelia. 


ra/iior» 


«3    

Septimios  Severus  cap.  19.  sagt :  Opera  publica  eius  exitatd 
SepHsonium  et  thermae  Severfanae.  Eins  denique  etiam  ia- 
nuae  in  Transtiberina  regione  ad  portam  nominis  sm^  qua- 
rum  forma  intercidens  statim  usum  publicum  intndit.  Ich 
habe  in  der  Schrift  De  Romae  vet.  mur.  atq,  pari.  p.  127  ff. 
gezeig;!,  dass  das  sinnlose  Wort  ianuae  verderbt  sein  moss, 
und  dass  von  einer  wahrscheinlich  ansgedehnlen  Anlage  von 
Bädern  die  Rede  ist,  welche  durch  Einsturz  der  sie  versor- 
genden Wasserleitung  (Jbrma)  sehr  bald  wieder  ausser  Ge- 
brauch gesetzt  wurden.  Daher  muss  nothwendig  statt  ianuae 
gelesen  werden  balneae.  Was  nun  das  Thor  anlangt,  so  ist 
jeder  Gedanke  an  ein  von  S^ptimius  erbautes  Stadtthor  ganz 
auszuschliessen ,  da  es  in  seiner  Zeit  gar  keine  Stadtmauer 
gab ;  noch  weniger  er  selbst  eine  solche  aufgeführt  hat.  Dem- 
ungeachtet  kann  die  Porta  Septimiana  immerhin  von  die- 
sem Kaiser  selbst  herrühren.  Die  hier  von  ihm  gemachten 
Anlagen  waren  wahrscheinlich  sehr  umrdnglich  und  die  No- 
titia  nennt  eben  auf  dieser  Stelle  eine  Area  Septimia- 
n  a  3^').  Auch  hat  diese  Gegend  bis  in  neuere  Zeit  den  auch 
jetzt  noch  nicht  ganz  unbekannten  Namen  11  Settignano 
behalten.  Es  ist  wohl  denkbar,  dass  diese  Anlagen  nach  dem 
Vatican  hin  einen  Durchgangsbogen  hatten,  über  dem  sich 
die  Dedication  des  Kaisers  befand.  Und  in  der  That  berich- 
ten Marliani  und  Lucio  Fauno  30),  dass  in  früherer  Zeit 
der  Name  des  Septimius  daran  zu  lesen  gewesen  sei,  bis 
Alexander  VI.  das  halb  verfallene  Thor  niederreissen  Hess  ''). 


329)  Die  Handschrift,  welche  Curiosam  urbisRomae  betitelt 
ist  (Mu  rat.  thes.  inscr.  t.  IV.  p.  1\yi.)  hat  Co  rariam  Septi- 
mianam.  Soa^t  habe  ich  nur  Aream  Septiiniam  oder  Septimianam 
gefunden  und  daraus  erklärt  sich  auch  die  von  älteren  Aslygraphen 
erwähnte  Ära  Septimiana. 

30)  Marliani,  l'rb.  Romae  topogr.  I,  8.  Graev.  thes.  III.  p.  75. 
Lucio  Fanno,  Delle  atidchitä  di Roma.  cap.  21.  „(dicono)  che  uel 
frontispieio  di  questa  porta  Tusso  anche  il  uome  di  Settimio'^  8o 
auch  Aodr.  Fulv.  de  (Jrb,  antfquif.  p.  45. 

3i)  Dass  das  neue  Thor  nicht  auf  der  Stelle  des  alten  erbaut 
worden  sei,  sondern  etwas  weiter  nach  aussen,  scheint  ein  Irrthnm  zu 
sein.  Es  sagt  Melchiorri,  Guide  mSthodique  de  Rotne.  p.  46. 
,,L*  ancienne,  que  plusieurs  appelaient  fenestrale,  fut  un  peu  plus  en 
dedans  que  Ia  moderne. '^  Aber  wahrscheinlich  hat  er  die  Worte  des 
Lucio  Panno  missverstauden,  bei  dem  es  beisst:    ,,L'  ultima  porta 


JW4    

Als  daher  Aurelian  hier  die  Mauer  zog,  ist  es  sehr  na'türiicby 
dass  dieser  Bogen  auch  ferner  den  Eingang  in  der  nunmeh- 
rigen Stadtmauer  bildete  ^^^).  Dass  nun  Procopius  diese  Porta 
SepUmiana  nicht  nennt,  iässt  sich  vielleicht  daraus  erklären, 
dass  es  kein  grösseres  Stadithor  war;  warum  aber  der  Ano- 
nymus davon  schweigt,  ist  schwer  zu  beurtheilen;  nur  lässt 
sich  kaum  annehmen,  dass  hier  eine  Verbindung  mit  dem  Va- 
tican  dauernd  gefehlt  haben  könne. 

Kommen  wir  nun  zurück  auf  die  Frage,  welches  die  14 
Thore  seien,  die  Procopius  augiebt,  so  ergeben  sich  allerdings 
mit  Sicherheit  nur  13.  Es  sind  folgende:  1)  Aurelia  (S. 
Petri).  2)Flaminia.  3)  Salaria.  4)  Nomentana.  5) 
Tiburtina.  6)  Praenestina.  7)Asinaria.  8)  Metro- 
nis.  9)Latina.  10)  Appia.  11)  Ostiensis.  IS)  Por- 
tuensis.  13)  Pancratiana.  Der  Anonymus,  Wilh.  v. 
Malmesb.,  die  Alirabilia,  Martinus  Pol.  zählen  allerdings  auf 
dem  linken  Ufer  12  Thore;  allein  sie  alle  rechnen  die  Pin- 
ciana  mit,  welche  Procopius  zu  den  nvXld§s  zählt.  Es 
scheint  daher  das  Annehmbarste,  zu  jenen  13  Thoren  noch  die 
Ardeatina  hinzuzufügen,  zumal  da  die  Entfernung  vonP. 
Appia  bis  P.  Ostiensis,  wenn  sie  ohne  Thore  gedacht  wird, 
unverhältnissmässig  gross  erscheint;  und  bei  den  grossen  V^er- 
änderuugen,  weiche  die  Mauer  in  dieser  Gegend  schon  friih 
erlitten  zu  haben  scheint,  ist  es  wohl  auch  möglich,  dass  sich 
dort  ein  dem  beschriebenen  Bogen  entsprechendes  honorisches 
Thor  befunden  habe. 


di  Trastevcre ,  che  «  tra  qnella  di  San  Pancratio  e*l  fiomc ,  e  stata 
per  UD  gran  tempo  ä  dietro  cliiainata  (conie  aiico  hara  si  cbiama)  Set- 
timiaDa.*'  Es  ist  ja  doch  ofTeabar  zu  verbiiideu :  un  grau  ieuipo  a 
dietro. 

332)  Vielleicht  ist  damit  auch  die  Xachricht  in  Verbioduag  zu 
setzen,  dass  Aurelian  in  der  transtiberinischen  liegion  Bader  habe  an- 
legen wollen,  weil  es  daran  gefehlt  habe.  Vo  pisc.  A  ure  1.  45.  Ther- 
mal in  Transtiberina  reffione  Jureliunus  Jacere  paravit,  quod  aquae 
frigidioris  copia  ilfir  dvesset. 


Die    F  o  r  »• 


Das  Forum  Romanum  und  die  Gebäude  am 

CliTus  Capitolinus. 

Der  Campo  Vaccino  ist  eine  der  denkwürdigsten  Stellen 
des  ganzen  Erdkreises.  Einst  der  Mittelpunkt  des  grossartig- 
slen  politischen  Getriebes  und  unmittelbare  Zeuge  des  erha- 
bensten welthistorischen  Schauspiels,  das  eigentliche  Herz  der 
allgebietenden  Stadt,  nach  dessen  Pulsen  sich  das  Leben 
dreier  Welten  nomiirte,  eine  Stätte  des  Ruhms  und  des  Glan- 
zes, umschlossen  von  Tempeln  und  Pracbtgebäuden,  ist  es 
jetzt  nur  ein  verödeter,  wüster  Platz ;  aber  die  grossen  Erin- 
nerungen, die  sich  daran  heften,  machen  dem  Alterthumsfor- 
scber  jede  Spanne  desselben  zu  einem  Heib'gthume,  und  welche 
Theilnahme  auch  der  Palatin,  theils  als  Wiege  des  Staats, 
theils  als  Thronstätte  der  Wellbeherrscher;  das  Capitol  als 
Sitz  der  Götter  und  Veste  des  Reichs ;  die  Wunder  des  Mars- 
fekles  und  der  kaiserlichen  Fora  erregen,  so  kömmt  doch  nichts 
an  Redeuiung  jener  Tiefe  zwischen  dem  capitolinischen  Hügel 
und  der  Höhe  des  Titusbogens  gleich.  Alle  übrigen  Theile 
der  Stadt  scheinen  sich  nur  als  untergeordnete  Glieder  um 
das  Forum  als  den  eigentlichen  Sitz  der  Seele,  von  dem  alles 
Leben  ausgehl,  zu  reihen,  und  so  ist  es  natürlich,  dass  die 
Kenntniss  desselben  jeder  Retrachtung  der  übrigen  Stadt  vor- 
angehen muss. 

Leider  sind  die  Verwüstungen  in  dieser  Gegend  so  total 
gewesen,  dass  mit  Ausnahme  des  Ruinenreichthums  am  Clivus 


216    

Capitolinus  fast  alle  Gebäude,  welche  das  Forum  umgaben, 
spurlos  verschwunden  sind  und  nur  einzelne  spärliche  'Reste 
ohne  sichere  Bürgschaft  für  ihre  Bedeutung  der  Forschung  we- 
niger zu  Führern  dienen,  als  ihr  schwer  lösbare  Räthsel  auf- 
geben ;  aber  als  ein  glückliches  Geschick  muss  es  dennoch  be- 
trachtet werden,  dass  nach  jenen  Verheerungen  das  städtische 
Leben  sich  von  dieser  Gegend  wegwandte  und  kein  neuer  An- 
bau die  Stelle  noch  unkenntlicher  machte  und  die  letzten  Trüm- 
mer des  alten  Forum  vernichtete.  Vielleicht  kömmt  einst  eine 
glückliche  Zeit,  welche  den  tief  unter  Schutt  und  Erde  liegen- 
den alten  Boden  offen  gelegt  sieht  und  daraus  mit  Leichtigkeit 
und  Sicherheit  Resultate  ziehen  kann,  die  sich  jetzt  nur  müh- 
sam und  vemiuthungsweise  aus  den  Nachrichten  der  Schrift- 
steller gewinnen  lassen; 

Bei  diesem  Mangel  an  sicheren  Anhaltepunkten  für  die 
wichtigsten  Fragen  darf  man  sich  denn  auch  nicht  wundern, 
dass  über  die  Anordnung  der  verschiedenen  Gebäude  und 
Plälze,  welche  uns  genannt  werden,  bei  den  Topographen  ^^^^ 


333)   Ausser  den    allgemeinen    topogrnpliisclien    Werken    gehören 
hieher  haoptsächiich  folgende  Schriften:  Nibby,  Del  Foro  Romano^ 
deita  ria  tacra  etc.   Rom.    1819.    (>crhdrd,    Dclla   basUica   Giulia 
ed  alcuni  siti  del  Foro  Romano.    Rom.  1823.    F  e  a ,   Sülle  tovine  di 
Roma,  Rom.   18^28.  Piale,  Del  Foro  Romano,  stta  posizione  e gran- 
dezza  non  hene  inlete  dal  Sardini.  Rom.  183?.  (1818.)    Ders.  Della 
Basilica  Giulia  etc.    1833.    (I82i.)    Ders.  De'   tempj   di  Giaao   etc. 
1833.  (1819.)    Gant  na,  Detcr,  slor.   del  Foro  Romano  e   tue  atf/a- 
cenze,  Rom.   1834.  üers.  Sui  rostri  del  foro  Romano.   Disaertazioni 
deir  y4ead.  Rom.  (Atli  Rom.)  T.  Vllf.  p.   1U7  ff.  Ders.  Sugli antiehi 
edifizj  gid  eMistenti  nel  luogo  ora  occupalo   da  IIa  chiesa  di  S»  Mar- 
tina etc.  Rom.   1810.  Bunsen,  Le  forum  Romanttm,  explique  sehn 
Veiat  detfouilles  le  21  ^t7*.  1835.    Bulletino  delC  Insl,  1835  Maio. 
Der:».  Let  forum  de  Rome   reslaures   et  expliques,    Rom.   1837.  (en 
deax   partie:«.)    auch    Annali    d.    I.    t.    Vlll.    p.    '207    ff.      Huschke, 
Ifeb.  d.  Stelle  des  f^'arro  v.  den  Libiniern,  Heid.  1835.     Ambrosch, 
Studien  ?/.  Jndeut.  im  Gebiet  des  allröm.  Bodens  u,  Cultus.    Brest. 
1839.     Darnnter  ist  Nibby 'S  Arbeit  bei  weitem  die  fleissigste ;   aber  • 
von  einer  falschen  Grandan^icbt  (Nardinrs)  aasgeheod   musste   er  lau- 
ter irrige  Resultate   erhalten.     Piale   bat  das  Verdienst,   zuerst  die 
richtige  Ansicht  von  der  Lage  des  Forum  wieder  geltend    gemacht  zu 
haben ;   im   Einzelnen   aber   ist  seine  Restaaration    höchst   fehlerhaft. 
Die  Ergebnisse  früherer   und  besonders    der   wichtigen    neuesten  Ans- 
grabnogen  sind  von  Bunsen  sehr  vortheilhaft'  benntzt  worden;    mehr 
noch   als  in   den   oben  genannten  Schriften    in   der  Beschr,  d.  St.  R. 
III.  B.  Leider  fehlt  aber  der  sonst  umsichtigen  Behandlung  der  sichere 
Gruud,    den  genauere  Kenntniss   und  richtiges  Verstän^lniss   der   nlteo 


217    

die  maniiigfaltigsten  Ansichten  herrschen;  weniger  verzeihlich 
aber  ist  es,  dass  bis  in  die  neueste  Zeit  über  die  Lage  des  Fo«* 
mm  im  Allgemeinen  die  irrthfimlichsten  Annahmen  haben  Platz 
finden  können.  Die  ältesten  Topographen  haben  richtig  geur- 
theilt,  dass  sich  das  Forum  seiner  Länge  nach  von  dem  Fusse 
des  Capitolinns  oder  dem  Triumphbogen  des  Septimius  Severus 
nach  dem  Titusbogen  hin  ausgedehnt  habe.  So  giebt  es  Lu- 
cio Faun  o  ^^)  an,  der  es  nur  fälschlich  bis  zur  Höhe  seihst 
reichen  lässt;  so  bat  es  auch  bei  aller  übrigen  Unklarheit 
Blondus  Flavius  gedacht  und  so  entschieden  Marl i an i. 
Allein  schon  Donati  verfiel  in  den  Irrthum,  die  Linie  vom 
Arcus  Severi  bis  zum  Faustinatempel  (oder  den  3  Säulen  ge- 
genüber) für  die  Breite  zu  nehmen  und  das  Forum  der  Länge 
nach  sich  in  südlicher  Richtung  bis  über  Sta.  Maria  della  Con- 
soiazione  ausdehnen* zu  lassen.  Diese  ganz  irrige  Ansieht  ist 
dann  durch  Nard  in i  die  allgemeingültige  geworden  und  bis 
in  die  neuesten  Zeiten  geblieben.  Veranlassung  zu  solcher 
Annahme  gaben  die  Stellen  der  alten  Schriftsteller,  welche  das 
Forum  als  zwischen  dem  Capitolium  und  dem  Palaün  gelegen 
angeben.  Allerdings  sagt  Dionys.  ü,  50.  st«}  9uX6fievo$ 
rds  olttioBie  ;f iKi^}c  dXXi^Xmv  diaivar  iv  %oXe  IdioiQ  ixdTi(fo$ 
Xfo^ioie  inoiovvTO*  *P(o/ivXoe  /liv  to  llaXdxiov  xart^fa^ 
xal  TO  KaiXiOP  oqoc  *  iotl  dk  Tta  IlaXaTiif  nQOü$XfS*  Td^ 
Tios  ih  ro  Kani%nXiov,  o  H  dfXV^  KaTioyj,  aal  %6v  Kvqi" 
viov  oy&ov.  %6  f  vnoxfl/iißvov  tu»  KanirmXlw  ne^ior^  in-^ 
%6kifav%€g  %rf¥  Iv  avt^  nttpvKViar  vXrjv  xal  %r^Q  XlfMVijQ^  fj 
itd  %6  itolXov  tlvai  %6  yjagiov  tnXi^dvve  xols  natiovatp  in 
%Ä¥  OQfiv  rd/iaatf  vd  noXXd  xtioavteg^  dyogdr  avTo&t  xa-* 
T«cni;aarTO,  y  nai  vvv  iri  iqm/Aivoi  'Pfa/tmlot  diuteXovai* 
und  noch  bestimmter,  indem  er  von  der  Gründung  des  Vesta- 
tem'pels  spricht ,  cap.  66.  vde  filv  Idiag  ovn  ixt¥9j09,  rcJy 
(pQatQfviv  iariag,  noivtjv  dh  naTearijaaTO  ndrrmv  fiiar  iv 
rdi  f^eraiv  %ov  KanivfaXiov  %al  tov  IlaXatiov 


SchriflsteUer  gewährt.     Ganz  aobedeateod   und  ankrilisch  int  Hirt's 
Abhaodlang,  Geseh.  der  ßauk.  III.  S.  211  ff.  mit  Taf.  XXIII. 
334)  neUe  AnüehÜd  della  citti  di  Roma.  p.  46  f. 


218    

%al  ß*ic^c  dfifpoliß  ovaijg  rijs  d/ogag^  iif  f]  %a%ea%a%Ht(nut> 
ToUgor*  Dazu  hat  man  nun  nach  die  Beschreibung  der  Sa- 
bkierschlacht  bei  Liv.  I,  12.  gezogen:  Mettus  CurÜui  «6 
SabMs  princeps  ab  arce  decueurrenU  ei  effiisos  egeräi  üo- 
matios  toio  quantum  foro  spatium  est;  nee  procul 
tarn  a  porta  Palatti  erat  etc.  Allein  auf  diese  Stelle 
halte  man  sich  am  allerwenigsten  bemfen  sollen ;  denn  wenn 
es  entschieden  ist,  wie  früher  gezeigt  worden,  dass  die  Porta 
Palatii  oder  Mugionis  bei  dem  Titusbogen  war,  so  dienen  Li-* 
viiis  Worte  eben  zum  Beweise,  dass  das  Forum  dorthin  (öst- 
lich) sich  ausdehnte.  Von  jenen  Stellen  aus  Dionysins  aber 
widerspricht  die  erstere  gar  nicht ;  denn  das  Forum  ist  aller- 
dings vnoiulfA^vov  .TcS  KannfaXm ;  die  zweite  aber  ist  nur 
etwas  ungenau ;  denn  wenn  auch  das  Forum  in  der  That  vom 
Fusse  des  Capitolinus  sich  bis  an  den  Palatin  erstreckt,  so 
liegt  doch  bei  weitem  der  grösste  Theil  des  von  ihm  eingenom- 
menen Areals  seitwärts,  wenn  man  nicht  geltend  machen  will, 
dass  die  allerdings  zum  Palatin  gehörige  Velia  wirklich  dem 
Capitolinus  gegenüber  die  Grenze  macht.  Dass  aber  Diony- 
/sitts  durchaus  nicht  das  Forum  als  zwischen  dem  eigentlichen 
Capitole  (der  rupes  Tarpeia)  und  dem  Palatin  (auf  der  Seite 
von  S.  Teodoro)  gelegen  bezeichnet,  dafür  giebt  den  sicher- 
sten Beweis,  dass  er  eben  in  diese  Tiefe  den  Yicus  Tuscus 
setzt  ^^^) ,  für  den  nach  der  Nardini  -Nibby^schen  Anordnung 
gar  kein  Platz  übrig  bleiben  würde,  da  sehr  bald  hihter  S. 
Teodoro  das  Velabrum  beginnt.  —  Wenn  demnach  die  alten 
Ueberlieferungcn  der  Lage  des  Forum  zwischen  dem  Capito- 
linus und  der  Höhe  des  Titusbogens  keinesweges  widerspre*- 
dien ,  so  erhält  sie  ihre  vollkommene  Bestätigung  durch  die 
Ergebnisse  der  neuesten  Ausgrabungen  und  überhaupt  ist  nur 


535)  V,  36.  Tov  fiera^v  tov  IlaXavtiov  xal  rot  KantrwUov  tit» 
tagoi  fiaXtara  /itjxvvofAevov  araSiots  ßivXoiva,  Ss  nat  fifxQ^^  if^»  3V;(>^^- 
fw»'  oixrjaig  vno  'Putfiaiwv  »aXeirai  ttarä  vr^v  intz<ff(f*oy  Stakxxrvr,  ^ 
ipfQOvaa  Siodog  anb  r^g  ar/o^äg  fTtl  tov  fuyav  imrodQOfM.ov.  Die  ün- 
ricbtigkeit  des  in  dem  jetzi^eo  Texte  f^eg^ebüDen  MiMaes  rillt  ibri« 
(cens  in  die  Äugten:  denn  die  ganze  Westseite  des  Palatin  wird  nicht 
über  1:200—1300  Fuss  Hessen,  aUe  etwa  die  Hälfte  der  vierStadieo. 


21» 

unter  dieser  Yonnraselzubg  etae  Vereinigong^  der  Naehricbieii 
BBÖglich ,  welche  sich  theils  über  elnzeLDie  Theile  des  Fomai, 
theils  über  die  es  begrenzenden  oder  benachbarten  Strassen 
und  änderen  Oertlichkeiten  erhalten  haben.  Die  Kenntmas 
der  Letzteren  muss  nothwendig  voirausgehen ,  ehe  von  einer 
genaueren  Grenzbestimmung  die  Rede  sein  kann,  und  so  iat 
hier  der  Ort,  wo  von  dem  Laufe  der  Sacra  via  und  Nova 
via,  so  wie  von  der  Bedeotuag  der  Namen  Velia,  Argile- 
tum  und  einiger  anderen  gesprochen  w^erden  nuss. 

Die  Sacra  Tia. 

Es  war  eine  alte  Ueberlieferung,  dass  das  Bündniss  zwi- 
schen Romulns  undTatius  auf  der  Sacra  via  ^^^)  gesehlossen 
worden  sei  und  dass  sich  der  Name  eben  von  dieser  Handlung 
herschreibe  ^^).  Diese  Sage  hat  indessen  nicht  mehr  Wahr- 
scheinlichkeit für  sich,  als  die  Nachricht  PI utarchs^^),  daas 
die  Zusammenkunft  auf  dem  davon  beftaunten  Comitium  Statt 
gefunden  habe.    Viehnebr  ist  es  unverkennbar,  dass  die  an 


336)  Es  ixt  schon  in  der  Sehrift  de  Eomae  vet,  mur.  aiq,  pert, 
p.  !23.  bemerkt  worden,  dass  nach  gntem  römischem  Gebrauche  durchs 
ons  Sacra  via,  nicht  Via  sacra,  zn  schreiben  ist.  Ausser  den 
angefahrten  Stellen,  Plin.  XIX,  1,  6.  Suet.  Vi  teil.  17.  Ascon. 
I.  Cic.  p.  Mil.  14.  sind  mir  nnr  noch  einige  Inschriften  (Grut. 
DCXXII,  1.  DCXXXVin,  5.)  bekannt,  wo  sich  ebenfalls  Via  sacra 
findet.  Allein  diese  späten  Grabscbriften  haben  fnr  den  richtigen  Ge- 
brauch nicht  mehr  Beweiskraft  als  die  N  o  t  i  t  i  a  i  m  p  e  r  i  i ,  wo  noch 
die  SteUuBg  dieselbe  ist.  Ho  rat.  Sat.  f,  9,  I.  Ibam  forte  via  sacra  ^ 
ist  nur  durch  das  Metran  bedingt;  etwa  wie  Ovid.  Fast.  V,  148. 
sagt:  diva  canenda  Bona  est,  während  der  Name  nie  dea  Bona  lau- 
tete, noch  lauten  konnte.  Schriftsteller  der  besseren  Zeit  aber  schreir 
ben  nnr  Sacra  via  und  diese  Form  ist  als  die  gültige  auch  durch  den 
Namen  Sacravienses  und  des  F  e  s  tu s  Vorschrift,  man  solle  nlchi Saeravta 
nnd  Novavia,  sondern  beides  getrennt  schreiben,  über  allen  ZweiH^l 
erhoben. 

37)  Dionys.  II,  46.  rovra  6u6a»yrte  nal  ßotuohi  irtl  roXg  OQitotQ 
id(fvoafi6voi  xara  fiiaijv  fiaXiara  rrfv  xaXovuivr/y  ft^äv  oSov  ow&xQot&r» 
actv  aiXijlotS.  Appian.  fgm.  1.  I.  5.  owtXd'ovrtC^PyjfAvXbs  re  xal  Tai' 
Tiog  ig  Ttfv  i^  ixtivov  ttgav  malovfjUi'T^v  o^ov*  Fest.  p.  %^0.  Satram 
viam  quidam  appellatam  esse  existimant,  qnod  in  ea  Joedus  icium 
Sit  inter  Romulum  ac  Taiinm.  Serr.  z.  Virg.  Aen.  VIII,  641. 
Huius  autem  facti  in  Sacra  via  signa  stant :  Romulus  a  parte  Palatii, 
Tatius  vettientibits  a  Rostris, 

Z6)  Rom.  19.  ^'Onov  fts  xaeta  avri&stro,  ^h.9*  ^'^  KofUrtov  iro- 
liiras'  Kofiu^s  yk^  *I^fuuQt  t6  os^sX&stv  uetXovet, 


220    

dieser  Strasse  haftenden  heiligen  Gebräache  die  Benennung 
veranlassten,  wie  namentlich  daraus  erhellt,  dass  die  Strecke, 
an  welcher  das  Veslaheiligthum  oder  doch  die  dazu  gehörige 
Regia  als  Wohnung  des  Pontifex  Maximus  und  das  Haus  des 
Rex  sacrificulus  lagen,  im  gemeinen  Leben  vorzugsweise  so 
genannt  wurde  ^3').  Allein  im  Sacralsinne  hatte  die  heilige 
Strasse  eine  grössere  Ausdehnung.  Sie  begann  bei  dem  Sa- 
cellum  Streniae  und  endigte  auf  der  Burg.  Die  Lage  dieser 
Kapelle  lässt  sich  mit  Genauigkeit  nicht  bestimmen ;  indessen 
giebt  Varro***)  dafür  die  Gegend  an,  welche  Ceroliensis  ge- 
nannt wurde,  und  da  diese  zu  den  Carinen  gehörte ,  zugleich 
aber  in  dem  Argeerfragmente  von  einem  Wege  nach  dem  Cae- 
lius  die  Rede  ist,  so  werden  wir  an  den  dem  Caelius  zuge- 
wandten Abhang  des  Esquilin  gewiesen,  oder  das  zwischen 
beiden  Hügeln  gelegene  Thal.  Gewöhnlich  nimmt  man  die  Ge- 
gend nach  denTitusthernien  hin  dafür  an.  Wie  von  da  an  in  al- 
ter Zeit  der  Gang  der  Strasse  gewesen  sei,  ist  gänzlich  unbe- 
kannt. Nachdem  die  Tiefe  grossentheils  durch  das  Amphithea- 
trum  Flavium  eingenommen  war,  ging  sie  dieses  zur  Linken 
lassend  am  Abhänge  des  Esquilin  fort  und  an  dem  Golossus 
Neronis'^^)  vorüber^  sa  dass  dieser  zur  Rechten,  dann  die 


339)  Göttliug,  Gesch,  d,  röm.  Siaatsverf,  S.  49. 1202.  235.  be- 
trachtet die  Sacra  via  als  den  Umes  decumanus  der  vereinigten  Ro- 
mer- und  Sabine r-Stadt.  Dabei  ist  wohl  angenommen,  dass  sie  in  ge- 
rader Richtung  gegangen  sei,  was  entschieden  nicht  der  Fall  gewesen 
ist.  Es  giebt  für  eine  solche  Bedeutung  der  Strasse  nicht  die  leiseste 
Andeutung,  so  wenig  als  Tür  eine  Verlängerung  der  Linie  durch  Ser- 
vius  Tnllios.  Jedenfalls  bestand  sie  schon  damals  in  ihrer  ganzen 
Lange. 

40)  L.  L.  V,  8.  p.  52  Sp.  Carfnae  et  inter  eas  quem  ioeum  Ce- 
roiiensem  appellätum  apparet,  quod  primae  regionU  qvartum  taera- 
rium  scriptum  sie  est:  „Ceroliensis  quatriceps  circa  Minervium  qua 
in  Caeiio  monte  itur  in  Tabernola  est/'  Ceroliensis  a  carinarum 
iunctu  die  tue  Carinae,  postea  Cerionia^  quod  hinc  oritur  caput  Sa-- 
crae  viae,  ab  Streniae  sacello  quae  pertinet  in  arcem,  lieber  die 
Schreibart  des  Argeert'ragments  s.  de  Romae  vet,  mur.  p.  24.  und 
aber  den  Namen  Cerionia  ebend.  p.  28. 

41)  Der  Coloss  des  Zenodorus ,  nach  Sueton  120,  nach  Pli- 
nins  110,  nach  Hieronymus  107,  nach  dem  Guriosnm  urb.  R. 
102%  Fnss  hoch,  ursprünglich  bestimmt  den  Nero  darxnstellen  (PI in. 
XXXIV,  7,  18.)  und  nach  Sueton.  Ner.  31.  im  Vestibulum  der  au- 
rea  domus  aufgestellt  (vgl.  Mar t.  de  spect.  2.).  Die  Bildsäule  hat 
die  maanigfachsten  Schicksale  gehabt.    Vespasian,  als  er  den  uosinai- 


m 

Meta  Sudans  zur  Linken  blieb.  Von  da  stieg  sie  zwischen 
dem  Palatin  und  dem  Tempel  der  Roma  und  Venus  auf  zu  der 
Höbe  des  Titusbogens,  der  über  ihr  erbaut  war  ^^).   Das  Fo- 


lgen Baa  Nero^s  verschwiaden  hiess,  Hess  sie  zom  Sonaengotte  umge- 
stalten (darauf  bezieht  sich  Suet.  Vesp.  18.  eolossi  refector.  yg\. 
Plio.  1.  1.)  aod  weihete  sie  an  der  Sacra  via.  Dio  Cass.  LXVI,  15. 
Mart.  I,  70,  6.  Hieron.  p.  439  Rone.  CommoduS  setzte  wiederum 
der  Statae  seinen  Kopf  auf  und  gestaltete  sie  zum  Hercules  um.  Dio 
Cass.  LXXK,  22.  £xc.  Mqi.  p.  225.  Lamprid.  Comm.  17.  He> 
rod.  I,  15.  Hieron.  p.  465.'  Aber  spater  muss  sie  doch  wieder  zum 
Sol  umgeschaifen  worden  sein;  denn  die  Notitia  nennt  sie  in  der 
vierten  Region :  Colossum  altum  pedei  CII  S.  habet  in  eapite  radia 
(sie.)  numero  Septem  singula  pedum  XXII  S.  Noch  jetzt  sieht 
man  dieses  Colosses  Basis  zwischen  dem  Templum  Romae  et  Veneri» 
und  dem  Colosseum.  Allein  das  ist  nicht  die  Stelle ,  wo  Vespasian 
ihn  aufstellte,  sondern  damals  stand  er  hoher  und  vielleicht  war  diesa 
sein  erster  ursprünglicher  Platz  (M  art.  d  e  s  p  ec  t.  2'))  so  dass  er 
durch  Vespasian  gar  nicht-versetzt  wurde.  Als  aber  Hadrian  den  Tem- 
pel der  Roma  und  Venus  erbauete,  Hess  er  ihn  an  die  Stelle  jener 
Basis  bringen.  Spart.  Hadr.  19.  et  colossum  stantem  atque 
suspensum  per  Detrianum  (?)  architectum  de  eo  ioco,  übt  nunc 
templum  Urbis  est,  ingenti  mo/tmtne  (transtulit),  ut operi  etiam 
elephantes  XXIF  exhiberet.  Et  quum.  hoe  simulaerum  post  Neronis 
vultum,  cui  antea  dicatum  fuerat,  Soli  consecrasset,  aliud  tale  Apol- 
lodoro  architecto  auetore  facere  Lunae  molitus  est.  Das  ist  offen- 
bar irrig ;  die  Verwandelung  war  schon  längst  geschehen.  —  Der  Co- 
loss  stand  also  auch  früher  an  der  Sacra  via;  dass  aber  diese  zwi- 
schen der  noch  vorhandenen  Basis  und  dem  Colosseum  hindurch  führ- 
te ,  ecgiebt  sich  auf  das  Entschiedenste  aus  dem  Grenzverzeicbniss« 
der  Notitia;  denn  danach  gehörte  er  zur  vierten  Region  (Sacra  via), 
das  Amphitheater  zur  dritten  (Isis  et  Serapis). 

342)  Dass  die  Strasse  in  dieser  Weise  geführt  war,  ergiebt  sich 
mit  der  grossten  Gewissheit  daraus,  dass  der  Coloss  nicht  nnr,  son- 
dern auch  dos  Templum  Urbis  zu  der  von  der  Sacra  via  begrenzten 
und  daher  beoanoteo  vierten  Region  gehörte.  Demungeaehtet  ist  viel- 
fältig angenommen  worden,  sie  sei  von  ihrem  Anfangspunkte,  das  Am- 
phitheater und  das  Templum  Urbis  links  lassend,  fast  in  gerader  Linie 
nach  dem  Friedenstempel  (jetzt  gewöhnlich  Basilica  Constantini  ge- 
nannt) und  dem  Forum  gegongen.  Es  lohnt  kaom  die  Mühe,  das  noch 
zu  widerlegen.  Wenn  man  auch  keine  Rücksicht  auf  die  Notitia  neh- 
men wollte,  so  hätte  man  doch  bedenken  Foilen,  dass  der  Tempel  des 
lupiter  Stator  und  die  Porta  Mugionis  der  Sacra  via  ganz  nahe  lagen 
(s.  S.  113.).  —  Canina,  Jndicaz,  topogr,  p.  72.  sagt,  beim  Auf- 
graben um  den  Tempel  der  Roma  habe  man  wahrnehmen  können,  dass 
die  Strasse  früher  gerade  durch  die  Area  des  Tempels  gegangen  sei; 
Hadrian  habe  sie  verlegt.  Auch  das  ist  gar  nicht  denkbar;  denn  der 
Titnsbogen  kann  nur  über  der  Sacra  via  gestanden  haben,  und  man 
wird  doch  nicht  annehmen  wollen,  Hadrian  habe  auch  diesen  translo- 
cirt.  Dagegen  ist  es  unbegreiflich,  wie  T  hier  seh,  Epochen  d.  bild. 
Kunst.  S.  313.  hat  annehmen  können,  auch  der  Triumphbogen  Coo- 
stantins  habe  über  der  heiligen  Strasse  gestanden,  indem  diese  zwi- 
schen dem  Caeliuff  und  PaJatinus  hervorgekommen  sei.  Das  ist  das 
Seltsamste  von  Allem,  was  über  diese  Strasse  gesagt  worden  ist.  Der 


2t2    

ram  liegt  un  ein  BetrSchtllches  tiefer  als  das  Thal  des  Colos- 
seum,  und  es  musste  daher  die  Strasse  in  ununterbrochenem 
Falle  bis  zu  der  Grenze  desselben  wieder  hinabsteigen.  Das 
ist  die  Strecke,  über  welche  die  meisten  Zweifel  entstanden 
sind  und  deren  richtige  Bestimmung  für  die  Lage  der  Gebäude 
an  Forum  von  grosser  Wichtigkeit  ist. 

Zwischen  dem  Titasbogen  und  dem  Capitolinus  sind  uns 
zwei  Punkte  gegeben,  hinsichtlich  deren  wir  die  entschiedenste 
Gewissbeit  haben ,  dass  sie  von  der.  heiligen  Strasse  berührt 
wurden.  Der  erste  ist  das  Vestaheiligthum,  Tempel  und  Re- 
gia begreifend,  und  mit  ihm  mag  vorläufig  der  ]\ähe  wegen  der 
Foraix  Fabtus,  den  man  als  dritten  Punkt  angeben  könnte, 
zusammengedacht  werden:  der  zweite  ist  der  Triumphbogen 
des  Seplimius  Severus,  hinter  welchem  der  Clivus  Capitolinus 
seinen  Anfang  nimmt.  —  Was  den  ersten  Punkt  anlangt ,  so 
geben  darüber,  dass  er  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  der 
Sacra  via  stand,  die  sogleich  näher  zu  erörternden  Stellen  aus 
Varro  und  Fes  tu  s  völlige  Gewissheit:  es  folgt  aber  auch 
schon  aus  der  Erzählung  bei  Ho  rat.  Sat.  I,  9.  Ibam  forte 
via  Sacra,  und  v.  35.  Veiitum  erat  ad  Vestae.  Es  lag  aber 
das  Vestaheiligthum,  d.  h.  der  ganze  Complex  der  heiligen  Ge- 
bäude am  Forum  und  zwar  an  der  Grenze  desselben  unter  dem 
Abhänge  des  Palatin^-^^).  Demnach  kann  dafür  kein  anderer 
Ort  gedacht  werden,  als  die  Gegend  von  Sta.  Maria  Libera- 
trice  (S.  M.  Liberaci  dalle  pene  dell'  inferno),  aufweiche  auch 
durch  die  vielfach  bezeugte  Nähe  des  Castortempels  nothwen- 
dig  hingewiesen  wird**).     Endlich  setzen  auch  die  hier  gefun- 


ArcQS  CoDstaatioi  steht  allerdings  über  der  Via  triomphalis,  denn 
diese  kömmt  vom  Circas  her ;  aber  sie  mündet  erst  bei  der  lieta  sa- 
doos  in  die  Sacra  via  ein. 

343)  Diaoys.  II,  66.  avfiTrenoliauivwv  ijdr^  rtuv  Xotpatv  ivi  fre^i^ 
ßoXnf  xal  ftiarj^  a/iupotv  ovotj^  r^c  ayoQÜe,  iv  y  ttaTiOMtvaarai  t6  tt^or, 
vgl.  Aam.  346.  S.  224.  mit  Anm.  348. 

^i)  Dionys.  VI,  13.  berichtet  die  Sage,  ivie  die  Dioskiiren  naeh 
der  Schlacht  am  Regillus  bei  der  dem  Vestatempel  beaacbbarten  Quelle 
der  Jutoroa  erschieuen  seien :  a^avr^  3i  rtHv  'iitntav  tteate^*  »ai  airo» 
viif/avT6Q  aaio  zij^  Itfia^og,  i}  na^a  to  u^ov  rijs  ^Bariag  avaSidwoi ,  i/- 
fi*yv  nuiovaa  iußv^iov  oAipjv  k.  r.  X.  An  dieser  Steile,  oder  nahe  da* 
bei  wurde  der  Castortempel  erbaut :  o  rs  vtw9  rcoy  J^omtov^utv^  '6v  inl 


2JÖ    

denen  sahbeichen  InscbrifteB  voq  Gräbern  und  fihrendenkmä* 
lern  der  VesUlinnen  diese  Lage  ausser  Zweifel  ^*^), 

Der  Tempel  seU>st  aber  rücbte  jedenfalls  sieht  bis  an  das 
f^orum,  sondern  lag  weiter  zurück  nach  dem  Abfaange  des  Pa- 
latin ;  dagegen  werden  uns  in  unmittdbarer  Beziehung  auf  das 
.Fomm  und  als  neben  {propter)  dem  Tempel  gelegen,  bald  das 
AtriunVestae  oder  Atrium  regium\  bald  die  Regia 
genannt ^^).  Die  Frage,  ob  diese  Namen  ein  und  dasselbe 
Gebäude,  oder  verschiedene  bedeuten,  ist  von  geringer  Wich* 
tigkeit*^^),  und  wird  weiterhin  ihre  Beantwortang  finden :  hier 


TOiv  9tQ>ivij  xaXovfiinj  rs  rv)v  -d'Hov  tovtqjv  ttpa  xcfl  tte  rode  x{*ovov  vou^ 
^oiUvrj,  Dasselbe  erzählt  mit  hier  gleichgültigem  Anachrooismus  Va- 
ter. Max.  I,  H,  I.  Castorem  vtro  et  PolUicetn  etiam  iilo  tnnporB 
pro  imperio  populi  Ramani  excuhuisse  cognihnn ,  quo  ad  lactim  fu- 
iumae  suum  equorümque  sudorem  ablvere  visi  ttmt;  iunctaque  fonti 
aedes  eorum  nullius  hominum  manu  reseratu patuit,  \g\.  Plntarefa. 
Aemil.  Paal.  %^.  Lactaat.  de  orig.  error.  7.  Dieselbe  dem 
€a8t»Ptempel  beBadibarte  Lage  bezeogen  0 vi d.  Fast.  I,  707.  Fra- 
trihiu  illa  deu  frairtM  de  gente  deorum  Circa  lutumee  componterw 
locus,  und  Mart.  I,  70,  2.  yicinum  Castora  canae  Transibis  Fes tae 
9irgineamque  domian, 

3i5)  H.  Aldroaodus,  Memorie.  o.  3.  Vicifto  a  S.  Maria  Lib«* 
ratrice,  dove  vogliono  che  fosse  il  tempio  di  Vesta  sooo  stati  ritrovati 
da^  dvodieoi  sepolcri  di  virgioi  Veatali  calle  loro  iserizioai.  S.  Lucio 
FauDO,  Jnfieh,  di  R.  p.  46.  Aodr.  Fülv.  de  Urb,  antiquit.  p.  !M6. 
Niebnbr,  Beschr.  d.  St.  R.  fll.  A.  p.  67. 

46)  Dass  die  Regia  bei  dem  Vestatempel  lag  und  eiaen  Tb«il 
des  gaozea  riutvot  ausmachte  ,  ergiebt  sich ,  abgesehen  von  inoeren 
Gründen,  aus  mehreren  Erwähnungen.  Ovid.  Fast.  VI,  267. 

Hie  locus  exiguus,  qui  sustinet  afria  FestaBy 
Tunc  erat  intonsi  regia  magna  Numae, 
Trist.  ÜI,  1,  29. 

tiic  locus  est  Fes  laß,  qui  Pallada  servat  et  ignem : 
Hie  fuit  antiqui  regia  parva  Nnmae, 
Plutarch.  Num.  14.  iHtiuaro  ttItjoIov  tou  t^s  *Batiag  isqov  t^v  «a* 
loviJ^itjv  "Ptiyiav,  ohv  ßaaiXuov  oixt^pa,  D  i  o  C  as  s.  Tgmta.  Val.  XX, 
rä  Se  äij  a^x^Xa  iv  rp  itqij.  oSo)  iiyt,  xal  ras  t£  Siar^ißäe  nXt^aioy  rov 
'EoT*aiov  dnoitiTo,  Sc  hol.  Cruq.'z.  Horat.  I,  2,  15.  Regiam  dieit 
Numae  Pompilii,  qui  ad Festae  suam  habuit  regiam.  S  o  1  i  n.  1 ,  21 .  (ha- 
bitavit)  in  colle  primum  Quirinali,  dcinde  propter  aedem  Festae,  quae 
adkuc  iia  appellatur.  Wenn  dagegen  Serv.  z.  Aen.  VII,  153.  sagt: 
templum  Festae  non  fuit  augurio  consecratum,  ne  illue  conveniret  se- 
uatus,  ubi  erant  virgines;  nam  haee  fuerät  regia  Numae  Pompilii ; 
ad  atrium  autetn  Festae  oonveniebaty  quod  fuerat  a  tempio  remo» 
tum,,  so  darf  das  nur  so  verstanden  wenien,  dass  die  aedes  und  das 
ütrium  zwei  getrennte  Räumlichkeiten  waren,  die  uichtsdestoweBiger 
diciit  ht\  eiaauder  lagea. 

47)  Ausführlich  handelt  davon  Ambro  seh,  Stud.  u.  Andeut.- 
kh  kaan  jedoch  mit  deu  ^elelirCen  Verfasser  in  dea  meistea  und  wich-^ 


224    

kömmt  es  nur  darauf  an  zu  zeigen,  dass  die  Regia  selbst  an 
dem  Forum  lag.  Das  ergiebt  sich  aber  nicht  nur  aus  der  Nach* 
rieht,  dass  Cäsars  Leichnam  auf  dem  Forum  vor  der  Regia 
verbrannt  wurde  ^-^^),  sondern  ausdrücklich  sagtServins  z. 
Aen.  yill,  363.  Quis  enim  fgnorat,  Regiam^  tibi  Numa  ha^ 
biiaverity  in  radicibus  Palatii  ßnibusgue  Boniani  fori  esse. 
Dadurch  ist  die  Stelle  sehr  genau  bezeichnet.  Denn  wenn  der 
Vestatempel  bei  Sta.  Maria  Liberatrice  lag,  so  kann  die  Regia 
nur  auf  derselben  Seite  des  Forum,  d.  h.  auf  der  südlichen 
Längenseite  und  zwar  als  änsserstes  Gebäude  gedacht  werden. 
Wer  die  Worte  in  fnibus fori  Romani  bei  Seryius  so  verste- 
hen wollte,  als  hätte  die  Regia  die  östliche  Grenze  des  Forum, 
auf  einer  vom  Faustinentempel  nach  dem  Palatin  zu  ziehenden 
Linie,  dem  Capitolinus  gegenüber,  gemacht,  der  würde  nicht 
bedenken ,  dass  sie  dann  durch  eine  Strasse,  welche  an  dem 
Castortempel  vorüber  nach  dem  Titusbogen  hin  (jedenfalls  in 
die  heilige  Strasse)  führte  und  von  der  sowohl  bei  der  Phokas« 
säule  als  vor  der  Ruine  der  3  Säulen  Stücken  aufgegraben 
worden  sind,  von  dem  Vestaheih'gthume  getrennt  gewesen 
wäre,  was  ganz  undenkbar  ist.  Vielmehr  scheint  darüber  gar 
kein  Zweifel  möglich,  dass  sie  als  Theil  de^  ganzen  %ifji^voQ 
auf  derselben  Linie,  und  zwar,  da  sie  auf  dieser  Seite  die 
äusserste  Grenze  des  Forum  bildete,  etwas  weiter  als  der 
Tempel  nach  dem  Titusbogen  hin  gelegen  habe,  während  der 
Tempel  selbst  dem  Castortempel  näher  war. 

Hieher  nun,  zu  der  an  der  Grenze  des  Forum  gelegenen 
Regia  führte  die  Sacra  via,  wie  durch  Varro  und  Festus 
ausser  allem  Zweifel  ist.  Ersterer  sagt  L.  L.  V,  8.  p.  52. 
Ccroiiensis  a  carinarum  iunctu  dictus  Carinae,  post  ea 
Cerionia^  quod  hinc  oritur  caput  Sacrae  viae  **) ,   ab  Stre- 


Ugstea  Pankten  nicht  übereinstimmen.  S.  De  Romae  vet  innr.  atq, 
port,  p.  ?3  —  48. 

348)  Appian.  Bell.  civ.  II,  148.  fs  t^v  ayoQoy  avdr$s  f&taaw 
(t^v  Mlivt^v),  tv&a  t6  nala$  *PiofAaioi9  iotl  ßaaiXuov,  Liv.  fipit. 
1.  CXVI.  Caesarü  corpus  quum  in  Campum  Martium  ferretury  a 
plebe  ante  Rostra  crematum  est.  Damit  vergleiche  man  auch  ein 
Fraginent  ans  Festus  p.  333  Mail.  [Scriboniannm  %^]peilatur  ante 
atria  [puteal,  quod  fecit  Scri]6oiiitii. 

49)  Welchen  Zusammenhang  der  Name  Cerionta  mit  dem  Anfange 


225    

niae  saeello  quae  perUnet  in  arcemj  qua  sacra  quotquot 
mensibus  foruntur  in  areem  et  per  quam  augares  ex  arce 
profecti  solent  inaugurare.  Hidus  Sacrae  viae  pars  haec 
sola  vulgo  noia,  quae  est  a  Jbro  ewtti  p  rimoro  clivo  ^^^). 
Ueber  den  Sinn  dieser  Worte  kann  kein  Zweifel  sein,  Varro 
hat  die  ganze  Ausdehnung  der  Sacra  via  angegeben :  ab  Slre- 
niae  saeello  quae  pertinet  in  arcem;  allein,  sagt  er,  im  ge- 
wöhnlichen Leben  wird  nur  der  Theil  als  Sacra  via  betrach- 
tet, der  Ton  der  Grenze  des  Porom  (denn  a  foro  eunti  wird 
von  dem  gesagt,  der  das  Forum  verlässt)  auf  dem  vorderen 
Clivus  aufsteigt.  Was  für  ein  Clivus  das  sei,  liegt  am  Tage : 
es  ist  die  unmittelbar  vom  Forum  beginnende  Erhebung  der 
Yelia  bis  zum  Titusbogen.  Sie  wird  bezeichnet  durch  die 
Worte  primore  clivo ^  d.  i.  anteriore;  denn  jenseit  des  Ti- 
tusbogens  liegt  ja  zur  Tiefe  des  Amphitheaters  hinabsteigend 
ein  zweiter  Clivus,  der  auch  zur  Sacra  via  gehört,  aber  im 
gewöhnlichen  Leben  nicht  diesen  Namen  hatte.  So  ist  es 
also  die  ganze  Strecke  vom  Forum  bis  in  die  Nähe  des  Ti- 
tusbogens,  weiche  vom  Volke  gewöhnlich  und  vorzugsweise 
Sacra  via  genannt  wurde,  und  so  erbalten  wir  nun  für  sie 
auch  eine  angemessene  Ausdehnung  für  diese  Strasse,  wäh- 
rend sie  in  neuester  Zeit  aus  irriger  Ansicht  von  der  Lage 
der  domus  regis  sacrorum  auf  eine  sehr  kleine  Strecke,  wie- 
wohl in  verschiedener  Weise,  beschränkt  worden  ist.  Dem 
steht  schon  entgegen,   was  Horaz  von  seinem  Spaziergange 


der  Sacra  tU  haben  könne,  ist  schwer  zu  erklaren,  s.  Otfr.  Mül- 
ler in  Böttig.  ArchäoL  u,  Kunst.  S.  81.  Der  von  ihm  nach  Turnr- 
kns  aa%enommeue  Name  Cerolia  bessert  die  Sache  um  nichts.  Noch 
wenif^er  wird  jemand  mit  Bnnsen  lesen  wollen :  posiea  sacra  via.  Eh 
bleibt  immer  möglich,  dass  Varro,  der  sich  leicht  mit  jedem  znfklligea 
Aoklauf  e  besagt,  an  eaerimonia  dachte. 

350)  Das  ist  die  Lesart,  welche  am  besten  beglaubigt  scheint; 
nach  Victorias  bei  Spengel  auch  die  des  Florent.  Dagegen  scheint  Nie- 
bahr in  diesem  (nach  Bansen,  Beschr.  d.  St.  B.  i.  S.  693.)  proan- 
maro  gefanden  za  haben^  wos  wohl,  da  sich  auch  proximo  findet,  nar 


o* 


«OS  der  Vereinigang  beider  Lesarten  primaro  entstanden  Ist.  Das 
frgmt.  Casin.  hat  nach  Ambrosch  primoxo.  Ans  jenem  proximoro  clivo 
hat  Bansen  in  Folge  schweren  Missverstand nisses  gemacht:  proxima 
sacro  clivo  (s.  Anm.  371.);  Ambrosch:  proximo  rcffiae  clivo,  was  je- 
denralls  aonötbig  ist.  Pär  den  Sinn  macht  es  wenig  Unterschied ,  ob 
man  proximo  oder  primore  clivo  lieset. 

15 


ÜK    

enähltt  weit  mehr  aber,  dass  an  einem  Tbeile  der  8traMe> 
der  Summa  sacra  ria  der  Obstmarkt  war,  M'as  eine  grös- 
sere Ausdehnung  voraussetzt '^i)» 

Die  zweite  Hauptstelle,  welche  die  gegebene  Erklärung 
der  Worte  Varro's  vollkommen  bestätigt,  ist  bei  Pestus 
p.  290.  Sacram  tiam  quidam  oppellaiatn  esse  existimant^ 
quod  in  ea  foedus  ictum  sit  inter  Romulam  ac  Tntiitm.  qni- 
dam  quod  eo  itinere  utantur  sacerdoies  iduKkim  saerorWH 
conßeiendorum  causa,  itaque  ne  eatenks  qtHdem,  ut  tulgns 
optnatur,  säcra  appeltanda  est  a  Regia  ad  domttm  ile* 


351)  Varro  de  re  rnst.  I,  9.  Huiusee  in&nmn  pcmaria  summa 
Sacra  via,  uhi  potna  veneunt,  Ovid.  Art.  am.  11,  265. 
Hurt  ntburbano  poteris  tibi  dicere  missa^ 
lila  vel  in  Sacra  sint  licet  emta  via. 
Anthol.  Lat.  n.  1636. 

Quaeque  tibi  pomi  tamquam  vemaeuta  poma, 
De  Sacra  nulli  dixeris  esse  via. 
Bs  scheint  aber  fast,  als  seien  hier  nicht  nur  poma  feilgeboten  worden, 
sondern  auch  allerhand  Galan teriewaaren»    Darauf  könnte  man  beziehen 

Prep.  II,  24,  II. 

Et  modo  pavonis  cavdae  flabella  superbae, 

Et  manibus  dura  ffigus  habere  pila. 
Et  cupit  ingratum  talos  me  poscere  ebumos, 
Quaeque  nitent  Sacra  vilia  dona  via. 
Den  letzten  Vers  nicht  eben  tiütpoma  zn  beziehen,  rath  Ovid.  Amor. 

1,  8,  V9. 

Munera  praecipue  videat  quae  miserit  alter  i 

Si  tibi  nil  dederit,  Sacra  roganda  via  est. 
Wenigstens  aber  hielten  hier  die  Kraozwinderinnen  feil.  Ovid.  Fast. 
VI,  783. 

Luc\fero  subeunle  Lares  delubra  tulerunt, 

Hie  ubi  fit  docta  multa  corona  manu. 
Das  Sacellum  Lanira  lag  nämlieh  in  summa  Sacra  Via.  Ob  hieher 
auch  za  beziehen  sei,  dass  auf  Inschriften  häufig  aur\ficesy  caelatoresy 
cavatoreSf  ßaturarii,  pigmentarii^  tibiarii  de  Sacra  via  genannt 
werden  (Grater.  DCXXII,  1.  DCXXXVIII,  5.  7.  DGXXXIX,  it. 
HXXXIII,  1.  Murat.  CMXIX,  1.  Oreli.  4149.  55.  66.  92.  93.)  wiU 
ich  nicht  behaupten,  da  diess  auch  von  der  vierten  Region,  welche 
Sacra  via  hiess,  verstanden  werden  kann ;  bemerkenswerth  ist  es  in- 
dessen doch,  dass  fast  aassehliesslich  Luxasgegenstünde  genannt  wer- 
den.—  Uebrigcns  macht  es  eine  Nachricht  bei  Varro  wahrschein  lieh, 
dass  der  hier  betriebene  Handel  ein  Rest  eines  früher  in  der  Nahe 
gewesenen  Verkaufs-Forum  war.  Er  sagt  V,  ^%.  p.  148.  Jd  corneta  Fo- 
rum Cupedinis  a  Cupedio;  quem  (?)  multi  Forum  Cupidinis  a  eupi- 
ditate.  Haee  omnia  posteaquam  contractu  in  unum  loeum ,  quae  ad 
vietum  pertinebant,  et  aed\ftcatus  locus,  appcllatum  macellum  ete. 
Die  Corneta  aber  giebt  derselbe  in  der  Nähe  der  Sacra  via  an.  p.  151. 
ut  inter  sacram  viam  et  macellum  editum  (?)  Corneta.  Man  möeMe 
dabei  an  die  Stelle  des  Templum  Romae  et  Vencris  denken. 


227    

gi$  gacrificuli^  sed  etiam  a  Regis  domo  ad  sa- 
cellum  StrentaCy  et  rursus  a  Regia  utqne  in  ar- 
cem.  Wahrscheinlich  hat  Vcrrius  Varro's  Erklämng  voi' 
Augen  gehabt,  der  in  den  jintiquitates  rer,  drv.  von  der 
Sacra  via  ausführlicher  als  in  den  Büchern  de  ling,  Lat.  ge« 
handelt  haben  mag.  Was  oben  durch  die  Worte  a  foro 
eunti  primore  clivo  ausgedrückt  war ,  das  wird  hier  durch 
die  beiden  Endpunkte,  Regia  und  domus  Regis  bezeichnet. 
So  sagt  also  Festus :  es  werde  fälschlich  im  gemeinen  Leben 
nur  die  Strecke  Sacra  via  genannt,  welche  zwischen  der  Re» 
gia  und  der  domus  Regis  liege.  Vielmehr  gebühre  der  Name 
auch  dem  Wege  von  dem  Hause  des  Rex  sacr.  zum  Sacellum 
Streniae  und  wiederum  von  der  Regia  bis  zur  Burg,  so  dass 
die  ganze  Strasse  vom  Sacellum  Streniae  bis  zur  Arx  Sacra 
via  zu  benennen  sei.  —  Von  jenen  beiden  Endpunkten  nun 
ist  uns  die  Stelle  des  einen  bekannt:  die  der  Regia,  an  der 
Grenze  des  Forum  Romanum ;  der  zweite  ist  nirgend  genauer 
nachgewiesen :  nur  das  Eine  ist  gewiss,  dass  er  in  ziemlicher 
Entfernung  von  der  Regia  gewesen  sein  muss,  da  zwischen 
ihn  und  diese  die  ganze  Ausdehnung  der  Sacra  via  (im  en- 
geren Sinne)  fallt.  Daran  muss  man  vor  allen  Dingen  fest 
halten,  um  nicht  irre  zu  werden  durch  eine  Stelle  bei  Dio 
Cassius,  welche  durch  ihre  Zweideutigkeit  zur  Quelle  zahl- 
reicher Irrthümer  geworden  ist.  Er  erzählt,  dass  Augustns, 
als  er  zum  Pontifex  Maximus  ernannt  war,  die  für  diesen 
bestimmte  Amtswohnung  nicht  annahm,  sondern,  weil  nun 
einmal  der  Pontifex  Max.  in  aedibus  publicis  wohnen  mosste, 
einen  Theil  seines  Hauses  (nachher  das  ganze)  veröffentlichte. 
Das  Haus  des  Rex  sacrorum'(Tov  ßaaikime  xäv  hgdiv)  aber 
schenkte  er  den  vestaliscfaen  Jungfrauen,  da  es  unmittelbar  an 
ihre  Wohnungen  stiess  «").     Nun   enthält  diese  Nachricht, 

352)  LIV,  27.  eTTttSi^  re  rot  ^entSov  ftiraXX&^aprot  a^x*«^£t>c 
&xedH'x&if,  «ai  Sta  Tov^  ij  povlrj  yn^tpieao&ai  avTOv  rj^lrjatv,  ovrt  ti 
ttvTOv  Tr^oe^atO'&ai  e«?;,  xal  iynttuiwiv  ol  i^avioTtj  re  %al  iSfjk&tv  ix. 
Tov  avysSgtov  ual  ovxa  iniiva  Ir  ixvgi»&rj,  opt  oiitiav  rivä  drj' 
fiooiav  h'kaßtVy  idXa  fiigos  ti  ttjs  eavroC ,  ort  top  ic^Ugeatp  iv 
Howi}  nmncuti  otxetv  Wt/v,  idr^tioafwat,  rrjp  ftlvroi  tov  ß aoiXitnc 
'^^\  **?«»'  (vulgjo  itfjiiov)  TalQ  &etTTa^^tvots  l'^wxrr,  i'rst- 
9ij  ouoToixo^  Tai«  oln^oioiv  airtor  ijv. 

15' 


n 


228    

mil  Fcstas  verglichen,  eine  völlige  UnmögUchLeit.  Die  VesU* 
len  wohnten  ja  doch  ohne  allen  Zweifel  ganz  nahe  dem  Tempel 
der  Vesta^^^),  und  wohin  wir  auch  immer  die  domus  Regis 
setzen  mögen,  so  ist  doch  das  gewiss,  dass  sie  nach  Verrius 
Erklärung  nicht  an  die  Wohnungen  der  Jungfrauen  siossen, 
nicht  mit  ihnen  6/ji6toi)[og  sein  konnte,  da  ja  die  ganze  Länge 
der  Sacra  via  zwischen  beiden  lag,  deren  Ausdehnung  sonst 
zu  Nichts  zusammenschwinden  würde.  Nothwendig  muss  sich 
also  die  Nachricht  bei  Dio  Cassius  auf  ein  anderes  Gebäude 
beziehen  als  das  von  Verrius  als  domus  Begis  bezeichnete. 

Es  kann  aber  dem,  der  unbefangen  jene  Stelle  lieset, 
durchaus  nicht  zweifelhaft  sein ,  dass  zwischen  jener  Weige* 
rnng  die  Amtswohnung  des  Pontifex  Maximus  zu  beziehen  und 
der  Ueberlassung  an  die  Jungfrauen  ein  Causalnexus  Statt 
fand  ^) ,  und  dass  es  eben  diese  Amtswohnung  war,  welche 
sie  erhielten.  Denn  dass  die  mit  dem  Vestaheiligthume  ver- 
bundene Regia  das  Staatsgebäude  war,  welches  der  jedesma- 
lige Pontifex  Maximus  bewohnte,  ist  zwar  in  neuester  Zeit 
mit  Aufwand  grosser  Gelehrsamkeit  nicht  nur  bestritten,  son- 
dern gerade  hin  verworfen  worden  ^^),  ist  aber  nichtsdesto- 
weniger eine  nicht  hinwegzuleugnende  Thalsache.  Zwar  giebt 
es  ein  einziges  ausdrückliches,  aber  unlauteres  Zeugniss:  Ser- 
vius  z.  Aen.  VIII,  363.  sagt:  domus  enim^  in  qua  Ponti- 
fex kabüatf  Regia  dicilur^  quod  in  ea  Rex  sacrißculus  ha- 
bitare  consuesset.  Das  widerspricht  nun  geradezu  der  Unter- 
scheidung ,  welche  Festus  zwischen  Regia  und  domus  Regis 
macht,  erklärt  sich  aber  sehr  leicht  daraus,  dass  Servius  ver- 
leitet wurde,  den  Namen  Regia  auf  den  Rex  sacrorum  zu  be- 


353)  Piin.  epist.  VII,  19.  ajtgit  me  Fanniae  valetudo.  CoH" 
fraxit  kano  dum  atsidet  Juntae,  virgitti  Festali,  sponte  primutn,  est 
enfm  qfflnis,  deinde  etiam  ex  auctoritate  pontificum,  Nam  virgines, 
quum  vi  morbi  atrio  Festae  eoguntur  exeedere,  matro- 
narum  eurae  custodiaeque  mandantur.  Gell.  I,  12.  Firgo  autem 
FesiafiSf  simul  est  capta  atque  in  a  tri  um  Festae  dedueta,  et 
ponti/icibus  tradita  etc.     Vgl.  Serv.  z.  Aeu.  VH,  153. 

54)  Es  liej^t  diess  so  nahe,  dass  es  bis  anf  die  neueste  Zeit 
von  niemandem  verkannt  worden  ist;  aber  alle  Versnebe,  die  Schwie* 
rigkeit  sa  heben,  sind  darcfaans  anbefriedigend.  Eine  Uebersieht  der 
verscbiedenen  Meinungen  s.  bei  Ambro  seh.  S.  Vt  ff. 

55)  Ambrosch,  Studien  u.  Andeutungen,  1.  Abbaadl. 


229    

ziehen,  mit  dem  er  gar  nichts  gemein  hat^^^).  Dieise  Angabe 
wird  man  daher  für  falsch  annehmen  müssen ;  aber  die  Regia 
ffir  die  Wohnung  des  Pontifex  Max.  auszugeben,  dafür  lag  in 
dem  Namen  kein  Grund,  und  so  hat  man  alle  Ursache  zu  glau- 
ben, dass  die  erstere  Angabe :  domus^  in  qua  Pontifex  kabi- 
tatj  Regia  eUcitur,  auf  sicherem  Grunde  beruhe.  Aber  auch 
abgesehen  davon  fehlt  es  nicht  an  schlugenden  Beweisen.  Es 
ist  wohl  wahr,  dass  Sue ton  nur  sagt,  Caesar  als  Pontifex 
Max.  habe  in  einem  Staatsgebäude  an  der  heiligen  Strasse  ge- 
wohnt ^^) ;  allein  was  liegt  darin  für  ein  Beweis,  dass  dieses 
nicht  die  Regia  gewesen  sei?  Dagegen  ergiebt  sich  diess  aus 
anderen  Stellen  auf  das  Entschiedenste.  Es  ist  eine  bekannt« 
Sache,  dass  sich  in  der  Regia  die  heiligen  Lanzen  des  Mars 
befanden,  nnd  dass  es  für  ein  bedeutungsvolles  Zeichen  gehal- 
ten wurde,  wenn  dieselben  ohne  äussere  Veranlassung  sich 
bewegten  und  ertönten.  Der  Ort,  wo  sie  sich  befanden,  wird 
ein  sacraritim  in  der  Regia'  genannt.  Davon  spricht  das  Se- 
natnsconsultnm  bei  Gell.  IV,  6.  Quod  C.  luUus  L,  F.  Pon- 
tifex nuntiavity  in  sacrario  in  Regia  hastas  Maritas  motisse^ 
d.  e.  r.  I.  c.  lul.  Obs.  96.  104.  107.  110.  sagt  nur  hasta^ 
Mortis  in  Regia;  aber  c.  78.  heisst  es:  yasto  incendio  Ro- 
mae  cum  Rrg^ia  quoque  ureretur^  sacrainum  et  ex  duabiis  al- 
tera iaurus  ex  mediis  ignibus  inviolata  exstitermit.  Daraus 
ergiebt  sich,  dass  das  dem  Götterculte  geweihete  Heiligthum 


35$)  Eben  to  sagt  er  z.  Aen.  H,  &7.  Flaminea  autem  domu$ 
fiaminü  dicitur,  sieut  regia  regis  dotnus.  Gar  nicht  io  Betracht 
kSmmt  Paal.  Diac.  p.  ^279.  Regia  domu»,  ubi  rex  habitat.  Wie 
weoig  auch  voa  Festus  eigeoen  Worrea  übrig  ist,  so  erkennt  man 
doch  leicht,  dass  Paulas,  wie  häufige  anf  die  elendeste  Weise  cxcer< 
pirt  hat. 

57)  Ca  es.  40.  Habitavit  primo  in  Subura  modieis  aedibus; 
post  autein  pont\fi.catum  maximum  in  Sacra  via  domo  publica.  Wenn 
in  gleicher  Weise  Cic.  ad  Att.  I,  12.  sagt:  dornt  C.  Caesaris.  und 
ep.  13.  apud  Caesarem.  wenn  es  p.  dorn.  39,  heisst:  ew  ponti/UnM 
maximi  domo,  und  eben  so  de  bar.  resp.  3.  bei  Plutarch.  Cic. 
98.  iv  Tp  Tov  KaioaQog  olnief,  vgl.  Caes.  63. ,  so  kann  diess  nicht  nur 
Dichts  auffallendes  haben,  sondern  es  ist  selbst  passender,  dass  die 
Regia,  die  ja  nicht  allein  Wohnung  des  Oberpriesters  war,  nicht  ge< 
nannt  wird ,  wenn  nur  diese  bezeichnet  werden  soll ,  znmal  da  hier 
Caesar  gar  nicht  als  Pontifex  Mazimus,  sondern  als  Praetor  in  Betracht 
kam.  Plutarch.  Caes.  9.    Vgl.  Klotz,  de  bar.  respi  17. 


830    

nur  eine  Abtheilung  der  Regia  war,  so  wie  wahrscheinlich  das 
Atrium  auch  dazu  gehörte.  Der  übrige  Tbeil  war  Wohnung 
des  Pontifex  und  ganz  in  seiner  Nähe  musste  sich  das  Sacra*- 
rium  befinden.  Denn  so  sagt  DioCassius  von  den  Anzei- 
chen, welche  Caesars  Tode  vorangingen,  XLIV,  17.  va  7? 
^dg  OTrAa  Ta  ''Aq^ia  naq  avrü  t6t€,  f»c  *^i  nagd  a^- 
yifiQel,  xaTtt  7f  n(x%Qiov  ufi/nsva^  ip6q>ov  %ijs  vvk%6s  inoi^jaej 

'^vmid'fiaav.  Mit  der  grössten  Unwahrscheinlichkeit  hat  man 
jlas  von  den  Ancilien  der  Salier  verstehen  wollen,  wobei  man 
voraussetzte,  dass  diese  ebenfalls  in  der  Regia  aufbewahrt  wor- 
den seien,  zu  gewissen  Zeiten  aber  sich  in  der  Wohnung  des  Ponti- 
fex  befunden  hätten  ^^^).  Die  erstere  Annahme  würde  der  Mei- 
nung, dass  dieser  in  der  Regia  selbst  gewohnt  habe,  nur  günstig 
sein,  und  man  könnte  dafür  anführen,  dass  der  Sage  nach  das  diin^- 
%lg  in  dieRegiaNumae  gefallen  sein  solIle(Dionys.lI,71.  vgl» 
Ovid.  Fast.  III,  357  if.  Plut.Num.  13.);  allein  erwiesen  ist 
die  Sache  keinesweges.  Wenn  Dionys.  IL  70.  sagt  (SäXiOi) 
^v  iv  IlaXafiw  «elTai  %d  Ugä*  so  wird  man  natürUch  dabei  an 
die  Ancilia  denken,  und  eben  so  sagt  P 1  u  t.  N  u  m.  13.  fovTtav  ovv 
qivXanas  xo«  dftqunoXovg  dnideils  hovq  UaXiovß  Isgels* 
Auf  das  palatinische  Sacrarium  wird  man  auch,  wenn  nicht 
ein  Missverständniss  obwaltet,  beziehen  müssen,  wasServ. 
z.  Aen.  VIII,  3,  berichtet:  ü  qui  belli susceperat  curam,  sa- 
crartum  Mai*tis  ingressus  jtrimo  ancilia  commovebat^  post 
hasiam  simulacri  ipsius^  dicens:  Mars  vigila.  Denn 
in  der  Regia  gab  es  kein  sinmlacrum  Mariis ,  das  eine  hasta 
hielt,  sondern  es  waren  dort  die  hastae  Marlis,  Wenn 
auch  Plutarch,  nicht  der  kundigste  Gewährsmann,  im  Rom. 
29.  sagt:  iv  9h  Ty  *Pr^yi(f  96 qv  9ia&i9QV/nivov  ''/Iqea  ngoß" 
ayogBV€iP  (y«cy/).,  so  werden  doch  überall,  wo  von  dem  Pro- 
digium  die  Rede  ist,  hastae  Martis  genannt.  So  in  dem  SC. 
beiGellius;  so  in  den  aus  In  1.  Obs.  angeführten  Stellen; 
so  ebend.  c.  60.  und  bei  Liv.  XL,  19.  —  Wenn  es  aber 
auch  wahr  wäre,  dass  die  Ancilia  in  der  Regia  ihren  Platz 

358)  Cuper,  Observ.  IV,  %.  Gutberleth,  de  SaL  1^  (Polen, 
thei.  V,  p.  m,). 


baitea,  90 19!  doch  in  keiner  Wei^e  abxiueben,  ms  yelehen» 
Gnui4a  und  xu  welcliem  Zwecke  sie  ^u  gewissen  Zeiten  3ich 
aellten  in  der  Wobnong  des  Pontifex  beranden  boben ,  wenn 
diese  nicht  eben  die  Regia  war.  Die  jäbrlicben  Umziige  der 
Salier  im  Mär»  dauerten  viele  Tage.  D  i  o  n  y  s,  II,  70.  jo^vt; 
^  awmv  ia9$  m9qI  vd  Jlaraß^vui»  (Quinquatrus)  9^0!  sra«* 

fiiyfif  iv  als  diu  %^q  iidA«o^  äyovai  %ovq  xoqovq  ^is  %9  fV^ 
nyoQav  nal  %6  HantTwXipv  «ai  nokX(^9  äXXove  Iüqvq  tb 
%al  dijfiooiQVQ  nnwe.  Ibr  Ende  war  wenigstens  nicht  vor 
dem  Tubilustrium ,  X  Kah  April,,  wie  die  Fasti  Praene* 
stini  xeigen  (vgl.  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  CLXIX.). 
Gesetzt  nun,  die  Ancilia  wären  für  gewöhnlich  in  der  Regia 
aufbewahrt  worden,  so  behnden  »ie  sich  doch  diese  Zeit  über 
in  den  Händen  der  Salier  und  wurden  erst  am  Schlüsse  der 
Ferien  wieder  an  Ort  und  Stelle  gebracht.  Daraus  erklärt 
sich  Suet.  Otho,  8.  Ewpeditionem  autem  impigre  aique 
etiam  praeproftre  inehoavity  nuUa  ne  religionum  quidem 
curoy  9tdei  motis  necdum  conditis  uncilibusy  quod 
mUtqiiitus  i^faifstum  haberetur.  und  Tacit.  Hist.  I,  89. 
Fuere  q$ri  proßcücenit  Othoni  moras  religionemque  non- 
dum  conditorum  ancilium  afferrent,  womit  Polyb. 
fgmta.  I.  XXI,  10.  und  Liv.  XXXVII,  33.  zu  vergleichen 
sind,  Otho's  Aufbruch  fand  eben  im  März  Statt,  Prid.  Id. 
Hält  man  nun  damit  noch  zusammen,  was  Festus  sagt,  p. 
329.  Saltos y  quibus per  omnes  diesy  ubicunque  ma^ent, 
qma  amplae  ponuniur  cenae ,  si  quae  aliae  magnae  sunt ,  sa- 
liares  appellantur.y  so  wird  es  sehr  einleuchtend,  dass  darauf 
(wie  schon  Cuper  bemerkt  hat)  sieh  die  Mannones  bezie- 
hen, welche  die  Inschrift  b.  Grut,  CLXXIII,  5.  Murat. 
CCCCLXXXI,   5.   Orell.   3244.   nennt:   Mansiones.    Sa- 

LIOaUM«    PALATINOa.    A.    VBTKBU»US.    OB.    ARMOAUH.    ANCILIUM  ^^^). 


359)  Die  Inschrift  hat:  armorum  annalium,  wafancheinlieh  faUcb 
geleseo.  andlium  verbesserte  Sca liger.  Ganz  eatsprecheod  findet 
sich  in  KaJeadariea  a.  d.  VII.  Id.  afma  ancilia  mevent.  Das  ist, 
was  Piutarch.  Nam.  13.  sagt:   ^«y  Ta(  it^as  niX^tU  uvalaßo^' 


232 

CUSTpDIAM.     C0NST1TUTA8.     LONGA.    ABTATB.    NEOLBGTAS.     PBCUNIA. 

jjüA.  REPARAVERUNT.  poNTiPicES.  Vestab.  ctc.  Will  man  noii 
nicht  die  Lächerlichkeit  begehen,  die  Ancilia  jeden  Abend  an 
den  Pontifex  Maximus  abliefern  za  lassen,  so  erweiset  es  sich 
als  gewiss,  dass  sie  in  der  Nacht  vor  den  Idas  des  März  sich 
weder  in  der  Regia,  noch  in  der  eingebildeten  domns  Pontifi- 
cis  befinden  konnten  ^^).  —  Es  ist  aber  auch  ganz  unnatür- 
lich ,  die  onka  "^Qeta  durch  Ancilia ,  Schilde  des  Mars ,  za 
übersetzen.  Ein  solcher  Ausdruck,  bei  dem  jedermann  an  arma 
Martis  denken  wird,  liegt  nicht  nur  dem  Dio  Cassius  ganz 
fern,  sondern  er  würde  namentlich  für  die  kleineu  Schilde  der 
Salier  ganz  unangemessen  sein  (vgl.  Po lyb.  VI,  22  IF.  Ly- 
dus  de  mag.  I,  10.  11.).  Zwar  brauchen  JDionysius  und 
nach  ihm  Plutarch^')  auch  das  Wort  onXa  für  die  Ancilia; 
aber  nur  wo  sie  von  ihnen  im  Allgemeinen  als  WalFenstücken 
sprechen.  Wo  sie  hingegen  eigentlich  als  Ancilia,  als  Schilde 
bezeichnet  werden,  steht  durchaus  und  wiederholt  der  der 
Form  entsprechende  Name  niXtr^.  —  Es  wird  nun  zwar  auch 
einmal  die  Bewegung  der  Ancilien  als  Prodigium  erwähnt  ^^) ; 
aliein  bei  Dio  Cassius  können,  namentlich  der  Zeit  wxgen,  die 
SnXu  "u^ßcra  nur  für  anna  Martis^  d.  h.  hastae  Martiae  gel- 


360)  Man  hat  bcsooderes  Gewicht  auf  das  Wort  rörc  gelebt,  und 
gemeint,  das  beziehe  sich  eben  nnr  auf  den  Ta^.  Aliein  das  erklärt 
sich  hinlänglich  daraus,  dass  Dio  Cassius  den  wahren  Gmnd,  weshalb 
sich  die  Lanzen  des  Mars  in  der  Nahe  des  Pontifex  befanden,  die  Rc- 
^ia  als  \Vohnnn§^  desselben  gar  nicht  mehr  kannte. 

61)  Dionys.  II,  71.  ^Ey  8i  raig  TrikvatQ,  as  oi  r«  2aUok 
(poqovoif  xal  ae  vnt^girai  ttvii  avvaiv  rjqxtjfiivag  utto  Kav6v(uv  KOfii^ovai, 
noXlaig  naw  ovoatc,  fiiav  tivou  Xiyovai  dtonsrij,  6vQ&&i9vai  ^  avTi}v  tpa^ 
9iv  iv  rofff  ßaaikiioiS  rov  No/Aa^  fit^Sivog  avd'Qwnotp  u^ivivmawo^,  fitjä* 
iyvfüOfiivov  ngoTi^ov  iv  *JtakoiQ  toiovtov  ajpjfiaToe*  i^  ^^^  ufitpozigviv 
vnoXaßtiv 'Pojfjiaiovs,  ^ioitefinrov  ttvat  ro  inXov.  und  dann:  onk» 
Hyovat  noXXa  ttaTamitvaaaa&ou  rm  Sionsvät  naganlnoia.  Eben  so 
Piutarch.  Na  in.  13.  larogeitat  xakmijv  n^Xxrjv  (\  ovqavov  mata' 
q>^QOuivtjv  (19  rat  Nofiä  nsatip  ;|r«fpaff.  —  To  fiiv  yoQ  otiXov  ^mhv  tnl 
cuntjgitf  Ttjg  TtoktiQS.  Das  ist  etwas  ganz  anderes  als  wenn  schlecht- 
hin gesagt  wird  %a  oTriUt  Tä*u4geia,  wobei  niemand  zonachst  an  Schilde, 
am  wenigsten  an  die  Ancilia,  jene  ßga%ia  aoTridia ,  sondern  nnr  an 
arma  Martis  denken  wird.  Eben  so  verhält  es  sich  mit  Liv.  I,  ^0. 
coelestia  arnta,  quae  ancilia  appellantur,  vgl.  Anm.  359. 

62)  Liv.  Epit.  LXVIII.  Jncilia  cum  strepitu  mota  esse,  ante- 
^uam  Cimbricum  bellum  eonsummaretur,  referuntur,  Inl.  Obs.  104. 
von  demselben  Prodigium :  Ancilia  cum  crepitu  sua  spornte  9H0ta. 


t33    -^ 

tett,  uad  bebndea  sich  diese,  was  notorisch  ist,  in  der  Regis, 
znj^leieh  aber  aaeh  bei  dem  Pontifex  Maximus,  s<i  ist  es  offen- 
bar, dass  dieser  in  der  Regia  selbst  wohnte. 

Dasselbe  aber  ergiebt  sich  eben  so  schlagend  aus  einem 
Briefe  Cicero's.  Er  schreibt  mit  leisem  Vorwurfe  ad  Att* 
X,  3.  Fisum  ie  atunt  in  Regia:  nee  reprehendoy  qmppe  qtmm 
ipse  ittam  teprehensionem  non  fugerim.  Der  Sinn  dieser 
Worte  kann  gar  kein  anderer  sein,  als  dass  Attieus  eine  Un- 
terredung mit  Caesar,  der  eben  als  Pontifex  Max.  in  der  Regia 
wohnte,  gehabt  habe.  Bei  jeder  anderen  Erklärung  haben  die 
Worte :  quum  ipte  iskrm  reprehensianem  nonßigerim  keinen 
Sinn.  Denn  Cicero  hatte  ja  bei  Caesars  Anrücken  Rom  ver- 
lassen nnd  war  in  dieser  ganzen  Zeit  nie  dahin  zurückgekehrt  ^ 
wohl  aber  hatte  er,  als  Caesar  von  Brundusium  wieder  nach 
Rom  zog,  in  Folge  der  an  ihn  ergangenen  Einladung  in  Si- 
nuessa  oder  Formiae  eine  Zusammenkunft  mit  ihm  gehabt* 
Das  ist  die  reprehensio^  die  ihn  trifft,  und  befindet  sich  nun 
Attieus  mit  ihm  in  gleichem  Falle,  so  muss  auch  er  eine  Zu- 
sammenkunft mit  Caesar  gehabt  haben ;  wird  als  der  Ort  der- 
selben schlechthin  die  Regia  genannt,  so  wird  dabei  voraus- 
gesetzt, dass  Caesar  nothwendig  sich  da  müsse  befinden,  oder 
mit  anderen  Worten ,  dass  es  die  domus  Caesaris  sei.  Das 
Erscheinen  in  der  Regia  an  sich  kann  keine  repreheusio  be- 
gründen, am  wenigsten  eine  solche,  wie  Cicero  trifft,  wenn 
nicht  Regia  und  Caesar  zusammengedacht  werden  müssen ; 
sollte  das  Beiwohnen  bei  einer  Feierlichkeit ,  die  Caesar  dort 
abhielt,  gemeint  sein,  so  konnte  die  nähere  Bezeichnung  nicht 
fehlen. 

Fragt  man  nun  dagegen,  welche  Gründe  dagegen  spre- 
chen, so  giebt  es  gar  keinen;  sondern  man  hat  es  lediglich 
verneint,  um  die  Schenkung  der  domus  Regis  an  die  Vestalen 
erklären  zu  können.  Ist  es  nun  aber  unbezweifelt,  dass  die 
Regia  am  Forum  neben  dem  Vestatempel  und  also  auch  den 
Wohnungen  der  Vestalen  lag;  ist  es  eben  so  entschieden,  dass 
die  domus  Regis  weit  von  ihr  entfernt,  am  anderen  Ende  der 
Sacra  via  war,  so  liegt  es  klar  vor,  dass  bei  Dio  Cassius  ein 
Irrthum  obwalten  muss,  und  dass  die  oUta  %w  ßaoiXims,  wie 


SS4    

# 

er  sagt,  welche  Augiistns  als  ofiwoixos  den  VesUlen  iiber- 
liess,  nicht  die  domusRegis,  sondern  nur  die  Regia  selbst,  d.h. 
der  Theii,  welcher  die  ihm  zukommende  Amtswohnung  aus- 
machte, sein  konnte«  Wie  ein  solches  Missverständniss  ent- 
stehen konnte ,  begreift  sich  leicht,  wenn  man  bedenkt,  dass 
sowohl  die  domus  Regis,  als  die  Regia,  Letztere  wenigstens 
der  früheren  Bedeutung  nach,  in  Dio's  Zeit  längst  verschwun- 
dene und  yergessene  Gebäude  waren.  Die  domus  Regis  sacri- 
ficuli  wird  uns  gar  nicht  weiter  genannt.  Es  hindert  nicthts 
anzunehmen,  dass  sie,  auch  nachdem  Angustus  den  Sitz  des 
Pontificats  für  alle  Zeiten  in  das  Palatium  verlegt,  oder  viel- 
mehr an  des  Kaisers  Person  geknüpft  hatte,  unverändert  die- 
selbe blieb ;  allein  seit  durch  den  grossen  neronischen  Brand 
alle  Gebäude  in  dieser  Gegend  gänzlich  zerstört  worden  waren 
und  durch  die  unsinnige  Anlage  des  weithin  bis  zum  Esquilin 
sich  erstreckenden  goldenen  Hauses  der  Raum,  wo  sie  sich 
nur  befunden  haben  kann,  eingenommen  wurde,  muss  noth- 
wendig  die  Wohnung  des  Rex  anderswoliin  verlegt  worden 
sein.  Wie  es  mit  der  Regia,  welche  in  demselben  Brande 
nebst  dem  Vestatempel  vernichtet  worden  war,  gehalten  wor< 
den,  ob  sie  in  derselben  Weise,  wie  früher,  wieder  erbaut 
worden  sei,  und  wie  lange  der  Name  Regia  sich  erhalten  habe, 
ist  ungewiss.  Denn  aus  Plinius  XXXIV,  8,  18.  Alexan- 
dri  quoque  tabemaculum  sustmere  tradwUur  soUtae  sta* 
tuaej  ex  quibus  duae  ante  JUartis  Ultoris  aedem  dieatae 
euntj  toiidem  ante  Regiam.,  lässt  sich  kein  sicherer  Beweis 
ableiten,  da  die  Worte  dieatae  sunt  eben  so  gut  von  Statuen 
gesagt  werden  konnten,  die  einst  dort  aufgestellt  worden  wa- 
ren, und  weil  Plinius  in  gleicher  Weise  eine  Menge  anderer 
Kunstwerke  nennt,  die  er  zwar  alle  gekannt  und  firüher  ver- 
zeichnet hatte,  die  aber  sämmtlich  im  neronischen  Brande 
untergegangen  sein  müssen.  Wenn  aber  ausserdem  die  Re- 
gia noch  von  späten  Schriftstellern,  als  Plutarch,  Soli- 
uns,  Appian  und  Dio  Gassius,  erwähnt  wird'^'),  so 


363)  Plutarch.    Q u a e s t.   Rum.    97.    Jiä  ri  tm  Jtutfiß^iais 
(vielmehr  Oetobribus,  t.  Paul.  Diac.  p.  81.  Fest.  p.  178.   Oetobtr 


t85    

lAi  wohl  za  beachteD,  dass  alle  diese  Erwähnongen  sich  aaf 
Begebenheiten  ans  früherer  Zeit  beziehen,  deren  keine  über 
Caesars  Zeit  hinansreicht.  —  Sehr  beachtenswerth  erseheint 
es  dagegen,  dass  Martial,  wo  er  seinem  Buche  den  Weg 
nach  dem  Palatin  beschreibt,  die  Regia  nicht  nennt ,  sondern 
auf  den  Castortempel  die  Wohnungen  der  Jungfrauen  folgen 
lässt*^-^).  Will  man  dagegen  geltend  machen,  dass  aus  der- 
selben Zeit  der  jüngere  Plinius  dennoch  von  der  Regia 
spricht,  und  es  als  ein  schweres  Ungebühmiss  bezeichnet, 
dass  Domitian,  um  über  eine  Vestale  zu  richten,  die  Ponti- 
fices  nicht  in  dieselbe,  sondern  in  seine  Villa  berufen  habe  ^^), 
so  kann  erstlich  bezweifelt  werden,  ob  die  Versammlungen 
der  Pontifices  noch  in  der  ehemaligen  Regia  gehalten  wurden. 


equus.)  eiSotS  mTtoSoofiiag  ytvofUvtff  6  vmiaaf  Siiths  Uqo9  'l^^««  ^v^ 
Mvat,  xal  rr^v  fitv  ovQav  anonoxpai  zie  inl  Tfjv'Fiiyf$av  %aXovfiivfjv  KOfil» 
(e$  n»  T»  X.  Grdn^ete  sieh  das  auf  Plntarchs  eigene  Wabrnehmnogf,  so 
würde  maa  zogebea  müsseo,  dass  Doch  in  seiner  Zeit  eine  Regia  be- 
standen habe;  allein  die  meisten  dieser  Notizen  sind  aas  Varro  und 
anderer  Lect&re  zosammengetragen ,  als  er  in  seiner  Heimath  anfing 
sich  mit  römischer  Geschichte  und  römischen  Aotiquitäten  zo  beschäf- 
tigen (vgl.  S.  52.) ,  und  dabei  mag  er  nicht  seilen  das  früher  Gewe- 
sene ,  aber  längst  Untergegangene ,  für  noch  Bestehendes  genommea 
haben.  Wenn  er  daher  sogar  sagt  im  Rom.  18.  h'waop  onlam  %ov9 
JSaßiVOve  inl  r^v  vvv  'P^yciav  nQOjsayoQCvouivyv  xal  xo  rrJ9 
*£9Tias  Uqov.,  so  hat  das  nicht  mehr  Gewicht,  als  wenn  er  Poptle. 
19.  von  der  Reiterstatüe  der  Cloelia  als  noch  vorhanden  spricht  (s« 
S.  113.  Anm.  155.).  Dasselbe  gilt  von  Solin.  1,  21.  (Nnma  habita- 
Vit)  propter  aedein  f^estae  in  Regia,  quae  adhue  ita  appellatur, 
Appian.  B.  C.  II,  148.  Itv-d'a  x6  nakai'Pojfia/ote  iaxl  ßaoiXeiov»  Dio 
Cass.  XLIII,  24.  von  dem  Menschenopfer  unter  Caesar,  iv  9*  oov  t^ 
*jiQtif^  nelfitf  n^og  ts  ruiv  JIovT*tpütwv  nal  ir^be  roS  Uq4ws  too  'jigsmc 
kxv'&ijQav  nal  ys  ai  nt<palal  aixwv  ngos  xo  ßnaileiop  wsxi^aav* 
Alle  diese  Erwähnungen  der  Regia  beziehen  sich  nur  auf  frühere  Zei- 
ten, wo  über  das  Bestehen  derselben  in  ihrer  ursprünglichen  Weise 
kein  Zweifel  ist.  Noch  weniger  wird  man  sich  auf  Pseudo-Ascon. 
z.  Cic.  Act.  I.  i 0  Verr.  7.  beziehen  wollen;  denn  solche  Benet* 
kuogen  sind  von  früheren  £rklärern  entlehnt. 

36i)  I,  70,  3. 

Quaerit  itert  dieam:  vieinum  Catiara  eaitae 

Transibis  Fesiae  virginsamque  domunt, 
Jnde  saoro  veneranda  petes  Palatia  etivo, 

65)  Epist,  IV,  II.  Nam  quum  Corneliam  Maximiliam  Festa" 
lern  d^odere  vivam  concupissety  ut  qui  illustrari  saeeulum  suum  eius» 
modi  ßxempio  arbiträre iur,  Ponti/ieis  maxitni  iure^  seu  potiu*  immth 
nitate  tyranniy  licentia  domini^  reliquos  pontißees  tion  inUegtam,  sed 
in  Albanam  villam  eonvooavit  JVec  minore  seelere,  quam  quod  uir 
eiset  videbaiur,  absentem  inauditamque  damnavii. 


236    

Schon  Augustus  hatte  mit  seiner  Wohnung  auf  dem 
ein  zweites  Vestaheiligthum  verbanden  ^^^) ;  offenbar  aas  kei- 
nem anderen  Grande,  als  weil  es  uraltes  Herkommen  war, 
dass  der  Pontifex  Maximas  neben  der  Yesta  wohnte.  Es  ist 
wohl  möglich,  dass  damit  auch  ein  der  alten  Regia  entspre-- 
chendes  Local  verbanden  war>  wo  seitdem  die  Kaiser  die 
Funktionen  des  Pontifex  versahen.  Eine  verworrene  Bemer- 
kung des  loann.Lydus  scheint  diess  selbst  zu  bestätigen. 
Er  sagt  von  Numa  de  mens.  I,  16«  dkkd  fiijy  xal  vfjp 
ßaüiXiwv  olniar,  i}  %akelTai  HaXdviov,  «avd 
%w  UgaTinop  äuTaiaro  &€GfA6v.  Lydus  denkt  sich  oft 
die  Einrichtungen  später  Zeit  als  uranfangliche,  und  so  kann 
er  gar  wohl  ein  maTa  top  uQa%ix6y  ^ta/iov  eingerichtetes 
Local  auf  dem  Palatin  für  die  Regia  Numae  gehalten  haben. 
Wie  in  der  Person  des  Kaisers  sich  alle  Gewalten  concen- 
trirten,  so  wurde  das  Palatium  der  Ort,  wo  diese  Gewalten 
fungirten  und  auch  die  Senatsversammlungen  wnirden  schon 
unter  Tiberius  dort  gehalten  ^^j.  Indessen  mag  immerhin 
bei  Plinius  an  die  alte  Stelle  der  Regia  gedacht  werden:  es 
widerspricht  diess  der  Annahme,  dass  diese  im  Wesentlichen 
Wohnung  der  Jungfrauen  geworden  war,  nicht.  Denn  ein 
Sacrarium  blieb  doch  jedenfalls  darin,  so  wie  es  sich  bei 
der  Wohnung  des  Pontifex  *  befunden  hatte ,  und  es  mag  in 
Bezug  auf  den  Cultus  sich  noch  längere  Zeit  der  Name  Re- 


966)  Ovid.  Fast.  IV,  949. 

Aufwt  Vetta  dient»  eognato  Festa  pAcepta  est 

Limine,  sie  iusti  eonstituere  patres, 
Phoebus  habet  partem ;  Festae  pars  altera  eessit  i 
Quod  superest  iliis,  tertius  ipse  tenet, 
Metamorph.  XV,  864. 

Festaque  Caesareos  inter  saerata  Penates, 
Et  cum  Caesarea  tu,  Phoebe  domestice,  Festa. 
Fast.  PraeD.  IV   Kai.   Hai.   QVOD.   EO.  DI.. ..ET  VBSTAE.   IN. 
DOMV.  IMP.  GAESARIS.   AV6V....NTiF.   MA.  DBDICATAST.   QVI- 
RINIO  ET  VALGIO  COS.    V^l.  Merk.  p.  XLIX.  GGLVI. 

67)  Tacit.  Aon.  11,  37.  quatuor  filiis  ante  Urnen  euriae  ad- 
stantibus  —  quum  in  Palatio  senatus  haberetur.  S  e  rv.  s.  A«  n.  Xl, 
232.  Ideireo  eiiam  in  Paiatii  atrio,  quod  augurato  eonditum  est, 
avud  maiores  eonsulebatur  senatus.  loann.  Lyd.  de  mens.  I,  36. 
«^•iM»  IU¥  fti^iri  in  iyo^s,  akX  iy  nf  nalatif»  r^  flovl^r  ovviyf 
0&a4,,  was  aatiirlicb  Tiel  %n  all^emeio  gefasst  ist. 


287    

gia  erhalten  haben*  Ans  spkierer  Zeil  wird  die  Regia  nia 
mehr  erwähnt  und  Dio  Cassins  hat  gewiss  keine  Renntniss  von 
dem  wahren  Verhältnisse  gehabt,  am  allerwenigsten  aber  et- 
was von  der  längst  verschwundenen  domns  Regis  gewnsst  ^*); 
and  fand  er  nnn ,  dass  Aogustos  die  Wohnang  in  der  Regia 
den  Vestalen  geschenkt  habe,  so  konnte  er  sehr  leicht  verlei- 
tet werden ,  diese  als  Wohnang  des  Rex  anzusehen  und  den 
Namen  durch  oixia  tov  ßaoiXiiaQ  wv  hf^v  zu  übersetzen, 
vielleicht  nur  eben  getreu  berichtend,  was  er  fand  und  ohne 
das  eigentliche  Causalverhältniss  einzusehen.  Hätte  er  aber 
geradezu  sagen  wollen  ro  ßaaiXuov,  so  wäre  diess  keines- 
weges  angemessen  gewesen,  da  Aogustos  doch  nicht  die  ganze 
Regia,  sondern  nur  die  Wohnung  des  Pontifex  verschenken 
konnte,  und  so  war  verrouthlich  in  der  Quelle,  der  er  folgte, 
distinguirt.  Uebrigens  bedeutet  bei  Dio  Cassius  rd  ßttaiXtiOV 
den  kaiserlichen  Palast  **) ,  so  dass  in  den  wenigen  Stellen, 
wo  die  Regia  verstanden  werden  muss  ^^) ,  es  zweifelhaft  ist, 
was- er  sich  dabei  gedacht  hat. 

Wenn  nun  auf  diese  Weise  der  eine  Endpunkt  der  Sacra 
via  (im  engeren  Sinne)  gewiss  ist:  die  Regia  neben  demVesta-* 
tempel,  unter  dem  Palatin  an  der  Grenze  des  Forum ,  so  ist 
der  zweite  von  V  e  r  r  i  u  s  oder  seinem  Epilomator  F  e  s  t  u  s  ange- 
gebene, das  Haus  des  Rex  sacrificulus,  nicht  schwer  zu  fin- 
den. Denn  wenn,  wie  Varro  sagt,  der  Name  Sacra  via  vor- 
zugsweise dem  Theile  der  Strasse  zukam ,  welcher  auf  dem 
vorderen  Clivus  (vom  Forum  aus)  zur  Höhe  (des  Titusbogens) 
aufstieg,  und  nach  Verrios  derselbe  Theil  zwischen  Regia  und 


3()8)  Sie  wird  überhaupt  %w  sieht  weiter  genannt.  Zweifelhaft 
kann  es  scheinen,  wie  man  Herodians  Worte  verstehen  solle,  wo  er 
vom  Brande  des  Friedenstempets  unter  Coromodns  erzählend,  wobei  aveh 
der  Vestatempei  ein  Ranb  der  Flammen  wurde,  I,  14.  sagt :  a^aaaoat 
yoQ  ro  ayaXfia  {rys  JlaXXaSot)  ai  r^t  'JBotiat  li^eiat  na^ivoi^  diot  fU* 
otfS  T^s  tf^äf  odov  fit  Typ  rov  ßaa$Xio}S  awX'^p  fUTtno/uomt. 
Allein  hier  ist  wahrscheinlieh  paaiXdtot  aul^  der  kaiserliehe  Palast,  vnd 
das  Bild  wurde,  wie  es  am  angemessensten  war,  in  das  dort  befindliche 
Vestaheiligthnm  gebracht.  Bei  einem  früheren  Brande  (Dio  Cass. 
LIV,  24.)  retten  es  eben  so  die  Vestalen  anf  den  Palatin  in  die  Woh«- 
nang  des  Flamen  Diaiis. 

60)  LX,  5.  LXVI,  16.  LXXVII,  4.  LIII,  16. 

70)  XLIII,  24.  XLVIlf,  42. 


238    

(hm%a  Re^ii  lag,  so  moss  Letztere  eben  hier  auf  der  Höhe, 
nahe  dem  Titasbogen  gelegen  haben.  Die  ganze  Strecke  wird 
von  Dichtern  auch  sacer  clitnu  genannt  ^^i),  der  obere  Theil 
aber,  und  wahrscheinlich  ein  grösserer  angrenzender  Raum 
hiess  summa  Sucra  via^  was  sich  von  selbst  verstehen 
würde,  wenn  es  sich  auch  nicht  aus  der  Nähe  des  lupiter 
Stator  und  der  Porta  Mugionis  mit  Gewissheit  ergäbe.  —  Es 


371)  Diese   missverstandene    Benennung  hat   zu    den   seltsamsten 
Irrthiimern   Veranlassung  gegeben.     Sie  findet  sich   bei  Ho  rat.    JV, 

Conoines  maiore  poeta  plectro 
Caesarem,  quandoque  trahet  feroees 
Per  sacrum  ciivum  merita  decorus 
Fronde  Sygambros, 
und  Marti al.   I,   70,   5. 

Quaeris  iterT  dicam:  vicinum  Castora  canae 

Transibis  f^estae  virgineamque  domum. 
Inde  sac.ro  veneranda  pefes  Palatia  clivo. 
Wiewohl  nun  zu  Uoraz  die  alten  Scholiasten  ganz  richtig  erklärt  hat- 
ten:  per  sacram  viam,  und  die  Vergleichnng  mit  Bpod.  VII,  7. 
Intaetus  aut  Britannus  ut  desc.enderet 
Sacra  catenatus  via. 

tedermann  über  die  Richtigkeit  dieser  Erklärung  belehren  konnte,  ha- 
en  doch  die  Herausgeber  sie  mit  einem  „Male*'  verworfen,  und  höchst 
ungereimt  den  Clivus  Gapitolians  verstanden.  Der  schwerste  Vorwurf 
aber  trifft  die  Topographen,  welche,  obgleich  Donati  (II,  i%,  p.  COl 
Graev.)  vollkommen  richtig  geurtheilt  hatte,  dennoch  die  Identität  des 
Sacer  clivos  mit  der  Sacra  via  nicht  erkannt  haben.  So  versteht  denn 
Nibby,  Del  Foro  Romano,  p.  135.  auch  den  Clivus  Capitolinus ;  Ca- 
nina,  Foro  Rom,  p.  78.  einen  von  der  Sacra  via  zum  Palatin  führen- 
den Steig,  und  eben  so  B  u  n  s  e  n ,  Le  forum  Romanum»  p.  ^  f.  Les 
Forum  de  Rome,  I.  p.  33  ff.  ßesckr,  d.  St.  R,  111.  B.  S.  &0  ff.  Es  ist 
schon  durch  Ambrosch,  Stud,  u,  j4ndeut,  S.  78.  der  Irrt hum  nach- 
gewiesen worden.  Was  Horaz  und  Marüal  sacer  clivus  nennen,  das 
ist  der  clivus  Sacrae  viae  und  so  wird  er  wirklich  genannt  in  den  von 
Nibbyp.  180.  angezogenen  Act.  Sti.  Pigmenii:  Coepit Pigmenius 
ascendere  per  ciivum  viae  sacrae  ante  templum  Romuli,  S. 
wegoa  des  letzteren  Namens  F  e  a ,  in  den  Effemeridi  letter,  di  Roma. 
18!^.  Dec.  p.  385.  —  Unter  Allen  aber  hat  Bnnsen  die  irrthümlichste 
mii4  unstatthafteste  Vorstellung  vom  Laufe  der  Sacra  vift.  Aus  völli- 
gem Missverständniss  der  Nachricht  bei  Festns  giebt  er  uns  nicht  nur 
«ine  doppelte  Sacra  via,  wovon  die  eine  vom  Faustinatempel  zum  Ar- 
eas Septimii  Sev.  (sub  novis),  die  andere  vor  dem  Vesta-  und  Castor- 
Tempel  (sab  veteribus)  vorbei  fuhrt,  sondern  ausserdem  noch  ein  beson- 
deres Stück,  das  von  der  Regia  nach  dem  Abhänge  des  Palatin  fuhrt, 
wehin  er  die  Wohnung  des  Rex  setzt,  und  von  dieser  als  Fortsetzung 
dieser  Sacra  via  (also  der  im  engern  Sinne)  seinen  Clivus  sacer  be- 
ginnen lässt.  Man  sehe  den  grossen  Plan  in  den  Monum.  d.  Inst, 
1836.  T.  XXXlll.,  wo  der  Irrthum  noch  bestimmter  ausgeführt  ist^ 
als  in  dem  kleinen  Plane  der  Beschr.  d.  St.  R. 


bftl  ntui  $ber  Ambroscb*^')  sehr  treffend  bemerkt,  dasf 
dem  Rex  MODrum,  der  ja  m  priesteriicber  Beziebung  an  die 
Stelle  dei  rertriebenen  Königs  trat  (Liv.  II,  2.),  wabrscbeiiH 
lieh  eines  der  alten  Königtbäoser  zor  Wohnung  angewiesen 
wnrde;  nnd  deren  werden  eben  an  der  samma  Sacra  via  meh- 
rere genannt.  Denn  hier  soll  Ancns  Marcius  gewohnt  ha- 
ben ^") ,  nnd  ganz  in  der  Nähe  mosste  ja  auch  die  Wohnung 
des  Taipqttinitts  Priscus  sein^-^)»  Endlich  giebt  auch  Pli- 
nius  ^*)  das  Haus  des  IVtfqninins  Superbus  hier  an. 

Nach  dieser  Bestimmung  des  Ganges  der  Sacra  via  vom 
Sacellum  Streniae  bis  zur  Regia,  oder  der  Grenze  del  Forum, 
bleibt  noch  übrig,  ihren  weiteren  Fortgang  bis  zum  Arcus 
Severi  nachzuwdsen.  Der  nächste  von  der  Sacra  via  berührte 
Punkt,  welcher  uns  genannt  wird,  ist  der  Fern  ix  Fabius 
oder  Fabian  US,  ein  von  Q.  Fabius  Allobrogicus  in  seiner 
Censar,  645  d.  St.  erbaueler  Bogen,  der  wenigstens  bis  auf 
Constantins  Zeit  sich  erhalten  halte.  Seiner  gedenkt  Cic.  p« 
Plane.  7.  Hoc  tarnen  miror,  cur  tu  hmc  potüsimutn  ira»eä^ 
re,  qui  longissime  a  te  abfuit.  Eqmdem  st  guando, 
utßtf  iactorin  turba^  non  illum  accusOj  gut  est  in 
summa  Sacra  via,  cum  eg0  ad  Fabium  fornieem 
impellor,  sed  eum,  gut  in  me  ipsum  incurrit atque  incidit. 
Aus  diesen  Worten  ergiebt  sich  erstlich ,  dass  der  Fabius  for^ 
nix  von  der  summa  Sacra  via  in  ziemlicher  EntfernuDg  liegen 
ttusste,  nnd  dann,  dass  die  Strasse  in  jedem  Falle  in  gerader 
Linie  auf  ihn  zu  lief.  Schon  dadurch  werden  wir  also  auf  die 
Gegend  des  Yestaheiligthums  hingewiesen;  denn  wollte  man 
ihn  an  der  entgegengesetzten  Seite  des  Forum,  bei  dem  Fau- 


372)  a.  a.  0.  S.  5^ 

73)  Salin.  1,  2$.  Anetu  Marekis  (habitairit)  tu  summa  Sacra 
via,  ubi  aede*  Larum  est.  vgl.  Anm.  SSI. 

74)  Liv.  I,  41.  kabUabat  Bnim  fx  ad  lovü  Statorit,  Solia. 
1,  ti.  Tarquinius  Prüeat  ad  Mugoniam  partam^  supra  tummam  No- 
vam  Viani.    Vgl.  S.  \\t. 

75)  N.  H.  XXXiV,  5,  13.  E  diverso  AnniuM  FeiiaiiSy  eqvestrem 
(sUtoam) ,  qua«  faerit  tontra  levis  Siatvris  aedem  in  vestibuio  Su* 
perbi  domus,  Faleriae  fiiisse  JNihiiwias  consulis  fiiiae  (tradit).  Dia 
Reilerautae ,  welebe  lar  dia  ClaaUa  gekalten  wurde ,  aUad  aber  ia 
samma  Sacra  via.    Vgl.  S.  \i%  f.  Aam.  IW. 


240    

stinatempel,  denken,  wo  die  Strasse,  von  der  Regia  kommend, 
fast  in  rechtem  Winkel  sich  gewendet  haben  masste,  so  hinkt 
der  ganze  Vergleich.  Und  diese  Stelle  weisen  ihm  auch  aus- 
drücklich drei  von  einander  unabhängige  Scholien  zu  einer  an- 
deren Stelle  Cicero^s  an,  indem  sie  ihn  entweder  nahe  bei  der 
Yesta,  oder  neben  die  Regia,  oder  endlich  an  den  Anfang  der 
heiligen  Strasse  setzen '7^).  Darunter  macht  besonders  die 
letzte  Erklärung:  der  Bogen  stehe  da,  wo  man  hinter  dem 
Castortempel,  d.  h.  wenn  man  an  demselben  vorüber  sei,  die 
heilige  Strasse  betrete,  die  Sache  sehr  anschaulich  und  lässt 
darüber  keinen  Zweifel,  dass  er  sich  neben  der  Regia  befand, 
wo  die  das  Forum  südlich  begrenzende  Strasse  (mb  vetenbus) 
in  die  Sacra  via  einmündete.  Demungeachtet  ist  er  gewöhn- 
lich auf  die  andere  Seite  des  Forum  neben  den  Fausünatempel 
gesetzt  worden  7^),  wozu  eine  höchst  verwickelte  Stelle  bei 
Trebellius  Pollio  Veranlassung  gegeben  hat.  Er  sagt 
Salonin.  1.  Fuit  denique  hactenus  statua  in  pede  montis 
Romuhi,   hoc  est  ante  Sacram  viam,  inira  tempbim  Fau* 


376)  Act.  I.  in  Verr.  7.  Fidet  ad  ipsutn  fornieem  Fabianum 
Ferrem.  Daza  safpt  der  Psendo-Ascon.  p.  133  Or.  Fomix Fabia- 
nus  areus  est  ivxta  Regiam  in  Sacra  via  a  Fabio  eentore  comtru^ 
etus  etc.  Von  den  Scholiasten  Gronovs  aber  hat  der  eine  p.  393. : 
Arcus  est  prope  Fcstam,  der  andere,  p.  399.  Sacram  ingredientibut 
viam  post  tempium  Castoris,  in  quo  eius  familiae  nomen  ascriptum 
est:  Fabi,  tu  Maseimus  ille  es.  Arcus  Latinum  non  est.  Das  Letz- 
tere kann  nur  in  so  fern  gelten,  als  fomix  der  Aasdrack  der  besse- 
ren Zeit  ist.  Schon  bei  Senecadeconst.  sap.  1.  heisst  es  von 
Cato:  a  rostris  usque  ad  arcum  Fabianum  per  seditiosae  faetionis 
manus  tractus.  und  so  oft  von  anderen  Bogen.  Erwähnt  wird  der  Bo- 
gen des  Fabins  noch  bei  C i c.  de  o r.  IT,  66.  ita  sibi  ipsum  magnum 
vtderi  Memmitmty  ut  in  forum  descendens  eaput  ad  fomicem  FabU 
demitteret.  Anch  daraas  ergiebt  sich,  dass  es  ein  Eingangsbogen  zum 
Fomm  war. 

77)  Bunsen,  Beschr.  d.  St.  R.  III.  B.  S.  54.  hat  in  so  weit 
richtig  geartheilt,  als  er  zaletzt  wenigstens  sah,  dass  der  Bogen  auf 
der  Seite  der  Vesta  neben  der  Regia  müsse  gestanden  haben.  Allein 
bei  ihm  bildet  er  den  Eingang  zu  der  neu  geschaffeneo  besooderen 
Sacra  via,  welche  von  der  Regia  nach  der  gegen  den  Palatin  hin  ge- 
setzten domas  Regis  fiibren  soll.  S.  den  grossen  Plan  aas  den  Mo* 
num,  del  Instit.  1836.  t.  XXXIII.,  der  doch  wohl  eine  Art  Ulümatan 
sein  soll.  Der  der  Beschr.  d.  St.  R.  beigegebene  Plan  des  Forum  ist 
Slter  als  der  Text  «nd  steht  mit  diesem  im  Widerspräche.  Dort  findet 
sich  der  Bogen  noch  bei  dem  Faastinatempel.  So  aach  bei  Canina, 
am  Nibby*s  and  Fea*s  nicht  za  gedenken.  Endlich  hat  aach  Ambroseh 
ihn  wieder  dahin  gewiesen. 


—    241     

stinae  advecla  ad  arcum  Fabianum,  quae  haberet  inscri- 
ptum  etc.  Bei  ErkläruDg  dieser  dunkeln  Worte,  ist  zunächst 
zu  beachten,  dass  der  Bogen  nicht  über  der  Sacra  via  stehen 
konnte,  denn  sonst  würde  die  Statue  nicht  ante  Sacram  viam^ 
sondern  in  S.  v.  gestunden  haben.  Sodann  ist  es  oiTenbar, 
dass  nicht,  wie  man  gemeint  hat,  von  einem  doppelten  Stand- 
orte derselben  zu  verschiedenen  Zeiten  die  Rede  ist,  sondern 
dass  sammtliche  Angaben:  in  pede  viontis  Romulci^  ante 
Sacram  viam^  intra  templum  Famtinae^  ad  arcum  Fabia- 
num, zur  Bezeichnung  einer  und  derselben  Stelle  dienen  sol- 
len ;  denn  darauf  kam  ja  doch  gar  nichts  an ,  ob  die  Statue 
später  an  einem  anderen  Orte  aufgestellt  war.  Jedermann 
hätte  ja  dann  noch  immer  die  Inschrift  lesen  können ;  dage- 
gen folgt  aus  den  Worten;  Fuil  hactenus  statua  —  quae 
haberet  inscriptum^  dass  sie  in  der  Zeit,  wo  die  Biographie 
geschrieben  wurde,  nicht  mehr  vorhanden  war.  Endlich  ist 
so  viel  gewiss,  dass  eine  Statue,  welche  im  Tempel  der  Fau- 
stina gestanden  hätte,  unmöglich  zugleich  am  Fornix  Fabius 
stehen  konnte,  und  ganz  unstatthaft  würde  es  sein,  anzuneh- 
men, durch  den  Bogen  solle  die  Stelle  des  allgemein  bekann- 
ten Faustinatempels  näher  bezeichnet  werden.  Von  den  vier 
angegebenen  Punkten  nun  stimmen  drei :  in  pede  montis  Ro- 
muleij  ante  Sacram  viam  und  ad  arcum  Fabianum  vollkom- 
men überein,  und  die  Schwierigkeit  liegt  nur  in  der  vierten 
Angabe:  intra  templum  Famtinae  advecta.  Von  diesen 
Worten  bleibt  das  letzte  unerklärlich,  und  ist  jedenfalls  ver- 
derbt ;  denn  wer  wird  jemals  von  dem  Versetzen  einer  Suiue 
advehere  gesagt  haben  a^s).  Ueber  die  Präposition  aber,  die 
man  in  infra  (was  ganz  unzulässig  ist)  oder  in  contra  (was 
allerdings  ganz  entsprechend  wäre)  hat  ändern  vollen ,  habe 


378)  üeber  dieses  jedenfaUs  UDzalässige  Wort  i^t  man  am  leich- 
testen hioffegangen ;  ich  g^laube  aber,  so  hätte  selbst  der  schlechteste 
J^chnftsteller  nicht  schreiben  können.  Ohne  alle  kritlsebe  Hnlfsmillel — 
and  vielleicht  giebt  es  deren  nicht  einaal  —  sebeint  in  diesem  Falle 
jede  Veränderung  misslich;  sollte  indessen  der  Text  eine  grössere 
Entstellung  erlitten  haben,  so  dürfte  man  vielleicht  vermuthcn,  dass 
XU  näherer  Bestimmung  der  Worte  intra  templum  Faustinae  hinzu- 
gcrugt  gewesen  sei:  u  Festa  ad  areum  Fabianum  (ennti). 

1« 


242    

ich  mich  schon  früher ^^^)  dahin  erklärt,  dass  sie  wohl  so 
viel  bedeuten  soll  als  cüra^  d.  i.  non  uUra^  Denn  wenn 
der  Fabitis  fornix  an  der  heiligen  Strasse  (nicht  über  dersel- 
ben) neben  der  Regia  an  der  Grenze  des  Forum  stand  und 
auf  der  anderen  Seite  der  Faustinatempel  die  Grenze  des  Fo- 
rum machte,  so  kam  es  darauf  an  zu  erklären,  auf  welcher 
Seite  des  Bogens  die  Statue  sich  befand.  Dass  nun  ein  auf 
der  anderen  Seite  des  (wiewohl  hier  schmalen)  Forum  ste- 
hender Tempel  genannt  ist,  darf  nicht  befremden,  da  nach 
dem  Verschwinden  der  Regia  auf  der  Seite  des  Palatin  kein 
besonders  ausgezeichnetes  Gebäude  sein  mochte.  Ungeschickt 
bleibt  der  Ausdruck  immer;  aber  er  gehört  auch  einem  der 
ungeschicktesten  Schriftsteller  an,  und  eben  deshalb  darf  man 
sich  dadurch  nicht  in  der  Ansicht  irre  machen  lassen,  wel- 
che durch  Cicero  und  seine  Scholiasten  so  sicher  begrün- 
det ist. 

Der  Fornix  Fabins  fällt  demnach  mit  der  Regia  zusammen 
(vgl.  Anm.  459.).  Von  da  muss  sich  die  heilige  Strasse  demFau- 
stinentempel  zugewandt  haben,  um  zum  Triumphbogen  desSepti- 
mius  Severus  zu  gelangen.  Denn  die  Aufgrabung  dieses  Bo- 
gens und  die  Offenlegung  des  Clivus  Capitolinus  haben  unwi- 
derleglich dargethan,  dass  die  Sacra  via  durch  ihn  nach  dem 
Clivus  gefuhrt  war,  woran  auch  überhaupt  gar  nicht  gezwei- 
felt werden  konnte.  Sämmtliche  Gebäude  auf  der  Nordseite 
des  Forum  (als  der  Faustinatempel,  die  Basilica  Aemilia)  ge- 
hören der  vierten  Region  Augusts  an,  welche  durch  die  Sacra 
via  von  der  achten  Region  (Forum  Romanum)  geschieden 
wurde ,  weshalb  die  Region  selbst  Sacra  via  hiess  *^).   Daher 


379)  Dt  Romae  vet.  mur,  atq.  port.  p.  37. 

dO)  Die  Notitia  oder  vielmehr  das  Carlos  am  (nach  Mara- 
tori  thes.  IV.  p.  2127.)  nennt  in  der  Grenzbeschreiban^  der  vierten 
Region  folgende  an  der  Sacra  via  selbst  gelegene  Punkte :  ColosMvm 
(s.  Anm.  341.).  Metam  sudantem.  Templum  Romae  {Romt).  Jedem 
fobis.  Fiam  saeram»  Banlieam  novam  et  Pauli.  Templmn  Fau$Hnae, 
Davon  ist  die  Basilica  Panli  das  letzte  GebXade  nach  dem  Areas  Severi 
hin,  wird  aber,  wie  oft,  gleich  mit  der  vor  dem  Tempel  der  Faasüna 
gelegeaen  Basilica  nova,  d.  i.  wie  die  gewShnlicben  Handschriften  ha- 
ben ßaMiitea  Constantinünta,  genannt.  Dass  diese  mit  als  Grenzpankt 
angegeben  wird,   darf  dorcbans  nieht  so  verstandeB  werden ,  als  sei 


243    

ist  es  aoch  nicht  möglich,  dass  die  heilige  Strasse  über  die 
Regia  hinaus  und  dann  quer  über  das  Forum  gegangen  sei 
(wie  Bunsen  angenommen  hat);  denn  dann  hätte  ein  Theil 
des  Forum  zur  vierten,  der  andere  zur  achten  Region  gehört. 
Vielmehr  ergiebt  sich  aus  allem  bisher  Gesagten,  dass  die 
Sacra  via,  von  der  Regia  gerade  nach  dem  Faustinatempel  ge- 
hend, die  östliche  Grenze  des  Forum  machte,  so  dass  ihr  auf 
ihrem  Laufe  bis  zum  Severusbogen  das  ganze  Forum  zur  Lin- 
ken blieb. 

Die  Nova  fia. 

Von  weniger  Wichtigkeit  für  die  Construction  des  Fo- 
rum, aber  doch  wegen  ihrer  Beziehungen  zu  dem  Vestaheüig- 
thume  und  der  Sacra  via  hier  zu  berücksichtigen  ist  die  mehr- 
iach  unter  dem  Namen  Nova  via  erwähnte  Strasse.  Von 
ihr  ist  schon  zum  Theile  bei  der  Bestimmung  der  Porta  Mu- 
gionis  (S.  112  f.)  die  Rede  gewesen  und  daraus,  dass  Livius 
den  älteren  Targuinius  bei  dem  Tempel  des  Inpiter  Stator, 


die  Sacra  via  dicht  daran  yoriibergenngeo;  fondero  et  folget  q«p  dar* 
am,  dass  zwischen  ihr  and  der  Basilika  kein  besonders  hervorsteehen« 
det  Gebinde  war,  wie  denn  aneb  wabrsebeinlieb  deshalb  analttelbar 
vorher  die  Sacra  via  selbst  genannt  wird.  Eben  so  wenig  darf  man 
daran  irre  werden  dnreh  Galen,  de  eompos.  medie.  I,  1.  "Hiif 
fio&  itai  n^oa^iv  lyiyi^mrco  ngayfiareta  dvoiv  uiv  i^  avr^g  rmv  Ttffmzmp 
ßißXliay  indod'ivvuiv ,  iynaraXi^ip&ivtotv  de^  iv  rff  nara  r^v  ^^if^y  J^^r 
dno&^Mv  (jLtxa  tojv  SXLtn',  rjyixa  rb  ri^tf  Btgi^VTfS  rifievos  olav  Iftaid^j^ 
ital  uara  ro  JlaXariov  at  iitytAat  ßißhoO'f^tiai,  rrjvtiMVTa  yä(f  higoty 
Tt  noXlwv  anviXovro  pißkia,  nal  xvtv  ifuoy  *6aa  narä  rrjy  anod^m^y 
iiulvriv  ^*9tTo  f  ^  pLrj^tvbi  rwy  iy  *Pdfp,p  tfOnav  fy^w  of/toXoyQvvroQ  avil- 
ygatpa  rwy  ngdtvviv  Sv^iy,^  Denn  wenn  anch  im  Friedepstempel  eine 
BibLiothek  war  «nd  aTro&rjttrf  flißkiwv  eben  so  viel  bedenteo  kann  aU 
ßtpXio&ijxTj,  go  ist  doch  hier  d^iipit  ynstreitig  eine  tabema  Ubraria  ge- 
meint, und  es  ist  natiirlich,  dffs«  bei  jener  F^aersbrnnst  der  ganse 
Theil  der  Sacra  via,  welcher  zwischen  dem  Friedeastempel  und  dem 
Palatin  lag,  abbrennen  mosste.  Um  sich  aber  völlig  von  itm  Irrthnme 
derer,  welche  die  Sacra  via  vom  Tjtnsbogen  nach  der  Basilika  gehen 
lassen,  zn  überzeugen,  braucht  man  nur  zu  vergleichen,  was  Hero- 
di%n  eben  von  jenem  Brande,  der  auch  den  Vestatempel  vernichtete^ 
erzKhit:  I,  14.  ort  »al  tys '£0rias  rov  nw  xaTa^Xsx&iyrog  ino  roS 
nvgbs  yuftvto&iv  dßiß&if  rb  r^s  IlaXkado^  ayaXfia  — .  a^&QWfai  ykf^  xb 
Syakfut  at  xijg  'BoTiae  tdgsiai  voQ&ivoi  9ut  /Uayg  r^f  ttgas  bSov  tis  v^ 
Tov  ßaoJUws  aph^v  fi^xtmoinaay.  Nach  jener  Annahn^  h&ttep  ^\t  Jang- 
frauen  nicht  npr  ejnen  sehr  seltsamen  Umweg  ^enomiQieny  aendern  sie 
wiren  geradezu  ja  das  Feuer  hinein  gelaafen. 

16* 


244    

zugleich  aber  auch  an  der  Nova  \ia  wohnen  lässt,  und  über- 
einstimmend mit  ihm,  aber  noch  bestimmter  Solinus  an 
der  Porta  Mugionis  und  der  summa  Nova  via,  ist  nachgewie- 
sen worden,  dass  diese  Strasse  entweder  nahe  beim  Titus- 
bogeu  sich  Von  der  Sacra  via  trennte,  oder,  was  noch  wahr- 
scheiuticher  ist,  von  dem  l%ore  ati  am  Berge  sich  hinzog.  Es 
niuss  sich  nämlich  die  heilige  Strasse  hinter  dem  Titusbogen 
etwas  rechts  gewendet  haben  und  dann  in  gerader  Linie  nach 
der  Hegia  gegangen  sein,  so  dass  zwischen  ihr  und  dem  Berge 
ein  ansehnlicher  Raum  blieb.  Darum  kann  Asconius,.  wo  er 
das  Haus  des  Scaurus  bezeichnen  will,  von  einer  Strasse  spre- 
chen, welche  von  der  Sacra  via  nach  dem  Palatin  fährte  ^®^), 
und  also  jedenfalls  eine  Veirbindung  mit  der  Nova  via  her- 
stellte. Die  Letztere  aber  muss  sich  von  dem  genannten  An- 
.fangspunkte,  wo  sie  summa  war  und  hiess,  dicht  an  dem 
Berge  bin  und  hinter  dem  VestaheiUgthume  weg,  mehr  und 
mehr  sich  senkend  hingezogen  haben.  Das  erhellt  aus  den 
Stellen,  welche  von  dem  Altare  berichten,  welcher  dem  Ains 
Loquens  oder  Locutius  an  der  Stelle  gesetzt  wurde,  wo  vor 
dem  Einfalle  der  Gallier  die  warnende  Stimme  gehört  worden 
war^^).  Die  Vergleichung  dieser  sich  gegenseitig  ergänzen- 
den und  erläuternden  Nachrichten  lelirt,  dass  M.  Caedicius, 


381)  Z.  Cic.  p.  Scaar.  p.  27  Orell.  Demonstrasse  vobü  memini 
me,  hanc  domum  in  ea  parte  Palatii  ettOy  quae,  cum  ab  Sacra  via 
descenderis  et  per  pfoximum  vicum,  qui  est  ab  sinistra  parte,  pro- 
dierfs,  posita  est. 

82)  Cic.  de  div.  I,  45.  Nam  non  multo  ante  Urbem  captam 
exaudita  vox  est  a  luco  Festae,  qui  a  Palatii  radice  in 
Novam  vi  am  devexus  est  — .  ara  enim  Aio  Loquenti ,  quam 
septam  vidcmns,  exadversus  eum  locum  consecrata  est,  11,32. 
ex  CO  Aio  Loquenti  aram  in 'Nova  via  consecratam.  Liv.  V,  32. 
Eodem  anno  M.  Caedicius  de  plebe  nuntiavit  tribunis ,  se  in  Nova 
via,  ubi  nunc  sacellum  est,  supra  aedem  Festae  vocem  noctis 
silentio  audisse  clariorem  humana  etc.  vgl.  50.  52.  Varro  b.  Gell. 
XVI,  17.  sicut  Aius  deus  appellatus  araque  ei  statuta  est,  quae  est 
in  infima  Nova  via,  quad  in  eo  loco  divinittis  vox  edita  erat, 
Plntarch.  CamilL  30.  avzot  äi  iSovaaro  vedtv  4>riuy^  xal  KXtjSo'^ 
f'Off  avivQOJV  iniivov  xbv  ronov  hv  <p  yvxro}^  ^  xarayy^^ovaa  trjv  xitii' 
ßtt^ßaQOJV  OT^axiav  in  ^eov  rd}  KsSutita  Ma^ot  qnovfj  irgociTitas.  vgl.  14. 
de  fort.  Rom.  5.  4>iifif^c  id^vaaro  xal  KlT^SSvoe  {rttur)  ixeT  Tiagä  rtjv 
Katvijv  686v,  oTtov  (paal  nfto  jov  noUftov  Ma^at  KaiSsxUf  fiadiZoiTt 
vvMTw^  (potvijv  yeyiod'Oi  u.  t.  L 


245    

als  er  jene  Warnung  2a  vernehmen  meinte,  sich  an  dem  Theile 
der  Nova  via  Jl)erand,  wo  sie  von  der  Höhe  bei  dem  lupiter 
Stator  sich  bereits  bis  zur  Tiere  des  Forum  gesenkt  hatte^  und 
dass  auf  dieser  Stelle  der  Altar  errichteü  wurde,  in  fnßma 
Nova  via  (Varro),  Die  Stimme  selbst  aber  ertönte  an  ei- 
nem höheren  Punkte,  a  luco  Vesiae^  wie  Cicero,  $upra 
aedem  Feitae^  wie  Liviussagt,  und  damit  stimmt' übereinr, 
dass  der  Altar  exadverstts  eum  iocum  {€i  c.)  stand.  Dmr  Hain 
der  Vesta  be&nd  sich  also  oberhalb  der  Strasse  tim  Abhänge 
des  Palatin  und  musste  durch  diese  vom  Tempet' geschieden 
werden;  denn  anders  können  Cicero^s  Worte  a  lacö  f^esthe^ 
qui  a  Palatä  radice  in  Novam  viant  devemts  esty '  nicht  ver- 
standen werden.  Wie  mit  ihnen  die  Ansicht  bestehen  könne, 
der  Hain  habe  zwischen  der. Strasse  und  dem  Tempel  gelegen, 
ist  in  keiner.  Weise  abzusehen. 

Bei  dem  Tempel,^  wo  die  Nova  via  ihre  tiefste  Stelle  er- 
reichte {inßnta  Nova  via)^  bog  sie  um  die  ilördii(^he  Ecke  des 
Palatin  und,  berührte  das  Forum  Romanum,  wie  Ovid  sagt  3*^), 
wobei  nur  immer  berücksichtigt  werdeb  muss,  dass  nicht  nur 
der  als  d^r  eigentliche  Markt  geltende  freie  Platz,  der  von 
den  Tempeln  und  Basiliken  eingeschlossen  wird,  sondern  der 
ganze  Raum,  auf  dem  diese  Gebäude  au^eführt  sind,  das 
Areal  des  Forum  ausmacht.  In. diesem  Sinne  stiess  allerdings 
die  Nova  via  auf  das  Foru«  und  von  dem  freien  Platze  dessel- 
ben führte  zwischen  dem  Vestatempel  und  den  drei  Säulen 
eine  Strasse  n^ch  ihr,  wie  das  aafgegrabene  Pflaster  gezeigt 
hat.  Von  da  ^ng  die  Nova  via  wahrscheinlich  tief  am  Ab- 
hänge hin  und  reichte  bis  in  die  Nähe  der  Porta  Romanula 
und  des  Velabrum,  wie  schon  früher  (S.  114.)  gezeigt  wor- 
den ist, 


1 

-r— «r 


3S3)  Fast.  Vi,  389. 

Fortß  revertebar  feitü  p^eitaiibtu  iliae, 

Qua  Nova  Romano  nunc  via  iuncta  foro  est, 
ffuc  pede  matronam  nudo  desöendere  vidi  etc. 


246 


Die  Vclia. 

UnKerti'eniilich  voll  der  Untersachong  über  das  Forum 
ist  die  ErörtemDg  der  Frage,  welcher  Raum  von  den  Römern 
mit  dem  Namen  Velia  benannt  worden  sei.  Daher  haben  anch 
BitrBiondo  und  Lucio  Fan no,  welche  die  Lage  des  Fo- 
rum richtig  erkannt  hatten,  zum  Th eile  auch  Mar liani,  ein- 
geseheti,  dass  darunter  die  Höhe  zu  verstehen  sei,  welche  vom 
Palatin  (beim  Utasbogen)  ausgehend  nach  dem  Esquilin  sich 
erweiternd  hinzieht  und  so  die  Tiefe  des  Forum  von  der  des 
Colosseüm  scheidet ^^*).  Aber  schon  Andreas  Fulvius 
bezog  den  Namen  auf  die  Höhe  des  Palatin  selbst*^),  auf  den 
Theil  niUnlich,  der  über  dem  Yestatempel  gelegen  ist  \  und  die 
verkehrte  Ansicht  von  der  Lage  des  Forum  hat  Nardini  ge- 
nSthigt,  das  ebenfalls  anzunehmen,  dem  Yenutif  Nibby, 
Canina  ohne  weitere  Prüfung  gefolgt  sind.  Dagegen  strei- 
tet indessen  schon,  dassVarro  ausdrücklich  sagt,  zur  vier- 
ten sei*vischen  Region  (Palatium)  seien  der  Germalus  und  die 
Velia  gezogen  worden  ®^)  ^  was  keinen  Sinn  hätte,  wenn  die 
Velia  ein  Theil  der  oberen  Fläche  des  Palatin  selbst  gewesen 
wäre.  Dah^r  hatNi^buhr,  und  nach  ihmBunsen,  sich 
mit  R^cht  dör  früheren  Meinung  wieder  zugewandt  und  die 
Höhe  verstanden,  worauf  die  sog.  Basilica  Constantini  und  der 
Tempel  der  Venus  und  Roma  (teuiplum  Urbis)  steht  ^7)«  Da- 
gegen ist  AmbroSch  aus  lauter  ungegrundeten  Bedenken 
d^r  Annahme  d^r  Italianer  gefolgt« 

Es  sind  zwei  Beziehungen ,  in  welchen  der  Name  Velia 
genannt  wird :  dek*  Tempel  der  Penaten  und  das  Haua  des  P. 


384)  Blond.  Flav.  Koma  instatir,  III,  73.  „IIIdc  ergo  diximns 
Veliam  fViisse  ea  in  Palatii  parte ,  quae  iuxta  Palla<Ham  contra  fceh' 
siam  S.  Mariae  Novae  eeltior  insurgiU*  Lucio  Fanno«  Aniieh, 
di  Roma.  p.  67.  Marliani,  Urb.  Hmn,  ttupogr^  II,  17.  p.  98  Graev. 

85)  De  Urku  anUquit,  p.  210. 

86)  L.  L.  V,  8.  p.  60  Sp.  Qtiartae  regionis  Paiatiam,  quod  Pa- 
iantes  cum  Evandro  venerunt,  qui  et  Paiatini,  -^  huic  Cermalum 
et  FelioM  eoniunxerunt. 

87)  N i e b n  h  p,  Mm,  Gesch,  I.  8.  431 .  Bansen,  Betehr,  d, 
St.  R.  III.  A.  S.  8t.  —  Ambro  seil,  Stud.  u.  Andeut,  S.  119  f« 


«47    

Valerius  Poplicola.  Der  Penatentempel  wird  von  den  Schrift- 
stellern übereinstimmend  mit  dem  Monumentum  Ancyranum 
als  aaf  der  VeUa  stehend  angegeben  3"*),  aber  durch  alle  diese 
Erwähnungen  würden  wir  nicht  in  den  Stand  gesetzt  sein,  den 
Ort,  wo  er  sich  befand  und  somit  die  Velia  selbst  genauer  .zu 
bestimmen,  wenn  nicht  eine  Stelle  bei  Dionysius  darüber 
erwünschten  AufscUuss  gäbe.  In  der  bekannten  Erörterung 
über  die  Bedeutung  der  römischen  Penaten  sagt  er  I,  68.  vcdg 
iv 'Pfi/iijj  deixrvrai  tijs  dyoQas  ov  ngoam  uard  %i^v 
inl  Kaqivd^  <pi(fovoap  inlTO/ttov  iiov,  vncQoyy 
anovEiVOß  i9QV/iiivog  ov  /jiiyaQ»  Xiyitai  dh  nard  ti^v  ini)i(a^ 
Qiov  yXwTtav  TneXalats  %6  yuigiov.  iv  ii  Tovroi  xeJv- 
Tai  vfSv  TQmuiov  d-imv  dnoves^  anaaiv  oqäv,  JENJlS 
iniy^uq>'^v  i^ovaaiy  dr^XoijQav  tovq  üsvaTag*  Diese 
Worte  haben  eine  doppelte  Corruptel  erlitten,  einmal  in  Be- 
treff der  Inschrift  '*) ,  was  hier  gleichgültig  ist,  dann  in  dem 
Namen  des  Orts ,  *TntXaiaiQ '®) ,  worin  jedermann  sogleich 
die  Velia  erkennen  wird  (sub  Velia).    Denn  wenn  es  auch  ir- 


388)  Frgiiit.  Arg.  b.  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  59.  Veliente  sexti- 
eeps  in  Feiia  apvd  avdfsm  Deum  Psuotium.  Varro  b.  Noo.  XII,  51. 
p.  531  Mcrc.  p.  3l>3  Gerl.  Tullum  Hottilium  in  Feliis  ubi  nunc  est 
aedis  Deum  Penatium,  Eben  so  Liv.  XLV,  16.  Solln.  1,  %2,  End- 
Uch  iia  MoDQm.  Aocyr.  A£DEM  DEVM  PEIHATIVM  LN  VGLIA. 

80)  8.  Ambroseb.  S.  231  ff.  Vgl.  Cl aasen,  AeneoM  t/.  die 
Penaten.  II.  8.  6t4.  N.  1116.  De  Romae  veL  mur,  atq.  port  p.  49. 
Es  bleibt  nir  immer  oocb  wabrscbeiolicb,  dass  die  Ipscbrift  PENATl- 
BVS  war,  oder  weil  in  der  alten  Scbrift  D  und  P  sich  kaum  unter- 
scheiden ,  wie  Dionysius  las,  ÜENATIBVS ,  was  er,  wie  gewöhnlich, 
griechisch  umrormte,  so  dass  er  geschrieben  haben  mag  JBNA^I^ 
weshalb  er  hinzusetzte ,  es  sei  so  viel  als  IIENA2L  Dann  erklärt 
sich  voUkommen  die  folgende  Bemerkung  i  8oiU€  yi^  fiot,  rov  H  fiijnm 
y^afAuaroe  avQtffifvov ,  rtf  diXra  dylovv  ryv  ixtlvov  Svvafiw  rovf  9ra- 
latovg,  Ais  der  ursprüngliche  Name  in  JEMlS  übergegangen  war, 
musste  natürlich  auch  geschrieben  werden  t  xov  G  ftijitw  «.  r.  A.  Auf 
diese  Weise  scheint  sich  Alles  sehr  leicht  zu  erklären.  Der  Einwand^ 
dass  schwerlich  auf  dem  Denkmale  bloss  Penatibus  möchte  gestanden 
haben,  würde  nichtig  sein.  Wenn  auob  die  Inschrift  vollständig  war 
D.  PENATIBVS,  oder  D.  M.  PENATIBVS ,  so  hatte  doch  Dionysius 
keine  Veranlassung  mehr  als  den  Namen  der  Penaten  anzuführen. 

90)  Die  Varianten  bei  Sylburg,  Reiske  und  Ambroseb  geben  nichts 
als :  vTi  tkalats ,  vmhiust  vTTtXaias,  Schon  Cftsaubonus  zum  Mo- 
num.  Aocyr.  emendirte:  Oviluu,  Cuiacins  übersetzte  richtig  Sub 
Velia.  Es  scheint  geschrieben  werden  zu  müssen:  ^VneUaig  oder 
'Tntkitf.    S.  De  Romae  vct.  mur.  p.  44. 


248    

geud  zweifelhaft  sein  könnte,  ob  Dionysios  den  Penatentempel 
meine^  so  dürfte  man  doch  keinen*  Anstand  nehmen,  den  Na- 
men der  Velia  wiederherzustellen,  da  nahe  am  Forum,  wo 
jede  Stelle  durch  ein  bekanntes  Gebäude  bezeichnet  ist,  die 
Annahme  eines  sojisi  nie  und  nirgends  erwähnten  Bezirks  Sub 
oUvis  etwas  ganz  Unerhörtes  wäre. 

Dagegen  ist  es  so  ofTenbar,  dass  Dionysius  vom  Penaten- 
tempel spricht,   dass  man  sich  des  Zweifels  daran  gar  nicht 
hätte  versehen  sollen  ^^').     Nachdem   er  iip  vorhergehenden 
Capitel  von  den  geheimnissvollen  layinischen  Gottheiten  ge- 
sprochen hat,  sagt  er :  TOt)p  dh  ^eov^  tovtovq  'Pw/ialoi  fHV 
Heruvaß  xaXovaiv.    Dann  führt  er  an,  was  Timaeus  von  der 
Gestalt  der  Gottheiten  lin  Lavinium  berichte  und  angeblich  von 
den  Einwohiiern  gehört   hfibe,  worauf  er  fortfährt:   iyd  dk 
oaa  filv  o^äv  cinaatv  ov  d^f/nSy  ovi€  nagd  tüv  ogtivTiav 
ditov^iv,  ovif  civ  iniyQ(iq>£iv  oiofiai  ielv.  —  ^U  dk  avTo^ 
ve  Idiüv  inioTotfiai  %ui  &ios  ovStv  cino^faXv€$  //«  ns^l  av-^ 
Tiav  Yqd(p$iv   %oid8u  iarip   pcfoe  iv  Pdfifj  9tUvv^at   %y^ 
dyoQÜs  ov  n(i6ow  «.  t*  X»     Man  müsste  Dionysius  für  den 
ungeschicktesten  Schriftsteller  halten ,   wenn  mau  etwas  Aur 
deres  erwarten  wollte,  als   dfiss  er  pun  von   dem  römischen 
Penatentempel  zu  sprechen  anfange  $  und  in  der  That  wäre  es 
höphst  seltsam,  wenn  er  mit  Uebergehun^  dieses  hochwichti- 
gen und  vor  allen  Anderen  hier  in  Betracht  kommenden  Hei-> 
ligthums  voi|  einein  Paar  Statuen  auß  einem  namenlosen  Tem- 
pel spräche;  höchst  auffallend   auch,   dass  sich  die   eixovaQ 
Tfiy  TQfaikwv  ^€fav  in  einem  anderep  u|id  nicht  ip  ^em  Penar 
tentempel,  wohin  sie  gehörten,  sollten  befunden  haben.    Wenn 
aber  das  alles  undenkbar  ist,  und  wir  mit  völliger  Gewissheit 
anzunehmen   haben,    dass   der  Tempel,    den    Dionysius  be- 
schreibt, kein  anderer  ist  als  die   aede*  Deum  Penatitim  in 
Velia ^  so  ist  e«  auch  offenbar,  dass   der  letztere  ^ame  die 
Höhe  bezeichnet,   worauf  die  Basilica  Couslantini   und   der 


391)  DemuDgeacbtct  ist  ps  lebhaft  bestritten  wordeo  Yt^i)  Am- 
bro seh,  Stud.  u,  Anbeut,  S.  1^7  ff.  S.  mcioe  Schnti  De  Romae 
vft,  mur.  atq.  port.  p.  42  —  48. 


249    

Tempel  der  Roma  und  Venus  stehen.  Denn  darauf  weisen 
deutlich  die  Worte  hin:  vije  dyogaQ  ov  ngocfo  xaxd  %^v 
inl  KaQivdß  (piqiyvüav  inivofiov  696v.  Wo  auch  immer 
die  Carinen  gedacht  werden  mögen,  auf  der  Höhe  oder  in  der 
Tiefe;  so  viel  ist  durch  Varro**^)  gewiss,  dass  sie  an  die 
Subura  grenzten  und  also  nördlich  vom  Colosseum  lagen. 
Dorthin  konnte  man  nun  jedenfalls  auf  mehreren  Wegen  na- 
mentlich-auf  der  Sacra  via  und  auf  der  hinter  dem  Romatempel 
hinweg  führenden  Strasse  gelangen;  nennt  aber  Dionysius  aus- 
serdem noch  einen  kürzeren  Weg,  so  kann  dieser  nur  bei  SS. 
Cosma  e  Damiano  vorüber  gegangen  sein,  was  auch  selbst  von 
dem  an  der  Basilika  vorbei  fuhrenden  gelten  könnte,  so  dass 
die  Vermothung  allerdings  grosse  Wahrscheinlichkeit  bat,  nach 
welcher  man  in  dem  antiken  Rundgebäude,  welches  jetzt  die 
Vorhalle  jener  Kirche  bildet,  eben  den  Tempel  der  Penaten 
erkennt.  Für  diese  Gegend  ist  allerdings  der  Name  Sub  F'elia 
ganz  angemessen. 

Kann  demnach  über  die  Bedeutung  und  Lage  der  Velia 
kein  Zweifel  sein,  so  bleibt  nur  noch  der  Widerspruch  zu  be- 
seitigen, den  man  in  den  verschiedenen  Nachrichten  über  das 
Haus  des  P.  Valerius  Poplicola  hat  finden  wollen.  Alle  stim- 
men darin  überein,  dass  Poplicola  auf  der  Velia  bauete,  und 
zwar  auf  einer  hochgelegenen  Stelle,  so  dass  das  Haus  gleich- 
sam das  Forum  zu  beherrschen  und  eine  feste  Burg  zu  werden 
schien.  Da  diess  aber  bei  dem  Volke  Verdacht  erregte  (die 
Häuser  der  Könige  hatten  ja  auch  hier  auf  der  Höhe  gestan- 
den), liess  er  das  Gebäude  niederreissen  und  bauete  sich  ein 
anderes  tiefer  unten,  wo  nachher  die  Kapelle  der  Vica  Pota 
stand.    Die  Schriftsteller'^)  schmücken  das  nun  auf  verschie- 


392)  L.  L.  V,  8.  p.  53.  Eidem  regioni  aitrihuta  Sabura,  qUod 
sub  muro  terreo  Cartnarum.  Subura  lunius  teribit  ab  eo,  quod 
ßterit  sub  aritiqua  ürbe;  qtioi  testimonium  potesi  esse ,  quod  subest 
et  loeoy  qui  Terreus  murus  voeatur.  Sed  ego  a  pago  potius  Sueeu-* 
sano  dietam  puto  Sueeusam*  —  Pagtts  Succusanus ,  quod  suecurrit 
Carinis. 

93)  €ic.  de  rep.  II,  3t.  aedes  suas  detulit  sub  ß'eiiam  post- 
eaquam  y  quod  in  exeeisiore  loeo  Feliae  eoepisset  aed\ßcare, 
fo  ipso,  quo  rex  Tullus  habitaveraty  suspieionetn  tnovisset etc, 
U'iv,  II,  7.  aedißeabat  in  summa  yelia.  ibi  afto^  munitoque  loeo 


250    

dene  Weise  aus.  Cicero  sagl,  das  Haus  sei  excetsiore  loco 
Veline  erbauet  worden,  und  zwar  auf  der  Stelle,  wo  das  Haus 
des  Tullus  Hostilius  gestanden  habe.  Livius  bezeichnet  den 
Ort  in  summa  Velia,  alto  munitoque  loco.  Damit  stimmen 
die  Uebrigen  im  Allgemeinen  überein,  doch  emäbnt  keiner 
ausser  Cicero  die  Regia  TuUi.  Für  den  Penatenlempel  nun 
und  mithin  (ur  die  Lage  der  Velia  wurde  aus  allen  diesen  An- 
gaben nichts  folgen,  wenn  nicht  Cicero  sagte,  das  Haus  habe 
da  gestanden,  wo  die  Regia  Tulli  gewesen  sei,  und  Varro 
(b.  Non.  XH,  51.)  und  Solinus  (l,  22.)  den  Tempel  der 
Penaten  au  die  Stelle  derselben  setzten.  Dagegen  ist  zunächst 
zu  bemerken,  dass  beides  nicht  wohl  neben  einander  bestehen 
kann ;  denn  der  Penatentempel  ist  jedenfalls  älter  als  die  Re- 
publik und  stand  er  auf  der  Stelle  der  Regia  Tulli,  so  konnte 
Valerius  dort  nicht  bauen.  Es  könnte  aber  auch  das  Argu- 
ment nur  dann  Bedeutung  haben,  wenn  Cicero  selbst  den  Pe- 
natentempel genannt  hätte,  denn  dann  hätte  er  ihn  als  in  ex- 
celsiore  loco  Veliae  bezeichnet.  So  aber  verbindet  er  nur  das 
Haus  des  Königs  und  das  des  Valerius,  Varro  nur  das  Königs- 
baus mit  dem  Tempel,  so  dass  man  mit  Recht  fragen  kann,  ob 
beide  sich  die  Regia  Tulli  an  derselben  Stelle  gedacht  haben 
mögen ;  wie  streng  die  Worte  eo  ipso  in  loco  zu  nehmen  sind ; 
woher  endlich  beider  Nachrichten  stammten.  Bei  allen  Er- 
wähnungen aller  Stätten,  deren  Andenken  nur  in  der  Sage 
sich  noch  erhielt,  ist  es  ganz  unstatthaft,  topographische  Ge- 
nauigkeit zu  erwarten.  Andere  lassen  ja  selbst  den  Tullus 
auf  dem  Caelius  wohnen  (Liv.  1,30.).  Aber  sein  Haus  mochte 


areem  inexpugnabilem  fore,  —  Deiata  conjestim  maieria  omnU  in- 
fra  Feliam  et^  ubi  nunc  ß^icaepotae  est,  dotttus  i n  inji m o 
clivo  aedificata.  Dionys.  V,  19.  ör»  %iiv  otiUmv  tv  imtf&oyt^  ronoj 
fCarcoKCvaoaro  9  Xoipov  vn^qKi  i(i,evov  TtJQ  ayo^äe  vyfffXor 
intiiHiog  xal  ne  ^it  o  f$ov ,  öV  naXovoi'  'Pwiiauo^  *Bklay^  futXt^a" 
fiivos,  Plutarcli.  Popl.  10.  Kai  yoff  qvt<oq  o  OlaiXt^iot  fxttr^a^ 
yixivTt;ov  vtto  rijy  maXovftlvrjv  Ovikiav,  otxiav  tJtotf^efiafiivrjv  Tp  ayo^q 
Hak  xad'vffvHjay  «£  v^ffov^  navra,  —  *BBI%ovto  yoQ  oi  ipihn  %6v  OyaX' 
/J{ßi4>i',  ux^tg  op  riirov  tdumev  o  dijfiQS  avrt^  »al  uainmtvaatv  outtav 
tniivfi^  fUT^narif^y^  onov  vvv  U^qv  iattv  Ovixaf  llorag.  Vgl.  Q  d  a  e  s  t. 
Ho  in.  91.  Valer.  Max.  JV,  1,  1.  de  har.  reap.  8.  Leber  tlic 
Nameo  *E}Ja  uoci  Ovina  Jlova  s.  De  Romae  vet,  mur,  p.  4i. 


251     

immer  auf  der  Vella  sein ;  es  folgt  daraas  keiuesweges,  dass 
alle  drei  Gebäude  auf  einem  Platze  standen.  Endlich  würde, 
wenn  man  auch  das  zugeben  wollte,  sich  daraus  nichts  weiter 
ergeben,  als  dass  der  Penatentempel  nicht  bei  SS.  Cosma  e 
Damiano  gelegen  haben  könnte,  sondern  höher  hinauf  ^''^),  wo- 
bei er  immer  noch  ov  sigoato  t^s  uyoQae  bliebe.  Die  ^tki- 
tOfioQ  69oQ  könnte  dann  im  Gegensatze  zur  Sacra  via  die 
hinter  dem  Tempel  der  Roma  und  Venus  weg  fuhrende  Strasse 
sein. —  Erweisen  sich  nun  auch  diese  Einwendungen  als  nich- 
tig, so  sind  noch  viel  irriger  die  Folgerungen,  weh-he  man  aus 
einer  Stelle  des  Asconius  abgeleitet  hat*^).  Er  bemerkt 
gegen  Cicero's  Behauptung,  dass  ihm  allein  vom  Staate  ein 
Haas  erbaut  worden  sei,  Valerius  Antias  berichte,  dass  einem 
Valerins  Maximus,  Varro,  dass  einem  M.  Valerius 
(es  war  nach  Dionysius  V,  29.  des  Poplicola  Bruder)  ein 
Hans  auf  dem  Palatin  gegeben  worden  sei.  Er  selbst  fügt 
hinzu,  dass  Poplicola  eine  Baustelle  snb  f^elia^  ubi  nunc  ae- 
dis  f^ictoriae  estj  erhalten  habe.  Mithin  hat  die  Lage  sub 
yelia  mit  der  in  Palatio  gar  nichts  gemein :  es  sind  verschie- 
dene Häuser.  Was  aber  Asconius  aedis  Fictoriae  nennt,  das 
ist  offenbar  die  Fica  pota  und  wahrscheinlich  ist  dieser  Name 
zu  restituiren.     Gleichwohl  hat  man   dieses  Sacellum  als  ei« 


304)  Glaasen,  Aeneoi  ti.  die  Penaten,  11.  S.  624.  versteht  un- 
ter  vniifoyy  aitoTtwQS  im  eigentlichea  Siaae  den  VoripniDd^  der  Velia. 
Viel  richtiger  ist  es  ^ohl,  das  Wort  als  adverbialisch  stehend  zn  be^ 
tniohteni 

05)  Z.  Cic.  in  Pis.  22.  p.  13  Or.  JntiquU  enim  t^mpon'hu 
idem  contigii;  navi  Falerto  Max  im o^  ut  Antias  tradidit ,  inter 
aii0*  konorts  domtu  quoque  pubiiee  aedi/loata  est  in  Palatio,  cu-- 
ius  exitus,  quo  magit  insignis  esset ,  in  publicum  versus  declinare- 
tur,  hoe  est,  extra  privatum  aperiretur.  Farronem  autem  tradere, 
3i.  Falerio,  quia  saepius  vicerat ,  aedes  in  Palatio  tributas, 
Julius  Hyginu»  dicit  in   libro  priore  de  viris  claris.    P.  Falerio 

Volusi  ßlio  PHblicolae  aediurn  repul [Io]rum  sub  Fe  - 

/tu,  ubi  nunc  aedis  Fictoriae  est,  populum  ex  lege ,  quam 
ipse  tulerat,  concessisse  Iradunt,  Valerins  Antias,  der  uo zuverlässig- 
ste aller  rSmischen  Annalisten,  knüpft  an  den  Namen  Valerins  Maxi- 
Aius  die  Geschichte  von  den  Thüren ,  die  gewöhnlich  in  Bezug  auf 
Poplicola  erzShlt  wird  (PUlarch.  Popl.  20.);  aber  Pilo.  XXXVI, 
15,24.  giebt  an,  dass  ihm,  wie  seinem  Bruder  dieselbe  Auszeichnung 
so  Tbeil  geworden  sei ,  und  zwar  setzt  er  in  Betreff  des  Letzteren 
ebenfalls  hinzu :  qui  bis  in  eodem  magistratu  Sabinos  devicerat* 


Ä52    

gentlichen  Tempel  der  Victoria  angesehen  und  den  inßmus  c/i- 
vus  bei  Livius  für  den  Clivus  f^ictoriae  geballen.  Da  nun 
dieser  an  der  Westseite  des  Palatin  (S.  Teodoro)  bei  der  Porla 
Romanola  genannt  wird  (S.  114.),  so  musste  daraus  eine  heil- 
lose Vem^irrung  entstehen,  in  Folge  deren  auch  das  Thor 
nicht  an  seiner  einzig  möglichen  und  ganz  unzweifelhaften 
Stelle  bleiben  konnte.  Allein  der  Clivus  Victoriae  war  kei- 
nesweges  nach  einem  in  der  Tiefe  gelegenen  Sacellum  benannt 
(wofür  es  überhaupt  kein  Beispiel  giebt) ,  sondern,  wie  der 
Clivus  Capitolinus ,  Salutis ,  Martü ,  nach  dem  auf  der  Höhe 
des  Palatin  gelegenen  Tempel  der  Victoria,  dem  uralten  Hei- 
ligthume,  das  älter  als  die  romulische  Stadt  gewesen  sein 
so]]  396^^  Was  man  sonst  aus  der  gänzlich  missverstandeneu 
Stelle  über  die  (falsche)  Porta  Romana  bei  Festus  gefolgert 
hat,  das  bedarf  keiner  Widerlegung  mehr  »9. 

Wenn  es  übrigens  scheipen  könnte,  als  ob  die  Schilderung 
der  Velia  bei  Liyius,  Dionysius  und  Plutarch,  aU  einer  be- 
trächtlichen Höhe,  der  Wirklichkeit  nicht  entspreche,  so  ist 
erstlich  zu  bedenken ,  wie  genau  solche  Ausschmückungen  zu 
nehmen  sind,  und  dann  nicht  zu  vergessen,  welche  Verände- 
rungen der  Hügel  durch  die  grossen  Bauanlagen  erfahren  ha- 
ben mag,  welche  Yon  Nero  bis  auf  Mastentius  hier  ausgeführt 
wurden.  Indessen  ist  auch  so  noch  die  Erhöhung  keinesweges 
unbeträchtlich ;  denn  das  antike  Pflaster  unter  dem  Titusbogen 
erhebt  sich  über  das  Niveau  de»  Forum  um  53  Fuss,  und  der 
Boden  der  Basilica  Constantini  um  43  F.,  ganz  nahe  bei  SS, 
Cosma  e  Damiano.  Wer  aber  die  Velia  auf  der  Höhe  des  Pa- 
latin suchte,  der  hat  sich  keine  Rechenschaft  davon  gegeben, 
wie  Dionysius  sie  als  einen  selbständigen  Hügel  bezeichnen 


396)  Angeblich  von  dea  Arcadero  gegründet.  Diooys.  I,  32. 
ßnl  di  Tp  ito^vfp  xov  lotpov  r^  riyff  NiHfjS  xi^^voi  i^eXov^ 
t€£,  ^aiae  xtü  ravfjf  TtatsaxTjaarTO  difXTjaiov^,  äff  «ai  «V  Ifiov  'Pw 
ftatoi  ^vov.  Das  war  der  Tempel ,  welchen  L*  Postqmins  weihele 
(Liv.  X,  33.)  nad  wohin  anfänglich  die  Magna  Mater  gebracht  wurde. 
L  i  V.  XXIX,  14.  in  aedem  Fictoriae ,  quae  est  in  Palaiio, 
perf ufere  deam,  nnd  hier  welhete  M.  Porcius  Cato  die  aedicula  Fieto- 
riae  Ft'rginis,  Liv.  XXX,V,  9.  prope  aedem  Victoriae. 

97)  Ausführlich  ist  über  den  ganaen  Irrthum  gehandelt:  De  Ho- 
mae  vet,  miir.  afq,  port.  p.  46  ff. 


253    

konnte  ^'^);  wie  es  möglich  war,  dass  ausdrücklieb  Velia 
und  Palatium  sich  entgegen  gesetzt  wurden*»). —  Der 
Name  lautet ' gewöhnlich  f^eh'a,  bei  Varro  aber  auch  Fe- 
/we^^^)y  wobei  vielleicht  auf  den  doppelten  Abhang,  nach  dem 
Forum  und  dem  Amphitheater  Rücksicht  genommen  ist'.  Er 
findet  aber  keine  Anwendung  auf  die  Gegend  des  Titus- 
bogens,  weil  für  diese  der  Name  summa  Sacra  via  der  übli- 
che wurde. 

Arg^ilctum.  Lautumiae. 

Es  ist  allgemeiner  Charakter  der  römischen  Topographen, 
dass  sie  die  wichtigsten  Fragen,  über  die  nicht  eben  der  Au- 
genschein belehren  kann,  entweder  ganz  übergehen,  oder  mit 
kurzen  Worten  abthun,  dagegen  die  gleichgültigsten  Dinge 
genauer  Untersuchung  unterwerfen.  Das  unbedeutendste  Co- 
lumbarium,  aus  dessen  Auffindung  sich  nicht  der  mindeste  Ge- 
winn für  die  Kenntniss  des  römischen  Bodens  ziehen  lässt, 
wird  sich  jederzeit  einer  grösseren  Aufmerksamkeit  zu  erfreuen 
haben,  als  die  aus  alter  Zeit  stammenden  bedeutungsvollsten 
Namen  ganzer  Bezirke,  die  sich  freilich  nic^t  ans  noch  vor- 
handenen Mauerresten  erklären  lassen.  So  ist  es  namentlich 
mit  dem  Argiletum  geschehen,  dem  man  auf  eine  schlechte 
Autorität  hin  ohne  alle  weitere  Untersuchung  und  ohne  Rück- 
sicht auf  die  mannigfaltigsten  Widersprüche  seine  Stelle  anzu- 
weisen für  gut  gefunden  hat. 

Die  einzige  Andeutung  fast,  aus  welcher  sich  auf  die 


39S)  V,  19.  X6<pov  vni(f9itifitvov  t^e  ayo^as  vxffijXov  (nntudi^  ttal 
nfqlrofiov, 

99)  Mo  Dum.  An cyr.  ABDEM.  DBVM.  PENATFVM.  m.  VELIA. 
AEDEM.  IVVEiTfATIS.  AEDEM.  MATRIS.  MAG.  DEIAE.  IN.  PALA- 
CIO.  FECI.  So  heisst  es  auch  in  der  Rede  de  har.  resp.  8.  P. 
Falerio  —  data  domus  est  in  Felia  publice:  at  mihi  in  Palatio  re^ 
stituta.,  und  ebeo  so  nnerklärUcb  würde  es  seio,  wie  Livius,  Diodt- 
Sias  und  Plutarch,  überhaupt  aieihand  den  Palatin  neooen  mochte, 
weno  die'  Velia  nicht  eine  besondere  Hohe ,  sondern  ein  Bezirk  aof 
der  Höbe  des  Palatin  war. 

400)  L.  L.  V,  8.  huic  Cermulum  et  Felias  coniunxerunt.  ebend. 
Feliae  unde  essent,  plares  accepi  cauiaw,  b.  Nou.  XII,  51.  Tut- 
tum  Hottilium  in  Feliis. 


254    

Lage  des  mit  diesem  Namen  bezeichneten  Bezirks  schliessen 
lässt,  ist  die  Nachrickt,  dass  an  seiner  tiefsten  Stelle  sich  der 
von  Numa  erbauete  lanustempel  befand.  Liv.  I,  19.  lanum 
ad  infimum  Argiletum  indicem  pacis  bellique 
feciU  Da  nan  dieser  Tempel,  die  forta  belli  (S.  119.),  am 
Forum  war ,  so  wäre  über  die  Lage  des  Argiletum  entschie- 
den, wenn  nicht  Servius  ausdrücklich  eine  ganz  andere 
Stelle  angäbe.  Er  sagt  z.  Yirg.  Aen.  VII,  607.  ^ySunl'ge^ 
minae  belli portae.^*'  Sacrarium  hoc  Numa  Pompi- 
lius  fecerat  circa  imum  Argiletum  iuxta  thea^ 
trum  Marcelli,  quod  fuit  in  duobus  brevissitnis  templis. 
Duobus  autem propter  lanum  B ifr ontem.  Postea  captis 
Falisds^  civitate  Tusciae.  inventum  est  simulacrum  lata  cum 
frontilms  quatuor.  Unde  quod  Numa  instilu/ratt  translatum 
est  ad  forum  Transilorium  et  quatuor  portarwn  tmum  tem- 
plum  est  institutum.  Offenbar  sind  hier  die  verscbiddensten 
Dinge  auf  die  ungehörigste  Weise  vermengt.  Denn  das  Fo- 
rum Transitorium  wurde  ja  nebst  dem  lanus  Quadrifrons  erst 
durch  Domitian  erbauet,  und  Letzterer  kann  gar  keine  Bezie- 
hung mit  dem  angeblich  bei  der  Einnahme  von  Falerii  oder  Fa- 
lisca  gefundenen  gemein  haben.  Die  Hauptsache  aber  ist,  dass 
Servius  den  lanustempel  im  Argiletum  und  zugleich  am 
Theatrum  Marcelli  gelegen  angiebt.  Diese  ausdrück- 
liche Erklärung  war  nun  viel  zu  bequem  und  überhob  in  viel 
zu  erwünschter  Weise  die  Topographen  aller  weiteren  For- 
schung, als  dass  sie  nicht  allgemein  als  gültig  hätte  anerkannt 
werden  sollen.  Durch  den  entschiedenen  Widersprach  viel 
bedeutenderer  Autoritäten,  die  nur  nicht  auf  so  ausdrückliche 
Weise  vom  Argiletum  sprechen,  und  von  unlösbaren  inneren 
Widersprüchen  iiess  man  sieh  nicht  irre  machen :  es  war  ent- 
schieden, dass  das  Argileüim  bü  dem  Tbeaimm  Marcelli  sein 
müsse. 

Um  das  ttarichüg  z«  finden,  moss  man  sich  znvörderst 
überzeugen,  dass  der  Tempel,  von  dem  Servius  spricht,  kein 
anderer  ist,  als  der  des  lanus  Bifrons**^^)  oder  lanas 

40t)  Virs.  Aen.  VIIi  ISO.   XU,  198.    Bei  Ovid.  Fast.  I,  89. 
laniu  h\formis. 


• 155    

Gemintts^^^^),  oder  lanus  Quirinus  ^),  welche  Namen 
jederzeit  auf  den  Tempel  bezogen  werden,  dessen  Thüren  im 
Kriege  geöffnet,  bei  allgemeinem  Frieden  geschlossen  wa- 
ren*^), und  eben  diesen  Tempel  des  lanus  Geminus  nennt 
Servius  allenthalben  als  den  von  Numa  erbaueten.  Nun  ist 
aber  darüber  kein  Zweifel,  dass  dieser  Krieg  und  Frieden  an- 
zeigende Tempel  am  Forum  stand.  Es  sagt  diess  ausdrücklich 
Procopius  ^)  und  erzählt,  wie  die  Römer  in  der  Bedräng- 
niss  der  Belagerung  zu  dem  alten  Aberglauben  zurückkehren 
und  die  Thüren  des  Tempels  hätten  öffnen  wollen.  Es  sagen 
dasselbe  eben  so  bestimmt  andere  Schriftsteller  ^)   der  ver- 


402)  Das  ist  der  gewShnUchste  Name.  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  156. 
Lautoiae  a  lavando^  quod  ibi  ad  lanum  Geminum  aquae  caldae  JUe^ 
runt.  PI  IB.  XXXIV,  7,  i6.  Iühvm  Geminut  «  Numa  reg9  äiomius* 
^^l.  XXXIH,  3,1.3.  Flor.  1,2.  lul.  Capit.  Gord.  III.  26.  Gros. 
IV,  12.  Maerob.  Sat.  I,  9.  Serv.  z.  Aen.  I,  29i. 

3)  Hör.   IV,    15,   8.    vacuum  duellis  lanum  Quirimtm   elu$it* 
SaeU  Aagust.  22.  Macrob.  Sat.  I,  9. 

4)  Um  der  daraod  eatsteheDden  Verlegenlieit  z«  eotgebeii ,  hat 
man  aogpenommen,  nicht  nur  Nama,  sondern  schon  Romains  habe  einea 
lannstempel  erbauet,  und  das  sei  die  belli  porta ,  das  der  lanuM  Qui- 
rinus (Qnirini,  i.  e.  Romali!).  Sachse,  Geseh,  d.  St,  R.  I.  S.  96  f. 
127.  Bansen,  ßesohr.  d,  St.  R.  III  B.  S.  116.  Man  hätte  sich  doch 
fragten  sollen,  was  römischer  nnd  was  sabinischer  Caltns  sei,  and  über 
den  Namen  konnte  allenfalls ,  wenn  maa  nicht  tiefer  einfehen  wollte, 
Macrobias  belehren :  Quirinum  (lanora  invocamas)  quasi  beilorum 
potentem,  ab  hasfa,  quam.  Sabini  eurim  voeant, ,  wiewohl  da  mehr 
als  ein  Mittelglied  fehlt.  Wenn  nach  Serv.  z.  Aen.  1,294.  XII,  198. 
einige  angaben,  der  lannstempel  sei  von  Romalas  und  Tatias  nach  dem 
Bändnisse  gestiftet,  so  geschah  das  znr  Erklärang  des  Doppelgesichts; 
er  selbst  aber  nennt  ihn  jederzeit  als  von  Noma  herrährend.  Und 
auch  in  jener  witzigen  Auslegnng  ist  immer  das  nene  sabinische  Ele- 
ment anerkannt. 

5)  Bell.  Goth.  I,  23.  p.  122  Dind.  fxsi  Sk  t6v  vaov  iit 
tri  ayoga  ngo  rov  ßovlevTTjQlov ,  oUyov  imBQßavrt  ra  x^a  0«ra. 
9VT0>  yao  ol  'PuifMtioi  raff  Mol^ag  vevofiitcaat  xeJUiv.  6  Si  vew9  mxa^ 
Xodxovg  ih  TCT(fayojv<ff  axijfiatt  tOTtjns^  tooo^qv  fiiv  oaav  ayakfui  tov 
lavov  auiniiv,  iaTi  3i  xaJjtovv  ovx  yoooy  fj  ntjvwv  %iwT9  r«  oyakfHt 
TovTOf  ra  luv  akXa  voLvra  ifiq>tgU  avd'Qfony^  oiirooaumov  di  t^v  im* 
tpal^  ^toVf  xal  rov  ngootonov  d'aregov  fiiv  ngog  iawxovra^  ra  Ss  mgop 
iroog  dvovra  ^Xiov  rizgamat,  S'vgat  3i  xaiuu  itp  ixatig^  ngoamntg 
atQiv. 

6)  Ovid.  Fast.  I,  257. 

Cum  tot  sint  lani,  cur  stas  saeratus  in  »no. 
Hie  ubi  iuncta  foris  templa  duobus  Kabes  T 
Seneca,  Apoeoloc.  p.  396  Ruhk.  primus  interrogatur  sententiam 
Janus  pater  —  qui  semper  videt  afia  nffoaw  nal  onüw.    1$  multa  d*' 
serte,  quod  in/oro  vivat,  disUt  etc.    Mit  Procopias  aber  «timait 


256    - — 

schiedensten  Zeiteu,  so  dass  darüber  nicht  der  entfernteste 
Zweifel  Statt  finden  kann,  dass  der  lanus  Geminas  des  Numa, 
die  noXifiov  nvXf],  sich  nirgend  anders  als  am  Foram  befand. 
Dazu  kömmt  nun,  dass  Livius  eben  diesen  index  pocis  belli- 
gue  ad  in f  im  um  Argiletum  erbauen  lässt,  so  dass  wir 
hinsichtlich  dieses  Namens  nothwendig  in  die  Gegend  des  Fo- 
rum hingewiesen  werden.  Und  diess  erhält  die  vollkommenste 
Bestätigung  durch  mehrfache  Erwähnung  des  Argiletum  aus 
einer  Zeit,  in  welcher  ein  Irrthum  unmöglich  war,  und  in 
Verbindung  mit  anderen  Namen,  welche  über  seine  Lage  gar 
keinen  Zweifel  lassen.  Martial  redet  I,  3.  sein  Buch  an: 
Argiletanas  mavis  habitare  tabernasj 

Cum  tibiy  parve  Hber,  scrinia  nostra  vacent? 
woraus  sich  indessen  nichts  weiter  ergiebt,  als  dass  im  Argi« 
letum  der  librarius  oder  bibliopola,  bei  welchem  Martials  Epi- 
gramme verkäuflich  waren,  seine  Tabeme  hatte.  Dagegen  be- 
zeichnet er  diese  genauer,  wo  Luperens,  welcher  das  Buch 
vom  Dichter  sich  erbeten  hatte,  angewiesen  wird  es  zu  kaufen, 
I,  117,  8. 

Quod  quaeris^  propius  petas  licebit, 

Argi  nempe  soles  subire  letum: 

Contra  Caesaris  est  forum  taberna 

Scriptis  postibus  hinc  et  inde  totis, 

Omnes  ut  cito  perlegas  poetas. 

Illinc  me  pete,  ne  rogesj  Atrectumi 

Hoc  ftomen  dominus  gerit  tabemae. 


■ierkwprdi|  iiberein  DioCass.  LXXIH,  13.,  der  von  Didius  futianas 

ftvQtäv  avTov  &vo£tv  ^fteXiip,  und  cap.  14.  'dre  t«  eiair^Qia  itQO 
Tov  povXevttj  ^iov  l'^vtv  6  ^lovXiavos. ,  Stellen,  welche  man  gar 
nicht  beröhrt  bat,  vielleicht  weil  man  glaubte,  dass  sie  mit  der  Lage 
der  Curie  in  dieser  Zeit  nicht  vereinbar  wären.  Unberücksichtigt  darf 
auch  trotz  allem  Irrthume  nicht  bleiben,  was  sich  bei  dem  Schol. 
Cruq.  2.  Hör.  Sat.  M,  3,  18.  findet.  lani  autem  ttatuae  tret  eranh 
una  in  ingrettu  forty  altera  in  medio ,  uhi  erat  eins  templftm, 
prope  basilicam  Paulii,  vel  pro  Rostris,  huc  eoncurrcbant  et  potUsi- 
mum  suas  »tationes  habehant  foeneratores ,  alii  ad  reddendum  Joe- 
nvs,  alii  ad  aeripiendtttn,  Tertia  autem  statva  erat  ad  exittimfori, 
vgl.  dens.  z.  epist.  I,  1,  54.  20,  f.  So  arg  die  Verwechselung  der  lani 
des  Forum  mit  Bildsäulen  des  Gottes  ist,  so  beruht  doch  die  Angabe  des 
laDastempeU  prope  basiliram  Pattlli  auf  eine!«  richtigeren  Vorstellunfi^^ 


»7 

mid  a«f  noch  «rwiiiiflcbtere  Weise  daroh  zwei  unzweifeHiafte 
Pankie  I,  2,  5. 

Ne  tarnen  ignores,  tibi  rim  venalis,  et  erres 
ürhe  vagfis  tota^  me  duce  tmius  erü. 

Liberium  docH  Lucemie  quaere  Secundum 

Limina  posi  Pacis  Palladiumque  forum. 
Die  genauere  Bestimmung  dieser  Plätze  kann  erst  weiterbia 
erfolgen;  hier  genügt  die  Gewissheit,  dass  sowohl  der  Frie- 
denstempel als  das  Fomm  Nervae,  welches  der  Dichter  tob 
dem  Tempel  der  Minerva  Palladium  forum  nennt,  kurz  aUe. 
von  ihm  angegebenen  Oerllichkeiten  (man  möge  das  Forum. 
Caesaris  erklären,  wie. man  wolle)  nordöstlich  vom  Forum  Ro- 
manum  nach  dem  Quirinal  zu  lagen.  Befand  sich  nun  jene  Ta- 
berna  Argiletana  in  der  Nähe  des  Forum  Nervae  und  des  Frie^ 
denstempels,  so  ist  die  nothwendige  Folge,  dass  dort  auch  das 
Argiletum  war^^'^).  Und  diess  erhält  zum  Ueberflusse  noch 
die  vollkommenste  Bestätigung  durch  eine  vierte  Stelle  des 
Dichters  11,  17.,  wo  er  sagt: 

Tonstrix  Suburae  faueibus  sedet  primü, 
Cruenta  pendent  qua  flageUa  iortarum^ 
Argique  letum  mulius  obridet  suior. 
Die  Subura  ist  eine  der  gewissesten  Gegenden  im  alten  Rom ; 
es  ist  im  Wesentlichen  die  vom  Esquilin,  Quirinal  und  Vimi- 
■al  eingeschlossene  Tiefe,  wo  noch  jetzt  eine  Strasse  und  am 
Quirinal  die  nahe  Kirche  Sta.  Agata  alla  Suburra  (stgfer  Su^ 


407)  Niemand  wird  daran  Anstoss  nehmen  wollen,  dass  in  dem 
einen  Epigramm  der  Bachhändler  Atrectas ,  in  dem  aoderen  Secnodua 
genannt  wird.  Jeder  Gedanke  an  zwei  verschiedene  Taberoea  ist  fchon 
dadurch  aasgeschlossen,  dass  alle  drei  Epigramme  sich  auf  die  Her- 
ausgabe desselben  Bacha  beziehen.  Wenn  bei  H erat,  epist.  I,  )K0,  1. 
Fertumnum  Janumque,  Über,  tpectare  viderü: 
Scilicet  ut  prostes  Sosiorum  puinic6  munäus, 
03  mSglich  scheinen  kann,  dass  zwei  verschiedeae  VerkaofsSrter  ge- 
meint seien,  so  ist  das  ein  ganz  anderer  Fall.  Denn  es  sind  eben  J^a- 
tres  Sosiiy  and  so  lässt  es  sich  wohl  denken  (obgleich  es  keinesweges 
nöthig  ist),  dass  sie  den  Handel  in  zwei  verschiedenen  Tabernen  trie- 
ben, liartials  Bochh&ndler  hiess  wahrscheialieh  Atreetus  Sectmdus. 
Wollte  man  übrigens  dennoch  gegen  allen  gesunden  Sinn  die  Identitiit 
nicht  anerkennen,  so  käme  darauf  nicht  einmal  viel  an ;  denn  die  Naeh- 
karschaft  des  in  dem  einen  Epigramme  genannten  Foram  Caesaris  nnd 
der  SnlNir«  weisen  dem  Argiletam  aUein  sekon  dieselbe  Gegend  an. 

17 


S58    

bm^ram)  den  alten  Nemen  bewahren.  Was  nmn  von  Martkl 
primae  Jauces  Snburae  genannt  wird,  das  kann  nur  die  Cre-* 
gend  sein,  wo  die  Spitzen  des  Quirinal  nnd  Esqoilin  sich  ge- 
gen einander  biegen,  und  wahrscheinlich  ist  es  gidchbedeutend 
mit  der  prima  Subura^  welche  derselbe  XII,  3,  9.  nennt.  Die 
Subuia  hat  man  sich  nichl  als  eine  Strasse,  sondern  als  einen 
grösseren  Bezirk  zu  denken.  Allerdings  wurde  sie  von  einer 
Hanptstrasse  durchschnitten^  welche  vorzugsweise  Subora  ge- 
nannt werden  möchte,  und  sie  meint  Appian.  Bell.  civ.  I, 
98.  iffiqovs  »ara  ri^v  xaXovfiipTjv  SvßoifQQav  ado¥  nefid-- 
ntfimv*  (vgl.  d.  Abschn.  über  d.  Esquilin).  Diese  Strasse 
ist  es  unstreitig,  welche  als  Subura  maior  bezeichnet  vor- 
kömmt-*<'^)  ;  woraus  sich  nicht  schliessen  lässt,  dass  ein  ande- 
rer Theil  Subura  minor  geheisscn  habe,  sondern  der  ganze 
übrige  Bezirk,  jedenfalls  mehrere  Gässchen  enthaltend ,  bildet 
den  Gegensatz.  Ihm  gehört  auch  der  von  Martial.  V,  22,  5. 
genannte  CUvus  Suburanut  an.  —  Grenzte  nun  das  Ai^le- 
tum  an  die  Subura,  worüber  nach  Slartials  Worten  gar  kein 
Streit  sein  kann,  und  reichte  es  zugleich  an  das  Forum  Roma- 
num,  wo  der  lanus  stand,  so  ist  es  offenbar,  dass  keine  an- 
dere Gegend  gemeint  sein  kann^  als  die  von  der  südlichen 
Spitze  des  Qairinal  sich  nach  dem  Capitolinus  nnd  dem  Forum 
erstreckt.  Die  ausgedehnten  Anlagen,  welche  die  spätere 
Zeit  hier  entstehen  sah,  m^en  freilich  den  Namen  for  den 
grössten  Theil  ausser  Gebrauch  gesetzt  haben,  so  dass  in  Mar- 
tials  Zeit  hauptsächlich  die  von  ihm  bezeichnete  Gegend  zwischen 
der  Subura  und  dem  Forum  Nervae  und  Templum  Pacis  so  be- 
nannt werden  mochte. 

Nach  diesen  Beweisen  liegt  es  klar  am  Tage ,  dass  Ser- 
vius  sich  dnes  schweren  Irrthums  schuldig  gemacht  hat,  und 
es  ist  nicht  schwer  nachzuweisen,  wie  er  enlsleheu  konnte. 
Denn-  am  Theatrum  Marcelli  war  allerdings  ein  zweiter  Tem- 


pos) In  eiaer  losebrift  b.  Marini,  AtH  de'  frai.  Arv.  h  p.  347. 
S«  ist  nicht  die  eiuis«  BrwlibB«ii9,  ^'^  Orclli,  /fwer.  b.  S.  aeiat. 
Die  Beaenneag  flauet  fioh  aach  beim  SekeLCraq.  i.  Hör.  Sat. 
1,  6,  113.  ocfperftfMim  kie  forum  dieiiur  mmi  Subura  «at'ar,  im 
qua.  vetpari  res  JkwHoam  fß^mdebrnmiur^  aut  mimi$  J^equoms  fimna. 


259    

ftl  4e0  lanns,  ilea  im  ersten  pimiselieii  Kriege  C.  DuHiiM  er- 
baaet  batte,  mA  dessen  WiederhersteiluDg  Angnstas  anord- 
nete. Ahtr  er  erlebte  seine  Vollendung  nicht ,  und  Tiberins 
weihete  ]hn'^<>*).  Seiner  gedenkt  anch  Festus,  in  anderer 
Art  als  Serrins  irrend  ^%  und  in  den  Fasten  ist  der  Tag  be- 
zeichnet, wo  hier  dem  Gotte  geopfert  wurde  ").  Ausserdem 
wird  nichts  über  ihn  bekannt;  es  giebt  kein  Zengniss,  ans  dem 
hervorginge,  dass  er  alter  sei  als  Duiltns,  und  dieser  ihn  nur 
neu  erbaut  habe;  denn  der  angeblich  in  diesem  Tempel  gefasste 
die  Fabier  betreffende  Senatsbeschlass  ist  ein  Missverständniss 
und  eine  Senatsrersammlung  in  einem  lanustempel  iiberhaupt 
niebt  denkbar.  So  viel  ist  aber  gewiss,  dass  dieser  Tempel 
nichts  mit  dem  lanus  Geminus  des  Nama  dem  index  belli  pa- 
■  cieque  gemein  hatte ,  und  selbst  das  ist  sehr  zweifelhaft,  ob 
sidi  je  dort  ein  Bild  des  Gottes  befand  ^^).  —  Dieser  zweite 
lannstempel  nun  hat  unstreitig  zu  dem  Irrthume  bei  Servius 
'  Veranlassung  gegeben«  Der  Grammatiker,  der  erweish'ch  mit 
den  Oertlicbkeiten  Roms  sehr  wenig  vertraut  war,  wusste  reo 
einem  lanus  am  Theatrum  Marcelli,  den  ja  seihst  die 
Fasten  nannten ;  er  fand  aber  auch ,  dass  Numa  den  Tempel 
des  lanus  geminus  ad  infimum  Argiletum  «fbauet 
habe.     Der  Name  Argiletum ,  damals  wohl  lange  schon  eine 


409)  Tacit.  Adii.  TI,  49.  lisdem  temporibus  deum  aedes  vetw 
State  9ut  igmi  aboJUus  €90ptesque  ab  AuguHo  dediea»ii  —  lano  Um- 
plum,  quQd  qpud  forum  Olitorium  C.  Duilius  struxerat  etc. 

tO)  P.  f^85.  Reiigioni,  S.  darüber  S.  133.  Anm.  198.  199. 

fl)  Fast,  gnfra»..  XVI  Piü.  Sep^.  JANO  AS>  THJSATAVlf 
MARCELLI. 

12)  fis  folgt  diess  fast  mit  NMfawendiekeit  aas    Orid.    Fast. 

Cum  tot  tint  lanf,  cur  stat  sacratus  in  uno, 
Hie  ttbi  iuncta  fort$  tempia  du^bu*  habes  t 
Was  darüber  Merkel  p.  GCtXin.  bemerkt;  der  Temvel  an  Theater 
möge  längere  Zeit  verrallen  gewesen,  oder  der  Aufbau  langsam  betrie- 
buea  wordea  sein,  woraas  sich  Ovids  StUlsoit^'eigea  erklüre,  das  bat 
tun  sa  weniger  WahrscheiDllcbkcit,  als  ebeo  an  den  Ort  sich  ein  jähr- 
lich wiederkehrendes  OpTcr  knüpfte.  Das  Bild,  dessen  Pliuius  ge- 
denkt, ILXX.VJ,  S.  n.  28.  /qtnuf  paier  in  suo  iemplo  dieatus  ah  An- 
gusto,  ex  Aegypto  advecius  etc.  kann  nur  in  dem  eigeatliehen  Tem- 
pel des  laoas  Geminus  am  Forum  gedacht  werden,  da  der  Tempel  am 
Forum  Olitorium  erst  drei  Jahre  nach  Augustns  Tode  dedicirt  wurde. 
•  {>ftbei  iat  es  gleiebgfilttg,  ob  man  interpungirt,  wie  oben,  odor  mit 
Merkel  verbindet :  ab  Augusto  ex  Aegypto  advectue.     •  

17* 


280 

Antiquiläl,  war  ihm  seiner  topographischen  CielUuig  nach  nn- 
hekannt :  kein  Wunder,  dass  er  den  lanus  Gfeminus  des  Noma^ 
den  index  bel/i  pacisqae  oder  die  porta  belli j  sammt  dem  Ar- 
giletum  an  das  Thealrum  Marcelli  setzte. 

Wenn    demnach  seine   Nachricht  gegen  die  Zeugnisse 
Martials,  der  denn  doch  wussle,  welcher  Ort  mit  diesem  Na- 
men genannt  werde,  gar  nicht  in  Betracht  kömmt,  so  ist  nor 
noch  nachzuweisen,  dass  einige  andere  Erwähnungen  mit  den 
aus  Martial  gezogenen  Folgerungen  wohl  übereinstimmen.  Zu- 
vörderst wird  das  Argiielom  auch   von  Varro^^')  genannt 
und  zwar  mitten  unter  anderen  Namen,  zum  Theile  bekannter 
Punkte.     Dadurch  hat  man  sich  verleiten  lassen  zu  glauben^ 
es  lasse  sich  daraus  auf  die  Lage  schliessen,  indem  man  an- 
nahm, Varro  erkläre  die  Namen  nach  einer  bestimmten  ört- 
lichen Reihenfolge.     Ich  habe  aber  schon  früher  gezeigt,  dass 
diess  keincsweges  der  Fall  ist,  dass  vielmehr  Varro  nach  ganz 
anderem  Plane  verfährt,  wenn  man  dieses  Hin-  und  Uersprin- 
gen  überhaupt  einen  Plan  nennen  kann«     Er  fasst  abschnitt- 
weise mehrere  unter  einen  Hauptbegriff  gehörige  Namen  zu- 
sammen, hie  und  da  auch  wohl  Einzelnes  einschaltend«     So 
werden  denn  zuerst  die  Fora  und  Macella  abgehandelt;  dann 
arx  und  carcer,  beides  ab  arcendoi    dann  mehrere  an  sehr 
verschiedenen  Orten  gelegene   Haine:    Lauretum^  Cometa^ 
Esculetumy  FagvtaL    Nach  Einschiebung  des  Armibutrum 
folgen  dann  die  Circi^   dann  das  Camitium.     Darauf  erklärt 
er  fünf  Namen,  welche  gewisse  Gegenden  der  Stadt  bezeich- 
nen: Lautolae,  Aegtrimelium^  Ad  busta  Cralüca,  Doliola^ 
Argiletum.    Endlich  werden  zwei  CUvi  (der  eine  am  Aven- 
tin,  der  andere  am  Qnirinal)  und  einige  yici  genannt.     Dar- 
aus ist  also  offenbar,  dass  «ine  topographische  Ordnung  hie- 
bci  durchaus  nicht  befolgt  wird,   wozu  Varro  in  einem  ety- 
mologischen Werke  gar  keine  Veranlassung  hatte ,  und  dass 
ans  der  Zusammenstellung,  Doliola  und  Argiletum,  die  Nach- 
barschaft beider  eben  so  wenig  folgte  als  das  Lauretum  auf 


413)  L.  L.  V,  32.  p.  157.    S.  dariiber  De  Romae  vet  mur.  atq. 
pori.  p.  58  f. 


261    

dem  ATentin  und  die  Cometa  an  der  Stera  via,   oder 
CUöUM  PubticiuM  und  der  Clmis  des    Capitolmm  vetut.  — 
Dagegen    stimmt   mil   der   angenommenen  Lage  yorlrefflich 
überein  und  ist  nur  unter  dieser  Voraussetzung  erklärbar  die 
Stelle  Virgils,  wo  Aeneas  von  Evander  zu  den  denkwür- 
digen Stellen  der  nachmaligen  Stadt  fuhrt.  Aen.  VIII,  345. 
f^t'x  ea  dieia :  dehinc  progressus  monstrat  et  aram. 
Et  Car mentalem  Romano  nomine por tarn,  — 
Hinc  lucum  ingentem^  quem  Romulus  acer  atylum 
Retulit,  etgeUda  monstrat sub  rupe  Lupercaij 
Parrkasio  dictum  Panos  de  more  Lycaeu 
Nee  non  et saeri monstrat  nemus  Argileti 
Testatarque  loemm^  et  letum  docet  bospitis  Argi* 
Hinc  ad  Tarpeiam  sedem  et  Capitolia  ducit. 
Wenn  Evander  von  der  Porta  Garmentalis  kommend  erst  das 
Lupercal  am  Palatin  (unweit  S.  Teodoro)  zeigte,  und  dann  das 
Argiletum,  so  ist  es  dochwohl  offenbar,  dass  dieses  nicht  beim 
Tbeatrum  Marcelli  vor  der  Garmentalis  sein  konnte.    Wohl 
aber  erklärt  es  sich,  wie  vom  Lupercal,  um  nach  dem  Auf- 
gange zum  Capitole  zu  gelangen,  beide  das  Forum  betreten 
musslen,  in  dessen  unmittelbarer  Nähe  das  Argiletum  war,  da 
der  lanostempel  ad  Argiletum  und  inforo  stand. 

Der  Ursprung  des  Namens  ist  ganz  ungewiss  und  dunkel. 
Am  nächsten  lag  es  an  argilla,  argilletum  zu  denken,  und 
diese  Ableitung,  die  nichtsdestoweniger  höchst  zweifelhaft  er- 
scheint ^^-^),  giebl  wirklich  Yarro  an^^).  Aber  er  gedenkt 
auch  einer  anderen,  nach  welcher,  wie  bei  Virgil,  der  Name 
sich  von  dem  Tode  eines  hier  begrabenen  Heros  herschreiben 


414)  BuDfeD,  Betchr.  d.  St.  E.  III  B.  S.  116.  sagt  voo  den 
angeblicheo  romalisebea  Tempel:  „Als  laens  des  Romaltts  bildete  er 
einen  Gegensatz  mit  dem  Heiligtbome  desselben  Gottes,  welches  Numa 
am  eotgegengeselzten  Abhänge  des  Berges,  nach  dem  Flosse  hin  (wo 
allein  nach  sich  Thonerde  findet,  von  welcher  die  Stätte 
argiletom  hiess)  errichtet  and  welches  nnter  Tiber  ( 1  )  Duilins  von 
■eoem  erbaut  hatte/*  Ich  habe  kein  Urtheil  ober  die  Thonschlchten 
Roms;  aber  die  Bebaaptnng  scheint  in  geradem  Widerspruche  mit 
dem  zu  stehen,  was  Hoffmann  in  der  Beschr.  I.  S.  61  f.  sagt. 

IS)  L.  L.  V,  39.  p.  157.  Argiletum  sunt  qui  soripserunt  ob  Ar-' 
gola,  seu  guod  ü  hue  venerit  iSiqu9  sit  tepuHusf  alii  ab  argillo, 
quod  ibi  iä  genus  terras. 


2Ö»    

s<rftte,  üad  die  maniügraltige  Gedtalt,  in  weleber  diese  Sage 
beichtet  wurde  *^^) ,  so  wie  die  Tmesis  (^r^i  nempe  sobs 
jtubite  leium  etc.),  beweisen  deatlieh,  dass  dieas  die  berr« 
sobende  Meinung  wAr« 

Ein  eben  so  missverstandener,  leicht  abgefertigter  Name 
ist  der  der  Lautumiae.  Von  Lucio  Fauno  an  bis  auf  Bun« 
sen  scheint  niemandem  ein  Zweifei  darüber  beigegangen  eu 
sein,  dass  es  nur  eine  verschiedene  Benennung  des  Gare  er 
Mamertinus  sei^').  Dieses  in  der  römischen  Geschichte 
so  bedeutungsvolle  Staatsgefängniss,  erbaut  von  Ancus  Mar» 
cius  ^^) ,  und  von  Servius  Tullius  mit  einem  noch  schanerli« 
cheren  unterirdischen  Kerker,  demTuUiannm,  versehen >*), 
wo  die  Mitverschworenen  Catilina^s  erdrosselt  wurden  *^)  und 


410)  Serv.  z.  Aeo<  VIII)  S45.  fuhrt  aitden  tenohiedeae  Erklä« 
ruDsen  an. 

17)  Blond  ui  Flav.  Roma  tnstatir,  III,  71.  bat  bScbst  seUsam 
di^  Lautumiae  nach  6.  I^ieola  itf  careere ,  saweit  Piaasa  MoBtanara, 
verlegt. 

18)  Liv.  r,  33.  eareer  ad  (Btrorem  incresoentü  attdadae  media 
urbe  imminens  foro  aedifieaiar.  Der  allgemein  üb  liehe  Name  Career 
Mamertinus  d.  i.  Afariiut  lässt  sich  mit  einer  alten  Autorität  nicht 
belegen;  aber  zufällig  kann  es  kaum  sein,  dass  im  Mittelalter  niebt 
nur  das  GePiingnisa  so  hcisst,  sondern  auch  die  von  da  nach  dem 
Marsfelde  führende  Strasse  (Salita  di  MarfuHo)  uiit  demselben  Namen 
genannt  wird.  ImOrdo  Romanus  vom  Jahre  1143,  bei  Mabil- 
lon,  Mas,  ItaL  II.  p.  118*  ProsiUens  per  S.  Marcum  ascendit  sab 
arcn  manus  carneae  per  cUvum  Argentarium  inttr  insulam  eiusdem 
nominis  et  Capitolium;  deseendit  ante  prtvaiam  (i.  e.  carcerem) 
M  am  er  tin  i  elc,  Auastas.  in  vita  Anast.  p.  63  Blanch.  Hio 
Fecit  basih'cam,  quae  dicitur  Crescentiana  (n  regione  secunda  fn  via 
Ma mertinia  in  vrbe  Roma,  vgl.  N  i b b y ,  Fora  Rom,  p«  128.  1 64. 
Der  Name  ist  viel  zu  gelehrt ,  um  im  Mittelalter  entstanden  sein  zu 
können. 

19)  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  150.  Career  a  eoereendo^  quod  exire 
prohibentur.  In  hoe  pars  quae  sub  terra ,  TuUianum ,  ideo  quod 
additum  a  Tullio  rege.  Fest.  p.  356.  TulUanum^  quod  dicitur  pars 
quaedam  earceris,  Ser.  TuUium  regem  aedißcasse  aiunt.  L  i  v.  XXXIV, 
44.  Pleminius  in  inferiorem  demissus  carcerem  e*t  necatusque.  Ders. 
XXIX,  23.  (von  demselben)  patefacto  dein  seelere  delegatum  in  Tut* 
lianum  ex  S,  C, 

20)  Salust.  Catil.  55.  Est  locus  in  oareercy  quod  Tallianum 
appellaiur ,  ubi  paullulum  eseenderis  ad  laevam  ,  eirtiier  duodeeim 
pedes  humi  depressus.  Eum  muniunt  undique  parietes  atque  insuper 
camera  lapideis  fornieibus  vinela ;  sed  ineultu,  tenebris,  odore  foeda 
atque  terribilie  eins  Jacies  est.  In  eum  locum  postquam  demissus 
Lentuius,  quibus  praeeeptum  erat,  iaqueo  gulam  J)regere,  —  De  Co- 
thego,  Statilio,  Gabfnio,  Caepario  eodem  modo  syppUtium  sttmtum. 


f 


263    

logurÜiA  nein  „kalles  Bad*^  und  den  Huni^erlod  fuid^^^),  ist 
nach  driltehalb  Uiuead  Jahren,  was  wenigstens  den  unteren 
Theil  anlangt»  noch  heute  wahrscheinlich  in  seiner  Ursprung* 
lichkeit  am  capitolinischen  Hügel  zur  Hechten  des  jetzigen  Aui- 
gangs  Tom  Forum  zu  sehen,  und  auch  die  auf  eine  Wieder- 
herstellung vom  Jahre  775  sich  beziehende  Inschrift  ist  erhal* 
ten^^).  Nun  werden  aber  auch  die  Lautumiae  mehrmals 
als  Staatsgefangniss  genannt,  und  so  hat  man  geglaubt,  auch 
diesen  Namen  auf  das  der  Könige  beziehen  zu  müssen.  Am 
meisten  schien  daliir  zu  sprechen  Varro  L.  L«  V,  32.  p.  150. 
Carcer  a  coercendo,  quod  exbre  prokibentur.  In  hoc  pars 
quae  sub  terrae  TulUanum^  ideo  quod  addilum  u  TuUio  rege. 

Quod  Sjfracusit  uld de  causa  cusiodiunUir  vocantur 

Latomiacy  et  de  Lautumm  iranslatum,  quod  lue  quoque  in  eo 
loco  lapidicinaefuerunt.  Vgl.  Paul.  Diac.  p.  117.  LautUr 
miae.  Etwas  Unbequemlichkeit  entstand  nun  allerdings  aus 
der  Nachricht,  dass  Cato,  um  die  Basilica  Porcia  zu  bauen, 
ein  Paar  Grundstücke  m  Lautumiis  angekauft  habe  ^^) ,  zumal 
da  diese  an  die  Curia  Hostilia  grenzende  Basilika  unmöglich 
bei  dem  Carcer  am  Capitolinus  angenommen  werden  konnte. 
Auch  stimmte  mit  jener  Annahme  nicht  wohl  überein. die  Schil- 
derung einer  am  Forum  ausgebrochenen  Feuersbrunst,  welche 
nicht  nach  dem  Carcer  hin,  sondern  in  entgegengesetzter 
Richtung  fortschreitend  die  Lautumieu  und  den  Fischmarkt, 
endlich  auch  das  Yestaheiligthum  ergriff  ^'^);  allein  durch  sol- 


421)  Plutarcb.  Mar.  13.  tutl  §ifza  %qv  d'^lafißov  ttg  ro  Stouiw 

21)  C.  VIBIVS.  C.  F.  RVFINVS.  M.  COCCEIVS . . . .  IVERVA. 
EX.  S.  C.  Jetzt  «teht  zam  Theile  darüber  die  Kirche  S*  Pietro  in 
carcere  e  S.  Ginseppe. 

23)  Liv.  XXiüX,  44.  Cato  atria  duo,  Maenianum  et  Titium 
in  Lautumiis  et  quatuar  taberna*  in  publicum  etnit,  baeilieam" 
que  ibi/ecit  quae  Porcia  appeilata  est, 

24)  L  i  V.  XXVI,  27.  pluribus  simul  locis  eirca  forum  ineendium 
ortum.  eodem  tempore  septem  iabernae^  quae  postea  quinque,  et  ar^ 
gentariae  y  quae  nunc  novae  appellantur^  arsere.  Comprehensa  po^ 
stea  privata  aedificia;  neque  enim  tum  basilicae  erant:  oompre- 
hensae  Lautumiae  forumque  pis  catorium  et  atrium  re- 
gium.  Aedes  Festae  vix  d^ensa  est  etc.  Man  sieht  deutlich »  dass 
das  Fener  auf  beiden  Seiten  des  Forum  zugleich  ausgebrochen  war 
und  sich  nach  der  Velia  bin  wälzte. 


264    

che  Bedenken  haben  sich  die  römischen  Topographen 'nie  in 
ihren  einmal  beliebten  Ansichten  stören  lassen.  Nnr  B  u  n  s  e  h 
sah  wohl,  dass  die  Basilika  nnd  der  Garcer  Mamertinns  nicht 
zusammengehören  könnten,  und  nahm  deshalb  an,  dieses  Staats» 
gefängttiss  habe  zwar  den  Nameti  Lautumiae  geführt,  aber  deiv 
selbe  sei  auf  einen  grösseren  Bezirk  ausgedehnt  gewesen  ^^^), 
Nur  die  letztere  Behauptung  enthält  Wahrheit;  dagegen  wird 
es  sich  zeigen,  dass  das  alte  aus  der  königlichen  Zeit  stam- 
mende Staatsgefangttiss  nie  den  Namen  Lautumiae  führte. 

Eine  aufmerksame  Vergleichung  der  Stellen,  in  welchen 
des  einen  oder  des  anderen  Namens  Erwähnung  geschieht, 
lehrt,  dass  der  Garcer  immer  nur  genannt  wird,  wenn  von 
Einkerkerung  Einzelner,  schwerer  Verbrechen  Schuldiger  oder 
Angeklagter  die  Rede  ist.  Es  ergiebt  sich  auch  diess  schon 
als  uothwendig  aus  der  Beschaffenheit  dieses  Gefängnisses,  von 
dem  wohl  mit  Sicherheit  angenommen  werden  darf,  dass  es 
nie  grössere  Ausdehnung  hatte ;  nnd  wenn  man  bedenkt ,  wie 
selten  überhaupt  und  nur  in  ausserordentUcheu  Fällen  öffent- 
liche Verhailung  Statt  fand,  dass  selbst  behauptet  werden 
konnte,  der  Angeklagte  dürfe  vor  Entscheidung  der  Gentüriat- 
comitien  nicht  ins  Gerängniss  geführt  werden  ^^) ;  dass  selbst  die 
Mitverschworeuen  Gatilina^s  bis  zu  ihrer  Verurtheilung  in  tibe- 
ratn  cusiodiam  gegeben  wurden  >')  und  überhaupt  die  Ein* 
kerkerung  nicht  selten  erst  nach  gerälltem  Urtheile  erfolgt  zu 


425)  Betehr,  d.  St  R,  fll  B.  S.  28.  „Dieser  Name  (laatomiae) 
ist  durehans  nur  der  eines  Stadtviertels  am  Forum,  den  Livios  bei  der 
Crossen  Feaersbranst  vom  J.  544  ansdräcklicb  als  solchen  mit  dem 
Fomm  piscatoriam  nennt.  Man  hat  deshalb  gar  keinen  Grand,  an  die 
unmittelbare  Nähe  des  Mamertinischen  Kerkers  zn  denken ,  welcher 
von  den  alten  Steinbrüchen  (Tafgpruben)  des  Capitois,  in  denen  er  an- 
gelegt war,  auch  lautumiae  genannt  wurde.'* 

26)  Liv.  III,  13.  nrginius  adripi  iitbet  homfnem  et  in  vineula 
duei.  patrteii  contra  vi  resistunt.  T,  Quinctiut  elamitat:  Cui  rei 
capitalis  dies  dieta  Mit,  et  de  quo  futurum  propediem  iudfcium,  eum 
indemnatum  indicta  causa  non  debere  vioiari.  Tribunus  supplicium 
negat  sumturum  se  de  indetnnato;  servaturmn  tarnen  in  vineuiis  esse 
ad  iudicii  diem,  —  Jppellati  tribuni  medio  decreto  ius  auxitii  sui 
expediunt  in  vineula  eoniiei  vetant  etc.  Er  giebt  die  ersten  vo- 
des  publ, 

27)  Sa  last.  Catil.  47.  Senatus  deeemit,  uti  abdieatus  ma^- 
stratu  Lentulus,  item  eaeteri  in  liheris  cuttodiii  haberentur,  S. 
Lips.  I.  Tacit.  An.n.  VI,  3. 


265    

sein  scheint  ^>*),  weil  der  Career  zugleich  auch  der  locus  sup- 
plicii  war,  so  ergiebt  sich  auch  kein  Bediirfniss  eines  umfas- 
senderen Gerängnisses ,  das   ohnehin  nur  bei  schweren  Ver- 
brechen Anwendung  fand  ^*).     So  mag  denn  längere  Zeit  der 
kleine  Career  Mamertinus  mit  dem  Tullianum  ausgereicht  ha- 
ben, und  darauf  bezieht  sich  luven.  III,  312. 
FeUces  proavorum  atavoSy  felicia  dicas 
Saecuia,  quae  quandam  ntb  regibus  aique  iribfiHÜ 
Viderunt  uno  contentam  carcere  Romam, 
Dagegen  musste  sich  nach  und    nach  das  Bedürfniss  eines 
zweiten  Gefängnisses  geltend  machen  und  namentlich  sobald 
man  in  den  Fall  kam,  zahlreiche  Fremde  als  Staatsgefangene 
zu  bewachen,  die  gleichwohl  nicht  als  Verbrecher  behandelt 
werden  konnten.    Jedenfalls  ist  es  ein  deutlicher  Fingerzeig, 
dass  nur  in  Beziehung  auf  solche  Fälle  die  Lautumiae  genannt 
werden ;  nie  wo  es  sich  um  Einkerkerung  eines  Verbrechers 
handelt.     So  im  J.  555.  bei  Befürchtung  einer  Verschwörung 
der  karthagischen  Geiseln  und  Gefangenen  :  Liv.  XXXII,  26. 
trivmviri   carceris   Lautumiarum^^)  tntentiorem  cu^ 
stodimn  kaberiiussi.;  und  in  gleicher  Weise  wird  mit  den  ge- 
fiingenen  Aetolem  verfahren.  XXXVII,  3.  principes  Aetolo^ 
rum  ires  et  quadraginta  —  in  Lautumias  coniecH  sunt. 
Wenn  man  femer  lieset,  dass  der  Volkstribun  L.  Flavtus  den 
Consnl  Q.  Metellus  Celer  auf  Pompejus  Anstiften  ins  GeFäng- 
niss  führen  Hess,  und  Metellus  daselbst  den  Senat  versammehi 
wollte,  ja,  als  der  Tribun  vor  dem  Eingange  sitzend  jedermann 
den  Zutritt  wehrte,  Anstalt  machen  liess  die  Mauer  zu  durch- 
brechen, um  so  den  Senatoren  den  Weg  zu  öffnen^'),   so 


4!»)  Sal.  Cat.  55.  Anot.  ad  Her.  I,  13.  Gic.  de  !nv.  II,  50. 
Tacit.  AoD.  III,  51.  Aoders  ist  es  bei  Maolins,  dea  Decemvirn  a.  s.  w. 
S.  Geib,  Gesch.  d.  rom.  Crim.  Proc.  S.  118. 

29)  Cic.  Cat.  II,  12.  esse  carcerem,  quem  vindicem  nefariorum 
ae  manifestorum  srelerum  maiores  nostri  esse  t^oluerunt. 

30)  Schon  Daker  hat  hiezu  bemerkt,  dass  diese  BeDenoung  un- 
l^wShnlich  und  eioer  der  beiden  Namen  überOUssijp  sei.  Sehr  richtig, 
wenn  nor  ein  Gefängniss  gewesen  wäre ;  aber  eben  zur  Unterschei- 
dung ist  Lautumiarum  hinzugesetzt. 

31)  Dio   Gas  s.   XXXVII,   50.  «Vi  nav  6  MirtXXoS  äv&iora/ievos 


266    

wird  man  sich  leicht  fiberzeagen ,  dass  diess  auf  dea  Kerker 
am  Capitole  gar  keine  Anwendung  leidet.  Aber  mit  völliger 
Gewissheit  ergiebt  sich  die  Verschiedenheit  des  Carcer  nnd  der 
Lautomiae  aus  dem  Antrage  des  lulins  Sabinusi  der  aus  dem 
Grefangnisse  vor  den  Senat  geführt  nach  bitteren  Klagen  über 
die  Behandlung  im  Carcer  bittet»  man  möge  ihn  von  da  hinweg 
in  die  Lautumieu  bringen«  Senec.  Controv.  27.  p.  300 Bip. 
Cum  tntroductus  esset  ex  carcere  in  senatum,  postulaiurus  ut 
diaria  acciperet,  tunc  dixit  defame  questus :  Nikä  onerosmn 
a  vobis  petOy  sed  ut  me  aut  mori  veUtis ,  aut  vivere^  —  Et 
cum  dixisset  Senianus,  locupletes  in  carcere  esse:  Homo^  äi- 
guit,  adhuc  indemnatus^  utpossimpivereparricidaspa^ 
nem  rogo.  Cum  movisset  homines  et  ßebiä  oratiane  ei 
diserta,  rediit  tarnen  ad  sales.  rogavit^  ut  in  Lautu^ 
mias  transferretur*  Non  est^  inguitj  [quod]  quem^^ 
quam  vestrum  decipiat  nomen  ipsutn  Lautumiae :  illa  ani" 
mo  meo  iauta  res  est.  Diese  Stelle  erweiset  so  klar, 
dass  der  Carcer  Mamertinus  der  härtere  Kerker  für 
schwere  Verbrecher  (wie  die  parncidacj  welche  sich  mit  Sa-> 
binus  dort  befanden),  die  Lautumiae  ein  leichteres  Gefäng- 
niss  waren,  und  die  Versetzung  aus  dem  Ersteren  in  die  Letz« 
teren  als  eine  Wohlthat  erschien,  dass  über  die  Verschieden- 
heit beider  ein  weiterer  Zweifel  gar  nicht  Statt  finden  kann. 
Es  steht  auch  damit  durchaus  nicht  im  Vt^iderspruche ,  was 
Var ro  L.  L.  V,  32.  p.  151.  sagt:  Carcer  a  coercendo,  quod 
czire  prohibentur*  In  hoc  pars  quae  sub  terra,  TälUanum, 
ideo  quod  additum  a  Tuläo  rege.  Quod  Syracusis  ubi  [simi^ 
/i  ]  de  causa  (Miill.  delicti  causa)  custodiuntur  vocantur  La* 
tomiacj  et  de  Lautumia  translatum,  quod  hie  quoque  in  eo 
loco  iapidicinaejuerunt.  Das  ist  keinesweges  so  zu  verste- 
hen, als  ob  Lautumiae  nur  ein  zweiter  Name  fiir  den  Carcer 
wäre,  sondern  Varro  musste  nach  der  hier  befolgten  Methode 


aiap  ivTCLvOa  a^ffotatu  i-&tl^o€u.  iTttl  Si  ixuvoc  (uiouxws  ii  Sij  ^loQvüts 
utvouoitTo)  Torc  fia&^ov  t6  S^ftoo^uioy  iv  avr^  t^  ila69uf  aitov  idTjua 
$ial  «V  avtif  Ma&i^Ofifyos  ifiTioSvjp  wat*  fitfiiva  i^Uva*  iyfyvizOf  %iv 


«7    

(ßi  260  fl.)  beide  Gefängnisse  zusammen  nennen^  so  wie  mit 
beiden  wieder  die  Arx  verbunden  wird.  Er  brauchte  freilich 
tiir  Römer  niebl  zu  erinnern,  dass  die  Lautamiae  ein  besond^ 
res  Grefängniss  seien.  —  Dadurch  hebt  sich  nun  gänzlich  di« 
Schwierigkeit,  welche  in  der  Erwähnung  der  Lantumien  an 
einer  vom  Carcer  ganz  verschiedenen  Stelle  liegt  und  man  hat 
nicht  nöthig,  die  ganze  Gegend  hinter  der  Nordseite  des  Fo- 
rum darunter  zu  verstehen.  Was  nun  »her  die  Lage  der  Lau** 
tumiae,  das  heisst,  des  ganzen  mit  diesem  Namen  belegten  Be-< 
zirks  anlangt ,  so  ist  dafür  die  Nachricht  entscheidend ,  dasS 
Cato,  um  die  Basilica  Porcia  zu  bauen,  Grundstücke  in 
Lautumiis  kaufte.  Denn  da  die  Basilica  an  die  Curia 
Hostilia  grenzte '^^^),  und  diese,  wie  sich  zeigen  wird,  auf 
der  Nordseite  des  Forum,  gegen  den  Faustiuatempel  hin  gele^ 
gen  haben  muss,  so  werden  wir  in  die  Gegend  hinter  eben  die«^ 
sem  Tempel  und  der  Curie  gewiesen*  Damit  stimmt  uberein 
die  Nachbarschaft  des  Forum  piscatorium,  das  bei  jenem 
Brande  (Anm.  424.)  mit  den  Lautumien  zugleich  zerstört, 
dessen  Wiederherstellung  aber  noch  in  demselben  Jahre  (544) 
unternommen  wurde '') ,  und  das  M.  Fulyius  Nobilior  (574) 
beim  Baue  der  Basilica  Fulvia  neu  einrichtete  ^).  Es  lag 
ganz  nahe  bei  der  Basilica.  Demnach  grenzen  die  Lautumiae 
mit  dem  Argiletum  und  können  vielleicht  selbst  als  ein  Theil 
desselben  (denn  der  letztere  Name  ist  unstreitig  älter)  angese- 
hen werden;  so  dass  es  nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  Mar-^ 
tial  mit  den  Worten  t  Cruentjß  pendent  fua  flagella  torio* 
tum  (S.  257.)  die  Stelle  des  Carcer  Lautumiarum  be^ 
zeichnet. —  Die  Erklärung  des  Namens  Lautumiae,  sei-» 
nem  Ursprünge  nach,  ist  sehr  zweifelhaft.  Was  Varro  sagt  ( 


AZU)  Daher  wurde  sie  avch  beim  Brftode  der  Carie  von  den  Flam« 
men  ergriffen.  Ascon.  z.  Cic.  p.  Mil.  Arg.  p.  3i  Or.  Quo  igne 
ei  ipsa  qnoqne  cnria  fiagravit,  et  item  Porcia  basilica  y  quae  erat 
ei  iunctUy  ambusta  est. 

33)  Liv.  XXVH,  11.  Looaverunt  inde  reficienda^  quae  circa  fo- 
rum ineendio  cone«mta  erant  (XXVI,  Ü7.),  septem  tabernäs,  macei- 
lum^  a  tri  um  regium% 

34)  Liv,  XL,  5L  M.  Fuloius  plura  et  matoris  locavit  usus,  — 
huiltcam  post  argentariat  novas  et  forum  fU^^torium, 


268    

f$iod  hie  quoqu9  in  eo  loco  lapidicinae  fuerunU ,  das  wird 
niemandem,  der  diesen  Schriftsteller  genauer  kennen  gelernt 
bat,  von  gprossem  Gewichte  erscheinen.  Es  ist  eben  nnr  eine 
Folgemng,  die  er  aus  dem  Namen  zieht,  und  allenfalls  ziehen 
konnte,  wenn  die  Lautnmien  dicht  unter  der  Velia  lagen;  und 
ob  dort  sich  Steintuf  oder  Bröckeltuf  fand ,  darauf  Rücksicht 
zu  nehmen  wird  ihm  niemand  zumuthen.  Es  trägt  aber  auch 
diese  Erklärung  den  Widerspruch  in  sich  selbst;  denn  wären 
wirklich  an  der  Stelle,  wo  sich  die  Lautumien  befanden,  einst 
Steinbrüche  gewesen,  so  könnte  diess  doch  nur  von  uralten 
Zeiten  gelten  und  dann  wäre  ein  griechischer  Name  für  einen 
Bezirk  in  Rom  etwas  Unerhörtes  und  fast  Unmögliches.  An- 
ders als  mit  dieser  gelegentlichen  Bemerkung  verhält  es  sich 
mit  der  eigentlich  von  Varro  abgegebenen  Erklärung,  dass 
der  Name  der  Latomien  bei  Syrakus  auf  das  römische  6e- 
fängniss  übergetragen  worden  sei.  Die  Lautumiae  werden 
erst  seit  dem  zweiten  punischen  Kriege  genannt,  und  so  ist 
es  allerdings  möglich,  dass  der  fremde  Name  dem  neuen 
Staatsgerängnisse  beigelegt  wurde.  Nimmermehr  aber  wird 
man  zugeben  können,  dass  der  Bezirk  früher  als  das  Gefang^ 
niss  und  von  alter  Zeit  her  den  griechischen  Namen  geführt 
habe;  vielmehr  ging  er  jedenfalls  erst  von  diesem  auf  die 
Umgegend  über. 

Erscheint  nach  diesen  Ergebnissen  das  Forum  in  Osten 
(sndost)  von  der  Velia,  in  Norden  (no.)  von  den  Lautnmien 
und  dem  Ai^letum,  in  Westen  (nw.)  vom  capitolinischen  Hü- 
gel eingeschlossen  9  so.  ist  nur  noch  die  südliche  Seite  (sw.) 
zu  berücksichtigen.  Hier  zwischen  dem  Palatin  und  der  Ro^ 
pes  Tarpeia  hat  sich  sehr  früh  die  Tiefe  mit  Wohnungen  ge- 
füllt und  es  sind  daher  in  unmittelbarer  Nähe  des  Forum  nur 
zwei  Strassenquartiere  (Stadtviertel)  zu  nennen,  Yicus 
Tuscus  gegen  den  Palatin  und  Yicus  lugarius  gegen  das 
Capitol.  Weiterhin  lag  dasVelabrum  und  darüber  hin- 
aus, zwischen Circus  und Fluss,  dasForumBoarium.  Doch 
diese  Namen  sind  hier  nur  zu  nennen,  da  die  Betrachtung 
dieser  ganzen  Gegend  einem  besonderen  Abschnitte  vorbehal- 
ten bleibt.    Sindttun  aber  durch  das  bisher  Gesagte  die  be- 


nachbarten  Oertüchkeilen  im  ADgemeinen  besliimDt,  an  ktiamU 
ea  zunächst  daraof  an,  die  eigentliehen  Grenzen  des  Fonmi 
und  seine  Ausdehnung  genauer  anzugeben* 

Grenzen  des  Fornni. 

Die  oben  aus  den  Nachrichten  der  Schriftsteller  gezoge- 
nen Folgerungen  für  die  Ausdehnung  des  Forum  vom  capito- 
linischen  Hügel  bis  zur  Velia,  denen  später  noch  ein  evidenter 
aus  Statins  entnommener  Beweis  beigefügt  werden  wird,  er- 
halten auf  das  Erwünschteste  Bestätigung  durch  die  Ergebnisse 
älterer  sowohl,  als  und  besonders  der  neuesten  Ausgrabungen* 
Es  haben  dieselben  erwiesen,  dass  das  Forum  keinesweges, 
wie  man  leicht  anzunehmen  geneigt  sein  kann,  ein  regelmässi- 
ges Viereck  (Parallelogramm)  bildete,  und  daher  der  Vorschrift 
Vitruvs '^^^),  der  ein  Oblongum  verlangt,  nicht  genügte.  Es 
hat  sich  ferner  ergeben,  dass  der  freie  Platz  unstreitig  auf  al- 
len Seiten  von  begrenzenden  Strassen  '*^)  eingeschlossen  war, 
die  sich  durch  ihr  Pflaster  aus  unregelmässigen  Stücken  Ba- 
saltlava zu  erkennen  geben,  während  der  Platz  selbst  mit  Tra- 


4^3)  Er  bat  dabei  natorlich  die  FSIle  vor  Augen ,  wo  res  inte§;ra 
war,  d.  b.  die  Anla^  neuer  Städte  oder  weoifsteoa  Fora.  Die  gaose 
Vorschrift,  wie  sie  für  das  it«iliscbe  Bedürfniss,  im  Ge^jcensatze  zu  dem 
bei  den  Griechen  Ueblicben,  einzurichten  seien,  ist  sehr  dienlich  ,  na 
sieh  ein  deutlicheres  Bild  von  einer  solchen  Anlage  zu  machen.  Er 
sagt  V,  1.^  Itaiiae  vero  urbibttt  non  eadem  est  ratione  faeiendumy 
ideo  qnod  a  maiorihuM  eontuehtdo  tradita  est,  gladiatoria  munera 
<A  /oro  dari,  Igitur  cireum  speetacuia  spatiosiora  intercolumnia 
distribuantur^  circaque  in  porticibus  argentariae  tabernae  maeniana- 
que  ntperiorilniM  eoaxationibti$  eoUoeentur  ^  quae  et  ad  usum  et  ad 
veetfgalia  publica  rede  erunt  ditposita.  Magnitudines  autem  ad  co* 
piam  hominum  oportet  ßeri^  ne  parvum  spatium  sit  ad  ttsum ,  out 
ne  propter  inopiam  popuii  vastum  forum  videatur.  Latitudo  ita 
finigtur,  uti  longitudo  in  tres  partes  cum  divisa  ßieril,  ex  his  duae 
partes  ei  dentur :  ita  evim  oblonga  erit  eius  forma tio,  et  ad  speeta^ 
üuiorum  rationem  utitis  dispositio.  Ein  solches  längliches  Viereck 
von  4SZ  Fuss  Länge,  und  144  Breite  bildet  das  Forum  in  Pompeji. 

36)  Auch  darin  weicht  die  Einrichtung  von  der  Anlage  in  Pom- 
peji ab,  indem  dort  jede  Fahrstrasse  vom  Forum  ausgeschlossen  ist, 
wie  die  erböheten  Schwellen  der  Eingangsbogen  allein  schon  beweisen« 
Aber  der  Wiederaufbau  Pompeji^s  und  mithin  die  neue  Anlage  des 
Forum-^filüt  kurze  Zeit  vor  der  Verschattung,  und  in  dieser  Zeit  nahm 
man  freilich  diese  Rücksiebt,  wie  denn  auch  die  später  in  Rom  ent« 
standenen  Fora  voa  allen  Stnusen  trtit  abgeicklossene  RlUuna  tiad. 


270    

veitinpbtteii  belegt  ist.  Dass  diese  Strassen  wirkKeh  die  Greii* 
zen  des  Fornm  ausmaohteo,  darüber  kann  kein  Zweirel  sein ; 
denn  wenn  die  Lage  desselben  mitten  in  der  Stadt  und  zwi- 
schen Höhen  es  unvermeidlich  machte,  dass  verbindende  Stras- 
sen durch  diese  Tiefe  geführt  wurden,  so  ist  es  doch  ganz  un- 
denkbar, dass  das  Forum  selbst  von  ihnen  durchschnitten  wor- 
den sei* 

Die  eine  dieser  Strassen ,  welche  die  nördliche  Längen- 
seite des  Forum  begrenzt,  war  die  oben  nachgewiesene  Sacra 
via.  Ihre  Linie  ist  durch  das  Pflaster  vor  dem  Arcus  Severi, 
durch  dessen  mittleren  Bogen  sie  führte,  und  ein  ihm  entspre- 
chendes Stück  gleichen  Pflasters,  das  in  den  Jahren  1810  und 
1830  vor  dem  Faustinatempel  aufgegraben  wurde,  bestimmt. 
Völlig  damit  übereinstimmend  wurde  bereits  im  Jahre  174?,  als 
man  den  Kloaken  nachgrub,  unter  den  Ulmen  vor  S.  Adriane 
ein  gleiches  Stück  entdeckt,  dass  schon  Ficoroni  richtig 
für  die  Sacra  via  erkannte  ^^^).  Hiedurch  ist  die  nördliche 
Grenzlinie  gegeben,  welche  vom  mittleren  Durchgange  des 
Arcus  Sevcri  nach  dem  Faustinalempel  zu  ziehen  ist,  so  dass 
dieser  das  äusserste  Gebäude  am  Forum  ist,  wie  auf  der  ent- 
gegenstehenden Seite  die  Regia.  —  Mit  gleicher  Sicherheit 
lässt  sich  nun  auch  die  südliche  Grenze  bestimmen.  Bei  den 
Ausgrabungen  um  die  Phokassänie,  in  Folge  deren  1835  die 
wichtige  Entdeckung  der  Basilica  Julia  Statt  fand,  wurde  zwi- 
schen der  Säule  und  den  Stufen  der  Basilica  ebenfalls  eine 
zweite  gepflasterte  Strasse  aufgedeckt,  welche  das  oflen  gelegte 
Travertingetäfel  des  Forum  abschliesst.  Diese  Strasse  verlän- 
gert führt  an  den  Stufen  des  Gebäudes  der  drei  Säulen  vorbei, 
bei  deren  früher  schon  erfolgter  Ausgrabung  ebenfalls  ein  Stück 


iST)  FesHgie  di  Roma  ant.  p.  73.  „Nel  ultimo  scavo,  che  tr«- 
versava  la  Via  sacra  per  gli  alberi  fioo  a  S.  Adriaoo,  gi  trovo  an 
pezzo  di  grossa  colonna  di  franito  rosso,  che  fa  tagliata  io  mezzo  in 
detto  laogo.  Ivt  il  chiavicoae  maestro  del  coodotto,  come  sopra,  ei 
oaservö  aoUerra  mene  di  40  palni;  e  con  maravigUa  si  vidde  coati- 
1^0,  e  DOB  tanto  basso  il  paviaiento  della  Via  sacra  eompoito  di  ^roui 
pezzi  di  seiei ;  mostrando,  cbe  a  retta  liaea  yeoiva  dall'  Areo  di  Tito 
tra  1e  ile  degli  olmi  verso  il  Foro  Romaoo/*  Vgl.  Fea,  MüeelL  i. 
p»  157  f.  ftansea,  Mesehr,  d.  SL  R.  111  B.  p.  19. 


r 


«71    

des  Pflasten  nm  Vorseheine  kam.  Von  da  hat  man  die  Liwe 
der  Strasse  bei  der  Stelle  des  Vestaheiligthums  yoriber  (Sta. 
Maria  Libcr.)  bis  eu  iem  Pankte  zu  yerKngem,  wo  oben, 
dem  Favstiaalempel  ge^enäber  der  Fomix  Fabtns  angenommen 
worden  ist  (S.  242.).  Sind  anf  diese  Weise  die  beiden  LSn- 
genseiten  des  Fomm  gefunden,  so  ergeben  sich  die  nbrigen 
Grenadinien  von  selbst )  denn  in  Westen  schliesst  es  mit  dem 
Abbange  des  eapitolinischen  Hügels  ab,  in  Osten  machte  die 
von  der  Regia  znm  Faustinatempel  nnter  der  Velia  weg  füh- 
rende Sacra  via  die  Grenze.  In  gleicher  Weise  muss  auch 
unter  den  Tempeln  des  Clivus  Capitolinos  eine  Strasse  vorüber- 
gegangen sein.  Die  Längenliuien  laufen  aber  niclit  parallel, 
sondern  coavergiren  nach  der  Velia  bin,  so  dass  sich  die  Breite 
des  Forum  allmählich  bedeutend  verringert.  Es  misst  in  der 
Länge  630  Fass  pariser  Maass;  unter  dem  Capitole  beträgt 
die  Breite  190  Fuss,  beim  Fanstinatempel  nur  110^'*).  Wenn 
ein  solcher  für  das  Forum  bestimmter  Baum  für  die  colossale 
Stadt  und  die  politische  Wichtigkeit  unvcrhältnissmässig  klein 
erscheinen  mag,  so  muss  man  nicht  vergessen,  dass  diese 
Stelle  gewählt  wurde,  ehe  die  kühnsten  Hoffnungen  nur  ahnen 
lassen  konnten,  es  werde  einst  hier  sich  ein  hehtn  entfalten, 
dem  dieser  Raum  nicht  genügen  könne,  und  dass  späterhin 
eine  Erweiterung  an  sich  schwi«*ig  und  durch  des  Römers  s« 
«charakteristisches  Festhalten  an  dem  alten  Herkommen ,  durch 
die  hohe  Bedeutung  der  vielen  geweiheten  und  darum  nnverän- 
derlichen  Stätten  ganz  unthunlich  war.  Indessen  ist  allerdings 
seit  dem  zweiten  punischen  Kriege  viel  für  die  Erweiterung 
des  Forum  gethan  worden:  nicht  durch  Vergrössemng  des 
freien  Platzes  —  das  war  unmöglich  geworden  —  wohl  aber 
durch  Anlage  von  Basiliken,  welche  eben  auch  für  den  öffcnlr 
liehen  Verkehr  bestimmt  waren.  Diese  Basiliken  aber  standen 
nicht  auf  dem  ursprünglichen  Areal  des  Forum,   sondern  et 


438)  Sq  ffiebt  es  Boosen,  Ln  forum  Mammnum*  p.  7.  «ad  l^sß 
forum  de  Rome.  I.  p.  15.  an.  Ii  i«r  Besekr.  d.  St.  M.  Jli  B.  8.  20^ 
wird  4it  grSs«te  Brcile  aaf  110  Fqss  aogegfibcD,  die  eioh  «ilmähtie)i 
-Mf  tOa  Fnet  verringere.  Dass  das  e^cht  riehiif  sei»  lehrt  der  ^Vt 
gesscheU,  med  es  wideraprickt  dep  aupk  dar  Piaa, 


272    

worden  (ur  diesen  Zweck  am  Forum  getegene  Grondstacke 
von  Privaten  angekauft.  Daher  kann  Cicero  (adAtt.  IV, 
16»)  von  einem  solchen  Ankaufe  sagen,  er  sei  geschehen:  ut 
forum  laxaremus.  Jeder  Annahme  eines  grösseren  freien 
Platzes  widersprechen  die  Thatsachen  auf  das  Bestimmteste 
und  eben  so  geht  aus  den  Nachrichten  über  die  älteste  Be* 
schaffenheit  des  Forum  deutlich  hervor,  dass  die  es  umgeben- 
den Hallen  und  Tabernen  auf  denselben  Linien  standen ,  wo 
sich  nachher  die  Basiliken  und  Tempel  fanden '^^^). 


439)  Es  wird  aasdräcUich  gesagt,  wie  weiterhin  ansrdhrlicher  nach- 
gewiesen  wird , .  dass  Tarqainias  Priscas  das  Forum  mit  Hallen  und 
Tabernen  umgab.  Dass  diese  auf  den  oben  angegebenen  Grenzlinien 
standen  und  nicht  erst  später  die  Gebäude  weiter  in  das  Forum  her- 
einrückten,  das  ergiebt  sich  erstlich  aus  der  Erzählung  von  Virginios, 
der  seine  Tochter  bei  der  Cloacina  erstach,  indem  er  aus  der  Taberne 
eines  Fleischers  das  Messer  nahm;  deutlicher  noch  daraus,  dass  die 
Basiliken  auf  beiden  Seiten  (Liv.  XL,  51.  XLIV,  16.)  anfänglich  hin- 
ter den  Tabernen  des  Forum  lagen.  Für  die  Nordseite  ist  übrigens 
schon  der  Lauf  der  Sacra  via  entscheidend ,  die  ja  doch  in  keinem 
Falle  das  Forum  durchschneiden  konnte.  Daher  ist  es  eine  ganz  ir- 
rige Vorstellung,  wenn  man  meint,  die  Area  des  Forum  sei  durch  Er- 
bauung von  Tempeln  und  Basiliken  immer  kleiner  geworden  (C  a  n  i  n  a, 
Sugli  ant.  ed\l\  giä  etitt.  nei  luogo  ora  occup,  dalla  chiesa  di  S, 
Martina,  p.  5.) ;  vielmehr  gewann  das  Forum  durch  diese  Anlagen 
mehr  und  mehr  Ausdehnung.  —  Die  unstatthafteste  Anwendung  aber 
ist  von  einer  Stelle  Varro^s  gemacht,  und  dadurch  dem  Forum  ein 
Flächeninhalt  zngetheilt  worden,  welchen  die  Oertlicfakeit  gar  nicht 
bergiebt.  Es  sind  die  bekannten  schwierigen  Worte  de  re  mst.  1, 
9,  9.  Eiusdem  gentts  C.  Licinius  tribunut  pleb,  cum  esset,  post  reges 
exaetos  annis  CCCLXV,  primus  populum  ad  leges  aeeipiundas  in 
Septem  iugera  Jorensia  e  eomitio  eduxiL  Bus  ch  ke ,  Ueber  die  Stelle 
d.  Varro  von  den  Liciniem,  Heid.  1835.  S.  21  ff.  hat  nach  Pighius 
Vorgange  kein  Bedenken  getragen,  die  septem  iugera  forensia  auf  den 
Flächeninhalt  des  „plebejischen  Forum'^  d.  h.  mit  Ausschluss  des 
(patricischen)  Gomitium,  zu  beziehen.  Es  ist  nicht  nÖthig,  hier  auf 
den  Sinn  der  dunkeln  Stelle  einzugehen ;  es  bedarf  auch  nicht  der 
Erinnerung,  dass  eine  solche  Messung  nach  Iugera  etwas  beispielloses 
sein  würde;  dass  das  ,, plebejische  Forum''  ja  längst  der  Ort  der  Co- 
mitia  tribnta  geworden  war ;  dass  endlich,  was  Cicero  von  G.  Licinins 
Crassus ,  Plutarch  von  G.  Gracchus  erzählt :  es  bedarf  dessen  nicht, 
weil  nur  einige  Kenntniss  der  Oertlichkeit  hinreicht,  um  bestimmt  ver- 
aeinen zu  können  y  dass  ein  solches  Forum  von  sieben  Iugera ,  wozu 
überdiess  noch  das  Gomitium  und  dann  die  umgebenden  Gebäude  kom- 
men müssten,  schlechterdings  zwischen  Capitol  und  Palatin  nicht  Platz 
finden  kann.  Legen  wir  die  sieben  Iugera  in  ein  Oblongum,  so  dass 
die  Breite  zu  1^40  Fnss  angenommen  wird,  so  betriigt  die  Länge  840  F. 
und  nimmt  man  an,  das  Gomitium  habe  nur  y4  des  Ganzen  betragen,  so  er- 
hält man.  WVi  F.,  und  soviel  mag  etwa  die  ganze  Entfernung  vom 
Gapitolinns  zum  Titnsbogen  betragen.  Will  man  aber  an  der  Länge 
kürzen  nnd  der  Breite  suiegen,  so  geräth  man  entweder  auf  der  einen 


-    273 


Das  Comitium. 

Bei  weitem  die  wichtigste,  aber  auch  die  schwierigste  der 
das  Forum  und  vielleicht  aller  die  römische  Topographie  be- 
treffenden Fragen  ist  die,  in  welchem  Verhältnisse  man  sich 
das  Comitium  zum  Forum  denken  solle.  Um  dasselbe  ver- 
einigen sich  die  bedeutsamsten  Punkte  des  Forum :  d  i  e  R  o  - 
stra^  die  Curie,  das  Tribunal,  und  nach  ihnen  bestim- 
men sich  wiederum  andere,  so  dass  zuletzt  die  gesummte 
Anordnung  von  der  Beantwortung  dieser  Frage  abhängig  wird. 
Da  nun  gleichwohl  jede  Spur  des  ehemaligen  Comitium  mit 
den  glorreichen  Denkmälern  der  Republik  im  Alterthume  selbst 
schon  verschwunden  war,  und  seiner  zwar  sehr  häufig,  aber 
immer  nur  in  unbestimmter  und  zweideutiger,  ja  oft  anschei- 
nend widersprechender  Weise  Erwähnung  geschieht,  so  liegt 
eben  darin  der  Grund,  dass  eine  Restauration  des  Fonim,  na- 
mentlich für  die  Zeit  der  Republik  nicht  mit  der  völligen  Si- 
cherheit gegeben  werden  kann,  welche  gerade  in  diesem 
Theile  am  wünschenswerthesten  wäre.  Um  nun  wenigstens 
der  Wahrheit  so  nahe,  als  die  flüchtigen  Erwähnungen  es 
möglich  machen,  zu  kommen,  ist  zunächst  die  Frage  darauf 
zu  richten,  was  das  Comitium  war? 

Uebel  angewendete  Subtililät,  der  das  nahe  Liegende 
nicht  genügte,  leitete  den  Namen  Comitium  von  der  Zu- 
sammenkunft zwischen  Romulus  und  Tatius  und  dem  auf  die- 
ser Stelle  geschlossenen  Bündnisse  ab^-^^).     Richtiger  sagt 


Seite  in  die  kaiderlichen  Fora ,  oder  aaf  der  andern  ist  der  Palatin 
im  We^e.  Hnsphke  scheint  freilieh  noch  mit  Nardini  das  Porom  zwi- 
schen Capitol  und  Palatin  nach  dem  Forum  Boariam  hin  zn  legen  ; 
allein  anch  hier  wnrde  es  den  Vicas  Tascns  nnd  das  ganze  Velabrum, 
ja  wohl  auch  noch  ein  Stück  vom  Forum  Boarinm  verschlingen,  zumal 
da  hier  die  Breite  gänzlich  fehlt.  Karz  die  ganze  Erklärung  ist  ohne 
Erwägung  des  vorhandenen  Raums  und  dessen,  was  möglich  ist,  ge- 
macht, und  es  folgt  daraus  nothwendig,  dass  Varro  von  etwas  ganz 
Anderem  spricht,  als  von  dem  Forum  Romanum  im  Gegensatze  zum 
Comitium.  S.  JNiebuhr,  Rom.  Gesch.  III.  S.  13  ff.  Göttliug,  de 
loco  M.  Ter,  Farronis  de  re  tust.  etc.  Jen.  1831. 

440)  Plutarch.  R*om.   \^,"Onov  de  zavra  avvid'tVTO,  ftixQi  vBv 
Kofil%u}v  iMüUiTa«.  xofiii^e  yii^  *Fmfiaioi  rb  awil&tiy  ituXovüt.  Zoa.  VII,  4. 

18 


274    

Varro  L.  L.  V,  32.  p.  154.  Comtltum  ab  eoj  quod  coibani 
eo  comitiis  curiatis  et  litium  causa.  Es  kann  indessen  diese 
Erklärung  leicht  zu  der  ganz  irrigen  Meinung  Veranlassung 
geben,  als  sei  das  Comitium  lediglich  ein  patricischer  Ver- 
sammlungsort gewesen  ^*^).  Es  hat  seinen  Namen  allerdings 
von  den  Zusammenkünften  der  Curien  erhalten ;  in  einer  Zeit, 
wo  es  andere  Comitien  als  curiata  nicht  gab,  und  als  nach- 
her die  centuriata  im  Marsfelde,  die  tributa  auf  dem  Forum 
(im  engern  Sinne)  gehalten  wurden,  blieben  die  curiata  un- 
verändert auf  dem  Comitium,  wenn  sie  nicht  in  gewissen 
Fällen  auf  dem  Capitole  vor  der  Curia  Calabra  Statt  fan- 
den ^^).  Dagegen  war  das  Comitium  von  jeher  der  gewöhn- 
liche Ort  der  Concioncs,  und  nicht  nur  für  die  Patricier,  oder 
den  populus^  sondern  nachher  auch  für  die  plebes^  wie  sich 
das  bei  Bestimmung  des  Vulcanal  zeigen  wird.  Das  eigent- 
liche Forum  war  anfänglich  unstreitig  blosser  Verkaufsort, 
durch  keine  Anspielen  für  Zusammenkänlte  geweiht:  fiir  sie 
war  das  Comitium  abgesondert.  Späteres  Bedürfniss  hat  die- 
sen Vei4:auf  vom  Forum  Romanum  weg  auf  besondere  Plätze 
gewiesen,  und  der  frei  gewordene  Raum  ist  eigentliches  ple- 
bejisches Forum  geworden.  —  Schon  daraus  ergiebt  sich,  wie 
ganz  irrig  die  Annahme  derer  ist,  welche  sich  unter  dem 
Comitium  ein  Gebäude  vorstellen  oder  wenigstens  einen  mit 
Säulen  umgebenen,  überdachten  Raum^^).    Vielmehr  ist  es 


441)  Spatere  UnkaDde  hat  es  wirklicli  so  verstanden.  Psendo- 
Aseon.  s.  Cic.  Verr.  I,  22»  CiHniiiutn:  Loetu  propter  senatum, 
quo  eoire  equitibu»  et  populo  Romano  licet*  £s  ist  richtisp,  wenn  et 
nnr  anf  die  Comitien  bezogen  wird. 

42)  leh  denke  dabei  nicht  nnr  an  die  Comitia  ealata,  sondern 
inck  an  den  Notfafail  bei  der  Belagcrnng  dnreh  die  Gaiiier.  Liv.  V, 
46.  Aeeepto  inde  eenatue  deereto ,  ut  et  eomitiie  euriatü  revocaiue 
de  exsilio  iueeu  populi  Camtilus  dictator  extemplo  dtceretur  ete. 

43)  Die  ältesten  Astygraphen  haben  anch  hierin  viel  riehtiferge- 
nrtheilt.  S.  Blond.  Flav.  Rom.  inetaur,  II,  67.  Lacio  Fanno, 
Antieh.  dt  R,  p,  62  ff.  und  besonders  Marliani,  Urb.  Rom,  topogr. 
III,  1.  {Graev.  thee,  III.  p.  tOl.).  Unklarer  ist  Donati.  Im  unendli- 
ehen  Gewirre  seiner  Irrthiimer  kam  Nardini,  Roma  ant*  t.  II.  p. 
151.  ed.  Nibby.  auf  den  Einfall,  die  Ruine  der  drei  Sänlen  fnr  das 
Gomitinm  zu  halten,  und  obgleich  Vennti,  Deser,  di  Roma  ant,  I. 
p.  54.  zur  früheren  riehtigeren  Ansiebt  znriickgekehrt  war,  ist  ihm 
doch  Nibby,  For.  Rom,  p.  60.  in  dieser  tbSrigen  Meinung  beigetre- 
ten.   Aneh  Ganina,  For,  Rom.  p.  60.  165.  IndieoM,  topogr.  p.  I5S. 


275    

ein  Tbefl  des  Fonun  seAst,  der  von  seiner  poEtiscken  Be- 
stimmnng  den  Namen  erhalten  hat ,  während  der  übrige  zu 
anderem  Verkehre  angewiesene  Theil  schlechthin  Fomm  heisst, 
nnd  dieser  Name  anch  beides,  die  ganze  ayofa,  bezeichner« 
Daher  wird  häafig  das  Conitiam  dem  Forum  enigegenge-« 
setzt  ^,  und  Ersteres  der  wichtigste  Theil  des  Markts  ge* 
nannt  ^*).  Es  ist  dn  freier  unbedeckter  Platz,  wie  das  übrige 
Forum ,  wie  sich  daraus  ergiebt ,  dass  Truppen  darüber  zie- 
hen'^^),  das  es  Blut  und  Milch  darauf  regnet  ^^,  dass  darauf 
der  heilige  Feigenbaum  (ficus  Ruminalis)  stand  ^*>  und  die 


omteliliesst  es  mit  Mauern  nnd  ^®bt  ihm  S&nlen  imd  Bedachan;.  Die 
richtige  Ansicht  hahen  zuerst  Piale,  Del  Foro  Rom.  Rom.  1832. 
(1818.)  p.  1&  ff.  QDd  Niebvhr,  Besckr.  d.  St.  R.  Ili  A.  S.  61.  in 
Schutz  genommen.  Vgl.  H  ns  ohke,  Ufiber  d.  Stelle  des  Farro  u.  s.w. 
S.  47. 

444)  An  et.  ad  Her.  II,  IS.  Rem  uki  pagunt,  orato;  ni  pagunt. 
in  comitio  out  in  foro  ante  meridiem  eaiuam  eonicito.  ans  den  Xll 
tab.  (Gell.  XVII,  2.  Qnint.  /.  0.  I,  6.)  Cic.  p.  Sext.  35.  cum  fo- 
rum, eovtittam,  eurünn  multa  de  noeie  armatu  hominibu^  ae  iervü 
plerisque  oeeupavüsent.  Verr.  I^  22»  vidi  simul  eumpopulo  Romano 
Jbrum  eomitiumque  adomatum  etc.  III,  4.  Lir.  XXaIV,  45.  inßito 
ot  eomitio  et  CapiMio  sanguinis  guttae  visae  sunt.  PI  in.  XV,  18, 
20.  in  foro  ipso  «c  comitio.  Snet.  Caes.  10.  Aedilis  praeter  eo~ 
mitium  ac  forum  basiiieasfue  etiam  CqpitoUum  omavit  portieikus 
ad  tempus  ewstruetis.    Vgl.  Anm.  455. 

43)  Dionys.  I,  87.  rov  Xiovxa  tov  Xl&tvov^  o«  lk««ro  rtJQ  ayoQcie 
xiji  twv*Pwuaioßv  iv  rif>  nffarhrtf  x^9^V  naqa  roi9  i/iß6loi9.  II,  29.  x^** 
f/or  Tt,  tp  ^  ica&eiofureg  idtna^ip  iv  r^  tpays^rartif  t^9  «^ojpoff.  III,  1. 
nal  ^antBtm  n^  xmv  ßaoikdwr  iv  tff  nQaxiottf  r^g  o/o^äff  ton^  (Ho^ 
atilins). 

48)  LIy.  V,  55.  Die  bekannte  Erzählung,  als  nach  dem  galli« 
sehen  Brande  das  Volk  nach  Veji  aaswandern  wollte:  quum  senatus 
post  paullo  de  kis  rebus  in  curia  Uostilia  haberetur  eokortesque  ex 
praesidiis  revertentes  forte  agmine  forum  transirent,  centurio  in  eo- 
mitio exclamofnt:  Sign\fltr,  statue  Signum:  hie  manebHnus  opHme. 

47)  Liv.  XXXiV,  45.  in  foro  et  eomitio  —  sanguinis  guttae 
visae  sunt.  Vgl.  I n  1.  Obs.  83.  in  Graeoostasi  et  comitio  sanguine 
fiuxit.  e.  103.  in  eomitio  lavte  pluit. 

48)  Taeit.  Ann.  XIII,  58«  Sodem  anno  Ruminalem  arborem  in 
eomitio,  quae  super  oetingentos  et  quadraginta  ante  annos  Renii  Ro- 
mulique  infantiam  texerat,  mortuis  ramalibus  et  areseente  trunco  de- 
minutam  prodigii  looo  habitum  est,  donee  in  novos  fetus  revireseeret. 
Fest.  p.  169  Mali.  Navia:  fieus  quoque  in  comitio  appellatur  Navia 
ab  Atto  Navio  augure.  PUn.  XV,  18,  20.  Colitur  Jteus  arbor  in  foro 
ipso  ae  comitio  Romae  nata  etc.  Dionys.  III,  71.  tixopa  naraonsvacat 
uvTov  {Ntßlov)  ^ee^t/i',  aviaTfjaiv  inl  tijg  ayopäg '  fj  nal  iig  ifii  ^v  Ic» 

'  fi(f6  TOV  ßovkevttjQiov  nsifUvff,  Trlrjoior  rijg  Uf^ag  avnfjg.  Die  Statne 
stand  aber  in  eomitio,  Liv.  I,  36.  Statua  Atti —  tu  eomitio  in  gradi- 
bus  ipsü  ad  laevam  euriaeßiit.  PI  in.  XXXIV,  5.    Vgl.  S.  277. 

18* 


276    

Rostra  selbst  ^'^^);  und  wie  könnte  überhaupt  ein  Ort,  wo 
Versammlungen  (conciones)  gehalten  wurden,  zu  denen  man 
von  der  Rednerbühne  sprach'*'),  bedeckt  gewesen  sein.  — 
Veranlassung  zu  dem  Irrthume  hat  eine  missverstandene  Stelle 
bei  Li  vi  US  gegebep.  XXVII,  36.  Uo  anno  (&i&)  primum, 
ex  quo  Hannibal  in  Italiam  venisset^  comütum  tectum  esse 
memoriae  prodümn  est^  et  ludos  Romanos  semel  instaura- 
tos  etc.  Von  dieser  Zeit  an  also,  glaubte  man,  sei  das  Comi- 
tium  mit  Bedachung  versehen  gewesen.  Es  hat  aber  schon 
Piale  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  auf  diese  Vt^eise  die 
Worte:  eo  anno  primum  ex  quo  Hannibal  in  Italiam  ve- 
nisset^  gar  keinen  Sinn  haben  würden.  Vielmehr  ist  nichts 
anderes  gemeint,  als  dass  nach  zehn  Jahren  der  grössten  Be- 
drängniss  zum  ersten  Male  das  römische  Volk  wieder  freier 
aufathmete,  zum  ersten  Male  die  Spiele  wieder  mit  grösserem 
Aufwände  und  in  gewohnter  Weise  feierte.  Dabei  war  denn 
schon  früher  das  Comitium  mit  Segellächern  {vela)  überspannt 
worden,  wie  es  auch  später  geschah  und  wie  es  im  Theater 
und  Amphitheater  üblich  wurde  '^) ,  damit  die  Zuschauer  der 
auf  dem  Forum  Statt  findenden  Gladiatorenkämpfe  gegen  die 
Sonnenhitze  geschützt  wären ;  denn  die  ludi  Romani  fielen  in 


449)  Ascoo.  z.  Cic.  p.  Mil.  5.  p.  43  Or.  (Trib.  pl.)  concio- 
nati  sunt  eo  ipso  tempore  —  quo  propter  Clodii  corpus  curia  incensa 
est ;  nee  prius  destiterunt,  quam  flamma  eius  incendii  fugati  sunt  e 
eoncione,  Erant  enim  tunc  Rostra  non  eo  loco,  quo  nunc  svntj  sed 
ad  Comitium ,  prope  iuncta  euriae,  Daraas  erklärt  sich 
Cic.  p.  S e X t.  H5.  cum  ad  fratris  salutem  a  populo  Romano  depre» 
eandam  venisset,  pulsus  e  rostris  in  comitio  iacuit.  Plin« 
XXXIV,  6,  11.  In  qua  legatione  interfecto  (Octavio)  senatus  statuam 
poni  iussit  „quam  octilatissimo  loco^^ ;  eaque  est  in  Rostris,  Das  ist 
es,  was  DioDVsias  (s.  Aniu.  4i5.)  iv  rcj»  tfavtQonarta  t^s  ayo^as  nennt. 
Vgl.  Cic.  Phil.  IX,  2. 

50)  Man  vergleiche  z.  B.  Liv.  X,  24.  III,  10.  11.  VIII,  33. 

51)  Plin.  XIX,  1,  6.  Postea  in  theatris  iantum  umbram  fecere, 
quod  primus  omnium  invenit  Q.  Catulus,  cum  Capitolium  deaiearet. 
Carbasina  deinde  vela  primus  in  theatro  duxisse  traditur  Lentulus 
Spinther  jlpollinaribusludis.  Mox  Caesar  dictator  totum  forum  Ro^ 
manum  intexit  viamque  saeram  ab  domo  sua  ad  clivum  usque  Capito- 
linum.  Dio  Cass.  LI II,  31.  xal  t^v  ioor^v ßv  ift  t^s  ayo^avo/ita^ 
iTTsriXti  avv9ia^(U  kafiTr^g^  üaxs  xr^v  re  ayo^av  iv  narrl  T*f  &iifei  iv 
naifaneraofiaai  Marä  xo^vq)^v  SiaXaßuv  x.  r.  X,  LIX,  23.  Toaavni  ya^ 
vneQßokij  avTMv  (raiv  navpMTtbv)  iyivttOy  wate  tial  naoantraofiaxa  vnt^ 
t^s  ayo^äe  vni(fTad^ipfai,  Wegen  der  Theater  vgl.  Becker,  GalluM 
oder  röm.  Seen,  I.  S.  245  ff. 


277    

die  heissen  Tage  des  Spätsommers.     Darom  setzt  auch  Livius 
beides  in  VerbinduDg. 

Kann  nun  darüber  kein  Zweifel  sein,  dass  das  Comitium 
ein  freier  Platz,  wie  das  Forum  selbst  war,  so  entsteht  die 
Frage,  ob  es  in  dem  oben  abgegrenzten  Räume ,  vom  Fuss« 
des  Gapitolinus  bis  zur  Velia  in  der  angegebenen  Breite,  ent- 
halten war,  oder  ob  man  isich  ausserdem  einen  daneben  gele- 
genen Platz  denken  müsse?  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  die 
meisten  Stellen,  in  welchen  des  Comitium  gedacht  wird,  der 
letzteren  Annahme  günstiger  scheinen  können.  Dahin  rechne 
ich  zuerst  die,  welche  von  der  Curie  in  einer  Weise  sprechen, 
als  habe  sie  auf  dem  Comitium  selbst  gestanden.  Cic.  de  rep. 
n,  17.  Fecitque  idem  et  saepsit  de  tnanubüs  comitium  et  cu- 
riam  (Tullus  Host.) ;  wo  man  unstreitig  saepsit  am  natürlich- 
sten auf  eine  gemeinschaflliche  Umfassung  beider  bezieht,  wel- 
che nur  dann  möglich  ist,  wenn  die  Curie  auf  dem  Comitium 
selbst  erbaut  war,  nicht  an  der  Seite  desselben,  wo  sie  durch 
eine  Strasse  von  ihm  getrennt  werden  musste.  Femer  Liv. 
I,  36.  Statua  Atti  —  in  cotnitio  in  gradibus  ipsis  ad  laevam 
curiaefuit:  zumal,  wenn  man  damit  PI  in.  XXXIV,  5,  11. 
vergleicht :  Alti  Nävi  statua  fuit  ante  curiam ,  cuius  basis 
conßagravit  curia  incensa  P.  Clodii  ßincre.  Eben  so  auf- 
fallig ist  es ,  was  über  den  Standort  der  Bildsäulen  des  Py- 
thagoras  und  Alcibiades  gesagt  wird.  Plin.  XXXIV,  6,  12. 
Invenio  et  Pythagorae  et  Alcibiadi  in  cornibus  comitii 
positas  (statuas) —  ea  (simulacra)  stetere  ^  donec  Sulla  di- 
ctator  ibi  curiam  faceret.  Die  Curie  aber  wurde  von  Sulla 
nur  wiederhergestellt,  nicht  an  einem  anderen  Orte  erbaut; 
denn  bis  sie  abbrannte  grenzte  sie  ja  an  die  Basilica  Porcia. 
So  sagt  denn  auch  Plutarch.  Num.  8.  ioTt^aar  Inl  vijg 
dyoQois  ^horag  ^aXxus  ivo,  Tijv  f*tv  ]AXxißtdSoVj  %iqv 
dh  IIv&ayoQov.i  also  nicht  geradezu  iv  Tg  ayoga.  Dazu 
kömmt  Varro^s  freiUch  höchst  unklare  Beschreibung,  in  wel- 
cher die  Graecostasis  ein  locus  substructus  a  comitio  ge- 
nannt wird'^^^).     Sie  aber  und  das   darüber  gelegene  Sena- 

45!^)  Die  gooze,  für  den  Römer  freilich  verstäadliche,  uns,  denen 
die  Autopsie  fehlt,  mehr  verwirrende  als  aufklüreode  Stelle  lautet  9oi 


878    

eutum  stebea  in  der  nächsten  Beziehung  zur  Cnrie.  End- 
lich ist  es  auch  allerdings  auflallend,  dass  nie  ein  Gebäude 
auf  der  Südseite  des  Forum  (wenigstens  aus  der  Zeit  der  Re- 
publik), nie  das  VestaheUigthum  und  die  Regia  als  am  Comi- 
tium,  sondern  schlechthin  am  Forum  liegend  angeführt  wer* 
den*  Ausserdem  wird  zuweilen  das  Comitium  in  einer  Weise 
genannt,  nach  der  es  als  ein  ganz  vom  Forum  getrennter 
Platz  erscheinen  kann«  So  z.  B.  in  der  Erzählung  von  der 
Bestürzung,  welche  die  Nachricht  von  der  Niederlage  am 
Trasimenus  verursachte.  Liv.  XXII,  7.  Romas  adprmum 
nuntium  cladis  eius  cum  ingenti  terrare  ae  tumuliu  concur^ 
MUS  in  forum  populi  est  faotus,  Maironae  vagao 
per  viasj  quae  rspens  clades  adlaia,  quaeve  fortuna  exerd^ 
tus  esset»  obvios  percunctontur.  et  quum  Jrequentis  conoionis 
modo  iurba  in  comitium  et  curiam  versa  magistra" 
tus  vocaret,  tandem  etc.  Man  kann  hier  mit  Recht  fragen, 
warum  die  auf  dem  Forum  versammelte  Menge  nach  dem 
Comitium  und  der  Curie  gewendet  die  Magistrate 
rief,  nicht  das  Comitium  selbst  füllte,  wenn  es  nur  eine  Ab« 
tbeilung  des  Forum  war.  Wer  sich  etwa  die  Menge,  ob<* 
gleich  Livius  sagt  populi  concursus^  ab  Plebejer  denken 
wollte,  die  auch  in  solchem  Tumulte  respektvoll  sich  fern 
vom  Comitium  gehalten  hätten,  den  würde,  wenn  auch  nicht 
überhaupt  eine  solche  Sondernng  sich  als  ganz  unstatthaft  er- 
wiese, eine  ganz  ähnliche  Stelle  widerlegen.  Es  ist  der  Fall, 
wo  die  Abgesandten  der  in  der  Schlacht  bei  Cannae  Gefan- 
genen im  Senate  um  ihre  Loskaufung  bitten.  Liv.  XXII,  60* 
Ubi is ßnemfedt^  extemplo  ab  ea  turba^  quae  in  comiiio 
erat,  clamor ßebilis est sublatusj  manusque  ad  curiam  ten» 


L.  L.  V,  32.  p.  154.  Comitium  ah  eo,  fuod  eoibani  eo  eomitiis  auriaÜM 
ei  litium  causa.  Curiae  duarum  generum  ;  nam  et  uhi  eurarent  taeer* 
dotet  res  divinas,  ut  euriae  veteres,  et  übt  senatus  humanas,  ut  curia 
Hostilia,  quod  primus  aed{/lcatfit  Hostilius  rcx,  Ante  haue  rostra, 
quoius  [loci  Mall.]  id  voeahulum ,  [quod  Sp*  M.]  ex  hostibus  eapta 
fixa  sunt  rostra.  Sub  demtra  kuius  a  eomitio  locus  substruetus^  ubi 
nationum  subsisterent  legati,  qui  ad  senatum  essent  missi.  Is  Grao^ 
eoitasis  appellatus  a  parte,  ut  multa.  Senaculum  supra  Qratcosta^ 
sin^  ubi  aedis  Coneordiae  et  basilica  Opimia. 


17»    

debänt  Qrmde$^  ut  tibi  iiberosy  Jratrts^  cognalos  reHerenU 
FemtnMi  quoque  metus  ac  necessitas  in  foro  iurbae  huic  viro- 
rum  imwuscuerai» 

Diese  Stellen,  denen  sich  noch  mehrere,   nur  weniger 
signifikante  beifugen  Uessen,  können  allerdings  auf  den  Ge- 
danken bringen,  dass  das  Comitium  ein  vom  Forum  ganz  un- 
abhängiger, d.  h.  nicht  in  dem  oben  begrenzten  Areale  ent- 
haltener Platz,  auf  dem  sich  die  Curie  befunden  habe,  gewe- 
sen sei,  jeaseit  einer  der  begrenzenden  Strassen  und  also 
doch  dicht  am  Forum  gelegen,  und  man  würde  vielleicht  an 
der  Nordseite  des  Forum,  in  der  Gegend  des  Faustinatempels 
einen   hinreichenden  Raum  dafür    ermitteln  können.     Allein 
demungeachtet  scheint   es   nicht,   als  ob  einer  solchen  Vor- 
stellung Baum  gegeben  werden  dürfe.     Hauptsächlich  spricht 
dagegen  die  Lage  '^der  Rostra,  welche  unmittelbar  an,   oder 
vielmehr  wohl  auf  dem  Comitium  waren.     Von  ihnen  wird 
nun  aber  auch  ausdrücklich  gesagt,  dass  sie  sich  ungefähr  in 
der  Mitte  des  Forum  befanden'* ^3),   und  jedenfalls  war  ihre 
Stelle  auf  der  Grenze  zwischem  dem  Comitium  und  dem  ei- 
gentlichen Forum.    Das  ergtebt  sich  besonders  daraus,  dass 
bei  der  Rednerbühne  als  Auszeichnung  für  besondere  Ver- 
dienste Plätze  zum  Zuschauen  bei  den  auf  dem  Forum  gege- 
benen Gladiatorenspielen  verliehen  wurden  ^*).    Hält  man  da- 
mit zusammen,  dass  eben  bei  diesen  Spielen  das  Comitium  be- 
deckt wurde  (S.  276.),  so  ersieht  man  daraus  deutlich,  dass 
hier  der  zum  Comitium  bestimmte  Theil  des  Forum  begann, 
der  natürlich  von  den  Kämpfen  frei  blieb   und   nur  mit  Zu-  f 
schauern  sich  füllte.    Nur  so  erklärt  sich  auch  die  Neuerung, 
welche  C.  Licinius  Crassus  oder  C.  Gracchus  einführte,  in- 
dem er  als  Redner  auf  den  Rostris  sich  dem  Forum  zuwandte, 
während  es  bis  dahin  üblich  gewesen  war,  nach  dem  Comi- 


453)  Dio  Cass.  XLIII,  49.  ttal  t6  fi^fia  iv  fi^aty  nov  11(^6' 
t tffov  r^s  äyo(fois  ov  is  xbv  vvv  zottov  wi%fu(fiQ^,  A p  p i  a n.  B. 
C  i  V.  I|  94.  iv  ayoo^  f^^H  ^Q^  '^^^  iftßoXtnv» 

54)  Gic.  Phil.  IX,  7.  senatui  p/acere ,  Ser.  Sulpicio  ttatuam 
pedestrem  aeneam  in  rostris  ex  huius  ordinis  sententia  sfaluiy  cir- 
eumque  eam  statuam  ludis  gladiataribusque  iiheros  posterosque  «ius 
quoquQ  versus  pedes  quinque  habere. 


280    

tiam  und  der  Carie  bin  zu  sprechen  ^^^),  und  nur  unter  dieser 
Voraussetzung  ist  der  Vergleich  bei  Front o  ad  Anton. 
Aug.  I,  2.  p.  148  Rom.  passend:  quanto  rostra  foro  et  co- 
mitio  svperiora  stmt^^).  Eine  solche  Lage  des  Comitium  ist 
aber  auch  darum  nothwendig,  weil  auf  demselben  sich  das  ur- 
sprüngliche Tribunal  praetoris  befand  ^7),  das  aber  auch 
schlechthin  auf  dem  Forum  genannt  wird  ^^).  Bei  dem  Tri- 
bunal aber  war  das  Puteal  Libonis  oder  Scribonia- 
num  und  dieses  wird  ausdrücklich  als  in  der  Nähe  des  For- 
nix Fabius  und  des  Atrium  Vestae,  auch  der  Rostra, 
endlich  der  aedes  D.  lulii  angegeben ^^).  —    Bei  dieser 


.455)  Cic.  de  amic.  25.  (C.  Licinias  Crassus)  is  primum  insH* 
tuit  in  forum  versut  agere  cum  populo.  Dageg^eo  erzählt  es  P  l  u  t  - 
arch  von  C.  Gracchas.  c.  5,  «al  xoiy  'jtQo  avrov  navtotv  dt^/iayat' 
ydiv  TTQOQ  xrjv  ovyTtXtjrov  ttfpoQwvratv  tcati  ro  «aXovft^vov  «ofiiirtor,  tt^m« 
TOS  rote  ar^atpiis  1^0»  'Jtqos  T17V  ayooav  dijfiijYo^ijaai ,  xal  ro  Xotnov 
ovTio  TTOiiiv  «s  ixiivov,  fiixqi  na^iyxMOii  xal  fitTa&iati.  a;|ri7/uaroff  ftfyct 
n^äyfia  utavtjaai  n,  r.  X. 

56)  Niebahr,  Rom.  Gesch.  I.  S.  470.  hat  dieses  VerhältDiss 
des  Comitium  zom  Forum  richtig  erkannt;  dagegen  ist  irrthümlicb 
das  Geläfel  von  Giallo  aotico,  von  dessen  AuflßQdong  Fi  coro  ni  (Fea, 
MitcelL  I.  p.  157.)  berichtet,  auf  das  Comitium  bezogen  nnd  daraus 
auf  die  prächtigere  Einrichtung  der  „patricischen  Mahlstatt^'  im  Ge- 
gensatze zu  dem  Forum  geschlossen  worden,  das  mit  Travertinplatten 
getäfelt  ist.  Niebubr,  der  noch  in  der  Nardinischen  Ansicht  von  der 
Lage  des  Forum  befangen  war,  konnte  das  für  möglich  halten;  wie 
mau  aber  trotz  der  richtigeren  Ansicht  darauf  sich  berufen  konnte, 
ist  unbegreiflich  ,  da  jene  Nachgrabungen  gar  nicht  im  Bereiche  des 
Fomm  Statt  fanden. 

57)  Liv.  VI,  15.  (Dictator)  tetla  in  comitio  potita  viatorem  ad 
M.  Manlium  misit:  qui  dictatorvt  iussu  vocatus  —  agmine  ingenii 
ad  trihunal  venit.  XXIX,  16.  Deoem  iegati  Loereniium  —  in  comitio 
tedentibus  consulibus  —  ante  tribunal  cum  Jlebiii  voc\feratione  humi 
proeiibuerunt.  Gell.  XX,  1,  11.47.  (aus  den  Xll  tab.)  ad  praetorem 
in  comitium,  Varro  L.  L.  V,  32*  p.  151*  Plaut.  Poen.  III,  6,  11, 
Macrob.  Sat.  II,  12. 

58)  Liv.  XXVII,  50.  XL,  2.  44. 

59)  Porphyr,  z,  Horat.  epist,  I,  19,  8.  Puteal  autem  Li- 
bonis sedt's  praetoris  fuit  prope  arcum  Fab  ianum,  dictumque 
qitod  a  Libone  illie  primum  tribunal  et  subsellia  locata  sint.  SchoU 
Cruq.  ,, puteal  Libonis^' :  tribunal.  quod  autem  ait  Libonis ,  hinc 
svmsit,  quod  is  primus  tribunal  in  foro  statuerit.  Ders.  z.  Sat. 
II,  6,  35.  puteal  locus  erat  in  foro,  ad  quem  conveniebant  mereatores 
et  foeneratores  ad  tradendum  et  recipiendum.  alii  dicunt  fuisse  pro 
rostris,  ubi  tribunal  erat  praetoris.  Fest.  p.  333.  [Scribooianum 
Bp]peltatur  ante  atria  [puteal,  quod  fecit  Scri]6omt/«  etc.  Damit  kann 
nichts  anderes  gemeint  sein,  als  das  Atrium  Vestae,  nnd  das  stimmt 
luit  der  Nähe  des  Fornix  Fabius  vortrefflich  überein^  welche  aoeh  der 


181 

Uebereinstimmmig  mannigfalüg^er  Andentungen  miiss  man  sich 
allerdings  bestimmt  fühlen,  die  Anordnung  Banse ns,  nach 
welcher  er  den  oberen  Theil  des  Foram,  etwa  von  den  drei 
Säulen  bis  zur  Yelia  als  das  Comitium  annimmt,  im  Allgemei- 
nen für  richtig  anzuerkennen,  und  die  oben  angeführten  un- 
klaren Aeusserungen  über  das  Verhältniss  der  Curie  zu  dem 
Comitium  dürfen  daran  nicht  irre  machen.  Auch  lässt  sich 
vielleicht  der  scheinbare  Widerspruch  in  der  Hauptsache  durch 
die  Erwägung  beseitigen,  dass,  wenn  auch  der  Raum,  wel- 
chen die  begrenzenden  Strassen  einnahmen,  sich  durch  Pfla- 
sterung von  dem  inneren  getäfelten  Platze  abzeichnete,  er  doch 
nichtsdestoweniger  zum  Forum  selbst  gehörte,  und  also  die  am 
Comitium  hinlaufende  Sacra  via  eben  auch  als  Theil  des  Co- 
mitium galt.  Auf  diese  Weise  kann  dann  die  Curie  immerhin 
unmittelbar  an  demselben  gelegen  genannt  werden.  Dass  aber 
das  Comitium  erhöhet  gewesen  und  Stufen  zu  ihm  hinauf  ge- 
fuhrt hätten,  wie  Huschke  und  Bunsen^^^)  meinen,  ist 
eine  durch  nichts  gerechtfertigte  Annahme. 

Das  Forum  der  Republik. 

Die  hauptsächlichste  Schwierigkeit,  welche  dem  Entwürfe 
eines  Plans  vom  Forum  oder  der  topographischen  Bestimmung 
der  es  umgebenden  Stellen  und  Gebäude  entgegensteht ,  liegt 
»n  dem  vielTältigen  Wechsel  derselben.  Die  Republik  sieht 
nach  und  nach  die  Anlagen  der  königlichen  Zeit  mit  Ausnahme 
des  Vestaheiligthums  und  der  Curie  verschwinden  und  der  An- 
fang der  Kaiserherrschaft  findet  die  wichtigsten  Denkmäler  der 
Republik  nicht  mehr  oder  doch  an  verändertem  Platze.  Das 
Comitium  hat  seine  Bedeutung  verloren  und  an  der  Stelle  des 
Tribunal  erhebt  sich  ein  Heroon ;  die  Curie  ist  einem  Tempel 


S  cb  0  li  a  s  t  z.  Pe  r  s.  S a  t.  IV,  49.  bezeugt :  Foeneratores  ad  puteal 
Seribonü  Lieinii  (Scribouii  LiboDis),  quod  est  in  portieu  luUa  ad 
Fabianum  arcunit  eonsütere  solebant,  Üie&e  porticus  Julia  kaon 
nur  als  zam  Tempel  des  Divas  lalias  gehörig  betraebtet  werden,  aod 
dieser  wurde  auf  dem  Foram  vor  der  Regia  erbaut. 

460)  Huschke,-  Ueber  d.   Stelle  d.   Farro.   S.  47.   Bansen, 
Besehr,  d.  St,  R,  III  B.  S.  56.    Richtiger  vrtheilte  Niebu  h  r  a.  a.  0. 


XoZ    

gewichen  nnd  die  Rostra  sind  an  einen  anderen  Ort  gebracht. 
Der  neronische  Brand  zerstört  wiederum  einen  Theil  der 
neaen  Anlagen  und  der  Wiederaufbau  geschieht  unter  wesent- 
lichen Yerändernngen,  Neue  Tempel  entstehen;  zuletzt  der 
des  Antonin  und  der  Faustina,  und  von  dieser  Zeit  an  scheint 
keine  bedeutende  Veränderung  mehr  eingetreten  zu  sein ;  nur 
dass  unter  Commodus  der  Vestatempel  abbrannte  und  gegen 
das  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  der  westliche  Theil  des  Fo- 
rum, dessen  Gebäude  Diocletian  wiederherstellte.  Daher  ge- 
hört denn  der  Entwurf  eines  einzigen  das  Forum  durch  alle 
Zeiten  darstellenden  Plans  zu  den  Unmöglichkeiten ;  aber  auch 
eine  geschichtliche  Darstellung  der  Veränderungen,  in  wiefern 
sie  mit  topographischer  Bestimmung  der  einzelnen  Anlagen 
verbunden  sein  soll,  hat  grosse  Schwierigkeiten.  Sie  würde 
sich  leicht  geben  lassen,  wenn  jeder  Punkt  an  sich  oder  durch 
Monumente  seiner  Zeit  bestimmbar  wäre ;  hingegen  lässt  sich 
die  Lage  mancher  uralter  heiliger  Stätten  nur  mit  Hülfe  von 
späten  Denkmälern  ermitteln,  fiir  deren  Bedeutung  es  wiederum 
des  Beweises  bedarf.  Die  Frage  über  den  Castortempel  hängt 
genau  mit  der  über  die  Basilica  lulia  und  das  Gebäude  der  drei 
Säulen  zusammen;  die  Tempel  am  Clivus,  zum  Theile  der  frü- 
hen Republik,  zum  Theile  der  Kaiserzeit  angehörig,  erklären 
sich  nur  gegenseitig;  die  räthselhafte  Zweibeit  der  Basilica 
Aemilia  lässt  sich  nicht  aufhellen,  ohne  die  luIia  zu  berühren. 
Es  ist  daher  unvermeidlich,  dass  entweder  manches  in  eine 
spätere  Zeit  Gehörige  voraus  genommen,  oder  mancher  Beweis 
ausgesetzt  wird,  bis  die  Denkmäler  an  die  Reihe  kommen ,  mit 
deren  Hülfe  er  nur  geführt  werden  kann.  Unumgänglich  nö- 
thig  ^r  ist  es  gewisse  Perioden  anzunehmen,  welche  durch 
wesentlipbe  Umgestaltung  des  Forum  bedingt  sind,  und  deren 
lassen  sieh  hauptsächlich  drei  festsetzen. 

Die  erste  a;eigt  uns  das  Forum  der  Republik;  denn 
diese  fand  die  Anlagen  der  königlichen  Zeit  noch  unverändert 
vor  und  schuf  sie  den  Bedürfnissen  des  mehr  und  mehr  sich 
entwickelnden  Lebens  gemäss  um.  Als  Römer  und  Sabiner 
den  Bund  der  Vereinigung  schlössen,  soll  die  Tiefe  zwischen 
Qapitol  und  Velia  mit  Gehölz  bewachsen  gewesen  sein  und 


—  »s  

sumpfige  SleUen  gehabt  kaben,  weshalb  maa  jedoch  nicht  an- 
zuuebmea  braucht,  die  ganze  Fläche  sei  Sompf  oder  Bruch 
gewesen.  Vielmehr  ist  es  hauptsächlich  wohl  von  dem  Forum 
im  engeren  Sinne  zu  verstehen,  das  erst  durch  den  Cloaken- 
bau  völlig  trocken  gelegt  worfen  sein  mag.  Darauf  weiset 
auch  die  Deutung  des  Lacus  Cnrtius  hin,  der  sich  ungefähr  in 
der  Mitte  des  Forum  befand,  und  deshalb  wurde  wahrschein- 
lich der  der  Velia  zunächst  und  ursprünglich  wohl  etwas  höher 
gelegene  Theil  zum  ältesten  Forum  oder  Comitium  gewählt -^^i). 
Daher  werden  zwar  den  ersten  vier  Königen  auch  mehrere 
Anlagen  am  Forum  zugeschrieben,  wie  dem  Romulus  das  V«l- 
canal,  dem  Numa  der  Vestatempel  und  die  Regia,  dem  TuUos 
Hostilius  die  Curie,  dem  Ancus  das  Staatsgefängniss;  aber  mit 
Ausnahme  des  Letzteren,  das  nicht  sowohl  zum  Forum  als 
zum  Capitolinus  gehört,  liegen  alle  diese  Punkte  am  Conutium. 
und  von  dem  übrigen  Räume  ist  gar  nicht  die  Rede.  Dagegen 
ist  es  jedenfalls  bemerkenswerth,  dass  Tarquinius  Priscus,  der- 
selbe König,  welcher  das  Riesenwerk  der  Cloaken  unter- 
nahm ^>),  auch  die  ersten  Anlagen  am  unteren  Theile  des  fo* 


461)  Varro  L.  L.  V,  3t.  p.  149.  Piso  in  Annalihut  seribit,  Sa-, 

bind  belia,   quod  fkit  Romulo  et  Tait'o ,   virum  fortiMtimwm  Metiitm 

Curtium  Sabinum ,    cum  Romulus  cum  suis  ex  superiore  parte  im- 

pressionem  feeisset,    Curtium  in  locum  palustrem ,   gut  tum  fuit  in- 

joroj  antequam  eloaeae  sunt  Jaetae^  seeessisse  atque  ad  suos  in  Ca^ 


12.     Ueber  die   frühere  BcschaifeDheit  des  FoniM:    Dienys.  II,  $0« 
(S.  217.)  Ovid.  Fast.  VI,  395. 

Hoc,  übt  nunc  fora  sunt,  udae  tenuere  paludes: 
Amne  redundatis  fossa  madebat  aquis. 

Curtius  Ute  taeusj  siceas  qui  sustinet  aras, 
Nunc  solida  est  tellus,  sed  lacus  ante  Juit. 
62)  Liv.  I,  38.   iT{fima  urbis  loea  circa  forum  aliasque  in* 
feriectas  eollibus  convalles,quia  explanis  locis  haud/aeile  evehebant 
ßquas,  eloacU  e  fastigio  in  Tiberim  ductis  siecat.   Diooys.  III,  67. 
V^Saro  Si  «al  tos  vnovofiovi  ooimiv  rawgovg.     Vgl.  ffcmta.  XVI,  10. 
Pliü.  XXXVI,  J5,  21.   Aupel.Vict.  Vir.  ill.  8.  Strab.  V,  3.  p. 
935.  Dia  Ca«s.  XLIX,  43.     Die  BeendisuDg  i^  Baue«  erfolgte  erat 
unter  dem  zweiten  Tarqainier.     So  ist  za  verateben,  was  Liv.  I,  56. 
von  diesem  Konige  sagt:   er  habe  nnteraommea,  cloaeam  maximam^ 
reeeptaculum  omnium  purgamentorum  urbis,  sub  terram  agendam. 
»nd  amdrüeklich   sagt  es  Dionys.  IV,  44.  ngo^vfiiav  ^%wv  ixl  ^$ 


—    284 

nim  machte,  indem  er  den  Platz  mit  Hallen  und  Tabenien 
umgeben  liess  *^^),  Von  da  an  besteht  erst  das  Forum  in  sei- 
ner ganzen  späteren  Ausdehnung  und  nun  erst  findet  ein  Un- 
terschied zwischen  Comitium  und  Forum  Statt. 

.  Am  Comitium  nun,  das  zunächst  in  Betrachtung  zu 
ziehen  ist,  giebt  es  keinen  üiichtigeren  Punkt  als  die  Curia 
H  o  s  t i  1  i  a ,  gestiftet  vom  Könige  Tullus,  nach  der  Zerstörung 
von  Alba^^)  und  über  sechshundert  Jahre  der  gewöhnlichste 
Versammlungsort  des  Senats.  Dass  sie  an  der  Nordseite  des 
Forum,  der  Linie  zwischen  dem  Faustinatempel  und  dem  Se- 
verusbogen,  lag,  ist  durch  die  merkwürdige  Stelle  bei  Pli- 
nius,  wo  er  von  dem  früheren  Mangel  an  einem  Mittel  den 
Tag  einzutheilen  handelt,  eine  Gewissheit.  Er  sagt  N.  H. 
VII,  60.  Duodecim  tabuUs  ortus  tantum  et  occasus  nomi- 
nantitr:  post  aliquot  annos  adiectus  est  mertdies,  accenso 
constUum  id  pronuntiante,  cum  a  Curia  inter  Rostra 
et  Graecostasin  prospexisf-et  solem^^).  Es  musste 
also  die  Curie  nothwendig  nach  Mittag  gewendet  sein ,  wenn 
der  vor  ihr  Stehende  die  Sonne  über  den  Rostris  sehen  konnte, 
und  folglich  lag  sie  auf  der  Nordseite  des  Comitium.  Indessen 
entsprach  die  Richtung  keinesweges  vöUig  der  Mittagslinie, 
sondern  um  am  Mittage  die  Sonne  vor  sich  zu  haben,  musste 


Idiai  a^X^Q  ra  xaraXtiqyd'ivTct  ^fjUeq/ya  vito  rov  naitnov  reXetwaa* ,  ras 
fiiv  i^aywyifiovQ  twv  v^axiov  Toup^ovs,  äff  ixHvos  ogvmiv  ij^^aTo  fii%((i 
xov  Ttorafiov  xarayaysiv.  Das  ist  eben  die  Cloaca  maxiina.  Vg^l. 
Nie  bohr,  Böm,  Gesch,  I.  S.  433.  Bunsen,  Beschr.  d.  St,  R.  I. 
S.  \5%  ff. ,  wo  mit  Recht  der  noch  Torhandene  Baa  dem  Icünigiichen 
Rom  vindicirt  wird. 

463)  Liv.  I,  35.  drca  forum  privatis  aed\ficanda  divUa  sunt 
/oca.  vorticus  tahemaeqve  faatae,  Dionys.  111,  67.  rijv  t«  avoQaVy 
iv  p  oixaiovat  nal  imtXtjatatovui ,  xal  raff  äXXae  tntxfXoZüi  Tro/irucaff 
nffaißiQ,  ixeivos  iuoofit^afv,  fQyaortjgioiQ  rs  xal  roTff  aXXoi9  «oa/iiois  nfoi- 
Xaßtov,  Dionysias  hat  hier  das  Forum  seiner  Zeit  im  An^e ;  aber  da- 
mals war  der  untere  Theil  ohne  politische  Bedeutung  und  am  Comitium 
befanden  sieh  nie  Tabernen. 

64)  Liv.  I,  30.  Cic.  de  rep.  II,  17.  Varro  L.  L.  V,  Z%.  p. 
155.  Anrel.  Vi  ct.  Vir.  ill.  4. 

65)  Niebuh  r,  Beschr,  d,  St.  R,  III  A.  S.  60.  hat  zuerst  auf 
die  entscheidende  Wichtigkeit  dieser  Stelle  hingewiesen.  Unbeküm- 
mert darum  nehmen  fortwährend  die  Itali'aner  die  Curia  Hostilia  auf 
der  südlichen  Grenzlinie  beim  Gebäude  der  drei  Säulen  an,  wobei  die 
Sonne  in  Mitternacht  zu  stehen  kömmt. 


285    

man  sich  etwas  links  wenden,  und  darum  werden  die  beiden 
Punkte,  Rostra  und  Graecostasis  genannt,  zwischen 
welche  die  M ittagslinie  fiel.  Hinsichtlich  der  Letzteren  macht 
allerdings  Varro's  Angabe  einige  Schwierigkeit.  Er  sagt 
y,  32.  p.  155.  Jlnte  hanc  (curiam)  Rostra,  quöius  id 
vocabulum,  es  hostibus  ctqftaßxa  sunt  rostra.  Sub  dex- 
tra  huius  a  comitio  locus  substructus^  ubi  natio^ 
num  subsisterent  tegati,  qui  ad  senatum  essent  müsi.  Is 
Graecostasis  appellatus,  aparte,  utmulta.  Nun  ist  es 
geradehin  unmöglich,  dass,  wenn  die  Rostra  (ungefähr  in  der 
Mitte  des  Forum)  vor  der  Curie  waren  ♦•*),  die  Graecostasis 
dieser  zur  Rechten  liegen  konnte;  denn  dann  fiele  die  Linie 
zwischen  ihr  und  den  Rostris  nach  Abend  und  nicht  nach 
Mittag.  Zu  verbinden :  Sub  dextra  a  comitio,  d.  i.  vom  Co- 
mitium  aus  gesehen,  stanti  in  comitio,  scheint  nicht  statthaft ; 
vielmehr  gehören  jedenfalls  die  Worte  zusammen :  a  comitio 
locus  substructus.  Aber  gleichwohl  muss  nothwendig  ange- 
nommen werden,  dass  Varro  bei  Betrachtung  der  einzelnen 
Stellen  das  sub  dextra  genannt  habe,  was  dem  Beschauer  vom 
Comitium  aus  zur  Rechten  lag.  Die  Graecostasis  hat  man 
nicht  als  ein  Gebäude ,  sondern  nur  als  einen  erhöheten  Platz 
{locus  substructus)  zu  denken»  unbedeckt,  wie  die  Nachrichten 
von  Prodigien  lehren  ^^),  und  daher  kann  eine  Kapelle  der 
Concordia  darauf  gesetzt  werden  (s.  u.).  Dass  aber  ein  sol- 
cher der  Curie  zur  Seite  und  in  keinem  Falle  auffallend  her- 
vortretender Platz  als  Bestimmungspuukt  für  die  MittagsUnie 
gebraucht  werden  konnte,  erklärt  sich  vielleicht  daraus ,  dass 
vermuthlich  die  Curie  etwas  weiter  zurücklag,  während  die 


466)  Mit  VaiTo*8  ausdrücklicher  Erklämog:  ante  haue  Bottra, 
stimmt  übereil!  Diodor.  Sic.  XII,  )^6.  zeXao^BlarjQ  r^g  vnaxaifiiyift 
ro/^o^eoiag  ravTtfv  ets  dciSexa  j^ceiücovc  niva$t»g  xn^ciartsg  ol  vitaxot^ 
TT^ogijXwaav  Totg  itQO  rov  ßovXevxijfflov  rore  %sif/kivo  ^g  ifi^ 
ßokoig.  Damit  ver§^leiche  maa  C  i  e.  p.  F 1  a  c  c  o.  %i.  speeulatur  at- 
que  obtidet  rostra  vindex  temeritatis  et  moderatrix  qffleii  curia.,  was 
zwar  figürlich,  aber  jedeofalls  mit  Rücksicht  auf  die  Oertlichkeit  gesagt 
ist.  Ferner  As  COD.  z.  Gic.  p.  Mil.  5.  p.  43  Or.  erant  enim  tun0 
Rostra  non  eo  loco,  quo  nunc  sunt,  sed  ad  Comitium  prope  iuneta 
curiae. 

67)  lul.  Ob  seq.  91.  In  Graecostasi  iaete  piuit  vgl.  83.  87. 


286    

GraecosUsis  bis  an  das  Comitiam  oder  die  Strasse  reichte. 
Denn  ancb  die  Curie  war  erhöbet  und  es  führten  zu  ihr  Stu- 
fen ^^*);  die  Graecostasis  aber  war  jedenfalls  dicht  daneben. 
Höher  noch  als  Letztere  —  ob  aber  nördlich  oder  östlich  ron 
ihr,  bleibt  ungewiss  —  lag  das  Senaculum,  unter  d^i  man 
sich  eben  auch  einen  freien  Platz  zn  denken  hat,  der  den  Se- 
natoren zum  gewöhnlichen  Sammelplatze  am  Forum  dien- 
te ^^).  —  Ausserdem  wird  aber  an  derselben  Stelle  auch  das 
Vulcanal  angegeben ,  ein  seit  den  ältesten  Zeiten  und  an- 


468)  Sie  werden  ansdricklicli  erwahot  in  der  BrxSlilaps  vom  Bade 
des  Senrins  Tallios.  Liv.  I,  48.  Tum  Tarquinius  —  medium  adripii 
Serotum,  elatumque  e  curia  in  inferiorem  partem  per  gra- 
aus  deiieiU  Dionys.  IV,  38.  yevoftevoc  9  Ifat  roi  ßovlevnK^iav 
luxioiQov  iSotgnaaas  avxov —  ava^^inxtt  xara  riüv  »qijti Idmv  rov 
ßovXsvTijQlovTWvelsTO  ix*XnataaTVQ&opae(fovauiv.  Zo- 
nar.  VII,  9.  avnj^otaw  «vroy  nal  «fofac  mce  ««to  twv  n(fo  T9v 
ßovXBvxtiQlov  avaßa&fi.wr.  Vgpl.  Diod.  Sic.  fgnit.  Scriptt. 
vetL  nov.  coli,  ed,  Mai.  t.  11.  p.  99.  Daraus  erklärt  sich  aoch  Cie.  ad 
Quint.  fr.  II,  t.  Deinde  eius  operae  repetite  a  Graeeostasi  et  grad^ 
hu*  clamorem  sati*  magnum  sustulerunt.  Von  der  Statue  des  Attas 
Novius,  weiche  auch  in  dieser  Gegpend  nnd  zwar  tu  gradibus  ipsis  ge- 
standen haben  soll,  wird  weiterhin  die  Rede  sein. 

69)Varro  a.  a.  0.  Senaculum  supra  Graecoetasin ^  uhi  aedit 
Concordiae  ei  hasiliea  Opimia.  Senaculum  voeatum,  ubi  senatue 
aut  uhiienioret  comisterent.  Bestimmter  noch  Valer.  Max.  II,  2,  6. 
antea  senatus  assiduam  ttationem  eo  loci  peragehat^  qui  hodie  quo^ 
que  senatuium  appellatur;  nee  exspeetabat,  ut  edicto  eontraheretur, 
»ed  inde  citatue  protinue  in  curiam  veniebat.  In  ganz  anderem  Sinne 
nimmt  das  Wort  Festns  p.  347.  Senacula  tria ßiisse  Romae,  in  qui-' 
bus  senatus  haberi  solitus  sit,  memoriae  prodidit  Nicostratus  in  libro, 
qui  inseribitur  de  Senatu  habendo,  unum,  ubi  nunc  est  aedis  Concor- 
diae inter  Capitolium  et  forum;  in  quo  solebant  magistratus  D.  T. 
cum  senioribus  deliberare.  alterum  ad  portam  Capenam.  fertium  eitra 
aedem  ßellonae,  in  quo  exterarum  naiionum  legatis,  quos  in  urbem 
admittere  nolebant,  senatus  dabatur.  Hier  ist  also  senaculum  in  der 
späten  Bedeutnng  des  Worts  (Lamprid.  Elag.  4.  Vopisc.  Anrel. 
49.)  der  Versammlnngssaal  des  Senats.  Aber  anch  ausserdem  ist  Vie- 
les unklar :  namentlich,  weshalb  die  Curia  Hostilia  übergangen  nnd  ein 
sonst  unbekannter  Versammlungsort  unter  dem  Capitole  erwähnt  wird. 
Es  kSmmt  hauptsäehlieh  in  Frage,  wer  jener  Nicostratus  war;  ob  die 
Notiz  von  Verrius  herrührt;  in  welehem  Verhältnisse  sie  zu  der  bei 
Paul.  Diae.  p.  337.  vorhergehenden  steht:  Senaculum  locus  senato^ 
rum.  Selbst  eine  Verwechselung  mit  der  aedis  Concordiae  des  Opi-> 
mius  am  Senaculnm  bei  der  Curia  Hostilia  scheint  nicht  unmSgliek. 
Indessen  wird  allerdings  von  Macrobins  ein  Senaculnm  am  Clivus  Ca* 
pitolinns  erwähnt  (s.  u.).  Dass  aber  in  guter  Zeit  dieser  Name  nicht 
den  Versammlungssaal,  sondern  einen  dabei  befindlichen  Platz  bezeich- 
nete, lehrt  am  besten  Liv.  XLI,  27.  porticum  ab  aede  Satumi  in  Ca-- 
pitolütm  ad  senaculnm^  at  super  iä  euriam. 


387 

geblich  yon  Romiihis  ^^^)  dem  Crotte  geweiheler  Ramn«  Es 
war  dort  kein  Tempel ;  Tielieieht  ein  Altar;  nnd  daher  wird 
auch  yon  Griechen  niemals  ¥a6ßi  sondern  nnr  bpoV  %a€ 
^Hfpmlutw  oder  'JlfpaiütMlw  gesagt'* )•  Vielmehr  war  es 
eben  anch  nnr  eine  Arem,  nnd  das  ist  der  Ausdruck,  den 
gewöhnlich  die  römischen  Schriftsteller  gebrauchen '>)•  Es 
war  ebenfalls  ein  höher  gelegener  Platz  ''^)  über  dem  Comi- 
tinm'^),  wo  Romulus  nnd  Tatius  zu  gemeinschaftlicher  Be- 
rathnng  zusammen  gekommen  sein  sollen'*);  wo  Ersterer 
angeblich  eine  Quadriga  als  Siegeszeichen  aufstellte'*),  und 
wo  bis  auf  Plinius  ein  uralter  Lotosbaum  als  Rest  der  vor 
der  Gründung  der  Stadt  hier  bestandenen  Waldung  sich  tt* 
halten  hatte  ").  Fragt  man,  welche  Ausdehnung  das  Vulca* 
nal  gehabt,  und  wie  es  sich  zu  den  beiden  anderen 


470)  Plutarcb.  Qnaest.   Rom.  47.    Jut  rl  vo  top 'Btpalarov 

*h^ov  ^m  ^oUott  o  'JPwftvXog  i9(^üttrü.    Es  war  Regel ,  dast  der  Ttwt* 

pel  des  Valcaa  aasserbalb  der  Stadt  geweibet  warde.    Vitrav.  1,7« 

und    so    findet   sieb    aacb    später   ein    solcher   im    Marsfelde.    h\r, 

XXIV,  10. 

71)  Ausser  Plotarcb  aacb  Dionysios.  s.  Anm.  474.  475.  47S. 

72)  L  i  y.  XXXIX,  46.  quod  tanguine  piuüset  in  «rwi  Fuleani. 
XL,  19.  IX,  46.  lal.  Obseq.  69.  60.  Fest.  p.  238.  Füeatarii  ludL 
Gell.  IV,  I. 

73)  Geil.  IV,  5.  vod  der  Statte  des  Horatias  Codes,  welcbe  «r* 
sprüaglieb  anf  dem  Comitiam  stand  (Liv.  II,  10.  Dioays.  V,  25.): 
consHütque  emn  statuam  —  in  ioeum  editum  tubdueendam ,  «ff «• 
ita  in  area  F'uUani  mblimiwri  ioeo  ttatuendam.  Vgl.  Platareh. 
Popl.  16.  Plln.  XXXIV,  5,  11.  Aurel.  Vict.  Vir.  ill.  II. 

74)  Fest.  p.  290.  Statua,  in  Folcanali,  quod  est  mprm  e^mi* 
Ham,     Vgl.  Anm.  47S. 

75)  Dionys.  II,  50.  nal  ras  owodovs  ^yravd'a  tjroMvire,  «r 
^Htpaiatov  fQtjiiattiovxig  Uq^  fu*Qov  inartavtficön  r^s  ayogmg.  Ander- 
wirts  wird  angegeben ,   dass   die   beiden  Könige   anfSnglieb   getrennt, 

i'eder  mit  seinem  Senate  beratben  babe.  Plntareb.  Rom.  20.  *B(fo9» 
svovTo  dt  Ol  fiaadeU  ovn  %v&is  iv  xoivf  /i^  oiUifAof,  ^JU'  isiarspM 
yr^0re{fov  iditf  fieta  xwr  inarhvy  sha  ovrcv«  si«  Tttvrot'  iknaurca«  avr^otf» 
and  mit  denselben  Worten  Zonar.  VII,  4.  Das  kann  Tielleiebt  rieb» 
tiger  sebeinen,  and  vielleicbt  eitiSren  sieb  daravs  die  beiden  Senaevla 
am  Fomm. 

76)  Dionys.  II,  54.  a?ro  reiv  loifo^mv  {Tm¥  Kaftaoi^mv)  xi^^m^ 
90V  %aixBov  avi^Kh  rif  'Hfpaiartjf  «.  r.  i.  Platarcb.  Rom.  24.  *£p 
di  Totg  alXotg  Xuij^oo^e  moI  ^jrcMfovv  htofitat  ri&^tmmfr  in  JüOfis^ims» 
TovTO  Si  itvioniaiv  iv  x^  it(fif  ro»  'Htpaitnov  gtotajaiftivot  smvrov  iM 
Nbaj9  er€^«rov/«f t'Ofr. 

77)  Plia.  XVI,  44,  86.  altera  hto»  in  FuleanaUy  quod  Romm^ 
iu9  eonstiiuit  ex  nietoria  de  deeumie,  aequaeva  Vrki  itUeiUg^iur,  ui 
auetor  tat  MasuHut, 


288    

der  Graecostasis  und  dem  Senaculnm  verhalten  habe,  so  kann 
es  allerdings  etwas  befremdlich  scheinen ,  dass  mehrmals  be- 
richtet wird,  es  hätten  von  da  die  Volksredner  znr  versam* 
melten  Menge  gesprochen  ^^^).  Ein  solcher  Ort  kann  natür- 
lich nur  in  der  Nähe  der  Curie,  nicht  gegen  das  Ende  des 
Forum  hin  gedacht  werden,  wo  der  Redner  die  Versammlung 
nicht  vor  sich  gehabt  hätte.  Dort  aber  finden  wir  schon  die 
Graecostasis  und  das  Senaculum,  so  dass  kein  schicklicher 
Raum  übrig  zu  bleiben  scheint.  Allein  das  Bedenken  ver- 
schwindet, wenn  man  die  Zeit  bedenkt,  auf  welche  sich  diese 
Nachrichten  beziehen,  jedenfalls  eine  Zeit,  wo  es  auf  dem 
Forum  noch  keine  Rednerbühne  gab  7^) ,  und  die  Magistrate 
von  dem  über,  dem  Comitium  hochgelegenen  Vulcanal  zu  dem 
Volke  sprachen.  Eben  so  wenig  aber  gab  es  damals  eine 
Graecostasis,  deren  Bedürfniss  sich  dann  erst  geltend  machte, 
als  die  römischen  Eroberungen  die  Grenzen  Laliums  und  end- 
lich Italiens  überschreitend  häufigere  Berührungen  mit  frem- 
den Nationen  herbeiführten.    Für  diesen  Zweck  wurde  nun 


478)  D  i  o  D  y  s.  VI,  67.  ira^el&opTsg  (o»  vTraroi)  i'Jtl  to  tsQov  rou 
'Hfpaiarov ,  ^v&a  tjv  ^oQ  avTott  täs  inxX^aias  iniTt^iv»  VII,  17.  9ud 
n^lv  ijfiiqav  Xafnr^av  veviad'ai  maxaXaßofjLivoi  {pl  dtifia^%oi)  ro  'H<pa&^ 
areiov,  iv^a  ^v  td'OQ  avtoi^  inathjauttnv,  htaXow  fiiv  sU  itotXnaiav  tov 
dijfiov.  ithjifm&elariQ  Si  Tt/S  ayo^äs  —  nageld'vtv  *IkÜ.io9  6  oi^fiaQxo^ 
«.  r.  X,  Vou  dort  spricht  Doch  der  Decemvir  Appias  Claudius.  XI,  39. 
ovaßaQ  inl  rou  ^Htpalarov  rb  itgov  iftaXa  rbv  Bijfiov  «<V  innia^ülav. ,  wo 
Liv.  III,  49.  nur  la^t:  In  coneionem  Jppius  adseendit  V^I.  Dio- 
nys.  X,  9. 

79)  Es  scheint  kein  Grund  anzunehmen,  dass  diese  Rednerbühne 
schon  vor  dem  Siegle  über  die  Antiaten  (417)  bestanden  habe,  and  je- 
denfalls hat  es  Li  vi  US  so  gemeint.  VIII,  14.  Naves  AntiaHum  par- 
iim  in  navaiia  Romae  subductae,  partim  incensae ,  rostrisque  earum 
tuggestum  in  foro  exsiructum.  adomari  placuit :  Rostraque  id  temr- 
plum  appellatum,  Aehnlich  PI  in.  XXXIV,  5,  11.  eodemque  in  eon- 
tulatu  in  suggesiu  Rostra  devictis  Jntiatibus  fixerat  a.  U.  CCCCXFJ. 
Wenn  gleichwohl  Liv.  IV,  17.  sagt:  Legatorum,  qui  Fidenis  caesi 
erant,  ttatuae  publice  in  Rosfris  positae  sunt. ,  so  Lann  diess  nur 
von  dem  nachherigen  Staudorte  gelten.  Sie  wurden  in  comitio  ge- 
setzt, cV  rc{»  (pavegtaraTij^  r^«  ayogägt  dort  wurden  auch  die  Rostra  er- 
baut. So  sind  auch  Cic.  Phil.  IX,  2.  und  PI  in.  XXXIV,  6.  au  be- 
urtheilen.  Uebrigens  befand  sich  der  Schmuck  der  SchUfssehDäbel 
tief  unten  an  der  Bühne  und  .darum  sagt  PI  in  ins  von  der  Corona 
rostrata  XVI,  4,  3.  Antea  rostra  navium  tribunali  pratfixa  fori  de^ 
cus  erant,  veluti  p,  R.  ipsi  corona  imposita,  Posfquam  vero  tribu- 
nitiis  seditionibus  caicari  ae  pollui  coepere  —  tum  a  pedibus  eo-> 
ft/m  subiere  in  eapita  civium  rostra. 


289    

ein  Theil  der  Area  Vulcani  zunächst  an  der  Curie  abgegrenzt ; 
vielleicht  derselbe,  von  dem  früher  die  Magistrate  die  Volks*- 
versanimlnngen  geleitet  hatten.  Das  wird  fast  zur  Gewissheit 
erhoben  dadurch,  dass  die  von  Cn.  Flavius  errichtete  A  e  d  i - 
cula  Concordiae  bald  auf  der  Graecostasis,  bald  auf  dem 
Vulcanal  genannt  wird-^^^).  Ein  anderer  Theil  behielt  seine 
Bestimmung  als  Senaculum  und  durch  weiterhin  entstehende 
Gebäude  mochte  endlich  das  eigentliche  Vulcanal  auf  einen 
sehr  kleinen  Raum  beschränkt  werden,  was  um  so  weniger 
befremden  darf,  als  unterdessen  der  Gott  sein  Heiligthum ,  w^ie 
es  Regel  w^ar,  ausserhalb  der  Stadt  erhalten  hatte. 

Auf  der  entgegenstehenden  (südlichen)  Seite  nahmen  den 
grosseren  Theil  die  den  Complex  des  Vestaheiligthums  bilden- 
den Gebäude  ein,  von  denen  bereits  oben  (S.  222  ff.)  gespro^- 
eben  worden  ist.  Es  ist  dort  erinnert  worden,  dass  die  Ae*- 
desVestae,  ein  Rundgebäude  ^')  und  kein  templimi  im  rö- 
mischen Sinne  ®^) ,  nicht  bis  an  das  Forum  reichte ,  sondern 
etwas  zurück  nach  dem  Palatin,  ungefähr  bei  Sta.  Maria  Li- 
beratrice,  stand.  Vor  dem  Tempel  aber  lag  wahrscheinlich  das 
Atrium  regium,  ein  Theil  der  Regia  Numae^^),  fnr 
öffentliche  Zwecke  bestimmt*-^),  womit  jedenfalls  das  mehr- 


480)  Liv.  IX,  46.  aedem  Concordiae  in  area  Fulcani  gumma 
invidia  nohilium  dedicavit.  PI  id.  XXXI II,  1,6.  Flavius  vovit  aedem 
Concordiae ,   st  popuio  reconciltasset  ordines.   —  aedieutam  aeream 
Jecit  in  Graecostasi^  quae  tunc  supra  cotnitium  erat. 

81)  Fest.  p.  262.  Rotundam  aedem  Vestae  Numa  Pompilius, 
rex  Romanorum,  consecrasse  videtur,  quod  etc.  Platareb.  Nam. 
11.  Nofias  9i  Uysrai  xal  t6  Tyc^Boriag  U^oy  iyxvidiop  ne^tßaJUo&at  xt} 
aaßlartif  nv^l  (fQovQov,     Vgl.  Ovid.  Fast.  Vi,  265. 

82)  Gell.  XIV,  7.  Jnter  quae  id  quoque  scriptum  reliquit 
(Varro),  non  omnes  aedes  sacras  templa  esse  ac  ne  aedem  quidem  ß^e- 
stae  templum  esse.    Vgfl.  Serv.  z.  Aen.  VII,  153.  IX,  4.  Aom.  346. 

83)  Daraus  erklärt  sich ,  wie  beim  Brande  am  Fomm  das  Atriam 
abbrennen  und  der  Tempel  dennoch  gerettet  werden  konnte.  Liv. 
XXVJI,  27.  XXVri,  11.  Beide  Male  heisst  es:  atrittm  Regium,  bei 
Ovid.  Fast.  VI,  263.  Atria  Vestae.  Vgl.  Anm.  353.  Es  ist  der  we- 
sentlichste Theil  der  Regia  Numae ,  die  durchaus  nicht  davon  zu  un- 
terscheiden ist.  Ovid.  Fast.  VI,  264.  Trist.  III,  1,  27.  Tacit. 
Ann.  XV,  41.  Solin.  1,21.  PIu  la  rch.  Num.  14.  üeber  die  Schick- 
sale  des  Tempels  und  der  Regia  vgl.  S.^.  Nibby,  For.  Rom.  p.  77. 
Ambro  seh,   Stud.   u.  Andeut.  S.  16. 

84)  S.  Ambrosch.  S.  11  fif.  Vgl.  auch  Dio  Gass.  XLV,  17. 
Was  aber  Servins  von  Senatsversammlungcn  schreibt,  kann  nur  Misa- 
Terständniss  sein. 

19 


290    

erwähnte  Saerarium'^®^)  in  Verbindang  stand.  Die  Re|p« 
selbst  reichte  als  Wohnung  des  Pontifex  Maximus  bis  an  das 
Ende  des  Forum  beim  Fornix  Fabius.  An  sie  stiess,  jeden- 
falls zunächst  am  Tempel  die  Wohnung  der  Vestalen,  bis  ihnen 
die  Regia  überlassen  wurde.  Weiterhin  nach  dem  Forum  (im 
engeren  Sinne)  scheint  in  dieser  ganzen  Periode  ein  öffent- 
liches Gebäude  nicht  gestanden  zu  haben.  —  Ueber  der  Ost- 
seite des  Comitium  oder  der  es  begrenzenden  Sacra  via  erhob 
sich  die  Yelia  und  von  hier  gelegenen  Gebäuden  ist  nichts  be- 
kannt ;  doch  haben  im  17.  Jhdt.  Nachgrabungen  in  der  Linie 
von  SS.  Cosma  e  Damiano  dargethan,  dass  diese  ganze  Ge- 
gend mit  antiken  Gebäuden  angefüllt  war  und  dass  also  der 
freie  Platz  des  Forum  über  den  Faustinatempel  nicht  hinaus- 
reichte «*).  —  Auf  diesem  freien  Platze  nun,  und  wahrschein- 
lich gegen  die  östliche  Grenze  des  Forum  hin ,  war  das  alte 
und  in  früherer  Zeit  einzige  Tribunal  (S.  280.),  eine  durch 
Aufmauerung  über  den  Boden  des  Comitium  erhöhete  Terras- 
se®^: ihm  gegenüber,  auf  der  Grenze  des  Comitium  und 
Forum  die  Rostra  (S.  279.),  ein  jedenfalls  geräumiges, 
mit  den  antiatischen  Schiffsschnäbeln  verziertes  und  wohl  mit 
einem  Geländer  umgebenes  Suggestum  ®®).     Zunächst  an  den 


485)  Nicht  nur  des  Mars  (S.  ^29.),  sondern  auch  der  Ops  Coosivia. 
Varro  L.  L.  VI,  3.  p.  202.  Dea  Opeconstvüy  quoius  in  Jte^ta  sacra- 
rium.  Fest.  p.  186.  Opima  spolia.  Wenn  auch  anderen  Gottheiten 
hier  geopfert  wurde  (Ambro  seh.  S.  12  f.),  so  lässt  sich  deshalb 
doch,  nicht  auf  besondere  Sacrarien  derselben  schüessen. 

86)  Mcmorie  di  Pietro  Santi  Bartoli.  50.  (Fea,  ATtf- 
eeli.  I.  p.  234>)  Incontro  SS.  Cosma  e  Damiano ,  ncl  mezzo  appunto 
di  campo  Vaccine  fa  cavato  in  tempo  del  pöotificato  di  Alessandro  VIT. 
da  Leonardo  Agostini ;  e  vi  si  trovarooo  edifizj  sotterranei  in  qaantita 
tale,  che  non  pareva,  che  m&i  vi  fosse  stata  piazza  alcuna :  ben  e  vero, 
che  non  parevano  dclli  tempi  U  pin  antichi. 

87)  Daher  adscendere  in  trihunal,  Cic.  in  Vatin.  14.  Lir. 
XXVIII,  26.  Mart.  XI,  98,  17.  Daraus  erklären  sich  die  gradus  Au- 
reiii  in  Verbindang  mit  dem  trihunal  Aurelium,  das  jedoch  von  dem 
alten  Tribunal  ganz  verschieden  ist.  Cic.  p.  Clnent.  34.  p.  Flacc. 
%%,  p.  Sext.  15.  in  Pis.  5.  ad  Qiiir.  p.  red.  5.  p.  dom.  21.  Wer 
mit  Bansen  diese  gradus  von  den  Stufen  des  nach  seiner  Meioang  er- 
höheten  Comitium  erklären  ivill,  nimmt  diesen  Stellen  allen  Sinn.  In 
gleicher  Weise  warde  im  Lager  das  Tribnnal  von  Hasen  aafgebaut. 
Dio  Cass.  LXII,  2.  Plin.  Paneg.  56. 

88)  Nardini,  Roma  ant  t.  II.  p.  141  ed.  Nibby.  hat  geglaalt^ 
aaf  einer  Münze  (s.  ansere  Taf.)  mit  dem  Namen  PALIRANVS    die 


.    —  »1  — 

Roftlris  standen  zahlreiche  Ehrendenkmäler  und  andere  Stn^ 
Inen,  wie  die  der  drei  Sibyllen  (PI in.  XXXIV,  5,  II.),  von 
denen  in  der  dritten  Periode  die  Rede  sein  wird ;  die  Statuen 
getödteter  Gesandten  (Cic.  Phil.  IX,  2.  Plin.XXXlV,  6.), 
Sulla  undPompeius  (Dio  Cass.  XLII,  18.  Suet.  Ca  es.  75. 
Appian.  B.  C.  I,  ti7.),  und  gewiss  noch  mehrere.  Ausser- 
dem aber  werden  noch  einige  sehr  alte  Denkmäler  genannt, 
deren  Bestiinmung  grosse  Schwierigkeit  hat.  Es  sind  deren 
namentlich  drei,  welche  im  genauesten  Zusammenhange  ste- 
hen: dieStatue  des  Attus  Navius,  der  heilige  Fei- 
genbaum {ßeus  RutninaUs  oder  Navia)  und  das  Puteal, 
unter  welchem  der  Schleifstein  vergraben  sein  solltcl  Alle 
beziehen  sich  also  auf  die  bekannte  Erzählung,  dass  Tarqui- 
nins  Priscus,  als  er  jene  Veränderung  mit  den  Rittcreenturien 
vornehmen  wollte ,  an  dem  Augnr  Attas  Navius  Widerstand 
fand;  dass  dieser  vor  des  Königs  Augen  einen  Schleifstein  mit 
dem  Scheermesser  zerschnitt  und  so  demselben  Achtung  vor 
der  Prieslerweisheit  einOösste.  Der  Schleifstein  und  das  Mes- 
ser wurden  auf  dem  Comitium  vergraben  und  dem  Attus  Na- 
vius wurde  eine  Statue  gesetzt.  Eine  Erweiterung  der  Sage 
brachte  wahrscheinlich  auch  noch  den  Feigenbaum  damit  in 
Verbindung. —  Von  jener  .Statue  nun  sagt  Li  v.  I,  36.  Sta" 
tua  Atti  capüe  velato,  quo  in  loco  res  acta  esty  in  comitio^ 
in  gradibus  ipsis  ad  laevam  curiae  fuit.  coteni 
quoque  eodem  toco  siiam  fuisse  memorant,  ut  esset  ad  poste- 
ros  miraculi  eius  monumentum.  Diese  W^orte  enthalten  oOen- 
bar  die  Erklärung,  dass  die  Statue  nicht  mehr  vorhanden  war 
und  damit  stimmt  überein  Plin.  XXXIV,  5,  11.  Namquer 
et  Atti  Nävi  statuafuit  ante  curiam^  cuius  basis  conßagra^ 


Roslra  dargestellt  za  sehen,  ond  Baasen  (fll  B.  S.  67.)  hat  dieß»  für 
eine  Gewissheit  angaoomnieo.  Allein  der  auf  dieser  Münze  befindliche 
Gegenstand  kann  eher  alles  Andere  yorstellen  als  Rostra  und  iasst  zu- 
nächst an  eine  Brücke  denken.  S.  d.  Abscbn.  von  d^n  Bräeken. 
Eben  so  wenig  steht  eine  zweite  Münze,  das  Sacrum  Cloacinae  dar- 
stellend^ irgend  mit  der  Rednerbiibne  in  Beztebnng.  Bansen  erkennt 
liier  in  einem  undentlicben  Gegenstande  ein  Aplostre;  aber  was  hat 
ein  Apluttre  mit  den  Rostris  zu  schaffen?  CJebrigens  nehme  ich  anf 
dessen  Anordnung  der  Denkmäler  anf  dem  Gomitiam  hier  keine  Rück« 
sieht  weiter;  denn  gegen  solche  Willkühr  und  Unkritik  giebt  es  nnr 
ein  Remedinm,  von  «lern  Martini.  IV,  fO,  7.  spricht. 

19  • 


292    

tii  euria  ineensa  P>  Clodii ßmere.  Cicero  gedenkt  ihrer 
gar  nicht;  er  sagt  nur  de  divin.  I,  17.  Cotem  autem  Ulam 
et  novaculam  defossam  in  comitio  supraque  impontum  puteal 
nccepimus.  Gleichwohl  beschreibt  eben  diese  Statue  als  Au* 
genzeuge  Dionys.  III,  71.  dnova  Kavaanevdaag  awov 
yjuX%i]Vy  dv6aTf]a6V  ini  Tijg  äyogag,  ^  nal  etg  ifkh  ijy 
srt  ngo  rov  ßovXeviijQiov  ueifiivfiy  nXrjolo^ 
^fjQ  IsQcig  ovxijg,  iXdvvwp  wigog  /nergiov,  vi^v  negi- 
fioXfjv  exofioa  %aTd  tijg  n^qiuXrjg.  oXiyov  ih  dno&iv  avt^s 
ij  re  dnQVi}  %£KQvq)&ai  Xiyerai  9ta)  6  ivQog  uaTa  y^g  vno 
ßißfiü  Tivi*,  xaAeiTa«  dh  ^giag  6  ^onog  fSno  %iv 
!Pc0juaicoy.  Klingt  dieser  Widerspruch  Livius  und  Plinius 
gegenüber  an  sich  seltsam,  so  erscheint  er  noch  weit  befremd- 
licher, wenn  man  bedenkt,  dass  in  der  Zeit,  von  welcher 
Dionysius  nur  sprechen  kann,  die  Curia  Hostilia  gar  nicht 
mehr  vorhanden  und  die  neue  Curie  an  einem  anderen  Orte 
erbaut  worden  war.  Denn  er  kam,  wie  er  selbst  I,  7.  sagt, 
im  Jahre  723  nach  Rom  und  blieb  dort  bis  745.  Schon  710 
aber  war  auf  der  Stelle  der  Curia  Hostilia  der  Tempel  der 
Felicitas  erbaut  worden.  Stand  nun  demungeachtet  die  Statue 
vor  der  Curie,  so  miisste  man  annehmen,  dass  erstlich  bei 
dem  Brande  die  Basis  zwar  zerstört  worden  sei,  das  Erzbild 
aber  sich  erhalten  habe,  und  zweitens,  dass  sie  später  vor  der 
neuen  Curie  aufgestellt  worden  sei.  —  Nicht  weit  davon  nun 
war,  wie  Dionysius  sagt,  der  heilige  Feigenbaum,  und  in  der 
That  wird  derselbe  von  drei  anderen  gewichtigen  Schriftstel- 
lern als  auf  dem  Comitium  befindlich  genannt.  Die  bedeutend- 
ste, leider  schwer  verderbte,  Stelle  ist  bei  Plinius  XV,  18, 
20.  Cotitur  ßcu$  arbor  in  foro  ipso  ac  Comitio  Romae  nata, 
sacro  fulffuribus  ibi  condüisj  magisque  ob  memoriam  eius, 
quae  nutrix  fuit  Romuli  ac  Remi  conditoris  appellata,  quo' 
niam  sab  ea  inventa  est  lupa  infantibus  praebens  rumen  {ita 
vocabant  fnammam),  miraculo  ex  aere  iuxta  dicato^  tanquam 
in  Comitium  sponte  transissetj  yitto  Navio  augvre.  Iliio 
arescitf  rursusque  cura  sacerdotum  seritur^^^).    Nun  war 


W)  Wie  sehr  auch  dieeer  der  SilUgscIieii  Aasgabe  entnommene 


293    

allerdiogs  der  Feigenbaam,  unter  welchem  die  Knaben  gefun- 
den sein  sollten ,  ficui  Rumtnalü ,  keinesweges  auf  dem  Co- 
mitiura  gewesen,  sondern  bei  dem  Lnpercal  am  Palatin  (S. 
Teodoro),  und  dort  befand  sich  auch  die  Erzgmppe,  welche 
die  Wölfin  mit  den  Knaben  darstellt '*^^);  allein  von  ihm  spricht 
auch  Plinius  nicht;  er  war  schon  vor  seiner  Zeit  nicht  mehr 
vorhanden,  wie  man  deutlich  aus  Dionysins  ersieht:  ein  Fei- 
genbaum auf  dem  Comitium  war  an  seine  Stelle  getreten  und 
von  ihm  ging  die  Sage,  dass  er  durch  ein  Wunder  eben  jenes 
Attus  Navius  vom  Lupercal  hieher  versetzt  worden  sei,  und 
darum  hiess  er  9Lnchßeu$  Navia.    Das  erhält  glücklicherweise 


Text  fehlerhaft  ist,  springt  ia  die  Augen.  Maller  2.  Fest.  p.  168. 
lieset  grössteotheiis  oach  Buuseos  Vorschlägen :  CoUtur  ßcus  arbor  in 
foro  ipso  ac  comitio,  ante  Rom  am  nata,  sacra  futguribiis  ibi 
eondiiis ,  RuminaÜsque  ob  memoriam  eius ,  quae  nufrix  fuit 
Romuli  ae  Remi,  eonditorum  Urbis,  appellafa,  quoniam  iub  ea 
irtventa  est  Ivpa  injantibut  praebens  ruinen  {iia  vocabant  mawinam): 
JVavia  au  lern  miraeuio  ex  aere  iuxta  dicato  ^  tanquam  in  comi' 
tium  sponte  transisset  Atli  Nävi  augurio.  quae  cum  aretcit, 
rursUs  eura  sacerdotnm  seritur.  Das  ist  indessen  eine  sehr  ge- 
waltsame Kritik.  Nach  den  HUlfsmitteln,  welche  der  Thuan.  u.  Vet. 
Dalech.  an  die  Hand  geben,  seheint  im  Wesentlichen  so  verändert 
werden  za  müssen :  Colitur  ßeut  arbor  in  Jbro  ipso  ac  comilio  Ro' 
mae  nata,  sacra  {X)  fulguribus  ibi  eonditis^  magisque  ob  memoriam 
eius,  quae  nutrix  fuit  Romuli  conditoris  ac  Ruminalis  ap^ 
pellaia,  quoniam  sub  ea  inventa  est  lupa  infantibus  praebens  runien 
{ita  vocabant  mammam):  miraeuio  ex  aere  iuxta  dicato ,  tanquam 
in  comitium  sponte  transisset,  Atto  Navio  augure, 

490)  Auch  dafür  ist  Dionysins  die  gültigste  Autorität.  I,  79. 
xb  piv  ovv  aXao9  (IlavoS)  oitUrt  Siapivtt,  tu  dt  avxQOVf  i^  ov  n  hpinQ 
ixoidorai  r<p  Halatitu  n^oftffxodoptipjlvov  dtlm*vTai  xaza  rifv  titl  xov 
mnöB^opov  tpi(fovaav  oSov.  xal  Tipiv6g  iaxtv  avvov  hXt/oiov,  i'vd'a  ttnwv 
usirai  tov  nad'ovs,  kvxaipa  naiSioiS  Bval  rols  paarovs  tnixovaa  noi^» 
fiara  iraXaiäs  i^aoiae.  Das  ist  das  Erzbild,  welches  die  Aedilen  Cn. 
u.  Q.  Ogulnii  von  den  Strargeidern  weiheten ;  hier  am  Lupercal ,  und 
keinesweges  auf  dem  Comitium,  wofür  jede  Andeutung  fehlt.  Liv.  X, 
U^.  adßeum  Ruminalem  simulacra  infantium  eonditorum  Urbis  sub 
uberibus  lupae  posuerunt.  Vgl.  1,4.  Varro  L.  L.  V,  Ä.  0.  60. 
Paul.  Diac.  p.  *^7I.  RuminalU.  Plvtarch.  Rom.  4.  Ovid.  Fast. 
II,  410.  Serv.  z.  Aen.  VIII,  90.  Wenn  Letzterer  sagt,  das  Lupercal 
sei  in  Circo  ,  so  erklärt  sich  das  aus  Dionysins.  —  Bekanntlich  be- 
wahrt auf  dem  Capitole  der  Palozzo  de*  Conservatori  eines  der  in- 
teressantesten Denkmäler,  eine  bronzene  Wölfin  in  schönem  altera 
Style,  ganz  wie  sie  mit  den  Knaben  auf  bekannten  Münzen  vorkömmt- 
Es  seheint  nichts  der  Annahme  entgegenzustehen,  dass  es  jene  W^ölfla 
vom  Jahre  458  d.  St.  sei.  Die  Knaben  fehlen.  S.  Micali,  JUonuin, 
U  4%,  \.  Müll.  tt.  OesterL  Denkm.  a.  K.  L  X^  58» 


294    

seine  Bestäüguug  durch  Festas^^^),  der  nur  leider  aueb 
wieder  traurig  verstümmeU  ist;  aber  so  viel  ersieht  maD 
daraus  mit  Gewissbeit ,  dass  er  von  jener  wunderbaren  Ver- 
setzung spricht.  —  So  darf  es  denn  auch  nicht  befremden, 
wenn  Tacitus^^)  den  Feigenbaum  auf  dem  Coniitium  für  die 
wahre  ficus  Rurainalis  nahm>  die  laugst  verschwunden  war.  — 
Fragt  man  nun  aber,  wo  sich  dieDenJcmäler  befunden  haben,  so 
lässt  sich  darauf  keine  bestimmte  Antwort  geben.  Li  vi  us  sagt, 
die  Statue  habe  (ehemals)  in  gradibus  ipsü  ad  laevam  curiae  ge« 
standen.  Das  kann  nnr  von  der  Hostilia  und  ihren  Stufen  ver-- 
standen  werden.  Aber  Dionysius  kann  diese  Curie  nicht 
meinen  und  da  nur  durch  den  von  ihm  angegebenen  Standort 
der  Statue  die  Stelle  des  Baums  bestimmt  wird,  so  hängt  diese 
von  der  Frage  ab,  wo  die  spätere  Curie  war  (s.  u.).  Nur 
eines  der  drei  Denkmäler  scheint  gewiss  zu  sein,  das  Puteal  > 
welches  angeblich  über  dem  Schleifsteine  stand ;  denn  obgleich 
Cicero  es  nicht  näher  bezeichnet,  so  lassen  doch  Dionysius 
Worte,  xccAfiTai  8h  ^qsuq  6  rono^  vtio  tmv  'Pwfjiaiwv, 
kaum  einen  Zweifel,  dass  damit  das  allbekannte  Scribonia> 
num  gemeint  sei,  dessen  Lage  beim  Ti^ibunal  schon  oben 
(S.  280,)  nachgewiesen  worden  ist»*).  —  Noch  war  auf  dem 
Comitium  eine  Stelle  mit  einem  schwarzen  Steine  bezeich- 
net *•*) ,  so  viel  sich  aus  der  verstümmelten  Nachricht  abneh-^ 
men  lässt,  eine  Grabstätte;  ursprünglich  für  Romulus  be- 
stimmt, aber  der  Sage  nach  sollte  Faustulus  da  liegen.  Nach 
einer  anderen  Nachricht  bezeichnete  des  Faustulus  Grab  eip 
marmorner  Löwe»^);  aber  auch  nach  Varro  soll  des  Romulus 


491)  Fest.  p.  169.  „Navia'^ .  ßeus  quoque  in  comitio  appellatur 
Navia  ah  Atto  Navio  au^ure.  ^un  folf^t  die  Geschichte  vod  TarquH 
nias  ;  üana  aber  kaon  man  aas  den  kümmerlichea  Restea  dea  Zosam^ 
sieohang^  nor  erratben. 

93)  Ann.  XIII,  58.  Eodem  anno  Ruminalem  arborem  in  eomi- 
tio,  quae  super  octingento*  et  quadraginta  ante  annos  Remi  Romuli- 
que  infuntiam  texerat,  mortuif  ramalibus  et  areseente  trunoo  demir 
nutam  prodigii  looo  habitum  est,  donec  in  novos  fetuM  reoireseeret, 

93)  Anderer  Meinung  ist  Salmas.  Exercitt,  IHin.  p.  1139. 

94)  Fest.  p.  177.  Niger  lapis  in  Comitio  locumfanestum  signi- 
ficat,  fit  alii  j  Romuli  morti  destinatum.  Med  non  usu  obv[yeiui,  at 
ibi  scpellretur,  sed  FaQ>/u/«m  »tt^'[ciam  eins  etc.]. 

93)  Dtonya.  I,  87.  uvig  di  xcU  top  liovta  xoy  ki^woTf  o(  Isrnro 


295    

Grab  lei  den  Rosiris  und  darüber  zwei  Löwen  gewesen 
aein^^^).  Ausserdem  mochte  manche  Statue  als  Ehrendenkmal 
hier  stehen,  wie  z.  B.  die  des  Hermodorus,  des  Interpreten 
bei  der  Decemviralgesetzgebnng.  PI  in.  XXXI V^,  5,  11. 

Der  untere  Theil  des  Forum,  oder  das  Forum  im  engeren 
Sinne,  war,  wie  schon  gesagt,  seit  Tarquinius  auf  beiden 
Längenseiten  mit  Hallen  (porlieus)  und  Tabernen  umgeben. 
Sie  gehörten  wenigstens  zum  grösseren  Theile  Privatleuten, 
denen  die  Plätze  überlassen  worden  waren '^),  bis  nach  und 
nach  öffentliche  Gebäude  sie  verdrängten.  In  den  Tabernen 
mochte  Handel  aller  Art  Statt  finden,  wie  die  lanienae  in  der 
Geschichte  der  Virginia  beweisen.  Bei  derselben  Gelegenheit 
werden  sogar  Schulen,  ludi  Uterarum^  hier  angegeben"^). 
Als  aber  auch  dieser  Theil  des  Forum  grössere  politische  Be- 
deutung erhalten  hatte,  wurde  wohl  aller  eigentliche  Marktver- 
kauf entfernt  und  es  blieben  hauptsächlich  die  Tabernen  den 
Geldwechslern,  wovon  sie  nun  selbst  argentariae  tahernae 
genannt  werden  ^^).  Von  diesen  Tabernen  nun  haben  beide 
Längenseiten  des  Forum  ihre  Benennungen  erhalten,  indem 
man  alte  und  neue  Tabernen  unterschied  und  so  die  eine  Seite 
sub  Feteribusj  die  andere  sub  Novis  nannte.  Die  wichtigste 
Stelle  für  diese  Namen  ist  bei  Cic.  Acad.  IV,  22. ,  wo  sich 


ini  t^  awfiart  rov  ^avarvXoo  xidijvai  cpaaiv. 

496)  Sc  hol.  Graq.  z.  Hör.  Epod.  16,12.  Nam  et  Farro  pro 
rostris  tepulerum  Romuli  dixit,  uhi  etiam  in  huitu  rei  memoriain 
duos  leones  erectos  fuisse  constat, 

97)  Liv.  I,  35.  8.  Anm.  463.  Noch  XXVI,  10.  Mgt  denelb« 
von  dem  grossen  Brande:  Cotnprehenta  po$tea  priuata  aedißcia;  n«- 
que  enim  tum  basiticae  erant. 

98)  Liv.  IH,  44.  Firgini  venienti  in  forum  (ibi  namque  in  ta* 
bemis  iiterarum  ludi  erant)  minister  deeemviri  libidinis  manum  in» 
ieeii,  Dionys.  Xf,  28.  rjv  9t  ra  dt9wntaXiia  rwv  ncUSwv  %6t6  ^e^i 
rt/v  ayoQÖLv, 

99)  Varro  b.  Noo.  p.  532  M.  p.  364  Gert,  hoe  interoallo  pri- 
mum  Jorensie  dignitas  crevity  atque  ex  tabemis  lanienit  argentariae 
Jaetae,  Leider  fehlt  die  Angabe  der  Zeit.  Die  älteste  Erwähnung 
geschieht  wohl  Liv.  IX,  40.  beim  Triumphe  des  Papirius  Cursor:  ut 
aurata  scuta  dominit  argentariarum  ad  forum  ornandum  divideren^ 
tur.  XX VI,  11.  tabemas  argentariat ,  guae  eirca  forum  Romanum 
iuno  essent.  vgl.  27.  Varro  L.  L.  Vi,  9.  p.  269.  ut  eomitia  indicap 
dt  roMtrie  et  argtntarii  tabemas  oeoludant. 


296    

die  alte  und  neue  Akademie,  wie  die  allen  und  neuen  Taber* 
nen  entgegengesetzt  werden :  ut  ü,  qui  sub  Novu  Molem  non 
ferunt^  item  ille^  cum  aestuaret,  veterum^  ut  maeniano^ 
rum  ^^)  SIC  Academicorum  umbram  secutus  est.  Diese  eine 
Stelle  beweiset  evident,  dass  sub  Novis  die  nördliche,  nach  Mittag 
(Südwest)  schauende  Seite  des  Forum  genannt  wurde,  denn  sie 
ist  ja  die  Sonnenseite ;  die  südliche  aber  sub  yeteribusy  denn 
dort  war  die  Schattenseite.  Wie  aber  hier  durch  den  Gegen- 
satz beiden  Seiten  zugleich  ihr  Name  angewiesen  wird,  so 
sind  eben  so  entscheidend  für  jede  einzeln  die  Nachrichten, 
welche  von  dem  Baue  der  gleich  zu  besprechenden  Basiliken 
reden,  von  denen  die  eine  post  argentarias  novas,  die  an- 
dere pone  veteres  aufgeführt  wurde.  Da  nun  über  deren 
Lage  gar  kein  Zweifel  ist,  so  haben  wir  auch  die  entschieden- 
ste Gewissheit  darüber,  dass  die  Novae  auf  der  Linie  des  Ar- 
cus Severi  und  Faustinatempels,  die  f^eteres  auf  der  Seite  der 
drei  Säulen  lagen  ^).  —    Eine  besondere  Gruppe  dieser  Ta- 


500)  Du  das  Forom  bis  zu  dea  Zeiten  der  Kaiser  zug^leich  Platz 
rUr  öffeDÜicho  Spiele  war,  so  bedurfte  es  einer  Einrichtung;,  weiche 
den  Zuschauern  hinreichenden  Platz  gewahrte.  Vitruvs  Vorschril^ 
V,  I.  circum  tpoctaeuia  spatiosiora  intereolumnia  distrihvantur^  ciT" 
cßque  in  portioibtis  argentariae  tabernae  moenianaque  supertoribu4 
coaxationibui  eollocentur.  entspricht  jedenfalls  ganz  der  Anlage  des 
römischen  Forum.  Auch  hier  sind  porticus  et  tabernae  und  über  den- 
selben die  maeniana,  d.  h.  Balcons  oder  Loggien,  denen  dadurch  eine 
grössere  Tiefe  gegeben  wurde,  dass  man  die  Träger  derselben  über 
die  Linie  der  Gebäude  oder  Säulen  hinausreichen  liess.  Paul.  Diac. 
p.  135.  Maeniana  aed\ficia  a  Maenio  sunt  appellata.  Is  enim  pri-* 
muM  ultra  columna»  extendit  tigna,  quo  ampliarentur  superiora. 
laidor.  Orig.  XV,  3,  II.  Maenius  coitega  Crasti  (s.  Mull.  z.  Paul.) 
in  foro  proieeit  materias,  ut  essen t  loca  in'quibus  speetantes  insi^ 
sterent,  quae  ex  nomine  eius  maeniana  appellata  etc.  Pseud. - 
As  COD.  z.  Cic.  Divin.  in  Caec.  16,  exceperat  ius  sibi  unius  oo^ 
lumnaey  super  quam  tectum  proiiceret  provolantibus  tabulatis,  undo 
ipse  et  posteri  eius  spectare  munus  gladiatarium  possent,  quod  etiam 
tum  in  foro  dabatur.  Vgl.  Varro  b.  Non.  p.  83  M.  p.  5V  Gerl. 
Non.  p.  65.  (46.)  Salm.  z.  Spart.  Peso.  li.  Schneid,  z.  Vi« 
truv.  l.  I.  Müller  z.  Fest.  1.  1.  lieber  den  Ursprung  des  Nameas 
vgl.  unten  Basilioa  Porcia  und  Columna  Maenia.  — '  Die  Mae^ 
niana  sub  yeteribus  waren  nach  Varro  b.  Plin,  XXXV,  10.  n.  113. 
von  Serapion  gemalt« 

1)  Es  fehlt  aueh  ausserdem  nicht  an  Erwähnnngeo  dieser  Ta^ 
bernen.  Varro  L.  L.  VI,  7.  p.  237.  Sub  Novis  dieta  pars  in  foro 
aed^eiortfm,  quod  vocabulum  ei  pervetustum.  Plin.  XXXV,  4,  8. 
Hinc  enim  ille  Crassi  oratoris  lepos  agentis  sub  yeteribus,  cum 
testis  cotnpellatus  instaret:  Die  ergo^  Crosse,  qualom  me  rerisf  Jtf-» 


«97    

bernen  hiess  Septem  tabemacj  später  Quinque  tab,  *^^) ,  je- 
deofalls  im  eigentlichen  Sinne  zu  nehmen.  Sie  scheinen  nicht 
Privatbesitz 9  sondern  Staatseigeuthum  gewesen  zu  sein,  da 
sie  von  den  Censoren  publice  wiederhergestellt  werden '). 

Die  Seite  der  Novae  ist  bis  zur  Zeit  der  Basiliken  durch 
keine  bemerkenswerthe  Stelle  ausgezeichnet;  dagegen  ist  die 
der  Veteres  desto  reicher  daran.  Zuerst  lief  hier  dicht  unter 
dem  Capilole  der  Vicus  lugarius  in  das  Forum  ein,  an 
dessen  Anfange  der  LacusServilius  war.  Darüber  wird 
indessen  besser  in  Verbindung  mit  der  Basilica  lulia  gespro- 
chen. Eben  so  mundete  weiterhin  der  Vicus  Tnscus  in 
das  Forum,  dessen  genauere  Lage  im  Abschnitte,  welcher 
von  der  Tiefe  zwischen  PalaÜn,  Aventin  und  Capitol  handelt, 
angegeben  wird.  —  Ob  an  dieser  Seite  sich  auch  die  Pila 
Horatia,  wo  die  Spolien  der  Curiatier  aufgehangen  worden 


lern,  inquitf  ostendens  in  tabula  pietum  inßcetUtime  Galium.,  womit 
zn  verpleicbeo  Cic.de  o  r.  II,  60.  demonslravi  digito  pietum  Galiutn 
in  Mariano  Mcuto  Cimbrieo  *ub  Novit.  Das  Bild  war  also  dem 
sub  Feteribus  Steheoden  gegenüber.  Vgl.  Qniut.  I.  0.  VI,  3,  58. 
For  die  Novae  s.  ooch  Liv.  III,  48.  XXVI,  *i7.  XL,  5t.  fdr  die  F^ 
ieres  P I  i  a.  XXXV,  10,  36.  L  i  v.  XLIV,  16.  S  o  e  t.  Au g.  100.  Plant. 
€arc.  IV,  t,  19.  Sub  Feteribut^  ibi  ntnt,  qui  dant,  quique  accipiunt 
/oenore,,  woraus  erhellt,  dass  es  eben  aach  argentariae  waren,  wie 
die  Novae  ansdriicklich  genannt  werden. 

502)  Eine  sicbere  Gewähr  für  die  letztere  Benennung  giebt  es  in- 
dessen nicht.  Livios  sagt  von  dem  grossen  Brande  am  Forom  XXVF, 
VI,  pluribus  eimul  ioeis  eirea  forum  incendium  ortum.  eodem  temn 
pore  tepiem  iabemae ,  quae  pottea  quinque ,  et  argentariae ,  quae 
nunc  novae  appellantur ,  arsere.  Allein  die  Richtigkeit  der  Lesart 
ist  schon  von  Maret  in  Zweifel  gezogen  worden.  „Nnmeri  notam  (V) 
potant  esse,  quae  uon  erat.  Habet  enim  antiquus  liber  quae  postea 
vet.  et  argentariae."  Nun  ist  es  allerdings  bemerkenswerth, 
dass  sie  als  Septem  iabemae,  nicht  als  Quinque^  wieder  aufgebaut 
wurden  (Anm.  503.) ;  dass  sie  aber  auf  der  Seite  der  Novae  gelegen 
haben,  sollten ,  ist  durch  nichts  erwiesen ,  ja  nicht  einmal  wahrschein- 
lich. Denn  Livius  sagt  ja  ausdrückUch,  dass  an  verschiedenen  Orten 
sugleich  Feuer  ausgebrochen  sei,  dass  gleichzeitig  die  Septem  tabeiv 
oae  und  die  Novae  in  Flammen  gestanden  hätten ;  das  scheint  aber 
den  Gedanken  auszuscbliessen ,  als  wären  die  Septem  unmittelbar  bei 
den  Novis,  auf  derselben  Seite  gewesen.  In  jedem  Falle  bleibt  die 
Sache  zweifelhaft,  und  so  viel  ist  gewiss,  dass  bei  luven.  I,  105. 
quinque  iabemae  Quadringenta  parant,  nichts  nSthigt,  gerade  an 
diese  Tabernen  zu  denken. 

3)  Liv.  XXVII,  II.  Locaverunt  inde  r^eienda,  quae  eirea 
forum  ineendio  eonsumta  erant,  septetn  tabernas,  maeeilum, 
atrium  regium. 


298    

waren  ^<'^),  befand,  ist  ungewiss.  Es  wird  nar  gesagt,  dass 
sie  am  Anfange  der  einen  Halle  stand.  —  Nach  der  Schlacht 
am  Lacus  Regulas  wurde  hier  eines  der  berühmtesten  Heilig- 
thümer ,  der  Tempel  des  Gastor  und  Pollux ,  gewöhnlich  nur 
Aedes  Castoris  genannt^),  geweihet.  Die  Sage,  dass 
namittelbar  nach  der  Schlacht  die  Dioskuren  am  Lacus  lu- 
turnae  erschienen  seien,  und  dass  man  au  dieser  Stelle  den 
Tempel  erbaut  habe^),  giebt  uns  ziemlich  genau  die  Stelle 
des  Tempels  an.  Denn  der  Quell  der  luturna  war  nahe  bei 
dem  Vestaheiligthume  und  folglich  konnte  auch  der  Tempel 
nicht  entfernt  sein.  Daher  haben  sich  manche  bestimmt  ge*- 
sehen,  die  Ruine  der  drei  Säulen  für  den  Castortempel  zu  er- 
kennen ;  dass  diess  aber  unrichtig  ist,  und  vielmehr  dieses  Ge- 
bäude zwischen  dem  YeslaheiLgthume  und  dem  Castortempel 
gelegen  haben  muss,  wird  sich  weiterhin  zeigen.  Die  Weihe 
erfolgte   im  Jahre    269.   Id.  Quinct.  ').     Der  Tempel,    der 


604)  Dionys.  llf,  22.  tziQov  9i  riJQ  agsr^e,  fjv  tneSaiiaTO  *ata 
xijv  fiaftiv,  fiUQTVifiov  17  ywvtaia  orv^s ,  t/  t^€  iri^at  naaraSog 
aorovoa  iv  »Yoga,  i<p  vg  ixetro  rä  oxCXa  rwr  *j4Xßavwv  rgtSv^ 
ftwv.  za  fitv  ovv  oTiAa  ijtpmiatai  oia  ftt^xog  x^ovov^  rr^v  o  tnijUfjaiv  t/ 
OTvltg  «pvlarrei  ri^v  ctvz'ifv  *0^aria  xaXovfiivrj  iriXa,  Liv.  f,  26. 
spolia  Curiatiorum ßxa  eo  ioco,  gut  nunc  pila  H oratio  appeUor 
tur.  Es  scheint  fast,  als  sei  der  Name  aar  aus  Missverstandniss  aaf 
den  Pfeiler  überf^etragen.  Mao  hat  allerdio|;s  die  Ilallea  am  Porom 
nicht  sovohl  auf  Säulen,  als  auf  Pfeilern  ruhend  zu  denken,  und  noch 
Ca  tu  11,  37,  1.  nennt  sie:  a  pilealis  nona  fratribut  pila»  Allein  in 
Tullus  Hoktilios  Zeit  (^ab  es  noch  §;ar  keine  solchen  Hallen  und  Livins 
scheint  auch  gar  nicht  pila  als  Pfeiler  zu  verstehen ;  denn  er  sagt 
veiterbin  :  inier  iila  pila  et  spolia  hoMlimn.  und  damit  vereinigt  sich 
Prop.  Hl,  3,  7.  Et  cecinit  Curios  fratres  et  Horatia  pila. 

5)  Daher  der  Witz  des  Bibulus,  dem  Collegen  Caesars  in  der 
Aedilität.  Dio  Cass.  XXWII,  8.  6  ovv  BißovXog  avxog  intaxoJTTTwr 
l'ityev ,  or*  to  avrd  r^  IlokvStvnei  ninoi4^iag  eit/,  rov  yäg  to»  vaoi 
tnowoH  ot  TiDoe  tov  adßltpoy  roy  Kaazo(*a  ovzot ,  in  ixtiyov  ftorov  ^ 
e^Oiyv/Aia  avrov  yiyverat,  Sa  et.  Ca  es.  10. 

6)  S.  Anm.  344.  Den  dort  angeTuhrten  Stellen  sind  noch  hin- 
zuzufügen:  Plutarch.  Coriol.  3.  *£y  ixtlvfi  de  rfj  fiaxfj  ««^  tov« 
^looxovgovs  tTtitfavijvaA  JUyova*,  xal  fihra  rrjv  paxfjv  tv&i/S  6q>^i}ra* 
geofUvote  i8(fWTi  toIq  'innoig  iv  äyogä  rrjv  vun}v  anayyiXkovrae,  ov  rov 
Traget  T^y  xgyv^v  vews  ionv  avrotg  idgv/M^os,  Flor.  11,  12.  Minoc. 
Fei.  Octav.  7.  Der  doppelten  Sage  gedenken  auch  ohne  £n»'ähnung 
des  Erscheiocus  an  dem  (juell  Cic.  de  nat.  deor.  II,  2.  Tose.  I, 
M.  Flor.  I,  11. 

7)  Liv^  11,  42.  Plutarch.  Coriol.  3.  "O&tv  nal  t^v  i7fi*>ay 
intrixtov  ovaav  iv  rta  *Iou)u4^  /^'/''^  ^^C  tidoifQ  J*oox6gots  arUQiuxaat. 
Vgl.  Merk.  z.  Ovid.  Fast.  p.  CXXVI.    Mit  welchem  Rechte  aber 


299    

einzige  eigentlich  am  Forum  siehende,  scheint  in  der  Zeit  der 
Republik  von  massiger  Grösse  gewesen  zu  sein,  vielleicht  nur 
ein  einfacher  Proslylos  *°®),  auch  nach  seiner  Restauration 
durch  L.  Melellus  Dalmaticus  ^) ;  aber  eben  die  Lage  am 
Forum,  die  ihn  zum  Zeugen  des  gesammten  politischen  Trei- 
bens machte,  während  von  dem  Spiegel  der  zu  ihm  führenden 
Stufen,  wie  ehemals  vom  Vulcanal,  zu  der  Volksmenge  ge- 
sprochen ^°),  in  ihm  häuiig  Versammlungen  des  Senats  gehal- 
ten und  wohl  auch  Gerichtsverhandlungen  gepflogen  wur- 
den '^) ,  hat  ihn  zu  einem  der  berühmtesten  Tempel  Roms  ge* 
macht.  Er  wurde  von  Tiberius  neu  erbaut  und  759  VI  Kai. 
Febr.  geweihet,  unter  seinem  und  Drusus  Namen**) 5  viel- 
leicht weil  er  im  J.  747  (wohl  zugleich  mit  der  Basilica  lulia) 
abgebrannt  war*^).  Der  unsinnige  Caligula  verband  den 
Tempel  mit  seinem  palatinischen  Palaste ,  liess  die  Hinlerwand 
der  Celia  durchbrechen  und  fand  ein  Vergnügen  darin,  sich 


dort  gesagt  werde,  der  Tempel  sei  ,,bieonip  post  votaiu*'  geweiht,  ver- 
siehe ich  nicht. 

5U8)  Das  scheint  hervorzagehea  aus  Cic.  Verr.  I,  56.  Utrum 
exütimatis  minus  operis  esse  unam  coiumnam  ejficere  ab  integro  no^ 
vam  nullo  lapide  redivt'vo,  an  quatuor  Utas  reponere  ?  cap.  5U.  qui 
waiore  pecuniä  quatuor  eolumiias  dealbandas,  quam  ille  omnes  ae^ 
dificandas  locaverit.  vgl.  cap.  55. 

9)  Cic.  p.  Scaur.  40.  L*  ipse  Metellus,  avus  huius,  sanctis^ 
simos  deos  ilio  consUiuisse  in  templo  videtur  in  vestro  conspectu, 
iudices  etc.  Dazu  Ascon.  Casforis  et  Pollucis  templum  Metellus, 
quem  nominat,  refecerat,  Verr.  I,  59.  Dazu  P  seud.^-Ascoo.  Ex 
aede  Casforis,  quam  de  manubiis  //.  Metellus  exstruxerat ;  qui  Me- 
tellus suhactis  Dalmaiis  JJalmaticus  appellatus  est,  Plutarch« 
Pomp.  2. 

10)  Dio  Cass.  XXXVdl,  6.  xcü  itQoQ  {aIv  to  Jioaxovgeiov  atf 
ovTTCQ  ixttvos  (Caesar)  i^t^pr^yogsi  dunias.  Eben  darauf  beziehen  sich 
Cic.  p.  Sext.  15.  p.  dorn.  ;jl.  Plutarch.  Cato  mio.  ^7.  Süll. 
33.  Appian.  Civ.  111,  41. 

11)  Cic.  Verr.  V,  72.  vosque,  omnium  verum  forensium ,  conr 
siliorum  maximorum  legvm  iudiciorumque  arbilri  et  testes,  celeben^ 
rirno  in  loco  P.  R.  locati,  Castor  et  Pollux,  I,  49.  in  aede  Castoris, 
celebcrrimo  clarissimoque  monumentoy  quod  templum  in  oculis  quo- 
tidianoque  conspeetu  populi  Romani  est  positum ,  quo  saepenumero 
senatus  convocatur;  quo  maximarum  rerum  frequentissimae  quotidia 
advocationes  fiunt.    Vgl.  p.  Quint.  4. 

n)  Dio  Cass.  LV,  27.  Sueton,  Tib.  20.  Ovid.  F^st.  I, 
705.  Pont.  H,  2,  85.  Fast.  Praon. 

13)  Dio  Cass.  LV,  8.  Mo  Dum.  Aocyr.  Vgl.  Me  rk.  z.  Ovid, 
Fast.  p.  CXXVl. 


300    

zwischen  den  Statuen  der  Dioskuren  zu  zeigen  <^^).    Claudias 
stellte  ihn  wieder  in  der  früheren  Weise  her  i^). 

Mit  dem  Jahre  569  beginnt  die  wichtige  Periode  der 
Basiliken,  Gebäude,  welche  für  öffentlichen  Verkehr,  haupt- 
sächlich kaurmännischen  bestimmt  waren,  und  erst  späterhin 
auch  zu  Gerichtsverhandlungen  benutzt  wurden").  Vom 
Jahre  544  wird  ausdrücklich  berichtet,  dass  es  damals  in  Rom 
noch  keine  Basiliken  gab  i^) .  hinter  den  Hallen  und  Tabernen 
lagen  Privatgebäude.  M.  Porcius  Cato  war  der  Erste,  wel- 
cher in  seiner  Censur  vier  Tabernen  und  einige  Privatgrund- 
stücke in  Lautumns  (S.  267.)  kauRe ,  um  daselbst  eine  Basi- 
lika zu  erbauen,  welche  nach  ihm  Porcia  genannt  wurde  ")• 
Sie  grenzte  an  die  Curie  und  lag  also  zunächst  dem  Comitium ; 
ol  sie  aber  bis  an  das  Forum  selbst  reichte,  oder  hinterwärts 
lag ,  lässt  sich  mit  völliger  Sicherheit  weder  bejahen ,  noch 
verneinen*»).     Als  die  Curie   abbrannte  (700),  wurde  auch 


5U)  Dio  Cass.  L[X,  28.  Säet.  Calip.  VI- 

15)  Dio  Gas 8.  LX,  6.  antSwite  Si  xal  rois  Jioanovgotg  rov  vetur, 

16)  lieber  die  Anlüge  der  Basilikeo  nod  ibreßchtiminaDg  Vitr.  V,  1. 

17)  Liv.   XXVI,   27.  Comprehensa  postea  privata  aed\ficia:  n  e- 
que  enim  tum  basilicae  erant. 

18)  Liv.  XXXIX,  4i.  Cato  atria  duo,  Maenium  et  Tilium,  in 
Lautumüs  et  quatuor  tabernas  in  publicum  emit,  batHitamque  ibi 
Jecity  quae  Porcia  appellaia  est. 

19)  Es  ist  allerdings   oicht  nöthig,  unter  den  vier  Tabernen  solche 
zu  verstehen^  welche  unmittelbar  am  Forum  lagen,  obwohl  es  das  IVa- 
tiirlichste  ist.     Zweideutig  ist  auch  Plutarch.  Cato  mai.  19.  lIoX^ 
Aa  ot  nal  ir^ug  t^v  r^g  Saaüuxijg  xaraottev^v  7/vavriw&7jaav,  ^v  intivog 
*«  X^fMiTutp  notvwv  V  TT  o  xb  ßovXevT^Qiov  Tji  ayo{fa  naQißale 
9uU  Uo^xiav  ßaaiXtKtjv  Tr^ogTfyÖQevoe,     Bedeutender  aber  ist  ungeachtet 
einer  argen   Verwechselung   die  Nachricht  des  Pse  u  do^Ascon.   z. 
Cic.  Divin.  in  Gaec.  16.  Maentus,  cum  domum  suam  venderet  Ca-' 
*?".'  '^  jP/öcco  censoribut,  ut  ibi  basilica  aedificaretur,  exceperat  ius 
sibi  unius  columnaCj  super  quam  tectum  proiiceret  ex  provotantibus 
tabuiatis,  unde  ipse  et  posteri  eius  spectare  munus  gladiatorium  pos- 
sent^  quod  etiam   tum   in  foro  dabatur.     Eben    so  Schol.  Gruq.  z. 
Hör.  Sat.  I,  3,  21.  wo  es  geradezu  heisst:    domo  sua,  quam  ad  fo* 
rwn   habebat,     divendita.      Wenn    auch    Ersterer    aus    Unwissenheit 
diess   auf  die  Cofumna  Maenia ,   eine  Ehrensäule,    bezieht,    so   be- 
weiset   doch    schon    die    richtige   Angabe    beider  Gensoren   und    dio 
Uebereinstimroung  mit  Livius,    dass   seiner  Bemerkung   eine    viel  äl- 
tere, von  ihm  nur  falsch  angewendete  Nachricht  zu  Grunde  liegt;  und 
verbindet  man  damit,  dass  eben  Maenius  der  gewesen  sein  sollte,  qui 
primus  ultra  columnas  exfendit   tigna  (Anm.  500.),    so  erhält   diess 
noch  mehr  Gewicht.  Endlich  wird  auch  diese  Basilica  in  Gicero's  Zeit 
als  der  Versammlungsort  der  Volkstribunen  genannt.  Plutarch.  Cato 


301    

sie  vom  Feuer  ergriffen,  ambusta  est^^*^).  Ob  sie  damals 
wiederhergestellt  wurde,  ist  zweifelhaft;  wenigstens  findet 
man  sie  seitdem  nicht  weiter  erwähnt. 

Viel  grössere  Berühmtheit  hat  die  zweite  Basilika  erhal- 
ten. Das  Jahr  574,  wo  M.  Aemilius  Lepidus  und  M.  Fulvius 
Nobilior  Censoren  waren,  ist  eines  der  merkwürdigsten  in 
Bezug  auf  römische  Bauunternehmungen.  Neben  der  Ausfüh* 
rung  anderer  grossartiger  Werke  erbauete  Fulvius  auch  am 
Forum,  posi  argentarias  novas,  eine  BasiUca  ^^).  Livius 
schreibt  ausdrücklich  alle  bedeutenderen  Baue  dieses  Jahrs  dem 
Fulvius  zu ;  allein  es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  beide  Cen- 


niD.  5.  'H  8i  KoXovfiiiij  Iloifxtit  ßaoiXtx^  TtfiffTinov  tjy  ard&tjfia  rov 
naXaiov  KarwvoQ.  Bu'jd'orts  ovv  txti  XQV^^^^^^^^  ^^  Sijfia^j^oi  xal  mio» 
rot  TOis  Bitp(fOii  tfiTTodojy  ttva^  doKOvyros,  tp^ojaay  v(ptXtiv  avtbv  ij  /ucro* 
OT^aai,  Daza  scbeiat  oao  oUerdiogs  eio  Ort  nomittelbar  am  Forum 
geeigaeter  als  hioter  der  Garie.  Was  dagegen  oogeführt  werden  köoDte, 
Ist  die  unmittetbare  NÜbe  des  Porom  Piscatorium)  nach  Plaat.  Gapt. 
IV,  2,  33. 

Tiim  piscatoreg,  qui  praehent  populo  pisceg  foetitfos, 
Qui  advehuntur  quadrupedanti  cruciatiii  (?)  eavterio, 
Quorum  odos  subhasilicanoi  omnes  ahigit  in  forum. 
Indessen  kann  aucb  dieses  Forum  nabe   genug  gelegen    babeu,   um  in 
d«r  Gegend  der  Basilica  öbelo  Geroch   zu  verbreiten ,    und  im  Grunde 
hat  wohl  Bunsen  (Beschr.  111  B.  S.  29.)  sie  nur  vom  Forum   weg- 
gewiesen, um  für  seine  zwei  aemilischen  Basiliken  Platz  zu  schaffen. 
Vgl.  indessen  Anm.  538.  —     Uebrigens  wird  die  Basilica  Porcia  aoch 
noch  io  einer  zweiten  plautinischen  Stelle  genannt.  Cure.  IV,  1,  11. 

Ditis  damnosos  maritos  sub  basilica  qtiaerito. 
Abgesehen  von  dem  dunkeln  Sinne  der  ersten  Worte  ist  jedoch  die 
Erwähnung  der  Basilica  in  zwei  plautinischen  ComÖdien  höchst  auf« 
fallend.  Denn  wenn  er  während  des  Consulats  des  P.  Claudius  und 
L.  Porcius  starb  (Cic.  Brut.  15.  Hitachi,  De  aetate  Plauti.  Bonn, 
1841.),  also  10  demselben  Jahre,  wo  Cato  Censor  wurde,  so  konnte 
ihm  überhaupt  am  Forum  keine  Basilica  bekannt  sein,  und  überdiess 
ist  die  Porcia  hinreichend  durch  das  Forum  Piscatorium  bezeichnet* 
Nun  iässt  sich  zwar  füglich  annehmen,  dass  die  ganze  Scene  des  Cur- 
eulio,  eine  Art  Parabasis,  welche  mit  dem  Stücke  selbst  in  keinerlei 
Zusammenhange  steht,  späterer  Zusatz,  wiewohl  immer  aus  frühester 
Zeit  sei ;  ob  aber  aucb  in  den  Captivis  die  Annahme  einer  Einschal- 
tung zulässig  sei,  dürfte  schwerer  zu  entscheiden  sein.  Dem  Scharf- 
sinne des  Herausgebers  der  plautinischen  Comödien  bleibt  die  Lösung 
dieses  Widerspruchs  vorbehalten. 

520)  Ascon.  z.  Cic.  p.  Mil.  Arg.  p.  34  Or.  Quo  igne  et  ipsa 
quoque  curia  flagravit,  et  item  Porcia  basilica,  quae  erat  ei  iuncta, 
ambusta  est 

2t)  Liv.  XL,  51.  M,  Fulvius  plura  et  maioris  loeavit  usus, — 
hasilieam  post  argentarias  novas  et  forum  piscatorium,  cireumdatis 
tabemisj  quas  vendidit  in  privatum. 


302    

soren,  welche,  früher  erbitterte  Feinde ,  ein  schönes  Beispiel 
aufrichtiger  Verhöhnung  und  inniger  Eintracht  gaben  ^^^),  anch 
in  ihren  Bauunteruehmungen  gemeinschaftlich  handelten.  Nur 
so  erklärt  es  sich ,  dass  die  Fulvier  in  der  Folge  gar  keinen 
Antheil  an  den  Veränderungen  haben,  welche  die  Basilica  er- 
fuhr ;  dagegen  alle  Restaurationen  von  den  Aemiliern  ausge« 
ben.  Schon  im  Jahre  675  mag  eine  solche  durch  M.  Aemilius 
Lepidos  Statt  gefunden  haben,  da  er  Schilder  mit  den  Bildern 
seiner  Vorfahren  (cltpeatae  imagines)  darin  aufhing*®).  Dem« 
ungeachtet  gilt  sie  noch  als  Fulvia  oder,  wenn  genauer  ge- 
sprochen wird,  Aemilia  et  Fulvia*-^).  Schon  im  Jahre 
699  aber  fand,  wie  es  scheint,  ein  völliger  Umbau  durch  L. 
Aemilius  PauUus,  den  Bruder  des  nachmaligen  Triumvir  Le- 
pidus  Statt.  So  erfahren  wir  durch  eine  sehr  wichtige,  jedoch 
etwas  räthselhafle  Nachricht  bei  Cic.  ad  Att.  IV,  16.  Paul- 
las  in  medio  foro  basüicam  tarn  paene  texuit  iisdem  anti- 
quis  coluvmis;  Warn  autem^  quam  locavit,  facit  magnifi-- 
centissimam,  quid  quaeris?  nihil  gralius  illo  monumcnto^ 
nihil  gloriosius,  itaque  Caesaris  amici  (me  dico  et  Oppium^ 
dirumparis  licet)  in  monumentum  illud^  quod  tu  tollere  lau- 
dibus  solebas^  tU  forum  laxaremus  et  usque  ad  atrium  Li- 
bertatis  explicaremus ,  contetnpsimus  sexcenties  HS.  cum 
privatis  non  poterat  transigi  minore  pecwiia.  Aus  diesen 
Worten  geht  soviel  mit  Gewissheit  hervor,  dass  derselbe  Ae- 
milius Paullus  zu  gleicher  Zeit  eine  Basilica  am  Forum  wie- 
derherstellte ,  und  eine  zweite ,  neu  zu  bauende  in  Contract 
gegeben  hatte.  Was  nun  die  erstere  anlangte,  so  kann  darun- 
ter eine  andere  als  eben  jene  Fulvia-Aemilia  gar  nicht 
verstanden  werden,  und  ausdrucklich  wird  sie  von  Plutarch 


51^2)  Das  sa^t  nicht  nar  Livius,  somlern  auch  Gell.  XU,  8. 
Vgl.  De  Romae  vet,  mur,  atq.  port.  p.  80.  and  den  Abschn.  von 
den  Brücken. 

?3)  PI  in.  XXXV,  3,  4.  Post  eum  (App.  ClaudiaAi)  M.  Jemiliut, 
CQÜega  in  consulatu  Q,  Lutatii,  non  in  basilica  modo  Aemilia^  ve- 
rum  et  domi  suae  posuit, 

H)  Varro  L.  L.  VI,  !^.  p.  187.  Solarium  dictum  id,  in  quo  ho- 
ras  in  sole  inspieiebantur,  quod  Cornelius  in  basilica  Aemilia  ei 
Fulvia  inumbravit,  s.  d.  folg.  Anm. 


303    

genannt ^^^).  Dagegen  ist  die  Frage,  wo  die  zweite  durch 
nichts  näher  bezeichnete  erbaut  worden  sei,  voll  grosser 
Schwierigkeiten.  Man  hat  sich  begnügt ,  Cicero's  Nachricht 
nur  eben  gerade  so  hinzunehmen  und  hat  zwei  Basilicas  Ae- 
milias  neben  einander  auf  derselben  Seite  des  Forum  angenom- 
men ^^).  Nun  kennt  aber  das  ganze  Allerthum ,  bis  auf  die 
Notitia  imperii  herab,  durchaus  nur  eincBasilica  Pauili 
oder  Aemilia  ^^)  und  so  hat  sich  denn  Buusen  durch  die 
Annahme  zu  helfen  gesucht ,  Paullus  habe  beide,  die  Fulvia- 
Aemilia  und  die  neue  Aemilia  mit  einander  verbunden  und  ein 
Gebäude  daraus  gemacht ;  wiewohl  sie  auf  seinen  Plänen  im- 
mer getrennt  erscheinen.  Bei  diesem  traurigen  Versuche, 
dem  Widerspruche  zu  entgehen,  sind  die  Fragen  nicht  berück-» 
sichtjgt:  wann  diess  geschehen  sein  könne?  welche  Gründe 
vorhanden  sein  konnten,  dass  man  nicht  vielmehr  beide  Basi- 
liken neben  einander  bestehen  liess,  oder,  da  die  Restauration 
der  einen  und  der  Neubau  der  anderen  in  dieselbe  Zeit  fielen, 
nicht  lieber  einen  einzigen  Prachtbau  aufführte?  Endlich  ist 
nicht  bedacht,  welch  seltsames  Gebäude  wohl  daraus  b'iiie 
entstehen  müssen ,  wenn  man  zwei  jedenKiUs  sehr  ungleiche 
Basiliken,  die  eine  aniiquis  columnü,  die  andere  magntficen* 
tisnma^  so  mit  einander  verbunden  hätte,  dass  sie  nur  ein 
Ganzes  ausmachten  und  für  eine  Basilica  galten.  —  Der  Wi- 
derspruch scheint  sich  vielmehr  auf  andere  Weise  zu  heben. 
Denn  wie  ich  fest  überzeugt  bin,  dass  es  zu  keiner  Zeit  mehr 
als  eine  Basilica  Aemilia  am  Forum  gegeben  hat,  so  ist  es 
mir  auch  nicht  zweifelhaft,  dass  die  zweite,  von  Cicero  er- 
wähnte, für  deren  Neubau  eben  erst  die  Privatgrunds lücke  an- 
gekauft worden  waren,  keine  andere  war,  als  die  nachherige 
Basilica  lulia.     Die  Nachrichten  stimmen  darin  überein, 


525)  Platarch.  Caes.  29.  Ilavli^  Si  vnir^  ovrt  %lXta  naX^iv- 
Tonoaia  ToXavra  dovrog,  atp    tjv  «cU  riyv  ßandirniv  isteivos,  ovo/iaaroy 

26)  Nibby,  For.  Rom.  p.  156  ff.  Canioa,  Jndioa%.  topogr. 
p.  79.  166.  B  un  se  n  ,  Besehr,  d,  St.  K.  Ul  B.  S.  29  ff. 

27)  Tacit.  Ano.  111,  72.  Plio.  XXXVl,  15,  24.  Stat.  Silr. 
!•  1,  29.  Plutarch.  Caes.  29.  Galb.  26.  Dio  Gass.  XLIX,  42. 
UV,  24.  Appian.  Civ.  11,26.  JNotit.  Reg.  IV. 


304    

dass  PauHns  mit  Caesars  Gelde  bauete.  Sie  stellen  das  so  dar, 
dass  er,  wie  Curio,  in  seinem  Consulate  von  Caesar  mit  einer 
bedeutenden  Summe  (1500  Talente)  bestochen  worden  sei  und 
diese  zum  Baue  verwendet  habe  ^^^)^  Darin  liegt  nun  ein  unbe- 
greiHicherweise  unbeachtet  gebliebener  Widerspruch.  DennCi« 
cero^s  Brief  ist  im  Jahre  699  geschrieben,  wie  aus  der  Erwäh-' 
nnng  des  Processes  des  Scaurus  und  anderen  Umständen  un- 
zweifelhaft hervorgeht.  Das  Consulat  des  PauUus  fällt  aber 
erst  in  das  Jahr  702,  also  um  drei  Jahre  später,  als  bereits  die 
nngeheuere  Summe  für  den  Platz,  auf  dem  die  Basilika  sich 
erheben  sollte,  verausgabt  war.  Niemand  anderes  hatte  die- 
ses Geld  hergegeben  als  Caesar,  und  das  geht  deutlich  ans 
Cicero's  Briefe  hervor.  Denn  was  könnten  die  Worte :  itaque 
Caesaris  arnici  —  in  tnonumentum  illud  —  ut  forum  laxa* 
remus  —  contempsimus  sexcenties  HS.  für  einen  Sinn  ha- 
ben, wenn  Caesar  der  ganze  Bau  nichts  anging?  Vielmehr 
sieht  man  deutlich,  dass  PauUus  für  Caesar  und  auf  dessen  Ko- 
sten bauete,  und  das  begründet  sich  noch  mehr  durch  folgende 
Erwägung.  Niemand  gedenkt  mit  einem  Worte  des  Baues 
der  Basilica  lulia ;  sie  erscheint  mit  einem  Male  als  von  Au- 
gustus  vollendet^').  Dass  die  Beendigung  so  spät  erfolgte, 
darf,  auch  abgesehen  von  der  oft  noch  längeren  Dauer  der 
römischen  Bauten,  keinesweges  auffallen ;  denp  bald  nach  dem 
Beginnen  trat  die  Störung  der  öffentlichen  Ruhe  ein,  die  end- 
lich einen  fnnQährigen  Bürgerkrieg  zur  Folge  hatte.  Bei  Cae- 
sars Tode  aber  war  die  Basilica  fast  vollendet,  wie  Augustus 


528)  Plntarcb.  Caes.  29.  (Aom.  525.)  Appi  an.  Giv.  If,  26. 
JlavXov  Se  %tXii>tv  nat  nevroKoaiwv  raXayrwv  iir^iato  — .  HavXoc  fUy 
dij  ri^i'  IlavXüv  XtyoftivTjv  ßaaiXutrjv  ano  rdtv^e  twv  x^i^atiftv  avi&tfltS 
^J'atfiaioig,  oixoSof^T^fia  ne^ixaXkis. 

29)  Ihre  Dedicatioa  wird  allerdio^s  von  Hieroo.  p.  399.  Olymp. 
183,  3.  aogepeben :  Romae  basilica  Julia  dedicata.  Das  fiele  in  das 
Jahr  708;  allein  weder  Dio  Cassius  noch  Snetoo  erwähnen  etwas  da- 
von ;  beide  sprechen  nur  von  dem  Forum  lulium ,  das  noch  vor  der 
Beendigung  dedicirt  wurde.  Wollte  man  aber  auch  annehmen,  die  Ba- 
silico,  wiewohl  eben  auch  noch  nicht  völlig  beendigt,  sei  dennoch  da- 
mals auch  mit  geweihet  worden,  so  müsste  man,  um  so  mehr  Kugeben, 
d^ss  sie  schon  um  Vieles  früher  begonnen  worden  sei,  wie  denn  auch 
der  Bau  des  Forum  vor  dem  Bürgerkriege  angefangen  worden  war. 


305    

ansdriicUich  sagt  **<')•  Wenn  nnn  demungeaishtet  Platarch 
und  Appian  angeben,  Paullos  habe  mit  dem  von  Caesar  erhal- 
tenen Gelde  die  Basilica  Aemilia  gebant,  so  erklärt  sich  diess 
leicht.  Denn  wenn  es  überhaupt  fest  stand,  dass  das  Geld 
«im  Baue  einer  Basilica  verwendet  wurde ,  so  war  es  natur- 
lich ,  dass  man  diess  auf  die  seinen  Namen  tragende  bezog, 
welche  ja  tiberdiess  zu  gleicher  Zeit  von  ihm  wiederhergestellt 
worden  war.  Will  man  aber  daran  Anstoss  nehmen,  dass 
eben  diese  Aemilia  als  eines  der  prachtvollsten  Gebäude  Roms 
angeführt  wird'^),  während  nach  Cicero  sie  iapide  redivwo, 
also  wohl  weniger  glänzend  hergestellt  wurde,  so  muss  man 
nicht  vergessen,  dass  des  PauUus  Bau  in  der  Zeit,  in  welcher 
sie  gepriesen  wird,  ja  gar  nicht  mehr  vorhanden  war.  Eine 
Nachriebt  meldet,  dass  die  Basilica  schon  im  Jahre  7 18  (720) 
von  dem  Sohne  des  proscribirten  L.  Aemilius  Paullus,  dem 
Neffen  des  Triumvir,  neu  aus  eigenen  Mitteln  erbaut 
worden  sei  '^).  Allein  etwa  zwanzig  Jahre  später  brannte  sie 
ab  und  warde  dem  Namen  nach  von  demselben  Paullus,  in  der 


530)  Monom.  Aiicyr.  FORVM.  IVLIVM.  ET.  BASILICAM 
QUAE.  FVIT.  hNTEIi.  AEÜEM.  CASTORJS.  ET.  AEDEM.  SATVIliM 
COEPTA.  PROFLfGATAQVE.  OPERA.  A.  PATRB.  MEü.  PERFECI 
ET.  EANDEM.  BASJLICAM.  CONSVMPTAM.  INCKNDIO.  AMPLIATO 

EIVS.  SOLO.  SVß.  TITVLO.   iNOMINlS.   FILIORVM LXCOHAVl 

[et  si]  VjyVS.  JVON.  PERFECISSEM.  PERFICI.  AB.  HAEREDIßVS 
(ncis  iassi).  Es  i«t  g^ewUa  bemerkenswerth,  dass  Angastos  die  Basilica 
Dicht  lolia  Depot,  soodern  darch  ihre  Laf^e  zwiscbeo  den  beiden  Tein- 
pelo  bezeichoet:  wahrscheinlich  weil  sie  eben  noch  nicht  als  lulia 
dedicirt  war.  Das  Forum  aber  war  schon  als  loliom  geweiht,  and 
daher  wird  es  auch  als  solches  genannt. 

31)  Plin.  XXXVI,  15.  24.  Nonne  inter  magn\fica  basilicam 
PauiU  columniM  e  Phrygii$  mirabilem»  So  auch  Appian:  outoÖo* 
(iTj^a  irtQixaXX^g,  und  Pinta rch:  ovouaaxov  avä&tjfia. 

3^)  Dio  Ca 88.  XL IX,  4!^.  naX  tjJv  aroav  twv  Jlavkov  utdovfii- 
V7JV  Atfiikiog  AiTtidoQ  Jiavlos  ldioi9  riltaiv  i^tono^ofitja^  %av  rfi 
vnattiig,  Ka&a^wosv.  Was  Dio  aroa  nennt,  ist  nichts  anderes  als  die 
Basilica,  wenn  es  auch  eine  Portions  Aemilia  gab.  Es  ergiebt  sich 
mit  Gewissheit  aus  einer  zweiten  Erwähnung  (Anm.  533.).  Ungeachtet 
DDD  gesagt  wird,  dass  dieser  Paullus  aus  eigenen  Mitteln  banete ,  hat 
maa  doch  aDgeooramea,  damals  sei  erst  die  699  wiederhergestellte  Ba- 
silica, von  der  Cicero  sagt:  tarn paene  texuit,  beendigt  worden.  Wahr- 
scheinlich nahm  man  iSoixoiofitiy  fdr  den  Bau  vollenden.  Allein  es 
ist  niehts  anderes  als  aufbauen:  und  wäre  diess  auch  nicht,  so  würde 
doch  nichts  darin  iiegea,  als- dass  PauUus  seinea  Bau  damals  be- 
endigte« 

20 


300    

m 

That  aber  von  Aogustas  und  aaderen  Frenndeo  wieder  ad%e« 
baat  ^3').  Nun  erst  wurde  es  die  prächtige  Basilica  mit  Sin- 
len  aus  phrygischem  Marmor,  die  Plinius  und  Plutarcb  sahen 
und  priesen;  nur  dass  sie  unter  llberius  im  J,  775.  soboa 
wieder  eine  Ausbesserung  erfahren  hatte  ^).  Von  einer  zwd« 
ten  aber  ist  nie  und  nirgend  die  Rede  '^). 

Für  die  Stelle  der  Basiiica  ist  Cicero^s  Nachricht  entsehei* 
dend.  Sie  lag  in  medio  Jaro^  wobei  man  nur  nicht  an  die 
Mitte  des  ganzen  Forum  mit  Einschlnss  des  Comitium  zu  den- 
ken hat.  Vielmehr  ist  es  ungefähr  die  Mitte  des  eigenUicheB 
Forum,  nicht  völlig  gegenüber  dem  Gastortempel,  und  diese 
Gegend  bezeichnet  Cicero  auch  anderwärts  mit  denselben  Wer» 
.ten 3^).  In  keinem  Falle  aber  reichte  sie  anfänglich  bis  an 
das  Forum,  da  Livius  ausdrücklich  sagt,  sie  sei  post  argenta" 
rias  novas  angelegt  worden.  —  In  dem  Grunde  der  Kirche  S. 
Adriano  hat  man  1655  eine  Marmorbasis  mit  einer  Inschrift 
gefunden ,  welche  vom  Aufstellen  einer  Statue  in  einer  Basi» 
lica  spricht®').  Das  stimmt  mit  der  angenommenen  Lage  sehr 
wohl  überein ;  denn  die  Kirche  fällt  zum  grösseren  Theile  in 
die  Basiiica.  Dass  aber  in  derselben  noch  Mauern  der  Basiiica 
vorhanden  seien,  ist  eine  durch  nichts  zu  erweisende  Annah- 
me. —    Wenn  nun  aber  nachgewiesen  worden  ist,  dass  die 


533)  Dio  Gas».  LIV,  24.  ^  t$  9TPa^  Havltfc  istap&tf ,  nttl  r« 
flrvA  &7f  etvT^s  yrffos  ro'JBoTfOuov  itfiMtzo  — .  17  jnir  ovv  otoa  futa  tovto 
oivouaxi  fiiv  vTso  AlfitXiovt  is  ov  to  rov  notffQavtOi  nmt  avn^f  yipQ^ 
ihjAvd'ti,  Ttf  Si  i'ifyif  9n  jHyovatov  naX  vn»  %wf  rov  IlavXov  ^Uutr 

34)  Tacit.  Ann.  Hl,  712.  lüden  diebus  Lepidus  m  senatu  pe^ 
tivit,  ut  basilieam  PaulUj  Jemilia  monumonta ,  propria  petunia  Jir» 
maret  ornaretque, 

35)  Maa  ver^leiclie  sämmtlicbe  bisher  angefahrte  Stetlea,  und 
man  wird  sich  überzeugen,  dass  das  ganze  AUerthum  nur  eine  Basiüea 
Aemilia  kennt.  So  auch  bei  Statias  Silv.  I,  t,  20.  sublimiM  regia 
PauUi;  and  so  die  Notitia  im.  Grensveneichnisse  der  viertea 
Region. 

..  36)  Ad  Qu  int.  fr.  11,3.  Disei.pr^  Beetia  de  atnMu  apud  prme^ 
torem  Cn,  Domitium  in  foro  media.  Das  ist  die  Gegead  de« 
Caslortempels. 

37)  GABINIVS.  VETTIVS.  PROBIANVS.  V-  C.  PRAEF.  VRB. 
STATVAM.  CONLOCARI.  PRA£C£P1T.  QVAE.  ORNAMENTO.  BASI- 
LICAE.  ESSE.  POSSIT.  INLVSTRl.  S.fiibby  s«Nard.  J{om.  m#. 
t.  11.  p.  228.  Faro  Rom.  p.  155. 


BftsiBca,  von  deren  Neubaiie  Cicero  sprioiit,  nimiiiermehr  ein« 
Aemilia,  sondern  die  lulia  war»  so  folgt  daraus  auch ,  dass  das 
willkühriich  zusammengesetste  Fragment  des  capitolinischen 
Plans  in  keinem  FaUe  aof  die  Aemiiia  zu  beziehen  ist  ^^•).  Zu* 
gleich  aber  ergiebt  sich,  dass  zwischen  der  Aemiiia  und  der 
Curie  hinreichender  Raum  fiir  die  Porcia  wai*,  wenn  diese 
wirUich  bis  an  das  Forum  reichte  '*). 


538)  Mit  diesem  Fragmente  (Bellori.  t.  IV.  am  (^enanesten  bei 
P  i  r  a  D  e  s  i ,  Antick,  di  RomM,  t.  I.  «ad  auf  G  a  n  i  n  a '  s  Stadtplane) 
iftt  merkwürdiger  Missbranch  getrieben  worden ,  nad  Tast  jede  neoe 
Abbildung  zeigt  es  anders,  namentlich  in  Hinsicht  der  Schrift.  Wer 
es  bei  Nibby  {For.  Rom,  tav.  2.)  oder  gar  bei  Bnaaen  {Begehr. 
III  B.  t.  1.)  sieht,  der  mass  nothwendig  getaascht  werden  nnd  es  für  aus- 
gemacht halten,  dass  die  Basilica  Aemiiia  dargestellt  ist.  Allein  die 
Saebe  y«riiält  sieb  gaaz  anders.  Das  Fragment  besteht  eigentlich  a«s 
zwei  Stücken  (s.  nnsern  Plan.)  nnd  gehört  leider  zum  grossen  Theile 
za  den  nicht  mehr  im  Originale  vorhandenen,  sondern  nach  Bellorfs 
«od  HDgeblicb  Falvins  Ursinna  Zeichooagea  wiederhergestellten  Tb«i- 
len.  Das  mittlere  kleine  Stack  zeigt  die  Inschrift  BASIL  und  in  anderer 
Richtung  die  Bnehstaben  RTAT,  die  darch  das  grosse  nachgebildete  StHck 
saLIBEftTATlS  ergänzt  werden.  Damit  bat  man  aua  ein  (wenn  ich  aielit 
irre)  auch  nicht  mehr  im  Originale  vorhandenes  kleines,  einzeln  gefun- 
denes StBck  verbunden,  worauf  EMILI  steht,  offenbar  nur  aus  dem 
Grunde ,  weil  man  nach  Cicero  die  Basilica  Aemiiia  und  das  Atrium 
Libertatis  sich  beisammen  denken  zu  müssen  glaubte.  Man  scheint 
dafür  auch  noch  ein  Argument  aus  Plntareh  und  Tacilos  entnommen 
zu  haben.  Als  nämlich  die  Nachricht  von  Otho*s  Vecrath  und  dem 
Abfalle  der  Pratorianer  an  Galba  gelangte,  wurden  von  seiner  Parthei 
die  deutseben  Truppen,  welche  im  Atrium  Libertatis  lagen ,  herbeige- 
rufen. Tacit.  Hist.  l,  31.  ut  Germanieos  miiites  e  Libertatis  atrio 
arcesserent.  Nun  sagt  aber  Plntareh,  die  ersten  Truppen  seien 
durch  die  Basiliea  Panlli  auf  das  Forum  gekommen.  Galb.  26.  «ipci^ 
vovxo  jrqiMtov  tmtilg^  sha  ojtXUai  8iä  trj9  IlavXov  ßautiXtnrJ9  ^(^ostpeQo- 
usvot.  Allein  das  sind  die  aus  dem  Marsfetde  oder  vom  Lager  der 
Pratorianer  herbeisturmenden.  Die  Deutschen  schwankten  lange :  Ger-' 
fnaniea  vemilla  diu  nutavere;  oder  sie  kamen  nach  Sueton.  Galb. 
JO.  zu  spSt:  itinere  devio  per  ignorantiam  locorum  retardaü;  was 
auf  die  Lage  des  Atrium  bei  der  Basiliea  nun  gar  nicht  passt.  Vgl. 
d.  Abseha.  über  den  Aventin. 

39)  Sie  ist  so  auf  dem  Plane  II.  angegeben ,  ohne  jedoch  eine 
solche  Lage  Tdr  gewiss  ausgeben  zu  wollen.  Man  könnte  selbst  zwei- 
felhaft werden,  ob  die  Aemiiia  dem  Forum  ihre  Fronte  zukehrte,  oder 
ob  sie  ihrer  Lange  nach  an  demselben  lag.  Denn  da  sie  post  argen- 
tarias  novae  gebaut  wurde ,  so  kann  damals  ihr  Haupteingaog  nicht 
vom  Forum  gewesen  sein.  In  diesem  Falle  würde  eine  zweite  auf  die« 
ser  Seile  nicht  Platz  finden.  Dieses  Bedenken  erhält  noch  mehr  Ge- 
wicht durch  eine  Münze,  welebe  sich  auf  die  Wiederherstellung  durch 
M.  Lepidus  bezieht  und  die  Basilica  von  der  Seite  zeigt  (s.  unsere 
Taf.  n.  7.).  Ob  dagegen  wiederum  in  Gic.  in  Vatin.  0.  und  ad  fam. 
XIV,  t.  verbmden  mit  Plntareh.  Gat.  min.  5.  ein  Grund  liegen  kSnne, 
die  Porcia  nebes  der  Gorie  am  Foram  anzuaehmen ,  will  ich  nieht  eat- 

20- 


306    

Weniger  wissen  wir  von  der  dritten  BasiCca,  der  Sem^ 
pronia,  im  J.  584.  vom  Censor  Ti.  Sempronius  Gracchua 
erbaut.  Er  kaufte  dazu  das  Haus  des  Scipio  Africanus  und 
mehrere  angrenzende  Tabernen ,  pone  f^eieres^  bei  der  Bild- 
säule des  Vertumnus  ^'^^)«  Dieses  Signum  f^ertumni  aber 
stand  im  Vicus  Tuscus,  und  zwar  am  Ende  desselben  ^^),  so 
dass  es  sehr  zweifelhaft  wird,  ob  die  Basilica  überhaupt  als  an 
Forum  stehend  betrachtet  werden  kann.  Die  gewöhnliche  Mei- 
nung ist)  dass  die  lulia  an  ihre  Stelle  getreten  sei ;  allein  dem 
stehen  mehrere  Bedenken  entgegen ,  worüber  bei  Letzterer  z« 
sprechen  ist.  Wenn  man  berücksichtigt,  dass  der  Vicus 
Tuscus,  das  Velabrum  und  Forum  Boarium  Orte  lebhaften 
Handels  waren,  so  erscheint  die  Anlage  einer  Basilica  in  die- 
ser Gegend  als  sehr  angemessen.  Die  Sempronia  wird  aber 
weiter  gar  nicht  erwähnt  und  so  ist  es  uugcwiss,  ob  sie  in 
späterer  Zeit  noch  vorhanden  gewesen ,  oder  ob  vielleicht 
durch  eine  der  Feuersbrünste,  welche  diese  Gegend  mehrmals 
verheerten,  sie  ihren  Untergang  fand  und  nicht  wieder  erbaut 
wurde. 

Ausser  diesen  drei  Basiliken,  über  deren  Existenz  in  den 
Zeiten  der  Republik  kein  Zweifel  ist,  wird  noch  eine  vierte, 
die  Opimia,  genannt.  Sie  ist  aus  eiuer  einzigen  Erwähnung 
bekannt,  bei  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  155.  Senaculum  supra 
Graecostasin ,  übt  aedis  Concordiae  et  basilica  Opimia, 
Ausserdem  findet  sich  nicht  die  leiseste  Andeutung  über  sie. 


scheiden.  Die  tabula  Faleria  soll  allerdinfs  an  einer  Seitenwand  der 
Curie  gewesen  sein  (Anm.  599.)?  ^^  ^^^  ^^^  Cicero^s  Worten  folge^ 
dass  dort  der  Versauiinlungsert  der  Volkstribunen  gewesen  sei ,  ist  mir 
nicht  klar;  und  auch  dann  noch  ist  der  Beweis  nicht  stringent.  So 
bleibt  also  jede  geoanere  nestimmuog  höchst  unsicher.     Vgl.  S.  310. 

540)  Liv.  XL IV,  16.  Ti.  Sempronius  ex  ea  pecunia,  quae  ipsi 
atlributa  eratj  aedes  P,  AJrieani  pone  yeteres  ad  fertumni  »ignum 
lanienasque  et  tabemae ,  eoniunclas  in  publicum  emit  b(uilieamqu0 
faciendam  euravit,  quae  pottea  Sempronia  appellata  est. 

41)  Pseudo-Ascou.  z.  Cic.  Verr.  I,  59.  Signum  rertumni 
in  ultimo  vico  Thurario  est  (i.  e.  Tusco) ,  sub  basilicae  angulo  fls- 
ctintibus  se  ad postremam  dexleram  partim.  Der  ullimus  vieus  Tuscus 
kann  nur  an  der  Grenze  des  Velabrum  gedacbt  werden ;  sein  prinei- 
pium  ist,  wie  das  des  Ingarius,  am  Forum.  Ob  aber  die  erwähnte 
Basilica  die  Iniia,  oder  einer  alten  vom  Scholiasten  benatztea  Nach- 
richt zufolge  die  Sempronia  sei,  das  ist  ganz  ungewiss. 


—  so»  

und  darf  man  aueh  sonst  von  nar  einmaliger  Erwähnang  sonst 
unbekannter  Stellen  kein  Bedenken  gegen  die  Richtigkeit  her- 
nehmen,  so  seheint  doch  in  diesem  Falle  der  Zweifel  sehr  be» 
gründet.  Nach  dem  Untergange  des  C.  Gracchus  erbauete  der 
Consnl  Opimius  nach  dem  Beschlüsse  des  Senats  einen  Tem«. 
pel  der  Concordia^^).  Darunter  kann  in  keinem  Falle 
eine  Wiederherstellung  des  von  Camillns  am  Clivus  Capitolinus 
geweiheten  Concordientempels  verstanden  werden,  sondern 
ein  Neubau,  der  eben  unter  diesen  Umständen  anstossig  er- 
schien. Gleichwohl  stand  auch  er  am  Markte  und  es  scheint 
mit  Sicherheit  anzunehmen,  dass  er  an  die  Stelle  der  von  Fla- 
vius  auf  dem  Vulcanal  errichteten  Aedicnla  Concordiae  trat. 
Diesen  Tempel  nun  meint  offenbar  Varro ;  aber  dass  Opimius 
zu  gleicher  Zeit  eine  Basilica  gebaut  habe,  davon  wird  nir- 
gends etwas  berichtet.  Der  Text  Varro^s  scheint  verderbt  zu 
sein.  Der  Havniensis ,  welcher  nach  dem  Florentinus  *^)  die 
beste  Autorität  zu  sein  scheint,  lässt  den  ganzen  Satz,  Sena^ 


542)  Appian.  Civ.  I,  26.  ^  Si  fiovXfj  xal  veuw 'Oftovoias  ttvTOP 
IV  oyo^a  TTf^oiira^Bv  iytiQai,,  Plotarch.  C.  Gracch.  17.  yviaas  rove 
noXiiois  t6  xaTOcnuvaa&iv'Ofioyoiae  U^ov  i/no  xot'Onifiiov.  Aaj^astia. 
de  civ.  dei.  111,25.  Eleganti  $ane  senahttconsullo  eo  ipto  ioco,  tibi 
fttnereus  ilie  /umullvs  commu$us  est,  uhi  tot  cives  ordinis  cuiuaque 
cecideruni,  aedes  Concordiae  Jacia  est,  ut  Gracckorum.  poenae  testis 
coMcionantum  oculos  feriret  etc.  Sehr  zweiFelbaft  bio  ich ,  ob  viel- 
leicht hieher  aach  der  aoerklärlicbe  Vers  b.  Plaut.  Cnrc.  IV,  1,  2i. 
gehöre. 

Ditis  damnosos  maritos  apud  Leucadiam  Oppiam. 
Bs  ist  offjCDbar  aar  der  amgemodeUe  Vers  11. 

Ditis  damnosos  maritos  sub  basilica  quaerito, 
aber  nebea  seiner  Unverstäodlichkeit  ist  er  auch  metrisch  uorichtig. 
Der  Vet.  cod.  Cam.  hat  allerdings  nach  Pareus  Oppiam :  aus  geringe- 
ren Handschriften  führt  derselbe  an  Operiavi.  Die  Vermuthung  liegt 
also  nahe,  dass  Opimiam  zn  lesen  sei.  Den  Namen  Leucadiam  aber 
gestehe  ich  in  keiner  Weise  erklären  zu  können.  Sollte  zu  lesen 
sein :  apud  Concordiam  Opimiam  ?  Oder  liegt  darin  irgend  eine  ver- 
borgene Anspielung  auf  das  Gehässige  des  Baus,  da  auch  Piutarch  an- 
führt, dass  einmal  ein  Spottvers  daran  geschrieben  worden  sei? 

43)  Was  hier  von  dem  Florentinus  zu  halten  sei,  darüber  bin  ich 
ganz  im  Unklaren.  Spengel  giebt  nach  Victorius  durch  den  ganzen 
Abschnitt  Varianten  ans 'ihm.  Gleichwohl  sagtNiebuhr,  ßesehr.  d, 
St.  R.  III  A.  S.  67.  ,,Bs  scheint  offenbar,  dass  die  Stelle  des  Varro  — 
unklar,  wie  dnrcbv^nsg  sein  Tezt^  und  hier  fehlt  leider  die  f le- 
ren tini  sehe  Handschrift  —  doch  so  viel  darthut,  dass  vom  Co- 
mitium  na<^h  der  Curie  gewandt,  die  Basilica  Opimia  und  das  Vnloanal 
racbts  1agcn.<<  etc. 


—  3ia  — 

eulmn  ^^  Opimia  aus«  Ich  denke  mir  es  als  iii8|^ch,  dass 
gestanden  habe:  ubi  aedü  Concor Aae  Opimia  et  basiUea. 
Ob  dann  noch  Porcia  hinzugefügt  gewesen  sei,  will  ich  nicht 
entscheiden ;  aber  sie,  glaube  ich,  ist  gemeint,  und  das  wurde 
dann  allerdings  gegen  die  Lage  am  Forum  selbst  sprechen. 
Wie  dem  auch  sei,  so  viel  ist  gewiss,  dass  die  Existenz  einer 
Basilica  Opimia  sehr  problematisch  erscheint. 

Das  Vulcanal  mnsste,  wie  schon  erwähnt  worden,  fast 
ganz  von  dem  Goncordientempel ,  der  Graecostasis  und  dem 
Senaculum  eingenommen  werden;  von  den  Schicksalen  der 
Curie  aber  wird  bis  gegen  das  Ende  des  siebenten  Jahrhun- 
derts nichts  bekannt.  Es  hat  nicht  fehlen  können,  dass  auch 
sie  mehr  als  ein  Mal  erneuert  worden  ist;  allein  Sulla  der 
Dictator  ist  der  Erste,  welcher  als  Wiederhersteller  genannt 
wird  ***).  Sein  Bau  brannte  bekanntlich  im  J.  700.  bei  Clo- 
dius  tumultoarischem  Leichenbegängnisse  ab-^^),  und  in  her- 
kömmlicher Weise  erfolgte  der  Wiederaufbau  durch  seinen 
Sohn  Fauslas-*^).  Allein  der  neue  Bau  stand  nur  kurze 
Zeit-^^),  weil  Caesar  Sulla's  Namen  auch  von  diesem  Monn-^ 


544)  PI  In.  XXXIV,  6,  !2.  Jnvenio  ei  Pi/thaf^orae  et  Alcihiadi 
in  eornihus  comHii  positat  (staluas)  cum  hello  Samniti  Apollo  Py- 
Ihtvs  fortUsimo  Graiae  gentis  iussisset  et  altert  saptentissimo  n- 
mulacra  eelebri  ioeo  dicarL  ea  steiere  donee  Sulla  dictator 
'  ihi  euriamfaeeret.  s.  die  Anm.  546.  Der  Ausdruck  in  corni" 
bus  comitii  macht  einige  Schwierig^keit.  Es  kann  domit  nichto  gemeint 
sein^^  als  die  Ecken,  gerade  wie  Tacitos  vom  Tribunal  sagt,  Ann. 
I,  75.  iudiciis  adsidebat  in  cornu  tribunalie,  ne  praetorem  eu* 
ruli  depelleret,  woFdr  bei  Sneton.  Tib.  33.  assidebafque  mUtim, 
vet  ex  adverso  in  parte  primori.  Allein  wären  die  Statuen  an  ver- 
schiedenen Ecken  aufgestellt  gewesen,  so  hätte  doch  nur  eine  dem 
Baue  Sulla's  im  Wege  sein  können.  Also  ist  wohl  in  eomibu*  soviel 
als  t'n  cornu. 

45)  Cic.  p.  Mil.  33.  mit  Ascon.  p.  34  Or.  Philipp.  VI,  4. 
Ascon.  z.  Cic.  In  Pis.  4.  p.  8.  Dio  Cass.  XL,  49.  Appian, 
Civ.  II,  21. 

•*6)  U IQ  Cass.  XL,  50.  t<5  r«  ßovXtvr^^tor  rtf  *avar«  rf  tüS 
JvXXov  vtu  avotxoSofi^acit  frQoSiTuiap,  ^v  fiir  ya^  ro  'OatiXun^  ^  /»«r«- 
axivaüTO  3i  vno  rov  SvXXüv.  XLIV,  5.  fiovXtvTJJQMy  xi  r*  »aiv6p 
jTot^aat  n'^ociraSar  (Caesari),  insi^^  ro  'OorüUor  xotirc^  aromoSofui» 
^*v  *ardrf(^(hj  *  n^oipaaiv  fUv  rov  paov  Biwxla9  iyrav&a  ouufioptf&n* 
1'«*,  bv  ual  6  ^iir&dos  iinta^xiiaae  ii^noi^aiv  •  ijpy^  ^i,  ouot9  f^^re  «r 
txeii^i^  ro  rov  JSMov  ovofia  awZ^tro. 

47)  Erwähoongen  4er  Curie  »ach  dem  Wiedemafbaae  b.Cie.  p, 
M.  Marc.  3*  5.  p.  Lig.  12.  p.  Deiot.  2. 


Sil    

neDte  tilgen  wollte.  Ein  GelöMe  Aente  zn»  Vorwande,  sie 
niederreiisen  za  lassen  und  an  ihrer  Stelle  einen  Tempel 
der  Felicitas  zn  weihen  (708.).  Ob  denrnn^jeaehtet  sie 
später  wieder  erbant  worden  sei,  darüber  wird  in  der  nächsten 
Periode  gesprochen. 

Nachdem  so  die  Hanptseilen  des  Forum  mit  ihren  Gebän^ 
den  bestimmt  sind,  bleibt  noch  die  Betracfatnng  der  westlichen 
Seite  anter  dem  Capitolinns  übrig,  und  am  schicklichsten  be- 
rucioiichtigt  man  Uer  gleich  die  sämmtlichen  am  Fusse  und 
Abhänge  des  Hagels  gelegenen  Gebäude,  weil  sie  gewissei^ 
massen  zum  Forum  gehören,  oder  doch  unmittelbar  sich  au 
dasselbe  anschliessen.  Dieser  kleine  Raum  ist  noch  jetzt  mit 
zahlreichen  Resten  der  bedeutungsvollsten  Denkmäler  ange*- 
fallt,  weiche  zum  Theile  erst  neuere  Ausgrabungen  offen  gn^ 
legt  haben,  und  es  giebt  daher  im  alten  Rom  nicht  leicht  eins 
Stelle,  deren  Restauration  sich  so  vollständig  als  hier  geben 
liesse.  Eben  daher  ist  aber  eine  chronologische  Nachweisnng 
weniger  nöthig  und  erspriesslich,  indem  die  noch  vorhandenen 
Reste  sich  gegenseitig  erklären  müssen. 

In  der  Linie  der  Sacra  via,  welche  an  der  Basilica  Paulli 
vorbeiftthrte,  steht  jetzt,  noch  im  Forum  selbst,  der  Triumph- 
bogen des  Septimius  Severus.  Die  Strasse  führte 
durch  seinen  mittleren  Bogen  und  wandle  sich  dann  links,  wo 
der  Clivus  Capitolinus,  der  zum  Tempel  des  lupiter  fuh- 
rende Steig,  der  Weg  der  Triumpbzüge  nach  dem  Capitole,  be- 
gann ^'^^).  Hinter  dem  Triumphbogen  zur  Rechten  des  Clivus 
sieht  man  noch  zum  grössten  Theile  den  Plan  des  berühmten 
Tempels  der  Concordia,  von  M.  Furios  CamiUus  (388?) 


548)  SeiD  Pflaster  liest  Jetzt,  to  weit  die  neaeo  Aolagea  die  Auf- 
Srabaog  gestattet  habeo,  08*00.  Et  dürfte  wohl  Dicht  nebr  dasselbe 
eein,  60$  die  Ceasoreu  Q.  Fuivius  Flaceas  ead  A.  Postumius  Albious 
im  J.  579.  wie  es  scfaeiot,  zuerst  Anlesen  iiessem.  Liv.  XLI,  27.  e/i- 
tfum  Capitolinum  stitee  stemendum  euraverunt  et  porticum  ab  aede 
Satumi  in  Captfoiium  ad  $enaeulum  etc.  Aaf  sehr  anschanliche 
Weise  erklärt  sich  hiernach,  was  Cicero  von  dem  Gebraoche,  beim 
Anfsteigeo  des  Triamphs  zam  Capitole  die  Geransenea  in  das  Gefäog- 
niss  fahren  zn  lassen,  sagt.  Verr.  V,  30.  cum  de  foro  in  CapHolium 
CHfTum  ßmetere  indpiunt,  iiios  duci  in  earcerem  iubent.  Das  Ge- 
fängniss  liegt  zar  Rechten,  der  Zog  wendet  sich  links.  VgL  Zon.  VII,  'iU 


31«    

nach  Ausgleichimg  des  Zwistes  der  StSnde  gegrändet  ^»),  Die 
grosse  Vorhalle  des  Tempels,  zu  deren  Höhe  Stufen  fahrten, 
war  yielleicht  in  früherer  Zeit  die  mehrmals  erwähnte  area 
Concordiae*^),  und  vielleicbt  ist  davon  das  hier  genannte 
Senaculam  nicht  verschieden^^).  Der.  Tempel  wurde  im 
J.  747.  von  Tiberlus  neu  erbaut  und  unter  seinem  nnd  Dnisus 
]>^amen  geweihet  ^^),  Eine  Menge  trefflicher  Kunstwerke  wuN 
den  darin  aufgestellt  ^^).  Wie  er  übrigens  in  der  Zeit  der  Re* 
pubb'k  häufig  zu  Senatsversammlungen  gebraucht  worden  war, 
so  diente  er  dazu  auch  noch  unter  den  späten  Kaisem  ^). 

Neben  dem  Tempel  der  Concordia,  ebenfalls  über  den 
Clivus,  steht  die  Ruine  derdreiSäulen,  die  sehr  verschieden, 
am  häufigsten  aberlupiterTonans  benannt  worden  ist.  Dass 
sie  dem  nicht  weniger  berühmten  Tempel  desSaturnns  an- 
gehört, ist  eine  der  entschiedensten  Gewissheiten,  die  nnr  noch 
von  Leuten,  welche  ihr  Dafürhalten  höher  stellen  als  die  Quellen, 
oder  absichtlich  die  Aogen  verschliessen,  verkannt  werden  kann. 


549)  Ovid.  Fast.  I,  641  ff.  Platarch.  Camill.  42.  T^  ^  vor«- 


o 

Tempels,  der  gerade  dem  Foram  zugekehrt  ist.  Eben  so  treffend  sagt 
Fest,  p.  H47.  uhi  nunc  est  aedis  Coneordiae,  inier  Capitolium  et 
forum ;  denn  der  Tempel  liegt  dicht  am  Berge  und  anter  ihm,  jenseit 
des  Clivus,  beginnt  das  Forum.  Endlich  bezeichnet  seine  Lage  genau 
auch  Dio  Cass.  LVIII,  11.  nhfoiov  tov  oixr/fiaTos  ir  xtf  *Oftovohi^f\ 
denn  der  Carcer  liegt  ganz  nahe  bei  dem  Tempel. 

50)  Liv.  XXXIX,  56.  sanguine  pluUse  in  area  Coneordiae  sa* 
iig  credebant.  XL,  10.  Jn  area  Fuleani  et  Coneordiae  »anguinem 
pinit,  lul.  Obs.  59.  In  area  f^ulcani  per  biduum^  in  area  Concor^ 
diae  totidem  diebus  sanguinem  piuit,  vgl.  60.  Indessen  Ist  es  aach 
möglich,  dass  die  Concordia  auf  dem  Vulcanal  selbst  gemeint  ist.  Die 
Treppe  des  Tempels  erwühnt  Cic.  Phil.  Vll,  8.  (eqnites  Romani) 
qui  frequentissimi  in  gradibus  Coneordiae  tteterunt,  vgl.  Anm.  573. 

51)  Fest.  p.  347.  So  nahe  es  liegt,  an  eine  Verwechselnog  mit 
dem  Senaculum  am  Comitium  zu  denken,  wo  ja  auch  ein  Concordien* 
tempel  war,  so  wird  diess  doch  widerlegt  durch  M  aerob.  I,  8.  (Sa* 
turnus)  habet  aram  et  ante  senätttlum.  Die  ara  Saturoi  aber  war 
eben  hier. 

52)  Dio  Cass.  LV,  6.  Sneton.  Tib.  20. 

53)  PI  in.  XXXIV,  8,  19.  n.  73.  80.  89.  10,  36.  n.  66.  131. 
XXXVI,  27,  67.  XXXVn,  1,  2. 

54)  Lamprid.  Alex.  6.  Quum  tenatui  frequen»  in  euriam, 
h,  e,  in  aedem  Coneordiae  tempium  inaugttratutn  eonveniuet  Vo* 
pisc.  Prob.  11. 


313    

Ehe  jedoeh  der  Beweis  gelBhrt  wird,  ist  die  äheste  Gesciüehte 
der  satomischen  Heiligthämer  am  Clivns  Capitolinas  zu  beruh'» 
res.  Es  be&nd  sich  dort,  angeblich  ans  den  Zeiten  der  satur- 
nisehen  Colonie  slammend,  eine  uralte  Ära  Satnrni,  wel- 
clie  Dionysios  als  noch  in  seiner  Zeit  bestehend  augiebt  and 
die  also  von  dem  später  erbauten  Tempel  zu  unterscheiden 
ist  ^^^).  Dabei  soll  auch  ein  Sacellum  Ditis  gewesen 
sein  ^^).  Der  Tempel  aber  soll  im  J.  256.  A.  Minucio  M. 
Minucio  Coss.  geweihet  worden  sein,  wiewohl  Andere  berich- 
teten, dass  die  Dedicationsinschrift  einen  Consul  des  vorher* 
gehenden  Jahres,  T.  Lartins  genannt  habe,  nnd  das  Beginnen 
des  Baus  dem  Tarquinius  Soperbus,  ja  selbst  Tullus  Hostilius 
zugeschrieben  wurde  ^^).    Er  wird  von   den  Schriftstellem 


555)  Dion  ys.  I,  34.  xal  t6v  ßiafxov  t^  Kqavta  rovs*Eneiol9  i8qv' 
aßod'ai  fii-&*  *HQtutliov9,  6s  i'r«  *al  vvv  SiafiivBi  itctqa  zfj  ^i^fj 
Tov  Xotpov  «aza  rr^v  avodov  ryv  an 6  xiJQ  dyo(fäe  wi^ov 
aar  siQ  ro  KantroHtov^  t^v  re  -d^vaietv,  rjv  ttal  tn  ifiov  Pojfia7o$ 
t&vov  X.  1.  X,  lo  eioer  zweiten  Stelle,  wo  von  dem  Baue  des  Tempels 
die  Rede  ist,  kauo  es  zwar  scfaeineo,  als  habe  dieser  den  Altar  er- 
setzt :  VI,  ] .  iitl  TOVTfuv  (paal  rwv  vnaTvnv  tov  vtotv  xad'uq(0'&^va&  r^f 
KQovta  xuTu  typ  avodov  tt/v  ete  to  KayriTwXiov  ipi(fOvaav  in  t7]S  ayo^äs 
»al  d7jfioT6Xc7g  avaSiiyj&7^va&  reu  d'tt}  xa^*  txaarov  iviawov  iograe  re 
ttal  ^vaias.  ro  ^e  fr^orov  ßwfiiv  avzod't  mad'iBgvad'ai  Xlyovaiv  vqt  *Hip(C« 
ftUovQ  Ttareaxtvaofiiyov  ic.  r.  X.  Allein  anderweitige  Erwähnungen  des 
Altars  lassen  an  dessen  Bestehen  unabhängig  vom  Tempel  nicht  zwei- 
feln. Fest.  p.  32^.  Satumii  quoque  dicebantur,  qui  castrum  in  imo 
clivo  Capitolino  incolebant,  ubi  ara  dicata  ei  deo  ante  bellum  Tro- 
ianum  videtur,  quia  apud  eam  snpp  lican  t  apertit  eapiti- 
bu8  etc.  Das  ist  also  ein  Schlnss  aas  dem  Gebraache,  der  noch  be- 
stand. Mac  roh.  Sat.  I,  8.  unterscheidet  aosdriicklicb  Altar  nnd 
Tempel:  habet  aram  et  ante  tenatulum.  illie  Graeco  ritu  captte 
aperto  res  divinaßt,  quia  prima  a  Pelasgis,  post  ab  Hereule  ita  eam 
a  principio  faetitatam  putant  Aedem  vero  Satumi  aerarium  Ro- 
mani  esse  voluerunt.    Vgl.  d.  folg.  Anm. 

56)  Mac r ob.  Sat.  I,  11.  Pelasgos  —  eoepisse  Satumo  cereos 
poHut  aceendere  et  in  saee llum  Ditis  arße  Satumi  cohae* 
rons  oscilla  quaedam  pro  suis  capitibus  ferre, 

5T)  Liv.  Iljji^  Dionys^  VI,  1.  s.  Anm.  554.  Er  setzt  hinzu: 
ri^v  Sa  yQag)^v  rijs  tSqvaewf  rov  vaov  nvfs  fxiv  torooovat  XaßeTv  Tiror 
^apxiov  TOV  imavsvaovra  r«?  Tt^oa&sv  tviavTtS,  oi  oh  ßaatila  Tagnif 
viov  Tov  inmeaovra  Ttjs  «(>r^C"  xijv  Bi  »a^i^gtoatv  rov  vaov  XaßBiv  JTo- 
oTovttov  Kouivtov  xarä  yn^tptofia  ßovXijs*  Macrob.  I,  8.  Tu If um  Ho* 
stilium,  cum  bis  de  Albanis,  de  Sabinis  tertio  iritemp hasset  j  inveni 
fanum  Satumo  ex  voto  conseeravisse  et  Satumalia  tune  primum 
Romas  instittita,  quamvis  Varro  libro  sexto  ^  qui  est  de  sacris  ae- 
dibus,  scribat,  aedem  Satumo  ad  forum  Jaciendam  locasse  L.  Tar^ 
qtiinium  regem.  T.  vero  Larcium  dtetatorem  Saturnalibus  eam  de- 
dieasse.    Nee  me  ßfgit,  Gellium  scribere^  senatum  deerwisse,  ut  ao" 


314    , 

fAs  unmittelbar  am  Forum  stehend  genannt,  am  untersten  Ende 
des  Ciivus  ^^^).  Wie  vortrefflich  aber  auch  diese  Beseichnun- 
gen  auf  die  Ruine  der  drei  Säulen  passen,  so  sind  sie  doch 
nicht  so  stringent,  dass  sie  nicht  auch  auf  einen  anderen  nahen 
Tempel  bezogen  werden  könnten.  Denn  diese  Seite  des  Fo^ 
rum  zeigt  überhaupt  drei  Tempelruinen :  den  Concordien- 
tempel,  über  den  kein  Zweifel  ist;  die  drei  Säulen, 
und  die  Ruine  der  achtSäulen.  Letztere,  zur  Linken  des 
Ciivus  steht  dem  Forum  noch  näher  und  kann  allenfalls  auch 
lA  imo  cliüo  genannt  werden.  Da  nun  im  Monumentnm 
Ancyranum  die  Basilica  lulia  tnter  aedem  CoMtorU  et  00- 
dem  Saturni  angegeben  wird,  so  bat  Ganina ^*)  die  acht 
Säulen  für  den  .Saturnustempel  erklärt,  die  drei  Säulen  aber, 
die  auch  er  früher  dem  lupiter  Tonans  zutheilte  für  den  Tem- 
pel des  Yespasian^^).  Das  diess  unrichtig  sei,  lehrt  schon 
S  e  r  V.  z.  A  e  n.  II,  1 16.  Orestü  vero  ossa  Aricia  Romam  trans^ 
/ata  sunt  et  condita  ante  templum  Sattitni^quod  est  ante  ciivum 
CapitoUnum  iuxta  Concordiae  templum.i  denn  liegt 


des  Saturni  ßeret,  eique  rei  L,  Furium  tribunum  tniiiium  pratfuiise, 
Daj  köoote  nur  «ioo  HesUaratioa  sein,  etwa  323. 

558)  Varro  b.  M  aerob.  1.  I.  ad  forum.  Taeit.  Hist.  I,  27. 
per  Tiberianam  domum  in  Velabrum  inde  ad  Miliarium  aureum  Mub 
aedem  Saturni  pergit.  Das  Miliariam  stand  aber  in  capite  fori.  Daher 
Sneton.  Otb.  6.  fi<  se  in  foro  sub  aede  Saturni  ad  Miliarium 
aureum  opperirentur.  Vgl.  Pia  tareb.  Galb.  24.  Fast.  A mite rn. 
XVI  Kai.  Jan.  Saturno  ad  forum.  Anderseits  wird  er  an  den  Anfang 
des  Cüvas  gesetzt.  Serv.  z.  Aen.  II,  116.  ante  templum  Saturni, 
quod  est  ante  Clivum  Capitolinum.  VIII,  319.  (Sataroos)  et  eibi  op- 
pidum  feeit  $ub  Ciivo  CapiloHno,  ubi  nunc  eiue  aedes  videtur.  Vgl. 
Fest.  p.  322.  in  imoclivo  Capilolino,  Varro  L.  L.  V,  7.  p.  46.  Sa^ 
tumi  fanum  in  faueibu*  (Capitolii). 

59)  Indiea%.  topogr.  p.  159.  Foro  Rom,  p.  30.  Es  sind  avch 
einige  wilikährUeh  verbundene  Fragmente  des  capitölinischen  Plans  za 
Hülfe  genommen  worden,  die  Nibby  zuerst  auf  die  Basiliea  lulia  be- 
sogen  hat.     S.  dar.  in  der  folgenden  Periode. 

60)  Ich  erinnere  mich,  gelesen  zu  haben,  dass  Canina  bei  der 
neuesten  Aufraumung  des  Tabularium  (s.  Bullet,  d,  Imt,  1841. 
Ifarz.)  die  Bestätigung  dieser  Ansicht  gefunden  haben  will,  indem 
die  vom  Tabularium  herab  führende  Treppe  durch  den  Tempel  der  3 
Säulen  verschlossen  worden  sei.  £r  müsse  daher  spater  erbaut  und 
deshalb  der  Vespasiantempel  sein.  Dabei  ist  aber  übersehen ,  dass  ja 
der  Saturnustempel  mehr  als  einmal,  zuletzt  von  Septimias  Sevents 
neu  gebaut  ujid  jedenfalls  erweitert  worden  ist,  wodurch  sein  Verhält- 
nUi  zum  TabBlarioB  noth wendig  verändert  wenlen  musste. 


315    

aneb  der  Tempel  der  acht  S&ulea  dem  der  Coocordia  nahe,  so 
wurde  er  doch  sehr  unschieklich  iusta  genannt  werden  ^^'). 
Aber  es  giebl  viel  schlagendere  Beweise  dafür,  dass  vielmehr, 
wie  Bansen  richtig  annimmt,  die  drei  Säulen  dem  Sa- 
tnrnns,  die  acht  dem  Vespasian  angehören.  Das 
Grenzveraeichniss  der  Notitia,  das  sich  in  dieser  Region 
(VIII)  vor  allen  anderen  mit  völliger  Klarheit  verfolgen  lässt, 
nennt  vom  Carcer  Mamertinus  herkommend:  Templum  Con- 
cordiae,  et  Salumiy  ei  Fetpasiani^  et  Titi,  Da  nun  die 
drei  Säulen  dem  Concordientempel  zanächst  sind,  so  ist  es 
scht)n  daraus  klar,  dass  sie  dem  Satumustempel  angehören. 
Aher  noch  viel  grössere  Gewissheit  erhält  diess  durch  die  In- 
schriftensammlung  des  Anonymus  von  Einsiedeln.  Durch 
sie  sind  uns  glücklicherweise  die  vollständigen  Inschriften  aller 
drei  Tempel,  die  theitweise  noch  an  den  Rainen  zu  lesen  sind, 
erhalten.  Sie  lauten :  Senalus  populusq.  romanus  incendio 
eon\sumpium  restiUäi  dwo  vespasiane  augmtol*  S.  P.  Q.  B» 
impp.  caess.  severus  et  antoninus.  |  pü  Jelic  aag  restüm' 
runt.  S.  P,  Q.  B.  aedem  coticordiae  vetustate  eoUapsä.  in 
ine\üorein  fadem  opere  et  cultu  splendidiore  restituerunt  ^% 
Ist  nun  schon  die  Uebereinstimmung  mit  der  Notitia  in  der 
Reihenfolge  der  Tempel  von  der  grössten  Bedeutung,  so  wird 
endlich  entscheidend,  dass  sich  auf  beiden  in  Frage  stehenden 
Tempeln  die  Inschriften  zum  Theile  noch  finden.  Denn  über 
den  acht  Säulen  lieset  man :  SENATVS  POPVLVSQVB  ROMANVS 
INCENDIO  CONSVMPTVM  EBSTITVIT.  und  auf  dem  Archilrav  der 
drei  Säulen  stehen  noch  die  Buchstaben  ESTITVER.  Diesem  jeden 
Zweifel  niederschlagenden  Argumente  hat  Canina  dadurch  zu 
entgehen  gesucht,  dass  er  die  Inschriften,  welche  beim  Ano- 
nymus fortlaufend  geschrieben  sind,  falsch  abtheilte  und  die 
Worte  Divo  Fespasiano  Augtute  zu  der  mittleren  Inschrift 


561)  Gerade  so  6ageD  dieMirab.  Romae  {Monffauc.  Diar,  IlaL 
p.  293.  Effemeridi  letter.  di  Roma.  I.  p.  383.)  Templum  ConeardiaB 
iuxta  Capitolium,  ante  qvod  areus  triutnphaiis ,  unde  erat  atoensus 
in  CmpiMium,  iuxta  aerarium  publicum <t  quod  erat  templum  Saturni. 

02)  Die  loschrifleo  sind  nach  der  diplomatisch  senaoen  Abschrlfl 
meines  verehrteo  Freaodes  Gastav  Haeaef  gegeben. 


316    

zog.  Nun  ist  zwar  die  Interpunktion  in  dieser  Handschrift, 
wie  in  vielen,  etwas  sehr  Unzuverlässiges;  dass  aber  hier 
das  Punctum  richtig  die  beiden  Inschriften  scheidet,  erweiset 
sich  aus  einer  ähnlichen  (wenn  nicht  gar  im  Wesentlichen 
derselben)  Inschriftensammlung,  deren  Handschrift  sich  in  der 
Riccardiana  zu  Florenz  befindet  ^^^).  Sie  giebt  die  drei  In- 
schriften getrennt  also: 

S.  P.  Q.  R.  incendio  consumptum  restüuit  dioo  FeMpa- 

siano  Aygusto^^). 

S.  P,  Q.  R.  imp,  Caes.  Severus  et  Antonintts  Pii  Jelices 

Aii^gg*  restituerunt. 

S,  P*  Q.  R,  aedem  Concordiae  vettistate  collapsam  in 

meb'orem  faciem  opere  et  cultu  splendidiore  restitue- 

rwTtf«*). 
£s  kann  also  darüber  kein  Zweifel  sein,  dass  der  mittlere 
Tempel,  von  dem  noch  die  drei  Säulen  stehen,  der  Saturnus- 
tempel  ist.  Er  wurde  (710?)  von  L.  Munatius  Plauens  neu 
erbaut  ^®)  und ,  wie  wir  aus  der  Inschrift  erfahren ,  zuletzt 
von  Septimius  Severus  erneuert.  —  Vor  dem  Tempel  stand 
in  aller  Zeit  ein  heiliger  Feigenbaum  und  bei  ihm  eine 
Bildsäule  des  Silva  uns,  um  derentwillen  er  entfernt  wer- 
den musste^').     Der  Tempel  selbst  aber  diente  seit  den  äl- 


563)  S.  Osann,  Sylloge  inscr,  p.  502.  und  die  loschriften  p. 
518  f.  Avs  Ganina,  SugU  antieki  ed\fi%J  —  dalla  ehiesa  dt  S. 
Martina,  p.  2i.  ersieht  man,  dass  in  Florenz  eben  anch  eine  Hand- 
schrift des  Ilinerarinm  des  Anonymus  sich  findet.  In  welcher  Biblio* 
tbek,  hat  er  nicht  für  nothig  f^efonden  anzugeben ;  allein  es  ISsst  sich 
vermulhen,  dass  das  Ilinerarium  auch  hier  mit  der  Inschriftensamm- 
lung verbunden  ist. 

64)  Ueber  die  Frage ,  wo  die  letzten  drei  Worte  gestanden  haben 
mögen,  wird  weiterhin  gesprochen. 

65)  Die  Inschrift  des  Concordientempels  befand  sich  ehedem  in 
der  Laterankirche.  S.  Nibby,  For.  Hont,  p.  137.  Poggio,  Rui- 
nar.  urb,  Romas  descr.  p.  5t.  (1513)  Tührt  von  den  acht  Säulen  eben- 
falls die  Inschrift,  doch  auch  schon  nur  bis  restituit  an  und  giebt  das 
Gebäude  irrthümlich  für  den  Concordientempel  aus.  Nibby  p.  145. 
nimmt  davon  mit  Recht  Gelegenheit,  auf  die  grosse  Unsicherheit  aller 
topographischen  Angaben  aus  dieser  Zeit  aufmerksam  zu  machen. 

66)  Sueton.  Aug.  29.  Inschrift  b.  Grut.  CCCCXXXIX,  8. 
Orell.  590. 

67)  PI  in.  XV,  18,  20.  Fuit  et  ante  Satumi  aedem  (ficus),  Ur- 
bis  anno  CCLX  sublata ,  saero  a  restalibut  Jaeto ,  cum  Siivani  «»- 
mulaerum  subverteret. 


317    

testen  Zeiten  der  Aepnblik  als  Schatzhans  des  Staats,  Aera- 
rium^^^),  worin  die  öfientUchen  Gelder,  wichtige  Docu- 
mente  und  Register ,  wie  auch  die  9igna  miiztaria^*)  auf* 
bewahrt  wurden.  In  wie  weit  dazu  ein  in  keinem  Falle  sehr 
geräumiger  Tempel  geeignet  sein  konnte,  weiss  ich  nicht  an- 
zugeben ;  jedenfalls  aber  stand  er  deshalb  späterhin  in  genaue- 
ster Beziehung  mit  dem  Tabulariom,  das  unstreitig  selbst 
auch  aerarium  war  und  genannt  wurde.  Dieses  Tabularium, 
das  eigentliche  Archiv  des  Reichs,  von  dem  noch  ein  grosser 
Theil  als  Unterbau  des  Palazzo  Senatorio  erhalten  ist ,  erhebt 
sich,  aus  Quadern  von  Tuf  und  äusserlich  Peperin  erbaut  '<'), 
unmittelbar  hinter  den  Tempeln  der  Concordia  und  des  Satur- 
nus  und  nimmt  die  ganze  Breite  des  Forum  ein.  Es  war  er- 
baut nach  dem  Brande  des  Capitols  (670)  von  Q.  Lutatius  Ca- 
tulus,  und  die  Ded'.cation  (674)  war  noch  in  Nardini's  Zeit 
zu  lesen  7').  Dass  es  nicht  das  erste  Tabularium  war,  wel- 
ches Rom  erhielt,  ist  jschon  fräher  (S.  30.)  bemerkt  worden, 
und  schon  die  Gleichzeitigkeit  des  Baus  mit  dem  des  capitolini«> 
sehen  Tempels  lässt  darauf  schliessen,  dass  das  frühere  bei 
demselben  Brande  untergegangen  war;  aber  an  dieser  Stelle 
wurde  es  wohl  erst  von  Catulus  erbaut. 


568)  Platarch.  Pool.  !2.  rafiulov  fih  anidtiia  tot  rov  Kqq^ 
vov  vaoVf  cp  fil%Qiwvv  xQiofjLivoi  ButxiXovQi.  Qnaest.  Ro  m.  42.  Paol. 
Diac.  p.  2.  Solio.  1,  12.  Macrob.  I,  8.  Serv.  z.  Georg.  II,  502. 
z.  Aen.  VIII,  319.  3-i2. 

69)  Liv.  III,  69.  Uaeo  omnia  adeo  mature  p$rfecta  accepimus, 
ui  Signa  eo  ipso  die  a  quaestoribus  ex  aerario  promta  delataque  in 
Campum  quarla  diei  hora  mota  ex  Campo  sint. 

70)  Eine  ausrübrlichere  BescbreibuDg  giebt  Bunseo,  Beseht, 
d.  St,  R.  in  A.  S.  40  ff.  Was  die  Resaltate  der  vor  zwei  Jabren  vor*- 
genommeuea  AofraQinung  im  lonern  gewesen ,  ist  mir  noch  nicht  ge- 
oaaer  ersicbUich  geworden. 

71)  Q.  LVTATIVS.  Q.  F.  Q.  N.  CA'fVLVS.  COS.  SVBSTRVCTIO- 
PTEM.  ET.  TABVLARIVM.  EX.  S.  C.  FACIVNDVM.  COERAMT.  Grut. 
CLXX,  6.  Nardini,  Rom,  ant,  II.  p.  300.  Nibby,  For,  Rom.  p. 
149.  Oreil.  Inscr,  31.  Ueberall  finden  sich  Varianten.  EX.  S.  G. 
giebt  Grater.  S.  S.  Nardini.  DE.  S.  S.  (de  senatos  sententia)  Ma- 
zocchi  (nach  Or.).  Am  merliwiirdigsten  aber  ist  die  Angabe  bei  Pog- 
gio,  Ruin,  Urb.  R.  descr,  p.  50.  „Extaot  io  Capitolio  fornices  da- 
plici  ordine  novis  inserti  aedificiis,  publici  nanc  salii  receptacalam,  in 
qaibas  sculptnm  est  litteris  vetostissimis  atqoe  admodom  humore  salis 
exesis,  Q.  Luctatiam,  Q.  f.  et  Q.  CattuUnm  coss.  (sie)  sabstructioaem 
et  tabalarinm  de  suo  faciundam  caravisse.*' 


318    

Links  vom  Satarnostempel  (für  den  davor  Stehenden)  nnd 
etwas  tiefer  liegt  die  sogenannte  SehoIaXantha,  eine  Reihe 
(jetzt  drei)  gewölbter  nicht  nnter  einander  verbundener  Gemä- 
cher, indem  jedes  nur  vom  Tempel  her  einen  Eingang  hat.  Es  wa-^ 
ren,  wie  die  bei  der  Ausgrabung  in  Marliani's  Zeit  daran  ge* 
fundenen  Inschriften  zeigen,  Expeditionszimmer  oder  uber-^ 
haupt  Amtslocale  für  die  Scribae  und  Praecones  der  Aedi« 
len  ^72).  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  diese  Sehola  in  früherer 
Zeit  zum  Aerarium  gehörte,  da  die  scribae  in  eHvo  Capito* 
Uno  ausdrücklich  genannt  werden  ^^).  Eine  Reihe  ähnlicher 
Gemächer  oberhalb  des  Saturnustempels ,  an  das  Tabularium 
angelehnt  und  von  da  in  einem  stumpfen  Winkel  dem  Clivos 
sich  zuwendend,  ist  durch  die  neuesten  Ausgrabungen  zn 
Tage  gefördert  worden.  Vor  ihnen  liegt  eine  schöne  Säu- 
lenhalle, von  wo  aus  die  einzelnen  Gemächer  ihre  Eingänge 
haben«  Offenbar  hatten  diese  dieselbe  Bestimmung  wie  jene 
untere  Sehola.  Merkwürdig  aber  ist  es,  dass  eine  Inschrift 
auf  einem  Stücke  des  Architravs  der  Halle  von  der  Weihe 
der  Xll  DU  Consentes  spricht  '*),  deren  Aufstellung  an  die- 
sem Orte  um  so  wahrscheinlicher  wird,  da  schon  Yarro  ih- 
rer Bildsäulen  am  Forum  gedenkt  ^%    Die  Halle,  deren  SSu- 


572)  C.  AVILIVS.  LICINIVS.  TROSrVS.  CVRATOR.  SCHOLA- 
RVM.  DE.  SVO.  FECIT-.  —  BEBRYX.  AVG.  L.  DRVSrANVS.  A.  FA- 
BIVS.  XANTHVS.  CVR.  SCRIBIS.  LfBRARIIS.  ET.  PRAECONIBVS 
AED.  CVR.  SCHOLAM.  AB.  INCHOATO.  REFECERVXT.  MARMORI- 
BVS.  ORNAVERVNT.  VICTORIAM.  AVGVSTAM.  ET.  SEDES.  AE- 
NEAS.  ET.  CETERA.  ORNAMENTA.  DE.  SVA.  PECVNIA.  FECE- 
RVNT.  Grat.  CLXX,  3.  Marliani,  Vrh.  topogr,  W,  10.  Lucio 
F  t  n  n  0 ,  Ant.  di  Roma.  p.  49. 

73)  Cic.  Phil.  II,  7.  Quü  enim  eques  Romanus,  quü  praeter  U 
adoleseent  nobiiis  qui  uHiut  ordinis,  qui  se  eivem  meminisset ,  cum 
senatuM  in  hoo  templo  (Coocordiae)  ettei,  in  divo  CapitoUno  non 
fuit?  quiM  nomen  non  deditf  quamquam  neo  eeribae  Mt^fficere,  ne» 
tabuiae  nomina  iiiorum  eapere  potuerunt.  vgl.  p.  Sext.  12.  ad 
AtU  II,  !•  p.  red.  in  sen.  5.  13. 

74)  S.  Buiiei.  d.  InsL  1835.  Bunsen,  BeseAr.  d.  St.  R.  III  B. 
S.  9.  S.  die  Naohtriige. 

75)  R.  R.  f,  1.  Et  quonfam  [ut  aiuni]  dei  faetenfe»  adiuvant, 
prius  invocabo  eos ;  nee,  ut  Homerua  et  Ennius,  Musas,  sed  XII  deoe 
eonsentie ;  neque  tarnen  eos  urbanos,  quorum  imagines  ad  forum  au-^ 
ratae  stant,  sex  mores  et  fnninae  totidem ,  sed  iiios  XII  deos ,  qui 
mas^ime  agrieolarum  duees  sunt. 


31»    

ien  (so  weit  wegen  der  tteuen  Strasse  bat  aufgegrabeii  wer- 
den können)  noch  wiewohl  zerbrochen  oder  doch  in  den  Ba- 
sen erhalten  sind,  fasst  eine  Terrasse  mit  marmornem  Pavi- 
mente  ein,  zwischen  dem  Tabularium  und  dem  Clivns.  —  Den 
achmalen  Gang  zwischen  der  ScholaXantha  and  dem  Satnmiis- 
tempel  nimmt  Bansen  för  den  Ort,  wohin  am  15.  Jani  jeden 
Jahrs  der  Unrath  aus  dem  Vestaheiligtbame  gebracht  wurde, 
und  glaobt  noch  Reste  der  Porta  Stercoraria  zu  finden; 
allein  weder  kann  man  das  ein  angiportum  nennen,  noch  war 
jener  Ort  am  untern  Ende  desClivus,  sondern  in  der  Mitte  ''*). 
Von  andern  Denkmälern  ist  aus  dieser  Periode  nur  noch  der 
aaf  der  anderen  Seite  des  Concordientempels  am  Berge  selbst 
gelegene  Carcer  zu  nennen,  von  dem  schon  oben  (S.  2ß2  ff.) 
gesprochen  worden  ist.  Nicht  weit  von  ihm,  im  Forum  nach 
derBasilicaAemilia  hin,  lag  auch  der  berühmtelanu  Stempel, 
der  schicklicher  in  der  dritten  Periode  in  Betracht  gezogen 

wird. 

Auch  der  innere  freie  Platz  zählte  wichtige  alte  Denkmä- 
ler. Ungefähr  in  der  Mitte  war  der  Lacus  Curtius,  an 
den  sich  die  doppelte  Sage  von  der  Sabinerschlacht  und  von 
der  Aufopferung  des  M.  Cnrtius  knüpfte  '7).    Mit  VerwerAing 


57S)  Das  folgt  schon  aas  Varro  L.  L.  VI,  4.  p.  1^13.  quod  00 
die  ex  aede  Featae  etereus  everritur  et  per  Capitolinum  eli» 
vum  in  loeum  defertur  eertum.  Aber  deatlicher  sa^Fest.  p.  344. 
Siereue  ea  aede  Festae  XFII  Kai.  lul,  d^ertur  in  angiportum 
medium  fere  clivi  Capiiolini,  qui  loctn  elauditur  p&rta 
Stercoraria.  Vgl.  Paul.  Diac.  p.  :K59.  Quando.  Weoo  aaeh  naek 
M aerob.  Sat.  I,  7.  Satnm  den  Beinaniea  Stereuiue  hatte,  so  hÜagt 
das  doch  damit  in  keioem  Falle  sasammen  und  die  Mitte  des  Cllvaa 
Capitoliaus,  der  bis  sur  Hohe  fahrte,  kaon  ja  doch  nicht  ao  seiaea 
Anfangfe  sein. 

77)  Die  erste  Sage  giebt  Liv.  I,  13.  monumentum  eiue  pugH&0, 
ubi  primum  ex  profunda  emersus  paiude  equue  Curtium  in  vaäo  #to- 
tuit^  Curtium  lacum  appellarunt.  Diooys.  II,  42.  6  Si  Koi(^toe 
^okia  fiofdijaag  evv  %lfOvt^  QioZtxai  i%  1^9  lifä>yrj£  za  onla  Ixmv  $mI 
ets  rov  %a^axa  aTtayerat.  ovros  6  ronot  ct^ox^x^ora*  fiip  ^Sij,  ««AfXrcM 
S*  ii  iiui^ov  rov  na^ov^  Xov^wf  Xazos,  «V  fitatf  fialtara  eiv  r^g 
'J^wftaivjv  iyoQa£.  Plutarch.  Rom.  IS.  Ovid.  Fast.  VI,  31^6« 
Stat.  I,  I,  68.  78.  Von  der  zweitea  spricht  selbst  oogläabig  Liv. 
VII,  6.  Plio.  XV,  18,  20.  Valer.  Max.  V,  6,  %.  {in  media  parte 
fori.)  Zoii«r.  VII,  25.  Gros.  HI,  5.  PaoK  Diftc.p.4<^.  Curiiiaoum. 
Aagnst.  de  civ.  d.  V,  18. 


320    

beider  gaben  Andere  in  natürlicherer  Weise  über  den  Namen 
Auskunft,  indem  sie  berichteten,  dass  der  Ort  vom  Blitze  ge- 
troffen und  deshalb  vom  Consul  G.  Cnrtius  (308)  nmsehlossen 
worden  sei,  wonach  man  sich  den  Lacns  als  ein  Puteal  zu 
denken  haben  wird  ^^^).  Ganz  nahe  dabei  standen,  gleichsam 
als  Wahrzeichen  der  plebejischen  Ackerbürger  ein  Feigen- 
baum, eine  Weinrebe  und  einOelbaum;  Letztere  viel- 
leicht etwas  entfernter  und  bei  ihnen  ein  Altar,  der  bei  den 
Spielen  zur  Leichenfeier  Caesars  entfernt  wurde  ^^).  —  Zwei- 
felhaft kann  es  scheinen,  ob  das  Sacrum  Cloacinae  auf 
dem  eigentlichen  Forum  oder,  wie  gewöhnlich  angenommen 
wird*^),  auf  dem  Comitium  stand.  Wenn  auf  der  einen  Seite 
die  Sage ,  dass  Romulus  und  Tatius  an  dieser  Steile  sich  ge- 
sühnt hätten  ^^),  während  zugleich  von  ihrer  Zusammenkunil 
das  Comitium  den  Namen  erhalten  haben  sollte,  für  die  letz- 
tere Meinung  zu  sprechen  scheint,  so  weiset  auf  der  anderen 
die  unmittelbare  Beziehung  auf  den  Cloakenbau  auf  das  untere 
Forum  hin.    Und  ein  solcher  Standort  wird  deutlich  bezeichnet 


578)  Varro,  nachdem  er  die  beiden  Sagen  angeführt  hat,  fahrt 
fort  L.  L.  V,  32..p.  150.  C,  AeliuM  et  Lutatius  tcribunty  eum  iocum 
esse  Julguritum  et  ex  S.  C,  sepium  esse,  id  qitod  factum  est  a 
Curtio  consule,  quoi  M.  Genucius  fuit  coUega,  CitrNum  appellatum. 
Auf  das  Puteal  weiset  auch  hin  Suet.  Aug.  57.  Omnes  ordines  in 
iaeum  Curtittm  quotannis  ex  voto  pro  sattife  eins  stipem  iaciebant. 
Dasselbe  ist  die  ara  bei  Ovid.  Fast.  VI,  397. 

CurtiuM  nie  locus,  siecas  qui  sustinet  aras^ 
Nunc  solida  est  tellus,  sed  laeus  ante  fuit, 

79)  Plin.  XV,  18,  20.  Eadem  (ficus)  fortuito  satu  vivit  in  me- 
dio  foro,  qua  sidentia  imperii  Jundamenta  ostento  fatali  Curtius  ma» 
ximis  bonis,  hoc  est  virtute  ac  pietate  ac  morte  praeclara  expleverat. 
Aeque  fortuila  eodem  loco  est  vitts  aique  olea,  umbrae  gratia  seduli- 
tate  plcbeia  satae;  ara  inde  sublata  gladiatorio  muncre  Divi  lulii, 
quod  novt'ssime  pugnavit  in  foro.  Buns'en,  Beschr.  Hl  B.  S.  45. 
versteht  unter  der  ara  den  locus  Curtius  oder  das  Puteal  selbst,  was 
ganz  unstatthaft  ist;  denn  in  welches  Jahr  man  auch  diese  Spiele 
setzen  möge ,  so  ist  doch  so  viel  gewiss ,  dass  sie  früher  fallen ,  als 
alle  jene  Nachrichten,  welche  vom  Lacus  als  noch  bestehend  sprechen. 

80)  B u  n  s  e  n  ,  Beschr.  III  B.  S.  59.  C  1  a  us  e  n ,  Aeneas  u.  d. 
Pen.  H.  S.  736. 

81)  Pilo.  XV,  18;  36.  Fuit  (myrtus)  ubi  nunc  Roma  est,  tarn 
tum  cum  conderetur;  quippe  ita  traditur,  myriea  verbena  Romanos 
Sabinosque,  cum  propter  raptas  virgines  dimicare  voluissent,  deposi» 
tis  armis  purgatos  in  eo  loco,  qui  nunc  signa  f^eneris  Cluacinae  ha» 
ket;    dum  enim   antiqui  purgare  dieebant.    Vgl.  Serv.    z.  Aen. 

1 ,  7n. 


321    

durch  die  EnShlung  vom  Tode  der  Virginia,  welche  vom  Vater 
nach  den  Novae  tabemae  bei  derCloacina,  wo  er  aus  einer /r»it«- 
na  das  Messer  nimmt  ^*^),  geführt  wurde.  Die  Tabemen  waren  ja 
aber  nicht  am  Comitinm,  sondern  am  Forum.  Bedenkt  man  öber- 
diess ,  dass  jene  Sage  vom  Ursprünge  des  Namens  Comitium 
viel  mehr  auf  witzig  grammatischer  Spitzfindigkeit  als  anf  hi- 
storischer Ueberlieferung  beruht ,  so  wird  man  Grund  genug 
haben,  die  Cloacina  anf  dem  eigentlichen  Forum,  wenn  auch 
nahe  dem  Comitium ,  an  der  Seite  nach  den  Novae  tabema« 
anzunehmen.  —  So  möchte  ich  auch  glauben ,  dass  die  Sta- 
tue des  Marsyas,  welche  als  Sinnbild  städtischer  Freiheit 
galt*^),  nicht  auf  dem  Comitium,  sondern  dem  Forum  im  en« 


582)  Liv.  HI,  48.  tedueit  ßliatn  ae  nutrieem  prope  Cioacina0  ad 
tabemas,  quibus  nunc  NovU  ett  nomen,  afque  ibi  ab  lanio  euiiro  ar- 
reptQ  etc.  Auch  bei  Plaatas  werdeo  Comitium  acd  sacrum  CioaeinnB 
unterscbieden.  Cure.  IV,  I,  tf.  [v^l.  Anm.  603.] 

Qui  periurum  eonvenire  mtlt  hominem  miito  in  eamiiivm  ; 

Qui  mendacem  et  gioriorum,  apud  C/oacinae  saerum, 
MÜDzeo  der  Gens  Massidia  stellen  dieses  Sacram  dar.  S.  uns.  Taf.  V.  d.  4. 
Was  man  alles  daraaf  hat  erkeDoen  wollen,  ist  bei  Bunsen  und 
Clans en  a.  a*  0.  zu  finden.  Ich  kann  mich  mit  solcher  Denkmttler- 
erklamoff  nicht  vereinbaren.  Das  Denkmal  erscheint  als  ein  erhöhe- 
ter  Platz  ^  vom  mit  einem  rundlichen  Geländer  mit  der  Inschrift 
CLOAG  umgeben,  hinter  dem  zwei  (auch  drei)  weibliche  Figuren 
•leben;  daher  bei  Plinius:  Signa  Cioaoinae,  Dass  bei  dem  Gelinder 
nicht  an  die  Rostra  za  denken  sei,  ist  schon  erwähnt  worden  (Anm.  488.); 
eben  so  wenig  aber  möchten  darin  die  Sehranken,  welche  das  Comi- 
tium vom  Forum  schieden,  zu  erkennen  sein,  obgleich  eine  solche 
Abtheilung  wahrscheinlich  Sutt  fand.  Die  Umfassung  ist  aogenrallig 
gerundet  und  zeigt  das  Sacellum  von  der  Vorderseite  als  einen  locus 
septus.  Ob  die  ganze  Form  auf  eine  Schiffsprora  in  beziehen  sei, 
will  ich  weniger  bestimmt  verneinen ;  nur  wurde  sie  eine  andere  Be- 
deutung haben  müssen  als  die  des  Comitium  als  SUatssckiff.  —  Selt- 
sam klingt  die  Nachricht  von  einem  Prodigium  dea  Jahrs  575.  Inl. 
Obs.  62.  Jncendio  circa  forum  cum  plurima  esscnt  dcusta ,  aedes 
Feneris  sine  uilo  vestigio  cremata.  Wenn  hier  nicht  aus  dem  Sa- 
cellum Veneris  Cloa4$inae  eine  aedes  Feneris  geworden  ist,  ao  bleibt 
es  unerklärlich ;  denn  einen  Vennatempel  gab  es  am  Fomm  nie ;  am 
wenigsten  in  jener  Zeit.  Dio  Cassius  sagt  zwar  LIX,  II.  nal 
{*ha)  is  t6  ^ti;  ayo{fi  uätpQcSia&ov  ayakfia  avri7ff_(Dmsillae)  ioofiir^ii^ 
TOP  T4f  ngffi  ^tov  inl  xat9  ojiioiaig  TiftaXß  na^if^mdjj. ;  allein  hier  iat  je- 
denfalls der  Tempel  der  Venus  Genetriz  auf  dem  Forum  inlinm  zb 
verstehen. 

83)  Schol.  Cruq.  z.  Hör.  Sa t.  I,  6,  120.  Marsya  statua  erat 
pro  rostris,  ad  quam  solebant  eonvenire  causidici  etc.  Serv.  z.  Aen. 
IV,  58.  (Lyaeo)  Qui  —  apte  urbibus  libertatis  est  deus;  unde  etiam 
Marsyasy  minister  eius,  civitatibus  in  foro  positus ,  libertatis  tnäi- 
dum  est;  qui  erecta  manu  testatur  nihil  urbi  deesse.  Vgl.  n.  III,  2^- 

21 


329    

geren  Sinne  gestanden  habe»  Sie  wird  -gaass  nabe  den  Roatris 
genannt ;  aber  erst  in  einer  Zeit,  wo  diese  nicht  mehr  an  ihrer 
früheren  Stelle ,  sondern  sub  Veteribus  waren,  —  Auf  dem 
Forum  stand  auch  dieColnmnaMaenia,  eine  Ehrensäole, 
welche  dem  Sieger  über  dieAntiaten  errichtet  worden  war^*^)« 
Dabei  bleibt  eine  andere  Stelle  bei  PI  in  ins  unerklärlich.  Er 
spricht  von  dem  früheren  Mangel  eines  Mitteis,  den  Tag  in 
regelmässige  Abschnitte  einzutheilen  und  giebt  die  oben  er- 
wähnte Weise,  den  Mittag  zu  bestimmen  an,  wenn  der  Ac- 
eensns  Cos.  vor  der  Curie  die  Sonne  zwischen  Graecostasis 
und  Rostra  wahrnahm.  Dann  fahrt  er  fort  YII,  60.  a  eobtmnu 
Maenia  ad  carcerem  mcUnato  sidere  supremam  fronuntiabMt. 
Ob  diess  auch  vor  der  Curie  geschah,  ist  ungewiss.  Yarro 
L.  L.  VI,  2.  p.  187.  sagt  nur:  postea  lex  Praetoria  id  gue- 
fue  iempus  üibet  esse  supremtün^  quo  praeco  in  comitio 
supremam  pronuntitmt  populo^^).  Der  Sonnenuntergang  ist 
nun  überhaupt  nie  von  irgend  einem  Punkte  des  Forum  zu  se- 
hen, weil  das  Capitol  im  Wege  ist ;  er  ist  aber  auch  nicht  ge- 
meint,  sondern  der  letzte  Abschnitt  des  Tags  bis  zum  Unter- 
gange.   Unbegreiflich  bleibt  nur,  wie  der  Carcer  genannt 


Di«  Nike  4er  Rostrt  bezeui^t  auch  S e n e e.  de  b e a e f.  VI,  39.  (luliae) 
ffmim,  tp^um  ac  rostra^  ex  quibut  pater  Ittgem  d$  udulteriU  iuierat, 
filiae  in  stupra  plaeuüte,  quotidianum  ad  Marsyam  eoneursum.  Vgl. 
Dio  Cagi.  LV,  10.  Plin.  XXI,  3,6.  Martial.  II,  64,8. 

584)  PUb.  XXXIV,  5,  11.  Antiquiw  eolumnarum  (celebratio), 
aieut  C.  Maenio^  qui  devieerat  priscot  Latinos.  Livins  VIII,  13^ 
spricht  voD  einer  Reiterstatve.   yg\.  Niebahr,  Rom,  Gesek.  III,  167. 

85)  Durch  Varro's  ansdräcUiche  Erklamos,  dass  es  ia  coaitio 
^schah,  widerlegt  sich  allein  schon  (wenn  solch  abenteaerliche  Idea 
überhaupt  der  Widerlegung  bedarf)  die  Meinung  Hansens,  Besehr. 
III  A.  S.  70.  B.  S.  44.,  der  verbindet:  a  eolumna  Maenia  ad  oaro&rem, 
and  anoimtnt,  dass  »an  durch  eine  angelegte  Leiter  jedesmal  sar 
HShe  der  Säule  gestiegen  sei  und  dort  das  Sinken  der  Sonne  beobach- 
tet habe.  —  Der  Schol.  Gruq.  z.  Hör.  Sat.  I,  3,  %t.  nndPseado- 
Ascon.  z.  Cic.  divin.  in  Caec.  16.  beziehen  die  Colanma  Maenia 
irrthümlich  auf  die  Basilica  Porcia ;  aber  auch  selbst  bei  einem  sol- 
chen Standorte  bleibt  es  unmöglich,  die  Sonne  in  der  Gegend  des  Car- 
cer zu  sehen.  Es  gedenkt  der  CoIumna  Maenia  auch  Cic.  p.  Sezt. 
58. ,  wo  von  dem  Emprange  des  Sextius  bei  den  Gladiatorenspielen 
auf  dem  Forum  die  Rede  Ist :  venit  —  ad  eolumnam  Maeniam,  tan^ 
iuM  est  ejf  omnibtte  gpeetacuiis  tieque  a  (fapitolio ,  tantut  em  fori 
tanoellii  plausus  ewcitatus  etc.  Das  scheint  anzudeuten,  dass  di« 
Säule  gegen  das  Ende  des  Forum  am  Gapiteliavs  stand;  denn  von  da 
baginat  da«  Beifallklatseheo. 


—  ita  — 

werdea  kovale;  deaa  woUn  man  auch  Cnrie  und  Cottdtfauii 
1^  und  wie  man  sich  nberhaopt  aaf  dem  Forum  stellen  mag, 
so  liegt  er  jederzeit  nördlich.  Wenn  nnn  unstreitig  tu  Ver« 
binden  ist:  sidere  a  columna  Mnenia  ad  carcerem  inelüatöj 
d.  h.  wenn  die  Sonne  an  der  Sanle  voritter  sieli  nach  der  Seite 
des  Carcer  neq;te ,  so  scheint  nach  der  mir  Torschwebenden 
Otientimng  ancb  seihst  im  Sommer  der  Carcer  ein  sehr  an- 
geeigneter Punkt  ta  sein«  Daher  IXsst  sich  anch  die  Stelle 
der  Sittle  fiicbt  genauer  angehen.  —  Eine  zweite  berihmt^ 
Ehrensiiule  war  ehenhUs  hier,  die  Golnmna  rostrata« 
welche  im  ersten  pnnischen  Kriege  dem  Seehelden  C.  Dni- 
lins  gesetzt  wnrde  ***);  und  ausserdem  gewiss  manche Ststuey 
wie  die  Beiterstatue  des  L.  CamOlns  und  nach  Livins  auch 
des  Maenius ,  des  Q.  Mardos  Tremulus  ror  dem  Castortei»« 
fdl,  wo  später  auch  dem  L.  Antonius,  dem  Broder  des 
Trinmvir,  die  von  Cicero  so  bitter  verspottele  Statue  aufga^ 
stellt  wurde '^).  Indessen  mögen  die  Denkmäler  auf  diesem 
Theile  des  Forum  nicht  so  zahlreich  gewesen  sein  als  auf  dem 
Condtimn,  da  Sonst  der  freie  Platz  den  mancherlei  Zweekcv^ 
denen  er  diente,  nicht  genügt  haben  würde.  Denn  hier  Wür- 
den erstlieh  seit  d.  J.  282.  in  der  Regel  dieComitia  tri«« 
buta  gehalten,  wobei  man  den  ganzen  Raum  durch  gezogene 
Seile  in  die  nötUgen  Abtheilungen  schied  *>)•    Sedann  hcfand 


580)  PHd.  XXi,  »,  11.  Sil.  ftal.  VF,  163  IT.  Qaint.  J.  0.  I.  7. 
eolumna  f^niraia ,  quae  •»€  C.  Duilio  in  ftv  p&$itm.  BelMDotUcb 
ist,  wiewohl  lehr  frogiiieDtift ,  dra  hscirift  d«r  SKiile  noeh  crhahtfO 
«Dd  bolndet  sieh  in  die  Basic  einer  medernen  NaeMiidaog  der  Sttak 
«iafesetst  aaf  dcai  Gapitale^  lai  Palazaa  de*  Coatervatarl.  Sie  wurde 
bei«  Aren»  Sereri  gefondea,  woran»  tieh  einlsennassea  auf  des  Stand« 
ort  der  Saale  sebliesaea  lässt.  Wevv  ^e  Inseirriflt ,  wie  man  meint, 
einer  spttterea  Wiederharatelloag  des  Monnmeots  aagebtfrt,  so  \si  we« 
nigstens  die  altertbümiiebe  Perm  beibebaften.  y$k  Platner,.  Besekr^ 
d.  St.  R.  ili  A.  S.  »00« 

87)  Wegen  Ganillita  and  Maeninv,  Liv.VIlI,  13.;  wegea  Mareia«» 
IX^  43.  Mareiu9  de  Hemieia  ttiamphafu  im  nrketm  reäiit,  $latuaqu€ 
equegfriw  in  f&ro  daereta  ett^  quoB  anfn  templwn  Cas$orii  poHU  Bit. 
ibrar  sedenbt  anoh  in  bitteren»  Ver|:leiebe  mit  Aatoaias  Gic.  Pbil. 
y\y  5<  In  foT^  L,  Ant0tHi  rtahfum  widemw,  tieut  iUmm  Q.  TremttH, 
qui  Msrmeow  deHHi,  mntB  €^ioris.    Vgl.  S.  91H. 

88)  D  i  o  n  V  s.  VU,  59.  oi  ii  d^it^fot,  ov^aM^v^  «o  si^aa  /«*» 
^rp^ipMxm  imltfüiap,  faßmUit^p  ofroiödsB  fgMofpwiamim^y  hr  aJs  tfi^itXov 
as  f»^  afir<«af>^iu  mff  wtis.    Appiaa.  CiT.  ttly  80.  o»  ^i  #Mras 

21  • 


24    

aich  hier  wenigstens  noch  ein  zweites  Tribunal,  das  aasdrfiek« 
lieh  in  media foro  genannt  wird,  was  auf  die  Cregend  dei 
Castortempels  hinweiset  ^'^).  Gleichwohl  ist  es  zweifelhaft, 
ob  dieses  dasselbe  ist,  welches  als  Tribunal  Aurelium 
wiederholt  genannt  wird'°),  und  das  eben  in  der  Nähe  des 
Castortempels  gewesen  zu  sein  scheint.  Das  Tribunal  des 
Praetor  urbanus  scheint  auf  dem  Comitium  geblieben  zo 
sein;  dagegen  sind  es  durchaus  quaestionesy  welche  als  auf 
dem  Forum  verhandelt  angeführt  werden;  aber  quaesUone» 
verschiedener  Art'^),  und  es  kömmt  daher  in  Frage,  ob  jeder 
Praetor  sein  eigenes  Tribunal  hatte,  oder  verschiedene  Falle 
auf  einem  und  demselben  verhandelt  werden  konnten.  Wahr- 
scheinlicher ist  es,  dass  mehr  als  ein  Tribunal  (natürlich  nicht 
für  alle  Quaestionen)  auf  dem  Forum  war  '^) ;  nur  muss  man 
sie  nicht  als  von  Stein  gebaut,  sondern  von  Holz  aufgeschlagen 
denken  *'),  so  dass  sie  ohne  Mühe  weggenommen  ui^d  wieder 


ir«  fiyy  ayo^av  neQiaxotvtaifisvoi  ryp  Xo'jfrtv  ixaXow,     Tiese  Eiafacbbelt 
WiMf  in  80  spSter  Zeit,   von   der  Appiao    erzShlt,  allerdiogs  aafTalleD 


CharikL  I.  S.  %n. 

589)  Cic.  ad  Quin  t.  fr.  II,  3.  düti  pro  Bestia  de  amhitu  apud 
fraetarem  Cn.  Domitium  in  foro  medio  maximo  eonventu. 

90)  Cic.  p.  Sex t.  15.  in  Pis.  5.  p.  Claent.  34.  p.  dorn.  2* 
Mao  Dimmt  an,  dass  es  vom  Consnl  M.  Anrelins  Cotta  im  J.  680  erbaut 
worden  sei. 

91)  Z;  B.  de  repetundis:  Cie.  p.  Place.  28.  Verr.  I,  59. 
p,  CIneot.  34.  de  ambitu:  ad  Qnint.  fr.  II,  3.  inter  tiea^ 
rioe:  p«  Rose.  Amer.  5.  de  venefieiis :  Liv.  VIII,  18.  lege 
Lieinia  Junta:  in  Vatin.  14.  Aucb  Milo^s  Anklage  findet  aaf 
dem  Forum  Statt.  Das  ergiebt  sich  daraus,  dass  Pompejns  seinen 
Platz  während  der  Verhandlung  vor  dem  Saturnnstempel  nimmt.  Ascon. 
arg.  p.  41  Or.  Sedebat  eo  tempore  Cn,  Pompeiue  ad  aerarivm,  nnd 
ipee  pro  aerario  ui  pridie  eontedit  sepius  deleeta  manu  miiitum. 
Ihn  redet  aber  Cicero  an.  e.  25.  non  hoe  iam  Ciodianum  crimen  fi- 
memue,  sed  tuas,  Cn.  Pompei  {te  enim  iam  appello  ea  voce,  ut  me 
üudire  potsis),  tuas,  tuas,  inquam,  euspiciones  perhorreseimus. 

92)  Nur  so  erklärt  sich  Cic.  in  Vatin.  9.  quum  cum  tu  eon» 
ivlem  in  vineula  dueeree  et  ab  tabula  Faleria  eollegae  tui  mitti  i»- 
berent:  feoerisne  ante  Rostra  pontem  eontinuati*  tribunalibus ,  per 
quem  eon*ul  populi  Romani  —  non  in  earcerem ,  sed  ad  supplicium 
et  ad  necem  dueereturf  und.c.  14.  iudiees  quaestionum  de  proximie 
tribunalibus  esse  depulsos.  vgl.  p.  Glnent.  27. 

93)  Daher  wird  das  Holz  zum  Verbrennen  des  Clodios  von  den 
Trlbanalen  genommen.  Aston.  M ilon.  arg.  p.  34.  Populus  düee  Sem. 


8t5    

aufgebaut  werden  konnten«  —  Ausserdem  aber  war  das  Fo- 
rum bis  über  die  Zeit  der  Republik  hinaas  der  regelmässigt 
Schauplatz  der  Gladiatorenkämpfe,  wobei  das  Volk  ringsam 
auf  Schaagerüsten  und  den  Balcons  oder  Loggien  (maeniana) 
sttschauete  ^**).  Es  geschah  nach  Plinias  zum  letzten  Mala 
bei  der  Leichenfeier  (oder  Tempelweihe?)  des  vergötterten 
lulius  Caesar,  womit  indessen  andere  Nachrichten  nicht  über- 
einzustimmen scheinen'^).  Jedenfalls  steht  die  Veränderung 
in  genauem  Zasammenhange  mit  dem  Bau  des  ersten  Amphi- 
theaters durch  Statiiius  Taurus,  obgleich  anfangs  wahrschein- 
lich noch  oft  der  alte  Schauplatz  beibehalten  wurde.  —  In  ähn- 
licher Weise  und  bei  gleichen  Gelegenheiten  wurde  auch  das 
Foi*um  zu  öffentlichen  Gastmahlen  benutzt  ^^).  Um  diesen 
Zwecken  zu  genügen,  musste  nothwendig  darauf  gesehen  wer- 
den, dass  der  Raam  nicht  zu  sehr  von  Denkmälern  in  An- 
spruch genommen  wurde;  und  darin  liegt  wohl  auch  ein  Grund, 
weshalb   einmal    Censoren    alle    Statuen'^),  welche  prioaii 


Ciodio  scriba  eorpus  P,  Clodii  in  euriam  intuiii  eremaviique  MubielHü 

0t  tribunulibus  ttmensU  et  eodieibus  librariorum,  Dio  Cass.  XL,  49. 

594)  Platarch.  G.  Gracch.  12.  "^/mA^Uv  o  diffiog  e^sao&M  fto* 

feaTootuvaaavrts  i^tfiiad-ovv,  Vitrav.  V,  1.  Gic.  p.  Sext.  58.  Lir. 
XXIII,  30.  XXXJ,  50.  Prop.  IV,  8,  76. 

95)  Pliu.  XV,  18,  20.  ara  inde  sublata  gladiatario  munere  Divi 
lulii,  quod  novissime  puf^nauit  in  foro*  Dagegen  sagtnook 
von  Agnppa's  Leichenfeier,  747.  Dio  Gaas.  LV,  8.  innatinot  inlxf 
*Ayifin'Jiq,  oTtKofiax*^  —  ^^  ^^^^  SsiktoX^^  Sia  re  rijv  n^oQ  rov  'jiy^hmmif 
T^ifATjp^  nal  8ta  t6  noXla  rcivv  ntf^l  xijv  ^o(fav  oiioaofitfftaTatP  MiMi»a^ct«» 
iyivovzo.  Demnach  wäre  in  dieser  Zeit  noch  immer  das  Forum  dar 
regelmässige  Ort  Tiir  lodi  fanebres  gewesen;  und  damit  stimmen  öber- 
ein  S  u  e  t  o  D.  T  i  b.  7.  MunuM  gladiatorium  in  memoriam  pairis  et  ai- 
terum  in  avi  Drusi  dedit  dioenie  temporibut  ae  loeia :  primwm  Ai 
foro,  $ecundumin  amphitheatro,  und  Ovid.  Art.  I,  163, 

HoM  aditus  Cireueque  novo  praebebit  amori 
Sparsaque  so lÜ cito  trietis  arenaforo* 

96)  Liv.  XXXIX,  46.  P,  Lieinii  funeris  causa  viseeratio  dat€ 
et  gladiatores  eentum  viginti  pugnaverunt,  et  ludi  fanebres  per  tri" 
duum  facti,  post  Indos  epulum,  in  quo,  quum  toto  foro  strata  trieli- 
nia  essen l,  tempestas  cum  magnis  proeeilis  coorta  coegit  plerosque 
tabernacula  statuere  in  foro.  Dasselbe  geschieht  D  i  o  C  a  s  s.  XL,  49. 
and  so  ist  L  i  v.  XLI,  33.  zu  verstehen. 

97)  Plin.  XXXIV,  6,  14.  L.  Piso  prodidit,  M.  Aemilio  C.  Po- 
piiio  II  coss.  a  censoribus  P.  Cornelio  Scipione  (Nasiea)  M,  Popili^ 
statuas  circa  forum  eorum  qui  magistratum  gesserunt,  sublatas  omnes 
praeter  eas  quae  popuU  aut  senatus  sententia  statutae  essent  Aar. 
Vict.  Vir.  iU.  44; 


326    

$ieh  a«f  4em  Forum  gesetot  hatten,  wegschaffen  liesaea,  wie«^ 
wohl  49S  Bauptmotiv  Jedenfalls  war»  dass  es  Aaszeichming 
hleiben  sollte.  Bei  festlichen  Gelegenheiten  aber,  wenn  die 
Pompa  circepsis  über  das  Forum  ssog»  wurde  dasselbe  voröber- 
gebend  präcblig  geschmückt  ^'^) ,  uod  ausserdem  waren  die 
Maeniana  und  zum  Tbeile  die  Seiteuwände  öffentlicher  Ge- 
bäude, so  wie  deren  Inneres  mit  den  wertbvollsten  Gemälden 
decprirt^^),  —  Zuletzt  sind  noch  die  lani  des  Forum  zu  er- 
wähnen I  wenn  mau  nach  dem  noch  erhaltenen  vierfachen  la- 
nus  des  Forum  Boarium  sie  beurtheilen  darf,  sehr  umfängliche 
Durcbgangsbogen ,  über  denen  sich  Gemächer  befanden,  wel- 
che den  Geldwecbslern  besonders  bei  ihren  Geschäften  als 
Obdach  dienten.  Das  Forum  hatte  ihrer  drei,  wie  ausdrück- 
lich gesagt  wird,  am  Eingange  (von  der  Velia  her),  summua, 
gegen  die  Afilte,  medius,  und  am  unteren  Ende,  imus^^^). 


598)  Cic.  Vcrr.  I,  22.  III,  4.   IV,  3.  57.   Liv.  X,  46.   IX,  40. 
Sa  et.  Caes.  10. 

09)  Das  erste  Beispiel  g%h  M.  Valeriut  Messala.  Plin.  XXXV, 
4,  7.  Dignatio  avtem  (picturae)  praeeipua  Romae  inerevit  —  a  M. 
Falerio  Messala;  [qai]  prineeps  tubtslmm  picturae  proelii,  quo  Car» 
thaginienses  et  Hieronem  in  Sieilia  vicerat,  proposuit  in  latere  ew- 
riae  ffostiliae,  anno  a.  Ü.  c,  CCCCXC.  Aof  dieses  Bild  beziehen  die 
Schoiia  Bobieosia  za  Cic.  in  Vatio.  9.  die  dort  und  ad  fan. 
XIV,  2.  i^eoannte  tabula  Faleria  and  erlclaren  aaf  gleiebe  Weise  die 
p,  Quint.  6.  erwähnte  tabula  Sextia,  So  stellte  nach  Plinips  aaoh 
L.  UostilittS  Maocinns  ein  die  Einnahme  Kartha|^o*s  darstellendes  Bild 
aaf:  L.  Host.  Mane,  qui  primus  Carthaginem  irruperat,  situm  eiue 
easpugnationesque  depictas  proponendo  in  Joro  et  ipse  assistons  po- 
pvlo  speetanti  singula  enarrando.  So  bekleidete  die  maeniana  sub 
Feieribus  ein  grosses  Bild  Serapions  (Anm.  500.)*  Nach  der  Binnabne 
von  Korinth  warde  es  gewöbnlieb,  Gemälde  griechischer  Künstler  Eom 
Schmuck  des  Forum  zn  gebraueben.  Plin.  4,  8.  Deinde  video  et  in 
Jbro  positas  vulgo  etc. 

600)  Ho  rat.  Epist.  I,  f,  54.  haee  lanus  summus  ab  imo  Pro- 
doeet.  Sat.  II,  3,  18.  Postquam  omnis  res  ntea  Janum  Ad  medium 
fraeta  est.  Wenn  der  Schoüast  lar  letzteren  Stelle  angiebt,  es  seien 
drei  lani  gewesen  :  in  ingressu  fori,  in  medio  and  ad  eantum,  so  ist 
kein  Grund,  das  mit  Bentley  and  Heindorf  zu  verwerfen ;  im  Gegen« 
theile  ist  die  Annahme,  Janus  sei  der  Name  eines  Fieus,  ganz  on- 
atattbaft.  Denn  der  Ort,  welcher  lanus  medius  genannt  wurde ,  war 
sub  Novis,  worüber  kein  Zweifel  ist.  Derselbe  Seholiast  sagt  zur  er« 
ateren  Stelle:  Duo  lani  ante  basilicam  Paxilli  steierunt  (s.  u.),  uhi 
locus  erat  foeneratorum.  lanus  autem  hie  platea  dioifur,  ubi  mcr^ 
eatores  et  foeneratores  sortis  eawta  convenire  solebani*  So  richtig 
das  ist,  indem  die  Gesohäfle  nicht  nur  innerhalb  des  Bogeni^  abgemaeht 
irarden,  sondern  überhaupt  um  denselben  der  Saramelplats  jener  Laot« 


r 


«7    

Daron  war  BftmenUich  der  lanns  medius  der  Oü/  an  dem 
die  meisten  Geldgeschätle  gemacht  wurden,  gewissermassen 
die  römische  Börse  ^^).  Diese  lani  haben  sich  jedenfalls  auf 
der  Nordseite  des  Foromi  zwischen  dem  Arcus  Severi  und 
dem  Faustinatempel  befanden  und  mit  der  Nachricht,  dass  der 
eine  nahe  der  Basilica  Panlli  gestanden  habe,  stimmt  vortreff- 
lich iiberein  der  Bericht,  denLabacco  von  einer  Nachgra* 
bong  zwischen  S*  Adriano  und  dem  Faustinatempel  giebt. 
Man  fand  ein  mit  Säulen  geschmücktes  viereckiges  Gebäude, 
das  man  mit  Unrecht  für  den  Tempel  des  lanus  gehalten  hat'). 
Gewöhnlich  nimmt  man  an ,  dass  sie  über  der  das  Forum  be-^ 
grenzenden  Strasse  (Sacra  via)  gestanden  haben.  Es  würde 
sich  darüber  entscheiden  lassen,  wenn  die  Stelle,  wo  jene 
Boine  gefunden  wurde,  genauer  bezeichnet  wäre.  —  Zum 
Schlüsse  dieser  Periode  möge  die  mehrerwähnte  Schilderung 
aus  Plaut.  Cure.  IV,  1.  hier  stehen,  worin  die  verschiede- 
nen Stellen  des  Forum  und  seiner  Umgebungen  als  Sammel- 
plätze gewisser  Classen  bezeichnet  werden. 

Qui  periuntm  cojt venire  toU  hominem^  mitto  in  Co* 

initium\ 
10    Qui  mendacem  et  gloriosum  apud  Cloaeinae  iä" 

crum. 

Diiis  damnoeos  fMriios  $uk  ba$ilioa  quaeritOf 


war,  §•  kABi  ja  do«h  £e  Eusteas  4e8  Bo^aa  lelbst  ia  keiadm  FalU 
geleogoet  werden,  aacb  wenn  man  von  dem  durch  Labacco  berichteten 
Fnode  absieht.  Hless  naa  aber  dieser  Bo^en  lanus  medius,  so  mvst 
es  auch  eiaea  summus  nod  imus  gegeben  habea ;  denn  das«  die  gansa 
Seite  des  Forum  lanus  geheissen  habe,  ist  eine  ganz  willknhriicha 
Behauptung. 

601)  Cic.  de  off.  If,  125.  Sed  de  tote  hoe genere^  de  quaerenda, 
de  ooUoeanda  peeunia ,  etiam  de  utenda  eammodiau  a  qvihusdam 
opHmie  viris  ad  medium  lanum  sedemHbus ,  quam  ab  ullis  pkiloso- 
phis  uila  in  sehola  disputatur.  Darauf  bezieht  aicb  Cicero'a  Spott 
über  die  Insebrirt  der  Statue  des  L.  Aataaias :  Sed  illa  statua  pal" 
maris,  de  qua,  si  meliora  tempora  essenty  non  passem  sine  risu  di^ 
eere:  „L.  Antonio  lani  medii  pairamo*',  Itanef  lanus  medius  in  L. 
Antonii  cUentela  sit?  quis  unquam  in  iOo  lano  initentus  est,  qui  L. 
Antonio  mille  nummum  ferret  expensumf  Vgl.  ausser  Bentlay  «• 
Heindorf  a.  a.  0.  Beier  z.  Cic.  d«  off.  1.  l.  Obbarius  s. 
Hör.  epist  I,  1,  &4.  p.  72. 

2)  S.  Canina,  Indicaz.  topogr,  p.  167.  Labaeoa's  Werk« 
waria  sich  ein  Gmndiisa  dea  anfjj^fandeaen  Gebäudaa  befinden  soll, 
habe  teb  siebt  baootsea  köuaa. 


SJM    

Ibidem  erunt  scorta  ewoleta^  quique  stqnUari  solent, 
Symbolarum  coUatores  apud forum  piscarium. 
Inforo  infimo  boni homines  atqiie  dites  ambtihnt. 
15     In  medio  propter  canalem,  ibi  ostentatores  meri. 
Conßdentes  garrulique  et  malevoli  supra  Lacum^ 
Qui  alteri  de  nihilo  audacter  dicunt  contumeliam^ 
Et  qui  ipsi  sat  habentj  quod  in  se  possit  vere  dicier. 
Sub  y eteribus  ibi  sunt,   qui  dant^  quique  acci- 

piunt  foenore, 
20    Jfone  aedem  Castoris  ibi  sunt,  subito  quibus  cre-. 

das  male. 
In  Tu  SCO  vico  ibi  sunt  homines,  qui  ipsi  sese  ven- 

ditant. 
In  Velabro  vel  pistorem,  vel  lanium ,  vel  aruspicem^ 
Vel  qui  ipsi  vortqnt,  vel  qui  aliis  ut  vorsentur  prae- 

beant, 

[Ditis  damnosos  maritos  apud Leucadiam  Oppiam,"}  ^^) 

Die  hier  namhaft  gemachten  Oertlichkeilen  sind  bis  auf  einige 

bereits  in  Betracht  gezogen  worden.     Was  V.  14.  forum  in- 

fimum  genannt  wird,  kann  nur  die  Gegend  unter  dem  Capi- 

tole  sein.  Ich  möchte  damit  vergleichen  Cic.  de  or.  III^  33. 

M.  vero  Mamilium  nos  eiiam  vidimus  transverso  ambulantem 

foroy  quod  erat  insigne,  cum,  qui  id  foceret,  focere  civibus 

,  Omnibus  consilii  sui  copiam  etc.     Was  aber  mit  den  Worten: 

in  medio  propter  canalem  gemeint  sei,  ist  mir  sejir  zweifel-r 

haft,  wenn  nicht  ganz  einfach  darunter  eine  in  die  Kloake 

führende  Abzugsrinne  zu  verstehen  ist^).    Supra  Lacum  end- 


603)  Ich  enthalte  mich  hier  eben  so  wohl  der  Kritik  der  Stelle, 
fdr  die  es  mir  an  genügenden  Hölfsmittelo  fehlt,  als  der  specieüeo 
Erklämng.  Mehrere  Verse  zeigen  sich  schon  von  Seiten  des  Metrum 
als  nnrii^htig.  V.  9.  ist  vielleicht  nach  voU  zu  interpnogiren  and  statt 
hominem  za  lesen  eum.  Auch  V.  20  kann  so  nicht  bestehen.  Ueber 
den  Doppelvers  II.  u.  21.  s.  Anm.  542.  Aber  auch  eine  Erklämng, 
aus  welchen  Gründen  der  öden  jener  Art  Menschen  der  eine  oder  der 
andere  Ort  angewiesen  wird^  möchte,  in  wie  weit  sie  überhaupt  möglich 
Ist,  erst  nach  der  allgemeiuen  Kritik  der  ganzen  Scene  versucht  wer- 
den können.  Denn  es  ist  mir  zweifelhaft^  ob  alle  Verse  einer  und 
derselben  Zeit  angehören. 

4)  Darauf  könnte  in  der  That  eine  Stelle  Tertnllians  dt 
palL  5.  fuhren  t  Ego  nihit  qffieio  advigilo,  nutia  rostra  praeocpt/po^ 


329    

lieh  wird  wohl  als  die  Gegend  der  Rostra  za  denkea  sein.  — 
Wenn  sich  aber  auch  nicht  von  allen  in  dieser  Schilderung 
berührten  Einzelheiten  Rechenschaft  geben  lässt,  so  ist  doch 
die  allgemeine,  auch  durch  anderweitige  Andeatangen  bestä- 
tigte Bemerkung  nicht  ohne  Interesse,  [dass  im  alten  Rom 
Leute  eines  gewissen  Schlags  gewöhnlich  ihre  Sammelplätze 
an  bestimmten  Orten  hatten  ^^). 

Das  Forum  yon   lulius  Caesar   bis   auf 

Domitian. 

Die  Veränderungen,  welche  das  Forum  durch  Caesar 
erfuhr,  dürfen  keinesweges  als  willkührlich  getroffene  und  aus 
blosser  Laune  hervorgegangene  betrachtet  werden;  vielmehr 
stellte  sich  nur  jetzt  erst  in  den  veränderten  Oertlichkeiten 
die  Umwandelung  äusserlich  dar ,  welche  in  der  Geltung  der 
einzelnen  Theile  seit  langen  Zeiten  vorgegangen  war.  Das 
Comitium  hatte  längst,  wie  die  Curiatcomitien  selbst,  seine 
frühere  Bedeutung  verloren  ;  der  Zauber,  der  in  alten  Zeiten 
die  Curie,  wie  den  Senat,  umgab,  war  gewichen ;  die  Rostra 
waren  der  Tummelplatz  der  wildesten  Leidenschaften  gewor- 
den und  wie  das  ganze  politische  Treiben  sich  dem  unteren 


nulla praetoria  observo,  c anales  non  odoro,  cancelhs  non  adoro, 
suhtelUa  non  contundo. ,  wenn  diese  Lesart  Dicht  ^ar  verdächtif 
schiene.  Paul.  D i a c.  p.  45.  Canalicolae  forenses  homines  pau- 
pereg  dicH,  quod  circa  canales  fori  consuterent.  giebt  aoch  kei- 
nen weiteren  Aufschlnss. 

605)  Dergleichen  Andeatangen  finden  sich  nicht  selten  bei  Cicero. 
t.  B.  p.  Quin  t.  6.  ipse  suos  necessarios  ab  atriit  Liciniis  et  a  fau- 
cibus  maceiii  corrogat.  Dazu  Verr.  III,  6!^.  Albam  Jemilium  so- 
deniem  in  faucibus  mareUi  loqui  paiam  ,,vicisse  Ferrem ;  emtos  ha- 
bere iudices'*  etc.  —  Aibam  habebo  iudicem ;  entn  fiominem ,  qui  $e 
ipse  sciirram  improbistimum  cxistimari  vuU  etc.  p.  Qoint.  18.  Fi- 
xit  enim  semper  inculte  atque  horride ;  natura  tristi  ac  recondita 
fuit:  non  ad  iolarium,  non  in  Campo,  non  in  conviviis  vertatus  est. 
(Nicht  hieher  gehörig  ist  wohl  od  He  renn.  IV,  10.  Ita  petulans  es 
atque  acer,  ut  ne  ad  solarium  quidem  idoneue  elc.  Es  scheint  za  le- 
sen: ßd  sipariom.)  Dahin  rechne  ich  auch  p.  Place.  28.  Hoc  nimi- 
Tum  est  tllud,  quod  non  longe  a  gradibus  Aureliis  haec  causa  dicitur. 
ob  hoc  crimen  hie  locus  abs  te,  Laeli,  atque  illa  turba  quaesita  est. 
«d  fam.  VIII,  1.  (Coelius  Cic.)  Te  a.  d.  IXKal.  lun.  subrostrani 
{quod  illorum  eapiti  sit)  dissiparani  periisse. 


990    

Theile  des  Fornm  zogew^ndet  kalte,  so  musste  auch  den  De* 
magogen  eine  mehr  in  der  Mitte  desselben  gelegene  Stelle 
geeigneter  für  ihre  Vorträge  erscheinen.  Aber  das  Festhal- 
ten an  dem  Hergebrachten  hatte  keine  Vernickung  der  ein«' 
mal  geheiligten  Stätten  zugelassen,  bis  der  Zeitpunkt  gekom- 
men war,  wo  überhaupt  die  alten  Formen  zerbrochen  wer- 
den, und  das  gesammte  Volk  sich  dem  Willen  eines  Einzigen 
fügen  sollte,  den  es  der  Mehrzahl  nach  selbst  zu  der  Höhe 
emporgehoben  hatte,  auf  der  er  allein  zu  stehen  würdig  war. 
Verworfen  von-  der  Nobilität,  aber  stark  durch  die  Gunst  des 
Volks,  musste  Caesar  sich  um  so  mehr  veranlasst  sehen,  die 
Denkmäler,  an  welchen  die  Erinnerung  an  die  Herrschaft  der 
Aristokratie  haftete,  zu  beseitigen  und  dem  Forum  eine  sei- 
ner jetzigen  Bedeutung  entsprechendere  Einrichtung  zu  geben. 
Die  Zerstörung  der  ehrwürdigen  Curia  Hostilia,  gleich- 
sam die  Leichenfeier  der  Republik  selbst,  erleichterte  es ;  die 
neue  von  Faustus  Sulla  erbauete  brauchte  weniger  geschont 
zu  werden.  Von  nun  an  sollte  dem  Senate  ein  Versamm- 
lungssaal angewiesen  sein,  der  den  Namen  dessen  trug,  der 
über  Rom  herrschen  wollte.  Noch  blieb  die  Curie  am  Co- 
mitium;  aber  dieses  selbst  wurde  noch  bedeutungsloser,  in- 
dem die  Rednerbühne  mit  ihren  Denkmälern  ihm  entzogen 
wurde,  und  wenn  diess  auch  nicht  alles  durch  Caesar  selbst 
zur  Ausführung  kam,  so  sind  doch  alle  unter  Octavian  ein- 
tretenden Veränderungen  nur  Ausführung  der  von  Caesar  ent- 
worfenen Pläne. 

Die  nähere  Betrachtung  derselben  beginnt  billigerweise 
mit  der  Curie,  Es  ist  bereits  erwähnt  worden,  dass  die  neu 
von  Sulla  eii)auete  unter  dem  Verwände,  einen  Tempel  der 
Felicitas  an  ihrer  Stelle  zu  weihen,  niedergerissen  wurde, 
gewiss  mehr  weil  der  Senat  seinen  Sitzungssaal  von  Caesar 
erbalten  sollte,  als  aus  Hass  gegen  den  Namen  Snlla.  Es 
scheint  mehr  als  ein  Jahr  vergangen  zu  sein,  ehe  beschlossen 
wurde,  dass  eine  neue  als  Curia  lulia  erbaut  werden  solle, 
was  erst  kurz  vor  seinem  Tode  geschah  *°*).    Daher  hat  er 


606)  D  i  0  C  a  8  s.  XLIV,  5«  ß9vUtmi^v  ri  r»  tuMfbr  ««ft^oai  irfOf-^ 


531    

sislbst  aa  dem  Nedmo  keinen  Theil,  sondern  Octavian  begann 
nnd  vollendete  ihn,  wie  das  Monumentam  Ancyrannm 
bezeugt,  wo  die  Cnrie  an  der  Spitze  der  eigenen  Werke 
Octavians  steht,  während  andere  als  von  Caesar  begonnen, 
▼on  Ersterem  nur  beendigt  angegeben  werden.     Fragt  man 
nun  aber,  an  welcher  Steile  des  Forum  die  neue  Curie  er- 
baut worden  sei,    so  erweisen  sich  alle  darauf  bezügliche 
Nachrichten  als  unzulänglich  für  eine  bestimmte  Beantwor- 
tung,  und  es  lassen  sich  darüber  nur  V ermuthungen  anfsteK 
len.     Ein  doppeltes  Zeugniss  haben  wir  dafür,  dass  auch  sie 
am  Comitium  stand  ^<*  7).    Nun  sagt  freilieh   eine  Nachricht, 
dass  nach  Caesars  Tode  (711)  in  Folge  yieler  Prodigien  be- 
schlossen worden  sei,   die  Hostilia  wiederaufzubauen^),  und 
man  könnte  dadurch  bestimmt  werden,  zu  glauben,  dass  der 
Neubau  auf  derselben  Stelle  nur  unter  verändertem  Namen 
ausgeführt  worden  sei;   allein  dem  widerspricht,   was  man 
nicht  beachtet  hat,  Varro^s  Angabe ,  dass  die  neue  Curie  als 
locus  profanus  erst  zum  templum  habe  inaugurirt  werr 
den  müssen').     Indem  man  sich    nun   nach  einer  anderen 
Stelle  umsah,  welche  am  Comitium  sein  konnte,  hat  man  die 
Ruine  der  drei  Säulen  neben  dem  Vestatempel  dazu  ersehen, 
da  dieses  Gebäude  wenigstens  zum  Theile  noch  am  Comitium 
gestanden  haben  muss.     Diese  Ansicht  konnte  dadurch  Be- 
stätigung finden,  dass  eines  Theils  auch  die  Rostra  ihren 
Platz  sub  Feterihus  erhielten,  und  dann  dass  die  Fragmente 
der  Fasti  consulares  hier  ausgegraben  wurden,  die  sehr  schick« 


ita^av ,  tJtttSri  ro  OoriXtov  ualve^  aromoiofifj&tP  uad^i^i&rf,  —  oVwff 
/Eit^r«  «V  iiuifif>  TU  Tov  ^vkXov  ovofia  ata^otvo  ndk  HtSQOv  «x  naw^Q  «oro- 
intevaad'iv  'lovkiov  ovouaad'tltj,  Z  o  n  a  r.  X,  \%. 

607)  Plio.  -XXXV,  4,  10.  Jdem  in  curia  gtwqut,  quem  in  eomi- 
tio  eeusecrabat  (Aagastns) ,  duas  tabula»  impressii  variBti  ete.  D  i  o 
Ca  SS.  XL VII,  19.^  nal  to  ßovXsvnJQwv  ro  'lovhov  in    avrov  nXifd^ty 

8)  Dio  Cass.  XLV,  17.  »al  Sta  tovto  t6  n  ßovkBvrti^wv  rö 
'Oariitov  avomoSofttf&^ai — i^tpio&vf.   Es  ist  jedenfalls  nDterbliebeo. 

9)  Gell.  XIV,  7,  7.  Tum  adseripsit  (Varro)  de  loci$,  in  quibtü 
senatuseonsultum  ßsri  iuf  passet,  doeuitqne  eor(/irmatjitque,*  nisi  in 
Uca  per  augures  eonstiiuto,  quod  templum  appellaretur ,  senatuscon^ 
suHum  factum  esset,  iustum  id  nen  fuisse.  Ptopterea  et  in  curia  Bo* 
stilia,  et  in  Pompeia,  et  post  in  Julia,  eum  pro/ana  ea  l^ea 
fuissent,  templa  esse  per  augures  eanstitttta. 


332    

lieh  in  der  Curie  gedacht  werden  mögen.  Demnngeachtet 
itelit  sich  dem  eine  grosse  Schwierigkeit  entgegen.  Das  M  o- 
nam.  Ancyr.  nennt  an  der  Spitze  der  von  Augustns  aus- 
geführten Bauten :  GVRIAM.  ET.  CONTliVENS.  EI.  CHALCIDI€VM. 
Nun  gehört  allerdings  der  Name  Chalcidicum  zu  den  noch 
nicht  hinreichend  erklärten  ^^^),  jedoch  ist  so  viel  gewiss,  dass 
an  die  Curie  noch  ein  anderer  Bau  stiess,  der  von  einiger 
Bedeutung  sein  musste,  da  er  besonders  unter  Augustus  Wer- 
ken aufgeCuhrt  wird.  Dio  Cass.  LI,  22.  nennt  zugleich  noch 
ein  drittes  Gebäude:  %6  %e  ^^-d-tivatov  %a\  %6  XaXnt8t%ov 
fivofintafiivov ,  %a\  to  ßovXevtiJQiov  v6  ^lovXieiov  —  xo- 
&itQfaaev*  Da  nun  die  Noti  tia  neben  dem  Castortempel  ein 
templum  Minervae  anführt,  und  unter  Domitians  Bauten  eine 
Minerva  Chaloidica  genannt  wird  ^^),  so  hat  Bunsen,  wie 
schon  Chishull  gethan  hatte,  angenommen,  das  im  Monum. 
Ancyr.  genannte  Chalcidicum  sei  ein  solcher  Minervatempel 
gewesen  ^^),  und  ihm  gehöre  die  Ruine  der  drei  Säulen  an. 


610)  S.  Schneider,  Stratico  u.  Marini  zu  Vitr.  V,  1,  4. 
Die  6 1 0  s s.  fs  i  d.  erkläreo,  Chalcidicum,  foris  deambulatoriutn,  quod 
et  peribulum  {•jttQißoXot)  dicitur  et  iterum  (pterom,  ala).  und  damit 
verträgst  sich  wohl  Vitruvs  Vorschrift  Tiir  Basilikeo  von  bedeutender 
Länge :  Sin  autem  locus  erit  amplior  in  longitudine,  Chalcidica  in 
extremis  partibus  constiluantur.  Dagegen  bietet  die  Halte  der  £n^ 
machia  zu  Pompeii,  deren  Dedication  an  demselben  Gebäude  Chalcidi- 
eum,  cryptam,  porlicus  unterscheidet,  nichts  dar,  was  man  auf  den  er- 
ateren  Namen  beziehen  könnte,  so  dass  er  unerklärt  bleibt;  man  müsste 
denn  vermnthen  wollen,  dass  ein  Solarium  in  superiore  parte  zu  ver- 
stehen sei,  wie  auch  Bansen,  Les  Jor,  de  Rome,  I.  p.  6U.  annimmt. 
Bechi,  del  Calcidico  e  della  Cripta  di  Eumaehia  etc.  Nap.  1820. 
Tersteht  es  gewiss  irrig  von  der  Vorhalle. 

11)  Euseb.  od.  Hieron.  Ol.  217.  p.  443  Rone.  Auch  derCa- 
tal.  Imp.  Vienn.  t.  II.  p.  243  Rone,  nennt  unter  demselben  Kaiser: 
Templum  Casiorum  et  Minervae. 

12)  Dabei  wird  vorausgesetzt,  dass  bei  Dio  zu  lesen  sei:  ro  re 
'j^&ijvaiov  t6  Mal  XaltuSuiov  wyof*.  Man  übersieht  aber  ganz,  dass  das 
Monum.  Ancyr.  den  Minervatempel  ja  auch  und  ohne  alle  Beziehung  zur 
Curie  und  dem  Chalcidicum  nennt.  Ueberhaupt  wollen  dergleichen 
vieldeutige  Anklänge  sehr  vorsichtig  benutzt  sein,  und  wie  sehr  sie 
täuschen  können,  sei  hier  an  einem  Beispiele  gezeigt.  Die  Notitia 
Donnt  eben  auch  in  dieser  Region,  von  der  Gegend  des  Carcer  aus- 
gehend ;     Senatum,    Atrium  Minervae,     Der  Senatus    ist   nach   dem 

'  Sprachgebrauche  der  Zeit  nichts  anderes  als  die  Curie,  und  wollte  man 
sie  als  die  lulia  betrachten,  so  wäre  nichts  natürlicher,  als  unter 
dem  Atrium  Minervae  das  ^Jd^vatov  XakiuButov  zu  verstehen.  Da 
■u  aber  die  Curia  lulja  am  Comitinm   gelegen  war,   sö  würden  wir 


333    

Wie  grundlos  diese  Annahme  sei ,  wird  in  der  nächsten  Pe* 
riode  gezeigt  werden ;  ausserdem  fallt  es  aber  in  die  Augen, 
dass,  wenn  hier  ein  solcher  Tempel  stand^  kein  Platz  iiir'die 
Curie  blieb.  Dieser  Verlegenheit  hat  Bnnsen  durch  den  sehr 
unglücklichen  Gedanken  zu  entgehen  gesucht,  dass  die  Curie 
hinter  dem'Minerventempel  am  Palatin,  wo  sich  sehr  bedeu- 
tende Reste  eines  grossen  Gebäudes  finden,  gewesen  sei.  Den 
Hauptbeweis  dafür  findet  er  in  der  Notitia,  welche  in  der 
zehnten  Region  die  Curia  vettu  nennt,  was  im  Gegensatze  ztf 
einem  (wie  ganz  willkührlich  angenommen  wird)  von  Theodo- 
sius  erbaueten  Senaius  die  Curia  lulia  bedeuten  soll.  Das 
Unstatthafte  dieser  Annahme  wird  jedem  einleuchten,  der  be- 
denkt, dass  dann  die  Curie  weder  Ton  Plinius  in  eomitio^ 
noch  von  Dio  Cassius  na^ee  rä  Ko/unitp  genannt  werden 
konnte ;  dass  es  überhaupt  zu  den  nnglaublichen  Dingen  ge- 
hört, sie  sei  in  der  zehnten  Region  (Palatium)  und  nicht  in  der 
achten  (Forum  Romanum)  erbaut  worden ;  dass  sie  dann  nicht 
fuglich  continens  Chalcidico  sein  konnte,  da  nothwendig  beide 
durch  die  Nova  via  geschieden  werden  mnssten,  und  der  Ge- 
danke, sie  seien  durch  einen  über  die  Strasse  gespannten 
Brückenbogen  verbunden  gewesen,  ist  doch  gar  zu  abenteuer- 
lich. Der  grösste  Missbrauch  aber  ist  mit  der  Angabe  der 
Notitia  getrieben ;  denn  die  von  ihr  genannte  Curia  vetus  wird 
der  ganz  deutlichen  Reihenfolge  nach  auf  der  entgegengesetz- 


dabin  gebracht  werden,  dieses  ftin  Capitole  zu  «neben,  wenn  wir  nicbt 
g^Iücklicherweise  binreicbende  Beweise  hätten,  dass  es  am  ent§^e{^enge* 
seUten  Ende  des  Fomm  \^%,  Und  dass  diess  nnzweifelbaft  ist,  dafdr 
fuge  ich  dem  oben  Gesagten  hier  den  schlagendsten  Beweis  hinzu« 
Herodian.  If,  0.  erzählt  von  einem  Traume  des  Septimins  Severus: 
fiiyav  nal  ytyvaiov  'iimov  flaoiXtxotS  <paXttQo&^  Mxoofirjfiirov  ^tj^  Ski* 


K. 


^iw€U,  avTif  di  äXXws  iotwti  vno^vvai  xs  avxov^  xal  OQafUVov  inl  Toif 
VioxotS  (pi(fuv  Tt  aatpaXws  »al  ar^vai  ßfßaifuQ  inl  xij ^  äyogäs  fii» 
0ij£  X.  r.  X.  So  war  also  das  alte  txKhjataatTKfioVy  wie  durchweg  das 
Comitium  genannt  wird,  da,  wo  von  der  Sacra  via  man  in  das  Fomm 
eintrat,  und  von  da  erst  gelangte  Sevems  auf  das  medium  forum^ 
wo  nachher  zum  Andenken  an  das  Tranmgesicht  seine  Reiterttat«« 
stand. 


334    

tea,  dem  Caelins  zugewendeten  Seite  des  Palatia  angegeben 
und  bedeutet  nichU  anderes  als  die  Guriae  reteres,  wie  schon 
oben  gezeigt  worden  ist  (S.  99  ff.).  Endlich  gab  es  in  der 
Zeit,  wo  die  Notitia  verfasst  ist,  sicher  keine  Curia  loüa 
•mehr. 

Es  ist  mir  nur  eine  Andeutung  bekannt ,  aus  der  man 
schliessen  könnte,  dass  die  Curie  an  diesem  Orte  gewesen  sei  $ 
aber  entscheidend  ist  auch  sie  nicht,  da  die  ganze  Stdle  höchst 
unklar  ist.  Sie  findet  sich  bei  Prep.  IV,  4.,  wo  der  Dichter 
von  dem  Verrathe  der  Tarpeja  erzählt: 

Lucus  eratfeHx  kederoso  contüus  antro, 
Mtdtaque  nativU  obstrepit  arbor  aquh. 

Sitvant  ramosa  damusj  qua  du/cü  ab  aettu 
Pistula  poturaa  ire  iubebat  twes. 

Hunc  Tatiusfontem  vallo  praecingü  acemo 
Fidaque  suggesta  castra  coronai  humo. 

Quid  tum  Romafuitj  tubicen  mcina  Curetis 
Quum  quateret  ienio  murnmre  saxa  Iovu7 

Atque  ubi  nunc  terris  dicuntur  iura  mbactü^ 
Stabant  Romano  pila  Sabinaforo. 

MuTua erant montei i  ubi  nunc  est  curia  scpta^ 
Bellicus  ex  illo  fönte  bibebat  equus» 

Uinc  Tarpeia  deae  fontem  libavit  etc. 
Die  Curie  kann  keine  andere  als  die  lulia  sein  und  am  nach* 
sten  liegt  es,  bei  der  Quelle  an  den  Lac us  lu turn ae  neben 
dem  Vestatempel  zu  denken.  Wäre  nun  wirklich  zum  Tem- 
peldienste der  Vesta  das  Wasser  der  Intuma  gebraucht  wor- 
den, so  würde  man  mit  ziemlicher  Gewissheit  annehmen  dür- 
fen, dass  die  Curie  sich  neben  dem  Vestatempel  befunden  habe. 
Das  ist  aber  eben  nicht  der  Fall;  sondern  es  wurde  für  den 
heiligen  Dienst  täglich  das  Wasser  vom  Quell  der  Camenen 
vor  Porta  Gapena  gehoh^^).  Vietleicbl  bat  Properz  sich  über- 


•13^  Plitarck,  Nam.  13.  Ir«  ^i  %^a$  Movaati  xa&Aefdiüiu  ri 
fw^lov-^  in«iiV0  «cU  rät  tm pi  avto  X€9fM»pa6  -— .  n^y  ^i  fnffh^f  V  ^^^^9^ 

Xaußip099a*  naff   fffU(^a»  aywl^Qw*  sm^  ^ai0m9i  Yo  «brdwropor«    Vgl. 
ÖlaaseD,  jieneas  u,  die  Penaten,  11.  S.  718. 


335 

h«iipt  gar  keine  genan  bestknmte  Oerdiciikeit  gedacht,  sondern 
mit  dichteriseher  PhanUsie  ein  Bild  vom  damaligen  Rom  ent- 
worfen, ohne  danach  zu  fragen,  ob  der  lucus^  das  hederosum 
mntnm  nnd  die  Quelle  in  der  Wirklichkeit  vorbanden  gewe- 
sen.    Bei  dieser  Unzulänglichkeit  der  Nachrichten  wage  ich 
nber  die  Stelle  der  Curie  kein  bestimmtes  Urtheil  auszuspre- 
chen ;  wenn  inde^en  nochmalige  genaue  Messungen  den  hin- 
.reicbenden  Kaum   ergeben,    so  würde   ich  es  dennoch   am 
wahrscheinlichsten  linden,   dass  sie  an  der  Stelle  der  drei 
Säulen  gestanden  habe,   und  wurde  unter  dem  Chalcidicum 
eben  ein  deambulatorium  verstehen,   das  die  Stelle  des  Se* 
naeulam  bei  der  Curia  HostiUa  vertrat.    Ausserdem  würde 
man,  da  es  einen  anderen  Platz  am  Comitium   nicht  giebt, 
sie  auf  der  Stelle  des  ehemaligen  Vulcanal  zu  suchen  haben, 
was  indessen  viel  weniger  Wahrscheinlichkeit  hat,  zumal  da 
die  Graecostasis ,  welche  doch  nicht  ganz  abgelegen  von  der 
Curie  gedacht  werden  kann,    sich    dort  in  dieser  Periode 
nicht  mehr  befand  *^^).  —    Was  sonst  noch  über  die  Curia 
Ittlia  und  namentlich  über  den  Altar  und  die  Statue  der  Vi- 
ctoria zu  bemerken  ist,   das  verbindet  sich  besser  mit  der 
Erörterung  über  das  Senatsgebäude  der  dritten  Periode. 

Eine  zweite  bedeutende  Veränderung,  welche  Caesar 
vornahm,  war  die  Versetzung  der  Rostra  an  eine  andere 
Stelle  des  Forum.  Ehe  jedoch  diese  genauer  nachgewiesen 
wird,  ist  es  zweckmässiger  von  dem  Tempel  zu  handeln,  der 
ihm  nach  seinem  Tode  als  Divus  lulius  geweiht  wurde« 
Es  ist  schon  früher  erwähnt  worden  ^'),  dass  Caesars  Leich- 


614)  Plin.  XXXin,  1,  S.  in  Graeeostast,  quae  tune  tupra  eamf' 
tium  erat.  Die  Graecostasis  bestand  aber  bis  in  die  spätestea  Zeiten. 
Für  diese  Periode  ist  mir  indessen  nor  noch  eine  Erwähnung  bekannt. 
Kalend.  Pinc.  IX  Kai.  Sept.  LVNAE  IN  GRAECOSTASI.  Weniger 
Schwierigkeit  würde  das  Bedenken  machen,  ob  dort  noch  Raum  für 
die  Curie  sein  konnte.  Denn  es  ist  zweifelhaft,  ob  die  Goocordia 
Opimia  noch  bestand,  und  vielleicht  kSnnte  damit  zusammenhängen, 
dass  zugleich  mit  dem  Baue  der  Curie  auch  der  eines  neuen  Concor- 
dientempels  beschlossen  wurde.  Dio  Gass.  XLIV,  4.  vsmy  rs  'Ofwr 
voUtQ  Katvijii  (Uff  nal  9t  oütov  et^ijvovvtes  olxodo/i^aa$  koI  rTan^yv^mf 
avrijv  injoietp  a/eir  tyvwaav. 

15)  S.  X%i'  Aura.  348.  Vgl.  De  Romae  veU  mur,  atq.  port,  p.  Vt, 
Gie.  Phil.  1,9.  Dio  Gass.  XLIV,  90. 


33«    . 

nam  auf  dem  Forum  (Comitinm)  vor  der  Regia  oder,  was  da- 
mit sehr  wohl  übereinstimmt,  afite  Rostra  verbrannt  wurde. 
Auf  dieser  Stelle  wurde  zuerst  ein  Altar,  dann  ein  Tempel 
errichtet  •^«).    Daraus  ergiebt  sich ,  wie  irrig  die  Annahme 
Bunsens  ist ,  dass   dieser  Tempel  jenseit  der  das  Forum  be- 
grenzenden Strasse  an  der  Velia  gestanden  habe.    Vielmehr 
war  er  auf  dem  Forum  (Comitium)  selbst  errichtet   und  mit 
seiner  Vorderseite  dem  Capitole  zugekehrt  ^7).    Es  war  ein 
peripteros  pycnostylos  *»),  und  die  Halle  vor  der  Regia  schloss 
wahrscheinlich  das  Puleal  ein,  da  dieser  locus  religiosiu  sei- 
nen Platz  behauptete   (s.  Anm.  459.).     Der  Tempel  scheint 
sich  auf  hohem  Unterbaue  erhoben  zu  haben  und  wahrschein- 
lich führten  zu  ihm   zwei  Reihen  Stufen,  so  dass  der  zwi- 
schen   ihnen   hoch    gelegene    Spiegel    einen    passenden   Ort 
gewährte,   um  zu  einer  Versammlung   zu  sprechen.    Diese 
%ijfinlQf  wie  Dio  Cassius  es  nennt ,  wurde  nach  der  Schlacht 
bei  Actium  mit  den  Rostris  der  erbeuteten  ägyptischen  Schiffe 


616)  Ap plan.  Civ.  H,  148.  Vv{^a  ßviftoQ  npwTOf  hi^,  vvv  T 
tarl  wwff  avTov  KaiaaQog,  III,  2.  yip^ofitevog  ovv  ttara  rijvSe  njv  wron 
tc^ioiv  avyytvis  rf  Kaiaagi  (C.  Amatius),  vnB(f^kyn  fiaXtara  avTOv  t«- 
^twToe  Mal  pwfiov  vTTi^i^xodufiti  rij  nv^a.  Dio  C  a  s  s.  XLIV,  51.  fiat^ 
fi0v  Ttva  iv  T<jf  TtJQ  nv(fäe  x^9^*9  l^Qvoafievoi.  Es  scheint  diese  ara 
nicht  verschiedea  zu  seio  von  der  von  Aadoren  erwähnten  columna» 
So  et.  Caes.  85.  Postea  sotidam.  columnam  prope  XX,  pcdum  lapidis 
Numidiei  in  f ovo  statuit,  seripsttque  PARENTI  PATRIAE.  Sie  word» 
durch  Dolabella  wieder  umgestürzt.  Cic.  Phil.  I,  2.  eversio  illius 
exsecratae  eolumnae.  ad  Att.  XIV,  15.  0  mirifictim  DolahtUam 
meuml  —  columnam  tollere,-  loeutn  illum  stemendum  loearel  Gleich- 
wohl ist  es  unstreitig  dieselbe  columna,  welche  von  Brutus  auch  ara 
genannt  wird.  Cic.  ad  fam.  XI,  2.  fit  tanta  Jrequentia  militum  w* 
teranorum,  quos  ttiam  de  reponenda  ara  eogiiare  audimus.  Auf  der- 
selben Stelle  wurde  nachher  der  Tempel  des  Divus  Julius  erbaut.  Dio 
Cass.  XLVII,  18.  %al  ^q^ov  oi  tv  rs  rjj  ayoQf  xal  iv  rif  roTrtj»,  *V  f 
ixUavzOt  nQonaTißaXXovTo  (triumviri).  und  so  auch  Appian.  Kalend. 
Antiat.  XV  Kai.  Sept.  AEDIS.  Dl  VI.  IVL.  DED.  Am  it.  DIVO.  IVLIO 
AD.  FORVM. 

17)  Ovid.  Metam.  XV,  841. 

—  ut  semper  Capitolia  nostra  forumque 
Vivus  ab  exceUa  prospectet  Julius  aede. 
Bp.  ex  Pont.  11,   2,  85. 

Fratrihui  assimilis,  quos  proxima  templa  tenentu 
Divus  ah  exceUa  Julius  aede  videt. 
|S)  y  itr.  III,  3.  Ergo  Ihfcnostylus  est,  cuius  intereolumnio  uniua 
et  dimidiatae  eolumnae  crassitudo  interponi  potest;   quemadmodum 
est  Divi  Julii  et  in  Caesaris  foro  Feneris^ 


—  w  

gescIuMckt  ^i^),    null  voa  dieser  Zeit  aa  Rostra  lulia 
genannt. 

Die3S  masste  yoraasgesehiekt  werden ,  um  mit  JUarheil 
voa  der  Veränderung  sprechen  zn  können,  welche  die  eigent* 
liehen  Rostra ^°)  erhihren.  Es  ist  schon  bemerkt  worden, 
dass  die  Lage  der  Rostra  in  der  letzteren  Zeit  der  Republik 
nicht  mehr  recht  angemessen  erscheinen  konnte,  seit  der  Red- 
ner zu  dem  auf  dem  nnterea  Forum  versammeltea  Volke  zu 
sprechen  hatte.  Daher  kömmt  es  unstreitig,  dass  die  Dema- 
gogen häufig  statt  derselben  die  Stufen  des  Castortempels  wäh- 
len (Anm.  510.).  Dass  nun  eine  Versetzung  der  Rednerbühne 
Statt  gefunden  habe,  ist  gewiss  ^^) ;  wenn  aber  berichtet  wird, 
dass  es  noch  durch  Caesar  selbst,  kurz  vor  seinem  Tode  ge- 
schehen sei  22),  so  erheben  sieh  dagegen  nicht  zu  beseitigende 
Widersprüche.  Wir  wissen  nämlich,  dass  ihre  neue  Stelle 
sub  f^eteribus  war,  und  natürlich  konnten  sie  da  nur  ungeBhr 
in  der  Mitte  sein,  also  entweder  vor  dem  Castortempel,  oder 
noch  weiter  nach  der  Basilica  Inüa  hin ,  weil  nur  auf  diese 
Weise  der  Redner  die  Versammlung  vor  sich  haben  konnte. 
Nun  spricht  aber  Cicero  j9ro  rostris^  Phil.  VI,  5.  AdMfi- 
die  a  sini$ira  itlam  equs9trem  statuam  inauratam  etc., 
and  diese  Statue  stand,  wie  er  gleich  darauf  sagt,  vor  dem 
CastiNlempel:  In  fore  L.  Antwdi  staiutm  videmus,  Hcui  il- 
lern  Q.  Tremulif  qm  Hernico$  devicily  anie  Castoris.  Man 
könnte  nun  freilich  seine  Zuflucht  dazu  nehmen,  die  Worte 
ante  Castoris  nur  auf  die  Statue  des  Marcius  zu  beziehen;  al- 
lein auch  diese  koante  ja  nicht  mehr  ab  vor  dem  Tempel  ste- 
hend genannt  werden,  wenn  die  Rostra  sich  dort  befanden 
und  übrigens  ist  das  nicht  der  einzige  Widerspruch.     Eben  so 


619)  Dio  Cass.  LI,  19.  r^  xt  ttptjniSu  rov  lovlu/ov  ^(»4pot;  roU 

%0)  Bansen  hat  sie  richtige  unterschieden;  dagegen  ist  allea, 
was  Caaina,  Indieazione  iopagr.  p.  I&3.  163.  Sui  ro$tri  del  foro 
Romano,  Atti  Rom.  VIII.  p.  107  ff.  sagt,  voll  der  grös»ten  Ungereimt- 
heiten.   Bei  iliin  sind  die  Rostra  foUa  die  von  Caesar  versetole». 

*il)  Ascon.  z.  Cie.  p.  Mil.  5.  Erant  enim  tune  Rostra  na« 
eo  loco,  quo  nune  sunt,  sed  ad  Comttium,  prope  iunota  Curiae, 

22)  Dio  Cass.  XLIII,  4».  »al  ro  ßtjfia  «v  iiiaif  irov  n^^vi^ov 
Tf);  470^£$  or«  i£  top  9fvr  %onov  at^txw^o&tj. 

n 


338    

unvereinbar  mit  Dio  ist  Cicero^s  Vorschlag,  der  Familie  des 
Sulpicius  Schauplätze  an  den  Rostris  zu  geben  (Anm.  454.), 
wenn  diese  selbst  auf  dem  Forum  standen,  wo  die  Kämpfe 
Statt  fanden  und  kein  Zuschauer  Platz  haben  konnte ;  endlich 
aber  ergiebt  sich,  dass  bei  Caesars  Tode  die  Rostra  noch  auf 
ihrer  alten  Stelle  waren,  entscheidend  aus  Liv.  Epit.  CXVI. 
Caesaris  cofyus  quum  in  Campum  Martiumjhrretur^  aplebe 
ante  Rostra  crematum  est.  Diese  Verbrennung  ge- 
schah aber  vor  der  Regia  (S.  224.)  und  also  offenbar  zwischen 
den  alten  Rostris  und  dem  Tribunal.  Man  muss  daher  noth- 
wendig  annehmen,  dass  die  Versetzung  zwar  noch  in  Caesars 
letzter  Lebenszeit  beschlossen,  aber  eben  so,  wie  der  Bau  der 
Curie  erst  durch  Octavian  ausgeführt  wurde.  Dass  nun  die 
neue  Stelle  der  Rostra  sub  F'eteribus  war,  erfahren  wir  ^urcb 
die  Nachricht  von  Augustus  Leichenbegängniss.  Säet.  Aug. 
100.  bifariain  laudalus  est:  pro  aede  Dwt  lulii  a  Tiberioy 
et  pro  Rostris  sub  f^eteribus  a  Druso  Tibertißlto.^  und  dabei 
werden  ausdrücklich  die  Rostra  lulia  der  eigentlichen  Redner- 
bühne entgegengesetzt.  Dio  Cass.  LVI,  34.  nQors&eiof^s 
9k  Tije  TcXivfig  inl  %ov  i^/iifjj'OQiUOV  ßijfiatoQ,  and 
filv  iueivov o  Jgovaog  vidvdyvw  dno  di  TcSy  iTiqm¥ 
ifj^ßoXfav  tiiv  7ovXl(or  o  TtßtQios di^/tioatov  äij  Tira 
xard  toyfiaXoyop  in  aVTiji  roiovde  ineXdiavo  ^**). —  Beider 
Rednerbuhne  standen  die  Statuen  des  Sulla  und  Pompejus,  wie 
früher  an  der  alten  Stelle.  Beide  waren  nach  der  Schlacht  bei 
Pharsalus  weggenommen  worden,  aber  Caesar  stellte  sie  wie- 
der auf '^).,  Davon  war  wenigstens  die  des  Sulla  eine  statua 
equestrü  ^^).    Ferner    zwei    Statuen  Caesars  ^®)   und    eine 


6!23)  So  wurde  aach  der  Octavia  eine  doppelte  Laodatiö  von  bei- 
den Rostris  sebalteo.  Dio  Cass.  LIV,  33.  xi^v  ^Oxiaovtav  t^v  adth- 
^nv  iarod'ai*ovaav  itifoi^tto  int  roi  'lovktov  ^Qt^ov  Trabant raauaTi  xai 
TOT«  tni  Too  vex^Oü  x^aaftBvoQ,  ital  ülvto^  re  ixti  xbv  iniratpwov  ehre, 
ica2  6  jQOvaot  inl  rov  ßi^fiaTOS, 

^  ;J4)  Dio  Cass.  XLII,  18.  rote  luv  eixoraQ  rov  re  Ilofimfiov  »al 
rov  JSuXXov  ras  ml  rw  ß^fiax^  iavwaas  avfiJiov.  XLffI,  49.  »al  avr^ 
Os^  pr^fioTi)  Tj  Toü  JSvaXov  rov  re  JIofiTtfjtov  tintotv  amdo&rj,  S  n  e  t. 
C  a  e  s .  7  5 .  Sed  et  ttatuas  L,  Sullae  et  Pompeü  a p lebe  disieetasreposuit, 

25)  Appian.  Civ.  I,  97.  tinova  re  aviov  inii^vaov  tnl  'iitnov 
ir(fO  rdßv  tfißoXwv  avi&eaav, 

26)  D  i  0  G  a  s  8.  XLIV,  A.  «al  int  yt  rov  fii^fKtros  9vo  {arSQtayraii)^ 


Reiterstatoe  Octavians  *^7).  Ausserdem  haben  wohl  aacb  die 
in  alter  Zeit  in  Rostris  aufgestellten  £hrendenkniäler  hier 
ihren  Platz  wieder  erhalten. 

Was  nun  die  schon  in  voriger  Periode  besprochene  B  a  - 
silicalulia  anlangt,  so  ist  über  die  Stelle,  welche  sie  am 
Forum  einnahm,  kein  Zweifel,  vielmehr  vereinigen  sich  alle 
Nachrichten  über  sie  mit  den  Ergebnissen  der  Ausgrabungen, 
um  ihr  mit  völliger  Gewissheit  ihren  Platz  anweisen  zu  kön- 
nen. Das  Monumentnm  Ancyranum  giebt  sie  als  zwi- 
schen den  Tempeln  des  Castor  und  des  Saturn  gelegen  an 
(Anm.  530.);  eine  Bezeichnung,  welche  höchst  angemessen 
erscheint,  wenn  man  bedenkt,  dass  in  Augustus  Zeit  zwischen 
ihr  und  dem  Satumustempel  kein  Gebäude  stand,  und  erst  spä- 
ter dicht  unter  diesem  der  Tempel  Vespasiaus  erbaut  wur- 
de ^®).    In  später  Zeit  wird  zwischen  diesem  und  der  Basilica 


vor  fttv  ius  TOPS  TTolirat  aemcw^roff,  rov  9i  we  ryv  noXtv  ac  nohofftUaQ 
iirifmfUvov^  fiträ  rdr  üti<pavmy  ttiiv  inl  toU  TO«ovro«ff  i^ivouioftivmy 
id'ifvaavto,     \f;\,  Cic.  ad  iftm.  XII,  3. 

627)  Vellei.  II,  61,  3.  konorutum  equestri  $tatua^  quae  hodie- 
que  in  Hoslrü  poiita  etc.  Cic.  ad  Brat.  15.  Dio  Cass.  XL  VI,  1^. 

28)  Das  eben  scbeioeo  die  SberseheD  zq  baben,  welche  die  Raine 
der  acht  Saale  n  forden  SatorDoatempel  erklärten.  Nibby,  For,  Rom. 
p.  94  ff.  bat  zwei  St'uckeu  des  capitoliniscben  Plans  (s.  unsere  Taf.  IV.  n.  3.) 
aof  die  Basilica  lalia  and  den  Tempel  des  Divos  lalias  (den  er  dicht 
daneben  setztj  bezo^n,  nnd  G  a  n  i  n  a  ist  ihm  darin  mit  einigen  Abwei- 
cbnngen  gefolgt,  die  den  Irrtbum  nar  noch  scblimmer  machen.  Es  ist 
ganz  annötbig^  nach  erlangter  richtigerer  Ansieht  von  der  Lage  des 
Forum  ond  seiner  Gebaade  alle  dawider  sprechenden  UnmÖglichkeitea 
hervorznheben.  Nar  einige  allgemeine  Bemerkungen  mögen  gegen  eine 
solche  Deatong  gemacht  werden.  Abgesehen  davon,  dass  die  beiden 
Stücke,  sowohl  was  den  Gruudriss  als  die  Schrift  anlangt,  von  ganz 
verschiedener  Grösse  sind,  was  man  vielleicht  daraas  erklären  könnte, 
dass  nur  das  eine  Original,  das  andere  nach  Bellori  (angeblich  Orsini) 
gemachte  firgänzang  ist,  gleicht  dieser  Grundriss  sehr  wenig  einer  Ba- 
silica, am  wenigsten,  wie  man  sie  in  Caesars  Zeit  erwarten  muss.  Es  sind 
nnr  zwei  um  eine  oblonge  Area  laufende  CryptaeoderPorticns,  durch  viele 
leicht  aogedeatete  Pfeiler  gebildet.  Kein»  Säulen ,  keine  Stufen ,  wie 
sie  die  Ausgrabung  zu  Tage  gefördert  hat,  kein  Tribunal,  deren  noto- 
risch mehrere  darin  waren,  während  der  Plan  diess  alles  überall  auch 
bei  ganz  anbedeutenden  Gebäuden,  selbst  in  Privathäusern  genau  an- 
giebt.  Es  ist  ferner  nicht  bedacht,  dass,  wenn  dieser  Risi  der  Basi- 
lica angehören  sollte,  sie  ihrer  Länge  nach  am  Forum  gelegen  haben 
müsste ,  wodurch  den  beiden  Tempeln ,  welche  entschieden  zwischen 
ihr  und  dem  Vestatempel  gelegen  haben,  der  Platz  weggenommen 
würde;  es  ist  nicht  bedacht,  wo  die  Graecostasis  Platz  finden  solle, 
welche  derselbe  capitolinische  ?\mü,  ganz  anders   als  die  angebliche 

22* 


340    

iMiek  üt  Graecoslasis  ed^,  wie  es  nmm  aach  kamUt^  das 
Graeeostadian  erwähnt;  warn  aber  diese  Ueher  verlegl 
worden  sei,  darüber  ist  nichts  bekannt.  In  dieser  ReihenlUgc 
finden  sieh  die  Gebinde  in  der  Notitia  anfgelnhit:  Tewipham 
Coneordfae  H  Satumi  ei  f^espatimm  et  TiÜ*^^).  Cmpkmlutm. 
Miliarium  auremm.  Viefom,  lugarium.  Graecoetmiium.  Baei- 
tica  lulia^  templum  Castamm  ete.  Damit  stinat  femor  vor- 
trelHieh  nberein  die  Angabe,  dass  der  Laens  Serrilins 
am  Anfange  des  Vicos  logarios  bei  der  Basilica  lalia  gewesen 
sei  *^)  \  wie  denn  eben  auch  die  Notitia  den  Vicns  lugarias 
nennt,  der  von  der  Porta  Carmentalis  am  Capitole  sich  hin» 
ziehend  bei  dem  Vespasiantempel  in  das  Fonun  einmiindete. 
kömmt  daxQ  noch  zam  Ueberfinsse  die  in  der  nächsten 


Bsiilica,  als  eio  sehr  lUUliehei  Gebaode  seist«  (Vgl.  sosere  Tafelo 
und  die  dazu  gegebene  BrUäroog.)  Dass  sie  aber  neben  der  Basilica 
lag,  geht  ans  der  Notitia  nnd  dem  Catal.  imp.  Vienn.  p.  t47 
Rene,  auf  das  Klarste  berrer.  WUI  man  aua  etwa  fragen ,  was  demi 
aber  der  GmadrfSs  bedente,  so  ist  daran f  nar  sa  aatworten,  dass  die 
eapitoliniscben  Fragmente  iiberbaopt  fast  aar  Gebäude  zeigen,  die 
Hiebt  nor  ihren  Namen  naeh,  sonders  oft  aueb ,  was  die  Art  der  Ge- 
binde anlangt,  ans  vnerklärlicb  bleibea.  Hier  ist  aber  jeder  Versneh 
zvr  Erkl&fiiBg  überhaupt  bedenklich ;  dean  erstlich  ist  es  sehr  zwei- 
feihaft,  ob  die  Stfickea  zusamueagehlirea ,  and  dann  würde  aas  aar 
daaa  ein  sicheres  (Jrtheii  haben  können ,  wenn  wir  Originale  vor  oas 
hüttea.  So  aber  kans  die  Veründcrnng  eines  einzigen  Bacbstabeas 
dem  Ganzen  eine  gaaz  falsche  Dedealaog  gegeben  haben.  Ich  kaan 
mit  Bansen  in  dem  Grundrisse  nichts  als  eise  Porticus  erkennen, 
gerade  wie  eia  anderes  FragUMut  (Bellori  t.  XVI.)  die  Per  tica  a 
Aemilia  zeigt.  Es  ist  sehr  glaublich,  dass  es  eiae  Porticus 
I  u  I  i  a  gab ;  denn  Angnst  dedicirte  eiae  sdehe  Halle  unter  den  Namea 
seiner  Enkel  Cains  und  Lucius  Caesar  (Aam.  S3t.) ,  so  wie  er  unter 
deren  Namea  auch  die  BasiUca  neu  bauete.  So  wie  aber  diese  nicht 
Basilica  Caii  et  Lucii,  sondern  lulia  geaannt  wurde,  so  wird  aach  die 
'Portions  diesea  Namen  gehabt  haben.  Will  man  einwenden,  dass  das  Mo- 
num.  Aoeyr.  nichts  von  einer  solehen  Porticus  meldet,  so  ist  darauf 
SU  erwiedera,  dass  mehrere  von  Augostus  zwar  erbaaete,  aber  unter 
anderem  Namea  dedicirte,  wie  die  Porticus  Liviae  und  OctaWae,  dort 
aicbt  anfgerdbrt  sind.  Die  Basilica  aber  hatte  er  schon  früher  aus- 
gebaut. 

629)  Voa  einem  Templum  Titi  4st  mir  weiter  nichts  bekaant.  Das 
Capitol  aber  darf  an  dieser  Stelle  aicbt  befremden.  Die  Beschreibung 
geht  vom  Vespasiantempel  auf  die  Hübe  uad  kSmmt  mit  dem  Vieas 
lugarias  wieder  an  das  Forum ,  wo  das  erste  Gebinde  die  Gfsecoata- 
sls  Ist. 

30)  Fest.  p.  290.  Senfiiiw  laeut  appeUabatmr  [ab]  ea,  fui  eum 
/meiendum  eurmvtrüt  im  prineipio  viti  iwgmrii,   eomtintfu   In 
MUte^  in  pio  i^eo  JkH  nffigi^  hydrae  pofita  m  M.  jigrippe. 


J4l    

Periode  geheftd  x«  machende  Stelto  ans  Stalius,  welebe  die 
gaase  Orienlining  in  Bevög  auf  die  Statue  Domitiaiis  giebt.  — 
Diese  aa  sich  schon  ganz  klaren  Beaeiebnungen  haben  nun 
auch  durch  die  Entdeckungen  des  J.  1835  die  entschiedenst^ 
Bestätigttag  erhalten.  Bei  der  Aufgrabung  des  Bodens  des 
Forum  bei  der  Phokassäule  kam  jenseit  der  das  Getäfel  be- 
grenzenden Strasse  ^e  lange  Linie  von  fünf  Marmorstu- 
fen  zum  Vorsehein ,  die  offenbar  einem  grossen  Gebäude  an« 
geborten,  das  für  kein  anderes  als  die  Basiiica  lulia  erkannt 
werden  kennte.  Das  erhielt  denn  auch  seine  volle  Bestätigung 
durch  Auffindung  einer  Marmorbasis,  welche  Reste  einer  in- 
sebrift  zeigte,  die  zwar  s|Nuiieh  genug,  aber  doeh  roilkonunea 
hinreichend  sind,  deren  Idenlität  mit  einer  schon  im  sechzehn^ 
ten  lahrirandert  vollständig  abgeschriebenen  unzweifelhaft  dar-» 
zutbun,  welche  die  BasiUca  lulia  nennt  *^^).  Selleil  treffen 
aUe  Umstände  so  erwünscht  zusammen,  um  ein  (Sebäude  to{MH 
graphisch  bestimmen  zu  können;  und  da  wir  wissen ,  dass  in 
der  Folge  zwischen  der  Basiiica  und  dem  Vestaheiligthume 
noch  zwei  Tempel  lagen,  so  ist  dadurch  die  Restauration  die-* 
ser  ganzen  Seite  des  Forum  vollständig  gegeben.  Zwischen 
der  Basiiica  und  dem  Castorlempel  lief  wahrscheinlich  der  Yi- 
cus  Tusctts  in  das  Forum  ein ;  wie  weit  aber  Erstere  in  den- 
selben hineinreichte ,  ist  ungewiss.  Pseudo-Ascon.  z. 
Cic.  Verr.  I,  59.  sagt:  Signum  f^ortwnni  in  ultimo 
vico  Turario  est  sub  basilicae  üngulo  fltcttn- 
tibu9  se  ad  postremam  dea^tram partem*   Das  wird 


631)  Sie  ist  schon  von  Panvinioa  im  KegioneBverzeicIiiiitse  mitge- 
theilt  (Graev.^thes.  111.  p.  39<J.)-  Groter  CLXXi,  7.  giebt  an, 
aie  sei  bei  den  drei  Säulen  gefaoden  worden  ;  aber  Panvin  sagt :  prope 
columnam,  d.  i.  die  Phokassanle,  also  dieselbe  Stelle,  wo  sie  ne« 
euCdeckt  worden  ist.  Das  heutige  Fragment  yorhält  sich  zn  der  frii- 
hereü  Abschrift  also: 

GABimrS.  FETTIFS 

A  PROBUNFS.  F.  C.  PRAEF.  FRB. 

ASILICA      STATFAM.  QFAß.  ^ASILICAÄ 

ER.  ÄEPARATAB      IFUAE.  A.  SE.  NOFJTER.  AEPARATAfi 

SET.  ADIECIT      ORNAMENTO.  ESSW^.  ADIECIT 

Vgl.  Buihtino  d.  hut*    1519.  Mftno.    Biinsen,  Buckr.  d.  St.  Jl. 
m  I.  ».  H. 


342    

von  Bunsen  (III  B.  8.  41.)  auf  die  lalia  bezogen.     Mir  ist 
die  Sache  zweifelhaft.     Die  lulia  war  unstreitig  ein  sehr  gros- 
ses Gebäude,  wie  sich  aus  dem  ergiebt,  was  sogleich  über  ihre 
Benutzung  gesagt  werden  wird.     Wenn  aber  die  Bildsäule  des 
Vertumnus  am  Ende  des  Vicus  Turarius,  d.  i.  Tuscns,  stand 
und  doch  auch  ganz  nahe  der  Basilica,  so  scheint  doch  entwe- 
der der  Vicus  auf  einen  zu  kleinen  Raum  beschränkt  zu  wer- 
den, oder  Letztere  müsste  eine  unglaubliche  Ausdehnung  ge- 
habt haben.     Es  kömmt  also  in  Frage,  ob  man  mitNardini 
(II.  p.  176.)  dieSempronia  verstehen  dürfe,  für  welche  al- 
lerdings die  Grundslücke  bei  dem  Signum  Vertumni  angekauft 
wurden  *®*).  —  Die  Basilica  brannte  noch  unter  Augustns  ab 
(Anm.  530.)  und  wurde  von  ihm  neu  unter  den  Namen  seiner 
Enkel  Caius  und  Lucius  erbaut  s^).     Im  Jahre  282  wurde  sie 
mit  vielen  anderen  Gebäuden  wiederum  durch  Feuer  zerstört 
und  von  Dioclctian  wieder  hergestellt  ^).  —     Sie  diente  vor- 
zugsweise zu  Gerichtssitzungen  und  namentlich  wurden  hier 
die  catisae  centumviraies  verhandelte^).     Da  nun  diese  vier- 
fach waren,  d.  h.  vier  besondere  conciUa  zu  Gericht  sassen, 
so  hatte  sie  auch  vier  Tribnnalia,  die  ausdrücklich   ge- 
nannt werden  3«),    Ausserdem  finde  ich  sie  noch  dreimal  er- 


632)  S.  ADm.  540.  Baosen  meint,  die  lalia  sei  an  die  Stelle  der 
Semprooia  gelrelen,  aber  eben  dagegen  spricht  die  jedeofallä  beträcht- 
liche EntferouDg  des  Vertumnos.  (Jebrigeos  ist  es  durchaus  nicht  nö- 
thig  anzunehmen ,  dass  der  Scholiast  von  seiner  Zeit  spreche.  Die 
"*"i^,x  ^^^^^  ^^\  ^«*t  s'"^  •«»  älteren  SchrirtstcUcrn  entnommen. 

33)  Monum.  Ancyr.  (Anm.  530.)  Suet.  Aue.  29.  Ouaedam 
etiam  opera  sub  nomine  a/ienö ,  nepotum  sctUcet  et  nxorü  sororis- 
que/ectt:  lUporticum  hasilicamqu e  Lueii  et  C aii:  item 
porticus  Liviae  et  Oetaviae  theairumque  Marcelli, 

34)  Catal.  imper.  Vienn.  t.  Jl.  p.   247  Rone. 

35)  PI  in.  ep.  V,  21.  Descenderam  in  basilicam  luiiam  — .  Se- 
dehant  iudices,  centumvfrf  venerant  etc.  II,   14.  VI,  33. 

3Ö)  „Wenn  die  Topographen  von  vier  Tribunalen  träumen,  so  ist 
diess  ein  blosses  Missverständniss  einer  leicht  Ter  t  ig  gelesenen 
oder  nachgeschriebenen  andern  Stelle  desselben  Plinius ,  wo 
er  von  einem  vierfachen  Gerichte  spricht".  Bunsen,  Besehr,  III  B. 
Ä.  87.  Dagegen  mussten,  wie  er  sagt,  drei  Tribunale  darin  gewesen 
sein,  weil  Plinius  ein  primum  tribunal,  nicht  pritu,  nenne.  Es  ist 
jederzeit  schlimm ,  die  alten  Schriftsteller  leichtfertig  zu  lesen; 
aber  noch  schlimmer,  sie  gar  nicht  zu  lesen    und  die  von  Anderen  ci- 

SI-  k?  D I .    ?  "**'"*  *'"""•'   nachzusehen,  endlich   sie   zu   verwechseln. 
Xlicht  P 1 1  n  I  u  8  nennt  ein   primum  tribunai  und  nicht   nacl»  ilim  (VI, 


343    

wähal :  erstlich  In  Bez^g  aaf  Caligala,  der  mehrmab  vou  ib- 
rem  Dache  Geld  unter  das  Volk  auswarf^^^),  und  ausserdem 
von  Statins  und  Martial.  s.  d.  folg.  Periode. 

Auch  derCIi  vus  Capitolinus  hat  in  dieser  Zeit  melu*^ 
fache  Veränderungen  erfahren.  Augustus  stellte  hier  das  Mi- 
liarium  aureum  auf^^)$  der  Form  nach  wohl  den  ge- 
wöhnlichen römischen  Meilensteinen  gleichend,  aber  wahr- 
scheinlich miJt  vergoldeter  Bronze  bekleidet.  Seine  Stelle  wird 
angegeben  am  Anfange  des  Forum  Romanum,.  unter  dem  Sa- 
lurnuslempeP^).  Seine  Bedeutung  ist  nicht  völlig  klar.  Irrig 
ist  jedenfalls  die  Meinung,  dass  von  ihm  die  Messung  der  rö- 
mischen Strassen  begonnen  habe ;  vielmehr  ist  es  gewiss,  dass 
die  Meilen  erst  von  den  Thoren  au  gerechnet  wurden.  Eben 
so  irrig  hat  man  aus  PUnius  scbliesseu  wollen,  dass  darauf  die 
Entfernung  der  einzelnen  Thore  von  diesem  Paukte  angegeben 
gewesen  sei ;  denn  Plinius  spricht  nur  von  der  Vermessung 
Vespasjans,  und  im  Grunde  hatte  dieselbe  in  einer  Zeit ,  wo 
Rom  schon  weit  über  die  alten  Tbore  hinaus  sich  erstreckte, 
geringen  Werth ;  noch  weniger  kann  sie  Beziehung  auf  Au- 
gustus Oberaufsicht  über  die  römischen  Heerstrassen  haben. 
Dagegen  wird  es  durch  Plutarchs  Angabe,  dass  hier  alle 


33.)  haben  die  ,,leichtfertigeD''  Topographen  vier  Tribaoalia  angeoom- 
nieo,  sondero  es  sagt  diess  mit  klaren  Worten  Qu  int.  I.  0.  XII,  5,  6. 
von  dem  Redner  Trachallns :  Certe  cum  in  basilica  lulia  diceret 
primo  tribunali ,  quatuor  autem  iudieia,  ut  tnoris  est,  eogeren- 
tur  atqtte  omnia  clamoribuM  fremerent  ^  et^  auditum  eiim  et  intelle- 
ctum,  et,  quod  agentibui  eaeteris  oon  turne  Host  ss  im  um 
J'uit,  laudatum  quoque  ex  quatuor  tribuna  li  but  7ne~ 
min  i.  Ich  habe  das  nicht  übergehen  wollen,  om,  weil  es  gerade  mit 
kurzen  Worten  geschehen  konnte ,  an  einem  Beispiele  za  zeigen ,  auf 
wessen  Seite  eigentlich  die  Leichtfertigkeit  und  das  tfXvagtiv  ist. 

637)  Suet.  Calig.  37.  Quin  et  nummos  non  medioeris  summae 
0  fastigio  batilicae  luli'ae  per  aliquot  dies  sparsit  in  plebem.  Viel- 
leicht hatte  er  sie  Benutzt,  um  darüber  seine  Brücke  nach  dem  Capi- 
tole  zu  scblogen.  cap.  2!2. 

38)  Dio  Cass.  LIV,  8.  rote  di^  avros  re  jrooazaTijg  zoiv  ttcqI 
xijv  *F(/jfAfiV  bSifiv  ai(jed'tls  xal  t6  %(fvaovv  /liXtov  utithjfiivov  laxijas, 

39)  Plin.  III,  5,  9.  mensura  currente  a  Miliario  aureo  in  ca- 
pite  Roma ni  fori  statuta  ad  singulas  portai.  Tacit.  Hist.  I,  27. 
(Otho)  per  J'iberianam  domum  in  Felabrum;  inde  ad  Miliarium  au^ 
reum  sub  aedem  Satumi.  Suet.  Oth.  6.  ut  se  in  foro  sub  aede 
Üaturni  ad  Miliarium  aureum  opperirentur,  s.  d.  folg.  Anm. 


S44    

Wege  ludiens  ihren  Endponkt  gebabt^^^^),  wahrscheaftikb, 
dass  auf  dem  Miliarium  die  Namen  und  Längen  der  versohie* 
denen  von  Rom  auslaufenden  Strassen  verzeichnet  waren.  Es 
wurde  in  so  fem  als  der  Mittelpunkt,  umbitieusy  des  römischen 
Reichs  angesehen.  Neben  dem  Triumphbogen  des  Septimius 
Severus  haben  die  Ausgrabungen  eine  grosse  runde  Basis  zu 
Tage  gejfordert,  die  von  Bunsen^^)  als  dem  Mtliarium  an- 
gehörig erkannt  wird ;  angeblich  ist  auch  ein  Stück  der  Säule 
gefunden  worden.  Mit  Tacitus  und  Sneton  stimmt  das  aller- 
dings nicht  fiberein ;  denn  sie  liegt  nicht  unter  dem  Saturnus- 
tempel,  sondern  gerade  unter  dem  der  Concordia.  Man  müsste 
also  annehmen,  dass  irgend  eine  Anlage  am  Clivus,  yielleicht 
die  des  Vespasiantempels  die  Versetzung  des  Miliarium  veran- 
lasst hätte.  Und  allerdings  nennt  der  Anonpnus  von  Ein- 
siedln wiederholt:  Sei.  Sergii^  ubi  umbiticum  Ramae,  Die 
Kirche  SS.  Sergio  e  Bacco  lag  aber  hinter  dem  Arcus  Severi 
zum  Theile  auf  der  Area  der  Concordia.  Indessen  macht 
dagegen  doch  die  Reihenfolge,  in  welcher  die  Notilia  die  Denk- 
mäler nennt,  bedenklich.  Sie  giebt  nach  den  Tempeln  am  Cli- 
vus  und  dem  Capitolium:  Miliarium  aureum.  Vicum  luga- 
rium.  Graecaitadium,  Basilicani  luliam  etc.  Stand  nun  das 
Miliarium  unter  dem  Saturuustempel,  so  war  es  allerdings  zu- 
nächst am  Vicus  lugarius.  Es  könnte  daher  jene  Basis  auch 
einem  anderen  Denkmale  angehört  haben,  s.  d.  folg.  Periode. — 
In  dieser  Zeit  wird  auch  ein  Denkmal  erwähnt,  das  wegen 
der  wiederholten  Verbindung  mit  dem  Concordientempel  hier 
anzunehmen  sein  wird.  Es  ist  der  Tempel  (oder  wohl  mehr 
Kapelle,  aedicula)  des  Genius  Publicus  oder  Genius 
populi  Romani'^^),  den  ausserdem  eine  späte  Nachricht 


SO)  P lata r eh.  Galb.  24.  dia  Ty9  T$ße^iov  titdovfUpfjs  JOuUas 
äff  ißadi^iv  ets  ayo^itv,  ol  xqvaovQ  tiazr^xst  vtlutv^  eis  ov  ai  xt- 
iiva&  T^S^Irallag  odol  icaaai  tele  vTwa&r, 


6  SO) 
ftaraßat 
T fiijfii:         -  , 

41)  Le  forum  Rornanum,  p.  14.  Beschr.  d,  St.  R,  III  B, 
S.    10t. 

42)  Dio  Ca  SS.  XL  VII,  2.  yv%lq  r«  in\  rov  vim  %ot  Ftviov  rov 
iijfiov  Kai  inl  njfff  'Ofiovo/ag  naftnXi^&Bit  t9^v&tj90tv,  L,  8.  »aX  ßvae  tt^cu- 
Tov  fup  is  tov  T^ff  *Ofi9VOias  vabVf  ^itetra  91  »al  titl  rovg  äXlovs  nivrae 


84S    

mit  den  Rostris  in  Vei%indinig  bringt*^').  Endlich  wurde  im 
J.  767,  wegen  der  Wiedereriangong  der  unter  Vanis  verlore- 
nen römischen  Feldzeichen  bei  dem  Salurnnstempel  ein  dem 
Tiberios  geweihler  Triumphbogen  errichtet**),  von 
dem  jedoch  keine  Spur  mehr  übrig  ist.  Ein  anderer  Triumph- 
bogen war  dem  Augustus  auf  dem  Forum  errichtet  worden ; 
seine  Stelle  wird  aber  nicht  näher  bezeichnet**).  —  An  dem 
Lacus  Curtius ,  wo  Galba  ermordet  worden  war,  wurde  ihm 
spater  eine  Statue  aufgestellt  *<»). 

Das  Forum  seit  Domltian. 

Das  entsetzlichste  Ereigniss,  welches  Rom  betroffen  hat, 
war  der  grosse  wahrscheinlich  dorch  Nero  angestiftete  un< 
absichtlich  weiter  verbreitete  Brand.  Bd  weitem  der  grössl» 
Theil  der  Stadt  mit  den  altehrwärdigen  Denkmälern  der  kö* 
aiglichen  Zeit  und  der  Bepublik,  den  glänzenden  Anlagen  der 
ersten  Kaiser  und  den  herrlichsten  Werken  griechischer  Kunst 
wurde  efn  Raub  der  Flammen.  Nach  Tacitus  bekannter  Schü-' 
dernng  (Ann*  XV,  38 — 41.)  blieben  von  den  vierzehn  He«^ 
gionen  nur  vier  und  jedenfalls  die  unbedeutenderen  verschont; 
drei  wurden  von  Grund  aus  vernichtet,  von  den  sieben  ubri* 
gen  blieben  nur  einzelne  ebenfalls  stark  beschädigte  Gchäude 
stehen*^).    Unter  den  letzteren  war  auch  die  achte  Region 


lavv6To  inl  vb  tov   vaov  rov  Piviov  rov  8t)aov   idov&ij.     Vgl.  Fast. 
Ami  lern.  Vlil  Non.  Oet.  GENIO  PVBLIGO. 

643)  Catal.  iuip.  Vieaa.  p.  ^46  Rone.  (Aureliaaus)  Crejitampo- 
puli  Rüfnani  aureum  in  rostra  posuit,  S.  d.  fol^.  Periode. 

44)  Tacit.  A BD.  II,  41.  Fine  anni  arcut  propter  aedem  Sü" 
iurni  ob  reeepi^a  iigna  cum  Faro  amissa  ^  duetu  Gertnanici,  auspi^ 
eiu  Tiberii  (dicatur). 

45)  Dio  Cass.  LT,  19.  tuä  aifnSa  rQ<maio^6^oy  Xv  xs  x^  B^sv 
reßiia,  ttal  6ti(fav  iv  xij  'Fututtiff  o/o^^  tSwxay. 

46)  Säet.  G  a  1  £.  %^[  SenatuSy  ut  primum  licitum  /uit,  statuam 
ei  deerwerat  rostratae  coiumnae  svperstantem  in  parte  fori,  qua 
trucidatus  est.  Taeit.  H  ist.  II,  55.  populus  cum  lauru  ac  ßoribus 
Gaibae  imagines  cireum  templa  tuÜt,  eongestis  in  modum  tumuU 
eoronis  iuxta  Laeum  Curtii,  quem  loeum  Galba  moriens  sanguine 
ij^ecerat. 

47)  Cap.  40.  Quippe  in  regiones  quatuordecim  Roma  dividitur, 
quarum  quatnor  integrae  manebant;  tres  solo  tenus  deiectae;  septetn 
teliquis  pauea  teotorwn  vesiigia  supererant  laeera  et  semiusta»    Es 


346 

oder  das  Forum  Romanam,  doch  blieb  das  Gapitol  UBVersehrt 
und  wahrscheinlich  auch  der  untere  Theil  des  Forum.  Da* 
gegen  brannten  die  Gebäude  am  Comilium,  von  denen  Tacitus 
die  Regia  und  den  Veslatempel  ausdrücklich  nennt,  nieder, 
und  also  jedenfalls  auch  die  Curie,  sie  mochte  nun  neben  der 
Yesta  stehen,  oder  auf  der  entgegengesetzten  Seite.  Ihr  Un- 
tergang aber  wurde  nun  eben  Veranlassung,  dass  jedenfalls 
Domitian  eine  sehr  bedeutende  Veränderung  an  dem  Forum 
eintreten  liess.  Ich  finde  zwar  allgemein  angenommen,  dass 
die  C  u  r  i  a  I  u  1  i  a  bis  in  die  spätesten  Zeiten  bestanden  habe ; 
aber  es  fehlt  an  jedem  Beweise  dafür.  Die  letzte  Erwähnung 
derselben  geschieht  nach  der  Ermordung  Caligula's,  wo  der 
Senat  aus  Widerwillen  gegen  den  Namen  der  lulier  nicht  in 
ihr,  sondern  auf  dem  Capitole  sich  versammelt  <^-^^).  Von  da 
an  gedenkt  niemand  mehr  des  Namens;  wohl  aber  wird  aus- 
drücklich gesagt,  dass  Domitian  ein  neues  Senatsgebäude  auf- 
führte. Die  übrigen  Topographen  scheinen  gar  nicht  weiter 
darüber  nachgedacht,  sondern  in  sicherer  Ruhe  angenommen 
zu  haben,  dass,  was  von  Augustos  gebaut  worden  sei,  auch 
durch  alle  Zeiten  habe  besteben  müssen ;  Bunsen  aber  ist  of- 
fenbar zu  der  gleichen  Annahme  durch  die  späte  Erwähnung 
eines  Denkmals  veranlasst  worden,  das  sich  in  der  Curia  lulia 
befand.  Augustus  nämlich  weihete  darin  einen  Altar  der 
Victoria  und  eine  Bildsäule  der  Göttin^').  Sie  war  in 
Dio^s  Zeit  noch  vorhanden,  wie  er  ausdrücklich  sagt,  und  wird 
noch  später  erwähnt  ^^).     Sprächen  nun  nicht  andere  Gründe 


scheint  das  doch  etwas  zu  viel  gesagt.  Von  der  achten  Region  blieb 
jedeofalls  ein  Theil  stehen,  und  auch  die  neunte  kann  nicht  so  total 
yerwüstet  worden  sein.  Dio  Cass.  LXII,  18.  sagt  indessen  auch:  xk 
Svo  Ttov  fii^ij  (rz/g  noktwi)  ixav&fj. 

648)  S  u  e  t  o  n.  C  a  1  i  g.  59.  Et  senatus  in  asserenda  lihertale  adeo 
eontensit,  ut  Coss.  primo  non  in  curiam ,  quia  lulia  vocaba^ 
tur ,  sed  in  Capttolium  convocarent. 

49)  Dio  Cass.  LI,  22.  iviazriai  Si  ig  avro  (t6  ßoyXevT^^Mv)  r o 
a^aXfia  rö  ry/ff  Nixt^g  ro  »al  vvv  ov  St/lüiv,  m  «b«i«v,  or*w«|p 
avT^g  zifv  a^xV^  inTyaaTO.  yv  dt  8tj  tüiv  Ta^avrivwP  xtü  ixti'&iv  igvyv 
'PioiAtjv  TCOfiHfüiv  IV  TS  TCji  Qwtdgiif  idgv&t^  xal  u^iyvntiotg  Xafpv(jotg 
ixoofiTi&tj,  Vgl.  Sueton!  Aug.  100. /<mti«  triumphali  porta  dueen-- 
dum,  praecedente  Fictoria,  quae  ett  in  curia, 

50)  Herodian.  V,  5.  (Heliogabalus^  nifiipag  xf  «ff  x^^FiffiifP 
iniXeiQiv  iv  r»  ftsoaiTdrtff  xijg  QvyMkyxov  xoniif  vynglQxdxm  ve  v^v  tutiva 


r 


347    

dagegen,  so  wäre  «s  allerdings  das  Natürlichste,  sie  fortwäh- 
rend an  ihrer  ursprünglichen  Stelle  zu  denken;  erweiset  es 
sich  hingegen,  dass  das  spätere  Senatsgebäude  an  einem  Orte 
stand,  wo  die  Curia  lulia  niramermehr  gewesen  sein  konnte, 
so  wird  eben  so  natürlich  anzunehmen  sein,  dass  die  Statue 
der  Göttin,  das  hochwichtige  Heiligthum  der  Curie ,  bei  dem 
Brande  gerettet  worden  sei ;  es  ist  auch  selbst  möglich ,  dass 
die  Curie,  da  nur  ein  Theil  des  Forum  abbrannte,  nicht  so 
völlig  zerstör!  wurde,  dass  nicht  die  Statue,  wahrscheinlich 
ein  v^oldetes  Bronzebild,  erhalten  worden  wäre.  Mit  einem 
Worte,  von  der  späteren  Existenz  eines  beweglichen  Kunst- 
werks lässt  sich  in  keinem  Falle  auf  die  Fortdauer  des  Ge- 
bäudes, in  dem  es  sich  befunden  hatte,  schliessen.  Dagegen 
erfahren  wir,  dass  Domitian  einen  Senatus,  d.  i.  in  der 
späteren  Latinität  eine  Curie,  bauete^^').  Vespasian  fand 
nach  seinem  Siege  über  Vitellius  Rom  noch  zum  grossen  Theile 
vom  neronischen  Brande  her  in  Schutt  und  Asche  ^3).  Der 
Aufbau  der  Privatgebäude  war  unterblieben;  die  öffentlichen 
Bauten  hatten  jedenfalls  der  einen  unsinnigen  Anlage  des  gol- 
denen Hauses  nachstehen  müssen ;  dazu  kam  noch  der  Brand, 
der  das  Capitol  bei  dem  Angriffe  der  Vitellianer  zerstörte.  Die 
zehnjährige  Regierung  dieses  Kaisers  und  die  zweijährige  sei- 
nes Sohnes  Titus  konnten  natürlich  nicht  hinreichen,  um  die 
Ungeheuern  Anlagen,  welche  von  beiden  unternommen  wurden, 
zu  beendigeu ;  zumal  da  dio  letztere  wiederum  einen  grossen 
Theil  Roms  in  einem  mehrtägigen  Brande  untergehen  sah.  Da- 
her fällt  die  Ausführung  und  Vollendung  derselben  überall  Do- 
mitian zu.     Die  Curie  war  jedenfalls  nicht  das  dringendste 


avaTt&tjva*  tmtQ  xetpal^e  roo  ayakfiaros  r^s  NUtji,  VII,  1 1 .  wo  Nea- 
fierde  einige  Soldaten  Maximios  in  die  Curie  treibt:  ovo  di  tj  rfftis 
vt^tt^'OTtoor  ineatovaai  rwv  ßovXtvofilvtuv  -d'cAiJoarrcf  «iV  ro  avvi^Qiov 
iigt^X&ov,  MS  TOP  lif^vfiifoif  ßwfiov  rijs  NUr^i  vittQßijva^  tovvovq,  Noch 
spätere  firwäbnnngen  s.  Anm.  658. 

651)  Hieron.  ao.  92.  t.  I.  p.  443  Rone.  Prosp.  Aquit.  p.  571. 
Cassiod.  Cb  ron.  t.  11.  p.  197.  Catal.  imp.  Vienu.  p.  ^43. 

52)  Saeton.  Vcsp.  8.  Deformis  urbt  veteribus  incendiU  ac 
rtnnii  erat:  vacutu  areas  oecupare  et  aed\ficare^  $i  possessores  ce«- 
sarent,  cuicunque  permüU. 


848    

Bedfirfniss '  gewesen,  da  eine  Menge  Tempel  ihre  Stelle  ver- 
treten konnten;  übrigens  war  es  ja  anch  schon  gewöhaiieh 
geworden,  die  Versammlangen  im  kaiserlichen  Paläste  zu  hal- 
ten. So  wurde  sie  jedenfalls  erst  von  Domitian  erbaut ;  aber 
nicht  an  ihrer  früheren  Stelle.  Wir  erfahren  diess  daraus, 
dass  seitdem  vor  ihr  der  lannstempel  stand  und  da  beide  Ge- 
bäude sich  gegenseitig  bestimmen,  so  ist  hier  der  Ort,  za- 
nächst  die  Stelle  des  Tempels  zu  erörtern.  Es  ist  oben  (S. 
255  IT.)  gezrigt  worden,  dass  dieser  Tempel  des  lanus 
Geminus  oder  Quirinus,  der  index  beUi  pacisque  oder 
die  poHa  belii,  am  Forum  stand ;  jedenfalls  aber  an  einer  et- 
was abgelegenen  Stelle  ^^^),  da  bei  so  unzähligen  Stellen,  wei- 
che die  Oertlichkeiten  des  Forum  berühren,  seiner  nirgend  Br^ 
wähnung  geschieht.  Für  die  genauere  Bestimmung  ergeben 
sich  nun  allerdings  Schwierigkeiten  aus  den  dunkeln  Sagen, 
welche  von  seinem  Ursprünge  reden ;  Sagen,  welche  uns  nur 
durch  Dichterstellen  oder  Grammatiker  der  spätesten  Zeit  be- 
kannt werden.  Demungeachtet  sind  Letztere  durchaus  nicht 
geradehin  zu  verwerfen,  da  ihre  Nachrichten  gewöhnlich  aus 
alten  Quellen  stammen;  und  muss  man  auch  anerkennen,  dass 
in  den  meisten  Fällen,  namentlich  wo  es  sich  um  topographi- 
sche Fragen  der  älteren  Zeit  handelt,  sie  aller  klaren  Vorstel- 
lung ermangeln,  so  kömmt  es  nur  darauf  an,  dass  sie  getreu 
berichten,  was  sie  fanden.  Das  scheint  aber  eben  hier  ge- 
schehen zu  sein  und  die  arge  Verwirrung,  welche  man  auf  den 
ersten  Blick  in  den  Nächrichten  über  den  lanustempel  wahr- 
nimmt, ist  nicht  ihnen  zur  Last  zu  legen,  sondern  denen,  wel- 
che eine  Sage  aus  frühester  Zeit  auf  ein  späteres  Denkmal 
bezogen,  ohne  zu  ahnen,  dass  dadurch  zwei  ganz  geschiedene 
Oertlichkeiten  identificirt  wurden.  —  Alle  treffen  darin  zu- 
sammen, dass  sie  an  den  lanustempel  die  Sage  von  einem  im 
Kriege  gegen  Tatius  den  Römern  vom  Gotte  geleisteten  kräf- 


653)  Das  heisst  in  Bezog  auf  das  Fonim  selbst ;  fibriseos  an  einer 
gewiss  sehr  lebhaften  Stelle.  Mart.  X,  78,  3.  vom  lanns  vor  Do- 
mitian: 

Perüiu$  txiguoM  habitabas  ante  Penates, 
Plurima  qua  medium  Roma  terebai  Her, 


Ugen  Beistände  kvipfen.  Als  nämfich  4ie  Sabinen  (durch  Ver- 
raUi,  oder  mit  Gewalt)  durch  ein  Tber  eindriDgen  wollten, 
liess  lanns  einen  mächtigen  Quell  heissen  Wassers  iiervor- 
k«chen  und  trieb  so  die  Feinde  zurück.  Den  Ort»  wo  diess 
geschah,  und  der  von  dem  wannen  Quell  den  Namen  Lau« 
tolae  führte,  setzt  Ovid  unter  den  Capitolinus,  in  dessen 
Nähe  ja  eben  der  lanuslempel  stand  $  als  Begebenheit  aber, 
wobei  der  GoU  sich  hälfreich  zeigte,  giebt  er  den  Yerrath 
der  Tarpeja  an.  Fa st.  I,  359. 

liie  manu  mulcfins  propeücam  edpeeiara  barbam 

ProtinuM  OebaUi  rettuUi  arma  Taii, 
Utque  Uvk  atstoi  armillü  eapia  Sübinis 
Ad  iummae  tocüas  iuxerü  arcis  Her. 
Inde^  velui  nunc  est,  per  quem  deseendUis^  inquity 

ArdHU9  in  volles  et  ***)  fora  cUvus  ^at. 
Et  tarn  centigerat  porimn^  Satumia  euius 

Bempserat  opposüas  üisidioea  sera$* 
Cum  iäntö  veriius  committere  numine  pugnam 

Ipse  meae  movi  ealiidus  artis  opus, 
Oraque,  qua  potlens  epe  sum,  fontana  reclun 

Sumque  repentinas  eiaculatus  aquas. 
Ante  tarnen  madidis  subieci  sulpAura  venis^ 

Clatiderei  ut  Tatio  fervidus  hnmer  Her. 
Cnius  ut  utüita^  pultis  percepta  Sabinisj 

Quaefueraty  tute  redditaforma  loco  est. 
Ära  mihi  posita  est  pareo  ceniuncta  saeeUo  etc. 
Es  ist  oEettbar,  dass  Ovid  sich  das  Thor,  durch  welches  die 
Sftbiner  eindringen  wollen,  am  Fusse  des  Capitolinus  denkt; 
es  verschitesst  den  CKvus,  welcher  zur  Ii6he  fuhrt.  Ob  ^ 
damit  den  Clivus  Capitolinus  meine,  oder  einen  anderen ,  lässi 
sich  nicht  entscheiden.    Letzteres  ist  jedenfalls  passender; 


654)  Merkel  bat  den  hasdseliriflTicbeii  Anteritäten  folgeiid  d» 
frSbcre  Lesart  per  fwra  wieder  aafgeaoiUDe«  und  xur  Priifvnf  dertel*- 
beo  aof^fordert.  ?ioch  Heiner  Ueberttea{raQ|f  giebt  iie  gür  keinen  Srn«; 
denn  wo  der  Cltvai  besinnt,  da  bSrt  das  Fomm  aitf  nnd  es  lassen  sieb 
wobl/mi  ptr  vßlle$,  triebt  aber  vailw  peffora^  neek  weniger  ein 
elivus  per  fora  denken. 


350    

wenn  auch  nicht  gerade  nothwendig,  dass  Ovid  es  so  gedacht 
habe;  die  Erwähnung  des  Fornm  passt  aar  den  einen  wie 
auf  den  anderen.  Genug  das  Thor  stand  unten  am  Berge 
und  da  hier  das  Wunder  der  plötzlich  vorbrechenden  heissen 
Quelle  geschah ,  so  hätten  nach  Ovids  Vorstellung  auch  die 
Lautolae  hier  sein  müssen.  Endlich  ist  es  das  Gewisseste, 
dass  der  lanustempel  hier  stand ;  denn  ihm  zu  Liebe  ist  ja  die 
ganze  Erzählung  in  dieser  Weise  von  Ovid  gedichtet  ^*^). 
Ganz  anders  hingegen  berichten  darüber  die  Grammatiker. 
Ohne  Rücksicht  auf  das  Bestehende  zu  nehmen,  ja  ohne  viel- 
leicht genauere  Kenntniss  davon  zu  haben,  erzählen  sie  nur, 
was  sie  bei  alten  Schriftstellern,  vermuthlich  Annalisten  oder 
Yarro  darüber  gelesen  hatten,  und  lassen  die  ganze  Begeben- 
heit in  der  Gegend  der  Carinen  am  Esquilin  vorgehen.  Die 
wichtigste  Stelle  ist  bei  Mac  roh.  Sat.  I,  9.  Cum  belle  Sa-- 
bmo  —  Romani  portam^  quae  sub  radicibus  collis 
Viminalis  erat^  quae postea  ex  eventu  lanualis  vo^ 
eata  esiy  claudere  festinarent,  quia  in  ipsam  hostes  ruebant^ 
poslquam  est  clausa,  mox  sponte  patefacta  est.  cumque  ite» 
rurii  ac  tertio  idein  contfgisset,  armati  plurimi  pro  limine^ 
quia  claudere  nequibantj  custodes  steterunt,  Cumque  ea: 
alia  parte  acerrimo  proelio  certaretur^  subita 
fama  pertulit^  fusos  a  Tatio  nostros.  Quam  ob  cau^ 
^am  Romanik  qni  aditum  tuebantur  territi  proßigerunt.  cum* 
que  Sabini  per  portam  patentem  irrupturi  essentj  Jertur  ex 
aede  lani  per  hanc  portam  magnam  vim  torrentium  undis 
scatentibus  erupisse  — .  ea  re  placitum^  ut  belli  tempore  ve-> 
lut  ad  Urbis  auxilium  profecto  deofores  reserarentur.  Diese 
Angabe,  dass  das  Thor,  wo  der  heisse  Quell  hervorbrach,  un"- 
ter  dem  Viminal  gelegen  habe,  ist  den  Topographen  sehr  an-* 


655)  Es  bleibt  nocb  Manches  in  Ovids  Erzablun;  seltsam,  noch 
nehr  in  Met.  XIV,  775  ff.,  wo  dieselbe  Geschichte  mit  einigen  Ab- 
weichungen berichtet  wird.  Das  Sonderbarste  ist,  dass  der  Versach 
der  Sabiner,  sich  der  Borg  zu  bemächtigen,  gegen  alle  Geschichte  als 
durch  des  Gottes  Beistand  vereitelt  dargestellt  wird.  Es  ist  das  in- 
dessen natürliche  Folge  der  Verbindang  zweier  ganz  verschiedener 
Sagen ;  denn  der  lanvs  steht  zvr  Tarpeja  nicht  in  der  entferntesten 
Beziehung. 


361    

stössig  gewesen.  Das  Leichteste  war,  sie  geradeza  für  Eid- 
sehaltQDg  eines  Abschreibers  (!)  zu  erklären  oder  za  emen- 
diren*^^).  Dabei  übersieht  man,  dass  anderwärts  der  Name 
iauiae  Cainnae  von  den  dort  befindlichen  Laatolae,  in  Ueber- 
einstimmnng  mit  Macrobios,  abgeleitet  wird^');  nberhaapt 
aber  zeugt  jeder  Versuch  zur  Aenderung  von  mangelndem 
Verständniss  der  ganzen  Sage.  Denn  aus  Macrobius  selbst 
ist  es  klar,  dass  von  einem  ganz  anderen  Orte,  als  vom  Forum 
die  Rede  ist.  Wie  man  immer  vom  historischen  Standpunkte 
aus  über  jene  Sabinerschlacht  nrtheilen  möge :  so  viel  ist  ge- 
wiss, dass  die  Sage  sie  als  eine  Doppelschlacht  darstellt,  wie 
denn  gleich  anfangs  Romulus  sein  Heer  in  zwei  Schaaren  al^- 
getheilt  haben  sollte,  deren  zweite  Lucumo  befehligte.  Auf 
dem  Forum,  wo  das  Haupitreffen  geliefert  wird,  kämpfen  Ro- 
mulus und  Tatins :  der  zweite  Kampf  findet  bei  den  Carinen 
Statt.  Darum  sagt  Macrobius:  Cumque  ex  alia  parte 
acerrimo  proelio  ceriaretur^  subito  fama  pertulü  j  ßtsos  a 
Tatio  nostros.  d.  h.  die  jenes  Thor  Vertheidigenden  hörten, 
auf  dem  Forum  sei  Tatius  Sieger.  Und  so  spricht  denn  auch 
ausdrücklich  von  der  Doppelschlacht  Dionys.  II,  41.  X)  dh 
TttTioc  %al  oi  Saßivoi  (pQWfQiev  jfiVOfABVoi  uaftiQOV  xvg$9i 
—  ix  Tov  äag>aXove  ^äfj  %6v  noXt/iov  itifpMQOv.  noXXal  fukp 
ovp  avTtov  iyiyorro  xoi  fiä  noXXäe  nQoq>da$ie  Tro^cor^a- 
ton€9ivx6t(i9v  dXXiJXoeg  di  oXiyov  nsJgai  re  xal  avfinXo" 
xul  — •  /nfytatat  if  ix  nagatdiews  oXats  Talß  dwdiM9$ 
ngos  dXXyjXag  fidxcti  8$%val  xal  (povoß  ixavigmv  no^ 


656)  So  Nibby,  Mura  dt  Roma.  p.  69.  Baasen,  Besekr.  d. 
St  R.  J.  S.  145.  Richtiger  urlheilte  Niebohr,  Rom.  Gesch.  I.  S.  3:^0, 
ohne  auf  deu  Widerspruch  einzu§;eheo. 

57)  Serv.  z.  Aen.  VIII,  361  {Lautae  Carinae)  Mit,  quod  R^ 
mani  Sabinis  instantibus  fugientes  eruph'one  aquae  /eroentü  et  ipH 
Uberati  et  hoste*  ab  insequendo  repretsi.  aut  quia  ealida  aqua  /o- 
vandis  vtdneribus  apta  Juit,  locus  Lautulus  appellatus  ost.  Vgl. 
z.  I,  295.  Huius  autein  aperiendi  vel  elaudendi  templi  ratio  varia 
est.  alii  dicunt,  Romulo  contra  Sabinos  ptignante,  quum  in  eo  esset, 
ut  vinceretur,  calidam  aquam  ex  eo  loeo  erupisse ,  quae  fugavit  ex^ 
trcitum  Sabinorum.  Mine  ergo  traetum  morem,  ut  pugnaluri  ape^ 
rirent  templum,  quod  in  eo  loeo  fuerat  constitutum  ad  spem  pristixi 
auxilii. 


38«    - — 

Ivß  ^^).  Demnach  scheint  die  Lage  der  Laaiolae  unter  den 
Carinen  gewiss,  aber  sie  waren  längst  verschwanden  und  die, 
welche,  wie  Ovid,  den  lanus  am  Forum  kannten,  suchten  sie 
natürlich  auph  dort,  und  konnten  nun  keine  andere  Beziehung 
des  göttlichen  Beistandes  finden,  als  zum  Verrathe  der  Burg» 
Dass  aber  Macrobius  sagt,  jenes  Thor  am  Fusse  des  Viminal 
(das  wenigstens  nicht  zur  palatinischen  Stadt  gehören  konnte) 
sei  nachher  Porta  lanualis  genannt  worden,  enthält  einen  Wi- 
derspruch ;  denn  der  lanustempel  (und  der  ist  ja  gleichbedea- 
tend  mit  der  Porta  lanualis)  gehört  erst  dem  zweiten  Könige 
an.  Oder  hätte  Numa  wirklich  denselben  bei  den  Carinen, 
ad  infimum  Argiletum,  das  wir  noch  spät  hier  finden, 
erbaut  und  wäre  er  erst  bei  dem  Neubaue  an  das  Forum  und 
d^n  Capitolinos  versetzt  worden?  In  diesem  Falle  würden 
auch  Varro's  Worte,  L.  L.  Y,  32.  p.  156.  Lautolae  a 
itf«df/i<^o,  quod  ibi  ad  Ißrmm  Geminum  aquae  caldae  J^U0^ 
runU  von  der  alten  Stelle  zu  verstehen  sein. 

Wenn  diess  unentschieden  bleiben  muss,  so  ist  dagegen 
gewiss,  dass  in  der  späteren  Kaiserzeit  er  vor  der  Curie  stand. 
Ausdrücklich  sagt  es  Procop«  Goth.  I,  25.  iyjii  ik  %6p  v$mv 
iv  T^iiyoQÖi  ngo  %ov  ßovXntv^Qiov ,  oXIyov  VTtsgßdvfi  %tt 

JUfy«,  und, es  folgt  daraus  nothwendig,  dass  das  Senatsge- 
bäude von  dem  oberen  Theile  des  Forum,  dem  ehemaligen  Ce- 
mitinm,  hinweg  in  die  Gegend  des  Carcer  verlegt  worden  war. 
Weil  man  sich  nun  von  der  Vorstellung,  dass  die  Curia  lulia 
bis  in  die  spätesten  Zeiten  müsse  bestanden   haben,    nicht 


658)  St)  scheint  den  Sinn  dieser  Worte,  wenn  Ich  recht  verstehe, 
anch  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  GXX.  ^efasst  zn  haben.  Anderes 
ist  irrig.  Varro  giebt  keinesweges  die  Porta  lanualis  !n  der  Maner 
der  ältesten  palatinischen  Stadt  an;  w'w  war«  das  anch  möglich  ge- 
wesen !  Intra  murot  gilt  ja  von  der  servischen  Maner,  die  in  Varro^a 
Zeit  nech  die  Stadt  nmschloss.  Pie  lautulae  9wtra  urbem  bei  Paul. 
Diac.  p.  118.  sind  nicht  mit  Müller  als  ausser  der  romaliscbea 
Stadt  za  verateben.  Sie  sind  ganz  verschieden  von  denen,  die  einst 
bei»  lanus  waren.  Nicht  hieber  gehörig  ist  übrigens  Angnstin.  de 
eiv.  dei.  III,  13.  Siquidem  ad  obsidionem  quoque  perventum  esi  et- 
vitatii  clausüque  portü  te  tutbantur.  QuibuM  dolo  nperÜM  admÜMS- 
que  hostibus  intra  moenia  in  ipso  foro  —  pugna  commissa  est*  Er 
denkt  offenbar  an  den  Verrath  der  Tarpeja. 


353    

trennen  konnte.,  hat  man  die  Tbatsache,  dass  in  Procopius 
Zeit  das  Senatsgebäude  am  Capitole  war,  durch  folgende  Hy- 
pothese zn  erklären  gesucht.  Es  ist  bekannt,  dass  unter  Va- 
lentinian  II.  und  Theodosius  vorzüglich  auf  Ambrosius  Betrieb 
dem  heidnischen  Gultus  in  Rom  kräftig  entgegengearbeitet 
wurde.  Damals  wurde  der  bis  dahin  erhaltene  Dienst  der  Vesta 
auFgehoben  und  da  noch  immer  in  der  Curie  der  Altar  der 
Victoria  stand,  diess  aber  für  den  dem  Christenthume  anhän- 
genden Theil  der  Senatoren  Gewissenssache  war,  so  wurde 
dieser  hinweggeschaSt;.  Symmachus  als  Praefectus  Urbis  und 
an  der  Spitze  der  heidnischen  Parthei  stehend,  bat  dringend 
um  Wiederherstellung**^),  aber  des  Ambrosius  kräftiger  Wi- 
derspruch verschaffte  dem  Christenthume  den  Sieg  *^).  Darauf 
hin  nimmt  nun  Bunsen  mit  grosser  Sicherheit  an,  um  den 
Streit  der  Partheien  ganz  beizulegen,  habe  Theodosius  ein 
neues  Senatsgebäude  hergestellt  und  die  Curia  lulia  sei  seitdem 
geschlossen  gewesen*^).  Man  erwarte  dafür  keinen  Beweis ; 
es  ist  nicht  die  leiseste  Andeutung  eines  solchen  Baues,  über- 
haupt einer  Veränderung  der  Art  vorhanden :  es  ist  reine  Hy- 
pothese, offenbar  nur  deshalb   ausgedacht,  weil  die  Victoria 


659)  Epist.  X,  61.  Quis  ita  familiaris  est  barbarisj  ut  aram 
Vtctoriae  non  requirat  ?  Cauti  in  posterum  sumut  et  tristium  rertim. 
ostenta  vitamusi  reddatur  tantum  nomini  honor,  qui  numini  dene- 
gatu9  est. 

60)  Am\>ro8.  ep.  (ad  calc.  Symm.  ed.  Parei.)  1.  p.  470.  Si &o- 
die  gentUis  aliquis  Imperator,  quod  abstt,  aram  statueret  simulacris 
et  eo  convenire  cogeret  Christianos  —  et  in  ea  Curia  sententiam 
diceret,  ubi  iurati  ad  aram  simulacri  in  sententiam  eogerentur  etc. 
2'  p.  473.  Cum  vir  dar.  Praefectus  Urbis  Symmachus  ad  clementiam 
iuam  retulisset,  ut  ara,  quae  de  urbis  Romae  curia  sublata  fuerat, 
redderetur  loco  etc.  p.  482.  Sic  deam  esse  et  yictoriam  crediderunt 
•te.  —  Huius  aram  strui  in  urbis  Romae  curia  petunt,  hoc  est,  quo 
plures  eonveniunt  Christiani.  Es  ist  wohl  zn  bemerken,  dass  nnr 
der  Altar,  nie  die  Statue  der  Victoria  genannt  wird ;  denn  ara  simu- 
lacri  bei  Ambrosius  ist  nnr  der  einem  Götzen  geweihete  Altar.  — 
Wenn  übrigpens  Ambrosius  durchdrang,  so  kann  Claudia n.  de  VI 
cons.  Honor.  597. 

jliffuit  ipsa  suis  ales  Ficioria  templis, 
Romanae  tutela  togae,  quae  divite  pompa 
Patricii  reverenda  Jbvet  saeraria  coetus^, 
nur  figürlich  verstanden  werden,  wiewohl  auch  dann  noch  die  Erwäh- 
nung seltsam  bleibt. 

61)  Les  forum  de  Roms.  I.  p.  64.  {Annali  d.  Inst.  t.  Vllf.  p. 
:268.)  Besehr.  d.  St.  R.  III  B.  S.  108  f. 

23 


354    

nun  einmal  schlechterdings  in  der  lulia  gedacht  werden  sollte. 
Allein  dabei  ist  ganz  übersehen,  dass  der  lanus  vor  der  Carie 
schon]  in  viel  finihercr  Zeil  erv^ähnt  wird ,  eben  der  Curie, 
welche  der  eigentliche  Ort  der  Senatsversammlungen  schon 
damals  war.  Denn  als  Didius  lulianus  zum  ersten  Male  als 
Imperator  in  die  Curie  kömmt,  opfert  er  dem  vor  ihr  stehen* 
den  lanus.  Dio  Cass.  LXXIlI,  13*  ual  tiXog,  ineiiilj  ngie 
%6  awedgiov  i^X&e  Kai  rdi  'lavü  rm  fiQo  ftiv  &vqwp  avtov 
&vaBtv  f/uAAfV,  iSex^ayov  ndvzeg  %.  t.  A.  cap.  14.  o%9  xd 
itQnijQia  ngo  %ov  ßovXhVT%Qiov  i^vev  6  VovXiavog*^^), 
So  finden  wir  also  schon  lange  vor  Theodosius  die  eigentliche 
Curie  in  der  Nähe  des  Capitols  und  es  ist  kein  anderes  Ge* 
bände,  als  der  von  den  Chronisten  (Anm,  651.)  genannte  Se- 
natus,  den  Domilian  erbauete.  Denn  mit  demselben  Namen 
nennt  sie  an  derselben  Stelle,  wo  sie  einzig  gesucht  werden 
kann^  dieNotitia:  Reg.  FIIL  Forwn  Romanum  magnum. 
Continet  Rostras  III.  (s.  u.).  Gen/um  popuü  Romani  (bei 
der  Concordia).  Senatum.  Airium  Mineroae.  Forum  Cae- 
sarisy  Augusti  etc.  Die  Nachweisung  der  kaiserlichen  Fora 
wird  das  noch  deutlicher  machen ;  einstweilen  vergleiche  maa 
meinen  Plan  der  Fora.  —  Es  hat  aber  ein  glücklicher  Fund 
uns  noch  überdicss  die  ausdrückliche  Bestätigung  in  die  Hände 
geliefert.  In  der  Kirche  Sta.  Martina  (bei  S.  Adriano  und  dem 
Severusbogen)  befand  sich  sonst  eine  Inschrift,  welche  von 
der  Wiederherstellung  des  Secretarium  Senatus  im  J.  407. 
spricht  <^').    Der  Ausdruck  Secretarium  Senatus  kann  in  kei- 


662)  Damit  süraint  aueb  vortrefflich  überein  Inl.  Cap<  Pertin. 
4.  De  caitris  nocte  quum  ad  senatum  venisset,  neque  inwniretur  ae-- 
dituus  y  in  iemplo  (Joncordiae  resedit.  Wird  aach  auderwärU  der 
CoDcoi'dientempel  selbst  als  Curie  betrachtet^  so  werden  beide  sich 
doch  oifenbar  hier  eutfcf^eogeselzt;  aber  sie  liefen  ganz  oahe  beisaiik- 
men  und  deshalb  wartet  Pertiaax  im  Tempel. 

63)  SALVIS.  DD.  NN.  HONORIO.  ET.  THEODOSIO.  VICTO- 
RIOSISSIMIS.  PRINCIPIBVS.  SECRETARIVM.  AMPLISSIMI.  SENA- 
TVS.  yVOD.  VIR.  INLVSTRIS.  FLAVIANVS.  INSTITVERAT.  ET 
FATALIS.  IGNIS.  ABSVMPSIT.  FLAVIVS.  ANNIVS.  EVCH.^RIVS 
EPIFANIVS.  V.  C.  PRAEF.  VRB.  VICE.  SACRA.  IVD.  REPARAVIT 
ET.  AD.  PRISTINAM.  FACIEH  REDVXIT.  Crut.  CLXX,  5.  Oreil. 
:28.  Nardini.  II.  p.  230.  Nibby,  For.  Rom.  p.  151.  Caniaa,  Sugli 
ant.  ed\f.  gid  e$üt  nel  luog.  ora  occup,  dalta  eh*  di  S.  Martina. 
p.  14. 


nem  Falle,  wie  Bunseii  gethan,  von  der  Curie  selbst  verstan- 
den werden,  und  die  etwas  spätere  Notitia  nennt  das  Senats- 
gebände  selbst  noch  Senatus.  Vielmehr  bat  man  eine  beson- 
dere dazu  gehörige  Localität  zu  verstehen  oder  einen  Theil 
des  Ganzen,  man  möge  nun  annehmen,  dass  er  als  eine  Art 
Tabularium  oder  für  andere  Zwecke  gedient  habe.  Nach  der 
Inschrift  scheint  es,  dass  Flavianus,  der  309  Praef.  Urb.  war, 
dieses  Secretarinui  zuerst  gebaut  habe  (instituerat)  ^  der  Se- 
natns  war  aber  längst  hier***).  —  Nach  dem  allen  scheint  es 
unzweifelhaft,  dass  die  Curia  lulia  seit  dem  neronischen  Brande 
nicht  mehr  bestand;  dass  Domitian  ein  neues  Senat^gebände 
schul;  dass  dieses  in  der  Gegend  der  heutigen  Kirche  Sta. 
Martina  (Acad.  d.  S.  Luca)  stand,  und  vor  ihm  der  lanus,  ein 
kleiner  mit  Bronze  bekleideter  Tempel  (Anm.  405.),  vor  dem 
wahrscheinlich  ein  Altar  war  *^). 

Wenn  nun  oben  als  das  Annehmbarste  hingestellt  wurde, 
dass  die  Curia  lulia  die  Stelle  der  drei  Säulen  eingenommen 
habe,  so  gewinnt  diess  noch  an  Wahrscheinlichkeit  dadurch, 
dass  späterhin  sich  dort  ein  jedenfalls  auch  von  Domitian  er* 
bauter  Minervehtempel  befand.  Denn  die  Notitia  nennt 
auf  der  Südseite  des  Forum :  Graecostadium^  Basilica  lulia. 
Tcmplum  Cas forum  et  Minej'vae.  Festam.  Darin  findet  nun 
Bunsen,  wie  schon  oben  (S.  332.)  gesagt  worden,  den  Be- 
weis, dass  das  von  Dio  Cassius  zugleich  mit  dem  XaXKi&iKOV 
und  der  Curie  genannte  lt4&ijvaiov  ein  hier  von  Augustits  gc- 
weihetes  Templum  Minervae  Chaicidicae  gewesen  sei  **) ,  den 


664)  Darum  wird  er  «ach  bei  einem  Brande  noter  Garious  mit  dem 
Porum  Caesaris ,  dem  Graecostadiom  und  der  Basilica  lalia  genannt. 
Catal.  imp.  Vienn.  t.  II.  p.  ^47  Rone.  Es  iat  der  untere  Theil  des 
Forum,  -«elclier  zerstört  wird. 

65)  Darauf  fuhren  0  v  i  d  s  Worte  :  j4ra  mihi  posiia  Mt  parvit 
coniuncta  sacello. 

66)  Les  forum  de  Rome,  I.  p.  60  f.  Beschr.  d.  St.  R.  III  B, 
S.  94  f.  „ —  so  wollen  wir  doch  noch  bemerken ,  dass  der  Ausdruck, 
welcher  keinen  Zweifel  übri^  lässt,  dass  Curia  et  Chaleidicum  die 
Curie  mit  dem  ihr  vorgebauten  MinervenheiU^tbum  bezeichnen,  näm- 
lich Curia  cum  Chalcidico  Minervae,  wirklich  derjenige  ist,  mit  wel- 
ehern  jene  Anlage  in  der,  dem  Aitgnstischen  Verzeichnisse  seiner  Werk« 
und  Thaten  am  Ende  beigefügten  Zusammenfassung  aufgeführt  ist.** 
Man  erstaunt  in  der  That  über  solche  täusobeade  Angaben.    Das  Frag- 

23^ 


356     

nachher  Domitian  neu  erbaut  habe.  Es  kann  kaani  eine  leicht^ 
sinnigere  Combination  geben.  Der  Minerventempel,  von  wel- 
chem Dio  spricht,  wird  im  Monum.  Ancyr.  lange  nach  der 
Curie  und  dem  Chalcidicum  genannt.  Es  war  jedenfalls  em 
Tempel  auf  dem  Aventin^^^^).  Domitians  Minerva  Chalcidica 
aber  lag  im  Märsfelde  unweit  des  Pantheon^*).  Demunge- 
achtet  wird  man  den  Tempel  am  Forum  auch  als  dieses  Kai- 
sers Werk  anzusehen  haben.  Domitian  hegte  für  zwei  Gott- 
heiten besondere  Vorliebe:  [lanus  und  Minerva^').  Wie 
überall  in  der  Stadt  durch  ihn  lani  erbaut  wurden  ^o),  so  wei- 
hete  er  auch  mehr  als  einen  Minen^entempel,  z.  B.  auf  dem 
von  ihm  angelegten  Forum  Transilorium,  die  erwähnte  Chal- 
cidica im  Marsfelde  und  jedenfalls  auch  den  Tempel  zwischen 
der  Vesta  und  den  Dioskuren.  Vielleicht  wies  er  eben  des- 
wegen der  Curie  (wenn  diese  als  lulia  hier  gestanden  hatte) 


meflt  des  am  Schlüsse  des  Mod.  Anc.  angfehäogten  Sammariom  giebt 
io  der  vierteo  Zeile  nnr  (Pulvinar)  AD.  CIRCVM.  CVRIAM.  CVM. 
€ . . .  Der  übrige  grüsste  Theil  dessen ,  was  anP  dieser  Zeile  stand, 
ist  verloren:  die  fünfte  fängt  an  :  IVLIAM.  Die  Minerva  ist  also  nur 
ein  Geschenk  Bunsens ;  die  Inschrift  weiss  nichts  davon.  Er  sagt  nnn 
fVeilich,  jede  andere  AusfiiUnng  der  Lücke  sei  unstatthaft:  ,, Tont  au- 
tre  Supplement  parait  coatraire  a  Tespace,  qn'  occnpe  la  lacnne/' 
Aach  das  ist  eine  ganz  falsche  Behauptung.  Die  Zeilen  des  Monnm. 
zählen  in  der  Regel  über  50,  bis  61  Buchstaben;  bei  seiner  ErgSn- 
zong  aber :  ad  Circum.  Curiam  cum  Chalcidioo  Minervae  stve  luliam, 
würden  auT  die  vierte  des  Epilogs  nnr  39  kommen.  —  Wenn  in  sol- 
eher  Weise  die  versproohen«  y.ganz  vollständige''  Wiederherstellung 
des  Monum.  Anc.  gegeben  werden  soll,  so  wird  die  römische  Topogra- 
phie davon  keinen  Gewinn  haben:  hoffentlich  wird  das  aber  nicht  der 
Fall  sein. 

667)  Vgl.  Fast.  Praen.  XIV  Ral.  Apr.  Fest.  p.  257.  Quinqua- 
frtf*.  p.  333.  Scribae.  Ovid.  Fast.  Vl^  722.  Kalend.  Amitern. 
u.  Exqnil.  XIII  Ral.  Inl.  Merk.  z.  Orid.  p.  CXLI.  und  d.  Abschn. 
üb.  d.  Aventin. 

68)  Die  Notitia  (Curiosum)  nennt  den  Tempel  der  Minerva  Chal- 
cidica in  der  nennten  Region.  Die  Mi  ra  b.  R o m.  (M  o  n  t f a u c.  Diar. 
Jtal.  p.  28d.  Effemer.  lett,  I.  p.  163.)  bezeichnen  so  den  Ort,  wo  jetzt 
die  Kirche  S.  Maria  sopra  Minerva  steht:  luxta  Pantheon  Tempium 
Minerve  Calcidie,  vgl.  Nardini,  Rom,  ant,  III.  p.  131. 

69)  Dio  Ca  SS.  LXVII,  l:j  ^6ov  filv  ya^  r^v  jä&t^vw  ig  rcc  fiA- 
iiota  ijyaXlg, 

70)  Das  glänzendste  Monument  der  Art  war  der  Tempel  des  la- 
nns  Quadrifh>ns  auf  dem  Forum  Transitorium.  Ausserdem  sagt  Sue- 
ton,  Dom.  13.  lanos  arcusque  cum  quadrigU  et  insignibus  trium^ 
phorum  per  regiones  urbis  tantos  ae  tot  exetruwit,  ui  tuidam  Graeoe 
iiueriptum  iit  areui:  ^^7. 


J57     -: 

einen  anderen  Platz  an,  um  iiir  seinen  Mjnei*veniempel  die 
Stelle  zu  gewinnen. 

Am  änssersten  Ende  der  nördlichen  Seite  unter  der  Velia 
wurde  der  Gemahlin  des  Antoninus  Pius,  Fanstina,  der 
Tempel  erbaut  ^''),  dessen  noch  jetzt  sehr  bedeutende  Reste 
der  Kirche  S.  Lorenzo  in  Miranda  angehören.  Wie  die  In- 
schrift sagt,  wurde  er  später  Antonin  selbst  zugleich  mit  Fau- 
stina geweiht'^). 

Von  den  Veränderungen,  welche  am  Glivus  Capitolinus 
vorgingen,  ist  zunächst  zu  erwähnen  der  Tempel  des 
Vespasian,  dem,  wie  oben  gezeigt  worden  (S.  315.),  die 
Rnine  der  acht  Säulen  angehört.  Er  erhebt  sich  auf  einer 
20  Fuss  hohen  Substruction  von  Traventinquadem  und  war  ein 
peripteros  hexasiyloM.  Seine  Vorderseite  war  nicht  dem  Se- 
verusbogen  zugekehrt,  sondern  auf  der  entgegengesetzten 
Seite.  Das  beweiset  nicht  nur  der  Unterbau,  an  dem  deutlich 
zu  erkennen  ist,  dass  nie  eine  Treppe  dort  hinauffährte,  son- 
dern auch  die  durch  den  Anonymus  vollständig  erhaltene  In- 
schrift (S.  315.).  Denn  auf  dem  Architrav  über  deu  sechs 
Säulen  stehen  nur'  die  Worte :  Senatum  populusque  Romanus 
incendio  consumium  restiluit.  Für  die  eigentliche  Dedication: 
Divo  yespasiano ,  ist  auf  dieser  Seite  kein  Platz  und  ist  es 
auch  wohl  ungewöhnlich,  dass  eine  Inschrift  halb  auf  der  Hin- 
terseite eines  Tempels  steht,  so  entschuldigt  das  doch  hier  die 
Lag^  desselben  und  am  Triumphbogen  Constantins  findet  eben 
auch  eine  Theilung  der  Inschrift  Statt  ^^).  Uebrigens  gehört 
die  Restitution,  von  welcher  die  Inschrift  spricht,  unstreitig 
der  Zeit  tiefen  Verfalls  an,  wie  die  schlechten  und  ungleichen 


671)  lul.  Capitol.  Ant.  P.  6.  Tertio  anno  impern  iui FautH- 
nam  vxorem  perdidit ,  quae  a  senatu  consecrata  est,  delatis  circeu' 
sibus  atque  templo,  vgl.  13. 

72)  DIVO.  ANTONINO.  ET.  DIVAE.  FAVSTINAE.  EX.  S.  C. 
Ucber  die  Bedeutuog  der  loschrift  und  die  Angehörigkeit  des  Tempels 
liod  allerdings  die  Meinungen  getbeilt,  indem  Andere  sie  auF  die  jUn- 
gere  Faustina  und  ihren  Gemahl  M.  Aurelius  Antoninus  beziehen.  S. 
Nibby,  For.  Rom,  p.  183.  und  dön  Abschn.  üb.  das  MarsTeld. 

73)  Vgl.  Piale,  degU  ant.  templi  di  Fespasiano  e  de  IIa  Con^ 
rordia,  Rom.  1834  (1818).  Er  nimmt  richtig  die  acht  Säulen  für  den 
Vespaaiantempel ;  aber  die  drei  halt  er  noch  für  den  lupitor  Tonans. 


1 


358    

Capitelle  und  Basen  und  die  Säulenschäfte  selbst  zeigen,  de* 
ren  einzelne  Stücke  zum  Theiie  falsch  über  einander  gesetzt 
sind  9  so  dass  einige  oben  dicker  sind  als  unten.  Ueber  ein 
schwerlich  mit  Recht  auf  diesen  Tempel  bezogenes  Stück  des 
capitolinischen  Plans  s.  die  Erklärung  zu  Taf.  IV.  n.  5. 

So  standen  nunmehr,  die  Vesta  und  den  lanus-,  so  wie 
den  später  hinzukommenden  Faustioatempel  nicht  gerechnet, 
am  Forum  wenigstens  sechs  Tempel,  und  wenn  man  den  der 
Felicitas  noch  als  bestehend  annehmen  darf,  sieben ;  dazu  zwei 
grosse  Basiliken.  In  der  Mitte  dieser  Herrlichkeit  beim  Lacus 
Curtius  stellte  Domitian  seine  colossale. Reiterstatue  auf,  und 
hier  ist  der  Ort,  die  berühmte  Stelle  aus  Statins  anzuführen, 
welche  der  bisher  gegebenen  Anordnung  gleichsam  das  Beglau^ 
bigungssiegel  aufdrückt.  Silv.  I,  l,  22. 

Par  opej*i  sedes :  hinc  ob  via  limfna  pandit, 
Qtäjesst/s  be/lis  assertae  munere  prolis 
Ptimus  iter  nostris  ostendit  ad  aelhera  Divis.  — 
At  laterum  passus  hinc  luUa  iecta^^*)  luenturf 
lUinc  beUigeri  subliinis  regia  PauUi, 
Tergapater  blandoque  videt  Concor dia  vultu. 
Ipse  autem  puro  celst/m  capui  aerc  septus 
Templa  superfulges  et prospectare  videris^ 
An  nova  contemptis  surgant  Palaiia  flammis 
Pulchrius;  an  tacita  vigiletface  Tt'oicus  ignis, 
Alque  exploraias  tarn  laudet  f^esta  ministras. 

Eine  Vergleichung  des  Plans  der  Fora  wird  die  vollkommenste 
Uebereinslimmung  mit  dieser  Beschreibung  lehren.  Gerade 
gegenüber  der  Statue  erhebt  sich  der  Tempel  des  Divns  lulius ; 
zur  Rechten  die  Basilica  lulia,  zur  Linken  die  Basilica  Ae- 
milia ;  im  Rücken  die  Tempel  der  Concordia  und  des  Vespa- 


674)  So  hat  Markland  mit  Recht,  wenn  auch  nur  nacb  einer 
Handschrift,  geschrieben,  während  die  Vulgata  templa  hat.  Piale, 
fiella  hatilica  Giulia  p.  14.  scheint  irrig  anzunehmen,  es  sei  Conjectur. 
Gerade  so  sagt  Mart.  V(,  38. 

/fl;/t  clamor  centumquc  viri,  dentumque  coronae 
yulgnsy  et  if{fanti  Julia  tecia  plaeent. 
wo  die  Erwähnung  iler  CeDtainviralgericbte  die  Basilica  bezeicbneo. 


389    

siau.  Der  Kaiser  selbst,  mit  etwas  rechts  gewendetem  Kopfe 
schaut  nach  dem  Vestaheiligthome  und  dem  Palatin»  Dass  die 
Statue  beim  Lacus  Curtius  stand,  sagt  Statius  selbst  v.  68. 

Nach  Domitian  scheinen  in  der  Nähe  der  Curie  (Senatus) 
und  weiterhin  an  der  zum  Marsfelde  führenden  Strasse  meh- 
rere Triumph-  oder  Ehren-Bogen  errichtet  worden  zu  sein 
(Anm.  6ä7.).  Die  abenteuerlichen  Benennungen,  welche  ib>- 
oen  im  Mittelalter  gegeben  werden,  wie  Arcus  manus  car- 
iieae,  vielleicht  anch  panis  aurei,  geben  nichts. an  die 
Hand,  wonach  sich  ihre  Bedeutung  mit  einiger  Sicherheit 
bestimmen  liesse,  und  übrigens  sind  diese  Denkmäler  nicht 
Ton  so  allgemeiner  Wichtigkeit,  dass  dadurch  eine  weitl&u^ 
tige  Untersuchung  gerechtfertigt  würde  (vgl.  d.  Abschn.  vom 
Capitol.).  Am  Forum  selbst  aber  wurde  der  noch  erhal- 
tene Triumphbogen  des  Septimius  Severus  erbaut, 
auf  der  Grenze  der  Sacra  via  und  des  Clivus  Capitolinus  und 
zur  Hälfte  vor  dem  Concordientempel  stehend.  Im  Mittelalter 
war  zwisch6b  ihn  und  den  Tempel  die  Kirche  SS.  Sergio  e 
Bacco  eingebaut  und  ihr  Thurm  stand  auf  dem  Bogen.  — 
Neben  ihm,  nach  dem  Vespasiantenipel  hin,  haben  die  neue- 
sten Ausgrabungen  eine  hohe,  nach  dem  Forum  einen  sanf- 
ten Bogen  bildende  Terrasse  offen  gelegt.  Ganina  hat  sehr 
glücklich  in  einem  Relief  am  Triumphbogen  de»  Constantin 
die  Darstellung  dieser  Seite  des  Forum,  mit  allen  Tempeln 
und  anderen  Denkmälern  am  Clivns  erkannt.  Es  zeigt  Con- 
stantin auf  dieser  mit  einem  Geländer  versehenen  Terrasse 
stehend  und  zu  dem  Volke  sprechend,  und  dadurch  hat  er 
sich  bestimmt  gesehen,   hieber   die  Bostra  zu  setzen ^^^). 


675)  Sui  üostri  det  foro  Romano.  MH  Rom.  VIII.  p.  107  9.  In- 
dicaz.  topogr.  p.  163.  Was  für  Roslra  er  aber  eigentlich  aiiter  deu 
piu  antichi  verstehe,  das  Hi  mir  bei  den  zahlreichen  Widersprüchen, 
in  die  er  sich  verwiciccit,  nicht  iilar  geu'orden.  So  viel  sieht  man 
wühl,  dass  er  sie  den  Bostris  laliis  entgegensetzt;  aber  diese  selbst 
sind  ihm  ja  (irrig  genug  l)  die  von  Caesar  versetzten  J^ostra  der  Re- 
publilL. /nätcas.  p.  153.  Bansen  h^t^Betehr.  III  B.  S.  103.)dioss  mit 
Hecht  verworfen ;  aber  seine  Annahme,  dass  Domitian  die  Rostra  hie-' 
her  verlegt  habe  and  der  daher  ihnen  beigelegte  Name  RostraPla* 
via,  ist  um  nichts  begründeter.  Es  scheint  hiervon  jeher  eine  freie, 
vielleicht  auch  erhöhote  Area  gewesen  zu  sein.    Darauf  lasst  sich  vicN 


1 


360    

Nuu  aötbigt  zwar  nichts  anzunehmeu ,  dass  es  gerade  die 
Hostra  sein  müssen,  von  denen  der  Kaiser  spricht;  indessen 
ist  es  allerdings  möglich,  dass  in  später  Zeit  sieh  hier  eine 
Rednerbühne  befunden  hat.  Es  wird  diess  wahrscheinlich 
erstlich  dadarch,  dass  dasCuriosnm  urb.  Rom.  das  Yer^ 
zeichniss  der  Reg.  VIII.  beginnt:  Rosirwt  IIL  Das  wären 
die  lulia,  die  sab  f^eleribus  und  die  am  ClivtUy  und  somit 
würde  die  ganze  Area  des  Forum  bezeichnet  sein.  Zwar  gab 
es  in  der  Zeit  der  Republik  auch  Rostra  auf  dem  Capitole  ^'^)$ 
allein  es  ist  weder  wahrscheinlich,  dass  diese  noch  im  An- 
fange des  fünften  Jahrhunderts  bestanden,  noch  kann  fuglich 
das  Verzeichniss  sie  hier  mit  berücksichtigen.  Dann  aber 
sagt  der  Catal.  imp.  Vienn.  t.  II.  p.  246  Rone,  von  Au- 
relian :  Genium  populi  Romani  in  rostra  postät.  Da  nun  das 
Curiosum  unmittelbar  nach  den  Rostris  den  Genius  populi  Ro- 
mani  nennt,  so  wird  es  in  der  That  wahrscheinlich ,  dass  es 
hier  auch  Rostra  gegeben  habe,  und  vielleicht  könnte  die 
runde  Basis  neben  dem  Severusbogen,  die  man  für  das  Milia- 
rium  aureum  gehalten  hat,  eben  dem  Genius  angehört  ha- 
ben "). 


leicht  -schon  beziehen,  dass  Pompejos  beim  Process  des  Milo  hier  sei- 
nen Sitz  nimmt.  Ascon.  Miion.  ar{^.  p.  41  Or.  Aber  deutlicherwei- 
set darauf  hin  Sueton.  Tib.  20.  y/  Germania  in  Vrbem  post  biefi" 
nium  regressus,  friumphum ,  quem  distulerat,  egit ,  proseguentibtis 
etiam  legatisy  quibvs  triumphalia  ornamenta  impetrarat  Je  priu9- 
quam  in  Capitolium  ßevteret  ^  desrendit  e  cum/,  seque  praesidenti 
patri  ad  genua  submitit.  Es  ist  die  Scene ,  welche  der  grosse  Wie- 
ner Cameo  darstellt.  S.  E  c  k  h  e  1 ,  Pierres  grav.  I .  M  o  n  g  e  z,  Iconogr. 
Born,  19.  t.  IL  p.  62.  Eben  dabin  hatOtho  seine  Verschworenen  bestellt 
(Anm.  639.) ;  aber  damals  gab  es  dort  keine  Rostra :  sie  waren  sttb 
Feteribus,  Die  Folgerungen^  welche  Bunsen  ansDioCass.  LXXIV, 
4.  5.  gezogen  hat,  sind  ganz  willkührlich.  Eben  diese  Stelle ,  vergli- 
chen mit  llerodian.  IV,  2.  und  Plin.  Paneg.  65.  spricht  recht  ei- 
gentlich dafiir,  dass  es  noch  die  alten  Rostra  waren,  wo  die  laudatio 
herkömmlich  gehalten  wurde. 

676)  Cic.  ad  Brut.  3.  Nam  fantae  multitudinis ,  'quantam  co- 
pit  urbs  nostra,  concursus  est  ad  me  /actus,  ea  cum  usque  in  Capi- 
tolium  deductuM  maximo  clamore  atque  ptausu  in  rostris,  cotiocatus 
sum.  Vgl.  de  nat.  deor.  I,  38.  Sie  konnten  auch  dort  gar  nickt 
Tehlen. 

77)  Canina  unterseheidet  gewiss  irrig  Umbilieus  Romae 
und  Miliarium  aureum.  Was  sollte  der  Umbilieus  anderes  sein? 
Aber  er  sah  richtig,  dass  das  Miliarium  hier  nicht  wohl  gestanden  ha- 
ben könne. 


361    

Noch  ist  znriickzukonmeii  auf  die  schon  oben  (S.  291.) 
erwähnten  Statuen  der  Sibyllen;  Denkmäler  der 'älte- 
sten Zeit,  welche  dennoch  den  Untergang  des  Reichs  überlebt 
zuhaben  scheinen.    Von  ihnen  sagt  PI  in.  XXXIV,  5,  11., 
wo  er  die  ältesten  Erzbilder  aufliihrt:   Equidem  et  Sibyllae 
iuxta  Rostra  esse  non  nuror^  (res  sint  hcet:  una,  quam  Sex. 
Paeudus  Taurus  aedilis  plebis  instituii;  duae^  quasM.  Mes* 
saU.  Primas  putarem  hos  et  Atti  Nävi,  positas  aetate  Tat' 
quinii  Prisci,  nisi  regum  aniecedentium  esseut  in  Capitolio, 
Plinius  kann  nur  die   rostra  sub  f^eteribus  meinen :  ob  sie 
,  auch  früher  bei  denselben  standen,  bleibt  ungewiss.     Wenn, 
nun  von  diesen  Sibyllenstatuen  sich  keine  Erwähnung  weiter 
indet,  so  ist  es  um  so  merkwürdiger,  dass  sie  in  ganz  später 
Zeit,   wenn  auch  unter  anderem  Namen  wieder  auftauchen, 
und  dass  sogar  eine  ganze  Strasse  davon  ihre  Benennung  er- 
halten zu  haben  scheint.    Es  sagt  nämlich  Procopins  in  der 
schon  mehrmals  angeführten  Stelle    über  den  lanustempel, 
Goth.  I,  25.  iyu  ii  vov  vemp  iv  %^  dyoga  ngo  %ov  ßoV" 
XeVTfjQiov  oXiyov  vnsqßaifTi  %d  rgia  fpava.  ovtm  yaQ 
'Pw/ualoi  Tag  Moiguß  VBVOfAiinaai  maXtlv*    Es  ist  nun 
nicht  zu  verkennen,  dass  erstlich  Procopius  wirklich  drei  Sta- 
tuen meint  und  dann,  dass  diese  drei  als  Parcae  bezeichne- 
ten Bilder  keine  anderen  sein  werden  als  die  drei  Sibyllen. 
Ihren  damaligen  Standort  nimmt  man  in  der  Gegend  von  S. 
Adriano  an,  und  in  der  Tfaat  wird  diese  Kirche  als  in  iribus 
Jaus  erbaut  genannt  ^^^).     Aber  dasselbe  wird  auch  von  SS. 
Cosma  e  Damiano  gesagt  ^^)j  so  dass  man  annehmen  könnte, 
es  sei  entweder  die  ganze  Gegend  des  Forum  oder  wenigstens 
die  ehemalige  Sacra  via  so  benannt  worden;  denn  beide  Kir- 


678)  Anastas.  Vit.  Honor.  I.  p.  121  Blaoch.  Fecit  eeelesiam 
beato  Adriano  martyri  in  trihut  fatit.  Einige  HdäcEr.  haben  ia 
tribus  foris,  was  gpewiss  falsch  ist. 

79),Ana8t.  Vit.  Hadr.  I.  p.  254.  In  eecletia  vero  beatorum 
Comae  et  Damiani  in  tribut  fatis  vestem  de  sfauracin  fecit 
Ob  bieher  auch  za  ziehea  sei,  dass  Martioas  Pol.  sowohl  als  die  Mi- 
rab.  Rom.  bei  S.  Martina  nad  S.  Adriano  ein  templmn  fatale  anfüh- 
ren, m^g  ich  nicht  entscheiden :  es  kann  anch  vom  lanustempel  ver- 
standen werden. 


36»    

dien  führen  auch  den  Beinamen  m  Sacra  via.  Ueber  diese 
Vennuthangeu  lässt  sich  nicht  wohl  hinausgehen  ^^<>);  der 
Name  verdient  aber ,  wegen  der  daran  sich  knüpfenden  Be- 
stimmung mehrerer  Pankte  Beachtung. 

Das  letzte  Denkmal,  welches  das  Forum,  als  ein  grosser 
Theil  seiner  Herrlichkeit  schon  untergegangen  sein  mochte, 
noch  erhielt,  war  die  im  J.  608  vom  Exarchen  Smaragdus 
dem  nichtswürdigen  Kaiser  Phokas  gesetzte,  noch  auf  dem 
Platze  des  Forum  stehende  Ehrensäule.  Die  erst  im  J.  1813 
ausgegrabene  Inschrift  der  Basis  s.  b.  Fea,  Iscrisioni  dimo- 
num.  ant.  irov,  nelle  attuali  escavasioni  etc.  Rom.  1813. 
Nibby,  Foro  Rom.  p.  164.  Bunscn,  Beschr.  IIIA.  S.271. 
Zwischen  der  Säule  und  dem  Pflaster  vor  der  Basilica  Julia 
sieht  man  drei  grosse  Basen,  welche  Statuen  trugen.  Andere 
Denkmäler  der  Art  standen  beim  Severusbogen ;  darunter 
wahrscheinlich  eine  Statue  Constantins,  deren  Inschrift 
der  Anonymus  vor  der  des  Sevenisbogens  giebt.  Er  sah  also 
jedenfalls  die  Statue  noch.  -Später  befand  sich  die  Inschrift 
im  Lateran,  und  unter  ihr  die  des  Concordientempels  ^^). 

Die   Fora  der  Kaiser. 
Forum  lulitan. 

Es  scheint  ein  Widerspruch  darin  zu  liegen ,  dass  in  der 
Zeit,  wo  das  Forum,  das  den  Bedürfnissen  der  Republik  ge- 
nügt hatte ,  seine  Bedeutung  der  Hauptsache  nach  mehr  und 
mehr  verlor,  an  die  Anlage  neuer  Fora  gedacht  werden  konn- 
te; und  dass  eben  der  Mann,  durch  welchen  die  Republik  und 
mit  ihr  das  politische  Leben  auf  dem  Forum  den  Untergang 
fand,  selbst  zuerst  daran  dachte,  Rom  ein  zweites  Forum  zu 


680)  Ausrührlich  handelt  davon  Bansen,  Beschr.  d.  St,  R.  III  B. 
S.  124  f.  V>1.  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  CXX.  —  Was  Erstercr 
S.  121.  nach  einer,  wohl  aoT  etwas  ^anz  Anderes  sich  beziehenden 
Inschrift  beim  Anonymus  v.  E.  von  einer  spälercn  Aasdehnan^  des 
Forum  unter  den  Palatin  sa^t,  wodurch  zu  dem  Hauptschiffe  des  Fo- 
rum gfleichsam  das  Kreuzschiff  gekommen  sei ,  das  seheint  keine  Be- 
achtung zu  verdienen. 

8!)  Nibby,  Foro  Rom.  p.  137.  Bunsen.  III  B.  8.  114. 


3Ö3    

geben.  Allein  diese  neuen  Fora  hatten  auch  keineswegei  die 
Bestimmung,  dem  politischen  Leben  zu  dienen,  was  überhaupt 
in  dem  Namen  nicht  liegt,  da  ja  die  Yerkaufsplätze  ihn  eben 
so  gut  und  im  Grunde  ursprünglich  führen,  und  also  neben 
dem  Forum  Romanum  auch  ein  Forum  Boarium,  Piscalorium, 
Olitorium  u.  s.  w.  bestand.  Vielmehr  war  es  einen  Theiles 
bei  der  immer  wachsenden  Volksmenge  und  den  ins  Unendliche 
sich  mehrenden  Rechtshändeln  Bedürfniss,  neue  Gerichtsstäl- 
ten  zu  errichten;  auf  der  anderen  Seite  aber  sollten  diese 
prachtvollen  Anlagen  zugleich  Denkmäler  ihrer  Erbauer  sein. 
Daher  bieten  auch  diese  Fora  nicht  nolhwendig  freie  Plätze 
dar,  sondern  jedes  ist  ein  von  einer  Mauer  eingehegter  Com- 
plex  von  Gebäuden,  oder  auch  nur  ein  Tempel  mit  einem  t/- 
ftBVog  und  mQtßoXoQj  woraus  es  sich  erklärt,  dass  das  von 
Vespasian  erbauete,  keinesweges  aber  als  Forum  dedicirte 
Templum  Pacis  dennoch  in  späterer  Zeit  Forum  Vespasiani 
oder  Forum  Pacis  genannt  wurde.  Von  dieser  Art  sind  in  der 
That  die  drei  ersten  Kaiserfora,  welche  Rom  erhielt  und  erst 
die  grosse  Anlage  des  Forum  Traiani  umfasste  mit  anderen 
Gebäuden  auch  eine  Basilica. 

Caesar  hatte  schon  vor  dem  Beginnen  des  Bürgerkriegs 
die  Anlage  eines  neuen  Forum  beschlossen  und  mit  ungeheue- 
rem Aufwände  mitten  in  dem  lebhaftesten  Theile  der  Stadt, 
wo  alle  Besitzungen  ausserordentlichen  Werth  hatten,  das 
Areal,  auf  dem  es  entstehen  sollte,  angekauft ^®2^.  Welche 
Einrichtung  er  damals  beabsichtigt  habe,  und  in  wie  weit  der 
Bau  angefangen  worden  und  fortgeschritten  sei ,  ist  nicht  be- 
kannt ;  als  er  aber  in  der  Schlacht  bei  Pharsalus  der  Gottheit, 
von  der  sich  der  Stamm  der  lulier  ableitete,  als  Venus  Ge* 
netrix  einen  Tempel  gelobt  hatte,  und  dieser  seinen  PLitz 
auf  dem  Forum  erhielt,  musste  nothwendig  dadurch  die  ganze 
übrige  Anlage  bedingt  werden.  Es  wurde  ein  ve/uevos,  von 
dem,  wie  es  scheint,  aller  Verkauf  ausgeschlossen  war,  und 


68>^)  Sueton.  Caes.  26.  Forum  de  manubiis  inchoavit ,  cta'us 
area  super  HS  millies  consHHt,  PI  in.  XXXVI,  15,  24.  Pyramides 
regum  rmraviur,  cum  solum  tantum  foro  exstruendo  HS  miilies  Cae-r 
sar  dictator  emerit.     Wahrscheinlich  im  J.  702, 


J64    

die  Gella  des  Tempels  selbst  wurde  zuoiTribuual  beslimml  ^*^). 
Im  Vergleiche  zu  dem  Forum  Romanum  war  es  jedenfalls  von 
viel  geringerem  Umfange  und  daher  wurde  dieses  seitdem  und 
bis  in  die  spätesten  Zeiten  auch  Forum  magnum  ge- 
nannt ^^).  Die  Dedication  erfolgte  708  nach  seinem  Trium- 
phe ^^) ,  ehe  es  noch  völlig  beendigt  war,  so  dass  selbst  die 
Statue  der  Venus  damals  nur  im  Modell  aufgestellt  werden 
konnte  ®^).  Erst  durch  Augustus  erhielt  es  seine  Vollendung, 
wie  dieser  selbst  im  Monum.  Ancyr.  sagt. 

lieber  die  Frage  nun,  wo  dieses  Forum  gelegen  habe, 
hätte  man  nicht  einen  Augenblick  zweifelhaft  sein  sollen,  und 
doch  sind  darüber  die  verschiedensten  Meinungen  ausgespro- 
chen worden.  Die  älteren  Topographen  haben  es  meistens  hin- 
ter dem  Faustinatempel  gesucht.  Richtiger,  doch  ohne  ge- 
nauere Bestimmung  wies  ihm  schon  Nardini  seinen  Platz 
hinter  S.  Adriano  an,  und  damit  stimmt  auch  Piale  überein; 
den  Beweis  aber  hat  allein  Ganina  geführt ®7),  wiewohl  er 
sich  noch  vollständiger  geben  lässt.  Dagegen  hat  B  u  n  s  e  n  ^^) 
eine  ganz  andere  Stelle  dafür  gefunden.  Im  Ganzen  jener 
älteren  Meinung  sich  anschliessend  nimmt  er  seine  Lage  auch 
in  der  Richtung  vom  Faustinatempel  nach  dem  südlichen  Ab- 
lauf des  Quirinal,  dicht  unter  diesem  an,  und  glaubt  im  T  o  r 


683)  Appian.  Civ.  11,  102.  *AviavrjüB  %aX  t^  reysTsi^tf  zoy  vawv, 
i^cntQ  yv^ato  fiHXoDV  ev  ^a^aki^  fiaxtia^ai.  xal  rijuivos  t^  vtia  9r£- 
(fti'&t^Hey ,  o  'Pi'jfiaiotS  ^ra^bv  ayoQCtv  ihan ,  ov  twv  (oviwv ,  om  inl 
TiQu^eai  avnovTOßv  is  aXlr^kove,  ttad^a  xal  Hi^aatt  yv  xtQ  ayoqa  ^ijtov^ 
Qiv  rj  fiavd'otvovai  rä  dixata, 

84)  Dio  Ca  SS.  XLIK,  22.  ryv  ya^  ayogav  xyv  ht  avrov  nexh/^ 
fiivnv  xaTeaxevaoaTO '  xal  lari  fiiv  ne^tataX^azi^a  rys  'Pwfiaiai ,  t6 
S*  a^iwfia  t6  ixelvtfS  inyv^asv,  wäre  xal  fityaXyv  avryv  ovofiat.ea&at, 

85)  Dio  G  a  s  s.  a.  0.  ravn/v  te  ovv  xal  top  veutv  tov  ryg  *AtpQO' 
SiTtjs,  WS  xtU  aQ)[9jyiTi3oS  rov  yivovs  alrov  ovoyg,  no&t/aas,  xad'id(fwaey 
ev^g  Tore,    Vgl.  Appian.  Civ.  III,  28. 

86)  Plio.  XXXV,  12,  45.  (Arcesilans  plastes)  Ab  hoc  faetam 
Fenerem  Genetrieem  in  Joro  CaesarU  et  priusquam  abtolveretur  fe- 
$tinatione  dedicandi  positam. 

87)  IVardioi,  Rom,  ant.  II.  p.  236.  Piale,  de'  tempj  dt 
Giano,  p.  5.  della  hatilica  Giulia,  p.  10.  del  tempio  di  Marie  Ul^ 
iore,  p.  9.  Caoina,  For.  Rom,  p.  04.  und  besonders  Sugli  ant, 
cdif,  giä  esist,  nel  luog,  ora  oceup,  dalla  Ch,  di  S,  Martina,  p.  8. 

88)  Lu  forum  de  Rome.  II.  p.  7  ss.  Bekehr,  d.  St,  R.  111  B. 
S.  144  ff. 


365    

de^  Conti  die  Cella  des  Tempels  der  Venns  Genetrix  ge- 
funden zu  haben.  Es  ist  nicht  nöthig,  auf  eine  besondere  Wi- 
derlegung dieser  Ansicht  einzugehen,  da  sie  ihre  gänzliche  Be- 
seitigung bei  Nachweisung  der  unzweifelhaften  Stelle  des  Fo- 
rum luHum  von  selbst  finden  wird. 

Die  Schriftsteller  geben  nur  einige  wenige  Andeutungen 
darüber.  Plinius  erzählt,  dass  auf  dem  Vulcanal  ein  Rom 
an  Jahren  gleicher  Lotosbaum  gestanden  habe,  dessen  Wur- 
zeln' bis  zu  dem  Forum  Caesars  vorgedrungen  seien  ^®^).  Da 
nun  das  Vulcanal  bei  der  Curia  Hoslilia  war,  so  werden  wir, 
wenn  auch  eine  genauere  Bestimmung  sich  daraus  nicht  er- 
giebt,  doch  dadurch  hinter  die  Seite  des  Forum  gewiesen,  wo 
die  Basilica  Aemilia  lag.  Wichtiger  ist  die  Angabe  Yitruvs, 
dass  der  Tempel  der  Venus  ein  pycnostylos  gewesen,  d.  h. 
dass  die  Intercolumnien  das  Maass  von  1  %  unterem  Säulen- 
durchmesser oder  3  moduli  gehabt'^).  Nun  giebt  unsPal- 
1  a  d  i  0  eine  für  unsere  Frage  unschätzbare  Nachricht  von  einer 
Auffindung,  welche  unter  seinen  Augen  in  der  Gegend,  zwi- 
schen der  Salita  di  Marforio  und  dem  Tempel  des  Mars  Ultor 
(Forum  Augusti),  als  man  den  Grund  zu  einem  Hause  grub^ 
Statt  fand.  Man  entdeckte  die  Reste  eines  Tempels,  bedeu- 
tend genug,  um  den  ganzen  Grundriss  aufnehmen  zu  können^ 
den  Palladio  mittheilt.  Die  Intercolumnien  waren  1 V2  Durch- 
messer der  Säulen  weit,  weniger  Vii  Durchm.,  was  Palladio 
besonders  hervorhebt,  da  er  nie  eine  so  dichte  Säulenstellung 
gesehen  habe  "i).    Leider  hat  er  die  Stelle  nicht  genauer  be- 


689)  Plio.  XVf,  44,  86.  Ferum  altera  lotos  in  Fulcanali,  qw>d 
Romulus  insliiuit  ex  victoria  de  decumis,  aequaeva  Urhi  inteliigi- 
tur,  ut  auctor  est  Masurius.  Radtees  eins  in  forum  usque  Caesaris 
per  stationes  municipiorum  penetrant, 

90)  Vitr.  III,  3,  2.  Ergo  Pycnostylus  est,  euius  intereolumnio 
unius  et  dimidiatae  columnae  erassitudo  interponi  potest,  quemadmo- 
dum  est  Divi  lulii  et  in  Caesaris  foro  Feneris,  et  si  quae  aliae  sie 
sunt  comparatae, 

91)  Palladio,  Architettura,  Venet.  1642.  lib.  IV.  p.  128.  „Rio- 
eootro  a1  Tempio  di  Marte  Veodicatore ,  del  qoale  sono  stati  posH  i 
disegai  di  sopra:  oel  laogo,  che  si  dice  in  Paotano,  che  e  die- 
tro  di  Marforio;  era  aoticameDte  il  Tempio,  che  segne:  le  cui 
fondamenta  farono  scoperte  cavandosl  per  fabricar  voa  casa;  e  vi  fa 
ritrovato  anco  aoa  qaaotita  grandissima  di  marmo  lavorati  tatti  eceel- 


366 

zeichnet,  so  dass  man  nicht  erfahrt,  wie  nahe  oder  fern  er  dem 
Tempel  des  Mars  IJItor  gestanden.  Die  Uebereinstimmnng 
aber  mit  Vitrnv,  bei  der  Seltenheit  solcher  Tempel  mnss  an 
sich  schon  ftir  entscheidend  gelten,  dass  dieser  Tempel  kein 
anderer  war,  als  der  der  Venus  Genetrix  auf  dem  Forum  lu- 
lium.  Damit  aber  vereinigt  sich  auch  noch  auf  das  Erwünsch- 
teste die  Angabe  der  Notitia,  welche  dem  Forum  auf  das 
Klarste  hier  seine  Stelle  anweiset:  Genium  popuURomani,  Sc- 
natum.  Atrium  Mineroac,  Forum  Caesaris^  At/gustietc.  ^^^). 
Wie  nahe  nun  das  Forum  lulium  dem  Forum  Augusti  zu  setzen 
sei,  das  kann  zweifelhaft  scheinen.  Canina  lässt  es  bis  S. 
Martina  reichen  und  sieht  die  antiken  Bogen,  welche  in  dieser 
Gegend  erhalten  sind  als  Theile  der  Einfassungsmauer  an  ^^), 
Dadurch  hat  er  sich  den  Platz  für  die  Basilica  Aemilia  weg- 
genommen, die  nun  in  schräger  Lage  zwischen  die  Fora  ein- 
gezwängt erscheint.  Es  würde  aber  doch  möglich  sein,  das 
Forum  so  weit  herabzurticken,  wenn  man  annimmt,  dass  die 
Basilica  der  Länge  nach  am  Forum  gelegen  habe  (Anm.  539.). 
Dagegen  ist  es  aus  einem  anderen  Grunde  nicht  wahrschein- 
lich :  weil  die  Notilia  zwischen  dem  Senatus  und  dem  Forum 


lentemcnle.  Noa  si  sa  da  chi  egii  fossc  cdfficato,  ne  a  qnal  Dio  fossc 
consecrato:  ina  perche  ne*  fragmenti  della  Gola  diritta  della  sua  coi^ 
nice  si  vcdono  de'  Delfini  intugliati,  ed  in  alcuni  luoghi  tra  Tun  DoU 
fino  e  i'aitro  vi  sono  de'  Trideuti,  mi  do  a  creder  che  egli  fosse  dc- 
dicato  a  Nettano.  L'aspetlo  an»  era  TAIato  a  toroo.  La  saa  maniera 
era  di  spesse  colonne.  Gli  intcrcolunnij  erano  la  uodecima 
parte  del  diametro  deÜe  colonne  meno  di  un  diametro 
e  me  zz  o:  il  che  io  repnto  degno  di  avertimento,  per  noii  haver  vednto 
intercolunnij  cosi  piccioli  io  alcnn  altro  ediGcio  antico.  Di  questo  Tein- 
pio  non  si  vede  parte  alcana  in  piedi :  ma  dalle  reiiqaie  sue,  che  sooo 
iiolte^  s'i  poluto  yenir  in  eogoitione  degli  universali,  cioe  della  Pianta 
e  deir  Alzato,  e  de'  saoi  membri  particolari,  i  qaali  sono  tatti  lavorati 
eoB  roirablle  artificio.*'  Es  bedarf  kaum  der  Erinnerung,  dass  jeno 
Sculpturen  nicht  im  mindesten  berechtigen,  an  Neptun  zu  denken,  des- 
sen Tempel  hier  etwas  Unerhörtes  wäre. 

692)  Wenn  man  damit  Bansens  Plan  der  Fora  vergleicht^  so 
erscheint  seine  Anordnung  als  eine  reine  Unmöglichkeit,  da  bei  ihm 
das  Forum  Nervae  zwischen  dem  Forum  lulium  und  dem  Forum  Au- 
gustl  liegt.  Das  wird  sich  aber  noch  entschiedener  erweisen ,  wenn 
gezeigt  wird ,  dass  das  Forum  Nervae  nimmermehr  in  diese  Region 
gehörte. 

93)  Diese  Bogen  sind  auf  unserem  Plane  mit  Bunsen  zur  Ba* 
silica  argentaria  gezogen,  welche  die  Notitia  nennt;  es  ist  aber  durch* 
ans  keine  Genvissbeit,  dasa  diese  hier  gewesen. 


367    

noch  ein  Gebäude,  das  Alriam  Minervae  nennt,  für  das  dann 
kein  Platz  bliebe. 

Wenn  man  nun  also  daran  gar  nicht  zweifeln  darf,  dass 
das  Fornmiulium  zwischen  der  Salita  di  Marforio  und  dem 
Forum  Augusti  lag ,  so  ist  nur  noch  ein  scheinbarer  Wider- 
spruch zu  beseitigen.  Martial  sagt,  in  einer  schon  oben 
(S.  256.)  geltend  gemachten  Stelle,  die  Taherne  seines  Buch- 
händlers sei  contra  Caesaris  forum  und  doch  auch  in  Argl- 
leio.  Nun  ist  zwar  dort  angenommen  worden ,  dass  das  Ar- 
giletum  von  der  südlichen  Spitze  des  Quirinal  sich  bis  nach 
dem  Forum  erstreckt  habe  (vgl.  S.  352.),  wo  der  lanus- 
tempel  stand ;  allein  in  Martials  Zeit  scheint  nur  die  Gegend 
vom  Forum  Nervae  und  dem  Friedenstempel  nach  der  Subura 
hin  so  genannt  worden  zu  sein.  Ueberdiess  nennt  aber  der 
Dichter  dieselbe  Taberne  limina  post  Pacü  Palladiumque 
forum^  und  das  kann  nur  eben  Jenes  Argiletum  sein.  Daraus 
wird  es  klar,  dass  Martijil  nicht  von  dem  Forum  des  lulius 
Caesar  spricht,  sondern  von  dem,  welches  der  Caesar  seiner 
Zeit,  Domitian,  eben  angelegt  hatte;  dem  Forum  Transito- 
rium,  oder  Palladium,  oder  Nervae.  Der  eigentliche  Name» 
welchen  Caesars  Forum  führte,  war  unstreitig  Forum  lu- 
lium;  denn  so  nennt  es  das  Monumentum  Ancyranum. 
Nun  ist  es  wahr,  dass  gewöhnlich  es  Forum  Caesaris 
genannt  wurde  ^^) ;  allein  demungeaohtet  konnte  ein  von  dem 
eben  herrschenden  Kaiser  erbauetes  Forum  in  seiner  Zeit 
schlechthin  Forum  Caesaris  genannt  werden  ^^) .  Uns 
freilich  kann  das  zweideutig  klingen ;  aber  wenn  einem  Römer 
gesagt  wurde,  ein  Ort  sei  im  Argiletum  und  zugleich  contra 
forum  Caesaris,  so  konnte  er  natürlich  nicht  irren,  sondern 
wussle,  dass  Domitians  Forum  gemeint  sei  ^^).     So  löset  sich 


604)  Vitr.  a.  0.  Plin.  XVI,  44,  86.  XXXV,  10,  36.  Kaleod. 
Pinc.  VI  Kai.  Ocü 

95)  So  hat  man  ja  die  Worte  Ovid.  Trist.  III,  1,  VI.  Haew 
Munt  Jora  CaeMarU^  durchaus  nur  auf  das  eine  Forum  Augusti  bezie- 
hen wollen,  was  nicht  nöthig  scheint. 

•  96)  Dass  .Domitians  Forum  mit  dem  Mi  nerven  tempel  schon  damals, 
wenn  auch  nicht  vollendet,  stand,  sagt  ja  Martial  seihst  zu  Anfange 
des  Buchs.     Wenn  daher  111,  3S,  4.  VII,  65.  und  VilJ,  44,  6.  nur  eiu 


368    

der  scheinbare  Widerspruch  leicht  und  man  hat  nicht  nöthtg 
anzunehmen,  dass  das  Argiletum,  wenigstens  in  dieser  Zeit  zu 
beiden  Seiten  des  Forum  Nervae,  nach  der  Subura  und  nach 
dem  Forum  Romanum  hin  gewesen  sei.  —  Nun  leuchtet  aber 
auch  ein,  dass  wenn  Ovid.  Fast.  I,  257.  sagt: 
Crjm  tot  si'nt  lani^  cur  stas  sacratus  in  tmo 
Hic^  ubi  iuncta  Joris  templa  duobus  habes  ? 
keine  anderen  gemeint  sein  können  als  das  Forum  Romanum 
und  das  lulium.    Denn  auf  der  Verbindung  beider  steht  aller- 
dings  der  lanustempel,   wiewohl  dem   ersteren  näher.    Wie 
man  an  das  Forum  Augusti  denken  könne,  begreife  ich  nicht. 
Wenn  man  auch  das  Forum  lulium  hinweg  denkt,  so  hat  doch 
nie  das  Augustum  so  weit  herabreichen  können,  dass  die  Be- 
zeichnung irgend  passend  erscheinen  könnte. 

Was  endlich  den  Lotosbaum  anlangt,  dessen  Wurzeln 
sich  so  weit  erstreckt  haben  sollen,  so  kann  in  Betracht, 
dass  Pliuius  etwas  Ausserordentliches  melden  will,  darin 
kein  Widerspruch  gefunden  werden.  Denn  das  Forum  lu- 
lium und  das  Vulcanal  können  sich  allerdings  so  nahe  ge> 
kommen  sein,  dass  man  nicht  nöthig  haben  wird,  eine  grös- 
sere Entfernung  als  von  etwa  150  Schritt  anzunehmen,  was 
bei  manchem  anderen  Baume  nicht  besonders  auffallen  würde, 
für  einen  Lotos,  man  möge  nun  Celtis  australis  oder  rich- 
tiger wohl  Diospyros  lotos  verstehen,  allerdings  bedeutend 
scheint. 

Das  Forum  lulium  mag  sehr  prachtvoll  gewesen  sein. 
Vor  dem  Tempel  der  Venus  stand  die  Reiterstatue  Caesars, 
das  seltsam  geformte  Ross  darstellend,  das  ihn  allein  als  Rei- 
ter sollte  gelitten  haben  «^  7).     Berühmte  Gemälde  griechischer 


forum  triplex  genannt  wird,  so  bezieht  sieb  das  nnr  auf  Gerieb tsver- 
handluDgen ,  die  vom  Forum  Transitoriom  ausgeschlossen  waren.  Es 
sind  die  ti*ia  fora ,  die  auch  Ovid.  Trist.  III,  1:2,  2^.  nennt:  Ro- 
manum,  lulium^  AugtttH. 

697)  Sueton.  Caes.  61.  Utehatur  autem  equo  insigni  pedibu» 
prope  humanis  et  in  modum  digitorum  ungulis  Jltsisf  quem  natum 
apud  se  cum  haruspiees  Imperium  orbii  terrae  signifieare  domino  pro- 
nuntiastent ,  magna  cura  aiuit,  nee  patientem  sessoriä  alterius  pri^ 
mus  adtcmdit:  euiuM  etiam  instar  pro  aede'  yeneris  Genitrieii  pott- 


360    

RiiA^Mr  «chmfiekleii  den  Tempel  ^*^) ,  der  aach  anssefdem 
reiche  Weihgescbeiike  enlhielf).  —  Uebrigens  iät  das  P<h 
nun  lulium  jederzeit  als  eines  der  drei  jiirislischen  Fora  zu  be- 
trachten (Anm.  696.)  nnd  es  fanden  im  Tempel  auch  wohl  Se- 
natsversammlungen  Statt  ^^^).  Sonil  ist  von  seinen  Schick- 
salen sehr  wenig  bekannt.  Wahrscheinlich  blieb  es  beim  ne- 
ronischen  Brande  verschont;  vielleicht  weil  seine  hohe  Ein- 
iassnügsmaner  es  schützte  i  oder  anch  weil  die  Verwüstung 
nicht  bis  dahin  reichte.  Dagegen  wird  es  unter  den  Gebäuden 
genannt,  welche  die  Feuersbrunst  unter  Carinus  zerstörte  und 
Diocleüan  wieder  hersteÜte  *).    Dass  es  noch  der  Ordo  Ro- 


ea  dedieavtt.  1^1  in.  Vllt,  A%  ßl»  Neu  Cd^saris  Dietatoris  quem- 
quam  aiium  reeepüse  dor»<k  equu$  traditur,  idemque  humanis  timileg 
pedes  priores  habuisse,  hae  ^ffigie  loeatus  ante  Feneri$  GenetrieU  an* 
dem.    Dem  widersprieht  s«1tstttt  Stat.  Sflv.  I^  f^  86* 

Cedai  0yt(«f>  Latiae  qui  e^ttra  templa  Dionee 
Caesarei  stat  sede  /ort;  quem  tradere  es  ausus 
PellaeOf  Lysippe^  duei}  m^a  Caesmris  efa  , 
jivrata  eerviee  tuUt. 
^fS)  PI  IQ.  VII,  38.  XXXV,  4,  9.    Unarktirlich  bleibt  mir  immer 
avH.  Art.  I,  79. 

Bt  fora  eonvehiw/it  —  quis  dredere  pos*it  7  —  awutri^ 

Flammaque  in  arguto  saepe  reperta  foto* 
Stthdita  qum  Fensris  faeto  de  marmore  tempUf 

Appias  expressis  aera  pulsat  aquis^ 
Uta  saepe  loeo  eapitur  e^tuuiius  Jtncri  ete. 
mU  HI,  451. 

Hos  Fenus  e  templis  multo  radiantihus  aur^ 
Lenta  vides  Utes  Appiadesque  de'ae: 
vgl.  Rem  ed.  am.  660.  Non,  illas  Utes  Appias  ipsa  pröhal.  Das9 
voa  dem  Forum  laliam  «od  dem  Tempel  der  Veona  Genetrix  die  Rede 
sei,  scheint  ausser  Zweifel;  aber  mit  Bentiey  z.  Herat.  Od.  l, 
^,  14.  an  einen  von  der  Aqua  Appia  ausgebenden  Sprinf^braMien  zn 
denken,  ist  (^anz  nnmÖg^Iich,  da  diese  von  der  Porta  Capena  nach  der 
Porta  Trifemiaa  gefdhrt  und  überbaopt  anter  allen  die  niedrigste  war. 
99)  PI  in.  XXXVII^  1«  5.  Caesaf  Diotator  sex  dactyliotKeeas  in 
aede  Venetis  Genetrieis  eonsecraoit,  IX,  35,  57.  qttoniam  Divüs  lulius 
thoracem,  quem  Feneri  Genetriei  in  templo  eius  dteavif,  eX  Brilan- 
wids  marg^aritis  factum  tfoiuerU  intelligi* 

700)  Taeit.  Abu.  XVI,  27.  At  postera  iuee,  duae  praetoriae  co»- 
hartes  armatae  templum  Genetrieis  Fenetis  insedere,  Aditum  sena» 
ins  ghbu9  togatorum  obsederat  non  öoeultU  gladiis;  dispersiqve  per 
fera  ae  baeiiieas  ettuei  militares^  inter  quotttm  astpeeius  et  minas 
imgressi  euriam  semUores.  Die  Curie  kann  kier  nur  d^f  Tempel 
selbst  sein. 

1)  Catal.  imp.  Vienn.  p.  )4T*  opeta  publha  arserunt,  Se- 
natum, Forum'y  Caesaris  Patrimonium  ^  Basilieam  luliam  et  Graeeo- 
Stadium,    Es  ist  offenbar  zu  verbinden  Forum  Caesaris;  was  aber 


370    

luanus  V.  J.  1143  erwähnl,  wird  unten  gezeigl  werden  f  e$ 
kann  aber  schon  damals  Ruine  gewesen  sein. 

Forum  Augfustum« 

Wenn  man  vom  Platze  der  Trajansäule,  sich  links  wen- 
dend und  die  kleine  Kirche  S.  Maria  in  Campo  Carleo  rechts 
lassend,  unter  dem  Quirinal  nach  Tor  de^  Conti  hingeht,  sieht 
man  bald  zur  Rechten  eine  ungeheuere  Mauer  von  gewaltigen 
Pepcrinblöcken ,  die  mit  vielen  Biegungen  gegen  140  Schritt 
sich  hinzieht.  Ehe  sie  endet,  gelangt  man  an  einen  Durch- 
gangsbogen  derselben,  jetzt  Arco  de'  Pantani  genannt 
und  von  Traventinquadern  gebaut,  der  wegen  der  bedeutenden 
Verschüttung  jetzt  ziemlich  niedrig  erscheint.  Wenn  man 
durch  diesen  Bogen  tritt ,  um  nach  der  zum  Campo  Yaccino 
führenden  Via  Bonella  zu  gehen,  so  sieht  man  sogleich  rechts, 
an  dem  Kloster  S.  Annunziata  (früher  S.  Basiiio),  drei  schöne, 
hohe  korinthische  Säulen  mit  ihrem  Gebälk,  worüber  man  den 
Glockenthurm  erbaut  hatte.  In  ihnen  hat  schon  Palladio  mit 
vollem  Rechte  den  Tempel  des  MarsUltor  auf  dem  Forum 
Augusti  erkannt  7^2).  Jene  Mauer  ist  nichts  anderes  als 
die  Einfassungsmauer,  welche  das  Forum  von  der  übrigen 
Stadt  absperrete  und  ihm  bei  den  so  häufigen  Feuersbrünsten 
Schutz  gewährte  ^) ;  der  Arco  de'  Pantani  war  ein  Eingangsbo- 
gen, zu  dem  Stufen  führten,  wie  frühere  Nachgrabungen  ge- 
zeigt haben;  denn  Fahrstrassen  waren  von  diesen  Anlagen 
gänzlich  ausgeschlossen. 

Augustus  hatte  im  Kriege  gegen  Brutus  und  Cassius  dem 
Mars  Ultor  einen  Tempel  gelobt.  Die  immer  wachsende  Volks- 
menge und  gleichzeitige   Vermehrung  der  Rechtshändel  be- 

mit  Patrimonium  anznrangeD  sei ,  weiss  ich  oicbt.  Uoter  Diocletian 
beisst  es  dann':  tnultae  operae  publieae  Jabrioata*  sunt.  Senatum, 
Forum  Caesaris,  Basiiica  lulia  etc. 

702)  Palladio,  Arehitett,  Hb.  IV.  p.  15.  Piale,  del  tempio 
di  Harte  Uitore  etc.  Vgl.  N  i  e  b  n  h  r  s  vortreffliche  Beschreibang  der 
Ueberreste,  Besehr.  d.  St.  R.  III  A.  S.  275  ff.  Abbiidongen  b.  Deago- 
d  e  1 1,  Ed{f.  ant.  d.  Ä.  p.  139.  0  v  e  r b  e  k e ,  Restet  de  tane.  R.  pl.  38. 

3)  Daraos  erklärt  sich,  was  Tacitus  yom  neronischeo  Brande 
sagt,  XV,  38.  neque  enim  domus  munimentü  septae,  vel  templa 
murii  eineta,  aut  quid  aliud  morae  interiaeebal. 


371    

stimmte  ihn,  damit  ein  Forum  zu.  verbinden,  und  es  wnrde  der 
öffentlichen  Benutzung  übergeben,  noch  ehe  der  Tempel  be- 
endigt war,  dessen  Dedication  erst  im  Jahre  752  erfolgte  ^^*). — 
Das  Forum  war  auf  der  Stelle  erkaufter  Privatgrundstücke  er- 
baut ^),  und  deshalb  fiel  es  kleiner  aus,  als  Augnstus  ge- 
wünscht hatte,  indem  andere  Besitzer  ihre  Häuser  nicht  frei- 


704)  Sae  to  D.  A.ns.  99.  Publica  opera  plurima  exstruwit  — /o- 
rum  cum  aede  Martit  Ultoris  — .  Fori  exstniendi  cautafait 
hwminum  et  iudiciorum  mulMudo,  quae  videbatur,  non  si^fflcienlibus 
duobus  etiam  tertio  indiger:  Itaque  festinantiuM  necdum  perfecta 
Martis  aede  publicatum  est.  —  Jedem  Marli  bello  Philipp ensi  pro  vl- 
tione  paterna  sutcepto  voverat.  Bei  DioCassias  LV,  10.  ist  leider 
eioe  Lücke  ^  darch  die  «ns  alles  eotzogeD  ist|  was  er  aber  den  Baa 
f^estk^i  haben  kann.  Wenn  derselbe  LIV,  8.  bei  Gelegenheit  der  von 
Phraates  zaräckgegebenen  Feldzeichen  erzählt:  *ai  veu)v*'A^eo£  T^ 
fAw^ov  iv  rcj»  KaTTiTatXl^  xara  ro  tov  Jios  tov  ^k(f€TQiov  ^ijh/if^a 
n{f6s  Ttiv  Twv  orjfiiUav  ayu'd'taiv  nal  ^tjtpiO'd^vai  ixfktuaSf  xal  inol^ae., 
so  scheint  mir  die  Annahme  einer  Umstellung  der  Worte ,  so  dass  iv 
%£  KaniTwXii^  zu  dem  Tempel  des  lapiter  gehSrt  bitte  (s*  Merkel 
z.  Ovid.  Fast.  V,  55!^.),  doch  sehr  bedenklich;  denn  weder  wurde 
der  Tempel  auf  dem  Fomm  aas  diesem  Grande  erbaut,  noch  lässt 
sich  zwischen  ihm  und  dem  des  lapiter  Feretrias  irgend  eine  Bezie- 
hung auffinden.  Man  raässte  Dio  eine  Verwechselung  Schuld  geben, 
da  Augustus  auch  den  kleinen  Tempel  des  lapiter  Feretrias  nen  bauete. 
Aber  die  von  Nibby  dem  zweiten  Bande  Nardinl's  beigefügte  Münze 
Aogasts  (n.  31.  s.  uns.  Taf.  n.  20.)^  beweiset,  wie  sehen  Piale  p.  10. 
und  Niebahr  S.  281.  geltend  gem'aeht  haben,  dass  nothwendig  ein 
zweiter  Tempel  des  Mars  Ultor  angenommen  werden  mnss;  denn  der 
kleine  runde  Tempel,  den  sie  zeigt,  kann  ja  doch  nicht  dem  Forum 
angehSren.     Und  im  Grande  lassen  sieh  doch  die  Worte  Ovid.  Fast. 

Nee  eati»  est  meruitse  sctmI  eognomina  Marti: 
^  Persequitur  Parthi  tigna  retenta  manu,  — 

Rite  deo  templumque  datum  nomenque  bU  ulfo, 
Et  meritUM  voti  debita  solvit  honor, 
eben  auch  von  einem  zweiten  Tempel  verstehen ,  wenn  auch  freilich 
daraus  kein  Mars  BisuUor  geschliffen  werden  darf.  Dann  würde  aber 
auch  aus  Dio  nicht  folgen ,  dass  der  Tempel  auf  dem  Fornm  erst  734 
begonnen  worden  sei.  Geweihet  wurde  er  ober  nach  völliger  Beendi- 
gung doch  erst  752.,  wie  man  aus  Dio  trotz  der  Lücke  und  schon  aus 
dem  Inhaltsverzeichnisse  des  Buchs  ersieht,  und  ausserdem  sagt  es 
Vellei.  II,  100,  2.  eo  ipso  anno,  quo  magn\fi,centissimi  gladiatorii 
muneris  naumachiaeque  spectaculis  D,  Jvgustus,  abhinc  XXX  annos 
se  et  Gallo  Caninio  Coss,  dedieato  Martis  ternplo  animos  oculosque  P, 
R.  repleverat  ete.  Auf  diesen  langen  Verzug,  dessen  Ende  Augustus 
uBgednIdig  entgegen  sah,  bezieht  sich  der  Scherz  bei  M aerob.  Sat. 
II,  4.  Cum  multi  Severo  Cassio  aecusante  absoluerentur  et  architectus 
fori  jiugusti  exspeetationem  operis  diu  traheret,  ita  ioeatus  est:  Fei- 
lem Cassius  et  meum  forum  accuset. 

5)    MoBum.  Ancyr.   PRIVATO.   SOLO MARTIS.  VL- 

TORIS.  TSMPLVM.  FORVMQVE.  AV6VSTVM  (feci). 

24' 


1 


372    

wiHig  abtreten  wollten  ^^^).  Es  erweiterte  sich  su  Iwiden  Sd- 
ten  des  Tempels  in  zwei  Halbkreisen,  wie  die  schon  von  Pal* 
ladio  ziemlich  vollständig  anfgenommenen  Reste  zeigen.  Das 
wird  wahrscheinlich  unter  der  von  den  Schriftstellem  erwähn- 
ten doppelten  porticus  verstanden ,  worin  Augustns  die  Sta- 
tuen der  berühmtesten  römischen  Feldherren  habüu  triumphali 
unter  Beifügung  ihrer  tUuli  aufstellte  ^.  Ausserdem  werden 
zahlreiche  Kunstwerke ,  welche  dem  Tempel  und  Forum  zum 
Schmucke  dienten  ^),  und  überhaupt  die  Anlage  als  eine  der 
prächtigsten  genannt  ^).  —  Unter  Tiberius  wurden  zu  beiden 
Seiten  ^des  Tempels  dem  Drusus  und  Germanicus  Ehrenbogen 
errichtet,  die  ihre  Statuen  trugen ^o).  Sonst  erfahren  wir 
über  die  Schicksale  des  Forum  nichts,  als  dass  es  unter  Ha- 
drian  eine  Restauration  erfuhr^')*  —  Seine  Bestimmung  war 


706)  Sa e top.  Aag.  50.  Forum  angustitis  feeity  non  au$uä  ex^ 
torquere  postesMoribu*  proximas  domos,  Dass  iodessen  der  Raam  oieht 
allzusehr  zu  beschränken  sei,  ersieht  man  aus  i)  i  o  G  a  s  s.  LVI,  %7, 
ra  TC  u^^cMii  Tora  fUv^  iniiS^  o  Tifia^iQ  top  imroS^ftop  n^otutwdoxev  ^  iw 
rj  Tov  AvyovQTOv  ayoff^  ttaX  ^inniov  SifSfit^  r^onov  %  iva  mal  &tf^ü»r 

7)  Sueton.  Aug.  31.  Froximum  a  diis  immoriaiibus  honorem 
metnoriae  dueum  praestitit,  qui  imperium  populi  Romani  ex  minimo 
maximum  reddidieeent,  Itaque  efopera  euiueque  manentibus  titutie 
restituit,  et  etatuae  omnium  triumphali  effi^^ie  in  uiraquefori  eui  por- 
tieu  dedieavit.  Dio  Gass.  LV,  10.  Gell.  IX,  11.  Lamprid.  Alex. 
Sev.  Itö.  Der  tituli,  welche  Snetoo  nicht  erwähnt,  gedenkt  Plio. 
XXIF,  0.  Aemilianum  quoque  Scipionem  Varro  auctor  est  donatum 
obsidionali  in  j^flnca,  Manilio  Coneule,  cohortibue  eervatit  totidem-- 
que  ad  servandat  eas  eductis,  quod  et  etatuae  eius  in  foro  suo  Divus 
Augutttu  subtcripsit.  Dabei  hatte  er  auch  sich  selbst  nicht  verges- 
sen. V eil  ei.  II,  39^  2.  D,  Auguetus  praeter  Hiepaniae  aliasque  gen- 
tes,  quarum  titulit  forum  eius  praenitety  paene  idem  foeta  Aegypto 
stipendiaria,  quantum  pater  eius  Gaiiia,  in  aerarium  reditus  eontulit, 
Ueber  die  Meinung,  dass  diese  Inschriften  Grundlage  der  Viri  ill.  des 
Aurel.  Victor  seien,  s.  S.  56. 

8)  Plin.  VII,  53.  XXXIV,  8,  18.  13,  40.  XXXV,  4, 10.  10,  36. 
n.  94.  Ovid.  Fast.  V,  555  ff.  Trist.  II,  295. 

9)  Plin.  XXXVI,  15,  24.,  wo  es  mit  der  BasiUea  AemiUa  uud 
dem  Tjcmplnm  Pacis  inter  magnifica  genannt  wird. 

10)  Tarit.  Ann.  II,  64.  structi  et  arcus  eiroum  latera  tempii 
Mortis  Ultoris  cum  ejfigie  Caesarum. 

11)  Spart.  Ha dr.  19.  —  Erwähnungen  aus  dem  Mittelalter  sind 
mir  nicht  bekannt.  Vielleicht  war  es  speitig  zerstört  und  ft«  der  Stelle 
des  Tempels  die  Kirche  S.  Basilio  erbaut  worden.  So  wird  seine  Stelle 
im  Ordo  Rom.  v.J.  1143  (Mabill.  Mus.  Jtal.  U.  p.  143.)  beseioli^ 
net.  Denn  dass  es  im  Mittelalter  den  Namen  Martls  forum  gefihrt 
habe,  dardr  finde  ich  kcinoo  Beweis.    Di«  Mirab»  Rom.»  auf  die  sieh 


873    

• 

vorzugsweise  für  causae  pubUoae  und  sortiHonBs  iudicutn  'i^). 
Ausserdem  aber  verlieh  ihm  Augustus  mehrfache  Aaszeich- 
BUBg)  indem  er  verordnete,  dass  hier  die  jungen  Caesaren  die 
toga  viriHs  nehmen  (oder  wie  auf  dem  Capitole  sumta  togu 
opfern)  $  die  zur  Verwaltung  der  Provinzen  bestimmten  Magi» 
strate  von  hier  in  dieselben  abgehen;  hier  die  Triumphe  be- 
wiUigt  und  die  Insignien  der  Triumphatoren ,  so  wie  die  er- 
oberten Signa  militaria  niedergelegt  werden  sollten  o.  s.  w*  ^'). 

Forum  Transitorium  oder  Forum  Nervae. 

Eine  ähnliche  Anlage,  wie  Caesar  und  Augustus,  machte 
anch  Yespasian,  indem  er  das  prachtvolle  Templum  Pacis  er- 
bauete.  Sie  glich  jenen  in  so  fem  ganz,  als  ebenfalls  eine 
Umfassungsmauer  den  Tempel  mit  seinem  %i/i9Pog  umschloss; 
aber  sie  hatte  nicht  die  Bestimmung  als  Forum  zu  dienen 
und  kann  ako  auch  nicht  hieher  gezogen  werden,  so  genau 
sie  auch  mit  dem  Systeme  der  Fora  zusammenhängt.  Es 
wird  sich  weiterhin  zeigen,  dass  dieser  Friedenstempel  nahe 


Baoseo  (IIF.  B.  S.  152.)  beruft,  haJ>ea  deo  Namen  |^ar  nicht.  Die 
seltsame  Benennung  des  Marforio  aber,  das  beisst  eben  der  jetzt 
ifflMna.  Capitol.  befindlichea  Statae  eines  Flassgottes,  die  hMtimulaerum 
Mariü,  bald  MamerHniy  vom  Anonymus  von  Einsiedln  richtiger  * 
Tiberis  genannt  wird,  kann  keinen  Grund  abgeben,  dabei  an  den  Tem^ 
pel  des  Mars  zu  denken ,  so  leicht  anch  der  Ankiaog  dazu  verleiten 
mag.  Wie  hätte  auch  das  Forum  Augusti  je  bis  an  die  Salita  di  Mar- 
forio oder  nur  in  deren  Nahe  reichen  können.  Vgl.  den  Abschn.  vom 
Capitole. 

712)  Sueton.  Aug.  29.  cautumque,  ut  separaHm  in  eo  publica 
iudicia  et  sartitiones  tudieum  ßerenl.    Von  Tr^ao  aagt  Dio  Cass. 
LXVIII,  10.,  dass  er  dort  Hecht  sprach.     Vgl.  Mart.  Vn,51. 
Pompeium  quaeras,  et  nosti  forsitan,  Auetum; 

UUorii  prima  Marlie  in  aede  seiet,    . 
Jure  madene  varioque  logae  limatue  in  ueu. 
wovon  Piale  den  Beweis  entlehnt,  dass  es  zwei  Tempel  ^es  Mars  Ul- 
tar  gegeben  habe  (prima  in  aede)  1 

13)  Dio  Cass.  LV,  10,  —  lavrw  di  tuü  rovs  i^ovovs,  oooms  av 
i&ekiiaafai,  rovs  r§  tn  rtav  italSwv  iftovrag  nal  it  rovs  ^^ßovs  iyyoo' 
ipo/Uvovf  ixeias  navrwQ  a^tmfihO'cu,  xoi  roug  ini  tag  ctQxäe  tag  Mo^- 
fiovs  oTtXXouivovg  iüttd^cv  a^o(^fiäoO'a*,  raff  t£  yvwfiag  rac  ^^Q^^  tmv 
vunjTfjifivap  fx(Z  ^rjv  ßovX^r  nouitf^<ti.  Mal  rovg  nifiif/avzag  avxa  T«p 
^Aq^i  Tovtijf  xal  to  QKnm^ov  xai  rbv  ozitpayov  aratri^iva*.^  — ^  av  vi 
iror«  aiififla  ezf^axuoxMa  h  noltfilovi  äXovza  ayanofna&p,  «V  rov  vaov 
«9Ta  xid'e0&a$. 


374    

M 

an  der  BasiÜca  Constantini,  hinter  der  Aedes  Penatium  und 
dem  TempluDi  Fausünae  hg.  Dadurch  war  zwischen  ihm  und 
den  Foren  Caesars  und  Augustus  ein  noch  mit  Privatgebäa* 
den  besetzter  Raum  geblieben,  und  diesen  benutzte  Domi- 
tianum  ein  viertes  Forum  anzulegen,  dass  auch  nicht 
die  Bestimmung  der  drei  juristischen  Fora  haben,  sondern 
nur  zur  Verbindung  der  sämmtlichen  Fora  und  des  Templum 
Pacis  dienen  sollte.  Nerya  erst  hat  es  vollendet  und  dedi- 
cirt  und  daher  sowohl  als  von  seiner  Bestimmung  und  end- 
lich von  seinpm  Haupttempel  hat  es  mannigfaltige  Namen  er- 
halten (Transitorium,  Pervium,  Nervae,  Palla-* 
dium),  die  vor  Allem  als  identisch  zu  erweisen  sind.  Nach 
einer  Nachricht  kann  es  scheinen,  als  sei  der  Bau  dieses  Fo- 
rum schon  von  Yespasian  begonnen  worden.  Aur.  Vi  ct. 
Ca  es.  9.  (Vesp.)  Namqye  Romae  Capitolium  —  aedes  Pth 
cisj  Claudii  monumental  amphitkeatri  tanta  vis,  multaeque 
aUae^  ac  forum  caepta  ae  patrata.  Allein  Andere  sagen 
davon  nichts  |  die  Anlage  wird  Domitian  zugeschrieben.  Sue- 
ton.  Domit.  5.  (exeitavit)  forum,  quod nunc  Nervae  vo-^ 
catur.  Damit  vergleiche  man  nuuLamprid.  Alex.  Sev* 
28.  Statuas  cofossas  velpedestres  nudas,  pet  equestres  dhns 
tmperatoribusinforo  Divi Nervae^  quodTransitoriutß 
dicitur,  ioeavü.  pnd  Aurel.  Yict.  Caes.  12.  (Nerva)  de^ 
dicato  priusjbro^  quod  appellalur  Pervium,  quo  aedes  JUi" 
nervae  eminentior  eonsurgit  ei  magnißeentior ;  endlich,  da 
der  Tempel  des  lanus  Quadrifrons  ein  wesentlicher 
Punkt  auf  dem  Forum  Domitians  ist,  loann.  Lyd.  de  mens. 
IV,  1.  {TB%Qdfio(iq>ov)  %al  roiovvo^  awov  uyaXfJia  iy  ▼«! 
ipoQia  %ov  ^sQßä  Iti  xal  vvv  Xfysrai  OBüViagjiivov.  V^I. 
Serv.  z.  Aen.  VII,  607.  (S.  254.).  Der  Name  Palla- 
dium forum  bei  Mart.  I,  2,  5«  erklärt  sich  aus  dem  Tem- 
pel der  Minerva, 

Bei  so  vielen  ausdrücklichen  Erklärungen  der  Identität 
ist  es  nun  fest  unglaublich,  dass  es  jemandem  habe  einfallen 
können,  das  Forum  Transitorium  fiir  verschieden  von 
dem  Forum  Nervae  zu  halten;  gleichwohl  hat  Bunsen 
aus  diesem  einen  Forum  zwei  gemacht,  das  Forum  Nervae 


375    

mit  dem  Tempel  der  Minerva  und  das  Transitorium  Domitians 
mit  dem  lanus.  Beide  zusammen  sollen  dann  gleieh  sein  dem 
Fomm  Palladium  Martials !  —  Wäre  das  nur  eine  der  zahl- 
losen Phantasien,  die  in  der  römischen  Topographie  jeder  sich 
erlauben  zu  dürfen  geglaubt  hat,  so  wurde  es  gar  keine  Be- 
achtung weijfcer  verdienen,  sondern  zu  dem  vielen  Unnützen 
zu  werfen  sein,  das  auf  diesem  Gebiete  geträumt  worden  ist. 
Wenn  aber  der  Grund  zu  dieser  Annahme  tiefer  liegt  und  sie 
nur  als  ein  mit  Entstellung  der  alten  Zeugnisse  geflissentlich 
«rsonnenes  Mittel  erscheint,  um  die  Unmöglichkeit  einer  an- 
deren verkehrten  Ansicht  zu  verbergen,  so  erheischt  das  eine 
nähere  Beleuchtung  und  nebenbei  eine  strenge  Rüge. 

Das  unschätzbare  Grenzverzeichniss  derNotitia  nennt 
in  der  klarsten  Reihenfolge  das  Forum  Transitorium 
(i.  i.  Forum  Nervae)  in  der  vierten  Region;  dagegen  in 
der  achten  Region:  Forum  Caesarisj  Augusti,  Nervae 
Traiani.  Da  nun  Bunsen  das  Forum  Caesaris  bei  Tor  de* 
Conti  annimmt,  so  dass  das  Bbrum  Nervae  zwischen  ihm  und 
dem  Augustum  zu  liegen  kömmt  (s.  seinen  Plan),  so  ist  es 
unmöglich,  dass  das  Forum  Transitorium  oder  Nervae  zu  der 
vierten,  und  das  For.  Caesaris  zu  der  achten  Region  gehören 
konnte.  Anstatt  nun  darin  den  Beweis  zu  finden ,  dass  Cae- 
sars Forum  nimmermehr  an  jener  Stelle  h'egen  konnte,  hat  er 
stillschweigend  den  Text  der  Notitia  gegen  alle  Handschriften 
und  Ausgaben  anders  interpungirt  und  lieset  Forum  Caesaris^ 
Avgttsti,  Nervae^  Traiani;  wobei  natürlich  verschwiegen 
wird,  dass  dann  die  Stellung  sein  mtisste :  Caesaris ,  Nervae j 
Augusti^  Traiani*  So  konnte  nun  freilich  neben  dem  Fomm 
Nervae  noch  ein  besonderes  Transitorium  in  der  vierten  Re- 
gion dem  Alterthume  zum  Trotze  geschaffen  werden,  wobei 
allerdings  das  Templum  Pacis  seinen  Platz  verlor.  Hiernach 
beurtbcile  man,  mit  welcher  Gewissenhafb'gkeit  in  der  römi- 
schen Topographie  verfahren  worden  ist» 

Die  Lage  des  Fomm  ist  ausser  Zweifel  •  Wenn  man  von 
den  Säulen  des  Mars  Ultor  kommend  aus  der  Via  Bonella  sich 
links  in  die  Via  Aless^qdripa  wendet,  so  kömmt  man  sehr 
bald  an  zwei  tief  verschüttete  korinthische  Säulen,  deren  mit 


S76    

«ehr  verslümmelften  Ueiieb  verziertes  (SebXlk  eine  Attike  trügt, 
in  deren  Mitte  zwischen  den  Säulen  nun  auch  in  Rdief  dia 
Figur  einer  Minerva  sieht.   Die  Säulen  werden  seil  langen 
Zeiten  le  Colonnacce  genannt^  eben  jenes  Bild  der  Mi-* 
nerva  aber  ist  Veranlassang  zu  der  thörigen  Annahme  gewe* 
sen,  man  habe  die  Reste  eines  Tempels  der  Göttin  vor  sich« 
Vielmehr  stand  dieser  Tempel,  nämlich  kein  anderer  als  der 
Tempel  des  Forum  Nervae,  noch  im  sechzehnten  Jahrhundert 
in  einer  schönen  Ruine  mit  Nervals  Dedication  vor  den  Colon* 
nacoe  ^^*).  DfieRingmaner,  von  welcher  die  Colonnacce  ein  Theil 
sind,  schloss  sich,  wie  bei  dem  Forum  Augnsti  an  den  Tempel  an, 
und  auch  hier  war  neben  demselben  (auf  der  Seite  der  Colonnacce) 
ein  grosser  Eingangsbogen.    Aber  Paul  V.  liess  die  grossen, 
h^rlichen  Ueberrefife  abbrechen  und  den  Marmor  zum  Baue 
der  Acqua  Paola  verwenden,    Gleicha^eitig  mit  der  Anlage  der 
Via  Alessandrina  wurde  der  Platz  fiberbaut,  und  selbst  die 
Erinnerung  an  den  Tempel  verlor  sich:  man  bezog,  was  die 
älteren  Berichterstatter  von  ibu)«|sagten ,  auf  die  Säulen  des 
Mars  Ultor  ^^).  —   Ausser  dem  Minerventempel  war  ein  zwei- 
tes Hauptgebäude  des  Forum  der  Tempel  desIanusQuadri-« 
frons  '*),  den  wir  uns  der  Form  nach  ungefähr  wie  den  la- 
nus  am  Forum  Boarium  vorzustellen  haben.    Dieses  Gebäude 
war  es  wohl,  welches  im  Mittelalter  d^n  ^ameq  Area  di  No^ 
fährte«  —   Uebrigens  ifit  es  sehr  wahrscheiplicb ,  wie  Nie- 
b u h r  bemeriLt,  dass  das  Fonup  deshalb  Transitorium  odei« 
Pervium  genannt  wurde,  weil  durch  dasselbe,  was  bei  kd^ 
nem  der  übrigen  Kaiser-Fora  Sutt  fand,  eine  Hanptstrafy^ 
nach  der  Subura  fülirte,  weshalb  auch  der  Eingangsbpgen  bei 
Ik  Pdrac  ausserordentlich  weit  erscheint.  —   Im  Mittelalter 


714)  So  tbeilt  sie  Du  P^rae  t.  5.  mit.  Er  tagt  dasa :  „ossi^i 
DOn  ai  vede  vestig^  di  foro  io  Roaia  pik  Utiani  di  asso.<<  Aaeh  bei 
Gamucciy  j4niiehitd  di  R.  p.  55.  Badet  sieb  eine  Abbildang.  Diet 
Coioonacce  bei  Desgodatz.  p.  159  If.  Overbeke.pl.  39. 

15)  Vgl.  Niebplirs  seboa  erwabnten  vortrefflieben  AarsaU,  B&^ 
sehr,  d,  St.  R,  III  A.  S.  276  ff.,  wo  aaeb  von  der  venicbiedea  milger 
theiltea  iaacbrift  dea  Teapela  gabaadelt  wM^  Avaaenla»  Piale, 
del  tempio  di  Marie  ültore  etc 

16)  Martini.  X,  28.  StaL  Silv.  IV,  3,  9.  Sevv.  n.  loann, 
hjd.  a.  ••  0. 


377 


wurde  es  fibrigens,  wie  Bansen  wahrscheinlich  gemacht  hat, 
Forum  Traiani  genannt,  nnd  man  unterschied  ein  Forum 
maius  und  minus  dieses  Namens '^9* 


717)  ßesehr.  d.  Si.  R.   III  B.  S.  1S4.    Ich  cebe  hier  die  höchst 
merkwürdige    Stelle   ans   dem  Ordo  Rom.  vom  Jahre  1143,   wo  der 
Zog  des  Pabstes  am  zweiten  Ostertajj^e  von  der  Peterakirche  naeh  dem 
Lateran  beschrieben  wird.    M ah i\\,  Mus,  ItaL  II.  p.  143.  Proniiens 
per  Parionem  (?)  inter  eircum  Jlexandri  (Piazza  Navona)  ei  theatrum 
Pompeiiy   deseendtt  per  porlicum  Jgrippinam  (eine  Hdschrft  setit 
binza :  sanetae  Mariae  Rotundae,  Pantheon),  aseendit  per  Ptneam  (?) 
iuxta  Pülatinanty  proeUiens  ante  sanctum  Marcum  (Pal.  di  Venezia) 
OMcendit  tuh  areu  Manne  corneae  per  elivium  argentarium  (Salita  di 
Marforio)  inter  insulam   eiusdem  nominis  et  capitolium,    deecendit 
ante  privatam  Mamertini  (carcer) ;   intrat  tut  areu  triumphali  inter 
templum  fatale  (S.  Martina  oder  laous?)   et  templum   Coneordiae, 
progrediens  inter  forum  Traiani  et  forum  Caesaris ;  eubintrat  arcum 
Neroiae  inter  templum  eiuedem  Deae  et  templum  fani,  aseendit  ante 
asylum  (T.  Di  vi  loiii?)  per  silicem  (Sucn  via),  übt  eeddit  Simon  Ma" 
gus,  iuxta  templum  Romuli  (Aedes  Penatiam) ;  pergit  sub  areu  triam- 
phali  Tili  et  f^espasiani,  qui  voeatur  Septem  lueemarum;  deseendit 
ad  Metam  sudantem  ante  triumphalem  arcum  Constantini^  reelinans 
manu  laeva  ante  amphitheatrum  et  per  Sanctam  viam  iuxta  Colo- 
seum  revertitur  ad  Lateranum.    Len^^oen   lässt  es  sich  nicht,   dasa, 
wenn  man  aneh  unter  Forum  Traiani  das  Fomm  Nervae  versteht,  der 
Zog  doch  eioen  seltsamen  Weg  nimmt.    Denn  nachdem  er  schon  -bei 
dem  Carcer  nnd  Concordientempel  an  das  Fomm  Romannm  gekommen 
ist,  geht  er  wieder  znriick  nnd  kSmmt  bei  SS.  Gosma  e  Damiano  wie- 
der herans  an  dasselbe  Fomm.    Dass  aber  templum  Romuli  die  Aedes 
Peoatium  bedeutet,  und  nicht,  wie  Bansen  will,  den  Tempel  der  V^ 
nns  nnd  Roma,  ist  eine  Gewissheit.    Letzterer  heisst  gewöbnlieh  tem- 
plum Concordiae  et   Pietatis.     So  sagt  Martinas  Polonus:  Item 
retro  S,  Cosmam  fuit  templum  Pacis,    Item  foris  fuit  templum  Ro- 
piuli.    Item  ubi  est  S.  Maria  nova,  fuit  templum  CShcordiae  et  Pie- 
tatis.   Eben  so   die  Mirab.  Rom.   p.  294.  Montf,  Effemer.  lett,  I. 
p.  385.  Retro  (S.  Cosm.)  fuit  Templum  Pacis  et  Latouae^  super  idem 
templum  Romuli,    Post  S,  Mariam  novam   duo   templa   Conoordime 
et  Pietatis,    Bei  Anastas.  Vit.  Fei.   IV.  p.  9T.  heisst  es:  Hie  f^ 
eit  basilieam  Sanctorum  Cosmae  et  Damiani  in  urbe  Roma,  in  loeo^ 
qui  appellatur  Fia  saera  iuxta  templum  urbis  Romae;  aber  dass  dar 
mit  der  Tempel  der  Venus  und  Roma  gemeint  sei,  ist  kaum  glaublich  9 
denn    er    ist  ziemlich    weit    entfernt.    Andere   Handschriften  setzea 
hinzu:  vel  Rontuli.    Noch  Poggio,  de  variel,  fort*  p.  51.  sagt:  Ro* 
fßuli  templum^   cuius  pars  muri  vetustissima  quadrato  lapide  nuno 
quoque   mirandam  speeiem  sui  praebet :   hodie  Cosmae  et  Damiani 
martyr/bus  eonseeratum.    Jenen  Doppel tempel   nennt  er  Castoris  et 
Pollueis.    Es  ist  wahrscheinlich,  dass  man  die  Bilder  der  Penaten  Air 
Romulus  und  Remns  hielt«  —  Das  asylum  erklärt  man  für  den  Tem- 
pel des  Diws  lulins,  der  nach  Dio  Cass.  XL VII,  19.  zum  Asyle  ep- 
hobea  worden  war.   Mart.  Pol.  dagegen   sagt:   Item  in  eeelesia  S. 
Cosmae  (hinter  der  aedes  Penatinm)  ßtit  templum  asyli.  und  die  Mi- 
rab. S,  Cosmatis  eeelesia,  quae  fuit  templum  asyli.    Sind  auch  bei^ 
der  Benennungen  gewöhnlich  absurd,  so  kommt  es  doch  hier  nur  dais 
auf  an,  was  in  ihrer  Zelt  so  genannt  wurde.    Nimmt  man   nun  das 


378 


Forum  Traiani. 

So  hatte  sich  denn  vom  Fasse  des  Capitols^  und  Palatins 
bis  unter  den  südlichen  Abhang  des  Quirinals  eine  ununterbro- 
chene, allen  Privatbesitz  ausschb'essende  Folge  prachtvoller 
üiFentlicher  Anlagen  gebildet,  die  nicht  übertroiTen  werden  zu 
können  schien.  Und  doch  schloss  sich  ihnen  unmittelbar  dar- 
auf folgend  ein  neuer  dieselbe  Bestimmung  habender  Prachtbau 
an,  der  nicht  nur  den  Glanz  der  früheren  Anlagen  verdun- 
kelte ,  sondern  auch  die  gesammten  Fora  Caesars ,  Augustns 
und  Nervals  an  Ausdehnung  weit  übertraf.  Das  Forum,  wel- 
ches Traj  an  durch  den  grossen  Meister  Apollo dorus  von 
Damascus  7^*)  erbauen  liess,  wird  als  die  grossartigste  Pracht* 
anläge  geschildert,  und  die  späte  Zeit,  welche  die  Schönheit 
im  Einzelnen  nicht  mehr  zu  würdigen  verstand,  staunte  iqi 
Gefühle  ihrer  Unfähigkeit  Aehnliches  hervorzurufen  das  Rie- 
senhafte  des   Baues  an  i^).    Zeit  und  Barbarei  haben  auch 


Foram  Traiani  als  Foram  Nervae  —  wie  donn  die  Mirab.  p.  29S. 
Effem.  p.  38!^.  ähnlich  sagen:  ii^fica  hune  terminum  fuit  tempium 
(BIT.  palatium)  cum  duobus  foris  Nervae  cum  tempio  suo  divi  Ner^ 
9ae,  cum  maiori  foro  Traiani  — *  so  kann  der  areu$  Nerviae  nichts 
sein,  als  ein  Biogan|^sbogen  vom  Foram  Gaesaris  zum  Foram  Nervae, 
und  das  tempium  eiutdim  deae  der  Tempel  der  Minerva  (ob  daher 
oder  von  dem  daran  stehenden  Namen  Nervals?).  Zwischen  ihm  und 
dem  lanns  Qaadrifrons  würde  dann  der  Znf^  hindurch  gehen.  —  Un- 
verstündlich  sind  mir  sonst  in  der  Beschreibung  der  Procession  die 
tarnen:  perParionem,^  obgleich  noch  jetzt  in  diese^  Gegend  eineStrassp 
Via  di  Parione  heisst.  Die  Mirab.  p.  !^92.  sagen:  Ad  ooneham  PO' 
rionis  fuit  tempium  Cnei  Pompei,  Dann  per  Pineam  iuxta  Palati- 
nam;  aber  noch  jetzt  heisst  dieser  Bezirk,  die  neunte  Region  des 
neuen  Rom,  Rione  Pigna,  so  wie  eine  Kirche  S.  Giovanni  della  Pigna, 
nnd  die  Kirche  S.  Marco  in  Pal.  di  Veaezia  hiess  ad  Paiatinas,  Der 
areus  iriumphalis  inter  tempium  Fatale  et  tempium  Coneordiae  kann 
natürlich  nicht  der  Severasbogen  sein,  s.  S.  359.  dnd  den  Abschn. 
vom  Gapitol. 

718)  Dio  Gass.  LXIX,  4.  ^jinoXUBmQev  rov  a^iv^urova  roy  f^ 
ayo^är  tcal  to  t^Ssiop,  x6  zs  yvfivaoiaVf  rä  rov  Tfcüaifov  iro&ijfiaTa  iv 
t^'Pfif^fJ  ttaTaoKtoaaavra» 

19yAmmian.  Marc.  XVI,  10.  erzählt  von  Gonslantius  Besuch 
in  Rom :  Ferum  cum  ad  Traiani  forum  venisset ,  eingularem  sub 
omni  eoelo  structuram,  ut  opinamur,  etiam  numinum  aeeensione  mi' 
rabilem,  haerebat  attonitus,  per  giganteoe  eontextue  eireuu{feren$ 
mentem,  nee  relatu  [in]effabiles,  nee  rursus  mortalibus  appetendos. 
Omni  itaque  spe  huiußmodi  quidpiam  eonandi  depulsa,  Traiani 
equum  so  tum  locatum  in  atrii  medio ,  qui  ip$um  prineipem  vehit. 


S79     

'dieses  Wunderwerk  zerstört  und  verhältnissmässig  geringe 
Ueberreste  lassen  den  Zusammenhang  des  Ganzen  nur  er- 

rathen.'* 

Wie  es  scheint  hat  Trajan  gleich  nach  seinem  Regie- 
rungsantritte den  Bau  begonnen.  Seltsam  klingt  eine  Nach- 
richt Anrelius  Victors,  dass  er  die  von  Domitian  be- 
gonnenen Fora  prachtvoll  ausgeführt  habe  ^^) ;  um  so.  mehr 
als  die  Chronisten,  sonderbar  genug,  den  Bau  des  Forum 
Traiani  übereinstimmend  unter  die  Regierung  Domitians 
setzen  ^^).  Ob  man  daraus  schliessen  dürfe ,  dass  Domitian 
den  Plan  gehabt,  ein  solches  Forum  anzulegen,  oder  dass 
Trajan  den  Bau  vor  seiner  Regierung  begonnen  habe,  will 
ich  nicht  entscheiden;  das  aber  scheint  gewiss  anzunehmen, 
dass  derselbe  nach  seinem  eigenen  Plane  ausgeführt  wurde. 
Leider  sind  wir  fast  ohne  Nachricht  darüber,  da  Dio  Gas- 
si us  nur  ganz  kurz  davon  spricht,  und  nUr  nach  den  Er^ 
wähnungen  der  dazu  gehörigen  Theile  und  den  noch  sicht- 
baren Ueberresten,  zugleich  aber  auch  nach  den  auf  die  De- 
dication  geprägten  Münzen  lässt  sich  eine  Restauration  ver- 
suchen ^<).     Diese  Theile  sind  1)  die  Area  fori  und  gleich- 


fmitari  se  velle  dicehat  et  potse,  Cut  prope  adstans  regalis  ffor^ 
misda,  cuius  e  Perttd$  discessum  supra  monsfravimus ,  respondit 
gestu  gentili:  j4nte,  inquit,  Imperator,  stabulum  tale  condi  iubeto, 
ei  vales :  equus,  quem /äbricare  dftponit,  ita  late  meeedat,  ut  üte, 
quem  videmus.  Vgl.  Cassiod.  Varia  r.  VII|  6.  Traiani  forum  vel 
sub  astiduitate  videre  miraculum  est. 

7^0)  Ca  es.  13.  {TtKieinJ)  Adhue  Romae  a  Domitiano  eoepta 
fora  atque  alia  multa  plus  quam  magn\/iee  coluit  omavitque. 

21)  Hieron.  t.  I.  p.  443  Rodo.  Multa  opera  Romae  facta ,  in 
quibui  Capitolium,  Forum  traruitorium ,  divorum  Portieus ,  Isium 
ao  Serapium,  Stadium,  Horrea  piperataria,  Fespasiani  templum,  Mi- 
nerva Chaloidicay  Odeum^  Forum  Traiani,  Thermae  Traianae  et 
Titianae,  Senatue  etc.  Eben  so  Prosp.  Aqait.  p.  57 f.  nad  Cas- 
siod. ChroD.  If.  p.  107.  Letzterer  i^iebt  für  das  Forom  Traiani  das 
zehote  Re§rieningsjahr  Domitians  an. 

%%)  Erst  die  in  der  Zeit  der  franzosischen  Herrschaft,  leider  sehr 
beschränkt  nnteroommenen  Ansi^rabangen  haben  es  g^estattet,  den  Ver- 
such dazu  zu  machen.  S.  Tournon,  Etudes  itatist.  sur  Romt,  t.  II. 
p.  293.  pl.  28.  29.  Fea,  Notisie  degli  seavi  neif  Anßteatro  Flavio 
e  nel  Foro  Traiano,  Rom.  1813.  De  rs.  herizioni  di  Monumenti pnb- 
hlici.  Rom.  1813.  p.  7.  Nibby,  Del  Foro  Trqfano.  Anhan§r  z.  2.  Bd. 
d.  Nardini.  mit  Plan  von  Ant.  de  Romanis.  Fea,  /  reclami  del  Foro 
Traiano.  Rom.  1832.  Bansen,  Les  forum  de  Rome.  II.  p.  24  ff. 
Der 8.  Beeehr.  d.  St.  R.  III  B.  3.  159  ff. 


380    

bedeutend  damit  jedenfalls  Atrinm  fori  mit  der  Reiter* 
Statue  Trajans  '»).  2)  Basilica  Ulpia  ^^).  3)  Co- 
lumna  Traiana  ^^).  4)  Bibliotheca  Ulpia  2«).  5) 
TempIumD.  Traiani^^).  6)  Arcus  triumphalis  Tra- 
iani  ^®).  Davon  sind  nun  der  Anschauung  ein  Stück  der 
Area,  ein  grosser  Theil  der  Basilica  und  der  freie  Platz  auf 
dem  die  Säule  steht ,  nebst  den  muthmasslichen  Resten  der 
Bibliothek  wiedergegeben. 

So  viel  ist  denn  unzweifelhaft  gewiss,  dass  das  Forum 
Trajans  sich  umnittelbar  an  das  des  Auguslus  anschloss,  und 
der  offengelegte  Theil  lehrt,  was  auch  sonst  nothwendig  an* 
genommen  werden  müsste,  dass  diesem  zunächst  die  Area 
fori'  oder  das  Atrium  lag*  Man  kann  sich  darunter  nur 
einen  freien  Platz  oder  Vorhof  vorstellen,  ringsum  von  hohen 
Säulengängen  umschlossen,  und  dem  entspricht  auch  das  auf- 
gegrabene Stück.  Bunsen  hat  sich  durch  einige  Münzen, 
welche  einen  Tempel  zwischen  zwei  Säulenhallen  oder  auch 
bloss  den  Tempel  mit  der  Umschrift  S.  P*  Q.  R.  OpHmo 
Prmcipi  S.  C.  und  auf  der  andern  Seite  Trajans  Bild  mit 
Bezeichnung  des  fünften  Consulats zeigen  (s.uns.  Taf.  V.  n.  10.), 
bestimmen  lassen,   darin  den  Tempel  des  Divus  Traianus  zu 


723)  Gell.  Xin,  24.  In  fastigiü  fori  Traiani  sitnuiaem  iuni 
Sita  etc. —  Quaerebat  Favorinus  cum  in  area  fori  amhularet 
ete.  Ammian.  Marc.  1.  1.  Traiani  equum  solum  locatum  in  atrii 
medio. 

24)  Lamprid.  Co  mm.  2.  adhuc  in  praetexta  puerili  eongia- 
rium  aedit  atque  ip$e  in  basilica  Traiani  praesedit.  Die  Man« 
zen  haben  die  Inschrift  Basilica  Ulpia.  s.  aus.  Taf.  V.  n.  13. 

25)  S.  Anm.  736  —  738. 

m  Dio  Gass.  LXVIII,  16.  nareoHSvoos  di  nal  ßißUotv  wxofhi- 
M^9,  Gell.  XI,  17.  sedentibus  forte  nobis  in  bibliotheca  templi  Tra^ 
iani.  Später  befand  sie  sich  in  den  Thermen  Dioclelians.  V  o  p  i  s  c. 
Prob.  2.  Usus  autem  sum —  praecipue  libris  ex  bibliotheca  Ulpia j 
aetate  mea  thermis  Dioeletiani.  Aarel.  1.  Tacit.  8.  Nichtsdesto- 
wenif^er  mass  sie  von  da  wieder  aaf  das  Forum  gebracht  worden  sein ; 
denn  Sidonius  Apoll,  saj^  IX,  16.  Cum  meis  p<fni  statuam  per- 
ennem  Nerva  Traianus  titulis  videret .  Inter  auctores  utriusque 
fixam  Bibliothecae,  and  noch  deutlicher  carm.  8.  Ulpia  quod 
rutilat porticus  aere  meo, 

27)  Spart.  Hadr.  19.  Quum  opera  ubique  i^ßnita  fecisstt^ 
nunquam  ipse,  nisi  in  Traiani  patris  templo,  nomen  suum  scripsit. 

28)  Dio  Cass.  LXVIII,  29.  xcti  oi  fuv  iifiBa  alrf  T(foneucq>^ 
ifov  n(fog  noXlois  aXlo$9  iv  airp  Tp  ^o^  avrov  noQswweiov, 


381    — 

erkenieB  vni  ilm  hier  ft«f  ian  Tordenten  lltdle  des  Pomm, 
der  zuerst  beendigt  worden,  anzunehmen.  In  fie  beiden  Hai- 
Jen  legt  er  die  Bibliotheken.  Ich  habe  kein  Urlheil  über  die 
Aecbtheit  dieser  mir  unbekannten  (bei  Eekhel  fehlenden)  Mün- 
zen; aber  die  Saehe  ist  unmöglich.  Denn  nie  ist  einem  rö- 
mischen Kaiser  bei  seiiiem  Leben  in  Rom  selbst  oder  ItaKen 
ein  Tempel  erbaut  worden.  Ausdrücklich  sagt  das  I>io  Cass. 
LI,  20.  iv  jftiQ  i^i  *B^  äam  av%£  Ty  re  äXXjj  ^TaXia  ovn 
ia%iv  OQViC  vc»y  mal  if  onoaovovv  Xoyov  nrog  a|/o»v 
hiX/^fjae  vwto  notijcai*  ft€%aXkalaüt  /jtivvoi  Ktivrav&a 
volff  if&äQ  awa^fiaafnv  aXXai  tb  laod-Boi  Ttpal  9l9o¥^ 
Tutf  %al  &ij  *al  fJQ^a  notslvat*  Wenn  nun  auch  Bnnsen 
annimmt,  der. Tempel  sei  erst  später  von  Hadrian  dem  Tra- 
jan  geweiht  worden  (was  an  sich  höchst  seltsam  ist;  denn 
Trajan  wird  doch  nicht  auf  seinem  Forum  einen  namenlosen 
Tempel  erbaut  haben,  der  nach  seinem  Tode  ihm  dedicirt  wer- 
den könnte),  so  widerspricht  dem  nicht  nur  Spartian,  der 
auf  das  Deutüehste  sagt,  Bfadrian  habe  den  Tempel  Trajans 
selbst  gebaut,  sondern  es  wurden  das  auch  die  Münzen  selbst 
•  widerlegen ;  denn  sie  müssen  sich  ja  doch  auf  die  Dedication 
des  da^estellten  Tempels  beziehen,  und  in  welcher  Weise 
könnte  diese  Statt  gefunden  haben  7  Man  könnte  allenfalls  nur 
an  einen  Tempel  Nervals  denken,  der  hier  gestanden  habe,  da 
allerdings  gesagt  wird,  dass  Trajan  seinem  Adoptivvater  Tem- 
pel weihete  7^).  Allein  auch  das  ist  schlechterdings  verwerf- 
lich, da  Ammian  ausdrücklich  sagt,  die  Reiters tatue  Tra- 
jans habe  allein  in  der  Mitte  des  Atrium  gestanden:  Tra- 
ianr  equrnn  solum  hcattm  in  atrii  media,  qni  ipsum 
principem  vehit.,  und  darauf  beziehen  sich  Hormisdas  Worte: 
ita  Ute  »uccedaty  ui  iste,  quem  videmns.  FreiKch  hat  Bun- 
sen  das  wichtigste  Wort  solum  bei  der  Uebersetzung  wegge» 
lassen  I  Hier  war  also  nichts  von  einem  Tempel,  und  so  hat 
es  auch  richtig  Canina  angenommen.  —  Zu  beiden  Seiten 
des  Platzes ,  namentKcb  aber  unter  dem  Quirinal  finden  sieb 


ItÜ)  PI  IB.  Paneg.  34.  Nervam  laerimü primum,  ut  ßiium  de' 
euit,  mox  templü  honestoiti. 


38»    

bedeutende  Reste  grosser  halbziileUormiger  Baue.  Die  Letz- 
teren werden  gewöhnlich  die  Bäder  des  PauUus  Aemilius 
(Bagni  di  Paalo  Emilio)  genannt  und  davon  der  Name 
der  Strasse  Magnanapoli  abgeleitet,  welche  von  der  Säule 
nach  Tor  deUe  Milizie  bei  S.  Caterina  di  Siena  auf  die  Höhe 
fuhrt  ^^°).  Jedenfalls  ist  es  vielmehr  ein  zu  dem  Forum  gehö* 
riger  Bau,  da  nach  Canina^s  Untersuchungen  auf  der  entgegen-^ 
gesetzten  Seite-  (le  Chiavi  d^oro)  sich  die  Spuren  einer  glei- 
chen halbzirkel  formigen  Erweiterung  verfolgen  lassen  'i). 

Zunächst  an  diesem  Atrium  fori  liegt  die  fiinfschiffige 
Basilica,  ihrer  Länge  nach  querüber  das  Forum  sich  aus- 
dehnend und  also  die  eine  Längenseite  dem  sogen.  Atrium  zu- 
kehrend. Ihr  mittlerer  Tbeil  liegt  offen,  so  weit,  dass  jede  der 
vier  Reihen  10  Säulen  zeigt,  von  denen  die  Basen  zum  Theile 
an  ihrer  ursprünglichen  Stelle  gefunden  wurden  '^).  Wie  weit 
sich  das  Gebäude  nach  beiden  Seiten  hin  ausdehnte,  ist  unent- 
schieden ^3).  Die  ßreite  beträgt  gegen  170  Fuss.  Der  Ein- 
gang war  von  dem  Atrium  her,  also  auf  der  Längenseite.  Er 
war  dreifach,  d.  h.  zu  beiden  Seiten  des  Haupteinganges  wa- 


730)  Der  Name  Mt§paaDapoli  ist  wahrscheiDlicIi  aas  magnanimi 
Patillt  entstanden,  was  Worte  einer  Inschrift  sein  mögen. 

31)  Canina,  Jndicaz,  topogr,  p.  177  s. 

Z%)  Man  hat  seit  der  Ausgrabung  die  zum  Theile  sehr  ansehnli- 
chen Brnchstiieke  grauer  Granitsäulen,  welche  hier  gefunden  wurden, 
in  den  durch  die  Basen  bezeichneten  Reihen  aufgestellt.  Es  ist  aber 
zweifelhaft,  ob  diese  Säulen  dem  Innern  der  Basilica  angehörten  und 
ob  dieses  nicht  vielmehr  Säulen  von  Giallo  antico  und  Paonezzato  hatte, 
wovon  auch  Reste  gefunden  worden  sind.  S.  Nibby,  dei  Foro  Tra^ 
jano.  p.  353.     Piatner,  Besckr.  d,  St.  Ä.  IH  A.  S.  287. 

33)  Ganina,  Indieaz,  top,  p.  \72.  wendet  auf  die  Basilica  das 
Fragment  des  capitolinischen  Plans  an,  von  welchem  oben  bei  der  Ae- 
milia  gesprochen  worden  ist.  Er  Tugt  daher  statt  des  Stücks  mit  dem 
Namen  EMILIA  ein  anderes  kleines  Fragment  mit  der  Schrift  VLPIA 
an  (s.  uns.  Taf.  IV.  n.  6.).  Den  Namen  LIBERTATIS  erklärt  er  da- 
her, dass  hier  die  Hanumissionen  Statt  fanden:  Sidon.  ApolL  carm. 
^  fia. 

Nam  modo  not  iamjetta  vocant,  i9d  ad  Ülpiapoteunl 
Tejora^  donahis  quos  tibertate  Quirites, 
Quorum  gaudentes  exeeptant  verhera  malae. 
Es  bleibt  auch  das  immer  ungewiss ,  aber  jedenfalls  spricht  diese  An^ 
Wendung  Jes  Fragments  mehr  an,  (s.  den  Abschn.   vom  Aventin.)  und 
darüber  kann  kein  Zweifel  sein,  dass  der  Name  Libertatis  dem  Ge- 
bäude selbst  angehört,   in  dem  er  steht,   und  nicht  einem  ausserhalb 
gelegenen,  wie  denn  das  Fragment  auch  uieht  einmal  eines  zeigt,  auf 
das  man  ihn  beziehen  könnte. 


— -383    

ren  zwei  kleinere  ^^) ;  zu  allen  fahrten  Stufen  von  Giallo  an* 
tico»  Auch  der  Boden  der  Basilica  war  mit  Hatten  dieses 
Marmors  und  Paonezzato  getäfelt»  Ihr  Dach,  und  vielleicht 
überhaupt  die  Bedachung  aller  bedeckten  Theile  des  Forum 
war  von  Bronze  '^). 

Jenseit  der  Basilica  steht  die  Säule ,  mit  dem  Piedestal 
117  Fuss  hoch,  bei  einer  Stärke,  welche  unten  11,  oben  10 
Fuss  beträgt  Der  Schaft  ist  von  dem  durch  einen  Lorbeer- 
kranz gebildeten  Wulste  gerechnet  und  mit  Ausschluss  der 
zwei  über  dem  Capitell  die  Basis  der  Statue  bildenden  Stücken 
aus  19  Cylindern  von  weissem  Marmor  zusammengesetzt,  in 
welche  zugleich  die  Stufen  gehauen  sind  (184),  auf  welchen 
man  im  Innern  zur  Höhe  aufsteigt.  Sie  erhalten  durch  45 
OeJFnungen  (rimae)  einiges  Licht.  Um  den  ganzen  Schaft 
schlingt  sich  ein  Band  von  vortrefflichen  Reliefs,  welche  die 
Kriege  Trajans  gegen  Deeebalus  darstellen.  Man  zählt  darauf 
allein  2500  menschliche  Figuren  ^*).  Die  Säule  sollte  neben-^ 
bei  ein  Denkmal  sein ,  in  welcher  Höhe  der  Berg ,  welcher 
hier  nach  dem  Capitolinus  hin  sich  abdachte,  um  für  das  Fo« 
mm  die  Ebene  zu  gewinnen,  abgegraben  worden  sei.  Es  sagt 
das  nicht  nurDio  Cassius,  sondern  auch  die  Inschrift  des 


73  i)  So  zeigeo  die  Basilica  aach  lIHnzen,  s.  vds.  Tat.  V.  n.  13. 

35)  Aof  das  Foram  Traiani  Dämlich  bezieht  man,  wie  es  scheint, 
mit  Recht  Pansa  d.  V,  1^,  4.  wü  ^  *Pw/iai(ov  ayo^a  xoofiov  t§  i'lvitta 
Tov  Xomov  ^iag  d^ia.  Mal  ftdliara  it  tov  0(f0(f4iV  xahtov  itsnottigUvav* 
nod  X,  5,  5.  */*wftcc/o<c  9k  17  avof^d  /uyi&ovQ  i'ivma  mtX  natoümviji  r^t 
aXhjs  ^aviMi  ovaa  naQixsxat,  t»v  OQotpov  laiätovy.  Es  %9M  damals  vor« 
zugsweise  als  das  römische  Fornm.  So  sart  aoeh  Cessio d.  Ghroa. 
H.  p.  204  Rone,  von  der  Verbrenauegp  der  Syographa  (Anm.  738.) :  Ttf- 
hulai  debitarum  in  m^dio  Ramana9  urbis  foro  ineendio  eoner&- 
marunt. 

30)  Sie  ist  aasfdhrlich  behandelt  von  Fabretti,  de  eolumna  TVo* 
iana,  Rom.  1590.  fol.  s^stochen  von  Pietro  Santi  Bartoli.  Daa 
grosse  Pracbtwerk  Piranesi^s,  Tro/eo  0  sia  magn\fiea  colonna  eo« 
eiide  etc.  giebt  die  g^nze  Sfiale  in  einem  ans  6  Tafeln  bestehenden 
10  Fnss  hohen  Blatte  vnd  die  Details  in  20  Tafeln  im  grossten 
fol.  Vgl.  Platner  a.  a.  0.  Hirt^  Gesch.  d.  Bank.  II.  S.  355.  Die 
Höhe  wird  sehr  verschieden  angegeben,  was  sich  wohl  ans  der  Ver- 
schiedenheit der  Maasse  erlüärt,  zum  Theile  wohl  anch,  jenachdem  die' 
Statne  mitgerechnet  warde,  oder  nicht.  Die  Notitia  (Gnrios.)  sagt:. 
Coiumnatn  eochlidem  altam  pedes  CX2LFII  S,  gradoe  intus  habet 
CLXXX.  /enesiras  XLF.  Andere  Handschriften  geben  128^1  Fuss  nnd 
185  Stufen  ao;  Cassiod.  Chron.  p.  200  Rone,  die  Hohe  aaf  140  F. 


S84    - — 

Piedestals  selbst  ^'^).  Die  Säole  trog  die  Statue  Trafans ;  jetet 
steht  darauf  der  Apostel  Petrus.  $ie  war  jedenfalls  sekon  ur» 
sprünglich  zum  Grabmal  Trajans  bestimmt,  dessen  Asche  aaefa 
darin  beigesetzt  wurde  <^).  Aber  die  Ruhestätte  des  ,, besten 
Kaisers'^  ist  nicht  verschont  geblieben.  Als  Sixtns  V.  (1585) 
die  Grabkammer  offnen  liess,  fand  man  sie  leer.  Jetzt  ist  sie 
vermauert.  —  Die  Säule  stand  auf.  einem  nicht  grossen  freien 
Platze  -von  66  F.  Länge  und  56  F.  Breite.  Auf  zwei  Seiten 
wurde  dieser  Platz  durch  Hallen  mit  doppelter  SäulensteHung 
begrenzt.  In  den  dahinter  gelegenen  Gebäuden  vemnitbet  man 
die  Bibliotheken,  Graeca  et  Latina. 

Das  Forum  reichte  aber  noch  weiter,  obgleich  es  nnge- 
wiss  bleibt,  ob  es  diese  grössere  Ausdehnung  schon  durch 
Trajan,  oder  erst  durch  Hadrian  erhielt.  Ausgrabungen  aber 
die  Säule  hinaus  haben  Stücken  ungeheuerer  Granitsäulen  za 
Tage  gefordert  und  es  wahrscheinlich  gemacht,  dass  hier  der 
Tempel  stand,  den  Hadrian  dem  Trajan  weihete  und  den 
dieNotitia  mit  der  Säule  nennt.  So  sprechen  auch  einige 
hier  gefundene  Inschriften  von  Ehrendenkmälem,  welche  theib 


737)SENATVS.  POPVLVSQVE.  ROMANVS  1 IMP.  CAESAR!.  DIVI 
NERVAE.  F.  NERVAE  |  TRAIANO.  AVG.  GERM.  DACICO.  PONTIP  1 
BIAXIMO.  TRIB.  POT.  XVII.  IMP.  VI.  COS.  VI.  P.  P  1  AD.  DECLA- 
RANDVM.  QVANTAE.  ALTITVDIISIS  |  MONS.  ET.  LOCVS.  TANTä 
e]feriB\S.  SIT.  EGESTVS.  Dio  Cass.  LXVIH,  16.  «at  ¥aT7iawir 
r^  oyoQ^  *al  nlova  ftlyunttv^  afia  fUy  is  raopi^  iavrf,  .ikfia  9k  eig  inU 
cstSir  rov  scora  t^v  iyoffav  l'^you.  navzoQ  yoQ  rov  xwflov  ineivov  OQe^^ 
rov.  ovroCy  »ariaKaipe  tooqvxov  oaov  •  nliov  avlQ%Bij  wÜTtiv 
ajQotof  i%  TovTov  irsdtPT/v  xaTStnuvaaa,  Um  so  seltsamer  klingt  Ur* 
lieh 8  Behauptung,  die  loschrift  sage  nur  aus,  dass  die  Ahgrabung  nur 
k  der  Höhe  der  Basis  Statt  gefunden  habe  {Besckr.  d.  St.  R.  III  B. 
S.  362.).  Aber  die  Dedication  gehört  ja  doch  nicht  der  Basis^  sondern 
dem  gauzen  Denkmale  an.  Es  ist  natörlicb,  dass  nicht  auf  der  Stelle 
der  Säule  120  Fuss  hoher  Berg  war  {  aber  er  musste  wegen  der  Anlage 
des  Forum  jedenfalls  weitbin  abgeböscht  werden,  und  die  Höhe,  ia 
der  diess  gesehab,  bezeiehnet  die  S&nle. 

38)  Dio  Cass.  a.  a.  0.  und  LXIX,  2.  rSt, 9i  rosr  2\fa7avov  hcra  h 
rf  uiovi  avrov  KareTi&f^.  Aur.  Vi  ct.  Ep it.  Huius  exutti  eorporü 
eineres  relati  Romam  humatique  Traiani  foro  $ub  eius  columna  et 
tmago  mperpoiita,  Eutrop.  VIII,  %  Cas slod.  Chron.  p.  200. 
Hieron.  p.  450.  Oisa  eius  in  urnam  atiream  eollata  et  in  foro  euh 
eolumna  posita  :  tolusque  omnium  intra  urbem  septtitus  est.  Letzteres 
ist  nicht  gegründet.  S.  De  Romae  vet  mur:  atq,  part,  p.  69.  und 
den  Abschn.  üb.  den  Qntrinal. 


385    

vonHadrian  demTrajan  erriehtet,  theils  ihm  selbst  gesetzt  ymr- 
den^^').  DenTriumphbogen  nimmt  man  gewöhnlich  auf 
der  Seite  des  Porom  Augastom  als  Eingangsbogen  an,  und 
damit  stimmt  allerdings  überein,  dass  Flaminio  Vacca  in 
der  Gegend  der  Kirche  Spolia  Christi  (S.  Maria  in  Campo 
Carleo)  Reste  eines  solchen  Bogens  ausgraben  sah.  Memo- 
rie,  9.  (bei  Nardini.  t.  IV.  p.  7.  Fea,  MiscelL  I.  p. 
56.).  —  Es  erstreckte  sich  also  das  Forum  Traiani  von 
dem  Forum  Augusti  wahrscheinlich  bis  an  die  Via  lala  oder 
die  Nähe  des  Marsfeldes,  wo  andere  grosse  Anlagen  sich 
anschlössen.  Wie  lange  es  bestanden,  ist  nngewiss  ^). 
Der  Anonymus  von  Einsiedln  nennt  es  noch  auf  dem 
Wege  von  Porta  Nomentana  nach  dem  Forum  Romanum. 
Später  im  Mittelalter  scheint,  wie  schon  gesagt  worden,  das 
Forum  Nervae  so  genannt  worden  zu  sein ;  doch  lässt  sich 
daraus  nicht  schliessen,  wie  viel  noch  von  dem  wahren  Forum 
Traiani  gestanden  habe.  Indessen  scheinen  dieMirab.Rom. 
davon  als  von  etwas  Verschwundenem  zu  sprechen. 

Das  Gapitol. 

Der  capitolinische  Hügel,  der  kleinste  der  sieben ,  erhebt 
sich  kaum  300  Schritte  vom  Ufer  des  Tiberis ,  von  Südwest 
nach  Nordost  sich  hinziehend  (S.  87.),  und  zerfällt  von  Natur 
in  drei  Abtheilungen,  nämlich  den  südwestlichen  Giprel,  wo 
Palazzo  Caffarelli,  den  nordöstlichen,  wo  S.  Maria  in  Araceli, 
und  die  beide  trennende  beträchtliche  Vertiefung,  jetzt  Piazza 
del  Campidoglio.  Die  Höhe  von  Araceli  ist  bedeutender  als 
die  von  Caffarelli;  der  Boden  der  Kirche  wird  auf  151  F.  über 


739)  S.  Bunsen,  Beschr,  III  ß.  S.  179  f.  Die  ietelere  bezieht 
sich  aaf  deo  Eriass  der  Gelder,  welche  Privatpersoaen  dem  Fiscus 
schuldeten.  Hadrian  hatte  die  Syn^ rapha  aof  dem  Forum  Traiaai  ver- 
breonea  lassen  (Spart.  Uadr.  7.)  und  deshalb  wurde  ihm  hier  das 
Denkmal  gesetzt. 

40)  Erwähnungen  aus  alter  Zeit,  zum  Theil  in  Bezug  auf  dort 
errichtete  Denkmäler  finden  sich  noch  bei  lul.  Capit  M.  Ant.  17. 
112.  Lamprid.  Alex.  Sev.  2d.  Vopisc.  Tacit  9.  Anrel.  Vict. 
Epit.  16. 

25 


386    

dem  Meeresspiegel  angegeben.  —  In  den  vier  Regionen  des 
Senrius  war  der  Hiigel  nicht  begriffen  ^*^) :  es  wird  nicht  ge- 
sagt, weshalb,  oder  was  sein  Verhältniss  za  ihnen  gewesen 
sei*  Man  hat  gemeint,  des  Senrius  Eintheilang  beuehe  sieb 
anf  die  vier  plebejischen  Tribus  und  der  CapitoUnus  sei  durch" 
aus  patricisch  gewesen.  Versteht  man  darunter,  dass  nur  Pa- 
tricier  ihn  bewohnt  haben,  so  widerstreitet  dem  neben  Ande- 
rem, dass  nach  des  Manlius  Verurtheilnng  beschlossen  wurde^ 
es  solle  fernerhin  kein  Patricier  auf  Burg  oder  Capitol  woh- 
nen'^^).  Ein  solcher  Beschloss  ist  nicht  denkbar,  wenn  dort 
eine  eigentliche  Patricierstadt  war.  Richtiger  nimmt  man  an, 
dass  der  Bei^  als  Veste  des  Staats  eigentlich  keinem  Einzelnen 
Privatbesitz  gewähren,  oder  wenigstens  nicht  einer  Region 
einverleibt  werden,  sondern  allen  gemeinschaftlich  sein  soll- 
te ^^).  Dass  drei  Argeerkapellen  auf  das  Capitol  kamen,  ist 
sehr  wahrscheinlich,  da  nach  Varro  deren  27  waren  und  die 
vier  Regionen  augenscheinlich  nur  24  enthielten.  Es  stimmt 
diess  auch  ganz  mit  der  angegebenen  dreifiaichen  Abtheilnng 
überein.  Diese  drei  Abtheilungen  werden  schon  im  Alterthume 
mit  verschiedenen  Namen  genannt  und  es  werden  die  beiden 
Gipfel  sich  als  Capitolium  und  Arx  entgegengesetzt^). 


741)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  50.  sagt,  nachdem  er  bereits  vom  Aven* 
tin  und  Capitol  gehandelt  hat:  Reit  qua  urhis  olim  dfscreta,  eum 
Argeorum  saeraria  in  septefn  et  XX  partes  urbu  eint  disposita,  Nan 
folgen  die  vier  Regionen.     Vgl.  S.  127  f. 

A%)  Liv.  VI,  20.  ne  qui$  patrieius  in  arce  out  Capitolio  hahi- 
tarei.  Platarch.  Gnmili.  36.  Quaest.  Rom.  91.  Yaler.  Max. 
VI,  3,  1. 

43)  Göttling,  Geech,  d,  vom,  Staattverf.  S.  235.  Vgl.  Husch- 
ke,  rerf.  d,  Serv,  Tüll.  S.  100  ff.  Doch  wird  mit  solcher  Künstelei 
sich  niemand  einverstehen  können. 

44)  Strabo  V,  3.  p.  230.  Mera  de  rijv  xtiaiv  m'd'gwnovS  ov}^ 
nXvSas  6  *Pwfiiloi  yO-^oi^ev,  anoSel^as  aavkov  Ti  rifievos  fteraiv 
T^s  aM^as  xal  Tov  KanitaßXiov,  Dionys.  11,15.  to  ycw  /*  «- 
To£ü  %o}qIov  tov  T«  KaniTwXiov  nal  rng  axpoff,  o  ßutXtira»^ 
vvv  xara  xijv  *Poi(ialwv  SiaXcmov  fis&o^iov  cvoiv  S^vfimv,  *al 
^v  rote  TOV  avfißeßrjxoTOQ  inwvvfiov  vXais  äfixdttipia$  xar  afnporf^ag 
raff  ovyajtTOvaas  roU  Xitpotg  ka^'ovag  inimuovy  iiQOV  aveU  aavlov  mitaii^ 
ftaX  vaov  Kzl  TovT<ft  xaTamuvaaafievos.  Gell.  V,  12.  Est  autem  etiam. 
aedes  Feiovit  Romae  inter  areetn  et  Capitolium.  So  findet 
sieh  häufig  verbunden  Capitolium  et  arm,  Cie.  Catil.  IV,  9.  Verr. 
V,  72.  Liv.  IF,  7.  49.  III,  18.  IV,  45.  V,  39.  4d»  41.  47.  51.  VI,  20. 
XXXVIII,  51. 


_i-    387    

Die  Vertiefiing  zwischen  beiden  wird  als  das  alte  Asylant 
bezeichnet,  und  fahrt  den  Namen  In ter  dnos  lacos^-^^).  — 
Anf  welcher  der  Höhen  nan  aber  der  capitolinische  Tempel, 
auf  welcher  die  Barg  gewesen,  darüber  findet  bis  auf  den  heu- 
tigen Tag  der  hartnäckigste  Streit  Statt.  Andreas  Fnlyius 
scheint  zuerst  die  Arx  anf  die  südwestliche  Höhe  gesetzt  za 
haben.  Mit  hellerem  Blicke  wies  ihr  Marl iani  die  Höhe  von 
Araceli  an;  aber  Donati  verwarf  es  und  setzte  beide,  Ca- 
pitolinm  und  Arx,  auf  die  Höhe  Caffarelli.  Nardini  endlich 
in  seiner  Unklarheit  kam  zu  dem  Resultate,  dass  die  Burg  auf 
dem  südwestlichen ,  der  Tempel  auf  dem  nordöstlichen  Gipfel, 
also  auf  der  Höhe  von  Araceli  gelegen  habe,  und  nach  ihm 
haben  dasselbe  alle  italiänischen  Topographen  als  gewiss  an- 
genommen. Die  deutsche  Forschung  hingegen  verwirft  diess, 
und  setzt  den  Tempel  nach  Pal.  Cafiarelii  und  die  Burg  nach 
Araceli  ^^),  und  diess  ist  die  einzig  richtige  Ansicht. 

Die  Beweisführung  wird  allerdings  durch  das  Schwanken 
der  Schriftsteller  im  Ausdrucke  etwas  erschwert;  denn  ob- 
gleich, wo  genauer  gesprochen  wird,  Capitolium  und  Arx  aus- 
drücklich unterschieden  und  sich  entgegengesetzt  werden,  so 
wird  doch  auch  häufig  der  ganze  Berg  CapitoUum  genannt,  und 
wiederum  wird  er  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  als  Arx,  die 
Veste  des  Reichs,  wie  er  es  war,  bezeichnet.    Daraus  folgt 


745)  Die  Hanptstelle  h.  Dionys.  a.  0.  Liv.  I,  8.  locum ,  qtii 
nunc  teptus  dcscendentibus  tnter  duoi  iucos  est,  asylum  aperit.  V  e  I- 
lei.  I,  8,  Ü.  asylo  facto  inter  duos  Iucos,  Vitrav.  IV,  8,  4.  inter 
duos  Iucos  Feioois  (aedes).  Fast.  Praeuest.  Nou.  Marl.  VEDIO- 
VIS.  INTER.  DVO..VCOS.     Ovid.  Fast.  III,  429. 

Una  nota  est  Marti  J^ouis,  sacrata  quod  Ulis 
Templa  putant  Iucos  Fediovis  ante  duos. 
Dasselbe  ist  bei  Prop.  IV,  8,  31.  Tarpeios  inter  lueos.  s.  iras  uotea 
über  das  Haus  des  Maalius,  die  Moaeta  uod  das  Asyl  gesagt  wird.  — 
Man  hat  dieser  VertieFuDg  den  Namen  Intermontiam  gegeben,  den 
das  Altertham  gar  nicht  kennt.  Wenn  er  sich  nicht  schon  früher  fin- 
det, so  stammt  er  wahrscheinlich  von  Andreas  Fulvius  her,  wel- 
cher {de  Ui'h,'  antiquit.  p.  85.)  /is&OQioy  8vo7v  dgvp^oiv  bei  Diouysias 
fälschlich  übersetzt:  intermontium  duorum  quer ce forum, 

46)  Neben  den  Topographen  ist  za  erwähnen  Aycqaius  de  Ca- 
pitoiioy  für  nasere  Zeit  ganz  nnbranehbar.  Hirt,  Der  oapiloUnische 
lupitertempei,  AbhdSMdl,  d.  Berl,  Akad.  1813.  mit  richtiger  Ansicht 
von  der  Lage.  Niebahr,  Rom,  Gesck,  I.  S.  558.  Am  genügendsten 
handelt  davon  Bansen,  Besehr.  d.  St,  R.  111  A.  S.  14  ff. 

25* 


388    

dann  weiter,  dass  auch,  wo  nar  entweder  der  Tempel  oder 
die  Burg  in  Betracht  kam,  bei  UDgenaaem  Ausdrucke  der  eine 
wie  der  andere  Name  gebraucht  werden  konnte.  Ueberhaapt 
aber  scheint  das  Verhältniss  der  Burg  zum  ganzen  Berge  so 
beurtheilt  werden  zu  müssen :  die  Höhe  von  AraceU,  dem  Qui- 
rinal  zunächst,  ist  die  ursprüngliche  alte  Bnrg,  arx^  welche 
im  Kampfe  mit  den  Römern  die  Sabiner  inne  haben,  und  wo 
ihres  Königs  Tatius  Haus  ist'* 7).  Später  erweitert  sie  sich, 
so  dass  sie  die  gegenüberliegende  Höhe,  den  Mons  Tarpeins 
einschliesst,  wo  das  Capitoliuro  entsteht.  Beide  wurden  jeden- 
falls von  einer  gemeinschaftlichen  Befestigung  umschlossen  und 
das  Capitol,  ohnehin  die  grössere  Fläche  dari)ietend ,  ist  von 
jetzt  an  der  wichtigere  Theil,  daher  aucb  auf  ihn  zunächst  alle 
Angri iTe  gerichtet  werden.  Aber  der  einmal  zur  Arx  gestem- 
pelte Gipfel  behauptet  vorzugsweise  für  sich  den  Namen ;  um 
80  sicherer,  als  geheiligte  Gebräuche  sich  an  Ort  und  Namen 
knüpfen*^).  So  ist  nun  der  ganze  Berg  die  Burg  der  Stadt 
und  des  Reichs ;  aber  im  engeren  Sinne  heisst  so  die  nordöst- 
liche Höhe  und  ihr  wird  in  gleichem  Sinne  das  Capitol  entge- 
gengesetzt. Die  Erzählungen  von  den  Ereignissen,  durch  wel- 
che das  Capitol  entweder  durch  List  eingenommen  oder  er- 
stürmt wurde,  sind  es  eben,  woraus  sich  hauptsächlich  der 
Beweis  für  die  Lage  des  Tempels  entnehmen  lässt.  Die  erste 
und  wichtigste  betrifft  die  Ueberrumpelung  durch  He  rdonins. 
Er  landet  des  Nachts  an  der  Stelle,  wo  das  Capitol  ist 
und  der  Fluss  noch  kein  Stadium  von  dem  Berge 
entfernt;  also  offenbar  gegenüber  der  westlichen  Spitze. 
Er  dringt  durch  das  carmentalische  Thor,  das  an  dieser 
Seite  lag,  zur  Höhe  und  bemächtigt  sich  der  Festung  {tp^ov- 
Qtov)'    Von  da  dringt  er  erst  weiter  vor  nach  der  nahen 


747)  Plntarch.  Rom.  20.  "SiiKCi  Si  Tarto^  fuv,  Ötiov  vvv  o  t^s 
JHon^Trjg  vaos  iori.  Solin.  1,  21.  Tatius  in  aree,  ubi  nunc  est  ae- 
des  lunonis  Monetae, 

48)  P  •  n  1.  D  i  a  c.  p.  18.  Auguraeulum  appeliabant  antiqui,  quam 
nos  arcem  dieimus,  quod  ibi  augures  publice  auspicarentur.  \g\. 
Varro  L.  L.  V,  8.  p.  53.  VII,  2.  p.  289.  Cic.  de  off.  III,  16.  Liv. 
I,  18.  24.  Serv.  z.  Aen.  XII,  120.  Valer.  Max.  Vlil,  2, 1. 


— ^—     «KKr 

Barg  und  besetet  auch  sie  ^'^*).  Die&e  eine  Erzählung,  wo 
ausdrücklich  das  Capitol  dem  Flusse  zunächst  und  an  ihm  das 
carmentaliscfae  Thor  genannt  wird,  und  erst  nach  Einnahme 
der  westlichen  Höhe  die  Schaar  des  Herdonius  weiter  nach 
der  nahe  gelegenen  Bui^  zieht,  ist  allein  entscheidend.  Es 
ist  aber  damit  zu  vergleichen ,  was  in  der  gallischen  Belage- 
rung von  des  Pontius  Cominius  Bolschaft  und  dem  Ver- 
suche der  Gallier,  das  Capitol  zu  ersteigen,  berichtet  wird. 
Der  Bote  ersteigt  ebenfalk  den  Felsen  an  der  dem  Flusse  zu- 
nächst gelegenen  Stelle  bei  dem  carmentalischen  Thore,  wo  es 
nachher  die  Gallier,  welche  seine  Spur  bemerkt  haben,  ver- 
suchen. Von  hier  stürzt  sie  Manlius  hinab  ^).  Man  hat  nun 
freilich  darin  gerade  den  Beweis  finden  wollen,  dass  die  Burg 


749)  DioDVS.  X,  14.  nlavoat  St  Sut  rov  Tißigtatt  notajjtovy 
n(fo9i0%B  Tfji  *PwfAtji  «ara  tovxo  ro  x^^iov ,  tV'&a  ro  JCanirciiiov 
ianVf  ovS*  okov  0%adiov  an ixov  rov  nora/iiov.  yoav  3i 
pUaai  TijvucavTa  vvxtss  mU  noJdx  na^  ohjv  xifv  nohv  tjov^la'  iljv  ovv' 
egyov  iaßotv  i^efiißace  tovg  Svi^aQ  nara  anovBtfV  Kctl  dia  tiSv  catkei" 
aratv  nvitSv  (elai  yc^  rtt^ßs  u^al  nvlat  rov  KaitiTotUov  nara  zi  &ia(p<tr 
TOP  ayetfUvaij  Ka^ fievrivae  tuTag  naXoSatv)  avaßißaoag  r»v  Svva' 
fitPf  ths  ro  q>(fovQiov.  imi^Bv  9*  in\  rt/y  au(fav  tiaauevog 
{^art  oi  Tip  JCamtwXi<if  n^ossxV^)  acifttivtfg  iyeyovBi  %ü- 
^log.  Unbedeuteod  der  Kürze  wepeo  ist  Liv.  III,  15.  Espsule$  servi- 
que  —  duee  Jppio  Uerdonio  Sabine  noete  Capiiolium  aique  arcem 
oeeupavere.  Bei  der  Wiedererobernog  wird  der  Kampf  nur  um  deo 
Tempel  gesehildert  (c.  18.)  and  es  beisst  donn:  Ita  CapitoHum  reou- 
peratum.  Die  Barg  wird  als  Nebensache  behandelt.  Dionysias  hin- 
gegen nennt  wiederholt  rä  tp^ov^ut.  Oros.  II,  iZ»  und  Augast.  d. 
civ.  d.  III,  17.  sind  ohne  Bedeatang. 

50)  Liv.  V,  4Ö.  Pontius  CominiuMy  impiger  ittvenis,  operam 
pollieilus,  incubans  eortici  secundo  Tiberi  ad  urbem  d^ertur,  inde, 
qua  proanmum  fuit  a  ripa,  per  praeruptum  eoque  negieeium  hostium 
eustodiae  saxum  in  Capiiolium  evadit.  c.  47.  Gaiiiy  teu  vettigio  no- 
tato  humanoy  qua  nuntüu  a  Feiis  pervenerai,  teu  sua  tponte  animad- 
verso  ad  Carmen tis  saxorum  adecensu  aequo  —  in  summum  evasere. 
P 1  a  t a  r  c  h.  C  a  m  i  1 1.  25.  fcal  na^alkaTTwv  ael  vovg  iy(^ffyo06Tag  roTg 
tpiyyiot  »al  rtf  ^oQvßat  Tsup-iu^fisrog  ißaSi^e  n^g  r^v  KaQ/isvrld§L 
jrvAtfv,  n  nieiünjv  elx^y  ffOv%laVj  nal  fiaitara  %ax  oottjp  OQ&iog  6  rov 
KaatixviMov  Xiq>og  aviattfiu.  Vgl.  Dio  Gas 8.  fgm.  31.  Liv.  VI,  16. 
VII,  10.  Plutarch.  de  fort.  Rom.  12.  Camill.  36.  Serv.  k. 
Aen.  VIII,  652.  Tune  Manlius,  eiistos  Capitolii ,  Gallos  delrusit  ex 
aree.  Wer  das  von  der  eigentlichen  Barg  verstehen  will,  bedenkt 
nicht,  daas  Virgils  eigene  Worte : 

In  summo  eustos  Tarpeiae  Manlius  arcis 
Stabat pro  templo  et  Capitolia  eelsa  tenebat, 
gerade   daa    Gegentbeil   aassagen.    Die  arx    Tarpeia   ist   ^htn    das 
Capitol. 


380    — 

hier  gewesen  sei,  weil  des  Manlios  Haus  sich  in  dieser  beftiB- 
den  haben  soll.  Das  kann  aber  nur  für  die  Grewicht  haben, 
welche  in  jener  Nacht  sich  jeden,  wie  im  tiefsten  Frieden,  in 
seinem  Hanse  schlafend  denken  und  überhaupt  voraussetzen, 
dass  uns  in  solchen  Erzählungen  jeder  einzelne  Umstand  mfisse 
berichtet  sein  '**). 

Eben  so  anschaulich  ist  die  Beschreibung,  welche  Taci  • 
tus  vom  Sturme  der  Yitellianer  giebt^^).  Der  Angriff  ist 
lediglich  auf  das  Capitol,  das  heisst  die  Höhe  des  Tempels  ge- 
richtet, und  dabei  brennt  dieser  selbst  ab.  Tacitus  nennt  das 
abwechselnd  Capitolina  arx  und  Gapitolium.  Die  Stür- 
menden rücken  zuerst,  wie  es  scheint,  auf  dem  Clivus  Capito- 


751)  Hirt  und  nach  ihm  Bunsen  haben  gehend  gemacht,  dass 
die  der  Inno  heiligen  Gänse ,  welche  durch  ihr  Geschrei  den  Manilas 
herbeiriefen,  nur  bei  dem  lupitertempel  gedacht  werden  konnten,  da 
ja  der  Tempel  der  Inno  Moneta  auf  der  Barg  erst  spater  erbaut  wurde. 
Es  ist  das  allerdings  wahrscheinlich;  aber  stringeut  ist  der  Beweis 
nicht ;  denn  warum  sollten  diese  heiligen  Vögel  nicht  auch  ganz  unab- 
hängig vom  Tempel  gedacht  werden  koaoen?  Schon  Nardini  hatte 
sich  dagegen  verwahrt;  und  wenn  auch  Plutarch.  de  fort.  Rom» 
12.  sagt :  X^ytg  it^ol  ittQl  rov  vewv  tije  *'H^as  ir^itpovro  S't^ancvovreg 
r^v  &t6v.9  so  ist  darauf  gar  kein  Gewicht  zu  legen. 

52)  II ist.  HI,  71.  cito  agmine  forum  et  imminentia  foro  tem-- 
pla  praetervecii  erigunt  aeiem  per  adversum  eollem  uique  ad  prinuu 
Capitolinae  arcia  fores.  Erant  antiquitus  portieus  in  la» 
tere  elivi,  dextrae  subeuntibus:  in  quarum  iectum  egressi 
taxit  tegulitque  Fitellianot  obruebant.  Neque  Ulis  manus  nisi  gla- 
diis  armatae;  et  arcesiere  tormenta  aut  missiiia  tela  longum  vide- 
batui\  facea  in  prominentem  portieum  iecere  et  leqvebantur  ignem  ; 
ambujttasque  Cepitolii  fores  peneprassent,  ni  Sabinus  revulsas  undi- 
que  statuasy  decora  maiorum  in  ipso  aditu  vice  muri  obieoisset.  Tum 
diversos  Capitoiii  aditus  invadunt,  iuxta  iucum  asyli 
et  qua  Tarpeia  rupes  centum  gradibus  aditur.  Impro* 
Visa  utraque  vis:  propior  atque  aerior  per  asylum  ingruebat.  nen 
tisti  poterant  seandentes  per  coniuncta  aedificia,  quae,  ut 
in  multa  paee ,  in  altum  edita  solum  Capitoiii  aequabant. 
Hie  ambigitur,  ignem  tectis  oppugnatores  iniecerint,  an  obsessi,  quae 
crebrior  fama  est,  quo  nitentes  ae  progressos  depeilerent.  lüde  lapsus 
ignis  in  porticus  appositas  aedibus.  mox  sustinentes  fastigium  aquir 
lae  vefere  lignc  traxerunt  flammam  alueruntque.  Sie  Capitolium 
elausis  foribus  indefensum  et  indireptum  ronßagravit,  D  i  o  C  a  s  s. 
LXV,  17.  Sueton.  Vit.  15.  und  Gros.  VII,  8.  geben  nichts  lopo- 
graphisch  bemerkenswerthes  *  indessen  stimmt  S  n  e  t  o  n  s  Angabe,  dass 
Vitellius  vom  Palatin  aus  dem  (gegenübergelegenen)  Palaste  Tibers 
der  Stürmung  zugesehen  habe,  wohl  überein.  Wie  übrigens  Tacitus 
sagt  Capitolinae  areis  fores,  so  auch  L  i  v.  XXVIIl,  39.  lovi  Optimo 
Maximoy  praesidi  Capitolinae  areis.  Das  ist  in  beiden  Fäileo  das 
Capitol  selbst. 


r 


S»l    

iinus  an.  Dabei  weisen  die  Säalenbalien  zurRechlen  ent- 
Bchieden  anf  die  aödwesüicbe  Höhe  hin.  Auf  der  anderen  Seite 
würden  sie,  wenn  sie  dem  Aubteigenden  zur  Rechten  waren, 
von  den  Belagerten  durch  die  Strasse  getrennt  gewesen  sein, 
und  sie  hätten  nicht  von  deren  Dache  abwehren  können.  Da 
hier  der  Sturm  fruchtlos  ist,  greifen  die  Vitellianer  anderwärts, 
Ton  zwei  rerschiedenen  Seiten  (dtversos  aditus)  an  ^^^) :  vom 
Haine  des  Asyls  ^'^),  d.  i.  von  der  Seite ,  wo  jetzt  beim  Pa- 
lazzo  de'  Conservatori  die  grosse  Treppe  nach  Monte  Caprino 
fiihrt  (s.  uns.  Plan  lU.),  und  da,  wo  die  Cenium  gradus  zur  ru- 
pes  Tarpna  führen.  Ob  diese  Centum  gradus  bei  S.  Maria 
della  Consolazione  anzunehmen  seien  oder  weiter  westlich, 
kann  hier  unentschieden  bleiben,  da  so  viel  ausser  Zweifel  ist, 
dass  sie  zur  Höhe  Caffarelli  führten.  Vom  Asyle  her  (Pal.  de' 
Conservatori)  war  die  Gefahr  dringender.  Da  wo  jetzt  die 
Treppe  zu  Monte  Caprino  führt  und  auf  der  ganzen  Seite  stan- 
den angelehnt  an  den  Berg  Häuser,  die  bis  zur  Höhe  des  Bergs 
reichten  (m  altfim  edita  solum  Capiiolü  aequabant).  Diese 
wurden  in  Brand  gesteckt ;  das  Feuer  ergrilT  dann  die  angrenzen- 
den Hallen  und  endlich  den  Tempel.  —  Wer  nun  den  lupiter- 
tempel  auf  der  Höhe  von  Aracell  suchen  will,  für  den  bleibt 
Tacitus  Schilderung  in  jeder  Hinsicht  unerklärlich. 

Ein  zweiter  eben  so  schlagender  Beweis  für  die  Lage 
des  Tempels  auf  der  südwestlichen  Höhe  liegt  darin,  dass  er 
auf  dem  Gipfel  des  Bei^s  erbaut  wurde,  welcher  den  Namen 
Mens  Tarpeius  fiihrte^^).    Der  Name  sollte  sich  bekannt- 


753)  BuBsen  Bbersetzt  „Nun  priffiBB  tie  die  aBdern  Zapäof^e 
des  Capitols  Ba'%  und  nberiiaBpt  bat  man  aus  dieser  Stelle  %e^]i\o^ 
000,  das»  08  aar  drei  Anfsäosa  zum  Capitoliaas  i^gebea  habe.  Das 
kSaaea  iod^BseB  die  Worte  ^ar  niebt  bedeatao ;  es  siad  vielnehr  Za- 
gäog^e  auf  entg^cgeogesetzteo  Seilen. 

54)  Nicht  der  Clirus  Asyii,  wie  Baasea  meiat;  voo  Ihm  ist 
hier  %^v  nicht  die  Rede.  Es  seheint  BBzweifelhaft,  dass  za  beiden 
Seiten  des  Tabnlariam  Wege  zum  Asyle  (Piazza  del  Campidoslio) 
führten.     Von  dem  Platze  aus  störmen  die  Vitellianer. 

55)  L  i  V.  I,  55.  Indfi  ad  negotia  urbana  animum  eonverh'i,  quo- 
rum  erat  primum^  ut  lovis  templum  in  monte  Tarpeio  mitnumentum 
regni  sui  nominisqtte  relmquerei.  Dionys.  Hl,  69.  aarods&Satrwv  S' 
m^Toip  (tdhf  ouavBiMtvtBmvy  tov  vnBqiuifUvoy  Ti}€  ayOQat  X&tpov,  og  rota 
luv  imakiito  ToQnrj'ioi,  vvv  de  KantTiuMvos,  ad&is  iuilsvasp  avtovs  Jus« 


392    

lieh  von  dem  Verrathe  der  Tarpeia  herschreiben,  eme  Sage^ 
über  welche  die  Alten  selbst  sehr  verschieden  dachten.  Nur 
darin  stimmen  alle  fiberein ,  dass  nach  Erbaunng  des  Tempels 
der  Name  ausser  Gebranch  kam;  dass  die  Höhe  seitdem  Ca* 
pitolium  genannt  wurde  und  nur  eine  Felswand  derselben 
Höbe,  die  bekannte  Richtstätte,  fortdauernd  Saxum  Tar- 
peium  hiess  ^^^).  Und  wie  noch  Tacitus  die  Gentnm  gradus 
bei  der  rupes  Tarpeia  nennt,  so  hat  sich  der  Name  bis  auf  un- 
sere Zeit  erhalten.  Denn  nicht  nur  heisst  noch  immer  ein 
Gässchen  bei  Tor  de^  Specchj  Yicolo  di  Rupe  Tarpea, 
sondern  es  stand  auch  hier  bis  gegen  das  Ende  des  16.  Jhdts. 
eine  Kirche,  wdche  den  Beinamen  S.  Caterina  subTar- 
peio  hatte  ^^). 

Dass  ferner  die  Burg  auf  der  Höhe  von  Araceli  war  ^^), 
ergiebt  sich  eben  so  gewiss  daraus,  dass  sich  auf  ihr  der  Tem- 
pel der  lunoMoneta  befand.  Er  war  auf  der  Stelle  erbaut, 
wo  das  Haus  des  verurtheilten  M.  Manlius  CapitoUnus  gestan- 
den hatte,  und  dieses  war,  wie  schon  bemerkt  worden,  auf  der 


/lavTtvaafUvovS  tintiv,  iv  onolff  rov  U<pov  x^Q^^  &io^ai  9ei^aei  rovg 
&ifieXlo»s.  8.  d.  folg.  Aom. 

756)  Varro  L.  L.  V,  7.  p.  47.  Capitolium  dictum^  quod  hie,  ctim 
fundamenta  foderentur  aedis  Jovis^  caput  humanuni  dieitur  inven- 
tum,  hie  mons  ante  Tarpeiut  dictus  a  virgine  Festale  Tarpeia,  quae 
ibi  ab  Sabinls  necata  armis  et  sepulta,  qvoius  nominis  mönimentum 
relictum,  quod  et  tarn  nunc  eius  rupes  Tarpeium  appel- 
latur  saxum.  Piutarch.  Ram.  18.  Tffs  j*ivTo$  Ta^ytas  iiuZ  ra* 
ifilatj^i  6  kotpoQ  (uvo/iaCsTO  Tagnifiot,  ol%qi9  ov  TaQTtvviov  ßaadAmg  Jtt 
tÖv  ronov  xa&iCQOvvTos  a/ia  rs  rä  kfitpava  fiitri%'l%d^j  nak  rovvopu  t^9 
Ta^tjiae  i^iXine,  TlX'^y  nirgav  IV«  vvv  iv  rtf  KaTiinaXifo  Ta^wtjtav 
uaXovaiv ,  atp  t/s  if^iirrovy  rous  uaxov^ovs.  Vgl.  DioBys.  II,  40. 
Prop.  IV,  4.  ZoBar.  VII,  3.  Was  Festas  p.  343.  Saxum  Tarpe- 
ium, gesagt  habeo  möge,  ist  bei  der  Verstämmelaog  oiebt  mit  Gewiss- 
heit za  errathen ;  nur  kann  bei  obigen  ausdräcklicbeo  firklaruageB, 
dass  eio  Theil  desselben  Bergs ,  wo  das  Capitol  erbaut  wnrde ,  noch 
immer  Saxum  Tarpeium  heisse ,  die  Ergänzung  nicht  widersprechend 
ausfallen. 

57)  S.  Bunsen,  Beschr,  d.  St,  R.  III  A.  S.  14.  Bei  Lucio 
Fauno  und  Martin  eil i  indessen,  auf  die  er  sich,  wie  immer,  ohne 
nähere  Nachweisuog  bezieht,  ist  mir  wohl  die  halb  verfallene  Kirche, 
nicht  aber  der  Beiname  vorgekommen. 

58)  Ich  habe  in  der  Schrift  De  Romae  vet,  mur.  atq,  port.  p.  3. 
die  Vermnthuog  geäussert,  dass  die  ganze  Benennung  S.  Maria  in  Ära-» 
celi  Entstellung  von  in  arce  sei.  Dasselbe  war  aber  schon  von  Hirt 
und  Niebuhr  ausgebrochen.  S.  Platner,  ßeschr.  d.  St,  R,  III  A. 
S.  348. 


S93    

Bnrg'^*).  Es  sagt  aber  Ovid,  dass  von  dein  Tempel  der 
Concordia  Stnfen  zur  Inno  Moneta  führten*^),  und  da  dieser 
nnbezweifelt  neben  dem  Aufgange  zur  Höhe  von  Araceli  lag, 
so  ist  dadurch  auch  die  Lage  des  Tempels  und  der  Burg  be- 
stimmt. Es  konnte  also  Nardini,  welcher  die  Ruine  der  acht 
Säulen  für  den  Concordientempel  hielt,  die  Stufen  der  Moneta 
nach  der  entgegengesetzten  Höhe  fuhren;  wie  man  aber  das- 
selbe mit  der  jetzt  bekannten  Lage  jenes  Tempels  vereinbar 
finden  könne,  ist  unbegreiflich. 

Endlich  kommen  noch  mancherlei  andere  Argumente  hin- 
zu. Dahin  gehört,  wie  Bunsen  bemerkt  hat,  dass  Caligula 
vom  Palatin  über  den  Tempel  des  Augustus  (und  wahrschein- 
lich die  Basilica  Inlia)  eine  Brücke  nach  dem  capitolinischen 
Tempel  schlagen  liess  ^i),  was  ganz  undenkbar  ist,  wenn  die- 
ser auf  dor  Höhe  von  Araceli  war;  denn  dann  hätte  die  Brücke 
über  das  Forum  geführt  werden  müssen.  Femer  erzählt  Li- 
vius,  dass  ein  grosses  Felsstück  vom  Capitole  nach  dem 
Vicus  lugarius  herabgestürzt  sei*^),  und  ein  anderes  Mal 
spricht  er  von  einer  Substruction  des  Capitols  über  dem  Aequi- 
maelium  ^^) ;  das  war  aber  eben  hier  bei  dem  Vicus  lugarius. 
Endlich  hat  man  auch  mit  Recht  angeführt,  was  Cicer^o  von 
der  Wiederherstellung  der  durch   den  Blitz  herabgestürzten 


759)  Liv.  V,  47.  cui  universi  seiibras  JarrU  et  quartarios  vini 
ad  aedes  eiut,  quae  in  arce  erant,  contulernnt.  VI,  20.  quum  domus 
eius  futsset,  uhi  nunc  acdes^  atque  qfficina  Monetae  est  VII,  28. 
Plutarch.  Camill.  36.  Ol  Si  *Pwfiaiot  ri^v  oiniav  atrov  naxatmor 
y^avTSS  is^ov  idQvoavto  d'eac,  vv  Movi)Tav  MaXova&  xal  to  Xotnov  iy/t^tpi' 
aavTOy  fitjSiva  tiuv  JlatQixiwp  inl  r^s  ax^as  ttaronutv.  Vgl.  D  i  o  C  a  8  8. 
fgm.  31.  Ovid.  Fast.  VI,  183  ff. 

60)  F  a  s  t.  I,  637. 

.  Candida,  te  niveo  posuit  lux  proxima  templo^ 

Quafert  sublimes  alta  Moneta  gradus, 
Nunc  hene  prospicies  Latiam  Concordia,  turbam  clc. 

61)  Sueton.  Cal.  22.  super  templum  Divi  Augusti ponte  trans- 
misso  Palatium  Capitoliumque  coniunxit :  mox,  quo  propior  esset,  in 
area  Capitolina  novae  domus  ßindamenta  iecit.  Vgl.  d.Abscfao.  v.Palatia. 

62)  XXXV,  21.  Saxum  ingens  sive  imbribus,  sive  motu  terrae 
leviore,  quam  ut  alioqui  sentireturj  lab^actum  in  vieum^  Jugarium  ex 
Capitolio  procidit  et  multos  oppressit. 

63)  XXXVIJI^  28.  SubstrueÜimem  super  Aequimaelium  in  Ca- 
pitolio, 


994    

lupilerstatue  anf  dem  Capitole  sagt  ^*^).  Sie  wurde  nach  Mor- 
gen gerichtet  und  sah  nach  dem  Fornm  nnd  der  Gorie :  das  ist 
nnmöglicb  bei  einer  auf  der  Höhe  von  AraceU  aufgestellten 
und  nach  Osten  gerichteten  Statue  ^^).  —  Zn  dem  allen  lässt 
sich  noch  hinzufügen,  dass  schon  die  Richtung  des  Clivus  Ca- 
pitolinns,  über  den  jetzt  kein  Zweifel  mehr  ist,  nothwendig  auf 
die  südwestliche  Höhe  hinweiset;  denn  er  fahrte  ja  zum  Tem- 
pel und  hat  von  ihm  seinen  Namen.  Endlich  fallt  es  auch  in 
die  Augen,  dass  die  sehr  beschränkte  Höhe  von  Araceli  gar 
nicht  den  hinreichenden  Raum  für  den  grossen  lupitertempel, 
die  area  Capitolina^  wo  Volksversammlungen  gehalten  wur- 


764)  Gatil.  III,  8.  iidemque  (hanispices)  iviserunt  timulacrum 
jovü  /aeere  maius  et  in  ixcelso  collocare ,  et  contra,  attfue  ante 
Jüerat,  ad  orientem  convertere,  ac  se  sperare  dtxerunt ,  si 
illud  Signum,  quod  videtis,.  solis  ortum  et  forum  curiamque 
conspiceret,  fore  etc.  Vorher  aber  ist  ausdrücklich  gesagt,  dass 
die  Statue  in  Capitolio  war.  lo  Rom  horte  ich  dasselbe  Argument 
für  die  Lage  bei  Araceli  geltend  machen.  Man  nahm  an,  das  Bild 
habe  auf  dem  südlichen  GiebeJ  des  Tempels  gestanden,  wobei  man  an 
der  Richtnng  nach  Osten  keinen  Anstoss  nahm.  Aber  die  Statne  hatte 
keinesweges  auf  einem  Akroterium ,  sondern  ganz  unabhängig  vom 
Tempel  auf  einer  SSuIe  gestanden.  Dio  Cass.  XXXVII,  9.  tv  yaQ 
T9f  KanixmJdt^  avä^&dvres  ts  noXXol  tmu  »sqawiBv  ovvi%u»vtv^oav,  %al 
ayaXfiara  aXXa  re  xaljiog  inl  xiovoe  Idgvfiiv ov,  Inl.  Obs. 
i^.  Signum qiie  lovis  cum  columna  disiecCvm,  und  so  wurde  auch 
^ie  neue  aufgestellt.  Cic.  de  div.  I,  12. 

Tum  fore  ut  occultos  populus  sanctusque  senatus 

pemere  conatus posset,  si  solis  ad  ortum, 
•ponversa  inde  patrum  sedes  populique  vi  der  et,  — 

Atque  una  ßxi  ac  signati  temporis  hora 

Jupiter  exe  eis  a  elarabat  sceptra  columna. 

65)  Auf  die  benachbarte  Läge  möchte  ich  auch  beziehen,  dass 
pnter  Vespasian  eine  Wiederherstellung  des  Theatrum  Marcelli  nölhig 
war.  Sueton.  Vesp.  19.  Ludis  per  qups  scena  üfarcelliani  theatri 
restituta  dedieahatur.  Wahrscheinlich  war  sie  beim  Brande  dps  Capi- 
tols  auch  vom  Feuer  ergriffen  worden.  Vielleicht  erklärt  sieh  daraus 
auch  Hierqn.  p.  465  Rone.  (Gommodus)  Jn  Capitolium  fulmen  ruit 
et  magna  inflammatione  facta  hibliotheca  et  vicinae  quoque  aedes  con- 
crematae,  und  Oros.  VII,  \^.  f ulmine  Capitolium  ictum,  ex  quo  fa- 
cta inflammatio  bibliothecam  illam  maiorum  cura  studioque  composi- 
tam  aedesque  alias  iuxta  sitas  rapaci  turbine  concremavit.  Von  einer 
Bibliotheca  Capitolina  ist  mir  nichts  bekannt;  wohl  aber  ist  es  mög- 
lich, dass  die  unter  dem  Capitole  gelegene  Bibliotheca  Octaviae  von 
den  Flammen  ergriffen  wurde.  Sie  war  schon  unter  Tituft  verbrannt, 
aber  doch  wohl  mit  der  Porticus  wiederhergestellt  worden.  Uebrigens 
schliesst  bei  Dio  Cass.  LXVf,  24.  auch  hier  das  Verzeichniss  der 
vom  Feuer  vemichtetes  Gebäude  mit  der  Porticus  Octavia  und  dem 
Capitole« 


895    

den,  und  so  riele  andere  Tempel  und  Denkmäler  darbieten 
konnte. 

Nach  diesen  Beweisen  muss  ich  die  Frage  als  völlig  ent- 
schieden betrachten  und  man  wird  mit  allem  Rechte  die  bedeu- 
tenden Reste ,  welche  im  Bereiche  des  Palazzo  Caffarelli  in 
früherer  Zeit  zerstört  worden  sind  und  zum  Theile  sich  noch 
finden,  namentlich  die  gewaltigen  nicht  tief  unter  dem  jetzigen 
Boden  liegenden  Sabstructionen  7^^)  dem  capitolinischen  Tem- 
pel zuei  kennen  darren.  —  Der  Bau  des  Tempels  wurde  be- 
kanntlich von  Tarq^inius  Priscus  beschlossen,  wohl  auch  der 
Platz  dazu  ausersehen;  aber  begonnen  wurde  er  erst  von  Tar- 
quinius  Superbus  ^7).  Ob  es  Regel  war,  dass  den  drei  Gott- 
heiten jederzeit  auf  den  höchsten  Punkten  der  Stadt  der  Tem- 
pel erbaut  wurde,  oder  ob  das  römische  Capitol  erst  für  spätere 


766)  S.  Memorie  di  Pietro  SanH  Bartoli.  111.  Fea,  MUcelL  V. 
p.  CCLIII.  Baasen,  Beschr.  d»  St.  R.  111  A.  S.  23.  Noeh  zeist 
man  Reste  des  lapiterteinpels  in  eiocin  zu  Pal.  Caffarelli  gehörigen  — 
Hohnerstalie. 

67)  Gic.  de  rep.  U,  20.  aedemgue  in  Capitolio  lovi  Optimo 
Maxiino  hello  Sabino  in  ipsa  pugna  vovisse  faciendam  etc.  c.  2i. 
Votum  pairis  Capitolii  aedificatione  persolvit,  Liv.  I,  38.  (Tarq.  Pr.) 
et  aream  ad  aedem  in  Capitolio  Jovis,  quam  voverat  hello  Sahino  — 
occupat /ündamefitis.  c.  53.  (Tarq.  Sup.)  qtium  —  fundamentis  tempUiü" 
eiendis  —  intentumse  esse  simularet,  e.  55.  utJovis  templum  in  monte 
Tarpeio  mottumentum  regni  sui  nominisque  relinqueret :  Tarquinios  re^ 
ges  amhosy  patrem  vovisse ,  ßlium  ff er/ecitse,  Dionysius  lässt  al- 
lerdings die  Exaogaratioa  schon  outer  dem  älteren  Tarqaintus  gesche- 
hen (111,  6tf.)  und  selbst  den  Unterbau  vollenden,  IV,  59.  ixeivog  yitQ 
*K  t4»  rslevrattf  noXifitj^  faa%6fisvog  7t{^h9  2'aßlvovg  T^v^aro  Tw  Jit  nal 
«jf  "fl(p7  xal  Tff  'A'ÖTjvf,  täv  v$nijap  rfl  fiaxfj  •  vaohg  avro7e  xaraanevA» 
961P '  Hai  Tov  pip^  mUntkoVt  tv&a  i^f^votaS'at  i'ueXle  roo9  «d^covC  ctva- 
Xfippaol-TS  tuU  %iofiaai  psyälei^  i^ti^aaaTO  n.  r.  L  Das  ist  aber  nicht 
wahrsebeiotieh.  Vgl.  Niebohr,  Rom.  Geseh.  I.  S.  401.  543.  Ta- 
eitus  ijt  der  Einzige,  welcher  gewiss  irrth  Um  lieh  und  vielleicht  selbst 
mit  Verwechselung  des  Dianentempels  von  einem  noter  Servius  fort- 
gesetzten Baue  redet.  Hist.  \\\y  VI.  Foverat  Tarquinius  Priseus  rex 
hello  Sahino,  ieceratqtie  fundamenta  spe  magis  futurae  magnitvdi^ 
nis,  quam  quo  modicae  adhuc  populi  Romani  res  suffleerent,  mox 
Servius  Tullius  sociorum  studio,  deinde  Tarqmnius  Superhus  eapta 
Suessa  Pometia  kostium  spoliis  exstruxere.  Eben  so  unwahrschein- 
lich ist  es,  dass  der  ältere  Tarqoinins  schon  die  lupiterstatue  bestellt 
habe,  wie  Plin.  XXXV,  12,  45.  sagt.  Wenn  Hieron.  t.  I.  p.  298 
Rone,  und  Gas  sind.  Ghron.  t.  11.  p.  166.  gar  von  Numa  sagen: 
Capitoliitm  qnoque  a  fundamentis  aedificavit,  so  liegt  vielleicht  eine 
Nachricht  vom  Capitolium  veius  zu  Gmnde.  S.  d.  Abscba.  vom  Qni- 
rinal. 


—    396 

Anlaf^en  die  Norm  abgab,  lässt  sich  wohl  nicht  entscheiden  ^^*). 
Der  Mons  Tarpeius  aber,  der  in  Rom  dazu  bestimmt 
wurde,  war  nicht  frei  von  früher  dort  geweihten  Heiligthü- 
mern:  sie  mussten  exaogurirt  werden,  um  Raum  für  den  Tem- 
pelbau zu  gewinnen.  Aber  Terminus  und  luven tas,  die 
eben  auch  hier  ihre  Altäre  hatten,  willigten  nicht  ein  und  ihre 
Heiligthümer  mussten  in  den  Bau  eingeschlossen  werden  (s. 
unt.).  Bekannt  ist  die  Sage ,  dass  beim  Graben  des  Grundes 
ein  menschliches  Haupt  gefunden  worden  sei  und  dass  davon 
Tempel  und  Höbe  den  Namen  erhalten  haben  ^^).  Der  Bau 
erhob  sich  jedenfalls  auf  einer  gewaltigen  Substruction  J<>)  über 
unterirdischen  Felsenkammern  und  brunnenartigen  Tiefen,  die 
man  theilweise  wieder  entdeckt  hat  '^).  Eine  vollständige 
Restauration  des  Tempels  ist  mehrfach  versucht  worden  und 
lässt  sich  auch  g^ben,  liegt  aber  ausser  dem  Plane  dieses  Buchs. 
Es  sei  nur  bemerkt ,  dass  das  Maass  der  vier  Seiten  zusam- 
mengenommen achtPlethra  oder  l'^  Stadium  betrug  7^)  und 
dass  die  Vorderseite  nach  Mittag  gekehrt  war  ^s).  Tarqninius 
führte  das  grosse  Werk  aus,  indem  er  tyrannisch  die  Plebs  zu 
Frohndiensten  zwang  7-^),  und  es  war  fast  beendigt,  als  sein 


768)  Vitror.  I,  7.  lovi  et  lunoni  et  Minervae  in  exeeUüiimo 
loeo,  vnde  moenium  maxima  part  eonspieiatur,  areae  disiribuantur. 
Vgl.  Mueller,  Etrtuk.  IL  S.  146. 

69)  Varro  L.  L.  V,  7.  p.  47.  Dionys.  IV,  59.  Plin.  XXVIII, 
2,  4.  n.  8.  w. 

70)  Damit  sind  aber  oicht  zu  verwechseln  die  substrueiiones  in- 
sanae  Capüolü,  welche  Plin.  XXXVI,  15,  24.  ooter  den  Wandern 
des  alten  Rom  nennt.  Vielmehr  ist  das  von  dem  Abhänge  des  Bergs 
xn  verstehen.  Liv.  VI,  4.  Capitolium  quoque  saxo  quadrato  sub^ 
struetum  est:  opu$  vei  in  hae  mtign\ßeentia  urbis  eonspiciendum. 

71)  Bansen,  Nacktr,  %.  Betchr.  d.  St,  R.  III A.  S.  649  f.  Es 
sind  die  favisiae  Capitolinae,  über  welche  Varro  schon  keine  genü- 
gende Auskunft  geben  konnte.  Gell.  II,  10.  Panl.  Diac.  p.  83« 
Faviisae. 

72)  Dionys.  IV,  61.  Inotr^^  ^  in\  niffiptidoi  vyniXnQ  ßißtjxmg^ 
oxrcbr^^fof  rijv  ntf^iodov^  diaxoatutv  noSmy  lyyiora  v^v  niev^op  ^x^Z 
ixamjv,  oUyov  di  ri  ro  SutXXarTav  tvQOi  ng  av  T^i  vniffOfji^  rov 
fiijxovs  9ro^o  TO  niatos  ovS*  oXt»v  nsvrmaidena  noSwv, 

73)  D i o  ny 8.  a.  a.  0.  ix  fuv  rov  uatä  nffocmnov  fU^fovg  ir(f6g  fu^ 
Qtiftß^v  ßlinorros. 

74)  Liv.  I,  56.  Intentus  perjiciendo  templo  fabris  ttndique  ex 
Etruria  adcitis  non  peeunia  lolum  ad  id  publica  est  usus,  sed  oparis 
etiam  ex  p lebe.    Daher  sagt  Cic.  Verr.  V,  19.  etenim  vel  Capito- 


397 

Sturz  erfolgte.  Daher  warde  der  Tempel  noch  im  ersten  Con* 
sularjahre  vonM.  Horalius  Palvillas  geweiht  '7^).  —  Er  konnte 
als  tuscanischer  Bau  keine  gefällige  Form  haben:  breit  und 
verhältnissmässig  niedrig,  iiberhaapt  von  gedrückten  Verhält- 
nissen. Von  den  drei  neben  einander  gelegenen,  durch  ge* 
meinschaftliche  Wände  geschiedenen  Gellen  gehörte  die  mitt- 
lere dem  lupiter.  Das  Bild  des  Gottes,  ursprünglich  ein 
thönernes,  als  dessen  Verfertiger  Turanius  von  Fregellae  ge- 
nannt wird ,  stellte  ihn  sitzend  dar,  das  Gesicht  mit  Minium 
bemalt  und  wahrscheinlich  bekleidet  mit  einer  Tunica  palmata 
und  Toga  picta,  da  die  Triumphatoreu  daher  dasselbe  Costüm 
entlehnten 7^).  Rechts  war  die^  Cella  der  Minerva,  link9 
die  der  Inno ;  beide  Göttinnen  waren  stehend  dargestellt,  wie 
die  Münzen  zeigen,  s.  Taf.  Y.  n.  15.  16.  Es  ist  wahrschein- 
lich, dass  Jede  Cella  eine  besondere  Kapelle  hatte,  worin  die 
Statue  der  Gottheit  sich  befand,  indem  von  der  Aufstellung  ei- 
ner vergoldeten  Quadriga  über  der  aedicula  in  der  cella  lovii 
und  von  dort  auFgehangei^en  vergoldeten  Schilden  gesprochen 
wird  '^).  —  Ausserdem  waren  im  Bereiche  des  Tempels ,  wie 
schon  bemerkt  worden,  die  Altäre  und  Kapellen  des  Termi- 
nus und  der  luventas;  ersterer  im  Pronaon  der  Cella  Mi- 
nervae,  wo  über  ihm,  wie  es  der  Cultus  verlangte,  ein  Hyp- 
aethron  gelassen  war;  letztere  in  derselben  Cella  nahe  dem 
Standbilde  der  Göttin  ^^).    Endlich  befand  sich  wahrscheinlich 


lium,  sicut  apud  maiores  nostros  factum  est,  publice,  gratis,  coaetis 
fabris  operisque  imperatis  exaedißcari  atque  t^ffici  potuit.,  wis  sich 
in  keinem  Folie  auf  den  Bau  dnrcb  Gatnius  beziehen  kann. 

775)  Polyb.  in,  2%.  Liv.  II,  8.  Platarch.  Popl.  13.  14.  Dio 
Cass.  fg^mt.  2b,  Serv.  z.  Aen.  VI,  8.  XI,  2. 

76)  S.  B'dttiger,  KunstmythoL  II.  S.  19t  ff.  Becker,  de  to- 
micis  Rom.  fab.  p.  34  s. 

77)  Liv.  XXXV,  A\.  de  multa  damnatorum  quadrigae  inaura- 
fae  in  Capitolio  positae  in  cella  lovis  supra  fastigium  aediculae  et 
duodecim  elipea  inaurata, 

78)  Die  römischen  Schriftsteller  sprechen  indessen  gewöhnlich 
Dar  von  dem  Terminus.  So  Cato  b.  Fest.  p.  152.  Nequitum:  et 
Cato  Originum  l.  /.  Fana  in  eo  loco  eampluria  fuere:  ea  exaugu- 
ravit,  praeterquam  quod  Termine  Janum  Juit,  id  nequitum  exaugu* 
rari.  Liv.  I,  55.  nam  quum  amnium  saeellorum  exaugurationes  adr 
mitterent  aves^  in  Termini  fimo  non  addixere.  Dagegen  V,  54.  hie 
quum  augurato  liberaretttr  Capitolium^  luventat  Terminusque  ma- 


396    

in  der  Cella  lupiiers  die  goldene  Victoria,  welche  Hiero 
dem  Senate  in  den  Zeiten  schwerer  Bedrängniss  gesandt  hatte 
und  vennuthlich  hatte  sie  auch  eine  Kapelle  erhalten  77>). 

Auf  dem  Akroterium  jedenfalls  des  südlichen  Giebels  stand 
gleich  anränglich  das  thöneme  Viergespann ,  dessen  wunder- 
bares Anschwellen  im  Brennofen  als  Vorbedeutung  der  künfti* 
gen  Grösse  Roms  angesehen  wurde  ^<*).     Eine  l$tatue  des  lu- 
pilcr  wird  dabei  nicht  erwähnt,  woraus  indessen  nicht  folgt, 
dass  sie  gefehlt  habe.   Im  Jahre  458  stellten  die  Bruder  Gn. 
und  Q.  Oguluii  ein  anderes,  wahrscheinlich  bronzenes  Vier- 
gespann mit  der  Statue  lapiters  ebenfalls  in  eubnine  auf.  Dass 
es  an  die  Stelle  jener  vejfentischen  Quadriga  getreten  sei ,  ist 
bei  der  hohen  Bedeutung,  welche  ihr  beigelegt  wurde  (Serv. 
z.  Aen.  VII,  188.),  kaum  glaublich.    Es  hatte  also  vielleicht 
seinen  Platz  über  dem  nördlichen  Giebel.    Dieselben  Ogulnier 
legten  im  Tempel  eherne  Thürschwellen  und  weiheten  Silber- 


ximo  gaudio  patrum  nostrorum  moneri  se  non  pasH,    Nar  den  Ter- 
miaus  scheint  auch  anzaerkenocn  Ovid.  Fast.  JI,  665. 

Quid  novo  cum  ßerent  Capitolia  T  nempe  deorum 
Cuncta  lovi  eestit  turba  locumque  dedit, 

Terminus,  ut  veteres  memorant,  inventut  in  aede 
Restitit  et  magno  cum  Jove  iempla  tenet. 

Nunc  quoque  se  supra  ne  quid  nisi  sidera  eemat, 
Exiguum  templi  tecta  foramen  hahent. 
Verl.  Paal.  Diac.  p.  368.    Eben  so  Serr.  z.  Aeo.  IX,  448.  „Ca^ 
pitoli  immobile   saxum^'.   ood  Lactaot.  1,   20.     Die  loveotas   aber 
neont  neben  dem  Terminus  Dionys.  III,  69.  tSo^i  Si  Toig olwvoTtoXo&Q 
vni^  ixdinov  ßwfiov  rwy  xa^iS^v/Uvwv  SiafuiprevaapivoiS,  iav  na^axtw 
^Qtv  oi  ^sol,  Tore  utvuv  ovrove.  oi  fitv  ovv  äkXoi  <>6oi  r«  9tal  Saiuoptf 
tnit^e^ßttv  avToig  £ip  *«()a  xtoQia  rovg  fiutfiove  fjteTatpi(feiy'  ol  dl  tov 
TiQfiovoi  »aX  x^g  NtovrjtoQ  noÜla  naganovfiiroig  zoU  fiapziot  %aX  hna- 
ffOvüM'V  ovx  txtiad^eaVf  ovv^  ^viaxovto  na^axw^ijotu  tiZv  zonwv.  TOiyao^ 
ro&  avfiTreQieXijfp&r^aav  avToiv  ol  ßwfiol  rfj  nazaaxavfi  räiv  UQoiy,  «al  wr 
6  p.kv  'ixe^^og  iax&y  iv  x^  ngovai^   xy  g  *jä'&tiväg ,   6  S*    sxi- 
ifog  iv  avxijf  r«f  a^x<j»  nXr^aiov  xov    edovg.    Endlich    fdgt  bei- 
den August  in.  de  civ.  d.  IV,  %Z.  noch  den  Mars  hinzu,    der  sich 
weiter  nicht  erwrähnt  findet.     Der  aedicula  der  Inventas  gedenkt  auch 
Plin.  XXXV,  10.  n.  108.  (Nicomachus)  Pinxit  hie  raptum  Proserpi- 
nae,  quae  tabula  Juit  in  Capitolio   in  Minervae  delubro  super  aedi- 
eulam  luventatis, 

779)  Der  Senat,  der  hoehsinnig,  wie  das  ganze  rSmisehe  Volk, 
trotz  der  ^oik  aUe  Gesehenke  an  Geld  dankend  ablehnt,  antwortet 
dem  Könige :  L  i  y.  XXII,  37.  Fietoriam  omenque  aeeipere ;  sedtmquo 
0i  se  Divae  dare,  dicare  Capitolium,  templum  lovis  Optimi  MiMsinU. 

80)  PIntareh.  Popl.  13.  Plin,  XXVIlf,  )8,  4.  XJXV,  «,  4». 


399    

gescbiiT  in  lopiters  Cella'^^),  wie  Camillns  drei  golden« 
Schaalen  daselbst  niedergelegt  hatte  (Lir.  VI,  4.).  Aach  die 
Statue  des  lupiter  Imperator,  welche  T.  Qainctius  Cincinnatus 
Ton  Praeneste  weggeführt  hatte,  war  in  dem  Tempel  aufge- 
stellt *^)  und  überhaupt  mag  sich  derselbe  nach  und  nach  mit 
Weihgeschenken  gefüllt  haben.  Wie  im  J.  561  die  Aedilen 
am  Giebel  vergoldete  Schilde  aufhingen  (Liv.  XXXV,  10«), 
so  waren  mehr  und  mehr  selbst  die  Säulen  mit  Schilden  und 
Feldzeichen  behangen  worden ;  so  dass  die  Censoren  M.  Fnl^ 
vius  Nobilior  und  M.  Aemilius  Lepidus  sich  veranlasst  sahen, 
den  Tempel  von  dem  entstellenden  Schmucke  zu  säubern  ^'). 

lieber  400  Jahre  hatte  sich  der  ursprüngliche  Bau  erhal- 
ten, da  brannte  er  im  J.  670  während  des  sullanischen  Bür- 
gerkriegs aus  unbekannt  gebliebener  Veranlassung  ab^^).  Die 
Wiederherstellung  wurde  von  Sulla  unternommen  ^^)  und 
nachher  Q.  LutatiusCatulns  übertragen,  nicht  ohne  Wi* 
derspruch  Caesars  ^^),   der  noch  später  beabsichtigt  haben  soll, 


781)  Liv.  Xy  23.  aenea  in  CapitoHo  limina  0i  trium  mensarum 
argentea  vasa  in  eella  lovis,  Jovemque  in  oulmiue  cum  quadrigis  -— 
posuerunt    \gU  Piaat.  Trin.  l,  2,  46. 

Nam  nunc  ego  tt  tt  surripuisse  iuspicer 

Jovi  eoronam  de  eapite  •  Capitolio, 

Qui  in  euhnine  adstat  summo  etc. 
8.  Becker,  de  comicis  Rom.  f ab.  p.  3H  sqq. 

82)  Liv.  VI,  29.  T.  Quinetius  —  Romam  revertit  triumpkani^ 
qu€  $ignum  Praeneste  adeeetum  lovi*  Jmperatorie  in  Capitolium  tu-* 
lit.  Dedicatum  est  inter  cellam  lovis  ac  Minervae.  Aba  ia  keioer 
der  Gellen,  sondern  wohl  an  dem  Pfeiler  der  Wand,  welche  beide 
schied. 

83)  Liv.  XL,  51.  aedem  lovis  in  Capitolio  eolumnasque  eirea 
poliendas  aibo  locavit:  et  ab  his  eolumnis ,  quae  incommode  oppo^ 
Sita  videbantur,  signa  amovit\  eiipeaque  de  eolumnis  et  Signa  mili» 
taria  a^fixa  omnis  generis  demsit. 

84)  Appian.  Civ.  I,  83.  t6  rs  XamrwXiov,  vno  rafy  ßaaiUot» 
TeT^oMoeioig  nov  n^oa&ev  Ir^o«  yevofievoVf  ivanQtfod^  jcoi  r^r  euviap 
ov^sU  ijt€v6e$,  yg^l.  86.  Tacit.  Hist  III,  72.  Arserat  et  ante  Capi* 
tolium  eivili  bello,  sed  fraude  privata. 

85)  Tacit.  1.  l.  Curam  vietor  Sulla  suseepitj  neque  tarnten  de^ 
dieavit.  Vgi.  Anm.  789.  Plntarch.  PojiL  15.  rov  de  8evre^v  avi^ 
an/as  fikw  ^vXXag,  iney^d^  ds  rj  Mad'ts^feaei  Kavovlos,  ^vlXa  n^^ano» 
^etrovroQ, 

86)  Sneton.  Ca  es.  15.  Primo  praeturae  die  Q.  Catulum  de 
r^ectiime  Capitolii  ad  disquisilionem  populi  vocavit^  rogatione  pnH 
mulgata,  qua  eurationem  eam  in  alium  tran^ferebat.  Dio  Cass. 
XXXVII,  44.  cT^arri  fUv  ya^ ,  öttoi«  %h  fUv  tov  KarovXov  Brofia  etxo 


400    

Gatulus  Namen  am  Tempel  zu  tilgen  und  den  seinigen  dafiir 
zu  setzen  ^^^),  was  indessen  nicht  geschah.  Während  aber 
im  römischen  Tempelbaue  nach  griechischen  Mustern  bedeu- 
tende Veränderungen  vorgegangen  waren ,  wurde  das  Capitoi 
aus  religiösen  Bedenken  ganz  in  der  früheren  Weise ,  nur  von 
prächtigerem  Materiale  erbaut  ^^),  wozu  Sulla  Säulen  vom 
Tempel  des  Zeus  Olympios  aus  Athen  kommen  liess  ^*).  — 
Nach  der  durch  den  Slurm  der  Vitellianer  herbeigeführten 
Zerstörung  liess  Vespasian  es  sich  angelegen  sein,  den 
Tempel  so  bald  als  möglich  wiederherzustellen  ^^),  Auch  jetzt 
wurde  er  aber  nach  dem  früheren  Plane  wieder  erbaut,  und 
die  Haruspices  gestatteten  keine  Aenderung,  als  dass  an  der 
Höhe  zugesetzt  wurde  ^^).  Aber  Yespasians  Bau  stand  nur 
kurze  Zeit.  Gleich  nach  seinem  Tode,  als  der  Tempel  kaum 
geweihet  worden,  wurde  er  in  dem  grossen  Brande,  der  be- 
sonders die  neunte  Hegion  verheerte,  wieder  zerstört  und  Do- 
mitian  bauete  den  vierten  mit  einer  vorher  nicht  gesehenen 


rov  vaoü  Tou  Jtos  rov  KaniTwXiov  aupat^t&eifj  (nXonTfQ  re  ya^  otvTOv  tv» 
&we  %al  Tov  XoyiOfiov  zdiv  mfahofUvwv  x^iiäzfov  otti^tci)^  t«?  ifi  ify 
Ilofi/Jiijt^f  T«  Xotnä  TTQose^eQyctaao^at  tniXQaiteitj.  V(jl.  Liv.  epit. 
XCVIII.  Templum  Jovis  in  Capitolio,  quod  incendio  eoTuumtum  ao 
r^ectum  erat,  a  Q.  Catulo  dedicatum  est.  Gell.  II,  10. 

787)  Dio  Cass.  XLIII,  14.  ro  t«  ovofia  avzov  {KaiaaQos)  inlro 
KanntoMov  avrl  rov  Karoukov,  ciff  jcoi  tov  v6ojv,  i<p  oi  zp  ixaon/ati  «ü- 
d-vveiv  iiuivov  inex^^V^^^f  ^^^^^^^^^*^^  om)'y^a<p7Jvai  f.x4ktvaav»  Ta- 
cit.  Hist.  111, 1%.  Lutatii  Catuli  nomen  inier  tanta  Caetarum  opera 
usque  ad  niellium  mansit.    Vgl.  Cic.  Verr.  IV,  31. 

88)  Dionys.  IV,  Öl.  inl  yoQ  ro7(  ocvrocff  ^efitUoiQ  6  fjLträ  rijp 
tfiTt^Tjaiv  oiKoSouTj&aU  xara  rovc  naxlgag  ijfioiv  tvfjiO^ ,  rjj  nokvrtXsitf 
Trj9  vhji  fiovov  OiaXkäxTOiv  rov  a^xaiov.  Tacit.  l.  l.  lisdem  rursut 
vettigii*  situm  est,  postqnam  interiecto  CCCCXF  annorum  spatio 
L,  Scipione  C,  Norhano  coss,  ßagraverat. 

89)  PHd.  XXXVf,  %h,  61.  Sic  est  incfioatum  Athenis  templum 
Jovis  Olympii,  ex  quo  Sulla  Capitolinis  aedibus  advexerat  columnas, 

90)  Dio  Cass.  LXVI,  10.     rov  re  V£(bv  rov  iv  KaniTOtXi^f  £u&vs 
owoBofiuv  "^Q^aro,  avros  re  rov  xoo  ngöÜTog  i%(pogit)oai  x.  r.  A.    S  o  e  -  ^ 
ton.  Vesp.  8.  Jpse  restitutionem  Capitolii  a^gressus  ruderibus  pur- 
gandis  manus  primus  admovit  ac  stto  collo  quaedam  extulit.  Anrel. 
Vlct.  Caes.  V.  Plutarch.  Popl.  15. 

91)  Tacit.  Hist.  IV,  5S.  Curam  resHtuendi  Capitolii  in  L. 
Festinum  confert  — .  Ab  eo  contracti  haruspices  monuere,  ut  reliquiae 
prioris  delubri  in  paludes  aveherentur :  templum  iisdem  vestigii*  siste- 
retur,  nolle  dcos  mutari  veterem  formam,  —  Altitudo  ae- 
dibus  adiecta,  id  solum  religio  annuere.  Die  Granüle^ang  geschah 
XI  Kai.  lul. 


401    

JVacht  ''^)«  Aus  späterer  Zeit  wird  nichts  über  den  Tempel 
bekannt,  ausser  dass  mit  ungenauer  Angabe  von  einem  firande 
auf  dem  Capitole  unter  Commodus  gesprochen  wird  (Anm, 
761  •)•  Aber  Domitians  Tempel  stand  wahrscheinlich  noch  un- 
ter Uonorius,  wenn  etwas  Wahres  an  der  Erzählung  ist ,  dass 
Stilicho  die  goldenen  Platten,  mit  welchen  die  Thüren  beklei- 
det waren,  abnehmen  liess*^). 

Vor  dem  Tempel  war  die  Area  Capitolina,  ein  freier 
aber  wohl  nicht  sehr  geräumiger  Platz,  wo  häufig  conciones 
und  cfmäiia^  nicht  bloss  die  calata^  gehalten  wurden  ^^). 
Dabei  die  Curia  Calabra,  vor  welcher  an  den  Kaienden 
jedes  3ionats  die  Geltung  der  einzelnen  Tage  desselben  ver- 
kündet wurde  '^)  \  dass  aber  dabei  auch  eine  casa  Romuli  ge- 
standen habe,  beruht  vermuthlich  auf  einem  Missverständ- 
nisse ^^).    Von  der  Curia  Calabra,  die  nur  für  Sacra  bestimmt 


792)  Platarch.  Popl.  15.  **jiua  voq  rm  rekevr^aai  OvsoTtaata» 
vov  iy^Tt^TJad^  zb  KanvtothoVm  *0  ii  rirüLQTOs  ovros  vmo  Jofiaxiavov 
ual  avvtitXio^  %oX  na&iiQw^tj.  Vgl.  Dio  Cass.  LXVI,  Zi»  Saetoo. 
Dom.  5. 

93)  Zosim.  V,  38.  xal  ovroe  ya^  d'vgaf  iv  rf  t^s  'Fduijt  Ka» 
niTottkita  x(f*^^*V  noXvv  'üatovti  arit&fidv  fjfxtpuafjiivai  anoXiniaat  ngos- 

^vffwv  yfvgafifiivov '  mtsero  regt  servantur, 

94)  Liv.  XXV,  3.  quam  dies  advenitset  conctltumque  tarn  fre- 
quem  plebis  adesset,  ut  multitudinem  area  Capiiolü  vix  eaperet, 
5CXX1V,  53.  ea  bina  comüia  (triumviris  creaodis)  Cn,  Domititu  prae- 
tor vrbanus  in  CapitoUo  habuiL  Vgl.  XLIII,  16.  XLV,  36.  Pin  t- 
arch.  Pauli.  Aemil.  30.  ni{fl  tov  oq^qov  av^is  uavaXafißavovTat 
%o  Kanawkiov.  ixsi  yaQ  oi  diffia^xot  Tr^v  ixxltjolav  t(itM.ov  ä^tiv. 
T  i.  Gracch.  17.  Die  unmittelbare  Nähe  des  Tempels  ergiebt  sich 
besonders  aus  Appian.  Civ.  I,  15.  (Graechus)  uariiafie  roB  Kaitinu- 
Xiov  TOV  vidiv  f  ty&a  %ti(^OT0VTja6iv  tfitXkov ,  xal  ra  uioa  t^«  imtXrjaiai. 
Bei  dem  folgeodeo  Tumulte  beisst  es  :  («ff  rovc  rc  of^fioQxovg  9thavva9 
diatpvytiv  ix  fUaov  »at  tov  veviv  tovq  isqias  inixleiaai. 

95)  Varro  L.  L.  VI,  4.  p.  208.  Primi  dies  mensium  nominati 
Ealendae  ab  eo,  quod  his  diebus  calantur  eins  mensis  Nonae  a  pon- 
tificibuSf  quintanae  an  septimunae  sint  futuraSy  in  Capitoiio'  in  Cu- 
ria Calabra  etc.  Vgl.  Paul.  Diac.  p.  49.  Curia*  uad  die  folg. 
Anm. 

96)  Es  sagt  diess  Macrab.  Sat  I,  15.  calaia,  id  est,  vocata 
in  Capitolium  plebe  iuxta   curiam   Calabram,   guae  easae  Romuli 

froxima  est.     Non  war  aber  die  casa  Romuli  am  Palatin.    Dionys. 
,  79.  (es  sind  seine  eigenen,  nicht  Fabius  Worte)  ßlo9  S*  atroti  (no- 


402    

war,  ist  eine  zweite  für  den  Senat  bestimmte  zu  unlerscbei^ 
den,  die  im  Jahre  579  auf  dem  hier  befindlichen  Senaculum 
erbaut  wurde  (Anm.  469.).  Endlich  musste  natürlich  die 
Area  auch  eine  Rednerbiihne  haben:  es  sind  die  von  Cic.  ad 
Brut.  3.  erwähnten  Rostra. 

Ausserdem  werden  eine  Menge  Heiligthümer  erwähnt, 
die  zum  Theile  wohl  als  Sacella,  zum  Theile  aber  auch  als 
grössere  Tempel  gedacht  werden  müssen.  Hier  stand  der  kleine 
Tempeides  lupiter  Ferelrius,  der  für  den  ersten  in  Rom 
erbaueten  galt;  der  Tempel,  wo  zuerst  Romulus,  dann  Cos-* 
6US,  zuletzt  Marcellus  spolia  opima  geweiht  hatten.  Es  ist 
nicht  die  mindeste  Andeutung  vorhanden,  dass  er  auf  der  Burg 
gewesen  sei,  wie  noch  von  Bunsen  angenommen  wird;  im 


^fOfAOvarottpovQfii  Xayovo  q*P(ouvXov  Xiyofiivrj,  tjv  <fv^ 
XazTOvaiv  Ufiav  oh  tovtcjv  inifiekae^  ovoiv  tnl  t6  as/nvore^ov  i^ayov^ 
reg.  v^l.  Plutarcb.  Rom.  ^0.  Dio  Cass.  XLVIir,  43.  LIII,  16. 
LIV,  !29.  Senec.  Cons.  adHelv.  9.  Endlich  nenot  sie  auch  wirk- 
lich die  Notitia  io  der  zehotea  Regioo.  (V^l.  den  Abschn.  üb.  den  Pa- 
latin.)  Man  hat  daher  anfeooinineD,  es  habe  zwei  casae  Romuii  gege- 
ben, was  in  so  fern  {^anz  anwahrscbeinlich  ist,  als  gewiss  nicht  zwei 
Gebäude  denselben  Namen  fährten.  Vielmehr  scheint  Macrobius  Vir« 
gils  Worte,  Aen.  Vi!/,  654. 

In  sumtno  eustos  Tarpeiae  Manlitu  arcis 
Stdbat  pro  templo  et  Capüolia  ceUa  tenebat, 
Romuleoque  recens  horrebat  regia  eulmo. 
falsch  anfgefasst  und  aus  einem  Gebäude  zwei  gemacht  zu  haben. 
Denn  Virgii  meint  wahrscheinlich  die  Curia  Caiabra  selbst,  wie  es 
Servias  richtig  erklart:  Curiam  Calabram  dicit^  quam  Romulus 
texerat  eulmi*.  Damit  stimmt  sehr  wohl  überein  Senec.  Gontrov. 
6.  Jnter  haee  tarn  effusa  moenia  nihil  est  humili  easa  nobilius.  fa- 
stigiatis  tupra  teetis  auro  puro  fulgent  praelucet  Capitolium.  und 
Controv.  9.  Colit  etiamnum  in  Capitolio  eatam  victor  omnium 
gentium  populut.  endlich  Martial.  VIH,  80.,  denn  in  keiner  der 
Stellen  wird  die  Hütte  CQMa  Romuli  genannt.  Seltsamer  noch  klingt 
es  freilich,  wenn  man  bei  Vitruv.  II,  1.  lieset:  Item  in  Capitolio 
commone/acere  polest  et  significare  mores  vetustatis  Romuli  casa  in 
aree  saerorum  stramentis  teeta.  AUein  das  hat  Vitruv  nicht  geschrie- 
ben. Alle  Handschriften  und  die  Ausgaben  vor  locundus  (die  Princeps 
und  die  Florent.  v.  1496.),  ja  die  erste  Ausgabe  des  locundus  selbst 
(Ven.  1511.)  haben:  Romuli  easa  et  in  aree  saerorum  stramentis 
teeta.  Erst  in  den  späteren  Ausgaben  bat  er  das  et  gestrichen  und 
dadurch  den  Widerspruch  herbeigeführt.  Es  ist  zu  verbinden :  et  in 
aree  teeta  saerorum  stramentis,  was  auch  ohne  Hinzufugung  der  Pi€- 
position  Vitruvs  Ausdrucksweise  ganz  angemessen  ist.  Es  gab  also 
auch  auf  der  Burg  Sacella,  deren  alterthümliche  Bedachung  geflissent- 
lich erhalten  wurde.  Man  hat  übrigens  nicht  bedacht,  dass,  wenn 
auch  an  der  Burg  viele  heilige  Gebräuche  hafteten ,  doch  arx  saero- 
rum eine  seltsame  Benennung  sein  würde. 


403    

Gregentheile  wird  er  durchaus  in  CapitoUo  genannt ,  was  in 
Urkunden,  wie  das  Monnmentnm  Ancyranum,  entscheidend 
ist  ^*').  Wenn  Dioaysius  in  seiner  Zeit  die  Längenseiten  auf 
nur  ISPnss  angiebt,  so  klingt  es  seltsam^dassLivius  (1, 33.) 
von  einer  schon  durch  Ancus  Marcius  geschehenen  Erweite- 
rung spricht.  In  Dionysius  Zeit  war  er  verfallen ;  Augustus 
stellte  ihn  wieder  her**).  Zu  den  ältesten  gehört  ferner  der 
Tempel  der  Fides,  von  Numa  gegründet,  im  ersten  punischea 
Kriege  (495)  von  A.  Atilins  Calatinus  und  nachher  von  M. 
Aemilius  Scaurns  wieder  erbaut  ^*).  Er  stand  ganz  nahe  dem 
Inpitertempel  und  war  geräumig  genug,  dass  darin  Senatsver- 
bandlungen gehalten  werden  konnten  *^^).  Der  von  Cicero  mit 
ihm  genannte  Tempel  der  Mens  war  zugleich  mit  einem  da- 
neben stehenden  Tempel  der  Venus  Erycina  nach  der 
Schlacht  am  Trasimenus  gelobt  und  beide  zwei  Jahre  später 
geweiht  worden*).     Auch    ihn  hatte  M.  Aemilius  Scaurus 


797)  LSv.  I,  10.  tpoUa  ducis  kos f tum  eaesi  tuspensa  ad  id  apt9 
Jereuio  gereut  in  CapitoUum  adscendilj  ibique  ea  guum  ad  quereum 
pattoriius  saeram  deposuitäet^  simul  cum  dono  designaoit  templo  /o- 
vis  JlMes,  eognomenque  addidit  deo:  Jupiter  Feretri^  inquit  etc.  — 
Haee  iempli  est  origo,  quod  primum  omnium  Romae  sacratum  est, 
D 10 DYS.  II.  3i.  iitxk  oi  xyr  vefinijv  rt  xal  d'vgiay  vfdtp  xaraaxevu' 
cas  ^  FiOfAvioQ  tTtl  xrjg  utoffvtfijs  rov  JCannmliov  h&tfov  Jyo^y  ev  iiuxei' 
Xjoüqi  *ihafuuoi  ^i^t^ior,  w  fUyav  irt  ya^  airov  oin^trat  agyalep 
IXV09  iUittovaQ  ij  vivTS  voimv  nah  diita  raff  fit^ove  nlev^as  t/wv,  \g\. 
Plntareh.  Rom.  iS.  Marc«ll.  8.  Bio  Cass.  XLIV,  4.  Propert. 
IV,  10,  45.  Serv.  t.  Aea.  VI,  860. 

98)  Monom.  Amcyr.  IPf.  CAPITOUO.  lOVIS.  FERETRI — 
ABDBM.  L  i  v.  IV,  to.  Hoe  ego  quum  Augustum  Caesarem,  templo- 
rum  omnium  conditorem  aut  restitutorem,  ingressum  aedem  Feretn'i 
Jovis,  quam  vetustate  dilapsam  refeeit,  se  ipsum  iu  thorace  linleo 
scriptum  legisse  audissem  etc. 

99^  PI  u  ta  rc h.  N a m.  16.  IX^mtop  H  (paoi  xai  Hiareote  scai  Ti^ 
fioroi  uqov  iSQvaaa^tu,  vgl.  Liv.  1,21.  Cic.  de  aat.  deor.  II,  23. 
ut  Fides,  ut  Mens,  quas  in  Capitolio  dedieatas  videmus  proxime  a 
M,  Aemilio  Scauro;  ante  autem  ab  Atilio  Calatino  erat  Fides  eon- 
secrata.  de  off.  Iu,  29.  Qu£  igitur  iusiurandum  violat^  is  Fidem 
vioiat,  quam  in  Capitolio  vicinam  lovis  Optimi  Maximi,  ut  in  Ca- 
tonis  oratione  est^  maiares  nostri  esse  voiuerunt,  \gi,  Dio  Gass. 
XLV,  17.  Fast.  Amitero.  IUI.  Oct.  FIOEI.  LN.  CAPITOLIO. 

800)  Appian.  Giv.  I,  16.  rtyrouivwr  Si  roüretv  ^  ßovJJj  ovv^Ji^ 
^ep  sie  TO  ri7«  JUersut^  Uifov.  Val.  Max.  HI,  2,  17.  in  aedem.  Fides 
publice  eonvoeati  patres  eonseripti  a  eonsule  Mudo  Seaevola, 

I)  Liv.  XXII,  10.  Feneri  Erycinae  aedem  Q,  Fahius  Ma- 
ximue  dietmior  vovii,  quia  ita  ex /atalibus  libris  editum  erat,  ut  is 

26* 


404    

wiederhergestellt®^^).  Ausser  der  Vcnns  Erycina  wird  aach 
ein  Tempel  der  Venus  Capitolina  und  der  Venus  Vi- 
ctrix  erwähnt'),  wohei  es  ungewiss  bleibt,  ob  darunter 
verschiedene  Tempel  zu  verstehen  sind.  Ferner  zwei  Tem- 
pel des  lupiter^)  und  ein  Tempel  der  Ops  ^).  Plut- 
arch.  de  fort.  Rom«  10,  giebt  auch  einen  Tempel  der 
Fortuna  Primi genia  als  von  Servius  auf  dem  Capitole 
erbaut  an ;  allein  erwähnt  wird  ein  Tempel  dieser  Göttin  nur 
auf  dem  Quirinale.  Li v.  XXIX,  36.  XXXIV,  53.  XLIII,  13. 
und  es  scheinen  bei  Plutarch  hinsichtlich  der  Lage  der  Forta- 
nentempel  mehrere  unrichtige  Angaben  zu  sein.  Auch  bewei- 
set die  von  Nibby,  For.  Born,  p.  145.  aus  Palestrina  ange- 
führte Inschrift:  Tu  qtuie  Tarpeio  coleris vicina  TonanÜ  Vc^ 
torum  vindex  semper  Fortuna  meorum  etc.  vielmehr  das  Da- 
sein eines  Tempels  des  lupiter  Capitolinus  oder  eines  Capi« 
tpls  zu  Praeneste,  als  eines  Tempels  der  Fortuna  auf  dem 
Capitole  zu  Rom;  und  dass  praenestinische  Inschriften  die 
Fortuna  häufig  nennen,  ist  sehr  natürlich.  Indessen  mag 
die  Göttin  immerhin  auch  einen  Tempel  auf  dem  römischen 
Capitole  gehabt  haben,  und  möglich  ist  es,  wie  Nibby  meint, 


voveret,  euius  maximum  Imperium  in  eivitate  esset,  Menti  aedem 
T.  Otaeilius  praetor  vovit,  XXlil,  31.  Interea  duumviri  ereaü  sunt 
Q,  Fabius  Maximus  et  T,  Otaeilius  Crassus  ae^ibus  dedicanäis, 
Menti  Otaeilius,  Fabius  Feneri  Erycinae,  Utraque  in  Capitolio  est, 
canali  uno  discretae.  Darauf  bezieht  Merk.  z.  0 vi d.  Fast.  VI, 
^1.,  wie  es  scheint,  mit  Recht  Varro's  Worte  bei  Philarg.  z.  Virg. 
Georg.  IV,  265.  canalis  eas  dispescit.  Kai.  Maff.  and  Venus. 
VI  Id.  luo.  MENTI.  IN.  CAPITOL. 

802)  Cic.  de  pat.  deor.  11,  23.  Plutarch.  de  fort.  Rom. 
10.  *ffr»  de  icai  /Vw.wjyff,  ^  vr^  Jia  EvßovUaQ  vswt,  i}v  Jdivz£fi  tutXov- 
aiy  alla  nal  tovto  ^xavQOC  AitUhog  tts^I  tä  Ki^uß^uta,  toU  X9^^^*^ 
ytyovats  9ca&ti(ßOja6y. 

3)  Sucton.  Cai.  7.  Uabuit  in  matrimonium  Agrippinam,  Af. 
jtgrippae  et  luliae  ßliam,  et  ex  ea  novem  liberos  tulit:  quorum  duo 
infantes  adhuc  rapli,  unus  iam  piierascens ,  insigni  festivitate  cuius 
^ffigiem  habitu  Cupidinis  in  aede  Capitolinae  Feneris  Livia  dediea- 
vit.  Vielleicht  der  so  oft  wiederholte  Bogenspaoner.  Galb.  18.  Fast. 
Amitern.  VIII  Id.  Oct.  VENER.  VICTR.  IN.  CAPITOL., 

4)  Liv.  XXXV,  41.  Aedes  duae  lovi  eo  anno  in  Capitolio  rfe- 
dieatae  sunt.  Foverat  //•  Furius  Purpureo  praetor  Gallico  hello 
unam,  alteram  eonsul,    Dedicavit  Q,  Mareius  Ralla  duumvir, 

5)  Liv.  XXXIX,  32.  quod  aedes  Opis  in  Capitolio  de  eoelo 
taela  erat.  Fast.  Gapran.  VIII  Kai.  Sept.  OPI.  IN.  CAPITOLIO. 


405    

dass  sich  auf  ihn  bezieht  C 1  e  m.  Pr  o  t  r  e  p  t.  IV,  51 .  p.  15  Sylb. 
*P(a/ialot  dh  m  fUyana  naTOQ&dfuxTa  t^  ^29  dpan&iv^ 
%€c — q>iQorTeQ9lß  TÄv  uonQfova  dvi&tiuav  avrtjv^  a|ioy  ¥imf 
%6v  dijpedQiiiya  v^ifMiinaQ  %fj  &m.  Mau  würde  nämlich  an 
die  Porta  Stercoraria  (S.  175.)  zu  denken  haben:  sie  war 
in  der  Mitte  des  Clivus  Capitolinus  und  also  könnte  der  Tem» 
pel  schon  auf  der  Höhe  gestanden  haben.  Nibby,  der  frü- 
heren Meinung  folgend,  hielt  den  Vespasiantempel  dafür.  Ob 
Piutarch  auch  den  Tempel  der  Fortuna  Obsequens  hie- 
her  setze,  ist  nicht  klar.  Die  Basis  Capitolina  nennt  einen 
Vicos  Fortunae  Obsequentis  in  der  ersten  Region,  Porta 
Capena. 

Aeusserst  dunkel  sind  die  Andeutungen,  die  sich  mehr- 
fach über  ein  Templum  Honoris  et  Virtutis  finden, 
welches  G.  Marius  weihete,  wobei  auch  auf  das  Capitol 
hingewiesen  zu  werden  scheint.  Es  sagt  Cic.  p.  Sext.  54. 
Semei,  inquam^  se  ladis  hämo  papularis  commisit  omnino^ 
cum  in  templo  Honoris  -  yirtutis  honos  esset  hü" 
bilus  virtutiy  Caiique  Marii,  conservatoris  huius  impe- 
rii,  monumeutum  municipi  eius  et  reipubUcae  defensori 
sedem  ad  saiutem  praebuisset.  Er  spricht  von  dem  Senalus- 
consultüm,  durch  welches  seine  Rückkehr  beschlossen  wurde, 
und  wenn  das  dem  Vf.  der  Scholia  Bobiensia  auffällig 
gewesen  ist,  da  dieser  Beschluss  im  Tempel  des  lupiter  0.  M. 
gefasst  worden  sei  (nach  c.  61.),  so  beseitigt  sich  das  leicht, 
indem  mehrere  Senatusconsulte  in  dieser  Angelegenheit  er- 
folgten. Daher  erklären  denn  dieselben  Scholien  zur  Plane. 
32.  ,,t7fo  Senatusconsulto ^  quod  in  monumento  Marti 
factum  est,  quo  mea  salus  omnibus  est  gentibus  common^ 
dala^^,  richtig;  in  templo  scilicet  Honoris  et  f^irtutis ^  in 
quo  actum  primum  videtur  de  restitutione  Ciceronis.  Allen 
Zweifel  benimmt  endlich  Cic.  de  div.  I,  28.  ut  audivisses^ 
in  monumento  Marii  de  tuo  reditu  magnißcentisshnum 
illud  senatusconsultum  esse  factum.  Dass  aber  Marius  ei- 
nen solchen  Tempel  weihete,  bezeuget  nicht  nur  Vitruv  UI, 
2,  5.  ad  Mariana  Honoris  et  Virtutis  sine  postico  a  Mutio 
facta  (aedes).  und  Praef.  1.  VII,  17.  (Mutius)  qui  magtia 


406    ■'■ 

scieniia  cor^fisus  aedes  Honoris  et  VirtuHs  Maritmae  eettae 
columnarumque  et  epütyUorum  symmetrias  legitimis  artis 
instüuiis  perjecit^^^)^9  sondern  auch  zwei  dem  Marius  ge- 
setzten Ehrendenkmälern  angehörige  Inschriften,  welche  den 
Tempel  ausdrücklich  nennen  ^).  Wenn  daher  Vater.  Max. 
ly  7,  5«  von  demselben  Traume  Cicero^s  sprechend  sagt:  Nam 
in  aede  lovis  Mariana  S.  C.  de  reditu  eius  est  factum.^  so 
wird  man  geneigt,  einen  Irrlbum  und  eine  Yermengung  der 
Senatusconsulte  im  lupitertempel  und  in  dem  des  Honos  und 
der  Virtus  anzunehmen.  Marius  nun  hatte  an  zwei  Orten 
Monnmenta  mit  Trophäen  errichtet,  deren  eines  dem  jugur- 
thinischen,  das  andere  dem  cimbrischen  Kriege  gegolten  zu 
haben  scheint.  Val.  Max.  VI,  9,  14.  qtä  Afrieam  subegUy 


80.6)  Dass  Vitravs  Text  fehlerhaft  sei,  beweiset  schon  das  doppelt* 
Ohjekt.  Das'  Wahrsebeiolicbste  ist  mir,  dass  man  lu  lesen  und  xq 
verbinden  bat,  aedi$  Honoris  et  Firtutis  Marianae ,  so  lästig  auch 
die  Hänfaog  der  vielen  Genitive  ist  Rode  bat  nach  Piranesi's 
Vorgänge  geändert  aedes  Honoris  et  F.  Marceliianas  und  Sachse, 
Gesch.  d.  St,  R.  I.  S.  451.  hat  mit  wahrer  Verwegenheit  Marius  Na* 
men  auch  aas  der  ersteren  Stelle  Vitriivs  und  endlich  aus  Festus  her* 
auscorrigirt.  Zu  solcher  Kritik  ist  er  immer  bereit,  wo  er  keinen 
Ausgang  sieht.  Aber  abgesehen  davon ,  dass  nun  auch  Cicero  corri- 
girt  werden  miisste,  ist  es  ganz  absurd,  bei  Festus  an  die  Aedes  Ho- 
noris et  Virtutis  des  Marcellus  zu  denken ,  da  dieser  Doppeltempel  in 
der  Tiefe  bei  Porta  Capena  lag  und  also  nie  den  Auspieiea  hinderlicb 
seia  konnte. 

7)  Die  erstere,  von  der  Basis  einer  einst  in  Arrezzo  befiodlichen 
Statue  des  Marius  entnommen,  steht  bei  Gori,  Jnscr.  1.  p.  248.  In 
ihr  sind  seine  sämmtlicben  ttiuli  angegeben,  und  gegen  das  Ende  beisst 
es :  DE  MANVBIIS  CIMBRICIS  ET  TEVTOMCIS  AEDEM  HONORI 
KT  VIRTVTI  VICTOR  FECIT.  Auch  bei  Orell.  543.  Die  zweite 
giebt  Nardini,  Roma  ant,  HI.  p.  138,  Sie  ist,  wie  es  scheint,  nur 
eine  vermnthlich  fehlerhaft  gelesene  Wiederbolung*  jener,  oder  beide 
hatten  vielmehr  wohl  ein  gemeioschaftliches  Original.  Die  letztere  soll 
zwischen  dem  Mausoleum  Augusli  und  dem  Piiicius  gefunden  worden 
sein,  woraus  man  ganz  irrig  gefolgert  hat,  dass  hier  das  zweite  Mo* 
niimentum  Marii  gewesen  sei.  So  nimmt  auch  Urlichs,  Besehr,  dm 
St,  R,  III  B.  S.  205.  an ;  aber  diese  Inschrift  gehört  ja  doch  nimmer- 
mehr einem  von  Marius  erbaueten  Denkmale ,  sondern ,  wie  die  zu 
AreZzo,  einem  ihm  gesetzten  Ehrendenkmale  an.  Ausserdem  sagt  der- 
selbe seltsam  genug  von  den  Trophäen  des  Marins  auf  dem  Esquilin: 
„die  Meinung,  dass  ein  gewisser  Mucius  daneben  der  Tugend  umI 
Ehre  einen  Tempel  gebaut  habe,  beruht  auf  einer  Verwechslung  mit 
dem  berühmten  Tempel  des  Marcellns  und  auf  einer  falschen  Lesart 
bei  Vilniv.  III.  1."  (2,  5.).  Aber  die  Inschrift,  auf  die  er  sich  vorher 
berufen  hat,  nennt  ja  selbst  das  templum  Honoris  et  Virtutis  und  be- 
glaubigt so  zum  Ueberflnsse  die  an  sich  schon  ganz  sichere  BrwKh- 
nnng  Vitruva. 


407    

lugw*tham  reg^m  ante  eurrum  egit;  qui  Teutonomm  Cimr 
brorumque  eserciius  delevä;  cutus  bina  trophaea  in 
Urbe  speciantur.  Eines  derselben  aber  scheint  auf  dem  Ca- 
pitole  gewesen  zu  sein.  Das  machen  nicht  nur  obige  Stellen 
wahrscheinlich;  sondern  ganz  besonders  Properz,  der  mit 
Unwillen  von  dem  llebermuthe  der  Cleopatra  sagt :  III,  11, 45. 
Foedaque  Tarpeio  conopea  tendere  saxo  (ausa); 
Iura  dare  statuas  tnter  et  arma  Mari. 
womit  man  vei^leiche  Dio  Cass.  L,  4,  wo%'  av%i]v  %a\  lüv 

inwi  %£  ofivvoij  noielad'ai  %6  iv  tu  KaniTwXim  9i^ 
%daat.  So  viel  ist  übrigens  aus  Festus  gewiss,  dass  der 
fragliche  Tempel  auf  einer  Höhe  stand,  p.  344.  Summisstorem 
atüs  aedem  Honoris  et  Firtuiis  C.  Marius  fecit,  ne,  si 
forte  qfficeret  auspiciis  publicis^  augures  eam  demoUri  co- 
gerent* 

Augustus  erbauete  auf  dem  Capitole  einen  Tempel  des  lu- 
piterTonans.  Bis  vor  kurzer  Zeit  hat  man,  verleitet  durch 
den  erlogenen  Victor,  die  drei  Säulen  am  Clivus  Capitolinmi 
(Saturnustempel)  dafür  gehalten«  Er  wird  aber  durchaus  in 
Capitolio  genannt  ^0^),  und  da  Augustus  in  Folge  eines  Traum* 
gesichts  ihn  für  den  lanilor  des  Capitolinus  erklärte  ') ,  kann 
er  nicht  fern  von  diesem  gewesen  sein.  Wenn  übrigens  Au- 
gustus wirklich  als  Seitenstück  zu  dem  lupiter  Feretrius  dem 
MarsUltor  eine  Aedicula  weihete  (Anm.  704.),  so  wird  sie 
sich  auch  hier  befunden  haben.  —  Domitian  erbauete  zum  Anden- 
ken an  seine  Rettung  während  des  Kampfs  mit  den  Vitellianern 
erst  dem  lupiter  Conservator  amVelabrum  ein  Sacellum,  dann  dem 
lupiterCustos  einen  grossen  Tempel  auf  dem  Capitole  ^^) . 


808)  MoDsm.  Aa«yr.  Säet.  Aug.  29.  aedem  TonantU  lovis  in 
Capitolio. '. —  Tonanti  loui  aedem  conteeravit  liberatue  perieulo,  cum 
Expeditione  Cantabrica  per  noelumum  iter  lectieam  eiut  Juigur  per^ 
etrinxiseet  eervumque  praelueentem  exanimaeset»  Pilo.  aaXVI,  C, 
6.  marmoreos  parietee  hahuit  soena  if.  Seauri,  non  faeile  dixerim, 
teetos  an  solidi»  glebis  positot,  »iouti  est  hodie  loeis  Tonaniis  aedes 
in  Capitolio.  Vfl^l.  Dio  Cass.  LIV,  4.  Fast.  Amitoro.  KaU  Sept. 
lOVI.  TONANTI.  IN.  CAPITOLIO. 

9)  SiittoD.  cap.  91.  Dio  Cass.  I.  I. 

10)  Tacit.  üist.  III^  74.    Ac  potiente  rerum  paire,  disieeto  ae- 


408    

Der  letzte  Tempel,  den  ich  erwähnt  finde,  war  der  der  Wohl-^ 
thätigkeit,  welchen  das  Capitol  darch  Marc-Anrel  erhielt*"). 

Zahllos  mag  die  Menge  der  Stalnen,  Ehreudenkmäler  nnd 
Weibgeschenke  gewesen  sein,  welche  theils  den  Tempel  des 
lupiter,  theils  die  Area  füllten  i^),  nnd  mit  Recht  sagt  woU 
Serv.  z.  Aen.  II,  319.  in  Capitoliq  entm  deorum  tymnium 
simnlacra  colebantur.  Wie  es  schon  früher  einmal  von  Cen- 
soren  geschehen  war,  so  sah  sich  anch  Augastus  veranlasst, 
den  Ueberflnss  za  entfernen  und  anderwärts  aufzustellen  >'). 
Zweifelhaft  ist  es,  wo  der  von  Tacit.  Ann.  XV,  18.  er- 
wähnte lächerliche  Triumphbogen  Nero^s  gestanden  habea 
möge. 

Während  nun  so  die  sudwestliche  Hohe  oder  das  eigent* 
liehe  Capitol  sich  allmählich  mit  Tempeln  angefüllt  hatte,  wer- 
den auf  dem  nordöstlichen  Gipfel  oder  der  Arx  nur  einige  we- 
nige öffentliche  Gebäude  namhaft  gemacht.  Es  hat  da^  zum 
Thelle  wohl  seinen  Grund  in  der  Beschränktheit  der  Fläche, 
welche  diese  Spitze  darbietet,  mehr  aber  gewiss  in  der  ur- 
sprünglichen Bestimmung  als  eigentliche  Veste,  und  als  das 
eigentliche  Templum  für  die  auspicia  publica^  das  einen  Platz 
mit  freier  Umsicht  verlangte.  Denn  hier  war  das  augtiracu- 
him,  der  Stein,  auf  welchem  der  Augur  Platz  nahm,  wenn  er 
himmlische  Zeichen  beobachten  wollte  ^*).    Nur  zwei  Tempel 


ditui  contubernio  (wo  er  verborgea  gewesen  war)  modieum  saeeilum 
lovi  Conservatori  aramgue  posuit,  casusque  sitos  in  marmore  expres^ 
Sit,  Mo3f  Imperium  adeptus  lovi  Custodi  templum  ingens  seque  in 
iinu  dei  sacravit,  Suet.  Dom.  5.  Novam  autem  excitavit  aedem  in 
Capitolio  Custodi  lovi» 

811)  Dio  Cass.   LXXI,  34.  nhiarordi  tv  i^i^ytolq^  ^»ijy«y. 

Tctrcj»  «a^  pr^ito}  axova&ivTi  nQOtmoXiaaQ  avTi^y, 

12)  Es  Hesse  sich  ein  lang^es  Verzeichniss  geben,  wenn  es  einen 
besonderen  Werth  hätte.  Ich  erwähne  nnr  die  Statnen  der  rSmischea 
Könige  am  Tempel  der  Fides.  A  ppian.  Ci  v.  I,  16.  Dio  Cass. 
XLIil,  45.  Pliu.  XXXIV,  5,  II.  Ascon.  z.  Cic.  p.  Sranr.  p.  30 
Or.  und  die  beiden  Golosse,  Apollo  und  lupiter,  Plin.  XXXIV,  7,  18. 
Eine  columna  rostrata,  im  ersten  panischen  Kriege  (499)  errichtet, 
erwähnt  Liy.  XLII,  20. 

13)  Sueton.  Cal.  34.  Statuas  virorum  illustrium  ab  Aitgnsto 
ex  Capitolina  area  propter  angusHas  in  Martium  eampum  coliatas 
ita  subvertit  atque  disiecit,  ut  restitui  salvis  Htulis  non  valuerint. 

14)  Die  Hauptstelle  ist  bei  Liv.  I,    18.  (Nama)  inde  ab  avgurp 


409    

werden  hier  genannt.  Der  erste  wurde  der  Inno  Moneta 
cAaut,  ein  Name,  den  die  Göttin  angeblich  in  Folge  einer 
von  der  Bnrg  herab  gehörten  göttlichen  Stimme  erhielt  «i*). 
Es  geschah  im  J.  408.  und  es  wurde  dazu  die  Stelle  ersehen, 
wo  das  Haus  des  M.  Manlius  Capitolinus  gestanden  hatte  >«). 
Mit  dem  Tempel  wurde  nachher  die  römische  Münzstätte  ver- 
bunden"') 5  er  selbst  wurde  im  J.  580  neu  erbaut.  Liv, 
XLII,  7.  —  Der  zweite  war  ein  Tempel  der  Concordia 
ohne  besondere  Berühmtheit;  erbaut  im  zweiten  punischen 
Kriege,  536.  *•).  Wenn  aber  auch  weiter  kein  Heiligthum 
genannt  wird,  so  lässt  es  sich  doch  nicht  bezweifeln,  dass  auf 
der  Burg  noch  mehrere  und  vielleicht  uralte  Sacella  waren,  die 
nur  weniger  Berühmtheit  erlangt  haben,  wie  denn  überhaupt 
der  Glanz  des  Capitols  die  Burg  in  Schatten  stellte.    Ob  dahin 


—  deductus  in  arcem  in  lapide  ad  meridiem  versus  eonsedit.  Augur 
md  laevam  eins  capite  velato  sedem  cepit  etc.  Paul.  Diac.  p.  18. 
Auguraculum  appellabant  antiqui^  quam  nos  areem  dieimus ,  quod 
ibi  augures  publica  auspicarentur*  Sehr  uDgeoaa  sagt  Pia tarcb. 
Nnm.  7.  nagalaSrnv  di  fiavrete  xal  isqiU  avißatvtv  «<V  to  Kanixdi)MV. 
Taffnri'iov  avro  kowov  ol  ror«  ^Patfuuot  nffo^yoQ^vov,  Dana  beisst  es  ! 
Ooxtt»  Si  xrjv  ßaaJMiTjv  ävaXaßuiv  ia&^ra  Marifiatve  Nofiäs  ih  to  nX^&o9 
obro  Tij£  ofx^ciff.    Vgl.  Anm.  744. 

815)  Cic.  de  div.  I,  45.  cum  terrae  motus /actus  esset  „Ut  sue 
pleno  procuratio  fiereV^  vocem  ab  aede  lunonis  ex  arce  exsHUsse, 
quocirca  Junonem  illam  appellatam  Monetam,  vgl.  If,  32.  Das  würde 
vopanssetsen ,  dass  der  Tcdipel  »Iter  sei  als  der  Name ;  die  Zeit  sei- 
ner Erbauang  aber  keaaen  wir  genau,  s.  d.  folg.  Anm. 

16)  Liv.  VII,  28.  (Camillus)  inter  ipsam  dimicationem  aedem 
Junoni  Monetae  voviL  — locus  in  arce  destinattts,  guae  area  aedtum' 
M,  Manlii  Capitolini  fuerat.  —  Anno  postquam  vota  erat  aedes  Mo- 
netae  dedicatttr.  Vgl.  Plntarcb.  Camill.  36.  Ovid.  Fast.  VI, 
183.  Macrob.  Sat.  I,  12.  Fast.  Blaff,  nod  Venas.  Kai.  lun.  Auf 
derselben  Stelle  giebt  Sei  in.  I,  21.  die  WohouDg  des  Tatios  ao ; 
schwer  vereiobar  aber  ist  damit  (Cic.)  p.  dorn.  38.  ergo  eius  (Maolii) 
domum  eversam  duobus  lucis  tonvestitam  videmus.  Wenn  die  duo 
lud  Dicht  fuglich  andere  sein  könneo  als  die  des  Asyls ,  so  scheint 
eine  ganz  andere  Vorstellung  von  der  Lage  des  Hauses  zu  Grunde  zu 
liegen.    Vgl.  Anm.  745. 

17)  Liv.  VI,  20.  Adieetae  morttto  notae  sunt:  publica  una,  quod, 
quum  domus  eius  fuisset,  ubi  nunc  aedes  atque  officina  Mo^ 
netae  est,  latutn  ad  populum  est,  ne  quis  patricius  in  arce  aut 
Capitolio  habitaret.     Vgl.  Snidas.  Jl/or^rcc. 

18)  Liv.  XXII,  33.  In  religionem  etiam  venit,  aedem  Concor-' 
diae,  quam  per  sedittonem  militarem  biennio  ante  L,  Manlius  prae^ 
tor  in  Gallia  vovisset,  loeatam  ad  id  tempus  non  esse,  itaque  duum- 
viri  ad  eom  rem  ereati  —  aedem  in  aree  faciendam  loeaverunt 
Fast.  Praan.  Non.  Febr.  CONCORDIAE.  IN.  ARCE.  FERIAS  etc. 


410 

vieUeicb(  auch  die  Aedes  Yeneris  Calvae  (Lactant.  I, 
20.)  unddie  Aralöris  Pistoris  (Ovid.  Fast.  VI,  387. 
Lact,  ebend.)  zu  rechnen  seien,  ist  ganz  ungewiss» 

Dass  in  der  Vertiefung  zwischen  beiden  Gipfeln  das 
Asyl  angenommen  werden  muss,  ist  schon  oben  nachgewie- 
sen worden  (Anm.  741.}.  Alle  Nachrichten  sprechen,  wie 
das  der  Begriff  des  Asyls  erheischt,  von  einem  gleichzeitig  ge- 
weihten Tempel,  d.  h.  Heiligthume,  unter  dessen  Schutze  die 
hier  sich  sammelnde  Menge  lebte  ^^^).  Aber  der  Name  der 
Gottheit  wird  nicht  genannt ;  das  Alterthum  kannte  ihn  selbst 
nicht.  In  keinem  Falle  darf  man  an  den  Tempel  des  Veio  vis 
denken,  der  noch  in  später  Zeit  bestand,  während  die  eigent- 
liche Stelle  des  Asyls  von  einer  Ummauerung  umschlossen  war, 
um  keine  Gelegenheit  zu  Missbrauch  zu  geben  ^^).  Jener 
Tempel  des  Veiovis  aber  wird  zwar  inter  duos  lucos  oder 
inter  arcem  et  Capitolium  genannt  (Anm.  740.  741.),  viel- 
leicht darf  man  aber  annehmen,  dass  er  auf  der  Seite  der  Burg 
stand,  da  er  nngenau  auch  in  arce  angegeben  zu  werden 
scheint  ^^). 

Es  bleiben  noch  die  Oertlichkeiten  am  Abhänge  des  Bergs 
der  Betrachtung  übrig.    Die  wichtigste  Frag«  hiebei  ist,  wo 


819)  Liv.  n,  1.  Quid  mim  futurum  fuU ,  *i  illa  poitorum  eoti" 
venarumque  plebs,  trans/uga  ex  suis  populisy  sub  tutela  inviO' 
lati  templi  aut  libertaUm.  aut  cerfe  impunitatem  adepta,  toluta 


Tijff  noXfOjg  T^v  fCQwrnv  'iC^vaiv  Xafißa^ 


riuiarco.  nom.  ».    Jinttra  rijg  noAfOJS  tijv  »r(>a;ryy  iw|»ir»»»'  a«^/*»- 
vovarjs  uq6v  r$  fv^ifiov  toiQ  a<p*aTafiivott  nazaaTUvaaaivxiS ,   o  &eo9  ^ 

:^0)  Dio  ias«.  XL VII,  19.  Nachdem  er  voo  dem  mit  dem  Tem- 
pel des  Divas  lulius  verbundeoen  Asyle  gesprochea  hat:  ottc^  ohdsvi 
ovdi  rdiv  ä'ewv,  sriU/v  töüv  inl  rov  ^PwfUXoü  yevofUvwP,  iSf^tutttaav.  ««/- 

TOI  Ktti    ixslvo    To   vtnnutv   avnu.tt.TL  rnv   aavliav    Uirä   tvy   XütV    avdoWf 


fa*.  naher  sagt  ebeDLiv.  1,8.  loeum^  qui  nunc  septus  »wpw- 
dsnlibus  inter  duos  lucos  est,  asylum  aperit. 

2i)  PI  in.  XVI,  40,  79.  JVonne  simulaerum  Feioms  in  arce 
e  eupresso  durat,  a  eondita  ürbe  DCLXl  anno  dieatum  T  Schwerlicli 
wird  mao  das  Holzbild  vom  Tempel  treBoeo  kSooen.  Die  VermnChaag 
Merkels«.  Ovid.  Fast.  p.  CXXVIII.,  das»  urx  Fediovis  eioe  üb- 
liche BeoeoBQDip  ^weseo  sei,  fiode  ich  Dicht  wahrscheiDlicli. 


411     

dasSaxnmTarpeium  gewesen  sei.  Die  älteren  Topogra- 
phen, Lucio  Fauno,  Mariiani,  Donati,  Nardini,  nehmen  es  auf 

'der  Westseite  des  Capitols  nach  dem  Flosse  bin  über  Piazza 
Montanara  oder  (Donati)  über  Tor  de'  Specchj  an.  Erst  in 
neuerer  Zeit  ist  man  davon  abgegangen  ^^^)j  indem  man  zwei 
Stellen  bei  Dionysius  damit  nicht  vereinigen  zu  können 
glaubte.  Er  sagt  von  der  Hinrichtung  des  C  a  s  s  i  u  s  VIII,  78. 
vot/vo  TO  TiXog  zije  iUtjs  Xaßovofjgy  dyayovrsQ  ol  Tafilm 
tov  avdqa  inl  voV  vnc^xeffie^ov  %i;g  uyoqag  UQfjfira^^, 
dndvTfüV  6QwvT0r,  ig^itpav  xaTci  %r^g  nixQag.  und  ähnlich 
von  Coriolan  VII,  35.  ineraiev  äyuv  ad%ov  inl  rov 
vneQxel^erov  %^s  dyoQag  ).6(pQV*  ian  di  %6  ji^mglov  «piy- 
fivoQ  iiaiaiog^  ö&sv  avtolg  i&og  ßdXXeiv  vovg  ine&ara" 
%iovg.  Indem  man  nun  glaubte,  der  Felsen  und  das  Herab- 
stürzen müsse  vom  Markte  aus  sichtbar  gewesen  sein,  nahm 
man  an,  die  Stelle  sei  über  S.  Maria  della  Consolazione  ge« 
wesen.  Es  haben  auch  mir  Dionysius  Worte  früher  vieles 
Bedenken  gemacht ;  allein  dennocli  bin  ich  überzeugt,  dass  das 

'  Saxum  Tarpeium  auf  dieser  Seite  nicht  gewesen  ist.  Denn 
nicht  nur  ist  der  Berg  hier  gerade  weniger  schroff  als  auf  der 
Westseite ,  sondern  es  zog  sich  ja  auch  von  dem  Forum  bis 
zum  carmentalischen  Thore  unmittelbar  am  Abhänge  der  Yicus 
lugarius  hin,  und  es  ist  nicht  denkbar ,  dass  die  Verurtheilten 
in  diesen  hinabgestürzt  worden  seien,  wenn  man  auch  davon 
absehen  wollte,  dass  jedenfalls  die  Häuser  den  Abhang  hinan 
gebaut  waren.  Finden  wir  nun  überdiess,  dass  noch  jetzt, 
wie  durch  alle  Zeiten,  die  Kante  des  Berges  über  Tor  de' 
Specchj  Rupe  Tarpea  heisst,  dass  dort  der  Yicolo  di 
RupeTarpea  ist  und  eine  jetzt  verschwundene  Kirche  s  u  h 
Tarpeio  hiess,  so  erscheint  es  als  unabweisbare  Forderung, 
auf  dieser  Seite  den  tarpejischen  Felsen  auzunehmen;  zumal 
da  es  höchst  wahrscheinlich  ist,  dass  der  Abgruqd,  in  den  die 
Verurtheilten  gestürzt  wurden,  ausserhalb  der  Stadt  war«   Bei 


%%2)  ParflAu  de  la  Malle,  Memoire  $ur  U  ponV&n  de  la  ro^ 
ehe  TarpHenne,  Memaires  de  f^ead.  1810.  Ihm  fol^;!  Bunten, 
Besekr,  111  A.  S.  *^8. 


Alt    

Dionysias  nun  ist  ,,die  über  dem  Forum  gelegene  Hohe*^  ge- 
wöhnliche Bezeichnung  des  Capitolinus  und  es  kömmt  nur  dar- 
auf an,  ob  man  die  Worte  dndvriov  oqiavttüv  zu  dem  Vorher- 
gehenden oder  dem  Folgenden  ziehen  will.    Es  können  daher 
Worte,  welche  keinesweges  bestimmt  aussagen,  dass  die  Voll- 
ziehung der  Strafe  vom  Forum  aus  gesehen  worden  sei,  die 
Gründe  nicht  aufwiegen,  welche  für  die  Lage  des  Saxum  Tar- 
peium  auf  der  Westseite  sprechen.  Wenn  nun  Lucio  Faune 
berichtet,  dass  vor  nicht  langer  Zeit  bei  S.  Andrea  in  Vincis 
ein  marmornes  Thor  und  viele  zum  Berge  führende  Stufen  aus- 
gegraben worden  seien  ^^^),  so  wird  man  auch  allen  Grund 
haben,  die  Centum  gradus,  welche  nach  Tacilus  zurRu- 
pes  Tarpeia  führten,  darin  zu  erkennen.  Ob  auch  bei  der  Con- 
solazion  in  der  Richtung  zu  der  heutigen  Via  di  Monte  Tarpeo 
ein  alter  Aufgang  gewesen  sei,  ist  unentschieden.  ^-   Uebri- 
gens  darf  man  sich  die  Höhe  d^s  tarpejischen  Felsien  keines- 
weges als  sehr  bedeutend  vorstellen.     Welche  Stelle  man  ihm 
auch  zuweisen  möge,  so  wird  sie  doch  nirgends  auf  mehr  als 
höchstens  80  Fuss  angenommen  werden  können  >^).  —    An 
dem  südwestlichen  Abhänge  nach  dem  Flusse  hin  lag  das  car  - 
mentalische  Thor  und  dabei  die  Ära  Carm^ntis  (S. 
137.).    Die  Lage  des  Thors  muss  noch  etwas  anders  bestimmt 
werden,  als  dort  geschehen  ist.   S.  die  Nachträge. 

Die  nordwestliche  Seite  bietet  nichts  bemerjeenswerthes 
dar.  Hier  wo  jetzt  die  Hauptwege  zum  Capitolsplatze  und  S. 
Maria  in  Araceli  führen,  war  im  Alterthume  kein  Aufgang; 
der  Berg  war  durch  die  Befestigung  nach  aussen  gänzUch  ab- 


823)  Lncio  Faano,  Aniich.  di  Roma.  p.  30.  Qai  presso  le  ra- 
dici  del  eoUe,  presso  la  chiesotta  di  S.  Andrea  in  Viocg ,  dod  e  i^raa 
tempo,  ehe  fa  scoverta  e  ritroYata  ana  porta  di  marmo  che  cod  moUi 
gradi,  che  aadavano  ia  sü ,  accenoava  la  salita,  che  era  gia  ne  la 
Rocca. 

^i)  Schwülstige  Uebertreibaag  ist  es,  wenn  der  Rhetor  Seneca 
Controv.  3.  dea  Ort  so  beschreibt:  Stat  moles  abscissa  in  profun- 
dum  freqiientibut  exasperata  saxiSj  qua6  aut  elidafkt  corpus,  aut  de 
integro  gravius  impellant,  inhorrent  scopulis  enatceniibus  latera  et 
immcnsae  altitudinit  tristis  aspeetus;  electus  potissimum  locus  ^  ne 
damnati  suepius  deiieiantur,  Maa  mass  aber  doch  wenigstens  eine 
wirklich  schroffe  Felswand  dafür  Sachen,  und  diese  habe  ich  nur  auf 
der  Seite  toq  Tor  de*  Specchj  finden  können. 


413    

geschlossen.  Am  Ende  der  Via  della  Pedäcchia,  wo  man  links 
nach  Palazzo  di  Venezia  einbiegt,  finden  sich  die  Reste  des 
(S.  136.)  schon  erwähnten  Grabmals  (jetzt  eine  Verkaufsbude) 
und  rechts  im  Vicolo  Hacel  de*  Corvi  das  Grabmal  desBi- 
bulus,  ein  in  so  fem  wichtiges  Denkmal,  als  es  deutlich  be- 
weiset, dass  in  gleicher  Richtung^  wie  die  heutige  Via  di  Mar* 
forio,  eine  alte  Strasse  lief,  an  deren  Fortsetzung  ausserhalb 
der  Mauer  das  Grabmal  mit  seiner  Fronte  lag  ®^^)«  Die  jetzige 
Salita  di  Marforio  führt  im  Mittelalter  den  Namen  Clivus 
argentarius  ^^).  Es  ist  ungewiss,  wie  alt  er  ist;  da  aber 
die  Strasse  nach  dem  Forum  führt,  wo  ehedem  die  argentariae 
novae  waren,  so  ist  es  möglich,  dass  er  aus  sehr  alter  Zeit 
stammt;  möglich  aber  auch,  dass  ein  Gebäude  späterer  Zeit 
ihn  veranlasst  hat.  Denn  die  Natitia  nennt  in  derReg.  VIIL 
von  den^  Forum  Traiani  kommend,  vor  dem  Tempel  der  Con- 
cordia  Basilicam  argentariam.  Es  ist  das  jedenfalls 
dasselbe,  was  der  Ordo  Romanus  und  die  Mirabilia  In* 
siäa  argmtaria  nennen.  B  unsen,  der  früher  (III  A.  S.  37.) 
glaubte,  es  werde  damit  die  Basilica  Aemilia  gemeint,  was 
ganz  unmöglich  ist,  da  diese  sich  ja  in  der  vierten  Region  fin- 
det, hat  später  >')  eine  besondere  Basilica  dieses  Namens  an- 


825)  Es  ist  von  Travertioqnadern  erbant  mit  Pilastern  toscanlscher 
Ordnung.  Die  Inschrift  ist  folgende :  G.  POBLICIO.  L.  F.  BIBVLO 
AED.  FL.  110^0RIS.  VIRTVTISQVB.  CAVSSA.  SENATVS.  CON- 
SVLTO.  POPVLIQ.  IVSSV.  LOCVS.  MONVMENTO.  OVO.  IPSE.  PO- 
STEREIQVE.  EIVS.  INFBRRENTVR.  PVBLIGE.  DATVS.  EST.  Ich 
habe  in  der  Schrift  De  Romae  vef.  mur,  atq.  port.  p.  69.  gezeigt, 
dass  man  ganz  irrig  aus  dieser  Inschrift  geschlossen  habe ,  das  Grab- 
mal sei  innerhalb  der  Stadt  gewesen.  Vielmehr  besteht  die  Auszeich- 
nung lediglich  darin,  dass  dem  Manne  publice  ein  ioeiu  sepuleri  er- 
theilt  wird.  Eben  so  findet  es  sich  in  den  Inschriften  der  GrÜberstrasse 
in  Pompeji  an  den  Monumenten  des  Allejus  Libella,  der  Mammia,  des 
Scaums  u.  s.  w. 

26)  Ordo  Rom.  v.  J.  1143.  MabiiL  Mui.  Ital.  II.  p.  143. 
aicendit  $ub  areu  Manus  eameae  per  cltvium  (sie)  arfentarium,  »'»- 
ter  intulam  eiusdem  nominU  et  eapitolium,  detcendit  ante  privatam 
Mamertini,  Mirab.  Rom.  Mon^f.  Diar,  Ital.  p.  1293.  Effem,  lett, 
I.  p.  3SI.  In  elivo  argeniarii  Templum  Coneordiae  et  Satumi.  In 
iniula  (bei  Montf.  tu  Toluta)  Templum  Baechi,  inßne  huius  inmle 
argentarie  Templum  Fetpasiani.  Dadurch  wird  der  Glivos  argeota- 
,rius  bis  zur  anderen  Seite  des  Forum  ausgedehnt. 

?7)  Les  forum  de  Rome.  I.  p.  66.  Bekehr,  d.  St.  R.  III  B.  S.  3S. 
Vielleicht  bezieht  sich  aufwiese  BasUica  auch  Di  g.  XXXIV,  %,  Z%.  §.  4. 


414    

genommen,  von  der  sich  in  den  Gebäuden  hinter  S.  Martina 
längs  der  Salita  di  Marforio  bedeutende  Reste  finden  sollen. 
Es  sind  dieselben  Bogen ,  welche  Piranesi  und  Canina  zum 
Forum  Caesaris  ziehen.  Die  Annahme  hat  wegen  der  Angabe 
der  Notitia  viel  Wahrscheinlichkeit,  wenn  auch  noch  keine 
Gewissheit  dafür  vorhanden  ist.  So  viel  ist  aber  offenbar,  dass 
diese  Basilica  argentaria  dem  vom  Marsfelde  auf  dem  Clivus 
zum  Forum  Gehenden  zur  Linken  war,  da  der  OrdoRo ma- 
tt u  s  den  Zug  per  clicum  argentarium ,  inter  insulam  eius* 
dem  noviinis  et  CapüoUum  hindurch  gehen  lässt.  —  Ueber 
dieser  Strasse  scheinen  mehrere  Ehrenbogen  gestanden  zn  ha- 
ben. Zwei  derselben  nennt  deutlich  der  Ordo  Romanus  (Anm. 
717.);  den  einen  nahe  bei  Palazzo  di  Venezia,  Arcus  Ma- 
nns carneae,  den  anderen  nur  als  Arcus  triumphalis 
gegen  den  Ausgang  des  Clivus  auf  das  Forum  Rpmanum. 
Letzteren  hält  Bunsen  (UI  B.  S.  119.)  für  den  Triumphbo- 
gen Marc -Aureis,  dessen  Inschrift  der  Anonymus  von  Ein- 
siedln erhalten  hat ;  hauptsächlich,  weil  in  der  Kirche  S.  Mar- 
tina Reliefs  von  demselben  aufbewahrt  wurden,  die  jetzt  zu 
den  Zierden  des  Palazzo  de'  Gonservatori  gehören.  Indessen 
scheinen  die  Inschriften,  welche  der  Anonymus  mit  jener  zu- 
gleich als  in  CapitoUo  angiebt,  nicht  hier,  sondern  auf  der 
Höhe  gesammelt  zu  sein.  —  Am  Ausgange  dieses  Clivus, 
rechts  am- Berge  liegt  der  Carcer  Mamertinus  (S.  Pietro 
in  carcere),  von  dem  S.  262  ff.  gesprochen  worden  ist.  Ihm 
gegenüber  lag  bis  unter  Sixtus  V.  (1585  — 1590.)  der  be- 
kannte Marforio,  die  colossale  Statue  eines  liegenden  Fluss- 
gottes, mulhmasslich  des  Tiberis,  wie  ihn  auch  der  Ano- 
nymus von  Einsiedlu  wiederholt  benennt..  Die  Unwissenheit 
des  Mittelalters  hat  kein  Bedenken  getragen,  ihn  für  ein  Bild 
des  Mars  zu  halten  und  eben  so  hier  ein  Templum  Martis  (S. 
Martina)  anznnehmen ® ^^).  Er  wird  aber  auch  simulacrum 
Mamertini  genannt  ^9),  was  selbst  gegen  das  Alter  des 


91X9)  Mirab.  a.  a«  0.  Ante  privatum  euMtodiam  Mtnnertini  ttnr 
plum  Martis,  ubi  nunc  iaeet  simulacrum  eius, 

^9)  Martin.  Polon.    Jtem  sub  CapitoUo,  ubi  iaeet  simu- 


415    

Namens  Carcer  Mamertinus  misstrauisch  machen  kann.  Cre- 
genwärtig  befindet  sich  die  Statue  im  Hofe  des  Museo  Capito* 
Uno.  —  Zwischen  dem  Carcer  und  dem  Concordientempel  und 
seit  dem  Baue  des  Arcus  Severi  [unmittelbar  hinter  diesem  be- 
ginnend war  ein  Aufgang  zu  dem  Asyle,  daher  von  den  Topo« 
graphen  gewöhnlich  Clivus  Asyli  genannt,  obgleich  dieser 
Name  bei  den  Alten  nicht  vorzukommen  scheint.  Von  ihm 
müssen  aufwärts  zur  Burg  dieStufen  derMoneta  geführt 
haben,  und  auf  dieser  Seite  des  Carcer  waren  jedenfalls  auch 
dieScalaeGemoniae,  aufweiche  die  im  Gerängnisse  Hin« 
gerichteten  geworfen  wurden®*'^).  Das  Pflaster  dieses  Auf- 
gangs vom  Arcus  Severi  zum  heutigen  Capitolplatze  ist  im 
sechzehnten  Jhdt.  gefunden  worden  und  neuerlich  beim  Ans* 
graben  des  Triumphbogens  wieder  zum  Vorscheine  ge« 
kommen  '*).[ 

Der  Palatia  und  die  Yelia. 

Nächst  dem  Capitole  hat  der  Palatin  das  meiste  geschieht* 
liehe  Interesse.  Wie  er  den  Keimpunkt  enthält,  von  dem  die 
Entwickelung  des  merkwürdigsten  Staatsorganismus  ausging, 
so  erscheint  er  von  Augustus  an  als  fortdauernder  Sitz  der 
vollendeten  Weltherrschaft,  als  die  kaiserliche  Burg  und  das 


lacrum  Mamertini,  fuit  templum  lovu,  El  ist  offeobar,  dass  io 
keinem  Falle  der  Name  Marforio  berech tii^eo  kann ,  das  Forum  An- 
^osti  (Martis  foram)  ia  diese  Nähe  za  briogeo. 

830)  Eine  sehr  deutliche  Bezeichnung  dieses  We^s  bei  den  Sca- 
lae  Gemottiae  findet  sich  bei  Dio  Cass.  LVIH,  5.  intiSii  n  naliy  r^f 
KanmaXü^  d'vaae  ig  t^v  ayogay  tutnjn  (JSTjfiwtfoi)^  qI  oinixtu  avrov  ol 
So^vipo^oi  dia  re  xiJQ  o9ov  tijs  i9  ro  ^tofiQtTyQioy  ayovatit 
iieT^anovTO ,  fi^  Bwri^ivr^Q  cufrtf  viro  tov  ox^v  inaMolot}&noaif 
ual  ttara  %wv  avaßaa (lotv^  xa^*  iv  ol  d$Matovjü€PO$  c^^«* 
^vovvTO,  naT iovzts  wkiad-op  xal  nardntaov.  Vgl.  Valer«  Max. 
Vly  9>  13.  (Caepio)  in  publieü  vineulü  tpiritum  deposuit  corpusque 
eiut  funesti  camifieis  maaibut  laceratum  in  seaiis  Gemonii*  iaceni 
magno  cum  horrore  toiius  fori  Romani  conspectum  9*t,  Pilo.  VIII, 
40,61.  f  acit.  Hist.  111,74. 

31)  Lncio  Fanno,  Antich.  di Roma,  p.  32.  Noa  e  molti  anni, 
che  si  h  scoverta  nna  strada  lastricata  di  sette  pie  larga,  che  si  sten- 
deva  da  la  piazza,  che  e  so  nel  GampidogUo,  verso  Tarco  di  Settimio^ 
che  l  giü  nel  piaoo. 


416    

Centrum  des  Reichs  ^'^),  bis  gänzlich  veränderte  Verhältnisse 
die  Verlegung  der  Residenz  von  Rom  hinweg  nach  anderen 
Städten  herbeiführten.  Aber  so  unzertrennlich  schien  der 
Name  Palatium  von  dem  kaiserlichen  Hoflager,  dass  er  auch 
auf  die  späteren  Residenzen  überging  ^'). 

^  Von  der  Lage  des  Bergs  in  der  Mitte  der  sechs  übrigen 
Hügel  und  von  seiner  Gestalt  und  Orientirung  ist  bereits  die 
Rede  gewesen  (S.  88.  105.).  Seine  ursprüngliche  Höhe  lässt 
sich  nicht  wohl  bestimmen,  da  unendlicher  Schutt  von  alter 
Zeit  her  den  Boden  bedeutend  erhöhet  hat.  Nach  Calandrelli 
beträgt  die  Höhe  des  Bodens  der  Kirche  S.  Bonaventura 
160  Fuss  über  dem  Meeresspiegel.  Der  Berg  bietet  noch  jetzt, 
sichtbar  besonders  an  der  Seite  des  Circus  Maximus,  ander- 
wärts tief  verschüttet,  gewaltige  Trümmermassen  dar ,  Reste 
der  prachtvollen  Kaiserpaläste,  die  indessen  schwerlich  eine 
zusammenhängende  Restauration   gestatten  ^-^).     Eben  darin. 


832)  So  drückt  sich  Tacit  Bist.  111,70.  aas:  nteilium  in  Pa- 
latium, in  ipsam  imperii  arcem  regressum, 

33)  Dio  Gasi.  LIH,  16.  naXiUai  di  xaßaaileta  JIaXaru>v.  ovx 
or«  Mal  tSo^i  nox»  ovraic  avxa  QVOfid^ead'ai,  aXl  oti  iv  %$  rv}  JJaXazU^ 
6  KaXaoQ  wku  xai  ixsi  tu  ar^azm'iov  stxs  *  uai  nva  tuü  n^of  t^v  tov 
*J\u/iülov  ftffo^volxriatv  tp^utjv  y  otxla  aviov  ano  tov  nuvzoi  o(^ovs  iXafii. 
Kai  dia  rovzo  xav  a)Xo^i  irov  6  aoroxQeiTVti^  Karalvtj,  rijv  tov  itakatloy 
inbtkrjoiv  y  narayi^yri  avTou  laxi*»  Wegpeo  der  sehr  verschieden  versuch- 
ten Brldärung  des  Namens  s.  Varro  L.  L.  V^  8.  p.  51).  Panl.  Diac. 

£.  220.  Palatium.  Dionys.  I,  32.  II,  1.  Serv.  z.  Aen.  VIII,  51. 
insere  Zeit  ist  nach  mit  einer  neuen  beschenlLt  worden.  Hiillmann, 
üömisehe  Grundverf,  S.  4.  19.  leitet  Palatinm  von  itäv  Xaziov  {Xtikzov) 
ab.     Vgl.  Göttling,  Gesch,  d,  rUm.  Staatsverf,  S.  44. 

34)  Es  ist  demungeacbtet  mehrfach  versucht  worden.  Bian- 
e h  i  n  i ,  del  Palazso  de'  Cosari,  Veron.  1738  fol.  T  h  o  n^  s  und  B  al- 
lan  ti*s  Werk,  //  Palazzo  de'  Cetari  habe  ich  nicht  benutzen  können. 
Ausserdem  lernt  man  die  Trümmer  am  besten  kennen  aus  Du  P^rac, 
yestigj  deir  antich.  di  Homa,  t.  7 — 11.  Guattani,  Aoma  deser,  ed 
illustr»  I.  p.  47  ff.  Tournon,  Etudes  stat.  sur  Rome.  pl.  23.  2i. 
und  BetcAr.  d.  St.  ü.  HI  A.  S.  85  ff.  mit  Plan  III.  -*  Der  grösste  Theil 
des  Palatin  wird  jetzt  von  den  FarnesischenGärten,  der  schSnen 
Villa  Mi  lls  (sonst Spada) und  dem  Orto  Roncioni  (oder  Rooconi?) 
eingenommen.  In  den  Ersteren  sind  besonders  bemerkenswerth  die  Hnine 
des  grossep  Saals,  gewöhnlich  Bibllotheca  Palatina  genannt,  und  die  so- 
genannten Bäder  der  Livia,  tief  verschüttet.  In  Villa  Mills,  wo  früher 
eine  der  ansehnlichsten  Ruinen  stand,  jetzt  sichtbar  nur  noch  unter  der 
Erde  eine  Reihe  Zimmer,  die  man  dem  Baue  Domitiaos  zueignet«  In  dem 
Orto  Roncioni  hat  man  einen  Hippodrom  erkennen  wollen.  Auch  der 
übrige  östliche   und  südliche  Theil  der  Höhe,  der  in  mehrere  Weia- 


417    

dass  die  mehr  mid  mehr  erweiternden  oder  sich  snecedlrenden 
Anlagen  der  Kaiser  von  Tiberios  bis  Alexander  Sevems,  be* 
sonders  durch  Calignla,  Nero,  Domiüan ,  Elagabal  und  Ale- 
xander, nach  nnd  nach  fast  die  ganze  Fläche  der  Höhe  ein- 
nahmen y  und  der  Berg  der  Hauptsache  nach  in  ihnen  auf- 
geht, liegt  der  Grund,  weshalb  die  einzelnen  Theile  sich  to- 
pographisch nur  sehr  unvollkommen  bestimmen  lassen;  denn 
die  Nachrichten  darüber  sind  in  der  Regel  ganz  allgemeiner 
Art,  oder  sie  setzen  schon  eine  genauere  Bekanntsehaft  mit 
der  Oertlichkeit  voraus.  Die  Ueberreste  aber  können  uns  in 
keinem  Falle  Gebäude  früherer  Zeiten  zeigen,  da  der  neroni- 
sche  Brand  das  Palatium  vor  allen  anderen  Staditheilen  ver- 
heerte, und  auch  Nero's  neuer  Bau  hat  jedenfalls  späterhin  be- 
deutende Veränderungen  eriitten.  Daher  haben  im  Grunde 
die  Abhänge  des  Berges,  wo  sich  nach  etwas  genaueren  Nach- 
richten mehrere  besonders  ilir  die  älteste  Zeit  wichtige  Punkte 
nachweisen  lassen,  ein  grösseres  topographisches  Interesse 
als  der  obere  Berg. 

Die  meisten  dieser  Punkte,  als  die  Curiae  veteres, 
der  lupiter  Stator,  die  Porta  Mugionis  und  die  alten 
Königshäuser,  der  Hain  der  Vesta,  der  heilige 
Feigenbaum,  die  Porta  Romanula  mit  dem  Clivns 
Yictoriae  und  die  Casa  Romuli,  sind  indessen  schon 
zur  Erörterung  gekommen,  so  dass  nur  noch  eine  Nachlese 
übrig  bleibt.  —  Der  dem  Gapitole  gegenüber  liegende  Abhang 
hiess  mit  besonderem  Namen  Cermalus  oder  Germa- 
1  u  s  ^3^).     Der  Grund,  weshalb  er  von  dem  Palatin  selbst  un- 


Ifärteii  Kerfällt,  enthÜlt  zahlreiche  Trommer,  wornnter  namentlich  die 
schönen  Bogen  in  der  Visoa  del  Coüegi o  Inglese  so  bemer- 
ken sind. 

835)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  60.  huie  (Palatio)  Cermalum  et  VeliaM 
eoniunxerunt,  —  Germalttm  a  germanU  Rontulo  et  Remo,  quod  ad 
ßeum  ruminalem  et  ii  ibi  inventi,  quo  aqua  ibema  Tiberü  eos  de» 
tulerat  in  alveolo  expositos.  Wegen  der  doppelten  Schreibart  s.  Anm. 
153.  Nach  Plntarch  war  die  sp'dter übliche  Form  Cermalus.  Rom. 
3.  2\>v  Si  TTOrafitoi  nnTaxlu^orrog  17  itX7jUfiv(^m  xr^v  ottäipijv  vnolaflovaa 
tuü  fisrem^ieaaa  n^mQ  xavijyeyiuf  lU  xofifiov  inummS  fiäl&ax6v,  o  vvv 
Ke^/MiXov  Halovai,  nakat  3i  FtQfutyoVf  ws  touuv,  or«  xccl  rove  iiotltpovs 
yiffiavovf  0po/iaiovotv,  und  so  hat  auch  Festns  geschrieben.  PavK 
Diac.  p.  55.  Cermalus.  p.  341.  Septimontium.  S.  Niebahr,  Rom. 

27 


418    

lerschieden  warde ,  M-ird  nicht  recht  klar :  vielleiclit  ist  er 
darin  zu  Sachen,  dass  sich  die  Ahdachang  besonders  gegen  den 
lanus  des  Forom  Boarinm  hin  in  Absätzen  weiter  vorschob, 
während  spätere  Anlagen  die  Gestalt  des  Berges  .bedeutend 
verändert  haben  mögen.  Hier  war  dasLupercal,  der  Sage 
nach  eine  von  der  Arkader  Zeiten  her  dem  Pan  geheiligte 
Grotte*^*),  und  dabei  der  heilige  Feigenbaum,  ficus  rumi- 
nalis,  wo  die  Zwillinge  mit  der  Wölfin  gefunden  worden  wa* 
ren  (S.  293.  Anm.  490.).  Genauer  wird  die  Stelle  nicht  be- 
zeichnet, und  ihre  Bestimmung  hat  grosse  Schwierigkeit.  Zn- 
vörderst  ist  festzuhalten,  dass  man  ganz  irrig  von  dem  Feigen- 
baume auf  dem  Comitium  auf  die  Nachbarschaft  des  Lupercal 
und  Forum  geschlossen  hat.  Es  ist  schon  oben  (S.  293  f.)  ge- 
zeigt worden,  dass  der  Baum  angeblich  durch  ein  Wunder  auf 
das  Comitium  versetzt  worden  war.  Sodann  muss  es  ent- 
schieden für  irrig  gelten,  wenn  Serv.  z.  Aen.  YIII,  90. 
sagt:  ßcus  rtimtnalüy  ad  qvam  efectt  sunt  Remus  et  Romu^ 
lusi  guaejuü  übt  nunc  est  Lupercai  in  Circo.  Es  ist  das 
jedenfalls  Missverständniss  der  Angabe ,  dass  das  Lupercal 
sich  an  dem  Wege  zum  Circus  befand ,  wie  Dionysius  aus- 
drücklich ^sagt.  Es  ist  also  offenbar  nicht  das  Thal  des 
Circus  selbst,  sondern  der  Cermalus,  an  dem  der  Weg  nach 
dem  Circus  hinfährt.  Die  weitere  Bestimmung  hängt  genau 
mit  der  der  Casa  Romuli  zusammen.    Das  Argeerfragment 


Gesch,  I.  S.  430.  (3.  Ausg.).  Varro  schreibt  das  zweite  Mal  Germaius 
nnr  der  Etymologie  wegen :  doch  haben  im  Argeerrragmente  die  Hand- 
schriften und  Ausgaben  durchgängig  Germalense. 

836)  Dionys.  I,  79.   koI  ijv  yoQ  jis  ov  nolv  cmlxotv  hgoi  %(uqo9 
vXji  ßa^u'if  Qvvt^(feip^6  Kai  nitf^a  ttotin  ntjya^  uputaa.  ciU^'Cro  ya^^  Uw 


TOP  irniod^ofiov  fpiqovaav  odov,  cap.  32.  vvv  fiiv  ow  ifvfi^ 
yreTtokiafilvoir  rcj»  xtfUvii  \AovTtt^iiiaXli^)  zäiv  ni^t^  %wiflutv  BvotinMOto^ 
ylyovtv  J^  naXata  rov  toitov  tpvaii.  r^v  oi  ro  a^xatov,  tue  A^y«Ta»,^  ^'^"^ 
Muov  ino  Tif  X6<p(^  /*fy^9  9gv/if  laalti^  xaTt^Qetpitf  wul  ugrjvlite  tmo  tale 
nixQaii  ifißvi^ioi.  n,  t,  L  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  CXLIX 
f.  bat  sehr  richtig  bemerkt,  dass  es  absurd  ist,  Obiges  für  Worte  des 
Fabius  Pictor  zu  halten.  Man  hatte  doch  bedenken  sollen,  was  ein 
alter  römischer  Annalist  und  was  ein  Ausländer  in  Augustns  Zeit 
schreiben  konnte. 


41»    

liemii  an  Aem  Cermalus  eine  Aeieu  Romnli  *^'),  die  nir* 
gend  weiter  erwähnt  wird,  «o  dass  es  zweirelhaft  ist^  ob  man 
aie  von  der  Casa  Romuii  sn  iinterscheiden  habe»  Letztere 
aber  lag  gans  besUmmt  auf  dieser  Seite  des  Beiges.  D  i  o  n  y  <- 
Sias  sagt  weiterhin :  «fsr  (axf/pmp)  Hi  nal  $t6  ifnh  ijr  %ie  iti 
xw  ilBtAoyTiot;  inl  %i^  nfoc  %9p  Innoffo/iop  ör^^ot/oyc 
XafipoQ  'Pm/AvXov  XtyofUptj*  Diese  «nm  Qrcos  fahrende^ 
Sehlacbt  kann  aber  nur  der  Aufgang  zwisehen  S.  Teodoro  nad 
S.  Anastasia  gewesen  sein;  denn  anf  der  Seite  des  Cirens 
kann  sich  nie  eine  solche  Schlndit  befanden  haben.  Das  atinwit 
nun  auch  völlig  mit  dem  Grenzverzeichaisse  der  Notitia 
iiberein ,  welche  (Reg.  X.)  von  der  Seite  des  Cermalus  aua*-. 
gehend  und  nach  dem  Forum  und  der  Velia  sich  wendend  mit 
der  Casa  Romnli  beginnt  und,  nachdem  der  ganze  Berg 
umkreiset  ist,  von  dem  Cirens  zaruckkehrend  mit  dem  Iiu- 
percal  scUiesst  (S«  99.).  Daraus  eigiebt  sieb,  dass  Letzte* 
res  weiter  als  die  Casa  Ritenli  nach  dem  Circua  hin  lag^  aber 
auch  noch  anf  der  Westseite  des  Berges  ,,an  dem  Wü^e  zum 
Circus^^  wie  Dionysius  sagl.  Mehr.  Schwierigkeit  macht  nnn 
allerdings  Plntarchs  Angabe  der  Stelle,  wo  die  Casa  Ro- 
muli sich  befunden  habe.  Rom.  20.  ^PußfMvhoQ  ii  (mx$i)  nagd 
sovs  Xeyo/iiwovg  ßad-fkois  Kalijg  dn%fis*  ovioi  ii  sla$ 
91€qI  WjV  de  x6r  Innoig^/uop  xov  fidya^f  in  /laJUerv/ot;  «a- 
mßaaiv.  In  der  Nähe  stand  auch  der  Cornelkirschbaum, 
der  aus  der  Lanze,  welche  Romulus  vom  Aveniin  nach  dem 
Palatin  geschleudert  haben  sollle ,   erwachsen   war  '^) ,   aber 


ft37)  Varro  L.  L.  V,  8.  Genmalemm  ^uintieeps  apud  modern  Ro- 
mulL  Man  hat  oft  die  Kirche  S.  Teodoro  far  dea  Tempel  des  Homa- 
los  erklärt ,  and  möglich  ist  es  allerdiogs ,  dass  dieses  RuodgebÜade 
über  einem  antiken  Tempei  steht^  obgleich  nach  Platner,  Be^ckr^ 
d.  Si.  R,  III  A.  S.  370.  die  sichtbaren  Zaegelmaiiern  die  Construction 
der  christlichen  Zeiten  zeigea  sollen.  Für  die  Casa  Romuii  aber  scheint 
die  Stelle  xa  fern  vom  Cirens  za  sein,  und  ein  Tempel  des  Romulas 
wird  nun  eben  nicht  weiter  genannt,  auch  nicht  eiomjil  naehdem  die 
Hütte  wiederholt  abgebrannt  war.   Dio  Cass.  XLVIlf,  43.  LI V,  29. 

38)  Pia  tare  h.  a.  a.  0.    'JBvraü&a  3i  %al  xijv  xQavsiav  iwaaav  ttiv 


27" 


420    

bei  |der  Anlage  jener  Slufen  beschädigt  worde  und  abstarb : 
Fatov  9h  KaiaaqoQj  mg  fpaa,  tuq  dpaßdaas  iniouevd^v^ 
%oQ  %al  w¥  T€][ViMP  nt^iOQWtowmv  TU  fiX^alov,  iXa&op 
al  fl^ai  naumO'tiaai  narrdnaat,  xal  %6  qivxov  i/MXQdv&i]» 
sagt  Platarch *^*).  Wo  nun  aber  dieses  Pnlchram  litus  ge- 
wesen sei,  wird  nii^end  gesagt;  indessen  hat  doch  der  Name 
^nur  dann  einen  Sinn,  wenn  man  eine  Gegend  annimmt,  welche 
dem  Flusse  gegenüber  lag,  und  so  wird  man  auf  die  Kante  des 
Berges,  etwa  über  S.  Teodoro  bis  S.  Anastasia  hingewiesen. 
Daher  möchte  ich  annehmen,  dass  die  Casa  Romuli  unweit  der 
Porta  Romanula,  aber  auf  der  Seite  von  S.  Teodoro,  das  Lu- 
percal  aber  etwa  dem  lanus  gegenüber  gewesen  sei.  —  Auf 
der  dem  Caelius  entgegenstehenden  Seite,  zwischen  denCu- 
riae  veteres  (in  der  Nähe  des  Constanünbogens)  und  dem 
Septizonium  (an  der  südlichen  Ecke  des  Berges)  nennt 
die  Notitia  Fx>rtunam  Respicientem,  die  also  wohl 
hier  einen  Tempel  hatte,  vielleicht  aber  auf  der  Höhe  des  Bergs. 
Mit  dieser  Angabe  stimmt  genau  überein  die  Basis  Capi- 
tolina,  auf  der  in  der  zehnten  Region  nach  dem  Ficus 
Curiarwn  ein  f^icus  Fortunae  Bespicientis  genannt  wird. 

Auf  der  oberen  Fläche  waren  mehrere  uralte  Heiligt  hu- 
mer.  Aelter  noch  als  die  romulische  Stadt  sollte  der  Tem- 
pel oder  wenigstens  das  Heiligthum  der  Victoria  sein,  von 
dem  schon  S.  252  gesprochen  worden  ist.  Seine  Lage  wird 
einigermassen  dadurch  bestimmbar,  dass  zu  ihm  von  der  Porta 


Mm.  Gesch.  1.  S.  2iS.  3.  A. 

939)  Danach  hat  Gerhard  beiSoiin.  1,18.  scalarum  Caci,  mit 
vieler  Wahrtcheinlicbkeit  verbessert:  scalarum  Caii.  Man  hat  aaf 
diese  scalae  aneh  bezogen  Prop.  IV,  t,  9. 

Qua  gradibus  domus  isla  Remi  sc  sustuUty  olim 
Unus  erat  ßratrum^  maxima  regna  foeus, 
wo  Laehmann  mit  Ueiusins  schreibt :  Qua  Gradibus  etc. ;  allein  wenn 
es  aach  wahrscheinlich  ist,  dass  Properx  die  Casa  Romali  meint,  so 
ist  es  doch  ganz  vnerweislich ,  dass  schon  vor  Caligola  diese  Stnfen 
gewesen,  und  dass  der  Ort  den  Namen  Gradus  geführt  habe.  Ob  sich 
ans  jenen  Worten  aaf  einen  Tempel  schliesseo  lasse,  ist  sehr  zweifel- 
haft, da  ja  eben  die  Casa  noch  später  besteht.  —  Uebrigens  bleibt  es 
auch  doolLcl,  wie  man  sich  die  Scalae  Pulchri  litoris  zu  denken  habe; 
denn  Plotarch  giebt  sie  nicht  gerade  als  zam  Circas  hinabführend  an, 
sondern  ns(jl  t^  sie  tar  ünt69(fpfiw  tuaafimnv. 


421    

Romanula  der  Clivus  Victoriae  hinaufluhrte  ^^).  Vielleichl 
stand  er  also  über  dem  Circus  and  es  könnte  wohl  selbst  die 
Victoria  Germanicianä,  welche  die  Notitia  auf  dieser 
Seite  nennt,  darauf  bezogen  werden.  —  Ferner  war  hier  die 
ursprüngliche  CuriaSaliorum  (Palatinorum),  wo  die  An- 
cilia  und  der  Lituus  Romuli  aufbewahrt  wurden,  und  in  Bezug 
auf  diese  Sacra  wird  sie  besonders  erwähnt-^').  Auisserdem 
besass  auch  der  Palatin  eine  der  Arae  Febris  (S.  82.)  und 
ein  auch  aus  alter  Zeit  stammendes  Sacellum  Deae  Viri- 
placae^^).  Endlich  kann  hieher  auch  die  domns  flami- 
nis  Dialis  gerechnet  werden.  Dio  Cass.  LIV,  24. 

Den  zweiten  grösseren  Tempel  (wenn  man  den  der  Yiclo- 
ria  als  einen  solchen  ansehen  darf)  erhielt  der  Palatin  im 
J.  562,  nachdem  (13  Jahre  früher)  die  Magna  Mater  Idaea 
nach  Rom  gebracht  worden  war*^^)«  Auch  über  seine  Lage 
giebt  nur  die  Notitia  Aufschluss.  Sie  nennt  ihn  unmittelbar 
nach  der  Casa  Romuli,  und  es  muss  daher  für  unzweifelhaft 
gelten,  dass  er  über  dem  Cermalus  nach  dem  Forum  hin  lag, 
und  zwar  so,  dass  seine  Vorderseite  nach  Morgen  gekehrt 
war  **).    Er  wurde  zweimal  durch  Feuer  zerstört  $  zuerst  im 


840)  Ein  Fragment  des  capitolioischen  Plans  (Bellori  t.  IV.)» 
eben  dasselbe,  welches  durch  die  loschrift:  SEVERI  ET  AitTONINl 
AVG^NN,  die  Zeit,  wo  der  Plan  aufgeoommeo  wurde,  coustatirt,  seigt 
auch  den  Namen  c/tVVS  VICTORIA«.  Die  daneben  liegenden  Gebäude 
weiss  ich  aber  nicht  zu  bestimmen. 

41)  Wegen  der  Ancilia  s.  S.  Z^O,  Gic.  de  div.  I,  17.  qui  qui- 
dem  Romuli  lituus  —  cum  tituM  9s$et  in  curia  Saliarum^  quae  est 
in  Palatio,  ea^ue  deJUtgravisset ,  invenius  esi  integer.  Dionvs. 
fgmt.  XIV,  5*  iv  Si  r^  ^^Piafiri  kclKm  r«c  U^a  itsi^l  t^p  «o^vip^y  tpffv» 
(livtj  TQv  nakariov  avyKaratpMYUoa  «.  r.  A.     Va  1er.  Max.  I,  8,  II. 

42)  Valer.  Max.  II,  f,  6.  Quoties  vero  inter  virum  et  uxorem 
aliquid  iurgii  intercesserat ,  in  sacellum  Deae  Firiplaeae,  quod  est 
in  PalatiOf  veniebant. 

43)  L  i  V.  XXXVI,  35.  Per  idem  fere^  tempus  aedes  Magnae  Ma- 
tris  Idaeae  dedicaia  est:  quam  deam  is  P.  Cornelius  (Nasiea)  adve- 
dam  ex  Asia  P.  Comelio  Seipione,  eui  post  AlJVicano  fuit  eognomen^ 
P.  Lictnio  consulibus  in  Palatium  a  mari  detulerat.  Locaverant  ae^ 
dem  faeiendam  ex  senatusconsulto  M.  Livius  C»  Claudius  censores, 
M.  Comelio  P.  Sempronio  consulibus:  tredecim  annis  postquam  lo- 
cata  erat  dedicavit  eam  M.  lunius  Brutus.  Vgl.  XXIX,  14.  (Cic.) 
de  harasp.  resp.  12. 

^41)  Dio  Cass.  XL  VI,  43.  ro  re  t^s  p^toos  tiav  d-ewv  a^aXpa 
To  iy  Tif  IlaXatitf  ov  (^QOiyoQ  toi  xas  xov  ifUov^  avaxola^  n^ots^ov 
fiXinov)  n(fQ9  6vapäs  aao  tovropettov  pezeovQWfti, 


—    422    

J«643,  woeio  Metellos  itm  wieder  erbaut  xa  baben  Scheint  <^^/ 
dann  im  J.  755,  wo  Angustas  ihn  wieder  herstellle^^).  —  Ob 
der  Tempel  des  lupiter  Victor,  welchen  die  Notitia  «^ 
zwischen  der  Domns  Augosti  und  der  Curia  vetos  nennt,  der-! 
selbe  sei,  von  dem  Liv.  X,  29.  und  0 vi d.  Fast.  IV,  621. 
sprechen,  ist  nngewiss,  ifnd  selbst  ob  der  Beiname  Victor  rieh- 
ttg  sei,  kann  bezweirelt  werden.  Ganz  einzeln  steht  die  Er* 
wHhnnng  eines  Bacchnstempels  und  eines  Torus  Cy- 
beles  bei  Hart.  I,  71,  9.  Beide  sind  der  Zeit  und  dem  Orte 
nach  nobeslimBibar«  £ben  so  das  von  Dio  Cass.  LXXIV, 
3.  erwShnte  *Afifi9l0iO9  nnd  das  in  einer  Inschrift  genannte 
templum  lovis  Propngnatoris.  S.  Nardini,  Rom.  ant, 
III,  p.  196«  Orell.  InscrA%. —  Ausserdem  ist  aus  der  Zeit  vor 
Augüstus  zu  bemerken  die  Stelle,-  wo  das  Haus  des  Vitruviua 
Vaocus  aus  Fundi  gestanden  hatte,  das  wegen  Verrath  des  Be-» 
Sit2ers  im  J.  423  geschleift  wurde.    Sie  blieb  unbebaut  und 

hiess  seitdem  Vacci  prata^");  w^ie  lange  diese  sich  aber 

— ^  — 

845)  lul.  Obs,  ^,  Maxima  p^rs  urbis  exusta  cum  aede  Matrit 
Mügntie*  Auf  die  \ViederhorstelluBg  nach  dSesom  Brande  ma;  sich 
kaxiehen  Ovid,  Fast.  IV,  347. 

Nasiea  aceepit,  templi  non  perstitil  aucior. 
Avgustut  nunc  est,  ante  Metelius  erat. 

46)  Valer.  Max.  I,  8,  lU  Qttod  Q.  Claudiae  statua  in  vesti^ 
buto  templi  Matris  deum  poiita  bis  ea  aede  ineendio  consutnpta, 
prius  P,  Nasiea  Scipione  et  L.  Bestia,  item  M,  Servilio  et  L,  Lamia 
eoi,  in  sua  basi  ftammis  intaeta  itetit.  Es  war  derselbe  Brand,  wo 
auch  AngustuB  \Vobnno|f  zerstört  wurde.  Dio  Cass.  LV,  12.  Vgl. 
Merkel  z.  Ovid,  Fast.  p.  XLV.  CXXIX. ,  wo  die  Stelle  ans  Val. 
Max.  übersehen  ist.  Der  Wiederanfban  dnrch  An^stns  bezeugt  ausser 
Ovfd.  das  Monnm.  Ancyr.  AEDEM.  MATRIS.  MAGNAE.  IN.  PA- 
LATfO.  FECl.  Fast.  Praan.  Pr.  Id.  Apr.  LVDI.  IN.  CIRCO.  M. 
D.  M,  I.  IN  PALatio  QVOD.  EO.  DIE.  AEDIS.  Eins  DEDICATA.  EST. 
47)  Das  C  n  r  i  0  8  n  m  hat  nur  Templum  lobis.  Man  würde  am  natürlich« 
•ten  an  den  Inpiter  Stator  denken, der  hier  gewesen  sein  mass.  Aber  in  P  a  n- 
C i  t*  0 1  i '  B  nnd  L  a  b  b  e '  a  Text  steht  j4edemlQvisrietoris.  Gerade  in  die- 
ser Gegend,  bei  dem  Templum  Romae  nennt  dagegen  in  der  vierten  Region^ 
die  mit  der  zehnten  grenzt,  das  Curioanm  wiederum  Aedem  lobis ,  und 
Jene  Ausgaben  Aedem  lovis  Statoris.  Es  ist  m5glich,  dass  der  Inpiter 
Stator  jenseit  der  Sacra  via  gestanden  hat,  so  dass  er  zur  vierten  Re- 
gien gehSren  konnte;  mSglich  aber  auch,  dass  die  beiden  Tempel  im 
Verzeichnisse  die  Namen  gewechselt  haben.  Im  Ganzen  ergiebt  sich 
so  viel,  dasi  einer  von  beiden  am  Palatin,  nnd  beide  sich  nahe  wa- 
ren. Vgl.  auch  loseph.  Ant.  lud.JCIX,  4,  3.  Dio  Cass.  LX,  35. 

48)  L  i  V.  VIII,  19.  aedes  Juere  in  Palatio  eius,  quae  Faeeiptala 
diruto  aedißcio  publicafoque  solo  appellata.  (Cic.)  p.  dorn.  38.  In 
Fütici  pratis  domus  ßiit  M.  Facci\  quae  publieata  est  et  eversa ,  ut 
illius  facinus  memoria  et  nomine  hei  notaretur. 


483 

von  Anbau  frei  erhielten,  ist  uagewiss.  Bekannter  ist  die  ans 
ähnlicher  Veranlassung  entstandene  PorticusGatuli.  Als 
M.  FulvittS  Flaceus  mit  C«  Gracchus  umgekommen  war,  wurde 
sein  Haus  auf  dem  Palatin  niedei^erissen  und  sein  Verwandter 
Q.  Ltttatius  CaUüus  erbauete  später  nach  dem  Siege  über  die 
Cimbern  auf  der  Stelle  jene  Halle  ^*^).  Dicht  daran  lag  das 
HausCicero^s,  erbaut  von  M.  Livius  Drusus,  dann  einem 
Crassus  gehörig,  in  keinem  Falle  aber  dasselbe,  welches  einst 
L.Crassus  der  Redner  besessen  hatte  und  dessen  damals 
verschwenderisch  scheinende  Pracht  ihm  zum  Vorwurfe  ge* 
macht  wurde  ^^).  Als  Cicero  verbannt  war,  steckte  es  Clo- 
dius  in  Brand  und  zog  einen  Theil  zur  Porticus  Catuli,  bei 
weitem  den  grössten  aber  verband  er,  wiewohl  er  ihn  der  Li- 
bertas  weihete,  mit  seinem  gleichzeitig  daselbst  erkauften  Hau- 
se *^).  Trotz  der  vieirältigen  Erwähnungen  ergiebt  sich  jedoch 


849)  V a  1  e r.  Max.  VI,  3,  1.  Caeterum  Flaeciana  area  cum  diu 

penatibut  vaeua  mansUset^  a  Q,  Catulo  Cimbricit  spoiiii  adomata 

est,  (Gic.)  p.  don.-  43.    Tu^  Q,  Catule^  M»  Fulvii  domum,  cum  U 

fratrU  lui  socer  fuutet,  monumentum   iuarum  manuhiarum  esse  vo* 

luUU.    Vgl.  d.'  folg.  Adiu. 

50)  PI  in.  XVH,  1,  2.  XXXVf,  3.  Cicero  kaufte  allerdings  zu 
hohem  Preise  das  Haus  eines  Crassus  auf  dem  Palatin.  ad  fam.  V, 
6.  Ego  tua  gratulatione  commotut ,  quod  ad  tne  pridem  scripseraSy 
veUe  te  bene  evenire^  quod  de  Cratso  domum  emt'uem,  emi  eam 
f'psam  domum  XXXV.  vgl.  Gell.  Xlf,  1?.;  allein  es  kann  diess  nicht 
das  Hans  des  L.  Crassus  Orator  gewesen  sein.  Zwar  würde  aas  der 
Decl.  in  Cic.  2.  cum  in  ea  domo  Aabitares,  komo  ßßgitiosissim^, 
quae  P.  Crassi,  viri  clarissimifuit,  kein  gfsniigender  Beweis  entlehnt 
werden  können  ;  aber  es  sagt  Ve  11  ein 8  von  L.  Livius  Drusos  II,  14, 
3.  Cum  aedyicaret  domum  in  Palatio,  in  eo  loco,  ubi  est,  quae  quon- 
dam  CieeroniMy  mox  Censoriai  fuit,  nunc  Staiilii  Sisennae  est,  etc. 
Drusus  und  L.  Crassus  waren  aber  gleichzeitig  und  Letzterer  bewohnte 
iiberdiess  sein  väterliches  Haus  oder  wenigstens  ein  ererbtes.  Plio. 
XVII,  2.  Jedenfalls  ist  M.  Crassus  zu  verstehen. 

51)  Plutarch.  Cic.  33.  "O  St  KXwStoi  i^ldaa^  tot  Kutigwva 
Katini^rjaB  fiiv  avrov  taf  inavXtig,  KatiTCQTias  S$  t^v  otxiav,  Mal  rif 
roTt^  vaov  'MXevd'tgiae  tTrtffHoSofjinae.  Dio  Cass.  XXXVIII,  17.  nal 
f}  TS  ovaia  avrov  for^fisv&Tj  «al  y  oixia ,  otanig  rtroQ  itoXsfilov^  utarir' 
axatptf,  x6  TS  i'Soupog  avr^g  fs  vsihv  ^Ehv^tffiaQ  av^r^xav.  Appian. 
II,  15.  Cic.  in  Pis.  11.  mit  Ascon.  und  überhaupt  die  Rede  p.  domo, 
namentlich  c.  41.  domus  mea  illa  prope  tota  vaeua  est.  vix  pars  ae- 
dium  mearum  decima  ad  Catuli  porticum  aceetsit.  causa  Juit  am- 
hulatio  et  monumentum,  et  isla  Tauagraea,  oppressa  libertate ,  Li- 
bertas.  in  Palatio,  pulcherrimo  prospectu,  porticum  cum  conelavibus 
pavimentatam  trecentum  pedum  concupierat ,  amplissimum  peristy^ 
lumj  caetfira  eiusmofli  i /acile  ut  omnium  domos  et  laxitate  ei  digni- 


424    

für  die  Lage  des  Hauses  and  nithin  auch  der  Porticns  Catuli 
nichts  sicheres.  Mehrere  Andeutungen  lassen  vermutben,  dass 
es  am  Rande  des  Berges  über  einem  Abhänge  und  wahrschein- 
lich auf  der  nordöstlichen  Seite  stand  **').  —  Auf  dem  Palatin 
war  auch  Catilina's  Wohnung,  die  durch  Augustus  zu  sei- 
nem Hause  gezogen  wurde '^)$  femer  ein  Haus  des  Anto- 
nius, das  Augustus  an  Agrippa  und  Messala  schenkte  ^^),  und 
das  durch  seine  Pracht  damals  berühmte  Haus  des  Scan- 
rus  ^').  Ueberhaupt  scheint  der  Palatin  vorzugswdse  von 
▼ornebmen  Römern  bewohnt  worden  zu  sein,  bis  die  immer 
mehr  sich  ausdehnenden  kaiserlichen  Anlagen  den  Privatbesitz 
gänzlich  ausschlössen.    ' 

Mit  Augustus  beginnt  für  den  Palatin  eine  neue  Pe- 
riode. So  bescheiden  auch  der  nunmehrige  Alleinherrscher 
ohne  Pracht  nnd  Aufsehen  wohnte,  so  ist  doch  der  Umstand, 
dass  diese  Wohnung  eben  auf  dem  Palatin  war  und  dass  er  sie 
als  Haus  des  Pontifex  Maximus  zum  Staatseigenthum  machte, 
entscheidend  iur  die  künftige  Bestimmung  des  Berges  zur  kai- 
serlichen Residenz  geworden.  Augustus  war  in  dieser  Region 
geboren,  ad  Capita  bubula,  einer  nicht  sicher  bestimm- 


täte  svperaret.  Dabei  tilgte  Gledias  deo  Namen  des  Catalns  und  de- 
dicirte  die  Halle  unter  dem  seiuigen.  p.  dorn.  53.  de  bar.  resp. 
tl'  —  Bekanntlicb  erhielt  Cicero  seine  area  xnriick  und  der  Wieder- 
anfban  erfolgte  aaf  Staatskosten,  in  Pia.  22.  de  bar.  resp.  6.  8. 
15.  ad  Att.  IV,  1.  2.    Vgl.  Sacbse,  Gesck.  d.  St.  R.  I.  S.  561. 

852)  Plntarcb.  Cic.  8.  sagt  sebr  nngenaa :  yx«(  nt^l  to  Ha* 
Xartov,  Dagegen  bcisst  es  p.  d  o  m.  37.  In  eonspectu  praeterea  totiut 
vrbu  domui  est  mea.  Daber  fdbrt  Cieero's  Weg  von  seinem  Hanse 
nacb  dem  Fomm  Sber  die  Sacra  via.  Plntarcb.  Cic.  22.  Kalrrf^ 
tov  t%  Halariov  noffolaßinv  t6v  uiiyrXof ,  ^ye  Sia  r^s  u^£  69ov  Hol 
jijs  ayoffäc  fiioi^i,  und  so  erklärt  sieb  «ebr  natSriicb  die  Erwibnang 
des  Fornix  Fabius  p.  Plane.  7.  (S.  23U.)*  ^»cb  bezeicbaender  ist 
es,  dass  Vettius  Cicero  vtcinum  eoiuulU  (Caesaris)  nennt  (Cic.  ad 
Att.  II,  2i.)f  wodurcb  man  auf  die  Höbe  über  der  Regia  gewiesen 
wird. 

53)  Sneton.  de  ill.  Gramm.  17«  (Verrins  Flaeens  als  Lebrer 
der  Enkel  Angosts)  doeuitque  in  atrio  Catilinae  domvs,  quae  part 
Palatii  fune  erat, 

54)  D  i  0  C  a  s  s.  LIII,  27.  mtl  hret^i  n  oixla  ^  iv  xy  Uolaxl^ 
OQti,  ^  ir^OTiQov  uiv  rov*Artioviov  yerofiirrj,  vari^or  9i  rm  xM^Ayjffi'x» 
itit  nal  Tflp  MiOQüJjg.  dod'iiaa,  $MTt(pUr&ti ,  rf  /lir  MiOüoi^  o^v^^ov 
ixoi(jioaTQ,  TOV  Si  *jiy(fi7T7Tay  avvoutov  tnonjoaxo, 

55)  Ascon.  z.  Cic.  p.  Scann  p.  27  Or.  Plin.  XXXVI,  3. 


425 

karen  OerlHehkeii'**).  Nock  unbekannter  ist  die  Stelle  des 
von  ihm  als  Mann  zuerst  bewohnten  Hauses  des  Redners  C 
Licinius  Calvus:  iuxta  forum  tupra  sealas  anmtarias. 
Nachher  bezog  er  das  Haus  des  Horten sius  auf  dem  Pala- 
tin,  eine  sowohl  der  Ausdehnung  als  der  Einrichtung  nach 
nissige  Wohnung*^).  Diess  geschah  wenigstens  schon  vor 
dem  sicilischen  Kriege  gegen  Sex.  Pompeins  (71 8),  und  als 
damals  der  BUtz  in  diese  Wohnung  geschlagen  hatte,  kaufte 
Augnstos  mehrere  angrenzende  Häuser  und  erbauete  das  sei* 
nige  neu,  soll  auch  zugleich  schon  den  Tempel  des  Apollo 
gelobt  haben**).  Dieser  Tempel,  der  zweite,  wdcher  dem 
Gotte  in  Rom  geweiht  wurde  **) ,  ist  entweder  erst  nach  der 
Schlacht  bei  Actium  begonnen  worden,  oder  es  hat  der  schon 
angefangene  Bau  wahrscheinlich  eine  früher  nicht  beabsich- 


S56)  SnetoD.  Aap.  5.  Natut  est  Augustus  —^  regione  Palatii 
ad  Capita  bubuia,  uhi  nunc  Mactarium  habet  aliquanto  poet,  quam 
Mßceeeitf  eotutitutum.  Dieses  Sacrarimii  ist  dareliaiis  nicht  mit  dem 
Tempel  des  Divas  Angostas  lu  vent'eehseiD.  Weon  es  för  i^ewiss  MUf 
luoelimen  wäre,  dass  Servius  denselben  Ort  meine,  so  wären  frei- 
Hell  die  Capita  bnbala  deatlich  i^enng  bezeicbnet.  Er  sa^t  zn  Aen. 
VllI,  361.  {lautae  Carinae)  aut  propter  Jugustum,  qui  natus  e$t  Cu" 
riii  veteribue  et  nutritue  in  lautu  Carinie,  Allein  es  gab  über  An- 
gnstns  GeburtstMtte  und  den  Ort,  wo  er  erzogen  worden,  ▼erschiedene 
nachriehten.  Sneton  sagt:  Nutrimentorum  eine  ostenditur  adkue 
ioeiis  in  avito  euburbano  iuwia  Felitrae  permodieus  et  eellae  pena* 
riae  instar;  tenetque  vieinitatem  opinio,  tanqnam  et  naitis  ibi  sit. 
So  kann  aneh  Servins  einer  andern  Nachricht  folgen. 

57)  Sneton.  Ang.  72.  Habitamt  primo  iuxta  Romanum  fO' 
rum,  supra  Sealas  anularias  in  domo  ^  quae  Caivi  oratoris  ßierat; 
postea  in  Paiatio ;  sed  nihilominus  aedibus  modieis  Horten$ianis  ne^ 
que  lasritate  neque  eultu  eonspieuis ,  vt  in  quibus  portieus  breves 
essent  Albanarum  eolumnarum  et  sine  marmore  ullo  aut  insignipa* 
vimento  eonelavia. 

5d)  Volle i.  II,  Sl*  Fietor  Caesar  deinde  reversus  in  Urbem-, 
eontraeias  emtionibus  eomplures  domos  per  proeuratores,  quo  laxior 
JUtet  ipsius  publieis  se  usibus  destinare  professus  est:  tempiumqua 
Apollini  et  eirea  portieus  faeturum  promisit ,  quod  ab  eo  singulari 
ewstructum  mun^ßeentia  est.  Dio  Cass.  XLIX,  15.  t6xs  di  oiniav 
TS  ovrtp  M  Tov  dfffiooiou  bo'&fjvaM  ^yvittoav.  t6v  ya^  tonop,  öV  iv  r<f 
HaXatiia  (v.  ^ari^),  eiaw  omo^ofiijoal  tiva,  iwnjTOt  idtjfioaiwea ,  kaI 
xif  Unolituy*  Uf^enisy^  instS^  tu^awo^  is  avrbr  SYMaTdaniftps,  Die  Ver- 
bientlichnng  bezieht  sich  hier  nur  auf  die  fär  Apollo  bestimmte  Area; 
in  Bezug  auf  Augustus  Wohnang  erfolgte  sie  später,  nachdem  er  Poa- 
tifex  llaximus  geworden  war,  erst  zum  Theile  Dio  Cass.  LIV,  tT. 
und  bald  darauf  ganz  LV,  19. 

59)   Aseon.    z.  Gie.  in  tog.   cand.   p.   90  Or.    S.  Circns 
Flaminins. 


426    

tigle  Aosdehnang  erhalten  $  deon  wie  Au^sins  dem 
sehen  ApoUo  bei  Actiom  einen  Tempel  weihele,  so  wurde 
auch  der  auf  dem  Palaün  auf  ihn  bezogen  ^^y  Die  Dedica- 
tion  erfolgte  im  J.  726,  und  es  kann  daher  der  Brand  voul 
J.  756  (Dio  Cass.  LV,  12.)  nur  einen  Theil  der  kaiserli- 
chen Wohnung  zerstört  haben,  zu  der  er  unmittelbar  gehörte. 
Ueber  sein  ungestörtes  Bestehen  bis  auf  Nero  ist  aber  keia 
Zweifel.  Er  war  mit  Säulenhallen  umgeben,  in  welchen  sieh 
die  berühmte  doppelte  Bibliothek,  Graeca  et  Latina 
befand  ^').  Hier  war  es,  wo  unter  Augustus  und  auch  spä- 
ter oft  der  Senat  versammelt  wurde  ^^).  Zwischen  den  Säu- 
len von  afrikanischem  Marmor  standen  die  Statuen  des  Da- 
naus und  seiner  50  Töchter  ^^)  und  auf  dem  freien  Platze 
angeblich  eben  so  viele  'Reiterstatuen  der  Söhne  des  Aegy-v 
ptus  ^*).  Im  Tempel  selbst,  der  aus  Marmor  von  Luna  erbaut 


860)  Virf:.  Aen.  VIH,  704.  Prop.  IV,  6,  17.  07.  Daher  auch 
PhoebuM  NavalU»  Prop.  IV,  1,  3.  Vgl.  loseph.  de  bell.  Ind. 
II,  4.  Ovid.  MetaiD.  XJIf,  715. 

€1)  Dio  C  0  s  s.  LIII,  1.  ro  r«  'AnoUmvt^v  x6  n  ir  rf  ntÜLarli^ 
maX  ri  Tifiirtofia  tu  ns^l  auro,  raff  n  cbro^^Kaff  rtSv  ßißiMuv  i^titoitfoe 
$uü  Ma&U(^oe.  SuetoD.  Aug.  29.  Templum  ApollinU  in  ea  parte 
Palatinat  domus  ewcitavit^  quam  ßilmine  ietam  desiderari  a  deo  Aa- 
ruüpiees  ptonuntiarant.  Addita  porttcus  cum  bibiiotheoa  Latina 
Graecaqu9,  quo  loeo  iam  senior  saepe  etiam  senatum  habuit  ete* 
Vgl.  Mooum.  Aneyr.  Ovid.  Fast.  IV,  951.  Fast.  Amitern.  n. 
Antiot.  Vlir  Id.  0«tobr.  —  Horat.  epist.  1^3,  17.  Ovid.  Trist. 
HI,  1,  63.  PliD.  VII,  58.  Schol.  Inven.  I,  l*i8.  Die  beiden  Biblio- 
theken bestandea  ganz  getrennt,  wie  die  Grabscbrifteo  beweisen,  in 
welchen  servi  nod  liberti  eben  so  wohl  a  bibiiotheoa  Latina  Apolli- 
nis,  als  a  bibiiotheoa  Graeca  Palatina  genannt  werden.  Panvin. 
JDeser.  urb.  R.  Graev,  thes,  111.  p.  305.  Groter.  DLXXVI,  9. 
DLXXVII,  8.  DLXXVIII,  5.  Orell.  40.  41. 

62)  Saeton.  1.  1.  Darauf  besieht  sich  Tacit.  Ann.  II,  37. 
Igitur  quatuor  JUiis  ante  limen  curiae  adstantibus,  loeo  sententiae, 
quum  in  Palatio  senatut  haberelur,  modo  Ho  rtensii  int  er  ora- 
tores  ei  tarn  imaginem,  modo  Augusti  intuens  ad  hune  modum 
eoepit.  Dean  in  der  Bibliothek  befanden  sich  die  Basten  oder  elipea- 
lae  imagines  der  SchrifUteller.  Vgl.  cap.  83.  Cum  censereiur  (Ger- 
»anico)  elipeue  auro  et  magnitudine  inaignis  int  er  auctoree 
ploquentiae,  adseveravit  Tiberiue,  eolitum  paremque  eaeterie  di- 
eatttrum,  neque  enim  eloquentiam  Jortttna  diecerni,  et  sati*  inlustrcy 
ei  veteree  inter  scriptoree  haberetur, 

63)  Prop.  H,  31,  3.  Ovid.  Amor.  II,  2,  4.  Trist.  III,  1,  61. 

64)  Sehol.  Pers.  2,  56.  Aeron  tradit,  quod  in  portieu  ApoUir 
nie  Palatini  ßterunt  Danaidum  ^ßgies,  et  contra  eae  »üb  dito  tot- 
idem  eqtseelree  JiHorum  Aegypti, 


«7    

war**^),  stand  die-Statue  des  Apollo  Ciiharöedos  zwisehen  La<- 
lona  nnd  Diana  *%  nnd  wahrscheinlich  anoh  Slatnen  der  Mu» 
sen^^;  auf  dem  Akroleriam  des  Giebels  Sol  aaf  einer  Qua« 
driga  ^').  Der  freie  Platz  vor  dem  Tempel  ist  die  Area 
Apollinis,  von  der  früher  gesprochen  worden  ist.  Hier 
war  die  Roma  quadrata  ^^).  —  Während  aber  -der  Tem^- 
pel  mit  seinen  Schätzen  so  vieirältig  beschrieben  wird,  sind 
über  seine  und  der  kaiserlichen  Wohnung  Lage  die  Nachrich«* 
ten  bei  den  Klassikern  äusserst  dürftig.  Um,  so  schätzbarer 
ist  eSy  dass  die  Notitia  uns  beide  genau  nachweiset.  Ihr 
Grenzverzeichniss  fahrt  fort:  Atdem  Matrü  Deum  etApol- 


S65)  Serv.  t.  A«i.  VIII,  720.  In  temphJpolUnü  in  PäUHo  d^ 
soiido  matmQre  effeeio,  guod  adlatum  ßierat  de  Partm  Luna^y  qui  est 
in  eof{/tnio  Tuseiae  et  Liguriae  (Ctrrara). 

66)  Prop.  n,  Sl  (23),  15. 

Dein  de  inter  matrem  dem  ipse  interque  tororem 
Pythius  in  longa  carmina  veste  sonat. 
Davon  ist  za  unterscheiden  die  Statne ,  welche  der  Dichter  y.  s.  er- 
wähnt. Er  meint  Au^stns  als  Apollo  dargestellt.  Serv.  z.  Ecl. 
IV,  10.  tangit  Augtutum,  cui  timulaerum  factum  est  cum  JpoHinie 
etmetis  insignibus.  S e b o  I.  G r u q.  z.  Hör.  e p i s t;  I,  3,  17.  Pata^ 
tinue  autem  j4poUo  dictut  est  a  monte  Palatino,  uhi  Caesar  in  bi^ 
biiotheea  sibi  statvam  posverat  habitu  ae  statu  Apollinis»  V§rl.  M  li  (» 
ler,  Hdb.  d-  Arckäol,  S.  523.  C  lausen,  jieneas  n.  d,  Pen,  If, 
S,  1102,  Ueberhanpt:  Hirt,  Geseh.  d.  Bauk,  11.  S.  266.  Peterse  n, 
Einleit.  in  d,  Stua.  d»  Areh.  S.  87  IT.  —  Ansserdem  stand  hier  auch 
noch  ein  colossales  Erzbitd  des  Apollo.  Plin.  XXXIV,  7,  18.  Fide^ 
mus  eerte  Tuscanicum  Jpollinem  in  bibliotkeea  templi  Avgusti,  quin-» 
quaginta  pedum  a  pollice. 

67)  Daraur  bezieht  sich  vermnlhlich  luven.  VII,  37. 
Accipe  nunc  artes,  ne  quid  tibi  conferat  iste, 
Quem  colis  et  Mwtarum  et  Apollinis  aede  relieta, 

wo  man  ganz  unpassend  an  den  Tempel  des  Hercules  Musarum  gedacht 
hat.  Deutlicher  sagt  nach  der  Wiederherstellung  Domitiaos  Mart, 
XII,  3,  9. 

Jure  tuo  veneranda  novi  pete  limina  templi, 

Reddita  Pierio  sunt  ubi  templa  ehoro. 

68)  Prop.  V.  11.,  der  überhaupt  nachzusehen  ist.  Andere  Runsl- 
werke  und  Weihgeschenke  werden  erwähnt:  Plin.  XXXIV,  3,  8, 
XXXVI,  5.  n.  13.32.  XXXVII,  1,  5.  Auch  die  Sibyllinischen  Bücher 
wurden  hier  aufbewahrt.  Snet.  eap.  31.  Ammlan.  Marc.  XXIII,  3, 
von  dem  man  zugleich  erfährt,  dass  unter  lulian  der  Tempel  durch 
einen  Brand  zerstSrt  wurde. 

60^  S.  107.  Das  ist  die  svifv%to^Us  rov  Jlulaviov  bei  losephus 
Ant.  lud.  XIX,  3,  2.  Er  giebt  selbst  an,  dass  hier  Rom  aearüadet 
sei :  ir^roy  Si  okifü^pas  rys  'PoffuUiev  96Uot9  tovzo  noffaiilmtetv  6 


428    

Unit  Rhamnusä^^^).  Pentapylum''^).  Domum  Augusianam 
ei  Tiberianam,  Aedem  labü.  Curiam  veterem.  Daraus  ist 
es  klar,  dass  Augnstus  Haas  aaf  der  Nordostseite  des  Palatin, 
auf  der  Strecke  zwischen  dem  Htusbogen  und  dem  Vestahei- 
ligthume,  wenn  auch  nicht  nothwendig  an  dem  Abhänge  selbst, 
lag ;  und  damit  stimmt  vortrefflich  tiberein,  dass  der  Aufgang 
ixL  demselben  von  der  Sacra  via  beim  Titusbogen  war,  woher 
die  dort  gelegene  Porta  Mugionis  den  Namen  Porta  vetus 
Palatü  erluelt  '>). 


870)  Ungeachtet  dieses  auffalleDdeo  Beioamens  bat  man  doch  je- 
denfalls an  keinen  anderen  Tempel  als  den  des  Apollo  Palatinns  zu 
denken.  Der  Pseudo- Victor  hat  daraus  eine  Aedes  Rhamnusiae  ge- 
macht. 

71)  Ein  nicht  erklSrter  Name.  Das  Cnriosnm  hat  Sypentadj^ 
lu9  und  in  der  anderen  Handschrift  Syptnta  Dalius,  Was  es  auch 
immer  sein  möge,  es  ist  keioesweges  nöthig,  es  swisehen  den  Apollo- 
tempel nod  Augusttts  Wohnung  zu  setzen,  da  eben  die  Notitia  Sfler 
gleichartige  Gebände  zusammen  nenut,  wenn  sie  auch  nicht  unmittel- 
bar auf  einander  folgen.  So  wird  auch  die  domus  Tiheriana  gleich 
mit  der  Auguttana  verbunden,  obgleich  sie  an  einer  ganz  anderen 
Stelle  lag.  So  ist  es  auch  mit  den  Tempeln  der  Magna  Mater  und 
des  Apollo. 

1%)  Die  deutlichste  Anweisung  giebt  nach  der  Notitia  Ovid. 
Trist.  III,  1.  Er  l'ässt  sein  Buch  an  dem  Vestatempel  vorbelgeTiihrt 
werden  und  sagt  dann: 

Inde  peiens  deatram,  Porta  est,  ait,  üta  Palati, 
Hie  Stator,  hoc  primum  condita  Roma  loeo  est. 

Singula  dum  miror,  video  fulgentihus  armis 
Conspicuos  postes,  tectaque  digna  deo. 
Von  da,  der  Wuhnuog  Augnstus,  wo  vor  der  Thüre  die  Lorbeerbäume 
stehen,  wird  es  erst  weiter  zum  Apollotempel  gefuhrt,  v.  59. 

Inde  tenore  pari  gradihus  suhlimia  celsis 
DuQor  ad  intonsi  Candida  tecta  dei. 

Signa  peregrinis  ubi  staut  alterna  columnis 
Belides  et  stricto  barbams  ense  pater; 

Quaeque  viri  doeto  veteres  cepere  novigue 
Peetore,  lecturis  inspicienda  patent. 
Daraus  ergiebt  sich  ebenfalls,  dass  der  Tempel  weiter  von  der  Porta 
Palatü  entfernt  war ,  als  Augustus  Wohnung.  So  erklärt  sich  auch 
Tacit.  Hist.  II!,  68.  Jnterclusum  aliud  iter,  idqtte  soium,  quod  in 
Saeram  viam  pergeret,  patebat.  tum  consilii  inops  in  Palatium  re- 
dit.  Vilellius  war  vom  Palatin  mit  seiner  Familie  herabgekommen, 
um  im  Tempel  der  Concordia  der  Herrschaft  zu  entsagen.  Das  Volk 
versperrt  ihm  jeden  Weg  und  lässt  nur  die  Sacra  via  offen,  so  dass 
er  in  den  kaiserlichen  Palast  zurückkehren  muss.  Dazu  Dio^Cass. 
LXV,  ^.  naxpayov  in  tov  Ilalaniov  xov  Kaioa^a  joy  ir  «vr<p  «W^v- 
ipijaai^a,  xal  iia  r^ff  ts^as  iSov  favffav  tot  avTon^acoffa.  und  LXXVII, 
4.  avTOf  di  ayijyayov  3ia  t^s  is^äg  66ov,  wf  tuU  H  xo  Uakattov  nofit^ 
ovpTse.  vgl.  S.  Wi  f. 


42»    

In  dem  spSteren  Paladimi  filhii  ein  Theil  den  Numen 
Domns  Tiberiana  nnd  man  muss  daher  annehmen,  dass 
Hberins  auf  dem  Palatin  ein  eigenes  Hans  hatte,  das  Ursprung- 
lieh  wohl  ganz  unabhängig  von  dem  des  Anguslus  war  und 
erst  durch  spätere  Bauten  mit  ihm  rereinigt  worden  sein 
mag*'').  Ob  es  von  ihm  oder  für  ihn  von  Aiq;ustns  erbaut 
war,  ist  unbekannt;  eben  so  ob  er  ab  Kaiser,  ehe  er  sieh 
nach  Capreae  zurückzog,  darin  wohnte.  Es  scheint  auf  der 
Seite  des  Circus  gelegen  zu  haben,  so  dass  sein  hinterer  Theil 
bis  an  die  westliche  Seite  (über  dem  Velabrum)  reichte*  Denn 
hier  stieg  Otho,  während  Galba  am  Apollotempel  opferte  per 
TikerUmam  domum  oder,  wie  es  anderwärts  heisst,  posiica 
parie  Palatii  nach  dem  Vehbrum  hinab  ^*)  und  von  hier  sah 
Vitellius  der  Erstürmung  des  Capitols  zu  (Anm.  751.).  Daraus 
erklärt  sich  dann  auch ,  weshalb  die  Notitia  auf  der  ganzen 
Seite  des  Circus,  von  dem  Septizonium  bis  zum  Lnpercal  kei« 
nen  Punkt  namhaft  macht,  als  die  Victoria  Germaniciana.  Es 
war  nämlich  die  domus  Tiberiaua  schon  mit  der  Augustana  ge- 
nannt worden.  —  In  später  Zeit  wird  einer  Bibliothek  in 
Tlberins  Palaste  gedacht  '^) :  es  versteht  sich ,  dass  sie  nicht 


873)  Saekse,  Gesch.  d.  St.  R.  II.  S.  1^6.  hat  htzweifelt,  datt 
der  Name  voa  dem  An^stns  Tiberias  beirihre  vod  ihn  von  dem  En- 
kel desselben,  Cali^!a*s  Adoptivsohoe,  ber^eleitet.  Es  ist  das  iodea* 
sen  sehr  aQwabrscheinlich,  da  dieser  noch  sehr  jaog  nmgebracht  wnrde, 
nnd  schwerlich  nach  dem  bedentnn^slosen  Knaben  (natSiov  sa^  Die 
Ca  SS.  LVIII,  ;^3.  LIX,  1.)  ein  Haopttheil  des  Palastes  würde  benannt 
worden  sein.  Wir  wissen  von  Tiberins  Wohnims,  so  lange  er  alt 
Angastns  in  Rom  blieb,  überhanpt  gar  nichts;  denn  wenn  nach  Sne* 
ton.  Tib.  t5.  er  früher  im  Hause  des  Porapejns  anf  den  Carinen,  dann 
in  den  Gärten  des  Maecenas  wohnte,  so  gilt  das  nnr  von  der  Zeit» 
wo  zwischen  ihm  und  Aagnstns  grosse  Spannung  herrschte.  Dass  er 
aber  als  Kaiser  anderwärts  als  anf  dem  Palatin  seine  Residenz  gehabt 
haben  sollte,  ist  ganz  unwahrscheinlich,  nnd  da  er  anf  diesem  Rerga 
geboren  war  (Sunt.  c.  5.),  ist  es  selbst  mSglich,  dass  er  dort  ein 
ererbtes  Hans  besass. 

74)  Tacit.  Hist.  I,  27.  per  Tiherianam  domum  in  Felahmm» 
Plutarch.  Galb.  24.  d^a  xijt  I^ße(^iov  tudovfUvtjg  oixlag  »araßag, 
ifiadi^tv  %h  ayoQop.  Sneton  aber  sagt  Otbo  6.  proripuitque  $b 
vostica  parte  Palatii  ad  constitutum;  Es  kann  nnr  derClivuf 
Victoriae  als  der  W^,  anf  dem  er  hinabstieg,  gedacht  werden ,  nnd 
denselben  Weg  nimmt  Vitellius ,  als  er  nach  dem  Aventin  entflieht, 
wo  Tacitns  Hist.  III,  85.  ganz  ahnlich  sagt:  per  aversam  Pa* 
iatii  partem  Aoentinum  —  defertur» 

75)  Gell.  XIII,  19.     Cum  in  domus  Tiherianae  Miiotheoa  so- 


4ao  — 

Too  Tiberhis  berrtihreii  konnte,  wie  denn  nberbaupi  immer  zu 
bedenken  ist,  dass  durch  den  neronisehen  Brand  alle  früberen 
Anla^n  des  Pahtin  vemichiet  worden  sein  müssen ;  dass  aber 
in  den  Complexe  der  neuen  Kaiserpaläste  fortwährend  eine 
domus  Augusti  and  Tiberii  unterschieden  wurden  f  7*).  -^  Auf 
den  Palatin  setEt  man  auch  gewöhnlich  das  einzige  von  Tibe* 
rios  in  Rom  neu  geschaffene  Werk,  den  Tempel  des  An« 
gttstus,  den  er  nach  einem  Senatusconsulte  mit  Livia  er^ 
bauete,  aber  auch  mcht  vollendete,  oder  wenigstens  die  Dedi- 
cation  unterliess,  die  erst  durch  Caiigula  geschah  '^).  Die  ein- 
sige Gewähr  indessen,  die  sich  für  diese  Annahme  anfuhren 
lässt,  ist  die  zweideutige  Erwähnung  bei  Plin«  XII,  19,  42. 
Radicem  tius  (cinnami)  magni  fonderit  vidimus  in  Palaiii 
iemploj  quodfecerat  Dwo  Auguito  coniux  Augmia^  Es 
lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  der  Ausdruck  m  Potain  ttmflo 
sehr  sonderbar  ist,  wenn  man  nicht  einen  zweiten  Tempel  als 
Gegensatz  annimmt,  so  dass  Livia  im  Bereiche  des  kaiserli- 
chen Palastes  ein  besonderes  Heroon  eiiMiut  hätte  '^).  Es 
macht  diess  auch  die  späte  Vollendung  und  Dedication  des  ei- 
gentUcheu  Templum  Augusti  wahrscheinlich.     Gegen  dessen 


deremus  e(e.  Vopise.  Prob.  3.  Usus  atttem  stim  —  praecipue  Ubris 
eas  bibUotheea  Uipia  —  item  9X  domo  Tiberiana,  VieUeicbt  war  eia 
an  die  Stelle  der  Palatina  geireteo,  die  io  dieser  Zelt  nicht  mehr  er* 
wähpt  »ird. 

876)  So  spricht  es  gpanz  treffend  ans  Joseph.  An tiq.  Ind.  XIX. 
I,  15.  68ov^  T§  itt^a^  xm^ovvtiQ  naifijaav  usriiv  Ft^fiaviuoo 
filv  olulav  xoü  iWbv  ^rarooff,  o»  rox9  avfiQTfKaQav  ovrfffifUvtj  Si 
itulrrj  Sta  ro  sV  ro  ßaailetov  ov^  tri  ohtoSofiia^g  istaozoo  rmv 
*r  rfi  r^Y^fiovlq.  ytyovo rutv  aamj&häxo fU^v9  ovofiart  twv  oiuoSo* 
fujoaftivwy,   ij  Mal  ti  fi£(fwv  oaaqoimi  a^iavtiav  t^  imwntfUa»  na» 

77)  Tacit.  Ann.  VI,  45.  (Tiberius)  Ne  pubiiee  quiäom  nüi  duo 
opera  ttruwfi,  templum  Augmto  et  seenam  Pompeiani  theatri:  eaquo 
perfecta  contemptu  ambitionie  an  per  eeneetutem  kaud  dedieavit.  Da- 
gegen Sueton.  Tib.  47.  quae  sola  tusceperat,  j4ugU9ti  templum 
rtetitutionemque  Pompeiani  theatri  imperfecta  pott  tot  annos  reli- 
quit.  Cal.  21.  Opera  eub  Tiberio  semiperfecta ,  templum  Augueti 
theatrumque  Pompeii  absolvit.  Dio  Gass.  LVI,  46.  LVII,  10.  L1X,7. 

78)  Das  scheint  auch  in  Dio  Cassios  Worten  zn  liefen,  LVI, 
46.  xal  avTif  iV  we  TJ*Puftif  VQ^^t  yfijtpto&iv  pfv  vno  %iQ  yei^ovolag, 
otaoSo^tf&iv  Si  vno  r«  rfc  Jiiovtag  xoi  t^b  rov  I^ße^iov,  hroii^&rf,  nai 
aJÜio^$  noUmxo&t.  Es  ist  eben  so  weaif  nüthiff ,  den  San  der  Livia 
und  den  des  Tiberias  anf  einen  Tempel  ev  beziehen,  als  die  Worte 
fluUo^«  noUaz^^*  Snunaatiseh  »it  V9V^  insammeastimmen. 


431 

Anlage  aaf  dem  Palatin  aber  macht  besonders  der  Umstand  be- 
denklich, dass  Caligola  ihn  gewis8erma3sen  als  Pfeiler  für  seine 
Bracke  nach  dem  Cäpitole  benutzte.  Sueton.  Calig.  22. 
9uper  teny»bim  DM  Augusii  pante  transmüso  Palaiium  Cor 
piioliumque  conntnant.  Dadurch  ist  wenigstens  der  Gedanke, 
dass  er  auf  der  Höhe  gelegen  haben  könne,  ganz  ausgeschlos- 
sen JT*) ;  aber  auch  selbst  der  Abhang  des  Berges  scheint  keine 
passende  Stelle  zu  geben:  man  wurde  ihn  in  der  Tiefe  zwi- 
schen Capitol  und  Palatin  erwarten. 

Von  Caligula^s  Erweiterung  des  kaiserlichen  Palastes 
ist  uns  wenig  bekannt,  obgleich  sie  sehr  umfassend  gewesen 
sein  soll  ^).  Wir  erfahren  nur,  was  schon  erwähnt  worden, 
dass  er  die  Gebäude  des  Palatin  bis  an  den  Castortempel  ror- 
schob  (S.  209.)»  dass  durch  ihn  die  Scalae  Caii  angelegt 
und  jene  Brücke,  die  in. keinem  Falle  lange  gestanden  haben 
wird,  gebaut  wurde.  Ausserdem  ist  so  viel  gewiss ,  dass  in 
dieser  Zeit  noch  mehrere  ansehnliche  Privathäuser,  namentlich 
auf  der  nordöstlichen  Seite,  standen  *') ,  und  es  scheinen  die 
kaiserlichen  Anlagen  sich  mehr  nach  dem  Circus  hin  gewendet 
zu  haben ^*).  —  Erst  Nero^s  ungeheuere  Anlagen  nahmen, 


879)  Freilich  bat  ihn  Canina,  Indic.  topogr.  p.  260.  so  anoeh- 
men/müsseD,  da  er  dea  capitoliDischen  Tempel  aaf  die  Höbe  von  Ära- 
cell  setzt«  So  müsste  denn  die  Brücke  über  das  Forum  gegaagea 
sein  und  da  ist  freilieb  keia  Platz  fdr  ein  Templnm  Aagnsti.  Aber  Ca- 
ligula's  Brücke  war  sieber  über  die  Basilica  Inlia  i^efohrt  (Aam.  637.). 
JDas  ergiebt  sieb  am  deutlichsteo  aus  loseph.  Aotiq.  lad.  XIX,  1, 
11.  wo  von   der   Verscbwöruoy  gegen  Galigala   die  Rede  ist:  ttpAja^ 

TfXovfitvaf  vTib  Tov  JTcubv  naoijv  TiolXaxis  xcuoos  nal  vni(f  ztff  ßa» 
ailtn^ g  laxafA^vov  «cd  Blutig  y^vo^ v  noX  a^yv^iov  xi^fj^ta  d^a^f 
movyta  waai  xarcr  lutpakrjg  *  vtffijMV  3i  iar*  t6  aviyog  eig  rijv  ayo^itr 
ifiQov.    Vgl.  Piale,  della  BasUiea  Giulia»  p.  17. 

80)  Plin.  XXXVI,  15.  n.  111.  Bu  vidimus  urbem  totam  cini^ 
domtbus  principum  Caii  et  Neronis. 

81)  Es  siad  die  oben  (S.  4:^4.)  erwähnten  Hiuser^  welche  noch  in 
Asconins  and  Plinins  Zeit  bis  aof  Nero  standen.  Vgl.  Sachse,  Geseh, 
d.  SL  R,  II.  S.  28. 

82)  Hier  war  wahrscheinlich  die  von  losepbas  (Anm.  873.)  er-' 
wähnte  domtu  Germanioi,  und  ausserdem  wird  entschieden  ober  dem 
Cirens  eine  domus  Gelotiana  genannt.  Saeton.  Gal.  18.  CommiHt 
9t  subitos  (Gircenses) ,  cum  e  Geiotiana  apparatum  Cirei  proipiettn- 
iem  pauei  ex  proximi9  nutentanU  postuiassent,  Dass  es  ein  Theil  des 
kaiaeriichea  Paiastei  war,  lehrt  die  lasehrift  bei  Grat.  DXCVIII,  7. 


^•' 


4S2 

wie  es  seheint»  schon  vor  dem  Brande  allen  Prirathesils  aof 
dem  Palatin  in  Ansprach  *^^).  Es  sind  aber  zwei  verschiedene 
Paläste  Nero^s  zu  unterscheiden.  Der  erste,  die  Domas 
transitoria,  hatte  wahrscheinlich  ziemlich  dieselbe  Ausdeh- 
nungi  wie  der  spätere,  der  nur  mit  viel  grösserer  Pracht  auf- 
geführt wurde.  Die  Anlage  reichte  vom  Palatin  hinüber  auf 
die  Esquilien,  wo  sie  sich  den  (kaiserlichen)  Gärteh  des  Mae- 
cenas,  am  Walle  des  Servius,*anschloss  **).  Die  Gebäude  des 
Palatin  wurden  darauf  durch  den  Brand  gänzlich  zerstört'' ) 
und  nun  begann  mit  rasender  Verschwendung  der  Bau  der  Do- 
mus  aurea,  welche  den  Palatin  und  die  Velia,  das  Thal  des 
Golosseum  und  die  Höhe  der  ütusthermen,  bis  in  die  Nähe  des 
esquilinischen  Thors  umfasste  und  nicht  nur  von  der  Sacra  via, 
sondern  ohne  Zweifel  von  mehreren  Strassen  durchschnitten 
wurde,  lieber  den  Palast  auf  dem  Palatin  selbst  erfahren  wir 
wenig,  als  dass  die  einzelnen  Abtheilungen  ihre  früheren  Na- 
men behielten.  Wo  Hadrian  den  Tempel  der  Venus  und  Roma 
erbauete,  war  das  Atrium  des  Palastes,  in  dem  Thale  des 
Golosseum  dieStagnaNeronis  ein  von  reichen  Gebäuden 
umgebeuer  Weiher;  an  der  Stelle  der  Titusthermen  und  wei- 
terbin weitläufige  Parkanlagen  *^).    Vollendet  wurde  der  Bau 


8YMPH0R0.  TfiSSBRAiaO.   SER.  CAESARI8.  DB.  DOMO.  G£LO- 
TIANA. 

883)  Wenigstens  ist  ein  längeres  Bestehen  der  PrivathMoser  nicht 
EU  erweisen.  Plin.  XVK,  1.  spricht  narvon  den  Lotosbüamen,  welebe 
in  dem  Hause  des  L.  Crassos  gestanden  hatten.  Sie  gingen  erüt  dnreh 
den  Brand  verloren,  aber  von  dem  Hanse  wird  das  nieht  gesagt. 

84)  Sneton.  Ner.  31.  Domum  a  Palatio  Etquilias  usque/ecit. 
Quam  primo  Transitoriam,  mox  ineendio  abtumtam  restitutam- 
que  Auream  nominavit.  Vgl.  Plin.  XXXVI,  !22,  46.  nnd  d.  folg. 
Anm. 

85)  T  a ei t.  A n  n.  XV,  39.  Eo  in  tempore  Nero,  Antii  offene,  non 
ante  in  Urbem  regrettue  est,  quam  domui  eius^  qua  Palatium  et  Mae- 
eenatis  hortos  eontinuaverat,  ignis  propinquaret.  Neque  tarnen  sieti 
potuit,  quin  et  Palatium  et  domus,  et  euneta  circum  haurirentur. 

86)  Eine  nähere  Beschreibung  gehört  nicht  hieber.  Klassische 
Stellen  darüber  sind  Sneton  a.  a.  O.  yeetibulum  eius  Juit,  in  quo 
eoloMtUM  (Anm.  341.)  CXX  pedum  etaret  ipHue  ^ffigie.  tania  laxitas 
utportieuM  tripUeet  miiiiaria*  haberet;  item  etagnum  maris  instar 
eireumseptum  aed\fteiis  ad  urbium  speeienu  Rura  insuper  arvis  atqum 
vinetis  et  paseuis  silvisque  varia  cum  multituäine  omnis  generis  pe- 
€udum  aeferarum.    In  eaeteris  partibus  ^euneia  auro  Uta ,  distineta 


43J    

dareh  Nero  nicht«  daher  Otho  eine  grosse  Somme  zur  weite- 
reu  Aosfcihrang  bewilligtet^') ;  aber  natürlich  konnte  während 
der  kurzen  Dauer  seiner  Herrschaft  nichts  erhebliches  gesche- 
hen, und  weniger  noch  dachte  Vi  teil  ins  daran,  obgleich 
ihm  der  Bau  Nero^s  noch  nicht  einmal  genügte  ^*).  —  Als 
Vespasian  zur  Regierung  gekommen  war,  beschränkte  er 
den  kaiserlichen  Palast  wieder  auf  den  Palatin  und  wandelte 
alle  über  diesen  hinausreichenden  Tbeiie  der  Aurea  domus  in 
grosse  gemeinnützige  Anlagen  um ,  oder  überliess  den  Raum 
an  Privatleute ;  der  Palast  selbst  aber  erhielt  seine  Vollendung 
erst  durch  Domitian  oder  noch  später.  Topographisches  In- 
teresse haben  indessen  die  Nachrichten  über  Domitians 
Baue  wenig:  sie  sprechen  fast  nur  von  der  Pracht,  die  daran 
verschwendet  war,  oder  von  einzelnen  Sälen,  Bädern,  Diäten, 
die  als  Theile  des  Ganzen  weder  örtlich  bestimmbar  noch  wich- 
tig sind  ••).  —  Was  durch  Traja  n  geschehen  sein  möge,  ist 


gemmü  unionumque  eonehU  erant,  Coenationes  laqueatae  tahuUs 
eburneü  versatilibus,  ut  fiorts  JUtulü ,  ut  unguenta  desuper  tparge^ 
rentur.  Praecipua  coenalionum  rolunda ,  quae  perpetuo  diebus  ac 
noctibus  vice  mundi  ntreumagcretur :  balineae  marinü  et  albulis 
fluentes  aquis,  Eiutmodi  domum  cum  absolutam  dedicaret^  hacteniu 
comprobavU,  ut  te  diceret  quasi  hominem  tandetn  habitare  coepisse. 
uad  Mart.  Spect.  2. 

Hie  ubi  sidereuM  propius  videt  tutra  colossue 

•    Et  erescunt  media  pegmata  celsa  via^ 
Invidiosa  feri  radiabant  alria  regis, 

Ufiaque  iam  tota  stabat  in  urbe  domus» 
Hie,  ubi  eonspicui  venerabilis  amphitheatri 

Erigiiur  moles,  stagna  Neronis  erant. 
Hte  ubi  miramur  veloeia  munera,  thermas, 
jibstulerat  miseris  tecta  superbus  ager, 
Claudia  diffusas  ubi  portieus  explicat  umbrasy 
Ultima  pars  aulae  dti/tcientis  erat. 
Leider  ist  voo  einer  Portieus  Claudia  oiehU  bekannt.    VirL  Ta- 
cil.  Ann.  XV,  42.     Saehse,  Geseh.  d.  St.  R.  II.  S.  35  ff.    Piale, 
Helle  Terme  Traiane,  della  domus  aurea  di  Ncrone,  e  della  Titi  do- 
mus. Korn.  1832  (1827). 

887)  Suet.  Oth.  7.  Nee  quidquam  prius  pro  potestate  subserü 
psitf  quam  quingenties  HS  ad  peragendam  Auream  domum. 

88^  Dio  Cas g.  LXV,  4.  or»  ov9k  rp  oixltf  ttj  tw  NiQmvot  tj} 
XQvo^  ijifiuiTo,  äU,a  —  Tjxtäxo  avtov,  naxiSg  ts  <}xti9tivcu  tuü  muv^  oXtyn 
ttal  ran^vp  xsxQ^a&a&  Uyutv.  *  * 

^  89)  Platareh.  Popl.  15.  'O  pdvroi '&av/iaaa9  rov  KanntoXlov 
W  nohniUiav,  si  fU4Xp  elSiv  h  otnlq  JofUTtavov  qtow  fj  fiaadue^p,  4j 
paAavsiov  ij  naXhuädiop  Sianav,  ol6v  «W*  ro  Isyopsrov  ^Enixa^fiov  n(f6g 

28 


434    

nicht  bekannt ;  aus  seiner  Zeit  werden  auf  der  Basis  CapitiH 
lina  in  der  Reg.  X  sechs  Vici  genannt:  Padi.  Curiarum*  Far* 
ttmae  Retpicieniü.  Saluiaris.  ApolUnü.  Huutsce  {que)  diei. 
Davon' sind  der  ersle»  vierte  nnd  sechste  ganz  unbeluLnnt. 
Von  dem  letzten  möchte  man  auf  einen  Tempel  der  Fortuna 
schliessen.  Auffällig  ist  übrigens  die  Angabe  der  Chronisten» 
dass  unter  seiner  Regierung  die  domus  aurea  Neranü  durch 
eine  Feuersbrunst  vernichtet  worden  sei  ^*°).  Bekannt  dagegen 
ist  es,  dass  bei  dem  Brande  des  Friedenstempels  unter  Com- 
modus  auch  das  Palatium  von  den  Flammen  ergriffen  wurde; 
wie  weit  damals  die  Verheerung  reichte,  wird  nicht  genauer 
angegeben;  doch  scheint  der  Schade  allerdings  beträchtlich 
gewesen  zu  sein'^).  —  An  der  Südspitze  des  Palatin  führte 
Seplimius  Severus  sein  Septizonium  auf,  ein  Bau, 
von  dem  noch  gegen  das  Ende  des  16.  Jhdts.  zwar  Verhältnisse 
Bässig  geringe,  aber  immer  noch  ansehnliche  Ueberreste  stan« 
den,  bis  Sixtus  V.  sie  zerstören  und  die  Säulen  nach  dem  Va- 
tican  bringen  liess  ^^).    Aber  trotz  der  uns  mehrfach  durch 


tiv  aawTW  „Ov  tpddv&^amos  xv  ^  M  *  t%ut  voaov*  %alQti9  MovC'** 
T0COVTOV  St»  rt  irpoff  JofierMriip  ilnttv  itfotix^^  •  Ov%  evaeß^s  oiSi  ipiX6^ 
T&fios  rv  Y  iaci'  fx'^  voaov*  xiä^m  outodofiwv,^  woraus  sieh  nicht  ein- 
mal mit  Sicherheit  auf  eioe  besonders  zn  unterscheidende  Demos  Do- 
mitiani  schliessen  lässt.  Andere  Lobpreisnni^en  finden  sich  wiederholt 
bei  Martial  und  Statins.  Vgl.  auch  Plin.  XXXVI,  5.  n.  38.  und 
lal.  Gap.  Pert.  11.,  wo  ein  Theil  einer  Halle  Sieilia,  ein  Speisesaal 
Coeitafto /ov£t  ^nannt  wird. —  Aneh  wo  die  von  Philost  r.  Vit. 
Apollo n.  Tyan.  VII,  32.  erwSbnten  AdonisgrSrten,  Adonaea,  ge- 
wesen, ist  sehr  angewiss ;  indessen  giebt  von  dieser  Anlage  das  Frag- 
ment des  capitolinisehen  Plans  mit  der  Inschrift  DONAEA  (Bellori. 
t.  XI.)  einigermassen  eine  Vorstellung. 

890)  Gros.  VII,  12.  bezeichnet  es  als  göttliche  Strafe  für  die  Ghri- 
gtenverfolgungen :  Ferumtamen  eontinuo  Romae  aurea  domus  a  JVe- 
rane  totü  privatü  pubh'eisque  rebus  impensis  eondita  repentino  eon- 
ßagravit  ineendio,  ut  intelligeretur  missa  etiam  ah  aliis  perseeuUo 
in  ipsius  potissime  tnonumentiSj  a  quo  primutn  exorta  esset,  atque 
in  ipso  auetore  puniri,  Hieron.  p.  447  Rone.  (J.  105  n.  Chr.)  giebt 
den  Brand  noch  vor  der  Verfolgung  an.  ^ 

91)  Dio  Ca  SS.  LXXII,  24.  IV  re  t6  nMxtov  iittw^tof^hf  s«»- 
^l&9  {^  nv^)  lud  noklk  naw  avxov  naxinava^v^  &ovs  naX  r«  y^fifiava 
%a  rn  AoxS  isoo&inovra  oifyev  isZy  ndrra  o^o^yo«.  Vgl.  Oros.  VII, 
16.  Herod.  I,  14. 

92)  Abbildungen  der  Ruine  geben  Du  P^rae.  tav.  IX  Gamuc- 
e  i ,  Antich.  di  Roma,  p.  83.  Spekulum  Row^  «M^rfti^e.  t*  45.  Ung«* 
BÜgeader  bei  Mariiani,  bonati,  Veauti. 


435 

UUttche  Darstdltuig  dieser  Reste  gewordenen  Uekeriieferong 
ist  doeli  über  die  waiire  Beachaffenheil  des  Gebäudes  und  mehr 
noch  über  den  Namen«  der  übrigens  viel  älter  bt  ab  Sevems, 
durchaus  nicht  zur  Klarheit  zu  kommen  *^^)^  und  es  hat  daher 
für  uns  eben  auch  nicht  mehr  Bedeutung  als  andere  in  ähnli* 
eher  nnbestimmler  Weise  genannte  Gebäude  des  Palatin.  — 
Die  letzten  Kaiseri  welche  im  Bereiche  der  Kaiserpaläste  sel^ 
ständige  Baue  unternahmen«  waren  Ela gab al  und  Alexan- 
der Severus*  Ersterer  weihete  den  Tempel  des  Helioga- 
balus  ^)  und   richtete  ein   öf entliches  Bad ,  einen  Ort  der 


893)  Severus  beabsichtifte ,  wSe  es  beisst,  bier  den  HaapteiogaD^ 
znm  Palatiam  cu  macbeo.     Spart.  Sev.  tA.   Quttm  Septfsonium  fa-' 
oerei,  niAil  aliud  cogiUsvU  ^    qimm  ut  em  jiftiea  venientibut  suum 
opus  oecurreret;   et  niii  absente  eo  per  praefeetum   urbü  medium 
eimulacrum  eiue  esset  ioeatum,  aditum  Paiatinis  aedihus ,  id  est  re- 
gium  atrium  ab  ea  parte  /acere  voluisse  perhibetur,  quod  etiam  poet 
Alexander  quum.  teilet  facere^  ab  aruspicibus  dicilur  esse  prohibituSj 
quum  Jkoe  seistitaius  non  Utasset,    V^.  c.  19.  Aieroo.  t.  I.  p.  469. 
Cassiod.  Cbroo.  t.  li.  p.  206.  Gatai.  imp.  Vieon.  p.  244  Rone. 
Ob  aber  der  Ort  dea  Namen  erst  durch  diesen  Bau  erhielt,  oder  schon 
Mber  bier  ein  Septizoniam  war,  Ut  zweifelbart.    Von  Titas  sagt  Sue- 
1 0  n.  e.  2.  Natus  est  —  prape  Septizonium^  sardidis  aedibus  etc.  Wo 
dieses  i^ewesen,  Ist  ganz  nnbekannt,  nnd  nnr  falsche  Folgemngen  ha- 
ben es  in  die  dritte  Region  gebraebt;   so   daas  die  MSglicbfceit  niebt 
ansgeseblossen  wird,   Sevems    habe   nur  an  dem  schon  früher  so  go- 
nannten  Orte  einen  neuen  Bau  anfgefohrt.     Was  nnn  aber  den  Namen 
anlangt,   so  bat  man  daraus  ganz  irrig  gefolgert,   das  Gebäude  habe 
sieben  StociLwerke  und  demnach   sieben  Reihen  Säalen  über  einander 
gehabt,   woraus   sieb   die   seltsamsten  Restaurationen  ergeben    haben. 
Es  scheint  gewiss,  dass  nie  mehr  als  drei  Reihen  SSnlen  waren,  wie 
si'e  noch  die  Ruine  zeigte.    Was  aber  der  Name  bedeute,  darüber  fin- 
det sich   keine  Andeutung.     Bei  Ammian.   Marc.  XV,  7.   beisst  es 
Septiemxodium ,   und  SepOzodium  haben   aueh  die  Handachriften   des 
Hieronymus.  Die  Verstümmelungen  im  Mittelalter,  SeptisoUvm,  Septem 
soUa,  Septm  eaÜs,  Septodium^  verwirren  nnr  noch  mehr.  Bs  ist  selbst 
die  Frage,    ob  der  vom   Anonymus  von  Einsiedln   und  Anderen  eben 
bier  genannte  Name  einer  Strasse,  Septem  viae,  nicht  nueh   darauf 
zu  bezieben  ist*    Vgl.  besonders  Nibby's  lehrreiche  Anmerkung  z« 
Nnrdini.  III.  n.  207  IT.,  wo  die  Geaebiebte  des  GeSlades  im  Mittel- 
alter genno  verfolgt  wird.  •—  Oft  damit  verwechselt,  aber  ganz  davon 
zu  untersebeiden  ist  daa  Grabmal  dea  Severus,  von  dem  Spart.  Get. 
7.  sagt :  Jllatusque  (Geta)  est  maiarum  sepulero,  hoe  est  Severi,  quod 
9st  in  Appia  via  ountikus  ad  portam  desstrum,  speeie  Septizonii  ex- 
etruetum,  quod  eibi  iUe  vivus  orua^erat.  — *>    Aach  ein  Stuck  des  ea- 
pUoUnisebea  Plaas  (Beliori.  t.  XIX.)  bat  man  auf  den  Cireus  Mazl- 
mns  und  daa  Septizoatam  bezogen  $  aber  der  Gnuidrlss  entspricht  den 
Abbildungen  der  Beste  darchans  nicht. 

94)  Lamprid.    Heliog.  3.    Ueliogabalum  in  Palatino  monte 
iusBta  aedes  imperaiarias  ooMsoermoit  oiqua  tompUtm  /eoit,  vgl.  eap.  I. 

28* 


436    

Schande  ein  ^^^);  beide  sind  topographisch  nicht  besümmbar. 
Ausserdem  wird  auch  erwähnt,  dass  er  die  Strassen  des  Pala* 
tin  mit  Porphyr  und  Verde  antico  pHastem  liess,  wiewohl  das 
auch  eine  Verwechselung  sein  kann ;  denn  von  Alexander  wird 
dasselbe' berichtet"^).  —  Von  Letzterem  sind  nur  die  zu  sei- 
ner Mutter,  der  lulia  Mammaea,  Ehre  erbaueten  und 
nach  ihr  benannten  Diaetae^^)  bekannt,  welche  später  in 
der  Volkssprache  adMammam  hiessen.  —  Nach  dieser  Zeit 
ist  das  Interesse  am  Palatin  mehr  und  mehr  gesunken  und  er 
ist  eigentlich  nie  wieder  dauernde  Residenz  gewesen,  nur  dass 
Alaxentius  während  der  kurzen  Zeit  seiner  Usurpation  ihn 
bewohnt  zu  haben  scheint  und  selbst  Thermen  daselbst  ange- 
legt haben  soll  ^^).  Es  ist  natürlich,*  dass  bei  den  Eroberungs- 
zügen der  germanischen  Völker  die  kaiserlichen  Paläste  vor- 
züglich heimgesucht  wurden ;  aber  die  Sieger  hatten  doch  nicht 
sowohl  Zerstörung  als  Plünderung  im  Auge,  und  so  kann  das 
Ganze  in  der  Hauptsache  sich  noch  lange  erhalten  haben. 

VonderVelia  nebst  der  Summa  Sacra  via  und  ih- 
ren der  frühesten  Zeit  angehörenden  Denkmälern,  dem  Sacel- 
lum  Lnrum,  der  Aedes  Penatium,  der  Ära  Orbo- 
nae,  ist  schon  gehandelt  worden.  Grössere  Gebäude  werden 
hier  bis  auf  Nero  nicht  genannt  und  vielleicht  war  selbst  die 
Höhe  vom  Titusbogen  östlich  ein  Verkaufsplatz.  Vgl.  Anm. 
351.  Aber  nach  Nero  sah  die  Vclia  mehrere  Anlagen  entste- 


Anr.  Vict.  Gaes.  !^3.  Tgl.  Herod.  V,  5.  Hieron.  I.  p.  471.  Gas- 
si od.  GhroD.  II.  p.  !208  Rodc. 

895)  L  a  m  p  r.  c.  8.  Lavaertim  publicum  in  aedibus  aulicü  feeit, 
timul  et  palam  populo  exhibuit  etc. 

96)  L a m p  r.  Hei.  24.  Stravit  et  saxis  Lacedaemontie  ae  por- 
phyreticis  plaleas  in  Palatio,  quas  j4ntoninianai  vofiavit.  quae  säxa 
usque  ad  notträm  memoriam  manterunt,  sed  nuper  eruta  et  exsecta 
sunt.  Alex.  25.  /4lexandrinum  opus  marmorii  de  duobus  marmori' 
kusy  hoc  ett  porphyretico  et  Lacedaemonio  primus  imtituit,  Palatio 
exomato  hoe  genere  marmorandi, 

97)  L  am pr.  Alex.  26.  In  matrem  Mammaeam  uniee piu$ ßtit, 
ita  ut  Romae  in  Palatio  faceret  diaetas  nomine  Mammaeae,  qua* 
imperitum  vulgus  hodie  ad  Mammam  voeant.  Eine  Diaeta  ist  eine 
isolirte  kleioe  Wohonag,  gewöhnlich  in  Parkanlagen:  etwa  wie  ein 
römisches  Casino  oder  ein  Pavillon.  S.  bes.  PI  in.  epist.  II,  17. 
V,  6. 

98)  Gatal.  imp.  Vieon.  t.  II.  p.  248  Rone. 


437    

heu,  ^0  unstreitig  zu  den  prächtigsten  Roms  gehljrten.  Ves- 
pasian  erbaaete  nach  dem  Triumphe  über  Jerusalem  ein  Tem- 
plumPacis  ^*^) ;  zwar  wohl  nicht  auf  der  Velia  selbst,  aber 
doch  unmittelbar  daran.  Es  war  nicht  ein  einzelner  frei  ste- 
hender Tempel,  sondern  es  gehörte  dazu  ein  tifi^voß  und  n^ 
QtßoXog  9  d.  h.  er  stand  auf  einer  area  septa^  und  das  Ganze 
glich  also  völlig  einem  Forum,  wie  das  lulium  oder  Augustum, 
nur  dass  ihm  diese  Bestimmung  nicht  gegeben  war  ^o^).  Der 
Tempel  war  mit  der  äussersten  Pracht  erbaut,  mit  den  herr- 
lichsten Kunstwerken,  wozu  Nero's  Palast  hatte  beisteuern 
müssen,  und  kostbaren  Weihgeschenken  ausgestattet,  unter 
denen  sich  auch  die  jüdischen  Tempelschätze  befanden  ^) ;  end- 
lich war  dabei  auch  eine  Bibliothek  *).  Kein  Wunder  also,  dass 
er  zu  den  ersten  Sehenswürdigkeiten  Roms  gerechnet  wurde 
und  dass  die  vierte  Region ,  Sacra  via,  ihren  Namen  ver- 
änderte und  nunmehr  Templum  Pacis  hiess,  wie  selbst  das 
olBcielle  Yerzeichniss  hat. 

Ueber  die  Steile  aber,  wo  sich  der  Tempel  befunden  habe, 
ist  in  neuerer  Zeit  heftiger  Streit  gewesen.  Aus  den  alten 
Schriftstellern  geht  nicht  viel  mehr  hervor ,  als  dass  er  ganz 


891))  los  eph.  Bell.  Ind.  Vif,  5,  7.  Mera  Si  rovg  &QMfißoy9  wü 
n^  ßsßaiorattiv  rije  ^PwfMiiiav  ^ysuovlai  naraaraatv  Ohsonaotavoe  l'yvm 
TifASvof  Etai^vTjQ  naraanevaifat,  Dio  Cass.  LXVI^  15.  Suet.  Vesp. 
9.  Anr.  Vict.  Caes.  9. 

900)  Es  ergiebt  sich  das  aus  den  sogleich  aDzaführeadeD  Stilen, 
welche  theils  von  dem  Brande  sprechen ,  theils  geradezu  ein  Forum 
Pacis  nennen. 

1)  loseph.  a.  a.  0.  raxv  8^  S^  fiaXa  %al  nwtjQ  av&Qotniyni 
ntQkirtov  enivolae  iziXBi^liuzo.  J'y  ya^  ix  lov  nXovjov  x^9V7^^  ftaifjMvlt^ 
XQfioafi£voe,  tri  ncal  rote  ttmaXai  tutrvj^ojfiivoie  y^aw^s  ta  xa*  nXaoTutoie 
l'^yoi£  avTO  xaTtxoa/tTjae  *  ndvra  yä(j  €tg  intivov  tov  vttuv  avv^r&tj  lecU 
naxixi^ ,  Si  mv  tt,v  d'iav  avd'Qvmot  7T(f6za^ov  ne^l  naaav  tnXaviuvro 
T^v  oltcovfiii^v  — .  uivl&i^xc  dt  ivzav&a  xai  ra  ix  tov  u^ov  twv  *Jov' 
Baimv  x(}vaä  xazaaxivaafiaxa^  offtvvpofievog  in  avzois.  PI  in.  XXXIV^ 
8.  n.  84.  Atque  ex  omnibus,  quae  retuli,  clarissima  quaeque  tarn  sunt 
dicata  a  Fespasiano  Principe  in  templo  Pacis  aliisque  eius  operibus, 
violeniia  Neronis  in  Urbem  convecta  et  in  sellariis  domus  aureae  dis- 
posita*  Vgl.  XXXVI,  15,  24.^  wo  der  Tempel  unter  die  pulcherrima 
operum,  quae  unquam  vidit  orbis,  gerechnet  wird,  und  Herodian. 
I,  14.  fi^yiarov  xoei  xdkkiozov  ytvofitvoy  rcuv  iv  rj  noXsi  i'^wv.  nlov^ 
Qmzazov  dt  ifV  navrtov  Uq6»v,  Pausan.  VI,  9,  1. 

%)  Gell.  V,21,  9.  XVI,  8,  IJ, 


438    

nahe  dem  Fonnn  und  der  Sacra  via  lag  *^*),  tmd  die  mittelailer« 
liehen  Traditionen  geben  ihn  hinter  SS*  Cosma  e  Damiano 
an  ^)»  Dadurch  haben  sich  denn  alle  Topographen  Ton  Poggio 
bis  auf  Fea  bestimmen  lassen ,  die  colossale^  drei  grosse  Bogen 
und  andere  bedeutende  Reste  zeigende  Raine,  welche  neben 
der  genannten  Kirche  nach  S.  Maria  nuoTa  (S«  Francesca)  hia 
steht,  für  diesen  Friedenstempel  zu  halten*  Piranesi  war 
der  Erste,  der  sich  in  seiner  Weise  ohne  erhebliche  Grunde 
dagegen  erklärte  und ,  lächerlich  genug ,  die  Ruine  fiir  das  Ta» 
blinum  der  Domus  aurea  ausgab.  Verständiger  und  gründlicher 
führte  Nibby  denBeweis,  dass  sie  der  Basilica  Constan"» 
tiniana  angehören  müsse,  dagegen  der  Friedenslempel  nick» 
wärts  nach  dem  Forum  Nervae  hin  gewesen  sei.  Allein  er 
fand  an  Fea  einen  heftigen  Gegner  und  anch  Andere  behaup- 
teten die  Richtigkeit  der  alten  Meinung*),  bis  endlich  doch 
die  Wahrheit  Anerkennung  gefunden  hat.  • —  Das  Hauptargo« 
ment  haben  die  Gegner  Nibby^s  daher  entnommen,  dass  in  den 
Mauern  der  Ruine  sich  Ziegel  gefunden  haben,  auf  deren  Stem- 
pel ^^äitaa  Domitianae  genannt  sind*),  und  es  soll  diess  als 


903)  SuetoD.  Vesp.  9.  FeeU  et  nova  opera:  templum  Pae£g 
foro  proximum,  Wegeo  der  Sacra  via  8.  Anm.  34?.  Eioe  wichtij^e 
Stalle  Martiali  wird  weiterbin  geltead  gemacbt  werden. 

4)  M  a  r  t.  P  o  1  o  n.  It^m  retro  S»  CostBatn  Juit  i^mplum  Paeit^ 
Hirab.  Korn.  p.i94  Mimif.od.Effem.  Utt,  I.  p.  385.  taneli  Cotmatu 
eeclegtOy  quae  fuit  templum  Atyli.  retro  Juit  templum  Paeis  et  La^ 
tonae, 

5)  Nibby,  della  Fia  tacra  {For.  Rom.)  p.  189  IT.  Fes  bat  aicli 
dorcb  seine  ungezosene  Gesenscbrift:  La  hasilica  di  Coslantino  tban^ 
dita  della  Fia  taera.  Rom.  1819.  ein  scblechles  Denkmal  gesetzt,  zu- 
mal da  er  überall  im  Unrechte  ist.  Br  hatte  Traber  die  Ruine  für  den 
Tempel,  erklärt:  Prodromo  dt  nuow  oteerüasioni  etc.  Rom.  1816. 
p.  34  8. ;  vielleicbt  aucb  noch  in  einer  anderen,  mir  nicht  bekannt  ge« 
wordenen  Schrift.  Ruhiger,  aber  ohne  allen  Brfols  suchte  die  alte 
Meinung  aufrecht  zu  erhalten  Nie.  R a 1 1 i ,  Sü  le  rovine  del  iempio 
della  Paee.  Rom.  18M.  Bunsen,  Besehr,  d,  St.  R.  111  A.  S.  991  IT. 
stimmt  in  so  fern  Nibby  bei, 'als  er  die  Ruine  für  die  Basilica  erkennt; 
aber  er  nimmt  an ,  auf  derselben  Stelle  habe  fHiher  der  nach  dem 
Brande  nicht  wieder  erbauete  Tempel  gelegen,  was  entschieden  un- 
richtig ist  Das  einzig  Richtige  bat  dieses  Mal  Canina  getroffen. 
Indicaz.  topogr.  p.  81.  Seine  Ansicht  soll  hier  ihre  festere  Begrin- 
dnng  luden. 

6)  Fea  a.  a.  0.  p.  7.  EX  FIG.  DOMITIANIS  MINOR.  —  OPVS 
DOLIAR  EX  PRAED.  DDNN.  Solche  Stempel  sind  nicht  selten.  Be- 
sondere Erwähnung  verdienen :  OP.  D.  KX.  PR.  AV6.  N.  FL.  DOMI- 


—    499    

Beweis  gelten,  Anas  das  Gebäude  von  den  FlaTiem  aafgefShrt 
sei,  wir  also  noch  die  Raine  des  von  Vespasian  erbauten  Fri^. 
denstempels  ror  ans  hätten.  Es  ist  aber  dagegen  sehr  richtig 
bemerkt  worden,  dass  erstlich  solche  Stempel,  wenn  ihre  Zeit 
anch  ganz  ausser  Zweifel  ist,  doch  nur  beweisen  können,  dass 
der  Baa  nicht  älter  sein  kann ;  dass  aber  ja  doch  sehr  häufig 
das  Material  früherer  Gebäude  zur  Aufführung  neuer  verwen- 
det wurde;  dass  ferner  ii,t  figlmae  Domüianae  eben  so  gut 
und  noch  wahrscheinlicher  von  einer /amüia  DamMa  benannt 
sein  können,  als  von  Domitian ;  endlich  dass  die  auf  dem  Stem- 
pel sich  findende  Bezeichnung  der  Herrscher  durch  DD.  NN, 
(dominorum  nostrorum)  erst  gegen  das  dritte  Jahrhundert  ge- 
bräuchlich werde.  Allein  am  besten  widerlegt  sich  die  aus 
dieser  Inschrift  gezogene  Folgerung  durch  die  Dedication  des 
Tempels.  Sie  erfolgte  schon  im  sechsten  Jahre  der  Regierung 
Vespasians  '^'),  und  folglich  in  einer  Zeit,  wo  der  kaiserlichen 
Familie  gehörige  Güter  nimmermehr  den  Namen  praedia  Da- 
mitiana,  sondern  nur  Flaviana  führen  konnten.  Begreiflicher- 
weise konnte  der  erstere  Name,  der  nicht  der  Familie  ange- 
hört, erst  eintreten,  als  Domitian  Herrscher  und  alleiniger 
Besitzer  worden  war,  und  damit  stimmt  wieder  der  Zusatz, 
dominorum  nostrorum  nicht  überein.  Ueberhaupt  haben  diese 
Stempel  gar  nichts  mit  Domitian  gemein.     Die  praedia  Domi- 


TIANAS  MAIORES.  Hier  hat  mao  die  Bachstaben  FL.  durch  Flavias 
erklärt,  während  sicher  flg^iiaae  darin  lieren  Boss.  Zwar  wird  aach 
ein  Stempel  angefahrt:  OP  D  EX  P  AVG  N.  FL  DOMITIANAS  CAL- 
PYRNI,  and  natürlich  hat  man  erklärt :  Opus  doliare  ex  ßglinü  Au^ 
gusti  nostri  Flavias  Domitianat ;  allein  es  ist  jedenfalls  falsch  gelesen 
und  mnss  heissen  EX  P.  AVG.  N.,  da  das  Wort  praedia  nie  fehlt. 
Wenn  übrigens  ein  Stempel  hat:  OPVS  DOLIARE  EX  PRED  DOMI- 
TIANI  AVGV. ,  so  kann,  die  Richtigkeit  vorausgesetzt,  aach  darin 
nichts  anffalleudes  liegen  and  in  keinem  Falle  daher  der  Beweis  ge- 
nommen werden,  dass  alle  jene  Ziegel  aus  Domitians  Zeit  seien.  Ue- 
brigens  gehören  die  drei  letzten  Stempel  keinesweges  der  fraglichen 
Haine,  sondern  ganz  verschiedenen  Gebäaden  an. 

907)  Dio  Ca  SS.  LXVl,  15.  *Enl  Sj  rov  Ovtmraatavov  wtop,  mI 
inl  Tou  Thov  rira^ov  a^%6viu>v  ro  r^s  Eli^vtj9  xlfitvot  na^tegw&ii' 
Es  ist  wohl  möglich,  dass  Domitian  noch  mancherlei  zur  Verschöne- 
rnng  that,  so  dass  Statins  Silv.  IV,  3,  17.  sich  erlanben  konnte  zn 
sagen :  Qui  reddit  CapiMio  Tonantem  Et  Paeem  propria  domo  ro^ 
ponii.  Aber  der  Ban  des  Tempels  selbst  gehört  ganz  Vespasian  an 
lind  ganz  vollendet  sfihUdert  ihn  ja  aach  Plinius.  Anm.  901. 


440    

tianaj  wo  diese  figUnae  waren ,  sind  Guter  der  t^amUia  Do^ 
ffttita,  welche  durch  Nero  in  kaiserlichen  Besitz  kamen  ^^^)  and 
in  demselben  jedenfalls  darch  alle  Zeiten  blieben*  Daher  er^ 
klärt  es  sich,  warum  die  Stempel  bald  AVG.  N.  oder  DN.  AVG^ 
bald  DB.  NN.  zeigen. 

Um  aber  die  Verschiedenheit  derRnine  von  dem  Friedens^ 
tempel  zn  erweisen»  ist  es  zuvörderst  nöthig  die  Frage  zu  er^ 
örtern,  wie  lange  er  bestanden  habe?  Es  ist  bekannt,  dass  er 
kurz  vor  Commodus  Tode  abbrannte  ')  und  niemand  gedenkt 
allerdings  seiner  Wiedererbauung.  Ja  es  wird  auch  der  Tem- 
pel aus  späterer  Zeit  nur  einmal  in  solcher  Weise  erwähnt, 
dass  man  ihn  fiir  wiederhei^estellt  ansehen  möchte  ^<»)$  4enB 
der  Ausdruck,   %i  %ije  EiQ^vijg  nifA^voQ  ^^) ,    ist  allerdings 


908)  Dio  Cass.  LXI,  17.  Ol  uijv  aJÜC  alros  xal  t^v  Jofiixtav  rijy 
xij^ioa  —  iitanixtiivs  (paQfiamo»,  —  »al  Vonsvai  vs  touto  nce^atu  Sta 
TÄ  aniftOTa  airr^i  Tft  iv  Batatii  naX  tp  rft  'Paff*wl9i  ovxa  %,  t.  Jl.  Dtzü 
.  gehörten  aac|i  die  Horti  Domitiani  am  Vatican  a.  A.  —  Was  hingegreD 
den  Titel  0.  N.  (dominus  noster)  anfan^,  so  ist  es  zwar  geerröndet, 
dass  er  erst  im  dritten  Jlidt.  gewöbolich  wird;  aliein  nidHadestoweni- 
ger  hatte  ihn  in  der  That  schon  Domitian  angenommen,  wie  klar  her- 
vorgeht ans  Sneton.  Dom.  13.  aeclamari  etiam  in  amphttheatro 
epulari  die  iibenter  audiit:  Domino  et  Dominae  fe  Heiter  *  und  sa  lieas 
er  seine  Befehle  mit  der  Formel  bekannt  machen:  Dominus  et  deus 
noster  sie  fieri  iubet.    So   giebt    endlieb   den  Titel   eiae  losohrifl: 

SEX.  LICINIVS  PVDENS  LEGIONI$  XXTl.  XL  K,  lANVARIAS.  ANNO 

im  D,  N.  DOMITIANI  CAESARIS  AVGVSTI  GEKMANIGI  AVDI 
MEM.XONEM.  Descript,  de  f  Egypte^  II.  p.  220.  Orcll.  Inscr,  5?1. 
AVG,  N,  findet  sich,  wie  unter  Cumuodus.  so  auch  unter  Hadrian« 
Titeln.  Orell,  5016, 

9)  Dio  Cass.  ^LXXll,  24,    tt?^    t«  virnotq  a(^^lv  «|  olnlai 
T^oj  %al  ets  TÖ  Ei^vaiov  ifintabv  räc  ano^}xaf  tojp  ts  u^tyvnTiwv 
Kalrdir  AQaßlwv  tpo^riiap  imviifiaro'  J'g  re  zojlakatiov  fitrtwf^io&tv 
hi^T^Mre  n,jr.  A.     He«rodian.  1,   14.  ovn  yaq  ofißQov  7r(^ovnäQ!;avT09, 
OVTt  vsjpwv   a^QOiO&ivTwv  t    oeta/iov  Si  öXfyov  Tr^oytrofi/vov  yf/S  ^   etze 
mnpfTOv  vvxrat^  »at6vt%^ivT09  y    «i«   Kai  nvQoe  yro-^fv  ix  rov  a^ofiov 
Sta^QvivTOt  navTO  xyff  Eigi^t^g  zifitvog  »artaJüjf^  %.  z.  A.    Dann  sagt 
er :  KazatpiiSar^di  zo  ttvq  zov  zi  vtwv  %a\  navza  zov  7ri(fifioXov  inert' 
fttf^  xal  rä  nltiaza  zijg  noXewg  «al  xaiXiaza  tQya      (lolcn.  de  com- 
pos.  med.  I,  1.  yixa  za  rijg  Ei(jiJvt^s  zffievog  o7or   txav&tj.     Es  ist    ' 
aonderbar,  dass  die  Chronisten  weder  den  Bau  durch  Vespasian,  noch 
den  Brand   ^nter  Commodus  erwäbnen.     Hieronymus  spricht  nur  vom    . 
Palatium  und  dem  Vestalcmpel. 

10)  Trcb.  Poll.  XXX  tyr.  31.  (Victorina)  Nemo  in  templo  Por 
eis  dieturiu  est,  me  feminas  inter  tyrannos  —  posuisse. 

11)  Galen,   a.  a.  0.  sagt:    «a&   ixaoryv  fffiigav  eh  zo  r^g  SU 
ififvtjg  xi(ievo9  atfutvovfievovy  «a&m  xtü  nffo  zov  xav&^ai  näaip  ify 


441 

eweideutig.  Dagegen  wird  seit  dem  Bude  des  vierten  oder 
dem  Anfange  des  fünften  Jahrhunderts  dieses  xifMvoQ  Forum 
Pacis  oder  Forum  Vespasiani  genannt  *^2),  ein,  wie 
schon  früher  bemerkt  worden  ist,  nach  der  Analogie  der  Fora 
Caesaris,  Nervae,  Augusti,  ganz  passender  Name.  Was  aber 
hauptsächlich  gegen  eine  Wiederherstellung  zu  sprechen 
schien,  ist  eine  Stelle  bei  Procop.  Goth.  IV,  21.  ßoiv  di 
%te  dyiXfj  ie  *Piif*^  vno  %oiTOV  top  ygavop  d/iq>l  deikijp 
wfflav  ii  dygov  ^lisi  did  Tfjß  dyogäs  f^v  q>6gov  ISlfijv^ß 
naXavoi  *Pmfialo$*  ii^%av&a  ydf  mj  6  %fiQElqil}¥ijQvtds 
%BQavv6ßXri%0Q  ferofiei^OG  itt  naXaiov  »9t%ai. 
iov$  di  Tiß  agyata  ngS  %awf;e  dfj  tt^q  dyoQaQ  UQi^Vf],  ual 
ßwQ  inl  vavTniß  yaXuovg  itn^ui,  ^ßidiov,  oJ/iat,  tov  ^A&fi" 
^alov  1^  Avainnov  iQyov,  dyakfiava  ydg  iv  X^Q9 
vot/To»  nokkd  Tovtotv  &ij  %olv  dvigolv  noiij/Aa^ 
%d  iü%iv.  Es  ist  offenbar,  dass  «eirai  nicht,  wie  Fea  will, 
so  viel  sein  kann  als  situm  estj  denn  dann  hätten  die  Worte 
lUQavvoßXriTog  ix  nakatov  yeyo/xeyoe  gar  keine  Bedeutung ; 
viehoaehr  war  der  Tempel  in  Procopius  Zeit  jedenfalls  Ruine. 
Darum  hat  nun  Nibby  angenommen,  er  sei  gar  nie  wieder 
aufgebaut  worden,  und  Niebuhr  findet  den  Grund  darin, 
dass  ein  Tempel,  von  dem  der  höchste  lupiter  durch  den  Blitz- 
strahl Besitz  genommen,  keiner  anderen  Gottheit  wieder  habe 
geweiht  werden  dürfen.  Bunsen  endlich  stimmt  dem  bei, 
lässt  durch  Maxentius  die  Basilica  an  die  Stelle  des  Tempels 
treten,  und  hält  sie  mit  dem  sie  umgebenden  Pflaster  für  das 
Forum  Pacis.  Es  möge  jene  leicht  zu  widerlegende  Behaup- 
tung für  jetzt  dahin  gestellt  bleiben ;  es  sei  nur  erinnert,  dass 
CS  ganz  unerwiesen  ist,  der  Tempel  selbst  sei  unter  Commodus 


l^os  a&Qoi^ead'ai,  Er  hat  freilich  auch,  wo  er  von  dem  Brande  spricht, 
dieselben  Worte  gebraucht. 

912)  Aminian.  Marc.  XVI^  10.  nennt  antcr  den  Prachtgebaaden 
Roms,  welche  Constantias  bewundert,  Urbis  tempium,  forumque  Pa- 
cisy  et  Pompeii  theatrum  etc.  Eben  so  Procop.  Goth.  IV,  21.  (s. 
u.)  und  Marceil  in.  Chron.  t.  H.  p.  277  Rone.  Romae  in  foro  Pa» 
eiM  per  dies  Septem  terra  mugitum  dedit.  Dagegen  Symm.ach.  ep. 
X,  78.  cum  ad  forum  Fespasiani  —  fuissemus  ingressü  and  eben  so 
der  Gatal.  imp.  Vienn.  p.  ;e43.  s.  a. 


442    — 

dnroh  den  Blits  zenISrt  worden.  Herodian  stellt  das  nur 
als  möglich  hin;  dagegen  sagt  Dio  Oassias  aasdrfickiich, 
das  Feuer  sei  in  einem  Hause  beim  Tempel  ausgebrochen  und 
habe  diesen  ergriffen.  Wenn  indessen  die  Tradition,  nach 
welcher  Pro copius  den  Tempel  tuQovvoßXiswos  in  naXuiw 
nennt,  strenge  Wahrheit  enthült  und  auf  Commodus  Zeit  zu 
bezieben  ist,  so  müsste  man  freilich  zugeben,  dass  er  seit  je* 
nem  Brande  Ruine  geblieben  sei;  aber  schlecht  verträgt  sieh 
damit  nicht  nur  die  Erwähnung  bei  Trebellius,  sondern 
auch  namentlich,  dass  Ammian  das  Forum  Pacis  noch  unter 
den  Torzüglichsten  Sehenswürdigkeiten  nennt;  und  bedenkt 
man,  dass  noch  Procopius  zahlreiche  Meisterwerke  griechischer 
Kunst  hier  aufgestellt  fond,  so  möchte  man  glauben,  dass  die 
Verheerung  durch  den  Brand  gar  nicht  so  allgemein  gewesen 
sei,  als  sie  geschildert  wird«  Denn  wollte  man  auch  anneh- 
men, der  Tempel  sei  zwar  aus  irgend  einem  religiösen  Beden« 
ken  Ruine  geblieben,  dagegen  aber  die  Wiederherstellung  sei«« 
ner  Umgebungen  erfolgt;  woher  sollten  in  jener  Zeit,  seit 
Septimins  Sevems  jene  Kunstscbätze  gekommen  sein  ?  Sie  er- 
klären sich  nur,  wenn  man  annimmt,  dass  sie  der  Dedication 
Vespasians  angehören.  Es  scheint  demnach  kaum  eine  Auf- 
klärung des  Dunkels,  das  über  der  späteren  Geschichte  des 
Tempels  selbst  schwebt,  möglich;  aber  das  ist  gewiss,  dass 
das  %ifMVog  bis  in  späte  Zeiten  unter  dem  Namen  Forum  Pa- 
cis oder  Vespasiani  bestand.  *^  Wie  man  nun  die  Meinung 
rechtfertigen  wolle,  die  Basilioa,  deren  Ruinen  wir  neben  SS. 
Cosma  e  Damiano  sehen,  stehe  auf  der  Stelle  des  Friedeus- 
tempels  und  hier  sei  das  Forum  Vespasiani  gewesen ,  ist  nicht 
abzusehen.  Denn  wenn  Maxentius  die  Basilica  erbauete,  und 
Procopius  noch  den  Tempel  auf  seinem  Forum  sah,  so  ist  es 
offenbar,  dass  beide  von  einander  ganz  verschieden  waren.  Es 
widerlegt  sich  das  aber  auch  durch  Martials  Angabe,  dass 
die.  Tabeme  seines  Buchhändlers  Umtna  post  Pacis  PaUadnim- 
que  forum  sei.  Denn  das  Forum  Nervae  und  die  Basilica  lie- 
gen viel  zu  entfernt  von  einander,  als  dass  die  Bezeichnung 
nur  einigermassen  passend  sein  könnte. 

Dass  hingegen  die  viel  erwähnte  Ruine  wirklich  der  Ba- 


443    

•ifica  angehört,  welche  Mazettthis  haneie  und  die  nach  seiBen 
Suirze  anter  Constantins  Namen  dedieirt  wurde,  dafiir  haben 
wir  die  schlafendsten  Beweise.  Zonächst  spricht  von  dem  Bane 
AureK  Viet.  Caes.  40,  26.  jtdhuc  cuneta  operüj  gwie 
magtdßee  cotutruxerai  (Maxentins),  Urbü/anum^^^)  otptB 
boMäieam  Fievä  meritis  patre$  wermere*  Die  Stelle  aber 
weiset  ihr  anf  das  Bestimmteste  nnd  Deotlichste  die  Not it in 
an.  Das  Guriosnm  nennt  in  der  vierten  Region  vom  Coloft- 
•eum  herkommend:  Templum  Romae*  Aeiem  lobt».  Füan 
^aermm.  Baailicam  novam  et  PauU.  Tempbtm  Faustmae. 
DieLabbe'sche  Ausgabe  undPanciroli  haben:  Tempbtm 
Bomae  et  Venerü.  Aedem  leeü  SUUarie.  Fiam  socram* 
Busilieam  ConstantiHianam.  Templum  Fmutimw. 
Basilicam  PaulL  Dazu  kömmt  noch  die  höchst  erwünschte 
Nachricht  des  Catal.  imp.  Vienn.  p.  243  Rone,  der  nnter 
Domitians  Werken  nennt :  horrea  ptperatariaj  tibi  modo  est 
BasUica  Constantiniana  et, Forum  Fespafiani.  Diese  horreu 
piperataria  sind  die  von  DioCassins  genannten  dno&^nat 
%mv  we  Alfvn^imv  nal  tAv  'A^ßltav  ^o^/W.  Sie  wur- 
den erst  von  den  Flammen  des  brennenden  Friedenstempelg 
ergriffen  nnd  lagen  also  weiter  vorwärts;  denn  das  Feuer 
wälzte  sich  nach  der  Sacra  via  und  dem  Palatin.  Durch 
dieses  alles  werden  wir  genöthigt,  das  Templum  Pacis  zwi* 
sehen  der  fiasilica  und  dem  Forum  Nervae  zu  suchen,  nnd 
höchst  wahrscheinlich  gehört  ihm,  d.  h.  seiner  Umfassung 
das  Stück  einer  aus  gewaltigen  Peperinquadem  erbaueten 
Mauer  an,  die  man  an  der  Kirche  SS.  Cosma  e  Damiano 
sieht,  und  das  mit  der  Mauer  des  Forum  Nervae  parallel 
läuft.  Für  die  Basilica  aber  bat  der  Einsturz  eines  Theils 
des  Gewölbes  im  J.  1828  noch  einen  schlagenden  Beweis  ge« 
liefert,  dass  es  wirklich  die  von  Maxentius  erbauete  ist)  denn 


913)  Der  Tempel  der  Venns  and  Roma  war  unter  Maxentias 
durch  einen  Brand  jedenfalls  nur  tfaeilweise  zerstört  und  durch  ihn 
wiederhergestellt  worden.  Gatal,  imp.  Vienn.  p.  tAS  Rone. 
MaxenHus  Imp.  ann,  FL  Hoo  Jmp^  templum  Romae  arsit  et  fa- 
brieatum  est  Hiernach  sind  Fea,  p.  |^7.  und  Ratti.  p.  29.  zu  be^ 
richtigeo. 


444    

man  fand  in  dem  Gemäuer  steekend  eine  Münze  mit  dem  Na- 
men dieses  Kaisers '^^). 

Der  schon  oft  erwähnte  Triumphbogen  desTilus, 
der  auf  dem  höchsten  Punkte  der  Sacra  via  steht,  weiset 
zwar  durch  seine  schönen,  leider  sehr  schiecht  gehaltenen 
Reliefs  auf  den  jüdischen  Triumph  hin ,  aber  seine  Inschrift, 
auf  der  dem  Colosseum  zugewandten  Seite,  in  welcher  er  nicht 
nur  Angustus,  sondern  auch  Divus  genannt  wird  ^^),  so  wie 
das  Relief  in  der  Mitte  der  Gewölbdecke,  welches  die  Apo- 
theose des  Kaisers  darstellt,  beweisen,  dass  er  wenigstens  erst 
nach  seinem  Tode  vollendet  und  dedicirt  sein  kann«  Er  ist 
besonders  auf  der  dem  Forum  zugewandten  Seite  sehr  restau- 
rirt.  Schon  beim  Anonymus  von  Einsiedln  und  durch  das 
ganze  Mittelalter  heisst  er  Septem  lucernae  oder  Arcus  septem 
Ittcemarum. 

.  Unweit  der  Basilica  und  des  Titusbogens  nach  dem  Co- 
losseum hin  und  links  an  der  hier  iu  das  Thal  hinab  sich  sen- 
kenden Sacra  via,  stand  anfänglich  der  Coloss  des  Nero 
(Anm.  341.),  bis  Hadrian  auf  dieser  Stelle  den  grossen  und 
prächtigen  Tempel  der  Roma  und  Venus,  späterhin  ge- 
wöhnlich Tempi  um  Urbis  genannt,  erbauete  ").  Von 
diesem  Tempel  finden  sich  noch  sehr  bedeutende  Trümmer  zwi- 
schen S.  Maria  Nuova  oder  S.  Francesca  Romana  und  dem 
Colosseum,  welche  zuerst  Nardini  richtig  benannte ,  während 
die  Ruine  im  Mittelalter  Templum  Concordiae  et  Pietatis 
heisst  ^^9  lu^d  die  älteren  Astygraphen  sie  bald  Isidis  et  Sera- 


914)  S.  Bansen,  Beschr.  d.  St,  R.  III  A.  S.  ^9S. 

15)  SENATVS.  POPVLVSQVE.  ROMANVS.  DIVO.  TITO.  DIVI 
VESPASIANI.  F.  VESPASIANO.  AVGVSTO.  Eine  zweite  bei  dem 
Bogen  gefundene  Inschrift,  weiche  den  Zusatz  Divus  nicht  hat,  gehört 
nicht  ihm,  sondern  einem  früher  gesetzten  Ehrendenkmale  an,  oder  es 
ist  eine  einfache  Gedenktafel  des  Siegs  über  Jerusalem.  S.  Lucio 
Pauno,  j4nt.  dt  Ä.  p.  64.  Nibby  z.  Nardini.  I.  p.  3Ü6.  Abbil- 
dungen des  Triumphbogens  sind  häufig.  S.  bes.  die  von  Santi  Bar- 
toli  in  Bellori  ß^et,  areut  August,  triumph.  int.  Üb.  3-^.  «nd  im 
SpecuL  Romanae  magnific,  t.  12. 

16)  S.  Spart.  Hadr.  19.  Dio  Cass.  LXIX,  4.  Cassiod. 
Chroo.  p.  201  Rone.  HU  Co9$.  (Pompciano  et  Atiliano)  templum  Ro- 
mae  et  FenerU  factum  est,  quod  nunc  Urbis  appellatur. 

17)  Martin.    Polen,  und  Mirab.  Rom.  p.  %^iJion1f.   oder 


445 

pidis,  bald  Solis  et  Lanae,  sogar  Castoris  et  PoUncis  nennen. 
Es  war,  wie  die  Reste  zeigen,  ein  Doppeltempel,  dessen  zwei 
in  balbkreisformige  Tribunen  endigende  Zellen  mit  ihren  Cur-  . 
Ten,  also  mit  dem  Röcken  an  einander  sUessen,  so  dass  die 
eine  dem  Forum,  die  andere  demColosseum  zugekehrt  war'^>). 
(Vgl.  den  Plan  der  Stadt).  Die  letztere  ist  jetzt  allgemein  zu- 
gänglich, die  zweite  ist  im  Kloster  von  S.  Francesca  einge- 
schlossen. Der  Tempel  nach  Hadrians  eigenem  Plane  erbaut, 
dessen  ungünstige  Beurtheilpng  dem  grossen  Baumeister  Apol- 
lodorus  das  Leben  kostete  (Dio  Cass.  LXIX,  4.),  war  ein 
Fsendodipteros  decastylos  und  pahm  mit  seinen  Hallen  den 
ganzen  Raum  zwischen  der  Sacra  via  und  der  von  der  Basilica 
Constantini  nach  dem  Colosseum  führenden  Strasse  ein  ^*). 
In  den  beiden  Gellen  waren  die  colossalen  Statuen  der  beiden 
Göttinnen ,  sitzend  dargestellt  ^9).  Nach  Münzen  von  Anto- 
ninus  Pius  (s.  Nardini.  I.  n.  12.  13.)  scheint  der.  Tempel 
durch  diesen  Kaiser  eine  Restauration  erfahren  zu  haben« 


Effem,  leit.  I.  p.  385.  Ueber  Anastas.  Vit.  Fei.  IV.  p.  07BUnch. 

8.  Anin.  717. 

918)  Dem  entspricht  ganz  die  Beschreibung  beiPrudent«  contr. 

Symm.  I,  2\A, 

Ac  Sacram  resonare  viam  mvgitibui  ante 
Delubrum  Romae;  eolitur  nam  sanguine  et  ipsa 
More  deae,  nomenque  loci  eeu  ntimen  habetur; 
Atque  Urbis  Fenerisque  pari  te  eulmine  tollunt 
Temploy  timul  ffemtnis  adolentur  tura  deabtis- 

Ob  das  RelieP,  welches  F.  A.  Visconti  in  ütü  Effem.  lett.  I.  p.  106. 

bekannt  gemacht  hat,  wirklich  die  eine  Fagade  des  Tempels  darstelle, 

ist  doch  nicht  entschieden. 

19)  Genanere  Beschreibungen  s.  bei  Nibby  z.  Nardini.  I.  p. 
^96  fr.  Foro  Rom.  p.  ^09  ff.  Niebubr  und  Bunsen,  Betchr,  d.  St. 
R.  \\\  A.  S.  299  ff.,  wo  auch  ein  Aufriss  und  Durchschnitt  der  Ruine 
sowohl  als  des  restanrirten  Tempels  beigefügt  ist,  nebst  einigen  darauf 
bezüglichen  Münzen. 

20)  Ueber  die  nnverhaltnissmässige  Grösse  der  Statuen  spottete 
Apollodor.  Dio  Cass.  a.  a.  0.  *al  ns^l  rwv  etyaXfiaxuiVf  or^  iiti^ova 
t/  xara  tov  tov  vtpovg  rov  fieyaqov  X6yov  tjroaj'&ij,  av  va^  al  ^coi, 
t<pri  f  i^avaarriasad'al  re  xal  e^sld'eiv  id'elijaatoiv ,  ov  iuvti&^aovrat. 
Der  Statue  der  Roma  gedenkt  auch  Serv.  z.  Aen.  II,  227.  von  den 
Schlangen  an  Minervenstatuen :  Ut  maxima  pars  in  spiram  eolleeta 
ante  pedes  sit,  eoiia  vero  cum  eapitibus  ereetis  post  clipeum,  id  est, 
inter  seutum  et  simulacrum  deae  latebant,  ut  est  in  templo  Urbi$ 
Romae,  Jedenfalls  ist  es  von  der  Dea  Roma  selbst  zu  verstehen,  die 
bekanntUch  der  Minerva  ganz  iUialich  gebildet  wurde. 


4M 

Marc-Anrel  ond  Faitötina  erhieltea  in  ihm  silbesrne  Sutnen 
und  einen  Altar,  auf  dem  alle  Brautpaare  Roms  opfern  soll« 
ten  *>^).  Von  der  Wiederberstellang  nach  dem  Brande  unter 
Maxentius  ist  schon  gesprochen  worden  (Anm.  913.)« 

Der  ATentin. 

Wenn  die  Hngel  Roms  in  chronologischer  Folge  zur  Be« 
trachtung  gezogen  werden  sollten,  je  nachdem  sie  früher  oder 
später  der  Stadt  wirklich  einverleibt  wurden,  so  wurde  der 
Arentin  eine  der  letzten  Stellen  einnehmen  mfissen;  allein 
diese  Rücksicht  hat  für  die  Topographie,  welche  die  schon 
vollendete  Stadt  nach  dem  Zusammenhange  der  einzelnen  Theile 
schildern  will,  keinen  Werth,  und  würde  vielmehr  jeder  über- 
sichtlichen Darstellung  hinderlich  sein.  Daher  schliesst  sich 
am  besten  dem  Capitol  und  Palatin  der  ihnen  zunächst  gelegene 
Aventin  an.  Er  erhebt  sich  als  isolirte  Höhe  südwestlich 
vom  Palatin,  so  dass  das  zwischen  beiden  gelegene  Thal  des 
Circus  Maximus  die  nordöstliche  Grenze  bildet«  Auf  der  nord- 
westlichen oder  der  Flussseite  bot  der  Berg  wahrscheinlich  in 
alter  Zeit  eine  steile,  vielleicht  durch  Kunst  noch  unzugäng- 
licher gemachte  Felswand  dar,  so  dass  zwischen  ihm  und  dem 
Flusse  mehr^Raum  blieb  als  jetzt,  wo  die  Masse  des  Schutts 
den  Berg  abschüssig  gemacht  und  den  Weg  am  Ufer  bedeutend 
verengt  hat«  Weiterhin  tritt  der  Berg  mehr  südlich  zurück 
und  indem  auch  der  Fluss  auswärts  biegt,  entsteht  eine  geräu- 
mige Ebene,  die,  noch  weit  über  die  Grenzen  des  Berges  hin^ 
aus  von  der  aurelianischen  Mauer  umschlossen,  von  dem  unweit 
der  Porta  Ostiensis  gelegenen  Scherbenberge  die  Ebene  des 
Monte  Testaccio  genannt  wird«  In  Südost  wird  der  Aventin 
durch  ein  sehr  entschiedenes  Thal  von  einer  geringeren  Höhe, 
die  immer  abnehmend  sich  bis  gegen  die  Porta  Appia  hinzieht, 


n\)  Dio  Cass.  LXXI,  31.  t^  ^i  Ma^^  n«X  «^  ff*^^  ^T^ 


447 

gelreimt.  Auf  ihren  beideii  hödisteii  Punkten  Kegea  üe  Rir- 
oben  S.  Sakba  und  Su.  Balbina*  Dm8  nn  Alterihome  diese 
Höhe  nicht  su  dem  Aventin  gerechnet  wurde»  mnsa  deshalb 
angenommen  werden,  weil  erstlich  der  Umfang  des  Berges  auf 
nicht  mehr  als  zwölf  Stadien  angegeben  wird  ^^^)^  und  zwei* 
tens  in  Angustus  Eintheilung  ausschliesslich  der  wahre  Aven- 
tin die  dreizehnte  nach  ihm  benannte  Region  bildet,  während 
jene  Höhe  theils  zu  der  zwölften,  Piscina  publica,  theils  zu 
der  ersten,  Porta  Capena  gehört  ^>).  Sonderi>ar  bleibt  es  in- 
dessen immer,  dass  für  Letztere  ein  Name  aus  dem  Alterthume 
durchaas  nicht  genannt  wird* 

Der  Mame  Aventinus  hat  sehr  verschiedene  AbleiUm- 
gen  erfahren.  Die  alte  Sagengeschichte  erzählte  von  einem 
albanischen  Könige  desselben  Namens,  der  auf  dem  Berge  be- 
graben, oder  gar  einem  Nachkommen  des  Hercules,  von  dem 
er  benannt  worden  sei ;  grammatische  Spitzfindigkeit  hat  noch 
andere  Wege  zur  Erklärung  ausgesonnen ;  aber  alle  diese  Be- 
mühungen beweisen  nur,  dass  der  Name  schon  in  alter  Zeit 
•unverständlich  war ^'9*   —    Die  erste  Bevölkerung,  soll  der 


972)  Bei  DioDysins  ITI,  43.  werden  freilich  oach  dea  Jetzigen 
Ansgaben  18  Stadien  angegeben:   n^WTOV  fUvxfj  n6le*  uot^ay  ovfur- 
ft^ay  nQ09i&Tf%9y ,   trtH%has  tbv  Xiyouwov  Aifvtivw.   im  Ss   Xo^og 
vy^tjlog  irruiMwi  iicrafxaldeita  nov  naöimv  rnv  ne^ifier^ov.    Aliein   die 
vaticanische'Hdschr.  bat  nach  Niebnhr  dtudsna  nnd  damit  stimmt  eine 
zweite  X,  31.  ifberein,  wo  fast  dieselben  Worte  wiederkehren.    Dieses 
Maass  findet  nar  auf  den  eigentlichen  Aventin  Anwendung. 
93)  Vgl.  S.  107.    Bansen,  Besehr,  I.  S..635. 
2i)  Varro  L.  L.  V,  7.  p.  48  Sp.    Avmtinum  aliqvot  de  eautU 
diettnt,    NaeviUs  ab  avibus,  qnod  eo  §9  ab '  JHberi  ferrent  aves;   alU 
ab  rege  yiventino  Albano,  quod  ibi  sit  sepuitus;  alii  Aventinum  ab 
adventu  hotninum,    quod  commune  l,atinomm  ibi  Dianae  templum 
9it  constitutum,    Ego  maxime  puto  ab  advectu  ;  nam  olim  paludibus 
mons  erat  ab  reiiquis  disctusus :  itaque  eo  ex  urbe  advehebantur  rh^ 
tibut  etc.    Der  Sage  vom  hier  gefalleBen  nnd  beerdigten  Aibaoerkonige 
folgen  noch  Liv.  I,  3.   Paul.  Diae.  p.  19.   Hieron.    p.  265  Rone. 
Dagegen  ISsst  Virgil  Aen.  VII,  656.  den  Aventinns,  Sohn  des  Her« 
enles  nnd  der  Rhea  hier  geboren  werden,  ond  darauf  bezieht  sich 
loann.  Lyd.  de  mag.  I,  34.  6  di  Toxot  p»9€  t^  n^rniyoQiw  *5 
M9  Twv'HoamletSoiPy  cv«  6  'FwfuUmr  9ro<^s  lut^iSwxe,    Indessen 
spielt  doch  auch  Virgil  auf  die  Ablaitung  ab  ambue  an.  Vlli,  23). 
Stabat  acuta  eilex  praeeieie  vndique  »axis 
Speluneae  dore^  insurgmu,  altissima  visuf 
Birarum  nidis  domue  opportana  voluemm, 
S«rvitta  nr  erstercn StelU  lugt  noch  einea  Kiteig der Aborigiscr  des- 


—    448 

Aventun  durch  Ancus  Alareias  erhalten  haben  *'^);  aber  am 
Ende  des  dritten  Jahrhunderts  d.  St  finden  wir  ihn  fast  nnbe- 
wohnt  als  Staatseigenthum,  ager  publicus^  der  von  den  Patri* 
eiern  in  Possess  genommen  ist  nnd  nach  hartem  Streite  durch 
eine  Lex  Icilia  in  Parcellen  an  Plebejer  vertheilt  wird*^). 
Es  ist  nicht  zn  verkenneo,  dass  er  auch  später  vorzugsweise 
von  Plebejern  bewohnt  wird,  und  noch  unter  den  Gracchen 
tritt  das  deutlich  hervor;  aber  widerlich  nur  ist  die  Vorstel- 
lung, die  ihn  geradehin  zu  einer  Plebejervorstadt,  einer  Art 
Ghetto  macht.  —  Der  Aventin  blieb  demungeachtet,  und  zwar 
bis  auf  den  Kaiser  Claudius,  vom  Pomoerium  ausgeschlossen; 
warum?  darüber  scheinen  die  gelehrtesten  Römer  selbst  in 
Zweifel  gewesen  zu  sein;  doch  war  die  Meinung,  dass  es 
wegen  der  ungünstigen  Zeichen,  welche  Remus  dort  erhalten 
habe,  geschehen  sei,  die  vorherrschende  3^).    Neuerdings  hat 


selben  Namens  hinzn,  nnd  aus  Varro  de  ;ente  pop.  Rom.  Sabinot 
a  Rotnulo  susceptos  istum  accepüte  montem,  quem  ab  Avente,  fluvio 
provineiae  sitae ,  appellaverunt  Aventinum, ,  was  indessen  auch  sehr 
bedenklich  scheint.  Die  unnatürlichste  Ableitung^  ist  jedenfalls  die 
varronische  ab  advectu,  —  Ueber  den  Namen  Mureus ,  den  der  Berg 
nach  Paul.  Diac.  p.  148.  Murciae.  gehabt  haben  soll,  s.  d.  folg. 
Abschn. 

925)  S.  121.  In  Nnma^s  Zeit  wird  ergänz  unbewohnt  geschildert. 
Plutarch.  Num.  15.  Mvd'oloyovai  ya^  iiQ  rov  ^Aßtvrlvov  JLotpov  ovnm 
fjUQoS  ovra  zrjQ  noXeojc  ovdi  awoucovuevov,  ccAA'  txovra  ni^yas  rc  Sa^tXeZs 
iv  avTip  »at  vairae  oxisqclS  (ponäv  Svo  Sai/iovaS  JTixov  xal  0avvov, 

%^)  Dionys.  X,  31.  ehitpi^e  ydg  ri  xa2  oLxo^  {^ImiXkwQ)  noUrev 
fia  xaivov,  aSuSv  mtofisQiad'ijvai  roTff  STjuovaii  tottov  sis  outuSv  vtavor 
ansvas  xöv  nakovuBvov  AvsvtTvov,  —  Ö£  ovx  einaQ  tot  ftofTO,  aJX  ^v 
dtjfi6a$6g  Ti  »al  vAr^s  avanlaüiS,  c.  32.  <ug  ä*  aneXvaaro  TovTas  xat  susr»* 
yoQiae  f  Tov  vnig  tov  vouov  Xoyov  sUitpti^tv  *  ^v  Si  TOiosdß '  oaa  /ur 
idwßTai  Tivsg  f^ov  ix  Stxaiov  xnjaafieyot^,  ravTa  tovs  xvgiove  %aTi%tiv ' 
ooa  Si  fießiaafUvoi  Ttvis  i]  tdonj  kaßoyvai  tlaxodofii^aavTO  xotuaafUvovt 
Tat  Sanavas ,  as  äv  ol  ouiiTtjTal  yvioat,  Tif  ^Vf'^  na^adiSovai '  ra  ^ 
cilka,  ooa  av  r^  df^fiooia,  XOtQ^s  wy^e  tov  d^/iov  naqoXaßovxa  SuUad'tu» 
Vgl.  Liv.  III',  31.32.  Müller  z.  Varro  L.  L.  V,  6,  40.  Hnschke, 
rerf.  d.  Serv.  S.  61. 

%7)  Gell.  XIII,  14.  Propterea  quaesitum  est  ae  nuno  etiam  in 
quaesttone  est,  quam  ob  causam  «x  Septem  urbis  montibus,  cum  ea^ 
teri  sex  intra  pomoerium  sint,  Aventinus  solum,  quae  pars  non  lon^ 
ginqua  nee  ii\frequens  esty  extra  pomoerium  sit^  neque  id  Ser,  Tulr 
lius  rex,  neque  Sulla^  qui  proferendi  pomoerii  titulum  quaesivit^  ne» 
que  postea  Divus  Julius,  cum  pomoerium  prqforret,  intra  effatos  Ur" 
bis  ßnes  ineluserint,  Uuius  rei  Messaia  aliquot  causas  videri  seripsit; 
sed  praeter  eas  omnes  ipse  unam  probat^  quod  in  eo  monte  Rem$ii 


^ —    449    

man  den  Grand  darin  gesucht,  dass  auf  diesem  Berge  der 
Tempel  der  Diana  als  gemeinschaflliches  Heiiigthum  des  lati- 
nischen Bundes  lag;  indem  er  dadurch  gewissermassen  Ge- 
meingut des  Bundes  und  Sitz  einer  nicht  ausschliessend  römi- 
schen Gottheit  geworden  sei,  hätten  dort  auch  keine  städti- 
schen Auspicien  gepflogen  werden  können  ^^^).  Mir  scheint 
die  ältere  Beziehung  auf  Remus  die  natürlichste ;  denn  die 
Sage  ist  jedenfalls  uralt,  und  auf  den  geschichtlichen  Gehalt 
kömmt  hiebei  gar  nichts  an. 

•Aus  der  frühesten  Zeit  finden  sich  auf  dem  Aventin  meh- 
rere berühmte  Stellen.  Als  ältestes  Denkmal  muss  der  Sage 
nach  gelten  der  Altar  des  Evander,  der  am  Fusse  des 
Berges  bei  der  Porta  Trigemiiia  stand  2^);  und  in  derselben 
Gegend,  bei  den  Salinen,  war  die  Höhle  des  Cacns^®), 
so  wie  der  Altar  den  Hercules  nach  Auflindung  der  Rinder 
dem  lupiter  Inyentor  geweiht  haben  sollte ^^).  Ferner 
bewahrte  auf  der  Höhe  eine  Stelle,  Remoria  oderRemu- 
ria  genannt,  das  Andenken  an  die  Auspicien  des  Remus  ^^), 
und  ein  Bezirk  hiess  Lauretum,  von  dem  Lorbeerhaine,  wo 


urhis  condendae  gratia  auspicaverit,  avesque  irrttas  habuerit  supera- 
tutque  in  ampicio  a  Romulo  sit.  Zuletzt  hat  E  m  i  1  D  r  a  a  q  die  Mei- 
iiung  anfgestellt,  dass  der  Aveotin  der  eigeotliche  alte  Begrabaissplatz 
uod  deshalb  ausg^eschlosseo  gewesen  sei.  Allein  dass  er  irgend  als 
solcher  genannt  werde,  ist  mir  nicht  bekannt,  und  einzelne  Beispiet« 
aus  der  mythischen  Zeit,  wie  das  des  Aventinos  und  Totius,  beweiseo 
natürlich  nichts.  So  weit  die  Nachrichten  reichen,  erscheint  als  Haupt- 
begräbnissplatz der  Campus  Esquilinus. 

928)  Niebuhp,  ßöin.  Gesch.    I.  S.  407.  3.  Ausg. 

29)  D  i  0  n  y  s.  I,  32.  xal  ßwfiovt  e&eaaafir^v  idqvfiivov9^  Ka^ffiiv» 
Tjj  fihv  imo  Ttf  KaitvtdiXioi  na^a  zaiC  Ka^utviiai  nvAatt  ^  EvavBQt^    ük 

30)  S  o  I  i  n.  I,  8.  Qui  Cacut  habitavit  locum ,  eui  Salinae  no- 
men  est,  ubi  Trigemina  nunc  porta.  Vgl.  Virg.  Aen.  VUI,  190  ff. 
Ovid.  Fast.  I,  551  ff.  Der  Name  hat  sich  Tdr  eine  Stelle  des  Ber- 
ges nach  dem  Flnsse  bis  jetzt  erhalten. 

31)  Dionys.  If  39.  td^vtrai  nhjaiov  tov  zonov  Jibe  £v(ftaiov 
fiuifioVf  off  iari  z^S  Patfii^g  na^a  zfj  TQtdvfiut»  itvh}, 

32)  Paul.  Diac.  p.  276.  Remurinus  ager  dloltu^  qnia  posseS' 
»US  est  a  Remo,  et  habitatio  Remi  Remona,  Sed  et  locus  in  summo 
Aveiitino  Remoria  dicitur ,  ubi  Remus  de  urbe  condenda  fuerat  au- 
spicatus.  Vgl.  Dionys.  I,  85.  86.  87.  Nie  bahr,  Rom,  Geseh,  I. 
S.  231.  Maller  z.  Fest.  p.  402. 

29 


450    

Tatins  begraben  sein  sollte  '**)•  Nahe  diesem  LaaretQm,  aber 
nicht  in  demselben  war  auch  das  Armilustram  oder  Ar- 
mi  1  US  tri  um ,  ein  Name,  der  ursprünglich  wohl  nur  ein  Fest 
bezeichnete,  aber  auf  den  Ort,  wo  es  gefeiert  wurde ,  selbst 
übergegangen  ist  ^*).  Endlich  war  auf  dem  Berge  auch  seit 
Numa  der  Altar  des  lupiter  Elicius^^),  und  jedenfalls 
auch  des  C  o  n  s  u  s ,  da  die  Ilalendarien  an  den  Consualien  ein 
ihm  auf  dem  Aventin  zu  bringendes  Opfer  verzeichnen  '^). 

Grössere  Bedeutung  erhielt  der  Aventin  durch  den  Tem« 
pol  der  Diana,  den   Servius  Tullius  von  den  vereinigten 


93^)  Vnrro  L.  L.  V,  32.  p.  151.  In  eo  .Ayeotino)  Lauretum^  ab 
eo,  ([110(1  ibi  septiltus  est  Tati((g  rex,  qui  ah  Lauren tibus  interjeeius 
est.  Jb  sUva  iavrca ,  (juod  ca  ibi  excisa  et  aed(ficatus  est  vicut. 
Wie  oft,  zwei  ^anz  heterogene  Ableitungco.  Wie  mau  sieht,  biess  in 
Varro^s  Zeit  nar  der  Bezirk  so;  der  Hiiin  war  verschwiiDden,  vielleicht 
sehoD  seit  der  Lex  Icilia.  So  sagt  auch  F I  i  a,  XV,  30,  40.  Dural  et 
in  Urbe  (oomen)  imposihcni  loco ,  quando  Loretam  in  Aventino  vo- 
catur ,  tibi  siiva  lauri  fuit,  und  Dionys.  III,  43.  oQ  xoxe  ftlv  vhit 
navTooa'jiil^  fuaibi  ^v,  TtkiiartjC  dl  xal  9(alh'arTjg  da(pP7js,  cf  ys  uiav» 
^TJ^TOV  vTTO  'J^iufiaivttv  9(aXi7Tai  tonot  ns  <f  altov  *  vvv  <fi  otxuov  «or« 
nÄi^Q?;S  Unat,  Vgl.  Pest.  p.  360.  Tatium.  Serv.  z.  Aen.  Vill,  276. 
Man  unterschied  ein  Laureium  maius  und  minus,  Kai.  Capraa.  Id.- 
Aug.  VOUTVMiNO.  IN.  LORBTO.  MAIORE.  und  die  Bffsis  Capito- 
1  i  n  a  nennt  einen  Ficus  Loreti  minoris  und  Loreti  maioris.  Es  wird 
dasselbe  Vcrhällniss  sein,  wie  bei  der  Subura  maior  und  minor.  Vgl. 
d.  fol^.  Anm. 

34)  Varro  a.  a.  0.  p.  152.  und  ausführlicher  VT,  3.  p.  204. 
Armilustrium  ab  eo  quod  in  Armilustrio  armafi  sacra  Jaeiunt,  nisi 
locus  potius  dictus  ab  his  ,*  sed  quod  de  his  prius,  id  ab  luendo  aut 
lustro,  id  est,  quod  circumibant  luden tcs  ancilibus  armafi,  Paul. 
Dia.c.  p.  19.  Armilustrium  fesium  erat  apud  Romanos ,  quo  res  di- 
vinas  armati  faciebant,  ac,  dum  sacrificarent,  iubis  canebant,  Liv. 
XX VII,  37.  in  Armilustro  lapidibus  Visum  pluere,  Plntarch  lasst 
hier  den  Tatius  begraben  werden.  Rom.  23.  'O  Si  ro  ]uiv  atüfsa  rov 
2'*atiov  Koplaat  ivriptü^  U^aips  mal  nsirats  Tre^l  ro  uaXovfiivovl/i^piXov^ 
OTQtov  iv  *AovtvTiv(a,  Das  ist  jedenfalls  ungenau,  da  die  Basis  Capito- 
lina  neben  jenen  beiden  noch  einen  besonderen  Ficus  Artnitustri  nennt. 
Vgl.  Fast.  Maff.  und  Amitern.  IV  Kai.  Nov.  Eine  nach  Lucio 
Fanno,  Ant,  di  jR.  p.  78.  bei  S.  Alessio  gerundene  Inschrift:  SA- 
CRVM  MAG.  VIGI  ARMILVSTRI,  macht  es  wahrscheinlich,  dass  er 
in  dieser  Gegend  war..  Eine  zweite  bei  Grut.  XXXIX,  5.,  welche 
mit  dem  Vicus  die  Porticus  Minervae  Aventinensis  nennt,  wird  fdr  an* 
acht  gehallen. 

35)  Varro  L.  L.  VI,  9,  p.  273.  Sic  Elieii  Jovü  ara  in  Aventino 
ab  elieiendo,  Liv.  1,20.  lovi  Elicio  aram  in  Aventino  dieavit(Stim^). 
Plutarch.  Nnm.  15.  rov  is  ronov^lXisuov  das  isuhov  n^otayo^iv^^ 
rai.    Vgl.  Ovid.  Fast.  III,  295  IT. 

3d)  Fast.  Capraa.  XJI  Kai.  Sept.  CONSO.  IN.  AVENTINO 
SAGRIFIGIVM.  Amitern.  Pr.  Id.  Dec.  CONSO*  IN.  AVENTIN. 


4U 

Beiträgen  der  Städte  des  latiniscben  Bandes  als  gemeinschaft- 
liches Bundesheiligthum  erbauete  *'7).  Ob  dabei  wirklich  die 
Kunde  von  der  gleichen  Vereinigung  der  ionischen  Städte  zum 
Baue  des  Artemision  zu  Ephesus  eingewirkt  habe,  das  möchte 
sehr  zu  bezweifeln  sein,  und  wahrsche^ilicher  ist  es,  dass  erst 
durch  die  griechischen  Geschichtschreiber  die  Analogie  beider 
Thatsachen  hervorgehoben  wurde.  Richtiger  ist  die  Bemer* 
knngy  dass  Rom  durch  den  Bau  des  Tempels  auf  einer  seiner 
Höhen  stillschweigend  als  Haupt  des  Bundes  anerkannt  war*» 
de  >^).  Wie  lange  der  ursprüngliche  Bau  sich  erhalten  habe» 
wird  nicht  gesagt;  doch  scheint  er  noch  in  Augustus  Zeit, 
wenn  auch  natürlich  restanrirt  vorhanden  gewesen  zu  sein ,  da 
Dionysittsin  ihm  noch  die  Originaltafeln  desFoedus  Latinum 
und  der  Lex  IcUia  sah  *')•  Das  setzt  wenigstens  voraus,  dass 
keine  Zerstörung  durch  Feuer  Statt  gefunden  hatte.  Wahr* 
scheinlich  wurde  er  aber  unter  Augustus  durch  L.  Comificius 
neu  gebaut  ^^).  —  Auf  welcher  Stelle  des  Aventin  er  sich  be- 
fand, ist  zweifelhalt,  was  überhaupt  von  allen  Gebäuden  dieser 


937)  Varro  L.  L.  V,  8.  (Aom.  924.)  Liv.  I,  45.  Jam  tum  erat 
inelytum  Dianae  Ephesiae  fanum :  id  communiter  a  eivitatibut  Atiae 
factum  fama  ferehat*  Quum  consensum  deosque  eonsoeiatos  lauda^ 
ret  mire  Seruüis  inter  proeeres  Latinorum  —  saepe  iterando  eadem 
perpulit  tandemf  ut  Romae  fanum  Dianae  populi  Latini  cum  populo 
Romano  facerent,  Didors.  IV,  %6,  nal  iura  touto  uaTMOxeoaasy  i| 
e»v  mnaaai  avv^vtytuty  at  iroXais  y^fiarwv  xov  TtJQ  *A^rip&3of  vaov ,  riv 
intl  Too  fieyloTov  ruip  iv  xij  *PfOfifj  Xoiffov  idQvfjUvoi^  AvbvzIpov.  Vgl. 
Fest.  p.  343.  Servorum.  F  as  t.'CaDr  aa.  Ami  lern,  und  Antiat. 
Id.  Aoy.  DIANAE.  IN.  AVENTINO.  Martial.  XII,  67. 

38)  Liv.  a.  a.  0.  £a  erat  coi^fetsio,  caput  rerum.  Romam  esse. 
Daher  aach   die  Erzählang   voa  dem  listigerweise   durch   eioea  Römer 

feopferteo  Stier,  ao   den  sich  die  Bediogung  der  Herrschaft  knüpfte, 
liv.   a.  a.    0.     Platarch.    Quaest.    Rom.    4.     Valer.    llaz. 
VII,  3,   I. 

39)  Dionys.  IV,  126.  ori^hjv  utaxamuvaaas  %ahiäipt  ly^awgp  iy 
tavttf  xa  T<  io^avxa  xotg  avv£8^oi£  nal  xäs  fiBxaaxovaat  xiji  üwoiov  no» 
hig,  avxij  BUfiuvev  17  oxtjhi  fii%^t  x^s  ifi^s  rjhxia^  tv  xf  x^f  'ji(fxifii^o9 
ieoif  tutfUrfjf  y^afifiaxiov  'l'rovaa  xa^am^Qai  'BXXtivimiVf  oh  xo  noUaioy 
^  BUmq  ix^äro,  X,  32.  (9  vofios)  oe  iaxtw  iv  axiikfj  %fM»fp  y^YQo^f^f^of^ 
ijv  avid'foav  tv  xif  Avtirxlv^^  ttofUaavris  tis  x6  t^c  *A^6fiäoß  U^oy, 

40)  Suetoo.  Au 9.  29.  Multaque  a  multU  exstrueta  sunt:  ei" 
eut  a  Mareio  Philippo  aedes  Uereulie  Musarum;  a  L.  Com\fieio  ae* 
des  Dianae.  Da  jeder  weitere  Zosats  fehlt ,  kano  kaum  ein  andei^r 
Tempel  der  Diaaai  als  der  HavpUempel  auf  dem  AveatiB  Tentandea 
werden. 

29* 


4S2    

Höhe  gilt.  Bafalinrs  Plan  verzeichnet  ihn  bei  der  Kirche  S. 
Prisca,  und  so  haben  ihn  auch  Donati,  Nardini,  Venuti  und 
Canina  angenommen.  Bunsen  hat  sich  (wie  schon  Marliani 
und  Lucio  Fauno)  durch  Folgerungen,  deren  Unrichtigkeit 
schon  oben  (Anm.  206.)  nachgewiesen  worden  ist,  veranlasst 
gesehen,  ihn  bei  S.  Sabina  oder  S.  Alessio  anzunehmen.  AI« 
lein  die  Nachricht,  dass  das  Haus  des  Licinius  Sara  über  dem 
Circus  lag  und  zugleich  nahe  dem  Tempel  der  Diana  ^^^),  wei- 
set allerdings  auf  die  Gegend  von  S.  Prisca  hin.  Martial 
nennt  wegen  dieses  Tempels  den  Avenün  CoUis  Diana e. 
VII,  73.  XII,  18,  3. 

Einen  zweiten  Haupttempel  erhielt  der  Berg  nach  der 
Eroberung  von  Veji  durch  Camillus,  von  wo  das  Standbild 
der  lunoHegina,  der  Angabe  nach  ein  Holzbild,  hinweg- 
gefuhrt  und  auf  dem  Aventin  geweiht  wurde.  Vier  Jahre  spä- 
ter wurde  der  Tempel  von  demselben  Camillus  dedicirt  ^^). 
Auch  er  ist  unter  den  Tempeln,  welche  Augustus  neu  bauete, 
wie  das  Monum.  Ancyr.  bezeugt,   lieber  seine  Lage  aber  wis- 


941)  Martial.  VI,  64,  12.  sag^t  von  seinen  Epigrammen: 
Quique  videt  propiut  magjii  certamina  Circi 
Laudat  Jvenfinae  vtcinus  Sura  Dianae, 
Es  ist  eine  kümmerliche  Aosflucht,  dass  ancb   ein  bei  S.  Sabina  gele- 
gener Tempel,  weil   er  «lach   auf  dem  Aventin   gewesen,   benachbart 
habe  genannt  werden  können.  —  Ob  das  Fragment  des  capitoliaischen 
Plans  bei  BeUori   tav.  I.,   das  ein   Templum  MliVERBAE  und  dane- 
ben, jenseit  einer  doppelten  Säulenreihe  mit  der  Inschrift  CORNIFIGI, 
ein  Stiick  eines  anderen  zeigt,  wie  Canina  meint,,  darauf  zu  beziehen 
sei,  ist  ungewiss,  aber  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit.    Nur  wird  sich 
daraus  keine   Diana  Cornificia,   sondern  eine  Porticus  Cornificia  er- 
geben. 

A2)  L  i  V.  V,  22.  erzählt  das  Wuuder,'  wie  die  Statue  mit  lauter 
Stimme  erklärt  habe,  nach  Rom  folgen  zu  wollen,  und  sagt  dann :  in- 
Ugramque  in  Aventinum,  aeternam  sedem  suam ,  quo  vata  Romani 
dictatoris  vocaverant,  perlaiam,  nhi  templum  ei  postea  idem,  qui 
voverat,  Camillus  dedieavit.  vgl.  cap.  %'S.  31.  Nach  Livius  Plut- 
arch.  Gamill.  6.  Valer.  Max.  I,  8.  3.  Das  Holzbild  uennt  Dio- 
B  y  s.  fgm.  XIII,  3.  *0  avTog  KauiXkoe  «nri  T»)y  Ovüvravwv  n6XtPfT(fa^ 
Tiuwv  ijviaTO  TjJ  BaatX§i<^*'Hoi^  T^  iv  Ovicvravoig,  iäp  9t(faTijap  vfji  ni^ 
ktfug  X9  TC  ^oavov  ay%ijq  sv  *J*(ufi7j  xu&iSffvaetv  koI  aißaafiMvg  avrp 
ttavaaryasa^ai  noXvrelsZs,  Vielleicht  hängt  damit  zusammen,  dass  spä- 
ter wieder  cupresrea  iimulacra  der  Göttin  geweiht  werden.  Liv. 
XXVII,  37.  lul.  Obs.  lOd.,  nachdem  nicht  lange  vorher  ein  Erzbild 
derselben  anfgestellt  worden  war.  XXI,  ö^Ä.  Signum  aeneum  matronae 
lunoni  in  Aventino  dedieaverunt. 


493 

sett  wir  gar  nichts.  Aus  der  Procession,  welche  im  zweiten 
panischen  Kriege,  wie  Livitts  erzählt,  in  Folge  von  Prodigieu 
nach  dem  Tempel  angeordnet  wurde^  hat  man  schliessen  wol- 
len, dass  er  bei  S.  Sabina  gewesen  sei,  weil  der  Zag  den  Cli- 
vas  Pablicias  hinaufgeht  *-^^);  es  folgt  aber  daraas  gar  nichts. 
Der  Clivus  Publicius,  von  den  Aedilen  L.  und  M.  Publi- 
cii  Malleoli  angelegt,  oder  vielmehr  wohl  erweitert  und  ge- 
pflastert **)<,  war  der  Hauptauigang  zum  Aventin  an  der  Porta 
Trigemina ,  und  in  älterer  Zeit  wenigstens  die  einzige  Fahr- 
strasse. Es  konnte  also  der  Zug  vom  Forum  aus  gar  keinen 
anderen  Weg  nehmen  und  für  die  Lage  des  Tempels  ergiebt 
sich  daraus  weiter  nichts,  als  dass  er  oben  auf  der  Höhe 
war.  —  Der  Aventin  hatte  auch  einen  Tempel  d^s  lupiter, 
der  zwar  von  keinem  Schriftsteller,  so  viel  mir  bekannt  ist, 
genannt  wird,  aber  unter  den  Tempeln,  welche  dasMonu- 
mentnmAncyranum  als  von  Augustus  auf  diesem  Berge 
gebaut  nennt,  aufgeführt  wird.  S.  was  unten  über  den  Tem- 
pel der  Liberias  gescigt  wird.  Uebrigens  bezeugen  auch  sein 
Dasein  die  Fasti  Am  item.  Id.  Aug.  F£R.  lOVI.  DIAN^iB 
VORTVMNO.  IX  AVENTINO.  Man  erfährt  daraus  zugleich,  dass 
Vortumnus  liier  eben  auch  ein  Sacellum  oder  einen  Altar 


943)  Liv.  XXVII,  37.  inde  (a  foro)  üico  Tuteo  Felahroque  per 
Boarium  forum  in  elivurn  Publieium  atqu$  aedem  lunonü  Reginae 
perr^ectutM, 

44)  Fest.  p.  238.  Puhlieius  clious  äjfpeilatur,  quem  du9  fratres 
L,  M,  Puhticii  Malleoli  AedHe$  Cur,  peeuariis  condemnaHs  ex  pe» 
eunia,  qua/n  ceperant,  munierunt  ut  in  Aventinum  vehicuii,  Fei  ve- 
nire possit.  (Die  letzten  corruptea  Worte  lieset  Müller  mit  Ursi* 
nus:  vehictilit  Velia  veniri  possit.  Das  hat  ^r  keioeo  Sinn,  man 
m^ge  sich  die  Velia  deolLen  ,  wo  man  wolle.  Nach  Arndts  Verblei- 
chanp  hat  die  Haadschrift  üieht  f^el,  sondern  Ae/,  und  darnach  ist 
vielleicht  su  lesen :  ut  in  Aoentinum  vekiculis  h.  cl.  veniri  pouitJ) 
Varro  L.  L.  V,  32.  p.  157.  Clioos  Publicius  ab  aedilibus  piebei  pu- 
blicis  (1.  Publiciis,  obgleich  auch  Festos  Pahlieis  hat),  quieum  publice 
aedificarunt,  {Wie  gewöhnlidi  neben  der  unbezweifeit  richtigen  Ab- 
leitung noch  eine  zweite  unnütze.)  Vgl.  Ovid.  Fast.  V,  287.  Ueber 
seinen  Anfang  an  der  Porta  Trigemina  s.  Anm.  206.  und  S.  158. 
Man  vergleiche  damit  noch  Liv.  XXVI,  10.  eoniuies  trtmtfugas  Nu* 
midarum,  qui  tum  in  Aveniino  ad  mille  ei  ducentos  erantf  media 
urbe  iransire  Etquiliat  ituierunl.  —  quos  quum  e»  aree  CapitoliO' 
que  elivo  Publicio  in  equis  decurrentes  quidam  vidiesent^  eaptum 
Aventinum  conclamaverunt,  -^  Im  Jahre  551  d.  St.  branntea  alle  G«« 
bände  am  Clivus  ab.  L  i  v.  XXX,  26. 


N 


454 

hatte  und  genauer  bezeichnen  dessen  Stelle  die  Fast.  Ca* 
pran.  VORTVMNa.  IN.  LORBTO.  BiAIORE.  —  Oefter  wird  der 
auch  im  Monum.  Ancyr.  als  TonAngnstos  neu  erbaut  genannte 
Tempel  der  Minerva  erwähnt,  der  wenigstens  schon  im 
zweiten  panischen  Kriege  vorhanden  war  ^*^)*^  aber  seine 
Stelle  ist  eben  auch  ungewiss,  wenn  man  nicht  das  Fragment 
des  capitolinischen  Plans  (Anm.  940.)  oder  die  verdächtige  In- 
schrift (Anm.  934.)  geltend  machen  will*  —  Etwas  genauer 
lässt  sich  der  Tempel  der  Bona  Dea  bestimmen.  Wir  wis« 
sen  von  ihm,  dass  er  an  einer  Stelle  des  Aventin  stand,  welche 
Saxum,  oder  vollständig  wohl  Saxum  sacrum  hiess^^). 
Sie  wird  als  diejenige  bezeichnet,  wo  Remus  die  Auspicien  ge» 
sucht  hatte,  bnd  das  war  natürlich  auf  der  Höhe;  aber  dort 
lag  der  Tempel  der  Bona  Dea  nicht,  sondern,  wie  Ovid  sagt, 
an  einem  sanft  ablaufenden  Abhänge  *^).    Hadrian  versetzte 


945)  Fest.  p.  257.  Quinquatrus.  Minervae  autem  dieatum  eum 
dient  existimant,  quod  eo  die  aedis  eins  in  Aventino  consecrata  est» 
p.  333.  Scribas,  itaque  cum  Livius  Andronicus  hello  Punieo  eecundo 
scripsisMct  earmen,  quod  a  vir^inibue  est  cantatum,  quia  prosperius 
resp.  populi  R,  geri  coepta  est,  publice  atlributa  est  in  Jventino 
aedis  Minervae,  in  qua  liceret  scribis  hisirionibusque  conststere  ,ae 
dona  ponere  in  honorem  Livi,  quia  hie  et  seribebat  fabulas  et  age* 
bat.  Auf  die  Quinquätrus,  XIV  Kai.  Apr.,  legt  Verrius,  wie  bei 
Festas,  die  Dedication  auch  id  den  Fast.  Praen.  (Per.  Minervae 
qnod)  AEDIS.  IN.  AVEiXTIiVO.  £0.  DIB.  EST  (dedicata).  Dagegen 
anrXIll  Kai.  lol.  die  Fast.  AmiterD.  und  Exquii.  MINERVA£ 
IN.  AVENTINO.  Eben  so  0  v  i  d.  F  a  s  t.  VI,  722.  Dass  man  aus  die- 
sen AbweichuDgen  nicht  auf  zwei  verschiedene  Tempel  scbliessen  dürfoy 
sondern  wohl  anzunehmen  sei,  dass  über  die  ursprüngliche  Dedication 
es  eine  doppolte  Tradition  gegeben  habe«  bemerkt  richtig  Merkel  %. 
Ovid.  Fast.  p.  CXLI.' 

46)  Ovid»  Fast.  V,  148.  (interea  diva  canenda  Mona  est.) 

Est  moles  nativa,  Iqco  res  nomina  Jecit: 

Appellant  Saxum.  pars  bona  moniis  ea  est. 
Uuic  Remus  institerat  fruslra,  quo  tempore  fralri 

Prima  Palatinae  regna  dedistis  aves. 
Templa  patres  illic,  oculos  exosa  viriles 
Leniter  acclivi  cons tituere  iugo. 
Dieselbe  Stelle  meint  jedenfalls  (Cic.)  p.  dorn.  53.  cum  Licinia  virgo 
Festalis  —  T-  Flaminio  Q.  Mctello  consulibus  aram  et  aedieulam  et 
pulvinar  sub  Saxo  sacro  dedicasset. 

47)  Bnnsen,  Beschr.  d.  St.  R.  III  A.  S.  408.  , »Allerdings  passt 
anf  diese  Stätte  der  Ausdruck  von  Pcstus,  der  Tempel  habe  anf 
dem  h(>cbsten  Aventin  gestanden*'  n.  s.  w.  Festns  oder 
vielmehr  Paul.  Diac.  sagt  p.  276.  Sed.et  locus  in  summo  Aventino 
Remoria  dieitur,  übt  Remus  de  urbe  condenda  fumvtt  ampiwUus* 


r 


45» 

ihn  an  eine  andere  Stelle  ^*^) ;  aber  in  derselben  Gegend  mnss 
er  doch  geblieben  sein;  da  noch  die  Noiitia  ihn  als  Aedes 
Bonae  Deae  Subsaxanae  nennt;  man  mnsste  denn  an- 
nehmen, dass  eben  nor  bei  der  Versetzung  der  Name  zur  Er» 
innemng  an  den  ursprünglichen  Ort  geblieben  sei.  Ist  nun 
aber  die  erstere  Annahme  richtig  und  gehörte  gleichwohl  der 
Tempel  zur  zwölften  Region,  Piscina  publica,  so  kann  er  nur 
an  der  südöstlichen  ^eite  des  Aventin,  den  Höhen  von  S.  Sab* 
ba  vnd  Sta.  Balbina  gegenüber  gelegen  haben ;  Und  diese  Seite 
kann  auch  nur  für  dieRemnria  angenommen  werden,  da 
Remus  ja  doch  nach  Mittag  gewendet  sein  musste ;  schon  des- 
halb ist  also  die  Meinuag  derer  ganz  zu  verwerren,  welche 
den  Tempel  bei  S.  liaria  in  Aventino  (del  Priorato)  gesucht 
haben.  Leider  nennt  die  Notitia  in  der  zwölften  Region  fast 
nur  ganz  unbekannte  Namen,  so  dass  aus  der  Reihenrolge  der- 
selben sich  wenig  schliessen  lässt.  Indessen  ist  es  bemerkens- 
werth,  dass  zwischen  dem  Tempel  und  den  Thermen  des  Ca» 
raealla  nur  ein  Punkt,  Clivus  Deiphini  oder  Signum 
Delphin!  verzeichnet  ist. —  Der  Tempel  war  von  der  Vcsta- 
liD  Claudia  Ual«  Mai.  dedicirt  ^^) ,  und  wurde  nach  Ovid  von 
Livia  neu  erbaut. 

Noch  sind  zwei  sichere  Tempel  des  Aventin  übrig :  erst^ 
iich  der  der  L  u  n  a,  von  dessen  wahrscheinlicher  Lage  an  der 


nnd  erwähnt  als8  des  Tempels  mit  keinem  Worte.  Nor  aas  der  Ver- 
gleicbanp  mit  Ovid  ergiebt  sich  die  IVachbarschaft  beider;  aber  Ovid 
giebt  deutlich  genug  zu  erkennen^  dass  der  Tempel  unter  dem  Saxum 
stand.  Wenn  Propert.  IV,  9.  nach  d«r  Sage,  deren  auchMacrob. 
Sat.  I,  12.  gedenkt,  erzählt,  dass  Hercules,  nach  Ucber^indung  d«s 
CncQS,  auf  dem  Foraro  Boarium  von  heftigem  Durste  ergriiTen  and 
keine  Quelle  flndend  den  Stimmen  der  Fraoeo  folgend,  welche  eben 
das  Fest  der  Bona  Dea  feierten,  zu  deran  Tempel  gekommen  und  dort 
zurückgewiesen  worden  sei,  weshalb  er,  nachdem  er  Gewalt  gebraucht, 
wiederum  geboten  habe ,  dass  nie  Weiber  an  seinen  Opfern  an  der 
Ära  Afaxima  Theii  nehmen  und  seinen  Tempel  betreten  sollten,  so 
würde  man  sehr  mit  (Inrecht  daraus  schliessen ,  dass  der  Tempel  in 
der  Nähe  des  Forum  Boarium  gelegen  habe;  denn  wer  möchte  von 
dem  Dichter  verlangen,  dass  er  g^nan  die  Entf«rnaog  der  beiden  Oert- 
liehkeiten  beachten  solle« 

94H)  Spart.  Hadr.  19.  aedem  Bonae  Deae  tranetuUt. 

49)  Ovid  a.  a.  0.  und  Mac r ob.  Sat.  I,  12.  Auetor  est  Cor- 
neiiu*  Labeo,  kuie  Maiae  aedem  CalendU  MaiU  dedieatam  ȟb  nomine 
ßonae  Deae, 


456    

Seite  des  Circos  schon  in  der  Adiii.  206.  gesprochen  worden 
ist.  Wie  ganz  irrig  die  Meinung  Bunsens  ^^'^)  sei,  dass  er 
identisch  sei  mit  dem  Tempel  der  Diana,  worauf  seine  ganze 
Bestimmung  dieses  Tempels,  des  Pons  Sublicius  und  desMauer- 
zngs  zwischen  dem  Capitole  und  Aventin  basii*t  ist,  das  be- 
weisen ganz  allein  schon  die  Kaiendarien,  welche  beide  Tempel 
als  an  verschiedenen  Tagen  dedicirt  angeben  ^').  Ueberhaiipt 
aber  ist  eine  solche  Verwechselung  der  beiden  Gottheiten  we- 
nigstens in  solcher  Zeit  in  Rom  etwas  ganz  Unmögliches. 
Wenn  daher  Tacitus  Ann.  XV,  41.  unter  den  alten  Heilig« 
thümem,  welche  der  neronische  Brand  zerstörte ,  auch  nennt 
(templum)  veiiLstissima  religione^  quod  Seroius  Tuläus  Lu-' 
nae  —  sacraverat. ,  so  ist  entweder  anzunehmen ,  dass  er, 
dem  über  die  älteste  Geschichte  keinesweges  die  Glaubwürdig- 
keit und  Genauigkeit  zugestanden  werden  kann ,  wie  über  die, 
welche  er  schreibt,  nicht  die  Namen  als  identisch,  sondern  die 
Tempel  verwechselt  habe,  oder  dass  der  Tempel  der  Luna 
auch  von  Servius  geweiht  worden  ist.  Es  ist  auch  ganz  un* 
erwiesen  und  nicht  wahrscheinlich,  dass  die  Höhe  des  Aventin 
von  dem  neronischen  Brande  betroffen  worden  sei,  da  nicht 
nur  das  Feuer  vom  Circus  aus  vielmehr  nach  Osten  und  Nor- 
den sich  verbreitete,  sondern  auch  kein  einziges  Gebäude  die- 
ses Berges  unter  den  wiederhergestellten  genannt  wird,  was 
sich  gar  nicht  denken  lässt,  wenn  darunter  die  Haupttempel 
der  Diana  und  Inno  Regina  gewesen  wären.     Wenn  man  viel* 


950)  Beschr.  d.  St.  Ji.  IH  A.  S.  4t2.    V^l.  De  Roma»  vet,  mur. 
atq.  port.  p.  77. 

51)  Fast.   Praeo.   Prid.    Kai.   April.  LVNAE.    IN.  AVE 

€apraii.  Amitern.  und  Aotiat.  Id.  Aug.  DIANAE.  L\.  AVBNTINO. 
Ovid.  Fast.  III,  883. 

Luna  regit  menses,  hntut  quoque  teinpora  mensis 
Finit  Aventino  Luna  colenda  tugo, 
Aniserdem  erw'ahoeo  deo  Tempel  Liv.  XL,  2.  Vitrav.  V,  5,  8.  An- 
pel.  Vict.  Vir.  ill.  65.  Oros.  V,  Vi.  Vjfl.  Merkel  i.  Ovid. 
Fast.  p.  XLIV.  —  Dass  derselb«  Tempel  vou  dem  Cu^^osam  urb. 
Rom.  in  der  eilften  Regioo,  Circas  Mai^imus,  genaont  werde,  ist  nicht 
.  wahrscheinlich.  Nach  der  Zusammenstellung:  Templum  Soli*  et  Lunae 
et  tempfum  Mercurii,  könnte  man'  vennuthen^  dass  es  ein  dem  Sol  and 
der  Lana  gemeinschaftlicher  Tempel  gewesen  sei ;  aber  auch  dagegen 
sprechen  Gründe.  Vgl.  den  Folg.  Abschn.  Die  übrigen  Ausgaben  der 
Notitia  haben  ihn  gar  nicht. 


457    

leicht  MarliaL  IX,  4,  9.  auf.  dea  lunotempel  des  Aventiir 
bezieben  wollte,  so  schweigt  doch  Alles  von  dem  der  Diana. 
Auch  bei  einem  früheren  Brande  des  Circus  und  Aventin  (Ta- 
c it.  Ann.  VI,  45.)  scheinen  hauptsächlich  nur  Privatgebäude 
gelitten  zu  haben.  —  Der  zweite  noch  übrige  Tempel  ist  der 
der  Libertas,  gegründet  von  Ti.  Sempronius  Gracchus,  dem 
Vater  des  Siegers  bei  Benevent,  der  ihn  mit  einem  auf  diesen 
Sieg  sich  beziehenden  Gemälde  schmücken  Hess  '^^).  Dass 
Angustus  ihn  neu  gebaut  habe,  ist  bisher  auf  die  Autorität 
des  iUonumentum  Ancyranum  allgemein  angenommen  worden, 
obgleich  in  der  Aufzählung  der  Tempel :  AEDES.  MIiNERVAE 
ET.  IVNOMS.  REGINAE.  ET.  lOVlS.  LlßERTATIS.  IN.  AVExNTINO 
der  Mangel  der  verbindenden  Partikel  zwischen  lovis  und  Li- 
bertatis  aufTällig  genug  sein  musste.  Es  konnte  auch  wohl  eine 
solche  Wiederherstellung  in  Folge  eines  früher  gefassten  Se- 
natsbeschlusses ^^)  gedacht  werden.  Allein  durch  die  Ent- 
deckung der  griechischen  Uebersetzung  des  Monumentum  an 
demselben  Tempel  zu  Ancyra  (nach  Hamilton,  Research,  in 
As.  min.  t.  II.  n.  102.  mitgetheilt  und  zu  Wiederherstellung 
des  lateinischen  Textes  glücklich  benutzt  von  Franz  in  Ger- 
hards Archaeol.  Zeitung  n.  2.)  ist  die  Sache  zweifelhaft  ge- 
worden. Denn  die  Uebersetzung  nennt  in  dem  angehängten 
Summarium  der  neuen  Gebäude  keinen  Tempel  der  Libertas, 
sondern  Jioq  'JEXcvd-egiov,  weshalb  der  Herausgeber  im  Au- 
gusteischen Texte  den  Namen  Libertatis  für  verderbt  hält  und 
achreibtiovis  Liberatoris.  Esistdiess  allerdings  nicht  ohne 
Wahrscheinlichkeit,  obgleich  ein  Tempel  unter  diesem  Namen  nir- 
gends genannt  wird  und  dieFastiAmitemini,  welche  sonst 
nie  den  Beinamen  weglassen,  einfach  sagen  lovi  in  Aventino;  end- 
lich auch  bei  Tacit.  Ann.  XV,  64.  und  XVI,  35.  das  libare 
lovi  Liberatori  mehr  dem  Jios  2(a%iJQ0Q  der  Griechen  ent^ 


952)  Liv.  XXIV,  16.  Dtgna  res  visa ,  ut  stmnlacrum  celehrati 
eins  diei  Gracchus,  postquam  Romam  rediit,  pingi  iuheret  in  aede 
Libertatis,  quam  pater  eius  in  Aventino  ex  muttatieia  pecunia  Ja- 
eiendam  curaoil  dedicavitqtte.  Erwähnt  wird  er  auch  von  Paul.  D i a e. 
p.  121.  Liberiatü, 

53)  Dio  Gas 8.  XLIII,  4i.  nal  yccuv  ^EUv^e^flas  BtjuqüU^  t^njip^ 
aavTo, 


458    

spricht  (Becker,  CharikL  I.  S.  444.).  Es  bleibt  wenigstens 
zweifelhaft.  Ob  nan  aber  mit  diesem  Tempel,  dessen  Lage 
übrigens  ganz  unbekannt  ist,  das  vielerwähnte  Atrium  Lie- 
ber tatis  verbunden,  oder  wo  es  ausserdem  gewesen  sei;  ob 
es  endlich  nur  ein  oder  zwei  Gebäude  desselben  Namens 
gegeben  habe,  das  gehört  zu  den  verwickeltslen  und  folge- 
reichsten Fragen.  Es  erscheint  zuerst  im  J.  542.  bei  Li- 
vius  XXV,  7.  PhiUas  Tarentinw  —  adüum  sibi  ad  ob* 
Hdes  Tarentinos  invenit.  Custodiebantur  in  AUio  Liberia» 
tis  minore  eura  etc.  Dann  wird  einmal  (559)  seine  Wie- 
derherstellung zugleich  mit  der  Villa  publica  erwähnt,  XXXIV, 
44«,  wahrscheinlich  nachdem  es  durch  einen  Brand  zerstört 
worden  war'^-^).  Diese  Verbindung  beider  Gebäude  ist  schwer- 
lich zufällig;  sondern,  wie  Merkel  z.  -Ovid.  Fast.  p. 
CXXX.  richtig  bemerkt,  ist  offenbar  die  Hauptbestimmung 
des  Gebäudes,  für  die  Geschäfte  der  Censoren  zu  dienen.  Es 
ist  das  ersichtlich  aus  zwei  Stellen  bei  Li  vius,  XLIII,  16« 
Censores  extemplo  in  Atrium  Liberiatis  escenderunt,  et  ibi 
signatis  tabeliis  jmblicis  clausoque  tabulario  et  dimissis  ser* 
vis  publicis^  negorunt^  se  prius  quidquam  publici  negotii 
gesturos^  quam  iudicium  popuU  de  se  factum  esset,  und  bei 
dem  Streite  über  die  Einordnung  der  Ubertiy  XLV,  15. 
postremo  eo  descensum  est^  ut  ex  quatuor  urbanis  tribubus 
unam  palam  in  Atrio  Libertatis  soriirentur,  in  quam  omnes^ 
qui  servitutem  sercissent^  coniicerent.  Namentlich  scheint 
es  in  besonderer  Beziehung  zu  den  Manumissionen  gestanden 
zu  haben,  was  weiterhin  noch  mehr  Wahrscheinlichkeit  er- 
balten wird,  und  vielleicht  ist  es  auch  nicht  zufallig,  dass 
bei  Milo^s  Processe  die  Folter  der  Sklaven  dort  Statt  findet. 
Cic.  p.  Mil.  22.  Sed  quaesliones  urgent  Miloncm,  quae 
sunt  habitae  nunc  m  Atrio  Libertatis*  Qtdbusnam  de  ser- 
vis?  etc.     Man  könnte  dadurch  auf  den  Gedanken  gebracht 


»5i)  Fcat.  p.  241.  Probrum  virginU  Festaiü  ui  eapite  punir^ 
tury  vir,  qui  eam  ineesiavittet ,  verberikus  neearBiar:  lex  fixa  in 
Atrio  LibertatU  cum  multü  aliis  legibus  incendio  coniumpta  est,  ut 
üit  M.  CalQ  tXxu  Da«  setzt  jedenfalU  schon  eia  Unseres  Bestehen 
voraus. 


459    

werden,  das  Atrium  Libertatis  habe  ausserhalb  der  Stadtmauer 
gelegen,  da  Cicero  ausdrücklich  verneint,  dass  der  eamufex 
das  Forum  betreten  und  innerhalb  der  Stadt  sich  aufhalten 
dürfe '^^);  allein  es  ist  diess  nichtsdestoweniger  täuschend, 
und  quaesiiones,  de  sertis  sind  selbst  auf  dem  Forum  ange- 
stellt worden  *^).  So  viel  aber  leuchtet  ein,  dass  dieses 
Atrium  Libertatis  —  und  es  findet  sich  bis  hieher  Leine  An- 
deutung, aus  der  nur  entfernt  auf  ein  zweites  geschlossen 
werden  könnte  —  als  ein  Amtslocal  der  Censoren  nimmer- 
mehr auf  dem  Aventin  sein  konnte ,  und  endlich  wird  dieser 
Gedanke  durch  Cicero^s  Aeusserung,  das  Forum  solle  bis  zum 
Atrium  Libertatis  ausgedehnt  werden,  gänzlich  ausgeschlos- 
sen. Indem  ich  aber  diese  Worte  Cicero's,  ad  Att.  IV, 
Iß.  Paullus  in  medio  foro  basiticam  tarn  paene  texuit  m- 
dem  anliquis  eolumnü;  i/lam  autem^  quam  tocavit^  ß^ 
magTuficeniissimam.  quid  quaeris?  nihil  graUus  ilio  monU" 
mento ,  nihil  glofiosius.  itaque  Caesaris  amici  (nie  dico  et 
Oppium  j  dirumparis  licet)  in  monumentum  illud^  quod  tu 
tollere  laudibus  solebas^  ut  forum  laxaremus  et  usque  ad 
Atrium  Libertatis  expUcaremus  contempsimus  sexcenties  HS* 
cumpriuatis  non  poterat  transigi  minore  pecunia.  efficiemus 
rem  gloriosissimam.  nam  in  Campo  Martio  septa  tributis  co^ 
mitiis  marmorea  summ  et  tecta  facturi  eaque  cingemus  ex* 
eelsa  porticu  etc.  nochmals  erwäge  und  namentlich  die  von 
Merkel  z.   Ovid.   Fast«   p»    GXXXIL   ausgesprochenen 


955)  Cic.  p.  Rab.  perd.  5.  Sed  moreretur  pritts  'acerbüsima 
morte  Gracchus,  quam  in  eiui  concioni  camifex  consüteret ,  quem 
non  modo  Joro,  sed  etiam  coelo  hoc  ac  spintu  censoriab  leges  aique 
urbis  domicilio  carere  voluerunt.  cap.  4.  Quamobrem  uier  nostrum 
tandem,  LabienCy  popularis  est?  Tune,  qui  civibus  Romanit  in  con^ 
eione  ipsa  cami/icem,  qui  vinela  adhiberi  pulas  oportere.  qui  in 
Campo  Martio  comitiis  centttriatis  auspieato  in  loco  crucem  ad  sup* 
plicium  civium  dt^/fgi  et  constitui  iubes :  an  ego,  qui  funestari  con* 
eionem  contagione  camißcis  Veto  ?  qui  expiandum  forum  populi  R<h 
mani  ab  Ulis  nefarii  sceleris  vestigiis  esse  dico  f 

56)  Liv.  XXVI,  ^7.  Bei  Uotersuchon^  aber  eine  tod  röm.  B^ör- 
gern  durch  Sklaven  bewirkte  Brandstiftnng:  eaeterum  ut  coram  an 
arguebantur  et  quaestio  eof  ministris  faeinoris  foro  medio  haberi 
eoepta  esty,fassi  omnes,  atque  in  dominos  servosque  conscios  animad* 
versum  est.  Gleichwohl  mnsste  auch  damals  der  eam\fex  ausserhalb 
der  Sudt  wohnen.  Plaut.  Pseud.  I,  3,  97. 


460    -' 

Zweifel  berücksichtige,  ändert  sich  in  etwas  meine  Ansicht 
von  dieser  Stelle.  Es  wird  mir  sehr  einleuchtend,  dass  Ci- 
cero von  vier  ganz  verschiedenen  Anlagen  spricht.  Die  er- 
sten beiden  sind  die  Basiliken,  deren  zweite  ich  nur  als  die 
lulia  erkennen  kann.  Aber  die  Worte :  Ilaque  Caesarü  amici 
etc.  beziehen  sich  nicht  mehr  auf  sie.  Ihr  Sinn  ist:  da  Paui- 
lus  so  glänzend  baut,  so  wollen  wir  in  Caesars  Auftrage  nicht 
zurückbleiben.  Die  Erweiterung  nun  des  Forum  ist  keiqe  an- 
dere als  die  Anlage  des  Forum  lulium,  für  das  damals  der 
Grund  und  Boden  angekauft  worden  war,  während  die  Basilica 
schon  gebaut  wurde  und  nicht  erst  vom  Ankaufe  des  Areals  die 
Rede  sein  konnte;  und  doch  meldet  Cicero  dem  Atticus  eine 
Neuigkeit.  Stimmt  der  Preis,  den  Cicero  angiebt,  sexcen- 
iies  Zr5.  nicht  mit  Sueton  und  Plinius  überein,  welche 
ihn  auf  miities  HS.  erhöhen,  so  kann  eine  spätere  Ucbertrei- 
bung  wohl  Statt  gefunden  haben,  oder  es  wurde  nach  der 
Schlacht  bei  Pharsalus  noch  mehr  hinzugekault.  —  Endlich 
von  den  Worten  an:  efficiemtus  rem  gloriosissmam,  spricht 
Cicero  wiederum  von  etwas  ganz  Anderem.  Es  sind  die  Septa 
im  Marsfelde,  die  zu  allen  diesen  Bauen  noch  hinzukommen. 
Dort  war  der  Raum  Staatseigenthum  und  brauchte  nicht  zu 
hohem  Preise  angekault  zu  werden.  So  muss  man,  glaube  ich, 
in  diesen  dunkeln  Worten  unterscheiden,  und  was  daraus  sich 
für  das  Atrium  Libertatis  ergiebt,  wird  sich  gleich  zeigen, 
wenA  von  den  späteren  Erwähnungen  desselben  Namens  ge- 
sprochen worden  ist.  —  Es  wird  vieirältig  berichtet,  dass  As  i- 
niusPollio  ein  Atrium  Libertatis  erbauete  und  darin 
die  erste   öffentliche  Bibliothek -gründete  *^7).     Es  wird 


957)  Sneton.  Aag.  ^9.  Multaque  a  multU  exstrtteia  sunt.  — 
ab  Asinio  Pollione  Atrium  Libertatis,  Von  der  Bibliothek  spricht 
Pli  D.  VII,  30.  in  bibiiotheeay  quae prima  in  orbe  (l.  ürbe)  ab  Afimio 
Pollione  ex  manubiis  publicata  Romae  est.  nod  XXXV,  %.  Asinii  Pol- 
lionis  hoc  Romae  inventum,  qui  primus  bibliothecam  dicando  ingenia 
hominum  rem  pubiicam  fecit.  Dasselbe  sind  die  monumenta  Asinii 
oder  PoUionis,  XXXVI,  5.  n.  23.  24.  25.  33.  Sie  befand  sich  aber 
eben  im  Atrium  LiberUtis.  Ovid.  Trist.  III,  1,  71. 

^ec  me,  quae  doctis  patuerunt  prima  libelliSy 
Atria  Liberias  tangere  passa  sua  est. 
aod   noch  aasdrücLlicher  Isidor.  Orig.  VI,  5,  %>  Primum   aufem 


461    

nicht  ein  neues  im  Gegensatze  zu  einem  (ruberen  genannt,  son* 
diem  es  heisst  schlechthin  Atrium  Libertatis.  Da  aber  der  Tem- 
pel der  Liberias  auf  dem  Aventin  war,  so  hat  man  einmütbig 
auch  dieses  Atrium  dahin  gelegt  und  es  als  Theil  desselben 
betrachtet.  Allein  möge  nun  Augustus  den  Tempel  der  Li- 
berias wiederhei^esteUt,  oder  der  alte  sempronische  noch  ge- 
standen haben,  so  muss  es  doch  jedenfalls  seltsam  erscheinen, 
dass  Poilio  dem  einen  oder  dem  anderen  jenes  Atrium  solle 
beigefugt  haben,  und  fragt  man  nach  dem  Grunde,  weshalb 
beide  vereinigt  angenommen  werden,  so  giebt  es  dadfr  gar  kei« 
neu.  Die  einzige  scheinbare  Andeutung  könnte  man  finden  in 
Mart.  XII,  3.,  der  zu  seinem  aus  Spanien  nach  Rom  ge- 
sandten Buche  sagt: 

Non  tarnen  Hoppes  eris,  nee  tarn  potes  advena  dicij 
Ciiius  habet fratres  tot  domus  alta  Remt. 
wenn  man  nämlich  die  domus  Remi  für  den  Aventin  nimmt. 
Das  hat  aber  Martial  durchaus  nicht  gemeint;  sondern  er  spricht 
von  dem  Apollotempel  auf  dem  Palatin,  wie  die  folgenden  Verse 
zeigen : 

Iure  tuo  veneranda  novi  pete  Umna  templi^ 
Reddita  Pierio  sunt  übt  tentpla  choro. 
Auf  diese  Weise  ist  gar  kein  Grund  vorhanden,  etwas  Anderes 
anzunehmen,  als  dass  Poilio  das  alte  Atrium  Libertatis  neu 
bauete ;  und  dass  dieses  zum  Theile  eine  neue  Bestimmung  er- 
hielt, erklärt  sich  aus  den  ganz  veränderten  Verhältnissen:  es 
gab  ja  selbst  keine  Censoren  mehr«  —  V^as  nun  die  Haupt- 
frage anlangt,  wo  sich  dieses  alte  von  Poilio  nur  erneuerte 
Atrium  befand,  so  kann,  wenn  man  sich  überzeugt,  dass  Ci- 
cero unter  dem  zur  Erweiterung  des  Forum  angekauften  Bo- 
den das  Areal  des  nachherigen  Forum  lulium  versteht,  die  Be- 
antwortung nur  dahin  ausfallen,  dass  es  gegen  das  Marsfeld 
bin  zwischen  dem  Capitolinus  und  Quirinal  lag.    Bei  dieser 


Romae  biblioihecas  publicavit  Poilio^  Graeeas  nmnl  atque  Latinas^ 
additU  auctorum  vnaginibtu  in  Atriöy  quod  de  manubiü  magn\/ieeW' 
tütimum  imtruxefat.  Nicht  anf  PoUio's  Baa,  sondlera  aaf  die  erste 
Dedication  bezieht  sich  Ovid.  Fast.  IV,  6)^3. 


462    

Lage  erklärt  sieh  dann  auch,  warum  Livius  von  den  Censoren 
sagt:  in  Alriuni  Libertatü  escenderunt;  denn,  wie  scboii 
mehrmals  gesagt  worden  ist,  vom  Qairinal  erstreckte  sich  vor 
Trajan  ein  Ansläurer  nach  der  Höhe  von  Araceli,  und  eben 
hier  müsste  das  Atrium  gesucht  werden,  das  demnach  allerdings 
hochgelegen  sein  konnte.  Auf  diese  Weise  erscheint  nun  eben 
Canina^s  Anwendung  des  capitolinischen Fragments  (Anm.733. 
Taf.  IV,  n.  4  und  6.)  auf  die  Basiiica  Ulpia  höchst  angemes- 
sen *^<^).  Das  Forum  Traiaui  nahm  die  Stelle  in  Anspruch, 
wo  das  Atrium  stand,  und  so  wurde  es,  da  als  besonderes  Ge- 
bäude es  natürlich  die  Anhige  gestört  haben  würde,  zu  dem 
Ganzen  gezogen,  ohne  dass  weder  der  Name,  noch  die  bishe- 
rige Bestimmung  ganz  aufgehoben  wurde.  Daraus  erklärt  sich 
dann  die  Inschrift  der  Tribüne,  Liberiatü,  und  vielleicht  ging 
selbst  die  Bibliotheca  Ulpia  aus  der  des  Pollio  hervor.  —  Hat 
sich  nun  zugleich  für  das  Atrium  eine  grössere  Entfernung  vom 
Forum  Romanum  ergeben ,  so  erscheint  auch  die  Nachricht 
Suetons  weniger  autTaUend,  die  nach  dem  Palatium  berufenen 
deutschen  Truppen  hätten  sich  aus  Unkunde  des  Weges  ver- 
spätet (Anm.  538.);  indessen  scheint  darauf  überhaupt  nicht 
viel  zu  geben,  da  Tacitus  die  Sache  anders  darstellt.  Mit  dem 
Aventin  aber  hat,  wie  sich  aus  Allem  ergiebt,  das  Atrium  Li- 
bertatis  gar  nichts  gemein;  hier  war  nur  ein  Tempel  der  Li- 
berias ;  das  Atrium  und  die  nachmalige  Bibliothek  bestanden 
durch  alle  Zeiten  ganz  getrennt  von  ihm. 

Die  Basis  Capitolina,  auf  welcher  17  Yici  der  Reg.  XIO. 
oder  des  Aventin  verzeichnet  sind,  nennt  darunter  einen  Vi- 
cusFidii  und  einen  Vicus  Fortunae  Dubiae,  und  man 
muss  daraus  auf  Heiligthümer  dieser  Gottheiten  schliessen. 
Allein  bekannt  ist  darüber  weiter  nichts  und  da  die  Region 
auch  die'  Ebene  unter  dem  Berge  begreift,  ist  es  ganz  unent- 
schieden, ob  sie  dort  oder  auf  dem  Bei^  selbst  lagen.  —  Von 


958}  Er  hat  iodesseD  doeh  in  so  fern  eine  falsche  AnwendiiDg  da- 
von (gemacht,  als  er  es  aaf  dem  Plane  an  der  Seite  des  Qairinal  ein» 
getragen  hat,  wodurch  die  Inschrift  yerl^ehrt  zn  stehen  iLtfmmt.  Viel- 
nehr  gehört  die  Tribane  süt  dem  Namen  LiherUtis  aaf  die  Seite  de« 
Capitols. 


J 


468    

profanen  Gebladen  ist  ans  früherer  Zeit  schon  die  Wohnung 
desEnnius  genannt  worden  (S.  166.);  sonst  ist  wenig  be- 
kannt; nur  so  viel  lenchtet  hindurch,  was  überhaupt  die  Ge- 
schichte des  Berges  voraussetzen  iMsst,  dass  die  ganze  Zeit 
der  Republik  hindurch  hauptsächlich  plebejische  Familien  hier 
wohnen  mochten.  Unter  Trajan  wohnte,  wie  wir  durch  Mar- 
tial  erfahren  (Anm.  941.),  auf  der  Höhe  über  dem  Circus  des 
Kaisers  Freund  LiciniusSura.  Er  erbanete  auch  hier  Bä* 
der,  babteum,  oder  Trajan  ihm  zu  Ehren  und  unter  seinem 
Namen  ^^*)*  Ein  Fragment  des  capitolinischen  Plans  (B ei- 
le ri  t.  4.)  zeigt  ein  solches  Gebäude  mit  der  Inschrift  BAL. 
SVRAE.  Nach  Canina  soll  der  Grundriss  ganz  den  Triim- 
mem  unter  S.  Prisca  entsprechen,  so  dass,  wenn  diess  zuver- 
lässig ist,  sie  hier  anzunehmen  sein  würden ^o).  Auch  das 
Curiosum  nennt  Tkerfnas  Syres  et Dedanas;  dagegen  ha- 
ben die  anderen  Ausgaben  der  Notitia  Thermas  Varianas 
ei  DecianaSj  von  denen  weiter  nichts  bekannt  ist,  ausser  dass 
gegen  Porta  S.  Paolo  eine  Bleiröhre  mit  der  Inschrift :  AQVA 
TRAIAN.  Q  ANICIVS.  Q  F.  ANTONIAN  .  .  CVR.  THERMARVM.  VA- 
RIANARVItf.  ausgegraben  worden  ist.  Grut.  CLXXXII,  7. 
Wegen  des  Zweifels,  ob  sie  in  diese  Hegion  gehören  und  we- 
gen der  von  den  Chronisten  genannten  Decianae  s«  d.  Abschn. 
von  den  Thermen. 

Zum  Gebiete  des  Aventin  gehört  noch  die  zwischen  ihm 
und  dem  Flusse  liegende  Ebene ;  anräoglich  nur  ein  schmaler 
Streif,  dann  zu  einer  ansehnlichen  Fläche  sich  erweiternd. 
Diese  ganze  Gegend  wird  in  alter  Zeit  extra  portam  Tri- 
geminam  genannt  und  gehörte  zu  den  lebhaftesten  Theilen 
der  Stadt.     Denn  hier  war  der  Hafen  und  das  Emporinm 


959)  D  i  0  C  a  8  8.  LXVIII,  15.  r^  ^J  JSovQtf,  r^  Aauvltf  not  ratprjv 
9tifM>oiav  Kai  avdffMVTa  tdame  rtXsvrtfoartt'  oortf  igrovro  luU  nhovxoo 
wü  ctvxVfititTog  aa>iiUTOf  iiors  ttal  yvfivaatmf  *FtafitUoi9  otnoSofjtijaai.  Da« 
gegen  Aurei.  Vict.  Caes.  13.  (Trai.)  quippe  qui  Surae  familiari 
opu$  sacraverit^  quae  Suranae  sunt.  Bpit.  13.  Hie  ob  honorem  Su' 
raßj  euius  studio  imperium  arripuerat^  iavaera  eondidit. 

AO)  Nach  Bnoseo,  Besehr.  \\{  A.  S.  399r  soU  auch  bei  S. 
Prisca  eioe  Bleirobre  gefaodeo  worden  sein,  welche  die  Aqua  Ttaiana 
nenne.  Mariiani  soU  sie  mittheilen;  bei  ihm  Ist  sie  mir  nber  niebt 
vorgekommen. 


464    

oder  der  Stapelplatz  für  alle  den  Tiberis  herauf  kommende  Im* 
porten;  hier  jedenfalls  auch' von  alter  Zeit  her  der  hauptsäch* 
liebste  KornbandeP^').  Die  meisten  der  hier  ^uns  bekannt 
werdenden  öffentlichen  Anlagen  fallen  in  die  Zeit  zwilscben 
dem  zweiten  und  dritten  pnnischen  Kriege,  wo  die  Aedilen  M. 
Aemilius  Lepidus  und  L.  Aemilius  PauUus,  wie  es  scheint, 
zuerst  eine  geregelte  Anlage  des  Emporium  unternahmen  nnd 
dabei  eine  Säulenhalle,  diePorticus  Aemilia,  erbaue- 
ten  -*-)  wie  ihre  Nachfolger,  M.  Tuccius  und  P,  lunius  Brutus, 
eine  zweite,  inter  lignarios,  womit  die  Niederlagen  der 
liolzhändler  gemeint  sein  mögen  ^•'').  Dann  erfolgte  in  der 
Censur  des  M.  Aemilius  Lepidus  und  M.  Fulvius  Nobilior  der 
Bau  des  Hafens  und  einer  Brücke  über  den  Tiberis  y  so  wie  die 
Anlage  eines  Forum  und  anderer  Hallen  ^'^);  von  den  näch- 
sten Censoren  aber,  Q.  Fulvius  Flaccus  und  A.  Postumins  AI- 
binus  wurde  das  Emporium  mit  Steinplatten  getäfelt,  Treppen 
zum  Flusse  hinab  gelegt,  die  Porticus  Aemilia  wiederherge- 
stellt und  eine  andere  zur  Höhe  des  Aventin  gefuhrt  ^^).  Von 
allen  diesen  Anlagen  lässt  sich  ausser  der  Brücke  und  dem 
Hafen  (s.  d.  Abschn.  von  den  Brücken)  im  Einzelnen  nichts 
mit  Bestimmtheit  nachweisen ;  nur  lehren  die  in  der  Gegend 
von  Vigna  Ccsarini  zahlreich  in  verschiedenen  Zeiten  gefunde- 
nen unbearbeiteten  Marmorblöcke  zum  Theile  mit  Nummern 
und  Namen   der  Absender ^^),  und  der  Name  la  Marmo- 


961)  Darauf  ist  schon  oben  (S.  163.)  hingewiesen  worden,  und  et 
erhall  die  Aauahine  BestatiguDg  dadurch,  dass  die  Basis  Gapitoilna  in 
dieser  Region  einen  P'icus  Frumcntariu»  nennt. 

62)  Liv.  XXXV,  10.  AedilUas  intignis  eo  anno  Juit  M,  Aemiln 
Lepidi  et  L.  AemilU  Paulli,  —  Porticum  unam  extra  por tarn  Trige- 
minam  (fecerunt)  emporio  ad  Tiberim  adiecto. 

63)  Liv-  XXXV,  41.  porticum  extra  portam  Trigeminam  inter 
lignarios  fecerunt, 

6i)  Liv.  XL,  51.  M.  Fulviu^  plura  et  maioris  loeavit  ttsvs : 
portum  et  pilas  ponti*  in  Tiberim  —  et  forum  et  porticum  extra 
portam  Trigeminam» 

65)  Liv.  XLI,  Ä7.  Et  extra  portam  Trigeminam  emporium  la- 
pide  ttraveruntf  stipitibutque  sepserunt;  et  porticum  Aemitiam  refi- 
ciendam  curarunt  ^  gradibusque  adscentum  ab  Tiberi  in  emporium 
fecerunt,  et  extra  eandem  portam  in  Aventinum  porticum  siliee 
straverunt  etc. 

66)  Flaminio  Vacca,  Memor.  05->98.    bei  Nardini.  t.  IV. 


465    

rata,  den  noeh  diese  Ckgend  fSfart,  dass  hier  der  Aosschif- 
fungsplatz  für  fremden  Marmor  war,  wahrscheinlich  aber  auch 
Bildhanerweri^tittten. 

Die  weite  unterhalb  des  Priorats  beginnende,  von  dem 
Berge,  der  Stadtmauer  und  dem  Flusse  begrenzte  Ebene,  wo 
man  sich  die  hauptsächlichsten  Magazine ,  die  von  der  Notitia 
genannten    HoYrea    Galbiana  und  Aniciana   und  an- 
dere *^^)  zu  denken  haben  wird,  ist  besonders  merkwürdig 
durch  den  in  derselben  liegenden  Monte  Test accio,  einen 
künstlichen  ans  lauter  Scherbenschutt  aufgehäuften  Hügel  von 
153  Fuss  Höhe  (nach  Conti)  und  Va  Miglie  im  Umfange.  Die 
Entstehung  dieses  Hügels  ist  noch  nicht  hinreichend  erklärt 
und  wird  es  wahrscheinlich  nie  werden.     Unter   den  man- 
cherlei Versuchen  dazu  verdient  zunächst  die  schon  von  Nar« 
dini  gewürdigte  Vulgärsage,  er  sei  entstanden  aus  den  Scher- 
ben der  Gefasse,  worin  die  zinsbaren  Völker  ihren  Tribut 
gebracht  hätten,  natürlich  gar  keine  Beachtung.  Die  gewöhn- 
lichste Meinung  ist  dagegen  seit  Marliani  und  Andr.  Fulvius, 
dass  hier  von  alter  Zeit  her  ein  grosses  Töpferquartier  ge- 
wesen sei;  und  man  hat  die  Bestätigung  darin  finden  wollen, 
dass  die  Notitia  in  dieser  Region  ein  DoNolum  nenne.    Al- 
lein dieser  Name  ist  wahrscheinlich  nur  aus  einem  weniger 
verständlichen  entstanden;   denn  das  Curiosum  hat  dafür 
Dolocenuntj  worin  vielleicht  DoUchenum  liegen  mag.   Uebri- 
gens  ist  gar  nicht  abzusehen,  welchen  Sinn  der  Name  in  Be- 
zug auf  den  Berg  haben  könne;   und  gab   es  auch   in  Rom 
eine  Stelle,  welche  DoÜola  hiess,  so  war  doch  diese  keines- 
weges  hier,  sondern  bei  der  Cloaca  maxima,  s.  d.  folg.  Ab- 
schn.     Ueberhanpt  aber  wird   die  ganze  Annahme  einer  sol- 
chen Entstehung  durch  hier  gewesene  Töpferwerkstätten  durch 
die  Thatsacbe  widerlegt,  dass  man  bei  Anlage  der  zu  Wein- 
kellern dienenden  Grotten  im  Innern  des  Berges  mitten  unter 


p.  38  s.  Fea^  MUcell,  I.  p.  93.     Bunson,  Besckr,  d.  St  R.  \\\  A. 
S.  432. 

967)  Vgl.  Gput.  Jnscr.  LXXV,  1.  Orell.  45.  Ihre  Reste  siird 
•8  jedenfsUs,  welche  Bnfalini  auf  seinem  Plane  als  Horreu  pojmfi 
Romani  verzeichnet  hat. 

30 


4M 

MM  SekotM  auf  tin  Orahmil  sImm^s«),  iToiHat  deoficb  ber- 
Torgebt^  däsi  fiese  Auniäufttiig  erst  ifl  BpHttr  Zeit  Suii  fuid« 
Ueberdiess  beschränkt  sie  sich  nicht  blost  titf  den  Berg^  ftoiih 
dem  die  gatize  Ebeile  nmbef  i»t  unl  15---' 30  Fiiss  iär^  den 
alten  Boden  erhöhet^  und  diese  Erhöhung  besteht  zarii  grossem 
Theile  ans  demselben  Schutte.  Die  Porta  Ostiensis  aber,  von 
Honorius  erbauet,  steht  selbst  auf  dieser  Erhöhung  und  dient 
zum  Beweise,  dass  die  AufhäuAing  schon  zu  Anfange  des  fünf- 
ten Jahrhunderts  Torhanden  war.  Wenn  nunBuusen  des* 
halb  vermuthet,  sie  sei  bei  der  Wiederherstellung  der  aureliani«> 
s^hen  Mauer  durch  Honorius  entstanden,  wie  denn  die  Inschrift 
über  Porta  S«  Lorenzo  u.  s»  w.  selbst  sage,  die  Emeoeruug  s« 
eg9§tü  immensis  ruderibus  geschehen,  so  klingt  diess  woU 
etwas  befriedigender 9  allein  unwklärt  bleibt  es  immer,  wo- 
ber ein  solcher  utiermesslicher  Scherbenschutt  gekommen  sei 
und  Warum  man  ihn  eben  hier  innerhalb  der  Stadt  aufgehäuft 
habe.  —  Der  Name  Mon$  Testac^us  ist  sehr  alt  t  er  findet 
sieb  in  einer  Schenkungsurkunde,  welche  in  Marmor  einge- 
graben in  die  Wand  der  Vorballe  der  Kirche  S.  Maria  in 
Cosmedin  (Bocca  della  Veritä)  eingemauert  ist  ^^)«  Diese 
Urkunde  soll  spätestens  dem  achten  Jahrhunderte  angehören. 
Bei  alten  Schriftstellern  aber  sucht  man  vergeblich  nach  einer 
Andeutung,  die  maa  auf  diesen  Berg  beziehen  könnte  '^)< 


969}  BoBseo,  B^ekr.  d.  Si.  R.  III  A.  S^.  434« 

69)  Crescimbeoi,   Storia   della   Chiesa  di  S.  Maria  in  C—- 
medin*  p.  63  f.  nach  Baaseo,  Besekr.  III  A.  S.  433. 

70)  Gaaz  irrig  ward«   man  die  Worte  bei  Glaodian.  de  VI 
C0D8.  Hon.  529. 

Sid  oculis  placituttt  tuis  instgniot  auctii 
C ollibu9  ei  Hoia  maior  ee  Eomu  tfidemdam 
ObtuliL  addebant  pulchrum  nova  moenia  vultum  etc. 
nnf  den  Testnccio  kezieben ;  denn  gleich  nachher  heisst  es : 
Etexit  eubitae  ittrrei^  eineioeque  CQegil 
Septem  eontinuo  montes  iuvenetcere  muro. 
Die  von  Honoriui  hergestellte  Maner  umschloss  allerdings  anch   chae 
den  Scherbenberg  auf  dem   linken  Ufer  acht  Hitgel,   da   der  Pincina 
hinsu  gezogen  war,  ond  jeoseit  des  Flusses  kam  als  neunter  noeh  der 
laniculus  hinzu.     Es  ist  also  der  Ausdruck  teptem   montes  nur  allge- 
meine Bezeichnung  Roms ;   aber  hatte  Claudian  darauf  anspielen  wol- 
len, dass  durch  den  TesUecio  ein  Hügel  hinangekommen  sei,  so  wäre 
eben  diese  Bezeichnung  höchst  unpassend. 


487 


Die  Tiefe  Zwischen   dem  ATentin,  Palatino 
Capitolin  und  dem  Flasse. 

Circus  Maximus»  Forum  Boarium.  F^teus  /u- 
garius.  F'icus  Tuscus^  Velahrum. 

Vom  Palatin  wird  der  Aventin  durch  ein  ziemlich  schma'^ 
les  Thal  getrennt,  das  in  ältester  Zeit  am  Vieles  tiefer  gewe- 
sen, dorch  die  Anlage  des  Circus  Maximas  aber  bedeutend 
erhöhet  worden  sein  soll  ^^i).  Der  alte  Name  dieses  Thals  war 
ftd  Marcim  oder  Marciae,  von  einem  Altare  der  dea 
Murcia,  worunter  nach  einstimmiger  Erklärnng  der  Sohrifi- 
steiler  Vena«  verstanden  wurde.  Der  Ursprung  und  die  wahre 
Bedeutung  des  Namens  sind  zweifelhaft:  die  gewöhnlichste 
Meinung,  das»  es  so  viel  sei  als  Murtea  oder  Myrtea^  wobei 
angegeben  wird ,  das  Thal  sei  mit  Myrtengebiisch  bewachsen 
gewesen,  ist  eben  auch  nur  ein  späterer  Versuch  zur  BrkIM* 
rang  und  ganz  unstatthaft  ist  es  wenigstens  den  letzteren  Na* 
ttien  für  die  ältere  Form  auszugeben ,  aus  der  später  Marcia 
entstanden  sei  '^).     Der  Altar  war  innerhalb  des  Circus^  wes- 


971)  Dlonys.  I,  43.  »X^bto  Bl  {Alivuvot)  iuf  hd^onf  rdfy  mtft» 
m^nXOfUporP  rj  'JPfUfiji  j  Xowou  %ov  nakovfUvov  Jlaiapr/ov ,  wa(fl  Sv  9 
vownj  HaraoKSvao&iZaa  noii^  iS^vr&tj  ßa&eia  nal  ttriv^  tfi^ayy^,  i» 
9t  toif  vmß^ov  ;woyoff  ixma&ti  nas  6  /u«ra{v  TcSy  lo^otv  avXo9, 

72)  Varro  L.  L.  V,  ^%.  p.  154.  Intumus  cirCiu  Ad  Mureim  vc* 
Mfttifi ;  ut  Pronilius  aiebat,  ab  urceit,  quod  u  locus  esset  inter  ßgU" 
los  t  alii  dieunt  a  murteto  deeiinatum,  quod  ibifuerit ;  quoius  vesiü 
gium  manef,  quod  ibi  saceilum  etiam  nunc  Murteae  Feneris.  Letz> 
teres  scheint  Varro's  oi^tu^  Meinnog  zu  sein  und  vieUeieht  hat  er  nur 
eben  die  Form  des  Namens  der  Etymologie  angepasst)  denn  andere 
Schriftsteller  bezeugen,  dass  Mureia  die  gewShnliche  Form  war»  Pli  n. 
XV,  29,  36.  Quin  et  ara  vetus  fuit  Feneri  Myrteae,  quam  nunc  Mur* 
eiam  vocanL  PI  utar  eh.  Qua  est.  Rom.  20.  ttal  yoQ  ijv  vvy  Mov(^ 
nlav  'jifp(foSiv7jv  koIopoi  ^  Mvqxlav  xo  nalatov  §  wc  tomsp ,  mvofJLa^ov. 
Livins,  dessen  Nachrieht  ja  doch  ans  altea  Qnellen  stammt ^  sagt  I| 
33.  quibus  (Latinis),  ut  iungeretur  Palatio  JventinuMj  ad  Murciae 
datae  sedes»  Andere  leiteten  den  Namen  ron  einer  froheren  Benen* 
nung  des  Aventin,  MureuSf  ab,  oder  von  dem  ersehlaffenden  Wesen  der 
Göttin,  quae  murcidos  faceret.  Paul.  Diae.  p.  148.  Muroiae  deae 
saeellum  erat  sab  monte  AventinOf  qui  antea  Murtus  vocabaturt 
ßerv.  z.  Aen,  VIII,  636.  f^aliis  autetn  ipsa,  ubi  dreenses  editi  sunt, 
ideo  Murcia  dicta  est,  quia  quidam  vieinum  montem  Murcum  appet' 
latum  volunti  alii  quod  fanum  Feneris  Fertieordiae  ibifuerit,  eirea 

30* 


halb  nach  Varro  der  intumus  Circus  ad  Murdae  genannl 
Wurde.  Eine  genauere  Angabe  der  Stelle  fehlt,  da  Varro'ä 
von  den  Carceres  handelnde  Worte  zu  dunkel  sind ,  und  die 
Lesart  auf  Conjectur  beruhet.  —  Mit  grösserer  Sicherheit 
lässt  sich  die  AraConsi  bestimmen,  die  ebenfalls  von  dem 
Circus  eingeschlossen  wurde.  Aus  Tacitus,  welcher  das 
Pomoerium  des  Romulus  von  dem  Forum  boariüm  am  Fusse 
des  Palatin  hin  bis  zu  diesem  Altare  und  von  da  zu  den  Curiae 
veteres  fuhrt  (S.  93.),  geht  unwiderleglich  hervor,  dass  die 
Ära  Consi  gegen  die  südliche  Spitze  des- Palatin  lag,  wo  das 
Septizonium  des  Septimius  Severns  war* ^3).  Die  weitere^ 
Rechtfertigung  dieser  Annahme  ist  in  dem  Abschnitte,  der  von 
den  Gebäuden  für  Schauspiele  handelt,  nachzusehen,  wo  auch 
die  Geschichte  und  die  ganze  Einrichtung  des  Circus  abgehan- 
delt wird ;  hier  sei  vorläufig  nur  bemerkt,  dass  er  in  seiner  Vollen- 
dung das  ganze  Thal  von  dem  Septizonium  an  bis  überS.  Anasta- 
sia  in  der  Länge  von  3^2  Stadium,  ausfüllte.  Ausser  allem  Zwei- 
fel ist  es,  und  selbst  aus  den  noch  von  P  an  vi  n  und  Du  Perac 
(T.  11.)  abgebildeten,  jetzt  fast  ganz  verschwundenen  Resten 


quod  netnus  e  myrUtU  fuUset,  inde  mvtata  litera  Murciam  appelia-' 
tarn:  alii  Murciam  a  murco ,  quod  est  murcidum,  dictum  voiunt: 
pars  a  dea  Murcia,  quae,  cum  tbi  Bacchanalia  essent,  f untrem  sacri 
ipsius  murcidum  faceret,  AugrostiB.  de  civ.  d.  IV,  16.  deam  Mur^ 
dam,  quae  praeter  modum  non  m^veret,  ac  faceret  hominem,  ut  ait 
Pomponius,  murcidum,  id  est,  nimis  desidiosum  et  inactuosum.  Vgl. 
AppuL  Met.  VI.  p.  395  Oad.  Tertvll.  de  spect.  8.  Glansen, 
Jeneas  u.  d.  Pen,  \U  S.  733.  Wie  Servios  das  ganze  Thal  Valli» 
Murcia  nenot,  so  auch  Claudian.  de  laud.  Stil.  11,  404. 
j4d  coeium  quolies  vatlis  tibi  Murcia  ducet 
Nomen,  Aventino  Pallanteoque  recessu, 
973)  Tacit.  Ann.  XII,  24.  Varro  L.  L.  VI,  3.  p.  202.  Consna^ 
lia  dicta  a  Conso ,  quod  tum  feriae  pubiicae  ei  deo  et  in  Circo  ad 
aram  eius  ab  sacerdotibus  ludi  Uli,  quibus  mrgines  Sabinae  raptae. 
Der  Altar  war  unter  der  Erde  oder  überbant,  und  nur  zur  Zeit  der 
Spiele  sichtbar.  Plut.  Rom.  t4.  Kai  vä^  6  3wu6t  iv  t^  fiil^or*  rtSr 
SmtoBqofiotv  iouv  iupay^s  tov  aXXov  xi^ovov ,  tv  oi  toU  innutoiv  avtaQiP 
avaxcLAvitreTcu.  Tertoll.  de  spect.  5.  et  nunc  ara  Conso  iili  in 
Circo  defossa  est  ad  primas  metas  sub  terra  cum  inscriplione  huiu^^ 
modi:  Consus  consiiio ,  Mars  duello ,  Lares  comitio  potentes.  Der- 
selbe sagt  c.  8.  Consus  {ut  diximus)  apud  metas  sub  terra  delitescit. 
Etwas  anders  Serv.  «.  Aen.  VIII,  636.  Consus  autem  est  deus  con- 
siliorum;  qui  ideo  templum  sub  tecto  in  Circo  habet,  ut  ostendatur 
tectum  debere  esse  consilium.  Wegen  der  primae  metae  bei  Tertul- 
lian  8.  den  Abschn.  die  Cirei. 


409   

«rsiehlUch,  dass  der  Halbkreis,  in  welchem  die  beiden  Lünge»- 
seilen  sich  vereinigten  bei  dem  Septizoninm,  die  Carceres  aber 
in  der  Gegend  von  S.  Anastasia  waren.     Hier  schloss  sich  an 
den  Circos  das  Forum  Boarium  an,  daher  die  AraMa- 
xima,  angeblich  von  Hercules  sich  selbst,  oder  nach  Anderen 
ihm  von  Evander  errichtet,  bald  an  den  Eingängen  zum  Cir- 
cns ,  bald  nahe  dem  Forum  Boarium ,  oder  auch  auf  diesem 
selbst  genannt  wird  ^^*),    Im  Bereiche  des  Gircus  aber,  d.  h. 
Iheils  in  demselben,  theils  unmittelbar  daran,  waren  viele  alte 
und  berühmte  Tempel,  deren  nähere  Bestimmung  indessen ,  da 
■  über  die  meisten  alle  genauere  Angaben  fehlen,  sehr  schwierig 
ist«    Am  besten  ist  es,  dabei  das  Verzeichniss  der  Notitia, 
d.  h.  das  Curiosnm  urbis  Romae  zu  Grunde  zu  legen. 
Dort  beginnt  die  Beschreibung  der  Reg.  XI.  von  der  Grenze 
der  zwölften,  oder  dem  gerundeten  Ende  des  Circus  ausge- 
hend, also :  Regio  XL  Circus  Maximut.   ConUnei  templum 
Solis^  ei  Lunae,  et  lemplum  Mercurü.  Aedem  Matris  deum^ 
et  lobis*  Cererem,    Die  übrigen  Ausgaben  lassen  die  Tempel 
des  Sol  und  der  Luna,  und  wiederum  der  Magna  Mater  und 
des  lupiter  aus  und  schieben  an  letzterer  Stelle  ein  templum 
Ditis  patris  ein.    Von  jenen  Tempeln  nun  wird  der  des  S  o  I 
vonTacitus  apud  Circum  genannt  7^);  dagegen  sagt  Ter- 
tuUiau.  despeet.  8.  Circus  Soä  principaiiter  consecratur: 
cuius  aedes  media  spatio  et  effigies  de  fasUgio  aedis  emicat. 
Die  Worte  media  spatio  können  zunächst  darauf  führen ,.  an 


97 i)  Serv.  z.  Aeo.  VIH,  271.  InjgßtiM  enim  ett  ara  IloretdU,  tie- 
ut  videmus  hodieque  p  m  t  ianua»  C  irci  M ax  im  t.  Diese  ia- 
nua»  köoneD  kunoi  etwas  aodercs  seio,  oU  die  Ejni^äage  zo  deo  car- 
ceres; (leno  hier  mass  der  AUar  aoceiioiDineo  wcrdeo.  Dionyjs.  1,40. 
6  9t  ßojfAoe,  itp  ob  Totff  ^txoLTas  tn^d'vütr  'H^amXijs  »ahtirai  fuv  vito 
*l*wfiaiiov  Mlytacoe '  i'ori  Si  Boa(fi<ts  XtyofUvt^s  ayo^ä^  nXfjuiov.  Dalie- 
gen sagt  Ovid.  Fast.  1,  581. 

ConsUtuUque  sibiy  quae  Maxima  dieitur,  aram 
Hie,  übt  part  urhU  de  bove  nomen  habet. 
woraus  sich  wenigstens  die  anmittelbare  Nähe  des  Forom  Boariom  er- 
giebt.   Vgl.  Liv.  1,7.  Prop.  IV,  9,  67.  Plutareh.  (^uaest.  Rom. 
60.    Ganz  nahe  dabei,    aber  schon   im  Forum   mass  sieh   ein  Tempel 
^es  Hercules  befunden  haben,  s.  Anm.  993. 

75)  Ann.  XV,  74.  grate*  deis  decemuniur  propriutque  honas 
Solif  eui  est  vetus  aedes  apud  Circum, 


470 

fiwa  klemen  Tempel  auf  4er  Spina  o^er  zwisdMi  den  Helen 
)En  denken,  und  so  ist  es  in  der  Tfaat  von  Einigen  ingenommen 
worden*'^)  $  allein  wenn  auch  spätere  Denkmäler  uns  auf  der 
Spina  kleine  tempelarüge  Gebäude  9(^gen,  so  scheint  doch  fir 
die  frühere  Zeit  derepi  Annahme  nicht  statthaft  zu  sein ,  und 
man  wird  vielmehr  nach  jenen  Worten  den  Tempel  des  Sol 
ausserhalb  des  Circus  ap  der  Seite  des  Aventin  in  der  Mitte 
der  ganzen  J^änge  des  Circus  zu  depken  haben.    Udierbanpt 
ist  es  mir  iin^weifelhafl,  dass  obige  yopo  Curiosum  genannte 
Tempel  ^ämmtlich  zwischen  dem  Circus  und  dem  Aventin  mud 
plso  an  dessen  Abhänge  standen;  denn  diese  Grenze  der  Re- 
gion ist  e^  ofepbar,  welche  zuerst  beschrieben  wird,  und  zwei 
derselben  lassen  sich  wirklich  daselbst  nachweisen.    Von  oh 
nem  T^npei  der  L  u  o  a  ist  mir  weiter  keine  Erwähnung  be- 
kannt; veiteu^hlich  aber  deutet  auf  ihn  Tertulliaa.  de 
spect.  9.   Deiugo  vero  qHodHgas  Soli,  bdffgs  Lwtae  94m-' 
wermnU  vgl.   Cassiod.  Var.  III,  51.,  wiewohl  auch  ^ne 
oraLunae  im  Circus  ^b^t  war.  loann.  Lyd.  de  mens. 
I,  12.   Man  könnte  versucht  sein,  im  Curiosum  ohne  Inter- 
punktion zu  lesen :  templuni  Solis  ei  iMnaa^  et  temptum  JUer^ 
curü\  und  so  einen  gemeinschaftlichen  Tempel  beider  Gott- 
heiten anzunehmen,  wenn  nicht  ander^'ärts  der  Tempel  des 
Sol  allein  genannt  würde;    in  keinem  Falle  aber  kann  es 
derselbe  Tempel  der  Luna  sein,  von   dem  im  vorigen  Ab- 
schnitte die  Rede  gewesen   ist,    da   dieser  sonst  von  dem 
Kaiendarien  in  Circo  und  nicht  in  Aventino  genannt  werden 
würde.  —    Etwas  sicherer  lässt  sich  über  den  Tempel  des 
M  er  cur  entscheiden.    Es  war  das  alte  Beiligthum,  über 
dessen  I>edication  im  J.  258  d.  St.^  wie  Livius  berichtet, 
zwischen  den  Consuln  Streit  war  ?').    Er   war  nach  Ovid 


976)  Panvin.  de  bid.  eiro,  I,  17.  {firaev.  tkes.  IX.  p.  218.) 
Ifardioiy  Rom.  ant  III.  p.  234. 

77)  Liv,  II,  U,  AedeM  Mereurii  dedicata  est  Idibui  Maus,  c.  27. 
Certamen  const/libus  inciderat^  uter  dedt'caret  Mereurii  aedem.  Dass 
es  eben  dieser  Tempel  war,  ergiebt  sich  aos  ^r  Veri^lcichang  mit 
Ovid.  Fast.  V,  669. 

Templa  tibi  posvere  patres  speetanfia  Circum 
Jdibus;  ew  iiip  est  ftaep  tibi  festa  dies. 


0 


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itam  CÜTMU  «ogewMdet;  84nm4  aber  geben  ake  ScbrifUtflller 
4id  Lage  aiehi  näher  an,  avaser  Haas  Appnlejua  ihn  retro 
meHtm  Mwrtiai  nennt  *^>.  Dagegen  berichtet  Angetoni 
naeb  Paaaeri,  djunr  i»  einer  Vigoa  zwiaeben  don  Cirens 
nnd  dem  Aventin  die  Reale  dnea  Tenip«^  aigegraben  wnr^ 
den ,  iea  an  Altar  mit  dem  Cadaeena  ak  Tempel  dea  Mer^ 
enr  sn  erkennen  gab 7*).  -^  Dasa  die  Magna  Mate^ 
Denm  hier  ebenlalk  einen  Tempel  hatte,  atimmt  mit  ihrer 
Verehrung  im-  Grens ,  we  die  Denkmäler  anf  der  Spina  ihr 
Bild  zeigen,  wohlGberein*^);  von  einem  Teaipel  dea  lauter 
aber  ist  mir  nichts  weiter  bekannt.  Was  endlich  die  be- 
rühmte Aedes  Cereris,  Liberi  Liberaeque,  gewöbn- 
lieli  Aedes  Cereris  genannt,  anlangt,  so  ist  Canina^s 
Meinung,  dass  ihr  die  Säulen  in  S.  Maria  in  Coamedin  ange- 
hören, schlechterdings  verwerflich.  Diese  Kirche  liegt  ent- 
achieden  im  Forum  Boarinm  ^  der  Tempd  der  Ceres  aber  wird 
dmnchaua  wxia  Circum  oder  a4  Circum  angegeben,  und  end- 
lich sagt  Dionjsius,  dasa  er  über  den  Carcere3  erbaut  war  ®  % 


978)  Metam.  VL  p.  893  Oad.  Si  quU  a  fuga  reiraAere,  pel  oc- 
culiam  demonttrare  polerit  fugilioam  regit  ßliam,  Feneru  aneiilam, 
nomine  Psychen,  conveniat  retro  Murtiat  metoM  Mercurium  praedi- 
cßtorem^  aceepttirut  etc. 

79)  Nardioi,  Rom,  ant  III.  p.  245,  Essere  stato  fra  il  Circo 
B  rAveotino  si  raccoglie  da  quaoto  io  Marco  Aurelio  scrive  TAnge- 
loni,  le  cui  parole  soqo:  Qai  m*  accade  U  rcferire  ci6,  che  iatesi  dal 
jSig.  Fraiu^esco  Passeri  etc.  Affermava  di  aver  vedato  gli  aoai  addielro 
sceperto  da  alcuoi  cavatori  il  tempio  auddetto  eatro  ooa  eerta  vigoa 
poflta  tra  il  Gerchio  Masaino  e'l  llonte  Aventioo  coli*  Ära  poco  minore 
de*  oostri  Altari ,  ne*  lati  della  qaale  stavauo  scelpHi  il  caduceo  eU 
Pegaso  (?)  etc.  Die  Rcsle  entsprechen  augehlich  vollkommeo  dem  Rnod- 
tempel,  den  eine  Münze  Marc-Aurels  zeigt.  Dies«  Entdeckung  ist 
auch  für  die  Bestimmung  der  übrigen  Tempel  sehr  wichtig,  indem  da- 
durch bestätigt  wird,  dasjg  das  Greazverzeifboiss  des  Cariosum  an  der 
&eite  des  Aventin  hingeht. 

SO)  T  .e  r  t  u  1 1.  d  c  s  p  e  c  i.  S.  Frigehat  daemonum  eoneilium  sine 
sua  Matre  Magna;  ea  itaque  illic  projssidet  euripo.  Es  ist  nicht  u5- 
tfaig,  das  auf  einen  Tempel  zo  Jbe^ehea«  sondern  nar  auf  das  Bild  der 
Göttin,  wie  die  vorhe-r  gfiaaaateii  £ier  ajid  Dalpfaioe;  aii^  der  Tem- 
pel ist  dprch  das  Cttriosum  gewiss. 

81)  Taeit.  Ana.  If,  49»  von  der  Dedieation  das  von  Angustus 
wiederhergestellten  Tempels  aareh  Tiberias:  Libero  Liberaeque  et 
Cereri  iuxta  Ciream  Maximum,  quam  j4,  Postumius  dietator  vove- 
9*a4.  Vitien  v.  III,  3,  h  (Sehe.)  ornantqtts  signis ßeHlibus  out  aereis 
inauratii  earum /astigia  Tuscanieo  more,  uti  e$f  ad  Cireum  Maxi- 


472 

wli8  nicht  [anders  verslunden  werden  kann ,  als  dass  er  sich 
ebenfalls  am  Abhänge  des  Aventin  auf  der  Linie  der  Careeres 
erhob,  was  mit  der  Angabe  derNotitia  vöUig  übereinstimmt. — 
Hinsichtlich  einiger  anderer  hieher  gehöriger  Tempel  verlässl 
uns  die  Hülfe  der  Notitia.  Gewiss  ist  es  aber,  dass  an  dem 
Circus  und,  wie  es  scheint,  ziemlich  entfernt  vom  Forum  Boa- 
rium  ein  Tempel  der  Venus  stand,  den  Q.  Fabius  Gurges 
im  J.  458  geweihet  hatte.  Trotz  mehrfacher  Erwähnung  er- 
giebt  sich  aber  die  Stelle  nicht  genauer  *®^).  Dasselbe  gilt  von 
dem  Tempel  der  Flora,  den  die  Ae4ilen  L.  und  M.  Publicii, 


mum  Cereris  etc.  Plio.  XXXV,  \%,  45.  Plastae  laudatUsimi  füera 
Damophilns  et  Gorgasyg,  iidernque  pietores ,  qui  Cereris  aedetn  Ro^ 
mae  ad  Circum .  Maximvm  utroque  genere  artit  tuae  exeoluerunt* 
DioDys.  VI,  94.  Kaaatoi  91  6  tTtgog  tojv  vTraroiv —  tov  ts  vtwv  zyg 
JijfMjT^c^  i€al  Jiovvaov  nal  Ko^s  fv  rif  uera^tf  XQOvtif  ma^U^woiv ,  6t 
laxtv  tnl  ToTs  tov  fiiy lax ov  inir oö qq (lov  xl q fiaa$v^  vniQ 
avxäs  i9g  vui voi  r  ag  atflasts,  iv^auivov  fiiv  avxov  uivkov  üo^  * 
axovfiiov  xov  OixxaxwQOS  vni(f  xijg  v6X;twg  ava&ijativ  rote  ^eoU  «.  r.  !• 


*£l7tiSoe  e(pd'6igev.  OfTenbar  ist  es  derselbe  Üng;lücksra(l ,  von  dem 
Strabo  redet,  VJIT,  0.  p.  381.  xov  9e  Jpoivaov  (Gemälde  des  Aristi- 
des)  avaxelfiBvov  iv  x(jf  JTj/ir^xgelt^  x<a  tV  ^Ptufiji  xaUdorov  t^ov  itaoQh' 
fitv,  ifin^'nad'lvxog  Si  xov  vtw  avvnftavla&rj  %al  ^  y^oifipv  vawaxl.  Der 
voD  Dio  genannte  Tempel  der  Spes  gehört  nicht  hieher;  er  lag  am 
Forum  Olitorium  und  Dio  giebt  nur,  wie  auch  anderwärts  die  beiden 
£ndpnokte  der  Feaersbmnst  an.  Merkwürdig  ist  es,  dass  nach  Taci- 
tns  zugleich  mit  dem  der  Ceres  auch  dieser  Tempel  der  Spes  und  di^ 
ebenfalls  dieser  Gegend  angehörigen  Tempel  der  Flora  und  des  lanus 
neu  geweiht  wurden  ;  obgleich  es  kaum  denkbar  ist,  dass  die  Wieder- 
herstollung  nach  dem  Brande  erst  37  Jahre  später  erfolgt  sein  sollte. 
Kunstwerice  im  Ceres-Tempel  nennt  PI  in.  XXXV,  4,  8.  10,  36.  n.  99. 
982)  L  i  V.  X,  31.  Eo  anno  Q.  Fabiui  Gurges,  consulis  filitis  ali^ 
quot  matronas  ad  populum  stupri  dßmnatas  peeunia  multavit  ex  quo 
multaticio  aere  f^eneris  aedeniy  quae  prüpe  Circum  est,  JaciendQtn  CU" 
ravit,  XXIX,  37.  (M.  Livius  et  C.  Claudius,  censores)  viam  e /aro 
Boarfo  ad  Fenerts  et  drea  foros  pubiieos  —  loraverunt.  Das  setzet 
ofTcnbar  eine  grössere  Entfernung  voraus.  Erwähnt  wird  auch  diesef 
Tempel  ad  Cirenm  Maximum  von  Fest.  p.  ^65.  Rustiea  Vinalia; 
wenn  aber  als  Tag  der  Dedication  und  das  Fests  von  ihm  XIII  Kai. 
Sept.  angegeben  wird,  so  stimmt  das  nieht  mit  den  Kalendarien  über- 
ein, Kai.  Capran.  XIV  Kai.  Sept.  VENEKI.  AD.  CIRCVM.  MAXIMVM. 
und  so  sind  die  Vinalia  überall  verzeichnet.  Bei  Fun.  XVIII,  !^9. 
schwankt,  wie  Afüller  bemerkt  bat,  die  Lesart  zwischen  XIII  und  XIV. 
Auf  die  Kalendarien  ist  keine  Rücksicht  genommen  worden.  Zweifel- 
haft bleibt  es  übrigens  bei  Vergleichung  der  Stellen  ausVarro,  Pliuius 
und  PluUrch  (Anm.  972.),  ob  der  Tempel  an  die  Stelle  des  Sacellom 
Murciae  trat. 


473 

dieselbeki  welche  den  Clivas  Pablicius  anlegten  abd'  zaerst  die 
Floralia  mit  pireensischen  Spielen  feierten,  hier  am  Grcns 
Maximns  erbaut  hatten,  und  4er  mit  dem  Gerestempel  zugleich 
von  Augustns  erneuert,  yon  Tiberius  dedicirt  wurde ^^3).  — 
Endlich  werden  im  Bereiche  des  Circus  noch  zwei  sich  be- 
nachbarte Tempel  genannt,  des  Summanus  und  der  Inven- 
tas^*^);  der  erstere  erbauet  in  dem  Kriege  mit  Pyrrhns  ^^), 
der  zweite  im  J.  561  fast  gleichzeitig  mit  dem  Tempel  der 
Magna  Mater  auf  dem  Palatin,  549  d.  St.  geweiht®^). 

Das  Forum  Boarium,  einer  der  grössten  und  be- 
rühmtesten Plätze  Roms,  reich  an  Tempeln  und  anderen  Denk- 
mälern der  ältesten  Zeit,  begann  nahe  am  Circus  und  erstreckte 
sich  bis  an  den  Fluss.  Alle  Grunde,  welche  man  gegen  eine 
solche  Ausdehnung  aufgestellt  hat,  sind  durchaus  nichtig,  und 
der  Zweifel  nur  veranlasst  durch  die  Angabe  der  falschen  Re- 
gionarier, P.  Victor  und  Sez.  Rufds,  welche  es  in  die  achte 
Region  setzen ,  oder  durch  den  Wahn ,  dass  die  Stadt  durch 
eine  Mauer  vom  Flusse  getrennt  gewesen  sei^^).  Ein  Punkt 
in  der  Nähe  des  Circus  ist  uos  durch  den  Arcus  Argen ta- 


983)  Ta c it.  Ann.  H,  49«,  nachdem  er  vtfn  dem  Gerestempel  iuxta 
Circum  Moicimum  gesprochen  hat :  eodemque  in  loco  aedem  Florae 
ab  Lucio  et  Marco  Publioiis  aediiibus  constituiam.  Vgl.  den  Ahscba. 
nber  die  Circi. 

84)  PI  in.  XXIX,  4.  De  anserum  honore,  quem  meruere  Gatto" 
rum  in  Capilolium  ascensu  deprehenso,  dixi.  Eadem  de  causa  sup^ 
plicia  annua  canes  pendunt  inter  aedem  luventatis  et  Stimmani  vivi 
in  furca  sambueea  arbore  JixU  Ob  dabei  an  den  Gebrauch  bei  der 
Feier  der  Lujperealien  and  also  ao  die  Lage  der  Tempel  am  Lnpercal 
zn  denken  sei,  wie  M  erkeL  z.  0  vid.  Fast.  p.  CXCI.  meint,  ist  sehr 
zweifelhaft;  denn  Hände  wurden  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  ge- 
opfert. S.  ausser  Plutarch.  Rom.  21.  Qaaest.  Rom.  68.  ebend. 
Xi^%.  und  die  S.  178.  angeführten  Steilen. 

85)  Ovid.  Fast.  VI,  7:^5. 

Reddiia,  quisgttit  t#  est,  Summano  templa  feruntur 
Tune,  cum  Romanis,  Pyrrhe,  timendus  eras, 
Kai.   Amitern.    Ezqui  i.  .Venus.    XII   Kai.   lal.   SVMMANO  AD 
CIRC.  MAX. 

86)  L  i  V.  XXXVII,  36.  Item  luventatis  aedem  in  Circo  Maximo 
p.  Licinius  LucvUus  duumvir  dedicavit  Foverat  eam  sexdecim  an- 
nis  ante  M.  Livitis  consul,  quo  die  Hasdrubaietn  exereitumque  eius 
eecidit  idem  eensor  eam  faeiendam  loeavit  M,  Comelio  P,  Sempro- 
nio  consulibus, 

87)  S.  bes.  Nardini,  Rom.  ant,  II.  p.  257  ss.  Niebnhr, 
fiöm,  Geseh,  I,  439. 


474 

riomm  hü  S«  Giorgio  ia  Yehtbro  gewiss;  aiMflepden  «ber 
ergiebt  sich  üe  Nacfabarsebaft  beider  auf  das  EnUchiedeiisle 
aas  dea  Amn.  974.  für  die  Ära  Maxima  atigeitihrten  SteUen. 
Eben  so  gewiss  ist  es,  dass  das  Fonim  Boarinm  bis  an  den 
Tiberis  reicbte,  indem  aasdrücklich  der  Zusammenhang  dessel- 
ben mit  den  Brocken  bezeugt  wird  ^*^).  Ganz  unstatthaft  ist 
es  übrigens,  sich  dieses  Forum  als  einen  regelmässigen  Platz 
mit  Hallen  iimgd>en  zu  denken,  wie  Canina  gethan  hat**): 
lassen  sich  ameh  die  Grenzen  in  der  Breite  nicht  genauer  an- 
geben, so  mnss  doch  angenommen  werden,  dass  nördfich  (nach 
dem  Fonutt  Romannm  h]n)dasyelabrnm,  a«f  dessen  Grenze 
jener  Bogen  der  Argentarii  zu  stehen  scheint,  und  der  Vicns 
Inga  ri  US  sie  bildeten,  und  dass  eben  so  wohl  S.  Maria  in 
Cosmedtn  als  S.  Maria  4d  Sole  und  S.  Maria  Egiziaca  inner- 
halb dersdben  lagen«  ***  Der  Name  wird  verschieden  abgelei- 
tet   Blosse  dichterisehe  Fiction  ist  es,  wenn  er  auf  die  Ria- 


988)  Ovid.  Fast.  VI,  4T1. 

Pontibus  ßt  magfio  iuncta  tH  celeherrima  efreo 
Area^  quae  posito  de  hove  nomen  habet, 
Nardinl  bat  sich  um  dieses  Zeagniss  za  beseitigeo.  nar  durch  den 
Absorden  Einfall  helfen  können,  sUtt  Pontibus  za  schreiben  Montibus. 
Aber  eben  so  sagt  Aethicos  Cosmogr.  an  Gronovs  Pomp.  Mol. 
1792.  p.  716.  per  pontem  Lepiäiy  qui  nunc  abusive  m  plebe  LapideuM 
fUeitur^  iuMßta  forum  Boarium,  VfL  dea  Abscho.  von  de« 
Brücken.  Damit  streitet  auch  nicht  im  Miodestea  die  NoHiricht  von 
einer  Feoersbmast  bei  L  i  v.  XXXV,  40.  inoendio  a  foro  Boario  orto 
dUm  ncciemque  aed\/ieia  in  Tiberim  versa  arsere.  Das  Feaer  bradi 
Mmf  dem  Forum  Boarinm  aus  und  der  Therl  aaeh  dam  Flusse  bin 
^raante  ab.  Bmgegwi  stimait  völlig  ebeffeia,  was  von  einem  aadereu 
Bnwde  zwischen  den  SaUaen  (bei  Porta  Trigemina)  «ad  der  Porta 
Carmentalis  «rzShlt  wird.  Liv.  XXIV,  47.  solo  aequata  omnia  inter 
Salinas  ac  portam  CarwunMem  cum  Aequimelio  lugarioque  vtco,  in 
tempits  Fortunao  ae  Malris  Matutae  et  Spei  eattra  portam  täte  va- 

fatus  ignis  sacra  profanaque  multa  absumsit.  Denn  die  Tempel  der 
ortnna  und  Matuta  lagen  eben  im  Forum  Bearium  und  da  das  Feuer 
am  Flusse  hia  bis  zur  Carmentalis  wnthete,  m&ssci  sie  ungefihr  auf 
4er  Linie  zwiseben  diesem  Tbore  und  der  Trigemina  gedacht  werden. 
Pas  ergiebt  sich  noch  sicherer  durch  die  Nachricht  von  dem  Wieder- 
aufbaue. L  i  V.  XXXV,  7.  (triumviri)  rqfieiendis  aedibus  Fortunae  et 
Siatris  Matutae  intra  portam  Carmentalem,  sed  et  Spei  extra  por- 
fam.  Es  wäre  absurd,  den  Tempel  der  Matuta  intra  portam  Carmen- 
talem zu  nennen ,  wenn  er  mit  dem  Forum  Boarinm  bei  dem  lanus 
lag,  wohin  übrigens  das  Feuer  in  keinem  Falle  reichte. 

89)  Man  sehe  seinen  Plan  der  Stadt»  In  noch  engere  Orenzeii 
bat  B  n  B  s  e  n  seines  seltsamen  Mauerzags  wegen  das  Forum  Bearjum 
einschränkea  müssen.    Vgl.  S.  M2. 


I7S 

ier  des-Hensoks  bezogen  itrird  ^*^) ;  gewöWidier  scbeint  der 
Cäaiibe  gewesen  xa  gein,  dass  er  doreh  eimen  ron  Aegina  hin* 
weggdiihrlen  md  ißri  an^esteUlen  Stier  von  Bronze  venui* 
lasst  worden  sei  ")•  Attein  das  könnte  dodi  niefat  vor  den 
macedonischen  Kriegen  geschehen  sein,  wahrend  der  Name 
unbestritten  viel  älter  ist.  Daher  bleibt  immer  die  natiirlichste 
Erkläraog,  dass  auf  diesem  Platze  von  alter  Zeit  her  der  Och- 
senmarkt war  *^),  nnd  eben  deshalb  wurde  wohl  daselbst  jen^ 
Stier  ab  an  dem  geeignetsten  Orte  aufgestellt. 

Die  bedeutendsten  Heiligthümer  des  Porom  Boariom  wa« 
ren  die  Tempel  des  Hercules,  der  Fortuna  und  der  Ma« 
tuta,  deren  häufige  Erwähnungen  zwar  nirgends  deutliche 
Bezeichnung  ihrer  Lage  enthalten,  aber  doch  mit  Beihülfe  der 
in  dieser  Gegend  erhaltenen  bedeutenden  Tempelresle  nicht  un«' 
wahrscheinliche  Yermnthungen  gestatten.  Was  zunächst  dea 
Tempel  des  Hercules  anhingt,  so  sind  darüber  die  JNachrich<» 
ten  unerklärbar  und  unvereinbar  ohne  die  Annahme ,  dass  es 
in  dieser  Gegend  mehr  ab  ein  Heiligthum  dieses  Gottes  gab. 
Der  Haupttempel  scheint  seiner  Beziehung  zur  Ära  Maxima 
wenden,  da  er  sogar  als  gleichzeitig  mit  dieser  gegrindet  ange^ 


9M)  Ppop.  IV,  9,  17, 

Herculü  ite  6oo»#,  nostra^  labor  ulUmß  eiavae; 

Bü  mihi  quaesifyte,  bü  mea  yraeda,  boves, 
Afvaaue  mugitu  sßneite  boaria  iongo: 

SobiU  erant  Jkomae  pateua  veitra  /(frttm, 

91)  Plln.  XXXIV,  2y  5.  Boa  aereu9  in^e  oaptus  m/oro  Boario 
p$t  Romae,  Bestimmt  fol^  diisser  Abldtang  Ovid.  Fast.  VI,  472. 
(Aiun.  988.)  «n^  jedeafalU  auck,  vi«  fss  sisheiiit,  selbst  mit  BeEiehaDg 
^f  dea  Ritas  der  Stadtspäada«f.  Tacit*  Aaa.  Xdl,  24.  mft^ro  üo*- 
rio,  übt  aereum  tauri  simulaerum'aMpieimus,  quia  id  g^umg  atUmaiium 
ßrair^  Mubditur,  tulmu  de^manäS  oppidi  isoeptua. 

9t)  Varro  L.  L.  V,  89.  p.  147.  Qvo  üoi{ferrent  snas  Tontrover' 
§109  tt,  quae  yenderenhfr  veilent^  quo  ferrent,  forum  appeVarunt,  übt 
quid  generatim,  additum  ab  eo  eognomen,  ut  Forum  BoaHum,  Forum 
VlitBrium  «tc.  Paal.  Diac.  p.  SO.  Boarium  forum  Romae  dicebtH 
tur,  quod  %bi  venderentur  botfea,  Daiier  kano  weh!  Lir.  XXI,  et. 
fbro  Boario  bottem  in  tertiam  oontignationem  9ua  iponte  vscendUte,  at^ 
juß  inde  tumuitu  habitaUtrum  territum  $et9  deieeisse.,  ans  solchem 
Verkaufe  erklart  werdfo.  Es  ist  allerdings  aoffalleod,  "wie  Ovid  nad 
Taeitas  das  «bersekea  koaoten.  Gleichwelil  bezeugt  noch  die  inscbrilt 
jenes  Bbreodeukmals,  welches  die  argentatii  et  negotiantes  boarii  er« 
rMtetee,  dass  oeoh  fai^  driltea  JahrhiiBdeit^  ^iespr  Handcil  hier  be« 
triebea  wurde. 


476 

geben  wird**'),  zwar  gewiss  im  Forum  Boaridm,  aber  niehl 
fern  vom  Circos  angenommen  werden  zu  müssen.  Unstreitig 
war  diess  der  mehrfach  erwähnte  Tempel  des  Hercules  Vi- 
ctor, zu  unterscheiden  von  einem  gleichnamigen  Ueiligthume, 
das  an  der  Porta  Trigemina  stand  ^*) ;  aber  ungewiss  bleibt  es^ 
ob  damit  gleichbedeutend  der  ebenfalls  am  Circus  genannte 


993)  Solin.  1,  10.  Suo  quoque  numini  idem  ffereuies  intütuit 
aranty  quae  maxima  apud  ponf{fices  habetur .—  .  conseptum  etiam^  in- 
tra  quod  rilus  sacrorum  [actis  hovicidiis  docuit  Potifios,  Hoc  sacel' 
(um  Herculi  in  Boario  /oro  est,  in  quo  argumenta  et  convivit  et  ma- 
iestatis  ipsius  remanent,  Nam  divinitus  illo  neqtie  canibus  neque 
muscis  ingressus  est.  So  verbindet  auch  beide  Tacit.  Ann.  XV,  41., 
wo  er  nnttr  den  im  Derooischeo  Brande  yernichteteo  alleo  Heiligthä* 
mern  nennt:  et  Magna  ara  Janumque ,  quae  praesenti  Herculi  Areas 
Evander  saeraverat,  Nicnnt  anch  Solinns  nur  ein  sacelium,  so  ist  doch 
kein  Zweifel,  dass  eben  der  fraglicbe  Tempel  darunter  zn  verstehen 
Ist,  wie  die  Vergleichnng  mit  PI  in.  X,  29,  41.  lehrt.  Romae  in  ae- 
äem  Hereulis  in  foro  Boario  nee  museae  nee  eanes  in  tränt,  und  so 
ist  es  denn  auch  anstreitig  derselbe,  den  der  Dichter  Pacavias  mit 
Gemälden  geschmückt  hatte:  Plin.  XXXV,  4,  7.  Proxime  celebrata 
ßst  in  foro  Boario  aede  Hereulis  Paeuvii  poetae  pictura.;  derselbe 
auch,  wo  sich  die  Statne  des  Gottes  befand ,  welcher  an  den  Tageo 
der  Triamphe  das  CostUm  der  Triumpbatoren  aogelegt  wurde.  Ders. 
XXXI V,  7^  16.  Hercules  ab  Evandro  sacratus,  utprodunt^  in  foro 
BoariOy  qui  triumphalis  vocatur  atque  per  triumphos  vestitur  habitu 
triumphali,  Mao  nimmt  gewohnlich  an,  es  sei  nur  eine  Statue  ge- 
wesen, welche  am  Wege  der  Triumphzüge  gestanden  habe ;  aber  dass 
er  von  Evander  geweiht  war,  weiset  vielmehr  auf  den  Tempel  hin, 
da  man  doch  nicht  drei  verschiedene  Monumente  diesem  wird  zuschrei- 
ben wollen.  Wenn  der  Zug,  wie  sehr  natürlich ,  eben  auch  an  dem 
Tempel  vorüber  ging,  so  war  es  der  Bedeutung  des  Gottes  als  Victor 
oder  Invictus  sehr  angemessen,  dass  sein  Bild  im  Tempel  als  Trium- 
phator  bekleidet  wurde,  wie  ja  überhaupt  die  Tempel  an  der  Via 
triumphalis  sammtlich  festlich  geschmückt  wurden. 

94)  M aerob.  Sat.  IH,  6.  Farro  Divinarum  libro  quarto  FietO" 
rem  Herculem  putat  dictum,  quod  omne  genus  animalium  vieerit, 
Romae  autem  Fietoris  Hereulis  aedes  duae  sunt :  una  ad  portam  Tri- 
geminam,  altera  in  foro  Boario.  Huius  eommenti  causam  Masurius 
Sabinus  Memorialium  libro  secundo  aliter  exponit.  Marens,  inquit, 
Oetavius  Herennius  prima  adoleseentia  tibieen,  postquam  artis  disti^- 
sus  suae  est,  instituit  mereaturam;  et  bene  re  gesta  decimam  Her^ 
euli  profanuvit.  postea  cum  navrgans  hoc  idem  ageret^  a  praedonU 
hus  cireumventus  fortissime  repugnavit  et  Victor  reeessit.  hunc  in 
somnis  Hercules  docuit,  sua  opera  servatum.  eui  Oetavius  impetrato 
a  magistratibus  loeo  aedem  sacravit  et  Signum ,  Fictoremque  literis 
incisis  appellavit.  Dasselbe  giebt  ganz  gleichlautend  Serv.  z.  Aen. 
VlII,  363.,  weil  beide  ihre  Notiz  wörtlich  aus  Sabinus  entlehnten.  Of« 
fenbar  moss  aber  der  Tempel  ad  portam  Trigeminam  als  der  jenes 
Oetavius  angesehen  werden,  und- der  Beiname  Victor  wird  schwerlich 
erst  daher  seinen  Ursprang  haben. 


477 

•Hercales  Invictns.set**').  Wenn  nnn antserdem  PH« 
nias  XXXIV >  8.  n.  57.  Myrons  Werke  aa&äUend  sagi: 
Uercukm  eUam^  gm  est  apud  CXrcum  Maximmn  in  aede  Pom^ 
peü  MagnL  and  darunter  denn  doch  nichts  anderes  als  eine 
aedes  Hercuia  verstanden  werden  kann,  so  weiss  ich  in  der 
That  nicht,  ob  ich  einen  neu  von  Pompejus  am  Circus  gegrün- 
deten  Tempel  annehmen  soll,  da  allerdings  Plinius  sonst  immer 
schlechthin  die  aedes  HercuUs  inforoBoario  nennt,  oder  ob 
an  eine  nicht  weiter  erwähnte  Wiederherstellung  der  Letzte- 
ren durch  ihn  zu  denken  sei,  und  der  Schriftsteller  nur  in  Be- 
zug auf  die  vermuthlich  auch  von  Pompejus  dedicirte  Statue 
diesen  Ausdruck  zu  gebrauchen  sich  veranlasst  sah.  Man  wird 
indessen  wohl  Ersteres  wahrscheinlicher  finden,  obgleich  nir- 
gend weiter  ein  solcher  Tempel  erwähnt  wird  und  in  diesem 
Falle  vier  verschiedene  Tempel  des  Hercules  in  dieser  Ge- 
gend angenommen  werden  müssten.  Wie  dem  nun  auch  sei, 
dass  auch  der  alte  Tempel  nicht  fem  vom  Circus  und  der  Ära 
Maxima  war,  scheint  noihwendig  zugegeben  werden  zu  müs- 
sen und  wohl  mag  man  damit  in  Verbindung  bringen,  dass  un- 
ter Sixtus  IV.  (1471  — 1483)  zwischen  S.  Maria  in  Cosmedin 
und  dem  Circus  das  colossale  Bronzebild  des  Hercules,  das 
jetzt  im  grossen  Saale  des  Museo  Capitolino  aufgestellt  ist, 
entdeckt  wurde ,  wenn  auch  diese  angeblich  in  einer  Grotte 
unter  der  Erde  gefundene  Statue  nicht  als  eigentliches  Tempel- 
bild zu  betrachten  sein  möchte  ^^).  —  Sicher  aber  zu  unter- 
scheiden von  der  alten  aedes  in  foro  Boario  ist  ein  zweimal 
erwähnter  Rundtempel,  bei  dem  sich  das  Sacellum  Pu- 


995)  Fast.  Ami  lern.  Prld.  Id.  Ang.  HERCVLI  INVrCTO  AD 
CIRGVM  MAXIM.  Es  kaoD  diess  allerdings  auch  auf  die  Ära  Maxime 
■bezogeo  werden;  aber  es  ist  kaum  wahrscbeiolich ,  das«  der  Gott  io 
Bezug  auf  zwei  so  verwandte  Heiligthämer  verschiedene  BeinameD  ge- 
habt haben  sollte. 

96)  Der  Werth  der  Statae  wird  sehr  verschieden  benrtheilt;  man 
findet  den  Styl  sehr  manierirt  nnd  dem  möchte  ich  aach  beistimmen, 
wie  denn  die  ganze  Haltung  der  Figur  mir  aBnatürlich  und  affektirt 
erscheint;  dagegen  pries  sie  einer  der  einsichtsvollsten  Kenner  der 
Antike  und  selbst  trefiUcher  Künstler  jederzeit  als  ein  Muster  sorgfäl- 
tiger  Ausführung.  Ich  erwähne  diess  nur,  damit  nicht  jemand,  der 
sie  nicht  kennt,  versucht  ^ird,.  an  das  von  Plinius  erwähnte  Brzbild 
zu  denken. 


478 

4i>citiae  Pstrieiae  be&nd.  Lir.  X,  23.  huignem  stqn 
pHeatianem  Jeeit  certamm  in  saeeilo  PudidHäe  Päirioiä^ 
fuaein/aro  Botaioest  ad  aedem  roiundam  HerculiM^ 
inier  matronas  ortum.  Es  ist  augenschdnlich,  dass  Liviitf 
einen  anderen  als  den  allbekannten  Tempel  des  Hercules  meint, 
und  dass  er  eben  zur  Unterscbeidung  ihn  als  Rundtempel  be« 
zeichnet.  Noch  gewisser  wird  diess  durch  Fest.  p.  242« 
PudioUiae  rignum  itiforo  Bovario  est  uhifamüiana  aedieset 
(ubi  Aemiliana  aedis  est)  Herculis.  eam  qiädam  Foriunae  esse 
exisüjnant.  Möge  nun  Scaligers  sehr  wahrscheinliche  Ver- 
besserung, Aemilitma^  richtig  sein  oder  nicht,  so  viel  leuchtet 
ein,  dass  hier  von  einem  besonderen  Tempel  die  Rede  ist,  den 
man  von  der  gewöhnlichen  aedes  inforo  Boario  zu  unterschei« 
den  hat;  und  ist  nun  erwiesen,  dass  das  Forum  Boarium  bis 
an  den  Fluss  reichte ,  so  scheint  es  auch  unbedenklich ,  den 
noch  grösstentheils  erhaltenen  Rundtempel,  jetzt  S.  Maria 
del  Sole,  oder  eigentlich  S.  Stefano  alle  Carrozze 
genannt,  für  diese  aedes  Herculis  Aemiliana  anzusehen  *''). 
J>a  nun  ganz  nahe  dabei  ein  zweiter  kleiner  Tempel,  jetzt 
die  armenische  Kirche  S.  Maria  Egiziaea,  steht'*),  ein 


097)  Er  ist  g^wSboIlcb  voo  denen,  welebe  gar  Ldncm  Bep*lff  von 
der  Lage   des  Forum   hatten,    für  den  Vestatempel   gehalten   worden, 

.offenbar  nur  weil  es  eia  Randtempel  ist.  Im  Ordo  Kom.  v«  J.  1143. 
(Mab  i  11.  Mut,  Itai,  11.  p.  125.)  heisst  er  Twenn  er  wirklieb  gemeint 
ist;  templum  Sibyllae,  was  ebenfalls^  wie  bei  der  berrlicben  Ruine 
In  TivoU,  nur  seinen  Grund  in  der  Form  haben  mag,  so  dass  man  nicht 
daraus  auf  ein  templum  Cybeles  hätte  scbliessen  sollen  (B  u  n  s  e  n , 
Besehr.  d.  St,  R,  III  A.  S.  664.),  wobei  das  Forum  Olitorium  überdiess 
auf  eine  ganz  unmögliche  Weise  ausgedehnt  wird.  Piale  erklärte 
unseren  Tempel  für  den  des  Hercules  Victor )  aber  seine  Abhandlung, 
del  tempio  volgarmente  detto  di  Festa  etc.  Rom.  1817.  (nicht  in  den 
beiden  Bänden  der  Dissertazioni  enthalten)  ist  mir  nicht  zugekommen. 

98)  Dieser  schone  kleine  Tempel,  eines  der  ansprechendsten  Denk- 
mäler des  alten  Rom  ist  ▼erschieden,  am  gewöhnlichsten  Fortana  Vi- 
ril is  benannt  worden;  wiewohl  diess  die  unverständigste  Benennung 
war,  die  man  fdr  ihn  finden  konnte.  Sie  ist  veranlasst  durch  Diony- 
sius,  der  von  Servius  Tnllius  sagt,  IV,  27.  vuovq  8vo  KaraoTUvaeafie^ 
voi  Tüfti^y  —  Tov  fup  iv  ayo^f  rfj  ttalovfiivrj  Boa^i<f,  tov  ^  art^ov  iirl 
taig  ^ioatrov  TißiQto9<,  ^V  ^AvÜ Qtiav  'jrffo^TjyofftvaiVy  (oQ  xalvvv  vno 
'jptoficiiaiv  xaX67Tcu»  Mit  ihm  stimmt  äberein  Platareh.  de  fort. 
Rom.  5.  T^v  Si  9r^o9  t£  itotau^  ^XV^  06qt*v  ttaJLovatrf  one(f  iarlp 
lo%vifay,  17  anfiOTetfTtx^v,  ^  ayo^eiav.  Allein  es  ist  schon  S.  49.  ent- 
gegnet worden  (was  in  Bezog  auf  Diooysius  auch  Bansen  in  den  Naeln 


479 

Tempel,  4er  vhetütsB  mitftreilig  noch  ieQ  Zriten  te  Repii« 


trSpeo  KU  in  A.  S.  665  bemerkt  hat  rffl.  Merkel  x.  Ovid.  Fast, 
p.  CXL.),  dass  beide  den  Namea  tempium  Fortü  Fortunae  missver- 
standea  haben.  Um  so  schlimmer  ist  es,  dass  die  Neaerea  diese  Toxf 
uivS^tiaf  die  tfie  existirt  hat,  mit  der  Fortuna  ViriUs  identificirt  und 
deren  Tempel  am  Ufer  des  Tiberis,  ja  so^ar  hier  {gesucht  haben.  Dass 
die  Göttin  unter  solchem  Beinamen  ein  Sacellam  gehabt  haben  könne, 
mag  ich    keinesweges   mit   Bansen  verneinen.    Denn   obgleich  Ovid. 


air.   und  de   fort.  Rom.    10.    iart  ^i  xal  na^^a  rov  r^i  * ji<pQo9lTri9 
^Em.zaiXaQioo  ßwfivv  "uif^^tvoi  TvpjQ  idos.    Nor  ist  es  jedenfalls  an  ei*» 
nem  ganz  anderen  Orte  zu  soeben.     Um  aber  auch  den  Gedanken  gaox 
auszoscbiiessen ,   dass   der  Tempel    der  Fors  Fortuna  hier  gestan- 
den haben  könne,  und  also  nur  ein  unwesentlicher  Irrthnm  in  der  Be- 
nennung Statt  finde,  möge  gleich  hier  bemerkt  sein ,  dass  dieser  Tem- 
pel gar  nicht  auf  dem  Unken  Ufer,  sondern  jenseit  des  Tiberis,  ja  gar 
nicht  innerhalb  der  Stadt,    auch  nicht  einmal    in  ihrem  späteren  (Jm- 
fauge,  sondern  ziemlich  entfernt  lag.     Es  werden  nämlich  drei  Tempel 
derselben   Göttin  angefahrt,   die  sämmtiich   traos  Tiberim  waren. 
Brstlich  der  von  Servias  erbanete:  Varro  L.  L.  VI,  3.  p.  200.  Dies 
ForlU  Fortunae  appellatut  ab   Servio  Tullio  rege,  quod  ü  Janum 
FortU  Fortunae  aecundum  Tiberim   extra  urbem  Romam  dedi" 
eavit  lunio  mense.  Ihn  meint  wohl  auch  Doaat«z.  Teront.  Phorm. 
V,  6,  1.  Fors  Fortuna  est,  cuius  diem  festum  colunt,  qui  sine  arte 
aliqua  vivunt :  huius  aedes  trans  Tiberim  est.    Neben  ihm,  oder  doch 
nahe  dabei,  weihete  der  siegreiche  Gonsul  Sp.  Carvilius  Maximas  (460) 
einen  zweiten.    Liv.  X,  46.   de  reliquo  aere  aedem  Fortis  Fortunae 
de  manubiis  faeiendam  tocavit,  prope  aedem  eins  deae  ab  rege  Ser^ 
Tullio  dedicatam.    Von   ihm   findet    sieh    weiter    keine   Erwähnung ; 
vielleicht  war  er  ganz  eingegangen:  wenigstens  ist  mir  diess  wahr* 
scheinlicher,  als  dass  Carvilius  den  servischen  Temoel  an  einer  ande^ 
ren  Stelle  wiedererbaut  haben  sollte,  wie  Merkel  z.  Ovid.  Fast, 
p.    CXLII.  meint.    Dagegen  wurde  unter  Tiberius  (769)    ein  dritter 
Tempel  der  Fors  Fortuna  in  den  hortis  Caesaris,   also  auch  auf 
dem  rechten  Ufer  (wie  aus   Horat.  Sat.  I,  9,  18.    Trans  Tiberim 
loHge  cubat  is  prope  Caesaris  kortes.  bekannt  ist)  geweiht.    Taclt. 
Ann.  II,  41.  aedes  Fortis  Fortunae^  Tiberim  iuseta,   in  hortis ,  quos 
Caesar  dictator   populo   Romano    legaoerat   (dicatnr).    P 1  u  t  a  r  c  b. 
Brut.  20.   TW  S^/i<a  Tiav  ni^ap  rov  norafiov  najnmv  a7roXiiXei/i.fidy(oi^f 
ei  vvv  ioT&  Tvxrfi  iSQov,    Dass  dabei  nicht  etwa  an  eine  Wiederher- 
stellung des  servischen  Tempels  gedacht  werden  dürfe  ,    lehrt   schon, 
dass  das  Fest  der  Göttin  an  einem  Tage  an  zwei  verschiedenen  Orten 
gefeiert  wurde.  Fast.  Amitern.  VIII  Kai.  lul.  FORTI  FORTVNAE 
TRANSTIBER.  AD  MILLIAR  PRIM  ET  SEXT.  nämlich  der  Via  Poi^ 
tnensis ;  wobei  freilich   aufTallig  ist,  dass  nach  Tacitus  der  Tempel 
in  hortis  Caesaris  nicht  an   demselben  Tage ,   sondern  ßne  anni  ge* 
weiht  war.    Aber   entschiedener    ergiebt   aicb    die  Lage  beider    aus 
Ovid.  Fast.  VI,  765. 

Quam  eito  ven'erunt  Fortunae  Fortis  konores  l 
Post  Septem  luces  Junius  aotus  erit. 

lie,  deam  laeti  Fortem  eeiebrate,  Quirites : 
In  Tiberis  ripa  munera  regis  habet. 

Pars  pede,  pars  etiam  eeleri  deaurrite  eymba  etc. 


480 

buk  angebört  ^*),  so  üt  es  wohl  möglich,  dass  man  io 
ihm  eben  die  Padicitia  Patricia  zu  erkennen  hat  ^oooy^ 


Ans  der  VergleichuDg  mit  der  Angabe  des  Raleodarinm  nnd  der  an« 
Horaz  angeführten  Stelle  ergiebt  sich  klar,  dass  der  Tempel  des  Sei«- 
vins  am  sechsten  Mllliarinm,  der  neue  nnd  die  horti  Caesarü  am  ern- 
sten lagen.  Es  würde  eben  so  nngereimt  sein,  nach  dem  ersten  Mei" 
lensteine,  der  ganz  nahe  vor  der  damaligen  Stadt  sein  mnsste,  in  Käh- 
nen zu  fahren,  als  dass  Horaz  einen  Bekannten  am  sechsten  Meilen- 
steine besuchen  wollte.  Vgl.  Merkel  a.  a.  0.,  dessen  wahre  Mei- 
nung nur  seltsam  verschleiert  ist.  —  Diesen  Sinn  haben  nun  auch  Vai«- 
ro*s  Worte  extra  urbem  Romam,  nnd  wenn  die  Entfernung  von  6000 
Passus  auffallend  scheint,  so  muss  man  bedenken,  dass  auch  ander« 
römische  Tempel  fern  von  der  Stadt  lagen,  wie  die  Fortuna  Mu^ 
riebris  am  vierten  Meilensteine  der  Via  Latina.  Fesrt.  p^  %Vl,  Pw 
dieitiae.  Valer.  Max.  I,  8,  4.  V,  t,  1.  vgl.  Liv.  II,  40.  Dionys. 
VIII,  55.  Pinta rch.  Coriol.  37.  Hier  wissen  wir  den  Grund;  bei 
dem  servischen  Tempel  zufallig  nicht.  Freilich  würde  man  Übrigens 
in  der  königlichen  Zeit  auf  dem  rechten  Ufer  kein  romisches  Gebiet 
suchen;  aber  tränt  Tiberim  lag  der  Tempel  ja  doch  entschieden« 
Wenn  übrigens  Merkel  die  Topographen  schilt,  dass  sie  einen  Tem- 
pel der  Fortuna  Dubia  angenommen  haben,  so  mag  das  in  Bezug 
auf  Ovid  V.  776.  Grund  haben ;  denn  die  dea  dubia  ist  ja  eben  For- 
tuna. Aber  doch  gab  es  wahrscheinlich  einen  solchen  Tempel.  Die 
Basis  Capitolina  nennt  in  der  Reg.  XIII.  (Aventin)  einen  Vi  cua 
Fortuuac  Dubia e. 

909)  Eine  genaue  Beschreibung  giebt  Platner,  Beschr.  d.  St, 
R.  III  A.  S.  34i  ff.  Vgl.  Bunsen  ebend.  S.  6»5.  Palladio,  Jrehi- 
tettura.  lib.  IV.  p.  48  IT.  Desgodetz,  Les  id\f.  ant.  de  R.  p.  96  ff. 
överbeke,  Les  restet  de  Vane,  R.  I.  t.  28.  (Sämmtliche  Werke 
und  Pi  ran  es  i,  Antich,  Rom,  I,  22«  geben  auch  den  vorbor  genannten 
llnndtempel.)  —  Hirt  ist,  so  viel  ich  weiss,  der  Einzige,  welcher  mit 
höchst  oberflächlichem  Haisonnement  den  Bau  in  die  spätere  Kaiserzeit 
verweiset,  Getch.  d.  Bauk,  I.  S.  244. ;  aber  Material  sowohl  als  Styl 
weisen  vielmehr  entschieden  auf  die  spätere  Republik  hin. 

1000)  Manhatdie  PadicitiaPatrieia  mit  viel  weniger  Wahf^ 
•cheinlichkeit  in  der  Kirche  S.  Maria  in  Cosmedin  gesucht;  Andere  ha« 
ben  dagegen  geradehin  die  Existenz  eines  solchen  Tempels  geleugnet 
und  nar  eine  Statue  mit  Altar  angenommen  (Sackse,  Geteh.  d.  SK 
jl.  I.  S.  365.).  Daa  ist  gewiss  unrichtig.  Livins  spricht  allerdings 
von  einem  Sacellnm  und  freilich  sagt  Festus  p,  318.  Sacella  (ft(cuD* 
tar  loca)  Dit  taerata  tine  leeto,  nnd  Trebalius  bei  Gell.  VI,  12. 
Saceilum  ett  loeut  parwtt  deo  tacratut  cum  ara.  allein  wie  oft  werden 
la  doch  kleine  Tempel  taceila  genannt;  nnd  Trebatius  selbst  leitete 
ja  das  Wert  von  tacrum  und  cella  ab:  quati tacra  cella.  Dagegen 
erkennt  Livius  in  der  Tbat  einen  Tempel  an,  wenn  er  gleich  darauf 
sagt:  quumte  f^irginia  et  patritiam  et  pudtcam  in  Patrieiae  Pudici- 
iiae  templum  ingrettam -^  vero  gloriaretur,  vnd  so  sagt  auch 
Prep.  II,  6,  25. 

Templa  Pudieitiae  quid  oput  ttatttitte  pvetiis. 
Auch  geht  aus  Livius  durchaus  nicht  hervor,  dass  in  seiner  Zeit  das 
Heiligthum   nicht  mehr  bestanden   habe;  denn  im   Folgenden,   wo   er 
sagt :  yulgata  dein  religio  a  poilutis  —  pottremo  in  obiivionem  venit, 
»prickt  er  nur  ven  dem  in  Folge  jenes  Streits  erbauten  sacelium  Pu- 


481    

elwas  mehr  Wahrsdieinlichkeit,  wiewohl  auch  nur 
vermuthuiigsweise,  lässt  sich  der  von  Serviua  Tollius  aaf  dem 
Fornm  Boarium  erbauete  Tempel  der  Fortana  bestimmen. 
Zwischen  dem  Circus  und  dem  genannten  Rundtempel,  und 
von  Letzterem  durch  einen  geräumigen  Platz  getrennt,  liegt 
die  sehr  alte  Kirche  S.  Maria  in  Cosmedin  oder,  wie  sie 
in  frühester  Zeit  liiess,  in  schola  Graeca  ^^<'^).  Sie  ist 
errichtet  in  den  Ruinen  eines  jedenfalls  sehr  ansehnlichen  al- 
ten Tempels,  von  dem  noch  acht  Säulen  in  die  Wände  der 
Kirche  eingemauert  zu  sehen  sind«  Die  Zeil  ihrer  Entste- 
hung ist  nicht  bekannt,  aber  gewiss  is^  es,  dass  sie  schon 
lange  bestand,  als  iladrian  I.  (772  —  795)  sie  grösser  an- 
legte 2).  Für  kein  antikes  Gebäude  scheint  nun  diese  SteUe 
geeigneter  als  für  den  Fortunatempel;  denn  obgleich  dessen 
Lage  nirgends  bestimmter  angegeben  wird  ^),  so  weisen-  doch 


dieitiae  PUbeiae  in  vico  Longo.    Ist  «Iso  auch  darchaiu  ketoe   Ge- 
wissbeit  vorbandeo ,   so  scheint  doch  eine  solche  BeoeoouDg  des  Tem- 
pels wohl  möglich    and  weolssteos  wird   er  für  keioea  der  aodereo  in 
dieser  Gegend   nos   bekaonteo   gelten  können,  —    Bemerkt   sei  noch, 
dass  sieh  ehedem  in  der  Kirebe  eine  (moderne)  Inschrift  fand: 
Moe  dudum  Juerat  fanum  per  ttmpora  prUea 
Conttructum  Phoebo  mortiferoque  lovi, 
woraus  man  anf  ein  fentplum  Dttis  geschlossen  hat,  das  die  gewöha- 
liehen  Aasgaben  der  Notitia  in  der  Reg.  XI.  nennen.  Allein  wenn  ihre 
Angabe  richtig  ist  (das  Cnriosam  kennt  es  nicht;  s.  S.  469.)»  so  lag  die- 
ser Tempel  an  der  Seite  des  Circas,   zwischen  denen   des  Mercnr  and 
der  Geres.     Ueberhaapt  sind  solche  Inschriften  in  der  Regel  Irrlichter, 
wie   denn  auch  S.  Martina   in  einer  solchen  templum  Mortis  genannt 
wird.  C  a  n  i  n  a ,  Sugli  ant.  ed\f,  giä  esitt  nel  luogo  ora  oeeup.  deiia 
Chieta  dt  S.  Mariina.  p.  12. 

1001)  Der  Name,  den  auch  der  Anonymus  von  Biosiedlo  gebraacbt, 
sebreibt  sich  daher,  dass  sie  einer  grieobischen  Gemeinde  aagehSrle, 
und  so  heisst  .denn  noch  jetzt  ein  neben  ihr  hinführendes  Gasschen 
Vicolo  de  IIa  Greca.  Die  jetzt  übliche  Benennnng  in  Cosmedin 
wird  von  einem  Platze  in  Consta ntinopel  hergeleitet.  S.  Platner, 
ßesehr,  d.  St.  R.  \\\  A.  S.  380  f.  Ausserdem  fuhrt  sie  auch  in  der 
Volkssprache  den  Namen  Bocca  dellaVerita  von  einer  in  der 
Vorhalle  eingemauerten  colossalen  Brunneumaske ,  die  der  Sage  aaeh 
xur  Ermittelung  falscher  Kide  diente. 

2)  Anastas.  Vit.  Hadr.  p.  963  Blanch.  Diaeoniam  vero 
tanetae  Dei  Genitricis  temperque  virgini*  Mariae  Scholae  Graeeae, 
quae  appellatur  Cosmedin^  dudum  brevem  in  aedifieiis  exi- 
stent em  sub  ruinis  positam  restauravit.  Er  liess  den  grossten 
Theil  des  alten  Gebäudes  zerstören. 

3)  Dionys.  IV,  27.  sagt  nur  schlechthin:  «V  ayo^i  tiJ  xaior- 
fiivfj  Botf^iti.    Sonst  wird  er  übarhanpt  meistens  nur  in  Bezug  auf  den 

31 


488    

fuuge  EnräbBUDgen  auf  diese  Gegead  hin«  Namemlick  spriclit 
daiiir  die  sekaa  oben  (Audi.  988.)  erwähnte  Nacbiicht  von 
der  Feuersi)ninBt  zwischen  der  Porta  Trigemiia  und  der  Car« 
mentalis.  Man  sieht  kbr,  dass  das  Feuer  nicht  weiter  bin 
nach  den  Cirtos  ond  dem  Veiabmm  reichte  und  dass  also 
der  Fortanatenpel  dem  Fkisse  naher  liegen  musste,  wie  diess 
mit  jener  Kirche  der  Falt  ist,  weldie  saeh  eben  in  der  Liniet 
weiche  Livius  aagiebl,  befindet.  Damit  streitet  keinesweges 
Die  Ca  SS.  XLIII,  2L  der  von  Cae$ars  Triamphe  sagt:   6 

Oer  Triamphziig  hätte  sehr  gat  aoeh  diesen  Tempel  beräbren 
kennen  $  mir  rerträgt  sich  damit  nicht  eine  andere  Angabe» 
welche  das  Ydakrum  nennt.  Sneton.  Gaes^  37.  GalUd 
iriumphi  iie  Vdabrtnn  praetervehtns  paene  c^rru  escussus 
est^  axe  diffraoto.  Allein  das  von  Die  genannte  Tvfjuov 
ist  gar  nicht,  ^^ein  Tempel  der  Fortuna,  sondern  der  FelicitaSj 
wie  sich  ans  9 trab o  VIII,  6.  p.  381.  ergiebt.  A^v^ovXXi^ 
dl  nataanevueag  to  %iJQ  Ev^v^i^s  hgor  nal  a%odff  rira 
Xf^otv  7j%r^aajo  wv  tJj^ev  dviqidvrmv  6  Mo^i/Atos,  fo$  uo- 
a/nijawv  rd  Ufip  fujQ$  draieiietag^  fj%  dnoimoior.  ovn 
dniffdixe  dh^  dXX  dvi&i^xe,  xfXivaae  atgetr,  e/  ßavX^Tau 
nfd»s  i*  i^BQhV  iXBlvos,  ov  9pQov*w{ous  ovidr  •  «?or'  iyt>#otr/- 
fui  Tov  dvad-ivToe  fiuXXor.  JMusste  nun'  nicht  ohnehin  ]Sv^ 
TV^la  durch  Felicilas  übersetzt  werden ,  so  reichte  zur  Ent- 
scheidung hin  Cic.  Verr.  IV,  2.  L«  Mymmius,  cum  Thespiü 
ea,  quae  ad  aedem  Felicilalü  sunt  -^  tolkret.  Wenn  nun 
der  Fortunatempel  einer  der  bedeutendsten  des  Forum  Boariam 
war,  und  die  Reste  in  S.  M.  in  Cosmedin  augenscheinlich  ei- 
nem grösseren  Tempel  angehören,  so  scheint  es  sehr  natürlich, 
dieselben  ihm  zuzueignen.  Es  wird  mir  diess  noch  wahrscheio- 
lich^  durch  die  Nachricht,  dass  L.  Stertinius  zwei  Bogen  bei 
den  Tempeln  der  Fortuna  und  der  Matuta  erbauete.  Liv. 


Brand  erwSbot,  io  welchem  wooderbarer  Weisa  das  Holxkild  des  Ser- 
▼ivs  unversehrt  geblichen  scia  soUte.  Dionys.  c.  40.  Ovid.  Fast. 
VI,  663  ff.  Valer.  Max.  I,  8,  |1.  Plin.  VUf,  46,  74. 


48»    

XXXm^  37.  de  manubfis  Ju^s  fomices  in  J9r&  Bomio  ante 
Fertunae  aedem  et  Matrie  Mattrtae^  vnum  in  Utaxima  Circ^ 
Jeeit,  UoBMigKch  k^nnea  inest  Bogen  zwecklos  auf  ^»  PoruDi 
biiigetleUt  worden  sein  \  vielmehr  wird  man  sie  ab  EiogangsK 
bogen  za  demselben  zo  denken  haben,  den  einen  von  der  Seile 
des  Aventio  oder  der  Porta  Trigemina,  den  andern  gegen  den 
Vicns  Ingarios  oder  Aie  Porla  CarmenUlis ;  den  dritten  vom 
Gircus  her ;  denn  m  dreo  MaxinM  ist  naliirKcb  niebt  so  am 
verstehen,  als  habe  der  Bogen  innerbatb  desselben  gfstanden, 
Tieknehr  fuhrt  die  näehale  Umgebung  des  Cireos  ^  wie  schon 
geseigt  worden,  denselben  Namen.  Da  nun  S.  Marin  in  Cos-^ 
medin  an  der  Grenze  des  Forum  Boarium  nnclt  dem  Avenlio 
an  steht,  so  ist  es  sehr  einlenefatend^  dass  hier  der  Eingangs* 
bogen  am  Portnnatempel  stand  und  ihm  entsprechend  auf  der 
anderen  Seile,  nach  der  Carmentaüs,  der  zweite  bei  dem  Tem- 
pel der  Mater  Mainta.  Denn  dieser  anch  von  Servins  ge« 
gründete,  von  Camillus  nach  der  Erobenng  von  Yeji  wUer*" 
eriianete  Tempd  scheint  eben  an  der  entgegengesetzten  Grenze 
des  Platzes  gestanden  zu  haben  ^oo*)^  und  unter  dieser  Vorou»* 
Setzung  erscheinen  erst  Livins  Worte:  eole  aequata  omnim 
inter  Sab'nas  #c  portam  Carmentalem  cum  jteqaimetio  luga* 
nwfue  tarn.  01  tempKs  FoHunae  ae  AJatris  Maiatme  et  Spei 
extra  portam  täte  vagatus  ignis  tacra  profanaque  multa  ab^ 
sumnt.  und  (triumviri)  reßciendis  aedibus  Fortunae  et  JUatris 
Matutae  intra  portam  Carmentalem^  sed  et  Spei  extra  por- 


1004)  Die  Haaptstellcn  sind  Llv.  V,  19.  (CamBlds)  iudos  magnos 
C3t  senatutconsulte  vovit  Feiis  eaptit  $e  ßicturum ;  aedemqve  Mattt^ 
tae  Matri$  rt^ctam  dedieaturuvt ,  tam  anto  ab  rege  Ser.  TulUo  de^ 
dieatam,  cap.  9^.  Tum  Ittnoni  Reginae  tempittm  in  Aventino  loeavit^ 
dedieavilque  Matutae  Matri.  Orid.  Fast.  Vf,  47 f. 

Pontibti*  et  magno  ittneta  est  eeleberrima  eireo 
Area,,  qttae  pasifo  de  bove  nomen  habet. 

ffae  ibi  iuce  ferunt  Matatae  saera  parenti 
Sceptriferas  Servi  templa  dedüse  manui. 
VgL  Flotarch.  Camill.   5.   Qoaest   Rom.  10.    Gaas  irrfs  bat 
nan  aas  Ovid.  v.  503. 

Lux  eadem,  Fortuna,  tua  est^  aaeiorque  loeueque, 
fcMiessen  wollen,  dass  er  nalre  am  Fortvnatempel  getegen  6alre.   Da- 
mit wird  nidits  weiter  gesagt,  ab  dass  beide  am  Fonim  Boarinm  wa^ 
reo.  ^~  Erwähnt  wird  er  aoeb  in  Bezug  anf  eine  dort  anfgeslellte  Vv^ 
tivtafel  voa  Lir.  XM,  W. 

31- 


484 

tarn,  völlig  angemesiBeD.  Des  Tempels  der  MttuUt  geschieht 
in  späterer  Zeit  keine  Erwähnung  und  auch  wie  länge  der  der 
Fortuna  sich  erhalten  habe,  ist  ungewiss.  Wenn  indessen 
die  Nachricht,  welche  Zosimus  II,  13.  von  einem  Brande 
im  J.  308.  giebt:  Ka%d  Sh  *t^v  'Pwjiifjy  ißinaaovTOs  nvgog, 
ih9  ü  dd^oQ,  HT€  in  yijg  —  o  %^s  2Vx^ff  itpXiyß^  ^wg^ 
auf  ihn  zu  beziehen  ist,  so  dürfte  man  vielleicht  annehmen, 
dass  er  seitdem  nicht  wieder  erneuert  und  dann  in  seine  Roi-t 
nen  die  Schola  Graeca  gebaut  wurde. 

Noch  ist  auf  dem  Forum  Boarium  zu  erwähnen  eine  Steile 
Doliola  genannt,  unweit  der  hier  in  den  Fluss  mundenden 
Cloaca  maxima.  Der  Name  und  die  Heiligkeit  der  Stätte, 
wo  es  verboten  war  auszuspucken,  schrieben  sich  daher,  dass 
daselbst  gewisse  Heiligthümer  in  irdenen  Gefassen  vergraben 
worden  waren ;  sei  es  nun  bei  dem  Ueberfalle  der  Gallier,  wie 
Livins  und  Festus,  oder  schon  in  älterer  Zeit,  wieVarro 
berichtet  »o«*).  —  Ferner  war  hier  nnd,  wenn  Dio's  Angabe 
genau  zu  nehmen  ist,  in  der  Mitte  des  Platzes  die  schauerliche 
Stelle,  wo  zu  wiederholten  Malen  und  noch  spät  den  Mahnun^ 
gen  der  sibyllinischen  Bücher  zufolge  Galltis  et  Galhi,  Grae^ 
eus  et  Graeca  lebendig  begraben  wurden,  woran  sich  eine 
jährlich  im  November  wiederkehrende  Griechen  nnd  Gallier 


1005)  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  156.  Loeu$  qui  vocatur  Doliola  ad 
Cluacam  maacumam,  ubi  non  licet  despuere,  a  doliolis  4ub  terram 
Eorum  duae  traditae  historiae ,  quod  alii  inesse  aiunt  ot$a  eadave^ 
rutn,  alii  Nutnae  Pompili  religiosa  quaedam  post  mortem  eiu»  in^ 
Jossa,  Er  kennt  also  die  Sa^^e  voa  der  Yergrabang  der  Heiligthamer 
bei  dem  Ueberfalle  der  Gallier  nicht,  wie  sie  Liv.  V.  40.  erzählt: 
Flamen  Interim  Quirinalis  virginesque  Feitales,  omissa  rerum  sua' 
rum  cura,  quae  saerorum  seeum  ferenda  quae  —  relinquenda  essent, 
eonsultanteiy  quisve  ea  locus  fideli  adservatunu  custodia  esset,  opti-' 
mum  dueunt^  eondita  in  doliolis  sacello  proximo  aedibus  JUsminis 
QuirinaliSy  ubi  nunc  despui  religio  est^  de/odere,  Dass  dabei  nicht, 
wie  Nardini  meinte,  an  einen  zweiten  Ort  auf  dem  Qnirinale  za  den« 
ken  ist,  beweiset  Paul.  Diac.  p.  69.  Doliola  locus  in  Urbe  sie  vo* 
catus^  quia  invadentibus  Gallis  Senonibus  Urbem  saera  in  eodem  loeo 
doliolis  reposita  Juerunt,  Qua  de  causa  in  eodem  loco  ne  despuere 
alicui  licebaL  so  wie  die  von  Müller  angefUhrle  Glosse  des  Placi- 
das  bei  Maio,  Class.  auct,  III.  p.  45!2.  Delioca  (doliola)  locus  de* 
pressus  prope  cloaeam  maximam,  ubi  appropinquaniibus  Gallis  saera 
quaedam  Romani  loco  oceulta  (o)  dtfenderunt  (defodemiit). 


485 

aasschliessenle  OpferhaDdlang  konpfte  ^^<^^).  —  Dagegen  ist 
ganz  willkührlieh  die  AnDahme,  dass  sieh  hier  auch  der  Ort 
kefandeo  habe,  weleherAd  buslaGallica  hiess,  angeblich 
weil  daselbst  die  Leieben  der  Gallier  während  oder  nach  der 
Belagerung  des  Capitols  verbrannt  worden  waren  ^).  Sie 
beruht  nur  darauf,  dass  Varro  den  Namen  zwischen  dem  Ae- 
qnimelium  und  den  Doliolis  nennt ;  allein  er  befolgt,  wie  schon 
S.  260.  gezeigt  worden  ist,  keine  topographische  Reihenfolge-. 
Andere  haben  eben  so  willkührlich  den  Ort  in  der  vierten  Re- 
gion, oder  gar  wegen  des  Arco  di  Portugallo  in  der  neunten 
angenommen*  Vielmeiir  müssen  wir  gestehen ,  von  seiner 
Lage  gar  nichts  zu  wissen.  —  Bemerkt  sei  noch,  dass  die  er- 
sten bei  einer  Leichenfeier  gehaltenen  Gladiatorenspielc  auf 
dem  Forum  Boarium  Statt  gefanden  haben  sollen  ^). 

Gegen  das  Capitol  und  das  Forum  Romanum  lagen  das 
Aequimeliura  und  der  Vicus  lugarius.  Was  für  eine 
Oertlichk^t  man  unter  dem  Ersteren  sich  vorzustellen  habe, 


1006)  Liv.  XXIf,  57.  Interim  ex  Jatalibut  lihrit  sar.r\/ieia  ali- 
quot extraordinaria  facta :  inter  quae  Gallus  et  Galla ,  Graecus  et 
Graeea^  in  Joro  Boario  ȟb  terra  vivi  demisti  sunt  in  loeum  eaxo 
eonseptum,  iam  ante  hottiis  humanis,  tninime  Romano  saero,  imbu- 
'tum.     Das   geschah  naeh  Livias   nach   <t«r  Schlacht   bei  Cannae ;    dio 


■difoyvvov  itQvwarrie  «V  fiiüij  rfj  ifoffa  in  x^ofiov  rtvos  SstuaTW&ipTS^f 
Xiyovtas  *'BXiriva  $tal  rakartjy  *xarak^tff60&at  to  aar».  Das  ayd^ywov 
ist  wohl  aar  MissverstÜndoiss;  die  atvoga  aber  ist  das  Boarium.  Voa 
demselben  Falle  sagt  Plutarch.  Ria  reell.  3.  ^vayxaod^aav  eV^ai 
Xoyhii  rta)v  i»  töiy  ^ißvXXsiwv,  xal  Svo  fity'*£l3i9jvaft  Siviga  nal  vyvahta, 
dvo  Si  r<xXaTa€  6fioio}S  iv  rij  nakovfiiitj  ßodiv  €^o(^tj^  Muro^v^ai  ^cwvretc  * 
ots  i'u  xal  vvv  iv  r^  Ifoefi^Qtw  fit^vl  i(pa»<ftv*'BX/.rjoi  Mal  raXdra$s  «7ro3- 
(iijvovg  xal  a^tüLTOVQ  i§^v(^tae.  Ebea  dasselbe  erzShlen  Zonar.  Vlll, 
19.  Oros.  IV,  13.  Spätrer  Wiederhol QOgen  gedeoken  Piataroh. 
Quae  St.  Rom.  83.  und  Plio.  XXVlil,  2,  3.  Boario  vero  in  Jbro 
Graeeum  Graecamque  defoesos  aut  aliarum  gentium  y  cum  quibui 
tum  res  esset,  etiam  nostra  aetas  vidit. 

7)  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  156.  Locus  Ad  busta  GalUca  quod 
Roma  recuperata  Galiorttm  ossa ,  qui  possederunt  urbem,  ibi  coacer- 
vata  ac  consepta.  Liv.  V,  48.  iam  pigritia  singulos  sepeliendi  pro^ 
miscue  acervatos  cumulos  hominum  urebant,  bustorumque  inde  Galli- 
corum  nomine  insignem  locum/ecere,  XXII,  14.  media  in  urbe ,  qua 
nunc  Busta  Galtica  sunt, 

8)  V a l c r.  Max,  11,  4,  7.  Gladiatorium  munus  primum  Romae 
datum  est  in  Joro  Boario  App.  Claudio  M,  Fuluio  Coss* 


466    

wird  »ioht  völlig  klar,  uod  die  Mg/emem  befolgte  Aklataflg 
des  Namens,  tach  welcher  hier  das  Haas  des  VolksfreoDdes 
8fp  Maelius  gestanden  haben  und  mch  seinem  nngläcUiekett 
finde  niedergerissen  worden  sein  soll,  befriedigt  kdneswegcs^ 
sondern  möchte  so  vielen  anf  blosser  Adiiteration  bemhenden 
ErUärongen  unverständlich  gewordener  Namen  beizuzählen 
•ein  ^«'O').  Auch  hat  das  Allerthnm  in  der  That  noch  eine  an* 
dere  Ableitung  gekannt,  wie  sich  aus  Dionys.  fgmt.  I.  XII, 
1.  (Maio  Ciasß.  «tic/.U.  p.  466.)  scUiessen  läset*  Er  sagt: 
%6  laineior  ^txvfiyhov  ^Pmfiuioi  nakoi^ip  *  aJxo^  yd^  tp 
fM^9fjtia¥  ix9¥  iiox^'^  Xiyovai'  %6nQV  oiv  fiPa  M^Xi^v 
ii  dfXV^  HkTj&dpva,  vavt^v,  cvfi^&tefdwzmv  aAA^- 
Xts  uaw  vii}v  fiiar  ixipOQap  täv  ivofjui^mp,  j^iuufi^Juop 
iKoiX^aay.  Leider  feUt  der  Znsammenhang  $  aber  offenbar 
folgt  er  nicht  der  gewöhnlichen  Erklärung,  und  es  sieht  fast 
aus,  als  habe  er  sie  eben  bestritten.  Uebrigens  erfahren  wir 
über  diese  Oertliebkeit  nur  so  viel^  dass  es  ein  VerkaofilphAz 
war,  wo  namentlich  Lämmer,  ein  der  Opfer  wegen  starkes 
Bedürfniss ,  feil  waren  ^<') ;  und  endlich,  dass  es  gerade  unter 
dem  Capitole  lag^O)  wobei  aber  immer  noch  dazwischen  der 
Yictts  lugarias  angenommen  werden  kann;  denn  für  einen 
Theil  desselben  kann  es  in  keinem  Falle  angesehen  werden,  da 


1009)  Varro  L.  L.  V,  ^%,  p.  156.  Aequimelium  qu^d  aequaim 
M^U  äomus  pubiicoj  quod  regnum  oecuparß  voluii  U,  Liv.  IV,  16. 
Dammm  deinie,  ut  monument^  mrta  essei  0ppres§a0  nd^gnae  spHy 
dirui  eteUmplo  inssii,  id  Jequimeiium  apptiiatHtn  09t.  VfL  Vtler. 
Max.  VI,  3,  I.  Aurel.  Vict.  Vir.  111.  17.  Alicuri  iü  4ie  ErUä- 
rafif  bei  (Cio.)  p.  dorn.  tS,  Sp.  Mßlii  regnum  appetentit  demus  ut 
eomplanata,  eequid  aliud  T  aequum  ac€id(s$9  Meiio  papulm  Romaau$ 
iudieaoit^  nomine  ipso  Aequimelii  MtultiHae  poen^  comprohuta  e§t^ 
•bsieieh  ««oh  Vtler.  Max.  VI,  3,  I.  sie  aofeDomneo  hat. 

10)  Cic.  de  div.  II,  IT.  cum  in  A^qftimeltam.  mitimus ,  qui 
äjftrat  agnvm^  quem  immohmms  etc.  Wer  fewohot  Ist ,  aUeo  röml- 
•eheo  Nameo  einen  grteehlsebea  Stamm  naterEolegeB^  würde  hieraaeh 
vielleicht  ao  fiykor  denken. 

11)  Das  erglebt  flieh  ans  Liv.  XXXVIIF,  28.  Substruetionem 
super  Aequimetium  in  CapitoUo  —  ioeaverunf.  Es  folgt  daraus  nicht, 
dass  das  Aeonimeliam  nnmittelbar  am  Berge  lag ;  es  war  nur  eine  ge* 
Dauere  Bezeiehnnog  der  Stelle  nSthir  als  durch  den  Vicns  lugarlus 
gegeben  werden  konnte,  der  sich  an  dieser  ganzen  Seile  des  Capitols 
hinzog.  Ans  L  i  v.  XXVII,  37.  A  porla  (Garmentali)  lugario  vico  in 
forum  venere.  scheint  aber  richtig  gefolgert  zu  werden ,  dass  er  bis 
an  das  Thor  reichte. 


r 


407    

Livias  in  der  NachmlU  T«n  jomtm  Bnade  aajidriieUidt  unter- 
•cheidet  cum  j^tfUim&Uo  hfgmwfüe  vfeo. 

Der  Vicns  Ingarim,  diurk  die  Verbindmig  der  leb- 
iMtfteBtea  Plätze  und  Strassen  ehier  der  berubiniastcii  SudU 
theile,  dessen  Nanen  die  Cmmmakiker  ron  einem  Alfeare  der 
I«no  lufa  abieilen  >^'^) ,  iDSg  sieh  wahnBcbeinlicb  von  der 
Porta  Cannenlalis  dkbi  anter  dem  Capitolo  bis  znin  Forum 
Romann»  bin  (vgl.  &  14L  340.  393.)>  wobei  es  oueiiischie- 
den  Ueibt,  wie  weit  er  mit  dem  Aequimelium  g^n  das  Forum 
Boariom  bin  reichle«  Ausser  jenem  Altare  werden  aus  älterer 
Zeit  keine  darin  gelegenen  UeMi^iimer  oder  andere  öffent- 
liche Gebäude  genannt ;  unter  Augustus  aber  wurden  hier  Al- 
täre der  Ceres  und  der  Ops  Augusta  geweiht ^^i).  Wo 
die  Strasse  in  das  Forum  eiumündet^,  bei  der  BasUIca  Julia, 
war,  wie  schon  S.  340.  erwäbnt  worden  ist,  der  LacusSer- 
vilius,  ein  Bmnnenbecken ,  das  durch  die  suUanische  Pro- 
seription  eine  traarige  Berühmtheit  erhalten  hat  ^*). 

An  den  Yicus  logarius  sebloss  sich,  hinter  den  Veie- 
res  tabemae  des  Forum  nach  dem  Palatrn  sich  ausdehnend 
ein  nicht  minder  berühmtes  Strassenquartier,  der  Vicus 
Tu  sc  US,  in  spätester  Zeit  auch  Turarins  genannt,  an. 
Der  Name  selbst  weiset  entschieden  auf  eine  hier  ansässige 
etmskiicbe  Bevölkerung  und  einen  in  die  frCfhcste  Keit  gehö- 
renden Ursprung  bin ;  indessen  gab  es  darüber  eine  doppelte 
Tradition.  Ein  Theil  lässt  die  unter  Caelius  Vibennus  oder 
Caeles  Yibenna  entweder  in  Romulus  oder  in  Tarquinius  Pri« 


1012)  Psal.  Diae.  p.  lOi.  lugarius  viau  diclus  Somae ,  qut'm 
iki  fumrat  gra  Jumoni»  lugas,  quam  futabtml  metrimouia  iuirgere, 
Placid.  h.  Maio,  Class.  üucU  UI.  f*  476.  I*igi lunoni,  a  qua  vieus 
i¥gariu4.  Ära  ibi  sita  est»  Nibby,  FWr.  Rom,  p.  1U3.  fiodot  die  Ab- 
leitung voQ  iugum  DAtürlieber. 

13)  Fast.  Avitern.  IV  U.  kag.  FfiRIAfi  QVOD  EO  DlG 
AMAE  CfiKERI  MATRI  ET  OPI  AVGVSTAB  EK  VOTO  SVSCEPTO 
GONSTITVTAB  SVNT  CRETICO  ET  LO.IiG.  COS.  (7iO?)  AebuluA 
die  Fast.  Gapraa.  nad  Aatiat. 

14)  Gie%  p.  R*fla.  Attier.  9%*  Mmitö$  oa4s9s  non  ad  TVati" 
m^enum  Imemn^  ted  ad  Set^iium  vidimu9»  Senao.  da  f>r«v»  3.  v(- 
dtant  largum  in  f$ta  $amgminwm  tt  4%^ra  ßerviümm  laeum  {id  anim 
proteriptionü  Sullanae  spoliarium  est)  »enati>rum  capita. 


48»    

S0II8  Zeit  nach  Rom  jg^kommenen  Schaären  hier  angesiedelt 
werden ^^^^);  die  Anderen  geben  an,  dass  der  Rest  der  von 
Porsena  gegen  Aricia  gesandten  Truppen  sich  nach  Rom  ge- 
flächtet und  diese  Wohnplätze  erhalten  habe'^).  Die  Lage 
dieses  Yicus  zwischen  dem  Palatin  und  dapitol  y  also  an  die 
südliche  Seite  des  Forani  Romanom  grenzend,  bezeichnet  am 
deutlichsten  Dionys.  V,  36.  ots  iimnev  i)  ßovXf)  imgav 
%^S  nokswg,  ivd-a  olulas  e/ueXXov  TtaTaoH^väaaa&ai'  %6v 
fiBTaiv  %ov  re  IJaXavTiov  kccI  tov  KanmoXiov  riwafOi 
fiaXiara  fifjxvvofierov  araHotg  ^^)  avXmvaj  oe  fJ^iyfite  t/iw 


1015)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  51.  Caelius  mons  a  Caelio  Fibenno 
Tvico  duce  nobtii,  qtii  cum  lua  manu  dicitvr  Romulo  ventsse  auxi- 
Ho  contra  Latinum  regem,  hinc  poat  Caelii  inortttm,  quoä  nimit 
.  munita  loca  tenerent  neque  nne  sutpicione  essent,  deducti  dicuntur 
in  planum.  Ah  eis  dictus  vicus  Tuscvt  etc.  Tacit.  Ana.  IV,  65; 
Düchdem  er  die  alte  Beoeonaog;  des  Gaelias,  Qoerquetolaoas  erwibot: 
mox  Caelium  appellitaium  a  Caele  Fibenna,  qui  dux  gentis  Etrutcae 
cum  avxilium  appellatum  duetaviseet,  sedem  eam  acceperat  a  Tar- 
quinio  Priseo,  seu  quis  aiiu*  regum  dedii,  nam  eeriplore»  in  eo  die-' 
sentiunt.  caetera  non  ambtgtta  sunt,  magnas  eas  copias  per  plana 
ttiam  ae  /oro  propinqua  habitasse,  unde  Tuseum  vieum  e  voeabulo 
advenarum  dictum.    Prop.  IV,  2,  49. 

Et  tu  Roma  meis  tribuisti  praemia  Tuscis, 
Unde  hodie  vicus  nomina  Tuseus  habet. 
Tempore  quo  sociis  venit  Lucomedius  armit 
j4tque  Sabina  feri  contudit  arma  Tati. 
Vgl.  Serv.  s.  Aeo.  V,  560.,   d.  to\g,  Anm.  und   den  Absclin.   vom 
Caelios.    Das  Weitere  darüber  s.  in  den  Staatsaltertbämern. 

16)  LIv.  IF,  14.  Mutlos  Romae  hospitum  urbisque  earitas  t^ 
nuit.  kic  locus  ad  kabitandum  datus ,  quem  deinde  Tuseum  vicum 
appellarunt.  Eben  so  Dionys.  V,  36.  SchoK  Crnq.  k.  Horat. 
S  a  t.  11}  3»  228.  Tusci  aliquando  ab  Aricinis  pulsi  contulere  se  Ro- 
tnam  et  vicum^  qui  modo  Turarius  dicitur ,  insederunt  eique  suum 
nomen  dederunt.  Dasselbe  in  der  Hauptsache  sajpt  Panl.  DIac.  p. 
354.  Tuseus  incus  Romae  est  dictus^  quod  ibi  kabitaverunt  Tusci,  qui 
reeedente  ab  obsidione  Porsena  remanserunt. ;  aber  er  bat,  wie  gpe- 
wÜbnlieb  nur  das  exeerpirt,  was  zu  AnAio^e  des  Artikels  stand,  wah- 
rend Festus,  wie  man  ans  dem  Fragmente  siebt,  auch  die  varronisohe 
Erklärung  beigefügt  batte. 

17)  Es  ist  schon  Anm.  333.  darauf  aufmerksam  gemacht  worden, 
dass  dieses  Maats  entschieden  falsch  ist,  denn  die  ganze  Seite  des 
Palatin  wird  kaum  über  zwei  Stadien  messen.  Aber  selbst  die  ganze 
Ausdehnung  vom  Forum  Romanum  bis  an  den  Aventin  bat  noch  bei 
weitem  nicht  diese  Lange  und  zwischen  diesem  Berge  und  dem  Vicus 
Tuseus  liegen  noch  das  Velabmm  und  das  Forum  Boariom.  Die  zm 
erwartende  neue  Kritik  des  Dioajrsios  wird  diess  vielleicht  bcrich«- 
Ugen. 


489    

ytigiOP  iiaX^H%(^,  17  (piqwjüa  &ioioc  dni  r^e  ayoQag  inl 
tov  fAiyav  innoägofior.  Klar  ergiebt  sich  aber  aach  dieselbe 
aas  der  mehrmals  angeführten  Beschreibung  des  Festzngs  bei 
Liv.  XXVII,  37.  m  fora  ptmp0  constft/i;  —  tnde  vico 
Tuseo  yelabroqve  per  Boarium  forum  in  clhnim  PubK- 
dum  ^^  per  rectum,  vgl.  XXXIII,  26.  (Anm.  1010.).  Es 
ist  schon  bemerkt  worden,  dass  er  wahrscheinlich  zwischen 
der  Basilica  lulia  und  dem  Castortempel  in  das  Forum  einmün- 
dete (S.  341.)  und  dass  von  da  eine  gerade  Strasse  bis  an  die 
Grenze  des  Velabrnm  fuhren  mnsste,  da  die  am  Ende  des  Vi- 
cus  stehende  Statue  des  Vertumnus  auf  das  Forum  schaue- 
te  ^^^^).  Andere  Heiligthümer  werden  hier  nicht  erwähnt;  da- 
gegen isl  es  gewiss,  -dass  hier  ein  bedeutender  Handelsverkehr, 
namentlich  in  Luxusartikeln  Statt  fand  und  eben  daher  schreibt 
sich  auch  der  Name  Turariu  s,  der  spät  erst  vorkömmt,  wäh- 
rend dieser  Verkauf  schon  längst  dort  seinen  Sitz  hatte  i^). 
Uebrigens  stand  die  Bevölkerung  dieses  Stadttheils  in  übelem 
Rufe,  wie  aus  Horat.  Sat.  II,  3,  228.  Tusci  turba  impia 
vici.  bekannt  ist;  und  zwar  schon  von  alter  Zeit  her^^). 


1018)  S.  Anm.  223.  Varro  rdf^t  deo  aogefuhrten  Worten  hinzu: 
et  idco  ihi  Fortumnum  stare ,  quod  U  deus  Etruriae  pritteepg.  So 
sprechen  Alle,  die  seiner  erwähnen,  nur  von  einem  signnm  Vortomni, 
nicht  von  einem  Tempel.  Cic.  Verr.  I,  5U.  mit  dem  SchoL  Liv. 
XLIV,  16.  Prep.  IV,  2,  5.  wo  VertmUoos  selbst  sagt: 

iVec  m0  turba  tuvat,  nee  ternpio  laetor  ebumo: 
Homanum  tatit  est  potte  videre  forum. 
Wenn  daher  Festus  p.  209.  Picta.  angiebt:  eiut  rei  argumentum 
est  pictura  in  aede  Fertumni,  et  Conti,  quarum  in  altera  M,  Fulvius 
Flaoeus,  in  altera  T.  (L.)  Papirius  Cursor  triumphantes  ita  pieli 
sunt.,  so  möchte  ich  in  Betracht,  dass  beiden  Gottheiten  im  Angost 
auf  dem  Aventin  geopfert  wurde  (s.  S,  450.  i53.)  beide  Heiligthümer  dort 
annehmen. 

19)  Ihn  meint  Horat.  Epist.  Tf,  !,  2G9. 

JJe/erar  in  vicum  vendentem  tus  et  odores, 
Et  piper,  et  quidquid  chartis  amicitur  ineptit. 

In  Marti  als   Zeit  wurden    hier   die   besten   Seidenzenge   verkauft: 

XI,  27,  II. 

Nee  nisi  prima  velit  de  Tüsco  serica  vico. 

20)  Man  versteht  unter  der  turba  impia  gewl>hnlich  lenones, 
meretrices  u.  s.  w.  Scbol.  Cruq.  in  Tusco  vico  habitabant  lenones, 
meretrices,  Joeneratoree  etc.  Acr.  Turbam  impiam  aut  negotiatores 
accipimue  aut  lenones,  sed  melius  lenones  intelligimus,  qui  inhuma- 
nissimi  Munt  — .  deinde  quod  in  vieo  turario  ante  meretrices  prosta- 
bant.    Damuf  bezieht  man  «och  Plant.  Cure.  IV9  1,  2t. 


490    — - 

Der  Yiciis  Tusciu  gehörte  zur  aofatea  Region  '°2>) ;  iie 
GresEe  d^  eilfken  madite  das  swisdieH  ihm  und. dem  Fomai 
Boariom  liegende  Velahrun.  Ist  anch  die  Bedeotnng  dieses 
Nainens  eben  so  dunkel,  als  der  meislen  aus  Sitester  Zeit. stam- 
menden, so  wird  man  doch  daraus,  dass,  einen  einxigen  un- 
glücklichen  VersBch  zur  Erklärung  aasgenommen,  aUe  Nach- 
riehten  ihn  davon  ableiten,  dass  man  hier,  wo  Snmpf  oder  See 
gewesen,  mit  Kähnen  ge&hren  set  (9eAr£Mr<r),  mit  Reobl 
schliessen  dürfen,  dass  bei  Aoms  Entstehen  diess  wirklich  4ie 
Beschaffenheit  dieser  Tiefe  war  2^);  daher  denn  auch  vor  der 
Anlage  der  Cloaca  maxima  diese  Gegend  nii^t  angebaut  sein 
konnte. —  Die  Lage  des  Veiabmm  zwischen  dem  Vicus  Tuscus 
und  dem  Forum  Boarium  ergiebt  sich  auf  das  Entschiedenste 
aus  den  Nachrichten  über  den  Weg,  welchen  Feslzüge  regel- 
mässig zu  nehmen  pflegten.  Wie  nach  Livins  die  Jungfrauen 


In  Tuseo  vieo  ibi  sunt  hwnines  qui  ipti  sete  venditanL 
Weno  aber  diesem  Verse  voraas^eht: 

Pont  aedem  Castoris  ibi  sunt  subito  quibus  credas  male. 
80  weiss  ich  aicbt,   ob  beide  neben  einander  bestehen    können;    denn 
eben  hinter  dem  Castorlempe!  mass  entschiedeu  der  Vicaa  Tuseas  ge- 
wesen sein. 

\^%\)  Aar  dieser  Strecke  bis  cam  Vicus  lugarias  sind  die  Gebüode 
l&u  Sueben,  welche  das  Gnriosom  in  der  Re^.  VIII.  nach  dem  Vesta- 
tempel  neaot :  Horrea  J^rippianm,  Aquatn  nsmentmn  IUI  Scarot  ntb 
emdem  (v.  IUI  Seattrot  sab  aede).  Atrium  Caei,  Portieum  marguri- 
tariam,  Elephantum  herbarium,  laotcr  nicht  näher  bestimmbare  Punkte. 
Ueber  den  Blephas  herbarius  s.  b«in  Forum  Olitorium. 

22)  Varro  L.  L.  V,  7.  p.  49.  olim  paludibus  mons  (Avcntinus) 
erat  ab  reliquis  disclusus :  ilaque  eo  ex  urbe  advehebantvr  ratibus^ 
quoius  vestigia,  quod  efl,  qua  ttim,  dieitur  Felabrum,  et  unde  eseen^ 
debant  ad  riimam  Novam  viam  locus  sacellum  labrum.  f^'^etabrum 
a  vehendo.  Felaturam  facere  etiam  nunc  dicuntur ,  qui  id  mercede 
ßteiunt.  In  dieser  schwer  verderbten,  nichtsdestoweniger  aber  der 
Hauptsache  nach  verstSndlicben  Stelle  scheint  bei  den  bisherigen  Htiirs- 
initteln  mit  Sicherheit  nur  das  von  Turnebns  vorgeschlagene  ad  ir{ß- 
mam  (Sp.  iDPnmam)  Novam  viam  hergestellt  werden  zu  können,  Ti- 
bull.  II,  5,  33. 

Jt  qua  retabri  regio  patet,  ire  soUbat 
Exiguus  puisa  per  vada  Unter  aqua. 
Vgl.  Ovid.  Fast.  VI,  399.  Prop.  IV,  9,  5. 

Qfiü  Felabra  suo  stognabant  ßumine,  quaqut 
Nauta  per  urbanas  velificahat  aquas. 
•  Plutareh.  Rom.  5.  KaXsZrui  9i  vvp  6  tdno^  Biilav^itr,  «r»  tov  no^ 
rmstoo  TToXläMii  hns^xhopivov  Btsir^fatovvTO  fr«^0/»«/otC  leura  ro0 ro  rc 
fngiev  «fV  iyoQAi^'   t^v  Si   noQ&uiistv  ßfflarov^atr  nalovütr.     Wegen 
einer  zwcibca  voa  ilim  gegebeoisti  Erklärung  a.  a*  folg*  Aam. 


491    

roin  Fonim  aas  Tuseo  vieo  FeltAroque  per  Boarium  forum 
sach  den  AveoliB  zieheB,  sd  war  lEess  aaeli  jederzeit  der 
Weg  der  Ponpa  circettsia  aach  deraCircuaMaxiaias  i^^>). 
Die  Breite  des  VelalNnun ,  d«  k.  seine  Ausdebaang  zwiscfaea 
deai  A  icns  Toscas  und  dem  Forum  Boariam,  welche  äbrigeai 
kaum  seiir  betraebüicli  gewesea  seia  kann,  lässt  sieb  nur  in  so 
weit  bestimmen,  als  der  schon  erwähnte  Areas  argenta- 
riorom  die  Grenze  des  Fonim  Boariom  anzeigt  and  zugieieh 
der  Beiname  der  daaebea  stebeadea  Kirche  S«  Giorgio  ia 


10t3)  Dass  dies«  PMDpa  darch  dm  Vica«  TvAoas  i^nfr,  «rgMt  flick 
z^aacbst  aas  €ic.  Verr.  1,  59.  Quis  a  signo  Fertumni  in  Cir- 
titm  Maximum  venii^  quin  in  unoquoque  gradu  de  avariita  ti/a  commo- 
ntretur  T  quam  tu  virnm  twMtattim  atque  pompse  tiumodi  tategisU,  tti 
tu  ipte  illa  ire  non  audeuM.  v^l.  III,  3.  aod  V,  72.  omnesque  dii,  qui 
vehicufis  tentatum  totlemntM  eoetut  iudorum  initisy  quorum  iter  itfe 
ad  suum  quaestum,  •#«  ad  rtUgionum  dignitatem  Jaeiendnm  emigen^ 
dumque  curavit.  Das  Signum  Fertumni  stand  am  Eode  des  Vicus 
Taseus ;  die  darauf  fbtgeade  Strecke  dvreh  das  Velabnrm  bis  zum  Gir* 
CDS  kalte  Verrcs  pSaslera  U«fea.  Damit  v^^rgleicbe  man  Orid^FasI« 
VI,  399. 

Qua  Felabra  p&hnt  in  Cirmun  duMft  pampa»^ 
Nit  praeter  aatiees  eatiaque  cannafuit, 
nnd  Sueton.  Caes.  37.  Gattici  triumphi  die  Felabrum  praeterveh^m 
paene  curru  exeussus  e$t  axe  diffracto.  Der  Zog  kam  vom  Capitole 
über  das  Forum.  Diooys.  VII,  72.  II(f\v  a^inod^at  twv  Vfwrwv  nop^ 
nyv  tankküv  rotg  d'eoig  tn  rijv  ptyhttjv  V%ovTig  i^ovülav  ano  red  Ku" 
n$TmXio9  rt  «ai  di  &yo^at  uyavT69  iirl  rpr  fiiyar  tnnodgopor,  Dass 
er  aber  von  da  weiter  darch  den  Vieas  Tnscas  zog,  sagt  am  dentlich- 
sten  Pia  tareh.  Rom.  5.,  wo  er  die  zweite,  Gbrigeas  einen  bedeaten* 
den  Anachronismns  eatbalteade  Erktirang  des  Namens  Velfbram  giebt ; 
"Jipioi  di  XiyovQ*j  tifv  t  ig  r  6v  i'smo^Qö  po'v  <fl^ovaav  t  5  ay  o» 
pag  nuQoSor  itaTanerttrvvm  rovg  riyr  ^d'ietr  na(ffxovtag ,  imv^fp 
OQlopivüvt'  ^fimiovl  Si  t6  latiov  ßf/Xov  SvopAtlovat.  Diese  nagoSog 
ȣ  uyooag  Ist  eben  der  Vieas  Taseas  mit  dem  Vetabram,  bei  Dionysias 
fast  mit  denselben  Worten:  ^  f^^ovtra  SioSog  ctTrö  tijg  ayogäg  iirl  top 
pfyay  innoSgopov»  und  darum  sagt  P o r p li y r.  z.  Hör.  S a ti  II,  3,  228. 
Tttseus  dicitar  vieut,  qua  itur  in  Fefabrum.  aihalicli  rom  Porom  aus» 
Deshalb  wurde  auch  am  Tage  der  Pompa  das  Forum  geschmückt.  Lit. 
IX,  40.  Dictator  ex  senafuicomutto  triumphavit,  euiui  triumpho  ionge 
maximam  speeiem  eaptiva  arma  praebuere.  tantum  magn\ficentiae 
Visum  in  iis,  ut  aurata  scuta  dominis  argen tariarum  ad  forum  oman-^ 
dum  dividerentur,  inde  natum  initium  dieitur  Jori  or^ 
nandi  ah  aeditibus,  quum  tensae  dueerentur.  Schrieb 
sich  nun  der  Gebrauch  von  einem  Triumphe  her ,  so  ist  es  auch  eia- 
louohtend,  dass  die  Triomphzuge  denselben  Weg  nahmen,  wie  es  denn 
überhaupt  nicht  wahrseheinlich  ist,  dass  sie  einen  anderen  als  den  her* 
kSmmlichen  Processionswer  gegangen  sein  sollten ;  und  im  Grunde  sind 
Ja  die  Pompa  ciroeusis  and  das  Triumphgeprin^e  eines  Urspruni^.  vgl. 
Anm.  223.  Büttiger,  Kunstmytliot.  II.  S.  198. 


492    

Velabro  (auch  verderbt  in  velo  aureo)  bezeugt,  dass  das 
Velabrum  bis  hieher  reichte.  Dasselbe  lehren  aber  auch  alle 
Zeugnisse,  welche  das  Velabmin  mit  der  Nova  via  und  der 
Porta  Romanula  in- Verbindung  setzen.  Denn  hier  an  der  Nova 
via  sollte  nach  Varro  der  Landungsplatz  für  die  über  das  Ve- 
labrum Setzenden  gewesen  sein  und  hier  unweit  des  Thors, 
aber  doch  im  Velabrum  war  angeblich  das  Grab  der  Acca 
Larentia,  wo  die  Larentinae  oder  Larentalia  gefeiert  wur- 
j^Qio24^,  Ob  das  an  der  Nova  via  gelegeneSacellum  Volu* 
p  i  a  e  ebenfalls  zum  Velabrum  oder  zum  Palatin  zu  ziehen  sei, 
ist  ungewiss ^^). —  Ausserdem  gab  es  noch  ein  Velabrum 
minus,  das  man  aber  ganz  irrthümlich  hieher  gesetzt  hat. 
Diese  Lache  wurde  gebildet  durch  den  Abfluss  der  Lauto- 
lae,  jener  warmen  Quelle  beim  lanus  Geminus^^).  Hat 
sich  nun  früher  ergeben,  dass  diese  Lautolae  unter  den  Cari- 
nen  waren  (S.  351  f.),  so  muss  nothwendig  auch  das  Vela- 
brum minus  in  dieser  Gegend  gewesen  sein ;  aber  weiter  lässt 
sich  darüber  nichts  sagen;  denn  lange  vor  Varro  war  die 
Quelle  und  die  Lache  verschwunden  und  er  kannte  beide  Na- 


1024)  Ausser  der  aogerdhrteD  Stelle  Varro' s  V,  7.  p.  49.  dcrs. 
VI,  3.  p.  205.  Larentinae ,  quem  diem  quidam  in  scribendo  Larenta- 
lia appellantf  ah  Aeca  Larentia  nominatus,  quoi  saeerdotes  nostri 
publice  parentant —'.  Hoc  taerificium  ßt  in  Velabro,  qua  in  Novam 
viam  exitur,  ut  aiunt  quidam,  ad  tepulerum  yiccae,  ut  quod  ibi  prope 
faciuni  Diis  Manibus  tervilibu*  saeerdotes;  qui  uierque  locus  extra 
urbem  antiquam  fnit  non  longe  a  porta  Bomanula,  Dazu  Cic.  ad 
Brut.  15.  in  eoque  sum  maiorum  exemplum  seeutus,  qui  hune  ho- 
norem mulieri  Laren tiae  tribuerunt  ^  cui  vos  pontificf^s  ad  aram  in 
yelabro  facere  soletis,  und  Macrob.  Sat.  I,  10.  ideo  ab  Anco  in  Ve- 
labro loco  celeberrimo  urbis  sepulta  est,  ae  sollemne  saerifieium  ei* 
dem,  constitutum,  quo  Diis  Manibus  eius  per  ßaminem  saerißcaretur, 
\g\.  Fast.  Praen.  VIII  Kai.  lau.  Die  F.  Maff.  notireo  das  Opfer 
X  Kai.  lao. 

25)  Varro  L.  L.  V,  34.  p.  164.  von  der  Porta  Romaoula :  quae 
habet  gradus  in  Nova  via  ad  Volupiae  sacellum.  Vgl.  Macrob. 
Sat  1,  10. 

26)  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  156.  Lautolae  a  lavando ,  quod  ibi 
ad  Janum  Geminum  aquae  caldae  fuerunt.  Ab  his  palus  Juit  in  mi- 
nore Velabro,  a  quo  quod  ibi  vehebantur  iintribus  Velabrum,  "'  >V- 
lud  maius  de  quo  supra  dictum  est.  Auch  abseseheo  voo  der  Erwäh- 
Dung  des  laons  weiseo  Varro*s  Worte  deutlich  geuuf:  darauf  hio ,  dass 
nicht  beide  an  eioem  Orte  wareo.  Aber  mau  dachte  sich  eben  deo 
laous  und  das  Argiletnm  bei  dem  Forum  Olitoriumy  und  daher  kam 
der  Irrtbum. 


49S    

men  nur  als  ABliqaiUlten.  —   Von  anderen  HeUi^humern  als 
den  oben  genannten  ist  in  dieser  Gegend  nichts  bekannt ;  die 
Notitia  nennt  nach  der  Porta  Trigemina  Apollinem  Cae- 
lispieem«  Herculem  Olivarium.   Velabrum.    Allein 
mii  diesen  Namen  scheinen  keine  Tempel  bezeichnet  zn  wer^ 
den ;  es  sind  wohl  nnr  Statoen,  welche  wahrscheinlich  ange* 
führt  werden,  weil  sich  Strassen  nach  ihnen  benannten.     Von 
Aogustus  sagt  Sneton.  c.  57.  ptetiosissma  deorum  simu* 
iacra  mereeius  vicaim  dedicabaij  vi  AfolUntm,  Sandaliarium 
et  lovem  Tragoedum  aliaque.    Wie  sich  nach  diesem  Apollo 
jedenfalls  der  Vicus  Sandaliarius  nannte,  so  mögen  anch 
andere  daher  ihre  Namen  erhalten  haben  und  in  so  fern  waren 
diese  Denkmäler  geeignete  Punkte  für  ein  Grenzverzeichniss* 
Wenigstens  kann  der  Hercules  Olivarius  nicht  für  einen 
der  Tempel  des  Hercules  gelten.    Wahrscheinlich  stand  er 
schon  im  Velabrum  und  hatte  wohl  selbst  den  Namen  daher, 
dass  hier  von  alter  Zeit  her  hauptsächlich  der  Oelverkauf 
war  ^^^0«    Ueberbaupt  mag  das  Velabrum  darin  Aehnlichkeit 
mit  dem  Vicus  Toscus  gehabt  haben,   dass  daselbst  ebenfalls 
ein  lebhafter  Verkehr  namentlich  in  Bezug  auf  die  feineren  Ge* 
nüsise  der  Tafel  Statt  finden  mochte  ^^) ,  so  dass  es  eine  Art 
Forum  Cupedinarium  gewesen  zu  sein  scheint.    Auf  diese 
Weise  reihet  sich  hier  ein  Verkaufsplatz  an  den  anderen  bis 
zu  dem  Forum  Olitorium,  das  nur  deshalb  hier  nicht  in  Be^ 
tracht  kömmt,  weil  es  schon  ausserhalb  der  Stadt  liegend  dur^h 
die  servische  Mauer  von  den  übrigen  getrennt  war.  —  An  der 
Grenze  des  Velabrum  stehen  noch  jetzt  zwei  dem  Forum  Bo^ 
arium  angehöreude  Denkmäler,  mit  denen  ich,  in  die  Nähe  des 
Circus  zurückgekehrt,  die  Betrachtung  dieser  Gegend  schliesse. 


1027)  Plant.  Capt.  III,  1,  29. 
Omnes  compaeto  rem.  agunt,  quasi  in  felabro  olearii. 

28)  Ho  rat.  Sat.  If,  3,  29. 

Edicit,  piscator  utiy  potnarius,  aueepi, 

Uvguentarius  ac  Tusci  turba  impia  viei^ 

Cum  seurris  fartor,  cum  f^elabro  omne  maeellum 

Man§  domum  veniani. 
Dazu  der  Scboi.  Crnq.    Velabrum  locus  Romaey  ubi  prostabant 
omnia^  qua*  ad  victus  rationem  ei  delieias  pertinebant. 


490    

grosse  FeuersbruDst  ihn  verheert  batte,  gab  der  Kaiser  Geld 
zum  Wiederaufbaue  her,  worauf  er  so  grossen  Wcrlh  gelegt 
haben  soll,  dass  er  den  Berg  seitdem  Mons  August  us  ge- 
nannt wissen  wollte,  wiewohl  eine  andere  Nachricht  sagt,  dass 
der  Senat  diess  beschlossen  habe,  weil  mitten  in  den  Flammen 
eine  Statue  des  Tiberius  unversehrt  geblieben  sei  ^o^«).  Es  ist 
schon  S.  123  bemerkt  worden,  dass  danach  höchst  wahrschein- 
lich im  fgmt.  Caseol.  des  loann.  Lydus  die  Lücke  2u  er*- 
ganzen  ist :  TißeQiavor  ^  KaiXiov ;  denn  wenn  auch  Tacitus 
und  Sueton  nicht  den  Namen  Tiberianus^  sondern  Augnsttis 
angeben,  so  hat  doch  vermuthlich  Lydus  bei  irgend  einem 
Schriftsteller  gefunden,  dass  der  Berg  nach  Tiberius  benannt 
worden  sei,  und  die  in  der  Handschrift  erhaltenen  Anfangs- 
buchstaben Tiß  scheinen  gar  keine  andere  Ergänzung  zuzu- 
lassen, zumal  da  ausserdem  der  Caelius  in  der  Reihe  der  sie-, 
ben  Berge  fehlen  würde. 

Getheilt  sind  die  Meinungen  der  Topographen  darüber,  ob 
die  Höhe,  welche  mehrmals  unter  dem  Namen  Caeliolus 
neben  dem  Caelius  genannt  und  von  ihm  unterschieden 
wird^^),  der  Vorsprung  von, SS.  Quattro  Coronali  oder  der 


ialU  Jldelütimut  omntsque  eins  casus  com  es ,  posfquam  varia  für» 
tuna  ewaetus  cum  omnibus  reliquiU  Caeliani  exereitus  Etruria  ew^ 
eessit  montem  C.aelium  oecupavit  et  a  duce  suo  Caelio  ita  appelWa» 
#««  (appellitavit).  Ihr  folgt  Taci  tus  a.  a.  0.  und  auch  Festos 
p.  355;  ru*CT/i»  vicum.  fahrt  sie  an ,  im  Widerspruche  mit  der  oben 
aogerührten  Erkläniu;,  weon  nicht  auch  dort  Paolns  unvollständig  cx- 
eerpirt  bat.     Vgl.  Niebuhr,  BJom,  Gesek,  I.  S.  423. 

1035)  Sueton.  Tib.  48.  Quod  tarnen  hen^cium  tanti  aestima- 
Vit,  ut  montem  Caelium  appellatione  mutata  vocari  Jygustum  tusse- 
rit,  Tacit.  Ann.  IV,  64.  Jdduntur  sentenHae,  ut  mons  Caelius 
in  posterum  Augustus  appellaretur,  quando  cunetis  circum  flagran^ 
iibus  sola  Tiherii  ^gies,  sita  in  domo  lunii  senatoris  inviolata  man- 
sisset.  War  diets  wirkUeh  Senatsbeschluss ,  ao  wird  auch  eioe  Zeit 
lang  der  Berg  oificiell  so,  vielleicht  selbst  Tiberianus  genaoot  worden 
sein;  aber  eben  so  natürlich  ist  es,  dass  die  Benennung  nicht  in  die 
Volkssprache  überging  und  dass  wenigstens  nach  Tiberius  Herrschaft 
niemand  mehr  daran  dachte. 

36)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  52.  sagt,  nachdem  er  von  der  Ahrdh- 
rang  der  Gaelianer  in  den  Vicus  Tuscus  (Anm.  1016.)  gesprochen:  do 
Cäelianis  qui  a  suspicione  liberi  essent,  traductos  in  eum  loeum, 
qui  voeatur  Caeliolus,  cum  Caelio  coniunetum,  (Cic.)  de  bar.  res p. 
15.  L.  Pisonem  quis  nescit  kis  ipsis  temporibus  maximum  etsanctis- 
simum  Dianae  saeellum  in  Caeliculo  sustulisseT  Daher  bei  Mnrt. 
XII,  18. 


497    

sebmale  vom  Lateran  Dach  Porta  Maggiore  hinziehende  Rü- 
cken sei,  welcher  die  Bogen  der  neronischen  Wasserleitung 
trügt.  Letzteres  nimmt  Bansen,  Ersteres  mitPiale  Ca- 
nina  an^^^^O-  ^^^  unstatthafteste,  aber  gewöhnlichste  Mei- 
nnng  ist,  dass  man  die.  Höhe  zu  yersteben  habe,  welche  von 
Piazza  delia  Ferratella  bis  Porta  Latina  sich  an  der  Stadt- 
mauer hinzieht.  —  Bansen  gründet  seine  Annahme  auf  die 
Bemerkung,  dass  jene  Höhe  in  alter  Zeit  nicht  mit  dem  Cae- 
lias  zusammen  gebangen  haben  könne ,  sondern  zwischen  ihr 
und  dem  Lateran  das  Thal  ansgefSUt  worden  sein  müsse,  und 
so  habe  man  den  Caeiiolos  zu  denken.  Dem  wurde  nun  aller- 
dings direkt  Varro  widersprechen,  wenn  in  seinem  Texte  rich- 
tig gelesen  würde:  aim  Caelio  eoniimctum;  da  aber  die  Hand- 
schriften haben  cum  Caelion^  die  Florentiner  nach  Niebuhr 
cum  Caelion^ ,  so  scheint  vielmehr  gelesen  werden  zu  müssen 
cum  CaeHo  nunc  coniunciumf  wie  Müller  geschrieben  hat. 
Ob  demungeachtet  jene  vom  Lateranplatze  und  SS.  Pietro  e 
MarcelHno  bis  zur  Via  di  S.  Croce  reichende  Höhe  für  den 
Caeliolus  anzusehen  sei,  scheint  doch  zweifelhaft.  Denn  dass 
sie  ausserhalb  der  servischen  Stadt  lag,  ist  entschieden ;  dann 
scheint  es  aber  widersinnig,  dass  der  unverdächtige  Theil  der 
Etrusker  so  weit  weggewiesen  worden  sein  sollte,  während 
man  die  verdächtigen  mitten  in  der  Stadt,  im  Vicus  Tnscus, 
wohnen  hiess.  Wenn  ferner  in  der  Rede  de  bar.  resp. 
ein  SacellumDianae  auf  dem  Caeliolus  genannt  wird,  an 
das  sich  gewiss  sehr  alte  Sacra  gentilicia  knüpften  3*),  so  ist 
es  zwar  nicht  unmöglich,  dass  dieses  ausserhalb  der  Stadt  ge- 
legen habe;  aber  natürlicher  wird  man  es  jedenfalls  inner- 
halb derselben  suchen.  Es  scheinen  aber  auch  Varro*s  Worte 
nicht  notbwendig  so  verstanden  werden  zu  müssen,   als  sei 


Dum  per  limina  U  potenüorum 
Sudatrix  toga  Ventilat,  vagumque 
Maior  Caeiitu  et  minor  fatigat, 
1037)  Bnnsen,  Besehr.  III  A.   S.  478.  1.  S.  638.  601.   PisU, 
delle  parte  meridionali ,   del  vero  sito  dei  Ceiiolo  eto.  Rom.  1834. 
(1823.)  Ca  nina,  Indieaz,  topogr,  p.  56. 

38)  de  har.  resp.  I.  1.  multi  sunt  etiam  in  hoe  ardine,  qui  so» 
erifieia  gentilieia  iilo  ipso  in  saeello  statuta  ioea  anniversarii  faeti* 
tartnt, 

32 


498    

4et  Caeüolus  später  mit  den  Caelios  phf  sisdi  reribrndca  wor- 
den; sie  köaneo  aack  bedeuten^  der  jetzt  zam  GaeUns  9»- 
-börl,  gerechnet  wird.  Ja,  iek  nöchle  es  nieht  eiaaal  valiiv 
seheiDiieh  laden,  dass  jene  Ansfiilknig  des  Thals  beim  Laie- 
jam  schon  in  den  Zeiten  der  Repnbljk  erfolgt  sein  sollte*  — 
-Camina  hat  für  seine  Annahme  keinen  anderen  Gniad,  ab 
dass  der  Vorsprung  von  SS.  QiaUro,  durch  eine  Scklncbt 
gewisaermassen  Ton  dem  Hauptberge  abgesondert  ^  woU  flir 
eine  besondere  Höhe  babe  geilen  können.  i>as  ist  fineäieh 
kein  stringenter  Beweis;  aber  unpassend  erschejnt  es  nieki, 
^ewohl  auch  noch  andere  Mögliefakeiten  bleiben.  Denn  der 
^Ilaelias  wird  dnrck  die  verschiedenen  Aufgäiige  nnd  Sehinök" 
ien  in  mehrere  Tbeüe  sehr  devtlicb  abgetheilt.  Der  Ctivns, 
welcher  Ton  der  Via  di  S.  Gregorio  bd  SS.  Gioyanni  e  Paolo 
vorbei  nach  S.  Tommaso  Cabrt,  und  dn  zweiter,  auf  dem 
man  von  S.  Maria  in  Domnica  oder  der  Piazza  deila  Naviedia 
nach  der  Ferratella  hinabstdgt,  isoliren  &st  die  Höhe  von  8. 
Gregorio  und  Villa  Mattd ;  und  eben  so  wird  von  ersterem 
and  der  Via  della  Navicella  £e  Höhe  begrenzt,  anf  welcher 
SS*  Giovanni  e  Paolo  liegt.  So  bleibt  es  immer  ungewiss, 
welcher  Theil  Caeiiolns  genannt  worden  sei,  und  nur,  dass  er 
innerhalb  der  servischen  Mauer  zn  suchen  sti,  wird  man  an* 
nehmen  müssen.  — ^  Bemerkt  sei  zugleich,  dass  nachLivins 
Tulins  Hostilios  hier  selbst  seinen  Sitz  genommen  haben  sollte. 
I,  30.  Caeäus  additur  wrbi  mons ;  et ,  qu^  frequentimg  hü- 
bitaretur^  eam  sedem  TuUus  regime  ctqrit  ibique  hahiimrii. 
Aber  nach  anderer  Tradition ,  war  das  Hans  des  KönigB  in 
f^elia.  S.  Anm.  393.  Der  falsche  Victor  hat  darnach  die 
Curia  Hostilia  hieher  gesetzt! 

Der  noch  vorhandenen  Beste  antiker  Gebäude  auf  den 
Caelius  sind  sehr  wenige.  Sie  beschränken  sich  auf  einzeln 
stehende  Bogen  von  Wasserldtungen  und  Substructions- 
mauem.  Das  älteste  Denkmal  darunter  ist  der  nahe  bei  S. 
Tommaso  stehendeArcus  Dolabellae,  dn  dnfaeher  Durch- 
gangsbogcn  im  J.  761  von  Travertinquadern  erbaut  »<'")•  Seine 

1039)  Die  Inschrift  dei  DenkmaU  lantet:  P.  CORNELIVS*  P.  F. 


4W    

Be^ntong  ist  verseKe&n  angenonuiea  worden;  man  hat  ihn 
sogar  für  üt  Porta  CaetiiioBtana  aasgegeben,  woMcb  der 
grösste  Theil  des  Caelins  Ton  der  Stadt  ansgescklossen  gewe- 
sen wftre«  Das  Wahnobeinlichste  ist,  dass  der  Bogen  einer 
hier  ober  die  Strasse  geführten  Wasserleitang  angehörte  ^^^). 
Der  von  Via  di  S.  Gregoiio  zwisclKn  dieser  Kirche  nnd  SS. 
GioFanni  e  Paolo  langsam  2a  ikn  aolsteigende  Weg  hiess 
wahrscheinlich  im  Alterthame  ClivnsScanri,  da  im  Mittel- 
alter nicht  sowohl  die  Strasse  als  die  Höhe  toa  S«  Gregorio 
diesen  Namen  fShrt^*).  Wahrscheinlich  nihi«  die  Benennung 
▼on  einem  Seaaras  her,  der  die  Strasse  plastem  üess. 

Aber  nicht  nur  der  Mangel  an  Rjesten  antiker  Gcbände 
lüsst  die  Topographie  des  Caelins  im  Dunkeb,  sondern  es  akid 
aneh  der  Nachrichten  über  hier  gewesene  öffenliidie  Gebinde 
nnr  weauge;  wie  denn  überhaupt  der  Berg  durch  die  ganze 
Zeit  der  H«pnbltk  durch  keine  bedeutendere  Anlage  ausgezeich- 
net war.  Von  heiligen  Statten  sind  ausser  jenem  Sacellum 
Dianae  inCaeliolo  aus  früherer  Zeit  nur  zwei  bekannt, 
das  Sacellum  der  Dea  Carna«^)  und  das  kleine  Heiligthnm 
der  Minerva  Capta  *'). —  Der  bedeutendste  der  wenigen 


DOLABSLLA.  €.  IVmVS.  C.  F.  SILANV8.  PLAMfiN.  MARTfAL 
€0S.  BX.  S.  G.  FACIVNDVM.  GVRAVERVNT.  fDBÜQVB.  PROnA- 
VBHVNT. 

1040)  S.  BmseB.  S.  473.  «a4  daaAbtclia.  Sb.  äie  Was  8 er- 

leitangeo. 

41)  Her  Nam«  Uodet  «leh  in  S.  Greger.  «piet.  Vif,  13.  ^tn 
hmtmn  manrngierii  S.  Anäreue  ApotUli  positi  in  Arne  ur^  in  CU90 
S^mtri.  Der  AnoByrnaiv.  Bim.  nennt  ib«  CUvu$  TVruK,  anf  ^m 
Wege  Dm  Mptem  viu  utque  Porta  M^trovim:  in  tinUira.  JohannU 
et  pMil£,  in  ämtrm,  elivus  tauri,  Br  selieiBt  eise  die  reelits  gelegene 
HBlie  00  IM  neDoen ;  i«on  anf  dem  Gtivns  stieg  er  selbst  anf.  —  We- 
her Bansen  die  Naehrieht  bat,  dass  die  Plastemng  Im  labre  67S  er* 
folgt  sei  OU  A.  S.  481.),  ist  mir  oiebt  belLaont. 

k%)  M aerob.  Sat.  I,  tt.  NannuUi  pvtaverunt  iuntmn  mmtem 
a  lunio  Bruto  —  ninninatum,  quod  hoe  mente ,  id  est  Ruhndte  in* 
niie,  puUo  Tarqumio  saemm  Camae  Beae  in  Caeife  monfv  veti  reme 
feeerit.  Da«  fimum  Cinmae  D«nnt  Tertnli.  ad  aat.  ff,  9.  Vgl. 
Orid^Fast.  Vf,  lOK  Fast.  Maff.  Ral.  fua.  Merkel  s.  Orid. 
Fast  p.  GXGIV. 

43)  Orid.  Fast.  III,  837. 
Caekiis  em  alte  qua  mone  deewndii  in  aequum, 

Miey  ubi  nen  plana  ett,  eed  prepe  plana  via  est. 
Parva  licet  videa»  Captae  deluhra  Minervae  etc. 

32' 


500    

Tempel,  die  auch  aus  späterer  Zeit  auf  dem  Caelius  bekannl 
sind,  mag  der  des  DivusCIaudius  gewesen  sein ,  begon- 
nen von  Agrippina,  aber  von  Nero  zerstört ;  dann  von  Yespa- 
sian  hergestellt  ^°*^).  Die  Bestimmung  seiner  Lage  hän^  ganz 
davon  ab,  wo  man  das  Castell  des  von  Nero  auf  den  Caelius 
geleiteten  Theils  der  Aqua  Claudia  annimmt,  oder  eigentlich, 
da  diese  ein  eigenes  Castell  nicht  hatte,  bis  zu  welchem  Punkte 
man  die  neronischen  Bogen  gefuhrt  sein  lässt«     Denn  Fron- 
tin sagt  de  aquaed.  20.   Portern  tarnen  sui  Claudia  prius 
in  arcus,  qui  vocantur  Neronianiy  ad  Spem  Freierem  trans^ 
fett.    Hi  directi  per  Coelium  montem  iuxta  templum  Du>i 
Claudii terminantur.  Die  Arcus  Neroniani  ^^),  von  Porta 
Maggiore  herkommend,  ziehen  sich  über  jenen  schmalen  Hu- 
gelrücken,  den  vermeintlichen  Caeliolus  bis  zur  Santa  Scala, 
wo  der  Platz  und  die  Gebäude  des  Lateran  sie  unterbrechen. 
.Dann  beginnen  sie  wieder  in  der  Via  di  S.  Stefano  rotondo 


Man  bat  dieses  delubrutn  in  dem  im  ArgeerfragmenCe  genannteu  Mi- 
ner vi  um  wiederzofiodea  geglaubt.  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  h%,  Cenn 
lienses  quatrieept  circa  Minervtum  y  qua  in  Caeiio  monte  itur ,  in 
Tahemota  est.  Nardini,  Rom,  ant,  I.  p.  199.  Merkel  z.  Ovid. 
p.  CXXI.  Ovids  BescbreibuDg  passt  allerdiogs  am  besten  auf  eine 
Stelle,  wo  der  Caelios  mit  allmäbliger  Abdacbong  sieb  in  die  Ebene 
verliert,  nnd  eine  solcbe  ist  nur  bei  dem  Lateran  denkbar,  daber  auch 
Bansen  S.  479.  die  Gapta  Minerva  dort  annimmt.  Dann  muss  frei* 
lieh  das  Minervium  etwas  Anderes  sein;  denn  dass  dortbin  die  Cari* 
nen  und  mitbin  der  Ceroliensis  nicbt  reicbt,  ist  offenbar.  Es  scheint 
aber  ein«  so  strenge  Erkiämng  jener  Worte  niebt  nöthig ,  nnd  naeh 
Bnnsens  Annahme  wurde  das  Sacellnm  ausserhalb  der  serviscben 
Mauer  gelegen  haben,  was  nicht  wahrscheinlich  ist.  Man  wird  sich 
also  wohl  eher  Nardini's  Meinung  zuneigen  mögen,  nnd  deren  Richtig- 
keit vorausgesetzt,  würde  die  CapU  Minerva  an  der  nördlichen  Seite 
des  Berges  gegen  das  Amphitheater  zu  suchen  sein.  Der  im  Frag- 
mente genannte  Anfang  zum  Caelins  kann  niebt  ohne  Wahrscheinlich- 
keit mit  Nardini  als  die  Via  della  Navicella  betrachtet  werden.  Vgl. 
den  Absohn.  vom  Esquilin. 

1044)  Sueton.  Vesp.  9.  Feeit  et  nova  opera:  templum  Paeis 
foro  proximum  Divique  Claudii  in  Coelio  monte,  eoeptum  quidem 
ah  Agrippina,  sed  a  Nerone  prope  Janditue  destructum.  Dasselbe 
sind  die  CJaudii  manumenia,  welche  Au  rel.  VI  ct.  Caes.  9.  nennt. 

45)  Sie  werden  aueh  Arcus  Caelimontani  genannt  in  In- 
sehrirten,  welch«  eine  toUle  WiederbernellnDg  dnrefa  Septimius  Se- 
verus  und  Caracalla  melden.  Grut.  CLXXXVII,  S.  Nach  den  Titeln 
der  Kaiser  folgt:  ARGVS.  COBLIMONTANOS.  PLVRIFARIAM.  VE- 
TVSTATE.  CONLAPSOS.  ET.  CONRVPTOS.  A.  SOLO.  SVA.  PBCV- 
NIA.  RESTITVERVNT.  Vgl.  Bnnsen.  S.  471.  Canina,  /«Aeal. 
topogr.  p.  49. 


501    

und  gehen,  jedoch  auch  mit  einer  bedeutenden  Lücke,  bis  zu 
dieser  Kirche  fort.  Nun  entsteht  aber  die  Frage ,  ob  auch  die 
Bogen  jenseit  des  Arcus  Dolabellae,  bis  gegen  den  Garten  von 
S.  Giovanni  e  Paolo  (de^  Passionisti),  der  neroniscben  Leitung 
angehören.  Es  ist  diess  die  gewöhnlichste  Meinung,  und  in 
dieser  Voraussetzung  hat  Canina  in  der  Mitte  jenes  ein  längli- 
ches Viereck  bildenden  und  mit  bedeutenden  Substructionen 
umgebenen  Gartens  den  Tempel  des  Claudius  angenommen. 
Dagegen  ist  erinnert  worden,  dass,  wenn  dort  erst,  am  Ab- 
hänge die  Vertheilnng  des  Wassers  begonnen  hätte,  man  nicht 
einsehe,  was  dem  Caelius  selbst  geblieben  sei  ^^^*).  Um  das 
Gewicht  dieses  Einwurfs  zu  prüfen,  ist  es  nöthig,  die  Anstal- 
ten, durch  welche  der  Berg  mit  Wasser  versorgt  wurde,  ge- 
nauer ins  Auge  zu  fassen.  Vor  Nero  war  auf  den  Caelius  die 
Aqualulia  gefuhrt,  und,  wie  es  scheint,  auch  eine  Abthei- 
Inng  der  Marcia^')|  ab  aber  dieser  Kaiser  die  Claudia 
dahin  leitete,  legte  er  keine  neuen  Castelle  an,  sondern  be- 
nutzte die  schon  vorhandenen  der  früheren  Leitungen  ^*).  Das 
führte  die  Vernachlässigung  derselben  herbei,  und  so  kam. es, 
dass  eine  Zeitlang  der  Berg  auf  die  einzige  Claudia  beschränkt 
war,  so  dass,  wenn  diese  einer  Reparatur  bedurfte,  das  Was- 
ser gänzlich  fehlte.  In  derselben  Lage  befand  sich  der  Aven- 
tin,  und  um  diesem  Uebelstande  abzuhelfen,  stellte  Trajan  die 
alten  Leitungen  wieder  her,  während  natürlich  auch  die  Clau- 
dia blieb  ^•).    Es.  ist  also  offenbar,  dass  Nero  seine  Bogen  bis 


1046)  So  Dach  Cassio,  Corte  delie  aeque,  Bonsea.  S.  472. 
Vgl.  Plaminio  Vacca,  Memorie.  120. 

47)  Froatin.  19.  pars  luliae  ad  Spem  f^eterem  ^ifßcepta  eastel- 
iü  Coelii  montu  diffunditur,  v|fl.  83.  und  über  die  Marcia  d.  Abschn. 
von  dea  Wasaerlei tvogeo. 

48)  Prontin.  76.  Qui  colUt  (Caelios  et  AveDliDaa),  priiuquam 
Claudia  perdueeretur ,  utehantur  Marcia  et  lulia,  Sed  postquam 
Nero  imperalor  Claudiam  opere  areuato  altiut  exeeptam  usgue  ad 
iemplum  Divi  Claudii  perduxit ,  ut  inde  distrihueretur^  priores  non 
ampliatae^  sed  omissae  sunt :  nulla  enim  easteiia  adfeoit,  sed  iisdem 
usus  est;  quorum,  quamvis  mutata  aqua,  vetus  appellatio  perman- 
sit.  d.  h.  man  naante  sie  fortwahreDd  Castella  aqnae  Inliae  oad  Mar- 
eiae,  ebgleicb  et  die  Aqaa  Glaadia  war,  die  voa  iboea  aus  zor  Ver- 
tbeiloDg  kam. 

49)  Der«.  87.  Ac  prope  publicata  überlas  est;  tarnen  et  sedula 
deinde  partitione  dislributa ,  ut  regionibus ,  quibus  singulae  servie- 


502 


zu  dneB  CaiteU  einer  firiibereB  hätnmg  führte,  voa  wo  die 
VerEbeilung  de»  Wassert  nach  den  üinrigen  Casteliea  —  devi 
MlikrHcb  lalle  der  Berg  deren  mebrere  —  Slalt  fand*  Es 
würde  aber  ganz  widersinnig  sein,  diese»  erste  Castett  nickt 
an  einem  der  höchsten  Pnnkle  and  in  der  Milte  des  Caelins, 
aendern  bei  SS.  Gioranin  e  Paolo  gegen  dca  Alriunig  anzaneb» 
men»  Dagegen  kann  dort  imaierbin  ein  anderes  Castdl  gewe* 
sen  sein  nnd  der  Arcms  DdabeUae  selbst  bczcngl  ja,  dass  lange 
vor  Nero  hier  eine  Lehnng  aof  Bogen  war.  Demnach  scheiiit 
das  von  Cassio  nadBnnsen  angenanimene  System,  nadk 
welcbam  die  Arcus  Neroniani  bei  S.  SieEuio  Rolondo  odkr  an 
der  Piazza  deBa  NaviceUa  geendet  hätten,  aUerdings  angemes^ 
sen,  und  in  dieser  Gegend  wurde,  dann  auch  der  Tempel  des 
Gkndiua  gestanden  babm«  Eine  genauere  Bestinuning  aber 
sebeinl  kaum  möglich.  Zwar  nennt  das  Yerzeichaiss  der  No- 
Iilia  den  Tempel  und  beginnt  die  AnfzSblung  mit  ihm)  aber 
theils  sind  die  meisten  darin  angegebenea  Punkte  entweder 
ganz  unbekannt,  oder  ihrer  Lage  nach  ehe»  so  angewiaas 
tbeils  schemC  in  das  Verzeiehniss  selbst  Verwirrang  gekommen 
zu  sein,  wie  die  in  den  versehiedenen  Handsehriflen  verschie- 
dene Reihenfolge  zeigt,  so  dass  nwn  daran  keinen  zuverlässi- 
gen Führer  hat.  Einige  haben  die  Kirche  S.  Stefium»  das 
grössle  Rundgebäude  Ronm,  fiir  den  Tempel  gehallen.  Nnti 
soll  zwar  deren  Banart  vid  zn  schlecht  sein,  als  dass  sie  für 
ein  antikes  Gebäude  geben  könate,  das  wmrde  indessen  nicht 
hindern  anzunehmen,  dieser  auffallende  Bau  sei  über  den  Trüm- 
mern eines  solchen  aufgeführt.  Die  älteren  Astygraphen  er- 
klären sie  für  den  Tempel  des  Faunus,.  obne  dass  sich  die  Ent- 
stehung dieser  Benennong  nachweisen  Hesse.  Mardini  da- 
gegen und  nach  ihm  Canina  betrachten  sie  ab  ein  au  dem 
auch  von  der  Notitia  nnd  gleicb  nach  dem  Tempel  des  Chndius 
genannten   Maeellnm    magnum    gehöriges   Knppe^bäi»* 


bmmi  tiquae,  pfuret  ämrmtur;  tamqwmm  CoeHa  H  jiwmtÜM,  in  qum 
9okt  Cktttdim  )P«r  arcus  N^romimmot  due^haiyr,  quü ßefmtt  vi,  f«v- 
tiens  refeetio  aliqua  intervenisset ,  etUbtrimi  colies  HHfBnt^  Qmi* 
km*  tmne  yhtm  afuae ,  9t  infHmis  Martia  redtliia  omph'ort  0pere 
m  Co^ho  in  Jwmiünum  twf  «•  ptrdueiiur^ 


de  ^^^^).  Scbwcriicb  wiri  skli  bei  den  Maagel  bestiiiiBterer 
Angaben  über  solche  Vemraifamigpen  binaiis  kommen  lasten  \ 
nnr  wird  rntt  den  Tempel  nnd  das  MaoeUnn  ab  benachbart  zn 
denken  haben,  da  db  Notitn  sie  neben  anander  nennt. 

Mit  grösserer  Sicberbril  lässt  sich  die  Lage  der  ent  in 
sfttter  Zeit  bekannt  werdenden,  mehr&eh  durch  Inschriften  be- 
glanbigten  Castra  pereg^rina  nnd  des  wahrscheniticb  da- 
mit verbondenen  Templim  lovis  Redneis  bestimmen. 
Diese  Castra  peregrina  wefdcn  «nsBer  den  Insehriften 
nnr  ron  der  Notitia  nnd  Ammian.  Marcell.  erwähnt, 
bei  dem  es  too  dem  dureh  lufian  überwundenen  Cbnodomar 
beisst ;  XVI,  12  extr.  Et  tUebus  posiea  yaucü  duetus  ad 
OBmitatum  imperatorü  mütusque  exinde  Romam  in  CasttU 
peregrims ,  fua^  an  tmamU  sdmi  Caelio  ^  wtori^  vetemi  cau" 
Mute»  esf»  Weiche  Bestimmnng  sie  aber  gehabt,  das  ist  Atu 
so  dunkel  ab  die  Zeit  ihres  Entstehens»  Die  gewöhnliche  Mei* 
nnng,  dass  es  ein  Lager  fir  fremde  Truppen  gewesen,  wird 
anrar  dadurch  nnterslütxt,  das»  die  darauf  sieh  beauebesden  In« 


10$O)  Wir  wfsMb  iMIieli  aveli  tos  diesem  KacelUiii  etwas  FHIm- 
res  darchams  nicht.  Bans  es  S.  467.  f^iebi  sie  eine  Gewissheit  an, 
es  sei  In  der  Gensur  des  M.  Aemifios  Lepidas  ond  M.  Falvius  NobiHor 
im  S.  575  aaipelest  wordea}  rennathlich  mmek  PauL  Dtae^  ».  125. 
Maeellum  dictum  a  Mmeeiio  quodam,  qui  ex§rcehat  in  Urbe  iatroci'- 
nium;  quo  damnato  eensores  Aemiliui  ei  FutttiüM  tfatuerunt,  ut  in 
dam0  eius  ok$<nda  vendereniwr,  Alleio  wer  ssfl,  dass  dieses  liaeaf- 
Inm  auf  dem  Caelins  gewesen  sei?  Es  s^b  ja  deren  mehr  in  Rom, 
und  fiberdtess  erwHhnt  es  Livios  XL,  51.  tu  der  Aafz5hliiir(r  der 
Werke  dieser  Ceasar  keiaesweses,  woU  tiber  das  Forum  pi§cBt0ri»m 
poit  argentaria$  novas ,  das  XXVII,  If.  (vgl.  mit  XXVI,  27.)  eben 
s«eh  mtfoe/ftim  genaiHit  winl.  Aeeb  dte  A&Dahme,  dass  das  Macellnm 
des  CaeKos  vea  Nero  aacalegt  sei,  steht  gana  ohne  Beweis  da.  I>io 
Ca  SS.  sagt  allerdings  LaI>  18.  ryv  ayogay  rwv  oif/cjv,  ro  fianellov 
mwoft00fUvoVf  tca&s4^atos,  alleitt,  dass  diess  tovk  Caelivs  zv  yerstehea 
sei,  ist  nor  Vermathnng,  und  so  giebt  es  also  auch  iLeioe  Gewissheit, 
dass  die  Monze  Nero*s,  welche  ein  Kappelgebaade  mit  Hallen  ond  der 
Inschrift  MAC.  AVG.  darstellt  (Ta f.  V.  n.  17.),  ons  den  ursprünglichen  Bau 
der  Kirche  S.  Stefano  zeige.  Koppelgebaode,  als  Schlachthäuser  dienend, 
scbeiaesr  atterdiags  auf  den  mae^lÜM  oblitfl  geweseo  i«  sein.  Schonff  ar- 
dloi  hat  dafür  dss  Pragnest  Varro*»  k  Non.  VI,  2.  f-  4lSMerc. 
p.  364  Gerl.  aagefArt :  et  patir  Divum  Mmicum  fttlmen  igni  JtT' 
vido  actum  mittat  in  tholum  macB^ii,  ood  wenn,  w>e  wahrscheinlich, 
das  segeaanaCe  PaatWs«  ta  Pompeji  nicbta  ist  als  ehe«  eia  Maeellum 
(s.  IJrtlehs  9$tekr.  d.  St,  M,  Ut  B.  B.  ^tS.),  so  dieal  es  tor  Be- 
stfitigung. 


504    

Schriften  wiederholt  den  Princeps  peregrimrym  nennen ,  ein 
Titel,  der  sonst  eine  militärische  Wurde  bezeichnet;  allein 
nicht  TöUig  lässt  sich  daraus  erklären,  dass  offenbar  in  Ver- 
bindung damit  der  Tempel  des  lupiter  Redux  stand,  der 
nns  zwar  auch  nicht  von  Schriftstellern  genannt  wird,  aber 
durch  eine  der  Inschriften,  wie  durch  andere  Umstände  hin- 
länglich beglaubigt  ist.  Diese  bei  S.  Maria  in.Domnica  gefun- 
dene Inschrift,  eine  Yotivtafel  pro  salute  et  reditu  eines  Kai- 
sers, dessen  Mame  fehlt,  lautet  in  ihrem  letzten  Theile  also : 
DOMITIVS.  BASSVS.  PR.  AGENS.  VICE.  PRINGIPIS.  PERBGRmORVM 
TBMPLVM.  lOVIS.  REDVCIS.  C.  P.  (castr.  peregr.)  OBfNI.  GVLTV 
DE.  SVO.  EXORNAVIT.  Dazu  kömmt  eine  zweite  von  Yenuti 
L  p.  186.  theilweise,  dann  vonNibby  z.  Nardini  I.p.  J203. 
vollständig  mitgetheilte,  jetzt  im  Museo  Kircheriano  des  Col- 
legio  Romano.,  die  einen  Aedilis  castrorum  nennt:  GENIO 

SANCTO  GASTRORVM  PEREGRINORVM  cYR.  ALEXANDER  cANAU- 
CLARIVS  (?)  qVOD  PBREGRE  CONSTITVTVS  VOYIT  aEDIL.  GA- 
STRORVM votuM  (?)  LIBBNS  SOLVIT  ^osi).  Daraus  erklären  sich 
auch  die  bei  der  genannten  Kirche  gefundenen  marmornen 
Schiffe,  von  deren  einem,  das  lange  Zeit  vor  der  Kirche  stand, 
diese  sowohl  als  der  Platz  den  Namen  della  Navicella  er- 
halten haben  ^^).  £s  sind  offenbar  Votivgeschenke  für  glück- 
liche Rückkehr.  Leugnen  lässt  sich  nun  nicht,  dass  der  Zu- 
sammenhang dieses  Tempels  und  dieser  Weibgescfaenke  mit 
einem  Lager  für  fremde  Truppen  nicht  völlig  klar  ist ,  und  es 
haben  daher  Manche  dieCastra  peregrina  flir  ein  zur  Aufnahme 
von  Fremden  bestimmtes  Quartier  gehalten;  wogegen  sich  frei- 
lich wieder  erinnern  lässt,  dass  der  lupiter  Redux  sich  ja  doch 
auf  die  Rückkehr  nach  Rom  bezog.  Bleibt  aber  auch  diess 
dunkel,  so  ist  doch  die  Lage  der  Castra  und  des  Tempels 


1051)  Die  entere  Iiechrifl  t.  bei  Grut.  XXII,  3.  Orell.  1256. 
Eine  dritte  nennt  COCCEiVS  PATRVINVS  PRINC.  PEREGRINORVM. 
Sie  ist  nach  bei  der  Kircbe  gefanden.  Des  Inpiter  Redox  gedenkt 
nosserdem  euch  Mnrtinl.  VIII,  15. 

52)  Jetzt  ist  an  die  Stelle  dieses  xerträmmerten  eine  Copie  ge- 
treten, welche  Leo  X.  ferUgen  liess.  Ausserdem  waren  sonst  mebrere 
kleinere  in  Villa  Mattel. 


906    

bei  S.  Maria  in  Domnica  dorcli  die  gefandeneii  Denkmäler 
gewiss. 

Was  ausserdem  von  heiligen  oder  sonst  bedeutungsvollen 
Stätten  auf  dem  Caelius  genannt  wird,  beschränkt  sich  auf  ei- 
nen einmal  erwähnten  I  s  is  t e  m  p  e  P°^^),,  die  ebenfalls  nur  durch 
Ovid  bekannte  Aqua  Mercurii,  deren  vortrefflichen  Quell 
Fea  im  Garten  der  Camaldulenser  von  S.  Gregorio  wieder  auf- 
gefunden hat*^),  und  den  Campus  M artialis,  wo  im  März 
die  £quiria  gehalten  wurden,  wenn  etwa  das  Marsfeld  über- 
schwemmt war  ^^).  Wo  dieser  Platz  anzunehmen  sei ,  auch 
darüber  herrschen  verschiedene  Meinungen.  Manche  und  mit 
ihnen  Piale  wollen  in  der  Schlucht  zwischen  den  Höhen  von 
SS.  Giovanni  e  Paolo  und  SS.  Quattro  Coronati  die  Form  eines 
Circus  erkennen  und  nehmen  deshalb  an,  diess  sei  der  Ort  für 
die  Wettrennen  gewesen  j  aber  wenn  auch  hier  einst  ein  Hip- 
podrom gewesen  sein  sollte,  wogegen  Vieles  zu  sprechen 
scheint ,  so  hat  doch  diese  Oertlichkeit  niemals .  den  Namen 
Campus  liihren  können.  Mehr  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Ver- 
mutbung,  dass  der  Platz  in  der  Gegend  des  Laterans  zu  suchen 
sei,  zumal  da  der  Lateranplatz  im  Mittehilter  Campus  Laier a- 
nensis  hiess  und  die  nahe  Kirche  S.  Gregorio  (jetzt  S.  Maria 
Imperatrice)  den  Beinamen  in  Martio  hatte  ^^). 


1033)  Trebell.  Poll.  XXX  tyr.  2h.  Tetriearum  domtu  hodieque 
tXMtat  in  monte  Caeiio  inter  duo9  Iucom  contra  Isium  Metellinum 
puleherrima.  loh  leiif^oe  indesflen  nicht,  dass  die  Stelle  mir  höchst 
verdiehtif^  ist. 

54)  Ovid.  Fast.  V,  673. 

Eät  aqua  Mereurii  pariae  vicina  Capenae, 
Darauf  hin  ist  die  Qaelle  ipewöhnlich  in  die  erste  Region ,  Porta  Ga- 
peoa,  verlegt  worden ,  indem  man  sie  vor  dem  Thore  dachte.  Es  ist 
aber  zweifelhaft,  ob  sie  nicht  innerhalb  der  servischen  Mauer  war. 
S.  Fea,  AwUo  partie.  per  la  condothira  —  deif  atqua  di  Mereu" 
rio,  Rom.  18^8.  Er  sowohl  als  Canina  nehmen  nach  dem  falschen 
Sex.  Rufus  dabei  einen  Tempel  des  Mercur  an. 

55)  Ovid.  Fast.  111,  519. 

Altera  gramineo  gpectabis  EquiHa  eampo, 

Quem  Tiberü  eureü  in  latus  urget  aquis. 
Qui  tarnen  eiecta  ti  forte  tenebitur  unda, 
Caelius  aceipiet  pulverulentus  equos* 
Paul.  Diac.   p.  131.   Martialis   campue   in   Coelio   monte  dieitur^ 
quod  in  eo  Equiria  solebant  fieri  ^  si  quando  aquae  Tiberis  campum 
Martium  oeoupassent.    Vgl.  den  Abschn.  über  das  Mars fe Id. 

56)  S.   Nardini,    Rom,   ant.   I.   p.  207.    mit   Nibby's  Aam. 


— —    5M    

Wenn  nnn  der  Caeltns  mebl  eben  dureh  bedeutende  Tens 
pel  and  öffentliche  Pracbtgebände  ausgezeicbnet  war,  so  ist  er 
es  wei^siens  in  der  Kaiserzeil  dnrcb  Privatwobmmgen  vor- 
nehmer nnd  bernbrnter  Homer  gewesen.  Das  sagt  im  Ailge- 
neines  schon  Martial ,  wenn  er  ren  der  Salntatio  tfmtna  per 
potentiarum  sprechend  eben  den  Caetios  und  €aeliohis  nennt 
(Anm.  1U37.),  nnd  iieileicfat  kann  selbst  ans  ier  besten  ZeR 
der  Republik  das  Haus  des  Claufins  Centumalns  hietrer  gerech* 
net  werden,  dessen  Höbe  den  Augnni  auf  der  Borg  btnderlieh 
war^o*');  aber  namentlich  seit  dem  Untergange  derRepoblrk 
werden  uns  mehrere  PaBste  bekannt.  Bahin  gehört  das  präch- 
tige Hans  des  Ma murr a,  des  Formtaners,  der  in  den  galli- 
scben  Kriegen  vnter  Caesar  sen  grossem  Reiebtbnm  gelangte 
und  bei  dem  Bane  eine  früher  nicht  gesehene  Yerscbwendnng 
kostbaren  Marmors  übte  *•).  Ferner  war  hier  das  Taterlicbe 
Haus  «der  die  Garten  des  Marc -An  rel,  so  wie  das  seines 
Grossvaters  Annius  Verns,  wo  er  zum  Tlieile  eraogen 
worder  letzteres  neben  dem  Palaste  der  Laterani^^).  Ein 
grösserer  Paktsf  waren  auch  jedenfalls  die  Aedes  Vectilia- 
nae,  wo  hf  ier  letzten  Zeit  Govmodos  wohnte,  weil  ihn 
Fsreht  und  Gewissensangst  im  Palatium  nicht  schlafen  lies- 


Venvli^  Deter.  iapügr.  L  f*  IM'.  Baides,  Besehr.  IR  A.  8.  479. 
CftOiB«,  Indie,  toprogr,  p.  54. 

t057)  Vfller.  Max.  Vllf,  !&,  I.  Ch»4iu9  CeUhtmalu»  ak  tmguri^ 
bus  iutsuM  altitudinem  äamus  iuae,  quam  in  Caelto  mmite  habehmi, 
tubmitiere,  quia  kis  ex  arce  avgurium  capientibus  qjßeielmL 

58)  Plio.  XXX VI,  6,  7«  Frimum  Romae  parietes  crusla  mar» 
mari»  ^peruüse  Miat  4amu9  $um9  im  Caelto  montt  CameUus  Nepas 
tfaÜdit  Mämurram  Formü$  nahtm ,  tquitem  Romawwm ,  pntrfeehtm 
fßbrum  C,  C—tarU  in  Gallia»  —  Mic  namque  nt  Mfmmurrm  CataiÜ 
y§rQMen$is  earminibtu  pro§eitnu,  quem  et  ree  et  domut  iptiue  ela- 
riua  quam  Catuliue  diagit  habere^  quidqnid  habitUset  Cinnafu  GalUa. 
Vgl.  Ca  tu  IL  XLII,  4. 

59)  lal.  Cap  itol.  M.  Ant.  1.  Naitu  ewi  Marcus  Romae  Fl 
KaL  Maiat  in  motfte  Cetie  {n  hortir.  —  Edueatue  ett  in  eo  loeo,  in 
quo  natut  est,  et  in  domo  ati  sui  Feri  iuxta  aedes  Laterani.  Damit 
stimmt  sehr  wohl  öberefn,  was  Plamfnio  Vccc«,  Memor,  18.  be- 
richtet, dass  die  sehSve  Reitervtatae  «les  Marevs  Aarefhis,  welche  jetzt 
die  HaapCslerde  der  Ptarza  del  CampMogfio  ist,  iir  eiirer  Vigoa  bei  der 
Seal«  Santa  geTandea  wifHea  sei.  Was  Fea,  SuHe  rovine  di  Roma, 
ao  Wiakeln.  Storia  flf.  p.  411.  dagegen  erinnert ,  giebt  wenigsteas 
keine  bündige  WideHegang. 


507    

9tm^^^).  Hier  wurde  er  aocb  emordel.  DieNotilia  Bemt 
ab  Neatrom  yeciilUma  ud  so  risd  wahrscheinEch  aacb  bei 
Iah  Capii.  die  Worte;  CamawAts  i$  Feetüimni^  oeeinu 
e$t,  anCiafassen»  Bansen  sebliesat  daraus ,  dftss  Gornmodos 
hier  grossartige  Anlagen  gemacht  habe,  und  vermuthet  sie  eben 
in  dem  Garten  von  SS.  Giovanni  e  PiMrio,  von  wo  aaeb  ein 
nnterirdiseber  Gang  in  das  Amphitheater  fuhren  soll.  Was 
indessen  über  jene  Trümmer  bekannt  ist,  wonach  neh  da- 
sdbst  grosse  Wasserbebäfcer  befnden  haben,  macht  die  Sache 
doch  sehr  zweSeibaft.  —  Das  beriihmteste  Haus  aber,  in 
fniberer  Zeil  schon  jedenfalls  eines  der  prScbttgsten ,  seil 
Constantin  das  bedentangsvidlsle,  war  die  Demns  Latera*» 
nornm,  schon  von  lavenal  X,  18.  egrtgiae  Lateranormn 
aeäes  genannt.  Es  lissl  sich  kaum  em  gegründeter  Zweifel 
dagegen  erheben,  dass  man  unter  diesem  vom,  Dichter  ge- 
nannten Hause  den  an  der  Sstfichen  Grenze  des  Claelius  ge- 
legenen Palast  zu  verstehen  bat,  der  noch  jetzt  in  seiner 
modernen  Umgestaltmig  der  Lateran  beisst.  Unter  Nero  ge^ 
bJSrIe  er  der  vornehmen  Familie  der  Plaulii  Laterani.  Vgl. 
Heinrieb  zu  VHI,  140.  Damals  wurde  der  Cos.  des.  Plan- 
tiM  Lateranns  wegen  Verschwörung  hingerichtet  (Tacit. 
Ann.  XV,  49.  60«),  und  jedenfalls  war  seitdem  der  Palast 
kaiserliches  Eigenthum.  So  finden  wir  denn,  dass  er  von 
Septimius  Severus  seinem  Freunde  Lateranus  geschenkt  wur- 
de ^') ,  und  wenn  auch  vielleicht  dieser  nicht  von  der  Fa- 
milie der  Plautier  abstammte,  so  erscheint  es  doch  sehr  na- 
turGch ,   dass   Severus  ihm  eben  das  Hans  zum  Geschenke 


1S6U)  Lamprid.  Com».  16.  DePaUtio  ^m  ad  Caeiium  iN#it' 
lern  in  FeetiUana»  atdes  m^fravit ,  iMfua«  $e  in  PüiaHo  po*s0  dor-- 
mtre.  lul«  Cap.  Pertiu.  5.  j4d  Palatium  erga Ptrtinm»  pr&fseius, 
quod  tune  vaeuum  erat,  quia  Cammodus  in  FecHUanU  «cefjtff  nt. 
Bei  deo  spätes  CkroDisten  itt  der  Name  Bebrfaeli  verderbl:  Iti  Hie- 
ron, p.  467.  domtu  Fettiliani,  Eben  so  Oros.  VII,  16.  Catal.  i»p. 
Vienn.  p.  244  Rone.  Exeesßit  domo  Fieliliana.  Caftina  hat  dacaas 
eine  domus  Fiteltiana  gemacht. 

6l)Anrel.  Vict.  Epit.  20.  In  amieot  inimieosque  pariter  ve- 
hement; quippe  qui Laleranum,  Ciionem,  Anulinum^  Bassum,  eaete- 
rosque  alios  ditaret,  aedihus  quoque  memoratu  dignis ,  quarum  prae- 
eipuas  videmus^  Parthorum  quae  dieuntur  ac  Laterani» 


506    

1 

machte,  das  seioen  Namen  führte.  Später  finden  wir  es  als 
den  Palast  Constantins,  der  ihn  prachtvoll  schmückte,  eine 
Kirche  bauete  und  angeblich  dem  römischen  Bischöfe  schenk« 
te  ^^^^).  Endlich  war  auf  dem  Caelius  auch  des  Symmachus 
Wohnung  *'). 

Die  Namen,  welche  uns  ausserdem  das  Verzeichniss  der 
]>fotitia  nennt,  scheinen  mit  Ausnahme  zweier  keine  Erklä- 
rung zuzulassen.  Der  erstere  jener  beiden  Caput  Africes 
oder  Africae,  der  mehrmals  auf  Inschriften  und  nachweis- 
lich zuerst  unter  Caracalla  vorkömmt  ^'^),  bezeichnet  eine 
Strasse,  oder  vielleicht  nur  eine  gewisse  Stelle  derselben, 
offenbar  in  der  Nähe  des  Colosseum;  denn  der  Anonymus 
vonEinsiedln  nennt  vom  Titusbogen  nach  dem  Lateran 
gehend:  Arcus  conttanttni.  Meta  sudante.  Caput  affricae. 
Quaituor  eoronuti.  Sei  iohannis  in  lateranis.  Da  der  Name 
früher  nicht  genannt  wird,  darf  man  vielleicht  vermuthen,. 
dass  er  einer  Anlage  des  Septimius  Severus  gilt,  des  Africa- 
ners,  der  ja  auch  das  Septizonium  gebaut  haben  soll,  um  den 
aus  Africa  (Via  Appia)  Ankommenden  zu  imponiren.  —  Der 
zweite  Name,  Mica  aurea,  wird  nach  einem  Epigramme 
Martials  *^)  von  einem  Speisesaale  Domitians  erklärt,  ohne 
dass  es  dafür  eine  Gewissheit  gäbe.  Vgl.  d.  Abschn.  vom 
Quirinal. 


106)^)  Niceph.  VII,  49.  o  ^17  uiaxiffvrjaiov  mlX  avro  6  avrot  iroXv» 
xihus  re  Hat  fpUoTi/i<oe  av^yit(f6,  r^  X^tartf  ava&eU  avro.  Vgl. 
Bunseo.  IH  A.  S.  503. 

63)  Symm.  ep.  III,  12.  88.  VII,  18.  19. 

64)  Orell.  2934.    IMPER ATORI  CAESARI  M.  AVRELIO  ANTO- 

NINO  AVG.  L.  SEPTIMI  SBVERI  PII  PERTINACIS  FILIO  DOMINO 
INDVLGENTISSIMO  PAEDAG06I  PVBRORVM  A  CAPITE  AFRICAE. 
Id  einer  zweiten,  Mtrin.  j4tti,  11.  p.  425.  Or.  2685.  PEDA606VS 
A  CAPVT  AFRICAE.  nnd  Grat.  DLXXXV,  6.  Or.  2935.  PAEDA- 
GOG.  PVERORVM.  AC.  APVT.  AFRICAS.  Vgl.  Nibby,  Mura  di 
Roma,  p.  173. 

65)  11,  59.  Mica  voeor,  quid  sim,  cßmü :  eoenatio  parva. 

Ex  me  Caesareum  prospieU  inde  thoium. 


509 


Das  Gebiet  unter  dem  Gaelitts  bis  zum   , 

Aventin. 

Südlich  vom  Caelius  bis  zu  dem  Avenün  dehnt  sich  ein 
hügeliges  Gebiet  aus,  das  die  aurelianische  Mauer  von  der 
Porta  Ostiensis  bis  zu  der  muthmasslichen  Porta  Metronis  ura- 
schliesst.  Es  umfasste  in  der  Augustiscben  Eintheilnng  zwei 
Regionen:  die  erste,  Porta  Capena,  und  die  zwölfte, 
Piscina  publica.  Die  letztere  gehört  zu  den  unberühmte- 
ren und  bis  zum  dritten  Jahrhunderte  n.  Chr.  wird  keine  be- 
deutendere Anlage  in  derselben,  auch  dann  noch  eine  einzige 
bekannt.  Nicht  dasselbe  gilt  von  der  ersten  Region,  wo  von 
alter  Zeit  her  bedeutsame  heilige  Stätten  und  wichtige  Tempel 
waren.  Die  ganze  Region  wird  ihrer  Länge  nach  von  der  an 
der  Porta  Capena  beginnenden  Via  Appia  und  der  bei  S.  Ce- 
sareo  von  ihr  sich  trennenden  Via  Latina  durchschnitten. 
Sie  lag  also  gänzlich  ausserhalb  der  servischen  Mauer  und 
kann  zum  Beweise  dienen,  wie  viel  in  Augustus  Zeit  die  Stadt 
an  Umfang  gewonnen  hatte. 

Es  ist  schon  erwähnt  worden,  dass  über  das  Thor  selbst 
eine  Abtbeilung  der  Aqua  Marcia  geführt  war  und  dass  wahr^ 
scheinlich  durch  die  Bogen,  auf  welchen  die  ebenfalls  hier  in 
die  Stadt  eintretende  -^pia  nach  dem  Avcntin  geführt  war,  die 
Xn  portae  gebildet  wurden,  welche  die  Grenze  der  eilflen 
Region,  Gircus  Maximus  gemacht  haben  werden.  Ganz  nahe 
dem  Thore  war  der  von  Marcellus  nach  der  Eroberung'  von 
Syracus  erbauete,  aber  schon  früher  gelobte  Doppeltempel  des 
Honos  und  der  Virtus;  oder  vielmehr  zwei  neben  einander 
stehende  ganz  gleiche  Tempel.  Es  ist  bekannt,  dass  Marcel- 
lus einen  und  denselben  Tempel  unter  dem  doppelten  Namen 
Honoris  et  Virtutis  weihen  wollte,  dass  er  aber  von 
den  Pontifices  Widerspruch  erfuhr:  negabant  unam  ceilam 
duobus  rede  dedicari^^^^).  Der  Grund  lag  unstreitig  darin. 


1066)  Liy.  XXVIf,  25.  ^tiffiit  hello  Gallico  ad  ClatHdium  aedem 
Mwori  et  FirtuH  vovUeet ,  dedieatio  ehte  a  pontißeihue  impedUha- 


510    

dass  Marcellas  den  Tempel  des  ffonos,  den  schon  vor  ihm 
(520)  Q.  Fabius  yemieaaas  erbauet  iiatte  ^^*'')j  aar  ereeoerte, 
und  gleichwohl  zugleich  der  Yirlus  dediciren  wollte.  Daher 
war  es  auch  der  Tempel  der  Virtus,  der  nach  dem  Wider- 
spruche der  Pontifices  hinzugefügt  wurde  ^*).  Beide  Tempel 
wurden  erst  nach  Marcellas  Tode  dedicirt,  waren  aber  mit 
den  von  ihm  aus  Syrakus  hinweggefiihrten  Meisterwerken  grie- 
ehischer  Kunst  geschmückt^").  Dass  siegelrennt  von  einan- 
der bestanden,  ist  vielfältig  bezeugt  ^^),  so  dass,  wenn  einige 
Male  für  beide  der  Singular  aedü  Honoris  et  Viriutis  steht, 
diess  nur  fSr  Ungenauigkeit  gelten  kann  ^').    Der  neronische 


iur,  quod  negahantf  nnam  eellam  duobus  reete  dedieari;  quia,  si  d9 
eoeio  taetOj  out  mrodigii  aliquid  in  ea  factum  esttt,  d(fficilis  proeu- 
ratio  foret  etc.  Valcr.  Max.  I,  I,  8.  Plutarch.  MarcelL  28. 

1067)  Ci€.  d«  Bat.  deor.  Uj-Sd.  Fidts  Firtutit  tempium,  vides 
Honoris  a  M.  Marcello  renovatum,  quod  muitis  ante  annis  erat  bello 
Ligustico  a  Q.  Maxime  dedicatum.  Höchst  aurfällig  ist  eine  Stelle 
Cie.  de  leg.  II,  93.  Noetit  emtra  per  tarn  Collinam  medem 
Honoris p  et  aram  in  eo  loeoßiisse,  memoriae proditum  est,  ad eam 
cum  lamina  esset  inventa  et  in  ea  scriptum  BOMINA  HONORIS^  ea 
eausa  fuit  aedis  huius  dedieandae.  SoU  mao  wirkliefa  dort  eine«  Tem- 
pel des  Hooes  aanebmen,  oder  steht  Collinam  falsch  fdr  Capenamf 

68)  L  i  V.  1.  I.  ita  addita  Firtutis  aedes  adproperato  opere,  iie- 
quo  tarnen  ab  ipso  aedes  eae  dedieatae  sunt, 

69)  L  i  V«  XXV,  40.  spricht  voo  der  V^egrähmog  der  Kaostsehätze 
aas  Syrakas,  als  erstem  Anfange  der  nachherigen  fieentia  spoliandi, 
die  zuletzt  die  Tempel  des  Mareellos  selbst  betroffen  habe:  quae 
postremo  in  Romanos  deos ,  tempium  id  ipsitm  primum ,  quod  a  Mar- 
,eeiU  eximie  omatum  est,  vertit.  Fisebantur  enim  ab  extemis  ad 
pertam  Capenam  dedieata  a  Marcello  templa  propter  excellentia  eitu 
generis  omamenta,  quorum  perexigua  pars  comparet.  Vgl.  G  i  c.  V  e  r  r. 
IV,  54.  Lir.  XXX1V,4.  PUtarch.  Marc.  21.  Dio  Cass.  XLVlIf, 
43.  Tgl.  Ami.  1071. 

70)  Am  entschiedensten  Va  1er.. Max.  I,  1,  8.  Ea  pont\ßcum  ad- 
94Miiiane  effedum  est,  ut  Marcellus  separatis  aedibus  Honoris  ae 
Firtutis  simulacra  statueret,  and  Symmaeh.  epist.  I,  21.  Hene  ac 
sapienter  maiores  nostri  —  aedes  nonori  ac  Firtuti  gemella  fade 
iumetim  ioearunt.    Vgl.  Cic.  ad  Att.  IV,  1. 

71)  Cic.  Verr.  IV,  54.  Romam  quae  asportata  sunt  (a  Marcel 
1o),  ad  aedem  Honoris  atque  Firtutis  —  videmus.  Ascon.  z.  Cic. 
10  Pia.  19.  Idem  cum  statuam  siH  ae  patri  itemque  ovo  poneret  in 
monumentis  avi  sui  ad  Honoris  et  Firtutis  aedem  j  subseripsit:  IJi 
Mareelli  novies  coss.  Sehr  verworren  ist  die  Nach  rieht,  welche  S  e  rr. 
z.  Aen.  I,  8.  giebt.  Er  sagt  von  den  Mnsen  (Camenae):  His  Numa 
aedieuiam  aeneam  brevem  fecerat;  quam  postea  de  eoelo  taetam  et 
in  aede  Honoris  et  Firtutis  eoliocatam  Fulvius  Nobiiior  in  aedem 
Hereulis  iransiuUt,  unde  aedie  Hereulis  Musarum  appeilatur,  Wakr- 
Mhcialich  beslekt  ea  alch  auf  da«  ven  Lirtaa  (Awn.  1070.)  erwikale 


511    — '- 

Brand  wtr  es  jedeaUb,  der  fAt  ^erttörtet  so  dass  Vespaaiaii 
ikre  WiederhersteUuBg  «steniaJim  ^'^).  Bei  de«  Tenpel  di» 
Honog  soll  einer  Nacbricht  aus  später  Zeit  zufolge  der  jährli- 
che Festzttg  der  romisctien  Bitter  nacli  dem  Capitole  seineo 
Aa&og  genomoiea  haben  '^) ,  wiihrend  eine  frühere  Anga2>e 
den  Tempel  des  Mars  nennt  ^-^).  Sehen  darin  mag  nan  ei- 
nen Beweis  finden,  däss  beide  Tempel  nicht  fem  von  einander 
waren»  nur  kann  letzlerer  dem  Tbore  niebt  eben  so  nahe  ge* 
standen  haben,  da  berichtet  wird,  dass  im  J.  457  der  Fossweg 
vom  Thore  bis  zu  ihm  mit  Steinplatten  belegt,  und  wiederum 
im  J.  564  die  Strasse  dahin  gepflastert  wurde  ^^)«  Aus  £esen 
Nachrichten  ergiebt  sich  zugleich,  was  auch  andere  Erwäh- 
nungen anzunehmen  nöthigen  ^^),  dass  der  Tempel  wirklich  an 
der  Via  Appia  selbst  lag,  wenn  auch  niehi  gerade  hart  an  der- 
selben ;  denn  nur  die  Appia  kann  verstanden  werden.     Wäre 


Factum,  dass  die  Statuea  voa  den  Tempeln  des  Slarcellns  andemrarU 
dedicirt  wurden.  S.  was  unten  über  die  Aedes  Camenarum  ge- 
sagt wird,  Qn4  den  A^cbo.  vom  €ireu6  Flnminins. 

1072}  PI  in.  XXXV,  10.  n,  120.  PoH  ewn  Jiterc  in  auetoriiaH 
Cornelius  Pinus  et  Accius  Prfseus,  qui  ffonoris  et  Firtutit  aedes  Im^ 
permtori  Feepaeiano  jinfcuetü  restitnenii  pinasernnt, 

73)  AureL  Vict.  Vir.  iil.  32.  (Q.  Fnbius  Ruiltnflus)  Hie  prp- 
mui  inttiiuit,  uti  equites  Romsni  Idibus  Quintilibus  ab  aede  Ho  - 
noris  equis  insidentes  in  Capü^Uum  tronsirent.  Die  Angabe  er» 
weiset  sich  iosofero  als  nnricbtig,  als  die  Entstehung  des  Gebrauchs 
um  fast  70  Jahre  friiher  angegeben  wird,  als  die  erste  Weibe  d«s 
T^Diilom  Honoris  Statt  fand;  man  miissie  denn  aDnebmea,  ^ss  amsb 
Q.  I*abius  Verrucosus  nur  einen  schon  vorgefundenen  Tempel  wieder 
erbauet  habe ,  oder  dass  wenigstens  eine  Ära  Honoris  an  der  Stelle 
gewesen  sei.    Vgl.  Anm.  1068. 

74)  Diony  s.  VI,  13.  ^vaiai  r<  nolvTsUlg  as  xa&*  jkxaatoy  iviav" 
TOP  0  d^ftx)^  tTrireleZ  diu  rtov  ^^ylaxmv  hntlmv  Iv  ixt^vX  KvivziXh^  Xtyo» 
fUv*ff  Tttlff  ualovjUvatS  iidots  — .  vnig  aatavta  91  rovr«  17  fitra  r^y 
^vaiav  inizsXovuivff  nofinij  rwy  ixoynitv  rbv  drjfioaiov^  mTtoy,  ot  uara 
^vlag  Tt  Mal  Xoxovs  Mexocfit^fiivot  oroixij^bv.  in\  t<Sy  'imtütv  iy^^vfisras 
no^tvovrat  Travttg ,  ojS  in  /iax^e  ^xovrtQ  —  aff^afitvo  t  fitv  an  6 
teQov  Ttvo9*ji^€eni  ¥^w  rigfff  n6kew€  tS^vfidvov  «.  r.  X. 

75)  Liv.  X,  tS.  (Ogninli)  semitamque  saxo  quadrato  a  Capena 
porta  ad  Marlts  straverunt.  XXXVIIf,  26.  viam  siiioe  stemendmn  u 
porta  Capena  ad  Martit  loeaverunt  (eensores). 

76)  Gic.  ad  Qnint.  fr.  III,  7.  Romae  et  maxime  Appia  ad 
MarJis  mira  proltmies,  Crassipedie  ambulatio  abtata ,  korti ,  taber- 
nae  plurimae,  magna  vis  aquae  ueque  ad  Piseinam  pubiicam.  Vgl. 
Aam.  1070.  «ad  den  Schol.  z.  luven.  I,  7.  Luemm  Martis  dieit, 
qni  Romme  est  in  Appia^  in  quo  solebmni  reeitare  poetae.^  was  ni 
gens  in  Bezug  auf  die  Werte,  die  «r  erUiucn  wiil,  absard  ist. 


512    

es  auch  zulässig,  in  beiden  angeführten  Stellen  an  einen  beson- 
deren  Weg  nach  dem  etwa  seitwärts  gelegenen  Tempel  zn 
denken,  so  widerlegt  diess  doch  gänzlich  eine  andere  Nachricht 

bei  Liv.  X,  47.  Eodem  nnno  (459)  ab  aedilibus  curulibus 

t>ia  a  Mortis  siliee  ad  Bomllas  persirata  est.    Es  begreift 
sich  leicht,  dass  nicht  von  einer  neben  der  Appia  herlanfenden 
Strasse  die  Rede  sein  kann,  sondern  dass  es  die  Appia  selbst 
ist,  von  welcher  Hirt  (Gesch.  d.  Bank.  11.  S.  107.)  richtig 
anzunehmen  scheint,  da^s  sie  Anfangs  nicht  gepflastert,  son- 
dern nur  beworfen  war.     Die  zuerst  erwähnte  semita  nach 
dem  Tempel  des  Mars  war  ein  neben  der  Fahrstrasse  hinge- 
hender We^  für  Fussgänger,  ein  Trottoir.    Ebensowenig  ist 
es  erwiesen,  dass  der  Tempel  auf  einer  Anhöhe  gelegen  habe. 
Man  hat  diess  geschlossen  aus  einer  Inschrift,  welche  von  dem 
Ebenen  des  Clivus  Martis  spricht  i^t:^.    Hit&t  Inschrift  ist 
vor  der  Porta  Appia  (S.  Sebastiane)  in  der  Vigna  Nari  gefun- 
den worden,   eine  römische  Meile  von  der  Porta  Capena, 
und  das  ist  denn  doch  gewiss,  dass  der  Tempel  nimmermehr  so 
entfernt  von  diesem  Thore  lag  ^®).     Es  ist  also  sehr  zweifel- 
haft, ob  sie  sich  auf  ihn  bezieht,  zumal  da  sich  eine  Andeutung 
findet,  dass  in  der  Nähe  wahrscheinlich  noch  ein  anderes  Hei-. 
ligthum  des  Mars  war  7»),    Wenigstens  aber  ist  es  ganz  un- 
statthaft, den  Tempel,  wie  Canina  gethan  hat ,  auf  der  Höhe 
über  der  muthmasslichen  Porta  Ardeatina  (in  Vigna  Albanese) 
anzunehmen,  etwa  600  Fuss  von  der  Strasse  und  über  3000  F. 


JOrr)  SENATVS.  POPVLVSQVE.  ROMANVS.  CLIVOM.  MARTIS 
PECVNIA.  PVBLICA.  IN.  PLANITIAM.  REDIGENDVM.  CVRAVIT. 
Sooderbar  genug  wird  noch  eine  zweite  ähnliche  angerührt:  CLIVVM 
MARTIS.  PEC.  PVBLICA.  IN.  PLANICIEM.  REDEGERVNT.  S.  P, 
Q.  R. 

78)  Serv.  z.  Aen.  I,  296.  Denique  in  Urbe  duo  eins  iempia 
sunt:  unum  Quirini  intra  urbem^  quasi  ctutodis ,  Med  tranquiili: 
aliud  in  Appia  via  extra  urbem  prope  porlam ,  quasi  bellatoris ,  id 
est,  Gradivi,  Vgl.  Liv.  VII,  %^,  Wie  könnte  auch' sonst  Pro  p.  IV, 
3,  71.  sagen: 

Armaque  quum  tulero  portae  votiva  Capenae, 
Subscribam :  salvo  grata  puella  viro. 

79)  Liv.  XXII,  1.  Romae  Signum  Martis  ad Simulaera  luparum 
sudasse.  Es  scheint  keine  andere  Erklürnng  mSglicb,  als  Simuiaem 
luporum  für  den  Nanen  eines  Orts  z«  halten. 


518     

TOB  dem  Tfaore  entfernt;  endlich  so  zur  Seite  abgelegen,  dass 
er  in  keiner  Weise,  wie  ausdrücklich  geschiebt,  dem  Thore 
entgegenstehend  genannt  werden  konnte  ^^^^).  Ich  glaube,  man 
wird  nicht  sehr  irren ,  wenn  man  ihn  in  der  Gegend  von  S. 
Sisto  sucht. 

Nahe  den  Tempeln  des  Honos  und  der  Virtus  —  denn 
hier  reihet  sich  eine  bedeutsame  Stelle  an  die  andere  —  war 
auch  die  Vallis  Egeriae  mit  dem  Lncus  Camenarum 
und  der  Grotte  mit  dem  heiligen  Quell.  Wie  das  Verhältniss 
dieses  Hains  und  Quells  zu  dem  Heiligthume  der  Egeria  in  dem 
Haine  der  Diana  Nemorensis  bei  Aricia  *^)  zu  beurtheilen  sein 
dürfte,  darüber  giebt  kein  Zeugniss  des  Alterthums  genügende 
Aufklärung;  aber  wahrscheinlich  ist  es,  dass  die  ursprünglich 
an  den  Hain  und  See  bei  Aricia  (den  herrlichen  Lago  di  Nemi) 
sich  knüpfende  Sage  in  früher  Zeit  auf  eine  römische  Oertlich- 
keit  übergetragen  worden  ist,  die  gleichsam  ein  Miniaturbild 
der  Urstälte  abgab ;  und  wenn  Numa  selbst  den  Hain  den  Ca- 
menen  geweiht  haben  sollte,  so  lag  es  sehr  nahe,  hier  auch  den 
Ort  seines  vertrauten  Umgangs  mit  Egeria,  die  ja  für  eine  der 
Camenen  galt,  zu  suchen  ®^).  —    Was  nun  aber  die  topogra« 


1080)  Ovid.  Fast.  VI,  191. 

Lux  eadem  Marti  festa  est,  quem  prospieit  extra 
Appositum  teetae  porta  Capena  viae. 
Dazu  die  tob  Merkel  aas  dem  Cod.  Mooac.  I.  edirte  Glosse:  tem- 
plum  mortis  stat  recta  J)ronte  contra  capenam  portam  et  est  appo^ 
situm  extra  ad  viam  tectam  qvae  et  hodie  est  rome.  Diese  Fia 
teeta,  die  den  Toposraphea  viel  Schwierigkeit  g^emaebt  bat,  kaoa  für 
nichts  anderes  igelten,  als  eine  vom  Thore  zum  Tempel  geführte  Por- 
ticns,  und  sie  sland  noch  zu  AnTange  des  oeuoteo  Jahrhunderts ,  wie 
eine  Angabe  des  Anonymus  von  Einsiedln  bezeugt.  Er  kömmt 
von  S.  Cesareo  und  beschreibt  den  Weg  zum  Septizonium  also :  JND. 
(in   dextra)  xystus  (S.    Sisto).    int.    ^sinistra)    Nereus    et   achiiletis, 

Inde  ^  portieu  usq,  ad  forma,  inde  ad  FIL   vias  ibi  sea  lu- 

da  et  septiioniu.  Die  hier  genannte  forma  ist  die  Wasserleitung  an 
der  Porta  Capena,  wohin  also  von  S.  Sisto  eine  Porticns  führte.  Eine 
andere  geradehin  Teeta  genannte  Strasse  nennt  ia  Verbindung  der 
Flaminia  Hart.  VIII,  75.  III,  5. 

Sl)  Ovid.  Fast.  III,  263  ff.  %n  ff.  Metam.  XV,  482  ff.  Virg. 
Aen.  VII,  761.  mit  Servins. 

82)  Plutarcb.  Num.  13.  lässt  die  Weihe  auf  den  Rath  der 
Egeria  in  Folge  des  herabgefallenea  Ancile  geschehen:  hi  di  j^^vai 
MovaaiQ  na^te^woaiTO  xw(^lov  ixuvo  »al  rovc  ns^l  avTO  Xetuwva^t  ottov 
zä  jsoXXä  tposTiuQOi  awdiatQlflovüiv  avzif  *  r^v  da  nijyrjv,  17  nara^dn  rö 

33 


514    

phische  BestimnuiBg  des  Heiligtimms  aolangt,  so  geben  dar- 
über die  berübinteD  Verse  luven  als,  Sat.  III,  10  ff.  die 
Hauptstelle  ab,  und  enthalten  zugleich  die  vortrefflichste  Be- 
schreibung des  Orts,  wie  er  damals  theils  durch  künstliche 
Pracht  der  Natur  entfremdet,  theils  durch  Ueberlassung  an  ein 
Bettlergesindel  entweiht  war.  Der  Freund ,  den  der  Dichter 
begleitet,  bleibt  an  der  Porta  Capena  stehen: 

Sed  dum  tota  domus  reda  eowpomlur  una^ 
Substitit  ad  veteres  arcus  madidamque  Capenam^ 
Hie  übt  noctumae  Numa  consiituebat  amicae. 
Nunc  sacri  fontis  nemus  et  delubra  iocantur 
ludaeisj  quorum  cophinus  foenumque  iupttttx. 
Omnü  enim  populo  mercedem  pendere  husa  est 
Arbor^  et  eiectü  mendicai  silva  Camtnis. 
In  vollem  Egeriae  descendimus  et  spehmcas 
DUsimiles  veris:  quanto  praesentius  esset 
Numen  aquae^  viridi  si  margine  clauderet  undas 
Herba,  nee  mgenuum  tdolarent  marmara  tophum. 
Nur  die   unbegreiflichste  Sorglosigkeit  und  Vernachlässigung 
der  allen  Zeugnisse  hat  zu   der  Verkehrtheit  führen  können, 
die  Vallis  Egeriae  in  dem  vor  Porta  S.  Sebastiano  links  von 
der  Appia  und  unweit  des  sogen.  Circo  di  Caracalla  gelegenen 
Thale,  la  Caffarella  genannt,  zu  suchen,  und  die  darüber  auf 
einer  massigen  Anhöhe  gelegene  kleine  Kirche  S.  Urbano  gar 
für  den  Tempel  des  Bonos  und  der  Virtus  zu  erklären  ^^^^y 


Xto^iov,  v9(o^  uoop  ojrodsT^ai  raiff  'JBoriaai  ncL^ivotC  «.  r.  X,  Bestimm- 
ter noch  L  i  y.  1,  Hl .  Lueus  erat,  quem  medium  ex  opaeo  epecu  fons 
perenni  rigabat  aqua,  quo  quia  *e  pertaepe  Numa  sine  arbitris,  vel- 
ut  ad  congretsum  deae  y  i^ferebat,  Camenis  cum  tocum  saeravit, 
quod  earum  ibi  conciiia  eum^  eoniuge  sua  Egeria  essent,  Serv.  z. 
Aen.  1^  8.  Hit  (Musis)  Numa  aedieulam  aeneam  brevem  feeerat  ete. 
Vgl.  Sulpic.  sat.  67.  Wahrend  aber  eine  Uebertragaag  von  Arieia 
nach  Rom  jedenfalU  aoznoebmen  ist,  kehrt  Ovid.  Metam.  XV,  4S7. 
Dar  für  seinen  Zweck  das  Verhiltniss  nm ,  und  liast  •  die  Bgeria  ans 
Trauer  über  Numa's  Tod  Rom  verlassen  und  im  Haine  von  Arieia  sieh 
verbergen.  —  Wie  übrigens  daa  Wasser  vom  Qnell  der  Camenen  zq 
dem  Tempeldienste  der  Vesta  gebraucht  wurde,  so  galt  es  auch  fär 
ein  vortreffliches  Trinkwasser.  Vitruv.  Vllf,  3  Sehn,  sagt  von  war- 
men Quellen :  (aqua)  quae  in  potione  Ha  est  suavis,  uti  nee  fontinü" 
lis  ab  Camoenisj  nee  Mareia  saliens  desideretur. 

1063)  DemuDgeachtet  haben  es  Veniiti,  Duerüi.  U.  p.   18.  vad 


515    

Es  ist  vielmehr  schon  aus  Invenals  Worten  offenbar,  dass  dar 
Lttcns  Camenanun,  der  mit  der  Vallis  Egeriae  zusammenföllt, 
ganz  nahe  an  der  Porta  Capena  war,  und  ausdröeklich  sagt  es 
der  SchoUast :  Stetü  exspectans  rkedami  «bi  solent  procon" 
sules  turare  in  via  Appia  ad  portam  Capetimm^  id  esi^  ad  Ca* 
menas.  und  e](en  so  bestimmt  ergiebt  es  sich  ans  einer  ande« 
ren  Erwähnnng  der  Camenen  als  neben  den  Tempeln  des  Ho- 
nos  und  der  Virtus  gelegen.  Symmach«  ep.  I,  21.  Sed  enim 
propier  eas  (aedes  H.  et  V.)  Cofnenarum  religio  sacro  Jimii 
advertiiur.^  womit  man  noch  vergleichen  kann,  dass  Ser* 
vi  US  die  von  Numa  herrührende  Aedicola  der  Camenen  in  den 
Tempel  des  Honos  versetzt  (Anm.  1072.).  Damit  stimmt  end- 
lich auch  die  Notitia  überein.  Sie  nennt  A«*^.  /•  Poriä 
Capena.  Coniinet  aedem  Honoris,  et  FirMis.  Comenas. 
lieber  diese  allgemeine  Bestimmung  wage  ich  indessen  nicht 
hinaus  zu  gehen,  da  die  genauere  Beschaffenheit  dieser  in  viele 
Grärten  und  Weinberge  getbeilten  Gegend  mir  nicht  deutlich 
vorschwebt.  —  Ob  aber  bei  dem  Haine  auch  eine  Aedes  Ga- 
me nar  um  war,  das  möchte  ich  weder  bejahen,  noch  ver- 
neinen. Die  einzige  mir  bekannte  Erwähnung  findet  sich  bei 
Plin.  XXXIV,  5,  10.  Notaimn  ab  auetoribus  et  L.  Accium 
poetam  in  Camenarum  aede  maxitna  forma  siatuam  sibi  po^ 
suisse  etc.  Die  Basis  Capitolina  nennt  sowohl  einen  f^icus 
Honoris  ei  Virlutis  als  Camenarum  ^^^^)* 


Gnattani,  Ronui  deser,  II.  p.  Ai.  so  angenoinmea.  GvwShnliek 
wird  der  znr  Kirche  umgeschafTene  kleiqe  Tempel  Tenipio  di  Bacco 
fl^enaoat,  ohne  allen  hioreichenden  Gmnd.  Plale  hat,  wegen  der  in 
früherer  Zeit  in  dem  unteren  Räume  gefundenen  Sparen  von  Gräbern, 
mit  Wahrscheinlichkeit  angenommen,  dass  es  ein  über  Gräbern  stehendes 
Fanum  sei.  S.  meine  Sehr.  DeRomae  vet,  mur.atq.  port.  p.  69.  not.  »3. 
Beschr.  d.  St.  R.  III  A.  S.  640.  Im  .Thale  unter  der  Kirche  liegt  die 
ansehnliche  Ruine  eines  Nymphenm ,  welche  eben  Tür  die  Grotte  und 
Quelle  der  Egerla  ausgegeben  wird.  Richtiger  erklärt  man  es  für  ein 
Heiligtham  des  AImo,  der  das  Thal  bewässert  Beschr.  d.  St.  R. 
S.  644. 

10S4)  Noch  eine  Frage,  welche  sich  an  den  Hain  der  Bgerta  knüpft, 
istt  ob  analog  dem  Vorbilde  bei  Aricia  sich  hier  auch  ein  Clivu^ 
Aracinus  befand?  Denn  wenn  auch  Ovid.  Art.  I,  259-  Fast.  III, 
263  ff.  sich  gewiss  auf  Aricia  beziehen ,  so  lassen  doch  die  öfteren 
Erwähnungen,  die  ihn  immer  als  Aufenthalt  römischer  Bettler  bezeich- 
nen, fast  so  etwas  yermutben.    laveli.  IV,  117  ff.  Mart.  II,  19.  X, 

33^ 


51«    

Ausserdem  nennen  die  gewöhnlichen  Ausgaben  derNo- 
titia  (das  Curiosum  nicht)  in  dieser  Region  den  von  L.  Cor* 
neUus  Scipio  (495?)  erbaueten  Tempel  der  Tempestas  ^^®^), 
und  einen  übrigens  ganz  unbekannten  Tempel  der  Minerva. 
Grösseres  Interesse  haben  einige  andere  Punkte  in  der  Nähe 
des  Thors.  Dort  war  erstlich  der  Lapis  Mai^alis,  wie  es 
scheint,  ein  walzenförmiger  Stein,  den  man  in  Zeiten  grosser 
Trockenheit  in  Proccssion  in  die  Stadt  zog,  um  Regen  zu  er- 
langen ^^).  Femer  wird  an  der  Porta  Capena  ein  Versamm* 
lungsort  des  Senats,  Senaculum,  erwähnt;  jedoch  lässt  sich 
aus  dem  Ausdrucke  bei  Fest us  p.  347.  adportam  Capenamj 
nicht  abnehmen,  ob  es  innerhalb  der  servischen  Mauer,  oder 
vor  dem  Thore  gelegen  habe.  An  sieh  ist  das  Eine  so  gnt 
denkbar  als  das  Andere,  da  ja  auch  am  Tempel  der  Bellona 
vor  dem  Carmentalischen  Thore  eines  der  drei  von  Festns  ge- 
nannten Senacula  war.  Der  einzige  Fall,  in  dem  wirklich 
dort  gehaltene  Versammlungen  erwähnt  werden,  kömmt  in 
dem  Jahre  nach  der  Schlacht  bei  Cannae  vor.     L  i  v.  XXIII, 


5,  3.  XII,  Z2,  10.  Bei  Martial  oameoüich  scheint  es  unDatürlich,  ei- 
nen Clivus  bei  dem  wohl  15  Miglien  entfernten  Aricia  zo  verstehen. 
Aber  es  sei  die  Fra^re  nnr  hing^en-orfen,  ohne  irgend  darüber  entschei- 
den za  wollen. 

1085)  Den  Erbauer  nennt  eine  der  Grabschriften  aus  dem  Familien- 
becräbnisse  der  Scipionen :  HONC  OINO  PLOIRVME  COSENTIONT 
R . . . .  DVONORO  OPTVMO  FVISSE  VIRO  LVCIOM   SCIPIONB.    FI- 

LIOS   BARBATI  CONSOL  CEEHSOR    AIDILIS    HIC   FVBT  A 

HEG  CEPIT  CORSIGA.  ALERIAQVE  VRBE  DEDET  TEMPESTATI- 
BVS  AIDE  MERITO.  Ausserdem  gedenkt  des  Tempels  nur  Ovid. 
Fast  VI,  193. 

Te  qitoque,  TempesUUj  meritam  delubra  /atemur^ 
Cum  pene  est  Carsis  ohruta  eiassü  aquU, 

86)  Paul.  Diac.  p.  ^.  Aquaelicium  dieitur,  quum  aqua  piuvia^ 
iig  retnediü  quibusdam  elicitur,  ut  quandam^  H  ereditur,  tnanali 
lapide  in  urbem  ducto,  und  deutlicher  p.  1!18.  Manalem  vocabani 
iapidem  etiam  petram  quandam,  quae  etat  extra  portam  Cape^ 
na$Ht  iumta  aedem  MartU,  quam  quum  propter  nimiam  eieeitatem  in 
Urbem  pertraherent  insequebatur  pluvia  statim,  eumque,  quod  aquas 
manarent,  manalem  Iapidem  dixere.  Dazu  Varro  b.  Non.  XV.  p. 
547  M.  p.  375  Oerl.  Trulleum,  Unde  manalü  lapis  appellatur  in 
pontifiealibus  saeris,  qui  tune  movetur  cum  piuviae  exoptantur.  und 
Antist.  Labeo  b.  Fulgent.  p.  559.  M.  p.  388  G.  ßbrae  ieearis 
sandaracei  eoioris  dum  Juerint ,  manales  tune  verrere  opus  est  pe- 
tras,  id  est,  quae  solebant  antiqui  in  modum  eylindrorum  per  Umi" 
tes  trahere  pro  piuviae  eommutanda  inopia. 


517    

32.  Cansules  edixeruntp  quoties  in  senatum  vocassent^  uU 
senaiores,  qufbusque  in  senatu  dicere  sententiam  licerei ,  ad 
portam  Capenam  eonvenirenU  Praetoresj  quorutn  iurisdiciio 
eratf  tribunalia  ad  Piscinam  publicum  posuerunt.  eo  vadimo* 
niafieri  iusserunt,  ibique  eo  anno  ius  dictum  est.  Welche 
Gründe  obschweben  konnten,  dass  dieses  ganze  Jahr  hindurch 
man  die  Curia  Hostilia  und  die  Tribunale  auf  dem  Forum  mied, 
scheint  kaum  errathen  werden  zu  können ;  denn  von  irgend  ei- 
ner Calamttät,  etwa  einem  Brande,  der  das  Forum  betroffen 
haben  könnte,  wird  nichts  gemeldet ;  vielmehr  waren  unmittel« 
bar  vorher  dort  bei  einer  Leichenfeier  Gladiatorenspiele  gege- 
ben worden ;  und  an  nicht  durch  die  Noth  gebotene  umfassende 
Baue  lässt  sich  in  dieser  Zeit  der  Siussersten  Bedrängniss  meht 
denken.  Aber  eben  aus  dieser  Nachricht  möchte  man  schlies- 
sen,  dass  der  Senatssaal  innerhalb  der  Stadt  gelegen  habe; 
denn  man  wird  es  kaum  wahrscheinlich  finden,  dass  der  Senat 
sich  ein  Jahr  lang  regelmässig  vor  dem  Thore  versammelt  ha- 
ben sollte.  Es  würde  sich  sicherer  entscheiden  lassen ,  wenn 
wir  wüssten,  wo  die  Piscina  publica  sich  befunden  bat;  denn 
vermuthlich  waren,  wie  auf  dem  Forum ,  die  Tribunale  nicht 
von  der  Curie  getrennt ;  indessen  ist  es  höchst  unwahrschein- 
lich, dass  auch  diese  vor  der  Stadt  sollten  aufgeschlagen  wor- 
den sein. 

Die  Via  Appia,  als  die  erste  und  lebhafteste  Hauptstrasse, 
war  der  römischen  Sitte  gemäss  vorzüglich  reich  mit  Grabmo- 
numenten besetzt  *<*«').  Durch  die  Erweiterung  der  Stadt  kam 
eine  Menge  derselben  innerhalb  der  Thore  zu  liegen  und  noch 
sieht  man  in  dieser  Gegend  nicht  wenige  theils  wohl  erhaltene, 
theils  zerstörte  Denkmäler  dieser  Art.  Hier  zeigte  man  noch 
in  Livius  Zeit  das  Grabmal  derHoratia,  an  der  Stelle,  wo 
sie  durch  die  Hand  des  siegreich  zurückkehrenden  Bruders  ge- 
tödtet  worden  sein  sollte  ^*) ;    hier  waren   die   Gräber   der 


1087)  Gic*  Tasc.  I,  7.  an  tu  egressus  poria  Capena^  cum  Ca- 
latini,  Sctpionum,  Serviliorum ,  Metellorum  septilcra  videt ,  tniseros 
putas  Hlos? 

88)  Liv.  I,  !26.   Horaiiae  geptilcrum^   quo   loeo  corruerat  Ma, 


518    ^ — 

Servilii^  Metelli,  Fnrii,  Acilii  und  Anderer;  hier 
hatte  auch  Septimi US  Severus  sein  Monumenium  im  Styl 
des  Sepüzonium  aufgeführt  i^^^).  Durch  ein  glückliches  Ge- 
schick ist  uns  eines  der  interessantesten,  das  Grab  derSci'» 
pionen  erhalten  worden.  Es  wurde  1780  links  von  der  Ap^ 
pia,  ungefähr  400  Schritte  innerhalb  Porta  S.  Sebastiano  in 
der  Vigna  Sassi  entdeckt,  aber,  wie  gewöhnlich ,  zur  Berei* 
cherung  der  Sammlungen  des  Vaticans  rücksichtslos  geplun« 
dert,  so  dass  man  jetzt  die  daraus  hinweggeführten  Denkmä- 
ler, namentlich  den  Sarkophag  des  Scipio  Barbatus  und  die 
von  den  Wänden  abgesägten  Inschriften  im  Mus.  Piö-Clemen- 
tino  suchen  mnss ,  und  im  Grabmale  selbst  nur  Copien  der 
letztern  eingesetzt  findet  *<)).  In  demselben  Monumente  soll 
auch  Ennius  beigesetzt  worden  sein  *');  ob  aber  die  darin  ge- 


eofutrtietum  est  saxo  quadraio.    Vorher:   obvia   ante  portam  Cape- 
nam  ßiit.    Sehr  irrig  hat  man  hieber  auch  bezogen  Bf  artial.  III,  47. 
Capena  grandi  porta  qua  pluit  ffutta, 
Phrygiumque  MatrU  Mmo  qua  lavat  Jerrum, 
Horait' orum  qua  viret  taeer  eamput, 
Et  qua  pusiUum  fervet  Heroulis  fanum. 
Faustine,  plena  Bassus  ibat  in  reda. 
OiTeohar  beschreibt  der  Dichter  deu  Weg  aach   dem  Laodgate  des 
Bassns,  von  dem  Tbore  ans  immer  weiter  ihn  verfolgend.     Daher  ge- 
hSrt  der  Campus  Horatiomm,  wo  der  Kampf  Statt  gefunden  hatte ,  so 
wenig  hieher  als  das   noch   entferntere  Herculis   faoam,   woraus   nnr 
Panvin  diese  Region  mit  einer  aedicala  Hercuiis  besohenki  hat.    Wie 
die  Vergleichung  mit  IX,  64.  B5.  101.  lehrt,  war  dieses  Fanam  wahr- 
scheinlich nicht  fern   von  dem  Tempel,  in  welchem  sich  Domitiaa  als 
Hercules  darstellen  liess,  am  achten  Meilensteine  der  Via  Appia. 

1089)  Spart.  Getal  7.  Illatusque  est  maiorum  sepulero,  hoe  est, 
Severi,  quod  est  in  Jppia  via  euntibus  ad  portam  dealrum  specie 
Septiionii  exstruetum,  quod  sibi  Hie  vivus  omaverat. 

00)  Aasrdhrlichere Nachricht  darüber  geben  G.  B.  Viscoati,  Mo- 
num»  degli Scipioni.  Rom.  1785  fol.  Niebahr,  Rom.  Gesch,  I.  S.280. 
S  Ausg.  Beschr.  </.  St.  R.  III  A.  S.  612  ff.  Die  Inschriften  auch  b. 
Orell.  550  ff.  Vorzüglich  schSn  ist  die  Grabschrift  des  Sohnes  des 
Africanos  Maior:  QVEI  APICEM  INSIGNE  PIALIS  FLAMINIS  GBS- 
SISTEI  I  MORS  PERFECIT  VT  TVA  ESSENT  OMNIA  |  BREVIA  BO- 
NOS FAMA  VIRTVSQVE  GLORIA  ATQVE  INGENIVM.  QVIBVS  SEI  | 
IN  LONGA  LICVISSET  TIBE  VTIER  VITA  1  FAGILE  SVPERASES 
GLORIAM  I  MAIOUVM.  QVARE  LVBENS  TE  IN  GREMIV.  SCIPIO 
RECIPIT  TERRA  PVBLI  |  PROGNATVM  PVBLIO  CORNELI.  Gross 
auch  durch  ihre  Kurze  die  des  Sohnes  des  Asiaticus :  PATER  REGEM 
ANTIOCO  SVBEGIT. 

91)  Hieron.  p.  379  Rone.  Ennius  poeta  septuagenario  maior 
artieulari  morbo  periit^  sepultusque  est  in  Seipionis  monumento  via 
Appia  intra  primum  ab  urbe  milliarium* 


51»    

fandene  98ste  (auch  im  Vaüean)  ihm  angehöre,  ist  sehr  zwei- 
felhaft. Livias  spricht  von  einer  Statue«  XXX VIH,  56. 
Et  Romue  exira  portam  Capenam  in  Scipionum  monumento 
tres  Mtaiuae  sunt,  quamtn  duae  P.  et  L.  Sdpionwn  dicuniur 
e$9e,  tertia  poetae  Q.  Enniu  Bekanntlich  stritt  man  schon 
damals  darüber,  wo  Scipio  Africanus  Maior  begraben  sei. 

Wegen  der  in  dieser  Region  angegebenen  Thermae 
Severianae  et  Commodianae  s.  den  besonderen  Afi- 
schnitt.  Die  Notitia  nennt  ausserdem  unter  anderen  un«* 
verständlichen  oder  unbestimmbaren  Namen  Aream  Apollmit 
ei  Spei,  während  für  den  letzteren  Namen  das  Curiosum 
Splenis  hat;  endlich  auch  drei  Ehrenbogen:  Arcum  Divi 
Veri,  et  Traüim,  et  Drusi.  Jedenfalls  hat  man  sie  sämmtlich 
über  der  Appia  zu  denken,  und  gewöhnlich  will  man  den  im 
Innern  der  P.  S.  Sebastlano  stehenden  antiken  Bogen  für  den 
Arcus  Drnsi  erkennen  '<>*^),  Die  Benennung  erscheint 
nicht  unpassend,  und  wenn  dagegen  theils  erinnert  worden  ist, 
dass  Sneton  einen  arcus  marmareus  nenne,  während  dieser 
im  Wesentlichen  von  IVarertin  gebaut  sei;  theils  dass  die 
Säulen  das  zusammengesetzte  (römische)  Capitell  haben,  das 
von  Vitniv  noch  nicht  erwähnt  werde  und  zuerst  am  Arcus 
üti  vorkomme,  so  können  diese  Ai^umente  auf  kein  grosses 
Gewicht  Anspruch  machen.  Denn  erstlich  besteht  zwar  der 
Hauptbau  aus  Travertin,  aber  einzelne  llieile  aus  weissem 
Marmor;  und  zu  einer  so  strengen  Genauigkeit  wird  man  Sue- 
ton  nicht  verpflichten  können.  Das  Capitell  aber  würde  immer 
nicht  in  Widerspruch  mit  Vitruv  stehen ;  denn  jünger  ist  der 
Bogen  ja  doch ;  nur  wenigstens  gewiss  älter  als  die  (von  Ca<^ 
racalla)  darüber  gelegte  Wasserleitung,  die  auch  die  Zerstö- 
rung des  obern  Theils  herbeigefiührt  haben  mag.  Vgl.  Pia  t«^ 
uer,  Besckr,  d.  St.  A  III  A.  S.  621.  —  Wie  es  dagegen 
zu  erklären  sei,  dass  das  V^erzeichniss  der  No  tili a  zwischen 
dem  Tempel  des  Mars  und  den  genannten  drei  Bogen  Fltunen 


109t)  SoetOB.  Claud.  I.  Praeierea  senatus  inter  alia  comp  Iura 
marmoreum  areum  eum  tropaeü  via  Appia  deorwit.  Vgl.  Taeit. 
Ano.  II,  83. 


520    — 

AlnonU  auffahre,  ist  mir  unversländiicb.  Denn  was  man  jetzt  AI- 
mone  (Aqnataccio)  nennt,  kann  nie  innerhalb  der  Stadt  geOossen 
sein :  hier  fliesst  nur  die  Marrana,  der  gewöhnlichen  Meinung 
nach  der  alten  aqua  Crabra  entsprechend.  —  Grosses  Inter- 
esse hat,  wie  die  ganzen  Umgebungen  Roms,  namentlich  auch 
die  Gegend  von  S.  Sebastiano  mit  ihren  Denkmälern,  unter 
denen  sich  das  imposante  Grabmal  der  Caecilia  Metella 
(Capo  di  Bove)  auszeichnet.  Aber  hier  muss  nothwendig  die 
Stadtmauer  als  Grenze  dienen,  da  über  diese  hinaus  sich 
schwer  eine  zweite  würde  finden  lassen,  lieber  den  bei  Capo 
di  Bove  liegenden  Circ US  desMaxentius  (gew.  di  Cara- 
calla)  s.  den  Abschn.,  der  die  Circi  behandelt. 

Weniger  lässt  sich  von  der  zweiten  Hälfte  dieses  Gebiets, 
welche  die  zwölfte  Region,  Piscina  publica,  umfasste, 
sagen.  Sie  gehört  zu  den  uns  unbekanntesten  Theilen  der 
Stadt,  und  ausser  dem  noch  am  Aventin  gelegenen,  aber  zn 
dieser  Region  gehörenden  Tempel  der  Bona  Dea  (S.  454.) 
und  den  Thermen  des  Caracalla,  Thermae  Antoninianae, 
nebst  einer  von  demselben  Kaiser  bei  diesen  Thermen  angeleg- 
ten prächtigen  Strasse  ^^*^) ,  kennen  wir  von  den  Gebäuden 
dieser  Gegend  gar  nichts,  so  dass  auch  die  von  der  Notitia  ge- 
nannten Namen  für  uns  bedeutungslos  sind.  Die  Region  um- 
fasste  ausser  dem  Thale  unter  dem  Aventin  hauptsächlich  die 
Höhe  von  S.  Sabba  und  Sta.  Balbina,  so  dass  in  der  servischen 
Mauer  die  ThoreNaevia,  Raudusculana  und  Laver- 
nalis,  in  der  aureUanischen  die  Ostiensis  und  die  Ar- 
deatina  ihr  angehören;  doch  sind  ihre  Grenzen  jenseit  der 
Thermen  schwer  bestimmbar.  Den  Namen  hatte  sie  von  ei- 
nem öffentlichen  Schwimmteiche,  der  aber  schon  in  Augnstus 
Zeit  längst  verschwunden  war»*).    Ausser  den  aus  Gcero, 


1093)  Spart.  Car.  9.  Idem  viam  novam  munivit,  quae  est  sub 
eius  ihermü,  AntoninianU  scilioet,  qua  puhhrius  inter  Ranumas 
plateas  non  facile  quidquam  tnvenias.  AureL  Vict.  Caea.  21. 
aueta  Urbs  magno  aecessu  viae  Novae.  Dia  Strasse  hiess  selbst  Via 
IHova,  wie  man  ans  4er  Notitia  ersieht,  wo  sie  eben  so  angeführt  wird. 

94)  Fest.  p.  %\Z,  PUeinae  pubüeae  hodieque  nomen  manei^ 
tpsa  non  eofstat  ad  quam  et  naiatum  et  ewereitaiiouü  alioqui  causa 
ventebat  populus. 


5*1    

Livins  und  Feslas  angefahrten  Stellen  ist  mir  nnr  noch  eine 
für  die  Region  selbst  unbedeutende  Stelle  bekannt  ><^>«).  lieber 
die  Thermen,  deren  ungeheuere  Ruinen  unter  Sta.  Balbina 
liegen,  s.  den  sie  betr.  Abschn. 

Det  Esquilin  und  die  Subura. 

Dem  Caelius  zunächst  und  nördlich  von  ihm  liegt  der 
Esquilin,  der  leicht  der  umrängUchste  der  sieben  Hügel  ge- 
nannt werden  mag,  wenn  man  darunter  auch  die  Höhe  der 
Ca r inen  begreift,  welche  in  der  servischen  Eintheilung  nicht 
zur  esqailinischen  Region,  sondern  zu  der  ersten,  Suburana 
gehörte.  In  dieser  Ausdehnung  theilt  sich  der  Berg  in  zwei 
ungleiche,  aber  in  derselben  Richtung  westlich  vorspringende 
Zungen,  die  sich  nach  Osten  zu  einem  BergrüciLen  vereinigen. 
Die  um  Vieles  breitere  von  dem  Caelius  durch  das  Thal  des 
Amphitheaters  getrennte,  wo  wir  die  alten  Carinae  finden  wer- 
den, kann  man  als  die  Höhe  von  S.  Pietro  in  vincoli  und  der 
Titasthermen  bezeichnen.  Durch  ein  schmales  Thal,  dem  die 
Via  di  S.  Lucia  in  selci  folgt,  wird  sie  von  der  nördlichen 
Bergzunge- getrennt,  welche  nebst  der  ganzen  östlichen  Aus- 
dehnung des  Berges  die  eigentlichen  Esquiliae  bildet  und 
in  alter  Zeit  in  zwei  Bezirke,  Cispius  mons  und  Oppius 
mons  zerfiel.  Das  fst  die  Höhe  von  S.  Maria  Maggiore. 
Ein  ebenfalls  schmales  Thal,  dessen  Richtung  die  Strassen  Via 
Urbana  und  V.  di  S.  Pudenziana  angeben,  und  das  allmählich 
sich  erhebend  durch  Villa  Negroni  bis  gegen  den  Wall  des 
Servius  hinzieht,  scheidet  den  Esquilin  von  dem  nördlich  gele- 
genen Viminal.  Die  Tiefe  endlich,  welche  sich  zwischen  den 
Spitzen  des  Esquilin,  Viminal  und  Quirinal  eingeschlossen  be- 
findet, ist  die  alte  Subura.  Die  Höhe  des  Berges  ist  bedeu- 
teuder  als  die  der  übrigen:  der  Boden  der  Kirche  S.  Maria 
Maggiore  wird  auf  177  F.  über  dem  Meeresspiegel  angegeben. 


1095)  Ammian.  Marc.  ^VH,  4.  Von  dem  Obelisk  (des  Late- 
rans), den  Gonstaotius  im  CircQS  aafrichteo  Hess :  per  Oitiensem  por- 
tarn  Pücinamque  pubiicam  Circo  Hiatus  est  Maxime. 


532    

Der  Name  Esqmliae,  wofür  vieli  Ea^quiUae  gesebriebea 
wurde,  wird  verschieden  erklärt,  indem  man  ihn  bald  von  ex-^ 
cubiae^  bald  von  wxcolere  ableitete.  Dagegen  scheint  das  AI« 
tertfaum  die  in  neuerer  Zeit  beliebt  gewordene  Ableitung  von 
esculusy  esculeUim  nicht  zu  kennen  ^^*^). 

Die  Topographie  des  Esquilin,  in  wie  fem  es  sich  um 
Bestimmung  der  Lage  einzelner  Gebäude  und  Uebertragung 
antiker  von  den  Schriflstellern  genannter  Namen  auf  bestimmte 
Oertlichkeiten  handelt,  gehört  zu  den  schwierigeren  Aufgaben, 
da  bei  dem  fast  gänzlichen  Mangel  sicherer  durch  Ueberresle 
alter  Anlagen  gegebener  Anhaltepunkte,  die  meistens  sehr  un- 
bestimmten Andeutungen  um  so  weniger  genügen,  als  sich 
in  dieser  Gegend  auch  wenig  alte  Namen  erhalten  haben.  Ei- 
nes der  wichtigsten  Momente  für  die  Erkenntniss  der  Oertlich- 
keit,  ist  die  richtige  Bestimmung  derCarinae.  Die  früher 
allgemeine  und  noch  von  den  italiänischen  Topographen  festge- 
haltene Meinung,  nach  welcher  diese  Carinae  in  die  Tiefe  von 
dem  Forum  Nervae  nach  dem  Amphitheater  gesetzt  werden, 
ist  insofern  entschieden  unrichtig ,  als  unzweifelhaft  der  Name 
die  Höhe  von  S.  Pietro  in  vincoli  bezeichnet.    Es  geht  das 


1096)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  54.  Seeundae  regionis  Exquiliae,  alii 
hat  seripsere  ab  exeubüM  regit  dictatf  alii  ab  eo,  qvgd  BxcuUae  a 
rege  Tuilio  essenL  Hute  origini  magit  eoncinunt  ioea  vicini ,  quod 
ibi  luevt  Faeutalit  et  Larinn  Querquehtlanum  taeellum,  et  lueut  Me- 
JMt  9t  Innonit  Lueinae^  quontm  angutü  ßnet :  nanmirum;  tarn  diu 
tnisn  täte  avarilia  nunc  eti.  Eben  diese  Slelle  ist  es  uDStreitis^ 
welche  za  der  AbleituDg  von  etculut  verleitet  hat,  weil  man  glaubte, 
Varro  wolle  den  Nanen  eben  auch  von  einem  Haine,  einem  eteuleiumy 
abstammen  lassen.  Müller  schaltete  sogar  ein  :  alii  ab  aeseuletit. 
Huie  origini  etc.  Ich  habe  schon  anderwSrts  gezeigt,  wie  schlecht 
Varro*s  Worte  verstanden  worden  sind.  Dass  er  gar  nicht  an  etculut 
dachte,  beweiset  schon,  dass  er  ExquHinus  schreibt.  Vielmehr  meint 
er,  der  Berg  sei  früher  mit  Wald  bewachsen  gewesen ,  woher  sich 
noch  die  vielen  Haine  schrieben;  Servins  TuUias  habe  den  Wald  aas- 
gerottet  und  den  Berg  bebauet.  Es  lässt  sich  nicht  leugnen ,  dass 
diese  Ableituag  grammatisch,  wenn  man  damit  inqnilinut  vergleicht, 
am  meisten  Tdr  sich  hat.  Was  die  Orthographie  anlangt,  so  scheint 
Exquiliae  die  altere  Schreibart  zu  sein.  Vermnthlich  ging  in  der 
Aussprache  der  härtere  Laut  in  den  gelinderen  über,  und  so  schrieb 
man  dann  auch.  Der  Ableitung  von  excubiae  folgt  auch  Ovid.  Fast. 
III,  ;U5. 

jidde  quod  exenbiat  ubi  rex  Romanut  agebat 
Qui  nune  Etquiliat  nomina  eollit  habet  etc. 
Vgl.  Merkel,  p.  GXXVII. 


523    

mit  Gewissheit  hervor  ausDionys.  III,  22.  der  vom  Tigit* 
lam  sororiom  sagt:  fori  if  iv  %ä  aterdunui  tcS  q)igoyri  dn6 
Kaglyr^s  «ex toi  *colg  inl  rov  Kvngior  Igya/uiras  arcra" 
niv.  Stieg  man  also  von  den  Carinen  in  das  Thal  znm  Vicos 
Cyprius  hinab,  so  mussten  diese  offenbar  die  Höhe  einnehmen, 
und  es  wird  sich  diess  eben  so  auch  aus  dem  ergeben,  was 
unten  über  den  Oppius  mons  gesagt  wird.  Auf  diese  Weise 
erklärt  sich  wohl  auch  am  natürlichsten  die  Nachricht  von  dem 
Trnppenmarsche  des  Placcus,  als  Hannibal  vor  Rom  erschien. 
Liv.  XXVI,  10.  In  hoc  tumultu  FuMvs  Flacctis  porta  Ca-- 
pena  cum  exercitu  Romam  ingressus  media  nrbe  per  Carfnifs 
EsqutHas  contendit.  inde  egressus  inter  Bsqvilinam  ColHnam* 
que  poriam posuii  castra.  Es  ist  an  sich  nicht  denkbar,  dass 
der  Umweg  um  die  ganze  Zunge  des  Berges  gemacht  worden 
sei,'  und  in  diesem  Falle  hätte  der  Weg  nur  durch  die  Subura 
gehen  können  ^^'').  Auf  der  anderen  Seite  aber  geht  man 
wohl  auch  zu  weit ,  wenn  man  die  Ausdehnung  der  Carinen 
lediglich  auf  die  Höhe  beschränkt.  Es  streitet  damit  schon, 
dass  nach  Varro  der  Ceroliensis,  eine  tfffenbar  dem  Cae- 
lius  sehr  nahe  Oertlichkeit,  wo  am  Sacellum  Streniae  die  Sacra 
via  begann,  ein  Theil  der  Carinen  war  (S.  224.) ;  und  eben 
so  lassen  sich  andere  Angaben  nicht  damit  vereinigen.  Denn 
in  den  Carinen  lag  eines  der  bedeutendsten  Heiligthümer  des 


1097)  Zar  Vergleichungp  kann  dienen  die  Schildernn;  des  Kampfs 
twiacben  Marias  und  Sulla.  Appian.  Civ.  I,  58.  Die  feindlicbea 
Feldberrn  trafen  a,af  der  Höbe  des  Esqailin  in  der  Gegend  von  S. 
Maria  Maggiore  sasainmen  :  Magios  de  $tal  JSovlnixtoe  antjvroiv  {SvXktf^ 
nsQl  T^v  Aiaiiiktiov  ayoQav.  Nacbdem  Marias  nach  dem  Tempel  der 
Tellus  zurückgeworfen  war,  wie  Piatarcb.  Süll.  9.  sagt,  und  mit 
seinen  Anbängern  in  eiliger  Flncbt  die  Stadt  verlassen  batte,  zog 
Sulla  von  der  Höhe  hinab  auf  die  Sacra  via  nach  dem  Forum :  An p* 
c.  59.  *0  dl  JSvlXae  tot«  fiiv  ig  zyv  Xiyofiivtjv  *Ii^kv  oSov  naQtjtd^e» 
Sein  Weg  geht  nicht  durch  eines  der  nach  der  Subura  führenden  TbS« 
ler:  dortbin  bat  er  eine  andere  Abtbeiluog  seiner  Truppen  gesandt, 
c.  58.  xtf}  o  SüiXaQ  ixoiXei'  re  rovt  vtaXsZg  ix  rov  azQatoitloov ,  xal  iri- 
^vt  xarci  Ttiv  xaXovfiivtjv  ^vßovqgav  oSov  ns^Uns/tnsv ,  p  xata  vwrov 
ro)v  iroXefiiwv  ¥fiiklov  ^aio&at  nt(fiS^afi6vteg,  auch  würde  ihn  ein  sot- 
eber  Weg  gar  nicht  auf  die  Sacra  via  gebracht  haben.  Vielmehr  ist 
es  Jedenfalls  dieselbe  Strasse,  auf  welcher  Flaccas  über  die  Carinen 
gezogen  war,  wo  auch  Sulla  nach  der  Sacra  via  herabsteigt.  Vgl. 
Oros.  V,  19. 


524    

ganzen  Esquiliu,  der  Tempel  der  Tellus,  im  Jahre  484 
im  Kriege  gegen  die  Picenter  von  P.  Sempronias  Sophus  ge- 
lobt und  an  der  Stelle  des  lange  vorher  (266)  niedergerissenen 
Hauses  des  Sp.  Cassius  erbauet.  Dass  aber  dieser  Tempel 
nicht  auf  der  Höhe  anzunehmen  sei,  dafür  spricht  mehr  als  ein 
triftiger  Grund.  Dionysius  nennt  ihn  als  an  der  zu  den 
Carinen  führenden  Strasse  gelegen ,  worunter  nichts  anderes 
verstanden  werden  kann,  als  ein  aus  der  Tiefe  dahin  führender 
Weg ;  aber  gleichwohl  lag  er  entschieden  selbst  im  Bereiche 
der  Carinen,  nahe  dem  Hause  des  Pomp  ejus  ^o'^).  Wollte 
man  nun  auch  annehmen,  er  sei  am  Abhänge  erbauet  worden, 
so  dass  er  zwar  am  Berge,  aber  doch  noch  an  der  zur  Höhe 
führenden  Strasse  gestanden  habe,  so  widerspricht  dem  die 
ausdrückliche  Angabe,  dass  die  Fläche  des  Hauses  des  Cassius, 
oder  doch  der  grösste  Theil  derselben  als  freie  Area  vor  dem 
Tempel  gelegen  habe  '^),  wofür  ja  doch  der  Abhang  gar  keinen 
Raum  darbieten  konnte.     Wird  man  schon   dadurch  zu  der 


1098)  SnetoD.  de  ill.  Gr.  15.  sogt  von  Leoaeus,  eioein  Freige- 
lasseneo  des  Pompejus:  docuitque  in  Carinis  ad  Tellurts  aedem,  in 
qua  regione  Pompeiorum  domus  /uerat.  Die  domus  Pompeiana  in 
Carinis  wird  vielfältig  erwähot.  Dio  Cass.  XLVIJJ^  38.  Saetoo. 
Tib.  15.  Vellei.  H,  77.  Aarel.  Vict.  Vir.  ill.  84.  lal.  Cap. 
Gord.  I.  3.  de  bar.  resp.  23.  Dio  Nähe  des  Tempels  bezeugt  aach 
Appiao.  Civ.  11,  126.  ^Avrwviov  rijv  ßovXijv  auptaXoSyrot  «r«  n^6 
t^fAiga^  is  to  rys  JT^g  if^ov^  ay%oxaTw  fiaXtara  ov  rijs  ointlaQ^AvTwviov, 
Er  bewohnte  oamlich  das  Haus  des  Pompejus.  Vgl.  Cic.  Phil.  I,  13. 
Dio  C  ass.  XLIV,  22.  Jedenfalls  bezieht  sich  auch  Cic.  ad  Quin t. 
fr.  III,  1,  4.  auf  diese  Lage  des  Tempels.  Denn  wie  die  Portieus  Ca- 
tuli  neben  dem  Hause  des  M.  Cicero  war,  so  stand  vermuthlich  das  des 
Qnintns  nicht  weit  vom  Tempel  der  Tellus.  Dieses  war  aber  in  den 
Carinen.  11,3.  Endlich  sagt  ausdrücklich  Serv.  z.  Ae.n.  VIII,  361. 
Carinae  sunt  aed\ficia  facta  in  carinarum  modutn,  quae  erant  circa 
templum  Teiluris, 

99)  Dionys.  VIII,  79.  ort  fitra  xov  ^avarov  xov  Kataalov  ij  x 
ouua  xaxsaxaiptj,  moI  fii%QA  xov  de  aveixai  6  xonos  avx^s  cii- 
d'Qtoe  e^at  xov  veat  x^s  J^V^»  6u  variQoa  i  ^6X*s  naxeaxsvaxs  %a6' 
tfois iv  fU^u  xivl  avx^g  *axä  xr^v  inl  Kagivas  <pigova av  o3ov. 
So  auch  Liv.  II,  41.  dirutas  publice  aedes.  ea  est  area  ante  Teilu- 
ris aedem.  Vgl.  p.  dorn.  38.  Valer.  Max.  VI,  3,  I.  —  Sehr  son- 
derbar klingt,  was  PI  in.  XXXIV,  6,  14.  sagt:  eam  vero  (sUtuam), 
quam  apud  aedem  Teiluris  statvisset  sibi  Sp,  Cassius,  qui  regnum 
effectaverat,  etiam  conflatam  a  censoribus.  Wollte  man  darauf  hin 
den  Tempel  als  alter  und  von  Sempronius  nur  neu  erbaut  annehmen, 
so  bleibt  ausserdem  der  Widerspruch,  dass  erst  über  40  Jahr  nach 
Cassius  Venirthtilung  Censoren  ernannt  werden. 


525    

Annahme  genöthigi,  dass  die  Carinen  sich  von  der  Höhe  wei- 
ter in  die  daranter  gelegene  Hefe  erstreckten,  so  erklärt  sich 
auch  auf  diese  Weise  besser,  was  Varro  von  ihrem  Verhält- 
nisse zur  Subura  sagt,  V,  8.  p.  53.  Eidem  regioni  attributa 
Subura ,  quod  sub  muro  terreo  Carinarum.  Man  hat  auch 
diesen  Erdwail  —  denn  dafür  muss  ja  doch  murus  terreus  gel- 
ten —  auf  die  Höbe  gesetzt ;  aber  wenn  es  auch  selbst  weiter- 
hin von  der  Subura  heisst :  subest  ei  loco,  gut  Terreus  mums 
vocatur.j  so  weiss  ich  doch  in  der  Tbat  nicht,  ob  eine  solche 
Befestigungsweise  auf  der  Höhe  nicht  beispiellos  sein  dürfte, 
und  ob  es  nicht  natürlicher  ist,  sie  in  der  Tiefe,  vielleicht  zwi- 
schen dem  Quirinal  und  dem  Esquilin  anzunehmen.  Endlich 
kann  der  Beiname  in  tellure,  welchen  die  kleinen  von  S. 
Francesco  di  Paola  und  S.  M .  de^  monti  nach  Tor  de'  Conti 
hin  gelegenen  Kirchen  S.  Salvatore  und  S.  Pantaleone  geführt 
haben,  kaum  unter  anderer  Voraussetzung  passend  erschei- 
nen^ —  Die  genauere  Bestimmung  des  Tempels ,  wenn  eine 
solche  überhaupt  möglich  ist,  hängt  mit  der  Frage  eng  zusam- 
men, wo  der  mehrmals  erwähnte  Vicus  Cyprius  ^^^^)  ge- 
wesen sei.  lieber  ihn  ist  die  bedeutendste  Stelle  die  Erzählung 
von  der  Ermordung  des  Servius  bei  Liv.  I,  48.  Ipse  prope 
exsanguis  quum  semianimi  regio  comitatu  domum  se  recipe^ 
rely  pervenissetque  ad  summum  Cyprium  vicum,  ab 
tiSf  qui  missi  ab  Tarquiniofugientem  consecuti  erant,  inter-- 
ßcitur.  Weiterhin  heisst  es  von  der  TuUia,  welche  ebenfalls 
von  der  Curie  aus  denselben  Weg  nimmt:  quwn  domum  se 
reciperelf  pervenissetque  ad  summum  Cyprium  vi  cum, 
ubi  Dianium  nuperfuit^  ßectenii  carpentum  dextra  in  Vir- 
bium  1)  clivumy  ut  in  collem  Esquiliarum  eveheretur^  re- 


1100)  Diess  scheint  die  einzig  zuISssige  Sehreibart  za  sein.  Va  rro 
L.  L.  V,  3)2.  p.  158.  Ficus  Cyprius  a  cypro,  quod  ibi  Sabini  cives 
additi  consederunt,  qui  a  bono  omtne  id  appellarunt.  Narrt  eyprum 
Sabine  bonum.  Wer,  wie  Speng^el ,  Cipriu9  schreibt^  tbot  es  liegen 
die  besten  Handschriften  und  die  Autorität  des  Livins  und  Dionysius. 

1)  Ob  diese  Form  des  Namens  sich  vertheidigen  lasse,  wi^  Mer- 
kel z.  Ovid.  Fast.  p.  C^CLVi.  namentlich  wegen  des  Zusammentref- 
fens mit  einem  Dianium  und  einer  Aehnlichkeit  zwischen  der  Todes- 
art des  Servius  und  des  Virbius  (Hippolytus)  meiot,   das  scheint  doch 


526    

iUtit  paüidus  atque  inkibuit  ßrenoM  tr,  qm  iumenia  mgebmi^ 
iacenUmque  domnae  Servium  trucidatum  estendii.  Foedum 
inhumanumque  mde  traditur  scebis ,  momtmentoque  locus  est: 
Sceleratum  ticum  vocant,  quo  amens  —  TulUa  per 
pairis  corpus  carpmtum  egisse  fertur  ^^^^).  Servias  wolmte 
auf  dem  Esquilin  ^) ,  wobei  man  nicht  an  die  Höhe  der  Cari- 
nen,  sondern  an  den  eigentlichen  Esquilin  zu  denken  hat ;  sei 
es  nun  die  schmälere  Zunge,  oder  der  östliche  TheÜ  der  brei- 
teren. Indem  man  nun  der  Meinung  war,  ebendaselbst  habe 
sich  auch  das  Haus  des  Tarquinius  befunden,  und  damit  die 
Voraussetzung  verbindend,  dass  die  königliche  Wohnung  über 
dem  Vicus  Patricius  (im  Thale  zwischen  dem  Esquiliir 
und.Viminal)  gelegen  habe,  hat  man  angenommen,  dass  der 
Vicus  Sceleratus  dem  Anfange  der  Via  di  S.  Lucia  in 
selci  entsprochen  und  der  Clivus  Orbius  links  von  dem* 
selben  zur  Höhe  (der  schmäleren  Zunge)  geführt  habe  ^).    Al- 


zweifelbaft.  JVicht  aar  heisst  der  Clivns  bei  Festnsp.  f82.  Orhius, 
•ondcro  aaeh  bei  Solin.  1,  25.  Urbius,  nnd  so  flodet  es  sieh  ja  aoek 
in  guten  Handschriften  des  Livios.  Bei  Dionys.  IV,  39.  ovtos  6  or«* 
vamoC,  "OXfliog  xaXovfjtevoe  Ttgoregoif ,  <f  ixdvov  tov  Seivoo  »al  fivaa- 
^ov  na&oue  j^ceß^s  viro  'jPfoptauxtP  narä  r^v  TPar^toy  yltivTap  xoXmU 
räi.y  wo  der  Vaticanus  anch'^OQ^iog  hat,  scheint  eine  Verwechselung^ 
Statt  zu  finden;  denn  nicht  der  Clivns  Orbius  wurde  wohl  Sceleratus 
l^enaont;  sondern  ein  Tbeil  des  Vicns  €yprius.  Jedenfalls  aber  ist  die 
Lesart  des  Vatie.  die  richtig^e;  denn  nimmermehr  hätte  es.Diooysius 
einfallen  kOnnen,  den  Vicus  Cyprius  durch  '*Olßios  zu  übersetzen, 
selbst  wenn  er  eine  Ahnung  von  dem  angebliehen  sabiniichen  Ur- 
sprünge gehabt  hätte. 

1102)  D  Ion ys.  IV,  39.  sagt  nur  sehr  allgemein  :  iyyvs  ovra rys  oU 
tUa9  ^Brj  TOV  ToÜiiov  natahtßavtBQ  xariaaa^av.  und  weiter  lasst  sich 
ans  der  Erzählung  fnr  die  Oertlichkeit  nichts  abnehmen. 

3)  Liv.  I,  44.  dcinceps  äuget  Esquiiias ,  ibique  ipse ,  ut  looo 
dignitOM  Jleret,  habitat.  Dionys.  IV,  13.  l'v&a  «eU  avzoi  inot^üarö 
Tt^v  oherjaiv  iv  r^  nQaxiaxo/  xiJQ  laxvXiag  ro7r<u.  Wenn  aber  die  Woh- 
nung von  den  Neueren  bald  anf  dem  Cispius,  bald  auf  dem  Oppius  an- 
gegeben wird,  so  ist  für  das  Eine  so  wenig  Grund  vorhanden  als  für 
das  Andere;  und  wenn  Solin.  1,25.  sagt:  svpra  clivum  Urbium,  so 
ist  das  jedenfalls  nur  aus  obiger  Erzählung  geschlossen. 

4)  Urlichs,  Beschr.  d.  St.  R.  III  B.  S.  191.  Bei  Fe^tus, 
p.  18!^.  Orbius  eUvus.  und  p.  333.  Sceleratus  vicus,  wird  allerdings, 
so  viel  sich  aus  den  verstümmelten  Worten  schliessen  lässt,  die  Sache 
so  dargestellt,  als  sei  Tollia  nach  der  väterlichen  Wohnung  geeilt, 
um  davon  Besitz  zu  nehmen.  Livius  sagt :  guum  domum  se  recip»^ 
ret,  und  eine  gemeinschaftliche  Wohnung  des  Servius  und  Tarquinius 
lässt  sich  nicht  wohl  denken.    Aber  es  ist  ja  auch  die  Lage  der  er* 


S87    

Im  aber  eia  solches  Verhältniss  des  königlichea  Haoses  asum 
Yieiis  Patricias  giebt  es  gar  keine  Andeatang;  man  hat  nnr 
wiliktihrlich  darauf  geschlossen  nach  Paal.  Diac.  p.  221. 
PairieiuB  tricus  Romae  dictus  eo ,  quod  ibi  patricü  habitave^ 
ruaij  iubenie  Servio  TulliOj  ut^  si  qvid  moKrentur  adoernu 
ipsum^  ex  locü  superioribus  opprimerentur»  Will  man  auch 
dieser  seltsamen,  darch  kein  anderes  Zengniss  beglanbigten 
und  eine  höchst  sonderbare  Vorstellong  von  dem  Verhältnisse 
der  Patricier  zur  königlichen  Macht  verrathenden  Notiz  wirk« 
lieh  eine  historische  Gültigkeit  zugestehen,  so  ergiebt  sich 
doch  darans  für  die  Lage  der  Königswohnung  gar  nichts ,  als 
dass  sie,  was  wir  ohnehin  wissen,  auf  der  Höhe  war.  Ans* 
serdem  aber  wird  die  Wohnung  des  Tarqninius  ausdrucklich 
von  der  des  Servins  unterschieden.  Solin.  1,  25.  Servius 
Tultius  Esfiiiliis  stipra  clhum  Urbium  — .  Tarquinius  Super- 
bus  et  rpse  Esquiliis  supra  clivttm  Pullium  ^^^^)  ad  Fagutalem 
lucum.  Wenn  auf  diese  Weise  nirgend  ein  Grund  vorbanden 
ist,  den  Vicus  Cyprios  in  der  Via  di  S.  Lncia  in  selci  zn  er- 
kennen, so  stehen  im  Gegentheile  einer  solchen  Annahme  we- 
sentliche Bedenken  entgegen.  Denn  nach  Dionysius  war 
dasTigillum  sororium,  jenes  avju^oQag  jttvfj/iuioy,  wel- 
ches das  Andenken  an  den  Schwestermord  des  Horatius  er- 
hielt, an  dem  Clivus,  der  von  der  Höhe  der  Carinen  nach  dem 
Vicus  Cyprius  führte.  Nun  nennt  aber  die  Notitia,  und 
zunächst  das  Curie sum  urb.  R.  in  dieser  Region  folgende 
Punkte :  Reg^.  ly^  Templam  Pacis.  Continet  Portieum  ab- 
sidaiam.  Aurewn  bucinum*  Apolünem  Sandaliarium.  Tem- 
plum  Teiiurts.  Ttgillum  tororium.  Colossum^ 
Metam  sudan fem  eic.  Daraus  folgt,  dass  das  Tigillum  sor. 
nicht  weit  von  dem  Colossus  Neronis  bei  dem  Amphitheater 
war,  und  mithin  auch  in  dieser  Gegend,  keinesweges  in  dem 


Stereo  bo  nD|pewiss,  dass  mao  eben  aueb   aa  einen  über  die  Garioea 
rührenden  Weg  denken  kann. 

1105)  Ihn  erwähnt  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  158.  Simili  de  eauta 
Puiiius  et  Coseonius  (clivi),  quod  ab  his  vioeuris  dieuntur  aed{fieait. 
Das  ist  die  von  Müller  wiederhergestellte  Lesart  der  Handschriften, 
nieht,  wie  die  Aasgaben  haben,  Publiiiu», 


528 

Thale  von  S.  Lucia  in  selci,  der  Vicas  Cyprios,  der  hier  sum* 
nms  hiess,  nicht  weil  es  stht  Insserstes  Ende  war ,  sondern 
nach  der  Analogie  von  Htmma.  Sacra  via^  summa  Nova  üur , 
f^iprma  f%/irVi ,  weil  es  der  hiSohsle  Pankt  der  ansteigenden 
Strasse  war.  Nar  dieser  Tbeil  wurde  in  Folge  jener  Schand- 
that  Vicas  Sceleraius  g^Ainl^^^^).  Das  Verzeichniss 
der  Noiitia  nennt  ans  die  übrigen  uns  wohlbekannten  Gebäude 
der  Region  in  so  entschieden  riohiiger  Reihenfolge,  dass  auch 
an  der  Richtigkeit  der  vorhergehenden  Angaben  nicht  gezwei- 
felt werden  kann^  und  wir  messen  daher  annehmen,  dass  auch 
der  Tempel  der  TeUiis  nicht  sehr  Entfernt  vom  Colosse  war, 
da  zwischen  beiden  vom  Curiosäm  nur  das  Tigillam  sororium 
genannt  wird,  während  die  iifarigen  Aasgaben  vor  diesem  noch 
Horrea  charlaria  anführen*  Ans  dem  allen  ergiebt  sich  das 
freilich  ziemlich  unbestimmte  Resultat,  dass  der  Vicus  Cyprius 
eine  unter  der  Höhe  der  Carinen  hinlaufende  Strasse  war  und 
dass  der  Tempel  etwa  in  der  Gegend  zwischen  S.  Pantaleone 
und  S*  Maria  de^  Monti  gelegen  haben  kann  ').  Eine  genauere 
Bestimmung  scheint  um  so  weniger  statthaft,  als  es  sich  nicht 
klar  ergiebt,  ob  Servius  nach  Livius  Darstellung  von  der  Cu- 
rie den  Vicus  Cyprius  entlang  seinen  Weg  nahm ,  oder  ob  er 
denselben  nur  berührte. 

Das  mehrerwähttte  Tigillum  sororinm,  ein  quer  über 


1106)  Nor  80  erkIMrt  sich  Varro  V,  33.  p.  159.  Prope  hvne  (Cy 

fitinm)  viüus  Seeierahu  «tc.    Vgl.  aasMr  den  schoa  angeführten  Siel* 
en  Ovid.  Fast.  VI,  595  ff. 

7)  Nnrdini,  Rom»  ant.  I.  p.  3127.  fuhrt  eioe  Stelle  «us  den 
Actis  S.  Gordia  Dl  ao,  aas  der  er  nicht  ohne  Grond  anf  die  Nach* 
baracfaaft  des  Fornm  Nervae  schUesst :  Cletnentianui  praeoepit  ei  ea- 
put  amputari  ajite  templum  in  Tel  iure  corpusqite  eittg  proiici  ante 
Paltadi*  aedem  in  loeum  supra  dictum»  nnd  wahrseheinlich  ist  es 
anch,  dass  bei  Anas  las.  Vit.  S.  Coro,  p,  22  Blanch.  quem  tarnen 
iussit  tibi  praetentari  cum  praejecto  Urbit  in  interludo  noctu  ante 
templum  Palladis.^  wo  die  Handschriften  in  tellude,  intelure  nnd  tu 
tellure  geben,  das  Letztere  die  wahre  Lesart  ist.  £in  Fragment  des 
capitolinischen  Plans  (t.  XIIL)  zeigt  zwei  parallel  liegende  Tempel, 
bei  denen  sich  leider  nur  noch  die  Inschrift  AEDES  findet.  Eine  ne- 
ben ihnen  lanfeude  Strasse  ist  mit  den  Buchstaben  INTEL  bezeich- 
net, was  schon  Bellori  fiir  in  Tellnre  erklärte.  Die  Tempel,  wel- 
che Ganina  dem  falschen  Rnfns  znfolge  dem  Sol  and  der  Lnna  zu« 
eignet,  lassen  sich  nicht  bestimmen  ;  es  scheint  aber  allerdings ,  dass 
ein  grösserer  Bezirk  den  Namen  in  Tellure  gefahrt  hat. 


52» 

die  Strasse  gezogener  Balken ,  zur  Erinnemiig  an  das  Joeh, 
unter  welchem  Horatius  zur  Sahne  des  Schwestermords  hatte 
hindurch  gehen  müssen,  verdankte  seine  Erhaltung  bis  in  die 
späteste  Zeit  —  der  Notitia  zufolge  bis  in  das  fünfte  Jahrhun* 
dert  —  den  eben  auf  jene  Begebenheit  sich  beziehenden  Stihn- 
opfem,  welche  jährlich  an  den  daneben  errichteten  Altären  der 
Inno  Sororia  und  desIanusCuriatius  Statt  hatten  ^^o*)« 
Ueberbanpt  ist  der  Esquilin  reich,  zwar  nicht  an  grösseren 
Tempeln,  aber  wohl  an  alten  heiligen  StäUen ;  ehe  jedoch  von 
ihnen  ^ie  Rede  sein  kann,,  sibd  erst  die  übrigen  zum  6d)iete 
des  Berges  gehörenden  Thäler  zu  betrachten.  Zwischen  ihm 
und  dem  Caelins  liegt  zuvörderst  das  Thal  des  Colosseum. 
Hier  war  jedenfalls  der  Bezirk,  welcher  in  alter  Zeit  Gerö- 
ll ensis  genannt  wurde,  nach  Varro  *)  ein  Theil  der  Cari- 


1108)  L  iy.  I,  %6,  (pater)  qttibuMdam  piaeuktHbtu  MOWi/teiU  /aetü, 
quae  deinde  genti  Horatiae  tradita  sunt,  irantmüsit  per  viam  tigillo 
eapite  adoperto  velut  sub  iugum  mint  iuvenem»  Id  hodie  quoque  pw 
bliee  semjjerrqfeetum  manet,  ^  Sorortum  tigil/um  voamt,  D  l o  o  vs. 
III,  7'2»  MOHeivot  ßtofAOv«  tdffvaofisyoi  dvo,  top  fiiv^Il^ag,  ^  liXoyx^  int^ 
OKonetv  ä9eX(pas*  top  9*  'in^ov  tmxmQiov  ^$ov  ztyoQ  ij  daifiovoSy  *Iapov 
JbtyofUvov  %aza  n^v  imwaf^tov  yXwTtap ,  iaatvvftov  di  Ko^axltov  TÖiv 
avai^t&ivToiv  avaxfftwv  vnb  roS  av3^6s'  nal  &voias  rivae  in  clvtoXs 
noa^aayriQ  roig  xe  aXXoit  tta^a^fioZf  ^^«rafroy  utü  relevruivTec  vwnyar 
yov  Tov  'O^ariov  vno  ivyov,  —  ^or*  a  iv  rf  msvom^  ».  r.  X.  —  it^a 
o'l  X8  ßwfiol  lUvovotv  oiTOTS  iSgvd'ivTtt,  xal  ivkov  vTvi^  ttvtdiv  xixaTiu 
Svol  vots  avxutov  aXl^lwvToiiois  iytjQM)afUvov,  6  ylvtxat  xoZs  i^wvoiv  vni^ 
netpotlng  xalovfjtsvor  x^  *Putfiaiitfj  otaXittxw  avXov  aif  tXipiji,  touro 
filv  dff  t6  x^Q^ov  xijs  avfi(po(fae\ov  ai'9^69  fipijfistov  iv  xfi  n6?,ei  Vx$ 
avXaxTBif  -d'voiaiQ  ytQtugofjupov  wA  'Pwfiralwp  «a^  axaaxw  ivutvtor. 
Fest.  p.  297.  Sororium  ttgillum.  —  duo  ti^Ula  tertio  stiperieeto, 
quae  pater  eiu$  constituerat^  velut  *ub  iugum  mistuM  /  tubit ,  conse- 
cratisque  ibi  aris  lunoni  Sororiae  et  lano  Curiatio  Itberatua  omni 
noxia  sceleris  est  auguriis  approbantibtis.  ex  quo  sororium  id  tigil" 
tum  est  appellatum.  Vgl.  Paul.  Diac.  p.  307.  Aurel.  Vi  ct.  vir. 
ill.  4,  9.  quod  nunc  quoque  viae  suppositum  (1.  auperpositam)  Soro^ 
rium  appellatur. 

9)  L.  L.  V^  8.  p.  52.  Carinae  et  inter  eas,  quem  looum  Cero- 
liensem  appellatum  apparet,  quod  primae  regionis  quartum  saerä» 
rium  scriptum  .sie  est:  „Cerolienses  quatriceps  circa  Minervium  qua 
in  Caelio  monte  itnr  in  Tabernola  est/^  Ceroliensii  a  carinarum 
iunetu  dietus  Carinae^  postea  Cerionia,  quod  hinc  oritur  caput  Sor 
erae  viae,  ab  Streniae  sacello  quae  pertinet  in  arcem  ejbc.  Vgl. 
S.  220.  Eioen  Hain  der  Sirenia  oeoDt  Symmach.  ep.  X,  35.  jib 
exortu  paene  urbis  Martiae  strenarum  usus  adolevit  ßuetoritate  re- 
gime Tatii^  qui  verbenas  Jelicis  arboris  ex  luco  Strenuae  anni  novi 
auspices  primus  accepit, 

34 


530    

neiif  obwohl  aus  fletnen  überaas  dunkeleii  Worten  sich  nicht 
zn  einer  denttiehen  Vorslellung  gelangen  lässt.  Nun  ist  ans 
dem  Argeerfinagmente  ersichtlich,  dass  diese  Oertlichkeit  dem 
Caelius  beüiachbart  sein,  und  dass  das  Sacellum  Stre- 
niae  schon  in  der  Tiere  unter  dem  Esquilin  liegen  musste, 
da  hei  ihm  die  Saera  via  ihren  Anfang  nahm.  Man  irrl 
also  wohl  nicht,  wenn  man  diese  Kapelle  uQter  die  Titus- 
thermen  setzt,  etwa  dem  Aufgange  zum  Caelius,  jetzt  Via 
delia  Navicella,  gegenüber.  Den  östlichen  Fortgang  des  Thals, 
wo  zwischen  Via  Lavicana  und  V.  di  S.  Giovanni  dieiUrehe 
S.  demente  liegt,  pflegt  man  als  die  im  Argeerfragmente  ge* 
nannte  Tabernola  zu  betrachten,  ohne  eigentlich  sagen  zu 
können,  welche  Bedeutung  auch  nur  der  Name  haben  könne. — 
Weiter  wird  über  diese  ganze  Gegend  nichts  bekannt,  bis  auf 
Nero,  welcher  in  dieser  Tiefe  die  schon  erwähnten  Hagna^ 
zu  der  aurta  domus  gehörig,  anlegte.  An  ihrer  Stelle  er- 
bauete  Vespasian  das  riesenhafte  Amphitheater,  über  wel- 
ches der  von  den  Gebäuden  für  Schauspiele  handelnde  Ab- 
schnitt nachzusehen  ist.  Nahe  diesem  noch  jetzt  dem  Römer 
zum  Stolze  gereichenden  Wunderwerke  stehen  zwei  interes- 
sante Denkmäler,  das  eine  grösstentheils  zerstört,  das  andere 
verhältnissmässig  wohl  erhalten.  Ersteres  ist  die  Met a  Su- 
dans, ehedem  ein  gewiss  prachtvoller  Springbrunnen,  von 
dem  freilich  jetzt  nur  eine  klägliche  Ruine  in  der  Mitte  des 
Beckens,  welches  das  Wasser  aufnahm,  zu  sehen  ist.  Nach 
den  Chronisten  war  es  ein  Werk  Domitians  ^^^^),  wobei  es 
zweifelhaft  bleibt,  ob  schon  vor  ihm  sich  an  dieser  Stelle  ein 
solcher  Springbrunnen  befunden  habe ,  da  allerdings  derselbe 
Name  schon  früher  vorkömmt  ^^).  —    Das  zweite  wichtigere 


1110)  HieroD.  p.  443  Rone.  Prosp.  Aquit.  p.  67i.  Gassiod. 
Gbron.  t.  II.  p.  198.  Gatal.  imp.  Vienn.  p.  243. 

11)  Senec.  ep.  56.  In  ii$ ,  qua»  me  nn»  avoeatione  cireumr- 
sirepuntf  essedas  transeurrenUt  pono,  »t  fahrum  inquilinum^  et  «ar- 
rarium  vieinum,  aut  hune,  qui  ad  Metam  sudantmn  tabulas  experi- 
iur  et  tibias  etc.  Der  Name  scheiot  mit  der  Beschaffenheit  der  Raine, 
namentlich  wie  sie  froher  befanden  worden ,  in  keinem  rechten  Ein- 
klänge  na  stehen^  and  es  könnte  diess  vielleicht  der  Annahme,  daas 
der  Sprinsbmnnen  an  die  Stelle  einer  früheren  Meta  tadans  getreten 


531 

Benkmal  ist  der  Triamphbogea  Consiantins  am  Ein- 
gange  zu  dem  Tbale  zwischen  dem  Palatin  und  Gaelius  nach 
seinem  Siege  über  Maxentius  errichtet,  wie  die  Inschrift  anf 
beiden  Seiten  aussagt  ^i^^).  Besondem  Werth  verleihen  dem 
schon  durch  seine  historische  Bedeutung  hoch  interessanten 
Monumente  die  vortrefflichen  Sculpturen,  welche  einer  viel 
besseren  Zeit  angehörend  zum  Schmucke  desselben  verwendet 
sind.  Es  sind  theils  Statuen  gefangener  Dacier,  theils  Reliefs, 
welche  sich  auf  Trajan  beziehen  und  aus  seiner  Zek  stam* 
raen  ^^).  Cregen  sie  stechen  die  geistlosen  Reliefs ,  welche 
aus  Constantins  Zeit  selbst  hinzugekommen  sind ,  seltsam  ab. 
Seine  gute  Erhaltung  verdankt  der  Bogen  jedenfalls  der  Ver- 
ehrung, welche  man  gegen  den  ersten  christlichen  Kaiser 
hegte;  auffallend  ist  es  aber,  dass  er,  der  gleichsam  auf  der 
Grenze  von  vier  Regionen  steht  (der  II.  Caeliraontana ,  der 
in.  Isis  et  Serapis,  der  IV.  Sacra  via,  und  der  X.  Palatium), 
von  der  Notitia  in  keiner  derselben  genannt  wird. 

In  dem  Thale,  welches  die  schmälere  Zunge  des  Esqui- 
lin  von  dem  Viminal  scheidet,  war  derVicus  Patricius, 
in  der  Richtung  der  heutigen  Via  urbana  und  Via  di  S. 
Padenziana.  Die  Rechtfertigung  dieser  Annahme  wird  sich 
sogleich  aus  der  Bestimmung  des  Cispius  Mons  ergeben. 
Die  Tiefe  aber,  welche  von  den  Spitzen  des  Esquilin,  Vi- 


sei,    zar  Unterstützang   dienen.     Vgl.    Fieoroni,    Festig,   di  Rom. 
ant.  I,  §.  Nrebnhr,  Beschr.  d.  St.  R.  Hl  A.  S.  31!^. 

1112)  IMP.  CAES.  FL.  CONSTANTINO.  MAXiMO.  P.  P.  AVGV- 
STO.  S.  P.  Q.  R.  QVOD.  INSTINCTV.  DIVLMTATIS.  MENTIS.  MA- 
GNITVDINB.  CVM.  BXERCITV.  SVO.  TAM.  DB.  TYRANINfO.  QVAÜI 
DB.  OMNI.  BIVS.  FACTIONB.  VNO.  TEMPORE.  IVSTIS.  REMPV- 
BLICAM.  VLTVS.  EST.  ARMIS.  ARCVM.  TRIVMPHIS.  INSIGNEM 
DICAVIT. 

13)  Man  bat  deshalb  annebmeD  wollen,  der  Bogen  habe  urspriing- 
licb  dem  Trajan  gegolten,  and  sei  dann  Constantin  geweiht  worden, 
unter  HininfägiiDg  auf  ihn  bezüglicher  Bildwerke)  AUeia  weon  anek 
im  Ganzen  die  Gonstruction  der  Arkaden  eine  bessere  Zeit  zu  verra- 
then  scheinen  könnte,  so  wird  diess  doch  durch  die  Mischaog  von  Ar- 
chitektnrstücken  verschiedener  und  spaterer  Zeiten,  welche  gleich  beim 
ursprünglichen  Bane  verwendet  worden  sind,  hinlänglich  widerlegt.  S. 
darober  Nie  bahr,  Beschr,  d,  St.  R.  III  A.  S.  314  ff.,  wo  sich  anch 
eine  aosrdhrliche  Bescbreibaog  findel.  Abbildangeo  bei  Bellori, 
r»t.  are.  Aug.  t.  23.  OTerbeke,  Restes  de  Vane,  R,  II.  t.  8.  9. 
Piranesi.  jint.  Rom,  L 

34* 


5» 

minal  and  Qairinal  eingeschlossen  wird,  war  die  vielbe- 
rühmte  Sabura,  einer  der  lebhaftesten  Bezirke  des  allen 
Rom.  Es  ist  alle  Tradition,  dass  lange  wohl  ehe  die  erwei- 
terte Stadt  sich  bis  hieher  erstreckte,  und  unabhängig  von  der- 
selben sich  hier  eine  dorfahnliche  Niederlassang  befand,  die 
auch  nachdem  die  Carinen  zur  Stadt  gezogen  waren,  sich  ge- 
sondert erhielt.  So  giebt  Varro  an,  L.  L.  V,  8.  p.  53. 
Subura  luntus  $cribit  ab  eoy  quod  ßierit  nib  antiqua  urbe; 
quoi  iestmoniwn  potest  esse,  quod  subest  ei  ioco,  qui  Terreus 
murus  vocatur*  Sed  ego  a  pago  potius  Suceusano  diciam 
puio  Suecusam ;  nunc  scribüur  teriia  Utera  C,  non  B.  Pagus 
Suecusanus,  quod  suecurrü  Cerinü.  Das  wird  erläutert  durch 
Fest  p«  309.  Suburam  Ferrius  alio  libro  a  pago  Suceu^ 
sano  dictam  aä:  hoc  vero  maxime  probat  eorum  auctoriiatOy 
qui  aiunij  ita  appeUaiam  et  regionem  urbis  et  tribum  a  sta* 
tivo  praesidioy  quod  solitum  sit  succurrere  ExquilOs ,  infe- 
stantibus  eam  partem  Gabinis.  indicioque  esse^  quod  adhuo 
ea  tribus  per  C  literam,  non  B  scribatur.  Vgl.  p.  302.  Suc' 
cusanam  tribum.  und  Quint.  I.  0.  I,  7«  et  Subura^  quum 
tribus  iiteris  notatur,  C  tertiam  ostendit  (SYC.)  m*).  Wie  es 
demungeachtet  gekommen  sei,  dass  trotz  des  scheinbar  unter- 
geordneten Verhältnisses  dieses  Stadltheils  mit  Hintansetzung 
des  Caelius  und  der  Carinen  die  erste  Region  in  der  serviscben 
Eintheilung  Suburana  genannt  worden,  bleibt  ein  ungelösetes 
Problem.  Noch  jetzt  fuhrt  der  Anfang  der  Strasse,  welche 
in  ihrem  Forlgange  Via  di  S.  Lucia  in  selci  heisst,  den 
Namen  S üb urra  und  wohl  ist  es  möglich,  dass  diese  ganze 
Strasse  zur  alten  Subura  gehörte  und  man  in  ihr  die  JSv- 
ßovQ^a  odoQi  welche  Appian  nennt  (Anm.  1098.),  zu  er- 
kennen hat;  vielleicht  war  diess  die  zweimal  erwähnte  Su- 
bura maior.  Dagegen  ist  die  weitere  Ausdehnung  bis  un- 
ter den  Quirinal  durch  den  Beinamen  der  schon  im  fünften 
Jahrhunderte  erbaueten  Kirche  S.  Agala    alla  Subnrra  (im 


IIU)  Eine  seltsame  Etymologe  giebt  der  Sehol.  Craq.  i.  Hör. 
Epod.  V,  58.  Subura  autem  dieta  est  a  tuburendo^  quod  in  ea 
regione  Romae  aliquando  subustionibu»  paludeta  Heeata  sint.  Vgl. 
Husch  ke,  Verf,  d.  Serv,  S.  57. 


■    ■  ■    533 

Mittelalter  bald  m  StAurray  bald  super  Subura)  beglaubigt. 
Ob  der  Aufgang  nacb  dieser  Kirche  und  dem  Quirinal  fiir  die 
yon  Martial  V,  22,  5.  genannte  aüa  semita  Suburani  elm 
gelten  könne,  wird  im  folgenden  Abschnitte  besprochen.   Die 
mannigfaltigen  Crewerbe,  welche  in  dieser  Gregend  getrieben 
wurden,  machten  die  Subura  zu  einem  der  lebendigsten  Stadt- 
tbeile  und  es  wird  das  Gewühl  und  der  Lärm,  welcher  hier 
herrschte,  ron  Martial  namentlich  mit  lebhaften  Farben  ge- 
schildert ^^1^).  Vorzüglich  scheint  es  daselbst  eine  Menge  Cau- 
ponen  gegeben  zu  haben  und,  was  sich  gern  damit  yert)and, 
sabfareiche  Freudenmädchen  ^^).    Indessen  wohnten  in  der  Su- 
bura auch  angesehene  Familien  ^'),  und  in  keinem  Falle  wird 
man  den  ganzen  Bezirk  nur  als  Ort  niedriger  Gewerbe  am 
•denken  halben.  —   Von  öffentlichen  Gebäuden  dagegen ,  oder 
loeis  reUgiosii  der  Subura  ist  gar  nichts  bekannt^   als  die 
iibrigens  auch  ganz  unbestimmbare  Turris  Mamilia,  wo 
Id.  Octobr.  die  Suburanenses,  wenn  sie  über  die  Sacravienses 
die  Oberhand  gewannen,  den  Kopf  des  dem  Mars  geopferten 
Pferdes  anhefteten  i*). 

Was  nun  die  Höhe  des  Esquilin  selbst  anlangt,  so  theilt 
sie  sich  politisch  in  drei  Theile  ab:  dieCarinae,  Oppius 
mons  undCispius  mons.  Wie  weit  sich  der  Bezif'k  der 
Carinen  yon  S.  Pietro  in  yincoli  östlich  ausgedehnt  haben 
möge,  wird  sich  kaum  bestimmen  lassen.    Diese  Höhe  fährte 


11t5)  V,  22.  XII,  18.  Das  Beiwort  elamosa  bexiebi  sich  wahi^ 
scheiolich  auf  das  Aasrafen  geriD^rdgigerWaareo  und  Speisen,  welche 
Heromiriiger  feil  boten.  Vgl.  Becker,  Gallu*.  I.  S.  244  f.  Aeholieh 
heisst  sie  bei  luven.  XI,  51.  fervens.  —  Ein  eigentlicher  Vcrkaufs- 
platz,  forum,  war  hier  wohl  nicht;  vielmehr  sind  es  HSker,  canpones, 
vou  welchen  der  unbemitteltere  seine  Bedürfnisse  im  Einzelnen  kauft. 
Mart.  VII,  31,  12.  X,  94,  5.  Einpn  Blick  in  das  Treiben  dieser  Gegend 
gestattet  auch  luven.  XI,  136  ff.  wo  die  perguia  eines  structar,  der 
in  dieser  Kunst  unterrichtet,  sehr  interessant  geschildert  wird. 

16)  Mart.  VI,  66.  XI,  61,  3.  78.  Pers.  V,  32. 

17)  So  Caesar:  Suet.  Caes.  46.  Habitavit  primo  <Z  Subura 
modieU  aedibuB,  und  in  Martinis  Zeit  L.  Arruntius  Stella.  XII,  3,  ». 

18)  Fest.  p.  178.  Oeiober  equus.  —  de  euiuM  capite  non  levis 
eontentio  solebat  esse  inter  Suburanenses  et  Saeratnenses ,  ut  hi  in 
Regiae  pariete,  Uli  ad  turrim  Mamiliam  id  figerent.  V^nU  Diac. 
p.  131.  Mamilia  turris  intra  Suburae  regionem  a  Mamtlto  nomen 
aeoepit.    Vgl.  Plutarch.  Qnaest.  Rom.  97. 


r-     534 

moeh  im  seohzebnteii  Jabrfaunderte  denNamen  te  Carra^^^^}; 
aber  wie  weit  derselbe  gereicht  habe,  wird  nicbi  geiia^er  an- 
gegeben. So  viel  scheint  indessen  als  gewiss  anzHoehniea, 
dass  der  grössere  Theil  der  breiteren  Zunge  davon  ausgescUos^ 
sen  werden  niuss.  Es  folgt  diess  fast  mit  Noihwendigkeit  auß 
Fest.  p.  34S.  Sepiimontio.  —  Oppius  autem  a/^ellatus  esi^ 
ui  ait  Farro  rerum  kmumBTitm  L.  VIIL^  ab  Opüre  Ofpio 
Tuseulano,  qtä  cum  preesidio  TuMCUlanorwn  missus  ad  R0- 
vMtm  iuendam,  dum  TuUus  HoMtüius  VeioM  appugnaret^  eonr 
iederat  in  Carinü  et  Un  casira  habuerai.  Es  bleibt  fireilich 
nüglioh)  worauf  Festus  Worte  zunächst  führen  können ,  dass 
der  Name  Carinae  den  Namen  Oppius  verdrängt  habe  $  denn 
später  werden  ja  nur  Carinae  und  Esquiliae  unterschieden  und 
in  Varro's  Zeit  waren  beide  Benennungen,  Oppips  und  Cispius, 
nur  noch  Antiquitäten  ^^)  y  aber  so  lange  ein  Oppius  mons  un- 
terschieden wurde,  kann  er  nur  auf  dieser  Höhe  gedacht  wer- 
den, da  ausserdem  innerhalb  der  serviscben  Mauer  gar  kein 
Raum  für  ihn  sein  würde.  Auch  Tällt  es  in  die  Augen,  dass 
die  zweite  servische  Region  ganz  unverhältnissmässig  klein 
gewesen  sein  würde,  wenn  die  ganze  hreite  Zunge  als  Carinae 
zu  der  schon  ohnehin  sehr  grossen  ersten  gehört  hätte;  und 
auf  ihm  Oppius  waren  vier  Argeerkapellen,  was  ein  deutlicher 
Beweis  ist,  dass  er  eine  beträchtliche  Ausdehnung  hatte. 
Wenn  daher  selbst  S.  Martine  noch  als  im  Bereiche  der  Carra 
genannt  wird^^),  so  kann  doch  durchaus  nicht  angenommen 
werden,  dass  die  ursprünglichen  Carinae  sich  bis  dahin  er- 
streckt hätten,  und  vielleicht  reichen  selbst  die  Titusthermen 
noch  über  sie  hinaus.    Der  Cispius^^)  hingegen  nimmt  die 


1119)  Andr.  Fnlv.  de  Urb.  antiquit.  p.  304.  V^l.  Niebukr» 
ilom.  G9$th,  I.  S.  431. 

)0)  Die  Namen  kommen  nor  bei  den  Grammatikern  vor.  Nach 
Gelliut  XV,  1,  %,  könnte  es  allerdings  scheinen,  als  sei  Gispias 
auch  noch  in  dieser  Zeit  üblich  {^wesen.  Br  sagt:  deinde  suheuntes 
moniem  Cupium,  canspieimus  insulam  quandam  oeeupatam  igni  etc. 
Allein  das  ist  jeden faUs  eben  auch  nnr  gelehrte  Benennung;  im  ge- 
meinen Leben  würde  der  Ansdrack  nicht  verstanden  worden  sein. 

21)  Nach  Urlichs,  Betehr.  d,  St.  Ä.  III  B.  S.  190. 

ti)  So  heisst  der  Berg  bei  Festus  und  Gellius.  vgl.  Paul. 
Diac.  p.  49.  Bei  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  55.  hat  der  Florent:  Cespeue 
und  im  Argeerfragmente  Cespiu»;  das  eine  Mai  corropt  Seepttw. 


535    

Bcfamälere  Zunge  des  Berges  ein.  Fest.  a.  a.  0.  Smüit0r 
Cisjmtm  a  Laevo  Cüpio  uänagntnoj  qui  eiusdem  rd  causa 
eam  pariem  EsfuUiarumy  quae  iacet  ad  vicum  Patticnan  ver- 
nts,  m  qua  regione  Bit  aedis  Meßiüj  tuitus  est.  Es  ist  schon 
erwähnt  word^,  dass  der  nach  Panl.  Diac.  p.  221.  im 
Tbale  gelegene  Yicils  Patrioius  kein  anderer  war  als  die  zwi- 
sdMn  dem  Esqniiin  and  Viminal  hinfuhrende  Strasse,  womit 
nicht  nur  die  obige  Bestimmung  des  Cispins^  sondern  auch 
die  gelegentliche  Nachricht  öbereinstimml,  dass  man  von  ihm 
ans  das  Capitolium  vetns  auf  dem  Qnirinal  sehen  konnte^  ^^3). 
Aker  die  entschiedenste  Gewissheit  giebt  Anastasius,  d^ 
im  Leben  Pius  1.  p.  14  Bh  die  Kirche  S.  Pudenziana  in 
vico  Palricii  erbaut  nennt,  und  mit  ihm  der  Anonymul 
von  Einsiedln.  In  seiner  Zeit  führten  noch  die  meisten 
Strassen  die  Namen  der  alten  Yici,  und  so  nennt  er  denn 
auch  hier  die  Kirchen  S.  Pudenziana  und  S.  Eufemia  (später 
zerstört)  „in  vico  patricii^^.  Es  folgt  aber  auch  schon  aus 
der  Reihenfolge  der  Argeerkapellen ,  dass  der  Cispius  die 
schmälere  Zunge  war.  Denn  ihre  Aufzählung  beginnt  süd- 
lich mit  dem  Caelius  und  schreitet  nördlich  vorwärts.  Daher 
finden  sich  die  vier  ersten  Sacraria  auf  dem  Oppius ,  die  bei- 
den für  die  Region  übrigen  auf  dem  Cispius,  was  auch  seiner 
Ausdehnung  angemessen  ist. 

Der  Esquilin  war  allen  Nachrichten  zufolge  in  alter  Zeit 
mit  Waid  bedeckt,  und  daher  hatten  sich  auch  späterhin  noch 
viele  heilige  Haine  erhalten,  von  denen  freilich  in  Yarro^s  Zeit 
nur  noch  wenige  Reste  übrig  waren  ^).  Ohne  genauere  Nach- 
richt über  deren  Lage  zu  haben,  lässt  sich  dieselbe  doch  eiui- 

1U3)  Es  ist  diess  ersichtlich  aas  Mart.  VII,  73. 
MtquUiU  domu*  est,  domus  est  tibi  colle  Dianae^ 

Et  tua  Patrioius  oulmina  vious  habet* 
Mino  vidua»  Cybelesy  illine  sacraria  Festae, 
Jnde  noifum,  veterem  prospieis  inäe  lovem. 
Wenn  vnter  dem  Tempel  der  Cybele  nicht  füsUch  etwas  Anderes  als 
die  Magna  Mater  auf  dem  Palati n  verstanden  werden  kann,  so  leuchtet 
08  ein)  dass,  wohin  man  auch  den  Yicus  Patricias  legen  möge,  von 
ihm  aas  weder  dieser,  noch  das  eigentliche  Capitol,  noch  endlich  der 
Vestatempel  gesehen  werden  konnte,  und  es  bleibt  also  nar  das  Capi- 
toliom  retos  übrig.    Vgl.  den  Absehn,  vom  Qnirinal. 

24)  L.  L.  V,  8.  p.  64.  quorum  angusti  fines :  non  mirum^  iam- 
diu  enim  täte  avaritia  nunc  est. 


536 

germassen  bestammen,  da  die  Ai^eerfragmente  sie  zur  Beseich- 
aaii(;  der  Sacrarien  anfuhren.  Demnach  war  das  Fagutal 
oder  der  Locus  fagutalis  mit  dem  Sacellum  lovis 
Fagutalis  auf  dem  zunächst  nach  dem  Caelius  gelegenen 
Theile,  wo  der  Reihenfolge  -  nach  der  Oppius  mons  princeps 
angenommen  werden  moss  i^^^).  Darauf  folgte,  nach  der  Porta 
Esquilina  hin,  der  Lucus  Exqnilinus,  der  zur  Bestimmung 
der  dritten  und  vierten  Kapelle  dient  ^*);  dann  der  Lucus 
Poetelius  auf  dem  Cispius  gelegen  und  wahrscheinlich  nicht 
weit  von  S.  Maria  Maggiore ^^) ;  endlich  der  Lucus  luno- 
nisLucinae  mit  dem  im  Jahre  379  d.  St.  erbaueten  Tem- 
pel der  Göttin,  wo  das  letzte  Sacrarium  war,  weshalb  er  auf 
der  westlichen  Spitze  zu  suchen  sein  wird  ^^).   Zwischen  beide 


tl!l5)  Varro  t.  a.  0.  Insaerü  Jrgeorum  seriptutn  est  sie :  „Op* 
pitu  mons  princeps  Exquilisovis  (Müll.  Exquilis  ouls)  lucum  faeuta^ 
lern  etc.'*  V,  32.  p.  15!^.  Fagutal  a  fago^  unde  etiam  lovis  Fagutalis 
quod  ibi  sacellum.  Vgl.  Panl.  Diae.  p.  87.  FagutaL  p.  341.  Septi- 
montium.  Fest.  p.  348.  Septimontio,  Plin.  XVI,  10,  15.  Silvarum 
eerte  distingnehatur  insignihus  (Roma).  Fagutali  lovi  etiam  nunc, 
ubi  lucus  fageus  fuit. 

26)  Ob  aber  diesem  lucus  Exquilinus ,  wo  das  Argeerfragment 
das  dritte  and  vierte  Saerarium  angiebt,  gleiobbedeatead  sei  das  JEscu- 
letum,  dessen  Varro  V,  32.  p.  152.  gedenkt:  Cameta  a  comis  —  ui 
Eseuletum  ab  esculo  dictum  etc.^  das  ist  sehr  zu  bezweireln.  Dass 
Varro  einen  Hain  dieses  Namens  in  Rom  meine,  gebt  aas  dem  Znsam- 
menbange  bervor,  und  überdiess  erwäbnt  ibn  aucb  Plin.  XVf,  10»  15. 
0.  Hortensius  Dietator,  cum  plebs  secessisset  in  Janiculum,  legem  in 
Eseuleio  tulit  eic.  Wenn  aber  dieses  Bsealetam  auf  dem  Esqailin  ge* 
Wesen  wMre»  so  lässt  sieb  kanm  denken,  dass  Varro  nicht  daranf  den 
Ifamen  des  Berges  bezogen  haben  sollte.  Man  dreht  sich  also  nur  im 
Rreise,  wenn  man  den  Namen  Bsquilinas  von  escnletum  ableitet  und 
dieses  um  des  Namens  willen  auf  den  Esqailin  setzt. 

27)  Im  ArgeerlVagmente  heisst  es:  Sceptiut  mons  quinticepsois 
(M.  eis)  lucum  Poetelium,  Er  wird  weiter  nicht  erwäbnt  und  ganx 
irrig  haben  die  Siteren  Topographen  ihn  mit  dem  lucus  Petelinus  oder 
Petilinus  bei  Liv.  VI,  20.  Plutareh.  Gamill.  36.  identificirt,  wo- 
durch eine  heillose  Verwirrung  in  die  Untersuehung  über  die  Porta  Flu- 
mentana  gekommen  ist.  Vgl.  Anm.  228.  Dass  im  Fragmente  Sceptius, 
was  auch  die  besten  Handschriften  haben,  nur  aus  Cespius  verderbt 
ist,  ergiebt  sich  mit  Gewissheit  schon  daraus,  dass  Varro  selbst  sagt, 
es  sei  aus  den  Saeris  Argeomm  ersichtlich,  dass  der  Bsquilin  ehedem 
io  zwei  montes^  Oppius  und  Cespius  getheilt  gewesen  sei.  Das  schliesst 
jeden  dritten  Namen  aus. 

28)  Bei  Varro  a.  a.  O.  Cespius  mons  sexticeps  apud  aedem 
lunonis  Lucinae  ubi  aeditumus  habitare  solei.  Wenn  die  Ordnung, 
nach  welcher  die  Argeerkapellen  genannt  werden ,  sich  jedenfalls  auT 
einen  Jährlichen  Umgang  oder  Opferzug  bezieht,    so  muss  die  sechste 


"n 


^t 


537 

letztere  möchte  noch  derLucusMefitis  einzuschalten  sein, 
da  die  Aedes  Mefitis  gegen  den  Vicus  Patricias  hin  gelegen  ge- 
nannt wird  "^*).  Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass  eben  hier 
auf  dem  Esquilin  auch  der  Lucus  Libitinae  war,  wo  die 
Libilinarii  ihre  Niederlage  hatten  '®).  Eine  bestimmte  Angabe 
darüber  ist  mir  nicht  bekannt,  aber  die  Nähe  des  allgemeinsten 
Begräbnissplatzes  spricht  dafiir. 

Wie  schon  der  Lucas  Mefitis  auf  die  ungesunde  Luft  die- 
ser Gegend  hinweiset,  so  zeugen  davon  deutlich  die  hier  be^ 
findlichen  Altare  der  Mala  Fortuna  und  derFebris  (s. 
S.  82.).  Letzterer  stand  auf  dem  Platze  des  Mounmentom 
G.  Marii,  das  wir  unweit  S.  Maria  Maggiore  finden  werden. 


der  Resioa  nothweDdis  da  gewesen  sein,  wohin  der  vom  Caelius  ans- 
sehende  Zog  znletzt  gelangte ;  das  Ut  aber  offenbar  die  über  Via  nr- 
bana  gelegene  Höbe.  Daas  der  Tempel  der  Inno  Lacina  schon  in  Ser- 
vins  Tallins  Zeit  vorhanden  gewesen,  ist  eine  Folgerung  ans  Dionys. 
IV,  15.  der  nach  Piso*s  Annalen  berichtet:  ßovXofisvoe  tcdi  roip  iv  aotn 
Star^ifiarrwv  t6  nl^&o«  tl8iva*,  t&v  re  yswwfiipory  nn^SaenoywoiUvmVt 
nai  Ttav  eh  avd^as  iyy^atpofAivatv  ^  ¥Taiev ,  oaov  ¥dti  vofiiofia  xaraapi' 
^tip  vniQ  inaüTov  tovs  n^ofnxovrag'  tis  ftiv  xbv  t^£  JBiXet&viag  &tj» 
oav^bv  nv  'Poitfiaioi  HaXovaiv  * Hgay  0<aafpogop,  viti(f  rdiv  yswwfiivwv 
stg  di  Tov  xrjg  *ji(fQodhtjg  iv  ahm  Ha&idQvftivav ,  ij¥  nQotayo(f9vova$ 
^ifiirinjVf  vjtig  tmv  aatoywofiitHiiV,  eig  di  vhv  xijg  Ne^TfjTog  vniQ  rmp 
9tg  avdf^g  a^xofUvatv  awTeXst$f,  Wie  unsicher  eine  solche  Folgerung 
sei,  liegt  auf  der  Hand.  Dagegen  nennt  das  Jahr  der  Erbauung  PI  in. 
XVI,  44,  85.  Ramae  vero  lotos  in  Lueinae  area,  anno  qui  ßiit  sins 
magUtratihuM  CCCLXÄIX  Urbü  aeäe  eondiia.  Vgl.  Foggini  z. 
Fast.  Praen.  p.  22.  Sachse,  Gesch,  d,  St.  R.  I.  S.  476.  Merkel 
z.  Ovid.  Fast.  p.  GXXVII.  Worauf  die  Sage  beruhe,  die  Kirche  S. 
Maria  Maggiore  sei  auf  den  Trümmern  dieses  Tempels  erbaut,  ist  mir 
nicht  bekannt}  Anastasius  weoigsteos  sagt  nichts  davon  and  die  Rei- 
benfolge der  Argeerkapellen  spricht  dagegen.  Nach  Ovid.  Fast. 
II,  433. 

Monte  sub  Esquilio  multü  incaeduus  annü 
Junonit  magnae  nomine  lueus  erat. 
würde  der  Hain  am  Abhänge  des  Berges  zu  denken  sein;  indessen 
hat  das  kein  grosses  Gewicht  und  der  Lotosbanm,  der  auf  dem  freien 
Platze  am  Tempel  stand ,  galt  ja  als  ein  Rest  des  Hains.  Vgl.  noch 
Paul.  Diac.  p.  147.  Martias  calendas.  Ovid.  Fast  III,  245  if.  und 
die  Fast.  Praen.  VI  Non.  Mart.  FERIAE.  MARTI.  IVNONI.  LVCI- 

NAE.  EXQVILIIS.  QVOD.  EO.  DIE.  AEDIS.  EI TA.  EST.  PER 

MATRONAS  etc. 

1129)  S.  Fest,  in  der  oben  für  den  Cispins  angeführten  Stelle. 
Genannt  wird  er  auch  von  Varro  V,  8.  p.  54. 

30^  Dionys.  IV,  15.  (Aom.  1128.)  Plutarch.  Quaest.  Rom. 
23.  ^Mc  rtra  ngog  rag  ratpag  nifjrgaaxovatv  iv  ttf  Atßtxlvfjg^  vofUZovteg 
*AfpgodlTfiv  elva&  ttjv At-ßt^lv^jv.  Varro  b.  Non.  p.  64  Merc.  p.  45 
Gerl.  Proluvium,  Fest.  p.  265.  Rustica  vinalia. 


538    

Unstreitig  mosste  zar  Verpestung  der  Luft  die  Nähe  des  Cam- 
pusEsquilinus,  wo,  wie  weiterhin  bei  Erörterung  einer  der 
schwierigsten  Fragen  gezeigt  werden  wird,  nicht  nur  der  altge- 
meinsleBegräbnissplatz  war,  sondern  selbst  frei  liegende  Leich- 
name der  V^wesuttg  überlassen  wurden,  bedeutend  beitragen^ 
und  darin  ist  jedenfalls  hauptsächlich  der  Grund  zu  suchen,  dass 
der  Esquilin  wenigstens  früher  von  den  wohlhabenderen  Classcn 
der  Bürger  gemieden  wurde  und,  wie  der  Viminal,  nur  mit  gerin- 
geren Leuten  bevölkert  war^*^^).  Daraus  erklärt  es  sich  auch, 
dass  die  gaaze  Zeit  der  Republik  hindurch  nichts  von  bedeutende- 
ren ötfentliohen  Anlagen  bekannt  wird.  Ausser  den  schon  erwähn- 
ten Tempeln  derTellus  und  luno  Lucina,  der  Fortuna  Seia  (Ann. 
1179.))  der  Tvyfj'JSmaTQctpofiiyf]  (Plut.  de  fort.  Rom.  10.)  und 
einem  Tempel  der  Diana  im  Vicus  Patricius^^)  kann  nur  etwa 
noch  ein  nicht  ganz  sicherer  Tempel  der  Spes  angeführt  wer- 
den, von  dem  nachher  die  Rede  sein  wird ;  und  allenfalls  kann 
in  Frage  kommen,  ob  der  Name  Curia  veccbia,  den  im 
Mittelaller  die  Ruine  der  Titusthermen  führte,  zu  der  Annahme 
berechtige,  dass  hier  die  am  Compitum  Fabricium  erbaueten 

1131)  Zweifelhaft  bio  ich,  ob  ich  es  darauf  beziehen  soll,  wenn  In- 
VCD.  in,  69.  von  dem  naeh  Rom  strömenden  griechiscbeQ  Gesindel  safft: 
ffie  alta  Sicyone,  att  hie  Amydone  relieta. 
Hie  Jndro,  ille  Samo,  hie  Trailibus,  aut  Alabandis 
Esquilias  dictttmque  petunt  a  vimine  cotlem, 
Viscera  magnarum  domuutn  dominique  ßtturi. 
Ich  kann  mich  kaum  überzeugen,  dass  er  meine,  dieses  Geschmeiss  ziehe 
in  die  HSoser  der  Reichen  anf  dem  Esqnilin  nnd  Viminal  ein.  Es 
ist  wohl  wahr,  dass  in  spaterer  Zeit  der  Esqnilin  mit  zahlreichen  Pa- 
lästen besetzt  war;  aber  sie  entstehen  hauptsächlich  erst  im  zweiten, 
mehr  noch  im  dritten  Jahrhunderte,  wo  auch  mehrere  Kaiser  bedeu- 
tende Anlagen  zu  eigenem  Gebrauche  daselbst  machten  ;  die  Hauser 
aber  der  literarischen  Notabilitaten ,  die  einst  hier  wohnten  (s.  u.)) 
waren  keinesweges  reiche  Paläste.  Auf  dem  Viminal  wird  zwar  noch 
zur  Zeit  der  Republik  ein  prächtiges  Haus  genannt;  aber  im  Ganzen 
scheint  er  sich  nie  aas  seiner  Unbedeutendbeit  erhoben  zu  haben  und 
gerade  auf  ihm  können  die  magnae  domus  am  wenigsten  gesucht  wer- 
den. Daher  scheint  es  wenig  passend  ,  dass  gerade  diese  Berge  ge- 
nannt werden,  und  vielleicht  will  luvenal  vielmehr  sagen,  dass  diese 
Abenteurer,  die  mit  leeren  Händen,  ein  lumpiges  Gesindel ,  nach  Rom 
kommen,  in  einem  geringeren  Stadttheile  ihr  Unterkommen  suchen,  bald 
aber  durch  ihre  arteg  in  der  tief  gesunkenen  vornehmen  Welt  beliebt, 
angesehen  und  vertraut,  endlich  Eigentbumer  der  Häuser  werden,  in 
die  sie  sich  auf  niedrige  Weise  eingescbmeiehelt  haben. 

Vt)  Plutarch.  Quaest.  Rom.  3.  Jia  rl noXXwv  ortwy  iv'Ptn^tj 

d^es  ouu  itsiounv. 


589    — 

Curiae  noyae  geweaea  seien ^^^%).  Das  Curiosam  nenat 
allerdings  noch:  Hercukm  SyUauum^  Minervam  Medicam 
«nd  Isidem  Patrieütmi  aber  von  diesen  onsidieren  Nanen 
kann  erst  weiter  unten  die  Rede  sein.  Dag^en  scheint  es 
ausser  Zweifel,  dass  ein  interessantes  Denkmal  aus  der  Zeit 
der  Republik  auf  der  Höhe  des  Berges  stand.  Es  ist  schon 
oben  (S.  406«)  angefahrt  worden,  dass  C.  Marias  zwei  Sie«* 
gesdenkmäler,  bma  traphaea  oder  montsmenta  errichten  liess, 
von  deren  einem  nachgewiesen  worden  ist,  dass  es  sich  wahr-^ 
scheinlich  auf  dem  Capitole  befand.  Nun  steht  noch  jetaet  bei 
den  Kirchen  S.  GioKano  und  S.  Eusebio  in  den  Winkel,  wel-' 
eben  die  Strassen  di  S.  Bibiana  und  di  Porta  maggiore  bilden, 
hineingebaot  die  Ruine  eines  antiken  Gebäudes.  Es  ist,  wie 
der  Augenschein  gelehrt  hat,  ein  Wassercastell^  das  Fabretti 
{de  aguü  et  aquaed.  I,  39  ff.)  der  Claudia,  Piranesi  hin« 
gegen  (Antich.  Rom.  I.  p.  26.)  der  lulia  zueignet;  aber  in 
zwei  Nischen  desselben  standen  ehedem  die  schönen  Trophäen, 
welche  seit  Sixtus  V.  (1585)  die  Balustrade  des  Gapitolplatzea 
zieren.  Eine  durch  das  ganze  Mittelalter  fortlaufende  Tradi- 
tioti  bezeichnet  sie  als  die  Trophäen  des  Manns  unter  dem  Na* 
men  Cimbrum  ^)und  noch  jetzt  wird  dieRuineTrofei  di  Ma^ 


1133}  Fest.  p.  174.  Nwae  euriae pr^asim^  eampiium  Fabrietum 
aedificatae  sunt,  quod  parum  amplae  erant  veteres  a  Romuio  factae. 
Sie  auf  iem  Bsqnilin  und  zwar  aaf  der  flSbe  der  Carioea  zn  saebea, 
fiebt  es  keineD  aodereD  Gmod,  als  dass  im  Mittelalter  altea  Urkuoden 
zufolge  eine  Gegend  bei  S.  Pietro  in  viocoli  den  Namen  Curia  vetus 
fiibrte.  Blond.  Plav.  Roma  inataur.  II,  at.  Lveio  Paono,  Ant. 
di  R»  P-  106.  Dass  darunler  nicht  die  Curiae  veteres  verstanden  wer- 
den können  ,  ist  S.  98  fl.  gezeigt  worden ;  dagegen  wSre  es  mSglich, 
dass  sich  die  novae  hier  befanden  hStten,  wiewohl  auf  Benennungen 
Jener  Zeit  überhaupt  nicht  zu  viel  zn  geben  ist. 

34)  Ordo  Rom.  a.  1143.  Mabill.  Mus.  IUI.  W.  p.  14t.  redit 
ad  palatium  per  montem  Exquiiinum,  intrans  sub  areum,  ubi  ditihtr 
maeellum  Lunanum  (s»  a.) ,  progreditur  ante  templum  Marii,  qvod 
voeatur  Cimbrum.  Poggio  Flor,  devariet  urb.  Rom.  fol.  50.  Sunt 
et  monumenta  quaedam  scripta,  quae  hodie  Cimbron  appeliant,  Tem- 
pittm  ew  manubiis  eimbrieis  a  C.  Mario  factum :  In  quo  adhuo  eins 
trophaea  conspiciuntur.  Darnach  sollte  man  glauben  j  Poggio  habe 
noch  eine  Inschrift  daran  gelesen.  Dass  er  aber,  wie  der  Ordo  Rom. 
ein  templum  nennt ,  darf  keinesweges  die  Existenz  eines  solchen  an- 
nehmen lassen;  denn  eben  dadurch,  dass  er  sich  auf  die  Trophäen 
bezieht,  bezeichnet  er  die  Ruine  des  GastelU . 


540 

rio  beiiaiinl  und  die  Kirche  S«  Giuliano  fahrt  den  Beinamen 
alä  Traf  ei  di  Mario.  Man  ist  also  dorchaus  berechtigt)  das 
eine  Monumentum  G.  Marii  hier  anzunehmen  und  auf  diese 
Oertlichkeit  passt  sehr  wohl  die  Angabe  bei  Valer.  Max.  II, 
5,  6.,  dass  der  eine  Altar  der  Fiebergöttin  in  area  JUariana* 
rum  monumentorum  sei.  Wenn  man  den  Styl  jener  Trophäen 
der  Zeit  Trajans  entsprechend  gefunden  hat,  so  ist  zuvörderst 
freilich  nicht  daran  zu  denken,  dass  wir  die  ursprünglichen 
von  Marius  errichteten  Denkmäler  vor  uns  haben  könnten. 
Sie  waren  in  der  suUanischen  Periode  zerstört  worden  und 
Caesar  sorgte  für  ihre  Wiederherstellung  "'^).  Offenbar  muss 
aber  eine  abermab'ge  Erneuerung  Statt  gefunden  haben,  da  die 
Trophäen  sich  zuletzt  an  dem  Castelle  einer  Wasserleitung 
befanden,  die,  wenn  es  die  lulia  war,  erst  im  J.  719,  wenn 
die  Claudia,  erst  803  nach  Rom  geführt  wurde;  und  da  die 
Uebereinstimmung  mit  ähnlichen  Sculpturen  ans  Trajans  Zeit 
nicht  in  Abrede  gestellt  werden  kann,  so  könnte  sie  allerdings 
durch  Trajan  geschehen  sein  \  aber  für  entscheidend  wird  die- 
ser Beweis  nicht  gelten  können  \  denn  ein  Theil  der  Aehnlich- 
keit  kömmt  jedenfalls  auf  Rechnung  der  Gleichartigkeit  der 
Waffenstücke,  aus  denen  sie  zusammengesetzt  sind  ^^). 

Erst  unter  Augustus  sah  der  Esquilin  auf  seiner  Höhe 
grössere  öffentliche  Anlagen  enUtehen.  Dahin  gehören  zu- 
nächst die  berühmten  Horti  Maecenatis,  eine  grosse 
Parkanlage,  welche  einen  Theil  des  servischen  Walls  und  des 
Campas  Esquilinus  umfassten,  wodurch  dieses  früher  schauer- 
liche Leichenfeld  zum  angenehmen  Spaziergange  umgeschaffen 
wurde  '^).    Wenn  wir  aber  darüber  bestimmte  Nachricht  ha- 


lt 35)  Sueton.  Gaes.  11.  iropaea  C.  Marii  de lugurtha,  deque 
Cimbrii  atque  Teutonis,  oiim  a  Sulla  difiecta,  restituit  Ihrer  gedenkt 
aack  noeh  V aler.  M  az.  IV,  4,  8.  VI,  9,  14.  -a.  S.  406  fl.  und  die  Nack- 
triffe. 

36)  Abbildungen  der  ganzen  Roine  mit  den  Trophäen  a.  b.  Du 
P^rat,  Feitigf.  t.  27.  Gamncci,  JnHch.  di  R.  p.  100.  Die  Tro- 
phäen im  Speculum  Rom*  magn\fic,  t.  53.  54. 

37)  Bekannt  ans  Ho  rat.  Sat.  I,  8,  14. 

Nunc  licet  Esguiliie  habitare  salubribus  atque 
Aggere  in  aprieo  spatiari^  qua  modo  triste* 
Albie  if\formem  epeetabant  ostibue  agrum. 


541 

ben,  80  ist  dagegen  zweifdhaft,  wie  weit  diese  Gürten  sich 
südlich  ausgedehnt  haben,  indem  eines  Theib  nns  gemeldet 
wird,  dass  Nero  die  Anlagen  der  aurea  domus  oder  schon  firö- 
her  der  domus  transitaria  bis  zu  ihnen  fortgeführt  habe  ^»s)) 
anderen  Theils  ihre  Lage  durch  die  Thermen  Trajans  bezeich- 
net wird'').  Die  Beantwortung  dieser  Frage  ist  nicht  von 
der  Untersuchung  über  die  Thermen  des  Esquilin  zu  trennen 
und  daher  dort  nachzusehen.  Der  in  diesen  Gärten  gelegene 
Palast  des  Maecenas  befand  sich  jedenfalls  auf  einem,  der  höch- 
sten Punkte  und  ein  Theil  desselben  erhob  sich  nberdiess  in 
mehreren  Stockwerken,  um  die  freie  Aussicht  über  die  ganze 
Stadt  und  weithin  nach  Tibur  und  Tusculum  zu  gestatten.  Da- 
her sah  auch  Nero  von  hier  ans  der  grossen  Fenersbrunst 
zu  ^^).  Durch  Erbschaft  fielen  die  Horti  Maecenatis  dem  Au- 
gusttts  zu,  und  wurden  öfter  von  der  kaiserlichen  Familie,  na- 
mentlich von  Tiberius  vor  seiner  Thronbesteigung  bewohnt 
(Anm.  873.).  Aus  der  späteren  Kaiserzeit  ist  mir  keine  Er- 
wähnung erinnerlich  und  vielleicht  waren  sie  anderen  Anlagen 
gewichen.  Ob  sich  in  ihnen  auch  der  von  Mäcenas  angelegte 
mit  erwärmtem  Wasser  angefüllte  Schwimmteich  befand,  ist 
sehr  ungewiss '^*)*  —    Benachbart  den  Gärten  des  Maecenas 


Zo  V.  7.  „navis  korlU*^  sa^t  ^^^  Scbol.  Craq.  antea  Esquitina 
regio  sepulcru  servorum  et  müerorum  erat  dedieala,  Maeeemas  autem 
tonsiderafu  aerU  saiubritatem  hortos  eo  loeo  eonstituit.  ood  zq  v.  14. 
guia  in  Etquiliit  Maecenas  domum  exstruxit  eique  addidit  amoenos 
hartos  perditit  pritu  et  subrutis  sepuicrit, 

1138)  Tacit.  Ann.  XV,  39.  Vgl.  Sneton.  Ner.  3t.  Anm.  884. 

39)  Acr.  z.  Hör.  v.  8.  antea  sepulcra  tränt  in  loea,  in  quo 
sunt  horti  Maecenatis ,  ubi  sunt  modo  thermae.  Bestimmter 
der  Schol.  Craq.  ad  hunc iocum^  ubi Priapus  stabat,  olim  servorum 
eadavera  portari  solebant  sepelienda,  ubi  quondam  Thermae 
Traianae  et  domus  Creseehtiae, 

40)  Sneton.  Ner.  38.  ffbe  ineendium  e  turri  Maeeenatiana 
prospeetans  ete.  Die  turris  ist  nicht  so  wohl  ein  Tharm,  als  ein  über 
das  übrige  Gebäade  hinausragender  Theil  von  mehreren  Stockwerken, 
bei  Ho  rat.  III,  29,  10.  moles  propinqua  nubihus  arduis,  s.  Heyne 
z.  Tib.  I,  7,  19.  Gerade  so  gebrauchen  die  Griechen  nv(^og.  S. 
Becker,  Charikles,  I.  S.  195.  In  Bezug  auf  die  weite  Umsicht  sagt 
Horaz:  Ne  semper  udum  Tibur  et  Aesulae  Declive  eontempieris  ar- 
Wim  et  Telegoni  iuga  parrieidae, 

4l)DloCass.  LV,  7.  n^vStre  xoXvfifl^&oav  ^s^^fiov  vdairoc  h 
rj nolet natsoMvaae.    Vgl.  d.  Abschn.  üb.  die  Thermen. 


542    

waren  auch  die  Horti  Lamiani  ^^'^^),  wahrsebeinlieh  Ton 
Aelius  Lamia,  dem  von  Horaz  gefeierten,  angelegt;  and  da 
nach  Valer.  Max.  IV,  4,  8.  schon  in  früherer  Zeit  das  alte 
edle  Geschlecht  dieser  Lamiae  da,  wo  nachher  das  Monnmen- 
tum  Marii  errichtet  wurde,  seine  Wohnung  hatte,  so  ist  die 
schon  von  Nardini  geäusserte  Vermuthung,  dass  sie  in  der 
Gegend  von  S.  Bibiana  gewesen  sein  möchten,  nicht  unwahr- 
scheinlich. Hier  wurde  Caligula  begraben;  wahrscheinlich 
aber  später  seine  Asche  anderwärts  beigesetzt  *^). 

Augustus  machte  selbst  auf  dem  Esquilin  umfängliche  An- 
lagen, wiewohl  nicht  unter  seinem  Namen ;  ob  aber  damnter 
auch  das  Macellum  Livianum  gehört  habe,  ist  eben  so 
Eweifelbaft  als  dessen  Lage  zwischen  S.  Maria  Mäggiore  oni 
S.  Vito  gewiss.  Alles  was  Urlichs  {Beschr.  d.  Si.  R.  lUB. 
S«  211  f.)  über  seine  Weihe  und  die  angeblich  damit  verbun- 
dene Po  rticus  Li  via  sagt,  erweiset  sich  bei  näherer  Prü- 
fung durchaus  als  unrichtig.  Die  Stelle,  welche  von  seiner 
Einweihung  sprechen  soll,  ist  bei  Dio  Cass.  LV,  8.  (Tiber.) 

gm  OB  /liTa  t^q  ßAfjt Qoß»  Allein  wo  ist  je  ein  Macelinm  %9^ 
fiiriüfjba  genannt  worden ,  was  jederzeit  einen  der  Gottheit 
geheiligten  Raum  bedeutet.  Vielmehr  ist  eben  hier  die  Po r- 
ticusLivia  gemeint,  in  welcher  sich  der  zugleich  geweihete 
Tempel  der  Concor dia  befand,  wie  man  aus  O vi d  unzwei- 
deutig ersiebt  **).    Nun  wird  allerdings  von  einer  späteren  De- 


1142)  Philo  lud,  ne^l  a(fST,  M.nQeoß.  t.  2.  p.  597  Mao;.  Mtra- 

nXtiQiOV  9i  tiaiy  aX^katv  r«  xal  t^s  TroXeutg, 

43)  Suetoo.  Gal.  59.  Cadßver  clam  in  hortos  Lamianos  üspor- 
tatum  et  tumultuario  rogo  temiambuAum  levi  cespite  obrulum  est; 
postea  per  sorares  ab  exsilio  revertat  ertUum,  cretnatum  tepul- 
tumque. 

44)  FasL  VI,  633. 

Te  quoque  magnifiea^  Concor  dia,  dedicat  aede 

Livia,  quam  coro  praettilit  iila  viro, 
Disee  tarnen,  venient  aetat,  vbi  Livia  nunc  est 
Porticut,  immentae  tectafuere  domus, 
Sie  war  nämlich  auf  der  Stelle  erbaut,  wo  das  Haus  des  öppigea  und 
grausamen  Vedius  PoUio  gestanden  hat.    August  erbte  es  von  ihm  und 
Hess  es  niedorrcissen  ,   um  das  Andenken  des  Mannes   tu  vernichtep. 


543 

dication  der  Porücas  Livia  berichtet.  Dio  Cass.  LVI,  27. 
17  V«  ovo c!  17  Aiovta  naXovfkivij  dxo9o/Ai^&ii  re  iß 
%ifi/i}v  %ov  %9  Fatov  sca)  rov  Aovnlov,  t&v  Ktxiüa^ 
Qmv,  mal  TOT«  na&iSQw&fj*  Allein  hier  ist  einzig  wahr  die 
Verbesserung  Merkels  z.  Ovid.  Fast.  p.  CXLI.,  wonach 
za  lesen  ist  ij  t«  azod  f]  'lovXia  xaXovfuPtj.  Denn  abge« 
sehen  davon,  dass  die  Porticus  Livia  lange  vor  dieser  Zeit  als 
bestehend  erwähnt  wird,  was  fiir  einen  Sinn  soll  es  haben, 
dass  die  Porticus  zur  Ehre  des  Caios  und  Lucius  erbauet 
wurde,  wenn  die  Dedication  unter  dem  Namen  der  Livia  er- 
(blgte,  zumal  da  beide  Caesaren  nicht  mehr  lebten  ?  Nur  in  so 
fem  möchte  ich  von  Merkel  abweichen,  als  mir  es  wenigstens 
unentschieden  scheint,  ob  unter  der  oToa  7ovXla  die  Basilica 
lulia  oder  die  Porticus  lulia  zu  verstehen  sei.  Denn  Sueton 
sagt  ja  Aug.  29.  porticum  basMcarnquc  Caü  ei  Lucn.  Vgl. 
Anm.  628.  —  Was  nun  das  Macellum  anlangt,  so  ist  wenig- 
stens so  viel  gewiss,  dass  lange  vor  Augustus  hier  ein  solcher 
Markt  bestand;  denn  Appian  sagt  ja  in  der  schon  mehrmals 


Dio  Cass.  LIV,  123.  on(oi  iitjdhf  fimjfUovpifv  iv  t?J  irokti  ^xS  9  «av«* 
ßakui¥^  ntf^iar^ov  ynoSofuiaaTO ,  «al  o»  t6  0vofia  t6  top  HwXl»- 
vog,  iVM  t6  T^i  udioviaQ  iniy(^i^9,  revro  fUv  ovv  vvre^ov  iwoAjQe. 
Das  war  im  J.  739.  Die  Dedication  erfolge  747.  Dagre^eo  die  Dedi- 
cation der  9roä*Iovlia  erst  7Ü5.  Schon  daraas  ist  es  ja  lilar,  dass 
VCD  der  Porticos  Livia  s>r  nicht  die  Rede  sein  kaoo ;  denn  diese 
wird  schon  von  Ovid.  Art.  I,  71.  erwibnt: 

JVec  an  vfiettiT,  quae  prüeü  spana  iaheiiii 
Pariieus  aueteris  Livia  nomdn  habet. 
also  wenigstens  om  zwBlf  Jahre  früher  als  das  von  Dio  berichtete  De- 
dieationsjahr ,  wo  überdiess  Ovid  schon  einig«  Jahr  exsilirt  war.  — 
Ans  Dio^s  Ausdrocke  9r«^/ffr<por  ergiebt  sich  zugleich,  wie  gans 
irrig  Urlichs  annimmt ,  die  Porticns  Livia  sei  ein  SMnIengang  auf 
der  HShe  über  Via  di  S.  Lncia  in  selei,  von  der  Subora  nach  den  Ma- 
cellnm  gewesen.  Vielmehr  schlössen  ihre  vier  Halien  in  derselben 
Weise,  wie  die  Porticns  Octaviae,  eine  Area  ein  nnd  aof  ihr  den  Tem- 
pel der  Goncordia,  wie  in  jener  die  Tempel  des  lopiter  nnd  der  föne. 
Daher  ist  es  ein  Schtes  vB/iiviüfia  und  so  erkIMrt  sich  Plin.  XIV,  1, 
3.  üna  viiis  Ramae  in  Liviae  porticibus  subdialeg  inambu-- 
lationes  wnbrosis perguliM  opaeat.  Ausserdem  scheint  derselbe  bei 
dem  Tempel  der  Conoordia  (nach  S.  218.)  an  den  Tempel  am  Clivu» 
Capitolinns  zn  denken.  Aber  .dieser  war  ja  im  J.  764  unter  Tiberina 
und  Dmsus  Namen  dedicirt,  nicht  unter  dem  der  Livia.  Dass  endlich 
das  Macellum  Liviannm  und  die  Porticns  Livia  gar  nichts  mit  einander 
gemein  hatten,  ergiebt  sich  daraus,  dass  dieNotitia  Brsteres  in  der 
fnnften,  Letztere  in  der  dritten  Region  nennt.  —  Der  Porticns  gedenkt 
auch  Strab.  V,  3.  p.  360. 


544    • 

angeflBhrten  Stelle  Civ.  I,  58.  Marios  und  Sulla  seien  zusam« 
mengetroffen  negl  vf^v  AIü%vXbiov  dyoQav  ^^^^).  Ob  nun 
dieses  Macellum  Esquilinum  ebenfalls  von  Livia  oder 
von  Augusttts  unter  deren  Namen  neu  eingerichtet  worden  sei» 
oder  ob  der  Name  von  einem  früheren  Erbauer  herrühre,  das 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Allerdings  wird  der  Ort  in 
mittelalterlichen  Schriften  eben  so  wohl  Macellum  Libiae 
oder  Libyae  als  Llvianum  genannt  ^^);  aber  freilich  ist 
auf  Benennungen  dieser  Zeit  nicht  viel  zu  geben. 

Was  nun  diePorticus  lulia^^)  oder  Caii  etLucii 
Caesar  um  anlangt,  so  ist  sie  durch  Suetons  ausdroeUiche 


1145)  Eine  loschrift  bei  Glampini  VeU  mon.  I.  ».  245.  (o. 
ürlichs.  S.  210.)lantet:  C.  COCCIVS.  C.  L.  HERAC.  AR6ENTARIVS. 
DB.  FORO.  ESQVILINO  etc.  Eine  zweite  von  Grater  p.  CLXVIII, 
7.  als  in    der  Kirche  S.   Vito  beandlich   angegeben :    FL.  EVRIGLES 

EPITYNCHANVS.  VC.  PRAEF.  VRB.  CONDITOR.  HVIVS.  FORI.  CV- 
RA  VIT.  Schwerlich  wird  der  Aasdmck  conditor  von  etwas  Anderem 
als  einer  Wiederherstellnog  zu  verstehen  sein;  jenes  Fomm  Bsqnili* 
nnm  aber,  wie  die  ^laxvXe^s  ayo^a  bei  Appian,  ist  eben  das  Maceilnm 
Liviannm.  Was  Urlichs  S.  21U  f.  angiebt,  dass  die  Republik  nnr 
ein  Maceilnm  gekannt  habe,  das  im  J.  573  auf  dem  Caelins  angelegt 
worden  sei ;  dass  Augnstns  den  Esqnilien  neben  jenem  esquilinischen 
Forum  noch  einen  grossen  Markt,  das  Maceilnm  Liviannm  gewährt 
habe,  das  ist  alles  ganz  nngegriindet  und  beruht,  die  ersteren  Behaup- 
tungen anlangend,  auf  dem  falschen  Verständnisse  zweier  Stellen ,  bei 
Varro  L.  L.  V,  33.  p.  148.  uod  Liv.  XXVII,  11.  (Vgl.  Anm.  1050.) 
Weder  bauten  die  Censoren  in  jenem  Jahre  das  Macellum  auf  dem 
Caelius,  noch  war  dieses  das  einzige,  noch  giebt  es  endlich  irgend 
eine  Andeutung,  dass  Augustus  eine  solche  Anlage  auf  dem  Esquilin 
gemacht  habe.  Es  ist  nur  der  Name  Liviannm,  der  zu  der  Vermuthung 

fuhrt.  ■-  .  •       .  • 

46)  A D a s t.  Vit.  L 1  b e r 1 1.  p.  57  Blanch.    Hie  fectt  basilicam 

naminisuo  iuxta  macellum  Libiae,  Vit.  Sixti  IIL  p.  70.  Uio 
feeit  basilieam  sanetae  Mariae  (Maggiore) ,  quae  ab  antiquis  Liberii 
cognominabatur  iuxta  macellum  Libyae,  Hieher  gehört  nun 
auch  die  schon  angeführte  Stelle  des  Ordo  Rom.  v.  J.  1143.  p.  141. 
wo  der  Frocessioosweg  von  S.  Maria  Maggiore  nach  dem  Lateran  an- 

f  gaben  wird:  intraru  sub  arci/m  (Gallieni),  ubi  dicitur  macellum 
uHanum  (1.  Liviannm),  progreditur  ante  templum  Marii,  quod 
voeatur  Cimbrum.  Dadurch  ist  zugleich  die  Lage  ziemlich  genau  be- 
seichnet!  zwischen  S.  M.  Maggiore  und  dem  Arcus  Gallieni  oder  der 
Kirche  S.  Vito,  die  auch  den  Beinamen  ad  macellum  martyrum  fuhrt, 
weil  hier  viele  den  Märtyrertod  erlitten  haben  sollen,  auf  einem  Steine^ 
den  man  noch  in  der  Kirche  aufbewahrt. 

47)  Dass  eine  zu  Ehren  der  Söhne  des  Agrippa  (von  der  lulia) 
erbauete  Halle  lulia  genannt  werden  konnte,  darf  nicht  befremden; 
denn  beide  waren  von  Augustus  in  aller  Form  adoptirt.  Sueton. 
Aug.  64. 


545    

Angabe  hiidäiiglich  gesichert  and  wenn  bei  Dio  GajMias  sehen 
um  des  chronologisehen  Widersprnchs  willen  nothwendig  aroä 
*IavXia  zu  lesen  ist,  so  möchte  ich  auch  das  lieber  von  der 
Porticus  als  von  der  Basilica  verstehen,  namentlich  weil  das 
Monumentnm  Ancyranupoi  von  der  Letzteren  als  noch  unbeen- 
digt  spricht.  Nach  Sneton.  Aug.  101.  wurde  diese  Schrift 
mit  seinem  Testamente  und  zwei  anderen  Aufsätzen  dem  Se* 
nate  übergeben,  damit  sie  in  Erztafeln  gegraben  am  Mausoleum 
aufgestellt  werde.  Will  man  nun  auch  zugeben,  dass  sie  vor 
765,  also  früher  als  das  Testament  abgefasst  sein  könne ,  so 
ist  es  doch  nicht  wahrscheinlich,  dass  die  Qaosel:  et  $i  vvms 
non  perfeeissem^  perfid  ab  keredibm  meis  iusti^  darin  gebUe« 
ben  sein  würde,  wenn  die  Basilica  schon  zwei  Jahre  früher 
dedicirt  war.  Ob  nun  aber  die  Porticus  eben. hier  auf  dem 
Esquilin  gewesen  sei,  das  lässt  sich  durchaus  nicht  behaupten. 
Das  Monum.  Anc.  nennt  sie  nicht:  das  darf  um  so  weniger 
befremden,  als  auch  die  Porticus  Livia  und  Qptaviae  darin 
nicht  erwähnt  sind  (vgl.  Anm.  628.),  und  eben  so  wird  das  Ne- 
mns  Caii  et  Lucü  Caesarum  nicht  unter  den  operibus ,  son- 
dern nur  gelegentlich  inBezug  auf  dieNaumachie  genannt  i^^^). 
Dass  es  aber  eine  Anlage  Augusts  war,  versteht  sich  von 
selbst,  und  ist  durch  den  Epilog  des  Monum.  so  wie  durch  an- 
dere Nachrichten  unzweifelhaft  gewiss  ^^).  Daher  ist  es  denn 
selbst  möglieh,  dass  die  Porticus  lulia  zu  dieser  Anlage  gehört 
hat.  Zwar  findet  sich  auch  auf  dem  EsquiUn  ein  Denkmal,  an 
dem  die  Namen  der  Caesaren  Caius  und  Lucius  zu  haften 
scheinen :  unweit  Porta  Maggiore,  dem  von  den  Trofei  di  Ma- 


1148)  NAVALIS.  PROELIl.  SPECTACVLVM.  POPVLO.  DEDI 
TRANS.  TIBERIM.  IN.  QVO.  LOGO.  NVNC.  NEMVS.  EST.  CAB- 
SARVM. 

49)  Di«  griechische  Uebenetzung  (Gerh.  ArchawL  Zeit.  2. 
S.  2%)  nennt:  aXaoi  Katau^atr,  Darnach  ist  in  der  lateinischen  In- 
schrift, wo  die  sechste  Zeile  anfängt  CAESARVM,  zv  ergänzen  nemtu 
Caesarum,  Dio  Gass.  LXVI,  25.  ancb  von  einer  Naomachie  unter 
Titus:  1^0»  iv  vtjf  alasi  zf  rov  Fatov  tou  re  uiovxiov.  Taeit.  Aon. 
XIV,  15.  apud  nemtu  y  quod  navaCi  $tagno  eircumposuit  Augustut, 
Sueton.  Ang.  43.  Die  Notitia  nennt  es  als  Gaianum  als  ersten 
Funkt  der  Reg.  XIV.  Im  Gariosnm:  Continet  Gaianum  et  Frygia- 
num,  wo  zu  lesen  Lucianum, 

35 


548    

nicht  berechtigen,  gerade  ein  Nympfaaeam  anzunehmen;  in  Be- 
treff des  Arguments  aher,  welches  unstreitig  das  wichtigste 
sein  würde,  der  Stelle,  welche  das  Nymphaeum  Alexandri  im 
Grenzverzeichnisse  der  Notätia  einnimmt^  ist  es  unbegreiflicb, 
wie  man  nicht  eben  darin  den  sichersten  Beweis  gefunden  hat, 
dass  dieses  nimmermehr  bei  Santa  Croce  gelegen  haben  kann. 
Denn  imCuriosum  —  und  auch  die  übrigen  Ausgaben  der 
Notitia  weichen  nur  in  einer  einzigen  hier  gleichgültigen  Um- 
stellung ab  ^>^)  —  beisst  es  also:  Regio  V*  Exquäiae.  Canii- 
net  Lacum  Orfei.  MaceUum  Limani.  Nympheum  Alexandri. 
Cohories  II  vigäum*  Hertos  Paliantianos.  Berculem  SyUa-- 
num.  Amphitheatrum  Casirense.    Campum  f^immalem  sub 
aggere.  Minerüom  Meiicam,  leidem  Pairiciam*    Es  sei  jetzt 
voriäufig  im  Sinne  der  Topographen  angenommen,  was  ich 
schlechterdings  verwerfen  muss ,  dass  die  Curve ,  welche  bei 
S.  Croce  einen  Theil  der  Stadtmauer .  bildet,  dem  Amphithea 
trum  Castrense  angehöre :  nun  bedenke  man  aber,  dass,  wäh* 
rend  überhaupt  10  Punkte  zur  Begrenzung  der  grossen  esqnili- 
nischeu  Region  dienen,  drei  derselben  und  darunter  die  ausge- 
dehnten Horti  Pallantiani  zwischen  dem  Nymphaeum  und  dem 
Amphitheater  genannt  werden,  da  doch  jene  Ruine  ganz  nahe 
bei  Letzterem  liegt.  Dagegen  ist  das  Nymphaeum  der  nächste 
Punkt  am  Macellum  Livianum  und  diess  weiset  uns  deutlich 
auf  eine  Gegend  hin ,  wo  allerdings  einer  sicheren  Nachricht 
und  früher  aufgefundenen,  jetzt  verschwundenen  Resten  zu- 
folge ein  Nymphaeum  war.  Denn  der  Anonymus  vonEin- 
siedln  giebt  von  Porta  S.  Lorenzo  bei  S.  Bibiana  vorbei 
nach  S.  Yito  gehend  Folgendes  an : 

ITBH  ALIA  VIA  TIBVRTINA  VSQVE  AD  SGM  VITVH 

(In  sin.)  Forma  claudiana,  PER  ARCVM .  (In  dextr.)  Scae  agathae. 

Scae  bivianae       NIMPHEVM  Sei  eusebii. 

und  wiederum  von  S.  Maria  Maggiore  nach  Porta  maggiore 

gehend ,  zur  Linken :  Sca  maria  maior  Scs  vitus.  Nympheum 


1154)  Sie   stellen  4eB  Hercnlea .  SttUanvs  v«r  die  Horti    Palian- 
tiani. 


S49    

Scä  bimna,  wobei  ebenfalls  der  Name  Nympheum  nicbt  unler 

Scs  vitus,  sondern  anf  derselben  Linie,  zwischen  den  beiden 
Punkten  zur  Linken' und  Rechten  steht.  Hiemach  kann  man 
aUerdings  geneigt  sein,  die  Lage  dicht  bei  dem  muthmasslichen 
Castell  der  Aqua  lulia  anzunehmen,  wobei  der  Gedanke ,  der 
Anonymus  könne  dieses  irrthiimlich  für  ein  solches  gehalten 
haben,  ganz  auszoschliessen  ist.  Indessen  ist  auch  eine  Nach- 
richt, welche  Flaminio  Vacea  giebt,  nicht  unberücksichtigt  zu 
lassen.  *  Er  berichtet,  dass  zwischen  den  Trofei  di  Mario  und 
Porta  maggiore,  in  Vigna  Altieri  die  Statuen  einer  aus  dem 
Bade  steigenden  Venus  und  eines  Hercules  nebst  Mosaiken  ge- 
fiinden  worden  seien,  in  einem  achteckigen  Gebäude,  das  er 
für  ein  Brunnengebäude  hielt  ^^^>).  Wie  dem  nun  auch  sei : 
ein  Nymphaeum  war  hier,  und  da  die  Notitia  das  Nymphaeum 
Alexandri  unmittelbar  nach  dem  Macellum  Livianum  nennt,  so 
kann  es  keiii  anderes  als  dieses  gewesen  sein. 

Fällt  auf  diese  Weise  die  Benennung  der  Ruine  bei  S. 
Croce  als  Nymphaeum  gänzlich  hinweg,  so  ist  auch  daher  kein 
Beweis  zu  entnehmen,  dass  diese  Gegend  zur  esquilinischen 
Region  gehört  habe,  und  es  fragt  sich,  ob  es  dafür  andere  An- 
deutungen giebt.  Für  eine  solche,  oder  vielmehr  für  einen 
entscheidenden  Beweis  gilt  nun  allerdings  die  Ruine  des  Am- 
phitheaters neben  S.  Croce,  worin  man  von  jeher  und  ohne 
allen  Zweifel  das  von  der  Notitia  in  dieser  Region  genannte 
Amphitheatrum  Castrense  erkannt  hat.  Um  diess  zu 
prüfen,  ist  es  nöthig,  sämmtliche  von  der  Notitia  genannten 
Punkte  in  Betracht  zu  ziehen  und ,  so  weit  diess  möglich, 
zu  bestimmen.  Das  Erste ,  was  nach  dem  Nymphaeum  Ale- 
xandri genannt  wird,* ist  der  Wachposten  der  zweiten  Ge- 
hörte derVigiles;  für  uns  natürlich  ganz  unbekannt.  Dann 


1155)  Memor.  109.  (Nardini,  Jlotit.  ant.  IV.  p.  42.  Fea, 
MueelL  f.  p.  XCVIII.)  Mi  ricordo,  dietro  le  spoglie  di  Mario  accanio 
U  via,  che  mena  a  porta  Maggiore ,  neUa  vigna  degli  AJtieri ,  vi  Fo 
trovata  una  Venere  beliissima ,  ch*esce  dal  bagoo ,  ed  uo  Ereole  di 
manno,  coUocate  in  opera  in  uoa  fabbrica  ottaogolare :  suppongo  pot- 
esse  essere  nna  fönte.    Vi  si  trovarono  ancbe  dae  musaici  etc. 


550    

aber  folgen  die  Horti  Pallantiani,  einst  eine  Besitzung 
des  mächtigen  Freigelassenen  des  Claudius,  Pallas,  lieber 
ihre  Lage  sind  wir  nicht  ohne  NachrichU  Frontin.  de 
aqua  ed.  20.  sagt  von  der  Leitung  des  Anio  novus  und  der 
Claudia,  welche  auf  denselben  Bogen  in  besonderen  Canälen, 
der  Anio  tiefer,  die  Claudia  darüber  fiiessend,  hinter  dem  so* 
gen.  Sessorium  an  die  Mauer  treten  und  längs  derselben  hin 
über  Porta  Maggiore  hinweg  weiter  gehen :  Fituuntur  arcus 
earum  post  hortos  Pallantianos  ei  mde  m  tmum  ür»- 
bis  fiUulü  A'dueuntar.  Portern  tarnen  sui  Claudia  prius  m 
arcus,  qui  tocautur  Nerontam^  adSpem  Fe  ierem  trat»- 
Jert.  Die  Arcus  Neroniani  (S.  500.)  beginnen  diesseits  Porta 
Maggiore,  wo  die  Claudia  sich  in  scharfem  Winkel  nach  die- 
sem Thore  wendet.  Hi^  ist  uns  also  die  Spes  Vetus  gewiss. 
Aber  von  da  zog  die  Leitung  der  Qandia  weiter  und  endigte 
hinter  den  Horti  Pallantiani.  So  lagen  also  diese  offenbar 
rechts  von  dem  Thore,  zwischen  diesem  und  den  Trofei  di 
Mario.  Aus  diesem  Grunde  scheint  Fabretti's  Annahme,  das 
Castell  der  Trofei  gehöre  der  Claudia  an ,  sehr  ansprechend, 
und  die  Meinung,  es  sei  die  lulia,  wird  um  so  zweifelhafter, 
als  von  ihrer  Yertheilung  auf  dem  Escpiilin  gar  nichts  gesagt 
wird.  Frontin.  19,  Hae  tres  a  piscinis  in  eosdem  arcus 
redpiuniur.  Summus  in  his  est  luUae^  inferior  Tepulae^  de* 
inde  Marcia*  Quae  ad  libram  coUis  VminaUs  ccniunctim 
infra  terram  euntes  ad  Fhninalem  usgue  pertam  deveniunt. 
Ibi  rursus  emergunt.  Prius  tarnen  pars  luliae  ad  Spem  Ve^ 
terem  excepia  castetüs  Coeliimontis  diffunditur;  Marcia  au-' 
tem  partem  sui  post  hortos  Pallantianos  in  rivum^  qui  vocU" 
tur  Herculaneusj  deUcit  etc.  So  versorgte  also  der  Rest  der 
lulia  den  Viminal  und  nicht  den  Esquilin,  man  mSsste  denn 
annehmen,  dass  sie  später  als  Frontin  dahin  geleitet  worden 
sei,  was  nicht  wahrscheinlich  ist,  da  der  Esquilin  ohnehin 
wasserreich  genug  war.  Nimmt  man  noch  eine  dritte  Stelle 
Frontins  hinzu,  art.  21.,  wo  er  vom  Anio  vetus  sagt:  Ae- 
ctus  vero  ductus^  secundum  Spem  Feterem  veniens  intra 
portam  ExquiUnam ,  m  alios  rivos  per  Urbem  diducitur., 
so  ergiebt  sich,  dass  der  Name  Spes  Vetus,  oder  ad  Spem 


fUd 

Vdoreoiy  wakrsoheiDiieh  nicht  sowohl  bloss  etnenTempel  i^^^), 
aondera  die  Gegeod  bei  Porta  Maggiore  bezeichnet,  damals 
ansserhalb  der  eigentlichen  SUidt  gelegen^  die  Horti  Pal- 
iantiani  aber  zwischen  dem  Thore,  S.  Bibiana  und  den 
Trofei  di  Mario  anzunehmen  sein  werden.  Auf  diese  folgt 
im  Verzeichnisse  derNotitia  der  Hercules  Sullanus,  wo- 
bei man  fireilich  eben  so  wohl  an  eine  blosse  Statue,  wie 
deren  mehrere  zur  Bestimmung  der  Grenzen  gebraucht  wer- 
den, als  an  einen  Tempel  denken  kann,  Venuti,  Deser.  I. 
p.  159.  bat  den  Namen  der  oben  besprochenen  Ruine,  le  Gal- 
luzse  daher  zo  erklären  gesocht,  dass  hier  der  von  0.  lunius 
Bmtos  Callaicus  erbauete  Tempel  des  Hercules  gewesen 
sei«  Die  UnStatthaftigkeit  dieser  Vermuthung  ergiebt  sich  so- 
fort daraus,  dass  Pliniua  diesen  Tempel  am  Circus  Flami- 
nitts  anfihrf  );  dagegen  ist  es  allerdings  bemerkenswerlh, 
dass  bei  der  Rnine  das  Fragment  einer  Inschrifl  gefunden  ist, 
weiche  den  Hercules  Victor  nennt  ^*).  Ich  enthalte  mich  jedes 
UriheOs,  ob  das  Zehneck  fSr  einen  solchen  Tempel  zu  halten 


1156)  Allerdia^  gab  ei  ia  dieser  Gegead  eioeo  Tempel  der  Spe»^ 
aber  zweifelhafi  ist  es,  ob  er  nocb  innerhalb  der  anrelianischen  Mauer 
kg.  Die  eiazige  mir  bekaoate  aoadräckliche  BrwabaaBg  ist  bei  Dio- 
DJS.  1X^24.,  wo  von  dem  Siege  des  Horatias  iiber  die  Etmsker  vor 
den  Tboren  Roms  erzSblt  wird :  c»?  ^i  njv  ra  wfoJnyy  pt^fi^  Atto  ove^ 

ivimjaav  n,  r.  X,  Ist  dieses  Maass  richtig^  so  mnss  der  Tempel  aasser- 
balb  der  Mauern  gelegen  baben ;  denn  nach  dem  NoUi^schen  Plane  be- 
trügt die  EDtfernang  von  S.  Vito  oder  der  Stelle,  wo  das  esqailinische 
Thor  angenommen  werden  mnss,  bScbstens  4080  rümiscbe  Fuss;  die 
acht  Stadien  aber  geben  5000  Fuss  und  es  reblea  also  fast  VA  SU- 
dinm»  Daza  kb*ramt,  dass  die  Spes  Vetos  auch  in  Bezog  auf  d4  Aqua 
Appia  genannt  wird.  Prontin.  5.  lungitur  ei  ad  Spetn  f^eterem  in 
eof\/lnio  hartorum  Torquatianorum  et  Platitianorum  ramus  yiugu- 
stae,  ab  Augueto  in  supplementum  eins  additus,  imposito  eognomine 
regpondenti  Gemellarum,  und  art.  65.  Ad  Getnellat  tarnen,  gut  locus 
est  inter  Spem  Feterem^  ubi  iungitur  cum  ramo  Augustae  etc.  Die- 
ser Punkt  ad  Gemeilas,  wo  die  beiden  Leitungen  sich  vereinigten,  ist 
jedenfalls  ausserhalb  der  Stadt  aozunehmen  und  überhaupt  kann  die 
Appia  nicht  so  nahe  bei  Porta  Maggiore  in  die  Stadt  eingetreten  sein. 

57)  N.  H.  XXXVI,  5.  n.  26.  (Mars  sedens  cotosseus)  tu  tempio 
Bruti  Caiiaici  apud  eireum  eundem.  Er  hatte  eben  nur  den  Flaminius 
genannt. 

58)  Gmt«  L,  9.  ,Jn  Campo  Esquilino^  non  procul  a  tempio 
deeageno  t»  Wnea  fuadam  fragmentum^*.  HEHCV..  und  darunter 
VICTOa. 


552    

sei,  aber  in  dieser  Gegend  mag  allerdings  der  Hercules  Sollt- 
nus  zu  Sachen  sein  und,  wenn  man  sieh  erinnert ,  dass  Solla 
auf  dieser  Höhe  über  Marias  siegte,  so  ist  es  aach  nicht  un- 
wahrscheinlich,  dass  er  eben  da  dem  Hercnles  Victor  einen 
Tempel  weihete  '^^^).  Dazu  kömmt,  dass  in  den  Ausgaben  des 
Plinius  vor  Harduin  den  obigen  Worten  angefügt  ist :  ad  La-^ 
bicanem  portam.  In  den  bessern  Handschriften  fehlt  diess, 
und  es  ist  mit  Recht  als  eine  ganz  unstatthafte  Glosse  heraus- 
geworfen worden  ^^);  denn  in  Plinius  Zeit  gab  es  nicht  einmal 
ein  solches  Thor  und  der  Circus  ist  ja  am  anderen  Ende  der 
Stadt.  Aber  wie  ein  solches  Glossem  beigeschrieben  werden 
konnte,  würde  sich  daraus  erklären,  wenn  wirklich  bei  Porta 
Maggiore  (im  Mittelalter  Lavicana«  s.  S.  204.208.)  ein  Tempel 
des  Hercules,  der  Hercules  SuUanus  stand. 

Auf  diesen  Namen  nun  folgt  im  Verzeichnisse  das  Am- 
phitheatrum  Gastrense,  das  uns  nur  durch  diese  einzige 
Erwähnung  bekannt  wird.  Der  Name  selbst  sägt  es  aus,  dass 
es  zu  dem  Lager  der  Prätorianer  gehörte,  und  zur  Bestätigung^ 
dient,  dass  in  dieser  Gegend  auch  ein  eben  diesen  Truppen 
angehöriges  Vivarium  bestand  (S.  207.).  Da  nun  jenseit 
S.  Croce  sich  jene  zur  Stadtmauer  gezogene  Ruine  eines  Am- 
phitheaters findet,  so  hat  man  von  jeher  auf  sie  den  Namen 
Castrense  bezogen  und  die  Regio  Esquilina  bis  dahin  sich  er- 
strecken lassen  ^i).    Damit  ist  nun  aber  die  Notitia  selbst  ganz 


1159)  Einen  anderen  Tempel  des  Hercules  Custot  weibete  eben- 
falls Sulla  im  Girons  FUminins  nacb  Ovid.  Fast.  VI,  209  ff. 

60)  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  LXfV.  tcbla^  statt  der  Worte 
ad  portam  Labieanam  vor  ad  pontem  yatieanum.  Aber  wenn  aacb 
nicbt  der  i^anze  Znsatz  sieb  entschieden  als  nnäcbt  ergäbe;  was  hat 
der  Pons  Vaticanns,  wenn  es  eine  Brücke  dieses  Namens  gab,  mit  dem 
Gircns  Flaminius  gemein? 

61)  Nur  Urlicbs  scheint,  ohne  die  Raine  bei  S.  Croce  za  be- 
riicksicbtigeQ,  sich  anders  darüber  zu  erküren.  Er  sagt  III  B.  S.  34)2. 
„Auf  der  andern  Seite  ist  es  von  vorn  berein  anzunehmen,  dass  dem 
ausgedehnten  Lager  der  Prätorianer^  nahe  bei  der  Sltem  Porta  Prae- 
nestina  (nach  ihm  S.  Lorenzo^  gelegen,  welches  u.  a.  seinen  eigenen 
Tempel  hatte,  auch  ein  Amphitheater  nicht  gefehlt  habe,  natürlich 
durch  Gonstantins  Zerstörung  sammt  allen  übrigen  Gebäuden  vernich- 
tet.^^ Dabei  scheint  nicht  bedacht  zu  sein,  dass,  wenn  es  durch 
Gonstantin  vernichtet  worden  wäre ,  die  Notitia  es  nicht  nenneD 
könnte. 


553    

unvereinbar.  Dorefa  ihre  Angaben,  die  in  der*grö8sten  Ord- 
nung sich  erweisen,  sind  wir  bis  in  die  Nähe  der  Porta  Prae- 
nestina  oder  Maggiore  gisbracht.  Nun  wird  das  Amphitheatnim 
Castrense  genannt,  und  unmittelbar  darauf  derCampusVi- 
minalis  sub  aggere.  Lasstmannnn  auch  diesen  gleich 
jenseit  Porta  S.  Lorenzo  beginnen,  so  bleibt  doch  eine  Strecke 
Ton  mehr  als  4000  Fuss,  auf  welcher  nicht  ein  einziger  Punkt 
genannt  wird.  Dass  das  Verzeichniss  nicht  einen  solchen 
Sprung  gemacht  haben  wird,  liegt  auf  der  Hand;  wie  man 
aber  gewöhnlich  sich  auf  die  Reihenfolge  desselben  nur  berufen 
hat,  wo  dadurch  die  schon  gefasste  Meinung  unterstutzt  wur- 
de, so  hat  man  auch  diesen  Widerspruch  übergangen,  wenig- 
stens ihn  nicht  gellend  gemacht.  Dagegen  hat  man  allerdings 
an  dem  grossen  Umfange  der  Region  Anstoss  genommen.  Die 
N  0 1  i  t  i  a  giebt  ihn  auf  15600  Fuss  an ;  dagegen  hat  ihn  B  u  n- 
sen  (Besckr.  rf.  St.  R.  I.  S.  181.),  natürlich  unter  der  Vor- 
aussetzung, dass  das  Amphitheater  bei  S.  Croce  die  südliche, 
der  Campus  Yiminalis  die  nördliche  Grenze  machen,  auf  mehr 
als  21000  Fuss  berechnet.  Um  dennoch  das  Maass  des  Curio- 
sum  aufrecht  zu  erhalten,  leugnet  er,  dass  der  Campus  Yimi- 
nalis, und  eben  so  wenig  dieser  Hügel  zur  fünften  Region  ge- 
hört haben,  zumal  da  die  Trennung  desselben  von  dem  Quiri- 
nal  unnatürlich  und  gegen  das  Eintheilungsprincip  sei ,  indem 
überall  den  augusteischen  Regionen  die  servische  Eintheilung 
zu  Grunde  liege.  Im  Texte  der  Notitia  aber  will  er  statt  Cam- 
pum  Funinaiem  lesen  Campum  Esguilinum.  Bei  dieser  über- 
eilten Annahme  ist  gänzlich  tibersehen,  dass  die  Grenzen  der 
sechsten  Region,  die  sonach  den  Yiminal  mit  dem  Quirinal 
umfassen  müsste,  von  der  Notitia  sehr  deutlich  angegeben  wer- 
den und  den  Yiminal  durchaus  ansschliessen.  Alle  von  ihr 
genannten  Punite  liegen  auf  dem  Quirinal :  an  der  Seite  gegen 
den  Yiminal  giebt  sie  folgende  an :  Teniplum  Dei  Quirini. 
HortoB  Sallustianos,  Gentem  Flaviam.  Thermas  Diocletia- 
nas.  Letztere  liegen  auf  der  Scheide  der  beiden  Hügel ;  wol- 
len wir  aber  nicht  etwa  den  Tempel  des  Quirinus  und  die  Gens 
Flavia  auf  den  Yiminal  setzen,  so  müssen  wir  zugeben,  dass 
dieser  nicht  zu  der  Region  gehört  hat«— -  Anders  bat  Urlichs 


SM    

(in  B.  S.  SOS.)  die  Sehwierigkeit  zu  heben  gesucht.  Seioe 
Worte  sind;  ,,Natibrlich  miisate  das  esqiiilioisebe  Feld,  so 
weit  es  die  Gräber  irgend  zuliessen,  immer  mehr  beschrSnki 
werden,  je  mehr  mit  der  Bevölkerung  die  Baulust  slieg ;  und 
daher  mag  es  wohl  kommen,  dass  die  Notitia  seiner  keine  Er- 
wähnung thut.  Legen  wir  es  auf  diese  Weise  nahe  an  das 
esquilinisebe  Thor  und  beschränken  es  auf  einen  kleinem  nir- 
gends an  die  Regionsgrenxe  anstossen  jen  Baum,  wo  auch  spä- 
ter noch  die  Verbrecher  hingerichtet  wurden,  so  werden  wir 
auch  das  daran  grenzende  TiniinaUsche  Feld  mehr  herunter- 
rücken  müssen,  so  dass  es  unmittelbar  unter  den  Wall  des  Vi- 
minals,  von  welchem  sich  bekanntlich  in  Villa  Negroni  Reste 
befinden,  gesetzt  werden  nmss.^^  Wie  Letzteres  gemeint  sei, 
ist  mir  ganz  unklar;  höchst  sonderbar  aber  ist  die  Vorstellung, 
dass  das  esquilinische  Feld  durch  die  städtischen  Anlagen  nach 
dem  Thore  hinauf  gedrängt  worden  sein  soll,  während  es  viel- 
mehr in  der  Natur  derSache  liegt,  dass,  je  mehr  die  Stadt  sich 
ausdehnte,  desto  weiter  der  Campus  hinausgerückt,  d.  h.  anf 
den  entfernteren  Theil  beschränkt  wurde«  Es  erweiset  sich 
aber  auch  die  Annahme,  dass  der  Platz,  wo  die  Verbrecher 
hingerichtet  wurden,  nahe  am  esquilinischen  Thore  gewesen 
sei,  entschieden  als  unrichtig« 

In  alter  Zeit  wurde  ohne  Zweifel  die  ganze  Fläche,  wel- 
che sich  innerhalb  der  Grenzen  des  Esquilin  östlich  von  der 
serviscben  Mauer,  durch  wenig  bedeutende  Vertiefungen  un- 
terirrochen  ausdehnt,  Campus  Esquilinus  genannt.  Hier 
war  der  gewöhnlichste  Begräbnissplatz ;  keinesweges  nur  fiir 
das  gemeine  Volk,  sondern  eben  auch  fSr  die  angesehensten 
Familien  i'*^).  Allerdings  war  aber  hier  auch  ein  grösserer 
Platz,  wo  die  freies  Begräbniss  fanden,  welche  sich  keine  be- 
sondere Stelle  kaufen   konnten,    besonders  aach  für  Skla- 


1162)  Das  erhellt  am  dentlicbsten  aas  Cic.  Phil.  IX,  7.  uHque 
ioeum  t^miero  in  eawipo  E^gnilino  ۥ  Pansm  consmi,  sem  quo 
in  ioeo  videtur^  pede$  triginta  quoquo  versus  adsiffnet^  quo  Ser.  tSui- 
picius  if{ferntur.  Vgl.  Ritsehl,  Abb.  ab.  die  Porta  Ifctia,  vor  dem 
Ind.  &eM.  «Mt  iW^  p*  6. 


55& 

▼eQ  ^^^)9  und  eben  so  wurden  hier  Todesstrafen,  wie  Kreozi« 
gnng  der  ^Javen  vollzogen  **)  und  die  LeiehBame  nnbeerdigt, 
•ft  in  grosser  Zahl  hingeworfen  ^^),  wovon  der  Ort  den  Na- 
men Puticnli  erhalten  haben  aoU^^).  Eben  um  diesem  Ue* 
beistände  absohelfen  und  das  Leiehenfdd  zn  entfernen ,  legte 
vielleicht  Maecenas  hier  seinen  Park  an,  wodorch  wahrsebein* 
lieb  die  Begräbnissstelle  weiter  hinaosgerüekt  wnrde .  Wir  erbh« 
ren  darüber  nichts  weiter;  aber  darüber  fehlt  es  nicht  an  Nach- 
richten y  dass  fortwährend  and  bis  in  die  s|N&teaten  Zdten  der 
Richtplatz  der  SkUven  und  anderer  Vemrtheilten  istCamirasEs- 
qoilinus  oder  nahe  dabei  war  ^^).  Unter  den  daffir  zeugenden  Stel- 


1103)  Die  HavpUtelle  darüber  ist  bei  Horat.  Sat.  I,  8,  S. 
Buü  prius  anguitii  eteeta  eadavera  eellü 
Conservus  viii  porUunda  locMkat  in  area : 
Boe  mÜ9rae  pUbi  stabat  commune  sepuierum^ 
Pantolaho  seurrae  Nomentanoque  nepoiu 
Miile  pedet  in  J)ronUy  treceniot  eippu$  in  agrum 
ffio  dahat:  heredes  monumentum  ne  sequereiur, 
Rlebtig  erklärt  der  Sc  bei«  Aor.  Negeio   qui$  donavit  arrum  iuum 
populQ  Md  sepnlera  §t  pomii  Jtnes,  ui  habeant  in  laHtudinem  mille 
pedes,  trecentosque  in  longitudinem,    Hoe  autem  feeit,   ne  heredes 
eHu  publicum  invadereni  mamtmentum  nee  haberent  faeultaHm  p^ 
tendi  epatium  illud  miile  pedum  ei  ireeentorum, 

64)  Darauf  beziebt  ficb  vnstreiti;  Plaut.  Mil.  U.  4,  6. 

Credo  ego  istoc  eatemplo  tibi  eese  pereundum  extra  portam^ 
Diipeseie  mmnibut  patibulum  cum  kabebie. 

wie  Rita cbl  a.  a.  0.  S.  9.  ans  dem  Ambrosianns  berfpestellt  bat. 
Ueber  die  Strafe  der  Rranzi^ng,  wotn  patibulum ,  erux  uv^A  furea 
dienten,  s.  die  PrlvaUltertbnmer.    YgU  TaeiV  XV,  60.  Aam«  1167. 

65)  Namentlieb  Vemrtbeilte.  Ein  Beispiel,  wo  es  ia  Masse  go- 
scbab,  die  Empörer  Ton  Rbeginm  betreifend,  IHbrt  Dionjrslns  an. 
Mai.  Script,  vet,  nov,  colL  II.  p.  525.  «al  ov^i  ra^s  Mxvxov^  aXK 
Huva&ivTtt  iu  rij^  ayoQaQ  ek  ayanenra/i'ivov  r«  tt^  r^s  n6X§(oS  ycei^/ov 
vno  oiwvwv  9tal  uwotv  Suf^a^aav.  Daber  sagt  Hör.  Epod.  V,  99. 
infepulta  membra  different  lupi  Et  Eefuilinae  alitee.  und  daber 
Sat.  I,  8,  16.  der  ager  albis  oesibu*  in/ormie, 

66)  Varro  L.  L.  V,  5.  p.  42.  Extra  oppida  a  puteie  Puticuli, 
guod  ibi  in  puteie  obruebantur  kominee ;  niei  potiue,  ut  AeHue  serü 
bit,  Puliculae,  quod  puteecebant  ibi  eadavera  pr^ieeta,  qui  loeue 
publieue  ultra  Esquiiiae,  Dasselbe  sagt  jedenfalls  naeb  Varro  Paul. 
Diac.  p.  216.  Scbol.  Grnq.  z.  Sat.  I,  8,  10.  a  puteü,  foesie  ad 
eepelienda  eadavera  pauperum  looue  dietus  e*t  FutieuU*  kic  etiam 
erant  publicae  uslrinae. 

67)  Taeit.  Ann.  li,  32.  in  P,  Mareium  eoneuhe  extrm  por^ 
tarn.  Etquilinam ,  eum  eUueieum  eanere  iuMtissenty  mare  prieeo  ad» 
vertere,  Sneton.  Gl  and.  25.  Civitatem  Romanam  ueurpantet  in 
campo  Eequilino  seeuri  pereueeit*    Deaselbea  Ort  beseicbaet  Taei* 


556    

len  ist  eine  besonders  bemerkenswerth.     Galba  hatte  den  Frei- 
gelassenen des  Nero,  Patrobiuä  mit  dem  Tode  bestraft.     Nach 
seinem  Ende  kaufte  ein  Freigelassener  des  Patrobius  'seinen 
Kopf  und  warf  ihn  am  Grabe  seines  Herrn,  oder  an  der  Stelle, 
wo  er  hingerichtet  worden  war,  hin  "««).     Davon  sagt  PI  u  t- 
arch.  Galb.  28.  ig^ty^a^j  y  tovq  vno  t£v  Kaiaagtov  ho- 
hx^ofiivovg  S-avavovo^.   6  ih  tonoQ   Stjavegriov  xa- 
XhHai.     Dieser  Name  ist  offenbar  verderbt.     Lipsius  z. 
Tac.  XV, 60.  erklärt  ihn:  „quia  semitertio  ab  urbe  milliari." 
So  hat  nie  ein  Römer  gesprochen  und  er  konnte  nicht  so  spre- 
chen ;  denn  so  häufig  die  Bezeichnung  durch  ad  quintvm ,  ad 
decimum  (lapidem)  ist,  so  würde  doch  sestertius  gar  keinen 
Sinn  haben ,  eben  weil  dabei   lapis  gedacht  werden  müsste, 
und  doch  zur  Bezeichnung  der  Mitte  zwischen  zwei  Milliarien 
kein  lapis  stand.     In  solchem  Falle   sagte  man   inter  secun- 
.dum  et  lertium  lapidem^  oder  mtra  tertium  ab  Urbe  lapi- 
dem^  oder,  was  das  Gewö'bnb'chste  ist,  man  nahm  den  Mei- 
lenstein, dem  der  Ort  am  nächsten  war,  z.  B.  ad  tertium, 
wenn  er  auch  nicht  eben   dabei  stand.     Wie  ich  schon  an- 
derwärts ^^)  gezeigt  habe,  muss  bei  Plutarcb  nothwendig  ge- 
lesen werden:   o  9h  Tonog  JSeaadgiov  xaX£Hai.     Denn 
so  hiess  der  Ort,  wo  noch  in  den  spätesten  Zeiten  die  Vcr- 
urtheilten  hingerichtet  wurden.     So   heisst  es  in   den  Ex- 
cerpt.  Vales.  e   libris  chron.  (am   Schlüsse  des  Am- 
mian.  p.  310  Bip.)  von  Theoderich :  Itaque  Theodorus,  ßKm 
BasiHii  Odoin  comes  eius  insidiabatur  ei.    Dum  haec  cogno- 


Xns  als  RichtpUtz  Tiir  SUareo.  XV,  60.  (PlanUus  Lateranus)  Ra- 
ptus in  loeum  servilibtu  poenü  tepositum  manu  Statu  trilmni  tru' 
cidaiur. 

1168)  Tacit.  Bist.  I,  49.  Galbae  corpus  diu  negleetvm  et  /i- 
eenüa  tenebrarum  plurimis  ludibriis  vexatum  dispensator  Argius,  e 
prioribus  servis,  humili  sepultura  in  privatis  eius  horh's  contexit, 
Caput  per  lixas  eoionesque  suffixum  laeeratvmque  ante  Patrobii  tu- 
tnulum  {libertus  is  JVeronis  punitvs  a  Galba  ßierat)  postera  demum 
die  repertum  et  cremato  iam  eorpori  admixtum  est.  Damit  verglei- 
ehe  man  Suetoo.  Galb.  20.  j4b  his  Patrobii  Neroniani  libertus 
eentum  avreis  redemtum  eo  loco ,  ub.i  iussu  Galbae  animad" 
versum  in  patronum /uerat,  abiecit, 

69)  De  Romae  vet,  mur,  atq,  port.  p.  120. 


—    557 

püseij  im  paiatiOf  quod  appeUatw^SeMMorium,  eäput  eins 
amputari  praeeepit.  So  sagt  auch  der  S^chol.  Croq.  z. 
Hör.  Epod.  y ,  100.  EtquilnniB  mons  Romas  ex  septem 
montibtü.  hinc  Egfuilma  poria  Ramae  dicitur  ad  Sessorntm^ 
übt  certus  erat  locus  sepulcrorum  ad  eorpora  pauperum  aui 
seekratorum  viliumque  coniburenda  aut  canibus  proiidenda. 
und  zu  Sa  t.  I,  8»  11.  in  EsquHiis  publicis  eepuUi  sunt  extra 
portam  in  qua  est  Sessoriüm  ^^'^).  Wie  nun  der  Name  Ses- 
sorium  za  erklären  sei,  welchem  Zwecke  das  Gebäude  dien- 
te, ob  es  vielleicht  ein  Gerichtssaal  war,  darüber  bin  ich  im 
Unklaren;  aber  über  den  Ort,  wo  es  sich  befand,  ist  kein 
Zweifel.  Denn  eben  die  Basilica  di  S.  Croce  wird  uns  als  in 
palatio  Sessoriano  erbaut  genannf),  und  hiess  deshalb  auch 
Basilica  Sessoriana^  wie  das  Thor,  neben  welchem  sie  steht 
(Maggiore)  Porta  Sessoriana  (S.  206.) ,  so  dass  gar  kein 
Grund  vorhanden  ist,  der  Ruine ,  welche  man  für  das  Nym* 
phaeum  Alexandri  ausgegeben  hat,  den  Namen  Sessoriüm 
abzusprechen.  Es  war  also  der  Richtplatz  keinesweges  nach 
dem  alten  Esquilinischen  Thore  (bei  S.  Vito)  hinanfgedrängt, 
sondern  vielmehr  weiter  hinabgerückt  worden,  vielleicht  selbst 
über  die  Grenzen  des  Campus  Esquilinus  hinaus.  Wenigstens 
spricht  S trab o^s  Angabe,  dass  die  Via  Labicana  das  esquili- 
nische  Feld  zur  Linken  lasse  (S.  208.),  dafür,  dass  die  Gegend 
zur  Rechten  dieser  Strasse  nicht  mehr  dazu  gehörte.  Noch 
weniger  aber  kann  ich  aus  den  oben  angeführten  Gründen  zu* 
geben,  dass  die  Regio  Esquilina  bis  zu  S.  Croce  oder 
darüber  hinaus  reichte.  Ihre  Grenze  machte  wahrscheinlich 
südlich  die  von  den  Trofei  di  Mario  nach  dem  Thore  führende 
Via  Praenestina  oder  früher  Labicana,  nördlich  die  vom  vimi- 
nalischen  Thore  nach  dem  geschlossenen  vor  den  Castris  Prae- 


1170)  Ob  man  daran«  sehliessea  dürfe,  das  Thor  in  der  anrelia- 
niseheo  Ilaner  (Porta  maggiore)  sei  auch  Eaqoilina  genannt  worden, 
oder  ob  der  Scholiast  es  mit  dem  alten  esqnilinischen  verwechselt, 
will  ieh  nicht  entscheiden  ;  aber  Letzteres  ist  wahrscheinlieher,  da  er 
ja  von  dem  alten  Begriibnissplatze  spricht. 

71)  Anastas.  Vit.  Silvestr.  p.  45  Blanch.  Eodenr  tempore 
feeii  Cottsiantinus  Auguetue  hatilieam  in  palatio  Sessoriano, 
ubi  etiam  de  ligno  sanetae  crueis  dovuni  uostri  lesu  Christi  posuit. 


tariis  fihrende  Slns8e.  Bis  daiim  gdiörte  das  vinualisoiie 
Feld  zu  dieser  Region  $  die  Castra  seilest  und  das  übrige  Geinel 
dazu  za  ziehen,  wäre  ganz  Hnnalüriich.  Denungeachlet  und 
obgleich  die  Grenzen  fast  überall  durch  gerade  Strassen  and 
die  SudUnauer  gegeben  sind ,  wird  der  Umfang  der  Region 
immer  noch  mehr  betragen,  als  die  Notitia  ai^[iebt)  aber  das* 
selbe  gilt  auch  von  der  den  Qoirinal  umfassenden  sechsten  und 
überhaupt  von  allen  nach  dieser  östUchen  Seite  hin  sieh  aus* 
dehnenden»  Worin  das  Fielleicbt  seinen  Grund  habe ,  wird  in 
den  Bemerkungen  zur  Notitia  gesagt  werden. 

Fragt  man  nun,  was  för  ein  Amphitheater  denn  das  bei 
S.  Croce  gelegene  sei?  so  lässt  sich  darauf  nur  antworten, 
dass  wir  es  nicht  wissen^  und  das  darf  keineswe^  auffiQlig 
erscheinen.  Eben  so  würden  wir  nicht  die  mindeste  Runde 
von  einem  Amphitheatrum  Castnense  haben ,  wenn  nickt  ge* 
rade  die  Notitia  es  zur  Grenzbestimmung  gebraucht  hätte. 
Nach  der  Stelle  aber,  welche  Letzteres  im  Verzeichnisse  zwi- 
schen den  Horti  Pallantiani  oder  dem  Hercules  SuUanus  und 
dem  Campus  Viminalis  einnimmt,  mnss  es  zwischen  Porta 
Maggiore  und  Porta  S.  Lorenzo  gelegen  haben  oder  unmittel- 
bar jenseit  derselben ,  worauf  der  Campus  Viminalis  seinen 
Aniang  nimmt.  Das  stimmt  auch  sehr  gut  damit  überein,  dass 
in  dieser  Cregend  das  von  Procoiuus  genannte  Vivarinm  war 
(S.  207.)  und  überhaupt  ist  diese  Lage  einem  zum  Lager  ißc 
Prätorianer  gehörigen  Amphitheater  angemessener. 

Nacb  dem  Campus  Viminalis  werden  im  Grenzverzeich- 
nisse  nur  noch  zwei  Punkte  bezeichnet  durch  die  Namen  Mi- 
nerva Medica  und  Isis  Patricia.  Von  beiden  wissen 
wir  nichts  $  aber  der  Reüienfolge  nach  scheint  die  Minerva 
Medica  anf  oder  an  dem  Viminal  angenommen  werden  zu  mfis* 
sen  und  der  Name  Isis  Patricia  weiset  vielleicht  auf  den  Vicus 
Patricius  hin.  Dann  schliesst  die  Region  mit  dem  Lacus 
Orphei,  der  im  Veczeiciinisse  zuerst,  vordem  Macellum  Li- 
vianum  genannt  istV^^^).  Nicht  unwahrscheinlich  ist  die  Verum- 


lirt^)  Daraaf  besieht  sich  Martiai.  X,  19,  4.  «U  er  sein  Buch 
aa  dsa  jüagerea  Piini»  Madet» 


ÜiaBg,  4afl8  von  ihm  die  Kirehe  8.  Lacia  in  nMi  ieo  BeiuH 
BIM  in  Orfeo  (beini  Anonymas  in  Ortheä)  erhalten  hake. 

Noch  sind  mehrere  einzelne  Denkmäler  za  nennen.  Neben 
der  Kirche  S.  Vito  steht  der  Arens  Gallieni ,  ein  einfacher 
Begen  ans  Trayertin,  der,  wie  die  Inschrift  aagt^  diesem  Kai- 
ser und  seiner  Gremahlin,  Snlonia,  zu  Ehren  von  einem  §;ewis* 
sen  M.  Amrelius  Victmr  errichtet  wnrde  "'^).  In  dieser  Gegend 
war  auch  das  esqoilinische  Thor;  oh  es  aber  weiter 
einwärts  gestanden  habe,  wie  die  Richtung  des  sorischen 
Walls  anzodenten  scheint,  oder  näher  an  der  IVofei  di  Mario, 
wie  die  Strassentrennung  wahrscbeintich  macht,  darüber  lässt 
sich  streiten.  Ein  zweiter  Ehrenbogen  war  in  dieser  Gegend 
Gordian  III  errichtet  Seine  Trümmer  wurden  gegen  das 
Ende  des  15.  Jhdts.  nach  Berichten  Ton  Aogenzeagen  aasge- 
graben und  zum  Baue  der  Basilica  di  S.  Lorenzo  in  Damaso 
(1495)  verwendet  '^).     Unstmtig  ist  es  der  „Arcus^^ ,  wel« 


/,  per/er.  brevis  est  lahor  peractae 
jiltum  vineere  tramitem  Suhurae. 
Illic  Orphea  protenus  viäebis 
Udi  vertice  luhrieum  theatri, 
Miranies que /erat ^  avemque  re'giSy 
Raptum  quae  Phryga  pertulit  Tonanti, 
Das  udum  theatrum,   wobei  Urlichs  (S.  198.)   %9t  an  einen  Cirens 
hat  denken  wollen,  ist  nichts  als  die  wahrscheinlich  kreisförmige  An- 
lage des  Springbrunnens,   der  dnrch  Orpheus,    den  unter  staunende» 
Thieren  {mirantes  ferae)   die  Leier  Schlagenden,  eben  zum   Theater 
wird.    Der  attus  trames  Suburae  mnss   ein  Aufgang  in   der  Gegend 
der  heutigen  Snbura  gewesen  sein.     Dasselbe   ist  jedenfalls  V,  Tl,  S. 
alta  semita  Suburani   elitfi,  obgleich   man  versucht  sein  konnte, 
an  einen  Aufgang  ans  der  Subura  zum  Quirinal  zu  denken ;  denn  diese 
Region  hiess  Jita  semita  und  dort  wohnte  Martial.    AHein  er  spricht 
eben  auch  von  dem  beschwerlichen  Wege  zur  H9he  des  Bsquilin  und 
Bo  ist  es  wahrscheinlicher,  dass  er  denselben  aitus  trames  meint»  zu- 
mal da  in  den  Worten  peraetae  Suburae  liegt,  dass  der  Glivus  be- 
gann, wenn  man  (vom  Quirinal  aus)  durch  die  Subura  hindurch  war. 

1173)  GALLIENO.  CL8MENTISSIM0  PRINGIPI  CVIVS  INVICTA 
VIRTVS  SOLA  PIETATE  SVPERATA  EST.  ET  SALONIAE  SAN< 
CTISSIMAE  AV6V.  M.  AVRELIVS  VICTOR.  DEDIGATISSIMVS  I^- 
MINI  MAIESTATIQVfi  EORVM.  Abgebildet  bei  Bell ori,  Fet  are. 
V  %2.  Nach  der  daselbst  gegebenen  Restanration  hatte  der  Bogen 
SU  beiden  Seiten  kleinere  gehabt,  wie  die  Triumphbogen  ^w  Septi- 
mius  Sererus  und  Gonstantin.  Jetzt  steht  nichts  als  der  mittlere 
Bogen.     Spee.  Rom.  magn\f,  i.  %it» 

74)  Andr.  Piily.  die  Urb,  antiquii.  p.  ft7.  „Coiutat  enim  in 
hoc  regione  fiiisse  olim  Areum  triumphmiem  umHte  iantmm  Gatdiani 


560    

cheü  der  AnonyB^^^^OQ  Einsiedln  aaf  dem  Wege  von 
Porta  Tiburtina  nach  S.  VUo  (Via  di  S.  Bibiana)  nennt 
(S.  548.).  Das  ist  ein  neuer  schlagender  Beweis,  dass  hier  die 
ursprüngliche  Via  Praenestina  lief  (S.  204.);  nicht  nur 
weil  der  Bogen  jedenfalls  über  einer  Hauptstrasse  stand,  son- 
dei-n  auch  weil  die  prachtvolle  Villa  der  Gordiane  mit  den 
grossen  Thermen  ausserhalb  der  Stadt  an  der  Via  Praenestina 
lag  ^^7^).  —  Von  den  zahlreichen  Grabmonumenten ,  welche 
an  den  diese  Gegend  durchschneidenden  Strassen  errichtet  sein 
mochten  —  das  von  Plin.  epist.  VII,  29.  erwähnte  des 
Pallas:  via  Tiburtina  intraprimwn  lapidem,  lag  wahrschein- 
lich ausserhalb  der  aurelianischen  Mauer  —  sind,  in  früherer 
Zeit  mehrere  aufgefunden  worden ;  darunter  ist  das  Grabmal 
der  Arruntier  das  bedeutendste. 

Von  zwei  Vicis,  die  uns  als  im  Bereiche  des  Esquilin  ge- 
nannt werden,  lässt  sich  der  eine,  Vicus  Africus,  so  ge- 
nannt, weil  in  einem  der  punischen  Kriege  afrikanische  Gei- 
,  sein  dort  bewacht  worden  sein  sollten  ^^),  nicht  topographisch 
bestimmen.     Etwas  sicherer  ist  derVicusSandaliarius, 


Imperatoris ,  in  aggerihus  Tarqutnii,  euius  quidem  marmora  e  pro- 
funda iellure  eruta  converti  vidimtu  in  omamenfa  Tempil  ac  Paiatii 
S.  Laurentü  in  Damaso,"  Luc.  Fano.  Antich.  di R,  p.  109.  „Al- 
quaato  sopra  ;li  Arg^ini  di Tarquioio  presso  la  strada  cheaadava 
ad  nscire  per  la  porta,  che  ora  ai  vcde  qui  chinsa,  vo- 
g^liono  alcuni,  che  Tlmp.  Gordiaao  havesse  an  hello  arco  ornato  di  Tro- 
fei  ed  altri  simili  oroameoti  marmorei,  i  cui  marmi  nella  passata  ela 
soDO  statt  cavati  qaivi  molto  sotterra  e  portati  via  per  ornare  il  pala^io 
e  la  chiesa  di  S.  Lorenw  ia  Damaso.«*  Die  porta  chiusa  ist  die  ver- 
mauerte Pforte  zwischen  P.  S.  Lorenro  nod  P.  Maggiore.  Sie  war 
zam  Aasganje  gelassea  worden ,  als  die  Via  Praenestina  nach  Porta 
Maggiore  verlegt  wurde.  Auf  ßu fall ni's  Plane,  den  ich  leider  nur 
aus  Nolli's  verkleinertem  Nachsliche  kenne,  trennen  sich  an  den  Trofei 
di  Mario  zwei  Strassen.  Pie  *ur  Rechten,  offenbar  ursprünglich  die  La- 
bicana,  läuft  gerade  auf  Porta  maggiore  zu.  Von  der  zur  Linken  gehl 
wiederum  links  die  Tiburtina  ab ,  nach  P.  S.  Lorenzo.  Die  gerade 
Strasse,  offenbar  die  alte  Praenestina  ist  nur  noch  ein  Stück  fortge- 
führt; aber  ibr  entspricht  genau  das  Stück  Strasse,  welches  vor  der 
vermauerten  Pforte  angezeigt  ist. 

1175)  lul.  Cap.  Gord.  III.  8t.  Dotnus  Gordianorum  etiam  nunc 
exgtaty  quam  iste  Gordianus  pulcherrime  exornavit,  et  villa  eorum 
via  Praenestina  etc. 

76)  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  15S.  Eafquilii»  FicuM  AJrieus,  qnod 
ibi  obeides  9X  Afriea  hello  Punieo  dieuntur  eustodiii.  Mit  dem  Caput 
Afrlcae  hat  er  gar  nichts  gemein. 


561    

der  seinen  Namen  von  der  Statue  des  Apollo  Sandalia- 
rins  hatte,  welche  darch  Augustus  daselbst  aufgestellt  wor- 
den war**^').  Diese  Statue  nennt  dieNotitia  in  der  vier- 
ten Region  vor  dem  Tempel  der  Tellus  und  da  einer  von  Pan- 
vinius  beigebrachten  Inschrift  zufolge  in  diesem  Vicus  der  Tem- 
pel der  Fortuna  Seia  gelegen  zu  haben  scheint ^^),  zu- 
gleich aber  berichtet  wird,  dass  dieser  Tempel  in  Nero^s  aurea 
domus  eingeschlossen  wurde ''),  so  scheint  er  sich  bis  auf  die 
Höhe  der  Carinen  erstreckt  zu  haben.  Er  wird  auch  in  Bezug 
auf  dort  befindliche  tabemae  librariae  genannt  *<').  DerPseudo- 
Rttfus  nennt  auch  einen  Vicus  Ursi  pileati  und  da  die 
Kirche  S.  Bibiana  den  Beinamen  ad  ursutn  pileatttm  führte, 
so  hat  man  ihn  in  dieser  Gegend  angenommen ;  aber  ein  Vi- 
cus des  Namens  wird,  so  viel  ich  weiss,  nirgend  weiter  er- 
wähnt •*). 

'  Aber  auch  so  lange  der  Esquilin  weniger  ausgezeichnet 
durch  prächtige  Paläste  war,  nimmt  er  doch  unsere  Theilnahme 
ganz  besonders  in  Anspruch ,  weil  auf  ihm  mehrere  der  be- 
rühmtesten Schriftsteller  wohnten.  Hier  soll  das  Haus  Vir- 
gils  gewesen  sein,  nahe  den  Gärten  des  Maecenas ^>) ;  hier 
wohnte  Properz  *');  hier  auch  der  jüngere  Plinius,  wie 
es  scheint,  in  dem  bescheidenen  Hause  des  Pedo  Albino- 


1177)  Säet 0  0.  Aug.  57.  pretiosisstma  deorum  simulaera  fner- 
catus  vicatim  dedicabat,-  ut  ApoUinem  Sandaliarium  etc. 

78)  Panvin.  Deser,  Urb,  Ä.  in  Graev.  thes.  Hl.  p.  288.  Sie 
lautet:  GERMAIVICO.  CAESARE.  C.  FONTEIO.  CAPITONE.  COS. 
KAL.  IVN.  SEIAE.  FORTVNAE.  AVG.  SACR.  SEX.  FONTEIVS.  C. 
L.  TROPHIMVS.  CN.  POMPEIVS.  CN.  L.  NIGEPHORVS.  MAG.  VICI 
SAI^DALIARI.  REG.  IUI.  ANNI.  XVIII.  V.  D. 

79)  Plio.  XXXVI,  n,  46.  Hoc  (lapide)  eonttruxerat  aedem  Far^ 
tunae,  quam  Seiam  appeiianty  a  Seroio  fege  saeratam^  aurea  domo 
compUxus, 

80)  Gell.  XVin,  4.  in  Sandaliario  forte  apud  librarios  fuimut. 

.  81)  Andr.  Fnlv.  de  Urb,  antiquit,  p.  127.  Luc.  Faun.  JnU 
di  R,  p.  109.  Pia  tue  r,  Beschr.  d.  St,  R.  III  B.  S.  331.  Oh  die  dort 
gegebeoe  Erklärung  des  Namens  richtig  sei,  bleibe  dahin  gestellt. 

82)  D 0  n a t.  Vit.  V i r g.  6.  hßbuitque  domum Romae  in Esquilii* 
iuxta  hortos  Maeeenatis. 

83)  Prop.  111/ 23,  23. 

I,  puer,  et  cittu  haee  aliqua  propone  eolumna; 
Et  dominum  Exquiliit  tcribe  kabitare  tuum, 

36 


562    

vanus  "«*).     Wie  viel  mag  hier  Horaz  gelebt  and  aof  dem 
„sonnigen  Walle"  gewandelt  haben,  bis  er  ewtremü  Exqui- 
Uis  seine  Rnbeställe  fand«*).     Ob  aoch,  wie  man  angiebt, 
Persius  Wohnung  auf  dem  Esquilin  gewesen  sei,  darüber 
fehlt  es  mir  an  Beweisen.  Einen  abenteuerlichen  Namen  nennt 
der  Anonymus  von  Einsiedln,  einPalatium  Pilati.     Wie 
dieser  Name  zu  deuten  sei,  lässt  sich  nicht  sagen ;  aber  ganz 
unstatthaft  ist  es,  wenn  Urlichs  (S.  220.)  ihn  aus  einer 
Verwechselung  mit  dem  Ursus  ptleatus  entstanden  sein  lässt. 
Der  Anonymus  giebt  dieses  Palatium  zwischen  S.  Puden- 
ziana  und  S.  Maria  Maggiore  an,    und  wie   wäre  es  da 
möglich,  dass  auch  S.   Bibiana  ad  ursmn  päeatum  genannt 
wurde. 

Bemerkt  sei  noch,  dass  der  Esquilin  mit  dem  Viminal  in 
der  augustischen  Eintheilung  zwei  Regionen  bildete,  die  dritte 
nnd  fünfte,  während  die  Subura  zur  vierten  gehörte.  Die 
dritte  Region,  welche  die  ganze  breite  Zunge  des  Esquilin  bei 
ungewisser  östlicher  Grenze  und  das  Thal  des  Colosseum  um- 
fasst,  fuhrt  in  der  Notiüa  den  Namen  Isis  et  Serapis, 
was  einen  Tempel  der  ägyptischen  Gottheiten  voraussetzt. 
Aber  schwerlich  kann  das  der  ursprüngliche  aus  Angustus  Zeit 
stammende  Name  sein.  Denn  wie  schon  zur  Zeit  der  Repu- 
blik mehrmals  dem  sich  eindrängenden  ausländischen  Cultus 
gesteuert  und  die  Tempel  der  Isis  und  des  Serapis,  welche 
von  Privaten  erbauet  worden  waren,  nach  Senatsbeschluss 
niedergerissen  wurden  «^),  so  duldete  zwar  Augustus  die  vor- 


1184)  Er  wohnt«  nahe  dem  Lacas  Orphei,  wie  wir  aas  dem  oben 
aDgefdiirtea  Epigramme  Marti  als  erfahreo:  Va.  10. 

lUie  parva  tui  domus  Pedonii 

Caelata  e$t  aquilae  minore  penna. 
Iq  Bezug  auf  diese  Sendung  sagt  Plin.  ep.  Hl,  2\.  Mioquitur  Mu- 
sam,  mandat,  ut  domum  meam  in  Exquiliis  quaerat  etc. 

85)  Sueton.  Vit.  Hör.  20.  Humatus  et  eonditus  est  extremü 
Esquilüs  iuxta  Maecenatii  tumulum, 

86)  Darauf  bezieht  sich  vielleicht  Liv.  XXV,  I.,  schwerlich  aber 
IV,  30.,  besUmmt  hingegen  Valer.  Max.  I,  3,  3.  L.  j4emiliusPauUu$ 
eonsui,  cum  senaiu*  hidU  et  Serapi*  Jana  diruenda  eetuuistet,  ea- 
que  nemo  opifieum  attingere  änderet,  posita  praetexta  secuHm  arri- 
puit  templique  eiu$  foribw  it^flixit  Denselben  Befehl  ertheilte  der 
Senat  noch  im  J.  700.  Dio  €ass.  XL,  47.  äotut  9k  i/M^ye  koI  iuelvo 


563 


gefimdeiieQ  Tempel,  aber  nicht  innerhalb  des  Pomoeriam  i^^'); 
und  als  dennoch  dawider  gehandelt  wurde,  verbot  er  ausdrück- 
lich, dass  ein  Tempel  dieser  Art  näher  als  1000  Passus  von 
der  alten  Stadtgrenze  erbauet  würde  ^^).  Daher  mnss  auch 
der  ägyptische  Tempel,  in  der  Nähe  von  SS.  Pietro  e  Haiv 
cellino,  von  dessen  Ausgrabung  Santi  BartoU  berichtet**), 
späteren  Ursprungs  gewesen  sein  5  wohl  aber  kann  er  der  Re- 
gion den  Namen  gegeben  haben.  So  wurde  ja  auch  der  Name 
der  vierten  Region,  Sacra  via,  nach  Vespasians  Bau  in  Tem- 
plum  Pacis  verwandelt. 

ie  Golles. 


Im  Gegensatze  zu  den  bisher  genannten  Hügeln,  denen 
bei  genauerem  Ausdrucke  die  Benennung  montes  ertheilt  wird, 
werden  die  drei  im  Nordosten  der  Stadt  gelegenen  Höhen,  von 
denen  zur  älteren  Sudt  nur  die  beiden  südlicheren  gehörten, 
Colles  genannt  *<>).     Welche    Rücksicht    obgewaltet    haben 


rify  low  ^ftod-iv  rigae  ovdsvoS  irtov  yivio&iu.  rovg  ya(f  vaov£  av- 
TiSv,  ovs  I8lq.  xivi9  intjioinvTO  ,^  Ka&eXsiv  rv  ßovXij  i'Soitv.  ou  yä^^  S^ 
TOv€  S'eovg  tovtovs  inl  noAv  ivofitaaVf  ical  ort  ye  nal  iisvUTiatv,  oima 
nal  dtffiooüf  avrovs  aißso^cu,  ijw  rov  ncttfiij^iov  0<päQ  iSgvaavro,  la 
wie  weit  diess  damals  aasgeführt  wurde,  ist  aogewiss:  im  J.  707. 
Würde  io  Folge  vod  Prodigien  derselbe  Befehl  ertheilt.  XLII,  26. 
I'^ol«  yvdfifj  Twv  fiavT%<ov^  nana  av**«  t«  t«  iiuu^Q  Octdog)  itaX  rä 
TOP  Sa(fani3os  TSfisviof^aTa  xa/rounia»f/at.  Jetzt  weaigstens  geschah  es 
wirklich,  «od  aus  Versebeo  wurde  auch  ein  Tempel  des  Mars  uiedep- 
gerissen. 

1187)  Dio  C  ass.  LIII,  ^,  xal  rä  /a^v  le^a  ra  Aiyvnria  ovx  isi9i' 
£e(ro  uaai  tov  ncjfitf^iov.  rußv  8i  ^17  vadiv  ngovoutv  inoujaaTO  *  -rove 
JUv  yoü  tdtonwv  rtvoiv  ytyevijfiivovg  roTi  re  natalr  avrtuv  »al  rotg 
(KYovois,  «t  y^  ziPts  nBQi^aav ,  intOTCSvaaai  ixiXtvoß ,  zovs  8i  lomovf 
avTos  ävsKttiaazo.  Ob  der  Tempel,  welcher  unter  dem  Triumvirate 
beschlossen  wurde,  Dio  Cass.  ALVII,  15.  wirJdicb  erbauet  worden 
sei  und  wo,  ist  nicht  bekannt.  ^  ^  ^        ^  v         , 

88)  Ders.  LIV,  6.  za  zb  is(fä  za  AlyvnzMt  intuovza  av&ie  ig 
TO  aarv  aviazeikev,  anu7i<jjv,  fitjdiva  firjdi  iv  zt}  nQoaaztlnf  avzä  iv 
zog  oyBoov  tjfitazadiov  nottiv.  Das  ist  7^«  Sudien  von  der  Stadt, 
was  ungefähr  einer  römischen  Meile  von  1000  Passus  entspricht.  Ein 
gleiches  Verbot  erfolgte  noch  unter  Tiberius.  Tacit.  Ann.  II,  85. 
Actum  ei  de  sacris  AegyptiU  ludaicisque  pellendii  etc.  Die  Veran- 
lassung dazu  erzählt  loseph.  Ant.  lud.  XVllI,  3,  4. 

89)  Memor,  2.  b.  Fea,  MUcell.  I.  p.  CCXXII. 

90)  Entscheidend  dafür  ist  das  Argeerfragment  bei  Varro.    Wäh- 

36* 


564    

möge,  um  einen  solchen  Untersehied  za  machen,  wird  sich 
kaum  eirathen  lassen,  da  das  Wort  selbst,  man  möge  es  von 
eolere  oder  von  celleiHi  ableiten,  kein  Merkmal  andeutet,  das 
diesen  Hageln  vor  den  übrigen  eigenthümlieh  wäre.     Am  mei- 
sten würde  man  irren,  wenn  man  den  Unterschied  in  der  Dif- 
ferenz der  Höhe  suchen  wollte ;  denn  gerade  hier  finden  sich 
die  höchsten  Punkte  der  Stadt  auf  dem  linken  Tiberufer  *"'). 
Wäre  von  dem  Yiminal  und  Pincius  oder  wenigstens  von  dem 
Ersteren  eben  so,  wie  von  dem  Qairinal,  zu  erweisen,  dass 
er  ursprünglich  sabiniscbe  Bevölkerung  gehabt  habe,  so  möchte 
vielleicht  die  Verschiedenheit  der  Benennung  sich   aus   der 
Stammverschiedenheit  der  Bewohner  erklären,  wogegen  der 
Mons  Capitolinus  keinen  Beweis  abgeben  könnte;  denn  der 
Mons  Tarpeius,  der  nachher  als  Capitolium  dem  gaiizen  Berge 
den  Namen  gab ,  ist  römisch  im  eigentlichen  Sinne,  und  nur 
die  nördliche  Spitze,  die  Arx,  sabiuisch.     Aber  dass  sich  die 
Sabinerstadt  bis  über  den  Yiminal  ausgedehnt  habe,  dafür 
giebt  es  keine  Andeutung,  man  müsste  sie  denn  in  der  servi- 
sehen  Eintheilung  finden  wollen,   die   allerdings  wohl  das  in 
eine  Region  zusammenfasste ,  was   gleichartige  Einwohner- 
schaft hatte,  so  dass  das  Palatium  die  altrömische,  die  Subu- 
rana  (Caelius  und  Carinen)  die  etruskische,  die  CoUina  die  sa- 
biniscbe Bevölkerung  enthalten  haben  würde  »2) :  die  esquili- 
nische  Region  war  der  Tradition  nach  ein  neu  hinzugekomme- 
ner erst  durch  Servius  bevölkerter  Stadttheil.    Allein  dieselbe 
Ueberlieferung  lässt  ja  eben  so  auch  den  Yiminal  erst  durch 
diesen  König  zur  Stadt  gezogen  werden^  und  in  diesem  Falle 
konnte  er  eben  so  gut  zum  Quirinal  als  zum  Esquilin  geschla- 
gen werden.     Dass  indessen  Quirinal  und  Yiminal  schon  sehr 
iitih  einen  Gegensatz  zu  den  übrigen  Bergen  biideteir,  geht 


read  der  Caelius  und  säjnmtUche  Stellen  der  Esqoilien  montet  ge- 
nannt  werden ,  heissea  sie  aaf  dem  Viminal  and  Qairinal  dnrchaas 
eolles. 

1191)  Die  jetzige  Höhe  des  Viminal  wird  bei  S.  Lorenzo  in  Panis- 
perna  auf  160  Fuss  aogegeben.  Beschr.  rf.  St.  R.  I.  S.  37. 

92)  Vgl.  Hasebke,  Ferf.  d.  Serv.  Tüll.  S.  67. 


565    

daraus  hervor,  dass  beide  vom  Septimontiiun  (S.  123«)  ausge- 
schlossen waren. 

Der  Yiminal. 

Der  dem  Esquilin  zunächst  gelegene  Hügel,  der  kleinste 
unter  den  CoUes,  ist  der  Yiminal is.  Er  bildet  eine  schmale, 
westlich  vorspringende  Zunge,  deren  östlicher  Rücken  sich 
mit  dem  des  Quirinal  vereinigt.  Nach  dem  Esquilin  zu  hatte 
er  unter  sich  den  Vicus  Patricius  und  eine  durch  Villa  ^egroni 
bis  gegen  den  Wall  ziehende  Vertiefung  sondert  ihn  einiger- 
massen  von  diesem  Berge  ab.  Von  dem  Quirinal  trennte  ihn 
ein  nicht  minder  berühmtes  etwas  breiteres  Thal,  das  jetzt  die 
Via  di  S.  Vitale  und  unter  der  Krümmung  des  Quirinal  die  Via 
de'  Serpenti  durchschneiden.  Der  ersteren  Strecke  entspricht 
der  alte  Name  Vallis  Quirini.  Der  Name  des  Hügels 
wird  im  Alterthume  durchaus  von  dem  Weidengebüsche  {Salix 
m'minea  s.  vmmalis ,  Plin.  XVI,  37,  69.  XVH,  20,  32. 
oder  erraticaf  XXXI,  3,27.  Vitr,  VIH,  1,  3.),  womit  er 
bedeckt  gewesen  sein  soll,  abgeleitet,  und  das  erhält  durch 
den  Altar  des  lupiter  Viminus  oder  Viminius,  mit  dem 
der  nahe  lupiter  Fagutalis  zu  vergleichen  ist,  seine  volle  Be- 
stätigung ^^'3).  Derselbe  Name  diente  zugleich  zur  Bezeich- 
nung der  ersten  Argeerkapelle  in  der  dritten  servischen  Re- 
gion, Colli  na.  Es  waren  deren  zwei  auf  diesem  Hügel; 
die  übrigen  vier  auf  dem  Quirinal ;  aber  die  zweite  wird  von 
Varro  nicht  genannt  *^). 


1193)  Varro  L.  L.  V,  8.  p.  57.  FiminalU  a  Jove  Fimino,  guod ibi 
arae,  sunt  qut,  quoä  ibi  vimina  Juerint,  Das  läuft  auf  dasselbe  hin- 
aas.  Pest.  p.  373.  Fiminalis  porta  et  eollis  appellantur,  guod  ibi 
viminum  ßiiMse  videtur  silva,  ubi  Bit  et  ara  Jovi  Fiminio  eonsecrata. 
luven.  111,  71.  dictum  a  vimine  collem.  Daher  soheiat  die  Verma- 
thaag  Göttliugs  {Staatsver/.  S.  4S.),  dasa  der  «rsprüof^liche  Name 
V  i  b  e  n  n  a  1  i  s  gewesen  sei,  alles  Grundes  za  entbehren. 

94)  Er  sagt:  Terliae  regionis  colies  quinque  ab  deorum  Jani$ 
appellati  e  quit  nobiles  duo  eolles,  Fiminalii  etc.  —  CoUit  Quiri- 
nalit  Quirini  fanum  etc.  Das  soll  nicht  etwa  heissen,  es  seien  in 
der  dritten  Region  nnr  fünf  Sacraria  Argeontm  gewesen,  denn  er  nennt 
ja  selbst  das  dritte  bis  sechste  aaf  dem  Quirinal.  Vielmehr  hatte  ent- 
weder der  zweite  Collis  seinen  Namen  nicht  von  einem /ant<m,  oder 
die  Stelle  hiess  gar  nicht  GoUis ,  wie  ja  auch  in   den  anderen  Regio- 


566    

Ausser  der  zwölften  und  siebenten  Region  giebt  es  keinen 
Stadttheil  9  ^über  den  die  Nachrichten  so  dürftig  wären ,  als 
über  den  Viminal  und  es  lässt  sich  das  jedenfalls  nur  daraus 
erklären,  dass  er  durch  alle  Zeiten  einer  der  unansehnlicheren, 
hauptsächlich  von  der  niederen  Klasse  bewohnten  Bezirke  war. 
Zwar  wird  uns  aus  dem  letzten  Jahrhunderte  der  Republik  ein 
glänzender,  damals  vor  allen  bewunderter  Palast  genannt. 
Plinius  XVn,  1,  2.  nachdem  er  von  den  damals  Aufsehen 
erregenden  Häusern  des  Crassus  Orator  und  Q.  Catulus  auf 
dem  Palatin  gesprochen  hat,  fahrt  fort:  rnullo  vero  pulcher- 
rvna  consensu  omntum  aetate  ea  in  coile  yiminaU  C,  Aqui- 
tn  equiiü  Romani,  clarioris  illa  etiam^  quam  iuris  civilis 
scientia.  Allein  das  ist  nur  eben  eine  einzelne  Erscheinung, 
der  bis  in  die  spätesten  Zeiten  nichts  ähnliches  zur  Seite  steht. 
Die  einzigen  Gebäude,  welche  uns  bekannt  werden,  sind  Ther- 
men, welche  in  den  Actis  martyrum  eine  bedeutende  Rolle 
spielen*  Unter  ihnen  würde  zuerst  zu  nennen  sein  das  Lava- 
crumAgrippinae,  wenn  seine  Existenz  besser  beglaubigt 
wäre.  Seine  Annahme  hinter  S.  Lorenzo  beruht  nur  auf  der 
Tradition,  dass  daselbst  zwei  Bacchusstatuen  gefunden  seien, 
mit  der  Inschrift  IN  LAVACRO  AGRIPPINAE  "'^).  Sodann  sollen 
nach  den  Act.  S.  Laurentii  bei  der  Kirche  dieses  Heiligen  in 


nen   Gerolienses,  Veliense,  Germalense  ohne  Bezeichnnog  als  tnans 
vorkommea. 

1195)  Woraaf  Urliehs  {Beseht.  III  B.  S.  338.)  die  bestimmte  An- 
gabe gruiidet,  dass  dieses  iavacrum  von  ,,der  i^rosssinoigeD  Gemahlin 
des  Grermanieas'*  tingelegt  worden  sei,  darüber  i^eht  mir  keine  Ver- 
muthong  bei.  Warum  konnte  es  nicht  eben  so  gnt  die  jcloi^ere  sein? 
—  Derselbe  bemft  sich  aaf  „mehrere  Inschriften'*  und  „verschiedene 
Bildsäulen  mit  der  Unterschrift  in  lavaero  Jgrippinae.*'  Es  wird  die 
Nachweisung  dieser  Inschriften,  die,  wie  immer,  gänzlich  fehlt,  zu 
erwarten  sein,  ehe  sieh  darüber  urtheilen  ISsst.  Mir  ist  nur  die  Nach- 
richt von  jenen  Bacchusstatuen  bekannt.  Von  ihnen  sagt  mit  undeut- 
lichem Ausdrucke  Marliani,  Urb.  R.  iopogr.  IV,  21.  „ubi  simulacra 
dno  Bacchl  reperta  femntur,  et  index  huiusmodi:  IN  LAVACRO 
A6RIPPINAB.*'  und  nach  ihm  Luc.  Faun.  jint.  dt  R.  IV,  6.  p.  113. 
},dove  dicono,  che  slano  state  ritrovate  dne  imagini  di  Bacco  con- 
questo  titolo'*  etc.  Diese  Inschrift  kann  unmöglich  Tur  vollstindig, 
•ondera  nur  für  ein  Fragment  gelten  und  daher  bleibt  es  immer  ge- 
wagt, bloss  darauf  bin  hier  Thermen  einer  Agrippina  anzunehmen. 
Ganz  unstatthaft  scheint  es,  das  Fragment  des  capitollnischea  Plans, 
bei  Bellorl  t  V.  darauf  zu  beziehen. 


567 

panispenia  dieThermae  Olympiadis  "**),  bei  der  Kirche 
S.'  Pudenziana  Thermae  Novati  gewesen  sein* 7).  Man 
wird  dabei  jedenfalls  an  gewöhnliche  balnea  za  denken  haben, 
wie  sie  Rom  in  grosser  Menge  hatte.  Erst  Diocletian 
legte  auf  der  Höhe,  wo  Viminal  und  Qoirinal  sich  vereinigen, 
ganz  nahe  am  Walle  des  Serviiis  die  ungeheueren  Thermen  an, 
8.  den  Abschn.  von  den  Thermen. 

Von  dem  Lager  der  Prätorianer,  der  Porta  Yiminalis  und 
dem  verschlossenen  Thore  neben  dem  Lager  ist  schon  im  Ab- 
schnitte von  den  Mauern  und  Thoren  gehandelt  worden.  Aus- 
serdem bietet  der  Viminal  durchaus  nichts  bemerkenswerthes 
dar,  als  etwa  das  Sacellum  Naeniae  deae,  das  ultra 
poriam  Ftmmalem  angegeben  wird,  so  dass  selbst  seine 
Lage  innerhalb  der  aurelianischen  Mauer  nicht  sicher  ist  *^). 

Der  Quirinal. 

Der  Quirinal  erscheint  in  der  Reihenfolge  der  sieben 
Hügel  zuletzt,  obgleich  er  in  der  Geschichte  der  Stadt  auch 
chronologisch  einen  der  ersten  Plätze  einnimmt  und  mit  der 
frühesten  Entwickelnng  des  römischen  Staatslebens  auf  das 
Unzertrennlichste  verflochten  ist.  Aber  ungeachtet  die  zahl- 
reichen Heiligthumer,  welche  der  Mehrzahl  nach  den  Berg 
als  uralten  Sitz  eines  sabinischen  Cultus  deutlich  zu  erkennen 
geben,  bis  in  späte  Zeiten  ihre  Geltung  behaupten,  tritt  doch 
unleugbar  derselbe  gegen  das  Capitol,  den  Palatin  und  andere 
Theile  der  Stadt  frühzeitig  zurück  und  erlangt  keinesweges  die 


1196)  S.  Blond.  Fla v.J7om.tii«tot/r.  If,  20.  Nardini.  II.  p.  47. 
Deo  Beioamen  der  Kirche  in  Panispema,  der  aach  in  Palispema  oder 
in  pane  e  perna  geschrieben  wird ,  will  man  von  dem  Haaie  eines 
Perpenna  oder  Perperna  ableiten. 

97)  Anastas.  Vit.  Pii  I.  p.  t4  Blanch.  Hie  ex  rogatu  Beatae 
Praxedii  dedicavit  Eecle$iam  Thermas  Novati  in  vieo  Pairicii  in 
honorem  $ororis  suae  sanetae  Potentianae, 

98)  Panl.  Diao.  p.  163.  Naeniae  deae  saeellum  extra  portam 
Fiminalem  ßterat  dedieatum.  In  F  e  s  t  u  s  yerstommeltem  Texte  steht 
ultra.  —  Ganz  abergehe  ich  den  angeblichen  Tempel  des  Silvanna, 
dessen  Existenz  am  Viminal  nur  anf  einer  Inschrift  bemht,  die,  wenn 
irgend  etwas,  entschieden  anacht  ist.  Grat.  DCCGLXXI,  2. 


566    

politische  Bedeutung  derselben.  Abgesehen  davon  lässt  sich 
aber  auch  der  Quirinal  nicht  wohl  anders  als  im  Zusammea- 
hange  mit  dem  Viminal  und  dem  Pincius  betrachten  und  so  ist 
ihm  schon  dadurch  die  Stelle ,  die  er  in  der  Topographie  der 
Stadt  einzunehmen  hat,  angewiesen. 

Er  bildet  eine  lange  schmale  Bergzunge,  die  von  dem 
breiten  Rücken ,  durch  den  er  mit  dem  Esquilln  und  Viminal 
zusammenhängt,  ausläuft.  Sie  erstreckt  sich  von  Porta  Sa- 
laria  in  der  Richtung  nach  Südwest  und  krümmt  sich  dann  nach 
der  Höhe  der  Garinen  hin,  den  Viminal,  Cespius  und  die  daza 
gehörigen  Thäler  nebst  der  Subnra  einschliessend.  Im  Norden 
trennt  den  Berg  ein  tiefes  Thal  von  dem  Collis  hortorum  oder 
Pincius ;  weiterhin  begrenzt  ihn  die  in  das  Marsfeld  sich  ver- 
laufende Ebene,  und  zwischen  ihm  und  dem  Capitolinus  liegen 
die  kaiserlichen  Fora.  Es  ist  schon  (Anm.  737.)  bemerkt  wor- 
den, dass  auf  dieser  Seite  der  Berg  einst  weiter  hinüber  reichte 
und  nur  durch  Abgrabung  die  Ebene  für  das  Forum  Traiani 
gewonnen  wurde.  Die  jetzige  Höhe  ist  ungefähr  die  des  Vi- 
minal: etwa  160  Fuss  über  dem  Meeresspiegel  '^^0? 

In  der  servischen  Stadt  machte  der  Quirinal  den  grösse- 
ren Theil  der  dritten  Region,  Colli  na,  aus  und  von  den 
sechs  Argeerkapellen  lagen  hier  vier,  daher  vier  CoUes  unter- 
schieden werden ;  nach  der  im  Argeerfragmente  selbst  ange- 
gebenen Reihenfolge:  Quirinalis,  Salutaris,  Mucia- 
lis  i3o<^),  Latiaris.     Der  erste  Name,  von  dem  wichtigsten 


1199)  Der  Boden  der  Kirche  S.  Maria  degli  angeli  in  den  Diode- 
tiansthermen  wird  auf  170  F.  ang^egeben;  allein  hier  findet  wohl  eine 
ansehnliche  Erhöhung  S(att,  wie  die  noch  an  ihren  ursprünglichen 
Stellen  stehenden  gewaltigen  Granitsäulen  beweisen.  Sie  sind  zum 
Tbeile  versohiittet  und  die  Basen  sind  nur  zum  Scheine  daromgelegt. 

11200)  Dieser  Name  ist  allerdings  aufTällig,  um  so  mehr  als  dahin- 
ter der  Name  einer  Gottheit  zu  suchen  ist.  Denn  Varro  sagt  L.  L. 
V,  8.  p.  57.  Tertiae  regionU  collet  quinque  ab  deorum  Janit  appel- 
latiy  und  nachdem  er  obige  yier  genannt  hat,  p.  59.  Horum  deorum 
arae,  a  quihus  eognomina  habenty  in  eius  regionis  partibus  sunt. 
Von  einer  Gottheit  solchen  Namens  ist  aber  nichts  bekannt  und  es 
hat  daher  Scaliger  MariialU  vorgeschlagen,  was  Möller  auch  in  den 
Text  aufgenommen  hat.  Die  Conjeetur  stutzt  sich  hauptsachlich  auf 
Dionys.  IX,  60.^  wo  der  Tempel  des  Dius  Fidins  in\  rov  *EwaXlov 
X6<pov  angegeben  wird,  und  das  Argeerfragment  sagt :  Coliü  Mucialis 
guintie§p$  apud  aedem  Dei  Fidi,    Bs  hat  aber  Urlich a  (Beschr. 


56»    

Heiligthtime,  dem  Tempel  des  Quirinus  entlehnt,  bat  die 
übrigen  verdrängt  nnd  ist  Name  des  ganzen  Hügels  gewor- 
jeaisoi),  wäbrend  er  früber  Agonus  geheissen  baben  soll^). 
Auf  welcber  Stelle  nun  dieser  Tempel  des  Qairinus  gelegen 
habe,  das  ist  die  wichtigste  Frage  für  die  Topographie  des 
Quirinal,  weil  nach  ihm  sich  andere  Heib'gtbümer  bestimmen 
nnd  von  diesen  wiederum  andere  Oertlichkeiten  abhängen« 
Desto  beklagenswertber  ist  es,  dass  trotz  zahlreicher  Erwäb- 
nongen  es  an  recht  sicheren  Anhaltepunkten  dafür  fehlt  und 
nur  durch  künstliche  Combinationen  zur  Wahrscheinlichkeit 
zu  gelangen  ist.     Zuvörderst  ist  die  Frage  zu  erörtern,  ob  alle 


III  B.  S.  367.)  sehr  richtig  bemerkt,  dass  *JBvvaXios  Xotfog  nichts  ande- 
res ist,  als  Collis  Qairinalls;  denn  den  römischen  Unterschied  zwi« 
sehen  Mars  and  Qairinus  drücken  die  griechischen  SchriftsteUer  durch 
"j^^e  nnd  *EwaLo9  ans;  nicht  nur  Dionvsius,  z.  B.  II,  4d.  ror  9* 
'JBpvaXtov  Ol  ^afiTvoi  ttal  naQ  iit$ivu>v  oi 'JPfofiaToi  fiad'ovreg  Kv^Xvov 
ovofAa^ovaiv,  ovjc  i';|royrcff  hhrttv  t6  aitgifiie,  she  Zägtfe  iarlv^  eTr^  «Va- 
Qog  Ttg  ofioiae  *j4g6i  riuae  ^x^^'i  sondern  auch  Poljb.  III,  25^  6.  von 
den  Bündnissen  mit  Karthago :  zov  Se  ogxov  ofiweiv  tdei  rotovrov  * 
inl  /liv  rctfv  irgforotv  Qvvd^xctiv  Kagx^Soviove  dev  rovS  d'sovS  zoits  na» 
r^tüovg'  'I^üjfiaiove  di  Jid  uHd'ov,  nara  r&  naXouov  i&oe.  inl  Si  rov« 
tctnf  zov  ^Agta  nioX  zov  'JBwdhov.  Vielmehr  hätte  also  Dionysius  Mar« 
tialis  gar  nicht  darch  *£i'vaho6  übersetzen  können ,  nnd  d^r  Name 
Mucialis  muss  beibehalten  werden ,  so  unverständlich  er  ist.  Vgl. 
Plutarch.  Rom.  99.  Sery.  z.  Aeu.  I,  %9%, 

1201)  Die  Niebuhrsehe  Hypothese,  dass  auf  dem  HSgel  vor  Roma 
Entstehen  ein  sabinischer  Flecken,  Qnirlum,  gelegen  habe,  mag  ich 
weder  adoptiren ,  noch  geradehin  verwerfen  ;  auch  gehört  die  Frage 
aber  die  Bedeutung  des  Namens  Quirites  nicht  hieher  (s.  die  Staats- 
alterthümer);  aber  der  Name  Qnirinalis  wird  davon  nicht  lab« 
zuleiten  sein,  sondern  vom  Tempel  des  Quirinus,  wie  sich  aus  dem 
Argeerfragroente  unzweideutig  ergiebt:  Collis  Quirinalit  terticepsois 
opud  aedem  Quirini.  Uebrigens  ist  die  Herleitnug  von  Quirites  oder 
Curetes  alt.  Varro  sagt:  Collis  Quirinalis  {ob  Müll.)  Quirini  for- 
num,  sunt  gut  a  Curelibus,  qui  cum  Tatio  Curibus  venerftnt  Rom  am 
—  qtiod  voeabulum  coniunctarum  regionum  nomina  obliteravit,  di* 
dos  enim  colles  plures  apparet  ex  Argeorum  sacr\ficiis  etc.  Vgl. 
d.  folg.  Anm.  Den  grammatischen  ZusammenhaDg  von  Quirinus  and 
Quirites  wird  freilich  niemand  ableugnen  wollen. 

2)  Fest.  p.  %9h,  Quirinalis  collis  qui  nunc  dteitur,  olim  AgiH 
nus  appellabatur ,  anteguam  in  eum  commigrarent  fere  Sabini  Cu^ 
ribus  venientes  post  foedus  inter  Romulum  et  Tatium  ietum,  a  quo 
hanc  appellationem  sortitus  est:  quamvis  existiment  quidam,  quod 
in  eo  factum  sit  templum  Quirino,  ita  dictum.  Paul.  Diac.  p.  10. 
Agonium.  hinc  Romae  mons  Quirinalis  Agonus  et  Collina  porta 
Agonensis.  Darauf  bezieht  sich  wohl  auch  Dtonys.  II,  37.  von  des 
Romulus  strategischer  Disposition :  ir/^a  ^£  (jiotQa)  rov  KvQiyioy 
{neiHxovoa)f  ovnw  rora  tavzjjv  y%ov%a  xi^  ngoar^yogtay- 


570    

jene  Erwähnnngen  sich  aaf  ein  und  dasselbe  Heiligtham  be- 
zieben, oder  ob  deren  mehrere  auf.  dem  Qnirinal  anzunehmen 
sind  ^^^^).  Bekannt  ist  es ,  dass  Romulus  nach  seinem  räthsel- 
hafien  Verschwinden  als  Quirinns  verehrt '  wurde ,  und  dass 
Numa  ihm  unter  diesem  Namen  einen  Tempel  erbaut  haben 
soll  ^).  Dabei  muss  natürlich  der  Gedanke,  als  sei  jetzt  erst 
der  Cultus  des  Quirinns  entstanden,  und  es  habe  vorher  kein 
Heiligthum  des  Gottes  auf  dem  Quirinal  gegeben,  ganz  besei- 
tigt werden.  Faktisch  erscheint  aber  der  Tempel  zuerst  im 
Jahre  318 ,  wo  daselbst  Senatsversammlung  gehalten  wird  ^), 
und  jedenfalls  ist  diess  die  im  Argeerfragmente  genannte  aedes 
Qutrmi,  wo  das  dritte  Sacrarium  der  Region  war.  Dann 
wurde  im  J.  461  von  L.  Papirius  Cursor  der  von  seinem  Vater 
gelobte  neue  Tempel  geweiht.,  wobei  es  höchst  unwahrschein- 
lich ist,  an  einen  von  dem  früheren  ganz  Verschiedenen ,  also 
zweiten  zu  denken ;  vielmehr  war  er  jedenfalls  neu  auf  der 
SteUe  des  früheren  erbaut^).    Im  Jahre  705  brannte  er  ab 


f|203)  Grundlich  handelt  davon  Merkel  s.  Orid.  Fast.  p. 
GXLIII  f.  Ich  gestehe  indessen,  dass  mir,  wie  es  mir  bei  dieser  sonst 
so  schätzbaren  Arbeit  nicht  selten  (^eht,  nicht  Alles  verstandlich  ist. 
So  viel  ersieht  sich,  dass  er  mehr  als  ein  Heili^hom  annimmt;  aber 
ob  zwei  oder  drei,  oder  gar  vier,  das  wird  nicht  klar.  Anch  hat  der 
Glaube  an  einen  Circns  Florae  nachtheilij^  eingewirkt.  Wie  ich  na- 
mentlich in  Bezug  auf  Augustus  Bau' von  ihm  abweichen  zu  müssen 
glaube,  wird  die  obige  Auseinandersetzung  zeigen. 

4)  Dionys.  II,  63.  avrov  re  t6v  *litfivlov ,  df  n^tirroya  yevo^ 
fuvov  y  naza  t^v  {hn^v^  avaiv^  Uqov  narainuvij  tuü  dvaiati  diiTfjolot€ 
ira^e  Kvffivov  inovofAaiofuvov  YeQaioead'a$.  Diesen  Tempel  meint 
Ovid.  Fast.  II,  509. 

Templa  deo  fivnt.  coUü  quoque  diettit  ab  ilio  est: 
Et  referunt  certi  sacra  patema  dies, 
und  jene  ^oia^  sind  demnach  die  in  den  Fasten  XIII  Ral.  Mart.  ao- 
Urten  Quirioalia.  Kai.  Farnes.  QVIR.  N  QVIRINO  IN  GOLLE. 

5)  Liv.  IV,  tX.  a  yirginto  senatus  in  aede  Quirini  eontulitur. 
Wenn  es  bedenklich  scheinen  kann ,  in  dieser  Zeit  schon  den  Tempel 
als  geräumig  genug  zur  Senatsversammlung  anzunehmen ,  so  machen 
doch  die  Umstände,  unter  welchen  sie  eben  dort  gehalten  wurde ,  die 
Sache  sehr  glaublich.  Denn  der  Feind  stand  nahe  vor  der  Porta  CoU 
lina;  der  andere  Consul  hatte  eilig  aufdem  Walle  Truppen  zusammen- 
gezogen: Julius  consul  in  aggere  mnrisque  explicat  eopias.^  und 
sehr  natürlich  kömmt  der  Senat  an  einem  Orte  zusammen ,  der  der 
Gefahr  nahe  ist. 

6)  Liv.  X,  46.  Jedem  Quirini  —  ah  dietatore  patre  votam 
ßlius  consul  dedicavit  exomavitque  hostium  spoliis  etc.  PI  in.  VII, 
60.  Princeps  Romanis  solarium  korologium  statuisse  ante  undodm 


571    

und  von  seinem  Aafbaue  erfahren  wir^nichts.  Dagegen  wis- 
sen wir,  dass  Augastas  angeblich  im  J.  738  einen  neuen  gros- 
sen Tempel  des  Quirinus  weihete.  Ihn  hat  man  nun  von  der 
aedes  Papiriana  trennen  und  somit  zwei  verschiedene  Tempel 
annehmen  wollen.  Ich  übergehe  ganz  die  Argumente  der  äl- 
teren Topographen,  welche  durch  den  Glauben  an  die  Aecht- 
heit  des  Victor  und  Rufus  und  die  Existenz  eines  Circus  Flo- 
rae  zwischen  Quirinal  und  Pincius  verleitet  worden  sind,  ein 
nopum  templum  Qtärini  in  der  siebenten  Region  anzunehmen, 
und  berücksichtige  nur  den  von  Merkel  aus  Dio  Cassins 
gezogenen  Schluss.  Dieser  sagt  LIV,  19.  nfilv  91  ^  dq>0Q^ 
/i&a&at  tdv  %ov  KvVqIvov  va6v  ua&iif maep  i%  nai^^ß 
ol^odofiriGaQ.  Gegründet  ist  es  nun  allerdings,  dass  Dio 
den  Ausdruck  ix  umvijs  in  der  Regel  dann  gebraucht,  wenn 
von  etwas  ganz  neu  Entstehendem  die  Rede  ist,  und  so  die 
blosse  Wiederherstellung  eines  schon  vorhandenen  Gebäudes 
ausschliesst  ^^^'').  Allein  hier  ist  doch  zu  bedenken,  dass  der  Tem- 
pel von  Augustus  ganz  neu  und  jedenfalls  sehr  erweitert  er- 
baut wurde,  dass  das  Monumentum  Ancyranum  ihn  wie 
die  ebenfalls  nur  an  der  Stelle  früherer  errichteten  Templa  lo* 
vis  Feretrüj  Mina^vae^  Iiinonis  Reginae ,  Lamm ,  Deum  Pe* 


anno»,  quam  cum  Pyrrko  bellatum  est,  ad  aedem  Quirini  L,  Papi- 
riu*  Cursor ,  cum  eam  dediearet  a  patre  suo  votam,  a  Fahio  Festale 
proditur.  Voo  dieser  Dedicatioa  spricht  wahrscbeiolich  Ovid.  Fait. 
VI,  787. 

Tot  rettant  de  mense  dies,  quot  nomtna  Parcis, 
Cum  data  sunt  trabeae  templa,  Quirine,  tuae, 
uDd  daher  steht  ia    den   FasL  Veous.    III  Kai.   lol.   QVIRINO  IN 
COLLE,  woraus   aor  folgt,   dass   die  Dedicatioa  des   oeuen  Tempels 
ao  einem  anderen  Tage  Statt  fand. 

1207)  Sie  mnss  indessen  schon  vor  dem  Ende  des  Jahrs  708  erfolgt 
sein.  Man  ersieht  es  aus  Dio  Cass.  XLIII,  45.  »al  rote  fiiv  av" 
S^iavTa  avToB  (Kaiaa^of)  ik((pavTivov  ^  vars^ov  3k  *al  a^fia  oXov  iv 
rate  ffanoS^ofilaiQ  ftsra  twv  S'elov  ayaXftdrwv  nifintO'd'ai  tyviooav. 
SXhjv  ri  Twa  tix6va  i9  rov  tov  KvqIvov  vahv  —  avi&teav. 
Darauf  bezieht  sich  die  von  Merkel  angefahrte  Stelle  aus  Cic.  ad 
Att.  XIII,  28.  Quid?  tu  hunc  de  pompa,  Quirini  contuherna- 
lem,  hie  nostris  moderaiis  epistolis  laetaturum  putas  (vgl.  Anm. 
1222.)-  Man  wird  gar  oft,  wo  von  dem  Brande  eines  Tempels  oder 
anderen  Gebäudes  die  Rede  ist,  anzunehmen  haben,  dass  nur  eine 
theilweise  Zerstörung  Statt  gefunden  habe.  So  wahrscheinlich  auch 
hier,  und  daraus  erklärt  sich  die  schnelle,  vermuthlich  nur  nothdurf- 
tige  Wiederherstellung,  bis  Augustus  den  Neubau  unternahm. 


572    

natiumt  Matris  Deumn.  A.  unter  die  nova  opera  setzt,  und 
dass  daher  sehr  wohl  gesagt  werden  konnte,  er  sei  i%  natv^g 
erbaut  worden.  Der  Widerspruch,  der  sich  aus  derZeitbe» 
Stimmung  Dio^s  in  Bezug  auf  das  ungewisse  Zeitalter  Vi- 
truvs  zu  ergeben  scheint,  kann  mich  nicht  abhalten,  den 
von  ihm  UI,  2,  7.  erwähnten  Tempel  für  den  von  Augustus 
dedicirten  zu  erklären ;  denn  die  Identität  liegt  klar  vor  Au- 
gen. Es  war,  wie  wir  durch  ihn  erfahren,  ein  Dipteros :  Di" 
pteros  autem  octattylos  etpronao  etposHco,  sed  circa  aedem 
dupliees  habet  ordmes  columnarumj  uti  est  aedes  Quirini  Da- 
rica  et  Ephesiae  Dianae  lonica.  Wenn  man  damit  vergleicht, 
was  Di 0  Cassius  zu  den  oben  angeführten  Worten  hinzu- 
setzt: elnoy  ih  %ovto  (nämlich  in  uaiviJQ  olxoio/Aijaag) ,  ot» 
Si  ital  ißdo/Afinovj^a  nioatv  avvov  inoafAt/oaPj 
oaa  ncQ  w  ndvta  Hij  avris  dteßim.  xun  vovtov  X6yo¥  vi* 
a\v  naQiax^y  ^S  ^«i  iienhf^9ee  av%6,  dXX*  cv  %a%d  %vyirjv 
aXlws  ngdiag.^  so  sieht  man  erstlich,  weshalb  er  das  in  uou" 
yijg  hervorbebt.  Hätte  August  einen  Tempel  mit  76  Säulen 
vorgefunden  und  in  derselben  Weise  wiederhergestellt,  so 
wäre  nichts  auffallendes  dabei  gewesen;  er  bauete  ihn  aber 
neu,  grösser  und  mit  reicherer  Säulenstellnng.  Sodann  ist  es 
aber  handgreiflich,  dass  diese  76  Säulen  eben  dem  von  Yitruv 
genannten  Dipteros  angehören.  Denn  dessen  innere  Säulen- 
stellung, mit  sechs  an  jeder  Fronte  und  nach  der  Regel  13  an 
jeder  Seite,  giebt,  da  die  Ecksäulen  nur  einmal  zählen  34; 
die  äussere  mit  acht  Säulen  in  der  Fronte  und  15  an  den  Län- 
genseiten 42  -(-  34  =:  76  ^^^^).    Wer  daraus  nicht  die  Iden- 


1208)  Nichts  anderes  als  diese  um  den  Tempel  laufende  Halle  ist 
die  von  den  Topographen  noch  besonders  angenommene  Porticas 
Quirini.  Es  ist  nur  Martial,  der  sich  des  Namens  bedient,  in- 
dem er  sein  Buch  anweiset,  wo  es  sich  Leser  suchea  solle.  XI,  1»  9. 

f^icini  pete  porticum  Quirini : 

Turbam  non  habet  otiosiorem 

Pompeius,  vel  Agenori$  puella. 

Fei  primae  dominus  levis  carinae. 
Nardini   nahm  sie   in   der  Vallis  Qnirini   an;    Urlichs  giebt  nach 
ihm  dieses  Thal  fdr  einen  der  lebhaftesten  Stadttheile   aas:   das  sind 
ganz  grundlose  Behauptungen.    Aus  der  zweimaligen  Brwähniing  der 
Vallis  Quirini  ergiebt  sich  gar  nichts  als  eben  der  Name. 


573    

titäl  beider  Tempel  erkennt,  für  den  giebt  es  in  sc^cben  Dingen 
überhaupt  lieinen  Beweis  und  er  mag  immerhin  glauben,  dass 
es  zwei  Tempel  des  Quirinus,  jeden  mit  76  Säulen  gegeben 
habe.  —  Wenn  ich  aber  diess  mit  Entschiedenheit  verneinen 
miiss,  so  bleibt  es  demungeachtet  möglich,  dass  ausserdem 
noch  ein  Sacellum  Quirini  auf  dem  Quirinal  bestand. 
Darauf  fuhrt  Paul.  Diac.  p.  ^5.  QuirinaUs  porla  dicta^ 
sive  quod  ea  in  coUem  Quirmalem  itur ,  Meu  quod  proanme 
eam  est  Quirini  saceilum.  Auf  einen  so  elenden  Epitomator 
würde  freilich,  wo  es  sich  namentlich  um  einen  Ausdruck  han« 
delt ,  nicht  viel  zu  geben  sein ;  aber  die  Worte  quod  praxi" 
me  eam  $acel(}xkm)  finden  sich  auch  in  dem  verstümmelten 
Texte  des  Festus  und  ihm  ist  nicht  zuzutrauen ,  dass  er  den 
grossen  Tempel  des  Quirinus  sacellum  genannt  haben  werde« 
Ueberdiess  konnte  dieser  schwerlich  proxime  partum  CoUinam 
gewesen  sein. 

Die  ältesten  Topographen,  wie  die  neuesten  nehmen  einstim- 
mig an,  der  Tempel  habe  aufdertliohe  über  S.  Vitale,  etwa  in  der 
Gegend  von  S.  Alidrea  delNoviziato  oder  di  Monte  Cavallo  ge- 
standen, und  so  schwach  und  zweideutig  die  dafür  beigebrachten 
Argumente  sind,  scheint  man  doch  aus  anderen  Gründen  daran 
festhaltenen  müssen.  Was  die  alten  Antiquare  von  früher  dort 
erfolgter  Ausgrabung  seiner  Fundamente  und  von  der  Verwen- 
dung des  Marmors  zur  Treppe  von  Araceli  berichten,  das  ist 
theils  höchst  unsicher,  theils  entschieden  falsch  ^^o*),  so  dass 
sich  darauf  kein  Beweis  gründen  lässt;  vielmehr  sind  es  die 
Angaben  der  Notitia,  welche  auch  hier  einzig  und  allein 
auf  den  richtigen  Weg  führen  können.  Sie  nennt  zwischen 
den  Thermen  Gonstantins  und  dem  Tempel  des  Quirinus  Sta-- 
tuam  Mamuri.  Daran  hat  man  besonders  fest  gehalten  und 
sich  auf  eine  angebliche  Schenkung  Innocenz  I.  an  die  Kirche 
S.  Vitale  berufen,  worin  allerdings  der  Cävus  Mamuri  in  der 
Nähe  von  S.  Vitale  genannt  zu  werden  scheint.  Anastas. 
Innoc.   I.   p.   64  Blanch.    Domes  Emeriti  in  clivo  mam- 


1200)  S.  Nibby  z.  Nardini,  Rom.  ant.  II.  p.  75. 


574    

miMTi  ^^^®)  inira  urbem  iuxta  basiltcam.  Ausserdem  ge- 
ben die  meisten  Handschriften  kurz  vorher  noch  an :  Balneum 
in  eodem  loco  iuxta  templwn  Mamuri.  Da  nun  die  Basilica 
(Kirche)  neben  dem  Clivus  Mamuri  nicht  wohl  eine  andere 
sein  kann  als  S*  Vitale,  welcher  die  Schenkung  gemacht  wird, 
so  würde  auch  die  von  der  Notitia  genannte  Siatua  Mamuri 
über  dieser  Kirche  in  der  Nähe  von  S.  Andrea  zu  suchen  sein. 
Dem  scheint  nun  freilich  zu  widersprechen,  dass  die  Acta  S. 
Susannae  in  einer  weiterhin  für  die  salustischen  Gärten  an- 
zuführenden Stelle  die  Kirche  S.  Susanna  auf  der  entgegen- 
gesetzten Seile  des  Quirinal  apud  Vicum  Mamuri  nennen; 
aber  dass  dort  wenigstens  der  Tempel  des  Quirinns  nicht  gele- 
gen haben  kann,  ergiebt  sich  auf  das  Gewisseste  aus  dem 
Grenzverzeichnisse  in  Verbindung  mit  einer  Stelle  Vitruvs 
VU,  9,  4.  Er  spricht  von  den  römischen  Fabriken  des  minium 
und  sagt:  Eae  autem  officinae  sunt  inter  aedem  Flarae  et 
Quirini.  Die  Notitia  aber  nennt  in  der  Reg.  VI.  folgende 
Punkte:  Templum  Salutis  et  Serapis.  Floram.  Capitolium 
antiquum,  Thermas  Constantinianas*  Statuam  Mamuri.  Tem- 
plum Quirini  etc.  Es  liegen  also  zwischen  der  Flora  und  dem 
Quirinus  drei  derselben,  was  eine  beträchtliche  Entfernung 
voraussetzen  lässt,  so  dass  Vitruvs  Bezeichnung  ganz  unpas-' 
send  erscheinen  müsste.  Die  Tempel  können  nur  sich  nahe 
gedacht  werden,  wenn  der  eine  über  dem  westlichen,  der  an- 
dere über  dem  östlichen  Abhänge  lag,  zwischen  ihnen  nur  die 
Breite  des  Hügels.  Der  Floratempel  aber  muss  an  der  West- 
seite gedacht  werden ;  denn  von  hier  geht  offenbar  die  Notitia 
aus,  da  zuerst  der  Tempel  der  Salus  genannt  wird,  von  dem 
das  über  dem  Clivus  Salutaris  stehende  Thor  seinen  Namen 
hatte.  Thore  aber  können  ja  nur  an  der  dem  Marsfelde  zuge- 
kehrten Westseite  gedacht  werden.  Daher  wird  man  denn 
doch  bei  der  Annahme  stehen  bleiben  müssen,  dass  der  Tempel 
des  Quirinus  in  der  Gegend  von  S.  Andrea,  wenigstens  be- 
stimmt an  der  dem  Viminal  zugekehrten  Seite  des  Hügels  ge- 


1210)  Die  Handschriften  geben  daFdr  auch  Mamurtini,  Mannutini^ 
maiori. 


575 

wesen  sei  und  das  wird  darch  VergleichiiDg  dessen,  was  wir 
von  den  übrigen  Tempeln  wissen,  noch  mehr  gesichert  werden, 
als  durch  die  zweideutige  Erwähnung  des  Clivus  Mamuri.  Das 
Zeugniss  der  Acta  S.  Sosannae  möchte  ich  nicht  gerade  mit 
Urlichs  verwerfen,  indem  es  gar  nicht  unmöglich  scheint,  dass 
der  ß^icus  Mamuri^  wenn  der  Name  richtig  ist,  sich  bis  zu 
S.  Susanna  ausdehnte.  Wie  man  aber  jene  Statua  Mamuri 
zu  beurtheilei^  habe,  ob  wirklich  ein  Bild  des  Verfertigers  der 
Ancilia  zu  verstehen  sei,  das  bleibe  dahingestellt.  Weder 
Ovid,  noch  Plutarch,  noch  Festus  sagen  etwas  davon,  dass 
ihm  eine  Statue  gesetzt  worden  sei;  Alle  sprechen  nur  von 
dem  Gesänge,  durch  den  er  geehrt  wurde  ^^^^),  und  im  (xromie 
steht  er  in  der  nächsten  Beziehung  vielmehr  zu  den  palatini- 
sehen  Saliern.  Indessen  hatten  ja  die  Salti  AgonenstM  oder 
Collini  auf  dem  Quirinale  ihren  Sitz  ^^),  und  das  ganze  Insti- 
tut stammt  von  Numa  dem  sabinischen  Könige,  dessen  Hans 
selbst  auf  diesem  Hügel  angegeben  wird  ^^). 

Weitere  Bestätigung  erhält  die  Annahme  solcher  Lage 
des  Templum  Quirini  durch  die  freilich  auch  dürlb'gen  Nach- 
richten von  einem  der  ältesten  Heiligthümer,  dem  Tempel  des 
Semo  Sancus  oder  Dius  Fidius.  Im  Argeerfragmente 
heisst  es  bei  Varro  V,  8.  p.  58.  ColUs  Mucialit  quinticeps 
apudaedem  DeiFidiin  delubro,  tibi  aeditumus  habere  sotet. 
Freilich  wird  uns  nun  der  an  sich  problematische  GoUis  Mu- 
cialis,  auf  keine  Weise  näher  bezeichnet ;  allein  da  die  Ar- 
geer  vom  Yiminal  kommen,  wo  die  beiden  ersten  Sacrarien 


121t)  Ovid.  Fast.  III,  389.  Plotarch.  Nnm.  13  extr.  Panl. 
Diac.  p.  131.  Mamuri.  —  Was  äbrigcas  das  in  mehrerea  Handichrif« 
tea  des  Anastasias  vorkommende  templam  Mamari  anlangt,  so  nrtheilt 
wohl  Urlichs  richtig,  dass  die  Statue  nnter  einer  aedicula  gestanden 
habe.  Der  Art  sind  ja  wohl  auch  in  der  Reg.  VIII  der  ^ütia  die 
Quatuor  Scauri  tuh  aede, 

1^)  Dionys.  II,  70^  o/  fiip  yag  Itäyotvaleis,  vno  8i  rtvmv  «alo»» 
fisvoi  KoXXiyoi  JSdkioi,  dv  t6  le^ofpvXouuov  icviv  inl  rov  KoXXivov  ilo- 
wov  (I)  fisva  Nofiäv  ansBtix&rjaav  vnb  ßaoMcag  'Oardiov  le.  t.  1. 
Vgl.  Varro  L.  L.  VI,  3.  p.  196.  Liv.  V,  52.  Ambrosch,  Stud.  u. 
Andeut,  S.  146.  175. 

13)  Plut^arch.  Num,  14.  Olniav  ^  e7%sv  eri^ap  ne^l  t6v  Xv 
ffivov  X6<pov,  ^9  hl  vvv  Tov  TOTiov  intSttm^ouow.  Solin.  1,  ^1. 


57«    

der  Region  waren,  so  isl  es  sehr  natürlich,  dass  sie  zuerst 
nach  dem  ColUs  Quirinalis  gelangen  und  da  der  Collis  Salutaris 
als  erster  von  der  Notitia  genannter  Punkt  nördlicher  liegen 
muss,  so  ist  der  Mucialis  wenigstens  mit  grosser  Wahrschein«' 
lichkeit  weiter  nach  dem  Capitolinus  hin  anzunehmen  und  weil 
nahe  bei  dem  Tempel  des  Sancus  die  von  ihm  benannte  Porta 
Sanqualis  war,  muss  er  nolhwendig  an  dem  westlichen  Rande 
des  Rerges  gedacht  werden.  So  ergiebr  sich^  für  die  Stelle, 
wo  der  Tempel  stand,  da  zugleich  ein  Aufgang  zum  Berge  ge- 
sucht werden  muss,  die  Gegend  der  Piazza  di  Monte  Cavallo 
oder  des  Palazzo  del  Quirinale.  Damit  stimmt  nun  sehr  wohl 
überein,  dass  er  dem  Tempel  des  Quirinus  gegenüber  genannt 
wird.  Es  ist  die  schon  S.  133.  angeführte  Stelle,  Liv.  VIII, 
20.  wo  er  von  der  Gonfiscation  des  Vermögens  des  Vitruvius 
Vaccus  spricht  und  sagt :  quodque  aeris  ex  iis  redacium  est^ 
ex  eo  aenei  orbes  facti  positi  in  sacello  Sanci^  versus  aedem 
Quirini  i«").  Es  kann  also  auch  dieser  Tempel  nicht  weit 
von  dem  des  Quirinus  entfernt  gewesen  sein  und  da  er  des 
Thors  wegen  am  westlichen  Rande  gelegen  haben  muss,  so 
bestätigt  diess  die  angenommene  Lage  des  letzteren  über  dem 
östlichen  Abhänge.  —  Die  Gründung  des  Heiligthums  fällt  in 
die  frühesten  Zeiten  und  wird  selbst  dem  Tatius  zugeschrie- 
ben ^^).  Auch  spricht  in  der  That  für  sein  Alter,  dass  darin 
Rocken  und  Spindel  der  Caia  Caecilia  oder  Tanaquil,  nach 
Plntarch  auch  ein  Erzbild  derselben  und  ihre  Sandalen  aufbe- 


1^14)  Wird  hier  aach  nur  ein  Sacellam  g^enannt,  so  darf  man  doch 
durchaus  nicht  an  zwei  verschiedene  Heiligpthümer  denken.  Tacitus 
nennt  noch  das  Sacellum  Lamm  in  summa  Sacra  via,  während  das- 
selbe von  Augastus  im  Mon  om.  Ancy  r.  als  aedes  Lamm  anfgefahrt 
wird,  und  so  sind  sehr  häufig  kleinere  Tempel  sacella  genannt  woi^ 
den.  Allein  bei  dem  Tempel  des  Dius  Fidins  darf  das  am  wenigsten 
befremden ;  denn  nicht  nur  war  es  wahrscheinlich  ein  kleines  Heilig« 
thnm,  sondern  auch ,  was  charakteristisch  für  ein  SaccUnm  ist ,  ein 
vnM^^or.  Varro  L.  L.  V,  10.  p.  72.  Dius  et  Divus,  unde  Suh 
DivOj  Dius  Fidius,  Itaque  inde  eius  perforaium  teetum,  üt  ea  videa- 
tur  Divum,  id  est  eaelum.  Quidam  negant  tub  tecto  per  hune  deie^ 
rare  oportere. 

13)  Tertull.  ad  nat.  11^  9.  Est  et  Sancus  propter  hospita^ 
lilatem  a  rege  Tatio  fanum  eonsecutus,  s.  Merkel  z.  Ovid.  Fast. 
VI,  217.  p.  CXXXVl.  Vgl.  Prop.  IV,  9,  74.  Dionysius  lässt  ihn 
von  Tarquinius  Superbas  erbanet  werden.  Anm.  1217. 


577    

wahrt  worden '^^*),  und  die  Urkande  des  Bündnisses,  welches 
Tarqoinius  Saperbus  mit  Gabii  schloss  (S.  18.).  Im  J.  288. 
wnrde  durch  S.  Postnmius  Regillensis  der  von  dem  zweiten 
Tafqninias  erbauete  Tempel  geweihet '^)  and  vielleicht  hat 
er  bis  in  Augastns  Zeit  gestanden ,  da  Varro  nnd  Dionysins 
jene  Antiquitäten  noch  selbst  sahen. 

Nicht  weit  von  dem  sanqualischen  Thore,  aber  etwas 
südlicher  scheint  der  Tempel  der  Flora  gelegen  zu  ha- 
ben, worauf  nicht  nur  die  Reihenfolge  der  Notitia  hinweiset, 
sondern  auch  die  Verbindung,  in  die  er  von  Vitruv  mit  dem 
Tempel  des  Quirinus  und  von  Anderen  mit  dem  Capitolium 
vetus  gebfacht  wird.  Denn  vor  dem  Baue  des  capitolini- 
schen  dreizelligen  Tempels  war  schon  längst  auf  dem  Quiri- 
nal  ein  in  gleicher  Weise  den  drei  Gottheiten  geweihtes  Hei* 
ligthum ,  das  zwar  durch  den  späteren  grossen  Tempel  in 
Schatten  gestellt  worden  war,  aber  bis  zum  Verfalle  des  Reichs 
sich  erhalten  hatte.  Von  ihm  sagt  Varro  L.  L.  V,  32.  p. 
158.  Clivus  proa:umus  a  Flora  s?isu^  versus  Capitolium  ve* 
iusy  quod  ibi  sacellum  levis,  lunonis,  Minervae;  et  id  an- 
tiquius  quam  aedis,  quae  in  Capitolio  facta.  Wie  sich  daraus 
die  Nachbarschaft  des  Floratempels  ergiebt,  so  wird  dieselbe 
auch  von  Martial  und  der  Notitia  bezeugt^*),   und  da 


1216)  Plin.  VIII,  48,  74.  Lanam  in  eolu  etJü$o  Tanaquilis,  quM 
eadem  Caia  Caecilia  vocata  est,  in  iemplo  Sangt  durasse  prodente 
se,  auetor  est  M.^  Varro. ^  P i n t a r c h.  Q a a e s  t.  Rom.  30.  fje  iv  tf 
rov  ^Saymov^  Ig^tf  x**^^«  av3fi$a9  '^ko^9JM«y  •  l»«4ro  ^i  nalat  ual  omp^ 
SaXuL  nal  ar^oacro« ,  ro  fiiv  oiHOv^laQ  avv^s,  ro  d^  ive^ytlas  ovfi» 
poXov. 

17)  Dionys.  IX,  60.  tv  81  vfi  nokti  tov  vemv  rov  Jlunlov  Jutt 
JSiTOQioQ  Iloarov/uos  6  awimaroi  avT09  Ha&U^at  (ifjvo^  'lovvlov  rai« 
xaXovfUvaig  N6wai9  inl  rou  'BwaXiov  Xotpov^  %ataoMvaod'ivza  ftkv 
vni^  Tov  Tslevxalov  ßaqiXdate  Ta^nivt'iov,  r^i  Si  vofuC^oiUvtit  tt«^«  *i\tf. 

ßaioi^  avisowatws  ov  Tvxavra  vtt  ititirov.    Fast.  Venus.   Non.   Iiin. 
10.  FIDIO.  IN.  COLLB. 

18)  Die  Uebereinstimmang  mit  Varro  nod  Martial  ist  wiedenim 
ein  Beweis  für  die  ricfatise  Reibeofolge  ihrer  Ansabeo.  Martial 
sagt  V,  22, 

Sed  Ttburtinae  $um  prosßimvs  aceoia  ptlae, 
Qua  videt  antiquutn  rustiea  Flora  tovem» 
Vgl.  VI,  27.    Anderwärts  nennt  er  den  Ort  ad  Firum,  I,  117.     Ueber 
beide  Namen  ist  mir  nichts  weiter  bekannt    Eine  dritte  Bezeiehnnog 
seiner  Wobnnof  bestSttgt  die  Lage  des  Floraterap«ls  aaf  dem  westli- 
eben Rande.  I,  109. 

37 


578    

Letztere  in  südlicher  Kichtung  das  Capitol  nach  der  Flora 
nennt,  so  wird  man  es  anf  der  südlichen  Spitze  des  Qoirinal 
(der  Höhe  Ton  Magnanapoli)  anzunehmen  haben,  wohin  wahr- 
scheinlich auch  der  C  o  1 1  i  s  L  a  t  i  a  r  i  s  der  Argeer  zu  setzen 
ist,  wenn  auch  keinesweges  aus  dem  von  Nardini  angegebe- 
nen Grunde.  Dem  Floratempel  aber  haben  bisher  alle  Topo- 
graphen einen  Circus  Florae,  auch  selbst  ein  Theatrum 
beigegeben  und  deren  Lage  bei  Piazza  Barberina,  dann  aber 
natürlich  auch  den  Tempel  in  dieser  Gegend  angenommen. 
Es  beruht  diess  lediglich  auf  einem  Missverständnisse,  wie 
im  Abschnitte  über  die  Circi  gezeigt  wird. 

Der  Tempel  der  Salus  war  im  Jahre  450  von  C.  lu- 
nius  Bubulcus  geweiht  ^^i»)^  jedenfalls  aber  halle  die  Göttin 
schon  früher  hier  ein  Heiligthum  gehabt,  da  nach  ihm  sich 
der  Collis  Salutaris  benannte,  und  diese  Eintheiluug  un- 
streitig viel  älter  ist.  Berühmt  ist  er  durch  die  Gemälde, 
mit  welchen  Fabius  Pictor  ihn  geschmückt  halle  «°) ;  ausser- 
dem aber  erfahren  wir  wenig  von  ihm  5  nur  dass  er  schon 
27  Jahr  später  vom  Blitze  getroffen,  keincswegcs  aber,  wie 
Oros.  IV  4.  angiebl,  zerstört  wurde.  Vielmehr  stand  er, 
wie  man  aus  Plinius  ersieht,  bis  auf  die  Zeit  des  Kaisers 
Claudius,  wo  er  abbrannte.  Wie  aber  seine  Lage  durch  die 
Nähe  der  Porta  Salutaris  an  dem  westlichen  Rande  des  Ber- 
ges gewiss  ist,  so  dient  endlich  auch  er  vorzüglich  dazu,  die 
angenommene  Stelle  der  Aedes  Quirini  zu  bestätigen.  Denn 
nahe  bei  der  Salus  war  das  Haus  des  Pomponius  Atti- 


At  mea  Ftpsanas  speetant  eoenaetila  lauruM ; 
Faetus  in  hae  ego  sum  tarn  regione  senex. 
Br  meiDt  die  Porüous  Asrippae  im  Mars  Felde,  wie  IV,  IS.   VipsanM 
eoiumnae,    Wepen  der  Lage   des  GapitoUnm  vetas  {Jupiter  antiquui) 
Ygl.  Anm.  U24. 

1219)  L  i  V.  X,  1.  (G.  lanias  Bubalcns)  aedem  Salutisy  quam  cofuul 
voveratf  ceruor  locaveraty  dietator  dedicavit,   \$\.  IX,  43. 

20)  PUd.  XXXV,  4,  7.  Apud  Romanos  quoque  homos  maturo 
huie  arti  eontigit.  Siquidem  eognomina  ex  ea  Pietorum  traxerunt 
Fabii  elariMsimae  gentit,  princepsque  eius ,  ci^nominiM  ipse ,  aedom 
Saiutis  pinxit  anno  Urbit  oonditae  CCCCL ,  quae  piehara  durantt 
ad  noitram  memorimn,  modo  Clmtdii  prineipatu  emuta,  V^,  Valer. 
Max.  VIII,  14,  6. 


57»    

CHS  ^^^^)\  nickt  weil  davon  aber  auch  der  Tempel  des  Qairi- 
ans  '^),  und  bedenkt  man  demnach,  dass  ihm  sowohl  der  Tem«^ 
pel  der  Salus  als  des  Sanciis  und  der  Flora  benachbart  wa- 
ren, dass  ferner  diese  drei  simmüich  auf  der  Westseite  la- 
gen, so  ist  eine  andere  Lage  als  auf  dem  östlichen  Rande, 
ungefähr  in  der  Mitte  der  Bergznnge  kaum  möglich. 

Dunkel  sind  die  Nachrichten  von  den  auf  dem  Quirioal 
gewesenen  Tempeln  der  Fortuna,  und  selbst  ihre  Zahl 
ist  aweifelhaft.  Gewiss  wissen  wir,  dass  deren  drei  unweit 
Porta  GolUna  standen  und  dass  die  Gegend  selbst  ad  tres 
Fortnnas  genannt  wurde ^*).  Genauer  werden  sie  nirbt 
beseichnet,  und  anderweitige  Erwähnungen  reichen  zu  ihrer 
Bestimmung  ni<5ht  aus.  Ovid  gedenkt  zweier  Tempel  der 
Fortuna  Publica,  die  beide  im  Bereiche  des  Quirinal  lac 
gen;  aber  der  Name  Publica  ist  eine  allgemeinere  Bezeioh*- 
nung,  und  wie  man  aus  den  Kaiendarien  ersieht,  ist  das  eine 
Mal  die  Fortuna  Primi genia  zu  verstehen >^) ,  und  ihr 


mi)  Gie.  ad  Att.  IV,  1.  Brundüium  veni Nonit  Seaü.  ibimiki 
Tullia  nua  fuit  praesto  natali  $uo  iptQ  die,  qui  ca»u  idem  natalit 
erat  et  BrundUinae  eolgniae  et  tuae  vicinae  Salutis,  Es  war  der 
DedicatioDstag  des  Tempels.  Fast  Gapraa.  Noq.  Aug.  SALVTI 
IN.  GOLLB.  QViairfALE.  SACRiFlGIVM.  PVBLIGVM.  Eben  so  die 
Fast.  Amitera.  und  Antiat. 

22)  Gie.  de  leg.  I,  t.  eerte  non  longe  a  tui$  aedihue 
inambulant  past  eieeeteum  suum  Ramulus  Proeuio  lulio  dixerit,  te 
deum  esse  et  Quirinum  voeari,  tempiumque  sibi  dedieari  in 
eo  ioeo  iusserit,  Daraos  erklärt  sieb,  was  derselbe  ad  Att. 
XII,  45.  in  Bezng  anf  Gaesars  Sutae  Im  Tempel  des  Qnfrians  schreibt: 
De  Caesare  vieino  scripseram  ad  te,  quia  cognoram  ex  tuis  lit^- 
ris,  9um  oivpaov  Quirino  malo  quam  Saiuti.,  wodareh  deuUieb  daraof 
blngewieseo  wird,  dass  beide  Tempel  dem  üaase  des  Atticas  aahe  wa- 
ren. Eben  so  nennt  sich  Martial,  dessen  Wohnung  am  Floratempel 
war,  Nachbar  des  Qnirinus.  Des  Atticas  Hans  wird  auch  voa  Gorn. 
Nep.  Att.  13.  genannt:  damum  habuit  in  eolie  Tamphilanam» 

23)  Vitrnv.  HI,  2  Sehn,  ffuius  autem  (aedis  in  antis)  exem- 
plar  erit  ad  tres  Fortunas ;  ex  tribus,  quod  est  proxitne  partam 
Collinam, 

24)  Fast.  V,  72«. 

Nee  te  praetereo,  populi  Fortuna  potentis 

Publica^  eui  templum  luce  sequente  datum. 
Man  vergleiche  damit  Fast.  Bxqnil.  VIII  Kai.  Ina.  (dem  eatspre- 
ehenden  Tage) :  FORTVN.  PVBLIG.  PR.  IN  GOLL.  Dass  die  Bach- 
Stäben  PR.  Primigeniae  bedenten  nnd  nieht,  wie  man  gewellt  bat, 
populi  Ramanij  ergiebt  sich  ans  den  Fast.  Venus.,  welche  haben  FOR- 
TVN. PRIM    IN  GOL.    Wie   aber  Merkel  richtig  bemerkt,  mag  vi«l- 

37  • 


nag  wohl  mer  der  drei  Tenpd  aagehort  haben.  Er  war  er- 
baut vobP.  Seni|iroDiiis  Sophos  uid  im  Jahre  558  geweiht  "**). 
Der  2weite  von  Ovid  '*)  erwähnte  Tempel  hingegen  kann  nieht 
ia  derselben  Gegend  gestanden  haben«  Es  folgt  ans  den  Fast. 
Praen.,  welchen  Non.  Apr.  beigesehrieben  ist.  FORTVNAK 
PVBLICAE.  CITBAIO...  IN.  COLLE.  Was  man  unter  dem  eoilis 
eüeriar  zu  verstehen  habe,  ist  zweifelhalt.  Merkel  fasst 
es  von  der  Seite  des  Berges  über  derVailis  Quirini  (S.  Vitale), 
und  allerdings  ist  das  die  der  Stadt  zugekehrte  Seite,  wie  er 
denn  auch  iu  volle  Quirini  geschrieben  bat.  Nun  stand  aller* 
dings  in  der  Gegend  von  S.  Vitale  ein  Altar  der  Fortuna. 
Plutarch.  de  fort.  Rom.  10.  iy  ih  tA  fMugm  etti^mnm 
TvyfjQ  ßmfAOQ  EviXmdog.  Der  Vicus  longns  ist  die  Via 
di  S.  Vitale  ^')  und  in  der  That  ist  schon  auf  Bufalini^s  Plane 
dort  ein  „Templnm  Fortnnae  Pnblicae*^  verzeichnet,  was  je» 


leicht  Ovid  sie  auch  faUcb  gedeutet  haben.  Dai^egen  kann  ich  durch- 
aas  die  Folgernng  nicht  billigen,  das«  der  Tempel  froh  verschwanden 
seiy  weil  er  zuletzt  von  Liv.  XLIH,  13.  erwähnt  werde,  and  aosser- 
dem  die  ,,nota  dedicationis*^  in  den  Fast.  Maff.  nicht  fehlen  kISnnte. 
Das  wäre  erst  za  erweisen.  Ganz  irrig  aber  ist  es,  wenn  mit  Sachse, 
weil  Platarch  einen  Tempel  der  Primigenia  auf  dem  Capitole  nennt 
(S.  404.),  vermnthet  wird,  es  sei  das  CapitoHum  antiqnum  za  verste- 
hen, nnd  dieses  mit  Nardini  ,,in  extrema  et  remotissima  montis  ora^% 
vielleicht  gar  ansserhalb  des  Pomoerium  angenommen  wird.  Zar  Wi- 
dcrlegnng  kann  die  eine  Stelle  aas  Martial  VII,  73.  dienen: 

Esqviiüs  domui  est;  domus  est  tibi  colU  Diana«; 
Et  tua  Patrieius  euitnina  vieus  habet. 

Hine  viduae  Cybeles ,  illine  saeraria  Festae, 

Inäe  nowitn,  veter em  prospieis  inde  lovem. 
Ks  fällt  in  die  Angen ,  dass  von   kWnem  der  genannten  Punkte  das 
Gapitolium  Vetus  gesehen  werden  konnU ,  wenn  es  nicht  auf  der  sfid- 
liehen  Spitze  des  Quirinal  lag.    Nardini*s  Irrthnm  ist  durch   den  er- 
diehteten  Circns  Florae  veranlasst. 

1225)  Liv.  XXXIV,  53.  aedem  Fortunae  Primigeniae  in  eoiia 
Quirinaii  dedicavit  Q.  Mareius  Baiia,  duutnvir  ad  id  ipsum  ereatus. 
voverat  eam  deeem  annis  ante  Punieo  bello  P.  Sempronius  Sophus, 
loeaverat  idem  eensor. 

26)  Fast.  IV,  375  (»ach  Merkel). 

Qui  dicet,  quondam  satrata  est  volle  Quirini 
Hae  Fortuna  die  Publica,  verus  erit. 

27)  Man  ersieht  es  schon  aus  Anastas.  Vit.  Innoc.  I.  p.- 64 
Blanoh.  in  dem  schon  erwähnten  Verzeichnisse  der  Schenkungen  an 
S.  Vitale:  domum  iuxta  basilicam  in  vieo  longo.  Deutlicher  noch 
sagt  der  Anonymus  von  Ein  sie  diu  auf  dem  Wege  von  P.  S. 
Patri  nach  S,  Lueia  in  Orthea:  Sei  vitalis  in  vieo  longo. 


581    

4Mh  sehwerlich  eiaen  anderee  Grand  hat,  ab  dass  er  von  Ovid 
M  valle  Qttirini  genannt  wird.  Ob  aber  jene  Eöeinte ,  die 
ich  nicht  recht  zu  übersetzen  weiss,  für  die  Publica  gelten 
könne,  das  scheint  doch  sehr  zweifelhaft.  Wenn  ein  Tempel 
der  Fortana  Pnblica  (Primigenia),  wie  es  wahrscheinlich  ist, 
bei  dem  coUinischen  Thore  lag,  und  ein  zweiter  auf  dem  vor- 
deren Theile  des  Qnirinal,  so  konnte  dieser  ganz  richtig  auch 
m  eüeriare  eoib  genannt  werden.  Es  hängt  Alles  davon  ab, 
•b  man  bei  Ovid  mit  Merkel  schreibt  in  tiaUe  Quir'.  oder  mit 
den  meisten  Handschriften  m  eolb  Q*,  was  freilich  mit  den 
Fast.  Praen.  am  bejten  übereinstimmt.  Demnadi  müssen  zwei 
der  Fortnnentempel  an  der  Porta  CoUina  unbestimmt  bleiben. 
Schwerlich  gehurt  hieher,  was  loann.  Lyd.  de  mens.  IV, 
7.  sagt :   ir  ^amfj  ty  V/**fa  Tfaütroe  %ij  ndvTnv  Tvyri 

Im  Vicus  longus  war  in  alter  Zeit  das  später  eingegangene 
Sacellum  Pudicitiae  Plebeiae  (Anm.  1000.).  Vielleicht 
war  diese  Stelle  in  dem  Thale  des  Qairinns  nicht  ohne  Grund 
gewählt ;  denn  wie  es  nun  eine  doppelle  Pudicilia  gab,  so  stan- 
den auch  vor  dem  Tempel  des  Qnirinus  zwei  heilige  Myrten, 
von  denen  die  eine  patricia^  die  andere  plebeta  genannt  wur- 
de i^**).  An  der  Porta  CoUina  aber  und  zwar  innerhalb  der 
Stadt,  unmittelbar  am  Walle  war  der  Campus  Scelera- 
tus,  die  traurige  Stelle,  wo  die  der  Unkeuschheit  überführten 
Vestalen  als  leidigen  Vorzug  ihrer  Unantastbarkeit  lebend  in 
einer  gemauerten  Gruft  ihr  Grab  fanden  ^*).    Man  könnte  da- 


1228)  Plin.  XV,  29,  36.  Inter  antiquütima  namque  deluhra  ha- 
betur ^Quirini,  hoe  est,  iptius  RomuU;  in  eo  $aerae  fitere  myrti  duae 
ante  aedem  ipsam  per  iongvm  tempue,  altera  patricia  appellata^  al- 
tera plebeta»  Patricia  multis  annis  praevaluit,  exuberanM  ap  laeta ; 
quamdiu  senatus  eiiam  floruit,  illa  ingens ;  plebeia  retorrida  ae 
equalida.  Quae  pottquam  evaluit,  ßavescenie  patricia  Marnieo  bello, 
languida  auctaritae  patrum  Jacta  est  ae  paulatim  in  sterilitatem 
emareuit  maiestas. 

29)  Die  HaopUtelleo  sind  :  D  i  o  d  y  s.  II,  67.  noiJua&sUat  Si  fU%(ft 
T^s  JKoXkivtfs  nvJjfg  ivrbs  rov  x§i%ov9  atg  inpuov  vno  yijv  natemtevaa/U' 
rov  afitt  Toti  iwatpiots  «6a/iotg  xl&tvtM  n,  t.  L  Plutareh.  Nvm. 
10.  ^  dk  Ttjv  na^&sviay  xaca&oxvpooa  (<oaa  naroffvTTttai  aa^a  t^ 
KoXXivTjv  XsyoßUytjv  nvltjy.  iv  jJ  eetl  zi€  ivtot  rijs  neXsms  ot^g  yfw- 
hjt  na^axeiyovoa   sro^^oi.     'Bvzav^a    navoonsvaiatas  uatctYitai  pho^ 


582    

dareh  iioh  bestimint  fühlen,  ansunehmen,  dass  das  Pomoeriom 
nicht  ao  weit  gereicht  habe;  doch  ist  diess  tSoschend;  denn 
erstlich  hinderte  nichts  die  Beerdigung  der  Vestalen  innerhalb 
desselben ,  und  dann  war  ja  eben  die  Stelle  unmittelbar  an, 
vielleicht  in  dem  Walle  selbst  ^*><»).  Dionys  ins  schreibt  die 
Uinführung  dieser  Strafe  dem  Tarquinius  Piriscus  zu;  Livins 
scheint  das  erste  Beispiel  im  Jahre  405  gefunden  za  haben  f 
irrig  ist  jedenfkUs  seine  Erklärung  des  Namens  >^).  —  Vor 
demselben  Thore  war  ein  Tempel  derVenusErycina,  der 
wahrscheinlich  von  der  späteren  Mauer  eingeschlossen  wnr« 
de  '*)•  Bei  ihm  sollten  einmal,  wegen  Ueberschwemmung  des 
Circus  die  ludi  Apollinares  gehalten  werden,  wobei  aber  kei- 
nesweges  an  einen  Circus  in  dem  Thale  zwischen  dem  Qnirinal 
und  Pincius  zu  denken  ist  ^). 


ov  fifyae  t%u)v  avio^iv  »araßaai»  se.  r.  L,  Demnach  ist  die  SteUe  im 
tnneni  der  Stadt  rechts  voü  dem  Thore  anzaoehmen.  \^\.  Fest.  p. 
B33«  Se9l9fatu9  eampui.  Serv.  s.  A«b.  XI,  SOS. 

1230)  So  scheint  es  nach  Plntarch:  t^9  Si  »araßaoTjt  ^  re  xA?- 

V^l.  indessen  d.  foU.  Anm. 

31)  Di«nys.  Ill,  C7.  Er  aennt  eine  Pinaria  als  die  Erste.  Liv. 
VIII,  15.  (Minncia  Vestalis)/icfo  iudieio  viva  sub  terram  ad  partam 
Collinam  dextra  via  strata  defosta  Scelerafo  campo.  credo  ab  in- 
tuto  id  et  lo€^  nommi  fäetum.  Dana  wiird«  die  irans  analoge  Porta 
Scelerata ,  die  Castra  Soelerata  und  Anderes  unerUSrlich  sein.  Viel- 
mehr Ist  es  ein  Iocum  infavstus.  Daher  erklären  sich  auch  hei  Prop. 
IV,  6,  11.  die  C9lhna€  h0rha: 

32)  Ovid.  Fast.  IV,  871. 

Tempia  frequentari  Collinam  proxtma  portal 
Nunc  deeei,  a  Siculo  nomina  eotle  tenent, 
und  Remed.  am.  549. 

JSst  prope  Collinam  templum  venerabile  partam : 
Impomit  Umplü  nominm  cel$ys  Rryat. 
Darauf  besieht  sich  wahrscheinlich  auch  die  Refcel  hei  Vitrnv.  f,  7. 
S3)  hiv.  XXX,  38.  ita  abvndavit  TibeHs,  ut  ludi  Jpoltinarw, 
Cir96  imtndüto  ««fra  pürtam  Collinam  ad  aedem  Erydnas  ß^enerü 
parmii  »int.  Dass  die  SteUe  nicht  in  Jenem  Thale  war,  ersieht  maa 
deutlich  aaa  dem  Folgenden.  Caeiorum  ludorum  ipso  die,  tnbifa  t»- 
renitaie  drto,  pompa  duei  eoopta  ad  porlam  Collinam  rtvoeata  do- 
duetaque  in  Circum  e#/,  qvum  decessisse  inde  aqvam  nvntiatvm  o$- 
99U  Wenn  der  Ort  der  Spiele  in  jenem  Thale  hitte  sein  solleo ,  so 
fcbnat«  der  Bib^d^  mm  Circus  mit  den  Careeres  und  dem  Hanptthore 
aur  auf  der  Seite  von  Plasta  Barherina  her  (gedacht  werden,  die  Rnn- 
dang^,  wie  sie  das  Thal  seihst  gleht;  nnd  wie  hStte  dann  die  Pompa 
sa  Porta  CoUiaa  hinansslehea  kSnnen!  Vgl.  d.  Abschn.  Sher  die 
drei.  ^ 


583    

Von  dem  Tempel  des  Serapis,  welchen  die  Notitia 
mit  dem  der  Salus  nennt,  ist  nichts  weiter  bekannt.  Ein  acht 
Fnss  langes  Brachstück  einer  Inschrift,  welche  der  Dedication 
dieses  Tempels  dorch  Elagabal  anzugehören  scheint,  befand 
sich  ehemak  in  der  Kirche  S.  Agata  alla  Sahara  ^'^).  Wahr- 
scheinUch  bildete  es  ein  Stück  des  Fassbodens  der  Kirche  und 
ging  bei  der  Emeuerang  desselben  verloren.  Woher  es  aber 
genommen  war,  ist  unbekannt. 

In  das  Thal,  welches  den  Qairinal  von  dem  Pincias  trennt, 
setzt  die  ibereinstimmende  Annahme  der  Topographen  die 
Horti  Salastiani,  deren  Lage  in  der  sechsten  Region 
auch  eben  so  anbezweifelt  ist,  als  ihre  Aasdehnung  angewiss. 
Dem  allgemeinen  Urtheile  zufolge  befanden  sie  sich  ausserhalb 
der  servischen  Mauer  und  nahmen  nicht  nur  jenes  Thal  bis  zu 
Porta  Salaria,  sondern  auch  einen  Theil  des  Pincias  ein.  Sie 
waren  von  dem  Geschichtschreiber  Salastius  angelegt ,  als  er 
mit  erpressten  Schätzen  aus  Numidien  zurückgekehrt  war  '*). 
Als  zu  ihnen  gehörig  werden  nicht  nur  das  Haus  desSalu- 
stius,  sondern  auch  Thermen,  ein  Forum,  und  ganz 
besonders  ein  Circus  betrachtet,  in  der  That  berichten  die 
alten  Topographen,  dass  die  Gegend  noch  in  ihrer  Zeit  Saln* 
stricum  oder  Salustium  genannt  worden  sei^^)$   aber 


*, 


m4)  Grat.  LXXXV,  6.  Vgl.  Nibby  %.  Nardini.  11.  p.  S4. 

35)  Iq  der  «oXchten  Reip.  in  C.  Sal.  7.  heisst  tax  unde  tu^ 
fui  modo  ne  paternam  quidem  domum  redfmere  pohteris ,  repente 
iamquam  somnio  beatus  hortos  pretioMisnmos ,  viUam  Tiburti,  C. 
CaesarU  reliquas  possessiones  paraveris.  Vgt.  Dio  Gass.  XLIIl,  9. 
fiarteo  Caesars  aa  dem  collioisehen  Thore  nennt  Inl.  OJis.  131.  Tur- 
ris  horiorum  Caesarü  ad  portam  Collinam  de  eoelo  taeta.  Dem* 
Daoh  icheint  es  fast,  als  habe  Salasts  Anlage  diese  Garten  mit 
vmfasst. 

36)  Andr.  Pniv.  de  Urb,  ant.  p.  140.  „Exstant  adhue  horto- 
ruf/i  vestifia  in  profunda  valle,  parum  intra  portam  Salariam  tnter 
montem  Quirinatem  et  eollem  Horfulorum ,  euivs  partem  hi  Horti 
cum  eistemie  aquarvm  oeenpabant,  unde  eoltis  nomen  aceepit,  loeue 
autem  nune'ab  ineoiis  dieitur  eorrupte  Saluttricvm/'  Lac.  Fann. 
jint.  di  R.  IV,  10.  p.  120.  „Presso  la  ehiesa  di  S.  Sosanna  fn  il  Foro 
di  Salttstfo,  il  ^uale  non  bebbe  qninei  molto  dl  Inngi  casa  sna.  della  qaale 
pochi  vestigi  sene  veggono  hoggi.  ma  vi  h  bene  restato  il  nome,  che  il 
voigo  conlinova  &  chlamare  questo  Inogo  Salostrieo.''  Vgl.  Dona't. 
de  urbe  R.  Graeo,  th.  llf.  p.  5^1.  „Kodie  Salustium  voeatur.*' 


1 


584    

wie  weit  diese  Beneonaog  auszudehnen  sei,  gebt  ans  ihren  un- 
hestimmten  Angahen  nicht  hervor;  nur  sieht  man,  dass  auch 
die  Höhe,  auf  der  S.  Susanna  liegt,  darunter  zu  begreifen  ist, 
and  hier  namentlich  wird  das  Forum  Salustii  angegeben  ^^3^). 
Damit  stimmt  ferner  überein,  dass  der  Anonymus  von 
Einsiedln  auf  dem  Wege  nach  Porta  Salaria  (durch  das 
Thal)  hinter  S.  Suaanna  Thermae  salustianae  et  piramidem 
nennt,  und  gleich  darauf  von  Porta  Nomentana  nach  dem  Fo- 
rum gehend,  zur  Linken  Tkennae  diocletianae ;  zur  Rechten 

Thermae  sallustianae.  Sca  ausanna.  Ueberdiess  wird  das 
Haus  des  Salustius  in  der  Nähe  der  Porta  Salaria  angege- 
ben ^^)  und  endlich  soll  nach  Fulvius  und  Faunus  in  dieser  (re- 
gend eine  Inschrift  gefunden  sein,  in  welche  ein  Yenustempel 
in  den  salustischen  Gärten  genannt  wird  ^'). 

Demnach  sollte  man  glauben,  dass  die  Lage  hinreichend 
beglaubigt  sei ,  und  es  wird  denn  auch  in  Folge  aller  dieser 
Nachrichten  angenommen,  dass  die  Horti  Salustiani  mit  Haus 
und  Circus  ausserhalb  der  servisohen  Mauer  und  zwar  von 
Porta  Salaria  und  Collina  nach  dem  Pincius  hin  gelegen  habe, ' 
also  für  den,  welcher  auf  der  Via  Salaria  zur  Stadt  kam ,  zur 
Rechten.    Damit  scheinen  indessen  zwei  viel  gültigere  Zeug- 


1237)  Act.  S.  Susann.  D.  BaroD.  ann.  ai.  294.  Domus  5.  Su- 
'$annae  et  Gabinii  patris  erat  eoniuneta  domui  Setz  Caii  Papae  in 
eexta  regione,  Atta  Semita  oiim,  nunc  Fia  Pia  apud  Vieum  Mamuri 
ante  forum  Salustii,  sive  apud  arcwt  portae  Salariae  iuxta  aedea  Sa- 
hutii.  Weiterhin  beisst  es:  Est  apud  gentiies  auctores  meutio  da 
aedibuM  hortitque  Salustii  in  eadem  regione  poeitis,  Perseverat  kac- 
tenus  nobilis  memoria  S.  Susannae  eodem  in  loeo  etc. 

3d)  Procap.  de  bell.  Vand.  I,  2.  rctp  dk  irvUg  opaxXivaPTtc 
tta^  iiovoiav  ^AIoq^x^v  te  naX  r^v  n^rtay  xfj  nolss  iSiiapro ,  oi  9i 
ta£  T8  otiUac  Mn^Tjoav,  at  raZg  nvXatc  ayxtaia  ^aar ,  iv  ah  ^v  nal 
^  JaXovorlovj  rov  *Pioftaioig  t6  nahuov  rifv  unoQiav  y^ayfayroe^ 
11$  di  xa  nltiora  Vf^iuavTa  »al  ig  ifii  «arJ^Jt«. 

o™??2^^rSo  ^^Jl^'  ^-  M.  AVRELIVS.  PACORVS.  M,  GOCCEIVS 
SI5,;ir  o.ctm*^?.?/'^^'-  VENERFS.  HORTORVM.  SALLVSTIA- 
NOIWM.  BASEM.    CVM.  PAVIMENTO.  MARMORATO.  DEANAB.  D. 

™iS51i*.o  .i  cAr  ,;ol;  ^-  AVR-  PACORVS.  aeditvvs.  sangtab 

onüSiU  J^Mi^^c  ^^-  "ORTIS.  SPBI.  ARAM.  CVM.  PAEMENTO 
SOMNIO  MON  TVS  SVMTV.  SVO.  D.  D.  Für  die  Lage  des  Tem- 
pels folgt  natarlich  daraos  gar  nichts,  noch  wenn  beider  Steine  Fnnd- 
hStfr*"    ^^""*  ^^  5  denn  die  Denkmäler  gelten  ja  anderen  Gott- 


585    

Bisse  sehwer  vereinbar  za  sein.    Erstlich  die  Erzählung  ron 
dem  Eindringen  der  Truppen  Vespaaians  in  die  Stadt,  bei  Ta- 
cit.  Hist.  III,  82.    TripartÜo  agmine,  pars  ut  adsiüerai 
FlMumia  via;  pars  tuxia  ripam  Tiberis  incessit;    tertium 
agmenper  Salariam  ColUnae  partae  propinquabat.  •—  Miles 
yUeUianus  trinis  et  ipse  praesidiis  occurriL    ProeKa  ante 
urbem  multa  et  variat  sed  FlaviarUs  consUio  ducum  praestan- 
tibus  saepius  prospera.    li  tantum  conflictati  sunty  qui  in 
partem  sinisiram  urbis  ad   Salustianos  horios 
per  angusta  et  lubrica  viarum  flexerant.    Sth 
perstantes  maeeriis  hortarum  Fite/b'ani  ad  serum  usque  diem 
saxis  pitisque  subeuntes  arcebant,   donee  ab  ^quitibus,  qui 
porta  CoUina  irruperant  circwnvenirentur.     Wenn   man  die 
aurelianische  Mauer  hinwegdenkt,  so  ist  es  offenbar,  dass ,  da 
die  Flavianer  auf  der  Via  Salaria  gegen  die  Porta  Collina  an- 
rückten ,   das  ßeetere  ad  sinistra  urbis  nur  nach  der  Seite, 
der  Porta  Viniinalis  hin  gedacht  werden  kann ,  wodurch  wir 
auf  die  Gegend  hinter  den  Diocletiansthermen  hingewiesen 
werden. 

Noch  unbegreiflicher  ist  die  Angabe  derNotitia.  Sie 
nennt  unmittelbar  nach  dem  Tengflwn  Dei  Qtiirini^  Hortes 
Salustianos.  Gentem  Flaviam.  Thermas  Diocietiaftas.  Hat 
sich  nun  aus  der  obigen  Bewebfiihrung  ergeben,  dass  der  Tem- 
pel des  Quirinus  auf  der  Ostseite  des  Quirinal,  in  der  Gegend 
von  S.  Andrea  gelegen  haben  muss,  so  würde  daraus  folgen, 
dass  die  salustische  Anlage  noch  diesseits  der  Thermen  begon- 
nen habe,  und  dass  die  Thermen  selbst  vielleicht  einen  Theil 
derselben  einnahmen.  Ich  halte  das  nicht  für  unmöglich,  zu- 
mal da  das  sogen.  Forum  Salustii  bei  S.  Susanna  angegeben 
wird,  wobei  man,  freilich  nur  vermuthungsweise,  an  einen 
freien,  mit  Hallen  umgebenen  Platz  denken  kann.  Scheinen 
auf  solche  Weise  die  Horti  eine  ausserordentliche  Ausdehnung 
gehabt  zu  haben,  so  muss  man  bedenken,  dass  solche  Anlagen 
durchaus  nicht  darauf  Anspruch  machten,  lediglich  Privatbesitz 
zu  sein;  dass  sie  vielmehr  zum  Theile  öffentlich  waren,  wie 
ja  das  Forum  und  die  Thermen  beweisen,  und  dass  sie  unbe- 
denklich von  öffentlichen  Strassen  durchschnitten  werden  konn- 


586    

ten,  Bo  gat  als  die  awea  damus.  Und  ansserordeiiUich  wek- 
läafkig  waren  sie  jedenfalls,  da  sich  ja  darin  eine  portieus 
miUiarensü  beiilnd,  d.  h.  deren  Spatiom  1000  Passus  be- 
trag 1240^.  —  Als  Reste  der  Thermen  betrachtet  Uiiichs  die  Rui- 
nen in  Villa  Mandosi,  zwischen  S.  Snsanna  und  Porta  Salaria, 
was  nicht  anmöglich  scheint.  Der  Circus  aber  ist  eine  reine 
Erfindung  der  Antiquare,  wie  in  dem  Abschn.  v.  den  Circis 
gezeigt  werden  wird«  —  Die  Horti  Salustiani  wurden  später- 
hin kaiserliches  Eigenthum,  ohne  dass  ich  angeben  könnte, 
wie  oder  wann.  Aber  unter  Nero  erscheinen  sie  als  solches 
(Tacit.  Ann.  XIII,  47.)  und  mehrere  Kaiser,  namentlich 
Vespasian{Dio  Cass.  LXYI,  10.)  und  Aurelian  (Vopisc. 
Aur.  49.)  pflegten  sie  zu  bewohnen.  Nerva  starb  hier  (Hie- 
ron, p.  445  Rone.)..    Vgl.  auch  Ulp.  Dig.  XXX,  1,  39. 

Zwischen  ihnen  und  den  Diocletiansthermen  nennt  die 
Notitia  Gentem  Plamamj  worunter  man  das  von  Domitian 
prächtig  erbauete  Grabmal  der  Flavier  zu  verstehen  hat.  Es 
wird  gewöhnlich  Templum  Gentis  Flaviae  genannt,  weil 
ts  aisjanum^  iljgiiov,  errichtet  und  geweiht  war  ^^);  aber  es 
war  nichtsdestoweniger  ein  lepuicrum,  und  gewiss  wissen 
wir,  dass  die  Asche  der  Inlia  Titi  hier  beigesetzt  war,  und 
dass  Domitians  Asche  heimlich  mit  der  ihrigen  vermischt  wur- 
de«^). Aber  wahrscheinlich  war  es  auch  die  Ruhestätte  Vespa- 
fiians.     Domitian  hatte  dieses  Monumentura  an  der  Stelle  des 


1240)  Vopisc.  Aurel.  49.  3filliarensem  denique  partieum  in 
horifs  Sallufiii  arnavit,  in  qua  quotidie  et  equos  et  se  fatigahat, 
M«D  'mivA  si«  oatörlich  Diokt  io  eiuer  seraden  Lioie  zv  denken  haben. 
Vgl.  auch  loc.  auet.  Paoeg.  Coast.  14. 

41)  S.  meine  Schrift  De  Romae  vef.  mur,  atq,  port,  p.  69. 

49) 'S ue ton.  Dom.  17.  Cadaver  eins  popuiari  eandapila  per 
vespiliones  exportatum  Pkyllis  nutrix  in  suburbano  nio  Latina  via 
ßtneravit:  sed  reliquiat  iemplo  Flaviae  gentis  elam  in- 
iuiit  tinerihutque  luiiae  Titi  fiiiae,  quam  et  ipsa  edur 
eaverat,  commitcuit.  Unter  den  häufig^en  Erwähnnosen  weiset  am 
denthchsten  auf  diese  BestimmuDf  hin  Mart.  V,  64,  5. 

Tarn  vidna  iubent  uc$  vivere  Mausoiea, 
Cum  doceant  ipsos  potse  perire  deas* 
nnd  die  Anspielung  anf  den  /i^h^  rd^off  auf  Kreta,  IX,  34,  7. 

€rnotia  vae,  inquit  (lap.)i  n^bis  monumenta  dedistis  : 
--  -    ,_-  Cernite  quam  plus  sit  Caesaris  esse  patrem. 

Vgl.  IX,  1,  S.  8,  12.  Stat.  SilT.  IV,  8,  18. 


W7 

Hanses  erbaat,  in  dem  er  geboren  war  ^^ad  Malum  Punicum^^^ 
ein  Name,  der  nicht  weiter  erwähnt  wird  ^*^^). 

Der  Qnirinal  gehört  nnter  die  wenigen  Theile  der  Stadt, 
wo  noch  gegen  das  Ende  des  dritten  und  im  yierten  Jahrhun- 
derte kolossale  kaiserliche  Anlagen  gemacht  wurden.  Es  sind 
die  schon  oft  genannten  Thermen  Diocletians  und  Con- 
sta ntins,  Letztere  an  der  Stelle  des  Palazzo  Rospigliosi. 
lieber  beide  s.  den  von  den  Thermen  handelnden  Abschnitt.  — 
Ausserdem  nehmen  alle  Topographen,  von  Andreas  Fulvius 
bis  auf  Urlichs  mit  völliger  Sicherheit  an,  dass  auch  der  von 
Aurelian  erbauete  prächtige  Tempel  desSol  auf  dem  Qni- 
rinal gelegen  habe,  und  einmüthig  weiset  man  ihm  die  ehedem 
sehr  bedeutenden  Reste  im  Giardino  Colonna  zu ,  die  wegen 
eines  thurmartig  ragenden  Theils  im  Mittelalter  Torremesa, 
nachher  mit  unsinnigem  Namen  Fron tispizio  di  Nerone 
(auch  Tunis  Maecenatiana)  genannt  wurden^).  Fragt  man 
nun,  was  zu  dieser  Annahme  berechtige,  so  wird  man  verge- 
bens nach  einem  Beweise  sich  umsehen ;  vielmehr  scheint  eine 
grundlos  ^ —  ich  kann  nicht  sagen,  von  wend  zuerst  —  gefasste 
Meinung  von  allen  Nachfolgenden  ohne  weitere  Prüfung  nach- 
gesprochen worden  zu* sein.  Zwar  giebt  Nardini  (II. p.  112.) 
und  nach  ihm  Veniiti  und  Canina  an,  Vopiscus  sage  im 
Leben  Aurelians,  er  habe  den  Sonnentempel  auf  dem  Quirinale 
erbaut;  allein  diess  ist  falsch.  So  oft  er  auch  des  Tempels 
gedenkt,  nennt  er  doch  nie  diesen  Berg^^);  vielmehr  wird 
sich  aus  ihm  selbst  nachweisen  lassen,  dass  der  Tempel  wahr- 
scheinlich in  einer  ganz  anderen  Gegend  war.  Er  erzählt 
cap.  1.,  wie  er  zur  Lebensbeschreibung  Aurelians  veranlasst 
worden  sei :  Hilaribus,  quibus  omniafesta  etfieri  debere  m- 


1243)  Sveton.  Dom.  1.  D<mUHan%u  uahu  est  —  regione  Urbü 
texta  ad  Malum  Punieum ,  domo ,  quam  postea  in  templum  gtntU 
Flaviae  convertit.  vgl.  5.  15. 

44)  Abbildnogreo  bei  Du  P^rae,  Fettigj,  t.  31.  Crtaucci, 
jint.  di  R.  p.  nu  Palladio,  AtehiUU.  1.  IV.  p.  4t  ff. 

45)  S.  kMTt\.  c.  10.  25.  28.  85.  39.  48.  Tac.  9.  Vgl.  Anrcl. 
VSct.  Gaes.  35.  Entrop.  IX,  25.  Zosim.  I,  61.  Hieron.  t.  I. 
p.  481.  Gassiod.  Chron.  t.  11.  p.  214.  Catal.  Imp.  Vicnn. 
p.  246  Rooc. 


588    

mm  et  dieij  mpltiü  soknmbus  vehicuh  suo  me  et  iudiciali 
carpento  pmefectusurlns  —  luniue  Tiberianus  accepit.  Ibi 
fuum  animusa  amsis  atfue  a  negotns'pubHeu  solutus  ac  li- 
bervacaretf  sermonem  mu/tum  aPalatio  usque  ad  hör' 
to s  Va lerianos  insüluit^  et  in  ipso  praecipue  de  vita prin* 
cipum.  Quumque  ad  templum  Soiis  venissemus  ah 
Aureliano  principe  consecratum,  juod  tpse  nonni- 
hilum  ex  eins  origine  sangtdnem  duceret,  quaesürit  etc.  Wir 
wissen  nicht ,  wo  die  Horti  Valeriam,  wenn  überhaupt  der 
Name  richtig  ist^^^^),  gewesen  sein  mögen ;  aber  so  viel  leuch- 
tet ein ,  dass  der  Weg  zu  ihnen  nicht  über  den  Qoirinal  bei 
demFrontispiciumNeronis  vorbeigegangen  sein  kann,  und  eben 
so  klar  ist  es,  dass  der  Sonnentempel  Aurelians  nicht  in  sol- 
cher Nähe  des  Palatin  war ;  dass  vieLnehr  Yopiscus  von  einer 
längeren  Fahrt  spricht,  während  welcher  sich  diese  Unterhal- 
tung entsponnen  hatte.  Da  es  nun  durchaus  unwahr  ist,  dass 
Yopiscus  den  Tempel  auf  dem  Quirinal  angebe,  noch  sich  ir- 
gend eine  andere  Andeutung  dafür  findet,  so  frage  ich,  mit 
welchem  Rechte  man  die  Reste  in  Giardino  Golonna  dafür  er- 
klärt, die  über  ihre  Bedeutung  selbst  keine  weitere  Auskunft 
geben,  als  dass  hier  einst  ein  grosses  Gebäude  stand?  Dagegen 
giebt  das  Verzeicbniss  der  Notitia  den  Sonnentempel  in  der 
siebenten  Region  an,  die  ja  doch  gewiss  nicht  auf  die  Höhe 
des  Quirinal  reichte.  Sie  nennt  unter  lauter  unverständlichen 
Namen  Campum  Agrippae,  Templum  SoUs  etCastra.  Wo 
der  Campus  Agrippae  anzunehmen  sei,  ist  ebenfalls  eine  nicht 
leicht  zu  beantwortende  Frage  (s.  d.  folg.  Abschn.);  aber  so 
viel  ist  ausgemacht^  dass  auf  dem  Quirinal  kein  Platz  dafür  ist. 


1!K46)  Aus  dem  Cod.  Pal.  giebt  Salmasios  die  Variaote  FarianoM. 
Sie  würden  ebeo  so  QDbestimiDbar  sein.  Zwar  werdeo  gewöhDÜcb 
Girteo  dieses  Namens  bei  der  Spes  Vetos  angenommen,  nach  Lam- 
prid.  Heliog.  13.  ipte  seeesstt  ad  hortos  Spei  reteris,  and  14. 
fftäe  itutn  est  in  hortos ,  ubi  f^arius  invenitur  eertamen  aurigandi 
parans.  Allein  wenn  diese  Gärten  yariani  gebeissen  batten,  ao  wBrde 
sie  Lampridins  nicbt  hortos  Spei  Feteris  nennen.  In  Bezog  aaf  den 
Sonnentempel  aber  ist  ej  ganz  «nmöglieb^  an  die  Gegend  der  Spes 
Vetos  zn  denken.  Die  Vermnthung  liegt  niebt  fern,  dass  die  Horü 
Lueulliani  gemeint  sein  können,  da  diese  unter  Claudius  dem  Valerius 
Asiaticus  gebSrten  and  dorcb  ibn  bedeutend  ycrscbönert  wurden.  S. 
Aom.  \TM, 


Gleichwohl  lag  der  Sonnentempel  nnd  diese  sonst  nabekanatea 
wahrscheinlich  aber  zum  Tempel  gehörigen  Gastra  eben  im 
Campus  Agrippae.  Das  erfahren  wir  —  und  es  ist  diess  aber« 
mals  ein  Beweis  für  die  Richtigkeit  der  Angaben  der  Notitia  — 
ans  dem  in  vieler  Hinsicht  höchst  schätzbaren  Catalogns 
Imperatorum  Vienn.  Dort  heisst  es  t.  II.  p.  246  Rone. 
Hie  muro  urbem  cinxit:  Templum  *olU,  et  cästra  in  eampo 
Agrippae  dedicavit:  Genium  popvli  Romani  aureum  in  ro^ 
9tra  potuü.  Dadurch  scheint  jener  Wahn  gänzlich  beseitigt 
und  es  wird  fiir  den  Campus  und  den  Tempel  eine  Stelle  in  der 
lang  ausgedehnten  siebenten  Region  zu  suchen  sein.  —  Uebri- 
gens  gab  es  allerdings  auf  dem  Quirinal  ein  altes  Heiligthum 
des  Sei.  Fast.  Ca p ran.  VI  Id.  Aug.  SOL.  INDI6ITIS.  IN 

COLLE.  QVIRINALE.  SACRIFICIVM.  PVBLICVM.     Vgf.    d.  Ami- 

ieru.;  allein  das  bezieht  sich  jedenfalls  auf  das  Pulvinar 
Solis  neben  dem  Tempel  des  Quirinus,  wo  Papirius  das  So- 
larium aufgestellt  halte.  Qu  int.  I.  0.  I,  7.  Interim  G  qtuh 
que  (adiec(a),  ut  in  pulvinari  Solis  j  qvi  colitttr  iuxta  aedem 
Quirinii  VESPERVG,  quod  vesperuginem  accipimtis,  —  Dage- 
gen hat  allerdings  Elagabal  auf  dem  Quirinal  gebaut ;  nicht  nur 
wahrscheinlich  den  erwähnten  Serapistempel,  sondern  auch 
einSenaculum  mulierum,  wie  es  schon  früher  daselbst 
einen  solchen  Or't  zu  Versammlungen  der  römischen  Matronen 
gegeben  zu  haben  scheint  ^^*'').  —    Als  sechste  Region  hiess 


1247)  LainprSd.  Heliog.  4.  Feeit  et  in  colle  Quirinali  tena- 
eulum,  id  est  mulierum  senatum,  in  quo  ante  fuerat  conventus  ma- 
tronarum  solennibtu  duntaxat  diehut,  et  si  unqttam  aliqva  matrona 
tontularis  coniugii  omamentis  esset  donata.  Schon  sehr  früh  fiodea 
wir  Venaminlaogeii  der  rSmiscben  Matroaen  zur  Berathuog  aber  {pe- 
meiDschaftlicbe  ÄDgelegenheiten ;  z.  B.  als  das  Gold  za  dem  Weih|pe- 
scheDke  fdr  deo  delpbischea  Apollo  fehlte.  Liv.  V,  %b.  cunu  cum 
eopia  non  esset,  matronae,  coetibus  ad  eam  rem  eonsultandam  hü" 
bitis  et  eommuni  decreto  pollicitae  tribunis  miUtum  aurum  et  omnia 
ornamenta  sua  in  aerarium  detulerunt.  Ferner  als  der  Blitz  io  dea 
Tempel  der  laao  Regina  geschlagen  hatte  und  die  Haruspices  erklär^ 
len,  prodigium  id  ad  malronas  pertinere»  Liv.  XXVll,  37.  aedilium 
curulium  edioto  in  CapitoUum  eonvoeatae,  quibus  in  urbe  Romana 
intraque  deeimum  lapidem  ab  urbe  domieilia  essent,  ipsae  inter  st 
quinque  et  viginti  delegerunty  ad  quas  ex  dotibus  stipem  eof\ferrent 
Pfftch  JSlagabai  scheint  das  Senacolnm  eingegangen  za  sein ,  vielleicht 
in   Folge  «einer  thörigen  Bestimmangen ;   denn  Vopiac.  Aarel.  49* 


MO    

der  QniriaiJ  Alta  Semita;  wahrseheinlich  Name  der 
Strasse ,  welche  noch  jetzt  von  Piazza  di  Monte  Gavallo  in 
gerader  Linie  bis  zu  dem  Ihore.iuhrt,  &rada  di  Porta  Pia« 

Der  GoUw  faortonim  oder  Pineiu». 

Die  bisher  genannten  Hügel  machen  das  eigentliche  Rom 
aus  und  man  hat  deren  in  keiner  Zeit  mehr  als  sieben  gezählt ; 
vielmehr  heisst  die  Stadt  auch  in  ihrer  grössten  Ausdehnung 
immer  urbs  sepHcollis.  Gleichwohl  schliesst  die  aurelianische 
Mauer  noch  einen  achten  sehr  ansehnlichen  Hügel  ein,  der  in 
alter  Zeit  CoUis  hortorum,  in  der  spätesten  Kaiserzeit 
Mons  Pincius  hiess,  wie  er  denn  noch  jetzt  Monte  Pin- 
cio genannt  wird.  Ausserhalb  des  alten  Pomoerium  nicht 
nur,  sondern  überhaupt  der  servischen  Ringmauer  gelegen 
wurde  er  besonders  zu  Gärten,  wohl  im  eigentlichen  Sinne  zu 
Gartenbau  benutzt ;  aber  als  gegen  das  Ende  der  RepublÜL  un- 
ermessliche  Schätze  und  verschwenderische  Prachtliebe  zu 
grossen  Luxusbauten  führten,  da  war  es  sehr  natürlich,  dass 
auch  auf  dem  Collis  horlorum,  mit  seiner  herrlichen  Aussicht 
und  seiner  gesunden  Luft,  grosse  prächtige  Anlagen  entstan- 
den, zumal  da  gerade  hier  noch  keine  städtischen  Gebäude  hin- 
derlich waren.  —  Der  Hügel  dehnt  sich  von  Porta  Salaria 
westlich  bis  Porta  Flaminia  aus.  Seine  Grenzen  machen  süd- 
lich das  Thal,  das  ihn  vom  Quirinal  trennt;  westlich  die 
Ebene  des  Marsfeldes.  Jetzt  kann  man  zur  Bestimmung  der^ 
selben  nennen:  Via  di  S.  Basilio,  Piazza  Barberina,  Via  di 
due  macelli,  Piazza  di  Spagna  und  Via  del  Babuino.  Seine 
Höhe  ist  beträchtlicher  als  die  der  übrigen  Hügel  des  linken 
Ufers,  mit  Ausnahme  des  Walls  in  Villa  Negroni  "♦•). 

Die  erste  und  bei  weitem  die  berühmteste  jener  Anlagen 


sag^:  Senatum  $Ufe  nnaeulum  matnmü  reddi  voluerat,   ita  nt  pri- 
mae iiiie,  quae  sacerdotia  senatu  auctore  meruUeent, 

\%k%)  Der  Boden  des  CastDo  id  Villa  Ladovisi  wird  als  kSehster 
Pookt  204  F.  hoch  angeseben;  Villa  Medici  165  (in  der  Beeehr,  ä, 
St.  R.  I.  S.  37.  werden  nach  Shnkbar^  185«  9.  angegeben;  aber  in 
den  Pkiloe.  Traneaet.  1777.  IK  p.  592.  siebt  165.);  Kirebe  S.  Trinita 
a«'  Bonti  159  F. 


— .    SOI    -^^ 

waren  die  Horti  Luculliani*  Ihre  Lage  auf  dem  nnchis 
ist  dadurch  gewiss,  dass  unter  ihnen  die  nach  dem  Marsfidde 
geführten  Bogen  der  Aqaa  Virgo  begannen.  Front,  de 
aqua  ed.  22.  Arcus  yirgini$  initiam  babeni  sab  horHs  loh 
cullianü  ^>^')«  Diese  Bogen  aber  nahmen  erweislich  ihren  An- 
fang über  der  Via  di  Capo  le  Gase,  s.  d.  Abschn.  von  den 
Wasserleitungen.  Die  Geschichte  der  Gärten  ist  bis  auf  Clao- 
dins  Regierung  unbekannt;  damals  aber  gehörten  sie  dem  Va- 
leritts  Asiaticus ,  und  waren  der  hauptsächliche  Grund,  wes- 
halb die  nach  ihrem  Besitze  strebende  Messalina  ihm  den  Un- 
tergang bereitete.  Hier  feierte  sie  ihre  verbrecherische  Ver- 
mählung mit  Silius  (luven.  X,  334.)  und  hier  wurde  sie  auf 
Claudius  Befehl  getodtet.  Die  Gärten  verblieben  wahrschein- 
lich ihrer  Tochter  Octavia  ^<^),  und  fielen  nach  deren  Tode  ih- 
rem Gemahl  Nero  zu,  und  seitdem  waren  sie  wohl  kaiserliches 
Eigenthum,  als  welches  sie  bestimmt  Plutarch  nennt,  der  sie 
zu  den  prächtigsten  Anlagen  rechnet'^).  Die  Familie  der 
Domitier,  zu  welcher  Nero  gehörte,  hatte  vielleicht  schon 
firüher  Besitzungen  auf  dem  Pincius ;  wenigstens  war  daselbst 


1249)  Statt  dieser  nnzweifelhaften  Lesart  hat  Dederich  In  der 
neneo  Aasgabe  des  Froatia  nach  den  Haadsehrifleo,  welehe  £ucilümii 
oder  Luciilianü  s^ben,  das  Erstere  aufgenommeo  mit  BemfoDS  aaf 
Tacit.  Ana.  XI,  32.  Igitur Messalina  Lucuiiianos  in  hartos,  SiliuM 
dissimulando  metu  ad  tnünia  fori  digrediuntur,^  wo  aUerdiags  Luoi" 
lianos  aach  haadschrifUiche  Lesart  ist.  Allein  dass  über  die  iUchtis^ 
keit  des  Namens  Lucuiiianos  ^r  icein  Zweifel  Statt  finden  kann^  lehrt 
die  Vergleichaog  anderer  Stellen.  Bei  Tacit.  c.  37.  Interim  Messa- 
lina Luoullianis  in  hortis  prolatare  vitam  etc.  schwankt  die  Lesart; 
dagegen  sagt  loann.  Antioefa.  Escerpt.  Vales.  p.  809.  jedea- 
falls  nach  Dio  Cassius,  dessen  Text  auch  darnach  erg&nzt  worden 
ist:  T(Sv  fiiv  ßaatXeiatv  iititod'eiaa^  ntgl  di  rovs  'uiaianxov  lajnov^ 
^lavuffUvfi.  Diese  Horti  Asiatici  sind  aber  eben  die  Lueulliani, 
Tacit.  c.  1.  Nam  Falerium  Asiaticum,  bis  consulem ,  fuisse 
quondam  adulterum  eius  (Poppaeae)  credt'dii:  pariterque  hortis  in- 
Aians,  quos  a  Lueullo  eoeptos  iruigni  magnijicentia  ewtoliebat, 
Suilium  accusandis  utrisque  immiitit, 

50)  Nardini,   Rom,   ant,  III.  f.    139.   berichtet,   dass  an  der 
Via  Feiice,  wo  die  Via  di  Porta  Pinciana  abgeht^  ein  Stück  Fries  ge-' 
fanden  worden  sei,   worauf  in  grossen  Buchstaben   der  IVame  OCTA- 
VlAI  stand.    Es  stimmt  das  sehr  wohl   mit    der  Lage    der  Garten 
iiberein. 

61)  L neu II.  39.  *'Onov  imU  vvr,  inldo9*y  roiavrffp  r^e  rffvipSf^ 
a^*&ftavpTtu» 


592    

ihr  Grabmal,  wo  auch  Nero^s  A;}che  beigesetzt  wurde ^>^3). 
Der  Tradition  nach  soll  es  über  der  Kirche  S.  Maria  del  po- 
polo  (neben  Porta  del  popolo)  gewesen  sein.  —  Ob  hingegen 
hier  auch  die  Gärten  des  Pompeios  gewesen  seien,  wird  iv 
folgenden  Abschnitte  erörtert  werden. 

Woher  der  Berg  den  Namen  Pin  eins  erhalten  habe,  ist 
ganz  nngewiss.  Die  gewöhnliche  Meinung,  dass  die  Familie 
der  Pincier  daselbst  einen  grossen  Palast  gehabt  habe,  ruhet 
auf  höchst  unsicherer  Grundlage.  Zwar  scheint  in  einer  In- 
schrift bei  Grnt.  CCCLII,  5.  eine  Gens  Pincia  genannt  zu 
werden,  und  die  Existenz  eines  ansehnlichen  Palastes  im  Gar- 
ten von  S.  Triniti  de'  Mouti  ist  durch  die  noch  in  Bufalini's 
Zeit  vorhandenen  Trümmer  und  mehrfache  Erwähnungen  aus- 
ser Zweifel;  aber  dass  diess  das  Haus  der  Pincier  gewesen 
sei,  dafür  giebt  es,  so  viel  mir  bekannt  ist,  durchaus  kein  ge- 
nügendes Zeugniss.  Denn  wenn  Theoderich  bei  Cassiod. 
Var.  III,  10.  schreibt:  praesenti  admonitione  declaramut, 
ut  marmoraj  quae  de  domo  Pinctana  constat  esse  deposüa  ad 
Ravennatem  urbem  per  Catabolenses  vestra  ordinaltone  dm- 
gantur.^  so  nöthigt  gar  nichts  eine  domus  Pinciorum  anzuneh- 
men, sondern  es  kann  sehr  wohl  ein  kaiserlicher  Palast  auf 
dem  Pincius  gemeint  sein.  Und  diess  wird  besonders  wahr- 
scheinlich durch  eine  Stelle  bei  Anastasius.  Er  sagt 
Vit.  Silver.  p.  104  Blanch.  abUt  VUitarint  Patrichu  in 
palatitim  Pincianum.  aber  weiterhin  p.  106.  Tunc  fecit 
beatwn  Siherium  Papam  venire  ad  se  in  palatium  (in) 
Pincis.^  vergl.  Hadr.  p.  253.  Bened*  III.  p.  401., 
wodurch  die  Benennung  Palatium  Pincianum  hinreichend  er- 
klärt ist.  Eben  so  ist  es  mit  dem  Beinamen  der  jetzt  ver- 
schwundenen, aber  noch  von  Bufalini  neben  jenen  Trümmern 
verzeichneten  kleinen  lürche  S.  Felicis  in  Pincis.  Wer 
den  Namen  des  Berges  von  dieser  Kirche  ableiten  will ,  der 
überspringt  die  Frage,  woher  deren  Beiname  komme?  Die  na- 

1252)  S  n  e  te  D.  N  e  r.  50.  Reliquiat  Belogt  et  Alexandra  nutriret 
cum  Acte  eoneubina  gentili  Domitiorum  monumento  eondiderunt; 
quod  proMpicitttr  e  Campo  Martio  impositum  colli  hortttrum.  In  eo 
monumentQ  Molium  porphyretici  marmorU  »uperstanU  Lunensi  am 
fircumseptum  ut  lapide  Thtuio* 


593    

türiichste  Antwort  ist,  dass  sie  ihn  vom  Berge  selbst  hatte, 
aaf  dem  sie  stand.  Wenn  also  nicht  andere  mir  unbe- 
kannte Beweise  für  eine  domus  Pinciorum  vorhanden  sind, 
so  wird  es  besser  sein,  zu  gestehen,  dass  wir  den  Ur- 
sprung des  Namens  nicht  kennen.  Wie  sich  übrigens  aus 
Anastasius  ergiebt  und  schon  S.  198.  bemerkt  worden  ist, 
bewohnte  Belisar  diesen  Palast  während  seiner  Yertheidigung 
Roms  "*3). 

Unweit  der  .Kirche  S.  Felicis,  nach  der  Stadtmauer  hin, 
giebt  Bufalini^s  Plan  ein  grosses  antikes  Rundgebäude  an,  un- 
ter dem  Namen  Templum  Solis,  und  einen  solchen  Tempel  nen- 
nen auch  Marliani  und  Lucio  Fauno  ^*)  ohne,  wie  es 
scheint,  dieselbe  Ruine  damit  zu  bezeichnen.  Worauf  sich 
diese  Angabe  gründen  möge,  ist  mir  ganz  unbekannt. 

Die  Ebene  gegen  den  Fluss. 
f7a  lata.  Cireus  Flaminius.  Campus  MarÜus. 

So  spärlich  sich  auch  verhältnissmässig  in  den  bisher  zur 
Erörterung  gekommenen ,  bei  weitem  den  grössten  Theil  des 
alten  Rom  aasmachenden  Bezirken  deutlich  erkennbare  Reste 
antiker  Gebäude  darbieten,  welche  als  sichere  Anhaltepunkte 
für  die  Forschung  dienen  können ,  so  wird  doch  die  Untersu- 
chung bedeutend  dadurch  erleichtert,  dass  diese  Gegenden  sich 
jetzt  und  seit  vielen  Jahrhunderten  fast  gänzlich  frei  von  neue- 
rem städtischem  Anbaue  darstellen,  so  dass  leichter  ein  Ueber- 
blick  des  Terrains  zu  gewinnen  ist.  Anders  verhält  es  sich 
mit  dem  noch  übrigen  Theile  der  Stadt,  der  seit  langen  Zeiten 
von  einer  gewaltigen  Häusermasse  bedeckt  ist,  welche  den 


1!253)  Es  ist  das  voa  Procop.  60 th.  II,  8  uod  9.  erwähnte  ^ro* 

54)  Letzterer  sa^t  Antich,  di  R.  IV,  11.  p.  122.  „Sopra  questo 
colle  fa  il  tempio  del  Sole ,  che  vogliono  che  fasse  la ,  dove  si  vede 
hoggi  oe  la  cima  del  colle  presso  la  muraglia  uoa  grao  fabrica  antica 
k  i^uisa  d*  an  mezzo  cerchio,  che  e  f^ih  per  andare  ia  rovina.'' 
Bafallni  giebt  ein  völlig  Zirkelrandes  Gebäode  an;  indessen  hat  er 
leider  sehr  häufig  die  Rainen  ergänzt. 

38 


594    

alten  Boden  ganz  ankenntlich  macht.     Zwar  giebt  es  gerade 
hier  mehrere  theils  nnzweifelhafle ,  theils  mit  ziemlicher  Si- 
cherheit bestimmbare  Punkte,  als  das  Mausoleum  Augusti,  den 
in  Piazza  Navona  seiner  Form  nach  erhaltenen  Circas,  das 
Pantheon  und  die  Minerva,  das  Theatrum  Pompeii,  den  Circus 
i^aminius,  die  Porticus  Octaviae  und  das  Theatrum  Marcelli ; 
aber  das  Gewirr  der  zahllos  und  planlos  sich  durch  einander 
schlingenden  Strassen  und  Gässchen  macht  trotz  derselben  die 
Orientirung  äusserst  schwierig.    Dazu  kömmt,  dass  in  der  Re- 
gel die  alten  Schriftsteller ,  wo  sie  von  Gebäuden  dieser  Ge- 
gend sprechen,  sie  nur  ganz  allgemein  m  Campo  Martio  oder 
in  Circo  Flaminio  angeben,  was  bei  der  bedeutenden  Ausdeh- 
nung dieser  Ebene  so  gut  als  keine  Bezeichnung  ist.     Es  lässl 
sich  erwarten ,  dass  in  mittelalterlichen  Schriften  und  Urkun- 
den öfter  Bezug  auf  antike  Gebäude  genommen  werden  mag; 
allein  solche  Quellen  sind  mir  für  jetzt  nicht  zugänglich  ge- 
wesen, und  aus  Anastasius  ist  gerade  für  diesen  Stadttheil  fast 
gar  kein  Gewinn  zu  ziehen.     Es  kömmt  also  hier  besonders 
darauf  an^   die  alten  Nachrichten ,  so  weit  sie  Andeutungen 
enthalten,  sorgfältig  zu  benutzen  und  durch  Yergleichung  und 
Combination  so  viel  als  möglich  zu  ermitteln. 

Das  hier  zur  Erörterung  kommende  Gebiet  dehnt  sich  von 
den  Abhängen  des  Capitolinus,  Quirinal  und  Pincius  als  ge- 
räumige Ebene  bis  zum  Flusse  hin  aus.  Schmal  zwischen  dem 
Pincius  und  dem  Tiberis  erreicht  es  südlicher  durch  die  Krüm- 
mung des  Flusses  eine  ansehnliche  Breite,  bis  es  unter  dem 
Capitole,  wo  der  Strom  diesem  Hügel  wiederum  nahe  tritt, 
abgeschlossen  wird.  Man  kann  es  im  Allgemeinen  als  die 
Ebene  des  Alarsfeldes  bezeichnen,  obgleich  im  strengeren 
Sinne  nicht  dem  ganzen  Räume  dieser  Name  zukömmt,  man 
vielmehr  drei  Bezirke  zu  unterscheiden  hat,  deren  Abgrenzung 
indessen  nur  zufällig  ist,  oder  auf  politischer  Eintheiiung  be- 
ruht. Die  ganze  Ebene  wird  durch  eine  von  der  Gegend  des 
Capitolinus  aus  nach  Porta  Flaminia  laufende  gerade  Strasse» 
die  heutige  Via  del  Corso,  in  zwei  sehr  ungleiche  Theile  ab- 
getheiU :  die  zur  Rechten  dieser  Strasse  den  Hügeln  zunächst 
liegende  Fläche  bildet  mit  einem  Theile  des  Pineios   die  sie- 


995    

benteR^on^^^^),  Via  lata,  so  genamit  eben  yon  der  sie 
begrenzenden  Strasse,  welcbe  erweisUeh  ibrem  sSdKobenTheiie 
naeb  diesen  Namen  liilurte  ^<^),  in  ihrem  Fortgange  aber  Fla- 
minia  genannt  wnrde.  Diese  Region  gebort  zu  den  unbe- 
kanntesten, vielleicht  aneb  zn  den  unbedeutenderen  und  die 
einzige  Frage  ron  Wiebtigkeit  ist  die  sehon  oben  berührte, 
was  man  von  dem  Campus  Agrippae  zuhalten  habe,  den 
die  Notitia  mit  dem  aurelianisehen  Sonnentempel  hier  verzeicb- 
net«  Man  hat  ohne  Rücksicht  auf  diese  Angabe  gemeiniglieb 
angenommen,  dass  der  ganze  Raum,  wo  Agrippa  seine  grossen 
Anlagen  der  Thermen  mit  dem  Pantheon  und  der  Portious 
Neptuni  machte,  unter  diesem  Namen  zu  verstehen  sei.  N ar- 
din i,  der  seiner  Anordnung  nach  Regionen  zufolge  notwen- 
dig auf  den  Widerspruch  stossen  masste,  bat  schon  darauf 
aufmerksam  gemacht,  dass  alle  jene  Gebäude  in  der  neunten 
Region  iagen,  und  dabei  geäussert,  es  möchten  wohl  einige 
der  vielen  Anlagen  Agrippa's  sich  auf  die  siebente  erstreckt 
haben  und  der  Name  daher  rähren,  ohoe  sivb  bestimmter 
darüber  zu  erklären.  Es  lässt  sich  aber  mit  aller  in  solchen 
Dingen  möglichen  Klarheit  nachweisen,  nicht  nur  dass  diess 


1!^55)  So  wird  man  wenigstens  far  die  spitere  Zeit  anznnehmeD 
haben;  wie  weit  die  angnstische  Region  g^ereicht  haben  möge,  mnss 
unentschieden  bleiben;  indessen  nmfasste  anch  sein  Pomoerinm  tchoo 
einen  Theil  des  Pincins.  S.  S.  105. 

56)  Es  ersieht  sich  mit  Gewissbeit  aus  der  Bezeichnung  der  au 
der  StradsL  del  Gorso  gelegenen  alten  Kirchen  S.  Maria  (neben  Pal. 
Doria)  und  S.  Marccllo  (ihr  gegenüber):  sie  werden  in  via  lata  g^ 
nanat.  z.  B.  Ana  st.  Greg.  IV.  p.  339  Blaoch.  in  Dinconia  beatae 
Mariae  in  via  Lata.  Hadr.  p.  266.  Htulum  $ancti  Mareelli  in  via 
Lata,  Nun  wird  zwar  auch  die  Basilica  d.  SS.  Apostoli  in  Via  lata 
genannt:  ebend.  p.  254«  258. ;  allein  das  seheint  allgemeinere  Benen- 
nung zu  sein  und  dass  jene  Kirchen  ganz  eigentlich  an  der  Via  lata 
lagen,  ergiebt  sich  ans  den  Nachrichten  von  Ueberschwemmungan. 
Anast.  Benod.  III.  p.  401.  (Tiberis)  e^inde  expandit  $e  super pia- 
team,  quae  vocatur  yia  Lata  et  ingreestu  est  in  basilicam  sancfae 
Dei  Genitricis  Mariae,  p.  408.  wird  noch  hinzugesetzt:  quae  ibidem 
est.  Vgl.  Gregor.  II.  p.  165.  Hadr.  p.  271.  Die  Kircbe  S.  Maria 
steht  in  der  Linie  des  Gorso;  S.  Marcello  tritt  um  ein  Bedeutendes 
zurück,  so  dass  zwischen  ihr  und  Pal.  Simonetti  ein  freier  Platz  ist. 
Vielleicht  war  das  die  Breite  der  aheo  Strasse,  zumal  da  vor  Palazzo 
Sciarra  dasselbe  eintritt.  Uebrigens  hat  die  Strasse  den  Namen  erst 
spät  abgelegt;  denn  noch  Luc.  Fauno  sagt,  Ant.  di  R.  p.  130. 
„come  anco  in/ino  ad  hoggi  riliaae  il  auo  aome  aotieo.'^ 

38* 


r  . 


596    

80  war,  sondern  auch  was  für  Anlagen  hier  zu  suchen  sind. 
Die  HanptsteUe  über  den  Campus  Agrippae  ist  bei  Die  Ca ss. 
LV,  8.  t6  TS  neilov  %6  '^yglnnetoy  nX^v  t^s  ovoäc, 
nal  Td  JeiQißiTmQiov  avros  o  jivyovaroc  iäij/ioci^üt» 
näinlich  nach  Agrippa's  Tode.  Fragen  wir ,  was  das  für  eine 
tnoä  sei,  welche  er  ausnimmt,  so  giebt  er  uns  gleich  darauf, 
nachdem  er  erklärt  hat,  was  dasDiribitorium  gewesen,  darüber 
Auskunft:  17  di  iy  tü  nsdifo  arodj  ijy  ij  IlmXa  ^  dieXq^i^ 
nvTOV  (^/iyQinna),  y  nal  rot/ff  ^QÖfjtovg  dianoa/jb'^^ 
aaaa^  inoiei,  oviinm  i^eigyaoro.  Diese  Porticus  PoJae 
wird  unter  diesem  Namen  nirgends  weiter  genannt ;  aber  es 
kann  kaum  zweifelhaft  sein,  dass  es  die  öfter  erwähnte  Por- 
ticusEuropae  war,  wie  sie  von  einem  lupiters  Liebe  zur 
Europa  darstellenden  Gemälde  hiess.  Denn  Dio  nennt  in  Ver- 
bindung mit  ihr  figo/^ove  und  eben  diese  Porticus  wird  als 
ein  Ort  genannt,  wo  Laufübungen  Statt  fanden  ^^^^).  Dazu 
kömmt  die  ausdrückliche  Angabe,  dass  sie  von  der  Abendsonne 
erwärmt  wurde  ^*) ,   was  auf  keine  Lage  besser  passt  als  in 


1!2S7)  Mart.  TI,  14,  3.  von  dem  eapUtor  eoenae  Sellas: 
€urrit  ad  Europen  y  et  te,  PauUine  tuosque 
Laudat  Jchilleos,  *ed  eine  fine  pedes. 
und  VII,  32,  11.   wo  er  den  Atlicus  lobt,  weil  er  nicht  mit  anstreo- 
{fenderen  Uebnngen,  sondern  nur  durch  Lauf  sieh  znm   Mahle  vor- 
bereite : 

Sed  curris  niveas  tantum  prope  Firginie  undas^ 
j4ut  ub<  Sidonio  taurui  amore  caiei, 
Ifach  Plin.  XXXV,  10.  n.  114.,  der  unter  den  in  verschiedenen  Hallen 
zu  Rom  befindlichen  Gemälden  des  Antiphilus  auch  nennt:  in  Pom^ 
peia  vero  Cadmum  et  Europen,  kSnnte  man  auf  den  Gedanken  kom- 
men, die  Porticus  Europae  sei  eben  die  Pompeia;  allein  das  Ge^n- 
theil  enpebt  sich  sofort  aus  dem  ersteren  Epigramme  Martials,  nach 
welchem  Selius  von  der  Europa  zu  den  Septis ,  dann  nach  dem  Isis- 
tempel, dann  nach  dem  Hekatostylon ,  endlieh  zur  Porticus  Pompeii 
ISuft,  und  naeh  dem  Bade  zur  Europa  zurückkehrt.  Vg^l.  was  unte« 
über  die  Porticus  Octaviae  g^esai^  wird. 

58)  Ders.  III,  ;^0,  11.  von  Canius  Rufus: 

j4n  spatia  earpit  lentiu  Argonautarumt 
An  delicatae  eole  rursus  Europae 
Inter  tepente*  post  meridiem  humoe 
Sedet  ambulatve  Über  omnibue  eurisf 
und  II,  14,  15. 

Lotus  ad  Europae  tepidae  buxeta  reeurrit^ 
Si  quis  ibi  eerum  earpat  amieue  iter. 
V$i.  XI,  1,  13.    Schon  Donati  (III,  17.)  hat  bemerkt,  dass  man  da- 
durch auf  die  Gegend  unter  dam  PimIus  hingewieteii  werde. 


597    

der  siebeDten  Regioa  gegen  dea  Fhicios.  Das  ist  nnn  wahr- 
scheiDlich  anch  die  anderwärts  genannte  PorticusVipsa- 
nia,  und  da  wir  schon  in  Galba^s  Zeit  diese  zur  Casernimng 
von  Truppen  benutzt  finden'*^'),  so  erklären  sich  daraus  die 
von  Aurelian  nach  dem  Catal.  Imp.  (S.  589.)  im  Campus 
Agrippae  dedicirten  und  von  der  Notitia  an  derselben  Stelle 
rerzeichneten  Gastra.  In  dieser  Gegend  also,  die  ich  ge- 
nauer zu  bestimmen  nicht  wage,  muss  demnach  auch  das 
Templum  Solis  gesucht  werden,  das  Aurelian  im  Campus 
Agrippae  mit  grosser  Pracht  erbanete;  der  Campus  selbst  aber, 
yermuthlich  die  Ton  Agrippa  ausser  den  Thermen  dem  Volke 
durch  Testament  gescheidLten  Gärten  umfassend  ^^),  ist  höchst 
wahrscheinlich  das  äXXo  nMov,  das  Strabo  in  seiner  be- 
wundernden Beschreibung  des  Marsfeldes  in  der  Nähe  dessel- 
ben nennt,  wie  gleich  weiter  ausgeführt  werden  wird. 

Die  übrigen  von  der  Notitia  in  dieser  Region  genannten 
Namen  scheinen  kaum  eine  topographische  Bestimmung  zuzu- 
lassen; und  auch  die  Annahme,  dass  die  Porticus  Con- 
stantini  unter  den  Thermen  dieses  Kaisers  gewesen  sei,  ist 
durch  nichts  hinreichend  begründet.  Die  dabei  genannten  Eqtd 
Tiridatis  regü  jirmeniorum  bleiben  unerklärlich.  S.  d.  Ab- 
schn.  über  die  Thermen.  Jedenfalls  ab«r  sind  in  die  Region 
die  Triumphbogen  des  Claudius  und  Marc-Aurel 
gehörig.  Der  erstere ,  vielleicht  mehr  ein  zum  Ehrendenkmale 
benutzter  Bogen  der  Virgo,  dessen  Reste  unter  Pins  IV.  (1555) 
ausgegraben  wurden ,  stand  am  Anlange  der  Piazza  di  Sciar- 
ra^O»  v^d  ^^^^  d^  wurden  im  J.  1641  andere  Trümmer  23 


1259)  Tacit.  Bist.  I,  31.  Müttu  ei  Celtiu  Marhu  ad  eleotot 
lllyrioi  exereitus  npsania  in  portieu  tendeniet,  Plntarch.  Galb. 
25.  Tov  ^  *lXXvQtxaS  ray/utTof  ar  Tjj  ftaXovfUvrj  nwnttSt  Bijffuvüf  4n^ti^ 
rimedsvovTO^  anforal^  MaqtoQ  KiMOf.  Ob  auch  die  von  Martial. 
I,  los  und  IV.  18.  erwähnten  Fiptanae  laurus  nnd  Fipianae  eolumnoB 
darauf  zn  beziehen  sind ,  ist  nicht  zu  entscheiden ,  aber  es  ist  mSg- 
lieb,  und  die  pwta  pluens  lunn  sehr  wohl  für  einen  Bo^^en  der  Aqna 
Viri^o  anch  in  dieser  Gebend  gelten. 

60)  D  i  0  G  a  8  8.  LIV,  29.  fuü  r&T8  yovv  tt^avi  ra  ü^lo*  tuil  to 
ßetXarttov  rb  iivdwfi&p  avrov  wniXinw»  An  Garten  zn  denken  ,  wel- 
che mit  den  Thermen  in  Verbindung  gestanden  hatten,  verbietet  deren 
Lage. 

61)  Flamin.  Vacca,  Memor,  28.  Lnc.Fanno,  AnHek,  di 
R.  p.  130. 


Pakt  tkf  fti]%efii]ideD,  worunter  das  Fragment  einer  Inschrifk, 
welche  die  Dedication  in  Bezug  auf  die  Unterwerfung  Britan« 
Biens  enthält  ^^^^).  Der  Triomphbogen  des  Marcus  Aurelius 
«her  stamL  ztemlich  Ir phl  erhalten  noch  in  der  Mitte  des  sieb*- 
aehnten  Jahrhunderts  bei  Palazzo  Fiano,  bis  Alexander  YII» 
ihn  iin  J.  1662  abbrechen  liess  «3).  Von  ihm  sind  die  schöneli 
Aelieft,  weldie  jetsit  die  Treppe  des  Palazzo  de^  CoaserFatori 
auf  dem  Capiftok  zieren. 

IKe  übrige  grosse  Ebene  zwischen  der  Via  lata  nnd  dem 
flusse  zerfällt  wiedennn  ia  zwei  wohl  von  einander  zu  unte^- 
scheidende  Theile^  denCirens  Flaminius  und  den  Cam«^ 
pt*  Martius«  Andere  machen  drei  Abtheilangen ,  indete 
mA  auBser  dem  Circns  Flaminius  einen  Campus  Inaior  und 
üia^r  unterscheiden.  Diese  Eintheünag  beruhet  hanptsach- 
lich  auf  (ter  schon  erwähnten  Angabe  S  t  r  a  b  o  ^  s ,  der  von  den 
«rat  in  der  letzten  Zeit  enistandenen  Prachtanhgen  Roms 
aprechend)  eine  vortreffliche  BefeehreibnDg  des  Campus  Mar- 
tins, als  der  die  meisten  enthaltenden  Gegend ,  giebt.  V,  3. 
p«  361.  (236.)  %ovT9iyy  &h  ^d  nXet ora  6  MaQvios  ix^ 
»dfinoe,  fiQ6g  %9f  q)twei  stQogXafitir  %al  tdV  in  %^e  ngo- 
^oiac  K6a/ior.  »al  yäf  96  (uiy^&os  %ov  nsdiov  *at;/m- 

€iar  aHdXvTOV  nuQi%mv  t£  Toaovtip  nX^&ct,  %Av  afalg^ 
Mal  ntftm,  nal  mikmlarga  Y^fiva^o^nvmv  •  %a\  td  ntgtuei* 


Oi     tm* 


126)2)  Den  genauesten  Bericlit  darüber  ^ebt  D  0  n  a  t.  de  urh»  Rom. 
ni}  16.  Graev,  thes,  IIL  p.  752,  wo  auch  die  Inschrift  mitgetheilt  ist. 
Bi  iit  wohl  fear  VerMhen,  dass  bei  Nardini,  III.  p.  115.  nnd  Ca- 
•  ina^  Mdi9a%.  tt>pogt,  p.  139.  das,  was  bei  Donati  als  Er^oxufig 
aofe^bea  wird»  als  Fragmeot  der  laschrift  erscheint  ood  angekehrt. 

63)  Dieser  Bogeii  bat  verschiedene  Namen  geführt.  Zuletzt  bteas 
er  Arco  di  Portnl^allo,  angeblieh  von  der  Wohnung  des  portagiesischet 
Cvesandten.  Aber  Plaain.  Vaeca,  Mrnnor.  \i,  fSbrt  an,  dass  er 
früher  Arco  delli  Retrofoli  genannt  worden  sei.  Lucio  Fanao, 
jfnt.  d.  R.  IV,  13.  p.  125.  giebt  als  den  in  seiner  Zeit  gewöhnlicbMi 
Namen  am  Arco  di  Tripoii.  Anastas.  Hadr.  I.  p.  271  Blanch. 
acheint  ihn  mit  den  Worten :  ad  arettm  gut  voeaiur  tres  fatcieeloM 
s«  bezalchneD.  Die  Antiquare  nannten  ihn  sonst  Arcus  Domitiani, 
wovon  weiterhin  die  Rede  sein  wird.  S.  bes.  Severoli,  Atti  delF 
jäead.  di  Cortona.  I.  Diss.  XI.  Nardini.  III.  p.  116  m.  Nibby's 
Anm.    Die  Reliefs  im  Mum.  Capit.  IV.  t.  11.  12. 


S99    

j^Qo^infjv  o^iV  imd€in¥Vfi€i^ai  dvaandXXauvoi^  nafi^ovoi 
vijv  &ioiv.  nX^oloif  ^  ia'rl  rot/  nßiiov  %ov%ov 
nal  aXXo  nsdiov,  na\  avoal  mvnhp  nafunXf^d-BlQ,  %ai 
äXofj,  mal  &iarQa  rgtOy  %al  d/Aq>i&iuvQO^,  9tal  vaol  nokv- 
%9XeJe  «cd  owsyile  dXXi^Xotg '  »q  ndgsQyoy  dv  do^m^v  uno- 
qmiv^iv  %fjv  aXkip^  noXir.  Damit  verbindet  man  nun  die  Er- 
wäkBUg  eines  Campus  minor  bei  Catall.  LY»  3*  Er  schreibt 
9jt  Camerias :  Te  campo  quaesicimus  mmore;  Te  in  Circo ,  te 
in  Omnibus äbettis  ^^^*) ;  Te  in  templo  superi  lovis  sacrato^ 
In  Magni  simul  ambutationo^  Darin  bat  man  das  aXXo  ns- 
diov  Strabo^s  zn  erkennen  geglaubt  nnd  darunter  den  von  der 
Krämnnrog  des  Flusses  umschlossenen  Raum,  etwa  in  der 
Breite  bis  Piazza  Navona  verstanden.  Betrachtet  man  aber 
die  Stelle  CatuUs  unbefangen,  so  wird  man  jedenfalls  die  Rei- 
henfolge, in  welcher  die  Oertlichkeiten  genannt  werden,  auf- 
fallig finden.  Denn  dem  angenommenen  Campus  minor  zu- 
nächst würde  die  Porticus  Pompeü,  beim  Theater,  liegen,  wäh- 
rend diese  unnöthigerweise  zuletzt,  nach  dem  Gapitole  genannt 
wird«  Wie  daher  der  zweideutige  Ausdruck  cmnpuß  minor  gar 
nicht  nöthigt,  an  den  Campus  Martins  zu  denken,  so  ist  es  selbst 
möglich,  dass  damit  der  Campus  Martialis ,  mit  dem  Grcus  der 
Circus  Maximus  gemeint  ist,  zu  dem  auch  die  iabemae  librariae 
am  besten  passen  würden.  Noch  viel  weniger  aber  kann  jener 
Theil  der  Ebene  das  aXXo  nsdiov  Strabo's  sein.  Denn  er  hat 
eben  den  eigentlichen  Md^tog  udfinog  als  den  für  die  aV^o- 
TodQOfUat>  und  übrige  innuolm,  so  wie  überbaupt  die  ge- 


1264)  Wie  das  c«  veritehea  sel^  Ist  dmakel.  Mao  erklart  e«  rdr 
tabemae  librariae  und  bernft  sich  aof  den  attischen  Spracbg^ebranch. 
Ich  gestehe,  dass  mich  das  nicht  befriedigt,  obgleieh  ich  selbst  keine 
bessere  BrUaruog  xa  geben  weiss.  Aber  wenn  man  in  Athen  sagte 
iU  tooy;ov,  eU  rä  fiv^a,  etg  zas  xvzQaQ,  za  ßtßXia  u.  8.  w.,  so  kam  das  da- 
her, dass  in  bestimmten  xvtdots  des  Markts  der  Gesammlrerkanf  dieser 
Waaren  war^  was  Ter  die  zerstreaten  librariae  in  Rom  keine  Analogie 
giebt.  Endlich  hatte  aach  der  Athener  nicht  sagen  können  ev  näa* 
rotg  /9i^W.  Ist  demnngeaehtet  die  Erklamng  richtig,  so  spricht  sie 
effenbar  für  den  Circos  Maximas;  denn  am  Vertamnns  (Hör.  epist. 
I«20,  1.)  nnd  überhaupt  in  der  Nahe  des  Fomm  (Gic.  Fhil.  11,  9.) 
gab  es  allerdings  tabemoi  tibrurias. 


600    

sammte  Gymnastik  bestimmteii  Ort  beschrieben,  und  diese  Ue- 
bungen  fanden  gerade  auf  dem  für  den  angeblichen  Campus  mi- 
nor beansprachten  Räume  Statt,  in  unmittelbarer  Nähe  des 
Flusses.  Wahrscheinlich  ist  es  aber  auch  nicht,  dass  Slrabo 
unter  dem  äXXo  ntdlov  den  Circus  Flaminius  verstehe.  Denn 
wenn  auch  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  154.  sagt:  Item  simi&äe 
causa  Ctreus  Flaminius  dicitur^  qui  etrcum  aed^ficatus  est 
Flamimum  eampum.j  so  ist  mir  doch  nicht  bekannt,  dass  ir- 
gendwo diese  Benennung  gebraucht  würde;  und  da  überhaupt 
in  dieser  Gegend  sich  kein  grösserer  freier  Platz  befand ,  so 
konnte  Strabo  sie  kaum  für  ein  neiiop  ansehen.  Vielmehr 
geht  aus  Allem  hervor,  dass  er  ihn  mit  zu  dem  Md^ioQ  Ka/ur- 
nos  rechnet,  wie  denn  beide  eine  Region  ausmachten,  und 
daher  ist  es  wahrscheinlicher ,  dass  jenes  a AAo  nediov  kein 
anderes  war,  als  der  oben  besprochene  Campus  Agrippae ,  der 
jenseit  der  Via  lata  (oder  schon  Flaminia)  gelegen  und  einer 
anderen  Region  angehörig  allerdings  als  ein  besonderes  be- 
nachbartes Feld  dem  Marsfelde  entgegengesetzt  werden  konnte. 

Demnach  hat  man  die  ganze  Ebene  vom  Theatrum  Mar- 
celli  bis  Porta  Flaminia,  und  in  der  Breite  zwischen  dem  Flusse 
und  Via  lata  nur  in  zwei  sehr  ungleiche  Theile,  Circus  Fla- 
minius und  Campus  Martins,  abzntheilen,  die  jedoch 
nur  eine,  den  ersteren  Namen  führende  Region ,  die  neunte, 
bilden.  Schwer  ist  es  genauer  zu  bestimmen,  wo  die  Grenze 
beider  gewesen  sei  und  was  jedem  Theile  angehört  habe,  zu- 
mal da  die  Notitia  hier  gar  nicht  als  Fuhrer  dienen  kann, 
weil  sie  in  ihrer  Weise  die  gleichartigen  Gebäude  zusammen 
nennt,  wenn  sie  auch  fern  von  einander  lagen.  Indessen  wird 
sich  ans  der  Erörterung  der  einzelnen  Anlagen  im  Allge- 
meinen die  Ausdehnung  des  Circus  Flaminius  und  mithin  die 
Grenze  ergeben. 

Ich  beginne  die  Betrachtung  der  Region  im  Einzelnen  da, 
wo  sie  an  die  achte  grenzt,  indem  ich  alles  das  ihr  zurechne, 
was  unter  dem  Capitole  und  ausserhalb  der  servischen  Mauer 
lag.  Hier  ist  der  erste  Punkt  von  Bedeutung  das  Forum 
Olitorium  vordem  carmentalischen Thore.  Zwar  finde  ich 
allgemein  von  den  Topographen  angenommen,  dass  dieses  Fo- 


flOl    —^ 

nun  entweder  zu  der  achten  oder  gar  za^der  eiUten  Region 
gehört  habe ;  aber  einen  Grund  dafür  habe  ich  nirgend  gefun- 
den als  den  von  der  Notitia  in  der  achten  Region  verzeichne- 
ten Elephantns  herbarins,  der  so  wenig  mit  dem  Fo- 
mm  Olitorium  gemein  hat,  als  berbae  and  olera  gleichheden- 
lend  sind  ^^^^).  Wie  es  aber  überhaupt  ganz  unglaublich  ist, 
dass  die  achte  Region  über  die  Grenze  der  eigentlichen  Stadt 
bis  vor  das  carmentalischeThor  ausgedehnt  worden  sein  sollte, 
so  liefern  die  Nachrichten  über  die  Gebäude  des  Forum  Olito- 
rium den  Beweis,  dass  es  allerdings  zur  nennten  Region  ge- 
hörte. Das  Forum  zählte  mehrere,  wenn  auch  kleinere  Tem- 
pel. Bekannt  sind  namentlich  die  der  Spes,  der  Inno  So- 
spita,  derPietas  unddeslanus,  die  wiederholt  vor  dem 
carmentalischen  Thore  und  am  Forum  Olitorium  angegeben 
werden.  Der  Tempel  der  Spes  war  im  ersten  punischen 
Rriege  von  M.  Atilius  Galatinus  erbaut  ^^):  es  ist  derselbe, 


1265)  Ceber  diesen  Elephas  herbarins  giebt  es  aus  dem  AI- 
terthame  weiter  keioe  Nachricht ;  aber  zweimal  wird  er  in  mittelalter- 
lichen Schriften  erwähnt:  erstlich  von  dem  ÄDonymns  von  Bin-  ^ 
siedln  der  anf  dem  Wege  ans  dem  Marsfelde  nach  dem  Aventin  znr 
Rechten  nennt:  Theatrum  (Marc.)  iterü  ^p  portieü  utq,  ad  elephantü, 
Jnde  fp  seolä  graacor, ;  dann  in  einer  die  Kirche  Araceli  betreffenden 
Urkunde,  hinsichtlich  deren  ich  mich  nnr  anf  Vennti,  Deseri%,  I. 
n.  89  beziehen  kann,  da  mir  die  Storia  <f  Araceli  von  Casimiro  un- 
bekannt ist.  Darin  wird  der  Elephas  mit  dem  Inpitertempel  in  Ver- 
bindung gebracht,  und  so  stand  er  jedenfalls  unter  dem  Capitole,  wo- 
mit eben  so  wohl  der  Anonymus  als  die  Notitia  übereinstimmt,  die 
vom  Vestatempel  nach  dem  Vicus  Ingarins  zurückkehrend  ihn  als  letz- 
ten Punkt  der  achten  Reg^ion  nennt. 

66)  Gic.  de  nat.  deor.  II,  23.  ante  autem  ah  Atilio  Calatino 
«rat  Fides  conteerata.  So  haben  alle  Handschr.  Dagegen  de  leg. 
II,  11.  reete  etiam  a  Calatino  Spee  eanseerata  est.  Schon  Lambin 
verbesserte  darnach  in  der  ersteren  Stelle  erat  Spes  eons.  und  dass 
diess  richtig  ist,  beweiset  die  übereinstimmende  Nachricht  beiTacit. 
Ann.  II,  49.  Spei  aedes  a  Germanieo  sacratur:  hano  Atilius 
voverat  eodem  hello.  Aus  dem  Znsammenhange  ist  es  klar,  dass  Ta- 
citus  den  Tempel  am  Forum  Olitorium  meint;  denn  simmtliche  Dedi- 
cationen  beziehen  sich  auf  Wiederherstellungen  nach  dem  Brande  der  an- 
geblich 723  diese  Gegend  rerwüstet  hatte.  (S.  über  dieses  Jahr  die 
Nachtr.  zu  S.  472.)  Taeitus  bezeichnet  den  Tempel  nicht  näher;  Li- 
vius  giebt  ihn  zweimal  ewtra  portam  Carmentalem  an ,  XXIV ,  47. 
XXV,  7.  aber  XXI,  62.  in  foro  Olitorio,  Ob  aber  Cicero  mit  Recht 
dem  Calatinus  den  ersten  Tempel  der  Spes  zuschreibe,  das  kann  be- 
zweifelt werden,  da  es  ja  vor  dem  esquiliniseben  Thore  das  alte  Hei- 
ligthnm,  die  Spes  Vetus,  gab,  das  wenigstens  in  Bezug  anf  eine  viel 
KUere  Begebenheit  genannt  wird,  s.  Anm.  1156.    Der  dort  angeführten 


welche  im  sweiten  pnnisohen  Kriege,  bei  dem  groMen  Brande 
auf  dem  Forum  Boariom  ebenfalls  y erniehtet ,  bald  aber  wie- 
derbeifpestellt  wurde  (S.  483.).  Im  J.  723  traf  ibn  dasselbe 
Scbicksal ,  aber  wiederum  wird  seine  Dedication  durch  Ger^ 
manicns  berichtet.  Dunkeler  ist  die  Geschichte  des  Tempek 
der  Inno,  der  von  C.  Coinelius  Cethegus  in  der  Schlacht  ge- 
gen die  Insubrer  gelabt  nnd  im  J.  558  dedicirt  war.  Es  ist 
selbst  noch  streitig,  ob  der  Göttin  der  Beiname  Sospita 
oder  Matnta  euzusprechen  sei  i^«?),  «nd  daher  giebt  es  auch 
iSier  sein  weiteres  Bestehen  keine  Gewissheit,  indem  noch  ein 
zweites  Heiligthum  der  Sospita  auf  dem  Palatin  gewesen  zu 
sein  scheint,  auf  das  sich  die  Nachricht  von  einer  Wiederher 
steDung  im  J.  663  eben  so  gut  beziehen  kann  ^^).  Der  wich- 
tigste Tempel  für  unsere  Frage  ist  der  der  Pietas.  Die 
Sage,  die  vielleicht  nur  eben  ab  fromme  Legende  zu  betrach- 
ten ist,  will,  dass  an  dieser  Stelle  einst  eine  Tochter  ihren 
Vater  oder  ihre  Mutter  mit  der  Milch  ihrer  Brust  im  Gefäng- 
nisse ernährt  habe ,  und  dass  deshalb  der  Ort  der  Pietas  ge- 
weiht worden  sei  ^^).    Den  Tempel  aber  gelobte  im  J.  563 


Stelle  Mis  Dionysiis  ist  aocli  biBC^zanigen  LiT.  II,  Sl.  tideoque  id 
h^Uum  ipsü  insiititmoeRtbus,  utprimö  pugnatum  md  Spei  sit  aeqno 
Aktrte;  iterutn  ad  portam  Coliinam. 

1267)  Li  V.  XXXII,  30.  C^ntnl  prineipio  pvf^nmß  vovit  aedmn  S^^ 
spitae  lunoni.  XXXIV,  63.  Aedeg  to  anno  aliquot  dedieatae  tunt: 
mna  lunonis  Matutme  in  foro  0 litorio,  votm  ^tiadrienmio 
amU  a  C.  Cornelia  eonsule  Gallico  belle»  cennr  idem  dedirmvit.  Soit 
Sieronius  wird  in  letzterer  Stelle  statt  Matuta,  der  Lesart  aller  Hasd- 
aebr.,  Sospita  getchriebea ,  des  offenbaren  Widersprochs  weisen  nad 
weil  eine  I«im>  Ifatat«  airgelid  weiter  yerkSmmt,  aoch  die  Naiaen  nichl 
tnr  glelckbedeutead  gelten  kÖAnea.  Anderer  Meinnofr  ist  C I  a  a  s  e  n , 
Jen.  «.  d.  Pen,  II.  S.  A77.«  der  die  lono  Matata  beibebalten  will: 
daaa  mSiste  aatiirlieb  derselbe  Nane  auch  in  der  ersteren  Steile  s<e- 
aebriebea  werden,  was  aoch  viel  oawabrscbcialieher  ist. 

68)  Ovid.  Fast.  II,  55. 

Prineipio  mensie  Phrygiae  eontermina  Mfatri 

Sospita  delubrie  dieiittr  aueta  novit. 
Nune  ubi  sint  Ulis  quae  sunt  sacrata  Ralendis 
Templa  deae  7  longa  procubuere  die. 
Der  Teiapel  der  Magaa  Mater  war  auf  dem  Palatin  irod  ganx  anstatt« 
bafk  ist  es  mit  Bansen,  Besehr.  IH  A.  S.  664.  an  den  angeblifbea 
Tempel  der  Cybeie  (S.   Maria  del   Sole)  za   denken ,    der   fem  f  eaog 
vom  Forom  Olitariom  stebt.  —   Von  jener  Wiederberstellang  sprecben 
Clc.  de  div.  I, :».  4i.  and  Inl.  Obs.  115. 

69)  Ve%K.  p.  MO.    PietaH  aedem  aoneeeratam  ab  Aeilio  ainnt 


603    

4er  Cönsvl  IT.  Aeiliiis  Glabrio  in  der  Schkcht  bei  lliemo- 
pylae ,  imd  sein  Solin  dedieirte  ihn  573  ^^^^).  Nim  wird  uns 
iJ^er  belichtet,  dass  Caesar,  als  er  den  Baa  des  nachmaligen 
Theatrum  Marcelli  begann,  um  den  Raum  dafür  asn  ge- 
winnen, der  dort  befindlichen  Tempel  nicht  schonte,  und  dass 
das  Theater  auf  der  Stelle  des  Templwn  Pietatis  war 'i).  Da 
mn  darüber  kein  Zweifel  ist,  dass  das  Theatrum  Marcelli  in 
der  neunten  Aegion  lag,  so  folgt  daraus ,  dass  auch  das  Forum 
Olitorium,  auf  dem  der  Tempel  gestanden  hatte,  in  dieselbe 
Region  gehört.  Und  derselbe  Beweis  lässt  sich  auch  vom  Tem- 
pel des  I a nu  s  entlehnen.  Auch  er  war  am  Forum  Olitorium 
erbaut,  aber  die  späteren  Erwähnungen  nennen  ihn  ad  thea" 
trum  Marcelli.  S.  254.  259.    Jedenfalls  ist  das  Forum  Olito- 


eo  loeo,  quo  quondam  mutier  habitaverit,  guae  patrem  mum  inciusum 
eareere  mammu  suis  elam  aiuerit:  ob  hoc  factum  impunitas  et  cofi' 
9t$sa  est.    Y^l.  die  folg.  Anm.  nnd  Valer.  Max.  II,  5,  1.  IV,  5,  7. 

1270)  L  i  V.  XL,  34.  Aedes  duae  eo  anno  dedicatae  sunt,  —  altera 
inforo  Oiitorio  Pietatis.  eam  aedem  dedieavit  BIT.  Aeilius 
€riabrio  duumvir,  statuamque  auratam,  quae  prima  omnium  in  JtaHa 
statua  aurata  est^  patri  Glabrioni  posuit.  Is  erat^  qui  ipse  eam  ae- 
dem  voverat,  quo  die  cum  rege  Antiocho  ad  Thermopylas  depugnas^ 
set;  loeaveratque  idem  ex  senatuseonsulto. 

71)  Pl-in.  VII,  36.  Quo  miraculo  matris  salus  donata  ßliae 
pietati  est  ambaeque  perpetuis  alimentis,  et  locus  ille  eidem  eonse- 
eratus  deae  C.  Quinetio  if.  Acilio  eoss.  templo  Pietatis  exstrueto  in 
illius  eareeris  sede ,  ubi  nunc  Ma  rcelli  thea  trum  es  f.  Die 
Bestätigung;  der  Tbatsache,  dass  der  Tempel  wirldieh  Caesars  Bane 
vieUeicbt  noch  mit  anderes  hatte  weichen  müssen,  eiebt  Dio  Cass. 
XLIII,  49.  ^inxow  ti  r*  ««rot  tov  Iloanffiov  outoiofi^üeki  i&skTfoas 
Vffowaxeßakevo  ^v,  oim  iJiiriXeos  Si.  aila  Tovro  täv  6  Avyovoros 
f$»wä  xavra  iimo^v^etg  and  Ma(f»ov  Ma^XXov  rov  idsliptdov  inuh^' 
fuioe.  rag  3i  ohtlaQ  rovs  re  vaov9  90vq  iv  r<p  X(u^l^  iuelt^  o^roC  6 
KoiaoQ  xübd'eliav  airietv  XXaßev  n.  r.  X.  Zu  nnterscbeidea  ist  von  die- 
•em  Tempel  ein  zweiter  im  Circus  Fiaminins  selbst.  Inl.  Obs.  114. 
Aedes  Pietatis  in  ciroo  Flaminio  clausa  ßilmine  ieta.  Anf  ihn  bexie- 
ben  sich  die  Fast.  Amitern.  Ral.  Dec.  PIETATI  AD  GIRG.  FLA- 
MIN. —  Da  nan  aber  durch  den  Ban  des  Theaters  der  Tempel  rer- 
AchwQuden  war,  so  erweiset  sich  die  Annahme,  dass  die  drei  Tempel, 
deren  Reste  sich  in  S.  Nicola  In  carcere  finden,  die  der  Spes,  Inno 
nnd  Pietas  seien  (s.  Vennti,  Deser.  II.  p.  60.  Nibby  k.  Nardini. 
II.  p.  !^66.  Ganina,  Indica%.  p.  277.),  als  unstatthaft.  Avcb  spricht 
dagegen,  dass  der  Tempel  der  Spes  in  dem  Brande  vom  J.  7213  allein 
als  zerstört  genannt  wird ,  nnd  auch  nur  seine  Dedieation  dnrth  6er- 
manicns  von  Tacitns  erwühnt  wird.  Jene  drei  dicht  bei  einander 
gelegene  Tempel  (der  eine  ionischer,  zwei  dorischer  Ordnung)  würden 
jedenfalls  ein  Schicksal  gehabt  haben.  Vgl.  Sachse,  QeseU.  d.  St. 
R.  I.   S.  426. 


604    

rhun  durch  den  Ban  des  Theaters  sehr  beschränkt  worden  and 
bat  den  Raum  zwischen  demselben  und  der  Stadtmauer  einge- 
nommen, so  dass  mit  Recht  die  heutige  Piazza  Montanara  als 
ein  Rest  davon  angesehen  werden  kann.  Uebrigens  ist  es  sehr 
zweifelhaft,  ob  der  Platz  in  der  Zeit,  wo  das  Theater  erbauet 
wurdcj  noch  zu  solchem  Veriiaufe  diente  und  eben  so  unge- 
wiss, ob  je  hier  in  der  Nähe  ein  Forum  Piscarium  war, 
das  wir  vielmehr  in  der  Zeit  der  Republik  in  der  Nähe  des 
Forum  Romanum,  hinter  den  argentarüs  novü  finden  ^^^*). 
lieber  das  Theatrum  Marcelli  ist  das  Weitere  in  dem  beson- 
deren Abschnitte  nachzusehen. 

Die  vom  Capitole  nach  dem  Flusse  gelegene  Ebene  scheint 
in  alter  Zeit  keinesweges  durchaus  Staatseigenthum ,  sondern 
in  mehrfachen  Privatbesitz  getheilt  gewesen  zu  sein.  Die  be- 
deutendste dieser  Besitzungen  waren  wahrscheinlich  in  frühe- 
ster Zeit  die  Prata  Flaminia  oder  Campus  Flaminius, 
wo  C.  Flaminius,  zwei  Jahre  vor  der  unglücklichen  Schlacht 
am  Trasimenus  den  Circus  anlegte,  von  welchem  seitdem 
die  ganze  Gegend  und  späterhin  die  ganze  neunte  Region  Cir- 
cus Flaminius  genannt  wurde.  S.  d.  Abschn.  über  die  Circi. 
Doch  müssen  sie  bald  Staatsgut  geworden  sein,  da  schon  zur 
Zeit  der  Decemvirn  Volksversammlungen    daselbst  gehalten 


12T2)  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  147.  spricht  davon,  wie  von  etwa» 
der  früheren  Zeit  Angehörendem :  übt  quid  generatim  (venderetar), 
additum.  ab  eo  cognomen,  ut  Fontm  Boariumy  Fortim  Olitorium ;  hoe 
erat  antiquum  macellum,  ubi  olerutn  copia.  Der  Sinn  Icann  indessen 
auch  sein,  dass  in  alter  Zeit  das  macelh/tn  nichts  ajs  olera  dargebo- 
ten habe.  Die  Worte  aber,  welche  vom  Fonim  Pisdariom  sprechen, 
sind  verderbt:  Secundum  Tiberim  ad  Junivm  Forum  Piscarium  vo- 
eant;  ideo  ait  Plautvs:  „apud  piscarium,  ubi  variae  res/'  Statt 
des  nnverstSndlichen  ad  lunium  lesen  Andere  Junonium,  lanvm,  lani- 
um:  der  Havn.  hat  tyimum.  Aus  Bansens  verworrener  Anmerkung, 
Beschr,  d.  St.  R,  I.  S.  629.  ersieht  man  nicht  klar,  ob  ad  merum 
Lesart  des  Florcntinns  oder  Conjectnr  sein  soll ;  vermothlich  das  Letz- 
tere. Allein  wenn  anch  im  Argeerfragmente  der  Havn.  merum  hat, 
d.  i.  murum^  so  erklart  sich  das  ans  der  alten  Schreibart  mocrum. 
Hier  aber  bitte  Varro  selbst  doch  in  jedem  Falle  murum  geschrieben. 
Die  heutige  Pescheria  ist  allerdings  in  der  Nähe  des  Theatrum  Marcelli 
bei  den  Resten  der  Porticus  Octaviae;  aber  in  Plautus  Zeit,  auf  den 
Varro  sich  bezieht,  war  entschieden  das  Forum  Piscarium  in  der  Nahe 
der  Basilica  Porcia,  der  Lantumiae  und  Argentariae  novae.  S.  267.  301. 
Anm.  519. 


605    

wurden  ^^'*).  Die  Republik  and  die  erste  kaiserliche  Zeit  hat 
diese  Gegend  mit  Tempeln  and  anderen  öffentlichen  Gebäuden 
sich  anfüllen  sehen,  wie  kaum  eine  andere,  und  etwa  den 
westlichsten  dem  Flosse  zunächst  gelegenen  Theil  ausgenom- 
men, kann  nii^end  ein  grösserer  freier  Platz  geblieben  sein. 
Aber  dort  waren  vermuthlich  Privatbesitzungen,  horti. 

Zu  den  ältesten  Heiligthümern  gehörte  der  Tempel  des 
Apollo,  bis  auf  Augustus  der  einzige  Tempel  dieses  Gottes 
in  Rom.  Gelobt  im  J.  321  auf  Veranlassung  einer  Pest,  wurde 
er  zwei  Jahre  später  dedicirt  '^)  und  späterhin  öfter  zu  Senats- 
versammlungen benutzt  ^^).  Seine  Lage  lässt  sich  ziemlich 
genau  bestimmen,  da  er  einmal  zwischen  dem  Forum  Olito- 
rium  und  dem  Circus  Flaminius,  dann  wieder  bei  der  Porticus 
Octaviae  angegeben  wird  ^^).     Da  nun  diese  Porticus  ganz 


1!273)  L  S  y.  HI,  54.  ea  omnia  in  pratis  FlaminiU  coneilio  piebis 
aetOj  quem  nunc  circum  Flaminium  appellant.  Eben  so  als  die  sieg- 
reichen Consuin  den  Senat  des  Triumphs  wegen  im  Marsfeide  versam- 
mein und  dieser  nicht  inter  arma  berathen  will  cap,  63.  itaque  inde 
eonsules ,  ne  eriminationi  locus  esset ,  in  prata  Flaminiay  übt  nunc 
aedes  j4pollinis  est  {iam  tum  Apollinare  appellabant)  avocavere  se- 
natum.   Das  ist  der  von  Varro  genannte  Campus  Flaminius,  S.  600. 

74)  Liy.  rV,  |{5.  Pestilentia  eo  anno  aliarum  rerum  otium 
praebuit.  aedis  Apollini  pro  valeludine  populi  vota  est.  c.  29.  C. 
lunius  consttl  aedem  Apollinis  absente  collega  sine  sorte  dedieavit. 
Eine  abermalige  Dedication,  jedenfalls  desselben  Heiligthnms,  erwähnt 
ders.  Vlly  20.  Wahrscheinlich  war  eine  Wiederherstellung  nöthig 
geworden;  denn  was  Sachse,  Gesch.  d.  St.  R.  I.  S.  357.  meint,  dass 
sie  wiederholt  worden  sei,  weil  die  erste  verfassungswidrig  geschehen, 
ist  ganz  undenkbar.  Auf  eine  spatere  Wiederherstellung  weiset  hin 
Plin.  XIII,  5,  11.  Cedrinus  est  Romae  in  delubro  Apollo  Sosianus, 
Seleucia  adveetus.  und  XXXVI,  5.  n.  28.  Par  kaesitatio  est  in  Apolli- 
nU  templo  Sosiani,  Niobae  liberos  morienles  Scopas  an  Praxiteles 
fecerit.  Hardouin  bezieht  es  richtig  auf  G.  Sosius,  der  zur  Zeit  des 
Triumvirats  von  Antonius  zum  Praefectus  Syriae  et  Ciliciae  ernannt 
wurde  und  im  J.  722  Consul  war.  Dio  Gass.  XLIX,  22>  L,  2. 

75)  Liv.  XXXIV,  43.  XXXVII,  58.  XLI,  17.  extra  urbem  in 
aede  Apollinis.  XXXIX^  4.  ad  aedem  Apollinis.  Cic.  ad  Q.  fr.  II, 
3r  ad  Apollinis. 

76)  Ascon.  z.  Gic.  in  tog.  cand.  p.  90  Or.  Ne  tarnen  erre- 
tis,  quod  his  iemporibus  aedes  Apollinis  in  Palatio  fuit  (sit)  nobilis- 
sima,  admonendi  estis,  non  hanc  a  Cicerone  significari,  utpote  quam 
post  mortem  etiam  Ciceronis  multis  annis  Imperator  Caesar,  quem 
nunc  Divum  Avgustum  dicimus,  post  Actiacam  viotoriam  fecerit :  sed 
illam  demonstrari,  quae  est  extra  portam  Carmentalem,  in- 
ter  forum  Olitorium  et  circum.  Flaminium.  ea  enim 
sola  tum  demum  Romae  Apollinis  aedes.  Plin.  XXXVI, 
5.  n.  54.  Ad  Octaviae  vero  porticum  Apollo  Philisei  Rhodii 


606 

nahe  bei  dem  Theathim  Marcelli  ist,  so  nmas  er  zwischen  die<- 
sem  und  dem  Circos  gewesen  sein,  an  der  Strasse,  welche 
von  da  nach  dem  cannentalisehen  Thore  führte  ^^^^).  —  Nicht 
weniger  beriihmt  war  der  Tempel  der  Belle  na.  Als  sein 
Gründer  gät  Appios  Claodias  Caecns,  der  im  J.  4S^  in  der 
Schlacht  gegen  die  Etmsker  allerdings  der  Göttin  einen  Tem- 
pel gelobt  hatte  '*).  Dagegen  giebt  eine  andere  Nachriebt  den 
Appios  Claudius  Regillensis  an,  der  200  Jahre  fraher  die  Bil- 
der seiner  Vorfahren  darin  anfgestellt  habe  '^),  so  dass  jenes 


in  delubro  »uo»  Von  einer  viel  spateren  Ausbesserung  unter  Gon- 
stantius  spricht  eine  Inscbrift  bei  Grat.  XXXVIII,  6.  Wenn  Asconios 
ihn  den  einzigen  ApoUofcempel  dieser  Zeit  nennt,  so  seheint  dem  frei« 
lieb  zu  widersprecben  die  Nachricht  bei  Liv.  XL,  51.,  wo  er  unter 
den  Werken  des  M.  Pulvius  nennt:  porticum  extra  portam  Trigemi" 
nam,  et  aiiam  post  Navalia^  et  ad  fanum  HerculU,  ^t  post  Spei  ad 
Tiberim  aedern  Apollinis  Mediei.  Denn  der  Tempel,  von  dem  hier 
die  Rede  ist,  kann  nimmermehr  a«/  7i frertm  gestanden  baben.  Man  müssle 
also,  um  Asconius  zu  rcchtrertigen,  annehmen,  der  zweite  Tempel  sei 
später  eingegangen ;  wenn  anders  nicht  die  ganze  Nachricht  bei  Livius 
trügerisch  ist;  wie  man  denn  beim  Lesen  der  Stelle  in  der  That  ei^ 
wartet)  dass  ebenfalls  von  einer  Porticus  die  Rede  sein  werde,  und 
darch  den  Tempel  überrascht  wird.  Ueberdiess  weiss  ich  nicht ,  wie 
man  den  Apollo  Medicus  von  dem  Tempel  an  der  Porticus  Octaviae  tren- 
nen soU ;  denn  in  Folge  einer  Pest  wird  er  erbaut,  und  die  Ladi  Apol- 
linares  (vgl.  Liv.  XXV,  12.)  werden  aufAnlass  einer  zweiten  perpo^ 
tui>  Liv.  XXVII,  23.  leb  habe  das  nur  andeuten  wollen,  da  nach 
einer  brieflichen  Mittheilnng  von  K.  Fr.  Hermann  die  ganzliche  Be^ 
•eitigung  jenes  Apollo  Medicus  zu  erwarten  ist.  —  Die  Worte  Giccro^s, 
auf  welche  sich  Asconius  bezieht,  sind  folgende :  Quod  caput  (M.  Mar 
rii)  etiam  tum  plenum  animae  et  spiritus  ad  Syllam  usque  ab  lanü- 
eulo  ad  aedem  Apollinis  manibus  ipse  suis  pertulit  (Catilina).  Man 
vergleiche  damit  PIntarch.  Sull.  32.  Md^xov  rtra  Ma^iov  rwv  i* 
r^s  itfavtloQ  OToasws  änoxrtlvae  v^y  uiv  t(6<palrfv  tv  avo(^<^  «ad'e^op^vtjf 
c^  2vlX(^  7r(foe^vtYxe,  ra  de  TTspt^^avTr^ffltf»  rov  *AnoUMvo£  i)yvi  oyt& 
nooesX^üfv  antviif/aro  tae  xi7^as.  Dass  er  den  Apollotcmpel  an  das 
Forum  versetzt,  zeugt  abermals,  wie  wenig  er  in  Rom  orientirt  war. 
1277)  Das  ersieht  mau  aus  der  mehrerwähnten  Stelle  bei  Liv. 
XXVIl,  37.  ab  aede  Apollinis  boves  feminae  albae  duae  porta  Car- 
mentali  in.urhem  ductae. 

78)  Liv.  X,  19.  Dicitur  Appius  in  medio  ptignae  discrimine  — 
ita  precatus  esse:  Bellona  si  hodie  nobis  victoriam  dvis ,  ast  rgo 
templum  tibi  voveo,    Ovid.  Fast.  VI,  203. 

Appius  est  auctor,  Pyrrho  qui  pace  ncgata 
Multum  animo  vidit,  lumine  captus  erat, 

79)  PI  in.  XXXV,  3,  3.  Smrum  vero  elypeos  in  saero  vel  pu- 
blico  dirare  priiHttim  primus  instituit,  ut  reperio,  Appivs  Claudius j 
qui  consul  rum  Sermlio  fuit  anno  Vrbis  CCLIX»  Posuit  cnim  in 
Bellanae  aede  maiores  suos  etc.  Das  geschah  doch  wohl  nur  in  einen 
Ton  ihm  erbaneten  Tempel.    Den  DedieationsUg  (ob  den  ersten!)  neu- 


m 

spätere  Crelübde  nur  von  einem  Nenbane  des  von  dem  Abn  ge- 
gründeten Tempels  zu  verstehen  sein  würde,  wie  das  hänig 
geschehen  ist.  Er  muss  ganz  nahe  am  Circos  und  ebenfalls 
nahe  der  Grenze  des  Campus  Martins  gelegen  haben ,  wie  sieh 
weiterhin  zeigen  wird,  und  hier  war  der  Ort,  wo  bei  weitem 
am  hänßgsten  die  ausserhalb  des  Pomoerium  zu  haltenden  Se- 
natsversammlungen Statt  fanden  ^>*<'),  wie  denn  auch  eines  der 
drei  Senacula  bei  ihm  angegeben  wird  ^^).  An  der  Rückseite 
des  Tempels  lag  eine  kleine  Area ,  auf  welcher  die  Co  In  m  na 
bellica  stand,  von  wo,  altem  nicht  mehr  wirklich  zu  be- 
wericstelligendem  Gebrauche  zufolge,  der  Fetialis  die  Lanze 
symboKsch  in  das  feindliche  Land  warf,  ehe  ein  Krieg  begoi^ 
nenwurde^^). —  Der  Circus  Flaminins  selbst,  über  den 


nen  Ovid  und  die  Fast.  Venvs.  III  Nod.  lan.  BBLLON.  IN.  CIR€ 
FLAM.  Vgl.  Nie  bahr,  Rom.  Gesch.  Jll.  S.  430.  Merkel  z.  Ovid. 
Fast.  p.  CXXXV. 

1280)  Lir.  XXVin,  38.  XXXI,  47.  XXXIH,  22.  XXXVI,  S?. 
XXXJX,  29.  XLI,  6.  XLII,  28.  36.  lo  allen  diesen  Stellen  heisst  es 
in  aede  Bellonae ;  eben  so  PIntarch.  Sull.  30.  Die  Cass.  fgm. 
135.  Dage«:ea  Liv.  XXX,  21.40.  XXXVIIl,  44.  XLII,  9.  21.  ad  an- 
dern Bellonae. 

81)  Fest.  p.  347.  Senacula:  tertium  citra  aedem  Bellonae, 

82)  Serv.  z.  Aen.  IX,  53.  Denique  cum  Pyrrhi  tetnporibttg 
adversum  transmarinum  hoslem  bellum  Romani  gesturi  essent ,  nee 
invenirent  loeum,  ubi  hanc  solennitatom  per  Jeciales  indicendi  belli 
celebrarent,  dederunt  operam,  ut  unvs  de  l^yrrhi  militibUM  eaperetnr, 
quem  fecerunt  in  Circo  Flaminio  locum  emcre,  ut  quasi  in  hostili  loco 
ius  belli  indicendi  implerent:  denique  in  eo  loco  ante  pedem  {?)  Bel- 
lonae eonsecrata  est  oolumna.  Wie  diese  Erzählung  za  henrtheilen 
sein  möge,  bleibe  dahin  gestellt,  aber  über  den  Gebrauch  selbst  ist 
kein  Zweifel.  Ovid.  Fast.  VI,  205. 

Prospicit  a  tergo  summum  brevis  area  eircum$ 
Est  ibi  non  parvae  parva  columna  notae. 

ff  ine  solet  kasta  manu  belli  praenuntia  mitti^ 
In  regem  et  gcntes  cum  place t  arma  capi, 
Paul.  Diac.  p.  33.  Bellona  dicebatur  dea  bellorum^  ante  eufus  fem- 
plum  erat  eolumella,  quae  bellica  vocabatur,  super  quam  hastam  Uk' 
ciebant,  quam  bellum  indicebatur.  Auf  des  Servius  Erklärung  weiset 
hin  Placid.  bei  Mai  Class.  auct.  III.  p.  437.  Bellica  oolumna  ante 
aedem  Bellonae,  quae  Pyrrhi  temporibus  constituta  dicitur ,  ut  eay- 
euntes  ad  bellum  superiacerent  eam  hasta,  veluti  conspecto  hoste  is^ 
sent.  Der  Gebrauch  bat  sich  bis  in  späte  Zeit  erhalten.  So  thut  es 
AngnstQS  bei  der  Kriegserklärung  gegen  KJeopatra.  Dio  Cas^.  L,  4« 
»al  n^ös  t6  *£ifvfiov  ik&ovTSf  yravra  tä  nqonoHfiui  »axa  tb  vofit^ofi^ 
vov  S*a  Tov  Kaioa^og ,  die  »al  (pr^rudiov ,  inoitjaay.  So  noch  Mare- 
Aurel.  LXXI^  33.  raura  re  slnmv  %aX  xo  Soffv  to  alfiardiSes  na(fu  tf 
*Brveliff  ie  ro  iroUfiiov  dt^  xwqIov,  die  ys  %aX  twv  ifvyytvofUrwv  aivtf 
iJMovaa,  cuMvrlaaf,  t^oj^fii^'d^t^ .  ,  ^ 


60B    

der  besondere  Abschnilt  nachzusehen  ist,  dehnte  sich  unter 
der  Arx  (Araceli) ,  auf  welcher  Seite  die  Carceres  waren, 
nach  dem  Flusse  hin  aus.  Zwischen  ihm  und  dem  Theatrum 
MarceUi  lag  die  Porticus  Metelli,  zwei  Tempel,  des  lu- 
piterStator  und  der  Inno  einschliessend.  Die  Geschichte 
dieser  Tempel  und  der  sie  umgebenden  Hallen,  an  deren  Stelle 
nachher  die  Porticus  Octaviae  (wiederum  wohl  zu  unter- 
scheiden von  der  Porticus  Octavia)  trat,  gehört  zu  den  ver- 
wickeltsten  Partien  der  römischen  Topographie.  Erbaut  war 
die  Halle  von  Q.  Caecilius  Metellus  nach  seinem  Triumphe 
über  Macedonien,  also  nach  605  d.  St.  Ob  aber  derselbe  auch 
zu  gleicher  Zeit  die  beiden  Tempel  gründete,  oder  ob  er  sie 
vorfand  und  nur  mit  den  Hallen  umgab,  das  ist  nach  den  vor- 
handenen Nachrichten  sehr  zweifelhaft.  Es  sagt  Ye Hei.  I,' 
11,  3.  Hie  est  MeHllus  JUacedonicus ^  gut  porticus^  quae 
fitere  circumdatae  duabus  aedibus  sine  inscriptione  po- 
sitis,  quae  nunc  Octaviae  poriicibus  ambiuntur,  fecerat. 
Vgl.  n,  1,  2.  Ist  es  nun  schon  an  sich  auflallend ,  dass  die 
Tempel  keine  DedicaüonsinschriA  erhalten  hatten,  so  klingt 
noch  seltsamer  die  von  PI  in.  XXXVI,  5.  n.  42.  berichtete 
Sage :  Nee  Sauron  atque  Batrachum  obliierari  convenit^  qui 
Jecere  iempla  Octaviae  porticibus  inclusa,  natione  ipsi  Laco* 
nes,  Quidam  et  opibus  praepotentes  fiiisse  eos  putant  ac  sua 
impensa  conslnixisscj  inscriptionem  sperantes.  Qua 
negata  hoc  iatnen  alio  loco  et  modo  usurpasse.  Sunt  certe 
etiamnum  in  columnarum  spiris  insculpta  nominum  eorum  ar- 
gumenta lacerta  atque  rana.  Will  man  nun  auch  und  jeden- 
falls mit  Recht  diese  Erzählung  und  selbst  die  Namen  der 
Kunstler  als  eben  durch  jene  Bildwerke  veranlasst  betrach- 
ten ^^^^),  so  geht  doch  daraus  so  viel  hervor,  dass  man  dieTem- 


i;^3)  Es  ist  aas  Winkelmaon,  Anmerh,  üb.  die  Bank,  d,  AU, 
W.  I.  S.  379.  bekannt^  dass  io  der  Kirche  S.  Loreazo  foori  le  nara 
das  ionische  Capileil  der  eineo  Säule  in  dem  Auge  der  Volute  eioea 
Frosch,  iD  dem  aodereo  Debeu  der  Blume  eioe  Eidechse  zeigt,  s.  t. 
XIV.  Allein  dieses  Capitell  gehört  gewiss  nicht  jener  Zeit  an  und 
überhaupt  ist  es  fast  unglaublich ,  dass  Piinias  die  Volute  spira  ge- 
oannt  haben  könne,  was  jederzeit  die  Basis  bedeutet.  S.  Fernows 
Anm.  S.  461.     V^l.  d.  lo\$,  Anm. 


•  •  • 


609    

pd  nicht  dem  Metellns  zuschrieb.  Dagegen  sagt  aber  wieder- 
um Vellejns  von  ihm:  Hie  idem  primus  omnium  Romae 
aedem  ex  marmore  in  ifs  ipsis  monumentis  molitus  etc. 
und  von  dem  Bildhauer  Pasiteles  PI  in.  XXXVI,  5,  40.  Na* 
tus  hic  in  Graeca  Italiae  ora  et  eititate  Romana  donahu  cum 
0$  oppidis  Iwemfecit  eboreum  in  Metelli  aede,  qua  Campus 
petitur.  In  der  Porticus  aber  lag  eben  ein  Tempel  des  Inpiter 
Stator.  Crleichwohl  kann  PUnius  diesen  nicht  meinen;  denn 
nicht  nur  würde  er  ihn  in  porticibus  Octaviae  und  nicht  seltsam 
durch  die  Worte  qua  Campus  petitur  bezeichnen,  sondern 
er  giebt  auch  kurz  vorher  die  lupiterstatue  im  Tempel  der  Por- 
ticus von  anderen  Künstlern  verfertigt  an:  intra  Octaviae 
v&ro  porticus  in  aede  lunonis  ipsam  deam  Dionysius ,  et  Po- 
lycles  aliamy  F'enerem  eodem  hoo  Philiscus;  caetera  signa 
Praxiteles ^^^*).  Timarehidis filii lovem,  qui  est  inpro' 
xima  aede,  Jecerunt.  Endlich  berichtet  Liv.  XL,  52. 
dass  schon  im  Jahre  574  vom  Censor  M.  Aemilius  Lepidus  ein 
Tempel  der  luno  Regina  in  Circo  Flaminio  geweihet  wurde 
(vgl.  XXXIX,  2.),  was  jedenfalls  von  dem  Bezirke  zu  verste- 
hen ist;  und  Vitruv.  III,  1,  5.  giebt  als  Baumeister  des  Tem- 
pels des  lupiter  Stator  in  portieu  Metelli  einen  Hermodius 
(Hermodorus  ?)  an.  —  Um  aus  diesem  Gewirre  von  Wider- 
sprüchen herauszukommen,  sehe  ich  keinen  anderen  Weg,  als 


l!lt84)  Ich  habe  diesen  Nameo,  statt  dessen  Stlli^  Patiteles  auf- 
genommen hat ,  beibehalteo  ,  obgleich  es  auffallen  kann ,  dass  vorher 
«Dter  den  in  Rom  befindlicbeo  Werken  des  Praxiteles  in  der  Porticns 
Octaviae  nichts  als  der  Cupido  genannt  wird.  Aber  den  Pasiteles  an 
Beine  Stelle  zu  8etz($n  scheint  noch  viel  bedeoklicher ;  denn  von  ihm 
aagt  gleich  darauf  Plinins :  Feeisse  opera  complura  dieitur;  sed  qua9 
feeerii,  nominafim  non  referhir.  Also  kaante  er  Jedenfalls  kein  Werk 
von  ihm.  Ohne  allen  Grund  aber  ist  die  Aonahme  Silligs  in  Bbttig, 
Amalth.  III.  S.  296.,  dass  dieser  Pasiteles  die  Statuen  für  Augnstut 
gefertigt  habe,  so  wie  im  Catal.  art,  p.  106.  dass  Saums  und  Batra- 
ehus  demselben  die  beiden  Tempel  gebaut  hätten.  Es  giebt  auch  nicht 
eine  Andeutung,  dass  Augustus  ausser  der  Porticus  auch  die  Tempel 
neu  bauen  Hess;  denn  was  im  Monum.  Ancyr.  steht:  AEDES.  MINER- 
VAE.  ET.  IVNOms.  REGINAS.  ET.  lOVlS.  LIBERTATIS.  IN.  AVEN- 
TINO,  gilt  von  den  Tempeln  auf  dem  Aventin.  So  beruhet  auch  alles, 
was  Sachse,  Ge$oh.  d,  St.  B.  I.  S.  537.  darüber  sagt,  auf  lauter 
falschen  Prämissen.  Es  wird  sich  übrigens  zeigen,  dass  die  Porticus 
Octaviae  wahrscheinlich  um  ein  Bedeutendes  später  erbauet  wurd#», 
als  Sillig  annimmt. 

39 


610    — 

mit  Verwerfung  der  Fabel  bei  Plinins  ammnehmen,  dass  Me- 
tellus  allerdings  beide  Tempel  vorfand  ^^^*)  und  nur  diePorticns 
darum  baaete;  dass  der  von  ihm  selbst  eii>aiiete  marmorne 
Tempel  nicht  einer  der  beiden  war  ^*) ,  und  dass  die  Worte 
in  iis  ip$ü  manumenUs  entweder  in  weiterem  Sinne  zu  neh- 
men sind 9  oder  auf  einer  Verweebselung  beruhen.  Ob  und 
wann  jene  Tempel  eine  Erneuenu^  erfahren  haben  mögen, 
wird  uns  nicht  bekannt. 

Dass  nun  an  die  Stelle  der  von  Metellus  erbaneten  Hallen 
die  Portictts  Oetaviae  trat^  ist  schon  aus  den  angefnfar* 
ten  Stellen  gewiss^ .  nach  denen  dieselben  Tempel  nachmals  von 
ihr  eingeschlossen  wurden»  und  eben  so  werden  andere  Kunst- 
werke als  früher  in  der  Porticos  Metelli,  nun  m  Octaviae  ope- 
ribus  angegeben  ^^).  Allein  die  Zeit,  wo  Augustus  im  Namen 
seiner  Schwester  ^^)  diese  Anlage  machte,  ist  keinesweges 
sicher.  Es  wird  allgemein  angenommen,  dass  es  nach  dem 
ersten  dalmatischen  Feldzuge  721  geschehen  sei,  nach  Dio 
Cass.  XLIX,  43.  iH€iiij  re  ol  J9XfAd%ai  Trayt^Acitf  insyth 


1285)  Dass  beide  za  gpleicfaer  Zeit  erbauet  und  dedicirt  waren,  also 
picbt  d«YOB  die  Rede  sein  kann,  dasA  Metellus  den  lupitertempel  banem, 
das  erkennt  nicht  nur  jene  Sage  an,  sondern  auch  eine  zweite  von 
PUnins  ebendaselbst  berichtete :  In  hvU  aede  exstitisse  picturam  cuU 
tusque  r^liquos  Mine*  femineü  argumentia  constaL  Eiemim  /aeta 
lunonU  aede  cum  ii\ferrentur  signa^  permutasse  geruli  traduntur  et 
id  religiqne  eustodttunty  velut  ipsis  diis  sedem  ita  partitü.  Ergo  et 
in  lunonü  aede  cuUus  est,  qui  lovis  esse  debuit, 

86)  KiB  delubrum  lovis  Statoris  in  Circo  Flaminio  nennt  Varro 
bei  M aerob.  Sat.  III,  4.  aber  es  kann  auch  eben  der  in  der  Porti- 
CU8  MetelU  sein,  wie  auch  lal.  Obs.  75.  eine  aedes  Itmonis  Aegins» 
in  Circo  Flaminio  anfuhrt. 

87)  Plia.  XXXIV,  6,  14.  tob  der  Coraeliar  Sedens  knie  posiim 
—  in  M^telli  publica  porticu,  quae  statua  nunc  est  in  Octaviae  o^ 
ribus.  Vgl.  Plutarch.  C.  Gracch.  4.  Ebea  daselbst  befand  »iah 
die  turma  Alexandriy  jene  grosse  lysippische  Reitergroppe.  Vellei. 
I,  11,  3*  (Metellus)  quique  hanc  turmam  statuarum  equestrium,  qua* 
frantem  aedium  speclant,  hodieque  maximum  amamsntum  eins  Zoo«, 

ex  Maeedonia  detulit,  PI  in.  XXXIV,  8.  n.  64.  Andere  vorsägUcbe 
Kunstwerke  nennt  derselbe,  XXXV,  10.  n.  114.  XXXVI,  5.  n.  15.  %%.  U. 
98.  Zweifelhaft  aber  ist  es,  ob  hier  derOrbispietus,  das  Resultat  der  be- 
rühmten Vemessung  Agrippa's  war,  der  allerdings  die  Wand  einer  Portiens 
bekleidete.  Es  kömmt  darauf  an,  ob  bei  P  l  i  n.  III,  2.  zu  ledeo  ist  a  sorore 
etfM,odera.  #.  sua.  Im  ersteren  Falle  ist  Agrippa*s  Schwester  und  diePer- 
ticns  Europae  zu  verstehen ;  im  letzteren  die  P.  Octaviae.  Ich  balte  das 
Brstere  für  richtiger.  Vgl.  Ritschi,  Rhein.  Mus.  \6^.  I.  S.  »06. 

88)  Suf  ton.  Aug.  29.  s.  Anm.  633.    Oyid.  Art.  111,  391. 


611    

&ilputg  %mr  ßißXitop  %dg  '0%Too(yulUrilc  äni  tijg  ddeXtpijg 
avtov  nXfj'd-Blaixg  na%$üusvuaev*  Akgeseben  yon  anderen 
Widersprüchen  erscheial  diess  schon  dam»  nnmögliob,  weil 
Vitra V.  III ,  2,  &  Sehn,  noch  die  Porticat  Melellt  nennt: 
(peripteros)  quemaimodttm  est  in  parüeu  MetM  loms  Staio^ 
ris  HermoiL  Dass  aber  Vitrov  sein  Werk  nm  Vieles  später 
geschrieben  habe  >^^^),  lässt  sich  erweisen.  Denn  wenn  er  auoh 
in  der  Anrede  immer  nur  die  Namen  Iwuperator  und  Cae- 
sar  gebranchty  so  liefert  doch  eine  Stelle,  V9  I»  7.,  wie  sehen 
Schneider  p.  LXV.  bemerkt  hat,  den  Beweis,  dass  Oetavian 
sebon  längst  den  Namen  Aogustns  fährte,  den  er  bekanntlich 
727  erhielt,  indem  dort  eine  aedes  Augwti  zn  Fanmn  erwähnt 
wird.  Es  sprechen  aber  aneh  andere  Gründe  dafür,  dass  die 
Porfcicns  Oclaviae  vor  dem  Tode  des  Marcellus  (731)  wenige 
stens  nicht  dedicirt  worden  ist.  Denn  PI  ata  rch  sagt  Marc. 
30.  Eig  dh  %ifjL7]V  ainw  nal  /iPijf^r  'On'gäßia  fihv  17  M'^^ii 
rifv  ßtßX^o^nrjV  aW^xa,  Kodt^aQ  fi  d-ia%Qov,  iniygd'if/ag 
MttQiieXXov  *^).  Die  Bibliothek  war  aber  ein  Theii  der  Por- 
ticns  and  wird  auch  von  Dio  Cassias  als  zugleich  gegründet 
genannt*^).  DerOrt^  wo  die  Bibliothek  sich  befand,  ist 
wahrscheinlich   die  mehrmals  erwähnte  sckola  in  porticihu$ 


1289)  Sachse,  Gesch.  d.  St,  R,  I.  S.  579.,  dem  Merkel  s. 
Ovid.  Fast.  CXLIV.  nicht  hätte  beistimmeo  solleo,  folgert  aus  der 
Brwähanag  derPorticos  Metelli,  dass  Vitrav  atcht  sp&ter  als  724  keaae 
geschriebeo  habeo.  Vielmehr  hätte  mao  daraus  schliessen  sollea,  dass 
die  Angabe  Dio's  in  Bezug  auf  das  Jahr  irrig  sei. 

90)  Daher  sagt  denn  aoch  wohl  Ovid.  Art.  I^  67  ff.  ganz  richtig: 
Tu  modo  Pompein  Uuius  tpatiare  sub  umbra. 

Cum  sol  Uercuhi  ttrga  Uonn  adit. 
Aut  uhi  muneribu*  nati  $U0  mun»ra  mat^r 
Addidit;  eaotemo  marmore  dives  opus^ 

91)  Her  BiMiotbak  gedenkt  aaeh  Siiet<fD.  d«.ill.  gr.  21.  von 
G.  Melissas,  welcher  ia  Augvstas  Auftrag  eiirasi  ordinandarum  hihlUh- 
theearumin  Oetaviae  portUm  srnrnpit,  Sia  nefat  ebenfalls  Ovid. 
Trist.  lil,  1,  69.  wo  seia  Buah,  ia  der  pclatloisehea  Rrbliothek  ab- 
gewiesen, andere  asfsachti 

Altera  tempta  peto  vioino  iunmia  theairo, 
Maa  bat  dabei  irrig  ao  di«  aades  HercaUs-Hfiisarum  gedacht  (aaeh  B  e  a  1 1. 
s.  Hör.  Epist.  II,   2,  94.):  die  altettt  templa  sind  die  der  Porticirs 
Oetaviae.     Dar   grosse  Braad  aater  Titas  vernichtete   sie  mit  allen 
SehntMo  dar  Kunat  and  Literatur.  Dio  Casa.  LXVI,  24. 

39* 


612    

Ociaviaey  welche  auch  zu  Senatsversammlungen  diente,  g;erade 
wie  die  palatiaische  Bibliothek  (Anm.  861.  862.),  und  sie  wird 
daher  auch  geradezu  curia  Octavia  genannt  1292^,  Unter  den 
capilolinischen  Fragmenten  hat  sich  glücklicherweise  ein  be- 
deutendes Stück  erhalten,  worauf  sich  der  Grundriss  der  Per- 
ticus  und  beider  Tempel  nebst  den  Inschriften  findet  (s.  uns. 
Taf.  IV.).  Wie  es  Vitruv  angiebt,  ist  der  Tempel  des  lupiler 
ein  Peripteros,  der  der  Inno  hingegen  ein  Prostylos  hexasty- 
los.  Hinter  den  Tempeln  ist  ein  grosses  Hemicyclium  ange- 
geben :  das  ist  jedenfalls  die  schoia  mit  den  Bibliotheken.  Jetzt 
stehet  noch  der  Kirche  S.  Angelo  in  Pescaria  gegenüber  die 
Ruine  des  dem  Flusse  zugewendeten  Haupteinganges  mit  der 
Dedicationsinschrift,  welche  Septimius  Severus  und  Caracalla 
als  Wiederhersteller  nach  einer  Feuersbrunst  nennt,  und  ein- 
zelne Säulen  in  der  Via  di  Pescaria.  Auch  von  den  Tempeln 
sollen  sich  im  Innern  der  modernen  Gebäude  erhebliche  Reste 
finden.     S.  Nibby  z.  Nardini.  UI.  p.  11. 

Dicht  neben  der  Porlicus  Octaviae  zeigt  dasselbe  Frag- 
ment des  capitolinischen  Plans  die  Aedes  Herculis-Mu- 
sarum,  von  M.  Fulvius  Nobilior,  schwerlich  in  seiner  Cen- 
sur,  wie  man  gewöhnlich  annimmt,  sondern  gleich  nach  sei- 
nem Triumphe  über  die  Aetoler  erbauet.  Welcher  Idee  der 
Gründer  folgen  mochte,  als  er  dem  Hercules  in  diesem  Sinne 
einen  Tempel  weihete ,  das  ist  schon  den  Alten  selbst  nicht 
klar  gewesen,  und  jeder  hat  das  Problem  in  seiner  Weise  zu 
lösen  versucht  *^).     Das  Wahrscheinlichste  ist,  dass  Darstel« 


1292}  P li D.  XXXV,  10.  n.  114.  (ÄDtiphilos)  Namqu9  et  He$ionam 
nobilem  pinxit  et  Alexandrum  ae  Philippum  cum  Minerva,  qui  sunt 
in  sckola  in  Oetoviae  portieibus,  XXXVl,  5.  n.  22.  (Capido 
Praxitelis)  nunc  in  Octaviae  eeholis  positus.  Dag^epeo  n.  2S* 
Simiiiter  in  curia  Octavia  quaeritur  de  Cupidine  Jütmen  ie» 
nente,  ^^  Multa  in  eadem  eehola  sine  auetoribus  plueent.  Bei- 
ipiele  voD  dort  s®l>*lteoea  SeDaUvereammlou^ea  8.  Aom.  %%0.  Dai 
Uanze  wird  aach  Octaviae  opera  f^enaoot ,  Plin.  XXXVl,  5.  n.  15., 
4>der  ta  *(htTaovia  ounjfiata.  Di  o  Ca  8  8.  LXVI,  ^. 

93)  Am  besUmmtesteii  apricht  aieli  darüber  aas  Enmenias  pro 
last.  8choI.  Aug.  p.  195  AraU.  Aedem  Uerculis  Musarum  in  Circa 
Ftatninio  Fulvius  ille  Nobilior  ex  pecunia  censoria  /ecit,  non  id 
modo  secutus^  quod  ipse  literis  et  summa  Poetae  (fionii)  amieitia 
dueeretur,  sed  quod  in  Graecia  quum  esset  imperator  aeeeperat  Her* 


613    

langen  des  kiiharspielenden  Herakles  und  der  Wonscb ,  die  be- 
deatendsten  der  aus  Ambracia  weggeführten  Kunstschätze, 
jene  Musen,  in  geeigneter  Weise  zu  dediciren,  in  dem  Kunst 
und  Wissenschaft  schätzenden  Fulvius  den  Gedanken  erweck- 
ten ^^'^).  Der  Tempel  wurde  von  L.  Marcius  Philippus,  des 
Augttstus  Stiefvater,  neu  gebaut*^),  und  ebenfalls  mit  einer 


eulem  MuMagetem  eM$9  eomitem  ducemque  Mtaarum,  Idemque  primus 
novem  signa ,  hoc  est  omnium  Camoenarum  ex  Ambraeiensi  oppido 
translata  svb  tutela  fortissimi  numinit  eonsecravit  {ut  res  est)  qufa 
mutuis  operihus  et  praemiU  iuvati  omarique  deberent  Musarum  gutes 
defensione  Herculis ,  et  virtus  Herculis  voce  Musarum.  Damit  yer- 
biDde  man  Gic.  p.  Arcb.  11.  lam  vero  ille,  qui  cum  AetolU  Ennio 
comite  bellavit,  Fulvius  non  dubitavit  Mortis  manubias  Musis  eon- 
secrare,  PI  in.  XXXV,  10.  n.  66.  (Zeuxis)  Feeit  et  Jtglina  opera^ 
quae  sola  in  Ambracia  relicta  sunt,  cum  inde  Musas  Fulvius  Nobilior 
Romam  transferret.  nnd  Itfacrob.  Sat.  I,  12.  Fulvius  Nobilior  in 
fastis,  quos  in  aede  Herculis  Musarum  posuit  etc.  Am  absurdesten 
eriLlärt  Platarcb.  Q.  R.  69.  Jia  tl  ttavos  ^v  ßtofibg  'H^audiovc  ttal 
Movamf ;  rj  or«  yoafifiaxa  tov^  ns^  Evav^Qov  ioldaiev  ^H^aatX^c ,  «us 
*l68a9  iOTOifrjKs.  Man  siebt  aber  darana,  wie  indirekt  ana  aUen  Br- 
wahnangen,  daja  nicbt  von  einem  HerenlesMnsarnm  die  Rede 
sein  kann,  sondern  nur  von  einem  dem  Hercoles  und  den  Mnsen  §fe- 
meinsebaftlichen  Heiligtbome,  and  dass  man  daber  ricbtiger  a  e  d  e  • 
Herculis -Mns am  m  scbreibt  oder  wie  Enmenins  p.  198.  tbut: 
aedes  Herculis  atque  Musarum.  Das  führt  zurikk  auf  die  scbon  Anm. 
1071.  erwäbnte  merkwürdige  Stelle  bei  Serv.  z.  Aen.  I,  12.  His 
(Musis)  Numa  aediculam  aeneam  brevem /eeerat ,  quam  postea  de 
eoelo  tactam  et  in  aede  Honoris  et  Firtutis  conlocatam  Fulvius  No- 
bilior in  aedem  Herculis  transiulit,  unde  aedis  Herculis  Musarum 
appellatur.  Die  Nacbricht  ist  wabrscbeinlich  aus  Varro  entlebnt  und 
an  der  Tbatsacbe,  dass  ein  Sacellum  der  Camenen  aus  dem  Tempel 
des  Honos  in  den  des  Hercules  versetzt  wurde,  lässt  sieb  scbwerlicb 
zweifeln.  MSglicb  ist  es  auch,  dass  zugleich  Runstscbätze  ans  des 
IfarceUus  Tempel  scbon  damals  von  Fulvius  in  den  neuen  Tempel  ge- 
bracht wurden,  wenn  auch  die  Statuen  der  Musen  salbst  ambracische 
Beute  waren. 

1294)  Dass  in  dem  Tempel  wirklich  eine  Statue  des  Herenles  mit 
der  Rithara  war,  ersiebt  man  aus  Ovid.  Fast.  VI,  804.  Annuit  AI- 
cides  increpuitque  lyra, 

95)  Sueton.  Aug.  29.  Multaque  a  mulHs  emstrueta  sunt:  sie- 
ut  a  Marcio  Philippo  aedes  Herculis  Musarum.  Ovid.  Fast. 
VI,  791  (799). 

Didte^  Pierides,  quis  vos  adiunxerit  isti, 

Cui  dedit  invitas  victa  noverea  manus. 
Sie  ego:  sie  Clio.  clari  monimenta  Philippi 
Aspicis,  unde  trahit  Marcia  casta  genus, 
Merkel,  p.  CXLV.  meint)   der  Tempel  oder  wenigstens  die  Porticus 
sei  zugleich  mit  der  der  Octavia  erbauet ;  nicht  von  PhiKppus,  sondern 
von  Augnstus  zu  Ehren  seines  Stiefvaters ;    denn  Philippus  sei  schon 
vor  705  gestorben,  wie  sich  aas  derNaebricht  bei  Dio  Cass.  XLI,  14. 
ergebe,  dass  der  in  diesem  Jahre  verstorbene  M.  Perperna,  der  mit  Pbi- 


614    

Siulimhalle  «mgebm,  Se  mier  dem  Namen  Porti cns  Phi- 
lip pi  öfter  erwähnt  wird  ^2»«). 

Ga»  nahe  dieser  Parlicus  nach  dem  Flosse  hin ,  wo  jelst 
PalaEso  Cenci  sieht,  pflegt  man  das  Theatrum  Balbi  an- 
zvnehmen  ^  westlich  aber  von  der  Rundung  des  Circus  lag  das 
Theatrum  Pompeii,  yon  dem  noch  jetzt  Ueberreste  an 
Palazzo  Pio  unweit  Campo  di  Fiore  sich  finden.  S.  über  beide 
den  bes.  Abschn.  An  die  Scene  des  letzteren  Theaters  stiess  die 
berühmte  PorticusPompeii.  Angelegt  ganz  eigentlich  für 
den  Zweck  soeniseher  Spiele,  damit  bei  eintretendem  Regen 
die  Zuschauer  aus  dem  unbedeckten  Theater  sich  dahin  begeben 
könnten  ^^,  diente  sie  auch  ausserdem  zum  angenehmen  Spa- 
ziergange,  und  umfasste,  wie  es  scheint,  eine  doppelte  Plata- 
nenpflanflcung.    Was  aber  dieser  ganzen  Anlage  vor  allem  An- 


Uppna  C«aMr  gewesen,  der  letzte  Ton  eUen  deeen  gewesen  s«i,  die 
iHiiiread  jener  Censir  Seoetonen  waree.  Es  berabet  d«s  tmf  einer 
Verwechselnog  mit  eiaem  früheren  L.  Philippns^  der  im  J.  666  mit 
Perperpa  Gensor  war,  wahrend  des  Avgnstns  Stiefvater  erst  30  Jahre 
spiter  mm  C»Dsniate  gelangt.  Dass  er  wenigstens  noch  nach  Caesars 
Tode  lebte,  sagt  ansdr'iicUiefa  Sa e ton.  Ang.  8.  caeterutm  urbe  re- 
pUitm  hereditattm  adüt ,  duhitanU  matre^  vitrieo  vero  Martio  Phi- 
lippo  cofWiiari  multum  dUtuad^nte*  vnd  wie  man  ans  Cic.  Phil. 
IX,  1.  ersieht,  war  er  einer  der  drei  nach  Mntina  an  Antonios  ge- 
schickten Gesandten.  Wie  lange  er  gelebt  habe,  nnd  wann  also  die 
Dodication  erfolgt  sein  könne,  wissen  wir  nicht.  —  Was  übrigens  die 
Inschrift  des  eapitolinischen  Frfgmeots  anlangt,  so  giebt  sie  zwar 
Bellori  t.  II.  so  an:  ...CVS  OCTAVIAE  ET  HE...  allein  die  letz- 
Un  Bocbsinhen  sind  sehr  zweifelhaft,  wie  man  ans  der  Vergleichnng 
des  Facsimile  bei  Piranesi,  Antich,  R&tn,  I.  t.  II,  18.*  und  anf  Ga- 
pina's  Plan«  der  alten  Stadt  ersieht.  Dass  beide  Anlagen  von  ein- 
ander ganz  unabhängig  waren ,  beweiset  sehen  die  zwischen  beiden 
angegebene  sie  scheidende  Haper. 

i2H)  Mnrtial.  V,  49,  9.  sagt  zo  Labienns,  der  wegen  seiner 
sondaitMren  Haartracht  fSr  dreiköpSg  angesehen  werden  konnte : 

Talern  Geryonem  fuUte  credo. 

VUbm  cmueo  porticum  Phiiippi: 

Si  <•  viderii  Mereules^  perüti. 
Erwähnt  wird  sie  anch  in  Bezug  auf  Kunstwerke  von  PI  in.  XXXV, 
10.  n.  66.  114.  Ovld.  Art.  III,  167.  gedenkt  des  bei  ihr  Sutt  fin- 
denden Verkaufs  falscher  Haan.  Das  Curiosnm  nrb.  Rom.,  das 
die  Porticns  Octavia«  ninht  nennt,  giebt  gleichwohl  die  Portietu  Pht- 
lippi  an,  und  die  übrigen  Ansgahea  der  Notitia  auch  die  aedet 
tttireuiü. 

07)  Vitr.  V,  0.  Post  aoefunn  poriieus  sunt  eoiutitumdmt ,  uii 
cum  imhr94  repentimi  hidos  interpellavtrini,  habeat  popuiuM ,  quQ  $e 
reeipUt  9»  tkeatro ,  ek^ragiaque  lawmmenta  habemU  md  eompar^n- 
dum :  uii  sunt  p^ticus  Pompeianae  etc. 


615    

depen  weltgescUckÜiche  Berähmiheit  gegeben  hat,  ist  die  C  u- 
riaPompeii,  eine  in  der  Porticos  selbst  befindlicke  Exedra, 
oder  ein  Saal,  in  welchem  2ttr  Zeit  sciuiischer  Spiele  und  aiieb 
«asserdem  zuweilen  SenaUversamnlongen  gehalten  zu  werden 
piegten,  und  wo  Caesar  vor  der  Statue  des  Pompeius  ennor« 
det  wurde  ^^*^).  Sie  wurde  nachher  als  locus  sceUratus  ver* 
mauert  ^^).  —  Verschieden  ist  die  Frage  beantwortet  worden, 
ob  die  anter  dem  Namen  Hecatostyion  rorfcoramende  Halle 
¥on  der  Porticus  Pompeii  verschieden,  oder  der  Name  nur 
Benennung  derselben  sei.  Für  das  Letztere  haben  sich  Do* 
nati  und  Venuti  entschieden,  wahrend  Nardini  es  in  Zweifel 
lässt.  Wahr  ist  es,  dass  die  Erwähnungen  zweideutig  /iind, 
namentlich  weil  in  Bezug  auf  beide  Platanenpflanzungen  ge- 
nannt werden  und  durch  einen  Brand  das.  Theater  und  das 
Hecatostyion  zerstört  wurde  ^^°)j  aUeio  ausserdem,  dass  an- 


■**JkiB>^M 


\tW)  Di«  Stelle!^  welche  roQ  diet#m  Erei^nUfl«  ipr^dhen,  gebea 
aucli    das   meiste  Lieht  über  die   Perticvs.     Piatarcb.  Br«t.   14. 

JSjoa  ytLQ ^  fiw  tüh  nt(fl  ro  ^ar^oi^f  i^iS^Av  }l%ov9a,  ip  tf  Hofi- 
ntjtov  TIS  elitwv  et(m^xe&,  xijg  noksioi  OTr^aafUrtjQf  oze  tais  woais  nuU  t^ 
d'satQ^f  xhv  xinöv  intw^tf  ijtd^nvw*  M  xavvtiP  oip  tj  piynXryroe  eieoe- 
leiTo  n.  T,  X.  Gaee.  66.  ^  ^  otiifiMVJ^^  rw  ip^y^p  inuvov  %aX  rov 
i/<Sva  xto^^t  elf  ov  17  ümjmltftQS  ^^oia&tf  Tuxe^  H^fn/Tn^tov  p^  imwm 

f4>ivüiv^Tf  '&satff^.  Appiao.  Civ,  I,  115.  9iai  ^  ^aav  iv  rf 
Hofjtnrjtov  •d'sdrff^ff  n<ü  ßo-nk^vxtj q^ov  tfi^XkM  rdiv  ng  neol 
«vro  oluiov  iofo&cu,  elwd'oi  tnl  t«u9  S-itu^  v»d$  fiyv§ad^u,  €ie.  de 
dir.  11,  9.  Liv.  Ep.  GXVI.  Dio  Gass.  XLIV,  16.  59.  Saeten. 
Gaes.  80.  Vgl.  Veliei.  II,  4S,  %,  Aseoa.  in  Gie.  Mil.  25.  p.  5!^ 
Or.-^  Ovid.  Art.  I,  67.  Hart,  V,  10.  Plia.  XXXV,  10.  11.  114. 
11.  n.  U6. 

99)  Sueton.  Caea.  88.  Curiam,  in  qua  oceUu*  €9t,  ohstrui 
plaeuit.  Daraus  erld&rt  sich,  was  derselbe  Aa|f.  31.  berichtet:  Pam^ 
peil  quequs  ttatuam  eontra  theatri  eiu9  regiam  marmore0  lano  tu- 
ptrposuit,  irmmiatam  e  turta,  in  qua  €,  Caesar  Jkerai  oeetsut.  nod 
Pub.  XXXV,  9,  35.  Huitu  (Poty^paoU)  est  tabula  in  porticu  Pom^ 
peiiy  quae  ante  curiam  eins  Juerat.  Gaaz  irrig  ist  es,  was  Appiaa. 
Ciy.  II,  147.  erzählt:  ro  ßovXsvr^ifWV»  iW^«  0  KoHaa^  ^^^7»*  «ar- 
iifXeiap, 

1300)  Hier.  Chr OD.  p.  475  Eeac.  anter  Philippus:  TAeatrum 
Pompeii  incensum  et  Becatostylon,  Die  Plataaeogaoge  bei  der  Por- 
ticas  Pempeia  erwähnt  in  einer  nicht  dorchass  erklärbaren  Stelle  Prep. 
11,  39,  11. 

Seilicet  umbrösis  tordet  Pompeia  eolumnü 

PortzeuSf  aulaeis  nohilis  Attalieis, 
Et  creber  platanit  pariier  surgenUbue  ordoy 
Flumina  sepilo  quaeque  Marona  caäunt, 


616    

derwärts  Letzteres  von  der  Porticus  Pompeii  ausdrücklich  un- 
terschieden wird,  liefern  V auch  zwei  Fragmente  des  capitolini- 
schen  Plans  den  Beweis,  dass  beide  von  einander  unabhängig 
waren,  aber  dicht  neben  einander  lagen  ^^^^) ;  und  so  hat  es 
Canina  richtig  angenommen.  Ob  aber  das  Hecalostylon  noch 
innerhalb  des  Circus  Flaminius,  oder  schon  im  Campus  Mar- 
tins lag,  davon  wird  weiterhin  gesprochen  werden.  Bei 

dem  Theater  hatte  Pompeius,  dessen  städtische  Wohnung  in 
den  Carinen  war  (Anm.  1098.),  auch  sich  eine  Privatwohnung  er- 
baut«), und  das  sind  wahrscheinlich  die  einen  Hör ti  Pom- 
peii. Wenn  eine  andere  Besitzung  ausdrücklich  ab  korti 
superiores  unterschieden  wird  3),   und    diese  in   der  Ebene 


Tot  leviier  lymphu  tota  erepitantibut  urh9, 
^  Cum  subito  Triton  ore  recondit  aquam. 

Ob  diese  Platanen  nothwendig  in  der  Porücns  Pompeii  angenommea 
werden  müssen,  das  lässt  sich  nicht  entscheiden,  ehe  der  räthselbafte 
folj^ende  Vers,  in  welchem  die  lacobsche  auch  von  Lachmann  beibe- 
haltene Conjectnr  Anione  nicht  befriedigt,  seine  Erklärung  gefunden 
hat.  Man  glaubt  aber,  die  Bestütigung  in  6er  Pompeia  umbra,  Prep. 
IV,  8,  75.  Mart.  V,  10.  XI,  47.  zu  finden.  Nun  heisst  es  aber  bei 
Martial.  III,  19. 

Proxima  eentenis  ostenditur  ursa  eolumnit , 
Exomant ßctae  qua  platanona  ferae. 
und  daraus  hat  man  geschlossen,  dass  das  Hecatostylon  eben  die  Pom- 
peia sei.     Gleichwohl  unterscheidet  beide  derselbe  II,  14. 

Inde  petit  centum  pendentia  tecta  eolumnit: 
liiinc  Pompeii  dona  nemusque  duplex. 
Die  Schwierigkeit  hebt  sich,  wenn  man  annimmt,  dass  zu  beiden  Sei- 
ten der  Porticus  Pompeia  (daher  nemus  duplex)  und  also  auch  zwi- 
schen ihr  und  der  daneben  liegenden  Hekatostylos  Platanengänge  wa- 
ren, so  dass  Martial  nur  den  an  der  Seite  der  Letzteren  (daher  pro- 
xima)  meint.  * 

1301)  Das  erstere  dieser  Fragmente  (Bellori  t.  XV.  s.  uns.  T.  IV.) 
zeigt  das  Theater  und  ein  Stück  der  an  die  Scene  stossenden  weit- 
läuftigen  Porticus.  Unzweifelhaft  gehört  dazu  ein  zweites  Stück  (Bell, 
t.  XII.),  das  die  Portsetzung  derselben  und  daneben  «ine  andere  lange 
Säulenstellung  zeigt  mit  der  Inschrift  HECATOSTYLON.  Dass  beide 
nicht  von  ganz  gleichen  Dimensionen  sind,  erklärt  sich  daraus,  dass 
das  erstere  nur  Ergänzung  nach  Orsini's  Zeichnung  ist. 

2)  Pinta  rch.  Pomp.  40.  Kalroi  nounr^Coi  auros  axQt  tov  xqU 
tov  ^Qiau^ov  /iSTQlo^i  nal  atpehai  ^mjotv.  TartQov  de  'Pvjfialoig  tovto 
otj  xo  xaXov  xal  nsQißotjrov  avunas  d'^ar^ov^  woTref  iaoXauov  ri,  na^t' 
xiKry^varo  lafAir^Hgav  oixiav  ixtlrrig,  avtititp^ovov  dl  %a\  Tavtfjv. 

3)  As  CO n.  z.  Cic.  Mil.  arg.  p.  37  Or.  Timebat  autem  Pom- 
peius Milonem^  $eu  timere  se  timulabat ;  plerumque  non  domi  suae, 
sed  in  hortis  manebat,  idque  iptum  in  superioribut ,  circa 
quos  etiam  magna  manus  militum  exeubabat.  c.  25.  p.  50.  Diximus 
—  ideo  ne  domi quidem  suae,  sed  in  hortis  superioribus  ante 


617    

nicht  gedacht  werden  können,  so  lasst  sich  kaum  eine  andere 
Lage  als  auf  dem  Pincius  denken,  obgleich  es  eine  bestimmtere 
Andeutung  dafür  nirgends  giebt  ^'^^).  Sie  kamen  mit  des  Pom- 
peius  übrigen  Gütern  an  Antonius  (Cic.  Phil.  II,  27.)  und 
wurden  dann  wahrscheinlich  kaiserliches  Eigen thum. 

Am  Theater  errichtete  Claudius  dem  Tiberius  einen  Eh- 
renbogen^), und  ganz  nahe  an  demselben  war  die  von  der 
Porticus  Octaviae  ganz  verschiedene  Porticus  Octavia, 
von  Cn.  Octavius  nach  dem  Triumphe  über  Perseus  von  Mace- 
donien  erbaut  und  v.on  Augustus  unter  demselben  Namen  neu 
dedicirt  ^)«  Sie  muss  jedoch  bald  nachher,  wieder  eingegan- 
gen sein,  da  Plinius  sie  nur  noch  aus  schriftlichen  Nachrichten 
kannte  ').  Sie  gab  vielleicht  in  Rom  das  erste  Beispiel  korin- 
thischer Säulenstellung  und  wurde  deshalb  auch  Porticus 
Corinthia  genannt. 


indicium  mantU$9^  ita  ut  vi  Harn  quoque  praestdio  militum  efreum- 
daret,  ygl.  p.  51.  Dagegen  gilt  jedenfalls  von  den  Gärten  im  Mars- 
felde  Platarch.  Pomp.  44.  *Bv  rovrt^  Si  ßovXofAevos  vnttrov  aatoBtl- 
^ai  Hofinyioe  *A<p^dviov  a^yvpiav  tie  räe  tpvkas  av^XioHSv  wti^  airov. 
Mal  Tüvro  TiaTtovTtg  stQ  rovff  Jloftntftov  nynovs  iXafißavov, 

1304)  Aaf  sie  bezieht  D  o  n  a  ti ,  de  urb.  R,  III,  23.  Graev,  p.  787. 
ond  mit  ihm  Urlichs,  Beschr.  III  B*  S.  57!^.  was  Plio.  Paneg. 
50.  sagt:  Ipsos  Ulo$  magni  aliquando  imperatoru  hortos,  iliud  nun^ 
quam  nüi  Caesaris  tuhvrbanum  ticemur,  §inimus,  implemus.f  woraus 
sich  ein  Ueberlassen  der  Gärten  an*  Privaten  ergiebt.  Man  kann  aller- 
dings nicht  wohl  an  die  Horti  Lucnlüani  decken,  da  diese  gewiss  noch 
nach  Tn^an  bestanden  haben,  nnd  so  bleibt  die  Beziehang  auf  die 
Gärten  des  Pompejns  möglich. 

5)Saeton.  Claad.  II.  Tiberio  marmoreum  arcum  iuxta 
Pompeii  theatrum,  deeretum  quidetn  olim  a  senatUy  verum  omUsum 
peregit, 

6)  Volle i.  II,  1.  Tum  Seipio  Natiea  in  Capitolio  porticus, 
tum,  quas  praediximus  Metelius ,  tum  in  circo  Cn.  Octavius  muUo 
amoenissimam  moliti  sunt.  Fest.  p.  178.  Octaviae  porticus  di/ae 
appellantvr,  quarum  alteram  theatro  Marcelli  propiorem  Oetavia 
soror  Augusti  fecit ;  alteram  theatro  Pomp,  proximam  Cn.  Octavius 
Cn.  filius ,  qui  fuit  Aed.  cur,  Pr,  Cos.  decemvirum  sacris  faoiendis 
triumphavitque  de  rege  Perse  navali  triumpho :  quam  combustam 
r^ciendam  euravit  Caesar  Augfistus.  Moo.  Ancyr.  PORTICVM 
AD.  CIRCVM.  FLAMINIVM.  QVAM.  SVM.  APPELLARI.  PASSVS.  EX 
NOMIIVE.  EIVS.  QVI.  PRIOREM.  BODEM.  IN.  SOLO.  FECERAT 
OCTAVIAM. 

7)  PI  in.  XXXIV,  3,  7.  Invenio  ei  a  Cn.  Octavio^  qui  de  Perseo 
rege  navalem  triumphum  egit  factam  particum  duplieem  ad  eircum 
Flaminiumy  quae  Corinthia  sit  appellata  a  eapitulis  aereit  co^ 
lumnarum. 


618    

Von  mehreren  Tempeln,  welche  im  Circns  Flaminius  ge- 
junnt  werden,  scheint  der  des  Hercnles  Gustos  mit 
WabrseheinlichJbeit  bestimmt  werden  zu  können.  Die  einzige 
Nachricht  über  ihn  ausser  der  Erwähnung  in  den  Kalenda- 
rien  ^^^^)  findet  sich  bei  Ov id ,  der,  nachdem  er  vom  Tempel 
der  Bellona  gesproch»,  Fast,  VI,  209.  sagt: 

Aliera  pars  drei  Custode  sub  Hercule  tuta  est, 
Quod  deus  Euboico  carmine  manue  habet. 

Munerü  est  tempusy  qui  Nonas  lue\fer  ante  est : 
St  titulos  quaeris^  Sulla  probavft  opus. 
Da  der  Tempel  der  Bellona  gegen  den  Theil  des  Circus  lag, 
wo  die  Carceres  waren,  denn  das  ist  jedenfalls  summtu  dreus^ 
so  kann  die  altera  pars  ent^^eder  von  der  anderen  Seite,  oder 
von  der  Rundung  des  Circus  verstanden  werden.  Das  Erstere 
scheint  das  Natürlichere,  und  so  mag  man  den  Hercules  Gu- 
stos in  der  Nähe  des  Palazzo  di  Venezia  denken.  —  Ausser- 
dem werden  genannt  die  Tempel  der  Diana  und  der  Inno 
Regina,  welche  M.  Aemilius  Lepidus  im  J.  574  dedicirte 
(Liv.  XL,  52.).  Dass  der  letztere  nothwendig  von  dem  luno- 
tempel  in  der  Porticus  Octaviae  unterschieden  werden  müsse, 
scheint  hervorzugehen  aus  lul.  Obs.  75.  In  drco  Flaminio 
porticus  inter  aedem  lunonis  Reginae  et  Fortunae  tacta. 
Es  geschah  im  J.  597.  und  damals  stand  bereits  der  Tempel 
Hercnlis-Musarum;  auf  der  anderen  Seite  aber  hatte  der  In- 
notempel  neben  sich  den  lupitertcmpel,  so  dass  für  einen  drit- 
ten kein  Platz  ist.  Der  Fortunatempel  aber  ist  wahrscheinlich 
<|ie  Aedes  Fortnnae  Equestris,  welche  Q.  Fulvius 
Flaccus  in  einer  Schlacht  gegen  die  Geltiberer  im  J.  571  ge- 
lobte und  sechs  Jahre  später  weihete').     Er  stand  nahe  am 


1303)  Fast.  Veoas.  Pr.  Non.  lun.  HERC.  MAGN.  CYSTO.  Ca- 

tran.  Pr.  Id.  Aog.  HERCVLI.  MAGNO.  CVSTODI.  IN.  CIRCO.  FLA- 
IN.    Letztere  Angabe  ist  oach  Merkels  Urtbeile  (p.  CXXXV.)  ir- 
rig statt  Here.  Jnvieto  ad  Cire,  Max.   wie  die  F.  Amitern.  habeo. 

9)  Liv.  XL,  40.  44.  Er  baoete  ihn  enito  studio,  n«  ufUtm  Ro- 
mae  amplius  aut  magn\ficentius  templvm  esset,  und  begiog  dabei 
den  Frevel ,  die  Mamarziegel  vor  einem  Tempel  der  Iobo  Laeinia  in 
Bruttiis  nebmeo  zu  lassen ;  alleia  er  wurde  durch  Senatsbescblass  ge- 
nöthigt,   sie  zarückzageben.  Liv.  XLH,  3.    Val er.  Max.   I,  1,  IM. 


619    

Thetlmii  Pompeü,  wo  ihn  noch  Vitruv  ii^Bnt^*^^),  imd  es  ist 
iaber  nm  so  a«frälligier ,  4ass ,  als  im  J.  775  die  römischen 
Ritter  für  die  Gesundheit  der  Livia  der  Fortuna  Equestris  ein 
Weihgeschenk  gelobt  hatten,  man  in  Rom  keinen  Tempel  der 
Göttin  unter  diesem  Beinamen  fand  und  sieb  nach  Antium 
wenden  musste  ^i).  Es  haben  indessen  schon  Donati  und  Nar- 
dini  darauf  aufinerksam  gemacht ,  dass  unter  Täerius ,  oder 
vielleicht  noch  unter  Augustns  das  Theatrum  Pompeü  theil- 
weise  durch  Brand  zerstört  worden  war,  und  vermuthlich  war 
damals  auch  der  Tempel  derFortnna  vernichtet  worden  <  und 
es  ist  daher  nur  seltsam,  dass  Tacitus  davon  spricht,  als  habe 
es  nie  einen  solchen  Tempel  in  Rom  gegeben.  Allein,  wie 
schon  früher  bemerkt  worden  ist,  er  scheint  überhaupt  mit  der 
Geschichte  alter  Tempel  nicht  sehr  bekannt  zu  sein.  -^  Noch 
werden  genannt  der  Tempel  des  Mars,  von  D.  lunius. Brutus 
Callaicus  erbauet i^);  des  Neptun,  der  als  deMrum  Cm. 
ihmitn  angeführt  wird  '^),  des  Castor  und  Pollux  i^), 


CeLer  die  Dedicatioa  Liv.  XLII,  10.  Was  übrif^ens  die  ampUtudo 
anlangt,  so  kann  sie,  wenn  es  von  der  Grösse  verstanden  werden  soll, 
aar  fSr  Aasacbmückunff  des  Historikers  gMtej^,  und  es  widerspncht 
dem  schon,  was  Livins  selbst  angiebt,  er  habe  nar  die  Hälfte  der  Zie- 
fei  abnehmen  lassen :  td  satis  fore  ratut  ad  Hgendum  qvod  aed\/^ 
cwretur.    Vgl.  lul.  Oba.  113. 

1310)  Vitrny.  Ill,  3,  2  Sehn,  quemadmodum  est  ForJunae  Eque* 
ttri»  ad  theatrum  Upideum.  Das  Theater  des  Pompeias  gilt  als  das 
«rste  sCeioerne  und  der  Beiname  scheint  ihm  geblieben  zu  sein ,  to 
dass  sich  nicht  einmal  daraus  schliessen  lässt,  ob  damals  die  beidea 
anderen  schon  slaaden.    Vgl.  den  Abscha.  aber  die  Theater. 

11)  Tacit.  Ann.  III,  71.  Jncestil  dein  religio ,  quonam  in 
templo  locandum  foret  donum ,  quod  pro  valetiidine  j4ugustae  equi- 
t9i  M^mani  voverant  Equestri  Fwrtunae,  nam  eUi  delubra  eius  deae 
mulia  in  urbe,  nullum  tarnen  tali  cognomento  erat. 

12)  Plin.  XXXVI,  5.  n.  26.  Mars  est  etiamnum  sedens  eolosseus 
etusdem  (Scopae)  in  templo  Bruti  Callaici  apud  circum  eundem. 
Dass  das  Bild  des  Gottes  nicht  in  einem  fremden  Tempel ,  sondern  in 
seinem  eigenen  Heiligthume  war,  folgert  man  mit  Recht  ans  dem  Frgmt. 
des  Corn.  Nep.  bei  Prise.  VIII,  4.  p.  370  Kr.  j4edi$  Martis  est 
in  Circo  Flaminio  architectata  ab  Hermodoro  Salaminio, 

13)  Plin.  a.  a.  0.  Sed  in  maxitna  dignatione  Cn,  Domitii  de- 
lubro  in  Circo  Flaminio  Neptunus  ipse  et  Theiis  atque  Jchilles 
etc.  Die  grosse  Gruppe  des  Scopas.  Das  ipse  würde  keinen  Sinn  ha- 
ben, wenn  es  nicht  ein  Tempel  des  Neptun  gewesen  wäre.  Ihn  nennt 
aber  die  schon  von  Lncio  Faono  angeführte  Inschrift  (Gmt.  CCCXVIII« 
5.)  ABASCANTO  AVG.  LIB.  ABDITVO  AEDIS  NEPTVNi  QVAE  EST 
'^    CIRCO  FLAMINIO  etc.    Avf    daasalba  HeiligUin    besieht  sieb 


^ 


—  e20  — 

und  vielleicht  auch  des  Vulcan  i»^*).  Ob  jedoch  die  letzteren 
als  eigentliche  Tempel,  oder  nur  als  Sacella  im  Circus  selbst 
zu  denken  sein  möchten,  will  ich  unentschieden  lassen :  topo- 
graphisch sind  sie  sämmtlich  unbestimmbar. 

Die  wenigsten  der  hier  genannten  Gebäude  werden  von 
der  Notitia  genannt.     Man  darf  deshalb  nicht  annehmen, 
dass  sie  zur  Zeit  der  Abfassung,  im  Anfange  des  fünften  Jhdts. 
nicht  mehr  vorhanden  gewesen  seien  5  denn  es  zeugen  ja  die 
noch  erhaltenen  Säulen  der  ebenfalls  übergangenen  Porticus 
Octaviae  davon,  dass  sie  den  Verfall  des  Reichs  lange  über- 
lebte.   Ueberhaupt  aber  befolgt  das  Verzeichniss  in  dieser  Re- 
gion eine  etwas  andere  Methode,  indem  es  nicht  nur  die  be- 
grenzenden Gebäude  angiebt,  sondern  aus  der  Menge  der  An- 
lagen, mit  welchen  die  Ebene  bedeckt  ist,  einzelne  bedeuten- 
dere hervorhebt ,  um  durch  di^se  Punkte  den  ganzen  Flächen- 
raum zu  bezeichnen.     Wäre  diess  nicht  Absicht  gewesen,  so 
hätte  zur  Begrenzung  hingereicht,  die  Via  lata  und  Flaminia, 
den  Tiberis  und  das  Capitol  zu  nennen.     In   einer  gewissen 
Ordnung  werden  allerdings  jene  Punkte  auch  angegeben,  und 
unverkennbar  geht   das   Verzeichniss  vom  Circus  Flaminius 
aus ;  aber  es  werden  ausser  den  Theatern  nur  wenige  Punkte 
genannt.    Unter  diesen  nehmen  die  erste  Stelle  ein:  S tabula 
IIII  factionum,   der  Marstall,  in  welchem  die  Rosse  für 
die  Circusspiele  gehalten  wurden.     Wir  haben  keine  weitere 
Nachriebt  darüber,  als  dass  sie  Vitellius  mit  grossem  Aufwände 
bauete  '^),  wiewohl  sich  voraussetzen  lässt,  dass  sie  auch  frü- 
her schon  ansehnlich  genug  waren,  da  Caligula  aus  Leiden- 
schaft für  die  factio  prasina  häufig  daselbst  speisete  '7).   Höchst 


vielleicht  das  Prodiginm  bei  Liv.  XXVIII,  11.  ara  Neptuni  multo  su- 
dore  mantuse  in  circo  Flaminio  dicebatur, ,  wiewohl  auch  ein  Altar 
im  Circus  gemeint  sein  kann. 

1314)  Vitrav.  IV,  8,  4  Sehn.  Castoris  in  circo  F/aminio.V  ^Bt. 
Amit.  Id.  Aüg.  GASTORI.  POLLVCI.  IN  CIRCO  FLAMLMO. 

15)  Fast.    Capran.    X  Kai.    Sept.  VOLCAN.   IS*.  VOLCAPiO. 
IN.  CIRCO.  FLAMINIO. 

16)  Tacit.  Hiat.  11,   94.    [pse  sola  perdendi  eura  stahula  au-' 
rigis  exstruere. 

17)  So  e ton.  Cal.  55.   Prasinae  facHoni  ita  addictus  ei  dedi- 
tus,   ut  eoenaret  in  ttabulo  assidue  et  maneret.    \g\,  Dio  Gas«. 


621    

wahrscheinlich  hat  man  sie  nahe  am  Circns  gegen  das  Capiiol 
anzunehmen;  denn  yon  dieser  Gegend  gehl  die  Nolilia  aus. 
Dann  nennt  sie  nach  der  Porticus  Philippi  Minuciam  ve- 
terem  et  Frumentariam,  wobei  es  zweifelhaft  bleibt, 
ob  man  darunter  eine  und  dieselbe  oder  zwei  verschiedene  Hal- 
len zu  verstehen  habe.  Zufällig  ist  es  gewiss  nicht,  dass  ein 
Minucius,  aus  der  von  alter  Zeit  her  um  die  annona  verdien- 
ten Familie  (Anm.  240.) ,  der  642  Consul  war,  als  Erbauer 
genannt  wird,  und  dass  in  einer  Porticus  dieses  Namens  die 
öffentliche  Vertheilung  des  Getreides  oder  der  iesserae  ge- 
schah >«»»).  Möglich  ist  es  aber  auch,  dass  ursprünglich  die 
Minucia  dazu  gedient  hatte  und  nachher  eine  neue  Frumentaria 
erbaut  wurde,  weshalb  die  erstere  Vetus  genannt  wurde.  Für 
ihre  genauere  Lage  ist  mir  keine  Andeutung  bekannt.  — '  End- 
lieh giebt  die  Notitia  noch  eine  CryptaBalbi  an,  ver- 
muthlich  einen  dem  Theatrum  Balbi  benachbarten  oder  selbst 
dazu  gehörigen  bedeckten  Gang;  denn  unmittelbar  darauf  wer- 
den die  drei  Theater,  und  zuerst  das  des  Baibus  genannt. 

Alle  bisher  gemannten  Gebäude  lagen  im  Circus  Flami- 
nius :  jenseit  derselben  begann  der  CampusMartius,  auch 
schlechthin  Campus  genannt  ^*).  Wo  genau  die  Grenze 
beider  zu  ziehen  sei,  darüber  fehlt  es  freilich  an  ausdrücklichen 
Erklärungen,  aber  nicht  an  Andeutungen,  durch  deren  Ver- 
gleichung  es  möglich  wird,  sie  mit  ziemlicher  Bestimmtheit 
anzugeben.  Nach  der  Sage  gehörte  das  Gebiet  zwischen  der 
Stadt  und  dem  Flusse  den  Tarquiniern,  oder  sie  hatten  es  un- 
rechtmässigerweise als  Eigenthum  behandelt.  In  dem  ersteren 
Lichte  stellt  es  kurz  Li  vius  dar  II,  5.  j^ffer  Tarjuimommj 


LIX,  14.  Es  gebt  freilich  daraas  nicht  hervor,  dass  die  IFfaetiones 
damals  gemeiDscbaftliche  stabula  id  einem  öffentlichen  Gebäode  hatten. 

1318)  Vellei.  II,  8,  3.  Per  eadem  tempora  clarut  eitu  Minucii, 
qui  porticus,  quae  hodieque  eelebres  sunt,  molitus  est,  em  Seordiseis 
triumphiu  fuit.  Der  Getreideaustheilung  gedenkt  schlechthin  in  der 
Minacia  Appul.  de  mnnd.  extr.  p.  74,  14  Elm.  Decuriones  ad  eon- 
ißssum  publicum  commeabunt,  et  alius  ad  Minuciam  Jrumentatum 
venit,  et  aliis  in  iudicjis  dieitur  dies.  Erwähnt  wird  sie  auch  von 
Cic.  Phil.  II,  34.  Lampr.  Comm.  Id.  und  in  einer  Inschrift, 
Gmt.  GGCGII,  4.  wird  ein  proeuraior  Minueiae  genannt. 

19)  8.  Drakanb.  z.  Lir.  III,  27.  XXXV,  10. 


-''-*•    622    

jid  Atter  urkem  ac  Tiberim  fuU ,  eonseeraius  Merti  Mar- 
tius  demde  campus  fuit.  Anders  aber  erscheint  das  Yerkäil- 
niss  bei  Di»nys.  V,  13.  nal  fifp  a^cS^  j^y,  oof/p  inixvijp^ 
%o,  voie  fif/iiva  nXffQop  Sxavai  iär^ijuav,  ep  [mvov  ^£eio- 
^90i  nMikVf  o  Htlxat  fA9%alv  v^c  %b  noXewe  ual  tov  npora» 
/«oif*  %omo  it  "^gsoQ  vnaQy^iV  Uqov  ol  nQir^QOif  iflß^i-^ 
oar'i^o,  'mnoig  Te  Xnfimvti  ual  viois  aajcoi/ai  wg  iyonkievs 
fi9XiTUQ  yviAvdoiov  iniTfjdiiavavov.  Sri  dk  nal  n^  Tavnw 
UqSp  ^v  tov  &€Ov  9aviB9  Tagnvrioe  äk  Qtp&tBQtaifJLe^^ 
tansifw  avTO,  ßii/$0Tov  ii}  ifj^ov/MU  towov  rex/j^i^giov  Mhm$ 
vo  nQax&hi^  vno  %Ä¥  vndvtov  toza  ntgl  %ov£  iv  awm  nag^' 
not/c*  Nun  folgt  die  Erzählung  von  dem  in  den  Fluss  gewor* 
fenen  Getreide,  an  dem  man  nicht  gewagt  habe,  sich  zu  ver« 
greifen,  während  alles  übrige  Eigenthum  der  Tarquinier  preis* 
gegeben  worden  sei.  Diese  Darstellung  hat  sehr  viel  für  sieh 
und  es  ist  wohl  zu  beachten,  dass  auch  Livius  sagt:  fmm 
campi  frucium  quia  religioaum  erat  consvmere  *^ 
fadere  in  Tiberim,  Uebrigens  ist  ja  doch  so  viel  gewiss,  dasf 
es  dort  schon  vor  Tarquinius  ein  Staatseigenlhum  und  zwar 
einen  von  Anbau  freien  Raum  geben  musste,  da  wenigstens 
seit  Servius  daselbst  Comitien  und  Census  gehalten  war* 
den^^^^)»  Demungeachtet  darf  man  nicht  glauben^  dass  die 
Tarquinier  das  ganze  Feld  besessen  haben,  noch  dass  es  in 
dieser  Ausdehnong  nach  ihrer  Vertreibung  dem  Mars  geweiht 
worden  sei,  man  mosste  denn  annehmen,  dass  die  Schenkung, 
durch  welche  die  Vestale  Tarracia  dem  römischen  Volke  den 
von  ihr  besessenen  catf^ms  Tiberinus  überliess,  gleiehzeilig 
erfolgt  sei  "). 


1320)  V(rl.  Nie  bahr,  Rom.  Gesek.  l.  S.  587.  Uaschke,  rerf. 
d»  Serv.  S.  4L6  f.,  wo  UdesMo  nehreres  nobaltbar  ist. 

21)  PUB.  XXXiV,  6,  II.  Jnvenüur  statua  deereta  et  Tarraeiaß 
CaioB  »io0  Svffetioö  virgini  Feitali,  ut  poneretur,  ubi  vellet.  —  Me^ 
ritum  eiui  in  tpsit  ponam  Annalium  verbü :  quod  eampum  Tiheri* 
num  grat\fieata  e^sei  e«  populo.  UebereiasUmmeiid  d«niit  wärde  es 
seiDy  dass  die  A«sieiehiivD|p  ibr  dareb  eine  lex  Horatia  zaerkaoDt 
wvrde.  GelL  VI,  7.  Ki  T^rraeüun  quidem  virginem  f^eatae  fnissB 
lex  Boratia  tuti$  e$t^  quae  auptr  ea  €d  populum  lata  etc.  VVeiit 
er  aber  sagt:  quod  vampum  Tiberi»um  <tv#  Marti  um  populo 
Romano  eondouasset, ,  so  ist  das  gewiss  nur  seia  eifeoor  ^asatz, 


— :.    6S3    

Di^  BestimmiiDg  des  UanfeUes  war  non  bekaimtlieh 
hftBptsächlich  eine  doppelte,  indem  es  erslUcIi  der  eigenlliebe 
Platz  for  alle  gymnastischen  und  kriegerischen  Uebimgen  war, 
and  zweitens  zn  grossen  Volksversamminngen ,  conciones  und 
eemitia  diente.  Nothwendig  muss  angenommen  werden,  dass 
ftir  diese  Versammlangen  ein  bestimmter  Theil  des  Campas 
vorzugsweise  in  Gebrauch  war  nnd  natürlich  ist  es,  dass  man 
dazu  den  Theil  gewählt  haben  wird,  welcher  der  Stadt  am 
nächsten  war.  Wahrscheinlich  wurde  der  eigentlich  fiir  die 
Abstimmung  angewiesene  inaognrirte  Platz  in  alter  Zeil  nur 
einfach  eingehegt,  etwa  wie  für  den  Zweck  der  Comitia  tri- 
buta  auf  dem  Forum  geschah  oder  nach  Art  der  attischen  fifga 
und  xaTatp^yfia'ia  (S.  323.  Anm.  588.),  nnd  in  wie  fem  er 
so  einer  Schaafhiirde  nicht  unähnlich  war,  wurde  dafür  der 
Name  Septa,  oder  noch  fraher  Ovile  gewöhnlich  ^3^^).  Als 


nicht  Worte  der  Lex,  die  er  vor  sich  hatte ;  denn  die  ganze  Bbene 
konnte  eben  so  wenig  Eigenthnm  dei*  Tarracin  sein.  Vgl.  indessen, 
was  weiterhin  über  den  Campna  Slartins  im  engeren  Sinne  gesagt 
wird.  Voll  Missverständnisses,  aber  doch  auch  vielleicht  auf  die  Gleich- 
seitigkeit derScfaenkoDg  hinweisend,  ist  die  Nachricht,  welche  Plnt- 
aroh  bei  Einigen  fand,  dass  die  Tiberinsel  nicht  durch  das  vom  Felde 
der  Tarquinier,  soodern  von  dem  der  Tarquinia  (Tarracia)  gemäbete 
Getreide  entstanden  sei.  Popl.  S.  JBtftoi  $i  tovto  ovfjLntotiv  Mrooav- 
Qiv  ov%  ort  Ta^wlov  «a^M^ai^  xb  neiloVy  olUm  xi^ovoiq  varioov  oJUo 
vwqIov  ofioqovv  ex£iv(^  Ta^xvyiat  aveiar^e.  'H  8i  Taf^mwla  na(^lvo^  ^p 
ti^eut  ftia  Twv  ^BarUtSiuy  «.  t.  A.  Der  Name  der  Tarraeia  war  mit  der 
lex  Horatia  in  den  alten  Anoalen  aufbewahrt  und  aus  ihnen  fiihreu  ihn 
Flinius  und  Gellins ,  Letzterer  mit  Berufung  auf  die  Worte  der  Lex 
an:  et  kann  also  von  einer  Tarqainia  nicht  die  Rede  sein.  Allen 
das  wird  auch  in  Plutarchs  Nachricht  anerkannt,  dass  das  Harsfeld 
nicht  einem  Besitzer  gehörte,  nnd  kurz  vorher  sagt  er  selbst:  rov 
d*  *AQhiav  mdiov  to   ijdiaTOV  inUi^Trjxo Ta(^vviO£,  tutX  tovto Tif  -d-tf 

IZ%2)  Serv.  z.  Virg.  Ecl.  I,  34.  Septa  proprie  sunt  loea  in 
Campo  Martio  inclusa  täbulatis ,  in  quibus  stans  populus  Romanus 
suffragia  ferre  eonsueverat,  Sed  quoniam  haec  septa  simiiia  sunt 
ovilibus,  duo  haec  invieem  pro  se  ponuntur,  ut  hoc  ioeo'  septa  pro 
ovilibus  posuit.  Lehrreich  ist  die  Stelle  bei  Liv.  XXVI,  2Z.f  we  bei 
einem  Wahlstreite  der  praerogaUoa  Feturia  iuniarum  eiae  Be»fv&^ 
chuog  mit  den  ssniores  In  dem  ovile  zugestanden  wird:  Citatis  Fe- 
turiae  senioribus  datum  seereto  in  ovili  cum  his  colUquendi  tempus. 
Man  ersteht  daraus ,  dass  das  Ovile  nar  bestimmt  war ,  die  jedesmal 
stimmende  Centurie  aufzunehmen ,  wodurch  sich  dann  auch  der  Aus- 
druck intro  vocare  erklärt.  Bei  luven.  VI^  b^iS. ,  wo  von  der  aedes 
Isidis  gesagt  wird,  äntiquo  quac  proxima  surgit  ovili ^  ist  die  Stelle 
des  alten  Oriie  so  Terstehen,  wo  damals  die  Septa  mamorea  waraa, 


624    ^— 

aber  Agrippa  die  von  Caesar  begonnenen  Septa  marmorea 
für  die  Comitia  tributa  erbauete,  geschah  es,  wie  an  sich  na- 
türlich ist  und  klar  sich  erweisen  iässt,  an  derselben  Stelle, 
wo  früher  schon  die  Versammlnngen  gehalten  worden  waren 
(s.  u.),  und  so  liegt  es  also  ausser  allem  Widerspruche ,  dass 
diess  im  eigentlichen  Marsfelde  geschah.  Die  Lage  der  Septa 
.  lulia  ist  uns  aber  durch  den  Gang  der  Aqua  Virgo  ziemlich 
genau  bekannt.  In  einer  schon  früher  angeführten  Stelle  Fron- 
tin. 22.  heisst  es:  Aretis  Vh^ginis  initium  habent  sub  hortis 
LucuUianis ,  finiuntiir  in  Campo  Martio  secundum  Jrontem 
Septorum.  Die  Virgo  war  nach  den  Thermen  des  Agrippa 
geleitet  und  musste  also  die  Via  lata  durchschneiden,  wo  viel- 
leicht der  oben  erwähnte  Ehrenbogen  des  Claudius  ihr  ange- 
hörte. Ein  anderes  Stück  der  Leitung,  mit  besonderer  Pracht 
erbaut,  wurde  in  Donati^s  Zeit  beim  Graben  des  Grundes  zur 
Fronte  der  Kirche  S.  Ignazio  aufgefunden  und  ist  von  ihm  aus- 
führlich beschrieben  {de  urb.  R.  III^  18.).  In  dieser  Gegend 
wird  man  sich  das  Ende  der  Bogen  zu  denken  haben  und  es 
müssen  demnach  die  Septa,  von  denen  sich  unter  S.  Maria  in 
via  lata  und  Palazzo  Dona  Reste  finden  sollen,  sich  südlich 
längs  der  Strasse  und  jedenfalls  bis  Palazzo  di  Venezia  hinge- 
zogen haben.  An  ihrem  südlichen  Ende  und  wo  der  Campus 
Martins  mit  dem  Circus  Flaminius  (dem  Bezirke)  grenzte,  lag 
vor  Caesars  Baue  wenigstens  die  Villa  publica,  ein  Ge- 
bäude, das  von  alter  Zeit  her  bestiinmt  war ,  den  Magistraten 
bei  Abhaltung  des  Census  und  Truppenaushebungen  zu  die- 
nen ^'^'),  aber  auch  Gesandte  fremder  Völker,  denen  der  Ein- 


die  iD  luvenaU  Zeit  eben  so  wenig  mehr  politische  Bedeotung  hatten.  ' 
Vgl.  Anm.  1323. 

1323)  Liv.  IV,  2t.  Eo  anno  C.  Furiu$  Paeiius  et  M,  Geganiu$ 
Maeerinus  censores  villam  publicam  in  Campo  Martio  probaverunt, 
ibique  primum  centiu  populi  est  actus,  I^wa  geschah  im  J.  317; 
von  einer  Eroenernog  und  Erweiterang  spricht  derselbe  XXXIV,  44. 
Die  Haaptsleiie  aber  ist  bei  Varro  de  re  mst.  III,  2.  Sed  non 
haec  inquit,  villa,  quam  aed\/icarunt  maiores  nostri  Jrugalior  ae 
melior  est,  quam  tua  Uta  perpolita  in  Reatino?  —  Jät  cum  haec 
Sit  communis  universi  populi,  illa  solius  tua:  haec  quo  suceedant  e 
Campo  eives  et  reiiqui  omnes,  illa  quo  equae  ^  asini:  praeterea 
cum  ad  rempubiieam   administrandam  haec  sit  utilis,  ubi  cohortes 


6»    

tritt  ia  die  Stadi  nicht  gestattet  wurde ,  aufisniiehmen  ^^>^) ;  90 
wie  wahreeheinlicb  die  römischen  Feldherm  vor  dem  Triumphe 
and  Alle,  welche  das  Pomoerinm,  weil  sie  cum  imperio  wa- 
ren, nicht  überschreiten  durften,  daselbst  in  der  Regel  ihreii 
Aufenthalt  nahmen.  Die  Gewissheit,  dass  die  YjUa  pjubliciar 
mit  den  alten  Septis  verbunden  war,  und  die  ^usdrücUjche  Er- 
Uärung  Yarro^s,  das$  sie  in  Ctpnpo  MarUo  exiremo  lag,  wei- 
sen fast  mit  Nothwendigkeit  auf  die  Gegend  des  Palazzo  di 
Venezia  hin^^),  und  dieselbe  Stelle  fordern  unabweisbar  die 


ad  deleetum  con$uli  adductae  pon^idant^  ujbi  arm^  astendant,  übt 
eeruores  censu  admittant  populum,  Däraaf  antwortet  Axius :  Tua, 
inquity  haee  in  Campo  Martio  ewtremß  utilis  et  non  deliciU  mmptu- 
otior  ^uatn  omnet  omnium  Reatinae?  tarn  et  ohlita  tahulis  pictis, 
nee  minus  signis  omata,  an  mea  etc.  —  Et  cum  vilia  non  sit  sine 
fando  magno  et  eo  pjolito  euitura ,  tua  i§ta  neque  agrum  habet  ul- 
lum,  nee  bovem,  nee  equam, 

1324)  Beispiele  s.  Liv.  XXX,  21.  XXXIII,  24. 

25)  Eioe  ^enaae  Besthnmang  das  Raums,  dea  die  Septa  ttod  die 
Villa  einj^enommeo  haben  möchteo,  hat  Sachse,  Gesch,  d*  St.  R. 
II.  S.  65  ff.  versucht.  Seine  fleissig^e  Untersuchung,  die  ich  in  solcher 
Weitläuftigkeit  hi£r  sieht  verfolgen ,  ooch  eioer  KriU^t  noterwarfeti 
kann,  verdient  gewiss  alle  Anerkennung:  allein  es  fehlt  ihr  demnnge- 
achtet  an  Klarheit,  nai9entlich  iib«r  das  Verhaltniss  der  späteren  Septa 
zu  dem  alten  Oviie  und  der  Villa  publica.  Wena  er  von  Letzterer  sagt, 
dass  sie  bis  zum  Jahre  700  nicht  zq  den  Septis  (ovile)  gehört  habe^ 
so  ist  das  insoferu  wahr,  als  sie  bei  den  Wahlen  zu*  l^einen  Amts- 
4iandiungen,  nicht  etwa  als  Diribitorium  diente.  Aus  Varro  selbst  l|t 
das  ja  klar,  der  mit  Anderen  dort  verweilet,  bis  die  diribltio  tabella- 
rum  vorüber  ist.  Aber  es  kömmt  für  die  Topographie  nur  darauf  a^, 
dass  sie  bei  dem  Ovile  lag,,  und  dass  die  Septa  marmorea  an  dje^sen 
Stelle  traten:  beides  ist  aber  unzweifelhaft.  Ob  mit  dc^  sp$terea 
Septis  auch  eine  Villa  publica  verbunden  war,  darüber  fehlen  uns  die 
Nachrichten.  Caesars  Plan  war  es  allerdings  gewesen.  Gic.  adAtt. 
IV,  16.  narn  in  Campo  Martio  Septa  tributis  comitiis  marmorea  su- 
mus  et  teeta  facturi,  eaque  oingemus  exeejtsa  porticu,  ut  mille  pas- 
$uum  confioiatur.  simnl  adiungetur  huie  operi  viila  etiam  publica. 
Aber  ob  es  so  ausgeführt  wurde,  ist  unbekannt;  denn  nie  wird  seit 
dieser  Zeit  eine  Villa  publica  genannt.  Varro ,  der  sein  Werk  über 
den  Landbau  im  achtzigsten  Jahre,  also  etwa  717  oder  718,  zehn  Jahr 
vor  der  Dedication  der  Septa  schrieb ,  spricht  natürlich  no^h  V09  der 
alten;  aber  daraus  folgt  nicht,  dass  sie  damals  noch  gestanden  habe; 
denn  er  kann  gar  WQhl  den  Dialog  in  eine  frühere  ^eit  versetzen, 
.wofür  es  ja  anderwärts  nicht  an  Beispielen  f^hlt.  Gleiehwobl  wird 
wan  jedenfalls  annehmen  müssen,  dass  irgend  ein  anderes  Gebäude  sie 
ersetzte;  ob  an  derselben  Stelle,  das  ist  zweifelhaft;,  aber  gewiss  in 
unmittelbarer  Verbindung  mit  den  Septis.  Das  scheinen  nun  eben  die 
SaaiXsta  nlajalov  %ov  t^Q*'Ia*dos  iB(^ov  zu  sein,  wo  nach  loseph.  de 
b e i I o  lud.  VlI,  5,  4.  Vespasiao  |ind  Titns  die  Nacht  vor  dem  Trium- 
phe zubrachten. 

40 


626 

Erzühlangen  von  der  von  SnMa  in  der  Villa  publica  oder  den 
Ovile  uad  nahe  am  Circos  be^ngenen  Grausamkeit  ^^*).  Aaf 
diese  Weise  ist  der  eine  Pnnkt  für  die  Grensbestimmuttg  ge- 
wonnen und  man  wird  die  Scheidelinie  zwischen  dem  Palazeo 
di  Venezia  und  dem  Circns,  der  Via  di  S.  Marco  folgend,  m 
ziehen  haben.  Wollte  man  nun  diese  Linie  in  gerader  Rich- 
tung nach  dem  Flusse  verlängern,  so  würde  sie  gerade  durch 
das  Theatrum  Pompeii  gehen  und  es  könnte  zweifelhaft  wer- 
den, ob  dieses  Theater  nicht  schon  zum  Marsfelde  gehörte. 
Nichtsdestoweniger  scheint  diess  unstatthaft  zu  sein.  Ich  will 
mich  nicht  auf  den  Gegensatz  bei  Cic.  de  fato  4.  berufen: 
qmd  enim  loci  natura  afferre  potest^  ut  in  porticu  Pom- 
peii  potifis  quam  in  Campo  ambuiemus?  Dean  es  kann  auch 
die  künstliche  Anlage  dem  freien  Wiesenplatze  entgegengesetzt 
sein ;  aber  das  Theater  und  die  Porticus  waren  jedenfalls  auf 
Privat-Grund  und  Boden  erbaut,  und  verbunden  damit  waren 
die  Gärten  und  das  Haus  des  Pompeius  $  solcher  Privatbesitz 
kann  aber  im  Marsfelde  in  dieser  Zeit  durchaus  nicht  angenom- 
men werden.  Dagegen  ist  es  gewiss,  dass  es  ganz  an  der 
Grenze  des  Circus  Flaminius  gelegen  haben  muss.    Plinius 


Wt9)  Di%  Niedermetze1nti(^  wird  vod  den  Meisten  in  FiUapnhli^ 
genanDt.  L I  r.  Ep.  LXXXVIII.  Oeto  millia  deäitarum  in  vUla  pti- 
biiea  trueidttvit,  Va  1er.  Max.  IX,  2,  1.  QuatU9r  legiones  -^  inpu- 
biioa  Villa,  quae  in  Marlio  campo  erat  —  ohtruneari  iut$iL  So 
ftveh  Strabo  V.  4.  p.  382  (249.)-  r^f^i«^»«  ardgat  ij  tttffmuox^ovf, 
wütolv,  eit  tifT  orißiooiaw  InavX&r  r^  1^  rw  Mafgtltf  uaretyaywv  «/(p£«. 
Vsl.  Flor.  III,  7U  Aar.  Vict.  Vir.  ill.  75.  Da«  Ovile  hiafegeo 
aennt  Lacao.  II,  197. 

Tunt  ßo9  He$periae,  LaÜi  iam  sola  ivventus 
Coneikit  et  miserae  maeuiavit  ottHia  Romao. 
worattfl  sieh  wenigstens  die  unmittelbare  Naebbarscfaalt  erglebt.  End- 
lieb setzt  die  Scene  an  den  Circns  Flaminius  Piutareb.  Süll.  30. 
06  fAtfv  AXXn  nal  vovtovg  nal  rwr  aXlatv  rovc  ne^^Broftivovt  tis  /$«• 
nurx»^ovt  ^d-^oiaa^  naqa  xip  initid^ofiov,  Htilti  x^jv  oiyahjxOp 
th  xh  x^t  *JSwov9  itgov.,  und  dass  dieser  mit  der  Villa  grenzte,  gebt 
ja  überbaupt  daraus  henrer,  dass  Sulla  die  GrSuelseene  absicbtlieb  la 
der  Nfibe  der  Senatsversammiung  veranstaltete.  Auch  Seneca  de 
dem.  I,  12.  sagt,  der  Senat  sei  versammelt  gewesen  in  vieino  md 
aedem  Bellonae.    Es  ergtebt  sieb  also  aus  diesen  Nacbriebten 


banpt,  dass  erstlieh  die  Villa  publica  unmittelbar  bei  dem  Ovile  war 
und  dann,  dass  beide  dem  Circns  Flaminius  ganz  nabe  lagen  ;  endlieb 
folgt  daraas,  dass  die  spKteren  Septa  die  Stelle  der  KIteren  einnab- 
men ;  denn  über  ibre  Ausdehnung  von  S.  Maria  in  via  lata  nach  Pa- 
lazzo  di  Venezia  bin  ist  kein  Zweifel. 


sagt  XXXIV,  7, 18.  von  einer  kolossalen  iq^teritatae :  taUs 
in  Campo  Martio  lupiter  a  Dioo  Claudio  Caesfure  di^ 
caius,  qui  devoratur  Pompeiani  tkeairi  vicinitate* 
und  daher  ist  es  eben  wohl  annehmbar,  dass  das  Hecatostylon 
gerade  die  Grenze  zwischen  beiden  Bezirken  machle.  Vgl« 
8.  616.  Auf  dieser  Grenze  nan  stand  ganz  gewiss  der  Bogen^ 
durch  welchen  der  Triumph  in  den  Gircus  Flaminio^  (die  ftrata 
Ftaminia)  ab  das  erste  Gebiet,  das  er  berährte,  eintrat  ^«^f). 
8. 153.  mit  Anm.  218. 


13t7)  loh  eriDBere  dle«8  notb  eioiiitl,  weil  kh  )ti}f8v6r«tandeii  wo^ 
den  bin,   so   bestimmt   ich  aach  in   der  Schrift  de  Ramae  vet,  mar* 
atq.  pori.   p.    92.   gesagt  hatte :    ,,Qnare   pertam   Tfiamphalem   piito 
fnisse  in  finibus  Gampi  Martii,  qua  ejiitos  erat  in  (^rcom  Fiamininn.'* 
K.  Fr.  Hermann  hat  in  den  Gott.  gel.  An»,  d.  J.  1U5  St«  in  Bezog 
aaf  die  Stelle  C  i  c.  a  d  Q  o  i  n  t.  fr.  11,  S,  3.  senatui  ad  JpoUini't /uii, 
ut  Pompeitu  adesset.  eine  nene  Möglichkeit  anfgesteiit,  die  Bunsensche 
Meinnog,    dass  das  grosse  Thor  im  Circus  Maximus  die  Porta  Trium- 
uhälis  gewesen  sei,  2u  retten,  indem  er  vermothet,  das  ganze  eigenl- 
liehe  Forum  R«manum  (das  Gomitiom  ausgenommen)  atl  eben  so ,    wie 
das  Boariam ,   Velabrum  u.  s.  w.  vom  Pomoerium   aosgescblossen   ge> 
Wesen,  worans   sich   erkläre ,   wie  Pompeins  yorber  üod  nachher  habe 
aaf  dem  Forum  erscheinen  können ,   nnd  doch  der  Senat  seinetwegen 
ad  Apollinis  gehalten  werden  masste,  weil  das  Imperium    proconsulare 
ihn  binderte,  das  Pomoerium  zu  überschreiten.     Ich  mnss  die  aasfiihp- 
Uchere  Prüfung  dieser  Ansicht  einem  besonderen  Aufsätze  vorbehalten, 
und  kann  hier  nur  vorläufig  bemerken,  dass  so  sinnreich  die  Hypothese 
erscheint,  sie  dennoch  durehaus  unmöglich  ist,  nnd  dass  sich  das   £r- 
sebeinen  des  Pompeius  iauerhalb  des  Pomoerium  auf  ganz  andere  Weise 
erldärt.    Was   aber  die  Porta   Triumphalis  anlangt,   so  bin   ich  eben 
missverstanden  worden.     Ich  habe  nicht  entfernt  daran  gedacht,   sie 
zu  einem  Thore  im  Cireas  Flaminius,    dem   Hippodrome,   zu  machen, 
sondern  sie,  wie  ich  es  eiazig  für  wahr  halleu  kann ,  auf  der  Grenze 
des  Circus  Flaminius,    d.  h.    des   so   benannten  Bezirks  angenommen. 
Jeder  anderen  Annahme  steht  losepbus  auf  das  Entschiedenste  entge- 
gen.    Dass  die   Bunsensche  Meinung,    wenn  gleichwohl   der  von   ihm 
angenommene  Mauerzng  verworfen  wird,  noeh   einen  Fürsprecher  fin- 
den könnte,    hätte  ich  nicht  geglaubt.     Denn   wenn   der  Triumphsäg 
bereits  durch  den  Circus  Flaminius  sieh  bewegt  hatte  und   dureh   ein 
Stadtthor  eingezogen  War,  wie  hätte  man   den  Eingang  zum  Circus, 
wohin  er  erst  später  gelangte,  Porta  Triumphalis  ntuncn  mögen,  selbst 
wenn  mit  ihm,  was  entschieden  nicht  der  Fall  ist,  das  Pomoerium  be- 
gonnen  hätte.    Vielmehr  ist  es  natürlieh,  dass  der  Eingang  zu  dem 
Gebiete  des  Triumph zugs ,  das  vnmittcfbar  jenseit  des  Marsfeldes  be- 
ginnt,   als  Porta  Triumphalis   galt.    Und  darauf  ^weiset  avixtoQst  bei 
losephus  gebieterisch  hin.     Es  müsste  vor  allen  Dingen  erklärt  wer- 
den, wie  damit  etwas  Anderes  gesagt  Werden  ködne ,  als  dass  Vespa- 
slan  sich  dahin  zurück  begab ,  woher  er  gekommen  war ,   d.  1.  nach 
dam  Marsfelde.    Wenn  daher  mein  sehr  gelehrter  Frfeund  das  Trium- 
phalthor in  diesem  Sinne  fasst  —  nicht  als  Eingang  zu   dem  verböte- 

40' 


628    

Gehen  wir  nun  nach  dieser  Grenzbestimmung  zarBetrach« 
long  der  Ebene  selbst  über,  so  finden  wir  sie  die  ganze  Zeit 
'  der  Republik  hindurch  fast  ganz  frei  von  städtischen  Anlagen 
als  weiten  Anger,  der  einzig  der  Gymnastik  und  kriegerischen 
Uebnngen,  oder  theilweise  zu  Volksversanimlungen  dient.    Ei- 
nige wenige  loci  religiosi  werden  ohne  genauere  Bezeichnung 
genannt,  und  seit  dem  sechsten  Jahrhunderte  entstehen  ein- 
zelne Tempel.     Unter  den  Ersteren  ist  am  bekanntesten  die 
PalusCapreae  oder  Caprae,  wo  Romulus  während  der 
Volksversammlung  verschwunden  sein  sollte  ^^^^)$  über  die  Stelle 
aber  findet  sich  keine  Andeutung.     Etwas  mehr  lässt  sich  über 
die  Lage  der  Gegend  vermuthen,  welche  Tarentum  oder 
Terentum  ^^)  hiess,   wo  sich  die  Ära  Ditis  Patris  et 
Proserpinae  befand  und  die  bidi  saeculares  gefeiert  wur- 
den. Aus  den  ausführlichen,  mit  geringen  Abweichungen  über- 
einstimmenden Erzählungen,  nach  welchen  der  Sabiner  Vale- 
sius  göttlicher  Verheissung  zufolge  hieher  kam  und  statt  in 
dem  grossgriechischen  Tarent  am  Tiberis  die  Genesung  seiner 
Kinder  fand  und  den  Altar  der  unterirdischen  Götter  entdeckte, 


neo  Stadtkreise,  sondern  la  dem  Triamphalpebiete  —  so  wird  er  es 
gewiss  nicht  mehr  nnwahrscheinlich  finden,  dass  es  ausserhalb  der 
Stadt  gewesen  sei. 

1328)  Welches  von  beiden  die  rieb  tigere  Form  sei,  ist  zweifelhaft. 
Bei  Paul.  Diac.  p.  65.  Anr.  Vict.  Vir.  ilU  2.  Hieron.  p.  293 
Hone,  scheint  Caprae  fest  zn  stehen;  bei  Solin.  1,  20.  capreae; 
bei  Liv,  I,  16.  Qvid.  Fast.  II,  489.  Flor.  I,  I.  schwankt  die  Les- 
art. Für  caprae  sprechen  allerdings  die  griechischen  Schriftsteller, 
plntarcb.  Rom.  27.  Nnm.  2.  Zonar.  VII,  4.,  die  atyog  sXos  über- 
setzen. Demnngeacbtet  glanbe  ich,  dass  capreae  richtiger  ist,  dass 
aber  im  Altertbnme  selbst  schon  der  Name  verderbt  worden  ist. 

29)  Auch  bei  diesem  Namen  ist  die  Orthographie  schwankend. 
Fest  p.  329.  und  p.  350.  Serv.  z.  Aen.  VIII,  63.  Martial.  IV, 
1«  8.  X,  63,  3.  Aus  on.  Id.  XI, 34.  schreiben  Terentum  oder  Terentui, 
nnd  die  Ableitung  von  ierere  zeugt  für  das  Bestehen  dieser  Form. 
Bei  Valer.  Max.  11,4,  5.  steht  zwar  auch  Terentum;  aber  die  Er^ 
Zählung  selbst  scheint,  wie  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  CXLVI. 
richtig  bemerkt,  Tarentum  zu  fordern;  denn  Valesios  will  ja  nach 
Tarent.  Bei  Censorin»  17,  10.  schwankt  die  Lesart.  Dagegen  hat 
entschieden  Tarentum  Liv.  Epit.  XLIX.  Zosimus  II,  1  —  3.  und 
nach  überwiegender  Autorität  der  Handschriften  Ovid.  Fast.  I,  501. 
Endlich  auch  Stat.  Silv.  IV,  1,  38.»  wo  verderbt  ara  parentU  steht. 
Man  wird  auch  hier  anerkennen  müssen,  dass  Tarentum  zwar  dia 
richtigere  Form  fein  möge,  dass  aber  auch  vielfältig  Terentum  gesagt 
irnrde. 


629    

erfahren  wir  so  viel,  dass  der  Ort  hart  am  Hasse  und  zwar  im 
äussersten  Marsfelde  lag  ^^^o),  und  dass  es  ein  camjms  ignifer 
war,  dem  vulcanischer  Ranch  entstieg  '^).  Demnach  mag  das 
Tarentum  in  der  Nähe  des  Mausoleum  Augusti  und  des  Porto 
di  Ripetta  zu  suchen  sein,  wo  alle  Zeiten  hindurch  ein  üblicher 
Landungsplatz  gewesen  zu  sein  scheint.  In  dieser  Gegend 
nun  müssen  auch  allen  Nachrichten  zufolge  die  Navalia  gewe- 
sen sein  (S.  159  if.);  wahrscheinlich  zwischen  Piazza  Navona 
und  dem  Porto  di  Ripetta ;  denn  ehe  Augustus  den  Obelisk  auf- 
stellte und  sein  Mausoleum  erbauete,  war  hier  der  Raum  durch 
nichts  beengt ;  die  folgende  Kaiserzeit  aber  kennt  in  Rom  selbst 
kcineNavalia  mehr.  Unbekanntist  dagegen  die  Petronia  aqua 
oder  amnis  und  die  Quelle,  aus  der  sie  floss,  Gati  fons^'), 
vielleicht  in  der  Nähe  der  Septa. —  Die  bedeutendsten  Heiligthü- 
mer  desCampus  sind,  erstlich  dieAraMartis.  So  selten  sie  er- 
wähnt wird,ersieht  man  doch  daraus,dass  von  der  Porta  Fontinalis 
eine  Porticus  zu  ihr  geführt  war  (S.  133.),  dass  sie  nicht  fern 
von  der  Stadt  sein  konnte,  und  noch  bestimmter  aus  der  Nach- 
richt, dass  nach  beendigten  Comitien  die  neuen  Censoren  an 
ihr  auf  den  Curulsitzen  Platz  nahmen  ^^\  dass  sie  an  dem  Orte 


1330)  So  viel  wenigstens  ist  noeh  aus  dem  verstämmelten  Texte 
des  Fes  tu  8  p.  329.  Saecularet  ludi,  za  erkennen:  aram  quoque 
Biti  ac  [Proserpinae  consecraverat  in]  Bxiremo  Mart\\ü  campo ,  qnod 
Terentum  ap]pellatur.  Dasselbe  säet  abrig:ens  Zosim.  II,  i.  iv 
iaxaTü»  nov  ntlfisrov  rou  ^jigeiov  itiiiov.  Wo  aber  dieses  extremnm 
zu  suchen  sei,  darüber  giebt  das  Orac.  Sibyll.  bei  Zosim.  1. 1.  eiv 
wünschte  Auskunft: 

^'OTCitrj  axBivorarov. 
Das  ist  nun  eben  die  Gegend  des  Mausoleum  Augusti ;   denn   dort  hat 
das  Marsfeld  die  geringste  Breite.     Ob  der  Name  der  Kirche  S.  Lucia 
della  Tinta  (Tenta),  wieNardini  III.  p.  97.  meint, 'damit  zusammen- 
hangen könne,  will  ich  nicht  weiter  erörtern. 

31)  Nach  Zosim.  II,  3.  weihete  an  derselben  Stelle  Poplicola 
einen  Altar  mit  der  Inschrift:    ÜoTrhos  BaU^tot  Ilonkmolat  to  ^v* 

"Aoij  »al  IIs(fos(p6vp  hn^Q  r^e    Fmftaiwv  iXivd'e^iiie»    Auch   Vaier. 
Max.  nennt  den  Ovifumans  iolum, 

32)  Paul.  Diao.  p.  45.  Cati  Jörn y  ex  quo  aqua  Petronia  in 
TUferim  fiuity  dietu»,  quod  in  agro  cuiusdam  ßierit  Cati.  Fest.  p. 
250.  Petronia  amnis  est  in  Tiberim  perfluens,  quam  magistratus  au- 
spicato  transeunt,  cum  in  Campo  quid  agere  volunt  etc. 

33)  Liv.  XL,  45.  Comitiü  perfectü ,  ut  iraditum  antiquitus 
est,  oensores  in  Campo  ad  aram  Martis  sellis  curuUbus  eonsederunt. 


630    

4er  CopiiUen,  in  der  Nähe  des  Ovile  war.  Gänzlich  davon  zn 
.  ojitergcheiden  hat  man  daher  wahrscheinlich  die  aedesMar- 
tisy  von  der  sich  anch  nur  eine  sichere  Erwähnung  fin- 
det ^^^) ,  die  aber  einer  Andeutung  zufolge  vielmehr  in  dem 
Theile  des  Marsfeldes  gewesen  zu  sein  scheint,  wo  die  Equi- 
ria  gefeiert  wurden  ^').  Unbekannt  ihrer  Lage  nach  ist  auch 
die  Aedes  Lamm  Permarinum,  im  J.  564  von  L.  Ae- 
milius  Regillus  gelobt»  und  575  von  dem  Censor  Bf.  Aemilius 
Lepidus  geweiht  3^).  Sicherer  ist  der  Tempel  derlutnrna, 
der  erst  gegen  das  Ende  der  Republik  von  Q.  LuUtius  Ca- 
tulus  erbaut  war.  Seine  Lage  wird  von  Ovid  bei  den  Bogen 
4er  Aqua  Virgo  angegeben  ^0»  ^^^  ^^  ^^^  Nähe  der  Septa.  — 
I7ach  lul.  Obseq.  77.  Turbinis  vi  in  Campo  columna  ante 


1334)  Di  0  C  a  8 8,  LVI, 24.  o  re  yc^  tov  "'Agem^  »«off  6  iv  nf  ?r<J/y 
avTOv  fSv  ixtgavyfa&if, 

15)  So  yennatke  Ick  nach  Ovid.  Faf  t.  II,  855. 
lamque  duae  restant  noctes  de  ntense  seeunda, 
Martque  eito$  iunctit  eurribus  urgei  equos. 
E<c  V6r9  poiitum  permannt  Equiria  notnen, 

Qnae  deus  in  eampo  prospiett  ipse  sHO. 
Zweifelhaft  bio  Ich,  ob  aof  denselben  Tempel  zn  beziehen  izt  DIo 
Gas 8.  LX,  5.  tv  yag  dij  r^  tov  jivyovarov  vovfirjviif,  iv  rj  iyByiwr^vOy 
^yotvitovTo  piv  ^TTTtoit  ov  9$  ixetvov  Si,  akX  ort  6  rou  ^jigtot^  vabi  iv 
wavT^  ttm&tigmrc  Wenif^stena  ist  es  weder  der  Dedicationstag  des 
Mars  Extrtinnranens ,  noch  des  Ultor.  Was  dag^egen  Ganina  von 
Tenpelsparen  in  einem  Hause  der  Via  degli  Specchj  sagt ,  Jndiraz. 
topogr.  p.  %\U  „veaoe  da  me  riconoseinto  aver  esso  appaKennto  • 
q««l  tempio  di  Marte ,  ehe  dicesi  snll^  antorita  di  Vitmvio  edificato 
«on  archilettvra  di  Ermodoro  Saltmino  nella  parte  media  del  Campo 
marzio'<  etc.,  das  ist  rein  ans  der  Laft  gegriffen.  Vitrav  nennt  weder 
einen  soleben  Tempel,  noeb  den  Hermodoms.  Letzterer  wird  nnr  in 
dem  oben  angerdbrten  Fragmente  des  Gometios  als  Architekt  der  aedes 
lovis  Statoris  erwähnt  —  Uebrigens  giebt  Vitrnv.  I,  7.  als  allge- 
melae  Regel  an :  iiarit  ewtra  i/r6em,  sed  ad  Campum, 

36)  Liv.  XL,  St2.  Idem  (M.  Aem.  Lep.)  dtdieavit  aedem  Larum 
Permarinum  in  Campo.  voverat  eam  annis  undeeim  ante  L.  Aemilius 
KegUhM  navali  praeiio  advereui  praefeetos  regit  Jntioehi.  Nnn  folgt 
die  Dedieationsiaschrift.  Mae  roh.  Sat.  I,  10.  ündeeimo  autem  Ka- 
lendas  (lanaar.)  feriae  sunt  LarihuM  eonseeratae ;  quibus  aedem  bello 
Aniiothi  A^miHtte  Regillus  praetor  in  Campo  Martio  eurandam 
vovti, 

ST)  Serv.  «.  Aen.  XII,  139.  nach  Varro:   Huie  /bnti  propter 
aqvarum  inopiam   saerißeari  soht;    eui  tutatiue    Catuiue  primua 
templum  in  Campo  MarHt  fetit    Ovid.  Fast  I,  453.  (III  Id.  laa.) 
Te  qttoqve  haß  eadem,  Tumi  soror,  aede  reoepii 
Hie,  ubi  Firginea  Campus  obitur  aqua. 
fSrwIhnt  finde  ich  ihn  anch  von  Gie.  p.  GUent.  36. 


831    

aedem  lovis  decwsa  cum  ngno  auraio.  mdsste  man  auch 
einen  lupitertempel  im  Marsfelde  annehmen;  allein  das  ist 
weder  dorch  eine  andere  Erwähnung  beglaubigt,  noch  über- 
haupt wahrscheinlich,  und  der  campus  lavü,  wo  nach  Spart. 
P esc.  12.  das  Haus  des  Pescennius  Niger  stand,  ist  eben- 
falls verdächtig.  In  jener  Stelle  scheint  Pighius  mit  Recht 
m  CapitoUo  zu  schreiben. ' 

So  hatte  sich  bis  zum  Ende  der  Republik  der  Campus 
Martius  als  freies'  Feld  erhalten  \  einzig  dienend  zu  politischen 
Versammlungen,  zu  Waffenübungen ,  Rosselenken  und  Gym- 
nastik aller  Art  '^^^).  Für  letzteren  Zweck  scheint  besonders 
der  Theil  gedient  zu  haben,  der  dem  Flusse  zunächst  ist  und 
Ton  dessen  Krümmung  umschlossen  wird,  da  unstreitig  der 
allgemeine  Badeplatz  davon  nicht  getrennt  werden  kann'^). 
Und  dieses  Stück  blieb  anch  fernerhin  fiir  solche  Uebungen 
bestimmt,  als  der  übrige  freie  Raum  des  Marsfeldes  durch 
weit  ausgedehnte  und  prächtige  Bauanlagen  bedeutend  be* 
schränkt  wurde.  Daher  kömmt  es,  dass  man  späterhin  ein 
besonderes  Marsfeld  im  engten  Sinne  unterscheidet,  oder 
eben  jenem  Theile  vorzugsweise  den  Namen  beilegt  ^<>),  nach- 
dem der  grössere,  der  Stadt  zunächst  gelegene  Theil  von  ei- 
nem ausgedehnten  Systeme  ununterbrochener  Prachtgebäude 
in  Anspruch  genommen  ^  nicht  mehr  ab  eigentlicher  Campus 


1338)  Die  vollstindigsten  SchilderoDgen  8.  bei  Borat.  Od.  !,  8. 
und  Strabo  a.  a.  0. 

39)  Zar  Clodia  sagt  Gic.  p.  Goel.  15.  habe»  hortot  ad  Tihe- 
Hm,  ae  diligenter  eo  loeo  praeparasti,  quo  omnis  iuventvs  natandi 
eauta  v^nit,  Daza  Hor.  III,  7,  25  If.  mit  Porpbyr.  Veget.  I,  10. 
S.  die  Privataltertbümer. 

40)  Dass  in  der  jetzigen  Eintbeilnng  des  neuen  Rom  die  Riane 
IV,  den  nSrdlicbsten  Theil  des  MarsPeldes  mit  der  Piazza  di  Spagna 
nnd  dem  Pincins  bis  zu  Porta  Pinciaoa  begreifend,  den  Namen  Campo 
Marzo  fahrt,  kann  nnr  zufällig  sein.  Es  ist  ofienbar,  dass  hier,  wo 
die  Ebene  in  geringer  Breite  zwischen  Flnss  nod  Hügel  eingezwängt 
ist,  nicht  der  eigentliche  Campus  sein  konnte.  Wenn  dagegen  Lam- 
prid«  Alex.  26.  sagt:  Basilicam  Alexandrinam  instttuerat  inter 
Campum  Martium  et  Septa  Agrippiana,  in  latum  pedum  centumy  in 
iongum  pedum  mille ,  ita  ut  tota  eolumnit  penderet,  quam  t^ffieer^ 
non  poiuit  motte  praeventus, ,  ao  wird  auch,  ein  Campius  im  engeren 
Sinne  gemeint,  nnd  dieser  kann  nnr  westlich  von  den  Septis  gedacht 
werden;    denn  nördlich  van  ihnen  reiohteo  bereits  andere  grosse  An« 

la^e«  bi4  an  dia  Via  lata« 


^ —    632    

gelten  konnte.  Diese  grossartigen  Anlagen  begannen  mit 
dem  Untergange  der  Republik  durch  Caesar.  Kam  auch  sein 
riesenhaner  Plan,  das  Marsfeld  städtischem  Anbaue  zum  Pri- 
yatbesifze  zu  überlassen^  indem  der  Fluss  vom  Pons  Milvius 
nach  dem  Vatican  geleitet  und  der  ager  Vatieanus  zum  Cam- 
pus gemacht  werden  sollte  ^^-*^),  nicht  zur  Ausfuhrung,  so  wa^ 
doch  durch  die  Anlage  der  S  e  p  t  a  *^)  der  Anfang  zu  dett 
grossen  Werken  gemacht,  welche  die  nächste  Zeit  hier  ent- 
stehen sah.  Wie  weit  dieser  schon  oben  besprochene  Bau 
vorgerückt  gewesen ,  als  er  unter  der  Hand  der  Mörder  fiel, 
ist  nicht  bekannt :  wir  erfahren  nur,  dass  Lepidus,  der  Trium- 
vir,  den  Bau  foftsetzte  und  endlich  Agrippa  ihn  übernahm  und 
die  Dedication  im  J.  727  erfolgte  *•).  Welcher  Art  die  An- 
lage der  Septa  nach  Caesars  Plane  werden  sollte,  ist  aus  Ci- 
ee^'s  Worten  nicht  klar  ersichtlich,  so  wie  es  ungewiss 
bleibt,  ob  sie  nach  diesem  ersten  Plane  ausgeführt  wurden. 
Die  beiden  Fragmente  des  capitolinischen  Plans  (Bellori  i* 
X.),  von  denen  das  kleine  die  Buchstaben  LIA  zeigt,  werden 
um  so  sicherer  auf  die  Septa  lulia  bezogen,  als  die  Reste  un- 
ter Palazzo  Doria  völlig  übereinstimmend  damit  gefunden  wor- 
den sind^^).  Demnach  hatten  sie  auf  der  Seite  der  Via  lata  eine 


1341)  Cic.  ad  Att.  XIII,  33.  sed  easusermo  a  Capitone  de  urbe 
augenda,  aponte  Mvlvio  Tiherim  duci  seeundum  montet  Faticanot: 
campum  Martium  coaed\ficari;  illum  auiem  campum  Faticanum 
fieri  quasi  Martium  eampnm, 

A2)  Cic.  ad  Att.  IV,  16.  qjffieiemus  rem  gloriosüsimam :  nam 
in  Campo  Martio  septa  tributis  comittis  marmorea  sumus  et  tectafa- 
cturi,  eaque  cingemus  excetsa  poriicu  ,  ut  ttiUle  passuum,  eoiifieiatur. 
simul  adiungetur  huie  operi  P^ilta  etiam  publica. 

43)  Dio  Cass.  LIII,  23.  nal  6  'Ay^lima^  ra  2t7rtk  wvofiaajiiva 
kad'Uoiuasv.  —  xavza  Sl  tv  tu  ^A^ilw  ne9icf  oroaig  nig^S  vtto  tov 
uitTtioov  TTQOS  raff  q>vX£Ttxae  aQxaiQBQlag  aüVn^noSofirjfUva  utai  nlal^ 
h^tvdii  kal  ^(oVQafpi^/taair  intxoofiTjQiP,  *tovXiä  avtä  cbro  zou  Avyov* 
üTOv  ngoSayoQevaac. 

44)  Die  Erkläniog  des  Fragments  bleibt  demnogreachtet  sehr 
sebwierig,  und  ich  kann  weder  Canina's  Anwendung,  noch  GÖtt- 
lings  Deiitting  (Rom,  Staatsverf»  S.  386.)  beistimmen.  Die  schmalen 
Gänge  zwischen  den  Pfeiierreihen  können  unmöglich  Tdr  die  Abtbei- 
langen  der  Tribns  gelten ;  auch  ist  deren  Zahl  ja  viel  zn  gross.  Denn 
die  Fragmente  zeigen  deren  schon  29  und  sie  sind  anf  keiner  Seite 
abgeschlossen.  Zwischen  beide  Stacke  moss  aber  noch  ein  grosses 
Stack  ergänzt  werden,  d&s  die  InschHft  SEPTA  IV...  enthielt,  wozn 
wenigstens  16  Reihen  nöthig  sind  ;  so  dass  man  wohl  50  Abtheilungen, 


.^ —    633    

siebenfache,  darch  acht  Reihen  von  Pfeilern  oder  Säalen  ge* 
bildete  Halle;  auf  den  anderen  Seiten  aber  wahrscheinlich 
schmälere  Sänlenstellongen.  Nothwenidig  müssen  diese  Hallen 
einen  ganz  freien  Platz  eingeschlossen  haben,  wo  die  Ver- 
sammlungen gehalten  wurden  und  die  Rostra  des  Marsfeldes 
waren  ^^^) ;  denn  es  sind  mehrmals  innerhalb  derSeptaGladia- 
torenspiele  ^^)  und  selbst  eine ,  wenn  auch  sehr  beschränkte 
Naunfachie  ^0  gegeben  worden.  Unter  Domitian ,  als  sie 
langst  ihre  politische  Bedeutung  ganz  verloren  hatten,  schei- 
nen in  ihnen  die  yomehmsten  Kaufhallen  Roms  gewesen  zu 
sein  ^®).  Im  neronischen  Brande  blieben  sie  wahrscheinlich 
verschont ;  dagegen  wurden  sie  durch  die  furchtbare  Feueis- 
brunst,  welche  unter  Titus  die  meisten  Anlagen  des  Marsfel- 
des  und  Circus  Flaminius  vernichtete  oder  doch  stark  beschä«- 
digte,  ebenfalls  zerstört^').     Spartian  berichtet  im  Leben 


trenn  nicht  mehr,  anzunehmen  haben  wird.  Canina  hat  deren  noeh 
viel  mehr  ang^enommen.  Anch  die  Villa  publica  in  den  dahinter  lie- 
genden von  Sänlenstellnngen  und  zahlreichen  ganz  von  einander  ge- 
trennten kleinen  Piecen  umgebenen  Parallelogrammea  zu  erkennen, 
ist  gewiss  ganz  irrig;  das  sind  jedenfalls  Verkanfshallen.  Noch  viel 
weniger  ist  irgend  etwas  von  den  pontes  zu  seh^n.  Was  GÖttling  da- 
für halten  will,  sind  eben  auch  nur  Taberoen.  Man  muss  vor  allen 
Dingen  nicht  vergessen,  dass  der  capitolinische  Plan  in  einer  Zeit 
aufgenommen  ist,  wo  von  Comitien  gar  keine  Rede  mehr  war,  und 
dass  nach  wiederholten  Bränden  man  ja  gar  nicht  daran  denken  darf, 
die  agrippinischen  Septa  in  ihrer  ursprÜDgllehen  Gestalt  vor  sich  zu 
haben.  Daraus  erklären  sich  die  den  inneren  Raum  rollenden  Gebäude, 
währeod  er  urspriioglich  frei  angenommen  werden  muss.  Die  sieben- 
fache Halle  kann  nur  für  die  Porticus  Septornm  gelten,  welche  mehr- 
fach erwähnt  werden.  Plin.  XVI,  40.  XXXVI,  6.  o.  29.  Vgl.  die 
Staatsalte rth  um  er. 

1345)  Dass  das  Marsfeld  seine  Rednerbühne  hatte,  versteht  sich 
von  selbst;  in  den  Septis  aber  erwähnt  sie  Dio  Cass.  LVI,  1.  ual 
avrf  {TißsQlt^)  %a\  o  jivyovoxoi  is  ro  nQoaaretov  anavryaag  ijX^i 
ta  fite  drov  ts  ra  JTfTrra,  navcavd'a  an 6  ßi^/jiafos  rbv  iijfjLov  tjana' 
oaro. 

46)  So  die  ludi  funehret  zu  Ehren  Agrippa's,  Dio  Cass.  LV,  8. 
und  bei  der  Dedication  des  Forum  Augnstum.  lV,  10.  Sueton.  Aug. 
43.  Cal.  18.  Claud.  21.  Ner.  n. 

47^  Dio  Cass.  LIX,  10.  (Caligula)  htoltjoB  Sk  rohe  Aydivas  rov- 
vovs  Ta  fiiv  iTQtora  iv  roic  Remote,  nav  xo  xtaglav  liutvo  StOQv^at 
xcd  vdaros  nltf^waag,  'tva  (itav  vavv  hayaytj. 

48)  Martial.  IX,  59.  X,  80.  Andere  Erwähnungen  s.  II,  14,  57. 

49)  D 1 0  C  a  8  8.  LXVI,  24.  xal  yoQ  ro  SsffoiJtuov,  uaX  xo  ^laatop^ 
r«  TS  J^CTTva,  Kol  ro  JIoaitS<jiytoVf  to  re  ßaXavuov  ro  rov  *AyQlnnoVf 
wü  rb  Hop&ewp,  ro  r«  Jst^tfivriui^wv  ^  $uä  rb  rov  BaXßov   ^iar^oy^ 


j  .1^    634    

HadriaBS  c.  19.)  da^s  dieser  Kaiser  das  Pantheon,  die  SepUi, 
die  Basilica  Neptuni  wiederhergestellt  h^be.  AUe  diese  6e- 
bäude  wurden  dareh  jenen  Brand  zerstört ;  aber  es  ist  nicht 
glaublich^  dass  weder  Domitian  noch  Trajan  sie  hergestellt 
haben  sollte,  S.  was  sogleich  über  das  Pantheon  gesagt  wird. 
Dieser  ersten  grossen  Anlage  im  Marsfelde  folgten  sehr 
bald  andere  umfassende  Prachtbauten,  Nahe  dem  nördlichen 
Ende  der  Septa,  fast  in  der  Mitte  der  ganzen  Ebene,  legte  der 
grosse  Agrippa  die  ersten  öffentlichen  Thermen  an,  deren 
nördliche  Grenze  das  Pantheon  machte.  Die  Thermen  (s-  den 
bes.  Abschn.)  sind  bis  auf  wenig  bedeutende  Reste  verschwun- 
den, das  Pantheon  aber,  durch  seine  .Weihe  zu  einer  christ- 
lichen Kirche  (S.  Maria  ad  martyres  oder  auch  della  rotonda), 
wozu  es  vom  Kaiser  Phokas  (607)  überlassen  wurde,  fast  in 
seiner  ursprünglichen  Gestalt  erhalten,  steht  jetzt  als  das  be- 
deutendste antike  Gebäude  Roms  da.  Unnütze  Klügelei  um 
die  alten  Zeugnisse  uubekümmerter  Architekten  hat  in  neuerer 
Zeit  die  Meinung  aufgestellt ,  dieses  Rundgebäude  sei  nie  ein 
Tempel,  sondern  ein  Theil  der  Thermen  gewesen.  Es  bedarf  zur 
Beseitigung  dieses  Einfalls  nur  dereinfachen  Anführung  der  Stel- 
len alter  Schriftsteller,  in  welchen  es  ausdrücklich  templum  g^ 
nanut  wird  i'^^).  Anders  hat  Pia le  den  Bau  beurtheilt^  in- 
dem er  zwar  auch  annimmt,  er  habe  ursprünglich  einen  Theil 
der  Thermen  ausmachen  sollen ,  aber  während  des  Baues  sei 
die  Rotunde  zum  Tempel  umgeschaffen  worden  *^).  Es  scheint 


ual  rffv  Tov  Ilofimjtov  axtfr^v,  nal  rot  'Ojcrceovc«  omi^/nna  ual  fura 
tdfv  ßtßUmp,  TOV  v$  vtvtv  cov  Jthz  tov  KwttrotXiov  fietä  nav  ouwäotv 
€»TOv  fiariKavaiv, 

1350)  Plin.  XXXVI,  5.  o.  38.  ApHppae Paniheum  deeoravit Dio- 
genes AtheniensU  et  Caryatides  in  coiumttis  fem  pH  eins  proban^ 
tur  inter  pauea  operum.  M aerob.  Sat.  II,  13.  (die  Perle  der  Cleo^ 
patra)  Jaetae  ex  una  margarita  duae  impositaeque  simulacro  Feiie- 
ris,  ut  monatruosae  magnitudinis,  in  templo,  quod  Paniheum  di- 
eitur.  Vgl.  Inl.  Gap.  ilnton.  P.  8.  Serv.  z.  Aeo.  IX,  408.  (Hirt) 
Oiseruaiioni  istorico  -  architettoniche  topra  il  Panteon,  (Dasselbe 
auch  deotsch.)  Gesch.  d,  Bank,  \\,  S.  283. 

51)  Piale,  Del  eorpo  rotondo  del  Panieon,  Rom.  1834.  gegen 
eine  mir  nicbt  bekannte  Scbrift :  Vintegritä  del  Pantheon  vivendi-^ 
cata  a  Mareo  Agrippa.  Rom.  1820.  Vgl.  aoeb  F  •  a ,  Concltuiono  per 
fintegritd  del  PanUon.  Rom.  18»7, 


635    

diess  allerdings  möglich ;  zamal  da  die  vorgebanete  Säulenhalle 
schwerlich  mit  dem  Ganzen  barmonirend  gefanden  werden 
kann.  Von  allen  Topographen  aber  wird  das  Gebäude  Tempel 
des  lupiter  Ulior  genannt,  nach  einer  Stelle  bei  Plin ins, 
welche  sonst  so  gelesen  wurde :  norme  inter  magnifiea  — 
Pantheon  lovi  UUori  ab  Agrippa factum.  Das  ist  gedankenlos 
angenommen  und  nachgesprochen  worden,  ohne  zu  erwägen, 
wie  ein  Tempel  des  lupiter  Ultor  Pantheon  genannt  werden 
konnte,  und  dass  anderer  Nachricht  zufolge  er  ganz  anderen 
Gottheiten  geweiht  war.  Denn  DioCassius  sagt  LID,  27. 
%6  T8  JIdv&Biov  ivofAaofiivov  i^iTiXeof  (^YQinnue)»  nqos- 
ayoQsvcTai  di  ovtch  vdxa  fikv  Sri  noXXäv  d'tmv  einovag  iv 
%ols  dyaX/iaai  ****)  vä  ve  nov  ''/^geatg  ual  rw  T^g  'A^pQOÜTfjg 
iXaßiP.  Es  waren  also  die  Hauptgötter  des  Tempels  Mars 
und  Vetfus,  und  da  auch  die  Statue  des  Divus  lulius  darunter 
war,  Agrippa  auch  selbst  die  des  Augustus  im  Tempel  aufstel- 
len wollte,  so  sieht  man  deutlich,  dass  das  ganze  Heiligthum 
den  Göttern  des  iulischen  Geschlechts  geweiht  war  ^^),  Der 
lupiter  Ultor  bei  Plinius  aber  beruht  nur  auf  einer  Comiptel 
des  Textes,  und  es  ist  längst  ron  lan  aus  dem  trefflichen  Bam- 
bergensis  verbessert :  nomte  tectvm  diribitorii  *♦)  ab  Agrippa 
ßicti»  (s.  dar.  unten).  —  Das  Pantheon  ist  jederzeit  als  eine 
der  Hauptzierden  Roms  betrachtet  worden  ^%    Der  grosse 


13512)  Ob  diese  Worte  sieh  rechtfertigen  lassen  kSnnen,  bezweifelQ 
ich.  Tb  keinem  Falle  können  sie  bedenten,  dass  die  Attribute  aller 
Gottheiten  in  den  Statuen  des  Mars  und  der  Venns  vereinij^t  gewesen 
seien.  Die  vorgeschlagene  Verbesserung,  ajia  xoi^  ayaliM,aai,  genügt 
anch  nicht  völlig. 

53)  Dio  Ca  SS.  a.  a.  0.  ^ßovXi^d^  fiev  ovv  6  ^j^y^lmcag  ttal  riv 
jii^yovoTov  ivwao'&a  iSojSatu,  ri^v  re  vov  t^ov  iTtAtXtjoiv  avr^  dovvai' 
fiy  Sß^a/Uvov  Si  avTov  ftTjddrtQov ,  iusi  fUv  top  ngori^v  Kaiaa^c, 
tv  Si  T<}  irgovat^  tov  re  Ü4vyoiaTov  xal  iavrov  opSff&dvzag  tmijüB, 

54)  Die  Handschr.  hat:  puleherritna  opera  quae  unquam  vidit 
orhit.  non  ut  teetum  delibitori  ab  agrippa  faütis.  Denkbar 
ist  es ,  dass  gestanden  haben  könne :  nonne  Pantheum  et  teetum  du 
ribitorfi,  zumal  da  der  Monac.  h^t  facta;  aber  der  lupiter  Ultor  ist 
handgreifliche  Gormptel« 

55)  Ammian.  Marc.  XVI,  10.  nennt  mit  schwülstigen  Worten 
unter  den  Wunderwerken  Roms :  Pantheum ,  velut  regionem  teretem 
specioea  oelsitudine  fomieatam.  Das  ist  vielleieht  ia  demselben  Sinne 
gesagt,  wie  sieh  Dio  Cass.  a.  a.  0.  den  Namen  erklärt:  wf  Si 
iydi  vofiiiot,  ort  &QXo4*Sit  oV  rf  wgm^  ngogiomw. 


636    

Brand  unter  Titus  mag  es  theilweise  zerstört  haben  (Anm. 
1346.);  Domitian  stellte  es  wieder  her,  wie  der  CataL 
Imp.  Vienn.  p.  243  Rone,  meldet.  Aber  schon  unter  Tra- 
jan  brannte  es  von  einem  Blitzstrahle  getroffen  von  neuem  >3^«), 
und  wurde  darauf  von  Hadrian  erneuert  ^^),  der  öfter  darin 
Recht  sprach  **).  Die  letzte  WiederhersteUung  erfuhr  es 
durch  Septimius  Severus,  und  seine  Dedication  steht  noch 
über  der  Säulenhalle  **).  Noch  jetzt,  wiewohl  zum  Theile 
seines  Schmucks  entkleidet  ^o) ,  durch  aufgesetzte  Glocken- 
thSrmchen  entstellt  und  durch  die  nahe  stehenden  Häuser 
beengt  und  verbaut  ^>),  gehört  es  zu  dem  Sehenswerthesten, 
d«'is  Rom  bietet.     Hier  ist  Raphaels  Grab.! 

Ausser  dem  Pantheon  und  den  im  Rücken  desselben  nach 
dem  Circus  Flaminius  hin  sich  ausdehnenden  Thermen  ver- 
dankte das  Marsfeld  dem  Agrippa  noch  zwei  andere  berühmte 
Anlagen,  beide  wahrscheinlich  in  der  Nähe  dfer  Septa.     Die 


1356)  Oros.  VII,  12.  Pantheon  Romae  fulmine  eonerematunu 
Eben  so  HieroD.  p.  450  Rone,  im  J.  112. 

57)  Spart.  Hadr.  19.  Romae  instauravit  Pantheum ,  Septa, 
basilicam  Neptttni.  Wie  es  scheint ,  hatte  also,  wohl  die  ganze  Ge- 
gend vom  Fener  gelitten. 

58)  Dio  €ass.  LXIX,  7.  nal  iSlua^e  fieza  rdip  'sr^onütv,  rori  fihi 
§v  Tf»  JIalaTl(ft,  Türe  de  iv  rfj  ayogf  tio  re  nav&eifft, 

59)  IMP.  CAES.  L.  SEPTIMIVS.  SEVERVS.  PIVS.  PERTINAX 
ARABIGVS.  ADIABENICVS.  PARTHICVS.  MAXIBTVS.  PONTTF.  MAX 
TRIB.  POTEST.  X.  IMP.  XI.  COS.  III.  P.  P.  PROCOS.  ET||IMP 
CAES.  M.  AVRELIVS.  ANTONINVS.  PIVS.  FELIX.  AVG.  TRIB 
POTEST.  V.  COS.  PROCOS.  PANTHEVM.  VETVSTATE.  CORRV- 
PTVM.  CVM.  OMNI.  CVLTV.  RESTJTVERVNT.  Darüber  auf  dem 
Friese:  M.  AGRIPPA.  L.  F.  COS.  TERTIVM.  FECIT.  Wie  lul. 
Cap.  Anton.  P.  8. ,  wo  unter  Antonios  Werken  zu  Rom  auch  ein 
tempium  Agrippae  genannt  wird,  zu  verstehen  sei,  ist  zweifelhaft. 

60)  Schon  Constantius  II.  Hess  663  die  vergoldete  Bronzebeda- 
chuDg  abnehmen.  Anastas.  Vit.  S.  Vital,  p.  15!2  Blanch.  Omnia 
quae  erant  in  aere  ad  omatum  civitatis  deposurt;  sed  et  ecclesiam 
beatae  Mariae  ad  tnartyresj  quae  de  tegulis  aereis  e^at  cooperta, 
discoperuit.  Et  in  regiam  urbem  cum  aliis  diversis,  quae  deposue- 
rat,  direxit  Urban  VIII,  der  bekannte  Barberini,  Hess  auch  noch 
den  Bronzeschmuck  der  Halle  abnehmen ,  worauf  sich  der  Spottvers, 
Quod  non  fecere  barbari,  fecere  Barberini,  bezieht. 

61)  Zur  Zeit  des  französischen  Gouvernements  beabsichtigte  man 
durch  Abbrechen  der  die  Rotonda  versteckenden  Gebüude  einen  grösse- 
ren freien  Platz  um  dieselbe  zu  bilden,  s.  Tournon,  Etudes  Statist, 
s.  Rome.  pl.  30.  Alle  jene  schönen  Plane  sind  seitdem  schlafen  ge- 
gangen. —  Vgl.  Sach  sc ,  Gesek^  d.  St*  R,  II.  S.  88. 


«37    

erstere  war  eine  Säulenhalle,  über  deren  eigentliche  Bescbaf* 
fenheit  und  Bestimmung  die  Schriftsteller  jedoch  im  Dunkeln 
lassen,  indem  sie  bald  OToä  ^  tw  Jloaeidüvog  oder  tö 
JloasiiwvioVj  bald  basilica  Neptuni,  dann  wieder  por- 
ticusArgonaularum  von  den  sie  schmückenden  GemäU 
den  genannt  wird  ^^®^).  Noch  verwirrender  erscheint  endlich 
auf  den  ersten  Blick  die  Angabe  des  Curiosum  urb.  Bom», 
das  erst  basiUcas  Neptuni^  Matidies^  Marciani  nennt,  dann 
weiterhin  porticum  Argonautarum  et  Meleagri  **).  Viel- 
leicht erklärt  sich  aber  eben  daraus  die  wechselnde  Benen- 
nung, wenn  man  annehmen  darf,  dass  ein  Basilikenbau  mit 
einer  Portieus  umgeben  war.  Von  einem  Tempel  des  Neptun,  ^ 
wie  ihn  die  älteren  Topographen  und  auch  Canina  annehmen, 
findet  sich  nirgend  eine  Erwähnung,  obgleich  die  ganze  An^ 
läge  sich  auf  die  Seesiege  Agrippa's  bezog  und  in  gewisser 
Art  dem  Gotte  der  Meere  geweiht  gewesen  sein  mag.  Ob 
die  eilf  Säulen,  welche  man  jetzt  an  der  Fronte  der  Dogana 
di  terra  auf  Piazza  di  pietra  siebt,  diesem  Baue  angehört 
haben,  wie  Nardini  und  Canina  meinen,  dass  ist  zwar  nicht 
gewiss ,  aber  nicht  unwahrscheinlich ,  und  in  der  Nähe  der 
Septa  scheint  nach  Dio  und  Martial  die  Portieus  Argonautar 
Tum  gesetzt  werden  zu  müssen. 

Das  zweite  grosse  Gebäude  war  das  Diribitorium, 
das  erst  nach  Agrippa^s  Tode  im  J.  746  von  Augustus  dedicirt 
wurde :  ein  ungeheuerer  Saal,  dessen  Bedachung  der  ausser«- 
ordentlichen  Spannung  wegen  für  eines  der  Wunderwerke 
Roms  galt,  und  nach  dem  Brande  anter  Titu^  nicht  wiederher- 


1362)  Dio  Gass.  LIII,  27.  r^v  aroav  xijv  tov  IToaeidöjvoS  tuvo^ 
ßiaofiivTjv  xcei  i^toxodofit^oep  tnl  xati  vavx^atiais ,  nai  t^  ruiv  ^A^yo^ 
vavTwv  yQctq>fj  imXafjinQvvs.  LXVI^  ^.  nnter  den  darch  deo  Braad 
zerstörten  Gebäuden,  ro  JloüetSojviov.  Dagegen  heisst  sie  bei  Spart. 
Hadr.  19.  hasiliea  Neptuni,  und  Martial.  II,  14.  III,  20.  XI,  1,  U. 
bezeichnet  &ie  deutlich  als  Portieus  Argonautarum.  Es  kann  aber 
wohl  eine  basilica  griechisch  axoa  genannt  werden ;  schwerlich  hin- 
gegen wird  sich  nachweisen  lassen,  dass  ein  lateinischer  Schriftsteller 
den  ersteren  Ausdruck  für  eine  portieus  gebraucht  habe. 

63)  Die  iibrigeii  Aasipabeo  der  Notitia  lassen  die  basiliea  Na- 
ptuni  wejg. 


638    

gestellt  wel^eu  koonte  ^^^).  Die  Bestimmung  des  Gebäudes, 
wie  sie  der  lange  missverstandene  Name  selbst  angiebt,  war, 
bei  den  Comitien  zur  Sonderung  der  Stimmtäfelchen  und  Er- 
mittelung des  Resultats  der  Abstimmung  zu  dienen  (s.  die 
Staats alterthümer),  und  weiset  nothwendig  auf  unmittel- 
baren Zusammenhang  mit  den  Sepüs  -hin;  genauer  aber  lässt 
sich  die  Lage  nicht  besümmen.  Da  Caligula  es  zuweilen  bei 
grosser  Hitze  als  Theater  benutzte  (Dio  Cass.  LIX,  7«), 
möchte  man  einen  Rundbau  vermuthen,  wiewohl  der  Aus- 
druck oJnog  in  der  Regel  von  viereckigen  Sälen  gebraucht 
wird* 

Bei  so  umfassenden  Bauten,  durch  welche  Agrippa  einem 
grossen  Theile  des  Campus  Martins  ein  ganz  neues  Ansehen 
gab,  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dass  Auguslus  selbst  hier 
weniger  unter  eigenem  Namen  bauete ;  doch  hat  auch  er  zur 
Verschönerung  beigetragen.  Zuvorderst  stellte  er  den  Obe- 
lisk, der  jelzt  auf  Monte  Citorio  (einer  geringen  nur  wenig 
über  die  Fläche  sich  erhebenden  Anhöhe)  errichtet  ist ,  als  rie*- 
senhaften  Gnomon  auf,  damit  sein  Schatten  auf  der  weithin 
mit  Marmorlafeln  belegten  Ebene  die  Stunden  anzeige ,  dere& 
Linien,  mit  Berücksichtigung  der  verschiedenen  Tageslänge, 
durch   in  \  den  Stein  eingelegtes  Brz   bezeichnet  waren  *^). 


1364)  Dio  Cas».  LV,  8.  to  tb  neSiov  t6  *AyQiinrBioVf  lilijy  t»c 
ütoag^  Kctl  ro  ^hi^iß$TVjQ*oy  avrbt  6  AvyovoroQ  i^tjfiooUvoe.  vovto  (Uv 
yä(f  (/fV  di  oixof  fiiyiarog  rdiv  nwnoxe  fiiap  o^tp^y  avovTiuy  vvv  yag 
Btfy  TTaoTiS  rijs  arfyr^s  avrov  %a&aiQi^iUniv ,  or«  ov*  ^Svvnd^  atvd'is  av- 
ctijviu*  a%9y^t  iütir)  •  re  *Jljffi7rxa^  olxodofiovfityov  nariMSra,  xal  rote 
9vy6tiUa^.  So  zählt  es  auch  Fun.  XXXVJ,  15,  24.  (S.  035.)  zu 
dem  Bewünderoswärdigsteo.  Derselbe  sagt  XVI,  40<  Fuit  memoria 
no4tra  et  in  porticibus  Septorum  a  M,  Agrippa  relieta  (arbor  s.  trabs), 
aeque  miraculi  causa ,  quae  diribitorio  superfuerat,  XXpedibu*  bre- 
vior,  tesquipedali  crassitiidine.  Br  hat  rorher  von  einem  120  F. 
lan^n  Stamme  sesprocben.  —  Erwähnt  wird  es  aach  von  Suetoo. 
Claad.  18. 

65;  Die  Hauptstelle  darüber  ist  bei  Pilo.  XXXVI,  10.  Ei,  qui 
est  in  Campo,  Divus  Augustus  addidit  mirabüem  usum,  ad  deprehett' 
dendas  tolis  umbras  dierumque  ac  noctium  ita  magniiudines,  strato 
iapide  ad  magnitudinem  obelisci,  cui  par  ßeret  umbra  brumae  eonn 
fectae  die  sexta  hora^  pauUatimque  per  regvlas  (quae  sunt  ex  aere 
inclusae)  singulis  diebus  decresceret  ac  rursus  augeteeret,  digna 
eognitti  rei  et  ingenio  fecundo  Nävi  (f)  mathemaiici  etc.  Vgl.  cap. 
9.  n.  71.     Die  DedicationsiDschrift  aof  der  Basis   Ut   folgende:    iMP 


639 

Die  Bads  dieses  OiieliskeB  ist  bei  der  Kirche  S«  Lorenzo  in 
Liicina  gefunden  worden^  und  nicht  weit  davon  auch  der  Obe- 
lisk selbst,  so  dass  sein  Standort  an  dieser  Stelle  für  gewiss 
za  halten  ist  i»«^).  —  Ferner  errichtete  schon  fünf  Jahre  früher 
nördlich  von  diesem  Solarium  Aogustus  sein  Mausoleum. 
Es  war  llngst  üblich  geworden,  dass  ausgezeichneten  Perso« 
nen  eine  Grabstätte  im  Marsfelde  verwilligt,  wurde  ^^\  ge* 
wohnlich  wohl  in  dem  nördlichsten  Theile,  zwischen  der  Via 
Flaminia  und  dem  Tiberis,  wo  auch  das  Mauscdeum  erbauet 
wurde  ^).    Es  erhob  sich  auf  nmdem  marmomem  Unterbaue 


CAESAR.  DiVI.  F  |  AVGVSTVS  |  PONTIFEX.  MAXIMVS  ]  IMP.  XÜ 

COS.  XL  TRIB.  POT.  XIV  1  AEGYPTO.  IN.  POTESTATEM  1  POPVLI 
ROMANi:  REDÄCTA  1  SOLI.  DONVM.  DEDIT. 


1366)  S.  bes.  L.  Fauno,  AnLdiRAV^  13.  p.  126.  Andr.  Folv. 
dt  urh,  antiquit.  p.  ItöS.  Nibby  s.  NardioL  111«  p.  Sl  a.  Caoiaa, 
Indiea%.  top.  p.  236.  Auch  der  Anonymus  von  Ein  siedln  nennt 
ibn  bei  S.  Lorenzo  in  Lacina,  and  wahnscbeinllch  stand  er  also  da- 
mala  nocb. 

67)  Säet  OD.  Aas*  100.  in  Matueleo  oondiderunt.  Jd  opui  in* 
Ur  Flaminiam  viam  rfpamque  TiherU  seseto  suo  coruuiatu  exttruxe^ 
raty  circumteetasque  Silvas  et  atnbulationes  in  u$um  populi  tune 
iam  puhliearat.  Ansriibrlicber  beacbreibt  es  Strabo  V,  3.  p. 
S61   (236.).  ^ 

68)  Strabo  a.  a.  0.^  nachdem  er  von  der  Pracbt  des  Marsfcl* 
des  gesprochen :  d&om^  Ugonoeniotarov  vofitaavrts  top  tottov  tovtov 
xai  xa  TtSy  ini(pav£OTaTOJV  uvtjfiata  ivrav&a  nateaytsüaaav  avSqwv  9tal 
yvvatxdiv.  So  war  hier  Salla  beerdif^t.  Liv.  Ep.  XC.  Plutarch.  38. 
Appian.  Civ.  I,  107.  Dio  Cass.  XXXIX,  64.  Lncan.  II,  222., 
wo  medio  Campo  schwerlich  penaa  za  nehmen  ist  Garacalla  liess  es 
anfsachen  und  erneuern.  Dio  Cass.  LXXVII ,  13.  So  Caesar  iM 
nar^tjfov  fiVT^fiitoy,  Dio  Cass.  XLIV,  51.,  so  wie  seine  Tante  lalia, 
Sneton.  Caes.  84.  Liv.  Ep.  CVL  Dio  Cass.  XXXIX,  64.,  und 
seine  Tochter,  luHa  Pompcii,  Plutarch.  Pomp.  53.  Caes.  23. 
So  die  vor  Mutina  gefallenen  Hirtins  und  Pansa,  Liv.  Ep.  CXIX. 
Auch  Agrippa  hatte  hier  sein  Monumentum,  Dio  Cass.  LIV,  28., 
wiewohl  er  nicht  darin  beigesetzt  wurde.  Das  Mausoleum  Aogustl 
wurde  schon  vor  seinem  Tode  als  Grab  der  Angehörigen  gebraucht; 
denn  Marcellus  wurde  darin  beigesetzt,  Dio  Cass.  LIII,  30.  Virg. 
Aen.  VI,  873  ff.  Serv.  z.  Aen.  V,  4.  (nur  giebt  er  ganz  irrig  an, 
dass  es  zur  Ehre  des  Marcellus  erbaut  sei.),  «ad  Agrlppa^  so  wie 
Octavia  und  Drusus.  Ovid.  Cons.  ad  Liv.  67. 

Condidit  Agrippam,  quo  te,  Marcelle^  sepuiero, 

Et  eepit  generös  iam  locus  ille  duos. 
Fix  posito  Agrippa  tumuli  bene  ianua  clausa  est, 

Perßeit  officium  funeris,  eeee,  soror* 
Eeee,  ter  ante  datis  iactura  novissima  Drusus 

A  magno  lacrimas  Caesare  quartus  habet. 


S40    . 

k^gelartig  in  mehreren  Erdterrassen,  die  mit  immergrünen 
Bäumen  bepflanzt  waren,  und  deren  oberste  die  Erzstatue  des 
Augnstus  trug.  Zwei  Obelisken,  deren  einer  jetzt  bei  S.  Ma- 
ria Maggiore,  der  andere  zwischen  den  Colossen  von  Monte 
Cavallo  steht,  scheinen  erst  später  darauf  oder  davor  errichtet 
worden  zu  sein  ^^e»).  Hinter  dem  Monumente  nach*  Porta  Fla- 
minia  hin  stiess  daran  ein  weitläufiger  Hain  oder  Park,  in 
dessen  Mitte  sich  die  Ustrina  befand.  Jetzt  ist  der  Unter- 
bau zu  dem  sogenannten  Anfiteatro  Correa  nmgeschaffen,  wo 
früher  Thiergefechte  gehalten  wurden,  jetzt  im  Sommer  die 
sogen.  Fuochetti,  Nachtfeste  bei  Musik,  Erleuchtung  und 
Feuerwerk.  —  Von  einer  dritten  Anlage ,  welche  Augustus 
machte,  ist  es  zweifelhaft,  ob  sie  im  Campus  Martius  oder 
noch  im  Circus  Flaminius  war.  Es  ist  die  mehrmals  er- 
wähnte Porticus  Ad  Nationes,  oder  XIV  Nationes, 
wo  Statuen  der  verschiedenen  Völker  personificirt  aufgestellt 


Wenn  daher  bei  Saeton.  Cland.  46.  ein  besonderes  inonumentttm 
Druti  erwähnt  wird,  so  möchte  vielmehr  das  nach  cap.  1.  von  dem 
Heere  in  den  castris  errichtete  monumentum  honorarium  zu  verstehen 
sein.  Aber,  wie  schon  Casaubonns  bemerkt  hat,  Dio  Cass.  LX,  35* 
^iebt  es  anders  an.  So  ist  es  anch  kaum  glaublich,  dass  des  Agrippa 
Söhne,  Cains  et  Lucius  Ca.e8ar6s ,  nicht  im  Mausoleum  sollten  beige- 
setzt worden  sein,  und  doch  nennt  Dio  Cass.  LXXVIII,  24.  ein  bje- 
aooderes  Grabmal  derselben ,  und  überhaupt  blieb  es  fortwährend  das 
Grab  der  Familie  der  Caesaren,  so  dass  es  auch  tumulus  Caesarum 
genannt  wird.  Tacit.  Ann.  HI,  9.  von  Piso,  des  Germanicus  Morder: 
auxit  vulgi  trat,  quia  navem  tumulo  Caesarum  adpulerat,  (Man  sieht 
auch  hieraus,  dass  am  Porto  di  Ripetta  von  jeher  ein  Landungsplatz, 
gewesen  ist«)  Zu  Hadrians  Zeit  war  das  Mausoleum  ganz  angerdllt. 
so  dass  niemand  mehr  darin  Platz  fand.  Dio  Cass.  LXIX,  23.  to 
yaq  rov  jivyovarov  {jtvijfia)  tmnkriQWTO ,  Kai  ovxir  ovStis  iv  avx^ 
ivd&ij,  y  weshalb  Hadrian  sein  Mausoleum  erbaut  habe.  S.  dar.  den 
folg.  Abschn.  Wahrscheinlich  waren  dip  von  Nero  getödteten  Mitglier 
der  des  Hauses  der  Caesaren  die  letzten ,  deren  Asche  durch  Galba 
im  Mausoleum  Augusti  beigesetzt  wurden.  In  der  Ruine  desselben 
soll  der  jetzt  im  Cortile  des  Palazzp  de'  Conservatori  befindliche  Cip- 
^us  der  älteren  Agrippina  gefunden  sein  (womit  Dio  Cass.  LVIII, 
^%  nicht  in  Widerspruch  steht ;  denn  wiewohl  Tiberius  ihr  und  ihrem 
Sohne  Drusus  diese  Grabstätte  verweigert  hatte,  wurde  doch  beider 
Asche  durch  Caiignla  dahin  gebracht.  LIX,  3.) ,  und  nicht  weit  davon 
mehrere  andere  mit  Namen  früh  verstorbener  SprÖsslinge  der  Caesa- 
ren.   S.  Canina,  Indicaz.  top.  p.  239. 

1369)  Ammian.  Marc.  XVII,  4.  Seeutaeque  aetatet  alias  transr 
tulerunt :  quorutn  unus  in  raticano,  alter  in  hortis  ^allustii,  duo  ii^ 
Augusti  monumento  erecii  sunt. 


641    

waren  ^>^^).  Sie  wird  am  Tbeatnun  Pompeii  genannt,  aber  es 
kann  bezweifelt  werden,  ob  Augustas  eine  nene  Porticos 
bauete  nnd  nicbt  nnr  die  Statuen  aufstellte;  denn  das  Mo- 
num.  Ancyr.  sagt  nichts  davon. 

Nahe  dem  Mausoleum  muss  eine  andere  ihrem  Ursprünge 
nach  ganz  unbekannte  Halle  gewesen  sein,  die  mehrmals  mit 
dem  Namen  Via  tecta  genannt  wird.  Alle  Erwähnungen 
weisen  darauf  hin,  dass  sie  zwischen  der  Flaminia  und  dem 
Flusse,  beiden  nicbt  fem,  und  höchst  wahrscheinlich  in  der 
Gegend  des  Tarentum  war  ^^). 

Ausserdem  gehören  Augustus  Zeit  mehrere  auf  seine  Per^ 
son  bezügliche,  wiederholt  bei  seiner  Rückkehr  aus  Feldzügen 
geweihete  Altäre  an.  Zuerst  die  Ära  Fortunäe  Reducis, 
deren  zweimalige  Dedication  in  den  Fasten  angemerkt  ist  ^^), 


1370)  PI  in.  XXXVI,  5.  n.  39.  ante  aditiim  porHcus  Ad Nationes, 
ond  D.  41.  Idcm  et  a  Coponio  XIF  Nationes ,  quae  Munt  circa  Poni' 
peil,  facta»  auctar  est.    Bestimmter  sagt  Serv.  z.  Aen.  VIII,  7!^l. 
\  Poriicum  enim  Augustus  fecerat,  in  qua  simuiacra  omnium  gentium 

conlocaverat ,  quae  porticus  appeilabatur  Ad  Nationes.  VpT.  S  o  e  - 
ton.  Ner.  45.  Mao  könnte  an  die  dem  Theater  gpanz  nahe  Porticus 
Octavia  denken,  wenn  nicht  Plinias  deatlich  genn|p  sag^te,  dass  diese  in 
seiner  Zeit  nicht  mehr  vorhanden  war ;  denn  dass  der  Name  ganz  in 
Versessenheit  gekommen  sein  könne,  scheint  nicht  annehmbar. 

71)  Martini.  HI,  5.  sendet  sein  Bnch  von  Fomm  Cornelii  an 
der  Via  Aemilia,  weiche  in  die  Flaminia  mündete,  nach  Rom  an  la- 
lins  Procnlos  und  sagt: 

Protenus  hunc  primae  quaeres  in  limine  Tectae. 
und  mit  derselben  Hinweisang  VIII,  75. 

Dum  repetit  sera  conduclos  nocte  penate» 
Lingonus  a  Tecta  Flaminiaque  recens. 
aber  am  deutlichsten  bezeichnet  dieGegend  Senec.  Ap  ocol.  p.  3S9Bip. 
Iniicit  HU  (Claudio)  manum  Talthybius  deorum  nuntius  et  trahit 
capite  obvoluto,  ne  quis  cum  possit  agnoscere,  per  campum  Martium: 
et  inter  Tiberim  et  viam  tectam  descendit  ad  it{feros.  Damit  kann 
wohl  nichts  anderes  gemeint  sein,  als  die  Stelle  des  Altars  des  Pinto 
und  der  Proserpina,  wo  leicht  der  Eingang  zur  Unterwelt  angenom- 
men werden  konnte,  folglich  das  Tarentum.  Auch  Liviu  s  XXII,  36. 
erwähnt  eine  via  fornicata  quae  ad  Campum  erat;  aber  ob  darunter 
jene  Tecta  zu  verstehen  sei,  das  ist  ganz  uogewiss. 

n)  Fast.  Ami  t.  III  Non.  Oct.  LVDI  DIVO  AVGVSTO  ET  PORT. 
REDVCI  COMMITT.  XVIII  Kai.  lan.  CONS.  iV  FBR.  CONSO.  ÄRA 
FORTVNAB  REDVCI  DEDIC.  EST.  Dio  Cass.  LIV,  10.  wv  ovSiv 
nifOQTfxaro,  nkiiv  Tvpi  re  ^Enavaytoyta  {pvvftt  ya^  irojs  avryy  inaXeaav) 
fimfAOv  iS^v&^pa$,  Dieselbe  heisst  in  der  griechischen  Uebersetzung 
des  Mon.  Ancyr.  Tv^ti  J^mrei^a.  Die  mehrmalige  Dedication  solcher 
Altäre  kann  nichts   auffallendes  haben,  da  es  ja  ganz  gemeine  Sitte 

41 


642 

Dass  sie  im  Marsfelde  gewesen,  wird  zwar  nicht  gesagt;  aber 
es  wird  wahrscheinlich  dadurch,'  dass  Domitian  hier  und  wie 
V  \«\'>  ^  S*  153.  vermatbet  worden  ist,  an  der  Porta  Triumphalis  einen 

Tempel  der  Fortuna  Redux  erbauete  ^'^3).  Schon  vor 
ihm  aber  waren  am  Triumphalthore  gewisse  Altäre,  auf  denen 
der  Triumphator,  ehe  er  einzog,  opferte  ^^),  und  passend  ist 
wenigstens  diese  Stelle  auf  der  Grenze  des  Trinmphalgebiets, 
da  das  Marsfeld  gewissermassen  im  Gegensatze  zur  Stadt  das 
Ausland  repräsentirt.  —  Die  Weihe  einer  Ära  Pacis  in 
Bezug  auf  Angustus  wird  zu  drei  verschiedenen  Malen  er- 
wähnt, und  zwar  in  Campo  Martio  ^^).  Es  ist  nicht  unwahr- 
scheinlich ,  dass  ein  solcher  Altar  eben  auch  am  Triumphal* 
thore  war,  und  das  wären  dann  die  von  losephus  erwähnten 
naqiiQVfjbivoi  ty  nvky  &eoi. 

Schon  früher  hatte  Statilius  Taurus  im  Marsfelde 
das  erste  steinerne  Amphitheater  erbaut  '^^.  Von  seiner 
Lage  wissen  wir  gar  nichts.  Die  alten  Topographen,  wie 
Andr.  Fulvius,  Luc.  Pannus  und  Marliani  haben  Ihörigerweise 


war,  bei  der  Rückkehr  in  die  Heimath  VotivtafelD  oder  dergleicheo 
aufzastelleo. 

1373)  Martial.  VIII,  65.  (Anm.  ;22;2.)  Vg^l.  Claod.  de  VI  cons. 
Hon.  1.  Der  Triumphbogen,  von  dem  Martiai  sagt:  gemini  cur- 
rus  mimefant  elephanta  frequentem ,  sieht  man  auf  der  Manze  Taf. 
V,  18.     . 

74)iosepb.  Bell.  Ind.  VH,  5,  4.  toiq  di  ira^tB^vfiivoi^  rff 
n^Xrj  ^vaamg  &foig  ^tfjmov  tot  ^Qiafißov  sc.  r.  ^ 

'75)  Zaerst  im  J.  741.  Fast.  Amit.  IV  ]Hon.  lol.  JN*  FER.  EX 
S.  C.  Q.  E.  D.  ÄRA  PACIS  AVG.  IN  CAMP.  MAR.  CONSTITVTA 
EST  NERONE  ET  VARO  COS.  Dio  Cass.  LIV,  25.  saj^t:  ^'  %e  ya^^ 
ßovXfj  ffi'ffoiodij  nal  Ido^B  atplaiv  akXa  re  xal  ßwfiov  tv  avrt^  ti} 
fiovlevrij^itu  vnip  r^ff  rov  jivyovaxov  inavooov  notijaaa&ai.  Aa- 
gnstns  nahm  das  nicht  an  und  daTdr  wnrde  wohl  die  Ära  Pacis  im 
Marsfelde  geweiht.  Die  zweite  Erwühnnng  geschieht  in  den  Fast. 
Praen.  III  Kai.  Febr.  ]>P  FERIAE.  EX.  S.  G.  QVO[D.  EO]  DIB 
ÄRA.  PACIS.  AVGVSTA[E.  IN]  MARTIO  [CAMPO]  DEDICATA  [E]ST 
DRVSO.  ET.  CRISPINO.  G[OS].  Das  ist  das  Jahr  745  und  daraof 
bezieht  sich  Ovid.  Fast.  I,  709  ff.  vielleicht  anch  Dio  Cass.  LIV, 
35.,  obwohl  das  Jahr  nicht  dasselbe  ist.  Ovid.  III,  882.  erwähnt 
endlich  noch  eine  dritte  Feier  an  der  Ära  Paeis  III  Kai.  April.  Vgl. 
Merk.  p.  XVIII.  XXXVIII.  XLIII. 

76)  Dio  Cass.  LI^  23.    Tov    Si   Sij  Kalaaoot  ro  Wropror  Ir* 

MvvtjytTiKov  li^ii'ov  xal  iitxoiajQi  xoXi  iavrov  xiltQtt  moX  na&UqtoQiv 
6nXof*axi^.  Säet.  Aug.  20* 


643    

das  sogen.  Castrense  dafür  gehalten;  Piranesi  und  Venuti 
setzen  es  an  die  Stelle  des  Monte  Citorio  und  glauben,  dass 
die  Anhöhe  durch  seine  Trümmer  entstanden  sei.  Canina  da* 
gegen  berufet  sich  auf  den  Bericht  des  Fontana  über  die  Nach- 
grabungen beim  Bau  der  Curia  Innocenziana,  die  bis  zu  einer 
Tiefe  von  77  Palm  nichts  als  aufgehäuften  Schutt  u.  dergl.  er- 
geben haben  sollen,  und  sucht  nun  das  Amphitheater  an  der 
Stelle  des  Monte  Giordano,  einer  ähnlichen  Anhöhe.  Mir 
scheint  es  überhaupt  thörig,  jetzt  noch  Spuren  des  Amphithea- 
ters finden  zu  wollen',  da  es  wahrscheinlich  schon  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  gar  nicht  mehr  vorhanden 
war  (s.  den  Abschn.  über  die  Theater)  und  wir  müssen 
vielmehr  bekennen,  dass  wir  von  seiner  Lage  nichts  wissen, 
als  dass  es  im  Marsfelde  war. 

Nach  Augustus  haben  die  Bauten  im  Campus  Martius 
lange  geruht.  Unter  Tiberius  wurde  überhaupt  nichts  der  Art 
unternommen:  Caligula  begann  zwar  neben  den  Septis  den 
Bau  eines  grossen  Amphitheaters ;  aber  Claudius  liess  ihn  wie- 
der  niederreissen  und  stellte  die  deshalb  zerstörten  Bogen  der 
Aqua  Virgo  wieder  her. 

Wie  gross  der  Schade  gewesen  sein  möge,  den  der  nero- 
nische  Brand  im  Marsfelde  anrichtete,  darüber  fehlt  es  an 
Nachrichten.  In  den  ersten  sechs  Tagen  dieses  fürchterlichen 
Ereignisses  scheint  es  ganz  verschont  geblieben  zu  sein ;  und 
Nero  wies  dem  obdachlosen  Volke  die  weitläufigen  Anlagen 
desselben  zum  ersten  Aufenthalte  an.  Aber  das  Feuer  brach 
von  neuem  aus  und  verwüstete  auch  einen  Theil  dieser  Region. 
Tacitus  sagt  darüber  Ann.  XV,  40.  Necdum  posito  ineta 
redibat  levis  rursttm  grassatus  ignis^  patulü  magit  urbis  lo* 
eis;  eoque  strages  hominum  minor,  delubra  deum  et  porficfis 
amoenitati  dicatae  latius  procidere.  Plusque  infamiae  id  m» 
cendium  habuit,  quia  praediis  TigUlini  Aetnilianis  prorupe-- 
rat.  Allein  diese  Aemiliana  sind  selbst  ihrer  Lage  nach  pro- 
blematisch '^^^).    Aus  Sueton.  Claud.  18.  Cum  Aemiliana 


1377)  Bansen,  Btstthr.  d.  St,  R.  I.  S.  187.  sagt:  {in  Aemilia» 
nis)  „also   in  dem  Tbeile  des  Mars  Feldes ,  welcher  sich  vom  Cirens 

41' 


644    

periinacius  arderent  ifi  diriintorio  duabuM  noetibus  mansiij 
ersieht  man  freilich,  dass  sie  nicht  gar  fem  von  den  Septis 
sein  konnten ;  nnr  darf  man  in  keinem  Falle  sie  in  dem  Mars- 
felde annehmen ;  denn  wenn  wir  auch  unter  den  Kaisern  all- 
mählig  Privatbesitz  daselbst  entstehen  sehen,  so  werden  doch 
die  Aemiliana  schon  in  einer  Zeit  genannt,  wo  an  praedia  im 
Campus  nicht  gedacht  werden  kann  i*^").  Da  sie  sich  demun- 
geachtet  bis  an  den  Fluss  erstreckt  zu  haben  scheinen ''),  so 
können  sie  vielleicht  in  dem  Tfaeile  des  Circus  Flaminius  ange- 
nommen werden,  der  zwischen  den  beiden  Theatern,  Balbi 
und  Pompeii,  liegt.  In  dieser  Giegend  waren  allerdings  auch 
die  meisten  Porticus  und  Tempel.  Dann  firagt  es  sich  aber 
wieder,  wo  man  das  Amphitheater  des  Statilius  Taurus  denken 
solle,  das  einzige  Gebäude,  welches  uns  namentlich  als  durch 
den  Brand  zerstört  genannt  wird  ^) ;  denn  dieses  wird  aus- 
drücklich im  Marsfelde  angegeben.  So  viel  scheint  gewiss, 
dass  die  Anlagen  Agrippa's  nicbt  voa  der  Zersterai^  betroffen 
wurden.  Ihnen  hatte  uberdiess  Nero  ein  Jahr  vor  dem  Brande 
eine  glänzende  Erweiterung  gegdben,  indem  er  den  Thermen 
die  seinigen,  Thermae  Neronianae  anschloss,  die  später, 
vielleicht  in  noch  grösserer  Ausdehnung,  von  Alexander  Seve- 
rus  erneuert  und  dann  Thermae  Alexandrinae  genannt 
wurden«    S.  den  Abschn.  von  den  Thermen. 

Unter  Titus  erfolgte  die  grosse  Feuersbninsf ,  welche  den 
grössten  Tbeil  der  Anlagen  im  Marsfelde  und  dem  Circus  Fla- 


Flaminitts  nach  dem  Qairinal  hiozieht."  Worauf  diese  Behaaptang 
sich  gründe,  ist  mir  unbekannt;  aber  wie  es  anf  dieser  Strecke  habe 
praedia  geben  können,  hatte  wohl  der  Erklärung  bedurft;  denn  hier 
Ist  alles  mit  den  weitUuftigeo  Anlagen  Agrippa*s  angefüllt. 

1378)  Varro  de  re  rust.  Ili,  2,  6.  Nam  quqd  extra  vrhem  est 
aed^cium,  nihilo  magit  ideo  est  villa,  quam  eorum  aed\ficia^  gut 
habitani  extra  portam  Flumentanam,  aut  in  Aemilianis. 

79)  Darauf  scheint  die  Inschrift  einer  Bronzeplatte,  Grnt. 
CLXXVI,  2.  hinzuweisen:  S\^.  L.  ARRVNTIO.  STELLA.  NAVIS 
HARBNARIA.  QVAE.  SERVIT.  IN.  AEMILIANIS.  REDEMPTORfi.  L. 
MVCIO.  FELICE. 

80)  D  i  0  C  a  i  8.  LXII,  18.  r6  ts  ya^  IlaXaxtvov  o^ot  ovfinav ,  nal 
%6  ^iaxQW  tov  Tav(fov^  xij9  ze  loatije  noXewt  ra  Svo  vov  /i^^tj  ittavdti. 
Es  sind  das  nur  eben  zwei  Punkte,  die,  wie  mehrmals,  angegeben 
werdeoi  um  die  Aosdehoang  der  Verheerung  anzudeuten. 


€45    

mialos  verheerte  (S.  Anm.  1349.)*  Demiuigeaehtet  darf  man 
gewiss  nicht  annehmen,  dass  alle  von  Dio  Gassius  genannten 
Crebäude  wirklich  zerstört  worden.  Viele  wnrden  wahrschein- 
lich nor  mehr  oder  weniger  beschädigt;  sonst  wäre  es  uner- 
klärlich, dass  sie  fortwährend  als  bestehend  genannt  werden, 
während  unter  DomiUans  Werken  aus  der  neunten  Region  von 
wiederhergestellten  Gebäuden  nichts  genannt  wird,  als  das 
Pantheon,  die  Tempel  der  Isis  und  des  Serapis  und  die 
Minucia  vetus*  Von  wem  ursprünglich  die  Tempel  der 
ägyptischen  Gottheiten,  die  eben  auch  im  Brande  untergegan- 
gen waren,  herrührten,  ist  nicht  bekannt  $  aber  mit  grosser 
Sicherheit  lässt  sich  ihre  Lage  unweit  S.  Maria  sopra  Minerva 
bei  d^  Kirche  S.  Stefano  del  Cacco,  d.  i«  zwischen  den  Septis 
lolüs  und  den  Thermen  Agrippa^s  bestimmen,  da  hier  nicht  nur 
die  berühmte  Gruppe  des  Nil  und  andere  ägyptische  Bildwerke 
gefanden  worden  sind  ^'^'),  sondern  auch^e  Nachbarschaft  der 
Septa  mehrfach  bezeugt  ist  ^>).  Von  Commodus  und  Caracalla 
wird  im  Allgemeinen  gesagt,  dass  sie  dem  Dienste  der  ägypti- 
schen Götter  besonders  ergeben  gewesen,  und  Letzterer  soll 
ihnen  prächtige  Tempel  erbaut  haben.  Spart.  Carac.  9. 
Wenn  aber  Lampridius  von  Alexander  Severus  c.  26. 
sagt:  Isium  et  Serapium  iecenter  omavit  etc.,  so  gilt  das  je- 
denfalls von  den  Tempeln  im  Marsfelde,  und  sie  haben  sich 
bis  in  die  späteste  Zeit  erhalten  und  werden  noch  von  der  No- 
titia  genannt.  —  Dass  die  Kirche  S.  Maria  sopra  Minerva, 
wie  es  der  Beiname  selbst  angiebt,  über  einem  Minervatempel 
erbaut  sei,  ist  allgemeine,  nicht  zu  bezweifelnde  Tradition,  die 
noch  dadurch  Bestätigung  erhält,  dass  hier,  und  nicht  bei  der 
sogen.  Minerva  Medice,  die  schöne  Statue  der  Pallas  Giusti- 
niani  (S.  546.)  gefunden  sein  soll  ^^).    Es  scheint  unzweifel- 


1381)  Flamin.  Vacca,  Memar.  26.37.  (Nardiai,  Roma  ant 
IV.  p.  15.  Fea,  MitcelL  I.  p.  LXVi.)  Aldroaadi,  Mtmor.  8.  (Fea. 
p.  CGVIII.)  Saoti  Bartoli,  Memor.  \\%.  (Fea.  p.  CCLIV.).  Vgl. 
Veauti,  Deseriz,  H.  p.  113.  Nibby  z.  Nardiai.  III.  p.  n9. 
Sachse,  Geteh,  d.  St.  R.  I.  S.  650  f. 

8?)  Die  Stellen  aas  luveaal  und  losephas  sind  schon  obea  Anm. 
1323.  1325.  Mgefahrt. 

83)  Santi  Bartoli,  Memor.  112.  Fea,  Muo9Ü.  I.  p.  CCLIV. 
Vgl.  Nibby  z.  Nardiai.  III.  p.  131. 


646    

haft,  dass  hier  der  von  Domitian  erbauete  Tempel  der  Mi- 
nervaChalcidica  stand,  der  im  Wiener  Veraeichniss  der 
Kaiser  als  sein  Werk  genannt  und  von  den  Mirab.  Rom.  ne- 
ben  dem  Pantheon  angegeben  wird  ^384).  Ausserdem  erbauete 
Domitian  ein  Odeum  und  ein  Stadium.  Beide  werden  von 
der  Noütia  in  der  neunten  Region  genannt;  aber  des  Ersteren 
SteUe  lässt  sich  gar  nicht;  die  des  Letzteren  nur  vermu- 
thungsweise  angeben.  S.  die  Abschn.  über  die  Circi  und 
die  Theater. 

Unter  Nerva,  Trajan  und  Hadrian  scheint  mit  Ausnahme 
einiger  schon  oben  genannter  Restaurationen  wemg  im  Mars- 
felde gebaut  worden  zu  sein.    Ganz  einzeln  steht  die  Nachricht 
von  einem  Theater  Trajans  da,  das  Hadrian  habe  abbrechen 
lassen  ««).  —   Erst  unter  den  Antoninen  erfolgte  eine  neue 
grössere  Anlage,  von  der  mehr  als  die  dürftigen  Nachrichten 
der  Schriftsteller  die  Ehrensäulen  Zeugniss  ablegen,  welche 
beiden  Kaisem  errichtet  wurden.    Gegenwärtig  steht  nur  noch 
die  Säule  Marc-Aurels,   eine  Nachahmung  der  Trajan- 
Säule  und  in  derselben  Weise,  nur  in  weniger  gutem  Styl  die 
Feldzüge  gegen  die  Marcomannen  darstellend,  auf  der  nach 
ihr  benannten  Piazza  Colonna  am  Corso.    Sie  wird  gewöhnlich 
Colnmna  Antoniniana  genannt,  was  an  sich  ganz  rich- 
tig ist,  wenn  man  nur  nicht,  wie  früher  allgemein  angenom- 
men worden  ist,  Antoninus  Pius,  sondern  M.  Antoninus  Phi- 
losophus  darunter  versteht.    Dass  sie  ihm  angehört,  beweisen 
nicht  nur  die  Reliets ,  worunter  sich  selbst  das  Wunder  des 
auf  das  Gebet  der  Christen  erfolgten  Regens  findet »«) ,  son- 

138$)  Catal.  Iinp.  Vieon.  t.  11.  p.  243  Rone,  uuler  den  vieleo 
Banleu  üümiUaDs :  Ueum  et  Serapeum,  Mineroam  Caleidieam.  Mi- 
rab.  lUui.  Montf,  Diar.  Hai.  p.  292.  Effem.  lett,  di  Roma.  I.  p. 
H».i.  Juxta  PunUieon  Templum  Minerve  Caleidie,  Auch  die  Notitia 
neuuL  in  derscUi  d  Ordüoiig  Iteum  et  Serapeum,  Minervam  Chaleidi- 
ram.  Ob  aber  Domitiao  einen  ganz  neuen  Tempel  schuf,  oder  nur 
eiucn  früher  schon  vorhandenen,  durch  das  Feuer  zerstörten  neu 
baufcle,  das  ist  ungewiss.  Vgl.  S.  332.  356.  und  Nardini.  III.  p.  130  f. 

8  )  Spart.  11  ad  r.  8.  iheatrifm,  quod  ilie  (Traianus)  in  Campo 
JUartio  post/erat,  contra  omnium  vota  dcslruxit, 

«ö;  Dio  Ca  SS.  LXXI,  1».  Die  bekannte  Erzühlnug  von  der  legio 
Jnlminatrix.  Die  inlercsäanteste  Atbildung  der  Säule  s.  im  Spee. 
Rotfi.  magnif,  33. 


647    

dem  auch  eine  merkwürdige,  jetzt  im  Lapidarium  des  Vatican 
befindliehe,  nahe  dabei  an  einem  Hanse  (wo  jetzt  das  Postge- 
bände)  gefundene  Inschrift,  nach  welcher  einem  Freigelasse- 
nen Adrastns  erlaubt  wurde,  sich  bei  der  Säule  ein  kleines 
Hans  zu  erbauen,  um  gleichsam  den  Custoden  derselben  zu 
machen.  Er  wird  darin  wiederholt  j^roci^rator  columnae  cen- 
tenariae  Dm  Marci  genannt  i^^^).  Dagegen  war  das  Monu- 
ment des  Antoninus  Pins  eine  einfache  rothe  Granitsäule 
auf  einem  Postamente  von  weissem  Marmor.  Sie  stand  früher 
unweit  der  Curia  Innocenziana  an  Monte  Citorio  im  Garten 
der  Casa  della  Missione.  Jetzt  ist  nur  noch  die  Basis  vorhan- 
den und  im  päbstlichen  Garten  des  Vatican  (il  Boscareccio) 
aufgestellt.  Sie  hat  auf  drei  Seiten  sehr  beschädigte  Reliefs  von 
mittelmässiger  Arbeit  (seit  Kurzem  ergänzt),  deren  eines ,  das 
beste,  die  Apotheose  des  Kaisers  darstellt.  Die  vierte  Seite  enthält 
die  Inschrift*^).  Wahrscheinlich  stand  die  Säule  des  Marc- 
Aurel  in  der  Mitte  einer  Anlage  nach  Art  eines  Forum ,  mit 
dem  nach  seinem  Tode  ihm  geweihten  Tempel^'),  der  am 
schicklichsten  auf  der  dem  Corso  entgegenstehenden  Seite  an- 
zunehmen sein  wird. 

Von  den  Thermen  des  Commodus  und  Alexan- 


1387)  Orell.  /itier.  39.  Nibby  %.  Nardini.  III.  p.  1:^3.  Naeh 
seinen  Aufgaben  bat  die  Säule  mit  Einschluss  der  viereckiffon  Basis 
eine  HSbe  von  SSV»  Fnss  bei  einem  Dnrcbmesser  von  llys  F.  und 
besteht  aas  7Ä  über  einander  liegenden  Cylindern.  (Andere  Angaben 
weicben  bedeutend  ab.)  Wie  bei  der  Trajansanle  steigt  man  auf  Stu- 
fen im  Innern  zu  ihrer  Höhe  auf,  von  wo  man  die  beste  Uebersicht 
der  neuen  Stadt  hat. 

88)  DfVO.  ANTONINO.  AVG.  PIO.  ANTONINVS.  AVGVSTVS 
ET.  VERVS.  AVGVSTVS.  FILII.  Die  Arbeit  an  der  Säule  Marc-Au- 
rels  steht  der  an  der  herrlichen  Trajansänle  bedeutend  nach ;  aber  die 
Reliefs  dieser  Basis  sind  noch  um  Vieles  geringer,  und  würden  kaum 
als  Werke  dieser  Zeit  gelten,  wenn  nicht  die  Inschrift  es  beglaubigte. 
Abbildungen  bei  Visconti,  Mus,  Pio-Clem.  V.  t.  28—30.  mit  den 
früheren  Ergänzungen.  Vgl.  besonders  Platner,  Beschr,  d,  St.  H. 
II  A.  S.  388  ff. 

89)  lul.  Cap.  M.  Ant.  18.  Unde  etiam  templum  ei  constitutum, 
dati  saeerdotes  Antoniniani  et  sodales  et  flamines  etc.  Anr.  Vi  ct. 
Epit.  16.    Ob*euius  honorem   templa,  columnae  multaque  alia  de- 

'  ereta  sunt.  Daher  nennt  die  Notitia  Templum  Antonini  et  columnam 
cochlidem  altem  pedes  CLXXX,  5.  gradus  intus  habet  CCIIL ,  wo 
offenbar  das  Maass  falsch  ist.  Daraus  ist  aber  der  Irrthum  entsprun- 
gen, dass  hier  ein  Tempel  des  Aatoninua  Pios  gewesen  sei. 


«48    

der  Severus  wird  in  dem  besonderen  von  den  Thermen 
handelnden  Abschnitte  die  Rede  sein ;  indessen  sei,  nm  Irnin- 
gen  zu  vermeiden,  gleich  hier  bemerkt,  dass  dieCommodia- 

nae  vomAnonymusvonEinsiedln  jederzeit  an  der  Stelle 
genannt  werden,  wo  man  nur  die  Thermen  Agrippa^s  erwarten 
kann  ^^^^).  Von  der  Bedeutung  der  Piazza  Navona,  die  sich 


1390)  Ich  hebe  hier  einige  fdr  die  Topographie  des  Mar^feldes  lehr- 
reiche Stellen  ans  seioem  Verzeichnisse  der  Wege  ans.  Es  ist  dabei 
fest  za  halten,  dass,  wa«  er  Circus  flamineu9  nennt,  Piazza  Navona 
ist^  wie  er  denn  diese  selbst  durch  die  daran  liegende  Kirche  S.  Agnese 
bezeichnet.  Bei  dem  ersten  Stück  ist  in  d«r  Handschrift  die  Orient!- 
rang  verwechselt,  so  dass  IND.  steht,  wo  INS.  stehen  sollte:  richtig 
ist  es,  wie  folgt. 

In  sinistra.  lu  d extra. 

A  PORTA  SGI  PETAI  VSQVE  AD  SCAM  LVGIAM  IN  ORTHEA. 

Circus  flamineus.  Sei  laurenln  in  damaso. 

Rotunda  Theatrum  Pompei.  cypresus, 

Thermae  commodianae  Sei  laurentii,  Capitoiium» 

Tiberü  (d.  i.  der  Marforio)  ARCVS  SEVERI 
Sei  Hadriani  Cavailus  eonstantini  etc. 

A  PORTA  SCT  PETRI  VSQVE  AD  PORTAM  SALARIAM. 
IN  SINISTRA  PER  ARCVM  IND.  Circusßamineus,  ubi  seä  agnes. 

Sin   apollinaris  Thermae  alexandrianae  et  sei  eustachii 

Sei  laurentii  in  iueina  Rotunda  et  thermae  commodianae 

Oholiseum  (d.  i.  Solarium)  FORMA  VIRGINIS.  Columna  antonini  etc. 

A  PORTA  FLAMINEA  VSQVE  VIA  LATERANENSE 
Pariturium  (T)  Sei  laurentii  in  Iueina 

Sei  silvestri  et  sie  p  porticum  usque  columnam  ANTONINI.  Oholiseum 
Forma  virginis  fraeta  columna  antonini. 

Sei  mareelli.  Iterü  j?  portieü  usque  via  lateranense 
Ad  apostolos  Thermae  alexandrinae 

iln  via  ßaminea  foris  murum)    Sei  Eusiadii  (sie)  et  rotunda 
In  desßtera  sei  valentini)  Thermae  commodianae 

In  sinistra.  tiheris  Minervium  et  ad  scm  marcum, 

(In  der  linken  Colnmne  gehören  die  beiden  vorletzten  Zeilen  nicht  hieher.) 

A  PORTA  SCr  PETRI  VSQVE  PORTA  ASINARIA 

Per  arcum 
Circus  flamineus.  ibi  seä  agnes    Sei  laurentii  in  damaso. 
Thermae  alexandrinae  Theatrum  Pompei 

Sei  eustachii,  Rotunda  Cypresus 

Thermae  commodianae  Sei  laurentii  in  minerva  (?) 

Minerviam  (sie),  ibi  seä  maria    Capitolium 

Ad  sem  marcum  Set  sergii.  ibi  umbilicum  romae 

Forum  traiani  et  columna  eins    Sei  georgii 
Tiberis  (Marforio)  R.  PER  ARCVM  SEVERI 

^üf  hadriani.  Forum  romanum    Seä  maria  antiqua.  etc» 
Man  darf  nicht  vergessen ,   dass  die  genannten  Punkte  naturlich  nicht 
immer  dicht  am  Wege  liegen,  noch  anoh  die  rechts  und  links  angege- 
benen sich  gerade  gegenüber  stehen.    Als  der  Anonymus  sein  Itinera« 
riam  niederschriebi  war  das  Marsfeld  noch  frei  von  der  jetzigea  Hau- 


649    

nieht  nur  ihrer  Form  nacb  ab  Gircas  ankändigt,  sondern  auch 
^sott  dem  Anonymus  wiederholt  irrthiimlieh  Circus  Flaminnis 
genannt  wird^  handelt  der  Absehn,  über  dieCirci.  —  Nach 
Alexanders  Zeit  wird  fast  niehts  von  Banten  mehr  im  Mars- 
felde erwähnt.  Gordian  lil.  hafte  den  Plan  zu  einer  Unge- 
heuern Porticns  unter  dem  Pineius  gefasst^'*^),  aber  wahr- 
scheinlich kam  er  nicht  zur  Ausführung  oder  doch  nicht  in  die- 
ser  Weise.  Die  Portieus  Flaminia ,  welche  Gallien  bis  zum 
Pons  Mnlvius  zu  fähren  unternahm  (Treb.  Poll.  6a  11.  18.), 
gehört  nicht  in  das  städtische  Geltet.  Demungeachtet  müssen 
die  Säulenhallen  in  späterer  Zeit  bis  gegen  den  Pons  Aelins 
ausgedehnt  worden  sein ;  denn  kurz  vor  dieser  Brücke,  in  der 
Via  del  Banco  di  S.  Spirito,  stand,  gleichsam  den  Schluss  der- 
selben machend,  der  von  Gratianus,  Yalentinianus  und  Theo- 
dosius  errichtete  Triumphbogen,  dessen  Inschrift  der  bis  dahin 
reichenden  Portieus  gedenkt  ^^). 

Was  sonst  noch  von  Gebäuden  durch  das  Yerzeichniss 
der  Notitia  oder  aus  anderen  Nachrichten  dem  Namen  nacb 
bekannt  wird,  das  ist  entweder  seinem  Ursprünge  oder  seiner 
Lage  nach  ganz  unbekannt.  Das  erstere  gilt  von  dem  Tem- 
plum  Boni  Eventus,  das  in  Bezug  auf  eine  nach  ihm  be- 


sermaase,  aod  so  zeiehneto  er  anf  ^  was  zu  beiden  Seiten  des  jedes- 
maligen Weges,  wenn  anch  in  einiger  Entfernung  lag.  Uebrigens  sieht 
man,  dass  von  S.  Silvestro  bis  Piazza  Colonna  und  wiederum  von  S. 
Marcello  bis  S.  Marco  oder  Palazzo  di  Venezia  die  Via  lata  entlang 
Portieus  waren.  Die  beim  Theatrum  Pompeii  angegebenen  Cyprestu^ 
gehören  wahrscheinlich  der  Portieus  Pompeii  an. 

1391)  lul.  Cap.  Gord.  III.  32.  Instituerat  porticum  in  Campo 
Martio  sub  coll.e  pedum  rntile,  ifa  ut  ah  altera  parte  aeque  mille 
pedum  portieus  ßeret,  atque  inter  eas  pateret  spaiium  pedum  quin- 
gentorum:  cuius  spatii  hinc  atque  inde  viridaria  essent  lauro,  myrto 
et  huxo  frequentata  etc. 

92)  Der  Anonymus  von  Einsiedln  giebt  die  Inschrift  also 
an  :  In  Arcu  Proximo  Ponte  Petri.  Imperatores  eaesares.  DDD,  NNN. 
gratianus  valentiniantts  et  theodosius  pii  felic6s,  semp.  auggg.  arcum 
ad  eoneludendum  opus  omne  porticuum  maximarum  aetemi  nominis 
sui  peeunia  propria  fieri  omarto  (ornariq.)  iusserunt.  Hiernach  scheint 
es,  als  haben  diese  Kaiser  selbst  die  Porticns  erbaut,  an  deren  Ende 
der  Bogen  stand.  Erwähnt  wird  er  anch  im  Ordo  Rom.  von  1143. 
Mabill.  Mus,  Ital.  II.  p.  143.  intrans  sub  areu  triumphali  Tkeodo^ 
*ii,  Valentiniani  et  Gratiani  imperatorum.  Als  Triumphbogen  kann  er 
«igentlich  wohl  nar  Insofern  gelten ,  als  er  über  der  damaligen  Via 
triomphaUs  stand. 


650    

nannte  Porticus  erwähnt  wird  ^^^^).  Letztere  wurde  unter 
Valentinian  I.  von  dem  Präfecten  Claudius  an  den  Thermen 
Agrippa^s  erbaut;  der  Tempel  hingegen  war  natürlich  längst 
vorhanden ;  aber  wann  und  von  wem  er  gegründet  sei ,  ist 
gänzlich  unbekannt.  —  Ausserdem  nennt  das  Curiosum  zwei 
Basiliken,  Matidies(ae)  und  Marciani  (Marcianae?),  die 
folglich  beide  auf  Trajans  Zeit  hinweisen;  ferner  einePor- 
ticusMeleagri  und  noch  einige  nicht  wohl  erklärbare, 
zum  Theile  auch  verderbte  Namen.  Weder  jene  Basiliken, 
noch  die  Porticus  scheinen  topographisch  bestimmbar. 

Trans  Tiberim. 

Das  Gebiet  des  laniculus  und  des   Vatiean. 

Insula  Tiberina. 

Wie  schon  in  früher  Zeit,  angeblich  durch  Ancus  Mar- 
cius,  der  laniculus  eine  Befestigung  erhielt  und  durch  zwei 
nach  dem  Flusse  geführte  Schenkelmauern  ein  Theil  des  rech- 
ten Tiberufers  Rom  angeschlossen  wurde,  davon  ist  oben 
(S.  181.)  die  Rede  gewesen.  Zum  Sudtgebiete  im  eigentli- 
chen Sinne  gehörte  freilich  der  jenseitige  Anbau  nicht,  auch 
selbst  dann  nicht,  als  Augustus  ihn  den  dreizehn  diesseitigen 
Regionen  als  vierzehnte  beigefügt  hatte;  indessen  lag  immer 
ein  Theil  von  Rom  auf  dem  rechten  Ufer,  während  die  Urbs 
ledigUch  auf  das  linke  beschränkt  war  »*).     Dieses  ganze  Jen- 


1393)  Ammiao.  Marc.  XXIX,  C  cxlr.  ittsfauravit  veiera pltirima. 
Inter  quae  porticum  excitavit  ingentem,  lavacro  Jgrippae  contiguam, 
Evenhti  Boni  cognominatam ,  ea  re,  quod  huiut  nominü  prope  visitur 
iemplum, 

94)  Bekannt  ist  der  Unterschied ,  welchen  die  Jaristen  zwischen 
Roma  and  Urbs  schon  im  au^steischen  Zeitalter  machen.  Marc  eil. 
Dig.  L,  16,  87.  Ul  Alfenus  ait,  Urbs  est  Homa,  qua  muro  cingere^ 
tur:  Roma  est  etiam,  qua  continentia  aedtßcia  essen t;  nam  Jiomam 
noti  muro  lentis  existiihari ,  ex  consuetudine  quotidiana  posse  intel- 
ligi^  quum  diceremus  Romam  nos  ire^  etiamsi  extra  urbem  habita- 
remus.  l.  2.  Ürbts  appeUatio  muris^  Romae  autem  continentibus  ae- 
di/iciis  ßnitur,  quod  laHus  patet.  Vgl.  l.  139.  147.  —  Mit  dem  la- 
uiculns  verhält  es  sich  noch  etwas  anders.  Hier  war  allerdings  fraber 
eine  Mauer  der  Bcfcsligung  halber  gezogen ;   aber  was  sie  oioschio», 


651 

seitige  Gebiet  zerfiUlt  von  Natur  in  drei  deuUich  von  einander 
abgesonderte  Theile,  «deren  erster  den  laniculas  nnd  die 
zwischen  ihm  und  dem  Flosse  liegende  Ebene  umfasst;  der 
andere  den  Vatican  und  das  östlich  von  ihm  sich  ausbrei- 
tende Feld;  und  zu  beiden  kömmt  noch  die  Insel,  welche 
den  Theatern  des  Marcellus  und  Balbns  gegenüber  durch  den 
in  zwei  Arme  sich  theilendeu,  bald  aber  sich  wieder  vereini- 
genden Tiberis  gebildet  wird. 

Diese  Insula  Tiberina,  die  ich  zuerst  zur  Betrach- 
tung ziehe,  weil  sie  gleichsam  ein  Anhang  zum  Marsfelde  ist, 
soll  der  bekannten  Sage  nach  durch  das  nach  der  Vertreibung 
der  Tarquinier  vom  Campus  gemähete  und  in  den  Fluss  ge- 
worfene Getreide  entstanden  sein  '^'^).  Vielleicht  häng^  es 
mit  dieser  Sage  zusammen,  dass  die  Insel  als  sacra  galt  und 
von  allem  profanen  Anbau  frei  blieb.  Als  im  Jahre  462  in 
Folge  einer  Pest  nach  Epidaums  gesandt  worden  war,  um  das 
Bild  des  Aesculap  nach  Rom  zu  fähren,  und  das  rnckkehrende 
Schiff  statt  dessen  die  heilige  Schlange  mitbrachte ,  soll  diese 
beim  Vorüberfahren  an  der  Insel  hinüber  geschwommen  sein 
und  sich  daselbst  verborgen  haben  "^).  Darauf  wurde  dem 
Aesculap  auf  der  Insel  ein  Tempel  erbaut,  und  von  jetzt  an 
wurde  sie  als  diesem  Gotte  heilig  betrachtet  und  nach  ihm  be- 
nannt *7).    Dass  mit  dem  Tempel  auch  ein  roao%o/i€loi^  ver- 


ir^hörta  demnageachtet  nieht  zur  Urbs,  nnd  darcb  Angastas  Eintheilong 
bat  die  Transtiberina  gewiss  keine  andere  Geltang  erhalten  ;  auch 
wohl  selbst  nicht ,  nachdem  AnreJian  die  erweiterte  Mauer  gezogen 
hatte ;  denn  die  vierzehnte  Region  umfasst  auch  den  Vatiean,  der  nur 
im  weitesten  Sinne  zu  Aom  gehört. 

1395)  Li  V.  11,  5.  Insulam  inde  panllatim  et  atiU,  quaefert  fernere 
ßumen,  eodem  t'nvectis  faetam.  postea  oredo  additas  molet  manuque 
adiuttim ,    ttt  tarn  eminens  area  ßrmaqve  iemplis  quoque   ae  portieU 
bus  tttstinendis  esset   Vgl.  Dionys.  V,  13.  Plutarch.  Popl.  8. 

96)  Liv.  Epit.  XI.  Quam  civitas  pestilentia  laboraret,  missi  le- 
ffati,  ut  Aesculapii  Signum  Romam  ab  Epidavro  transferrent ;  an- 
ffiiem,  qui  sc  in  navem  eoriim  contvlerat ,  in  quo  ipsum  numen  esse 
constabat,  deportavcre :  eoque  in  insulam  Tiberis  e^rresso ,  eodem 
loco  aedps  Aesculapio  conserrata  est.  Vgl.  Ovid.  Metam.  XV,  739. 
Fast.  1,200.  Paul.  Diac.  p.  110.  Ininsula.  Valer.  Max.  1,8,2. 
PI  in    XXIX,  i,2^.  Fast.  Praen.  Kai.  lan. 

97)  Dionys.  a.  a.  0.  xa2  Xart  vov  fiitjfitiov  tp<pavh  tov  rote 
t(jYovt  t  f^jaog  tvfieyd&ijs  'Amdijntov  ts^a ,  7t6QÜdv<no9  iu  rov  noiafiov 


652    

• 

banden  worden  sei,  entbc^,  wie  schon  Nardmi  (in.  p.  351.) 
bemerkt  hat,  alle»  Beweises ;  im  Gegentheile  seheint  Sueton. 
Cland«  25«  dagegen  zu  sprechen.  In  Epidanros  waren  aller- 
dings bei  dem  Tempel  Krankenwohnnngen  (s.  Becker,  Cka- 
riJkles.  11.  S.  113  f.),  und  auch  in  Rom  mag  wohl  mancher 
auf  der  Insel  Heilung  gesucht  haben ;  aber  von  einer  Verpfle- 
gungsanstalt ist  nirgends  die  Rede.  —  Ausserdem  waren  hier 
zwei  andere  Tempel,  des  Faunus  und  des  lupiter;  der  er- 
»tere  von  Strafj^ldern  im  J.  558  eiiaut  und  zwei  Jahre  später 
geweiht  ^^^%  zugleich  mit  dem  Tempel  des  lupiter,  der  sechs 
Jahre  firnher  von  L.  Furius  Purpureo  gelobt  worden  war*^). 
Ferner  scheint  auch  der  Semo  San c US  oder  DeusFidius 
hier  ein  Sacellum  gehabt  zu  haben,  woraus  schon  bei  christ- 
lichen Schrißstellern  des  Alterthums  der  Irrlhum  entstanden 
ist,  dass  Simon  Magus  hier  verehrt  worden  sei  ^^^).  Dasselbe 
gilt  endlich  auch  vom  Tiberinus,  wie  der  Flussgott  in  den 
Indigitamenten  hiess ,  da-  ihm  am  8.  December  auf  der  Insel 
geopfert  wurde  ^).  —  Die  Gründung  dieser  Tempel  war  jeden- 
falls Veranlassung,  dass  die  Insel  frühzeitig  durch  eine  Brücke 


N.  r.  X,  Insuia  Aesculapii  heisst   sie  bei  Saeton.  Ciaud.  /{5.     Bei 
äidon.  Apoll,  ep.  I,  7.  insuia  serpentis  Epidauri. 

1398)  Liv.  XXXFir,  4^.  XXXIV,  53.  Ovid.  Fast.  II,. 193. 
Idibus  agrestis  fumant  altaria  Fauni 

Hie,  ubi  discrefas  insuia  rumpit  aquas. 
Dass    er  aaf  der  oberea  Spitze  der  Insel  gelegen  habe ,    folgt  daraus 
keinesweges.     Als  Prostylos  fahrt  ihn  mit  dem  lupitertempel  Vitra v. 
III,  2y  3  Scbo.  an. 

99)  Der  lopiterteropel  wird  in  den  eben  aus  Livins  ond  Vitraviss 
angefOhrtea*  Stelleo  mit  dem  des  Paunas-  nnd  ausserdem  von  Ovid. 
Fast.  I,  293.  als  bei  dem  Tempel  des  Aescalap  gelegen  genannt. 
Aaffallig  ist  es  allerdings,  dass  in  den  Fast.  Praen.  Kai.  lan.  steht 
(Aescu)LAPia.  VEDIOVI.  IN.  ixXSVLA,  und  unstatthaft  jedenfalls  bei 
Liv.  XXXI,  21.  die  Lesart:  aedemque  Deo  lovivovit;  so  dass  Mer- 
kels Conjectur  aedemque  f^ediovi  vovit  (z.  0  v  i  d.  F  a  s  t.  p.  CXXiV.) 
viel  Wahrscheinlichkeit  hat.  Allein  der  Widerspruch  wird  dadurch 
nicht  gehoben;  denn  wenn  auch  bei  Livius  die  Vergleichung  mit 
XXXV,  41.  eine  Verwechselung  wahrscheinlich  machen  könnte,  so 
stehen  doch  immer  Ovid  und  Vitruv  entgegen. 

1400)  Ins  tio.  Mart.  Apol.  2.  Euseb.  Bist,  e  ccl.  H,  12. 
Es  ist  längst  dagegen  die  im  Vatican  befindliche  Inschrift  aDgePuhrt, 
welche  auf  der  Insel  gefunden  den  Semo  Sangus  Deus  Fidius  nennt. 
S.  Grat.  XGVI,  5.  Nardini.  III.  p.  353. 

1)  Fast.  Amitero.  VI  Id.  Dec.  TIBERINO  IN  INSVLA. 


653    

mit  dem  linken  Ufer,  and  wahrscheinlich  bald  darauf  auch  mit 
dem  rechten  verbunden  wurde.  S.  d.  Abschn.  von  den  Brü- 
cken. Seitdem  wird  sie  auch  inter  duos  pontes  ge- 
nannt ^^^^),  In  den  Actis  martyrom  fuhrt  sie  wiederholt  den 
auflalligen  Namen  Insula  Lycaonia;  jetzt  heisst  sie  von 
der  darauf  befindlichen  Hauptkirche  Isola  di  S.  Bartolommeo. 
Es  ist  eine  von  allen  Topographen  wiederholte  Sage,  dass  ihr 
mit  Bezug  auf  [die  Sendung  nach  Epidaurus  später  durch  Sub- 
structionen  der  Ufer  die  Form  eines  Schiffs  gegeben  worden 
sei.  Worauf  diese  Angabe  sich  e^entlich  gründe,  kann  ich 
nicht  nachweisen;  indessen  wollen  die  älteren  Topographen 
die  Reste  davon  gesehen  haben  *)• 

Der  Mons  laniculus,  gewöhnlicher  lanicnlnm  ^), 


1402)  Plntareb.  Popl.  8.  Tovro  vvv  v^aai  ioriv  le^a  marit  r^v 
TtoXtVy  ^x^i  ^^  vaovs  d'säiv  nal  ^egmarove,  tcedsiTai  ^i  qtwv^  rij  yjtari' 
vüfv  Miaij  dvoiv  yetpvQÖiv,  M aerob.  Sat.  II,  1?.  praeeipuum  locum 
(inter  pisces)  lupus  tenuit,-  et  quidem  2>,  qui  ijiter  duos  pontes  captus 
est.  Er  belegt  das  mit  einer  Stelle  ans  des  C.  Titins  Rede  pro  lege 
Fannia,  und  einer  andern  aus  Lncilins.  Vgl.  Ho  rat.  Sat.  II,  !2,  3!?. 
lustin.  Mart.  a.  a.  0.  Ans  Pivtarch.  Otho  4.  tcal  tov  iv 
fisaonorafi iif  vijotjf  Fatov  Kalaa^os  av^qiawa  — ittp  ioTri^M 
usraiTT^aqiivTa  nglߣ  ras  avaroXas,  (vgl.  Tacit.  Hist.  I,  86.  Snet. 
Vesp.  5.)  bat  Nardini  eine  Insnia  Mesopotamia  gemacbtl 

3)  Marliani,  ürb,  Rom,  topogr.  V,  16.  Andr.  Fuly.  de  Urb, 
antiquit.  p.  345.  Lucio  Fauno,  Antich.  di  Rom,  V,  4. 

4)  Es  ist  mir  kein  Fall  bekannt,  wo  deutlich  im  Casus  rectns 
laniculus  als  Nomen  proprium  stünde;  vielmehr  sagen  nicht  nur  die 
römischen  Schriftsteller  jederzeit /nm'cu/ttffi  (Liv.  I,  33.  II,  10.  Paul. 
Diac.  p.  104.),  sondern  auch  die  Griechen.  Dionys.  111,45.  IX,  24. 
Dio  Ca  SS.  XXXVil,  27.  XLVI,  45.  Plutarch.  Num.  22.  Unstreitig 
liegt  der  Grund  darin,  dass  man  die  befestigte  Höhe  eben  als  Burg, 
ein  Fort,  betrachtete,  oder  in  anderer  BcKiehung  wieder  als  nrge- 
scbicbtliche  Stadt.  (Virg.  Aen.  VIII,  358.  Varro  b.  August,  de 
civ.  dei.  VII,  4.  Plin.  111,5.  n.  68.  Macrob.  Sa 1. 1,  7.)  Wo  man 
ausdrücklich  den  Berg  bezeichnen  will,  wird  das  Appellativnm  dazu 
gesetzt.  Flor.  I,  25.  in  monte  laniculo,  III,  23.  eollem  laniculum, 
Dionys.  V ,  22<  %ov  uoXovubvov  'Im^ImcXop  oxd'ov,  A  p p  i a  n.  I,  68. 
Tov  Xotpov  rov  KoXov/ievov  ^lavovitkov,  u.  s.  w.  Ganz  consequent  wird 
er  daher  von  Serv.  z.  Aen.  VI^  784.  /aMictf/<rrM  genannt.  laniculus 
für  sich  allein  scheint  nur  moderne  Benennung  zu  sein ;  aber  ich  be- 
halte sie  als  solche  bei,  weil  wir  den  Berg  nicht  auf  den  Theil  be- 
sobränken,  der  den  Römern  eigentlich  als  laniculum  galt.  Die  wahre 
Bedeutung  und  Abstammung  des  Namens  ist ,  wie  bei  den  übrigen  Hü- 
geln, verloren.  Bei  weitem  die  gewöhnUchste  —  allerdings  die  am 
nächsten  liegende  —  Ableitung  ist  von  lanus ,  dessen  Stadt  hier  ge- 
wesen sei.    S.  ausser  den  oben  angeführtem  Stellen,  Ovid.  Fast,  f. 


654    -:— 

bildet  einen  ziemlich  luiggedehnten  Bergrücken,  der  sudlich 
dem  Aventin  gegenüber  beginnt  nnd  nördlich  etwas  über  S. 
Onofrio ,  wo  der  Flnss  östlich  ansbiegt ,  endet  ^*^^.  Seine 
grösste  Erhebung  hat  er  auf  der  südlichen  Strecke,  wo  seine 
Höhe  bei  S.  Pietro  in  Montorio  185  F.  und  über  den  Fonta- 
noni  der  Acqua  Paolina  297  F.  betragen  soll.  Nördlich  tritt 
er  dem  Flusse  ziemlich  nahe ,  so  dass  zwischen  beiden  nur 
eine  schmale  Niederung  bleibt;  südlich  dagegen  wird  durch 
die  Krümmung  des  Flusses  ein  geräumiges  Feld  ihm  ange» 
schlössen,  das  dem  Forum  Boarium  gegenüber  die  grösste 
Breite  erlangt.  Diess  ist  die  eigentliche  Regio  Transtibe- 
rina, die  nur  nach  und  nach  sich  weiter  nach  dem  Vatican 
hin  ausdehnt  und  endlich  diesen  selbst  begreift.  Ein  Anbau 
dieser  Ebene  hat  jedenfalls  längst  vor  Augustus  Statt  gefun- 
den, während  die  darüber  liegende  Höhe  lediglich  als  Burg  be« 
stand  ^) ;  aber  mit  Ausnahme  ansehnlicher  Gartenbesitzungen 


245.  Sery.  z.  Aen.  VIII,  357.  Andere  erklärten  ihn  daher,  dass  hier 
gleichsam  die  Pforte  gewesen  sei,  welche  ins  feindliche  etrnskiscbe 
Land  führte.  Paul.  Diac.  p.  104.  laniculvm  dictum,  quod  per  eum 
Romanus  popultis  primitus  transierit  in  agrum  Etruscum,  Man  möchte 
das  lieber  umkehren  nnd  sagen,  das  lanicnlum  sei  der  Schlüssel  zu 
Rom  gewesen ;   aber  die  ganze  Erklärung  ist  gesucht. 

1405)  Sehr  merkwürdig  bleibt  die  Stelle  Martinis  IV,  64. ,  wo 
die  Villa  des  Julius  Martialis  longo  laniculi  iugo  recumhens  genannt 
wird.  Wenn  die  ausdrücklich  erwähnte  Nahe  der  Via  Flaminia  und 
Salaria,  und  des  Pons  Mulvius  darüber  keinen  Zweifel  lässt ,  dass  der 
fern  von  der  Stadt  gelegene  Monte  Mario  gemeint  ist,  so  gestehe  ich, 
dass  ich  auch  nach  dem,  was  Bunsen,  Beschr,  d.  St.  R.  II  A.  S.  4. 
darüber  gesagt  hat,  nicht  einsehe,  wie  diese  Höhe  als  eine  Fortsetzung 
des  laniculus  habe  gelten  können,  mit  dem  sie  in  keinem  Zusammen- 
hange steht,  man  müsste  denn  die  ganze  Hügelkette^  welche  sich  in 
einem  Halbkreise  hinter  dem  Vatican  bis  gegen  Monte  Mario  hinzieht, 
als  laniculus  betrachten. 

6)  D  i  0  n  y  s.  V,  22.  Am  deutlichsten  erscheint  das  lanicnlum  in 
dieser  Eigenschaft  bei  den  Centuriatcomitien,  während  deren  Abhaltung 
im  Marsfelde  ursprünglich  zum  Schutze  der  Stadt  eine  Besatzung  dahin 
gelegt  und  auf  der  Höhe  das  rothe  Feldzeichen  aufgepflanzt  wurde. 
Dio  Cass.  XXXVII,  26.  27.  Maerob.  I,  16.  Liv.  XXXIX,  15. 
Gell.  XV,  27.  Vgl.  die  Staatsalterthnmer.  —  Der  Gegensatz 
zur  Stadt  ergiebt  sich  aber  auch  aus  den  Sccessionen  der  Plebs,  die 
eben  so  nach  dem  laoiculum  Statt  finden ,  als  nach  dem  Mona  sacer 
und  dem  Aventin  vor  seiner  Bebauung.  S.  Liv.  Epit,  XI.  Plin. 
XVI,  10,  15. 


655 

scheint  nur  die  niedersle  Klasse,  Fischer  ^^^^) ,  Gerber  ^)  und 
Leute ,  die  sonst  ein  niedriges  6eweii)e  trieben  >) ,  dort  ge- 
wohnt zn  haben.  Damit  stimmt  dann  auch  ganz  überein,  dass 
unter  Augnstus  diese  Region  der  (wohl  gesetzliehe)  Wohnort 
zahlreicher  Juden  war  ^^) ,  die  Ton  jeher*  in  Rom  gering  ge- 
achtet waren,  und  wiederholt  in  bestimmte  Gegenden  ausser 
der  Stadt  gewiesen  wurden. 

Daher  zäUt  die  Regio  Transtiberina  auch  weder  ansehn- 
liche Tempel,  noch  andere  bedeutende  Gebäude.  Ausser  dem 
Tempel  der  Fors  Fortuna,  von  «dem  Anm.  998.  gesprochen 
worden  ist,  sind  nur  wenige  heilige  Stellen  bekannt.  Sie  be- 
schränken sich  auf  den  Lucus  Furinae,  dessen  Lage 
irans  Tiber  im  aus  den  Erzählungen  von  dem  Tode  des  C. 


1407)  Daher  wurden  hier  die  Lndi  piscatorii  gefeiert.  Fest.  p.  210. 
PUcatorii  ludi  vocanhtr,  gut  mense  lunt'o  trans  Tib  erim  ßeri  #o- 
tent  pro  quaettu  pUcantium.  und  p.  238.  Piscatorii  ludi  vocantur,  qui 
quotannis  mense  lunio  trans  Tib  er  im  ßeri  solent  a  PR.  Urbano 
pro  piscatoribus  Tiberinis,  quorum  quaestus  non  in  Macellum  pervenit, 
sediere  in  aream  Volcani^  quod  id  genus  pisciculorum  vivorum  datur 
ei  deo  pro  animis  humanis.  Es  siad  die  Ludi  Tiberini,  deren  Ovid. 
Fast.  VI,  237.  gedenkt: 

Tunc  ego  me  memini  ludos  in  gramine  eampi 
Aspicere  et  dici,  litbrice  Tibriy  tuos, 

Festa  dies  Ulis,  qui  lina  madentia  ducuni, 

Quique  tegunt  parvis  aera  recurva  cibis,  ' 
Dass  Ovid  die  Spiele  in  das  Marsfeld  versetze  nod  so  in  Betreff  eines 
noch  üblichen  jährlich  wiederkehrenden  Festes  mit  Verrius  in  offenem 
Widerspruche  stehen  könne,  kann  ich  nicht  mit  Merkel  p.  CHI.  für 
möglich  halten.  £s  fragt  sich,  ob  campus  hier  das  Marsfeld  bedeutet, 
und  wäre  das  zn  verneinen,  so  könnte  es  selbst  zweifelhaft  werden, 
oh  der  campus  Tiberinns,  welchen  Tarracia  dem  Volke  schenkte,  auf 
dem  linken  Ufer  gewesen  sei.  Vgl.  S.  622.  Einen  ncus  Tiberini 
nennt  die  Basis  Capitolina  in  der  Reg.  XIV. 

8)  Darauf  bezieht  sich  bei  luven.  XIV,  202.  merx  ableganda 
trans  Tiberim,  was  gleich  darauf  durch  corium  erklärt  wird;  und  bei 
Martial.  VI,  93,  4.  detraeta  cani  Transtiberina  cutis.  Dass  das 
Curiosnm  urb.  Rom.  in  der  Reg.  XIV.  eine  coriaria  Septimiana 
nennt,  ist  schon  Anm.  329.  erwähnt  worden. 

9)  Der  Art  ist  bei  Martial.  I,  42.  der  Transtiberinus  ambula- 
tor,  Qui  pallentia  sulphurata  fractis  Permutat  vitreis. 

10)  Philo  de  virt*  t.  II.  p.  568  Mangey  sagt  in  seiner  Lob- 
preisung des  Angustus,  er  sei  den  Juden  nicht  feind  gewesen,  son- 
dern habe  ihnen  gestattet ,  in  Rom  zn  wohnen :  tijv  ni^av  tov  Tißi^ 
(fetog  noTOMov  fteyahjv  t^q  'PwfMtfe  anoTOfirjv^  nv  ovn  ^yrou  natixofU^ 
vrjv  ital  oiHovfjUytjv  ir^os  ^lovdalwv,    'Fw/muo$  oi  ^oay  ol  nkiiovs  ottB' 


656 

Gracchus  bekannt  isl^l"),  unddic  Arac  Fontis,  in  deren 
Nähe  Numa's  Grab  gewesen  sein  sollte").  Endlich  ist 
auf  der  Basis  Capitolina  ein  Vicus  Lamm  Rnralium 
verzeichnet. 

Von  profanen  bemerkenswerthen  Oertlichkeiten  werden 
hiehcr  gesetzt  die  Mucia  prata,  das  Land,  welches  Mncins 
Scaevola  virtutü  causa  zum  Geschenke  erhielt  ")  5  indessen 
geht  aus  der  ganz  allgemeinen  Bezeichnung  trans  Tiberim 
keinesweges  hervor,  dass  sie  der  Stadt  so  nahe  gelegen  haben; 
im  Gegentheile  spricht  dagegen,  dass  der  Ort  noch  in  Diony- 
sius  Zeit  den  Namen  führte,  wo  es  schon  eine  Regio  Trans- 
tiberina voll  anderem  Anbau  gab.  Vielleicht  mögen  sie  et- 
was unterhalb  Rom  angenommen  werden.  So  ist  es  auch 
zweifelhaft,  ob  das  Feld,  welches  von  einer  häufig  daselbst 
wachsenden  Pflanze  Codeta  genannt  wurde,  innerhalb  des 
späteren  Stadtgebiets  zu  suchen  sei,  und  nur  däss  es  trans  Ti- 
berim  lag,  ist  beglaubigt  1^).  —    Zu  den  bedeutendsten  Pri- 


1411)  Aarel.  Vi  ct.  Vir.  ili.  65.  cUU^tov  aXaog  ^E^wvvow  sagt 
Plutarch.  C.  Gracch.  17.  Vgl.  Appian.  Civ.  I,  2G.  Cic.  de 
nat.  dcor.  III,  18.  Varro  L.  L.  VI,  3.  p.  jJOl. 

12)  Cic.  de  leg.  JI,  22.  quod  procul  ad  Fontis  aras  regem  no- 
stritm  Numam  conditum  accepimut.  Noma  war  der  alftgemeioea  Tra- 
dition nach  am  laniculum  begraben.  Dionys.  II,  76.  xftra«  8*  iv 
^lavMOvhf  ni^ap  Tov  TißlQiog^  Tora/iov.  Plutarch.  Num.  22.  HvqI 
uiv  ovx  i'Soaav  top  vexoov,  avrov  xwXvoavrof,  ate  Xivtrai  •  Svo  Si  'Ttoiv- 


anderen  Ort  meint,  ersieht  man  daraus,  dass  er  eben  von  der  Sitte 
wirklicher  Beerdigung  spricht.  Jene  Särge  waren  aber  im  J.  573  tub 
laniculo  gefunden  worden. 

13)  Liv.  II,  13.    Patres  C.  Mucio  virtutis  causa   trans  Tiherim 

rum  dono  dedere,  quaepostea  sunt  Mucia  prata  appetlata,  Dionys. 
,  35.  ovtos  6   xf^QOS    ictfC  rdiv  xa&'  ^fiäe  xQovtov  Movkio^  Xetfiwygg 
jcaAovvrac.  Paul.  Diac.  p.  144. 

14)  Paul.  Diac.  p.  58.  Codeta  appellatur  ager  trans  Tiberim, 
quod  in  eo  virgulta  (!)  nascuntur  ad  caudarum  equinarum  simiiitu- 
dinem,  vgl.  p.  38.  £s  ist  die  bekannte  Pflanze  Equisetum  arvense, 
tnnovqis  (Katzenzagel),  Plin.  XXVI,  13.  XVIII,  28.  n.  259.  Sueton 
sagt  Caes.  39.  dieser  habe  ein  nauale  proelium  in  minore  Codeta 
effossolacu  gegeben.  Dagegen  Die  Cass.  XLIII,  23.  %<oQiov  ya^f  t» 
iv  T<p  ]AQaiQ>  7rMtt>  Kod^vas  vSioq  re  ig  avzo  ig^xe  tuü  ravi  ig^yaytv» 
Beide  widersprechen  sieh  nicht,  wie  man  gemeint  hat;  denn  Sseton 
sagt  ja  ansdrückllch  tu  minore  codefa^  und  diese  war  also  im 
Marsfelde;  die  maior  trans  Tiberim.    Darauf  weiset  aach  hin,   was 


657    

vatbesitzuDgen  auf  dem  rechten  Ufer,  gehörten  jedenfalls  die 
Horti  Caesaris,  welche  durch  Caesars  Vermächtniss  an 
das  Volk  berühmt  worden  sind  **^^).  Ans  dem  über  den  späte* 
ren  in  diesen  Gärten  erbaueten  Tempel  der  Fors  Fortuna  Ge- 
sagten (Anm.  998.)  erhellt,  dass  sie  den  südlichsten  Theil  der 
unter  dem  laniculus  gelegenen  j^ene  eingenommen  haben  müs- 
sen. Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass  es  eben  diese  Horti 
Caesaris  waren,  wo  Augustus  die  grosse  Naumachie  an- 
legte und  nachher  das  Nemus  Caesarum  (Caii  et  Lu- 
cü)  ^^).    Letzteres  trat  jedoch  keinesweges  an  die  Stelle  der 


er  cap.  44.  sa^t:  Jn  primü  MartU  templum,  quantum  nusquatn 
esset,  exsiruere  (destinabat) ,  repleto  et  eomplanato  lacu ,  in  quo 
naumachiae  spectaculum  ediderat.  Der  Tempel  sollte  natürlich  im 
Marsfelde  gebaut  werdea.  Vgl.  Dio  Gass.  XLV,  17.  Die  Codeta 
trans  Tiberim  aber  ist  aoeh  durch  die  Notitia  beglanbigt,  wel- 
che 10  der  Reg.  XIV.  Campum  Codetanum  verzeichnet,  üebrigeos 
war  Codeta  wohl  arsprünglich  Ploral  and  ist  nur  abusive  Femioinum 
geworden. 

1415)  Cic.  Phil,  ir,  42.  Snet.  Caes.  S3.  Dio  Cass.  XLIV,  33. 
Appian.  Gir.  11,143.  Horat.  Sat.  1,9,  18.  Tacit.  Ann.  II,  41. 
Platarch.  Brat.  20.  Ob  sie  Gaesars  v&terliches  Erbtheil  waren, 
oder  dem  L.  Gaesar,  der  nach  der  Uebergabe  von  Utica  getödtet  wur- 
de, gehört  hatten,  weiss  ich  nicht  cu  entscheiden.  Gürten  des  Letz- 
teren nennt  allerdings  Gic.  ad  Att.  XI,  6. 

16)  Mon.  Ancyr.  NAVALIS.  PROELII.  SPEGTAGVLVM,  PO- 
PVLO.  DEDI.  TRANS.  TIBERIM.  IN.  QVO.  LOGO.  NVNC.  NEMVS 
EST.  GAESARVH.  Das  Folgende  ist  verstümmelt;  mon  sieht  aber, 
dass  das  Becken  1800  Fnss  lang  and  1200  F.  breit  war.  Diese  au- 
thentische Nachricht  reicht  allein  hin,  am  sa  beweisen,  dass  bei  Ta- 
cit. Ann.  XII,  56.  ut  quondam  Augustus  strueto  eis  Tiberim 
stagno.  ein  Fehler  sein  müsse.  Es'ist  wahrscheinlich  zn  lesen:  uis 
Tiberinty  wie  Varro  L.  L.  V,  15.  p.  88.  sagt:  cum  ideo  saera  et 
uls  et  eis  Tiberim  non  medioeri  ritu  ßant.  Gell.  XII,  13,  8.  dice- 
batur  eis  Tiberim  et  uls  Tiberim.  üebrigeos  sprechen  auch 
andere  Schriftsteller  von  der  Naumachie  auf  dem  rechten  Ufer.  Stat. 
Silv.  IV,  4,  5. 

Continuo  dextras  flavi  pete  Tybridis  orasy 
Lydia  qua  penitus  stagnum  navale  eoercet 
Aipa,  suburbanisque  vadum  praetexitur  hortis. 
und  Front  in.  de  aqua  ed.   II.,    der  vermuthet,    dass  Augustus  um 
der  Naumachie  willen  die  (traostiberinische)  aqua  Alsietina  nach  Rom 
geleitet  habe.  —   Dass  die  Naumachie  in  den  hortis  Gaesaris  angelegt 
worden  sei,  wird  nicht  gesagt;    es   ist  aber  kaum   eine  andere  Stelle 
denkbar,  zumal  wenn  man  vergleicht,   was  von  Tiberius  erzählt  wird, 
der  einmal  von  Gapreae  nach  Rom  kam ,    aber  vor   der  Stadt  an  den 
Gärten  an  der  Naiimachie  wieder  umkehrte.     Saeton.  Tib.  72.   tri- 
remi   usque  ad   proximos  Naumachiae  kor  tos  subveetus  est    Dort 
müssen  aber  eben  die  Horti  Gaesaris  gewesen  sein. 

42 


658    

Nanmacbie»  sondern  umgab  nor  dieselbe  als  Park  J^^i?) :  sie 
bestand  wenigstens  bis  auf  Titus  ^*) ,  und  noch  unter  Alexan- 
der Severus  waren  Reste  davon  zu  sehen  ^»).  —  Wo  die 
Naumachien  des  Domitian  ^^)  und  des  Philippus  Arabs  ^^)  ge> 
wesen  seien,  ist  nicht  bekannt.  —  Von  den  Anlagen  des  Septi- 
mius  Severus  an  der  Porta  Septimiana  ist  schon  früher  die 
Rede  {gewesen  (S.  213.) ;  auch  Aurelian  soll  beabsichtigt  ha- 
ben, Thermen  in  dieser  Region  zu  bauen  ^^) ;  ob  sie  aber  zur 
Auslttbrung  gekommen,  ist  unbekannt.  —  Die  Nutiüa  und  die 
Basis  Capitolina  nennen  ausserdem  noch  manchen  dunkelen 
Namen,  aber  nichts  von  Bedeutung,  als  etwa  die  Hör ti  Ge- 
tae  und  die  Castra  lecticariorum  ^^),  die  genauer  sich 
nicht  bestimmen  lassen. 


1417)  Sneton.  Aog.  43.  sagt:  navaie  proelium  eirea  Tiberim 
eavato  solo ,  in  quo  nunc  Caesarum  nemu*  est.  Das  ist  uogeoaa : 
richtiger  steht  bei  Tacit.  Aon.  XIV,  15.  apud  nemus ,  quod  navali 
stagno  circumposuit  Augustus, 

18)  Sie  ist  mehr  als  eiomal  aach  Augustos  benutzt  worden.  Dio 
Gas 5.  LXI,  20.  (iVero)  iSeinviat  rov  B^fiov  «ri  nlolwv  iv  tm  itgtoiw^ 


7.  Dedit  et  navaie  proelium  in  veteri  naumaekia. 

19)  Dio  Cass.  LV,  10.  vavfiaxla  iv  rtf  %ißi(flia^  iv  J  »al  vvv  ¥ti 
OTjfitta  Tiva  avrijQ  deittyvjaif  Hegawv  xal  ^Ayh^vaiuty  inoi^p^.  Vgl. 
Ovid.  Art.  1,  171. 

20)  Saeton.  Do  mit.  4.  Edidit  navales  pugnas  paene  iusta- 
rum  elassium  effosso  et  circumstructo  iuxta  Tiberim  laeu.  Dio 
Ca  SS.  itXVIl,  $.  iv  «atvif  rivt  X^Q*V  vavftaxiav  tTretdlsae,  Sie  wurde 
überdicss  wieder  eingerissen  und  von  den  Steinen  der  durch  einen 
Brand  zerstörte  Circus  Maximus  gebaut.  Sueton.  cap.  5.  Uebrigens 
ueunt  das  Curiosnm  in  der  Reg.  XIV.  Naumachias  V,  (?)  und  im 
Mittelalter  biess  die  ganze  Gegend  von  S.  Pietro  Naumachia.  Ana- 
stas.  Leo  III.  p.  30tt  Blanch.  Paschal.  p.  323.  Mirab.  Rom. 
MoniJ,  Diar.  ItaL  p.  291.  Effem.  lett.  1.  p.  158. 

21)  Aurel.  VI  et.  Gaes.  28.  exstructoque  tränt  Tiberim  laeu, 
quod  eam  pariem  aquae  penuria  fatigabat ,  annum  (Irbis  millesi- 
ntum  ludis  omnium  generum  oelebrant.  Das  Ist  doeh  wahrscheinlich 
von  einer  Naunachie  zu  verstehen. 

22)Vopisc.  Aurel.  45.  Thermas  in  Transtiberina  regione 
Aurelianus  faeere  paravit  hyemates^  quod  aquae  frigidioris  eopia 
illic  deesset, 

23)  Bei  der  grosien  Entfernung  dieser  Gastra  in  der  entlegensten 
Region  lisst  sich  wohl  nicht  daran  denken,  dass  es  die  Station  der 
ieclicarii  gewesen  sei »   wo  man   fdr  4en  tugeablicUiehen  Bedarf  eise 


099    

Wo  der  lanicaliu  nördlich  endet ,  beginnt,  etwas  hinter 
ihn  zorncklretend  und  durch  ein  schmales  Thai  (Valie  d^  Infer- 
no) von  ihm  gesondert»  der  Mons  oder  Coliis  Vatica- 
nus  ^^^).  Was  im  Allgemeinen  von  dem  rechten  Ufer  bemerkt 
worden  ist :  dass  es  nicht  znr  Stadt  im  strengeren  Sinne  ge* 
hörte,  das  gilt  ganz  besonders  von  diesem  Gebiete,  das  weder 
je  von  der  Befestignng  der  Stadt  umschlossen ,  noch  städtisch 
bewohnt  worden  ist;  im  Gegentheile  seiner  ungesunden  Luft 
wegen  berüchtigt  war  und  gemieden  wurde  2*),  Erst  unter 
den  Kaisem  wird  hier  gebaut,  aber  mir  für  Privatzwecke  der- 


Lectica  habe  miethea  kooDeo.  Wohl  aber  geschah  es,  dass  mao  auf 
Tage,  vielleicht  aoch  zu  Reisea  miethete.  Darauf  bezieht  sich  das 
eandueer^  »ellam  bei  Invea.  VI,  351. 

1424)  Die  Ableituageo  des  NameaSy  welche  die  altea  Sehriftsteller 
geben,  sind  äusserst  gesucht,  und  beweisen  eben,  dass  er  schon  ihnen 
nnverstÜndlich  war.  Die  gewöhnlichste  scheint  von  vatieinium  gewe- 
sen za  sein.  Paul.  Diac.  p.  379.  yatieanus  eoilü  appellahu  est, 
quod  eo  potitus  sit  populus  Romanus  vaium  responso  expulsis 
Etntstis,  Sie  erkennt  auch  Gell.  XVI,  17.  als  die  übliche  an;  da- 
gegen aber  scheint  er  Varro^s  Ableitung  des  deus  Faticanus^  den  er 
als  praeses  agri  Faticani  nimmt,  von  vagire  {Fagitanus ^  August. 
de  eiv.  d.  IV,  8«  11.)  auch  auf  die  Oertlichkeit  zu  bezieben.  Nie- 
bnhr,  Rom.  Gesch.  I.  S.  320.  hat  als  blosse  Vermuthung  geäussert, 
es  könne  wohl  hier  eine  etruskische  Stadt,  Faiica  oder  Fatieum  ge- 
legen haben,  wovon  der  ager  Fatieanus  seinen  Namen  haben  möge. 
In  ganz  anderem  Tone  sagt  Bnnsen,  Bßschr.  d,  St.  R,  II  A.  S.  4. 
„der  vatieaniscfae  Hügel  war  in  der  vorrömischen  Zeit  der  Sitz  einer 
etruskischen  Stadt,  Vaticum  oder  Vatica ,  die  ihm  den  Namen  gab.  — 
Ihre  Feldmark  (ager  Vaticanns)  dehnte  sich  längs  des  rechten  Tiber^ 
vfers,  dem  Gebiet  von  Latium,  und  dem  von  Fidenä  gegenüber  bis 
znr  vejeutischen  Feldmtrk  aus.*'  Das  ist  jene  höchst  verwerfliche 
Manier,  die  rein  subjectiven  Einbildungen ,  zu  deren  Beweise  nie  je- 
mand auch  nur  den  Versuch  wird  machen  wollen,  als  Thatsachen  hin- 
zustellen. —  Dass  diese  Gegend  einst  zu  etruskischem  Gebiete  ge- 
hörte, dafür  sprechen  die  räumlichen  Verhältnisse  noch  viel  bestimm- 
ter als  die  Nachricht  bei  PI  in.  XVI,  44,  87.  Fetustior  au  fem  Urbe 
in  Faticano  Hex,  in  qua  titulus  aereis  literis  Etruseis  etc.  Aber 
eine  Stadt  Vaticum  ist  blosser  Einfall  Niebuh rs ;  und  wer  will  nun 
gar  noch  wissen,  wie  weit  ihr  Gebiet  gereicht  habe!  Qtuie  neque  fu- 
turOy  negue  sunt  facta^  tarnen  sciunt! 

2b)  Tacit.  H ist.  II,  93.  Pottremo,  ne  salutis  quidem  cura^  infa- 
mibus  Faticani  locis  magna  pars  teiendit.  unde  crebrae  in  vulgus  mor- 
tes.  Ausserdem  galt  der  ager  Fatieanus  auch  als  besonders  schlech- 
tes Ackerland.  Cic.  de  lege  agr.  II,  35.  agros  veroy  Faticanum 
et  Pupiniamy  cum  suis  optimis  atque  uberibus  eampis  eof^ferendos 
seilicet  non  putabunt  (Campani).  und  berüchtigt  war  das  vinum  Fa- 
ticanum. Martial.  VI,  92.  Fatieana  bibis :  bibis  venenum,  X,  45. 
Faticana  bibas,  si  deleciaris  aceto.  I,  19.  n.  s.  w. 

42* 


- —    660    

selben,  bis  endlich  die  Gründong  der  wichtigsten  Kirche,  seit 
dem  vierten  Jahrhunderte  wahrscheinlich  Yeranlassang  wird, 
dass  anch  in  dieser  Gegend  zahlreichere  Wohnungen  ent- 
stehen. 

Aus  der  Zeit  der  Republik  wird  von  dem  ganzen  Gebiete 
nichts  bekannt,  als  dass  hier  diePrataQuinctia  lagen,  ge- 
genüber der  Stelle  des  Campus  Martins,  wo  die  Navalia  wa- 
ren. In  der  ersten  Kaiserzeit  finden  wir  zwei  grosse  Garten- 
anlagen,  die  Horti  Agrippinae  (der  älteren)  und  Horti 
Domitiae.  Die  ersteren,  welche  nachher  Caligula's  Eigen- 
thum  waren,  mögen  vom  Tiberufer  bei  S.  Spirito  sich  bis  zur 
Peterskirche  erstreckt  haben  ^*^^).  Hier  erbauete  Caligula  den 
Circufi,  in  dem  er  seine  Leidenschaft  im  Rosselenken  befrie- 
digte und  derselbe  Circus  ist  es ,  wo  Nero  anfangs  ohne  Zu- 
schauer derselben  Leidenschaft  fröhnte,  der  berüchtigt  ist 
durch  die  Martern  der  Christen,  die  bei  nächüichen  Spielen  in 
der  tunica  molesia  oder  picata  brennend  zur  Erleuchtung 
dienten.  S.  d.  folgenden  Abschnitt.  Die  Gärten  der  Domitia 
aber  sind  ihrer  Lage  nach  dadurch  bekannt,  dassHadrian 
darin  sein  prachtvolles  Mausoleum  erbauete  ^^9  ^i^  moles 


1426)  Dass  die  (^rteo  bis  an  ieu  FIoss  reieliteD,  ersiebt  man  ans 
Senec.  de  ira.  III,  18.  adeo  impatiens  fuit  differendae  voiupiatis 
(Caiigoia),  qyatn  ingens  crudeiitas  sine  dilafione  poscebat,  ut  in 
äpysto  matcmorum  hortorum,  qtii  portieum  a  ripa  separat,  inamhu- 
ians  quosdam  ex  Ulis  cum  matronis  atque  altis  senatoribus  ad  lu- 
eemam  decoUaret  Vgl.  Philo  de  virt.  t.  II.  p.  572  Maogey.  We- 
gen des  Xystus  Beclier,  GaUus,  I.  S.  286. 

27)  lul.  Cap.  Ad  ton.  P.  5.  Sed  Adriano  apud  Baias  mortuo 
reliquias  eins  Romam  pervexit  sanete  ac  reverenler  atque  in  hortis 
Domitiae  colioeaviL  Dio  Cass.  LXIX,  23.  iraifij  Si  n^^os  avrtf  rcj» 
irozafjuf  ngof  zj  Y^9^(f^  ^^  Aikitf.  ivzav&a  ya(f  to  pvrjfjLa  %axta%tv^ 
aaato.  Spart.' U  ad r.  1&.  Die  aasfubrlicbste  Nachricht  davon  giebt 
Procop.  Gotb.  1,22.  p.  106  \i\uA,*ASQiavov  xov  *Pwiial(av  CLvronga' 
TOQoc  ratpos  t^u»  TtvXtjs  Jtvgt^Xiae  imh;  anixotv  tov  7tt(fifi6Xov  öaov  ki- 
i^ov  ßok^v,  ^iap,a  Xoyov  noiXoiJ  a^iov.  TTtnoijjTai  yoLQ  fx  Ud'ov  Ilagiov, 
%al  Ol  Xid'ot  €9  aXki^JiovS  (Aifivnaaiv,  ovdiv  aXko  ivrog  l'xovrsg,  nXivgai 
r§  avtov  rioaaQts  ilaiv  loai  akkrjXaiSy  tv^os  fiiv  Qxtdov  t&  is  Xi&ov  fioltfv 
inaOT^  l'xovaa,  fJtrjuos  öf  viitQ  rb  xiji  TToXtvjs  rtlxos.  ayaXuaxa  xe  avap 
i»  kid^ov  tiQl  xov  auxov  avdgwv  xe  tial  ^Innmv  ^avfiaoia  ota.  Die  Sta- 
tuen wurden  zam  Tbeile  eben  bei  der  Belagerung,  von  welcher  Pro- 
eopius  sehreibt,  zertrümmert  und  auf  die  Angreifenden  geschleudert. 
Vgl.  Anm.  300.  Eine  ausnihrliche  Beschreibung  und  Geschichte  des 
Denkmals  giebt  Bunsen,  Beschr,  11  A.  S.  404  ff. 


661    

Hadriani,  jetzt  Casteiio  di  S.  Ang^elo.  Diese  Gärten  werden 
noch  aus  Aurelians  Zeit  unter  demselben  Namen  erwähnt ,  da 
dieser  Kaiser  sie  öfter  bewohnt  haben  soll  ^*^^).  Beide  waren 
in  Nero^s  Besitz  gekommen,  nnd  konnten  daher  auch  beide 
Horti  Neronis  genannt  werden  >*).  Ob  sich  neben  dem^ 
Grabmal  Hadrians  noch  ein  zweiter  Circus  befanden  haben 
möge,  darüber  s.  d.  folg.  Abschn.  Dieses  Grabmal  ist  die  Be.* 
gräbnissstätte  der  folgenden  Kaiser  und  ihrer  Familien,  sicher 
bis  auf  Commodus  und  gewiss  nicht  über  Caracalla  hinaus  ge- 
blieben 3^).    Ausserdem  scheinen  in  derselben  Gegend  noch 


1428)  Vopisc.  Aorel.  49.  Dtsplicebat  ei,  quum  esset  Homae^ 
hahUare  in  Palatio  ^  ac  magit  placebat  in  hortii  Sallustii  vel  in 
Domitiae  vivere, 

29)  Tacit.  Ann.  XV,  39.  44. 

30)  Ausdrücklich  werden  als  beigesetzt  Im  Grabmale  Hadrians 
genannt  Antoninos  Pias ,  Jal.  Cap.  Marc.  Anton.  7.,  Lncios  Ve* 
rus,  lut.  Cap.  Ver.  M.,  Commodus,  Lamp  rid.  C  oro  m.  17.  Audser> 
dem  bat  der  Anonymus  von  Einsiedln  eilF  Grabschriften  abge- 
schrieben, die  sämmtlich  vom  Mausoleum  (,,in  Adriano**)  entnommen 
sind,  und  worunter  sich  die  des  Antoninus  Pius,  seiner  Gemahlin  Fau- 
slina,  des  Lucius  Verus,  L.  Aelius  und  des  Commodus  beßnden.  Dia 
übrigen  sechs  gehören  sämmtlich  Kindern  der  beiden  Antonine 
an.  Die  des  Marc-Aurel  ist  nicht  darunter.  Schwerer  aber  Uist 
sich  wegen  der  folgenden  Kaiser  zu  einer  Ueberzeugung  gelangen. 
Von  Septimins  Severus  sagt  Herodia  n.  IV,  1,  4.  ctTri&evro  (tt^v  »aX- 
mjv)  iv  rtf  vtif,  iv&a  Mägnov  rt  xal  tdÜv  tsqo  aozov  fiaaUiutv  Uffik 
fAvijfiaTa  iiixvvrai,  Dio  Cass.  LXXVI,  15.  Mal  fisxä  tovio  rä  ootä 
ii  vdgiav  Ttogtpvgov  Xid'ov  i/nßXrjd'ivTa  i's  ts  rijv  'Pai/iv/y  inofila&tj  nal 
ic  t6  *j4vT(ovtveiov  anizi^tj.  Spart.  Scver.  19.  Hiatus  sepuiero 
Marci  Antonini,  quem  ex  omnibus  imperatoribus  tantum  coluit  etc. 
vgl.  cap.  24.  (urnam)  yfntoninorum  sepulcru  illatam.  Eben  so  sagt 
von  Caracalla  Dio  Cass.  LXXVIII,  9.  To  ^  ovr  ^Awotvivov  rore 
aw^a  ixau-d^ ,  nal  rä  oata  iv  Ttf  ^AvToavivfl^  XQvtpa  wteroe  es  rifv 
^Po}firjv  xofiia&ivra  hi^T),  und  von  der  lulia  Domna  und  Geta  cap.  24. 
V0T6Q0V  fiivTot  ital  i*sira,  ojantQ  %al  ra  xov  Fira  uaza  ngoc  rije  Mai^ 
Ofjs,  njff  aBiXtpijs  avzijg  is  ro  rov  ^ uiiTinvlvov  rtfiiviaua  fiSTexofiia&tf. 
Ist  nun  darunter  das  Hadrianeum  zu  verstehen ,  so  steht  in  geradem 
Widerspruche  damit  S  parti ans  Angabe,  der  von  Geta  cap.  7.  sagt: 
Illatusque  est  maiorum  sepuiero,  hoc  est  Severi ,  quod  est  in  Appia 
via  euntibus  ad  portam  dextrutn  specie  Septiionii  exstructum,  quod 
sibi  nie  vivus  ornaverat,  und  ähnlich  von  Caracalla  lul.  Cap  it. 
Macrin.  5.  Deinde  corpus  Antonini  Ramam  reniisit  sepuicris  ma- 
iorum inferendum.  Ich  verkenne  die  überwiegend«  Autorität  Hero* 
dians  nicht;  indessen  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  ja  Caracalla  den 
Namen  Antoninus  angenommen  hatte,  und  dass  ein  von  ihm  vielleicht 
im  Bau  beendigtes  Grabmal  eben  auch  ^Avxwvwuov  genannt  werden 
und  daraus  der  Irrthum  entspringen  konnte.  Wahrscheinlicher  ist  es 
jedoch,  dass  die  ganze  Erklärung  bei  Spartian :  hoc  est  Severi  —  vi- 
vus  ornaverat,  eine  unverständige  Glosse  ist,  und  dass  kein  besonde« 


662    

fflehrere  aosebnliche  Grabmäler  gewesen  za  sein.  Eines  der- 
selben,  eine  Pyramide,  grösser  noch  als  die  des  Cestins,  hat 
sich,  wiewohl  ihrer  Marmorbekleidung  beraubt,  bis  zum  Ende 
des  15.  Jhdts.  erhalten,  wo  Alexander  VI.  es  abbrechen 
liess  "«»).  Es  führte  im  Mittelalter  den  Namen  seputcrumRo* 
muh^^)j  und  späterhin  haben  die  Antiquare  es  noch  aben* 
tenerlicher  Sepulcrum  Scipionis  j4fricani  genannt  ^^).  Sehr 
merkwürdig  ist  bei  mittelalterlichen  Schriftstellern  die  Erwäh- 
nung eines  am  Circus  Neronis  gelegenen  Templnm  Apol- 
linis  über  dem,  oder  bei  dem  die  Peterskirche  erbaut  sei ^^). 


res  Grabmal,  sondern  das  Septizooinm  am  Palatin  ^meitit  ist,  wel- 
ches nur  rälschlich  an  die  Via  Appia  gesetzt  wird,  die  nicht  weit  da- 
von beginnt.  In  diesem  Falle  würde  das  Anm.  893.  darüber  Gesagte 
zn  berichtigen  sein.  —  lieber  Caracalla  hinans  ist  gewiss  kein  Kaiser 
wieder  im  Hadrianeum  beigesetzt  worden,  wogegen  selbst  die  allge- 
meine Regel,  dass  nur  Mitglieder  einer  Familie  in  einem  Grabmale 
Platz  finden  dürfen,  sprechen  würde.  Die  Kaiser  bis  Elagabal  hatten 
gleichsam  den  Namen  nnd  die  FamilienangehÖrigkeit  der  Antonine 
Qsnrpirt,  wodurch  es  Entschuldigung  findet.  Sie  galten  als  deren  ma- 
iores.  Elagabal,  der  letzte  dieser  Antonine,  erhielt  keine  ßeerdigung; 
Alexander  Severus  aber  bekam  ein  eigenes  Grabmal.  Lamprid. 
Alex.  63.  Cenotaphium  in  Gailia^  Romae  sepulcrum  amplüsimum 
meruit. 

t431)  Blond.  Flav.  Rom,  inttour,  I,  4«.  p.  231.  Lnc.  Faono, 
Antich.  diR.  V,  12.  p.  155.  Andr.  Falvius,  de  Urb.  ant.  p,  292. 

32)  Ordo  Rom.  aT.  1143.  MabtlL  Mut.  ItaL  11.  p.  143.  intrat 
per  pontem  (Adrianum)  et  exit  per  portam  CoUinam  (Aureliam.  s. 
Anm.  299.)  ante  tempium  et  easteUum  Adriani:  prqßciteent  ante 
obeliseum  Neronis  intrat  per  porticum  iuxta  sepulcrum  Romuli  etc. 
Vgl.  Mir  ab.  Rom.  Monlf.  Diar.  ItaL  p.  291.  Effem,  lett.  I. 
p.   158. 

33)  Die  Veranlassung  dazu  ist  die  allerdings  eben  so  seltsame 
Fabel  bei  Acren,  z.  Ho  rat.  Epod.  9,  25.  Cum  Afri  adversus  Ro- 
manos denuo  rebellarent,  consulto  oraculo  responsum  est,  ut  sepul- 
crum Seipioni  Jieret,  quod  Carthaginem  respieeret.  tunc  levati  cinC" 
res  eius  sunt  e  Pyramide  in  Faticano  constituta  et  humati  in  sepulcro 
eius  in  portu  Carthaginem  respiciente, 

34)  Anastas.  Vit  S.  Petri.  p.  2  Blanch.  qui  sepultus  est 
via  Aurelia  in  templo  Apollinis ,  iuxta  locum,  ubi  cruei/ixus  est, 
iuxta  palatium  (circum)  Neronianum  in  Faticano,  iuxta  terriforium 
triumphale,  Vit.  S.  Corn.  p.  22.  et  posuit  (corpus  S.  Petri)  iuxta 
loeum^  ubi  eruc{/txus  est  —  in  templo  Apollinis  in  Montem  aureum 
in  Faticano  Palatii  Neroniani  ele.  Vit.  Silvestr.  p.  42.  Item  his 
temporibus  fecit  Avgustus  Constantinus  ex  rogatu  Silvestri  Episcopi 
Basilicam  Beato  Petro  Apostolo  in  templo  Apollinis.  Mir  ab.  Rom. 
Mon^f,  p.  290.   Effem.   lett.   I.  p.   155.  Inß^  palatium  Neronianum 


683    

Verbindet  man  damit  die  Auffindung  zahlreicher  von  Tauro- 
boiien  handelnder  Inschriften  ^*^^) ,  so  wird  man  nicht  zwei* 
fein  können,  dass  wenigstens  seit  Antoninus  Pius  und  viel- 
leicht bis  zu  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  hier  ein  eifriger 
Mysteriendienst  der  Cybele  und  des  Mithras  seinen  Sitz  hatte, 
woraus  sich  der  Tempel  des  Apollo,  das  heisst  eben  des  Son- 
nengottes erklärt.  Das  Auffallendste  ist,  dass  die  Inschrif* 
ten  bis  auf  Theodosius  Zeit  reichen  und  dass  demnach  neben 
dem  christlichen  Gottesdienste  zu  S.  Pietro  so  lange  dieser 
heidnische  Cultus,  wenn  auch  vieUeicbl  nur  geheim  bestan- 
den hat. 

lieber  die  Brücken,  welche  das  vaticanische  Gebiet  mit 
dem  Marsfeide  verbanden,  und  die  über  sie  geführten  Strassen 
s.  die  besonderen  Abschnitte, 


Ott  templum  JpollinU,  quod  dicihtr  tancla  Petronitla,  ante  quoä  est 
basilica,  quae  voeatur  f^aticanum  etc. 

1435)  Zu  diesen  an  Ort  und  Stelle  ^eFandenen  lusehrifteo  kömmt 
ao€h  als  eben  so  seblag^eader  Beweis  die  merkwürdige  ara  Lugdanea- 
sis,  deren  Inschrift  von  einem  Taurobolinm  pro  salute  Jntonini  Pii 
durch  einen  gewissen  L.  Aerailius  Carpos  spricht.  Oreil.  Jnser.  2322. 
Darin  heisst  es:  VIRES  (testicnlos)  BXCEPIT  ET  A  VATICANO 
TRANSTVLIT.  ARAm  ET  BVGRANIVM  SVO  mPENDIO  CONSACRA- 
VIT  etc.  Andere  hieher  gehörige  laschriften  s.  bei  Orell.  2335. 
2340  ff. 


1 


664 


Gebäude  für  Schauspiele. 
I)  Die  drei. 

Zu  besserer  Uebersicht  fasse  ich  die  zerstreut  in  der 
Stadt  liegenden,  aber  durch  ihre  Gleichartigkeit  und  ihre  Be- 
stimmung in  einem  gewissen  Zusammenliange  stehenden  An- 
lagen, und  zunächst  die  für  öffentliche  Schauspiele  errichte- 
ten zusammen.  Die  Erörterung  der  Einrichtung,  welche  im 
Allgemeinen  solche  Gebäude  hatten  und  die  genauere  Beschrei- 
bung der  einzelnen  sind  hier  ausgeschlossen,  und  bleiben  dem 
Abschnitte,  der  von  den  Spielen  handeln  muss,  vorbehalten. 
Hier  sollen  nur  kürzlich  die  Nachrichten,  welche  uns  von 
dem  Entstehen  derselben,  und  den  wesentlichsten  Verände- 
rungen, welche  sie  erlitten,  zugekommen  sind,  zusammen- 
gestellt und  die  unsicheren  oder  falschen  Annahmen  der  To- 
pographen geprüft  und  beseitigt  werden. 

Die  älteste  römische  Zeit  kennt  keine  anderen  Schau- 
spiele als  Pferde-  und  Wagenrennen;  daher  sind  auch  die 
Circi,  die  Rennbahnen,  die  frühesten  hieher  gehörigen  Aula- 
gen. Bis  zum  Jahre  513  hatte  Rom  nur  einen  Circus,  den 
bei  weitem  berühmtesten  Circus  Maximus  oder  auch 
schlechthin  Circus  genannt;  von  Tarquinius  Priscus  indem 
Thale  zwischen  dem  Palatin  und  Aventin  angelegt.  Unstrei- 
tig war  diese  Anlage  an  die  Bedingung  der  Trockenlegung 
der  Niederungen  durch  die  Cloaken  geknöpft  (S.  283.),  wie- 
wohl selbst  die  Sage  vom  Raube  der  Sabinerinnen  anerkennt, 
dass  in  demselben  Thale,  am  AlUre  des  Consus  um  Vieles 
früher  circensische  Spiele  gehalten  wurden.  Die  erste  von 
Tarquinius  getroffene  Einrichtung  war  wohl  nicht  eigentlich 
ein  Bau  zu  nennen.  Es  wurde  der  Platz  abgesteckt  und  ge- 
ebnet, und  jeder  der  dreissig  Curien  ein  bestimmter  Raum 
angewiesen,  um  sich  Schaubühnen  (spectacula)  zu   errichten, 


665    

wis  in  der  einfacbsteD  Weise  und  wobl  nar  auf  die  Dauer 
der  Spiele  geschah.  So  mag  vielleicht  der  erste  wirkliche 
Bau  dem  jüngeren  Tarquinius  zugeschrieben  werden  i^^®). 
Im  Jahre  425  wurden  zuerst  careeres  iur  die  Wagen  ge- 
baut ^7),^  und  nach  und  nach  vervollkommnet  sich  die  Ein- 
richtung (Liv.  XLI,  27.);  doch  darf  man  bis  auf  die  Kai- 
serzeit sich  durchaus  nicht  ein  Bild  davon  entwerfen,  das 
den  späteren  Kunstdenkmälem  entspräche,  wo  eine  mit  Py- 
ramiden, Statuen  und  kleinen  Tempeln  besetzte  Spina  er- 
scheint. Letztere  (der  Name  selbst  ist  späten  Ursprungs) 
fehlte  vielleicht  ganz*  und  nur  die  hölzernen  Metae  schrieben 
den  Wagen  ihre  Bahn  vor,  da  noch  unter  Caesar  durch  Weg- 
nahme derselben  der  ganze  innere  Raum  zur  freien  arena 
for  ein  grosses  Gefecht  gemacht  wurde  ^*).    Caesar  wird  als 


1436)  Liv.  I,  35.  sa^t  von  Tarqnioias  Priscns  :  Tum  primum  circo, 
qui  nunc  Maximut  dteitur,  detignatus  locus  est,  loca  divisa  patribus 
equitibusque  ^  übt  gpectacula  tibi  quitque  Jacerent;  fori  appellati. 
Das  ist  wahrscbeinlicher  als,  wie  es  Diooysias  darstellt,  HI,  68. 
KwtiQM^oaot  Sb  mü  xw  fiiyunov  rwv  htnoopopKOV  Toquvvio^  tov  fit^ 
ra£v  xov  re  AvBvrivov  %al  toS  UtiXarriov  nsifsevov,  n^nov  vnoQzi" 
yov9  ntQl  avTOv  noAf,aag  nad'lS^ag*  riwg  ya{f  iurwres  id'twQOuv  in 
ixQitav,  Soffatiov  ^vkivaig  axf^raU  inuHttfiiviov,  uaX  iitXwv  rovg  Tonovg 
tk  T^MMOvra  tpQazqag,  inaartj  q>^dr^q  fitot^ar  aTridatxt  fiiav,  wart  iv 
rfj  nQogrjKovoTi  x(n(^q  ua&e^ofisvov  txaoTOp  d^ioi^stv.  So  lasst  deoD 
auch  Livias  cap.  56.  die  Plebs  ooter  Tarqnioias  SaperbnS  über  die 
forot  in  Circo  Jaciendot  klaf eo ,  während  Dionys.  IV,  44.  diesen 
Kooif^  den  Circus  nnr  äusserlich  mit  Hallen  umgeben  lässt.  Vgl.  A  a* 
rel.  Vict.  Vir.  ill.  8. 

37)  Liv.  VHI,  %0.  Carceret  eo  anno  in  Circo  primum  ttatuti. 
lieber  die  Zahl  der  Careeres  bis  auf  Domitian  und  die  sie  bedingende 
Zahl  der  bei  jedem  Missns  Wettstreite ndeo  Wagen  habe  ich  in  der 
Schrift  De  Romae  vet  mur,  atq.  port.  p.  84  ff.  gesprochen.  Da  die 
Frage  wegen  der  XII  portae  erledigt  ist  (S.  18ü.),  habe  ich  keine 
Veranlassang  hier  daraaf  zarückznkommen.  lieber  die  Folgerungen, 
welche  sich  aus  Cassiod.  Var.  Hl,  51.  ziehen  lassen  könnten,  wird 
künftig  gesprochen  werden.  Einstweilen  sei  nur  dem  in  jener  Abband* 
lang  Gesagten  noch  die  deutliche  Stelle  des  Servins  z.  Georg. 
IH,  18.  beigefügt.  Er  sagt  zu  Virgils  Worten  „Centum  quadriiugos 
agitabo  ad  Jlumina  eurrus'* :  Id  est  uniut  diei  exhibebo  cfrcentes 
iudos,  quia,  ut  Farro  dieit  in  libris  de  gente  populi  Romani,  olim 
XXF  mittut  fiebanU  —  Ergo  centum  eurrus  teeundum  antiquitatem 
dixit  etc. 

38)  Suetoo.  Ca  es.  39.  Nam  quo  laxiut  dimicareiur ,  tublatae 
metae,  inque  earum  locum  biua  cattra  ex  adoerto  constituta  erant. 
Von  Heiligthümero  im  Circus  wird  aus  früherer  Zeit  nnr  die  ara 
Conti  erwähnt.  S.  468.  Tertnilian  giebt  ihre  Stelle  ad  primat  metat 
au,  was  allerdings  sehr  zweideutig  ist.    Ans  Tacitus,  der  das  Pomoe- 


666    

der  Ersle  genannt,  der  den  Circos  ansehnlich  erweiterte  und 
zum  Schutze  der  Zuschauer  bei  Thiergefechten  den  Euripus 
anlegte  !«»)•  Auch  jetzt  noch  wurden  nur  die  unteren  Sitzrei- 
hen von  Stein  erbaut  5  die  oberen  Stockwerke  waren  >on  Holz, 
und  daraus  erklärt  es  sich,  dass  der  Circus  wiederholt  durch 
Feuer  zerstört  werden  konnte.  Der  erste  solche  Brand,  durch 
den  indessen  nur  ein  Theil  unterging,  wird  im  J,  723  kurz  vor 
der  Schlacht  bei  Actium  erwähnt  *«).  Vermuthüch  hängt  da^ 
mit  zusammen,  dass  Augustus  dasPulvinar  neu  bauete'*^). 
Derselbe  stellte  auch  zuerst  einen  Obelisk  zwischen  den  Me^ 
ten  auf  **>.  Im  J.  789  brannte  wiederum  die  gegen  den  Aven- 
ün  gelegene  Seite  ab  ♦«).  Claudius  scheint  zuerst  dem  Circus 
eine  prächtigere  Einrichtung  gegeben  zu  haben.  Die  Carceres 
waren  bisher  von  Tufstein  gewesen  5  er  erbauete  sie  von  Mar- 
mor, und  errichtete  Meten  von  vergoldeter  Bronze  statt  der 
bisherigen  hölzernen  **).  —  Da  der  neronische  Brand  am 
Circus  selbst  ausbrach,  so  kann  man  kaum  anders  annehmen, 
als  dass  er  dadurch  gänzlich  zerstört  wurde ;  doch  muss  er 
sehr  bald  wiederhergestellt  worden  sein  $  denn  schon  vier  Jahre 


nom  des  Roraulas  von  der  ara  maxima  zur  ara  Conti  und  von  da  ga 
den  curiae  veteres  fuhrt,  scheint  mit  Sicherheit  seschlossen  zu  wei^ 
den ,  dass  die  ara  Consi  gegen  die  südliche  JScke  des  Palatin  lag. 
Da  nun  aher  dort  unzweifelhaft  die  Rundung  des  Circus  war,  so  kön- 
nen diese  primae  metae  nicht  die  den  Carceres  zunächst  stehenden 
sein.  War  es  vielleicht  übliche  Benennung  für  die  am  unteren  Ende 
stehenden  Meten,  weil  um  sie  zuerst  die  Wagen  gelenkt  werden 
miusten?  Oder  nimmt  Tcrtuliian  den  umgekehrten  Standpunkt? 

1439)  Sueton.  Gaes.  ^9.  tpatio  Cirei  ab  uiraque  parte  produ- 
cto  et  in  gyrum  Euripo  addito,  Plin.  YIII,  7*  Das  ist  der  Circus, 
den  Dionysius  sah,  and  seine  Be8chreü>ang,  111,  68.  nur  zu  lang,  um 
hier  zu  stehen,  ist  vor  Allem  nachzulesen,  um  ein  deutliches  Bild  von 
der  ganzen  Anlage  zu  erhalten.  Mit  seinen  Angaben  über  die  Aus* 
dehnang  des  Circus  steht  jedoch  Plin.  XXXVl,  15,  %i.  In  Wider- 
spruch.    Vgl.  Nardini,  Roma  ant.\\\,  p.  ^%Q, 

40)  Dio  Ca  SS.  L,  10.  naX  nv(f  cuU«  tc  ov%  SXiya,  ndl  avzou  rov 
wito^oofiov  noho  —  ^tf&e^QW» 

41)  Sneton.  Aug.  45.  Monum.  Ancyr.  PVLVINAR.  AD 
CIRCVM.  MAXIMVM.  Vgl.  Sa  et  ob.  Claud.  4.  Fest.  p.  354. 
Tefuam, 

42)  Plin.  XXXVl,  0.  n.  71.  Ammian.  Marc.  XVI,  10. 

43)  Tacit.  Ann.  VI,  45.  Dio  Cass.  LVllI,  26. 

44)  Sueton.  Claud.  21.  Circo  vero  Maximo  marmoreii  ear- 
eeribus  auratitque  metii ,  quae  utraque  et  tophina  ao  lignea  antea 
ßierantf  exoullo^  propria  senatoribus  eotutituit  ioca  ete. 


667    

darauf  hielt  Nero  darch  ihn  seinen  lächerlichen  Trinmphzng 
und  hing  an  dem  Obelisk  des  Augustos,  der  folglich  stehen  ge- 
blieben war,  seine  Siegeskränze  auf.  Dio  Cass.  LXIII, 
21.  —  Schon  nnter  Domitian  aber  brannten  von  Neuem  beide 
Seiten  ab,  und  der  neue  Bau  wurde  von  den  Steinen  der  kürz- 
lich angelegten  Naumachie  aufgeführt.  Sueton.  Dom.  5. 
Wahrscheinlich  erhielt  damals  der  Circus  eine  Erweiterung 
und  eine  Vermehrung  der  Careeres,  da  Domitian  den  vier  Fa- 
ctionen  zwei  neue  hinzufügte.  Suet.  c.  7.  Von  nun  an  wird 
man  zwölf  Careeres  zu  denken  haben.  Jedenfalls  beendigte 
erst  Trajan  den  Bau  und  darum  konnte  die  Dedicationsinschrift 
sagen,  dass  er  den  Circus  erweitert  habe  i^^).  Unter  Antoni- 
nus  Pius  stürzte,  während  die  Ludi  Apoliinares  gefeiert  wur- 
den, ein  Theil  der  Sitzreihen  ein  und  eine  Menge  Menschen 
fanden  den  Tod  ^^).  Seitdem  wird  wenig  mehr  von  den  Schick- 
salen des  Circus  bekannt,  als  dass  Constantin  d.  6.  eine  Er- 
neuerung unternahm  ^7) }  aber  noch  im  sechsten  Jhdt.  be- 
schreibt Cassiodor.Var.  III,  51.  die  Spiele,  die  darin  ge- 
halten wnrden. 

Viel  dürftiger  sind  die  Nachrichten  über  den  Circus 
Flaminius,  von  dessen  Lage  im  Allgemeinen  S.  608  die 
Rede  gewesen  ist.  Er  war  im  J.  533  in  der  Censur  des  C. 
Flaminius  erbaut,  *  der  gegen  Hannibal  fieM^),  und  die  Ablei- 
tung des  Namens  von  dem  des  Erbauers  ist  daher  eben  so  na- 
türlich als  von  den  Pratis  FlaminäSy  in  denen  er  lag  ^').  Die- 


1445)  Dio  Ca 89.  LXVIII,  7.  cvrut  yoQ  itov  Kai  fjteyaXotfQwv  »al 
fieyaXoyvwfiijtnf  i'tpv,  wäre  xtd  rf  tititoSgofif^  imyqawatf  ozi  i^affKovvra 

/ic/2^ai  xal  ne^xtMiore^ov  i^si{^yütaaTo. 

45)  Catal.  imp.  Vieno.  t.  II.  p.  ^44  Rone,  ffoc  Imper,  Cir^ 
censibtu  ApolUnaribus  Parteetorum  eoiumna  (f)  ruit  et  oppresiit 
homines  MCXIL  Das  Factom  ist  anch  dureh  lol.  Gap.  Anton. 
P.  9.  beglaubigt. 

47)  Aurel.  Vi  ct.  Ca  es.  40,  27.  ji  quo  (Coost.)  ettam  post 
Circus  Maximus  exeultus  mirifice.  Unter  CaracaÜa  giebt  der  Catal. 
imp.  Viean.  p.  245.  an:  Hoc  Imp.  lanuae  Circi  ampiiafae  sunt, 

48)  Liv.  Epit.  XX.  C.  Flaminius  eensor  viam  Flaminiam  mu- 
nivit  et  circum  Flaminium  exstruxit,  Cassiod.  Chron.  p.  178 
Rone.  L,  Feturius  et  C,  Lutatius.  Hie  Coss,  via  Flaminia  munita 
et  circus  /actus,  qui  Flaminius  appellatur. 

49)  Die  erstere  Ableitung  giebt  Paol.  Diae.  p.  89.     Die  zweite 


668    

ser  Circii3  wird  sehr  sehen  in  Bezug  auf  darin  gehaltene 
Spiele  genannt,  und  die  ludi  Taurtr\  so  wie  die  pleben  sind 
wohl  die  einzigen,  welche  mit  Sicherheit  ihm  zugewiesen 
werden  können  ^**®).  Wie  dagegen  schon  früher  die  praia 
Flaminia  häutig  zu  plebejischen  Versammlungen  dienten,  so 
fanden  deren  auch  später  od  in  dem  Circus  Statt  ^').  AnfTal- 
lend  ist  es,  dass  keine  Erwähnung  des  Circus  über  das  erste 
Jahrhundert  hinaus  reicht;  und  auffallend  eben  auch,  dass  der 
Anonymus  von  Einsiedln  wiederholt  die  Piazza  Navona  Cir- 
cus Flaminius  nennt,  woraus  so  viel  hervorgeht,  dass  man 
in  der  ersten  Hälfte  des  neunten  Jahrhunderts  den  wahren 
Flaminius  nicht  mehr  kannte  ^^).  Gleichwohl  sollen  sich 
dessen  Reste  bis  in  das  sechzehnte  Jahrhundert  besonders 
bei  S.  Caterina  de'  fiinarj  und  Palazzo  JMattei  erhalten 
haben  *3). 

Ausser  diesen  beiden  könnte  in  dem  ganzen  Umfange  der 
Stadt,  wie  die  aurelianische  Mauer  ihn  bestimmt,  höchstens  noch 
ein  dritter  Circus  angenommen  werden ;  aber  auch  er  wird  wahr- 
scheinlich in  Wegfall  kommen  müssen.  Die  Piazza  Navona 
kündigt  sich  noch  jetzt  durch  ihre  Form  als  eine  Anlage  der  Art  an, 
und  in  mittelalterlichen  Schriften  wird  sie,  wiewohl  unter  ver- 


Varro  L.  L.   V,  3)2.   p.    134.     Beide  vermischt   bei  Plutarch.  Q. 
H.  66. 

1450)  Varro  L.  L.  V,  32.  p.  154.  Item  simili  de  causa  Cfrcus 
Flaminius  dieitur,  gui  cireum  aed^/lcatut  est  Flaminium  campum, 
et  quod  ibi  quoque  ludis  Tauriis  equi  cireum  metas  eurrunt,  vgl. 
Fegt.  p.  351.  Wegen  Aev  plebeii  Valer.  Max.  I,  7,  4.  Cum  ple- 
beiis  ludis  quidam  paterfamilias  per  cireum  Flaminium  priusquam 
pompa  induceretur  servum  suum  verberibus  multatum  sub  furca  ad 
supplicium  egisset  etc.  ladcssea  erzählt  Liy.  II,  36.  lange  vor  Er- 
bauaog  des  Circas  Flaniinias  dieselbe  Geschichte  als  bei  den  ludis 
magnis  im  Circus  Maximus  vorgeralleo.  Dionys.^  VII,  69.  sagt 
dl  avoifäg,  Ausserdem  ist  mir  aar  noch  die  Krokodiljagd  be- 
kannt, welche  Angustos  darin  veraaslaltete.  Dio  Cass.  LV,  10.  xal 
uezä  tovTo  ic  r«  rov  4>Xa/iiv$or  innod^ofiov  v3(u(f  i^VX^f  ^^^  ^^  avttS 
»ooxoSedo»  «£  tMl  TQ^OMorra  narexontjoav, 

51)  Cic.  ad  Att.  I,  li.  res  agebatur  in  eirco  Flaminio,  et 
erat  in  eo  ipso  loeo  illo  die  nundinarum  nam^yv^ig.  p.  Sext.  14. 
Liv.  XXVII,  21.  u.  8.  w. 

52)  Die  Mir  ab.  Rom.  Montf.  Diar,  Ital.  p.  287.  Effem.  leil, 
I.  p.  75.  geben  ihn  ad  pontem  ludaeorum  an.  Damit  kann  auch  Piazza 
Navona  gemeint  sein.     S.  d.  Abschn.  v.  d.  Brücken. 

53)  Andr.  Folv.  de  Urb.  antiquit.  p.  264.  Luc.  Fanno,  Jn- 
tieh.  di  Roma,  IV,  23.  p.  US. 


669    

schiedenen  Namen,  darchaas  als  Circus  angeführt.  Der  Ano- 
nymus von  Einsiedln  nennt  sie  wiederholt  Circus  Fla- 
mineus  mit  dem  Zusätze  ubi  scä  agnes;  aber  900  Jahre  spä- 
ter wird  ihr  der  wahrscheinlich  etwas  richtigere  Name  Circus 
Aleooandrmus  beigelegt  ^^^).  Demungeachtet  ist  es  zweifel- 
haft, ob  hier  ein  eigentlicher  Circus  war.  Man  könnte  wohl 
an  die  Equiria  denken,  die  im  Marsfelde  gehalten  wurden; 
allein  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  wenigstens  noch  in  Au- 
gnstus  Zeit  dieses  Fest  gar  nicht  in  einem  Circus,  sondern 
durch  Wagenrennen  im  freien  Marsfelde  gefeiert  worden 
ist  ^^).    Die  Antiquare  haben  eine  neue  Benennung  für  den 


1454)  Ordo  Rom.  ai.  1143.  Mahill.  Mus.  Hai.  IL  p.  143.  Pro$i- 
it'ens  per  Parionem  (Via  di  Pariooe)  inter  circum  Alexandri  et  theo- 
trum  Pompeii  descendit  per  porticum  Jgrippinam,  and  die  Mirab. 
Rom.  Montf,  p.  2t$G.  Effem,  p.  71.  aenoea  iha  theatrum  Alexandri 
iuxla  S.  Mariam  Rotundam. 

55)  Merkels  Vermothung  z.  Ovid.  Fast.  p.  GLX. ,  dass  es 
im  Circus  Flamiuias  {prata  Flaininia)  g^eschebeo  sei,  kana  ich  dorch- 
aus  Dicht  beistimmen :  oie  ist  der  Circus  Flaminius  zum  Marsfelde  ge- 
rechnet worden,  und  im  Campus  Martins  wurden,  wie  alle  Nachrichten 
ausdrücklich  sagen,  die  Equiria  gehalten.  So  ausser  Ovid.  Fast. 
II,  857.  Varro  L.  L.  Vl^  3.  p.  196.  Equiria  ab  equorum  cursu;  eo  die 
enim  eurrunt  in  Martio' campo,  Paul.  Diac.  p.  81.  Equiria  ludi, 
quo*  Romulus  Marti  inttituit  per  equorum  cursutn,  qui  in  campo  Mar- 
tio  exerrebantur.  Fest.  p.  131.  Martiaiis  campus  in  Coelio  monte  di- 
eitur,  quod  in  eo  Equiria  sofebantßeri,  si  quando  aquae  Tiberis  cam- 
pum  Martium  occupatsent,  Dass  aber  das  Wettrennen  auf  dem  Freien 
Rasenplätze  nahe  am  Flusse  Statt  fand,  das  wird  nicht  leicht  hinweg- 
geleuguet  werden  können.  Ovid.  Fast.  111,  519. 

Altera  gramine  o  speetabis  Equiria  Campo 
Quem  Tiberis  cur  vis  in  latus  urget  aquis, 

Qui  tarnen  eieeta  si  forte  tenebitur  unda, 

Caelius  accipiet  pulverulentus  equos. 
Wäre  von  einem  Circus  die  Rede,  so  würde  nicht  nur  gramineo  ein 
höchst  unnützer  Zusatz  sein ,  sondern  es  zeigt  auch  deutlich  der  Ge- 
gensatz, Caelius  pulverulentus,  dass  gramineus  Campus  ganz  eigent- 
lich verstanden  werden  soll ;  und  wie  im  Campus  Martiaiis  die  Spiele 
ohne  Circus  abgebalten  wurden^  so  gewiss  auch  im  Campus  Martins. 
Daraus  erklärt  sich  nun  buchst  wahrscheinlich  Serv.  z.  Georg.  I||, 
18.  Olim  enim  in  littore  ßuminis  Circenses  agitabantur ,  in  altero 
latere  positis  gladiis ,  ut  ab  utraque  parte  esset  ignaviae  praesens 
periculum.  Die  Reflexion,  dass  eine  Feier  in  dieser  Art  der  magni- 
ficentia  Romana  in  Augustns  Zeit  nicht  entspreche,  kann  kein  Gewicht 
haben  ,  wo  es  sich  um  einen  aus  alter  Zeit  stammenden  geheiligten 
Gebrauch  handelt.  Dass  Dio  Cass.  LVI,  !^7.  sich  nicht  auf  die  Equi- 
ria bezieht,  hat  Merkel  z.  Ovid.  Fast.  p.  CLX.  bemerkt.  —  Ca- 
nina's  Verkehrtheit,  der  aus  dem  Feste  der  Equiria  ein  Gebäude 
gemacht  und  es  auf  Monte  Citorio  gelegt  hat,  verdient  keine  Wider- 
legung. 


—  ezo  — 

Platz  erftanden  s  sie  nennen  ihn  mit  angeblich  antikem  Namen 
Circus  AgoTtalis  und  leiten  daher  die  moderne  Benennung;  Na- 
vona  ^^^^).  Es  bedarf  zur  Beseitigung  eines  solchen  Circus 
nur  der  einfachen  Erwägung,  dass  ja  doch  die  AgonaUa  ge- 
wiss nicht  durch  Circenses  gefeiert  worden  sind.  Vielmehr 
ist  meine Ueberzeugung,  dass  hier  ein  Circus  nicht  war;  wahr- 
scheinlich aber  ein  Stadium^  vermuthlich  zu  den  Thermen  Ale- 
xanders gehörig,  die  nothwendig  dicht  dabei  gelegen  haben 
müssen.  Gymnische  Agonen  waren  längst  in  Rom  eingeführt: 
Caesar  erbauete  im  Marsfelde  für  diesen  Zweck  ein  Stadium, 
jedoch  nur  ad  tempus  ^^).  Dasselbe  wird  von  Augustus  be- 
richtet: sein  Stadium  war  von  Holz  und  also  auch  nicht  für 
die  Dauer  berechnet  ^^).  Wohl  aber  erbauete  Domitian  ein 
bleibendes  Stadium  ^*),  und  wo  anders  wird  das  gewesen  sein, 
als  im  Marsfelde.  Da  eines  Circus  weiter  gar  keine  Erwäh- 
nung geschieht,  so  ist  es  das  Natürlichste,  dieses  Stadium  in 
Piazza  Navona  zu  erkennen.  Ja  ich  möchte  entscheidend  für 
diese  Annahme  die  Angabe  des  Cur iosum  urb.  Rom.  nen- 
nen, in  welchem  in  der  Reg.  IX.  nach  den  drei  Theatern  und 

dem  Odeum  folgt :  Stadium,  capitloca  XXXLXXXVlIh 
Dieses  Stadium  ist  es  denn  auch  jedenfalls,  wo  nach  dem 
Brande  des  Amphitheatrum  Flavium  die  Spiele  gefeiert  wur- 
den. Dio  Cass.  LXXVIII,  25.  od^^v  ij  S-ia  %£v  jaopo/na'- 
ymv  iv  T«  ataditp  ln\  noXXd  irtj  iTcXda&v*  »nd  wenn 
man  bei  dem  griechischen  Schriftsteller  —  obgleich  das  ganz 
gegen  seinen  Sprachgebrauch  ist  —  unter  arddiov  einen  Cir- 
cus verstehen  wollte,  so  werden  anderwärts  beide  auf  das  Be- 
stimmteste unterschieden.  Lamprid.  Hei.  26.  Omnes  de 
Circo,  de  tkeatro,  de  stadio  —  meretrices  coilegit.  Alex. 
Sev.  24.  ad  instaurationem  theatri,  drei,  amphitheatri  et 


1456)  So   thut  es  io  der  Tbat  selbst  Nibby  z.  Nardini.   III. 

p.  73. 

67)  SuetoD.  Gaes.    39.  Jthletae  stadio   ad  tempus  exstructo 

in  regioüe  Martii  campi  eertaverunt  per  iriduum. 

58)  Dio  Cass.  LIU,  I.  nal  yvfivixos  Se  tore  aywvt   tnaBlov 
Two£  iv  ti}  'A^titjf  TTtdioj  ^v?Jvov  9taTaoxevaa-&ivToey  inoiij&y. 

59)  SuetoD.  Dom.  5.  Cassiod.  CbroD.  t.  II.  p.  197.  Ga< 
tal.  imp.  Vieno.  p.  %AZ, 


C71    

i;  WO  Saloiasiiis  aas  seiner  begien  Handscbrift,  welche 
et  adü  hatte,  sladü  emendiri  hat.  Demnach  hatte  Alexan* 
der  bei  der  Anlage  seiner  Thermen  das  Stadium  erneuert,  und 
die  Aehnlichkeit  der  Form  liess  es  im  Mittelalter  für  einen 
Circus  gelten;  vielleicht  rührt  auch  der  Name  CircusAle* 
xandrinus  nur  von  der  Nähe  der  Thermen  her  ^^^^).  Vgl 
den  Abschn.  von  den  Thermen« 

Ist  diese  Voraussetzung  richtig,  so  war  der  dritte  Cir^ 
cns,  welchen  Hom,  aber  schon  ganz  ausser  dem  Bereiche 
der  Stadt  erhielt,  der,  welchen  Caligula  in  den  Gärten  der 
Agrippina  (S.  660.)  anlegte ,  wovon  der  Ort  noch  in  später 
Zeit  Caianum  hiess  ^^).  Es  ist  derselbe  Circus,  der  nach- 
her dem  Nero  zu  seinen  circensischen  Belustigungen  diente  ^2), 
und  daher  gewöhnlich  CircusNeronis,  im  Mittelalter  Pa* 
Uttium  Neromi  genannt  wird.  —  Was  hingegen  von  dem 
sehen  oben  erwähnten  Circus,  der  sich  nördlich  vom  Mause* 
leum  Hadriani  befunden  haben  soll,  zu  halten  sei,  darüber  lässt 
sich  um  so  schwieriger  urtheilen,  als  die  Berichte  über  früher 


1460)  Wenn  es  wirklich  gegründet  ist^  wasNibby  aDfiihrt,  das« 
im  Mitlelalter  eine  in  oder  bei  den  Thermen  Alexanders  gelegene  Ma- 
rienkirche in  crypta  Agonis  genannt  wurde ,  so  ist  die  Möglichkeit 
vorhanden,  dass  die  Piazza  Navona  den  Namen  Agon  geführt  hat;  aber 
das  würde  eben  lÜr  die  angedeutete  Bestimmang  sprechen.  Denn  die 
gymnischen  Spiele  werden  immer  als  griechische  bezeichnet ,  ond  so 
kounle  wohl  dem  für  Agonistik  bestimmten  Platze,  dem  Stadium ,  die- 
ser Name  selbst  beigelegt  werden. 

61)  Sueton.  Cal.  54.  auHgahat  eaatructo  plur\fariam  ctrco. 
Beslimmter  PI  in.  XVI,  40.  Abies  admirationis  praecipuae  visa  est  in 
navij  quae  ex  Jegypto  Caii  principis  iussu  obeliscum  in  Fadcano 
Circo  statu  tum  —  adduxit,  und  Suet.  Glaud.  21.  Circenses  fre- 
quenter  etiam  in  Faticano  eommisit.  Wegen  der  Benennung  Dio 
Dass.  LIX,  14.  wate  aal  vvv  (zi  JTa'tavdv  an  autov  to  xw^ioVy  ip 
V  tä  aQfAaia  7jax£i,  naltlo^ai.  Vielleicht  erklärt  sich  daraus»  das  von 
der  JVotitia  in  der  Reg.  XIV.  angefahrte  Caianum;  so  dass  nicht 
an  das  nemus  Caesarum  zu  denken  sein  würde.  S.  Anm.  1149. 

6^)  Die  entschiedenste  Gewissheit  giebt  Plin.  XXXVI,  11.  Ter- 
iius  {phtW^cMs)  Romae  in  Faticano  Caii  et  Neronit  princi- 
pum  Circo.  Tacit.  Ann.  XIV,  14.  clausum  valle  Faticana  spa- 
iivm,  in  quo  equos  regeret.  Vgl.  Suet.  Ner.  22.  S.  660.  Wie  bei 
Plin.  XXXVII,  2,  7.  das  theatrum  peculiare  trans  Tiberim  in  hortis 
zu  verstehen  sei,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  da  der  Ausdruck  in 
dieser  Verbindung  zweideutig  und  die  Stelle  dunkel,  vielleicht  selbst 
verderbt  ist. 


672    

beobachtete  Reste  ungenau  und  sich  widersprechend  sind  ^*^^)j 
und  die  Andeutungen,  welche  etwa  bei  alten  SchriftsteUem 
gefunden  werden  möchten,  eben  auch  auf  den  Circus  Neronis 
bezogen  werden  können  (dessen  Lage  bei  S.  Pietro  unbezwei- 
feit  ist),  vielleicht  auch  nicht  einmal  nölhigen ,  gerade  einen 
Circus  anzunehmen  ^*). 

Der  einzige  Circus,  von  dem  noch  deutlich  erkennbare 
Trümmer  vorhanden  sind,  liegt  ziemlich  fem  von  der  Stadt 
vor  Porta  Appia  (S.  Sebastiano) ,  links  von  der  Strasse  und 
unmittelbar  unter  dem  Grabmale  der  Caecilia  Metella  (Capo  di 
Bove),  der  Basilica  di  S.  Sebastiano  gegenüber.  ^Er  wurde 
sonst  allgemein  Circo  di  Caracalla  genannt;  aber  die 
schlechte  Bauart  (namentlich  aucli  die  zur  Erleichterung  der 
Gewölbe  eingemauerten  irdenen  Gefässe)  weiset  auf  eine  spä- 
tere Zeit  hin.  Den  Beweis  dafür  lieferte  eine  bei  den  Ausgra- 
bungen, welche  Torlonia  im  J.  1825  veranstaltete,  gefundene 
Inschrift,  welche  den  Romulus,  Sohn  des  Maxentius 
nennt  ^^),  und  damit  stimmt  die  Angabe  des  Catal.  Imp. 
Vienn.  t.  11^  p.  248  Rone,  überein,  wo  es  unter  Maxentius 


1463)  S.  Andr.  Fulv.  de  Urb,  antiquit,  p.  272.  Venuti,  De- 
scriz.  11.  p.  180.  fi ansen,  Beschr,  d.  St.  R,  II  A.  S.  17  f. 

64)  Die  bedeutendste  Stelle  ist  bei  Procop.  Goth.  II,  1.  Er 
spricht  von  einem  Gelechte  iv  NiQWpof  mäitf,  and  sagt:  oiadiov 
fiiycL  ivrav&a  ix  nukaiov  iartv ,  iv  <^  ^j^  ol  Tp9  noXetus  fiovouaxot  t6 
TiQOXiQOV  ^ywvi^ovT^,  noXkd  ts  aXXa  ol  iiaXatr  av^^wnoi  a/itpl  to  oxaStov 
TovTO  oixrfftara  idtlfiavto,  x«i  an  avrov  aisvconov^,  cuff  tb  etxds,  na%^ 
€ax6&i  rov  xwQ^v  ^vfißaivei,  tiiai.  Damals  war  also  das  vaticanisehe 
Gebiet  bewohnt,  aber  der  Name  Nigatvog  ntSiov  umrasst  jedenTaUs  auch 
die  Gegend  von  S.  Pietro  und  man  wird  solchen  Anbau  hier  natürlicher 
finden,  als  so  Tero  von  der  Stadt,  hinter  dem  jetzigen  Castetio  di  S. 
Angelo;  znmal  da  Procopius  da,  wo  er  von  den  Angriffen  aaf  das  Castell 
spricht^  gar  nichts  davon  erwähnt.  Zweifelhaft  in  anderer  Art  ist  wie- 
derum die  Nachricht  bei  Lamprid  Heliog.  23.  elephantorum  qua- 
titor  quadrigas  in  raücano  agitasse  (fcrtur),  dirutU  sepuicrü,  quae 
ohsistebant.  Da«  kann  nicht  wohl  vom  Circus  Neronis  verstanden 
werden,  sondern  von  einem  für  den  Zweck  geebneten  Raame:  aber  ein 
Circus  folgt  daraus  nicht.  ' 

XENT.  etc.  Orell  Injcr  1069.  Vgl.  ßianconi,  Descriz,  de"  Cer- 
thiparUc  diqueUo  di  Caracalla,  Uom.  1789  fol.  Nibby,  Dissert. 
del  Circo  dl  homolo    Rom.   1825.     B  arges  s,   Descr.  ofthe  Cireue 

mJ  fv  VA  n  **tf'^''""^'""  bei  Panvin,  i/e  lud.  circ.  Graev. 
ihes.  IX.  p.  213.  Du  P^rac,  Festigj.  t.  40. 


673    

beisst:  ^^rmüB  in  Palatio  fecit  et  Ctrtum.  in  Catecumpas 
flmes  magna  ßtit  Es  ist  schon  von  Bansen  nach  Sarti  be- 
merkt worden ,  dass  notbwendig  gelesen  werden  muss  et  Cir- 
cum  in  Catecumpas  (Catacombis).  James  magna  ßiit^^^^). 
So  sch'ätzbnr  übrigens  diese  Ueberreste  sind,  so  thnt  man  doch 
gewiss  Unrecht,  wenn  man  diesen  spaten  Bau  als  eine  feste 
Norm  für  die  Constraotion  sämmtlicher  Circi  annimmt,  wovon 
künftig  weiter  die  Rede  sein  wird. 

Ausser  den  bisher  genannten  Circis,  von  denen  vier  nn- 
sweifelhaft  sind,  nehmen  von  alter  Zeit  her  die  Topographen 
sümmtKch  noch  zwei  andere  an,  die  nie  existirt  haben ,  son- 
dern rein  von  den  Antiquaren  erfanden  sind.     Der  erste  ist 
der  sogen.  Circus  Florae,  dem   die  Topographen  bis  anf 
Canina  und  Urlichs  herab,  ohne  auch  nur  dem  Zweifel  Raum 
zu  geben,  zuversichtlich  seine  Stelle  zwischen  dem  Quirinal 
und  Pincins,   wo  jetzt  die  Piazza  Barberina  ist,   anweisen. 
In  den  alten  Schriftstellern  findet  sich  nicht  eine  Andeutung 
flir  einen  solchen  Circus,  man  müsste  sich  denn  auf  die  un« 
Hebten  Regionarier  berufen  wollen;    und  man  wurde  sich 
kaum  die  Qudle  des  Irrthums  erklären  können,  wenn  nicht 
die  PastiVenusini  darüber  Aufschluss  gäben.   Dort  steht 
V  und  IV  Non.  Mai.  Folgendes  beigeschrieben: 
C  V.  C  LVD.  IN  CIRCO 
D  IV.  C  FLORAE 
Man  nahm  Florae  fSr  den  Genitiv  und  verband  in  circo  Fla- 
rae^  während  zu  verbinden  war,  ludi  Florae  in  Circo.  Dass 
aber  diese  Spiele  im  Circus  Maximus  gefeiert  wurden,  dafür 
ist  der  schlagendste  Beweis,   dass  eben  die  Aedilen  L.  und 
M.  Publicii,  welche  zuerst  diese  Spiele  gaben,    den  Tempel 
der  Flora  am  Circus  Maximus  erbaueten  *^).  —    Eben  so 
grundlos  ist  die  Annahme  eines  Circus  Salustii,  von  dem 


1466)  Das  ist  die  gewöhnliche  Bexeivhrtnqg  der  Gegead  von  S.  Se- 
bastiane, wo  iDfto  noch  jetzt  zu  dem  oaterirdischen  Gottesacker  hin* 
illbsteigt.  S.  Anastas.  Vi  t.  Hadr.  p.  264  Blanoh.  Leon.  III.  p. 
:^90.  Nicol.  I.  p.  418. 

67)  S.  472  f.  Vgl.  Ovid.  Fast.  V,  291.  De  Rom.  vei.  mttr. 
atq.  port  p.  9S. 

43 


674 

ebeo  auch  das  ganze  Alterthnm  nichts  weiss.  Die  Beweise^ 
welche  man  für  die  ganz  wiiikfihriiche  Behauptung  der  älte- 
ren Topographen,  die  ihn  in  die  Gärten  des  Salnst,  in  das 
Thal  hinter  Piazza  Barberina  setzen,  anfuhrt  ^*^%  sind  1)  von 
den  Ruinen,  welche  das  Thal  zu  beiden  Seiten  enthält,  ent- 
lehnt ;  Ruinen,  durch  die  sich  niemand  veranlasst  finden  wird, 
einen  Circus  darin  zu  erkennen,  wenn  er  nicht  in  der  Ab- 
sicht dahin  kömmt,  ihn  zu  finden.  Gäbe  es  irgend  ein  altes 
Zeugniss,  dass  in  den  salustischen  Gärten  ein  Circus  gewesen 
sei,  so  möchte  man  ihn  mit  Recht  hier  suchen;  so  aber  geht 
aus  den  Ruinen  in  ihrem  jetzigen  Zustande  nichts  hervor,  als 
dass  einst  bedeutende  Anlagen  hier  gewesen  sein  mögen,  deren 
Zweck  und  Beschaffenheit  nicht  mehr  zu  ermitteln  ist.  Frei- 
lich glaubt  man  2)  ein  solches  Zeugniss  in  der  Nachricht  zu 
haben,  dass  in  den  Gärten  des  Salust  ein  Obelisk  errichtet  ge- 
wesen sei  ^^)  'j  allein  auch  auf  anderen  Punkten  Roms  standen 
ja  Obelisken,  wo  an  einen  Circus  eben  so  wenig  zu  denken 
ist,  und  wenn  man  endlich  3)  sich  auf  Vopiscus  beruft,  der 
im  Leben  Aurel.  49.  sagt:  MHiareruem  denique  poriicum 
in  hortis  Salustii  omavity  m  qua  quoUdie  et  equos  et  se 
fatfgabat.j  so  übersieht  man,  dass  ja  doch  eben  diese  Jft/to- 
rensiä  porttcus  nimmermehr  ein  Circus  war,  und  dass,  wenn 
die  salustischen  Gärten  einen  solchen  gehabt  hätten,  Aurelian 
doch  wahrscheinlich  ihn  benutzt  haben  würde.  Gestationen 
aber  und  Hippodrome  waren  in  den  römischen  Gärten  etwas 
ganz  Gewöhnliches  (s.  Becker,  Galius.  I.  S.  287.)?  etwa« 


1468)  S.  besonders  Ed.  Gerhard,  Eputola  ad  Gerlachium,  in 
dessen  Ausgabe  des  Sätest.  :^  Th.  und  üpliehj,  Besehr.  d.  St,  Ä. 
III  B.  S.  380  ff.  Wenn  Gerhard,  namentlich  in  Besng  anf  den  Circus 
riorie  sehr  vorsichtig  spricht,  so  hat  dagegen  der  Letztere  die  Trüm- 
mer unter  dem  Pincius  mit  selcber  Zuversicht  gedeotet,  dass,  wer  sit 
nicht  kennt,  glauben  muss,  die  ganzen  Carceres  des  vermeintlichen 
Circus  Salustii  seien  noch  vorhanden.  So  ist  nicht  selten  viel  be- 
schrieben worden,  wo  man  im  Grunde  so  gut  als  nichts  sieht. 

69)  Ammian.  Marc.  XVII,  4.  Seeutß^que  aetatet  alio»  frans- 
tulerunt,  quorum  unu$  in  f^atieano,  alter  in  hortis  Saliustii, 
duo  in  Jtigusti  monumento  erecti  sunt.  So  viel  mir  übrigens  bekannt 
ist,  bat  man  diesen  jetzt  vor  S.  Trinita  de'  Monti  aurgestellten  Obe- 
ÜMUS  Salnstianus  keinesweges  in  dem  Thale,  wo  man  den  Circus  sucht, 
sondern  auf  Monte  Pincio  in  Villa  Ludovisi  aufgefunden. 


676    

ganz  Anderes  aber  ist  etn  für  öffeDtliehen  Gebrauch  bestimm- 
ter Circas.  Daher  sind  die  Ciroi  Florae  et  Salustii 
ganz  aus  dei  römischen  Topographie  anszostreicfaen,  und  über- 
haupt anzuerkennen,  dass  ausser  dem  Circus  Maximus, 
Flaminius,  Neronis  und  Maxentii  kein  funfUr  mit 
Sicherheit  angenommen  werden  kann« 

2)  Die  Theater. 

Weit  späteren  Ursprungs  als  die  Circi  sind  die  römischen 
Theater.  Waren  auch  längst  scenische  Spiele  in  Rom  einge- 
führt, so  wurde  doch  die  Bühne  nur  für  den  jedesmaligen  Ge- 
brauch von  Holz  zuweilen  mit  verschwenderischer  Pracht  **7o^ 
errichtet,  um  wieder  abgebrochen  zu  werden,  und  der  Ver- 
such des  Censor  Cassius,  ein  bleibendes  Theater  herzustellen, 
scheiterte  an  der  Strenge  des  Consuls  Scipio  Nasica  ^i). 
Pom peius  weihete  in  seinem  zweiten  Gonsulate  (699)  das 
erste  von  ihm  7^)  erbauete  steinerne  Theater,  nicht  ohne  von 


1470)  Rarz  vor  der  Dedicatioa  des  Pompeianum  (695)  hatte  M.  Ae- 
milius  Seanrns  aar  für  die  Dauer  seiner  Spiele  {temporaria  mora) 
jenes  nngeheaere,  80000  Measchen  fassende  Theater  mit  einer  Pracht 
erbaut,  hinter  welcher,  wie  Plinios  XXXVl,  15.  n.  114.  anerkennt, 
die  folgenden  bleibenden  ßane  weit  zoriickblieben. 

71)  Liv.  Bpit.  XLVIli.  Quum  locatum  a  eensaribus  theatrum 
exiirueretur,  P.  Comeiio  Narioa  auetare,  tatnquam  inutUe  et  noei- 
iurtttn  puhlicis  moribus  ex  eenatuseontuUo  destruetum  est,  populus- 
que  aliquamdiu  stans  ludos  speetavit.  Vellei.  I,  15.  ante  trien- 
niutn,  quam  Caetius  censor  a  Lupercali  in  Palatiiim  versus  thea- 
trum faeere  institfiit,  cui  in  demoliendo  eximia  civitatis  severitas 
et  Cos*  Scipio  restitere.  Valer.  Max.  ff,  4,  2.  Appian.  Giv.  I, 
2S.  Aagnstin.  de  civ.  d.  I,  31.  Ans  keiner  dieser  Stellen  ergebt 
sich  eigentlich,  dass  es  ein  steinernes  Theater  werden  sollte.  Das 
sagt  nnr  Oros.  IV,  ^1.  Eodem  tempore  eensores  theatrum  lapidettm 
in  Urbe  eonstrui  eensuerunt,  quod  ne  tune  fieret,  Scipio  Nasica  gra- 
vissima  oratione  obstitit.  —  Debrigens  scheint  damit  nicht  recht  ver- 
einbar, was  Liv.  XLy  51.  als  in  der  Censur  des  M.  Aemilius  Lepidus 
geschehen  angiebt.  Unter  seiaen  Bauten  nennt  er  theatrum  et  pro- 
scenium  ad  y/poiiinis.  Vielleicht  erbaoete  er  die  seena  von  Stein, 
aber  keine  cavea.  Uebrigens  ist  es  beachteaswerth ,  dass  Caesar  in 
derselben  Gegend,  ad  Apollinis  den  Bau  des  nachmaligen  Theatrum 
Marcelli  begaan. 

72)  Ganz  grundlos  ist  wahrscheinlich  die  von  D  i  o  C  a  s  s.  XXXIX, 
38.  mitgetheilte  Sage,  dass  Demetrins,  der  bekannte  Frelgelasjene 
desPompeius,  das  Theater  aus  seinen  Mitteln  gebaut  und  nur  in  Pom- 
peins Namen  dedicirt  habe.     Wegen  der  Dedicalion  im  zweiten  Gon- 

43* 


876    

Strenget  Denkenden  Tadel  deshalb  zn  erflikren  ^^'s),  so  dass  er 
es  selbst  für  nötbig  gefonden  haben  soll,  den  Bau  durch  einen 
auf  der  Höhe  desselben  errichteten  Tempel  der  VennsVi- 
ctrix  zu  sichern,  zu  dem  anscheinend  die  Sitzreihen  nur  die 
Treppe  bilden  sollten  ^*).    Von  der  Lage  des  Theaters  ist  oben 


snlate  s.  aasfer  Dio  Plutarcli.  Pomp.  52.  v^l.  40.  Vellei.  II,  AS, 
2.  As  COD.  I.  €2e.  ia  Pis.  ary-  p.  I.  9  Orall.  uad  zu  eap.  27.  p. 
15.  Wegea  des  scheiobarea  Widerspracha  bei  Gell.  A,  1.  a. 
Aam.  1474. 

1473}  T  a  c  i  t.  A  D  a.  XIV,  20.  Quippe  eranty  fui  Cn,  quoqut  Pom- 
peium  ineusatum  a  senioribus  /errent,  quod  inün$uram  theairi  seäem 
posuU»$Jt,  nmm  anUa  $ubiturii$  gradibiu  ei  seene  in  tempus  »tructa 
ludQs  ein  9olit09:  vei,  $i  vetuttiora  repeim,  stantem  popvium  #/>#• 
etavisse,  ne,  si  considerei,  theafro  dies  totos  ignavia  continuareU 

74)  Tertall.  de  apaet.  10.  itaque  Ampeiue  Magnue  soio 
theatro  9U0  minor j  oum  Hiam  areem  omnium  iurpitudinum  exstru- 
xiitet,  veritu*  quandoque  memoriae  suae  eensoriam  animadversionem 
yenerie  aedem  euperpeeuit ,  et  ad  dedieationem  edieio  pQpuium  vo- 
cans  non  theatrum ,  $ed  Veneris  templum  nuneupavit;  eui  eubieei- 
mus,  inquit,  gradue  spectaeulorum,  Dass  man  eioea  Tempel  der  f>- 
iiii#  yieiriio  su  veratehea  babe»  gebt  ans  Plin.  VIU,  7.  benrop:  F^mr 
peii  quoque  allero  eonsuiatu  dedicatione  templi  Feneris  Fictrieie 
pugnavere  in  Circo  etc.  Aocb  bezeugt  Marliani,  Urb.  Rom.  to- 
pogr,  V,  10.,  dass  er  im  J.  1525  beim  Theater  eine  MarmoiiaTel  habe 
ausgraben  sehen ,  mit  der  Inschrift  VENERIS  V1GTR1GI9.  AnfTallig 
mnss  daher  auf  den  ersten  3lick  in  doppelter  Hinsieht  eracheinea, 
was  Tiro  bei  Geil.  X,  1.  über  den  Zweifei  sagt,  ob  man  ia  der 
Dedicationsinschrift  habe  coe  tertium  oder  tertio  schreiben  sollen: 
Cum  Pompeius,  inquit,  aedem  Fietoriae  dedieaiurue /oret ,  C9§r 
ius  gradus  vice  ikeatri  eseent,  nomenque  eins  et  honores  inseribe- 
rentur ,  quaeri  coeptum  est ,  utrum  consui  iertio  inseribendum 
esset,  an  tertium.  Hier  fallt  zuerst  der  Widerspruch  ia  die  Au- 
gen, dass  die  Dedication  im  dritUa  Coasulata  geschehen  sein  soll, 
während  alle  anderen  SchnfUteller  einstimmig  das  zweite  Coasulat 
nennen.  An  einen  Irrthum  ist  in  solchem  Falle  nicht  zu  denken,  zu- 
mal da  unmittelbar  vorher  Varro^a  aben  darauf  sieb  beaiebende 
Worte  angerührt  sind:  Pomppius  timide,  quod  in  theatro,  ne  ad- 
seriberetj  eonsul  tertium  aut  tertio,  emtremas  Utaras  non 
scripsit,  (Br  schrieb  TfiRT.)  Es  scheint  daraus  hervorzugehen,  dass 
der  Tempel  spater  hiazuliam ,  und  das  Theater  erst  jetzt  die  Dedica- 
tionsinschrift erhielt.  Was  aber  die  aedes  Fietoriae  aalangt,  ao 
möchte  ich  glauben,  dass  eine  Verwechselung  mit  der  Fenus  Fietrim 
Statt  gefunden  habe,  falle  sie  nun  dem  Schriftsteller  oder  dem  Ab- 
schreiber zur  Last.  Dabei  ist  iadeasen  nicht  zu  leugnen,  dass  wahr- 
scheinlich mehr  als  ein  Tempel  sich  auf  der  H9he  des  Theaters  be- 
fand. Das  lehrt  schon  Sueton.  Gland.  2t.  Ludos  dedieatianis 
Pompeiani  theo  tri,  quod  ambtutum  restituerat,  e  tribunali  posiio  in 
orchestra  eommisit,  cum  prius  apud  superiores  aedes  suppli- 
easset,  perque  mediam  eaveam  sedeniibus  ae  silentibus  ounetis  de- 
seendisset.  Es  scheint  sich  aber  darauf  auch  die  Melduag  der  Paati 
A mit.  zu  beziehen,  in  denen  Pr.  Id.  Aug.  steht  VENERl  YIGTAIGI 


637    

die  Rdte  gewesen.  NaehPlia.  XXXVI,  15.  b.  115.  hätte 
es  40,000 Zuiohacier  gefa^sst)  nach  dem  Curios.  Urb.  Rom. 
nur  17^580!  Und  doch  stimmen  bei  Plinius  alle  Handschriften 
uberein,  auch  der  Bambergensis.  vgl.  Tacit.  Ann.  XIH, 
54.  — '  Von  seinen  Schicksalen  erfahren  wir,  dass  unter  Ti«* 
berios  die  Scena  abbrannte  und  der  Kaiser  die  Wiederherstel- 
ludg  ttnter  Pompeius  Namen  äbernahm,  weil  niemand  aus  der 
Familie  des  grossen  Pompeius  vermögend  genug  war,  es  selbst 
zu  thuH.  Wie  aber  Tiberius  allen  Bauten  abgeneigt  war,  so 
vollendete  er  auch  diesen  nicht,  oder  unterliess  doch  dessen 
Dedication,  die  erst  durch  Claudius  erfolgte  '^'^).  Der  neue 
Bau  wurde  durch  den  Brand  unter  Titos  wieder  zerstört;  denn 
im  neronischen  Brande  geschieht  des  Theaters  keine  Erwäh- 
nung |  und  abermals  brannte  es  mit  dem  Hecatostylon  im  J. 
249  unter  Pbilippus  (Hieron.  p.  475.);  aber  auch  da  muss 
es  wiederhergestellt  worden  sein ;  denn  bis  in  späte  Zeit  hat 
das  Theatrum  Pompeii  als  eines  der  bedeutendsten  Ge- 
bäude gegolten  ^^)  und  sein  Ruhm  hat  selbst  die  anderen  etwas 
verdunkelt. 


I  »■  I  «11 


HON.  VIRTVT.  PfiLlCITATI  (N  THfiATRO  MARllOREO.  Das  thea- 
tnim  Penpeii  Iraisat  vonngsweise  l^pideum,  auch  n«chd«di  es  xwei 
andere  gid)  (Aain.  1310.),  «od  marmoreum  Ut  nichts  anderes.  Wahr^ 
acbeinlich  gilt  dasselbe  von  dem  Fragmente  eines  anderen  Ralenda- 
rinm,  Oreil.  Insiff.  33.  APOLLIN.  LATON.  AD  THEATtl.  MARC 
FELIGITATI  IN  CAM.  MART.  lOVI  STATOR.  IVN.  REG.  AD  CIR 
FLAM.  Das  Theatrum  Pompeii  konnte  leicht  als  xnm  Marsfelde  ge- 
hörig angesehen  werden ,  da  es  unmittelbar  auf  der  Grenze  dessel- 
ben lag« 

1475)  Tacit.  Ann.  III,  12.  At  Pompeii  theatrum  igne  fortuito 
huustum  Caesar  eastructurum  poilicitus  est,  ec,  quod  nemo  e  tamir 
lia  reetaurando  evjfficeret;  manente  tarnen  mnnine  Pompeii.  Suet. 
T  i  b.  47.  Nam  et  quae  sota  sutceperat,  Avgusti  templum  restitutio- 
nemqtie  Pompeiani  theairi,  imp  erfeeta  post  tot  annoe  reliquit. 
und  von  Caligola  sagt  er  cap.  1^1.  Opera  $ub  Tiberio  eemiper- 
fecta,  templum  Augusti  theatrumque  Pompeii^  abiohit.  Tacitns 
spricht  nur  von  Unteriassung  der  Dedicatlon.  VI,  45.  Ne  publice  qui" 
dem,  nin  duotfpera  struxit:  templum  Auguito  et  scenam  Pompeiani 
theatri:  eaqme  perfecta  contempfu  atnbiti&nU,  an  per  teneotutem, 
haud  dedicavit.  Dio  Gass.  LX,  6.  ^Ciaadius)  r<S  re  ItoiMnpid^  zifv 
Tov  d'sAt^v  fin^fMfv  (aniBwxs),  nal  avxf  Mcti  xb  Tiß^Qlov  ovof/ut  itf 
TV  omjrn  it^o^iH  i'/Qayfipy  iirtiS'^  nav&stomv  avryv  av^miofMi^*. 
deinen  Namen  setzte  er  nur  in  Bezug  auf  die  Dedicatton  hinzu. 

7S)  Ammian.  Marc.  XVI,  10.  nennt  es  noch   unter  den  beson- 
ders der  BewiMidenuig  wertbea  Anlagen. 


678    

Weit  weniger  Berfibmthelt  hat  das  zweite  Theater  er- 
langt, welches  CorneliusBalbasimJ.  741  einweihete  ^^7^). 
Es  wird  weiter  keine  Nachricht  von  ihm  gegeben,  als  dass  es 
ebenfalls  durch  die  Feoersbrnnst  unter  Titus,  wohl  aber  nur 
theilweise,  zerstört  wurde.  Dio  Cass.  LXYI,  24.  Es  ist 
aber  wiederhergestellt  worden,  denn  noch  dieNotitia  nennt 
es  ^*).  Hinsichtlich  seiner  Grosse  widersprechen  sich  das 
Curiosum  und  die  übrigen  Ausgaben  der  Notitia  in  merkwür- 
diger Weise.  Ersteres  giebt  ihm  nur  11,510  Plätze,  Letztere 
30,065. 

Fast  gleichzeitig  mit  dem  Theater  des  Baibus  dedicirte 
Augustus  das  Theatrum  Marcelli.  Von  seiner  Lage  habe 
ich  S.  603  gesprochen  und  schon  bemerkt,  dass  es  bereits  von 
Caesar  begonnen  worden  war  ^').  Augustus  weihete  es  741 
dem  Andenken  seines  früh  verstorbenen  Schwestersohoes  M ar- 
cellus  *^),  und  man  muss  wohl  annehmen,  dass  der  Bau  dem 
des  Pompeius  nicht  nachgestanden  haben,  sondern  eher  präch- 
tiger gewesen  sein  werde ;  allein  dennoch  hat  es  nicht  dieselbe 
Berühmtheit  erlangt;  obgleich  ihm  das  Curiosum  die  grösste 
Zahl  von  Sitzplätzen,  20,000,  giebt.  Als  bei  dem  Sturme 
der  Yitellianer  der  capitolinisehe  Tempel  abbrannte,  hat  wuhr- 
scheinlich  das  Feuer  sich  auch  in  die  Tiefe  verbreitet  und  das 
Theater  ergriffen ;  denn  Vespasian  stellte  die  Scena  desselben 
wieder  her**).     Später  wird  nur  noch   gemeldet,  dass  Ale- 


U77)  Dio  Ca88.  LIV,  25.  S«aeton.  Aug.   %9.    PIId.  XXXVI, 

7    12. 

78)  Vielleicht  aber  spStcr;  denii  noch  nach  Domitian  neniit  M  ar- 
tial.  X,  61,  11.  nur  Mareelli  Pomveianumque. 

70)  S.  Anm.  1271.  Der  aus  Dio  Cassins  ancpefahrten  Stelle  ist 
hinznzQfii^en  Saeton.  Ca  es.  44.  theatrumque  sttmmae  magnitudi- 
nis  Tarpeio  monti  aeeubans  (exstniere  destinabat).  Dio  Cass.  LIII, 
30.  (Ma^tXXov)  Tjj  Si  fyjl^'p  Tov  d'taxQov  rov  vQonaraßXti^ivcoi  /ur 
vfio  rov  Kaiaagof,  Ma^iiXov  di  wvofiaafUvov  irifiT^ae. ' 

80)  Monum.  Ancyr.  THEATRVM.  AD.  AEDEM.  APOLLINfS 
IN.  SOLO.  MAGNA.  EX.  PARTE.  A  privatis  EMPTO.  FECI.  QVOD 
SVB.  NOMINE.  M.  MARCELLI.  GENERL  NITESCIT.  Snet.  An;. 
20.  Dio  Cass.  LIV,  2A.  Es  wurde  bei  der  Feier  der  Floralia  ge- 
weiht. Plin.  VIH,  17,  25.  Q,  Tuberone  Fabio  Max.  cos*.  If^  Nonas 
Maias  iheatri  Marcelli  dedieatione  etc. 

81)Sueton.  Vesp.  19.  Lvdü ,  per  quo»  scena  Marcelliani 
theatri  rettttufa  dedicabahtr,  vetet^  quoque  aeroamata  revocaverat. 


679    

xander  Severus  es  wiederherstellen  wollte  (Lamprid. 
Alex.  44.)  und  ausser  dem  Curiosum  ist  mir  keine  weitere 
Erwähnung  bekannt.  Noch  jetzt  aber  stehen  bei  Piazza  Mon- 
tanara  bedeutende  Reste  der  Cavea,  über  denen  der  Palazzo 
Orsini  erbaut  ist.  Man  kann  sie  nur  mit  Schmerz  und  Unwil- 
len betrachten,  da  ihre  altergrauen  Bogen  zu  Schlosserwerk- 
stätten, wenn  ich  mich  recht  erinnere,  oder  anderem  schmutzi- 
gem Gebrauche  herabgewürdigt  sind  ^^^^). 

Das  sind  die  drei  eigentlichen  Theater  ®3),  und  mehr  hat 
deren  Rom  nie  gehabt.  Zu  ihnen  kömmt  aber  noch  das 
Ode  um,  wie  die  Bedeutung  des  Namens  es  erheischt,  ein 
kleineres  für  musikaUsche  Leistungen  bestimmtes  und  deshalb 
bedecktes  Theater.  Von  wem  es  ursprünglich  gebaut  sein 
möge,  wird  nicht  völlig  Uar.  Plinius  (XXXVI,  15,  24.) 
gedenkt  schon  eines  iheatrwn  tectum  aus  voraugustischer 
Zeit;  das  war  indessen  jedenfalls  ein  theatrum  subitarium. 
Dagegen  möchte  man  vermuthen,  dass  Nero,  als  er  sein  tudi" 
crum  guinquennale  ad  merem  Graeci  certaminis  einsetzte 
(Tacit.  Ann.  XIV,  20.),  einen  solchen  Bau  unternommen 
habe.  Nachricht  haben  wir  aber  nur  darüber,  dass  Domitian, 
der  freilich  auch  im  Marsfelde  durch  die  Feuersbronst  un- 
ter Titus  zerstörte  Gebäude  wiederherstellte,  ein  Odeum 
bauete  ^^),  was  jedenfalls  mit  seiner  Einführung  der  ludi  Ca^ 
pitoHni  (Sueton.  Dom.  4.)  zusammenhängt.  Anderwärts 
wird  der  Bau  dem  Traian  zugeschrieben,  was  vielleicht  seinen 
Grund  nur  darin  hat,  dass  Apollodorus  der  Baumeister 
war  ®^),  oder  dass  Traian  es  vollendete.  Ammian  (XVI,  10.) 
nennt  es  unter  den  Prachtgebäuden  Roms,  und  das  Curiosum 

giebt  ihm  XDC  loca. 


1482)  AbbildoDgen  8.  bei  Du  P^rac,  retttgf.  t.  38.  Pifanesi, 
j4nt,  Rom,  t.  IV.  t.  25  ff.'  0 vrrbe  ke,  Rettei  de  Vanc.  R,  HI.  p.  45. 

83)  Daher  bei  Ovid.  Tr.  III,  12,  24.  Proque  tritms  resonant 
terna  theatra  forU.  Die  g^ewSholichen  Ausgaben  der  Notitia 
zähleo  Theatra  quaiuor,  wobei  das  Odeam  mitferechoet  ist. 

84)  Saeton.  Dom.  5.  Gassi  od.  Ghron.  p.  197  Rone. 

85)  Dio  Gass.  LXIX,  4.  tov  * AitoJloBwQov ^  rbv  itQ%i,Tlmova^ 
TOP  njv  ayo(^äv  ual  ro  tfdsiovt  t6  ti  yv/ivaoiov,  r«  tov  TffoXavov  noi/tf» 
fiota,  iv  Tp  'Pfififi  naTeunaväaavza, 


\ 


«80 


5)  Die  Amphitheater. 

Nffcen  den  Wagenrennen  waren  glaiiatores  bei  dem  rd- 
misehen  Volke  die  beliebtesten  Schaaspiele.  Sie  wurden  bis 
zum  Untergänge  der  Republik  theils  im  Circos,  theils  anf  dem 
Forum  gegeben  (S.  3S5.) ;  in  Ersterem  wurden  auch  die  we- 
nigsiens  schon  seit  dem  sechsten  Jahrhunderte  üblichen  Thier- 
gefechte  oder  venationet  gehalten.  Weder  die  eine ,  noch  die 
andere  Räumlichkeit  konnte  In  der  Folge  recht  passend  mehr 
erscheinen :  der  Circns  eignete  sich  seiner  grossen  Länge  we- 
gen nicht  wohl  dazu ;  auch  waren  die  Metae  hinderlich ;  das 
Forum  musste,  je  mehr  es  sich  mit  Pracbtgebäuden  und  Denk- 
mälern füllte,  immer  untauglicher  zu  diesem  Zwecke  werden : 
es  bedurfte  eines  Gebäudes,  das  rings  um  eine  ganz  freie  Arena 
die  Zuschauer  aufnahm,  so  dass  keiner  vom  Kampfplatze  gar 
zu  entfernt  war.  So  erfand  man  das  Amphitheater.  Die  erste 
Nachricht,  die  uns  von  einer  solchen  Einrichtung  gegeben 
wird,  klingt  in  der  That  ßibelhaft.  C.  Scribonius  Curio,  der 
eifrige  Anhänger  Caesars,  soll  bei  der  seinem  Vater  veranstal- 
teten Leichenfeier  zwei  sich  den  Rücken  (die  Rundung  der 
Cavea)  zukehrende  bewegliche  Theater  haben  erbauen  lassen, 
in  denen  früh  scenische  Spiele  Statt  fanden.  Dann  sollen  beide 
mit  den  Zuschauern  herumgedreht  worden  sein,  dass  die  Ca- 
veae  sich  entgegenstanden  und  aus  beiden  mit  Wegfall  der 
Scenae  ein  Amphitheater  entstand  >♦••).  Bald  nachher  liess 
Caesar  (768)  ein  wirkliches  Amphitheater,  wiewohl  auch  von 
Holz  auffuhren,  und  ihm  wird  zuerst  der  Name  Amphithea- 
trum  beigelegt  «0.    Statilius  Taurus  aber  erbauetc  im 


1486)  PI  In.  XXXVI,  15.  n.  117.  Theatra  duo  iuxta  feHt  amplis- 
tima  e  ügno ,  eardinuwi  tingulorum  versatiii  stupensm  iibramento, 
in  quibvs  utrüqu^  antemeridiano  Ivdorum  speetaeuio  edile  inUr 
S9se  avettiSy  »e  invieam  »bstreperent  twnae,  repente  eircumactü, 
ut  contra  starent,  pottreno  iam  die  diseedentibus  tabulis  et  earni-' 
bus  in  se  eoeunt^us  faeiebat  ampkitheatrum  et  gladiatorum  speeta- 
cuia  edebaty  ipiuwi  magi^  auetoratum populum  Romanum  eireuv^erens. 

87)  Dio  Cais.  XLIII,  W.  nal  nolkovf  y»  iir  avrois  mal  vavro' 
9anovs  aymvac  td^xa^  ^lax^ov  r«  nvvtivttmv  ut^^twaag,  S  tud  a^t^ 
^iaxQov   cjc   ro»  niqti   nayraxo^iv    ei^ai   a^'sv    etaiP^t   h'**'   v^<^ 


681    

r 

MursM^a  angeMkli  725  das  erste  steinenie  ^*^)*  fis  ist  bis* 
«rf  YeSpukui  das  eineige  geblieben  ]  denn  Caligola  hatte  swar 
neben  den  Seplis  einen  grossen  Bau  dieser  Art  begonnen; 
aber  Clandias  setzte  ihn  nieht  nmr  nieht  fort,  sondern  liess  ihn 
jedenUls  wieter  abbrechen,  da  er  die  durch  Caligula  deshalb 
aerstfirte  Leitung  dar  Aqua  Virgo  wiederherstellte^*)*  Das 
Yon  Nero  im  Marsfelde  erbaaete  Amphitheater  aber  war  nur 
ein  voriibei^hendes  aus  H0I2  *<^).  Im  neronischen  Brande 
wurde  der  Bau  des  StatiBus  Taums  wahrscheinlieb  gans  zer« 
stört  (Anm.  1380.),  und  man  scheint  mit  Gewissheit  anneh- 
men zu  dürfen,  dass  er  nie  wiederhergestellt  worden  ist,  da 
seitdem  sich  nirgends  eine  Erwühnung  ißvon  findet  **)• 

Bben  dadurch  sah  sich  wahrscheinlich  Vespasian  veran- 
lasst, ein  neues  Amphitheater,  das  Amphitheatrum  Pla- 
Tium,  und  zwar  mitten  in  der  Stadt  zu  erbauen,  wie  schon 
Angustas  den  Plan  gehabt  haben  soUte  '*).  Der  Platz  wurde 
dazu  in  dem  Thale  zwischen  dem  Caelius,  dem  Esquüin  und 
der  Velia  gewählt,  wo  damals  das  Stagnum  Neronis  war  *>), 
und  der  Bau  mit  einer  Grossartigkeit  ausgeführt,  welche,  wenn 


148S)  S.  642.  Amn.  1376.  Vgl.  Strabo  VI,  S.  p.  361.  (136.)  Ta- 
eit  Ann.  III,  lt. 

89)  SuetoD.  Gal.  2i.  Inehoavit  autem  aqua^duetum  regtone 
Ttburi,  et  amphitheatrum  iuxta  Septa ;  quorum  operutn  a  sueeeeeare 
eius  Claudio  alterum  peraetum,  omitsum  alterum  est.  Davon  apricht 
die  loschrift  bei  Grat.  CLXXVI,  5.  OrelL  703.  Tl.  CLAVDIVS 
DRVSI  F.   CAESAR.  AVGVSTVS.  GERMANICVS.  PONTIF.   MAXIM 

TRIB.  POT.  V,  IMP.  XI.  P.  P.  COS.  DBS.  IUI.  ARCVS.  DVCTVS 
AQVAE.  VIRGINIS  DISTVRBATOS  PER  G.  CAESARBM.  A  FVNDA- 
BIENTIS  NOVOS  FECIT.  AG  RESTITVIT. 

OS)  Saetoa.  Ner.  12.  Munere,  qmod  in  amphitheatro  iigneOf 
im  regione  Martii  eampi  intra  anni  spatium  /akrioa^,  dodü ,  nemi» 
neu»  oteidit  ete.    V^.  Taeit.  Add.  Xill,  31. 

91)  Ueberbaapl  sebeiot  das  Aiapbitbeaker  das  Taaras ,  aa  arfraut 
das  Volk  aacb  anfangs  &ber  dieses  Geschenk  gewesea  saia  aoU,  doab 

.^bt  zn  den  besonders  angesebenen  Gebäuden  gehör!  in  haben*  Von 
Calignla  wird  ausdräcklich  gesagt,  dass  er  es  veraehtat  habe.  Di» 
Ca  SS.  LIX,  10.  t^  ya(f  tov  Duvqov  ^icetffov  vm^f^ppovifoe.p  wiewohl 
er,  wabrseheialich  früher  doch  Spiele  daria  gegeben  halte.  Snaton. 
Cal.  18. 

92)  Sa e ton.  Vesp.  9.  Feeit  et  nova  opera  —  ampkitAeatrtim 
urbe  media,  ut  destinatee  eompererat  Auguetum. 

93)  Martial.  de  spect.  2,  b.  . 

Hiß  ubi  eonepteui  venermbilis  amphitheatri 
Erigitur  moles,  stagna  Nenmi»  want. 


682    

irgend  elwas,  der  römischen  Grösse  wahrhaft  entsprechend 
genannt  werden  kann  ^*^*).  Vespasian  beendigte  ihn  nicht  $  in* 
dessen  soll  doch  schon  er  die  drei  unteren  Gradus  dedicirt  ha- 
ben, während  die  eigentliche  Dedication  des  Ganzen  im  J.  80 
durch  Titus  geschah,  und  die  gänzliche  Vollendung  erst  durch 
Domitian  erfolgte  '^).  Von  seinen  späteren  Schicksalen  er- 
fahrt man ,  dass  unter  Antoninus  Pius  eine  Restanration  er-, 
folgte  (lul.  Cap.  Ant.  P.  8.);  dass  unter  Macrinus  am  Tage 
der  Vulcanalia  der  Blitz  einschlug  und  der  oberste  Thail  weg- 
brannte, was  sich  wohl  daraus  erklärt,  dass  die  oberste  Gal- 
lerie  zum  Theile  und  vielleicht  auch,  wie  im  Circus,  die  obe- 
ren Sitzreihen  von  Holz  waren.  Die  Beschädigung  soll  sehr 
bedeutend  gewesen  sein,  und  viele  Jahre  wurden  die  Spiele 
im  Stadium  gehalten  ^^).  Elagabal  unternahm  die  Wiederher- 
stellung (Lamprid.  Hei.  17.),  aber  beendigt  wurde  sie  wohl 
erst  durch  Aleicander  Severus  (Lamprid.  Ah  24.).    Ein 


1494)  Die  Maasse  giebt  Melchiorri,  dem  ich  folge,  weil  altere  Mes- 
soDgeD  weniger  richtig  scheinen,  wie  folget:  äusserer  Umfang,  1641FiiS8 
(röm.),  Höbe,  157  F.  Die  lange  Axe,  581  F.,  die  kurze  481.  Die 
lange  Axe  der  Arena,  !^85  F.,  die  kurze ,  182  F.  Umfang  derselben, 
748  F.  Genauigkeit  scheint  auch  in  diesen  Maassen  nicht  Statt  zu 
Hoden;  aber  im  Allgemeinen  lassen  sich  die  Verhältnisse  darnach  be- 
nrtheilen.  Die  Zahl  der  Zuschauer,  die  es  fassen  konnte,  wird  von 
der  Notitia  auf  87,000  angegeben ,  was  der  GrSsse  vollkommen  ent- 
sprechen mag. 

95)  So  giebt  es  der  Catal.  Imp.  Vienn.  p.  243  Rone.  an. 
Er  sagt  unter  Vespasian  :  ffic  prior  tribus  gradibus  amphitheatntm 
dedicavit.  Unter  Titus :  Hie  amphitheatrum  a  tribus  gradibtu  Pa- 
tris  sui  duo*  adieeit.  Unter  Domitians  Bauten  nennt  er:  Amphithe- 
atrutn  usgue  ad  elypea.  Ich  kann  hinsichtlich  der  Anwendung  dieser 
Worte  auf  die  €onstruction  des  Amphitheaters  nur  auf  die  unten  zu 
nennenden  beschreibeoden  «od  untersuchenden  Schriften  verweisen; 
nur  das  muss  ich  bemerken  ,  dass  die  Worte ,  amphitheatrum  usqu^ 
ad  elypea  schwerlich  von  blosser  Aufhängung  bronzener  Schilde  ver- 
standen werden  können,  sondern  nur  von  einer  Fortsetzung  und  Voll- 
endung des  Baues.  Von  der  Dedication  durch  Titus  sprechen  Sne  ton. 
Tit.  7.  Dio  Cass.  LXVI,  25.  Vgl.  Aurel.  Vict.  Caes.  9,  7. 
Pausanias  V,  12,  4.  schreibt  das  Amphitheater  gar  dem  Traian  zu; 
denn  nichts  anderes  ist  das  &iaxQOv  fiiya  xvttXorfQsQ  Travraxo^ev. 

96)  Dio  Cass.  LXXVIII^  25.  to  r«  ^iargov^ro  xvvtfyeTUtap 
ntgawoie  iv  alxfl  toüv  'HaaiOTfiaw  if'-^(^<f  ßhj^h  ottw  naxsipXijfitj, 
w9tB  Vfjv  %9  ovo*  n$Qißoh>iv  atfzov  TToiaav  xa2  ca  iv  rt}  rov  ttvttXov 
idaaet  navxa  naxaxavdijvai ,  fcojc  xovxov  xa  Xotna  nv^w&ivxa  d'gav» 
o&tfpai,  —  futl  iv  fii^tt  xal  avxo  rouxo  ncQuyivexo ,  o^ev  ^  d'da  vtSv 
fiorofiaxwiv  iv  nf  otadi^  inl  noUxt  txtj  ijiliod'tf.  Vgl.  Hieron. 
p.  471  Rone.  Catal.  Imp.  Vienn.  p.  245. 


683 

ähnliches  Schicksal  traf  das  Gebäude  unter  Decins  (Hieron. 
p.  475.) ;  aber  bald  nachher  wird  es  wieder  gebraucht  und  p>is 
in  das  sechste  Jahrhundert  Verden  Thiei^efechte  darin  gehal- 
ten. Wie  es  späterhin  zur  Festung  gemacht  wurde ;  wie  dann 
die  römische  Barbarei  ron  seinen  Steinen  neue  Paläste  (die 
Cancelleria  und  Palazzo  Famese)  gebaut  hat ,  kann  hier  nicht 
erzählt  werden  i^*').  Jetzt  noch  ist  die  gewaltige  Ruine  des 
Colosseum  **)  unter  den  Denkmälern  römischer  Grösse 
Gegenstand  besonderer  Bewunderung;  die  äussere  vier  Stock- 
werke hohe  Mauer  steht  aber  nur  auf  der  nordöstlichen  Seite, 
ungefähr  yg  des  Ganzen.  —  Dass  ausserdem  die  Notitia  noch 
ein  Amphitheatrum  Castrense  erwähnt,  und  dass  sich 
in  der  Stadtmauer  bei  S.  Croce  die  Ruine  eines  Amphitheaters 
findet,  welches  nicht  füglich  das  Castrense  sein  kann ,  davon 
ist  schon  oben  (S.  549  ff.)  die  Rede  gewesen. 

Die  Thermen. 

Zu  den  wesentlichsten  Bedürfnissen  gehörte  iur  den  Rö- 
mer das  tägliche  Bad,  und  schon  die  einfache  Sitte  der  besse- 
ren republikanischen  Zeit  kennt  nicht  nur  in  den  Häusern  der 
Reicheren  besondere  für  diesen  Zweck  getroffene  Einrichtun- 
gen, sondern  es  gab  auch  zahlreiche  Anstalten,  in  denen  jeder- 
mann für  Bezahlung  einer  Kleinigkeit  baden  konnte :  sämmt- 
lich  Privatunternehmen,  die  jedoch  gewissermassen  unter  poli- 
zeilicher Aufsicht  standen  **).  Der  spätere  Luxus  hat  die 
Ansprüche,  welche  man  an  solche  Anstalten  machte,  unendlich 
gesteigert  und  so  sind  aus  ihnen  die  öffentlichen  Thermen  ber- 


ühr) Die  ziemlich  reichhaltige  Literatur  ist  bei  Nibby,  d&ll^ 
jinßieatro  Flavio,  Anhang  zu  Nardini.  I.  p.  1^33.  Dacbzaseheo.  Hia- 
zuznfögen  ist  noch  F  e  a ,  Noti%ie  degli  scavi  nelf  Jijtßteatro  Flavio, 
Rom.  1813.  BuDsen,  Beschr.  d.  St.  R,  III  A.  S.  319  fif.  Die  voll- 
ständigste Geschichte  des  Gebäudes  bis  auf  die  neueste  Zeit  giebt 
Nibby. 

98)  Der  Name  Colosseum  (eigentlich  Colisaeus)  findet  sich  zu- 
erst bei  Beda.  s.  Nibby  p.JtSS.  Ob  er  von  der  Grösse  des  Baues, 
oder  von  dem  Coloss  des  Nero,  der  daneben  stand,  herzuleiten  sei, 
darüber  sind  die  Meinungen  getheiltf  aber  das  Letztere  scheint 
richtiger. 

99)  S.  Becker,  Galius  od.  Rom.  Scenen.  IL  S.  12. 


, —    684    

yoTgeg^ngeUi  £i  Bebeii  itu  Hattptsweoken  dcB  Bads  uüd  der 
Gymaastik  UnterhalUiDg  aller  Art  zd  bieten  bestimmt  waren. 
Sie  ersteo  solcher  Thermen »  welche  zur  uiientgeltUchen  Be* 
BuUuing  offen  standen  ^^^o)»  legte  Agrippa  im  Marsfetde  an^ 
im  Rucken  des  Pantheon,  wie  S«  634.  gezeigt  worden  ist  ')• 
Wir  sind  berechtigt,  ron  dem  gleichseitig  erbaueten  Pantheon 
auf  die  geschmackvolle  Pracht  dieser  Thermen  zn  schliessen  f 
gleichwohl  sind  sie  doch  durch  nachfolgende  noch  ausgedehU'^ 
tere  und  prächtigere  Anlagen  etwas  yerdunkelt  worden ,  und 
werden  im  Vergleiche  zu  diesen  weuiger  genannt«  Sie  waren 
auch  unter  den  Gebäuden,  welche  unter  Tittis  tom  Feuer  lit- 
ten, doch  müssen  sie  sehr  schnell  Wiederhergestellt  worden 
sein,  da  Martial  sie  fortwährend  erwähnt  *).  Sie  haben  sich 
auch  bis  in  späte  Zeit  erhalten,  und  werden  von  der  Notitia 
genannt.   Vgl.  was  unten  über  die  Commodianae  gesagt  wird. 

Nahe  den  Thermen  des  Agrippa,  und  yielleicht  an  sie 
grenzend  bauete  Nero  die  seidigen.  Es  ist  schon  oben 
(S.  679.)  geäussert  worden,  dass  diese  Anlage  wahrscheinlich 
mit  der  Einführung  griechischer  Spiele  zusammenhing,  und 
daher  wird  auch  ausdrücklich  gesagt,  dass  er  Thermen  und 
ein  Gymnasium  erimuete  ^).    Diese  Nachricht  ist  um  so 


iSOO)  E«  wftT  »eboB  frfih«r  seaekeb««,  dass  MäBMi*,  «r«lcb«  di« 
Volksgunst  suchten,  auf  einzelne  Tage  freies  Bad  und  Ocl  gewährten, 
i.  Caliui,  S.  48.  Vea  Agrifpa  Mgt  Dlo  Ca««.  LCV,  tf.  ital  tüte 
f^y  (hei  seinem  Tode)  w^^r»»«  t«  9ipiat  fal  to  fiu^u&v  to  Mr«w- 
uov  avTOv  xariLnev,  wate  Trgoitta  avtovc  Xova&ai,  x^9^^  tiva  is  tovro 
t»  uivrovüTä»  3ovi.  Das  darf  gewiss  nicht  se  verstudeu  irerdes,  Ms 
sei  das  Bad  in  Agrippa's  Thermen  erst  nach  seinem  Tode  frei  gewe- 
sen. Vielmehr  bestimmle  nur  das  Testament,  dass  auch  fernerhin  das 
^Qotna  Xova^ai  Statt  ßnden  sollte ,  und  deshalb  waren  gewisse  Ein- 
künfte angewiesen,  von  denen  der  unvermeidliche  Aufwand  bestritten 
werden  sollte.  Dagegen  darf  diaa  nieht  aiiBehaieD,  dass  ia  allen  Ther- 
men der  folgenden  Zeit  uoentgeltlieh  gebadet  worden  sei;  aber  es 
wurde  nur  eine  Kleinigkeit  geaahlt.  Aiieh  in  denen  Agrippa's  ist  ea 
vennuthUch  späterbin  so  gewesen« 

O  Wegen  der  Dedicatioe  s.  Die  Cass.  Uli,  %7,  Vgl. ^iin. 
XXXIV,  8.  n.  62.  XXXV,  4,  9.  XXXVI,  23,  64. 

^)  Z.  B.  in,  20,  15.  36,  6.  Wenn  daher  vott  Spart.  Hadr.  19. 
uBler  den  von  diesem  Kaiser  wiederbergestelltea  Gebäiidett  auch  daa 
iavaorum  Agrippa^  genannt  wird,  so  mnss  daa  von  einer  abermaligen 
Restnnraiiett  vcf standen  werden. 

3)  Tacit.  Ann.  XIV,  47.  Gymnatium  eo  anno  dedieahm  « 
Nerone  praeMumque  ohtim  ^quiU  ae  senaiui,    Grmca  facilitaU, 


wiohciger,  aU  sieh  eben  daraas  Folgerungen  fiir  die  Bedentang 
der  Piazza  Navona  ziehen  lassen  (8.  670.).  Denn  mehrfachen 
Zeognissen  zufolge  erftahren  die  Thermae  Neronianae 
dareh  Alexander  Sererus  eine  Bmenemng,  und  wurden  seiU 
dem  Thermae  Alexandrinae  genannt ^^<)^).  Diese  Ale* 
xandrinae  aber  müssen  an  der  (jstlieheo  Längenseite  der  Piazza 
Navona  gelegen  haben,  da  der  Anonymus  von  Einsiedln  sie 
dreimal  zwischen  dieser  (Cireus  flamineus)  und  der  Rotanda 
oder  dem  Pantheon  bei  8.  Eustaohio  anführt.  S.  Anm.  1390. 
Haken  wir  nun  oben  gesehen,  dass  Alexander  aooh  das  Sta* 
dinm  erneuerte  (S.  671.),  so  ist  der  Schluss  sehr  natflrlieb, 
dass  dieses  schon  trüber  mit  den  neronisohen  Thermen  verboa» 
den  war,  und  dass  wir  eben  darin  den  wesentlichsten  Theil 
des  Gymnasium  Neronis  zu  erkennen  haben.  Demnach 
würden  die  Thermae  Neronianae  zwischen  das  Pantheon  und 
Piazza  Navona  um  8.  Sustachio  zu  setzen  sein  und  sie  mögen 
sich  in  ihrer  wahrscheinlich  durch  Alexander  erhaltenen  Erweit^ 
rung  bis  Piazza  Madama  und  8.  Luigi  de^  Francesi  erstreckt 
haben«  Die  häuBgen  comparativen  Erwähnungen  der  Dick* 
ter  *)  lassen  vermuthen,  dass  die  Anlage  prächtig  genug  ge- 


Das  scbliesst  also  die  Bfider  ein.  Dagegen  unterscheidet  Sa e ton. 
Jier.  12.  JnstituU  et  quin^uennah  eertam^n  primuß  oMnnim  Ramae 
more  Graeco  iriplex:  musicum,  gymnicum  ^  equestre  ^  quod  appella- 
Vit  Neronia.  Dedicatisque  thermit  atque  gymnasio  tenatui 
quoque  et  equiti  oleum  praebuit.  Vgl.  Aur.  Vict.  Epit.  S.  Hie- 
rop.  p.  433  Rone. 

1504)  So  sagt  ausdriieklieh  Gassiod.  Chron.  t.  II.  p.  194  Rone« 
(Crassos  et  Balbns)  His  Coes.  thermae  a  Nerone  aedißeatae ,  quae 
Neronianas  appellavit,  euiut  odio  mutato  voeabuio  nunc  Alexandri- 
nae  nominanluT'  and  p.  209.  vnter  Alexander  (Albiaiu  et  Maximns) 
His  Coss.  Thermae  Neronianae  Aleaoandriuae  voeatae  sunt.  Im  Ca- 
tai.  Inp.  Vicna.  p.  !^43.  stekt  aar:  Et  Thermae  Alexandrinae  de- 
dicatae  sunt.  Eben  so  bei  Hieron.  p.  473.  (J.  *?29)  Thermae  A(^ 
»andrinae  Romae  aed^/lcatae.  Alle  diese  Naebrichten  finden  ihre  Ver- 
einigang  in  den,  was  Lamprid.  Alex.  %$.  schreibt:  Opera  veterum 
principum  instauranit:  ipse  nova  multa  eonstituit:  in  his  thermae 
nominis  sui  iuxta  eas^  quae  Neronianae  fiierunt,  aqua  indueia^  quae 
Aleaandrina  nunc  dieitur.  Darnach  seheint  es  klar,  dass  Alexander 
sieht  nar  die  neronisohen  Thermen  wiederherstellte,  sondern  aacb  ih- 
nen dnrch  einen  Neubau  eine  grossere  Ausdehnung  gab,  und  dass  seit- 
dem die  vereinigte  Anlage  Thermae  Alexandrinae  genannt  wurde.  Vgl. 
Aurel.  Vict.  Gaes.  24. 

5)  Martini.  II,  48,  8.  IH,  25.  Vfl,  34,  5.  XII,  83,  5.  S tat.  Sil y. 
I,  5,  62. 


wesen  sein  mag ;  die  spätere  Zeit  aber  kennt  keine  Thenote 
Nerouianae :  an  ihre  Stelle  sind  die  Alexandrinae  getreten  und 
daher  werden  auch  nur  diese  von  der  Notitia  sowohl  in  der 
Reg.  IX.  als  im  Summarium  genannt. 

Die  dritten  Thermen  ^^^^)  wurden  von  Titus  auf  dem 
Esquilin,  nahe  beim  Amphitheater  erbaut,  wo  früher  ein  Theil 
der  zur  aurea  domus  gehörigen  Anlagen  gewesen  war  '). 
Von  ihnen  sind  noch  viele  Ruinen  vorhanden,  aber  Ruinen, 
die  durch  ihre  Beschaffenheit  den  Topographen  schwer  lösbare 
Räthsel  aufgegeben  haben.  Es  ist  nämlich  unverkennbar,  dass 
der  eigentlicbe  Bau  der  Thermen  über  den  Trümmern  eines 
grossen  älteren  Gebäudes  errichtet  ist.  Das  hat  schon  Pal - 
ladio  gefunden,  in  dessen  Zeit  es  noch  möglich  war,  einen 
Plan  der  ganzen  Anlage  aufzunehmen.  Dieser  Plan  zeigt  drei 
verschiedene  Gebäude,  1)  den  alten  unteren  Bau ;  2)  die  dar^ 
über  liegende  grosse  Anlage  der  Theny en ;  3)  an  deren  öst- 
licher Seite  über  der  Via  di  S.  Lucia  in  selci  schräg  nach  S. 
Martino  sich  ausdehnend  eine  ähnliche ,  aber  um  Vieles  klei- 
nere Anlage.  Palladio^s  Plan  ist  durch  ein  von  Canina  ent- 
decktes Stück  der  capitolinischen  Fragmente  ^) ,  das  völlig 
damit  übereinstimmt ,  auf  das  Erwünschteste  beglaubigt ,  und 
es  kömmt  nur  darauf  an,  die  Gebäude  richtig  zu  erklären. 
Mit  einem  höchst  ungenügenden  Raisonnement  hat  Piale  ') 


1506)  Martlal.  X,  51,  II.  HI,  20,  !«•  Ob  anch  11,  14,  14.  mit 
Sehneidewin  zu  lesen  »ein  mochte:  Nam  temisjterum  ihermts  ite- 
rumqve  lavatur.,  das  bedarf  doch  noch  der  Erwagang^. 

7)  Hartial.  Spect.  2. 

Mio,  ubi  miramur  veioeia  tnunera,  thermas, 
Ahstulerat  tnüerü  tecta  superbus  ager, 

8)  S.  Memorie  Romane  di  Antiehitä  e  di  Belle  Arti,  Rom.  1825. 

9)  Delle  Terme  Traiane  dette  dal  volgo  erroneamente  di  Tito, 
Rom.  1832.  (1827.)  Vorangegangen  war  ihm  De  Romanis,  Le  an- 
iiehe  eamere  Esquiline  dette  eommunemente  deile  Terme  di  Tito. 
Rom.  1822.  fol.  Auch  Nie  bahr,  Besckr.  d.  St,  R.  III  B.  S.  221. 
hat  sich  zu  dieser  Ansicht  verleiten  lassen.  Er  scheini  Palladio*8 
Plan  der  sich  in  Borlingtons  Sammlung  der  Pläne  Palladio's 
befinden  soll,  nicht  gekannt  zu  haben.  Piale  hat  ihn  seiner  Abhandlung 
beigeriigt.  Bnrlingtons  Werk  habe  ich  nicht  gesehen.  Die  Pläne  der 
beiden  Thermen  nach  Palladio  finden  sich ,  wiewohl  abweichend  und 
getrennt  auch  ia  Cameron,  The  Batht  of  the  Romans.  Loud.  1772. 
Fol.  pl.  VII.  X.  p.  55.  und  Le  Terme  dei  Romani  ditegnate  da  Andr. 


«87 

za  beweken  gesvcht,  dass  die  Thermen  des  Titas  gar  niebt 
hier,  sondern  unten  im  Thale  gewesen ,  nnd  dass  die  grosse 
obere  Raine  den  Thermen  Trajans  angehöre,  die  auf  einem 
Baue  der  domas  aurea  stehen :  die  kleinere  Anlage  bezeichnet 
er  als  den  Palast  des  Titos.  Seine  durchaus  anhallbare  Be- 
weisfiihrang  kann  hier  nicht  im  Einzelnen  widerlegt  werden ; 
es  genügt  vielmehr  zu  zeigen,  dass  Canina  vollkommen  Recht 
hat,  wenn  er  die  grossen  Thermen  als  die  des  Titas,  den  klei- 
neren Ban  als  die  Thermae  Traiani  benennt.  —  Dass 
Trajan  Thermen  baaete,  ist  anbezweifelt,  nnd  eben  so  gewiss, 
dass  sie  nicht  an  die  Stelle  der  Titasthermen  traten ,  sondern 
beide  selbständig  neben  einander  bestanden.  Denn  nicht  nur 
nennt  die  Notitia  in  der  Reg.  IIL  Thermas  Titianas^  et 
Traianas^  sondern  sie  werden  eben  so  auch  von  den  Chroni- 
sten gleichzeitig  angeführt.  Dabei  mnss  man  jedenfalls  anneh- 
men, dass  durch  Trajan  auch  dieTitusthermen  eine  umfassende 
Restauration  erfahren  haben,  was  bei  einem  in  der  Eile  aufge- 
führten und  vielleicht  vor  der  Vollendung  dedicirlen  Gebäude 
nicht  auffallen  kann  ^^^^).  Höchst  merkwürdig  ist  es  nun,  dass 
die  Chronisten  einstimmig  den  Bau  beider  in  die  Regierung 
Domitians  setzen  und  Cassiodor  ausdrücklich  das  Jahr  90 
nennt  ^^).  Daraus  scheint  hervorzugehen,  dass  Trajan  den 
Bau  der  einen,  wie  der  anderen,  nicht  als  Kaiser,  sondern 
schon  nach  seinem  zweiten  Consulate  ausführte  $  und  wurden 


Palladio  e  ripubbl,  da  0.  B.  Scamozzi.  Vicenza.  1785.  Uv.  V.  Vif. 
p.  18. —  Werke,  welche  vorzüglich  sich  mit  den  Malereien  fler  Raiocn 
beschäftigen,  sind  Carletti,  Le  antiche  camere  delle  Terms  dt 
Tito,  Rom.  1776.  Ponce,  Deser.  des  bains  de  Titus,  Par.  1786. 

1510)  Saeton.  Tit.  7.  Amphiikeairo  dedicato  thermisque 
iuxta  celeriter  exetructis.  Daher  auch  bei  Martial  veioeia 
munera.    Vgl.  Dio  Cass.  LXVI,  25. 

11)  Gasaiod.  Chron.  t.  II.  p.  197  Rone.  Catal.  Imp.  Vienn. 
p.  243.  Hieron.  t.  I.  p.  443.  Neben  den  Trajansthermen  weiden  die 
des  Titus  anch  in  der  bekannten  Inschrift  dea  Ursns  Togatns  genannt. 
Grnt.  DCXXXVII,  1.  OrelL  2591.  Graer.  thes.  Ant.  Rom.  XII. 
p.  394.  Anth.  lat.  890.  Meyer. 

Vrtue  TogatuM  vitrea  gut  primus  piia 

Lust  dßcenter  cum  meis  lusoribvs 

Laudante  populo  maximis  eiamoribus. 

Thermis  Traiani,  tkermu  Agrippae  et  Titi. 

Multum  et  Neronis. 


mui  bei4e  ficht  m  einander  i^leidizeitig  von  ihm  gahaot^  so  ist 
es  auch  sehr  Jlrklärlicb^  dass  die  ganze  Anlage  anf  seine  Rech- 
nang  kommen  konnte  ^^^%  wenn  aveh  fiir  die  ältere  immer  der 
Name  der  Titasthemen  blieb.  Welehe  von  beiden  Anlagen 
nun  als  Thermae  Traianae  zu  benennen  sei ,  das  geht  deutlich 
daraus  hervor,  dass  Anastasios  die  Kirche  S.  Martino  de^ 
Monti  itupia  Therma»  Traianas  erbaut  werden  lässt  ^*). 
Das  können  nur  die  kleineren  Thermen  sein,  die  bis  gegen 
jene  Kirche  sich  erslreekten,  während  die  grossen  viel  ent-* 
fernter  davon  liegen.  —  Blan  kann  nun  freilich  nicht  ohne 
Ciriind  fragen,  was  Trajan  bewogen  haben  möge,  den  von  ihm 


15U)  Ich  sedeoke  hier  der  in  mehr  als  einer  Hinsieht  anfTalliscn 
Angabe  des  Pansanias,  der  von  Trajan  V,   12,   4.  sagt:    onoaa  8^ 

avTOv,  Kod  d-iargor  jüya  mv^ioTS^is  navTa^od^ev^  aal  oU 
tBo96ftijfin  h  limtov  Sifoftovs,  ntffoiJKov  luü  ig  Svo  oraSlaiv  ft^xos. 
Wenn  man  damit  Pio  Gass.  UXIX,  4«  Tergleicht:  *Anolko9mQo»  cov 
o^j^irixTOva ,  fov  t^v  ayoqav  «eü  ro  ^SeioVy  ro  r«  yvuvaatoVf  za  zov 
7^^»v^^v  ftouifiara  iv  rj  I^f^jj  naTaox^vdoaPTa.  so  konnte  man  das 
&iaT^ov  fdr  das  t^dilov  nehmen )  aber  dieses  konnte  doch  nicht  «mcIo- 
re^h  nawaxod-av  sein.  Vielmehr  kann  nur  das  Amphitheater  verstan* 
aan  werden,  und  konnte  Paosanias  dieses  4em  Trajan  zosehreiben, 
vm  wie  viel  mehr  nicht  die  Thermen.  Uebni^ens  ist  such  das  Maaas 
des  Circtts  in  jedem  Falle  unrichtig. 

13)  Vit.  Symmachi.  p.  88  Blancb.  Intra  cioitatem  Romanam 
^ßnlieam  sanetarum  Sihettri  0t  Martini  «  fundamento  construseit 
iuxta  Thermat  Traianas.  In  der  Vita  Silvestri  p.  ;34. 
heisst  es  ^«forf«  Thermas  Domitianas,;  mit  welchem  Rechte,  ist 
unklar ;  nur  so  viel  ist  gewiss,  dass  es  eben  die  Trjyanstherraen  sind. 
Das  beweisen  die  von  Piale  nach  Scamoazi  ans  der  Sy  nod.  Rom.  11. 
angerahrlen  Worte :  Fenerunt  omnes  Presbyteri  urhis  Romae  et  Dia- 
eoni  omnes  ^U,  intra  Thermat  Domitianas,  quae  nunc  Traianae, 
und  anderwärts:  quae  eognominantnr  Traianae,  Uebrigcns  ist  auch 
dicht  bei  S.  Martino  folgende  Inschrift  gefunden  worden ;  IVLIVS  FB- 
LIX  CAMPANIANVS  V.  C.  PRAEFECTVS  VRBI  AD  AVGENDAM 
TMMiA^VM  TBAIANARVM  CRATIAM  CONLOCAVIT.  Dieser  Lage 
widerstreiten  auch  keinesweges  die  Erwähnungen  bei  dem  Anony- 
mus von  Einsiedln.  Er  kömmt  von  S.  Lacia  und  nennt  Thermae 
iraiani  ad  vineula  (S.  Pietro  in  vincoU).  Man  muss  notbwendig  schrei- 
ben Thermae  traiani.  ad  vineula ;  denn  die  Thermen  durch  die  Rir- 
ohe  näher  zn  bezeichnen,  kann  ihm  nicht  einfallen.  Wenn  er  ein  an- 
deres Mal  vom  Forum  kommend  sagt  Palatium  Traiani  (d.  sind  die 
Thermen),  i^^  ^^  vineula,,  so  muss  man  seine  unbestimmte  Weise, 
die  Punkte  anzugeben,  kennen,  um  das  natürlieh  zu  finden.  So  nennt 
er  noch  einmal  erst  j4d  vineula,  dann  Palatium  Traiani,  Es  ist  aber 
Überhaupt  wahrscheinlieh^  dass  bei  ihm  die  ganze  Anlage  der  Thermen 
Thermae  Traiani  heisst,  wenn  er  nicht  etwa  gar  die  grSssere  durch 
palatium,  die  kleinere  durch  Thermae  Traiani  bezeichnet. 


689    

neu  gebauten  grossen  Tltusthermen  diese  verhältnissmä^sig 
viel  nnbedeutenderen  Bäder  anzufügen?  Auch  darüber  giebi 
eine  Meldung  des  Catal.  Imp.  Vienn.  erwünschten  Auf- 
schluss.  Die  heillose  Sittenverderbniss  des  ersten  Jahrhun- 
derts hatte  es  längst  sugelassen,  dass  Männer  und  Frauen  ge- 
meinschafUich  badeten.  Wir  erfahren,  dass  unter  Hadrian 
ein  Verbot  dagegen  erging  '^'^);  aber  es  war  schwerlich  das 
erste,  sondern  nur  eine  Wiederholung,  wie  dergleichen  neue 
Einschärfungen  auch  später  vorkommen,  ohne,  wie  es  scheint, 
das  Uebel  ausrotten  zu  können.  Nun  heisst  es  im  Catal. 
p.  244.  unter  Trajan :  Hoc  Imper.  muUeres  in  Termü  Tra-- 
iams  laterunt.^  und  so  scheint  es  ganz  klar,  dass  Trajan  den 
Titttsthennen  ein  Franenbad  hinzufiigte ;  gerade  wie  wir  Män- 
nerbad und  Frauenbad  in  Pompeji  dicht  an  einander  finden.  — 
Demnach  wird  man  den  Namen  Thermae  Titi  für  die  grössere 
Anlage  nicht  antasten  dürfen,  und  die  kleinere  für  das  von  Tra- 
jan hinzugefügte  Frauenbad  ansehen  müssen. 

Einige  Schwierigkeit  machen  wiederum  die  Thermae 
Commodianae.  Es  wird  erzählt,  dass  Cleander,  der  mäch- 
tige Freigelassene  des  Commodus,  grosse  Thermen  erbaut 
habe  und  dass  sie  in  des  Kaisers  Namen  dedicirt  wurden  i^). 
Nun  führt,  wie  schon  oben  (S.  648.  mit  Anm.  1390.)  bemerkt 
worden  ist,  der  Anonymus  Thermen  des  Commodus  an  einei 
Stelle  an,  wo  für  sie  gar  kein  Platz  sein  kann,  wenn  man 
nicht  die  Thermen  des  Agrippa  darunter  verstehen  will.  Da- 
gegen sind  die  Thermae  Commodianae  von  der  Nolitia  in  der 
ersten  Region  verzeichnet  und  man  muss  also  vielleicht  anneh- 
men, dass  die  Agrippinae  von  Commodus  erneuert  und  aus 
Missverständniss  der  Dedicationsinschrift  nach  ihm  benannt 
wurden.  Indessen  bleibt  dieser  Punkt  sehr  ungewiss ,  zumal 
da  Lampridius  sagt,  dass  nach  Commodus  Tode  sein  Name 
von  allen  Monumenten  getilgt  wurde,  was  freilich  nicht  aus- 


1514)  S.  Becker,  Gallut  od.  Rom.  Seen.  11.  S.  49. 

15)  Lamprid.  Comm.  17.  Opera  etus  praeter  lavaerum,  guod 
pleander  nomine  iptius  fecerat,  nulia  exeiant;  ted  nomen  eins  aiie- 
nie  operibus  incieum  senatue  erasit.  Herodlao.  I,  12.  Uieroo.  p. 
465.  Cassiod.  Ghron.  p.  ;^05.  Catal.  Imp.  Vieno.  p.  ^4. 

44 


690    

schUesflt,  dass  er  durch  Septimius  Severas  ^,odio  senatus** 
wiederhergestellt  worden  sein  konnte. 

Zunächst  auf  die  Gommodianae  folgen  der  Zeit  nach  die 
Thermae  Severianae,  die  von  Lamprid.  Seven  t9. 
und  den  Chronisten  >^^^)  erwähnt  werden»  und  von  der  Noti- 
tia  in  der  Reg.  I.  verzeichnet  sind. 

Von  grösserer  Bedeutung  waren  die  von  Caracalla  er- 
baneten  Antoninianae,  deren  ungeheuere  Trümmer  noch 
jetzt  unter  S.  Balbina  in  Erstaunen  setzen,  wie  denn  schon 
das  spätere  Alterthum  den  grossen  Saal  derselben  für  UBoach- 
ahmbar  erklärte  ^^.  Die  Dedication  war  durch  Caracalla  er« 
folgt,  aber  Elagabal  bauete  die  äusseren  Porticus,  die  erst 
von  Alexander  vollendet  wurden  **).  Unter  Aurelian  litten 
sie  durch  einen  Brand  und  wurden  tob  diesem  Kaiser  wieder- 
hergestellt. Catal.  Imp.  p.  246. 

Sehr  verworren  sind  die  Nachrichten  über  die  Thermen 
des  Aventin.  Das  Curiosum  urb.  Rom.  nennt  Tkermas 
Syres  (Surae)  et  Decianas,  während  die  übrigen  Ausgaben 
der  Notitia  haben  Thermas  f^arianas  et  Deeianas.  Es  wurde 
das  unbedenklich  in  Suranas  verwandelt  werden  können,  wie 
das  Summarium  der  Notitia  hat ,  in  welchem  jene  Farianae 
durchgängig  fehlen,  wenn  nicht  unweit  Porta  S.  Paolo  eine 
Bleiröhre  mit  dem  Namen  der  Thermae  Farianae  gefunden 
sein  sollte  (S.  463.).  Demungeachtet  möchte  ich  eher  an  eine 
Verfälschung  durch  falsches  Lesen  glauben,  als .  solche  Ther- 
men annehmen,  von  denen  das  ganze  Alterthum  schweigt. 
Denn  Elagabal,  dessen  eigentlicher  Name  Varins  war,  soll 
zwar  ein  von  Caracalla  begonnenes  lavaerwn  vollendet  oder 
doch  den  Bau  fortgesetzt  haben ;  aber  das  sind  eben  jene  gros- 
sen Thermen  unter  S.  Balbina,  wie  aus  dem  Zusätze  tn  vico 
Sulpicio  deutlich  hervorgeht;  denn  der  doppelte  VicusSulpicins 
lag  nach  der  Basis  Capitolina  in  der  Reg.  I.  und  an  der  Grenze 


1516)  Cassiod.  Chpon.  p.  J06.  Catal.  Imp.  p.  244.  Hieron. 
p.  46». 

ir)  Spart.  Capac  9.  Vgl.  Sever.  2\.  Cassiod.  p.  tWS. 
Catal.  Imp.  p.  243.  Hieron.  p.  471. 

18)  Lamprid.  Hcl.  17,  Alex.  JJ5. 


091    

üeser  Region  Regen  die  Thernen  des  Caracalla.  —  Deamack 
dürften  nur  Thermae  Suranae  anzanehmen  sein,  d.  i.  das 
schon  S.  483.  nachgewiesene  Balneum  Surae.  Was  aber  die 
Decianae  anlangt,  so  fehlen  sie  zwar  im  Snmmarinm  des 
Cnriosum,  allein  vermnthlich  nur  aas  Versehen  9  denn  die  eine 
Hdschr.  wenigstens  überschreibt:  Thermae  JtT»,  während 
nnr  10  aufgezählt  werden.  Dass  aber  Decius  Thermen  banete^ 
bezeugen  die  Chronisten  i^^*). 

Die  ausgedehnteste  Anlage  dieser  Art  erhielt  Rom  durch 
Diocletian,  von  dessen  Thermen  auf  der  Scheide  des  Vi- 
minal  und  Quirinal  noch  jetzt  die  Ungeheuern  Trümmer  ste- 
hen, die  mehr  als  die  kahlen  Erwähnungen  einiger  Schrift- 
steller *^)  von  ihnen  zeugen.  Ihnen  folgten  die  Thermen  C  on- 
stantins,  die  letzten,  welche  in  Rom  gebaut  wurden  >^). 
Ihre  Ruinen  standen  noch  in  Du  Peracs  '^)  Zeit  auf  dem 
Quirinal  an  der  Stelle  des  Palazzo  Rospigliosi )  jetzt  sind  sie 
gänzlich  verschwunden.  —  Bei  diesen  Thermen  waren,  aber 
schwerlich  von  Anfange,  die  berühmten  Colosse  von  Monte 
Cavallo  aufgestellt,  bis  sie  Sixlus  V.  (1585 — 90)  vor  dem 
Quirinalpalaste  aufstellen  liess  ^>).  Sie  werden  in  doppelter 
Hinsicht  wohl  immer  Probleme  bleiben:  erstlich  als  Werke 
der  Kunst,  welche  die  Lüge  ihrer  Hericunft  aus  dem  Alter- 


1519)  Gassiod.  Chron.  p.  21).  Eatrop.  9,  4.  Im  Gattl. 
Imp.  p.  246.  steht  allerdings:  Hoc  Imperat.  Thermae  Commodiana» 
dedieatae  eumi;  allein  die  NoUtia  oeanl  ja  beide  in  ganz  verseliiedc- 
neu  Reg^ionen. 

20}  Vopise.  Prob.  2.  nennt  sie  in  Bezo^^  anf  die  darin  anfge- 
stallte  Bibiiotbeca  Ulpia.  Ausserdem  erwähnt  sie  der  Catal.  Imp. 
Viena.  p.  2i7.  nod  die  Notltia  in  der  Reg.  VI.  Ihre  Dedicalions- 
insehrift,  die  sieh  aveh  in  der  Sammlang  des  Anonymus  v.  Blas.  Sn* 
det,  s.  bei  Grat.  CLXXVUI,  7.  OrelK  Insor.  1056. 

21)  Sie  werden  in  Schriften  kanm  erwähnt.  Aar.  Vi  et.  Caes. 
40,  27.  j4  quo  (Const.)  etiam  pott  Cireut  Maximus  exeuUtu  mirifiee, 
atque  ad  lavandum  institutum  opus  eaeteris  haud  multo  dis- 
par.  Ausserdem  nennt  sie  die  No titln  in  der  Reg.  VI.,  nnd  eine 
bei  den  Trümmern  gefundene,  sehen  von  Poggio,  de  fortunae  tt«- 
rieiate  urb,  R,  fol.  51  Bas.  erwähnte  Insehrift  sprieht  von  einer  Re- 
stauration  derselbea  durch  Petrooins  Perpenna,  der  443  Praefect  war. 
Grat.  CLXXVII,  7.  Orell.  1147. 

22)  Deren  Ansicht  giebt  er  FeeiigJ.  t.  32. 

23)  S.  Luc.  Fauno,  AnHeh,  di R.  IV,  8.  p.  118.  Andr.  Fulv. 
de  Urb.  antiq.  p.  136.  und  vor  Allen  Platner.  ßeeehr.  d.  Si.  R» 
III  B.  S.  404  Cf. 

44* 


tbame  mit  heriibergenommen  haben  '^^^),  and  gleichwohl  dareh 
ihren  grandiosen  Styl  auf  Originalität  Anspruch  zu  haben  schei- 
nen; zweitens  als  topographische  Fragezeichen,  da  diese 
Werke  wenigstens  in  Constantins  Zeit  nicht  geschaffen  werden 
konnten,  sie  also  wohl  früher  auch  einen  anderen  SUndoii  hat- 
ten, und  da  selbst  die  Construction  ihrer  früheren  Basen  woU 
darauf  hinweisen  mag,  dass  sie  noch  um  ein  Bedeutendes  spä- 
ter an  die  Thermen  versetzt  wurden.  Die  N  o  t  i  t  i  a  nennt  in 
der  Reg.  VII.  Equoi  Tiridatis  Regt's  Armentorum  (der  be- 
kanntlich zu  Nero^s  Zeit  Rom  besuchte).  Es  ist  durch  nichts 
erwiesen,  dass  damit  diese  Colosse  gemeint  seien,  wie  die 
Sage  sie  bezeichnet,  der  die  Topographen  des  sechzehnten 
Jahrhunderts  folgen;  aber  es  lässt  sich,  wie  ich  glaube,  auch 
kein  genügender  Gegenbeweis  führen,  und  to  werden  beide 
wohl  immer  zu  den  Problemen  gehören. 

Die  Brücken. 

Von  den  Verbindungen  des  jenseitigen  Ufers  mit  der  Stadt 
hat  bisher  nur  im  Vorübergehen  gesprochen  werden  können, 
da  die  Brücken,  durch  welche  sie  hergestellt  wurden,  sich  nur 
gegenseitig  erklären  und  daher  im  Zusammenhange  betrachtet 
sein  wollen.  Leider  lassen  uns  über  diesen  so  wichtigen  Theil 
der  römischen  Topographie  die  Nachrichten  der  Allen  auf  sehr 
unerwünschte  Weise  im  Stiche  und  von  den  acht  oder  neun 
Brücken,  die  Rom  gehabt  haben  mag,  lassen  sich  kaum  drei 
ihrer  Entstehung,  Benennung  und  übrigen  Geltung  nach  mit 
Sicherheit  nachweisen.  Die  meiste  Schwierigkeit  macht  übri- 
gens  gerade  die ,  für  welche  es  nicht  an  zahlreichen  Erwäh- 
nungen, aber  durchaus  an  bestimmter  örtlicher  Bezeichnung 


1524)  BekaDDtlich  war  die  eine  Grnppe  als  opus  Phidtae,  die  andere 
als  opus  Pra^i^^^'  bezeichnet,  wie  das  aof  die  neaea  Basen  iiberge- 
nnfcen  ist.  Da>>  ^>^^®  Inschriften  nicht  im  Mittelalter  erfunden  wor- 
den sein  können,  liest  auf  der  Hand  ;  vtebnehr  haben  sie  zn  der  mit 
naiver  Icnoraoz  erfondeoen  Fabel  Veranlassung  gegeben,  welche  man 
in  den  liirab.  Rom.  Monlf,  Diar.  Ital,  p.  289.  Effem,  lett.  I.  p.  79. 
findet.  —  Im  Speeulum  Rom.  magn\f,  zeigen  zwei  1546  und  1550  ge- 
stochene Rupfertafeln  die  Colosae  von  beiden  Seiten  in  ihrem  damali« 
gen  Znstande  auf  der  Basis  mit  obigen  Inschriften. 


093 

rdilty  der  Pons  Sablicius,  die  SUeste  aller  römischen  Brü- 
cken. Sie  war,  wie  die  Geschichischreiber  melden,  von^An- 
cos  Marciiis  erbaut,  als  er  das  laniculum  befestigte  [und  durch 
Schenkelmauem  mit  der  Stadt  verband  ^^^^)j  durchaus  von  Holz, 
woher  sich  ihr  Name  schreibt.  Man  wird  es  nun  jedenfalls 
natürlich  finden,  dass  diese  Brücke,  welche  die  einzige  Ver- 
bindnng  mit  der  Festung  des  laniculum  bilden  sollte,  innerhalb 
der  diesseitigen  und  jenseitigen  Mauer,  also  zwischen  Porta 
IVigemina  und  Porta  Carmentalis  erbaut  worden  sei ;  aber  das 
ist  nicht  die  Ansicht  der  Topographen.  Mit  seltener  lieber* 
einstimmung  nehmen  alle  an,  dass  sie  weiter  unterhalb  am 
Aventin,  ziemlich  unter  S.  Sabina  gelegen  habe,  wo  noch 
jetzt  bei  niedrigem  Wasserstande  Pfeiler  einer  Brücke  sichtbar 
sein  sollen  ^^).  Ich  habe  mich  bis  jetzt  vergeblich  bemüht,  zu 
ergründen,  worauf  eigentlich  diese  Annahme  beruhe :  ich  finde 
nur,  dass  Marliani,  Urb.  Rom.  topogr,  V,  14.  sagt:  ,,Ne- 
que  enim  est  cur  non  credamus  haec  fuisse  huius  pontis  vesti- 
gia,  quamquam  de  eins  loco  varia  traduntur.^%  und  dass  Luc. 
Fauno  und  Andr.  Fulvius  es  geradehin  annehmen,  ohne 
einen  Grund  dafür  anzugeben.  Ihnen  sind  alle  Anderen  ge- 
folgt ^').  Zugleich  wird  angegeben,  dass  die  Brücke  später  von  ei- 
.  nem  Aemilius  von  Stein  gebaut  worden  sei  und  seitdem  A  e  m  i  1  i  u  s 
oder  Lepidi  pons,  endlich  auchLapideus  genannt  wor- 
den sei.  Um  die  Unrichtigkeit  dieser  Behauptungen  zu  erwei- 
sen, ist  es  nöthig,  zunächst  festzustellen,  wie  lange  die  Brücke 
nicht  nur  Pons  Sublicius  gewannt  worden,  sondern  wirklich 
von  Holz  erbaut  gewesen  sein  möge.    Wir  erfahren  zunächst 


1525)  Liv.  I,  33.  id  (lanicalam)  non  muro  tolum,  sed  etiam  oh 
cammoditatem  iHneris  ponte  suhlieio  tum  primum  in  Tiberi  facto 
eoniungi  urhi  placuit,  Dionys.  IIF,  45.  IX,  68.  Plntarcb.  Num.  9. 

26)  Ich  habe  darüber  in  der  Schrift  De  Romae  vet.  mur.  atq, 
port.  p.  78  ff.  aasnihrlich  gesprochen,  und  musa  mit  einer  einzigen 
Abweichong  bei  den  Ergebnissen  jener  Untersuchang  stehen  bleiben. 

27)  Das  Beste  über  die  römischen  Brocken  giebt  Piale,  degli 
antiehi  ponti  di  Roma.  Rom.  1834.  (1828.)  Er  hat  richtig  gesehen, 
dass  der  Pons  Sobiicias  fortdauernd  als  hölseme  Bracke  bestanden 
hat  und  dass  der  Aemilius  verschieden  von  ihm  ist;  aber  indem  auch 
er  ohne  alle  Pröfang  davon  ausgeht,  dass  diese  Brücke  am  Aventin < 
gewesen  sei  und  an  der  Aechtheit  des  falschea  Victor  nicht  zweifelt, 
hat  sein  Urtheil  nicht  richtig  ausfallen  klSnnen. 


OM    

von  ihren  Sohidualen,  dass  sie  za  wiederholten  Malen  bis  iq 
Augustus  Zeit  von  den  Wasserflathen  weggerissen  wurde  ^^^^)j 
was  den  Holzbau  wahrscheinlich  macht,  aber  nicht  notkwen- 
dig  erweiset*  Dagegen  bezeogen  unzweideutig  und  ausdriicfc-t 
lieh  das  Bestehen  der  hölzernen  Brücke  in  Augustus  Zeil 
und  bis  in  seine  letzten  Regieningsjahre  Varro,  Diony« 
sinsj  Ovid  ^^),  und  lange  nach  ihm  Plinius^),  waJu^ 
scheinlieh  auch  Plntarch)  und  wenn  auch  nicht  überall  so 
ausdrückliche  Erklärungen  sich  finden ,  so  wird  doch  der  Pens 
Sublidus  noch  öfter  erwähnt  ^^);  es  wird  berichtet,  dass  An- 
toninus  Pius  ihn  wiederherstellte  3^),  und  selbst  die  KoUtta 
nennt  ihn  noch* 

Der  Beweis  nun ,  dass  der  Sublicius  späterhin  von*  Stein 
erbaut  und  nach  dem  Erbauer  Aemilios  genannt  worden  sei, 
glaubt  manbeiPlutarch.  Num,  9.  zu  finden.  Er  spricht 
von  der  varronischen  Etymologie  der  pantifiees  und  sagtt 


1528)  Dio  Cass.  XXXVH,  58.  L,  8.  Uli,  33. 

%9)  Varro  L.  L.  V|  15.  p.  87.  Pont^ees —  ego  a  ponte  arhifrwr; 
nam  ab  hU  Sttblieiu9  est  /aeiuM  primum,  ut  restituhu  taepe,  cum 
ideo  Sacra  et  uls  et  eis  Tiberim  non  medioeri  ritu  fiant,  D i o d y  s. 
III,  45.  K«}  T^t/  ^vUvijv  ylmvgav,  i}V  avhv  jro^eov  x«)  ctSfjQOv  ^ifii9  v^ 
mvtiuv  d»aM(faTUO^at  vcvy  ^vitur,  iiuivQf  (Adcus)  int&tirfu  rf  Tißi^t* 
liyeraiy  rjv  a%Q  $  rov  nagovtoQ  8ta(pvXatT0vaiv ^  tegav  tiv(u 
9fOfiti^ovT*9,  %l  di  ri>  nov^oeuv  cwt^g  f^^^os,  ot  it^^etyrat  &iQanaiovo^ 
&vaia9  Tiväs  inATeXovvreg  apta  xy  itaTaaxtvij  narQiovg.  Endlich  eia 
ebenfalls  ganz  anzweidentiges  Zeog^niss  bei  Ovid.  Fast.  V,  622. 
Tune  fuoque  prUegrum  virgo  simitiaera  virorum 
Mittere  roboreo  scirpea  port  te  solet. 

30)  Er  spricht  von  der  Verbindung  des  Balkenwerks  ohne  Eisen, 
XXXVI,  15,  23.  Quod  item  Romae  in  ponte  Subtieio  religiosum 
estf  posteaqnam  Coclite  Horatio  dtfendente  aegre  revulsus  est.  Es 
war  unmöglich,  sich  so  auszudrücken,  wenn  die  Brücke  damals  nicht 
mehr  von  Holz  war. 

31)  Tacit.  Bist.  I,  86.  (Tiberis)  qui  immenso  auetu  proruto 
ponte  Sublicio  ac  strage  obstantis  molis  r^usus  non  modo  iacentia 
et  plana  urbis  loca,  sed  secura  huiusmodi  easuum  implevit,  S  e  n  e  ca 
de  vita  beata  25.  In  Sublieium  pontemme  trans/er  et  inter  egen- 
tes  me  abige*  Vgl.  über  diesen  Aufenthalt  der  Bettler  die  angef.  Sehr. 
S.  79. 

32)  I Q  i.  C  a  p  i  t.  Anton.  P.  8.  Unter  den  vom  Kaiser  erneuer- 
ten Bauwerken  wird  auch  genannt  pons  Sublicius.  Man  kann  freilich 
allenfalls  annehmen,  es  sei  der  einmal  übliehe  Name  auch  einer  stei- 
Mraen  Brüeke  gebUeben ;  aber  niehts  aöthlgt  dasa ;  vielmehr  spricht, 
was  PluUrch  darüber  sagt,  ganz  dagegen. 


f 


—  ess  — 

iJMWmff  TOlG  UQcvoiy*  Ov  ydg  &efn%6y  iXX  inä'^ 
Qu%%^  ^y€ia&a$  *P(a/i>alovg  %^¥  nawdXvoir  t^s 

Oi&ijdov  xatrd  i^  %i  Xoyioy  avyy$YOfktpiod'tti  iid  täv  £t;- 
lay.  *H  d\  ii&iifii  noXXolg  va%%QOv  iieigyda&ii 
XQ6yoi£  vn  jilfiiXiowifi^Tevovtog^^^^).  Ov fM,^^ 
aXkd  %a\  vf^v  ivXlr^  t cSv  No/ia  XQ^^^  dnoX^lnta&ai 
Xiyavüiv,  vnd  Magniov  %av  lQo§Jbi  Svya^q^dw  ßaadevav^ 
toQ  dnc%$Xea&€iifay.  Die  Stelle  ist  allerdings  etwas  unklar ; 
aber  das  ist  unverkennbar,  dass  Platarcb  von  etwas  Bestehen- 
dem spricht,  was  auch  der  Infinitiv  avyy9yof»g>AQ&a$  ver- 
langt; und  wie  hätte  er  auch  in  dem  Augenblicke,  wo  er  sagt, 
dass  die  hölzerne  Brücke  für  heilig  gelte  (auch  Dionysius  sagt 
Uffdp  elvai  yof$iiovT9s)  und  immer  für  ihr  Bestehen  gesorgt 
werden  müsse,  angeben  können,  dass  AemiUnS  sie  von  Stein 
erbaut  habe.  Dazu  kömmt,  dass  in  der  Zeit,  wo  etwa  eine 
steinerne  Brücke  an  die  Stelle  der  hölzernen  hätte  treten  kön- 
nen, es  gar  keine  Censoren  mehr  gab.  Denn  die  letzten  Cen- 
soren  sah  das  Jahr  732$  Plinius  aber  —  und  man  braucht  gar 
nicht  so  weit  herabzugehen  —  Dionysins  und  Ovid ,  welche 
beide  später  schrieben,  kannten  die  hölzerne  Brücke.  Ueber- 
diess  findet  sich  der  Name  Pons  Aemilius  auch  in  den  Fast. 
Capran.  und  Amitern.  XVI  Kai.  Sept.  PORTVNO  AD  PON- 
TBM  ABMILIVM,  und  diese  Fasten  enthalten  keine  Angabe^  wel- 
che über  das  zweite  Regiernngsjahr  des  Tiberius  hinausginge. 
Demnach  liegt  die  Verschiedenheit  des  steinernen  Pons  Aemi- 
lius und  des  Sublicius  am  Tage,  und  es  giebt  keinen  früheren 
Beweis  dafür,  dass  an  seine  Stelle  eine  steinerne  Brücke  ge- 
treten sei,  als  die  zweideutige  Nachricht  beiServius,  der 
zu  Aen.  VIII,  646.  von  Porsena  sagt:  cum  per  Subäcium 
pottiemj  hoc  est  ligneum^    qtd  modo  Lapideus  dicitur. 


1533)  Die  An8s>bea  haben  r€tfiii»0VT09,  was  offenbar  fehlerhaft  ist; 
denn  in  keinem  Falle  war  die  Brücke  von  einem  Qnastor,  sondern 
von  einem  Ceasor  erbaut.  Nibby  emendirte  deshalb  TifMSrrosi  ich 
habe  schon  in  der  ans*  Sehr,  bemerkt,  dass  vielmehr  zu  lesen  ist  t«- 


«96    

transire  conareiur.  Bfaa  müsste  also  annehmen,  dasa  im  An- 
fange des  fünften  Jahrhunderts  es  wirklich  keinen  Pons  Sobli- 
eius,  sondern  dafür  eine  steinerne  Brücke  gegeben  habe,  ob- 
gleich die  Notitia  dagegen  bedenklich  machen  kann.  Ehe  da- 
von weiter  gesprochen  wird ,  ist  auf  den  Aemilins  zurückza- 
kommen.  Ich  habe  in  der  mehrerwähnlen  Schrift  die  Vermn- 
thung  geäussert,  dass  man  dabei  an  die  Bracke  zu  denken  habe, 
deren  Pfeiler  M.  Fulviiis  Nobilior  erbauete.  dessen  College  in 
der  Censur  M.  Aemilius  Lepidus  war;  nnd  dass  diess  die 
Brücke  am  Avenün  gewesen  sei,  da  sie  in  Verbindung  mit 
dem  Hafen  genannt  wird  ^^^).  Denn  dass  die  Aemilier  an 
den  Bauten  des  Folvius  Theil  hatten,  davon  zeugt  die  Basilica, 
die  auch  von  Fulvius  erbaut  war,  aber  immer  von  den  Aemi- 
liem  wiederhergestellt  und  nach  ihnen  benannt  worden  ist. 
Es  hat  diess  gewiss  viel  für  sieb,  zumal,  da  es  für  den  Portu- 
nus  keine  geeignetere  Stelle  geben  kann,  als  am  Hafen.  Es 
ist  aber  noch  eine  andere  Annahme  möglich,  bei  der  sich  viel- 
leicht alle  Nachrichten  vereinigen  lassen.  Ovid  sagt  Fast. 
VI,  471. 

Pontibus  et  magno  tuncta  est  celeberrima  eirco 
Areüy  quae  posito  de  bove  nomen  habet. 
Das  kann  nicht  von  einer  Brücke  verstanden  werden,  son- 
dern von  Brücken:  ein  dichterischer  Plural  würde  in  sol- 
cher Verbindung  ganz  unzulässig  sein.  Eine  dieser  Brücken 
nun  ist  der  Pons  Sublicius ;  die  zweite  kann  keine  andere  sein, 
als  die,  welche  noch  jetzt  zur  Hälfte  wenig  unterhalb  der  Ti- 
berinsel S.  Maria  Egiziaca  gegenüber  steht  und  unter  dem  Na- 
men Ponte  rotto  bekannt  ist.  Diese  Brücke  nennt  die  Gosmo- 
graphie  des  Aethicus  •*)  potis  Lepidi,  mit  dem  Bemerken, 


1534)  Liv.  XL,  51.  M.  FulviuM  plura  et  matorü  locavit  usus^ 
Portum  et  pilat  pontis  in  Tiheritny  ' guibut  pilit  fornices 
post  aliquot  annot  P.  Scipio  J/ricanus  et  L.  Mummius  censoret  lo- 
eaveruni  imponendos. 

35)  An  der  GrooovscheD  knag.  des  Pomp.  Mela  vom  J.  1722. 
p.  716.  Fluvioritm  rex  pulcher  Tiberis,  eui  primatum  aetemae  urbis 
notnae  tingularit  tribuit  magnitudo ,  natdtur  ex  monte  Apennino ; 
eurrit  millia  CCCC.  per  urbem  iocram  geminatur  et  faeit  insulam 
regioni  XIF,  ubi  duo  pontes  appellantur,  Post  iterum  ubi  unui  ^- 
feetus  per  poniem  Lepidi,  qui  nunc  abusive  a  plebe  La» 


«97 

dass  aus  MissyerstSndniss  gewcShnliph  pons  lapideus  gesagt 
werde.  Es  ist  nun  doch  möglieb,  dass  diess  der  P^ons  Ae- 
milias  war,  der  hier  angeachtet  des  Sublicias  erbant  wurde, 
am  aa  dem  lebhaftesten  Orte  eine  sichere  Verbindung  mit  dem 
jenseitigen  Ufer  zu  haben,  während  der  Sublicius  nur  aus  re- 
ligiösen Gründen  erhalten  wurde :  es  erklärt  sich  aber  auch, 
wie  die  Brücke  vorzugsweise  iapideus,  im  Gegensatze  zu  dem 
nahen  Sublicius  genannt  werden  konnte  ^^'^) ;  endlich  auch,  wie 
Plutarch  i;  Xid'ivfl  sagen  konnte,  als  habe  es  nur  eine  gege- 
ben ;  denn  es  kam  nur  die  eine  in  Betracht,  welche  gleichsam  f 
Stelhrertreterin  jener  war  «').  —  Noch  sind  zwei  Stellen  zu  V^ 
erwägen,  aus  welchen  man  yielleicht  auf  die  Lage  des  Subli- 
cius ausserhalb  der  Stadtmauer  schliessen  kö'nnte.  Die  erstere 
istbeiPolyb.  VI,  55.  KouXfjv  y^Q  X^y^^^  *fOP  !flQa%to3f 
inixXfj&ivta  9iaymvtC6fiBVov  nQog  tvo  %miß  vnBvavvin¥  inl 
tA  uaravTtx^  tijc  ycqyVQag  Tre^ari,  %ijg  inl  töv  TißiQidog, 
^  %9t%ai  ngo  rijg  noXemg,  inelnXij&og ini^BQOfAsvov 
Mb  tmr  ßofj&ovyTmy  rolg  noXeploig,  ißloav%at  /nj  ßtaad* 
fH¥Oi  naganiawoiv  9tg  ttjv  noXtr^  ßoav  inioTQatpivra  %olg 
»aTontVf  wg  räy^og  dvaywQtiaavxag  itaanav  xrjv  yifpvgai^. 
Allein  ngo  %ijg  noXetog  ist  der  natürlichste  Ausdruck,  den  Po- 
lybius  von  einer  unmittelbar  an  der  Stadt,  also  dicht  davor  ge- 
legenen Brücke  gebrauchen  konnte ;  es  ist  darum  keinesweges 
soviel  als  Hco  vijg  noXsmg  oder  nQ6  %mv  nvXiv;  vielmehr 
geht  auch  aus  den  Worten  fi'^  ßtaadf^ttvoi  nuQaniaioaiy  eis 
Tijv  noAift  hervor ,  dass  die  Brücke  die  unmittelbare  yeri>in- 
dung  des  jenseitigen  Ufers,  des  laniculum,  mit  der  Stadt  hW-* 
dete,  ohne  dazwischen  liegende  Befestigung.  —  Noch  weniger 


pideus  dicitur^  iuxta  forum  Boarium,  quem  Caeum  di' 
cunt  (?)y  transieiu  adunatur,  Uebrigens  kana  die  BeoeonoD|^  Pont 
Lepidi  nur  der  spatestea  Zeit  aDgehÖreo:  die  Notitia  kennt  ihn  nicht; 
aber  wenn  der  Name  eines  Aemilius  Lepidns  in  der  Dedication  ent- 
halten war,  80  konnte  jene  Benennung  entstehen. 

1536)  MitSenrina  steht  äbrigrens  in  Widersproch  der  gleicbzeitig^e 
MaerobinsSat.  I,  11  extr.  pont»  qui nunc  Sublicius  dieitur;  aber 
das  ist  wohl  einem  älteren  Grammatiker  entnommen. 

37)  Mit  dieser  Lage  des  Aemilias  verträgt  sich  auch  am  besten, 
was  von  dem  Leichname  des  Elagabal  erzählt  wird,  Lamprid.  Hei. 
17.;  obgleich  das  kein  grosses  Gewicht  hat.  Vgl.  luven.  VI,  32. 


096    

folgt  aus  der  zweiten  Sieile.  £s  sagt  Appian.  Civ«  I,  38. 
Kai  SvXXag  /üiß  fde  ÜOiXiaß  nvXae  (Caelimontana)  %»l  to 
naQ*  avjäg  vslyoc  M  TiXt$  o%qa%im%my%a%BXifißuve,IIoi/^ 
n^ibe  ih  WS  HokXipag  Mqü^  viXsi  *  nal  rglsor  4nl  %i^v 
ivXivfiP  ydgwQtty  ix»Q^h  ^i  thaffrop  ngo  %£p  %$ix^3^  ^^ 
iiadoyj^v  vnifjb€V9*  tolg  it  vnoXoinoie  6  JEvXXag  ig  %^v  fKo- 
XdV  i^dgat,  doftj  ual  igyf  noX^fjUov.  Mdii  würde  ganz  mit 
Unrecht  ans  den  letzten  Worten,  als  Gegensatz  genommen, 
schliessen,  dass  die  ^vXivtj  yiffivga  vor  dem  Thore  gewesen 
sei.  An  Thore,  durch  welche  die  Stadt  hätte  gesperrt  werden 
können,  ist  überiianpt  in  dieser  Zeit  nicht  mehr  zu  denken, 
und  nicht  vor  der  Caelimonuna  und  Collina  lagen  die  Heeres* 
abtheilungen,  sondern  sie  hielten  dieselben  besetzt :  so  mnsste 
auch  die  zum  lanieulum  führende  Brücke  besetzt  werden,  sie 
mochte  vor  oder  innerhalb  der  Trigeraina  liegen.  Die  übrigen 
Truppen  aber  führte  SoUa  zum  Kampfe  in  der  Stadt  selbst.  — 
Daher  mache  man  sich  los  von  der  ganz  willkührlichen  Annah* 
me,  dass  der  Pons  Sublicius  vor  Porta  Trigemina  unter  S.  Sa- 
bina  gelegen  habe ,  und  denke  ihn  zwischen  Ponte  rotto  und 
dem  Thore  $  dann  wird  man  auch  die  Schilderungen  von  der 
Flucht  beim  Ueberfalle  der  Gallier  viel  angemessener  fin- 
den *"»> 

Dass  es  übrigens  schon,  ehe  M.  Fulvius  jene  Pfeiler 
baoete,  mehr  als  eine  Brücke  in  Rom  gab,  beweiset  die 
Erwähnung  vom  J.  560.  Liv.  XXXV,  21.  Tiberü  infestiore 
guam  przore  impetu  Hiatus  urbi  duo  pontesj  aedißda  multa, 
maxime  circa  portam  Flumentanam  everiit.  Man  vergleiche 
auch  lul.  Obs.  75.  (J.  597.)  Pontis  maximi tectum  eolumnis 
in  Tiberim  deiectum.  Das  ist  jedenfalls  von  einer  bedeckten 
Brücke  zu  verstehen,  und  auf  eine  solche  bezieht  sich  wahr- 
scheinlich die  auf  Taf.  V.  n.  19.  abgebildete  Münze  des  M. 


1538)  Liy.  V,  40.  eaetettt  inttr  »e  onere  partito  ferunt  via,  quae 
Sublicio  ponte  dutit  ad  lanieulum.  Valer.  Max.  \,  1,  10.  Urbe  enim 
a  Gallig  capta ,  cum  flamen  Quirinalis  virginegque  FegfaUg  gacra 
onmre  partito  ferrent,  eagque  pontem  Sublicintn  tranggressag  et  eli- 
vum^  qui  ducit  ad  lanieulum ,  9$cendere  incipienteg  L.  Mvaniug  — » 
agpemigget  etc. 


w»  

Ik^us  Pdfikanns,  a«f  der  attn  unbegreiilicherweise  die  Roelfa 
hal  erkemien  wollen«  (S.  Aftm«  488.) 

Voa  den  äbrigen  Brüeken  lässt  sich  wenig  Sicheres  sagen. 
Data  die  beiden  die  Tiberinsel  mit  den  Ufern  yeri>indendeo, 
wegen  der  Benennung  Inter  du9$  pomtes  schon  in  früher  Zeit 
vorhanden  gedacht  werden  müssen,  ist  schon  S.  653.  bemerkt 
worden*  Die  diesseitige  (jetzt  Ponte  Qnattro  capi)  wurde 
Pons  Fabricius  genannt,  von  ihren  £rbauer  (dem  er- 
sten?), wie  ihn  die  Inschrift  nennt  ^^>»)  $  die  jenseitige  (jetstP. 
S*  Bartoiommeo)  wird  von  den  Antiquaren  für  den  von  der 
Noiitia  genannten  Pons  Cestius  gehalten,  und  sie  scheint 
auch  im  Mittelalter  den  Namen  geführt  zu  haben.  Die  daran 
befindliche  Inschrift,  welche  von  einer  Wiederherstellung  uo- 
ter  Valentinian,  Valens  und  Gratian  herrührt,  nennt  sie  Pons 
Gratianus«^'). 

Ausser  den  genannten  vier  Brücken,  Sublicius,  Aemilios, 
Fabricius  und  Cestius,  nennt  die  Notitia  deren  noch  vier :  Ae- 
Uusj  uiureHuSf  Mibmu  und  Proü*^).    Von  ihnen  gehört 


1539)  L.  PABRICIVS.  C.  F.  CVR.  VJAR.  FAClVNDVM.  COERAVIT 
IDEMQVB.  PROBAVIT.  Bine  zweit«  iMohrift  ftlt  eiaer  Wiedorber- 
stellDDg :  Q.  LEPIDVS  M.  F.  M.  LOLLIV  >  M.  F.  COS.  EX  S.  G. 
PROBAVERVNT.  Von  dem  Bave  des  Fabricins  itai  J.  Cn.  spricht  Dio 
Gas«.  XXXVll»  45.  ntU  17  fitfv(fa  ^  h^lvtj  ^  17  h  to  v^owtov  xh  h 
T(p  Tt/fdgiSi  ov  (piqovaa^  xaTfoxevaad^ ,  ^aßQuUa  tthjd^uaa.  Es  ist 
nicht  deokbar^  dass  sie  damals  zuerst  gelavt  worden  sei,  man  mosste 
denn  annehmen ,  dass  der  Name  laier  dnos  pontes  voa  der  späteren 
Zeit  falsch  verstanden  worden  sei  nnd  sich  %^v  nicht  anf  die  Insel* 
brücken  besiehe.  Was  der  S c h 0 1.  € r n q.  z.  Hör.  S a t.  il^  3,  96. 
jya  Fabricio  non  tristem  ponte  reverti"  sagt :  hie  autem  pons  dictus 
est  a  Fahrieio  eonsule  conditorey  qui  nunc  Lapideus  nominatur  iunetus 
insulae  Tiberinae.,  das  ist  g^anz  irrig.  S.  Aom.  1534. 

40)  Nach  den  Titeln  der  Kaiser  folgt :  PONTEM.  FELICfS.  NO- 
MINIS.  GRATIANI.  IN.  VSVM.  SENATVS.  AG.  POPVLI.  ROM.  CON- 
STITVI.  DBDICARIQ.  IVSSERVNT.  Sie  war  unter  der  Präfectnr  des 
Symmachns  erbaut.  Ammian.  Marc.  XXVII,  3.  Symm.  ep.  V.  76. 
X,  ^5.    Vgl.  Nibby  s.  Nardlni.  III.  p.  3«0. 

4t)  Noch  andere  Namen  kennt  dasjifittelaiter.  Im  Lib.  de  ml- 
rab.  Rom.  Montf.  Diar.  Itai.  p.  284.  liest  man:  Pontes  isti  sunt: 
pons  Milvius ;  pons  Adriannsy  qui  dicitur  Judaeorum,  quia  ibi  ludaei 
habitant  (Andere  scheinen  P.  Fabricins  oder  P.  Sisto  so  zu  nennen) ; 
pons  Fabiani  iuxta  ipsum;  pons  Neumanus,  pons  Jntoninus;  pons 
GraOani;  pons  Senatorum;  pons  marmoreus  Theodosii;  et  pons  f^a- 
ientinianus.  Weniger  unsinnig  erscheint  das  Verzeichniss ,  wie  es 
Nibby  in  den  Effem.  lett.  I.  p.  76.  hat  abdrucken  lassen:  NU  sunt 
Pontes,  Pons  Milvius.  Pons  Adrianus^  P»n$  Neronianus,  Pons  Fabri- 


700 

der  Hilvius  (Ponte  Molle),  ganz  ausser  dem  Bereiche  der  Stadt 
gelegen,  nicht  hieher ;  von  den  drei  übrigen  aber  ist  nur  der 
Aelius  (jetzt  P.  S.  Angelo)  bekannt,  von  Hadrian  bei  der 
Gründung  seines  Mausoleum  erbaut  ^^*%  und  gerade  auf  dieses 
zuführend.  Aber  schon  vor  Hadrian  fand  eine  Brückenver« 
bindung  mit  dem  Vatican  Statt.  Von  einer  solchen  Brücke 
finden  sich  noch  die  Trümmer  bei  S.  Spirito ;  sie  führte  nach 
den  Gärten  desXaligula  und  Nero,  und  sie  ist  es  jedenfalls, 
welche  die-Mirab.  Rom.  Pons  Neronianus  nennen. 
Bei  den  Antiquaren  heisst  sie  Pons  Vaticanus  und  in  wie 
fem  sie  darüber  die  Via  triumphalis  gehen  lassen  P.  Trium- 
phalis. Es  hat  jedoch  B  uns  en  (Beschr.  d.  Si.  R.  IIA. 
S.  6  ff.)  genügend  nachgewiesen ,  dass  die  Via  triumphalis, 
welche  über  den  Monte  Mario  führte,  nicht  über  diese  Brücke 
gelegt  sein  konnte,  und  er  nimmt  daher  mit  Piranesi  den  Pons 
Triumphalis  oberhalb  des  Aelius  an,  wo  sich  hinter  Tordinone 
noch  Reste  eines  der  Pfeiler  finden  sollen.  Es  ist  wohl  denk- 
bar, dass  nach  Anlage  des  Aelius,  wenn  zugleich  der  Strasse 
diese  Richtung  gegeben  wurde,  die  ältere  Brücke  einging,  und 
auch  der  sogen.  P.  Neronianus  scheint  bald  verschwunden  zu 
sein ;  denn  die  Notitia  nennt  ihn  nicht  und  in  Procopius  Zeit 
bildete  Hadrians  Brücke  die  einzige  Verbindung. 

Der  Pons  Aurelius  wird  am  wahrscheinlichsten  von 
der  jetzt  Ponte  Sisto  genannten  Brücke  verstanden,  die  nach 
dem  laniculum  und  der  Porta  Aurelia  fahrte  ^').  Sie  wird  im 
Mittelalter  Pons  Antoninus  genannt  ^*),  und  die  Erwäh- 


eius.  Pons  Gratianus.  Port»  Senatorius.  Pons  Marmoreus  Theodosii, 
et  Pons  Falentinianus,  Aber  es  ist  sehr  misslich,  von  dieseii  Namen 
Gebravch  za  machen,  zumal  da  man  nicht  weiss,  ob  alie  diese  Briirken 
in  der  Zeit  der  Abfassung  als  bestehend  zu  denken  sind.  Der  Name 
P.  Senatorins  bezeichnet  Ponte  rotto;  bei  den  Antiquaren  aneh 
Pons  Palati nus. 

1542)  S  p  a  r  t.  H  a  d  r.  19.  Fecit  et  sui  nominis  pontem  et  sepulcrum 
iuwta  Tiberim.  Der  Anonymus  von  Einsiedln  hat  die  Inschrift  aufbe- 
wahrt.   Damals  hiess  die  Brücke  PonsS.  Petri. 

43)  Man  konnte  freilich  auch  an  die  zum  Vatican  rührende  Brü- 
cke (Neronianus)  denken ,  wenn  die  Via  Aurelia  nova  darüber  gelegt 
war;  allein  dann  fehlte  im  Verzeichnisse  jedenfalls  eine  der  unteren 
Brücken. 

44)  S.  die  von  Ntrdini  III.  p.  362.  aus  den  Actis  martyram  an- 


701 

nong  beider  im  sinnloseii  VerzeieluiiMe  der  Mirabilia  (wie  es 
bei  Montfaaeon  abgedrackt  ist)  hält  mich  nicht  ab,  auch  den 
Namen  Valentinianns  darauf  zn  beziehen,  da  ehedem  eine 
Inschrifk  an  den  Pfeilern  die  Kaiser  Valentinian ,  Valens  und 
Gratian  nannte.  Grat.  CLX,  6.  Ob,  wie  Piale  meint,  diese 
Brücke  von  Caracalla  erbaut  war,  um  nach  den  Anlagen  d^s 
Septimius  Severus  zu  fahren,  und  daher  P.  Antoninus  geheis- 
sen  habe,  darüber  wage  ich  gar  kein  Urtheil ;  Aurelius  hiess 
sie  wenigstens  deshalb  in  keinem  Falle« 

Es  bleibt  noch  der  von  der  Notitia  genannte  Pens  Probi 
übrig.  Von  ihm  haben  wir  weiter  gar  keine  Kunde;  da  aber 
alle  übrigen  Namen  entschieden  anderen  Brücken  angehören, 
so  bleibt  nur  die  Brücke  am  Aventin ,  auf  welche  der  Name 
bezogen  werden  kann.  VieUeicht  bezeichnet  auch  der  Name 
der  Mirab.  Pons  Marmareus  Theodosü  keine  andere  Brücke; 
denn  dass  die  Pfeiler  von  Travertin  waren,  kann  dabei  nicht 
in  Betracht  kommen. 

Die  Wasserleitungfcn  "**). 

's 

Zu  den  bewundernswürdigsten  Werken  der  Römer  gehö- 
ren die  Anstalten,  durch  welche  die  Stadt  mit  Wasser  versorgt 
wurde.    Aus  weiter  Feme  zogen  sich  die  Leitungen  durch  die 


gefohrten  Stellen.  Der  Name  findet  sich  aaeli  bei  Anastas.  Hadr. 
p.  271  Blaoch.  Der  Name  laaionleaflis  stammt  aar  aus  dem  fal- 
schen Victor. 

1545)  Ich  moss  hier  ganz  davon  absehen,  eine  aasfuhrliche  Darstel- 
lang  des  Ganges  der  verschiedenen  Leitoagen  nnd  ihrer  Verzweignn- 
gen  in  der  Stadt  zn  geben.  Abgesehen  von  dem  Räume,  den  die  Ua- 
tersuchung  über  eine  so  verwickelte  Materie  iu  Anspruch  nehmen 
wurde,  gestehe  ich  anch ,  dieser  Aufgabe  durchaus  nicht  gewachsen 
zu  sein,  indem  dazu  sehr  specielle  Forschungen  ia  der  Campagna  so- 
wohl als  in  der  SUdt  erforderlich  sind  und  überhaupt  darüber  mit  ei- 
niger Sicherheit  nur  in  Rom  selbst  geschrieben  werden  kann.  Ueber- 
diess  habe  ich  Cassio's  Werk,  Corso  delle  aeque.  Rom.  1756.  nicht 
benutzen  können,  nnd  was  mir  zu  Gebote  stand:  Fabretti,  de  aquis 
etaquaeduct.  in  Graev,  thes,  i.  IV.  Piranesi,  Antich,  Rom.  t.  I. 
und  was  sich  zerstreut  bei  Westphal,  die  römische  Kampagne» 
Berl.  1829.  und  Gell,  Rome  and  iU  vicinity.  Lond.  findet,  ist 
theilweise  mehr  verwirrend  als  zur.  Klarheit  führend.  Der  Zweck 
dieses  Abschnitts  ist  vielmehr  eine  Uebersicbt  der  sÜmmtlichen  Was- 
serleitungen zu  geben,  und  anzudeuten,  welche  Theile  der  Stadt 
hauptsächlich  durch  die  einzelnen  versorgt  worden. 


71» 

Gampagna,  ganze  BSehe  Wassers  in  mannshohen  CanSlen  anf 
zahllosen  hohen  Bogen  nach  Rom  führend,  damit  aoeh  die 
höchsten  Punkte  der  Stadt  des  unendlichen  Reichthums  theil-* 
hafUg  würden.  Und  wie  wir  jetzt  das  Colossale  dieser  Werke 
in  den  vorhandenen  Trümmern  anstaunen,  so  waren  sie  schon 
im  Alterthume  Gegenstand  der  höchsten  Bewunderung  und 
wurden  zu  dem  Bedeutendsten  gerechnet,  wodurch  sich  römi- 
sche Macht  und  römischer  Unternehmungsgeist  verkündete  ^^*^). 

Die  erste  Wasserleitung  erhielt  Rom  442  durch  den  Gen- 
sor  Appius  Claudius  Caecus,  und  sie  wird  daher  Aqua  Ap- 
pia  genannt^O*  Sie  begann  nach  Frontin.  ^^)  de  aquaed. 
5.  an  der  Via  Praenestina  zwischen  dem  7.  und  8*  Milliarium, 
in  agro  Lucullano^  und  reichte  bis  zu  den  Salinen  ,^qvi  loetts 
est  adPortam  Trigeminam^^  Ihre  Länge  betrug  11,190  pas- 
sus,  und  zwar  11,130  p.  unter  der  Erde.  Nur  von  Porta  Ca- 
pena  an  war  sie  60  passus  weit  anf  Bogen  gefuhrt,  durch  wel- 
che wahrscheinlich  die  XII  portae  gebildet  wurden.  S.  180. 
Ihre  Vertheilung  begann  „timo  Publicio  clwo  ad  portam  Tri- 
gemtnam.^* 

Die  zweite  war  der  Anio  vetus,  481  begonnen  vom 
Censor  M\  Curius  Dentatus  ,,^0?  manubiis  de  Pyrrho  captis^^; 
beendigt  von  M.  Fulvius  Flaccns.  (Front.  6.  Aur.  Vi  ct. 
Vir.  ill.  33.)  Die  Leitung  begann  oberhalb  Tibur  und  hatte 
eine  Länge  von  43  Miglien.  Sie  war  fast  ganz  unter  der  Erde 
geführt;  nur  221  p.  über  der  Erde.    Sie  tritt  zwischen  P.  S. 


1646)  Plin.  XXXVI,  15.  o.  123.  Quodsiquis  diligentw  oBMÜma- 
V9rit  aquarum  abundantiam  in  publioo,  balineü,  domibtis,  wripü^ 
hüftiif  auburbanü,  viiiis,  tpatia  advenientis,  exstrueto$  areug,  montes 
perßfSMos,  convalles  aequatasy  faiebitur  nihil  magis  mirmndum  fuiut 
in  toto  orbe  terrarum.  Strabo  V,  3.  p.  360  (2^b).  Tooovtop  d*  darl 
jb  ihaywytiiov  vßwQ  dia  tvir  vSQaytuysiwv  y  wart  noxaftovQ  ifia  r^f 
ftoXiitt^  xal  vtüp  vnovofiwv  ^^^v$  anapav  de  ülxiav  axtfSov  Se^afttvag 
mU  oifpwvaQ  Mal  x^ovroug  l^f^y  aqt&Qvovg  ».  t,  jl.  V^|.  die  ooten 
aazuföhreode  SteUe  aus  Procop.  Goth.  I,  19. 

47)  Froatio.  de  aquaed.  5.  Liv.  IX,  29.  Aar.  Viel.  Vir. 
ill.  34.,  wo  ralschlich  der  Anio  angegebea  wird. 

48)  Die  hier  gegebene  Uebersicht  schliesst  sich  flir  die  alteren 
Leitnnj^en  f^aaz  der  des  Froatio  an;  so  dass  zuerst  ihre  chrooolog^i- 
sehe  Reihenfolge,  dann  ihre  relatire  Hohe,  endlieh  ihre  Benutzan|p  in 
dea  verschiedenen  Stadttkeilen  ia  Betraebt  k$«ifliL 


7«S    

Lorenzo  und  Haf^iore  nahe  bei  der  letzteren  an  die  anrelia« 
Bische  Maaer* 

Die  dritte,  Aqua  Mar cia,  eine  der  vortreHichsten  '^**), 
wurde  von  Q.  Marcios  Rex  im  Auftrage  des  Senats  606  er* 
baut.  Sie  begann  36  Miglien  von  Rom,  seitwärts  der  Via  Va« 
leria  und  hatte  eine  Länge  von  61,710%  p.  Davon  7463  p« 
über  der  Erde,  nämlich  528  auf  Substructionen  und  6935  p. 
auf  Bogen  geführt  *^).  Angustus  führte  ihr  einen  800  pass. 
ferner  liegenden  Quell  hinzu,  und  diese  Leitung ,  wekhe  auch 
der  Afpia  etwas  abgab,  wurde  nach  ihm  Aqua  Augusta 
genannt,  ohne  als  besondere  gezählt  zu  werden.  Frontin.  12.5. 

Auf  sie  folgte  im  J.  627  die  von  den  Censoren  Cn.  Ser- 
vilins  Caepio  und  L.  Cassius  Longinus  gefasste  Aqua  Te- 
pula,  deren  Ursprung  zwei  Miglien  rechts  vom  zehnten  Mil- 
liarium  der  Via  Latina  war.  Von  ihrer  früheren  Leitung  wird 
nichts  bekannt;  als  aber  im  J.  719  Agrippa  einen  neuen  Was* 
serschatz  zwei  Miglien  rechts  vom  zwölften  Milliarium  dersel- 
ben Via  Latina  als  Aqua  lulia  fasste,  vereinigte  er  ihn  mit 
der  Tepula  bis  an  die  Piscina  an  der  Via  Latina.  Von  da  aber 
wurden  beide  getrennt  in  besonderen  Canälen  in  Vereinigung 
mit  der  Leitung  der  Marcia  weiter  geführt ,  so  dass  in  dem 
obersten  Canale  die  lulia,  in  dem  mittleren  die  Tepula ,  in  dem 
untersten  die  Marcia  floss  (Front.  8.  9. 19.).  So  gehen  noch 
jetzt  die  drei  Canäle  über  Porta  S.  Lorenzo,  indem  die 
dreifache  Leitung  unweit  P.  Maggiore  an  die  aurelianiscbe 
Mauer  tritt. 

Die  sechste  Wasserleitung  war  die  Aqua  Virgo  *i), 


1549)  PI  in.  XXXf,  3,  24.  ClarUsima  aquarum  omniutn  in  toto 
orbe,  ß*igoris  saiubritatisque  palma  praeeonio  (Irbis,  Marcia  est,  inter 
rßliqua  deum  munere  Urbi  tributa.     StraboV,  3.  p.  367  (2i0).  ac  di 

*Pi»f*ijv  noxl^ovzoi  %di  na^ct  raika  BvSontfiovvrog  vdara»  So  aoeh  Vi- 
tmv.  Vllf,  3,  1  Scfao.  Piatarch.  Goriol.  1.  Propert.  111,22,24. 
Martial.  VI,  42,  16.  Stat.  Siiv.  I,  5,  25.  Sie  warde  von  Agrippa, 
wohl  eben  bei  dem  Baoe  der  lalia  wiederhergestellt.  DIo  Gasn. 
XLIX,  42. 

50)  So  giebt  es  Prontio.  7.  an.  PI  in.  1.  1.  sagt:  novem  milU" 
bus  pass,  fornieibus  structis  perdueta.  Er  hat  auch  die  i&cherliche 
Verwechselang  des  Q.  Martina  Res  mit  Ancus  Marcias  nicht  verschmäht. 

51)  Der  Name  wird  verschieden  erliliirt.  Frontin.  10.  giebt  an, 


704    

von  Agrippa  für  den  Zweck  seiner  Thermen  naehRom  geführt. 
Sie  war  in  einer  sumpfigen  Gegend  am  achten  Milliariam  der 
Via  CoUalina  gefasst,  und  lief  auf  bedeutendem  Umwege 
grösstentheils  unter  der  Erde  bis  zum  Pincius,  von  wo  sie  auf 
den  unter  den  LucuUischen  Gärten  (S.  591.)  beginnenden  Bo- 
gen weiter  nach  dem  Marsfelde  geführt  war.  Die  ganze  Länge 
der  Leitung  betrug  14,105  pass.  "").  Sie  ist  auf  dem  linken 
Ufer  die  einzige  alte  Wasserleitung,  welche,  wiewohl  sehr  ge- 
schmälert y  noch  der  neuen  Stadt  zu  Gute  kömmt,  und  bildet 
jetzt  die  schöne  Fontana  Trevi. 

Als  siebente  kann  man  die  Aqua  Alsietina  in  der  Re- 
gio Transtiberina  betrachten.  Sie  wurde  von  Augustus  am 
Lacus  Alsietinus  (Lago  di  Martignano)  6500  pass.  recbtg  vom 
14.  Milliarium  der  Via  Claudia  gebsst  und  in  einer  Länge  von 
22,172  pa$s«  nach  dem  unter  dem  laniculus  gelegenen  Gebiete 
gefiibrt.  Sie  lieferte  das  schlechteste  Wasser;  daher  sie^  wie 
Frontia  meint,  wohl  nur  ffir  die  Naumachie  und  zur  Bewässe- 
rung der  Gärten  bestimmt  war. 

Die  achte  wurde  im  J.  789  von  Caligula  begonnen  und 
803  von  Claudius  als  Aqua  Claudia  dedicirt.  Sie  und  die 
zugleich  gebauete  Leitung  des  Anio  novus  waren  die  riesen- 
haftesten Werke  dieser  Art.  Die  Claudia  entstand  aus  zwei 
reichhaltigen  Quellen,  Caerulus  und  Curtius  nahe  am  38.  Mil- 
liarium der  Via  Sublacensis ,  und  nahm  noch  einen  dritten 
Quell,  Albudinus,  auf;  alle  drei  von  vorzüglicher  Reinheit, 
so  dass  ihr  Wasser  für  das  beste  nach  der  Marcia  galt,  und 
der  Albudinus  selbst  zur  Verstärkung  derselben  gebraucht 
wurde  ^^).     Die  Länge  der  ganzen  Leitung  betrug  nicht  we- 


dass  eioe  Jaogfraa  die  Queilea  c^eseigt  habe,  und  dasselbe  wird  noch 
irgendwo  anders  erzählt.  Anders  PI  in.  XXXI,  3,  25.  und  wiederum 
verschieden  Cassiod.  Var.  VII,  6. 

1552)  Frontin.  10.  Dio  Gass.  LIV,  II.  Ihr  Wasser  galt  fdr 
besonders  angenehm  znm  Bade.  Piin.  LI.  Horum  amnium  compara- 
tione  differentia  supra  dicta  deprehendiiur,  cum  quantum  Firgo  tathi^ 
tantum  praestet  Marcia  hauttu.  Vgl.  Ovid.  Trist.  III,  12,  22. 
Martial.  V,  20,  9.  VI,  42,  18.  XI,  47,  6.  Plinius  klagt  darüber,  dass 
in  seiner  Zeit  beide  Leitungen  zu  wenig  Wasser  mehr  nach  Rom  selbst 
führten,  da  ihnen  schon  vorher  zu  viel  entzogen  werde. 

53)  Frontin.  13.  14.  Vgl.  Sueton.  Calig.  21.  Claud.  20. 
(.Iiiiipri4.  Aleji^.  30. 


705    

niger  ab  46,406  pass.  and  darunter  waren  9567  pass.  opere 
areuato.  Noch  höher  aufwärts  am  42.  Mllliarium  der  Vi.i 
Soblacensis  war  der  Anio  n<^vus  gefasst,  zu  dem  am  38. 
Mill.  den  Quellen  der  Claudia  gegenüber  noch  der  rivus  Her- 
culaneus  kam.  Unter  allen  Leitungen  war  diese  die  läng- 
ste, nach  Frontin.  15.  58,700  'pass.  und  hatte  die  höchsten 
Bogen,  zuweilen  109  Fnss  hoch.  Die  Claudia  und  der  Anio 
novus  kommen  auf  denselben  Bogen  über  einander  fliessend 
zur  Stadt,  so  dass  der  Canal  des  Letzteren  der  höhere  ist. 
Von  ihrem  Eintritte  in  die  Stadt,  von  dem  ihnen  angehörigen, 
zur  Porta  Praenestina  benutzten  Monumente  und  den  Hortis 
Pallantianis,  wo  ihre  Bogen  endeten,  ist  schon  früher  die 
Rede  gewesen. 

Diese  neun  Leitungen  kennt  Frontin,  und  wohl  mag  er 
in  Betracht  so  ungeheuerer  Werke  mit  einigem  Rechte  am 
Schlüsse  des  Verzeichnisses  hinzulügen:  Tot  aquarum  tarn 
multis  necessariis  molibus  pyraniidas  videlicet  otiosas  com- 
pareSf  out  inertia  sed  fama  celebrata  opera  Graecorum. 

Der  Höhe  des  Spiegels  nach  giebt  Frontin  folgende  Ord- 
nung an:  1)  Anio  vetus^  die  höchste  von  allen.  2)  Claudia. 
3)  lulia.  4)Tepula.  5)Marcia^^^*y  6)  Anio  vetus.  l)Virgo. 
8)  Appia.  9)  Alsietina^  unter  allen  die  niedrigste  „quae 
Transtiberinae  regioni  et  maxime  iacentibus  locis  servit.*^ 

Späterhin  sind  noch  einige  neue  Leitungen  hinzugekom- 
men. Procop.  sagt  Goth.  I,  19.  p.  95  Dind.  'Pdfir^g  dk 
oyjTol  TiaaaQ^ßxalSexa  /tilv  vd  nX^&oß  datv ,  ix  nXiv&ov 
dh  (ünTTifiirijs  (keinesweges  alle)  %olß  ndXai  dv^gdnoig  ne- 
nolfjVTai^  ig  roaovTOV  evQovß  %al  ßa&ovs  difjuovTBS  coWe 
dv&Qwntp  Ynnw  oj^ov/tiivta  iwavd'a  Innevetp  dvvc^Td  elvai^ 


1554)  Die  Marcia  hatte  od  ihrem  Urspi*unge  die  Höhe  der  Claodia. 
aber  die  alteren  Leitungen  wareo  meistens  anter  der  Erde  ond  also 
tiefer  gerdhrt.  Frontin.  18.  erklärt  diess  daraus,  dass  man  entweder 
die  ars  librandi,  das  Nivelliren ,  noch  nicht  gehörig  verstanden  habe, 
oder  dass  man  absiehllich  die  Leitung  verborgen  habe,  so  lange  Rom 
noch  Krieg  in  seiner  Nähe  za  fürchten  hatte.  Sobald  dless  nicht  mehr 
der  Fall  war,  and  man  kein  Abschneiden  des  Wassers  zu  fürchten 
hatte,  war  unstreitig  das  Leiten  auf  Bogen ,  um  solche  Wasseruiasscn 
zur  Höbe  der  Hügel  za  bringen,  die  geeignetste  Methode. 

45 


706    

Ist  diese  Aogabe  richtig,  so  müssen  noch  fünf  neue  LeiUin« 
gen  entstanden  sein;  allein  nur  für  zwei  giebt  es  einige  Si- 
cherheit.  Die  erstere  davon  ist  die  aus  der  Nähe  des  Lacus 
Sabatinus  (Lago  di  Bracciano)  auf  die  Höhe  des  laniculus  ge- 
leitete, die  noch  jetzt  als  Acqua  Paola  aber  verdorben  durch 
das  aus  dem  See  aufgenommene  Wasser,  über  S.  Ketro  in 
Montorio  eine  gewaltige  Wassermasse  ausschüttet  Man  ver- 
muthet,  dass  es  die  AquaTi^aiana  sei,  welche  auf  Mün- 
zen dieses  Kaisers  genannt  wird  ^^^^)^  zugleich  aber  auch  die 
Ciminia,  welche  sich  im  Epilog  der  Notitia  erwähnt  fin- 
det, wobei  freilich  der  Name  Saltus  Ciminius  etwas  weite 
Ausdehnung  erhält.  Wie  aber  auch  über  die  Benennung  zu 
urlheilen  sein  möge,  unter  den  14  Leitungen  Procops  ist  diese 
gezählt  'j  denn  er  gedenkt  ja  der  Mühlen ,  welche ,  wie  noch 
jetzt,  von  dem  herabstürzenden  Wasser  getrieben  wur- 
den **). 

Ebenfalls  sicher  scheint  als  besondere  Leitung  die  Aqua 
Alexandrina  zu  sein,  von  Alexander  Severus  für  den  Ge- 
brauch seiner  Thermen  angelegt.  Lamprid.  Alex.  25.  Sie 
erkennt  Fabretti  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  in  der  14  Mi- 
glien  von  der  Stadt,  zwischen  der  Via  Praenestina  und  Labi- 
cana,  oder  zi^nschen  der  Stelle  des  alten  Gabii  und  dem  Lacus 
Regillus  in  der  Nabe  der  Quellen  der  heutigen  Acqua  Feiice 
beginnenden  Leitung.  Die  geringe  Höhe  ihres  Spiegels  er- 
klärt sich  eben  aus  der  Bestimmung  für  die  in  der  Ebene  gele- 
genen Thermen. 

Die  noch  fehlenden  drei  Leitungen  um  die  Zahl  14  voll  zu 
machen,  sind  ganz  unsicher.  Der  Epilog  der  Notitia  nennt 
deren  überhaupt  19,  zum  Theile  mit  verderbten  oder  sonst  un- 
erklärbaren Namen.    Ausserdem  erklärt  sich  die  grosse  Zahl, 


1555)  AquaTraiana  wird  diese  Leitung  aach  wiederholt  in  den 
j4ctü  martyrum  genannt.  S.  Fabretti,  de  aquaed.  912.  Graev. 
thet,  t.  IV.  p.  1705.  Nardini,  Rom,  ant.  111.  p.  379. 

56)  Pro  CO p.  Goth.  1,  19.  tovtov  Si  ajToc^  zov  %(io^v ,    hnot 

fi^liuyeg  in  nakaiov  itaytsg  ntnoirjvttu^  an  vdaros  ivtaJu&a  noXlou  Sia 
fiiv  Tov  o%BToy  ayofUvov  ie  t^v  tov  io<p9v  vni^ßo^v^  S9  to  itartiptH  Si 
Svr  ^fiji  f^^fl  iv^^v^t  l6vT09, 


707    

wie  schon  Pabretti  bemerkt  bat,  wahrscheinlieb  daraus,  dass 
mehrere  rtVt,  welche  in  einen  Cänar  vereinigt  zur  Stadt  ka- 
men,  einzeln  aufgezählt  sind.  Unter  diesen  Namen  scheinen 
dieder  Severiana  und  Antonia  (Antoniniana)  Beachtung 
zn  verdienen.  Erstere  kann  vielleicht  mit  den  Anlagen  des 
Septimius  in  der  Reg.  Transtiberina  zusammenhängen  (S.  213.); 
letztere  kann  für  den  Föns  Antoninianus  genommen  werden, 
womit  Caracalla  die  Marcia  verstäi4:te,  wie  die  Inschrift  über 
Porta S.  Lorenzo  sagt.  Bnnsen  (Beschr.  d.St.R.  I.  S.202.) 
hat  noch  überdiess  eine  Aqua  lovia  (von  Diocletian)  ange- 
nommen, indem  der  Anonymus  von  Einsiedln  eine  For- 
ma/oAta  nenne.  Allein  dort  steht:  Inde  ad porta  j4ppiam. 
ibi  forma  iapia  quae  venu  de  marcia  et  currit  usq.  ad  ripam. 
Da  er  nun  von  S.  Sisto  nach  dem  Circus  geht  und  also  die 
Porta  Appia  offenbar  die  Capena  ist,  so  ist  es  auch  wahrschein- 
lich, dass  der  Name  aus  Forma  Appia  verderbt  ist. 

Was  nun  die  Versorgung  der  einzelnen  Stadttheite  an- 
langt, so  ward  zunächst  das  Gebiet  des  Caelius  und  Avenlin 
durch  die  Appia  versehen,  die  fireilich  nicht  auf  die  Höhe  ge- 
langte '^^^).  Späterhin  wurde  ein  Theil  der  Marcia,  der  rivus 
Herculaneus  am  Caelius  hin  nach  dem  Aventin  geführt;  der 
Caelius  selbst  aber  erhielt  einen  Zweig  dcriulia.   Frontin. 
19.  Vgl.  S.  501  f.    Endüch  führte  Nero  eine  Abiheilung  der 
Clandia  dahin,  die  dann  weiter  nach  dem  Palatin  und  Aventin 
geleitet  wurde  (Front in.  20.),  und  da  auf  dem  Aventin  eine 
Bleiröhre  mit  der  Inschrift  Aqua  Traiana   gefunden  sein  soll 
(S.  463.),  so  scheint  es  möglich,  dass  dicss  durch  Trajan  ge- 
schah 5  denn  es  wäre  widersinnig,  an  die  Aqua  Traiana  trans 
Tiberim  zu  denken.     Vorher  aber  hat  wahrscheinlich  den  Pa- 
latin die  Marcia  und  jedenfalls  die  lulia  versehen,  denn  die 
Leitung  am  Clivus  Scauri  war  gewiss  älter  als  Nero.  —    Das 
Capitol  erhielt  trotz  allem  Widerspruche  die  Marcia  (Fron- 
tin. 7.)  und  dann  auch  die  Tepula.  —  Die  Gegend  des  Esqni- 


1557)  Mao  erwäge  darnach^  ob  es  wahrscheiolich  sei,  dass  die  nie- 
drige und  ferne  Appia  auf  dem  Fomm  Inliam  habe  hohe  Springbrun- 
neD  bilden  kSnnen.     S.  Anm.  698. 

45* 


708 

lin,  wo  die  meisten  Leitungen  ankommen,  war  besonders  reich. 
Sie  genoss  die  beiden  Anienes  und  die  Claudia,  während  die 
Marcia,  Tepula  und  lulia  besonders  den  Viminal  und  Quirlnal 
versorgt  zu  haben  scheinen.  Front  in.  19.  Dem  Pincius  kam 
die  nach  dem  Marsfelde  geleitete  Virgo  zu  Gute  und  dieses  er- 
hielt zuletzt  noch  die  Alexandrina ;  das  transtiberinische  Ge- 
biet aber  erhielt  bis  zur  Anlage  der  Aqua  Traiana  alles  Trink- 
wasser vom  linken  Ufer  durch  Leitungen  über  die  Brücken 
(Frontill.  11.)  $  denn  die  AJsietina  war  dazu  untauglich. 


1 


Anhang. 


Das  RegioncnTerzcichniss. 

Es  war  meine  Absicht,  dem  hier  folgenden  Verzeichnisse  der 
vierzehn  Regionen  Roms  eine  kurze  Unlersuchung  ober  den  Ur- 
sprung und  die  allmühlige  Umgestaltang  dieser  Schrift,  endlich  fiber 
die  falschen  Regionare  vorauszuschicken,  allein  es  ist  daraus  eine 
umDlngliche  Abhandlung  entstanden,  die  hier  nicht  Platz  finden 
kann  und  die  ich  gleichwohl  unvollständig  mitzutheilen  Bedenken 
trage.  Indem  ich  sie  daher  für  einen  anderen  Zweck  zurücklege, 
beschranke  ich  mich  auf  einige  Andeutungen  über  den  Werth  die- 
ses hochwichtigen  Documents  und  den  Gebrauch,  den  man  davon 
zu  machen  hat. 

Dass  das  Ve^eichniss  nur  GebSnde  des  heidnischen  Roms  ent* 
halte,  keine  christliche  Kirche  nenne,  ist  schon  von  Bun  sen  (Bc" 
sehr,  d.  St.  R.  I.  S.  175.)  geltend  gemacht  worden.  Daraus  würde 
indessen  nicht  folgen ,  dass  es  vor  Constantin  gemacht  sei ;  denn 
es  konnte  gar  wohl  ein  heidnischer  Verfasser  die  christlichen  Kir- 
chen ganz  unbeachtet  lassen  ^  aber  es  findet  sich  darin  auch  nicht 
eine  Notiz,  die  jünger  w2fre  als  Constantin,  und  man  hat  also  we- 
nigstens keinen  Grund,  es  für  später  abgefasst  zu  halten  *) ;  denn 
dass  es  der  zweiten  Abtheilang  der  zuerst  von  Panciroli  edirten 
Notitia  dignitatum  voransteht,  kann*  ich  nur  als  zufällig  betrachten, 
da  es  wenigstens  gewiss  nicht  für  diesen  Zweck  gefertigt  ist ;  wie 
denn  eine  Vergleichung  mit  der  ähnlichen  Uebersicht  der  Regionen 
von  Constantinopel  lehrt,  dass  beide  nach  ganz  verschiedenen  Prin- 
cipien  abgefasst  sind.  Es  kann  aber  auch  nicht  früheren  Ursprungs 
sein ;  denn  es  werden  darin  zahlreiche  Gebäude  des  dritten  Jahr- 
handerts  und  Constantins  selbst  genannt,  und  wenn  man  die  ganze 


*)  fn  d«r  Topaf;rapfaie  bin  ich  der  gewShnlichen  Moionng  gefolgt, 
dass  das  Grenz verzeichniss  gleichzeitig  mit  der  Notitia  dignttatuin, 
eia  Jahrhundert  später  zu  setzen  sei.  Der  hier  sich  ergebende  Wi- 
derspruch, dessen  weitere  Begründung  vorbehalten  bleibt,  kann  ohne 
wesentlichen  Einfloss  daneben  bestehen. 


710    

Eiorichtang  richtig  erkaont  hat,  erscheinen  diese  (Sebflade  unenl- 
behrlich.  Am  wenigsten  darf  man  annehmen,  dass  ein  Verzeich- 
niss  aas  Aagastos  Zeit  zu  Grunde  liege,  in  das  nur  spätere  Ge- 
bäude nachgetragen  seien :  dagegen  sprechen  schon  die  Namen  der 
Regionen,  Isis  et  Serapis  und  Tempium  Pacis.  Demungeachtet  ist 
es  höchst  wahrscheinlich,  dass  ältere  statistische  Nachrichten  da- 
bei benutzt  sind ;  nicht  für  die  AnfiEählung  der  Gebäude,  wozu  es 
deren  nicht  bedurfte ,  sondern  für  die  aligemeinen  Angaben  der 
Häusermenge  und  des.  Umfangs  der  Regionen«  Man  wird  Aber  die 
Schwierigkeit  hinsichth'ch  des  ümfangsmaasses  der  fünften  und 
sechsten  Region,  wenn  man  nicht  geradezu  andere  Zahlen  setzen 
will,  nicht  hinweg  kommen  ohne  die  Annahme,  dass  die  aureliani- 
sche  Hauer  weiter  ging  als  die  Regionen,  deren  Haass  das  Ver- 
zeiehniss  giebt. 

Was  nun  bei  geoaaerer  Prfifung  dieser  topographischen  Ueber- 
sicht  sich  als  ganz  unzweifelhaft  darstellt,  ist,  dass  sie  nichts  als 
ein  Grenzverzeichnlss  sein  will :  d.  h,  sie  nennt  eine  Anzahl  von 
Gebäuden  oder  anderen,  oft  unbedeutenden  Punkten  in  ihrer  wirk- 
lichen Aufeinanderfolge,  woraus  sich  ungefkhr  der  Dm&ng  der  Re- 
gionen ergiebt.  Am  deutlichsten  tritt  das  hervor  in  der  viertev, 
sechsten,  achten  und  zehnten  Region.  In  der  vierten  ist  es  hand- 
greiflich und  eben  so  in  der  achten ,  wenn  man  nur  den  allerdings 
etwas  seltsamen  Gang,  den  die  Beschreibung  nimmt,  gehörig  ver- 
folgt {  aber  auch  in  den  übrigen  würden  wir  genau  dasselbe  wahr- 
nehmen, wenn  uns  nicht  gar  zu  viele  unberflhmte  Punkte  unbekannt 
wären.  Dabei  ist  indessen  zu  bemerken,  dass  namentlich  das  so- 
gen. Curiosum  zuweilen  diese  Reihenfolge  unterbricht,  indem  es 
gleichartige  Gebäude,  die  an  verschiedenen  Stellen  genannt  wer- 
den sollten ,  zusammenfasst.  Ein  schlagendes  Beispiel  findet  sich 
in  der  vierten  Region,  wo  das  Curiosum  nennt:  Basilicam  no- 
vam,  et  Pauli.  Templum^austinae.  Die  Bas.  nova  ist 
dieConstantiniana;  der  Faustinatempel  aber  liegt  zwischen  ihr 
und  der  Aemilia.    Dasselbe  ist  mehrmals  geschehen. 

Dieses  Grenzverzeichniss  nun  ist  in  verschiedener  Gestalt  auf 
uns  gekommen.  In  der  einfachsten  hat  es  die  doppelte  Handschrift 
der  Valicana  bewahrt,  welche  den  Titel  führt :  Curiosum  urbis 
Romae  Regionum  XIIII  cum  Brebiariis  suis,  und  ich 
trage  kein  Bedenken,  dieses  Curiosum  für  authentisch  zu  halten; 
denn  nichts  darin,  von  allem,  was  wir  kennen,  ist  entbehrlich.  Da- 
gegen sind  andere  Texte,  wie  sie  von  Paneiroli  und  Labbe  edirt 
sind,  vielfiich  interpolirt.  Sie  erscheinen  freilich  reichhaltiger; 
aber  eben  nur  weil  Vieles  später  eingetragen  worden  ist,  ohne  den 
Plan  des  ursprünglichen  Verzeichnisses  zu  berücksichtigen.    Dabei 


711    

ist  iiidesseB  nicht  abzaleognen,  dass  hie  ^nd  da  in  dem  Guriosum 
die  Ordnnttf^  gestOrt  sein  kann,  wie  das  Beispiel  der  XII  portae 
xeigt,  die  wahrscheinlich  von  den  anderen  Handschriften  richtiger 
an  die  Spitze  der  Reg.  XL  gestellt  werden.  Die  Schreibart  des 
Gnriosnm  zeugt  Ohrigens  yon  der  tiefen  Barbarei  der  Zeit,  in  wel- 
cher dieses  Exemplar  weniger  abgeschrieben  als  niedergeschrieben 
wurde ;  aber  an  eine  Abfassung  in  solcher  Zeit  ist  deshalb  nicht  zu 
denken ;  am  wenigsten  an  einen  Auszug ,  denn  wo  wir  nur  seihst 
bekannt  genug  sind^  flnden  wir  das  Verzeichniss  höchst  vollstjiudig. 

Angehängt  ist  ihm  erstlich  eine  summarische  Aufzählung  der 
Brücken,  Thermen,  Fora  u.  s.  w.  und  zweitens  ein  „Breviarium^* 
des  Ganzen.  Ob  Erstere  ursprünglich  dazu  gehOrt  habe,  ist  aus 
mehr  als  einem  Grunde  zn  bezweifehi:  das  Breviarium  aber  ist  ge- 
wiss andern  Ursprungs. 

Aus  diesem  höchst  werthvollen  topographischen  Abrisse  sind 
nun  jene  unheilvollen  Regionare,  der  sogenannte  P.  Victor  und 
Sex.  Ruf  US  hervorgegangen:  ein  reiner  literarischer  Betrug, 
wenn  auch  nicht  nothwendig  derer,  welche  vielleicht  nur  aus  eige- 
nem Interesse  eine  Menge  aus  der  Lectilre  der  Schriftsteller  und 
von  anderen  Monumenten  gewonnener  Namen  nach  Maassgahe  ih- 
res Verständnisses  und  ihrer  HQlfsmittel  bald  richtig,  bald  irrthüm- 
lich  in  die  einzelnen  Regionen  eintrugen.  Wohl  aber  trifft  der 
schwere  Vorwurf  absichtlichen  Betrugs  die,  welche  verschiedenen 
Exemplaren  der  so  verfälschten  Schrift  die  erdichteten  Namen  P. 
Victor  und  Sex.  Rnfns  beilegten  und  so  zwei  Schriftsteller  schufen, 
die  nie  existirt  haben.  Dass  diess  wirklich  so  ist ,  kann  jedermann 
auch  ohne  tieferes  Eingehen  auf  topographische  Untersuchungen 
auf  den  ersten  Blick  wahrnehmen.  Eine  Menge  Namen  sind  aus 
blossem  Missverständnisse  oder  ans  falschen  Lesarten  hervorgegan- 
gen, oder  sie  sind  der  topographischen  Renntniss  der  Zeit  geuiäss 
an  einen  falschen  Ort  gewiesen.  Die  längst  verschwundenen  Denk- 
mäler der  frühen  Republik,  ja  der  königlichen  Zeit,  und  die  des 
spätesten  Kaiserthums  stehen  bunt  durch  einander,  wie  sich  gerade 
die  Notizen  darüber  darboten.  Ich  habe  einige  Beispiele  ,  wo  man 
den  Betrug  gleichsam  in  avroqxa^f^  ertappt  in  der  Schrift  de  Ro~ 
mae  vet,  mur.  atg,  port.  p.  12  f.  nachgewiesen  und  gestattete  es 
hier  der  Raum,  so  wollte  ich  durch  alle  Regionen  die  Stellen  der 
Schriftsteller  und  die  Inschriften  nachweisen,  aus  denen  die  Intei^ 
polation  geflossen  ist.  Schade  ist  es  gewiss  um  manche  aus  jetzt 
nicht  mehr  vorhandenen  Inschriften  oder  anderen  Nachrichten  ge- 
zogene Notiz;  aber  wie  soll  man  nur  irgend  von  Schriften  Ge- 
brauch machen,  in  denen  der  offenbare  Betrug  auch  das  vielleicht 
auf  sichererem  Grunde  beruhende  verdäclitig  macht. 


712    

Ich  gebe  nun  das  Curiosnm  urbis  Romae,  wie  es  i'on  M ura* 
tori,  Tkesaur,  Inscript,  t.  IV.  bekannt  gemacht  worden  ist,  mit 
allen  noch  so  abscheulichen  Fehlern,  die  sich  grOsstentheils  leicht 
verbessern  lassen.  Eine  V^ergleichung  mit  der  Notitia  des  Panciroli 
in  Graev.  thes.  t.  YV,  oder  der  1651  erschienenen  Ausgabe  von 
Labbe,  die  Muratori  daneben  hat  abdrucken  lassen,  wird  die  nicht 
selten  vorkommenden  falsch  geschriebenen  Namen  berichtigen  hel- 
fen. Die  unter  B  angeführten  Vari«inten  gehören  der  zweiten  von 
Muratori  gebrauchten  Handschrift  an. 


Incipit   Curiosum   urbis   Romae   Regionum 
XIIII.  cum   Brebiariis    suis. 

Regio  I. 

Porta  Gapena.  Gontinet  aedem  Honoris,  et  Virtatis.  Gamenas. 
Lacum  Promethei.  Balneum  Torquati.  Thermas  Severianas,  et  Gom- 
modianas.  Aream  Apollinis,  et  Splenis.  Vicum  Vitriarium.  Areaui 
Pannariam.  Mutatorium  Gaesaris.  Balneum  Abascanti,  et  Mamertini* 
Aream  Garrucae.  Aedem  Martis.  Flumen  Almonis.  Arcum  Divi  Ve» 
ri,  et  Traiani,  et  Drusi.  Vici  X.  Aed.  X.  Vicomag.  XLVUl.  Guriae 
U.  Insulae  UIGGL.  Domus  GXX.  Horrea  XVI^  Balnea  LXXXVI. 
Lacos  LXXXI.  Pistrina  XX.  Gontinet  pedes  XH.  GG.  XI. 

Regio  U. 

Gaelimontium.  Gontinet  Glaudium.  Macellnm  magnum.  Lnpa- 
rios  ').  Atrium  Gyclopis.  Gehörtes  V.  vigilum.  Gaput  Africes.*  Ar- 
borem  sanctam.  Gastra  peregrina.  Domum  Philippi.  Victiltana.  Lu- 
dum  matutinum,  et  Dacicum.  Spoliarium.  Saniariam.  Micam  aureani. 
Vici  VU.  Aedes  VH.  Vicomag.  XLVIH.  Curat. »)  IL  Insulae  iTlL 
DG.  0  Domus  GXXVU.  BaUiea  LXXXV.  Lacos  LXV.  Pistrina  XV, 
Gontinet  pedes  XU.  GG. 

Regio  IIL 

Isis  et  Serapis.  Gontinet  Monetam.  Amphitheatmm  qai  capit 
loca  LXXXVII.  Ludum  magnum.  Domum  Britti.  Praesentis  sum- 
mum  *)  choragium.  Lacum  pastorum.  Scholam  Qnaestornm  et  Ga- 
platorum *).  Thermas  Titianas,  et  Traianas.  Porticum  Libies.  Gastra 
Misenalium.  Vici  XU.  Vicomag.  XLVIIL  Gurat.  II.  Insulae 
IIDCCLVU.  Domes  LX.  Horrea  XVIU.  Balnea  LXXX  Lacos 
LXV.  Pistrina  XVI.  Gonünet  pedes  XIIGGCL. 


i)  Prae,vnU,snnum.         5}  VajwiuioruZ  ^  "*  ^^* 


713    

Regio  IV. 

Templum  Pacis.  Gontinet  Porticum  absidaUun.  Aura  (eum)  Bu« 
einam.  Apollinem  Sandaliarum.  Templam  TcHaris.  Vigilum  soro- 
ran ').  Golossnm  ahum  pedes  GU.  'S'.  Habet  in  capita  VII.  (radia) 
singula  pedam  XXII.  'S*.  Metam  sadantem.  Templum  Romi  ^).  Ae- 
des lobä.  Viam  Sacram.  Basiltcam  novam ,  et  Pauli.  Templum 
Fanstinae.  Foram  Transitorium.  Suburam.  Balneum  Dafnidis.  Vici 
VUL  Aedes  octo.  Vicomag.  XLVIÜ.  Gurat. «)  II.  Insulae  ÜDGLYH. 
Domns  LXXXVUI.  Horrea  XVIII.  Babea  LXV.  Lacos  LXXI.  Pi- 
strina  XV.  Gontinet  pedes  XIII. 

Regio  V. 

Exquiiiae.  Gontiaet  Lacum  Orfei.  Macellum  Liviani.  Nym- 
pheum  Aiezandri.  Gobortes  II  vigUum.  Hortos  Pallantianos.  Her- 
culem  Syllannro.  Ampbitbeatrum  Gastrense.  Gampum  Viminalem 
9xih  aggere.  Minervam  Medicam.  Isidem  Patriciam.  Vici  XV.  Vico- 
mag. XLVÜI.  Gurat.  U.  Insulae  IIIDGGGL.  Domus  GLXXX.  Hor- 
rea XXJH.  Balnea  LXXV.  Lacos  LXXIV.  Pistrina  XV.  Gontinet 
pedes  XVDG. 

Regio  W. 

Alta  Semita.  Gontinet  Templum  Sahitis  et  Serapis.  Ploram. 
Gapitolium  antiquum.  Tbermas  Gonslantinianas.  Statnam  Mamyri. 
Templum  Dei  Quirini.  Hortos  Sallnstianos.  Gentem  Flabiam.  Ther- 
mas  Diocletianas.  Gobortes  UI  vigilum.  X  tabernas.  Gallinas  albas. 
Vici  XVU.  Aedes  XVU.  Vicomag.  XLVUI.  Balnea  LXXV.  Lacos 
LXXUI.  Pistrina  XVI.  Gontinet  pedes  XV.  DGG. 

Regio  VU. 

Via  Lata.  Gontinet  Lacum  Ganymedis.  Gobortes  V  vigilom. 
Arcum  novum.  Nympbeum  lobis.  Aedlcula  Gapraria.  Gampum  Agrip- 
pae.  Templum  Solis  et  Gaslra.  Porticum  Gypsiani,  et  Gonstantini. 
Equos  Tiridatis  regis  Armeniorum.  Forum  Suarium.  Mansuetas. 
Lapidem  pertusura.  Vici  XV.  Aedes  XV.  Vicomag.  XLVUI.  Gurat. 
IL  Insulae* UI.DGCCV.  Domus  GXX.  Horrea  XXV.  Balnea  LXXV. 
Lacos  LXXVI.  Pisti'ina  XVI.  Gontinet  pedes  XUI.  GGG. 

Regio  Vm. 

Forum  Romanum  Magnura.  Gontinet  Rostras  IIL  Genium  Po- 
puli Romani.  Senatum.  Atrium  Minervae.  Forum  Gaesaris,  Augu- 
sti,  Nenae  Traiani.  Templum  Traiaai  et  Golumnam  cocblidem,  al- 
lara  pedes  CXXVII.  -S-.  Grados  intus  babet  GLXXX.  feneslras 
XLV.  Gobortes  VI  vigtlum.  Basilicam  argentariani.  Templum  Gon- 
cordiae,  et  Salurni,  et  Vespasiani,  et  Tili.  Gapitolium.  Miliarinm  au- 


6)  Tfgilluin  sororium.        7)  B.  Romae.        8)  B.  Curaioria. 


V 


714    

reum.  Vicnm  lagariam.  Graecastadiam.  Basiliea  lalia,  Templam  Ca- 
ttromin ') ,  et  Minervae,  Veatam.  Horrea  Agrippiana«  Aquam  cer- 
nentem  Uli  Scaros  ^®)  sub  eadem.  Atrium  Caei.  Porticum  Margari- 
tariam.  Eiephantum  herbarinm.  Vici  XXXIV*  Aedes  XXXIV.  Vi- 
comag.  XLVIU.  Curat.  U.  Insulae  UI.  CCCCLXXX.  Domiia  CXXX. 
Horrea  XVUI.  Balnea  LXXXVI.  Lacos  CXX.  Pistriiia  XX.  Coiiti- 
oetpedesXini.LXVII. 

Regio  IX. 

Circus  Flaminius.  Contiiiet  Stabula  Dil  foetioaum  VI  ")•  Porti- 
cum Philipp! .  Minuciam  veterem,  et  Fnunen tariam.  Cryptam  Balbi. 
Theatra  III. '')  in  primis  Balbi,  qnod  capit  loca  XI.  DX.  Pompeii,  ca- 
pit  loca  XVII.  DLXXX.  Marcelli,  capit  XX.  Odenm,  capit  loca  X. 
DC.  Sudiuffl,  capit  loca  XXX.  LXXXVIII.  Campum  Martiom.  Tri- 
garium.  Ciconias  nixas.  Pantheum«  Basilicas  Neptuni,  Matidies, 
Marciani.  Templum  Antonini,  et  Colnmnam  cochlidem,  altam  pedes 
CLXXV.  -S-.  Gradus  intus  habet  CCIU.  fenestras  LVI.  ThermaB 
Alexandrinas,  et  Agrippinas.  Porticum  Argonautamm,  et  Meleagri. 
Iseum  et  Serapeum.  Minervam  Chaicidicam.  Divorum  mensule  ^*) 
Felicles.  Vici  XXXV.  Aedes  XXXV.  Vicomag.  XLVUI.  Curat.  U. 
Insulae  II.  DCCLXXVII.  Domus  CXL.  Horrea  XXV.  Balnea  LXIU. 
Lacos  CXX.  Pistrina  XX.  Continet  pedes  XXXII.  D. 

Regio  X. 

IHdatium.  Continet  Casam  Romnli.  Aedem  Matris  Deum,  et 
ApoUinis  Rhamnusii.  Sypentadylns ").  Domum  Augustianam ,  et 
Tiberianam.  Aedem  lobis.  Curiam  veterem.  Fortunam  Respicien- 
tem.  Septizonium  Divi  Severi.  Victoriam  Germanianam.  Lupercam. 
Vici  XX.  Aedes  XX.  Vicomag.  XLVUI.  Curat.  II.  Insulae  II. 
DCCXLU.  Demos  LXXXIX.  Horrea  XLVIU.  Balnea  XLIIII.  Lacos 
XC.  Pistrina  XX.  Continet  pedes  XI.  DX. 

Regio  XI. 

Circus  Maximus.  Continet  Templum  Solis,  et  Lunae,  et  tem- 
plum Mercurii.  Aedem  Matris  Deum,  et  lobis.  Cererem.'XU  por- 
Us.  Portam  Trigeminam.  ApoUinem  Caelispicem.  Herculem  Otiva^ 
rium.  Velabrum.  Arcum  Constantini.  Vici  XXI.  Aedes  XXI.  Vico- 
mag. XLVUI.  Curat.  II.  Insulae  U.  D.  Domus  LXXXVIII.  Horrea 
XVI.  Balnea  XV.  Lacos  XX.  Pistrina  XVI.   Continet  pedes  XI.  D. 


9)  B.  Castorum,  10)  B.  Sacrot,  Notit.  Qualuor  Scaurot  sub  aede. 
II)  Sehr  richtig.  Als  Domitiaa  zu  den  vier  Factionco  zwei  neac 
hiozni^efttgt  hatte,  masste  es  auch  sex  stabola  geben;  aber  die  beiden 
giogea  wieder  ein  und  so  gab  e«  bei  vier  Faetiooen  immer  noch  sex 
subnla.  \2)  B.  Theatra  F.  13)  Bei  Marat.  ist  angemerkt:  ant 
Mensale,  B.  Mensutem,  Notit.  Insulam  Felieulae,  H)  B.  Sypenta 
Daliui.  Notit.  PeMapylum, 


715 

Regio  Xn. 

Pbcina  publica.  Contioet  Aream  radicariam.  Viam  novam.  For- 
tnnam  Mammosain.  Isidem  Apenodariam  »0«  Aedem  Bona«  Deae 
Snbsaxanae.  Glevam  '^)  Delfini.  Themas  Antoninianas.  VII  domas 
Parthonim.  Gampum  lanatariam  ")•  Domum  Ciionis.  Gohortes  IIII. 
yigilam.  Domum  Gornificies.  Privata  Hadriani.  Vici  XVII.  Aedes 
XVII.  Vicomag.  XLVffl.  Gurat.  D.  Insalae  IL  GGGGLXXXVII. 
Domos  GXIU.  Horrea  XXVH.  Balnea  LXUI.  Lacos  LXXX.  Pistri- 
na  XXV.  Gontinet  pedes  XII. 

Regio  Xin. 

Aventiiiiis.  Gontinet  Armilostriiim,  Templam  Dianae  et  Miner- 
vae.  Nymphea  HI.  Thermas  Syres  et  Decianas.  Dolocennm.  Mappa 
aorea.  Platanonis.  Horrea  Galbes  et  Aniciana.  Porticnm  Fabariam. 
Scalam  Gassim.  Fomm  pistoram.  Vici  XVm.  Aedes  XVIII.  Vico- 
mag.XLVIU.  Gurat.  II.  Insulae  II.  GGGGLXXXVII.  Horrea  XXXV. 
Balnea  XLIIII.  Lacos  LXXXIX.  Pistrina  XX.  Gontinet  pedes  XVIIL 

Regio  XIV. 

Transtiberina.  Gontinet  Gaiannm,  et  Frigiannm.  Naumachias 
V.  et  Vaticannm.  Hortes  Domities.  Molinas.  Balneum  Ampelidis,  et 
Dianes.  Gohortes  VII  vigiinm.  Statuam  Valerianam.  Gaput  Crorgo- 
nis.  Fortis  Fortuna.  Gorariam  Septimianam.  Hereulem  sub  terram 
medium  cubantem.  sub  quem  plurimum  aurum  positum  est.  Gam- 
pum Bruttianum '"),  et  Godetanum.  Hortos  Getes.  Gastra  Tectica- 
riomm  >*).  Vici  LXXVHI.  Vicomag.  XLVÜI.  Gurat.  H.  Insulae 
im.  GGGGV.  Domus  GL.  Horrea  XXII.  Balnea  LXXXVI.  Lacos 
GLXXX.  Pistrina  XXHU.  Gontinet  pedes  XXXIH. 

Bibliothecae  XXVIH. 

Obelisci  VI. 

In  Girco  Maxime  duo,  minor  habet  pedes  LXXXVHI  -S-.  max- 
ier habet  pedes  CXX^I  -S-.  In  Gampo  Martio  unus ,  altus  pedes 
LXXII  -S-.  In  Vaticano  unus  altus  pedes  LXXV.  In  Mausoleo  Au- 
gusti  IL  alti  singnii  pedes  XLII -S-. 

Pontes  Vin. 

Aelius.  Aemilius.  Aurelius.  Milvius.  Sublicins.  Fabricius.  Gae- 
stius,  et  Probi. 

Montes  septem. 

Gaelius.  Aventinus.  Tarpeius.  Palatinus.  Exquilinus.  Vatica- 
nus,  et  laniculensis^^). 


15)  Not.  Atkonodoriam.  15)  B.  Ciivum.  17)  Not.  Lanata- 
rium,  18)  B.  Brutianum,  19)  LeeticaHorum.  W)  Offenbar 
Missverst&ndaUs  der  Septem  montes ,  wobei  die  colles  gar  aieht  ge- 
zSliU  werdeo. 


716    

Campi  VIIL 

ViminalU.  Agrippae.  Martias.  GodetaDUs.  OcUvius.  Deqna- 
rius^^).  Lanatarius,  et  Bnitianas. 

Fora  XI. 

Romaouin.  Magnum^^).  Gaesaris.  Augiisti.  Nervae  Traiani. 
Aenobarbi.  Boariam.  Snarium.  Pistorum.  Galloniin,  et  Rasticorum. 

Basilicae  X. 

lulia.  Ulpia.  Pauli.  Bestilia-^).  Neptunia.  Hatidies.  Marcia- 
nes.  Vascolaria.  Floscellaria.  Gonstantiniana. 

Thcrmae  XI. 

Tkraianae.  Titianae.  Gommodianae.  Antoninianae.  Syranae.  Agrip- 
piaaae.  Alexandrinae.  Dioeletianae.  Gonstantioianae.  Severianae. 

Aquae  XVIffl. 

Traiana.  Annia.  Marcia.  Gaerulea.  Glaudia.  Herculea.  Inlia. 
Aagustea.  Attica.  Appia.  Alseatina^).  Aetina.  Giminia.  Aurelia. 
Damoata.  Virgo.  Tepula.  Severiaaa.  Antoniana.  Alexandrina. 

Viae  XVin. 

Traiana.  Appia.  Latina.  Lavicana.  Praenestina.  Tiburtina.  Nu- 
mentana.  SaLiria.  Flaminia.  Aemilia.  Glodia.  Valeria.  Anrelia. 
Campana.  Ostiensis.  Portnensis.  laniculensis.  Laurenlina.  Ardea«- 
tina.  Setina.  Tiberina.  Quintia.  Galiica.  Gassia.  Gornelia.  Trium- 
pbalis.  Palinaria.  Asinaria.  Giminia. 

Horum  Breviarium. 

Gapitolia  II.  Girci  II.  Ampbitheatra  IL  Golossi  II.  Golumnac 
cochlides  II.  Theatra  IIL  Ludi  Uli.  Nanmackiae  V.  Nympbea  XV. 
Equi  magni  XXII.  Dei  anrei  LXXX.  eburnei  LXXIIII.  Arci 
marmorei  XXXVII.  Portae  XXXVII.  Vici  GGGGXXIII.  Aedes 
GGGGXXIII.  Vicomagistri  DGGLXXIL  Guratores  XXVIII.  Insulac 
per  totam  urbcm  XLVL  DCU.  Domus  MDGGXG.  Horrea  GGXG. 
Balnea  DGGGLVI.  ^')  Lacos  quod  est  putea  MGGGLII.  Pistrina 
GGLIIII.  Lupanariae  XLVL  Latrinae  publicae,  quod  est  sicessos, 
GXLIIII.  Gehörtes  praetoriae  X.  Urbanae  IUI.  Vigilum  VIL  quo- 
rum  excuviloria  XIIII.  ^^)  Vexilla  communia  duo.  Gastra  equitum 
singulariorum,  peregrinorum,  Ravennanlium,  lecticarionim,  silaga- 
riorum,  Misenantium,  tabellariorum,  victimariorum.  Mensae  oleariae 
per  totam  urbem  IL  GGG. 


21)  Not.  PecuariuM.  %%)  Ebenralls  Missverständniss.  Das  Ro- 
manum  liiess  eben  Magnom.  Es  fehlt  aber  das  Trairsitoriam.  23)  B. 
resh'lla.  24)  B.  SeHna,  Die  Notiüa  hat  noch  eine  ^Uia:  beide 
zusammen  machen  die  AUeaHna,         25)   B.  DCGCLXV.  26)  Das 

\&i  die  beste  BemerkoDg.  Je  eine  Cohors  vigilnm  versah  den  Dienst 
in  zwei  Regionen.  Im  Regioneoverzeicbaisse  stehen  ans  Missverständ- 
niss immer  cohortcs. 


717 


Verzeichniss    der   auf  der    Basis  Gapitolina 

geoannten  Viei. 

(Die  Incorrectfaeit  der  Inschrift  macht   die  Bestimmniiff   der  Eodangeii 

schwierig.     Ich  gebe  sie  daher  genau  nach  Groter  CCL.,  so  dass 

man  vor  jedenv  Namen  Fieo  za  denken  hat.) 

Reg.  I.  Camenarum.  Dnisiano.  Sulpici  nlterior.  Sulpici  ci- 
terioris.  Fortanae  Obsequent.  Paiverario.  Honor  (.)  et  Viriutis. 
Trioni  ararum.  Fahrici. 

Reg.  X.  Padi.  Coriarum.  Fortunae  Respicientis.  Salutaris. 
Apollinis.  Huiusque  (ce)  diei. 

Heg.  XII.  Veneris  Almae.  Piscinae  publicae.  Dianae.  Geio8(?). 
Triari.  Signi  salientis.  Laci  tecti.  Fortunae  Mammosae.  Colafiti  Pa- 
storis. Porlae  Rudasculanae.  Poila  {e)  Naevia  (e).  Victoris. 

Reg.  XIII.  Fidii.  Frnmentario.  Trium  vianini.  Geiseli  (?). 
Valeri.  Laci  miliari  (5).  Fortunali.  Capitis  canteri.  Trium  aiitum. 
Novo.  Loreti  minoris.  Armiluslri.  Columnae  iigneae.  Materiario. 
Mundiciei.  Loreti  maioris.  Fortunae  Dubiae. 

Reg.  XIV.  Gensoris.  Geniini.  Rostratae.  Longi  Aquilae. 
Stat({/)ae  Siccianae.  Quadrat!.  Raciliani  minoris.  Raciliani  maioris. 
lanuclensis.  Brntiano.  Lamm  ruraliuro.  Statuae  Valerianae.  Salu- 
taris. Pauli.  Sex.  Lucei.  Simi  publici.  Patralilli.  Laci  restiluti. 
Saufei.  Sergi.  Ploti.  Tiberini. 


718 


Erklärung  der  Tafeln. 

I.  Vergleichender  Plan  der  Stadt.  S.  die  Vorrede. 
II.  Plan  der  Fora. 

III.  Plan  des  Capitols  im  16.  Jhdt.  Vgl.  die  Vorrede. 

IV.  Fragmente  des  capitolinischen  Plans,  a)  Kleines  Fragment, 
die  Area  Apollinis  wahrscheinlich  mit  der  Roma  quadrata  zei- 
gend. Zu  S.  107.  b.  c.  d)  Fragmente,  welche  gewöhnlich  auf 
die  Basilica  Aemilia,  richtiger  auf  die  Ulpia  bezogen  werden. 
Zu  S.  307.  Anm.  538.  S.  382.  Anm.  733.  S.  462.  Vgl.  die 
Vorrede,  e.  f)  Die  angebliche  Basilica  lulia,  nach  Nibby^s 
falscher  Annahme.  Zu  S.  339.  Anm.  628.  g)  Fragment  mit 
der  Inschrift  ORDIA.  Zu  S.  358.  Ich  kann  mich  nicht  über- 
zeugen, dass  damit  der  Goncordientempel  am  Glivus  Capitoli- 
nus  gemeint  sei,  weil  durchaus  der  Raum  fOlr  den  Saturnustem- 
pel  und  den  Glivus  zu  fehlen  scheint,  h)  Porticus  Octaviae 
mit  den  Tempeln  des  lupiter  Stator  und  der  luno  Regina ;  da- 
neben der  Tempel  des  Hercules  und  der  Musen.  Zu  S.  612. 
Die  Inschrift  VS  OGTAVIAE  EIM  ist  nach  Ganina  gegeben. 
Statt  der  letzten  undeutlichen  Buchstaben  giebt  Bellori  ET  HE, 
wogegen  ich  eben  so  misstrauisch  bin.  i)  Theatrum  Pompeii 
mit  einem  Theile  der  Porticus.  Zu  S.  614. 

V.  Erläuternde  Münzen  nach  Nibby  und  Bunsen.  1)  M.  des  Ti.  Mi- 
nucius  Angurinus.  S.  165.  Anm.  240.  2)  Aedes  Vestae.  M. 
d.  Gens  Gassia.  3)  Ders.  Tempel.  M.  Vespasians.  S.  289.  4) 
Gloacina.  M.  d.L.MussidiusLongus.  S.  291.  Anm.  488.  S.321. 
Anm.  582.  5)  Lnpa  an  der  Ficus  Ruminalis.  Sex.  Pompeii. 
S.  291  ff.  6)  Puteal  Libonis.  Paul.  Lepidi.  S.  294.  7)  Basilica 
Aemilia.  M.  Lepidi.  S.  307.  Anm.  539.  8)  Aed.  Divi  lulii.  Im- 
per.  Gaes.  lU  vir  iter.  S.  336  f.  9)  lanustempel.  M.  Nero^s. 
S.  348  ff.  10.  11)  Angeblicher  Tempel  Traians.  Trai.  cos. 
V.  S.  380.  12)  Forum  Traiani.  Trai.  cos.  VI.  S.  385.  13) 
Basilica  Ulpia.  Trai.  cos.  VI.  S.  382.  14)  Aed.  Romae  et  Ve- 
neris.  Hadr.  cos.  IH.  S.  444  f.  15)  Gapitolium.  M.  Vespasians 
und  16)  dasselbe.  M.  Domitians.  S.  397  ff.  17)  Macellum  ma- 
gnum?  M.  Nero's.  S.  503.  Anm.  1050.  18)  Arcus  Domitiani. 
M.  Domitians.  S.  153.  19)  M.  d.  Loliins  Palikanus.  z.  S.  291. 
Anm.  488.  S.  698.  20)  Augusti.  Angebl.  Tempel  d.  Mars  Ultor 
auf  dem  Gapitole.  Anm.  704.  S.  407. 


719 


Nachtrage  und  Berichtigungen. 


S.  18.  Z.  15.  mit  den  Sabinern :  I.  Gabinern.  Irrthümlich 
ist  das  BOndniss  als  von  Servias  geschlossen  angegeben ,  statt  von 
Tarquinius  Superbus. 

S.  23.  Im  Speculum  Romanae  magn\ficentiae  gehört  zu  den 
interessantesten  Blättern  ein  Facsimile  der  Fasti  Maffeani.  Ich 
kann  nicht  sagen,  ob  das  Blatt  des  Arius  Montanus  dasselbe  ist; 
aber  es  ist  wahrscheinlich,  da  der  verkleinerte  Nachstich  in  Graev* 
thes.  fast  ganz  damit  übereinstimmt.  Da  nun  gar  kein  Grund  ist, 
an  der  Treue  dieser  vielleicht  ältesten  Copie,  welche  die  Tafel  mit 
allen  ihren  Brüchen  und  deutlich  erkennbaren  Ergänzungen  dar- 
stellt, zu  zweifeln,  gleichwohl  dieselbe  nicht  unbedeutend  von  der 
Pighischen  Abschrift  abweicht,  so  scheint  Letztere  keinesweges  so 
hoch  zu  stellen  zu  sein,  als  ich  auf  Merkels  Urtheil  hin  angenommen 
habe.     Er  hat  diese  Tafel  wohl  nicht  gekannt. 

S.  27.  Anm.  43.  Di  od.  Sic.  XII,  26.  xai  Tekefjd^ihrjg  t^ 
VTtoxeifievrjg  vofio&^aiag^  ravnjv  iig  dddixa  ^f^lxodg  nlvaxag  ^a^ 
^a^avtsg  ol  vitatoiy  Ttpogi^Xcnaav  roig  tcqo  tov  ßovXiutrjQlov  ritt 
XHfiivoig  ifipoXoig.  'IT  di  ypaqiftffa  vofio&eala  ßguxiojg  xal  oTte- 
Qlrrwg  (wyiuHfiivri  diffuive  '&avfi€tCofi6prj  fie'xQ^  toSp  %a^  Vf^^S 
%ac(ßiSv,  Damals  gab  es  aber  schwerlich  schon  Rostra  (S.  288.)  und 
80  liegt  auch  darin  kein  Beweis,  dass  die  nrsprflnglichen  Tabulae 
noch  vorhanden  gewesen  seien. 

S.  33.  Wegen  der  Acta  publica  vor  Caesar  s.  Ascon.  z. 
Gic.  Mil.  5.  p.  44  Orell.  cap.  17.  p.  49. 

S.  55.  Aus  Versehen  ist  der  für  die  ältere  Zeit  wichtige  7U>^ 
naras  übergangen,  der  gleich  bei  Dio  Cassius  erwähnt  werden  sollte. 

S.  73.  Die  Florentiner  Inschriftensammlung  kann  nicht  von 
Poggio  herrühren ;  denn  er  hielt  die  acht  Säulen  für  den  Concor» 
dientempel  und  sah  also  die  volle  Inschrift  nicht  mehr. 

S.  74.  Anm.  102.  Das  Buch  de  mirab.  Romae  ist  von  Nibby 
in  den  Effemeridi  ietterarie.  Rom.  1820.  mit  Anmerkungen  her-  ^ 
ausgegeben. 

S.  76.  Die  capitolinischen  Fragmente  wurden  als  Bekleidung 
einer  Wand  (d.  h.  als  Fragmente  dazu  benutzt)  gefunden.    S.  Fla- 


720    

minioVacca,  Memor.  1 .  bei  Nardinu  IV.  p.  5.   F  e  a ,  MistelL 
I.  p.  LH.  Nibby,  For.  Rom.  p.  188. 

S.  79.  Der  zweite  Theil  vod  Fea^s  Miscell.  erschien  Rom.  1836. 
Von  demselben  war  zu  em'ähnen,  Diss,  sulie  rovine  di  Roma,  an 
der  Storia  delle  arti  di  Winkebnann,  Rom.  1784. 

S.  80.  Zu  erwähnen  war  Nolli's  JVuova  pianta  di  Roma. 
1758.,  der  grösste  und  trefflichste  Plan  des  neuen  Rom.  Ihm  ist 
auch  ein  verkleinerter  Nachstich  des  Bufalinischen  beigefügt.  — 
Auch  der  Plan  des  damaligen  Rom  im  Specul.  Rom.  magnif.  von 
Ambro s.  Brambilla.  1582.  ist  in  vieler  Hinsicht  interessant. 

Ebendas.  Von  Kupferwerken  waren  noch  zu  nennen :  Specu- 
ium  Romanae  magnificentiae^  eine  bald  stärkere ,  bald  schwächer« 
Sammlung  in  den  Jahren  1544 — 1575.  gestochener  Ansichten  rö- 
mischer Ruinen  und  Bildwerke,  ihres  Alters  wegen  zum  Theile  sehr 
interessant.  Ferner  Valadier,  Raccoltä  delle piü  belle  fabbri- 
che  di  Roma  e  suoi  contorni.  Rom.  1810  — 18|8.  5  Hefte.  —  Von 
DuPcracs  Werk  giebt  es  auch  einen  Sadelcrschen  Nachstich  un- 
ter dem  Titel :  Festigj  d.  antich.  di  Roma^  Tivoli^  Puzzuoli  etc. 
Prag.  1606.  Ebert  bezeichnet  ihn  in  offenbarem  Irrthume  als  Ori- 
ginalausgabe und  die  Blätter  Du  P6racs  als  Nachstich.  Eben  so 
irrig  giebt  Brunet  die  erste  Ausgabe  derselben  von  1621  an.  Nach 
Bunsen  {Resr.hr.  d.  St.  R.  Vorr.  S.  XXXVI.)  sind  Letztere  zuerst 
1573  erschienen:  die  Exemplare,  welche  ich  gesehen  habe,  tragen 
die  Jahrzahlen  1618. 1653. 1674.  —  Seit  meiner  Rückkehr  aus  Italien 
soll  auch  ein  nach  gelassenes  Werk  N  i  b  b  y  ^  s,  Roma  nelf  anno  1838. 
in  3  B.  4.  erschienen  sein.     Ich  habe  es  noch  nicht  gesehen. 

S.  137.  Die  Lage  der  Porta  Carmen  talis  ist  nicht  ganz 
richtig  bestimmt.  Sie  muss  etwas  weiter  nach  dem  Theatrum  Mar- 
celii  hin  angenommen  werden,  wie  der  Plan  sie  zeigt. 

S.  141.  Anm.  200.  Wegen  der  LiuU  ApoUinares  im  Circus 
Maximus  vgl.  Anm.  1446. 

S.  204.  lieber  die  ältere  Via  Praenestina  vgl.  S.  560. 

S.  207.  Auf  dem  Plane  des  Ambros.  Brambilla  im  Spee.  Rom. 
magnif.  ist  viehnehr  ein  Platz  ausserhalb  der  Mauern  neben  den 
Gastris  als  Vivarium  bezeichnet. 

S.  213.  Anm.  331.  Der  Irrthum  inMelchiorri's  Guide  ist  Schuld 
des  Uebersetzers. 

S.  219.  Anm.  336.  Fia  saera  steht  auch  bei  Senec.  Con- 
trov.  XXVU.  p.  299Bip. 

S.  241.  Bei  Trebell.  Poll.  ist  zu  schreiben  erecta  ad  arcum 
Fabianum^  was  in  diese  Latinität  sehr  wohl  passt.  Bei  der  häufi- 
gen Verwechselung  zwischen  advectus  ^  arrectus  und  erectns  ist 
die  Emendation  leicht. 


721    

S.  302.  Wegen  der  Stelle  ans  Cicero  und  des  capitolinisehen 
Fragments  (Anm.  538.)  vgl.  S.  459  ff.  und  die  Vorrede. 

S.  318.  Das  Wesentliche  des  Fragments  dieser  Inschrift  ist : 
....  ONSENTIVM  SACROSANCTA  SIMVLACRA  CVM  OMNI 
LO ETTIVS  etc. 

S.  398.  Wegen  der  Nlnti  vgl.  Dio  Cass.  XLV,  17.,  wo 
vermnthlich  etwas  fehlerhaft  ist.  Bunsens  ErkUlrnng,  Beschr* 
III A.  S.  112.  Anm.  ")  kann  ich  nicht  beistimmen. 

S.  403.  Wegen  der  Fides  s.  Anm.  1266. 

S.  404.  •  Ueher  das  Capitol  zu  Praeneste  vgl.  Schol.  luven: 
XIV,  90. 

S.  405.  Jedenfalls  bezieht  sich  auf  Wiederherstellung  eine« 
von  Sulla  zerstörten  Monumentum  G.  Marii,  was  Plutarch.  Gaes. 
6.  erzählt.    Vgl.  damit  Anm.  1135. 

S.435.  Anm.  893.  Wegen  des  Sepulcrum  Severi  vgl. Anm.  1430. 

S,  457.  Ich  bin  jetzt  überzeugt,  dass  im  Monum.  Ancyr. 
kein  Fehler  ist.  Man  hat  zu  lesen  lovis-Libertatis^  wie  Honoris^. 
Virtutis  und  Herculis-Musarum.  Die  Verwandelung  in  ^log  ^JSXsv- 
{ytqlov  ist  sehr  natürlich.  Die  Wiederherstellung  des  Epilogs  durch 
Franz  scheint  noch  nicht  völlig  zu  genügen.  Im  Punkte  des  Pulvi- 
nar  ad  Circtim  Maximum  ist  seine  Voraussetzung,  dass  es  auch  in 
der  lateinischen  Inschrift  ausgelassen  gewesen  sei,  gewiss  irrig. 
Entschieden  fordern  es  die  Anfangsworte  der  vierten  Zeile ,  AD 
GIRGVM ;  denn  nie  ist  der  Gircus  Flaminius  schlechthin  Gircus  ge^ 
nannt  worden.  Auch  sind  die  Gebäude  offenbar  so  geordnet,  dass 
erst  sämmtliche  auf  die  Gottheit  sich  beziehende  (wozu  das  Pulvinar 
gehört),  dann  die  ftlr  das  öffentliche  Leben,  zuletzt  die  zur  An-^ 
nehmlichkeit  dienenden  genannt  werden ;  so  dass  die  beiden  Porti*^ 
cus  und  das  Nemus  Gaesarum  (S.  545.)  nicht  getrennt  werden  kön- 
nen. Vielmehr  wird  man  so  zu  ergänzen  haben : 
Op.  fec.  nova.  Aedem.  Mar/u.  lovü,  Tonantis.  et,  'Feretri,  Apoilinis 
Divi.  luli.  Quirini.  Minerva«.  lunonü,  Regtnae.  lovü.  Libertatis 
Lamm.  Deum.  Penatium.Iuve^/a^.if (a/>7«.i902im.Xt((^ercaAA/i^mar 
Ad.  Gircum.  Guriam.  cum.  CAalcidico.  Forum.  Augustum.  Basilicam 
luliam.  Ti^eatrum.  M.  Marcelli.  Porticus.  in.  Palatio.  Nemus 
Gaesarum.  Porticum.  ad.  Circum.  Flaminium. 

Mit  der  Porticus  ad  Girc.  Flam.  schliesst  auch  die  griechische 
Uebersetzung  und  das  Schlusszeichen  hinter  Gaesarum  fehlt  wenig- 
stens auf  der  Ghishullschen  Tafel.  —  Wäre  mir  übrigens  früher  be- 
kannt gewesen,  dass  unter  den  neu  abgeschriebenen  Stücken  sich 
der  Epilog  befinde,  so  würde  ich  mir  die  Bemerkung  in  Anm.  666. 
erspart  haben. 

S.  472.  Anm.  981.  Vgl.  Anm.  1266.    Dio's  Angabe,  dass  die 

46 


722    

Tempel  der  Ger^s  und  der  Spes  im  J.  723  abgebrannt  seien ,  steht 
mit  Strabo  in  Widersprocli.  Letzlerer  sah  noch  im  Gerestempel  das 
Gemälde  des  Aristides,  das  seit  der  ZerstfVmng  von  Korint^  sich 
daselbst  befand.  Er  kennt  aber  schon  die  um  Vieles  spftteren  Ank- 
lagen des  Marsfeldes  und  Gircus  Flaminius,  auch  das  Theatrum  Mar- 
ceUi^  das  nicht  vor  741  dedicirt  worden  ist.  Wollte  man  nun  auch 
annehaien,  er  sei  sa  verschiedenen  Zeiten  in  Bern  gewesen,  so  tisst 
es  sich  doch  schwerlieh  vor  723  denken,  und  selbst  dann  wider- 
spricht er  noch  immer;  denn  er  sagt  ja,  der  Brasd  habe  virnazl 
Statt  gefunden.  Nimmt  man  nun  hin2u,  dass  die  Tempel  erst  im  J. 
770  neu  dedicirt  wurden,  so  wird  eine  Verwechselung  bei  Dio  wafar- 
seheinlich.  —     Statt  ^wpetpavlit^  1.  twvrjqpoph&i]. 

S.  5i2i  Die  Insdirift  findet  sich  beim  Anonym,  v.  E.  Grut. 
GLU,  6,  7. 

Bbendas.  Anm.  10T9.  fehlt  nach  signian  Mortis^  Appiavia, 
Einen  Tempel  des  Mars  an  der  Appia,  15  Stadien  von  Rom  erwflhnt 
Appian.  Giv.  III,  41. 

S.  522.  Wegen  tnquitinus  im  Vergleiche  mit  ExquiUaus  vgl.       V 
Huschke,  Ferf.  d.  Serv.  S.  60.  S^ 

S.  545.  Anm.  1149.  Wegen  desGaianum  s.  Anm.  1461. 

S.  551.  Z.  12.  mnss  es  heissen  Tempel  des  Mars.  Venuti 
giebt  fälschlich  einen  Tempel  des  Hercules  an. 

S.  595.  Ganina  hat  auf  seinem  Plane  den  Gampns  Agrip- 
pae  in  der  siebenten  Region  den  Septis  gegenflber  verzeichnet. 
Allein  jedenfalls  ist  er  weiter  nach  Piazza  di  Spagna  hin  zu  setzen. 

S.  60f.  Anm.  1282.  Bei  Servius  ist  zu  lesen  ante  aethm 
Beihnae^  und  so  sind  auch  die  Worte  von  Scaliger  z.  Paul. 
Diac.  V.  Bellona  angeführt.  Die  Golumna,  welche  vielleicht  als 
symbolischer  Grenzstein  zu  betrachten  ist ,  stand  allerdings  post 
aedem;  allein  auch  Paul.  Diac.  sagt  ja  ante  aedem. 

S.  611.  Z.  18.  I.  726. 

S.  616.  Anm.  1301.  Von  der  Inschrift  des  Fragments  sind  nur 
die  Buchstaben  TOSTYLVM  erhalten. 


Druck  von  Brcntkopf  und  lllirtel  in  Leipzig. 


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